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Königliche Museen zu Berlin
DIE GEMÄLDEGALERIE DES
KAISER- FRIEDRICH - MUSEUMS
Vollständiger beschreibender Katalog
mit Abbildungen sämtlicher Gemälde
Im Auftrag der Generalverwaltung der Königlichen Museen
bearbeitet von Hans Posse
Erste Abteilung
Die Romanischen Länder
Byzanz Italien Spanien Frankreich
Mit 534 Abbildungen
Im Verlag von Julius Bard
Berlin 1909
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SEP 2 7 1971
Entwurf des Umschlages
und des Originaleinbandes von
E.R.Weiß
des Wappens auf dem Titelblatt von
Heinrich Wieynk
Druck von A. Wohlfeld
in Magdeburg
|rst die neueren außerordentlichen Fortschritte in der mechanischen
Wiedergabe alter Gemälde ließen es möglich erscheinen, der Aus-
gabe eines Kataloges unserer Galerie mit Nachbildungen sämtlicher
I ^ Gemälde näher zu treten. Die mannigfachen Schwierigkeiten, die sich
der Ausführung entgegenstellen, wenn man den künstlerischen An-
r) ]<0^dlv' ^P''"'^^^" in gleicher Weise wie den wissenschaftlichen gerecht werden
^^L^^HBrii will, sind, wie wir hoffen dürfen, glücklich überwunden, dank der
Unterstützung der Verlagsanstalt Julius Bard, die auf den Katalog alle Sorgfalt ver-
wandt hat.
Um nicht durch Vermischung der Gemälde der verschiedensten Schulen eine
ungünstige Wirkung hervorzurufen, und um das Studium der zusammengehörigen
Werke zu erleichtern, ist das Verzeichnis nach Schulen und Meistern angeordnet.
Da der Gegenstand der Darstellung sich aus der trotz des beschränkten Umfanges
doch scharfen Abbildung ergibt, ist im Text auf eine Beschreibung ganz verzichtet,
und statt dessen das, was die farblose Wiedergabe nicht bietet, eine Analyse der
Farben, Valeurs und des Tons, gegeben.
Dr. Posse, in dessen Händen die Bearbeitung des Kataloges lag, hat sich
dieser schwierigen Aufgabe unterzogen, die hier zum erstenmal in einem Katalog
alter Meister gestellt worden ist. Dabei mußte sich die Art der Beschreibung — die
natürlich nur der Erinnerung als Stütze dienen, nicht die Anschauung ersetzen kann —
dem Gange der malerischen Entwicklung anpassen: von der ins Einzelne gehenden
Angabe der Farben wurde allmählich zu einer auf die Gesamtheit des koloristischen
Eindruckes gerichteten Darstellung überzugehen versucht.
Die Bilder der Sammlung J. Simon sind durch ein „S" vor der Nummer kennt-
lich gemacht.
Leihweise ausgestellt sind für einige Jahre die Sammlung v. Carstanjen, sowie
sechs Bilder der Sammlung v. Wesendonk. Diese Bilder sind nicht in den Katalog
aufgenommen.
Für den Gebrauch des Verzeichnisses ist Folgendes besonders zu beachten:
In den Beschreibungen der Bilder sind die Bezeichnungen „rechts" und „links"
stets vom Standpunkte des Beschauers gemeint; die Größe der Bilder ist nach dem
Metermaße angegeben, und zwar innerhalb des Rahmens; wo das Bindemittel der
Farbe nicht besonders angegeben ist, handelt es sich um Ölgemälde.
Dem vorliegenden ersten Teil, der die romanischen Schulen umfaßt, wird in
wenigen Monaten der zweite Teil mit den germanischen Schulen folgen.
DER DIREKTOR DER GEMÄLDEGALERIE
BODE
V
ZUR GESCHICHTE
DER GEMÄLDEGALERIE
Die Berliner Gemäldegalerie entstand als letzte unter den großen europäischen Sammlungen.
Zwar hatte schon der Große Kurfürst, dann vor allem Friedrich der Große eine nicht un-
erhebliche Anzahl von bedeutsamen Werken der älteren Kunst durch Erbschaft und Kauf erworben,
der Gedanke aber, eine umfassende Gemäldesammlung zu schaffen, ist erst im 19. Jahrhundert auf-
getaucht, zu einer Zeit, da die großen Galerien des Kontinents bereits in sich abgeschlossen, die Er-
werbungsgelegenheiten weniger m.annigfaltig als früher, die Bilderpreise schon auf eine ansehnliche
Höhe gestiegen waren. Trotz der ungünstigeren Verhältnisse haben glückliche Erwerbungen und
der Sinn für historische Entwicklung schon von Anfang an der Galerie ihre universelle Richtung vor-
gezeichnet, ihre heute neben der Londoner National Gallery einzigartige Vielseitigkeit an Bildern
aller Schulen und Epochen vorbereitet.
Der Plan einer Museumsbildung ist unter König Friedrich Wilhelm III. gefaßt und durch-
geführt worden. Anfangs hatten die Napoleonischen Kriegszeiten das Projekt zurückgedrängt. Die
königlichen Kunstsammlungen erlitten 1806 den härtesten Schlag, als Napoleon die besten Antiken
und Gemälde nach Paris schleppen ließ, von wo sie erst nach dem zweiten Pariser Frieden, wenigstens
zum größten Teil, wieder an ihre alte Stätte zurückgeführt wurden. Erst nach Beendigung des Krieges
ist der Plan wieder aufgenommen und durch Erwerbung zweier wichtiger Sammlungen, der Sammlungen
Giustiniani und Solly, deren Bestand mit einer Auswahl von Gemälden des königlichen Besitzes zu
einem Ganzen verschmolzen wurde, der Grundstock der Berliner Galerie gebildet worden.
Eine Kabinettsorder des Königs vom 24. April 1823 befahl die Aufführung des am Lustgarten
zu errichtenden Museums, das außer den übrigen königlichen Sammlungen vor allem die neu-
gebildete Gemäldegalerie aufnehmen sollte. Am 3. August 1830 wurde der von Schinkel ausgeführte
Bau eröffnet.
Den ältesten Kern der Berliner Galerie bilden die Gemälde des königlichen Besitzes.
Die ersten Erwerbungen führen in die Zeiten des Großen Kurfürsten zurück, der nach Gregorio
Letis Bericht [1687] ein Gemach voll von Gemälden van Dycks, darunter eine Abnahme vom Kreuz
[vielleicht Nr. 778?] besaß. Gottfried Bartsch stach im kurfürstlichen Schlosse van Dycks „Maria
mit den bußfertigen Sündern" [Nr. 787]. An den Kurprinzen [nachmals Friedrich III.] fielen 1667
20 — 30 Gemälde, darunter mehrere Bildnisse Willem van Honthorsts [wohl Nr. 1008, 1009, 1017],
die Jagd Dianas von Rubens [Nr. 774] und die Kinder Karls I. von van Dyck [Nr. 790] als Erbe
seiner Großmutter, der Prinzessin Amalie von Nassau -Oranien, Gemahlin Friedrich Heinrichs. Aus
demselben Besitz gelangte Diepenbeecks Flucht der Clölia [Nr. 964] an das kurfürstliche Haus.
Einen bedeutenden Zuwachs erhielt die Sammlung durch die große Oranische Erbschaft, die
nach dem Tode König Wilhelms III. von England an König Friedrich Wilhelm I. als Nachkommen
der Gemahlin des Großen Kurfürsten, Luise Henriette von Oranien, gelangte. Aus dem Gemälde-
bestande des alten Hofs im Haag, aus Honslaerdyk und dem Haus im Bosch sind noch 1742 im
Auftrage Friedrichs d. Gr. durch Knobelsdorff Gemälde für die königlichen Schlösser ausgewählt worden.
Systematischer und mit einer ausgesprochenen Vorliebe für bestimmte Perioden hat Friedrich
der Große Bilder gesammelt. Sein Geschmack an dekorativen Werken entsprach dem großen Be-
darf zur Ausschmückung der königlichen Schlösser. Sein stärkstes Interesse hat der König der fran-
zösischen Malerei seiner Zeit entgegengebracht. Watteau, sein Lieblingsmaler, Lancret, Pater, Boucher
u. a. waren z.T. mit Hauptwerken vertreten. Später wandte sich sein Geschmack mehr den vlämischen
und italienischen Malern des großen Stils zu. In der Galerie von Sanssouci, seiner Lieblingsschöpfung
seit 1756, überwogen bald Gemälde von Rubens und van Dyck. Das alte Verzeichnis der 37 Ge-
Vlll
mälde, die 1742 in Honslaerdyk ausgewählt wurden, führt Bilder von Rembrandt, Rubens, van Dyck,
Dujardin u. a. auf. Auch die jetzt im Museum befindliche Darstellung Dianas neben erlegtem Wild
von Fyt [Nr. 967] scheint dieser Auswahl zu entstammen. Von den Italienern ist Tintoretto, Vero-
nese, G. Reni und L. Giordano [das Urteil des Paris, Nr. 441] vorhanden. Bei Batoni in Rom be-
stellte der König die Vermählung der Psyche [Nr. 504]. Vor allem aber gelang ihm die Erwerbung
eines Hauptwerks der italienisdien Malerei wie Correggios Leda [Nr. 218, 1755 zusammen mit der
alten Kopie der Jo — Nr. 216 — in Paris erworben].
Von diesen in den Schlössern zu Berlin. Charlottenburg, Potsdam und Sanssouci zerstreuten
Gemälden, die nach dem Inventar von 1812 eine Gesamtzahl von 2 244 Stück erreichten, wurden
1829 — wie schon 1820 in Aussicht genommen — 378 Bilder für das Museum ausgewählt. Doch
sind nur 346 der Galerie eingefügt worden. Dieser Grundstock bot an Italienern einige Meister-
werke des 16. Jahrhunderts aus der venetianischen [Nr. 169 P. Bordones Schachspieler; Nr. 174
Palma, Porträt; Nr. 190 Calcar, Porträt] und lombardischen Schule [vor allem Correggios Leda;
Melzis Pomona und Vertumnus], auch gute Stücke des 17. und 18. Jahrhunderts. Ein Hauptwert
dieser Auswahl aber beruhte auf den Bildern der französischen Schule des 17. Jahrhunderts
[N. Poussin, Jupiters Erziehung; Helios und Phaeton], besonders aber des 1 S.Jahrhunderts [Watteau,
Lancret usw.] und auf der stattlichen Anzahl holländischer und vlämischer Bilder, unter denen wieder
Rubens und seine Schüler mit Altargemälden und großen mythologischen Malereien hervorragten.
Der Rubenssaal im Kaiser -Friedrich -Museum verdankt zum großen Teil dieser Auswahl seinen hohen
Grundbestand. Auch ein Teil des Reichtums an vlämischen Meistern des Sittenbildes [D. Teniers d. J.],
des Tierstücks und Stillebens [F. Snyders, Fyt, Seghers] entstammt den königlichen Schlössern. Von
den Holländern des 1 7. Jahrhunderts war vor allem Rembrandt mit sieben Werken vertreten, aber
auch seine Nachfolger wie G. Flinck, Livens, Eeckhout, S. Koninck und G. Horst [die letzteren mit
sehr umfangreichen Gemälden]. Zwar fehlte es an Bildern der zeitgenössischen Hauptmeister wie
J. Steen, G. Dou usw., doch trat dafür eine um so größere Zahl von kleinen Meistern des bürger-
lichen und bäuerlichen Sittenbildes, des Bildnisses, und in besonderer Vollständigkeit die Landschafts-
und Seemalerei, das Stilleben und das Tierstück ein.
Von den 157 Gemälden der römischen Galerie Giustiniani, die der Kunsthändler Bonnemaison
in Paris ausstellte, wurde 1815 eine Auslese von 73 Nummern getroffen, nachdem schon früher
einige wertvolle Stücke wie Dom. Ghirlandaios „Judith" [Nr. 21] und Terborchs „Väterliche Er-
mahnung" [Nr. 791] angekauft worden waren. Die Stärke dieser Sammlung, die um das Jahr 1600
MarcheseVincenzo Giustiniani in Rom, z.T. noch aus den Händen der Maler selbst, zusammengebracht
hatte, lag in dem reichen Bestand an Hauptwerken des italienischen Seicento, u. a. an Bildern
Annibale Carraccis und seiner Schüler, G. Renis [Nr. 373], vor allem Caravaggios, der mit sieben
Werken aus allen Schaffenszeiten in keiner Sammlung reichhaltiger und besser vertreten war. Doch
hat diese Erwerbung auch einige Werke der Hochrenaissance geliefert, vor allem die drei Bildnisse
von Lorenzo Lotto.
Weit wichtiger und für den Charakter der neuen Berliner Galerie bestimmend war die Erwer-
bung der Sammlung des in Berlin ansässigen englischen Großkaufmanns Eduard Solly [1821].
Diese reiche, wenn auch etwas wahllos zusammengebrachte Sammlung umfaßte 3 000 Gemälde, von
denen ebenfalls nur eine Auswahl von 677 Stück für das neue Museum bestimmt wurde. Ihr einzig-
artiger Reichtum bestand in einer Fülle von z. T. monumentalen Werken der italienischen Malerei.
Vom Trecento ab, das durch einen Teil charakteristischer Werke vertreten war, bot sie ein glänzendes
IX
und anschauliches Bild der Entwicklung der italienischen Malerei durch das ganze Quattrocento, in
einer Vollkommenheit und Reichhaltigkeit an Werken der Hauptmeister und der verschiedenen
Schulen wie in keiner anderen Sammlung. Die erste Stelle an Zahl und Güte nahm die florentinische
Schule des 15. Jahrhunderts ein mit den Altartafeln und Gemälden von Botticelli, Fra Filippo und
Filippino Lippi, Piero Pollaiuolo, Verrocchio, C. Rosselli, Raffaellino del Garbo, der Schule Ghir-
landaios, Pieros di Cosimo und aller der Meister zweiten und dritten Ranges, die dieser Schule die
reiche Mannigfaltigkeit verleihen. Gleichwertig stand ihr die Schule von Venedig mit Hauptwerken
von Alvise Vivarini, Gio. Bellini, Cima, Antonello da Messina, Carpaccio u. a. zur Seite. Daneben
waren alle Schulen wenigstens durch ihre Häupter repräsentiert: die ferraresische durch die mächtigen
Altarwerke Cosme Turas und Marco Zoppos, die paduanische durch Mantegna, die umbro-toskani-
sche durch Signorelli und Melozzo, ebenso, wenn auch durch geringere Werke, die Umbrer, die
Lombarden usw. Auch das Cinquecento wies eine bedeutende Zahl von Gemälden auf. Die Tos-
kaner waren durch Bugiardini, Franciabigio, Pontormo, Ridolfo Ghirlandaio vertreten, die Venetianer
durch Bordone, Catena, Lotto, Montagna, Gir. dai Libri, Moroni, Tintoretto, Romanino, Santa Croce,
Savoldo usw., die Lombarden durch Boltraffio, G. Ferrari, Sacchi, Bologna durch Francesco Francia,
seine Söhne und Innocenzo da Imola, die Ferraresen durch Panetti, Dosso, Garofalo, Mazzolini u. a.
Doch fehlten gerade hier die Namen der Hauptmeister, unter denen nur Raffael durch eine frühe
Madonna [Nr. 141] und Tizian durch sein aus Casa Barbarigo stammendes spätes Selbstporträt ver-
treten waren. Hier ebenso wie in der niederländischen Schule des 15. Jahrhunderts fanden sich Lücken,
die erst nach und nach ausgefüllt worden sind. Dafür bot die altniederländische Schule den glän-
zendsten Ersatz in den Tafeln des Genter Altars, des berühmten Hauptwerks der Brüder van Eyck.
Reicher war der Bestand an Werken derselben Schule im 16. Jahrhundert. Er ergänzte sich
hier ebenso wie in der vlämischen und holländischen Schule des 17. Jahrhunderts [hier ein großes
Gemälde Rembrandts, Jakob mit dem Engel ringend, Nr. 828 und Horsts Darstellung der Großmut
Scipios, Nr. 824] mit den gleichartigen Werken aus den königlichen Schlössern. Die deutschen Schulen
waren ebenfalls durch eine Reihe von charakteristischen Werken vertreten, von den älteren des
15. Jahrhunderts besonders die kölnische und niederrheinische [darunter der Meister des Marien-
lebens, damals Meister der Lyversberger Passion gen., Nr. 1235], auch mit einzelnen guten Stücken
die mittel- und oberrheinische Malerei [Nr. 562 Schule Schongauers]. Bedeutenderes bot das
1 6. Jahrhundert mit Werken von Cranach d. Ä. und seiner Schule, G. Pencz [Bildnisse des Malers
Schwetzer und seiner Gattin], Altdorfer, Schäufelein. Alles aber überragte H. Holbeins d. J. Haupt-
werk, das Bildnis des G. Gisze [Nr. 586]. Daneben empfand man den Mangel an Werken seines
größten Landsmannes Albrecht Dürer besonders schwer.
Während auf allen Gebieten, die in der Sammlung Solly mittelmäßig oder gar nicht [wie die
französische Schule] vertreten waren, die Bilder aus den königlichen Schlössern eintraten, ist hier wie
auch in der spanischen Schule, von der nichts von Bedeutung vorhanden war, bis in die neuere Zeit
eine Schwäche zu beklagen gewesen. Diese Lücken zu ergänzen, das Vorhandene im Sinne einer
historischen Sammlung auszubauen, ist man in der Folgezeit durch Einzelerwerbungen bemüht gewesen.
In dem Jahrzehnt von 1820 — 1830 gelarig die Erwerbung einiger Bildnisse von G. Pencz
und Amberger [Kosmograph Münster], von Werken Cranachs und H. Baidungs [Kreuzigung Nr. 603].
1823 wurde die schöne Madonna von Qu. Massys angekauft, im selben Jahre als Ergänzung der
originalen Teile des Genter Altars die alten, für Philipp II. angefertigten Kopien M. van Cocxies.
Ein vorteilhafter Tauschhandel mit Solly brachte sieben weitere Bilder in die Sammlung, darunter
X
das feine Bildnis von Antonello da Messina [1832] und Mantegnas Porträt des Card. Mezzarota
[1830]. Vor allen kamen den Schwächen der italienischen Schule einige Erwerbungen Rumohrs
in Italien zugute. 1827 wurde Raffaels Madonna Colonna, 1829 die frühe Madonna mit zwei
Heiligen aus dem Besitze des Barons v. d. Ropp erworben, so daß die Galerie mit der Madonna
SoUy jetzt drei Werke Raffaels besaß, 1829 in Italien die große farbenreiche Altartafel Botticellis
[Maria mit den beiden Johannes, Nr. 106], die reizvolle mythologische Darstellung mit Venus, Amor
und Mars von Piero di Cosimo [Nr. 107], außerdem ein Bildnis von Franciabigio [Nr. 245]. Im
Jahre 1830 war die Gesamtzahl der Bilder, 111 Einzelerwerbungen einbegriffen, auf 1207 gestiegen,
eine Zahl, die dem jetzigen Bestand gerade gleichkommt, obgleich nahezu die Hälfte desselben aus
neueren Ankäufen besteht.
In der Folgezeit war man bestrebt, die italienischen Schulen des 16. Jahrhunderts durch Er-
werbung von Hauptstücken zu ergänzen. 1832 konnte in Florenz ein Meisterwerk Tizians, das
Bildnis seiner Tochter Lavinia, im folgenden Jahre die Altartafel der Ancajani von Spagna [Nr. 150],
1836 in Paris ein Hauptwerk Andrea del Sartos [Nr. 246] erworben werden. Reichhaltiger waren
die Ankäufe Waagens auf einer 1841/42 nach Italien unternommenen Reise, obgleich sie ihr eigent-
liches Ziel, die Erwerbung bedeutender Werke der großen Meister des Cinquecento, verfehlte. Der
Erfolg dieser Reise war der Gewinn einer Anzahl dekorativer venetianischer Gemälde aus der
Sammlung des Grafen Lecchi zu Brescia, darunter Morettos schöne Allartafel mit den Stiftern
[Nr. 197], drei Bilder Tintorettos [300, 310, 316], Paolo Veroneses Deckenmalereien aus dem Fondaco
dei Tedeschi und Pal. Pisani zu Venedig, Tizians Bildnis des Admirals Gio. Moro [Nr. 161], außerdem
ein Bildnis von G. B. Moroni [Nr. 193]. Das Porträt des Grafen Fugger von Catena [1841 in
München erworben] schließt sich hier an. Auf derselben Reise wurde auch die erst elf Jahre später
ins Werk gesetzte Erwerbung von Raffaels Madonna di Terranuova [Nr. 247 A] vorbereitet.
Auch für das Trecento [Ankäufe Rumohrs, besonders für die sienesische Schule] und das
Quattrocento haben die Erwerbungen nach 1830 einigen Zuwachs gebracht. Hier sind außer der
Altartafel Giovanni Santis [1842] und einigen unbedeutenderen Erwerbungen aus der umbrischen
Schule vor allem Gentiles da Fabriano Altarbild [1836] und Antonio Vivarinis Anbetung der Könige
[1844] zu erwähnen.
Mit größerem Erfolg ging man an die Vermehrung des noch kleinen Besitzes altniederländischer
Bilder. Hier konnten eine Anzahl kleiner Altäre Rogers van der Weyden [unter ihnen das Altarbild
mit dem Stifter Peeter Bladelin aus der Kirche von Middelburg, ein Hauptwerk des Meisters, 1834;
und der Johannesaltar, 1850], zwei Flügel [Nr. 533, 539] von dem beglaubigten Hauptwerk des
Dirk Bouts, dessen Mittelstück sich noch in der Peterskirche zu Löwen befindet, und die bezeichneten
und datierten Flügel eines Altarschreins von Petrus Cristus [Nr. 529 A und B] erworben werden.
Schon 1841/42 waren einige Werke der ältesten westfälischen und schlesischen Schule [z. B.
1217, 1219/21] in die Galerie gelangt. Einen weiteren Zuwachs erhielt um 1850 die deutsche
Schule durch Werke B. Strigels [damals Meister der Sammlung Hirscher gen.], Burgkmairs, Zeitbloms.
Die vlämische Schule des 17. Jahrhunderts wurde durch van Dycks Bildnis des Prinzen von Carignan
[1835], durch C. de Vos' Doppelbildnis seiner Töchter [1837], durch Bilder von Jan Breughel,
Snyders, Seghers und Fyt ergänzt. Bedeutender waren die Erwerbungen der holländischen Schule.
Namentlich füllte hier der Ankauf einer Anzahl guter Werke aus der Sammlung Reimer zu Berlin
[1843 versteigert] einzelne Lücken. Außerdem wurden — um nur die wichtigsten zu nennen —
erworben: Metsu, Familie Gelfing [1832] und die Köchin [1861]; Terborch, die Familie des Schleifers
XI
[1837]; Bilder von Dujardin, A. v. d. Neer, F. Bol, Victors und vor allem vier vortreffliche Bildnisse
von Frans Hals [1840—43; 800 und 801, 766 und 767]; dazu Landschaften von A. Cuijp,
J. v. Ruisdael, S. v. Rujsdael, A. v. de Velde, Everdingen, des Haarlemer J. v. d. Meer u. a.; Stilleben
von J. de Heem, J. Weenix, J. v. Huysum; Bildnisse von Verspronck, A. v. d. Tempel, Nasen,
Janssens, Netscher.
Zu dem kleinen Bestand an französischen Gemälden kamen Lebruns großes Familienbild [1837]
und einige Bildnisse von A. Pesne [Friedrich d. Gr., 1841; Kupferstecher Schmidt, 1845] hinzu.
Völlig neu zu schaffen galt es einen Stamm für die spanische Schule. Schon in den ersten
Jahren gelang die Erviferbung eines Hauptbildes der Sammlung, des hl. Antonius mit dem Christ-
kinde von Murillo [1835]. Ihm folgten 1852 die Ankäufe aus der Sammlung des Marschalls Soult
zu Paris: Zurbaran, Vorgang aus dem Leben des hl. Bonaventura; Cano, die hl. Agnes und Roelas
[414A]. Dazu kam 1836 als Geschenk das Bildnis Carls II. von Carreüo.
Verschiedene Umstände, namentlich Schwierigkeiten innerhalb der Verwaltung, waren die Ursache,
daß seit etwa 1855 bis 1872 nur noch vereinzelte Erwerbungen für die Galerie gemacht werden
konnten. Alle Bemühungen, auf den großen Auktionen Pourtales, Pommersfelden, Salamanca mit
den ersten auswärtigen Vertretern des Kunsthandels zu konkurrieren, schlugen fehl, weil man die
Mittel nicht auf einzelne Hauptwerke konzentrieren wollte.
Der neue Aufschwung seit den Jahren 1870/71 ist auch den königlichen Museen zugute ge-
kommen. Zwei Umstände vor allem haben eine Neubelebung bewirkt: die Ernennung des Kronprinzen
zum Protektor und die Bewilligung weit größerer Geldmittel für Erwerbungen. So wurde es möglich,
im Jahre 1874 die Galerie Barthold Suermondt in Aachen, damals die größte und bedeu-
tendste Privatsammlung Deutschlands, anzukaufen. Sie hat der Galerie einige Meisterwerke der alt-
niederländischen Malerei, voran den Mann mit den Nelken und Maria in der Kirche von Jan van Eyck,
auch einige wertvolle deutsche Bilder, darunter zwei gute Bildnisse von Holbein [586B — C], Bilder
von Altdorfer und Baidung zugeführt. Der Schwerpunkt der Sammlung aber bestand in einer Reihe
von auserlesenen holländischen Kabinettbildern des 17. Jahrhunderts, die bisher in der Galerie nur
mäßig vertreten waren. An erster Stelle standen: Jan Vermeer van Delft, „das Mädchen mit dem Per-
lenhalsband", ein Hauptstück der Galerie, Terborchs Bildnisse des Ehepaares van Marienburg, Jan
Steen mit zwei Bildern, Frans Hals mit vier Hauptwerken: der Hille Bobbe [801 C], den Bildnissen
eines jungen [801 F] und eines älteren Mannes [801 E] und der Amme mit dem Kinde [801 G];
J. van Ruisdael mit fünf Bildern, dann Aelbert Cuijp, A. v. d. Neer, Everdingen, Wouwerman, A. v.
de Velde u. a. Auch die Stilleben- und Blumenmaler, sowie kleine, aber seltene Meister der ver-
schiedenen Fächer [z. B. Hercules Seghers] waren durch Werke vertreten. Von Vlamen brachte die
Sammlung Suermondt mehrere Bilder von D. Teniers d. J., von Snyders, Fyt u. a Wichtig war
auch der Zuwachs an Bildern der immer noch ärmlich vertretenen spanischen Schule: den Bildnissen
der Maria Anna von Velazquez und Philipps II. von Coello, vor allem aber dem hl. Sebastian von Ribera.
Schon 1873 setzten außerdem wieder bedeutendere Einzelankäufe ein. Dem Quattrocento
wurden einige neue Hauptstücke zugeführt: Signorellis Pansbild [79A] und Verrocchios Maria
mit dem Kinde [104 A]. Von ersterem konnte 1875 auch das kleinere Rundbild der Heimsuchung
angekauft werden, von Botticelli zwei Bildnisse, darunter das des Giuliano de' Medici [1875 und 1878,
aus Pal. Strozzi], von Pinturicchio ein Reliquiarium [1875] und zwei Predellenbilder von Masaccios
Pisaner Altarwerk [1880].
XII
Trotz der Seltenheit der Hauptwerke des Cinquecento im Handel gelang doch der Ankauf
von Tizians Tochter des Roberto Strozzi [1878, aus Pal. Strozzi], daneben von Werken Sebastianos
del Piombo [259 A], Bronzinos [Bildnis des Ugol. Martelli, 1878, aus Pal. Strozzi], Franciabigios,
Moronis, Schiavones [zwei Landschaften] und Savoldos. Als Hauptstück der erst später ausgebauten
venetianischen Schule des 18. Jahrhunderts trat Tiepolos Martyrium der hl. Agathe [1878] hinzu.
Die deutsche Schule konnte durch zwei Werke Altdorfers [638B und C] und das Hauptbild
Hans von Kulmbachs [Anbetung der Könige; alle drei 1876 aus der Sammlung F. Lippmann, Wien],
sowie durch einige frühe Kölner Tafeln ergänzt werden. Bei der neuen Aufstellung der deutschen
Bilder im Jahre 1880 bot diese Schule mit den zwei Altaraufsätzen aus der Wiesenkirche zu Soest
aus dem 13. Jahrhundert ein anschauliches und wesentlich vollständigeres Bild der Entwicklung.
An Werken der vlämischen Schule wurden gleichzeitig einige bedeutende Werke gewonnen,
vor allem von Rubens ein Frühwerk, der hl. Sebastian [1879], und die feine kleine Beweinung
Christi [1880].
Zu der durch den Erwerb der Sammlung Suermondt zu besonderer Bedeutung gelangten Ab-
teilung holländischer Bilder kamen hinzu: P. de Hoochs sonniger Innenraum mit Mutter und Kind
[1876] und das erst neuerdings diesem Meister zugeteilte geschlachtete Schwein [1879; damals
N. Maes gen.]; Jan v. d. Cappelle, Stille See [1876]; Terborch, fünf Bilder; A. v. Ostade mit
Werken aus den verschiedenen Schaffenszeiten; J. v. Ruisdael; vor allem aber das Bildnis des
Tyman Oosdorp, ein spätes Hauptwerk des F. Hals [1877], der nunmehr glänzend in der Galerie
vertreten war. Von Rembrandt konnte 1879 das Bildnis der Hendrikje Stoffels erworben werden.
Von den gleichzeitigen Einzelerwerbungen der französischen Schule seien noch N. Poussins
römische Landschaft mit dem hl. Matthäus aus Pal. Sciarra [1873], die Bildnisse von Largilliere [1875]
und Trinquesse [1874], ein Mädchenkopf von Grenze [Geschenk I. M. der Kaiserin Friedrich, 1873]
und aus der spanischen Schule das dem Velazquez zugeschriebene imposante Bildnis des sog. Feld-
hauptmanns Borro [1873 Florenz] genannt.
Wie schon einmal im Jahre 1843 machte die große Zahl dieser Neuerwerbungen [reichlich 300]
eine Durchsicht des gesamten Bestandes und die Ausscheidung des Mittelgutes, besonders der vielen
Schulbilder notwendig, die durch ihre Masse das Gute erdrückten. Diese Sichtung, der namentlich
eine Zahl von gleichgültigen Bildern des italienischen Cinque- und Seicento zum Opfer fielen, die
aber auch aus dem Vorrat manch gutes Stück zutage förderte, wurde zugleich bedingt durch den
Umbau der Galerieräume, die Schaffung neuer, durch Oberlicht erhellter Säle und kleiner Kabinette
und die damit verbundene wirkungsvollere Neuaufstellung ganzer Teile der Sammlung.
Als Nachfolger J u 1 i u s Meyers übernahm Wilhelm Bode, der schon 1872 in die Verwaltung
des Museums eingetreten war, 1890 allein die Leitung der Gemäldegalerie. Durch regelmäßige
Ankäute ist die Sammlung seit dieser Zeit weiter beträchtlich und systematisch erweitert worden.
Zunächst konnte einem bei dem Umfang der Sammlung besonders fühlbaren Mangel abgeholfen
werden. Von dem Hauptmeister der deutschen Schule Albrecht Dürer gelang im Verlaufe weniger
Jahre die Erwerbung von sieben Gemälden, darunter das berühmte Bildnispaar des Hieronymus
Holzschuher [1884] und des Jakob Muffel [1883], die in Venedig entstandene farbenprächtige
Madonna mit dem Zeisig [1892] und das Porträt Friedrichs des Weisen, ein Frühwerk des Meisters
[1882]. Auch von Hans Holbein d. J. wurde 1897 ein viertes Bildnis, das koloristisch reizvollste
der Galerie, auf der Versteigerung Millais erworben.
XIII
Die altniederländische Schule konnte durch zwei Hauptstücke bereidiert werden: durch das Bildnis
des Giovanni Arnolfini von Jan van Eyck [1886] und durch das einzige beglaubigte Werk A. Ouwaters
[1889], die niederländische Schule des 16. Jahrhunderts durch das feine Brustbild einer Magdalena
von Qu. Massys und ein aus der Sammlung des Herzogs von Marlborough zu Blenheim stammendes
Bildnis Joos van Cleves d. J. [1885].
Aus der letzteren Sammlung gelangte auch das große Bacchanal und die Andromeda von Rubens
[beide 1885 erworben] in die Galerie. Schon 1881 war die Darstellung von Neptun und Amphi-
trite aus der Sammlung Schönborn in Wien angekauft worden, so daß der Hauptmeister der vlämischen
Schule jetzt, wenn auch nicht so reich wie in München, Wien oder Madrid, doch in einer Viel-
seitigkeit und Qualität vertreten war, die seinen künstlerischen Entwicklungsgang klar vor Augen
zu führen imstande war. Nur von Rubens als Landschafter gab es keine Probe in der Galerie, bis
1898 zwei Stücke aus der Sammlung Clinton Hope [776D und E] auch diese Lücke ausfüllten.
Besonders der Bestand der holländischen Schule hat durch die neueren Erwerbungen ge-
wonnen. Hier war es vor allem Rembrandt, der dank der Ankäufe jener Jahre mit Haupt-
schöpfungen ersten Ranges in Berlin vertreten ist. Die „Vision Daniels", die „Susanna", „Joseph und
Potiphars Weib" [alle drei 1883 in Paris erworben] sind kostbare Proben aus Rembrandts bester
Zeit, der Mennonitenprediger Anslo [1894] ein seinen Hauptschöpfungen gleichwertiges, auch dem
Umfange nach sehr bedeutendes Bild. 1892 ist dann die figurenreiche Predigt Johannis d. T.,
1897 „Rembrandts Bruder mit dem Goldhelm" hinzugekommen. Schon 1881 war als Gabe 1. M.
der Kaiserin Friedrich der „Geldwechsler" in die Sammlung gelangt, interessant als eines der beiden
frühesten bezeichneten Bilder des Meisters. Unter den zahlreichen Erwerbungen von Werken der
Zeitgenossen Rembrandts sind als die bedeutendsten Terborchs „Konzert" [1891], und Jakob van
Ruisdaels „Eichenwald" [1891] zu nennen. Einige treffliche Werke der in der Galerie immer noch
schwach vertretenen Kleinmeister, wie N. Maes [81 9 C], A. v. d. Velde [922 C] und J. v. d. Heijde
[1623], lieferte der Ankauf aus der Sammlung Clinton Hope [1898].
Dem an und für sich schon glänzenden Bestand der italienischen Schulen konnten noch manche
wertvolle Werke, besonders des Quattrocento, eingereiht werden. Für das Trecento wurde 1884
ein Teil der Predrella von Duccios berühmtem großem Altarwerk im Dom zu Siena erworben, für
das Quattrocento u. a. ein desco da parto Masaccios mit der Darstellung einer Wochenstube [1883],
Antonio Pollaiuolos „David" [1890], Domenico Venezianos Frauenbildnis [1897] und Signorellis
Männerporträt [1894]. Von venetianischen Bildern ist besonders Crivellis große Altartafel [1892],
zu nennen, von Werken derselben Schule des 16. Jahrhunderts Palmas schönes Frauenbildnis [1884],
Giorgiones Jünglingsporträt [1891], die „Dorothea" Sebastiano del Piombos aus der Sammlung des
Herzogs von Marlborough zu Blenheim [1885] und Tintorettos Verkündigung [1899].
Unter den Erwerbungen der Zeit bis 1900 ragt schließlich noch des Velazquez Bildnis einer
Dame [1887] hervor. Für die französische Schule konnte als erstes primitives Bild eine stattliche
Tafel, der Flügel eines Diptychons von Jean Fouquet erworben werden [1896]. Aus den kgl.
Schlössern wurde 1889 Watteaus unvollendete „Gesellschaft im Freien" überwiesen.
Die trotz der mehrfach vorgenommenen Sichtung des Gemäldebestandes immer stärker an-
schwellende Masse der Bilder und die starke Vermehrung, welche auch die mit der Gemäldegalerie
verbundene plastische Abteilung erfahren hatte, legte den Gedanken eines Neubaues nahe, der die
Sammlungen der Malerei und Plastik der christlichen Epochen bis zum Jahre 1800, zu einem Ganzen
XIV
vereint, aufnehmen sollte. So wurde in den Jahren 1897 — 1903 das Kaiser-Friedrich-Museum
auf der hintersten Spitze der Museumsinsel erbaut und am 18. Oktober 1904 eröffnet.
In Verbindung mit dem Museum steht eine schon vor Beginn der Bauperiode [1896] geschaffene
Organisation, der Kaiser-Friedrich-Museums-Verein. Durch seine Tätigkeit ist die Entwick-
lung der Galerie im letzten Jahrzehnt besonders gefördert worden. Der Verein übergibt die von
ihm auf Vorschlag der Galerieverwaltung erworbenen Kunstwerke dem Museum zu dauernder Auf-
stellung und erwirbt teurere Kunstwerke in der Absicht, sie demselben zu den Ankaufspreisen zu
überlassen. Mit seiner Hilfe wurde eine Anzahl hervorragender Gemälde erworben, wie das Bildnis
des Estienne Chevalier von Fouquet, das Männerbildnis Holbeins aus der Millaissammlung, Rem-
brandts Bruder mit dem Goldhelm, die holländischen Bilder der Sammlung Clinton Hope u. a. m.
Wie der Verein, so haben namentlich auch einzelne seiner Mitglieder oder andere Kunstfreunde
in den letzten zwanzig Jahren die Sammlung durch zahlreiche und z. T. sehr bedeutende Geschenke
bereichert.
Zu dem Eindruck überraschender Bereicherung, den das neue Museum bei seiner Eröffnung
bot, trugen zwei Sammlungen bei, die dem Museum eingefügt worden waren. Es sind dies die
als Geschenk überwiesene reichhaltige und wertvolle Sammlung James Simon mit einer kleinen
Zahl von altitalienischen [darunter eine frühe Madonnendarstellung von Mantegna] und altnieder-
ländischen Bildern sowie die Galerie Adolf Thiem mit trefflichen dekorativen Bildern der Nieder-
länder des 17. Jahrhunderts [darunter als Geschenk van Dycks Bildnis der Marchesa Spinola] und
einigen feinen primitiven niederländischen und französischen Gemälden. Auch gelang es, eine Aus-
wahl der besten Bilder zweier deutscher Privatsammlungen, der Sammlungen Wesendonk und
Carstanjen, zu mehrjähriger leihweiser Ausstellung überwiesen zu bekommen.
Die Einzelerwerbungen des letzten Jahrzehnts sind gleichfalls an Zahl und Qualität bedeutend.
Für alle Schulen galt es gleichmäßig noch vorhandene Lücken auszufüllen, durch Erwerbung von
Hauptwerken ihre Qualität zu heben.
Der deutschen Schule wurden einige frühe Bilder zugeführt, darunter ein hervorragendes Altar-
bild der thronenden Madonna aus der böhmischen Schule des 14. Jahrhunderts. Das beginnende
15. Jahrhundert repräsentieren die beiden aus je vier Tafeln bestehenden Altarflügel Hans Multschers
[1900] und die reizvolle kleine Kreuzigung des seltenen schwäbischen Meisters Konrat Witz [1907].
An Erwerbungen der schwäbischen Schule sind ferner hervorzuheben: M. Schongauer, die Anbetung
der Hirten [1902, K.-F.-M.-V.], H. Baidung, Beweinung [1907], von M.Schaffner zwei Flügel eines
Altars [1906 aus der Sammlung Hainauer], von B. Strigel die hl. Sippe [1908], besonders aber das
frühe, farbenprächtige Hauptwerk L. Cranachs d. A., ,,die Ruhe auf der Flucht" [aus der Sammlung
K. Fiedler, 1902]. Die Werke A. Elsheimers konnten um zwei feine kleine Bildchen auf Kupfer
[1900], der bescheidene Bestand an deutschen Gemälden des 1 8. Jahrhunderts um zwei schöne Bild-
nisse Graffs [1909] bereichert werden.
Für das Kabinett der altniederländischen Malerei, das an Zahl und Kostbarkeit seiner Tafeln
den Bestand aller anderen öffentlichen Sammlungen übertrifft, gelang die Erwerbung eines weiteren
Bildnisses Jan van Eycks, „der Ritter vom goldenen Vlies" [1902]. Auch von den Nachfolgern des
Meisters kam manch neues Werk hinzu, wie Geertgens Johannes d. T. [1902], von Petrus Cristus zwei
große Altarflügel mit Heiligen [1907], vor allem aber die Anbetung der Hirten von Hugo v. d. Goes,
nächst dem Portinari- Altar in Florenz ein Hauptwerk des Meisters [1903]. In den letzten Jahren ist
noch das besonders anziehende Bildnis einer jungen Frau, dem Roger v. d. Weyden zugeschrieben
XV
[1907], eine Tafel mit zwei Heiligen von demselben Meister [1909] und eine für die Beziehungen
der Werkstatt des Dirck Bouts zu H. v. d. Goes wichtige Tafel mit der Darstellung der Predigt
Johannes d. T. [1909] hinzugekommen.
Die Niederländer des 16. Jahrhunderts wurden durch zwei Tafeln H.Boschs [1905 und 1907],
durch das schöne Bildnis einer jungen Frau von Joos van Cleve [1906], durch Scorels Maria mit
dem Kind [1904] und das Bildnis der Margarete von Parma [1906] von Antonis Mor ergänzt. Ihnen
schließt sich als jüngste Erwerbung ein Bildnispaar von Lucidel an [1909].
Schon 1903 hatte der Rubenssaal durch die Erwerbung des prächtig dekorativen ,, Bekehrung
Pauli " ein wirksames Hauptstück erhalten. Im selben Jahr kam als Geschenk S. M. des Kaisers die
Darstellung von Diana mit Nymphen und Satyrn hinzu. Zwei weitere Gemälde von Rubens: die
büßende Magdalena und Venus und Adonis [Nr. 763 A und 767 B], sind 1906 aus den königlichen
Schlössern überwiesen worden. Auch Rubens als Bildnismaler ist seit kurzem mit zwei tüchtigen
Werken vertreten, den Bildnissen seiner Gattin Isabella Brant [1903] und des Herrn van Glindertalen
[1909 aus der Sammlung Pourtales, durch den K.-F.-M.-V.].
Von van Dyck, von dem die Galerie bisher fast nur Werke aus der Zeit seiner Zusammen-
arbeit mit Rubens besaß, gelang 1901 die Erwerbung eines pompösen Bildnispaares, das in der Zeit
seines Genueser Aufenthaltes gemalt ist. Ein Apostelkopf, die Studie zu der im Vorrat bewahrten
„Ausgießung des hl. Geistes", wurde 1906 zusammen mit den Rubensbildern aus den königlichen
Schlössern überwiesen. Von anderen neu erworbenen Werken der vlämischen Schule ist vor allem
die farbenfrische Landschaft von D. Teniers d. J. [Versteigerung Königswarter 1907] zu erwähnen.
Gleichmäßig erstreckten sich die Bemühungen der Verwaltung auf die Ergänzung der hollän-
dischen Schule. Durch Ankäufe aus den Sammlungen des Lord Pelham Clinton Hope
und neuerdings aus der in Paris verkauften Sammlung Rudolf Kann war man darauf bedacht, einer
Schwäche der holländischen Schule, ihrem Mangel an Bildern der Kleinmeister, abzuhelfen. So lieferten
die Erwerbungen aus der Sammlung Kann außer zwei kleinen Gemälden Rembrandts [Christuskopf
und der späten Darstellung der Samariterin] ein stimmungsvolles Frühwerk Jakob van Ruisdaels
„die Windmühlen am Wasser", ein selten reich gefärbtes Winterbild von A. v. d. Neer, den „Holzsteg
über den gefrorenen Bach" von Ph. Wouwermans [zu dem auch ein passendes Gegenstück „der
Sommer" um dieselbe Zeit erworben wurde], dazu von ein paar vlämischen Meistern je ein besonders
erwünschtes Werk : von J. Fyt ein außergewöhnlich zart gefärbtes Stilleben [tote Vögel], und von
dem bisher in der Galerie nur mit einem kleinen Bildnis vertretenen Gonzales Coques ein treffliches
repräsentatives Familienbildnis dieses Terborchs unter den Vlamen. Außer zwei wichtigen Er-
werbungen von 1901 aus der Sammlung Clinton Hope, von Jan Steens „Kindtaufe" und des Delfter
Vermeer ,,Paar beim Wein" gehören mehrere Einzelerwerbungen in diese Richtung, wie Metsus
„Kranke" aus der Galerie Leuchtenberg [1906], der „Stier" von Paul Potter, der durch dieses kleine
Bild charakteristischer als durch den „Ausritt zur Jagd" aus der Sammlung Suermondt in die Galerie
eingeführt wurde [1908], und Slingelandts „angelnder Knabe" [1908]. Von Brouwer konnte außerdem
eine dritte seiner seltenen Landschaftsdarstellungen [1907] erworben werden, von Kalf ein kleines
Interieur [1906] und zu den zwei des älteren Besitzes ein prächtiges Stilleben. Schließlich wurde
auch der reiche Bestand an Werken des Großmeisters der holländischen Schule, Rembrandts, außer
durch den Kannschen Ankauf durch ein 1906 aus den königlichen Schlössern überwiesenes Früh-
werk ,,Simson und Delila" und durch eine Studie zum Gemälde des barmherzigen Samariters im
Louvre [1 906] erweitert.
XVI
Die italienische Schule, seit der Gründung der Galerie die stärkste Seite der Sammlung, hat
auch, besonders in den letzten Jahren, eine reiche Zahl von wertvollen Erwerbungen aufzuweisen.
Vor allem galt es, den Wert der Trecentosammlung durch Werke der wichtigsten Meister zu heben.
Neben der florentinischen Schule [ein großer Altar B. Daddis; 1907] konnten der Schule von
Siena wichtige Stücke zugeführt werden, wie Simone Martinis farbenprächtige Grablegung [1904],
Ugolinos drei lebensgroße Heiligenhalbfiguren [1904, K.-F.-M.-V.] vom ehemaligen Hochaltar in
S. Croce zu Florenz, zu denen zwei zugehörige Predellentafeln, die im Kunsthandel auftauchten,
1907 erworben werden konnten, und A. Vanni, Maria mit Kind [1907]. Als Beispiel der venetiani-
schen Trecentomalerei gelangten 1906 zwei Heiligenfiguren von Lorenzo Veneziano in die Samm-
lung. — Die Schulen des Quattrocento erhielten als Zuwachs: die florentinische ein Freskobruchstück
Filippino Lippis [1904], sowie mehrere treffliche kleinere Werke, von Pesellino [Christus am Kreuz],
Benozzo Gozzoli [„Wunder des hl. Zenobius", 1909 aus der Sammlung R. Kann] und Fra Angelico
[Totenklage um den hl. Franziskus, 1909], namentlich die beiden letzteren in ihrer tadellosen Erhaltung
glänzende Beispiele der heiteren Farbenfreudigkeit des Quattrocento. Auch konnten die Teile, welche
die Galerie von Masaccios Hauptwerk in Pisa besaß, durch die Erwerbung von vier Heiligen-
figuren, von diesem Altar stammend [1905, K.-F.-M.-V.], ergänzt werden. Als besonders glücklicher
Fund kam 1908 auch noch die von Vasari erwähnte dritte Predelle desselben Altarwerks, von
der Hand von Masaccios Schüler Andrea di Giusto, hinzu. Für die paduanische Schule wurden
1904 zwei Tafeln, wohl ursprünglich als Schmuck eines Musikinstruments dienend, von der Hand
des seltenen Mantegna-Nachfolgers Bernardo Parentino hinzuerworben. Die venetianisdie Schule
empfing einen Zuwachs durch zwei frühe Werke Gio. Bellinis, die großartig stimmungsvolle Auf-
erstehung Christi aus der Sammlung Roncalli in Bergamo [1903], auch sonst ein Hauptwerk
der Schule, und eine gleichfalls noch im strengen Stile der früheren Zeit gehaltene Maria mit dem
Kinde [1905]. Von zweien unter seinem Einflüsse stehenden Zeitgenossen, Cima da Conegliano und
Carpaccio, die besonders gut in der Sammlung vertreten sind, kamen eine kleine Landschaftsdarstellung
des ersteren [1901], eine eigenartig stimmungsvolle, große Bestattung Christi des zweiten [1905]
hinzu. Unter den Haupterwerbungen von Bildern der Venedig verwandten Schulen ist besonders
der Altar B. Montagnas mit der Darstellung des „Noii me tangere" aus der Ashburnham- Sammlung
[1903] zu nennen. Ein treffliches Bildnis von Tintoretto [1908], eine Pietä mit Stifterfamilie von
dem tüchtigen Schüler Paolo Veroneses, Francesco Montemezzano, und eine Enthauptung Johannis d.T.
von Romanino [1906 aus den königlichen Schlössern überwiesen] kamen zu dem reichen Bestand an
Bildern der venetianischen Hochrenaissance.
Auch in der durch eine Reihe von Werken der Hauptmeister gut vertretenen Malerei des Seicento
konnte eine Lücke ausgefüllt werden durch den Erwerb einer Landschaft von Salvator Rosa [1908].
Zu einer Abteilung von besonderem Wert aber erhob sich die venetianische Schule des 18. Jahr-
hunderts, an deren malerischen Qualitäten das Interesse erst in den letzten Jahren neuerdings er-
wachte. Zwei Skizzen Tiepolos, die Kreuztragung für S. Alvise [1906; K.-F.-M.-V.] und die Dar-
stellung Rinaldos im Zaubergarten der Armida [1908] zeigen mehr noch als die ausgeführten Ge-
mälde die pikanten malerischen Reize des Hauptmeisters dieser spätvenetianischen Blütezeit. Eine
treffliche Probe seiner heiteren Villendekorationen bieten die 1902 in Venedig erworbenen mytholo-
gischen Fresken aus Villa Panigai in Nervesa aus dem Jahre 1754, die mit genauer Nachahmung der
reichen rahmenden Originalstukkaturen in einem besonderen Kabinett des Kaiser-Friedrich-Museums
eingefügt wurden. Daneben galt es, von den zeitgenössischen Vertretern der neuen Blüte der Land-
XVII
Schafts- und Architekturmalerei ein Bild zu geben. Zu den beiden schon vorhandenen Städtebildem B. Be-
iottos gelang es, zwei sonnige Ansichten venetianischer Kanäle seines berühmteren Oheims Antonio
da Canale zu erwerben [1907]. Einen eigenen Reiz verleihen dieser Abteilung die drei [1899,
1901 und 1906 durch den K.-F.-M.-V. erworbenen] venetianischen Stadtansichten von Francesco
Guardi mit ihrer prickelnd flotten Malweise. Die gleichzeitige Porträtmalerei vertritt außer dem
Bildnis von Rotari das 1908 erworbene Porträt einer Dame als Diana von P. Longhi [1908].
Für den verhältnismäßig jungen Bestand spanischer Gemälde war es trotz der Seltenheit der
käuflichen Werke von Velazquez möglich, ein charakteristisches Jugendwerk des Meisters zu erwerben,
„die drei Musikanten" [1906], die nach guter alter Tradition aus kgl. spanischem Besitze stammen.
Von Murillo kam 1905 ein Frühwerk des Meisters, die Anbetung der Hirten, von F. de Zurbaran
1906 ein bezeichnetes und sehr energisch gemaltes Bildnis eines vornehmen Knaben hinzu. Das
koloristisch feine Bild eines unbekannten Malers um 1630 gibt eine besonders gute Probe spanischer
Stillebenmalerei der Zeit. Wie in den anderen Schulen machte sich auch hier das Bedürfnis geltend,
die Entwicklung der Schulen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts weiterzuführen. Goya, der Haupt-
meister dieser Zeit, ist jetzt außer durch die impressionistische Skizze zu einem Repräsentations-
gemälde [Nr. 1619, erworben 1900] mit zwei sorgfältigen Bildnissen [1903 und 1904] aus ver-
schiedenen Zeiten vertreten.
An Beispielen der primitiven französischen Malerei hatte es bis in die neueste Zeit gefehlt.
Ein bedeutendes Werk von Jean Fouquet [1896] hatte den Grund zu dieser auch jetzt noch kleinen
Zahl von Gemälden gelegt, zu der 1905 die kostbaren Tafeln des Flügelaltars von Simon Marmion
aus dem Besitze der Fürstin Wied, ein treffliches Beispiel der engen Beziehungen der französischen
Kunst zur niederländischen Malerei, und 1906 die kleine altfranzösische „Krönung Maria" hinzu-
kamen. Ein römisches Landschaftsbild von Gaspard Dughet [1904] füllte eine neben der in der
Galerie so gut vertretenen Kunst Nicolas Poussins bisher besonders fühlbare Lücke aus. Von Malern
des- 18. Jahrhunderts konnte ein Hauptwerk Pesnes, der Maler mit seinen Töchtern [1903], von
Chardin ein Stilleben [1908] und von dem wenig bekannten P. Angeliis eine Genreszene [1908]
erworben werden, die auch für die Zusammenhänge der französischen Malerei des 1 8. Jahrhunderts
mit den Niederlanden von besonderem Interesse ist.
Noch vor der Ausstellung englischer Malerei in Berlin im Frühjahr 1908, die das allgemeine
Interesse der Liebhaber und Sammler auf diese eigenartige und neben der französischen Schule der
Zeit bedeutungsvollste Periode der europäischen Kunst im 18. Jahrhundert lenkte, hatte man be-
gonnen [seit 1903], einige charakteristische Werke dieser bisher in der Galerie noch nicht vertretenen
Schule zu sammeln. Durch Geschenke und Erwerbungen gelang es binnen wenigen Jahren eine
Gruppe von Bildern zusammenzubringen, die, wenn auch keine reiche, doch eine anschauliche Vor-
stellung von jener Kunst geben kann. Von Sir Joshua Reynolds besitzt die neue Abteilung drei
Werke [ein Selbstbildnis, 1905; die Skizze eines Schauspielerinnenporträts und vor allem das reprä-
sentative Bildnis der Mrs. Boone mit ihrer Tochter, 1906], Bildnisse, darunter einige von
stattlicher Größe, von Gainsborough [1904], Raeburn [1908], Romney [1909] und
Zoffany [1908]. Die gleichzeitige Landschaftsmalerei vertreten
zwei Gemälde von Wilson [1904, 1905].
XVlll
ROMANISCHE LÄNDER
BYZANTINISCHE SCHULE
Byzantini-
che Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
1048
1051
Byzantinische Schule des
XV. Jahrhunderts
1048 Maria mit dem Kinde. Der
stumpf karminrote, mit Goldmustern
besetzte und im Umschlag grüne Man-
tel läßt vorn das dunkelblaue Gewand
sehen. Das Kind trägt über dem gold-
verzierten Unterkleid von derselben
Farbe einen grell zinnoberroten Mantel,
in den die Falten mit Gold einge-
zeichnet sind. Die Fleischschatten sind
schmutzig ockergelb.
Vielleicht in Italien [Venedig?] von einem byzanti-
nischen Künstler gemalt .". Sammlung SoUy, 1821 .'.
Aufgestellt in der Abteilung der altdlristlichen Bild-
werke.
Tempera. Pappetholz, h. 0,65, br. 0,51.
Byzantinische Schule des
XV. Jahrhunderts
1051 Maria mit dem Kinde. Die Farben:
Karminrot im Mantel, Grün im Mantel-
umschlag, Dunkelblau im Gewände Marias, grelles Zinnoberrot im Mantel des Kindes
stimmen vöUig mit Nr. 1048 überein; nur sind die Fleischschatten in reinerem Ockergelb
* * Sammlung Solly, 1821 -•. Aufgestellt in der Abteilung der alt-
christlichen Bildwerke.
Tempera. Pappelholz, h. 0,21, br. 0,17.
Bi^rorYioT-iz-v Angelo Bizamano von Otranto.
izamano jätia um isoo.
1062 Kreuzabnahme. Das Bild ist rotbraun
nachgedunkelt. Die Gewänder der Figuren
waren goldgelb, blau, ockergelb und oliv-
grün, besetzt mit goldenen Ornamenten. Die
Gestalt der Magdalena wird hervorgehoben
durch das Zinnoberrot des Mantels. Die
Lichter sind scharf mit Weiß aufgesetzt. Der
weiße Himmel geht oben in hellblau über.
Auf der Rückseite der Tafel abgekürzt: 'in hoc signo vinces'
und die Inschrift: Angelus Bizamanus Pinxit In Hotranto .". Er-
worben 1832 .-. Aufgestellt in der Abteilung der altchristlichen
Bildwerke.
Tempera. Tannenholz, h. 0,23, br. 0,18.
Byzantinische Schule
des XVI. Jahrhunderts [Kreta]
1051a Triptychon. Mittelstück: Christus
zwischen Maria und Johannes d. T. Tiefes
Karminrot im Gewände Christi und im Man-
tel Marias, Zinnoberrot in den Kissen, dem
Schnitt des Buches und den Beischriften
stehen gegen den braungelben, mit Gold-
zeichnung gezierten Thron, den ockergel-
ben Mantel des Johannes und stumpfes Grün
und Grau in den Untergewändern der bei-
den Seitenfiguren. Das Schwarzblau des
Mantels Christi wird fast verdeckt von dem
goldgezeichneten Faltenwerk. Rotbraunes
Haar. — Linker Flügel: Drei Kirchen-
väter Gregor von Nazianz, Johannes Chry-
sostomus und Basilius der Große. Die Ge-
wänder in hellen grauen und karminvio-
letten Tönen mit zinnoberroten, ockergelben und goldenen Besätzen. — Rechter
Flügel: Der hl. Bischof Nikolaus und die hll. Märtyrer Georg und Demetrius. Die
Gewänder in tiefem Karmin- und Zinnoberrot, Dunkelgrün und Ockergelb, mit golde-
nem Besatz. — Dunkelblauer Boden. Goldgrund.
Aus der Königlichen Kunstkammer .*. Aufgestellt in der Abteilung der altchristliclien Bildwerke.
Tempera. Pappelholz, Mitte h. 0,245, br. 0,23, Flügel h. 0,245, br. 0,12.
1 Zane Emanuel Tzane. Priester, tätig um 1640 in Venedig.
1056 Die Verkündigung. Der Engel mit braunrot und dunkelgrün geteilten Flügeln
trägt einen zinnoberroten Mantel über violettem Gewand, Maria dunkelkarminroten
Mantel über dunkelgrünem Gewand.
Die Architektur links
in grauen und gelb-
bräunlichen,rechts in
hellroten, die Land-
schaft in blaugrünen
Tönen. Ockergelber
Boden. In der Glo-
rie oben kehren vor
weißgrauen Wolken
dieselben Farben,
vor allem Zinnober-
und Karminrot, Blau-
grün, Violett und
Braungelb wieder,
Byzantini-
sche Sdiule
des XVI.
Jahrhun-
derts
1062
1056
die auch in den kleinen seitlichen Darstel-
lungen [links: Jakob, David, Ezechiel,
Daniel; rechts: Moses, Aaron, Jesaias,
Habakuk] verwendet sind. Fleischschatten
gelbbraun. Die Lichter sind mit Weiß auf-
gesetzt. Goldgrund.
Bezeichnet: IIOIHMA, 'EMMANDYHA, 'lEPEOC TOY
TZANE. AXM. [Werk des Emmanuel Tzane, des Priesters,
1640] .-. Sammlung Solly, 1821 ..Aufgestellt in der Ab-
teilung der altchristlichen Bildwerke.
Pappelholz, h. 0,96, br. 0,72.
Byzantinisch-Russische Schule
des XVII. Jahrhunderts
1061 Mittelstück und Flügel einesTri-
ptychons. DasLebenderMaria. Mit-
telstück: Maria mit dem Kind in der
Glorie, von Engel- und Heiligenchören
umgeben [Illustration zu : „Über dich freuet
r^l ^ ■ ^ii-^-^— -SSHHJP sich ... die ganze Schöpfung"]. Die Ma-
* '^ 9?T/I donna in zinnoberrotem, fast ganz mit
■"'^ goldener Innenzeichnung bedecktem Ge-
wand vor grün marmoi-ierteui Rundleid. In den Gewändern der Figuren wechseln Zinnober-
rot, Gelbgrün, Blaugrün und Gelbbraun ab. Die Nimben, z.T. auch die Gewänder, sind ver-
goldet. Die Figuren der unteren Bildhälfte stehen vor ockergelbem Felsengrund, die Engel
mit silbernen Flügeln oben vor weißer und rötlicher Architektur mit silbernen Kuppeln [das
himmlische Jerusalem]. Weißer Himmel. Das Fleisch ist bräunlich mit aufgesetzten weißen
Lichtern. — Linker Flügel: Vier Darstellungen: Begegnung Joachims und Annas vor
der goldenen Pforte; Geburt Maria; Maria Tempelgang und Aufenthalt im Tempel, wo
sie von Engeln gespeist
wird; Tod der Maria. Die
Figuren in zinnoberroten,
dunkelblauen und grünen
Gewändern stehen vor
' iii ^-! weißer, ockergelber und
M-Ä? -^^-' eelbgrünerArchitekturmit
silbernen Dächern. Dun-
kelgrünlichbrauner Boden.
An Stelle des Himmels
Goldgrund.
Erworben vor 1830 .-. Aufgestellt
in der Abteilung der altchristlichen
Bildwerke.
Lindenholz, jedes Bild h. 0,15.
br. 0,11.
ITALIENISCHE SCHULEN
ITALIENISCHE SCHULEN DES
XIII. und XIV. JAHRHUNDERTS
TOSKANISCHE SCHULE
Um 1250
1663 Maria mit dem Kind. Maria in schwarzem [ehemals dunkelblauem] Mantel,
der vorn auf der Brust das mattrote Gewand sehen läßt. Kräftiges Zinnoberrot im Kleide
des Kindes kehrt wieder im Thronkissen. Die Falten der Gewänder sind mit Gold
eingezeichnet. Gelbbraunes Fleisch mit grünlichen Schatten. Der rotbraune Thron ist
mit ockergelben und zinnoberroten Ornamenten verziert. Die Engel in rötlichbraunen
Gewändern mit bläulichen, gelb schillernden Flügeln und lichtem, mit Grün untermaltem
Fleischton. Goldgrund.
Erworben 1902 in Florenz als Geschenk des Herrn Generaldirektors Dr. W. Bode.
Tempera. Pappelholz, h. 1,57, br. 0,89.
Toskanisdxt
Schule des
XIII. Jahr-
hunderts
1663
^lorentini-
■:he Schule
des XIV.
Jahrhun-
derts
1074 A
1073
FLORENTINISCHE SCHULE
* i.J._^ Giotto di Bondone. Geboren um 1266 in del
lULHJ Collg (jei Florenz, gest. zu Florenz den 8. Jan. 1337.
Tätig vornehmlich zu Florenz, einige Zeit in Rom [um
1290—1300] und in Padua [seit 13056], außerdem in
Assisi, Verona, Ferrara, Ravenna, Avignon und Neapel
1330-33].
w^*-' -■ ■ ■
1074a Kreuzig-ung-. Kühle g-ebrochene Farben,
namentlich Blaugrün, nach Rot changierend, Dun-
kelblau in der Gewandung Marias und des gläu-
bigen Hauptmanns und Hellkarmin [Mantel des
Johannes und Untergewand des aufwärts wei-
senden Pharisäers rechts] werden beherrscht von
gleichmäßig verteiltem Zinnoberrot, das im Kleide
der Magdalena den stärksten Ausdruck findet.
Goldgrund.
Aus des Meisters späterer Zeit [wohl Werkstattbild] .'. Wahrscheinlich
Mittelbild eines Triptychons .'. Ähnliche, kleinere Darstellung in der
Galerie zu Straßburg .'. Wahrscheinlich Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz. h. 0,58. br. 0,33.
Taddeo Gaddi. Geboren zu Florenz, angeblich
um 1300, gest. daselbst gegen Ende des Jahres 1366.
Gaddi
Schüler und Gehilfe Giottos; urkundlich zuerst 1332 er-
wähnt. Tätig zu Florenz und einige Zeit zu Pisa [1342].
1073 Ausgießung des hl. Geistes. Vor
weißgrauer Architektur leuchtet tiefes
Ultramarinblau [Maria, Decke], Rot und
Goldgelb. Nach dem Vordergrund zu
sind diese Farben gebrochen und klin-
gen nochmals wieder in der bunten Mar-
morierung der Balustrade. Goldgrund.
Siehe die Bemerkung zu Nr. 1074 .*. Erworben 1828 29
durch Rumohr.
Tempera. Nußbaumholz, h. 0,39, br. 0,31.
1074 Ein Wunder aus der Legende
des hl. Franziskus [der Heilige er-
weckt einen Knaben aus der florentini-
schen Familie Spini, der durch einen Sturz
aus dem Fenster den Tod gefunden hat].
Auf Goldgrund vor weißer Architektur
und neben dem Weiß der Gewänder in
der Mitte, das leuchtende Rot der Ge-
wänder der knienden Frau und des herab-
stürzenden Knaben. Gelbbraune Franzis-
kanertracht. Rechts und links ein tiefes
Blau in den sitzenden Gestalten.
Die Bilder [Nr. 1073 und 1074] bildeten Teile der
Schranktüren der Sakristei von S. Croce zu Florenz,
die Vasari irrtümlich dem Giotto zuweist .-. Zweiund-
zwanzig Tafeln befinden sich in der Akademie zu
Florenz, zwölf mit dem Leben Christi, zehn mit der
Legende des hl. Franziskus; es waren wohl von jeder
Reihe dreizehn .-. Zwei Tafeln sind verschollen .-.
Erworben 1828 29 durch Rumohr.
Tempera. Pappelholz, h. 0,41, br. 0,36.
1079—1081 Flüg-elaltar. Mittelbild
[1079]: Maria mit dem Kind und
Heilige. Tiefes Ultramarinblau des
[im Umschlag dunkelgrünen] Mantels
der Maria hebt sich kräftig vom weißen
Thron ab und kehrt wieder in den
Kappen des Baldachins. Leuchtendes
Rot des Thronkissens [gedämpfter im
Mantel des Stifters] und Goldgelb des
Thronsockels stehen dagegen. Die Ge-
wänder der Apostel und Heiligen in der
Umrahmung sind in lichten gebroche-
nen Tönen [hellblau, ockergelb, gelb-
grün, Zinnober, violett usw.] gehalten.
Grünlichgrauer Fleischton. Goldgrund.
Bez. unten: t- ANNO ■ DNI • M • CCC • XXXIll ■ MENSIS SECTENBRIS: TADEFP ME FECIT .
Tempera. Pappelholz, h. 0,61, br. 0,38.
Florentini-
sche Schule
des XIV.
Jahrhun-
derts
1074
n-rworben
1823.
Innenseiten der Flügel [1080]. Linker Flügel, untere Darstellung: Geburt Christi.
Von dem mit Ocker lasierten Weißgrau der Landschaft heben sich in leuchtenden
Farben die Gewänder der Engel ab [besonders Rot], schon weniger sprechend der
dunkelblaue Mantel der Maria, die auf hellkarminrotem Lager ruht. Nach dem Vorder-
grund zu überwiegen
gebrochene Farben in
den Gewändern Jo-
sephs [stumpfes Hell-
violett über Goldgelb]
und der Hirten [violett-
braun]. Darüber im
Spitzbogenfeld: Vor-
gang aus der Legende
des hl. Nikolaus von
Bari. Orangeundtiefes
Blau vor hellvioletter
Architektur und gold-
gelbem Teppich mit
roter Bordüre. Links
als lebhafteste Note
1080
1079
Florentini-
sdie Schule
des XIV.
Jahrhun-
derts
insi
das leuchtend rote Gewand des Heilig-en. —
Rechter Flügel, untere Darstellung: Kreu-
zigung. Zwischen dunkelblauem Mantel der
Maria und gebrochenem Karmin und Blau in
der Gewandung des Johannes tritt kräftiges,
nach gelb changierendes Zinnoberrot im Kleide
der Magdalena hervor vor bräunlichem Grau
des Bodens. Darüber im Spitzbogenfeld: Vor-
gang aus der Legende des hl. Nikolaus von
Bari. Die Farben sind gedämpfter als in der
Darstellung des linken Flügels. Hellblau, Hell-
rot, Grau, Violett, Goldgelb und Rot stehen
vor grünlichgrauer Architektur. — Goldgrund.
Sammlung SoUy, 1821.
Tempera. Pappelholz, das ganze Bild h. 0,62 [mit dem
Giebelfeld], br. 0,20.
1081 Außenseiten der Flügel. Linker
Flügel, unten: Christus mit Maria und
Johannes. Zwischen dem dunkelblauen
Mantel Marias und der hellkarmin und licht-
blauen Gewandung des Johannes erscheint grelles, vom
graublauen Mantel unterbrochenes Zinnoberrot im Kleide
Christi. Im Gewände der hl. Margaretha darüber kehrt
Karminrot wieder. — Rechter Flügel, unten: Der hl.
Christoph. Grelles Goldgelb, Karminrot, Hellblau und
Saftgrün [Christkind] stehen unvermittelt nebeneinander.
Im Gewände der hl. Katharina darüber wiederholt sich
Saftgrün. — Lichtes Fleisch mit grüner Untermalung. Beide
Außenseiten auf Silbergrund.
Die Außenseiten sind geringer und wohl von einem Schüler des Meisters .*.
Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, jeder Flügel h. 0,63 [ mit dem Giebelfeld], br. 0,215.
Florentinische Schule um 1350
1141b Die Gürtelspende. Das gelblichweiße Kleid Marias,
der grauviolette Mantel des Thomas, Stahlblau der Man-
dorla und Blaugrau der Engelsflügel geben mit dem leb-
haften Blaugrün des Bodens den kühlen Grundton, der
durch ein sehr zartes Rosa im Fleisch und den Gewändern
der Engel und wenig, aber leuchtendes Zinnoberrot des
Gewandumschlages der Madonna belebt wird. Goldgrund.
Erworben 1904 als Geschenk des Grafen Tide- Winckler.
Tempera. Pappelholz, h. 0,52, br. 0,23.
10
Florentinische Schule um 1350
1141a Maria mit dem Kind und acht Heilige
[Bartholomaeus, Antonius, Petrus, Franziskus,
Katharina, Agathe, Stefanus und eine Unbe-
kannte]. Vordunkelrotbraunem Grund desThrones
ist teppichartig Zinnoberrot in den Gewändern
von Petrus und Agathe und in den Teppich-
feldern, tiefes Blau im Mantel Marias, Weiß und
Schwarz in breiten unmodellierten Flächen kom-
poniert. Goldgrund.
Erworben 1904 aus dem englischen Kunsthandel /. Eigentum des
Kaiser - Friedrich - Museums -Vereins.
Tempera. Pappelholz, h. 0,675, br. 0,325 [mit dem alten Rahmen
aus einem Stück ].
P\„ JJ; BernardoDaddi. Urkundlich erwähnt von 1317 [?]
LydaUl bis 1355, gestorben nach 1355.
1064 Kleiner Flügelaltar. Mittelbild: Krönung
Maria. Leuchtendes Ultramarinblau, vor allem im
Mantel Christi, der gegen einen Teppich mit gold-
gelbem Grund und neben dem weißrosa Gewand
der Maria steht, und Zinnoberrot bilden den
Hauptkontrast. Dazwischen sind in den Gewän-
dern der Heiligen zartere rosa, violette und matt-
grüne Töne verstreut. Die in den Gewändern der
Engel wiederkehrenden Hauptfarben sind nach
vorn zu gedämpft vor mattgrünem Boden. ^Lin-
ker Flügel: Geburt Christi. Vor grauer Landschaft
im Gewände der Maria lebhaftes
Ultramarinblau, das in den Kleidern
der Engel zwischen Rosa und Grün
wiederkehrt. — Rechter Flü-
gel: Kreuzigung Christi. Der
Kontrast von Zinnober und
Ultramarin herrscht wie im
Mittelbild. Goldgelbe Töne
treten dazwischen. Die Gruppe
links in ernsteren Farben. —
IndenGiebelfeldern: dieMe-
daillonbilder Christi u. zweier
Evangelisten. — Goldgrund.
Aus der mittleren Zeit des Meisters .'.
Alte Kopie des Altärchens im Louvre ; eine
vielleicht eigenhändige Wiederholung des
linken Flügels in der Galerie zu Alten-
burg .•. Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, Mittelbild h. 0,42,
br. 0,22 ; Flügel je h. 0,37, br. 0,18.
Florentini-
sche Schute
des XIV.
Jahrhun-
derts
11
Florentini-
sche Sdiule
des XIV.
Jahrhun-
derts
1064 A
1064a Gemälde in drei Abteilun-
gen. Mittelbild: Maria mit dem
Kinde. Zinnoberrot in der Umhüllung
des Kindes erscheint als stärkste Farbe
gegen das mattkarminrote Gewand,
den graublauen Mantel und lichten
gelblichweißen Fleischton. — Auf dem
Sockel: ORA PRO NOBIS-PIA VIRGHO
DEI GENETRIX MARIA.— Linker
Flügel: Der hl. Salvius. In leuchtend
rotem, mit goldgelbem Besatz verzier-
tem Ornat; in der linken ein Buch mit
grünem Einband. Bräunlicher Fleisch-
ton. Auf dem Sockel: SCS. SALVIVS-
ALBIENSIS • EPISCHVS. — Rechter
Flügel: Der hl. Bernhard. In braun-
grünem, mit goldgelbem Besatz ge-
ziertem Mantel über violettbraunem
Untergewand. Er hält ein leuchtend
rotes Buch. Auf dem Sockel: SCS.
BERNARDVS • PARMENSIS • EPISCHVS. — In den Giebel-
feldern die Medaillonbilder Gott -Vaters und der hl. Paulus
Petrus. — Goldgrund. — Predella [von späterer
Hand]. Mittelbild: Geburt Christi. — Linker
Flügel: Der hl. Salvius heilt Pestkranke. Auf dem
Sockel: -[- COME • SCO • SALVI • LIBERA • IL •
POPOLO • SVO • DELLA • PESTILENTIA • DEL
GAVOCCIOLO • COL SEGNO DEL. : . — Rechter
Flügel: Der hl. Bernhard befreit die Stadt von den
Feinden. AufdemSockel: -'t COME -SCO -BERN AR-
DO • LIBERO • LACnrA • SVA-CHE • ERA-ASSEDI-
ATA • DAINIMICI • COLLANSVA • BENEDICENTE .
— In allen drei Abteilungen herrschen kühle ge-
dämpfte Farben vor, meist Blaugrün, Gelbgrün,
Goldgelb und stumpfes Zinnoberrot vor grauen
Gründen. — Goldgrund an Stelle des Himmels.
Bez. auf dem Sockel des Mittelbildes der Predella: + ANNO • DO-
MINI • M ■ CCCC ■ XXIII DIE XX APRILIS HOC ■ OPVS .
FACTVM FVIT TEMPORE ■ DOMINI . lOHANlS ABBATIS .-.
Gemalt um 1335 .'. Die erst später hinzugesetzte Predella ist an-
scheinend von der Hand des Bicci di Lorenzo [geb. 1373,
gest. 1452 zu Florenz] .". Erworben 1906 als Gesdienk des Herrn
Hans Schwarz in Wien.
Tempera. Pappelholz [mit dem alten Rahmen], h. 1,14, br. 1,53,
Mittelbild [ohne Rahmen] h. 0,74, br. 0,46, Flügel je h. 0,67,
br. 0,37; Predella [ mit dem alten Rahmen ] h. 0,63 , br.1,51, Mittel-
bild [ohne Rahmen] h. 0,41, br. 0,40, Flügel je h.0,41, br. 0,32.
12
1040 Maria mit dem Kinde. Zarte, ins Graue spielende Töne: Bräunlichrosa [Ge-
wand der Madonna], Weiß [Hemdchen des Kindes] und Weißgrau im Fleisch werden
umgeben von dem [nachgedunkelten] Blau des Mantels und belebt durch Hellgelb
[Umhüllung des Kindes] und wenig Zinnoberot [Umschlag des Mantels und der Um-
hüllung]. Goldgrund.
Früher Agnolo Gaddi zugeschrieben .". Sammlung Solly, 1821 .". Tempera. Pappelholz, h. 0,80, br. 0,49.
GaClcli Art des Aanolo Gaddi.
1113 Geburt Christi. Weißgraue Felsenlandschaft mit rosabrauner Architektur und
hellgelbem Strohdach. Die Schatten der Felsen links sind bräunlich, rechts schwärzlich.
Der hellblaue Mantel Marias läßt das bräunlich rote Untergewand sehen. Das Gelb-
grün des Mantelumschlags kehrt im Gewände Josephs wieder, das ein rosafarbener
Mantel deckt. Goldgrund. Sammlung Solly, 1821 .-. Tempera. Pappelholz, h. 0,25, br. 0,60.
G •_-.„_,„■ Giovanni da Milano [urkundlich: Johannes Jacobi Guidonis de Mediolano], Lebensdaten
luv dl II 11 unbekannt. Tätig seit etwa 1350 in Florenz, wo er 1366 das Bürgerrecht erhält, und Rom [1369].
1059 Beweinung Christi. Dem zinnoberroten Gewände Magdalenas zu Füßen des
Kreuzes entspricht der gelbgrüne Mantel der vorn sitzenden Frau. Zu den Seiten
Magdalenas rotbraune Gewänder. Das Ultramarinblau der Kleidung der äußersten
Figur rechts kehrt wieder
im Untergewande d. Jo-
hannes [links], dort von
Ockergelb in den Män-
teln und Zinnoberrot im
Gewände Petri begleitet.
OckergelbesHaar. Weiß-
grauer Felsengrund und
Goldgrund an Stelle des
Himmels.
Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 0,19,
br. 0,37.
Florentini-
sche Schule
des XIV.
Jahrhun-
derts
1113
1059
13
Florenüni-
sche Sdiule
des XIV.
Jahr-
hunderts
1039
1112
Florentinische
Schule um 1375
1039 Dreiteiliger Altar. Die
Gesamtwirkung ist bunt in
vorwiegend kühlen hellen
Farben mit überall verstreu-
tem Rot und Gelbrot [Tep-
pich]. M i 1 1 e 1 b i 1 d : Maria mit
dem Kind und Engeln. Maria
wird hervorgehoben durch
[nachgedunkeltes] Blau des
Mantels.das gegen Zinnober-
rot im Kleidchen des Kindes
und den Engelsflügeln, Gelb,
Grün und Rosa in den Ge-
wändern der Engel steht. —
Linker Flügel: Johannes
d. Ev. und Johannes d. T.
Neben graublauem, im Umschlag zinnoberrotem Mantel des Evangelisten, der über
gelbgrünem Gewand liegt, der rosafarbene, innen tiefblaue Mantel des Täufers. —
Rechter Flügel: Jacobus d. A. und Bartholomäus. Der erstere trägt ultramarinblauen
Mantel über gelbem Untergewand, der andere weißrosafarbenen, innen ultramarin-
blauen Mantel über Zinnober. — Über dem Mittelbild auf dem Originalrahmen zwei
schwebende Engel in blauen und hellgelben Gewändern und die Taube des heiligen
Geistes; über den Seitenbildern je ein schreibender Kirchenvater. — Goldgrund.
Sammlung SoUy, 1821.
Tempera. Pappelholz, Mittelbild h. 1,1 /, br.0,69; Flügel je h. 1,18, br. 0,69; die beiden Vierpässe Durchmesser je 0,27.
Niccolö di Pietro Gerini. 1380 und 1414 urkundlich in Florenz erwähnt. 1392 — 95 in Pisa
lerini
und Prato tätig.
1112 Anbetung der Könige. Vor dunklem, braungrauem Felsgrund stehen hell die
Figuren in grellen Farben, unter denen Gelbgrün, Zitronengelb und heller Zinnober
gegen dunkles Kobaltblau vorwiegen. An Stelle des Himmels Goldgrund.
Sammlung SoUy, 1821 .-. Tempera. Pappelholz, h. 0,21, br. 0,70.
14
UMBRISCHE SCHULE
ÄlpTrrP'ffr» Alegretto Nuzi.
/-ViegrCLLU Geboren zu Fabriano,
urkundlich zuerst erwähnt 1346 als
Mitglied der Florentiner Malerg-ilde,
gestorben zu Fabriano, angeblich
1385 im Alter von 79 Jahren. Tätig
zu Fabriano, kurze Zeit zu Florenz
und Venedig [vermutlich 1348].
1076 Maria mit dem Kind
und die hll. Bartholo-
maeus und Katharina.
Blau hält die in Gelb, Blau
und Zinnober schillernde Far-
beng-ebung zusammen. Ein
dunkelblauer Mantel um-
schließt das karminrote Un-
tergewand Marias, vor dem
weißliches Blau im Kleidchen
des Kindes steht. Nach Blau
changiert das rosafarbesie
Untergewand und der gelbe Mantel des Heiligen, ebenso das gelbe Gewand Katha-
rinas, deren gelber Mantel wiederum nach Zinnober changiert. Auch im Thronsockel
kehrt das helle Blau wieder. Im Vordergrunde stärkster Kontrast der grünen Thron-
stufen und des karminroten Bodens. Grauweißes Fleisch. Goldgrund; der Mittelteil
braun lasiert.
Umbrische
Schule des
XIV. Jahr-
hunderts
1076
1078
Bez. auf der untersten Thronstufe: ALEGRICTVS
Tempera. Pappelholz, h. 0,49, br. 0,26.
DE ■ FABRIANO ME PIMXIT .-. Sammlung Solly, 1821.
15
Umbrisdie
Schule des
XIV. Jahr-
hunderts
III 43
Sdiule von
Siena im
XIV. Jahr-
hundert
1078 Christus am Kreuz. Die vollsten
Farben sind nach links verleg-t: [nachge-
dunkeltes] Blau im Mantel, Karminrot im
Gewände Marias und kräftiges Zinnober-
rot im Kleide der vor bräunlichgrauem Bo-
den knieenden Magdalena. Die Gewandung
des Johannes zeigt lichtere Farben: Ultra-
marinblau im Gewand und Rosa im Mantel.
Goldgrund.
Wohl ursprünglich mit Nr. 1076 zu einem Diptychon ver-
einigt .". Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 0,49, br. 0,26.
SCHULE VON SIENA
r^ iir>r>ir» Duccio di Buoninsegna. Geboren ver-
Ly liLyCHJ jjiutlich ru Siena um 1260, zuerst nachweis-
bar 1278, gestorben im Juli 1319. Tätig zu Siena.
1062a Gemälde in drei Abteilungen. Mittelbild: Geburt Christi. Aus dem bräun-
lichen Gesamtton mit kühlen silbrigen Farben [hellem Blau, Grün, Rosa, Violett] wird
Maria durch den Gegensatz des dunkelblauen Mantels und des roten Lagers hervor-
gehoben. Das Rot kehrt wieder im Hüttendach; Joseph in rosarotem Mantel. Das
Graubraun der Felsen geht in den Schatten in Dunkelbraun über. — Linker Flügel:
Der Prophet Jesaias, in violettem Mantel über hellrotem Untergewand. — Rechter
Flügel: Der Prophet Hesekiel, in dunkelblauem Mantel über hellrotem Untergewand. —
Die Fleischfarbe ist bräunlich mit grünen Schatten. Goldgrund.
Teil der Predella des großen Altarwerkes, das Duccio 1308 bis 1310 für den Hauptaltar des Domes zu Siena malte
und dessen Hauptteile jetzt in der Opera des Domes aufgestellt sind .'.
Erworben 1884 in Florenz als Geschenk.
Tempera. Pappelholz, mit der ursprünglichen Rahmenleiste h. 0,87,
br. 0,47, Mittelbild [ohne Rahmen] h. 0,43, br. 0,44, Flügel je
h. 0,43, br. 0,16.
L'UCCIO Schule des Duccio di Buoninsegna.
111 43 Ein Engel. Mattes Ziegelrot des Gewandes und
Gelbgrün des Mantels sind auf das stumpfe Rotbraun
der Haare, des Gewandeinsatzes und der Flügel, deren
Federn mit Gold eingezeichnet sind, gestimmt. Den
bräunlichen Fleischton unterbricht in den Schatten
die grüne Untermalung. Goldgrund.
Erworben 1829 durch Rumohr.
Tempera. Pappelholz, h.0,18, br. 0,17.
^imonP Simone Martini. Nach Vasari geboren 1284,
gestorben 1344. Tätig in Siena und Umgebung
[1321-33], Pisa, Florenz, Orvieto und Avignon [von 1339 ab].
1070a Grablegung Christi. Bunte Farben von
emailartiger Leuchtkraft werden zusammengehalten
16
durch Rot und
Goldgelb, zwi-
schen denenUl-
tramarinblau u.
Gelbgrün ver-
streut sind, vor
warmem, dunk-
lem Grund mit
rötlich. Abend-
himmel. In den
sitzenden Figu-
ren des Vorder-
grundes sind
die vier Haupt-
farben aufge-
lichtet zu Hell-
blau, Hellrot,
Zitronengelb,
Ockergelb.
Bildete ursprünglich den rechten Flügel eines Klappaltärchens, dessen übrige Stücke sich im Museum zu Antwerpen und
im Louvre erhalten haben .'.Wahrscheinlich ist der Altar in Avignon, in Simones letzter Zeit, entstanden .■. Erworben 1901
von Emile PacuUy in Paris .". Eigentum des Kaiser -Friedrich -Museums -Vereins.
Tempera. Pappelholz, h. 0,22, br. 0,15.
Ugol
mo
Ugolino di Neri [oder di Pietro?] da Siena. Geboren zu Siena, gest. angeblich 1339
in Siena. Tätig zu Siena, wo er 1317 urkundlich erwähnt wird, und zu Florenz.
1635 Der hl. Paulus. Über dem dunkelblauen Gewand liegt ein violettbrauner Mantel.
Dunkelroter Bucheinband. Kastanienbraunes Haar. — Der hl. Petrus. Unter dem
leuchtend grünen Mantel ist am Hals ein Stück des Untergewandes in kräftigem Karmin-
rot sichtbar, das sich in der Schlüsselschnur wiederholt. — Johannes d.T. Der zinnober-
rote Mantel deckt zum Teil das rotbraune härene Gewand, mit dem das kastanienbraune
Haupt- und Barthaar zusammengestimmt ist. — Rotbräunliches Fleisch mit grünen
Schule iion
Siena im
XIV. Jahr-
hundert
}f > l %l':!' .IWf V
1635 A
1635 B
17
Schule von
Siena im
XIV. Jahr-
hundert
1081 A
Schatten. Goldgfrund. — Die Gewänder der Engel in den
Zwickeln zeigen bunte leuchtende Farben [helles Karmin,
Blau, Zinnober, Violett, Grün].
Gemalt um 1320 — 1330. Die drei Tafeln gehören zu dem vielteiligen Altarwerk,
das Ugolino für den Hochaltar in S. Croce zu Florenz malte, und das die Be-
zeichnung: ,,Ugolino de Senis me pinxit" trug. Vom Hochaltar entfernt, blieb
das Altarwerk lange Zeit im Dormitorium des Konvents, wo es Della Valle ent-
deckte. Es kam nach England in die Sammlung W. Y. Ottley ; seit ihrem Verkauf
im Jahre 1847 datiert die Zersplitterung der einzelnen Teile. Bis 1885 waren jedoch
13 Tafeln im Besitz des Rev.J. Füller Russell bei Enfield vereinigt. Bei der Auflösung
dieser Sammlung kamen zwei Teile der Predella in die National Gallery, London;
die übrigen Stücke befinden sich in englischem Privatbesitz .■. Erworben 1904 aus
dem englischen Kunsthandel .". Eigentum des Kaiser - Friedrich - Museums-Vereins.
Tempera. Pappelholz, jeder Flügel ii. 1,37, br. 0,57 [mit dem Originalrahmen
aus einem Stück ].
1635 A Geißelung Christi. Bräunlicher Fleischton, stumpfes
Hellrot und Grauviolett in der Kleidung der Knechte vor
graublauem Architekturgrund erzeugen eine lichte tonige
Gesamtwirkung. Goldgrund.
Teil der Predella vom Altarwerk Ugolinos in S. Croce zu Florenz .'. Siehe die
Bemerkung zu Nr. 1635 .*. Sammlung Rev. John Füller Russell, Enfield .-. Erworben
1906 aus dem englisdien Kunsthandel.
Tempera. Pappelhoiz, h. 0,405, br. 0,58 [mit der Rahmenleiste aus einem Stück].
1635b Grablegung Christi. Vorockergelb getöntem Felsen-
grund mit bräunlichen Schatten und gegen den weißen
Sarkophag heben sich in klaren roten, violetten, hellblauen,
hellgrünen und goldgelben Farben die Gewänder der
Figuren ab. Bräunlicher Fleischton mit grünen
Schatten. Goldene Gloriolen mit eingeprägten
Ornamenten und Goldgrund.
Teil der Predella vom Altarwerk Ugolinos in S. Croce zu Florenz .*.
Siehe die Bemerkung zu Nr.l635 .-. Sammlung Rev. John Füller Russell,
Enfield .*. Erworben 1906 aus dem englischen Kunsthandel.
Tempera. Pappelholz, h. 0,41, br. 0,58 [mit der Rahmenleiste aus
einem Stück].
T |T-jT-jo L'PP° Memmi. Geboren zu Siena, gestorben da-
LiljjpU ggH,st 1357. Als Gehilfe seines Schwagers Simone
Martini wesentlich unter dessen Einfluß gebildet. Tätig vor-
nehmlich in Siena, einige Zeit in S. Gimignano [1317].
1081a Maria mit dem Kinde. Neben dem Ultra-
marinblau des Mantels ist das Rot in der Umhüllung
des Kindes und im Gewände Marias nach Braun
abgestumpft. Das Fleisch zeigt einen zarten grauen
Ton mit rosigen Lichtern. Die Gewänder sind mit
Goldborten geziert. Reich gemusterter Goldgrund.
Im Medaillon des Giebelfeldes der Engel der
Verkündigung.
18
Bez. am unteren Rande : - LIPPVS - MEMMl DE ■
SENIS — .'. Auf der Rückseite ein Siegel mit den Worten :
Inslgne Campo Santo di Pisa .'. Erworben 1863 aus
Hofrat Fr. Försters Besitz in Berlin.
Tempera. Pappelholz [mit dem Oriainalrahmen aus
einem Stück], h. 0,665; die eigentliche Bildftäche
h. 0,46, br. 0,25.
1511 Maria mit dem Kinde. Der blaue
Mantel der Madonna ist stark, nachge-
dunkelt. Davor steht leuchtendes Kar-
minrot [Umhüllung- des Kindes], das als
Lasur auch im Inkarnat und im gold-
verzierten Gewände Marias wiederkehrt.
Das Fleisch mit grünen Schatten. Gold-
grund mit eingeprägten Mustern.
Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 0,275, br. 0,19.
1067 Maria mit dem Kinde. Gegen
das [nachgedunkelte] Ultramarinblau des
Mantels der Madonna steht im Kleidchen
des Kindes kräftiges Karminrot, das
schwärzlicher im Untergewande der
Mutter wiederkehrt. Das Kind trägt
ein weißes Hemdchen. Rosabräunliches
Fleisch mit graugrünen Schatten. Gold-
grund.
Erworben 1843.
Tempera. Pappelhotz, oben ursprünglich spitzbogig abgeschlossen,
h. 0,77, br. 0,55.
1072 Maria mit dem Kinde. Vor ultramarinblauem
Mantel mit weißem Umschlag die rosafarbene, in den
Schatten karminrote Umhüllung des Kindes. Dasselbe
Rosa findet sich heller im Inkarnat wieder. Das dunkel-
rote Untergewand ist mit goldenen Ornamenten ver-
ziert. Den Boden deckt ein bunter, rot, blau und
gelblich ornamentierter Teppich, auf dem das gold-
gemusterte Sitzpolster liegt. Goldgrund mit einge-
prägten Mustern.
Das Bildchen wird neuerdings dem Bartolo di Maestro Fredi [geboren um 1 330,
gestorben imjanuar 1410 zu Siena] zugeschrieben .*. Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 0,28, br. 0,19.
Schule von
Siena im
XIV. Jahr-
hundert
1067
1072
19
Schule von
Siena im
XIV. Jahr-
hundert
1054
Schule von Siena um 1350
1071 A Maria mit dem Kind und die hl 1. Franziskus,
Jakobus d. A., Bruno und Laurentius. Zwischen
Graubraun und Weiß der Gewänder des Franzis-
kus und Bruno steht der dunkelblaue Mantel Marias
gegen zinnoberroten, goldgemusterten Teppich. Grau-
brauner Thronsockel. Auch im Inkarnat dringt das vor-
herrschende Graubraun durch. Der Boden ist blau, rot
und braun marmoriert. — Oben in drei Runden:
Christus, Maria und Johannes in leuchtendem Ultra-
marinblau, Zinnoberrot und Goldgelb [Haare]. —
Goldgrund.
Erworben 1863 [?].
Tempera. Pappelholz, in der ursprünglichen Einrahmung mit dem Giebel-
feld h.0,56; das Hauptbild h. 0,36, br. 0,25.
Yonr-ii AndreaVanni. Geboren 1332 zu Siena, gestorben 1414 [?].
dlHll Xätia zu Siena.
1054 Maria mit dem Kinde. Der [stark nachgedun-
kelte] blaue Mantel Marias hebt die Figur mit dem
rosa-graugrünlichen Fleischtone kräftig vom Goldgrund
ab. Das mit Goldmustern durchsetzte Gelbrot im Kleid-
chen des Kindes kommt als Zinnober im Gewände der
Madonna wieder.
Erworben 1907 als Geschenk.
Tempera. Pappelholz [mit dem ursprünglichen Rahmen aus einem Stück],
h. 0,60; die eigentliche Bildfläche h. 0,50, br. 0,243.
Lorenzetti £'^,:,h7
)renzetti [in Urkunden: Petrucciodi Lorenz oj.
[?] Bruder Ambruogio Lorenzettis. Urkundlich zu-
erst 1305 als Meister nachgewiesen. Tätig zumeist in Siena bis 1348, zeit-
weilig in Florenz, Pisa und Arezzo.
1077 Die hl. Humilitas heilt eine kranke Nonne. Weiß
und Grau der Architektur, Schwarz und Graubraun der Non-
nentracht und Olivgrün der Bettdecke bestimmen den hellen
kalten Ton des Bildes, der durch helles Ziegelrot der Dächer
und des Fußbodens, durch Hellocker der Bettstatt und das
hellkarminrote Gewand des Arztes nur wenig erwärmt wird.
Goldgrund.
Dieses und das folgende Bild gehören zu einem ntehrteiligen Altare, der jetzt — bis
auf die beiden in Berlin befindlichen Stücke — in der Akademie zu Florenz aufbe-
wahrt wird. Dieser Altar, in seinem Mittelstück die heilige Humilitas in ganzer Figur
und ringsum in elf Abteilungen Vorgänge aus ihrem Leben darstellend, muß zu den
Werken Pietro Lorenzettis gerechnet werden. Unter dem Mittelbilde findet sich die
[jedenfalls erneute] Inschrift: A. MCCCXLI. hec sunt miracula beate Humilitatis prime
abbatisse et fundatricis hujus venerabilis monasterii et in isto altari est corpus ejus.
Der Altar, urspninglich gemalt für das Nonnenkloster Vallombrosa [unweit Florenz],
20
Schale von
Siena im
XIV. Jahr-
hundert
1077
1077 A
dessen Gründerin und erste Äbtissin die heilige Humilitas war [d. i. Rosana,
die Gemahlin des Ugolotto de' Caccianemici von Faenza, als Heilige S. Umiltä ge-
nannt, geb. 1226], kam aus dem Kloster S. Servi bei Florenz in die Akademie.
Über seine Entstehung berichtet eine Biographie der Heiligen vom Jahre 1632.
Von den dort erwähnten 14 quadretti finden sich jetzt nur 13 einschließlich der
Berliner Bilder .". Sammlung SoUy, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 0,46, br. 0,56.
1077a Der Tod der hl. Humilitas. Die farbig-e Wir-
kung ist ähnlich wie in Nr. 1077. Lichtgrüne Töne in
Brunnen und Bettdecke sprechen hier neben dem hellen
Ziegelrot der Dächer und des Fußbodens am stärksten.
Goldgrund.
Gehört zu einer Folge mit Nr. 1077 [siehe die Bemerkung daselbst] .". Erworben
1888 in Berlin.
Tempera. Pappelholz, b. 0,42, br. 0,31.
LI I • Schule des Ambruogio Lorenzetti [1323 als
Ol dlZcLLl Maler genannt und nach 1345 nicht mehr erwähnt].
1094a Geburt Christi [Teil eines Altars]. Die Landschaft
in schmutzig gelbgrauem Ton mit weißgrauen Lichtern.
Die Tracht der Hirten ist rotbraun und blaugrau. Zur
Belebung der schweren Gesamtfärbung dienen Karminrot
und Blau in der Gewandung Josephs, tiefes Blau in den
Gewändern Marias und der Engel. Die Engel der Ver-
kündigung an die Hirten [oben] sind in hellem Rosa auf
den Goldgrund lasiert. Im Dreipaß des Giebelfeldes die
Verkündigung Maria.
Erworben 1896 aus italienisdiem Kunsthandcl als Geschenk.
Tempera. Pappelbolz [ mit dem ursprünglichen Rahmen aus einem Stück ],
h. 0,855; die Hauptdarstellung h. 0,49, br. 0,255.
— 1094 A
21
Schule von
Siena im
XIV. Jahr-
hundert
1094
1097
.^PljMjft J* ■* fe-^ LorenZetti Schule des Ambruogio Lorenzetti.
1094 Der hl. Dominicus [das ihm an der Zellen-
wand erscheinende Kreuz verehrend]. Vor weißer
Architektur stehen lichte kühle Töne: Rosa in
den Gewändern der Engel, gelblicher im Fußboden,
und Ultramarinblau im Gewände der zuschauen-
den Frau. Schwarz in der Tracht des Heiligen,
der Decke des Gemachs und den Offnungen der
oberen Galerie.
Neuerdings Andrea Orcagna zugeschrieben .■• Erworben 1829 durch
Rumohr.
Tempera. Pappelholz, h. 0,37, br. 0,30.
LiOrGnZGttl Kopie nach Ambruogio Lorenzetti.
1097 Aus der Legende einer Heiligen
[Helena?]. Unter bunten Lokalfarben, na-
mentlich Karmin, Zinnoberrot und Gelb, wird
die Heilige hervorgehoben durch das starke
Ultramarinblau ihres Mantels. Hellrote Archi-
tektur, ockergelber Strand und weißblaues
Meer.
Freie Kopie nach einem Bild Ambruogio Lorenzettis, einen
Vorgang aus der Legende des hl. Nikolaus von Bari dar-
stellend, in der Akademie zu Florenz, wahrscheinlich von
der Hand eines Sieneser Meisters um 1420, der Verwandt-
schaft mit Giovanni di Paolo zeigt .". Erworben 1823.
Tempera. Pappelholz, h. 0,25, br. 0,32.
Schule von Siena um 1350 — 1380
1069 Darstellung aus der Legende der hl. Margaretha. Vor dunkelgrauem
1069 vi^^s^^B^i^^^s^^^^" B- ^m^t^ i^^ j^- ifci.- •• _ Felsengrund mit dunkel-
grünen Bäumen ist Zin-
noberrot [Heilige, Feld-
herr, Gefährtin rechts],
Goldgelb und Rotbraun
verstreut. Goldgrund an
Stelle des Himmels.
Die Heilige,die in Pisidien die Herden
ihres Vaters Theodosius, eines heid-
nisdien Priesters in Antiochien, hütet,
wird auf Befeh! des Olybrius [ Feld-
herrn des römischen Kaisers Aure-
lian], der sie zum Weibe begehrt, hin-
weggefuhrt .'.Sammlung SoUy,1821.
Tempera. Pappelholz, h. 0,22,
br. 0.40.
22
Bi 1 Bartolo di Maestro Fredi [dei Bat-
ariOlO tilori?]. Geb. um 1330, gest. im Januar
1410 zu Siena. Tätig in Siena und Umgebung.
1142 In zwei Abteilungen. Oben: Ver-
kündigung-. Dunkelblau und Karminrot
der Kleidung Marias stehen im harten
Gegensatze zu den zarten, mit eingepräg-
ten Goldmustern durchsetzten graublauen
und rötlichen Tönen in der Gewandung
des Engels und dem von Cherubim ge-
tragenen Christkind. — Unten: Sechs
Heilige: Hieronymus, Franziskus, Au-
gustinus, Agnes, Klara, Katharina. Rot-
gelbe, von eingeprägten Goldmustern
durchsetzte Töne in der Mitte klingen
nach den Seiten über kräftiges Ultrama-
rinblau in Rot aus. — Goldgrund.
Erworben 1828 29 durch Rumohr.
Tempera. Pappelholz, h. 0,525, br. 0,385 [mit der
Rahmenleiste aus einem Stück].
Schule von
Siena im
XIV. Jahr-
hundert
Tadd
Art des Ta
eo bis
iddeo di Bartolo [1363
1422].
1095 Kleine Altartafel. Mittel-
bild: Maria mit dem Kind und die
hll. Katharina und Johannes d.T. Der
Kontrast, den der ultramarinblaue
Mantel Marias und der zinnoberrote
Behang des Thrones bilden, be-
herrscht die Altartafel und kehrt auch
im mittleren Giebelfeld und im linken
Flügel wieder. Das Kind in rot-
gelbem Kleidchen und grauer Um-
hüllung vor rosarotem Kleide Marias.
Die Gewänder der Heiligen und]
Engel zeigen lichte, ins Graue spie-
lende Töne, besonders Rosa und
Graublau. Im Giebelfelde erscheint
Zinnoberrot im Kleide Magdalenas
zwischen Blau und Rosa. — Linker
Flügel: Die hll.Stephanus und Lau-
rentius, der erstere in zinnoberrotem,
der andere in ultramarinblauem Or-
nat mit eingeprägtem Goldbesatz;
im Giebelfelde der Engel der Ver-
1095
23
Schule X'on
Siena im
XIV. Jahr-
hundert
1062 B
1171
Schule von
\fodena im
XIV. Jahr-
hundert
kündigungf in hellkarminrotem Mantel, der über blauem
Gewände liegt. — Rechter Flügel: Der hl. Franziskus
und ein Heiliger mit Schwert in gelbgrünem Gewand
und rosafarbenem Mantel; im Giebelfelde Maria,
die Verkündigung empfangend, in denselben Farben
gekleidet wie der Engel der linken Seite. — Rosiger
Fleischton mit hellgrünen Schatten. — Goldgrund.
Erworben 1829 durch Rumohr.
Tempera. Pappelholz [mit dem ursprünglichen Rahmen aus einem Stück],
Mittelbild h. 0,40. br.0,17; Flügel je h. 0,38, br. 0,07.
_^*_ Francesco [Francio] di Vannuccio. Geb.
IlllUL^ClU 2u Siena, tätijf daselbst, und in der Sieneser Maler-
iste als Francio di Vannuccio verzeichnet; zuerst 1361, zuletzt
1388 urkundlich erwähnt.
1062b Christus am Kreuz. Die Farbenwirkung ist
trocken und erinnert an Guaschemalerei. Dunkelblau
im Mantel Marias und Hellblau mit hellem Karminrot
in der Gewandung des Johannes dominieren gegen
das Grau der Landschaft und Schwarz in den Trachten
der beiden knienden Figuren. Zinnober-
roter Mantel des Bischofs. Goldgrund.
Von dem Stifter [Franziskaner] gehen die
Worte aus: Pate • drie • speravi nö cöfun-
dar in aeternum, von dem hl. Bischof:
vulnerasti dne carnem. caritate tua . —
Rückseite [Unterglasmalerei in Gold,
Weißblau und Gelbrot]: Maria mit dem
Kinde, auf einem Throne sitzend, zwischen
einem männlichen und einer weiblichen
Heiligen und dem Donator [Franziskaner],
von dem die Worte ausgehen: Misere mei
et audi orationes meas.
Bez. auf der Leiste des Rahmens : FRANCISCHVS DEV AN-
NUCIO DESENIS PINSIT HOC HOPVS MCCCLXX ......
Das kleine Altärchen [ mit seinem gotischen Rahmen aus
einem Stücke] diente wohl als Abzeichen einer religiösen
Körpersdiaft bei Umzügen und dgi. .*. Erworben 1885 in
Florenz als Geschenk des Herrn James Simon.
Tempera. Pappelholz, h. [die eigentliche Biidfläche
bis zur Spitze des Mittelgiebels] 0,24, br. 0,18.
SCHULE VON MODENA
D V Barnaba daModena.Geb.zuModena,
Darnaua tätig in Modena [1364— ISSOJ, Genua
[daselbst urkundlich 1364, 1370, 1380 u. 1383 nach-
gewiesen], Pisa [1380] und Piemont [um 1377].
1171 Maria mit dem Kinde. Das gelb-
rote Gewand des Kindes hebt sich grell
24
vom dunkelblauen Mantel ab, in den die Falten mit Gold einge-
zeichnet sind. Das schwärzlich karminrote Kleid ist am Hals, am
Ärmel und unten sichtbar. Das Fleisch zeig-t schwere dunkel-
braune Schatten. Goldgrund.
Bez. unten in goldener Schrift auf rotem Grunde : - Barnabas • deniutiiia pinxit MCCCLXVIIIl
.-. Erworben 1845.
Tempera. Leinwand auf Pappeiholz, h. 1,06, br. 0,66.
SCHULE DER ROMAGNA
Um 1330—1350
1110 Fünf Darstellungen aus dem Leben Christi. Die
Färbung aller Darstellungen ist durch den Kontrast von Blau-
grün und Rosa bestimmt, belebt durch wenig Zinnoberrot. Die
dunkelblaugrünen Gewänder Christi und Marias sind mit Gold-
zeichnung geziert. An Stelle des Himmels Goldgrund mit ein-
geprägten Ornamenten.
a] Christus vor Pilatus. Rosa in der Gewandung der Gruppe
links und im Untergewande Christi hält dem Blaugrün der
rechten Seite die Wage, das wieder von Rot und Hellgelb
[Schild] durchbrochen wird. Graue Architektur.
b] Der auferstandene Christus. Rosa im Mantel der Ma-
donna links und im Sarkophag steht vor grünlichem Grau
der Felsenlandschaft. Der Engel in hellblaugrünem Gewand,
mit dunkelblaugrünen Flügeln. Im Vordergrunde Blaugrün,
Zinnober [Schilde] und Hellgelb in der Bewaffnung der
Wächter. Zinnoberrot kehrt wieder in der Kreuzesfahne.
c] Christus in der Vorhölle. Kaltes Karminrot und Dunkel-
grün in den Gestalten Christi und des Königs links heben
sich gegen hellblaugrünen Felsen ab. Die Gruppe rechts ist
gleichfalls in kühlen graublauen und grünlichen Tönen ge-
halten.
d] Christi Himmelfahrt. Zinnober, Hellkarminrot und Blau-
grün auf der linken Seite stehen auf der andern gelbbraune
und graublaue Töne gegenüber. Graublau wiederholt sich
im felsigen Boden. Die Engel in Blaugrün und Rosa.
e] Ausgießung des hl. Geistes. Blaugrün und Grau [z.B.
in den Treppenstufen] werden durchbrochen von Zinnober-
rot [Untergewänder, Flammen], Hellkarminrot und Gelb-
braun.
Sammlung SoUy, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. je 0,16, br. je 0,15.
Schule von
Modena im
XIV. Jahr-
hundert
.,^'^..
Schule der
Romagna
im XIV.
Jahrhundert
1110
25
Venetiani-
che Schule
des XIV.
Jahrhun-
derts
VENETIANISCHE SCHULE
LiOrCnZO Lorenzo Veneziano. Tätig in Venedig, nach urkundlichen Nachrichten von 1357 — 1379.
1650 Zwei Teile von einem Altar. Der hl. Marcus. Der dunkelblaue, im Um-
schlag gelbgrüne Mantel ist mit goldgelben Borten besetzt. Darunter ist das rosa-
farbene Gewand mit grünem Besatz sichtbar. Zinnoberroter Bucheinband. — Johannes
der Täufer. Über dem härenen Gewand von gelbbrauner Farbe liegt ein gelbgrüner
Mantel. — Dunkelrotbraunes Fleisch mit dunkelbraunen Haaren. Goldgrund.
Erworben 1906 aus dem englischen Kunsthandel.
Pappelholz, jede Tafel h. 0,74, hr. 0,27.
1650
26
ITALIENISCHE SCHULEN DES
XV. JAHRHUNDERTS
Florentini-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
1123A
FLORENTINISCHE SCHULE
orPTlVO '-'°" Lorenzo gen. il Monaco [Kamaldulensermönch im
UlCIlZU Kloster degli Angeli zu Florenz]. Geburts- und Todesdatum
unbekannt. Tätig um 1390 — 1425, vornehmlich zu Florenz. Nach Vasari
55jährig gestorben.
1119 Maria mit dem Kind, Johannes d. T. und der
hl. Nikolaus. Kühle auf Graublau gestimmte Töne: in
der Gewandung Marias [hellblaugraues Unterkleid, blau-
schwarzer, im Umschlag hellgrüner Mantel, hellgraublaues
Kopftuch] und der Engel [hellblau und grauviolett] über-
wiegen. Bräunliches Zinnoberrot [Teppich], Hellrosa im
Gewände des Kindes, noch matter im Mantel des Johannes
und Hellzinnoberrot [über Graublau] im Mantel des hl.
Nikolaus. Grünlicher Boden. Goldgrund.
Datiert auf der Thronstufe; Anno domini MCCC [unvollständig] .-. Aus der früheren
Zeit des Meisters .". Sammlung SoUy, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 0,90, br. 0,49.
1123a Maria mit dem Kinde. Der dunkelblaue, im Um-
schlag goldgelbe Mantel Marias läßt vorn das mit goldenen
Sternen besetzte graublaue Untergewand sehen. Karminrot
im Gewände des Kindes kehrt als Rosa im Erdboden wieder.
Lichte Fleischfarbe mit durchscheinendem Grün. Gold-
grund.— Unten in drei Medaillons auf Goldgrund: Christus
im Grabe, Maria, Johannes d. Ev.
Erworben 1903 aus dem florentiner Kimsthandel als Geschenk.
Tempera. Pappelholz, mit dem Tabernakelrahmen aus einem Stück, h. 1,48,
br. 0,76.
A_, 1* Fra Giovanni da Fiesole gen. Ano^elico oder
Ilg^eilCO Beato Angelico, auch Fiesole. Geboren 1387
in der florentinischen Provinz Mugello, trat 1407 zu Fiesole in
den Dominikaner- Orden, gestorben zu Rom am 18. März 1455.
Tätig vornehmlich in Fiesole [1418 — 1436] und Florenz [1436
bis 1446], zeitweilig in Cortona [zv^ischen 1409 und 1418], Or-
vieto [1447] und Rom [zwischen 1446 und 1455].
60 Maria mit dem Kinde und die hll. Domini-
kus und Petrus Martyr. Von dem goldgemusterten
Teppich mit rotem Grund heben sich kräftige bunte
Lokalfarben ab: Ultramarinblau, das sich nach vorn
zu auflichtet, im Mantel, Gelb im Mantelumschlag,
tiefes Karminrot im Untergewande Marias. Das Kind
in rosafarbenem Kleid mit Goldbortenbesatz. Zarter
rosiger Fleischton.
Aus der früheren Zeit des Mei.sters -■. Sammlung SoUy, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 0,70, br. 0,51.
28
60a Flügelaltar. Das jüng-ste Gericht. Mittel-
bild: Die obere Hälfte zeigt vorwiegend hell-
blaue und rote Töne in allen Abstufungen gegen
den Goldgrund. Christus in hellgraublauer Ge-
wandung auf gleichfarbigen Wolken ist umgeben
von zinnoberroten Seraphim mit goldenen Flügeln,
die wiederum nach einer saftgrünen von einer
hellblauen Sphäre umgeben werden. Die Apostel,
Evangelisten, Propheten, Heiligen und Engel zu
den Seiten in lichten blauen, roten, violetten und
olivgrünen Gewändern, die reich mit Gold geziert
sind. Die untere Hälfte des Bildes ist in kräftigeren
Lokalfarben [vor allem Blau und Rot] gehalten
vor schmutzigbraunem und dunkelgrünem Hinter-
grund: links lichtes Gelbbraun der Ordenstrachten
zwischen Hellblau und Hellrot; rechts Schwarz und
Braun [Teufel] zwischen Ultramarin, Dunkelrot
und Goldgelb. — Linker Flügel: Vor dunklem
Grün stehen lichte, zarte Farben [Violettblau, Hell-
braun, Karminrot, Zinnoberrot], unter denen das lichte Braun der Mönchstrachten über-
wiegt. Alle Gewänder und die Flügel der Engel sind reichlich mit Gold verziert. —
Rechter Flügel: Im oberen Teil die gleichen lichten Farben wie im Mittelbild. Unten
vor dem schwarzbraunen Grund der Hölle das gelbbraune Fleisch der Verdammten, das
Rot des Feuers, Rotbraun, Grauschwarz und Gelbgrün der Teufelsgestalten.
Florentini-
sche Schule
desXV.
Jahrhun-
derts
hO
Aus der Zeit des römischen Aufent-
haltes, mithin wahrscheinlich 1446'47
oder bald nach 1450 gemalt .'. Im
Jahre 1811 befand sich das Bild im
Besitz eines Bäckers zu Rom, von dem
es bald nach 1816 Kardinal Fesch er-
warb -■. Bei demVerkaufe der Samm-
lung Fesch im Jahre 1845 zog es einer
der Erben, Fürst Musignano, Sohn
des Lucien Bonaparte, zurück, um es
später an Lord Ward, den nachmali-
gen Earl of Dudley, zu verkaufen .-.
Erworben 1884 aus der Sammlung
des Earl of Dudley zu London.
Tempera. Pappelholz, Mittel-
bild, h. 1,01, br. 0,63; Flügel je
h. 1,01, br.0,27.
61 Die hll. Dominikus u.
Franziskus. Das Gelb-
braun der Franziskaner-
tracht, das mit dem gleich-
farbigen Erdboden zu-
sammengeht, und Schwarz
60 A
29
Florentini-
sdie Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
mit gelbbräunlichem Weiß
der Dominikanertracht ste-
hen vor hellrosa und gelb-
brauner Architektur, deren
hellrote Dächer sich gegen
den tiefblauen Himmel ab-
heben. Der gelbbraune Bo-
den des Vordergrundes geht
nach rückwärts in Graublau
über. Oben von Gold-
strahlen umgeben Christus in karminrotem Gewand und hellultramarinblauem Mantel,
Maria in weißlichblauem, mit goldenen Sternen besetztem Mantel.
Gegenstück zu Nr. 62 .*. Erworben 1823.
Tempera. Pappelholz, h. 0,26, br. 0,31.
62 Verklärung des hl. Franziskus. Das Gelbbraun der Franziskanertracht kehrt wieder
in der Holzdecke und in einer wärmeren, gelblicheren Abstufung in den Wänden. Gegen
diese Töne stehen bräunliches Hellrot des Fußbodens und etwas Grün im Türausschnitt.
Gegenstück von Nr. 61 .•. Erworben 1823.
Tempera. Pappelholz, h. 0,26, br. 0,31
ICO Schule des Fra Giovanni Angelico da Fiesole.
Angel
57 Das jüngste Gericht. Christus in rosafarbenem Gewand und stumpfblauem, im
Umschlag grünem Mantel ist umgeben von zinnoberroten, blauen, dunkelgrünen, gelben
und violetten Tönen in den Gewändern und Flügeln der Engel. Reiche Goldverzierung.
Die Heiligen, Apo-
stel undKirchenväter
rechts und links in
blauen, violetten,
zinnoberroten, hell-
karmin, gelben und
grünen Gewändern
mit Goldbesatz und
goldenen Gloriolen,
auf grauvioletten
Wolken vor dunkel-
blauer Luft, die sich
nach unten auflichtet.
Unten vor grauem
Steinboden in der
Mitte kräftiges Blau
und Zinnoberrot in
der Kleidung des
30
auferstehenden Jünglings links, dem ein hellkarminrot
gekleideter Engel aufhilft. Rechts ein Mann, dessen
hellrotes Gewand nach Blau changiert, mit dunkel-
grünem Mantel, von ockergelb gekleidetem Engel mit
zinnoberroten Flügeln aufgerichtet. Ganz links vor
dunkelgrünem Grund kühle lichte Farben; rechts vor-
wiegend Grau, weißliches Blau und Schwarz, mit Zin-
noberrot untermischt. In den Zwickeln: Daniel, Jere-
mias, Jesaias, Elias.
Bez. auf dem Sockel des Rahmens: HOC OPVS FEC. FIERl JACOBVS LODO-
VICI S JACOBlTjivil LEI DE VILLANIS PRO REMEDIO "AIE SVE ET DN. MAG-
DALENE VXORIS EIVS ET .SVORVM. ANNO DOMINI MILESIMO CCCCL VI .'.
Das Bild ist also ein Jahr nach dem Tode des Fra Angelico gemalt .'- Die Aus-
führung ist von verschiedenen Händen .'. Einige Teile erinnern an die Kunst-
weise Cosimo Rossellis .". Sammlung Solly. 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 1,81, br. 2,84.
B
enozzo
Florentini-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
Benozzo Gozzoli, eigentlich Benozzo di Lese
di Sandro. Geb. 1420 zu Florenz, gest. 1498 zu Pisa.
Zuerst als Goldschmied und Erzbildner Gehilfe des Lorenzo Ghiberti
[1444]; als Maler Schüler des Fra Giovanni da Fiesole und dessen
Gehilfe; 1446 in Rom, 1447 in Orvieto. Tätig zu Montefalco [1449 bis um 1455], kurze Zeit in Perugia
[1456] und Rom [1458], zu Florenz [1459—1462], in S. Gimignano [1463 bis um 1468] und vor-
nehmlich in Pisa [1469 — 1485 oder noch länger].
60b Maria mit dem Kind und die hll. Magdalena und
Martha. Die Gesamtfärbung ist sehr licht und spielt ins
Graue. Helles Blau im Mantel Marias vor goldenem ge-
mustertem Vorhang kehrt wieder im Untergewande Mag-
dalenas, das dumpfe Karminrot des Gewandes der Maria im
Mantel Magdalenas und dem unter gelbgrünem Mantel sicht-
baren Gewände Marthas. Ockergelbes Kissen auf schmutzig
grauem Boden. Die Engel in rosafarbenen Gewändern
und rosa -gelbgrünen Flügeln vor dunkelblauer Luft.
Verwandt der 1450 datierten Altartafel des Meisters, die Gürtelspende darstellend
[ in der Sammlung des Laterans zu Rom ] .'. Stammt aus der Nähe von Perugia .•.
Erworben 1883 von A. Castellani in Rom.
Tempera. Pappelholz, ohne den alten Originalrahmen h. 0,59, br. 0,36.
ManViia\/^lli Zanobi [Cenobius] Machiave
aCniaVeill gestorben den 7. M
Geboren 1418,
arz 1479.
94 A Der hl. Jakobus. Über dem gelblichgrauen härenen
Gewand, aus dem die roten Ärmel des Untergewandes
hervorkommen, liegt der karminrote Mantel mit dunkel-
grünem Umschlag. Das Karminrot des Mantels kehrt
im Bucheinband wieder. Rotbraunes Fleisch und gelb-
braunes Haar. Bräunlichgrauer Erdboden. Goldgrund.
Bez. am unteren Rande mit der modern übermalten Inschrift: M. CCCCLXIII.
PINSIT. CENOBIVS. DE MACHIAVELLIS .'. Erworben 1888 als Geschenk des
Herrn Geheimrats R. v. Kaufmann.
Tempera. Pappelholz, h. 1,235, br. 0,49 [ohne den aufgesetzten alten Rah-
mengiebel].
94 A
31
Florentini-
sdie Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
58 C
58 B
5SA
QCQr*r'ir~» Tommaso di Ser Giovanni
dödCCIU jjj Simone Guidi, gen. Ma-
saccio. Geboren in Castello S. Giovann
im Arnotal den 21. Dezember 1401, jest
zu Rom 1428 [wahrscheinlich gegen Ende
des Jahres]. Angeblich Schüler Masolinos
Tätig vornehmlich zu Florenz [1421, 1422
1424 und 1427 urkundlich erwähnt], einige
Zeit in Pisa [1426] und Rom.
58c Die Wochenstube einer vor-
nehmen Florentinerin. Weiße
Architektur mit schwarzen Bändern,
graublauen Säulen und dunkelultra-
marinblauen Gewölben. Die Rück-
wände sind schmutziggraubraun.
In den Figuren kräftigt sich die Fär-
bung von gedämpften, meist rot-
bräunlichenTönen links und Schwarz
im Hintergrunde nach vorn u. rechts,
wobei Ultramarinblau [Frau in der
Mitte, Magd ganz rechts] und Zin-
noberrot [Wappenlilien, Frau hinter dem rechten Pfeiler, Magd rechts hinten] den Haupt-
kontrast bilden, der in der Mitte von Rotbraun [nach links blickende Frau, Boden], rechts
von Ockergelb [Frau mit Kind, Bettstatt] und Rotbraun [Bettdecke] begleitet wird.
Das Bild ist ein ,,Desco da parto", deren mehrere im Inventare der mediceischen Kunstschätze — darunter auch einer von
Masaccio — erwähnt werden, bemalte runde Platten, auf denen den Wöchnerinnen Geschenke überbracht und Speisen dar-
gereicht wurden -■- Unsere Darstellung zeigt den innigsten Bezug zum Zwecke der Tafel .*. Ein Jüngling auf unserem Bilde
trägt einen desco da parto .'. Erworben 1S83 in Florenz.
Pappelholz, Durchmesser [ mit dem zugehörigen Rahmen ] 0,56.
58b Tafel mit zwei Darstellungen neben einander. Links: Martyrium des hl. Petrus.
Vor hellgrauem Archi-
tekturgrund gebrochene
lichte Töne: Rosa u. Blau-
violett in der Kleidung
der nagelnden Henkers-
knechte, Ockergelb und
Graublau in den Soldaten
links, mit Silber verziertes
Graublau der Rüstungen.
Aus der kühlen Gesamt-
färbung hebt sich warm
der rotbraune Fleisch-
ton heraus. Das Ganze
wird übertönt von leuch-
tendem Zinnoberrot in
den Schilden, das in der
32
gleichen Stärke als füh-
rende Farbe in allen
Teilen der Predella
wiederkehrt und diese
koloristisch zusammen-
hält. — Rechts: Mar-
tyrium Johannis d. T.
Die Färbung entspricht
der vorhergehenden
Darstellung. Zwischen
Graublau, Hellkarmin,
Ockergelb bricht das
Zinnoberrot der Schil-
de hervor.
Gehört mit dem folgenden Bild
und Nr. 58 E zu der Predella eines
von Vasari erwähnten Altarwer-
kes, das Masaccio 1426 im Auftrage des Giuliano di Colino degli Scarsi. Notaro di S. Giusto, für die Kirche del Carmine zu
Pisa malte .'. S. auch Nr. 58 D .-. Das Hauptbild stellte Maria mit dem Kinde zwischen den hll. Petrus, Johannes d. T., Julianiis
und Nikolaus dar .'. Sein Mittelstück glaubt man neuerdings in der Madonna mit Kind und musizierenden Engeln in der Samm-
lung A. F. Sutton-Brant Broughton wiedererkannt zu haben .*. Die Bekrönung der Mitte bildete die Darstellung des Gekreuzig-
ten mit Maria, Johannes und Magdalena [ Neapel, Museum ], die der Seiten Paulus [ Pisa, Museum ] und Andreas [ Graf Lancko-
ronski, Wien] .'. Die Predella enthielt nach Vasari fünf Darstellungen in drei Tafeln, in der Mitte die Anbetung der Könige,
einerseits die Martyrien des Petrus und des Johannes, anderseits Darstellungen aus den Legenden des Julianus und Nikolaus .-.
Die Pilaster des Rahmenwerkes schmückten Einzelfiguren von Heiligen [vgl. Nr. 58 D] .-. Das ganze Altarwerk war schon um
1750 aus der Kirche verschwunden .*. Erworben 1880 aus der Sammlung des Marchese Gino Capponi zu Florenz.
Tempera. Pappelholz, h. 0,21, br. 0,61.
58a Anbetung der Könige. Vor braungrauer Landschaft mit rotbräunlichen Tiefen und
hellblauen Bergzügen am Horizont sind die leuchtendsten Farben in der Mitte angeordnet:
Ultramarinblau im Mantel Marias, im Gewände Josephs und des jüngsten Königs, Zin-
noberrot in der Umhüllung des Kindes, den Beinkleidern des jüngsten Königs, den Röcken
seiner beiden Diener und den Beinkleidern des vorderen Stifters. Joseph in ockergelbem
Mantel, die beiden knieenden Könige in dunkelolivgrünen und in lichtkarminroten Ge-
wändern. Die Stifter sind schwarz und grau gekleidet. Nach den Seiten zu sind die
Farben in Übereinstimmung mit dem Hintergrund zu Grau und Rotbraun gedämpft.
S. die Bemerkung zu Nr. 58B .•- Erworben 1880 aus der Sammlung des Marchese Gino Capponi zu Florenz.
Tempera. Pappelholz, h. 0,21, br. 0,61.
58 D Vier Heilige. Auf allen vier Tafeln kehrt in der Gewandung das schmutzig gelb-
bräunliche Weiß wieder, abwechselnd mit Dunkelgraubraun und Zinnoberrot [Bücher,
Obergewand des dritten
Heiligen, vielleicht Hie- i ^^h^h '^'' U M
ronymusj. Der gelbliche ^^P^^H ^ Ivp:
Mantel desBischofszeigt
hellweißrote Schatten.
Braunrotes Fleisch.
Goldgrund mit einge-
prägten Gloriolen.
Florentini-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
58 D
33
Florentini-
sdie Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
Die vier Tafeln gehören wie Nr. 58 A, 58 B und 58 E zu dem von Ma-
saccio für die Kirche del Carmine in Pisa 1426 gemalten Altarwerk
und schmückten wahrscheinlich die Pilaster des Rahmenwerkes .'.
Charles Butler, London .-. Erworben 1905 aus dem englischen
Kunsthandel .*. Eigentum des Kaiser- Friedrich -Museums -Vereins.
Pappelholz, jede Tafel h. 0,38, br. 0,125.
Mcico/->/^i/-v Werkstatt des Masa
abaCClU Andrea di Giusto
saccio. Wahrscheinlich
[Manzini] aus Florenz
[gest. den 2. Sept. 1450], der laut Urkunde vom 24. Dez.
1426 den Meister bei der Arbeit am Pisaner Altarwerk
unterstützt hat.
58e Tafel mit zwei Darstellungen neben-
einander. Links: Der Elternmord des hl.
Julian. Am kräftigsten wirkt wieder Zinnober-
rot in der Kleidung des mit dem Schwert aus-
holenden Heiligen u. dem auf rotbraunem Boden
liegenden Mantel gegen Blau, das sich nach
Dunkelblaugrün verändert hat, in der Bettdecke.
Vor dunkelgrauer Wand ockergelbe Bettstelle.
Ganz rechts der Heilige nochmals in zinnober-
rotem Kleid, im Gespräch mit seiner Frau, die
ein gelbgrünes Gewand trägt. — Rechts: Der
hl. Nikolaus beschenkt drei mitgiftlose Mädchen
mit goldenen Kugeln. Die Färbung entspricht
der linken Seite. Der Heilige in zinnoberrotem
Obergewand mit blaugrünen Ärmeln u. Bein-
kleidern. Die schlafenden Mädchen in zinnober-
roten, blaugrünen und violettbraunen Kleidern.
Teil der Predella von Masaccios Altarwerk in Pisa .'. S. die Bemer-
kung zu Nr. 58 B .-. Erworben 1908 als Geschenk.
Tempera. Pappelholz, h. 0,21, br. 0,61.
Florentinische Schule um 1450
1141 Der hl. Antonius von Padua. In grauschwarzem
Ordenskleid, von dem sich der rote Bucheinband ab-
hebt; mit lichtem rotbraunem Fleischton. Vor dem
goldenen Grund Christus und Maria in hellen kühlen
Tönen. Grauviolette Balustrade mit dunkelbraunen
und schwarzen Füllungen. Rot, gelb und schwarz mar-
morierter Boden.
Der Meister dieses Bildes wird nach einem seiner Werke im Bargello zu Florenz
Meister des Carrandschen Triptychons genannt .■- Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 0,99, br. 0,49.
Pesell
Francesco di Stefano, gen. Pesellino, geb.
iriO 1422 zu Florenz, gest. 1457 daselbst. Tätig nament-
lich zu Florenz.
1651 Christus am Kreuz. Leuchtendes Zinnoberrot
im Gewände der Magdalena und dasselbe Rot mit
34
D
Karminlasuren im Mantel des Johannes
entsprechen sich auf beiden Seiten gegen
lichtes Ultramarinblau [Mantel Marias und
Untergewand des Johannes]. Der Körper
Christi ist ockergelblichweiß mit bräun-
lichen Schatten. Oben auf hellblauen Wol-
ken Gott-Vater in hellblauer nach Rot-
violett changierender Gewandung; davor
die zinnoberrote Inschrifttafel. Goldgrund.
Aus der früheren Zeit des Meisters .". Erworben 1907 aus
englischem Kunsthandel .■. Eigentum des Kaiser -Friedrich-
Museums -Vereins.
Pappelholz, h. 0,185, br. 0,15.
_^^_^!„_ Domenico Veneziano, eigentlich
UIIlClllCU Domenico di Bartolommeo da
Venezia. Geb. zwischen 1400 und 1410, vermutlich
zu Venedig-, urkundlich zuerst 1439 erwähnt, begraben zu
[1438] und zumeist in Florenz.
Florentini-
sche Scliule
des XV.
Jahrhun-
derts
64
Florenz am 15. Mai 1461. Tätig in Perugia
64 Martyrium der hl. Lucia. Das Bildchen ist ganz in lichten Farben gehalten. In
der Architektur steht Hellrot gegen Weiß und Grau. In den Figuren Hellkarmin
[Mantel der Heiligen, Gewand des Henkers] und Hellblau [Ärmel der Heiligen, Bein-
kleider des Henkers, matter im Gewände des Pascasius, Statthalters von Sizilien, der
vom Balkon aus die Hinrichtung befiehlt].
Das schmutzige Grün der Zypressen kehrt
gelblicher im Umhange des Henkers wieder.
Blaßblauer Himmel.
Gehört als Teil der Predella zu dem Hauptwerke des Meisters,
das sich in den Uffizien zu Florenz befindet -•- Dasselbe ,,OPUS
DOMINICI DE VENETIIS" bezeichnet, stammt aus der Kirche
S. Lucia de' Bardi in Florenz und stellt die thronende Jungfrau
mit dem Kinde zwischen den hll. Johannes d.T-, Franziskus, Niko-
laus und Lucia dar .■. Erworben 1841 42 in Italien.
Tempera. Pappelholz, h. 0,25, br. 0,285.
1614 Bildnis einer jungen Frau. Der Kopf
ist einheitlich in lichtbräunlichem Ton gehalten
vor ultramarinblauem Himmel mit weißen
Wölkchen. Das weiße Atlaskleid ist mit
grüiien und karminroten Mustern bestickt;
Kragen und Ärmel sind aus karminrotem
Brokat mit goldgelben Palmetten. Weiße
Marmorbalustrade mit braunen Füllungen.
Ehemals Piero della Francesca zugeschrieben, doch wie das Bild-
nis in der Sammlung Poldi zu Mailand vielmehr von der Hand
Domenico Venezianos .'. 1815 in der Galerie Massias, Paris, als
„Cimabue" beschrieben und abgebildet .*. Erworben 1897 aus
der Sammlung des Earl of Ashburnham, London.
Tempera. Pappelholz, h. 0,51, br. 0,35.
1614
35
Florentini-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
69
58
T Jv-ji-vi Fra Filippo Lippi. Geboren zuFlorenz
'-'^FF^ um 1406, gestorben zuSpoleto den 9. Ok-
tober 1469. Tätig vornehmlich zu Florenz,
einige Zeit in Padua [um 1434], Prato [zwischen
1452 und 1465] und Spoleto [1467—1469].
69 Maria, das Kind verehrend, mit
dem kleinenjohannes und dem hl.
Bernhard. Lichtes Ultramarinblau im
Mantel Marias, aus dem vorn zwischen
olivgrünen Falten der Innenseite das hell-
rote Untergewand hervorsieht, löst die
Gestalt kräftig von dem gedämpften
Grün des Waldgrundes ab, in das sich
das Graubraun der Felsen und Stämme
mischt. Gelbbrauner Fleischton. Der
kleine Johannes in hellkarminrotem, im
Umschlag ockergelbem Mantel über
grauem Pelz, der hl. Bernhard in weiß-
grauer Kutte. Gott -Vater in zinnober-
rotem Gewand und grauviolettem Man-
tel auf graublauen Wolken, vor dunkelblauer, mit goldenen
Sternen besetzter Glorie. Von der Taube gehen goldene
Strahlen aus. Ebenso sind die Gloriolen vergoldet und
die Gewandung Marias mit Gold verziert.
Bez. auf dem Stiele der vorn links in einen Baumstumpf eingehauenen Axt:
FRATER • PHILIPPVS ■ P ■ .-. Aus der früheren Zeit des Meisters unter dem
Einflüsse Fra Angelicos .". Zur Erklärung der Darstellung vgl. Brockhaus, For-
schungen über Florentiner Kunstwerke, S. 53ff. .'. Das Bild stimmt überein mit
der im mediceischen Kunstinventar aufgeführten Altartafel in der Kapelle des
Palazzo Medici-Riccardi .*. Zwei ähnliche, aber schwächere Darstellungen in der
Akademie zu Florenz, eine gute Schulkopie mit gemalter Laubbordüre im Vorrat
der Uffizien [unter dem Namen Alesso Baidovinetti ].'. Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 1,27, br. 1,16.
58 Maria mit dem Kinde. Am stärksten spricht leuch-
tendes Ultramarinblau im Mantel und Hellkarminrot im
Gewand. Goldgelb im Umschlag des Mantels auf den
Schultern und Ärmeln tritt dazwischen. Die lichte Gesichts-
farbe mit durchscheinendem Grün und bräunlichen Schatten
geht in dem Körper des Kindes und den Händen
der Madonna in Rotbraun über. Hellblonde
Haare. Der Architekturhintergrund ist in ge-
dämpften Tönen gehalten: graue Umrahmung
mit gelbgrünen Profilen, gelbroten Füllungen
und violetter Muschel. Das Ganze ist allent-
halben mit Gold verziert.
SaiuMilung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 0,76, br. 0,48.
36
952 Darstellung aus der Kindheit eines Heiligen. Gedämpfte Töne [Hellrot,
Blauviolett, Gelbgrün, Graublau, Weiß] überwiegen in den Gewändern der Frauen-
gruppe links vor braungrauer und hellgrauer Architektur und gelbgrünlichem Boden.
Dazwischen treten Goldgelb, Zinnoberrot, Gelb und Blau.
Wahrscheinlich als linkes Seitenstück der Predella zur „Krönung Mariae'* aus S- Ambrogio in der Akademie zu Florenz ge-
hörig, stellt das Bild vielleicht das Bienenwunder des hl. Ambrosius dar .•- Eine Zeichnung zu der rechts knienden Figur
im Kupferstichkabinett zu Berlin .*. Sammlung Viscount Powerscourt .•- Erworben 1905 aus dem englischen Kunsthandel .*.
Eigentum des Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins.
Tempera. Pappelholz, h. 0,28, br. 0,51.
95 Maria als Mutter des Erbarmens. In karminrotem Kleid und graublauem, gold-
verziertem Mantel, den links ein Engel in hellblau -braunrot changierendem Gewand
und mit dunkelgrünen Flügeln, rechts ein Engel in hellkarminrotem Gewand empor-
halten. Goldgrund. An Stelle des lichten bräunlichen Tons der Köpfe und weißen
Tücher rechts wiegt links ein rotbräunlicher Ton vor. Beide Seiten werden durch
grelles Orangerot [Gewänder des knienden Alten links und des jungen Mannes neben
der Madonna rechts] belebt, dem Hellblau und Gelbgrün [die beiden äußersten Figuren]
entgegenstehen. Die ungleichwertige Ausführung läßt auf Mitwirkung von Schüler-
händen schließen .'. Sammlung Solly, 1821.
» • • _ Tempera. Pappelholz, h. 1,00, br. 2,28.
Lippi Nachfolger des Fra Filippo Lippi.
94 Christus und der kleine Johannes.
Durch den schwärzlich grünen Wald
blicken blaugrüne Bergzüge unter lich-
tem Horizont und grünblauem Himmel.
Zwischen den dunklen Stämmen sind
Gelbbraun im Fleische der Gestalten,
den Rehen, dem Mantel Josephs, Blau-
grau im Gewände des Christusknaben
und den Felsen verteilt.
1842 von König Friedrich Wilhelm IV. der Galerie
überwi -sen .'. Tempera. Pappelholz, h. 0,30, hr. 0,48.
Florentini-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
95
94
37
Florentini-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
0_.^_q||J Cosimo Rosselli. Geboren zu Florenz 1439, gestorben
XUaaClll daselbst den 7. Januar 1507. Tätig zu Florenz, einige
Zeit in Rom [zwischen 1480 und 1484] und Pisa [1466].
71 Grablegung- Christi. Blaugrün und Zinnoberrot ent-
sprechen sich wechselseitig in den Gewändern Marias
und Nikodemus, Magdalenas und Josephs von Arima-
thia. Der gelblichgraue Leichnam, den ein hellviolettes
Lendentuch umhüllt, in weißem Laken, wird von dem
karminrot gekleideten Johannes gehalten. Die Säume
der Gewänder sind mit Gold verziert. Warm bräun-
liches Fleisch, gelbblonde Haare. Das tabernakelartige
Grab aus weißem Marmor mit grauen und schwarz-
grünen Füllungen steht vor hellblauem Abendhimmel
mit violetten Wolken und gelbem Horizont.
Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 0,51, br. 0,34.
59a Die hl. Anna Selbdritt, der Erzengel Michael und die hll. Katharina,
Franziskus und Magdalena. Die Gewänder der Figuren sind in bunten Lokalfarben
gehalten zwischen grauweißer Säulenarchitektur mit goldgelben Kapitalen, violettgrauen
Wänden und goldgelb-blau kassettierter Decke. Maria in hellkarminrotem Gewand, über
dem der dunkelblaue, innen saftgrüne Mantel liegt. Ihr graublaues Kopftuch steht gegen
das zinnoberrote Gewand der hl. Anna, das ein moosgrüner Mantel deckt. Ultramarin-
blaue Luft. In der Gruppe der Heiligen links sind die Farben tiefer und weniger
leuchtend: Der hl. Michael in bräunlich-
S9A t&^ix:-- - . • -' ^ai^MBB^^^S'~Til^^^^^^i^^^B grauer Rüstung, purpurfarbenem Man-
tel und zinnoberroten Schuhen. Das
zinnoberrot - goldene Brokatgewand
der hl. Katharina, die ein blaues Buch
hält, ist nur auf der Brust unter dem
dunkelgrünen Mantel sichtbar. In der
Gruppe rechts ist die Farbenwirkung
am stärksten. Das leuchtende Zin-
noberrot im Mantel der Magdalena über
hellblauem Gewand wird noch ge-
steigert durch das nebenstehende Grau
der Kutte des hl. Franziskus. Es kehrt
wieder im Kreuz, das der Heilige hält.
Warm rotbraunes Fleisch.
Bez. unten in der Mitte: ÄNÖ . XFi . M . CCCCLXXl .
I.D. .". Das Bild ist die früheste unter den da-
tierbaren Arbeiten des Meisters .'. Sammlung Solly,
1821.
Tempera. Pappelholz, h. 1,63, br. 1,63.
38
59 Maria in der Herrlich-
keit mit Heiligen. Helles,
etwas stumpfes Zinnoberrot
in den Gewändern und Flü-
geln der Engel, kräftiger im
Gewände Marias und den Flü-
geln derSeraphim, u. schwärz-
liches Blau im Mantel Marias,
den Gewändern und Flügeln
der Engel sind die Haupt-
farben gegen das Gold des
Grundes. Das Kind wird durch
seine gelbe Umhüllung her-
vorgehoben. Im unteren Teil
überwiegt Grau und Schwarz,
belebt durch Zinnoberrot [be-
sonders derManteldesKaisers
rechts]. Graubrauner Fleisch-
ton. Grauer Boden.
Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 1 ,89, br. 1 ,77.
Florentini-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
59
Rossell
1 Art des Cosimo Rosselli
47a Maria Himmelfahrt. Verschiedenartiges leuchtendes Rot [dunkles Karmin in Ober-
gewand und Beinkleidern des Heiligen links. Zinnoberrot in Gewand und Beinkleidern
des Heiligen rechts, des Engels links unten, in der Glorie und den Gloriolen, Hellkarmin
im Gewände Marias und des En-
gels Loben] erzeugt mit dem Golde
des Hintergrundes die feurig
warme Farbenwirkung, die durch
Gegenstellung von Dunkelblau im
Mantel Marias und Grün in dem
des Heiligen rechts noch gestei-
gert wird. Die Hauptfarben Rot,
Blau und Gelb kehren wieder in
den Flügeln der Engel, Rot und
Grünblau changierend im Gewän-
de des Engels rechts oben. Dun-
kelbrauner Boden. Weißer rot-
geaderter Sarkophag.
Das schwer zu bestimmende Bild, das früher
cier Schule von Murano zugeteilt wurde, steht
der Art des Cosimo Rosselli nahe
scheinlich Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 1,50, br. 1,58.
Wahr-
39
Florentini-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
Florentinische Schule um 1460
71a Maria mit dem Kinde. Lichter, in den Schatten
violettbräunhcher Fleischton. Maria in dunkelblauem,
innen dunkelgrünem Mantel über hellkarminrotem
Gewand. Das blondhaarige Kind steht auf grau-
violettem Sockel. Gegen die hellblaue Luft hebt sich
schwarzgrünes Gezweig mit dunkelroten, hellroten
und [oben] weißen Rosen ab. Goldene Gloriolen und
Mantelbordüre.
Der Meister, der mehrfach dieselbe Komposition ausgeführt hat, läßt sich
auch sonst nachweisen [ Pierfranccsco Fiorentino?] .". Genaue Wiederholung
u. a. in der Sammlung Widener, New York .*. Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 0,68, br. 0,45.
P/-vlloiii/"»l<^ Antonio del Pollaiuolo. Älterer Bruder Piero
UlldlUUlO Pollaiuolos. Geboren zu Florenz 1429 [nach
Vasari 1426], gestorben zu Rom den 4. Februar 1498. Tätig
in Florenz und Rom [seit 1484].
73a David als Sieger. Vor dunkelgrauem Architekturgrund mit schwarzen Tiefen, in
rostbraunem, innen mit weißem Pelz gefüttertem Obergewand, unter dem vorn und an
den Ärmeln das hellblaue, mit gelber Goldstickerei gezierte Untergewand sichtbar ist.
Die Strümpfe sind hellgelb mit violettbraunen Schatten. Rotbraun findet sich in ver-
schiedenen Nuancen von Lichtbraun bis Schwarzbraun im Fleisch, den Haaren und
dem Haupte des Goliath. Der Farbenauftrag ist, namentlich in der Gewandung, dick
und zäh. Grauer Fußboden.
Erworben 1890 aus florentiner Privatbesitz.
Pappelholz, h. 0,46, br. 0,34.
73 A
P]l • 1 Piero del Pollaiuolo. Geboren zu Florenz
OliaiUOlO 1443, gestorben vermutlich zu Rom; 1496 als
verstorben angeführt [nach Vasari im Alter von 65 Jahren].
Schüler Andreas del Castagno, unter dem Einflüsse seines
Bruders Antonio weiter ausgebildet. Tätig vornehmlich in
Florenz, einige Zeit in San Gimignano und vielleicht auch
in Rom.
73 Verkündigung Mariae. In der Architektur über-
wiegen neben Weiß und Ockergelb vor allem rot-
braune und olivgrüne Mischtöne in dickem harzigem
Auftrag. Auch in den Figuren kehren diese unbe-
stimmten, wenig ausgesprochenen Töne wieder [Oliv-
braun im Gewände Marias, Graublau in dem mit Gold,
rotem und blauem Gestein reich verzierten Unter-
gewande, Dunkelrotbraun in den Flügeln des Engels],
werden aber übertönt von dem hellen Ultramarin-
blau des im Umschlag braunroten Mantels der Maria
und Karminrot im Mantel des Engels. Hellbraunes
40
Fleisch und dunkel-
rotbraunesHaar.AUe
Flächen sind durch
ein mit spitzem Pin-
sel eingezeichnetes
Detail reich belebt.
Der Entwurf wird zumeist
Antonio zugeschrieben, die
Ausführung ist dagegen von
Piere.-. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h.l,50,br.l, 74.
Verrocchio deVvVrt
rocchio [nach seinem
ersten Lehrer dem Gold-
schmiede GiulianoVerroc-
chio]. Nach dem Vater
Andrea di Michele di Fran-
cesco Cioni. Goldschmied,
Bildhauer und Maler, geh.
zu Florenz 1436, g-estor-
ben zu Venedig- zwischen
dem 27. August und
dem Oktober 1488. Tätig
zu Florenz und Venedig^
[zwischen 1480 und 1488].
104a Maria mit dem Kinde. Die Malerei scheint zum Teil unfertig. In den Fleisch-
partien steht die schwere gelbbraune Untermalung unvermittelt neben hellen Lichtern-
Maria mit weißem Kopfschleier, den eine braun-goldene Gloriole umgibt, in hellblauem
Mantel, der, auf der linken Schulter hochge-
schlagen, die smaragdgrüne Innenseite sehen
läßt, und bräunlichrotem Gewand. Ärmel und
Mieder sind reich mit ockergelber Stickerei
geziert. Das graublaue Hemdchen des Kindes
umschlingt ein zinnoberrotes, grüngestreiftes
Tuch. Das gelbbraune Haar umgibt eine
gleichfarbige Gloriole. Die bräunlichgrüne
Landschaft mit dunkelgrünen Bäumen geht
über Hellgrün in Hellblau über. Links violett-
grauer, hellgrün bewachsener Felsen. Hell-
blaue Luft.
Die Bestimmung des Bildes beruht hauptsächlich auf der Ver-
gleichung uiit den Skulpturen des Meisters, da das einzige
authentische Gemälde, das von ihm erhalten ist, die Taufe
Christi in der Akademie zu Florenz, für sich allein keine ge-
nügenden Anhaltspunkte bietet .-. Das Bild stimmt überein mit
einer Gruppe von Madonnenbildern, zu der eine Maria mit dem
Kind und Engeln in London [früher „Antonio PoUaiuolo" ge-
nannt], eine Madonna im Staedelschen Institute [Nr. 9] zu
Frankfurt a. M. und Maria mit dem Kind in unserer Galerie
[Nr. 108] gehören .". Erworben 1873 in Florenz aus der
Sammlung des Prinzen Napoleon.
Papp-Iholz, h. 0,72, br. 0,53.
Florentini-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
41
Florentini-
sdie Sdiule
."-^
des XV.
f ^
Jahrhun-
derts
1-
\-
108
-h-
d
108 Maria mit dem Kinde. Warme sonnige Wirkung.
Der Fleischton ist gelbbraun. Der helle Kopf der Ma-
donna, von dem bräunlichweißen Kopftuch umgeben,
steht vor weißblauem Himmel, auf den die Gloriole
gelb auflasiert ist. Das karminrote Gewand wird zu-
sammengehalten durch gelbbraunen Gürtel. Darüber
liegt der hellblaue, innen olivgrüne Mantel, der am Hals
mit gelbbraunem Schmuck, dessen Mitte ein Rubin
bildet, besetzt ist. Einen zinnoberroten, gelbgestickten
Schleier hält Maria in den Händen, ein blauviolettes
Tuch ist um den Leib des Kindes geschlungen, das
auf weißer Marmorbalustrade steht. Über die rotbraune
Mauer mit weißer Deckplatte im Hintergrund Ausblick
in dunkelbraungrüne Landschaft, die am Horizont in
Graublau übergeht.
Kann das Büd auch in der Ausführung dem Meister selbst nicht zugeschrieben
werden, so zeigt es doch in den Typen und der Komposition völlig Verrocchios
Charakter .'. S. die Bemerkung zu Nr. 104 A .'. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,74, br. 0,46.
VerrOCchio Schule des Andrea de
V
errocchio.
70a Christus am Kreuz, die hll. Antonius der Eremit und Laurentius, Petrus
Martyr und der Erzengel Raphael mit dem jungen Tobias. Schwere braune
Töne vor hellblauem Himmel. DerLeichnam, umhüllt von zinnoberrotem, grüngestreiftem
Lendentuch, an gelbbraunem Kreuz
mit zinnoberroter Inschrifttafel. Die
schwebenden Engel mit hellroten,
reich mit Gold verzierten Gewän-
dern und Flügeln. Neben dem hl.
Antonius in schwarzer und brauner
Tracht steht der hl. Laurentius im
Diakonenkleid mit Goldstickereien
auf zinnoberrotem und ultramarin-
blauem Grund. Am farbigsten wirkt
die rechte Gruppe, wo Hellkarmin
im Mantel des Erzengels [über blau-
goldenem Untergewand], Ultra-
marinblau in der Jacke und Zin-
noberrot im Mantel des jungen To-
bias ungebrochen nebeneinander-
stehen. Nur in der schwarz -weißen
Tracht des Petrus Martyr und
den braungoldenen Engelsflügeln
42
kommt derschwere Gesamt-
ton wieder. Schwarzgrüner
Boden. Das Gelbgrün der
Landschaft verläuft sich
nach der Ferne in Graublau.
Unten die Inschrift: QUESSTA TA-
VOLA SEFATTA FARE PER LO-
RENTIO DUGOLINO DE ROSSI.
LA QUÄLE A FATTCA FARE
BELTRAME DI STOLDO DE ROSSI
1475 .-. Die Inschrift besagt, daß
Beltrame di Stoldo de' Rossi das Bild
bestellt und zum Andenken an Lorenzo
d' Ugolino de' Rossi gestiftet habe .•-
Das Bild liefert einen wertvollen Bei-
trag zur Kenntnis der Malerschule
Verrocchios und läßt durch seine nahe
Verwandtschaft mit der „Vierge GIo-
rieuse" im Louvre und anderen Bildern
einen Meister dieser Schule erkennen .'.
Sammlung SoUy, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 1,77,
br. 1,94.
72 Krönung Maria. Als
Hauptfarben, vor hellblauer
Luft, die nach oben gegen die hellgelbe Glorie dunkler wird, mit schwärzlich blauen
Wolken, stehen Karminrot [Gewand Gott-Vaters, Marias und Johannes d. T., Ge-
wänder und Flügel der rosenbekränzten Engel] und lebhafteres, mehr nach Zinnober
neigendes Rot in den Flügeln der Seraphim und dem Gewände der Magdalena. Da-
zwischen sind graue und bläuliche Töne verstreut. Bräunliches Grau entspricht sich in
der Kleidung des hl. Franziskus [links] und der hl. Katharina [rechts]. Die Heilige
neben dieser in gelbgrüner Gewandung. Rot-
braune Fleischfarbe.
Von Rumohr als „Cosimo Rosselli" erworben .'. Das Biid läßt indes
in der knienden Maria und den musizierenden Engeln sowie in der
Färbung deutlich das Vorbild Verrocchios erkennen , wie auch im Auf-
bau und in der Anordnung die ebenfalls der Werkstatt Verrocchios
angehörige „Vierge Glorieuse" im Louvre bestimmend war .". Das
Bild rührt von demselben Meister her wie Nr. 70 A .*. Erworben 1829
durch Rumohr.
Tempera. Pappelholz, h. 1,81, br. 2,09.
Vei
ihi
rrOCCniO Werkstatt des Andrea del Verrocchio.
80 Bildnis eines jungen Mädchens. Der bräun-
lichweiße Ton des Fleisches, auf dem eine rote
Korallenkette liegt, kehrt etwas kühler im Ge-
wände wieder, durch dessen Schnürung das grüne
Untergewand sichtbar ist. Um das rotbraune, in
den Lichtern gelbliche Haar ist ein weißes Tuch
geschlungen. Blaß rosafarbene Ärmel. Die ganze
Gestalt hebt sich licht vom dunkelblauen Himmel,
Florentini-
sche Schute
des XV.
Jahrhun-
derts
.SO
43
Florentini-
sdie Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
geEjolten hat,
durch Runiohr
Pappelholz
1128
der dunkelgrauen Balustrade und der bräun-
lichgrünen Landschaft mit hellblauer Ferne
ab. Unten auf dunkelblauem Streifen stehen
in goldenen Buchstaben die Worte: NOLI ME
TANGERE.
Auf der Rückseite der Tafel in der Mitte ein aiisgrekratztes Wappen
in einem Lorbeerkranz und an den vier Seiten die Inschriften :
.FV CHE IDIO VOLLE. .-. .SARA CHE IDIO VORRA . .-.
. TIMORE DINFAMIA . . E . SOLO DISIO . DONORE . .-.
. PIANSI GIA QVELLO CHIO VOLLI . . POl CHIO LEBBI .-.
Die letzten Worte sind dem Sonett „Chi non puö quel vuo! . . ."
entlehnt, das früher irrtümlich als eine Dichtung Lionardos
ndessen von Matteo di Meglio, einem Herolde der Florentiner Signorie, herrührt [1452] .-. Erworben 1829
h. 0,45, br. 0,29.
93 Das Christkind und der kleine Johannes.
Die Gewandung der Figuren ist auf den grünbrau-
nen Ton der Landschaft, der links durch das Grau-
braun, rechts durch das Graublau der Felsen unter-
brochen wird und in der Ferne in Hellblau über-
geht, gestimmt: Christus in violettbräunlicher Ge-
wandung, Johannes in gelbbraunem Kleid und
bläulichkarminrotem Mantel, Maria und Joseph
in blauer und gelbbrauner Kleidung. Rotbraunes
Fleisch. Ultramarinblauer Himmel mit weißen
Wolken.
Das Bildchen, das ehemals Piero di Cosimo zugeteilt wurde, zeigt die
charakteristischen Merkmale von Verrocchios Kunstweise .'. Vielleicht ist
es, worauf auch der Charakter der Landsdiaft deutet, ein frühes, noch
unter Verrocchios Einfluß entstandenes Werk des Domenico Ghirlan-
daio .'. 1842 von König Friedrich Wilhelm IV. der Galerie überwiesen.
Pappelholz, h. 0,31, br. 0,48.
Bii* ll" Sandro di Mariano Filipepi, gen. Botti-
OLllCClll celli. Geb. zu Florenz zwischen dem I.März 1444
und dem 1. März 1445, gest. daselbst den 17. Mai 1510.
Zuerst Schüler des Goldschmieds Botticelli, dann des Fra
Filippo Lippi, ausgebildet unter dem Einfluß Antonio Pol-
laiuolos und Verrocchios. Tätig vornehmlich zu Florenz, 1482
und 1483 in Rom und Pisa [1474 5].
1128 Der hl. Sebastian. Ein heller gelblichbrauner
Gesamtton hält Figur und Hintergrund, der von
grünlichem Braun über Gelbbraun in Graublau
übergeht und durch rot gekleidete Staffage etwas
belebt wird, vor lichtblauem Himmel mit weißen
Wolken zusammen. Die Hüften des Heiligen, der
an dunkelbraunen Baumstamm gefesselt ist, um-
schlingt ein weißes Lendentuch. Das schwarz-
braune Haar umgibt eine goldene Gloriole.
44
Aus der früheren Zeit des Meisters, unter dem Einfluß Antonio Pollaiuolos und
Verrocchios -■. Vermutüch das Bild des hl. Sebastian, gemalt im Jahre 1473, das
sich lange in S. Maria Maggiore zu Florenz befand .'. Sammlung SoUy, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 1,95, br. 0,75.
106b Bildnis des Giuliano de' Medici. Gelbbraune
Gesichtsfarbe, von dem Schwarz der Haare umgeben.
Dunkelkarminrotes Gewand mit grauem Pelzbesatz und
gelbgrünem Unterkleid, das am Ärmel und Kragen zum
Vorschein kommt, steht gegen den dunkelultramarin-
blauen Grund.
Vermutlich kurz vor dem Tode des Giuliano, Bruders des Lorenzo Magnifico,
gemalt, der, fünfundzwanzigjährig, am 26. April 1478, bei der Verschwöruna
der Pazzi im Dome von Florenz ermordet wurde .'. Eine alte Kopie in der
Galerie zu Bergamo .'. Erworben 1878 aus dem Pal.o Strozzi zu Florenz.
Tempera. Pappeiholz, h. 0,54, br. 0,36.
1124 Venus. Kühle silbergraue Fleischfarbe mit ro-
sigen Tönen in den Händen, Füßen, Gesicht und
Brüsten. Die Lichter des gelbbraunen Haares sind
mit Gold aufgesetzt. Vor tiefschwarzem Grund auf
grauem Sockel.
Verwandt der Venus in dem Bilde „Geburt der Venus" in den Uffizien zu
Florenz, das Sandro für die Villa Cosimos de' Medici zu Castello malte
und vielleicht eine Vorarbeit für dieses Bild. Nur ist die Florentiner Ve-
nus Botticellis mehr nach rechts geneigt, schwebend, niclit stehend. Dem-
entsprechend ist auch die Haaranordnung eine andere .•- Sammlung SoUy,
1821.
Tempera. Leinwand, an den Seiten angestückt, h. 1 ,57, br. 0,68.
102 a Maria mit dem Kind und Engeln. Der Grund-
ton ist gelbbräunlich mit durchschimmerndem Grün
im Inkarnat und Braun von verschiedener Abtönung
in den Haaren, deren Lichter mit Gold einge-
zeichnet sind. Die mit Gold gezierten Gewänder,
allenthalben bedeckt von durchsichtig darüber la-
sierten Schleiern, sind auf denselben Ton gestimmt.
Dem blau- und weißgrauen Gewände des Engels
links 3ntspricht rechts blasses Rosaviolett. Am
stärksten wirkt das ungebrochene dunkle Ultramarin-
blau im Mantel Marias, während das goldgemusterte
Rot des Gewandes wieder auf den bräunlichen
Grundton gestimmt ist. Der Mantel Marias ist auf
dem Schöße umgeschlagen und zeigt dunkelgrüne,
goldgemusterte Innenseite. Goldgestickte graublaue
und weiße Kopfschleier der Madonna. Den Ober-
körper des Kindes bedeckt ein durchsichtig auf-
Florentini-
sche Sdiule
des XV.
Jahrhun-
derts
45
Florentini-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
102 A
102
lasiertes weißes Hemdchen. Die weißen
Lilien stehen gegen die hellblaue Luft, die
oben in eine braun -mattgelb -rote Glorie
mit zwei eine goldene Krone haltenden
Händen übergeht.
Aus der früheren Zeit des Meisters [um 1475] .'. Für die
Sammlung des Grafen Raczynski 1824 in Paris für 2500 fr.
erworben von Herrn Revil, der das Bild als Kriegskonimissar
aus Italien mitgebraclit hatte.'. Eigentum des Gräflich Raczyns-
kischen Familienfideikommisses [dauernde Leihgabe].
Tempera. Pappelholz, Durchmesser 1,35.
102 Maria mit dem Kind und Engeln.
Vor weißlichblauer Luft und gelblichgrauer
Architektur mit dunkelbraunen [Sockel]
und ultramarinblauen Füllungen und ver-
goldeter Muschel, die Engel links in weiß-
grauen, gelbgrünen und karminroten, rechts
in ockergelben, weißgrauen, grünen und karminroten Gewändern, mit Kränzen aus roten
Rosen im Haar und in den goldverzierten Vasen, aus denen die grauweißen Lichter
mit zinnoberroten Flammen hervorkommen. Alle Farben übertönt das Ultramarinblau
im [innen dunkelgrünen] Mantel Marias, der über hellkarminrotem Gewand liegt. Ge-
wänder und Vasen sind mit Gold verziert. Gelbbräunliches Fleisch mit grünlichem
Schimmer. Die Haarfarbe wechselt von Gelbbraun bis Dunkelbraun. Über dem Haupte
Marias halten zwei Marmorengel in der Farbe der Thronarchitektur eine goldene Krone.
Ein weißer durchsichtiger Schleier mit goldenen Fransen fällt über ihre Schultern herab.
Die halbkreisförmige Balustrade im
Hintergrund überragt schwärzlich-blau-
grünes Gebüsch mit hellroten Rosen.
\- Aufder rechten der zwei Thronwangen,
die, wie der Sockel, im Geschmack der
Frührenaissance mit Ornament und
Masken in Grisaille verziert sind, hebt
sich der zinnoberrote Bucheinband mit
gelbem Schnitt von graublauem Tuch
ab, dessen Farbe lichter in dem die
Hüften des Kindes umschlingenden
Tuche wiederkehrt.
Vielleicht das vonVasari angeführte, als „cosabellissima"
gerühmte „Tondo", weldies B. für die Kirche S. Fran-
cesco vor dem Tore nach S. Miiiiato malte .*. Um
1482 — 85 unter Mitwirkung von Gehilfen gemalt .".
Sammlung SoUy, 1821.
Tempera. Pappelholz, Durchmesser 1,92.
46
1 06 Thronende Maria mit dem Kind
und die beiden Johannes. Ultra-
marinblau und tiefes Karminrot bilden
den beherrschenden Kontrast vor
ockerg-elblicher Thronarchitektur mit
braunroten Füllung-en und mattem
Gelbgrün der Laubnischen, die von
roten Bändern mit Inschriften durch-
flochten sind. Maria in hellultramarin-
blauem Mantel, der, auf den Schultern
umg-eschlagen, die grüne Innenseite
zeigt, über karminrotem Gewand, unter
dem die zinnoberroten Schuhe sicht-
bar sind, sitzt auf bräunlich-grünem,
goldgesticktem Kissen. Das Kind um-
hülli '?in weißes Tuch. Lichte, grün-
liche Fleischfarbe Marias, rosiger im
Körper des Kindes. Karminrot kehrt
in dem über graubraunem Pelz liegen-
den Mantel des Täufers wieder, kälter im Mantel des Evangelisten über ultramarinblauem
Untergewand. Dunkelbraunes Haar, rotbrauner Fleischton. Goldene Borten zieren die
Gewänder Marias und Johannes des Ev. Vorn auf ockergelblicher Brüstung, hinter der
auf Stumpfgelbgrünem Rasen ein gelbgrünes Bronzebecken steht, eine goldgelbe Pax
mit dunkelblauem Grund. Vor den Laubnischen stehen in Schalen, von dunkelroten
und hellroten Rosen umgebene, von Spruchbändern umwundene rotviolette goldgezierte
Vasen, aus denen weiße Lilien hervorkommen. Die glitzernden Lichter des Blattwerks
sind in Gold aufgesetzt. Lichtblauer Himmel. Auf dem Spruchband am Kreuze, das
Johannes d.T. hält: ECCE AGNVS DEI QVI TOLLIS PECHATA MVNDI.
Urkundlich 1484 85 ausgeführt im Auftrag Agnolo di Bardis für die Kapelle
der Bardi in S. Spirito zu Florenz .'. Wahrscheinhch 1825 von den Kirchen-
patronen an den Bilderhändler Fedele Acciaj verkauft /. Erworben 1829
durch Ruinohr.
Tempera. Pappelholz, h. 1,85, br. 1,80.
78 Bildnis eines jungen Mannes. Aus dem ein-
heitlich dunkelbraunen Ton prallt das gelblich be-
leuchtete Gesicht mit gelbbraunen Schatten hervor.
Das Dunkelbraun des Haares kehrt als schwärzliches
Braun im Gewände wieder. Schwarzbraune Kappe und
Kragen. Schwarzer Grund.
Ehemals dem Filippino Lippi, auch Raffaellino de! Garbo zugeschrieben .•.
E-Tvorben 1829 durch Rumohr.
Tempera. Pappelholz, h. 0,41, br. 0,31.
Florentini-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
106
47
Florentini-
sdie Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
106a Bildnis einer jungen Frau. Lichtes gelb-
bräunliches Fleisch mit durchscheinenden grünen
Tönen. Die Lichter des gelbbraunen Haares
sind mit Gold aufgesetzt. In karminrotem, gold-
verziertem Gewand mit dunkelgrünem Mieder-
einsatz. Dunkelblaugraue Wand mit Öffnung auf
lichtblauen Himmel.
Stammt aus dem Pal.o Medici .-. Erworben 1875 in Florenz.
Tempera. Pappelholz, h. 0,475, br. 0,35.
Botticell
1 Werkstatt des Sandro Botticelli.
1117 Verkündigung. Helles Blaugrün im Mantel
mit saftgrüner Innenseite und gedämpftes dunkles
Karminrot im Gewände Marias sind auf die
dunkelgraue Architektur und den rosagrauen
Boden gestimmt. Der Engel ist in wärmeren,
aber flauen Farben gehalten: hellgelbes Gewand
mit gelbbräunlichen Schatten über dunkelgrünem Unterkleid und hellkarminroter Mantel.
In seinen Flügeln kehrt bläulicher das Grau der Architektur wieder. Die Gewänder sind
mit goldgestickten Borten besetzt. Die Gloriolen sind bräunlichgelb über den Grund la-
siert. Warmer rotbräunlicher Fleischton und rotbraunes Haar. Rechts steht vor schwärz-
licher Nische das braune Bett mit karminvioletter Decke und mit blaugrünen Quasten ge-
ziertem Kopfpolster. In der Mitte Ausblick auf Landschaft, die von Gelbgrün bis Blaugrün
getönt ist, mit braunen Details
und weißblauer Luft.
Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 1,06, br. 1,13.
Botticelli Botticetu
Sandro
81 Bildnis einer jungen Frau.
Gelblichweißes Fleisch mit rot-
braunen Schatten. Ein weiß-
graues Tuch deckt am Hinter-
kopf das gelbbraune Haar.
Unter dem zinnoberroten Ge-
wände kommt auf der Brust
und am Armschlitz das dunkel-
grüne Untergewand zum Vor-
schein. Schwarzer Grund.
Erworben 1829 durch Rumohr.
Tempera. Pappelholz, h. 0,39, br. 0,25.
48
!„„; Filippino Lippi. Nach dem Vater Filippo di Fra
-* r^f-^* Filippo. Zeichnet sich meist Filippinus Florentinus. Geb.
zu Prato um 1457, gest. zu Florenz den 18. April 1504.
Schüler Fra Diamantes; unter dem Einflüsse seines Vaters
und Botticellis ausg-ebildet. Tätig vornehmlich zu Florenz,
/zeitweilig' in Prato, Pavia und Rom.
/ . .
$2 Maria mit dem Kinde. Sehr leuchtendes, auf
hellen Grund lasiertes Ultramarinblau im Mantel
und Hellkarminrot im Gewände der Madonna, über
dem sich auf der Brust dunkelolivgrüne, goldg-e-
musterte Bänder kreuzen, stehen vor grauer Wand.
Der durchsichtig grünliche Fleischton, dessen Zart-
heit noch durch die rötliche Haarfarbe gesteigert
wird, ist auf die kühle Gesamtfärbung gestimmt.
Durchsichtige weiße Schleier fallen vom Haupte
Marias herab und umhüllen die Hüften des Kindes.
Reichliche Goldverzierung am Gewand und dem
dunkelgrünen Bucheinband. Die Gloriolen sind
dünn mit Weiß auflasiert und mit Goldtupfen ge-
ziert. Auf der Fensterbank steht eine Vase mit
weißen Heckenrosen und dunkelroten Nelken vor gelbgrüner Landschaft mit dunkel-
blaugrünen Bäumen, die sich im hellen Wasser des Flusses spiegeln. Ein schmaler
Weg führt zu einem hellgrünen gotischen Turm, dessen Umrisse sich scharf gegen den
dunkleren Bergrücken und den lichten hellblauen Himmel abheben.
Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 0,77, br. 0,51.
Florentini-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
81
V
l
A Brustbild eines Jünglings. Mit dunkel-
brauner Kappe auf dem rötlichbraunen Haar
und in grauschwarzem, mit rotem Nestel ver-
schnürtem Gewand, unter dem vorn, am Hals
und am Ärmel das weiße Hemd sichtbar ist.
Hellbräunlicher Grund, dessen Ton, durch Bei-
mischung von Rot, sich wärmer im Gesicht wieder-
findet.
Bruchstück aus einem Fresko .*. Angeblich früher in der BrancaccI-
Kapelle zu Florenz .*. Erworben 1904 als Geschenk des Herrn General-
direktors Dr. W. Bode.
Fresko. Stuck, h. 0,495, br. 0,345.
82
49
Florentini-
scke Sdiule
des XV.
Jahrhun-
derts
96 A
78 A
78a Allegorie der Musik. Kühle Farben überwiegen:
helles, in den Lichtern ausgebleichtes Karminrot im
Gewand und Dunkelgraublau im Mantel, vor dem
das rotbraune Haar flattert. Helles Karmin und Blau
kehren mit Hellgelb in den Flügeln der Amoretten
wieder, Blaugrau außerdem in den Bändern, die ihre
Körper umschlingen. Mit ockergelbbraunem Gürtel
wird der Schwan angeschirrt. Rötliche Fleischfarbe
mit grauer Untermalung. Das Ganze vor gelblich-
braunem Boden und Felsen, bräunlichgrünem Laub-
werk, blaugrünem Meer und hellblauem Himmel.
Ockergelbbraune Musikinstrumente, die in das Ge-
weih eines Hirschkopfes gespannte Leier mit goldenen
Saiten.
Erworben 1883 vom Maler Landsinger in Florenz.
Tempera. Pappelholz, h. 0,61, br. 0,51.
96 Christus am Kreuz, von Maria und Franziskus
verehrt. Der einheitliche braune Ton in verschiede-
nen Abstufungen [Graubraun in der Kutte des Franziskus, rotbraunes Kreuz, gelbbrauner
Erdboden] ist auf den goldenen Grund gestimmt, von dem sich der elfenbeinfarbene
Leichnam abhebt. Am Erdboden liegen graue Steinplatten und hellockergelbes Gebein.
Belebt wird diese ernste Harmonie durch tiefes Blau im Mantel Marias, über den das
weißgraue Kopftuch herabfällt, und Weißblau in den Gewändern der Engel.
Aus der späteren Zeit des Meisters .•. Vasari [Sans. HI, 465] erwähnt „un crocefisso e due fignre in campo d' oro" des
Filippino in S. Ruffello [Raffaello] zu Florenz, das sich aber [nach
Borghini und Richa ] in S. Procolo, Cappella Valori befand .'.
if^ijw^^l^Mr Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 1,86, br. 1,79.
101 Maria mit dem Kinde. Die Gesamt-
färbung ist kühl. Hellultramarinblau im Mantel,
wiederkehrend in der Ferne des Ausblicks [auf
die Stadt Florenz], Graublau in der Umhüllung
des Kindes und Grau in der Architektur und
dem Stadtbild werden durch lichtes Zitrongelb
des Schleiers, der Kopf und Hals der Madonna
umhüllt und den ihre Hände halten, und be-
sonders Karminrot im Gewände belebt. Am
linken Arm ist ein Stück Ärmel des goldgelben
Untergewands sichtbar. Bräunlichgrauer Fleisch-
ton. Mattgelbe Gloriolen. Gelber Abendhimmel.
Erworben 1829 durch Rumohr.
Tempera. Pappelholz, h. 0,96, br. 0,72.
50
^^illair. Ja«^°P° del Sellaio.
OCllctlU Nach seinem Vater Ja-
copo di Arcangelo. Geb.
1442 zu Florenz, gest. daselbst
im November 1493. Gebildet
unter dem Einflüsse der Floren- .„ - ■f. vj -v _ — ^ . .- ^^„^ _- ■.
tiner Hauptmeister, namentlich ^^^^•"^ .*^J? ^^"""-^"^r tr~~ \^ J^
SandroBotticellis und Domenico ^ ^f jC^Jl^S \ \ i^.^^
Ghirlandaios. Täti? zu Florenz. SltlK^ iL-- \^Lj^^^'~'t kH \ 1 iv "£ V "»-
1132 Julius Caesar vor -^.-«tS • V» \ - ..-s^:^.
seiner Ermordung. Die
Fig-uren sind in buntfar-
bige, reich mit Gold ver-
zierte Gewänder geklei-
det. Besonders wirksam
ist ein Blaugrün, das zwi-
schen Gelbrot, Karmin,
Violett, Grün undzwischen
lichtrotenPfeilern vorgelb-
lichgrüner Landschaft mit
weißgrauer Architektur
und blaugrüner Ferne ver-
teilt ist. Cäsar, auf den
ein Bote in hellkarmin-
rotem Mantel über grau-
blauem Gewand zueilt, steht rechts in zinnoberrotem, goldgeziertem Mantel über
dunkelblauem Gewand. Der hellultramarin-
blaue Himmel spiegelt sich blaugrün im
Wasserlauf zwischen bräunlich -gelbgrünen
Wiesen. Auf dem ockergrauen Boden sind
lilafarbene und blaugrüne Steine verstreut.
S. die Bemerkung zu Nr. 1133 .*. Sammlung SoUy, 1821.
Tempera. Pappelhoiz, h. 0,46, br. 0,72.
1133 Julius Caesars Ermordung. Die Wir-
kung ist noch bunter und unruhiger als im
Gegenstück. Vor karminrotem, goldverziertem
Wandteppich und auf lichtrotem Boden über-
wiegen Rot in allen Abstufungen von Gelbrot
bis Karmin, Gelb, Grün und das für Sellaio
charakteristische Blaugrün, das auch im Bal-
dachin rechts wiederkehrt. RotbraunerFleisch-
ton mit durchscheinender grüner Untermalung.
Die Architektur ist gelblichgrau mit farbigen
Füllungen und Goldornamenten. Blaugrüne
Landschaft.
Floreniini-
sche S(^ule
des XV.
Jahrhun-
derts
%
51
Florentini-
sdie Sdtale
des XV.
Jahrhun-
derts
1132
1133
Die beiden Gegenstücke [Nr. 1132 und 1133] dienten mit anderen Tafeln als Füllungen zum Schmucke von Möbeln, Truhen
oder dgl. .*. Eine dritte zugehörige Tafel ehemals im Florentiner Kunsthandel .*. Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h 0,46, br. 0,72.
1055 Beweinung Christi. Zinnoberrot im Gewände Marias, über dem ein dunkelblauer,
innen gelbbrauner Mantel liegt, und im Kardinalshut des hl. Hieronymus, Karminrot im
Ornate des hl. Augustinus stehen vor ockergelbbraunem Erdboden, dem sich das grün-
lich-gelbbraune Fleisch im Tone nähert, vor schwärzlichgrünen Zypressen und grau-
blauer Ferne. Vom dunkelgrünblauen Himmel heben sich in blassen rosa [links] und
gelbroten Farben [rechts] die Gewänder der Engel ab.
Die Tafel wurde 1483 von der Brüderschaft von S. Frediano bestellt und ist identisch mit einer der von Vasari erwähnten,
die Richa noch in S. Frediano sah und unter Ghirlandaios Namen aufführt .". Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 1,82, br. 1,83.
/'^ „ L Raffaellino del Garbo.
VJdl Uyj 2u unterscheiden von dem
gleichfalls in Florenz malenden Raffaello
Carli. Geboren in Florenz um 1466,
gestorben daselbst 1524 [nach Vasari].
Schüler des Filippino Lippi zu Florenz
und dessen Gehilfe in Rom [um 1493,
bei den Fresken in S. Maria sopra
Minerva]; dann auch von Domenico
Ghirlandaio beinflußt; 1498 als selb-
ständiger Meister urkundlich nachge-
wiesen. Tätig vornehmlich zu Florenz.
98 Thronende Maria mit dem
Kind und die hll. Sebastian
und Andreas. Die Färbung,
besonders das zarte grünliche
Grau des Fleisches und das Rot-
blond der Haare, erinnert noch
an Filippino Lippi. Unter den
kräftigen Lokalfarben der Ge-
wänder tritt leuchtendes Rot
hervor: Karmin im Kleide Marias,
Zinnober im Mantel Sebastians,
52
dem Teppich und dem Buche des An-
dreas. Dazwischen erscheint Ultramarin-
blau im [innen dunkelgrünen] Mantel
Marias, etwas ins Grünliche spielend
im goldverzierten Gewände Sebastians,
Goldgelb im Gewände des Engels
rechts mit karminroten Ärmeln und
Gelbgrün im Gewände des Andreas,
der ein ockergelbes Kreuz hält. Graue
Architektur mit ockerbraunen Säulen und
Goldfüllungen; weißer Boden mit hell-
rosafarbenen und schwarzgrünen Feldern.
Die Landschaft ist bräunlichgrün. Dun-
kelsaftgrüne Bäume heben sich vom hell-
blauen Himmel ab.
Das Bild stammt aus der Frühzeit des Meisters .'. Eine
Zeichnung im Dresdener Kupferstichkabinett scheint eine
Studie zu dem hl. Andreas zu sein .". Der mit bildlichen
Darstellungen geschmückte alte Rahmen gehört ursprüng-
lich nicht zu dem Bilde, stammt aber aus der gleichen Zeit
wie dieses und vermutlich auch aus Florenz .■. Sammlung Solly, 1S21
Tempera. Pappelholz, h. 1,62, br. 1,44.
Florentini-
sche Schule
lies XV.
Jahrhun-
derts
90 Maria mit dem Kind und zwei Engel. Vor kühlem luftigem Grund [violettgraue
Balustrade, saftgrüne Landschaft, die in Blau übergeht, und lichtblauer, nach dem Horizont
zu weißgelblicher Himmel] steht Maria in tiefblauem, innen saftgrünem Mantel über
karminrotem Gewand, unter dem die ultramarinblauen Schuhe sichtbar sind, rosa-
farbenem Schleier um den Kopf und in den Händen, ein grüngebundenes Buch in
der Rechten. Der lichte gelbgrüne Ton im Fleische der Madonna wird bräunlicher
beim Kinde und den Engeln. Der Engel
links mit der goldgelben Harfe, mit rot-
braunem Haar, in gelbem [in den Schatten
rotgelbem] Unterkleid und rosafarbenem
Obergewand mit hellblauem Gürtel und
Bändern. Der Engel mit der Rohrflöte
rechts in zinnoberrotem Obergewand, unter
dem ein weißlichblau -karminrot schillern-
des Kiüid sichtbar ist. Die violettblauen
Unterärmel kommen aus weißen Ober-
ärmeln hervor. Die graublauen Flügel der
Engel schillern nach Rot und Grün. Rot-
brauner Boden mit grünem Rasen.
Zeitgenössische Kopie bei Sir Bernhard Samuelson in London
und eine freie eigenhändige Wiederholung bei Me Andre
in Paris .-. Sammlung Solly, 1821.
Temp:— a. Pappelholz, Durchmesser 0,84.
90
53
Florentini-
sehe Schule
des AT
Jahrhun-
derts
87
Sammlung SoIIy, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 1,54, br. 1,37.
87 Thronende Maria mit dem Kind und
die hl 1. Nikolaus, Dominikus,Vincen-
tius und Petrus Martyr. Stumpfes Hell-
blau [im innen gelbgrünen Mantel Marias,
im Gewände des Engels rechts, im Mantel-
umschlag des Heiligen links] und Graublau
[im Gewände des Engels links, im Mantel
des Heiligen rechts] überwiegen neben Zin-
noberrot [Mantel des Heiligen links, Um-
schlag des dunkelgrünen Thronvorhanges,
Unterärmel des Engels rechts, Seraphim-
flügel, Buch des Heiligen rechts] und Gold-
gelb [Ärmel des Engels links und Mantel
des Engels rechts]. Auch der landschaft-
liche Grund ist auf den kühlen graublauen
Gesamtton gestimmt. Die beiden vorn
knienden Heiligen sind ganz in Schwarz
und gelblichem Weiß gehalten. Rotbrauner
Fleischton.
S 1 Maria mit dem Kind und zwei Engel. Unter gebrochenen Tönen : hellem Gelb,
nach Orange changierend im Gewände des Engels links über bläulichweißem Unterge-
wand, Rosa, nach schwärzlichem Oliv changierend im Gewände, gelblicher in den Armein
des Engels rechts, und Rosagrau im Fleisch tritt Karminrot im Gewände Marias, das teil-
weise der dunkelblaue Mantel deckt,
kräftig hervor vor bräunlichgrauer
s 1 .^■iS'S^^.^^^—JIW^^^^^ Wand. Die Bank, auf der ein weiß-
graues, goldverziertes Kissen liegt,
und der Fußboden sind gelbbraun.
Sammlung Hermann Sax, Wien .-. Sammlungjames
Simon.
Pappelholz, Durchmesser 1,05.
r^V»irlanrl;iir» Domenico di Tom-
Beinamen Ghirlandaio [Grill jndaioj.
Geb. zu Florenz 1449, gest. daselbst den
11. Januar 1494. Tätig zu Florenz, einige
Zeit in S. Gimignano [1474/75?] und in
Rom [1475, 1478, 1482 83].
21 Judith mit ihrer Magd. Nur
die Gewänder der Figuren sind in
lebhaften Farben gehalten: Judith
in hellblauem [innen dunkelgrünem]
Mantel über goldgelbem Gewand
54
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und roten Sandalen; die Mag-d in karminrotem [in den
Lichtern ausgeblaßtem] Gewand über wenig sichtbarem
dunkelgrünem Unterkleid. Ockergelbbraune Haare, grau-
bräunliches Fleisch. Die Architektur des Hintergrunds
ist einförmig dunkelgrau mit braungelben Kapitalen
und bräunlichen Reliefs. Durch die Fensteröffnung Aus-
blick auf violettbraune Felsen mit Grün, weißlichblaue
Ferne und Himmel. Der gelblich-weiße Boden wird
von grünen, weißlichblauen und violettbraunen Fliesen
belebt.
Auf einem Relief zur Linken ein Triton mit einem Täfelchen ; darauf die
Jahreszahl; MCCCCLXXXVIIII .■. Sammlung Giustiniani, 1815.
Tempera. Pappclholz, h.0,41, br. 0,29.
C^ l-«ii'lon/-loi/^ Domenico Ghirlandaio mit FrancescoGra-
\jriinailUdlU „3^0; und Gehilfen.
88 Maria mit dem Kind und vier Heilige. Maria und die beiden stehenden Hei-
ligen sind in kräftigen Lokalfarben gehalten: Maria in dunkelblauem, innen grünem
Mantel über karminrotem Gewand, umgeben von einer Glorie, deren Ringe von Zin-
noberrot nach Gelb, Grün und Graublau übergehen. Das Kind steht auf gelbem Kissen.
Vor hellblauer Luft Graublau und Rotgelb in den Flügeln der Cherubim. Johannes
d. Ev. [links] in karminrotem, innen goldgelbem Mantel über hellultramarinblauem
Untergewand, Johannes d. T. [rechts] in zinnoberrotem [innen dunkelgrünem] Mantel
über graubraunem Untergewand. Graubraunes Fleisch. Die beiden knienden Heiligen
im Vordergrunde fallen aus der
bunten Färbung der übrigen
Figuren heraus durch den ein-
heitlichen grauen und braunen
Ton: der hl. Franziskus in grau-
brauner Kutte, der hl. Hiero-
nymus, mit stumpf rotbraunem
Fleisch, in hellgrauviolettem
Mantel. Am Boden liegt der zin-
noberrote Kardinalshut neben
gelbgrün gebundenem Buch.
Der gelbbraune Boden des
Vordergrundes wird im Mittel-
grunde dunkelschmutziggrün
und geht nach der Ferne über
Blaugrün in Hellblau über.
Die knienden hll. Franziskus und Hieronymus
sind von Francesco Granacci [wohl erst nach
dem Tode Domenicos] in Ol gemalt .'.
Sammlung Solly, 1821.
Tempera tmd Ol. Pappelholz, h. 1,81,
br. ',79.
Florentini-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
55
IlMO^DnAM MW 1
76
75
74
('^Vlivlanrlnir» Nach dem Entwürfe Domenico Ghirlandaios ausg-eführt von Davide und
VjIlirid.IlCicll(J Benedetto Ghirlandaio. — Davide, geboren zu Florenz den 14. März 1452,
gestorben daselbst den 10. April 1525. Bei Lebzeiten des Bruders Domenico hauptsächlich als dessen
Gehilfe und in den Jahren 1481 82 in Rom [urkundlich] beschäftigt; später vornehmlich als Mosaizist
tätig. — Benedetto, geboren zu Florenz 1458, gestorben daselbst den 17. Juli 1497, ursprünglich
Miniaturmaler. Bei Lebzeiten des Bruders Domenico in dessen Werkstatt tätig, mit ihm in Rom
[1481 — 1482 urkundlich erwähnt]; nach dessen Tod in Frankreich, dann wieder in Florenz.
75 Auferstehung Christi. In Kleidung und Bewaffnung der Wächter des Grabes
stehen grell bunte Lokalfarben hart nebeneinander, besonders Zinnoberrot, Karmin,
Dunkelgrün, Goldgelb, Gelbrot, sowie Hellblau und Dunkelgraublau. Dieselben Farben
kehren auch in den Gestalten der drei Marien in der Landschaft links wieder. Christus
in grauweißem Tuch vor hellblauem Himmel, auf hellblauer Wolke und zinnoberrot
geflügeltem Seraph. Dasselbe Zinnoberrot wiederholt sich in der Gloriole und dem
Kreuz der Fahne. Der Hintergrund ist stumpf und trocken in der Färbung: der graue
Sarkophag steht in gelbgrüner Landschaft mit ockergelben Wegen, braunen Felsen-
gebirgen und graublauer Ferne mit rötlichem Horizont. Gelblichbraunes Fleisch.
Das Gemälde bildete, mit den Seitenflügeln Nr. 76 und 74, die Rückwand des Triptychons, das sich bis 1804 als Altarwerk
im Chore von S. Maria Novella zu Florenz befand; die Vorderseite — Maria mit den Kind in der Glorie mit den hll. Domi-
nlkus, Midiael und den beiden Johannes — ist in der Pinakothek zu München .'. Nach Vasari wurde das Mittelbild auf der
Rückseite des Altars, der bei dem Tode Domenicos [1494] unvollendet war, von Davide und Benedetto ausgeführt .*.
Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 2,21, br. 1,99.
56
Ghirland
rtif^ Nach dem Entwürfe Dome-
"'"•'^ Ghirlandaios aus-
nico
geführt von Francesco Granacci.
74 Der hl. Vincentius Ferrerius [Do-
minikaner, g'estorben 1419]. Rotbräun-
liche Fleischfarbe. In schwarzer und
grauweißer Ordenstracht vor grau-
blauer Nische mit goldgelber Muschel
und roten Füllungen. Grauer Boden.
Flugelbild zu Nr. 75 .•. Wenn bei dem andern Flügel
[Nr. 76] das Zeugnis Vasaris dafür spricht, daß an
seiner Ausführung Granacci beteiligt gewesen sei, so
weist für Nr. 74 die ganze künstlerische Behandlung
noch entschiedener auf diesen Schüler Domenicos hin
.'. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 2,06, br.0,55.
76 Der hl. Antoninus [Dominikaner
und Erzbischof von Florenz, gestorben
1459]. Die Färbung entspricht fast
genau dem Gegenstück, nur sind die
Füllungen in der Architektur rot-
grau-grün marmoriert. Zinnoberrote
Einzelheiten am Buch, das der Hei-
lige hält.
Flügelbild zu Nr. 75 .•. S. die Bemerkung zu Nr. 74 .-. Die Flügel sind in Öl ausgeführt, während der übrige Altar in
Tempera gemalt ist; auch dies weist auf Granacci hin, der sich zuerst in der Werkstatt Domenicos dem neuen Ver-
fahren zuwandte .*. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 2,06, br. 0,55.
Florenüni-
sche Schule
Jes XV.
Jahrhun-
derts
86
jV/r^^j-. „ j, Jj Bastiano [Sebastiano di Bartolo] Mainardi. Geboren zu San Gimig-nano, deshalb
iVlCtlllctl Ul von Vasari Bastiano da San Gimignano genannt; tätig seit 1482, gestorben im September
1513, wahrscheinlich in Florenz.
Schüler und Gehilfe seines
Schwagers Domenico Ghirlan-
daio.Tätig vornehmlich zu Florenz
und San Gimignano, zeitweilig
in Pisa und Siena.
68 Thronende Maria mit
dem Kind und zwei
Heilige. Gegen das Grau
in den Trachten der beiden
Heiligen, in der mit gold-
gelben Konsolen, Muschel
und Füllungen gezierten
Architektur und dem mit
gelblichbraunen und blau-
grünlichen Fliesen belegten
86
83
57
Florentini-
sche Sdiule
des XV.
Jahrhun-
derts
85
77
Boden steht als Hauptfarbe Hellkarmin im Gewände
Marias und im Mantel des Bischofs [rechts], daneben
Zinnoberrot im Buche des hl. Franziskus. Dunkelblauer
Mantel der Madonna. Stumpf gfraubräunliches Fleisch.
Nach dem Entwürfe Domenico Ghirlandaios und wohl noch in dessen Werkstatt
ausgeführt .'. Sammhmg Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 2,02, br. 1,51.
86 BildniseinesjungenMannes. Ockerbrauner Fleisch-
ton. Das gelbbraune Haar deckt eine grell zinnober-
rote Kappe. Unter dem hellkarminroten Obergewand
ist das dunkelgraue Untergewand sichtbar. Die gelb-
grüne Landschaft des Hintergrundes geht nach rück-
wärts in Graublau über. Hellblauer Himmel.
Gegenstück zu Nr. 83 .'. Erworben 1829 durch Rumohr.
Tempera. Pappelholz, h. 0,43, br. 0,33.
83 Bildnis einer jungen Frau. In der stumpfen Gesamtfärbung überwiegen Gelbbraun
und Grau. Ockergelbbraun in den Fleischschatten kommt wieder im Haar, das ein weißes
Häubchen mit hellkarminroten Bändern teilweise deckt. Unter dem weißen Kragen ist
das braunviolette Gewand mit goldbraunen Ärmeln sichtbar. Dunkelgraue Mauern und
rotbraune Säulen, zwischen denen man auf grüne Landschaft mit graublauem Himmel
blickt. In dem Wandfach rechts als kräftigste Farbe im ganzen Bild ein leuchtend roter
Bucheinband und eine teilweise sichtbare Korallenkette von derselben Farbe.
Gegenstück von Nr. 86 .-. Von der Dargestellten gibt es noch zwei B!ldnis.se
von derselben Hand, mit anderen männlichen Gegenstücken, das eine Paar
bei William Drury Lowe [Royal Academy, 1893], das andere bei Marchesa
Arconati Visconti in Paris .'. Erworben 1829 durch Rumohr.
Tempera. Pappelholz, h. 0,43, br. 0,33.
85 Bildnis eines Kardinals. Gegen den dunkelblauen
Grund steht in schreiendem Kontrast das grell- zin-
noberrote Obergewand, unter dem ein karminrotes
Untergewand sichtbar ist. Gelbbraunes Fleisch.
Erworben 1829 durch Rumuhr.
Tempera. Pappelholz, h. 0,54, br. 0,42.
77 Maria mit dem Kinde. In mattblauem, innen dun-
kelgrünem Mantel, aus dem gelbe, nach Orange chan-
gierende Ärmel hervorkommen, über karminrotem Ge-
wand. Sie hält ein Buch mit zinnoberrotem Einband.
Warm bräunlicher Fleischton. Gewandbordüren und
Gloriolen sind golden. Links auf bläulichem Sockel
eine goldgelbe Vase, rechts braungelbe Brüstung mit
karminrotem Kissen, auf dem das Christkind sitzt. Die
bräunlich grüne Landschaft geht nach der Ferne in
Blaugrün über. Hellblauer Himmel.
58
Eine Wiederholuna dieser Madonna bis zu den Knien bei Oberst
V. Heyl in Damistadt .". Sammlung SoUy, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 0,83, br. 0,46.
Cred
1
Lorenzo di Credi [Lorenzo di Andrea
d'Oderig-o]. Geb. zu Florenz 1457, gest. daselbst
den 12. Januar 1537. Zunächst Schüler seines Vaters, des
Goldschmieds Andrea, dann Andreas del Verrocchio und
unter dem Einflüsse seines Mitschülers Lionardo da Vinci
ausgebildet. Tätig zu Pistoja und hauptsächlich zu Florenz
[in Verrocchios Werkstatt bis zu dessen Tode, 1488].
103 Maria von Ag-ypten. Unter dunkelrot-
braunen Haaren leuchtet gelbbräunlichesFleisch
hervor. Gelbbrauner Boden und graubraune
Felsen dienen der Figur als Hintergrund. Vor
blauer Luft, die sich nach dem Horizont aufhellt,
schwebt der Engel in graublauem Gewand, aus
dem goldgelbe Ärmel hervorkommen, mit weiß-
lichblauen und goldgelben Flügelfedern. Die
- sonnige landschaftliche Ferne geht von saftigem
Grün in Hellblau über. Im Wasser spiegelt sich
der lichtblaue Himmel zwischen gelbgrünen
Wiesen.
Ähnlich kommt die Gestalt der Maria von Ägypten öfters vor, wie
in einem Bilde des Louvre, Maria in der Herrlichkeit darstellend,
das der Schute Verrocchios angehört und in der Komposition wohl
auf diesen Meister selbst zurückgeht, ferner in einem Altarbild in
S. Spirito zu Florenz, das mit Unrecht dem Cosimo Rosselli zuge-
schrieben wird .". Endlich stimmt mit der Figur überein eine Ton-
statuette der hl. Magdalena von Verrocchio im Kaiser-Friedrich-
Museum zu Berlin -•. Es wird somit das Bild Lorenzos auf ein Vor-
bild von der Hand Verrocchios zurückzuführen sein .•.Ursprünglich
in S. Chiara zu Florenz .'. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 1,42, br. 0,85.
100 Maria, das Kind anbetend. Maria in dun-
kelblauem Mantel über graublauem Gewand.
Bräunliches Rot im Mantelumschlag kehrt als
dunkles Karminrot in der Decke wieder, auf
der das Kind liegt und die um ein goldgelbes
Kopfpolster gewickelt ist. Lichtes gelbbräun-
liches Fleisch. Die Zusammenstellung von Blau,
Goldgelb und Karmin wiederholt sich in der
Kleidung Josephs. Die Landschaft, im Vorder-
grunde dunkelgrün, geht über stumpfes Gelb-
grün in dunstiges Hellblau über. Vor der hell-
blauen Luft, die nach dem Horizont zu gelb-
licher wird, steht dunkelrotbraune Architektur.
Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 1,10, br. 0,70.
Floreniini-
sdxe Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
59
Florentini-
sche Sdiule
des XV.
Jahrhun-
derts
107
204
)■_„_ Piero [Pietro oder Pier] di Cosimo [nach seinem Lehrer Cosimo Rosselli]. Nach dem Vater
'^' ^ genannt Pietro di Lorenzo. Geb. 1462 zu Florenz, gest. daselbst 1521. Schüler und Gehilfe
Cosimo Rosseliis, unter dem Einflüsse Lionardos da Vinci [seit 1501] weiter ausgebildet. Tätig zu
Florenz, kurze Zeit als Gehilfe Rossellis zu Rom [um 1482 — 1484].
107 Venus, Mars und Amor. Das rötliche Fleisch der Figuren mit graugrünlichen
Schatten hebt sich vom hellgelbgrünen Rasen ab, in den in der Mitte ein dunklerer
beschatteter Strich einschneidet. Grauweißes Tuch und Schleier umhüllen Venus und
Amor, Mars ruht auf blauviolettem Tuch mit rötlichen und goldenen Streifen, ein
hellkarminfarbenes Tuch um die Hüften. Rotbraunes Haar. Das Zinnoberrot des
Kopfkissens kehrt überall in kleinen Flecken belebend wieder: im Riemenzeug der
Rüstung und einzelnen Waffenteilen, stumpfer im Kopfkissen der Venus, den Flügeln
Amors und der mit den Waffen des Mars spielenden Putten, deren rotbraune Körper
vor dem bräunlichen Gelb-
grün der weißblühenden Lor-
^# 'iSl^T^O^^^.^^. ^B beerbüsche und dem Gelb-
braun der Felsen stehen. Die
Ferne mit dem Meer und der
Himmel hellultramarinblau.
Von Vasari beschrieben, in dessen Besitze
sich das Bild befand .'. Kam später angeb-
iich mit der Erbschaft Gaddi in die Casa
Nerli im Borgo San Niccolö zu Florenz .".
Aus der früheren Zeit des Meisters .". Er-
worben 1829 durch Rumohr.
Pappelholz, h. 0,72, br. 1,62.
204 Anbetung der Hirten.
Warme sonnige Wirkung. In
den Figuren, die auf hellok-
kergelbem Boden graublaue
Schatten werfen, steigert sich
die Färbung von Braungelb,
Olivgrün, Blaugrün. Rotbraun
60
und Schwarz [Hirt und Stifter] zu Goldgelb, Karmin-
rot, Dunkelblau [Joseph] und zu leuchtendem Grün
der Innenseite des dunkelblauen Mantels und Zin-
noberrot im Gewände der Maria. Warme rotbraune
Fleischfarbe. Das Kind liegt auf bräunlichviolettem
Tuch. In der sonnigen Landschaft mit ockergelben
Abhängen, saftgrünem Rasen und Bäumen, hellultra-
marinblauer Ferne und blauem Himmel mit grau-
weißen Wolken, gegen den die dunkelbraunen Sparren
des Stalles stehen, ist links der Erzengel Raphael mit
Tobias und die Verkündigung an die Hirten dar-
gestellt. Gelbbraune Kuh.
Aus der späteren Zeit des Meisters .*. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h.1,32, br. 1,47.
Florentinische Schule um 1500
90a Maria mit dem Kinde. Unter dem hellultrama-
rinblauen Mantel kommt ein auf der Brust gerafftes
graublaues Jäckchen zum Vorschein, unter diesem wieder an den Armen und am Hals
das rote Untergewand. Rot wiederholt sich mit gelblichem Schimmer im Kissen, auf dem
das Kind steht. Ockergelbweißes Fleisch mit schwärzlich braunen Schatten. Dunkel-
braunes Haar. Vor grauer Balustrade mit blaugrün -braunrot schillernden Säulen und
grünlichblauem Himmel hängt ein dunkelgrüner Teppich mit braungelber Borte.
Florentini-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
90 A
Unter dem Einflüsse Lionardos da Vinci '
Pappelholz, h. 0,98, br. 0,58.
ielleicht in Mailand entstanden .'. Erworben 1863.
SCHULE VON SIENA
""'-^ „_ ' Giovanni di Paolo. Eigentlich Giovanni di
iiyjy alllll Paolo di Grazia, gen. del Poggio. Urkund-
lich schon 1423 zu Siena tätig, zuletzt 1482 erwähnt und
wahrscheinlich in diesem Jahre gestorben. Nach älterer Nach-
richt unter dem Einflüsse Gentiles da Fabriano gebildet und
vielleicht dessen Schüler.
1112b Christus am Kreuz. Graublau im Mantel
Marias und Hellkarminrot im Mantel des Johannes
über dunkelsaftgrünem Unterkleid stehen gegen
den Goldgrund. Dunkelgrauer Felsboden mit zin-
noberrotem Blut. Der Fleischton ist graugrünlich
mit rosigen Lichtern.
Rf*'Jits unten das Wappen der Sieneser Familie Piccoloniini [Gold auf
dunkelsaftgrünem Feld ] .*. Auf der Rückseite ein späteres Kardinals-
wappen und die Buchstaben N. R. .'. Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 0,32, br. 0,23.
Schule von
Siena im
XV. Jahr-
hundert
1112 B
61
Schule von
Siena im
XV. Jahr-
hundert
in2C
1112cKreuzig-ung. In der Gruppe
rechts vom Gekreuzigten über-
wiegen hellblaue und graue Töne
[Mantel des Pharisäers rechts über
gelbrotem Untergewand, Gewand
seines linken Nachbars, das ein
goldgelber Mantel deckt, Kopf-
bedeckung des Mannes zwischen
ihnen, Rüstungen] zwischen Gold-
gelb, Zinnober- und Karminrot.
Johannes in hellkarminrotemMan-
tel über dunkelgelbgrünem Ge-
wand. In der Gruppe der Frauen
links sind die Farben tiefer und
leuchtender. Neben Hellkarmin-
rot und Dunkelultramarin [Mantel Marias, über violettem Gewand] stehen Goldgelb
und Zinnoberrot [Magdalena]. Goldene Gloriolen. Die Reiter in hellblauen, goldgelb
verzierten Rüstungen, der eine mit zinnoberroter Fahne, auf schwarzen Pferden, Lon-
ginus mit rosafarbenem Mantel auf weißem Pferd. Dunkelgrauer Boden. Goldgrund.
Erworben 1904 .". Eigentum des Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins.
Tempera. Pappelholz, h. 0,385, br. 0,53.
53 B
C___^^j.j.„ Stefano di Giovanni, gen. Sassetta. Urkundlich seit 1427 tätig, 1428 in die Sieneser
OaoScLLd. Malerzunft aufgenommen, gest. um 1450. Von den Lorenzetti und Bartolo di Maestro Fredi
beeinflußt. Tätig zu Siena.
63b Maria mit dem Kinde. Von dem nachgedunkelten
schwärzlichen Blau des Mantels heben sich die zinnober-
rote Umhüllung des Kindes und der lichte grünlich -weiße
Fleischton ab, der an den Wangen durch rote Flecke be-
lebt wird. Weiß kehrt im Mantelumschlag und etwas
wärmer in den Gewändern der rotbraun geflügelten Engel
wieder, deren Hüften goldene, mit roten und schwarzen
Mustern gezierte Gürtel umschließen. Ockergelbbraune
Haare. Am Halse Marias ist der goldene Besatz des Ge-
wandes sichtbar. Zu ihren Füßen ist ein goldgemusterter
Teppich ausgebreitet, auf dem das zinnoberrot gemusterte
Sitzpolster liegt. Gott -Vater, der die Taube herabsendet,
umgeben von Cherubim, in bräunlich -roten Tönen. Gold-
grund, in den Gloriolen, Krone und Umrahmung einge-
prägt sind.
Vermutlich Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 0,47, br. 0,25.
62
63c Maria mit dem Kind, Johannes d. T. und eine
unbekannte Heilige. Unter dem schwarzblauen, innen
mit weißem Pelz g-efütterten Mantel Marias ist das braun-
gelbe Gewand sichtbar. Braungelb kehrt noch etwas
dunkler im Gewände der Heiligen rechts und in der Halb-
figur des segnenden Gott -Vaters oben wieder. Links
entspricht kräftiges Karminrot im Mantel Johannes d. T.,
dessen härenes Untergewand mit hellblauen Streifen be-
setzt ist. Die Haut des Täufers ist tief rotbraun. Hinter
Maria ist in Schulterhöhe ein weißes Tuch gespannt.
Der hellkarminrote Thronsockel steht auf dunkelgelb-
grünem Rasen. Goldgrund mit eingeprägten Gloriolen.
Aus der späteren Zeit des Meisters
Otto Feist in Berlin.
Erworljen 1904 als Geschenk des Herrn
Tempera. Pappelholz, h. 0,43, br. 0,19.
Maff*ir\ Matteo di Giovanni [di Bartolo], gen. Matteo da
dLLCU Siena. Geb. um 1435 [in Borgo S. Sepolcro?], zuerst
1453 in Siena urkundlich erwähnt, gest. daselbst im Juni 1495. Tätig
zu Siena.
Sdiule von
Siena im
XV. Jahr-
hundert
63 C
1127 Maria mit dem Kind und die hll. Hieronymus und Franziskus.
in stumpf dunkelblauem Mantel über tief karminrotem Gewand. Lichte warm
liehe Fleischfarbe mit graugrünlicher Unter-
m.ilung, dunkler in den Köpfen der beiden
Heiligen. Rot erscheint überall zwischen
den Figuren: Zinnoberrot in der Korallen-
kette, die das Kind in den Händen hält,
und in dem flammenden Herz des hl.
Franziskus, Karminrot im Gewände des
hl. Hieronymus, violettkarminrot mit gelben
Lichtern im Gewände des Engels rechts.
Rosa in den Flügeln des Engels links ent-
spricht Goldgelb in denen des Engels
rechts vor dunkelblauem Grund. Bräun-
lichgraue Kutte des Franziskus, der ein
dunkelviolettes Buch mit gelbem Schnitt
hält. Goldene Gloriole mit eingeprägten
Ornamenten und Goldzeichnung an den
Gewandsäumen.
Das Bild ist für den Meister selbst zu gering und wohl nur
eine Arbeit seiner Werkstatt .*. Von Crowe und Cavalcaselle
vermutungsweise dem Guidoccio Cozzarelli [tätig zu Siena
um 1480 bis 1495, unter dem Einflüsse des Matteo da Siena]
zugeschrieben .-. Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 0,58, br. 0,42.
Maria
bräun-
63
Schule von
Siena im
XV. Jahr-
hundert
63 A
1122
N
• Neroccio di Bartolommeo di Benedetto
^' vJL^dU de' Landi. Maler und Bildhauer, geboren zu
Siena um 1447, gestorben daselbst vor dem 26. November
1500. Unter dem Einflüsse des Vecchietta und Francesco
di Giorgio gebildet. Tätig zu Siena.
63a Maria mit dem Kind, ein hl. Dominikaner-
bischof und die hl. Katharina. Lichtes
weißgrünliches Fleisch mit rosigen Lichtern und
blondes Haar werden von dem nachgedunkelten
Blauschwarz des innen dunkelgrünen Mantels um-
geben, unter dem das karminrote Gewand sicht-
bar ist. Das Kind ist mit einem goldenen Hemd-
chen bekleidet. Die beiden Heiligen in weiß-
grauen Trachten und warmbräunlichem Fleisch.
Die hl. Katharina hält ein zinnoberrot gebundenes
Buch. Goldgrund mit eingeprägten Gloriolen.
1884 von Herrn Generaldirektor Dr.W. Bode der Galerie geschenkt.
Tempera. Pappelholz, h.0,41, br. 0,30.
Schule von Siena um 1450—1480
1122 Himmelfahrt Maria. An Mosaiken
erinnert die auf Gold gestimmte Farben-
wirkung, mit gelblichen, rötlichen, blau-
grauen, violetten und gelbgrünen Tönen
in den Gewändern der Engel. Maria
in weißem, goldgeziertem, innen grau-
violettem Gewand. In der Glorie der
Heiligen oben sind die Farben kräftiger
[Dunkelblau, Karmin usw.]. Die Land-
schaft unten ist blaugrün mit farbiger,
vorwiegend zinnoberrot und goldgelb
gekleideter Figurenstaffage [ die um
das Grab versammelten Apostel, unter
ihnen Thomas, der vom Himmel den
Gürtel der Maria empfängt]. Goldgrund.
Das Bild trägt in seinem oberen Teile *J.t.ut!ich die
charakteristischen Züge des Sassetta, der wohl das Bild
hei seinem Tod unvollendet zurückheß. In der unteren
Hälfte verrät sich eine andere [spätere] Hand .". Er-
worl>en vor 1830.
Tempera. Pappelholz, h.3,32, br. 2,24.
C" Art des Francesco di Gior-
rrancesco gio Martini [1439-1502].
1655 Die Heilung des Lahmen. Vor
buntfarbiger Architektur mit hellblauen
64
Füllungen, olivgrünen,violetten,
g-oldgelben und zinnoberroten
Gesimsen, Kapitalen und Pi-
lastern, und vor ockergfclb-
braunemErdbodenstehenbunte
leuchtende Lokalfarben in den
Gewändern der Figuren. Ultra-
marinblau im Kittel des Lahmen.
Das tiefe Rot der Innenseite
ist auch für die in der Tempel-
tür stehende Gestalt verwendet.
Blau kehrt wieder im Gewände
Johannis d. Ev., über dem ein karminroter Mantel liegt. Goldgelb und wiederum
Karmin in der Kleidung Petri stehen daneben. Auch in der rechten Gruppe wechseln
Karminrot, Goldgelb und Ultramarinblau. Dunkelgrünes Obergewand des Priesters.
Goldgelbe Haare Johannis d. Ev. und des Jünglings rechts.
Ein Gegenstück, Girolamo da Cremona zugeschrieben, befindet sich im Besitze der Lady Somerset, London .*. Sammlung
Füller Maitland .'. Erworben 1908 aus dem englischen Kunsthandel als Geschenk des Geh. Kommerzienrats Dr. E.Simon.
Pappelholz, h.0,31, br.0,555.
UMBRISCHE SCHULE
(jgQfjlp Gentile da Fabriano. Nach dem Vater Gentile di Niccolö di Giovanni di Masso.
Geboren zu Fabriano, vermutlich zwischen 1360 und 1370, 1422 in die Gilde zu Florenz auf-
genommen, gestorben um 1427 in Rom. Schüler des Alegretto Nuzi und vielleicht des Ottaviano Nelli,
nach Vasari auch Fra Giovannis da Fiesole. Tätig zu Fabriano, Brescia, Venedig [um 1422], Florenz
[um 1422 bis 1425], und zu Rom [1426 27], kurze Zeit in Orvieto [1425] und in Siena [1425/26].
1130 Maria mit dem Kind und zwei
Heilige. Die Farben sind auf Grau
gestimmt, Zinnoberrot steht dagegen.
Silbrig-rosiger Fleischton, der sich in
den männlichen Figuren zu Rotbraun
erwärmt. Maria in nachgedunkeltem
blauem Mantel, dessen stumpf grün-
liche Innenseite mit Goldtupfen über-
sät ist, über blaurötlichem, von Gold-
fäden durchzogenem Gewand. Eine
innen mit weißem Pelz besetzte, außen
bräunhchrote Decke umhüllt das Kind.
Dieselben zarten Töne in der Klei-
dung der hl. Katharina. Ihr hellblauer,
innen mit weißem Pelz gefütterter
Mantel läßt das mit Kleeblattmustern
gezierte Gewand sehen, dessen kar-
minrötlicher Ton durchsichtig auf Sil-
ber las'ert ist. In den Falten des
Schule von
Siena im
XV. Jahr-
hundert
1655
Umbrische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
1130
65
Umbrische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
1616
Mantels sind die Ansätze der zinnoberroten Ärmel
sichtbar. Bräunlichgelbes Haar. Der kniende Stifter
in bräunlichgrauer und schwarzer Tracht. Dahinter
steht der hl. Nikolaus in grauweißem Chorhemd
und zinnoberrotem, goldgesticktem Pallium und
Bischofsmütze. Karminrot auf der Innenseite des
Palliums kehrt wieder in dem Kissen auf goldenem
Thron. Dunkelgrüner Rasen. In den dunkelgrünen
Bäumen musizieren hellrote Seraphim auf goldenen
Instrumenten. Goldgrund.
Bez. unten auf der Leiste des ursprünglichen Rahmens, die dem neuen
Rahmen eingefügt ist: — gentihs de fabriano pinsit +. Gemalt für S.Nic-
colö zu Fabriano und daher wohl aus der frühen Zeit des Meisters, bevor
er aus der Heimat in das Venetianische zog. Später befand sich das Bild
in Osimo, Matellica und Rom .". 1837 von König Friedrich Wilhelm III.
überwiesen .". Tempera. Pappelholz, h. 1,31, br. 1,13.
D _ _ _ _ J.! Giovanni Boccati, eigentl. GiovannidiPier-
IJUCCdLl Matteo d'Antonio d'Annutio. Geb. zu Came-
rino, Geburts- und Todesdatum unbekannt. Gebildet unter
dem Einflüsse Pieros della Francesca und Benozzo Gozzolis.
Tätig hauptsächlich in Perugia, wo er 1445 in die Malerzunft
' aufgenommen wrA.
1616 Die drei Erzengel mit dem kleinen Tobias. Vor schwarzem Grund, auf grauem
Boden stehen von links nach rechts der hl. Michael in weißlichblauem Gewand, karmin-
violettem Besatz, der hl. Raphael in karminrotem Gewand mit graublauem Besatz, den
kleinen Tobias hinter sich, und Gabriel in gelblich -grauweißem Gewand mit zinnoberrotem
Besatz und dunkelolivgrünem Mantel. Weißgraue Haare. Goldene Gloriolen und Flügel.
In Stil und Typen mit dem 1447 bezeichneten Gemälde Boccatis in der Pinakothek von Perugia übereinstimmend .'. Aus dem
Nachlasse des Geh. Medizinalrates Schröder, der es in Ferrara erwarb .'. Geschenk des Herrn Generaldirektors Dr. Bode.
Pappelholz, h. 0,37, br. 0,25.
Buonfigii. Geb. vermutlich
um 1420, gest. ebenda den 8. Juli
1496. Unter dem Einflüsse Domenico Venezianos, Pieros
della Francesca und Benozzo Gozzolis weiter ausge-
bildet. Tätig in Perugia [seit 1453 nachweisbar].
137a Maria mit dem Kinde. Den Hauptkon-
trast bilden Karminrot [im Gewände der Ma-
donna, den Mustern des goldenen Throntep-
pichs und des Kissens, weniger leuchtend im
Thronsockel und den Profilen der grauen Ar-
chitektur], Zinnoberrot [Flügel des Engels 1.,
nach Hellblau changierendes Gewand des En-
gels r.] und Gold [Himmel, Gloriolen, Teppich
und Verzierungen der Gewänder]. Ultrama-
rinblauer Mantel der Madonna. Rotbraunes
Fleisch mit grünen Schatten.
Der Meister zeigt sich in diesem Bildchen besonders von Be-
nozzo Gozzoli beeinflußt .'. Ehemals in Perugia .'. Erworben 1887
als Gesdienk Tempera. Pappelholz, h. 0,27, br. 0,21.
Buonfigii ?„^Ä:4iru°m
66
'*_„__.__ Fiorenzo di Lorenzo. Geb. zu Perugia um 1440,
lUlCllZU gest. daselbst nach 1521. Urkundlich zuerst ge-
nannt 1472, zuletzt im Mai 1521. Vermutlich Schüler Benedetto
Buonfiglis in Perugia; unter dem Einflüsse Benozzo Gozzolis,
besonders aber in Florenz in der Werkstatt Verrocchios weiter
ausgebildet. Tätig namentlich zu Perugia.
129 Maria mit dem Kinde. In tiefblauem Mantel,
dessen dunkelgrüne Innenseite mit Goldpunkten be-
streut ist, über karminrotem Gewand mit Brokat-
ärmeln, das unter der Brust ein grauvioletter Gürtel
zusammenhält. Ein gleichfalls violetter Schleier mit
weißen und gelben Stickereien umschließt den Kör-
per des Kindes und fällt rechts über die mit golde-
nem Granatapfelmuster gezierte Decke herab, die
auf den weißen, am Sockel mit rotem und blauem
Kosmatenmosaik geschmückten Marmorsitz gebreitet
ist Weißes Kopftuch, gelblichbraunes Fleisch. Leuch-
tender Goldgrund mit eingeprägter Gloriole.
Bez. am Fuße des Bildes: • MARIA • VGO ■ PRlS SlR ■ 7 GRE . [virgc
purissima mater et genitrix ] MCCCCLXXXI .'. Mittelbild eines Tripty-
chons, dessen Fliigelbilder [ Maria Magdalena und Johannes d. T.] sich in
der Galerie zu Altenburg befinden .■. Das Bild zeigt den überwiegenden Ein-
fluß der Schule Verrocchios .*. Die Autorschaft des Fiorenzo ist nicht
sicher .". Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 1,44, br. 0,66.
S 4 Fiorenzo [?] Salome bringt Herodes das
Haupt des Johannes. Vor weißgrauer Hofarchi-
tektur, deren mittlere Halle sich auf blaugrüne
Landschaft, graublaue Ferne und hellblauen Himmel
öffnet, und auf hellockergelbem Boden stehen die Figuren in gelben, blauen, violetten,
olivgrünen und vor allem zinnober- und karminroten Gewändern. Am buntesten wirkt
die Gruppe der links stehen-
den Männer: der in rotem
Turban mit zinnoberrotem,
innen dunkelblauem Mantel
über gelblichbraunem Gewand,
der andere rechts neben ihm
in Kellgelbem Mantel über
dunkelgrünem Gewand. Auch
in den Figuren rechts vorn
kehren Zinnoberrot, Dunkel-
grün und Graublau wieder.
Rotbraune Fleischfarbe.
Erworben im florentinischen Kunsthandel .'.
Sammlung James Simon.
Pap'ielholz, h. 0,29, br. 0,45.
Umbrische
Scixule des
XV. Jahr-
hunderts
129
r^ S 4
67
Umbrische
Schale des
XV. Jahr-
hunderts
Umbrische Schule um 1480
137 Maria mit dem Kind. Lichter grauer Freskoton.
Maria in stumpfblauem [innen dunkelgrünem] Mantel
über karminrotem Gewand, auf bräunlichgrauer Bank.
Heller graubräunlicher Fleischton. Links steht in gelb-
braunem Gewand vor grauweißer Mauer der hl. Petro-
nius, das graue Stadtmodell von Bologna auf zinnober-
rot gebundenem Buch tragend, rechts ein hl. Dominikaner
in Grau und Weiß gekleidet, der ein grauviolettes Buch
mit rosafarbenem Rücken hält. Beide Figuren sind stark
abgeschnitten.
Ausschnitt aus einem Bilde .•. Vermutlich im Anschluß an ein Fresko zu Assisi
früher über der Porta S. Giacomo [jetzt im Municipio], gemalt, das die Madonna
[in ähnlicher Haltung] mit dem Kind in der Glorie, von Cherubim umgeben,
darstellt und wohl von Fiorenzo di Lorenzo herrührt. Einer gewissen Verwandt-
schaft mit dem signierten Bild des Lorenzo diS.Severinoin der Londoner
National Gallery wegen neuerdings, wohl mit Unrecht, diesem Meister zuge-
schrieben .■. Die Reste der beiden Heiligen kamen nach Entfernung eines mo-
dernen Goldgrundes zutage .*. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h.1,17, br.0,69.
C I • Giovanni Santi
oanti
139
Santi. Der Vater Raffaels, g^eboren zu Colbordolo [Gebiet von Urbino] vermutlich
zwischen 1430 und 1440, gestorben zu Urbino den 1. August 1494. Unter dem Einflüsse des
Piero della Francesca und namentlich des Melozzo da Forli ausgebildet. Tätig zu Urbino, kurze Zeit
in Cagli, Pesaro und vermutlich in Fano.
139 Maria mit dem Kind und
vier Heilige. Maria thront in
schwärzlich blauem, innen grü-
nem Mantel über karminrotem
Gewand auf weißem Thron, vor
grauem, rot gemustertem Tep-
pich. Links der kniende Stifter,
ein Graf Matarozzi, in karmin-
rotem Gewand. Hinter ihm der
hl.Thomas von Aquino in schwar-
zer und weißer Ordenstracht, ein
zinnoberrot gebundenes Buch in
derRechten,unddiehl.Katharina
in zinnoberrotem Gewand, das
hinter dem Mantel des Thomas
nur wenig sichtbar ist. Rechts
der ApostelThomas in zinnober-
rotem Mantel über gelbgrünem
Gewand, hinter ihm der hl.
Antonius der Abt in hellkarmin-
68
roter Tracht. Stumpfe bräunliche Fleischfarbe.
Gelbbrauner Erdboden. Hellblaue Luft.
Erworben 1842 in Rom.
Pappelholz, h. 1,92, br. 1,82.
140a Maria mit dem Kinde. Graubräunliches
Fleisch und braunes Haar, graublauer Mantel
über karminrotem Gewand heben sich hart von
schwarzem Hintergrund ab. Karminrot kehrt
neben Grün in den Vorhängen oben wieder.
Das Kind mit schmutzig goldgelber Gloriole,
die ein zinnoberrotes Kreuz füllt, steht auf weiß-
grauer Balustrade.
Erworben 1846.
Pappelholz, h. 0,63, br. 0,48.
PJj-.l-m-J/-»y-«V-»iy-v Bernardino Pinturicchio. Nach
1 illLUIlL.«^UlU jg|^ Ygjg^ Bernardino di Betto
^p^^l^^
Biagio. Geboren wahrscheinlich zu Perugia um 1455,
gestorben zu Siena den 11. Dezember 1513. Unter dem Einflüsse Fiorenzos di Lorenzo [vielleicht als
dessen Schüler] in Perugia und als Arbeitsgenosse Pietro Peruginos [in Rom] ausgebildet. Tätig in
Perugia, Rom von 1481—1502 mit Unterbrechungen, Orvieto [1492/94 und 1496], Spello [1501] und
längere Zeit zu Siena [seit 1503 mit kurzen Unterbrechungen].
Umbrische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
132a Reliquiarium. Der Kirchenvater Augustinus mit den hll.Benedikt und
Bernhard. In zitronengelber, rötlich gerandeter Mandorla, vor dunkelultramarinblauem
Himmel mit weißen, gelben, orangefarbenen und neutraltintenen Wolken schwebt der
hl. Augustinus im Bischofsornat, weißer, goldverzierter
Mitra, grauviolettem Chorhemd und hellkarminrotem
Mantel, der durch eine schwere grün-goldene Schließe
zusammengehalten wird. Das Grün des Bucheinbandes
kehrt wieder im Gewände des rotgeflügelten Engels
rechts und den Flügeln des linken Engels, der ein vio-
lettgraues Gewand trägt. Unten links der hl. Benedikt
mit dem Weihwedel [älterer Form] in bräunlich -schwarz-
grauer Kutte, ein zinnoberrotes Buch in der Linken,
rechts Bernhard von Clairvaux in gelblich weißgrauer
Tracht. Rotbräunliches Fleisch mit graublauen Schatten
und weißen Lichtern. Die ganze Darstellung ist [be-
sonders die Gewänder] reich mit Gold verziert.
Aus der Frühzeit des Meisters, noch unter dem Einflüsse Fiorenzos di Lorenzo .•.
Die Holztafel, auf der das Bild gemalt ist, bildet mit dem Rahmen und Untersatz
ein Ganzes. Rahmen und Untersatz enthalten in verglasten kleinen Behältern
Reliquien .". Ehemals in einem Nonnenkloster S. Donato in Polverosa bei
Florenz .'. Erworben 1875 in Florenz vom Bankier ßrini.
Wasserfarbe. Lindenholz, h. 0,43, br. 0,23.
69
Umbrische
Sdiule des
XV. Jahr-
hunderts
B
143 Maria mit dem Kinde. Gelbgrünliches Fleisch
mit gelbbraunen Schatten. Das rötlichgelbe Haar
der Madonna ist von violettblauem, mit zinnober-
roten und goldenen Fäden durchzogenem Schleier
durchflochten. Unter hellblauem, im Umschlag dun-
kelgrünem Mantel, der sich hart von schwarzem
Grund abhebt, ist das karminrote Gewand sicht-
bar. Maria hält in der Linken einen zinnoberroten,
auf der beschatteten Seite blaugrünen Apfel. Ge-
malte hellkarminrote Rahmung.
Erworben 1829 durch Rumohr.
Tempera. Pappelholz, h. 0,46, br. 0,33.
P^Kflirr*! Giovanni Battista Bertucci, gen. Giovanni
Cl LUL-Cl Battista da Faenza. Geb. zu Faenza, urkund-
lich daselbst zuerst 1503 erwähnt, tätig um 1503 bis 1516
zu Faenza. Bildete sich unter dem Einflüsse von Perugino
und Pinturicchio.
132
132 Anbetung der Könige. Bräunlichgrüne Land-
schaft, die nach vorn zu im Ton immer mehr in
das Grau der Ruinen übergeht. Auf dieses Grau,
das überall im Fleisch durchschimmert, ist auch der graublaue Mantel des Stifters links
[aus der Familie Manzolini zu Faenza] gestimmt. In der Mitte überwiegen Ultramarinblau
[Mantel der Madonna und des stehenden Mohrenkönigs] und Hellkarminrot im Gewände
der Maria, des knienden Königs und des stehenden jüngsten Königs, der über dem Gewand
einen goldgelben, im
Umschlag grünenMan-
tel und zinnoberrote
Beinkleider mit violett-
grauen Stiefeln trägt.
Gelbbrauner Mantel
Josephs über grünem
Gewand. Graublauer
Himmel.
Für die Familie Manzolini ge-
malt und ursprünglich in S. Ca-
terina zu Faenza. Die Flüge!-
bilder mit den Darstellungen
Johannis d. T. und der Magda-
lena in der Galerie zu Faenza,
die Lünette 1902 auf der Ver-
steigerung Guidi zu Rom .".
Zeichnung zu dem Bild im Kgl.
Kupferstichkabinett zu Berlin
[Sammlung vonBeckerath]. Ko-
pie bez. B. 1521 auf der Auktion
Heberle in Köln 1901 [aus Villa
Dahm zu Godesberg] .". Samm-
lung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 2,1 5, br.2,63.
70
Umbrische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
Umbrisch-Florentinische Schule um 1490
142 Darstellungen aus dem Leben des jungen Tobias. Vor gelblichgrauer Architektur,
die durch Blaugrau in den Gliederungen und Profilen und Lichtrot im Ziegelboden belebt
wird, stehen die Figuren in bunten Lokalfarben, unter denen Zinnober, Karminrot und
Goldgelb überwiegen neben weißlichem Blau und Grün. Der junge Tobias ist durch
zinnoberrote Beinkleider und weißblaue Jacke, der Engel durch weißgraue Gewandung
kenntlich. Blaugrüne Landschaft mit hellblauen Bergen unter hellorangegelbem Horizont.
Hellblauer Himmel.
Wie das Gegenstück Nr. 149 und eine dritte Tafel im Kunstgewerbemuseum zu Berlin Teil eines Cassone, und zwar wohl
florentinischen Ursprungs, wofür auch das wiederholt angebrachte Mediceerwappen spricht /. Erworben 184142 in Italien.
Tempera. Pappelholz, h. 0,58, br. 1,57.
149 Darstellungen aus dem Leben des jungen Tobias. Weniger bunt als das Ge-
genstück. Die Architektur ist graubräunlich, in den Lichtern mattockergelb, belebt von
graublauen Pfeilern und Profilen, mit lichtrotem Ziegelboden. Bräunlichgraues Pflaster.
Die Staffage ist vorwiegend in graublauen, weißlichblauen, violettgrauen und grünen
Farben gehalten, die von kräftigem Zinnoberrot und Hellkarmin durchsetzt werden. Unter
der Halle links dient ein grüner Wandteppich als Hintergrund. Rechts und in der Mitte
überwiegen Blaugrün und Zinnober.
Gegenstück von Nr. 142 .-. Erworben 1841 42 in Italien .'. Tempera. Pappelholz, h. 0,58, br. 1,57.
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71
Umbrische
Schule des
XV. Jahr-
hunder ts
131
Pal
Marco Palmezzano. Ei-
meZZanO gentllch Marco di Anto-
nio Palmezzano. Geb. zu Forli 1456, gest.
vermutlich 1538.
1129A
131 Geburt Christi. Das einheitliche
Graubraun des Bildes wird durch
wenig stumpfes Grün in der Land-
schaft und bläuliches Grau der Ferne
und des Himmels, das am Horizont in
einen rötlich gelben Ton übergeht,
unterbrochen. Fleisch und Gewänder
sind auf den Gesamtton abgestimmt.
Hellblauer, innen gelbgrüner Mantel
Marias über rotem Gewand. Noch
stumpfer kehrt Rot wieder im Kra-
gen und dem Flicken am Mantel des
Hirten vorn, in der Kappe Josephs
und der figürlichen Staffage der Land-
schaft. Joseph in hellgelbem, in den
Schatten gelbbraunem Mantel mit
dunkelgrüner Innenseite, über wenig sichtbarem, violettem Rock.
Auf dem Blättchen in der Mitte unten eine ^anz undeutlich gewordene Bezeichnung, die ehemals RoccoZoppo gelesen wurde .*.
Sammlung SoUy, 1821 .-. Pappelholz, h. 1,55, br. 0,97.
1129a Der auferstandene Christus. Vor einheitlich graubrauner Landschaft und dem
Kreuz von derselben Farbe hebt sich der Körper Christi in einem rosigen Ton ab, den
grünlichgraue Schatten und das Grauviolett des Hüf-
tentuches unterbrechen. Neben der Fleischfarbe wirkt
in dem allgemeinen Ton das dunkle, grünliche Blau
des Himmels am stärksten, das sich nach dem Horizont
zu aufhellt.
Bez. am Felsen links auf einem Blättchen : Marchus palmezzanus pictor foroli-
uiensis faciebat MCCCCCXXV .". Sammlung Solly, 1821.
Pappclholz, h. 0,88, br. 0,52.
G
Gerino da Pistoia [Gerino d'Antonio Gerini].
CnOO Geb. zu Pistoia, Geburts- und Todesjahr unbekannt. Unter
dem Einflüsse Peruginos gebildet; nach Vasari lange Zeit als dessen
Gehilfe, sowie gemeinsam mit Pinturicchio tätig. Tätig nach den
Daten auf seinen Werken um 1500 bis 1529; in Pistoia nachweis-
bar zwischen 1505 und 1509, 1514 und 1520, dann vornehmlich in
Borgo S. Sepolcro und einige Zeit zu Florenz.
146a Gerino? Das Abendmahl. In den Gewändern
Christi und der Apostel sind Karminrot, Goldgelb, Zin-
noberrot, Blau, Blaugrau und bräunliche Töne vor
dunkelgrünem Grunde verteilt. Lichtroter Boden. An
den Seiten bräunliche Architektur mit graubräunlichen
Pilastern und Tafeln.
72
^.^^.p
i
Unihrische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
1-46A
Die Inschrift lautet: HOC OPVS FECIT FlERl SER BERNARDINVS S. ANGELI, ANNO SALVTIS M. D. .-. Im
Hintergrund und in einzelnen Köpfen veränderte Kopie nach dem Fresko in S. Onofrio zu Florenz .-. Der große Stich
von L. A. de' Uberti in der Bibliothek zu Gotha, eine etwa um 1490 entstandene Nachbildung des Abendmahls in S. Onofrio,
weicht in Einzelheiten ebenso von dem Fresko v^ie von der Berliner Tafel ab .■. Erworben 1883 in Frankfurt a. M.
Pappelholz, h. 0,18, br. 1,21.
Mel
UMBRISCH-TOSKANISCHE SCHULE
Melozzo da Forli. Nach seiner Familie Melozzo degli Ambrosi. Geb. zu Forli 1438
OZZO [wahrscheinlich den S.Juni], gest. daselbst den S.November 1494. Schüler Pieros dellaFrancesca,
auch unter Einwirkung der niederländischen Schule durch Justus van Gent zu Urbino Gebildet. Tätic zu
Forli, Rom [um 1461—1472, dann wieder von 1476—1481 ], Loreto [147S] und Urbino [uml473— 1475r76].
54 Die Dialektik. In rotem Mantel mit dunkelkarminroten Ärmeln kniet Herzog Federig-o
von Urbino auf den mit grünem Teppiche belegten Thronstufen. Neben ihm die karmin-
rote Kopfbedeckung. Nach der Tiefe wird die Färbung einheitlicher: Die Frau in gold-
gelbem, rotgemustertem Gewand auf gelbbraunem Thron mit grünem Fries. Die bräun-
lichgrauen Wände werden von goldgelbem Gesims abgeschlossen. Rechts oben ein
schwarzer Adler mit dem Wappen der Montefeltre.
Im Friese des Wandgesimses; DVRANTIS COMES SER .'. Mit Nr. 54 A aus einer Folge von Gemälden der 7 freien Künste,
die einst die Bibliothek Federigos da Montefeltre im Palaste zu Urbino schmückte .-. Zwei noch erhaltene Bilder dieser Folge
[Musik und Rethorik] in der National Gallery zu London; die drei übrigen [wohl Grammatik, Geometrie und Arithmetik]
verschollen .•. Neuerdings ist Justus van Gent als Autor genannt worden .■- Sammlung Solly, 1821 .■. Pappelholz, h.1,50, br.1,10.
54 A Die Astronomie. Die Färbung ist toniger als im Gegenstück, Braun überwiegt
neben dem Grau der Wände, gelblichem Weiß der von gelbbraunen Profilen durch-
zogenen Thronarchitektur, Grauviolett und Hellgrau der mit roten Mustern und Borten
wenig belebten Ge-
wandung der thro-
nenden Frau. Zu ihren
Füßen kniet ein Mann
in dunkelblauem
Mantel, über den die
karminrote Kopfbe-
deckung herabhängt.
Dargestellt ist wahrscheinlich
Graf Ottaviano Ubaldini, der
Freund des Herzogs Federigo, [
der sich mit astronomischen ['
Studien beschäftigte .'. Unten
und oben ist je ein Stück von
13 cm Breite, an der linken
Seite eines von 11 cm Breite
neuerdings angesetzt, da dem
Bilde der obere Abschluß mit
Wandgesims und Inschrift
fehlte und die Tafel in der
Breite beschnitten war
Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h.1,50, br.1,10.
Umbrisch-
Toskanische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
54
54 A
73
Umbrisch-
Toskanisdie
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
79
79 A
Sil* Luca Si^norelli, gen. Luca da Cortona. Nach dem Vater Luca d'Egidio di Ven-
lö^nOrClll tura. Geb. zu Cortona, vermutlich 1441, gest. daselbst zwischen dem 16. Oktober und
8. Dezember 1523. Zuerst Schüler des
Piero della Francesca zu Arezzo, unter
dem Einflüsse der florentinischen Meister
weiter ausgebildet. Tätig vornehmlich in
Cortona, Perugia und Loreto [1476 bis
1479], läncrere Zeit in Rom [besonders um
1482— 1484],in Monte Oliveto [1497 98?],
Siena [1506 und 1509] und in Orvieto
[zwischen 1499 und 1504]; kürzere Zeit in
Arezzo, Cittä di Castello [1474], Spoleto
[1485], Florenz und Volterra [1491].
79 Zwei Flügelbilder eines Al-
tars mitjedreiHeiligen. Lin-
ker Flügel: Derbraune, in den
Schatten grünliche Körper des
hl. Hieronymus wird von hellvio-
lettem Mantel über rotgelbemHüft-
schurz umhüllt. Die hinter ihm
stehende hl. Katharina von Siena
ist schwarz und weiß gekleidet,
während die hl. Magdalena, mit
gelbbraunem Haar, über grünem,
goldschimmerndem Gewand einen
leuchtend zinnoberroten [innen graublauen] Mantel trägt. Rot, Blau und Grün kehren in
den Fliesen des Bodens wieder. Der graue Bogen mit goldgelben Ornamenten auf ultra-
marinblauem Grund steht gegen blauen Himmel. — Rechter Flügel: Hinter dem in
grauer Kutte knie-
enden hl. Antonius
vonPadua steht der
hl. Augustinus in
goldgeschmücktem
Bischofsornat, des-
sen Casula mit far-
bigen Stickereien
aus der Geschichte
Christi auf blauem
Grunde geziert ist.
Das karminrote,
goldschimmernde
Gewand der hl. Ka-
tharina von Alexan-
drien, die ein grün-
gebundenes Buch
und grüne Palme in
den Händen hält,
74
deckt teilweise ein graublauer [innen gold-
gelber] Mantel. Lichtes grauweißes und
rotbraunes Fleisch.
Aus der mittleren Zeit des Meisters [um 1498] und bei Vasari
beschrieben .". Die beiden Gemälde bildeten die Seitenflügel
zu einem Mittelslück, auf dem der hl. Christophorus in Re-
lief dargestellt war [von Giacomo della Quercia?]; das
ganze Altarwerk war für die Kapelle S. Cristoforo in S. Ago-
stino zu Siena bestimmt. Die Staffel enthielt die Darstellungen
der Hochzeit zu Kana, des toten Christus auf dem Schöße der
Maria und des Martyriums der hl. Katharina und scheint wie
das Relief des Christophorus beim Brande der Kirche im Jahre
1655 zugrunde gegangen zu sein .'. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, jeder Flügel h. 1,44, br. 0,74.
79a Pan als Gott des Naturlebens und
als Meister der Musik mit seinen Be-
gleitern. Dunkles Rotbraun in der Fär-
bung der Figuren und Felsen und schwärz-
liches Grün der Bäume stehen gegen den
tiefblauen Himmel mit rosafarbenem Ho-
rizont. Die graugrüne Modellierung der Körper tritt besonders in den heller gehalte-
nen Figuren neben hellroten Lichtern hervor. Grauer Boden und blaugrüner Rasen, der
nach der Ferne zu gelblicher wird.
Bez. avif einem Täfelchen, das an dem Stabe der im Vordergrunde stehenden Nymphe hängt: LVCA " CORTONEN ' .*. Viel-
leicht das für Lorenzo de' Medici ausgeführte Gemälde, dessen Vasari gedenkt [,,dipinse a Lorenzo de' Medici, in una tela,
atcuni Dei ignudi, che gli furono molto commendati", Vasari, Sans. III p. 689]; 1687 im Pal. Pitti ; 1865 an einer Decke im
Pal. Corsi bei S. Gaetano in Florenz wieder aufgefunden .■. Signorelli hat den Gegenstand später nochmals behandelt, im
Palaste des Pandolfo Petrucci zu Siena [Fresko, nicht mehr erbalten] .'. Erworben 1873 vom Marchese Stufa in Florenz.
I einwand, h. 1,94, br. 2,57.
79b Maria von Elisabeth begrüßt. Bräunlichrote und gelbe Töne überwiegen neben
Blau vor rotbräunlichem Grund. Dunkelrotbraune Fleischfarbe. Hellblau im Gewände des
Zacharias kehrt dunkler im Gewände Josephs und im [innen bräunlichgelben] Mantel
Marias über graublauem, rosa schillerndem Gewand wieder,
das Goldgelb seines Mantels im Untergewande Elisabeths;
Karminrot in den Mänteln Josephs und Elisabeths.
Bez. auf einem Papierstreifen am Boden: LVCHAS • SIGNORELLVS • DECOR-
TONA " .■. Wohl aus der späten Zeit des Meisters .". Alte Kopie mit Verände-
rungen 1876 im Kunsthandel zu Rom, jetzt bei Girolamo Mancini in Cortona .*.
Erworben 1875 in Rom vom Marchese Patrizi.
Pappelbolz, Durchmesser 0,70.
79c Bildnis. Leuchtendes Zinnoberrot in der Kappe, im
Gewand unterbrochen von der schwarzen Binde, steht
gegen graue Architektur und bläulichweißen Himmel, der
sich zwischen gelbgrünenWiesen im Flusse spiegelt. Ocker-
grauer Fleischton mit weißgrauen Haaren, der mit auf-
gesetzten bläulichen und rosafarbenen Reflexen in den
nackten Figuren des Hintergrunds wiederkehrt.
Aus des Meisters reifster Zeit, um 1500 -'. Casa Torrigiani zu Florenz .'. Erwor-
ben 1894 aus dem Florentiner Kunstbandel.
Pappelhi. ., h. 0,50, br. 0,32.
Umbrisch-
Toskanische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
Ib
Umbrisch-
Toskanisdje
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
1615
Francesca Vie^"
della Francesca [um
1415-1492].
1615 Architektoni-
sche Vedute. Die
vordere Hallenarchi-
tektur, mit grauen
und goldgelben Kas-
setten der Decke,
ist graubraun; in
der Häuserflucht
rechts und links, mit
schwarzen Fenster-
"^ höhlen und ocker-
gelben Läden, wech-
seln rotbraune, rosabraune und graubraune Töne ab. Bräunlich weißer Boden mit schwärz-
lichen und rotbraunen Fliesen und rotbraunen Pflasterstreifen. Hellgrünliches Meer und
bläulichweiße Luft. Auch die gemalte Täfelung unten ist in dem allgemeinen graubraunen
Tone gehalten. Oben und unten wird die Tafel durch vergoldete Profile abgeschlossen.
Eine ähnliche Darstellung in der Galerie zu Urbino, zwei andere Stücke ehemals in der Sammlung Massarenli zu Rom. Neuerdings
dem Architekten Luciano Dellaurana zugeschrieben .'. Angeblich aus einer Villa bei Florenz stammend .". Erworben 1896
aus dem florentinischen Kunsthandel .'. Eigentum des Kaiser-Friedrich - Museums-Vereins.
Tempera. Pappelholz, h. 1,24, br. 2,34.
Schule der
Romagna
im XV.
Jahrhun-
dert
1164
SCHULE DER ROMAGNA
'7 11* Francesco di Bosio Zaganelli.
O Zeichnet sich auch Zanganelli. Geboren
zu Cotig-nola, tätig zu Ravenna, nach den Daten
auf seinen Gemälden 1505 1527. Schüler des
Niccolö Rondinelli, unter dem Einflüsse Gio. Bellinis
und der Schule von Bologna weiter ausgebildet.
1164 Verkündigung Maria, die hll. Jo-
hannes d.T., Antonius von Padua und
der Stifter. Der dunkelgelbbraune Kör-
per des Täufers ist mit rosabräunlichem
Fell bekleidet. Der Stifter in graubraunem
Gewand, Antonius in gelblichgraubrauner
Kutte. Auch der unruhige Architekturgrund
ist in Grau und Braun gehalten, mit bunten
Ornamenten und viel Gold. Aus dieser
Stimmung in Braun, Grau und Gold wird
Maria hervorgehoben durch farbige Ge-
wänder: dunkelblauen, innen grünen Mantel
über hellkarminrotem Kleid, leuchtend
76
weißes Kopftuch und Ärmel vor blauem Himmel. Grün kehrt wieder im Gewände
des Engels, mit hellblauen Armein und rotgelbem Mantel. Goldene Gloriolen. Bräunlich-
gelbgrüne Landschaft.
Bez. auf einem Blättchen unten: 1509 A Aprilys, darüber Spuren einer ausgelöschten Inschrift .'. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 1,98, br. 1,56.
236 Ein Wunder aus der Legende des hl. Antonius vonPadua. Die gelbbraunen
und gelblichweißen Mönchstrachten geben den hellen bräunlichen Gesamtton an, nach
dem Karminrot und Goldgelb in den Figurengruppen gebrochen sind. Als lebhafteste
Farben wirken Hellblau, Graublau und Dunkelgrün.
Der Heilige sucht den Ketzer Bovidilla, der an die Gegenwart Christi im Sakrament nicht glauben will, zu bekehren, indem er
dem Maulesel des Bovidilla befiehlt, vor der Hostie niederzuknien .*. Gehört mit Nr. 241 zu einer Predella .'. Erworben 1841/42
in Italien. .-. Pappelholz, h. 0,19, br. 0,49.
241 Ein Wunder aus der Legende des hl. Antonius von Padua. Die gelbbräun-
liche Tönung ist etwas dunkler als im Gegenstück.
Das Bild scheint die Legende darzustellen, nach der der Heilige die Gattin eines Edelmannes zu Ferrara vom Vorwurfe der
ehelichen Untreue reinigt. Auf die Aufforderung des Heiligen hin bezeichnet das neugeborene Kind mit Hand und Mund
den Edelmann als seinen Vater.'. Gehört mit Nr. 236 zu einer Predella .*. Erworben 1841/42 in Italien.
Pappelholz, h. 0,19, br. 0,49.
SCHULE VON BOLOGNA
F'l'Unr'ia Francesco Raibolini, gen. Francia. Geboren zu Bologna 1450, gestorben daselbst den
1 I dllL-lct 5. Januar 1518. Zuerst Schüler eines Goldschmieds, dann Francesco Cossas [der um 1470 nach
Bologna übersiedelte], ausgebildet besonders unter dem Ein-
flüsse Lorenzo Costas. Tätig zu Bologna. . _,
125 Heilige Familie. Blau im Mantel Marias und
als durchsichtige Lasur in der landschaftlichen
Ferne und im Himmel, steht gegen bräunliches
Zinnoberrot [Gewand Marias, Innenseite des bräun-
lich gelben Mantels Josephs], das auf die warme
rotbraune Fleischfarbe gestimmt ist.
Bez. auf der Brüstung in goldenen Lettern : BARTHOLOMEl SVMPTV
BIANCHINI MAXIMA MATRUM HIC VIVIT MANIBVS FRANCIA
PICTA TVIS ■ Das Distichon [ ,,hier lebt von deinen Händen, o Francia,
gemalt, die höchste der Mütter"] ist wohl von Bianchini selbst ver-
faßt, dem Freunde des Meisters und Besteller des Bildes, der in der
Literatur wie auch im öffentlichen Leben als Senator zu Bologna eine
angesehene Stellung einnahm .■- Aus der früheren Zeit des Meisters
[vor 1490] -■. Eine etwas veränderte Wiederholung bei Lord Elcho in
London [nach der Behandlung aus Francias späterer Zeit und wohl nur
eine gute Arbeit aus seiner Werkstatt] .". Das Porträt des Bianchini
von Francias Hand bei G. Salting in London ist das Gegenstück zu
unserem Bilde, mit dem zusammen es vielleicht ein Diptychon bildete .".
Sammlung Solly, 1821.
Pap, elholz, h. 0,54, br. 0,40.
Schule der
Romagna
im XV.
Jahrhun-
dert
236
241
Scitule von
Bologna im
XV. Jahr-
hundert
77
Schule von
ßoloana im
XV. Jahr-
hundert
122
122 Maria mit dertiKindinderGlorieund
Heilige. Vorhellem, weißlichblauem Himmel
mit weißen Wolken thront in hellgelberGlorie,
umgeben von einem rötlichen Kranz von hell-
karminrot und graublau geflügelten Seraphim,
Maria, in graublauem Mantel über bräunlich-
rotem Gewand, auf graublauen Wolken. Die
kühle nach Grau und Blau neigende Fär-
bung wird im unteren Teile der Tafel von
tiefem Rot und Goldgelb belebt. Vor grüner,
nach der Ferne in Hellblau übergehender
Landschaft stehen von links nach rechts:
die hll. Geminian, Schutzheiliger von Modena,
in weißem und goldgelbem Ornat, Bernhard,
in bräunlichgrauer Ordenstracht, Dorothea, in
dunkelultramarinblauem Mantel über weißlich-
blauem Gewand mit dunkelroten Ärmeln und
roten Rosen im rotbraunen Haar, Katharina,
in bräunlichkarminrotem Gewand und hellgel-
bem, nach Rotbraun changierendem Mantel,
Hieronymus, in zinnoberrotem Gewand, aus dem weiße Ärmel hervorkommen, und
Ludwig von Toulouse, in dunkelblauem, goldgesticktem Bischofsmantel, unter dem das
gelbbraune Ordensgewand zum Vorschein kommt. Warme rotbraune Fleischfarbe.
Bez. auf einem Blättchen unten links: FRANCIA • AVRIFABER ■ BONON 1502 .-. Gemalt für S. Cecilia in Modena, bei
Aufhebung der Kirche 1737 nach S. Margherita übergeführt .■. Sammlung Solly, 1821 .•. Pappelholz, h. 2,55, br. 2,01.
T7„_„_' Giacomo Franc! a. Maler und Goldschmied, geb. zu Bologna 1486, gest. daselbst 1557;
^ ^ £lllV.^lCl ]yg\ Lebzeiten seines Vaters Francesco dessen Gehilfe. Seit 1518 bezeichnet er selbständig-.
Tätig in Bologna. — GiulioFrancia. Maler, Kupferstecher
und Goldschmied, geb. zu Bologna den 20. August 1487,
gest. daselbst nach 1543. Mit einer einzigen Ausnahme sind
nur Werke von ihm bekannt, die er gemeinsam mit seinem
Bruder Giacomo ausführte.
281 Maria mit dem Kind und die hll. Fran-
ziskus, Dominikus, Magdalena, Agnes
und der kleine Johannes. Vor hellblauem
Himmel mit weißgrauen Wolken und vor ocker-
gelbgrauem Erdboden stehen die Figuren, gleich-
falls meist in grauen Tönen, mit kalter weißlicher
Fleischfarbe, die sich nur in dem von weißem
Schleierhemd umhüllten Christkind und dem
kleinen Johannes etwas erwärmt. Namentlich
die linke Seite ist ganz in Graubraun, Schwarz
und Weiß gehalten. Dagegen ist die Ge-
wandung der Frauen farbiger, besonders die der
Maria. Sie trägt über zinnoberrotem Gewand einen
78
A
dunkelblauen Mantel, der, auf der Schulter
umgeschlagen, die leuchtend grüne Innen-
seite zeigt. Rot kehrt wieder als bräunliches
Karmin im Gewände Magdalenas und im
Mantel der hl. Agnes über goldgesticktem,
von blauem Gürtel zusammengehaltenem
Gewand mit bräunlichweißen Ärmeln.
Bez. unten am Boden : 1- FRANCIA .-. SammlungSolly, 1821.
Pappelholz, h. 1,93, br. 1,64.
287 Maria als Himmelskönigin. Vor grau-
blauem Himmel, in hellgelber, von bräunlich
grauen Wolken umgebener Glorie steht
Maria in hellkarminrotem Gewand und dun-
kelblauem Mantel. Auf hellockergelbem
Erdboden, der nach der Tiefe in saftiges
Grün übergeht, in der Mitte die hl. Katha-
rina in braungelbem Kleid und dunkel-
blauem, innen grünem Mantel und der hl.
Franziskus in hellbräunlichgrauer Ordens-
tracht. Kräftiges Zinnoberrot im Mantel des
hl. Paulus über gelbgrünem Gewand und im
Mantel Johannes d. T. über graublauem
Gewand halten die untere Gruppe zu-
sammen. Rotbräunliche Fleischfarbe.
Be.. unten in der Mitte auf einem Blättchen, nach dem ein Specht pickt: • 1 • I ■ FRANCIA • AVRIFI • BONON • FECER •
MD- XXV .-. Ehemals in S. Paolo in Monte zu Bologna .'. Dieselbe Komposition ist von Giacomo Francia gestochen
worden .'. Sammlung Solly, 1821 .-. Aufgestellt in der Basilika .'. Pappelholz, h. 3,05, br. 2,01.
1 • Antonio da Crevalcore, eigentl. Antonio Leonelli da Crevalcore. Tätig um 1480-1500
"'•'-'l"'-' zu Bologna. Gestorben vor 1525. Gebildet wahr-
scheinlich unter dem Einflüsse der Schule von Verona.
1146 Heilige Familie. Auf den gelbbräunlichen
Ton des Inkarnats ist das bräunliche Rot im Ge-
wände Marias und im Mantel Josephs gestimmt.
Reines Zinnoberrot erscheint nur im Beeren-
kranz und dem Gewandumschlag des kleinen
Johannes. Dagegen steht dunkles Blau im Mantel
Marias, im Himmel mit hellrotem, abendlichem
Horizont und der landschaftlichen Ferne. Ocker-
gelbe Umhüllung des Kindes, Ärmel und Kopf-
tuch Marias. An den braunen Pfeilern gelb- und
rotbräunliche Fruchtgebinde.
Bez. auf einem Blättchen unten: Opra de Antonio da Creualcore:
14y3 .". Einziges bekanntes Werk des Meisters, der von Lokalschrift-
stellern des 17. Jahrhunderts als ein „gefeierter Maler von Blumen,
Früchten und Tieren" [ um 1490] angeführt wird .'. Sammlung Solly,
1821 .-. Pappelholz, h. 0,67, br. 0,54.
Schule %'on
Bologna im
XV. Jahr-
hundert
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79
Schule von
Bologna im
XV. Jahr-
hundert
118
./\SD6rtini Amico Aspertini, gfen. Amico Bolognese
Lombardi-
sdie Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
I. 133
mico Aspertini, gfen. Amico
Geb. zu Bologna um 1475, gestorben daselbst
Ende 1552. Vermutlich Schüler seines Vaters Giovanantonio,
gebildet unter dem Einflüsse der umbrischen und der ferra-
resischen Schule. Tätig namentlich in Bologna, Lucca und Rom.
118 Anbetung- der Hirten. In der bräunlich-
gelbgrünen Landschaft, mit grauen und gelb-
braunen Baulichkeiten, sind lichtes Blau [Mantel
der Madonna, grauer im Gewände des stehenden
Hirten und in der landschaftlichen Ferne], Grau-
weiß und Graublau in den Hirten und bräunliches
Rot [Gewand Marias und Außenseite des innen
goldgelben Mantels Josephs, noch matter in der
Kleidung der Engel] verstreut. Dieselben Farben
wiederholen sich in den Figuren der Ferne. Gelb-
bräunlicher Fleischton. Reichliche Verwendung
von Gold [Gloriolen, Gewänder]; vielfach sind
auch die Lichter in der Landschaft mit Gold auf-
gesetzt. Der graublaue Himmel ist nach dem Hori-
zont zu gelblich aufgelichtet.
Bez. auf dem Postament der Säule links: amicus bononiemsis faciebat .*. Sammlung Solly, 1821 .'. Pappelholz, h. 1,14, br. 0,80.
LOMBARDISCHE
SCHULE
r ODD3. Vincenzo Foppa. Geb. um 1427,
r"^'"^ wahrscheinlich zu Brescia, gest. wahr-
scheinlich 1516 ebenda. Gebildet unter dem
Einflüsse der Schule von Verona und vielleicht
Schüler Jacopo Bellinis zu Venedig. Tätig zu
Brescia [bis etwa 1456 und wieder seit 1489],
und abwechselnd in Pavia und Mailand [seit
1456]; in Genua [1461, 1471, 1488, 1489].
1. 133 Beweinung Christi. Der schwere
dunkelrotbraune Ton der besonders
im Vordergrunde sichtbaren Unter-
malung lichtet sich in der Landschaft
auf unter weißlichblauem Himmel.
In den Figuren stehen grelle Lokal-
farben nebeneinander, vor allem Zin-
noberrot [der innen saftgrüne Mantel
Magdalenas, Innenseite des Mantels
der wehklagenden Frau, Gewand
Josephs von Arimathia] und Gold-
gelb [Mantel der klagenden Frau
rechts und Josephs von Arimathia,
Gürtel und Kopftuch der Madonna].
80
Dazwischen tritt schwärzliches Blau [Gewand Marias,
Mantel der klagenden Frau hinter ihr], das heller im
Gewände Johannis und Magdalenas, als Graublau im
Gewände der klagenden Frau wiederkehrt. Vom Man-
tel der Madonna ist nur die braune Untermalung sicht-
bar. Graubrauner Fleischton.
Bez. auf dem Mantelsaum des hl. Nikodemus: VINCENTIVS • DE • PHOP
PINXIT ANCOP .•. Aus der späteren Zeit des Meisters .*. Ehemals in der
Kirche S.Pietro inGessate[Capp.De' Rossijzu Mailand .'. Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 2,04. br. 1,65.
Lombardische Schule um 1480
30a Maria mit dem Kinde. Die Architektur hat eine
rotbräunliche Färbung mit braunroten und weißgrauen
Profilen, rotbraunen und lichtroten Füllungen und Pi-
lastern und ockergelben Einzelheiten. Vor dem hell-
blauen, am Horizont leicht gelblichen Himmel hängen
Fruchtgehänge aus roten Kirschen und gelbgrünen
Äpfeln mit dunkelgrünen Blättern. Das Grau der Archi-
tektur kehrt wieder im bläulichweißen Mantel der Ma-
donna, Rotbraun im bräunlichroten Gewände. Rosa-
bräunliches Fleisch mit grauen Schatten. Der Stein-
boden ist rötlich und olivgrün gefärbt.
Der italienische Ursprung des schwer zu bestimmenden Bildes ist mit Unrecht bezweifelt worden. Manches, wie die oben am
Throne angebrachten Fruchtgehänge, deuten auf die Schule von Padua. Doch zeigt die Architektur bramanteske Züge in
der Art lombardischer Bauten; ebenso weisen die vollen, etwas schweren Formen der Madonna imd des Kindes wie auch die
malerische Behandlung [besonders der Fleischton und das Helldunkel] auf
die lombardische Schule hin .'. Vermutlich zur Sammlung Solly gehörig.
Pappelholz, h. 1,25, br. 0,67.
Lombardische Schule um 1520
1181 Maria mit dem Kind und Engel. Blasses
graues Fleisch mit graugrünlichen Schatten. Das rosa-
farbene Gewand Marias, das gegen gelbgrünes Kopf-
tuch steht, deckt unten der tiefblaue, im Umschlag
goldgelbe Mantel. Gelbgrün wiederholt sich in dem
Engel lechts, Goldgelb, mit rotgelben Schatten, im
Engel links. Ockergelbgrauer Boden. Der graubraune,
mit grünem Gras bewachsene Felsen, auf dem die auf
hellgelben Lauten musizierenden Engel sitzen, ver-
liert sich oben in schwärzlichem Dunkel. Goldene
Gloriolen.
Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 1,02, br, 0,66.
Lombardi-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
3üA
1181
81
Lombardi-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
Br»rfrnCrnnnF> Ambrogio di Stefano da Fossano, gen.
^' ^'-'^''*-'i'C Borgognone. Zeichnet sich meist Ambrosius
Bergognonis. Geboren zu Mailand um 1450, gestorben daselbst,
wahrscheinlich an der Pest, 1523 [das letzte datierte Bild von 1522].
Vermutlich Schüler Vicenzo Foppas. Tätig namentlich in Mailand, außer-
dem in Pavia und der nahegelegenen Certosa [1486 — 1494], in Lodi
[1497] und Bergamo [um 1508].
51 Thronende Maria mit dem Kinde. Lichtes weißHch-
graues Fleisch und weißHches Blau im [innen saftgrünen]
Mantel der Madonna stehen vor dunkelgrünem Teppich
und braunem, reich vergoldetem Thron, auf den das matt-
rosafarbene Gewand Marias gestimmt ist. Der Thron ist
mit Reliefdarstellungen auf rosabräunlichem Grund geziert
[in der Nische Moses mit den Gesetzestafeln, auf dem Sockel
Mannaregen und Wasserspende, auf den Pfeilern Propheten-
figuren]. Das weißgraue Hemd des Kindes ist von einer
hellgelben Binde umwunden. Die Engel in gelbgrünen,
goldverzierten Kleidern und Kappen heben sich von weiß-
lichblauer Luft ab.
Um 1490— 1500 gemalt .-.Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 1,19, br. 0,54.
52 Thronende Maria mit dem Kind
und die hll. Johannes d. T. undAm-
brosius. Das weißgraue Fleisch er-
wärmt sich in den männlichen Heiligen
zu Rotbraun. Maria in tief ultramarin-
blauem, innen grünem Mantel über hell-
karminrotem Gewand vor zinnober-
rotem, aber fast ganz mit goldenen
Stickereien bedecktem Thronvorhang,
über dem sich der innen mit zinnober-
rotem Stoff beschlagene Baldachin er-
hebt. Die Thronstufe deckt ein in matten
Farben gehaltener persischer Teppich
mit rosafarbenem Grund. Johannes in
zinnoberrotem Mantel übergelbbraunem
Pelz, Ambrosius in weißem Chorhemd,
dunkelgrünem Bischofsgewand darüber
und braun -goldener Stola. Die Ge-
wänder sind reich mit Gold geziert. Vor
ultramarinblauem Himmel schweben
weißgekleidete Engel. Die beiden vor-
dersten in dunkelgrünen und hellkarmin-
roten Gewändern. Gelblichgrüner Rasen.
82
In der Landschaft r. eine Schlacht, in der Ambrosius
zu Pferd in den Wolken erscheint.
Bez. unten auf einem Blättchen: ambrosij bergognoni op' .'
Zeit des Meisters, um 1505 — 1510 .■- Vermutlich ehemals
S. Liberata zu Mailand .'. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 1,82, br. 1,33.
Aus der späteren
m Oratorium von
' • Defendente [de] Ferrari. Geboren zu Chiavasso,
^' ' tl' i vermutlich unter dem Einflüsse des Macrino d'Alba ausg^e-
bildet, tätig zu Vercelli, wohl schon zu Anfang des XVI. Jahr-
hunderts. Urkundlich erwähnt 1530.
1147 Anbetung des Christkindes. Tiefes leuchtendes
Rot im Mantel Josephs [über dunkelgrünem Gewand],
im Gewände der Madonna, Kappe und Untergewand
des geistlichen Donators, der über weißgrauem Chor-
hemd einen grauen, rotbraun schillernden Pelz trägt,
hebt sich von bräunlichgrauem und dunkelbraunem Ge-
mäuer ab, durch das oben ein weißlichblauer Himmel
sichtbar ist. Das Kind liegt auf dem dunkelblauen
Mantel Marias. Ockergelblichgrauer Boden. Im Gewände
der neben Joseph zuschauenden Frau, deren Kopf
ein weißes Tuch umhüllt, kehrt Blau wieder. Die Flügel
der Engel sind abwechselnd bräunlichrot und hellblau
gefärbt. Ockergelblichgraues Inkarnat mit rötlichen
Tönen. Die Gloriolen und die Flämmchen sind golden.
Lombardi-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
Bez. rechts am Kapitell des den Bogen tragenden Pilasters: 1511
Solly, 1821 .-. Pappelholz. h. 1,75, br. 0,80.
Frühestes bekanntes Bild des Meisters .*. Sammlung
Sol
Andrea Solario. Familienname nach dem Flecken Solaro bei Saronno im Gebiete von
dl lU Mailand. Geboren wahrscheinlich zu Mailand um 1465, gestorben nach 1515 ebenda. In seiner
früheren Zeit von Antonello da Messina, später wesentlich von Lionardo beeinflußt. Tätig in Mailand,
Venedig [um 1490—1493 und vielleicht auch 1495] und Frank-
reich [1507—1509].
225 Bildnis eines Mannes [angeblich aus dem
Herrschergeschlechte der Bentivoglio zu
Bologna]. In zinnoberrotem Gewand, über das die
schwarze Binde herabfällt. Das rotbraune Gesicht,
von dunkelbraunem Haar umgeben, auf dem eine
schwarze Kappe sitzt, kommt aus schwarzem Grund
hervor.
Ehemals vermutungsweise dem Boltraffio zugeschrieben .". Worauf sich die
Angabe des Waagenschen Katalogs stützt, daß der Dargestellte ein Benti-
voglio sei, ist unbekannt. Ist die Angabe richtig, so stellt das Bild Antonio
Bentivoglio dar, Sohn des Sante B. und Günstling des letzten Herrschers
aus dem Hause der Bentivoglio zu Bologna, Giovannis II. (1443 — 1509],
den er auf seinen Feldzügen begleitete .■. Erworben 1841 ''42 in Italien.
Pappelholz [ringsum angestückt], h. 0,28, br. 0,21.
83
Lombardi-
sche Schule
des A'K.
Jahrhun-
derts
55
c
1 • Bernardino de' Conti. Zeichnet sich Bernar-
OIlll dinus de Comitibus oder de Co mite, auch
Bernardinus comes. Geboren zu Pavia. Tätig zu
Mailand, nach den Daten auf seinen Bildern von 1499 bis
nach 1522. Gehörte der älteren lombardischen Schule an
und bildete sich unter dem Einflüsse Lionardos weiter aus.
55 Bildnis eines Kardinals. In zinnoberrotem
Mantel und Kappe vor schwarzem Grund. Grau-
bräunliches Fleisch und dunkelbraune Haare.
Bez. links oben in der Ecke in gelber Schrift: ME FECIT B'NAR-
DINVS DE COMITIBVS .-. Oben die Inschrift : ET ATIS. AN-
NORVM. XLVII. MCCCCLXXXXVIIII. DIE. XV. MARTII .-. Er-
worben 1836 als Geschenk des damaligen preußischen Gesandten
zu Paris, Freiherrn von Werther.
Pappelholz, h. 0,51, br. 0,48.
208 Bildnis der Margherita CoUeone, erster
Gemahlin Gian Giacomo Trivulzios. Die
einförmig hellgraue Kleidung ist mit bräunlich-
grauen Schleifen besetzt. Ein bräunlichgrauer Gürtel hält das Kleid zusammen. Die
Arme ruhen auf mattgrüner Tischdecke, rechts ist die zinnoberrote Stuhllehne mit gold-
gelbbraunem Knopfe sichtbar. Rotbräunliche Fleischfarbe und braunes Haar, über dem
ein weißer Schleier liegt. Schwarzer Grund.
Bez. unten rechts [die älteste Inschrift]: margarita coleonea nicolini ; oben rechts [später hinzugefügt]: MARGARITA CO-
LEONEA; dann nodimals zu beiden Seiten des Kopfes in ursprünglich goldener, später schwarz übergangener Schrift : MAR-
GARITA COLEONEA NICOLINI FILIA ET MAONI TRIWLT. PRIMA UXOR .-. Margherita [1455— 1483], die Tochter Nicolino
Colleones, eines Verwandten des berühmten Condottiere, und der Cia Visconti, wurde 1467 mit G. G. Trivulzio [ 1441— 1518,
mailändischer Feldherr, später französischer Marschall] vermählt. Das Bildnis ist lange nach ihrem Tode gemalt und erinnert
namentlich in der Haltung der Hände an Lionardos Mona Lisa .".
Bis 1813 im Besitze von Goethes Freund Friedrich Rochlitz in
Leipzig .". Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,75, br. 0,55.
Oberitalienischer Meister
um 1500
S 12 Bildnis eines jungen Mannes. Die
warm braunrote Farbe des Gesichts, das, von
dunkelbraunen Haaren umgeben, sich vom
dunkelblauen Hintergrund abhebt, ist auf das
leuchtend zinnoberrote Gewand gestimmt.
Schwarze Kopfbedeckung.
Erworben aus Wiener Privatbesitz .■. Sammlung James Simon.
Pappelholz, h. 0,32, br. 0,26.
Q I • Pier Francesco Sacchi. Zeichnet sich
OaCCni Petrus Franciscus Sachus de Papia. Aus
Pavia stammend. Geburts-undTodesjahr, sowieLebens-
verhältnisse unbekannt. Vermutlich unter dem Ein-
flüsse des Carlo del Mantegna zu Genua ausgebildet.
Tätig vornehmlich zu Genua [1520 urkundlich als Mit-
glied der Gilde] nach den Daten auf seinen Bildern
von 1512-1527.
84
53 Christus am Kreuz mit den drei Marien,
Johannes und dem Stifter. Bunte, nach den
Seiten abgestumpfte Lokalfarben in den Gewän-
dern. Vor kühler Landschaft, in der Ockergelb und
Gelbgrün vorwiegen, mit rotbräunlichen Bauten
und blauer Ferne. Gegen den ultramarinblauen
Himmel, der sich dunkel in dem See des Hinter-
grundes spiegelt, hebt sich hell das ockergelbe
Kreuz und der noch lichtere, von weißem Tuch
umschlungene Körper des Gekreuzigten ab. Die
Mitte wird farbig betont durch tiefes Karminrot
im [innen graublauen] Mantel Magdalenas über
ultramarinblauem Gewand. Graublau wiederholt
sich in dem von goldgelbem Gürtel zusammen-
gehaltenen Gewand der links stehenden Maria,
unter v/eißem Kopftuch und schwarzblauem, innen
grünem Mantel. Gelbgrün und Goldgelb [Innen-
seite] im Mantel und Hellkarminrot im Gewände der Knienden links entsprechen Goldgelb
und Dunkelkarmin in der Kleidung des Johannes rechts, während die ernsten Farben
in der Kleidung der Madonna in der schwarzen Tracht des Stifters ihr Gegenstück haben.
Rotbrauner Fleischton.
Bfz. auf einem Blättchen unten am Kreuz; Petri franci sachi de papia opus 1514 .". Über Maria und Christus die auf den
Erlösertod Christi bezüglichen Inschriften: ACCIPE
FII.IV MEV ET DA PRO TE; TOLLE ME ET REDIME
TE .*. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 1,83, br. 1,50.
116 Die hll. Martin, Hieronymus und
Benedikt. Zinnoberrot und weißliches
Ultramarinblau bilden den Hauptkon-
trast vor bräunlichgrauer, von stumpfem
Grün belebter Landschaft mit grau-
blauer Ferne und hellblaugrauem Him-
mel. Der farbige Akzent liegt auf der
Rittertracht des auf weißgrauem Pferd
haltenden hl. Martin: Blau und Hellgelb
in den Streifen des Gewands, Zinnober-
rot in der Kopfbedeckung, den Bein-
kleidern und Rot und Blau im Mantel,
der zur Hälfte um die Gestalt des
Bettlers geschlungen ist. Nach rechts
nimmt die Lebhaftigkeit der Färbung
ab. Das weißlichblaue Untergewand des
hl. Hieronymus deckt vom Schöße ab-
wärts ein mattkarminroter Mante'. Vorn
Lomhardi-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
S 12
85
Lombardi-
sdie Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
115
Schule von
Padua im
XV. Jahr-
hundert
am Erdboden liegt der zinnoberrote
Kardinalshut. Der hl. Benedikt ist ganz
in Schwarz gekleidet, von dem sich ge-
dämpft das zinnoberrot gebundene Buch
abhebt. Warm rotbraunes Fleisch.
Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 1,96, br. 1,53.
SCHULE VON PADUA
Sq
CO Sc
Geb.
1 1 Q*"r»ir^r«P» ' rancesco aquarcione.
Udl CIUIIC ^„ Padual397, gest. daselbst vor
1472. Nach Reisen In Italien und Griechenland
tätig zu Padua und Venedig.
27a Maria mit dem Kinde. Rotbräun-
licher Fleischton mit schweren dunkel-
braunen Schatten. Gelbbraunes Haar.
Der mit goldener Borte besetzte blaue
Mantel der Madonna ist schwarz nach-
gedunkelt und hebt sich von dunkel-
karminrotem Teppich ab, dessen Farbe
sich im Gewände wiederholt. Das Kind
stützt den Fuß auf die braune, grau
marmorierte Balustrade, auf der ein gelbroter Apfel liegt. Zu den Seiten des roten Teppichs,
über den sich dunkelgrüne Laubgewinde mit gelbbraunen Früchten und hellroten Bändern
spannen, vorbei an dunkelbraunen Leuchtern mit gelbbraunen Wachskerzen, Ausblick in
grüne Landschaft mit zinnoberroten Dächern und schwärzlichblauem, weiß bewölktem
Himmel. Goldene Gloriolen mit eingeprägtem Ornament.
Bez. auf der Brüstung: OPVS ■ SQVARCIONI PICTORIS .-.
Das Bild ist, neben einer mehrteiligen Altartafel in der städtischen
Galerie zu Padua [urkundlich zwischen 1449 und 1452 ausgeführt],
das einzige erhaltene bezeichnete Gemälde des als Führer der Schule
von Padua berühmten Meisters. Es stammt, gleich jenem Altar-
werk, aus dem Hause Lazzara zu Padua, für das beide Bilder ur-
sprünglich gemalt waren .*. Die Erfindung verrät den starken Einfluß
der Madonnenreliefs Donatellos .'. Erworben 1882 in Padua.
Tempera. Pappelholz, h. 0,80, br. 0,66.
^r-Ki Q\7(~vnp> Gregorio Schlavone, eigentlich Gior-
OLIUctVUUC g.j^ diTommaso Chiulinovich. Aus
Dalmatien gebürtig. Zeichnet sich deshalb Dalmaticus.
Geburts- und Todesjahr unbekannt. Lernte zu Padua bei
Francesco Squarcione, als dessen Schüler er sich bezeichnet,
tätig daselbst um 1440-1470 [1441 in der dortigen
Malerzunft].
1162 Thronende Maria mit dem Kind und
zwei Engel. Thron und Himmel, der oben
in schwärzliches Blau übergeht, sind in lichtem,
grauem Ton gehalten, auf den das rosafarbene,
in den Schatten graue Fleisch gestimmt ist. Hell-
gelbgrüne Landschaft. Maria in nachgedunkeltem
86
schwarzblauem [innen grünem] Mantel über kar-
minrotem Gewand. Die Engel in hellgelben [links]
und zinnoberroten Gewändern [rechts], die von
grauen Bändern umschnürt sind. Der rechte En-
gel hält eine gelbgrüne Traube. Im Halsschmucke
des Kindes kehrt Zinnoberrot wieder. Ocker-
gelber, rot und grau geäderter Marmorsockel.
Bez. auf einem Blatt unten rechts : OPVS • SCLAVONI • DALM ATICI ■
SQARCIONI .-. Mitteistück eines Triptychons .'. Die beiden Flügel
mit je zwei Heiligen befinden sich noch im Dome von Padua, in der
Sakristei der Canonici [der ganze Altar früher in S. Francesco; doch
wird schon 1776 das Mittelbild allein erwähnt, das sich 1817 im erz-
bischöflichen Palast zu Padua befand] .-. Sammlung SoUy, 1821.
Pappelholz, h. 0,81, br. 0,57.
PnKPrifino Bernardo Parentino [Parenzano], zeich-
1 dlCllLlIlVj net sich Bernardin Pare^an. Als Augustiner-
mönch führt er den Namen Fra Lorenzo. Geb. 1437 zu
Parenzo, gest. 1531 zu Vicenza. Tätig anscheinend zu Padua
4. j i?;_fi \x i.
1628 Musikanten. Gegen hellgrüne Berge und
bläulichweißen Himmel steht Zinnoberrot im Gewände des tanzenden Knaben, in der
Feder auf der Kappe des 1. sitzenden Mannes und den Pilasterbruchstücken r. Der I.
auf weißgrauer Steinplatte sitzende Mann in hellblauem Gewand mit goldgelben Ärmeln.
Gelblichgraue Fleischfarbe. Hellblau wiederholt sich im Gewände des Flöte spielenden
Knaben und dem Kragen des bräunlich gekleideten Mannes r. Die Fleischfarbe ist rot-
bräunlich. Gelbgrüner Boden, am Rande der Tafel von rotbraunem Felsen begrenzt.
Gegenstück zu Nr. 1628 A .*. Ein vollbezeichnetes Bild des seltenen Meisters in derGalerie zu Modena .'. Sammlung Piancia-
tichi, Florenz .". Erworben 1904 als Geschenk .". Leimfarbe. Leinwand, h. 0,33, br. 0,51.
Schule i'on
Padua im
XV. Jahr-
hundert
1628a Musikanten. Die Gesamtfärbung ist noch toniger als im Gegenstück. Vor gelb-
grünem Berg sitzen auf hellgrauen und ziegelroten Steinen der Laute spielende Mann in
graublauem Gewand und goldgelbem Mantel, die Flöte blasende Frau in blaßgrünem
Gewand mit hellroten Bändern. Grauer Fleischton. Graublau im Gewände des Knaben,
Goldgelb im Faß, dessen Spundloch der Affe zuhält. Gelbgrüner Rasen.
Gegenstück von Nr. 1628 [s. die Bemerkung daselbst] .". Sammlung Pianciatichi, Florenz .'. Erworben 1904 als Geschenk.
Leimfarbe. Leinwand, h. 0,33, br. 0,51.
1628
1628 A
87
Sdiule von
Padua im
XV. Jahr-
hundert
S5
IVfanfPCrna Andrea Mantegna. Maler und
iVldllLC^llcl Kupferstecher, geboren in Vicenza
1431, gest. zu Mantua den 13. September 1506.
Schüler und Adoptivsohn Francesco Squarciones
zu Padua [schon 1441 und als solcher in die
Malergilde zu Padua eingeschrieben], ausgebildet
daselbst unter dem Einfluß der Werke Donatellos
und seines Schwiegervaters Jacopo Bellini, sowie
durch das Studium der Antike. Tätig vornehm-
lich zu Padua und Mantua [seit 1460], kurze
Zeit in Verona [1463], Florenz [1466] und Rom
[1488-1490].
27 IVIaria mit dem Kinde. Das karmin-
rote Gewand Marias, über das der weiße
Kopfschleier herabfällt, ist in den Lich-
tern ausgeblichen. Die an den Ellenbo-
gen hochgeschlagenen, innen hellblauen
Ärmel lassen an den Unterarmen das gelb-
braune, dunkelblaugemusterte Unterge-
wand sehen. Das Kind trägt über weißem
Hemdchen ein dunkelsaftgrünes Kleid.
Es sitzt auf dunkelblau gebundenem Buch,
das auf gelbroter Brüstung liegt. Rotbraunes Fleisch mit gelblichweißen Lichtern. Vor
dem dunkelgrünen Hintergrund hängen an hellkarminroten Bändern dunkelgelbgrüne Ge-
winde mit gelbgrünen und gelbbraunen Früchten. Goldene Gloriolen. — Der dunkel-
blaue Grund des zugehörigen bemalten Rahmens wird durch bräunlichgrüne, gelbbraune,
blaugrüne und braunrote Cherubimgruppen in Felder geteilt, in denen auf weißen Wolken
rotbräunliche Engel mit zinnoberroten, grünen, braunen und graublauen Flügeln und den
Leidenswerkzeugen dargestellt sind. Zwischen dem Engelpaar unten steht ein rotbraun-
zinnoberrot geteiltes Wappen mit grauem Flügel
[wahrscheinlich dasjenige der Familie Bevilacqua
von Verona].
Die Autorschaft Mantegnas ist mit Unrecht bestritten worden. Das Bild
ist offeni)ar ein Jugendwerk des Meisters, wofür auch das Wappen —
anscheinend dasjenige der Veroneser Familie Bevilacqua — spricht.
Eine etwas veränderte Wiederholung, ohne die gemalte Umrahmimg,
stark beschädigt, ebenfalls unter dem Namen Mantegna, bei Ch. Butler
in London [ehemals bei Dr. Fusaro in Padua] .*. Sammlung SoUy, 1821.
Tempera. Pappelholz, h.0,79, br.0,67 [mit dem gemalten Rahmen].
S 5 Maria mit dem Kinde. Graubräunliches Fleisch
mit wenig Rot auf den Wangen und Lippen und
weißlichen Lichtern. Braunes Haar. Gelbbraun
im Kopftuch kehrt als Goldgelb im Mantel mit
mattrotem Ornament wieder, der das schwärzlich-
blaue Kleid und das in weißes Linnen gewickelte
Kind umhüllt. Links unten ist ein Stück grünen
Stoffes sichtbar. Schwarzer Grund.
88
Frühes Werk des Meisters im Anschluß an Do-
natellos Madonnenkompositionen .'. Sammlung
des Conte della Porta in Vicenza .". Erworben
aus englischem Kunsthandel .'. Sammlungjames
Simon.
Leimfarbe. Leinwand, h. 0,42, hr. 0,32.
29 Darstellung- Christi imTem-
pel. Alle Farben sind nach Grau
g-ebrochen vor schwarzem Grund:
Rosarot im Mantel Simeons, das
durch ein Granatapfelmuster in
hellerem Tone belebt wird, mit
gelblichen Lichtern im Gewände
der Madonna, über deren Ärmel
ein Zipfel des dunkelolivgrünen
Mantels liegt, und Weiß [Kopf-
tücher der Frauen, Wickelung des
Kindes, Bart und Ärmel Simeons,
Bart Josephs]. Der dunkelolivgrüne Mantel Marias ist nochmals in der Mitte, neben
dem in weißes Linnen gewickelten Kinde sichtbar. Zwischen den beiden Hauptfiguren
erscheint mattes Rot mit bläulichem Schimmer in den Lichtern im Mantel Josephs,
kräftiger [als Karmin] im Käppchen des Kindes und Goldgelb im Gewände der Prophetin
Hanna. Rotbrauner, ins Graue spielender Fleischton. Eine graue gemalte Steinum-
rahmung, an den Seiten grau und zinnoberrot geädert, umgibt das Bild. Vorn auf der
Brüstung liegt ein schwärzlich blaues Kissen. Goldene Gloriolen und Strahlen, die das
Haupt des Kindes umgeben.
Aus der früheren Zeit des Meisters [um 1455]. Eine alte Kopie auf Holz in der Sammlung Querini -Stampaglia zu Venedig,
{'edoch mit zwei Figuren mehr. Das Berliner Bild ist, wie dies oft bei Mantegna vorkommt, auf feiner ungrundierter Leinwand
renzo] mit Leimfarben gemalt. Ein Bild dieses Gegenstandes sah A. Michiel
im Anfange des 16. Jahrhunderts in Padua bei Pietro Bcmbo .". Sammlung
Solly, 1821.
Leimfarbe. Leinwand, h. 0,68, br. 0,86.
Bildnis des Kardinals Lodovico Mezzarota
[geboren zu Padua um 1402, gestorben zu Rom 1465].
Leuchtendes Zinnoberrot im Mantel und Gewand, über
dem das gelblich weiße, in den Schatten bräunliche
Chorhemd liegt, vor tiefschwarzem Grund. Rot-
bräunliches Fleisch mit weißgrauen Lichtern. Graues
Haar.
Gemalt etwa zwischen 1458 und 1460. Vgl. die Medaille des Dargestellten.
Eine freie Kopie des Bildes, früher in der Sammlung Davenport Bromley zu
London, trug auf der Rückseite außer dem Wappen des Kardinals seinen
Nimen und die Titel seiner sämtlichen Würden. Auch bemerkt Jac. Phil.
Tomasinus in seinen Elogia virorum illustrium von 1645, daß Mantegna das
Bildnis des Kardinals gemalt habe .'. Erworben 1830 durch Tausch von Solly.
Tempera Pappelholz, h. 0,44, br. 0,33.
Schule von
Padua im
XV. Jahr-
hundert
89
Schule von
Padua im
XV. Jahr-
hundert
V'CLNERIS-RFDF .
MTORI .
Schule von Padua um 1470—1480
1144 Beweinung Christi. Dunkle schwere Färbung. Vor
dunkelblauem Himmel mit weißen Wolken, zwischen
denen grünliche Engelsköpfe erscheinen, stützen Maria,
in dunkelblauem Mantel über hellkarminrotem Gewand,
und Johannes, in blauviolettem Mantel über dunkelblauem
Gewand, den ockergelblichgrauen Körper Christi, dessen
Schoß ein weißes Tuch verhüllt, auf dem graubraunen,
graublau und rot marmorierten Sarkophag. Der braune
Fleischton ist gelblicher bei Maria, rötlicher bei Johannes.
Rotbraune Haare. Goldene Gloriolen.
Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz. h. 1,37, br. 0,76.
7 rw\r\r\ Marco Zoppo. Eigentlich Marco de' Ruzieri. Geboren
r^H zu Bologna. Geburts- und Todesjahr unbekannt. Schüler des
Francesco Squarcione zu Padua. Tätig um 1455 — 1498 zu Padua,
Venedig und zu Bologna, wo er gestorben sein soll.
1170 Thronende Maria mit dem Kind und vierHei-
lige. Ein kühler grauer Ton überwiegt in der grünlichen Landschaft mit bräunlichen Felsen,
ebenso im Thron mit weiß, ockergelb und hellblau marmoriertem Sockel und bräunlichgrauen
Vasen, aus denen Laubgewinde mit gelbgrünen und goldgelben Früchten hervorkommen.
Vor dem hellgraubraunen Thronteppich sitzt Maria in grauweißem Kopftuch und dunkel-
ultramarinblauem, im Umschlag grau-
blauem Mantel, unter dem vorn das
karminrote Gewand sichtbar ist. Röt-
lichgraues Fleisch. Die Heiligen, mit
rotbrauner Fleischfarbe, sind links
mehr im Tone des Hintergrunds ge-
halten: Franziskus in bräunlichgrauer
Kutte, mit dunkelrotem Buch, Jo-
hannes d.T. in hellkarminrotem Man-
tel über graubraunem Fell. Auf der
Gegenseite stehen grelle Kontraste:
Zinnoberrot im Mantel, Violettblau
im Gewände des hl. Paulus, Zitron-
gelb im Mantel, Hellultramarinblau
in Gewand und Kappe des hl. Hie-
ronymus. Graublauer Himmel.
Bez. unten auf einem Blättchen : • M ARCOj ZOPPO •
DA BOLOGNIAPINSITMCCCCLXXI • IVINEXIA
.-. Das Hauptwerk des Meisters. Nach Vasari ehe-
mals in S. Giovanni Evangelista zu Pesaro; später
kam da-s Bild angeblich zu den Osservanti ebenda .•.
In Guhbio, in der Sammlung des Conte U. Beni,
90
befanden sich ehemals zwei Bildchen, die gleich-
falls aus Pesaro stammten und vielleicht als Stücke
der Predella zu dem Berliner Bilde gehören, kleine
Halbfiguren des hl. Martin und der hl. Lucia .-.
Sammlung SoUy, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 2,62, br. 2,54.
SCHULE VON FERRARA
T]|v-o Cosma [Cosimo] Tura g-en. Cosme.
1 UI d. Geboren wahrscheinlich 1432 zu Ferrara,
gestorben daselbst 1495. Tätig zu Ferrara.
1452 — 55 ist der Meister von Ferrara ab-
wesend [wahrscheinlich in Padua und Ve-
nedig] und vielleicht auch 1465—67.
111 Thronende Maria mit dem Kind
und die hll. Apollonia, Katha-
rina, Augustinus und Hiero-
nymus. Vor graurötlichem Thron-
ba'.i mit rotbraunen Profilen,schwärz-
lichrotbraunen Säulen, grauen Stein-
figuren in den Lünetten, braungrauen
Reliefdarstellungen vor Goldgrund
am Sockel und Durchblicken auf
blaue Luft stehen die Figuren in
meist kühlen Farben: schwärzlichem
Hellblau [Mantel Marias, Gewand
der Heiligen 1., Mantelumschlag der Heiligen r. und des hl. Augustin], Grün [Mantel-
umschlag Marias, nach Gelb changierendes Gewand der Heiligen 1., Umschlag des
blauvioletten Mantels des hl. Hierony-
mus], silbrigem Weiß [Chorhemden der
beiden Heiligen], im Gegensatz zu
Zinnober- und Karminrot [Gewand
Marias, Mantelumschlag der Heiligen 1.,
Gewänder der Heiligen r. und der hll.
Augustinus und Hieronymus]. Rot-
braunes Fleisch mit grauen Schatten.
Über dem bräunlichockergelben Boden
mit schwarzbraunem Adler und gelb-
braunem Löwen und zwischen braun-
gelben und roten Thronfüßen mit
dunkelgrünen Wülsten Ausblick in
grünlichgraue Landschaft.
Dieses Hauptwerk des Meisters wurde nach Petrucci
[Baruffaldi I. 75 Note 1] für den Hauptaltar der Kirche
S. Lazzaro in Ferrara gemalt und kam dann nach S.
Giovanni Battista dei Canonici Lateranensi .'. Samm-
lung Solly, 1821.
Lcir. vand, h. 3,09, br. 2,34.
Schule von
Ferrara im
XV. Jahr-
hundert
inoB
UTOC
91
Schule z>on
Ferrara im
XV. Jahr-
hundert
1170b Der hl. Sebastian. Der Körper des Heili-
gen in lichtem bräunlichgrauem Ton, mit weißem
Hüfttuch und zinnoberroten Wunden, mit brau-
nem Haar und gleichfarbiger Gloriole steht vor
dunkelbraunem Stamm und graubraunem Boden.
Goldgrund.
Gegenstück zum folgenden Bild [Nr. 1170 C] und mit ihm zu einem
größeren Altarwerke gehörig, ehemals in S. Luca in Borgo bei Fer-
rara, dessen übrige Teile sich jetzt im Louvre [ der hl. Antonius von
Padua ], in der Accademia Carrara zu Bergamo [ Maria mit dem Kind ]
und in den Uffizien zu Florenz [der hl. Dominikus] befinden .". Samm-
lung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 0,73, br. 0,30.
1170c Der hl. Christoph. Auch hier bestimmt
die rotbraune Untermalung den Grundton. Das
Fleisch ist rotbraun mit hellbräunlichen Lichtern
und braunem Haar. Das Graublau des Rockes
kehrt gedämpfter wieder unten im Wasser, an
bräunlichgrauem Ufer. Das Christkind in karmin-
rotem, über die bräunliche Untermalung lasiertem
Gewand. Goldgrund.
Gegenstück von 1170B .•- Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 0,75, br. 0,32.
c
Francesco [del] Cossa. Geb. zu Ferrara um 1435, gest. 1477. Tätig^ in Ferrara, nach 1470
in Bologna. Mit Cosme Tura und Ercole de' Roberti Hauptmeister der ersten Generation der
113A
ossa
ferraresiscben Schule.
115a Allegorie des Herbstes. Lichte silbrige Färbung. Vor hellblauer Luft mit
weißgrauen Wolken und vor gelbgrünlicher Landschaft mit violettbräunlichen Felsen und
Bauten steht auf grauer Stufe die Winzerin in
bräunlichrosafarbenem Gewand, das durch gelb-
grünen Gürtel zusammengehalten wird, bräun-
lichen Strümpfen, dunkelolivbraunen Schuhen
und weißem Kopftuch. Die Farbe des Gewandes
kehrt grauer im Fleisch wieder. Die Geräte sind
gelbbraun mit grauen Metallteilen. Die Reben-
zweige mit gelbgrünen Blättern und dunkel-
violettblauen Trauben.
Gehört zu einer Folge von Jahreszeiten oder Monaten und stellt
daher den Herbst oder den Oktober dar. Die Tafel paßt v^eder
der Auffassung noch den Maßen nach in die Folge, die Crowe und
Cavalcaselle anführen, befand sich aber ursprünglich mit den dort
erwähnten Bildern in einem und demselben Räume, dem Sitzungs-
saale der Inquisition, dem alten Dominikanerkonvent zu Ferrara .'.
Die Winzerin trug in der Galerie Costabili zu Ferrara den Namen
Cosme Turas .*. hrworben 1894 aus dem Florentiner Kunsthandel.
Pappelholz, h. 1,15, br. 0,71.
92
113a Cossa [?] Atalante im Wettlaufe die
Äpfel aufhebend. Der gelbgrüne Ton der Land-
schaft, der neben Weißgfrau und Braunrot auch in
der Architektur wiederkehrt, wird belebt durch
die buntfarbig-en Gewänder der Figuren: Braunrot,
Dunkelgrün, Dunkelblau, Goldgelb, Zinnoberrot
[Beinkleider des laufenden Meilanion] und Hell-
karmin [Atalante]. Blaugrünliche Ferne, hellblauer
Himmel.
In den Typen und der Landschaft den Predellentafeln Cossas in der va-
tikanischen Galerie nahestehend .". Vermutlich Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,30, br. 0,28.
Roberti
•Schule zion
Ferrara im
XV. Jahr-
hundert
1120
Ercole de' Roberti. Nach seinem Vater Ercole
di Mastro Antonio. Geb. nach 1450 zu Ferrara,
gest. ebenda im Juni 1496. Heranijebildet unter dem Ein-
flüsse Jacopo Beilinis und der Schule von Padua, vor allem
?ber unter Cosme Tura. Zuerst erwähnt 1479 in Ferrara,
um 1482 in Bologna, seit 1486 wieder in Ferrara, wo er
1487 Hofmaler der Este wird und mit kurzen Unterbrechungen [zweifelhafte Reise an den Hof des
Mathias Corvinus, 1489 in Venedig, 1492 in Rom] bis an sein Ende tätig war.
112d Maria mit dem Kind. Gegen den rotbraunen Ton, der durch das ganze Bild
geht [mit schwärzlichen Schatten im Thron; in den Bodenfliesen; im Fleisch und dem
Haar der Madonna], steht Grau in der Balustrade und dem Steinboden. Auf dieses
ist das weißliche Blau [mit schwärzlichen Schatten] im Mantel Marias und etwas heller
in der Luft, auf Rotbraun das rote Gewand Marias gestimmt. Ihr Haupt umgibt ein
braungoldener Glorienschein.
Das Bild ist in Komposition und Faltengebung von Cosme Tura abhängig,
unter dessen Namen es Rosini beschreibt [III, 72] .*. Früher in der Samm-
lung Costabili in Ferrara, dann bis 1879 bei Mr. Barker in London .*. Er-
worben 1891 in London auf einer Versteigerung anonymer Sammlungen
als Geschenk des Herrn Generaldirektors Dr. W. Bode.
Pappelholz, h. 0,33, br. 0,25.
112c Johannes der Täufer. Die braune Gesamt-
färbung geht von der gelblichen Terrasse im Vor-
dergrunde nach dem schwärzlichblauen Horizont zu
in den rötlichen Ton des Abendhimmels und seinen
Wiederschein im Wasser über. Die Gestalt des Hei-
ligen ist im gleichen graubraunen Ton gehalten und
bekleidet mit leuchtend grüner, im Umschlag karmin-
roter Umhüllung und gelbbraunem Fell. Rotbraunes
Haar. Oben bläulichgrauer Himmel.
Der Heilige, der durch das wenig sichtbare härene Gewand als Johannes
gtkcnnzeichnet ist, wurde auch als Hieronymus angesehen .
Dondi - Orologio zu Padua, wo das Bild als Mantegna galt
1885 in Venedig als Geschenk des Herrn Wilhelm Wolff.
Pappelholz, h. 0,54, br. 0,31.
Sammlunir
Erworben
112 C
93
Schule von
Ferrara im
XV. Jahr-
hundert
112E
112 E Der hl. Hieronymus. Leuchtendes Zinnoberrot im Mantel,
im Hut und seinen Schnüren steht gegen kühle silbrige Töne:
Graublau in der Kapuze und dem Bart, Weiß im Chorhemd, karmin-
violett in dem an den Armein und unten zum Vorschein kommen-
den Untergewand und der Kappe. Graubräunliches Fleisch.
Der Heilige hält in der Rechten ein gelbgrün und braungrau
gefärbtes Kirchenmodell, in der Linken ein schwärzlichgrünes
Buch mit gelbem Schnitt. In der Landschaft mit dem graubraunen
Löwen dunkelgelbbraune und grüne Töne.
Erworben 1904 .". Sammlung A. Thieni.
Pappelholz, h. 1,28, br. 0,43.
Schule von Ferrara um 1480
112a Thronende Maria mit dem Kind und die hll. Hiero-
nymus [?], Franziskus, Bernhard und Georg. Lichter
grauer Gesamtton. Vor ockergelblicher Architektur mit rosa-
farbenen und violettgrauen Profilen, gelbbraunen Kapitalen und
Basen, dunkelgrünen und schwärzlichblauen Verbindungsstücken
und grünen Säulen stehen die Figuren gleichfalls in kühlen lichten
Tönen. Maria in hellblauem, innen grünem Mantel über dunkel-
karminrotem Gewand mit goldgelben, grün gemusterten Brokat-
ärmeln. Sie sitzt auf rosafarbener Bank und graugrünlichem
Sockel mit braunroter Relief-
füllung. Die hll. Franziskus in
braungrauer, Bernhard in weiß-
grauer Kutte; grau mit rotem
Riemenzeug ist auch die Rüstung
des hl. Georg. Der hl. Hierony-
mus in hellblauviolettem, innen
grünem Mantel über rotgelbem
Gewand, in zinnoberrotem Buche
lesend. Das graue Inkarnat Ma-
rias erwärmt sich in den Heiligen
zu Rotbraun. Bräunlichocker-
gelber Boden. Rechts und links
zwischen den Säulen Ausblick in
bräunlichgrüne Landschaft mit
hellerer Ferne.
Nach Baruffaldi [Vita des Galesso Galassi] u.a.
ehemals in S. Maria delle Rondini zu Bologna .'.
Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 1,60, br. 1,65.
94
Schule von Ferrara [?]
um 1460—1470
1175 Eine Verlobung. Das
Ockergelb des Erdbodens und
der Architektur, das Grün der
Wiesen, die mit schwärzlich-
grünen Bäumen bestanden
sind, einigt ein durchscheinen-
des Grau. Grauockergelbe
Töne auch im Fleisch, dem
Gewand der Braut, dem Haar
des Bräutigams. Zinnoberrot
und bräunliches Goldgelb ste-
hen in den Gewändern der
Figuren dagegen. Nur die Fi-
gur am weitesten rechts ist in
Blaugrau gekleidet. Rotbraune Haare. Gelblicher Himmel.
Einige Züge in diesem Bilde, dessen Schulzusammenhang schwer zu bestimmen ist, weisen nach dem Venetianischen oder
Veronesischen .'. Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pinienholz, h. 0,96, br. 1,08.
Schule von
Ferrara im
XV. Jahr-
hundert
|y/I„' _ ■ Gian Francesco de' Maineri. Maler und Miniator, geboren zu Parma um die Mitte des
IVldlllCXl 15 Jahrhunderts. Gebildet unter dem Einfluß Ercoles de' Roberti und vielleicht dessen
Schüler. Tätig zu Ferrara [seit 1489 dort nachweisbar], und Mantua [1503/04].
1632 Die hl. Familie. Die goldgelben und karminroten Töne in der Gewandung und
im Kopftuche Marias sind nach dem warmen, die
ganze Tafel beherrschenden Rotbraun gebrochen, die
Lichter mit Gold aufgesetzt. Reiner erscheint das
Zinnoberrot im Mantel Josephs über dunkelgrünem
Gewand. Auch die Architektur ist rotbraun und
bräunlichgrau mit weißen Statuen vor Goldmosaik.
Rosabräunliches Fleisch. Gegen den warmen Ge-
samtton steht grünliches Blau im Mantel Marias, der
grünlich durch das weißeTuch schimmert, heller in den
beiden seitlichen Durchblicken auf den Himmel, und
gelbliches Grün in dem goldgestickten, mit rosa Borte
besetzten Kissen, auf dem das mit einer Kristall-
kugel spielende Kind liegt.
Der Meister hat diese Komposition mehrfach gemalt. Eine der Wieder-
holungen in größeren Verhältnissen, mit Veränderungen, bez. : lo. Fran-
ciscos Maynerius parmensis faciebat, bei Sir Julius Wemher in London .'.
Erworben 1903 aus italienischem Kunsthandel /. Eigentum des Kaiser-
Friedrich - Museums - Vereins.
Pappelholz. h. 0,34, br. 0,24.
95
Schule von
Ferrara im
XV. Jahr-
hundert
115
/"^ I Lorenzo Costa. Geb. zu Ferrara 1460,
V-'OSta gest, zu Mantua den 5. März 1535. Her-
angebildet unter Cosme Tura und Ercole de'
Robert! zu Ferrara. Tätig vornehmlich zu Bo-
logna [wohin er schon 1483 übersiedelte], eine
Zeitlang gemeinsam mit Francesco Francia, end-
lich in Mantua [seit 1507].
112 Darstellung Christi im Tempel.
Mit tiefem Rot und Goldgelb wechseln
kühle blaue, graublaue und grüne Töne
ab, vor hellblauer Luft, weiß- und dun-
kelgrauer Altararchitektur und ocker-
gelbbraunem Boden, der nach rückwärts
in Grün übergeht. Schwärzlichbraune
Schatten. Vor karminrotem, grün ge-
streiftem Baldachin hängt ein goldener
Vorhang mit graublauem Schild. Die
Färbung der Gewänder steigert sich von
graublauen und weißen Tönen [Mini-
stranten] über Dunkelblau und Karmin-
rot [Leviten] zu leuchtendem Rot [Die-
nerin rechts und Diener links mit den
Gerätschaften zur Beschneidung]. Maria mit weißem Kopftuch, in dunkelblauem Mantel,
unter dem das karminrote Gewand hervorkommt, Joseph rechts in rotem [innen graublauem
Mantel] über bräunlichgelbgrünem Gewand, Simeon links in goldgelbem Mantel. Die
Farben der Kleidung Josephs und Simeons wiederholen sich in der Gewandung der Si-
bylle links und des Propheten. Warm rotbraune Fleischfarbe.
Bez. auf der Tafel, die die Sibylle hält; LAVRENTIVS COSTA F .-.
Ein Kupferstich danach, mit geringen Abweichungen, vom Beginn des
16. Jahrhunderts .■. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 3,08, br. 2,61.
115 Beweinung Christi. Tiefe dunkle Färbung,
in der Rot [Mantel des Johannes und Nikodemus
rechts]. Goldgelb [Joseph von Arimathia links],
Violett [Beinkleider Josephs von Arimathia, Man-
tel Magdalenas], Dunkelblau [Mantel Marias,
Gewand Magdalenas, Ärmel des Nikodemus] und
Grün [Gewänder des Nikodemus und Johannes]
überwiegen. Dazwischen ist reines Weiß verstreut.
Dunkelrotbraune Fleischfarbe. Schwere, rotbraune
und gelbgrüneTöne in der Felspartie rechts, helles
Blaugrün in dem links sich eröffnenden Ausblick.
Bez. auf einem Blättdien unten : LAVRENTIVS COSTA ■ M ■ CCCCC •
llll- .-. Sammlung Solly, 1821.
Pappelhülz, h. 1,81, br. 1,37.
HR" '
■>^U
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A|3w
1^
:,\^H^H^^^B%f' ^1
^
MS^^^I^^^^B
96
P_„^l.i-j Domenico Panetti. Nach dem Vater Dome-
r dllCLLl nico di Gasparre. Geb. zu Ferrara um 1460,
g-est. daselbst Ende 1511 oder 1512. Vermutlich Schüler
Cosme Turas, unter dem Einflüsse Lorenzo Costas weiter
ausgebildet. Tätig zu Ferrara.
113 Klage um den Leichnam Christi. Der
bräunhche Ton, der in der Landschaft neben
Gelbgrün vorwiegt, hält auch die Figuren des
Vordergrundes zusammen. Die roten und gold-
gelben Gewänder [Rot in den Mänteln Magda-
lenas und Josephs von Arimathia, goldgelbe
Brokatärmel Magdalenas, Karminviolett im Man-
tel des Johannes] sind nach Braun gebrochen.
Vor allem wirkt reines Weiß, daneben tiefes
Ultramarinblau [Gewänder Magdalenas und Ma-
rias] und Dunkelgrün [Gewänder des Johannes
und Josephs von Arimathia]. Tiefes Blau kehrt
wieder im See des Mittelgrundes, den Christo-
phorus in braunrotem Gewand durchschreitet.
Die Landschaft, in der Christus, Magdalena erscheinend, und nochmals mit den Jüngern
auf dem Wege nach Emaus dargestellt ist, begrenzen graublaue Bergzüge unter gelb-
lichem Horizont und dunkelblauem Himmel.
Schule von
Ferrara im
XV. Jahr-
hundert
Bez. rechts unten auf einem Blättchen: dominici panett opus
Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 1,95, br. 1,43.
Ehe
als in der Sakristei von S. Niccolö
C/-vl4-öll'T->i Michele Coltellini. Zeichnet sich auch Cortelini. Angeblich geb. 1480 zu Ferrara,
Oliellini gest. daselbst 1542; doch sind beide Daten nicht beglaubigt, 1529—1535 urkundlich nach-
weisbar. Unter dem Einfluss Ercoles de' Roberti und Lorenzo Costas gebildet.
119 Beschneidung Christi. Bräunliches Karminrot, Dunkelgrün und Gelbbraun sind
die Hauptfarben. Diese Farbenzusammenstellung findet sich in der Gewandung Josephs
links, des Hohenpriesters und Joachims ganz rechts. Dazwischen stehen wenige grau-
blaueTöne, vor allem Hellultramarin-
blau im Gewände Marias, über das
rotbraunes Haar herabfließt. Sie
reicht das Kind auf gelbbräunlichem
Tuch dar. Den rotbraunen Altar deckt
ein weißes Tuch. Rotbraune Fleisch-
farbe. Ein dunkelgrüner, im Umschlag
goldgelber Vorhang rahmt die Fi-
gurengruppe ein, vor dunkelgrauem
Grund und graubraunem Boden.
Bez. rechts unten mit der Jahreszahl: MDXVl
Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,51, br. 0,76.
119
97
Schule von
Modena im
XV. Jahr-
hundert
SCHULE VON MODENA
rran
Francesco [de] Bianchi Ferrari [Frari]. Ge-
burtsort und -datum unbekannt, gestorben 1510.
Tätig vornehmlich zu Modena. Angeblich Lehrer Cor-
reggios.
1182 Thronende Maria mit dem Kind und
die hll. Franziskus, Johannes d. T., Am-
brosius und Hieronymus. Die graue, im
Bogen mit buntfarbigen Darstellungen auf Gold-
grund geschmückte Architektur mit rosa Profilen,
der dunkelgraueThron, die nach Grau und Braun
neigenden Farben der Gewänder und der grau-
braune Fleischton geben die stumpfe eintönige
Grundfärbung, von der sich Ultramarinblau
[Mantel Marias, landschaftliche Ferne, heller die
Luft], Gelbgrün [Thronteppich, Landschaft],
schwärzliches Karminrot [Gewand Marias, Man-
tel Johannis d. T.] und Zinnoberrot [Hierony-
mus] abheben. Hellgelber Horizont.
Saniiiiking Solly, 1821
Pappelholz, h. 1,61, br. 0,96.
Modenesischer Meister um 1520
114 Darstellung Christi im Tempel. Bräun-
licher Gesamtton, der in der rotbraunen Fleisch-
farbe, dem bräunlichgrauen Boden und Altar
und der graubraunen Architektur mit grauen
Profilen angeschlagen wird, und auf den auch die
Farben der Gewänder gestimmt sind. Zwischen
dem bräunlichkarminroten Mantel des Jünglings
1. und Simeons braungelbem Ornat, das über
schwärzlichblauem Gewand liegt, ist der dunkel-
blaugrüne Mantel und das blaugrün-rot schillern-
de Kopftuch Hannas sichtbar. Maria in dunkel-
blauem Mantel und karminrotem Gewand, Joseph
in rotbrauner Kleidung, das Mädchen vorn rechts
in stumpf gelbgrünem Gewand.
Ehemals dem Lorenzo Costa zugeschrieben, gehört das Bild wohl
einem von Costa und Ercole Grandi beeinflußten Meister von Mo-
dena oder Carpi an [ Bernardino Loschi?] .'. Das am Altar ange-
brachte Wappen ist das der Patrizierfaniilie Pio aus Modena, und
zwar des älteren Zweiges, der 1450 dem Hause Savoyen aggregiert
wurde. Wahrsd^einlich für Alberto Pio di Savoya [1475 — 1531 ] in
Carjji gemalt .'. Sainnilung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 1,40, br. 0,94.
98
SCHULE VON PARMA
M„„_^-^)„ Filippo Mazzola [Mazzuola]. Geboren zu
dZZOld Parma um 1460, gestorben 1505. Tätig zu Parma
und einige Zeit in Venedig.
1455 Maria mit dem Kinde. Alle Farben sind
auf den warmen rotbraunen Ton des Fleisches
und der Haare g-estimmt. Maria sitzt vor rot-
brauner Brüstung und schwärzlichem Vorhang auf
ockergelber Bank, in bräunlichzinnoberrotem
Gewand und gelbgrünem Mantel, der, auf dem
linken Knie umgeschlagen, die violette Innen-
seite mit rotem Randreflex [vom Gewand her]
zeigt. Bräunliches Kopftuch. DunkelbraunerBuch-
einband mit goldgelbem Schnitt. Weißlichblauer
Himmel über grünlichbrauner Landschaft.
Bez. : Regina celi Letare Alleluya. F • M ' P ■ [ Filippo Mazzola
Pinxit?] .'. Die Umschrift ist vielleicht anders zu deuten; die Autor-
schaft Mazzolas steht nicht fest .". Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,64, br. 0,47.
1109 Maria mit Kind und zwei Heilige. Leuch-
tende bunte Lokalfarben. Auf grauweißem Thron
mit dunkelrotbraunen und ockergelblichen Füllun-
gen, überragt von dem roten, goldgemusterten
Baldachin, dessen gelbgrüne Innenseite, von blond-
haarigen Engeln in zinnoberrotem Gewand und
hellkarminroten Flügeln [links], in bräunlichkar-
minrotem Gewand und grünen Flügeln [rechts]
vor hellblauer Luft emporgerafft, den Hintergrund
verdeckt, sitzt Maria in tiefultramarinblauem, im
Umschlag grünem Mantel über goldgelbem, zin-
noberrot gemustertem Brokatgewand. Das blond-
haarige Kind trägt eine rote Korallenkette. Unten
vor grauweißem Boden und Thronstufen und
bräunlichgrauer Mauer Katharina, wie Maria in
goldgelbem, rotgemustertem Gewand mit dunkel-
karminroten Armein und hellkarminrotem, innen
grünem Mantel. Die hl. Klara in schwarzer Or-
denstracht mit weißem Kopftuch. Vor ihr am
Boden liegt ein zinnoberrotes Buch.
Bez. unten auf der zweiten Stufe des Sockels auf grünem Feld: * D ■
MCCCCC ■ II • ■ PHILIPVS ■ MAZOLA ■ PARMENSIS • P ■ .-. Samm-
lung Solly, 1821.
Pap;>elholz, h. 2,40, br. 1,14.
Schule von
Parma im
XV. Jahr-
hundert
1109
99
Venetiani-
sdie Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
1058
VENETIANISCHE SCHULE
V' " • Antonio
IVarini Vivarini,
gen. Antonio da Mu-
rano. Zeichnet sich selbst
nur Antonio da Mu-
rano. Geboren zu Mu-
rano bei Venedig, nach
den Daten auf seinen er-
haltenen Gemälden tätig
seit 1 440, gest. zu Venedig
zwischen dem 24. März
1476 und dem 24. April
1484. Unter dem Einflüsse
des Gentile da Fabriano
und Antonio Pisano ausge-
bildet. Tätig zu Venedig.
5 AnbetungderKö-
nige. Von dunklem
Grund, in dem rot-
braune, graubraune
und grünliche Töne
vorwiegen und der links [Betlehem] in Lichtrot übergeht, heben sich die Figuren in
bunten Gewändern ab. Am meisten ist helles Ultramarinblau [Mantel Marias, Unter-
gewand Josephs, Mann hinter dem knieenden König usw.] und Zinnoberrot verwendet,
daneben Goldgelb [Mantel Josephs] und Hellkarminrot [Gewand Marias], vor allem aber
Gold in den Gewändern der Könige und ihres Gefolges, den Fahnen, Instrumenten, Ge-
räten, den Glorien usw. Alle vergoldeten Teile des Bildes sind zugleich plastisch auf-
getragen. Zwischen Blau, Zinnober und Gold ist überall Weißgrau verteilt [z. B. stehender
König 1., Priester an der Spitze des Zuges r., die beiden Edelleute im Profil, die Pferde].
Lichter grauer Fleischton Marias und des Kindes, rotbräunlicher bei den männlichen
Figuren. Vor graublauem Himmel in roten, grünen und gelben Gewändern Engel mit
goldenen Flügeln und Posaunen.
Aus der früheren Zeit des Meisters [um 1440], als er vornehmlich unter dem Einflüsse des Gentile da Fabriano stand .•-
Ursprünglich im Palo. Zen, später in der Sammlung Craglietto in Venedig .'. Erworben 1844 in Venedig von den Erben des
Capitano Gasparo Craglietto.
Tempera. Pappelholz, h. 1,11, br. 1,76.
Antonio Vivarini [?] 1058^ Sechs Täfelchen. Vorgänge aus dem Leben der Maria:
Tempelgang, Krönung undGeburt der Maria, Vermählung Marias, Anbetung
100
der Könige und Darstellung- Christi im Tempel.
Die Täfelchen sind in kühlen bunten Farben gehalten.
Hellultramarinblau, Goldgelb, Zinnoberrot, Gelbgrün und
Hellkarminrot sind die Hauptfarben vor weißgrauer, auch
braunroter Architektur oder dunkelgrüner Landschaft. Grau-
bräunlicher Fleischton. An Stelle des Himmels Goldgrund.
Neuerdings dem Michele Giambono zugeschrieben. Die sedis kleinen Tafeln sind
Teile eines Altanverlces und bildeten vielleicht die Predella .*. Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, jedes Bild h. 0,37, br. 0,23.
Cli^mnOnO Michele Giambono [Zambon]. Eigentlich Michie
de Zane [Giovanni] bon [Bono] S. Gregorio.
Maler und Mosaizist, geboren zu Venedig, Geburts- und Todesdatum
unbekannt. Tätig zu Venedig, wo er 1420 — 1462 urkundlich erwähnt
wird. Vermutlich unter dem Einflüsse des Gentile da Fabriano aus-
gebildet.
Giambono [?] 1154 Magdalena von Engeln emporge-
tragen. Das ockergelbbraune Haar verhüllt fast das
bräunliche, in den Lichtern graue Fleisch. Die Heilige
wird von dunkelkarminrot, blau, grün und gelb geflügelten
Engeln in dunkelblauen und gelben, violettweißen und
grünen Gewändern gehalten. Goldgrund mit eingeprägtem
Nimbus. Bräunlichgraue Landschaft, in der die Stifterin, eine
Äbtissin, in weißer Tracht kniet.
Vielleicht identisch mit dem ursprünglich im Nonnenkloster S. Maria
delle Vergini zu Venedig befindlichen Gemälde, das schon Martinioni in
seinen Zusätzen zu Sansovino [Venetia descritta ] dem Giambono zu-
weist .-. Sammlung SoUy, 1821 .-. Pappelholz, h. 1,03, br. 0,44.
\/J»,pi».Jj-.| Bartolomeo Vivarini. Geboren zu Murano ; Ge-
burts- und Todesjahr unbekannt; nach den Daten
auf seinen Gemälden tätig von 1450 — 1499. Zuerst Gehilfe
und vermutlich Schüler seines Bruders Antonio; dann von der
Paduaner Schule und von Antonello da Messina beeinflußt.
Tätig zu Venedig.
1160 Der hl. Georg. Rot steht gegen graue und
gelbgrüne Töne. Die graue Rüstung umflattert ein
zinnoberroter Mantel, mit hellkarminrotem Sattel-
und Zaumzeug [die Metallteile Gold auf Gelbbraun]
ist das weißgraue Pferd aufgezäunt. Der Drache
schimmert blaugrün und rotbraun. Die Königs-
tochter in bräunlich goldenem, hellblau gemustertem
Gewand unter hellkarminrotem Mantel, vor blau-
grünlicher Landschaft. Graubräunliche Fleischfarbe.
Braune Felsen. Am blauen Himmel ist oben eine
rotgelbe Glorie sichtbar.
Bez. unten auf einem Zettel: FACTVM ■ VENETIIS PER BARTHOLO-
MEVM VIVA ■ RINVM DE MVRIANO PINXIT ■ 1485 .-. Wohl wesent-
lich in der Werkstatt ausgeführt -■- Sammlung Solly, 1821.
Pa, pelholz, h. 1,29, br. 0,66.
Venetiani-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
101
Venetiani-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
1173
Crivelli
Carlo Crivelli.
Zeichnet sichKa-
rolus oder Ca-
rolus Crivellus
Venetus, seit
1489 mit dem Zu-
satz Miles oder
Eques. Geboren
zu Venedig; um
1430—40, tätig
nach den Daten auf seinen Gemälden von 1468—1493 in Venedig und vornehmlich in den Marken [Ascoli].
Gebildet unter dem Einflüsse der Schule von Padua.
1173 Christus im Grabe und Heilige. Schwerer brauner Gesamtton. Die Füllungen
zwischen den Bogen, deren lichtrote Farbe im Sarkophag wiederkehrt, und in den grauen
Pfeilern sind rotbraun -ockergelb -olivbraun marmoriert. Der gelblichbraune Leichnam
wird von Maria, in schwärzlichblauem Mantel, und Johannes in
karminrotem, innen dunkelgrünem Mantel über dunkelblauem
Gewand mit zinnoberrotem Besatz gehalten. Hieronymus mit
grauem Haar, in gelblichweißem Gewand. Die Heilige r. in
zinnoberrotem, goldgelbgemustertem Kleid mit dunkelgrüner
Innenseite. Sie hält ein dunkelviolettes Buch. Braunrote
Fleischfarbe. Bräunlichgrüne Landschaft und weißlicherHimmel.
Goldene Nimben.
Bez. auf beiden mittleren Pfeilern: OPVS ■ KAROLI • ■ CRIVELLI • VENETI. .-. An-
scheinend Predella zu einem Altarbild. Aus der frühesten Zeit des Meisters, unter
dem Einflüsse der Schule Squarciones .'. Ehemals im Besitze Girol. Zanettis in Venedig .•.
Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 0,36, br. 1,27.
1156 Die hl. Magdalena. Das lichte bräunlichgraue Inkarnat
ist auf den kühlen Gesamtton gestimmt. In hellkarminrotem,
innen smaragdgrünem Mantel über kobaltblauem, gelb ge-
mustertem Gewand mit goldgesticktem Mieder, aus dem der
karminrote Einsatz hervorkommt, und goldenen Brokatärmeln,
aus denen das weiße Hemd hervorquillt, hält sie ein goldenes,
plastisch verziertes Gefäß. Auch die Besätze und Ornamente
an den Ärmeln, Schultern und Mieder, sowie der Nimbus
sind plastisch aufgesetzt und vergoldet. Den Hals um.^chließt
eine rote Perlenschnur. Bräunlichgelbe Haare mit plastischem
Goldschmuck. Über dem grauen Teppich, zu dessen Seiten
der gemusterte Goldgrund sichtbar ist, hängt ein graugrünes
Blattgewinde mit rosafarbenen Feldblumen. Ockergelb -Zin-
nober marmorierter Boden und Balustrade mit weißgrauer
Deckplatte. Graubraune Vorderseite des Sockels.
Bez. auf einem Papierstreifen rechts unten : OPVS • RAROLI ■ CRIVELLI ■ VENET- .-.
Gemalt um 1475 .*. Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 1,52, br. 0,49.
102
1156a Maria mit dem Kind
und sieben Heilige.
Gold, Gelbrot und Zin-
noberrot sind die Haupt-
farben gegen Weiß und
Blau. Maria, in blauem,
mitGoldmustern besetztem
[innen gelbgrünem] Mantel
über zinnoberrotem Ge-
wand, hält das blaugrün ge-
kleidete Kind, dem Petrus,
in weißem, rot- und gold-
gemustertem Ornat, die
goldenen Himmelschlüssel
reicht. Auf lichtrotem Sitz,
vor weißer, grauer und
braunroter Thronarchitek-
tur und vor hellgrauem, kar-
minrot gemustertem Tep-
pich, über dem an rötlichen
Bändern ein Gebinde von
gelbroten Früchten hängt.
Die Heiligen heben sich von dem zinnoberroten, silbergemusterten Teppich, der den
Hintergrund gegen den dunkelblauen Himmel abschließt, und dem unruhig hchtrot und
olivbraun marmorierten Boden ab. Der Bischof Emidius [Schutzpatron von Ascoli] 1. in
zinnoberrotem, goldgemustertem Ornat über dunkelblauem Gewand. Die Heiligen hinter
ihm [Johannes Capistranus und Franzis-
kus] in bräunlichgrauen und blaugrauen J^Mv
Kutten. Rechts der hl. Ludwig von Tou- ^^' K^ _
louse in blaugrünem Mantel mit goldenem
Lilienmusterund rotemBesatz überbraun-
grauer Kutte. Der hl. Bonaventura da-
hinter in zinnoberrotem goldgemustertem
Ornat, S. Giacomo della Marca ganz r.
in grauer Kutte, mit goldener Monstranz.
Rotbraune Fleischfarbe.
Bez. auf einem Zettel unten : + OPVS - CAROLI - CRI-
VELLI- VENETI .-. Aus den 80 er Jahren des XV. Jahr-
hunderts. Vielleicht identisch mit dem im Auftrage von
Vincenza Paccaroni während CrivelHs Aufenthalt in T ermn
1487 für die Kirche der PP. MM. Osservanti daselbst ge-
.Tialten Altarbild .'. Ehemals in Rom .". Erworben 1892
auf der Versteigerung der Sammlung des Earl of Dudley
in London.
Tempera. Pappelholz, h. 1,91, br. 1,96.
Venetiani-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
1156B
11550
103
Venetiani-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
38
1156b Der hl. Hieronymus. In leuchtend zinnoberrotem Man-
tel, vor grünblauem Teppich. Gelbbräunlicher Boden und
Balustrade. Goldgrund.
Gegenstück zu Nr. 1156C .". Erworben 1904 .*. Sammlung A. Thiem.
Tempera. Pappelholz, h. 0,505, br. 0,25 [mit dem Rahmen aus einem Stück].
1156c Der hl. Bernhard. In bräunlichweißem Ordenskleid, vor
hellkarminrotem Teppich, in hellblau gebundenem Buche lesend.
Rotbraunes Fleisch. Goldgrund.
Gegenstück von Nr. 1156B .". Erworben 1904 -■. Sammlung A. Thiem.
Tempera. Pappelholz, h. 0,52, br. 0,25 [mit dem Rahmen aus einem Stück].
MuranO Schule von Murano um 1450.
1155 Der Erzengel Michael. In bräunlichgoldgelbem Panzer
mit zinnoberroter Polsterung und Bändern und in zinnober-
roten Stiefeln über hellblauen Beinkleidern. Hellkarminrote und
gelbgrüne Flügelfedern. Braune Haare, lichter Fleischton mit
bräunlichen Schatten; Wage und Nimbus sind golden. Der
schwarze Drache hebt sich von weißgrauem Felsengrund ab.
An Stelle des Himmels schwarzer Grund.
Sammlung Solly, 1821 ^.•. Pappelholz, h. 1,16, br. 0,49.
ll/avini '^'^'^^ Vivarini. Geboren zu Murano[?],
IVclIllil nicht vor 1445, gest. zwischen dem 6. Sep-
tember 1503 und dem 14.November 1505. Tätig von 1464
bis 1503 zu Venedig. Vermutlich Schüler seines Onkels
Bartolomeo zu Venedig, unter dem Einflüsse der Padu-
aner Schule, des Antonello da Messina und Gio. Bellinis
ausgebildet.
38 Thronende Maria mit dem Kind und
sechs Heilige. Vorhellockergelblicher Archi-
tektur mit goldener Kuppel, rotbraunen Bän-
dern und dunkelgrünen Füllungen stehen die
Figuren in leuchtend farbigen Gewändern.
Maria in dunkelblauem Mantel über bräunlich-
goldgelbem Gewand und mit grauweißem
Kopftuch. Ultramarinblau kehrt wieder in den
Untergewändern der hll. Petrus und Hierony-
mus, grauer in den von hellgelben und roten
Bändern umschnürten Hemden der Engel. Dem
Goldgelb im Mantel Petri steht als stärkste
Note Zinnoberrot im Mantel des hl. Hierony-
mus gegenüber, das sich im [innen graublauen]
Mantel der hl. Katharina 1. wiederholt. Grün
im Gewände der hl. Katharina, bläulicher im
Gewände der hl. Magdalena mit gelbbraunen
Ärmeln und im Buche, das Hieronymus hält.
104
Die hll. Georg und Sebastian sind ganz im bräun-
lichen Ton der Untermalung gehalten, der erstere
in silbergrauer Rüstung mit bräunlichen Reflexen.
Rotbraunes Fleisch und dunkelbraunes Haar.
Bez. unten am Sockel auf einem Zettel: • ALVVIXE • VIVARIN • .-.
Das Hauptwerk des Meisters, aus seiner mittleren Zeit, gemalt für
S. Maria de' Battuti zu Belluno. Dort befand es sich auf einem privi-
legierten Altar unter dem Sängerchor und war vermutlich von Gio-
vanni Corner di Andrea, Prokurator von S. Marco [gest. im August
1493], für sein Grab gestiftet. Kam nach Aufhebung der Kirche in
den Besitz des Grafen Marino Pagani in Belluno .'. Sammlung SoUy,
1821.
Pappelholz, h. 3,85, br. 2,31.
1165 Maria mit dem Kind und vier Heilige.
Von dunkelgrauer Architektur mit dunkelrot-
braunen Bändern und dunkelgrüner Lünette, mit
goldenem, braun lasiertem Kreuzgewölbe hebt
oich hellgrau der Thron ab, vor dessen schwärz-
lichem Teppich mit grüner Kante Maria in hellkar-
minrotem Gewand unter tiefblauem Mantel sitzt,
ein blaugrünes Kissen unter den Füßen. Auch hier
wirkt Zinnoberrot im Mantel des hl. Hieronymus,
der ein dunkelkobaltblaues Buch hält, am stärksten.
Ihm entspricht Dunkelgrün in dem mit gelbbrau-
nem Besatz gezierten Mantel des hl. Augustinus
über schwarzer Kutte. Grün kehrt wieder
im Umhang Johannis d. T., dessen rosa-
bräunliches Gewand von goldgelbem Gürtel
zusammengehalten wird. RotbraunesFleisch,
grauer im Körper des hl. Sebastian. Weißer
Steinboden mit lichtroten Fliesen.
Aus der späteren Zeit des Meisters.*. Sammlung Solly, 1821 .'.
Aufgestellt in der Basilika.
Pappelholz, h. 2,59, br. 1,81.
V ivarini Werkstatt des Alvise Vivarini.
1143 Altartafel in sechs Abteilungen.
Helle, ins Graue spielende Färbung. Un-
tere Reihe. Mittelbild: Ausgießung des
hl. Geistes. Vor grauer Architektur die Ge-
wänder der Figuren in kühlen Farben, be-
sonders Graublau und Gelbgrün, zwischen
denen leuchtendes Zinnoberrot verteilt ist.
Blaugrüner Himmel. — Linker Flügel:
Die hll. Franziskus undAntonius vonPadua.
— Re -hter Flügel: Die hll. Bernhardin
Veiietiani-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
1165
105
Venetiani-
sdie Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
40
und Bonaventura. Die vier Heiligen in ockergelblich-
grauen und grauen Trachten vor grauen Teppichen und
Goldgrund. Gelblichbraune Fleischfarbe. — Obere
Reihe. Mittelbild: Der gelbbraune Körper Christi
hebt sich von violettgrauem Teppich ab. Die Engel in
hellkarminroten und gelbgrünen Gewändern, vor Gold-
grund. — Linker Flügel: Der hl. Paulus in rosafar-
benem Mantel über gelbgrünem Gewand, mit dunkel-
blauem Buch; der hl. Georg in blauem Mantel über zin-
noberrotemGewand. — Rechter Flügel: Johannes d.T.
in gelbgrünem Mantel über grauviolettem Gewand,
Hieronymus in zinnoberrotem Mantel. Die beiden bunt-
farbigeren Seitenteile vor dunkelblauen Teppichen und
Goldgrund. Gelblichbraunes Fleisch.
Der Stil ist nicht einheitlich. Mindestens zwei Hände sind zu unterscheiden .*.
Der Rahmen ist modern .■. Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, untere Reihe, Mittelbild, h. 2,00, br. 1,25; Flügel,
h. je 1,72, br. 0,60. Obere Reihe, Mittelbild, h. 0,91, br. 1,27; Flügel,
h.je 0,93, br. 0,60.
Vi
1170A
IVanni Richtung des Alvise Vivarini [?].
40 Maria mit dem Kind und zwei Engel. Die überall, besonders im Fleisch und in
der Landschaft, durchscheinende braune Untermalung hält das Bild zusammen. Auch
das bräunlichzinnoberrote Gewand Marias ist darauf gestimmt. Dagegen steht Blau
im Mantel der Madonna und dem Himmel mit weißen Wolken. Auf schwärzlicher
Brüstung in brauner Schale gelbliche und
grüne Früchte. Die graugrün und braunrot
geflügelten Engel in dunkelblauen und
olivbraunen Gewändern, mit gelbbraunen
und blauen Armein. Die Lichter der bräun-
lichen Landschaft sind mit Weißgrau auf-
gesetzt, das auch in der Modellierung des
Fleisches verwendet ist.
Weder die Färbung noch die Zeichnung und die Typen deuten
auf rein venetianischen Ursprung; während die Landschaft
mit Benutzung Dürerscher Stiche [„Meerwunder" und „Ver-
lorener Sohn"] ausgeführt ist, verraten die Engelköpfe Man-
tcgnas Einfluß .". Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,72, br. 0,49.
Vivarini Schule der Vivarini.
1170a Beweinung Christi. Gegen den
braunen Ton der Untermalung, der in den
Schatten des gelblichen Fleisches und im
106
Haar zu Tag-e liegt, steht Karminrot im Mantel Jo-
hannis über hellgelbgrünem Gewand und stumpfes
Blau im Mantel Marias vor schwarzem Grund. Grau-
brauner Sarkophag.
An das bezeichnete Bild des Lazzaro Bastian! in S. Antonino zu Venedig,
gleichfalls eine Beweinung Christi, erinnernd, das aber farbiger und weicher
in der Behandlung ist .'. Sammlung Soily, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 0,94, br. 0,78.
^CCkX~\r\ J3<^°P° da Valenzia [Valesa]. Tätig um 1485 bis ^^
iCUjJU 1509 in Serravalle, und Venedig. Schüler des Barto- sT
lomeo und Alvise Vivarini.
1403 Maria mit dem Kinde. Gegen die kühlen
Venetiani-
sche Sdiule
des XV.
Jahrhun-
derts
1403
grauen und grünlichen Töne [grünlichblauer, im Um-
schlag gelbgrüner Mantel der Madonna] steht Rot
im Gewand. Als Hintergrund dient vor schwärzlich-
grüner Mauer mit grauem Pilaster rechts ein weiß-
grauer Vorhang, in dessen Kante das Rot des Ge-
wandes wiederkehrt. Das kräftigste Grün findet sich
in der Decke, ebenfalls mit roter Kante, auf der, den
Kopf gestützt auf ein weißgraues Kissen mit goldgelber Borte, das von goldgelbem
Tuch umhüllte Kind liegt. Bräunlichgraues Inkarnat. Rotbraunes Haar. Ausblick auf
Landschaft und Himmel in gelbgrünen und blaugrünen Tönen.
Bez auf dem weißen Blättchen vorn: lACOB- D'- VALETIA .-. Sammlung Solly, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 0,59, br. 0,40.
P<=»r<r» ar>r"Vii P'^'' [Pietro] Maria Pennacchi. Geboren zu Treviso 1464, gestorben daselbst 1514
^ CllllClCL^lll (jjer Anfang 1515. Erhielt seine erste Unterweisung in Treviso [wahrscheinlich von einem
unter Squarcione gebildeten Meister]; dann in Venedig Schüler Gio.Bellinis. Tätig zu Treviso und Venedig.
1166 Christus im Grabe von Engeln gehalten. Die Färbung wird
ders in den Fleischschatten, durchschei-
nende Grau der Untermalung bestimmt.
Der ockergelbliche, von weißgrauem
Tuch umhüllte Körper Christi, in grauem
Sarkophag, wird von gelbgrün geflü-
gelten, blondhaarigen Engeln, 1. in kar-
minrotem, r. in hellblauem Kleid, ge-
halten, vor graubraunen Felsen, gegen
die das rotbraune Haar Christi steht.
Bräunliche und gelbgrüne Töne in der
Landschaft. Hellblaue Luft und Ferne.
Bez. auf der Brüstung des Grabes : PETRVS MARIA
TAPVISIO ■ P ■ .-. Aus der früheren Zeit des Meisters .-.
Ganz ähnliche Komposition, eine Jugendarbeit Gio. Bel-
linis, im Museo Civico zu Venedig .". Früher in der
Sammlung Avogaro in Treviso .■. Sammlung Solly, 1821.
Papp. Iholz, h. 0,57, br. 0,64.
durch das, beson-
107
Venetiani-
sche Sdtule
des XV.
Jahrhun-
derts
1180
49
R<=>llini Gentile Bellini. Geb. zu Venedig, vermutlich 1429, gest.
ebenda den 23. Februar 1507. Schüler seines Vaters Jacopo
Bellini, in Padua unter dem Einflüsse seines Schwagers Andrea Man-
tegna weiter ausgebildet. Tätig hauptsächlich zu Venedig, 1479/80
in Konstantinopel am Hofe Mohamets II. und kurze Zeit in Rom.
1180 Maria mit dem Kind und Stiftern. Den lichten,
rötlichen Ton des Inkarnats durchdringt die graue Un-
termalung. Das Weißgrau im Hemd des Kindes kehrt
wieder in Haarband und Nackenschleier der Stifterin,
das blasse Hellrot des Gewandes der Maria in Kragen
und Ärmeln des Stifters unter schwarzem Obergewand.
Durch das schwärzliche Blau im Mantel Marias schim-
mert die braune Untermalung. Bräunlichgoldenes Ge-
wand der Stifterin. Die Haarfarbe ist braun, rotbraun
bei der Stifterin. Goldgrund mit eingeprägtem Nimbus.
Bez. auf dem Sockelfriese des zugehörigen Rahmens: OPVS " GENTILIS ' BEL-
LINVS • .*. Aus der frühesten Zeit des Meisters, um 1 450 .*. Sammlung Solly, 1 82 1 .
Tempera. Pappelholz, h. 0,75, br. 0,46.
Venetianische Schule um 1500
49 Maria mit dem Kind, die hll.Petrus, ein Unbekannter, Georg undjohannes
d. T. Tonige Gesamtwirkung in Braun und Grau vor schwärzlicher Wand und bläulich-
weißem Fensterausschnitt. Maria in grauweißem Kopftuch, in schwärzlichblauem Mantel
über gelbbräunlichem Gewand sitzt vor graubrauner Brüstung, auf der weiße, braunrote
und violette Muscheln liegen. Links Petrus
in stumpf bräunlichrotem Ornat über grauem
Untergewand. Warm rotbräunlicher Fleisch-
ton, gelbbraune Haarfarbe.
Bez. auf einem Zettel rechts an der Balustrade : petrus ■ mario
pinxit. Die Bezeichnung ist, weil undeutlich und zum Teil aus-
gelöscht, nicht mehr bestimmt zu deuten. Crowe und Cavalca-
selle fanden in dem Bilde Verwandtschaft mit einem Gemälde
des Marco Marziale aus seiner früheren Zeit [1499]; doch hat
es mit dem im Kaiser-Friedrich-Museum befindlichen Werke
des Marziale [Nr. 1] keinerlei Zusammenhang. Auch zu den
Malern Pietro Maria Pennacchi und Pietro Marescalco, auf
welche die Bezeichnung allenfalls hindeuten könnte, steht das
Berliner Bild in keinerlei Beziehung. Eis mag um 1500 gemalt
sein und zeigt eine entschiedene Anlehnung an Mantegna und
AloiseVivarini. Eine Darstellung desTodes der Maria [Akademie
zu Venedig] mit der Signatur .... rus . . aria scheint von der-
selben Hand .'. Sammhmg Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,88, br. 0,67.
RaKhuKI Jacopo de' Barbari, in Deutschland
UdlUdll Jakob Walch [d.h. der wälsche Jakob]
genannt. Maler und Kupferstecher, geboren vermutlich
zu Venedig um die Mitte des XV. Jahrhunderts, ge-
storben vor 1515. Unter dem Einflüsse des Gio. Bellini
gebildet. Tätig in Venedig bis um 1500, in Wittenberg
1503 und 1505 in kursächsischen Diensten, in Nürnberg
1 504, in Frankfurt a. d. 0. 1 508 und in den Niederlanden
im Dienste des Grafen Philipp; seit 1510 Hofmaler der
Erzherzogin Margarete, Regentin der Niederlande.
108
26 a Maria mit dem Kinde,
die hll.Barbara, Johannes
d. T. und die Stifterin Ca-
terina Cornaro, Königin
von Cypern [1454—1510].
Bunte Lokalfarben in den Ge-
wändern heben sich von grau-
grüner Wiese und in kühlen
Tönen gehaltener landschaft-
licher Ferne ab: Ultramarin-
blau im Mantel Marias, der
Ferne unddemHimmel,dersich
tiefblau im Flußlaufe spiegelt,
schwärzliches Blau im Kopftuch,
das die rotbraunen Haare Ma-
rias umschlingt, dem Gewände
der hl. Barbara und grauer in
den Felsen des Mittelgrundes; helles Karminrot im Gewände Marias; Zinnoberrot im
Mantel des Johannes über gelbem, in den Schatten rotbraunem Gewand. Die Stifterin
trägt gelbgrünes Kleid mit goldgelbbraunem Miedereinsatz und Ärmeln. Rotbraunes
Fleisch, kälter im Körper des Kindes und im Antlitze Marias.
Erworben 1877 als Geschenk vonSirCharles Robinson in London .■. Weißtannenhoiz auf Nußl)aum-Blendholz, h. 0,67, hr. 0,84.
(~"ai'r»ar»r*ir» Vittore Carpaccio [eigentlich Scarpazza]. Geboren in Venedig um 1455, gestorben
V^aipdCClU daselbst zwischen 1525 uncll526. Schüler des Lazzaro Bastiani. Tätig in Venedig. 1507
als Gehilfe Giovanni Beilinis im Dogenpalast beschäftigt.
14 Maria mit dem Kind und zwei Heilige. Die Farben der Gewänder sind nach
Rotbraun gebrochen und auf den rotbräunlichen Ton des Inkarnats gestimmt: dunkles
Karminrot im Gewände der Madonna unter dunkelblauem, innen goldgelb-grün schillern-
dem Mantel und im Mantel des
hl. Hieronymus, über dessen
Schulter ein goldgelbes Tuch
liegt. Magdalena in olivgrünem
Gewand mit braungelben, in _ _^^^^
den Lichtern goldgelben Ar- 'KbTm ' fVS^^^^ /m::~nssl^^mdimir^SK/' -wBPf
mein und karminrotem Kragen.
Ockergelblichbraune Land-
schaft mit dunklem Grün und
blauer Himmel.
Die Autorschaft Vittore Carpaccios ist
wohl mit Unrecht l)estritten. Das Bild
wurde auch dem Pietro Carpaccio zuge-
schrieben -■- Sammlung Solly, 1821.
Papp-Iholz, h. 0,74, br. 1,11.
Venetiani-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
26 A
109
Venetiani-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
23 A
23
23a Grablegung Christi. Ok-
kergelbbrauner, von stumpfem
Grün unterbrochener Gesamt-
ton, der r. in Ockergelb, 1. in
Grau übergeht. Graublauer
Himmel. Der ockergelblich-
graue Leichnam mit dunkel-
braunem Haar, ein weißes
Tuch um die Hüften, ein
blaues unter dem Kopf, ruht
auf hellockergelbem, im Um-
schlage rötlichemLaken. Seine
obere Umrißlinie hebt sich
gegen ein auf den Boden ge-
breitetes grünes, im Umschlag
blaues Tuch ab. Allenthalben
ist Rot in verschiedener Ab-
stufung [Lichtrot im Marmoruntersatz und der verkürzten Säule, Zinnoberrot im Mantel
des sitzenden Greises, in den drei Männern am Grabe, dem Flöte blasenden Hirten auf
der Höhe, dem Mantel der Maria stützenden Frau usw., Hellkarmin im Gewände Marias
und Johannis] und Dunkelblau [Untergewänder der Männer am Grabe, Mantel Marias,
Staffage r.] verteilt. Blaugrünes Meer und graublaue Ferne.
Auf dem Sockel des Tisches die falsche, aber alte Bezeichnung; ANDREAS MANTINEA. f. Als Mantegna beschrieben im Ka-
talog der Sammlung Canonici zu Ferrara [1627]. Die Darstellung ist angeregt namentlich durch die Stelle bei Matth. 27, 52 .'.
Aus der späteren Zeit des Meisters .". Erworben 1905 .". Eigentum des Kaiser- Friedrich -Museums -Vereins.
Leinwand, h. 1,45, br. 1,85.
ich
ichen
23 Einsegnung des hl. Stephanus. Klare sonnige Stimmung. Die Landschaft, in bräun-
und gelbgrünen Tönen, mit hellen weißgrauen Bauten, und hellockergelber Erdboden
dienen den leuch-
tenden Farben der
Figuren, zwischen
denen überallWeiß
verstreut ist, alsHin-
tergrund. Petrus in
ultramarinblauem
Gewand und bräun-
lichgoldgelbem
Mantel, die Männer
hinter ihm in kar-
min - zinnoberroter,
blauer und dunkel-
grünerGewandung.
In den Trachten der
knienden Diakonen
110
überwiegen Weiß, Grauvio-
lett mit hellblauem Orna-
ment und Karminrot. Die
Gruppe r. vorn in kühlen
grauen Farben. Die vier
Frauen in karminroter, blau-
er, goldgelber und gelb-
grüner südslavischer Tracht
mit karminroten Kopfbe-
deckungen. In der Gruppe
links stehen satte rote, gold-
gelbe,grüne und ultramarin-
blaue Farben nebeneinan-
der. Hellblauer Himmel mit
weißen Wolken.
Bez. r-chts unten auf einem Blatt: VICTOR CARPATHIVS FINXIT M ■ D • XI ■ .-. Gehört zu einer Folge von fünf für die
Scuola di S. Stefano zu Venedig ausgeführten Gemälden aus der Geschichte des hl. Stephanus, von denen sich je eins von
der Hand Carpaccios jetzt in Stuttgart [Galerie], Paris [Louvre] und Mailand [Brera] befindet. Das zu der Folge gehörige,
P. F. Bissolo zugeschriebene Triptychon mit den Figuren von drei Heiligen, in der Brera zu Mailand. Unser Bild kam nach
der Aufhebung der Scuola di S. Stefano [ um 1806 ] in die Sammlung David Weber in Venedig [ Moschini, Guida di Venezia,
1815], aus der es später in den Besitz Sollys gelangte .■. Sammlung Solly, 1821.
Leinwand, h. 1,48, br. 2,31.
IVAancil^fl Giovanni Mansueti. Geboren um 1470 zu Venedi?, gestorben daselbst 1530. Schüler
IVianSUeil ^„^ Gehilfe Gentlle Bellinis.
48 Anbetung der Hirten. Ockergelbbraun [Stall] und Ockergelb [Erdboden] geben den
Grundton an, von dem sich Rot [Mantel Josephs, Gewand des Hirten r.], bräunliches
Goldgelb [Gewand Josephs, Mantel des Hirten 1., kniender Hirt r., Ochse], Dunkel-
blau [Mantel Marias], Karminrot [Gewand Marias]
und Grün abheben. In den Gewändern der Engel
kehren die gleichen Farben wieder vor hellblauem
Himmel. Rotbraunes Fleisch. Die grüne Land-
schaft geht in der Ferne in Blaugrün über.
Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 1,14, br. 1,56.
A «4-^-. j-,/a|]^ Antonello da Messina [Antonello di
/^IlLUllCllU Salvatored'Antonio, oder degli Antonjj.
Geboren zu Messina um 1430, gestorben daselbst den 14.
oder 15. Februar 1479. Unter dem Einflüsse der Eyckschen
Schule und später des Gio. Bellini ausgebildet. Tätig na-
mentlich in Messina [bis August 1474 und wieder vom
14. November 1476 ab] und von etwa 1475 bis 1476 in
Venedig.
18 Bildnis eines jungen Mannes. Vor leuchtend
ultramarinblduem Himmel und grüner Landschaft,
von der links unten ein Stück sichtbar ist, steht
Schwarz in der Mütze und Sendelbinde, die das rot-
Venetiani-
sche Sdiule
des XV.
Jahrhun-
derts
48
18
111
Venetiani-
sche Sdiule
des XV.
Jahrhun-
derts
braune Haar einfassen, bräunlicher im Gewand,
aus dem die weiße Peizfütterung- hervorsieht.
Warm gelbbräunlicherTon des Gesichts mit roten
Lippen. Graue Deckplatte.
Am unteren Rande der rotbraunen Brüstung steht in goldenen Buch-
staben die Inschrift : PROSPERANS • MODESTVS • ESTO ■ INFOR-
TVNATVS • VERO • PRVDENS [Im Glüdc sei bescheiden, im Unglück
aber klug] .". Bez. auf dem Blättchen : 14 • • Antonellus messaneus
me pinxit .". Die Zahl, in ihren beiden letzten Stellen undeutlich, ist
1478 zu lesen [vgl. auch A. M. Zanetti ] .'. Letztes erhaltenes Bild
des Meisters. Ehemals Sammlung Vitturi in Venedig [1773] nach
einer Notiz auf der Rückseite .■. Erworben 1832 durch Tausch von
Solly.
Nußbaumholz, h. 0,20, br. 0,14.
18a Bildnis eines jungen Mannes. In hellrotem
Gewand, aus dem der weiße Kragen hervorsieht.
Das goldig bräunliche Gesicht wird von rot-
braunem Haar umgeben und bräunlichschwarzer
Mütze mit Sendelbinde vor schwarzem Grund.
Die Farbe des Haars kehrt in den Augen wieder. An der graubraunen Brüstung ist
ein weißer Zettel befestigt.
Bez. auf dem Papierblättchen an der Brüstung: ■ 1474 * Antonellus messanus me pinxit .•- Ehemals Sammlung Hamilton .*.
Erworben 1889 in Paris.
Pappelholz, h. 0,32, br. 0,26.
AI 11 Antoneilo da Saliba. Zeichnet sich Antonellus de Saliba oder Antonellus
IILOIICIIU Messanensis. Geburts- und Todesdatum unbekannt. Tätig nach den Daten auf seinen
Bildern und nach urkundlichen Nachrichten etwa 1497 — 1535. Namentlich in Messina unter dem Einfluß
der Werke des berühmteren Antoneilo gebildet, und wahrscheinlich kurze Zeit in Venedig [vor 1497]
unter dem Einflüsse des Cima da Conegliano.
8 Der hl. Sebastian. Die ganze Darstellung ist ein-
heitlich in braunem Tone gehalten vor hellblauer
Luft. Der Heilige mit dem dunkelbraunen, gegen den
Himmel gelblich aufgelockertem Haar ist an rotbraunen
Stamm gefesselt und von rotbraunen Pfeilen durch-
bohrt. Ockergelblicher Körper mit grauen Schatten
und zinnoberrotem Blut an den Wundstellen. Schwarz-
braune Brüstung.
Bez. auf der Brüstung: • ANTONELLVS ■ MESANEVS • P ■ .-. Freie Wieder-
holungen in den Galerien zu Frankfurt a.M., Bergamo und in Padua [früher
Casa Maldura] .'. Sammlung Solly, 1821.
Rotbuchenholz, h. 0,46, br. 0,35.
13 Maria mit dem Kinde. Bräunlicher Fleischton mit
grauen Schatten. Dunkelbraunes Haar des Kindes,
das auf ockergelbbrauner Brüstung steht. Maria in
dunkelkarminrotem Gewand und dunkelblauem, am
Rande mit gelber Stickerei geziertem Mantel, der
112
über das bräunlichweiße, mit goldgelber
Kante gezierte Kopftuch gelegt ist. Goldene
Nimben. Vor blaugrüner, in den Tiefen
bräunlich schimmernder Landschaft und
grünlichblauem Himmel, der am Horizont
rötlich gefärbt ist.
Bez. auf der Brüstung: • ANTONELLVS ■ MESSANESIS • P ■
Das Bild stammt aus Treviso und wurde, nach Ridolfi und
Federici, von A. für Caterina Cornaro gemalt, von dieser
aber an eine ihrer Damen verschenlct, die sich zu Treviso mit
einem Conte Avogaro vermählte. Im Besitze dieser Familie
befand sich das Bild noch im Anfange des 19. Jahrhunderts .*.
Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,69, br. 0,54.
Antonello ä'e's!:,
des Antonello da
25 Bildnis eines jungen Mannes. Vor
schwärzlichgrünem Grund steht tiefes Rot
in der Kappe und im Gewand, aus dem am
Kragen und den Schlitzen der Ärmel das
dunkelsaftgrüne Untergewand zum Vor-
schein kommt. Warm rotbraunes Fleisch
mit weißlichen Lichtern, von dunkelbraunen Haaren umgeben. Weißer Kragen.
Venefiani-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
13
Vielleicht der Schule von Murano angehörig .
Pappelholz, h. 0,38, br. 0,50.
Erworben 1841/42 in Italien.
Bll* • Giovanni Bellini. Geboren zu Padua oder Venedig um 1430, gestorben zu Venedig den
Cllini 29. November 1516. Schüler seines Vaters
Jacopo, in Padua [zv^schen 1450 und 1462] unter
dem Einflüsse seines Schwragers Andrea Mantegna
weiter gebildet. Tätig in Venedig, wo er sich seit
dem Aufenthalt Antonellos da Messina in Venedig
nach dessen Vorgang der Ölmalerei zuwandte.
1177 Maria mit dem Kinde. Leuchtendes
Zinnoberrot im Mantel der Madonna steht
vor bräunlichsaftgrüner, nach der Ferne in
Blaugrün übergehender, mit grauem Ton
untermalter Landschaft und schwärzlich-
blauem Himmel mit gelblichweißem Hori-
zont Wie in der Landschaft und in den
Gewändern ist die braune und grüne Unter-
malung auch in den Schatten des hellocker-
gelblichen Fleisches, das besonders in den
Gesichtern durch Rot erwärmt wird, sicht-
bar. Bräunlichkarminrotes Gewand Marias.
Das Kind mit rotbraunen, im Lichte gelb-
lich schimmernden Haaren, in blaugrün und
25
113
Venetiani-
scfie Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
1177
violett schillerndem Kleide mit braunroter Borte,
durch das die rotbraune Untermalung durchkommt,
steht auf hellockergelber Brüstung, auf der ein hell-
gelber Apfel liegt.
Eine der frühesten Arbeiten des Meisters. Ein ähnliches Bild, ebenfalls
Original, im Museo Civico zu Verona .". Sammlung SoUy, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 0,67, br. 0,49.
10a Maria mit dem Kinde. Leuchtendes Karminrot
des Vorhangs und tiefes Blau in dem mit goldener
Kante gezierten Mantel Marias bilden den Haupt-
kontrast. Aus den vollen Farben hebt sich hell der
warme bräunlichockergelbe Fleischton mit graugrün-
lichen Schatten heraus. Maria in bräunlichgold-
gelbem, karminrot gemustertem Brokatgewand, aus
dem an den Armein das grauweiße Hemd hervor-
sieht. Das Kind mit rotbraunen Haaren trägt ein
dunkelblaugrünes Kleid, das auf der Schulter von
dunkelbrauner, mit Altgold ornamentierter Rosette zusammengehalten wird. Graue
Brüstung.
Bez. auf der Brüstung: lO ANNES BELLINVS ■ P • .-. Aus der früheren Zeit des Meisters .
ebenfalls Original, in S. Maria dell' Orto zu Venedig -■. Erworben 1905.
Tempera. Pappelholz, h. 0,755, br. 0,53.
Ein fast übereinstimmendes Bild,
28 Der tote Christus mit Engeli
10 A
Der ockergelbliche, grünlich schimmernde Körper
mit hellbrauner Modellierung, aus dessen Seiten-
wunde rotes Blut fließt, den Schoß bedeckt von
blutbeflecktem, weißem, in den Schatten bläulichem
Linnen, hebt sich von hellrosafarbenem Tuch ab.
Das Antlitz mit bläulichen Reflexen umrahmt dunkel-
rotbraunes Haar und etwas lichterer Bart. Die
Engel in grünlichgrauen und violettgrauen Ge-
wändern mit rotbraunen Schatten. Rotbraunes Haar,
warmer Fleischton mit gelbgrünen Schatten. Die
Flügel sind weißgrau mit blaugrünen, zinnoberroten
und grauen Tönen. Blaugrüner Himmel.
Aus des Meisters früherer Zeit und unter dem Einflüsse des Andrea
Mantegna [um 1465] .". Sammlung SoUy, 1821.
Tempera. Pappelholz, h. 0,82, br. 0,66.
1177a Die Auferstehung Christi. Vor rötlichem
Morgenhimmel mit hellroten und bräunlichenWolken,
der am Horizont hellgelb gefärbt ist und nach oben
in tiefes Ultramarinblau übergeht, schwebt die rosa
bestrahlte Gestalt Christi mit rotbraunem Haar,
114
weißem, in den Schatten blauem Lendentuch
und weißer Fahne mit zinnoberrotem Kreuzes-
zeichen und Schaft. Die in bräunlichen und
gelbgrünenTönen gehaltene Landschaft, dunkler
in der Ferne, wo über dem Turm ein tief-
blauer Bergzug- auftaucht, geht nach vorn in
blaugrünliche und hellgraue Töne über. Weiß-
grauer Erdboden, auf dem die hellockergelbe
Grabplatte liegt. Der Wächter links, der vor
ockergelbem Felsen und bräunlichschwarzer
Grabesöffnung steht, in olivgrünem und licht-
rotem Panzer, unter dem der ultramarinblaue
Rock sichtbar ist, in gelben, innen zinnober-
roten Stiefeln, auf dem graublauen, karminrot
gefütterten Helm mit goldgelbem Beschlag
rosarote Federn; der schlafende in karminroter
und goldgelbbrauner Rüstung über weißem
Rock, vor grünlichgrauem Felsen. Der braun-
rote Ton im Körper des am Boden kauernden,
dessen Hüften ein bräunlichgelber Schurz umhüllt, wiederh
braunemGestein lehnenden Schild.
Der aufblickende Wächter rechts
in grauem Panzerhemd, stumpf-
gelbgrüner und hellroter Tracht
mit weißen Beinkleidern und mit
rotbraunem Lanzenschaft. Rot-
braune Fleischfarbe. Die drei
Marien auf dem Wege zum Grab
in ultramarinblauen, violetten, kar-
minroten, weißen und zinnober-
roten Gewändern.
Aus der mittleren, noch von Mantegna beein-
flußten Zeit des Meisters [vor 1478]. Gemalt für
die Kirche S. Michele di Murano vor Venedig
und zuerst erwähnt bei Franc. Sansovino, später
von Ridolfi Ijeschrieben als „Cima". Erst wahr-
scheinlich bei Aufhebung des Klosters [1810]
wurde das Bild veräußert und kam in den Besitz
des Conte Roncaüi zu Bergamo. Ehemals dem
Cima da Conepliano zugeschrieben. Die Figur
des sitzenden ooldaten kommt auf einem Stich
vor, der dem Mocetto zugeschrieben wird .".
Erworben 1 903.
Pappelholz, h. 1,48, br. 1,28.
Venetiani-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
28
olt sich in dem rechts an grau-
115
Venetiani-
sdie Sdiule
des XV.
Jahrhun-
derts
11 Maria mit dem Kinde. Maria in dunkelblauem
Mantel, der über das leuchtend weiße, in den
Schatten graue Kopftuch gezogen ist, und tief-
karminrotem Gewand. Weicher goldigbrauner
Fleischton mit durchwirkendem Grau in den Schat-
ten. Das Kind steht auf rotbrauner Brüstung. Vor
gedämpft bräunlichkarminrotem, mit gelben und
grünen Sternen geziertem Teppich und blauer
Luft. Zu den Seiten ist bräunlichsaftgrüne Land-
schaft sichtbar.
Bez. auf der Brüstung: lOANNES BELLINVS ■ .-. Zwei ähnliche Ma-
donnen in der Ai<ademie zu Venedig [Nr. 94 mit der Jahreszahl 1487] .'.
Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,77, br. 0,56.
10 Maria mit dem Kinde. Vor Goldgrund mit
eingepreßten Nimben und Strahlen Maria in
blauem, innen dunkelgelbgrünem Mantel, das Kind
in weißem Hemd mit violettgrauen Schatten. Auf
den rotbräunlichen Ton des Inkarnats ist das bräunlichkarminrote, an den Rändern mit
gelben Stickereien gezierte Gewand der Madonna gestimmt.
Eine ganz ähnliche Darstellung, ebenfalls Original, in der Galerie zu Bergamo. Eine Schulkopie in der städtischen Samm-
lung zu Treviso .'. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,54, br. 0,42.
06llini Kopie nach Giovanni Bellini.
36 Darstellung Christi im Tempel. Vor schwarzem Grund stehen die Figuren in
rotbraunem Ton, der besonders im Fleisch zum Vorschein kommt, auf den aber auch
alle roten und gelben Töne gestimmt sind. Über das
weiße Kopftuch Marias ist der ultramarinblaue Mantel
gelegt, dessen graublaue, braunrot changierende In-
nenseite als Unterlage für das Kind über den rot-
braunen Tisch gebreitet ist. Vorn ist ein Stück des
grauvioletten Gewandes sichtbar. Simeon, der das
Kind in Empfang nimmt, trägt über grauem Chor-
hemd ein grünes, mit lichtrotem Besatz verziertes
Ornat, aus dem bräunlichrote Ärmel hervorkommen.
Dazwischen erscheint im Mantel Josephs Goldgelb
über bräunlich karminrotem Gewand, ganz links bräun-
liches Karminrot im Mantel der Frau, deren Haar ein
gelblichbraunes Tuch umhüllt, über dunkelgrünem Ge-
wand. Der Fleischton in den Köpfen der Frauen
und dem Körper des Kindes ist lichter und kühler
als in den männlichen Figuren. Goldene Nimben.
116
Ehemals dem Gio. Bellini selbst zuge-
schrieben. Nach Crowe & Cavalcaselle
Kopie von Gio. Mansueti. Unter den
vielen Wiederholungen dieser Darstel-
lung, denen wohl ein verloren gegan-
genes Original BelUnis zugrunde liegt,
die beste im Museo Civico [Correr] zu
Venedig .". Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,72, br. 1,02.
BIT* • Schule des Giovanni
ellini Bellini.
Venetiani-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
36
3 Segnender Christus.
Kühle silbrige Färbung. Vor
hellblauem Himmel, der mit
weißen und grauen Wolken
bedeckt ist, und vor bräun-
lich gelbgrüner Landschaft
mit graubraunen Architek-
turen, hinter denen blaugraue Bergketten sichtbar werden, steht Christus in stumpf-
blauem Mantel über hellkarminrotem Gewand, das durch goldgelben Gürtel zusammen-
gehalten wird. Dunkelgrün gebundenes Buch mit goldgelbem Schnitt. Den warmen
bräunlichen Ton des Antlitzes umgibt braunrotes Haupt- und Barthaar. Gelbgrünes
Blattwerk ragt in das Bild hinein.
Ein nahe verwandtes Bild mit der ganzen Figur Christi in der Galerie zu Dresden wird dem Cima zugeschrieben .-. Samm-
lung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 1,04, br. 0,87.
12 Bildnis zweier jungen venetianischen Edelleute
wiegen. Schwarze Kappen und Schauben.
Das blasse gelblichbraune Antlitz des
Linken umgibt blondes gelbbraunes Haar,
dessen Farbe gedämpft im Pelzbesatz der
Schaube wiederkehrt. Der Rechte, mit
wärmerer rotbrauner Fleischfarbe, kräftig
roten Lippen und schwarzem Haar, trägt
über weißem Hemd und graurötlichem,
dunkel gemustertem Brokatunterkleid eine
Schaube, deren schwarzgefleckter Pelz-
besatz von Weiß nach Rotbraun übergeht.
Vor dunkelbraunem Hintergrund.
Eine spätere Wiederholung des Bildes im Louvre, mit dem Mj^
Unterschiede, daß hier die Figuren ihre Plätze getauscht ^ jf
haben und vor einen landschaftlichen Hintergrund gestellt
sind .'. Sammlung Solly, 1821.
Leinwand, h. 0,43, br. 0,61.
Rotbraune Töne über-
117
Venetiarii-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
1664
Venetianischer Meister
um
1500
1664 Bildnis eines Deutschen. Vor
grauer Wand, die rechts ein karmin-
roter Vorhang verdeckt, steht in warmen
rötlichbraunen, mit Grau durchsetzten
Tönen das von bräunlichockergelbem
Haar umgebene Antlitz mit blaugrünen
Augen. In schwarzer Kappe und gleich-
farbiger Schaube, die mit rotbraunem
Pelz besetzt ist. Auf der Brust ist das
weiße goldgestickte Hemd sichtbar,
dessen gelbbraune Borte von eingestickten grünen Ranken mit blauen Blüten durchzogen
ist. Durch den Fensterausschnitt Ausblick in blaugrüne, in der Ferne hellblaue Gebirgs-
landschaft mit der Stadt Trient und ultramarinblauen Himmel mit weißen und graublauen
Wolken. — Auf der Rückseite der Tafel ist ein nacktes Liebespaar in einer in grauen,
schwarzen und bräunlichen Tönen gehaltenen Halle mit goldigockergelben Seitenfenster-
gewänden und altgoldenen Profilen, auf gedämpft lichtrotem Boden stehend, dargesteUt.
Helle, ockergelbbraune Körper mit grauen Lichtern. Das Weib mit ockergelbem Haar
hält einen kleinen Gegenstand [Spiegel?] in der Rechten. Rechts leuchtet das tiefe
Karminrot eines Tuches, das von leuchtend gelbgrünem Grunde sich abhebt. Die Dar-
stellung ist von grauschwärzlichem Fensterrahmen eingefaßt, auf dessen Brüstung ein
graues Wasserglas mit weißen Reflexen und einem grünen Zweig steht.
Sammlung Pourtales, Paris 1865; Ulame, Paris 1904 ,
aus der Sammlung Rudolf Kann, Paris.
Pappelholz, h. 0,575, br. 0,425.
Erworben 1907
r^ima Giovanni Battista da Conegliano, gen. Cima.
V.^1111CI Zeichnet sichJoannes Baptista Coneglianensis,
oder bloß Joannes Baptista. Geboren vermutlich zu
Conegliano 1459 oder 1460, gestorben den 2. [?] September
1517 oder 1518. WahrscheinHch Schüler Bartolommeo Mon-
tagnas inVicenza [1488 dort nachweisbar], später in Venedig
namentlich unter dem Einflüsse Gio. Bellinis «weitergebildet.
Tätig zu Udine und Conegliano, zu Venedig [1492 — 1516]
und wieder in Friaul.
Maria mit dem Kind und dem Stifter. Vor
dunkler, in rotbraunen und saftgrünen Tönen ge-
haltener Landschaft, die im Hintergrund von
einem hellgraublauen Bergzuge unter goldgelbem
Horizont und hellblaugrauer Luft mit bräunlichen
und weißen Wolken begrenzt wird, sitzt Maria
in dunkelblauem Mantel über bräunlichweißem
118
Kopftuch und karminrotem Gewand.
Die Gestalt des Stifters mit dem
rotbraunen Haar, in violettbraunem
Gewand, ist auf den dunklen Ton
der Landschaft gestimmt. Warme
goldigbraune, durch Grau gedämpfte
Fleischfarbe. Im Hintergrunde das
Schloß Colalto bei Conegliano.
Bez. auf einem Blättchen in der Ecke rechts unten :
joanes baptista Coneglanensis .". Frühes Werk des
Meisters .". Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,66, br. 0,90.
15 Heilung des Anianus. Von
lichter, farbiger [lichtrot, hellgrau,
ockergelblichweiß] Architektur mit graublauen, rotbraunen und gelblichen Marmor-
füUungen und graublauen Dächern [gemeint ist der Marktplatz von Alexandria] und
von bräunlichockergelbem Boden hebt sich die Figurengruppe in tiefen leuchtenden
Lokalfarben, besonders Ultramarinblau, Rot, Grün und Rotgelb, ab. Der Schuster Anianus
in blauem Kittel mit gelbrotem Schurz. Blau, Zinnober und Gelbgrün in dem gestreiften
Gewände des Mannes links hinter ihm. Diesem zur Seite ein anderer in weißem, blauge-
mustertem Rock, der von hellkarminroter Schärpe zusammengehalten wird. Auf seinen
Arm legt die Hand der Zuschauer
hinter diesem in violettem, saftgrün
gestreiftem Gewand mit gelbem Kragen
und karminrotem Unterkleid. Markus in
karminrotem Gewand und ultramarin-
blauem, im Umschlage gelbgrün -rosa
schillerndem Mantel. Sein Begleiter
in graublauem Mantel über gelb -rosa
schillerndem Gewand. Der vom Rücken
gesehene Zuschauer in rotgelbem Ge-
wand, dem zur Seite Graubraun steht.
Der Reiter auf dunkelrotbraunem Pferd,
in hellgrünem Gewände mit gelbem
Kragen und bräunlichzinnoberroterPelz-
mütze. Gedämpftes Weiß der Turbane.
Dunkelrotbraunes Fleisch. Hellblauer
Himmel.
Gemalt um 1499. Nach Boschini ehemals in der Kirche
der Gesuati in Venedig. Es bildete mit drei anderen
Gemälden von verschiedenen Meistern einen Zyklus,
der das Leben des hl. Markus zum Gegenstand hatte.
Eine Zeichnung zum Giebelschmuck im Berliner Kupfer-
stich-Kabinett .". Ganz links unten als Reste der Be-
zeichnung: TA AP .•. Sammlung Solly, 1821.
Papp. 'holz, h. 1,72, br. 1,35.
Venefiani-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
15
119
Venetiani-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
2 Thronende Maria mit dem Kind und die
hl 1. Petrus, Romualdus, Paulus und Bruno.
Bunte Lokalfarben in heller Sonnenbeleuchtung.
Vor g-elbgrünem Teppich und hellblauer Luft
mit weißen Wolken, auf ockergelblichem Marmor-
thron mit goldgelber Bekrönung, braunroten
Füllungen und violettgrauem, von rötlichbraunen
Säulen eingefaßtem Sockel über sonnig-ocker-
gelben Stufen, thront Maria, mit weißem Kopf-
tuch, in karminrotem Gewand, das ein hellblauer
Gürtel zusammenhält, und ultramarinblauem [im
Umschlag gelbgrün -rosa schillerndem] Mantel.
Goldgelbe Haare des Kindes. Grünlichgraue
Fleischschatten. Links stehen Petrus in gold-
gelbem Mantel über hellblauem Gewand mit
einem Buch in blaugrünem Einband und Ro-
mualdus in gelblich weißer Ordenstracht, mit
schwärzlichen Schatten, beide mit dunkelrot-
braunem Inkarnat, rechts Paulus in hellkarmin-
rotem Mantel über grünem Gewand, einen gelb-
lichen Pergamentband mit violettem Schnitt
haltend, und Bruno in gelblichweißer Tracht, in
zinnoberrotem Buche lesend, beide mit grau-
brauner Fleischfarbe. Die ockergelbliche Architektur ist oben grau beschattet. Das
goldene Mosaik der Kuppel zeigt, der Darstellung in der Vorhalle von S. Marco nach-
gebildet, die Geschichte Josephs in gedämpften Farben.
Bez. auf dem Blättchen an den Stufen des Thrones: Joannis bapiste Coneglianesis opus .'. Aus der mittleren Zeit des Meisters
[um 1495 ]. Das Bild befand sich ehemals auf der Insel S. Michele, zwischen Venedig und Murano, und hing zu Boschinis Zeiten
in der Sakristei der Camaldulenserkirche .'. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 2,06, br. 1,35.
17a Küstenlandschaft mit zwei kämpfenden Männern. Die rotbraune Untermalung
durchdringt das Saftgrün der Rasenfläche im Vordergrund und des Bergrückens im Mittel-
grund. Links führt ein ockergelber Weg zum Meeresstrand, an dem ein schwärzlich-
^ braunes Schiff liegt. Der hellblaue
Himmel wird von durchsichtig blau-
grünen Gebirgen begrenzt. Gedämpftes
Zinnoberrot, Goldgelb und Dunkelblau
in den Gewändern der kämpfenden
Männer, Weiß im Kleide des Flöten-
spielers.
Früher in der Ashburnham -Sammlung zu London -■.
Vielleicht ursprijnglich als Schmuck eines venetia-
nischen Prachtmöbels gemalt .*. Erworben 1901 aus
dein englischen Kunsthandel.
Pappelholz, h. 0,32, br. 0,53.
120
17 Maria mit dem Kinde. In der kühlen Ge-
samtstimmung herrscht Blau vor. Die braune
Untermalung' wirkt im Fleisch mit Grau zu-
sammen. Das graublaue, in den Lichtern hell-
gelbe Kopftuch Marias, unter dem ein durch-
sichtiger, weißer, mit blauen Blumen bestickter
Schleier liegt, fällt über das karminrote Gewand
herab, aus dem hellblaue, rosa schillernde Ärmel
hervorkommen. Der dunkelultramarinblaue
Mantel schillert im Umschlag gelbgrün und rosa.
Das Kind hält einen braunen Stieglitz mit kar-
minroter Brust. Bräunlichgrauer Marmorsitz.
Vor grüner Landschaft mit bräunlichen Einzel-
heiten und graublauer Ferne unter goldocker-
gelbem Horizont und hellultramarinblauem
Hinimel mit weißgrauen Wolken. Braunrote
Brüstung im Vordergrund. Goldene Nimben.
Bez. auf der Brüstung: • lOVANNESBAPTISTA ■ CONEIS • P .-. Aus der späteren Zeit des Meisters .-. Eine kleinere
Originalwiederholung mit einigen Veräriderungen in der National Gallery zu London .*. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,62, br. 0,51.
Venetiani-
s<Jie Sdiule
des XV.
Jahrhun-
derts
V^irnS Schule des Cima da Conegliano.
44a Maria Magdalena von Engeln emporgetragen. Vor ultramarinblauem Himmel,
der nach unten zu in einen graueren Ton übergeht, schwebt Magdalena, ganz eingehüllt
in bräunlichgoldgelbes Haar, auf dessen Farbe das in ockergelblichbraunen und grauen
Tönen gehaltene Fleisch gestimmt ist, getragen links von Engeln in grauweißen, rötlich-
gelbgrün schillernden, und grünen, rechts von Engeln in karminroten, goldgelben und
graublauen Gewändern, mit graublauen, karminroten, grünen und weißgrauen Flügeln.
Das Fleisch der Engel ist im
Gegensatze zur Heiligen in
lichterem, ockergelbbräun-
lichem Ton gehalten.
Wohl Ausschnitt aus einem größeren Bilde .'.
Sammlung Solly, 1821.
Leinwand auf Holz, h. 0,95, br. 1,23.
Cl ^-. „ Nachfolger des Giovanni
"1'" Battista da Conegliano,
gen. Cima.
42 Die hll.Lucia, Magdalena
und Katharina. Kühle, nach
Graublau neigende Gesamt-
färbune Lucia in hellblauem
121
Venetiani-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
Gewand mit hellkarminrot geschlitzten, im Um-
schlag weißen Ärmeln und hellkarminrotem
Mantel, auf grauem Sockel. Die Farben in
den Gewändern der Seitenfiguren sind ge-
dämpfter: Magdalena in mattgoldgelbem Mantel,
graublauem, in den Lichtern rosafarbenem Ge-
wand mit dunkelkarminrotem Besatz und gelb-
grün gefütterten Armein, einen grauen Kelch
in den Händen; Katharina in hellkarminrotem
Gewand mit ultramarinblau gefütterten Armein
unter gelbgrünem, innen mattgelbem Mantel,
ein hellkarminrotes Tuch um das Haar ge-
wunden. In dem ockergelblichen Fleischton
wirken graue Töne mit. Braunes Haar. Licht-
roter Boden und graue Pfeiler, mit dunkel-
braunen Füllungen, zwischen denen der Be-
schauer in bräunlichsaftgrüne Landschaft mit
ultramarinblauem See und Gebirgen unter gold-
gelbem Horizont und blauem Himmel mit bräunlichgrauen Wolken blickt.
Sammlung Solly, 1821
Leinwand, h. 1,38, br. 1,19.
l\/r QWi silfi Marco Marziale. Geboren zu Venedig. Tätig nach urkundlicher Nachricht seit 1489 und
iVldl Z.lClxC nach dem Datum auf unserem Bilde bis 1507. Vermutlich Schüler Gentile Bellinis, an-
scheinend von Dürer beeinflußt. Tätig zu Venedig [ 1492 in der Sala del Maggior Consiglio beschäftigt,
1493 Mitglied der Scuola grande di S. Marco], einige Zeit zu Cremona [seit etwa 1500 bis 1507].
1 Christus inEmaus. Ockergelb im Erdboden mit schwärzlichgrünen Gräsern, im Mittel-
grund untermischt mit hellem Gelbgrün, Graublau in der Ferne unter gelblichem
Abendhimmel, der nach oben in Hellblau übergeht, mit zinnoberroten Wolken, um-
rahmt von schwärzlichgrünem Laub, die-
nen den meist nach Grau gebrochenen
Farben in den Gewändern der Figuren
als Hintergrund. Die kräftigsten Farben
sind in der Gewandung Christi vereinigt:
Blau im Mantel, Zinnoberrot im Gewand,
das ein graublaues Untergewand deckt.
Der Jünger 1. mit grauem Hut, in gelb-
grünem Gewand unter goldgelbem Man-
tel, dessen Farbe im Mantel des Jüngers
r. wiederkehrt neben Graublau in den
Ärmeln. Neben Weiß [Tischtuch] und
Grau ist überall Schwarz verstreut: im
Mantelkragen Christi, des Jüngers r., dem
Gewände des Stifters, das unter karmin-
122
roter, mit bräunlichgrauemPelz besetzter
Schaube sichtbar ist, der Kappe des in rosa
schillerndes Grün gekleideten Knaben
[anscheinend des Sohnes des Stifters],
den Stiefeln derjünger. Rotbraunes Haar.
Bez. unten rechts auf einem Blättchen: MARCHUS
MARZIALVENETVS • P ■ M ■ D ■ VII • .•. Eine ähnliche
Darstellung des Meisters, bez. und dat. 1506, in der Aka-
demie zu Venedig .'. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 1,19, br. 1,43.
S6 Christus in Emaus. Von gelbgrü-
nem Vorhang und weißer, rotgestreifter
Wand r. heben sich die Figuren in lichten,
bunten Farben ab. Christus, mit rotbrau-
nem Haar, in hellkarminrotem Gewand und hellblauem, im Umschlag bräunlichgrauem
Mantel. Hellblau kehrt wieder im schwärzlichgrün gestreiften Rock mit hellrotem Kragen
der Figur r. daneben, Hellkarmin im Mantel des 1. sitzenden Jüngers über goldgelbem
Gewand. Der Jünger r. in grünem, innen zinnoberrotem Mantel über ockergelbem Ge-
wand, dessen Farbe sich im Gewände des Mannes mit karminroter Kopfbedeckung, 1.
neben Christus, wiederholt. Weiß im Tischtuch, auf dem blaugrüne Becher und Kanne
stehen, und den Kopftüchern der beiden r. sitzenden Gestalten. Weiße und schwärzlich-
grüne Bodenfliesen.
Offenbar Kopie nach einem verschollenen Original Gio. Bellinis. S. Monaco, Raccolta di opere scelte II, 91 .". Erworben
aus dem Londoner Kunsthandel .". Sammlung James Simon .■. Pappelholz, h. 0,43, br. 0,55.
D'i.! Marco Basalt i. Von griechischen Eltern geboren im Venezianischen. Geburts- und Todesjahr
Udo dl LI unbekannt. Schüler und Gehilfe des Alvise Vivarini, dann vermutlich des Gio. Bellini. Tätig zu
Venedig von 1490 bis mindestens 1521.
6 Klage um den Leichnam Christi. Hell beleuchtet stehen die Figuren, in buntfarbige
Gewänder gekleidet, hart vor schwarzem Grund. Ockergelblichgrauer Fleischton, rot-
braun in den Köpfen der drei Männer. Dunkelrotbraune Haare. Den Schoß Christi
verhüllt ein weißes Tuch. Maria in hellultramarinblauem Mantel über karminrotem Ge-
wand, dessen Farbe im Mantel des Johannes über violettblauem Gewand wiederkehrt.
Links Nikodemus in goldgelbem,
mit graubraunem Pelz besetztem
Mantel, r. Magdalena in grünem
Kleid, hinter ihrjoseph vonArima-
thia in ultramarinblauem Mantel.
Von einer alten goldenen Inschrift finden sich
oben rechts noch die Reste : • lOAN ' ■ I ' B 1 ■
P * .'. Aus der frühen Zeit des Meisters .".
Eine solche Komposition von Basaiti wird von
Boschini u.a. in einer Cappellina inS. Francesco
della Vigna zu Venedig erwähnt, wo sie sich bis
1819 befand .'. Gehört zu den häufigen Wieder-
holungen der Beweinung Christi [mit Verände-
rungen], welche zumeist auf den Namen Gio.
Bellinis getauft sind, aber, sämtlich von Schülern
oder Nachfolgern des Meisters ausgeführt, wohl
auf ein verschollenes Werk Bellinis zurück-
gehen .*. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,60, br. 0,86.
Veneiiani-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
S6
123
Venetiani-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
1262 Maria mit dem Kinde. Kühle Färbung. Lichtes
graubräunhches Fleisch. Das Kind hebt sich von dem
ultramarinblauen, im Umschlage grünen,violett schillern-
den Mantel ab, der das tiefkarminrote Gewand Marias
deckt. Der leuchtend grüne Vorhang ist hinter dem
weißen Kopftuche Marias umgeschlagen, so daß die
tiefkarminrote Rückseite sichtbar ist. Unter weißlich-
blauem Himmel bräunlichsaftgrüne Landschaft mit
hellblauer Ferne.
Bez. rechts unten: MARCHO BAXAITI •
Pappelholz, h. 0,63, br. 0,47.
. Sammlung Solly, 1821.
37 Der hl. Sebastian. Der goldigbraune Körper des
Heiligen, dessen Haupt dunkelrotbraunes Haar um-
gibt, steht, an graue Säule gefesselt, auf lichtroter
Terrasse, die mit dunkelolivgrünen und rotbraunen
Fliesen belegt ist. Die Landschaft ist in dunkel-
bräunlichem Ton gehalten, mit gelbgrünen Hängen, rotbräunlichem Gemäuer und bräunlich-
saftgrünen Büschen. Als belebende Farbe dient blasses Blau im Hüftschurz des Heiligen,
in dem von grauweißen Wolken bedeckten Himmel und im Spiegel des Flusses.
Bez. auf derPlinthe der Säule: ■ MARCVS BASAITI ■ P ■ .-. Eine kleinere Ori-
ginalwiederholung mit geringen Abweichungen in der Galerie Dorta zu Rom.
Eine zweite ganz verwandte Darstellung in S. Maria della Salute zu
Venedig .". Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 2,17, br. 1,02.
B'i* Pseudo - Basaiti. So wird neuerdings ein dem Basaiti
"^•ÜLl verwandter anderer Schüler Bellinis genannt, dessen Werke
früher unter dem Namen Basaitis gingen.
4 Beweinung Christi. Mit graubrauner Modellierung
und dunklem, rötlichbraunem Haar stehen sonnenbe-
leuchtet die Körper vor blauem Himmel. Goldigocker-
gelb leuchtet der Körper Christi, dessen Schoß ein grau-
weißes Tuch verhüllt; in dunklerem rotbraunem Ton ist
das Inkarnat Marias und Johannis gehalten. Über dem
weißen, in den Schatten grauen Kopftuch Marias
liegt der dunkelultramarinblaue Mantel, unter dem das
gedämpft karminrote Gewand sichtbar ist. Ultramarin-
blau kehrt wieder im Gewände des Johannes unter leuch-
tend gelbgrünem, im Umschlag hellkarminrotem Mantel
Die vielfach in Wiederholungen und Kopien vorkommende Darstellung geht
wohl auf ein Original aus der Spätzeit des Gio. Bellini zuriick .'. Sammlung
Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,68, br. 0,86.
20 Altartafel in vier Abteilungen. Untere Ab-
teilungen. Kühle, auf Grau gestimmte Färbung. Links:
124
Der hl. Hieronymus, in silbergrauem
Gewand, karminviolettem Mantel und
zinnoberroter Kappe, mit gelbbräun-
lichem Schriftband. In der Mitte: Jo-
hannes d. T. mit dunkelrötlichbraunem
Haar, in leuchtend gelbgrünem, im
Schatten smaragdgrünem Mantel über
schiefergrauem Gewand. Rechts:
Der hl. Franziskus, in gelblichgrauer
Kutte, von der sich ein braunrotes
Buch mit hellgelbem Schnitt abhebt.
Die Häupter umgeben gelbbraune
Nimben. Die Gestalten, mit dunkelrot-
braunem, mit Grau gedämpftem Fleisch-
ton, stehen vor heller, sonniger Land-
schaft nnd werfen graublaue Schatten auf den grauen und ockergelblichen Steinboden.
Hellgrüne Wiese vor grau- und hellblauer Ferne und weißlichblauem Himmel mit graublauen
Wolken. — Obere Abteilung: Maria mit dem Kind und die hll. Katharina von Siena
und Veronika. Vor dunkelgrünem Teppich mit roter Kante und ultramarinblauem Himmel
mit weißen Wolken sitzt Maria in
weißem Kopftuch, blauem, innen
gelbgrünem Mantel über schwärz-
lichkarminrotem Gewand. Sie stützt
die Linke auf ein bräunlichrotes
Buch. Katharina mit weißem Kopf-
tuch, das über die schwarze Tracht
fällt, und braunrotem Kreuz. Vero-
nika mit hellzitrongelbem Kopftuch,
in karminrotem Mantel über oliv-
grünem, rötlich schimmerndem Ge-
wand. Lichtes bräunlichgraues In-
karnat. Gelbbraune Nimben.
Nach Boschjni [1674], der es als ein Werk Cimas
aufführt, befand sich das Bild noch im 17. Jahr-
hundert auf der Insel S. Cristoforo zwischen Vene-
dig undMurano. Es ist das Werk eines dem Marco
Basaiti verwandten, von Dr. Ludwig ,,Pseudo-
Basaiti" benannten und in seiner Eigenart charak-
terisierten Künstlers, eines dem Namen nach un-
bekannten Gehilfen Gio. Bellinis. Er ist mit Andrea
Busati identifiziert worden, von dem sich ein be-
zeichnetes Bild in der Akademie zu Venedig be-
findet. Eine Originalzeichnung zum hl. Hierony-
mus im Louvre. Kopie der Mitteltafel, angeblich
von Mocetto, in der Galerie zu Budapest .*. Samm-
lung Solly, 1821.
Pappelholz, obere Abteilung [später ver-
breitert], h. 0,47, br. 1,64; jede der unteren
h. 0,93, br. 0,37.
Veneiiani-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
20
125
Venetiani-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
TZ)' 1 Francesco Bissolo [Bissuolo]. Geburtsjahr un-
UläoUlU bekannt, gestorben den 2. April 1554. Angeblich von
Geburt Trevisaner. Schüler des Giovanni Bellini. Tätig zu Venedig
seit 1492 [in diesem Jahr im großen Ratssaale des Dogenpalastes
beschäftigt, wahrscheinlich als Vergolder].
43 Auferstehung Christi. Christus mit dunkel-
braunem Haar, den goldigbräunlichen Körper umhüllt
von dem schimmernd weißen [in den Schatten grauen]
Tuch, mit weißer, von rotem Kreuzeszeichen durchzo-
gener Fahne an rotem Schaft, steht auf gelblichweißem
Sarkophag, vor kräftig grün, rotbraun und in der Ferne
dunkelultramarinblau gefärbter Landschaft und gold-
gelbem Morgenhimmel, der nach oben zwischen grauen
Wolken in Hellblau übergeht. Der Wächter vorn in
grauer Rüstung, rotgelben Ärmeln und bräunlichroten
Beinkleidern ruht auf gelbgrünem Rasen und ocker-
gelbbrauner Bodenerhöhung. Am Sarkophag lehnt der
saftgrüne Schild mit weißem Streifen und rotgelber
Verzierung. Bräunliches Rot, Rotgelb und Grün kehren
im Gewände des auffahrenden Wächters wieder. Rot-
braune Fleischfarbe, dunkelbraune Haare.
Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 1,82, br. 0,86.
Ir-irroT-> of IC Petrus de Inganatis,
illgdliailb ln„anadi oder d'Ingan
venetianisch Piero de
ganai. Geburts- und Todes-
jahr unbekannt. Von 1529 bis 1547 als Maler erwähnt. Wahr-
scheinlich Schüler des Francesco Bissolo.
41 Maria mit dem Kind und vier Heilige. Sonnig-gelbbrauner Fleischton vor hell-
blauer Luft. Maria, mit violettem Kopftuch, in karminrotem, von violettem Gürtel zu-
sammengehaltenem Gewand und dunkelblauem Mantel mit goldgelbem Umschlag.
Johannes d. T. in graubraunem Kittel und leuchtend gelbgrünem Mantel; die Heilige
dazwischen in grauviolettem, gold-
gelbgemustertem Gewand, über
dem ein zinnoberroter Mantel liegt.
Der hl. Antonius von Padua in
grauschwarzer Tracht, von der sich
das rotbraune Buch abhebt; Mag-
dalena in goldgelbbraunem, kar-
minrot gemustertem Gewand und
gelbgrünem, rötlich schillerndem
Mantelumschlag.
Bez. auf der Brüstung: PETRVS ■ DE ■ INGANA-
TIS ■ P ■ .*. Außer dem Berliner Bilde trägt noch
eins, das sich in der Galerie Manfrin zu Venedig
befand, diese Bezeichnung.'. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,68, br. 1,00.
126
Unbekannter Meister
vom Beginne des
16. Jahrhunderts
[jetzt als Pseudo-Boccaccino
bezeichnet]
1424 Maria mit dem Kind,
Joseph und die hl. Lucia. Vor
schwärzlicher Wand und leuchtend
gelbgrünem Teppich stehen bunte,
leicht bräunlich getönte Lokalfarben:
Ultramarinblau im Mantel, bräun-
liches Zinnoberrot im Gewände
Marias, Rosa im Gewände Josephs und Goldgelb in dessen Mantel und dem Mantel der
hl. Lucia, unter dem der zinnoberrote Ärmel hervorkommt. Grün wiederholt sich in der
Decke, auf der das mit zinnoberroter Korallenkette und Armbändern geschmückte und
mit grauviolettem Gewand und weißen Ärmeln bekleidete Kind auf weißem Kissen sitzt.
Die Glanzlichter des dunkelbraunroten Haares der Maria sind mit Gelb aufgesetzt. Das
Fleisch Marias ist gelblichbraun mit rosigen Tönen, rotbraun in der graubärtigen Gestalt
Josephs, grauer in Hand und Antlitz der Heiligen, die zwei Augen auf einer Platte trägt.
Saftgrüne Landschaft mit rotbraunen Felsen und hellblauer Ferne. Hellblauer Himmel
mit gelblichem Horizont.
Von diesem dem Namen nach unbekannten Künstler, der neben lombardischen Anregungen von Solario u. a. auch den Ein-
fluß Giovanni Bellinis zeigt, kommen mehrfach Gemälde vor, z. B. die Fußwaschung Christi von 1500 in der Akademie zu
Venedig, in der Galerie zu Neapel eine Madonna zwischen zwei Stiftern und im Kaiser - Friedrich - Museum zu Berlin [Nr. 1 550,
im Vorrat ] der Engel der Verkündigung [auf der Rückseite der
Tafel ist Johannes d. Ev. dargestellt] .".Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,57, br. 0,74.
Venetianische Schule um 1500
S9 Bildnis eines jungen Mannes. In
schwarzen und rotbraunen Tönen. Das röt-
liche Gesicht mit braunen Augen ist von
schwärzlichbraunem Vollbart und rotbraunem
Haupthaar mit ockergelben Lichtern umgeben.
Schwarzgraues Gewand und schwarze Kappe
vor dunkelgrauem Grund.
Erworben aus dem Pariser Kunsthandel
Simon . , Pappelholz, h. 0,29, br. 0,25.
Sammlung James
Venetiani-
sche Schute
des XV.
Jahrhun-
derts
1424
S9
127
Venetiani-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
19
Catena
VincenzodiBi-
ag^io, genannt
Catena. Geboren zu Ve-
nedig, Geburtsdatum unbe-
kannt, gestorben daselbst im
Dezember 1531. Unter dem
Einflüsse Giovanni Bellinis
ausgebildet. Tätig zu Ve-
nedig.
19 Maria mit demKind,
Joseph, die hll. Jo-
hannes d. T., Katha-
rina, Antonius von
Padua und derStif-
ter. In kühlen kreidigen
Farben, mit lichtem rot-
bräunlichem Inkarnat stehen die Figuren vor tiefschwarzem Grund. Maria mit weißem
Kopftuch, in hellultramarinblauem, innen gelbgrünem Mantel über blaßrosafarbenem
Gewand, das nach dem helleren Gürtel zu in ein kräftiges Karminrot übergeht. Am
Halsausschnitt ist das weiße, mit goldgelber Bordüre gezierte Hemd sichtbar. Joseph
in bräunlichgoldgelbem Mantel über hellblauviolettem Gewand. Dazwischen tritt Gelb-
grün im Mantel Johannis d. T., dem rechts Hellrot im Gewände Katharinas unter grau-
blauem Mantel entspricht. Antonius von Padua in dunkelgrünem, mit hellrotem und
hellultramarinblauem Besatz geziertem Ornat über blaugrauer Kutte und weißer Mitra
mit goldgelbem Besatz empfiehlt den in grauschwarzes Gewand gekleideten Stifter, mit
dunkelbraunem Haar.
Sammlung Solly, 1821 .". Leinwand, h. 0,87, br. 1,52.
32
32 Bildnis des Grafen Raimund Fugger.
Vor hellgrauem Grund in grauschwarzer
Sammettracht, die durch graubraunen Gürtel
zusammengehalten wird, mit helleren grauen
Ärmeln, weißem Hemd und schwarzem Barett.
Das ockergelbliche Inkarnat, mit roten Tönen
in den Wangen, erscheint, umgeben von
Schwarz und Grau, warm und blond. Grau-
blaue Augen. Rötlichbrauner Bart.
Aus der späteren Zeit des Meisters .■. Wahrscheinlich das Bildnis,
das Vasari in Venedig sah, wo sich Rainnind Fugger [1489 bis
1535], ein GUed der bekannten Augsburger Bankierfaniilie, als
einer der angesehensten deutschen Kaufleute aufhielt. 1530 von
Karl V. in den Grafenstand erhoben, war er der Begründer der
[älteren] Raimundus- Linie des Hauses .•- Erworben 1841.
Leinwand, h. 0,75, br. 0,63.
128
57 JungfeVenetianerin als Magdalena. Gegen
goldigbräunliches Fleisch und stumpfrotbraunes,
am Hinterkopf von goldgelbem Netz zusammen-
gefaßtes Haar, von dem sich zwei hellbraune
Locken loslösen, steht tiefes Ultramarinblau im
Mantel vor grauem Grund. Graue Augen. Goldener
Nimbus. Vorn schneidet in das Bild die graue
Salbbüchse ein.
Erworben im Florentiner Kunsthandel .*. Sammlung James Simon.
Pappelholz, h. 0,33, br. 0,26.
58 Catena? Bildnis einer jungen Frau. Die
Figur ist in hellen silbergrauen Tönen gehalten
vor schwarzem Grund. Rosiges Fleisch mit röt-
lichen Wangen und Lippen und graublauen Augen.
Das hellblonde, weißlich schimmernde Haar ist
rückwärts von einem grauweißen Schleiertuch um-
wunden. In grauweißem Kleid mit dunkleren grauen Mustern und gelben Gold-
stickereien auf den Ärmeln und am Brustausschnitt.
In der Stickerei am Ausschnitt wiederholen sich verschlungen die eingestickten Buchstaben MC oder CM, die wohl den
Namen der Dargestellten andeuten /. Die Autorschaft Catenas ist bestritten, die gleichfalls vorgeschlagene Bestimmung
als Jacopo de' Barbari ergibt sich schon aus dem späten Kostüm als irrtümlich .'. Erworben im Pariser Kunsthandel /.
Sammlung James Simon.
Pappelholz, h. 0,40, br. 0,31.
Venetiani-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
S7
SCHULE VON BERGAMO
Santa Croce llT
cesco da Santa Croce. Nach dem Vater Francesco di Simone. Zeichnet
Franciscus de Santaf. Geboren zu Santa Croce im Brembotal, unweit
Geburtsjahr unbekannt, gestorben Ende
Bergamo
Oktober 1508 zu Venedig. Schüler Gio. Bellinis, unter
dem Einflüsse der Nachfolger Bellinis ausgebildet. Tätig
in der Umgegend von Bergamo und vornehmlich zu
Venedig.
22 Anbetung der Könige. Der buntfarbige
Gesamteindruck des Bildes ist durch leuch-
tende kräftige Lokalfarben erzielt, die in breiten
Flächen nebeneinander stehen. Ultramarin-
blau, Gelb und Rotgelb sind die Hauptfarben
vor dunkelbrauner Wand und kühler bräunlich-
grüner Landschaft. Blau im Mantel Marias kehrt
wieder in den Gefäßen, welche die Könige
darreichen, dem Band, das den hellkarminroten
und goldgelben, braunrotgestreiften Turban
des Mohrenkönigs durchschlingt, in den fernen
Gebirgen, dem Fluß und dem Himmel, grauer
in den Ärmeln des Mohrenkönigs, in dessen
S8
129
Schule von
Bergamo im
XV. Jahr-
hundert
Untergewand und dem mit
rotbraunem Pelz besetzten
Gewände des knienden Kö-
nigs; Gelbgrün in dem 1.
rankenden Efeu, dem Mantel-
umschlag der Madonna;
Dunkelgrün in der Kopfbe-
deckung des hinteren Königs,
die von gelbem, im Schatten
rotbraunem Tuch umwunden
ist, und des Mohrenkönigs
Obergewand, aus dem gelb-
rote Ärmel hervorkommen.
Rotbraunes Inkarnat, zarter
und weißlicher in der Madonna und dem Kinde. Auf saftgrün bewachsenem Felsen
liegt eine hellgraue Burg mit zinnoberroten Dächern.
Bez. links an der Wand auf einem Blättchen : FRANCISCVS DE SANTA 4- • F • .-. Nach einem Originale Mantegnas [früher
bei Lady Ashhurton, London ] .■. Eine Wiederholung von Santa Croce selbst in der Eremitage zu St. Petersburg, andere
Wiederholungen von verschiedenen Meistern in der städtischen Galerie zu Verona und bei Mr. Butler in London .■.
Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h.0,62, br. 1,00.
Sj,j-J.„ C^ YC\Of^ Girolamo da Santa Croce. Geboren zu Santa Croce im Brembotale bei
dllLd V^IUCC Bergamo. Geburtsjahr unbekannt, gestorben den 9. Juli 1556 zu Venedig. 1503
als Schüler Gentile Bellinis erwähnt und nach dessen Tod in der Werkstatt Cimas tätig. Tätig in der
Umgegend von Bergamo und vornehmlich zu Venedig.
26 Martyrium des hl. Sebastian. Gelblichgraue Architektur mit lichtroten Boden-
fliesen. Vor dem tief ultramarinblauen Himmel mit bräunlichen, gelb beleuchteten
Wolken fliegt ein Engel mit grünlichen Flügeln, in hellkarminrotem Gewand, mit gold-
gelbem Gürtel und Krone. Gelber Horizont über hellblauer Ferne und bräunlich-
gelbgrüner Landschaft. Diokletian thront links, unter gelbbraunem Baldachin, einen
smaragdgrünen Teppich mit karmin-
roter Kante unter den Füßen, mit
dunkelblauer Krone, in gedämpft gold-
gelbem [innen grauem], der Sitzende in
hellkarminrotem, der Stehende in sma-
ragdgrünem Mantel mit rosafarbenem
Gürtel und dunkelkarminroter Kappe.
Die Figuren im Hintergrund in gold-
gelben, hellkarminroten und gelb-
grünen Gewändern. Ockergelblich-
grauer Körper des Heiligen mit hell-
rosafarbenem Hüftentuch. Die Bogen-
schützen imVordergrund sind zinnober-
rot, gelbgrün, graublau und goldgelb
130
gekleidet, entsprechend die Gruppe im
Mittelgrund.
Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,615, br. 0,89.
24 Geburt Christi. Vor weißlichblauem
Himmel mit grauen Wolken, ockergelb-
brauner Hütte, die an bräunlichgrauen
Felsen angebaut ist, und vor bräunlich-
gelbgrüner Landschaft, die über Blau-
grün nach Blau übergeht, unter gold-
gelbem Horizont, stehen die Figuren
in meist stumpfen Tönen: Joseph in
graublauem Gewand und braungelbem Mantel, Maria in dunkelblauem, innen braun-
gelbem Mantel über hellkarminrotem Gewand, die Hirten in gelbbraunen und hell-
blauen Röcken, die Reiter rechts in zinnoberroten und graublauen Trachten. Die Engel
in iiollkarminroten, saftgrünen und hellblauen Gewändern, mit braunen, blauen und
roten Flügeln.
Ein verwandtes Bild des Meisters mit der gleichen Darstellung in der Galerie zu Dresden [ Nr. 55 ] -■- In den Figuren der
beiden Hirten ist ein Stich von Marcanton [B. 16.] benutzt .". Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,57, br. 0,76.
P„_^.!i.„|; Andrea Previtali. Zeichnet sich Andreas Bergomensis, später Andreas Previtalus,
^ iCVlLdll auoh Andreas Cordelle agi [bei Vasari Cordelliaghi]. Geboren zu Bergamo um
1480, gestorben daselbst den 7. November 1528. Schüler Gio. Bellinis, später namentlich von Cima
und Lorenzo Lotto beeinflußt. Tätig zu Venedig und Bergamo [vornehmlich von 1511 bis zu seinem Tode].
39 Maria mit dem Kind, Heilige und der Stifter. Bunte, etwas harte Färbung
in sonniger Beleuchtung. Vor saftgrüner Landschaft, ultramarinblauer Ferne und Himmel
Maria, mit weißem, rotgemustertem Kopftuch, in hellultramarinblauem Mantel, dessen
grüne Innenseite rosa schillert, über karminrotem Gewand. Paulus in tief zinnober-
rotem, innen gelbgrünem Man-
tel. Gelbgrün kehrt im gold-
gelb gemusterten Gewand und
der gelbgestickten Kappe der
hl. Magdalena [?] neben ihm
wieder, von deren Schulter
ein hellblauvioletter Mantel
herabfällt. Die hl. Katharina
r. in leuchtend gelbgrünem,
innen bläulichweißem Mantel
mit zinnoberroter Kante und
weinrotem, in den Lichtern
gelbem Kopftuch.
Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,68, br. 0,84.
Schule von
Bergamo im
XV. Jahr-
hundert
24
131
Schule von
Bergamo im
XV. Jahr-
hundert
Schule von
Vicenza im
XV. Jahr-
hundert
44B
45 Verlobung der hl. Katharina. Ma-
ria, mit weißem Kopftuch, in blauem
Mantel, dessen Innenseite gelbgrün-
gelbrot schillert, und hellkarminrotem
Gewand mit braungelber Borte. Katha-
rina, mit gelblichbraunem Haar, in weiß-
lichblauem Gewand mit rotem Muster
und gelbgrünem Besatz. Über ihre
Schultern fällt ein grüner, im Umschlag
rosafarbener Mantel. Petrus, in rot-
gelbem Mantel über weißlichblauem Ge-
wand, hält ein zinnoberrot gebundenes
Buch. Rötlichbraunes Fleisch. Gelb-
grüne Landschaft mit hellblauer Ferne und Himmel.
Sammlung Solly, 1821 /. Pappelholz, h. 0,57, br. 0,79.
SCHULE VON VICENZA
l\/Ior»f arrns Bartolommeo Montagna. Geboren vermutlich zu Orzinovi [der Heimat seines Vaters
IVlUllLClglia. Antonio] im Gebiete von Brescia um 1440 — 1445, als Bürger von Vicenza urkundlich zu-
erst 1480 erwähnt, gestorben daselbst den 11. Oktober 1523. Unter dem Einflüsse Mantegnas und
Carpaccios wahrscheinlich in Venedig gebildet. Tätig zu Vicenza, kurze Zeit in Venedig [1482], Bassano,
Padua und Verona.
44 b Der auferstandene Christus mit Magdalena und die hll. Johannes d. T.
und Hieronymus. Das Bild ist auf goldiges Graubraun abgestimmt, belebt durch
leuchtendes Zinnoberrot. Die mittlere Darstellung ist im Gesamttone gehalten:
Christus in gelblichgrauweißem Gewand und goldgelbem, in den Schatten grünlichem
Mantel, mit gelbbräunlichem, von Grau durchsetztem Inkarnat; Magdalena, mit gelb-
braunem Haar, in hellkarminrotem Ge-
wand und graublauem Mantel, dessen
Ton lichter im Himmel wiederkehrt.
Die leuchtendste Farbe im Bild ist
das Zinnoberrot im Mantel des Jo-
hannes, das etwas heller in den
lichtroten Bogen und Pfeilerbasen der
bräunlichgrauen Architektur wieder-
kehrt. Goldigrotbraunes Fleisch und
dunkelbraunes Haar. Die Gestalt des
hl. Hieronymus geht wieder ganz im
Gesamtton auf: gelblich -graubraune
Kutte mit graublauer Kapuze. Zin-
noberrotes Buch und Kardinalshut.
Das Bild befand sich nodi 1770 in S. Lorenzo zu Vi-
cenza .". Sammlung Lord Ashburnham, London .". Er-
worben 1903 aus dem Londoner Kunsthandel.
Leinwand, h. 1,72, br. 1,60.
132
44 Thronende Maria mit dem Kind
und zwei Heilige. Ein heller silber-
grauer Ton durchdringt die Darstellung,
die besonders durch Rot belebt wird.
Vor grünem Teppich, auf weißgrauem
Thron mit bräunlichen Füllungen und
ockergelben Zieraten thront Maria in
goldenem, rot und grün gemustertem
Kleid, rosavioletten Unterärmeln und
blauem, im Umschlag rosarotem Mantel.
Graubraunes Fleisch. Die stärkste Note
bildet Zinnoberrot in dem mitweißgrauem
Pelz gefütterten Rocke des hl. Homobo-
nus. Zinnoberrot kehrt wieder in der Ver-
steifung des Gebälks 1. und der Balustrade
r. hinter dem Thron. Der Bettler neben
ihm in grauer Jacke und graublauem
Beinkleid mit hellrotem Flicken. Der hl.
Franziskus, in gelblichgraubrauner Kutte,
hält ein hellblaues Buch und Kreuz. Hinter
ihm kniet in grauer Franziskanertracht
der Stifter, Bernardino da Feltre, über dessen Händen das Wahrzeichen der Pfandhäuser
schwebt. Die hl. Katharina in hellkarminrotem Mantel über gelbgrünem Gewand vor
lichtrotem Boden mit gelbgrünen Fliesen. Rotbrauner Fleischton mit Grau. Braunrote
und goldockergelbe Balken vor graublauem Himmel und grünen Bäumen.
Auf dem Thronsockel: M. D. [Mater Doniini] und unten auf der gemalten Leiste die modern restaurierte Bezeichnung;
OPVS MONTAGNA .-. Das Bild wurde für
S. Marco in Lonigo gemalt .". Die zugehörige Pre-
della im Museo Civico zu Vicenza .". Bernardino da
Feltre war der Gründer der Pfandhäuser in Italien .*. . ^i "^^t ■' " ^.
Sammlung Solly, 1821 .•. Leinwand, h. 2,03, br. 1,57. W«
SCHULE VON VERONA
Pjopj-jp. Antonio Pisano, gen. Pisanello.
1 ladllU Eigentlich Antonio di Bartolomeo,
von Vasari fälschlich Vittore Pisano gen.
Zeichnet sich zumeist Pisanus Pictor. Maler
und Medailleur, geboren 1397, gestorben im Ok-
tober 1455. Tätig vornehmlich zu Verona [da-
selbst urkundlich erwähnt 1433—1438, 1446],
zeitweilig in Venedig [um 1420-24, 1441-1446]
in Pavia [wahrscheinlich um 1430], in Rom
[1431/32], in Ferrara [1443], in Rimini [1445],
in Mailand [vor 1447], in Mantua [um 1439
und 1441] und in Neapel [1448/49].
95a Anbetungder Könige. DieLand-
schaft ist in dem braunen Tone der
Untermalung gehalten, mit dunklem
Schule von
Vicenza im
XV. Jahr-
hundert
44
Schule von
Verona im
XV. Jahr-
hundert
95 A
133
Schule von
Verona im
XV. Jahr-
hundert
46 C
Grün bewachsen, mit ockergelblichen Felsen r. und g-raublauer
Ferne, unter weißlichblauem Himmel, wo zwei graue Reiher
einen gleichfarbigen Falken schlagen. Weiße und zinnober-
rote Einzelheiten sind allenthalben bis in die Ferne ver-
streut. Die Figuren in prächtigen hellzinnober-, karminroten,
graublauen, schwärzlichgrünen und weißen Gewändern mit
reicher Goldverzierung. Auch die Lichter in den Haaren sind
zum Teil mit Gold aufgesetzt. Zinnoberrot, Violett und schwärz-
liches Blau in den Kopfbedeckungen. Die lichtesten Farben sind
rechts angeordnet: Graublau im Mantel, Hellkarmin im Ge-
wände Marias, Goldgelb im Mantel, Graublau im Gewände
Josephs, Karminviolett im Rocke des knienden Königs.
Die Könige und ihre Begleiter scheinen zumTeil Porträtfiguren zu sein ; an einzelnen Ge-
wandstücken und an einem Pferdegeschirr sind Devisen in goldenen Lettern angebracht,
die auf Persönlichkeiten aus dem venezianischen Gebiet hinzuweisen scheinen. An dem Man-
tel eines neben dem vom Rücken gesehenen Jüngling stehenden Mannes: ainsi va le
[monde ^ Zeichen des Orbis terrarum, globus cruciger]; am Oberkleid eines neben dem
knienden Könige stehenden Mannes; grace fai die [wahrscheinlich: gräce fait Dieu ]; an
der Kopfbedeckung eines Reiters zur Linken: tenpo [ tempo] ; an dem Riemenzeug des
Schimmels vorn zur Linken: HONIA BOA IN TENPOR [omnia bona in tempore] .•. Zeich-
nungen zu der reichgekleideten, vom Rücken gesehenen Figur, zur Madonna, zu einigen
Tieren und den Vögeln im Codex Vallardi im Louvre .". Sammlung Barker in London, 1874
[als „Fra Filippo Lippi"] /. Erworben 1880 in Paris .". Pappelholz, Durchmesser 0,84.
46A
B. Yx
OnSlgnOn Verona 1455, gestorben zu Caldiero bei Verona 1519.
Schüler oder Nachfolger des Liberale, später von Mantegna in Mantua
beeinflußt. Tätig in Verona und seit 1495, vielleicht auch schon früher,
am Hofe der Gonzaga in Mantua.
46c Der hl. Sebastian. Schwerer brauner Gesamtton.
Der ockergelbbraune Körper des Heiligen, mit dunkelrot-
braunem Haar, die Hüften von weißgrauem Tuch, mit brau-
nen Schatten, umwunden, steht vor dunkelrotbrauner Land-
schaft mit braunroten Tönen in den Dächern der Häuser
und grauen und weißlichen Lichtern. Graublauer Himmel.
Rechts unten ein Zettel mit dem Namen des Stifters und der nicht mehr ganz deut-
lichen Jahreszahl: Zoane Batista de Antonjo Banbasato a fato fare 1495 [?] .".
Erworben 1887 in Florenz .". Leimfarbe. Leinwand, h. 1,52, br. 0,73.
T ^l^y^«^]^^ Liberale da Verona. Nach dem Vater Liberale di
*— '*'-'^' "^^ Jacomo genannt. Geboren 1451 zu Verona, gestorben
daselbst 1536 [nach Vasari am Tage der hl. Clara, also am 12. Au-
gust]. Zuerst als Buchmaler tätig [urkundlich schon 1469] bei und
in Siena bis 1476; dann vornehmlich in Verona mit Fresken und
Tafelgemälden beschäftigt.
46 a Der hl. Sebastian. Kühle Stimmung in Braun und
Weißgrau. Vor gelblichbraunen Ruinen mit braunroten
Säulenbasen und Kapitalen, mit gedämpftem Blau und Zin-
noberrot in den Staffagefiguren, an den dunkelbraungrauen
Stamm eines Orangebaumes gefesselt, dessen gelbgrünes
Laub und gelbe Früchte sich von hellblauem Himmel ab-
134
heben, steht die hellbräunliche Gestalt des Heiligen
mit rotbraunem Haar, ein grauweißes Tuch um die
Hüften, auf bläulichweißgrauen Säulentrümmern.
Ein ähnliches Bild des Meisters mit dem gleichen Gegenstand in der
Brera zu Mailand .-. Sammlung Solly, 1821 .-. Pappelholz, h. 2,1 1, br. 0,92.
M Francesco [di Domenico] Morone. Ge-
Or Oric boren zu Verona 1473 oder 1474, gestorben
daselbst den 16. Mai 1529. Schüler und Gehilfe seines
Vaters Domenico. Tätig; zu Verona.
46 Maria mit dem Kinde. Auf den warmen grau-
braunen Fleischton ist das gelbbraune Gewand,
die braunrote, auf dem Kopf und an den Ärmeln
sichtbare Innenseite des Mantels der Madonna
und die zinnoberrote Decke, die über die Brüstung
im Hintergrunde gebreitet ist, gestimmt. In den
Lichtern kommt die goldene Untermalung des Ge-
wandes zutage. Goldene Nimben mit rotbrauner Innenzeichnung. Dagegen steht ge-
dämpftes Blau im Mantel, heller im Himmel, Grün in der Landschaft und Graublau in
der Ferne.
Bez. auf dem Halssaum des Kleides der Maria: FRANCISCVS MORONVS ■ P ■ Im Nimbus des Kindes die Umschrift:
UNUS VERONEN ■ F • T. VERONAE. .-. Erworben 1830 durch Tausch von Solly .-. Leinwand, h. 0,48, br. 0,40.
46b Thronende Maria mit dem Kind und zwei Heilige. In dem rotbräunlichen
Gesamtton stehen tiefes leuchtendes Karminrot und Goldgelb gegen Blaugrün. Vor
braunroter Rückwand und blaugrünem Teppich, der unten über den Thronsockel herab-
fällt, sitzt Maria in goldenem Mantel mit bräunlichen Schatten über bräunlichkarmin-
rotem Gewand. Auf der blaugrünen Innenseite des Mantels und auf bläulichem Kissen
sitzt das Kind. Rot kehrt bräunlicher im
mittleren Streifen des Sockels wieder.
Auf der untersten, grauvioletten, rötlich
geäderten Stufe ein Wappen : rote Rosen
auf grünem Feld. Tiefkarminroter Man-
tel des hl. Paulus über geflochtenem
rotbraunem Unterkleid. Der hl. An-
tonius Eremita in bräunlichgrauem
Mantel über gelblichbrauner und vio-
letter Tracht. Warm rötliches Fleisch,
lichter im Körper des Kindes und dem
Antlitz der Madonna. Am Boden grau-
blaue, rosarote und gelbliche Fliesen.
Ockergelbbraune, grün bewachsene
Landschaft. Graublauer Himmel mit
bräunlichweißen Wolken.
Bez. rechts unten : FRANCISCVS MORONVS P .-.
Sammlung Solly, 1821.
Lein-.vand, h. 1,56, br. 1,37.
Schule von
Verona im
XV. Jahr-
hundert
46 B
135
Ober-
italienische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
Oberitalienischer Meister um 1510
S 13 Maria mit dem Kinde. Überall, besonders im ockergelblichen Inkarnat und den
Schattenpartien, dringt der warme rotbraune Ton der Untermalung durch. Vor schwärz-
lichgrauer Wand und leuchtend rotem Vorhange steht Maria, einen violetten Schleier
über dem dunkelrotbraunen Haar, in blauem Mantel, der, über der Schulter emporge-
schlagen, die bräunlichgoldgelbe Innenseite zeigt, und karminrotem Gewand, das von
gelbbraunem Gürtel zusammengehalten wird. Das Kind, mit rotbraunem Schurz be-
kleidet, steht auf zinnoberrot gebundenem Buch, das auf einem graubräunlichen, über
die hellockergelbe Brüstung gebreiteten Tuche liegt. Durch die Fenster Ausblick auf
Landschaft mit ockergelbbraunen Felsen, bräunlich grünen Bäumen, blaugrüner Ferne
und dem büßenden hl. Hieronymus [in rotem Mantel] als Staffage. Hellblauer Himmel.
Der Meister zeigt In der Komposition Einflüsse von Bellini und von Leonardo, in der tiefen Färbung verrät er die Schule von
Vicenza oder Verona. Das Bild befindet sich im ursprünglichen, teilweise bemalten Tabernakel .'. Sammlung Conte Bardi,
Venedig .". Sammlung James Simon.
Pappelholz, h. 0,48, br. 0,37.
S13
136
ITALIENISCHE SCHULEN DES
XVI. JAHRHUNDERTS
Florentini-
sche Sdiule
des XVI.
Jahrhun-
derts
249
lichgrü
Seite
des hl,
Kleid.
FLORENTINISCHE SCHULE
D o ^4- ^^ 1 y-. Tvi TY-« o /^ FraBartolommeodellaPor-
DarLOlOnillieU ta [Bartolommeo Pagholo
oder di Paolo del Fattorino; als Dominikaner
Fra Bartolommeo di San Marco]. Geboren
den 28. März 1472 in Florenz [vor der Porta di
S. Pier Gattolino; daher der Beiname], gestorben
daselbst den 31. Oktober 1517. Schüler des Cosi-
mo Rosselli [seit 1485]. Tätig namentlich zu Florenz,
von 1492 — 1512 gemeinschaftlich mit Mariotto Alberti-
nelli, kurze Zeit in Venedig [1508], in Rom [1514]
und Lucca [1515].
249 Himmelfahrt derMaria. In gelber, röt-
lich und violett ausstrahlender Glorie, auf
grauweißen Wolken, unter denen der grau-
blaue Himmel erscheint, schwebt Maria in
blauem Mantel über dunkelkarminrotem Ge-
wand. Rötliches Inkarnat. In den Gewändern
und Flügeln der Engel sind die Hauptfarben
des Bildes hart und bunt vereinigt: Karmin-
rot mit gelben Lichtern, Gelbgrün [Ärmel],
Gelbgrün und Rot in den Flügeln des 1. En-
gels; Blau, Rosa, Goldgelb und Graublau im
Gewand, Rotgelb in den Flügeln des r. Engels.
Unten vor graugrünlichem Boden und bräun-
ner Landschaft mit graublauer Ferne stehen die leuchtendsten Farben: auf der r.
des dunkelgrauen Sarkophags Zinnoberrot im Mantel, Gelbgrün im Gewände
Paulus. Gelbgrün kehrt wieder im Mantel der hl. Magdalena über karminrotem
Links entsprechen Goldgelb [in den Schatten Braunrot] im Mantel Petri über
graublauem Gewand, Karminrot im Mantel
Johannis d. T. über braunviolettem Fell.
Die hll. Dominikus und Petrus Martyr in
Schwarz und Grau. Rotbrauner Fleischton
mit durchscheinendem Grau der Untermalung.
Auf dem Sarkophag die Inschrift: ORATE PRO PICTORE .'.
Wahrscheinlich um 1507— 08 für dieCompagnia de' Contemplari
sremalt. Die Komposition rührt wohl ganz von Fra Bartolonniieo
her [Handzeichnungen zur Madonna im Louvre und in den
Uffizien]; dagegen erscheint die Hand eines Schülers in der
Ausführimg namentlich des oberen Teiles .-. Sanmilung SoUy,
1821 .-. Aufgestellt in der Basilika.
Pappelholz, h. 3,01, br. 1,95.
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' Francesco Granacci. Geboren
iranaCCl zu Florenz den 23. Juli 1477, ge-
storben daselbst den 30. November 1543. Schüler
und Gehilfe Domenico Ghirlandaios [1488], weiter
ausgebildet unter dem Einflüsse Fra Bartolommeos
und Raffaels. Tätig vornehmlich zu Florenz, kurze
Zeit in Pisa [1495] und Rom [um 1508].
138
229 Die Dreieinigkeit. Die leuchtende Far-
benwirkungf beruht auf dem Gegensatze von
tiefem Blau im Himmel und Zinnoberrot im
[innen grünen, mit Goldborten besetzten]
Mantel Gott -Vaters, vor dem an rotbraunem
Kreuz der Körper Christi, in ockergelbbraunen
und grauen Tönen, mit dunkelrotbraunem Haar,
hängt. Blau kehrt dunkler im Gewände Gott-
Vaters wieder, dessen Haupt bräunlichgraues
Haar umgibt. Auf bräunlichgrauen Wolken
[mit rotbraunen Schatten] umringen ihn, der
von weißer und goldener Glorie umstrahlt ist,
rot, blau und grün geflügelte Cherubim.
Warmer rotbrauner Fleischton.
Sammlung Solly, 1821 .". Pappelholz, Durchmesser 1,03.
/'^l • 1 J^*^-. Ridolfo Ghirlandaio. Nach dem
VjninanaaiO Vater Rldolfo di Domenico Bi-
gordi. Geb. zu Florenz den 4. Februar 1483, gest.
daselbst den 6. Juni 1561. Zuerst Schüler seines Vaters, dann seines Oheims Davide, unter der Leitung
Fra Bartolommeos und dem Einflüsse Raffaels und Leonardos ausgebildet. Tätig zu Florenz.
91 Anbetung des Christkindes. Vor graubräunlicher Landschaft mit stumpfem Gelb-
grün Maria in dunkelblauem, goldgeziertem, innen gelbgrünem Mantel über dunkel-
karminrotem Gewand. Goldgelb im Mantel Josephs über violettem Rock mit zinnober-
roter Kapuze. Das Kind ruht auf graublauem Tuch. Die Engel in hellkarminroten und
gelbgrünen Gewändern mit hellblauen und roten Flügeln.
Aus der Zeit, in der Ridolfo vorwiegend unter dem Einflüsse Fra
Bartolommeos stand .'. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 1,01, br. 0,78.
Bi'ocr'ior-iir-i/-» Andrea del Brescianino [Familien-
rebCldlllllU name: Piccinelli]. Geburts- und To-
desjahr unbekannt. Tätig von 1507 bis nach 1525. Unter
dem Einflüsse Sodomas in Siena, dann Fra Bartolommeos
gebildet. Seit 1507 in Siena ansässig, von 1525 an Mit-
glied der Gilde in Florenz und daselbst tätig [zumeist
gemeinsam mit dem Bruder Raffaello].
230 Die hl. Anna Selbdritt. Das Grau der
Nische kehrt überall, besonders in den Schatten
des rötlichen Inkarnats wieder. Die Farben der
Gewänder sind kühl und glasig. Maria in hell-
karminrotemGewand und blauem Mantel, dessen
auf dem Schoß umgeschlagene Innenseite rosa
und grau schillert. Die Gewandung der hl.
Anna ist in dunklerem, violettgrauem Ton ge-
halten, entsprechend dem dunkleren rotbräun-
lichen Inkarnat. Rotbraunes Haar des Kindes.
Erworben 1829 durch Rumohr .-. Pappelholz, h. 1,29, br. 0,96.
Florentini-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
91
230
139
Florentini-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
278
283
ZL' Paolo Zacchia d. Ä. Lebensver-
d-\.^K.ylllcl hältnisse unbekannt. Vermutlich ge-
bildet unter dem Einflüsse Fra Bartolommeos,
sowie des Beccafumi. Tätig um 1520 — 1530
in Lucca und wahrscheinlich in Florenz.
278 Maria mit dem Kind und dem
kleinen Johannes. Lichtes bräun-
lichgraues Fleisch und stumpf gelb-
braune Haare. Maria in zinnoberrotem
Gewand und schwärzlichblauem Mantel
mit leuchtend gelbgrüner Innenseite,
deren Farbe in den Armein des dunkel-
graublau geflügelten Engels wieder-
kehrt neben Karminrot im Gewand.
Rotbräunliche Landschaft mit saft-
grünen Lasuren und hellblauer Ferne.
Hellblauer Himmel. Goldene Nimben
und Gewandsäume.
Sammlung Solly, 1821 .■. Pappelholz, Durchmesser0,85.
RllCriairUni Giuliano Bugiardini. Zeichnet sich auf seinen Bildern Julianus Florentinus [nach
ö seinem Vater Giuliano di Piero genannt]. Geboren in einer Vorstadt von Florenz
den 29. Januar 1475, gestorben zu Florenz den 16. Februar 1554. Schüler Domenico Ghirlandaios und
Mariotto Albertinellis, eine Zeitlang Gehilfe Michelangelos. Tätig vornehmlich in Florenz, einige Zeit
auch in Rom [1508] und Bologna [zwischen 1526 und 1530].
283 Maria, das Kind verehrend, und
Heilige. Vor dunkelblauem Himmel
und grünlichbrauner Landschaft mit
blaugrüner Ferne unter rötlichem Hori-
zont stehen,hell von oben beleuchtet,die
Figuren in meist gebrochenen Farben,
beherrscht von Rot. Warm rotbräun-
licher Fleischton mit durchscheinendem
Grau. Maria in ultramarinblauem Man-
tel und karminrotem Gewand. Philippus
[1.] in zinnoberrotem Gewand und
stumpf gelbgrünem Mantel, Johannes
d.Ev. in hellblauem Gewand, unter matt-
rotem, in den Lichtern gelbem Mantel.
R. vorn Hieronymus in bräunlichgrauem
Rock; vor ihm der zinnoberrote Hut.
Joseph in rötlichviolettem Gewand.
Oben vor hellgelbroter Glorie und
bräunlichgrauen Wolken der Engel in
dunkelblaugrünem, rötlich schillerndem
Gewand, mit dunkelgrünen Flügeln.
140
Florentini-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
Bez. unten in der Mitte in Goldschrift: IVL
Pappelholz. h. 2,10, br. 1,72.
FLO • FAC ■
Sammlung SoUy, 1821.
Florentinische Schule um 1515
105 Vermählung- der Maria mit Joseph. Zwischen den kühlen, auf Grau gestimmten
Farben: meist Blaugrün, Weiß und Rosa stehen vor grauem Grund Ockergelb, mattes
Goldgelb, Rotgelb und Zinnoberrot. Weißbräunliches Fleisch.
Teil der Predella eines Altars .*. Stilistisch dem Albertinelli nahestehend .*, Sammlung SoUy, 1821 .•. Pappelholz, h.0,24, br. 0,75.
C^ f^r^CT^ Girolamo Genga. Maler und Architekt, geboren 1476 in Urbino, gestorben 1551 ebenda. Schüler
^— *^ ö und Gehilfe Signorellis, seit etwa 1500 Perug-inos, weitergebildet unter dem Einflüsse Raffaels.
Tätig in Urbino [bis etwa 1494, 1504 — 08, 1523 bis zu seinem Tode], Orvieto [bis etwa 1500], Perugia,
Florenz, Siena [1497—98, 1510], Cesena, Forli, Mantua [seit 1514], Rom [seit etwa 1519].
1317 Streit der Kirchenväter über die unbefleckte Empfängnis. Auf grauem Sockel,
an den grauen Stamm des Baumes der Erkenntnis gelehnt, lagert Eva. Ihr ockergelblich-
grauerKörper mit braungelbem Haar hebt sich von dunkelgrauem Grund, gelbgrünem Ra-
sen und Blattwerk des Baumes ab. Von 1. nachr.: Bernardus, Ambrosius, Hilarius, Ansel-
mus, Cyrillus, Origines, Augustinus, Cyprianus. In den buntfarbigen Gewändern steht
namentlich Zinnoberrot, Karmin, Rosa und Goldgelb g^egen leuchtendes Grün und Ultra-
marinblau.
Dazwischen
sind graue,
graublaue und
violette Töne
verstreut. Das
Inkarnat
der Gruppe r.
ist rotbraun,
1. graubraun.
Bez. auf der Schließe
am Mantel d. hl. Am-
brosius : MDXV . . .
[1518?] .-. Samm-
lung SoUy, 1821.
Pappelholz [?],
h. 1,56, br. 3,08.
I 317
141
Florentini-
sdie Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
147
Roff oöllr-, Raffaello Santi, gen. Raffaello da Ur-
dildeilU bino. Nach dem Vater Raffaello di Gio-
vanni Santi. Zeichnet sich Raphael Urbinas. Maler
und Architekt, geboren zu Urbino den 7. April 1483, ge-
storben zu Rom den 6. April 1520. Schüler seines Vaters
Giovanni und nach dessen Tode wahrschemlich des Evan-
gelista di Pian di Meleto. Gebildet in Urbino unter dem
Einflüsse TimoteoVitis, des Werkstattgenossen Evangelistas;
später Gehilfe Pietro Peruginos zu Perugia; in Florenz [seit
Ende 1504] unter dem Einflüsse der Werke Leonardos und
Fra Bartolommeos weiter ausgebildet; in Rom [seit 1508]
durch das Studium der Antike und eine Zeitlang durch
Sebastiane del Piombo und Michelangelo beeinflußt.
Tätig in Urbino, Perugia, Cittä di Castello [zeitweilig
zwischen 1500 und 1504], Florenz, Siena [1504], und
vornehmlich zu Rom [seit 1508 bis zu seinem Tode].
147 Maria mit dem Kind und dem kleinen
Johannes. Das goldig- ockergelbliche Fleisch
ist leicht gerötet an den Wangen. Wie im Fleisch
schimmert die braune Untermalung auch im ultra-
marinblauen Mantel Marias und dessen über
dem rotbraunen Haar umgeschlagener dunkel-
saftgrüner Innenseite durch. Karminrot im Ge-
wände kehrt heller im Mantel des kleinen Jo-
hannes, über dunkelgelbbraunem Fell, wieder.
Mantel und Kleid sind mit Goldstickerei geziert. Gelbbraunes Haar. Vor blaugrüner Land-
schaft und ultramarinblauem Himmel.
Bekannt unter dem Namen Madonna della Casa Diotalevi, nach dem früheren Besitzer Marchese Diotalevi zu Rimini. Dort galt
das Bild für ein Werk Peruginos; jedenfalls ist es ganz unter dessen Einfluß entstanden, um 1502. In der Behandlungsweise ist
es anderen Jugendwerken Raffaeis nahe verwandt; insbesondere
M.f-v " Vtt'^W'AVJb.nagT'.g.^^^^fc^' ' "'.VK^ig^^^BH^^^^H stimmt das Christkind mit den Kinderfiguren des Meisters in der
Madonna des hl. Hieronymus [Nr. 145], in der Madonna Terranuova
[Nr. 247 A] und der Madonna Solly [Nr. 141] überein .-. Erworben
1842 vom Marchese Diotalevi in Rimini .*. Pappelholz, h. 0,69, br. 0,50.
141 Maria mit dem Kinde. In der kühleren Ge-
samtfärbung spricht besonders Ultramarinblau
im Mantel Marias über karminrotem Gewand,
vor blaugrünlichen Bergen, hellblauer Ferne
mit bräunlichsaftgrünen Bäumen und hellblauem
Himmel. Schwärzlichgrüner Einband und gold-
gelber Schnitt des Buches. In dem hellbräun-
lichen, zum Teil rötlichen Fleisch wirkt die graue
Untermalung. Gelbbraunes Haar und goldener
Nimbus. Das Kind hält einen braungrauen
Stieglitz mit hellgelben Flügelfedern und rotem
Fleck am Kopf.
Aus der Zeit, da Raffael unter dem bestimmenden Einflüsse
Perueinos stand [etwa um 1502 03]. Unter dem Namen Madonna
der Sammlung Solly bekannt .". Über die fünf auf dieses Bild sich
Iteziehenden Handzeidinungen s. Koopniann, Raffaelstudien p. 47 .".
Sanunlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,52, br. 0,38.
142
145 Maria mit dem Kind und zwei Heilige.
Warm brauner Fleischton mit Rot in den Konturen
und Wangen und Grau in den Schatten. Maria,
mit weißem Schleier auf dem gelbbraunen Haar,
in Schwärzlichultramarinblauem, innen saftgrünem
Mantel über karminrotem Gewand. Auf dunkel-
violettem, goldgesticktem Kissen mit karminroten
Quasten und der saftgrünen, goldpunktierten
Innenseite des Mantels sitzt das Kind, von weißem
Schleier umhüllt. Links steht Karminrot im Hut
und Gewände des hl. Hieronymus, rechts gelb-
liches Graubraun in der Kutte des hl. Franzis-
kus. Goldene Nimben und Goldverzierung am
Gewände Marias. Vor graublauem Himmel und
graublauer Landschaft unter hellerem Horizont.
Aus der Zeit, in der Raffael unter dem Einflüsse Peruginos stand
[etwa 1503] .■. Eine entsprechende Handzeichnung in der Albertina, Wien .'. Erworben 1829 vom Baron von der Ropp.
Pappelholz, h. 0,34, br. 0,29.
Florentini-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
145
247a Maria mit dem Kind und dem kleinen Johannes. Aus der bräunlichen Ge-
samtfärbung löst sich weich der goldig leuchtende Fleischton. Vor dunkelbraungrauer
Brüstung und bräunlichgrüner Landschaft, die nach der Ferne in Graublau übergeht,
unter hellgraublauem Himmel und hellerem Horizont, mit graubraunen Felsen, die r. von
der Sonne gelblich bestrahlt sind, sitzt Maria, mit dunkelbraunem Haar, in karminrotem
Gewand, von dem sich der ockergelbliche, mit Braun und Grau modellierte Körper des
Kindes abhebt, und dunkelblauem — ^
Mantel mit Goldkante. Johannes trägt
über ockergelbbraunem Fell, dessen
Farbe im Haar wiederkehrt, einen hell-
karminroten Mantel, der in den Lich-
tern graublau schimmert. Der Knabe
zur Rechten [wahrscheinlich Jakobus
minor] in goldgelber Umhüllung.
Goldene Nimben.
Bekannt unter dem Namen Madonna del Duca di
Terranuova, da sich das Bild lange im Besitze dieser
Familie zu Genua [später In Neapel] befand .'. Aus
dem Anfang der florentinischen Zeit [um 1505] .*.
Eine Zeichnung zu dem Bild im Museum zu Lille, eine
andere von mehr perugineskem Charakter im Ber-
liner Kupferstichkabinett .". Erworben 1854 in Neapel
vom Duca di Terranuova.
Pappelholz, Durchmesser 0,86.
248 Maria mit dem Kinde. Unvoll-
endet. Es fehlen die letzten Lasuren,
274 A
143
Florentini-
sdie Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
daher die helle bunte Färbung in Karminrot
[Gewand Marias], Hellultramarin [Mantel,
Himmel] und Gelbgrün in der Landschaft, die,
im Vordergrund gelbbraun, nach der Ferne
in Hellblau übergeht. Goldig-gelbbraunes
Fleisch mit rötlichen Tönen und Grau in den
Halbschatten. Maria, mit goldgelbbraunem Haar,
hält ein braunrot gebundenes Buch mit ocker-
gelbem Muster.
Bekannt unter dem Namen Madonna di Casa Colonna, da sich das
Bild lange im Besitze dieser Familie zu Rom befand, in den es
durch Erbschaft aus dem Hause Satviati in Florenz gelangt war .'.
Aus der letzten Zeit des Florentiner Aufenthaltes, etwa Ende
1507 oder erste Hälfte des Jahres 1508. Das Bild zeigt in den
Typen wie in den Formen eine nahe Verwandtschaft mit der Ma-
donna Niccolini [bei Lord Cowper], die mit der Jahreszahl 1508
bezeichnet ist. Zeichnungen mit verwandten Motiven in Florenz
und in Wien [Albertina] .■. Nach Crowe und Cavalcaselle rühren
nur Erfindung und Zeichnung von Raffael her, während die
malerische Ausführung einem Gehilfen der Werkstatt zu Perugia,
imd zwar dem Domenico Alfani, zuzuweisen wäre .*. Erworben
1827 von der Familie Lante in Italien.
Pappelholz, h. 0,77, br. 0,56.
C„j.i.-. Andrea del Sarto. Urkundlich Andrea d'Agnolo di Francesco genannt. De
Odl \.\J jg| Sarto erhielt er nach dem Handwerk seines Vaters, der Schneider war. Geborer
)en Beinamen
Doren zu Florenz
den 16. Juli 1486, gestorben daselbst den 22. Januar 1531. Schüler Pieros di Cosimo, unter dem
Einflüsse Fra Bartolommeos, Leonardos da Vinci und Michelangelos weiter ausgebildet. Tätig zu
Florenz, kurze Zeit zu Paris [1518/19].
240 Bildnis einer jungen Frau. AUa prima gemalte Studie. Die bräunlichgoldgelbe
Grundierung liegt im Ärmel und im Hintergrunde zutage, der in der Umgebung des
das dunkelbraune Haar umschlingenden weißen Tuches ins Grünliche übergeht. Durch
das weiße Brusttuch scheinen graue und braune Töne. Rötlichbraunes Fleisch.
240 " — ^3^^^^^BV^^''*'^IVHIHI^^^^^I A"^ '^'^^ Spätzeit des Meisters .'. Galt ehemals für das Bildnis der Lucrezia
di Bartolommeo del Fede, der Gattin des Malers .-. Erworben 1829 durch
Rumohr. .-. Pappelholz, h. 0,44, br. 0,37.
246 Thronende Maria mit dem Kind und acht
Heilige. Vor luftig grauer Architektur und zwischen
grauem Gewölk steht leuchtendes Rot, das, schräg
nach hinten springend, im kühlen Licht wie alle
anderen Farben nach der Tiefe zu an Intensität ab-
nimmt. Im hellsten Lichte thront Maria, mit dunkel-
braunem Haar, in zinnoberrotem Gewand, graublau-
rot schillerndem Schleier und tiefblauem Mantel.
Petrus 1. in matterem Rot. Markus r. verschwindet
in bräunlichgrauem Helldunkel. Nach den Bild-
rändern zu wird die Färbung noch toniger: Bruno
1., mit grauem Haar, in gelblichweißem Mönchs-
144
kleid, Antonius von Padua, das
flammende gelbrote Herz in
der Linken, in gelbbrauner
Tracht. Im gleichen Ton [ocker-
gelbbrauner Körper und weiß-
graues Haar] ist der kniende
hl. Onuphrius gehalten, während
nach vorn zu die Farben voller
und glänzender werden. Dem
leuchtenden Zinnoberrot im Ge-
wände der hl. Katharina r., mit
hellroten und hellvioletten
Tüchern, hält das tiefste Rot
im Mantel des hl. Celsus vorn,
über dunkelblauem Gewand
mit goldgelber Kette und Säu-
men, auf der 1. Seite die Wage.
Die hl. Julia r., in matt zitron-
gelbem Mantel über lilagrauem
Gewand und grauem Schleier,
entspricht wieder der kühleren
Färbung der oberen Gruppe 1.
Das beherrschende luftige Grau
kommt überall in der weichen Modellierung des rötlichen Fleisches zum Vorschein.
Bez. mitten auf der obersten Stufe : ANN. DOM. MDXXVIII -■- Ein Hauptwerk des Meisters, von Vasari beschrieben. Die zur
Altartafel gehörige Lünette, die Verkündigung darstellend, jetzt in der Galerie Pitti zu Florenz [ursprünglich ein Halbrund,
später durch angesetzte Stücke in ein Viereck verwandelt] .*. Im Auf-
trage des Giuliano Scala für Sarzana im Florentinischen gemalt, wo das
Bild bis zur Revolution von 1789 geblieben zu sein scheint. Von da
kam es nach Genua und später nach Paris in die Sammlungen Laperiere
und Lafitte : aus der letzteren wurde es 1834 durch den letzten Besitzer,
einen Engländer Arrow Smith, angekauft .■- Handzeichnungen zu den
hll. Marcus und Antonius von Padua in British Museum .'. Erworben
1836 in Paris.
Pappelholz, h. 2,28, br. 1,85.
n **anr>i Ql-»irri/~« Francesco [di Cristofano] Bigi, ge-
1 IdllL-ldUI^lU „annt Franciabigio, auch Francia
Bigio. Geboren 1482 zu Florenz, gestorben daselbst den
24. Januar 1525. Anfangs Schüler Mariotto Albertinellis,
dann vermutlich Pieros di Cosimo; als Gehilfe Andreas del
Sarto v^eiter ausgebildet. Tätig zu Florenz.
235 Bildnis eines Mannes. In grauschwarzer Mütze
und gleichfarbigem Gewand, unter dem am Hals
das weiße Hemd hervorsieht. Warmbräunliches
Inkarnat und dunkelbraunes Haar. Vor bräun-
lichem Grund.
Sammlung SoUy, 1821 .-. Nußbaumholz, h. 0,47, br. 0,33.
Florentini-
sdie Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
235
145
Floreniini-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
245 A
245 Bildnis eines jungen Mannes. Die kühle
Färbung in Grau, Schwarz, Blaugrün und Blau
wird durch rötliche Töne belebt. Gegen hell-
blaugrüne Landschaft und blaugraue, am Hori-
zonte rötlich gefärbte Wolken, zwischen denen
der tiefblaue Himmel sichtbar ist, steht bräun-
liches Grauschwarz im Barett, von dem sich
warm der graubräunliche Fleischton abhebt,
reines Grauschwarz in der Kleidung, aus der
dunkelkarminrote Ärmel hervorkommen, und
graubläuliches Weiß im Hemd. Die Hände
ruhen auf rosagrauer Brüstung und bräun-
licherem Schreibpult, auf dem weiße Blätter, in
braungraues Pergament gebunden, liegen.
Graues Schreibzeug.
Bez. auf einem Blättchen, das auf dem Pulte liegt: + 1522: li
24 d'ottobre und mit dem aus den Buchstaben FRACR zusammen-
gesetzten Monogramm, das Franciscus Cristofani bedeutet .". Das
Bild wird von den Herausgebern des Vasari für das Bildnis Matteo
Sofferronis gehalten -•- Erworben 1829 durch Rumohr.
Pappelholz, h. 0,78, br.0,61.
245a Bildnis eines jungen Mannes. Vor tiefblaugrünem Himmel mit hellrotem Horizont
und vor blaugrüner Landschaft mit ockergelben und braunroten Einzelheiten hebt sich
warm, von dunkelbraunroten Haaren umgeben, auf denen ein grauschwarzes Barett sitzt,
das rötliche Fleisch des Gesichts ab. In bräun-
licher, mit grauschwarzem Pelz gefütterter
Kleidung, aus der die grauen Ärmel hervor-
kommen.
Die Autorschaft Franciabigios ist zweifelhaft
vom Marchese Patrizi in Rom.
Pappelholz, h. 0,79, br. 0,57.
Erworben 1876
Bar>r>V»i;5rPa FrancescoUbertini, gen.Bacchi-
ay^y~^VVlCl\.^\^tX acca. Nach dem Vater Francesco
di Ubertino di Bartolommeo; Familienname Verdi.
Geboren den 1. März 1494 zu Florenz, gestorben da-
selbst den 5. Oktober 1557. Schüler des Pietro Peru-
gino und Franciabigio zu Florenz; unter dem Einfluß
Andreas del Sarto weiter ausgebildet. Tätig zu Florenz
und einige Zeit in Rom [vermutlich nach 1524].
267 Taufe Christi. Auf den kühlen grauen
Ton der Landschaft, die mit bräunlichsaft-
grünen Bäumen bestanden ist, mit grünlich-
blauer Ferne unter graublauem Himmel, sind
die Farben der Gewänder, unter denen Grau-
blau und Grün überwiegen, und der lichte ocker-
gelblichgraue Fleischton der Figuren gestimmt.
146
Zwischen den kühlen
Tönen ist Hellkarmin
und Goldgelb [Mäntel
der vom Rücken ge-
sehenen stehenden
Männerrechtsundlinks]
sowie Changeantfar-
ben, z. B. Graublau —
Rosa [Kleider halten-
der Engel], Gelbgrün—
Braunrot [stehende
Frauganz rechts] oderGrün— Rosa verteilt. Im graublauen Wasser desFlusses wird Christus,
dessen Hüften ein blauweißes Tuch verhüllt, von Johannes in karminrotem Mantel, getauft.
Das Bild ist das eine der nachVasari für den Florentiner Gio. Maria Benintendi zum Schmucke von Truhen oder dgl. gemalten
Stücke und von Vasari besonders gerühmt. Als Seitenstück dazu erscheint das sogen. „Leichenschießen*' in der Galerie zu
Drei^den , das nach der Überlieferung ebenfalls aus der Casa Benintendi stammt. Nach handschriftlichen Bemerkungen
Waagcns war das Berliner Bild früher gleichfalls im Besitze der Dresdener Galerie .'. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,75, br. 1,66.
Florentini-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
267
1539 Enthauptung Johannis desTäufers. Der kühle graue Gesamtton der Landschaft,
der im Vordergrunde graubraun, in der Ferne blaugrün erscheint, wird besonders durch
Karminrot [Gewand des Mannes mit Turban in der Mitte, heller im Gewände des ent-
haupteten Täufers und im Kopftuche Salomes], Zinnoberrot [Gewand und Sandalen
des Mannes mit weißem Turban rechts] und Goldgelb [Mädchen hinter Salome] belebt.
Karminrot dient ein leuchtendes Gelbgrün [im Mantel des Mannes mit Turban in der
Mitte und im Unterkleide des Mäd-
chens links] als Gegenfarbe. Dazwischen
stehen kühle gebrochene Töne: Oliv-
grün, nach Braunviolett schillernd im
Gewände Salomes, über dem auf der
Brust ein blaugrünes Band liegt. Grau
im Schurze des Henkers und der mit
rosafarbenen Bändern gezierten Rüstung
des Hauptmannes, Blaugrün [rosa schil-
lernd] im Obergewande des Mädchens
im Profil links]. Salome hält eine gold-
gelbe Schüssel. Kalter, ockergelblich-
grauer Fleischton mit grauen Schatten,
etwas wärmer in der Gestalt des
Henkers.
Die Komposition geht auf den Holzschnitt Dürers vom
Jahre 1510 mit der Darstellung der Enthauptung Jo-
hannis d. T. [ B. 125] zurück .'. Sammlung Solly, 1821.
Pappelho.z, h. 1,69, br. 1,46.
147
Florenüni-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
261 tK Bildnis einer jungen Frau. Zarte kühle
Stimmung in Grau und Blaug-rün. Sie sitzt vor
grauer Wand, in blaugrünem Kleid und hält auf
dem Arm eine gelbbraune Pantherkatze. Auf dem
weißlichen, an den Wangen leicht geröteten, mit
Graublau modellierten Fleisch liegt eine goldgelbe
Kette. Das rotbraune Haar ziert grauweißer Kopf-
putz mit einer goldenen Schaumünze.
Erworben 1897 im italienischen Kunsthandel, als Geschenk des Herrn
Generaldirektors Dr. W. Bode.
Pappelholz, h. 0,26, br. 0,185.
Florentinische Schule um 1530
S 15 Maria Tempelgang. Graue Umrahmung mit
hellgrauen Karyatiden. Vor grauer Architektur, gelb-
braunem Boden und hellblauem Himmel mit weißen
Wolken stehen die Figuren in karminroten [Unter-
gewand des Hohenpriesters, heller im Mantel des
am Fuße der Treppe stehenden Mannes und im Brustpanzer des Soldaten links], gold-
gelben [Mantel des Hohenpriesters und der am Fuße der Treppe stehenden Anna],
meist aber graublauen, gelbgrünen und blauen Gewändern. Rötlicher Fleischton mit
durchscheinendem Grau.
Gegenstück zu Nr. S 16 .'. Sammlung James Simon.
Pappelholz, h. 0,28, br. 0,59.
S 16 Vermählung Maria. Graue Umrahmung mit hellgrauen Karyatiden. Vor lichtem
grauem Grund, hellblauem Himmel mit weißen Wolken und rosagrauer Architektur die
Figuren in hellroten, braunroten, grünen, goldgelben [Mantel Josephs] und hellblauen
Gewändern [Joseph, Frau mit Kind rechts]. Maria in grauweißem Kleid, der Hohe-
priester in zinnoberrotem Ornat über grauviolettem Untergewand. Dazwischen, beson-
ders im Hintergrunde, stehen blaue und graublaue Töne.
Gegenstück von Nr. S 15, und mit diesem Bilde wahrscheinlich zu einer Predella gehörig .'. Die Tafeln stehen der Art Fran-
cesco Granaccis nahe .'. Sammlung James Simon.
Pappelholz, h.'0,28, br. 0,59.
S15
516
148
Florentinische Schule um 1530
1649 Bildnis eines Mannes. In kräftiger,
dunkelrotbrauner Modellierung, mit dun-
kelbraunem Haar und Kinnbartansatz, mit
etwas Rot in den Lippen und Augenwinkeln
hebt sich der Kopf vom graugrünen Grund
ab. Blaugrünliche Augäpfel. In grau-
schwarzem Barett und Gewand, aus dem
der weiße Kragen hervorkommt. Der
dunkelbraune Mantel ist innen mit grauem,
schwarz gemustertem Damast gefüttert.
Erworben 1906 aus deutsch-russischem Privatbesitz.
Pappelholz, h. 0,57, br. 0,44.
Col-iri-jfJ Francesco Rossi de' Salviati [nach
OdlVldLl dem Vater Francesco di Michelanaelo
de' RossiJ, nach seinem Beschützer dem Kardinal
Salviati, Cecchino del Salviati oder kurz Fran-
cesco Salviati gen. Geboren zu Florenz 1510,
gestorben zu Rom den 11. November 1563. Schüler
des Giuliano Bugiardini, Baccio Bandinelli, Raffaello del Brescia [Brescianino] und um 1529 des Andrea
del Sarto zu Florenz. Tätig zunächst in Rom [von etwa 1530 — 1542], von 1539 — 1541 in Florenz und
Venedig, vifieder in Florenz [1543 — 1548] und von 1548 an wieder in Rom; nach etwa anderthalbjährigem
Aufenthalt in Paris [1554 — 1556] abwechselnd in Florenz und Rom.
Florentini-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
1649
339a Bildnis des Ranuccio Farnese [1530 — 1565]. Vor grauem Grund in grau-
schwarzem seidenem Mantel mit dem weißen Kreuz des Malteserordens und hellkar-
minrotem Wams, das in den Schlitzen der Ärmel zum Vorschein kommt und dessen
Farbe in den Lichtern ausgeblichen scheint. Weißer
Kragen und Manschetten. In der Rechten hält er
einen dunkelgelbbraunen Handschuh. Rotbraunes
Fleisch mit braunem, rötlich schimmerndem Haar.
Auf der Rückseite findet sich zweimal der Name Salviati [einmal auf
einem aufgeklebten Papierblatt in der Schrift des 16. und ein zweites Mal
auf dem Holz in der des 17. Jahrhunderts]. Unser Bild ist eine Kopie in
kleinerem Maßstabe nach dem Porträt Ranuccio Farneses von Tizian [ voll-
endet um die Mitte des Jahres 1542], von dem sich eine alte Kopie bei
Sir Frederik Cook in Richmond, eine andere in der Sammlung Brauer zu
Florenz befindet .". Ehemals dem jüngeren Salviati [Giuseppe Porta] zu-
geschrieben, aber wohl eher von Francesco, der vielfach fiir die Farnese
tätig war .'. Erworben 1880 in Mailand.
Nußbaumholz, h. 0,20, br. 0,14.
iJ^OnyinO A"?^'°diCosimo diMariano,gen. Bro nzino.
Geboren in Monticelli bei Florenz um 1502, ge-
storben zu Florenz den 23. November 1572. Zuerst Schüler des
Raffaellino del Garbo, dann des Jacopo da Pontormo in Florenz;
ausgebildet durch das Studium der Werke Michelangelos. Tätig
zu Florenz.
338b Bildnis der Eleonore von Toledo [gest.
den 17. Dezember 1562 ]. Vor dunkelkarminrotem
339 A
149
Florenüni-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
338 A
Vorhang, in karminviolettem Kleid, das ganz mit
gelbbraunen, gelb blitzenden Borten und mit grauen
Perlen in goldgelber, karminrot emaillierter Fassung
besetzt ist, mit silbergrauem Kragen- und Armel-
umschlag. Der dunkelkarminrote Brusteinsatz, auf
dem eine bräunlichgraue Perlenkette ruht, ist mit
goldgelber Stickerei geziert. Das mit grauen Bän-
dern gebundene dunkelgelbbraune Haar umfaßt ein
goldgelbes Netz. In den Ohren silbergraue Gehänge
mit grauen Perlen. Lichtes bräunliches Inkarnat mit
rötlichen Tönen und gelbbraunen Schatten. Die Hand,
ein weißgraues Taschentuch haltend, ruht auf blau-
grüner Brüstung.
Eleonore, Tochter Don Pedros von Toledo, Vizekönigs von Neapel, ver-
heiratet [seit 1539] mit Cosimo, dem ersten Großherzog von Toskana .".
Das Bildnis kommt in Wiederholungen häufig vor /. Erworben 1890 in
Florenz .-. Pappelholz, h. 0,5S, br. 0,42.
338a Bildnis des Ugolino Martelli. Die hellgraue
Architektur mit dunkelgraublauen Gesimsen und Fensterumrahmungen stellt den Hof des
Palazzo Martelli zu Florenz mit der bräunlichgrauen Statue des David von Donatello dar.
In grauschwarzem Barett und Kleidung, aus der an den Ärmeln und den Schlitzen der
Hose das graublaue Untergewand hervorkommt. Die linke Hand stützt ein ultramarin-
blau gebundenes Buch mit goldgelbem Schnitt [Bembo] aufs Knie, die Rechte weist auf
die beim Anfange des 9. Gesanges auf-
geschlagene llias, ebenfalls in blauem
Einband. Die gelbgrüne Decke, auf der
1. ein Buch in graublauem Einband, mit
der Inschrift MARO auf dem goldgelben
Schnitt, liegt, ist auf der rosagrauen Tisch-
platte zurückgeschlagen. Ockergelbbrau-
ner Fleischton mit grauen Halbschatten.
Bez. auf der Kante der Tischplatte: BRONZO Fl'OREN-
TINO .". Von Vasari erwähnt .". Ugolino Martelli [1519 bis
1 592], Humanist, literarisch tätig, in späteren Jahren Bischof
zu Grandeves in Südfrankreich /. Der Hof des Palazzo
Martelli zeigt noch heute die gleiche Gestalt, nur befindet
sich jetzt die Statue des David im Innern des Hauses .•. Er-
worben 1878 aus dem Pal . Strozzi zu Florenz.
Pappelholz, h. 1,02, br. 0,85.
338 Bildnis eines jungen Mannes. In
grauer Kleidung, die vorn durch eine gelb-
braune Schließe zusammengehalten wird,
sitzt er auf grauer Bank vor graugrünem
Grund, einen weißen Brief haltend. Weiße
150
Krausen an Hals und Ärmeln. Ockergelb-
lichbraunes Inkarnat mit roten Lippen.
Sammlung Solly, 1821 .-. Pappelholz, h. 0,86, br. 0,67.
S2 Bildnis eines Jüng:lings. Vor braunem
Grund, in grauschwarzem Gewand und Barett.
Bräunliches Fleisch. Die Hände liegen, in
grauweißem Buche blätternd, auf gelbgrüner
Brüstung.
Erworben im Florentiner Kunslhandel .-. Sammlung James
Simon.
Pappelholz, h. 0,74, br. 0,58.
SCHULE VON BOLOGNA
Imol
„ Innocenzo [di Pietro] Francucci, gen.
"■ Innocenzo da Imola. Geboren zu Imola
1493/94, gestorben zu Bologna um 1550. Schüler
Francesco Francias [urkundlich seit 7. Mai 1508] zu
Bologna und Mariotto Albertinellis zu Florenz, weiter
ausgebildet durch das Studium Raffaels. Tätig vor-
nehmlich zu Bologna.
280 Maria mit dem Kind und die hll. Eligius und Petronius. Gegen kühle, nach
Grau gebrochene Töne steht bräunliches Gelbrot. Vor blauem Himmel und gelber, von
grüner, blauer und violetter Zone begrenzter Glorie, umgeben von rötlich und graublau
geflügelten Cherubim, sitzt Maria auf blaugrauen Wolken, in hellkarminrotem Gewand,
dunkelblauem Mantel und blaugrauem Kopftuch. Unten vor grünlicher, mit Ockergelb
und Grau untermischter Landschaft der hl. Eligius als Schmied, mit schwarzblauer Kappe,
in gelbrotem Mantel und Beinkleidern, violett-
grauem Rock und gelblichgrauem Schurz. Gelb-
rot kehrt wieder im Ornat des hl. Petronius
über grauweißem Chorhemd. Die leuchtend-
grüne Innenseite des mit Goldstickerei auf
blauem Grund gezierten Ornats ist über der
linken Schulter hochgeschlagen. Weiße Bischofs-
mütze. In der Rechten hält er das goldocker-
farbene Stadtmodell von Bologna, in der Linken
ein blau gebundenes, goldgeziertes Buch. Grau-
brauner Fleischton. In gebrochen rötlichen
Tönen ist in der Landschaft der hl. Eligius dar-
gestellt, wie er dem störrischen Pferde das
Bein wieder ansetzt, das er abgehauen hat, um
es beschlagen zu können.
Die Madonna ist in der Haltung Raffaels Madonna da Foligno
nachgebildet .'. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 1,97, br. 1,73.
Florentini-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
338
Schule "von
Bologna im
XVI. Jahr-
hundert
S2
151
Schule von
Bologna im
XVI. Jahr-
hundert
Schule der
Romagna
im XVI.
Jahrhun-
dert
$^
'mJM 4
^ f^ 1* 1 Girolamo Marchesi, gen.
V^OtlgnOia GirolamodaCotignola. Ge-
boren zu Cotignola um 1481, gestorben um
1550, wahrscheinlich in Rom. Schüler des
Francesco und des Bernardino Zaganelli, dann
des Francesco Francia; in Rom nach Raffael
weiter ausgebildet. Tätig in Bologna, Rom und
Neapel, kurze Zeit in Rimini und in Ravenna.
ti^Ji ^ ^CS&^B^^ ^la^LT ^^^ Erteilung der Ordensregel an
BL^^. yß^^KKr I Jn9^^ die Bernhardiner. LeuchtendesSma-
ragdgrün im Vorhang, der über rot-
braune Brüstung herabfällt und von
warm rotbraun gefärbten Putten ge-
halten wird, und gelbliches Grauweiß
der Ordenstracht sind die Hauptfarben.
Zu beiden Seiten des Thronvorhangs
sind tiefblauer Himmel und Berge unter
rötlichem Horizont sichtbar. Der hl.
Bernhard, Abt vonClairvaux, trägt über
der gelblichweißen Tracht das karmin-
rote, innen tiefblaue Ornat, mit gelb-
grünen Fransen und goldgelben Stickereien geziert. Der rechts auf braungrauem Boden
kniende Mönch hält ein zinnoberrot gebundenes Buch. Dunkelrotbrauner Fleischton. Am
Boden das Sinnbild der Brüderschaft.
Bez. auf der unteren Thronstufe: HIeronymus Cottignol's F
MDXXVI. .-. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 2,02, br. 1,54.
SCHULE DER ROMAGNA
LI • Luca Longhi. Geboren zu Ravenna den
Ongni \\ Januar 1507, gestorben daselbst den
12. August 1580. Vermutlich Schüler Niccolö Ron-
dinellis, dann wahrscheinlich nach Giacomo Francia
[in Bologna?] weiter ausgebildet. Später Nach-
ahmer Parmeggianinos. Tätig zu Ravenna.
117 Thronende Maria mit dem Kind
und zwei Heilige. Grelle, bunte Lokal-
farben, besonders leuchtendes Gelbgrün
[Vorhang, Thronteppich], Zinnoberrot [Ge-
wand Marias, bräunlicher im grün, weiß,
ockergelb und graublau gemusterten
Teppich] und Blau [Mantel Marias, Himmel]
stehen hart vor grauer Architektur und
ockergelbem Boden. Der hl. Sebastian an
hellgrüner Säule, mit dunkelrotbraunem
Haar. Franziskus in braungrauer Kutte, von
der sich violettes Kreuz und Buch abheben.
152
Ockergelblichgraues Fleisch. Vorn auf
rotbrauner Stufe ein Wappen [bräunliche
Fische auf dunkelblauem Feld].
Bez. rechts unten auf einem Papierblatt undeutlich : Luchas
de Lo[nghis] de R"^ pingebat mill"T^ [quingentesimo [?]
[quadrajgesimo [?] secundo pridie kl. ottobris [also voll-
endet den 30. Sept. 1542?] .-. Rechts ein Blatt mit der
Inschrift: Virgini Mariae et Sebastiano usw. .*. Sammlung
Solly, 1821.
Pappelholz, h. 2,52, br. 1,62.
LOMBARDISCHE SCHULE
T ö/^r» Qi*/"!/"» Leonardo [Lionardo] daVinci.
LieUIiarUU Na^h seinem Vater di Ser Piere.
Baumeister, Bildhauer und Maler, geboren 1452
in der Villa Anchiana bei Vinci oberhalb Empoli,
gestorben den 2. Mai 1519 auf Schloß Cloux bei
Amboise. Schüler Andreas del Verrocchio in
Florenz. Tätig zu Florenz bis Ende 1481, dann
zu Mailand [nachweisbar seit 1487 bis 1499], zu
Venedig 1500, zu Anfang 1501 wieder in Florenz,
von Mitte 1502 bis Mitte 1503 auf Reisen in Mittel-
italien, 1506 und 1507 vorübergehend in Florenz,
1508-1513 ständig in Mailand, 1513—1516 in
Rom, 1516 — 1519 auf Schloß Cloux als Hofmaler
Franz I. Begründer der Mailändischen Schule des
16. Jahrhunderts.
90b Der auferstehende Christus
von den hll. Leonardo undLucia
verehrt. Die Farben sind nach
Grau und Rotbraun gebrochen. Vor
dunkelgraubraunen, rotbraun be-
wachsenen Felsen, blaugrüner Ferne
und hellblauem Himmel mit bräun-
lichweißenWolken schwebt Christus,
mit rötlichbraunem Haar, und weißer
Fahne mit zinnoberrotem Kreuz, den
hellockergelblichen Körper in grau-
weißes Bahrtuch gehüllt. Unten vor
bräunlichgrauem Boden, zu Seiten
des grell lichtroten Sarkophags knien
der hl. Leonardo in gelblichbraunem
Ornat mit karminroten und hell-
blauen Mustern, graublauer Schärpe
und Rückenstück mit rotem Orna-
ment, unddiehl.Lucia ingraublauem
Gewand und braunrotem, innen
mattgoldgelbem Mantel. Warm rot-
bräunliches, weich mit Grau model-
liertes Fleisch und rotbraunes Haar.
Schule der
Romagna
im XVI.
Jahrhun-
dert
Lombardi-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
90 B
153
Lombardi-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
207
222
In den älteren Katalogen „Malländische Schule unter Einfluß des
Leonardo daVinci" genannt. Über die Gründe, aus denen das Bild,
als es 1884 wieder zur Aufstellung gelangte, dem Meister selbst zu-
geteilt wurde, s. Jahrb. der k. pr. Ksts. V. 293 ff .'. Befand sich
früher [nachweisbar im 17. Jahrhundert] in der Kirche S. Liberata
zu Mailand und trug damals, wie Torre [Ritratto di Milano, 1714,
S. 199] berichtet, den Namen Bramantinos, mit dem das Bild keine
Verwandtschaft hat .'. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz [oben ursprünglich wohl im Bogen abgeschlossen],
h. 2,30, br. 1,83.
D _^li. _£i!'_^ Giovanni Antonio Boitraffio oder
DUllIdlllU Beitraf fio. Geboren zu Mailand 1467,
g-estorben daselbst den 15. Juni 1516 [nach seiner Grab-
schrift im Alter von 49 Jahren]. Schüler Leonardos da
Vinci. Tätig- zumeist in Mailand , vorübergehend in
Bologna.
207 Die hl. Barbara. Auf den warmen rot-
braunen Ton des Inkarnats und des Haares
ist auch das braunrote Gewand gestimmt, das,
über dem olivgrünen Unterärmel hochge-
schlagen, am Ellenbogen die graublaue Innen-
seite zeigt, unter dunkelgrünem Mantel mit
goldgelbem Umschlag. Gelbbrauner Kelch.
Vor hellblauer Luft mit grauweißen Wolken
und vor grünlichbrauner Landschaft mit grau-
bräunlichen Felsen und Turm.
Aus S. Satiro in Mailand .'. Urkundlich 1502 in Auftrag ge-
geben .". Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 1,70, br. 1,11.
Mel
Francesco Melzi. Geboren zu Mailand
ZI 1491 oderl492, daselbst 1566 noch am Leben.
Schüler und Freund Leonardos da Vinci, den er
nach Rom [1513 — 1516] und Frankreich begleitete.
Tätig vornehmlich in Mailand.
222 Pomona undVertumnus. Den warm
rötlichen, mit grauen Schatten modellierten
Oberkörper Pomonas verhüllt ein weißer
Schleier. Den Unterkörper deckt ein hell-
karminroter Mantel. Rotbraunes Haar.
Vertumnus, als alte Frau, in weißer Haube,
orangegelbem Gewand, graublauem, innen
braunrotem Mantel, sucht sie mit dem
Gleichnis der die Ulme umschlingenden
Rebe zur Liebe zu bereden [Ovids Meta-
morphosen XIV 623 f.]. Vor braunem und
grauem Erdboden, kühler blaugrüner und
graublauer Ferne und weißlichblauem
Himmel, der durch grünes Laub blickt.
154
Identisch mit einem Bilde der „Flora", das sich in der ersten
Hälfte des 18. Jahrhunderts zu Paris bei dem Herzog von Saint-
Simon befand und nach dem Zeugnisse Mariettcs [ 1694 — 1774 1
mit dem Namen des Meisters und dem Zusatz „mailändischer
Edelmann" in griechischer Schrift bezeichnet war. Mariette hat
offenbar das Bild selbst gesehen, das, bevor die Inschrift be-
achtet worden war, immer für Leonardo gegolten hatte; er be-
schreibt es als Vertumnus und Pomona und fügt hinzu, daß es
im Besitz eines Händlers sei, der, um es für ein Werk Leonardos
auszugeben, die Bezeichnung gelöscht habe. In der Tat taucht
dann das Werk in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als
Leonardo in der königl. Sammlung zu Sanssouci auf [Nr. 44 der
Galerie, nach dem Verzeichnis M. Oesterreichs von 1776]; doch
ist es, nach seiner Überführung in das königl. Museum, schon
im Katalog von 1830 als Francesco Melzi verzeichnet .*. Dem-
selben Meister gehört ohne Zweifel die sog. Colombine in der
Eremitage zu St. Petersburg an .'. Die Gestalt der Pomona ist
nahe verwandt in der Haltung mit der Madonna in Leonardos
Komposition der Anna Selbdritt, die in dem Karton der Lon-
doner Academy erhalten ist .*. Königliche Schlösser.
Pappelholz, h. 1,85, br. 1,34.
• " Bernardino Luini. Geboren zu Luino am Lago
,ilillli Mao-oiore zwischen 1475 und 1480 als Sohn eines
Giovanni Lutero, gestorben zwischen August 1531 und
Juli 1532. Schüler Ambrogio Borgognones, dann Nach-
folger Leonardos. Tätig in Chiaravalle [1512, 1515],
Legnano [1516], Cesariano [1521], Mailand, zeitweilig
von 1523 — 1533 in Legnano, Saronno [1525], Como und Lugano [1529 und 1532], Busto Arsizio.
217 Maria mit dem Kinde. Aus schwarzem Grunde lösen sich in weicher Modellierung-
die hellbräunlichen Körper. Durchsichtige weiße Schleier fallen über das braune Haar
Marias herab und umhüllen den Körper des Kindes, das einen gelbbraunen Apfel hält.
Maria, in hellkarminrotem Kleid, unter dem auf den Schultern ein zinnoberrot und blau
schillerndes Untergewand sichtbar ist, und blaugrünem, im Umschlage bräunlichgold-
gelbem Mantel, hält ein zinnoberrot gebundenes Buch mit hellgelbem Schnitt.
Königliche Schlösser .'. Pappelholz, h. 0,53, br. 0,42.
219 Geburt Christi. Vor dunkelbrauner Wand
mit Ausblick auf blaugrüne Landschaft und
tief grünblauen Himmel mit goldenen Sternen,
an dem vor gelber Glorie der rotgeflügelte
Engel der Verkündigung- an die Hirten erscheint,
kniet Maria in zinnoberrotem Gewand und
dunkelblauem, innen grünem Mantel, mit blau-
grauem Kopftuch und Hemd, das Kind in weißen
Linnen haltend. Joseph in goldgelbem Mantel
über braunviolettem Rock. Vor gelbbrauner
Krippe der Engel in weißem Schleierhemd,
mit gelb -rot schillernden Flügeln.
Wohl nur Werkstattkopie nach dem Original bei Mr. Butler,
London .-. Erworben 1841,42 in Italien.
Pappelholz, h. 0,47, br. 0,37.
Lombardi-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
217
1
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Sil
Wt-^M^^äj^^
^«s
219
155
Lombardi-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
219C
219 B
219a — 219i Freskenzyklus: Der Mythus der Europa. Goldg-elb, Rot und Hellblau
in den Gewändern sind die Hauptfarben, die vor gelbgrüner und blaugrüner Wiesen-
landschaft und hellgraublauer Wasserfläche und Himmel stehen. Rotbräunlicher, mit Grau
durchsetzter Fleischton.
219 H
219 G
219c Vor blaugrüner Wiese Goldgelb und bläuliches Weiß, Gelbgrün, Graublau in den
Gewändern der Blumen pflückenden Gespielinnen der Europa.
Fresko auf Leinwand übertragen, h. 1,16, br. 1,23.
219b Dem links stehenden Mädchen [Europa?] in goldgelbem Gewand und ziegelrotem
Mantel reicht ihre Gefährtin, in rötlichem Gewand, Blumen.
Nr. 219C und 219B gehörten ursprünglich zu einer Darstellung, wie sie in einer Handzeichnung im Kupferstichkabinett zu
Berlin erscheint.
Fresko auf Leinwand übertragen, h. 1,07, br. 1,305.
Auf graublauer Wasserfläche Neptun, von hellgrünem Mantel umflattert. Rotbraune
,,, Körper. Links ist noch ein Teil des weißen Stierkörpers
sichtbar.
Fresko auf Leinwand übertragen, h. 1,59, br. 1,09.
219g Europa, in goldgelbem Gewand, dem der geblähte
^_^„___„„____^_ ziegelrote Mantel
rV V*.' '^BBHBHI^^^^W^BI als Hintergrund
dient, auf dem gelb-
lichweißen Stier
die graublaueWas-
serfläche durch-
schwimmend.
Fresko auf Leinwand
übertragen, h. 1,15, br.
1,21.
219a Die auf blau-
grüner Wiese la-
156
Lombardi-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
219A
219 E
g-ernde Europa in goldg-elbem Gewand und rotem Mantel,
zu der in gelblichbraunes Gewand gekleideten Venus auf-
blickend, die auf den gelb -rot -geflügelten Amor hinweist.
Fresko auf Leinwand übertragen, h. 1,69, br. 1,99.
219e Europa, goldgelb und rot gekleidet, mit ihren Ge-
spielinnen, von denen die linke ein bläulichweißes Gewand
trägt, bekränzen den Stier.
Fresko auf Leinwand übertragen, h. 1,03, br. 0,92.
219d Blumen pflückendes Mädchen in rotem Kleid und grau-
weißem Hemd. Fresko [nicht auf Leinwand übertragen], h. 0,42, br. 0,34.
219f Die Gefährtinnen, die linke in hellblauem Mantel über
gelbem Gewand, die mittlere in graublauem, die rechte in
hellblauen Gewändern, sind Europa, in roter und gelber Ge-
wandung, be-
hilflich,den auf
gelbgrüner,
blumiger
Wiese lagern-
den, bräun-
lichweißen
Stier zu be-
steigen. Hell-
blaue Ferne.
Fresko auf Lein-
wand übertragen,
h.1,68, br. 2,00.
219 D
219 F
2191
157
Lombardi-
sche Sdiule
des XVI.
Jahrhun-
derts
219i In graurötlichem Gewand, auf gelbgrüner
Wiese sitzend.
Die Stiicke gehören wahrscheinlich zu einem der 181 7 abgelösten
und seitdem zerstreuten Freskenzyklen religiösen und mytholo-
gischen Inhalts, mit denen Luini die Villa Pelucca bei Monza aus-
malte, und von denen sich Teile jetzt in der Brera, im Louvre, in
der ehemaligen Sammlung Kann und a. a. O. befinden /. Aus dem
Kupferstichkabinett überwiesen .*. Aufgestellt in der Abteilung
der christlichen Bildwerke.
Fresko auf Leinwand übertragen, h. 1,45, br. 0,89.
Leonbruno \;,i:t::i.
205
Leonbruno. Getauft zu
den 10. März 1489, gestorben
1537 wahrscheinlich zu Mantua. Unter dem Einflüsse
des Lorenzo Costa und der lombardischen Schule, dann
des Giulio Romano ausg-ebildet. Tätig am Hofe der
Gonzag-a zu Mantua und einige Zeit [seit 1532] in
Mailand.
264a Das Urteil und die Bestrafung- des
Mi das [Ovids Verwandlungen XI. 146 f]. Das
goldigbraune Fleisch ist mit dunklem Grau
modelliert. Vor grünem Laubgrund und grau-
blauem Himmel und Ferne steht Apollo, über
dessen Schulter ein hellkarminrotes Tuch her-
abfällt, auf ockergelbbrauner Geige spielend.
Rechts vorn sitzt Tmolus, der Gott des Ge-
birges, in hellgraublauem Gewand, über das ein weißes Tuch geknüpft ist, und gelbrotem
Mantel, dessen Farbe sich dunkler im Haar wiederholt. Midas, mit Eselsohren, mit braun-
grauem Haar, über dem roten Gewand ein bräunlichweißes Tuch. Der gelbbraune Erd-
boden geht nach dem Mittelgrund zu in Gelbgrün über.
Das Bild trug nach Prandi unterhalb der aufgestützten Hand des
Tmolus die nicht mehr sichtbare Bezeichnung LA V. LEONB. MAN. .*.
Erworben 1873 in Florenz.
Pappclholz, h. 1,89, br. 1,28.
Ped
nni
Giovanni Pedrini, auch Giampietrino und
Gianpedrino genannt. Sein eigentlicher Name
Giov. Pietro Ricci. Lebensverhältnisse unbekannt.
Schüler Leonardos da Vinci [seit 1508?]. Tätig zu Mailand
[etwa 1510—1530] und Pavia [1521].
205 Die büßende Magdalena. In Graubraun.
Der hellbräunliche, mit Grau modellierte Körper,
in den Wangen und Brüsten etwas belebt durch
Rot, hebt sich von graubraunem Felsen und
schwärzlichem Grund ab. Bräunliches Goldgelb
im Haar bildet die stärkste Farbe. Auf grau-
brauner Felsplatte steht vorn das hellgelbbraune
Salbgefäß.
Sammlung SoUy, 1821.
Pappelholz, h. 0,62, br. 0,50.
158
215 Die hl. Katharina. Die Färbung- ist wärmer
als im vorigen Bild und neigt mehr nach Rot-
braun. Den bräunlichen Körper umgibt ein bräun-
lichkarminroter Mantel. Rötlichbraunes Haar.
Zu den Seiten die gleichfalls rotbraunen Räder,
auf die, vor schwarzbraunem Grund, gelbe und
bräunlichzinnoberrote Flammen herabfahren.
Samtniung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,62, br. 0,47.
Ogg
lOnO Marco d'Oggiono [auch Oggionno und
Ugione]. Geboren um 1470 vermutlich zu
Oggionno, gestorben zu Mailand 1530 [?]. Schüler Leo-
nardos da Vinci [1490 in dessen Werkstatt]. Tätig in
Mailand.
Lombardi-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
215
210a Der hl. Sebastian. Kühle Töne [Hellblau,
Grün und Grau] überwiegen. Auf graubraunem,
mit bräunlich saftgrünen Farren bewachsenem
Felsen, an dunkelgraubraunen Baum gefesselt,
hebt sich, trotz der dunkelgrauen Modellierung, warm der ockergelbliche Körper des
Heiligen von kühlgefärbter, leuchtend gelbgrüner Landschaft mit graublauen Felsen
und grünlichblauem Flußbett, und von ultramarinblauem Himmel mit grauen Wolken
ab. Lebhaft wirkt nur das goldgelbe, in den Schatten gelbbraune Lendentuch und
Hellkarmin im Gewände des gelbgrün und blau geflügelten Engels.
Der Vergleich mit dem Hauptbilde Marcos d'Oggiono, den drei Erzengeln in der Brera zu Mailand, läßt auch diesesBild, dem
eine Komposition Leonardos [vgl. eine Zeichnung in der Hamburger Kunsthalle] zugrunde liegt, dem Meister zuweisen .'.
Früher in mailändischem Privatbesitz .". Erworben 1896 im Florentiner
Kunsthandel als Gesdienk des Herrn Karl v. d. Heydt.
Pappelholz, h. 0,76, br. 0,485.
r_„„„„' Gaudenzio Ferrari. Auch Gaudenzio de Vince
^' ' *^' ' oder de Vincio gen., namentlich in seiner früheren
Zeit, wo er sich öfter Gaudentius Vincius zeichnet. Maler
und Tonbildner, geboren zu Valduggia [im Sesiatal, Piemont]
um 1481, gestorben zu Mailand den 31. Januar 1546. Ver-
mutlich zuerst Schüler des Macrino d 'Alba zu Vercelli,
dann in Mailand unter Stefano Scotto und Bern. Luini, be-
sonders aber durch Studien nach Leonardo da Vinci ausge-
bildet. Tätig in Varallo [daselbst wohnhaft schon 1508 und
nach 1524], Vercelli [1508/9; dann zwischen 1517 — 1521;
daselbst wohnhaft 1528 — 1532], Sauthiä, Mailand [vermutlich
seit 1536; dann 1539—1546], Novara 1514 bis 1518 und
1521], Valduggia [1526], Saronno [1535—1545] und Busto
Arsizio [1539].
213 Verkündigung. Bräunliches Rot und leuchten-
des Gelbgrün bilden den Hauptkontrast vor schwärz-
lichem Grund mit goldenen Buchstaben und golde-
nen Strahlen. Warm rötliches Inkarnat mit grauen
Schatten. Braunrot im Gewände Marias und im
innen ockergelbbraunen Mantel des Engels steht
159
Lombardi-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
g-egen das Gelbgrün im Umschlage des
dunkelblauen Mantels der Maria. Aus
dem graublauen Gewände des grau-
braun geflügelten Engels, der einen
gelbgrünen Lilienstengel mit weißen
Blüten hält, kommen grünlichblaue, gol-
dig schillernde Ärmel hervor. Goldene
Nimben umgeben das rotbraune Haar
Marias, das gelbbraune des Engels. Die
Gewänder sind reich mit Gold, der
goldene Mantelsaum Marias mit grauen
Perlen verziert, die Lichter auf die
farbigen Stoffe mit Gold aufgesetzt.
Ein goldgewirkter Schleierdurchschlingt
das Haar der Madonna.
Aus der mittleren Zeit des Meisters .'. Sammlung Solly,
1821.
Pappelholz, h. 0,88, br. 0,86.
209
Schule von
Siena im
XVI. Jahr-
hundert
T^ 1 Bernardino Fasolo [Fagiuolo, Faxolo]. Zeichnet sich Bernardinus Faxolus de Papia.
r aSOlO Geboren zu Pavia. Schüler seines Vaters Lorenzo Fasolo [Lorenzo da Pavia]; Nachfolger der
älteren lombardischen Schule, unter dem Einflüsse der Schule Leonardos und P. Fr. Sacchis weiter aus-
gebildet. Tätig zu Genua, wo er 1520 urkundlich aufgeführt wird.
209 Die heilige Familie. Kühle, silbrige Töne vor leuchtend gelbgrünem Vorhang
und blauem Himmel. Maria in dunkelgraublauem Mantel, weißem, in den Schatten
grünlichem Kopftuch mit rotgelber Kante und karminrotem Gewand. Zarte grau-
braune Fleischfarbe. Das Kind mit rotgelbem Haar. Joseph in gelbrotem, mit rot-
braunem Pelz besetztem Mantel über dunkelgrünem Gewand, mit bräunlichgrauem
Haar und dunkelbrauner Fleischfarbe, hält ein
zinnoberrot gebundenes Buch mit goldgelbem
Schnitt. Bräunlichgrüne Landschaft mit blau-
grüner Ferne.
Das Bild gehört einer früheren Zeit an als die bezeichnete Ma-
donna von 1518 im Louvre, die leonardeske Einflüsse aufweist .*.
Sammlung Giustiniani, 1815.
Pappelholz, h. 0,57, br. 0,50.
SCHULE VON SIENA
SI Giovanni Antonio Bazzi oder de'Baz-
OQOlTla zi, gen. Sodoma. Geboren zu Vercelli [in
Savoyen] spätestens 1477, gestorben zu Siena den
14. Februar 1549. Schüler des Martine Spanzotti zu
Vercelh [1490—97], seit 1498 in Mailand, durch das
Studium des Leonardo da Vinci weiter ausgebildet. Tätig
namentlich in Siena [seit 1501], in Rom [ 1508]; 1518 bis
1525 wieder in Oberitalien; Mantua [seit 1518], Florenz
[1529], Volterra [1540], Pisa [1541].
160
109 Caritas. In der bräunlichen, besonders im Inkarnat
mit grauen Tönen durchsetzten Gesamtfärbungf wirkt als
kräftigste Farbe Dunkelkarminrot im Mantel der Caritas,
vor blaugrüner und hellblauer Ferne, unter hellgelb-
lichem Horizont und hellblauem Himmel.
Aus der früheren Zeit des Meisters, um 1503 — 1505, wie aus der nahen Ver-
wandtschaft mit den Freslien in S. Anna in Creta [bei Pienza] hervorgeht .".
Erworben 1841/42 in Itahen.
Pappelholz, h. 0,87, br. 0,49.
SCHULE VON FERRARA
D* Giovanni di Niccolo Lutero, gen.Dosso Dossi. Ge-
IJSol boren um 1479 im Ferraresischen, gestorben vor dem 26. Juli
1542 zu Ferrara. Schüler Lorenzo Costas in Bologna. Tätig in
Mantua [1512], Trient [1532] und vornehmlicli in Ferrara.
264 Die Kirchenväter in Betrachtung über das My-
sterium der unbefleckten Empfängnis Maria.
Tiefes Rot und Goldgelb, zwischen Graublau und Weiß,
vor saftig gelbgrüner Landschaft mit dunkelgrünen
Bäumen und weißgrauem Himmel mit dunstig blauem
Horizont. Die stärkste Farbe ist nach 1., in die Gewandung des hl. Hieronymus, ver-
legt: Zinnoberrot im gelbgemusterten Mantel und im Kardinalshut, durch kaltes Grau-
blau im Gewand gesteigert zu leuchtender Kraft. Nach der Tiefe nimmt die Leucht-
kraft der Farben ab: Orangegelb im Mantel des hl. Augustinus r. vorn ist durch
das überspinnende karminrote
Muster gedämpft, ebenso Gold-
gelb im Ornate des hl. Ambro-
sius 1. hinten, r. hinten dunkles
Karminrot im Mantel des hl.
Gregor. Nach der Mitte zu häuft
sich außerdem kühles Grauweiß
[Chorhemden, Bischofsmütze,
Buch des hl. Hieronymus, Tiara,
Barthaar, Wolkenhimmel], das
die leuchtendeWirkung der tiefen
warmen Farben verstärkt. Warm
rötlichbraunes Fleisch.
Der obere Teil, der die unbefleckte Empfäng-
nis symbolisch darstellte, Maria in der Glorie,
den Segen Gott-Vaters empfangend, fehlt .*.
Zwei große Darstellungen desselben Gegen-
standes von der Hand des Meisters [ beide mit
dem oberen Teile] in der Galerie zu Dresden .-.
Sammlung Solly, 1821.
Pappclholz, h. 1,84, br. 1,77.
Schule von
Siena im
XVI. Jahr-
hundert
109
Schule von
Ferrara im
XVI. Jahr-
hundert
264
161
Schale von
Ferrara im
XVI. Jahr-
hundert
227
227 Heilige Familie. Hellkarminrot im Ge-
wände der Madonna beherrscht die Mitte.
Wenige Flecke Grün [Kranz im Haar,
Gürtel] kontrastieren dazu. Lichtes Inkar-
nat in graubraunen, breit hingesetzten
Mischtönen mit gelblichen Lichtern, vor
schwarzem Grund. Der größeren dunkel-
blauen Fläche des Mantels der Madonna r.
entspricht 1. Goldgelb im Mantel Josephs
[mit braunrotem Antlitz]. Der hl. Franzis-
kus in gelblich graubrauner Kutte.
Sammlung Giustiniani, 1815.
Pappelholz, h. 0,63, br. 0,48.
Mazzolini
273
l__^|.^ Lodovico Mazzolini. Geboren ver-
LaZZ,UllXii rnutlich um 1478 zu Ferrara, gestorben
daselbst gegen Ende 1528. Schüler Lorenzo Costas,
anscheinend unter dem Einfluß Ercoles de' Roberti
ausgebildet. Tätig vornehmlich zu Ferrara.
273 Christus im Tempel lehrend. Vor
gelblich weißgrauer Architektur, mit durch-
scheinendem Braun der Untermalung, heben sich als geschlossene Masse die Figuren in vor-
wiegend lichtroten, gelbroten und karminroten Gewändern ab. Als Gegenfarbe zu Rot,
auf das auch der rötlichbraune Fleischton gestimmt ist, steht im Mittelgrunde tiefes Grün
[Teppich, der über die Brüstung im Hintergrund gebreitet ist] und stumpfes, mit Gold
gestricheltes Olivgrün im Vordergrunde [Mantel Christi, über zinnoberrotem Gewand;
Thronsockel, über den ein zinnoberrotes Tuch herabfällt ; Gewand des r. sitzenden Pharisäers,
der ein gelbrotes Tuch um die Schultern geschlungen
IX trägt].
Eine eigenhändige Wiederholung beim Earl of Northbrook in London, eine
andere in der kapitolinischen Pinakothek zu Rom .". Einzelner Ankauf aus
der Sammlung Giustiniani vor 1815.
Pappelholz, h. 0,44, br. 0,30.
6 Christus im Tempel lehrend. In bunten präch-
tigen Farbflächen heben sich die Figuren der Phari-
säer und Schriftgelehrten, die auf den bräunlichgrauen
Stufen sitzen, als geschlossene Masse von der grau-
weißen Architektur ab, die rückwärts unter der
Säulenhalle dunkelgrau gefärbt und mit braungoldenen
Reliefs geziert ist. Auf rotbraunem, goldverziertem
Sesselthrontder zwölfjährige Christus in weißem, grau
gemustertem Gewand, umwogt von einem aufge-
regten Meer leuchtend roter und gelber Lokalfarben
[besonders Zinnober-, Karminrot, Orange, Gelbrot],
denen tiefes Grün, Violett und Ultramarinblau
162
gegenübersteht, durch überall dazwischen
verstreutes Weiß in ihrer Intensität noch
gestärkt. Im Vordergrunde stoßen die Far-
ben in breiteren Flächen zusammen, nach
rückwärts in noch größerer Unruhe aufein-
ander prallend [der sich umblickende Schrift-
gelehrte im Vordergrunde 1. trägt ultramarin-
blaues Gewand mit grünen Ärmeln und kar-
minroten Mantel, der demonstrierende r.
neben ihm grünes Gewand mit ultramarin-
blauen Ärmeln undKappe und zinnoberrotem
Kragen, der diesem Zugewendete in ultra-
marinblauem Gewand, zinnoberrotem und
orangefarbenem Mantel, der rechte in grünem
Mantel, goldgelbbraunem Kragen, zinnober-
roten Ärmeln und Strümpfen, blauer Kappe].
Der Stifter 1. in schwarzer Schaube. Braun-
rote Fleischfarbe. Die Gewänder sind reich-
lich mit Gold geziert.
Bez. links unten auf einer Stufe: MDXXIIII ZENAR [Januarii]
LVDOVICVS MAZOLINVS FERRARIENSIS .-. Von Vasari
als Hauptwerk des Meisters erwähnt -■- Die Altartafel wurde
von Francesco Caprara für eine Kapelle in S. Francesco zu
Bologna gestiftet und hatte als oberen Abschluß eine Lünette mit Gott -Vater und eine Predella mit der Geburt Christi [die
Lünette und ein Teil der Predella in der Pinakothek zu Bologna] .". Das Bild wurde um 1600 von Bartolonimeo Cesi restau-
riert .'. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 2,55, br. 1,79.
S(JiuIe von
Ferrara im
XVI. Jahr-
hundert
266
^(
0 Die heilige Familie mit Elisabeth und dem kleinen Johannes. Helles Ultra-
marinblau [Mantel Marias, Kragen Josephs, Ärmel der r. stehenden hl. Elisabeth] im Ge-
gensatz zu bräunlichem Goldgelb [Mäntel Josephs und Elisabeths] verleiht der tiefen, auf
dunkles, in den Schatten schwärzliches Kar-
minrot [Gewand Josephs und Marias, Mantel
Annas, die dem Kind Kirschen reicht,], und
dunkles Grün [Smaragdgrün im Mantel der
hl. Anna und Saftgrün in der Landschaft] ge-
stimmten Gesamtfärbung in breiter flächiger
Behandlung, die durch Weiß [in den Kopf-
tüchern und entsprechend auf der rechten
Seite in dem Marmorrelief] an Leuchtkraft
gewinnt, den schräg nach 1. vorn strebenden
Bewegungszug. Dunkelrotbraune Fleisch-
farbe. Dünn punktierte goldene Nimben.
Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,40, br. 0,42.
270
163
Schule von
Ferrara im
XVI. Jahr-
hundert
275
S 14 Beiderseitig bemaltes Andachtstäfelchen. Der hl. Hieronymus. Rotbraunes
_ Fleisch. Dunkelkarminroter im Lichte
goldig schimmernder Mantel. Vor
bräunlichgelbgrüner Landschaft, in
der vorn der zinnoberrote Hut liegt.
Hellblaue Ferne und Himmel. — Rück-
seite: Der Erzengel Michael. In
karminrotem Panzer, dessen Farbe
in den Flügeln und den Beinkleidern
wiederkehrt, über gelbgrünem Ge-
wand. Alles ist mit Gold verziert.
Vor weißlichblauer Luft und weißen
Wolken, auf der weißlichblauen Erd-
kugel stehend.
Sammlung James Simon -■. Pappelholz, h. 0,07, br. 0,06.
275 Dreiteiliger Altar. In vorwiegend bräunlichroten und rotbraunen Tönen neben
Grau und Blau. Warm rotbraunes Fleisch. Mittelbild: Maria mit dem Kinde. In ultra-
marinblauem, im Umschlag gelbrotem Mantel über bräunlichkarminrotem Gewand mit
dunkelgrünen Unterärmeln. Rotbraunes Haar. Gelbbrauner Schleier. Goldener Nimbus.
Vor grauer und rotbrauner Architektur mit grünen Profilen; r. Durchblick auf gelbgrüne
Landschaft mit hellblauer Ferne unter rotgelbem Horizont. Der rotbraune Boden ist
blaugrün bewachsen. — Linker Flügel: Der hl. Antonius Eremita. In schwarzer und
gelbbrauner Tracht, vor hellgelber Wolkenwand, durch die r. oben der dunkelblaue
Himmel bricht, und gelbgrüner Wiese mit bräunlichgrünem Baum. — Rechter Flügel:
Maria Magdalena. In bräunlichrotem Mantel, ein weißes, schwarz gestreiftes Tuch um
die Schultern geschlagen, über gelbbraunem Gewand. Rotbraunes Haar. Sie steht, das rot-
braune Salbge-
fäß in der Rech-
ten, vor gelb-
grüner Wiese
und hellgelber
Wolkenwandam
dunkelblauen
Himmel, auf ok-
kergelbbraunem
Weg.
Bez. links am Fuße des
Thrones: MDVIIII.-. Für
iltfGestaltderMadonna
ist Dürers Kupferstich,
ilic Madonna mit der
Meerkatze, benutzt /.
Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, Mittelbild,
h. 0.90, br. 0.60; Flügel
je h. 0,90. br. 0,42.
164
Gf I Benvenuto Tisi, gen. Benvenuto [daj
arOraiO GarofalooderilCarofalo. Geboren 1481
im Gebiet von Ferrara, gestorben daselbst den 6. September
1559. Schüler Domenico Panettis zu Ferrara [seit 1492]
und Boccaccio Boccaccinos zu Cremona [1499]. Unter
dem Einflüsse Costas zu Bologna, dann unter dem Raffaels
zu Rom weiter ausg-ebildet [vermutlich um 1510 — 1512].
Tätig vornehmlich zu Ferrara.
243 Der büßende Hieronymus. In leuchtend
karminrotem IVIantel über blauviolettem Kittel,
der den rotbraunen Fleischton wärmer erscheinen
läßt. Vor brauner Felsenlandschaft und grau-
braunem Erdboden. Gegen Karminrot steht
Saftgrün im Mittelgrund und grünlichblaue Ferne
unter rötlichen und grauen Wolken, die oben
der tief grünblaue Himmel durchbricht.
Bez. unten links an der Mauer: MDXXIIII SETE' [settembre] .-.
Sariimlung Sotly, 1821.
Pappelholz, h. 1,69, br. 0,84.
261 Garofalo? Anbetung der Könige. Die
Figuren in leuchtend farbigen Gewändern, be-
sonders Rot, Goldgelb und Ultramarinblau, vor
graubraunem Gemäuer und vor kühler, gelbgrüner
Landschaft mit bräunlich saftgrünen Bäumen
und hellblauer Ferne unter hellgelbem Horizont
und hellblauem Himmel. Von leuchtendem Rot
im Mantel des Mohrenkönigs 1. vorn, dessen dunkelgrüne Ärmel ebenso wie das Gelb-
grün des Hintergrunds die Wirkung verstärken, nimmt die Wärme der Färbung nach
r. zu ab [Rotgelb im Mantel des mittleren Königs, Graublau in dem des knienden,
über smaragdgrünem Gewand mit
hellkarminrotem Kragen], um sich
wieder in der Gewandung Marias
[tiefrotes Gewand, dunkelultramarin-
blauer Mantel, weißes Kopftuch], von
blaugrünem Rasen sich abhebend,
noch mehr im gedämpft orangegel-
ben Mantel Josephs über graublauem
Gewand mit hellblauem Kragen, zu 5I
stärken. Dunkelrotbraune Fleisch-
farbe.
Abweichend von der Art des Garofalo, von einem
dem Ortolano und Mazzotini nahestehenden Ferra-
resen .'. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,70, br. 0,81.
Schule von
Ferrara im
XVI. Jahr-
hundert
261
165
Schale von
Ferrara im
XVI. Jahr-
hundert
255
274
Ferraresischer Meister um 1539
255 Himmelfahrt Christi. Buntes Gewirr
satter Farbenlcontraste, vor allem Ultramarin-
blau [Mantel des 1. stehenden Apostels, über
orangegfelbem Gewand, Mantel Marias; land-
schaftliche Ferne, Himmel] und Orangegelb,
Karminrot [Gewand des Apostels mit betend
erhobenen Armen, der Maria, Mantel des
Apostels r.] und Blaugrün [verschiedene Mäntel,
Landschaft]. GraubraunerBoden. Dunkelbraun-
roter Fleischton. Goldene Nimben. Oben, vor
graublauen Wolken, unter denen der rötlich-
gelbe Horizont sichtbar ist, in goldgelber Glorie
mit goldenen Strahlen, schwebt Christus in
grauweißem Mantel.
Das Bild, das [nach handschriftlicher Bemerkung von Waagen]
aus S. Antonio in Ferrara stammt, gehörte dort mit zwei anderen
Gemälden, der Auferstehung Christi und der Ausgießung des hl. Geistes, zu einem Altarantependium und galt für ein
Werk desGarofalo. Die beiden zugehörigen Gemälde, von denen die Auferstehung die Jahreszahl 1539 trägt, befinden sich
heute in der Pinakothek zu Ferrara, wo sie dem schon 1500 verstorbenen Stefano Falzagalloni zugeschrieben werden. Sie
gehören einem von Mazzolini und Dossi beeinflußten Meister an .-. Eine Replik unseres Bildes, datiert 1521, im Besitze
des Sir Theodore C. Hope in London .-. Sammlung Solly, 1821 .-. Pappelholz, h. 0,57, br. 0,48.
Ferraresischer Meister um 1530
274 Die Heimsuchung. Gegen schwärzliches Blau, das die Komposition vor bräunlicher,
mit Saftgrün getönter Landschaft zusammen-
hält [Mantel Marias, Gewänder Josephs
und des Mädchens r., landschaftliche Ferne,
heller im Uberkleid Elisabeths], und im
Himmel mit bräunlichgrauen Wolken über
hellgelbem Horizont und goldgelber Glorie
wiederkehrt, steht Zinnoberrot im Gewände
Marias, auf den bräunlichen Gesamtton ge-
stimmt, aber durch den Gegensatz zu Saft-
grün [Untergewand Elisabeths] doch kräftig
wirkend, nach rückwärts zu Braunrot im
Obergewande des Mädchens, zu Gelbbraun
im Mantel Josephs sich abstumpfend. Gol-
dene Nimben und Gewandsäume. Graubraune
Architektur.
Die Behandlungsweise, besonders an Ortolano sich anlehnend,
steht unter der Einwirkung der großen Meister der Hoch-
renaissance .". Das Bild befand sich früher unter dem Namen
des Gaudenzio Ferrari zu Savona in der Kapelle der Familie
Dorla in der Kirche S. Giacomo .'. Sammlung Solly, 1821 .'.
Pappelholz, h. 1,92, br. 1,56.
166
VENETIANISCHE SCHULE
r'^iriirrionP Giorgio [Zorzon] da Castelfranco,
VJUJIgHJllC gen. Giorgione. Geboren zu Castel-
franco 1477 oder [nach der zweiten Auflage des Vasari]
im Oktober oder November 1478, gestorben in Venedig
1510. Schüler Gio. Beliinis. Tätig meist in Venedig.
12a Bildnis eines jungen Mannes. Im
Gegensätze zur karminvioletten Gewandung
[mit blaugrauen Tönen in den Lichtern] und
zum kühlen dunkelgrauen Grund kommt das
Antlitz in weicher verschmolzener Modellie-
rung, in warmem rotbräunlichem Ton, mit
etwas Rot in den Lippen und im Augenwinkel,
von dunkelrotbraunem Haar umgeben, her-
vor. Am Hals ist das weiße Hemd sichtbar,
dessen Farbe nachdrücklich der Erwärmung
des Inkarnats dient. Die Hand ruht auf grau-
bräunlicher Brüstung.
Bez. auf der Brüstung: V. V. .•- Früher in der Sammlung Gius-
tiniani, Padua .'. Erworben 1891 in Florenz .". Leinwand, h. 0,58, br. 0,46.
Venetiani-
^che Schule
des XVI.
Jahrhun-
I lerts
12A
Palma Giacomo Palma d. A., gen. Palma Vecchio.
■^ dllllcl Negreti oder Nigretti. Geboren zu Serinaita
Nach dem Vater Giacomo d' Antonio de
;greti oder INigretti. Ueboren zu :>erinalta bei Bergamo um 1480, gestorben in Venedig
den 30. Juli 1528. Schüler Gio. Beliinis, später unter dem Einflüsse Giorgiones und Tizians weiter ge-
bildet. Tätig meist zu Venedig.
31 Maria mit dem Kinde. In der lichten Gesamtfärbung, die auf das Grau der Wand
gestimmt ist, bilden den Hauptkontrast grelles
Zinnoberrot in dem mit gelber, grüner und
blauer Stickerei gezierten Obergewand Ma-
rias und Gelbgrün im zinnoberrotgestreiften
Wandteppich, auf den der blaugrüne Schatten
der Gestalt fällt. Hellkarminrote, in den
Lichtern weißliche Ärmel bilden den Über-
gang zur kalten Färbung des Vordergrundes.
Der grünlichblaue Mantel ist auf dem Schöße
umgeschlagen und zeigt die gelbbraune, in
den Lichtern hellgelbe Innenseite. Davor
liegt, ganz in kühlen, auf Grau gestimmten
Tönen, das Kind mit hellockergelbem Haar, in
weißgrauem Hemd, auf dunkelsaftgrünem
Kissen mit hellroten Quasten. Lichtes rötlich-
graues Fleisch, lichter und grauer im Körper
des Kindes. Über dem ockergelbbraunen
Haar Marias liegt ein grauweißes Kopftuch,
167
Venetiani-
sdje Sdiule
des XVI.
Jahrhun-
derts
mit gelb und blau gestickter Bordüre. Der
landschaftliche Ausblick ist in braunen,
saftgrünen und graublauen Tönen gehalten.
Bez. auf einem Blättchen unten links: • lACOBVS ■ PALMA •,
darunter zwei gekreuzte Palmenzweige .*. Aus der frühesten
Zeit des Meisters .". Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h.0,66, br.0,51.
174 Bildnis eines jüngeren Mannes. Vom
blaugrauen Hintergrund hebt sich in rot-
braunen und lichtroten Tönen das Antlitz
ab, umrahmt von dunkelbraunem, rötlich
schimmerndem Haupt- und Barthaar, in
seiner Wärme gesteigert durch den Ge-
gensatz zum weißen Hemd, auf dem die
Schaube einen blaugrauen Schatten wirft.
In der Tönung des grauen, braunschwarz
gefleckten Pelzbesatzes der schwarzen
Schaube klingt nochmals der warme bräun-
licheTon des Inkarnats nach. Auf der Brust
ist das grauschwarze Gewand sichtbar. Die Rechte hält einen ockergelblichbraunen
Handschuh.
Königliche Schlösser .*. Pappelholz, h. 0,74, br. 0,61.
183 D
von
ie heilige Familie. Lichte, auf goldiges Braun gestimmte Färbung, beherrscht
gedämpftem Hellkarminrot im Gewände Marias. Olivbraun im Mantelumschlag
vermittelt mit dem schwärzlichen Blau der Außen-
seite des Mantels. Lichtes, durchsichtig bräunliches
Inkarnat mit grauen und rötlichen Tönen, weich
und verschmolzen gemalt, erwärmt durch den Kon-
trast zu Blau und Weiß [Kopftuch, Hemd und Kissen
des Kindes]. Links wird die Färbung leuchtender
und tiefer. Vor goldgelbem Mantel Josephs, der
über graublauem Rock liegt, ruht das Kind, in
kühlen zarten Tönen, auf weißem Kissen. Rot-
braunes Inkarnat Josephs. Bräunlichgraue und rot-
braune Felsen, blaugrünes und braunes Laubwerk.
Rechts überwiegt gedämpftes Blau, im Himmel
mit weißem, nach dem Horizont zu ockergelbem
Gewölk, über bräunlichsaftgrüner Landschaft mit
hellblauer Ferne.
Sammhing Giustiniani, 1815.
Pappelholz, h. 0,61, br.0,51.
168
197a Halbfigfur einer jungten Frau. Vor
schwärzlichg-rüner Laubwand [oben ein vom
Licht getroffener hellerer gelbgrüner Zweig],
durch die blauer Himmel mit weißen und
ockergelben Wolken schimmert, lehnt sie an
bräunlichgrauem Postament, in karminrotem
Mantel.bräunlichgoldgelbem Rock und gleich-
farbigem offenem Mieder mit blaugrünem
Besatz. In dem zerstreuten Licht ist das hell-
ockergelbliche Fleisch zart mit weichen grauen
Halbschatten modelliert. Das umgebende
Weiß des Hemdes hilft den sammetartig
schimmernden Charakter der Haut steigern.
Rote Lippen. Auf das lichte Inkarnat ist das
blonde, ockergelbbraune, von weißer Perlen-
kette durchflochtene Haar gestimmt.
Die Bezeichnung unten links in der Ecke [R. L (?)] ist kaum
eine Künstlerbezeichnung .". Aus derspäteren Zeit des Meisters
[um 1515 — 1520] .'. Eine Abbildung in Andrea Vendram ins Katalog „de picturis in Museis" im British Museum zu London .
Erworben 1862 in Stuttgart .'. Leinwand, h. 0,65, br. 0,54.
Venetiani-
sche Sdiule
des XVI.
Jahrhun-
derts
c
197b Halbfigur einer jungen Frau. Die Farbenstimmung ist weniger zart als im
vorhergehenden Bilde. In heller Beleuchtung hebt sich goldig der ockergelbliche Körper
mit zarten grauen und bräunlichen Schattentönen, umgeben von dem leuchtend weißen,
in den Schatten graublauen Hemd, vom
graubräunlichen Grund ab. Die Wangen
und die Brust sind leicht gerötet, die Lippen
sind durch Zinnoberrot belebt, das bräun-
lichgelbe Haar mit goldgelbem Schimmer
von einem grauen, von blauen und roten
Fäden durchzogenen Schleier und einer
weißen Perlenschnur durchflochten. Ein
karminroter, innen graublauer Mantel deckt
den Schoß. Am Mittelfinger der linken
Hand trägt sie zwei goldgelbe Ringe mit
karminrotem Edelstein.
Wie Nr. 197A eine jener idealen Darstellungen weiblicher
Schönheit, wie Palma deren viele geschaffen hat .*. Erworben
1884 in London .-. Pappelholz, h. 0,73, br. 0,58.
• • Giovanni Busi oder de' Busi, gen.
anani Cariani. Geboren zwischen 1480 und 1490
von berg-amaskischen Eltern wahrscheinlich in Vene-
dig, Todesdatum unbekannt [urkundlich 1 547 noch am
Leben]. Unter demEinflusse Bellinis, Palma Vecchios
und Giorgiones ausgebildet. Tätig in Venedig
[schon 1509].
197 B
169
Venetiani- - ' -<av- ^^-^v^-^H^^^^^^^MH^^MHHH 188 Bildnis eines jungen Mannes. Dasbräun-
, ^^/f ^^^^^^^^^^^^^^^^^1 liehe Grau der Wand, etwas heller in der
des Ä VI. p <^ P^S^^^^^^^^^^^^^^^^^^H -111 I 1 o I
Jahrhun- LJBfc '- '^^^^^^^^K^^^^^^^ Brüstung vorn wiederkehrend, und das ochwarz
derts ^^^'^•.-r^f ^^^^ 'Sf- W^/^^^^^^M der Kappe und der mit grauem Pelz gefütterten
188 '^ ~-^^Hi9^^^H Schaube geben dem Bildnis die kühle tonige
Stimmung, aus der warm das mit Rot durchsetz-
te ockergelblichbraune Inkarnat hervorkommt.
Dunkelrotbraunes Haar. Im Fensterausschnitt
bräunlichsaftgrüne Landschaft mit stumpfblau-
grüner Ferne und blaugrünem Himmel mit
weißen Wolken.
Sammlung Solly, 1821 .•. Leinwand, h. 0,59, br. 0,51.
185 Junge Frau in einer Landschaft. Ein
roter Mantel mit weißlichen Lichtern umhüllt den
graubräunlichen Körper, der durch rötliche Töne
im Fleisch und durch den Gegensatz zu Weiß [im Tuch, das dunkelbraunes Haar be-
deckt, im Kissen und im Hündchen] erwärmt wird und sich schimmernd von schwärz-
lichgrüner Wiese abhebt. Schwärzlichbraune Baumstämme. In der Landschaft stehen
stumpfe ockergelbbraune, gelbgrüne, dunkelgrüne und weißlichblaue [Gewässer im Mit-
telgrund] Töne mit blitzenden Lichtern nebeneinander. Zinnoberrote Flecken in der
Reiterstaffage am Flußufer. Links graubraune Architektur. Rechts entlad sich ein Ge-
witter über eine Ortschaft, über der rote Flammen emporzüngeln. Die tief ultramarin-
blaue Ferne wird fast verhüllt von gelblichgrauen und bräunlichen Rauchwolken.
Der Stoff zu dieser Darstellung ist wahrscheinlich einem mittelalterlichen Roman in der Art des 'Roman de la Rose' ent-
nommen [ Merlin ] /. Das Bild, ehemals Giorgione, dann Morto da Feltre zugeschrieben, steht Cariani nahe, ist ihm aber in
künstlerischer Beziehung überlegen .*. Königliche Schlösser.
Leinwand auf Holz, h. 0,74, br. 0,94.
Rr»nif Jir>ir» Bon'facio Veneziano, eigentlich Bonifacio de' Pitati da Verona. Geboren 1487
OUIllldL/lU 2y Verona, gestorben den 19. Oktober 1553 zu Venedig. Schüler Palma Vecchios. Tätig
namentlich in Venedig [seit 1505].
185
SlO Allegorie. Das Mädchen in hell-
blauem Gewand, mit goldgelbbraunem
Haar, der Jüngling in gelbbraunem
Rock, kellkarminrotem flatterndem Tuch
und gleichfarbigen Stiefeln. Hellgelb,
Karminrot und Blau kehren in der
Gruppe der Musizierenden rechts wie-
der, vor bräunlichsaftgrüner Landschaft
mit ultramarinblauer Ferne und Himmel.
Ockergelbbräunlicher Fleischton.
Gegenstück zu Nr. Sil .•. Sammlung James Simon.
Leinwand, h. 0,17, br. 0,47.
170
Venetiani-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
SlO
SU
Sil Allegorie. Das Mädchen in Hellkarmin, der junge Mohr in weißem, rot- und blau-
gestreiftem Rock, mit goldgelbem, im Umschlag blauem Obergewand. Matteres Blau,
Rot, Gelb und Grün in den Figuren der Ferne. Vor bräunlichsaftgrüner Landschaft
mit graublauem See und ultramarinblauer Ferne.
Gegenstück von Nr. S 10, mit dem es wohl den Einsatz eines Möbels bildete .'. Sammlung James Simon.
Leinwand, h. 0,17, br. 0,47.
""• • __^ Tiziano Vecellio oder Vecelli, gen. Tiziano. Geboren zu Pieve di Cadore im Friaul
IZldllU angeblich 1477, gestorben zu Venedig den 27. August 1576. Schüler Gio. Bellinis [nachVasari und
lod. Dolce] zu Venedig, daselbst unter dem Einflüsse Giorgiones, vermutlich als dessen Gehilfe, weiter aus-
gebildet. Tätig zu Venedig, kurze Zeit in Padua [1511], Rom [1545 46] und Augsburg [1548, 1550/51].
160a Bildnis einer Tochter des Roberto Strozzi. Figur und Architekturhinter-
grund [dunkelgraubraune Wand, rötlichbrauner Boden, rotbraune Balustrade mit ocker-
gelblichen und grauen Tönen im Relief] werden in warm braunem Ton zusammen-
gehalten, der, neben grauen Tönen, auch im weißen Seidenkleide des Kindes durch-
schimmert. Von der Hüfte hängt ein Schmuck aus goldgelben und weiß, rot und
türkisblau emaillierten Gliedern herab. Warmbräunliches Inkarnat mit rötlichen Tö-
nen. Ockergelbbraunes Haar. Das Wachtelhündchen bräunlichweiß mit rostbraunen
Flecken. Die Wirkung der goldigbrau-
nen Töne erhöht der Kontrast zu tiefem
Ultramarinblau im Himmel und Blau-
grün in den Bäumen der Landschaft,
hinter denen eine ferne ultramarinblaue,
im Ton fast mit dem Himmel zusam-
mengehende Gebirgskette aufragt. Die
starken kühlen Farben werden durch
leuchtendes Karminrot im Stoff, der r.
über die Brüstung herabfällt, der war-
men Gesamtstimmung wieder zuge-
führt.
Bez.anderoberenPlattedesPostaments: XmANUS F.-.
Auf einer rechts oben an derWand angebrachten Tafel :
ANNOR' II. MDXLII .-. Roberto Strozzi, vermählt mit
Maddalena de' Medici, lebte abwechselnd in Venedig,
Frankreich und Rom .-. Die dargestellte Tochter Robertos
ist wahrscheinlich Ciarice, die 1557 mit Cristofano Savelli
vermählt wurde und 1581 starb .-. Pietro Aretino schrieb
dem Künstler über das „wunderbare" Bild einen be-
geisterten Brief [vom 6. Juli 1542] .-. Eine alte Kopie
befand sich in der Sammlung des Herzogs von Choiseul,
andere an anderen Orten .'. Erworben 1878 aus dem
Pal« Strozi. zu Florenz .'. Leinwand, h. 1.'5, br. 0,98.
160 A
171
Venetiani-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
166
161
166 Tizians Tochter Lavini a. Die
luftigen, gebrochenen Töne sind im ge-
dämpften Licht auf das bräunhchgold-
gelbe Brokatgewand mit hellgelben
Lichtern und braunen Schatten und
ockergelbbraunes Haar gestimmt, das
ein gleichfarbiges Golddiadem ziert.
Das zarte gelbbräunliche, von Grau
durchsetzte Inkarnat wird durch den
Gegensatz des mit grauen und bräun-
lichenTönen gemischtenWeiß im Hemd
erwärmt. Die Gestalt löst sich von
dunkelbrauner Wand mit bräunlich-
karminrotem Vorhang, vor graublauer,
mit rötlichen Tönen untermischter Luft,
bräunlichgrüner Landschaft und grau-
bläulicher, rötlich bestrahlter Ferne ab.
Sie hält eine bräunlichgraue Silber-
schüssel mit Früchten und Blumen in
gebrochenem Gelbbraun, Rosa, Saft-
grün und Rot; in der Zitrone kehrt am
hellsten das die Stimmung beherr-
schende Gelb wieder.
Tizians Tochter vermählte sich 1555 mit Cornelio Sarcinelli
von Serravalle, wo sie seitdem lebte und starb. Das Bild wird
um 1550 gemalt sein, etwas später als das Bildnis in der Ga-
lerie zu Dresden. Wiederholungen des Berliner Bildes: in
der Sammlung des Earl of Cowper zu Panshanger, woLavinia
ein grünliches Kleid und statt des Fruchtkorbes ein Schmuck-
kästchen auf silberner Platte trägt, und im Museo del Prado
zu Madrid, wo sie als Salome mit dem Haupte des Täufers dar-
gestellt ist. Kopie des Kopfes der Lavinia in der Eremitage zu
St. Petersburg .". Erworben 1832 in Florenz aus dem Besitze
des Abbate Celotti.
Leinwand, h. 1,02, br. 0,82.
161 Bildnis des venetianischen Admi-
rals Giovanni Moro [gestorben 1539]. In
leuchtend bräunlichroten Tönen kommt der
Kopf, von bräunlichschwarzem Haupt- und
Barthaar umgeben, aus dem unbestimmten,
schwärzlichbraunen Grund hervor. Auf dem
schwärzlichen Panzer spielen weiße Glanz-
lichter und braune, graue und vor allem rote
Reflexe, die von dem auf den Schultern
liegenden dunkelkarminroten Mantel her-
rühren. Die rotbraune Rechte hält den
dunkelbraunen Kommandostab.
172
Bez. oben rechts in späterer, jetzt zugedeckter Aufschrift ■
lOANNES MAVRVS GENERALIS MARIS IMPERATOR.
MDXXXVIII .*. Eine Zeitlang irrtümlich Dosso zugeschrieben
.-. Erworben 1841 in Venedig .-. Leinwand, h. 0,83, br. 0,67.
301 Bildnis eines jungen Mannes. Das
goldigfgelbbraune, mit rötlichenTönen durch-
setzte Antlitz wird von dunkelbraunem
Haupt- und Barthaar umrahmt. In schwar-
zem Wams, dessen geschlossene Fläche
goldgelber Zierrat und wenig Dunkelkar-
minrot im Unterkleid, das am linken Ärmel,
über der weißen, schwarzgeränderten Spit-
zenmanschette, und an den Ärmelschlitzen
sichtbar ist, unterbricht. Bräunlichgrauer
Grund.
Bez. links in der Mitte: Tizianus * F • .'. Ehemals Tintoretto
zugeschrieben. Bei der Reinigung des Bildes kam die echte
Bezeichnung zumVorschein. Als, .Tizian" bereits inVandyckes
italienischem Skizzenbuch inChatsworth .". Sammlung SoIIy,
1821 .-. Leinwand, h. 0,94, br. 0,72.
163 Selbstbildnis des Malers. Unvollen-
det. Der ganze farbige Nachdruck des in
Mischtönen gehaltenen Bildes liegt auf dem
Antlitz mit seinen lebhaft geröteten, in den Schatten mit Grau untermischten Tönen, vor
graubräunlichem Grund. In dem grauen
Bart stehen braune Schattentöne. Schwärz-
lichbraune Kappe. Das Dunkelbraun der
Schaube, deren braunrote Fütterung am
linken Armelausschnitt sichtbar ist, geht
weich mit dem Grunde zusammen. Das
Gewand, aus dem der grauweiße Kragen
hervorkommt, ist in gebrochenen karminröt-
lichen Tönen mit graublauen Schatten und
pastos aufgesetzten grauweißen Lichtern
gehalten. Das gleichfalls mit grauen und
rotbraunen Tönen gebrochene Gelbgrün
der Tischdecke bildet die Ergänzung dazu.
Über der Brust liegt die braunrote Ritter-
kette. Die nur angedeuteten Hände sind
braun und grau untermalt, mit roten
Flecken.
Um 1550 gemalt .". Das Bildnis Tizians in den Uffizien zu
Florenz ist ähnlich in der Auffassung bei anderer Haltung
der Hände .-. 1814 von Cicognara aus Casa Barbarigo zu
Venedig erworben und einige Jahre später für 300 Pfund
an Solly verkauft .". Sammlung Solly, 1821.
Leinwan.i, h. 0,96, br. 0,75.
Venetiani-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
Jvrts
301
163
173
Venetiani-
sche Sdtule
des XVI.
Jahrhun-
derts
259 B
Pi/-~»TY->l->/-^ Sebastiane del Piombo. Zeichnetsich
I lOITlDO Sebastianus Venetus. Nach dem
Vater Sebastiane di Francesco Luciani. Ge-
boren zu Venedig- um 1485, g-estorben zu Rom den
21. Juni 1547. Schüler Gio. Bellinis und Giorgiones
in Venedig, dann unter dem Einflüsse Michelangelos
in Rom weiter ausgebildet. Tätig zu Venedig und
Rom [seit 1511], 1527/28 und 1530 vorübergehend
wieder in Venedig.
259b Bildnis einer jungen Römerin. Vor
graubrauner Wand scheint das rotbräun-
liche Antlitz leicht bestrahlt von dem röt-
lichen Scheine des rotgelbenAbendhimmels.
Das dunkelrotbraune Haar bedeckt das
weiße Kopftuch der Römerin. In rosavio-
lettem, mit goldgelber Borte besetztem
Gewand, unter dem auf der Schulter und
an den Armen das weiße Hemd sichtbar
ist. Zu Zinnoberrot ist der Zusammenklang
von rötlichen Tönen gesteigert in dem mit
grauem und bräunlichem Pelz besetzten
Mantel, der in den Schatten in den warm
bräunlichen Gesamtton übergeht. Auch in den Früchten kehren zwischen bräunlichgelb-
grünen Blättern gedämpfte gelbe und rote Töne wieder. Dem Rot hält tiefes Blau im
Himmel, über rotbrauner, warm von rot-
gelbem Horizont bestrahlter Landschaft
mit schwärzlichblauer Ferne die Wage.
In der Sammlung zu Blenheim „Raphael" genannt und
für das Bildnis der Fornarina, der Geliebten des Künstlers,
ausgegeben. Allein schon 1835 von Waagen als „Sebasti-
ano del Piombo" erkannt, ebenso von Passavant .". Eine
Wiederholung des Bildes, früher und vielleicht jetzt noch
in Verona [alte Kopie?], ist schon 1657 im Microcosmo
della Pittura von Scanelli als hl. Dorothea beschrieben .'.
Das Veroneser Bild befand sich noch 1829 zu Verona im
Besitze derSignoraCavallini-Brenzoni [jetzt in Casa Per-
sico Citadella ?] und kann also nicht das Bild aus Blenheim
sein, das schon 1779 dort war [damals in einer von John
Boydell herausgegebenen Sammlung von Stichen „nach
den hervorragendsten Gemälden in England" veröffent-
licht] .".Aus der ersten römischen Zeit des Meisters [1512
bis 1515] .'. Erworben 1885 aus der Sammlung des
Herzogs von Marlborough zu Blenheim.
Pappelholz, h. 0,76, br. 0,60.
259a Piombo? Bildnis eines Edel-
mannes in der Rittertracht des
Ordens Sant Jago. Die dunkelroten
Ordenszeichen auf schwarzem Mantel
und Wams, das dunkelrotbraune Antlitz,
umrahmt von rötlichbraunem Bart, ste-
hen im Gegensatz zu dunkelsaftgrünem
174
Hintergrund. In schwarzem Barett mit
hellroter Agraffe und weißer Feder.
Goidgelbbrauner Degengriff. Gelb-
braune Handschuhe.
Erworben 1875 vom Marchese Patrizi in Rom.
Leinwand, h. 1,11, br. 0,91.
/'^ 1 „„ Johannes Stephan [oder Stevens]
^-'"'*-'"' von Calcar, gen. Giovanni da
Calcar. Maler und Zeichner für den Holz-
schnitt, geboren zu Calcar [Herzogtum Kleve]
um 1500, gestorben zu Neapel 1546. Schüler
Tizians, tätig vornehmlich in Venedig [wohl
schon vor 1536] und später in Neapel.
190 Bildnis eines iVlannes. Warm
braunrot, von rotbraunem Haupt- und
Barthaar umrahmt, kommt aus kaltem,
schwärzlichem Grund das Antlitz her-
vor. Graublaue Augen. Die grau-
schwarze Tracht, mit violettbraunen
Armein, geht mit dem schwärzlich-
braunen Ton des Ruinenbogens zu-
sammen, zu dessen Seiten sich Ausblicke auf rotbraune und ockergelbbraune Mauern
mit rotbrauner Staffage und [als Gegengewicht zum rötlichen Inkarnat] auf tiefblau-
grüne Ferne und Himmel öffnen. Die Rechte hält die grauen Handschuhe, die Linke
ruht am silbergrauen Dolchgriff.
Bez. unten links : AETATIS. 23. A. 1 536 [die letzte Ziffer, undeutlich geworden, könnte auch 3 oder 5 sein ] .". Von derselben
Hand wie das Porträt im Louvre , das schon in dem alten Inventar von Bailly [ 1709 — 1710] als das Werk des Calcar be-
zeichnet ist .". Königliche Schlösser .*. Leinwand, h. 1,06, br. 0,88.
Bordone ^
'ans Bordone. Getauft zu Treviso den 5. Juli 1500, gestorben zu Venedig den 19. Januar
1571. Schüler Tizians. Tätig hauptsächlich in Venedig, ferner in Treviso und Vicenza, Crema,
Genua und Turin; in Paris
[1538 bis 1540] und Augs-
burg [um 154Ö]. Vermut-
lich 1559 zum zweiten
Male nach Paris berufen.
169 Die Schach-
spie 1 e r. In der dun-
klen Masse der Ge-
wänder glüht das
braunrote Inkarnat,
vor kühl gefärbtem
Hintergrund. Der
Linke, mit dunkel-
braunem Haar, in
grauschwarzerSchau-
be über schwärzlich-
Venetiani-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
190
169
175
Venetiani-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
191
karminrotem Sammetgewand. Der
Rechte in grauschwarzer Schaube über
dunkelviolettbraunem Gewand. Die
warmen Töne des bräunlichzinnober-
roten, dunkelsaftgün gemusterten Tep-
pichs, auf dem das goldgelbe Schach-
brett mit rotbraunen Feldern steht,halten
die Figuren zusammen. Durch die Bogen
der weißgrauen Architektur leuchtet tief-
blauerHimmel, vor dem sich weiße Wol-
ken ballen. In der gedämpft grünen Land-
schaft mit dunkelblaugrüner Ferne sitzen
Kartenspieler in bräunlichzinnoberroten
und schwärzlichen Gewändern.
Bez. unten auf der Brüstung: O ' PARIS ' B ■ .'. König-
liche Schlösser.
Leinwand, h. 1,12, br. 1,81.
191 Thronende Maria mit dem Kind
und vier Heilige. Vor tiefblauem
Himmel mit grauen Wolken, der durch
den Bogen der ockergelbbraunen Archi-
tektur leuchtet, steht Hellkarminrot im
Gewände der Madonna. Ihr dunkel-
blauer Mantel fällt, über die r. Schulter
geworfen, rückwärts herab. Goldig-
ockergelbliches Fleisch mit rötlichen Tönen. Im Helldunkel I. lehnt Jakobus d. A., mit
rotbraunem Haar, in dunkelblauem Mantel mit braunrotem Kragen; r. steht, mit gelbbraunem
Haar, in gelbgrünem Mantel über rötlich-
violettem Gewand, auf das rotbraune Rad
gestützt, die hl. Katharina. Das volle Licht
sammelt sich vorn auf dem weißen Chor-
hemd Gregors d. Gr., über hellkarminrotem
Gewand, unter dem zinnoberrote Schuhe
sichtbar sind, umgeben von dunkelblauem,
innen grünem Mantel, von dem sich der
zinnoberrote Bucheinband abhebt, und auf
dem goldigockergelblichen, mit grauen Tö-
nen durchsetzten Körper des hl. Sebastian,
den ein leuchtend blaues Lendentuch um-
gibt.
Aus der Kirche S. Maria de' Batuti zu Belluno und wahr-
scheinlich die eine der beiden von Vasari gerühmten Altar-
tafeln aus Belluno [„che sono bellissime"] .'. Sammlung
Solly, 1821 .-. Aufgestellt in der Basilika.
Pappelholz, h. 2,96, br. 1,79.
176
156 Männliches Bildnis.
Bräunlichockergelbes, mit röt-
lichen Tönen erwärmtes In-
karnat, von dunkelbraunem
Bart umrahmt. In grauschwar-
zem Barett und Gewand. Vor
bräunlichgrauer Wand mit
schwärzlichem Nischenschat-
ten. Die Linke ruht auf gelb-
grüner Decke.
Erworben 1841 42 in Italien.
Leinwand, h. 0,86, br. 0,87.
r^olz-loi-o VI Giovanni Maria Zaf-
N^dlUeran foni.gen.Calderarl.
Nach seinem Geburtsort auch Gio-
vanni Maria da Pordenone ge-
nannt. Geburts- und Todesjahr un-
bekannt. Nachahmer des Giovanni
Antonio da Pordenone. Tätig um
1534 bis 1564, vornehmlich in Por-
denone und Umgegend.
158 Calderari? Bildnis eines Ballschlägers. In mattockergelbem Wams, schwärzlich-
blauen Beinkleidern, mit goldgelben Borten besetzt, und schwarzem Barett. Er hält
in der Linken das graubraune Schlagholz. Der Diener, der ihm den Gurt nestelt, in
dunkelkarminroter Kappe mit grauweißer Feder und karminroten, im Lichte gelblich
schillernden Ärmeln, die aus schwarzem Gewand hervorkommen. Warm ockergelblich-
braunes Fleisch. Vor dunkelbrauner Wand. Durch das Fenster Ausblick auf Stadthaus
und Loggia von Udine in braungrauen und lichtroten Tönen unter grünlichblauem Himmel.
Sammlung Solly, 1821 .-. Leinwand, h. 1,03, br. 1,17.
Venetianische Schule
um 1515—1525
152 Bildnis zweierMänner. Vor
dunkelgrauer Wand, in grau-
schwarzen Baretts und Kleidern.
Schimmerndes Weiß in Hemd und
Brief. Einziger warmer Ton das
von Grau durchsetzte, rotbräun-
liche Inkarnat. Gelbgrüne Tisch-
decke. Hellblaue Ferne unter
graublauem Himmel mit gelb-
lichen Wolkenstreifen.
Sammlung Solly, 1821.
Leinwand, h. 0,87, br. 1,02.
Venefiani-
sdie Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
158
177
Venetiani-
sdie Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
Tinfr\rAffr> Jacopo Robusti, gen.
1 inLOreLLÜ toretto [aU der Sohn
Tin-
- 298 B
Färbers, tintore]. Geboren zu Venedig im
September 1518, gestorben daselbst den31.Mai
1594. Schijler Tizians [nur kurze Zeit]; weiter
ausgebildet durch das Studium Michelangelos.
Tätig in Venedig.
299 Bildnis eines Prokurators des
hl. Marcus. Leuchtendes [lasiertes]
Karminrot in dem mit bräunlichgrauem
Hermelin gefütterten Mantel [schwärz-
lich in den Schatten] steht zwischen
dunk.elsaftgrünen,in den Lichtern gelb-
grün schillernden Vorhängen. Vor
dunkelgraubrauner Wand der goldig-
ockergelbe Fleischton, in den sich rote
und graue Töne mischen. Gerötete
Augenlider. Bräunlichgrauer Bart.
Die gelbrote Färbung der Abend-
landschaft im Fensterausschnitt stimmt
das Inkarnat herab.
Sammlung Solly, 1821 .-. Leinwand, h. 1,12, br. 0,95.
298b Bildnis eines alten Mannes. Das bräunlichockergelbe Antlitz, an den Augen,
den Backen, den Lippen lebhaft mit Rot gefärbt, mit bräunlichen Schatten, von weiß-
grauem Haar umgeben, kommt aus schwarzem Grund hervor, zu dem das über graue
und weiße Töne lasierte, gedämpfte Karminrot im Gewand und der schwärzliche Mantel
den Übergang bilden.
Erworben 1908 aus dem englischen Kunsthandel .'. Sammlung Kilenyi,
Budapest .'. Leinwand, h. 0,58, br. 0,44.
298 Bildnis eines Prokurators des hl. Marcus.
Das Antlitz in goldig- ockergelben und rötlichen
Tönen, mit graugrünen Schatten, vor dunkelgrau-
braunem Grund. Das rotbraune Haupt- und Bart-
haar ist von grauen Tönen durchsetzt. In bräun-
lichkarminrotem Sammetmantel mit schwärzlich-
blauem Kragen.
Sammlung Solly, 1821 .■. Leinwand, li. 1,05, br. 0,83.
-v^'lö Venetianische Prokuratoren [Camerlenghi]
V o r d e m h l.M a r c u s. In gedämpften silbrigenTönen.
Vor hellblauem, mit weißen Wolken bedecktem
Himmel und sonnenbeleuchteten ockergelben Stein-
fliesen des Ufers an grünlicher Lagune sitzt der
Evangelist in rosarotem Gewand und dunkelblauem
178
Mantel auf bräunlichgrauem Sockel. Die drei
Prokuratoren in gedämpft karminroter, in
den Lichtern rosafarbener, mit grauem Her-
melin gefütterter Amtstracht. Goldig-ocker-
gelbbraunes Inkarnat, vor dunkelgrau-
brauner Architektur.
Die Prokuratoren gehören nach den drei Wappen am Sockel
des Thrones zu den Geschlechtern Zanc, Cornaro und Molino.
Unter den Wappen die Jahreszahl 1569 und die Inschrift:
PENSATE LA FIN [bedenket das Ende], über ihnen :TRES
ET VNVS -■. Das Bild stammt aus dem Palazzo del Magistrat©
dei Camerlenghi di Commune neben dem Rialto, wo es zuerst
von Boschini erwähnt wird. Drei Nobili verwalteten hier ge-
meinsam [daher die Inschrift tres et unus] das Amt. Alle Staats-
einkünfte flössen hier zusammen und alle Auszahlungen er-
folgten von hier [ darauf bezieht sich die Geste des Heiligen
und die Mahnung: pensate la fin] .". Das Bild war über der
Tür angebracht, in der Mitte eine Darstellung des Marcus-
löwen von Carpaccio, auf der anderen Seite wieder ein Ge-
mälde Tintorettos, andere Camerlenghi in Verehrung vor der
hl. fustina darstellend [jetzt in der Akademie zu Venedig] .■.
Erworben 1S42 in Rom.
Leinwand, h. 2,08, br. 1,77.
310 Luna mit den Hören. Im Lichte der 1.
aufgehenden Sonne erstrahlen die grau-
blauen Wolken und die mit braunen und
grauen Schatten modellierten Körper, von stark farbigen Gewändern umhüllt, in leuch-
tendem Goldgelb, das durch das
tiefe Ultramarinblau des Himmels,
der zwischen den Wolken erscheint,
und kühle blaue und grüne Töne
in den Gewändern der Figuren an
Intensität gewinnt. Tiefes Karmin-
rot im Obergewande Dianas über
mattblaugrünem Unterkleid, und
im Teppiche, der über den rot-
braunen, mit rotem und blauem
Gestein gezierten Wagen gebreitet
ist, bräunlicher in dem um die
Hüften geknüpften Tuche der Len-
kerin, weicht nach der Tiefe zu
kühleren, luftigeren Tönen. Eine
Höre, in blaugrünem, rosa schillern-
dem Gewand und dunkelblauem
Mantel, der sich von goldgelbem
Himmel abhebt, in goldgelben,
edeisteingeschmückten Stiefeln,
Rosen in der Linken, krönt Diana
mit blaugrünem Kranz. Zur Seite
Venetiani-
sche ScJiule
des XVI.
Jahrhun-
derts
298
316
179
Venetiani-
sche Schule
des XV!.
Jahrhun-
derts
310
300
des Wagens stürmt
eine dritte Höre da-
hin, in weißlichblau-
em Schleiergewand.
Dunkelrötlichbrau-
nes Haar.
Aus dem Fondaco deiTedeschi
in Venedig .■- Erworben 1841
aus der Sammlung des Grafen
Lecchi in Brescia.
Leinwand, h.l ,48, br.2,53.
SpO Maria mit dem
Kinde, von den
Evangelisten Mar-
cus und Lucas ver-
ehrt. Goldig-ocker-
gelb leuchten die
Körper vor luftigen bläulichen Tönen. In tief ultramarinblauem Mantel über matt karmin-
rotem Gewand thront Maria auf der Mondsichel, umstrahlt von mattgelber Glorie, in der
rotbräunliche Engel mit der Sternenkrone schweben. Durch das zerrissene, bläuliche, an
den Rändern gelb beleuchtete Gewölk blickt der tiefblaue Himmel. Nach unten zu wird die
Modellierung kontrastreicher, die Lokal-
farben verschwinden im Halbdunkel. Die
goldiggelb bestrahlten Heiligen sitzen auf
graublauen Wolken. Marcus [1.] mit schwe-
ren rotbraunen Fleischschatten, in bräun-
lichkarminrotem Mantel. Den fahl ocker-
gelben, grau beschatteten Körper des
hl. Lucas [r.] umhüllen grauweißes Ge-
wand und gelbgrüner Mantel. Zwischen
beiden in dunkelgelbbraunenTönen Löwe
und Stier.
Aus der späteren Zeit des Meisters .-. Erworben 1841 in
Venedig.
Leinwand, h. 2,28, br. 1,60.
298a Verkündigung. Die rechte Seite
in dunklen, von Braun durchsetzten Misch-
farben [schwärzlichblauer Mantel, grün-
liches Untergewand Marias, dunkeloliv-
grüner Vorhang und gleichfarbige Pult-
decke], von denen sich nur das gebrochen
hellkarminrote, im Umschlag goldocker-
gelbe und von graublauem Tuch umwun-
dene Obergewand loslöst, steht als stark
zurücktreibende Kulisse gegen den sonnig-
180
ockergelben
Boden und den
lichten Hinter-
grund. DerEn-
gel, auf stahl-
blauen Wol-
ken, in lufti-
geren Tönen:
bräunlich kar-
minrote und
grünliche,
weißlich schil-
lernde Gewan-
dung,graublau
rosa und grün-
lich gefärbte
Flügel. Die
gelbrote, matt-
gelben Glanz verbreitende Glorie erfüllt die Luft mit goldigem Schimmer, durch den
man wie durch einen Schleier auf graue Architektur, einen in silbrigem Dunst da-
liegenden blaugrünen Park mit dunkelgrünem Laubgang, unter hellblauem Himmel
mit goldgelben Wolken, blickt.
Erworben 1899 als Geschenk des Herrn Generalkonsul Hermann Rosenberg .•. Eigentum des Kaiser- Friedrich- Museums-
Vereins .*. Leinwand, h. 2,01, br. 2,89.
B
assano
Francesco da Ponte, gen. Bassano. Geboren zu Bassano den 26. Januar 1549, gestorben
zu Venedig den 4. Juli 1592. Schüler und Gehilfe seines Vaters Giacopo. Tätig zu Bassano
und vornehmlich zu Venedig [seit etwa 1580].
314 Der barmherzige Samariter. Glitzerndes Licht sammelt sich auf der Figuren-
gruppe, besonders auf dem weißen Tuche, das den ockergelben, in den Schatten
schwärzlichbraunen Körper des Verwundeten umhüllt, und in den Händen des Samariters,
und tönt das Karminrot in dessen Gewand nach Weiß. Den rotbraunen Oberschenkel
umgibt ein hellblaues Beinkleid. Vor
kühler, saftgrüner Landschaft mit
graubraunen Felsen. Luftige grau-
blaue Ferne und Himmel. Vorn ein
weißer, gelbbraun gefleckter Hund.
Der bräunlichschwarze Esel mit leuch-
tend rotem Zaumzeug und rotem
Zügel.
Eine bei den Bassani häufig vorkommende Dar-
sUIiung, der woh! ein Original von der Hand Gia-
copos zugrunde liegt [ wahrscheinlich das in den
k. k. Hofmuseen zu Wien befindliche Gemälde] .'.
Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 0,60, br. 0,89.
Veneliani-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
298 A
314
181
Venetiani-
sdie Sdiule
des XVI.
Jahrhun-
derts
182 B
170 A
170 B
Schiavone
Andrea MeldoUa
[auch Meld ola.Me-
dola und Medula],
g;enannt Schiavone.
Maler und Radierer,
geb. zu Zara oder
Sebenico in Dal-
matien angeblich
1522, gestorben zu
Venedig den 1. De-
zember 1563. Unter
dem Einflüsse Tizi-
ans [wahrscheinlich
eine Zeitlang dessen
Schüler] und der
Werke Parmeggiani-
nos ausgebildet. Tä-
tig zu Venedig.
182b Waldlandschaft. Kühle Stimmung in hellem Gelbgrün und Hellblau [Himmel], mit
durchschimmerndem Graublau und Rotbraun. Kulissenartig setzt sich der Vordergrund in
dunklerer warmbrauner Färbung ab. Braunrote Töne in den Baumstämmen. Links fließt
weißlichblaues Wasser. Die Körper der Figuren [Diana mit Nymphen] sind in goldig-
rotbraunen Tönen, mit Gewändern in gebrochenem Karmin, Gelb, Dunkelblau, Hellblau
und Hellviolett [kniende Nymphe r.] gehalten. Links wird Diana zur Jagd geschmückt.
Die Figuren der Ferne sind in luftigen, rötlichen und hellblauen Tönen flüchtig angedeutet.
Gegenstück zu Nr. 182 A .-. Erworben 1873 in Florenz
Leinwand, h. 1,05, br. 1,88.
170a Die Parabel vom ungerechten Haushalter. Den Hauptkontrast vor grauer
Mauer bilden Blaugrün im Vorhang, dessen Farbe in der Tischdecke wiederkehrt, und
Karminrot in Ärmeln und Kappe des Herrn. Alles Übrige ist in warmen Mischtönen
gehalten. Der Herr, in bräunlichgoldgelbem Gewand, wendet sich zum Haushalter, in
grünlichbrauner Kleidung. Durch die Tür 1. vor graublauem Himmel derselbe im
Gespräch mit zwei Schuldnern des Herrn in mattgrünen und zinnoberroten Trachten.
Rötlichbraunes Fleisch mit grauen Schatten.
Gegenstück zu Nr. 170B .-. Erworben 1845 von Direktor Schorn in Berlin .-. Leinwand, h. 0,25, br. 0,79.
170 b Die Parabel vom Weinberge des Herrn. Von kühlem graublauem Himmel
und blaugrüner Ferne heben sich der ockergelbbraune Vordergrund ab, noch wärmer
der ockergelbe Hügel mit saftgrünen Weinstöcken und, in skizzenhafter Ausführung, die
Figuren in warmen rötlichen Mischtönen: der Herr, in karminvioletter Kappe, dunkel-
blauem Mantel, saftgrünem Gewand und hellkarminroten Beinkleidern, einen grauen Hund
neben sich, zu zwei Arbeitern sprechend, in deren Kleidung Hellrot neben gebroche-
182
nem Weiß über-
wiegt. Dieselben
rötlichen, blauen
und grauen Töne
in der Gruppe
der Arbeiter 1.
Gegenstück von Nr.
170A.-. Erworben 1845
von Direktor Sehern in
Berlin .*. Leinwand,
h. 0,25, hr. 0,79.
182 A Bergland-
schaft. Im Ge-
gensatz zu Nr.
182 B ist die Ge-
samtfärbung
warm in bräunlichem Saftgrün mit rotbraunen Tiefen, ockergelben Tönen im Vordergrund
und vom Lichte des Abendhimmels durchglüht. Im Vorder- und Mittelgrunde glitzern
rote, silbergraue und rötliche Flecken. Nach der Ferne zu mischen sich luftige graublaue
und silbergraue Töne in das Gelbrot des Abendlichts. In der Staffage [Pan mit Gefolge,
Satyrn und Nymphen] kehren die roten Töne des Abendhimmels wieder. Die Nymphen
1. mit kühlerem ockergelblichem Inkarnat in dunkelblauen und karminroten Gewändern. In
der Mitte sitzt Marsyas auf einem Felsen, hinter ihm in einer Höhle Midas, seinem Spiele
lauschend.
Gegenstück von Nr. 182 B .-. Erworben 1873 in Florenz .'. Leinwand, h. 1,05, br. 1,88.
Venetianische Schule um 1590
1665 Die Schachspieler. Der gedämpft goldige Ton der gelbbraunen Tapete erfüllt das
Bild und steigert sich nach vorn zu
bräunlichem Zinnoberrot imTeppich
mit goldockergelben, schwarzen und
weißen Mustern. Im Gegensatz zum
unruhigen Geflimmer derUmgebung
stehen die geschlossenen Flächen
der grauschwarzen Tracht. Das röt-
lichbraune, stark mit Grau durch-
setzte Inkarnat, r. von graublauemTa-
petenstreifen sich abhebend, wird
vom schimmernden Weiß der Kragen
erwärmt. Rotbrauner, weiß gefleck-
ter Hund.
Erworben 1909 aus englischem Privatbesitz .".
Eigentum des Kaiser -Friedrich -Museums -Vereins.
Leinwand, h. 0,83, hr. 1,04.
Venetiani-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
1665
183
Venetiani-
sche Sciiule
des XVI.
Jahrhun-
derts
309
Veronese S^i' -
a r i , gen. Veronese.
Geboren zu Verona
1528, gestorben zu
Venedig den 19. April
1588. Schüler des
Antonio Badile zu
Verona, daselbst unter
dem Einflüsse der
Werke des Paolo Mo-
rando, gen. Cavazzola,
dann in Venedig unter
demTizians und Tinto-
rettos weiter ausge-
bildet. Tätig zu Verona
und vornehmlich zu
Venedig [seit 1555],
in Mantua [um 1548],
im Trevisanischen [um
1 551 ' 1 553 und wieder
1566/67], in Vicenza
[1572] und in Padua.
303 Jupiter, Fortuna und Germania. Vor dunkelgrünblauem Himmel mit dem hell-
grauen Streifen des Tierkreises bräunlichgraue Wolken [durch rötliches, von links her
strahlendes Licht erwärmt] und goldigf- ockergelbbraune Körper, deren Leuchtkraft aber,
besonders in den Schatten, der luftige graue Grundton dämpft. Auf Grau sind auch
die schillernden Farben der Gewänder abgestimmt, von Hellkarminrot im Mantel Ju-
piters, dem Gelbgrün im Gewände der Fortuna links. Dunkelgrün im Unterkleide der
blondhaarigen Germania rechts zur Seite stehen, absteigend zu der letzteren karmin-
violettem, in den Lichtern silbergrau schillerndem Oberkleid und dem grauweißen Hemd
Fortunas. Diese beugt sich über goldgelbe Kronen und Geschmeide. Im bräunlichen
Halbdunkel spielen rotbraune Putten mit dem graubraunen Adler.
Gegenstück zu Nr. 304 .■. Dieses wie die nachfolgenden
zugehörigen Gemälde [Nr. 309, 304 und 311] sind vom
Meister unter Mithilfe von Schülern ausgeführt. In
Venedig selbst galten diese Malereien, ursprünglich
im Kaufhause der Deutschen [ Fondaco de' Tedeschi,
inderSaladei banchetti] für Paolos Werk. Von Ridolfi
[1648] ausführlich beschrieben .'. Erworben 1842 aus
der Sammlung des Grafen Lecchi in Brescia.
Leinwand, h. 1,45, br. 2,45.
309 IVIinerva und Mars. Die Farben
sind leuchtender. Vor tief grünblauem
Himmel die goldig-ockergelb schim-
mernden Schultern Minervas, von
weißem Hemd und blaugrauer Rüstung
umgeben. Ihr goldgelber Mantel hebt
sich von blaugrauen Wolken ab. Das
auf der linken Hüfte sichtbare hell-
karminrote Gewand wird durch den
rosafarbenen, graugrünlich schillernden
184
Mantel des Mars
zu kühlem Grau-
grün im hellblau
gefütterten Pan-
zer überführt.
Rötlichbrauner
Fleischton.
Das Bild soll nach Ri-
dolfi die Kriegstüchtig-
keit Deutschlands, das
hier als Minerva darge-
stellt ist , veranschau-
lichen .'. Gegenstück zu
Nr. 311 .'. S. die Bemer-
kung zu Nr. 303 .-. Er-
worben wie Nr. 303.
Leinwand, h. 1,44,
br. 1,46.
Venetiani-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
304
304 Saturn, der Gott der Zeit, hilft der Religion die Ketzerei überwinden. Vor
dunkelgrünblauem Himmel der hellgraue Streifen des Tierkreises und bräunlichgraue,
von 1. rötlich bestrahlte Wolken. Im unruhigen Halblicht leuchtet rötliches Fleisch der
Putten auf, während die ockergelbbraunen, grau beschatteten Körper der Hauptfiguren
im Gegensatz zu Weiß und Goldgelb [Tücher, Mantel] und Zinnoberrot [Kappe der vorn
lagernden Ketzerei] noch stumpfer erscheinen. Rückwärts kühlere Töne: Dunkelblau im
Mantel der Religion; neben dem olivgrünen Erdball nach Blau schillerndes Karminviolett
im Mantel, der die goldig aufleuchtende Schulter Saturns umgibt.
Gegenstück von Nr. 303 .■. S. die Bemerkung daselbst .'. Erworben wie Nr. 303 .'. Leinwand, h. 1,44, br. 2,42.
311 Apollo und Juno. Vor dunkelgrün-
blauem Himmel sind die Lokalfarben auf
kühles Grau der Wolken und des Tier-
kreises abgestimmt. Gelb schillern die Ge-
wänder im Licht. Ockergelblich, an Hän-
den und Füßen rötlich gefärbt, das gelb-
braune Haar von rosafarbenem Nimbus
umstrahlt, leuchtet der Körper Apollons,
von kühlem Graublau im Mantel [grau-
blau auch die goldgelb gezierte Leier]
umgeben, dessen karminviolette Schatten
zu dem bräunlichrosaroten Gewand und
dem warm rotbräunlichen Inkarnat Junos,
vor grünblauem Himmel, führen.
Bezieht sich wahrscheinlich auf die Blüte der Kunst, nament-
lich der Musik in Deutschland [nach Ridolfi auf den Reichtum
der deutschen Metallbergwerke] .'.Gegenstück von Nr. 309 .".
S. die Bemerkung zu Nr. 303 .*. Erworben wie Nr. 303.
Leinwand, h. 1,47, br. 1,36.
185
Venetiani-
sche Sdiule
des XVI.
Jahrhun-
derts
327
330
326
329
326—330 Dekoration einer Decke aus dem Palazzo Pisani zu Venedig [im Kaiser-
Friedrich -Museum in die Decke von Kabinett 42 eingefügt]. Mittelbild: Jupiter, Juno,
Neptun und Cybele. In dem hellen, mattgoldgelben Lichte der Glorie entschwindet eine
Gestalt in lichtblauem Gewand, von Genien aufwärts getragen, deren Körper nur noch
als matte rosiggraue Flecke wirken. Um den Rand des Feldes, auf bräunlichgrauen, vom
herabstrahlenden gelb-
Wolken gelagert, zwi-
blaue Himmel erscheint,
nach, in stark farbigeGe-
über dem luftigeren In-
Ferne wie stark dieTiefe
wirken: Ju-
braunem
weißem, in
graublauem
dem ein
bigem Edel-
ter Gürtel
rote Tam-
Knie stützend, zu ihren
grünen Pfau mit rot
dern und einen bogen-
hellblauen und gelben
hellkarminrotem Man-
Haupt- und Barthaar,
liehen Licht gefärbten
sehen denen der licht-
blicken ihr die Gottheiten
wänder gehüllt, die gegen-
karnat und der lichten
zurückdrängendeKulissen
no,ingoldgelb-
Mantel und
den Schatten
Hemd, über
blauer, mit far-
gesteinbesetz-
liegt, das hell-
burin aufs
Seiten den dunkelblau-
schimmernden Flügelrän-
spannenden Putto mit
Flügelfedern; Jupiter in
tel, mit dunkelbraunem
auf schwärzlichbraunem
Adler sitzend; Cybele in rosafarbenem, in den Schatten graublauem Gewand, über
das auf der Brust, von goldenem, edelsteingeziertem Gürtel gehalten, ein hellblaues
Tuch herabfällt, und dunkelgrünem, in den Lichtern gelbgrün schillerndem Mantel,
mit goldgelbem Szepter, zu den Seiten die dunkelgelbbraunen Löwen; Neptun m
186
dunkelblauem Mantel, mit weißem Haar. Ockergelbbraunes Inkarnat mit rötlichen
Tönen und grauen Schatten.
Die Malereien, die sich ursprünglich als Deckengemälde im Palazzo Pisani zu Venedig befanden, sind vom Meister selbst
entworfen und von ihm unter Mitwirkung von Gehilfen ausgeführt .". Erworben 1842 aus der Sammlung des Grafen
Lecchi in Brescia .". Leinwand, h. 2,20, br. 2,27.
Venetiani-
sche Sdiule
des XVI.
Jahrhun-
derts
327—330 Seitenfelder: Genien. Vor g-rünlichblauer Luft mit bräunlichgrauen Wolken.
Rötlichbraune Körper, graublau und graubraun beschattet. In den braunen Flügeln
wechseln hellrote, grünliche und blaue Töne.
Erworben wie Nr. 326 .•. Leinwand, h. je 0,54, br. je 1,23.
\U\r\r\^c^rx\f^'j'/ c\r\(-\ Francesco Montemezzano. Geburtsdatum unbekannt, gestorben nach Ridolfi
1V1UULCI11C/,AC11HJ i^ jung-en Jahren um 1600. Tätig in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts
zu Venedig und Verona. Schüler des Paolo Veronese.
1666 Beweinung-Christi und Stifterfamilie. Kühles gedämpftes Licht spielt glitzernd
auf den Gestalten der r. Bildhälfte, auf dem ockergelblichgrauen, von weißem Tuch
umhüllten Leichnam, der sich von hellkarminrotem Gewände, nach rückwärts von
kühleren Farben, dunkel-
blauem Mantel Marias [de-
ren Haupt ein rotbraunes
Kopftuch bedeckt], gelb-
grünem Gewände und blau-
grauem, rosa schillerndem
Unterkleide des Engels
abhebt. Die grünlich-
grauen Wolken, r. durch
das rötliche Inkarnat der
Putten in das herrschende
Hellkarminrot überführt,
erhellt oben mattgelber
Lichtschein. In zerstreutem lE^^^Ä^^^ ''ÜS?^ '^^^^^^^'- ■ ■ ' ■ ^^S^l-^^iL 'i
Licht, vor grauer Architek-
tur, sind die Bildnisse der
Stifterfamilie fast schatten-
los modelliert. Das Inkarnat wird durch den Gegensatz zu Weiß und bei den Männern
durch rötliche Töne erwärmt, zugleich aber durch Schwarz [Haar, Tracht] stark auf-
gelichtet. Im grün gemusterten Gewände der Stifterin, mit ockergelblichem Haar,
kehrt das helle lasierte Karminrot der r. Seite wieder. Um den Schwerpunkt des
Bildes nach der Mitte zu verlegen, bricht vor grünblauem Himmel unter dem dunkel-
blauen Obergewande des Engels mit rotbrauner Lanze gelb schillerndes Zinnoberrot
im Unterkleide als stärkste Note hervor.
Erworben 1907 aus dem englischen Kunsthandel .*. Leinwand, h. 1,10, br. 1,50.
1666
187
Sdtule von
Bergamo im
XVI. Jahr-
hundert
320
SCHULE VON BERGAMO
T ^4-4-/-x Lorenzo Lotto. Geboren um 1480 zu
■^^'-^^ Venedigf, gestorben zu Loreto zwischen
dem 18. September 1556 und dem I.Juli 1557.
Mit Palma Vecchio Schüler Gio. Bellinis. Tätig
vornehmlich zu Bergamo und Venedig [1515
bis 1524 und nach 1526]; zeitweilig in Rom
[zwischen 1506 und 1512], Treviso [1503 bis
1506, 1532 und 1545] und in den Marken
[zwischen 1506 und 1512 und von 1550 ab].
325 Christi Abschied von seiner
Mutter. Bunte klare Lokalfarben in
den Gewändern der Figuren, zartes
bräunliches Inkarnat mit durchsichtigen
grauen Schatten, vor hellockergelbem
Boden. Von Blauviolett im Kleide der
Stifterin rechts vorn [durchbrochen von
Weiß und belebt durch wenig Rot]
wächst die Leuchtkraft der Farben schräg
nachderTiefe: inderMitte [durch kaltes,
in den Schatten bläuliches Weiß in
ihrer Intensität gesteigert] zu starkem
Ultramarinblau [Mantel Christi und
Marias, dunkler im Mantel der zuschauenden Alten r.], das durch Goldgelb [in den Ge-
wändern der Maria stützenden hl. Frau und des Johannes], und namentlich zu Karminrot
[Gewänder Christi und Marias], das durch Grün [Mantel des Johannes] gestärkt wird,
und erwärmt sich links zu Goldgelb [Mantel Petri], dem Violett [Gewand], und zu
leuchtendem Rot [Gewand des Judas], dem Dunkelgrün [im Mantel] entgegensteht. Unter
der dunkelgrauen Halle mit gelbbraunen Bogen-
■^J^fc^^^^ ~ Stellungen, die sich auf hellbräunlichen Kloster-
l^^^^^^K^ hof mit gelbgrünen Laubgängen und hellblauem
^^^^^^^^^^^ Himmel öffnet. Im Vordergrunde ein bräunlich-
^^^^^^^^^^^^^k J saftgrüner Kirschenzweig mit hellroten Früchten,
■Ip^^-^JIk. **^^ f eine gelbrote Orange und ein weißer Brief.
Bez. auf dem zusammengefalteten Brief vorn: a" laurenttjo Lotto
pictor 1521 .*. Die Stifterin Elisabetta Rota ist die Gemahlin Dome-
nico Tassis von Bergamo, für den das Bild gemalt viar . . Eine alte
Kopie 1875 beim Kunsthändler Baslini in Mailand .*. Sammlung Tosi
[nach Crowe und Cavalcaselle ) .'. Sammlung Solly, 1821.
Leinwand, h. 1,26, hr. 0,99.
320 Bildnis eines jungen Mannes. Vor hell-
karminrotem Vorhang das ockergelblichgraue
Antlitz mit den dunkelbraunen Augen. Schwarz
in Haupt- und Barthaar, Grauschwarz in Barett
und Wams steigern noch die Blässe des Inkar-
nats, das wiederum durch schimmerndes Weiß
r
188
im Hemd höher gestimmt wird. Rechts über
graubrauner, mit grünem Efeu bewachsener
Brüstung Ausblick auf hellblaues Meer.
Bez. rechts auf der Steinbrüstung: L Lotus pict .*. Sammlung Giu-
stinianl, 1815.
Leinwand, h. 0,47, br. 0,375.
153 Bildnis eines Architekten. Aus bräun-
lichgrauem Barett und Mantel, vor grauem Ge-
wand leuchtet das goldig-ockergelbbraune In-
karnat, das in dem von bräunlichschwarzem
Bart umgebenen Antlitz stark durch rote Töne
erwärmt wird. Vor graubräunlichem Grund.
Gedämpft weiße Papierrolle und grauer Zirkel.
Bez. auf der Papierrolle : L . Lotto me fec . .'. Angeblich Porträt
des Bildhauers Jacopo Sansovino [ 1486 — 1570], wofür es schon in
der Sammlung Giustiniani galt. Allein die beglaubigten Porträts
Sansovinos, ein Gemälde Tintorettos und eine Büste Alessandro
Vittorias zeigen andere Züge .*. Aus der mittleren Zeit des Meisters
[um 1525] .". Sammlung Giustiniani, 1815.
Leinwand, h. 1,05, br. 0,82.
Sdiule von
Bergamo im
XVI. Jahr-
hundert
153
182 Bildnis eines jungen Mannes. Vor blaugrünem Vorhang, von dem sich warm das
rötlichockergelbe Antlitz, von dunkelbraunem Haupt- und Barthaar umrahmt, abhebt.
In grauschwarzer Tracht mit goldgelben Nesteln auf der Schulter und weißem Kragen.
Sammlung Giustiniani, 1815 .-. Leinwand, h. 0,47, br. 0,38.
323 Zwei Altarteile. In gemalter graubrauner Bogenumrahmung. Der hl. Sebastian.
Der kühle, ockergelbliche, an Händen, Füßen und Gelenken gerötete und mit grauen
Halbschatten modellierte Körper mit ockergel-
bem Haar, von dessen Hüften ein mattrosa-
farbenes, hellblau gestreiftes Tuch herabfällt,
steht, an graubraunen Stamm gefesselt, vor
dunkelultramarinblauem Himmel mit bläulich-
weißen Wolken, grünlichblauem See und auf
Stumpfgelbgrünem Rasen. — Der hl. Christoph.
Gegenüber dem kühlen Ton und den im zer-
streuten Lichte gedämpften Farben des Gegen-
stücks ist das Kolorit leuchtend und tief, vor
tief ultramarinblauem Himmel, bläulichen Wolken
und grünlichblauem Meer. Die dunkelrotbraune
Gestalt mit schwärzlichem Haar, in zinnober-
rotem Mantel, von dem sich der lichte, in grauen
und ockergelblichweißen Tönen gehaltene Kör-
per des Kindes abhebt, und blaugrünem, in
189
Sdiule von
Bergamo im
XVI. Jahr-
hundert
323
323
den Lichtern gelbgrünem Schurz,
auf die dunkelgraubraune Keule
gestützt. Graubraunes, mit stump-
fem Grün bewachsenes Ufer.
Bez. auf dem Bilde des Sebastian links unten
am Stamme : L Loto .'. Auf dem Bilde des
Christoph am untern Ende der Keule: L. Loto
1531 ■ .". Zeichnung zur Figur des Sebastian
im Berliner Kupferstichkabinett .*. Wahrschein-
lich stammen die Bilder aus der Kirche S. Se-
bastiane di Castelplanco bei Jesi, wo der Altar
sich bis zum Ende des 18. Jahrhunderts be-
fand .■. Sammlung Solly, 1821.
Leinwand, jedes Bild h. 1,39, br. 0,55.
Mo
193
Giovanni Battista Moroni
'^^ü^ oder Morone. Geboren in
dem Dorfe Bondo bei Albino [Provinz
Bergamo] um 1525, gestorben zu Ber-
gamo den 5. Februar 1578. Schüler
Morettos. Tätig in Bergamo und Um-
gebung.
193 Bildnis eines Mannes. Aus
grünlichgrauem Grund leuchtet
in goldig- ockergelbem Ton das
Antlitz hervor, das weich in das
mit grauen Tönen untermischte
bräunlichschwarze Haar über-
geht. Über dem graugrünen
Gewand liegt der graue, mit rot-
braunem Pelz besetzte Mantel.
Am Hals ist der weiße Kragen sichtbar.
Erworben 1842 in Rom vom Maler Ximenez.
Leinwand, h. 0,65, br. 0,48.
193a Bildnis eines Gelehrten. Vor grauem, um
den Kopf mit Weiß aufgelichtetem Grund ist
das Antlitz ebenso wie die Hände mit rötlichen
Tönen modelliert. Rötlichbraunes Haupt- und
Barthaar. In schwarzem Gewand, aus dem weiße
Krausen an Hals und Armein hervorkommen. Er
hält in der Rechten eine grüne Pflanze und stützt
den linken Arm auf ein in ockergelbliches Per-
gament gebundenes Buch, das auf blaugrüner
Tischdecke liegt.
Erworben 1873 in Florenz .-. Leinwand, h. 0,97, br. 0,80.
167 Bildnis eines jungen Mannes. Das blonde,
ockergelblichbraune Inkarnat ist mit Grau und
190
Lichtrot durchsetzt, von dunkelbraunem
Haar und blondem Bart umgeben. In
grauschwarzem Gewand, vor hellgrauem
Grund. Reines Weiß im Brief, Kragen
und Manschetten, Saftgrün der Tisch-
decke dienen der Erwärmung des
Fleischtons.
Auf einem Briefe, der auf dem Tische lie^t, das Datum:
Settembre XX. MDLIII .-. Sammlung Solly, 1821.
Leinwand, h. 1,00, br. 0,80.
SCHULE VON BRESCIA
Ferramola Fe°rr
lano
amolt
[oder Fioravante]
. Geboren vor 1480,
gestorben zu Brescia den 3. Juli 1528. Vermutlich
ijchüler Vincenzo Foppas. Tätig- zu Brescia.
Schule von
Bergamo im
XVI. Jahr-
hundert
193 A
155a Thronende MariamitdemKind,
ein hl. Karmeliter [Angelas?] und
die hl. Katharina. In bräunlichem
Gesamtton vor weißlichem, rötlich und braun bewölktem Himmel. Die kräftigsten Farben
sind in der Mitte vereinigt: Hellkarminrot im Gewände, Gelbgrün im Umschlage des dun-
kelblauen Mantels der Madonna und im Thronvorhang. Blau klingt, grünlich getönt,
in der landschaftlichen Ferne nach. An
den Seiten gehen die Lokalfarben immer
mehr in den bräunlichen Grundton des
Bildes über: der Heilige in rotbrauner
Kutte über bräunlichweißem Mantel,
Katharina, mit rotbraunem Haar, in
stumpf karminrotem, in den Schatten
graugrünem, von karminrotem Gürtel
zusammengehaltenem Gewand und
bräunlichgoldgelbem, im Umschlag dun-
kelblauem Mantel, das karminrote
Schwert in der Rechten. Rotbräunliches
Inkarnat. Die Nimben und der Schwert-
griff sind plastisch aufgesetzt und ver-
goldet.
Bez. in der Mitte auf der Thronstufe : OPVS FLORIAI
FERAMOL^ • CI • BX ■ M ■ D • XIII • .-. Das Bild trägt
das früheste Datum unter den wenigen vorhandenen Wer-
ken des Meisters .'. Vermutlich Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 1,76, br. 1,58.
Schule von
Brescia im
XVI. Jahr-
hundert
167
191
Sdiule von
Brescia im
XVI. Jahr-
hundert
155 A
oldo
av
Giovanni Girolamo Savoldo.
Zeichnet sich öfters Joannesjero-
nimus de Brescia. Geboren zu Brescia; Ge-
burts- und Todesjahr unbel^annt. Unter dem
Einflüsse Gio. Bellinis und Tizians ausgebildet.
1508 als Meister in die Gilde zu Florenz auf-
genommen, 1526 urkundlich in Venedig, 1548
daselbst noch am Leben; angeblich dort in
hohem Alter gestorben. Tätig zu Brescia und
vornehmlich zu Venedig, kurze Zeit in Florenz
und Treviso [15211.
307a Trauer um den Leichnam Christi.
In scharfen Umrissen hebt sich der dun-
kelbraune Felsen mit dem Kreuzes-
stamm von leuchtend gelbem, von rotem
Gewölk durchzogenem Abendhimmel
und blaugriiner Landschaft mit grau-
braunen Felsen ab. Auf der Haupt-
gruppe sammelt sich kühles, silbriges
Licht, besonders auf dem bräunlich-
grauen Leichnam, dessen Hüften ein
Tuch in kaltem Grauweiß umgibt. Er
hebt sich von dem karminroten Gewand und dem dunkelblauen Mantel Marias ab, deren
Haupt ein bräunliches Tuch umhüllt. Am stärksten spricht neben Karminrot leuchtendes
Gelbgrün im Gewände Johannis, während die gelben Lichter des gedämpft braunroten
Kleides der Magdalena eine Ergänzung zum Blau bilden. Die Gestalten Josephs von
Arimathia, in grauem Gewand mit karminroten Ärmeln, und des Nikodemus tauchen in
den graubraunen Schatten des Felsens unter. Warmer bräunlicher Fleischton.
Noch in einem Führer von Brescia [Le
Pitture e Sculture di Brescia, pubblicate
di L. Chizzola ] von 1760 als das Gemälde
des Hauptaltars in S. Croce angeführt,
später verschollen. Die von Ridolfi [1646]
erwähnte Darstellung des gleichen Gegen-
standes in der Casa Antelmi zu Brescia
[„in Casa Antelmi vi e un deposto di Cro-
ce*'] scheint ein anderes Bild zu sein .'.
Erworben 1875 in Brescia.
Leinwand h. 1,86, br. 2,26.
307 Die Venetianerin. Im
Schatten dunkelgraubrauner
Mauern, über die hellblauer
Himmel mit weißg-rauen Wol-
ken blickt. Graue Halbschat-
ten dämpfen das Gelb der in
den Tiefen braun schillernden
Mantille, aus der das Antlitz,
durchsichtig grau beschattet,
in warmem goldigem Ton her-
192
vorkommt. Unten ist ein Stück des schwärz- J"^
lieh karminroten Gewandes sichtbar.
Bez. links an der Mauer: joanes jeronius sauoldus de brisia
faciebat. .•. Eine nicht bezeichnete Originalwiederholung mit
Veränderungen [hl. Magdalena] kam aus der Sammlung Fe-
naroli zu Brescia in die National Gallery zu London .*. Eine alte
Kopie des Berliner Bildes in Warwick Castle, unter dem Namen
Lodovico Carracci, der recht wohl der Kopist sein kann .'.
Schon Ridolfi [1646] gedenkt des Bildes als eines berühmten
Gemäldes, von dem es viele Kopien gäbe, und beschreibt als
das Original das Bild in der Casa Fenaroli [ damals in der Casa
Averoldi ]. Doch ist auch das Berliner Bild ein unzweifelhaftes
Original .". Sammlung Solly, 1821.
Leinwand, h. 0,92, br. 0,73.
Mii Alessandro Bonvicino, gen. Moretto
Ul CLLU (Ja Brescia. Geboren zu Brescia um 1498,
gestorben daselbst vor dem 22.Dezemberl554. Schüler
und Gehilfe des Fioravante Ferramola zu Brescia,
dann nach Romanino, Tizian und Raffael [vornehm-
lich nach seinen Stichen] fortgebildet. Zumeist in
Brescia tätig, zeitweilig in Bergamo [urkundlich 1529],
Mailand und Verona [1540—1541].
197 Maria und Elisabeth in der Glorie.
Die kühle silbrige Färbung, von schimmerndem Weiß [Trachten der Stifter,
blatt, Wolken] in Grau [Architektur],
schließlich in der Landschaft und im
weiß bewölkten Himmel in graugrün-
liche und grünlichblaue Töne über-
gehend, wird belebt durch Lichtrot
[Pilaster, Fliesenboden] und den war-
men, mit Grau durchsetzten rötlichen
Fleischton. Auch die bunteren Farben
im oberen Teil sind auf kühles Grau
gestimmt: mattes Hellkarminrot im
Gewand, grünliches Blau im Mantel
Marias; Dunkelgrün im Gewände mit
dunkelkarminroten Armein und Gold-
gelb im Mantel Elisabeths, vor matt
gelbroter Glorie. Der kleine Johan-
nes in silbergrauem Fell.
Bez. auf dem Mittelstreifen des Fußbodens; ALES '
MORETTVS PRIX • F ■ MDXLI • .-. Auf dem Spruch-
band des Engels: TVO SYDERE AFFLARl REVI-
VISCERE EST [etwa: der Strahl deines Gestirnes
gibt neues Leben] .'. Die knienden Stifter sind Bar-
tolommeo Averoldo, Abt des Klosters der Umiliati
zu Verona, und sein Neffe Aurelio Averoldo -■- Von
Averoldo 1541 für die Kirche S. Maria della Ghiara
in Verona bestellt .•- Erworben 1841 aus der Samm-
lung des Grafen Lecchi in Brescia, in der sich das Bild
seit 1812 befand .-. Leinwand, h. 2,65, br. 1,86.
Sdiule von
Brescia im
XVI. Jahr-
hundert
307
Schrift-
193
Schule von
Brescia im
XVI. Jahr-
hundert
157
Romanino fCs
amo Romanino. Zeichnet sich
ers Hieronymus Rumanus de
Brixia. Geboren zu Brescia um 1485, gestorben ebenda
1566. Angeblich Schüler des Stefano Rizzi oder Flori-
ano Ferramola zu Brescia; später von den Venezianern
der Hochrenaissance beeinflußt. Tätig vornehmlich in
Brescia und Umgegend [Valle Camonica], zeitweilig in
Padua [1513], Cremona [nach 1517, vielleicht auch schon
vorher] und Trient [um 1540].
157 Maria mit dem Kind und Heilige.
Die Stimmung in warmem Braun, das weich
die ganze Tafel durchklingt, in goldigem Rot-
braun [Inkarnat] und bräunlichem Rot [gold-
gelbgemusterter Mantel des hl. Ludwig von
Toulouse 1., Gewand Marias unter dunkelblauem
Mantel, Mantel des Engels, abgestumpft zu
Gelbbraun in Mantelumschlag und Stiefeln
des hl. Rochus r.] läßt der Kontrast zu tief
grünen Tönen [smaragdgrüner Vorhang, saft-
grüne Hecke, blaugrüne Tracht des hl. Rochus],
zu bräunlichem Grau [Kutte des hl. Ludwig,
Kappe und Mantel des hl. Rochus, gelbbraun
gefleckter Hund] und zu reinem Weiß noch tiefer und leuchtender erscheinen. Der hl.
Ludwig setzt den Krummstab in die Königskrone [Verzicht auf den Thron von Neapel].
Aus der früheren Zeit des Meisters .". Ehe-
mals auf einem Altar in S. Francesco zu
Brescia .*. Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 1,69, br. 1,20.
151 Beweinung Christi. Auf
bräunlichweißem Bahrtuch ruht
der blasse, ockergelbbraune
Körper Christi, mit rotbraunem
Haar, von dunklem Blau [Man-
tel Marias, Gewand Johannis]
sich abhebend. Seitlich bricht
bräunlich gedämpftes Rot her-
vor, begleitet von Dunkel-
saftgrün [roter Mantel Jo-
hannis, daneben Maria Salome
in dunkelsaftgrünem Gewand
und rotem Mantel; 1. Magda-
lena, mit dunkelbraunem Haar,
in dunkelolivgrünem Gewand
mit roten Ärmeln]. Dahinter
leuchten durch den warm brau-
194
nen Gesamtton in ihrer Glut ge-
dämpft, vor dunkelbraunem Fel-
sen und dunkelblauem Himmel,
Goldg-elbbraun im Mantel der
Maria Kleophas, Goldgelb im
Mantel mit hellblauem Kragen,
bräunliches Rot im Gewände
Josephs von Arimathia. Neben
ihm der Stifter in schwarzer
Tracht. Reines Weiß erhöht die
Wärme des Kolorits, besonders
des Inkarnats.
Aus der mittleren Zeit des Meisters .*. Ehe-
mals in S. Faustino Maggiore zu Brescia .".
Erworben 1841 aus dem Besitze des Grafen
Bragnoli in Brescia.
Pappelholz, h. 1,85, br. 1,82.
157 a Enthauptung Johannis
des Täufers. Rot, durch den
bräunlichen Grundton gedämpft, beherrscht die 1. Seite vor fahlem grünlichblauem Himmel
und bräunlichsaftgrünem Laubwerk. Karminrotes Gewand Salomes mit goldgelben
Ärmeln, rotbrauner Erdboden, karminrotes Blut, das am Block herabträuft. Nach r. fällt
die Stimmung allmählich zu kühlem Grau, das im weißen Hemd Salomes ansetzt, in der
Schüssel, dem Hemd des Henkers unter dunkelblauer Jacke weiterklingt, noch begleitet
von Rot [zinnoberrote Kappe der Gewappneten, rotbraunes Inkarnat des Henkers], um
in der Gestalt des Stifters [blaugraues Gewand mit goldgelben Borten und rosa Armein,
dunkelblauer Mantel] vor rotbräunlichem Gemäuer im kühlsten Ton zu enden.
Auf dem Stein die Buclistaben : V C Q D V M B -•. Die Komposition
geht auf den Holzschnitt Dürers von 1510 [ B. 125] zurück .'. König-
liche Schlösser .". 1906 von S. M. dem Kaiser überwiesen.
Leinwand, h. 1.66, br. 1,78.
155 Romanino? Judith. Von schwärzlichbrauner
Mauer, in deren Schatten der rotbraune Kopf
der Magd sichtbar ist, löst sich weich, mit blau-
grauen Schatten, das braunrötliche Inkarnat, das
nach der Brust zu silbriger wird und durch um-
gebende kühle Töne, vor allem Weiß [Feder,
Hemd] und Smaragdgrün [Gewand mit karmin-
rotem Ärmelfutter] noch besonders zur Wirkung
kommt.
Möglicherweise identisdi mit dem von Gio. Battista Carboni erwähn-
ten Bilde Romaninos in S. Giovanni zu Brescia [Pitture e Sculture di
Brescia, 1760, pubblicate di L. Chizzola, p. 47] .'. Ein ähnliches Bild,
im Privatbesitze zu Mailand, ist mit dem Namen des Francesco Prato
da Caravaggio [Schüler Romaninos] bezeichnet .'. Sammlung SoUy,
1821 .-. Pippelholz, h. 0,84, br. 0,70.
Sdiule von
Brescia im
XVI. Jahr-
hundert
157A
195
Schule von
Brescia im
XVI. Jahr-
hundert
S3
176
Schale von
Vicenza im
XVI. Jahr-
hundert
S3 Romanino? Bildnis [angeblich eines
Bischofs von Brescia]. Vor schwärzlich-
braunem Grund in gedämpften roten und braunen
Tönen, aus denen silbrig- braun, von rotbraunem
Bart umgeben, das Antlitz hervorkommt. In
grauschwarzem Barett und schwärzlichkarmin-
rotem, zinnoberrot gefüttertem Rock mit gelb-
braunen Ärmeln. Saftgrüne Tischdecke.
Auf dem weißen Blatt die Altersangabe des Dargestellten: AN •
ETA ■ SVEXLIII .-. Stammt aus Brescia .-. Erworben 1900 vom Conte
Bardi in Venedig /. Aus dem Eigentum des Kaiser -Friedrich-
Museums -Vereins [vgl. Katalog 1904, Nr. 1625] übergegangen in
die Sammlung James Simon .". Leinwand, h. 0,91, br. 0,76.
Schule von Brescia
um 1530—1540
176 Allegorische Darstellung von Krieg
und Frieden. Die warme, auf Rot gestimmte
Gesamtfärbung steigt von rotbräunlichen Tönen in der Landschaft [noch wärmer im Inkar-
nat] zu Hellrot im Horizont, Hellkarminrot im Mantel der Allegorie des Friedens, bräun-
lichem Karminrot im Panzer, Zinnoberrot in den Stiefeln des Kriegsgottes und der lodern-
den Flamme und Goldgelb in seinem Mantel und im Schild mit dunkelblauen Balken an,
begleitet von Grün [saftgrüne Bäume, grünes Gewand der Friedensgöttin, gelbgrüne
Panzerzier des Gottes]. Reines Weiß, Grau [z. B. der Altar] und Hellblau [gebirgige
Ferne] erhöhen noch die Glut des Kolorits.
Kolorit und Typen sowie die Landschaft erinnern zum Teil
an Cariani, zum Teil an Romanino. Das Wappen ist das
der Contarini [Venedig] .•- Erworben 1841 42 in Italien.
Leinwand, h. 1,08, br. 0.94.
SCHULE VON VICENZA
TH"/-v/-r/^lir->/--i Marcello Fogolino. Geboren zu
r OgOlinO S. Vito [Frlaulj; unter dem Einflüsse
des Giovanni Speranza zu Vicenza, dann unter dem
Pordenones ausgebildet. Tätig seit 1520 vornehm-
lich zu Vicenza, zeitweilig in Pordenone [daselbst
urkundlich 1523 und 1533] und inTrient [seit 1526
und noch 1548].
47 Maria mit dem Kind und Heilige.
Die kühle, nach Grau neigende Grund-
färbung, durch Grau in den Kutten der
hll. Bonaventura und Franziskus [1.], der
hll. Antonius von Padua, Bernhardin von
Siena und Ludwig von Toulouse [r.]
noch gestärkt und in kräftiges Hellblau
im Mantel Marias, der über den goldgel-
ben Thronteppich herabfällt, ausklingend,
196
wird durch den rötlichbrau-
nen Fleischton, durch Rot
und Gelb belebt, die in der
Mitte [hellkarmin Gewand
Marias] und an den Seiten
[zinnoberrotes Ornat Bo-
naventuras, hellkarmin Ge-
wand Johannis d. Ev. unter
gelbgrünem Mantel, rosa-
farbene Innenseite des
dunkelblauen Ornats des
hl. Ludwig] verteilt sind.
Zu den Seiten der grauen
Thronarchitektur sonnige,
saftgrüne Landschaft unter
hellblauem Himmel.
Bez. in der Mitte, auf der untersten
Stufe des Thrones: MARCELLVS •
FOGOLINVS • P ■ .-. Befand sich noch
1779 auf dem Hauptaltar von S.Fran-
cesco zuVicenza .'. Sammlung Solly,
1821 .-. Leinwand, h. 2,55, br. 2,56.
SCHULE VON VERONA
L'l • Girolamo dai Libri. Geboren zu Verona 1474, gestorben daselbst den 2. Juli 1556. Sohn und
IDll Schüler des Francesco di Stefano [als Illuminator
von Büchern dai libri genannt]. Zuerst gleichfalls Mini-
ator; unter dem Einflüsse des Liberale da Verona, dann
in gemeinsamer Arbeit mit Francesco Morone unter
dessen Einfluß weiter ausgebildet. Tätig zu Verona.
30 Maria mit dem Kind und Heilige. In
dem kühlen, auf Graublau gestimmten Kolo-
rit [saftgrüne Landschaft, die über Blaugrün
in Graublau übergeht; weißgrauer Mantel des
hl. Bartholomaeus 1. über graublauem Ge-
wand, grauvioletter Mantel des hl. Zeno,
Bischofs von Verona, r.], wird Maria hervor-
gehoben durch leuchtendes Rot im Gewand
unter grünlichblauem Mantel, vor rotbraunem
Tabernakel. Das warme Inkarnat umrahmt
ein violettes Kopftuch. Auch an den Seiten
khngt Rot wieder [Buch des Bartholomaeus,
Untergewand Zenos], in der Gruppe der
Engel Karminviolett, Gelbgrün und Rot.
Aus der späteren Zeit, da der Meister unter dem Einflüsse Fran-
cesco Morones stand .*. Für die Kapelle der Buonalivi inS. Maria
in Orsfano zu Verona gemalt -■. Sammlung Soily, 1821.
Lemwand, h. 2,09, br. 1,43.
Schule von
Vicenza im
XVI. Jahr-
hundert
47
30
Schule von
Verona im
XVI. Jahr-
hundert
197
Sdiule von
Verona im
XVI. Jahr-
hundert
284
Schule von
Parma im
XVf. Jahr-
hundert
• ]£• _ Niccolö Giolfino. Geboren 1476, ge-
l^lllllyJ stürben zwischen dem S.März und dem
11. Juni 1555. Tätig zu Verona.
1176 Maria in der Glorie und Heilige.
Der Kontrast von stumpfem, auf den grau-
bräunlichen Gesamtton gestimmtem Kar-
minrot im Gewand und Grün im Umschlag
des dunkelblauen Mantels der Maria, vor
hellblauem Himmel und goldgelber Glorie,
kehrt in diagonaler Anordnung in den vier
äußeren Gestalten wieder: Grün im Gewän-
de des Glaubens [1.] und leuchtender in dem
Johannis d. Ev., unter dunkelkarminrotem
Mantel, Rot im Gewände der Liebe [r.],
stumpfer in dem des Jakobus [1.] unter
bräunlichgoldgelbem Mantel, vor grüner
Landschaft. Goldgelb im Gewände derHoff-
nungbetontdieMitte. Der Stifter in Schwarz.
Sammlung SoUy, 1821 .'. Leinwand, h. 2,25, br. 1,39.
284 Lucretia. In ockergelbem Ton, mit durch-
scheinender brauner Untermalung, kommt
der Körper fast goldig vom gelbgrünen
Mantel und schwarzen Grund los. Dunkel-
rotbraunes Haar. Ockergelblicher Boden.
Dieselbe Darstellung kommt in mehreren, wenig von einander abweichenden Wiederholungen vor .". Sammlung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,77, br. 0,98.
SCHULE VON PARMA
CnrrPaaio Antonio Allegri, gen.
^-''-" ' ^ÖO Correggio. Geboren zu
Correggio um 1494, gestorben daselbst
den 5. März 1534. Schüler des Antonio
Bartolotti zu Correggio, dann wahrschein-
lich des Francesco Bianchi Ferrari zu Mo-
dena, [ausgebildet namentlich durch das
Studium des Andrea Mantegna und der
Ferraresen [besonders des Lorenzo Costa].
Tätig in Correggio und Parma [seit 1518].
218 Leda mit dem Schwan. Die
Zartheit der ockergelblichen Kör-
per, die im zerstreuten Licht mit
silbergrauen Tönen modelliert und
an den Extremitäten rötlich gefärbt
sind, wird noch gesteigert durch
den Kontrast kühlererTöne: Weiß
[Schwan, Tücher] und Grauviolett
198
im Mantel. Auch das bläu-
liche Wasser, der ocker-
gelbbraune Ton des Erd-
bodens und der Baum-
stämme ist von kühlem
Grau durchsetzt. Die ein-
zigen kräftigeren, doch auf
den luftigen Gesamtton ge-
stimmten Farben, Ziegel-
rot und Hellblau in den Ge-
wändern der Dienerinnen,
sind in den Hintergrund
verlegt, um den Blick nach-
drücklich in die Tiefe zu
leiten. Zwischen dunkel-
grünem, gelbbraunem und
gelbgrünem Laubwerk
schimmert grünlichblaue Ferne und hellblauer Himmel mit lichten Wolken.
Aus der letzten Zeit des Meisters [um 1530]. Das Bild wurde 1603 in Spanien für Rudolf II. erworben [Prager Inventar
V. 1621 ] und nach der Eroberung Prags durch die Schweden im Jahre 1648 nach Stockholm gebracht. Darauf in der Samm-
lung der Königin Christine von Schweden in Rom und einige Zeit beim Kardinal Azzolini. seinem Neffen und zwei Prinzen
Odescalchi. Seit 1722 im Besitz des Regenten Philipp von Or-
leans, dessen frömmelnder Sohn Ludwig das Bild zerschnitt und
den Kopf der Leda vernichtete. Der Hofmaler Charles Coypel,
Direktor der Sammlung des Herzogs, flickte das Bild wieder zu-
sammen und ersetzte den Kopf der Leda. Aus dem Nachlaß Coy-
pels kam das Bild 1752 an den Sammler Pasquier [für 16050
Livres] und 1755 nach dessen Tode in den Besitz Friedrichs d. Gr.
[ für 21 060 Livres ]. Seit 1830 im Museum, wo Schlesinger einen
neuen Kopf der Leda einfügte. Das Bild ist mehrfach zerschnitten,
ein Teil des Kopfes der Dienerin in der Mitte ist ebenfalls neu
gemalt und eingesetzt. Gute alte Kopie in Petersburg nach dem
noch nicht verstümmelten Original .". Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 1,52, br. 1,91.
Schule von
Parma im
XVI. Jahr,
hundert
Correggio ^ll^^^.
h Antonio Alleari, g'en.
ggf!
216 Jo und Jupiter. Der ockergelbliche, mit
Silbergrau modellierte Körper wird durch
den Gegensatz zum schimmernd weißen
Tuch erwärmt. In der dunkelbraungrauen
Wolke die Gestalt Jupiters; 1. grüne Blätter
und ein Fleck blauen Himmels, vorn im grauen
Dämmer eine rotbräunliche Vase.
Alte Kopie, schon 1587 in Spanien für Rudolf II. erworben, wäh-
rend das Original [im Hofmuseum zu Wien] erst nach 1600
gleichfalls in den Besitz Rudolfs II. kam. Ehemais in der Samm-
lung der Christine von Schweden [als Original Correggios]. Wie
die Leda durch Ludwig von Orleans verstümmelt [s. Nr. 218]; von
Pasquier für 5602 Livres erworben. Der von Coypel gemalte
Kopf der Jo wurde später [1806] in Paris von Prud'hon ersetzt .'.
Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 1,38, br. 0,83.
216
199
ITALIENISCHE SCHULEN DES
XVII. JAHRHUNDERTS
SCHULE VON BOLOGNA
-^K/-v/->^r>/->i'ni Giulio Cesare Procaccini. Maler
lUCdCUHIl und Radierer, geboren 1548 [?] zu Bo-
log-na, gestorben zu Mailand um 1626. Schüler seines
Vaters Ercole, durch Studien nach Correggio und Par-
meggianino weiter ausgebildet. Tätig in Bologna, einige
Zeit in Genua und vornehmlich in Mailand.
355 Der Traum Josephs. Das volle Licht
sammelt sich auf dem goldgelben, über schwärz-
lichblaues Gewand gebreiteten Mantel Josephs,
und spielt, die Linien der Komposition her-
vorhebend, auf goldig- ockergelbbraunem In-
karnat, den gelbbraunen Flügeln und Haar
des Engels. Dazwischen leuchtet glitzernd
Gelbgrün im Gewände des Engels auf, Karmin-
violett im flatternden Mantel. Im graubräun-
lichen Dunkel des Hintergrundes Maria in
silbrigen hellroten und blaugrauen Tönen, und
Ausblick auf bläuliche Morgendämmerung.
Eine Zeichnung zu dem Bild im Kupferstichkabinett zu Berlin .*.
Eine alte Kopie in der Galerie zu Nimes .*. Königliche Schlösser.
Pappelholz, h. 0,40, br. 0,28.
'^PrKarT'i Annibale Carracci. Maler und Kupferstecher, getauft zu Bologna den 3. November 1560,
_^Cli I dCCl gestorben zu Rom den 15. oder 16. Juli 1609. Anfangs Schüler seines Vetters Lodovico
Carracci zu Bologna, dann durch Studien nach Correggio in Parma [seit 1580] und nach den Venetianern
ausgebildet, endlich in Rom namentlich von Michelangelo beeinflußt. Tätig in Bologna und später vor-
nehmlich in Rom [1594, 1595 1609].
364 Christus am Kreuz. Hell hebt das Licht
den ockergelblichgrauen Leichnam an grau-
braunem Kreuz von düsteren, bräunlichgrauen
Wolken ab, die den schwärzlichblauen, am Hori-
zont, über tiefblauen Bergen, gelbrot gefärbten
Abendhimmel bedecken. In dem Halblicht ent-
faltet sich in der Gruppe rechts ein schillerndes
Spiel leuchtender Farben: Ultramarinblau im
Mantel Marias, das gegen Orangegelb im Kleide
der sie stützenden Frau steht. Violett, Karmin-
rot, Rosa, graublau schillernd. Der karminrote
Mantel Johannis über grünem Gewand ist auf
den graubraunen Ton des Erdbodens und der
seitlichen Bergkulissen gestimmt. Warmer röt-
licher Fleischton.
Bez. unten rechts: ANNIBAL CARATIVS •, unten links auf einem
Blättchen : MDXCIIII ■ .■. Wahrscheinlich während eines kurzen Auf-
enthalts In Rom gemalt .■. Sammlung Giustiniani, 1815.
L< nwand, h. 0,32, br. 0,22.
Scilule von
Bologna im
XVII. Jahr-
hundert
201
Schale von
Bologna im
XVn. Jahr-
hundert
372
372 Römische
Landschaft. Das
mit ockergelb-
hchen Tönen und
dunklem Saftgrün
untermischte Dun-
kelbraun des Vor-
dergrundes und
der seitlichen
Baumkulissen
geht nach demMit-
telgrund zu immer
mehr in Rotbraun
und Braunrot
[Kastell, einzelne
lichtrote Baumzweige, Staffage] über und stößt dort, durch blaugrüne Töne nur wenig
vermittelt, mit grellem Ultramarinblau der Ferne [unter gelbrotem Horizont] und des
Himmels mit grauen Wolken zusammen. In der graugrünlichen Wasserfläche gehen die
Gegensätze weicher ineinander über.
Aus der spätesten römischen Zeit des Meisters .'. Einzelner Ankauf aus der Sammlung Giustiniani vor 1815.
Leinwand, h. 0,80, br. 1,43.
■• • Agostino Carracci. Maler und Kupferstecher, g-eboren zu Bologna den 15. August 1557,
xdl I dCCl g-estorben zu Parma den 22. März 1602. Schüler der einheimischen Manieristen und seines
Vetters Lodovico Carracci, dann durch Studien vor allem nach den Venetianern und Correggio weiter ge-
bildet. Tätig in Bologna, zeitweilig in Parma [1581,
1597 und in den letzten Lebensjahren], Venedig
[1581 und längere Zeit seit 1589] und Rom [1597
bis 1600].
372a Bildnis der Johanna Parolini-Gu-
icciardini. Das goldig leuchtende Inkarnat,
vom Weiß des Kragens und der Manschetten
und dem das Bild in breiter Fläche beherr-
schenden Blaugrau des Gewandes sich ab-
hebend, wird durch das Rotbraun im Haar
und im Schleier in den braunroten Grund
überführt, der wiederum auf die warm röt-
liche Fleischfarbe gestimmt ist. Dunkelgrau-
blaue Augen. Sie sitzt auf rotbraunem Stuhl
und hält ein in gelbbraunes Leder gebunde-
nes Buch.
Rechts oben die Inschrift in gelben und goldenen Buchstaben:
HANN/E PAROLIN/E GVICCI ARDIN/E IMAGINEM
AVGVST. CARRATIVS PINXIT ANNO 1598 .-. Früher in
der Galerie Festetics, dann Sterne zu Wien .". Erworben 1882
in Wien .-. Leinwand, h. 0,95, br. 0,76.
202
Domenichino
Domenico Zampieri, gen. Do-
menichino. Maler und Architelct,
geboren zu Bologna den 21. Oktober 1581, gestorben zu
Neapel den 6. April 1641. Anfangs Schüler des Dionysius
Calvaert, weiter ausgebildet in der Werkstatt der Carracci
zu Bologna und dort besonders durch Agostino beeinflußt.
In Rom überwiegt bald der Einfluß Annibales, als dessen
Gehilfe er tätig ist. Tätig zu Bologna, Rom [von etwa
1602 bis gegen 1617 und wieder von 1621 bis 1630] und
zu Neapel [von 1630 bis zu seinem Tode].
376 Der hl. Hieronymus. In leuchtend klaren
Lokalfarben. Der zinnoberrote Mantel umhüllt
den goldig- ockergelben, mit Braun modellierten
Körper des Heiligen, der vor dunkelbraunem
Felsengrund kniet. Der goldige Ton des In-
karnats setzt sich nach rechts oben fort: im In-
karnat des Engels, das mit Lichtrot erwärmt ist,
dem ockergelben Haar, dem goldgelben Ober-
gewand, mit dem Hellblau im Untergewande
kontrastiert, und schließlich in der goldgelben von
grauen Wolken umgebenen Glorie, gegen die
das Graublau der Engelsflügel und links oben
ein Stück dunkelultramarinblauen Himmels steht.
Busch bestandene Abhang ab.
Aus der frühen römischen Zeit des Meisters .•. Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 0,57, br. 0,39.
Schule von
Bologna im
XVII. Jahr-
hundert
376
Braunrot hebt sich der mit einem
375 Bildnis des BaumeistersVincenzo
Scamozzi [1552 bis 1616]. Vor grauem
Grund steht warm das ockergelbliche, mit
grauen und braunen Tönen modellierte
und besonders im unteren Teil stark ge-
rötete Antlitz, von grauem Bart, weißem,
in den Schatten graublauem Kragen, grau-
schwarzem Barett und Gewand umgeben.
Die Rechte hält den goldgelben Zirkel.
Erworben 1829 durch Rumohr.
Leinwand, h. 0,65, br. 0,53.
203
Sdiule von
Bologna im
XVn. Jahr-
hundert
362
362 Derhl.Hieronymus. Vom schwärzlich-
braunen Grund mit ockergelblichbraunen
Lichtern hebt sich der Körper in stumpf
ockergelbbraunen Tönen mit schwärzlich-
braunen Schatten ab. Zinnoberrot mit
weißlichen Lichtern im Mantel, begleitet
vom Weiß des Gewandes und der aufge-
schlagenen Bücher, ist die Hauptfarbe in
der trockenen und stumpfen Gesamtfär-
bung und bildet, im Kardinalshut rechts
oben sich fortsetzend, eine das Bild durch-
schneidende Diagonale.
Sammlung Solly, 1821 .-. Leinwand, h. 1,27, br. 0,99.
Reni
Guido Reni. Maler und Radlerer, geboren
zu Calvenzano bei Bologna den 4. November
1575, gestorben zu Bologna den 18. August 1642.
Schüler Dionysius Calvaerts und besonders Lodo-
vico Carraccis zu Bologna; in Rom unter dem Ein-
flüsse Caravaggios und AnnibaleCarraccis, und durch
Studien nach Raffael und nach der Antike weiter
ausgebildet. Tätig zu Bologna, kurze Zeit zu Rom [besonders von 1605—1610] und Neapel [1621].
373 Die Einsiedler Paulus und Antonius. Dadurch, daß sich das volle goldige
Licht, vor bräunlichschwarzem Dunkel der Felsenhöhle [oben der Rabe mit dem rot-
braunen Brot], auf der Gestalt des hl. Paulus und seinem goldgelben Mantel sammelt,
wird das Gewicht der Komposition ganz nach rechts verschoben, während nach links zu
der goldgelbe Ton über das dunklere Goldgelbbraun der Kutte des hl. Antonius in das
Grauschwarz seines Mantels überführt wird. Das
goldig- gelbbraun gefärbte Fleisch der Einsiedler
ist kräftig und breit mit grauschwarzen Tönen mo-
delliert. Graues und braunschwarzes Haupt- und
Barthaar. Im oberen Teil des Bildes, den die silbrige
Lichtstimmung und die farbigere Behandlung von
der unteren Darstellung isolieren, ist der Schwer-
punkt wieder nach der Mitte verlegt, vor gelblich-
grauem Grund. Die Hauptfarben im hellkarmin-
roten Gewand und grünlichblauen Mantel Marias,
die auf grauen Wolken ruht. Hellockergelbliches
Fleisch mit grauen Schatten, rötlicher in der Engel-
gruppe links, die karminviolette und grüne Tücher
umflattern.
Ans der früheren, von Caravaggio beeinflußten Zeit des Meisters .'. Ur-
sprünglich für die Kapelle des Monsignor Monterenzio in S. Francesco zu
Bologna gemalt, konnte das Bild eines Irrtums in den Maßen wegen nicht
in die Altararchitektur eingefügt werden und ging alsbald in den Besitz
des Marchese Giustiniani in Rom über .". Es ist der Moment der Legende
204
dargestellt, da Antonius, der sich nach fün fundsieb zig-
jähriger Buße für den ältesten Einsiedler hielt, auf gött-
liche Weisung den hl. Paulus besuchte, der neunzig Jahre
in seiner Höhle zugebracht hatte, und nun in ihm seinen
Meister fand. Der Rabe, der sonst dem Paulus zu
seiner täglichen Nahrung ein halbes Brot zutrug, brachte
an diesem Tage für beide ein ganzes .'. Sammlung
Giustiniani, 1815.
Leinwand, h. 2,90, br. 1,87.
Reni ko
pie nach Guido Reni.
363 Mater Dolorosa. Das hell be-
leuchtete ockerg-elbliche Inkarnat, durch
zarte, rötliche Töne belebt, die sich zu
kräftigerem Rot in den Lippen steigern,
und durch silbergraue Modellierung auf-
gelockert, taucht in die graubraunen
Schatten des stumpf gelbbraunen Kopf-
tuches ein, das sich wie, der graublaue
Mantel mit Grau gebrochen, gegen
dunkelbraunen Grund abhebt. Zwischen
diesen gebrochenen Tönen ist vorn am
Hals ein Stück des kräftig dunkelkarmin-
roten Gewandes sichtbar.
Gute alte Kopie des Kopfes der Madonna aus dem Al-
tarbild [ Christus am Kreuz mit Maria, Johannes und
Magdalena], das sich jetzt in der Pinakothek zu Bologna
befindet .". Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 0,49, br. 0,38.
Italienischer Meister um 1650
408a Bildnis eines älteren Mannes. Von
dunkelbraunem Grund hebt sich hell be-
leuchtet in matten ockergelblichen und rot-
braunen Mischtönen, mit starker Verwen-
dung von Grau in den Halbschatten, das
Antlitz ab, von rotbraunem Haar und spär-
lichem braunem Bart umgeben. Mattrote
Lippen und leicht gerötete Augenlider. Blau-
grauer Kragen und Manschetten, schwarzes
Gewand. Die rotbraunen Töne steigern
sich in den Handschuhen und daneben im
Rockumschlag zu hellem bräunlichem Rot.
Ehemals irrtümlich Velazquez zugeschrieben .•. Erworben
1860 vom Baron Duboutin de Rochefort aus Villa Bellos-
guardo bei Florenz.
Leinwand, h. 0,86, br. 0,69.
Schule von
Bologna im
XVII. Jahr-
hundert
408A
205
Sdiule von
Bologna im
XVII. Jahr-
hundert
1618
Alb
am
Francesco Albani. Geboren zu Bologna den
17. März 1578, gestorben daselbst den 4. Oktober
1660. Anfangs Schüler des Dionysius Calvaert, dann des
Lodovico und Annibale Carracci. Tätig in Rom [um 1602
bis 1616, wiederum 1622—1623 und 1625]. in Florenz [1633]
und vornehmlich in Bologna.
1618 Christus erscheint Maria Magdalena. Von
grellem Ultramarinblau in Himmel und Ferne
heben sich in goldigem Ockergelb, mit rotbraunen
Schatten, der von dunkelblauem Mantel umhüllte
Körper Christi und die Cherubim ab. Gedämpftes
Goldgelb und Karminrot in der Kleidung Magda-
lenas halten der starken Wirkung des Blau die
Wage. Der bräunlichgrüne Vordergrund geht in
das Saftgrün der Landschaft über. An dem bräun-
lichen, von dunkelsaftgrünem Laubwerk umsäumten
Felsen bewachen weißgekleidete Engel das Grab.
Verkleinerte Wiederholung des Altargemäldes in S. Maria de' Servi [ Kap.
Zoppi ] zu Bologna. Darstellungen desselben Gegenstandes von Albanis
Hand mit geringen Abänderungen finden sich mehrfacli, so im Pal9 Bianco
i Genua, im Louvre u. a. a. O. .*. Erworben 1899 als Geschenk des Herrn James Simon.
Leinwand, h. 0,71, br. 0,51.
C' _ ' Conte Carlo Cignani. Geboren zu Bologna den 15. Mai 1628, gestorben zu Forli den
Ö 6. September 1719. Schüler des Gio. Batt. Cairo und des Fr. Albani [dessen Gehilfe bis
1660], ausgebildet durch das Studium der Werke Correggios und der Carracci. Tätig in Rom, Bologna,
Parma und Forli [1686 — 1700]. Erster Principe der Accademia Clementina zu Bologna [gegründet 1709].
447 Venus und Anchises. Die bunten Lokalfarben sind gebrochen, kühle, auf Grau
gestimmte Töne überwiegen. Vor ultramarinblauem Himmel mit grauen Wolken und
weißlichblauem Wasser Mattgelb im Gewände, das bräunlichkarminrote Bänder zieren,
und Dunkelultramarinblau im flat-
ternden Mantel der Venus. Dem
Gelb entspricht links Mattrot im
Mantel des Anchises, rötliches
Inkarnat, lichter, von Grau durch-
setzt im Körper der Venus. Amor
mit graublauen Flügeln und stumpf-
karminroter Draperie. In das
stumpfe Saftgrün der Landschaft
mischen sich braune Töne im Vor-
dergrund, graublaue in der Ferne.
Sammlung Solly, 1821.
Leinwand, h. 0,98, br. 1,31.
206
RÖMISCHE SCHULE
Um 1600
237 Der tote Christus, von Joseph
vonArimathia und Magdalena be-
trauert. Bräunhcher Gesamtton. Der
ockergelbliche, mit grauen Halbschatten
und wenig dunklem Braun modellierte
Körper Christi, dessen Haupt rötlich-
braunes Haar umgibt, hebt sich von
grauweißem Tuch und violettgrauem
Mantel ab, der das rotbräunliche Antlitz
Josephs von Arimathia mit dem grauen
Bart umhüllt. Goldgelbbraunes Haar
Magdalenas. Schwärzlicher Grund.
Wie das Seitenstück zu diesem Gemälde [der kreuztra-
gende Christus], ehemals im Besitze des Herrn Zir zu
Neapel, von dessen Vorfahren auch das Berliner Bild er-
worben wurde, früher Sebastiane del Piombo zugeschrie-
ben, doch eher von einem italienischen Meister um 1600 -•.
Eine etwa gleichzeitige Nachzeichnung unter Caravaggios
Namen in der Albertina zu Wien .'. Erworben 1841/42 in
Neapel.
Schieferstein, h. 1,55, br. 1,13.
Para\;-arrm'rk Michelang-elo Merisi
V^araVagglO [Amerighi, Amerigl],
gen. Caravag-gio. Geboren zu Caravaggio
um 1565, gestorben zu Porto d'Ercole im
Hochsommer 1609. Gebildet wahrscheinlich
unter dem Einflüsse der Venetianer. In Rom
Gehilfe des Cavaliere d'Arpino. Tätig in
Mailand [vor 1585], vornehmlich in Rom
[um 1585—1606], alsdann in Neapel, Malta
und Sizilien [1606 — 1609]. Haupt der
„naturalistischen" Schule.
365 Der hl. Matthaeus. Vor schwar-
zem Grund fällt helles Sonnenlicht
auf die Gruppe, die dunkelbraune
Schlagschatten auf den ockergelb-
braunen Boden wirft, und modelliert
die Körper hart und klar, auch in
dem warmen Helldunkel. Hellrot
in dem über gelbbraunen Stuhl fal-
lenden Mantel, Dunkelolivgrün im
Rocke des Apostels, die verbrannte
ockergelblichrote Fleischfarbe, im
Gegensatze zu reinem Weiß im Buch,
Römische
Schule lies
XVII. Jahr-
hunderts
237
207
RÖmisdie
Schule des
XVIl. Jahr-
hunderts
354
in den Flügeln und, mit Grau getönt, in dem
beschatteten Gewände des Engels steigern die
plastische Wirkung der Gestalt zu einem förm-
lichen Herausspringen aus dem Bilde.
Das Bild, zusammen mit zwei anderen Darstellungen, der Berufung
und demTode des Matthäus, um 1591 im Auftrage des Virgilio Cres-
centij für die Contarelli- Kapelle in S. Luigi de' Francesi zu Rom
gemalt, aber der vulgären Gestalt und Haltung des Apostels wegen
aus der Kirche verwiesen und durch eine andere Komposition Cara-
vaggios ersetzt, ging in den Besitz des Marchese Vincenzo Giusti-
niani über -•. Sammlung Giustiniani, 1815.
Leinwand, h. 2,32, br. 1,83. .
(■■'■VC'/
381 Himmlische und irdische Liebe. Der
Genius, mit gelbbraunem Haar, erhebt die
Rechte mit dem flammenden Blitz gegen den
am Boden liegenden Amor. Scheinbar vor dem
schwärzlichen Dunkel einer Höhle trifft helle
Sonne die warm mit karminrötlichen Tönen an
den Extremitäten gefärbten und hart mit schwärz-
lichbraunen Schatten modellierten Körper von
oben. Von Braunrot im Hintergrund [der Satyr,
die „überwundene Lust der Welt" darstellend]
lichtet sich die Färbung des Fleisches nach vorn
über das hellere rötliche Inkarnat des siegenden
Genius zu Ockergelb auf, durch den Gegensatz kühler Töne [Blaugrau im Panzer, auf dem
weiße Lichter spielen, Karminviolett im Mantel des Genius, blitzendes Weiß und Grau in
den Flügelfedern usw.] in seiner Wirkung gesteigert. Überall leuchten klare bunte Farben
auf: Ultramarinblau in dem Lederzeug, Karminrot in der Polsterung des Panzers, Zinnober-
rot in den Schäften der Pfeile.
Bei Baglione, Vite de' pittori usw. S. 129 erwähnt als „die irdische
und die himmlische Liebe" .'. Sammlung Giustiniani, 1815.
Leinwand, h. 1,79, br. 1,18.
354 Brustbild eines Mannes. Aus dunklem,
schwärzlichrotbraunem Grund, mit dem das
Schwarz der Kutte zusammengeht, springt in gol-
digem Ockergelb, das in breitem, flottem Strich
mit Braunrot und Dunkelbraun modelliert ist,
das Antlitz mit den schwarzen Augen hervor,
umrahmt von bräunlichschwarzem Haupt- und
Barthaar.
Sammlung Giustiniani, 1815.
Leinwand, h. 0,75, br. Ü,62.
208
369 Amor als Sieger. Vor schwärzlichbrau-
nem Dunkel des Hintergrundes leuchtet der
goldig- -ockergelbe, mit schwärzlichbraunen
Schatten modellierte Körper, dessen sonnige
Wärme unten durch den Gegensatz zum
weißen Tuch [mit schwärzlichen Schatten],
Hellblau im Himmelsglobus, Saftgrün im
Lorbeerkranz, erhöht wird. Lichtrote Töne
im Antlitz. Graubraune Geierflügel, und dun-
kelrotbraunes Haar vermitteln zwischen Figur
und Hintergrund. Er hält den Bogen und
gelbbraune Pfeile mit zinnoberroten Schäften
in der Rechten. Auf dem gelblichgraubraunen
Boden, der in das schwärzliche Braun des
Hintergrundes übergeht, sind gelbbraune Mu-
sikinstrumente, gelblichweiße Blätter, grau-
blaue Waffenteile und andere Attribute der
irdischen Macht, der Wissenschaften und
Künste verstreut.
Nach einer Aussage Orazio Gentileschis im Prozeß gegen Ca-
ravaggio [1603] für den Marchese Vincenzo Giustiniani und als
Gegenstück zu einer Darstellung der „Himmlischen Liebe" von Giovanni Baglione gemalt -■. Erwähnt bei G. P. Bellori, Vite
de' pittori usw. S. 123 als „amore vincitore" .*. Sammlung Giustiniani, 1815.
Leinwand, h. 1,54, br. 1,10.
Römische
Scliule des
XVII. Jahr-
hunderts
369
356 Brustbild einer jungen Frau [angeblich einer
römischen Courtisane, namens Phyllis]. Das lichte
ockergelbliche Antlitz mit zarten rötlichen Tönen
in den Wangen und Lippen, mit graublauen Halb-
schatten und kräftigen schwärzlichbraunen Schatten,
springt scharf aus schwarzem Grund hervor, um-
rahmt von rötlichbraunem Haar, erwärmt durch den
Kontrast zum weißen, in den Schatten graublauen
Hemd, das aus grau und schwarz gestreiftem,
mit goldgelber Stickerei geziertem Mieder hervor-
kommt. Sie steckt weiße Orangeblüten mit schwärz-
lichgrünen Blättern ans Mieder.
Aus der späteren Zeit des Meisters
Leinwand, h. 0,66, br. 0,53.
Sammlung Giustiniani, 1815.
356
209
Römisdie
Sdiule des
XVII. Jahr-
hunderts
353
353 GrablegungChristi. Aus der düste-
ren Stimmung in braunen und grauen
Tönen leuchtet warm der ockergelbbraune
Fleischton hervor, und während die Farben
der Gewänder nach dem beherrschenden
bräunlichen Gesamtton gebrochen sind
[bräunliches Zinnoberrot im Gewände Jo-
hannis, bräunliches Goldgelb im Kleide
Magdalenas], wirkt das Weiß im Laken, von
dem sich der ockergelbbraune Leichnam
mit rotbraunem Haar abhebt, als stärkste
Farbe. Graublau im Gewände, heller [wie
die beleuchteten Glieder Johannis und
Christi die vorwärtsschreitende Bewegung
der Gruppe betonend] im Beinkleide Jo-
sephs von Arimathia. Ockergelbgrauer Ton
des Erdbodens, brauner im Hintergrund
rechts, mit Dunkelgrün untermischt links.
Grauer Himmel.
Aus der späteren Zeit des Meisters [kurz vor 1606] .". Samm-
lung Gtustiniani, 1815.
Leinwand, h. 2,80, br. 2,11.
Rrinyi P'^t''° Paolo Bonzi, gen. il Gobbo da Cortona,
Besonders Maler von Landschaften und Stilleben, auch
366
auch de' Carracci oder dalle Frutta.
Radierer, geboren zu Rom um 1575, ge-
storben 60 Jahre alt zu Rom unter Urban VIII. [1623 — 44]. 1633 noch urkundlich erwähnt. Schüler des
Gio. Batt. Viola und vermutlich der Carracci. Tätig
Rom.
366 Bursche mit Melone. Vorgrauem Hinter-
grund die Figur in vorwiegend goldgelben
Tönen: goldigockergelbes Antlitz, von licht-
roten Tönen durchsetzt, in breiter schwärz-
lichbrauner Modellierung und von schwarzem
Haar, in das sich lichtere bräunliche und
graue Töne mischen, umgeben; goldgelb-
brauner Rock; ockergelbliche Melone mit
mattgrünen Schnittflächen und [stärkster
Farbfleck im Bild] bräunlichkarminrotem
Innern. Weißgrau im Pelzbesatz unterbricht
das Goldgelbbraun.
Sammlung Giustiniani, 1815.
Leinwand, h. 0,74, br. 0,61.
210
SaSSoferratO Giovanni Battis
.^»^.-.w.»^ Cjassorerrato. U
ista Salvi, g-en.
Geboren zu Sasso-
ferrato [in der Mark Ancona] den 11. Juli 1605, ge-
storben zu Rom den 8. April 1685. Schüler seines
Vaters Tarquinio; ausgebildet unter dem Einflüsse der
Carracci und ihrer Nachfolger, besonders Domenichi-
nos in Neapel. Tätig vornehmlich zu Rom.
420 Beweinung- Christi. Lichte, nach krei-
dig-em Grau gebrochene Töne vor stumpf-
blaugrünem Wiesengrund und lichtblauem
Himmel mit weißen Wolken. Die kräftigsten
Farben sind rechts in der Kleidung Johannis
vereinigt: bräunliches Karminrot im Mantel,
Blaugrün im Gewand. Matter kehrt derselbe
Kontrast [Mattkarmin, Rosa, stumpfes Blau-
grün] in der Gruppe der Trauernden wieder,
unterbrochen in der Mitte von mattem Ultra-
marinblau [Mantel Marias über violettgrauem
Gewand, heller im Mantel der den Körper
Christi haltenden Frauj, von dem sich der blasse, ockergelblichgraue Leichnam abhebt,
und stumpfem Gelb und Goldgelb [Mantel der stehenden Magdalena], das nach links
[Mantel der das Haupt Christi stützenden Frau] zu gedämpftem Orangegelb [als
schwächeres Gegengewicht zum Hauptkontrast rechts] ansteigt.
Die Komposition schließt sich eng an Raffaels in der Handzeichnungensammiung des Louvre befindlichen Entwurf zur Grab-
legung an .". Erworben 1825 durch Geheimrat von Bunsen in Italien für Friedrich Wilhelm IIL, und von S. M. dem Könige
dem Museum geschenkt .•. Leinwand, h. 0,68, br. 0,60.
Römische
Schule des
XVH. Jahr-
hunderts
420
458 Die heilige Familie. Rechts harter Kontrast von grellem Hellultramarinblau im
Mantel Marias und bräunlichem Zinnoberrot im Vorhang, zwischen dem weißliches Kar-
minviolett im Gewände Marias
nur wenig vermittelt. Hart und
kreidig steht das fast schatten-
lose hellockergelbe Inkarnat
[rötlicher im Körper Josephs]
mit graubraunen Schatten
vor schwarzem Grund. Das
Kind, mit gelbbraunem Haar,
hält eine zinnoberrote Nelke.
Joseph in blauviolettem Ge-
wand unter gelbgrünem,
Mantel.
Eine kleinere Wiederholung bei Marquess
of Bute in England .". Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 0,73, br."0,95.
458
211
Römisclie
Schule des
XVn. Jahr-
hunderts
C^rniir»77i Michelange-
erqUOZZl loCerquozzi,
gen. Michelangelo delle
Battaglie oder Bamboc-
c i a t e. Schlachten-, Genre- und
Stillebenmaler, auch Radierer,
geb. zu Rom den 2. Februar
1 602, gest. daselbst den 6. April
1660. Schüler des Cavaliere
d'Arpino und P.P. Bonzis, aus-
gebildet unter dem Einflüsse
Pieters van Laer. Tätig zu Rom.
443 Auszug eines Pap-
stesausRom.Der grau-
bräunliche Ton des Vor-
dergrundes, in den sich
neben ockergelben, brau-
nen und schwärzlichen
Tönen gedämpftes Hell-
karminrot, Gelblichweiß,
vor allem Zinnoberrot, Blau und Goldgelb [Soldaten der Schweizergarde] und nach r.
gedämpfte hellblaue und rosarote Töne mischen, geht nach der Tiefe zu immer mehr
in das beherrschende luftige Graublau über. Am Fuße der graublauen Albanerberge,
über denen vor weißlichblauem Himmel graue, an den Rändern gelblich beleuchtete
Wolken stehen, sieht man S. Paolo fuori le mura und die Cestiuspyramide. Rechts
liegt sonniger gelber Glanz über dem fernen Meer.
Königliche Schlösser Leinwand, h. 0,96, br. 1,31.
IV/f II Carlo Maratta [Maratti]. Maler und Radierer, geboren zu Camerano in der Mark An-
iVidlclLLct cona den 13. Mai 1625, gestorben zu Rom den 15. Dezember 1713. Schüler Andrea Sacchis
426 A
zu Rom. Tätig zu Rom.
426a Bildnis eines jungen Mannes. Das
warm in bräunlichroten Tönen gehaltene Ant-
litz mit kräftig roten Lippen und bläulichen
Augäpfeln, das sich, mit Graubraun modelliert,
auf der Stirne ockergelblich auflichtet, wird
durch das dunkelbraune, grauschimmernde
Haar in den dunkelrotbraunen Grund über-
geleitet. Die Frische des Inkarnats erhöht
der weiße, auf schwarzem Gewand ruhende
Spitzenkragen mit grauen und bräunlichen
Schatten.
Bez. auf der Rückseite: AETATIS SUAE XXIV ET 111 MENS.
IN ROMA 1663. C. M. F. .-. Alte Kopie bei Herrn W.Gumprecht
in Berlin .'. Sammlung Merlo, Köln 1868 .'. Sammlung Suer-
mondt, 1874.
Leinwand, h. 0,63, br. 0,52.
212
MAILANDISCHE SCHULE
l^i'pcni Giovanni Battista Crespi, gen.
\^I CSpi i, Cerano. Maler, Bildhauer und Ar-
chitekt, geboren zu Cerano [Gebiet von No-
vara] 1557, gestorben zu Mailand 1633. Schüler
der Procaccini; in Venedig und Rom ausge-
bildet. Tätig vornehmlich in Mailand.
352 Gelübde der Franziskaner. Die
braunen Kutten der Ordensbrüder sind
auf den silbergrauen Gesamtton ge-
stimmt, der sich in feinster Nüancie-
rung zu schimmerndem Grauweiß im
Ornate des Bischofs abstuft. Durch
mattes Goldgelb [mit zinnoberrotem
Muster] im Umschlag, im Besatz des
Ornats und in der Bischofsmütze, Zin-
noberrot [Kardinalshut, den der 1. im
Vordergrunde Kniende hält], empfängt
die kühle tonige Stimmung die farbige
Belebung des Vordergrunds. Das röt-
liche Fleisch ist mit schwärzlichgrauen
Schatten modelliert. Rechts kniet die
hl. Clara. Im Hintergrund schwärzlich-
blaugrüne Büsche vor hellblauer Ferne
und Himmel. Oben in bräunlichgrauen
Wolken, vor weißer strahlender Glorie
ein weißes Schriftband, auf das eine
rötliche Hand weist.
Auf dem Spruchbande die Inschrift: QVICVNQVE H.^NC REGVLAM SECVTI FVERINT PAX SVPER ILLOS ET
MISERICORDIA .-. Bez. unten rechts auf einem Blättchen [nicht ganz verständlich] : M.D C. CC EDEBAT .-. Sammlung
SoUy, 1821 .-. Leinwand, h. 3,21, br. 1,93.
f j-pcr-)i Daniele Crespi. Geboren zu Mai-
r land um 1590, gestorben daselbst
1630. Schüler des G. B. Crespi und des
G.C. Procaccini. Tätig namentlich in Mailand.
207a Das Schweißtuch der Vero-
nika. Auf grauweißem Schleiertuch,
vor schwarzem Grunde das Antlitz,
weich von ockergelblichen Lichtern
in braune Schatten und Haar über-
gehend. Karminrotes Blut.
Aus einem Kloster in der Nähe von Mailand stam-
mend; ehemals von Friedrich Wilhelm III. [unter
dem Namen „ Correggio " ] in seiner Hauskapelle
aufgestellt .". Königliche Schlösser.
Seide, auf Leinwand übertragen, h. 0,43, br. 0,56.
Mailändi-
sche Schute
des XVII.
Jahrhun-
derts
207 A
213
Florentini-
sche Sdiute
des XVII.
Jahrhun-
derts
423
FLORENTINISCHE SCHULE
Dl • Carlo Dolci. Geb. zu Florenz den 25. Mai 1616,
ljlv_i o-est. daselbst den 17. Januar 1686. Schüler des
Jacopo Vignali. Tätig; vornehmlich zu Florenz.
423 Der Evangelist Johannes. Vor leuch-
tend ultramarinblauem Himmel, den durch-
sichtige weiße Wölkchen durchziehen, steht
weich die Gestalt in tiefen Farben: in karmin-
rotem Mantel und saftgrünem Gewand, auf
dunkelgraubraunen Felsen gelehnt. Weich
gehen die ockergelblichen Lichter des Ant-
litzes in die schwärzlichbraunen Schatten
und dunkelrotbraunes Haar über. Darüber
erscheint eine gelbliche Gloriole. Die Hände,
auf das dunkelblau gebundene Buch mit
goldgelbem Schnitt gestützt, sind mit rot-
braunen Schatten modelliert.
Einzelner Erwerb aus der Sammlung Giustiniani vor 1815.
Leinwand, h. 1,13, br. 0,92.
Schule i'On
Neapel im
XVII. Jahr-
hundert
SCHULE VON NEAPEL
O _ „„ Salvator Rosa. Eigentlich Salvatore di Rosa. Maler und Radierer, geboren zu Arenella bei
^^^^'-'^ Neapel den 21. Juli 1615, cestorben zu Rom den 15. März 1673. Schüler Aniello Falcones und
Riberas. Tätig in Neapel [bis 1635, 1637—39], Rom [1635, 1639 und seit 1649], Viterbo [1636—37] und
Florenz [1639-49].
421 B Gebirgslandschaft. Durch dunkel-
grünes Laub, gegen das vereinzelte braun-
rote Zweige stehen, und zwischen dunkel-
braunen, silbergrau und rötlich schimmern-
den Stämmen und Asten leuchtet dunstig-
blauer Himmel mit goldgelb bestrahlten
Wolken, die nach oben in Grau über-
gehen. Rechts braunrotes Geäst. Links
sammelt sich das Licht auf goldig- ocker-
gelbem Felsen [mit grauen und rötlichen
Tönen untermischt], der sich in stillem
Wasser spiegelt. Durch leuchtendes Rot
in der Hose des Soldaten vor bräunlich-
grünem Gebüsch und grünliches Blau der
gebirgigen Ferne unter orangegelbem
Horizont wird diese Stelle des Bildes
nachdrücklich betont.
Wahrscheinlich Anfang der 60 er Jahre gemalt .*. Er-
worben 1908 aus englischem Privatbesitz.
Leinwand, h. 1,21, br. 1,02.
214
421 Rosa? Stürmische See.
Graue Wetterstimmung. Zwi-
schen schwärzHchbraunen
FelsenkuHssen brandet grau-
grünhches Wasser mit weißen
Wogenkämmen gegen den ok-
kergelbbraunen Strand. Nach
der Ferne gehen Meer und
Küste in den weißHch blau-
grauen Ton des Himmels über,
der mit blaugrauen Wolken
[in der Mitte ockergelblich
beleuchtet] bedeckt ist. Die
Farbentöne sind, z. T. mit dem Pinselstiel, unvertrieben durcheinander gezogen.
Erworben 1842 in Berlin .-. Leinwand, h. 0,75, br. 1,12.
Schule von
Neapel im
XVII. Jahr-
hundert
421
Gl Luca Giordano, gen. Fapresto. Maler und Radierer, geboren zu Neapel 1632, ge-
lOrQallO storben daselbst den 12. Januar 1705. Schüler Giuseppe Riberas in Neapel, dann in Rom
unter Pietro da Cortona als dessen Gehilfe und in Venedig unter dem Einflüsse der Werke Paolo
Veroneses und Tintorettos ausgebildet. Tätig vornehmlich zu Neapel, zeitweilig in Florenz [um 1679
und 1682], Madrid und Toledo [1692-1702].
441 Das Urteil des Paris. Breite detaillose Farbflächen. Vor dunkelultramarinblauem
Himmel die goldig- ockergelb leuchtenden, an den Wangen und Extremitäten rot ge-
färbten Gestalten der Göttinnen [rotbraun die Körper von Paris, Merkur, Amor, von
karminviolet-
tem Tuch um-
flattert], z. T.
ingrauesHell-
dunkel ge-
taucht. Weni-
ge, aber grell-
bunte Farben-
flecken dienen
der Wirkung
des Inkarnats,
dessen Ton
stumpfer mit
Grau U.Braun
gemischt, in
den Schafen
und im Erd-
bodenwieder-
kehrt: Zin-
215
Schule von
Neapel im
XVII. Jahr-
hundert
358
Schule von
Genua im
XVII. Jahr-
hundert
noberrot [Tuch ganz 1., Tuch, auf dem die
Waffen Minervas liegen], Ultramarinblau
[Gewand der Venus].
Eine Wiederholung von gleicher Größe in der Eremitage
zu St. Petersburg, bez. Luca Giordano f., ebenfalls Ori-
ginal, und wohl früher als unser Bild entstanden .'. Kö-
nigliche Schlösser.
Leinwand, h. 2,44, br. 3,26.
SCHULE VON GENUA
C«»Yil-viac/-v Luca Cambiaso, auch Lu-
dlllUldbU chetto da Genova und Can-
g^iaso g"enannt. Geboren zu Moneglia bei Genua
den 18. Oktober 1527, gestorben zu Madrid um
1585. Schüler seines Vaters Giovanni Cambiaso,
tätig- in Genua und Madrid.
358 Caritas. Von dunklem rotbräunlichem
Grund, in den sich die saftgrünen Töne
des Laubwerkes mischen, hebt sich ge-
schlossen die Figurengruppe in rosigen
und silbrig-weißen Tönen ab. Die Frauen-
gestalt in rosafarbenem, in den Schatten
karminrotem Gewand, mit weißem Kopftuch auf dem gelbbraunen Haar. Das lichte bräun-
liche Fleisch ist mit Grau durchsetzt und mit Braun modelliert; nur der Körper des Knaben
rechts ist rötlicher gefärbt.
Eine veränderte Kopie von der Hand B. Strozzis im Palazzo Brignole zu Genua
Giustiniani vor 1815 .-. Leinwand h. 1,37, br. 1,07.
Einzelner Ankauf aus der Sammlung
St
„_ * Bernardo Strozzi, gen. il Prete Geno-
IUZ.Z.1 vese oder il Cappuccino. Maler und Ra-
dierer, geboren zu Genua 1581, gestorben zu Vene-
dig den 3. August 1644. Schüler des Pietro Sorri zu
Genua. Tätig vornehmlich in Genua, später als Geist-
licher in Venedig.
437 Strozzi? Bildnis eines Offiziers. In
warmer Färbung vor grauem Hintergrund
goldig-ockergelbes Inkarnat mit bräunlich-
roten Schatten, von braunem graumeliertem
Haar und Bart umgeben. In goldgelbem,
innen karminrot gefüttertem Lederkoller und
blaugrauem Halskragen, mit goldgelbem Be-
schlag. In dem graublauen Panzerhandschuh
spiegelt sich das goldgelbe Koller.
Erworben 1841'42 in Rom.
Leinwand, h. 0,72, br. 0,60.
216
SCHULE VON MANTUA
^„{-J Domenico Feti. Geboren angeblich 1589 zu Rom, gestorben zu Venedig um 1624. Schüler des
*-''-' Florentiners Lodovico Cardi da Cigoli zu Rom, Nachfolger der Venetianer. Tätig zu Rom und
Mantua [1612 bis gegen 1624 als Hofmaler des Herzogs Ferdinand Gonzaga] und zu Venedig.
380b Elias in der Wüste. Silbergraues Licht durchdringt die Darstellung und bricht
alle Lokalfarben. Vor heller graublauer Luft, die sich nach unten aufhellt, steht der
Engel mit schwarzem, weißschimmerndem Gefieder, in bräunlichkarminrotem, in den
Lichtern rosafarbenem Gewand, mit blondem, bräunlichockergelbem Haar, neben gelb-
braunem Baumstamm mit schwärzlichgrünem Laub. Das rosige Fleisch der Arme taucht
in den lichten grauen Schatten des Baumes. Auf hellgrauem Sandboden, zwischen
bräunlichen und graugrünen Gewächsen kehrt der rote Ton im dunkelrotbraunen Ge-
wände des Elias wieder, noch wärmer im beschatteten bräunlichroten Antlitz. Weißer,
grau beschatteter Mantel. Die Hand, in grauen, weißen und roten Tönen, ruht neben
dem weißen, blaugemusterten Krug und bräunlichgrauem Brot.
Sammlung Suermondt, 1874.
Pinienholz, h. 0,49, br. 0,33.
Schuie von
Mantua im
XVII. Jahr-
hundert
380B
217
ITALIENISCHE SCHULEN DES
XVIII. JAHRHUNDERTS
VENETIANISCHE SCHULE
I |U.|3,-J Pietro Liberi. Geboren 1605 zu
'— '"-'^' ^ Padua, g-estorben zu Venedig den
18. Oktober 1687. Nachfolger des Alessandro
Varotari, gen. Padovanino. Tätig vornehmlich
in Venedig.
455 Diana und Aktaeon. Aus dem
im Schatten weich verschwimmenden
Knäuel g-raurötlicher, mit braunroten
Tönen modellierter Frauenleiber, vor
kaltem graublauem Himmel und blau-
grüner Ferne, lösen sich die lichten
ockergelblichen Körper Dianas und
einerNymphe, vonkühlem schimmern-
dem Grau durchtränkt und weich in
die braunroten Schatten übergehend.
Auf das Inkarnat gestimmte Gewän-
der [goldgelblicher, rot und blau ge-
musterter, im Umschlag bräunlich-
karminroter Mantel Dianas, bräunlich-
rosafarbenes Gewand der Nymphe
1., mit gelben Lichtern] füllen die
Zwischenräume der Figuren. Aktaeon, in graubraunen Hirsch verwandelt, wird von
gelbbräunlichen Hunden angefallen. Königliche Schlösser .-.Leinwand, h. 2, 17, br.l.SO.
Venetianische Schule um 1700
408 Maria Magdalena. Die kühlen, nach
Grau gebrochenen Töne sind locker, in
flockigem Auftrag über die braune, in den
Schatten zutage tretende Untermalung ge-
legt. Das lichte ockergelbliche Inkarnat,
mit dem blondes Haar weich zusammen-
geht, erhält durch graue Töne in den Halb-
schatten den silbrigschimmernden Charakter,
der durch Lichtrot in den Wangen, Lippen
und Händen und durch den Gegensatz zum
mattblauen Mantels, der dünn über die
braune Untermalung lasiert ist, erwärmt
wird. Schwärzlichbrauner Hintergrund.
Ehemals „Murillo", dann „Cerezo" benannt, aher offenbar
der venetianischen Schule um 1700 angehörig .*. Erworben
1842 in Italien.
Leinwand, h. 0,73, br. 0,61.
Venetiani-
sche Schule
des XVII.
und xviir.
Jahrhun-
derts
219
Venetiani-
sche Schule
des XVIII.
Jahrhun-
derts
Tiepolo ?;;
459 B
lovanni Batti-
ta Tiepolo. Maler
und Radierer, gfeb. zu Venedig
den 5. März 1696, gest. zu Ma-
drid den 27. März 1770. Schüler
des Gregorio Lazzarini zu Ve-
nedig, unter dem Einflüsse Gio.
Batt. Piazettas und besonders
durch das Studium der Werke
Paolo Veroneses weiter ausge-
bildet. Tätig in Venedig und
Umgegend [Udine, Verona,
Bergamo usw.], einige Zeit in
Würzburg [1750-1753] und
Madrid [seit 1762].
454 Nach dem Bad. Das
Bild ist auf lichtes Grau
abg-estimmt, vor bräun-
lichgrauem Bad, ocker-
gelblichen Säulen und
grauweißer Mauer, unter
grünlichblauem, weißbe-
wölktem Himmel von blaugrünen Bäumen überragt, sind die Gewänder der Dienerinnen,
und der Vorhang 1. in gedämpft roten, braunroten, grünen und gelbbraunen Tönen gehalten.
Am stärksten wirkt Goldgelb im Gewände
der dem Bad entsteigenden Magd. Ge-
dämpftes Rot im Kleide der Dienerin r.
entspricht ihm. Dazwischen, von kühlem
Graublau und Weiß in den Tüchern um-
geben, der leicht gerötete, in den Halb-
schatten graublaue Körper der nackten
Dame. Ihr linker Fuß ruht auf hellkar-
minrotem Polster.
Jugendwerk des Künstlers; vielleicht Kopie nach Paolo
Veronese .". Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 1,09, br. 1,42.
459b Martyrium der hl. Agathe. Auf
bräunlichgrauen Stufen ist die Heilige
niedergesunken, ganz in kühlen, lichten
Tönen gehalten [blasses ockergelblich-
graues Inkarnat, mattgelbes Gewand, über
das rotes Blut herabfließt, weißes Hemd,
um sie ausgebreitet der silbrighellblaue
Mantel], die sich von warmem Gelbrot
[Gewand des Knaben, der die abge-
schnittenen Brüste auf der Schüssel hält]
und mattem Ziegelrot [Ärmel des Mäd-
chens, das die blutende Brust bedeckt]
220
abheben. Vor sonniger, gelblich-
grauweißer Mauer steigert sich die
Färbung zu blutigem Rot in der
Tracht des sonnenverbrannten,
braunroten Henkers. DieZuschauer
rückwärts wieder in luftigen grauen
und bläulichen Tönen.
Skizze im Museo Civico zu Venedig .■- Eine ähn-
liche, geringere Darstellung von der Hand des
Meisters in S. Antonio zu Padua [ Kapelle Buzza-
carini], die am 27. Dezember 1 734 bestellt wurde .".
Unser Gemälde ist wahrscheinlich, nach der Ra-
dierung Gio. Dom. Tiepolos, ursprünglich oben ab-
gerundet gewesen, schwebende Engelsgestalten
waren dargestellt und ein von der Dornenkrone
umschlossenes Herz in einer Gloriole, zu dem die
gemarterteHeilige emporblickt. '.SammlungMunro
in London .'. Erworben 1878 in Paris.
Leinwand, h. 1,84, br. 1,31.
^459c Kreuztragung. Eingoldocker-
gelber Grund, auf dem die Szene in Braun und luftigem Grau hingesetzt ist, verleiht dem
Bilde den sonnigen Charakter, der durch überall verstreutes mattes Goldgelb [z.B. Zuschauer
in der Mitte, Fahne, Mann ganz 1.] gestärkt wird. Das Braun steigert sich zu Rot im Ge-
wände Christi [matter in der Fahne des Hintergrundes], Grau zu Blau im Mantel Christi,
dem Henker hinter dem Kreuz, stumpfer in verschiedenen Flecken der seitlichen Gruppen.
Stumpfgrüne Töne im Erdboden. Vor luftig graublauem Himmel mit ockergelblichen
Wolken.
Venetiani-
sche Schule
des XVIII.
Jahrhun-
derts
459 C
Eine der Skizzen zum Gemälde des Meisters in S. Alvise zu Venedig [1749], in Einzelheiten abweichend
des Grafen Francesco Algarotti in Venedig .". Erworben 1906 .*. Leinwand, h. 0,52, br. 0,63.
Ehemals im Besitze
459d Rinaldo und Armida. Die goldockergelbe Grundierung, die überall durchschimmert
und teilweise [z. B. im dunkelgelbbraunen Vorhang 1.] zutage liegt, gibt dem Bilde den
sonnigen goldigbräunlichen Ton, gegen den Blaugrün [Zypressen, Ferne] und Hellblau
im Himmel mit orangegelblichen Wolken steht. Schimmernd weiße Parkmauer. Während
der Mittelgrund in braunen und grauen Tönen nur angedeutet ist, erwärmt sich die
Färbung in den Figuren über rotbräunliche Töne [Rinaldo] und Grünlichblau [Mantel] zu
Zinnoberrot und Gelb im Gewände
Armidas, deren zarten lichtbräun-
lichen Körper das weiße Hemd um-
gibt. Überall sind pikante Farben-
flecke verstreut: Rot neben Grün im
Papagei, Rosaviolett im Mantel, im ^^^^^^mg '^»i^Twk "3a \
Rosengebüsch r. vorn usw. ^^^^^Hf ~ "^^aS^ "^ »9 i -
Skizze zu einemGemälde imerzbischöflichenSchlosse
zu Würzburg, Rinaldo im Zaubergarten Armidas
darstellend [nachTasso, Gerusalemme liberata XVI]
.*. Gemalt wahrscheinlich um 1751 — 53 .'. Ehemals
in russischem Privatbesitz .". Erworben 1908 aus
dem englischen Kunsthandel.
Leinwand, h. 0,39, br. 0,62.
459 D
221
Venetiani-
sche Schule
des XVIII.
Jahrhun-
derts
Dekoration eines Zimmers [Stanza dei Satiri] aus dem Palazzo Panigai [ehe-
mals Volpato] in Nervesa bei Treviso. In Grisaillemalerei und Stukko. Die zwei-
undzwanzig schwer zu deutenden, allegorisch -mythologischen Darstellungen sind in Grau
mit weißen Lichtern auf goldockergelben Hintergründen gemalt, auf denen die Figuren
dunkle Schatten werfen. Drei größere Darstellungen [vielleicht die Erziehung eines
Götterkindes, Apollo und Daphne, Pan und Syrinx], in geschweiften grauen Stukko-
rahmen, zieren die grauweißen Wände, eine vierte achteckige, die einen lorbeergekrönten
Alten, von einem Genius aufwärts getragen, darstellt, nimmt in vertieftem Rahmen die
Mitte des
Gewölbes
ein. Über
den zwei
sich gegen-
überliegen-
den Türen
sind je zwei
Profilköpfe
[anschei-
nend Por-
träts] in
Runden an-
gebracht. In
den kleine-
ren Mittel-
feldern der
Wölbung
222
sind vier Opferdarstellungen, in den Hochovalen der Ecken: Fama, Pax, Abundantia und
Fortitudo, in den unteren Zwickeln Pane und Panesken dargestellt. Die übrigen Flächen
des Gewölbes nimmt weißgraues Stukkorahmenwerk ein, auf dem kleine Papageien
und andere Vögel sitzen, und zwischen denen sich weiße Blumengirlanden spannen.
Die Zwischenräume füllt weißes, mit Rosetten geschmücktes Gitterwerk vor rosabräun-
lichem Grund.
Venetiani-
sche Schule
des XVIII.
Jahrhun-
derts
Die Fresken sind in der ursprünglichen Anordnung und mit genauer Nachahmung der rahmenden Originalstukkaturen
gestellt .•. Bez. auf einer der Opferdarstellungen der Wölbung mit der Jahreszahl 1754 .-. Erworben 1902 in Venedig.
Breitbild, h. 1,70, br. 2,60; Hochbilder, h. je 1,70, br. 1,36; Achteck, h. 2,20, br. 2,20.
wieder aut-
223
Venetiaiii-
sdie Schule
des XVIII.
Jahrhun-
derts
459a Die Verteilung des Rosenkranzes durch den
hl. Dominikus. Lichte, auf Grau gestimmte Färbung.
Vor schimmernd weißer Halle steht der Heilige in gelb-
lichweißer und grauschwarzer Ordenstracht. Wenige ge-
dämpfte Farbflecken beleben die kühle lichte Stimmung:
nach Gelb schillerndes Mattrot [Gewand der knienden
Frau], helles Blau, etwas Zinnoberrot, Rosaviolett, von
dem sich stumpfes Grün im Gewände des die grau-
weißen Stufen Hinansteigenden abhebt, rechts hellblaue
und goldgelbe Töne. Während die Färbung nach oben
zu, wo auf lichten grauen Wolken, vor graublauem Him-
mel, der links in den rötlichgelben Schein einer Glorie
übergeht, Maria thront, immer lichter und luftiger wird,
die Farben der Gewänder [Hellblau, Violettgrau, Gelb-
grün und Rot] blasser werden, der ockergelbliche Fleisch-
ton von Graublau durchsetzt ist, geht sie nach unten zu,
wo Satan in den Abgrund stürzt, in schwärzlichbraunes
Dunkel mit ockergelben und rotbraunen Mischtönen über.
Vom fertigen Fresko abweichender Entwurf zu dem mittleren der von der Hand
des Meisters in den Jahren 1738 '39 ausgeführten Deckengemälde in der Kirche
derGesuati [ früher Dominikanerkirche] zu Venedig. Von den beiden Seitenstücken
der Decke stellt das eine Dominikus in der Herrlichkeit dar, das andere den Heiligen,
wie er dem Laienbruder Paolo den Segen erteilt .". Erworben 1873 in Rom.
Leinwand, h. 0,98, br. 0,49.
1 ICpOlO Schule des Giovanni Battista Tiepolo.
459 Der feierliche Empfang Heinrichs III., Königs von Frankreich, im Pa-
lazzo Contarini alla Mira [1574]. In grauem verblasenem Ton. Vor heller grau-
weißer Säulenarchitektur und hellgraublauem Himmel mit goldgelblichen Wolken
stehen die Figuren in luftigen, gebrochenen weißen [die Dame 1.], grauen und braunen
Tönen, die sich nach vorn zu
bräunlichem Rot [z. B. in
der Tracht des Hausherrn],
stumpfem Goldgelb und
Graublau [der Zwerg rechts
vorn] kräftigen. Der König
in grauschwarzer Gewan-
dung.
Schulkopie nach dem im Besitze der
Frau Luise von Rothschild zu Frankfurt
a. M. befindhchen Entwurf zu einem 1 756
vollendeten Fresko aus der Villa Conta-
rini in Venedig, das, jetzt auf Leinwand
übertragen, im Besitze der Mad. Andre-
lacquemart in Paris ist .". Königliche
Schlösser.
Leinwand, h. 0,69, br. 1,05.
224
Rotai
• Conte Pietro Rotari. Geboren 1707
i zu Verona, gestorben 1762 zu St. Peters-
burg. Schüler des Antonio Balestra in Venedig,
des Fr. Trevisani in Rom und des Fr. Solimena
zu Neapel. Tätig an verschiedenen Höfen, haupt-
sächlich in Dresden, einige Zeit in Wien, zuletzt
in St. Petersburg [seit 1757] als Hofmaler der
Kaiserin Katharina.
500a Bildnis des päpstlichen Nuntius
am Dresdener Hofe Jgnazio Ac-
coramboni. Vor hellgrauem Grunde
ockergelbliches, mit lichtroten Tönen er-
wärmtes Inkarnat. Schwärzliches Haar.
Auf schwarzem Sammetgewand das kar-
minrote Band des Anunziatenordens.
Weiße Manschetten und blaugrauer Kra-
gen. Ein rotbraunes Buch auf hellblaue
Tischdecke stützend.
Erworben 1846 .-. Leinwand, h. 0,88, br. 0,69.
T rknrrKi P'^t""" Longhi. Geboren 1702 zu Ve-
L.UI1^1H nejig gestorben daselbst 1762. Schüler
des A. Balestra in Venedig und des G. Crespi zu Bologna. Tätig vornehmlich in Venedig.
1659 Bildnis einer Dame als Diana.
Rosafarbene Töne [mit graubrauner Mo-
dellierung im Inkarnat, kräftiger im
Mantel, der um den r. Arm geschlungen
und r. im Schatten karminrot gefärbt
ist], durch Weiß im gepuderten, mit
bräunlichroter und dunkelblauer Feder
geschmückten Haar und im Hemd,
Graublau im Schleier, der darüber liegt,
in ihrer Wirkung erhöht, stehen im
Gegensatz zu den grünlichgraublauen
Tönen des Himmels und der hellblauen
Innenseite des auf der Brust umge-
schlagenen bräunlicholivgrünen Mie-
ders. Über der Schulter hängt an gold-
gelbem Band der dunkelrote Köcher.
Schwärzlicher Rock mit grauer Stickerei.
Unten in rotbräunliche Töne [im grün-
bemoosten Felsen und in den Hunden]
übergehend.
Erworben 1908 aus dem venetianischen Kunsthandel als
Geschenk des Herrn Generalkonsuls Franz v Mendels-
sohn .-. Leinwand, h. 1,28, br. 0,94.
Yenetiani-
sche Schule
des XVIII.
Jahrhun-
derts
500 A
1659
225
Venetiani-
sche Schule
des XVIII.
Jahrhun-
derts
1652
503 B
Canaletto
Giovanni An-
tonio da Ca-
nale, gen. Ca-
naletto oder il
Tonino. Gebo-
ren zu Venedio-
den 18. Oktober
1697, gestorben
ebenda den 20.
April 1768 Schü-
ler seines Vaters
Bernardo da Ca-
nale. Tätig vor-
nehmlich in Ve-
nedig, 1746—47
in London.
1652 Blick auf
die Riva
degfli Schi-
avoni in Ve-
nedig. Lichter, dunstiger Tag. Goldig-gelbbraun, im oberen Teil rötlich gefärbt, leuchtet
die Fassade des Dogenpalastes in der Sonne vor hellblauem Himmel, der von grauen
Wolken durchzogen ist. Der ockergelbliche, von luftig graublauen Reflexen durchsetzte
Pflasterboden wird von den in graublauen Schatten daUegenden Prokurazien begrenzt.
Auf der graublauen Wasserfläche liegen schwärzlichbraune Gondeln und die mit gold-
gelbem, rotgestreiftem Tuch bedeckte Staatsbarke. Platz und Gondeln sind durch gelbe,
weiße und hellblaue Trachten belebt, die Mitte durch Hellrot im Mantel einer Figur
betont. In der Ferne ist vor dunstig graublauem Horizont die Kirche S. Maria della
Salute in ockergelblichgrauen und bräunlichen Tönen sichtbar.
Erworben 1908 aus dem englischen Kunsthandel .'. Leinwand, h. 0,73, br. 1,23.
1653 Ansicht von S. Maria della Salute in Venedig. In goldigen bräunlichocker-
gelben Tönen auf der Sonnenseite, graublau und graubraun gefärbt in den Schatten,
heben sich die Gebäude
von strahlend hellblauem
Himmelablängsdemgrün-
lichgraublauen Wasser
des Kanals. Goldgelbe
Segel leuchten über der
warm bräunlichen Mauer
der Dogana auf. Rück-
wärts glüht in gelbroten
Tönen das von hellen
Segeln belebte ferne Ufer.
An den Ufern, in den Gon-
deln blitzen rote, gold-
gelbe und blaue Trachten
226
derStaf-
fage auf.
Leuch-
tendes
Rot im
Mantel
einer
Figur
zieht das
Auge
auf das
Kirchen-
portal.
Erworben
1908 aus
dem englischen Kunsthandel .". Leinwand, h. 0,44, br. 0,89.
Bill Bernardo Beiotto [Bellotto], gen. Canaletto. Landschafts- und Architekturmaler, auch
t^i*-' LLU Radierer, geboren zu Venedig den 30. Januar 1720, gestorben zu Warschau den 17. Oktober 1780.
Schüler seines Oheims Antonio da Canale, von dem er den Beinamen annahm. Tätig in Venedig, Rom,
Oberitalien [bis gegen 1745], in München [um 1745], Dresden [1747—1758, dann 1762—1768], Wien
[1758 1760] und in Warschau [1762, seit 1768 als Hofmaler König Stanislaus' 11. von Polen].
503b Der Marktplatz zu Pirna. In greller Sonnenbeleuchtung. Aus dem kalten
grünlichen Ton schimmern weiße Häuserfassaden neben schweren bräunlichschwarzen
Schatten, vor weißlichblauer Luft mit rötlichen Wolken. Auch das Rot der Ziegeldächer
ist mit schwärzlichem Grün gebrochen. Das Licht glitzert auf Figuren in roten, hell-
blauen und gelbbraunen Trachten.
Bez. links unten; B . B . DE CANALETTO . FEC . .'. Gegenstück zu Nr. 503 C [s. die Bemerkung daselbst] .'. Erivorben
1878 von Unterstaatssekretär von Grüner in Berlin Leinwand, h. 0,46, br. 0,78.
503c Das Obertor von Pirna. In fahlem Sonnenlicht geht der ockergelblichgraue Ton
des Vordergrunds in das leuchtende Ockergelb des Torgebäudes über, hinter dem das
hellrote Dach der
gotischen Kirche vor
blaugrauen Wolken
aufragt. Zwischen
blaugrünen Bäumen
grünlich-rote Dächer
und diegraubraunen
Mauern des Sonnen-
steins. Weißlich-
blauer Himmel.
Gegenstück von Nr. 503 B .■.
Dieselben Ansichten von Pir-
na, in größerem Maßstab, in
der Galerie zu Dresden .'. Er-
worben 1882 in Dresden.
Leinwand, h. 0,47,
br. 0,78.
Venetiani-
sche Schule
des XVIII.
Jahrhun-
derts
1653
503 C
227
Venetiani-
sche Schule
des XVIII.
Jahrhun-
derts
501 G
'^liarrll F''^"'^^scoGuardi. Architektur-
JUdl Ul maler, geb. zu Venedig den 5. Ok-
tober 1712, gest. daselbst den 1. Januar
1793. Tätig vornehmlich zu Venedig.
501g Ansicht des Marcusplatzes
in Venedig. Von 1. her, aus der
Richtung des Uhrturmes, zieht über
den tiefblauen Himmel eine blau-
graueWetterwand herauf, der von der
Sonne hellockergelblich beleuchtete
Wolken voraneilen. Der Platz liegt
in wechselnder Beleuchtung da, in
graubraunen Tönen mit ockergelben
Lichtern r. und im Hintergrund, wo
vor der in lichtroten Tönen gehalte-
nen Fassade der Marcuskirche gelbe
Verkaufszelte aufgeschlagen sind. Der Campanile und die ganze r. Seite ist in schwärzlich-
braune Schatten gehüllt. Die Trachten der Staffage bringen stärkere Farben in die Dar-
stellung: Rosaviolett, Goldgelb, Hellblau und ganz rechts namentlich Rot.
Erworben 1906 .*. Eigentum des Kaiser -Friedrich -Museums -Vereins .'. Leinwand, h. 0,545, br. 0,66.
501e Ansicht der Zattere in Venedig. Das Bild ist in das lichte Blau des Himmels
getaucht, der sich hellgraublau im Wasser des Kanals wiederspiegelt. Auf den Masten,
Rudern undTauen der dunkelgrauen Fischerboote, mitFiguren in gelben und roten Trachten
bemannt, auf gelbbraunen und weißen Segeln, dem Pfahlwerk und auf dem Wasser
glitzert perlend weißes Licht. Gelblichweiß schimmert die Fassade der Kirche der
Gesuati zwischen rötlichen Mauern in der ruhigen, von blitzenden Wellen belebten
Wasserfläche wieder. Am Himmel rötliche Wölkchen, am Horizont violettgrauer Dunst.
A
Js«*t.
M
Bez. auf einem Fischerboote vorn in der Mitte: Fran.*-'o Guardi
501 E
Erworben 1899 im Pariser Kunsthandel .". Eigentum des
Kaiser - Friedrich - Museums-
Vereins .■. Leinwand, h.
0,53, br. 0,84.
501 F Der Aufstieg
eines Luftballons
über dem Kanäle
der Giudecca in
Venedig [1783].
Weich zerfließen in
der hellen dunstigen
Atmosphäre, vor be-
decktem graublauem
Himmel, an dem der
mattockergelbeLuft-
ballon schwebt, die
Umrisse der dunkel-
228
braunen Halle der Dogana. Ockergfelbliche
Sonnenlichter erhellen die rechte Wand und,
mit Grau untermischt, den Steinboden. Durch
gebrochene rote, goldgelbe, hellblaue, rosa-
farbene und weißliche Töne werden die weich
und flockig in Braun gemalten Figuren-
gruppen belebt.
Der Aufstieg wurde 1783 vom Conte Francesco Zambeccari,
nicht lange nach der Erfindung des Luftballons durch Montgol-
fier, unternommen /. Lavierte Federzeichnung zu dem Bilde bei
Miß Lucie Cohen, London .". Erworben 1901 .'. Eigentum des
Kaiser - Friedrich - Museums - Vereins.
Leinwand, h. 0,66, br. 0,51.
RÖMISCHE SCHULE
Pa
nini
Giovanni Paolo Panini. Architekturmaler,
Venetiani-
sche Schule
des XVIII.
Jahrhun-
derts
501 F
B
geboren zu Piacenza 1695, gestorben zu Rom
den 21. Oktober 1768. Schüler Andrea Locateilis und
Benedetto Lutis zu Rom. Tätig zu Rom und einige
Zeit zu Paris [seit 1732 Mitglied der Akademie].
454a Römische Landschaft. Zwischen
gelbgrünem Rasen und rotbraunem Erdreich, in goldigem Sonnenlicht, leuchten ocker-
gelbbraun, durch bläuliche Töne unterbrochen, mit luftigen graublauen Schatten, zur
Linken das Kolosseum, davor die Trajanssäule, die Statue des Herkules Farnese und
der sterbende Fechter, rechts die drei Säulen des Kastortempels, der Triumph-
bogen Konstantins, der Vestatempel, die Ruinen des Palatins und in der Ferne die
Cestiuspyramide. Vor hellblauem, sonnigem Himmel, den graue, an den Rändern
hellbeleuchtete Wolken überziehen. Die Figuren in leuchtend goldgelben, blauen, roten,
rosafarbenen und
violetten Tönen.
Bez. auf dem Steine links
vorn: P. PANINI Roma 1735
.'. Erworben 1882 in London.
Leinwand, h. 0,98, br. 1 ,34.
afnni P^mpeo Giro-
«iLUIll lamo Batoni
[Battoni]. Geboren zu
Lucca den 25. Januar 1 708,
gestorben zu Rom den
4. Februar 1787. Gebildet
durch das Studium der
alten Meister, besonders
Correggios. Tätig zu Rom.
504 Vermählung
Amors mit Psy-
che. Bunte, leuchten-
de Farben von glasi-
gemCharakter.Gold-
Römisdxe
Schule des
XVIII. Jahr-
hunderfs
454 A
229
Römiscfie
Schule des
XVIII. Jahr-
hunderts
g-elb im Mantel der Psyche, das weniger leuchtend im Taubenwagen der Venus wieder-
kehrt, und Ultramarinblau im Mantel der Göttin bilden den beherrschenden Farben-
kontrast. Neben Goldgelb bricht in der Gewandung Hymens Zinnoberrot hervor und
überführt die leuchtenden Lokalfarben durch ein komplementäres Grün im Vorhang in
den kühlen grauen Ton der Architektur und der Wolken. Das ockergelbliche Inkarnat
mit rosigen Lichtern, mit Rot auf den Wangen, Lippen und den Gelenken und kalten
graublauen und bräunlichgrauen Schatten ist auf den grauen Grundton abgestimmt und
wird durch den Gegensatz zu Weiß im Hemd Psyches, zu Grau im Schleier der Venus
und in den Wolken erwärmt. Rechts ruht Zephyr auf weißen, dunkelgraubraun beschatteten
Wolken, mit gleichfarbigen Flügeln vor blauem Himmel und graublauer Ferne.
Bez. auf dem Sockel des Bettes: Ponpeo ■ Batoni ■ Pil'f A° 1756 • Roma ■ /. Königliche Schlösser .-. Leinwand, h. 0,83, br. 1,18.
504
230
SPANISCHE SCHULE
Spanische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
4I4A
Camp
„«„ Pedro Campana, als Vlame Peel er
de Kempeneer gen. Zeichnet sich
zumeist Petrus Campaniensis [einmal Petrus
Kempener]. Baumeister, Bildhauer und Maler, ge-
boren 1503 zu Brüssel, gestorben daselbst 1580.
Seit etwa 1529 in Italien, besonders in Rom durch
das Studium Raffaels und Michelangelos ausge-
bildet; tätig vornehmlich in Sevilla [um 1538 bis
1562 [?]], zeitweilig in Cordoba und anderen Städten
Andalusiens, dann [seit 1562] in Brüssel [seit 1563
Leiter der Tapetenfabrik].
409 Maria mit dem Kinde. In wenigen
breiten Farbflächen hebt sich die Gestalt in
hartem Umriß vom schwarzen Grund ab. Von
grünlichem Blau im Mantel lichtet sich das
kühle Kolorit über Karminrosa im Gewand
zum rosafarbenen, von hellg-raublauen Schat-
ten unterbrochenen Ton des Inkarnats auf,
das wiederum kaltes schimmerndes Weiß
umgibt. Rotgelbes Haar.
Erworben 1835 in Paris aus der Sammlung Mathieu de Favier.
Eichenholz, h. 0,71, br. 0,54.
D -.AIoq J"3n ^^ 'ss Roelas. Geboren von flan-
IXUCldS arischen Eltern um 1558 in Sevilla, gestor-
ben zu Olivarez den 23. April 1625. Unter dem
Einflüsse venetianischer Meister ausgebildet. Nach
einer italienischen Reise vornehmlich tätig zu Sevilla,
zeitweilig zu Madrid und seit 1624 zu Olivarez.
414a Maria in der Glorie, von einemje-
suiten verehrt. DiekühleGesamtstimmung
wird durch blaugrüne [Himmel, Ferne], bis
zu Hellgrau [Wolken] absteigende Töne und
durch kontrastierendes, gleichfalls kühles
Hellkarminrot [Engel r.] bestimmt. Der Kon-
trast wirkt am stärksten in der Gestalt der
Madonna [Blaugrün im Mantel, heller in den
Unterärmeln, Hellkarminrot im Gewände],
umrissen vom Gold der Glorie; dazwischen
das zarte, graubräunliche Inkarnat, umgeben
von gelbbraunem Haar, das sich von blau-
grüner Zone abhebt. Wenige wärmere Töne
unterbrechen den kühlen Ton: Goldgelb
[Engel 1.], Lichtrot [Cherubim]. Unten in
grauschwarzer Jesuitentracht, mit ockergelb-
braunem Inkarnat, Fernando de Mata, vor
bräunlichsaftgrüner und grauer Parkland-
schaft, die durch rotbraune Töne [Blätter
232
der Rosenhecke, Stab, Blumentöpfe usw.] belebt
wird. Überall sind die Symbole dargestellt, unter
denen Maria in der Litanei angerufen wird: der
Turm Davids, der Rosenstock, der Brunnen usw.
Das Bild ist wahrscheinlich im Auftrage des Stifters D. Fernando de
Mata [gestorben 1612] für seine Grabkapelle in der Kathedrale zu
Sevilla gemalt .". Erworben 1852 aus der Sammlung Soult zu Paris.
Leinwand, h. 2,79, br. 1,68.
l\/r 1_„ Luis de Morales, gen. el Divino. Geboren
IVIUI cilCo jn Badajoz zu Anfang des 16. Jahrhunderts, ge-
storben daselbst 1586. Tätig vornehmhch in Badajoz und
einige Zeit in Madrid am Hofe Philipps II.
412 Maria mit dem Kinde. Kühles silbriges
Inkarnat mit zarten Rosatönen auf Wangen und
Lippen, mit weicher graublauer und brauner
Modellierung, von gelbbraunem Haar umgeben,
vor schwarzem Grund. Bräunliches Hellkarminrot
im Gewand, grünliches Blau im Mantel [davor der
Körper des Kindes] sind auf die kalte Gesamt-
färbung abgestimmt. L. ein Stück des gold-
gelben, über den Sitz gebreiteten Tuches.
Von dem Bilde kommen mehrfach [z.B. in der Eremitage] Wieder-
holungen vor .*. Erworben 1841 42 in Italien.
Eichenholz, h. 0,48, br. 0,33.
/'^ 11 Alonso Sanchez Coello. Geboren zu Beni-
^— ''-"-'*^*-' fayrö [bei Valencia] im Beginn des 16. Jahr-
hunderts [1515?], heiratete 1541 in Madrid, gestorben
1590 ebenda. Schüler des Antonis Mor zu Madrid.
Tätig in Lissabon und Madrid.
406b Bildnis Philipps II. von Spanien [1527
bis 1598]. Rot im Bande des Ordens vom gol-
denen Vlies, den beiden Armbinden und den
Lippen, matter in den Armelborten, gegen kühle
silbergraue Töne [bräunlichgraue, goldgelb
verzierte Rüstung, mattgoldgelbe, mit grauen
Stickereien gezierte Hosen, durch deren Schlitze
das graublaue Untergewand sichtbar ist, grau-
weiße Beinkleider, mattockergelbe Stiefel und
Kommandostab],vorschwärzlichbraunemGrund,
im Fußboden durch Ockergelb etwas aufge-
lichtet. Auch das blasse, hellbräunliche mit
rötlichen und grauen Tönen durchsetzte Inkar-
nat ist auf den kühlen Gesamtton gestimmt
Braunes Haar, gelblicher der Bart.
Eine alte Kopie im Stadthause zu Löwen .". Königliche Sammlung
in Madrid bis 1820; Sammlung von Schepeler in Aachen, 1851 .'.
Sammlung Suermondt, 1874 .-. Leinwand, h. 1,87, br. 1,00.
Spanis<^e
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
412
406 B
233
Spanische
Schule des
XVn. Jahr-
hunderts
413F
413 C
XA^'lpiTTIllf^V Diego Velazquez de
VeidZqUeZ Silva, eigentlich Diego
Rodriguez de Silva y Velazquez.
Nach andalusischem Brauche führt er
den Namen seiner Mutter, Velazquez.
Getauft zu Sevilla den 6. Juni 1599, ge-
storben zu Madrid den 6. August 1660.
Schüler des Francisco Herrera d. A.,
dann des Francisco Pacheco zu Sevilla.
Tätig zu Sevilla und Madrid [seit 1523
Hofmaler Philipps IV.], zweimal in Italien
[1629-1631 und 1649—1651].
413f Die drei Musikanten. Aus
dem unbestimmten grauen Dun-
kel der Wände prallen in breit
hing-estrichenen Flächen der
bräunlichockergelbe Fleischton,
von tiefem Schwarz der Haare,
kaltem Graublau und Weiß der
Kragen umrahmt, und im Vordergrunde Goldgelb [Rock und Instrument des Violinspielers,
Ärmel des Jungen in schwarzem Wams, matter in der hellockergelben Mandoline] hervor.
Dunkelgrün im Gewände des mittleren [davor der lichtrote Fiedelbogen] hellt sich vorn in
derTischdecke zu Olivgrün auf. Schimmerndes Weiß
im Tuch, mattes Goldgelb im Brot, helle Lichtreflexe
in dem mit gelbrotem Wein gefüllten Glas schieben
die dunklen Flächen der Mitte in den Raum zurück.
Aus der frühesten Zeit des Meisters .'. Erworben 1906 aus dem eng-
lischen Kunsthandel .■. Leinwand, h. 0,87, br. 1,10.
413c Bildnis der Schwester Philipps IV., Maria
Anna [1606 — 1646, seit 1631 Gemahlin des Königs
von Ungarn, späteren Kaisers Ferdinand 111.]. Von
brennendem Zinnoberrot im Vorhang hebt sich kühl
das gelblichweiße Inkarnat ab, mit grauen Halb-
schatten, von gelbbraunem Haar und grauer Hals-
krause umrahmt. Mattes Gelbrot im Stuhl ver-
mittelt mit den grauen Tönen der anderen Bildhälfte
[dunkelgraues Gewand mit blitzenden bräunlich-
gelben Goldborten und Stickereien, gelblichgrauer
Boden, graue Wand], die im Kontrast zu Rot eine
komplementär olivgrünliche Färbung annimmt.
Das Bild gleicht völlig dem Brustbiide der Maria im Museo de! Prado.
Dieses wäre nach Justi das 1630 in Neapel, wo sich die Königin vorüber-
gehend aufhielt, gemalte, während das Berliner Porträt damals, worauf
das Kostüm deutet, nur entworfen und, wie die Technik verrät, viel später,
vielleicht erst nach 1646, ausgeführt worden sei .". Kam 1820 aus dem
königlichen Palast in Madrid [Inventarnummer 471] durch Geschenk [zu-
gleich mit Coellos Porträt Philipps IL] in die Sammlung des preußischen
Ministerresidenten Obersten von Schepeler. 1851 von Suermondt er-
worben, galt es auch in dieser Sammlung als Porträt von Philipps IV.
erster Gemahlin Isabella von Bourbon, während der ausgesprochen habs-
234
burgische Gesichtstypus die jetzige Benennung nahe legt .'.
Sammlung Suermondt, 1874.
Leinwand, h. 2,00, br. 1,06.
41 3 E Bildnis einerDame. Vomhellg-rauen
Grund löst sich in vollster Körperlichkeit
die Figfur in dem schwarzen, grau g-e-
musterten Kleid von bläulichem Schim.mer,
mit dunkelblauen Ärmeln und Brustein-
satz, reich geziert mit blitzenden gold-
gelben Stickereien, Goldschmuck und Ge-
stein. Die rotbraune Haarfrisur schließt
ihren Umriß, in dem als lichtester Ton das
zarte ockergelblichweiße Inkarnat wirkt,
mit leicht geröteten Wangen und wenig
Schatten in warmem durchsichtigem Braun.
L. unten als Gegengewicht die einzige
lebhaftere Farbe: Karminrot im Stuhl,
mit Goldgelb in den Knöpfen und Fransen.
Auf der alten, jetzt durch eine neue verdeckten Leinwand
steht in alter Handschrift der Name Joana de Miranda. Indes
bleibt ungewiß, ob damit des Malers Gattin gemeint sei
oder eine andere Dame vom Hofe Philipps IV., an dem der Name
Miranda mehrfach vorkommt. Vielleicht ist die Dargestellte die
Gräfin Olivares. Das Bild gehört nach Justi in die dreißiger
Jahre .*. Es läßt sich nur bis auf die Sammlung des Sebastian
Martinez in Cadix zurückverfoigen .". Im Jahre 1867 ging es
für 98000 Frs. aus der Salamanca- Galerie in den Besitz von
Lord Ward [Dudley] über .*. Erworben 1887 aus der Sammlung
des Earl of Dudley .-. Leinwand, h. 1,20, br. 0,99.
413a Velazquez? Bildnis, angeblich des
Alessandro del Borro. In schwarzer,
graugeblümter Gewandung ragt die Gestalt
als mächtige dunkle Masse, deren Umriß das
dunkelbraune Haar fortsetzt, vor lichtem
ockergelblichgrauem Grund empor. Warm
leuchtet aus dem Schwarz das fette braun-
rote Fleisch. Ihm halten als einzige leb-
haftere Farbe Mattrot und Weiß [graublau
beschattet] in der mit goldgelben Bienen be-
stickten Fahne die Wage.
Dem grotesken Charakter des Bildnisses nach scheint es irgend-
einen Buffonen darzustellen. Die Vermutung, daß der Darge-
stellte der italienische Feldhauptmann Alessandro del Borro sei,
gründet sich auf die Fahne unter seinen Füßen. Die Bienen
sind das Zeichen der Barberini, und in dem Kampfe, den Parma
mit Hufe von Venedig und Toskana gegen Urban VIII., das
Haupt der Familie Barberini, um den Besitz des Herzogtums
Castro 1641 — 1643 führte, war del Borro der Feldhauptmann
Ferdinands II. von Toskana. Nach dem Ende des 30iährigen
Krieges trat del Borro in die Dienste Philipps IV. von Spanien.
Außerdem befindet sich in der Bildnissammlung der Offizien
[ Nr. 252 ] ein ähnlicher Kopf als Bildnis des toskanischen Mar-
chese. Ein Bild im Rathause zu Arezzo, das Borro darstellt in
Spanische
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
235
Spanische
Sdiule des
XVII. Jahr-
hiinderfs
413 D
ganzer Figur, mit Rüstung und der Inschrift: Alexander aBorro
Marchio Patritius Arretinus Germanico BelloClarissimusEtrurie
Defensor Acerrimus Hispanie Citerioris Domitor Turcarum
Terror Tenedi Lemniqiie Expugnator Obiit Anno Salutis
MDCLVI Aetatis Suae . . . weist dagegen andere Züge auf als
unser Bild. Die Zuschreibung an Velazquez ist bezweifelt, und
verschiedene italienische und nordische Meister des 1 7. Jahrhun-
derts sind ohnehaltbareGründe inVorschlag gebracht worden .*.
Früher in der Villa Passerini bei Cortona .". Erworben 1873
in Florenz .'. Leinwand, h. 2,03, br. 1,21.
Velazquez Kopie nach Ve
c
lazquez.
413d Bildniseines spanischen Hofzwer-
gfes. Mit rotbraunem Gesicht und dunkel-
braunem Haar. In gelbbrauner, goldgelb
bestickter vlämischerEdelmannstracht. Weiß
im Spitzenkragen, den Manschetten, den
Federn und im Hund hält die Figuren vor
ockergelbbraunem Boden und schwärzlich-
braunem Hintergrund zusammen und erhöht
ebenso wie das tiefe Schwarz im Hunde-
fell die Wirkung der goldigbraunen Töne.
Das Karminrot der Haarschleife wiederholt
sich im Band, an dem er das Tier hält.
Kopie [von Maso?] nacli dt-iii im iVlusoi^ (iel Prado befindlichen Original, in dem der Katalog den Hofzwerg Philipps IV., Don
Antonio den Engländer, sehen will. Nach Justi indes möglicherweise das Porträt des königlichen Spaßmachers Velazquillo -•. Er-
worben 1879 in Wien vom Maler Penther, der das Bild aus Spanien mitgebracht hatte .'. Leinwand, h. 1,39, br. 1,01.
Pinr» '^'onso Cano. Maler und Bildschnitzer, geboren zu Granada den 19. März 1601, gestorben
daselh<;t den 3. Oktober 1667, Schüler des Francisco Pacheco, des Juan de Castillo und des Bild-
hauers Juan Martinez Montaüez zu Sevilla. Tätig zu
Sevilla [bis 1637], Madrid [1637 bis 1651] und Granada
[bis zu seinem Ende].
414b Die hl. Agnes. In breiten sonnigen
Farbflächen, vor lichtem grauweißem Grund.
Leuchtend goldgelbbraunes, gelb schillerndes
Gewand, dunkelgrünes Mieder, karminroter,
im Lichte violetter Mantel, bräunlichgrüne
Palme. Auf grauem Sockel das grauweiße
Lamm. Über dem weißen, in den Falten
graublauem Hemd erhebt sich das zarte,
rosige, von dunkelbraunem Haar umrahmte
Antlitz mit den dunkelbraunen Pupillen,
bläulichen Augäpfeln und roten Lippen, mit
Braun modelliert. Ein bräunlicher Schleier
umflattert das Haupt.
Bez. rechts an dem Postament mit dem aus ALO und CANO
gebildeten Monogramm .". Vermutlich aus der früheren Zeit
des Meisters .■. Erworben 1852 aus der Sammlung des Mar-
schalls Soiilt.
Leinwand, h. 1,11, br. 0,86.
236
Zurb<
l_^ Francisco de Zurbaran. Getauft zu Fuente
-UrUdl an jg Cantos in Estremadura den 7. Nov. 1598,
gestorben zu Madrid 1662. Schüler des Juan de las Roelas
zu Sevilla. Tätig zu Sevilla und Madrid [als Hofmaler
Philipps IV.].
404c Bildnis eines vornehmen Knaben im
Harnisch. Die leuchtend karminrote Schärpe
liegt über dem blitzenden silbergrauen Harnisch,
dessen Farbe sich in den seidenen Armein fort-
setzt. Wenig Grün [im Ordenszeichen auf der
Brust] begleitet das Rot. Die Wirkung des Metalls
steigert der wärmere, im Lichte schimmernde
braune Ton der grauviolett geschlitzten Hosen.
Blendend weiße Strümpfe und schwarze Schuhe
[ebenso wie die Hosen mit goldgelben Rosetten
besetzt] erhöhen die Körperlichkeit der Figur, die
im kalten weißen Licht hart vor bräunlichschwar-
zem Grund steht, der nach vorn in den grau-
bräunlichen Ton des Bodens übergeht. Das
ockergelbliche, mit grauen Tönen durchsetzte
Antlitz mit roten Lippen, von braunem Haar
umrahmt, ist kräftig mit schwärzlichen Schatten
modelliert. Oben ein goldgelbes Wappen mit
dunkelgrünenBalken
und grauem sprin-
gendem Löwen, mit
neunzackiger Krone
und dem Ordens-
zeichen wie auf der
Brust.
Bez. rechts unten ; fran'^o de
zur baran . f. Darunter : AE-
TAS 12 A2.S .-. Der Dar-
gestellte galt als der 1629 ge-
borene Sohn Philipps IV.
Prinz Balthasar Carlos.
Doch ist dies mit dem
Wappen nicht beweisbar .■.
Erworben 1 906 aus derSamm-
lung Alfred Morrison in Lon-
don -■- Leinwand, h. 1,85,
br. 1,03.
404a Der hl. Bona-
ventura verweist
den hl. Thomas
von Aquino auf
den Gekreuzigten
als die Quelle
Spanische
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
404 C
404 A
237
Spanische
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
417
alles Wissens. Zwischen den grauen
und bräunlich grauen Tönen der Ordens-
trachten, die im Kontrast zu tiefem, durch
Weiß gestärktem Schwarz [Kutte des
hl. Thomas; Wände des Gemachs, die
der blaugraue Türausschnitt durch-
bricht] silbrig erschimmern, leuchtet in
goldiger Wärme das rötlichbraune In-
karnat mit blitzenden weißlichen Glanz-
lichtern. Das Ockergelb derPergament-
bände und des Kruzifixes, Rotbraun
der Möbel, Blauviolett und Rosaviolett
der Vorhänge [überall dazwischen Schwarz] dämpft das kalte Licht mit seinem silbrigen
Glanz, während r. starkes Zinnoberrot, ergänzt durch wenig Blaugrün im Schnitt einiger
Bücher, [von blendendem Weiß begleitet] den Blick in die Richtung des Kruzifixes leiten.
Bez. links: F. DE ZVRBARAN . FATA . 1629 .". Gehört zu einer 1629 gemalten Folge von vier Darstellungen aus dem Leben
des hl. Bonaventura, früher in S. Bonaventura [ Kirche des Franziskaner -Kollegs] zu Sevilla, von denen sich zwei jetzt im
Louvre zu Paris und eine in der Dresdener Galerie befinden. Unser Gemälde stellt die folgende Begebenheit dar: „Thomas
von Aquino, erstaunt über die Kraft und den Reichtum der mystischen Theologie Bonaventuras, besuchte ihn [der damals noch
ein junger Lehrer der Theologie an der Pariser Universität war] und bat ihn, ihm seine Bibliothek zu zeigen, damit er sich die
Werke anschaffen könne, aus denen jener eine so vielseitige und umfassende Wissensfülle schöpfe. Da wies ihm Bonaventura
das Bild des Gekreuzigten, aus welcher ergiebigen Quelle er alles das empfangen zu haben bekannte, was er gelesen und ge-
schrieben" [Pietro Galesini, Acta Sanct. p. 847] -•. Erworben 1852 aus der Sammlung Soult zu Paris.
Leinwand, h. 2,26, br. 2,56.
Spanische Schule um 1630
1667 Stilleben. Das helle bräunliche Rot der Tischdecke dient auch als Grundierung, über
die das teilweise von bräunlichen und grauen Schatten gedämpfte Weiß der Folianten, das
bräunliche Goldgelb der Pergamenteinbände und der schwärzlichbraune Hintergund ge-
gemalt sind. Graubrau-
nes Tintenfaß mit leuch-
tend weißem Federkiel.
Früher im Bezitze der Familie des
spanischen Gesandten J. Hook-
ham Frere zu Roydon Hall [Nor-
folk] .-. Erworben 1908 als Ge-
schenk des Herrn R. Langton
Douglas, London.
Leinwand, h. 0,345, br. 0,553.
417 Liebe, Hoffnung,
Glaube. Aus schwärz-
lichem Dunkel tauchen,
scharf von silbrig schim-
merndemLicht bestrahlt,
mit schwärzlichen Schat-
ten, die Gestalten auf.
Kühl gefärbteGewänder
[silbergrau 1., dunkel-
238
blau in der Mitte, gelblichweiß mit
karminbräunlichen Schatten r.] kon-
trastieren mit dem warmen rötlich-
braunen Fleischton.
Sammlung Solly, 1821.
Leinwand, h. 1,09, br.
1,44.
R*L_ „ Jusepe de Ribera, CTen. lo Spa-
^^^* " gnoletto. Maler und Radlerer, geb.
zu Jätiva [jetzt San Felipe] im Königreich
Valencia 1589 [nach Palomino], gest. zu Ne-
apel den 2. September 1652. Schüler des
Francisco Ribalta zu Valencia; durch Studien
in Rom, Parma und Venedig ausgebildet.
Tätig vornehmlich zu Neapel.
405b Der hl. Sebastian. Das volle
Licht sammelt sich auf dem nackten
Körper, der über die dunkelbraune,
in den tieferen Schattenpartien sicht-
bare Untermalung alla prima in hell-
ockergelben und silbergrauen Tönen
und wenigLichtrot auf den Gelenken
pastos heruntergemalt ist. Kaltes
Grauweiß im Tuch, das um die Len-
den gebunden ist, dient der Wirkung
des Inkarnats. Gedämpfter und
wärmer, mit Braun gemischt, klingen die
Ockertöne im Erdboden und im Baum-
stamm wieder, vor kühlem dunkelgrau-
blauem Himmel.
Bez. links unten: Jusepe de Ribera panol. F1636 .'. Samm-
lung Suermondt, 1874 .'. Leinwand, h. 2,00, br. 1,49.
Rib
61"3 Nachahmer des Ribera.
403 Der hl. Hieronymus. Die Malerei
ist fester als bei Ribera, die Farben stumpf
und branstig. Aus tiefschwarzem Hinter-
grund prallt in greller Beleuchtung der
ockergelbbraune Körper, mit schwärzlich-
braunen Schatten modelliert, hervor. Weiß
im Folianten und im Hüftschurz. Stumpf
zinnoberroter Mantel.
Das Bild ist eine Nachahmung Rilieras und vielleicht ein
Jugendwerk Luca Giordanos .'. Sammlung Solly, 1821.
Leinwand, h. 1,16, br. 0,91.
Spanische
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
403
239
Spanisdie
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
416
Rib
era
Kopie nach Ri
bera.
lichten Blau des Himmels ab.
416 Martyrium des
hl. Bartholomäus.
Lichtester Fleck der
ockerg-elbliche Körper
des Heiligen, dessen
Schoß ein dunkelblauer
Mantel umgibt. Dane-
ben r. gedämpftes Hell-
rot im Gewände des
Henkers, dem 1. Grün
im Rocke des hinteren
Knechts entspricht.
Nach den Seiten und
rückwärts kühlt sich der
stumpfe, von Grau
durchsetzte braune Ge-
samtton in immer lufti-
geren Mischungen zum
Das voll bezeidinete und datierte Original von Ribera befindet sich itn Prado zu Madrid .*. Unser Bild, geringer in der Zeichnung
und weniger kräftig in der Färbung, ist nur eine Kopie aus der zvi-eiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, von einem Nachfolger Mu-
rillos .'. Geringere Kopie im Privatbesitze zu Madrid -■. Sammlung Soily, 1821 -•. Leinwand, h. 2,18, br. 2,51.
Cr%vvckr\r\ Don Juan Carreno de Miranda. Geb.
drrCllU ^^ ;^yi|^^ i„ Asturien den 25. März 1614,
gest. zu Madrid im September 1685. Schüler des Pe-
dro de las Cuevas und des Bartolome Roman zu Ma-
drid, unter dem Einflüsse von Velazquez, Rubens und
besonders von A. van Dyclc ausgebildet. Tätig vor-
nehmlich zu Madrid, kurze Zeit zu Toledo.
407 Bildnis König Karls II. von Spanien
[1661 — 1700]. Aus der kühlen, auf Grau ge-
stimmten Umgebung, aus schwarzer Sammet-
tracht kommt licht das zarte ockergelblichweiße
Antlitz, mit grauen Tönen und mattem Rot in
den Lippen und Wangen, von blonden Locken
umgeben, hervor. Blaugraue Strümpfe und De-
gengriff. Mit demGrau und Graublau der Wände
kontrastiert das bräunlicheGoldgelbderBronze-
löwen, der Adler, welche die dunkelbraunen
Rahmen umkrallen, und des Vorhangs, dessen
gedämpft karminroterUmschlag wieder mit dem
kalten grauen Gesamtton vermittelt. Mattere
lichtrote Fliesen beleben den grauen Boden.
240
M
Bez. rechts über dem Tisch : AETAT. SUAE
XII ANN., und auf dem Sockel des Tisch-
fußes : JOANNES A CARRENNO PICTOR
REG. ET. CVBI\B FAC. ANNO. 1673. Der
Meister zeichnet sich als Pictor Regius et
Cubicularius, d. h. königlicher Maler und
Kämmerer .-.Eine Wiederholung des Bildes,
jedoch ohne Bezeichnung, im Museo del
Prado zu Madrid, eine andere befand sich in
der Sammlung des Prinzen Pierre de Bour-
bon, eine dritte, etwas verändert, unter dem
Namen Murillo in der ehemaligen Sammlung
Molinari in Mailand .-. Erworben 1836 als
Geschenk des Freiherrn von Werther, da-
maligen Preußischen Gesandten zu Paris.
Leinwand, h. 2,05, br. 1,42.
llKill/~> Bartolome Esteban Mu-
UIllIU rillo. Getauft zu Sevilla
den 1. Januar 1618, gestorben da-
selbst den S.April 1682. Schüler des
Juan de Castillo zu Sevilla; auso-e-
bildet zu Madrid [1642— 1645] unler
dem Einflüsse von Velazquez sovt'ie
der Werke des Ribera, Rubens und
van Dyck. Tätig vornehmlich zu Sevilla.
414c Anbetung der Hirten.
Die warmen Töne des Vorder-
grundes kühlen sich von dunklem rötlichem Braun [die als kräftig zurückschiebende
Kuhsse wirkenden Hirten 1.], von goldigem Ockergelb und Gelbbraun [Sattel, Krippe
r.] über Goldgelb [Rock des knienden Hirten] und den warmen rötlichen Fleischton im
Schnittpunkte der beiden Diagonalen zu den kühlsten, aber lebhaftesten Farben des
Bildes ab: Hellkarminviolett im Gewände, Hellblau im Mantel Marias, ihrem lichten
Inkarnat und schimmerndem Weiß, mit graublauen Schatten, im Tuch, von dem sich in
lichten rödichen Tönen der Körper des Kindes abhebt. In der Gestalt Josephs [bräun-
lichgoldgelber Mantel über
dunkelviolettem Gewand]
und der dunkelbraunen
Architektur kehrt die eine
diagonale Farbenreihe zu
ihrer ursprünglichen Wärme
zurück, in der anderen Rich-
tung geht sie über Weiß
[Kopftuch der Alten.Haupt-
und Barthaar des alten
Hirten] und die gelblich-
grauen Töne [Gewand des
jungen Hirten, Mauer des
Torbogens] in den luftigen
Ton des blaugrauen Him-
mels über.
Spanische
Schule des
XVn.Jahr^
hunderts
J14
241
spanische
Schule des
XVII. Jahr.
hunderls
408 B
Aus der früheren Zeit des Meisters .
aus dem englischen Kunsthandel.
Leinwand, h. 1.70, br. 1,96.
Erworben 1905
c
414 Der hl. Antonius von Padua
mit dem Christkinde. Die von
Graublau durchsetzten braunen Schat-
tentöne der rechten Bildhälfte lichten
sich in der Kutte des Heiligen zu
silbrigem Blaugrau auf, das dem rosi-
gen, durch zarte graue Töne aufge-
lockerten und durch den Gegensatz
zu Weiß [im Tuch, das den Körper
des Christkindes umgibt] wärmer
wirkenden Inkarnat als Folie dient.
Auch in dem mattgoldgelben Lichte
der Glorie und dem bräunlichen Ge-
wölk links klingen, nach der Tiefe ge-
steigert, die luftigen grauen Töne
weiter, belebt durch die festeren röt-
lichbraunen Töne der Engelskörper.
Diese erwärmen sich am stärksten in
den beiden Engeln links vorn, mit
den hellkarminvioletten und gedämpft
roten Draperien und den Insignien des Heiligen [Buch und Lilie], das kühle Silbergrau
der landschaftlichen Ferne zurücktreibend.
Der Meister hat dieses Motiv öfter behandelt. In der Kathedrale zu Sevilla stellt ein berühmtes Bild das Christkind dar,
wie es im lichten Schein einer En^elsglorie zum knienden Antonius herabschwebt , den Moment also, der unserer Dar-
stellung vorangeht .*. Eine Sepiazeichnung zu unserem Bild im Louvre [Sammlung His de La Salle] .". Erworben 1835
in Paris aus der Sammlung des Barons Mathieu Favier, der seine Bilder unter Marschall Soult in Spanien zusammen-
gebracht hatte.
Leinwand, h. 1,65, br. 2,00.
_ Mateo Cerezo. Geboren zu Burg^os 1635, gestorben zu Madrid 1675. Schüler seines Vaters
^^ CZ.U Mateo und Juan Carrenos de Miranda in Madrid, unter dem Einflüsse Murillos und van Dycks
ausgebildet. Tätig vornehmlich zu Madrid, zeitweilig in Burgos, Valladolid und Valencia.
408b Christus am Kreuze. Vor dem schweren Dunkel der braunen Landschaft, die
von dem dumpf braunroten, links am Horizont die Wolken durchbrechenden Schein
gefärbt wird, hellt sich der Körper an rotbraunem Kreuz, rotbräunlich beschattet, zu
kühlem, von Grau durchsetztem Ockergelb auf. Auch die unten vom rötlichen Licht-
schein bestrahlten schwärzlichen und graublauen Wolken kühlen sich nach oben zu
ab. Dort durchbricht sie weißlichblauer Himmel, von dem sich licht der Körper des
Gekreuzigten abhebt.
Sammlung Suemiondt, 1874.
Leinwand, h. 2,06, br. 1,62.
242
G Francisco Jose de Goya
Oya. y Lucientes. Maler und Ra-
dierer, geboren den 30. März 1746 zu
Fuentetodos in Arag-onien , gestor-
ben den 16. April 1828 zu Bordeaux.
Schüler des Don Jose Luzan y Mar-
tinez in Saragossa und des Francisco
Bayeu zu Madrid. Tätig vornehmlich
in Madrid und Saragossa, in Italien
[Rom, Parma 1771] und in Frank-
reich. Spanischer Hofmaler seit 1789.
1619 König- Ferdinand VIl.
präsidiert einer Sitzung
der Philippinenkompagnie.
Die schwarze Grundierung der
Leinwand gibt den dunklen
Grundton, auf dem die Szene
in breiten, die in Licht und
Schatten zerfließenden Formen
nur andeutenden Farbflecken hingesetzt ist. Durch die Fenster rechts fällt schimmernd
weißes Licht ein, das den düsteren Raum nur mäßig erhellt. Es spielt auf dem Boden
in unvertriebenen ockergelblichen, rötlichen und bläulichen Flecken, erhellt mit gleich-
mäßigerem weißlichem Schimmer die gegenüberliegende Wand und durch graue
Reflexe den Plafond. Hinter der mattrötlichen Tischdecke im Grunde tauchen aus
schwarzen Tönen goldgelb blitzende Stuhllehnen, das Weiß der Hemden, rechts das
Rot einer Uniform und der rötliche Ton der Köpfe auf. Die Reihe der links Sitzen-
den in grauen und weißlichen Tönen,
dazwischen das Rotbraun der Gesichter
und Hände.
Gemalt um 1814 — 16. Farbenskizze zu einem Repräsen-
tationsgemälde Goyas, das sich jetzt im Museum des süd-
französischen Städtchens Castres befindet .". Erworben
1900 als Geschenk des Herrn Rudolph Ph. Goldschmidt
in Berlin .*. Leinwand, h. 0,54, br. 0,70.
1619a Bildnis einer alten Dame [an-
geblich der Mutter des Malers]. In hell-
blauem Kleid, dessen oberen Teil eine
tiefschwarze Spitzenmantille deckt, in
weißem Häubchen und Kragen. Vor röt-
lichgrauem Grund, dessen Ton etwas
wärmer, von lichtroten Tönen belebt
und mit grauen Schatten modelliert,
im Inkarnat wiederkehrt.
Erworben 1903 aus dem Pariser Kunsthandel.
Leinwand, h. 0,74, br. 0,62.
Spanische
Schule des
XVIII. Jahr-
hunderts
1619
1619 A
243
Spanische
Schule des
XVm. Jahr-
hunderts
1619b Bildnis eines Mönches. Vor graubräunlichem Grund steht kaltes Graublau der
Kutte, mit durchschimmernder brauner Untermalung in den Schatten. In warmem rot-
braunem Ton kommt das Antlitz mit den tiefschwarzen Augen, Brauen und Haar aus
den kühleren, nach Grau gebrochenen Tönen hervor. Als Gegengewicht zu Graublau
dient bräunliches Rot in der Tischdecke.
Erworben 1904 aus spanischem Privatbesitz
Leinwand, h. 0,82, br. 0,68.
Eigentum des Kaiser -Friedridi -Museums-Vereins.
1619 B
244
FRANZÖSISCHE SCHULE
Französi-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
1645
l\/f a vrnirin Simon Marmion. Buch- und Tafelmaler, geboren zu Amiens, Geburts- und Todesjahr
IVldl llllUll unbekannt. Tätig nach der Mitte des 15. Jahrhunderts, 1454 in Lille nachweisbar, seit 1458
in Valenciennes. Ausgebildet unter niederländischem Einfluß.
1645 — 1645a Die Flügfel des Altars von St. Omer: Das Leben des Benedik-
tiners St. Bertin. Die Darstellungen sind durch gelblichgraue Architektur mit blau-
grünen Dächern geschieden. Vor lichten Gründen wird das beherrschende warme
Schwarz derOrdenstrachten, aus denen goldig das ockergelbliche Inkarnat hervorleuchtet,
von Karminrot, mit dem Gelbgrün kontrastiert, unterbrochen. Zwischen Karminrot und
Schwarz vermitteln Violett und Dunkelblau in den weltlichen, reich mit gelben Gold-
stickereien gezierten Gewändern und Stoffen.
1645 Linker Flügel. Vorderseite. 1. Der Donator Guillaume Fillastre, Abt von
St. Bertin, in gedämpft karminrotem, goldgelb gemustertem Ornat neben grün be-
hangenem Betpult. Derselbe Gegensatz kehrt greller im gelbgrünen Gewände des Engels
und dem zinnoberroten, mit goldenen Hirschköpfen gezierten Wappenschild wieder.
Dunkelgraublaue Chorhemden. Bräunlichgoldgelber Vorhang mit schwärzlichblauen
Mustern. 2. Die Geburt des Heiligen. Karminrot im Vorhang, von dem sich das weiße
Bettzeug abhebt, kehrt heller in der Bettdecke wieder, deren farbige Wirkung der
graublaue Umschlag noch steigert. Die Magd in gelbgrünem Gewand. 3. Seine Ein-
246
kleidung im Kloster Luxeuil. Als Mitte der Tafel betont durch den kräftig roten Grund
des Tympanons, auf dem in natürlichen Farben und goldgelben Gewändern das jüngste
Gericht dargestellt ist. Unter den schwarzen Mönchstrachten Karminrot und leuchtendes
Gelbgrün in der Gewandung des mittleren Zuschauers r. 4. Aufnahme des Heiligen auf
der Pilgerschaft in der Diözese Therouane. Zinnoberrot im Gewände St. Omers 1.
5. Stiftung und Bau des neuen Klosters. In den weltlichen Trachten Karminviolett und
Gelbgrün, Karminrot in dem goldgelbgemusterten Brokatmantel und schwärzliches Blau
vor lichtrötlichem und grauem Gemäuer, vor bräunlichgelbgrüner Landschaft mit hell-
grauen [Gebäude] und blaugrünen Tönen [Dächer, Bäume, Wasser, Ferne]. — Rück-
seite: Figuren und Nischen grau in Grau, auf bräunlicher Untermalung. Auf den
Bändern mit schwarzen Inschriften zinnoberrote Zahlen.
Erworben 1905 aus dem Besitz I. kgl. H. der Fürstin zu Wied .'. Eichenholz, h. 0,56, br. 1,47.
1645a Rechter Flügel. Vorderseite. 6. Die Wundertat des Heiligen, der Wasser und
Wein in einem Fasse scheidet. Die Färbung entspricht der vorhergehenden Darstellung.
Karmin, Gelbgrün, Dunkelblau in der Tracht des Jünglings. In der leuchtend gelbgrünen
Landschaft, in der der Sturz des Grafen auf der Jagd dargestellt ist, Figuren in roten
und blauen Trachten. 7. Der Eintritt des Bekehrten ins Kloster und 8. Das Gelübde der
Französi-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
1645 A
247
Französi-
sdie Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
vier Edelleute. In beiden Darstellungen belebt Karminrot [Wandvorhang, Brokatmantel,
den der gelbgrün gekleidete Diener hält, weltliche Figur ganz r.] das reichliche Schwarz.
Durchblick in hellen Kreuzgang, den bunte Totentanzfresken zieren, mit sonnig gelb-
grünem Rasen und rot, grün, violett und blau gekleideten Figuren. 9. Versuchung durch
eine Frauengestalt mit Krallenfuß, in leuchtend zinnoberrotem, mit grauem Pelz gefüttertem
Gewand, die der hl. Martin von Tours [in schwärzlichblauem Ornat mit gelbbrauner
Stickerei] vertreibt. Gelbgrüne Türöffnung. 10. Der Tod des Heiligen. Leuchtend kar-
minroter Bettvorhang mit gelbgrünem Behang. Schwärzlichblaues, gelbbraun gemustertes
Brokatgewand des betenden Mannes, mit karminroten Ärmeln. Dahinter sein Begleiter
in gelbgrüner Tracht. Gelbliche Strohmatte. — Rückseite: Die Färbung der Figuren
und Nischen grau in Grau wie im Gegenstück.
Die Tafeln bildeten ursprünglich mit den kleinen Aufsätzen [Nr. 1302 und 1303 der Londoner National Gallery] die Flügel
eines Altarschreines in der Abtei zu Saint Omer, der mit Bildwerk in Silber gefüllt war. Das gesamte Werk gelangte als
Siftung des Guillaume Fillastre, des Abts von St. Bertin in St. Omer und Bischofs von Toul [spater von Verdun und Tournai],
1459 in die Klosterkirche und blieb bis 1792 dort vereinigt erhalten. Das Datum der Vollendung überlieferte Dom Dewitte.
Nach Dehaisne [Simon Marmion] begann die Ausführung des Altars schon 1453. Dom Dewitte berichtete ferner aus alten
Klosterüberlieferungen, daß diese hervorragende Kunstschöpfung in Valenciennes entstand. Hans Steclin aus Köln war dort
ein weit berühmter Goldsclimied, und 1458 hatte sich Simon Marmion aus Amiens in Valenciennes niedergelassen, den Lodo-
vico Guicciardini als "grandissimo maestro nel miniare" rühmt, imd den Jean Lemaire in La Couronne margueritique "prince
d'enluminure" nennt. Auf Grund dieser Anhaltspunkte hat Dehaisne die Vermutung begründet, daß Simon Marmion der Maler
der Altarflügel sei, eine Vermutung, die noch besser gestützt wurde durch die Beobachtung, daß der Stil der Altartafeln von
St. Omer in Buchmalereien nachweisbar ist, in den Grandes Chroniques de Saint Denys, die ebenfalls im Auftrage des Guillaume
Filastre für den Herzog Philipp den Guten von Burgund entstanden [jetzt in der Kaiserlichen Bibliothek zu St. Petersburg].
Wir wissen aus Rechnungen, daß Simon Marmion 1467 — 70 Buchmalereien für den Herzog ausführte. Neuerdings ist Jean
Hennequart, vaiet de chambre und Maler des Herzogs von Burgund als der Urheber der beiden Flügel genannt worden .". Die
Tafeln gelangten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Besitz König Wilhelms II. von Holland, in dessen Versteige-
rung 1850 sie vorkommen. Die königliche Familie zog sie aber zurück, und sie gelangten durch Erbgang in den Besitz I. kgl.
H. der Fürstin zu Wied .■. Erworben 1905 aus dem Besitz I. kgl. H. der Fürstin zu Wied .*. Eichenholz, h. 0,56, br. 1,47.
Französische Schule um 1410
1648 Krönung' Maria. Das satte Ultramarinblau im Mantel Marias umgibt, in seiner
Kraft gesteigert durch die breite weiße Fläche des Baldachins, Zinnoberrot [mit weiß-
lichen Lichtern im Mantel Christi, im Kissen, im Gewände des kleiderhaltenden Engels
und den über das Gold der Glorie 1. lasier-
ten Wolken; zu Rötlichbraun gedämpft im
Inkarnat], begleitet von Gelbgrün [Erd-
boden, Mantelumschlag Marias, Gewand
des zweiten Engels 1.]. Zwischen Blau und
Rot vermittelt Violett [Gewand Christi,
beschattete Teile des Throns, Mantel des
zweiten Engels], ergänzt durch Gelb im
Haar der Engel und im Kleide des Engels
r., neben dem in der Gestalt seines Be-
gleiters nochmals Blau hervorbricht. In den
vorn verstreuten Blumen kehren die Haupt-
farben Blau, Rot und Weiß wieder. Gold-
gezierte Gewänder, goldene Weltkugel
und Nimben. Nimbus und Krone Marias
sind plastisch aufgesetzt.
Früher dem Mailänder Midiele da Besozzo zugeschrieben,
248
doch eher südfranzösisch und vielleicht der
Schule von Avignon zuzuweisen .'. Erworben
1906 aus dem englischen Kunsthandel.
Steineichenholz, Durchmesser 0.205.
Fniinil^t J*^" Fouquet [Fouc-
maier, g-eboren zu Tours vermutlich
zwischen 1415 und 1420, gestorben
um 1480. Ausgebildet unter dem Ein-
flüsse der niederländischen Kunst, tätig
in Tours und Paris, vielfach für den
Hof unter Karl VII. und Ludwig XL;
einige Zeit [um 1445] in Rom, hier
angeregt durch die italienische Kunst,
namentlich durch Fra Angelico.
1617 Estienne Chevalier mit
dem hl. Stephan. Alle Farben
werden durch die lichte graue
Grundierunggebrochen und ab-
gekühlt. Die Gestalt des Stifters
hebt sich in rötlichen Tönen [In-
karnat mit schwärzlichem Haar,
karminroter Rock] von grauer
Wandundderdunkelgraublauen
Tracht des Heiligen ab, die
durch das glänzende Gold des
Besatzes größere Körperlichkeit empfängt. Schimmerndes Weiß im Kragen hebt das
zartere Inkarnat. Rot klingt weiter in der Zeichnung des Goldbesatzes, dem Ärmelfutter
und steigert sich, der Orientierung des Bildes entsprechend, zu Zinnoberrot im Buch.
An dem Sockelstreifen wiederholt sich der Name: [ChevalJlER ESTIEN[ne]. Hälfte eines Diptychons, das sich bis zum
Ende des 18. Jahrhunderts in der Kirche zu Melun befand, und dessen andere Hälfte — Maria mit dem Kind und Engeln —
jetzt im Museum zu Antwerpen bewahrt wird -•. Estienne, tresorier de France und Günstling der Agnes Sorel, war ein
Gönner Fouquets und ließ von ihm auch ein Gebetbuch reich mit
Miniaturen schmücken. Dieses war wie unsere Tafel im Besitz der
Familie Brentano in Frankfurt a. M., bis es vom Duc d'Aumale
fürdieSammlung in Chantilly erworben wurde .*. Erworbenl896
von der Familie Brentano in Frankfurt a. M.
Eichenholz, h. 0,93, br. 0,85.
Französi-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
\nmf^\]]e^ Corneille de Lyon oder de la Haye.
V.-UI IICIIIC Geboren im Haag [?], gestorben um 1575
zu Lyon. Tätig namentlich zu Lyon [seit 1544].
maier Heinrichs II., Franz' II. und Karls IX.
5
Hof-
1643 Bildnis einer Dame,
grünem Grund, schwarzem
Aus schwärzlich-
Gewand und
schwärzlichblauer Haube kommt licht und
blond das Inkarnat hervor, mit blaugrünen
Augen, goldgelbem Haar, durch Weiß
[Hemd, HaubenfutterJ erwärmt. Hellkarmin-
rotes Haubenband.
Das Bild gehört zu der großen Reihe französischer Porträts, die
ehemals Clouet genannt, jetzt Corneille de Lyon zugeschrieben
werden .-. Erworben 1904 .-. Sammlung A. Thiem.
Eichenholz, h. 0,18, br. 0,155.
1643
Französi-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
249
Französi-
sche Sdiule
des XVII.
Jahrhun-
derts
467
Po
ussm
bis Ende 1623 und wieder von 1640-
Nicolas Pous-
sin. Geboren in
Villers bei Les
Andelys [Nor-
mandie] im Juni
1594, gestorben
zu Rom den 19.
Novemberl665.
Schüler des
Quentin Varin
in Les Andelys
[uml610 1612],
zu Paris des F.
ElleundG. Lalle-
mand, in Rom
unter dem Ein-
flüsse Domini-
chinosunddurch
Studien nachTi-
zian,Raffaelund
der Antike aus-
gebildet. Tätig
zu Paris [von
ungefähr 1612
-1642 als „Peintre du Roy"] und vornehmlich zu Rom.
463 Landschaft mit Juno und dem getöteten Argus. Die durchscheinende rot-
braune Grundierung verleiht dem Grün der Landschaft den warm bräunlichen Ton, in
den sich Ockergelb in den Felsen der Mitte mischt. Als dunkle Massen heben sich die
Baumgruppen gegen gelblichweiße, graublau beschattete Wolkenballen ab, die, über
blauer Ferne vom gelblichen Horizont heraufwallend, den hellblauen Himmel überziehen.
Den farbigen Akzent geben in symmetrischer Anordnung die kräftig bunten Farben der
Figuren mit dem rötlichen Inkarnat [Goldgelb und Dunkelblau 1., gelbliche, bläuliche und
rötliche Töne in der Gewandung Junos, Goldgelb im Wagen; vor allem grelles Zinnober-
rot in dem 1. um den Baum-
stamm gebundenen Tuch
und dem über den Wagen
hängenden Mantel; oben
nochmals luftiger der be-
herrschende Farbendrei-
klang: rötliche und gold-
gelbe Töne in dem vor grau-
blauen Wolken enteilenden
Merkur].
Aus der früheren röniisclien Zeit des
Meisters.'. Sani nilungGiustinianl, 181 5.
Leinwand, h. 1,20, br. 1.95.
467 Jupiter als Kind von
derZiegeAmalthea ge-
nährt Der Farbendrei-
250
klang : Hellblau im Man-
tel, Goldg-elb im Ge-
wände der kauernden
Nymphe, Rot [gestärkt
durch das braunrote In-
karnat] im Mantel des
Satyrs beherrscht das
Bild. Weiß im Gewände
der sitzenden Nymphe
dient den sonnigen Far-
ben als Basis und ver-
mittelt ebenso wie das
zum Rot komplementäre
bräunliche Saftgrün des
Laubwerks und der
bunt blühenden Büsche
mit dem bräunlichen
Tone der Landschaft
[Erdboden, Felsen,
Baumstamm], der mit grauen Tönen gekühlt ist und sich in den gelblichgrauen Wolken
fortsetzt. Hellblauer Himmel [1. oben], luftige grauviolette und graublaue Töne in der
Ferne und im Flußspiegel erhöhen die warme sonnige Wirkung des Vordergrundes.
Aus der mittleren Zeit des Meisters .•. Königliche Schlösser /. Leinwand, h. 0,97, br. 1,33.
478 Helios und Phaeton mit Saturnus und den vier Jahreszeiten. Der Haupt-
kontrast [Blau im Gewände des knienden Phaeton, Goldgelb im Mantel ApoUons], der
im goldgelben Tierkreis und im goldgelben Sonnenwagen vor tiefblauem Himmel wieder-
kehrt, wird durch ein
zweites, nach der Tiefe zu
gebrochenes Farbenpaar
[Mattrot im Gewände der
sitzenden Allegorie des
Sommers, Mattgrün im
Überwürfe des Blumen
streuenden Frühlings], so-
wie durch Grau und Weiß
in seiner Leuchtkraft ge-
steigert. Nach vorn [kar-
minvioletter Mantel des
Herbstes, als trunkener
Satyr], noch mehr nach 1.,
fällt die bunte Färbung der
Gewänder über Graublau
Französi-
sche Schule
des XVII.
Jahrhun-
derts
251
Französi-
sche Schule
des XVU.
Jahrhun-
derts
1626
[Saturn] zu Weiß [Win-
ter],derg-oldig-rotbraune
Fleischton zu stumpfem
Grau, mit dem lichten
graubräunlichen Ton der
Wolken, die sich nach
oben zu Rotbraun er-
wärmen, zusammenge-
stimmt.
Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 1,22, br. 1,53.
478a Landschaft mit
Matthaeus und dem
Engel. Der Zweiklang:
Goldgelb im Mantel,
Hellblau im Rocke des
Matthaeus, durch Weiß [Gewand und Flügel des Engels] in seiner Intensität gesteigert,
umgeben von dem graubräunlichen Tone des Vordergrunds, beherrscht die Darstellung.
Der graublaue Flußspiegel vermittelt mit der Ferne. Dort klingt zwischen saftgrünen und
rotbräunlichen Tönen luftiger der Hauptkontrast wieder [goldig -ockergelb beleuchtete
Landstriche, graublaue Berge]. Ihm dient das sonnige Weiß der Wolken als Basis, das im
Gegensatz zu den dunklen bräunlichsaftgrünen Baumkulissen als stärkste Helligkeit wirkt,
nach oben durch Grau in das helle Blau des Himmels überführt.
Freie Darstellung des Tibertals bei Acqua Acetosa
Leinwand, h. 0,96, br. 1,32.
Erworben 1873 aus dem Palazzo Sciarra zu Ron
478 B
OlirrKp«f GaspardDuahet.g-en.
Lv'UgllCL Poussin [nach seinem
Schwager Nicolas Poussin]. Land-
schaftsmaler, geb. 1613 zu Rom von
französischen Eltern, gest. daselbst
den 25. Mai 1675. Schüler Nicolas
Poussins. Tätig in Rom.
1626 Römische Gebirgsland-
schaft. Das einheitliche kühle
Grün, in den Schattenpartien
des Vordergrunds durch die
rotbraune Untermalung er-
wärmt, geht in das luftige
Blau der Ferne über unter
gelblichweißem Horizont, den
das Grau der Wolken mit dem
hellen Blau des Himmels ver-
bindet. Ockergelbliche Töne
in diagonaler Anordnung,
252
durch matte rote, blaue
und goldgelbe Staffage
gestärkt, geben die
Tiefenrichtung an.
Eine wenig veränderte Wieder-
holung desselben Motivs in der
Dresdener Gemäldegalerie [ Nr.
736] -■. Erworben 1904 aus eng-
lischem Privatbesitz.
Leinwand, h. 0,95, br. 1,35.
M'jj I Fran^ois Millet
lllC t [Mille, vlämisch Frans
Mille]. Landschaftsmaler,
g-etauft zu Antwerpen den
27. April 1642, begraben zu
ParisdenS. Juni 1679. Schüler
Laurens Franckens in Ant-
werpen und mit diesem schon
vor seinem 18. Jahre nach
Paris übergesiedelt. In Paris
durch das Studium N.Poussins
und G. Dughets weiter ausgebildet und dort, nach verschiedenen Reisen, bis zu seinem Tode tätig.
478b Italienische Landschaft. Jenseits des beschatteten dunkelgrünen Vordergrunds
[mit stumpf roter Staffage] färbt die Abendsonne den grünen Mittelgrund mit gold-
gelbem Licht. Von 1. [Herde] kräftigen sich die leuchtenden Ockertöne nach r. [Stein-
bruch]. Über dem graublauen Fluß liegt in blauviolettem Dunst das andere Ufer, unter
mattgelbem Horizont mit blauvioletten und grauen Wolken. Hellblauer Himmel.
Erworben 1882 in London .*. Leinwand, h. 0,82, br. 1,03.
a 1 Claude Gellee [Gillee, seltener Gelee], gen. Claude Lorrain. Maler und Radierer von
dllClC Landschaften, geboren zu Chamagne bei Mirecourt in Lothringen um 1600, gestorben zu Rom
den 21. November 1682. Schüler Agostino Tassis zu Rom, unter dem Einflüsse P. Brils, Annibale
Carraccis und Elsheimers
ausgebildet. Tätig vor-
nehmlich zu Rom, vorüber-
gehend in Nancy [um
1626].
448 b Italienische
Küstenlandschaft.
Zwei Paare leuchten-
derFarben : Goldgelb
[Schäfer] und tiefes
Blau [Mantel], Kar-
minrot [Gewand der
Schäferin] und Blau-
grün im Rasen,
zwischen dem sich im
Erdboden wiederder
goldgelbe Ton fort-
setzt, geben demVor-
dergrund die stark
Französi-
sche Sdiule
des XVII.
Jahrhun-
derts
428
253
Französi-
sche Schule
des XVII.
Jahrhun-
derts
479
Aricia vereinigend [Virgils Aeneis VII. 762
Rot in den Gewändern dient wieder dem
465
zurücktreibendeKraftgegenüberder kühleren
luftigen Färbung der Seiten [bräunlichgraue
Ruine, grauweißes Zelt] und den duftigen
Tönen des Mittel- und Hintergrunds. Dort
klingt das herrschende Goldgelb zwischen
graugrünen Tönen der Laubwaldung in der
bräunlichgelben Baumkrone und über grau-
blauem Meer im sonnigen Dunste des Hori-
zonts aus. Darüber lichtblauer Himmel.
Bez. unten in der Mitte: CLAVDE ■ IN ■ F ROMAE 1642 .-.
Nr. 64 des „LiberVeritatis", des Katalogs der Bilder Claudes in
Skizzen .■. Die Figuren [ nach dem Kataloge der Sammlung
des Marquis de la Ganay] von Filippo Lauri [Rom, 1623 bis
1694], der oft Claudes Landschaften staffiert hat; doch war
derselbe, als Claude das Bild malte, erst neunzehn Jahre alt .*.
Sammlung Pourtales, Paris 1865 .■- Erworben 1880 in Paris aus
der Sammlung des Marquis de la Ganay.
Leinwand, h. 0,97, br. 1,31.
428 Heroische Landschaft. Das warme
Licht der Abendsonne färbt den Horizont
mit zartem Gelbrot und taucht das dunkle
Saftgrün der Waldlandschaft [Hain der
Egeria] in weichen rötlichen Dunst. Ocker-
gelbe Lichter erhellen den Erdboden im
Vordergrund. Dort ist Diana dargestellt,
den wiederbelebten Hippolyt mit der Nymphe
f.]. Der Dreiklang von Goldgelb, Blau und
Zurückweichen der duftig graublauen Ferne.
Oben klärt sich über rötlichbraunen Abend-
wolken der hellblaue Himmel auf.
Die Bez. rechts unten stark verrieben: Claude i . . . 165 . . .'. Im
„Liber Veritatis" findet sich unter Nr. 163 eine ähnliche Kompo-
sition .*. Sammlung Giustiniani, 1815 .". Leinwand, h. 1,36, br. 1,72.
1 Simon Vouet. Geb. zu Paris den 9. Januarl590,
GL gest. daselbst den30.Junil649. Schüler seinesVaters.
Besonders unter dem Einflüsse der italienischen Kunst
gebildet. Tätig hauptsächlich in Rom, seit 1627 in Paris.
479 Verkündigung. Die Lichterscheinung färbt
die Darstellung in gelbbräunlichem Ton. In
dem Streben nach räumlicher Wirkung sind
die stärksten Farben r. angeordnet: Hellrot im
Gewände [bräunlicher in der breiten Fläche
des Vorhangs], Goldgelb im Umschlage des
dunkelblauen MantelsderMaria. Lichtsammeln-
des Weiß in den Tüchern vorn treibt das bräun-
liche Dunkel des Raumes zurück und ver-
mittelt mit dem luftigeren, vom rotgelblichen
Lichte der Glorie gefärbten Grauweiß der
Vou
254
Wolken und Weiß in der Gewandung des
Engels mit dem warm lichtrötlichen In-
karnat und gelbbraunen Locken.
Aus der römischen Zeit des Meisters .". Sammlung Giustiniani,
1815 .-. Leinwand, h. 2,90, hr. 1,93.
1\/Ii rm a K/"! P'^''''f Mig-nard. Maler und Radierer,
Ö getauft zu Troyes den 17. November
1612, gestorben zu Paris den 30. Mai 1695. Schüler
eines sonst unbekannten Malers Boucher zu Bourges,
des Bildhauers Fran9ois Gentil zu Troyes und des
Simon Vouet zu Paris; in Rom durch das Studium
Annibale Carraccis weiter ausgebildet. Tätig zu
Rom und Paris [seit 1657].
465 Bildnis der Maria Mancini, Nichte
des Kardinals Mazarin [1639—1715;
1661 mit dem Fürsten Colonna vermählt].
Das lichte, bräunliche Inkarnat, von dunkel-
braunem Haar umgeben, wird durch rote
Töne in den Wangen, den Händen und
durch den Gegensatz zum weißen Hemd
und zum stumpf blauen Gewände erwärmt,
vor graubraunem Grund. Dunkelbraune
Augen, kräftigrote Lippen. Rot im Bänd-
chen, an dem sie eine Perle hält.
T ficiipiir Eustache
J—iCoUCm Lesueur oder
le Sueur. Maler und Ra-
dierer, getauft zu Paris
den 19. November 1616,
gestorben daselbst den
30. April 1655. Schüler
SimonVouets, ausgebildet
durch das Studium der
Werke Raffaels und N.
Poussins. Tätig zu Paris.
466 Der hl. Bruno in
seiner Zelle. Das
gelbliche Grauweiß
der Karthäusertracht
bestimmt die matte,
kraftlose, auf bräun-
lichesGraugestimmte
Gesamtfärbung. Das
ockergelbliche Inkar-
nat ist mit Lichtrot
erwärmt. Gelbbraun
im Tisch und Bet-
schemel 1. als körper-
Französi-
sche Schule
des XVll.
Jahrhun-
derts
466
Königliche Schlösser .'. Leinwand, h. 0,75, br. 0,62.
255
Französi-
sche Schule
des XVII.
Jahrhun-
derts
485 B
hafteste Farbe läßt die Figur in den Mittelgrund zurückweichen. Die von ockergelb-
lichgrauen und stumpf blaugrünen Tönen in Graublau übergehende luftige Färbung im
Türausschnitt r. setzt die Bewegung nach der Tiefe fort.
Scheint nicht zu der Folge von Darstellungen aus der Legende des hl. Bruno zu gehören, die [früher im Karthäuser Kloster
zu Paris] sich jetzt im Louvre befindet, obwohl die Maße des Bildes nahezu die gleichen sind. .'. Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 1,93, br. 1,41.
Leb
Charles Lebrun oder le Brun. Maler und Radierer, geb. zu Paris den 24. Februar 1619,
rUn gestorben daselbst den 12. Februar 1690. Schüler Fran^ois Perriers und Simon Vouets zu Paris,
in Rom unter Nie. Poussin und dem Einfluß Annibale Carraccis weiter ausgebildet. Tätig zu Paris, wo
er die Academie Royale de Peinture begründet.
471 Bildnis des Kölner Bankiers Eberhard Jabach mit seiner Familie. In der
rechten Gruppe [die Mutter Marie d'Egrotte mit vier Kindern] sind lichte Farben in
buntem Spiel vereint: Hellgelb in der Tunique der Tochter, Hellblau im Mieder der
Mutter bilden den Mittelpunkt, von dem aus die Färbung nach den Seiten und nach
oben [über das rosige, durch den Gegensatz zu Weiß erwärmte Inkarnat] allmählich
in den kühlen grauen Gesamtton übergeht. Auf Hellgelb folgt Orange in der Tunique
der Mutter, Karminrot im Sammetkissen, auf dem das jüngste Kind sitzt, durch Oliv-
grün im Sitz und im Fußkissen ergänzt, dann, auf den Beschauer zustoßend, Zinnober-
und Gelbrot unten im Teppich, während helles Blaugrau mit zinnoberroten Mustern im
Kleide der r. stehenden Tochter in den kühlen Grundton überleitet. In den Bilder-
rahmen der Wände klingt das Goldgelb gedämpfter wieder. Nach 1. vermittelt der blau-
graue Rock der Mutter zwischen Orange und den lichteren und zarteren Farben : Grau-
blau [Rock] und Rosa [Mieder der anderen
Tochter], die zu dem Grauschwarz in der Klei-
dung, Graublau in den Strümpfen des Vaters
und der tonigeren, auf Graubraun und Grau-
blau gestimmten Färbung der 1. Seite führen.
Als stärkste Farbe wirkt hier Goldgelb
[Minervabüste, Figuren des Himmelsglobus].
Mattrot [Tuch auf dem Globus und Rock des
im Spiegel sichtbaren Malers] stehen im Kon-
trast zum matten Grün im Vorhang 1. oben,
dessen breite Masse auch dem starken Rot der
Gegenseite das Gleichgewicht zu halten be-
stimmt ist.
Der Bankier Jabach [gestorben 1695], von Köln nach Paris über-
gesiedelt, daselbst Direktor der Ostindischen Gesellschaft und
Vertrauter Mazarins, ist namentlich bekannt durch seine ausge-
zeichnete Sammlung von Gemälden und Zeichnungen, die in den
Jahren 1670 — 1672 durch Colbert an Ludwig XIV. überging und
heute noch einen hervorragenden Bestandteil der Sammlungen
des Louvre bildet. Jabach ist hier in seinem Pariser Hotel in der
Rue Saint - Merry dargestellt. Vgl. Goethe [Dichtung und Wahr-
heit, Hempelsche Ausg. XXII. 166. und Kunstschätze am Rhein,
Main und Neckar, Hempelsche Ausg. XXVI. 268], der das Bild zu
Köln in Jabachs Hause sah, wo es bis 1835 blieb. Erwähnt von
J. G. Schadow, Kunstwerke und Kunstansichten 1849, S. 275 .".
Erworben 1837.
Leinwand, h. 2,76, br. 3,25.
256
klang-: Hellblau im Man-
tel, Goldgelb im Ge-
wände der kauernden
Nymphe, Rot [gestärkt
durch das braunrote In-
karnat] im Mantel des
Satyrs beherrscht das
Bild. Weiß im Gewände
der sitzenden Nymphe
dient den sonnigen Far-
ben als Basis und ver-
mittelt ebenso wie das
zumRot komplementäre
bräunliche Saftgrün des,
Laubwerks und der
bunt blühenden Büsche
mit dem bräunlichen
Tone der Landschaft
[Erdboden, Felsen,
Baumstamm], der mit grauen Tönen gekühlt ist und sich in den gelblichgrauen Wolken
fortsetzt. Hellblauer Himmel [1. oben], luftige grauviolette und graublaue Töne in der
Ferne und im Flußspiegel erhöhen die warme sonnige Wirkung des Vordergrundes.
Aus der mittleren Zeit des Meisters .•. Königliche Schlösser .". Leinwand, h. 0,97, br. 1,33.
Französi-
sche Schule
des XVI!.
Jahrhun-
derts-
478
478 Helios und Phaeton mit Saturnus und den vier Jahreszeiten. Der Haupt-
kontrast [Blau im Gewände des knienden Phaeton, Goldgelb im Mantel Apollons], der
im goldgelben Tierkreis und im goldgelben Sonnenwagen vor tiefblauem Himmel wieder-
kehrt, wird durch ein
zweites, nach der Tiefe zu
gebrochenes Farbenpaar
[Mattrot im Gewände der
sitzenden Allegorie des
Sommers, Mattgrün im
Überwürfe des Blumen
streuenden Frühlings], so-
wie durch Grau und Weiß
in seiner Leuchtkraft ge-
steigert. Nach vorn [kar-
minvioletter Mantel des
Herbstes, als trunkener
Satyr], noch mehr nach 1.,
fällt die bunte Färbung der
Gewänder über Graublau
478 A
257
Französi-
sche Schule
des XVII.
Jahrhun-
derts
1626
[Saturn] zu Weiß [Win-
ter],derg-oldig-rotbraune
Fleischton zu stumpfem
Grau, mit dem lichten
graubräunlichen Ton der
Wolken, die sich nach
oben zu Rotbraun er-
wärmen, zusammenge-
stimmt.
Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 1,22, br. 1,53.
478 a Landschaft mit
Matthaeus und dem
Engel. Der Zweiklang:
Goldgelb im Mantel,
Hellblau im Rocke des
Matthaeus, durch Weiß [Gewand und Flügel des Engels] in seiner Intensität gesteigert,
umgeben von dem graubräunlichen Tone des Vordergrunds, beherrscht die Darstellung.
Der graublaue Flußspiegel vermittelt mit der Ferne. Dort klingt zwischen saftgrünen und
rotbräunlichen Tönen luftiger der Hauptkontrast wieder [goldig-ockergelb beleuchtete
Landstriche, graublaue Berge]. Ihm dient das sonnige Weiß der Wolken als Basis, das im
Gegensatz zu den dunklen bräunlichsaftgrünen Baumkulissen als stärkste Helligkeit wirkt,
nach oben durch Grau in das helle Blau des Himmels überführt.
Freie Darstellung des Tibertals bei Acqua Acetosa
Leinwand, h. 0,96, br. 1,32.
rben 1873 aus dem Palazzo Sciarra zu Ro
478 B
DuQ"het CaspardDughet.gen.
^ Po u SS in [nach seinem
Schwager Nicolas Poussin]. Land-
schaftsmaler, geb. 1613 zu Rom von
französischen Eltern, gest. daselbst
den 25. Mai 1675. Schüler Nicolas
Poussins. Tätig in Rom.
1626 Römische Gebirgsland-
schaft. Das einheitliche kühle
Grün, in den Schattenpartien
des Vordergrunds durch die
rotbraune Untermalung er-
wärmt, geht in das luftige
Blau der Ferne über unter
gelblichweißem Horizont, den
das Grau der Wolken mit dem
hellen Blau des Himmels ver-
bindet. Ockergelbliche Töne
in diagonaler Anordnung,
258
durch matte rote, blaue
und goldgelbe Staffage
gestärkt, geben die
Tiefenrichtung an.
Eine wenig veränderte Wieder-
holung desselben Motivs in der
Dresdener Gemäldegalerie |Nr.
736] .'. Erworben 1904 aus eng-
lischem Privatbesitz.
Leinwand, h. 0,95, br. 1,35.
IVfillpf Fran^ois Millet
IVllllCL [^^^ilie_ vlämisch Frans
Mille]. Landschaftsmaler,
getauft zu Antwerpen den
27. April 1642, begraben zu
Parisden S.Juni 1679. Schüler
Laurens Franckens in Ant-
werpen und mit diesem schon
vor seinem 18. Jahre nach
Paris übergesiedelt. In Paris
durch das Studium N.Poussins
und G. Dughets weiter ausgebildet und dort, nach verschiedenen Reisen, bis zu seinem Tode tätig.
478b Italienische Landschaft. Jenseits des beschatteten dunkelgrünen Vordergrunds
[mit stumpf roter Staffage] färbt die Abendsonne den grünen Mittelgrund mit gold-
gelbem Licht. Von 1. [Herde] kräftigen sich die leuchtenden Ockertöne nach r. [Stein-
bruch]. Über dem graublauen Fluß liegt in blauviolettem Dunst das andere Ufer, unter
mattgelbem Horizont mit blauvioletten und grauen Wolken. Hellblauer Himmel.
Erworben 1882 in London .*. Leinwand, h. 0,82, br. 1,03.
Gelee], gen. Claude Lorrain. Maler und Radierer von
ne bei Mirecourt in Lothringen um 1600, gestorben zu Rom
den 21. November 1682. Schüler Agostino Tassis zu Rom, unter dem Einflüsse P. Brils, Annibale
Carraccis und Elsheimers
ausgebildet. Tätig vor-
nehmlich zuRom.vorüber-
gehend in Nancy [um
1626].
448b Italienische
Küstenlandschaft.
Zwei Paare leuchten-
derFarben : Goldgelb
[Schäfer] und tiefes
Blau [Mantel], Kar-
minrot [Gewand der
Schäferin] und Blau-
grün im Rasen,
zwischen dem sich im
Erdboden wieder der
goldgelbe Ton fort-
setzt, geben dem Vor-
dergrund die stark
Französi-
sche Schule
des XVII.
Jahrhun-
derts
448 B
r^lillirlf Claude Gellee [Gillee, seltener (
^^ Landschaften, geboren zu Chamagne
428
259
Französi-
sdie Schule
des XVII.
Jahrhun-
derts
479
465
zurücktreibende Kraft g'egenüber der kühleren
luftig-en Färbung der Seiten [bräunlichg-raue
Ruine, grauweißes Zelt] und den duftigen
Tönen des Mittel- und Hintergrunds. Dort
klingt das herrschende Goldgelb zwischen
graugrünen Tönen der Laubwaldung in der
bräunlichgelben Baumkrone und über grau-
blauem Meer im sonnigen Dunste des Hori-
zonts aus. Darüber lichtblauer Himmel.
Bez. unten in der Mitte: CLAVDE • IN ' F ROM AE 1642 .-.
Nr. 64 des „Liber Veritatis", des Kataloirs der Bilder Claudes in
Skizzen .". Die Figuren [nach dem Kataloge der Sammlung
des Marquis de la Ganay] von Filippo Lauri [Rom, 1623 bis
1694[, der oft Claudes Landschaften staffiert hat; doch war
derselbe, als Claude das Bild malte, erst neunzehn Jahre alt .".
Sammlung Pourtales, Paris 1865 .". Erworben 1880 in Paris aus
der Sammlung des Marquis de la Ganay.
Leinwand, h. 0,97, br. 1,31.
428 Heroische Landschaft. Das warme
Licht der Abendsonne färbt den Horizont
mit zartem Gelbrot und taucht das dunkle
Saftgrün der Waldlandschaft [Hain der
Egeria] in weichen rötlichen Dunst. Ocker-
gelbe Lichter erhellen den Erdboden im
Vordergrund. Dort ist Diana dargestellt,
den wiederbelebten Hippolyt mit der Nymphe
Aricia vereinigend [Virgils Aeneis VII. 762 f.]. Der Dreiklang von Goldgelb, Blau und
Rot in den Gewändern dient wieder dem Zurückweichen der duftig graublauen Ferne.
Oben klärt sich über rötlichbraunen Abend-
wolken der hellblaue Himmel auf.
Die Bez. rechts unten stark verrieben: Claude i . . 165 . . .". Im
„Liber Veritatis" findet sich unter Nr. 163 eine ähnliche Kompo-
sition.'. Sammlung Giustiniani, 1815 .'. Leinwand, h. 1,36, br. 1,72.
\/ _j. Simon Vouet. Geb. zu Paris den 9. Januar 1590,
V IJLICL grest.daselbstden30.Junil649. SchülerseinesVaters,
Besonders unter dem Einflüsse der italienischen Kunst
gebildet. Tätig hauptsächlich in Rom, seit 1627 in Paris.
479 Verkündigu ng. Die Lichterscheinung färbt
die Darstellung in gelbbräunlichem Ton. In
dem Streben nach räumlicher Wirkung sind
die stärksten Farben r. angeordnet: Hellrot im
Gewände [bräunlicher in der breiten Fläche
des Vorhangs], Goldgelb im Umschlage des
dunkelblauen MantelsderMaria. Licht sammeln-
des Weiß in den Tüchern vorn treibt das bräun-
liche Dunkel des Raumes zurück und ver-
mittelt mit dem luftigeren, vom rotgelblichen
Lichte der Glorie gefärbten Grauweiß der
260
Wolken und Weiß in der Gewandung des
Engels mit dem warm lichtrötlichen In-
karnat und gelbbraunen Locken.
Aus der römischen Zeit des Meisters .*. Sammlung Giustiniani,
1815 .-. Leinwand, h. 2,90, Ijr. 1,93.
l\/Fim-> QK/-! Pi^Te Mignard. Maler und Radierer,
IVll^IlClI U getauft zu Troyes den 17. Novemher
1612, gestorben zu Paris den 30. Mai 1695. Schüler
eines sonst unbekannten Malers Boucher zu Bouraes,
des Bildhauers Fran^ois Gentil zu Troyes und des
Simon Vouet zu Paris; in Rom durch das Studium
Annibale Carraccis weiter ausgebildet. Tätig zu
Rom und Paris [seit 1657].
465 Bildnis der Maria Mancini, Nichte
des Kardinals Mazarin [1639—1715;
1661 mit dem Fürsten Colonna vermählt].
Das lichte, bräunliche Inkarnat, von dunkel-
braunem Haar umgeben, wird durch rote
Töne in den Wangen, den Händen und
durch den Gegensatz zum weißen Hemd
und zum stumpf blauen Gewände erwärmt,
vor graubraunem Grund. Dunkelbraune
Augen, kräftigrote Lippen. Rot im Bänd-
chen, an dem sie eine Perle hält.
T P<:ilPlir Eustache
LiCaUCUI Lesueuroder
le Sueur. Maler und Ra-
dierer, getauft zu Paris
den 19. November 1616,
gestorben daselbst den
30. April 1655. Schüler
Simon Vouets, ausgebildet
durch das Studium der
Werke Raffaels und N.
Poussins. Tätig zu Paris.
466 Der hl. Bruno in
seiner Zelle. Das
gelbliche Grauweiß
der Karthäusertracht
bestimmt die matte,
kraftlose, auf bräun-
liches Grau gestimmte
Gesamtfärbung. Das
ockergelbliche Inkar-
nat ist mit Lichtrot
erwärmt. Gelbbraun
im Tisch und Bet-
schemel 1. als körper-
Französi-
sehe Schule
des XVII.
Jahrhun-
derts
466
Königliche Schlösser .*. Leinwand, h. 0,75, br. 0,62.
471
261
Französi-
sche Schule
des XVII.
Jahrhun-
derts
hafteste Farbe läßt die Figur in den Mittelgrund zurückweichen. Die von ockergelb-
lichgrauen und stumpf blaugrünen Tönen in Graublau übergehende luftige Färbung im
Türausschnitt r. setzt die Bewegung nach der Tiefe fort.
Scheint nicht zu der Folge von Darstellungen aus der Legende des hl. Bruno zu gehören, die [früher im Karthäuser Kloster
zu Paris] sich jetzt im Louvre befindet, obwohl die Maße des Bildes nahezu die gleichen sind .*. Königliche Schlösser
Leinwand, h. 1,93, br. 1,41.
Leb
run
485 A
Charles Lebrun oder le Brun. Maler und Radierer, geh. zu Paris den 24. Februar 1619.
gestorben daselbst den 12. Februar 1690. Schüler Fran^ois Perriers und Simon Vouets zu Paris,
in Rom unter Nie. Poussin und dem Einfluß Annibale Carraccis weiter ausgebildet. Tätig zu Paris, wo
er die Academie Royale de Peinture begründet.
471 Bildnis des Kölner Bankiers Eberhard Jabach mit seiner Familie. In der
rechten Gruppe [die Mutter Marie d'Egrotte mit vier Kindern] sind lichte Farben in
buntem Spiel vereint: Hellgelb in der Tunique der Tochter, Hellblau im Mieder der
Mutter bilden den Mittelpunkt, von dem aus die Färbung nach den Seiten und nach
oben [über das rosige, durch den Gegensatz zu Weiß erwärmte Inkarnat] allmählich
in den kühlen grauen Gesamtton übergeht. Auf Hellgelb folgt Orange in der Tunique
der Mutter, Karminrot im Sammetkissen, auf dem das jüngste Kind sitzt, durch Oliv-
grün im Sitz und im Fußkissen ergänzt, dann, auf den Beschauer zustoßend, Zinnober-
und Gelbrot unten im Teppich, während helles Blaugrau mit zinnoberroten Mustern im
Kleide der r. stehenden Tochter in den kühlen Grundton überleitet. In den Bilder-
rahmen der Wände klingt das Goldgelb gedämpfter wieder. Nach 1. vermittelt der blau-
graue Rock der Mutter zwischen Orange und den lichteren und zarteren Farben: Grau-
blau [Rock] und Rosa [Mieder der anderen Tochter], die zu dem Grauschwarz in der
sen breite Masse auch
dem starken Rot der
Gegenseite das Gleich-
gewicht zu halten be-
stimmt ist.
Kleidung, Grau-
blau in den Strüm-
pfen des Vaters
und der tonigeren,
auf Graubraun und
Graublau ge-
stimmten Färbung
der 1. Seite führen.
Als stärkste Farbe
wirkt hier Gold-
gelb [Minerva-
büste, Figuren des
Himmelsglobus].
Mattrot [Tuch auf
dem Globus und
Rock des im Spie-
gel sichtbaren
Malers] stehen im
Kontrast zum mat-
ten Grün im Vor-
hang 1. oben, des-
Der Bankier Jabadi [gestorben
1695], von Köln nach Paris über-
gesiedelt, daselbst Direktor der
Ostindischen Gesellschaft und
Vertrauter Mazarins, ist nament-
lich bekannt durch seine ausge-
zeichnete Sammlung von Gemäl-
den und Zeichnungen, die in den
Jahren 1670—1672 durdl Col-
bert an Ludwig XIV. überging
und heute noch einen hervor-
ragenden Bestandteil der Samm-
lungen des Louvre bildet. Jabach
ist hier in seinem Pariser Hotel
in der Rue Saint-Merry darge-
stellt. Vgl. Goethe ]Dichtung und
Wahrheit, Hempelsche Ausg.
XXll. 166, und Kunstschätze am
Rhein, Main und Neckar, Hem-
pelsche Ausg. XXVI. 268], der
das Bild zu Köln in Jabachs Hause
sah, wo es bis 1835 blieb. Er-
wähnt von J. G. Schadow, Kunst-
werke und Kunstansichten 1849,
S. 275 .-. Erworben 1837.
Leinwand, h. 2,76, br. 3,25.
262
Französischer Meister um 1700
485a Bildnis eines jungen Gelehrten.
Das Bild ist einheitlich in kühlem Blaugrau
[grauschwarzes Gewand, grauer Hinter-
grund] gehalten, aus dem frisch, in rötlichen
Tönen, das von dunkelbrauner Perücke
umgebene AntUtz und die Hände hervor-
kommen. Weiß erhöht noch die warme
Wirkung des Inkarnats. Die Rechte ruht
auf weißer Papierrolle mit der Zeichnung
einer anatomischen Figur.
Erworben 1873 in Florenz .■. Leinwand, h. 1.25, br. 0,93.
Französi-
sche Schule
des XVII.
und XVIII.'
Jahrhun-
der s
484 A
T ii-/-rilli Ai-r:» Nicolas de Largilliere. Geboren
L.drg^lliiere ^u Paris den 9. oder 10. Oktober
1656, Gestorben daselbst den 20. März 1746. Schüler
des Antonius Goubou zu Antwerpen und des Sir
Peter Lely in London. Tätig in Antwerpen, einige Zeit
in London und vornehmlich zu Paris [seit 1678].
484a Bildnis des Landschaftsmalers Jean
Forest [1636 — 1712], des_Schwieger-
vaters des Meisters. Leuchtendes Karminrot im Sammetrock ist durchsichtig über
Orangegelb lasiert.' Ohne Lasur erscheint Orangegelb in der Hose. Goldgelbe Borten
und Weste, weißes Hemd überführen in das lichte ockergelbliche, mit roten und grauen
Tönen durchsetzte Inkarnat. Rotbraune Töne, ansetzend in der Pelzfütterung des Rockes,
mit Grau durchsetzt im Polster des Stuhles, im Landschaftsbild 1. vermitteln zwischen
dem leuchtenden Rot und dem reinen Grau der
Wand. L. als Gegengewicht zum Kopf kräftiges
Ultramarinblau im Himmel des Gemäldes.
Eine Originalwiederholung im Museum zu Lille .■. Erworben
1875 in Paris.
Leinwand, h. 1,17, br. 0,88.
484b Largillierre? Bildnis eines jungen Edel-
mannes. Die kühlen Töne des bräunlichgrauen
Brustharnischs, der hellblauen Schärpe, des
weißen Hemds und des Kragens, werden von
gedämpftem Zinnoberrot in den Armein und
Hosen umgeben. Über der kalten Mitte er-
hebt sich das lichte ockergelbe, in den Schatten
graubraune Inkarnat, vom Dunkelbraun der
Perücke weich in die gleichfarbige Architektur
und das schwärzliche Graublau des Hinter-
grunds I. überführt.
Erworben 1863 .-. Leinwand, h. 0,85, br. 0,65.
484 B
263
Französi-
sche Schule
des XVIII.
Jahrhun-
derts
468
474 B
Wi, Antoine Watteau. Ma-
a.ttCa.U ler und Radierer, getauft
zu Valenciennes [in Flandern] den
10. Oktober 1684, gestorben zu No-
gent bei Vincennes den 18. Juli 1721.
Schüler des Claude Gillot und des
Claude Audran zu Paris, durch Stu-
dien nach Rubens und Paolo Veronese
weiter ausgebildet. Tätig zu Paris,
kurze Zeit in England [1720 21].
468 Die französische Komö-
die. Während die grauen und
gelblichbraunen Töne der
Gruppe 1. im kühlen grünlichen
Tone des Hintergrunds, in den
sich gelbliches und rotbraunes
Laubwerk, Blaugrün der Ferne,
Graublau des Himmels mischen,
aufgehen, liegt der farbige Nachdruck auf der hellbeleuchteten rechten Seite, dem leuchten-
den Zinnoberrot in der Tracht des vom Rücken gesehenen Tänzers, vor luftigen bläulich-
weißen Tönen, umgeben von Gelb [Begleiterin des in Grauschwarz gekleideten Scaramuz r.]
und Hellblau im Mantel des durch den Köcher als Apollo gekennzeichneten Herrn. Dessen
rosafarbenes Gewand leitet in die luftigeren Töne des Mittelgrundes über: Grauviolett in
der Tracht der als Bacchus charakterisierten Person, gelbliches Grau im graublau beschatteten
Pfeiler, Weiß im Tuch. Davor als zurückschiebender Farbfleck die Menuettänzerin in
dunklen Tönen [dunkelblauer Rock, bräunlichviolette Taille]. Rot klingt überall im Inkarnat
neben graublauen Schatten wieder.
Bekannt unter dem Namen „L'Amour au Theätre Frani;ais" [Goncourt, Catalogue raisonne usw. Nr. 65] .'. Gegenstück zu
Nr. 470 .-. Königliche Schlösser .'. Leinwand, h. 0,37, br. 0,48.
470 Die italienische
Komödie. Vor dun-
kel graugrünlichem
Grund, der r. durch
bläuliche und ocker-
gelbe Töne im Him-
mel etwas erhellt
wird, steht in gelb-
licher Fackelbeleuch-
tungdieSchauspieler-
gruppe. Mattrote[be-
sonders im Fleisch],
hellblaue und grau-
blaueTöne, überall in
den Kleidern ver-
streut, unterbrechen
den herrschenden
264
gelbbräunlichen Ton. Neben dem
dieLautespielendenPierrotsteht
Colombine in gelbem, blauge-
streiftem Kleid, ihr zur Seite in
grauschwarzem Kostüm derDot-
tore di Bologna. Die Trachten
Harlekins und des fackelhalten-
den Mezzetin sind blau und rot
gemustert. Die beiden äußersten
Figuren r. [Scapin undBrighella?]
in dunklen Gewändern.
Bekannt unter dem Namen „L'Amour au
Theätre Italien" [Goncourt.Catologueraisonne
usw. Nr. 69] .". Gegenstück von Nr. 468 .'.
Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 0,37, br. 0,48.
474b Gesellschaft im Freien. Die Malerei ist unvollendet, daher die feine, matt
schillernde Färbung, an den Ton verschossener Gobelins erinnernd. Zwischen dem luftigen
Blaugrün des Laubwerks [mit gelblichweißem Himmel und bläulicher Ferne weich ver-
schwimmend] und bräunlichem Rot und Goldgelb der Gewänder, der kräftig roten Zeich-
nung des ockergelben, mit bläulichen Schatten modellierten Inkarnats, dem ockergelblich-
grauen Vordergrunde vermitteln gelbbraune Töne im Laubwerk der Mitte nach unten
zu die durchscheinende braunrote Grundierung. Der Hauptakzent liegt seitlich der Mitte
im hellroten Kleide der Dame, die den in bräunliches Goldgelb gekleideten zudringlichen
Liebhaber abwehrt. Diese beiden Nuancen, nach r. [tanzendes Paar] in bräunlichgelbe und
mattrote Töne ausklingend, werden durch die umgebenden kühlen Töne, vor allem kräftiges
Blaugrün [Dame am Brunnen], lichtes Hellblau [Dame] und die zurückweichenden luftigen
silbergrauen und violetten Töne [Lautenspieler]
der Mitte in ihrer Wirkung erhöht. In der Seiten-
gruppe r. kehrt das kräftige Blaugrün wieder
[Dame mit Notenbuch, Dame 1.] mit rosaroten
Tönen abwechselnd, die sich nach dem Bildrande
wieder zu bräunlichem Rot und Goldgelb er-
wärmen.
1889 aus den Königlichen Schlössern überwiesen.
Leinwand, h. 1,11, br. 1,63.
474a Das Frühstück im Freien. Gegen das
Grün der Landschaft [von bräunlichem Gelb-
grün vorn zu Blaugrün im Hintergrund und in
das kalte Hellblau des Himmels übergehend]
steht, durch Grauweiß [Strümpfe, Tuch] in seiner
leuchtenden Kraft gesteigert, Rot [Herr 1.], das
ganz zart im Horizont und neben grauen Schatten
Französi-
sche Schule
des XVIII.
Jahrhun-
derts
470
474 A
265
Französi-
sche Schule
des XVIII.
Jahrhun-
derts
473
1668
Pierre Dulin und Claude Gillot zu Paris. Nachfolg-er Watteaus.
im Inkarnat [hier erwärmt durch
den Gegensatz der schwarzen
und dunkelblauenTaillen] nach-
khngt. Nach r. kühlt sich die
Färbung über mattes Gelbrot
und Grauweiß [Röcke der Da-
men] zu Weiß im Tuch ab, um
im bräunlichgoldgelben Anzug
des Herrn r. sich wieder zu er-
wärmen.
Bekannt unter dem Namen ,.La Colation"
[Concourt, Catalogue raisonne usw. Nr. 118]
.'. Sammlung Leonard, Köln 1865 .'. Samm-
lung Suermondt, 1874.
Leinwand, h. 0,35, br. 0,30.
I Nicolas Lancret.
".IlLl CL Geboren zu Paris den
22. Januarl 690, gestorben daselbst den
14. September 1743. Schüler des
Tätig zu Paris.
473 Schäferszene. Nach dem beherrschenden Silbergrau im Seidenkleide der Tänzerin
sind alle umgebenden Töne gebrochen [mattgelblicher Anzug des Tänzers, ockergelb-
liches Kornfeld usw.]. Den grauen Tönen ist zartes Violett und Mattrot der Tunique,
Rosarot und Hellblau der Gewandschleifen untergeordnet, gewinnt aber nach rechts zu
immer selbständigere Bedeutung [mattgelbes Kleid der Dame, violettes Gewand des
Herrn mit dem weißen Hund] bis zu starkem Zinnoberrot [Hackebrettspieler]. Dieses
findet in den luftig blaugrünlichen Tönen der Landschaft, die weich mit dem von weiß-
grauen Wolken bedeckten hellblauen Himmel verschwimmen, seine Ergänzung.
Königliche Schlösser .". Leinwand, h. 0,54, br. 0,69.
Pierre J. Angeliis [An-
gillisj. Geb. zu Dünkirchen
den 5. Nov. 1685, gest. angeblich 1734
in Rennes auf der Rückreise von Italien.
Tätig in Antwerpen [1715 16 alsMeister
in der Lukasgilde], London [seit 1719],
in Italien [seit 1728], in Frankreich und
vorübergehend in Düsseldorf.
1668 Die Annäherung. Die
locker behandelte bräunliche
Gesamtfärbung, in die sich das
Saftgrün des Laubwerks mischt,
steigert sich zu bräunlichem
Ockergelb [Erdboden, Rock des
jungen Mannes] und zu mattem
Ziegelrot[RockderjungenFrau],
dessen Nuance durch die kühlen
silbrigen Lichttöne, durch Weiß
Angin
266
[Busentuch, Kragen] und den rosigen Ton
des Inkarnats bestimmt wird. Den ocker-
gelben Tönen entspricht helles Graublau
[Schürze der jungen Frau, Himmel]. Grau-
blau, Ockergelb und Ziegelrot wiederholen
sich gedämpfter in den Figuren der Ferne,
bei wärmerem braunrotem Inkarnat.
Bez. rechts unten: P. J v. Angellis F. 1725
aus dem Münchener Kunsthandel.
Leinwand, h. 0,345, br. 0,425.
Erworben 1908
Französi-
sche Schule
des XVIII.
Jahrhun-
derts
469
"TP^^ ^ jean-Fran9ois deTroy. Maler und Radierer,
■^ ' *-^y getauft zu Paris den 27. Januar 1679, gestorben
zu Rom den 26. Januar 1752. Schüler seines Vaters
Fran^ois; in Rom und später durch das Studium nach
Rubens und Paolo Veronese weiter ausgebildet. Tätig
zu Paris und Rom [Direktor der französischen Aka-
demie daselbst von 1738 bis zu seinem Tode].
469 Das Frühstück. Blaugrün der Bäume,
lichter sich wiederspiegelnd in der Tisch-
platte, und kaltes Blau des Himmels bilden
den Hintergrund für die in warmen Tönen
gehaltene Figur. Das lichte ockergelbliche Inkarnat umgibt leuchtendes Rot der Feder-
boa, das, kontrastierend mit Blaugrün, in der Fütterung des Kastens, als Reflex im
Gesicht, und gedämpft im Bezug der Stuhllehne wiederkehrt. R. überwiegen, im Gegen-
satze zu Blau [das sich in der Tasse
wiederholt], bräunlichgoldgelbe Töne
in Mieder und Stuhllehne, ganz matt
ausklingend in den Wolken.
Bez. links unten: DETROY. 1723. .-. Erworben 1843
aus der Sammlung Reimer in Berlin.
Leinwand, h. 0,34, br. 0,25.
P Antoine Pesne. Maler und Radierer,
1 CallC geboren zu Paris den 23. Mai 1683, ge-
storben zu Berlin den 5. August 1757. Schüler
seines Vaters Thomas und seines Oheims Charles
de la Fosse zu Paris. Nach einer italienischen
Reise [mit Aufenthalt in Rom und Venedig]
tätig vornehmlich zu Berlin [Hofmaler seit 1711].
489 Bildnis Friedrichs des Großen.
Das leuchtende [über Orange lasierte]
Rot des Sammetmantels und reines
Orange im Bande des Schwarzen
Adlerordens [mit dem Dunkelblau im
Sammetärmel kontrastiert] ist, ebenso
wie das lichtrötliche, mit Braun mo-
dellierte Inkarnat, vom Grauweiß der
Perücke, von hellen weißgrauen Tönen
489
267
Französi-
sche Schule
des XVIII.
Jahrhun-
derts
489 B
494
im Hermelin, mit bräunlichen und bläulichen Tönen
gemischt, im Hintergrund und Dunkelblaugrau
im Harnisch umgeben.
Gemalt 1739 zvi Rheinsberg, wie auf der Rückseite vermerkt ist, ein
Jahr vor der Thronbesteigung Friedrichs |1712 — 1786] .'. Erworben
1841 von Schulrat Eggers in Neustrelitz .-. Leinwand, h. 0,78, br. 0,63.
489b Bildnis einer jungen Frau. Aus dunkel-
graubraunem Grund kommt licht und kühl das
Inkarnat hervor, mit hellen graubräunlichen Tönen
modelliert, mit Zinnoberrot in den Lippen, den
Augenwinkeln usw. Blaugrün [im Halsband, im
Ohrgehänge, der Schleife im grau gepuderten
Haar, mit rotbraunen und gelbbraunen Tönen zu-
sammengestrichen, in der skizzenhaft behandelten
Taille] und Weiß [Hemd] dienen der Wirkung
des Fleischtons. Die unten sichtbare r. Hand ist
in braunen Mischtönen nur angedeutet.
Alter Besitz .-. Leinwand, h. 0,60, br. 0.47.
494 Bildnis des Kupferstechers G. F. Schmidt und seiner Gattin. Goldgelb [Rock
der Frau] und Rot [Kissen, auf das sie den Arm stützt, Haarschmuck, Polsterlehne] sind mit
Braun gebrochen und auf den stumpf rotbraunen Ton der Kupferplatte, auf gleichfarbigem
Tisch, gestimmt. Die rotbraunen Töne der r. Seite [Rock und Mütze des Künstlers, der
die Contes von Lafontaine — aufgeschlagen ist „La chose impossible" — hält], sind stärker
durch Grau gekühlt und bilden wie das Blaugrün in der Taille der Frau den Übergang
zum bräunlichen Grau des Hintergrundes. Licht kommt aus dem graubräunlichen Gesamt-
ton das ockergelbliche, mit Rot
erwärmte Inkarnat hervor.
Bez. rechts oben: Ant. Pesnc pinxit 1748 .".
Georg Friedrich Schmidt, 1712 bei Berlin
geboren, war vermählt mit Dorothea Luise
Videbant, der Tochter eines Berliner Kauf-
manns, und starb 1775 .*. Erworben 1845
aus dem Besitze des Hofrat Ternite in Berlin.
Leinwand, h. 1,10, br. 1,26.
496b Bildnis des Malers mit
seinen zwei Töchtern.
Stumpfes Braunrot im Sammet-
rocke des Malers und die um-
gebenden rotbräunlichen Töne
der 1. Seite werden durch das
kontrastierende Blaugrün in
der Tischdecke r. [dort kehren
die rötlichen Töne im Buch
wieder] in die überwiegenden
graublauen und grauen Tönen
268
[Perücke, Häubchen, gepudertes
Haar, Spitzen usw.] überführt, aus
denen sich, vor dunklem bräun-
lichgrauem Grund warm das lichte
ockergelbliche, mit Zinnoberrot
[besonders in den Lippen] durch-
setzte Inkarnat löst. Mit dem
schillernden Blaugrau im Seiden-
kleide der r. sitzenden Tochter
kontrastiert Mattgelb im Kleide
der stehenden, zugleich vermit-
telnd mit der wärmeren Färbung
der 1. Seite [durch Schwarz im
Umhang in den Hintergrund über-
führt]. Durch kräftiges Zinnober-
rot in der Rose [über der Schul-
ter des Malers] ist die Mitte
nochmals nachdrücklich betont.
Mattere hellrote und hellblaue
Flecken [Blumen, Bänder] sind
allenthalben zur Belebung der
gebrochenen Töne verteilt.
•Bez. rechts unten: ant Pesne au . . Ses Deux fille Peint p . . luy mesme 1754 .-. Erworben 1903 vom Freiherrn von Berks
in Bosnien, in dessen Familie das Bild durch Erbgang von einer der Töchter Pesnes gelangt war .". Leinwand, h. 1,76 br. 1 50.
TrinOUPSSP ^' ^' Trlnquesse. Geburts- und Todesjahr unbekannt. Schüler des Nicolas Laro-illiere.
M Tätio-in derzweitenHälftedeslS. Jahr-
hunderts in Paris und im Haag- [1767 als Meister in
die Gilde aufg-enommen].
487a Bildnis einer jungen Dame. Gelb-
rot im Kleid mit gelblichgrauen Schatten, am
Busen mit roten und weißen Blumen ge-
schmückt. Die schillernde Wirkung der Seide
ist durch eine pastellartig strichelnde Tech-
nik erzielt. Das Inkarnat in rosigen Tönen,
mit weißen Glanzlichtern, mit kräftigem
Rot in den Wangen, durch bläulichweiße
Rüschen gegen das gelbrote Kleid abgesetzt.
Graublaue Schatten im Inkarnat, Blaugrau
im gepuderten Haar, Hellblau und Weiß in
den Schleifen und Federn am Kleid und im
Haar sowie Graublau im Notenblatt bringen
die Figur dem hellgrauen, 1. ins Bräunliche
spielenden Hintergrund näher.
Bez. rechts im Grunde: L. R. Trinquesse. fecit. 1774 .-. Er-
worben 1874 in Paris .-. Leinwand, h. 0,98, br. 0,77.
Französi-
sche Scliule
des XVIII.
Jahrhun-
derts
496 B
487 A
269
Französi-
sche Schule
des XVIII.
Jahrhun-
derts
1669
ttmSmeen^Sim
"1 (""Karrlin Jean-Baptiste-
1 V-^narain Simeon Char-
'\ j!_ r*-! ^.. D_^-
494 C
din. Geboren zu Paris
den 2. November 1699,
gestorben daselbst den
6. Dezember 1779. Schüler
des N. N. Coypel. Tätig
zu Paris.
1669 Stilleben. Der
bräunliche Ton des
Hintergrundes und
des Bodens ist dünn
über die durchschim-
mernde hellgraue
Grundierung gelegt.
Als stärkste Farbe
wirkt das leuchtende
Kupferrot des Kessels [mit grauem Einsatz und Henkel], das, im Kontrast zu blau-
grünen Tönen [schwärzlichgrüne Flasche, Zwiebelstaude], im Flaschenpfropfen, in den
Rändern der Blätter und im Griff des schwärzlichbraunen Tiegels wiederkehrt. Grün-
liche Äpfel m.it goldgelben Lichtern. Die grünen Töne lichten sich nach 1. zu grün-
lichem Weiß [Zwiebelstaude] auf. Die Basis für die gebrochenen Töne gibt das kalte
bläuliche Weiß der Eier in der Mitte.
Erworben 1908 als Geschenk des Herrn F. Kleinberger, Paris.
Leinwand, h. 0,48, br. 0,805.
(~lKP117f> J«'a" Baptiste Greuze. Geboren zu Tournus [bei Mäcon] den 21. August 1725, gestorben
VJICUZ.C ^^ p^^j^ j^^ 21. März 1805. Schüler eines sonst unbekannten Malers Gromdon [Charles
Grandon ■^l zu Lyon in Paris als Schüler der Akademie weiter ausgebildet. Nach einer italienischen
Reise [1755—1756] tätig zu Paris.
494c Junges Mädchen. Ein zarter grauer Ton
dämpft alle Farben. Stumpf gelbbraunes, von
blaugrauem Band durchflochtenes Haar umrahmt
das mit graubräuniichen Tönen durchsetzte, mit
zartem Rot erwärmte Inkarnat, das weich und
licht aus grauweißem Hemd und grauschwarzem
Gewand hervorkommt. Grauer Grund.
Bez. rechts oben: J. B. Greuze. — Auf der Rückseite: J. B. GREUZE.
Ce 16. Juillet 1787 .-. Erworben 1873 als Geschenk I. M. der Kaiserin
Friedrich, die es im Kunsthandel zu Augsburg gekauft hatte.
Leinwand, h. 0,38, br. 0,30.
270
VERZEICHNIS DER KÜNSTLERNAMEN
[Die beigesetzten Ziffern entsprechen den Seitenzahlen]
Albani, Francesco 209, 210
Aleg-retto Nuzi . . 15, 16
AUegri s. Correggio
Amerighi s. Caravaggio
Andrea di Giusto . . 36
Angelico, Fra, da Fie-
sole 28 — 31
Angellis [Angillis],
Pierre .... 266, 267
Antonello da Mes-
sina 115—117
Antonello daSaliball6, 117
Antonio da Crevalcore 83
Antonio s. Pisano
Aspertini, Antonio 83, 84
Bacchiacca, Francesco
[Ubertini] gen. 150—152
Barbari, Jacopo de' 112, 113
Barnaba da Modena . . 25
Bartolo di Maestro
Fredi 20, 24
Bartolommeo, Fra, della
Porta 142
Basaiti, Marco 127, 128
Bassano, Francesco [da
Ponte] gen 187
Bastiani, Lazzaro .. .. 110
Batoni, Pompeo Giro-
lamo . . . . 235, 236
Bazzi s. Sodoma
Bellini, Gentile . . . . 112
Bellini, Giovanni 117 — 121
Bellini, Jacopo . . . . 103
Belliniano, Vittore . . 127
Beiotto, Bernardo
[Canaletto] gen. 232, 233
Benozzo Gozzoli . . 32, 33
Bertucci, Gio. Battista73, 74
Bianchi s. Ferrari
Bicci di Lorenzo . . . . 12
Bissolo, Francesco . . 130
Bizamano, Angelo . . 2
Boccati, Giovanni 68, 69
Boltraffio, Gio. Antonio 158
Bonifacio [de' Pitati]
Veneziano . . 174, 175
Bonsignori, Francesco 138
Bonvicino s. Moretto
Bonzi, Pietro Paolo . . 212
Bordone, Paris . . 180, 181
Borgognone, Ambrogio
85, 86
Botticelli, Sandro 46—50
Brescia um 1530-40,
Schule von 200
Brescianino, Andrea del 143
Bronzino, Angelo 153 — 155
Bugiardini, Giuliano . . 144
Buonfigli, Benedetto . . 69
Byzantinische Schule des
XV. Jahrhunderts .. 2
Byzantinische Schule [Kreta]
des XVI. Jahrhunderts 3
Byzantinisch-Russische
Schule des XVll. Jahr-
hunderts 4
Calcar, Giovanni da . . 179
Calderari, Gio. Maria
[Zaffoni] gen. 181, 182
Caliari s. Veronese
Cambiaso, Luca . . . . 219
Campana, Pedro . . . . 238
Canaletto, Gio. Antonio
[da Canale] gen. 231, 232
Canaletto s. Beiotto
Cano, Alonso 242
Caravaggio, Michelangelo
da 212-215
Carpaccio, Vittore 113 115
Carracci, Agostino . . 205
Carracci, Annibale . . 206
Carreno, Juan . . . . 246, 247
Castagno, Andrea . . 41
Catena, Vincenzo 131-133
Cerano s. Crespi
Cerezo, Matteo . . . . 248
Cerquozzi, Michel-
angelo . . . . 215, 216
Chardin, Jean-Baptiste
Simeon 270
Cignani, Carlo . . . . 210
271
Cima da Conegliano,
Gio. Batt. . . 122-126
Claude Gellee, gen.
Lorrain .... 259, 260
Coello, Alonso Sanchez 239
Colteliini, Michele .. 101
Conti, Bernardino de'
87, 88
Corneille de Lyon . . 255
Correggio, Antonio,
[Allegri] gen. . . 202, 203
Cosimo s. Piero
Cossa, Francesco . . 96
Costa, Lorenzo . . 99, 100
Cotignola, Girolamo
[Marchesi] da .. .. 156
Credi, Lorenzo di . . 61
Crespi, Gio. Bat-
tista .... 222, 223
Crevalcore s. Antonio
Crivelli, Carlo.. 106-108
Daddi, Bernardo.. 11-13
Defendente s. Ferrari
Dellaurana, Luciano 79, 80
Dolci, Carlo 220
Domenichino . . 208, 209
Domenico Veneziano . . 37
Dossi, Dosso . . 165, 166
Duccio di Buoninsegna 16
Dughet, Gaspard 258, 259
Fabriano s. Gentile
Fasolo, Bernardino .. l64
Ferramola, Floriano . . 195
Ferrara um 1460 70,
Schule von 98
Ferrara um 1480,
Schule von . . . . 97, 98
Ferraresischer Meister
um 1530 170
Ferraresischer Meister
um 1539 170
Ferrari, Defendente . . 87
Ferrari, Francesco Bian-
chi 101
Ferrari, Gaudenzio 163, 164
Feti, Domenico . . 219, 220
Fiesole s. Angelico
Fiorenzo di Lorenzo 69, 70
Florentinische Schule
um 1350 .... 10, 11
Florentinische Schule
um 1375 14
Florentinische Schule
um 1400 14
Florentinische Schule
um 1430 33
Florentinische Schule
um 1450 36
Florentinische Schule
um 1460 42
Florentinische Schule
um 1500 63
Florentinische Schule
um 1520 145
Florentinische Schule
um 1525 153
Florentinische Schule
um 1530 152
Fogolino, Marcello 200, 201
Foppa, Vincenzo .... 84
Fori! s. Melozzo
Fouquet, Jean . . . . 255
Francesca, Art des Piero
della 79,80
Francesco di Giorgio,
Art des 67
Francia, Francesco 81, 82
Francia, Giacomo 82, 83
Francia, Giulio . . 82, 83
Franciabigio, Frances-
co 149, 150
Francucci s. Imola
Französischer Meister
um 1410 . . 254, 255
Französischer Meister
um 1700 263
Gaddi, Agnolo, Art des 13
Gaddi, Taddeo . . 8—10
Garbo, Raffaellino
del 54-56
Gariani, Giov. Busi 173, 174
Garofalo, Benvenuto
[Tisi] gen 169
Gellee s. Claude
Genga, Girolamo.. .. 145
Gentile da Fabriano 67, 68
Gentileschi, A 215
Gerino da Pistoja . . 76
Ghirlandaio, Benedetto 58
— Davide 58
— Domenico . . . . 56 — 59
— Ridolfo 143
Giampietrino s. Pedrini
Giolfino, Niccolö.. .. 202
Giordano, Luca 221, 222
Giorgione 171
Giotto 8
Giovanni da Milano . . 13
Giovanni di Paolo 63, 64
Goya, Francesco 249, 250
Gozzoli s. Benozzo
Granacci, Francesco
57, 59, 142, 143
Greuze, Jean-Baptiste 270
Guardi, Francesco 233, 234
Guercino, Giov. Fr. . . 209
Jacopo da Valenzia .. 111
Imola, Innocenzo [Fran-
cucci] da 155
Inganatis, Petrus de . . 130
Italienischer Meister
um 1650 211
Kempeneer s. Campana
272
Lancret, Nicolas . . . . 266
Larg-illiere, Nicolas . . 263
Lebrun, Charles . . . . 262
Leonardo da Vinci 157, 158
Leonbruno, Lorenzo . . 162
Lesueur, Eustache 261, 262
Liberale da Verona 138, 139
Liberi, Pietro 225
Libri, Girolamo dai . . 201
Lionardo, s. Leonardo
Lippi, Filippino . . 51, 52
Lippi, Fra Filippo 38, 39
Lippo Memmi .. 19, 20
Lombardische Schule
um 1480 .... 84, 85
Lombardische Schule
um 1520 85
Longhi, Luca . . 156, 157
Longhi, Pietro . . . . 230
Lorenzetti, Ambrogio 22, 23
Lorenzetti, Pietro 21, 22
Lorenzo Monaco .... 28
Lorenzo Veneziano 25, 26
Lorrain s. Claude
Lotto, Lorenzo 192—194
Luini, Bernardino 159—162
Lutero s. Dossi
Machiavelli, Zanobi . . 33
Mailändische Schule
um 1600 223
Mainardi Bastiano 59 — 61
Maineri, Gian Francesco
de' 98, 99
Mansueti, Giovanni . . 115
Mantegna, Andrea 91—93
Maratta, Carlo 217, 218
Marchesi s. Cotignola
Marinas, Henrique de las 249
Marmion, Simon 252-254
Marziale, Marco 126, 127
Masaccio 34-36
Matteo di Giovanni 65, 66
Mazzola, Filippo .. 102, 103
Mazzolini, Lodovico
166—168
Meldolla s. Schiavone
Melozzo da Forli . . 76, 77
Melzi, Francesco . . 158, 159
Memmi s. Lippo
Messina s. Antonello
Mignard, Pierre . . . . 261
Millet, Fran9ois . . . . 259
Modenesischer Meister
um 1520 102
Monaco s. Lorenzo
Montagna, Bartolommeo
136, 137
Montemezzano, Francesco
191, 192
Morales, Luis de . . . . 239
Moretto, Allessandro
[Bonvicino] gen. . . 197
Morone, Francesco . . 139
Moroni, Gio. Battista 1 94, 195
Murillo, Bartolome
Esteban . . . . 247, 248
Neroccio di Bartolommeo 66
Nuzi s. Alegretto
Oberitalienscher Meister
um 1500 88
Oberitalienischer Meister
um 1510 140
Oberitalienische Schule
des 17. Jahrhunderts
210, 211
Oggiono, Marco d' . . 163
Padua um 1470—80,
Schule von 93
Palma d. A., Giacomo
171—173
Palmezzano, Marco 75, 76
Panetti, Domenico . . 100
Panini, Gio. Paolo . . 235
Parentino, Bernardo 90, 91
Pedrini, Giovanni 162, 163
Pennacchi, Pier Maria
111, 112
Pesellino, Francesco 36, 37
Pesne, Antoine 267-269
Piero di Cosimo . . 62, 63
Piero s. Francesca
Pinturicchio, Bernardino
72,73
Piombo, Sebastiano
del 178, 179
Pisanello s. Pisano
Pisano, Antonio 137, 138
Pitati s. Bonifacio
Pollaiuolo, Antonio del 42
Pollaiuolo, Piero del 42, 43
Ponte s. Bassano
Poussin, Gaspard, s. Dughet
Poussin, Nicolas 256—258
Previtali, Andrea 133, 134
Procaccini, Giulio Cesare205
Pseudo-Basaiti . . 128, 129
Pseudo-Boccaccino . . 131
Raffaellino s. Garbo
Raffaello, Santi ..146-148
Raibolini s. Francia
Reni, Guido .... 207, 208
Ribera, Jusepe de 245, 246
Roberti, Ercole de' 96, 97
Robusti s. Tintoretto
Roelas, Juan de las 238, 239
RömischeSchule um 1600 211
Romagna um 1330 — 50,
Schule der 26
Romanino, Girola-
mo 198-200
Rosa, Salvator . . 220, 221
Rosselli, Cosimo . . 40, 41
Rossi s. Salviati
Rotari, Pietro . . . . 230
273
Sacclii, Pier Francesco
88, 89
Saliba s. Antonello
Salvi s. Sassoferrato
Salviati, Francesco [Rossi]
de' 153
Santa Croce, Francesco
da 134,135
Santa Croce, Girolamo
da 135,136
Santi, Giovanni . . 70, 71
Santi s. Raffaello
Sarto, Andrea del 148, 149
Sassetta, Stefano di
Giovanni gen. . . 64, 65
Sassoferrato, Gio. Battista
[Salvi] gen. ..216,217
Savoldo, Gio. Girolamo
196, 197
Schiavone, Andrea
[Meldolla] gen. 186, 187
Schiavone, Gregorio . . 90
Sebastiano s. Piombo
Sellaio, Jacopo del 53, 54
Siena um 1350, Schule
von 20, 21
Siena um 1360, Schule
von 24
Siena um 1350 — 80,
Schule von .... 25
Siena um 1450—80,
Schule von . . . . 66, 67
Signorelli, Luca . . 77 — 79
Simone Martini . . 16 — 18
Sodoma, Gio. Antonio
[Bazzi] gen. . . 164, 165
Solario, Andrea . . . . 86
Spagna, Giovanni di
Pietro gen. lo . . 71, 72
Spanische Schule um 1600
244, 245
Squarcione, Francesco
89, 90
Strozzi [?], Bernardo
218, 219
Taddeo di Bartolo,
Art des 24, 25
Tiepolo, Gio. Battista
225—229
Tintoretto, Jacopo
[Robusti] gen. 182-185
Tisi s. Garofalo
Tiziano Vecellio 175 — 177
Toskanische Schule
um 1250 7
Trinquesse, L. R 269
Troy, Jean-Franfois de 267
Tura, Cosma .... 94 96
Tzane, Emanuel .... 3
Ubertini s. Bacchiacca
Ugolino 18, 19
Umbrische Schule um
1480 70, 71
Umbrisch-Florentinische
Schule um 1490 74, 75
Valenzia s. Jacopo
Vanni, Andrea . . . . 21
Vannuccio, Francesco
di 23, 24
Vecellio s. Tiziano
Velazquez, Diego 240-242
Venetianischer Meister
um 1500 122
Venetianische Schule
um 1450 108
Venetianische Schule
um 1515-25 . . . . 182
Venetianische Schule
um 1590 191
Veronese, Paolo [Caliari]
gen 188-191
Verrocchio, Andrea
del 43-46
Vinci s. Leonardo
Vivarini, Alvise 108—110
Vivarini, Antonio 104, 105
Vivarini, Bartolomeo . . 105
Vouet, Simon . . . . 260, 261
Watteau, Antoine 264—266
Zacchia d. Ä., Paolo . . 144
Zaffoni s. Calderari
Zaganelli, Francesco 80, 81
Zampieri s. Domenichino
Zoppo, Marco . . 93, 94
Zuccaselli, Fr 236
Zurbaran, Francisco de
243, 244
274
INHALTS-VERZEICHNIS
Vorwort
Zur Geschichte der Gemälde-
galerie
Byzantinische Schule . . . .
Italienische Schulen
13. Jahrhundert
Toskana
14. Jahrhundert
Florenz
Umbrien
Siena
Modena
Venedig
Romagna
15. Jahrhundert
Florenz
Siena
Umbrien
Umbrisch-Toskanische
Schule
Romagna
Bologna
Lombardei
Padua ,
Ferrara
Modena
Parma
Venedig
Bergamo
Vicenza
Verona
16. Jahrhundert
Florenz
Bologna
Seite
Vll
IX
1
5
8
15
16
25
25
26
28
63
67
76
80
81
84
89
94
101
102
103
133
136
137
142
155
Seile
Romagna 156
Lombardei 157
Siena 164
Ferrara 165
Venedig 171
Bergamo 192
Brescia 195
Vicenza 200
Verona 201
Parma 202
17. Jahrhundert
Bologna 205
Rom 211
Genua 218
Mantua 219
Florenz 220
Neapel 220
Mailand 222
18. Jahrhundert
Venedig 225
Rom 235
Spanische Schule 237
16. Jahrhundert
17. Jahrhundert
18. Jahrhundert
Französische Schule
15. Jahrhundert
16. Jahrhundert
17. Jahrhundert
18. Jahrhundert
Verzeichnis
namen . .
der Künstler-
238
240
249
251
252
255
256
264
271
275
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DEUTSCHE SCHULEN
DEUTSCHE SCHULEN
DES XIII. UND XIV. JAHRHUNDERTS
West-
fälische
Schule
um 1200
bis 1230
1216AAltar-
aufsatz in
drei Ab-
teilungen.
Die Felder
begrenzen plastisch gehöhte, reich ornamentierte und vergoldete Bänder. Auf Goldgrund
bunte Farbflächen, vor allem kräftiges Zinnoberrot und Hellblau zwischen Olivgrün und
Ockergelb, mit schwarzer Zeichnung. Ockergelbliche Fleischfarbe mit grünen Schatten
und zinnoberroten Flecken. Links: Christus vor Kaiphas. — Mitte: Kreuzigung. Das
Kreuz ist plastisch gehöht und, wie die Schilde der Soldaten, vergoldet. Unter den Kreuz-
armen r. die Synagoge, 1. die Eclesia. — Rechts: die Marien am Grabe.
Hervorragendes Werk der ältesten deutschen Tafelmalerei aus der Wiesenkirche zu Soest, für deren älteren Bau es wohl ur-
sprünglich gemalt war, vermutlich von einem Soester Meister. Unter byzantinischem Einfluß entstanden, wie besonders das
Seitenbild der Myrrophoren am Grabe bezeugt .■. Das Altarwerk, ursprünglich ein Superfrontale, ist wohl eine Zeitlang als
Antependium benutzt worden und war daher in den unteren Teilen stark beschädigt. Neuerdings derartig restauriert und
ergänzt, daß durch den andern Ton des Grundes [ohne Gold] die neu hinzugefügten Teile erkennbar sind .*. Erworben 1862
aus der Wiesenkirche zu Soest .'. Aufgestellt in der Abteilung der deutschen Bildwerke.
Tempera. Pergament auf Eichenholz, h. [bis zur Rundung des Mittelbildes] 0,81, br. 1,94.
Westfälische Schule um 1250 bis 1270
1216b Altaraufsatz. Die Dreieinigkeit mit Maria und Johannes d. Ev. Die
Felder durch plastische, vergoldete Säulen und Rundbogen getrennt. Die Zeichnung
der Gewänder schwarz, der hellrötlichen Fleischteile rotbräunlich. Vor goldenem Grund
wirkt als Hauptfarbe Rot [Mäntel der drei Figuren], mit weißlichblauen [Kopftuch
Maria, Gewänder Gott-
Vaters und Johannis]
und stumpferen saft-
grünen,ockergelblichen
und bräunlichen Tönen
kontrastierend. Gold-
verzierte Gewänder.
Große Ähnlichkeit zeigt die Be-
handlung der Gestalten in den
Wandmalereien derNikolaikirche
zu Soest, so daß diese wohl mit
allem Recht demselben Meister
zugeteilt werden .*. Von dem-
selben Künstler ein Madonnen-
bild im Museo Nazionale zu Flo-
renz [aus der SammlungCarrand],
kleiner und ft;iner als unsere
Tafel .•. Stammt wie das vorige
Deutsche
Schulen des
XIII. Jahr-
hunderts
1215A
1216 B
Deutsche
Schulen des
XIII. und
XIV. Jahr-
hunder ts
1570
Bild aus der Wiesenkirche zu Soest, scheint aber für
eine ältere Kirche daselbst gemalt gewesen zu sein .*.
1862 aus der Wiesenkirche zu Soest erworben .". Auf-
gestellt in der Abteilung der deutschen Bildwerke.
Tempera. Eichenholz, h. 0,71, br. 1,20.
Nieder-
sächsische
Schule des
13. Jahr-
hunderts
1570 Altarbild
in Kleeblatt-
form. Oben:
Krönung Ma-
ria. — Unten:
Christus am Kreuz und die hll. Maria, Johannes, Katharina und Aegidius. — Links: Oben
Christus vor Kaiphas, darunter die Geißelung. — Rechts: Oben die Auferstehung, dar-
unter die Kreuztragung. Die Darstellungen, durch zinnoberrote Bänder getrennt, heben
sich in tiefschwarzer, die bräunlichen, mit Graugrün modellierten Fleischteile in dunkel-
brauner Zeichnung kräftig vom goldenen Grund ab. Die Umrisse füllen grelle Lokalfarben,
besonders Zinnoberrot [Mäntel Maria und Christi oben, Lendentuch Christi, Mantel Johannis
unten, Schriftzeichen usw.] und Dunkelblau; dazwischen verstreut Rosa [Mantel Maria neben
dem Kreuz, Frau r. in der Kreuztragung usw.] und Saftgrün. Goldgezierte Gewänder.
Erworben 1868 aus der Aegidiuskirche zu Quedlinburg .'. Aufgestellt
in der Abteilung der deutschen Bildwerke.
Tempera. Tannenholz, h. 1,70, br. 2,85.
Westfälische Schule um 1400
1217 Vera Icon. Das graubraune, von dunkelbrau-
nem Haar umrahmte Antlitz vor vergoldetem Oval
[mit eingeprägter Verzierung]. In den grünlich-
blauen, mit goldenen Sternen übersäten Zwickeln
zwölf anbetende Engel mit rötlichgrauem Inkarnat
und gelbbraunem Haar. Dunkelsaftgrüner, rot
ornamentierter Rahmen.
Erworben 1843 .•. Aufgestellt in der Abteilung der deutschen Bildwerke.
Tempera. Eichenholz, h. 0,495, br. 0,35.
Oberdeutscher[?] Meister um 1400
1620 Diptychon. Links: Christus am Kreuz zwi-
schen Maria und Johannes. Rechts: Christus als
Schmerzensmann mit
dem geistlichen Stif-
ter und Maria. —
VorgraubräunHchem
Grundmit erhabenem
Goldmuster zarte auf
Grau gestimmteTöne
[1. bräunlichweißer
Körper Christi an
graubraunem Kreuz,
violettgraues Ge-
wand Johannis; r.
in weißer, bräunlich
getönter Mandorla
die gelbbräunliche
Gestalt des Schmerzensmanns, davor in rosafarbener und weißer Tracht der Stifter].
Dunkles Blau im Gewände Marias und der Glorie r. [mit weiß aufgesetzten Gestalten
Gott-Vaters mit Engeln] entspricht sich auf beiden Bildhälften. Dunkelgrüner Erdboden.
Früher in südfranzösischem Privatbesitz /. Erworben 1900 in München als Geschenk
deutschen Bildwerke .'. Eichenholz, jede Bildhälfte h. 0,34, br. 0,265.
Deutsche
Schulen des
XIV. Jahr-
hunderts
1620
Aufgestellt in der Abteilung der
Kölnischer Meister um 1350
1627 Diptychon. Innenseiten, links: Maria mit dem Kinde. Vor reich mit erhabenem
Rankenornament geziertem Goldgrund Karminrot [Mantel Maria, Rückwand und Ver-
zierungen des grauen Throns usw.] und Saftgrün [Mantelumschlag Marias, Thronfüllungen].
Dazwischen Graublau [Gewand Marias] und Grauviolett [Kleid des Kindes]. Gelbbrauner
Fleischton. — Rechts:
Christus am Kreuz. Die
Färbung entspricht der
Gegenseite, ist aber um
Goldgelb [Kopftücher]
und Grauviolett [Mantel
Johannis] bereichert. —
Außenseite, rechts:
Verkündigung. Auf ro-
tem Grund.
Das Diptychon befand sich in den
60 er Jahren des 19. Jahrhunderts
beim Küster von St. Georg zu Köln
.*. Erworben 1902 von Sir Charles
Robinson in London .■. Eigentum
des Kaiser-Friedrich-Museums-Ver-
eins .•. Aufgestellt in der Abteilung
der deutschen Bildwerke.
Tempera. Eichenholz , jede
Hälfte [ mit dem Original-
rahmen] h. 0,49, br. 0,34.
1627
Deutsche
Schulen des
XIV. Jahr-
hunderts
1216
Niederrheinischer Meister
um 1325—1350
1216 Joseph erkennt in Maria die Mutter des
Heilands. Den Hauptkontrast bilden bräunlichrote
und blaugrüneTöne [Architektur mit gelbroten Profilen
und ockergelbem Sitz] vor Goldgrund. Die Gewänder
mit braunroten Falten sind dunkelgrün und rot ge-
mustert, auf goldenen und silbernen Gründen. Die
Rückseite [Ausschnitt aus einer größeren Tafel] zeigt
den oberen Teil einer Christusgestalt vor gotischer
Architektur.
Auf den Spruchbändern die Inschrift; vere * apvd ' te " est • fons • uide
[vitae] und dominvs ■ possedit ' me .■. Die Behandlungsweise scheint auf den
Niederrhein hinzuweisen, wofür auch die hiolzart der Tafel spricht .*. Von
demselben Meister, vielleicht von demselben Altar, eine Krönung der Maria
zwischen zwei Engeln, in der Galerie von Sigmaringen .'. Sammlung Solly,
1821 .". Aufgestellt in der Abteilung der deutschen Bildwerke.
Tempera. Eichenholz, h. 0,38, br. 0,27.
Böhmische Schule um 1350
1624 Maria mit dem Kind und derStifterErnst
von Prag. Zwischen leuchtendem Zinnoberrot
im Mantelumschlag und tiefem Ultramarinblau im
Gewände Marias vermittelt das kühlere Rot der
Außenseite des Mantels. Gegen Zinnoberrot steht
Gelbgrün im goldgemusterten Kleide des Kindes,
dessen Farbe sich in der Bank und lichter in den
Thronsäulen wiederholt, gegen Blau das Ocker-
gelb des Thronbaues, das zum Goldgrund über-
leitet. Ein schimmernd weißes Kopftuch umrahmt
das bräunlichgraue Antlitz. Goldene Nimben,
Krone, Zepter und Reichsapfel. Oben klingen
bunt schillernd die Hauptfarben wieder: karmin-
violette Fialen, gelbgrüne Bogen, rote und blaue
Einzelheiten, vor zinnoberrotem Teppich, den
Engel in hellblauen Gewändern mit gleichfarbigen
Flügeln halten. Der krönende Engel in goldenem
Mantel, mit dunkelblauen Flügeln. Unten der
Stifter in ultramarinblauem, innen gelbgrünem
Ornat über silbernem Chorhemd.
Nach einer Notiz auf der Rückseite von der Hand des Historienmalers
Ludwig Bittner in Glatz [I.Hälfte des 19. Jahrhunderts] stammt das
Bild aus der Minoritenklosterkirche auf dem Sand zu Glatz, wohin es,
wahrscheinlich als Geschenk Ernsts, des ersten Erzhischofs von Prag,
der in der Stadtpfarrkirche zu Glatz begraben liegt [•i*1364], um 1350
gelangte .*. Erworben 1902 aus dem Gymnasium zu Glatz .". Eigentum
des Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins .'. Aufgestellt in der Abteilung
der deutschen Bildwerke Tempera. Pappelholz, h. 1,86, br. 0,95.
DEUTSCHE SCHULEN
DES XV. UND XVI. JAHRHUNDERTS
Ober-
deutsche
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
1662
1208
1209
OBERDEUTSCHE SCHULE
DES XV. JAHRHUNDERTS
Süddeutsche Schule um 1410
1662 Christus am Kreuz. Dunklem Blau im
Mantel Marias entspricht leuchtendes Rot im
Mantel Johannis, dessen Wirkung durch Gelb-
g-rün im Mantelumschlag noch gesteigert wird,
vor goldenem Grund mit eingeprägten Nim-
ben. Ein weißes, in den Schatten graublaues
Tuch umhüllt die Hüften des gelbbräunlichen,
an goldgelbbraunem Kreuz mit blauen Nägeln
befestigten Körpers Christi.
Erworben 1908 in St. Petersburg.
Tannenholz, h. 0,85, br. 0,81.
D 1.L ] J Meister Berthold [vielleicht identisch
'-^^* LIUJIU jjijj Berchtold Landauer, gestorben
zwischen 1430 und 1432]. Maler und Bildschnitzer,
tätig- in den ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts
zu Nürnberg. Von ihm der Imhofsche Altar in der S. Lorenzkirche zu Nürnberg. Hauptmeister der alten
Nürnberger Schule.
1207-1210 Zwei Altarflügel mit Innen- und Außen-
bildern. Die Tafeln sind jetzt auseinandergesägt, so
daß die vier Bilder nebeneinander hängen.
1208 Linkes Außenbild. Maria mit dem Kinde. In
bräunlichkarminrotem, innen grünem Mantel, auf saft-
grünem Boden stehend, vor schwärzlichblauem, gold-
gestirntem Hintergrund. Lichter bräunlicher Fleischton.
Goldene Nimben. Das Wappen zeigt weiße Balken
auf rotem Feld.
1209 Rechtes Außenbild. Der hl. Petrus Martyr. In
schwarzem, im Umschlage rotbräunlichem Mantel über
bräunlichweißem Gewand, auf saftgrünem Boden. Rot-
bräunlicher Fleischton. Auf dem Haupt die rote Wunde.
Auf rotem Schild weiße und schwarze Balken.
1207 Linkesinnenbild. Die hl. Elisabeth von Thüringen.
In hellblauer Tracht mit leuchtend rotem Mantelum-
schlag. Sie reicht dem Bettler ein gelbes Brot. Unter
rotem Baldachin, auf gelbgrün und karminrot ge-
färbtem Sockel. Goldgrund.
1210 Rechtes Innenbild. Johannes der Täufer. In
goldgelbbraunem Gewand, das ein leuchtend roter,
10
im Umschlag dunkel-
blauer Mantel deckt.
Braunrotes Inkarnat.
Auf den Außenbildern die
Wappen der Nürnberger Fami-
lien Deichsler [links] und Zeu-
ner [rechts]. Nach einer hand-
schriftlichen Notiz Waagens
stammen die Flügel von einem
Altar in der vormaligen Do-
minikanerkirche zu Nürnberg,
den ein Berchtold Deichsler
[gestorben 1418 oder 1419]
gestiftet hatte; ein Brett von
dem geschnitzten Mittelstück
des Altars enthielt den Namen
„Berchtold Deychsler". Da-
gegen erklärt Waagen in
seinem Handbuch, daß nach
urkundlicher Nachricht die
Familie Deiclisler jenen Altar
im J. 1400 in die jetzt abge-
tragene Katharinenkirche zu Nürnberg, in der auch v. Murr einen von den Deichsler gestifteten Altar anführt, gestiftet
habe. — Der dunkle Grund mit den goldenen Sternen gehört einer alteren Restauration an. .'. Erworben 1844 .•. Aufgestellt
in der Abteilung der deutschen Bildwerke .'. Weißtannenholz, je h. 1,57, br. 0,37.
Böhmisch- Schlesische Schule um 1400
1221 Verspottung- Christi. Zinnoberrot im goldverzierten Gewände Christi, vor ge-
dämpft weißem Thron, kehrt in den Trachten zweier der ihn peinigenden Knechte wieder.
Rot entspricht wechselseitig Gelbgrün in den
Kleidern der beiden anderen. Dazwischen r. und
1. Hellultramarinblau. Die vorderen Figuren in
gebrochenen graublauen, rötlichen und grün-
lichen, mit Gold gezierten Gewändern. Stumpf
graubrauner Fleischton. Goldgrund.
Gegenstück zu Nr. 1219 .". Erworben 1841 .". Aufgestellt in der
Abteilung der deutschen Bildwerke.
Tempera. Pappelholz, h. 0,30, br. 0,23.
1219 Kreuzigung. Vor goldenem Grund Chri-
stus am Kreuz in graubraunen Tönen, die sich
in den Pferden und den silbernen Rüstungen
fortsetzen. Zwischen den gebrochenen rosa-
roten, hellgelbgrünen und bräunlichen Tönen
des Vordergrundes erscheinen neben dunklem
Blau einige kräftig zinnoberrote Flecken.
Gegenstück von Nr. 1221 .■. Erworben 1841 .". Aufgestellt in der
Abteilung der deutschen Bildwerke.
Tempera. Pappelholz, h. 0,30, br. 0,23.
Ober-
deutsche
Schule des
XV. Jahr--
hunderts
1221
1219
UltbCIier Muoltscher.
tscher. Zeichnet sich Hanss
Maler und Bildhauer in Holz
und Stein, geboren um 1400 zu Reichenhof en bei Leutkirch,
1467 zu Ulm als verstorben erwähnt. Tätig^ zu Ulm
zwischen 1427 [in diesem Jahre daselbst als Bürger auf-
genommen] und 1467, in Sterzing 1457.
^'IfSB
1207
1210
11
Ober-
deutsche
Sdiule des
XV. Jahr-
hunderts
1621
lft21 A
1621 B
1621 C
1621— 1621g Acht
Tafeln mit Dar-
stellung-en aus
dem Marienleben
und der Passion
Christi [zwei Al-
tarflügel mit je zwei
Darstellungen über-
einander auf der
Vorder- und Rück-
seite]. Der bräun-
liche Ton der Unter-
malung tritt beson-
ders im Fleisch,
neben den weiß-
lichen Lichtern zu-
tage. Rotbraunes
Haar. Die Haupt-
farben in den Ge-
wändern sind Zin-
noberrot, auch Kar-
minrot, und Gelb-
grün, schwärzliches
Blau und Gelb, vor
ockergelber und
rotbrauner Archi-
tektur. In einigen der mehr im Tone gehaltenen Darstellungen [1621, 1621 d] treten
nach Grau gebrochenes Karminviolett und Graublau auf. Weiß dient den bunten Farben
als Basis. An Stelle des Himmels Goldgrund.
1621 Geburt Christi. Blaugrau [Rock], Karminviolett [Mantel Josephs, Gewand Marias]
und schwärzliches Blau [Mantel Marias] vor weißlichen Tönen des Hintergrunds.
1621a Anbetung der Könige. Maria in dunkelblauem Mantel, vor zinnoberrotem Vor-
hang. Das zinnoberrote, goldgelb gemusterte Gewand des knienden Königs hebt sich
von gelbgrünem Kleid des hinter ihm stehenden ab. Der Mohrenkönig in bräunlichem Gelb.
1621b Pfingstfest. Vor gelbgrünem Vorhang leuchtend rote Gewänder, von denen sich
wieder gelbgrüne Flächen im Vordergrund absondern. Maria in Dunkelblau.
Oben am Gewölbe die Bezeichnung des Meisters. S. unter Nr. 1621 G.
1621c Tod Maria. Gegen die zinnoberrote, goldgelb gemusterte Bettdecke steht Gelb-
grün im Mantel des knienden Apostels in der Mitte. Der Kniende 1. in Hellkarmin
und Dunkelblau. Die Mitte wird durch Gelb im Rocke des Petrus betont. In den Ge-
wändern der übrigen Apostel wechseln Zinnoberrot, Grün, Weiß und Blau.
Am unteren Rande die Bezeidinung des Meisters. S. unter Nr. 1621 G.
12
1621d Christusam
Olberge. Karmin-
violett im Rocke
Christi [vor saft-
grünem Rasen], im
Kleide des hinteren
Apostels, etwas
wärmer in demjeni-
gen r. vorn [unter
weißem Mantel] er-
wärmt sich zu mat-
tem Rot im Mantel
Petri. In der den rot-
braunen Zaun über-
steigenden Rotte
wird das Grau der
Rüstungen durch ge-
brochen rote Flecke
und Mattgelb im
Rocke des Judas be-
lebt.
1621e Christusvor
Pilatus. L. haben
Gelbgrün [Gewand
des Pilatus, des
Pagen, des Soldaten, Thronvorhang] und Zinnoberrot [Tuch, Gewand des Hohenpriesters
und seines Nachbarn, Kleider der beiden Pagen 1.] das Übergewicht. R. kühlere Töne:
Karminviolett [Christus], Grau [Rüstungen] und Dunkelblau.
1621f Kreuztragung. Christus in karminviolettem Gewand vor unruhig bunten Farben.
Der Henkersknecht r. in gelbgrünem Gewand mit zinnoberroten Ärmeln, Joseph von
Arimathia 1. in goldgelbem Mantel, der gegen das blaue Kleid Marias steht.
1621g Auferstehung Christi. Aus hellockergelblichem Grab, vor gleichfarbigem Felsen
geht Christus in rotem Mantel hervor, dessen Farbe im dunkelblau gestreiften Mantel des
Wächters r. und neben Goldgelb und Blau in der Tracht des Wächters 1. wiederkehrt.
Aufder Tafel des Marientodes [Nr. 1621 C] steht in einer Reihe die Inschrift : „bitte • got ■ für • hanssen • muoltscheren • vö ■
richehof? ■ bürg' ■ ze ■ ulm • haut ■ dz werk • gemacht • do mä • zalt ■ M" CCCC ■ XXX ■ XVII." Auf der Tafel des Pfingst-
festes [Nr. 1621 B] steht HANS NVOLTS-CER VO RICHE | HOVEN HAVT GE. — Aus der früheren Zeit des Meisters. —
Die acht Tafeln bildeten ursprünglich zwei auf beiden Seiten mit je zwei Darstellungen übereinander geschmückte Altarflügel.
Nach Analogie des Sterzinger Altars dürfen wir die Bilder so geordnet denken : bei geschlossenen Flügeln : oben links
Christi Geburt, rechts die Anbetung der Könige; unten links das Pfingstfest, rechts der Tod Maria. Bei geöffneten Fügein:
eben links die ölbergszene, rechts Christus vor Pilatus; unten links die Kreuztragung, rechts die Auferstehung Christi.
Vielleicht stand die Auferstehung oberhalb der Tafel mit Christus vor Pilatus. Die Flügel verschlossen einen Altarschrein, der
vermutlich die Kreuzigung in Schnitzerei barg. — Ehemals in der Galerie des Grafen Truchseß von Waldburg, die vor 1803
nach England geschafft und dort verkauft wurde. .". Erworben 1900 als Geschenk des Sir Julius Wernher in London .*. Auf-
gestellt in der Abteilung der deutschen Bildwerke .". Tannenholz, jede Tafel h. 1,48, br. 1,40.
Ober-
deutsche
Schule lies
XV. Jahr-
hunderts
1621 D
1621 E
1621 F
1621 G
13
Ober-
deutsche
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
1205
1206
W*i Konrat Witz. Geboren um 1398 wahrscheinlich zu
IlZ Nantes, gestorben vor dem 5. August 1447. Tätig in
Konstanz [1412—1427, 1418 als Steuerzahler urkundlich
erwähnt]. Rottweil [um 1427 bis um 1431], Basel [1431
bis 1444], Genf [1444].
1656 Christus am Kreuz. Vor gelbgrüner Wiese,
die der graue Weg durchschneidet, hellkarmin-
rote Gewänder der beiden Seitenfiguren, kühler
im Mantel Johannis, wärmer im graublau gefütter-
ten Mantel des Stifters. Nach dem Mittelgrund
zu wächst die Leuchtkraft der Farben. Dort
bricht, durch den unvermittelten Kontrast zu
Gelb 1. und Zinnoberrot r. [die stützenden Frauen]
zu stärkster Kraft gesteigert, helles Ultramarin-
blau in der Gewandung Marias hervor. Dieses
verbreitet sich nach der Tiefe weiter im blauen
See [in dem sich blaugrün die in luftigen blauen
Tönen gehaltenen Uferberge spiegeln] und im
hellblauen Himmel, vor dem in lichtem Grau
der Körper Christi an dunkelbraunem Kreuz steht. Auch hier werden die blauen Töne
von Gelb und Rot begleitet [Horizont und Wolken, die von der r. hinter Wolken stehenden
Sonne gefärbt werden]. Lichter ockergelblicher Fleischton mit dünnen roten Lasuren.
Erworben 1908 aus Londoner Privatbesitz .■. Von Holz auf Leinwand übertragen, h. 0,34, br. 0,26.
Mittelrheini-
scher Meister
um 1440
1205 Maria mit dem
Kinde. Kaltes Karmin-
rot im Mantel Marias,
leuchtendes Gelbgrün
im Mantelumschlag,
im Lilienstengel und
stumpfer im Thron-
teppich. NachderMitte
zu kühlen sich die Far-
ben noch mehr ab:
Violettgrau im Kleide
des Kindes, Weiß in
den Lilien und im Kopf-
tuch, aus dem warm
das zarte, von silber-
grauen Tönen durch-
14
setzte Antlitz Marias, von gelbbraunem Haar umg-eben, hervorkommt. Bräunlichgrauer
Thron und Boden, auf dem in weißem Chorhemd der geistliche Donator kniet. Nach
dem Bildrande zu kräftigen sich die Farben: hellblaue Thronvorhänge neben karminroten
Wandstreifen und karminviolett, goldgelb, weiß gefärbter Baldachinbehang. — Rückseite
[abgetrennt]: Anbetung der Könige. Auch hier sind die Farben auf den kühlen bräun-
lichgrauen Ton der Architektur gestimmt. Kaltes Karminrot [Mantel Marias über dunkel-
blauem Gewand], dunkler im goldgelb gemusterten Brokatgewande des knienden Königs,
Hellkarmin im grau gestreiften Kleide des Jünglings in der Mitte werden begleitet von
Gelbgrün [Mantelumschlag Marias, Gürtel und Tasche des knienden Königs, Gewand
des Königs r.]. Wenige Flecke leuchtenden Zinnoberrots [Beinkleider des 1. stehenden
Königs], Rot und Goldgelb im Teppich r. lassen die Gesamtstimmung noch kühler
erscheinen, während wiederum Weiß, Hellblau [Gewand des Mannes in der Mitte] und
Graublau [Mantel Josephs] den zarteren Tönen mehr Kraft verleihen. An Stelle des
Himmels Goldgrund.
Bildete mit Nr. 1206 zusammen die Flügel eines Altars, dessen mittlerer Teil verschollen ist. Von diesem, um 1440 am Mittel-
rheine tätigen Meister befinden sich mehrere Tafelbilder in Darmstadt ■-■ Sammlung Solly, 1821 .■. Aufgestellt in der Abteilung
der deutschen Bildwerke .". Weißtannenholz, h. 2,02, br. 1,08.
1206 Die Dreieinigkeit. Leuchtendes Zinnoberrot in den seitlichen Wandstreifen und
im Mantel Gott -Vaters, von dem sich kühl der graubräunliche Körper Christi, von weißem
Lendentuch umhüllt, abhebt, beherrscht die Tafel, noch gestärkt durch den Kontrast zu
Gelbgrün im Mantelumschlag und im Thronteppich. Rötliches Inkarnat, silbergrauer Bart,
goldgelbe Krone Gott -Vaters. Hellblaue Vorhänge. — Rückseite [abgetrennt]: Vor-
gang aus der Geschichte des hl. Kreuzes. Vor hellvioletter Kirchenfassade und grün-
licher Mauer r. bilden
wiederum kaltes Karmin-
rot [mit grauweißem Pelz
besetzter Mantel Kaiser
Konstantins, Gewand der
Frau ganz r., dunkler im
goldgelb gemusterten
Brokatgewand Helenas]
und Gelbgrün [Ornate
des Bischofs und der Dia-
kone mit goldgelbem, kar-
minrot gemustertem Be-
satz über weißen Chor-
hemden,Gewändereinzel-
nerZuschauer] denHaupt-
kontrast. Dazwischen ist
Zinnoberrot, Blau und
Weiß in einzelnenFlecken
verstreut.
Gegenstück von Nr. 1205 .■. Samm-
lung Solly, 1821 .-.Aufgestellt in der
Abteilung der deutschen Bildwerke.
Weißtannenholz, h. 2,02, br. 1,08.
Ober-
deutsche
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
1205
1206
15
Ober-
deutsche
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
1629 A
1629
1629 B
Schongauer ^/j,"^^*;"
gauer. Maler und Kupfer-
stecher, geboren zu Kolmar
um 1445, g-estorben in Brei-
sach den 2. Februar 1491.
Tätior vornehmHch in Kolmar.
1629 Geburt Christi.
Emailartig leuchtendes
Rot im Mantel Josephs,
das gedämpfter in der
auf den Boden ge-
breiteten Decke r. und
bräunlich gebrochen
im Rocke des Hirten
mitgelbbraunemStroh-
hute wiederkehrt, vor
leuchtendem Grün der
Landschaft.Dunkelblau
im Mantel Marias, das
sich in der Landschaft und stumpfer im Gewände des Hirten r. wiederholt. Maria mit
rotbraunem Haar. Rotbrauner Felsen und graues Sparrenwerk vor graublauem Himmel.
Warm rotbraune Fleischfarbe. Ganz r. in bräunlichgrauer Kutte ein Mönch [der Stifter?].
Auf dem ockergelblichgrauen Boden bräunlichweiße Säcke. Weißer Horizont.
Vgl. Nr. 1629 A und 1629B, die vielleicht ursprünglidi als Fliigelbilder zur Geburt Christi gehörten .*. Erworben 1902 aus dem
Londoner Kunsthandel .'. Eigentum des Kaiser -Friedrich - Museums-Vereins .'. Eichenholz, h. 0,375, br. 0,28.
1629 A
1629 B
1629a — 1629b Zwei Altarflügel. Die Farben sind stumpfer und weniger klar.
Innenseiten. 1629a Linker Flügel. Oben: Kreuztragung. Nach dem Kupferstiche
Schongauers [Bartsch 16]. Rot [Mantel Veronikas über
gelbgrünem Gewand] und Dunkelblau, vor lichtroten und
grauen Mauern. — Unten: Kreuzigung. Nach dem Kupfer-
stiche S.'s [Bartsch 17]. Zu denselben Farben tritt Gold-
gelb [Turban und Handschuhe des Longinus], vor saft-
grüner Landschaft mit blaugrüner Ferne und Himmel.
1629b Rechter Flügel. Oben: Grablegung Christi. Nach
dem Kupferstiche S.'s [Bartsch 18]. Leuchtend roter, innen
saftgrüner Mantel Johannis mit goldgelbem Haar. Maria
in dunkelblauem Gewand. — Unten: Auferstehung Christi.
Nach dem Kupferstiche S.'s [Bartsch 20]. Dunkelkarmin-
roter Mantel Christi, zinnoberrote Fahne und Kopfbe-
deckung des Wächters 1., Dunkelblau und Gelb in den
Trachten der übrigen Wächter. Vor saftgrüner Landschaft
mit blaugrüner Ferne.
16
Außenseiten: Vor dun-
kelblauem Grund und saft-
grünem Erdboden. Golde-
ne Nimben, karminrot und
saftgrün verziert.— 1629 a
Linker Flügel: Der hl.
Jakobus d.A. In violettem,
innen karminrotem Man-
tel über bräunlichsaftgrü-
nem Gewand, ein blau
gebundenes Buch hal-
tend.—1629ß Die hl. Mag-
dalena. In zinnoberrotem
Mantel und bräunlichkar-
minrotem Gewand mit
bläulichweißen Ärmeln.
Weißer Turban auf dem
goldgelben Haar.
Die zwei Bildchen gehörten vielleicht ursprünglich als Flügel zu Nr. 1629, sind aber weit schwächer in der Ausführung
und nur in der Werkstatt Schongauers entstanden -•. Sammlung von Rumohr .'. Erworben 1903 aus Berliner Privatbe-
sitz .■. Eigentum des Kaiser -Friedrich -Museums -Vereins -•. Fichtenholz, jeder Flügel h. 0,368, br. 0,115.
,.-' -mi-Kirjuitja'.
TliLr-T-rrT-TT-r-Tr
Ober-
deutsche
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
562
SchongaUer Schule des Martin Schongauer.
562 Flügelaltar. Mittelbild: Christus am Kreuze mit Maria und Johannes. Vor gol-
denem, mit eingeprägten Mustern geziertem Grund, in stumpfen Farben. An dunkel-
braunem Kreuz der lichte bräunlichockergelbe Körper
mit grauweißem Lendentuch. Maria in schwärzlich-
blauem Mantel, Johannes in zinnoberrotem Mantel über
dunkelgelbgrünem Gewand. Die Hauptfarben, beson-
ders Rot, kehren unten auf braunem Boden in den
Trachten der Stifterfamilie wieder. — Linker Flügel:
Der hl. Hieronymus [?]. In bräunlichkarminrotem Mantel
über saftgrünem Gewand und weißer Mütze mit dunkel-
blauen Streifen. — Rechter Flügel: Der hl. Bernhar-
din von Siena. In graubrauner Kutte, mit zinnober-
rotem Buch. — Außenseiten [jetzt abgesägt]. Lin-
ker Flügel: Die hl. Apollonia. In bräunlichkarmin-
rotem Gewand mit bläulichweißen Ärmeln und saft-
grünem, innen graublauem Mantel. Goldgelbes Haar.
Silberne Zange. — Rechter Flügel. Der hl. Stephan.
In bräunlichkarminrotem Ornat mit goldgelbem Besatz
und weißen, gelben und blauen Fransen, über bläulich-
weißem Chorhemd. — Braunrote und goldene Nimben.
562
17
Ober-
deutsche
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
Vor dunkelblauem Himmel, den oben
gemaltes verg-oldetes Rankenwerk
abschließt. Saftgrüner und grau-
brauner Boden.
Für die Kreuzis^ung sind Christus aus Schongauers
kleiner Kreuzigung [Bartsch 17], Maria und Johannes
aus der großen [B. 25] mit geringen Abweichungen
Ivopiert. Die Apollonia ist freie Kopie nach B. 62,
desgl. Stephan nach B.56 [Laurentius] .*. Sammlung
SoUy, 1821 .■. Aufgestellt in der Abteilung der
deutschen Bildwerke.
Lindenholz, Mittelbild h. 1,36, br. 0,77; Flügel
je h. 1,36, br. 0,31.
Schwäbische Schule um 1450
1232 Vermählung der hl. Katharina. Maria in schwärzlichblauem Mantel, einen gelb-
roten Apfel in der Rechten. Katharina in stumpf karminrotem, mit weißem Pelz ge-
füttertem Mantel. Rötlichgrauer Fleischton. Gelbbraunes Haar. Goldgrund mit aufge-
malten, nur noch wenig sichtbaren Nimben und eingeprägten Kronen.
Sammlung SoUy, 1821 .-. Aufgestellt in der Abteilung der deutschen Bildwerke.
Leimfarben. Lindenholz, h. 0,34, br. 0,52.
1224A
Nürnberger Schule um 1480 — 1500
1224a Kreuzigung. Der Kontrast von tiefem Karminrot [Gewand Johannis 1., des Kriegs-
obersten und des Pharisäers ganzr.] und tiefem Grün [Mantelumschlag Johannis, Man-
telumschlag des Longinus], besonders aber Blaugrün
[Gewänder Maria und des Kriegsknechts r.] beherrscht
die beiden Bildseiten vor gelbgrüner Landschaft.
Leuchtender bricht das Rot in der Mitte [Mantelum-
schlag Magdalenas, über blaugrünem Gewand] hervor,
in seiner Wirkung gesteigert durch den Gegensatz
zur weißen, in den Schatten violett getönten Außen-
seite des Mantels. Den Hauptkontrast unterbricht
nach rückwärts Hellgelb [Ärmel der Frau neben dem
Kreuz], bräunliches Goldgelb [Panzer des Kriegs-
knechts r., Rock des nach oben weisenden Knechts]
und Lila [Gewänder der beiden äußersten Figuren
hinten]. Rötlichbrauner Fleischton. Der blutbedeckte
Körper Christi an dunkelbraunem Kreuz vor gemuster-
tem Goldgrund [an Stelle des Himmels].
Ehemals „Michael Wohlgemut" [Nürnberg, 1434 — 1519, Lehrer Dürers]
genannt: doch für den Meister selbst zu gering und wohl nur aus seiner
Schule .'. Erworben 1850.
Weißtannenholz, h. 0,59, br. 0,41.
18
^^^(
"1
i'
s'
NIEDERRHEINISCHE SCHULE
DES XV. UND XVI. JAHRHUNDERTS
Kölnischer [?] Meister um 1400
1205a Maria mit dem Kind. Vor g-oldenem Grund mit
eingfeprägten Mustern und Nimben, in dunkelblauem
Mantel über g-oldenem, zinnoberrot gemustertem Kleid
mit Karminlasuren in den Schatten. Brauner Boden.
Gelbbräunliches Fleisch und goldgelbes Haar. Das Kind
hält in der Linken einen Vogel.
Sammlung Suermondt, 1874 .". Aufgestellt in der Abteilung der deutschen Bild-
werke .-. Eichenholz, h. 0,30, br. 0,18.
Kölnischer Meister vom Anfange
des XV. Jahrhunderts
1238 Flügelaltar. Mittelbild: Maria mit dem Kind
und die hll. Dorothea, Katharina, Barbara und Marga-
retha. Vor gelbgrünem Rasen und dunkelgrüner Hecke Zinnoberrot [Mantel Barbaras r.]
und Hellgelb [Mantel Dorotheas !.], das erstere durch leuchtendes Gelbgrün [Mantel-
umschlag Barbaras, Mantel Margarethas hinter ihr], Gelb durch ein kaltes Karminviolett
[Mantelumschlag Dorotheas] mit dem luftigen Blau [Mantel Marias] und Graublau
[Mantelumschlag Marias, Gewand Katharinas 1. hinten] vermittelt. Weißliches Fleisch.
Goldgelbe Haare. Goldene, mit karminroten Mustern gezierte Brokatgewänder. Goldene
Nimben und goldener Hintergrund mit eingeprägten Ornamenten. — Linker Flügel:
Die hl. Elisabeth. Kühles Grauviolett im Mantel, Hellblau im Gewand, belebt durch
rosafarbene Flecke [Mantelumschlag]. — Rechter Flügel: Die hl. Agnes. In bläuhch-
weißem Mantel, über den gelbrotes Haar herabfHeßt, und goldenem Kleid mit auflasier-
ten grünen Mustern. Kleine zinnoberrote Flecken im Mantelumschlag. Beide Flügel-
figuren stehen auf
m
dunkelgrünem Bo-
den, vor Goldgrund
mit eingeprägten Or-
namenten.
In der Art der Bilder, die
früher dem Meister Wilhelm
von Köln, neuerdings auch
Hermann Wynrich vonWesel
zugeschrieben werden
Sammlung Solly, 1821 .'.
Aufgestellt in der Abteilung
der deutschen Bildwerke.
Eichenholz, Mittelbild, h.
0,32, br. 0,28; jedes Sei-
tenbild h.0,32, br.0,10.
Nieder-
rheinische
Schule des
XV. Jahr-,
hunderts
1205 A
1238
19
Nieder-
rheinische
Sdiule des
XV. Jahr-
hunderts
1235 A
1199
Meister der Verherrlichung- Maria
So genannt nach seinem Hauptbild im Wallraf-Richartz-
Museum zu Köln. Tätig in Köln zwischen 1460 und 1490.
Unter niederländischem Einfluß ausgebildet.
1235 a Geburt Christi. Goldener Himmel glänzt
durch die Offnungen der dunkelbraunen Archi-
tektur, auf deren Dach sich blondhaarige Engel
in dunkelblauen Gewändern niedergelassen haben.
Gold wiederholt sich im Nimbus Marias. Das
tiefe Dunkelblau ihrer Gewandung, über die gold-
gelbes Haar herabfällt, beherrscht in breiter Fläche
den Vordergrund. Karminrot im Mantel Josephs
[über graubraunem Gewand]. Zwischen beiden
in den Kleidern und Flügeln der Engel auf gelb-
bräunlichem Boden die schillernd bunten Farben:
Rosa, Rot, Blau, Gelbgrün, Goldgelb, mit überall
dazwischen verstreutem Weiß. Diese Farben, vor
allem Rot und Blau, setzen sich auch nach der
Tiefe zu fort [Hirten, Staffage der Ferne] vor
gelbgrüner Landschaft, vor rotbrauner und violetter Architektur, Rot und Grün auch in
den Gewändern der schwebenden Engel.
Das Gesjenstück, die Anbetung der Könige, das mit unserer Tafel zusammen in der Sammlung Clave-Bouhaben [ehemals Zanoli]
war, befindet sich jetzt im Aadiener Privatbesitz .-. Erworben 1894 auf der Auktion Clave-Bouhaben zu Köln .-. Aufgestellt in
der Abteilung der deutschen Bildwerke .-. Eichenholz, h. 1,29, br. 0,91.
Kölnischer Meister um 1470—1500
1199 Die Verkündigung. In
zwei Abteilungen. Kräftiges
Hellkarminrot im Mantel des
Engels, besonders wirkungsvoll
neben leuchtendemGelbgrün im
Mantelumschlag, spielt in tiefe-
rer Nuance auch auf die r.
Bildhälfte hinüber [karminrotes
Kissen, Bucheinband, Rosen-
kranz], die von dunklem Blau im
Mantel, Violettgrau im Mantel-
umschlag Marias und Blau im
Himmel beherrscht wird. Das
Grau der Gesamtfärbung [be-
sonders der Architektur] kühlt
sich zu Blaugrau in den Flügeln
des Engels, Grauweiß im Inkar-
nat und zu lichtem bläulichem
20
Weiß im Gewand ab, geht aber in der
oberen Bildhälfte [Außenseiten derEngels-
flügel, Holzdecke] in einen wärmeren rot-
bräunlichen Ton über. Das flimmernde
Gold im Wandteppich und im plastisch
g-ehöhten Nimbus Marias belebt die ein-
heitlich kühle Grundstimmung.
Wohl die Außenseite eines Flügelaltars. In der Art des
Meisters des Marienlebens .■. Sammlung Solly, 1821 .'. Lein-
wand auf Eichenholz, jede Abteilung h. 1,30, br. 0,70.
Meister des Marienlebens
So genannt nach einer Folge von Darstellungen
in der Pinakothek zu München. Früher „Meister
der Lyversberger Passion" genannt. Tätig um
1463 — 1480 zu Köln. Besonders unter dem Ein-
flüsse des Dierick Bouts ausgebildet.
1235 Maria mit dem Kind und drei
weibliche Heilige. Gegen den golde-
nen Himmel steht dunkles Saftgrün der
Rosenlaube, gegen das Gelbgrün des Rasens namentlich kaltes Hellkarminrot [im innen
graublauen Mantel Katharinas 1., im Gewände Marias, stumpfer in den Trachten der
Söhne des Stifters und den Kleidern der Stifterin und ihrer Töchter]. Dieser Kontrast
von Grün und Rot steigert sich zu kräftigem Zinnoberrot im innen weißen Mantel
Barbaras r. und dem stärksten Gelbgrün des Bildes in ihrem Gewand. Ultramarinblau
[Mantel Marias] beherrscht die Mitte. Den im allgemeinen gedämpften kühlen Tönen
dienen Blaugrau, Weiß [Mantel Magdalenas vorn] und der lichte, weißgraue Fleisch-
ton als Basis. In der dunkleren Färbung der kulissenartig zusammengehaltenen
Stiftergruppen spielen Graublau [der Stifter] und Grauschwarz [die Frauen] eine
Rolle. Gold ist überall, mit zierlichem farbigem
Ornament geschmückt, in denGewändern [Katha-
rina 1., Magdalena, Barbara r.], in den Gewand-
säumen und im Nimbus des Kindes verstreut.
Auf zwei Tafeln des Meisters in der Sammlung Dormagen [Köln],
jetzt im Wallraf-Richartz-Museum, scheinen dieselben Stifter, aber
mit zahlreicherer Familie dargestellt zu sein .*. Sammlung Solly,
1821 .'. Aufgestellt in der Abteilung der deutschen Bildwerke.
Eichenholz, h. 0,98, br. 0,87.
1235 B Maria mit dem Kinde. Das lichte grau-
bräunliche Inkarnat mit zarter Rötung wird von
dunkelblauem, im Umschlage schwarzem Mantel
und gleichfarbigem Gewand umschlossen. Rot-
braunes Haar Marias. Goldgrund mit einge-
prägter Randverzierung und Nimben.
Ehemals beim Marchese del Folco in Vicenza .*. Erworben 1906 aus
dem Florentiner Kunsthandel .■- Eigentum des Kaiser- Friedrich -
Museums-Vereins .*. Aufgestellt in der Abteilung der deutschen
Bildwerke .-. Eichenholz, h. 0,485, br. 0,41.
Nieder-
rheinische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
1235
1235 B
21
Nieder-
rheinische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
M33
M33A
578 A
Kölnischer Meister
um 1490
M33 Maria als Mutter des Er-
barmens und die hll. Adrian
und Sebastian. Bunte Farben-
kontraste betonen die Mitte, vor
dunklem Blau im Kleide Marias.
Zwischen Karminrot, Saftgrün und
Gelbbraun leuchtendes Zinnober-
rot, das im Ornate des Bischofs
nach Blau changiert und in den Schuhen der beiden Heiligen und dem mit gelbem
Kreuz gezierten Gewände des hl. Sebastian weiterklingt. Seitlich fällt die Kraft der
Färbung: 1. zu Gelbgrün [Außenseite] und Karminrot [Innenseite des Mantels des
hl. Adrian], r. zu Gelbbraun [Mantel des hl. Sebastian, mit hellkarminrotem, gelb schil-
lerndem Kragen]. Rotbräunliches Inkarnat. Ockergelbbrauner Erdboden. Goldgrund
mit punktiertem Muster.
Der Art des Meisters von St. Severin nahestehend .'. Gegenstück zu Nr. M33A, .*. Alter Besitz.
Eichenholz, h. 0,154, br. 0,132.
M33a Die hl. Dreieinigkeit und die hll. Johannes d. T. und Petrus. Gott-
Vater in weißem, graublau getöntem Mantel. Gelbgrün im Mantel Johannis d. T. ent-
spricht Hellkarminrot im Mantel Petri [über mattblauem Gewand]. Bräunlichocker-
gelber Boden. Goldgrund mit punktiertem Muster.
Gegenstück von Nr. M33 .". Siehe die Bemerkung daselbst .". Alter Besitz .". Eichenholz, h. 0.154, br. 0,132.
A/T^'^i...... J«- U„'l',^„_ C; -^^ So genannt nach seinem Hauptbild im Wallraf-Richartz-
Meister der heiligen ^ippe MusLm in Köln. Tätig zu kL i486-i52o.
578ABC Flü-
gelaltar. In
der bunten
schattenlo-
sen Gesamt-
färbung ge-
ben blaue
Töne, meist
nach Grau
gebrochen
und bis zu
bläulichem
Weiß abfal-
lend,dieküh-
le Grund-
stimmung.
22
Hellkarminrot, dem lichtes Gelbgrün und Blaugrün [in der Landschaft] entsprechen, ver-
leiht der farbigen Komposition die Architektonik.
578a Mittelbild: Maria mit dem Kind, und die hll.Andreas, Petrus, Elisabeth, Dorothea [1.],
Martha, Helena, Jakobus d. A. und Severin [r.]. In der Mitte der hellkarminrote [auf
der beschatteten Seite dunkelkarminrote] Mantel Marias und roter, goldgelbgemusterter
Thronteppich, umgeben von Blaugrau [Thron] und Dunkelblau [Gewand Marias]. In
der linken Gruppe überwiegen die blauen Töne [bläulichweißes Kleid der knienden Do-
rothea, graublaue und weiße Tracht Elisabeths mit goldenen Kronen, graublauer Mantel
des Andreas über gelbgrünem Gewand], in der Mitte durchbrochen von Hellkarminrot
[Mantel Petri über dunkelblauem Rock]. In der rechten Gruppe spielen neben den
bläulichen rote Töne die Hauptrolle [Martha in dunkelblauem Mantel über hellkarmin-
rotem Kleid, Helena in gedämpft karminroter Tracht, Jakobus in graublauer und hellkar-
minroter Gewandung, Severin in karminrotem, goldgelb gemustertem, innen dunkel-
grünem Ornat über bläulichweißem Chorhemd]. Lichtes karminrötliches Inkarnat. Hell-
blauer Himmel mit weißlichem Horizont.
Nieder-
rheinische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
578b Linker Flügel. Die hll. Georg, Gereon, Mauritius [?] und ein hl. Bischof.
578c Rechter Flügel. Drei heilige Bischöfe und ein heiliger Ritter mit der Kreuzes-
fahne. — Die schillernde Unruhe steigert sich in den Flügeln. Namentlich erlangen das
Übergewicht die hellkarminroten Töne [auch in dem wärmeren Inkarnat], gestärkt durch
den Gegensatz zu Gelbgrün. Sie werden begleitet von Hellgelb [Stickereien der Prie-
stergewänder, Leibrock und Fahne des hl. Gereon, Drache], das bereits an den Rändern
des Mittelbildes [Buchbeutel des Andreas, Drache] ansetzt. Während das Stahlblau
und Weiß der Rüstungen des linken Flügels sich an die kühle Färbung dieser Seite des
Mittelbildes anschließt und nach 1. hin sich erwärmt, geht die Färbung des r. Flügels
entsprechend
dem Mittelbild
von wärmerer
Tönung nach r.
in kühlere Far-
ben [Graublau
und Stahlblau]
über.
Wohl aus der späte-
ren Zeit des Meisters
und mit Hilfe von
Schülern ausgeführt
.*. Sammlung Solly,
1821 .-. Eiclienholz,
Mittelbild h. 1,03, br.
1,76; jeder Flügel h.
1,03, br. 0,82.
578 B
578 C
23
Nieder-
rheinisdie
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
575 A
575
575 A
Meister von Frankfurt
So genannt nach dem Orte seiner
Tätigkeit. Wahrscheinlich gebildet
unter dem Einflüsse des Quinten
Massys. Tätig wohl hauptsächlich
zu Frankfurt a. M. um 1500 — 1520.
575— 575b Flügelaltar.
575 Mittelbild: Die hl. Anna
Selbdritt. Blau [mit grau-
blauem Pelz gefüttertes Kleid
Marias, heller im Umschlag
der schwarzen Haube Annas,
in der Ferne und im weiß be-
wölkten Himmel] steht Gelb
im Brokatgewand Annas, im
Schnitt des Buches und bräun-
licher im Haar Marias zur Seite.
Auf diesen beherrschenden
kühlen Kontrast ist auch das der Belebung dienende zweite Farbenpaar: gedämpftes
Karminrot im Mantel Annas, Rosarot der Glorie und Gelbgrün in der Landschaft ge-
stimmt. Kaltes Grauweiß [die Mitte betonend im Kleide des Kindes, in der Taube und
dem Kopftuch Annas] bildet die Basis für die gedämpften Töne. Graubräunliches Inkar-
nat. Goldene Strahlen gehen von der Taube des heiligen Geistes aus, oben vor gol-
dener, rot punktierter Glorie Gott-Vater [in graublauem Mantel über karmin- violettem
Gewand].
Sammlung Solly, 1821 .'. Föhrenholz, h. 0,87, br. 0,55.
575a Innenseiten der Flügel. Linker Flügel: Die hl.
Katharina. Gedämpftes Hellgraublau [im Mantel und im
Himmel] erhöht die Wirkung des warmen, vom Schwarz
der Haube umschlossenen Inkarnats. Gelbe Krone, gelbe
Goldstickereien des Gewands und der Haube und gelb-
braunes Haar. Dunkelsaftgrün im Bucheinband vor stumpfem
Zinnoberrot im Brokatgewand. Saftgrüne Wiese. Weiß
in der Mantelfütterung und im Hemd. Rechter Flügel:
Die hl. Barbara. Zinnoberrot im Mantel. Vor saftgrüner
Wiese. Das Gelb der Goldstickereien des Brokatgewandes
ergänzt sich durch Hellblau der Armelaufschläge und Blau
des Himmels. Schwarze Haube.
Erworben 1874.
Föhrenholz, h. je 0,87, br. je 0,24.
24
575b Außenseiten der [jetzt auseinander gesägten] Flügel. Linker Flügel: Der
Engel der Verkündigung. Auf dem weißen Spruchband: -AVE • GRA PLENA • DNS
TECVM. — Recht ej^FHi gel: Maria. Auf dem weißen Spruchband: ECCE • ANCILLA •
DNI • FIAT • M • SECVDV VERBV TVVM. — Kaltes Grauweiß der Gewänder [in Nach-
ahmung von Steinfiguren]. Vor gelbgrünem Grund, von dem sich warm in natürlichen
Farben das Inkarnat und die gelbbraunen, im Lichte gelb schimmernden Haare ab-
heben. Die Figuren stehen in gemalten bräunlichen, innen grauen Holzrahmen, auf
ockergelbbraunem Boden.
Erworben 1874
Föhrenholz, h. je 0,87, br. ie 0,24.
Nieder-
rheinische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
\{/f^r,cctrn '^"'°" Wonsam oder Woensam, meist Anton von Worms genannt [in Urkunden
WUllbdlll auch Thoniss Wonsam, daher besteht sein Monogramm bisweilen aus T und W]. Maler
und vornehmlich Zeichner für den Holzschnitt [vielleicht auch selbst Holzschneider], geboren zu Worms
als Sohn des Malers Jasper Wonsam, gestorben 1541 zu Köln. Tätig zu Köln.
1242 Das jüngste Gericht. Der vorherrschende stumpf graue Gesamtton, der durch das
Grauweiß [und Schwarz] in den Trachten der beiden knienden Geistlichen, durch Grau
in der Architektur und in den Wolken bestimmt wird, erwärmt sich nur wenig in den
Körpern der Seligen und Verdammten zu einem rotbräunlichen Ton. Zur Belebung
dieser trockenen Färbung bricht in der Mitte [im Mantel Christi und im Mantel des
rechten Posaunenengels], links [im goldgelb besetzten Ornat des heiligen Bischofs]
und rechts [in den Streifen auf dem Chorhemd des knienden Geistlichen] Zinnober-
rot hervor, dem etwas Gelbgrün [im Gewände Johannis r. oben] entspricht. Stumpfes
Dunkelblau im Mantel Marias, ganz licht im Himmel wiederkehrend, und mattes Gelb
im Lichtscheine der Glorie. Vorn lehnen zwei Schilde, auf denen in rötlichen Tönen
1. Christus als Schmerzensmann, r. der Tod auf blaugrünem Grunde dargestellt sind.
Sammlung SoUy, 1821.
Eichenholz, h. 0,86, br. 0,84.
Bruyn
Bartholomaeus [Barthel] Bruyn
auch Bruin, Brun, Bruen, Breun.
Geboren in Wesel 1493, gestorben in Köln
zwischen 1553 und 1557. Bildete sich nach
Jan Joest van Kaikar und dem Meister des
Todes Maria, später unter dem Einfluß itali-
anisierender Holländer [Scorel? Heems-
kerck?]. Tätig zu Köln nachweislich seit
1515, 1519 einer der „Vierundvierzig" der
Malerzunft.
612 Beweinung Christi. Vor schwar-
zem Grunde bilden die kalten Töne
der Mitte: Hellblau im Mantel, Grau-
weiß im Kopftuche Marias und im
Leichentuch, und Graublau der Brü-
stung den Hintergrund für den grau-
bräunlichen Körper Christi [mit dun-
kelbraunem Haar, blau gefärbten
1242
25
Nieder-
rheinische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
612
588
Lippen und Wangen]. Nach r. setzen
sich die kalten Töne im weißen, blaugrün
getönten Ärmel Magdalenas fort. Doch
erwärmt sich das Kolorit von dem mit
Grau gedämpften rotbraunen Inkarnat der
Trauernden zu Rotbraun im Haare Magda-
lenas und seitwärts zum Kontrast von
Karminrot [im Mantel Johannis, dem Blut
in gelbbrauner Messingschale, heller im
Gewände Magdalenas] und Grün [saft-
grünes Gewand Johannis, hellblaugrüne
Tönung der Ärmel Magdalenas].
Wenn überhaupt von dem Meister, so eines seiner früheren Werke, in dem sich seine Abhängigkeit von dem Meister des
Todes Maria besonders stark ausspricht .•- Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,27, br. 0,39.
588 Bildnis des Johannes von Ryht, Bürgermeisters von Köln [i" 1533]. Mit
dem dunklen Saftgrün des Hintergrundes kontrastierend leuchtet kräftiges Zinnober-
rot in der linken Hälfte der Schaube auf, das durch die Nachbarschaft zu tiefem Schwarz
[rechte Hälfte der Schaube und 1. über die Schulter führender Streifen] und Dunkelblau
[Sammetärmel] an Intensität gewinnt. Mit dem rotbräunlichen, durch graue Töne auf-
gelichteten Inkarnat, dem rotbraunen Haupt- und Barthaar, das am Kinn ergraut ist,
vermittelt das Rotbraun im Pelzbesatz. Schwarzes Barett. Einige kühle Farbflecken
[die weiße, in den Schatten blaugrüne Papierrolle, der blaugrüne Opalring der Linken]
helfen die Wirkung der warmen Töne steigern. L. oben auf dem saftgrünen Grund
ein Wappen in Zinnoberrot und Weiß, r. ein an-
deres in Gelb, das auf dem Siegelring der rechten
Hand wiederkehrt.
Bez. oben in goldenen Buchstaben: ANO " 1525 " .'. Sammlung SoIIy,
1821 .-. Eichenholz, h. 0,61, br. 0,45.
639 Maria mit dem Kinde und der Stifter,
ein Herzog von Kleve. Tiefes Blau im Mantel
Marias und kaltes Hellgelb [Gewand und Flügel
des r. Engels, Wappen von Kleve auf den Kissen
an der Fensterwand], das sich zu dem leuchten-
den Goldgelb der umlaufenden Holzbank erwärmt,
bilden den beherrschenden Kontrast. Die Wir-
kung des Blau erhöht das umgebende bräunliche
Rot [im goldgelb gemusterten Teppich und den
Kissen auf der Bank], kontrastierend mit Blau-
grün [Teppichkante, Blattmuster der Kissen].
Rosarot im Gewand und den hellblau geteilten
Flügeln des 1. Engels bildet den Übergang der
26
kräftigen Farben zum Grau des Pfeilers, zu den kühlen blaugrünen und graubraunen
Tönen der Landschaft [in der die hll. Magdalena und Hieronymus als Büßer dargestellt
sind] und zum Hellblau des Himmels. Auch nach 1. fällt die Färbung über das bräun-
liche Grau der Tracht, Hellblaugrau der Tasche und der Unterärmel des Stifters und
Graublau der Kappe zum Hellgrau des Estrichs, dessen hellblaugrüne Fliesen dem Rot
der rechten Seite die Wage halten. Braunrötliches Inkarnat mit durchwirkendem Grau.
Goldene Strahlen umgeben die Häupter Marias und des Kindes.
Aus der mittleren Zeit des Meisters [um 1528] .-. Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 1,38, br. 1,16.
S 20 Bildnis eines jüngeren Mannes. Das kalte Hellkarminrot der Ärmel [neben dem
Graublau der Brüstung] erwärmt sich, vom rotbraunen, grau schimmernden Pelz der
schwarzen Schaube unterbrochen, zu tieferer Nuance im Brustausschnitt. Dort stoßen
zur Hervorhebung des rötlichen, leicht von grauen Tönen durchsetzten Inkarnats [mit
bläulichen Augäpfeln] die kräftigsten Farben zusammen: Gelb [in der Pelzfütterung des
Gewands], Weiß [mit graublauen Schatten im Hemdausschnitt] und das alles Rot stärkende
Gelbgrün im Hintergrund, auf den Rahmung und Figur blaugrüne Schatten werfen.
Grauschwarzes Barett. Die linke Hand hält ein Paar gelbliche Handschuhe.
Über dem Kopf datiert mit goldenen Zahlen 1534. Gegenstück zu Nr. S 21 .-. G. P. Boyce und Ch. Butler, London;
Sammlung Heckscher, Berlin .-. Sammlung James Simon.
Eichenholz, h. 0,40, br. 0,28.
Nieder-
rheinische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
21 Bildnis einer jüngeren Frau. Die lebhafte Wirkung des warm rötlichen
das mit grauen Tönen modelliert ist, wird einmal durch den Kontrast zum
gelbgrünen Hintergrund, auf den Rahmen
und Figur blaugrüne Schatten werfen,
dann aber durch die Umrahmung von
schimmerndem Weiß [mit graublauen
Schatten in Haube und Hemdausschnitt]
erhöht. Die Helligkeit steigert der Ge-
gensatz zu tiefem Schwarz im Sammet-
kleide mit helleren dunkelgrauen, im Um-
schlage weißen Ärmeln. Im Mieder setzt
Karminrot an und erwärmt sich über das
Rot der Nelke, welche die Dame in der
Rechten hält, zu Zinnoberrot in den Um-
schlägen der Unterärmel und der Gürtel-
einfassung, begleitet von Goldgelb in
den Hemdborten, dem Miederbesatz und,
bräunlicher getönt, im Gürtel. Graublaue
Brüstung.
Datiert mit goldenen Zahlen 1534 .*. Gegenstück von
Nr. S 20 .'. Charles Butler, London ; Sammlung Heck-
scher, Berlin .". Sammlung James Simon.
Eichenholz, h. 0,40, br. 0,28.
Inkarnats,
leuchtend
639
27
Nieder-
rheinische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
S 20
S 21
Westfälische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
WESTFÄLISCHE SCHULE DES XV. UND XVI.
JAHRHUNDERTS
Schule von Soest um 1470
1222 1233 1234 Flügelaltar.
1222 Mittelbild: Die Kreuzigfung mit anderen Vorgängen aus der Leidensgeschichte
Christi. Bunte leuchtende Farben, vor allem Rot, mit Gelbgrün kontrastierend, Blau
und reichlich verwendetes Gold im Himmel, den Nimben, den Gewandmustern klingen
in höchster Unruhe zusammen. Dazwischen verstreutes Weiß und Grau steigern die
Intensität der Lokalfarben. Rotbrauner Fleischton. Vor bräunlich gelbgrüner Landschaft,
grauer Architektur und blaugrüner Ferne. — In der Mitte: die Kreuzigung. In den
Figuren des Vordergrundes, besonders in der Gruppe der Trauernden kommt in breiten
Flächen die farbige Wirkung zum stärksten Ausdruck: Dunkelblau und Hellkarmin [Maria],
davor leuchtendes Rot [kauernde Frau, vom Rücken gesehen], Gelbgrün [Johannes],
Hellkarmin über Gold [Maria Salome 1. daneben]. Hellblau und Gold [Henkersknecht
dahinter]. In der Gruppe der streitenden Kriegsknechte wechseln Zinnoberrot [gelb
changierend], bräunliches Graublau, Gelbgrün, Hellblau und Gelb. Rückwärts am
Kreuz leuchtendes Gelbgrün [Mantel Magdalenas über goldenem, karminrot gemustertem
Brokatkleid], mit Rot dahinter kontrastierend. Weiße Pferde. In den Trachten der seit-
lichen Gruppen wechseln Gelbgrün, Karminrot und Rosarot, Blau, Gold und Silber, in
kleinen Flecken verteilt, in immer größerer Unruhe. Links vorn: Die Kreuztragung.
Christus in graublauem Gewand, auf goldgelbbraunem Wege, von Soldaten in silbernen
28
Rüstungen und der Volksmenge in karminroten, gelbgrünen, hell- und dunkelblauen
Kleidern, darunter Veronika mit dem weißen Schweißtuch, geleitet. Vor ihm die bei-
den Schacher in weißen Hemden. Rechts vorn: Christus in der Vorhölle. In karmin-
rotem Mantel mit goldener Fahne und Nimbus. Vor grauer Pforte und rotbrauner am
Boden liegender Tür. Links oben: Die Gefangennehmung Christi. Rechts oben:
Beweinung Christi.
1233 Linker Flügel. Innenseite: Vier Darstellungen aus dem Leben Christi. Die
Farben der Innenseiten der Flügel erscheinen noch leuchtender und wirksamer in ihrer
breitflächigen Anordnung als im Mittelbilde. — Verkündigung. Karminrot im Bett-
vorhang, dem goldgezierten Mantel des Engels, heller im Gewände Marias [mit gold-
gelbem Haar], steht gegen Gelbgrün [Mantelumschlag des Engels, Decke auf dem Betpult,
Blumentopf am Boden]. Dazu Dunkelblau in den seitlichen Bettvorhängen, dem Mantel
Marias und den Innenseiten der rotbraunen Engelsflügel, Weiß im Gewände des Engels,
den Schriftbändern und dem Boden. — Geburt Christi. Blau im Mantel Marias und im Ge-
wände Josephs, Karminrot im Mantel Josephs, heller im Gewände Marias. Die Engel in
weißen, roten und gelbgrünen Gewändern, mit blauen und zinnoberroten Flügeln. Vor
gelbgrüner Landschaft und graubrauner Hütte. — Anbetung der Könige. Blau [Mantel
Marias, Gewand des jüngsten Königs r.], Karminrot [Vorhang, Gewand Marias, Beinkleider
des Königs r., Kopfbedeckung auf grünem Rasen]. Im Vordergrunde der kniende König
in goldenem, rötlich schimmerndem Gewand, der Mohrenkönig in violettweißem Gewand
mit gelbgrünen, goldgemusterten Ärmeln. — Darstellung im Tempel. Vor grauer Archi-
tektur mit karminrotem Kreuzgewölbe, goldenem Altaraufsatz und zinnoberrotem, grün-,
gold- und silbergemustertem Antependium. Dunkelblau und Hellkarmin [Maria], Gelbgrün
Westfälische
Schule des
XV. Jahr-
hiinderts
29
Westfälische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
1233
1233
[Frau mit Tauben]. DerHohepriester in golde-
nem, in den Falten rotschimmerndem Ornat
mit hellkarminroten Ärmeln und dunkelblauem
Umhang. — An Stelle des Himmels Gold-
grund. Goldene Nimben und Gewandver-
zierungen.
1233 Linker Flügel. Außenseite: Bekeh-
rung und Enthauptung Pauli. Die Färbung
der Außenseiten ist stumpfer und weniger
leuchtend. Rot herrscht wieder als Haupt-
farbe, kontrastierend mit dem dunklen Saft-
grün der Landschaft und Gelbgrün in einzel-
nen Trachten. Links, von Gold im Gewände
des Königs unterbrochen, Gelbgrün und Zin-
noberrot, über die hellkarminrote linke Hälfte
der Tracht des Henkers [mit zinnoberroter
Kappe und silbernem Schwert] zum rötlich
schillernden Hellgelb der rechten Hälfte an-
steigend. Dunkelblauer Rock des enthaupteten Paulus. Nach r. stärken sich die Farben von
Gold [mit grünen Stickereien im Kleide des Zuschauers in der Mitte], Graublau und Hell-
karminrot [sein rechter Nachbar] zu dem stärksten Rot in der Tracht des r. Stehenden,
umgeben von Grün, Graublau und Karminviolett. Dunkler rotbrauner Fleischton. Im
Mittelgründe [mit der Darstellung der Bekehrung Pauli] erscheinen Zinnoberrot und Blau
in helleren Nuancen wieder, durch Gold be-
lebt. Weißes Pferd. Graue, ockergelbliche und
rotbraune Bauten mit blaugrünen Dächern.
Blaugrüne Ferne und Himmel [davor Christus
in goldenem, karminrot schimmerndem Kleid].
1234 RechterFlügel. Innenseite: Vier Dar-
stellungen aus dem Leben Christi. Aufer-
stehung Christi. In karminrotem Mantel, dem
grauweißen Grabe entsteigend. Die Wächter
in silbernen Rüstungen, gelben, zinnoberroten
und hellblauen Trachten. — Himmelfahrt. Die
versammelten Jünger in roten, gelbgrünen und
hellblauen Gewändern. Christus in hellkar-
minrotem Mantel. Lichtere Farben [Hellrot,
weißliches Blau, Graublau] im Vordergrund.
— Ausgießung des hl. Geistes. Die Mitte in
kräftigen Lokalfarben: Blau, Rot und Gelb-
grün. Vorn lichtere Töne: bläuliches Weiß,
30
Rot [nach Gelb changierend], Rosa, Hellblau
und Gelb. — Jüngstes Gericht. Christus, in
hellkarminrotem Mantel, auf rot und gelb-
grün über den Goldgrund lasiertem Regen-
bogen. Maria in hellkarminrotem Gewand
und hellblauem Mantel, Johannes in gelb-
braunem Rock. Die Gewänder der Engel
in lichteren weißlichen Tönen. Der untere
Teil der Darstellung mit den Auferstehen-
den und den Verdammten ist in Graubraun
gehalten. — Die Innenseiten in vergoldeten
und gepunzten Rahmen mit blauem und
rotem Profil. Die einzelnen Darstellungen
werden durch gemalte rote Bänder getrennt.
1234 Rechter Flügel. Außenseite: Kreuzi-
gung Petri. Die Färbung entspricht dem
Gegenstück. Silbergrau [Mantel des vom
Rücken gesehenen Mannes 1.] und mit Braun
lasiertes Silber [vom Rücken gesehene Figur
r. mit hellkarminroten Beinkleidern] trennen die stärkeren seitlichen Farbenkontraste, be-
sonders Zinnoberrot [Tracht des Mannes mit dem umgegürteten Schwert 1.] vor Saft-
grün [Mantel des Königs], Zinnoberrot, Saftgrün und Blau rechts, von der Mitte. Diese
wird beherrscht vom Golde des in den Schatten karminrot lasierten Ornats des Engels 1.
[über weißem, rot besetztem Chorhemd] mit gelbgrün und blau gefärbten Flügeln und
Weiß im Gewände des Engels r. mit bräun-
lichrotem Buch. Seine zinnoberroten Flügel
leiten zu der bunten Unruhe der r. Seite über.
In der oberen Bildhälfte werden die Farben
heller. Hellkarminrot im Gewände des ge-
kreuzigten Petrus. Weißer, oben blaugrüner
Himmel. — Die Außenseiten, von gemalten
roten Streifen umgeben, sind in rote Holz-
rahmen mit gemalter Blumenranke und gelb-
lichgrauem Profil gefaßt.
Von demselben Meister befindet sich ein Altar gleichen Gegen-
standes in Schöppingen, nordwestlich von Münster ; ein anderer
Altar von ihm ist vor einiger Zeit in den Kölner Dom gekommen.
Der Stil dieses Malers steht zwischen der Weise des Liesborner
Meisters und einer Reihe derb realistischer Werke der folgen-
den Zeit [z. B. dem Altar mit den heil. Familien in der Wiesen-
kirche zu Soest]. Unser Altarwerk stammt nach Waagens Be-
richt aus einer Kirche in Soest .*. Erworben vor 1830 .*. Auf-
gestellt in der Abteilung der deutschen Bildwerke.
Leinwand auf Eichenholz, Mittelbild h. 1,91, br. 3,42; die
Flügel h. 1,91, br. 1,59 [ohne den Originalrahmen ].
Westfälische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
1234
31
Westfälische
Schale des
XVI. Jahr-
hunderts
1193
700
Meister von Cappen-
bövrr '^° genannt nach dem
CJ^ Altarbilde mit der Kreu-
zigung in der Kirche zu Cappen-
berg [bei Lünen in Westfalen].
Tätig um 1500—1525. Nach einer
neuerdings ausgesprochenen Ver-
mutung identisch mit einem der
Dünnwegge.
1193 Tafel mit zwei Dar-
stellung-en. Links: Ver-
kündigung. Dunkelblau im
Gewände Marias vor Hell-
karminrot der Bettdecke, das
in größeren Flächen im Bett-
himmel und dem Mantel des
Engels wiederkehrt, von
Saftgrün im Mantelumschlag und Flügeln begleitet. Blau, dem Goldgelb in den Haaren,
im Mantelbesatz des Engels und bräunlicher in den Möbeln entspricht, klingt lichter
in den Fliesen des grauen Bodens, den Zinnkrügen im Hintergrund, in der Schattentönung
des weißen Bettzeugs, des weißen Engelsgewands und des Schriftbandes aus. Lichtes
Inkarnat. — Rechts: Geburt Christi. Zwischen Dunkelblau [Gewandung Marias, Mantel-
kragen Josephs, heller im Oberkleide der Stifterin] bricht Hellkarminrot [Mantel Josephs,
dunkler im Kleide der Stifterin] hervor, das sich zu mattem Zinnoberrot [Gewand Josephs]
erwärmt. Vor Graubraun in der Architektur und Saftgrün in der Landschaft. Oben in
den schwebenden Engeln und den Hirten der
Verkündigung lichte bläuliche, hellgelbe und hell-
karminrote Töne.
Sammlung Solly, 1821 .-. Eichenholz, h. 0,50, br. 0,72.
Rinrr Ludger tom Ring d. Ä. Geboren zu Münster 1496,
O gestorben daselbst am Tage nach Palmsonntag 1547.
Tätig zu Münster.
700 Bildnis eines Mannes in mittleren Jahren.
Der graurötliche Ton des Inkarnats, umgeben vom
Rotbraun des Bartes, klingt kräftiger in der grau-
roten Brüstung und dem braunroten Buch mit
goldgelber Prägung und Schnitt wieder. Kon-
trastierendes bräunliches Gelbgrün im Hintergrund
erhöht die Wirkung der rötlichen, durch Grau ge-
dämpften Töne. Schwarz in Barett und Schaube.
Bez. oben mit dem Buchstaben L und einem daran befestigten gemalten
Goldring mit hellblauem Stein. Unten an der Brüstung die Aufschrift:
NATVS. ANNO. M. CCCCC. X. .-. Das Wappen auf dem Ringe der
linken Hand ist höchstwahrsclieinlich das der in Westfalen weitver-
breiteten Familie von Keppel. Die teilweise undeutliche Aufschrift auf
dem Briefe wird demnach Joost von Keppel zu lesen sein .". Sammlung
Solly, 1821 .-. Eidicnholz, h. 0,43, br. 0,28.
32
Ring- 1'"'^^"
o t om
Ring- d. J.
Geboren zu
Münster
nach 1521,
gestorben
zu Braun-
schwei?
1583 84.
Schüler sei-
nes Vaters
Ludger tom
Ring d. Ä.;
tätig zu
Münster
und Braun-
schweig [da-
selbst 1561
Bürger].
708 Die
Hochzeit
zu Cana.
Grau,
Grauviolett und Weiß geben den hellen trockenen Grundton, den gelbe und rote Töne
in allen Abstufungen beleben. In der Mitte setzt Goldgelb [Tischplatte] ein und ver-
breitet sich weiter im Schranke 1., im Bilderrahmen darüber, in den Ärmeln des Kindes,
in derTracht des Dieners im Nebenraum, den Früchten und Gemüsen im gelblichgrauen
Korb r. vorn. Hellrot im Kleide der Hausherrin klingt in den Blumen und Früchten r.
und in zarteren Rosatönen im abgezogenen Hasen, den Fleischstücken im Korb 1., den
rosavioletten Bodenfliesen usw. aus. Grüne Töne erhöhen die Wirkung des Rot: Blau-
grün im Hintergrunde des Gemaches r. [in dem
das Weinwunder vor sich geht], Grün in den
Gemüsen, dem rot gefiederten Papagei usw.
Bez. auf dem runden Miniaturbildnis des Künstlers am Schrank :
LVDGERVS ■ RINGIVS • MONASTERIENSIS • PICTOR f .-.
Das Original des rechteckigen Miniaturbildnisses darüber ist im
Besitze des Kaiser- Friedrich -Museums [J. 511] .". Königliche
Schlösser .-. Eichenholz, h. 1,27, br. 2,00.
Westfälische
Sdtule des
XVI. Jahr-
hunderts
Ring
Hermann tom Ring. Geboren 1521 zu Münster,
gestorben spätestens 1597. daselbst. Sohn und
Schüler Ludger tom Rings d. A.
629a Ring? Bildnis eines Architekten.
Kräftiges Rosarot im Gewandausschnitt und
Weiß im Hemd betonen die Wirkung des
warm rosabräunlichen Antlitzes, das kaltes
Blaugrau im Mantel, Grauschwarz im Barett
umrahmen. Lichte, bräunlichgraue Wand.
Erworben 1873 i
als Holbein galt
Florenz aus Palazzo del Turco, wo das Bild
. Eichenholz, h. 0,53, br. 0,43.
33
DEUTSCHE SCHULEN DES
XVI. JAHRHUNDERTS
FRÄNKISCHE SCHULE DES
XVI. JAHRHUNDERTS
D" Albrecht Dürer. Maler, Kupferstecher und Zeich-
Ul CI ner für den Holzschnitt, geboren zu Nürnberg den
21. Mai 1471, gestorben daselbst den 6. April 1528. Zuerst
in der Goldschmiedewerkstätte seines Vaters, seit i486
Schüler des Michael Wolgemut; unter dem Einflüsse Schon-
gauers und Mantegnas weiter ausgebildet. 1490 — 1494
auf der Wanderschaft in Süddeutschland, im Elsaß, in
Basel [1492], Nürnberg [1494], Venedig [1495]. Seitdem
tätig zu Nürnberg. Ging Ende des Jahres 1505 abermals
nach Venedig und blieb daselbst während des Jahres 1506;
seit März 1507 wieder in Nürnberg, 1518 in Augsburg,
1520 — 1521 in den Niederlanden.
557c Bildnis Friedrichs des Weisen [1463
bis 1525]. Die zusammengehaltenen Flächen des
rötlichen Inkarnats, des rotbraunen Haares und
der mit schwärzlichen Schatten modellierten
Hände werden durch den Kontrast zum grau-
grünen Hintergrund erwärmt und durch das
Schwarz der Tracht, das Grau der Brüstung
aufgehellt. Die Einförmigkeit des Schwarz beleben gelbbraune Goldborten mit blit-
zenden gelben Lichtern. Die Mitte betont die gelbbraune Goldstickerei im Hemdaus-
schnitt, mit gelbgrüner Blattranke und hellblauen Blumen geziert.
Bez. links unten mit dem Monogramm AD .% Aus der Frühzeit des Meisters [um 1495 — 1498] und etwa gleichzeitig mit
dem Mittelbiide des Dresdener Altars, der für Friedrich den Weisen gemalt zu sein scheint .*. Erworben 1882 auf der
Versteigerung der Sammlung des Herzogs von Hamilton
in London .■. Wasser- oder Leimfarbe auf feiner Lein-
wand, h. 0,76, br. 0,57.
557f Die Madonna mit dem Zeisig.
Die Färbung, in leuchtenden Lokalfar-
ben, vor allem Rot und Ultramarinblau,
erinnert an Gio. Bellini. Doch sind die
Gegensätze härter und unvermittelter.
Tiefes Rot setzt in leuchtendster Kraft
im Vorhang an und klingt, im Gürtel
noch einmal als Gelbrot aufleuchtend,
matter im bräunlichroten Gewand
weiter, dann wieder kräftiger im dun-
kelkarminroten Kissen, um im rötlich-
braunen, mit Grau gedämpftenTone des
Inkarnats und den matten gebrochenen
Tönen an den Rändern der Figurenkom-
position [bräunlichrosarotes Fellkleid
des kleinen Johannes, violettgraues Ge-
wand des Engels, braunvioletter Buch-
einband usw.] zu enden. Leuchtendes
Fränkisdie
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
557 C
557 F
35
Fränkische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
557 E
5571
Gelbgrün der Landschaft, dunkler im Maiglöckchen-
strauß, den Johannes darreicht, stumpfer im Blätter-
kranz, mit dem mattrot und gelbgrün geflügelte
Cherubim Maria krönen, bildet die Ergänzung zu
den roten Tönen. Dieser Hauptkontrast wird durch
die Zusammenstellung mit leuchtendem Ultramarin-
blau [im Mantel Marias, in der landschaftlichen Ferne,
heller im Himmel] und, der absteigenden Kraft der
roten Töne entsprechend, mit Graublau [im Mantel
des Kindes, dem Gürtel des Johannes] zu höchster
Kraft gesteigert, während Blau wiederum durch den
Gegensatz zu bräunlichem Goldgelb [Tischplatte,
Haar Marias] an Intensität gewinnt. Kleinere Flecken
Weiß [Beutel mit Vogelfutter in der Rechten des
Kindes] bilden die Basis für die leuchtenden Farben.
Auf der links vorn stehenden goldgelbbraunen Holzbank ein weißer Zettel
mit derlnschrift : Albertusdurergermanus faciebatpost Virginis partum 1506
und dem Monogramm A D .". Dem „Rosenkranzfest" am nädisten verwandt
und wie dieses 1506 in Venedig entstanden. Naturstudie zum Christkind in
der Bremer Kunsthalle, Zeichnung zu dem Cherub rechts in der Bibliotheque Nationale zu Paris, eine andere, im Gegensinne, zu
dem Cherub links im Louvre, eine Gewanddetailstudie in der Albertina .-. Das Bild wurde in den 60 er Jahren des 1 9. Jahrhunderts
vom Marquis of Lothian in Edinburgh angekauft .-. Erworben 1892 vom Marquis of Lothian in New Sattle Abbey bei Edinburgh.
Pappelholz, h. 0,91, br. 0,76.
557e Bildnis des Hieronymus Holzschuher. Vor lichtblauem Hintergrund, zwischen
weißem [z. T. bräunlich beschattetem] Haupt- und Barthaar schimmert warm der grau-
rötliche Ton des Antlitzes mit den blitzenden weißen Augäpfeln und grauen Pupillen.
Die dunkle Färbung des rotbraunen, gelbbraun und
grau schillernden Pelzes [über grauschwarzem Damast-
gewand] steigert die Helligkeit der oberen Bildhälfte.
Bez. oben links in gelber Sd.ritt: HIERONIM' HOLTZSCHUER. ANNO ■
DÜKlI. 1526. ETATIS. SUE. 57. Auf dem Grunde rechts das goldgelbe Mono-
gramm AD .'. Das Bild befindet sich noch in seinem ursprünglichen Rahmen;
auf dem Schiebedeckel [an dessen Stelle jetzt die Glasscheibe getreten ist] sind
die vereinigten Wappen der Familien Holzschuher und Münzer in einem Kranz
und mit der Jahreszahl MDXXVl gemalt [ausgestellt an der Fensterwand des
Dürerkabinetts] .*. Hieronymus [1 469 — 1 529], ein Freund Dürers und Anhänger
der reformatorischen Bewegung, aus der alten angesehenen Nürnberger Pa-
trizierfamilie der Holzschuher, kam 1499 in den inneren Rat, wurde 1500 zum
jüngeren, 1509 zum älteren Bürgermeister erwählt und 1514 zum Septemvir
berufen .'. Das Bild war längere Zeit im Germanischen Museum zu Nürnberg
ausgestellt .". Erworben 1884 von der freiherriidien Familie von Hoi/schuher in
Nürnberg.
Lindenholz, h. 0,48, br. 0,36.
557i Bildnis eines jungen Mädchens. Licht und
zart erscheint der rosige [über die hellbraune Unter-
malung gelegte] Ton des Inkarnats im Gegensatz zu
den tiefen leuchtenden Lokalfarben der Umgebung:
Goldgelb der Locken, Karminrot im Gewand, ge-
dämpfter in dem mit grauer Perle gezierten Barett,
36
und Smaragdgrün, das die Wirkung der roten
Töne noch steigert, im Besätze des Gewandaus-
schnitts.
Bez. ünks oben mit der Jahreszahl 1507 und dem Monogramm AD .'.
Entstanden wahrscheinlich noch während des venetianischen Aufent-
haltes. Das Bild ist in den Imhoffschen Inventaren mehrfach beschrieben
und nach einer Notiz im Geheimbuch Hans Hieronymus Imhoffs 1633
nach Amsterdam verkauft worden. 1899 tauchte es im Londoner Kunst-
handel wieder auf .'. Erworben 1899 als Geschenk von P. und D. Col-
naghi in London .". Eigentum des Kaiser-Friedrich-Museum -Vereins.
Pergament, das auf eine Holztafel geklebt ist, h. 0,304, br. 0,20.
557d Bildnis des Jacob Muffel. Die mit grauen
Tönen gemischte rötliche Färbung des Inkarnats,
das mit weißlichen Lichtern weich modelliert ist,
hebt sich warm vom lichten graublauen Hinter-
grund ab, auf den der Körper schwärzlichen Schatten
wirft. Schimmerndes Weiß des Kragens und
schwärzliches Grün des mit weißem Pelz gefütter-
ten Gewands dienen der stärkeren Wirkung des
Fleischtons, während wiederum das Schwarz der
mit goldgelben Borten besetzten Kappe seine Helligkeit steigert. Gelbbrauner Pelz.
Links oben die goldgelbe Inschrift : AETATIS ■ SVAE • ANNO ■ LV ■ SALVTIS • VERO MD- XXVI • und das Mono-
gramm AD, darüber „ Effigies Jacobi Muffel " .'. Zwei alte Kopien schon im vorigen Jahrhundert im Privatbesitze zu Nürnberg ;
die eine aus dem 17. Jahrhundert gegenwärtig im Germanischen Museum .'. Der Dargestellte ist der mit Dürer befreundete
Nürnberger Ratsherr und Septemvir Jacob Muffel, der 1514 Bürgermeister von Nürnberg wurde und 1526 starb .-. Bis 1867
in der Sammlung Schönborn zu Pommersfelden .'. Erworben 1883 in Paris auf der Versteigerung der Sammlung Narischkine.
Ursprünglich auf Holz, 1870 in Petersburg auf Leinwand übertragen, h. 0,48, br. 0,36.
557g Bildnis einer jungen Frau. Weich, im warmen goldigen Rotbraun der Unter-
malung, mit weißlichen Lichtern im Inkarnat, ist die Figur vor lichtem hellblauem Himmel
und dunklerem graublauem Meer zusammengehalten. Auch die einzige kräftigere Farbe,
Karminrot im Mieder und den mit Schleifen in ge-
brochenen grünen und graubräunlichen Tönen ge-
zierten Armein, ist mit Braun gedämpft. Schwärz-
liches Saftgrün im Streifen des Brusteinsatzes dient
ihr als Ergänzung. Das dunkelrotbraune Haar
ist am Hinterkopf von rotem, mit weißen Ro-
setten besetztem Netz zusammengehalten. Den
Hals umgibt brauner Halsschmuck. Im Streifen des
Brusteinsatzes sind mit weißen Perlen Buchstaben
eingestickt, in denen man den Namen „Agnes D"
erkennen kann.
Bez. links oben mit dem Monogramm AD .'. Dieses ungewöhnlich
maleri.sch behandelte Porträt entstand wohl um 1506, während des
Meisters Aufenthalt in Venedig. Die nalieliegende Vermutung, daß
Dürers Frau Agnes dargestellt sei, wird nach den abweichenden Zeich-
nungen, die von ihr erhalten sind, meist bezweifelt .'. Erworben 1893
im Londoner Kunsthandel.
Pappelholz, h. 0,285, br. 0,215.
Fränkische
Schule des
XVI. Jahr-
hiinderts
557 D
557 G
37
Fränkische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
557 H
557 B
557h Betende Maria. Grelle Farbenkontraste
stehen unvermittelt nebeneinander: Rotgelb
im Umschlage des hochgezogenen Mantels
zwischen tiefem Ultramarinblau der Außen-
seite und hellem Blaugrün im Kopftuch, das
letztere der Erwärmung des Antlitzes dienend.
Bräunliches Karminrot 1. und Gelbgrün r. [mit
blaugrünem Schatten] geben den Hintergrund.
Hellkarminrot in den Ärmeln.
Bez. links oben mit der Jahreszahl 1518 und dem Monogramm
AD .". Kopie in der Akademie zu Venedig .■. Erworben 1894
auf der Auktion Morosini -Gatterburg in Venedig, als Geschenk
des Herrn Geheimrat Dr. W. Bode.
Lindenholz, h. 0,53, br. 0,43.
Dürer Kopie nach Albrecht Dürer.
\.Jm^j) 1^^^F'^^^''^^^^^M 557 b Maria mit dem Kind. Vor schwarzem
Hintergrund erscheint das Inkarnat [mit hell-
roten Tönen auf den Wangen und graublauen
Schatten] sehr licht neben Hellkarminrot im Kleid mit bräunlichgoldgelbem Besatz. Ein
Stück Blau vom Unterärmel ist neben der goldgelben Armeiborte 1. sichtbar. Dunkelrot-
braunes Haar mit gelben Glanzlichtern. Das Kind hält eine Frucht.
Bez. links in der Mitte mit der Jahreszahl 1518 und dem Monogramm A D .'. Nachahmung vom Ende des 16. oder vom An-
fange des 17. Jahrhunderts .'. Erworben 1880 in Florenz aus der Sammlung Capponi als Geschenk.
Lindenholz, h. 0,49, br. 0,40.
TV" 1 L. ]_ Hans von Kulmbach. Nach seinem Familiennamen Hans Süß [Suess]. Geboren zu
IS.UirnD3Cn Kulmbach in Franken wahrscheinlich 1476, g^estorben zu Nürnberg zwischen dem 29. Sep-
tember unH dem 3. Dezember 1522. Schüler Jakob Walchs
[Jacopo de' Barbari], unter dem Einfluß und wahrscheinlich
in der Werkstatt Dürers zu Nürnberg ausgebildet. Tätig
zu Nürnberg und zwischen 1514 und 1516 in Krakau.
596a Anbetung der Könige. Die kühle Ge-
samtfärbung ist auf Weiß [Hermelinkragen des
knienden Königs, bläulich getönt im Gewände
des Mohrenkönigs], Grau und Blau [Gewan-
dung Marias, Tracht des Mannes r. hinten, Ge-
wandjosephs, Himmel usw.] gestimmt, Blau durch
den Kontrast zu Hellgelb [Kleid des Dieners r.
und blauverschnürter Rock des Zuschauers mit
der weißen Kopfbedeckung ganz 1. hinten] ge-
stärkt. Nach der Tiefe gehen die blauen Töne
in Blaugrün [Säule, landschaftHche Ferne] über,
das im Vordergrunde zu leuchtendem Gelbgrün
ansteigend mit Karminrot kontrastiert. Dieses
setzt an im Mantel des knienden Königs [vor
leuchtendem Gelbgrün im Mantel dahinter, durch
38
karminrot -blaugrüne Schillertöne und
Graublau mit dem Gelb der Figur r. ver-
mittelt], springt nach 1. über kleinere
gedämpfte Flächen [z. B. Gewand und
Kappe des Mohrenkönigs, hellgraurotes,
von gelbgrünem Gürtel zusammenge-
haltenes Gewand Marias] zum Mantel
Josephs [neben bräunlichem Saftgrün in
der Figur 1., vor blaugrüner Säule] über
und klingt in den rötlichbraunen Ruinen-
mauern und in den rosaroten Trachten
verschiedener Figuren der Ferne aus.
Bez. links auf dem Balkenwerk mit der Jahreszahl 1511
und dem aus H und K gebildeten Monogramm .*. Nächst
dem Tucherschen Altare der Sebalduskirche in Nürnberg
das Hauptwerk des Meisters, in dem sich der Einfluß Ja-
copo de' Barbaris deutlich kundgibt .'. Sammlungen Ignaz
Theodor Reichsritter von Pachner Edler von Eggenstorff,
1820; Rosthorn, Klagenfurt 1872 .-. Erworben 1876 aus
der Sammlung F. Lippmann.
Lindenholz, h. 1,53, br. 1,10.
Schaeufelein
Fränkische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
5%A
.^1 Hans Leonhard Schaeu-
laeUieiein feiein oder Schaeufelin.
Maler und Zeichner für den Holzschnitt, geboren
vor 1490 zu Nürnberg', gestorben zu Nördlingen
1539 oder 1540. Schüler und Gehilfe Albrecht
Dürers [bis 1505]. tätig zu Nürnberg und Augsburg [daselbst um 1512J und vornehmlich zu Nörd-
lingen [seit 1515].
560 Das Abendmahl. Leuchtendes Rot [Vorhang, 1. vorn sitzender Apostel] und Gelb-
grün [Gewänder Johannis und des einschenkenden Apostels 1.]. Kühleres Karminrot
[Gewänder des trinkenden Apostels r. und des hinter ihm stehenden, heller im Kragen
des r. vorn sitzenden, im Mantel des Becher haltenden 1. usw.] vermittelt mit weiß-
lichem Blau [z. B. Mantel des
r. vorn sitzenden Apostels],
Graublau [Christus] und Dun-
kelblau verschiedener Ge-
wänder, das sich wiederum
durch Goldgelb [Tracht des
Judas, mit gelbrotem Haar
und bräunlichrotem Beutel;
Brote auf bräunlichweißem
Tischtuch] ergänzt. Ocker-
gelblichgrauer Fleischton.
Graue Architektur.
Bez. an der Bank rechts mit dem aus H
und S gebildeten Monogramm und der Jah-
reszahl 1511 .". Sammlung Solly, 1821.
Weißtannenholz, h. 0,79, br. 1,06.
39
Fränkische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
M612
T
1 Wolf Traut. Geboren um 1478 zu Nürnberg, gestorben daselbst im
räUt Sommer 1526. Schüler und Gehilfe seines Vaters Hanns, später wahr-
scheinlich Albrecht Dürers,
erwähnt].
Tätig zu Nürnberg [1512 daselbst urkundlich
M612 Der hl. Gereon. Die Figur ist holzschnittartig mit schwarzen
Umrissen und Schraffierung aufgezeichnet. In silberner Rüstung
und goldener Kappe. Goldener Nimbus. Weißes Schild und
Fahne an zinnoberrotem Schaft, mit karminroten Kreuzen. Vor
saftgrünem Hintergrund. Unten in schwarzer Schrift : S Geriön.
Alter Besitz .-. Tannenholz, h. 0,194, br. 0,075.
Pen
Georg Pencz oder Penz [Benz]. Maler und Kupferstecher, ge-
CZ boren zu Nürnberg um 1500, zuerst 1523 im Verzeichnis der Nürn-
berger Maler genannt, gestorben zu Leipzig den 11. Oktober 1550. Aus-
gebildet unter dem Einflüsse Dürers [wahrscheinlich als Gehilfe in dessen
Werkstatt], sowie während einer Studienreise in Italien unter dem der ita-
lienischen Meister. Tätig hauptsächlich zu Nürnberg.
582 Bildnis des Malers Erhard Schweizer von Nürnberg.
Der rotbraune Ton der Untermalung hält, das Grau des Hin-
tergrunds, das ockergelbliche, mit rötlichen Tönen erwärmte
Inkarnat und das Grauschwarz des Wamses durchdringend, die
Darstellung zusammen. Weißes Hemd. Rotbraunes Haupt- und
Barthaar. Die Rechte hält einen Dolch mit dunkelrotbraunem
Holzgriff mit grauem Beschlag.
Bez. rechts oben in goldenen Buchstaben : ERHART • SVETZER ■ PICTOR • NORINBERG. Links
Monogramm G P und die Jahreszahl 1544 .". Gegenstück zu Nr. 587 .■- Sammlung SoUy, 1821.
Lindenholz, h. 0,82, br. 0,63.
EADATIS XXXIX, das
582
585 Bildnis eines jungen Mannes. Im warm braunen Tone der Untermalung, die in den
Schatten der Nische neben grauen Lichtern zutage
tritt. Bräunlichockergelbes Inkarnat. Dunkelrot-
braunes Haupt- und Barthaar. Grauschwarz in
Barett und Gewand, Grauweiß im Kragen. Die
Linke hält bräunlichgraueHandschuhe. Die Wärme
des braunen Gesamttons erhöht der Gegensatz
zur breiten Fläche von Saftgrün im Teppich.
Bez. links oben mit dem Monogramm G P und der Jahreszahl 1534 .•.
Erworben vor 1820 von Frauenholz.
Lindenholz, h. 1,06, br. 0,82.
587 Bildnis der Gattin Erhard Schweizers.
Die Färbung entspricht in ihrem rotbraunen Ge-
samtton dem Gegenstück. Bräunlichockergelbes,
mit Grau gekühUes Inkarnat. In grauschwarzem
Kleid und grauem, mit rotbraunem Pelz besetztem
Hut. Goldgelbe Pelzaufschläge an den Ärmeln,
Knöpfe und Bügel der Tasche. Rotbraune Bank.
Durch den grauen Grund der Nische dringt der
s
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40
rotbraune Ton der Untermalung-. Die Finger
der rechten Hand schmücken zwei Goldringe
mit karminroten und blaugrünen Steinen.
Bez. rechts oben mit dem Monogramm G P und der Jahreszahl 1545
und mit der Inschrift in goldenen Buchstaben : ELISABETA. VXOR.
ERHARDI .-. Gegenstück von Nr. 582 .-. Sammlung Solly, 1821.
Lindenholz, h. 0,82, br. 0,63.
SCHWÄBISCHE SCHULE DES
XVI. JAHRHUNDERTS
[Ulm, Aug-sburg-, Oberrhein]
Z'il 1 Bartholme Zeitblom. Geboren zwischen
eilDlOm 1450 und 1455 [?], gestorben nach 1517.
Vermutlich Schüler des Hans Schüchlin zu Ulm, dessen Schwiegersohn [seit 1483] und Gehilfe er war.
Tätig in Ulm und Umgegend.
606a Das Schweißtuch der hl. Veronika. Die helle Färbung ist auf das bräunliche
Weiß des Schweißtuchs mit dem warm bräunlichen, von dunkelbraunem Haar um-
rahmten Antlitz Christi gestimmt. Während das Weiß, bläulich getönt in den Ge-
wändern [über denen sich schwärzlichblaue Bänder kreuzen] und Flügeln der Engel,
weiterklingt, vom Goldgelb der Haare begleitet, verbreitet sich das Gelbgrün der
Dornenkrone im Hintergrund, kontrastierend
mit Hellkarminrot in den Außenseiten der WS^K^^K^^^^^^^^^^^
Engelsflügel und dem graurötlichen Inkarnat.
Vordere Staffel des für die Pfarrkirche von Eschach bei Gemünd
um 1496 gemalten Altares, dessen übrige Teile sich in der Galerie
zu Stuttgart befinden .*. Erworben 1850 aus der Sammlung
Hirscher zu Freiburg i. B.
Fährenholz, h.0,67, br. 1,82.
561a Der hl. Petrus. Leuchtendes Rot im Man-
tel über graublauem, in den Falten rotbraunem
Gewand. Dunkelblauer Bucheinband mit gold-
gelbem Schnitt. Vor goldenem, bräunlich la-
siertem Teppich mit gelblichen und blaugrünen
Fransen und schwarzem Hintergrund. Rot-
brauner Fleischton. Silberner Schlüssel. Gol-
dener Nimbus. Oben in goldenen Buchstaben:
SC PETTRUS.
Erworben 1850 aus der Sammlung Hirscher zu Freiburg i. B.
Eichenholz, h. 0,53, br. 0,24.
Fränkische
Schule des
XVI. Jahr-
hundert s
5S5
Schwäbische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
41
Schwäbische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
Strigel
Bernhard Strigel. Geboren zu Memmingen 1460 oder 1461, gestorben daselbst 1528, vor
dem 23. Juni. Unter dem Einflüsse Bartholme Zeitbloms ausgebildet. Tätig vornehmlich in Mem-
mingen, wo er 1506 bis 1528 urkundlich häufig erwähnt wird und verschiedene Ehrenämter bekleidete,
zeitweilig in Augsburg [um 1517] und in Wien [um 1520, 1522 und 1525], Nürnberg [1524]. Ehe-
mals Meister der Sammlung Hirscher genannt.
561 A
563a — 563d Vier Tafeln, welche die Flügel eines Altarwerks bildeten. Vor
grauem Boden und goldenem Hintergrund mit eingeprägten Ornamenten und Nimben.
Lichter graurötlicher Fleischton.
563b Der hl. Laurentius und die hl. Katharina. Das leuchtendste Rot im Gewände
der hl. Katharina, dunkles Karminrot im Umschlage des
Ornats und Buchbeutel, heller im Ornatbesatze des hl.
Laurentius, kontrastierend mit Gelbgrün in dessen Ornat.
Dunkelblau im Mantel der hl. Katharina [mit gelbbraunem
Haar], Graublau im Schwert, bräunliches Grau im Rost.
Weiß in Gewandbesatz und Chorhemd.
563a Maria Magdalena und Johannes der Täufer.
Helles Zinnoberrot im Mantel des Täufers [über goldenem,
durch braune Lasur gedämpftem Gewand]. Grünliches Blau
im Gürtel und Bucheinband. Links kühle Farben: bläuliches
Weiß in den Hängeärmeln, Dunkelblau im Gewand, wenig
Hellkarminrot in den Unterärmeln Magdalenas. Bräunlich-
silbernes Salbgefäß.
563c Der hl. Vitus und die hl. Margaretha. Bräunliches
Karminrot im Mantel der hl. Margaretha, Mattrot in den
Armelaufschlägen des hl. Vitus, kontrastierend mit Gelb-
grün im Kleide der Heiligen und Saftgrün im Drachen zu
ihren Füßen. Dunkelblau im Mantel des hl. Vitus [mit grau-
braunem Pelzbesatz].
42
Schwäbische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
563 B
563 A
563d Elisabeth von Thüringen und Kaiser Heinrich II. Tiefes Blau im Mantel des
Kaisers [mit graubraunem Pelzbesatz]. Graublaues Gewand, hellblau -gelb schillernder
Mantelumschlag, gedämpft hellroter Mantel der hl. Elisabeth. Weißes Kopftuch. Goldener
Reichsapfel und Krone. Bräunlichsilberne Kanne.
Envorben 1850 aus der Sammlung Hirscher zu Freiburg i. B. -•. Aufgestellt in der Abteilung der deutschen Bildwerke.
Weißtannenholz, h. je 0,87 [Nr. 563 A h. 0,85], br. je 0,70.
563 C
563 D
43
Schwäbische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
583 A
606 B
583a Der hl. Norbert als Schutzheiliger eines
Praemonstratenserordensbruders. Der Ge-
gensatz von bräunlichem Karminrot [Gewand und
Kranz der Heiligen, Mantel und Mütze des Hei-
ligen], das im bräunlichrosigen Inkarnat, als Rot-
braun im Bischofsstab, im Kelch [darin eine Spinne,
das Attribut des Heiligen] und Ornatbesatz aus-
klingt, und Grün in der Landschaft beherrscht das
Bild. Saftgrün, braunrot schillernd, im Mantelum-
schlage der Heiligen vermittelt. Tiefes Blau [Ferne
und Himmel, Chorgewand des Heiligen, Schild des
Stifters], durch einen Fleck Gelb [Handschuh des
Heiligen in der Mitte] sich ergänzend. Grau [Erd-
boden] und Weiß [bräunlich getönte Tracht des
Stifters] erhöhen die Wirkung der roten Töne.
Das Bild gehörte wahrscheinlich als rechter Flügel zu einem Mittelbiid,
auf dem vielleicht Maria dargestellt war, der der Heilige den Stifter
empfiehlt .*. Erworben 1850 aus der Sammlung Hirscher zu Freiburg i. B.
Weißtannenholz, h. 0,30, br. 0,23.
606 Zwei Flügelbilder eines Altares in einem Rahmen. Links: Geburt der Maria.
Gelbgrün [Kleid der das Kind badenden Frau], von Weiß [Tücher, gelblich getönt im
Boden] umgrenzt, kontrastiert mit dem leuchtenden Karminrot im Hintergrund [Bett-
himmel, Bettdecke, Gewand der mittleren Frau], das seinerseits von Gelbgrün [Kante
des Betthimmels] begleitet wird. Nach 1. fällt die
Färbung zu bräunlichem Karminviolett und Graublau
[Wasser eingießende Magd], im Mittelgrunde zu
Dunkelblau [stehende Frau] und Goldgelb [Truhe,
Bettstatt]. Der Gegensatz zu reinem Weiß [Kopf-
tücher usw.] steigert die Leuchtkraft der Lokalfarben.
An Stelle des Himmels Goldgrund mit eingeprägtem
Granatapfelmuster. — Rechts: Maria Tempelgang.
Leuchtendes Rot [Mantel Annas], begleitet von rei-
nem Weiß und Hellgrau [Architektur], ergänzt sich
in einzelnen Flecken Grün und fällt nach 1. zu Rosa-
rot [Boden], zu bräunlichen, karminroten und gold-
gelbbraunen Tönen in der Figurengruppe. Die Mitte
betont der Kontrast von Dunkelblau und Mattgelb
[Mantel und Beinkleider Joachims]. — Unten weiße
Schriftblätter mit auf die Darstellungen bezüglichen
Inschriften mit zinnoberroten Initialen.
Gegenstück zu Nr. 606 C .•. Erworben 1850 aus der Sammlung Hirsdier
zu Freiburg i. B.
Weißtannenholz, jeder Flügel h. 1,23, br. 0,33.
44
606c Zwei Flügelbilder eines Altares in einem
Rahmen. Links: Tod der Maria. Leuchtendes Karmin-
rot und Gelbgrün in den Gewändern der Apostel [unter
ihnen Christus in rotem Mantel, die Seele Marias auf
den Armen] bildet den unruhigen Hintergrund, von dem
sich in breiter Fläche Dunkelblau im Kleide Marias ab-
hebt. Weiß im Kopftuch und einzelnen Gewändern.
Violettbraune Architektur. R. schneidet ein gelbgrüner
Vorhang in das Bild ein. An Stelle des Himmels Gold-
grund. — Rechts: Heimsuchung der Maria. Leuch-
tendes Rot im Mantel Elisabeths, Zinnoberrot in den
Flammen des brennenden Sodom. Saftgrün und Blau-
grün in der Landschaft. Dunkelblau im Mantel Marias
[über bräunlichviolettem Gewand]. Weiße Kopftücher.
Graubraune Felsen. Die Hauptfarben Rot, Blau, Violett
wiederholen sich in den Kleidern Loths, seiner Frau und
Töchter im Mittelgrund. An Stelle des Himmels Gold-
grund.
Gegenstück von Nr. 606 B und mit diesem Bild von demselben Altar .'. Erwor-
ben 1850 aus der Sammlung Hirscher zu Freiburg i. B.
Weißtannenholz, jeder Flügel h. 1,23, br. 0,33.
583c Altarflügel. Maria mit dem Kind und einem Mitgliede der hl. Si
beherrschende Rot setzt leuchtend in Mantel und
Hut Ehuds und in den Bucheinbänden auf dem
Pult ein, spielt gedämpfter nach r. hinüber [dun-
kelblau eingefaßter Schurz des Kindes, karminrotes
Gewand Marias], begleitet von Saftgrün [Teppich
auf dem Pult, Vorhang], und steigert sich über
bräunliches Orangerot [Ärmel Eliuds] zu Gold-
gelb in seinem Stiefel, das im hellgelben, rötlich
schillernden Mantelumschlage Marias ausklingt.
Zu Goldgelb, das im Sitze Marias und im Pult
wiederkehrt, bildet wiederum Dunkelblau [Bein-
kleid Eliuds, Mantel Marias], das die r. Seite be-
herrscht, die Ergänzung. Goldene Nimben. Weiß
in den Tüchern, Grau im Boden bilden die Basis
für die leuchtenden Lokalfarben. Vorn in schwar-
zer Schrift mit zinnoberroter Initiale: Eliud ain
andre fräwen . Von ir der haile.
Sdiwäbische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
583 C
ppe.
Da
Die Tafel ist in ihrem oberen Teil beschnitten
Geschenk der Frau Elsi d'Alton in Berlin.
Tannenholz, h. 1,25, br. 0,65.
Erworben 1908 als
606 C
45
St^wäbische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
583 B
592 A
583b Johannes Cuspinian mit seiner Familie.
Rot setzt r. im Kleide der Mutter als bräunliches
Karminrot an, steigert sich zu leuchtendem Zin-
noberrot in den Schauben der Söhne und klingt
im warm rotbräunlichen Inkarnat, im rotbraunen
Haar und endlich im Pelzbesatz der Schaube und
dem Barett des Vaters aus. Es kontrastiert 1. mit
Gelbgrün in dessen Ärmel und in der wenig sicht-
baren Landschaft. Dunkles Blau in Himmel
[darauf mattgelb die Inschriften] und Meer, Weiß
in Haube und Hemden erhöht die Leuchtkraft
des Rot, tiefes Schwarz [Baretts, Schaube des
Vaters, Gewänder der Söhne, Brusteinsatz der
Mutter] die allgemeine Helligkeit. Bräunlich-
grauer Baumstamm. Graue Brüstung.
Auf dem Bilde sind folgende Inschriften : Zebedeus über dem Haupte
Cuspinians; Jacobus major Christo coevus über dem ältesten Sohne;
Salome uxor i pacifica quia fiHos pacs [ pacif icos ] genuit über der weibHchen Figur; unter dem jüngsten Sohn auf der Brüstung
Joannes Christi . . . An einem Ast in der Mitte des Bildes eine gelbbraun gerahmte Tafel mit der Inschrift: Filü, colite Deum
discite prudencia diligite honestate .".Auf der Rückseite der Tafel in goldener Unzialschrift auf schwarzem Grunde drei längere In-
schriften, die über den Maler selbst, über die Dargestellten und über ein Gegenstück zu dem Bilde nähere Auskunft geben. Durch
sie ist Name und Herkommen der Persönlichkeit des Meisters der Sammlung Hirscher wieder entdeckt worden. Mit Ergänzung
der verwiscliten Buchstaben sowie der Abkürzungen lauten die Inschriften; anno humanae reparacionis MDXX mense octobri
Leone X. pont. max. quum Carolus V. Philippi Castellae regionis ac Granatae regis filius Aquisgrani in Regem Ro. crearetur ac
Ro. Caesar designaretur. Bernardinus. Strigil. pictor. civis Memingensis. nobilis. qui solus edicto. Caesarem Maximilianum.
ut olim Apelles Alexandrum pingere jussus has imagines manu sinistra per specula ferme sexagenarius Viennae pingebat. —
Joannes Cuspinianus doctor francus ex Schweinfurt oüm caes. Aug. Maximilian! imp. a consiliis et ad reges hungariae boemlae ac
poloniae Vladislaum Ludovicum et Sigismundum orator Caroli V. Caes. consilarius. ac locum tenens in senatu Vienensi quem
vulgo Anvaldum apellat. Ex prima conjuge Anna octo liberos genuit e quibus hie Sebastianus foelix annum agebat etatis quintum
decimum, minor natu Nicolaus Chrisostomus duodecimum genitor horum duodequinquagesimum Hagnes noverca quadragesimum
primum. — Prima tabula habet imagines Maximilian! caes. Aug. Mariae ducissae Burgundiae filiae Caroli ducis Phil, filü Regis
Castellae CaroH. V. Imp. Aug. Ferdinan. infantis Hisp. Archiducum ac nepotum. Caes. et Ludov. Regis Hungariae ac Boemiae.
Der Inhalt der ersten Aufschrift ist, daß Strigel, fast sechzigjährig, vom Kaiser geadelt wurde und allein berechtigt war, das Bildnis
Maximilians zu malen und daß er diese Porträts im Jahre 1520 zu Wien mit der linken Hand und mit Hilfe des Spiegels gemalt
habe. Der zweite Abschnitt belehrt über Amt, Würden und Alter des
kaiserlichen Rates Johann Cuspinian [eigentlich Spleßhammer, gestor-
ben 1529], der zugleich Historlograph war und an der Wiener Universi-
tät wirkte, sowie über Namen und Alter der dargestellten Glieder seiner
Familie. Der dritte Abschnitt berichtet von dem Gegenstück zu dem
Bilde, das die Bildnisse Kaiser Maximilians I., seiner Gemahlin Maria von
Burgund, ihres Sohnes Philipps I., der beiden Söhne des letzteren, KarlsV.
und Ferdinands I., endlich des Prinzen Ludwig II. von Ungarn enthält.
Das Bild befindet sich noch jetzt In Wien In den k. k. Hofmuseen und
zeigt auf der Rückseite die Sippe Christi, steht also auch im Zusammen-
hange mit dem Berliner Bilde, sofern auf diesem die Porträt figuren mit
Namen aus der Sippe Christi bedacht sind .*. Wahrscheinlich zur
. ^^ Sammlung Solly gehörig.
^ ^ Lindenholz. h. 0,70, br. 0,61.
Male
Hans Maler. Aus Ulm gebürtig und dort wahrschein-
lich als Schüler Zeitbloms gebildet. Tätig zu Schwaz
in Tirol, nach den Daten auf seinen Bildern 1519 bis 1529.
Früher „Meister der Weltzerbildnisse" genannt.
592a Bildnis der Königin Anna, Gemahlin
Ferdinands 1. von Ungarn. Von tiefblauem
Grund hebt sich leuchtend das goldgelbe, schwarz
gemusterte und karminrot geschlitzte Brokatge-
46
S
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R
'■■^'^^^^E 7
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wand ab, dessen Lichter in
Gold aufgesetzt sind. Die
Helligkeit des weißlichen,
von grauen und rosa Tönen
durchsetzten Antlitzes, das
gelbbraunes,von goldgelber
Haube mit goldenen Lich-
tern bedecktes Haar um-
rahmt, steigert der Gegen-
satz zum dunklen Blau des
Grundes und Schwarz im
Barett, das mit goldenen
Nesteln, grauweißen Perlen
und Feder geziert ist. Gold-
gelber Halsschmuck. Auf
dem blauen Grund in Gold-
schrift: ANNA REGINA •
1525 Anno Etatis • 22 •
Schwäbische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
123-1 B
Ehemals irrtümlich als Bildnis der Anna Boleyn angesehen und Hans Holbein d. J. zugeschrieben .-. Sammlung Solly, 1821.
Weißtannenholz, h. 0,34, br. 0,28.
CpU offi-ipi' Martin Schaffner. Zeichnet sich Martinus Schaffner, seit 1514 mit dem aus M und S
kJ»..-IlClllllCI gebildeten Monogramm. Maler und Bildschnitzer, geboren um 1480'(zu Ulm, gestorben
dciselbst angeblich 1541. Schüler des Jörg Stocker
zu Ulm, ausgebildet unter der Einwirkung Burgk-
mairs, Dürers, Schäufeleins und der italienischen
Kunst [Reise nach Italien um 1520?]. Tätig nach
den Daten auf seinen Bildern von 1496 bis 1535,
vornehmlich zu Ulm.
1234b Zwei Flügel eines Altars [ausein-
andergesägt]. Leuchtende Farbenkontraste,
vor allem Karminrot und Gelbgrün, dunkles
Blau und Gelb [oder Gold], durch den Ge-
gensatz zu Weiß noch tiefer gestimmt. Röt-
liches Inkarnat mit graublauen Schatten.
Rosabräunliche und graue Bodenfliesen.
— Außenseiten. Vor Goldgrund mit
eingeprägten Ornamenten und Nimben.
Linker Flügel: Derhl.Andreas. Zwischen
leuchtendem Karminrot im Mantel und
tiefem Blau im Gewand vermittelt bräun-
liches Gelb im Mantelumschlag. — Rechter
Flügel: Der hl. Gregor. Leuchtendes
Gelbgrün im Mantel, im Umschlage des
schwärzlichsilbernen, goldgestickten Or-
nats [mit saftgrünen Lasuren] und seinen
47
SdiTväbisdie
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
603 A
Fransen kontrastiert mit Karminrot [Mantelumschlag, Tiara], das sich zu Zinnoberrot
im Bucheinband steigert. Goldgelbe Handschuhe. Weiß im Chorhemd. — Innenseiten.
Vor goldenen, braungemusterten Teppichen mit gelbgrüner Kante, die vor dunkel-
blauem Grund mit goldenem Rankenwerk hängen. Linker Flügel: Der hl. Lukas.
Leuchtendes Karminrot in Mantel und Kappe, Saftgrün im Bucheinband. Dunkelblau
im Gewand, gelbe, in den Schatten rotbraune Handschuhe. — Rechter Flügel: Der
hl. Markus. Karminrot im Mantel und mit bräunlichsilbergrauem Muster im Wams,
noch leuchtender im Einbände des Buches [mit goldenem Schnitt], steht gegen leuch-
tendes Gelbgrün in Ärmeln und Beinkleidern. Blaue Kappe.
Vor 1514 gemalt .-. Sammlung Hainauer, Berlin .-. Erworben 1906 als Geschenk der Frau J. Hainauer in Berlin.
Kiefernholz, jede Tafel h. 1,07, br. 0,26.
D_l J.,_„ Hans Baidung-, gen. Grien [Grün]. Maier und Zeichner für den Holzschnitt, geboren
'-'''•^'-^^''ö zu Weyerstein [am Turm bei Straßburg; die Familie stammte aus Schwäbiscl» Gmünd]
zwischen 1475 und 1480, gestorben zu Straßburg 1545. Gebildet unter dem Einflüsse Dürers. Tätig
nach den Wanderjahren vornehmlich in Straßburg und in Freiburg im Breisgau [1511 — 1516).
v,603 Kreuzigung Christi. Das Bild erinnert mit seinen breiten leuchtenden Flächen,
auch in der Wahl der Farben, unter denen Smaragdgrün und Karminrot, Gelb und
Blau vorwiegen, an Glasgemälde. Leuchtendes Smaragdgrün, das vorn im Rock
Magdalenas ansetzt, sich in der Wiese, in Tasche und Armelumschlag des Haupt-
manns weiterverbreitet und im bräunlichen Saftgrün der Bäume ausklingt, kontrastiert
mit Karminrot [Mieder Magdalenas, leuchtender im Mantel Johannis, Gewand und
48
Kopfbedeckung des Hauptmanns, Tasche des Knechts I. usw.], leuchtendes Gelb [Hose
des Knechts 1., Gewand und Kragen des Hauptmanns, Kriegsknecht r.] mit Blau [Ärmel
Marias; heller im Himmel; grünlichblaue Ferne]. Kaltes bläuliches Weiß im Mantel Marias,
Weiß in den Kopftüchern der Frauen und den Schneegebirgen erhöht die tiefe Lokal-
farbenwirkung. Die rotbraunen und graubraunen Körper der Gekreuzigten vor stumpf
grauschwarzer Wolkenschicht. R. vorn der Stifter, Abt des Klosters Schüttern im Breis-
gau. Neben ihm ein Wappen, Blau in Gold, rot und silbern umrandet.
Bez. am Fuße des Kreuzes mit der Jahreszahl 1512 und dem aus HB und G gebildeten Monogramm .-. Erworben 1823.
Lindenholz, h. 1,51, br. 1,04.
v603a Flügelaltar. Mittelbild: Anbetung der Könige. Die tiefen leuchtenden Farben
lassen wiederum in ihrer breitflächigen Wirkung und in ihrer scharfen Abgrenzung an
Glasmalereien denken. Den Hauptkontrast, der auch die Flügel beherrscht, am volltö-
nendsten aber im Mittelbild erklingt, bilden leuchtendes Karminrot [Gewand des knien-
den Königs, kühler in Kappe und Gewand des Mohrenkönigs und im Mantel Josephs]
und Smaragdgrün [Streifen im weißen Umhange des Mohrenkönigs, bläulicher in der
Kopfbedeckung des knienden Königs am Boden und in Kappe und Ärmeln des Königs
in der Mitte], das in der Landschaft in Gelbgrün übergeht. Dazwischen ist Blau [Dun-
kelblau im Gewände Marias, Hellblau im Himmel mit gelber, rot umrandeter Glorie,
Graublau in Gewand und Kappe Josephs] und Gelb [Beinkleider des Mohrenkönigs,
rötlicher in der mit dunkelrotbraunem Pelz besetzten Schaube des Königs in der Mitte]
verteilt. Weiß bildet die Basis für die leuchtenden Lokalfarben. Vor dunkelbraunem
Gemäuer und grauem Erdboden, der sich in den Flügeln fortsetzt. — Linker Flügel:
Der hl. Georg. In den Flügeln fällt die Färbung
zum weiß blitzenden Grau der Rüstungen, Weiß
in den Fahnentüchern und bräunlichem Grau im
Erdboden. Leuchtend dagegen steht das Rot im
Barett, im Fahnenkreuz und -schaft, durch Gelb-
grün der Wiese und Dunkelgrün im Laubwerk sich
ergänzend. Goldgelbes Gewand mit blauem Be-
satz. — Rechter Flügel: Der hl. Mauritius.
Leuchtendes Rot im Fahnenschaft, in den rosa-
roten Tönen des Helmbuschs und dem rotbräun-
lichen Erdboden ausklingend. Gelbgrün im Rasen.
— Rückseiten: In gebrochenen, auf Grau
gestimmten Tönen. Linker Flügel: Die hl.
Katharina. Kaltes Hellkarminrot im Mantel und
Gelbgrün der Landschaft. Gedämpftes Goldgelb
im gelbgrün gemusterten Brokatgewand und im
Haar gegen Hellblau im Himmel und Graublau
im Kragen. — Rechter Flügel: Die hl. Agnes.
Zinnoberrot in der Kappe und Karminrot im
Kleiderbesatz, mit Gelbgrün in der Landschaft
kontrastierend, belebt das herrschende Grau in
Schwäbische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
603 B
49
Schwäbische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
552 B
619 A
Gewand und Erdboden. Goldgelbe Stickereien der
Kappe. Das Lamm an dunkelblauem Bande. Die
Tafeln sind jetzt auseinandergesäg-t.
Aus der Stadtkirche zu Halle. Der entsprechende, aus gleichem Besitz
stammende Flügelaltar, die Marter des hl. Sebastian (jetzt bei Frau H. Gold-
schmidt zu Brüssel ], trägt das Monogramm des Meisters und die Jahreszahl
1 507 .-. Erworben 1 872 aus der Sammlung des Justizrats Wilke in Halle a. d. S.
Lindenholz, Mittelbild h. 1,21, br. 0.70, Flügelbilder br. je 0,28.
603b Beweinung Christi. Kalte lichte Töne halten
die Mitte zusammen: Weiß im Bahrtuch, den bräun-
lichgrauen Leichnam umschließend, und im Kopftuche
Marias, ockergelbliches Grau im Inkarnat, alles über-
tönend aber Hellblau im Gewände Marias [noch heller
ausklingend im Himmel]. Die kühle Wirkung der
Mitte erhöht der Kontrast zu gelben Tönen: mattes
Gelb im Gewände Magdalenas, gelbbräunliche Töne
im Holz der Kreuzesstämme, Gelbbraun im Pelzwerk
der graublauen Tracht Josephs von Arimathia, Gold-
gelb in dessen Ärmel, Ockergelb im Haare Johannis.
Zu 1. hervorbrechendem Hellkarminrot in der Gewandung Johannis, das im rötlichen Inkarnat
und vorn im lichtroten Erdboden ausklingt und die Ergänzung in all den von Olivgrün
[Mantel Magdalenas] und bräunlichem Saftgrün [Buschwerk] bis Blaugrün [Ferne] ab-
fallenden Tönen des Hintergrunds findet, steigern sich die gelben Töne, die in der Nach-
barschaft von Grün nach Rot [Gewand Magdalenas, mit karminrotem Gürtel], neben Rot
nach Grün [Ärmel Josephs] schillern. Ganz zart kehren rosarote Töne in der Landschaft
neben Blaugrau und Blaugrün [Berge
der Ferne] wieder.
Aus der späteren Zeit des Meisters .". Stammt an-
geblich aus Südfrankreich .'. Erworben 1907 als
Geschenk des Herrn Generaldirektors Dr. Bode.
Lindenholz, h. 1,39, br. 0,93.
552b Kopf eines Greises. Der
braunrote Ton des Inkarnats spielt
auf das graue Haar [mit scharfen
weißen Lichtern] hinüber. Schwarzer
Grund und Mantel.
SAJIX» QTlBaiW VTM -'SÄT mVLK Ä" TfW '"^I^A Wlii VIKjU I ■ M
Ehemals Albrecht Dürer zugeschrieben .-. Ringsum
angestückt .*. Sammlungen von Kirschbaum, Mün-
chen 1822, von Holzschuher, Nürnberg 1869 .".
Sammlung Suermondt, 1874.
Holz [Art?], in Eichenholz eingelassen, h. 0,32,
br. 0,23.
50
Meister von Meßkirch e^Lr^lin*
Hauptwerke in der Kirche zu Meßkirch. Tätig um
1525 — 1550. Anscheinend Schüler Schäufeleins.
619a DreiTafeln in einem Rahmen. Vor
goldenem Grund mit eingeprägten Nimben;
oben Goldrankenwerk auf Schwarzblau. Auf
bräunlichweißem Boden, vorn durch weiße
Tafeln begrenzt. Lichtes rosabräunliches
Inkarnat. Die hl. Katharina. Tiefes Grün
in Palme und Oberkleid geht nach unten
[in den Schatten des Untergewands] in das
Rostbraun derUntermalungüber. Bläuliches
Weiß der Hängeärmel. Braun lasiertes
silbernes Schwert, ockergelbbraunes Rad.
— Der hl. Paulus. Zinnoberrot im Mantel,
Hellblau im Buch mit goldgelbem Schnitt,
Violettgrau im Gewand. Silbernes, braun-
lasiertes Schwert. — Diehl. Agnes. Weiß-
lichkarminroter Mantel, zinnoberroter Rock mit graublauem Besatz, oben blaues Kleid.
Grüne Palme.
Zu Nr. 619 B gehörig. S. die Bemerkung daselbst .■. Erworben 1850 aus der Sammlung Hirsclier zu Freiburg i. B.
Fichtenholz, Mittelbild h. 0,61, br. 0,18; Seitenbilder je h. 0,70.
631 Christus am Ölberge. Im Vordergrunde leuchtende Lokalfarben: 1. Rot [Gewand
Johannis] im Kontrast zu saftigem Grün in Rasen und Laubwerk [als Karminrot im
Mantelumschlag und Zinnoberrot im Buch neben Gelb-
grün im Ärmel des Jüngers r. hinten wiederkehrend],
r. tiefes Blau im Gewände Petri. Das letztere schwächt
sich, den Mittelgrund beherrschend, zu Graublau im
Rocke Christi ab, dort durch den Gegensatz zu bräun-
lichem Ockergelb in der Felswand [kräftiger im Haar
des Jüngers] gestärkt. Im Hintergrunde nochmals nach-
drücklicher derselbe Kontrast: Dunkelblau [Himmel],
Graublau [See] und Goldgelb [Judas], Hellgelb
[Horizont]. Goldener Kelch und Nimben.
Ein Seitenstück, Christi Kreuztragung, im Germanischen Museum zu Nürn-
berg. — Galt ehemals, wie alle Bilder des Meisters, als Arbeit B. Behams,
wurde dann irrtümlich dem Schäufelein zugeschrieben .*. Sammlung Solly,
1821 .-. Fichtenholz, h. 0,63, br. 0,50.
619b Zwei Tafeln in einem Rahmen. Links: Der
hl. Crispin. Rosarot im Rock, Grün in der Palme.
Gelbbraune Stiefel und Axtgriff. Graubrauner Pelz. —
Rechts: Der hl. Crispinian. Leuchtendes Hellblau im
Rock, strohgelbes Haar, gelbbrauner Rockumschlag.
Weißlichkarminrote Beinkleider, grüne Palme.
Schwiibisclie
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
631
619B
51
Sdiwäbische
Sdiule des
XVI. Jahr-
Hunderts
584
ZuNr. 619 A gehörig und mit diesem eliemals in der Herrschaft Zimmern.
In der 1909 versteigerten Sammlung Felis zu Brüssel befanden sich fünf
dazugehörige Tafeln mit Heiligendarstellungen .■. Erworben 1850 aus
der Sammlung Hirscher -•. Fichtenholz, jede Abteilung h. 0,64, br. 0,19.
Burgk
maiK '^'"'^ Burgkmair. Maler und Zeichner für
^'■'*^*' den Holzschnitt, geboren 1473 zu Aug-sburg,
gestorben daselbst 1531. Sohn und Schüler des Thoman
Burgkmair, in jungen Jahren vielleicht bei Schongauer in
Kolmar, weiter ausgebildet unter dem Einflüsse der vene-
tianischen Malerei. Tätig zu Augsburg [daselbst 1498 in
die Malerzunft aufgenommen].
584 Heilig-e Familie. Warme Töne, von Olivbraun
im Mantel Josephs zu bräunlichem Orangegelb
im Gewand ansteigfend, fallen nach r. über karmin-
rot [Armelumschlag] und Saftgrün [Unterärmel]
zu Weiß [Windel, vor braunrotem Pilaster] und
Dunkelblau [Mantel Marias über bräunlichkarmin-
rotem Gewand]. Rotbraunes Inkarnat. Die röt-
lichen, auf das beherrschende Rotbraun gestimmten
Töne ergänzen sich im stumpfen Saftgrün der
Landschaft.
Bez. unter dem Kapital des Pfeilers: lO • BVRGKMAIR • PINGEBAT ■ IN • AVGVSTA • REGIA 1511
aus der Sammlung Reimer zu Berlin .". Lindenholz, h. 0,45, br. 0,33.
Erworben 1843
569
569 Der hl. Ulrich, Schutzpatron von Augsburg. Orangegelb und Karminrot in
Mantel und Bischofsmütze, Goldgelb im Knauf des Bischofsstabes und Karminrot im
Sudorium auf der r. Schulter steigern sich zum wärmsten Rot im
Fransenbesatz des Mantels und den Schuhen, kontrastierend mit
Saftgrün [Landschaft, Fütterung der Bischofsmütze]. Orange-
gelb als Hauptfarbe ergänzt sich im tiefen grünlichen Blau des
Himmels [davor warm das bräunliche Inkarnat] und [nochmals
in der Goldborte anklingend] im dunklen, über Braun gelegten
Blau des Gewands. Hellblau-rosarote Schillertöne im Mantel-
umschlag bilden die Vermittlung, während kaltes bläuliches Weiß
[Chorhemd, Stab, Handschuhe] die Leuchtkraft der bunten
Farben erhöhen hilft. Braune und graue Untermalung. R. unten
ist in der Untermalung der abgeschnittene Fuß einer anderen
Figur sichtbar.
Gegenstück zu Nr. 572 .'. Aus der späteren Zeit des Meisters [um 1520] .'. Erworben 1843
aus der Sammlung Reimer zu Berlin .". Fiditenholz, h. 1,04, br. 0,40.
572 Die hl. Barbara. Leuchtendes Rot [Untergewand] und Gelb-
grün [Umschlag des Obergewands] bilden den beherrschenden
Kontrast, dessen Intensität durch kühle graublaue und silber-
graue Töne im Obergewande gesteigert wird. Hellblau -rosarote
Schillertöne im Umschlage des Untergewands überführen zum
Mattgelb des Rockes. Im oberen Teil hat [neben bräunlichen
Tönen, z. B. im Inkarnat] Goldgelb im Mieder, Kelch und Krone
52
das Überg-ewicht. Es wird [im Horizonte
weiterkling-end] durch den Gegensatz zu Hell-
blau im Himmel und unten im Häng-eärmel
durch den Gegensatz zu Graublau [Ober-
kleid] gestärkt. Saftgrüne Landschaft mit
blaugrüner Ferne.
Gegenstück von Nr,
Reimer zu Berlin .".
569 .•. Erworben 1843 aus der Sammlung
Fichtenholz, h. 1,04, br. 0,40.
Sdiwa'bische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
597 A
Rffll J""^^ [Georg] Breu d. Ä., Brew oder Prew.
■'-'* y^yi Zeichnet sich mit dem Monogramm [siehe unten]
oder auch Jörg- Prew. Maler und Zeichner für den
Holzschnitt. Tätig- schon 1501, zu Augsburg um 1512
bis 1530, gestorben daselbst 1536. Wahrscheinlich
unter dem Einflüsse H. Burgkmairs gebildet.
597a Maria mit dem Kind und die hll.Bar-
bara und Katharina. Dunkelblau im Ge-
wände Marias lichtet sich auf zu Hellblau im
Mantel [mit weißlichen Lichtern], in den Flü-
geln einiger Engel, in der Ferne und im
Himmel mit weißen Wolken. Helles grau-
bräunliches Inkarnat. Einige Flecken Gold-
gelb im Gewände des vordersten Engels und in den Mustern des schwarzen Brokat-
kleides der hl. Barbara [hinten], Gold in den Kronen und dem Schnitte des Buches
im Vordergrund, Ockergelb im Brunnen, an dem die Engel
spielen [die durch grauweiße Schriftblätter als Vertreter von
Glaube, Liebe, Hoffnung und der vier Kardinalstugenden
gekennzeichnet sind]. In der kühlen, auf Blau und Grau ge-
stimmten Färbung bricht r. leuchtendes Rot [Kleid der hl.
Katharina, wiederkehrend im Rosenkranz, den das Kind
darreicht] hervor, das sich durch Saftgrün [rot gezierte Är-
mel Katharinas, Wiese und Bäume] ergänzt. Oben sind alle
Lokalfarben vor hellem Himmel gebrochen: rotgelbe und
graublaue Gewänder, grünliche und violette Flügel der
Engel, mattgelbe, rosarot umrandete Glorie, graublaue und
mattrote Gewandung Gott -Vaters. Der später angefügte
1. Streifen ist abweichend vom übrigen Teil der Tafel in
dunkelgrünen und blaugrünen Tönen gehalten, von denen
sich die Wappen in kräftigen hellblauen, goldgelben, zinnober-
roten und schwarzen Farben der Felder abheben.
Bez. rechts am Brunnen mit der Jahreszahl 1512 und dem Monogramm b .■. Die beiden
Wappen in dem Bild, von späterer Hand hineingemalt, sind die des Christoph Haimer
zu Reichenstein [1517 — 1571] und seiner Gattin Apollonia Pernerinn zu Rauchen-
Schachen. Der linke Streifen mit den Wappen und der Landschaft ist angesetzt an
Stelle eines Stückes der Originaltafel, auf dem vermutlich noch zwei Heilige dargestellt
waren .-. Erworben zwischen 1845 und 1847.
Fichtenholz, h. 0,75, br. 0,52.
572
53
Schwäbische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
586
586 C
HfnlKpln ^^"^ Holbein d. J. Maler und
1 lUlUClIl Zeichner für den Holzschnitt, ge-
boren zu Augsburg 1497, gestorben zu Lon-
don zwischen dem 7. Oktober und dem
29. November 1543. Schüler seines Vaters
Hans zu Augsburg. Tätig in Basel [seit 1515
und daselbst 1519 in die Zunft aufgenommen],
einige Zeit zu Luzern [um 1516 oder 1519],
1518 vermutlich in Oberitalien, seit 1526 zu
London [1536 zum Hofmaler ernannt], mit
Unterbrechung der Zeit von 1528 — 1531,
sowie des Jahres 1538, die er wieder in
Basel zubrachte.
586 Bildnis des Kaufmanns Georg
Gisze. Zum leuchtenden Gelbgrün
der Wände, das in den Schatten eine
blaugrünlicheTönung empfängt, steht
im Kontrast das verschiedenartige
Rot, das am leuchtendsten in den
karminroten Ärmeln [mit weißlichen
Lichtern] zum Ausdrucke kommt und
sich im Vordergrunde zu bräunlichem
Zinnoberrot, [außer von Grau] be-
gleitet von Saftgrün, in den Orna-
menten des persischen Teppichs erwärmt. Die Unruhe des Vordergrundes läßt die breiten
Farbenflächen der Figur in um so größerer Ruhe erscheinen. Das graurötliche, weich
modellierte [von graubraunem Haar umrahmte] Antlitz wird außer durch den Gegensatz
zu Gelbgrün durch das reine Weiß im Hemdausschnitt erwärmt. Tiefes Schwarz der Schaube,
Grauschwarz im Barett erhöhen die allgemeine Helligkeit. In kleineren Flecken wiederholt
sich in der Umgebung der Figur überall Rot [hell-
'^ karminrote und rötlichviolette Nelken in der vene-
tianischen Glasvase, zinnoberrote Siegel der Briefe,
zinnoberrote Schnüre der Wage, bräunlichrote Rie-
men der Bücher]. Hinzu tritt auf der r. Seite bräun-
liches Goldgelb in den ledernen Büchereinbänden
und im Kasten oben, reiner in der Bindfadenrolle
und den Ringen am oberen Bort, kontrastierend
mit Blau [Fond der Fadenrolle, Ringstein]. Auch
hier bildet überall Hellgrau [Metallgeräte r. vorn]
und reines Weiß dieBasis für die leuchtenden Farben.
Links an der Wand der Name: G. Gisze und darüber der Wahlspruch ;
Nulla sine merore voluptas .". Oben ein weißer Zettel mit der Inschrift:
. ttOr/iol' [sie] 1 Jmagine Georgii Gyscnii Jsta refert vultus, qua cernis
Jmago Georgi Sic oculos vivos, sie habet lUe Genas. Anno aetatis
siiae XXXIIII. Anno dorn. 1532. [Distidion auf das Bild des Georg
Gisze: Das du bier siebst, dies Bild, zeigt Georgs Züge und Aussehn.
So ist lebendig sein Aug' , so sind die Wangen geformt.] .'. Insdirift auf
dem Briefe: Dem erszamen Jergen Gisze to lunden in engelant mynem
broder to banden ,•. Auf den Briefen an der Wand die Adresse des Dar-
gestellten in deutscher Mundart: Gisze, Gisse oder Ghisse to Lunden .'.
Der Dargestellte entstammt einer Danziger Kaufmannsfamilie und ist an)
54
2. April 1497 geboren und Im Februar 1562 gestorben
Solly, 1821.
Eichenholz, h. 0,96, br. 0,84.
Sammlung
586c Bildnis eines jüngeren Mannes. Vor
kaltem Hellg-raublau [darauf wirksam die goldene
Inschrift], umgeben von Schwarz im Barett und
bläulichem Grauschwarz des seidenen Schauben-
umschlags und der Ärmel, kommt warm das röt-
liche Antlitz mit rotbraunem Bart hervor. Kleine
Flecken Weiß im Hemd erhöhen die Wirkung des
Inkarnats. Bräunlichschwarze Schaube. Gelbbraune
Handschuhe.
Bez. auf dem Grund in Gold: ANNO . 1541 . ET ATIS . SUAE . 37 . .-.
Am Zeigefinger der linken Hand ein Ring mit dem Wappen der Fa-
milie de Vos van Steenwijk in Holland [rote Balken auf weißem Feld] .■.
Sammlungen von Sybel, Elberfeld, und Merlo, Köln .*. Sammlung
Suermondt, 1874 .-. Eichenholz, h. 0,47, br. 0,36.
586 b Bildnis eines jüngeren Mannes. Vor leuch-
tendem Ultramarinblau des Hintergrundes steht
warm das rötlichbraune, mit Grau modellierte Antlitz, von röthchbraunem Haar umgeben.
Weiß im Hemdausschnitte dient ebenso der Erwärmung des Inkarnats. Grauschwarz in
Gewandung und Barett. Bräunliches Goldgelb der Handschuhe.
Bez. auf dem Grund in Gold: ANNO 1533 /ETATIS SUAE 39 .-. Nach dem Wappen [schwärzliche Schrägbalken und gelbgrüne
Wappenzeichen auf weißem Feld] auf dem zinnoberroten Steine des Siegelringes [am Zeigefinger der linken Hand], das sich
auch auf dem Gegenstücke, dem männlichen Bildnis der Galerie Schönborn zu Wien befindet, ist der Darcrestellte als Hermann
Hillebrandt Wedig, ein Glied der bekannten Kölner Patrizierfamilie, ermittelt worden. Das Gegenstück der Schönborn -
Galerie [datiert 1532] stellt einen seiner Brüder dar .-. Sammlung Schönborn, Wien 1866 .". Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,39, br. 0,30.
586d Bildnis eines älteren Mannes. Der Gegen-
satz zum hellen Graublau im Hintergrund erhöht
die Lebhaftigkeit des rötlichen, mit Grau gebroche-
nen Inkarnats, Grauschwarz in Barett [mit gol-
denen Nesteln] und Damastfütterung der Schaube
und bräunlichschwarzes, an den Schläfen und im
Bart ergrauendes Haar die Helligkeit der Ge-
samtwirkung. Nach unten erwärmt sich das Kolo-
rit über rötliches Grau in den [mit schwarzen Borten
verzierten] Oberärmeln zu dem ebenfalls mit Grau
gebrochenen Hellkarminrot der Unterärmel.
Bez. auf dem Grund in Gold: Aetatis . Suae . 54 .'. Das Bild war un-
bekannt bis zur Dresdener Holbein -Ausstellung 1871, zu der es der Be-
sitzer Sir I. E. Millais geliehen hatte; ausgestellt ferner in der Aca-
demy zu London 1872 und 1880. Auf der Rückseile in einer, anschei-
nend noch dem 1 6. Jahrhundert angehörenden Schrift : W. E. P. L. C. 50.
Dieselben Buchstaben, das Sammlerzeichen eines alten englischen Be-
sitzers, befinden sich auch auf Holbeins Porträt des Robert Cheseman
im Haag und auf dem Joos van Cleve zugeschriebenen, aus der Samm-
lung des Herzogs von Marlborough zu Blenheim stammenden Bildnis
in unserer Galerie .*. Aus des Meisters später englischer Zeit .*. Erworben
1897 in London auf der Nachlaßversteigerung des Sir I. E. Millais.
Eichenholz, h. 0,51, br. 0,37.
Schwäbische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
S86B
586 D
55
Schwäbische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
556
583
A^.j-.1_ „„^^_ Christoph Amberger. Maler und Zeich-
IllUcr^CI „gr für den Holzschnitt, geboren um 1500,
im Jahrel530 in die Aug^sburger Malerzunft aufgenommen,
gestorben zu Augsburg zwischen Oktober 1561 und Ok-
tober 1562. Unter venetianischer Einwirkung gebildet.
Tätig namentlich zu Augsburg.
556 Bildnis Kaiser Karls V. [1500—1558].
Das bräunliche Karminrot der Brüstung treibt
die luftigen grauen Töne zurück: das stumpfe
bräunliche Gelbgrau im Wams, auf dem die
gelbe Kette des goldenen Vließes ruht, das
blasse graubräunliche Inkarnat mit der kräftig-
roten Unterlippe, das hell vor dem [durch die
bräunliche Grundierung etwas erwärmten] Grau
des Hintergrunds steht, aber durch das kalte
Grauweiß im Hemdausschnitt und Handschuhen
wieder höher gestimmt wird. Die gelblichen
Töne ergänzen sich durch Grauviolett im Buch-
einband [mit goldgelbem Beschlag und Schnitt].
Tiefes Schwarz der Schaube und des Baretts
[mit gelben Nesteln], Dunkelgelbbraun im Haar steigern die allgemeine Helligkeit. Oben
in Gelb das kaiserliche Wappen mit dem schwarzen Adler zwischen den Säulen des Her-
kules und der Wahlspruch: Plvs ovltre; darunter: Aetatis XXXII.
Auf der Rückseite aus gleicher Zeit die schadhafte Inschrift: Christoff Amberg .... zu Augspurg und auf einem Blättchen mit
etwas späterer Schrift: die Handt vom Amberger .'. Eine alte Kopie mit Veränderungen in der Akademie zu Siena, eine andere
in der Galerie zu Lille .". Nach alter Überlieferung wird berichtet, Karl V. habe für das Bildnis dem Meister eine goldene Kette
geschenkt und das Dreifache des bedungenen Lohnes [lOTlr.] gezahlt .". Wahrscheinlich ehemals in der von Praunschen Samm-
lung zu Nürnberg .'. Erworben vor 1820 .'. Lindenholz, h. 0,65, br. 0,50.
583 Bildnis des Kosmographen Sebastian
Münster [1489 — 1552]. Zum bläulichen Grün des
Hintergrundes steht in leuchtendem Kontrast Kar-
minrot in dem auf der Brust sichtbaren Unter-
gewand und in der Tischdecke. Auch die Frische
des warm rotbraunen Antlitzes wird durch das um-
gebende Grün ebenso wie durch das reine Weiß
des Hemdausschnitts, im Haar [aufs Inkarnat hin-
überspielend in den Bartstoppeln] sowie im Pelz,
der nach außen eine gelbliche Tönung annimmt,
noch erhöht. Tiefes Schwarz in Barett und Ge-
wandung steigert die schimmernde Helligkeit der
Umgebung.
Auf der Rückseite die Inschrift von einer Hand des 16. Jahrhunderts: Se-
bastian Münster Cosmographus. Seines Alters 65 gemalt Ao. 1552. [In
den Zahlenangaben scheint ein Irrtum untergelaufen zu sein.] Ehemals in
der von Praunschen Sammlung zu Nürnberg -•. Erworben vor 1820.
Lindenholz, h. 0,54, br. 0,42.
56
Amberger? 577 Bildnis des Feldhaupt-
manns Georg von Frundsberg [1473
bis 1528]. In der dunkelgrauen, durch die
bräunliche Untermalung etwas erwärmten
harten Gesamtfärbung [Rüstung, Nische],
die sich zu Schwarz im Helmbusch und im
Gewand vertieft, als wirksamste Note das
kräftig rotbraune Inkarnat, von dunkel-
grauem Vollbart umgeben. Karminrote
Schärpe. Goldgelbe Helmzierate, Gewand-
schlitze und Borten am bräunlichgrauen Um-
hang. Ockergelbbrauner Schaft der Helle-
barde. Rechts oben das Wappen in Gelb
und Schwarz. Unten auf weißer Tafel die
Inschrift, die sich auf die Kriegstaten und
das Lebensalter Frundsbergs bezieht.
Nach 1528, dem Todesjahre Frundsbergs, gemalt .•. Eine
alte Kopie, mit deutscher Inschrift, im Augsburger Privat-
besitz .*. Sammlung Soliy, 1S21.
Rottannenholz, h. 1,51, br. 0,96.
]Wr_J„l._„ T C So genannt nach der Bezeich-
iVlClSLCr Li. O. nung auf unserem Bilde. Tätig
Sdiwäbische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
577
um 1540, vielleicht in Augsburg.
r.iKWIl^, nITMMRl nv, l.t(tMANItl D^ X P(R TIRO
l( .1U>SO(*\\H .AI(llf..«IT MJ* lll\»I^Ml( l»t,,IONEM
Ol «l.iiL. liaiV^lVIT *Dr.L\DUMMI*i V iL TOfi *C -
MCf J n€ I .P! \ Vt iXinWONI ^R E T ^N liajRAMT.VICIE%
.«IT *Dt\M MODVM ARM*I\> PBIU VM UONC IVIT
ll*(UMTt>5SIJK«EXTRrM*tiyE MET\T>TIi reini«.|T.
.\>l OiOlT^VÖtBirrwO StDXX vlll.,VCNJE*VO~t«XX
629 Bildnis eines jungen Ritters. Das rotbräunliche Anthtz mit graublauen Augen,
von blondem Haupthaar und wenig bräunlichem Bart umrahmt, mit lichtroten Tönen in
den Lippen, Wangen und im Ohr, hebt
sich warm vom umgebenden hellblauen,
mit weißen Wolken bedeckten Himmel und
dem Grau des Harnischs ab. Die kühlen
blaugrünen und graublauen Töne der land-
schaftlichen Ferne, in die sich bräunliche
Töne mischen, gehen über Saftgrün, Dunkel-
grün und Braun im Mittelgrund in das
warme Rotbraun der in grauen Mischtönen
marmorierten Brüstung über. Schwarzer
Schwertgriff. Goldgelbe Ringe.
Bez. auf dem Streithammer mit dem aus L und S gebildeten
Monogramm und der Jahreszahl 1540. Die Jahreszahl 1527
auf der Rüstung bezieht sich nur auf deren Anfertigung.
Früher deshalb irrtümlich Deutsche Schule von 1527 ge-
nannt .'. Sammlung Solly, 1821.
Rotbuchenholz, h. 0,56, br. 0,48.
629
57
Donau-
sdiule des
XVI. Jahr-
hunderts
638 A
DONAUSCHULE
Male
Bau-
638
* Alf r1r»l'fp>r Albrecht Altdorfer. Maler,
i/~VlH_H_;I ICI meister, Zeichner für den Holzschnitt
und Kupferstecher, geboren kurz vor 1480, gestorben
zu Regensburg 1538, bald nach dem 12. Februar.
Wahrscheinlich Schüler seines Vaters. Bildete sich
nach Albrecht Dürer, vielleicht auch unter dem Ein-
flüsse von Matthias Grünewald. Tätig zu Regens-
burg [daselbst ansässig seit 1505].
638a Landschaft mit Satyrfamilie. In
das Saftgrün der Bäume und Wiese, mit
glitzernden gelbgrünen Lichtern, mischt sich
das Rotbraun der Stämme und der im Licht
ockergelblich schimmernden Felswand. Auch
die Satyrfamilie ist im rotbräunlichen Ton
gehalten [dunkler der Mann mit braunrotem
Haar, lichter das Weib mit ockergelbem
Haar, ein bräunlichweißes Tuch um die Hüf-
ten]. Rotbraun stärkt sich zu Karminrot im
Gewände der von einem Satyr verfolgten Nymphe. Zwischen dem grünen Laubwerk
leuchtet hellblauer Himmel und luftig blaugrüne Ferne.
Bez. links oben mit der Jahreszahl 1507 und dem aus A A gebildeten Monogramm .*. Ehemals in der Sammlung Kraenner
zu Regensburg .". Sammlung Suermondt, 1874.
Lindenholz, h. 0,23, br. 0,20.
638 Doppelbild. Stigmatisation des hl. Franziskus. Das dunkle Saftgrün des
Laubwerks und der Gräser, das nach der Ferne in Blaugrün übergeht, wird im Erdboden,
in den Baumstämmen, den Felsen, den Wolken vom Braunrot der Untermalung durch-
brochen. Derselbe warme Ton liegt auch im Inkarnat und den Schattenpartien der bräunlich
weißen Kutte zutage. Karminrote Strahlen gehen von dem dunkelblau geflügelten Kruzifix
aus. Die ganze Szene ist von gelbem Schein über-
gössen, der in breiter Fläche im Horizont ansetzt
[dort durch den Gegensatz zu Dunkelblau in
Himmel und Ferne gestärkt] und sich in blitzenden
Lichtern über den ganzen Vordergrund verbreitet.
— Der hl. Hieronymus. Die Färbung stimmt
mit der zugehörigen Tafel überein. Auch hier bildet
das warme Rotbraun der Untermalung [im Körper
des Heiligen, den Schatten des weißlichen Gewands,
den Baumstämmen, im Löwen], das sich zu bräun-
lichem Karminrot im Mantel 1. am Boden steigert,
den Kontrast zum bräunlichen Saftgrün der Land-
schaft. BlaueFerne undHimmel mit weißen Wolken.
Die linke Tafel ist links und rechts unten mit der Jahreszahl 1507 und
dem aus AA gebildeten Monogramm, die rechte links unten mit
der Jalireszahl 1507 und dem Monogramm bezeichnet .". Sammlung
Solly, 1821.
Lindenholz, jedes Bild h. 0,22, br. 0,19.
58
638b Ruhe auf der Flucht nach Ägypten.
Tiefes leuchtendes Blau im Himmel, in der
landschaftlichen Ferne 1. und vorn r. im Mantel
Josephs [dort durch den Kontrast zu Hellgelb
in den Beinkleidern besonders gestärkt] er-
höht die Wirkung des Hauptkontrastes von
Rot und Grün. Hellkarminrot im Gewände
Marias nimmt im hellen glitzernden Licht nach
oben und im Kranz einen karminvioletten Ton
an. In lichtem Rosa schimmern Inkarnat und
Mantel. In leuchtenden Flecken hebt sich das
verschiedenartige Rot [mit Gelbgrün und Violett
wechselnd] in den Kleidern der Kinderengel
vom bräunlichen Grau des Brunnens ab. Die
Mitte betonend, das wärmste Rot des Bildes
im Kleide des Engels im Wasserbecken, das
mit Smaragdgrün [Kissen, auf dem das Kind
liegt] kontrastiert, begleitet von dem zweiten
Farbenpaar, leuchtendem Blau [Kleid des auf
dem Rand der Brunnenschale sitzenden Engels]
und Gelb [Glanzlicht des Kissens]. Die roten
Töne klingen im Inkarnat Josephs, in den Kirschen, die er Maria darreicht, in den bräun-
lichroten Dächern der Gebäude in der Ferne und schließlich in dem warmen [in der
Architektur stellenweise durch Grau gekühlten] bräunlichen Tone der Untermalung aus.
Durch den Gegensatz zu Dunkelgrün [Stuhlpolster], Gelbgrün [in den Gräsern, vor allem
im Laubwerk des Mittelgrundes] und Blaugrün [Seespiegel] wird die Wirkung der roten
Töne gesteigert.
Bez. auf der Tafel am Brunnen : Ab'tus Altorffer pictor Ratis-
ponen in salutem aie hoc tibi munus diua maria sacrauit corde
fideii ■ 1510 und mit dem aus AA gebildeten Monogramm .■. Die
dritte Stelle der Zahl war früher retuschiert, so daß fälschlich
das Datum 1540 zu lesen war. [Albrecht Altorffer, Maler zu
Regensburg, weihte dies Geschenk gläubigen Herzens Dir, hehre
Maria, zu seinem Seelenheil] .•- Erworben 1876 aus der Samm-
lung Fr. Lippmann in Wien.
Lindenholz, h. 0,57, br. 0,38.
638d Kreuzigung. Klare leuchtende Lokalfarben
in den Gewändern der Figuren, vor Graubraun
im Erdboden. Der Kontrast von Karminrot
[Mäntel Johannis und Magdalenas, Jacke Josephs
von Arimathia r., Jacke des Knechts neben dem
Kreuz, Stiefel des Knechts 1.] und Gelbgrün
[Gewänder Johannis und Josephs, Wiesen im
Mittelgrund] wird durch die Zusammenstellung
mit tiefem Blau [Ärmel Magdalenas und
Marias, Salbgefäß, Tracht des Knechts 1., land-
Donau-
schule des
XVI. Jahr-
hunderts
638 B
638
59
Donau-
schule des
XVI. Jahr-
hunderts
638 D
schaftliche Ferne] und gedämpfte weiße Töne [Ge-
wand Magdalenas usw.] zu leuchtender Kraft ge-
steigert. Alles Blau aber ergänzt sich in dem Gold-
gelb der Mitte [Beinkleider des Knechts mit der
Leiter], das neben Rosarot auch 1. oben in dem die
grauen Wolken durchbrechenden Schein der Sonne
weiterklingt. Nach oben verdüstert sich die Fär-
bung. Die dunkelbraunen Kreuze heben sich von
dunkelgrauen und weißen Wolken ab [das Haupt
Christi umgibt eine blaugrüne Glorie mit zinnober-
rotem Kreuzeszeichen]. R. aber strahlt hellblauer
Himmel über im Lichte glitzernder Ferne mit einer
in luftigen Tönen gehaltenen Stadt.
Bez. unten in der Mitte mit dem aus A A gebildeten Monogramm .'. Auf
der Rückseite von des Meisters Hand ein halb verwischtes Doppelwappen
auf schwarzem Grund, dessen Ecken mit Goldrankenwerk gefüllt sind .".
Alte Kopie in der städtischen Gemäldesammlung zu Koblenz mit dem
Datum 1528. Das Original ist nicht viel früher entstanden .'. Erworben
1886 durch letztwillige Verfügung der Frau Dr. Maria Weber in Berlin.
Lindenholz, h. 0,28, br. 0,20.
638c Landschaft mit der Darstellung des Sprichworts „Der Hoffart sitzt
der Bettel auf der Schleppe". Jenseits der dunklen bräunlichsaftgrünen Bäume und
Büsche, die den Vordergrund kulissenartig einrahmen, dehnt sich in luftigem Blaugrün
[in der Ferne in Hellblau übergehend], glitzernd in silbrigen und gelblichen Lichtern,
der bergige Mittelgrund. Blaugrün dient der Wirkung von Zinnoberrot, durch Ultra-
marinblau und Weiß gesteigert, in den Trachten der Bettlerfamilie, sowie von ge-
dämpftem Karminrot in der Schleppe [mit weißlichen Lichtern], auf der jene sich nieder-
gelassen hat. Die 1. Seite geht in der graubräunlichen Schloßarchitektur mit ihren
bräunhchroten und blaugrünen Dächern und in den Figuren [der das Paar empfangende
Hofmeister in Graublau und Grauviolett, mit goldgelbem Pokal, der Zuschauer in
Ultramarinblau] in die luftigen Töne
des Mittelgrunds über. Nur im
Schwerte des Hofmeisters und in
Barett und Unterärmeln des Zu-
schauers leuchtet nochmals Zin-
noberrot auf. Darüber spannt sich
ein lichter blauer Himmel, den
sonnige ockergelbliche Wolken
überziehen.
Bez. rechts an einem Baumstamm mit der Jahres-
zahl 1531 und dem aus AA gebildeten Monogramm
.'. Ehemals in der Sammlung Develey, München .*.
Erworben 1876 aus der Sammlung Fr. Lippmann
in Wien.
Lindenholz, h. 0,28, br. 0,40.
60
638e Geburt Christi. Glitzernd im Licht einer
mattgelben Lichtscheibe [rosarot und blaugrau
umrandet] liegt das bräunliche Gemäuer, dessen
Färbung sich in den Ziegelwänden zu Lichtrot
und Rotbraun erwärmt, zwischen saftgrünem
Rasen und Laubwerk. Die rotbraunen, roten
und gelben Töne wiederholen sich in den Ge-
stalten der schwebenden Engel. Alle warmen
Töne aber konzentrieren sich im leuchtenden
Rot von Josephs Rock, das vor rotbrauner
Dunkelheit im Innern der Ruine beim Licht
einer Kerze aufleuchtet, von Ultramarinblau im
Gewände Marias begleitet. In dem hellgelben
Lichtschein am Horizont [daneben ein Fleck
blauen Himmels] der karminrot gekleidete Engel
der Verkündigung an die Hirten.
Aus der mittleren Zeit des Meisters [um 1512 — 15]
1892 von Ch. Butler in London.
Lindenholz, h. 0,36, br. 0,255.
Erworben
Donau-
schule des
XVI. Jahr-
hunderts
638 E
SACHSISCHE SCHULE
f^»*anar>Vl Lucas Cranach d. A. Familienname nicht g-esichert, nach seinem Geburtsorte Cranach
^-'' """'^'^ genannt. Zeichnet sich seit 1509 mit dem Schlangfenzeichen seines Wappens, und zwar bis
zum Jahre 1537 mit aufrechtstehenden, nach 1537
mit liegenden Flügeln. Maler, Kupferstecher und
Zeichner für den Holzschnitt, geboren zu Kronach
in Franken [den 4.?] Oktober 1472, gestorben
den 16. Oktober 1553 zu Weimar [daselbst seit
1552]. Schüler seines Vaters; tätig vornehmlich
in Wittenberg [seit 1505; 1537 und 1540 Bürger-
meister daselbst]; vorher anscheinend in Süd-
deutschland [1502—1504 in Wien, 1506 in Co-
burg], in den Niederlanden [1508], in Augsburg
und Innsbruck [1550-1552], seit 1505 als Hof-
maler in den Diensten der Kurfürsten von Sachsen.
^564a Ruhe auf der Flucht nach Ägyp-
ten. In leuchtender Pracht, vom beherr-
schenden tiefen Gelbgrün der Landschaft
begleitet, strahlt Rot [rote Lasur über
Orange] im Kleide Marias auf, sich etwas
abkühlend zu dunklem Karminrot im
Mantel Josephs, im Gewände des singen-
den Engels 1. vorn, in den Unterärmeln
des Flöte spielenden, in einzelnen Engels-
fiügeln usw. Der Hauptkontrast wird
durch die Zusammenstellung mit tiefem
Blau im Himmel und der landschaftlichen
Sächsische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
61
Sädisisdie
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
Ferne, mit dunklem Blau im Gewände [Graublau in der
Kappe] Josephs und bläulichem Weiß im Tuch, auf dem
das Kind steht, und in den Tüchern der Engel zu höchster
Kraft g-esteigert, während Blau wiederum durch bräunliches
Goldgelb im Haar Marias und der Engel, durch bräunhches
Ockergelb im Gewände des Engels vorn in der Mitte und
im Ornate des Engels 1., durch ockergelbbraune Töne in
den Felsstücken links an Intensität gewinnt. Blau -rosarot
schillernde Töne [Gewand des Engels zu Füßen Josephs]
vermitteln zwischen den beiden Farbenpaaren. In starker
Helligkeit erscheint zwischen den tiefen satten Farben das
bräunliche Inkarnat Marias und des Kindes [mit karmin-
roten Lasuren in den Lippen und Wangen]. Weiß [Birken-
stamm, Tücher] und Grauweiß [Baumflechte, einzelne En-
gelsflügel] geben für die leuchtenden Farben die Basis.
Goldene Strahlen umgeben das Haupt Marias. Im Grase
blühen blauviolette Disteln, rötliche Nesseln, blauer Ritter-
sporn u. a.
Bez. unten links in Gelb mit dem aus L und C gebildeten Monogramm und der Jahres-
zahl 1504 .-. Das früheste durch Inschrift beglaubigte Werk des Meisters .-.Ehemals
in der Galerie Sciarra zu Rom .". Erworben 1902 aus der Sammlung des Herrn
Dr. Konrad Fiedler in München.
Buchenholz, h. 0,69, br. 0,51.
544a Die hl. Anna Selbdritt. Die
563
563
Wirkung des tiefen Karminrots im Mantel Annas
sowie des warmen rötlichen Inkarnats erhöhen
einerseits kontrastierendes Gelbgrün im Mantel-
umschlag, andererseits aber die Nachbarschaft
kühler Töne: Grauweiß in den Tüchern, Dunkel-
blau im Gewand Annas, Blaugrau [bräunlich
getönt in den Schatten] im Gewände Marias
[mit gelbbraunem Haar] und weißliches Blau des
Hintergrunds, mit dem wiederum das matte Gold
der Nimben und das wärmere Gold der Borten
und Besätze am Gewände Marias kontrastieren.
Rosabräunlicher Erdboden mit saftgrünem Gras-
wuchs.
Angeblich aus der Schloßkirche zu Zeitz und trotz der kleineren
Maße vielleicht Gegenstück zu dem noch heute in der Nikolaikirche
zu Zeitz bewahrten Salvator .-. Aus der früheren Zeit des Meisters
[um 1512] .-. Erworben 1865.
Lindenholz, h. 1,86, br. 0,82.
62
Sächsische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
Me'i Flügelaltar.
Außenseiten. Die Figuren auf ockergelblichgrauem Erdboden, vor schwarzem Hintergrund.
Goldene Nimben. — Linker Flügel: Christus als Schmerzensmann. Das graurötliche
Inkarnat, mit karminrotem Blut besprengt, wird erwärmt durch bläuliches Weiß im Lenden-
tuch. — Rechter Flügel: Maria als Schmerzensmutter. Leuchtendes Blau im Gewand
hellt sich zu bläulichem Weiß im Mantel auf, mit mattem rötlichem Gelb im Kopftuche
kontrastierend. Graurötliches Inkarnat.
Innenseiten. Mittelbild: Das jüngste Gericht. Vor ockergelblichem und lichtrötlichem
Boden der Hölle, der nach der Tiefe in das Braunrot der Felsen und Dunkelbraun der
Ferne [mit leuchtenden gelblichen Feuern], übergeht, bilden Zinnoberrot, Karminrot und
Saftgrün in den Gewändern der Sünder und der sie marternden Teufel und Ungetüme den
Hauptkontrast, der von dunklem Blau und Graublau [z. B. das mit einem M bez. Messer r.
unten], durch gelbe Töne in ihrer Intensität gesteigert, unterbrochen wird. Rotbraune Fleisch-
farbe. Im oberen Teil erhält der Kontrast von grünlichem Dunkelblau [Himmel] und Hell-
gelb [Glorie] das Übergewicht. Doch kehren auch hier Karminrot [vor allem im Mantel
Christi] und Gelbgrün zwischen Blau und Gelb in den Gewändern der Heiligen und
Apostel wieder. — Rechter Flügel: Die Hölle. Die Färbung entspricht dem Mittelbild.
Von rotbräunlichem Grund der Hölle heben sich Gelbgrün und Karminrot der Ungetüme
und Marteranstalten ab. Im Hintergrunde leuchten aus schwärzlichem Dunkel gelbe und
rote Feuerscheine. — Linker Flügel: Das Paradies. Das beherrschende Gelbgrün, das
von Lichtrot im Felsen r., in den Früchten der Bäume, dem graurötlichen Ton des Inkarnats
63
Sächsische
Sdiule des
XVI. Jahr-
hunderts
und Hellkarminrot in den Mänteln Gott -Vaters und
des blau und rot geflügelten Erzengels im Mittel-
grunde belebt wird, geht über das Grau der Felsen
im Mittelgrund in das Blau der Ferne und im
Himmel über, vor dem hellrot, in mattgelber Glorie,
Gott-Vater thront. Darunter auf bräunlichgrauen
Wolken der Kampf der himmlischen Heerscharen
gegen die gefallenen Engel.
Frühes Werk des Meisters .'. Kopie nach Hieronymus Bosch [1462 bis
1516] .'. Das Original befindet sich in der Galerie der Akademie der bil-
denden Künste in Wien /. Die Außenflügel sind Originalwerke der Cra-
nachschule .■- Königliche Schlösser.
Lindenholz, Mittelbild h. 1,63, br. 1,25, Flügel je h. 1,63, br. 0,58.
o18a Bildnis eines Bürgermeisters von Weißen-
fels. Inkarnat, Haar und Pelz [mit feinen schwarzen
Pinselstrichen durchgezeichnet] wird durch den warm
rotbraunen Ton zusammengehalten, der sich zu
bräunlichem Rot im Bucheinbande steigert. Gelbes,
in den Schatten rotbraunes Schild mit einer teil-
weise verdeckten Inschrift. Grauschwarz und tiefes Schwarz im Gewand, Schwarz im
Hintergrund. Gelber Beschlag und Schnitt des Buches.
Bez. links im Grunde [gelb] mit der Jahreszahl 1515 und der Schlange mit aufrechten Flügeln
Von Holz auf Leinwand übertragen, h. 0,42, br. 0,28.
Erworben 1846.
565 Der hl. Hieronymus. Die Leuchtkraft des Karminrot im Mantel des Heiligen
[kühler im Hut und im Buchschnitt] und die Wärme
des rotbräunlichen Inkarnats steigert der Kontrast
zum umgebenden Dunkelgrün des Graswuchses
und der Bäume, das, glitzernd in gelbgrünen
Lichtern, von dem bräunlichen Grau der Felsen
und Baumstämme unterbrochen wird. In kleinen
Flecken kehrt Rot in den kleinen Staffagefiguren
und in einem Dache des Gebäudes wieder. In
tiefem Blau, das sich durch etwas Hellgelb im
Schnitte des Buches in der Mitte ergänzt, leuchten
Himmel und Ferne [mit dem Kloster, in das die
von dem Löwen verfolgte Karawane einzieht, die
den Klosteresel gestohlen hat].
Gemalt vor 1520 .'. Sammlung Solly, 1821.
Lindenholz, h. 0,49, br. 0^5.
64
^67 A Die hl. Anna Selbdritt. Kaltes Karminrot mit
weißlichen Lichtern in der Gewandung der hl. Anna
kontrastiert mit dunklem Grün im Vorhang [gelb-
grüne Lichter der Falten] und Gelbgrün der Land-
schaft und klingt in dem rötlichen, durch Grau ge-
kühlten Inkarnat aus, das durch den Gegensatz zu
bläulichem Weiß im Kopftuch Annas höher gestimmt
wird. Dunkelblau im Gewände Marias [darüber her-
abfallend goldgelbbraunes Haar], dunkler im Himmel
[davor warm die rötlichen Körper der den Vorhang
haltenden Engel mit weißgrauen und gelblichen
Flügeln]. Graublaue Ferne [mit den roten Dächern
einer Burg unter gelblichem Horizont. Graubrauner
Sitz und Erdboden.
Bez. auf der Steinbank links mit der Schlange mit aufrechten Flügeln.
Aus der mittleren Zeit des Meisters [vor 1520] .". Bis 1825 in der Sammlung
Hans Albrechts von Derschau in Nürnberg [ nach dem Auktionskatalog
wäre das Bild von Cranach für Dr. Christoph Scheurl gemalt worden),
kam dann in die Sammlung des Kunst- und Buchhändlers Dr. Friedrich
Campe zu Nürnberg und 1851 in die des Stadtrats Lampe in Leipzig .•.
Erworben 1890 als Vermächtnis des Herrn Dr. C. Lampe in Leipzig.
Tannenholz, h. 0,405, br. 0,265.
559 Bildnis des Kardinals Albrecht von Brandenburg, Kurfürsten von Mainz
[1490 bis 1545]. Grell leuchtend kommt Zinnoberrot in Mütze und Moketta vom tiefen
Smaragdgrün des Vorhangs los, das auch dem
rotbräunlichen Inkarnat [mit kräftig roten Lippen]
und rotbraunem Haar als Hintergrund dient.
Weiß [graublau getönt in den Schatten] gibt
die Basis für die breiten detaillosen Flächen
leuchtender Farben. Rechts das weiße Wappen-
schild mit zinnoberroten, gelbgrünen, gelben
und schwarzen Feldern und Figuren, mit gold-
gelbbraunen Insignien und zinnoberrotem Kar-
dinalshut; darüber ein weißes, an den Rändern
graublaues Schriftblatt. Das Wappen kehrt auf
dem Stein des goldgelben Ringes wieder.
Bez. links in der Mitte mit der goldgelben Schlange mit aufrechten
Flügeln. Aus der mittleren Zeit des Meisters [um 1523] .". Kö-
nigliche Schlösser.
Lindenholz, h. 0,83, br. 0,57.
567b David und Bathseba. Die untere Bild-
hälfte beherrscht der Kontrast von Rot [in den
Kleidern der Frauen, am leuchtendsten im Rocke
der Magd, die Bathsebas Füße wäscht], das vom
Goldgelb der Haarnetze, der Gewandborten
und Schmuckstücke begleitet wird, und Gelb-
Sädisische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
567 A
559
65
Sächsisdie
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
567 B
grün in Rasen und Buschwerk. Ein grauer Ton im
Wasser 1. und in der Mauer, Weiß in den Hemden
und Handschuhen erhöht die Wirkung des Rot und
des graurötlichen Inkarnats. Das tiefe Schwarz der
Schatten [Rockfalten, Gebüsch] steigert die Helligkeit
der farbigen Flächen und erzeugt jene harte Klarheit,
die an die Wirkung kolorierter Holzschnitte denken
läßt. Oben steigert sich die Leuchtkraft der Farben:
Rot [Tracht des zweiten Zuschauers von r., Hut des
Zuschauers 1.], Rot, Gelbrot und Goldgelb [Tracht
und Harfe Davids], vor tiefem Blau des Himmels.
Bez. an der Mauer rechts mit der Jahreszahl 1526 und der Schlange mit auf-
rechten Flügeln .■- Eine Zeidinung dazu bei Herrn Rodriguez in Paris (ehe-
mals in der Sammlung Lanna in Prag] .". Erworben 1890 von Frau Medizinal-
rat Klaatsch in Berlin .-. Rotbuchenholz, h. 0,36, br. 0,24.
618 Bildnis eines jungen Patriziers. Gegen tiefes
leuchtendes Blau des Hintergrunds steht warm das
rötlichbraune, mit Grau durchsetzte Antlitz, in das
die Einzelheiten mit spitzem Pinsel in Schwarz einge-
zeichnet sind. Dunkelbraun im Haar und Dunkelbraungrau im Pelzkragen vermitteln mit
den geschlossenen Flächen von Schwarz in Barett und Gewandung, das durch den Gegen-
satz das Inkarnat um so lichter erscheinen läßt.
Bez. Hnks [ in Gelb] mit der Jahreszahl 1528 und der Schlange mit aufrechten Flügeln .-. Sammlung SoUy, 1821.
Rotbuchenholz, h. 0,385, br. 0,243.
589 Kardinal Albrecht von Brandenburg, Kurfürst von Mainz [1490 — 1545] als
hl. Hieronymus. Die Darstellung ist mit kräftigem
Schwarz, das die Klarheit der farbigen Lasuren erhöht,
in den Schatten durchgezeichnet. Die Intensität des
beherrschenden Rot [in der Kardinalstracht des Heiligen
und im Hut, der 1. am Baume hängt, dunkler im Buch-
einband 1. und stumpf in den Dächern des Klosters im
Hintergrund ausklingend] steigert der Kontrast zum
Gelbgrün im Laubwerk und leuchtender in den Wiesen-
flächen. Zur Betonung der Mitte bricht Hellgelb im
Buchschnitt hervor, das sich als Goldgelb in den Be-
schlägen des Buches, im Schnitt der anderen Bücher
und als bräunliches Ockergelb im Fell des Löwen fort-
setzt. Tiefes Blau im Himmel, das als Hellblau in kleinen
Flecken im Tintenfaß und in den Reitern der vom Löwen
zurückgetriebenen Karawane ansetzt, bilden die Ergän-
zung zu Gelb.
Bez. auf dem größeren Baumstumpf mit der Schlange mit aufrechten Flügeln
und der Jahreszahl 1527 .". Sammlung SoUy, 1821.
Lindenholz, h.0,57, br. 0,37.
66
590 Bildnis Johann Friedrichs des Groß-
mütigen, Kurfürsten von Sachsen [1503 bis
1554]. In der auf Grau und Schwarz gestimmten
Färbung wirkt als wärmste Fläche das rotbräunliche
Inkarnat, vor grauem Hintergrund, von Schwarz im
Barett, Dunkelbraun in Haupt- und Barthaar und
kaltem Weiß im Hemdausschnitt umgeben. Grau-
braune Pelzschaube. Schwarzes Gewand mit silber-
grauen Stickereien. Graue Schwertklinge. Gegen
die grauen, teilweise nach Blau neigenden Töne
steht bräunliches Goldgelb in der Kette und in
Griff und Parierstange des Reichsschwerts. Gold-
gelb ergänzt sich durch einen Flecken Blau im
Ringstein, der durch die Schlitze des grauweißen
Handschuhes sichtbar ist.
Die Tafel ist oben und an den Seiten verlcleinert .■. Königliche Schlösser.
Lindenholz, h. 0,90, br. 0,70.
564 Apollo und Diana. Hell heben sich die
Körper von schwärzlicher Laubwand mit gelbgrün
beleuchteten Zweigen ab, wärmer in rötlichem Ton, mit graubraunen Schatten modelliert,
Apollo, ganz licht Diana, deren kühles graubräunliches Inkarnat durch den Kontrast zum
gelbbraunen Hirschfell in seiner Wirkung noch gesteigert wird [die Helligkeit durch die
tiefschwarze Halsschnur]. Graublau im Erd-
boden I. dient der Erwärmung des Fleisch-
tons. Blauer Himmel und Ferne. Weißer l\
Horizont.
Bez. links unten mit der Jahreszahl 1530 und der Schlange
mit aufrechten Flügeln .'. Erworben vor 1830.
Rotbuchenholz, h. 0,51, br. 0,36.
567 Adam und Eva. Licht, in warmen
rötlichen, durch das Grau der Modellierung
gedämpften Tönen [dunkler Adam mit
dunkelrotbraunem Haar, heller Eva mit
gelbbraunem Haar], heben sich die Körper
vom schwärzlichen Saftgrün der Laubwand
ab, aus dessen dunkler Masse sich gelb-
grüne Blätter loslösen. Die warmen Töne
klingen im Fell der Tiere weiter [gelb-
braun der Löwe, rötlicher der Hirsch], Grün
kräftiger vorn im gelbgrünen Graswuchs.
Oben vor hellblauemHimmelgelbroteApfel.
Bez. links unten mit der Jahreszahl 1533 und der Schlange
mit aufrechten Flügeln .'. Königliche Schlösser.
Rotbuchenholz, h. 0,47, br. 0,35.
Sächsisdie
Schule des
XVI. Jahr-
h underts
589
67
Sächsische
Schule des
XVi: Jahr-
hunderts
564
567
1190
594
r\ K\i4Ti Dicrn', ^ asmi n\iT ats
1190 Venus und
Amor. In bräun-
lichem Ton, durch
zarte lichtrote La-
suren erwärmt, ste-
hen die Körper in
scharfen Umrissen
und mit ganz
schwacher Model-
lierung- in Grau-
braun hart vor
schwarzem Hinter-
grund. Als einziger
farbiger Kontrast
erscheinen 1. unten
bräunliches Saft-
grün in den Flügeln
Amors und Braun-
rot in der Honigwabe.
Bez. links unten mit der Schlange mit liegen-
den Flügeln -■- Eine Anzahl freier Wieder-
holungen größeren und kleineren Formates aus
den Jahren 1530 — 1534 in den öffentlichen
Sammlungen von Weimar, Nürnherg, Schwerin
und Wien -■. Königliche Schlösser .". Die gelbe
Inschrift erklärt den Sinn der Darstellung;
Amor beklagt sich über die Stiche der Bienen;
Venus bedeutet ihm, wieviel schmerzhafter die
Wunden seiner Pfeile seien; vgl. Theok. XIX,
A iji II I IX /.tnii;^: der Honigdieb.
' Lindenholz, h. 1,72, br. 0,53.
594 Venus undAmor. Vor tief-
schwarzem Hintergrund in ocker-
gelblichem Ton der mit kühlen
graublauen Schatten wenig mo-
dellierte Körper der Venus. Ein
zarter rötlicher Ton belebt die
Wangen. Gelbbraunes Haar. Gelb-
brauner Schmuck. Etwas wärmer
ist der Körper Amors gefärbt.
Das Dunkelblau seiner Flügel,
Lichtrot im gelbverzierten Bogen
bilden die einzigen lebhafteren
Farben.
Königliche Schlösser.
Lindenholz, h. 1,65, br. 0,60.
68
559a Maria mit dem Kind und dem kleinen
Johannes. Der Kontrast von Rot im Mieder
und Gelbgfrün im Mantelumschlag Marias gibt
den farbigen Mittelpunkt. Rot klingt im
graurötlichen Inkarnat aus, das durch den
Gegensatz zu Weiß im Tuch und den Ärmeln
und Dunkelblau im Mantel erwärmt wird.
Dunkelblau ergänzt sich im Goldgelb der
Ärmelborten Marias, bräunlicher in der Ge-
wandung des kleinen Johannes, der Wein-
traube und in dem im Lichte gelb schim-
mernden Haar Marias, das die Figurenkom-
position gegen den schwarzen Hintergrund
abgrenzt.
Bez. links unten mit der Schlange mit liegenden Flügeln .•. Aus der
späteren Zeit des Meisters .". Erworben 1 890 als Vermächtnis des
Herrn Dr. C. Lampe in Leipzig.
Lindenholz, h. 0,77, br. 0,57.
580 Christus am Olberge. Die Intensität der
breiten Fläche leuchtenden Rots [Gewand des
auf grauem Felsen r. schlafenden Johannes] wird, ebenso wie die Wirkung des warm röt-
lichen Inkarnats, durch den Kontrast zum dunklen Saftgrün der Landschaft erhöht. Rot
kühlt sich nach 1. zu Karminrot im Mantel des Jüngers in der Mitte ab, das mit dem Grau-
blau in dessen Gewand, bläulichem Weiß im
Mantel Petri und Dunkelblau in dessen Ge-
wand vermittelt. Graublau setzt sich im Rocke
Christi fort und klingt 1. im blauen, rosarot
schillernden Kleide des Engels [mit saftgrünen
Flügeln] aus. Im Hellgelb des abendlichen
Horizonts [mit einzelnen hellroten Wolken]
finden alle blauen Töne ihre Ergänzung.
Bez. am Boden unter dem knienden Christus mit der Jahreszahl
1537 und der Schlange mit liegenden Flügeln .*. Die Gemälde
Nr. 580 und 581 sowie Nr. 579 [siehe unter Lucas Cranach d.J.] ge-
hören zu einer Folge von neun Darstellungen der Leidensgeschichte
Christi, von denen sich die übrigen sechs noch im Königlichen
Schloß zu Berlin und in Sanssouci befinden .". Königliche Schlösser.
Lindenholz, h. 1,47, br. 1,10.
593 Der Jungbrunnen. Der lichte gelblich-
weiße Ton des Erdbodens, der von dunklem
bräunlichem Saftgrün des Buschwerks und der
Wiesenflächen eingefaßt wird, kühlt sich nach
der Mitte zu Grauweiß im Becken, zu Blaugrau
in der Wasserfläche ab. Wärmer heben sich da-
von die hellrötlichen, mitGraublau modellierten
Sächsische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
559 A
580
69
Sädisisclie
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
Körper der im Bade sich
Verjüngenden ab. Nach
den Seiten aber steigert
sich die Färbung in den
Trachten zu bunter Leb-
haftigkeit: Rot [z.T. gelb
schillernd], Rotbraun
[Wagen und Pferd 1.],
Blau [teilweise rosarot
schillernd] und Gelb. Da-
zwischen überall Weiß.
Leuchtendes Zinnoberrot
[verschiedene Trachten,
Zelt r.] bildet als Kom-
plement zum Saftgrün die
alles beherrschende
Farbe. Ockergelblichgraue Felsen. Die kalten Töne desVorder- und Hintergrunds: Grau-
blau im Gebirge, Weiß im Horizont und Graublau im Himmel [mit grauen Wolken] er-
höhen die tiefe Farbenwirkung des Vordergrundes.
Bez. unten in der Mitte mit der Schlange mit liegenden Flügeln und der Jahreszahl 1546
Lindenholz, h. 1,21, br. 1,84.
Königliche Schlösser.
581 Grablegung Christi. Die in kühlen Tönen: Graubraun [Leichnam Christi], Weiß
[Leichentuch], Grau [Sarkophag] und Graubraun [Erdboden] gehaltene Mitte umgeben
breite Flächen leuchtend bunter Lokalfarben.
Rot, am wirkungsvollsten im Gewände Johannis
I., in Kappe und Ärmel des Nikodemus zu Füßen
Christi, gedämpfter im Kleide der hinter Jo-
hannes stehenden Frau, wechselt mit Dunkelblau
[Mantel Marias, rosa schillernder Ärmel Josephs
von Ärimathia zu Häupten Christi, Mantel des
Nikodemus und der männlichen Figur im Hinter-
grund] und steigert sich zu Gelbrot in den
Hängeärmeln des dunkelroten Gewandes der
Magdalena r. vorn. Saftgrün im Rasen des
Vordergrundes, dunkler im Kleide der die
Hände ringenden Frau r. bilden die Ergänzung
zu Rot. Helles graurötliches Inkarnat vor
schwärzlichem Grund der grauen Felsenhöhle,
durch den Gegensatz zum kalten Weiß der
Tücher erwärmt.
Bez. unten mit der Schlange mit liegenden Flügeln und der Jahres-
zahl 1538 .'. S. die Bemerkung zu Nr. 580 .•. Königliche Schlösser.
Lindenholz, h. 1,48, br. 1,10.
70
637 Bildnis der Ka-
Gemahlin Luthers
helle graurötliche
graubraunen Schat-
Lippen und Nase],
Kappe mit gelbem
zusammenfassend]
warm vom dunklen
grund ab. Weiß im
in Kleid, Schnur und
Bez. rechts [ in Goldgelb ]
den Flügeln .". Sammlung
Rotbuchenholz, Durch-
.ran
ach
Werkstatt
tharina von Bora,
[vermählt 1527]. Der
Ton des Inkarnats [mit
ten, zartem Lichtrot in
der zu Braunrot in der
Netz [das braune Haar
ansteigt, hebt sich
grünlichblauenHinter-
Kragen.Tie fesSchwarz
Umrandung.
mit der Schlange mit stehen-
Solly, 1821.
messer 0,11.
Lucas Cranachs d. A.
1191 Bildnis einer Frau. Der rotbräunliche Ton des Inkarnats stärkt sich zu Rot-
braun in der Pelzfütterung der Kappe, gedämpfter im Kleid mit grauem Pelzbesatz.
Vor Gelbgrün im Hintergrund. Grauschwarz in Kappe und Kragen. An der Hand
goldgelbe Ringe.
Gegenstück zu Nr. 1192 .•. Sammlung SoUy, 1821.
Lindenholz, h. 0,41, br. 0,29.
1192 Bildnis eines Mannes. Das Rotbraun des Haares und der Pelzfütterung der
Schaube lichtet sich in dem mit lichtroten Tönen behandelten Inkarnat auf, umgeben
von Grauschwarz in Hut und Schaube. Gelbgrün im Hintergrund erhöht die warme
Wirkung des Rotbraun. Der gelbbraune Ring am Zeigefinger ist mit dem Familien-
wappen [grüne Raute über gelben Schrägbalken] geschmückt.
Sächsische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderis
1191
1192
71
Sächsische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
635
1155
Zeigt wie das Gegenstück Nr. 1191 Verwandtschaft mit der Kunstweise
Cranachs in seiner früheren Zeit .'. Die heiden Dargestellten gehören, dem
Wappen nach, der sächsischen Familie von Maschwitz an .'. Sammlung
Solly, 1821.
Lindenholz, h. 0,42, br. 0,30.
635 Bildnis des Herzogs Georg von Sachsen [1471
bis 1539]. Warm hebt sich das hellbräunliche Antlitz
mit dem graubraunen Bart vom Hellgrün des Hinter-
grundes ab, auf den die Gestalt einen blaugrünen
Schatten wirft. Tiefes Schwarz in der Tracht, auf der
der gelbbraune Orden vom goldenen Vlies ruht, stei-
gert die Helligkeit der Gesamtwirkung. Den Zeige-
finger der Rechten schmückt ein gelbbrauner Ring mit
graublauem Stein.
Bez. links oben [in Gelb] mit der Jahreszahl 1534 und der Schlange mit auf-
rechten Flügeln .". Sammlung Solly, 1821.
Rotbuchenholz, h. 0,20, br. 0,14.
1155 Bildnis Johann Friedrichs III. des Jüngeren, Herzogs von Sachsen. Röt-
liches Inkarnat [mit grauen Schatten modelliert, mit hellroten Lippen], durch den Gegen-
satz zu Schwarz im Hut und Unterkleid, zu Graubraun in Haar und Pelzschaube auf-
gehellt, durch den Kontrast zu Gelbgrün im Vorhang [mit schwarzen Tiefen der Falten]
erwärmt. Weiß [mit graublauen Schatten] im Hemd und den [mit goldenen Nesteln
gezierten] Federn des Hutes. Goldener Hemdkragen [mit weißer Stickerei], Kette und
Zierat des Hutes. Gelbe Schrift.
Bez. rechts oben : Herzog Johann Friederich der Jüngere .'. Johann Friedrich III. der Jüngere, Sohn Johann Friedrichs des
Großmütigen, ist geboren den 16. Januar 1538, gestorben den 31. Ok-
tober 1565 .". Königliche Schlösser.
Rotbuchenholz, h. 0,74, br. 0,48.
('^Vani^pVl Lucas Cranach d. J. Maler und Zeichner für
V^I dlldCU jg„ Holzschnitt, geboren zu Wittenberg den 4. Ok-
tober 1515, gestorben zu Weimar den 25. Januar 1586. Schüler
seines Vaters, dessen Werkstätte er seit 1553 fortführte. Tätig
zu Wittenberg.
579 Fußwaschung der Apostel. Die Mitte wird
durch Dunkelblau [Rock Petri] betont, das nach
den Seiten zu Graublau [Gewand Christi, Ärmel des
r. sitzenden Jüngers] und Blau [mit weißen Lichtern
im Ärmel des Jüngers hinter Christus] abfällt.
Zwischen den blauen Flächen bricht in der Gruppe
des Vordergrunds leuchtendes Rot hervor [Mantel
des r. sitzenden Jüngers und des Jüngers in der
Mitte, Gewandung des Judas im Hintergrund], das
wieder durch das Gelbrot der Waschschüssel dem
Blau näher gebracht wird. Die leuchtenden Lokal-
farben der Hauptgruppe ergänzen sich Inder weniger
72
f
m
•1
1^
s
•^
^^
betonten Seitengruppe: Blau durch Gold-
gelbbraun [Gewand des Jüngers mit der
Kanne] und Goldockergelb [Tisch, Sitz
und Tür r.], Rot durch Dunkelgrün [Rock
des Jüngers 1. mit weißem Bart]. Grau der
Architektur dient den vollen Farben der
Gewänder und dem warmen rotbraunen In-
karnat als Hintergrund. Weißes Tischtuch.
Bez. rechts unten in der Ecke mit der Jahreszahl 1537 und
der Schlange mit liegenden Flügeln .•. Gehört zu der ohen-
genannten [s. Nr. 580] Folge von Passionsbildern. Doch ist
diese Tafel nach ihren stilistischen Merkmalen und nach der
Form des Monogrammes [mehr nach oben geschwungene
Flügelfedern und höhere mittlere Schlangenwindung] dem
jüngeren Cranach zuzuweisen, und zwar als frühestes datiertes
Bild .■. Königliche Schlösser .". Lindenholz, h. 1,47, br. 1,10.
614 Bildnis des sächsischen Juristen
Leonhard Badehorn. In warmen rot-
braunen Tönen [rötliches Inkarnat mit roten
Lippen, rotbraunes, leicht angegrautes
Haupt- und Barthaar, rotbrauner Pelz, licht-
rötliche Handschuhe] ist die Figur vor kal-
tem weißlichgrauem Hintergrunde zusam-
mengehalten, der im Gegensatz zu einigen Flecken Gelb [neben Schwarz] im Wappen
eine bläuliche Färbung annimmt. Schwarz in Schaube und Barett.
Leonhard Badehorn [geboren den 6. November 1510 zu Meißen, gestorben zu Leipzig 1587] war 1537 Rektor der Universität
Leipzig und 1552 sächsischer Gesandter auf dem Tridentiner Konzil .'.
Sammlung Solly, 1821 .'. Lindenholz, h. 0,76, br. 0,53.
Sächsischer Meister um 1540 — 1550
1200 Bildnis einer Frau. Von braunvioletter Pfei-
lerarchitektur [darauf die gelbe Inschrift] hebt sich
hell das stumpfbräunliche Inkarnat ab, durch Weiß
in Hemd und Perlenstickerei der Haube höher ge-
stimmt. Die Helligkeit steigern tiefes Schwarz im
Kragen und Dunkelgrau im schwarzgemusterten
Rock. Gelbbraun im Haubenstoff am Hinterkopf,
den Halsketten und dem Gürtel mit silbergrauen
Kettengliedern des Anhängers. Graublau in Himmel
und Ferne. Stumpfes Saftgrün der Landschaft. An
den Fingern goldgelbe Ringe mit grünen, roten
und grauen Edelsteinen. Eine mattrote Nelke in
der Rechten.
Sächsische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
579
Bez. auf dem Pfeiler in der Mitte:
lung Solly, 1821.
Pappelholz, h. 0,71, br. 0,49.
MDXXXXI D. XIII. IVNI .
73
Sächsisdie
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
628 Bildnis einer Frau. Goldgelb des reichen Schmuckes, der Fingerringe [mit roten,
blauen, violetten und grünen Edelsteinen], des Armbandes und des Gürtels [mit silber-
grauen Rosetten], der Ketten und Stickereien, sowie Rot des Korallenarmbandes und
Gelbrot der gestickten Füllungen des Kragens steigern sich zu der koloristisch wirksamen
Zusammenstellung von Hellzinnoberrot und bräunlichem Goldgelb im Haubentuch am
Hinterkopf vor [grünlichem] Blau des Himmels, dunklem Saftgrün der Bäume und Gelb-
grün der Landschaft. Das lichte graubräunliche Inkarnat wird durch den Gegensatz zum
umgebenden Weiß in den Ärmeln, der Halskrause, dem Fond des Kragens und der
Perlenstickerei der Haube erwärmt. Schwarz im Mieder [mit grauen Streifen an den
Ärmeln] steigert die Helligkeit. Hellgrauer Rock. Dunkelbraunes Haar. In der Land-
schaft zwei rotbraune Rebhühner, r. an graubraunem Stamm, mit zinnoberrotem Band
befestigt eine weiße, lichtrot gerahmte Tafel mit schwarzer Schrift: Anno M'D-XLVllI.
Sammlung Solly, 1821.
Lindenholz, h. 0,71, br. 0,49.
1200
628
74
DEUTSCHE SCHULEN DES XVII.
UND XVIII. JAHRHUNDERTS
Deutsche
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
664 B
C'|„L_J„^_„ Adam Elsheimer, Elshaimer oder Aelsheimer. In Italien Adamo Tedesco gen.
LiloIieilUer Maler und Radierer, getauft zu Frankfurt a. M. den 18. März 1578, gestorben zu Rom am
11. Dezember 1610. Schüler Philipp Uffenbachs zu Frankfurt. Tätig zu Rom [vermutlich seit 1595].
664b Der hl. Martin und der Bettler. In warmem graubraunem Ton ist die Gruppe
mit dem Bodenabschnitt im Vordergründe zusammeng-ehalten vor mächtig-er bräunlich-
hellblauen Himmel und
waldiger Ferne. Die
Töne der Tracht Mar-
Barett [mit rosaroter,
blauer Feder] und
Blaugrün der Ferne ge-
Silbergrau [Rüstung,
Blau im Beinkleid ver-
durch das Mattgelb der
dem um die Brust des
genen gelbbräunlichen
setzt, über das Gelb-
ligen geteilten Mantels
rotenTönen gehaltenen
lers überführt. Ihre to-
durch den Gegensatz
grauer Wolke am
vor blaugrüner
kühlen farbigen
tins: Karminrot in
grüner und hell-
Schärpe [auf das
stimmt], durch
Pferdebrust] mit
mittelt, werden
Stiefel, das sich in
Pferdes geschlun-
Löwenfell fort-
braun des vomHei-
zu der in bräunlich-
Gestalt des Bett-
nige Wärme wird
zu gedämpftem Weiß im Schurz, vor allem zum Blau des Himmels gesteigert.
Aus der frühen römischen Zeit des Meisters .*. Sammlung Pourtales, Paris 1865 .'. Erworben 1881 in Paris aus der
Sammlung des Marquis de Ganay unter dem Namen „Guercino " .". Kupfer, Durchmesser 0,21.
664d Waldlandschaft mit Merkur und Argus. In das schwärzliche Grün des Waldes,
dessen Tiefe das Grauweiß der Wolke am lichten graublauen Himmel erhöht, mischen
sich rotbräunliche und ockergelblicheTöne [Gestrüpp, Felssteine, Stämme]. Siesteigen
zu dem leuchtenden Rot im Rocke des Argus an, in dem die Gesammtfärbung
gipfelt. Seine Intensität wird durch die umgebenden blaugrünen [Baumstumpf] und
grauen Töne erhöht, die im hellblauen Mantel Merkurs zusammengefaßt sind und nach
der Tiefe zu immer mehr das Übergewicht gewinnen.
664 D
664 E
76
Gegenstück zu Nr. 664 E .■. Erworben 1900 aus
dem englischen Kunsthandel als Geschenk des
Herrn Generalkonsuls H. Rosenberg.
Kupfer, h. 0,12, br. 0,16.
664 E Waldlandschaft mit der
Tötung' des Argus. Die Gesamt-
färbung entspricht ganz dem Seiten-
stück. Das beherrschende luftige
Grün ergänzt sich im warmen Rot-
braun des Inkarnats der Figuren,
das sich über helles Rot im Rocke
Merkurs zu tieferem Rot im Mantel
des Argus und im Gurte der am
Boden liegenden Schwertscheide
steigert.
Gegenstück von Nr. 664 D .'. Erworben 1900 aus dem englischen Kunsthandel als Geschenk des Herrn Generalkonsuls
H. Rosenberg .-. Kupfer, h. 0,12, br. 0,16.
664a Die badende Nymphe. Weich löst sich der hellbräunliche, graurosa schimmernde
Körper aus dem grünlichen Dunkel des Weihers und der ihn umsäumenden Bäume, die
von wärmerem Saftgrün vorn in das Blaugrün des Mittelgrundes übergehen. Dort
werden die luftigen grünen Töne des Waldes und der ansteigenden Höhe durch den
gelblichen Schein des abendlichen Horizonts erwärmt, um in der Ferne in das Blau des
1. von rötlichem Gewölk überzogenen Himmels überzugehen. Alles Grün empfängt durch
den Kontrast zu tiefem Rot im Gewände der Nymphe r. am Gezweig [zugleich Gegen-
gewicht zum nackten Körper 1.], als Rotbraun ausklingend in der Gestalt des ver-
folgenden Satyrs, größere Tiefe. Ein Fleck Weiß daneben gibt die Basis für die ge-
dämpften Töne.
Dieselbe Darstellung, angeblich bezeichnet; Job. König 1597, bei Herrn von Titzenhofen in Greiz .'. 1880 aus dem Kupfer-
stichkabinett überwiesen Kupfer, h. 0,14, br. 0,20.
Deutsche
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
664c Landschaft mit Johannes dem Täufer. Das bräunliche Saftgrün de
und Büsche des Vordergrundes lockert
sich an den Rändern durch luftiges
Blaugrün auf und geht im Bergab-
hang jenseits des blaugrau glänzenden
Wassers in helles Gelbgrün über, dessen
Intensität der Gegensatz zu dunklem
Blau des Himmels erhöht. Weiße, grau-
blau beschattete Wolken steigern die
Lichtwirkung. Ein Fleck Rotbraun im
Körper Johannis, Zinnoberrot in seinem
Mantel verleiht dem grünen Gesamt-
ton größere Kraft.
Erworben 1884 in Wien von Professor Thausing.
Kupfer, h.0,13, br. 0,17.
Bä
664 C
77
Deutsche
Schule des
XVn. Jahr-
hunderts
664
664 Altärchen mit Darstellungen aus dem Leben der Maria. In weicher ver-
schwommener Malerei. Unter den zarten, auf Grau abgestimmten Tönen überwiegen
Hellblau und Graublau [mit gelben Tönen kontrastierend], Rosarot, das sich zu bräun-
lichem Rot steigert, und Saftgrün. — Mittelbild: Krönung Maria. Das Graublau des
Himmels, oben im hellblauen Gewände Marias sich konzentrierend und dort durch
Mattgelb der Glorie gestärkt [das sich zu Goldgelb im Ornate Gott-Vaters steigert],
geht 1. in Grün [Gewand des musizierenden Engels], das mit Mattrosa [Gewand Christi,
Kleid des Engels r.] kontrastiert, nach unten in Blaugrün [Landschaft] über, das sich
durch gedämpftes Zinnoberrot [Gewänder zweier Apostel r. und 1.] ergänzt. In der Ge-
wandung des 1. knienden Apostels erklingt am kräftigsten der Kontrast von Hellblau und
Gelb. Mattere Töne in der Mitte: Rosarot und Hellgelb [Gewandung des in den grauen
Sarkophag schauenden Apostels]. — Seitenbilder zur Linken. Oben: Verkündi-
gung Maria. Der rotbräunliche, im Hintergrunde mit Grau gedämpfte Ton des Raumes
steigert sich
liches Gold-
de des En-
Hellblau im
[über rosa-
kontrastiert,
Tischdecke,
um durch
Vorhang er-
ten: Anbe-
Vor bräun-
Hellblauund
Wandung
dämpftes
grün [Tracht
Blaugrün. —
zur Rechten
über bräun-
gelb im Gewan-
gels, das mit
Mantel Marias
rotem Kleid]
zu Rot in der
das sich wieder-
Saftgrün im
gänzt. — Un-
tungdesKindes.
lichem Grund
Rosarot [Ge-
Marias]; ge-
Rot und Saft-
Josephs]; rechts
Seitenbilder
ariäHeimsuchung. Rosarot
Saftgrün], Gelbrot in dem
beider Mänteln, nach der
der Ferne und Hellblau im
Oben:
im Kleide Marias [neben
Elisabeths, Hellblau in
Tiefe in das Blaugrün
Himmel übergehend. Goldgelb in den Trachten der seitlichen Figuren. — Unten: An-
betung der Könige. Bräunliches Zinnoberrot im Mantel des knienden Königs, von zarten
hellblauen, rosaroten [Gewandung Marias], weißlichen und graublauen Tönen umgeben.
— Unter dem Mittelbilde: Tod Maria. Gelb, mit blauen und graublauen Tönen kon-
trastierend in den Gewändern der Apostel der 1. Seite, durch Blaugrün [Bettdecke] zu dem
die r. Bildhälfte beherrschenden Kontrast von bräunlichem Rot und Saftgrün überführt.
Früher als Jujfendwerk Elsheimers bezeichnet, für dessen Urheberschaft der Umstand spräche, daß das Mittelbild, die Him-
melfahrt Maria, eine freie Wiederholung nach dem Mittelbiide des von Dürer für Frankfurt gemalten Hellerschen Altars
ist [ durch Brand zerstört ; Kopie von Elsheimers Schüler Jobst Harrich in der städtischen Galerie zu Frankfurt a. M.]. Doch
weist der Charakter der Malerei auf eine Zeit, in der Elsheimer längst in Rom, wenn überhaupt noch am Leben war .*.
Königliche Schlösser.
Kupfer, Mittelbild h. 0,26, br. 0,21 ; unteres Bild h. 0,10, br. 0,21 ; Seitenbilder je h. 0,12, br. 0,10.
78
Rottenh
ammer fea'"" "^""^
;nhammer. Geboren zu München 1564, gestorben zu Augsburg-
Schüler seines Vaters Thomas und seit 1582 Johannes Donauers zu München.
In Italien, vornehmlich in Venedig, nach Tintoretto ausgebildet. Tätig zu Venedig [noch 1605], dann ab-
wechselnd in Augsburg und München [seit etwa 1606].
690 Die Künste: Dichtkunst, Musik, Malerei und Baukunst. Bunte Farben von
glasigem Charakter setzen in breiten Flächen in den Figuren des Vordergrundes an:
Rot [Mantel der Allegorie der Dichtkunst 1.] und Blau [mit weiß schillernden Lichtern
im Mantel der Musik r.]. Rot, als Rosarot, durch die Nachbarschaft zu graublauen
[neben bräunlichen] Halbschatten gesteigert, auch im Inkarnat sich verbreitend, springt
schräg nach r. in die Tiefe [roter über den Sitz der Venus gebreiteter Teppich, deren
rosarotes Gewand], ^^^h^^^^^^^^^^^^^^^^^^b Malerei sitzt], eine Ge-
dort von komple- ^^^^^^^^^^^^H^^^^^^^^H gendiagonale zu Rot
mentärem Blaugrün ^^^^^^^^^^^^^ ^^^^^^^^1 bildend,
im Rosengebüsch ^^^^^^^ ..^^^^^^^ l- - - r u c ui-
^^^^^^^^^^f ■f^^^^^^^^^^M Königliche ochlosser.
und Laubwerk be- ^^^^^g ^;9 f^ "^^^^^H Kupfer, h.o,28, br. 0,21
gleitet. Darüber
bricht Goldgelb in ^^^ ^-^ ,_^ . _ i^cilll^l Oenner. Ge-
dem von Putten ge- ^^^^^B^ -^^^^k"- jfc. S ''°'''^" ^^" ^^- November
haltenen Vorhang ^^^^■i^.^^^kil^KsibM ^^^l ^'^ '^»°"''' gestorben
hervor, im Kontrast
mit Hellblau [Him-
mel, Gewand Miner-
vas 1. im Hinter-
grund, Mantel, auf
dem die allegori-
sche Gestalt der
Denner ^f ^asar
zu Rostock den 14. April
1749. Schüler eines Zeichen-
lehrers Amama zu Altona,
an der Akademie zu Berlin
[seit 1707] v^eiter ausge-
bildet. Tätig vornehmlich
in Hamburg und London
[1721 — 1724], zeitweilig an
deutschen Höfen [nament-
lich in Schwerin], in Berlin
und Kopenhagen [1717].
Deutsdie
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
690
1014
Deutsche
Schule des
XVIII. Jahr
hunderts
79
Deutsche
Schule des
XVm. Jahr-
hunderts
500 B
1014 Bildnis eines Greises. Die
Färbung ist Verblasen und auf Grau
g-estimmt. Das ockergelbliche, mit
Grau gebrochene Inkarnat [mit grau-
blauen Augen und grauem Bart] geht
weich in das bräunliche Grau der
Haare, dieses in das Graubraun des
Hintergrunds über. In den Falten
und Schatten des Gesichts stehen
lichtrote Töne, die zu dunklem Braun-
rot im Mantel ansteigen, durch Grau-
weiß im Hemd in ihrer Wirkung er-
höht. Graubräunlicher Pelzkragen.
Bez. im Grunde rechts an der Seite: Denner fec* .".
Erworben 1832.
Kupfer, h. 0,38, br. 0,30.
1014b Bildnis eines Mannes. In weicher flockiger Malerei. Das graubräunliche, mit
lichtroten Tönen behandelte Inkarnat [mit graublauen Augen] wird durch den Gegen-
satz zum kühleren bräunlichen Grau der Perücke, das weich in den bräunlichgrauen
Hintergrund übergeht, und Grauweiß der Halsbinde erwärmt. Gedämpftes Dunkel-
braunrot im Sammetrock [mit goldgelben Schnüren] läßt das Antlitz lichter erscheinen.
Erworben 1850 .-. Kupfer, h. 0,26, br. 0,22.
C^\-t i-J/-k */2kr»l ' Daniel Chodowiecki. Maler und Radierer, geboren zu Danzig den 16. Oktober
V_xIlUUU WICi^K.1 1726, gestorben zu Berlin den 7. Februar 1801. Durch Zeichnungen nach Boucher
und Watteau und in der Malerei unter Haid und Bernhard Rode gebildet. Tätig zu Berlin.
500 b DerAbschied des Calas. Vordem schwärzlichen Braun der Kerkermauern trifft
helles Licht die Figurengruppe im Vordergrunde. Kräftiges Zinnoberrot im Rock-
umschlage des Verurteilten [1., durch Braun gebrochen, in den Uniformen der Soldaten
im Halbdunkel wiederkehrend] betont die Mitte, ausklingend im rotbraunen Inkarnat
der im Schatten befindlichen Figuren. Kühle graue und weiße, über Graublau [Rock
des Verurteilten] zu Hellblau [Kleid
der stehenden Tochter] und Dunkelblau
[Rock des Mannes, der dem Gefangenen
die Fußschellen löst] ansteigende Töne
umgeben das Rot, wobei die blauen Töne
durch den Kontrast zu Goldgelb im Kleide
der knienden Tochter [ausklingend im
gelbbräunlichen Rocke des Sohnes und
im gelbbraunen Lager] gesteigert werden.
Bez. unten rechts: D Chodowiecki. f. [echt?] .'. DasGe-
mälde wurde 1765 ausgeführt. 1762 iiatte das Parlament
zu Toulouse den von Voltaire gebrandmarkten Justizmord
an dem calvinistischen Kaufmann Jean Calas begangen .".
Erworben 1865 als Geschenk von Frau Gretschel, geb. Cho-
dowiecki, in Leipzig .'. Leinwand, h. 0,30, br. 0,41.
80
482 Das Blindekuhspiel. In Wat-
teaus Art, doch in härterer und bun-
terer Färbung. Das beherrschende
Grün g-eht von den dunkelg-rünen
KuHssen des Vordergrundes über
das Gelbgrün der Wiese [die ein
Streifen ockergelbbraunen Erdreichs
durchschneidet] in das [rotbräunlich
gefärbte] Blaugrün desMittelgrundes
und in Graublau des Himmels und
der Ferne über. Rotbraun im Rocke
des lagernden Herrn r. im Vorder-
grunde, Rosarot im Kleide der Dame
neben ihm. Braunrot im Inkarnat
stehen dagegen. Die Hauptfiguren
der Blindekuhspieler aber werden
hervorgehoben durch Hellgelb [Kostüm der Dame mit hellblauen Schleifen], dem
Hellblau [im Kleide des Herrn] entspricht. In gebrochenen Nuancen [Graublau, Hell-
blau, Gelbbraun] klingt dieser Kontrast in den Kleidern der zuschauenden Gesell-
schaft aus.
Bez. links an einem Baumstamme : D. Chodowiecki p. 1768 .'. Gegenstück zu Nr. 485 .•. Erworben 1843 aus der Sammlung
Reimer zu Berlin.
Leinwand, h. 0,63, br. 0,78.
485 Der Hahnenschlag. Im gleichen kühlen, auf Blaugrün gestimmten Tone wie das
Gegenstück. Der von rotbräunlich getöntem Dunkelgrün im Laub des Baumes r. vorn
zu Gelbgrün in der Wiese [von ockergelbbraunem Erdreich unterbrochen] und bis Blau-
grün in der Ferne sich wandelnde grüne Grundton ergänzt sich durch Braunrot im
Inkarnat[dunklerin den
Kleidern der Herren],
Rosarot im Kleide der
Dame r. und im gelb-
grünen, rosarot schil-
lernden Kostüm der
Dame ganz r. mit rosa-
roterTunique. Wieder-
um wird dieHauptfigur
durch den Kontrast von
Goldgelb [Rock] und
Hellblau [Schärpe] her-
vorgehoben, der matter
im graublauen Himmel
und dem gelblichen Ho-
rizont ausklingt. Im
Deutsdie
Schule des
XVIII. Jahr-
/tiinderts
485
491 B
491 A
81
Deutsche
Schule des
XVIII. Jahr-
hunderts
491 C
1034C
Mittelgrunde Grauweiß im Zelt, Blau und Graublau
in den Kleidern der Damen.
Bez. links unten: D. Chodowiecki 1768. .■. Gegenstück von Nr. 482 .", Er-
worben 1844.
Leinwand, h. 0,63, br. 0,78.
491b Bildnis des Dr. Solander. Das Bildnis ist
in roten Tönen zusammengehalten, die Lebhaftig-
keit des geröteten Antlitzes durch das umgebende
Grauweiß der Frisur [mit schwarzer Schleife] und
Weiß in der Binde gesteigert, durch bräunliches Rot
im Rocke herabgestimmt. Rotbrauner Hintergrund.
In bräunlichgrauer, gemalter Umrahmung.
Unter dem runden Ausschnitte der Umrahmung bez.: D : Chodowiecki:
pinx: Berol: .■- Gegenstück zu Nr. 491 A .'. Auf der Rückseite mit Tinte
in alter Schrift : Nach der Natur gemalt von Chodowiecki, welcher das
Porträt seinem Freunde Bolten zum Gesdlenk gemacht hat, zu einer
Zeit, als Banks, Solander und Bolten in einem und demselben Ort vereinigt
waren .". 1859 aus dem Kupferstichkabinett überwiesen.
Kiefernholz, h. 0,23, br. 0,16.
491a Bildnis des Joseph Banks. Das rötliche Inkarnat steht warm vor grauem Hinter-
grund, von Weiß in der Binde und Dunkelbraun im Haar umrahmt. Dunkelblauer, im
Lichte hellblau schimmernder Sammetrock. Gedämpft rotbrauner Pelzkragen. In grau-
bräunlicher, gemalter Umrahmung
Unter dem runden Ausschnitte der Umrahmung bez.: D: Chodowiecki: pinx: Berol: .-. Gegenstück von 491 B .-. 1859 aus dem
Kupferstichkabinett überwiesen.
Kiefernholz, h. 0,23, br. 0,16.
491c Bildnis des Dr. Marcus Levin, des Vaters der Rahel von Varnhagen. Die
lebhafte Frische des rötlichen, mit bläulichen Halblichtern modellierten Inkarnats erhöht
der Gegensatz zu Grauweiß in Perücke, Kragen und Manschetten, sowie zu dem grün-
lichen Ton, mit dem der dunkelrotbraune Hinter-
grund in der Umgebung des Gesichtes aufgelichtet
ist. Gegenüber dem Inkarnat ist das bräunliche
Gelb im Überrock [mit gelben Knöpfen], das sich
durch Dunkelblau in der Polsterung des Stuhles
ergänzt, gedämpft. Dunkelrotbrauner Stock mit
goldgelbem Griff.
Bez. links neben der Stuhllehne: Chodowiecki pinx
aus dem Nachlaß des Herrn Dr. Robert -Tornow.
Eichenholz, h. 0,22, br. 0,175.
Erworben 1896
Graff
Anton Graff. Geboren den 18. November 1736
zu Winterthur, gestorben den 22. Juni 1813 zu
Dresden. Schüler Johann Ulrich Schellenbergs in Winterthur.
Tätig- in Augsburg [1756 — 1766], Regensburg und anderen
Orten, vornehmlich aber seit 1766 in Dresden [seit 1789
als Professor an der Kunstakademie].
1034c Selbstbildnis. Die Figur ist skizzenhaft
in brauner Untermalung, über die der gelbbraune
Ton des Rockes durchsichtig lasiert ist, angelegt.
82
vor hellem bläulichweißem Grund. Nur das Ant-
litz [mit hellblauen Augäpfeln und dunkelbraunen
Pupillen] ist durchgeführt in lichten ockergelblichen
und rötlichen Tönen, mit rotbraunen und bläu-
lichen Schattentönen. Auf dem bräunlichen Haar
sitzen bläuliche Glanzlichter.
Das Bildnis sdieint eine Studie zu dem Familienbüdnisse des Meisters
von 17S6 im herzoglichen Schlosse zu Sagan zu sein .". Aus dem
Kupferstichkabinett überwiesen.
Leinwand, h. 0,52, br. 0,41.
1034j Bildnis des Berliner Oberkonsistorial-
rats Johann Joachim Spalding-. Das Antlitz
mit den graublauen Augen und weißen [wie die t
Lichter der Hautrunzeln flüchtig mit dem Pinsel- }
stiel eingezeichneten] Brauen ist in rötlichen, rosa-
roten und auf der Stirn ockergelben Tönen, mit
grauen und braunen Schatten, flott hingestrichen.
Gegen das frische rötliche Inkarnat steht von der durchscheinenden Untermalung bräun-
lich getöntes Gelbgrün in dem nur angedeuteten Rock, Grauschwarz in der Mütze. Grau-
weiße Halsbinde. Der braune Hintergrund ist in der Umgebung des Kopfes mit Grau-
aufgelichtet.
Studie zu dem im Jahre 1800 gemalten Bildnisse Spaldings in der Nationalgalerie zu Berlin .•. Aus dem Kupferstichkabinett
überwiesen .*. Leinwand, h. 0,58, br. 0,46.
1034g Bildnis des Herrn von Martens. Das hellockergelbliche Inkarnat, mit grauen
Schatten modelliert und durch rötliche Lasuren auf Wangen und Mund belebt, erscheint
Deutsche
Schule des
XVIII.Jahr-
hunderts
1034 J
1034 H
1034 G
83
Deutsche
Schule des
XV III. Jahr-
hunderts
499
wärmer neben dem Fleck Weiß in der Spitzenkrawatte, dem umgebenden bräunlichen
Grau des Haares und dem Grau des Hintergrundes, in das sich nach unten zu bräun-
liche Töne mischen. Das dunkle Braun des Pelzkragens und das im Lichte weißlich
schimmernde Dunkelblau des Sammetrocks steigern die Helligkeit des Gesichts. Ge-
malte schwärzliche Umrahmung.
Gegenstück zu Nr. 1034H .". Gemalt um 1770 .'. Baron Martens, Paris .■- Erworben 1909 aus dem Berliner Kunsthandel.
Leinwand, h. 0,82, br. 0,65.
1034h Bildnis der Frau von Martens. Die zarte Frische des lichten ockergelblichen
[mit graublauen Halbtönen modellierten] Inkarnats, mit rosaroten Lasuren auf den
Wangen und kräftigem Rot auf den Lippen, wird durch die umgebenden grauen Töne
[im leicht gepuderten dunkelbraunen Haar und im Hintergrund], vor allem aber durch
das Grauweiß des Schwanenpelzes erhöht. Dunkles, mit Braun gedämpftes Karmin-
rot im Kleid [nochmals kälter oben im Haarband wiederkehrend] steigert die Hellig-
keit des Fleischtons. Gemalte schwärzliche Umrahmung.
Gegenstück von Nr. 1034G .". Baron Martens, Paris
Leinwand, h. 0,82, br. 0,65.
Erworben 1909 als Geschenk des Herrn Eduard Schulte.
K et Maria Angelica Kauffmann [Kaufmann]. Malerin und Radiererin, geboren zu
aUlimann Chur den 30. Oktober 1741, gestorben zu Rom den 5. November 1807. Schülerin ihres
Vaters Johann Joseph Kauffmann. Tätig in Venedig, vornehmlich in Rom und London [1766 — 1781].
499 Selbstbildnis der Künstlerin. Vom kalten Grauweiß der Gewandung, die den
hellen zarten Fleischton der Brust wärmer erscheinen läßt, steigert sich die Färbung
zu den rötlichen Tönen des Antlitzes [mit dunkelbraunen Augen], dessen Wirkung
durch Graugrün im Rebenlaub [mit violettbraunen Trauben] und durch kaltes kreidiges
Graublau des Hintergrundes erhöht wird. Dieses ergänzt sich durch das Goldgelb im
Gürtel und den Armspangen und bräunliches Ockergelb im Haar.
Königliche Schlösser .". Leinwand, h. 0,74, br. 0,61.
84
NIEDERLÄNDISCHE SCHULEN
NIEDERLÄNDISCHE SCHULEN
DES XV. UND XVI. JAHRHUNDERTS
DER GENTER ALTAR
GESAMTANSICHT DES GEÖFFNETEN ALTARS
87
■^SS; SUDNIEDERLANDISCHE SCHULE
Schule des •• i r r*--
XV. Jahr- T^ \rnlr ^^^^^^ ""*^ J^n van Eyck. — Hubert van Eyck, g-eboren zu Maaseijck [zu Eijck an der
hunderts ^y^T^ Maas] um 1370, gestorben zu Gent den 18. September 1426. Tätig zu Gent. — Jan van Eyck,
geboren zu Maaseijck um 1390, gestorben zu Brügge zwischen dem 24. Juni und 22. Juli 1441. Schüler
seines älteren Bruders Hubert und wie dieser an der Ausbildung der Oltechnik beteiligt. Tätig in
Gent, dann im Haag [1422 — 1424 als Hofmaler Herzog- Johanns von Bayern] und in Lille [1425 bis
1428 als Hofmaler Herzog Philipps d. G. von Burgund], nach einer Reise nach Portugal und Spanien
[1428 und 1429] in Brügge [daselbst ansässig seit Januar 1430 bis zu seinem Tode].
512 — 523 Sechs Flügel des Genter Altars: Die Anbetung des Lammes. [Nach
der Apokalypse Vll, 9.]
Das Hauptwerk der beiden Brüder, zugleich das bedeutendste Werk der altniederländischen Schule, wurde für die Kapelle
des Jodocus Vydt, der 1433 Bürgermeister von Gent war, und seiner Gattin Isabella geb. Burluut in der Kirche S. Johann
[später S. Bavo ] zu Gent ausgeführt. Das untere Mittelbild des umfangreichen Altarwerkes, die Anbetung des Lammes
darstellend, sowie die darüber befindlichen Einzelfiguren von Gott -Vater, Johannes und Maria stehen noch in S. Bavo,
während die beiden oberen äußersten Flügelbilder [mit den Figuren von Adam und Eva] in die Galerie zu Brüsssel ge-
kommen sind [ 1861 1. Über Urheber, Besteller und Zeit der Ausführung berichtet die Inschrift auf dem alten Rahmen des
Bildes [auf Nr. 519, 518, 523, 522]. Sie lautet:
[PiCTOR] HVBERTVS E EYCK. MAJOR QVO NEMO REPERTVS
INCEPIT. PONDVS. q[uod] JOHANNES ARTE SECVNDVS
[frater perf]ecit ivdoci vyd prece fretvs.
versvs sexta mai vos colloCat acta TVERI
d. h. „Der Maler Hubert van Eyck, der größte, der je gefunden worden, begann das Werk, das Johann, der Bruder, in der
Kunst der Zweite, auf des Jodocus Vyd Bitte vollendete" .*. Die Verbindung der im letzten Verse rot geschriebenen, hier
groß gedruckten Buchstaben ergibt dsis Datum 6. Mai 1 432 .-. Die eingeklammerten Worte, teils fehlend, teils undeutlich ge-
worden, sind nach einer Handschriftensammlung aus der Mitte des 16. Jahrh. ergänzt. Allein die hier überlieferte Inschrift
war wohl nicht nach dem Originale, sondern nach einer älteren Abschrift kopiert, und die Richtigkeit der Ergänzungen ist
nicht unzweifelhaft: für PICTOR und FRATER PERF. Ist der leere Platz nicht ganz ausreichend, falls die Worte nicht ab-
gekürzt waren [pondus quod und versus sind Korrekturen für pondusque und versu]. Nach anderer Überlieferung stand
für „frater perfecit" „suscepit laetus" .'. Wann Hubert den Auftrag für das Altarwerk erhielt, ist unbekannt. Doch laßt
sich aus der Biographie des Jan van Eyck soviel feststellen, daß dieser vor 1426 sich an der Arbeit nicht beteiligte, und da
er von Mai 1425 zu Lille im Dienste Philipps des Guten tätig, dann auf längerer Reise bis Ende 1429 von Gent abwesend
war, vor 1430 nicht an die Vollendung des von Hubert 1426 unfertig zurückgelassenen Werkes herangehen konnte.
Immerhin konnte sich seine Tätigkeit an dem Werke, dessen Aufstellung am 6. Mai 1432 erfolgte, über mehr als zwei
Jahre erstrecken. Während allgemein angenommen wird, daß der Entwurf des Ganzen von Hubert herrührt, gehen dar-
über die Ansichten weit auseinander, welche Teile Hubert, welche Jan ausgeführt und welche etwa der von Hubert
begonnenen Tafeln Jan fertiggestellt habe. Als Arbeit des Hubert werden ziemlich einstimmig die drei oberen Mittelbilder,
die Einzelfiguren Gott -Vaters, der Maria und des Johannes angesehen. Adam und Eva gelten jetzt meist als das Werk Jans.
Im übrigen scheint der Anteil Jans in der Ausführung und Vollendung der unteren k'.einfigurig'en Innentafeln, sowie der
Außenselten, insbesondere der Verkündigung [mit den Lünetten] und den statuarischen Heiligengestalten zu bestehen .■.
Das Altarwerk, ein Allerheiligenbild, besteht aus zwölf Tafeln in zwei Reihen, von denen die obere sieben, die untere fünf
Tafeln enthält. Bei geöffnetem Schreine zeigt die obere Reihe die Herrlichkeit des Himmels, die untere die Anbetung des
Lammes. Oben: Gott -Vater, links Maria, rechts Johannes der Täufer; auf den vier Flügeln links singende Engel [Nr. 514]
und Adam, rechts musizierende Engel [Nr. 515] und Eva. Unten: die Anbetung des Lammes, auf den vier Flügeln links die
Streiter Christi [Nr.513] und die gerechten Richter [Nr.512]. rechts die hll. Einsiedler [Nr.516] und die hll. Pilger [Nr.517].
Bei geschlossenem Schrein zeigt die obere Reihe die Verkündigung, darüber die Propheten Sadiarja und Micha [Nr. 520 und
521] und zwei Sibyllen; die untere Reihe die beiden Johannes [Nr. 518 und 523] und zu deren Seiten die Bildnisse der
Stifter [Nr. 519 und 522] .". Der ganze Altar wurde restauriert 1550 von Jan van Scorel und Lancelot Blondel, 1663 durch
Antoine van der Heuvel .-. Die sechs Berliner Flügel wurden 1815 um 3000 Gulden an den Kunsthändler M. C.-J. Nieu-
wenhuis und von diesem für 100000 Frcs. an den englischen Sammler Solly verkauft .". Neuerdings sind die Tafeln ausein-
andergesägt worden, so daß die Rückseiten neben den Vorderseiten hängen.
Der geschlossene Altarschrein
Die Tafeln der Außenseiten, in dunkelbraunen, steinartig' bemalten Holzrahmen, sind
einheitlich in einem g-raubräunlichen Tone gehalten, der auf das warme Hellgrau der ge-
malten Nischen und Steinbilder gestimmt ist. Nur das Stifterpaar wird durch leuchtendes
Rot und Karminrot hervorgehoben. Ihnen entspricht komplementäres Gelbgrün an den
Seiten der Verkündigungstafeln und in den oberen Figuren, das die Tafeln zusammen-
faßt, begleitet von zarteren braunroten und rotbraunen Tönen. Rotbräunliches Inkarnat.
88
525 K
Siidnieder-
ländische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
518
89
Südnieder- Außenseiten
ländische
Schule des Obere Reihe
XV. Jahr-
hunderts Verkündigung Maria. Graubräunliche Wände des Gemaches mit rotbrauner Holzdecke.
520 Der Engel Gabriel [Rückseite von Nr. 514]. Bräunliches Weiß im Gewände [mit
gelbbraunen Goldborten] hält den die Außenseiten beherrschenden Grundton. In den
Innenseiten der Engelsflügel klingt das leuchtende Zinnoberrot der Stiftertracht gedämpft
aus, während in den Außenseiten das komplementäre Gelbgrün ansetzt. Ultramarinblaue
Edelsteine in der Schließe des Mantels und in dem das gelbbraune Haar zierenden
Diadem. Goldene Inschrift: ave gracia. — Oben: Der Prophet Sacharja. Das Gelb-
grün setzt sich im Mantel und im Bucheinband [mit goldgelbem Schnitt] fort, begleitet
von Graurosa im Gewand und stumpfem Zinnoberrot in den Unterärmeln. Weiß im
Schriftblatt [mit ockergelbbrauner Rückseite, mit roter und schwarzer Schrift] und im
Hermelinfutter des Mantels. Vor dunkelbrauner Nische.
Auf der Schriftrollc die Inschrift : EXVLTASATISFILIASYÜJVBILA. ECCE REX TWS VErT. rSacharja IX, 9: Aber
du Tochter Zion freue dich sehr, jauchze; siehe, dein König kommt zu dir) .-. Auf dem alten Rahmen die Inschrift: SACHA-
RIAS . PROPHETA .-. Zu der Darstellung des Gemachs, in dem die Verkündigung [Nr. 520 und 521] vor sich geht, gehören
noch die Rückseiten der Tafeln mit Adam und Eva in Brüssel [s. die modernen Kopien Nr. 525 K und Nr. 525 L] .'. Sammlung
Solly, 1821.
Eichenholz, h. 1,20 (untere Abteilung], 0,35 [obere Abteilung], br. 0,70.
525k Innenraum [moderne Kopie]. Graublauer, nach unten weißlich sich auflichtender
Himmel. Stumpfroter Ton der Dächer. Goldene Inschrift: plena diis tecü. — Oben: Die
Erytreische Sibylle. Weiß im Gewand [die Schatten leicht bläulich als Ergänzung zu
den bräunlichgoldgelben Tönen im Schleier und der Rückseite des Schriftbandes], im
Turban und Schriftband. Tiefschwarzer Kragen. Vor dunkelbrauner Nische.
Auf der weißen, auf der Rückseite ockergelbbraunen Schriftrolle die Inschrift: Nil mortale sonäb afflata ... .'. Auf dem
Rahmen die Inschrift: Sibilla eritrea .". S. die Bemerkung zu Nr. 525 L.
Eichenholz, h. 1,20 [untere Abteilung], 0,33 [obere Abteilung], br. 0,78.
525l Innenraum [moderne Kopie]. In der Nische ein gelbbraunes, im Lichte gelb
blitzendes Messinglavabo. Daneben schimmerndes Weiß im Handtuch. — Oben: Die
Cumäische Sibylle. Leuchtendes Gelbgrün im Gewand. In dem warmen Rotbraun der
Pelzfütterung und des mit grauen Perlen besetzten Kopfputzes klingen die bräunlich-
goldgelben Töne weiter. Hellblaues, rot verschnürtes Mieder. Vor schwärzlichbrauner
Nische.
Auf der weißen, auf der Rückseite ockergelbbraunen Schriftrolle die Inschrift: rex . . advelet per secia futur' '. Auf
dem Rahmen die Inschrift: Sibilla cumana .-. Die Originale, auf der Rückseite der Tafeln mit Adam und Eva, befinden sich
in der Galerie zu Brüssel .-. Beide Bilder [Nr. 525 k und 525 L) sind Kopien, ausgeführt 1904 von Richard Böhnke aus
Schmiedeberg.
Eichenholz, h. 1,20 [untere Abteilung], 0,33 [obere Abteilung], br. 0,78.
521 Maria [Rückseite von Nr. 515]. Bräunlich getöntes Weiß in dem [mit gelbbraunen
Goldborten besetzten] Gewand, der Taube [in rot, weiß und gelbgrün gefärbter Glorie],
stumpfer im aufgeschlagenen Buch, hält den Grundton der Außenseiten. Farbige Edel-
steine am Gewand und dem das gelbbraune Haar zierenden, mit grauen Perlen be-
setzten Diadem. Gelbgrün im Vorhange des Betpultes entspricht den gleichfarbigen
90
Flüg-eln des Engels auf der Gegenseite, kontrastierend mit den stumpfroten Tönen der Südnieder-
Fransen des Vorhangs und der Büchereinbände. Auf die dunkelgraubraune Wand fallen Schule des
durch das Fenster gelbliche Sonnenlichter. Goldene Inschrift: ecce ancilla drii. — Oben: XV. Jahr- '
Der Prophet Micha. Das Gelbgrün klingt weiter im Gewand. Zarte violette und grau-
weiße Töne im Mantel.
Auf der weißen, auf der Rückseite ockergelbbraunen Schriftrolle die Inschrift: EXTE EGREDIETVR QVI SIT DOMINATOR
IN ISRL' [Micha V, I : Aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei] .-. Auf dem alten Rahmen die Inschrift : MICHEAS.
B°HETA .-. Sammlung Solly, 1821.
Eichenholz, h. 1,20 [untere Abteilung], 0,35 [obere Abteilung], br. 0,70.
Außenseiten
Untere Reihe
519 Bildnis des Stifters Jodocus Vydt. [Rückseite von Nr.513]. Leuchtendes Zinnober-
rot in dem mit rotbraunem Pelz gefütterten Rocke. Tiefes Schwarz im Gürtel und der
Tasche. Warm rotbraunes Inkarnat, graublaue Augen. Vor schwärzlichbraunem Schatten
der Nische.
Sammlung Solly, 1S21.
Eichenholz, h. 1,47, br. 0,51.
518 Johannes der Täufer. [Rückseite von Nr. 512]. Als bräunlichgraues Steinbild, in
grauer, schwärzlichbraun beschatteter Nische.
Auf dem Sockel des Steinbildes die Inschrift: S. JOHES BAPTA. .-. Sammlung Solly, 1821.
Eichenholz, h. 1,47, br. 0,52.
523 Johannes der Eva ngelist. [Rückseite von Nr. 517]. Als bräunlichgraues Steinbild,
in grauer, schwärzlichbraun beschatteter Nische.
Auf dem Sockel des Steinbildes die Inschrift: S. JOHES EWANTA. .-. Sammlung Solly, 1821.
Eichenholz, h. 1,47, br. 0,52.
522 Bildnis der Isabella Vydt, geb. Burluut, Gattin des Jodocus Vydt [Rückseite von
Nr. 516]. Kaltes Karminrot im Kleid. Daneben setzt in den Ärmelumschlägen und im
Einsatz des Gewandes das komplementäre leuchtende Gelbgrün ein. Schimmerndes
Weiß der Haube dient der Erwärmung rotbräunlichen Inkarnats. Vor schwärzlichbraunem
Schatten der hellgrauen Nische.
Sammlung Solly, 1821.
Eichenholz, h. 1,47, br. 0,51.
Der geöffnete Altarschrein
Die Tafeln der Innenseiten, in vergoldeten Holzrahmen, leuchten im Gegensatze zur
tonigeren Färbung der Außenseiten in der bunten emailartigen Pracht der drei herr-
schenden Hauptfarben: Ultramarinblau, Rot und Gelbgrün. Zusammen mit den glitzern-
den Lichtern reicher Stickereien der Gewänder und des Schmuckwerks, das mit Perlen
und buntfarbigen Edelsteinen geziert ist, verleihen diese den Tafeln den Charakter
blitzenden Geschmeides.
91
514
Siidnieder-
ländisdie
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
Drei Tafeln des linken Flügels
514 Die singenden Engel. Leuchtendes Rot [in den
Chormänteln des vorderen Engels und des Engeis ganz r.],
durch das blitzende Gelb der Stickereien aufgelockert,
und breite Flächen satten Gelbgrüns [Mantelumschlag
des vorderen Engels, Chormäntel des Engels 1. und des
zweiten von r.] halten sich das Gleichgewicht. In der
Mitte bricht Ultramarinblau von gleicher Intensität her-
vor [Edelstein in der Mantelschließe des vorderen Engels,
Mantel des Engels r. neben ihm, gedämpfter in den
Mantelstickereien des Engels r. und dem Bucheinband auf
dem Lektorium]. Während sich das Blau durch Goldgelb
im Schnitte der Bücher, in den Diademen und den Glanz-
lichtern des Metallgriffs am Lektorium ergänzt, klingt Rot,
die Gruppe zusammenfassend, im warmen Rotbraun der
Köpfe und des Lektoriums aus, in seiner Wirkung ge-
steigert durch das begrenzende Hellblau im Himmel und
den Ornamenten der Bodenfliesen. In kleinen Flecken
glitzern die Hauptfarben in den Edelsteinen, welche die
Diademe und Besätze der Gewänder zieren, weiter.
Inschrift auf dem alten Rahmen : MELOS DEO LAVS PHEN'iS GRAR A . . O .
Die beiden mittleren Buchstaben des letzten Wortes sind durch eine schon in alter
Zeit eingelassene Eisenschraube ausgelöscht [ vielleicht
zu ergänzen : perhennis gratiarum actio] .'. Die Inschrift
bezeichnet den Gesang als zum ewigen Preise [und
Danke?] Gottes bestimmt .'. Sammlung SoUy, 1821.
Eichenholz, h. 1,61, br. 0,70.
512 Die gerechten Richter. Wieder
bilden leuchtendes Rot und Saftgrün
den Hauptkontrast,der in der Mitte von
tiefem Ultramarinblau [Sammetmantel
des vorderen Reiters — nach alterUber-
lieferung mit den Zügen Huberts van
Eyck — auf bräunlichweißem Roß mit
saftgrüner, rot besetzter Schabracke],
nach der Tiefe in einzelnen Flecken sich
fortsetzend, unterbrochen wird. Das
Ultramarinblau steht gegen Rot [zin-
noberrotes Kleid des zweiten Reiters
auf rotbraunem Pferd ; karminroter Rock
des Dritten, mit weißem Hermelinkra-
gen], die roten Töne wieder vor saft-
grünen Trachten, die rückwärts abermals
mit Rot und Blau abwechseln. Der
sich zurückwendende Reiter [nach alter
■KJ^H^^^H&t
11 "^im^^
1 ^k . V>i
^
1
512
92
515
Überlieferung- mit den Zügen Jans van Eyck] in Schwarz
mit rotbraunem Pelzwerk, roter Perlenschnur und Kra-
gen. Warm rotbraunes Inkarnat. Am Schmuckwerk, den
Agraffen, dem Zaumzeug glitzern und funkeln buntes
Gestein und gelbe Goldlichter. Die Figurengruppe mit
ihren leuchtend farbigen Trachten ist in das Ockergelb-
braun des Erdbodens und den kühleren braungrauen
Ton der Felsen gebettet, während auf der Höhe [Wiesen,
Bäume] das die unteren Tafeln beherrschende Grün, unter
blauem Himmel mit weißlichem Horizont, weiterklingt.
Inschrift auf dem alten Rahmen : JVSTI JVDICES .-. Wahrscheinlich beruht die
ganz weltliche Darstellung der gerechten Richter und der Streiter Christi auf
einer mißverstandenen Auffassung der im Hymnus de Omnibus sanctis gebrauch-
ten Bezeichnung fijr die Heiligen des Himmels .■- Sammlung Solly, 1821.
Eichenholz, h. 1,47, br. 0,52.
513 Die Streiter Christi. Die Grundfarben sind die
gleichen wie vorher: starkes Rot [in den Fahnenschäften,
den Fahnentüchern 1. und r., den Kreuzen auf den Ritter-
schildern und der mittleren Fahne, dem Mantel des Kö-
nigs 1. hinten], begleitet von leuchtendem Gelbgrün [ge-
zaddelte Hängeärmel des Ritters 1. vorn, Kränze im
Haar, Brokatgewand des Reiters in der Mitte]. Doch ist
das Rot nach r. zu auf das blitzende
Graublau der Rüstungen, auf das bräun-
liche Grau und Weiß der Rosse [schon in
der vorhergehenden Tafel ansetzend] ge-
stimmt. Das Graublau, das [wie in der
mittleren Fahne und dem mittleren Ritter-
schild] bis zu zartem Silbergrau absteigt,
stärkt sich, von Gelb begleitet, nach rück-
wärts [Fransen der Fahne, Kopfbedeckung
des Königs 1.] zu starkem Ultramarinblau
in der Kappe des hintersten Reiters. Das
Goldgelb der Ritterschilde, des r. Fahnen-
kreuzes und der Kronen, das schillernde
Spiel hellblauer, weißer und roter Reflexe
in den graublauen Ritterrüstungen, buntes
Edelgestein der Kronen erhöhen noch
den Eindruck funkelnder Pracht. Hinter
der leuchtend grünen Höhe tauchen weiße
Schneeberge auf.
Südnieder-
ländische
Schule des
XV. Jahr,
hunderts
Inschrift auf dem alten Rahmen:
Sammlung Solly, 1821.
Eichenholz, h. 1,47, br. 0,51.
CHRISTI MILITES
93
Südnieder- Drei Tafeln des rechten Flügels
ländisdie
^^y^^i^^ 515 Die musizierenden Engel. Der Vordergrund in warmem braunem Gesamtton:
XV. Jahr- ° n i i • i i- i ii i • i
hunderts goldgelbbraunes, schwarz gemustertes Brokatgewand, mit blitzenden gelben Lichtern
und bräunlichweißem Pelzbesatz, braunrotes Haar des Orgel spielenden Engels; goldig-
gelbbrauner Faltstuhl mit karminrotem Bezug; rotbraune Orgel mit silbergrauen Pfeifen.
In den Gewändern der Engel dahinter stehen wieder die leuchtenden Hauptfarben
nebeneinander, vom rotbraunen Ton des Inkarnats und der Instrumente zusammen-
gehalten. Der Engel mit der Kniegeige in rotem, sein Nachbar mit der Harfe in ultra-
marinblauem Chormantel mit gelbem Kragen, mit edelsteingezierten Diademen im
rotbraunen Haar. Blauer Himmel und blaugemusterte Bodenfliesen.
Inschrift auf dem alten Rahmen: LAVDAT EV IN CORDIS ET ORGANO [sie preisen den Herrn mit Saiten- und Orgel-
spiel] .-. Sammlung Solly, 1821 .-. Eiclienholz, h. 1,61, br. 0,70.
516 Die heiligen Einsiedler. Mit dem ockergelblichbraunen Tone des Erdbodens [auf
dem zinnoberrote Korallen verstreut sind] und dem rötlichen Braun der Felsen gehen
die graubraunen und bräunlichschwarzen Farben der Trachten zusammen. Wenig bunte
Farbflächen beleben den ernsten Gesamtton. Voran schreiten Paulus, Antonius in bräun-
lichkarminrotem Gewand mit ultramarinblauem Kreuz und einem Rosenkranz aus gold-
gelben und silbergrauen Perlen mit gelbgrünem Behang. Der Eremit am weitesten r.,
in goldgelbbrauner Tracht mit bräunlichgrauem Kragen, hält einen Rosenkranz an
zinnoberroter Schnur. Braunrote Fleischfarbe; bräunlichgraues und rotbraunes Haar.
Ganz r., am Ende des Zuges, leuchten vor den dunkelsaftgrünen Laubwänden mit gold-
gelben Früchten Hellblau und Karminviolett in den Gewändern Magdalenas und Marias
von Egypten auf.
Inschrift auf dem alten Rahmen: HEREMITE m1 .-. Sammlung Solly, 1821 .-. Eichenholz, h. 1,47, br. 0,51.
517 Die heiligen Pilger. Vor dem Saftgrün der Bäume und dem Gelbgrün der Wiesen
steht leuchtendes Rot im Mantel des hl. Christoph [über nur wenig am Knie sichtbarem
ultramarinblauem Gewand]. Seine Begleiter in braungrauen, rotbraunen und bräunlich-
grauen Trachten, zwischen denen Hellrot, Karminviolett und Ultramarinblau in den Ge-
wändern und Kopfbedeckungen verstreut ist.
Inschrift auf dem alten Rahmen: PEGRINI Sti .-. Sammlung Solly, 1821 .-. Eichenholz, h. 1,47, br. 0,52.
Die Mittelbilder [in Kopien]
In den oberen Tafeln erklingt am mächtigsten vor dem Golde der Nischen der Dreiklang
der Hauptfarben, die in breiten Flächen die Tafeln füllen. Ultramarinblau und Gelbgrün
übertönt das in der Mitte hervorbrechende feurige Rot [Gott-Vater]. — Unten stehen
vor allem rote Töne gegen das leuchtende Grün der Landschaft.
Moderne Kopien nach Hubert und Jan van Eyck.
Eyck
5'25d Maria. Tiefes Ultramarinblau der Gewandung, ausklingend im weißlichblauen, gold-
gemusterten Teppich. Gelbgrüner Buchbeutel mit karminroten Quasten. Zinnoberrote
Unterärmel. Das warm bräunliche Inkarnat umgibt dunkelbraunes Haar. Die goldgelbe
94
Südnieder-
ländische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
hunderis
Südnieder- Krone, mit karminroten und weißen Blüten geziert, ist ebenso wie die goldgelben
sJiulede" Gewandborten mit buntfarbigem Edelgestein besetzt. Stumpf dunkelrote und giüne
Xy. Jahr- Bodenfliesen.
Die im Halbkreis um die Bogennische laufende schwarze Inschrift lautet: + HEC E SPECIOSIOR SOLE . i SVP OEM
STELLARV DISPOSlCÖEs LVCI OPATA IVEITe PO CADOR E ENI LVCIS E . i SPECLM SN MACLA DEI. Hec
est speciosior sole, super omnem stellarum dispositionem luci comparata invenitur prior, candor est enim lucis eterne speculum
sine macula dei .'. S. die Bemerkung zu Nr. 525E .-. Eichenholz, h. 1,61, br. 0,69.
525e Johannes der Täufer. Vom leuchtenden Gelbgrün des Mantels [mit goldgelben
Borten, die mit roten und blauen Edelsteinen besetzt sind] hebt sich Zinnoberrot im
Einbände des Buches [mit roten und blauen Miniaturen] ab, das im mattroten Teppich
[mit goldgelben und blauen Mustern], im goldgelbbraunen härenen Gewand [von ocker-
gelblichbraunem Gürtel zusammengehalten], dem rotbräunlichen Antlitz, von dunkel-
braunem Haar umgeben, ausklingt. Stumpfrote und graublaue Bodenfliesen.
Die im Halbkreis um die Bogennische laufende schwarze Inschrift lautet: + HIC E BAPTISTA lÖHES MAIOR HOIE • PAR
ANGLIS • LEGIS SVMA • EWAGELLI SACIO ■ APLOR? VOX • SILECIV PPHETAR . . . LVCERNA MVND
TESTIS. Hie est baptista Johannes, major honiine, par angelis, legis summa, evangelii sanctio, apostolorum vox, silentium pro-
phetarum, lucerna mundi, domini testis .•. Beide Bilder sind Kopien aus der oberen Reihe des Genter Altarwerks, nach den
Seitengemälden zum Mittelbilde des Gott -Vater. Die Originale sind nocli in der Kirche S. Bavo zu Gent. Die Kopien sind
ausgeführt von Carl Friedrich Schulz [aus Gelchow bei Storkow] im J. 1826 .'. Eichenholz, h. 1,61, br. 0,69.
Kopien nach Hubert und Jan van Eyck von der Hand des Michiel van Coxie [Cocxie,
Cocxien oder Cocxyen]. Geb. zu Mecheln 1497, gest. daselbst den 10. März 1592. Schüler seines Vaters
Michiel und des Bernaert van Orley. Nach mehrjährigem Aufenthalt in Italien tätig in Mecheln [seit 1539,
später wieder seit 1563] und in Brüssel [wo er 1543 das Bürgerrecht erwarb, bis 1563].
525 Gott-Vater. Das feurige Rot des Mantels [mit goldgelbbraunen Säumen, die mit
buntfarbigen — besonders ultramarinblauen — Edelsteinen geziert sind] steigert der
Kontrast zu Saftgrün in den Bändern der weißen Tiara [mit dreifacher goldgelber, mit
blauen und roten Edelsteinen besetzter Krone] und den Schuhen, die auf stumpf dunkel-
rotem und saftgrünem Fliesenboden ruhen. Vorn eine goldgelbbraune, mit buntfarbigen
Edelsteinen und grauen Perlen reich gezierte Krone. Das braunrote Antlitz umrahmt
dunkelbraunes Haar. Vor schwärzlichblauem, goldgemustertem Teppich.
Die im Halbkreis um die Tiara geführte Insdirift lautet: + HIC E DEVS ■ POTETISSIM' ■ IP • DIVINA MAJESTATE + SST
OIM OPXr » DVLCEDIS BOITATE ■ REMVNERATOR LIBERALISSIMUS PROPTER INME ■ NSAM LARGITATEM.
Hie est deus potentissimus propter divinam majestatem summus omnium optimus propter duicedinis bonitatem etc. .'. Auf
dem goldgelben Sockel des Thrones die Inschrift: VITA . SINE . MORTE . IN . CAPITE. IVVET^. SN . SENECTVTE
IFRONTE. GAVDIV . SN . MERORE. A. DEXTRIS. SECVRITAS SN. TIÖRE. A. SINIST'S. Vita sine morte in capite, Ju-
ventas sine senectute in fronte. Gaudium sine merore a dextris. Securitas sine timore a sinistris .'. Das über die Brust
laufende Band enthält in Perlen die Inschrift: „SABA.liT". Dies namentlich spricht neben anderen Gründen dafür, daß der
Dargestellte Gott -Vater, und nicht, wie mandie annehmen, Christus als Himmelskönig sei. Am unteren Gewandsaum in
Perlen die Inschrift: PEX PEFV [ Rex regum ] und JNaNX [ anax ] .'. Kopie nach dem Mittelbild in der oberen Reihe des
Genter Altarwerks von Hubert und Jan van Eyck. Das Original in S. Bavo zu Gent .'. Erworben 1823.
Eichenholz, h. 2,07, br. 0,79.
524 Anbetung des Lammes. [Nach der Vision des Evangelisten Johannes, Apoka-
lypse VII, 9; Vgl. XIV.] Rot [bräunlich getönt; mit dem warm rotbraunen Inkarnat
zusammengehend] einigt die Masse der Figuren vor dem leuchtenden Saftgrün der
Landschaft. Rot erklingt am stärksten in der Decke des Altars, auf dem das weiße
Lamm steht, und in den Seitengruppen der Patriarchen und Helden des alten Bundes [1.]
und der Geistlichen, Päpste, Bischöfe und Mönche [r.] mit ihren bräunlichgoldgelben
Kreuzen, Mitren und reich gestickten Ornaten, begleitet von Saftgrün und unterbrochen
von wenig Dunkelblau [z. B. in der Mitte der 1. Gruppe]. Nach der Mitte zu, wo sich in
96
grauem Stein mit lichtroten FüUung-en der Brunnen
des lebendigen Wassers [Apokalypse XXII] er-
hebt, lichten sich die Farben der Gewänder auf:
zu Hellrot und Blaugrau in den Trachten der 1.
knienden Propheten, zu Violettgrau in denen der
r. knienden Apostel. Ein Kranz von goldgelb und
rot geflügelten Engeln in Weiß, das nach rück-
wärts mattrot, hellgrün und hellblau getönt ist,
umgibt das eigentliche Zentrum. Der Zug der
Märtyrer im Hintergrund in vorwiegend dunkel-
blauen Gewändern, der der rosenbekränzten Mär-
tyrinnen in zartem Hellblau, Hellrot, Grün und
Violett, zwischen dunklen, rot und weiß blühen-
den Rosen-, Myrten- und Orangegebüschen. In
glitzerndem Reichtum sind die Gewänder mit
Perlen und bunten Edelsteinen geschmückt, der
Rasen mit bunten Blumen. In den strahlend ultra-
marinblauen Himmel ragen vor blaugrüner Ferne
die rotbraunen und grauen Türme der Kathe-
dralen. Aus goldener Glorie sendet die Taube des hl. Geistes goldene Strahlen herab.
An aem Altare die Inschriften: ECCE AGNVS DEI, QVI TOLLIT PECCATA MVNDI und JESVS VIA, VERITAS, VITA.
[Siehe da das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt trägt .-. Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben.] .-. Bez. am
Brunnen : MICHAEL DE COXIE ME FECIT • ANNO ■ 15^58 .-. Das Original, wie der ganze mittlere Teil des Genter Altars,
befindet sich noch in S. Bavo zu Gent. S. auch Nr. 525 .'. Die Kopie des ganzen Altars war von König Philipp II. bei dem
Meister bestellt und 1559 vollendet, gelangte aber niemals nach Spanien. Die übrigen Teile der Kopie befinden sich in der
Münchener Pinakothek und in S. Bavo zu Gent .'. Erworben 1823 .". Eichenholz, h. 1,33, br. 2,36.
Sädnieder-
ländisdie
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
525 F
Eyck
J
an van
Eyck
525f Christus am Kreuz. Die Wirkung der
Hauptfarben: Hellkarminrot [Mantel Johannis]
und lila getöntes Weiß [Mantel Marias] wird er-
höht durch den Gegensatz zu satten kalten Far-
ben: Ultramarinblau [Gewand Marias] und Dun-
kellila [Gewand Johannis]. Diese vollen Töne
heben sich von lichtem Graubraun ab, das in der
Landschaft [mit dem Saftgrün der Stauden und
Büsche wechselnd], im Inkarnat und am wärmsten
im rotbraunen Kreuz fortklingt. Rot, überall ver-
streut in kleinen Flecken [karminrote Töne im In-
karnat der Trauernden, Rot in der Umrahmung
der weißen Inschrifttafel], erscheint am kräftigsten
im triefenden Blut der Wunden Christi. Goldene
Strahlennimben umgeben die Häupter. Im oberen
Teil des Bildes kühlt sich die Färbung des Hin-
tergrunds zu grünlichem Blau [schneebedecktes
97
Südnieder-
ländische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
525 C
525 G
Gebirge hinter einer Stadt mit rötlichen und graublauen
Dächern] und Hellultramarinblau im Himmel [mit weißen
Wölkchen und weißlichem Horizont] ab.
Dem Stilcharakter nach anscheinend dem Genter Aitarwerk vorangehend. Von einigen
Forschern zusammen mit den stilistisch verwandten kleinen Flügeln der Kreuzigung
und des Jüngsten Gerichts in der Eremitage zu St. Petersburg und den drei Frauen
am Grabe Christi in der Sammlung Cook zu Richmond dem Hubert van Eyck zuge-
schrieben .•. Erworben 1897 aus dem englischen Kunsthandel .'. Eigentum des Kaiser-
Friedrich -Museums -Vereins .". Leinwand [von Holz übertragen], h. 0,43, br. 0,29.
525a Der Mann mit den Nelken. Graue Töne [hellblau-
grauer Rock, auf dem die blitzende graue Silberkette mit
dem grauen Kreuz der Antoniusbrüderschaft ruht; bräunlich-
grauer Pelzhut] dienen dem warm rotbraunen Inkarnat [mit
den bläulichweißen Augäpfeln, mit schwärzlichbraunem Haar]
als Folie, vor schwärzlichsaftgrünem Hintergrund. Die rot-
braune Pelzfütterung vermittelt zwischen den grauen Tönen
und dem Inkarnat. Rot im Kragen, als kräftigste Nuance
[neben Weiß wiederkehrend in einer der Nelken], unterstreicht
die Wirkung des Kopfes. In gemaltem hellgelbem Rahmen.
Eine Kopie dieses Bildnisses, mit veränderter Handhaltung, findet sich in der Anbetung
der Könige des kölnischen Meisters der hl. Sippe [um 1500] auf Schloß Velen in West-
falen, wo der älteste König die Züge des Mannes mit den Nelken trägt .'. Sammlung
Philipp Engels [Köln 1867], dessenVater das Bild in den ersten Jahren des Jahrhunderts
von einem Kunsthändler aus Gent um einen namhaften Preis als Jan van Eyck ge-
kauft hatte .'. Sammlung Suermondt, 1874 .". Eichenholz, h. 0,40, br. 0,31.
525c Maria mit dem Kind in der Kirche. Im warmen bräunlichen Helldunkel des
Mittelschiffes, durch dessen bunte Glasfenster die Sonne bricht, auf die Gewölbe und
den Steinboden gelbe Lichter werfend und auf dem goldgelben Triumphkreuz mit den
gleichfarbigen Seitenfiguren über dem Lettner glitzernd, leuchtet das rotbräunliche In-
karnat und das Rot des Gewandes der Maria, um-
geben vom tiefen Ultramarinblau ihres Mantels. Alles
wird belebt durch blitzende Lichter der goldgelben
Säume [am unteren Gewandsaum die eingestickten
Inschriften sol und luna], dem Perl- und bunten blauen,
roten und grünen Edelsteinbesatz des Gewandes und
der Krone. In kleineren Flecken leuchten die vollen
Hauptfarben [Rot, Blau, Saftgrün] bis in die Tiefe
wieder: Rot und Blau in den Glasfenstern und den
Schlußsteinen der Gewölbe. In dem von warmem ge-
dämpftem Sonnenlicht erfüllten Chore zwei singende
Engel in karminroten, saftgrünen und ultramarin-
blauen Meßgewändern und roten Flügeln.
Eine gute Wiederholung des Bildes vom J. 1499 im Museum zu Antwerpen,
als Teil eines auf beiden Seiten bemalten Diptychons, mit einigen Verände-
rungen; eine zweite, spätere in der Galerie Doria zu Rom, als Hälfte eines
Diptychons aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts. Das Bild ist wahrschein-
lich identisch mit dem von L. de Laborde im Besitz des Architekten Nau
[Nantes] beschriebenen Gemälde. Der verlorene Originalrahmen trug die
98
Y:
/
Inschrift: Mater ■ hec • est ■ filia ■ pater • hie • est • natus ■ quis
• audivit • taha • deus • homo • natus • etcet • flos ■ floriolorum •
appellaris .-. Federzeichnungen nach dieser Komposition in der ehe-
mahgen Sammlung von J. C. Robinson zu London, in den Uffizien zu
Florenz und a. a. O. .•. Sammlung Suermondt, 1874
Eichenholz, h. 0,31, br. 0,14.
525g Bildnis eines Ritters vom Goldenen
Vließ. Goldig-braun leuchtet das Antlitz [mit
graublauen Augen, mit zarten lichtroten Tönen
in den Lippen, den Augenwinkeln, den Hautfalten]
aus dem dunklen Braungrau des Filzhutes und
schwarzem Hintergrund hervor. Das Karminrot
des Brokatmantels, den blitzende gelbe Muster
und die goldgelbe Kette des goldenen Vließes
[mit graublauen, rotverzierten Zwischengliedern]
beleben, wird von der durchscheinenden braunen
Untermalung gedämpft.
Nach Dimier und Weale ist der Dargestellte Baulduyn de Lannov [eine
?!S-^"., , ■""" ''■=*?'="'l^ Zeichnung nach unserem Bild in der Stadt-
b.bhothek zu Arras]. Baulduyn, geb. 1386 oder 1387, Gouverneur
^d^n^l r"*- ^"""■i''-^";">" ™" ^y^ '" P°'-'"?='l ""d g<=hörte
1430 bei Gründung des Ordens vom Goldenen Vließe zu seinen ersten
Rittern [f 14/4] .-. Das Bild wurde 1900 aus der Sammlung der Mar-
ntrMornTelnJ^°DTkT-ft " .""^ war wahrscheinlich durch Erbschaft aus der bekannten Genueser Familie Imperiaii
^:^^miSHr£2^Hr?r-^^r^^^^
523a Bildnis des Giovanni Arnolfini. Durch das leuchtende Rot der Kopfbedeckung,
dessen Wirkung der Kontrast zum saftgrünen Gewand erhöht, wird das rotbräunliche
nkarnat herabgest.mmt. Zwischen diesem und Saftgrün vermittelt die rotbraune Pelz-
Südnieder-
ländische
Schule des
XV. Jahr-
hundert s
523 A
fütterung des Rockes. Schwarzer Hintergrund,
als Basis.
Arnolfini lebte als Faktor des Luccheser Hauses Marco Guidecon in
Brügge. Die I^ersonlichkeit läßt sich nach dem bekannten Verlobungs-
bilde der Londoner National Gallery [ von 1434] feststellen. Da Ar-
nolfini dort etwas jugendlicher erscheint, dürfte unser Bildnis erst in
r«L'""i !" .f^" ''" "*'^''" D^enniums gemalt sein .-. Erworben
1886 auf der Versteigerung M. C.-J. Nieuwenhuis zu London.
Eichenholz, h. 0,29, br. 0,20.
m523c Brustbild eines Mannes. Umgeben von
der bräunlichroten, mit Grau gebrochenen Farbe
des Rockes, der graubraunen Pelzfütterung, den
bräunlichen, mit Saftgrün wechselnden Tönen der
Kopfbedeckung erscheint am wärmsten das bräun-
liche Inkarnat, in den Augenwinkeln, den Wan-
gen und den Lippen mit roten Tönen behandelt.
Schwarzer Hintergrund.
Offenbar Ausschnitt aus einer größeren Darstellung; nur oben zeiet
die lafel den ursprünglichen Abschluß. Ob der individuelle Kopf als
Kortrat geschaffen wurde, ist fraglich .-. Erworben 1895 aus dem ita-
lienischen Kunsthandel.
Eichenholz auf Unterlage von Kiefer, h. 0,115, br. 0,088.
Ein Fleck Grauweiß im Brief dient
523 C
99
Südnieder-
ländische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
528
Eyck
528 Bildnis Christi, des Königs der König- e.
In leuchtend rotem Gewand mit goldgelbem Saum
[auf dem die Buchstaben in saftgrüner, die Kreuze
in blauer Farbe stehen]. Auch das Antlitz in war-
men braunrötlichen Tönen, umgeben von dunkel-
rotbraunem Haar. Vor dunkelblauem Hintergrund
mit blitzendem goldgelbem Nimbus und den Buch-
staben ^4 und ii, I [Initium] und F [Finis]. —
Auf der alten, steinartig gelblichbraun mit roter
Aderung und mit Fugen bemalten, den Rahmen
bildenden Einfassung die schwarzen Inschriften mit
weißen Lichtern : oben VIA . VERITAS . VITA .
unten: PRIMVS . ET . NOVISSIM'. [Der Weg, die
Wahrheit und dasLeben; derErste und der Letzte.]
Bez. auf dem Rahmen : Johes de eyck me fecit et apleiuit anno * 1438 '
31. January ■ und der Insdirift: ■ AME • IXH ' XAN • .-. Alte verklei-
nerte Kopie mit geringen Abweichungen in der Akademie zu Brügge,
mit der falschen Inschrift: Johannes de Eyck Inventur anno 1440
30. January .'. Alte Kopien u. a. in der Pinakothek zu München .'.
Sammlung Solly, 1821.
Eichenholz, h. 0,44, br. 0,32.
525 B
Nachahmer Jan van Eycks.
525 B Maria mit dem Kinde vor der Rosenhecke. Die leuchtende Kraft der Farben
Jan van Eycks ist gebrochen und auf einen bräunlichen Gesamtton gestimmt. Bräun-
liches Rot im Mantel Marias [mit blitzender gelber Goldkante; über wenig sichtbarem
schwärzlichblauem Gewand], bräunliches Inkar-
nat, kontrastierend mit Saftgrün im Hag [mit
roten Rosen], im Rasen mit bunten Blumen
und den Bäumen und Büschen des Hinter-
grundes. Kaltes Weiß in der Umhüllung des
Kindes und Hellgrau der Rasenbank geben die
Basis. Bei einem gelbbraunen Bronzebrunnen
mit gelben Reflexen. Auf der Rasenbank liegt
in schwärzlichem Beutel ein Buch mit goldgelbem
Schnitt und Schließen. Lichtblauer Himmel.
Die Madonna mit dem Kinde findet sich ganz ähnlich in 7wei anderen
Gemälden, von denen das eine, im Museum von Antwerpen, den
Namen Jans van Eyck mit der Jahreszahl 1 439 trägt und das andere
im Metropolitan Museum zu New -York [früher bei Mr. Beresford
Hope in London ], dem Meister selbst wohl mit Unrecht zugeteilt
wird. Das geringere Berliner Bild scheint am ehesten eine alte
Kopie oder Werkstattwiederholung nach Jan van Eyck zu sein .'.
Sammlung Mündler, Paris ; früher im Privatbesitze zu Florenz .".
Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,57, br. 0,41.
523 D BildniseinesjungenMannes. Leuchtend
rote Rose vor dunkelblauem Gewand, das durch
Karminrot im Kragen in das warme rotbräunliche
100
Inkarnat überführt wird. Leuchtendes Saftgrün [in
den Schatten blaugrün getönt] der Kopfbedek-
kung verleiht dem Antlitz mit den kräftigroten
Lippen und dunkelrotbraunem Haar Wärme.
Erworben 1900 als Geschenk des Herrn Alfred Beit in London.
Eichenholz, h. 0,18, br. 0,12.
528a Der segnende Christus. In hellrotem
Mantel über grauviolettem, mit blitzendem gel-
bem Besatz geziertem Gewand. Warm rotbräun-
liches, mit rötlichen Tönen durchsetztes Inkarnat.
Stumpf rotbraune Haare. Vor altgoldenem Hin-
tergrund, auf den durchsichtig rotbraunes Rah-
menwerk aufgemalt ist.
Anscheinend Ausschnitt aus einem größeren Bilde .". Der Kopf zeigt
die Züge einer Vera Ikon, die, in einen Smaragd geschnitten, sich seit
alter Zeit in Konstantinopel befand und erst von Sultan Bajazid II. dem
Papst Innozenz VIII. geschenkt wurde .•. Erworben 1888 in London.
Eichenholz, h. 0,18, br. 0,13.
Südnieder-
ländische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
523 D
(^ • j. Petrus Cristus. Zeichnet sich Petrus XPR oder XPI [Christophori?, Christi?]. Geboren
V_^I löLUa 2u Baerle; 1472 noch am Leben in Brügg-e, wo er 1444 das Bürgerrecht erwarb. Gebildet unter
dem Einflüsse Jans van Eyck und wahrscheinlich dessen Schüler; tätig vornehmlich zu Brügge [nach
den Daten auf seinen erhaltenen Werken 1446 — 1467].
'v^23b Maria mit dem Kinde vor dem Karthäuser. Kühle helle Gesamtstimmung.
Die Ausführung ist miniaturartig fein, mit scharfen blitzenden Lichtern und Einzel-
heiten. Gedämpftem Rot [im Mantel Marias], durch den Kontrast zu Ultramarinblau
[Gewand Maria] in seiner Wirkung gesteigert,
entspricht Saftgrün [im Mantel der hl. Barbara,
über dunkelkarminrotem Gewand]. Das bräun-
lich getönte Weiß der Karthäusertracht bildet die
Basis. Die Hauptfarben Rot und Saftgrün klingen
nochmals in der Mitte wieder: in den Fliesen des
rotbräunlichen Bodens, noch wirksamer in der
Landschaft [zwischen Saftgrün bräunlichkarmin-
rote, hellrote, auch hellblaue Dächer]. Das bräun-
liche, mit roten Tönen und weißen Lichtern be-
handelte Inkarnat steht warm vor lichtem bräun-
lichem Grau der Hallenarchitektur und weißlich-
blauem Himmel [mit weißen Wölkchen]. Rot-
braunes, gelb schimmerndes Haar. Rot und Blau
in den Glasfenstern und dem Baldachinbehang,
Saftgrün in der Säule hinter dem Kinde.
Ehemals Jan van Eyck zugeschrieben .•. Die Komposition stimmt im
wesentlichen überein mit der Tafel Jans van Eyck bei Baron Gustave
Rothschild in Paris, auf der derselbe Donator dargestellt ist. Nach
528 A
101
Säclnieder-
ländische
S(hule des
XV. Jahr-
hunderts
532
Weale ist der Stifter Herman Steenken aus Suntdorp, von 1402 an mit einer
zweijährigen Unterbrechung [1404 — 1406] Vikar des Karthäuserklosters der
hl. Anna ter Woestire in der Nähe von Brügge [f den 23. April 1428] .'. Ein
auf der Rückseite aufgeklebter Zettel gibt in holländischer Sprache die irrige
Notiz, daß das Bild von Jan für den Abt von S.Martin In Ypern gemalt sei.
Die Tafel ist vermutlich identisch mit derjenigen, die in dem von Blaise Hutter
1595 verfaßten Inventar des Kunstbesitzes von Erzherzog Ernst erwähnt und
dem „Rupert van Eyck" zugeschrieben wird .'. Auch das am 17. April 1662
im Haag mit dem künstlerischen Nachlasse des Joh. Chrisosth. de Backer unter
Nr. 153 versteigerte Stück: Een L. Vrouw met een Cathuyser, geschildert
by Jan van Eyck, ist wohl identisch mit unserem Bilde .". Erworben 1888 in
London aus der Sammlung des Marquis of Exeter in Burleigh House.
Eichenholz, h. 0.19, br. 0.14.
•§32 Bildnis eines jungen Mädchens [angeblich einer
Lady Talbot]. Die kühle Helligkeit des ockergelb-
lichen, mit zarten Rosalasuren belebten Inkarnats
steigert der Kontrast zu tiefem Schwarz [Kopfbedek-
kung mit gelber Goldstickerei, Halsband, Miederein-
satz], vor grauer Wand mit graubrauner Holztäfelung.
Schimmerndes Weiß im Kragen, Ultramarinblau im
Kleid. Die Schultern deckt ein weißer Schleier, der
mit goldgelber Nadel am Miedereinsatz befestigt ist.
Trug nach handschriftlicher Bemerkung Waagens auf dem Originalrahmen die Inschrift: Opus Petri Christophori .•. Nach
Weale ist die Dargestellte die erste Frau des Eduard Grimeston .". Sammlung Solly, 1821 .*. Eichenholz, h. 0,28, br. 0,21.
529a B Zwei Altarflüg-el.
529a Altarflügel mit zwei Darstellungen. Oben: Verkündigfung-. Karminrot [Man-
tel Marias mit goldgelber Bordüre, über schwärzlichblauem Gewand] und Gelbgrün [die
Bettstatt] bilden den beherrschenden Kontrast. Rot kehrt in den Fransen des Baldachins
und im Glasfenster über der Tür wieder. Nach
r. und nach hinten kühlt und stumpft sich die
Färbung ab: bläulichweißes Gewand des Engels,
bräunlichgraue Wände und etwas wärmerer Fuß-
boden des Gemaches. Die Engelsflügel schillern
in stumpfgelben, mattroten und blaugrünen
Tönen. Warm graurötliches Inkarnat. Hellblau
[im Himmel und im Flußspiegel 1.] — Unten:
Geburt Christi. Lichtes Gelbgrün der Land-
schaft [darin die kleinen Figuren der Verkündi-
gung an die Hirten in kräftigem Zinnoberrot]
hält dem verschiedenartigen Rot das Gleich-
gewicht [gedämpft karminroter Mantel Marias
über schwärzlichblauem Gewand, vor rotbraunen
Felsen ; zinnoberroter Mantel des in der Mitte
knienden Engels, in seiner Wirkung gesteigert
durch Gelbgrün und Hellblau in den Kleidern
der beiden anderen; kaltes Karminrot im Mantel
Josephs; wärmeres Karminrot in den Armein der
102
helfenden Jüdin, dem leuchtendes
Gelbgrün im Obergewand, über
graubraunem Unterkleid, entspricht].
Leuchtend hellblauer Himmel. Auf
graubraunem Erdboden liegt das
Kind von gelben Strahlen umgeben.
Ein dunkelrotbrauner Balken trennt
die beiden Darstellungen.
Bez. unten auf schwarzem Grund in Goldschrift;
* . petrüs . xpi . me . fecit . -•. Wie 529 B Flügel
eines Altarschreins, der sich in einer Kirche von
Burgos befand .". Der Altar kam von Burgos in ein
Frauenkloster zu Segovia und wurde von dort nach
Frankfurt a. M. gebracht .". Die jetzt verschollenen
Außenseiten der Flügel zeigten grau in Grau die
Apostel Petrus und Paulus /. Erworben 1850 aus
Privatbesitz in Augsburg.
Eichenholz, h. 1,34, br. 0,56.
529b Das jüngste Gericht. Christus
als Träger des Hauptkontrastes in
rotem, im Umschlage gelbgrünem
Mantel, thront vor tiefultramarin-
blauem Himmel auf gelb und rötlich
gefärbtem Regenbogen, zwischen si
dunkelbrauner Säule und Kreuz. In
den ihn umschwebenden Engeln klingt der Kontrast von Rot und Grün gedämpfter
weiter, um in den Gewändern der Heiligen, die Maria [Dunkelblau der Gewandung,
das durch den Gegensatz zu Goldgelb im Kleide des Heiligen neben ihr in seiner
Wirkung gesteigert wird], Magdalena [in hellroter und dunkelgrüner Tracht] und
Johannes d. T. [in gelbgrünem Mantel] umgeben, und den Trachten der auf grau-
braunen, mit Perlen und farbigen Edelsteinen gezierten Bänken sitzenden Apostel und
der Vertreter der geistlichen und weltlichen Stände hinter ihnen seine höchste Leucht-
kraft zu erreichen. Gelbe, hellblaue, graublaue und dunkelblaue Töne mischen sich
darein. Rotbräunliches Inkarnat. Über das helle Gelbgrün der Wiese [mit den Auf-
erstehenden] an blaugrünem Wasser fällt die Färbung über die braungraue, gelb
schimmernde Rüstung des hl. Michael [mit dunkelgrünen, auf der Außenseite bräunlich-
roten Flügeln, mit rotem Kreuzesstab] zu dem bräunlichschwarzen Tone der Hölle mit
ihren stumpfroten Flammen und saftgrünen Teufelsgestalten und der grauen Gestalt
des Todes.
Bez. unten auf schwarzem Grund in Gold: * anno . domini . M . CCCC . LH . .'. Wie 529 A Fliigel eines Altarschreins .*.
Das Vorbild der Komposition ist das Gemälde Jans van Eyck in der Eremitage zu St. Petersburg .'. Erworben 1850 aus Privat-
besitz in Augsburg .*. Eichenholz, h. 1,34, br. 0,56.
Südnieder-
Ifindische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
529 A
529 B
Zwei Altarflügel.
529e Linker Flügel: Johannes der Täufer. In der bräunlichen Gesamtfärbung leuchtet
103
Siidnieder-
ländische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
529 E
529 F
549 A
das Rot des [innen schwärzlichblauen] Man-
tels, von dem sich der dunkelsaftgrüne Buch-
einband abhebt. Saftgrüne Lasuren auch in
der ockergelblichbraunen, mit grauen Tönen
[in den Felsen] durchsetzten Landschaft.
Gelbbräunliches härenes Gewand. Bräun-
lichockergelbes Inkarnat [mit roten Tönen
in den Augenlidern und Lippen]. Dunkel-
braunes Haar. Grünlichblaue Ferne unter
dunkelblauem Himmel mit weißem Horizont.
Erworben 1 908 aus dem italienischen Kunsthandel als Geschenk
des Generaldirektors Dr. W. Bode.
Eichenholz, h. 1,73, br. 0,63.
529f Rechter Flügel: Die hl. Katharina. In
der bräunlichen Gesamtfärbung wie im Ge-
genstück leuchtendes Rot der Gewandung
[über schwärzlichblauem Unterkleid, dun-
kelkarminrote Strümpfe]. Schwärzlichgrüner
Bucheinband. Saftgrüne Lasuren in der
ockergelblichbraunen Landschaft, dunkel-
saftgrüne Bäume. Die Mitte betont Gold-
gelb im Schnitte des Buches. Das braune, gelb schimmernde Haar ziert eine blitzende
goldgelbe, mit weißen Perlen und roten Edelsteinen besetzte Krone. Graublaue Schwert-
klinge. Hellblauer Fluß, blaue Ferne unter dunkelblauem Himmel mit gelblichweißem
Horizont. Weiße Pelzfütterung des Obergewands.
wahrsclieinlicli am Hofe des
Lionello d'Este zu Ferrara.
'549a Maria mit dem
Kinde. Leuchtendes
Karminrot im Mantel
umgibt die Figuren
vor graubrauner Fen-
sterumrahmung und
schwärzlichbraunem
Grund. Leuchtendes
Saftgrün vorn im
Kissen schließt den
Umriß der Figuren-
gruppe ab. Schim-
mernd kaltes Weiß
[Kopftuch Marias, Um-
hüllung des Kindes]
und dunkles Ultrama-
Erworben 1908 aus dem ita-
lienischen Kunsthandel als
Geschenk des Generaldirek-
tors Dr. W. Bode.
Eichenholz, h. 1,73, br.
0,63.
Weyden J°?f:J5:;
Weyden, auch Roger de
la Pasture, und in älterer
Zeit öfters Roger von
Brügge oder Roger von
Brüssel gen. Geboren 1399
oder 1400 zu Tournay, da-
selbst den 1. August 1432
als Meister in die Gilde ein-
getragen,gestorben zuBrüssel
den 16. Juni 1464. Schüler
des Robert Campin inTournay
[seit 1426]. Tätig zu Tournay
und namentlich zu Brüssel
[1436 als „Maler der Stadt"
erw^ähnt], einige Zeit in
Löwen, vielleicht auch in
Brügge, 1449 50 in Italien,
104
rinblau [mit grauen Perlen und roten Edelsteinen besetztes Gewand Marias; dagegen
das blitzende Goldgelb der Borten] verstärken die Wirkung des mit zarten rötlichen
und grauen Tönen modellierten Inkarnats. Rotbraunes, gelb schimmerndes Haar. Gold-
gelbbraune, saftgrün gemusterte Brokatunterärmel. Goldene Nimben. Rechts hinten
eine graublaue Lilie mit saftgrünen Blättern.
Erworben 1862 .-. Eichenholz, h. 0,42, br. 0,31.
v534b Johannesaltar. Die Hauptfarben Rot und Ultramarinblau sind auf das kühle lichte
Grau der gemalten architektonischen Rahmungen [mit plastischen Darstellungen aus
dem Leben Johannis d. T.] und der Innenräume gestimmt.
Linker Flügel: Geburt Johannis d. T. Hellkarminrot [Himmelbett], wird in seiner
Wirkung gesteigert durch Saftgrün im Untergewande der Bedienerin und im Rocke des
Zacharias. Karminviolett in dessen Mantelumschlag und Graublau im Oberkleid der
Bedienerin vermitteln mit dem Hellgrau der Architektur. Reines Weiß des Bettleinens.
Ultramarinblau [Obergewand Marias] hält dem Rot die Wage, das nochmals in wärmster
Nuance und durch das Goldgelb der Musterung gestärkt, im Unterkleide Marias hervor-
bricht. In der Umrahmung die Statuen von Jakobus minor und Philippus, Thomas und
Matthaeus. — Mittelbild: Taufe Christi. Von Hellkarminrot [Mantel Johannis, über gold-
gelbbraunem Gewand], mit dem das Saftgrün der Landschaft kontrastiert, kühlt sich die
Färbung über das durch den Gegensatz zu Weiß [Lendentuch] und Blaugrün [Flußspiegel]
erwärmte Braun im Körper Christi zu Blauviolett [sein Gewand] und endlich zu bläulich
getöntem Weiß [Gewand und Flügel des Engels, die außen karminviolett gefärbt sind]
ab. Oben vor hellblauem Himmel zur Betonung der Mitte, in Zinnoberrot und Gelb,
Gott -Vater [von ihm die Worte ausgehend: hie est filius meus usw.]. In der Umrahmung
die Statuen von Petrus und Andreas, Jakobus maior und Johannes. — Rechter Flügel:
Südnieder-
ländische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
534 B
105
Südnieder-
ländische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
535
Enthauptung des Johannes. BräunHches Karminviolett [mit weißem Hermelin gefüttertes
Oberkleid Salomes]. Ultramarinblau im Untergewand [mit goldgelben Borten und
farbigem Edelgestein geziert], gestärkt durch den Gegensatz zu Gelb in den Unterärmeln
und der Schlüssel. Den kühlen Farben noch untergeordnet erscheint der Kontrast von
Rot [Schuhe], Rosa [gelb schillernd in den Unterärmeln] und Gelbgrün [Hängeärmel].
Rechts überwiegt dagegen Karminrot [strömendes Blut, heller im Mantel Johannis, wärmer
im Schurze des Henkers, dort begleitet von Mattgelb], zu Zinnoberrot ansteigend im
Beinkleide des Henkers [ausklingend im goldgelbbraunen Gewände Johannis]. Reines
Weiß im Hemd. Saftgrüne und lichtrote Töne in der Hofansicht dahinter. In kleinen
Flecken verbreiten sich Rot und Blau, von schimmerndem Weiß unterbrochen, bis in die
Tiefe des grauen Innenraums, in dem die Überreichung des Hauptes an Herodes dar-
gestellt ist. In der Umrahmung die Statuen von Paulus und Bartholomaeus, Thaddaeus
und Matthias.
Aus der früheren Zeit des Meisters .'. Eine Schulkopie von kleineren Maßen im Staedelschen Institute in Frankfurt a. M. .•.
Erworben 1850, die zwei ersten Tafeln aus der Sammlung Könisr Wilhelms von Holland im Haag, die dritte Tafel in England.
Eichenholz, jede Abteilung h. 0,77, br. 0,48.
535 Der Altar des PeeterBIadelin [Gründers der Stadt Middelburg und Schatzmeisters
des Herzogs von Burgund, gestorben 1472].
Mittelbild: Anbetung des Kindes. Der ockergelblichgraubraune Vordergrund und der
rotbräunliche Ruinenbau, der sich gegen das Gelbgrün der Wiesen absetzt, bilden den
neutralen Hintergrund für die kühlen leuchtenden Farben der Gewänder. Hellkarminrot
[Joseph], ergänzt durch das Gelbgrün der Landschaft, überführt die karminviolette
Tönung der Engelsgewänder zum Kontrast der Mitte: Hellgelb [Kleid des anbetenden
Engels], bläuliches Weiß [Gewand Marias, über das rotbraunes Haar herabfällt] und
tiefes Ultramarinblau [in breiter Fläche um sie ausgebreiteter Mantel]. R. bildet wenig
Karminviolett [Unterkleid Marias] das Verbindungsglied mit warmem Schwarz [mit grau-
braunem Pelz verbrämter Rock des Stifters Peeter Bladelin]. Oben vor tiefblauem
106
Himmel nochmals vor allem Hellgelb, daneben Hellkarminrot und Gelbgrün [Gewänder
der Engel]. Goldene Strahlennimben. — Linker Flügel: Die Sibylle von Tibur.
Links leuchtendes Gelbgrün [Gewand der Sibylle mit blauen Unterärmeln, landschaft-
licher Ausblick] vor Karminrot [Baldachin]. Schimmerndes Weiß im Kopftuche der
Sibylle. Neben bräunlichem Karminviolett im Obergewande des Kaisers Augustus [in
burgundischer Königstracht], zarter in der Musterung des grauen Bodens brechen noch-
mals Karminrot [mit gelber Musterung im Untergewande des Kaisers und in den Bein-
kleidern des Zuschauers r.] und Zinnoberrot [Beinkleider und Unterärmel des Kaisers],
das auch in der Tracht des Zuschauers r. hinten wiederkehrt, hervor. Hier dient es
einem kalten Farbenpaar: Hellblau [Mantel und Kappe des vorderen Zuschauers, satter
im Hute des Kaisers und im Gewände Marias] und Hellgelb [Ärmel und Gewand des
vorderen Zuschauers, hellrot umrandete Glorie im Fensterausschnitt] als Hintergrund. —
Rechter Flügel: Der Stern erscheint den Königen aus dem Morgenlande. Hellkar-
minrot [Mantel des vordersten Königs], von den bräunlichgelbgrünen Tönen der Land-
schaft, dem Gelbgrün der Ärmel, dem bräunlichen Gelb des Umhangs umgeben, erwärmt
sich nach r. hin zu leuchtendem Zinnoberrot [Gewand des zweiten Königs], dessen hell-
gelbe Musterung wieder mit dem leuchtenden Ultramarinblau [im Mantel] vermittelt.
Hellkarminviolett [Kappe] und bräunliches Karminviolett [Mantelumschlag] überführen
zum tiefen Schwarz [goldgelb gezierte Tracht des Mohrenkönigs], dessen Intensität durch
den Gegensatz zu reinem Weiß in Armein und Kopfbinde gesteigert wird. Am hell-
blauen Himmel in rosaroter Glorie, von goldenen Strahlen umgeben, das Christkind. —
Warm graurötlicher Fleischton.
Außenseiten der Flügel: Verkündigung. Links: Maria. — Rechts: Der Engel [in
beiden Händen ein Spruchband haltend, auf dem die Worte des englischen Grußes
stehen]. — Grau in Grau, in Stein nachahmenderMale-
rei. Die Rückwand des ^ i 'liiir- aaMfcMgaaa»—' «mmaMat^ Gemaches verdeckt ein
bräunlichzinnoberroter P J |HBää^^^^^HB|^Hf|' Vorhang, vor dem ein Ma-
jolikakrug mit einem ^^^^BB^B^^^^^^ Lilienstengel steht.
Siidnieder-
ländische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
Die drei Bilder geben eine in sich
die weltumfassende Herrschaft
bild], Verkündigung derselben an
[Augustus] und an die Herrscher
Hauptaltar der Kirche zu Middel-
Kopie befindet .'. Ein Hauptwerk
[bald nach 1450] .-. Die Rückseiten
Schülerarbeit Erworben 1834
Eichenholz, Mittelbild, h. 0.91,
v/534c Die hll. Marga-
Das zinnoberrote, gold-
Margaretha [dessen Ende
Rachen hält] umrahmt
Bräunlichvioletter Mantel
grün gemustertes gold-
am Brustausschnitt und
abgeschlossene Darstellung, die sich auf
Christi bezieht, Geburt Christi [Mittei-
den Herrscher des Abendlandes
des Morgenlandes "." Gemalt für den
bürg [in Brabant], wo sich noch eine
des Meisters aus seiner mittleren Zeit
der Flügel sind viel geringer und
von Nieuwenhuis in Brüssel,
br. 0,89; Flügel je h. 0,91, br. 0,40.
retha und Apollonia.
gezierte Gewand der hl.
der gelbbraune Drache im
dunkles Blau des Mantels,
der hl. Apollonia r., saft-
gelbes Gewand, unter dem
zu den Füßen leuchtendes
534 C
107
Südnieder-
ländische
Sdiule des
XV. Jahr-
hunderts
534 A
Karminrot des Unterkleides sichtbar ist. Lichtes bräunhches Inkarnat, mit rosigen Tönen
und graubraunen Schatten, von gelbbraunem und rotbraunem Haar umgeben. Goldene
Nimben. Vor hellgrauer Wand mit rotbrauner Wölbung. L. Ausblick in einen Hof mit
rosaroten Mauern und saftgrünen Beeten unter hellblauem Himmel.
Flügel eines Klappaltars .". Früher in Spanien
Eichenholz, h. 0,515, br. 0,275.
Erworben 1909 aus dem Pariser Kunsthandel.
534a Marienaltar. Das Kolorit ist härter, email-
artiger und weniger reich an vermittelnden Zwischen-
tönen als im Johannesaltar. Die einzelnen Flügel
umrahmt gemaltes ockergelblichbraunes Holzrahmen-
werk mit hellgrauen plastischen Darstellungen aus
dem Leben Marias. Graue Innenräume. Rötlich-
grauer Fliesenboden.
Linker Flügel: Die hl. Familie. Leuchtendes
Karminrot [innen dunkelsaftgrüner Mantel Josephs]
vor leuchtendem Gelbgrün in der Vorhangbordüre.
Dunkelultramarinblaue Kapuze. Karminviolett mit
gelber Musterung im Mittelstück des Vorhangs über-
führen den Hauptkontrast in das in den Schatten
hellblau getönte Weiß im Gewände Marias, über
das gelbbraunes Haar herabfließt. Oben ein ultra-
marinblauer Seraph. In der Umrahmung die Statuen
von Petrus und Paulus. — Mittelbild: Beweinung
Christi. Von leuchtendem Karminrot [Mantel Marias],
durch das Gelbgrün der Landschaft in seiner Inten-
108
sität gesteig^ert, hebt sich der hellgraubraune, vom weißen Lendentuch umhüllte Körper
Christi ab. Kühlere Farbflächen umgeben die Mitte: Blauviolett im Mantel Johannis,
Dunkelultramarinblau in der Tracht Josephs von Arimathia, Weiß im Tuch. Hellultra-
marinblauer Himmel. Oben ein karminvioletter Seraph. In der Umrahmung die Statuen
von Johannes und Matthaeus. — Rechter Flügel: Christus erscheint Maria. Karminrot
[Mantel Christi] und lichtes Gelbgrün der Landschaft, in der die Auferstehung und die
drei Marien dargestellt sind. Ultramarinblau, das in der landschaftlichen Ferne und im
Himmel zarter weiterklingt, und reines Weiß in der Tracht Marias. Lichter kehren alle
Hauptfarben in der Landschaftsszene wieder. Oben ein ultramarinblauer Seraph. In
der Umrahmung die Statuen von Markus und Paulus.
Wie Maria der Mittelpunkt der gesamten Schilderung ist, so beziehen sich auch die lateinischen Sprüche auf den von den
Seraphim gehaltenen Bändern auf Eigenschaften der Maria, um deren willen ihr die „Krone des Lebens" verliehen wurde /.
Unser Altar entstand wohl in der Werkstatt Rogers nach dem frijhesten bekannten Altar des Meisters, der zum Bilderschatze
Isabellas der Katholischen gehörte und von dem sich linker Flügel und Mittelbild noch heute in der Sakristei des Domes zu
Granada befinden. Der r. Flügel tauchte vor einigen Jahren im spanischen Kunsthandel auf .•. Dieser Altar kam als Geschenk
Papst Martins V. an König Johann II. 1445 nach der Karthause Miraflores bei Burgos .'. Karl V. soll ihn von hier mitgenommen
und als Reisealtärchen bei sich geführt haben. Nach seinem Tode befand sich das Werk wieder in Burgos bis zur Zeit der Napo-
leonischen Kriege. Damals fiel es kurz vor dem Brande des Klosters in die Hände des Generals d'Armagnac, der es einem Wein-
händler verkaufte. Dann erstand es Nieuwenhuys, der es an König Wilhelm von Holland verkaufte -•. Erworben 1850 aus
der Sammlung König Wilhelms von Holland im Haag.
Eichenholz, jede Tafel h. 0,71, br. 0,43.
Südnieder-
ländische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
1. 545d Bildnis einer jungen Frau. Warm und blühend, in rötlichem Ton mit wenig
graubräunlicher Modellierung, rundet sich in geschlossenem Oval das Antlitz mit den
roten Lippen [und den blaugrauen Augen], vom kalten, im Schatten grau getönten
Weiß der Haube umrahmt, durch welche die Stirn durchscheint. Das schwärzliche
Blau des Hintergrundes, tiefes Schwarz des Pelzbesatzes und Gürtels helfen die Hellig-
keit noch steigern. Die graue Farbe des Kleides wird durch die durchschimmernde,
aus Braun und Karminrot gemischte Untermalung er-
wärmt. Die Finger der Linken zieren goldgelbe Ringe
mit rotem Stein, goldgelbe Nadeln halten die Haube
zusammen.
Auf der Rückseite ein [ausgekratztes] Wappen in einem Blattkranze .'. Fürstin
Soltikoff, St. Petersburg .". Erworben 1908 aus dem englischen Kunsthandel.
Eichenholz, h. 0,47, br. 0,32.
\j545 Bildnis Karls des Kühnen, Herzogs von Bur-
gund [1433 — 1477]. Warm kommt das rötliche, von
grauen Tönen durchsetzte Antlitz [mit den graublauen
Augen und mattroten Lippen], von dunkelrotbraunem
Haar umgeben, aus dunkelblauem Grund und schwar-
zem, grau gemustertem Kleid hervor. Goldgelb im
Orden des goldenen Vließes auf der Brust. Rot-
brauner Schwertgriff mit graublauem und goldgelbem
Knauf.
Sammlung Solly, 1821.
Eichenholz, h. 0,49, br. 0,32.
545
109
Südnieder-
ländisdie
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
Vveyden Kopie nach Roger van der Weyden.
534 Kreuzabnahme. Warme farbige Kontraste [Hellkarminrot im Gewände Johannis,
daneben leuchtendes Gelbgrün im Kleide Maria Salomes; bräunlichzinnoberrote Bein-
kleider und dunkelkarminrotes Gewand Josephs von Arimathia, der den Leichnam
Christi hält] umgeben in breiten Flächen das tiefe Ultramarinblau im Gewände Marias,
dem r. ein mit Braun gedämpftes Goldgelb im Mantel des Nikodemus [über dunkel-
blauem Gewand] entspricht. Hellrötliches Inkarnat. Graubrauner Erdboden. Nach
rechts geht die Färbung in zartere Töne über und klingt über wenig Gelbgrün [Mantel
Petri] und Rosa [Ärmel Magdalenas] in bräunliches Grau [Gewand] und Blaugrau
[Mantel Magdalenas] aus. Ebenso kühlt sich die Färbung nach oben ab [Weiß der
Tücher, graubräunlicher Ton des Leichnams, bläuliches Weiß der Kopftücher und Tracht
des Mannes auf der Leiter] vor Goldgrund, auf den die Schatten in Braun lasiert sind.
Bez. in den oberen Ecken in dem rotbraunen Maßwerk mit je einer Armbrust und der Jahreszahl 1488 .*. Alte Kopie
nach dem Originale Rogers, das sich im Escorial befindet. Ändere alte Kopien im Museo del Prado zu Madrid [Nr. 1818,
vielleicht von Michiel von Coxie, und Nr. 2193a, früher im Museo Nacional de laTrinidad], in der Peterskirche zu Löwen
[in kleinerem Maßstabe, Mittelbild des Triptychons in der Agatha -Kapelle], in der Bridgewater-Sammlung zu London usw.
Ober das Original und die in Spanien befindlichen Kopien s. Madrazo, Museo Espanol de Antiguedades, IV .". Ehemals
ohne Grund Roger van der Weyden der Jüngere genannt .". Erworben 1830 in Aachen.
Eichenholz, h. 1,49, br. 2,65, der Aufsatz in der Mitte h. 0,51, br. 0,57.
Weyd
Cn Schule des Roger
600 Das j'üngste Gericht,
minrot [Mantel Christi], Hell-
lichter in der Weltkugel] und
rotbraunem Gewand]. Weiße,
Weyden.
Vor goldenem Himmel Hellkar-
ultramarinblau [Mantel Marias,
Saftgrün [Mantel Johannis, über
karminviolett getönteWolken [mit
534
110
gelblichen Lichtern] und weiße, blauviolett getönte
Gewänder der Engel. — Die Färbung der unteren Bild-
hälfte mit den klugen [1.] und den törichten Jung-
frauen [r.] ist schwerer und stumpfer. Zwischen dunklem
Blau tritt kräftiges Rot hervor. Saftgrün im Kleide
der Jungfrau r. in der Mitte, bräunliches Orangegelb
und Grauweiß [Tracht der Jungfrau ganz r.]. Vor grau-
braunen Felsen, zwischen denen schmutzig rote und
saftgrüne Flecken [Flammen, Teufel] verstreut sind.
Nach oben in bräunliches Saftgrün der Wiese über-
gehend.
Die Tafel, die aus zwei Stücken zusammengesetzt ist und im Gegenstande
zwiespältig erscheint, ist offenbar von zwei Malern ausgeführt. Der obere
Teil zeigt durchaus den Stil Rogers van der Weyden, während der untere,
weit schwächere Teil von einem Nachfolger Memlings herrührt .'. Sammlung
Solly, 1821 .-. Eichenholz, h. 0,65, br. 0,35.
Der Meister von Flemalle !('j;:::t:''^,:rZ
der Abtei Flemalle stammenden, jetzt im Staedelschen Institute
zu Frankfurt a. M. bewahrten Altarflüg-eln. Nach einem Altar im
Besitze der Gräfin Merode zu Brüssel auch Meister des Merode-
Altares g-enannt. Tätig zwischen 1420 und 1460 in den südhchen
Niederlanden. Neuerdings mit Robert Campin, dem Lehrer Rogers
van der Weyden identifiziert.
538a Christus am Kreuz. Vor bräunlichgrauem Erdboden mit saftgrüner Lasur
leuchten r. warmes Rot und Gelbgrün [Unterkleid und Gewandumschlag Magdalenas]
und, durch dunkles Karminviolett und Grau-
schwarz [Gewand und Mantel Magdalenas] ge-
trennt, kälteres Hellkarminrot [Gewand Johannis,
vor luftigem Gelbgrün der Landschaft] auf. Der-
selbe Kontrast mit stärkerer Betonung des Gelb-
grün beherrscht die 1. Seite [gelbgrüner Mantel,
karminrote Ärmel der hl. Frau], während leuch-
tendes Ultramarinblau [Maria] die Mitte betont.
Zwischen diesen klaren Farben ist reines Weiß
verteilt, das im Kopftuche Magdalenas r. an-
setzend in schräger Richtung über das Kopftuch
Marias, den gelblichgrauen, mit blaugrauem
Pelz besetzten Rock der hl. Frau hinter ihr in
die kühlen zarten Töne der Gestalt 1. hinten
[weißes, blauviolett schimmerndes Gewand mit
gelben Borten und hellblauen Hängeärmeln,
gelbes Unterkleid] übergeht. Zartes grauröt-
liches Inkarnat. Vor dunkelgrauen Wolken der
graubraune, mit rotem Blute befleckte Körper
Christi. Die Färbung der Gewänder der klagen-
den Engel steigert sich nach oben von Goldgelb
Südnieder-
ländische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
600
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538 A
111
Siidnieder-
ländisdie
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
537
537 B
über Grün und Dunkelblau zu leuchtendem Rot.
An den Umrissen der Figuren ist ein alter Gold-
grund sichtbar, über den die Landschaft des
Hintergrundes mit weißlichblauer Ferne und der
hellblaue Himmel gemalt sind.
Vom Munde Marias geht die goldene Inschrift aus; Fili dignare me
attrahere et crucis i pedem manus figere. Bernhard'. .*. Erworben
1892 auf der Auktion A. Hulot in Paris.
Eichenholz, h. 0,77, br. 0,47.
537 Bildnis eines Mannes. Die bräunlich-
karminrote Kopfbedeckung fällt über das saft-
grüne, dunkelgrün gemusterte Sammetgewand
mit schwarzem [rot verschnürtem Kragen] herab
und umrahmt das hagere blasse Antlitz, das an
den Augenlidern, der Nase, den Lippen gerötet
und mit grünlichgrauen Schatten modelliert ist.
Schwarzer Hintergrund.
Der Dargestellte wurde ehemals für Philipp den Guten gehalten .'. Er-
worben 1836 als Geschenk des damaligen preußischen Gesandten in Paris Barons von Werther .-. Eichenholz, h. 0,37, br. 0,30.
537a Bildnis eines Mannes. Warm hebt sich das rötliche Inkarnat [mit dunkelbraunen
Augen, mit graublauen Tönen an den Bartstellen, an Oberlippe, Kinn und Wangen] von
dunklem Braun des Haars und bräunlichem Karminrot im Gewände [mit gelbbraunem
Pelzwerk] vom reinweißen Hintergrund ab.
Der Dargestellte ist vielleicht, wie sich aus
der Übereinstimmung der Gesichtszüge
mit der Marmorbüste von der Hand Minos
da Fiesole im Kaiser -Friedrich -Museum
zu Berlin ergibt, der Florentiner Niccolö
Strozzi, der 1434 aus Florenz verbannt,
nacheinander in London, Barcelona. Avi-
gnon, Neapel und Rom Banken errichtete
und 1469 in Rom starb .-. Erworben 1901
aus dem englischen Kunstliandel .". Eigen-
tum des Kaiser- Friedrich -Museums-Ver-
eins .-. Eichenholz, h. 0,285, br. 0,177.
RH Kopie na
emalle von Fie
Kopie nach demMeister
emalle.
537b Die Rache der Tomy-
ris. Über dem unruhigen, rot,
grün, hellblau, goldgelb und
weiß gemusterten Estrich, auf
dem der kopflose Leichnam
des Cyrus in grauweißem, im
Umschlage gelbgrünem Ge-
wände liegt, breite, z. T. reich
mitGold gezierte, aber stumpfe
Farbflächen: Dunkelblau [Ge-
112
wand der Massag-etenkönigin]; rechts Rot [Gewand der
Dienerin, die das graue, blau gemusterte, mit karmin-
rotem Blut gefüllte Gefäß hält, mit gelbgrünen Strümpfen
und roten Schuhen] und Gelbgrün [Kleid der Frau mit
dem weißen Hündchen]; links entsprechend Olivgrün,
Rot [Tracht des Henkers mit dunkelblauen Beinkleidern]
und kaltes Hellkarminrot [Tracht des hinter ihm Stehen-
den]. Graubraunes Inkarnat mit Zinnoberrot auf den
Lippen und Wangen. Weiße Kopfbedeckungen. Vor
dunkelgrauer Wand mit saftgrünen und braunroten
Säulen, deren Kapitale Reliefszenen aus der biblischen
Geschichte zieren, und rot, blau und grün gemusterte
Glasfenster.
Der Darstellung nach, die dem typologischen Zyklus des „Speculum humanae
salvationis" angehört, wahrscheinlich zu einer Folge von Bildern gehörig, die
zum Schmuck eines Rathauses diente .*. Für den Meister von Flemalle ist die
Ausführung zu gering, der Stil läßt jedoch deutlich erkennen, daß ein Original
dieses Meisters zugrunde liegt .". Eine andere aus dem XVI. Jahrhundert
stammende Kopie mit geringen Veränderungen nach demselben Original in der
Akademie zu Wien .'. Stammt aus Spanien .". Erworben 1893 als Geschenk
des Sir J. Charles Robinson.
Leinwand, h. 1,76, br. 1,76.
Südnieder-
ländische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
Niederländischer Meister um 1440
526a Beweinung Christi. Im kalten Lichte des hellblauen, von schimmernd weißen
Wolken überzogenen Himmels, von dem sich dunkel das rotbraune Kreuz abhebt. In
der Mitte stehen fast schattenlose, sehr zarte
Töne bei einander, denen das [in den Schatten
bläuliche] Weiß der Tücher als Basis dient: bräun-
lichgrauer Körper Christi, rosavioletter Mantel
Marias, bräunlichsaftgrüner Erdboden. Ihre ein-
heitliche Helligkeit wird noch gesteigert durch
den Gegensatz zu den kräftigen Farben der Seiten :
Rot mit weißlichen Lichtern [Mantel des Stifters
r. mit tiefschwarzer Kapuze, warmes rotbräunliches
Inkarnat], Saftgrün und Hellblau [Mantel und Ge-
wand Johannis 1.].
Die Komposition kommt mit Abweichungen mehrfach vor [in der
Galerie zu Brüssel und beim Earl of Powis in London]. Von diesen
drei, annähernd gleichwertigen Wiederholungen steht diejenige beim
Earl of Powis dem Roger van der Weyden am nächsten .'. Erworben
1901 in Florenz .". Eigentum des Kaiser -Friedrich -Museums -Vereins.
Eichenholz, h. 0,46, br. 0,33.
526 A
113
Südnieder-
ländische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
542
527
DpKpI" J^I"^* Daret. Geb. zu Tournay, zusammen mit Roger van der Weyden Schüler des Robert
Campin in Tournay. Tätig in Tournay [1432 als Meister in die Gilde aufgenommen], Arras [um
1433—35, Juli 1441, 1452] und a. a. O.
542 Heimsuchung. Vor saftgrüner, mit bunten Blumen übersäter Wiese leuchtendes
Karminrot [Mantel Elisabeths], durch Violett [ihr Gewand] mit dunklem Ultrama-
rinblau [Gewandung Marias] vermittelt. Graue Pelzbesätze, weißes Kopftuch. Gol-
dene Strahlen umgeben die Häupter, reich mit Gold sind die Gewänder geziert. Rot
erscheint leuchtender vorn in der Fütterung der goldenen Bischofsmütze wieder
[Karminrot über Gold]. Der Stifter, ein Abt, in bräunlichschwarzer Tracht, mit gol-
denem Krummstab. L. sein Wappen, silber und dunkelblau geteilt, mit goldenen
Kronen [dem Zeichen seiner Abtei] und Querbalken. In der Ferne die grauen Mauern
der Abtei mit blauen und braunroten Dächern; dahinter ein dunkelblauer Fluß. Grau-
bräunlicher Fleischton.
Gegenstück zu Nr. 527 .". Der kniende Donator ist Jean du Clercq [geb. 1376], Abt von St.Vaast zu Arras [1428 — 62]
und einer der Kanzler Philipps des Guten .*. Sammlung Solly, 1821.
Eichenholz, h. 0,57, br. 0,52.
527 Anbetung der Könige. Leuchtendes Ultramarinblau im Mantel Marias ist in ver-
schiedenartiges Rot gebettet, das von kräftigem Zinnoberrot im Sitze Marias sich nach
1. zu kaltem Karminrot [Gewand Josephs], nach r. zu Hellkarminrot [Rock des knienden
Königs, Kopfbedeckung am Boden] abkühlt. Die roten Töne werden von Gelbgrün
begleitet [Landschaft, Unterkleid und Fütterung der Kappe des knienden Königs,
Obergewand des hinter ihm stehenden, Tasche Josephs], das neben Goldgelb in der
Musterung des lilafarbenen Gewandes des Königs ganz r. ausklingt. Reines Weiß im
Kopftuch Marias und der Pelzfütterung der Gewänder. Die Darstellung ist reich mit
Gold geziert [Nimbus der Maria, Stern, Gewänder, Kronen und Gefäße], die Ferne
durch zinnoberrote Staffage belebt.
114
Zusammen mit Nr. 542 und einem dritten Gemälde, einer Darstellung im Tempel [früher in der Sammlung Hainauer zu Berlin,
jetzt bei Duveen Bros, in London], gemalt im Auftrage des Abts Jean du Clercq als Teile der Außenseiten eines Altars
für die Marienkapelle in der Klosterkirche von St. Vaast zu Arras. 1434 begonnen, scheint der Altar Anfang 1435 vollendet
gewesen zu sein. Ehemals, wie das GegenstiJck Nr. 542, dem „Gerard van der Meire " [tätig zu Gent zwischen 1452 und
1474] zugeschrieben, dann Niederländischer Meister um 1460 genannt .*. Sammlung SoUy, 1821.
Eichenholz, h. 0,57, br. 0,52.
Sädn ieder-
ländische
Schule des-
XV. Jahr-
hunderts
Niederländischer Meister um 1480
526 Maria mit dem Kind und Stiftern. Rot, auf das stumpfe Dunkelblau im Mantel
Marias gestimmt und in ihrem dunkelkarminroten Gewand anklingend, hält die Kompo-
sition farbig zusammen. Als Rosarot im Teppichfond, mit dem stumpfen Saftgrün der
Musterung, der Bäumchen, die das Ehepaar hält, dem Rasen und Laubwerk kontrastierend,
bildet es den Hintergrund für die Gestalt Marias. Es stärkt sich r. zu stumpfem Karminrot
in dem mit silbernen Kreuzen gezierten Mantel Elisabeths von Breda [i" 1280], durch den
Gegensatz zu Graublau [mit rotbraunem Pelzwerk besetztes Gewand, von hellblauem
Gürtel mit goldgelber Schließe zusammengehalten] erwärmt, und im Schild mit silbernen
Kreuzen [Wappen von Breda]. Das Rot im Rocke des Stifters hält ihm [als wärmstes
Rot im Bilde] auf der 1. Seite das Gegenwicht. Arnold von Löwen [i" 1287] in grau-
braunem Wappenrock, mit silbernen Löwen und goldener Krone geziert, über graublauer
Rüstung, mit goldenen Sporen. Oben das Wappen von Löwen [silberner Löwe in grau-
braunem Feld]. Weiß in der Haube Elisabeths und der Umhüllung des Kindes. Hell-
rotbräunliches Inkarnat. Blaugrüne Ferne und hellblauer Himmel.
Wahrscheinlich ist der Stifter ein Nachkomme Arnolds von Löwen .•. In der Art Rogers van derWeyden .'. Sammlung SoUy, 1821.
Eichenholz, h. 1,53, br. 1,53.
526
115
Südnieder-
ländische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
590A =
538
Niederländischer
Meister um 1465
590 A Maria mit dem Kind, der
hl. Hieronymus, eineHeilige
und die Stifterfamilie [Graf
Jacob von Hornes und seine Ge-
mahlin Johanna mit Söhnen und
Töchtern]. Die leuchtend bunte
Lokalfarbenwirkung der Mitte ist
durch unvermittelte Nebenein-
anderstellung-von Karminrot [Ge-
wand Marias, Teppichkante, Man-
tel des hl. Hieronymus, Kleid der
Heiligen und der vor ihr knienden
Tochter der Stifterin, Kissen, auf
dem der Stifter kniet, Helm- und
Schildzier] und Ultramarinblau
[Mantel Marias, Gewand des hl.
Hieronymus, stumpfer im Mantel der Heiligen] erzielt. Beide Farben gewinnen durch
das überall verstreute Weiß und den lichten Ton des Inkarnats, Karminrot wiederum, dem
auch der verbindende rotbräunliche Ton der Rasenbank das Übergewicht verleiht, durch
den Kontrast zu reichlichem Saftgrün [Landschaft, Teppichmuster] an Intensität. Goldene
Nimben. In gedämpfteren Farben die Stifterfamilie: der Stifter in goldener Rüstung, seine
Söhne in schwarzen Trachten und braunlasierten silbernen Rüstungen, der letzte in weißem
Mantel mit gelbbraunem Besatz; die Stifterin in
schwarzem Kleid, die Töchter in karminroten,
dunkelblauen und dunkelgrauen Kleidern, mit
zinnoberroten Rosenkränzen. Dafür ist wieder
der Vordergrund reich mit Gold [Helm, Schilde]
und Rot [Helm- und Schildzier] belebt.
Goldene Umschrift des alten Rahmens: Jnt iairons heran MCCCCLXI des
anderen daighs inden aprill starff toe woiriehem die hoigebaren vrouwe
Johanna dochter greve-frederycks von moirse irste greuynne toe hoirne
vrouwe toe altena toe niontegys toe torterlhem ende toe ergnendonck
hierbegrave wes siele nioet ruhen in vreden ame .". Darnach liegt hier
ein Gedenkbild auf den Tod der Gräfin Johanna von Hornes, geb.
Gräfin von Moers -Saarwerden, gest. 1461, vor. Da der jüngste Sohn
Johann, der letzte zur Linken, 1482 zum Bischof von Lüt^ich ernannt,
hier noch in ganz jugendlichem Alter dargestellt ist, muß das Bild
zwischen den Jahren 1461 und 1482 gemalt sein. Und zwar wahr-
scheinlich bald nach 1461, wie neben anderen Anzeichen auch aus der
Beschaffenheit der Wappen hervorgeht. Dieselben, zum größeren Teil
Allianzwappen, sind erst später aufgemalt worden, allein, wie sich aus
dem Allianzwappen des einen der Söhne in Rüstung ergibt, nicht
später als 1479 .•- Seinem Stilcharakter nach gehört das Bild einem
Nachfolger des Roger van der Weyden an .*. Erworben 1861 in Leipzig
aus der Sammlung Minutoli.
Eichenholz, h. 0,87, br. 0,94.
116
Niederländischer Meister um 1480
538 Anbetung- der Könige. Weiß [Kopftuch
Marias, Kissen], nach 1. [Mantelumschlag- des
knienden Königs, Kopfbedeckung des Mohren-
königs] bläulich getönt, dient den stumpfen, auf
das Braun des Hintergrundes gestimmten Tönen,
mit dem auch die gelblichbraune Tracht Josephs
zusammengeht, als Basis. Der Gegensetzung von
dunklem Blau [Mantel Marias] und Karminrot
[Behang ihres Sitzes] folgen nach 1. lichtere Töne:
besonders Saftgrün [Rock des ältesten Königs,
Ärmel des Mohrenkönigs], dazwischen Hellkar-
minrot [Mantel des knienden, Tasche des ältesten
Königs]. Reiche Verwendung von Gold [in den
Gewandborten, den Querstreifen des graublauen
Gewandes des Mohrenkönigs, den Kronen und
Gefäßen] belebt die Gruppe 1.
Das Bild erscheint als ein Werk aus dem Kreise des Meisters von Flemalle und des Jaques Daret .'. Alte, etwas veränderte
Kopien nach unserem Bild im Museo Civico zu Verona und in der Sammlung Rene de la Faiüe in Antwerpen; eine alte
Zeichnung danach im Berliner Kupferstichkabinett. Eine stilistisch verwandte Darstellung desselben Gegenstandes im Erz-
bischöflichen Museum zu Utrecht .'. Sammlung Solly, 1821 .■. Eichenholz, h. 0,49, br. 0,41.
D _ !.„ Dierick [Dirk] Bouts [Dirk van Haarlem]. Geb. zu Haarlem vermutlich zwischen 1410 — 1420,
'-''-' ^'-'-' gest. zu Löwen den 6. Mai 1475. Unter dem Einflüsse Aelberts van Ouwater [?], später Rogers
van der Weyden gebildet. Tätig zu Haarlem und vornehmlich zu Löwen [daselbst schon vor 1448].
545c Maria mit dem Kinde. In warmer Färbung stehen die Figuren, von Hellkarmin-
rot im Mantel umrahmt, vor lichtem Saftgrün der Landschaft [mit dunkelsaftgrünen
Büschen] und hellblauem Himmel. DieWärme
des lichten rosigen Inkarnats [mit bräunlich-
grauen Schatten modelliert] erhöht der Kon-
trast zu Weiß im Horizont und der Umhüllung
des Kindes und zum dunkelblauen, mit grauem
Pelz gefütterten Gewände Marias, das über
dem Ellenbogen umgeschlagen den schwärzlich-
saftgrünen, goldgelb gemusterten Brokatärmel
sehen läßt. Gelbbraunes Haar Marias.
Eine schwächere Wiederholung mit abweichender Landschaft, aber
genau entsprechenden Maßen in der Galerie zu Sigmaringen .'.
Erworben 1896 aus Arezzo .-. Eigentum des Kaiser -Friedrich-
Museums -Vereins .-. Eichenholz, h. 0,28, br. 0,195.
545b Maria in Anbetung. Zartes Blauviolett
im Gewand und rosabräunliches, von grauen
Tönen durchsetztes Inkarnat, vom gelbbraunen
Haar umrahmt, sind auf das tiefe Ultramarin-
blau in Mantel und Unterkleid gestimmt. Die
Südnieder-
ländisdie
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
545 C
545 B
117
Südnieder-
ländische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
533
533 A
kühlen Töne, denen warmes Braun [im
Zaun] und Saftgrün [Wiesenlandschaft] als
Hintergrund dienen, setzen sich in der
grauen Färbung der Architektur fort. Blau-
grüne Ferne, weißer Himmel.
Fragment eines größeren Gemäldes, das die Geburt Christi
darstellte .•. Stammt aus der 1803 aufgehobenen Abtei
Salmannsweiler [Salens] und kam dann zu einem Herrn von
Issel nach Freiburg i. B-, der auch ein zweites Stück aus
diesem Bilde, den hl. Joseph, besaß [jetzt im Besitze des
Herrn NoU in Frankfurt a. M.]. Von ihm erwarb unser Stück
Appellationsgerichtsrat Baer, aus dessen Besitz es in die
Sammlung Hirscher überging .*. Erworben 1850 aus der
Sammlung Hirscher zu Freiburg i. B.
Eichenholz, h. 0,24, br. 0,145.
533 Der Prophet Elias in der Wüste.
Grün, von [bräunlichem] Saftgrün im Rasen
in das Blaugrün der Ferne übergehend und
zu leuchtendem Gelbgrün im Mantel des
Elias sich steigernd, läßt das Rot [Karmin
über Zinnober] im Gewand in leuchten-
dem emailartigem Glanz erscheinen. Grau-
violett [Gewandsäume] und Karminviolett
[Kappe] vermitteln mit dem ockergelblichen Grau des Weges. Seine Helligkeit, noch
energischer das kalte bläuliche Weiß des Engelsgewandes steigern die klare Leuchtkraft
des Hauptfarbenpaares, das in der Kleidung des in der Ferne dahinziehenden Elias noch-
mals ungebrochen wiederklingt vor graubraunen Felsen. Alle blauen Töne gipfeln in
einem Fleck Gelb der Flügelfedern des Engels [neben stumpfem Rot und Graublau].
Dieses Gemälde sowie Nr. 539 und zwei Bilder in München [„Abraham und Melchisedek" und „Mannalese"] bildeten, je zwei
übereinander, die Innenseiten der Flügel eines Triptychons, dessen Mittelbild das Abendmahl darstellt und sich noch in der
Peterskirche zu Löwen befindet, für die 1467 der Altar gemalt war .-. Erworben 1834 aus der Sammlung Bettendorf in Aachen.
Eichenholz, h. 0,85, br. 0,69.
533a Christus im Hause Simons. Zinnoberrot [Mantel Magdalenas 1., Gewand Petri]
wird durch den Gegensatz zu Gelb-
grün [Gewand Magdalenas und
Simons, Mantelumschlag Johannis]
unddie unvermittelteNachbarschaft
zu tiefem Blau [Mantelumschlag
Magdalenas, Kappe Simons, Mantel
Petri] zu leuchtender Kraft gestei-
gert. Bräunliches Karminviolett
[Gewand Christi] und Lila [Kragen
und Untergewand Simons] bilden
dieUbergangstöne zum kalten Grau
der Wand und des Bodens, Hell-
karminrot [Gewand Johannis] zum
reinen Weiß der Karmelitertracht
118
des Stifters, das ebenso wie das Weiß des
Tischtuches die Lokalfarben in harter Bunt-
heit erscheinen läßt. Warm rötlichbraunes
Inkarnat.
Von diesem Bild kommen mehrere geringereWiederhoIungen
vor, u. a. im Brüsseler Museum im Stile des Aelbert Bouts .■.
Ehemals im Privatbesitze zu Mailand .". Erworben 1904 .".
Sammlung A. Thiem /. Eichenholz, h. 0,405, br. 0,61.
539 Feier des Passahfestes. Leuchten-
des Rot [Mantel des Mannes 1., Gewand
des Hausvaters in der Mitte, wärmer in
Untergewand und Ärmel der Frau r.],
begleitet von Saftgrün [Untergewand und
Kappe des 1. Stehenden, Rasen im Hof-
raum, Innenseite der Kappe des Haus-
vaters, Obergewand der Frau r.], gibt den
farbigen Zusammenhalt. Tiefes Ultramarin-
blau [Gewand des zweiten Mannes von 1.,
Hut des Hausvaters, Obergewand der Frau
r. hinten] unterbricht, mit wenig Hellgelb
[Goldborten derblauen Gewänder, Armel-
umschlag des r. stehenden Mannes] kontrastierend, r. und I. von der Mitte den Haupt-
kontrast, dem kleinere Flecken Karminviolett [Hutumschlag des Mannes 1., an Kragen und
Armen sichtbares Gewand des neben ihm stehenden, Gürtel der Frau r. hinten, Rock des
Mannes r.], mit dem Grau der Wand vermittelnd, untergeordnet sind. Weißgrau [Estrich]
und besonders das schimmernde Weiß des Tischtuches [darauf bräunlichsaftgrüne Kohl-
blätter und Glasbecher, goldgelbe Brote und
eine graublaue Zinnschüssel] steigern die
Leuchtkraft des Kolorits.
Südnieder-
ländische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
Gegenstück von Nr. 533
Bettendorf in Aachen.
Eichenholz, h. 0,85, br. 0,69,
Erworben 1834 aus der Sammlung
533 b Christus am Kreuz. Bräunlichgrauer Fel-
senboden. Kräftiges Hellkarminrot im Ge-
wände Johannis, rötliches Inkarnat, saftgrüne
Rasenlasuren. Dunkelblau im Mantel Marias.
Ockergelbbrauner, mit grauen und bläulichen
Tönen modellierter Körper Christi an dunkel-
rotbraunem Kreuz, vor dunkelblauem Himmel.
Am weißen Horizont die Stadt Brüssel.
Das Bild ist in dem Flügelbild eines Boutsnachfolgers [Nr. 543
unserer Galerie] kopiert .". Stammt aus Malta .*. Sammlung
Fr.Lippmann,Wienl870 .'. Erworben 1904 .". Sammlung A. Thiem.
Eichenholz, h. 0,88, br. 0,71.
533 B
119
Südnieder-
ländisdie
Schule des
XV. Jahr.
hunderts
Meister der Himmelfahrt Maria
So genannt nach zwei Altären im Museum zu Brüssel. Tätig- um
1470 — 1480 zu Löwen. Schüler oder Nachfolger des Dirk Bouts,
neuerdings mit dessen Sohn Aelbert Bouts identifiziert.
540 Derhl. Augustinus undjohannis der Täu-
fer mit dem Stifter. Zinnoberrot [Mantel Johannis,
Kante des Baldachins] und Karminrot [Chorge-
wand des hl. Augustin] stehen gegen das über-
wiegende Gelbgrün [Thronvorhang und Baldachin,
Decke der Fensterbank, Landschaft]. Bläuliches
Weiß [Chorhemd und Handschuhe Augustins,
Fensterplatte] und Blau [Umschlag des gelb ge-
musterten Mantels, Ferne und Himmel] steigern
durch ihre Nachbarschaft mit Karminrot die grelle
Wirkung des Hauptkontrastes. Grauweiß und
Schwarz in der Tracht des Stifters. Graue Wände,
weißer Boden. Rotbräunliches Inkarnat.
Sammlung Solly, 1821 .-. Eichenholz, h. 0,61, br. 0,44.
530 Verkündigung Maria. Das bläuliche Weiß in Gewand und Flügeln des Engels, das
Grau des Raumes steigert sich zu Hellblau [Himmel im Fensterausschnitt] und klingt
in dunkles Blau [Mantel Marias] aus. Diese kühle lichte Stimmung durchbricht außer dem
warmen graurötlichen Fleischton ein Kontrast von stumpfem Zinnoberrot [Decke auf der
umlaufenden Wandbank, vor graubrauner Täfelung], das sich zu Karminrot im gelb-
gemusterten Mantel des Engels abkühlt, und leuch-
tendem Gelbgrün [Wandteppich im Nebenraum 1.,
Mantelumschlag des Engels r.].
Eine Wiederholung im Gegensinn und wohl von anderer Hand [Bouts]
in der Pinakothek zu München .". Eine andere Wiederholung aus
der Sammlung v. Kramm - Sierstorpff zu Driburg bei Eugen Schweitzer
in Berlin .-. Sammlung Solly, 1821 .-. Eichenholz, h. 0,93, br. 0,62.
DOUtS Nachfolger des Dierick Bouts.
543 Christus am Kreuze mit Heiligen. Lichter
ockergelblichgrauer Erdboden und kaltes bläu-
liches Weiß [Horizont, Chorhemd des Bischofs 1.]
dienen dem Hauptkontrast von Hellkarminrot
[Gewandung Johannis, gelbgemusterter Mantel
des Bischofs 1., wärmer im Mantelumschlage des
Bischofs r.] und Gelbgrün [Berghöhe, Mantel-
umschlag des Bischofs 1.] als Basis. Mit den roten
Tönen geht auch das graurötliche Inkarnat zu-
sammen. Durch den Gegensatz zu dunklem Blau
[Maria, heller im oberen Teil des Himmels] wird
die Wirkung der lichten Töne erhöht.
120
Südnieder-
ländische
Sdiule des
XV. Jahr-
hunderts
543
550
Diesem Bilde lieg^ das Originalwerk des Dirk Bouts der Sammlung A.Thiem [Nr. 533 B] zugrunde. Doch sind die beiden
Bischöfe hinzugefügt .'. Mittelstück zu dem Flügelbild [ Nr. 550] .-. Sammlung SoUy, 1821.
Eichenholz, h. 0,71, br. 1,07.
550 Die hl I.Agathe und Clara. Vor lichtem Gelbgrün der Berghöhe Karminrot [Ge-
wand] und Dunkelblau [Mantel der hl. Agathe]. Schwarz und Weiß in der Gewandung
der hl. Clara. — Rückseite: Maria, die Verkündigung empfangend. Grau in Grau, mit
natürlichem graurötlichem Inkarnat.
Flügelbild von Nr. 543 .'. Der zugehörige linke Flügel befindet sidi jetzt im Provinzial- Museum zu Bonn .-. Sammlung Solly,
1821 .-. Eichenholz, h. 0,72, br. 0,51.
633c Predigt Johannis des Täufers. Das hchtere, mehr auf Grau gestimmte Kolorit
erinnert, besonders r., an Goes. Bräunliches Gelbgrün der Wiese ergänzt sich durch
Hellkarminrot [Rock und Kappe des vorn Sitzen-
den], das, in einzelnen Flecken nach der Tiefe
sich verbreitend [Untergewand des 1. hinter ihm
Sitzenden, Tracht des Mannes r.], von Graublau
[Sitzender r.] und Hellgelb [Zuhörer am Ufer] um-
geben wird. Dem Hellgelb steht Violett [Mantel
Johannis] zur Seite, während bräunliches Goldgelb
[Gewand Johannis] wieder auf das stumpfe Blau r.
vorn berechnet ist. L. schwärzliches Blau im Ge-
wände Christi. Hellgraue Felsen. Grünlichblaue
Ferne unter hellblauem Himmel.
Die Komposition, vor allem die Christusfigur und die Landschaft, ist
einer kleineren, dem Dierick Bouts zuzuschreibenden Darstellung des-
selben Gegenstandes in der Galerie Leuchtenberg entnommen .'. Der
zwiespältige Charakter der Tafel ist vielleicht so zu erklären, daß sie
unfertig aus der Werkstätte des Bouts in die Hände eines Goes-
Schülers gelangte, der sie vollendete .'. Erworben 1909 aus spanischem
Privatbesitz.
Eichenholz, h. 0,73, br. 0,56.
633 C
121
Südnieder-
ländische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
1622A
■* Hugo van der Goes. Wahrscheinlich geboren zu Goes in Zeland [Geburtsjahr unbekannt],
JUCo gestorben 1482 im Rooden Clooster bei Soignies, in das er 1476 eintrat. Tätig in Gent, wo er
von 1465 bis 1475 urkundhch als Mitglied und als Dekan der Lukasgilde genannt wird, und in Brüssel.
1622a Anbetung der Hirten. Die starken Farbenkontraste der Seiten, besonders
leuchtendes Gelbgrün der Vorhänge [an plastisch gehöhter Stange] und Rot in den
Trachten der beiden Propheten [der 1. in karminrotem, bräunlichgelb gemustertem,
innen ultramarinblauem Brokatkleid mit dunkelblauem Gürtel, blauviolettem Unterge-
wand und orangegelber Kopfbedeckung; der r. in zinnoberrotem Mantel über braunem,
gelb schimmerndem Rock mit dunkelblauem Gürtel] treiben die luftigen auf Blau ge-
stimmten Töne der Mitte zurück und steigern die kühle Wirkung des Lichts. Demselben
Effekt dienen, zugleich auf den Mittelpunkt hinführend. Orangegelb [Gewand] und
Karminrot [Mantel Josephs], das nach r. durch Gelbgrün [Gewand des knienden Engels]
zu Dunkelblau [Engelsflügel] und den luftigen bläu-
1622 jHüüÜHni^H^BHüiB^^^^^K Hchen Tönen der Verkündigungsszene an die Hirten
überführt wird. Der 1. violett getönte Mantel Josephs,
stumpfes Goldgelb [Gewand des schwebenden Engels]
leiten zu den lichten auf Blau gestimmten Tönen der
Mitte über. Sie wird von Ultramarinblau im Mantel
Marias beherrscht, das in den weißlichblauen, karmin-
violetten und graublauen Gewändern und Flügel der
Engel und in dem lichten, von Graublau durchsetzten
Fleischtone weiterklingt. Der zart rötlichgraue Körper
des Kindes hebt sich [wie das Haupt Marias von
goldenen Strahlen umgeben] vom Grauweiß der Windel
ab. Ockergelblichgrauer Erdboden. L. kehrt in den
Trachten der Hirten Rot in luftigerer Nuance als Hell-
karminrot [Untergewand des niederknienden Hirten,
Kappe seines Begleiters r.] wieder, kontrastierend
mit Gelbgrün [Gewand des Engels mit dunkelblauen
Flügeln r., Rock des niederknienden Hirten 1.], vor
122
dunklem Blau im Nachthimmel, von dem
sich, ebenfalls in luftigfen, mit Blau durch-
setzten rötlichenTönen,die außen herbei-
eilenden Hirten abheben.
Das Format spricht dafür, daß die Tafel ursprünglich die
Predella eines Altarwerkes bildete .■. Erworben 1903 von
den Erben der Infantin Cristina de Bourbon in Madrid.
Eichenholz, h. 0,97, br. 2,45.
\^ 1622 Gruppe von einer Beweinung
Christi. Die ursprüngliche Färbung hat
durch späteren Firnisüberzug ihren lich-
ten guasche- artigen Charakter verloren
und ist, besonders im Inkarnat, rotbraun
geworden. Zinnoberrotes Gewand Jo-
hannis. Gelbgrüne, mit gelber Stickerei
und roten Edelsteinen gezierte Ärmel
und graublaues Kleid Magdalenas r.
Dunkelblauer Mantel Marias. Weiße Kopftücher. Vor saftgrünem Felsen und hell-
blauem Himmel.
Ausschnitt aus einer Kreuzabnahme Christi, wenn nicht Teil eines mehrteiligen Altarwerkes .'. Erworben 1900 aus der
Galerie Panciatichi in Florenz als Geschenk des Herrn O. Huldschinsky .-. Leimfarbe. Leinwand, h. 0,53, br. 0,36.
VjOcS Kopie nach Huo-o van der Goes.
^ 546 Anbetung der Könige. In der stumpfen trockenen Gesamtfärbung, die durch das
Graubraun des Hintergrunds bestimmt wird, liegt der Nachdruck auf dem Kontrast
von Hellkarminrot [Gewänder der beiden knienden Könige] und Gelbgrün [Mantel
des Königs 1., daneben wieder Hellkarminrot der Kappe], das in ganz lichter gelblicher
Nuance in der Tracht des Knechts am Fenster wiederkehrt. Nach rückwärts begrenzt
den beherrschenden Kontrast Graublau [Moh-
renkönig; lichter in der hellockergelb ge-
teilten Tracht des knienden Dieners 1.], zwi-
schen dem kräftiges Zinnoberrot [Gewand des
nach 1. gewandten Mannes] hervorbricht. Nach
r. kühlt sich die Färbung ab zu Dunkelblau
und Weiß [Maria], um sich in der Tracht Jo-
sephs: Hellkarminrot [Mantel], Grauweiß
[Mantelumschlag], Violett [Gewand] und in
den Gewändern der Engel: Violett [1.] und
bleiches Hellrot [r.] nur wenig zu erwärmen.
Gelblichbraunes Inkarnat. Blaugrüne Ferne.
Dunkelblauer Himmel.
Die-se alte Kopie scheint auf ein verschollenes Original des Hugo
van der Goes zurückzugehen, das auch Gerard David in dem Ge-
mälde der Münchener Pinakothek [Nr. 118] kopiert hat .'. Ehe-
mals als Kopie nach Gerard David bezeichnet .'. Sammlung
Solly, 1821 .-. Eichenholz, h. 0,95, br. 0,95.
Sädnieder-
ländische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
546
538 B
123
Südnieder -
ländische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
529
529 C
Niederländischer Meister um 1480
538b Tod der Maria. Rot [in den Gewändern der
Apostel 1. und r., gedämpfter in der Mitte], dem je-
desmal Saftgrün zur Seite steht, hält die Figuren-
gruppe zusammen. Das auch in den hinteren Figu-
ren überall auftauchende Rot wird außer durch Gold-
gelb durch bläuliches Weiß, vor allem aber durch
Dunkelblau [Gewand Marias] unterbrochen. Warm
rötlichbraunes Inkarnat. Die Umgebung ist im Gegen-
satze zu den klaren leuchtenden Farben der Figuren-
gruppe in lichten, auf Grau gestimmten Tönen gehal-
ten: ockergelblichgrauer Boden, bräunlichgraue Wän-
de. Lila Töne im Bucheinband r. und im Bettvorhang.
Wenn nicht in der Ausführung, so doch in der Erfindung und Zeichnung
durchaus in der Art des Hugo van der Goes, ebenso wie eine im Prager
Museum bewahrte Wiederholung .". Die entsprechende Komposition in der
Londoner National Gallery dagegen ist von anderer Hand und wird mit Un-
recht dem Meister von Flemalle zugeschrieben /. FKiher in der Sammlung
Sciarra zu Rom .*. Erworben 1 894 in Paris als Geschenk des Sir J. Wernher.
Eichenholz, h. 0,395, br. 0,37.
l\/förr»linrT Hans Memling, Memlinc oder Memlinck. Geboren um 1430 in Mömlingen [?] bei
iVieillllll^ Mainz, zuerst 1466 urkundlich nachweisbar in Brügge, gestorben zu Brügge den 11. August
1494. Schüler Rogers van der Weyden [wahrscheinlich zu Brüssel]. Tätig zu Brügge und vermutlich
einige Zeit am Niederrhein.
529 Thronende Maria mit dem Kinde. Im zerstreuten Lichte des Innenraums ist das
Karminrot des Mantels der Maria, das kräftiger oben im Baldachin wiederkehrt, und
das rötliche Inkarnat durch Grau gedämpft. Kaltes Blaugrün in den Lilienstengeln
und den Kissen auf bräunlichockergelber Bank. Dunkelblaues Gewand mit weißem
Pelzbesatz. Weißes Buch und Lilien. Hellgelbe
und graublaue Bodenfliesen. Gedämpft goldgelber
Teppich, dessen violette Musterung der Erwär-
mung des Inkarnats dient, zugleich zum dunklen
Grau der Architektur überleitet. Im Gegensatz
zu den gedämpften Farben des Innenraums liegt
die Landschaft in heiterem, sonnigem Gelbgrün
[mit blaugrünem Wasser] da, das wieder der
intensiveren Wirkung der Hauptfarbe Rot dient.
Sammlung des Generals Rühle von Lilienstern .*. Erworben 1836 als
Geschenk des Kronprinzen Friedrich Wilhelm.
Eichenholz, h. 0,81, br. 0,55.
529c Bildnis eines alten Mannes. Ein bräun-
licher Ton, der durch rötliche Töne und durch den
Gegensatz zur saftgrünen Landschaft und zum
kalten blauen Himmel im Antlitz am stärksten
erwärmt wird, hält das Bild zusammen. Auch das
124
sammetartige Schwarz derKappe,dergrauschwarze,
mit graubraunem Pelz gefütterte Rock und die
graue Steinbrüstung mit dunkelrotbrauner Säule
sind durch Braun getönt. Die Architektur der
Ferne ist in zartem bräunlichgrauem Ton gehalten,
vor blauem Meer.
Offenbar aus der früheren Zeit des Meisters und Gegenstück zu dem
Bildnis einer alten Frau, das in der Sammlung Meazza zu Mailand, dann
in der Sammlung L. Nardus zu Paris war und sich jetzt im Louvre be-
findet -•. Ehemals auf einem Landsitze bei Danzig .■. Erworben 1896
in Berlin .'. Eigentum des Kaiser -Friedrich -Museums -Vereins.
Eichenholz, h. 0,34, br. 0,29.
529 D Thronende Maria mit dem Kind und
einem Engel. Das Licht ist durch dunkelbraune
Fensterläden abgedämpft, hinter denen graublauer
Himmel sichtbar ist. Im zerstreuten Innenlicht er-
scheinen die Farben in kühlen gebrochenen Nu-
ancen, nur übertönt von leuchtendem Rot [Mantel
Marias, Baldachin oben], das wenig Gelbgrün im
Kissen r. und Dunkelgrün in der Bordüre des Vor-
hangs begleitet, und dem zarten rötlichen Tone des Inkarnats. Diese roten Töne umgibt
gedämpftes Blau [Gewand Marias] und Weiß [Thron, Buch, Lilie, bläulich getönt in der
Umhüllung des Kindes, in Gewand und Flügeln des Engels, der eine rote Nelke hält].
Bräunlichgoldgelber Thronvorhang mit schwärzlichem Ornament. Rot, Grün, Goldgelb
kehren gebrochen neben Weiß im persischen Teppich auf grauem Boden wieder.
Ehemals im Privatbesitz zu Mailand .■. Erworben 1904 als Geschenk des Herrn A. Thiem, San Remo, an S. M. den Kaiser für
das Kaiser -Friedrich -Museum /. Sammlung A. Thiem /. Eichenholz, h. 0,66, br. 0,465.
528b Maria mit dem Kinde. Wieder sind alle Far-
ben im hellen zerstreuten Lichte gedämpft. Die zarte,
durch Grau aufgelockerte Färbung des Inkarnats
[das gelbbraunes Haar umrahmt] steigert sich zu
Hellrot im Gewand, zu Zinnoberrot [durch das Gelb
der Musterung gestärkt] im Kissen und schließlich
zu Gelb in den hellblau gemusterten Unterärmeln
und im Apfel. Kühles Ultramarinblau des Mantels
[lichter im Himmel mit weißem Horizont] umgibt
die warmen Töne, während helles Gelbgrün der
Landschaft die Intensität des Rot in der Mitte er-
höhen hilft.
Die Tafel gehört anscheinend zu einem Triptychon; zwei den Maßen nach
dazugehörige Bilder, der hl. Benedict und ein Stifterbildnis in den Uffizien
zu Florenz [Nr. 769 und 778, datiert 1487] .". Ähnliche Kompositionen
zeigen das Madonnenbild im Johannes -Hospital zu Brügge, das die eine
Tafel des von Martin von Newenhoven 1487 gestifteten Diptychons bildet,
eine Tafel in der National Gallery zu London und eine andere beim Fürsten
Liechtenstein zu Wien .•. Erworben 1862 .'. Eichenholz, h. 0,43, br. 0,31.
Südnieder-
ländische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
529 D
528 B
125
Südnieder-
ländische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
1658
573 A
Niederländischer
Meister um 1470-80
1658 Flügelaltar. Mittel-
bild: Ein Mönch unter dem
Kreuz, die Krone des Lebens
empfangend. Lichtes bräun-
liches Grau [Erdboden] geht
in helles Gelbgrün des Mittel-
grunds über [davor zinnober-
rote Flügelspitzen desEngels]
und gipfelt im kräftigen Gelb
des Engelsgewands. Vordun-
IcelultramarinblauerFerne und
Himmel [gegen den der bräuniichgraue Körper des Gekreuzigten steht]. Die Tracht des
Mönchs [gelbbrauner Mantel, bräunhchweißes Gewand] ist auf die gelben Töne gestimmt,
die r. Seite entsprechend auf die Kontrastfarbe [blaue Kappe, blaugrauer Rock der welt-
lichen Kleidung, die eine bräunlichschwarze Teufelsgestalt dem Mönche darreicht, um ihn
vom geistlichen Beruf abzulocken]. — Linker Flügel: Der hl. Petrus und der Stifter.
Karminroter Mantel Petri über schwärzlichblauem Gewand, vor goldenem Grund. Der Stifter
in Schwarz, vor ockergelblichgrauer Architektur. Die Wappen in Schwarz und Gold an zin-
noberroten Riemen. — Rechter Flügel: Die hl. Margarethe und die Stifterin. Als Er-
gänzung zum leuchtenden Gelbgrün in dem [mit schwarzem Pelz besetzten] Gewände der
Heiligen, unter weißem, in den Schatten graublauem Mantel. Die Stifterin in Grauschwarz.
Die Wappen in Rot, Gold und Schwarz.
Mit Hilfe der Wappen [von denen sich zwei auf den Außen-
seiten der Flügel wiederholen] läßt sich feststellen, daß der
Stifter Pieter van de Woestyne, die Stifterin seine Gattin
MargarethadeGruuthuse ist .'. Das Triptychon entstand wahr-
scheinlich in Brügge, wo sich auch die Familie der Stifterin
nachweisen läßt /. Ehemals in der Sammlung KönigWilhelms II.
von Holland, wurde das Bild mit dieser 1850 im Haag verkauft
[Nr. 54 des Versteigerungskatalogs] und befand sich seitdem
in englischem Privatbesitz .'. Erworben 1907 als Geschenk des
Herrn Ch. Sedelmeyer, Paris.
Eichenholz, Mitte h. 0,375, br. 0,24, Flügel h. je 0,43,
br. 0,15.
DJJ Gerard David. Geb. zu Oudewater in
aVlU Holland um 1460, gestorben zu Biügge den
13. August 1523. Hervorgegangen aus der holländi-
schen Schule, vkreitergebildet unter dem Einfluß Hans
Memlings. Urkundlich zuerst 1484 erwähnt bei seinem
Eintritt in die Gilde zu Brügge, 1515 in die Gilde
zu Antwerpen aufgenommen. Tätig vornehmlich zu
Brügge und kurze Zeit in Antwerpen.
573a Maria mit dem Kinde. Der dunkel-
karminrote Mantel umschließt die Figur vor
dunkelsaftgrüner Landschaft [mit grauem
Weg, auf dem Maria in hellkarminroter.Joseph
126
Südnieder-
ländische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
S 17
in graublauer Tracht dahinziehen] mit graublauer Ferne unter gleichfarbigem Himmel.
Das lichte, leicht gerötete Inkarnat [mit graublauen Halbschatten] ist ganz von kühlen
Tönen, dem Weiß der Tücher und dem Blaugrau der pelzgefütterten Innenseite des
dunkelblauen Gewands, aus dem blauviolette Unterärmel hervorkommen, umgeben.
Aus der früheren Zeit des Meisters [um 1490] .*. Ehemals im Besitz der spanischen Familie d'Ossuna .*. Eine freie Wieder-
holung bei Herrn Traumann in Madrid .'. Erworben 1904 .•. Sammlung A. Thiem .'. Eichenholz, h. 0,42, br. 0,355.
S 17 Vier Heilige [Flügelbilder eines Altars]. Der hl. Christoph. Dunkelkarminrot
[Mantel des Heiligen] und warm rotbraunes Inkarnat. Umgeben von kühlen dunkel-
grünen [Landschaft] und dunkelblauen Tönen
[Gewand, Himmel, Wasser], die sich zu Graublau
im Kleide des Christkinds und Eremiten [mit
goldgelb leuchtender Laterne] auflichten. —
Der hl. Franziskus. Warm rotbräunliches
Inkarnat. Blaugraue Kutte. Saftgrüne Landschaft
mit blaugrüner Ferne und graubraunen Felsen.
Hellblauer Himmel. — Der hl. Hieronymus.
Vor saftgrüner Landschaft leuchtendes Rot [mit
weißem Pelz besetzter Mantel]. Blauviolettes
Untergewand. — Der hl. Antonius. Karmin-
violettes Gewand und Kappe. Grauschwarzer
Mantel. Grauer Erdboden. Dunkelsaftgrünes
Laubwerk. Hellblaue Ferne.
Sammlung Charles Butler, London .". Sammlung James Simon.
Eichenholz, jede Abteilung h. 0,36, br. 0,205.
573 Kreuzigung Christi. Helles Blaugrau, das
stumpf in den Wolken, von ultramarinblauen
Himmelsstreifen unterbrochen, ansetzt und in
573
127
Südnieder-
ländische
Schale des
XV. Jahr-
hunderts
551 B
Sammlunsr SoIIy, 1821.
Eichenholz, h. 1,41, br
Blaugrün und Graublau in der Landschaft über-
geht, stärkt sich in der Gruppe 1. vorn zu dunklem
Ultramarinblau in der Gewandung Marias [mit
grauweißem Kopftuch], begleitet von bläulichem
Weiß [Mantel der Frau 1.], Graublau und Blauvio-
lett [Mantel und Kleid Magdalenas]. Dazwischen
brechen wenig gedämpftrote Töne: Rotbraun und
Zinnoberrot [Gewandung der weinenden Frau] und
Hellkarminrot [Mantel Johannis] hervor, die durch
Grün [Gewand der Frau !., landschaftliche Ferne,
Unterärmel Magdalenas] der bläulichen Gesamt-
färbung wieder zugeführt werden. Auf der r.
Seite empfangen die warmen Töne stärkeres Ge-
wicht [hellkarminroter Rock, violette Beinkleider,
goldgelbe Stiefel des Hauptmanns, rote Kappen,
hellrote Staffagefiguren]. Auch der Erdboden
ist nach vorn mit Ockergelb erwärmt. Warm
erscheint das graubräunliche Inkarnat in der
kühlen Grundstimmung.
1,00.
518
P„_..„j,l Jan Provost. Geb. zu Mons im Hennegau, gestorben zu Brügge im Januar 1529. Tätig
1 I^JVVJoL 2u Valenciennes [?], zu Antwerpen [14*^3 Mitglied der Lukasgilde] und zu Brügge, wo er
1494 das Bürgerrecht erwarb. Gebildet unter dem Einflüsse von Gerard David und Quinten Massys.
551b
Anbetung der Könige. Die schwere dunkelgraubraune Gesamtfärbung empfängt
durch die zahlreichen weißlichen und blaugrauen, in
kleinen Flecken verstreuten Lichter den Charakter
großer Unruhe. Wenige breite Farbflächen betonen
die Mitte: bräunliches Zinnoberrot [Gewand des
knienden Königs] und Gelbgrün [Gewand des
Mohrenkönigs], dem wieder Hellkarminrot [Bein-
kleider] und Gelb [Stiefel] benachbart sind. Der
Kontrast von Rot und Grün wiederholt sich r. in
der Tracht Josephs, während Maria in kalte dunkle
Farben [schwärzlichblauer Mantel, graublaues Ge-
wand] gekleidet ist. Rote und gelbgrüne Flecken
tauchen überall bis in die Tiefe der Landschaft auf
[Kappe und Ärmel des dritten Königs in goldgelbem
Brokatgewand, Stifterfamilie usw.]. Hellblauer
Himmel.
Aus der früheren Zeit des Meisters [ um 1500 — 1510] .•. Früher Nach-
folger des Gerard David genannt -•. Erworben 1890 als Vermächtnis des
Herrn Dr. C. Lampe in Leipzig.
Von Holz auf Leinwand übertragen, h. 0,86, br. 0,69.
128
Niederländischer Meister um 1515
S 18 Bildnis eines Geistlichen. Vom blaugrünen Hintergrund hebt sich, umgeben
von tiefem Schwarz der Kappe und des Mantels, warm in rotbraunem Tone das Antlitz
ab. Weißes Chorhemd. Dunkelrotbrauner Pelzbesatz.
Von diesem Meister, der sich an Gerard David anschließt, sind mehrere Männerporträts bekannt .•- Erworben aus dem
englischen Kunsthandel /. Sammlung James Simon.
Eichenholz, h. 0,38, br. 0,29.
Isennränt Adn'aen Isenbrant. Geburtsjahr unbekannt, am 29. November 1510 zu Brügge in die
Malergilde aufgenommen, gestorben daselbst im Juli 1551. Mit diesem Nachfolger Gerard
Davids ist neuerdings der sogenannte [von Waagen aufgestellte] Jan Mostaert [nicht zu
vervk'echseln mit dem in Haarlem tätigen Jan Mostaert, dessen Biographie von Mander mitteilt]
identifiziert worden.
554 Maria mit dem Kinde. Das weich modellierte rotbräunliche Inkarnat, von braunem
Haar umrahmt, noch stärker erwärmt durch den Gegensatz zu Weiß [Umhüllung des
Kindes, Blätter des Buches; bläulich getönt in den Gewändern der bräunlichkarminrot
und blaugrün geflügelten Engel] und Graublau [Gewand Marias], wird durch das die
Figur umschließende bräunliche Karminviolett [Mantel] in das kühle Blaugrün des Vor-
hangs im Hintergrund überführt. Die warmen Töne steigern sich zu leuchtendem
Zinnoberrot im Bucheinband, das von Gelbgrün im Unterärmel begleitet wird.
Sammlung SoUy, 1821 .-. Eichenholz, h. 0,31, br. 0,19.
Mostaert? 621 Ruhe auf der Flucht nachEgypten. Hellkarminrot im Mantel Marias
[über dunkelgraublauem Gewand]; rotbräunlicher, durch den Kontrast zu Weiß in
der Umhüllung des Kindes erwärmter Fleischton. Vor dem Grün der Landschaft, das
Südnieder-
löndische
Scliule des
XVI. Jahr-
hunderts
554
129
Südnieder-
ländische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
552
sich von Saftgrün vorn zu Blaugrün im Mittelgrund
[mit dunkelsaftgrünen Büschen und ockergelben
Häusern] und Graublau in der Ferne abkühlt. Hell-
blauer Himmel mit weißem Horizont. An grau-
braunem Baumstamm eine gelbbraune Kürbisflasche.
Sammlung Solly, 1821.
Eichenholz, h. 0,16, br. 0,13.
Niederländischer Meister
um 1460—1480
552 Tod der Maria. Der beherrschende graubraune
Grundton lichtet sich in der Mitte [Bettdecke, mit
roten und grünen Fliesen gemusterter Boden, Chor-
hemd Petri] zu bräunlich getöntem Weiß auf, das
den klaren leuchtenden Farben, namentlich Rot,
Grün und Blau, als Basis dient. In breiten Flächen
setzt Rot im Vordergrund an [hellkarminroter Mantel des Apostels 1., zinnoberroter r.],
begleitet von wenig, aber leuchtendem Smaragdgrün [Gewand des Apostels mit aufge-
stütztem Haupt 1., Bordüre der Bettdecke], und taucht bis in die Tiefe neben Grün [Mantel
des Apostels mit dem Vortragskreuz, Rock des Apostels mit Räucherfaß usw.] und ab-
wechselnd mit Graublau [Gewand des Apostels 1. vorn] und tiefem Ultramarinblau [Mäntel
Marias, des Apostels mit der weißen Kopfbinde, des aufblickenden Apostels r. usw.], in
klaren Flächen auf. Rotbräunliches Inkarnat. Mattgelbe Nimben. Oben in Gelbbraun Maria,
von Gott -Vater empfangen. Im Türausschnitt vor
gelbgrüner Landschaft Thomas in hellkarminrotem
Kleid, den Gürtel Marias empfangend.
Früher irrtümlich niederrheinisch genannt .•. Ein stilistisch verwandtes
Gemälde ist der hl. Petrus bei Genera! von Heyl in Darmstadt [früher
in der Sammlung Stein zu Köln] .". Sammlung Solly, 1821.
Eichenholz, h. 0,63, br. 0,41.
Niederländischer Meister um 1480
548 a Martyrium des hl. Sebastian. Grünliches Blau
der Ferne, Dunkelblau des Himmels, stumpfer und
nach Graublau neigend in denTrachten des vorderen
Bogenschützen undderReiter, zu Grau im Erdboden
und zu Weiß im Horizont, dem Pferd, dem Hünd-
chen fallend, geben die kalte bläuliche Grundfärbung,
die durch ein komplementäres Gelb [Tracht des
Bogenschützen ganz r.] noch gestärkt wird. Den
kühlen Tönen untergeordnet ist ein zweiter Kontrast
von bräunlichem Rosarot [Inkarnat], Hellkarminrot,
das in kleinen Flecken die Fläche belebt [Mantel
130
1. am Boden, Untergewand des vordersten Bogen-
schützen und des Reiters hinten in derMitte, verschiedene
Kopfbedeckungen, wärmer im goldgemusterten Brokat-
gewand seines Nachbars usw.], und Gelbgrün im Gras-
wuchs.
Das schwer zu bestimmende Bildchen erinnert in seiner hellen Färbung an
niederrheinische Maler .". Der alte Rahmen gehört nicht ursprünglich zu dem
Bilde .'. Erworben 1851 in Berlin von Prof. Dr. L. v. Henning.
Eichenholz, h. 0,37, br. 0.26.
Niederländischer Meister um 1500
539c Joseph wird in die Grube gestoßen. Zwei
Farbenpaare: Rot und Grün, Blau und Gelb sind tep-
pichartig in breiten detaillosen Flächen verteilt. Kar-
minrot [Kragen des Bruders ganz 1. über gelbgrünem
Gewand und Gewand des Knienden; Schatten des
gelben Gewandes daneben; zu stumpfem Zinnoberrot
sich erwärmend in den Beinkleidern des Joseph in die
Grube stoßenden Bruders mit hellkarminroter Kappe],
Gelbgrün [Landschaft, Unterärmel des das Schaf schlachtenden Bruders 1.] und Dunkel-
grün [Beinkleider Josephs]. Dunkelblau [Rock Josephs, Kappe des Bruders ganz hinten,
lichter im Mantel des r. stehenden mit erhobenem Arm] und Gelb [Gewand des Bruders
1. neben Joseph, Mantelumschlag und Kragen des r. stehenden mit erhobener Hand].
Dazwischen bläuliches Weiß [blutbefleckter Rock 1., Rock des Joseph in die Grube stoßen-
den Bruders r., Schafe, Horizont]. Dunkelblauer Himmel.
Mit Nr. 539 A, 539 B, 539 D und zwei im Privatbesitze zu Worms befindlichen Tafeln zusammengehörig .*. Vermutlich ehemals
in der Sammlung Charles de Croy, Herzogs von Arschot, in dessen Nachlaßinventar von 1613 sechs Tafeln von runder Form
in Ölmalerei, mit Darstellungen aus der Geschichte Josephs, und sechs andere, von gleicher Form, „mais seullement peincte
a l'eauwe'*, mit ähnlichen Darstellungen erwähnt werden .". Die Bilder weisen in ihrer Formgebung auf einen dem Namen nach
unbekannten Meister von Brüssel um 1500, von dessen Hand u. a. die Brüsseler Galerie und der Palazzo Reale in Genua
mehrere Tafeln besitzen .". Sammlung Demidoff, San Donato .". Erworben 1889 in London als Geschenk des Sir J. Wernher.
Eichenholz, Durchmesser 1,53.
Südnieder-
ländische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
539a Joseph wird an die Ismaeliten verkauft. Das Kolorit ist leuchtender und klarer
als in den Gegenstücken. Die kalten Töne sind in der Mitte angeordnet: Weiß [Ober-
gewand Josephs, Rock des vom Rücken gesehenen Bruders] und Hellblau [Ärmel Josephs,
grauer im Umhang des Bruders in der Mitte], dem Gelb [im Rocke des Ismaeliten ganz
r. und des Kamelreiters; gelbrot in den Schatten] entspricht. Das überwiegende Hell-
karminrot [Rock des Joseph aus der Grube ziehenden Bruders 1. und des in der Mitte
stehenden] und Zinnoberrot [Beinkleider des vom Rücken gesehenen r.] finden ihre Er-
gänzung in den breiten gelbgrünen Wiesenflächen der Landschaft. In den Szenen des
Hintergrunds [1. die Brüder, die Jakob den blutigen Rock bringen] kehren leuchtend die
Hauptfarben wieder. Zinnoberrot vor allem r. oben vor blauem Himmel.
Mit Nr. 539 B, 539 C und 539 D zusammengehörig
des Staatsproknrators Abel in Stuttgart.
Eichenholz, Durchmesser 1,48.
S. die Bemerkung zu Nr. 539C .'. Erworben 1863 aus der Sammlung
131
Südnieder-
ländische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
539 C
539 A
539b Joseph von Potiphar zum Verwalter eingesetzt. Die Farbenwirkung ist
stumpfer. Das schmutzige olivfarbene Gelb im karminrot gemusterten Brokatkleid Poti-
phars steigert sich zu Hellrot im gelb gemusterten Kleide seiner Frau, zu Karminrot
in seiner Kopfbedeckung, auskhngend im braunroten Tone der Hausmauer r. und be-
gleitet vom Saftgrün des Gürtels der Frau, des Rasens und Gelbgrün der fernen An-
höhe. Kaltes bläuliches Weiß [Mantel Josephs] und stumpfes Dunkelblau [sein Gewand;
lichter im Kleide der Frau ganz r. mit schwarzer Haube] umgeben die wärmere Mitte.
Helles graubräunliches Inkarnat. In der Ferne ist Potiphar dargestellt, Joseph von den
Ismaeliten erhandelnd, in hellroten und hellblauen Gewändern vor hellblauem Himmel.
Mit Nr. 539 A, 539 C und 539 D zusammengehörig
Staatsprokurators Abel in Stuttgart.
Eichenholz, Durchmesser 1,48.
S. die Bemerkung zu 539 C .*. Erworben 1863 aus der Sammlung des
132
Südnieder-
ländische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
539 B
539d Esthers Fürbitte bei Ahasver. Stumpfe Färbung wie im Gegenstück. Braunrot
[Gewand Ahasvers] in der Mitte ergänzt sich durch Saftgrün [Rasenbank], das nach
Olivgrün [im rot und goldgelb gemusterten Kleide Hamans] hinüberspielt. R. als
kräftigste Farben Gelb [mit rötlichen Schatten] im Rocke, Zinnoberrot in der Kappe
und den Streifen der Beinkleider des aus der Tür tretenden Boten. L. schwärzliches
Blau in den Kleidern der herantretenden Esther und einer ihrer Frauen, durchbrochen
vom hellen Rot im Gewände der anderen. Graue und rotbräunliche Architektur.
Mit Nr. 539 A, 539B und 539 C zusammengehörig .'. Vielleicht hat diese Tafel zu der im Inventar von 1613 erwähnten anderen
Folge von Darstellungen aus dem alten Testament gehört .'. S. die Bemerkung zu Nr. 539 C .'. Sammlung Demidoff, San
Donato .'. Erworben 1889 in London als Geschenk des Sir J. Wernher.
Eichenholz, Durchmesser 1,53.
133
Südnieder-
ländische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
561
umgeb
Schaft]
l\/racc\^Q Quinten [Quentin] Massys. In den Ur-
IVldöoyo Ifunden und in Bezeichnungen seiner Bilder auch
Matsys und Metsys. Geboren 1466 zu Löwen, ge-
storben zwischen dem 13. Juli und 16. September 1530
zu Antwerpen. Tätig zu Löwen und vornehmlich zu Ant-
werpen [1491 als Meister in die Gilde aufgenommen].
561 Thronende Maria mit dem Kinde. Grelles
tiefes Rot [wie alle Farben von glasigem Cha-
rakter] im Mantel Marias wird durch die Nach-
barschaft mit reinem Ultramarinblau im Kleide
zu leuchtendster Kraft gesteigert. Zwischen
beiden vermittelt ein rosa-blau schillernder
Zwischenton in den Ärmeln. Reines Weiß im
Tischtuch [darauf goldgelbes Backwerk und hell-
rote Kirschen], durch Graublau im Mantelumschlag
zum Blau der Mitte überführt, ockergelblich ge-
tönt im Marmorthron und dem Fußboden, bildet
die Basis für die prächtigen Lokalfarben. Weiß
in der Umhüllung des Kindes und dem Hemd
Marias dient zugleich der Erwärmung des weich
und verschmolzen mit graubräunlichen Halb-
schatten modellierten Inkarnats, das durch die
enden satten Farben und gelbbraunes Haar herabgestimmt ist. Blaugrün [Land-
und Ultramarinblau [Himmel] geben den Hintergrund für die warmen Töne.
574 C
Vielleicht mit dem Madonnenbild identisch, das der Kunsthändler Diego Duarte in seinem auf der kgl. Bibliothek zu Brüssel be-
wahrten Inventar von 1682 aufführt mit dem Bemerken, er habe es für fl. 600 der Prinzessin von Nassau verkauft .'. Eine Schul-
kopie mit Veränderungen [Kniestück auf schwarzem Grund] in der Kirche S. Jacques zu Antwerpen, eine veränderte Wieder-
holung im Escorial .■. Erworben 1823 .■. Eichenholz, h. 1,35, br. 0,90.
574c Die klagende hl. Magdalena [?]. Die Farben
haben den Massys eigenen glasigen Charakter.
Kaltes Karminrot im Mantel, der r. über die Schulter
herabfällt, vor blaugrüner Landschaft. Im Inkarnat
sinkt die Färbung zu einem zarten graurötlichen
Ton herab, um im Haar, doch durch den weißen
Schleier gedämpft, wieder zu Gelbrot anzusteigen.
Die Lokalfarben der 1. Seite sind im Licht zu matten
weißlichblau - bräunlichkarminroten Changeanttönen
ausgeblichen. Weiß im Tuch und im Hemd dient
der stärkeren Wirkung des Inkarnats.
Aus der reifen Zeit des Meisters .-. Offenbar Ausschnitt aus einer großen
Darstellung der Beweinung Christi .■. Früher bei Rev. Heath [Enfield] .•.
Sammlung Warneck, Paris /. Erworben 1896 durch Tausch.
Eichenholz, h. 0,33, br. 0,24.
134
IVläSSyS Nachfolger des Quinten Massys.
574d Die hl. Magdalena. Die Gesamtfärbung
wird durch den warmen braunen Ton der Unter-
malung bestimmt. Den braunen Ton des Rockes
erwärmt ein durchscheinender orangegelberTon,
unterbrochen vom Dunkelblau der herabhängen-
den Schärpe. Eine schwarze gelbgestickte Kappe
umrahmt das rotbräunliche Inkarnat, dessen
Wirkung durch den Gegensatz benachbarter
kalter Töne [hellblaue Lichter im Hängeärmel 1.,
Weiß im Hemd, Blaugrau der Felsen, Blau in
der Ferne und im Himmel] erhöht wird.
Das Bild rührt von einem auch sonst nachweisbaren Nachfolger des
Quinten Massys her. Die Gestalt der Heiligen kommt wenig ver-
ändert vor in einer Beweinung Christi bei Frau Virnich in Bonn .'.
Alte Kopie [die Heilige bis zu den Hüften] in der Sammlung König
Karls!, zu Bukarest .'. Erworben 1897 aus der SammlungdesMarchese
Mansi in Lucca .'. Eigentum des Kaiser -Friedrich -Museums -Vereins.
Eichenholz, h. 0,80, br. 0,57.
574 Bildnis eines jüngeren Mannes. Gedämpftes Dunkelkarminrot der Ärmel
und des Brustausschnitts und rötliches Inkarnat, das durch den Gegensatz zu Grau-
weiß [Hemd, Handschuhe, Brief] erwärmt wird, kontrastieren mit dem Gelbgrün des
Hintergrunds. Schwarzes Barett und Schaube mit graubrauner Pelzfütterung.
Siidnieder-
ländische
Schule des
XVI. Jahr-
hitnderfs
Bez. in grauer Schrift auf dem Grunde links: Annum Agens 20 .•. Gemalt um 1525
Eichenholz, h. 0,51, br. 0,37.
569a Anbetung der Könige. Gedämpftes Hell-
rot, am nachdrücklichsten einsetzend in dem mit
graubraunem Pelz besetzten Mantel des in der
Mitte knienden Königs, im Gegensatze zu Gelb-
grün in dem von rosafarbenem Gürtel zusammen-
gehaltenen Brokatgewand des Mohrenkönigs, do-
miniert in der Uchten und kühlen Stimmung in
Grau und Blau und klingt nach der Tiefe ge-
dämpfter weiter im hellroten Mantel des Mohren-
königs, im roten Gewände Josephs vor gelb-
grünem Vorhang und neben dem gelbgrünen
Kleide des Pagen, weiterhin in immer stumpferen
Tönen in den Figuren der Ferne und endet im
graubraunen Tone der Architektur mit lichtroten
Säulen. Den Hauptkontrast begleiten kühle Töne :
bläuliches Weiß im Mantel Marias, über hellultra-
marinblauem Gewand [von dem goldgelbes Haar
sich abhebt], auf der Gegenseite entsprechend
Sammlung Soliy, 1821.
574
135
Südnieder-
ländische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
569 A
violettes Grau in dem mit goldgelben
Borten gezierten Mantel des Königs 1.
[mit ockergelbbraunem Bart] über bräun-
lichgrauem Gewand. Changeantfarben [z.B.
die rötlich -graublau schillernden Hänge-
ärmel des knienden Königs] verbinden
die Gegensätze. Ockergelblichbrauner
Fleischton.
Erworben 1846 .-. Eichenholz, h. 1,24, br. 0,92.
M
Mar
Re
rinus van Keymerswaele [Roy-
3.rinUS merswale], auch Marinus van Zeeuw
gen. Aus Zeeland stammend. Schüler und Nach-
folger des Quinten Massys. Nach den Daten auf
seinen Bildern tätig von 1521 — 1558.
574 B
574b Der hl. Hieronymus in der Zelle.
Aus warm dunkelrotbrauner Tiefe des
Raumes, mit der auch das lichtere Inkarnat
im Tone zusammengeht, wächst leuchtend
das Zinnoberrot im Kardinalsgewand und
im Hute des Heiligen hervor. Durch Saft-
grün in der Tischdecke und kühles nach
dem Licht zu sich häufendes Grauweiß mit bräunlicher und hellbläulicher Schattierung
[im Barte, der Pelzfütterung des Gewands, in den Folianten, dem Totenkopf] wird die
feurige Wirkung des Rot noch gesteigert. Auf graurötlichem Pulte liegt ein Buch mit
gelblichem Schnitt, silbergrauen Schließen und einer Miniatur des jüngsten Gerichts in
hellroten, violetten und grünlichen
Tönen. Gedämpft klingt Rot neben
Goldgelb und Weiß in den Büchern
und Geräten im Hintergrunde wieder.
Ehemals „Massys?" genannt .". Die Komposition ist
angeregt durch Dürers 1521 in Antwerpen entstan-
denen hl. Hieronymus .". Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,94, br. 0,91.
Huy
PeeterHuys. Maler und Kupferstecher,
^ 1545 als Meister in die Gilde zu Ant-
werpen eingeschrieben, lebte daselbst noch
157Ü/71. Nachfolger des Quinten Massys, tätig
zu Antwerpen.
693 Der Dudelsackpfeifer. Der be-
herrschende rotbräunlicheTon erwärmt
sich im Gesichte der Alten, das ein grau-
weißes Tuch umgibt, noch mehr im
Fleische des Sängers und findet, ge-
stärkt durch den Gegensatz zu kühlen
136
H
Tönen, seinen stärksten Ausdruck im ge-
dämpften Karminrot der Kopfbedeckung'
des Mannes [vor Blau im Fensteraus-
schnitt], im Mantel, der r. gegen das grau-
blaue Mieder der Alten steht, und im
Zinnoberrot ihres Armeis. Diebelebenden
Hauptfarben klingen zarter im Rosa-Blau-
Changeant der Ärmel des Sängers wieder.
Mattockergelbliche Pfeifen des Dudel-
sacks. Die Alte hält einen gelbbraunen
Steinkrug mit stahlblauem Deckel.
Bez. unten am Tische [undeutlich]: P HVIIS FE 1571 .-.
Ein ähnliches Bild in der kgl, Galerie zu Brüssel ,". Samm-
lung SoUy, 1821.
Eichenholz, h. 0,86, br. 0,84.
c,rrn^ccd J^" Sanders, gen. Jan van
ClllCooCIl Hemessen. Geb. um 1504 zu
Hemixem bei Antwerpen, gestorben zu Haarlem zwischen 1555 und 1566. Seit 1519 Schüler Hendricks
van Cleve, 1524 Meister. Tätig in Antwerpen, später [seit 1551] in Haarlem.
558 Ausgelassene Gesellschaft. In den Trachten der Figuren der 1. Seite überwiegt
der Kontrast von Goldgelb [die Figurenkomposition zusammenfassend, in den Bein-
kleidern des in der Mitte stehenden Mannes, dem Wams des ganz 1. sitzenden, in der
Tracht des Hausierers 1. hinten und den Broten, die auf dem Tische liegen; gedämpfter
in der vorspringenden Zimmerwand] und Blau, der durch überall dazwischen ver-
streutes Weiß [Hauben und Hemden der Weiber, Tischtuch, Schriftblatt] an Intensität
gewinnt. Rot setzt schon 1. in kleineren Flecken an [Beinkleid des sitzenden Mannes,
Rock der sitzenden Frau], erhält aber erst r., vor bräunlichem Hintergrund [Rock der
am Boden liegenden Frau, Beinkleider des stehenden Mannes], mit Grün [Ärmel des
die streitenden Weiber mit Wasser übergießenden Mannes] kontrastierend, das Über-
gewicht. Graubräunlicher Fleischton. Vor bräunlichgrauen Wänden, die mit zinnober-
roten, weißen und schwarzen Inschriften bedeckt sind.
Siidnieder-
ländische
Sciiule des
XVI. Jahr-
hunderts
693
Gehört zu der Gruppe kleiner sittenbildlicher
Darstellungen, denen sich noch einige verwandte
Darstellungen auf den Hintergründen seiner
beglaubigten großen biblischen Gemälde an-
schließen, die von dem Braunschweiger Mono-
grammisten herrühren, dessen Identität mit Jan
van Hemessen sehr wahrscheinlich gemacht
worden ist .". Ganz ähnlich behandelte klein-
figurige Bilder mit ähnlichen Motiven sind die
beiden Stücke in Frankfurt [Städelsches Institut
und Archiv — letzteres alte Kopie — ], eine
Spielhölle bei Graf K. Lanckoronski in Wien,
biblische Darstellungen in den Galerien zu
Braunschweig, Stuttgart, Paris u. a. m. Eine
etwas vergrößerte Kopie unseres Bildes im
Museo Civico in Venedig Erworben 1832.
Eichenholz, h. 0,29, br. 0,45.
137
Südnieder
ländisdic
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
Hemessen? 656a Die Goldwägerin. Weißlich, mit
weicher bräunlichgrauer Modellierung-, schimmert
das Inkarnat, in seiner kühlen Helligkeit noch ge-
steigert durch das umgebende tiefe Schwarz derHaube
mit dem zinnoberroten Streifen. Ringsherum warme,
auf Braun gestimmte Töne: Karminrot im Gewand,
Rotbraun im Pelzkragen [von dem sich wieder die
lichten grauweißen Ärmel, wie der Hemdausschnitt
mit feiner goldgelber Stickerei geziert, abheben],
Gelbbraun in den Kasten, Goldgelb im Pokal und
schließlich ein kräftiges Gelbbraun in der Wand-
täfelung [von weißlichblauen Fensterscheiben durch-
brochen]. Gelblich schimmerndes, dunkelbraunes Haar.
Dunkelbraune Augen.
Ein Bild von derselben Hand, Mädchen am Spinett, befand sich in der
Sammlung Molinari zu Mailand, versteigert 1885. Beide Bilder sind viel-
leicht Jugendwerke Jan van Hemessens .*. Erworben 1847.
Eichenholz, h. 0,44, br. 0,31.
608
Pafini»- Joacfi'"! de Patinir oder Patenier. Geboren zu Dinant, 1515 in die Gilde zu Antwerpen
^ dLllllI aufgenommen, 1521 bei Dürers Anwesenheit dort angesehenes Mitghed derselben und 1524
daselbst bereits verstorben. Tätig zu Antwerpen.
608 Ruhe auf der Flucht nach Egypten. Umgeben vom schweren Dunkelsaftgrün
des Vordergrunds in lichten warmen Tönen Maria, vom Hellkarminrot des Mantels
umflossen, mit rosigem Inkarnat, das schimmerndes Weiß der Tücher umrahmt und
dessen Helligkeit der Kontrast zum dunkelblauen Gewände stärkt. Im gelbgrün-
karminrot schillernden Gewandumschlag klingt der Hauptkontrast wieder. Links ein
weißer Sack neben goldgelb-
braunem Korb. Das Dunkelsaft-
grün des Vordergrunds lichtet
sich im Mittelgrund auf, dort
von den gelbroten und rotbrau-
nen Tönen der Häuser unter-
brochen, und geht in das kalte
bräunliche Grau der Felsen, an
den Seiten in das Blaugrün der
Ferne über unter dunkelblauem
Himmel mit schimmernd weißen
Wolken und Horizont.
Die Staffage ist [schon nach der besonderen
Färbung], wie meist auf Patinirs Bildern,
vielleicht von derHand eines anderen Malers.
.". Sammlung Solly, 1821.
Eichenholz, h. 0,62, br. 0,78.
138
Bles
Herri [Hendrik] met de Bles, in Italien gen.
Civetta, nach dem Zeichen auf seinen Bildern, einem
Käuzchen. Geboren zu Bouvianes bei Dinant um 1480,
gestorben gegen 1550. Unter dem Einflüsse Patinirs aus-
gebildet, als dessen Schüler ihn Karel van Mander nennt.
Nach einem Aufenthalt in Italien tätig in den Niederlanden
[1521 in Mecheln].
Bles? 624 Bildnis eines jungen Mannes. Vom
leuchtenden Rot der Ärmel, mit Gelbgrün im Ge-
wand kontrastierend, fällt die Färbung über Gelb-
braun [Flecken des hellgrauen Pelzes] zum bräun-
lichen Inkarnat [mit graublauen Augen und brau-
nem Haar] und dem gelbbräunlichen Laubwerk
der Bäume, durch den Gegensatz zu kaltem Blau
des Himmels und Schwarz [Kappe und Schaube]
wiederum höher gestimmt. Die Linke hält ein
dunkelblaues Veilchen.
Bez. mit dem Käuzchen auf einem Baume rechts im Grunde .*. Ein
ganz verwandtes Bildnis, ebenfalls mit landschaftlichem Grunde, von
derselben Hand, befindet sich im Louvre [II, Nr. 607] -■. Trotz der
Signatur ist die Autorschaft des Bles höchst zweifelhaft .*. Erworben 1843 auf der Versteigerung der Sammlung Reimer
zu Berlin.
Eichenholz, h. 0,48, br. 0,35.
Sädnieiler-
liindisdie
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
624
Niederländischer Meister um 1520
630c Enthauptung Johannis des Täufers. Die kühle, auf Grau gestimmte Grund-
färbung geht über Graubraun zu immer luftigeren Tönen: Blaugrau [Gebäude der
Ferne], Blaugrün [Landschaft] und Hellblau [Himmel] über. In den Figuren des
Vordergrunds kühlen sich in kleinen Flecken ver-
teiltes Gelb [Mantel des Henkers] und Zinnober-
rot [Kappe, Streifen des r. Beinkleides], von Blau-
grün [Schärpe] begleitet, zu Rosarot [Mantel
Johannis über dunkelgelbbraunem Gewand] und
an den Seiten zu Lichtrot [Panzer des Gerüsteten
r., Mantel Salomes 1.], dunklem Gelbgrün [Gewand
des Gerüsteten r.] und zwischen beiden vermitteln-
den Changeanttönen [Hängeärmel Salomes 1.] ab,
die inderGruppe r. wiederum vonwenigZinnober-
rot und Gelb durchbrochen werden. Graublau
und Weiß dienen als Basis. In einzelnen Flecken
kehrt Zinnoberrot [in der Staffage] bis in die
Ferne wieder. Rötlichbraunes Inkarnat.
Das Bild ist von demselben Meister, wie die mit der zweifelhaften
Inschrift „Blesius" signierte Anbetung der Könige in der Münchener
Pinakothek .'. Sammlung Pourtales, Paris .-. Erworben 1906 als
Geschenk von Frau Hainauer in Berlin .". SammlungHainauer, Berlin.
Eichenholz, h. 0,48, br. 0,35.
630 C
139
Südnieder-
ländische
Schule des
XVI. Jahr-
hitnderts
630
1611
Niederländischer Meister um 1520
630 Ruhe auf der Flucht nach Ägypten. Hell-
karminrot in dem mit gelber Stickerei gezierten
Mantel [über wenig sichtbarem dunkelblauem Ge-
wand] geht mit dem rotbräunlichen Inkarnat zu-
sammen. Bräunliches Saftgrün [Landschaft] bildet
den Hintergrund für die warm gefärbte Figuren-
gruppe. Hellblaue Ferne und Himmel.
Zeigt Verwandtschaft mit Bildern aus der Frühzeit des Bles und nament-
lich des Gossart, ohne indes mit Sicherheit einem dieser Meister zuge-
schrieben werden zu können .*. Sammlung Solly, 1821.
Eichenholz, h. 0,33, br. 0,21.
Niederländischer Meister um 1520
1611 Triptychon. Mittelbild: Beweinung Christi.
Die warmen Töne der Gestalt Johannis: Karminrot
im Mantel, rötliches Inkarnat, rotbraunes Haar, durch
den Kontrast zu Dunkelsaftgrün [Gewand, Rasen-
lasuren] in ihrer Wirkung erhöht, verleihen der Mitte Nachdruck. Derselbe Farbenzweiklang
setzt sich seitwärts fort [rotes Gewand der weinenden Frau, saftgrünes Kleid der klagenden
Frau r.], steigert sich zu Goldgelb [Obergewand Magdalenas 1., Kopfschmuck der Frau r.]
und geht nach vorn in kühle graublaue Töne [rosa changierendes Unterkleid Magdalenas 1.]
und bläuliches Weiß [Mantel der Frau r.] über, die mit der kalten Färbung des Vorder-
grunds: ockergelblichgrauer Leichnam, graubrauner Erdboden, dunkelblauer Mantel
Marias vermitteln. Ebenso kühlen sich die Farben nach rückwärts ab, zu luftigem Grau
und Graublau, das sich noch einmal zu Rosarot im Horizont, unter blauem Himmel, er-
wärmt. — Linker Flügel: Die hl. Anna Selbdritt. Zinnoberrot [Mantel Annas]. Von
kühlen weißen [Kopftuch], graublauen [Gewand], bläulichweißen [Mantel Marias] und
dunkelblauen Tönen [Gewand]
umgeben. Vor saftgrüner Land-
schaft. — Rechter Flügel:
Der hl. Franziskus empfängt die
Wundmale. Wenig Zinnoberrot
[Buch] und das graurötliche In-
karnat beleben die gelbbraunen
[Kutte des Heiligen, Felsen]
und bräunlichsaftgrünen Töne
[Landschaft]. Blauer Himmel.
Gehört zu der Gruppe von Bildern, die jetzt
dem Herri met de Bles zugeschrieben
werden .'. Sammlung Sir Charles Turner,
London .-. Erworben 1909 als Geschenk der
Herren M.Marks, London, undDr. Wolfenberg,
Berlin .-. Eichenholz, Mittelbild, h. 0,475,
br. 0,315, Flügel je h. 0,50, br. 0,135.
140
Antwerpener Meister
von 1518
630b Christi Abschied von den Frauen.
Die herrschende Farbe ist ein g-edämpftes
Blau [Dunkelblau im Mantel, Graublau im Ge-
wände Marias, helleres Blau im Kleide Christi,
bläulich getöntes Weiß im Mantel Johannis r.],
das sich in grünlicher Nuance in der Ferne
und imHimmel verbreitet und dessen Intensität
durch einen Fleck Gelb im Mantel des Jüngers
ganz r. [neben Dunkelblau in seinem Kragen]
erhöht wird. L. bricht belebend der Kontrast
von Zinnoberrot [Obergewand der Frau 1., mit
hellblauen Haubenbändern], Hellkarminrot
[Kleidung Petri] und leuchtendem Gelbgrün
[Gewand der Frau zwischen beiden] hervor,
ebenso r. Karminrot [Gewand des davon-
schreitenden Johannes] und Gelbgrün [Ärmel
desJüngers ganz r.]. Bräunlichgrauer Erdboden.
Das Bild gehört zu der großen, noch nicht genügend gesonderten Gruppe von niederländischen, wahrscheinlich Antwerpener
Gemälden vom Anfange des 16. Jahrhunderts, die gewöhnlich dem Herri met de Bles zugeschrieben werden, und steht dem
großen Magdalenenaltar der Brüsseler Galerie besonders nahe. Von derselben Hand sind die Flügel des Antwerpener
Altares in der Katharinenkirche zu Lübeck mit dem Datum 1518 .-. Erworben 1 904 als Geschenk des Herrn Marcus Kappel.
Eichenholz, h.0,79, br. 0,37.
Möicfov rloc T/-»/-löc Moviö So genannt nach zwei Darstellungen des Todes Maria [im Museum
ClbLCI UCä lUUCS iVldlld ^y ^öln und in der Pinakothek zu München]. Ausgebildet unter
dem Einflüsse des
Quinten Massys
und Patinir. Tä-
tiguml510-1530,
vermutlich in Ant-
werpen, vielleicht
vorübergehend
in Köln und in
Italien [Genua],
Wahrscheinlich
identisch mit Joos
van Cleve d. Ä.
[Joos van der
Beke, genannt
JoosvanCleefd.Ä.
Geb. zu Cleve
oder Antwerpen
um 1485, gestor-
ben zuAntwerpen
1540. 1511 Mit-
glied der Lukas-
gilde zu Ant-
werpen.]
Südnieder-
ländische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
630 B
578
141
Sädnieder-
ländische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
578
615
578 Flügelaltar. Mittelbild: Anbetung derKönige.
Das grünliche Blau der Seiten [Mantel Marias und
des Königs r.], von Rosarot [Inkarnat 1., gelbge-
musterter Rock des Königs r.] begleitet, erwärmt
sich über helles Blaugrün [Ärmel des knienden
Königs] zu Gelbgrün [Gewandjosephs l.,Wiesen des
landschaftlichen Mittelgrunds, Ärmel des Königs r.],
mit dem kräftiges Karminrot der Mitte [Gewand des
knienden Königs, Mantel Josephs] kontrastieren.
Grauviolett [mit graubraunem Pelz besetzter Mantel
des knienden Königs] undWeiß [graublau gemustert
im Mantel des Mohrenkönigs usw.]. Vorn klingt, die
Mitte betonend, nochmals bunt schillernd der Haupt-
kontrast von Karminrot und Blaugrün [Hut am
Boden] wieder, die blaugrünen Töne außerdem
matter in den Pilastern und Bogen der graubraunen
Ruine [mit goldgelben Statuen] neben Violett und
Lichtrot [Pilaster], die roten Töne in der landschaft-
lichen Staffage. Blauer Himmel mit weißen Wolken und Horizont.
Linker Flügel: Die hl. Katharina. Die Figur im schillernden Charakter des Mittel-
bildes: tief karminrote Ärmel gegen saftgrüne Landschaft, Mattrosa, nach Gelb changie-
rend im Gewand, dunkelblaues Mieder; rosarotes [gelb verziertes] Kopftuch, rötliches
Inkarnat vor blaugrüner Ferne. — Rechter Flügel: Die hl. Barbara. Hellroter Mantel
über grünlichblauem Gewand, mattgelbe Ärmel, gelbrotes Haar. Saftgrüne Landschaft.
Graubraune Architektur. — Außenseiten. Linker Flügel: Der hl. Christophorus. —
Rechter Flügel: Der hl. Sebastian. Grau in Grau
vor braunrotem Nischengrund.
Aus der früheren Zeit des Meisters [uml515], nahe verwandt dem Flügel-
altare des Meisters im Museum zu Prag -■- Erworben 1843 auf der Ver-
steigerung der Sammlung Reimer zu Berlin.
Eichenholz, Mittelbild h. 0,72, br. 0,52 ; jeder Flügel h.0,69, br.0,22.
615 Bildnis eines jungen Mannes. Karminrot, in
den Lichtern weißlich ausgeblichen [Ärmel und Ge-
wandausschnitt auf der Brust], kontrastiert mit dem
dunklen Grün des Hintergrunds. Die Wirkung des
blassen rosagrauen Inkarnats [mit den hellroten
Lippen] steigert der Gegensatz zu kaltem bläulichen
Weiß im Hemd. Grauschwarzes Barett und Damast-
schaube mit rotbraunem Pelz. Den graublauen
Tönen in den Handschuhen und im Degenknauf
steht Ockergelb in der Fütterung der Handschuhe
und im Degenknauf entgegen.
142
Aus der Spätzeit des Meisters .■. Das Wappen auf dem Siegelringe der Linken scheint das der vlämischen Familie van
der Straeten zu sein .". Erworben 1843 auf der Versteigerung der Sammlung Reimer zu Berlin.
Eichenholz, h. 0,62, br. 0,47.
Meister des Todes Maria
Kopi
616 Maria mit dem Kinde. Der Kontrast
von Zinnoberrot im Gewände Marias und
Grün im Kissen, auf dem das Kind sitzt,
beherrscht die Mitte und khngt auch r. [rote
Kirschen, die das Kind hält, vor gelbgrüner
Landschaft mit blaugrüner Ferne] wieder.
Links von der Mitte setzt ein zweites Farben-
paar an: Dunkelblau im Mantel und Gold-
gelb im Mantelumschlag, das sich nach der
Seite in lichten Nuancen: hellblauer, weiß
schillernder Ärmel, graue Architektur [mit
gelbroten Füllungen], blaugrüne Deckplatte
des Gesimses und Gelb im Apfel verläuft.
Changeantfarben: grün-violett schillernder
Gürtel, blaugrüne Profile der Architektur
mit rosaroten Füllungen usw. vermitteln
zwischen den Hauptkontrasten. Die starken
Farben der Mitte lassen das stumpf grau-
bräunliche Inkarnat, nur wenig erwärmt
durch den Gegensatz zum weißen Streifen
nach dem Meister des Todes Maria.
551 A
143
Sädnieder-
ländisdie
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
650
648
des Hemdes, vor graubrauner Architektur kühl
und zart erscheinen. Blauer Himmel mit weißem
Horizont.
Von diesem Bilde gibt es viele Wiederholungen und alte Kopien, denen
wahrscheinlich eine Komposition Leonardos zugrunde liegt, in ver-
schiedenen Sammlungen [Pinakothek zu München, Galerie zu Oldenburg,
Kölner Museum, Galerie zu Vicenza, Sammlung Andre in Paris u. a. m.,
die beste vielleidit im Schlosse zu Meiningen] .*. Sammlung Solly, 1821.
Eichenholz, h. 0,70, br. 0,58.
Niederländischer Meister um 1520
626 Der hl. Hieronymus in Bußübung. Der far-
bige Nachdruck des in stumpfen Tönen gehaltenen
Bildes liegt r. auf dem Hellkarminrot in Mantel
und Hut an der Wand und den Bucheinbänden,
während links im landschaftlichen Ausschnitt und
im Baldachin die grünen Ergänzungstöne zu suchen
sind. Nach vorn kühlt sich die Färbung ab zu
Grau und Graublau [Gewand des Heiligen, Tisch, Boden, in dessen Musterung das Rot
gedämpft nachklingt, usw.], zu Karminviolett in der Pfeilerumrahmung und der Balustrade.
Ockergelbbraunes Inkarnat. Blauer Himmel.
Ehemals Hans Burgkmair zugeschrieben, aber sicher von einem niederländischen Meister, wie schon die Holzart der Tafel beweist
.-. Sammlung Solly, 1821 .-. Eichenholz, h. 0,81, br. 0,55.
Gossart if",*^°'^v''U'^°''l.%'!]',P";.J^" "A""
Mabuse. Z.eichnet sich Malbodius. Oe-
boren um 1470 zu Maubeuge [Mabuse], 1503 als
Meister in die Gilde zu Antwerpen aufgenommen, ge-
storben zu Antwerpen nach dem Juni 1533. Ausge-
bildet unter dem Einflüsse Gerard Davids, während
eines Aufenthaltes in Italien [1508 — 1512] namentlich
unter dem Leonardos. Tätig zu Antwerpen, vorüber-
gehend zu Middelburg [1528], Utrecht und auf den
Schlössern Philipps von Burgund, des Bischofs von
Utrecht.
551a Christus am Olberg. Das nächtliche
Graublau erhellt der Mond mit scharfen weiß-
lichen Lichtern. Während das graublaue Ge-
wand Christi [mit gelben Borten geziert], das
gleichfarbige Gewand und der mattrote Man-
tel Petri r. vorn, das mattrote Gewand des
Engels [mit gelben Lichtern] in dem kalten
Gesamttone zusammengehalten sind, aus dem
nur r. einzelne goldgelb blitzende Schilde und
hellblaue Rüstungen vor dem rotbräunlichen
Tone der Stadt auftauchen, leuchtet 1. vorn
ein tiefes glänzendes Farbenpaar, Zinnoberrot
im Mantel und Gelbgrün im Gewände des
144
schlafenden Johannes, auf. Ein Mondstrahl spielt auf
seinem ockergelben Haar.
Aus der Jugendzeit des Meisters
Eichenholz, h. 0,85, br. 0,63.
Erworben 1848.
v
Siidnieder-
ländisdxe
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
586 A
650 Maria mit dem Kinde. Vor warm rotbrauner
Füllung und braungrauem, mit goldgelben Buch-
staben geziertem Rahmen umgibt Karminrot [mit
weißlichen Lichtern] im Mantel die Figuren. Grün
im rot, weiß und gelb gemusterten Teppich der
Brüstung schließt den Umriß. Nach der Mitte zu
wird die Färbung kühler. Dunkelultramarinblau im
Gewand und den Ärmeln, bläuliches Weiß in Hemd
und dem Schleier erhöhen die Wirkung des lichten,
hart mit bläulichen Schatten modellierten, auf den
Wangen und Lippen mit Rot belebten Inkarnats.
Graubräunliches Weiß im Kopfschleier dämpft das
Gelbbraun des Haares und leitet zu den bräunlichen
Tönen des Hintergrunds hinüber. Graubräunliche Schleier umhüllen den Körper des
Kindes.
Auf dem von einem gemalten Rahmen umgebenen dunkelroten Grund, wie aus Metall geschnitten, die umlaufende Inschrift:
VERVS DEVS ET HOMO CASTA MATER ET VIRGO .-. Sammlung Solly, 1821.
Eichenholz, h. 0,46, br. 0,37.
586a Bildnis eines Mannes. Vor gelbgrünem
Hintergrund, auf den die Gestalt einen schwärz-
lichen Schatten wirft, das graurötliche Inkarnat,
von schwärzlichem Haar, grauschwarzem Barett
und Wams umgeben. Das Goldgelb des gestickten
Kragens unterstreicht die Wirkung des Antlitzes,
während bräunlichesWeiß des Mantels [mit bräun-
lichen Ornamenten] und Grauweiß des in den
Gewandschlitzen sichtbaren Hemds die Farbigkeit
des Bildes erhöhen. Gelbbräunliche Handschuhe,
gelber Siegelring, gelbe Zierrate und Waffen.
Nach dem burgundischen Wahlspruch auf der Doldischeide : Autre
que vous [je n'aime] das Porträt eines burgundischen Prinzen, nach
der neueren, offenbar nach einer älteren kopierten Inschrift auf der
Rückseite des Bildes das Porträt Baudoins von Burgund, eines ille-
gitimen Sohnes Philipps von Burgund, nicht aber Philipp selbst
[1465 — 1524], dessen beglaubigte Bildnisse ganz andere Züge auf-
weisen .'. Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,54, br. 0,39.
648 Neptun und Amphitrite. Das Bild ist in
einem einheitlich blaugrauen Tone zusammen-
gehalten, dessen Farbigkeit durch den Gegensatz
zu Gelb in den Verzierungen und Bändern der
661
145
Sädnieder-
ländische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
1202
656
Architektur und in den Lichtern auf den Säulen
[besonders I.] erhöht wird. Die blaugfraue Archi-
tektur wird vorn durch Hchtrote Pilaster abge-
schlossen. Mit dieser Rahmung von geraden
Linien kontrastieren die lichten rötlichgrauen,
mit Grau und Braun modellierten Körper, die
sich von dunkelgrauviolettem Vorhang abheben,
unter dem ein Streifen des weißlichblauen Meeres
sichtbar ist.
Bez. auf dem Sockel : t lOANNES J MALBODIVS t PINGEBAT ;
1516 J .*. Rechts oben die Devise: A . Plus . Sera . phe . bourgne .
[Name und Devise Philipps von Burgund, des Gönners Gossarts] .".
Die Gestalt des Neptun geht auf den Adam in Dürers Kupferstich
von 1503 zurück /. Sammlung SoUy, 1821.
Eichenholz, h. 1,88, br. 1,24.
, /
I w61 Adam und Eva im Paradies. Die Körper
warm rotbraun, mit schwärzlichbraunen Schatten
modelliert, vor dunkelblauem Himmel und dunkelblaugrüner Landschaft, die über Gelb-
grün im Mittelgrund nach vorn in das Dunkelgrün des Erdbodens und Dunkelbraun des
Baumstammes übergeht. Etwas Gelb im Apfel, den Eva darreicht, vor Dunkelblau
[Himmel] betont diese Stelle des Bildes.
Eine ganz ähnliche Darstellung von Adam und Eva, eine alte Kopie nach Gossarts Spätwerk in Hampton Court [Nr. 547],
befindet sich im Vorrate des Kaiser -Friedrich -Museums [Nr. 642] .*. Erworben 1830 durch Tausch von SoUy.
Eichenholz, h. 1,70, br. 1,14.
Gossart? 1202 Bildnis einer jungen Frau. Ein bräunlicher Ton durchdringt alle Farben
und erwärmt das Schwarz des Hintergrunds und
des mit braunem Pelz besetzten Kleides. Licht
kommt aus der dunklen Umgebung das Antlitz
hervor mit den violettbraunen Schatten [mit
graublauen Augen und mattroten Lippen], durch
das umrahmende [in den Schatten grau getönte]
Weiß in Haube und Hemd [mit goldgelben
Borten] nur wenig erwärmt.
Galt früher irrtümlich als Porträt der Agathe von Schoenhoven wegen
der Ähnlichkeit mit dem Porträt in der Galerie Doria zu Rom, das
die Bezeichnung „Agatha Sconhouiana 1 529 per Scorelium pin." trägt.
DieÄhnlidikeit ist aber nicht überzeugend. Unser Bild scheint eher
ein Jugendwerk Jan Gossarts zu sein. Unten ist ein beträchtlicher
Streifen abgeschnitten, wie ein Stich Gottfried Bartschs zeigt, der
Ende des 17. Jahrhunderts am Berliner Hofe tätig war und das Bild
unter dem Namen „Bauburren" gestochen hat [es war wohl der in
der Art des Gerard Honthorst malende Künstler Theodor Baburen
gemeint]. EincWiederholung 'mit den Händen] beim Fürsten Lobko-
wltz auf Schloß Raudnitz in Böhmen .'. Königliche Schlösser.
Eidicnholz, h. 0,35, br. 0,33.
/^ j. Nachfolger des Jan Gossart, genannt
OOSSdlL Mabuse.
656 Thronende Maria mit dem Kinde. Die
wenigen warmenTöne, das graurötliche Inkarnat,
146
vor allem Karminrot im Mantel, das sich durch Saftgrün im Rasen vorn erg-änzt, werden
von kalten Farben: Dunkelblau im Gewand, blau -weiß schillerndem Hemd des Kindes,
grauweißem Kopftuch, Graublau der Thronnische und dem den ganzen Hintergrund
füllenden Hellgrau der Architektur umgeben. Die Wirkung der blauen Töne steigert
der Kontrast zu Goldgelb in den Relieffüllungen des Sockels [rötlicher in den Füllungen
zwischen den Balustern oben].
Für Gossart, dem das Bild früher zugeschrieben wurde, zu trocken in der Malweise und zu nüchtern .". Sammlung Solly, 1821.
Eichenholz, h. 1,29, br. 0,90.
D 11 1 Jean Bellegambe. Geboren zu Douai um 1470, urkundlich zuerst 1504 genannt,
DeiiegamDe gestorben um 1533. Tätig zu Douai.
641 Flügelaltar mit der Darstellung des jüngsten Gerichts. Mittelbild:
Jüngstes Gericht. Den ganzen Altar beherrscht der Kontrast von Braunrot [Inkarnat]
und Blaugrün [Landschaft und Himmel]. In den Gewändern der Engel im Vorder-
grund erscheinen die Hauptfarben gesteigert zu Zinnoberrot im Mantel des Erzengels
Michael [der die Gottlosen in die Verdammnis stürzt] und Dunkelblau [in seinem Ge-
wand und dem des vorn knienden Engels]. Dunkelblau wird durch den Gegensatz
zu bräunlichem Goldgelb [Mantel des vorn knienden Engels, Rüstung des hl. Michael]
gestärkt. Stumpf violette Töne vermitteln. Weißer Horizont. Im oberen Teil über-
wiegt das kalte grünliche Blau [Himmel mit bläulichweißen Wolken], dem Goldgelb
[Weltkugel] und Gelb [Glorie] entgegenstehen, während Zinnoberrot [Mäntel Christi
und Johannis d.T. r., Gewänder der Engel] und ein vermittelnder Rosaton [Ausstrahlung
der Glorie] die Komposition, der unteren Bildhälfte entsprechend, zusammenhalten. —
Linker Flügel: Das Paradies [in verschiedenen Gruppen werden die sieben Werke
Südnieder-
ländische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
641
147
Südnieder-
ländische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
II 202
645 A
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der Barm-
herzig-keit be-
lohnt]. Das
Kolorit ent-
spricht dem
Mittelbild.
Es überwiegt
Braunrot [In-
karnat] vor
grünlichem
Blau [Hinter-
grund], das
oben wieder
in die rosa-
farbenen und
gelben Töne
einer Glorie
übergeht. Die Mitte wird durch grünliches Blau [rot
schillernd im Gewände des Engels] betont, dem bräunliches Goldgelb [im Obergewand]
entspricht. Violett als Zwischenton [im Tuch, das über den Arm des Engels hängt]. —
Rechter Flügel: Die Hölle. Hier herrscht das schon im Mittelbild ansetzende schwärz-
liche Braun, das durch Braunrot [Körper], Zinnoberrot und Gelb [Flammen] belebt wird.
Blaugrüne Töne [Teufelsgestalt r.; besonders im oberen Teil sich kräftigend, wo Engel in
roten Gewändern schweben] stehen dagegen.
Sammlung Solly, 1821 .-. Eichenholz, Mittelbild h. 2,22, br. 1,78; jedes Flügelbild h. 2,22, br. 0,82.
Ol Barend [Bernaert] van Orley. Geboren
' '^y zu Brüssel um 1495, gestorben daselbst den
6. Januar 1542. Schüler seines Vaters Valentyn,
weiter gebildet unter italienischem Einflüsse, be-
sonders Raffaels. Tätig zu Brüssel [seit etwa 1515],
wo er 1518 Hofmaler der Statthalterin Margarethe
wurde.
Orley? 645a Verkündigung. Kaltes Blau
von glasigem Charakter [Himmel, Ge-
wand Marias, weißlich ausgeblichen in den
Lichtern des Engelsgewands], begleitet von
Gelb in der Glorie 1. oben und im Unter-
gewande des Engels [karminrot schillernd
in den Schatten], stärkt den warmen rot-
braunen Ton des Innenraums, der im Kon-
trast zu der dunkelrotbraunen Pfeilerum-
rahmung von hellem Licht erfüllt scheint.
Die rotbraunen Töne steigern sich zu bräun-
lichem Goldgelb [Bettstatt, Säulenkapitäl
148
undSockeljund
schließlich zu
tiefem Karmin-
rot im Bettvor-
hang und den
Bettkissen.
Hellgrau [r.
Wand, Säule,
Bettpolster]
dient dabei den
tiefen Farben
als Basis. Rot
kehrt 1. neben
Blau in den
Bänderver-
zierungen der
Engelsklei-
dung wieder.
Das Bild steht den beglaubigten Jugendwerken van Orleys nahe, ohne daß es ihm doch selbst zugeschrieben werden kann .'.
Erworben 1904 .-. Sammlung A. Thiem .'. Eichenholz, h. 0,755, br. 0,63.
Orley? II 202 Christus vor Kaiphas. Der Kontrast von roten und grünen Tönen,
gedämpft durch den rotbraunen Ton der Untermalung, hält die Komposition zusammen.
Bräunliches Karminrot [1. als Braunrot im Baldachin mit gelbgrüner Oberseite einsetzend]
in den Mänteln des Kaiphas [neben Gelbgrün im Gewandumschlag am Knie] und des
aufwärts weisenden Soldaten [neben Gelbgrün
im Gewand und mattem Blaugrün in der r.
Bodenfläche] und im Ärmel des Soldaten mit
rosarotem Turban r. steigert sich zu Zinnober-
rot in dessen Beinkleidern [neben Grün im
Gewand]. Entsprechend bricht 1. hinten Zin-
noberrot [Gewand des am Pfeiler lehnenden
Mannes] hervor, kräftigem Gelb benachbart,
das wieder mit den kühlen graublauen und
blauen Tönen der Stadtansicht und derTracht
[Gewand und Kragen mitKapuze] des Kaiphas
vermittelt. Christus in Grauviolett. Rotbraunes
Inkarnat. Dunkelrotbraune Architektur, durch
deren Offnungen hellblauer Himmel mit
schimmernden weißen Wolken blickt.
Das Bild, dessen Gegenstück [Christus vor Pilatus] im königlichen
Schlosse zu Berlin bewahrt wird, steht den Werken der Spätzeit
Orleys nahe, rührt aber wohl von einem anderen Meister her .'.
Sammlung Solly, 1821.
Eichenholz, h. 0,83, br. 0,61.
Südnieder-
ländische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
633
819
653
149
Südnieder-
ländische
Sdtule des
XVI. Jahr-
hunderts
633 A
Rlll^f^K J^" ^^" Rillaer. Geburtsjahr unbe-
IXllldCr kannt, gestorben 1568 zu Löwen, wo
er seit etwa 1520 tätig war [seit 1547 als
Stadtmaler].
1630 Urteil Salomonis. Auf einheit-
lich grau gefärbtem Grund ist die Szene
in schwarzer Zeichnung mit weißen
Lichtern dargestellt.
Bez. links unten an den Thronstufen und nochmals auf
der Thronlehne mit dem aus I VANR gebildeten Mono-
gramm. Oben in der Architektur: 1528 .*. 1904 aus
dem Kupferstichkabinett überwiesen.
Eichenholz, h. 0,74, br. 0,62.
Niederländischer Meister
von 1539
633 Bildnis eines Mannes. Grau-
schwarz der Schaube und des Baretts
umrahmt das gelblichbraune Inkarnat,
das durch die Nachbarschaft mit dem
stumpfen Braunrot des grau und grünlich marmorierten Hintergrunds noch fahler erscheint.
Das Wappen r. zeigt roten Balken auf gelbem Feld, das 1. gelbes Gefäß auf dunkelsaft-
grünem Feld.
Bez. oben in der Mitte 1539 [zweimal]; darunter das Alter des Dargestellten; 38 .". Das Wappen zur Rechten ist das der in
Holland heimischen Familie van der Burch .". Sammlung Solly, 1821 .'. Eichenholz, h. 0,36, br. 0,29.
Niederländischer Meister um 1520
S19 Bildnis einer jungen Frau. Das bräun-
liche Inkarnat [mit hellroten Lippen und gelb-
braunem Haar] erscheint durch den Gegensatz
zum tiefen Schwarz der Tracht, zu Weiß im
Hemd und Haubenumschlag sehr licht und wird
durch den Kontrast zum kalten Blaugrün des
Hintergrunds erwärmt.
Der Ursprung des schwer zu bestimmenden Bildes ist von einigen
Kennern in der französischen Schule vermutet worden .'. Sammlung
Magniac, London .". Sammlung James Simon.
Eichenholz, h. 0,40, br. 0,31.
T /^mV^av/"! Lambert Lombard. Geboren zu Lüttich
L-UUlUdlU i505_ gestorben daselbst im August 1566.
Ausgebildet unter dem Einflüsse Jan Gossarts zu Middel-
burg und während eines Aufenthalts in Italien unter dem der
italienischen Meister, namentlich Raffaels. Tätig zu Lüttich.
Lombard? 653 Maria mit dem Kinde. Dunkles
Karminrot von glasigem Charakter im Gewand
[r. oben und 1. unten sichtbar] und bräunliches
150
Grau im Man-
tel [1. oben und
r. unten sicht-
bar],das im Kon-
trast zu Rot
einen olivgrün-
lichen Ton an-
nimmt, sind in
diagonaler An-
ordnung auf der
Bildfläche ver-
teilt. Das grün-
liche Grau des
Mantels vermit-
telt mit dem
Grauweiß des
Tuches, von dem
sich warm der rötliche Körper des Kindes abhebt. Nach oben kühlt sich die Färbung
ab: weißes Tuch auf der Schulter Marias, sehr lichtes weißliches Inkarnat mit grau-
grünlichen Schatten, durch ein graubräunliches Kopftuch über gelbbraunem Haar in
den schwarzen Grund überführt.
Die Gruppe von Bildern, zu der diese Tafel gehört, wird traditionell, aber wohl mit Unrecht Lombard zugeschrieben.
Sie stammt von der Hand eines Nachfolgers des Meisters vom Tode Maria, der sich namentlich unter Correggios Einflüsse
gebildet hat .-. Sammlung SoUy, 1821 .-. Eichenholz, h. 0,80, br. 0,65.
^"^l^^.,^ Joos van Cleve oder van Cleef [Familienname wahrscheinlich van der Beke] der Jüngere
\_^1CVC; — 2m^ Unterschiede von dem älteren Meister dieses Namens, der mit dem Meister vom Tode
der Maria identifiziert wrird. Geboren wahrscheinlich zu Antwerpen, Geburts- und Todesdatum unbekannt.
In Antwerpen, Paris und London, vielfach auch an
den Höfen tätig. Nach Karel van Mander 1554 in
London dem Irrsinn verfallen.
633b Bildnis einer Frau. Vor hellgrauem
Grund die Figur in warmen Tönen. Tiefes
Schwarz im Kleid und Grauschwarz im Mieder
stärken die Intensität des Weiß in Haube
und Hemd, aus dem warm das rötlichbraune
Inkarnat hervorkommt. Rotbraun im Pelz
begleitet seitlich den Umriß der Gestalt und
steigert sich zu bräunlichem Rot im Gürtel
und dem kleinen Fleck kräftigen Rots im
Ringstein am Zeigefinger der r. Hand.
Bez. links auf dem Postament: 1543 AETATIS SVAE 36 .-.
Früher unter dem Namen Holbein in der Sammlung des Earl of
Grimstorpe in London, wo sich auch das Gegenstück [Bildnis
eines Mannes] befand [jetzt im Besitze von Sir George Donald-
son in London] .-. Erworben 1906 auf der Versteigerung Earl
of Grimstorpe in London.
Leinwand, h. 0,90, br. 0,81.
Südnieder-
ländische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
632 B
632 C
632 D
151
Südnieder-
ländische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
632
633a Bildnis eines jungen Mannes. Das
durchscheinende Braun der Untermalung-, im
Hintergrund in der Umgebung des Inkarnats
mit Grau und Rotbraun gemischt, verleiht dem
Bildnis den weichen warmen Gesamtton. Hell
kommt aus dem Grauschwarz der Tracht das
ockergelbliche Inkarnat [mit roten Lippen] her-
vor. Weiß der Hemdkrause stimmt die Blässe
des Fleischtons höher. L. ein Fleck leuchtenden
Rots im Ringstein.
In der Sammlung zu Blenheim „Holbein" genannt .'. Rubens hat
das Bildnis Icopiert, s. Nr. 786 der Münchener Pinakothek .■- Er-
worben 1885 aus der Sammlung des Herzogs von Marlborough zu
Blenheim .*. Papier auf Eichenholz, h. 0,44, br. 0,31.
]VJ_ £_l_ _i._| Nicolaes Neufchatel, gen.Lucidel.
INCUldlClLCl Im Antwerpener Gildebuche Colyn van
Nieucasteel g^en.; zeichnet sich Nicolaus deNovo-
castello. Geboren wahrscheinlich 1527 in der Graf-
schaft Bergen im Hennegau, gestorben nach 1590. 1539
Schüler des Peeter Coecke van Aelst in Antwerpen.
Seit 1561 oder früher tätig zu Nürnberg.
632b Bildnis eines Mannes. Im Gegensatz zum hellgrauen Hintergrund, zu Grauschwarz
der Tracht und Schwarz im Barett erscheint das rotbraune Inkarnat, das sich zu Gelbrot
im Bart steigert und von Weiß in Kragen und Brief begleitet wird, sehr farbig. Die röt-
lichen Töne ergänzen sich durch das Saftgrün der Tischdecke. Rotgelbe Fingerringe mit
grünlichblauem Stein.
Erworben 1909 aus dem englischen Kunsthandel .'. Leinwand, h. 0,90, br. 0,70.
675
632c Bildnis einer Frau. Vor Grau, in grauviolettem Kleid mit schwarzen Borten,
dunkelgrauem Rock und schwarzem Barett. Warmes Inkarnat. Weiße Halskrause. Gelb-
rot in der Halskette, im Gürtel- und Taschenbeschlag.
Erworben 1909 aus dem englischen Kunsthandel.
Leinwand, h. 0,90, br. 0,70.
632d Bildnis einer Nürnberger
Patrizierin. Rotbraunes Inkarnat
steht warm gegen kühle auf Grau ge-
stimmteTöne: Hellgraublau imHinter-
grund, Schwarz in Barett und Mieder,
Blaugrau in Ärmeln und Rock [mit
rotbrauner Pelzfütterung]. Goldgelbe
Halskette, hellerer Gürtel und Ringe
mit karminroten und saftgrünen Edel-
steinen.
Erworben 1910 als Geschenk des Herrn R. Langton
Douglas, London.
Leinwand, h. 0,765, br. 0,635.
152
Neufchatel? 632 Bildnis eines Mannes aus
der Familie Tucher. Hell beleuchtet, in
graurötlichenTönen, denen der Kontrast zum
stumpfen Gelbgrün des Hintergrunds und
zu reinem Weiß im Hemdausschnitt Wärme
und Lebhaftigkeit verleiht, springt das In-
karnat mit dem rotbraunen, im Lichte grau
schimmernden Haar aus der Dunkelheit und
der grauschwarzen Tracht hervor.
Die Benennung als Neufchatel ist nicht aufreciit zu erhalten,
wie schon der Vergleich mit unsern drei Bildern zeigt. Es
scheint eher holländischenUrsprungs und steht den Spätwerken
Jans van Scorel nahe .". Auf dem Ring an der linken Hand
das Wappen der Nürnberger Familie Tucher von Simmeisdorf
.'. Erworben vor 1820 von Frauenholz in Nürnberg.
Eichenholz, h. 0,61, br. 0,46.
|\A^~o^rQ Cornelis Massys [auch Matsys oder
IVldSSyS Metsys]. Maler und Kupferstecher, geb.
um 1511 zu Antwerpen, daselbst 1531 als Meister in
die Gilde aufgenommen und 1580 noch am Leben.
Schüler seines Vaters Quinten. Tätig zu Antwerpen.
675 Landschaft. Gegen das beherrschende
grünliche Blau der landschaftlichen Ferne, das durch reines Weiß im Horizont an Tiefe
gewinnt, grauer im Himmel und grünlicher im landschaftlichen Mittelgrund weiterklingt,
stehen warmes Lichtrot und Gelbrot der Hausmauern. Graubraune und ockergelblich-
braune Zwischentöne in den Dächern und im Vordergrunde. Das grünliche Blau kehrt
in einzelnen Flecken auch im Wasser derTränke 1. vorn und in den Trachten der Staffage
neben Hellgelb, Rosa und Grauweiß wieder.
Bez. rechts unten: 1543 CMF [verschlungen] .'. Sammlung Solly, 1821 .-. Eichenholz, h. 0,27, br. 0,38.
Geboren wahrscheinlich in der Lombardei, Geburtsdatum
am 12. Januar 1550. Tätig zu Brügge, wo er 1519 in die
Rf nQOn Ambrosius Benson [Bentsoen]
^ unbekannt, begraben in Brügge
Lukasgilde aufgenommen wurde.
206 Bildnis eines Mannes. Vor dunkelgrünem Hintergrunde das rotbraune Antlitz
mit dunkelrotbraunem Bart [und
bläulichen Augäpfeln], ebenso wie
die Hände durch die Nachbarschaft
mit kleinen Flächen Weiß [Hemd-
ausschnitt, Brief] noch wärmer ge-
stimmt. Von Schwarz in Barett
und Gewand umgeben. Dunkel-
violette Sammetärmel,grauviolette
Handschuhe.
Dem Meister sind außer einigen Altarbildern
neuerdings eine Reihe von Bildnissen zuge-
schrieben worden .'. Erworben 1829.
Eichenholz, h. 0,67, br. 0,53.
Südnieder-
/ändisdie
Sdiule des
XVI. Jahr-
hiindfrls
650 A
153
Südnieder-
ländische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
683
686
HansBol. Maler
[vorzugsweise in
Wasserfarbe], Zeich-
ner und Radierer, ge-
boren zu Mecheln den
16. Dezember 1534,
gestorben zuAmster-
dam den 20. Novem-
berl593. Schülerder
Brüder seinesVaters,
Jan und Jacob Bol.
Nach längerenReisen
in Deutschland und
einem Aufenthalt in
Heidelberg seit 1560
in Mecheln tätig, dann
vornehmlich in Ant-
werpen [1574-1584]
und später in Amster-
dam
650a Dorfansicht.
DerVordergrund
ist kulissenartig
in einem schwe-
ren Dunkelbraun zusammengehalten, das von Ockergelb [Wirtshausmauern], Dunkel-
blau [Staffage], Weißgrau [Baumstämme] und vor allem von graugrünen Tönen durch-
setzt ist. Im Mittelgrunde dringt neben Braungrau bereits der blaugrüne Ton durch,
der in der Ferne und im Laubwerk zur alleinigen Herrschaft gelangt. Gelblichweiß-
grauer Himmel mit blaugrauen Wolken. Stumpfes Zinnoberrot in den Trachten der
Figuren dient als Ergänzung zum Blaugrün.
Dieselbe Darstellung, aber größer, im Böhmischen Museum zu Prag .'. Sammlung Suemiondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,25, br. 0,36.
Pourbus
1657
Frans Pourbus d. Ä Geboren zu Brügge 1545, gestorben zu Antwerpen den 19. September
1581. Schüler seines Vaters Pieter und seit 1562 des Frans Floris. Tätig zu Brügge und
vornehmlich zu Antwerpen [wohl seit 1562; daselbst 1569 als Meister in die Lukasgilde aufgenommen; in
demselben Jahre auch Meister zu Brügge].
683 Bildnis eines Mannes. Diebraune
Untermalung durchdringt die Oberfläche
und erwärmt den grauen Ton des Hinter-
grunds und das Grauschwarz des Ge-
wandes. Warm in lichtrötlichen Tönen
das Antlitz mit dem rotbraunen Bart,
durch das Weiß des Kragens in seiner
farbigen Wirkung gesteigert und durch
Dunkelbraun im Haupthaar mit dem
Hintergrunde vermittelt.
Bez. rechts: F. Pourbus Fe. und nochmals auf der Rück-
seite der Tafel: F. POVRBVS FECIT. .-. Gegenstück zu
Nr. 686 .'. Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,45, br. 0,32.
154
686 Bildnis einer Frau.
Die technische Be-
handlung entspricht
genau dem Gegen-
stück. Das frische
lichtrötliche Inkarnat
umrahmt kaltes, in den
Schatten bläulich ge-
töntes Weiß. Die
breite Fläche von
Grauschwarz im Kleid
steigert noch die lichte Wirkung des Kopfes. Dunkelbraungrauer Hintergrund.
Bez. rechts: F.Pourbus Fe und nochmals auf der Rückseite: F. POVRBVS FECIT
liehe Schlösser .". Eichenholz, h. 0,45, br. 0,32.
Gegenstück von Nr. 683
König-
\/ol/->L-/aT-«V-v/-»v-r>l-i Lucas van Valckenborch. Geboren zu Mecheln 1540 [?], gestorben zu Nürnberg
V dlCKeriUUrUl „„ I625. Wahrscheinlich Schüler P. Brueghels d. Ä.
1657 Stadtansicht. Das Dunkelbraun des kulissenartig behandelten Vordergrundes
[mit schmutziggrauen Tönen untermischt] geht nach oben und nach der Tiefe in kühle
luftige Töne über. Die Vordergrundkulisse setzt sich dunkel gegen den ockergelben
Streifen eines Kornfeldes ab. Jenseits geht die Färbung [anfangs noch von bräunlichen
Tönen durchsetzt] immer mehr in luftiges Blaugrün [mit dem mattbräunlichrote Dächer
kontrastieren] und Grau über, um im wolkenbedeckten Himmel in kaltem Weiß zu
enden, das stellenweise von hellblauem Himmel durchbrochen wird und nach oben zu
eine ockergelbliche Tönung annimmt. Graugrünes Laub des großen Baumes [mit rot-
braunen Tiefen] steht dunkel gegen den lichten Himmel.
Bez. vorn in der Mitte 1567 und mit den Buchstaben LW .-. Erworben 1908 als Geschenk der Geschwister Posselt.
Eichenholz, h. 0,575, br. 0,72.
Niederländischer Meister von 1598
II241 Familienbildnis. DasSchwarz
der Trachten lichtet sich zu Grau in
der Mauer auf. Der trockene Grund-
ton wird belebt durch Rot in der
Tischdecke und im Schnitte des
Buches, das der Knabe in der Mitte
hält, durch Lichtrot in der Stuhllehne
1. und im Stuhlbezug r., durch das
rotbraune Inkarnat, das überall durch
die Nachbarschaft zu kaltem Weiß
[Kragen und Bücher, Schürze des
Kindes,Haube derMutter] anWärme
gewinnt, und rotbraunes Haar. Rot
ergänzt sich durch Dunkelgrün im
Siidnxeder-
länc/ische
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
II 241
1661
155
Südnieder-
ländiscltf
Schule des
XVI. Jahr-
hunderts
709
Ausblick der Mitte und Saftgrün im Vor-
hänge, der über die goldgelbbraune
Säule fällt.
Links auf einerTafel bez. mit den hausmarkenartig inein-
andergefügten Buchstaben LV B und AN° 1 598 — /ETA .
ME/E 36 — VXORIS 34 — lACOBI 12 — HENRICI 10
— lOANNIS '^^ .-. Sammlung Solly, 1821.
Eichenholz, h. 0,73, br. 1,66.
Niederländischer Meister
um 1600
1661 Der hl. Christoph. Gegen grün-
liches Blau mit weißlichen Lichtern in
den Felsen der Landschaft und dunkler
im weißlich vom Mond erhellten Himmel,
in den Tiefen der Felsen [besonders im
Vordergrund] und in den Wolken vom
Braun der Untermalung durchdrungen,
steht Hellkarminrot im Mantel des hl.
Christoph, gedämpfter in derTracht des
Einsiedlers, kontrastierend mit dem
hellen Gelbgrün des Ufers r. Gelber Rock des hl. Christoph [mit dunkelblauem Gürtel].
Grünliches Blau in der gelb montierten Weltkugel, an der das Christkind lehnt. Rot-
bräunliches Inkarnat.
Erworben 1908 aus dem englischen Kunsthandel als Geschenk des Herrn Marcus Kappe! .*. Kupfer, h. 0,205, br. 0,26.
\/r»C '*^3^''t^" de Vos. Geboren 1532 zu Antwerpen, gestorben daselbst den 4. Dezember 1603.
"^^ Schüler seines Vaters Pieter de Vos, des Frans Floris zu Antwerpen und des Tintoretto zu Venedig.
Nach einem Aufenthalt in Venedig, Florenz und Rom tälig in Antwerpen [seit dem Jahre 1558, in
dem er als Meister in die Lukasgilde aufgenommen wurde].
709 Auf beiden Seiten bemalte Tafel eines Altars.
Vorderseite: Christus am See Tiberias. Kräftiges Karminrot im Mantel Christi läßt
den rosigen, mit Grau in den Halbschatten und Braun in den Tiefen modellierten
Fleischton kühl und licht erscheinen. Doch verleiht der Kontrast zu kalten blau-
grünen und violetten Tönen in den Wogen des Sees und der fernen Uferlandschaft,
Graublau im Himmel, der ganzen Figur eine wärmere Haltung. Das beherrschende
Rot erwärmt sich r. im Mantel Petri, auch dort von grünlichem Blau im Gewand be-
gleitet. Blaugrün verbreitet sich gedämpfter in der ganzen Umgebung, als Lasur über
der durchscheinenden braunen Untermalung der Wasserwogen. Nach r. hinten steigert
sich die Färbung im Lichte des Sonnenuntergangs zu helleren prächtigen Farben-
kontrasten. Über dem dunkelgraubraunen Schiffskörper schillern in den Trachten der
die Netze einziehenden Jünger die Hauptfarben in buntem Spiel zusammen: Hell-
156
karminrot und Blaugrün, Gelb und
grünliches Blau, Karminviolett und
Grau vor Hellblau und Violett im
Wasserspiegel. Endlich klingt die
Farbenreihe in Gelb, Orange und
Blauviolett im Abendhimmel aus.
709 Rückseite: Der Prophet Jonas
wird ins Meer gestürzt. Der grünliche
Ton der Wogen [als Lasur über die
durchscheinende braune Untermalung
gelegt] stärkt sich 1. zum Graugrün
und Blaugrün der Uferlandschaft und
geht nach r. oben über den grau-
braunen Schiffsrumpf mit braun-
schwarzem Segel in dunkles Grau
der Wetterwolken über. Die grünen
Töne ergänzen sich durch stumpfes
Rot in den Walfischflossen r. vorn
und in den Wolkendurchblicken r.
oben, vor allem aber durch die vor-
herrschenden roten Töne in den Trachten der Schiffsbesatzung. In bunter Unruhe
stehen dort Karminrot, Blaugrün, Graublau, Goldgelb und Weiß beieinander. Rötliches
Inkarnat. Zinnoberrot, Rosa, Saftgrün usw. in den Wappen am Schiffsdeck. In der
Ferne ist Jonas dargestellt, vom Walfisch ausgespien. In der Tracht des Propheten
kehrt der Hauptkontrast von Rosa und Blaugrün wieder.
Bez. auf der Vorderseite auf einem Faßboden : M V, zwischen den beiden Buchstaben die Hausmarke; auf der Rückseite am
Schiff: 1589 und auf dem Querholz des Ankers: M. D. V. F. .•. Sammlung SoUy, 1821.
Eichenholz, h. 2,10, br. 1,74.
Siidnieder-
Inndische
Sdiule des
XVI. Jahr-
hunderts
709
HOLLÄNDISCHE SCHULE
/^ 1 Aelbert van Ouwater. Geboren vermutlich zu Ouwater bei Haarlem. Nachfolger, vlel-
wUWaier lelcht Schaier Jans van Eydc [während dessen Aufenthalt im Haag, 1422—1424]. Tätig
zu Haarlem etwa 1430—1460.
532a Auferweckung des Lazarus. Vom dunklen Rotbraun der Schranken des Chor-
umgangs heben sich in bunten geschossenen Farbflächen die Figuren ab. Die 1. Seiten-
gruppe beherrscht Rot in der Gewandung der vorn knienden Schwester. Es steigt
zu Zinnoberrot an im Granatapfelmuster des gelben Unterkleides 1., fällt zu Karmin-
rot in dem über den Arm der Frau 1. herabhängenden Tuch. Das Rot ist gegen
kühles Dunkelblau, Weiß und Blauviolett [Gewandung Christi] gestellt und ergänzt
sich durch das Gelbgrün in den Gewandaufschlägen der knienden Schwester und im
Gewände Petri. Der Hauptkontrast kehrt in den beiden hintersten Figuren dieser
Holländi-
sche Schute
des XV.
Jahrhun-
derts
157
Holländi-
sdie Sdiule
des XV.
Jahrhun-
derts
532 A
Seite wieder, während Blauviolett und Gelb-
grün zur kühlen lichten Färbung der Mitte:
Weiß im Laken, Grau im Steinboden, Gelblich-
braun im Körper des Auferweckten überführen.
Silbergrau [Mantel des sich abwendenden Juden]
und Hellgelb, durch braune Musterung gedämpft
[Rock des vom Rücken Gesehenen vorn], ver-
mitteln mit dem nach 1. sich abermals stärken-
den Hauptkontrast von Rot [hellroter Kragen
und hellzinnober Kappe des vom Rücken Ge-
sehenen, hellkarminrotes Gewand des sich Ab-
wendenden, Rock des Juden ganz r.] und Gelb-
grün [Mantel des letzteren], der nach der Tiefe
von einem zweiten Kontrast von Blau und Gelb
abgelöst wird. Wie auf der 1. Seite bildet reines
Weiß die Basis für die leuchtenden Farben-
kontraste, die in kleinen Flecken in den Trachten
der neugierigen Menge am Gitter [vor hell-
grauem Chorumgang] wiederkehren. Bräun-
liches Inkarnat, durch rötliche Töne erwärmt.
Einziges authentischesWerl« des namentlich wegen seiner Landschaften hodigerühmten Malers .-. Karel van Mander erwähnt das
Bild [1604], kannte davon indes nur eine skizzenhafte Kopie, da das Original bei der Plünderung von Haarlem 1573 vom General
Spinola geraubt worden sei .-. Unser Bild befand sich bei der Familie Balbi in Genua, die es als Geschenk König Philipps II. er-
worben haben will .-. Durch Erbschaft ging es auf den Marchese Mamelli über .-. Erworben 1889 von Marchese Mamelli in Genua.
Eichenholz, h. 1,22, br. 0,92.
Geertgen tot Sint Jans. Geboren um 1465
zu Leiden, gestorben um 1493, nach van Mander
Schüler Aelberts van Ouwrater. Tätig in Haarlem.
Geertg-en
28 Jahre alt.
1631 Johannes der Täufer. Bräunliches Gelbgrün
der Landschaft geht in der Ferne in Blau, Weiß
[Horizont] und Hellblau [Himmel] über und bildet
den kühlen Hintergrund für die in warmen rot-
braunen [Inkarnat] und dunkelrotbraunen Tönen
[Gewand] gehaltene Figur, deren Wirkung durch
das umrahmende kräftige Blau des Mantels noch
besonders erhöht wird. L. ein Fleck von reinem
Weiß im Lamm. Goldene Strahlen umgeben das
Haupt des Täufers und das Lamm.
Ehemals in englischem Privatbesitz bei dem Maler W. Cope .•. Erworben
1902 aus der Sammlung Percy Macquoid zu London .'. Eigentum des
Kaiser - Friedridi - Museums - Vereins.
Eichenholz, h. 0,42, br. 0,28.
Geertgen Nachfolger des Geertgen tot Sint Jans.
1631a Maria mit demKinde, dem Erzengel Mi-
chaelunddemStifter. LeuchtendesHellkarminrot
158
im Mantel Marias [über dunlcelblauem Ge-
wand] geht in der oberen Bildhäifte in rot-
braune Töne über, die im Inkarnat und den
Haaren ansetzen und im Thronteppich und
den Engelsflügeln weiterklingen. Grün
[dunkelsaftgrüner Mantel Michaels, blau-
grünes Mittelrund des Teppichs, gelbgrüne
und blaugrüne Landschaft, blaugrüner Him-
mel] steigert die Intensität der roten Töne,
während der grün -rosa schillernde Mantel-
umschlag Michaels zwischen den beiden
Hauptfarben vermittelt. Weiß im Gewände
des Stifters [mit braunroten Streifen] und
im Horizont, bräunliches Grau [Balustrade],
bläuliches Grau [goldgelb gezierte Rüstung
Michaels] dienen dem Hauptkontrast als
Hintergrund. Dunkle Farben [dunkelblaues
Gewand und schwarzer Brusteinsatz Marias, Untergewand des Stifters] erhöhen durch
ihre Nachbarschaft die lichte Wirkung des Inkarnats.
Sammlung v. Arnswaldt, Rostock .'. Erworben 1908 als Geschenk des Generaldirektors Dr. Bode.
Eichenholz, h. 0,825, br. 0,735.
D^Q^L. Hieronymus von Aeken, gen. Hieronymus Bosch. Geboren um 1462 zu Herzogenbusch,
JJUoLIl gestorben daselbst 1516. Tätig zu Herzogenbusch.
1647 a Johannes auf Patmos. Die Gestalt des Evangelisten ist in warmen Rosatönen
[Inkarnat mit rotbraunem Haar und blauen Augen,
Gewandung] zusammengehalten, die sich zu Kar-
minrot in den Gewandfalten vertiefen. Weiß im
Buch, durch helles Gelb im Schnitt betont, gibt
die Basis für die zarten Töne. Bräunliches Saft-
grün des landschaftlichenVordergrunds,dünn über
den lichten grauen Grund gelegt, umgibt das
Rosarot der Figur, das matter im rotbräunlichen
Felsensitz nachklingt. Der Vordergrund mit dem
farbigen Hauptkontrast hebt sich kulissenartig
vom kühlen Hellblau [Ferne und Himmel mit
weißem Horizont] ab, das in der Engelsgestalt
auch auf den Vordergrund herübergreift. Hell-
gelb [der Glorie, in der Maria in dunkelblauem
Gewand erscheint] hilft die Wirkung der blauen
Töne steigern. — Rückseite: In der Mitte auf
einem Rundfeld Darstellungen aus der Leidens-
geschichte Christi grau in Grau auf durchschei-
nendem mattrötlichem Grund. Im Zentrum ein
Holländi-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
1631 A
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1647 A
159
Holländi-
sche Sdiule
des XVI.
Jahrhun-
derts
1647
591
Fels, in dem ein zinnoberrotes Feuer brennt, darauf
der Pelikan mit seinen Jungen. Das Rund umgibt
schwärzliche Nacht, aus der, vom Feuer zinnoberrot
bestrahlt, allerlei phantastisches Höllengetier, saftgrün
getönt, und hängende Blumengewinde aufblitzen.
Sammlung Füller -Maitiand .". Erworben 1907 aus dem englischen Kunst-
handel.
Eichenholz, h. 0,62, br. 0,41.
1647 Der hl. Antonius. Die Felsen des Mittelgrunds,
an denen der Heilige in schwärzlicher Kutte mit dun-
kelroter Kapuze sitzt, ihre Spiegelung im weißlich-
blauen Wasser und das r. Ufer sind einheitlich in lich-
tem Gelbbraun gehalten. Dunkelgraubraun hebt sich
der Vordergrund ab. Kühlere Töne: bräunliches Saft-
grün und Gelbgrün der Landschaft, Weiß und Dun-
kelblau im Himmel dienen der Erwärmung der lichten
Färbung der Mitte. Die Ungetüme in matten grau-
weißen, rosaroten, grünlichen und blauen Tönen.
Erworben 1904 aus englischem Privatbesitz als Geschenk des Herrn Franz v. Mendelssohn.
Eichenholz, h. 0,40, br. 0,265.
Niederländischer Meister um 1510 — 1520
591 Bildnis eines Mannes. Die Figur in warmen roten Tönen: leuchtendem Zinnober-
rot im Barett [mit goldgelber Schaumünze] und, durch das Braun der Untermalung ge-
dämpft, in der Gewandung, Rotbraun im Pelz,
durchsichtiger im Antlitz. Bräunlich goldgelbe
Borten. Durch den Gegensatz zum bräunlichsaft-
grünen Hintergrund gewinnen die roten Töne,
denen Weiß [in Hemd und Handschuhen] als Basis
dient, noch an Intensität.
Von einem holländischen Meister, dem eine größere Anzahl von Altar-
bildern und Bildnissen zugeschrieben werden, u. a. der Altar mit der
Kreuzabnahme aus der Sammlung d'Oultremont, das Porträt eines
jungen Mannes und zwei Flügel mit Stiftern in der Brüsseler Galerie,
in der Royal Institution zu Liverpool das Bildnis eines jungen Mannes;
und ein ebensolches [bez. de beer Joost van Bronkhorst, beer the
Blyswyck] früher in der Sammlung Hainauer zu Berlin [Versteigerung
Rothan, Paris 1890] .'. Der Meister wird mit Jan Mostaert, dem
Hofmaler der Statthalterin der Niederlande, Margarethe, identifiziert,
dessen Biographie van Mander bringt [geb. um 1475 zu Haarlem,
tätig daselbst von 1500—1549, gestorben 1555 oder 1556] .-. König-
liche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,42, br. 0,29.
Ell 1 1 Cornelis Eng-elbrechtsen [En-
ngelDreCntSen gelbrechtsz.]. Geboren angeblich
1468 zu Leiden, gestorben daselbst 1533. Lehrer des Lu-
cas van Leyden. Tätig zu Leiden. Seine durch van Mander
beglaubigten Hauptviferke im Museum zu Leiden.
160
609 Berufung des Matthäus.
Schwärzliches Grau und Hellgrau
der Wände des Raumes r. dient
den bunten, im Licht ausgebliche-
nen Farben von edelsteinartigem
Glanz als Hintergrund. Sattes
Karminrot [Oberkleid des r.
Sitzenden], im Lichte rosarot
aufgehellt, gelb changierend in
Unterärmel und Strumpf, geht in
gelbliches Zinnoberrot im Beutel
dahinter über. Leuchtendes Gelb-
grün [Kragen, Gewandumschlag
und Beinkleid des r. Sitzenden]
und Grün, das in der rosarot gestreiften Tischdecke die ganze Mitte beherrscht, steigert die
Wirkung der roten Töne zu höchster Pracht. Violett [Barett des r. Sitzenden über zinnober-
roter Kappe] vermittelt mit tiefem Blau [Kleid des hinteren Zöllners], das wieder durch
den Gegensatz zu Gelbbraun [Pult] größere Intensität empfängt. Tiefes Karminrot wieder-
holt sich 1. im Gewände des Matthäus [unter gelbbraunem Pelz], Die Marmorierung des
Säulensockels 1. schillert gelbrot und blaugrün. L. vor lichtem graubräunlichem Erdboden,
rötlichen Mauern und blaugrüner Ferne Christus in Graublau zwischen leuchtendem Gelb-
grün [Mantel des Apostels 1., über gelb-rot schillerndem Gewand] und Karminrot [Mantel
des Apostels r.]. Dahinter tiefes Ultramarinblau [Gewand und Kappe zweier Apostel] , das in
den kühleren Tönen der Mitte [graublaue Kappe und Ärmel des Matthäus] schon anklingt.
Ehemals Schule des Lucas van Leyden genannt .'. Auf dem roten Beutel des Zöllners das österreichisch -burgundische Wappen
zwischen den beiden kreuzweis gelegten roten Sdilüsseln des Leidener Stadtwappens .". Sammluna Solly, 1821.
Eichenholz, h. 0,51, br. 0,77. °
1212 Die Dornenkrönung Christi
und die hll.Augustinus, Agnes und
Caecilia. Die kühleren Töne der Mitte:
Blauviolett [Gewand Christi], weißliches
Blau [Tracht des Knechtes r.], mit Hell-
gelb [dessen Untergewand und Kappe]
kontrastierend, und Weiß [Tracht der
Stifterin 1., einer Nonne von Marienpoel
bei Leiden] werden von karminroten
Tönen [z. B. Beinkleider des 1. knienden
Knechts, unter olivgrüner Jacke] umge-
ben, die sich nach r. zu Rosarot auf-
lichten. Die Wirkung der roten Töne
erhöht der Kontrast zu Saftgrün im
Mittelgrund, zu Blaugrün in den Stein-
bändern vorn. Rosa und Blaugrün
Holländi-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
161
Holländi-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
584B
klingen im Ausblick r. weiter. Die unter-
geordneten Farben: Graublau [Rüstungen]
und stumpfes Dunkelblau [einzelne Ge-
wänder] ergänzen sich im Gelb der Ge-
wandstickereien. Graubraune Architektur.
Sammlung Solly, 1821 .-. Eichenholz, h. 0,38, br. 0,41.
Leyden ^:^'
icas Huyghensz., gen. Lucas
Leyden. Maler, Kupferstecher
und Zeichner für den Holzschnitt, geboren zu
Leiden Ende Mai oder Anfang- Juni 1494, gest.
daselbst im Sommer 1533. Schüler seines Vaters
Huijgh Jacobsz. und des Cornelis Engelbrechtsen.
Tätig zu Leiden, einige Zeit auch zu Antwerpen
[1522 daselbst als Meister in die Lukasgilde auf-
genommen].
574a Die Schachpartie. Zinnoberrot, in den Baretts der beiden Zuschauer 1. ansetzend,
erscheint leuchtend im aufgestützten Armel des sitzenden Spielers und den Feldern des
Schachbretts, neben kaltem Graublau [Mantel des Zuschauers ganz 1.], Grau und NX^eiß
[Tracht des Spielers], und erwärmt sich r. zu Gelbrot [Kleid der spielenden Dame],
begleitet von Weiß [Hemd]. Rosarote und dunkelblaue Haube. Die Intensität der
roten Töne wird durch den Kontrast zu Saftgrün [Rock des Zuschauers in der Mitte,
Unterärmel der spielenden Dame] erhöht. Gelbbraun [Rock und Pelz der beiden Zu-
schauer r. und 1. von der Mitte] vermittelt mit dem beherrschenden rotbraunen Ton des
Inkarnats und dem dunkelbraunen Hintergrund.
Schon in der Sammlung des preußischen Gesandten Baron Werther in Wien als „Lucas van Leyden" -■- Die Färbung, die weniger
hell und flüssig ist als in dem sonst nahe verwandten Bilde, den „ Kartenspielern " zu Wilton House, bezeugt wohl, daß unser
Bild zu des Meisters frühen, vonEngelbrechtsen beeinflußten Werken gehört .'.
Eine Kopie danach, „ L. Cranach " genannt, im Museum zu Lyon .". Samm-
lung Suermondt, 1874 .-. Eichenholz, h. 0,27, br. 0,35.
584b Maria mit dem Kind und Engeln. Die leuch-
tende Wirkung von Karminrot im Mantel Marias steigert
der Gegensatz zu Hellgrün in der Brüstung und im
Apfel, den das Kind hält. Derselbe Kontrast klingt
gedämpft in den lichtroten Pilastern und den saftgrünen
Laubgehängen aus. Im dunkelblauen, mit goldgelber
Borte gezierten Gewände Marias [hellblau durch den
weißen Schleier schimmernd] und dem gelbbraunen
Haar setzt ein zweiter Farbenkontrast an, der die obere
Bildhälfte beherrscht: gedämpfter im Teppich [gelb-
braune Ranken und Bordüre auf Dunkelblau], leuch-
tend im dunkelblauen Himmel und der goldgelben
Dekoration davor. Von den starken Farben umgeben
wirkt das ockergelbliche Inkarnat [mit den kräftig roten
Lippen] besonders hell. Vorn kehren die Hauptfarben-
paare in lichteren Nuancen wieder. Gegen das helle
Grün der Brüstung stehen schillernd Rosa und Blaugrün
162
in den Engelsflügeln, Hellgelb [1.] und
weißliches Blau [r.] in den Kleidern
der beiden in ganzer Figur sichtbaren
Engel [mit gelbbraunen Haaren], zu den
Seiten gebrochene Töne: Karminvio-
lett 1., Blaugrün und Graublau r. Gol-
dene Nimben.
Aus der mittleren Zeit des Meisters [um 1515] .*. Samm-
lung Posonyi, Wien .'. Erworben 1892 auf der Auktion
A.Hulot in Paris .-. Eichenholz, h. 0,74, br. 0,44.
584a Der hl. Hieronymus. Leuchten-
des Zinnoberrot [Mantel 1. vorn auf rot-
braunem Felsen und vor graubraunen
Baumstämmen], im Gelbgrün der hell
beleuchteten Wiese und Saftgrün des
Laubwerks sich ergänzend, schiebt die in kühlen Tönen [vor graubraunem Mittelgrund]
gehaltene Figur zurück. Violett [Mantel], im Lichte weiß schimmernd, umgibt das ocker-
gelbliche Grau des Inkarnats, das sich im Kopf zu bräunlichem Rosarot erwärmt vor
weißem, rosarot ausstrahlendem Nimbus. Rosarot klingt in der Tönung der weißen
Wolken weiter und kontrastiert mit dem tiefen Blaugrün des Himmels und der Ferne.
Aus der früheren Zeit des Meisters [um 1512] .'. Erworben 1872 von den S. G. Lieschineschen Erben in Stuttgart.
Eichenholz, h. 0,27, br. 0,31.
C^niTifll^y Jacob Cornelisz. van Amsterdam oder van Oostsanen. Zeichnet mit einem aus J und
V^UIllCllöZ. ^ y„j einer Hausmarke gebildeten Monogramm. Maler und Zeichner für den Holzschnitt,
geb. zu Oostsanen vor 1470, gest. vor dem 18. Oktober 1533 zu Amsterdam. Tätig um 1500—1533
zu Amsterdam.
Holländi-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
584 A
607 Flügelaltar. Mittelbild:
Marias ge-
winntdurch
den Kon-
trast zum
Saftgrün
der Land-
schaft an
Tiefe und
klingt vorn
in den Kir-
schen und
[neben
Dunkel-
blau und
Goldgelb]
von Saft-
grün be-
Maria mit dem Kinde. Dunkelkarminrot im Mantel
607
163
Holländi-
sdie Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
644
gleitet im persischen Teppich aus. Von den tiefen
Farben umgeben wirkt das bräunlichgraue Inkar-
nat [mit kräftig roten Lippen; rotes Korallenhals-
band des Kindes] sehr licht, wird aber durch kaltes
Weiß der Tücher und tiefes Blaugrün [Fluß] wär-
mer gestimmt. Rot und Blau wiederholen sich matt
schillernd in den Kleidern der Engel. Goldener Sitz.
Vor hellblauem Himmel halten Engel eine goldene
Krone. — L.Flügel: Der Stifter mit dem hl. Au-
gustinus. Wie im Mittelbild herrscht auch hier der
Kontrast von Karminrot [Chorgewand], das sich zu
Rot [Herz in der Linken des Heiligen] erwärmt,
und Gelbgrün der Landschaft. Dazwischen tritt ein
zweites Farbenpaar: Goldgelb in den Stickereien
des Mantels und in der Bischofsmütze, Dunkelblau
in Mantelumschlag und Handschuhen. Vorn die
ruhige Fläche der tiefschwarzen Stiftertracht. —
— R.Flügel: Die Stifterin mit der hl. Barbara. Das Karminrot des Gewandes ist mit
goldgelben Stickereien übersponnen und kommt rein nur in der Kappe und den Armein
zur Wirkung. Die Stifterin in tiefem Schwarz, mit rotem Rosenkranz. — Außenseiten.
L. Flügel: Die hl. Anna Selbdritt. R. Flügel: Die hl. Elisabeth von Thüringen.
Mit Hilfe eines mit den Namen der Dargestellten bezeichneten Biidnispaares im Museum zu Rotterdam, von der Hand Jacobs [?]'
läßt sich feststellen, daß der Stifter Augustijn van Teylingen, die Stifterin seine Gattin Juduca van Egmont ist .'. Sammlung
SoUy, 1821 .-. Eichenholz, Mittelbild h. 0,42, br. 0,32; Flügel je h. 0,50, br. 0,17.
Scorel tl
van Scorel. Urkundlich auch Schoorle gen. und so auf einem Bilde sich zeichnend.
Maler und Baumeister, geboren zu Schoorl [Scorel] bei Allcmaar den I.August 1495, gestorben
den 6. Dezember 1562, vermutlich zu Utrecht. Schüler
des Willem Cornelisz. zu Haarlem [um 1509 bis 1512],
dann des Jacob Cornelisz. zu Amsterdam und des Jan
Mabuse zu Utrecht. Nach Reisen in Deutschland, durch Steier-
mark und Kärnthen [1520] und emer Fahrt über Venedig
nach Jerusalem, in Italien, besonders in Rom [um 1522 23]
durch die italienische Kunst beeinflußt. Tätig vornehmlich
in Utrecht [seit 1524], kurze Zeit in Haarlem [um 1527].
644 Bildnis des Cornelis Aerntsz. van der
Dussen [1481—1551, Sekretär der Stadt Delft
seit 1550]. In der kühlen, auf Grau gestimmten
Färbung wirkt als wärmster Ton, von Weiß in
Hemd und Brief begleitet, das rotbraune, gleich-
falls mit Grau gekühlte Inkarnat, umgeben vom
Grauschwarz der Tracht mit graubraunem Pelz.
Vor matt gelbgrüner Landschaft, die nach der
Ferne in Graublau, Blaugrün und Weiß übergeht.
Auf dem Briefe die Aufschrift: Sy gegeuen aenden Eersame dis-
creten . . . nelis aerntsz secrctarius tot delft .'. Gemalt bald nach
1550 .-. Eine alte Kopie im Rijksmuseum zu Amsterdam .'. Samm-
lung SoUy, 1821.
Eichenholz, h. 0,98, br. 0,74.
164
i
Holländi-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
644 B
644 b Bildnis eines Mannes. Aus dunkelgrauschwarzer Tracht kommt als wärmster Ton
der rotbraune, mit Lichtrot durchsetzte Fieischton hervor. Die Körperhaftigkeit der Figur
wird erhöht durch den Kontrast zu luftigen graubraunen [Felsen], hellgrauen, grünen und
hellblauen Tönen der Landschaft, dem locker behandelten Weiß der Wolke, die den Hin-
tergrund für den Kopf mit dem grauen Haar bildet, und zu Hellblau im Himmel. — Rück-
seite: Lucretia. Weiß der Umhüllung, Grauviolett im Bettvorhang, Grau in Bett und
Boden erhöht die warme Wirkung des rotbräunlichen, von grauen Tönen durchsetzten
m
b^
-1
11153
644 A
165
Holländi-
sche Sdiule
des XVI.
Jahrhun-
derts
68.'! A
623 A
Körpers. Die Gestalt hebt sich mit scharfem
Umriß vom Braun des Hintergrundes ab, dessen
Dunkel das Zinnoberrot der Bettdecke 1. dämpft.
Gemalt um 1530 .". Vielleicht die rechte Hälfte eines Diptychons, auf
dessen linkem Flügel Maria mit dem Kinde dargestellt war .'. Eigentum
des Kaiser -Friedrich -Museums -Vereins /. Erworben 1907.
Eichenholz, h. 0,65, br. 0,44.
11153 Taufe Christi. Die braune Untermalung-,
über die saftgrüne, ockergelbe und graue Töne ge-
legt sind, beherrscht den Vorder- und einen Teil
des Mittelgrundes. Dort setzt weißliches Blau im
Fluß an, in kühles Graublau der Ferne, Weiß und
grünliches Blau im Himmel übergehend. Wärmer
hebt sich das rötlichbraune Inkarnat der Körper
vom braunen Grundton ab. Saftgrün der Land-
schaft ergänzt sich durch Karminrot im Mantel
Johannis, das sich zu Karminviolett im Gewände
des Engels [mit grünem Überwurf] unter graublauem
Mantel abkühlt. Gelb, rot und dunkelblau schillernde Flügel. In den Figuren der Ferne
gedämpfte gelbe, graublaue und rosarote Töne. In gelber Glorie zinnoberrot Gott -Vater.
Aus der späteren Zeit des Meisters .■. Sammlung Solly, 1821 .'. Eichenholz, h. 0,80, br. 0,80.
644a Maria mit dem Kind. In kontrastreicher Färbung steht die Figur gegen den weiß-
lichen Himmel und luftige grünliche Ferne. Leuchtendes Karminrot im Gewand und
schwärzliches, von weißlichen Lichtern erhelltes Blau im Mantel dienen dem graubraunen,
durch Rot erwärmten Fleischton, seine lichte Farbig-
keit steigernd, als Hintergrund. Den Umriß des gelb-
braunen Haares dämpft ein grauvioletter Schleier.
Leuchtendes Gelb in den Blumen, die Maria hält,
erhöht die Wirkung der blauen Töne, das saftige
Grün des Laubwerks die Kraft der roten.
Sammlung Baron von Mohrenheim, Paris .'. Erworben 1904 als Geschenk
des Herrn O. Huldschinsky in Berlin.
Eichenholz, h. 0,44, br. 0,37.
Holländischer Meister um 1530
683a Bildnis eines Mannes. Braunrotes, mit
grauen Halbschatten durchsetztes Inkarnat, von
kaltem bläulichem Weiß [Hemdausschnitt, Haar,
Pelz mit gelbbrauner Tigerung] umgeben. Vor
gelbgrünem Grund. Bräunlichgrauschwarzes Barett.
Violettbräunliches Gewand.
Das Bildnis steht Jan van Scorel sehr nahe .'. Erworben 1893 als Ver-
mächtnis des Herrn Reichert .■- Eichenholz, h. 0,275, br. 0,19.
166
T Tl-vo/->l-«f Jä^^ob van Utrecht. Zeich-
L-ZLICdlL net sich Jacobus Trajec-
tensis. Bildnismaler, geb. zu Utrecht.
Vielleicht derselbe Künstler, der unter
diesem Namen 1506 als Meister in die
Gilde zu Antwerpen aufgenommen
wurde. Nach den Daten auf seinen
Bildern tätig um 1523 24.
623a Bildnis eines Mannes.
DieWirkungf der wenigen warmen
Töne: leuchtenden Zinnoberrots
der Kappe unddesrotbräunlichen
Inkarnats, die tiefes Schwarz und
Grauschwarz der Tracht [mit
gelben Streifen] umrahmen, wird
durch Blaugrün in Himmel und
Wasser, Saftgrün im r. Ufer er-
höht. Gelber Horizont.
Bez. auf einem vom Bild unten abgesägten Stück Eichenholz, das auf der Rückseite aufgeleimt ist ; I ACOBVS • TRAIECTENSIS
1523 .'. Ein anderes bezeichnetes Bildnis von 1524 aus der ehemaligen Sammlung des Barons Minutoli bei Dr. Freund in
Berlin und eines im National - Museum zu Stockholm .'. Erworben 1847 .'. Eichenholz, h. 0,73, br. 0,52.
A -«^.i.„-^ Pieter Aertsen [Aertsz.] oder Aertsens, gen. Lange Pier. Geboren 1508 wahr-
•'»CrLodl scheinlich zu Amsterdam, begraben daselbst den S.Juni 1575. Schüler des Allaert Claesz.
zu Amsterdam. Tätig in Antwerpen von ungefähr 1535 bis 1555, später [wahrscheinlich seit 1555]
wieder in Amsterdam.
719 Junge Frau mit Kind. Braunrot des Inkarnats, wärmer und mit rosa Tönen im
Körper des Kindes behandelt, steigert sich zu Hellrot im Oberärmelbesatz der Mutter.
Die Wirkung der rötlichen Töne erhöht der Gegensatz zu Grauweiß in der Kleidung
der Frau, vor dunkelbrauner Wand. Gelbbraun im Haar des Kindes klingt als weißliches
Gelb [mit violetten Schatten] in der Tracht des Hirten 1. am Gemäuer wieder, vor Grau-
weiß. Im Hintergrund karminrosa Töne [Trachten] gegen Blaugrün.
Bruchstück eines Altarbildes [Geburt Christi], wahrscheinlich des zerstörten Bildes der Nieuwe Kerk zu Amsterdam .".
Königliche Schlösser .•. Eichenholz, h. 0,65, br. 0,83.
726 Kreuztragung Christi.
Der graubraune Ton des Erd-
bodens wechselt vorn mit gelb-
grünem Graswuchs ab und
weicht im Mittel- und Hinter-
grund dem beherrschendenBlau-
und Graugrün. Mit den grünen
Tönen, die auch im Himmel
neben Grauweiß und leuchtend
in den Trachten der Figuren
vorn weiterklingen, kontrastie-
ren das die Staffage zusammen-
haltende Zinnoberrot [Trachten,
Holländi-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
719
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167
Holländi-
sche Schule
des XVI.
Jahrhun-
derts
570
derSünderkarrenusw.],unddas
blasse graurötliche Inkarnat.
Zinnoberrot bleicht nach der
Tiefe zu Rosarot aus [vor Blau-
grün]. Kaltes Weiß und Grau-
blau [z. B. Gruppe der Frauen]
erhöht die Wirkung der röt-
lichen Töne, begleitet von
Goldgelb in den Trachten.
Bez. an einem Korbe, den ein Mann in der
Eclce lintcs auf deniRücicen trägt: 1552 decebr
22 p a und dem Dreizack, der Marke des
Meisters /. Sammlung SoUy, 1821.
Eichenholz, h, 0,77, br. 1,16.
Heemskerck ^o\\^*f It
Heemskerck. Geboren zu Heems-
kerck bei Alkmaar 1498, gestorben zu Haarlem den 1. Oktober 1574. Nach einer Lehrzeit bei Cornehs
Willemsz. zu Haarlem und Jan Lucasz. zu Delft ausgebildet durch Jan Scorel zu Haarlem [um 1527], dann
während eines Aufenthaltes in Italien [seit 1532] unter dem Einflüsse Michelangelos. Tätig zu Haarlem.
655 Momus tadelt die Werke der Götter. Gegen den Hebten, in weißgrauen und grünen
Tönen gehaltenen Hintergrund steht das warme rotbräunliche Inkarnat, das sich ebenso
wie die Farben der Gewänder nach der Mitte zu steigert: von Graublau [Mantel Neptuns
1., Gewand des Momus r.] zu Zinnoberrot [Zaumzeug des Schimmels, Mantel des Momus],
Orangerot [Mantel der Venus], Goldgelb [Schild und Verzierungen der dunkelblauen
Ägis der Pallas, über rosarotem Gewand] und Gelb [Schurz Vulkans]. Das beherrschende
Rot, dem wie allen warmen Tönen Weiß [Schimmel, Mantel der Pallas, Schriftblatt]
durch den Kontrast größere Tiefe verleiht, und der rotbraune Fleischton ergänzen sich
in den saftgrünen Tönen des Vordergrunds, die
über Graugrün des Mittelgrunds in kräftiges Blau-
grün der Ferne übergehen.
Bez. rechts unten : Martynus . van . Heemskerck . Inventor. Oben : 1 561
.•. Königliche Schlösser .'. Eichenholz, h. 1,20, br. 1,74.
Heemskerck? 570 Bildnis eines Mädchens. Die
braune Untermalung durchdringt den grauen Grund,
vor dem das rotbräunliche Inkarnat steht, durch
den Kontrast zum gedämpften Weiß der Ha;ibe und
des Hemds erwärmt. Tiefes Schwarz der Gewan-
dungerhöhtdie lichte Wirkungdesinkarnats. Leuch-
tendes Karminrot in den Ärmeln, Zinnoberrot im
Rosenkranz, Goldgelb im Apfel.
Das Bild ist vielleicht eine frühe Arbeit des Antonis Mor .'. König-
liche Schlösser -•. Eichenholz, h. 0,52, br. 0,38.
|\/j Antonis Mor, Moor oder Moro [nach seinem Gut
iVlUl 3jj(,h ygj, Dashorst]. Vornehmlich Bildnismaler, geb.
zu Utrecht angeblich 1512, gest. zu Antwerpen zwischen
168
1576 und 1578. Schüler Jans van Score! zu Utrecht, unter
dem Einfluß italienischer Meister ausgebildet [urkundlich
in Rom 1550]. Tätig zumeist in Utrecht und Antwerpen
[1547 in die Gilde aufgenommen], zeitweilig an den
Höfen von Madrid [als Hofmaler Philipps II.], Lissabon
[1553], London [1554] und Brüssel.
585b Bildnis der Herzogin Margaretha von
Parma. Vor graubraunem Grund, vom Schwarz
des Kleides umgeben, wird die Lebhaftigkeit
des rötlichen Antlitzes und des rotbraunen
Haares durch Weiß der Halskrause noch ge-
stärkt. Sie herabzustimmen dient der Kontrast
von kräftigem, durch Gelb der Goldstickereien
noch wirksamerem Zinnoberrot im Unterkleid
und Gelbgrün in der Tischdecke. Das grau-
schwarze Seidenkleid wird von der braunen
Untermalung erwärmt und erscheint nur in den
mit goldgelben Rosetten gezierten Armein und
Besätzen tiefschwarz.
Margaretha von Österreich, Tochter Kaiser Karls V., geb. den 28. De-
zember 1522, vermählt 153S mit Ottavio Farnese, Herzog von
Parma, Generalstatthalterin der spanischen Niederlande, gest. den
21. September 1586 .*. Eine alte Kopie [bis zur Brust] im k. k. Hofmuseum zu Wien
sitz .•. Leinwand, h. 1.06, br. 0.755.
Holländi-
sche Schule
,les XVI.
Jahrhun-
derts
585 B
Erworben 1906 aus Berliner Privatbe-
585a Bildnis der Utrechter Domherren Cornelis van Hörn und Antonis Taets.
Weiß der Chorhemden und Inschrifttafel fällt zu Blaugrau in den Schatten, Dunkelgrau
im Hintergrund und Schwarz in den am Halse sichtbaren Gewändern. In diesem einheit-
lichen Ton leuchtet als einzige lebhafte Farbe das stark gerötete Inkarnat, dem bräun-
liches Saftgrün in den Palmen entspricht. Der L. mit braunem, der R. mit bräunlichgrauem
Haar. Auf der Tafel ein rotes Kreuz, 1. ein dunkelblau und gelbes, r. ein weiß und
rotes Wappen.
Bez. am oberen Rande der Inschrifttafel; An-
thonis mor fecit 1544 .'. Auf der Tafel das
Kreuz von Jerusalem, zu beiden Seiten Namen
undTitel der Dargestellten, die als Brüder vom
Orden des hl. Grabes ihre Pilgerfahrt nach Je-
rusalem gemacht hatten , sowie das Jahr der
Reise van Horns [ 1521 ] .'. Unter dem Bildnis
zur Linken ; Meister cornelis van hörn Doctor
wt weest vrieslant gheboren Canonick in den
dorn thutrecht was the iherusalem in de hei-
lichge stee Domen screef dusent vyfhondert en
tuyntisch so gip [sie, anstatt gy] mocht hören
hy hebbe daervoor hier naemaels den euichghe
vree ; unter dem Bildnis zur Rechten: beer
Anthonis taets van Ameronghen wel becant
gheboren van vtrecht canonick in den Dom is
gheweest the iherusalem in dat heyliche lant
the romen sant iacops ende al om end om .".
Frühestes datiertes Werk des Meisters, noch
im Anschluß an Scorel und vor seiner Beein-
flussung durch italienische Meister .'. Er^vor-
ben 1859.
Eichenholz, h. 0,74, br. 0,96.
585 A
169
HOLLÄNDISCHE SCHULEN DES
XVll. UND XVIII. JAHRHUNDERTS
SCHULE VON AMSTERDAM
t/^ •• Thomas de Keijser. Bildnismaler, auch Bildhauer, geboren zu Amsterdam 1596 oder 1597,
rVClJaCI begraben daselbst den 7. Juni 1667. Sohn des Bildhauers und Baumeisters Hendrick de Keijser.
Herangebildet unter dem Einflüsse des Aert Pietersz. und Corn. van der Voort. Tätig zu Amsterdam.
750b Bildnis eines älteren Mannes und seines Sohnes. Aus dem einheitlichen
Dunkelgrau, das in den Lichtern des Hintergrunds und der Trachten aufgehellt
ist und vorn im Erdboden in ockergelbliches Braun übergeht, leuchtet ockergelblich,
durch rote Töne erwärmt, das Inkarnat, durch die Nachbarschaft zu gedämpftem
Weiß der Kragen und Manschetten noch höher gestimmt. Außer dem Inkarnat, dem
bräunlichgelben Haar und den goldgelben Schuhrosetten des Sohnes erscheint als
einzige lebhaftere Farbe in klei-
nen Flecken Zinnoberrot in
der Musterung des weißen
Untergewandes, das in den
Ärmelschlitzen des Sohnes
sichtbar ist.
Gegenstück zu Nr. 750 C .*. Wahrscheinlich
bildeten die beiden Bilder die Flügel eines
Altars, und zwar — wie die Gewitterwolken
des Grundes annehmen lassen — einer Dar-
stellung des gekreuzigten Christus .". Samm-
lung Suermondt, 1S74.
Eichenholz, h. 0,66, br. 0,29.
750c Bildnis einer älteren
Dame und ihrer Tochter.
Die Grundfärbung in schwärz-
lichemGrau, welches das warme,
mit graublauen Tönen model-
lierte Inkarnat zur Geltung
bringt, entspricht dem Gegen-
stück. Doch setzt im Pelzbe-
sätze des Kleides der Mutter
Rotbraun an, das sich zu Braun-
violett in den Armein der
Tochter abkühlt und in deren blaugrünem [durch rotbraune Untermalung, besonders
in den Schatten gedämpftem], mit gelben Goldborten besetztem Unterkleid seine
Ergänzung findet. Der grüne Ton spielt auch auf den ockergelbbraunen Boden des
Vordergrunds herüber.
Bez. links auf einem Steine mit dem aus TD und K gebildeten Monogramm und der Jahreszahl 1628 .-. Gegenstück von
Nr. 750B .-. Sammlung Suermondt, 1874. _
Eichenholz, h. 0,65, br. 0,29.
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
f^' ,
*ti^
750 B
750 C
171
Schule von
Amsterdam
im xvn.
Jahrhun-
dert
750
753 A
Keijser? 750 Familienbildnis.
Aus dem Schwarz der Trachten
und dem tonigen Dunkelg-rau-
braun des Hintergrunds, das durch
matte ockergelbliche und rotbräun-
liche Töne im Getäfel erwärmt
wird und sich im Boden nach vorn
zu auflichtet, leuchtet hellocker-
gelblich, mit Rot erwärmt und mit
Graubraun modelliert, daslnkarnat,
vom Weiß der Kragen und Man-
schetten begleitet. Die rötlichen
Töne des Inkarnats werden in der
Mitte zusammengefaßt im Rosarot
des Buchschnitts, den roten und
gelben Tönen der Früchte. Sie kontrastieren hier mit dem stumpfen Grün der Tischdecke,
in deren Kante nochmals Rosarot wiederkehrt. Stumpfkarminviolette Ärmel des Sohnes 1.
Jedem Familienglied sind Zaiilen beigeschrieben, die das Alter angeben: bei dem Vater 48; neben dem ältesten Sohne 22; nelien
der Gattin 40; neben der ältesten Tochter 19; neben dem jüngsten Sohne 8; über den beiden jüngeren Töchtern 14 und 10 .'.
Neuerdings wird anstatt de Keijser Jakob van Loo als Maler des Bildes genannt .'. Erworben 1832 vom Kommissionsrat
Reichert in Berlin.
Eichenholz, h. 0,94, br. 1,25.
Nicolaes Elias [eigentlich Nicolaes Eliasz. Picke-
noy]. Getauft den 10. Januar 1588 zu Amsterdam,
jjest. ebenda zwischen 1654 und 1656, vielleicht Schüler des
C. van der Voort. Tatig in Amsterdam.
Elias
753a Bildnis des Cornelis de Graef, Bürger-
meisters vonAmsterdam. Das einheitliche Grau,
das im Hintergrund r. und in den Bodenfliesen
durch Beimischung von Ockergelb wenig erwärmt
wird, vertieft sich zu Schwarz [mit hellgrauem
Schimmer] in der Tracht, aus der goldig das ocker-
gelblichbraune Inkarnat, mit lichtroten Tönen und
graublauen Schatten behandelt, hervorkommt, durch
die Nachbarschaft zu kaltem bläulichem Weiß in
seiner warmen Wirkung noch gesteigert. Braunes
Haar, blonder Bart. Als einzige ableitende harbe
mattes Lichtrot in der Gobelinbordure im Flur
[des 1652 abgebrannten Rathauses].
Gegenstück zu Nr. 753 B .". Sammlung des Schlosses Ilpenstein, ver-
steigert zu Amsterdam 1873 .". Sammlung Suermondt, 1874.
Leinwand, b. 1,84, br. 1,04.
753b Bildnis der Catarina Hooft, Gemahlin
des Cornelis de Graef. Das dunkle Grau des
Hintergrundes lichtet sich nach vorn und r. zu
172
ockergelblichem Grau auf. Tiefes
Schwarz im Kleid mit g-rauweißer
Silberstickerei, die sich nach oben
zu Weiß auflichtet. Weißer Kragen
und Manschetten. In dieser kalten
Umgebung steht warm das ocker-
gelbliche, mit etwas Lichtrot und
Graublau in den Halbschatten
behandelte Inkarnat. Goldgelbe
Ketten. Als belebende Farbe dient
kaltes Hellkarminrot im Vorhang r.
Gegenstück von Nr. 753 A und wie dieses ehe-
mals dem Thomas de Keijser zugeschrieben,
indes nach der Übereinstimmung mit den zahheichen Porträtstüclcen des Meisters in Amsterdam zweifellos von Elias .'.
Auf den Rückseiten der Bilder sind Namen, Stand und Lebensalter der Dargestellten verzeichnet /. Sammlung des Schlosses
Ilpenstein, versteigert zu Amsterdam 1873 .-. Sammlung Suermondt, 1874.
Leinwand, h. 1,84, br. 1,04.
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
677
T ocfTTi;^n P'eter Pietersz. Lastman. Maler und Radierer, geb. 1583 zu Amsterdam, begraben
LidöLllldll jaseibst den 4. April 1633. Schüler des Gerrit Pietersz. [Sweelinck] zu Amsterdam, in
Italien unter dem Einfluß Elsheimers ausgebildet. Tätig zu Amsterdam.
677 Taufe des Kämmerers. Die Leuchtkraft des zinnoberroten, in den Schatten
karminroten Mantels des Diakons Philippus und des gleichfalls stark mit Rot erwärmten
bräunlichen Inkarnats [Rotbraun im Bucheinband]
erhöht der Kontrast zu kühlem Graublau im Ge-
wand und besonders zu komplementärem Blau-
grün in den Röcken der beiden wartenden Mohren-
diener r. und in der Landschaft. Karminviolett im
Mantel des einen Dieners überführt zum Graublau
der Reiterstracht, während in der Kleidung des
Knienden Karminviolett, Graublau, Blaugrün und
Karminrot [Hut am Boden] zusammenschillern.
Das warm rotbraune, blaugrau schimmernde In-
karnat des Kämmerers hebt sich von der ocker-
gelblichen Tönung der Felsen am Wasserfall ab.
Wenig Weiß [Hüftschurz des Kämmerers, Turban
eines Dieners] dienen dem leuchtenden Haupt-
kontrast von Rot und Blaugrün als Basis. Kaltes
Graublau im Wolkenhimmel, durch den ocker-
gelbliche Lichter brechen.
Bez. rechts unten mit dem Monogramm PL und der Jahreszahl 1608 .
Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,37, br. 0,56.
753 B
173
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
M/-»öii'iövf Nicolaes Corne-
Oeijaeri ^^^ Moeljaert.
Maler und Radierer, geb. kurz
vorlöOOwahrscheinlich zuAmster-
dam, gest. daselbst nach 1659
[1669?]. Tätig zu Amsterdam,
wo er 1630 in die Gilde aufge-
nommen wurde, vorher in Italien.
In Rom unter dem Einfluß Els-
heimers, später unter dem Rem-
brandts ausgebildet.
1451 Ruth und Boas. Die
Farbenpaare: Dunkelblau
[Hose des Schnitters 1.] und
Goldgelb [Rock des hinter
ihm stehenden], weißliches
Blau im Mieder und Hell-
gelb im Mantel der knienden
Ruth werden zusammenge-
halten durch das leuchtende
Zinnoberrot im Mantel des Boas [dazu Hellrot in der Kappe des Schnitters 1. und das
warme Rotbraun des Inkarnats]. Die Wirkung von Rot erhöht der Kontrast zu Gelbgrün
[beleuchteter Gewandstreifen des sich nach Ruth Bückenden] und bräunliches Grün der
Baumgruppe, das sich zu Blaugrün in der Ferne abkühlt. Dort klingt der Kontrast
von Blau und Gelb im mattgelblichen Kornfeld [davor luftige hellblaue und rosarote
Töne in den Trachten der Schnitter] und dem graublauen Himmel aus. Kaltes Weiß,
überall verstreut [Hemd des Schnitters 1., Turban des Boas, Ärmel Ruths, Wolken],
bilden für die kräftigen Farben die Basis.
Alter Besitz .-. Eidienholz, h. 0,72, br. 0,87.
699
699 Bacchanal. In warmen roten und ockergelblichen Tönen leuchten die von der Sonne
beschienenen Körper Silens und seiner Begleiter vor dem rotbraunen Dunkel des Ruinen-
schattens auf. Saftgrünes Laubwerk steigert die Wirkung der roten und rotbraunen
Töne des Vordergrunds. Nach der Tiefe kühlt sich die Färbung zu luftigeren Tönen ab:
ockergelblichgraue und rötliche
Lichter derRuinenbogen, hellgrüne
Töne der Ferne, Blaugrau und
Weiß im Himmel.
Bez. unten in der Mitte: Cl Moeyaert fe .".
Sammlung Solly, 1821.
Eichenholz, h. 0,43, br. 0,80.
Rembrandt ^"
ibrandt Har-
mensz. van Rijn.
Maler und Radierer, geb. zu Leiden den
15. Juli 1606, begraben zu Amsterdam
den 8. Oktober 1669. Schüler Jacobs
174
van Swanenburgh zu Leiden, dann Pieter Last-
mans zu Amsterdam. Tätig zu Leiden und
vornehmlich zu Amsterdam [seit Ende 1631].
828 D Der Geldwechsler. Das bräunlich-
ockergelbe, stark mit Rot [besonders
auch in den gegen das Licht stehen-
den Fingern und dem Reflex an der
Kerze] behandelte Inkarnat bildet den
farbigen Mittelpunkt. Ihn hebt die
NachbarschaftkühlerTöne: olivfarbenes
Weiß im Kragen, im Lichte ausbleichen-
des Hellblau im Rock [damit kon-
trastierend Hellgelb in den Schulter-
schließen], stumpfesGelbgründerArmel
[die Intensität der roten Töne steigernd] und bräunliches Karminrot des Baretts noch
stärker hervor. Das Goldgelb der Lichtzone [in ihrem Bereich einzelne Flecken Hellrot
im Schnitt verschiedener Folianten], das in den Goldstücken der Mitte seinen stärksten
Ausdruck findet, wird durch den Kontrast zum Hellblau der Tischdecke und Graublau
der Schatten gesteigert. Den Lichtschein begrenzt bräunliches Dunkel, stärker von Grau
durchsetzt im Hintergrund, aus dem ockergelblich beleuchtete Einzelheiten auftauchen.
Bez. links auf einem Buche mit dem aus R und H gebildeten Monogramm und der Jahreszahl 1627 .'. Eines der beiden
frühesten bezeichneten Bilder des Meisters .•. Als Geschenk von Sir J. C.Robinson in London 1881 durch I. M. Kaiserin
Friedrich der Gemäldegalerie überwiesen.
Eichenholz, h. 0,32, br. 0,42.
812a Simson und Delila. Vom vollen Lichte getroffen leuchtet das Gelb im Gewände
Simsons auf, zu goldigem Ockergelb im Fußboden und Braunrot in derSchwertscheide über-
gehend. Kontrastierendes Hellblau setzt im Gürtel Simsons [neben hellroten Streifen] und
in den Mustern des goldgelben Kleiderbesatzes
Delilas an und dient als Violett in ihrem Kleid
dem Gelb als Hintergrund. Violett kühlt sich
im oberen Teil der Tracht Delilas zu Graublau
ab, dient dort wieder der Hebung des ocker-
gelblichen, mit Graublau modellierten Inkar-
nats, und klingt in den graublauen Tönen des
Bettvorhangs, die locker über die braune Un-
termalung der r. Seite gelegt sind, und im
Hintergrund aus. Aus den grauen und bräun-
lichen Tönen der Tiefe leuchtet nochmals ge-
dämpftes Orangegelb im Gewand und Inkarnat
des Herbeieilenden auf und verbreitet sich 1.
oben im Lichtschimmer an der Wand.
Bez. links unten an der Stufe : Rt 1 628. .*. Königliche Schlösser .
1906 von S. M. dem Kaiser überwiesen.
Eichenholz, h. 0,595, br. 0,495.
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
.528 D
812A
175
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
828 C
828c Minerva. Über dem gedämpften bräun-
lichen Karminrot des Mantels, mit dem zartes
Graugrün der Pelzfütterung kontrastiert, taucht
aus dem Dunkelgrau des Raumes, vom hellen
Licht getroffen, das ockergelbliche, mit zarten
rosa und graublauen Tönen modellierte Antlitz
auf, von mattblondem, weich im Lichte ver-
schwimmendem Haar umrahmt. Gelbe Lichter
glitzern auch [neben silbergrauen] auf den
Waffen an der Wand. Mattes Blaugrün der das
Haar zierenden Olivenzweige und weißlichblaue
Lichter des Gewandes [dessen graublaue Färbung
in den Schatten durchsichtig über die dunkel-
braune Untermalung lasiert ist] dienen der Er-
wärmung des hellen Inkarnats. Zwischen den
bläulichen Tönen, die auch in der goldgelben
Bordüre der Tischdecke 1. wiederkehren, und
Rot vermittelt das Gelb der blitzenden Gold-
stickereien am Mantel, ausklingend im mattockergelblichen Fußboden.
Bez. ganz rechts in der Mitte: R- [einige nodi zur Bezeichnung gehörende Striche scheinen zerstört] .'. Jugendwerk des
Meisters [um 1632] .-. Im Verzeidinisse der aus den Könighchen Schlössern ausgewählten Bilder als „Minerva von Rembrandt"
angeführt; nach Eröffnung der Galerie unter dem Namen „Ferdinand Bol" kurze Zeit aufgestellt .'. Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,59, br. 0,48.
823 Ra
üb der Proserpina. Bräunliches Goldgelb [durch das Rot der Stickereien gestärkt]
im Mantel und im Inkarnat Plutos ver-
breitet sich in kleinen schimmernden
Flecken in den gelblichen Lichtern auf
dem Gewände Proserpinas, den gelben
Goldstickereien ihres Mantels, ihrem
blonden Haar und den gelben Lichtern
des bräunlichgoldgelben Löwen. Der
Gegensatz zu kühlem Graublau im Ge-
wand, Hellblau der Blumen im Haar,
Grau im Mantel Proserpinas stärkt die
Intensität der gelben Töne, die noch-
mals im Haar und Inkarnat der nach-
schleifenden Gefährtinnen aus den
kühlen grauvioletten [ihre Gewänder]
^^'^^^^^^^^i^^^Bfcü^K^^B und hellblaugrünen Tönen [der Rasen
mit roten Blumen] aufleuchten. Wäh-
rend rückwärts die Szene über das
Grau einer Wolkenwand in das dun-
stige Hellblau des Himmels, r. oben
in luftiges Blaugrün des Laubwerks
176
übergfeht, taucht die r. Seite in dunklem Grau-
braun unter.
Eine Zeitlang Jan Joris van Vliet, einem Schüler Rembrandts, zuge-
schrieben; allein in den alten Inventaren , die bis auf den Prinzen
Friedrich Heinrich von Nassau - Oranien zurückführen, „Rembrandt*'
genannt und durch die neuere Forschung [auch schon von Waagen]
mit Recht dem Meister zurückgegeben, für dessen Jugendzeit [um
1632] das Bild durchaus charakteristisch ist .". Königliche Schlösser
[oranische Erbschaft, 1676] .-. Eichenholz, h. 0,83, br. 0,78.
808 Selbstbildnis. Goldig -ockergelbbraun leuch-
tet das Antlitz, mit rosigen Tönen im Licht, Zin-
noberrot in den Lippen und den Reflexen, mit
rotbraunen Tönen in den sonnigen Halbschatten,
aus der nach den Bildrändern zu sich abkühlen-
den Umgebung hervor. Die rötlichen Töne ver-
breiten sich vom Antlitz ausgehend gedämpfter
im rotbräunlichen Haar und in den Lichtern des
graubraunen Baretts, um im Halskragen und im
Hintergrund in kaltes Grau überzugehen. Wenig Weiß [blitzendes Glanzlicht auf dem
Halskragen, wärmer im Hemdstreifen], dazu das stumpfe Blaugrün der Feder erhöhen
noch die sonnige Wärme des Inkarnats. Ockergelbliche Lichttöne decken auf der Schulter
die warm braunrötliche Untermalung des Gewands. Blitzendes Goldgelb der Kette.
Um 1634 gemalt .". Königliche Schlösser /. Eichenholz, h. 0,55, br. 0,46.
802 Simsen bedroht seinen Schwiegervater, der ihm die Frau vorenthält. Das
kalte Grau des Hintergrundes 1. [unten in
dunklem Braun aufgehend] stärkt sich zu
Silbergrau und Hellblau in der Musterung
von Simsons Gürtel. Es kontrastiert dort
im Schwertgriff und den reichen Gold-
stickereien des bräunlichvioletten Gewands
mit glitzerndem Goldgelb, das ein kom-
plementäres Karminviolett im Mantel 1.
gegen Grau begrenzt. Nach r. erwärmt sich
das Kolorit zum goldig- ockergelben, stark
mit roten Tönen durchsetzten Inkarnat,
vom dunklen Braun der Haare und dem
kälteren dunkelgrauvioletten Tons der r.
Mantelseite begrenzt, zum Ockergelb des
Gemäuers, das unten in das warme Dun-
kelbraun der Schatten taucht, und endlich
zu Rotbraun im Inkarnat und bräunlichem
Rot in der Tracht des Schwiegervaters.
Bez. rechts am Pfeiler: Rembrandt. ft. 163. . .-. Die letzte
Ziffer, die durch eine alte Rentoilage beschädigt ist, ist als
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
802
177
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
828 K
Zahl steht in Ein-
Charakter und der
Bildes -■. Alte Kopie
zu Montreal [ friiher
Schottland] Kö-
[oranische Erbschaft,
h. 1,56, br. 1.29.
5 zu lesen. Diese
klang mit dem
Behandlung des
im Privatbesitze
Hamilton Palace,
nigliche Schlosser
1676].
Leinwand,
828k Predigt
Täufers. Der
von Dunkel-
setzte Grund-
dergrund
Seite zutage
sich zu lich-
und Hellgrau
fen der Mitte
den Figuren
kendes Blau-
lenweise von ockergelblichen Lichtern belebt.
Das Bild ist eine sogenannte „groutje", d. h. grau in Grau gemaltes Bild [Vorlage für einen Stich, der indessen nicht ausgeführt
zu sein scheint] .■- Ursprünglich kleiner in den Maßen, ist es vom Künstler einige Jahre später ringsum um etwa 10 cm ver-
größert und in skizzenhafter Weise erweitert worden .*. Entstanden 1635 oder 1636; ehemals in der Galerie des Bürgermeisters
Jan Six, 1702 von dessen Neffen Pieter ersteigert .'. Im Anfange des vorigen Jahrhunderts beim Kardinal Fesch, seit 1S45 beim
Earl of Dudley .". Ausgestellt 1S57 in Manchester .". Rembrandt hat einen schwerfälligen Barockrahmen zu dem Bild ent-
worfen, Federskizze in der Sammlung Bonnat zu Bayonne .'. Erworben 1892 auf der Versteigerung Dudley in London .'.
Leinwand auf Eichenholz, h. 0,62, br. 0.80.
810 Selbstbildnis. Die ganze Figur ist zusammengehalten durch den warm braunen
Ton der Untermalung, die vorn im Mantel, im Haar und im Barett mit grauschwärzlichen
Tönen z. T. gedeckt ist, j'edoch sich nach dem Antlitz zu auflichtet und zu bräunlichem
Johannis des
warm braune,
grau durch-
ton, der im Vor-
und auf der r.
liegt, erhellt
tem Ockergelb
im Lichtstrei-
und geht hinter
in kühles dek-
grau über,stel-
810
812
178
Rot [durch graue Halbschatten aufgelockert] in den Schattenpartien, zu deckendem gol-
digem Ockergelb [mit rosigen Tönen und Graublau durchsetzt] im Licht sich erwärmt.
Grün im Halstuch steigert noch die Wirkung des Inkarnats. Vor hellem, warm bräun-
lichem Hintergrund, der in der Umgebung der Figur durch deckendes Hellgrau gekühlt ist.
Bez. rechts unten: Renibrandt f 1634 .-. Königliche Schlösser .-. Eichenholz, h. 0,57, br. 0,46.
812 Rembrandts Gattin Saskia. Hellockergelbhch, mit rosigen Tönen im Licht, mit
rotbräunlichen in den sonnigen Halbschatten behandelt, taucht das Inkarnat [mit den
kräftig roten Lippen] aus dem umgebenden Graubraun der Haare und der Kopfbedeckung
auf. Diese gehen ihrerseits weich in das warme Braun des Hintergrundes über, der in
der Umgebung des Inkarnats stark mit Grau gekühlt ist. Weiß im Hemd dient der
sonnigen Wirkung des Fleisches. Die kräftigeren Farben: Goldgelb im Gewand, bräun-
liches Kar- ____.^_^___^_____„ ^ __ minrot im
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^ besonders
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^ der
beherr- ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^A sehenden
I^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^H des Inkarnats
Kon- sj^^^^^^^B^^^^^^^^^^^^^^V^^^^^^^^I^^^^^^^H kurrenz
goldgelbe ■f^^H^^BoS^^H^^^^^^k^BB^^K i/^^H Kletten, graue
äHI^^HMBE^^^^^^H^^H^^^^t i^^^^^l ten beleben
die tonigen l^iS^^^^H^ ^^^^^^IR^^^^^^^^^^^^^^^I Flächen.
Bez. rechts über
Brandt f 1643 .-.
burgh, Tochter
bertus van Ulen-
Rembrandt am
mahlte, starb be-
Wahrscheinlich
Künstler dieses
Tode noch nicht
führte es erst im
1643, zu Ende .-.
Ausländi-
goni ver-
h. 0,72,
der Schulter ; Rem-
Saskia van Ulen-
desPredigersRom-
burgh, mit der sich
22. Juni 1634 ver-
reits imjahrel642.
hatte also der
Bildnis bei ihrem
vollendet und
folgenden Jahre,
Königl. Schlösser,
sches, dem Maha-
wandtes Holz,
br. 0,59.
828l Der Mennonitenprediger Cornelis Claesz. Anslo [1592 — 1646]. Ein warm
rotbräunlicher Ton setzt r. in der Bücherei des halbdunklen Hintergrunds und in den
Pelzbesätzen der Kleider an und steigert sich zu Hellockergelb, mit roten Tönen belebt,
in Antlitz und Händen der Frau, vom Weiß in Haube, Kragen und Tuch begleitet. Die
Lebhaftigkeit des leuchtenden Inkarnats erhöht der Gegensatz zum Grauschwarz der
Tracht, vor allem aber zum Saftgrün in den Vorhängen der Bücherei, das dünn über
den braunen Grund lasiert ist. Noch wärmer leuchtet aus der Tiefe das rotbraune, mit
Rot behandelte Inkarnat Anslos, vom dunkleren Schwarz der Kleidung und Weiß im
Kragen sich abhebend. Ganz links aber glüht goldiges Licht auf dem Weiß und Gelb-
braun der Folianten, dem Hellgrau der Wand und faßt alle warmen Töne in dem bräun-
lichen Rot des zurückgeschlagenen Smyrnateppichs [in den Schatten nach unten zu mit
kräftigerer Karminlasur] zusammen, dessen Leuchtkraft durch die Nachbarschaft zu
Scliule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
828 L
179
Sdiule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
805
806
812 B
Saftgrün in den Teppichornamenten und als Lasur über dem Goldgelb der Tischdecke
1. gesteigert wird.
Bez. links unten : Rembrandt . f . . 1 64 1
Leinwand, h. 1,72, br. 2,09.
Erworben 1894 von Lord Ashburnham.
805 Die Frau des Tobias mit der Ziege. Vom kalten Grauweiß des Abendhimmels
ausgehend, decken graue Schattentöne locker das warme rötliche Braun der Untermalung
und kühlen es nach der Tiefe des Raumes zu ab. Durch das Fenster fällt gelbrotes
Abendlicht ein, läßt dort einige karminrötliche Einzelheiten aufleuchten, spielt auf der
Fensterwand, dem Fußboden und der Rückwand hin und glüht, zusammen mit dem
Scheine des offenen Feuers, in goldigem Ton auf dem Inkarnate der Figuren.
Bez. rechts unten : Rembrandt . f 1645 .". (jegenstück zu Nr. 806 .'. Eine Zeichnung dazu in der Albertina zu Wien .". König-
liche Schlösser .*. Auslandisches, dem Mahagoni verwandtes Holz, h. 0,20, br. 0,27.
806 Der Traum Josephs. In das dunkle, durch Grau in den Schatten gekühlte rötliche
Braun des Stalles fällt von oben zwischen grauem Gewölk goldiges Licht ein, in dessen
hellem Schein der weißgekleidete Engel mit weißem Gefieder erscheint. Goldigocker-
gelb leuchtet sein Haar, der gleiche Ton schimmert auch um die Figuren, auf der Wand,
demErdbodenund der Spreu [nach vorn
zu warme ^^^^^^^^^^^___|^^_m_mim_^ braune Halblichter
übergehend], und ^^^^^^^^^^B^^WV^^^^^H .^ ~' ^'i^l während die karmin-
roten und grün- ^^^^^^R^Hf ■ ^' "^ ■»/■i, ^^^ liehen Mischtöne in
derTracht Josephs ^^HlK'i^ iv^' i*^B ™ bräunlichen Hell-
dunkel halb ver- pWBF ^■i' ..\^'^^m^| schwinden, leuchten
r.im MantelMarias ^B^^.^ vJ^^^^l Blau [neben Weiß im
Kopftuch und dem iHHKsvf^Kf '^^^^^H t>lassen ockergelb-
lichen Inkarnat] ^BB/^ wL ' ^« ^^^^H und in derUmhüllung
des Kindes bräun- ^n^ ^K -^l^fll^^^^^H lichesZinnoberrotauf.
Bez. unten auf einem Brett :
stück von Nr. 805 .'. Eine
Kupferstichkabinett zu
besitze zu Göttingen .*.
Auslündisches, dem
h. 0,20, br. 0,27.
Rembrandt f 1645 .'. Gegen-
zeichnung dazu im königl.
Berlin, eine zweite im Privat-
Königliche Schlösser.
Mahagoni verwandtes Holz,
180
812b Der barmherzige Samariter. Das dunkle Braun der Untermalung ist nach der
Mitte zu durch graubraune, bis zu gelblichem Weiß ansteigende Töne aufgelichtet.
Studie zu dem Gemälde im Louvre von 1648 .-. Erworben 1906 als Geschenk des Geh. Kommerzienrats Thieme in Leipzig
an den Generaldirektor Dr.W. Bode, der es der Galerie üherwies.
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
ilcrl
828a Bildnis eines Rabbiners. Aus dumpfem bräunhchem Grau des Hintergrunds,
des Haupt- und Barthaars und aus dem Schwarz in Barett und Mantel glüht das stark
[besonders auch in den Schatten] mit dunklem Rot behandelte Inkarnat, das sich in den
Händen etwas abkühlt. Die roten Töne klingen gebrochen fort im bräunlichkarmin-
roten Gewand [darüber die blitzende Goldkette] und, von orangegelben Lichtflecken
begleitet, in der Pelzfütterung des Mantels, im Ärmel r. sich noch einmal zu größerer
Kraft erhebend. An den Bildrändern kommt die warm braune Untermalung hervor.
Dort erscheint r. im Vorhange stumpfes, die Ergänzung zu Rot bildendes Grün.
Bez. links unten: Rembrandt . f . 1645 . .'. Sammlungen W. Beckford zu Fonthill Abbey, 1820; Durand -Duclos, Paris 1847;
I. Nieuwenhuis, 1854; Theodore Patureau, Paris 1857 .*. Sammlung Suermondt, 1874.
Leinwand, h. 1,10, br. 0,82.
828 A
181
Schule von
Amsterdam
im XVIl.
Jahrhun-
dert
828 E Susanna und die beiden Alten. In leuchtender Pracht strahlt r. das Rot im sei-
denen Mantel und den Pantoffeln Susannas auf, begleitet von bräunlichem Goldgelb im
reichen blitzenden Goldbesatz und von goldigem Ockergelb in der Gartenpforte da-
hinter. Grüne Töne der Umgebung [z. B. Saftgrün im Rosengebüsch r.], vor allem ein
aus dem Halbdunkel aufleuchtender Fleck von grünlichem Blau im Gewände des jün-
geren Richters steigern noch seinen Glanz. Dann klingt derselbe Kontrast von Rot
und Grün schillernd in Mischtönen weiter: als bräunliches Karminrot in Mantel und Mütze
des jüngeren Richters und im Mantel des Alten, als warmes Dunkelrotbraun [Umbra]
im Hintergrund, im düsteren Wasserspiegel mit seinen goldigen Reflexen und dem
dunklen Gemäuer 1. Dazwischen fluten, erst unbestimmter, doch nach der Tiefe zu immer
mehr die Oberhand gewinnend, grünliche Töne [z. B. gelbgrüner Turban des Alten im
Gegensatz zum warm goldigen Inkarnat], die auf der Schulter des jüngeren 1. nochmals
828 E
als grünliches Blau [mit gelben Stickereien] aufleuchten und im Graswuchse des Felsens
stumpfer und, nach der Ferne zu immer stärker von kühlen blaugrauen Tönen durchsetzt,
im Laubwerk ausklingen. Aus dieser Dämmerung von durcheinander schillernden
Tönen löst sich, von hellem Lichte getroffen, der ockergelbliche Körper Susannas, der,
mit hellen graubräunlichen Schatten modelliert, durch Weiß im herabgleitenden Hemd
und Grau in den Stufen des Bassins an lebendiger Wärme noch gewinnt, im Vergleich
zum goldigrotbraunen Inkarnat des Richters und zum leuchtenden Rot des Mantels
aber dennoch licht und zart erscheint.
Bez. rechts unten: Rembrandt . f . 1647 . .■. Vielleicht das Bild, Siisannna darstellend, das Adriaen Banck im Jahre 1647 für
500 Gulden von Rembrandt kaufte .'. Ausgeführte Studien zur Figur der Susanna, ohne die beiden Alten, im Louvre [Samm-
lung La Caze] und im Mauritshuis im Haag [bez. 1637]; eine andere Studie, Susanna bis zur Brust, im Besitze des Herrn Leon
Bonnat zu Paris .". Zeichnungen und Skizzen zum Bild im Berliner Kupferstichkabinett [Sammlung von Beckerath] u. a.a.O. .'.
Die bekannte Legende von Susanna, der Gemahlin des Jojakim, die von den Richtern im Bad überfallen wurde, steht im Zu-
sammenhange mit der Geschichte des Propheten Daniel .'. Der Geschichte Daniels ist auch der Gegenstand des folgenden
Bildes [ Nr. 828 F ] entnommen; der romanische Turm, ein Teil des Palastes in Susan, kehrt dort wieder .'. Sammlung Edmund
182
Burk, 1769 .-. Sammlung Sir Joshua Reynolds, aus der das Bild 1795 in den Besitz der Familie Baronet Lechmere in The
Rhydd überging [dort bis 1883] .". Erworben 1883 in Paris.
Eichenholz, h. 0,76, br. 0,91.
828 F Die Vision Daniels. Aus der warm bräunlichen Dämmerung-, unter schwerem grau-
blauem Himmel lösen sich die gelbgrünen Töne des spärlichen Graswuchses. Sie steigern
sich in den gedämpften Lichtern am Boden und auf den Felsen allmählich zu gold-
ockergelben und braunroten Tönen und klingen am nachdrücklichsten in den beiden
Figuren zusammen. Gelbgrün schillert der dunkelbraune Rock Daniels, mattgelb sein
braunroter Ärmel. Die Hauptfarben Mattgelb und Gelbgrün [dieses durch einen Fleck
komplementären Rots betont], im Gürtel des Engels vereinigt, leiten zum eigentlichen
Mittelpunkt hin, zum schimmernden Weiß im Gewände der lichten Engelserscheinung,
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
828 F
deren Flügel wieder in das matte Goldgelb ausklingen. Sie ist von einem weißen phos-
phoreszierenden Licht Übergossen, das kalte, geisterhaft wirkende bläuliche Schatten
besonders auf dem Inkarnat erzeugt und sich als lichter grauer Schein auch in der Um-
gebung verbreitet.
Rembrandt hat aus dem 8. Kapitel des Propheten Daniel den Moment dargestellt, da der Engel Gabriel erscheint, den in Ohn-
macht zur Erde gesunkenen Daniel wieder aufrichtet und ihm auf göttliches Geheiß das Gesicht von dem Widder und dem
Ziegenbock auslegt [danach bedeutete der Widder, „vor dem kein andres Tier bestehen konnte", die Könige in Medien und
Persien, der Ziegenbock aber mit dem großen Hörn, das aus den kleineren Hörnern immer mächtiger emporwuchs und mit
dem der Bock nach der Vernichtung des Widders die Welt zu zerstören drohte, den König von Griechenland] .". Die Entstehung
des Bildes ist um 1650 zu setzen .". Die Skizze befindet sich im Besitze des Herrn Leon Bonnat zu Paris .*. Das Bild stammt,
wie die Susanna, aus den Sammlungen Reynolds und Lechmere, s. Nr. 828E .■. Erworben 1883 in Paris.
Leinwand, h. 0,96, br. 1,16.
183
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
828 N
811b Christus und die Samariterin. Ruhige
dunkle Flächen warmen schwärzlichen Brauns
in der Brunnenbrüstung und demBogen treiben
die in abendlicher Sonne glühenden roten und
goldgelben Töne der Ruinenmauern zurück,
deren poröser Charakter durch unvertriebene
fette Pinselstriche erzielt ist. Kaltes Graublau
und Weiß im Himmel steigert den sonnigen
Glanz im Durchblick. Gelbliches Licht umsprüht
und lockert die Umrisse der vordem Kulisse,
die durch warm rotbraune, bis zu bräunlichem
Rot in Gewand und Kappe der Samariterin
ansteigende Töne mit dem Hintergrunde ver-
bunden wird.
Bez. rechts unten: Rembran .. f. 1655 .". Sammlung Rudolf Kann,
Paris .'. Erworben 1907 von Duveen Bros., London.
Eichenholz, h. 0,465, br. 0,39.
828n Tobias mit dem Engel. Das mattgelbe Licht des abendlichen Horizonts, an dem
weiche violette Wolken stehen, erfüllt die Landschaft mit einem goldigbräunlichen Ton,
der durch den Kontrast zum kalten luftigen Blaugrau des Himmels [oben von der durch-
scheinenden braunen Grundierung etwas erwärmt] noch gestärkt wird. Im gedämpften
Rot der Mitte [Rock des Tobias] gipfelt dieser warme Grundton, den glitzernde goldig-
grüne Töne des Graswuchses und des Geranks am Felsen, dunkles Grün des fernen
Waldes begleiten. Das bräunliche Ockergelb der Stiefel des Tobias überführt zu den
ockergelben [und grauen] Tönen im Erdboden. Dagegen ist die Gestalt des Engels in
gebrochenen und durcheinandergezogenen karminvioletten, grünlichen, graublauen [das
Gewand] und grauen Tönen [die Flügel]
gehalten. In vollem Licht leuchten daraus
die goldgelben Locken und das warme
bräunliche Inkarnat hervor, dessen Wirkung
ein Fleck Weiß in dem am Halsausschnitte
sichtbaren Hemd steigern hilft.
Bez. links unten: R ... .'. Früher irrtümlich Govaert Flinck
zugeschrieben .'. Eine Federskizze zu dem um 1650 gemalten
Bild in der Sammlung L. Bonnat in Bayonne .". Sammlung
Hermann Emden, Hamburg [versteigert in Berlin 1910] .*.
Erworben 1910 als Geschenk des Generaldirektors Dr. Bode.
Leinwand, h. 0,86, br. 0,74.
828m Bildnis eines jungen Juden. Studie
in breiten unvertriebenen Pinselstrichen.
Warmes Braun der Untermalung in Bart und
Haar, Grauschwarz der Kappe und graue
Töne im Hintergrund, in der beschatteten
Kragenhälfte und im Gewand lassen das
hellockergelbliche, mät grauen Halbschatten
184
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
828 M
8UC
und wenig lichtrötlichen Tönen behandelte Antlitz blaß erscheinen. Reines Weiß in der
1. Kragenhälfte. Der Mantel im warm braunen Tone [Umbra] der U.ntermalung-.
Studie aus der Mitte der vierziger Jahre .'. Früher in belgischem Privatbesitz .'. Erworben 1896 aus dem Wiener Kunsthandel .'.
Eigentum des Kaiser-Friedrich-Museums- Vereins .-. Eichenholz, h. 0,245, br. 0,205.
811c Brustbild Christi. Studie. Warm bräunliches Schwarz der Haare und des Bartes
[mit grauen Glanzlichtern] umrahmt, weich durch blaugraue Töne vermittelt, das hell-
ockergelbliche, mit blaßroten Tönen behandelte Antlitz. Im Gewand ist ein rötlicher
Ton über die warm braune Untermalung ge-
legt. Ein Fleck reines Weiß im Hemd dient
der Hebung des Inkarnats. Hellgrauer Hin-
tergrund.
Entstanden um 1655 .'. Sammlung Rudolf Kann in Paris /.
Erworben 1907 als Geschenk von Herrn und Frau Martin Brom-
berg in Hamburg /. Eichenholz, h. 0,25, br. 0,20.
828b Bildnis derHendrickje Stoffels. Das
volle Licht sammelt sich auf dem ockergelb-
lichen Inkarnat, das mit warm braunen, durch
rote und graue Reflexe aufgehellten Schatten,
durch kräftiges Rot in den Lippen, Augen-
winkeln und Wangen belebt, sich weich aus
dunkelbraunem Haar und schwärzlichem Dun-
kel des Innenraums loslöst. Das tiefe Schwarz
der Schnur mit ihrem kräftigen Schlagschatten
auf der Brust erhöht, ebenso wie das kühlere
bräunliche Weiß im Hemd, die lebhafte
sonnige Wirkung des Fleisches, dessen Hellig-
keit andererseits durch das volle Rot der
828 B
185
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
828 J
umgebenden, vom Lichte getroffenen Teile des
Gewandes gesteigert wird. Dieses intensive,
von warm dunkelbraunen Schattenpartien unter-
brochene Rot, nach den Bildrändern zu durch
grüne Mischtöne gestärkt, glüht in orangegelb-
lichen Lichtern auf, die ihrerseits durch grau-
blaue Mischtöne [z. B. auf der Schulter 1.] ge-
stärkt werden. Während in der Haube ge-
dämpftes Karminrot undGoldgelb wiederkehren
und in gelbroten Tönen in den Lichtern des
Haares weiterspielen, leuchtet das Rot des Ge-
wands nochmals im Ärmel 1. auf, um in der
Fensterwandung als bräunliches Rot auszu-
klingen.
Aus der späteren Zeit des Meisters [um 1658/59] .". Hendrickje
Stoffels lebte seit etwa 1648 in Rembrandts Haus ["j" wahrscheinlich
1662 oder 1663] .■. Erworben 1879 auf einer Versteigerung in
London .-. Leinwand, h. 0,86, br. 0,65.
828j Der Alte mit der roten Mütze. Bräun-
liches Zinnoberrot in der Mütze. Warmes Rot-
braun im Inkarnat. Das Rot ist in einzelnen
Flecken [z. B. im Schuh] auch zwischen die goldgelben, rotbraunen und bräunlichen Töne
der Tracht gestrichen, die in den Lichtern des Mantels mit gelblichem Weiß pastos gedeckt
sind. Die warm braune Untermalung des Grundes ist oben um die Figur herum durch
Schwarz vertieft, unten 1. mit grauen Tönen behandelt.
Studie aus Rembrandts späterer Zeit [um 1655] /. Derselbe Mann ist als Brustbild in einer Studie Rembrandts, jetzt bei Mr.
L. Hirsch, London, dargestellt .". Erworben 1890 in London.
Leinwand, h. 0,51, br. 0,37.
811a DerMann mit demGoldhelm [Rembrandts
Bruder, geb. 1597 oder 1598, gest. 1654]. Die
ganze Umgebung des Kopfes ist in stumpfen
graubraunen und schwärzlichen Mischtönen ge-
halten. Auf den Schultern schimmern mit der
Hauptfarbe zusammengestrichene rote und orange-
gelbe Töne auf, die nochmals oben im Helmbusch
als gebrochenes Gelbrot wiederkehren, sich dort
durch stumpfes Blaugrün ergänzend. Die roten
Töne klingen weiter, zu Karminrot in der Heim-
und Schuppenkettenfütterung sich steigernd und
in lockeren Strichen und Flecken das halbbe-
leuchtete Antlitz umrahmend. Sie sammeln sich
im Inkarnat, in dem gelbrötliche Lichter mit grau-
blauen Flecken des stoppligen Barts und Grau-
braun in den Schatten abwechseln. Ein weißes
186
Licht auf dem eisernen Halskrag-en gibt für die gebrochenen Töne die Basis. Alles
aber beherrschend und zurücktreibend funkeln die blitzenden gelben [über sehr pastoses
Weiß lasiert] und goldgelben Lichter, zwischen graubraunen und grauen Schatten, im
goldenen Renaissancehelm auf.
Um 1650 gemalt .". Stammt aus Schweizer Privatbesitz
Kaiser- Friedrich - Museums -Vereins.
Leinwand, h. 0,67, br. 0,50.
Erworben 1897 aus dem Londoner Kunsthandel .*. Eigentum des
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
828h Potiphars Frau verklagt Joseph. Zwischen dunklen Vorhängen fällt ein Streifen
hellen Tageslichts ein. In fast blendender Helligkeit schimmert es auf dem weißen Bett
[davor die hinweisende Hand der Frau], es bleicht alle Farben in seinem Bereich : das bräun-
lich-hellrote Kleid der Frau, ihr helles bräunliches Inkarnat, das durch den Gegensatz zu ge-
dämpftem Weiß im
Hemd etwas wär-
mer erscheint. Es
blitzt auf ihren
goldenen Schuhen,
die sich vom grau-
blauen Mantel Jo-
sephs am Boden
abheben. Die Um-
gebungaber ist, den
Lichteffekt der
Mitte steigernd, in
die grünliche Däm-
merung dunkel-
grüner Vorhänge
getaucht. Alle Kon-
turen sind erweicht,
alle Flächen in ein
bewegliches Spiel
farbiger Flecke auf-
gelöst. Aus dem
Halbdunkel leuch-
tet glühend Rot
[Karminlasur über
Orange] im Stuhl-
polster auf, in ein-
zelnen Flecken
[zwischen grün-
lichen und bräun-
lichen Mischtönen
imOberkleidePoti-
phars, in den Vor-
hängen] nach oben
sich verlierend und
von grünlichen
Mischtönen be-
gleitet wieder in der
Tracht Josephs 1.
auftauchend. Gold
funkelt auf im gold-
gelben Unterkleide
und im Turban-
schmuck Potiphars,
das sich nach vorn
im ockergelblichen Boden weiterverbreitet. Goldig leuchtet sein bräunliches Inkarnat.
Der schimmernde Goldton klingt flimmernd weiter in gelben, roten und smaragdgrünen
Flecken auf den dunkelgrünen Vorhängen. Er funkelt und glitzert auf Säulen und Füßen
der reichgeschnitzten Bettstatt, auf dem goldenen Besatz der Vorhänge. Goldene Töne
mischen sich 1. vorn in der Bettdecke zwischen grüne und rote Flecken, auch die Schatten-
partien mit farbig wogendem Licht erfüllend.
Bez. über dem Mantel Josephs : Rembran . . f: 1655 .". Ein wenig verschiedenes Bild mit demselben Gegenstand in der Ere-
mitage zu St. Petersburg [1654 und 1655 datiert ] ; eine Zeichnung dazu in der Pinakothek zu München .■. Sammlung Sir
John Neeld in Grittleton House .-. Erworben 1883 in Paris.
Leinwand, h. 1,10, br. 0,87.
828 H
187
Schule Z'on
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
811
811 Moses zerschmettert die Ge-
setzestafeln. Die warm braune Un-
termalung- gibt dem Bilde seineGrund-
färbung. Sie liegt namentlich in den
Schattenpartien [Mantel, Felsen] zu-
tage und wird nur durch das goldig-
ockergelbe Inkarnat, durch warmes
Weiß im Gewand und Goldockergelb
in den Reflexen gedeckt. Kühle graue
Töne in den Halbschatten des Ge-
wands und schwärzliches Grau, das
im Hintergrund den goldigen Ge-
samtton nach den Bildrändern zu
dämpft, dienen dazu, ebenso wie das
Grauschwarz der Tafeln [mit gold-
gelber Schrift], den goldigen Licht-
effekt auf der Stirn Mosis zu steigern.
Ein Streifen bräunlichen Rots im
Gürtel.
Bez. rechts unten: Rembrandt f . 1659. .■. Königliche
Schlösser.
Leinwand, h. 1,67, br. 1,35.
821
828 Jakob mit dem Engel. Das die ganze Bildfläche beherrschende warme Braun
der Untermalung steigert sich über Rotbraun im Inkarnat zu bräunlichem Rot im Rocke
Jakobs. Im Kontrast zu Rot, das auch auf die Umgebung [Bein des Engels, Felsen] hin-
überspielt, nimmt der Gürtel Jakobs eine olivgrüne
Färbung- an. Die in warmen dunklen Tönen zu-
sammengehaltene Gestalt Jakobs steht gegen das
schimmernde, durch goldockergelbe Töne erwärmte
Weiß im Engelsgewand. Im Inkarnat und im rot-
braunen Haar des Engels klingen die goldigen
Lichter weiter. Graue Töne, die warme Unter-
malung deckend, setzen in den Engelsflügeln an
und verbreiten sich abwärts, auch über den unteren
Teil des weißen Engelsgewandes.
Bez. rechts unten : Rembrandt f. Die Bezeichnung, wahrscheinlich aus
dem früher größeren Bild ausgeschnitten, ist eingesetzt .'. Aus der spä-
teren Zeit des Meisters, um 1660 .'. Sammlung SoUy, 1821.
Leinwand, h. 1,37, br. 1,16.
188
D ^•^-.l-.,^»».-» J4- Alte Kopie nachRembrandt
Kembrandt^3„RijP
821 Bildnis eines Rabbiners. Aus
dem warmen, besonders im Hinter-
grunde durch Grau, im Mantel durch
Schwarz gedämpften Braun der Unter-
malung leuchtet goldig-ockergelb [durch
den Gegensatz zu Grauweiß im Turban
und in den Unterärmeln gestärkt] das
Inkarnat, mit Grau modelliert neben dem
Rotbraun der in den Tiefen zutage lie-
genden Untermalung. Der Fleischton
steigert sich zu Goldgelb in der golde-
nen Spange, und den Stickereien auf
Gewand und Turban und klingt ge-
dämpft im Hintergrunde r. aus, wo in
einer Nische die von der ehernen Schlange
umwundene Säule sichtbar ist.
Kopie nach dem Originale Rembrandts, das sich mit dem Namen und der Jahreszahl 1635 bezeichnet beim Herzog von
Devonshire in Chatsworth befindet .'. Alte Kopien kommen in mehreren Sammlungen vor [u. a. in Dresden, Turin,
Emden, Galerie Liechtenstein zu Wien, Kingston Lacy] .•. Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,96, br. 0,76.
Rembrandt Schule des Rembrandt van Rijn.
815b Ruhe auf der Flucht nach Ägypten. Karminrot im Gewände Marias, durch
den braunen Gesamtton gebrochen, geht nach der Tiefe in Rotbraun [Inkarnat Josephs,
Baumstamm] und bräunliches Karminviolett [Rock Josephs] über und endet im röt-
lichen Horizont. Die stumpfen roten Töne er-
gänzen sich durch das dunkle Grün des Laub-
werks, das als Blaugrün in der Umhüllung des
Kindes ansetzt, und werden in ihrer Wirkung
gesteigert durch die Nachbarschaft zu Grau
[stumpfgrauer Ton, der in der Umgebung Marias
über das Dunkelbraun des Erdbodens gedeckt
ist, graues Fell, das dem Kind als Unterlage
dient] und Graublau [Untergewand Josephs,
Ferne, Himmel]. Bräunliches Goldgelb in den
Ärmeln und im Haar des Kindes.
Unter dem Einflüsse von Rembrandts heiliger Familie in der Pina-
kothek zu Müiichen [datiert 1631] und dem nahe verwandten Bilde
bei Mr. Boughton Knight gemalt .'. Sammlung Suermondt, 1874.
Eichei.holz, h. 0,73, br. 0,58.
Schule von
Amsterdam
im XVIl.
Jahrhun-
dert
828
815 B
189
Schule von
A msterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
807
824 B
f-fnV<:f Gerrit
Horst. Geboren um
1612 zu Muiden, ge-
storben 1653. Schüler
des Antony Hen-
ricksz , ausgebildet
unter dem Einflüsse
Rembrandts.
807 Der Segen
Jakobs. Das mit
Braun gedämpfte
verschiedenartige
Rot an den Bild-
rändern [karmin-
rotes Kleid des
vorn knienden
Jakob, wärmeres
Rot im Köcher
und in der Bett-
decke, Braunrot
im Vorhang r. und 1.] kühlt sich nach der Mitte über die weißlichen Lichter auf Jakobs Rock,
über goldgelbe und graublaue, hellrote und grünliche Töne in der Musterung der Bettdecke,
bräunlichgoldgelbe und grünliche Töne in der Kleidung Rebekkas zu Weiß im Bettzeug ab,
von dem sich in lichteren graublauen [Überwurf 1.], mattgelbgrünen [Ärmel r. mit dem
stumpfen Karminrot vorn kontrastierend], hellroten [Kappe] und rotbräunlichen Tönen [In-
karnat] die Hauptfigur abhebt.
Königliche Schlösser .". Leinwand, h. 1,55, br. 2,18.
824b Stilleben. Rot in den Äpfeln 1. vorn ergänzt
sich durch das Saftgrün der Blätter und geht nach
derTiefe in den goldgelbbraunen Ton des Goldpo-
kals und das rötliche Braun in der Stuhllehne [an
der ein Säbel mit goldgelbem Korb hängt] über.
Die wärmeren Töne treiben das starke Blau der
Sammetdecke in der Mitte [mit schwärzlichen
Schatten] heraus, das mitdemHellgelbderZitronen,
dem Goldgelb der Äpfel und der Goldborte 1.
unten kontrastiert. Nach der r. Seite, die vom
kalten Weiß des Tuches beherrscht wird, kühlt
sich der Hauptkontrast zu mattem Graublau in
der Fayenceschüssel und Mattgelb in den Früch-
ten, der Kontrast von Rot und Grün zu hellem
Blaugrün und Braunrot der Weintrauben ab, um
im grauen Tone des Hintergrundes zu enden.
Bez. links oben: G.W. Horst . f 1651 .-. Erworben 1894 .'. Sammlung
A. Thiem .-. Leinwand, h. 1,03, br. 0,795.
190
824 Die Großmut des Scipio. Alle Lokalfarben sind in warmes Braun getaucht. Das
g-edämpfte bräunliche Rot der Bildränder setzt am nachdrücklichsten in der Gewandung
des in der Mitte am Boden knienden Vaters mit dem Lösegeld ein. Es klingt gedämpfter
weiter im Teppich, aufleuchtend in dem Siegel zwischen goldgelben und ockergelben
Tönen. Während die braunrote Färbung der Bildränder durch goldgelbe Töne gestärkt
wird [z. B. Kleid des Kindes 1.], hellt sich das Kolorit nach dem Mittelpunkt zu auf. Im
Vordergrunde setzt Graublau [Teppichmuster, Geldmünzen] ein und kühlt sich in der
Hauptgruppe zu Grauweiß [Kleid der Braut unter bräunlichgoldgelbem Mantel] und
grünlichem Hellgelb [Gewand des Bräutigams Allucius, des Häuptlings der Celtiberer]
ab. Nach oben geht die Färbung über goldgelbe, rotbräunliche und bräunlichkarmin-
rote Töne, von Graublau und schwärzlichem Blau [Mantel Scipios, mit karminrötlichem
Schimmer, über gelbbraunem Gewand] unterbrochen, in das bräunliche Dunkelgrau des
Hintergrunds über. Braunrote Schatten des Inkarnats.
Bez. links unten: G. Horst . f -•- Sammlung Solly, 1821.
Leinwand, li. 2,47, br. 3,26.
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
824
191
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
826
1>^ • 1 Salomon Koninck. Maler und Radierer, geb. zu Amsterdam 1609, begraben daselbst
i^OmnCK (jgp 3 August 1656. Schüler des David Colijns, Fran^ois Venant und Claes Moeijaert zu
Amsterdam; 1630 daselbst in die Malergilde aufgenommen. Bildete sich nach Rembrandt. Tätig zu
Amsterdam.
826 Krösus zeigt Solon seine Schätze. Die Mittelgruppe in warmem goldigem
Licht: ockergelbe Töne im Fußboden, dem Inkarnat, den Beinkleidern und Reiherfedern
am weißen Turbane, Hellrot im Gewände des Krösus, komplementäres Hellgelbgrün
im Rocke Solons, durch Grauviolett [Rock des Zuschauers hinter ihm] mit dem kühlen
bräunlichen Grau des Hintergrunds vermittelt [aus dem in dünnen durchsichtigen
rötlichen und grünlichen Tönen die Gestalten der Ferne auftauchen]. Tiefere Farben
seitwärts helfen die Helligkeit der Mitte erhöhen. Über Dunkelkarminrot im Mantel
des Krösus steigt die Färbung nach r. zu den stärksten Kontrasten im Bild an: zu
schwärzlichem Blau [Rock des Mohren, mit goldgelben Borten besetzt], Grün, Rot
und Gelb [Tracht des jungen Mannes ganz r.], während die 1. Seite in ein bräunliches
Karminrot getaucht ist, dem Silbergrau [Schüsseln und Geräte] zur Seite steht, und
das über gelbrote Töne [Diener mit Gewändern] in die rötliche und goldgelbe Abend-
stimmung des Torausschnitts übergeht.
Sammlung Solly, 1821 .-. Eichenholz, h. 1,21, br. 1,99.
822 Berufung des Matthäus zum Apostelamte. Der einheitliche, nach der Tiefe
zu stark durch Grau aufgelockerte braune Gesamtton, aus dem goldig das ocker-
gelbliche Inkarnat aufleuchtet, steigert sich in den Gewändern der Hauptfiguren zu
Goldgelbbraun [Mantel des Matthäus, Mantel Christi], besonders in der Gruppe vorn
durch reichliches Graublau [Gewänder der den Matthäus umgebenden Zöllner] sich
ergänzend. Besonderen Nachdruck empfängt diese Gruppe durch das Weiß des
192
aufgeschlagenen Buches sowie
den einzigen stärkeren Kontrast
im Bild: Karminrot in Kappe und
Mantelumschlag des Matthäus,
Saftgrün in seinen Armein.
Vermutlich dasselbe Bild, das Salomon nach der
Angabe des Cornelis de Bie im Jahre 1646 für
Johannes de Reynealmo in Amsterdam malte .".
Königliche Schlosser.
Eichenholz, h. 0,61, br. 0,90.
l\7<^r>C J^" Livens, Lievens oder
'^ ^^'^ Lievensz. Maler und Radierer,
geb. zu Leiden den 24. Oktober 1607,
begraben den 8. Junil674 in Amsterdam.
Schüler Joris van Schootens zu Leiden
und Pieter Lastmans zu Amsterdam,
ausgebildet unter dem Einflüsse Rembrandts. Tätig zu Leiden und nach einem Aufenthalt in England
[1631] zu Antwerpen [1634 35 als Meister in die Gilde aufgenommen und noch 1643 daselbst], später
in Amsterdam, zeitweise im Haag [1661 in die Gilde eingeschrieben], und wieder in Leiden [nach-
weisbar 1639 und 1672].
839 Bildnis eines Knaben. Der braune Grundton, durch Grau im Hintergrunde ge-
kühlt und durch ockergelbliche und rotbräunliche Töne in den Fliesen des Fuß-
bodens aufgelichtet, erwärmt sich zu Olivbraun mit ockergelben Lichtern in der
Sammettracht. Als hellster Ton das mit rötlichen Tönen erwärmte Inkarnat, das
durch Weißgrau [Besatz] und Blaugrau [Kragen, z. T. bräunlich getönt] gestärkt
wird. Ockergelbbraunes Haar. Die ein-
heitlich tonige Färbung beleben stumpfes
bräunliches Karminrot in der Sammet-
decke [dunkler im Vorhang] und als leb-
hafteste Farben im Bild besonders Zin-
noberrot und Ockergelb in den Büchern
auf dem Tische 1.
Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 1,41. br. 1,04.
816 Abendlandschaft. Das warme Rot-
braun derUntermalung gibt derStimmung
den Grundton. Das Goldgelb des Sonnen-
untergangs leuchtet zwischen dunklen
Stämmen auf dem Wasserspiegel und
färbt die in den Schatten graublauen
Wolken mit goldigem Licht. Der warme
Ton der unteren Bildhälfte, der im Erd-
boden neben Ockergelb nur mit Grau
und Saftgrün gedeckt ist, hellt sich nach
oben in den lichteren Stellen des Laub-
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
193
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
816
Werks zu luftigem mattem Grün,
im Himmel zu lichtem Blau auf.
Auf der Rückseite in gleiclizeitiger Schrift:
Jan Heuens und I. L. Das einzige bis-
her gesidierte Landschaftsbild des Kijnst-
lers, von dem gerade besonders viele land-
schafthche Zeichnungen erhalten sind .'.
Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,28, br. 0,48.
Back
Jacob
er Back«
Adriaensz.
Sack er. Geboren zu
Harlinsfen 1608 oder 1609, g-estorben
zu Amsterdam den 27. August 1651.
Schüler des Lambrecht Jacobsz. zu
Leeuwarden, dann Rembrandts zu
Amsterdam [seit etwa 1632], wo er
namentlich als Bildnismaler tätig war.
810b Bildnis des Rechtsgelehrten Fran^ois deVroude. Die Wirkung des bräun-
lichockergelben, mit Rot behandelten Inkarnats wird durch bräunliches Grau im Bart
und vor allem durch Grauweiß im Kragen, dem Tuch in der Hand und dem aufge-
schlagenen Buch gesteigert und durch den Gegensatz zu Schwarz in Kappe und Hut,
zu Grauschwarz in der Tracht aufgelichtet. Bräunlichdunkelgrauer Hintergrund. Die
wenigen lebhafteren Töne: Goldockergelb, Rot und Dunkelgrün im Teppich sind durch
Braun gedämpft. Goldgelb im Buchschnitt und dem Brillenfutteral.
Bez. links im Grund über dem Stuhle mit dem aus J A B gebildeten Monogramm, der Jahreszahl 1643, und rechts: Aet. 76
.*. Erworben 1873 in Wien.
Leinwand, h. 1,10, br. 0,94.
1640 Bildnis einer Frau. Goldig-ocker-
gelb leuchtet das Inkarnat, mit lichtroten
Tönen in den Augen, Nase, Backen und
Mund behandelt und mit graublauen Halb-
schatten modelliert, aus dem Blaugrau in
Haube, Kragen und Manschetten hervor,
durch den Gegensatz zu Schwarz in Haube
und Kleidung stark aufgehellt. Das Zin-
noberrot im Bezug der Stuhllehne ist
durch das Braun der Untermalung ge-
brochen und kehrt heller im Schnitte des
Buches wieder. Gedämpft rotbraune
Zwischentöne im Pelzbesatz und in der
Stuhllehne, ockergelbliche im Bucheinband.
Bräunlichgrauer Hintergrund.
Aus der früheren Zeit des Meisters, unter dem Einflüsse
Rembrandts .". Erworben 1904 .*. Sammlung A. Thiem.
Leinwand, h. 0,77, br. 0,65.
194
F'linpir Govert Flinck. Geb. zu Cleve den 25. Ja-
1 llllV^Iv ^yjf 1615, gest. zu Amsterdam den 2. Februar
1660. Schüler des Lambert Jakobsz. zu Leeuwarden,
dann Rembrandts zu Amsterdam. Tätig vornehmlich
zu Amsterdam.
813a Bildnis einer jungen Dame. Lebhaft
wirkt das warme ockerg-elbe Inkarnat, in den
Wangen und besonders den Lippen mit Zin-
noberrot behandelt. Es geht über durch-
sichtige graubläuliche Töne in das Dunkel-
rotbraun des Haares über. Die breite Fläche
Weiß im Kragen [an den durchsichtigen
Stellen blaugrau getönt] läßt das Inkarnat
noch blühender erscheinen, während tiefes
[durch die braune Untermalung erwärmtes]
Schwarz im Gewand die Helligkeit aufs höchste
steigert. Das Rotbraun des Hintergrunds ist
durch dunkelgraue, r. auch durch ockergelb-
liche Töne gedämpft.
Bez. links unten: G. Flinck " f 1641 .". Sammlung Suermondt, 1874 .-. Eidienholz, h.0,64, br. 0,52.
815 Verstoßung der Hagar. Vorn setzt tiefes leuchtendes Rot im Rocke des kleinen
Ismael ein und klingt r. im hellroten Mieder Hagars, im Kopftuch und im Band auf
ihrer Schulter, 1. als mattes bräunliches Karminrot im Mantel Abrahams aus, durch
Graubraun im Pelz zum Graublau seines Gewandes und den luftigen bräunlichgrauen
und grauen Tönen in Ferne und Himmel überführt. Rot, das goldgelbe [Rockborten
und Inkarnat Ismaels, das durch gedämpftes Weiß im Hemd und tiefes Schwarz im
Haar gestärkt wird] bis zu Orangegelb [Kappe Ismaels, bräunlicher in der Flasche an
Hagars Seite] ansteigende
Töne begleiten, wird durch
den Kontrast zu Blaugrün
im Kleide Hagars in seiner
Intensität gesteigert. Das
helle ockergelbliche Inkar-
nat erwärmt umgebendes
Weiß im Hemd, die r. Seite
des Hintergrunds durch
Grau gebrochene rotbraune
und ockergelbliche Töne.
Bez. rechts unten : G. Flinck ■ f .*. Das
Bild, vom Meister im Auftrage des
Großen Kurfürsten ausgeführt, ist über
ein anderes, vermutlidi nur angefange-
nes Bild gemalt, dessen Farben mit der
Zeit [namentlich rechts in der Land-
schaft] teilweise durchgewachsen sind
.". König'iche Schlösser.
Leinwand, h. 1,07, br. 1,35.
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
1640
815
195
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
Flinck? 813b Susanna im Bade. Die Durchführung ist breit und fast skizzenhaft, in
fetter, saftiger Farbe. Aus dem braunen, mit Grau gekühlten Helldunkel des Hinter-
grundes taucht, von hellem Licht getroffen, der ockergelbliche, gleichfalls durch grau-
blaue Halbtöne aufgelockerte Rücken Susannas auf. Goldig-ockergelb blitzt das
Haar, goldige Lichtflecke spielen am Ufer, auf den Gewändern, den Felsen in der
Tiefe. Kälteres Grauweiß und Hellgrau in den Tüchern, eine dunkelblaue Lasur in
dem daneben sichtbaren Gewandzipfel sowie saftgrüne Töne im Gras stimmen das
kühle Inkarnat wärmer. R. hinten im Dunkel gedämpft ockergelbe Töne im Inkarnat
der Richter; der vorderste in dunkelblauem Rock.
Erworben 1908 als Geschenk der Herren Durlacher Bros-, London.
Eichenholz, h. 0,47, br. 0,35.
813A
Bol
Ferdinand Bol.
Maler und Radierer,
g-etauft zu Dordrecht
den 24. Juni 1616, be-
graben zu Amsterdam
den 24. Juli 1680.
Schüler Rembrandts zu
Amsterdam. Tätig zu
Amsterdam [schon vor
1640].
Halbschatten], das
dem hellen ockergelb-
lichen, stark mit roten
Tönen, besonders auf
Backe, Kinn und
Lippen erwärmten
Fleischton als Folie
dient. Bräunlichgrauer
Hintergrund. Gold-
gelbes Armband.
Bez. links im Grunde: F Bol "
fecitl642 ■ .-. Erivorbenl843
aus der Sammlung Reimer zu
Berlin.
Leinwand, h. 0,87, br. 0,67.
Bol? 809a Brustbild
809 Bildnis einer
älteren Dame.
Grauschwarz der
Tracht erhöht die
Licht sammelnde
Kraft des Weiß in
Haube, Kragen,
Manschetten und
Taschentuch [mit ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^H
zartem Grau ge- ^^H^^^^^^^^^^^^^^^^^E Mannes. Vor kaltem
dämpft in den Grau des Hinter-
grunds hält ein goldigbrauner Ton die Gestalt zusammen. Warmes Dunkelbraun im
Haar und, mit karminroten Lasuren überzogen, im Gewand umschließt sie und läßt,
im Untergewand durch graublaue Töne aufgelichtet, das ockergelbliche Inkarnat in
starker Helligkeit erscheinen. Das mit graublauen Halbschatten und braunen Tiefen
der Untermalung [die weich ins Haar hinüberführen] modellierte Antlitz wird durch
rote Töne auf Wangen und Lippen belebt. Goldig im Halblicht taucht die Hand aus
dem warmen Braun auf.
Das Bild stellt wahrscheinlich eine alttestamentarische Figur [vielleicht König David] dar .". Unter der falschen Inschrift:
Fd. Bol. 1651 [im Grunde rechts unten] sind Überreste einer echten alten Inschrift sichtbar .-. Das Bild ist für F. Hol zu
gering, vielmehr im Chaiakter Gerard de Wets oder eines ähnlichen Rembrandtschülers .'. Sammlung Suermondt, 1874.
Leinwand, h. 0,76, br. 0,65.
Victors ii",!:?::'
Zeichnet sich auch Victor, Victoor oder Fictoor. Geboren um 1620 zu
Amsterdam, gestorben bald nach 1676. Schüler Rembrandts [wahrscheinlich 1635—1640].
Tätig zu Amsterdam bis 1673.
196
Fabritius
1874 .-. Eichenholz, h. 0,23,
br. 0,19.
826a Hanna übergibt ihren Sohn Samuel dem Priester Eli. Bräunliches Zinnober-
rot des Mantels [durch das Goldgelb der Musterung- aufgelockert und durch das um-
gebende Weiß mit silbergrauen Schatten in seiner Kraft gestärkt] und Karminrot des
Mantelumschlags Elis, kontrastierend mit Gelbgrün [im Teppich mit gelben Fransen]
und ausklingend im warmen Rotbraun des Sockels und im luftigen Karminviolett des
Vorhangs r. oben. Die silbergrauen Schatten im Untergewande Elis vermitteln mit
dem luftigeren Kontrast der Mitte: mit Dunkelblau [Kleid Samuels, mit gelbbraunem
Haar], das durch bräunliches Goldgelb im Rocke Hannas gestärkt wird, und mit bräun-
lichem Karminrot in ihren Ärmeln und Barett [mit dunkelblauen Puffen]. Das gedämpfte
Blau ihres Schleiers überführt zum kalten Blaugrau des Hintergrunds, den das ge-
dämpfte Braunrot und Gelbbraun derTracht El-Kanas [des Gatten der Hanna] zurück-
treiben hilft.
Bez. rechts unten :. Jan . _^^^_^^^^^^^^^^^^^^^^^_ dichterem Grau, die
worben ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^H Lichter des Inkar-
^^^^^^^^■H^^^^^^^^H Ockergelb
^^^^^^^^^V^'^^V ^^^^^^^^^H lichenTönen aufge-
^^^^^^^^m ^ fiJm 4^^^^^^^^ setztsmd. bchwarz-
Geboren ^^^^^^^^'.aWM ^^^^^I Hche Schatten.
storben zu Dein ^^^^^^^^^^^^* J^ ^Bc^^iVii^^^^^^H
12. Oktober 1654. ^^^^^^^T "'?y.gHi'*^^^^^^^^B Sammlung Suermondt,
Schüler Rembrandts ^^^^^^^W ^i^^ ^^^^^H
zu Amsterdam, ^^^^^^^| ,^^^^^^^1
daselbst, alsdann von ^^^^^^^^ .^^C^^^^^l
1650-1654 zu Delft. ^^^^^ ^^^^^ ^H F Pf^lrlinilf . ^^
Fabritius? 819a ^^^^^^^H^^W c"^^^S^^^^^^ ^^H van den Eeckhout.
Studie eines be- ^^^^HR^^L^I^^ ^^1 Maler und Radierer^«-
^^^^^^^^^^^r^^*^^fl^^^ '^J^jä ^^^H boren zu Amsterdam
tenden Mannes. ^^H^^^^^^^^ttg^l^^!^^fc^^^| den 19. August 1621,
In braunem, durch ^^^^^^^^^tM^UI^^L oo^' c^^". ''"r'^^'i a^a"
Grau gedämpftem H^^7 ^ ^^^^^^^^^^^m Schüler Rembrandts.
Gesamtton, in dem K / ^Tjttkf^^^^^^H ^^''" '" Amsterdam.
diehellerenStellen ^ AdHI^Hli^^l^^^^^^l ^0*4 I^>^ Erweckung
desRockesinetwas derTochter Jairi.
Der goldgelbe Schimmer des Lichts, der den bräunlichen Grundton erwärmt, sich
auf dem Boden und in einzelnen Flecken an den Wänden verbreitet, das Inkarnat
erhellt und das Haupt Christi umleuchtet, konzentriert sich in der breiten Fläche der
goldgelben Bettdecke. Dem Goldgelb steht Blau gegenüber im Betthimmel, im Kissen
auf dem Stuhl am Bett, ausklingend im graublauen Rocke Christi, im hellblauen des
Mannes hinter diesem und in den grauen Schatten an den Wänden des Gemaches.
Im Vordergrund aber ist dunkles bräunliches Rot in der Tischdecke [darauf einzelne
grünliche und goldgelbe Gegenstände] und in der Gestalt des stehenden Mannes an-
geordnet, das, matter auch im Mantel Christi wiederkehrend, die in kaltem bläulichem
Weiß gehaltene Mitte [die Gestalt der Toten auf weißem Linnen] zurücktreibt.
Frühes Werk des Meisters .*. Von G. F. Schmidt als „Rembrandt" gestochen, unter dessen Namen es sich in der Sammlung
Reimer ' efand .-. Erworben 1843 aus der Sammlung Reimer zu Berlin.
Leinwand, h. 0,33, br. 0,42.
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
809
197
Schule von
Amsterdam
im XVIl.
Jahrhun-
dert
813 B
809A
820 Darstellung Christi imTempel. Das grau-
bräunliche Halbdunkel des düsterenTempelraumes
erhellt ein einfallender Lichtstrahl. In seinem Be-
reich leuchtet Goldgelb auf in Mantel und Gold-
stickereien der Kappe des vom Rücken gesehenen
Priesters [kontrastierend mit Blau in Kragen und
Ärmeln des Gewandes], Zinnoberrot indem reich
mit blitzendem goldenem Besatz gezierten Mantel
und nochmals gedämpft Goldgelb im Gewände
Simeons. Auf kaltem Weiß in der Umhüllung des
Kindes sammelt sich das hellste Licht. Außerhalb
des Lichtbereiches klingen diese Hauptfarben ge-
dämpft aus, über bräunliches Goldgelb, von ein-
zelnen roten Flecken unterbrochen, in grünliches
Blau [die beiden äußersten Figuren 1., Mantel
Marias r.]; Goldgelb und Graublau in der Tracht
des Priesters in der Mitte; bräunliches Rot in der
Gewandung der r. im Dunkel herbeikommenden Hanna.
Einzelner Erwerb aus der Sammlung Giustiniani vor 1815 -■- Leinwand, h. 0,83, br. 1,00.
829 Merkur tötet Argus. Der bräunlichockergelbe Gesamtton setzt goldig im Körper
Merkurs an und erwärmt sich im Körper des schlafenden Argus und, nach der r. Seite
zu ansteigend, in der Kürbisflasche und der hinteren Kuh zu Lichtrot. Er gewinnt durch
die Zusammenstellung mit reinem Weiß [die in eine Kuh verwandelte Jo, Streifen vom
Untergewande Merkurs], mit Hellblau [Mantel Merkurs, heller im Himmel] und mit den
kühleren Tönen 1. und oben [graubraune
Schattentöne 1., luftige grüne und graublaue
Töne der oberen Bildhälfte] an sonniger
Wirkung.
Bez. rechts unten: G. v Eeckhout. fe. A"" 1666.
Schlösser.
Leinwand, h. 0,94, br. 1,10.
Königliche
D
^^,, Gerard [Gerrit] Dou. Geboren zu Leiden
^" den 7. April 1613, begraben daselbst den 9. Februar
1675. Schüler des Kupferstechers Bart. Dolendo, des
Glasmalers Pieter Couwenhorn und Rembrandts
[28. Februar 1628 bis 1631]. Tütig vornehmlich in
Leiden.
847 Bildnis der Mutter Rembrandts. Die
warm braune Untermalung in Umbra ist im
Hintergrunde mit kühlem Dunkelgrau ge-
deckt, in den beleuchteten Stellen des Pelzes
gleichfalls mit grauen Tönen gekühlt und im
Inkarnat, das durch den Gegensatz zu um-
198
gfebendemWeiß inderBindenoch
wärmer erscheint, mit bräunlich-
ockergelben und weißlichen
Tönen, neben graublauen Halb-
schatten, aufgehellt.
Bez. links im Grunde: G Dou . .•. Aus der
frühesten Zeit des Meisters .■. Versteigerung
G. Hoet im Haag 1760 [an Yver]; seit 1763
in Sanssouci .'. Königliche Schlösser.
Eichenholz, h.0,22, br. 0,17.
843 Die büßende Magdalena.
Das volle Licht sammelt sich auf
dem schimmernden ockergelb-
lichen [in Antlitz und Händen
mit Lichtrot erwärmten] Inkar-
nat, dasWeiß im Hemd umrahmt.
Dunkles bräunliches Rot imKleid,
sich kräftigend vorn aufdemKnie,
steigert die Zartheit des Fleisch-
tons, während schwärzliches Blau im Mantel auf der 1. Schulter seine Helligkeit erhöht.
R. vorn, glitzernd im Lichte, helleres Blau in der Sammetdecke [darauf der ockergelb-
liche Beutel und gelbe Goldstücke]. Stumpfere hellrote, grünliche und graublaue Töne
im Teppich, der r. den dunkelblaugrauen Hintergrund verdeckt.
Bez. rechts am Sockel eines Pilasters: G. Dovl638 .". Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,30, br. 0,23.
854 Die Vorratskammer. Kaltes bläuliches Licht erfüllt den grauen Kellerraum, an
dessen Tür das rötliche, von weißem Kerzenlicht erhellte Gesicht der Köchin [mit blau-
grauer Schürze] auftaucht. R. im Vorder-
grunde, von hellerem Lichte getroffen, bräun-
lichockergelbe [Tuch auf dem Faß], rotbräun-
liche [Faß] und bis Lichtrot ansteigendeTöne
[oberer Rand des gelblichen Metallbeckens,
Topf mit weißen Glanzlichtern], die ge-
dämpfter schon 1. in einzelnen Geräten des
Hintergrundes neben den graublauen Kohl-
köpfen und dem grünen, gelb gestreiften
Kürbis ansetzen und die kühle Lichtwirkung
steigern helfen.
Königliche Schlösser .■. Leinwand, h. 0,32, br. 0,26.
DL Pieter van den Bosch [Bos]. Genre- und
UUodl Stillebennialer, geboren um 1613 in Amsterdam,
hier verheiratet und ansässig noch im Jahre 1660. In
seinen früheren Bildern, bis gegen 1645, dem Gerard
Dou, in seinen späteren dem Nicolaes Maes verwandt.
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
199
Schule von
Amsterdam
im XVIJ.
Jahrhun-
dert
820
854c Die Spitzenklöpplerin. In heller Beleuchtung steht die Fig"ur vor dem grauen
Dunkel des Raumes, das über den rotbräunlichen Ton der Untermalung [r. in der Tür
zutage tretend] gedeckt ist. Grell leuchtet das Zinnoberrot der Jacke, daneben bräunlich
gedämpftes Weiß in Schürze, Kragen und Haube, aus der warm das rotbraune Inkarnat
hervorkommt. Dunkelblauer Rock. Hellgelber Hut mit hellblauer Schleife. Ockergelb-
lichbrauner Fußboden. R. ein Fleck Lichtrot im Kohlenbecken.
Erworben 1892 aus der Sammlung Lawrence in London, wo das Bild, wie sonst die meisten Bilder des Künsters, als ein Werk
des Pieter van Slingeland galt, als Geschenk des Generaldirektors Dr. W. Bode.
Eichenholz, h. 0,20, br. 0,145.
1011 Die Köchin beim Putzen. Das kühle Grau des Innenraumes erwärmt sich in der
Holzdecke, dem Fußboden und den Möbeln zu bräunlichockergelben Tönen, zu rot-
bräunlichen in einzelnen Geräten [Faßreifen, Kiste r.J, zu Hellgelb in der Laterne neben
804
200
Schule Tjon
Amsterdam
im XVll.
Jahrhun-
dert
829
graublauen Zinntellern und violettem Tuch r. Alles aber übertönt Zinnoberrot in der Jacke
der Köchin, das wie alle Farben dünn über die durchscheinende rotbraune Untermalung
gelegt ist, in seiner Wirkung gesteigert durch die Nachbarschaft zu Saftgrün im Rock. Rot
klingt weiter in einzelnen Flecken als Lichtrot im Tonkrug und dem untersten Tuch im
ockergelben Korb an der Wand. Weiß in Hemd und Haube der Köchin und im Tuch, das
über den Korb hängt.
Ehemals irrtümlich Shngeland zu<jeschrieben, weil der Restaurator das unten rechts angebrachte Monogramm übergangen und in
P. V. S. geändert hatte /. Ursprünglich lautete die Inschrift : P. v. Bos .*. Auf der Rückseite bezeichnet in alter Schrift : Pieter van
den Bosch .'. Königliche Schlösser .'. Eichenholz, h. 0,32, br. 0,25.
847
201
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
l\/r Nicolaes Maes. Geboren zu Dordrecht im November 1632, begraben zu Amsterdam den 24. De-
•^•^"■^^ zember 1693. Schüler Rembrandts zu Amsterdam [um 1648 — 1652]; in seiner späteren Zeit, nach
einem kurzen Aufenthalt in Antwerpen [zwischen 1662 — 1665?], unter der Einwirkung der vlämischen
Malerei. Tätig zu Dordrecht [seit 165253] und Amsterdam [seit 1673].
819c Alte Frau beim Apfelschälen. In das bräunliche Dunkel des düsteren Raumes
fällt durch das enge Fenster gelbliches Licht ein. Es verbreitet sich, von graublauen
Schlagschatten unterbrochen, auf der Rückwand, deren heller Ton den Hintergrund
für die in tiefen kräftigen Farben gehaltene Figur bildet, und endet über graublaue
.S54C
202
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
854
1011
Zwischentöne im dunklen Grund. Es fällt auf das kalte Weiß der Haube, die das warm
rotbraune Gesicht umrahmt, auf goldgelbe Äpfel im Schoß, läßt das Zinnoberrot der Jacke
[auf Ärmel und Schulter] aufleuchten, das, durch Blaugrün in Ärmel und Schürze gestärkt,
stumpfer im Rock, als Lichtrot im Fußboden, goldig-bräunlich im Spinnrad und dem in den
Tiefen zutage tretenden Ton der warm braunen Untermalung ausklingt.
Aus der von Rembrandt beeinflußten Frühzeit des Meisters .'. Erworben 1899 aus der Sammlung des Lord Francis Pelham
Clinton Hope .■. Leinwand, h. 0.55, br. 0,50.
819C
203
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
977
N
1007 A
Bieter Nason. Bildnis- und Stillebenmaler,
a.SOn geb. 1612 in Amsterdam, 1639 im Haag als
Meister in die alte Lukasgilde aufgenommen, 1656
Mitbegründer der neuen Malergilde, gest. zwischen
1688 und 1691 im Haag. Angeblich Schüler Jan
van Ravesteijns. Tätig im Haag und vermutlich am
kurfürstlichen Hofe zu Berlin, für den er jedenfalls
längere Zeit beschäftigt war.
977 Stilleben. Das Kolorit ist auf ein kühles
luftiges Grau gestimmt, das von dem Perl-
muttergrau der Austern und dem Silber-
grau der Schalen und des venezianischen
Glases über den bläulichen Hauch der Wein-
trauben zu dem kräftigen Hellblau der Fay-
enceschüssel r. [mit olivgrünen Gurken] an-
steigt. Mattes Gelb der Zitrone, mit gelb-
braunen Schatten im Brote r. sich fortsetzend,
1. in den gelben Reflexen der Weintrauben
und schließlich in den Lichtern des gelb-
braunen Goldpokals ausklingend, halten den
bläulichen Tönen das Gleichgewicht. In
der Mitte aber bricht durch Graublau gedämpftes Rot eines Apfels hervor [bräunlicher
wiederkehrend in den Kastanien 1.], das die Ergänzung zum dunklen Gelbgrün der
Sammetdecke [mit goldgelben Fransen] bildet. Vor bräunlichem Grau des Hintergrundes.
Bez. rechts unten : P. Nason : f. .■- Königliche Schlösser .■. Leinwand, h. 0,84, br. 0,67.
1007a Bildnis eines jungen Mannes. Ein bräunlichgrauer Grundton, der alle Lokal-
farben bricht, verleiht dem Bildnis seinen
verblasenen Charakter. Das blasse bräun-
liche Inkarnat, aus dunkler Umgebung [dun-
kelbraunes Haar, grauschwarzes Gewand]
hervorkommend, wird durch die Nachbar-
schaft zu Grauweiß [Hemd, Kragen] und
den graugrünen und graublauen Tönen des
landschaftlichen Hintergrunds erwärmt.
Bez. links unten am Postament: P Nason . f . 1668 .'. Er-
worben 1847 von Frau Prof. Kretsdimar in Berlin.
Leinwand, h. 0,83, br. 0,67.
Dl Willem de Poorter. Geb. zu Haarlem [?]
r OOr tCl und daselbst noch nach 1645 tätig. Schü-
ler Rembrandts, vermutlich schon in Leiden [also
zwischen 1627 und 1630]. Tätig zu Haarlem [zuerst
1635 erwähnt], nach 1645 in Wyck bei Heusden.
820a Gefangennahme Simsons. Vordem
kühlen Blaugrau des Hintergrundes ist die
Figurengruppe in dem bräunlichen Tone
204
der Unternialung- zusammenge-
faßt, die Hauptfigur durch starke,
den Grund zurücktreibende
Lokalfarben: Gelb im Mantel,
Zinnoberrot im Gewände Sim-
sons,hervorgehoben. Demkräfti-
gen Gelb entspricht Blau in der
Tischdecke 1. Zinnoberrot, das
sich als Braunrot vorn imTeppich
verbreitet, als bräunliches Hell-
rot im Kleide Delilas, als Gelb-
rot im Turban des stehenden
Mannes hinter ihr, in den rot-
bräunlichen Tönen der übrigen
Figuren und dem warmen bräun-
lichen Fleischton ausklingt, wird
von Blaugrün [Beinkleid des r. knienden Soldaten] und Olivgrün [Mantel des Mannes mit
Turban] begleitet. Nach der Tiefe tauchen die Figuren immer mehr in luftige grau-
violette und graublaue Töne ein, die zum kalten Hellgrau des Hintergrundes überführen.
Bez. am Türsturz: W. D. P .*. Erworben 1873 in Berlin aus dem Besitze des Restaurators Schmidt.
Eichenliolz, h. 0,50, br. 0,62.
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
Cuijp
Benjamin Gerritsz. Cuijp. Geb. zu Dordrecht im Dezember 1612, gest. daselbst im August
1652. Schüler seines Stiefbruders Jacob Gerritsz. Cuijp, unter dem Einflüsse Rembrandts aus-
gebildet. Tätig hauptsächlich in Dordrecht, wo er 1631 in die Gilde aufgenommen wurde.
743b Anbetung der Hirten. Die Darstellung ist in einem warm braunen Gesamtton
angelegt, gedeckt von dem gelblich grauen Lichtschein der Mitte [darin in zarten
rosaroten Tönen die Gestalten von Kinder-
engeln], der sich in dem, wie alle Farben flott
und skizzenhaft hingestrichenen Gelb in der
Figur des stehenden Hirten, den Lichtern auf
dem Erdboden und dem Stroh in der Krippe
konzentriert. Die Wirkung des Gelb steigert
helles weißliches Blau in derGewandungMarias,
fortklingend im Gewände Josephs, dessen
bräunlichroter Mantel [neben dem saftgrünen
Ton der Grasbündel] wieder mit dem bräun-
lichen Grundton vermittelt. Dieselben Töne
gedämpfter [stumpfgrün und bräunlichrosa] in
denTrachten der zuschauenden Hirten dahinter.
Kaltes Grauweiß in dem das Kind umhüllenden
Tuch und in der lagernden Ziege bilden den
Mittelpunkt.
Bez. an einer Holztür rechts: cuijp
Eichenholz, h. 0,74, br. 0,56.
Erworben 1877.
743 B
205
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
806A
806D
C* cAAc^v Aert[Arent]deGelder. Ge-
VjeiUer boren zu Dordrecht den 26. Ok-
tober 1645, begraben daselbst den 27. Au-
gust 1727. Schüler Samuels van Hoog-
straten, besonders aber Rembrandts in
dessen letzter Zeit [um 1660 bis 1667]
zu Amsterdam. Tätig zu Dordrecht.
806a Landschaft mit Ruth und
Boas. Die 1. Seite des Bildes ist
locker, mit unvertriebenen Pinsel-
strichen und Flecken in gebroche-
nen rotbraunen Tönen zusammen-
gestrichen, die sich zu bräunlichem
Rot im Mantel des Boas und gol-
digem Braun im Inkarnat steigern, kontrastierend mit dunklem Grün im Rocke des Knechts,
dem Laubwerk und dem Graswuchs. Bräunliches Goldgelb im Turban und Mantelum-
schlage, Lila im Rocke des Boas. Glitzernde weiße Lichter der Kleiderbesätze. Dieselben,
auf den Gesamtton gestimmten Töne in der Gestalt Ruths [gebrochenes Rot neben
Graublau in der Jacke, ein Fleck Karminrot in der Haube; goldgelbe Ähren]. Nach r.
lichtet sich der Hauptkontrast auf zu bräunlichem Hellrot in den weidenden Rindern,
in der Brücke und dem Gemäuer, begleitet von saftgrünen Tönen der Wiese, und geht
nach der Tiefe immer mehr in das luftige Graublau des Himmels über, das mit ocker-
gelben Lichtern der Ferne und der Wolken in Kontrast steht.
Das Bild zeigt mit den Darstellungen des Meisters aus der Leidensgeschichte Christi in der Galerie zu Aschaffenburg die
nächste Verwandtschaft .'. In einem Brüsseler Auktionskatalog von 1738 wird als „van Gelder" anscheinend unser Bild auf-
geführt .•. Sammlung James Gray, Versailles 1863 -•. Sammlung Suermondt, 1874, in der das Bild als „Rembrandt" galt.
Leinwand, h. 0,41, br. 0,67.
806 D Die heilige Familie. Auf dem dunklen, durch flockig aufgesetztes Grau gelockerten
Braun des Grundes sind die Fi-
guren in fettem Farbenauftrag hin-
gestrichen, die stoffliche Wirkung
z. B. des Schleiers, der Kleiderbe-
sätze usw. mit Spachtel und Pinsel-
stiel hervorgebracht. Während die
Komposition an den Bildrändern
im warmen bräunlichen Tone der
Untermalung zusammengeht, stei-
gert sich das Kolorit über Rosa und
Graublau im Turban und karmin-
rötliche Töne im Rocke Josephs
zum pastoseren Auftrag und leuch-
tend farbigen Kontrasten der Mitte
Zinnoberrot [z. T. mit Karminla-
suren] in der die Schultern be-
deckenden Haube Marias, Grün
206
[Innenseite der Haube] und
Orange in der Frucht, vor neu-
tralem Braungrau im Kleide der
Mutter. Diese starken Farben
umgeben den fett aufgetrage-
nen Fleischton, der durch weiß-
liche Lasuren an Zartheit und
durch den Kontrast zu Weiß
[Kopftuch der Mutter] an Leb-
haftigkeit gewinnt. Nach r.
steigert sich das Weiß in der
Umhüllung des Kindes zu
höchster lichtsammelnder Inten-
sität, während Rot, Gelb und
GrüninderKleidungdesKindes
gedämpfter ausklingen [grau-
grüne, gelb schillernde Kappe
und Kleid mit rosarotenBorten].
Goldgelbe und grünlicheTöne
sind in Haar und Kleid der Frau
Bez. rechts oben [mit dem Pinselstiel eingeritzt] : A. de Gelder f.
Erworben 1910 aus dem Wiener Kunsthandel.
Leinwand, h. 0,78, br. 0,955.
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
820 B
r. verstrichen.
Sammlung Gsell.Wien, verkauft 1 872 [als „Rembrandt"]
T_I_ _ _]_ Pieter de Hooch, seltener de Hoogh oder Hooge. Getauft den 20. Dezember 1639 zu
IlUüüfl Rotterdam, gestorben bald nach 1684, vermutlich zu Amsterdam. Anfangs unter dem Ein-
flüsse J. Ducks, später Rembrandts ausgebildet.
Tätig 1653 vorübergehend im Haag, alsdann
einige Jahre in Delft [seit dem 20. Septemberl655
Mitglied der Lukasgilde]. später in Amsterdam,
wo er sich zwischen 1657 und 1668 niederließ.
820b Die Mutter. Draußen liegt leuch-
tende Sonne, die schräg zur Tür einfällt,
Fensterpfosten und Tür gelbrot und die
weiße Wand neben dem Eingange gelb-
lich färbt, während der Raum selbst in
ein kühles, gedämpft bläuliches Hell-
dunkel gehüllt ist. Goldgelbe und rote
Lichter schimmern vom Gang her über
den graublauen Estrich, auf dem, von
roten und gelben Reflexen umflossen,
das Kind steht, dessen gedämpft farbige
Tracht [grüne Jacke, blaue Schürze] den
sonnigen Effekt erhöhen hilft. Reflek-
tiertes Sonnenlicht schimmert goldig auf
dem gelbbraunen Alkoven [oben die auf-
207
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
819 8
blitzenden Goldleisten des schwarzen Bilder-
rahmens] und auf dem ockergelben Geflecht der
Wiegfe und ihrer graublauen Decke. In diesem
verhaltenen Licht leuchtet als tiefste Note volles
Rot auf im Rock, der an der Bettwand hängt,
goldgelbe Lichter blitzen auf in seinem Besatz
und auf der gelbbraunen Messingpfanne. Das
Rot setzt sich fort im Mieder der Frau, gestärkt
durch die Nachbarschaft zu reinem Weiß im Hemd
und grauenTönen im Pelz, und klingt im warmen
rotbraunen Inkarnat und gebrochen in derWiegen-
decke aus. Stumpfes Blaugrün [als Lasur über
brauner Untermalung] im Rock, ein goldig-oliv-
farbener Ton im wollenen, gelb und blau ge-
streiften Bettvorhang begleiten das Rot, während
der Kontrast zum schwärzlichen Blau der Jacke
und der Bettdecke die Helligkeit all der ver-
halten sonnigen Töne steigern hilft.
Sammlung M. Marin, Paris, versteigert 1790 .-. Sammlung Hoffmann, Haarlem 1827 .-. Sammlung Schneider, Paris 1876 .-.
Erworben 1876 in Paris auf der Versteigerung der Sammlung Schneider .-. Leinwand, h. 0,92, br. 1,00.
1401b Die Goldwägerin. Das glitzernde rötliche Goldgelb derLedertapete erfüllt das Ge-
mach mit einem glühenden Licht. Tiefrot leuchtet der Rock auf und in buntem Farben-
spiel, in dem Karminrot über Saftgrün, Dunkelgraublau und Goldgelb dominiert, in dem
kleinasiatischen Teppich. Kühler klingt das Rot in den hellroten Reflexen im Fenster,
die von einem Backsteinhaus auf der anderen
Straßenseite herrühren, neben grünlichenTönen
der Fensterbrüstung und dem blassen Blau des
Himmels oben, aus. In dieser Flut glühender
Töne, vom Goldgelb beherrscht, steht zart und
luftig leuchtendes Ultramarinblau der Jacke,
das als Grauviolett in Unterjacke und Kopf-
tuch [darin warm das graurötliche Inkarnat],
als Hellgrau im Pelz und Graublau im Haus-
flur dahinter ausklingt, während die rotbraune
Tür wieder den goldigen Grundton fortführt.
Links unten auf dem Fensterrahn-en die Reste der Bezeichnung:
P D HOOCH .-. Aus dem Ende der 50er Jahre .-. Erworben 1910
aus dem Pariser Kunsthandel .'. Eigentum des Kaiser -Friedrich-
Museums -Vereins.
Leinwand, h. 0,61, br. 0,53.
1401 A Blick in ein holländisches Wohn-
haus. Gedämpftes bläuliches Licht erfüllt den
Innenraum. Starke Dunkelheiten: Graublau
der Sammetdecke [mit goldgelber Kante],
208
Schwarz im Spiegelrahmen [darin der rotbräun-
liche Schein eines Fensters], schwärzliches Blau-
grau der Bodenfliesen, Braun im Türgewände
erhöhen die Helligkeit, vor allem des bläulich
getöntenWeiß derWand. Die kühle Lichtwirkung
aber steigert vor allem der leuchtende Fleck Zin-
noberrot in der Stuhllehne [dabei ein grünlicher
Römer], der in den Räumen des Durchblicks im
Stuhl, auf dem die Frau sitzt, dann in ihren
rosaroten Ärmeln [neben lichtsammelndem Weiß
in Kragen und Schürze] und in den mattroten
Fliesen des dritten Raumes ausklingt und dort
zu den durch ein Fenster einfallenden gelb-
lichen Sonnenlichtern überführt, in denen sich
der bläuliche Gesamtton ergänzt.
Bez. am Fuße des Tisches: P ; D : Hoog
Sammlung A. Thiem.
Eichenholz, h. 0,41, br. 0,37.
Erworben 1904
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
912A
Hooch? 819b Das geschlachtete Schwein. Vor warm ockergelblich getönter Mauer
hängt im vollen Lichte das Schwein. Tief leuchtet das Rot des Blutes an der auf-
geschnittenen Kehle, von den goldig- ockergelblichen Tönen der Fettschicht und Haut
umgeben und durch wenig benachbartes Dunkelolivgrün in den Röcken der beiden
Kinder in seiner Intensität gesteigert. Im Innern der Bauchhöhle ist das Rot der Fleisch-
schichten dunkler gefärbt neben dem kalten grünlichen Graublau der Rippenwände.
Nach oben lichtet sich die ockergelbliche
Färbung des Körpers weißlich auf, die blut-
haltigen Teile gehen in Violett über. Gold-
ockergelbe Flecken umgeben das Schwein:
goldgelber Rock des Kindes 1., unterer Teil
der rotbraunen Leiter, Innenseite des Beckens,
während sich das Rot in den Backsteinen
des Bodens [mit grauen Fugen] verbreitet.
Der stärkeren Wirkung der roten und goldigen
Töne der Mitte dienen das kalte Weiß in
Schürze und Kragen des Kindes r., das Grau-
blau des Schattens an der Wand und schwärz-
liches Grau des Raumes 1., in dessen Hell-
dunkel die in gebrochenen Tönen gehaltenen
Figuren [graublauer Rock der Frau] ver-
schwinden.
Ehemals auf Grund der [unechten, seither entfernten] Signatur
auf dem Kessel [Maes f.J diesem Meister zugeschrieben .". Er-
worben 1879 in Paris.
Leinwand, h.0,79, br. 0,65.
825
209
Sdiule von
Amslerdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
Bourße u
if>.-yiY-Y\f^ i^saias Bourße. Geboren den 3. März
'^'-'^ IJC |g31 zu Amsterdam, gestorben auf See den
16.Novemberl672. Tätig in Amsterdam zwischen 1656
und 1672, in der Stellung eines „Adelborst" [Unter-
offizier] zeitweilig auf Seereisen im Dienste der ost-
indischen Kompagnie. Unter dem Einflüsse Rembrandts
gebildet und vielleicht eine Zeltlang in dessen Atelier.
912a Der Junge mit den Seifenblasen.
Tief leuchtet das bräunliche Zinnoberrot der
Ziegeldächer neben dem kalten, grell von
der Sonne beschienenen bläulichen Weiß der
Hauswand r. und vor dem fahlen bräunlichen
Grau des bedeckten Himmels. Etwas Gelb-
grün in den Blättern des Weinstocks steigert
durch den Kontrast die Intensität des Rot,
das in den Backsteinen der Hausmauer und
in der rotbraunen Holzwand 1. weiterklingt,
im Inkarnat und den Unterärmeln des Jungen
und in einzelnen Flecken, wie in den Faß-
reifen und einzelnen Steinen am Boden, nochmals aufleuchtet und nach unten zu in
bräunlichen und graublauen Tönen endet.
Früher dem Delfter Vermeer zua^eschrieben. Im Suermondt- Museum zu Aachen ein ähnliches, E. Bourßel656 bezeichnetes
Bild desselben Gegenstandes. Im Inventar von Bourßes Bruder von 1671 wird ein Bild erwähnt: Een belleblaesertge
[Junge, der Seifenblasen macht] darstellend ^ • " ... .^^n .^, , ,
W. Burger, 1869 .'. Sammlung Suermondt, 1874
Leinwand, h. 0,61, br. 0,48.
H*i^KCnKr»r» Hendrick Heerschop.
OeerSCriUp gestorben nach 1672. Schü
Sammlungen Roos zu Amsterdam, 1820; Ch. Haas zu Amsterdam, 1824;
gest
statt Rembrandts weiter ausgebildet.
nommen wurde, und in Amsterdam.
Maler und Radierer, geboren
1er des Willem Claesz. Heda zu Haarlem [1642]
1620 oder 1621 zu Haarlem,
in der Werk-
Tätig zu Haarlem, wo er 1648 als Meister in die Gilde aufge-
825 Der Mohrenkönig. Das matte Goldgelb
des Gewandes mit seinem roten Reflex am
Kragen stumpft sich im Mantel, durch das Grau
der Musterung gebrochen, zu einem rötlichen
Ton ab. Die graublauen Schattentöne des
Mantels vermitteln mit dem Blaugrau des Hinter-
grundes, vor dem warm das rötlichbraune, auf
den Höhen graublau schimmernde Gesicht mit
dem tief schwarzen Haar steht. Reines Weiß
im Hemd. Weiße glitzernde Lichter der Kette
und Stickereien. Ein Fleck Karminrot im Stein
der Mantelschließe.
Bez. links an der Sdiulter: Heerschop . 1654 (die letzte Ziffer
könnte auch eine 9 sein] .-. Gegenstück zu Nr. 827 [im Vorrat] .'.
Erworben 1843 aus der Sammlung Reimer zu Berlin.
Eichenholz, h. 0,72, br. 0,58.
M^r^i- Jan van der Meer oder Jan Vermeer van
^^' Delft. Getauft zu Delft den 31. Oktober 1632,
210
begraben daselbst den 15. Dezember
1675. Schüler des Karel Fabritius. Tätisf
zu Delft [daselbst 1653 in die Lukas-
gilde aufgenommen],
912b Die junge Dame mit dem
Perlenhalsband. Im vollen
Lichte, das, von der weißenWand
reflektiert, durchs Fenster 1. ein-
fällt, alle Konturen weich auflöst
und in blitzendem Glanz von
den Gegenständen zurücksprüht,
steht die junge Frau in zarten,
mit Grau durchsetzten Tönen.
Graubräunlich, durch den Gegen-
satz zum benachbarten Weiß des
Pelzbesatzes erwärmt, das zu-
gleich die Basis für die sehr zarten
Töne bildet, hebt sich das In-
karnat von grauweißer Wand ab, die in der Umgebung der Figur mit Graublau gekühlt
ist. Der Kontrast zu Hellgelb im Fenstervorhang und in der Jacke der Frau verleiht
den hellgrauen Tönen, vor allem der Wand, den luftigen bläulichen Charakter. Dieser
Eindruck wird noch erhöht durch die kulissenartige Zusammenfassung des Vordergrunds
in dunklem Graublau [Tuch, das über den Tisch herabfällt; dunkler in der Vase], das, auch
hier mit kleineren gelblichen Flecken kontrastierend [gelblichgrauer Rock der Dame;
gelbbräunlicher Bezug der Stuhllehne mit graublauer Musterung; gelbbrauner Abstäuber
auf gelbbräunlichem Tisch], ebenso wie das Schwarz des Spiegelrahmens an der Wand
und der schwärzliche Griff des Abstäubers den luftigen Hintergrund stark zurücktreibt,
seinerseits wieder vor dem wärmeren bräunlichen Karminrot in der Stuhlpolsterung vorn
[schwärzlicher im Bezug der Lehne] zurückweicht. Ein Fleck Ziegelrot im Haarband der
Dame gibt den farbigen Mittelpunkt.
Bez. an der Tischplatte : J v Meer .'. Aus der späteren
Zeit des Meisters .*. Versteigerungen zu Amsterdam
1696; J. Caudri, 1S09; D. Teengs, 1811 ; Sammlungen
Henry GrevedonundW.BurgerfThore], 1869 .*. Samm-
lung Suermondt, 1874.
Leinwand, h. 0,55, br. 0,45.
912c Herr und Dame beim Wein.
Im hellen Lichte schimmern die Wände
in einem kühlen graublauen Ton, der
im Kontrast zum Goldgelb des Bilder-
rahmens noch luftiger erscheint. Das
Graublau steigt nach 1. an zu Lichtblau
im Vorhang an dem halb von dunklem
Laden verschlossenen Fenster, zu hell-
blauen Tönen im vorderen Fenster und
Sdiule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
912C
791 C
211
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
791 F
791 H
gipfelt in einem Fleck leuchtenden Utramarinblaus
in der Wappenmalerei, dort von starkem Gelb be-
gleitet. Derselbe Kontrast beherrscht gedämpfter die
im ungebrochenen Lichte des Fensters schimmernden
Stoffe, die in weichen Flecken glitzernden Möbel
und Geräte: Dunkelblau im Kissen auf ockergelb-
licher Bank und in den Teppichornamenten, Hellblau
im Lehnenbezug des ockergelblich schimmernden
Stuhles, auf dem eine goldgelbbraune Gitarre liegt.
Vor dem kühlen, luftig zurückweichenden Hinter-
grunde sind die Figuren in warmer Farbigkeit zu-
sammengehalten, in die auch der unruhig gelbrot
und graublau gemusterte Fußboden einstimmt. Im
Kleide der Dame leuchtet Rot auf, das im Lichte
weißlich ausbleicht und mit dem rosigen Inkarnat
zusammengeht, von kaltem bläulichem Weiß der
Haube umrahmt. Es vertieft sich, neben Blau und
Ockergelb, in den Ornamenten des persischen
Teppichs. Bräunliches Grau im Mantel des Herrn, aus dem warm der rotbraune Fleisch-
ton hervorkommt, vermittelt mit der luftigen Tiefe. Reines, weich im Lichte zerfließendes
Weiß der Mitte [Krug, Hemd des Herrn, Notenblätter] bildet die Basis, während das
tiefe Schwarz im Hute des Herrn die allgemeine Helligkeit erhöhen hilft.
Ehemals in der Sammlung Jan van Loon [versteigert in Delft am 18. Juli 1736] .-. Erworben 1901 aus der Sammlung des
Lords Francis Pelham Clinton Hope in London .-. Leinwand, h. 0,65, br. 0,77.
Meer? 912d Holländische Stube. Hell schimmert das kalte Weiß der Wand, von
dunklen olivbraunenTönen [Gelbbraun über
Graublau gelegt] in Türe, Decke und Fuß-
boden umschlossen. Der Kontrast zum Gold-
gelb des Bilderrahmens verleiht dem Weiß
einen leicht bläulichen Charakter. Ein Fleck
starken Rots im Hummer des Stillebens
gibt der Mitte Nachdruck, während darunter
im Pelz der olivfarbenen Jacke und in den
Schuhen das Weiß in seiner reinsten Nuance
erscheint.
Mehrere andere holländische Meister wie Beijeren und Metsu
sind als Maler dieser Studie genannt worden .•. Erworben 1904
.'. Sammlung A. Thiem .*. Leinwand, h. 0,435, br. 0,365.
"y 1 I Gerard Terborch oder Ter Borch.
leruOrCn Geboren 1617 zu Zwolle. 1635 zu
Haarlem in die Lukasgilde aufg'enommen, gestorben
zu Deventer den 8. Dezember 1681. Nach dem ersten
Unterricht bei seinem Vater Gerard Terborch d. A.
weiter ausgebildet in Amsterdam und vornehmlich
in Haarlem [seit 1635 Meister in der Lukasgilde]
unter dem Einflüsse des Frans Hals und als Schüler
212
Pieter Molijns [um 1632 — 35]. Nach längeren Reisen in England [1635], Deutschland [in Münster während
des Friedenskongresses, 1646 — 48], Italien [um 1641?], Spanien und Frankreich tätig zu Zwolle [1650 bis
1654] und zu Deventer, wo er 1655 das Bürgerrecht erwarb und dann „Gemeensmann" wurde.
-^91 c Die Konsultation. Die ganze Szene ist in schwärzlichem Grau [Blaugrau der Rock
des Arztes] zusammengehalten, das sich im Hintergrunde noch vertieft und durch den
Kontrast zu hellen goldig- ockergelblichen [Inkarnat, Flüssigkeit im Uringlas] und gelb-
braunen Tönen [Totenkopf, Bücher, Krug r. am Boden] an Farbigkeit gewinnt. Die ocker-
gelblichen Töne steigen zu gedämpftem bräunlichem Gelbrot [Rock der 1. sitzenden, vom
Rücken gesehenen Gestalt, Tuch r. an der Wand, Kissen auf dem Stuhl, Schnitt einiger
der Mauer [mit ei-
ner schwärzlichen
Tür- und Fenster-
öffnung] ist die Fi-
gur mit dem Tisch
in warmen ge-
dämpften Tönen
[die Jacke violett-
braun, der Pelzbe-
satz der Mütze rot-
braun] zusammen-
gehalten, aus denen
als hellster Fleck
das rötlichbraune,
im Lichte ocker-
gelblich glänzende
Inkarnat hervor-
schimmert. Ocker-
gelb im Bandelier
und den Unter-
ärmeln, bräunlicher
im Haar und im
Holztisch steigert die luftigeWirkung des graublauen Hintergrunds. Als belebende Farbe
dient gedämpftes Zinnoberrot der Ärmelaufschläge und Lichtrot im Feuerbecken, als Rosa
in einigen vom Putz befreiten Ziegeln der Rückwand wiederkehrend, während etwas Weiß
in der Tonpfeife, im Glanzlicht auf dem Feuerbecken und im Hemd die Basis bildet.
'l Sammlung Suermondt, 1874 .-. Leinwand, h. 0,42, br. 0,33.
I
^_791h Junges Pärchen beim Wein. Die Helligkeit des schimmernden Silbergrau im
Seidenrock, das im Kontrast zu Mattockergelb in den Rockborten und im Bandelier einen
leicht bläulichen Ton annimmt, des zarten rosigen [von etwas Weiß im Kopftuch um-
rahmten] Inkarnats der Dame und des Karminrosa in ihrer Seidentaille, das sich im
schwärzlichen Olivgrün der Tischdecke r. ergänzt, erhöht der Gegensatz zu tiefem
Schwarz im Schleier der Dame und in der Tracht des Offiziers, zu Dunkelbraun in seinem
Haar und Hut. Die starken Tiefen halten zugleich die Gruppe in geschlossenem Umriß
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
Bücher] an, kon-
trastierend mit
etwas Blaugrün
im Tuche 1. am
Boden. Überall
ist schimmern-
des Weiß [be-
sonders imTuch
aufdemSchemel
vorn in der
Mitte] verteilt.
Bez. an derTischdecke :
G T Borch 1635 .-.
Frühestes datiertes
Gemälde des Meisters,
das deutlich den Ein-
fluß der Schule des
Frans Hals bekundet
Sammlung- Suer-
mondt, 1874.
Eichenholz,
/ h. 0,35, br. 0,44.
791f Der
Raucher. Vor
dem Graublau
791
213
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
791 G
g-eg-en das luftig- zurückweichende, kalte Blau-
grau des Hintergrunds zusammen. Die überall
durchwirkende warm braune Grundierung ver-
leiht dem g-anzen Bilde die einheitliche Tönung-.
1804 [nach Smith] in der Sammlung van Leyden. Später in
Amerika und von dort wieder auf den europäischen Markt gelangt .*.
Erworben 1899 im Wiener Kunsthandel .■- Eigentum des Kaiser-
Friedrich-Museums-Vereins .'. Leinwand, h. 0,44, br. 0,39.
791 Die väterliche Ermahnungf. Zinnoberrot
in der Tischdecke 1., im Stuhlpolster r. und
bräunlich gedämpft im Bettvorhang der Mitte,
noch leuchtender im Gegensatze zu überall ver-
streutem tiefem Schwarz, hält die Komposition
vor schwärzlichem Raum zusammen. Zugleich
dient es der in kühlen lichten Tönen gehaltenen
Rückenfigur als Hintergrund. Schimmernd hebt
sich vom Rot das Silbergrau des Kleides ab,
dessen seidigen Glanz die Nachbarschaft zum
tiefen Schwarz des Kragens erhöht und das im
Graubraun des Fußbodens ausklingt. Alles Licht aber scheint sich auf dem von matt-
blondem Haar umrahmten Nacken zu sammeln. Der Bildmitte wahrt daneben das Farben-
paar Blau und Zitrongelb in den Federn am Hute des Offiziers ihren Nachdruck. Ocker-
gelb in der Jacke, Grauviolett in den Beinkleidern, bräunliches Grau in den Ärmeln des
Offiziers. Tiefes Schwarz im Kleide der sitzenden Dame umgibt das lichte rötliche Inkarnat.
Dieselbe Darstellung, etwas breiter im Format, mit einem Hunde rechts, gleichfalls von der Hand des Meisters, im Rijks-Museum
zu Amsterdam .-. Alte Kopien in der Bridgewater Gallery in London, beim Marquis de Greffehul zu Paris und im Museum zu
Gotha [bez. Caspar Netscher fccit 1655] .-. Die junge Dame allein in der Galerie zu Dresden [Nr. 1832] .-. Einzelerwerb
aus der Sammlung Giustiniani vor 1815 .*. Leinwand, h. 0,70, br. 0,60.
\J791g Das Konzert. Die schwarze Grundierung ver-
leiht der Darstellung die feine luftige Gesamt-
stimmung. Die stärkste Helligkeit sammelt sich auf
dem Nacken der Dame, dessen weiche Zartheit durch
den Kontrast zu den umgebenden Dunkelheiten
[warm dunkelbrauner Kragen, dunkelblondes Haar]
und das starke Hellrot in der Seidentaille noch ge-
steigert wird. Dieses wieder erscheint intensiver
neben dem weiß schimmernden Silbergrau im Seiden-
rock, das in den Schatten I. eine komplementär grau-
grünliche, r. mehr bläuliche Tönung annimmt. Die
lichtsammelnde Kraft der silbergrauen und weißen
Töne aber erhöht die Nachbarschaft zu Dunkelblau
im Sammetpolster des Sessels. Während das Hellrot
bräunlich getönt im Spinett und [wieder wie vorn
neben Graublau] in den Bodenfliesen ausklingt, füllen
214
den Raum, die Wirkung der Hauptfarbe
Rot steigernd, kühle graublaue Töne in
den Streifen des Spinetts [dort zusammen-
klingend mit Mattockergelb im Deckel],
im Kleid der Dame am Spinett und im
Stuhlbezug 1. hinten, vor allem aber das
Hellgrau der Wände, dem etwas Gold-
gelb im Bilderrahmen einen bläulichen
Charakter gibt.
Bez. auf dem Fuße des Spinetts mit dem aus G T B ge-
bildeten Monogramm .'. Erworben 1891 in Paris [kurz vor-
her unter dem Namen „Netscher" in London versteigert,
dessen falsche Bezeichnung über das Monogramm Terborchs
gemalt war] .*. Von Freunden dem Generaldirektor Dr. Bode
geschenkt, der es der Galerie überwies.
Eichenholz, h. 0,56, br. 0,44.
,^791a Bildnis des Herrn van Marien-
burg, eines Oheims des Malers [geb.
1592]. Sehr lebhaft, in warmen ocker-
gelblichen, mit Zinnoberrot [besonders in
Lippen und Wangen] durchsetzten Tönen
und graublauen Schatten, wirkt das Antlitz
mit dem graublonden Bart im Gegensatz zum kalten graubläulichen Weiß des Kragens
und inmitten von Schwarz in Rock und Kappe, Grau im Hintergrund, der leicht vom
durchkommenden Braun der Untermalung getönt wird. Dunkelbräunliches Haar.
Mit dem Gegenstück [Nr. 791 B] 1868 von dem Kaufmann Bols aus Deventer, einem Nachkommen der Familie Terborch, er-
worben .'. Sammlung Suermondt, 1874 .'. Leinwand, h. 0,36, br. 0,31.
vy793 Die Familie des Schleifers. Die Darstellung ist in das luftige Graublau eines
dunstigen Tages gehüllt. Den mattblauen Himmel
bedecken ockergelblichgraue Wolken. Grau-
blaues Schieferdach im Mittelgrund. In den grau-
braunen Holzbauten setzen ockergelbliche Töne
ein, die sich im Steinpflaster neben Graublau ver-
breiten und sich nach r. in der Hausnummer zum
ockergelblichen Weiß des Putzes auflichten, auch
dort von graublauen Tönen begleitet. Während
Ockergelb und Graublau am reinsten in Hose
und Jacke des am Pfosten lehnenden Mannes er-
klingen, gibt ein Fleck gedämpften Rots in seiner
Kappe [entsprechend schimmerndes Weiß in
seinem Strumpf] den Mittelpunkt vor schwärz-
lichenTiefen. Das Rot klingt gedämpft im Ziegel-
dachrand nach r. weiter, in einzelnen Ziegeln des
Mauerwerks und im Rocke des kleinen Mädchens
neben Graublau im Kleide der Frau.
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
793
791 B
215
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
792 B
Bez. rechts unten an der Wand mit dem aus G T B gebildeten
Monogramm .". Sammlungen des Herzogs von Choiseul und
des Herzogs von Berry, Paris .-. Erworben 1837 in Berlin.
Leinwand, h. 0,72, br. 0,59.
791b Bildnis der Frau Gertrud van
Marienburg, der Gattin des Herrn
van Marienburg [geb. Terborch]. Die
Färbung entspricht dem Gegenstück. Die
Farbigkeit des ockergelblichen, mit roten
Tönen durchsetzten und mit Graublau
modellierten Inkarnats steigern die kalten
Töne der Umgebung: Weiß im Kopftuch,
Blaugrau im Kragen, während das Grau-
schwarz der Haube die Helligkeit erhöhen
hilft. Dunkelgraues Kleid. Grauer, von der
durchkommenden braunen Untermalung
etwas erwärmter Hintergrund.
Bez. rechts unten mit dem aus G T B gebildeten Monogramm
.'. Gegenstück von Nr. 791 A .'. Sammlung Suermondt, 1874.
Leinwand, h. 0,36, br. 0,31.
791 D Bildnis eines Mannes. Kräftiges,
durch die braune Untermalung erwärmtes Grauschwarz im Gewand und tiefes Schwarz im
Mantelumschlag, Strümpfen und Schuhen verleihen der Gestalt Körperhaftigkeit vor dem
luftigen Dunkelgrau des Raumes, das sich im Fußboden vorn ockergelblich auflichtet. Warm
leuchtet aus der durch das Braun der Grundierung gedämpften Färbung das rötlichocker-
gelbe, mit blaugrauen Halbschatten modellierte Inkarnat auf, durch schimmerndes Weiß im
Kragen, Graublau in den Manschetten höher gestimmt und die einzige lebhaftere Farbe,
Karminviolett in Tischdecke [mit goldgelben
Fransen] und Stuhlbezug [auch diese von der
braunen Untermalung beeinflußt], übertönend.
Bez. an einem Stuhlbeine mit dem aus G T B gebildeten Monogramm .'.
Sammlung Suermondt, 1874 .*. Leinwand, h. 0,78, br. 0,60.
791 E Bildnis eines jungen Mannes. Tiefes
Schwarz der Tracht [von der durchscheinenden
braunen Untermalung, die der ganzen Darstellung
den Grundton gibt, erwärmt] hebt die Figur
kräftig vom Graubraun des Raumes ab, der sich
im Fußboden des Vordergrundes ockergelblich
auflichtet. Hell schimmert das rötlichockergelbe
Inkarnat, von blondem gelbbraunem Haar um-
geben, durch den Gegensatz zu Weiß in Kragen
und Manschetten noch stärker erwärmt. Bräun-
liches Karminviolett in Tischdecke und Stuhl-
216
bezug. Mattgelbes, in Pergament gebundenes
Buch mit blitzendem mattgelbem Goldschnitt
[darin ein glänzend weißes Papierblatt] und
mattblauen Bändern.
Erworben 1876.
Leinwand, h. 0,73, br. 0,58.
A li Pieter van Anraadt. Bildnismaler,
/AnraaaL „eb. zu Utrecht, heiratet 1663 in Deven-
geb
ter, begraben daselbst den 13. April 1678. Tätig in
Deventer [seit 1660] und Amsterdam [1673 — 75].
792b Bildnis einer alten Frau. Vor grauem
Hintergrund, den wie die ganze Bildfläche
das einigende Braun der Untermalung durch-
dringt, von Grauschwarz in Haube und Kleid
umgeben, steht warm das helle ockergelb-
liche, mit lichtroten Tönen in den Tiefen und
Schattenpartien behandelte Inkarnat. Ge-
dämpftes Weiß des Kragens. In gemalter
grauer Umrahmung.
Ehemals Gabriel Metsu zugeschrieben .*. Sammlungen Lord Radstock, London 1826, und Nieuwenhuis, Brüssel 1855
Sammlung Suermondt, 1874 .'. Leinwand, h. 0,73, br. 0,61.
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
791 E
l\/r_^i.g., Gabriel Metsu, seltener Metsue. Genremaler, geboren zu Leiden 1629 oder 1630, begraben zu
'^^ ^ Amsterdam den 24. Oktober 1667. Sohn des Malers Jacob Metsu, angeblich Schüler des Gerard
Dou zu Leiden. Von Frans Hals angeregt, dann besonders durch Rembrandts Einwirkung weiter
ausgebildet. Tätig zu Leiden [schon 1648 in der Gilde] und zu Amsterdam [seit ungefähr 1650].
792a Die Köchin. Vor dem kühlen Dunkelgrau des Küchenraums im hellen Licht
leuchtende Farben, vor allem Ultramarinblau
in der Schürze, Zinnoberrot und, die Wirkung
des Blau steigernd, kleine Flecken Goldgelb
in den Armelumschlägen. Daneben silbrige
Töne im Inkarnat, in Hemd, Haube und Tuch 1.
Blau kehrt gedämpfter im Behänge des Wand-
bretts 1. hinten wieder. Rot klingt stumpfer
in einzelnen Flecken im Huhn, im Fleischstück
und als Lichtrot in der Schale mit blaugrauen
Fischen r. aus. Zwischen den starken Farben
des Vordergrundes und den grauen Tönen des
Raumes vermitteln Braunviolett im Rock,
bräunliches Grau der Jacke und mit Grau
gedämpftes Rotbraun in den Küchenmöbeln.
Bez. links oben: G ; Metsue .'. Erworben 1861.
Leinwand, h. 0,54, br. 0,42.
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217
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
792 C
792c Die Kranke. Die Mitte ist in den weißen
[in den Schatten bläulichen] Tönen des
Kopfkissens, des Kragens der Kranken und
des Pelzbesatzes ihrer Jacke zusammenge-
halten. Zart hellbräunlich hebt sich das
blasse Inkarnat ab. Auch nach unten 1. gehen
die kühleren Töne weiter: bräunliches Violett
der Jacke, Hellblau im Rock, Blaugrau in
der Schürze der weinenden Frau, deren Ge-
stalt mit dem Hintergrund im dunkelbraunen
Tone der Untermalung zusammenklingt. Die
Wirkung des Ganzen aber bestimmt das
kräftige Zinnoberrot im Tuch [ockergelb im
Umschlag] auf der rotbraunen Stuhllehne r.,
das ebenso wie ein kleiner Fleck Karmin-
rot am Halse der Kranken die zarte blasse
Tönung der Mitte steigern hilft.
Versteigerung van Helsleuter [van Eyl Sluyter?] Paris, 1802 .*. Sammlung des Prinzen Eugene Beauharnais, München .*.
Galerie Leuchtenberg, St. Petersburg .". Erworben 1906 aus dem englischen Kunsthandel.
Eichenholz, h. 0,295, br. 0,26.
792
792 Die Familie des Kaufmanns Geelvink. Der kühle blaugraue Gesamtton des
Bildes, der namentlich durch das Grau der Tapete bestimmt wird und in der Mitte im
Kontrast von Graublau im Vorhang und Goldgelb im Bilderrahmen gipfelt, wird durch
den Gegensatz zu Schwarz in der Tracht des Vaters und der Magd r. noch stärker
aufgehellt. Die Mitte betont grelles
Zinnoberrot im Kleide des Kindes,
kontrastierend mit dem Gelbgrün
der Sammetjacke und etwas Blau-
grün im Weinlaub auf der hellblauen
Obstschale. Daneben setzt Grau-
blau in der Schürze des Kindes, in
Kragen und Ärmel der Mutter an,
auf das Cremegelb ihres Kleides
gestimmt. In derTunique spielt das
matte Gelb ins Rötliche hinüber,
wiederum zu Geibgrün im Stuhl-
bezug überführend. An den Seiten
erklingt nochmals das grelle Zin-
noberrot [Schleifen und Fütterung
des rotbraunen Kleides des Knaben
1., Hals des blauen Papageien,
stumpfer in der Ziegelmauer im
Durchblick; Besätze und Schleifen
218
auf der hellblauen und graublauen Tracht
des Mädchens r.]. Rot, Blau und Gelb
klingen in der Musterung der Tapete aus
und geben den unruhigen Hintergrund für
die breiten, wenig- durchmodellierten far-
bigen Flächen der Gewänder.
Bez. links unten am Türpfosten: G. Metsu .•. Ein Ange-
höriger der Berner Patrizierfamilie Tschiffeli, der in holländi-
schen Diensten stand und die älteste Tochter der im Bilde
dargestellten Familie Geelvink heiratete, brachte das Bild
nach Bern, wo es sidi in der Familie forterbte .-. Erworben
1832 in Bern von einem Nachkommen der Familie Tschiffeli.
Leinwand, h. 0,72, br. 0,79.
IV/Tl^il'lC Frans van Mieris d. A. Geb. zu Leiden
IVIICIIS jg„ 15 Ap^ji 1635 _ ggjt daselbst den 12.
März 1681. Schüler des Glasmalers Abraham Tooren-
vliet und des Gerard Dou. Tätig zu Leiden [1658
in die Gilde eingetreten].
838 JungeDamevordemSpiegel. Starke
Farben von glasigem Charakter treiben die
luftigen, auf Grau gestimmten Töne ener-
gisch zurück: leuchtendes Zinnoberrot in der mit weißem Pelz besetzten Jacke 1. [darauf
ein tiefschwarzes Band], gedämpfter im Teppich auf dem Tische neben Dunkelgrün
und Hellblau in den Ornamenten, mit Dunkelsaftgrün im Stuhlbezuge kontrastierend.
Die Mohrin graublau [Kleid] und goldgelb [Kopftuch]. Kaltes Hellgrau der seidenen
Taille, Grauschwarz im Rocke der Dame und das durchsichtige Dunkelgrau des Raumes
dienen der Wirkung des hellbeleuchteten ockergelblichen Inkarnats. R. im Hinter-
grunde ein lesender Mann in bräunlichroter Jacke.
Von dieser Komposition sind mehrere Wiederholungen bekannt .'.
Erworben 1843 aus der Sammlung Reimer zu Berlin.
Eichenholz, h. 0,30, br. 0,23.
834 Bildnis eines jungen Mannes [Selbst-
bildnis?]. Vor schwärzlichbraunem Hinter-
grund leuchtet bräunliches Zinnoberrot des
Baretts [mit rotbraun und dunkelblau gefärbter
Pfauenfeder]. Das Rot verbreitet sich als Licht-
rot im bräunlichen Inkarnat, von rotbraunem
Haar umrahmt, durch die Nachbarschaft zu
Weiß im Kragen noch lebhafter erwärmt.
Violett, von der durchscheinenden braunen
Untermalung gedämpft, im Gewand.
Rechts die Spuren der Künstlerbezeichnung .". Erworben 1834
aus dem Be-iitz eines Grafen Rechberg in München.
Eichenholz, h. 0,11, br. 0,085.
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
834
219
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
Slingeland
854 B
loT-»/~l P'^ter Cornelisz. van Slingeland oder Slingelant. Geboren zu Leiden den
_ IdllU 20. Oktober 1640, gestorben daselbst den 7. November 1691. Schüler des Gerard Dou.
Tätig zu Leiden.
854b Bildnis eines jungen Mannes. Lebhaft in goldigem Ockerg-elb, durch lichtrote
Töne, besonders in den Lippen, erwärmt, das Inkarnat; über kaltem Blaugrau und
Weiß des Spitzenkragens; von dunklem Braun im Haar und Grauschwarz im Rock um-
rahmt. Hellgrauer Hintergrund.
Sammlung Suermondt, 1874 .•. Kupfer, h. 0,10, br. 0,08.
854d Angelnder Knabe. Warm leuchtet vor dem dunkelblauen Himmel im abend-
lichen Lichte das hellrötliche Inkarnat, von gelblichem Braun des Rockes und der
Haare umgeben. Die Wirkung der gelblichen Töne, die sich im Goldgelb des Unter-
kleids [in kleinen Flecken an Armen und Hals des Jungen sichtbar] konzentrieren, in
den saftgrünenTönen
der Büsche endet.
den Blumen amUfer,
im Horizont, in den
Lichtern auf dem
Baumstamm und als
matterSchein in der
Landschaft weiter-
klingen, erhöht der
Kontrast zu Blau,
das wiederam inten-
sivsten in der Figur
[im Armel und den
Strümpfen] ansetzt
und sich im Himmel
[in den graubräun-
lichen Wolken], ge-
dämpfter im grau-
blauen Wasser ver-
Bez. r. am Baumstamme: P.
Slingeland .". Erworben 1908.
Eichenholz, h. 0,265,
br. 0,205.
Schalcken
Godfried Schalcken.
Maler und Radierer, ge-
boren zu Made bei Geer-
truidenberg 1643, gestor-
ben im Haag den 16. No-
vember 1706. Schüler des
S. van Hoogstraten in
Dortrecht und Gerard Dou
in Leiden. Tätig zu Dort-
recht [seit 1654] und, nach
mehrjährigem Aufenthalt
in England [seit 1662] im
Haag, wo er 1691 Mitglied
der Gilde wurde.
837 Der angelnde
breitet und zwischen ""^^"^ Knabe. Die luftige
Stimmung der in dunstiges Blaugrau getauchten Wasserlandschaft unter gleichfarbigem
schwerem Wolkenhimmel erhöht der Fleck leuchtenden Zinnoberrots in der Kappe
des Jungen, das in Wangen und Lippen des rotbräunlichen Inkarnats [durch den
Gegensatz zu Grauweiß im Hemd erwärmt], als Rotbraun [neben Graubraun] in den
Hosen, im Stamme der alten Weide, als Lichtrot im Topf auf graubraunem Erdboden
ausklingt. Ihm entspricht I. vorn im Lichte eines Sonnenblicks Gelbgrün im Schilf,
während kräftiges Goldgelb der Wasserlilien die Farbigkeit des Blaugrau in der
Wasserfläche steigert. Ein rot und schwarz gefärbter und weiße Schmetterlinge
wiegen sich auf den Blüten.
Bez. rechts unten: G. Schalcken. .'. Königliche Schlösser .'. Eichenholz, h. 0,31, br. 0,25.
jV[_i.„^L^^ Caspar Netscher. Geboren zu Heidelberg 1639, gestorben im Haag den 15. Januar
INCtbCncr 1584 Kam schon als Kind nach Holland; zu Arnheim Schüler H. Costers und später zu
Deventer Schüler Gerard Terborchs [um 1655]. Tätig seit 1660 im Haag, 1662 daselbst in die Lukas-
gilde aufgenommen, 1659 in Bordeaux.
220
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
854 D
837
846 Die Lautenspielerin. Hell kommt das bräunliche Inkarnat, durch lichtrote Töne
und den Kontrast zu umgebendem Weiß im Hemd erwärmt, aus bräunlichem Gesamtton
hervor, der zu Karminrot in der Taille, zu Rotbraun in der Laute, Braunrot mit gold-
gelbem Schimmer im Rock ansteigt. L. rote, blaue und gelbeTeppichornamente. Smaragd-
grün im Vorhang und stumpferes Grün im Stoff, der um den Busen garniert ist.
Königliche Schlösser. ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^■^^B^^MI^^^^^^Hfl Eichenholz, h. 0,34, br. 0,25.
221
S<Jiule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
848
848 Die Küche. Im bräunlichen Tone der
Untermalung- zusammengehalten gegen
kaltes Blaugrau der Küchenwand. Die
leuchtendste Farbe bildet Goldgelb in der
Jacke neben Dunkelblau im Rocke der
Köchin. Bläuliches Weiß im Kopftuch,
bräunlicher in der Schürze. Vor braunem
Schrank. R. im Stilleben auf und vor dem
rotbraunen Tisch Lichtrot in den Töpfen
und im Kupferkessel, sich steigernd zu
einemFleckZinnoberrot imBeinder warm
ockergelb getönten Ente [mit dunkel-
blauen Flügelfedern], kontrastierend mit
bräunlichem Grün [Kohlblätter]. Vorn
bräunliches Ockergelb im Faß, heller in
der Schachtel [mit hellgelbgrünem Salat];
daneben Hellblau im Tuch.
Bez. anderTischpIatte: CNetscIier .*. Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 0,72, br. 0,58.
850b Bildnis eines Mannes. Bunt schil-
lert das blaue, goldgelb gestickte Gewand
mit dem gelbbraunen Umschlag. Die übrigen Teile im warm bräunlichen Tone der Unter-
malung, die in den Schatten, der Architektur und in der bräunlichgrauen Perücke, die das
lichtrötliche Antlitz umrahmt, sichtbar ist. Grünliches Blau im Vorhang 1. und Blaugrün
im Laubwerk r. [mit orangegelben Früchten] dienen der stärkeren Wirkung der rötlichen
Töne. Vor blauem Himmel die graubraune Statue der Themis.
850 B
850 C
222
Bez. unten links: C Netscher. 1680. .-. Gegenstück zu Nr. 850 C .'.
Erworben 1893 als Vermächtnis des Herrn Reichert.
Leinwand, h. 0,52, br. 0,44.
850c Bildnis einer Dame. Der Rock in prächtig
bunten Farben: Goldgelb, daneben Rot und
Silbergfrau, auf dunkelblauem Grund. Sie steigern
sich zu starkem Rot im Apfel, den sie in der
Hand hält, und fallen nach oben über die gelb-
rot-graublau schillernde Schärpe zu Graublau in
der Taille und zu Weiß im Hemd, welches das
helle, kühle, mit rötlichen Tönen und Graublau
in den Schatten behandelte Inkarnat umgibt. Vor
Ockergelblichbrauner Architektur, blaugrünen
und rotbraunen Gebüschen [davor zinnoberrote
Blumen] und dunkelblauem Himmel.
Bez. auf der Mitte der Verandabrüstung: C Netscher. 1679. .■. Gegen-
stück von Nr. 850 B .*. Erworben 1893 als Vermächtnis des Herrn
Reichert .-. Leinwand, h. 0,53, br. 0,44.
850 Vertumnus und Pomona [Ovids Metamorphosen XIV]. Aus dem rotbraunenTone
der Untermalung, der durch den Kontrast zu grünen, im Hintergrunde blaugrünen Tönen
gesteigert wird, tritt die Gestalt der Pomona durch das kräftige Hellblau im Mantel und
Goldgelb im Mantelumschlage hervor. Weiß im Hemd erhöht die Wirkung des röt-
lichen Inkarnats. Gedämpfte Töne umgeben die Hauptfigur: bräunliches Hellkarminrot
im Tuch um ihren I.Arm, Blaugrau im Kleide der alten Frau, Gelbbraun in ihrem Mantel.
An den Bildrändern einzelne intensivere Farbflecke: neben Hellblau und Grün vor allem
Zinnoberrot in den Früchten vorn am Boden und im Teppiche 1.
Bez. am Stein unter dem Fuße der Pomona: C Netscher 1681 .-. Königliche Schlösser .-. Leinwand, h. 0,50, br. 0,40.
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
1004
735
223
Sdiule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
825 A
802 A
■WY-Ij. Thomas van der Will. Maler und
•* '^'- Stecher [Schabkunst], geboren im Dorfe
Piershilden den 29. Oktober 1659, gestorben
zu Delft 1733. Schüler des Jan Verkolje zu
Delft. Tätig zu Delft.
1004 Das Brettspiel. In lichten Tönen
[Grauweiß der Tracht] ist die Gestalt
der Dame neben Schwarz im Rocke
des Offiziers r. und vor den teppich-
artigen Farben der Umgebung zu-
sammengehalten. Im Goldgelb ihres
Unterrocks, dem Hellgrau und Dun-
kelgraublau im Fußboden klingt der
Hauptkontrast an, der in den grau-
blauen Strümpfen und dem gelben
Bandelier des Offiziers r., im Blau der
Armelaufschläge und Strümpfe und
Orangegelb in Schärpe und Bändern
der bräunlichgrauen Uniform des Of-
fiziers 1., dem dunkelblauen Himmel-
bett und goldgelbbraunen Vorhängen
wiederkehrt. Gelbbraun im Kleide der
Magd neben Blaugrün im Ausblick. Die Mitte betont Karminrot in den Stuhlbezügen
und dem Teppich [mit hellblauen und goldgelben Ornamenten].
Bez. rechts unten : T VANDER WILT .-. Königliche Schlösser .-. Leinwand, h. 0,71, br. 0,57.
T T 1 1 Bartholomeus van der Helst. Bildnismaler, geboren zu Haarlem 1613, begraben zu Amsterdam
nClSL jgn 16. Dezember 1670. Frühzeitig nach Amsterdam übergesiedelt, wo er sich unter dem Einflüsse
des Nicolaes Elias ausbildete und 1653 zu den Begründern der Lukasgilde gehörte.
825a Bildnis einer jungen Frau. Warm und
blühend steht das ockergelbliche, durch rote Töne
[besonders in den Lippen] belebte Antlitz, von
braunem Haar umgeben, gegen Weiß im Kragen,
dessen schimmernde Helligkeit der Kontrast zum
tiefen Schwarz im Kleid erhöht. Blaugrün in der
Schleife des Brustschmucks. Kaltes Grau ist be-
sonders in der Umgebung des Kopfes über die
hellbraune Untermalung gedeckt, die in den Tie-
fen und 1. im Hintergrunde zutage tritt.
Bez. links oben: B . van der . Helst 1643 .-. Sammlung Suermondt,
1874 .-. Eichenholz, h. 0,73, br. 0,61.
802a Bildnis einer alten Frau. Goldiges Ocker-
gelb im Inkarnat, mit lichtroten Tönen auf Backen
und Lippen, gegen bläuliches Grauweiß in Kragen
und Haube, das die hellbraune Untermalung etwas
224
tönt. Grauschwarz im Kleid. Dunkel-
graubrauner Hintergrund.
Aus der frühen Zeit des Meisters .'. Erworben 1869.
Eichenholz, h. 0,48, br. 0,39.
"TV^j-j^-- _] Abraham Lamberts Jacobsz., ge-
^^*^'r^*-'^ nannt Abraham van den Tempel.
Bildnismaler, geboren 1622 oder 1623 zu Leeu-
warden, gestorben den 4. Oktober 1672 zu Am-
sterdam. Schüler seines Vaters Lambert Jacobsz.
zu Leeuwarden und des J.van Schooten zu Leiden.
Ausgebildet unter dem Einflüsse des B. van der
Helst. Tätig zu Leiden [seit 1648 Mitglied der
Lukasgilde], seit 1660 zu Amsterdam.
735 BildnisdesHendrick van Wester-
hout. In lichtrötlichen Tönen das Inkar-
nat, von bräunlichgrauem Haar umrahmt,
durch die Nachbarschaft zu Weiß im Kra-
gen noch stärker erwärmt. Tiefschwarzes
Gewand [darauf die goldgelbe Kette]
und schwärzlichbrauner Hintergrund.
Erworben 1841 von Professor Rösel in Berlin.
Eichenholz, h. 0,44, br. 0,34.
858 Ein Edelmann und seine Gattin.
Die Wirkung des hellen, auf Grau ge-
stimmten Gesamttones, im besonderen die Wirkung des Silbergrau im Kleide der
Dame, ihres hellen Inkarnats [das aschblondes Haar umgibt] und des Grauweiß in
Hemd und Kragen des Herrn erhöht die Nachbarschaft zu Schwarz in dessen Bandelier
und Sammethose. Mattes Goldgelb in den
Kleiderbesätzen, den Schuhschleifen und
den schillernden Lichtern der Weste stärkt
den bläulichen Charakter der grauen Töne,
die sich zu Hellblau in den Strümpfen und
Gewandschleifen des Herrn, zu Graublau
im Himmel steigern. Ein Fleck Rot in der
Rose, welche die Dame hält, betont die
Mitte. Auch der Hintergrund in gebroche-
nen graubraunen, gelbgrünen und blau-
grauen Tönen.
Königliche Schlösser .'. Leinwand, h. 2,36, br. 1,72.
Mussche
Musscher. Maler
Bildnissen! und Ra-
Michiel van
' [besonders von
dierer, geboren zu Rotterdam den 27. Januar 1645,
gestorben den 20. Juni 1705, wahrscheinlich zu Am-
sterdam. Schüler M.Zaagmolens [1660], A. van den
Tempels [1661], G. Metsus [1665] und A.van Ostades
[1667]. Tätig vornehmlich zu Amsterdam, wo er
1688 das Bürgerrecht erwarb.
Scliule von
Amsterdam
Im XVII.
lahrhun-
dert
858
850 A
225
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
850a Bildnis. Alle Farben sind auf das bräun-
liche Grau des Hintergfrundes gestimmt. Bräun-
liches Rot im Mantel, kontrastierend mit dem
gelbgrün schillernden Unterkleid [mit karmin-
violettem Gürtel]. Dunkelblau im Überrock.
Weiß im Halstuch hilft die Lebhaftigkeit des
lichtrötlichen Antlitzes steigern, von der bräun-
lichgrauen Perücke umgeben.
Bez. auf dem Postament der Säule: M. Mvsscher .". Erworben 1878
in Berlin vom Restaurator Schmidt -■- Leinwand, h.0,49, br. 0,40.
\y/'^„££ Adriaen van der Werff. Maler und Architekt,
geb. zu Kralinger- Ambacht [Weichbild der Stadt
Kralingen] bei Rotterdam den 21. Januar 1659, gest. zu
Rotterdam den 12. November 1722. Schüler des C. Pi-
colett und des E. H. van der Neer. Tätig zu Rotterdam,
seit 1696 auch in Düsseldorf als Hofmaler des Kurfürsten
Johann Wilhelm von der Pfalz.
492 Schäferszene. Unter dunklem grünlich-
blauem Himmel mit goldgelben Abendlichtern
am Horizont schimmert das Licht auf dem weißlichen Körper der Schäferin und ihrem
ockergelblichen, mit weißen Blüten geschmückten Haar. Reines Weiß im Hemd. Der
Kontrast zur kräftigeren gelbbräunlichen Färbung des Jünglingskörpers, zum bräun-
lichen Rot seines Mantels, zu mattgelblichen, rot schillernden Tönen im Umhang des
Mädchens, zu Rot und Gelb in den Blumen und Blaugrün dient der kalten, porzellan-
artig glatten Wirkung des Fleischtones. Königliche Schlösser .-. Leinwand, h. 0,46, br. 0,38.
N
846A
Eglon Hendrik van der Neer. Geb. zu Amsterdam 1635 oder 1636, gest. zu Düsseldorf den
^*^ 3. Mai 1703. Schüler seines Vaters A. van der Neer, später in der Lehre bei J. van Loo zu
Amsterdam. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Frank-
reich abvt'echselnd tätig in Rotterdam [nachweisbar von
1663 — 1679], im Haag [urkundlich 1670], in Amsterdam,
Brüssel [1679—1691] und Düsseldorf [als Hofmaler des
Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz].
846a Tobias mit dem Engel. Das überwiegende
Blaugrün der Landschaft kontrastiert mit dem
rotbraunen Tone der Körper, der durch die Nach-
barschaft zu gedämpften kühlen Tönen: Grau
[Flügel, Gewand] und Dunkelblau [Untergewand
und Gürtel des Engels] noch intensiver erscheint.
Karminviolett im Mantel, Gelbbraun im Gewände
des Tobias. Graublaue Ferne.
Bez. links am Boden unter den Baumstämmen ; E v. Neer . fe . 1685
.■. Sammlung Simonet, 1873 .■. Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,29, br. 0,225.
Dijk
Philip van Dijk. Geb. zu Amsterdam den 10. Ja-
nuar 1680, gest. im Haag den 3. Februar 1752. Schüler
des A. Boonen in Amsterdam; unter dem Einfluß E. van
der Neers und A. van der Werffs weiter ausgebildet.
226
Tätig ab-
wechselnd
in Amster-
dam, in
Middelburg-
[seit 1710]
und im
Haag
[ schon
1718], eini-
ge Zeit als
Hofmaler
in Kassel
[daselbst
nachweis-
lich 1725
und 1736].
1026 Der
Lauten-
spieler.
In dem
bräun-
lichen, durch Grau stark gekühlten Grundton wird die Mitte durch Hellblau im Umhang-e
des Kindes, in einzelnen Blumen und im Kleide der Dame betont. Hellblau, durch den
Kontrast zu ockergelblichen Tönen der Brüstung- und Gelbbraun im Kleide des Kindes,
leuchtender im Vorhang-, gestärkt, erwärmt das rötliche Inkarnat neben Weiß in Hemd
und Notenblatt. Bräunlich gedämpftes Hellrot im Umhang der Dame, Zinnoberrot in
den Rosen, den Ornamenten der Stuhllehne usw.; bräunliches Karminrot im Kleide des
Lautenspielers [mit dunkelblauem Barett]. Die hellen roten Töne ergänzen sich im Blau-
grün des Parkes.
Bez. rechts unten in der Ecke: P: van Dijk. 1727 .-. Gegenstück
zu Nr. 1028 .". Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,37, br. 0,29.
1028 Der Zeichenunterricht. Grau [Kinder-
statue], Hellblau [Kleid und Haarband des
Mädchens, Zeichenheft] und kaltes grünliches
Blau im Rebstock umrahmen, kontrastierend
mit gelblichem Grau der Brüstung und Fen-
sterumrahmung und Goldgelb im Mieder der
Dame, das Bild und lassen die rötlichen
Töne der Mitte [Inkarnat, neben kaltem Blau-
grau in Hemd und Tüchern], stumpfes Hell-
zinnoberrot [Umhang] undZinnoberrot[Haar-
band der Dame, Blumen r.] zu stärkerer Wir-
kung kommen. Gedämpftes Karminviolett im
Vorhang vor blaugrauer Architektur.
Bez. unten: P. van Dyk.f: 11728. .-. Gegenstück von Nr. 1026
.". Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,36, br. 0,28.
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
1026
1028
750 A
227
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
806 B
J
Cor
J
o|^oc^r|c ^"'"v...^ janssens
ClXlOSdia [Janson oder Jonson]
van Ceulen. Bildnismaler, ge-
tauft zu London den 14. Okto-
ber 1593, gest. zu Amsterdam
oder Utrecht um 1664. Tätig in
England von 1618 — 1643 und dort
von A. van Dyck beeinflußt; dann
in Middelburg [1642] und längere
Zeit in Amsterdam [1646 und noch
1662], vorübergehend im Haag
[1647], Utrecht [1652].
750a Bildnis. Vor bräun-
lichem Grau das ockergelb-
liche Inkarnat, durch licht-
rote Töne in Wange, Mund
und Nasenlöchern erwärmt.
Graues Haupt- und Barthaar. Kalter bläulichweißer Kragen. Grauschwarzer Rock.
Erworben 1846 .-. Leinwand, h. 0,70, br. 0,58.
Segh
p^yr Hercules Seghers oder Segers. Zeichnet sich selbst meist Segers. Landschaftsmaler
und Radierer, geboren 1589, gestorben zu Amsterdam um 1645. 1607 in Amsterdam Schüler
des Gillis van Coninxloo. Tätig um 1633 vorübergehend im Haag, später wieder in Amsterdam.
808a Holländische Flachlandschaft mit dem Städtchen Rhenen. In hellblauem
Ton, am Horizont von sonnigen weißen und oben blaugrauen Wolken überzogen,
denen der durchscheinende bräunliche Grund Tiefe verleiht, spannt sich der hohe
Himmel über der in tiefer saftiger Färbung gehaltenen Landschaft. Der dunkelbraune
Ton der Hügel im Vordergrunde, mit Saftgrün getönt, geht nach dem weißlich
schimmernden Spiegel des Neder-Rijn zu in helleres Braun und Gelbgrün der Wiesen
über. Jenseits des Flusses dehnt sich die weite Ebene zunächst in bräunlichsaftgrünen
Tönen, dann in grünlichem Blau, das schon in der Kirche ansetzt und mit zarten
bräunlichroten Tönen in den Dächern der Häuser kontrastiert.
Bez. links unten: Hercules Segers .*. Eines der wenigen bezeichneten Gemälde dieses seltenen Meisters .*. Auf einer Ver-
steigerung in London als „van Goijen" verkauft .'.
Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz h. 0,42, br. 0,66.
806b Holländische Flachland-
schaft mit dem Städtchen Rhe-
nen. Der hohe luftige Himmel ver-
tieft sich vom weißlichen Horizont,
den lichte hellblaue Streifen unter-
brechen, zu dunklerem Hellblau, durch
dessen lockeren Auftrag die warme
hellbräunliche Grundierung schim-
mert. Die Landschaft in lichtem blau-
grünlichem Ton, über den der ganze
Vordergrund und die Einzelheiten
des Mittelgrundes mit bräunlichem
228
Saftgrün lok-
kereing-ezeich-
net sind. Im
Mittelgrunde
begleitet die
saftgrüne
Zeichnung
schon luftiges
Blaugrün, das
in der Ferne
ganz die Herr-
schaftgewinnt,
durch zwei
Flecke Braun-
rot in den
Dächern sich
ergänzend.
Früher in der Galerie zu Karlsruhe, wo es sich noch 1833 befand .'. Sammlung v. Landauer, Stuttgart 1S60 .'. Sammlung
Suermondt, 1874 .•. Eichenholz, h. 0,26, br. 0,35.
Rogh
j~.„p. Roelant Rogh man. Maler und Radierer von Landschaften, geboren zu Amsterdam um
1620, gestorben daselbst 1686 oder 1687. Nach Reisen in den Alpengegenden tätig
zu Amsterdam.
807 a Gebirgslandschaft. Der Vordergrund in dunkelbraunen und dunkelsaftgrünen
Tönen setzt sich kulissenartig gegen das Ockergelb der Mitte ab. Das Saftgrün der
Büsche und Grasflächen, das den ockergelben Mittelgrund unterbricht, geht in der Ferne
in helles Blaugrün über. Die Intensität der ockergelben Töne erhöht der Kontrast
zum Hellblau des Himmels und Blaugrau der Wolken, während das Grün in einigen
Flecken Zinnoberrot der Staffage vorn sich ergänzt.
Bez. rechts unten: R
>rben 1867 in Stuttgart .'. Leinwand, h. 1,1 S, br. 1,72.
Avf KPflmr^ Hendrick Avercamp genannt de Stomme van Kampen. Maler von Winterland-
^^ H Schäften, geboren zu Amsterdam den 25. Januar 1585, gestorben zu Kampen um 1663.
Tätig in Kampen [seit ungefähr 1625],
vorher in Amsterdam.
760 Winterlandschaft. Sehr lichte,
weißliche Winterstimmung, mit
schwärzlicherZeichnungderBäume
und einzelner Gegenstände. Blau-
graue Schneespuren und Schatten-
partien. Hellblaue Ferne und oben
aufklarender Himmel. Ockergelbe
Färbung des Schilfes am Ufer und
der Hausmauern. Die beiden Fi-
guren der Mitte in stumpf braun-
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
807 A
760
229
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
901 E
821 A
roten Kleidern, die Gestalten der Eis-
läufer in lichten graublauen und gelb-
lichen, mattrosaroten und gelbgrün-
lichen Trachten.
Bez. rechts unten am Wege; Avercamp .". Sammlung
Solly, 1821 .-. Eichenholz, h. 0,19, br. 0,31.
Mf^icfAK Tv A ^° genannt nach der Be-
■'•'•^''J'-»^* * V i^ Zeichnung auf unserem
Bilde. Das Monogramm ist sonst nicht nach-
gewiesen. Tätig um 1620 unter dem Einflüsse
der vlämischen Landschafter.
901 E Landschaft. Graublau spiegeln
sich im Flusse die dunklen Gewitter-
wolken, die den auf der r. Seite noch
klaren hellblauen, von einzelnen ockergelblichen Wolken bedeckten Himmel über-
ziehen. Fahl ockergelb ist der Mittelgrund der im braunen Tone der Untermalung
gehaltenen Landschaft beleuchtet, hell gelbgrün die blaugrünen Bäume vor finsterem
Himmel. Einige Flecken Lichtrot in der Staffage, im Brückenbogen 1. und im Dache
des Gehöfts beleben die Darstellung.
Bez. links unten: TvA .■. Erworben 1896 auf der Versteigerung Krauspe in Berlin, als Geschenk des Generaldirektors
Dr. W. Bode .-. Eichenholz, h. 0,23, br. 0,34.
I^_ • „K Philips Koninck oder Koning. Landschaftsmaler, geboren den 5. November 1619 zu
IXUIllUCK. Amsterdam, begraben daselbst den 4. Oktober 1688. Schüler seines Bruders Jacob Koninck
und Rembrandts. Tätig zu Amsterdam und vorübergehend in Rotterdam [1640 41]
821a Landschaft. Die tiefe saftige Wirkung des in wechselnder Beleuchtung, von der
Höhe gesehen, weit bis zu dem dunstigen Streifen am Horizont sich hindehnenden
Landes erhöht der Gegensatz zum hellen luftig graublauen Wolkenhimmel, in dessen
Tiefen die warm braune, das ganze Bild zusammenhaltende Grundierung der Leinwand
durchscheint Ein heller Lichtblick trifft die abfallende Höhe im Vordergrunde mit den
wechselnden goldgelben, ockergelben und hellgrünen Tönen ihres Graswuchses neben
warm braunen und
dunkelgrünenSchat-
tenpartien. Wenige
Flecken bräunlichen
Rots [Jacke derFrau
vorn auf der Höhe;
Ziegeldächer im Mit-
telgrunde] steigern
die Wirkung des
beherrschenden
bräunlichen Grüns
der Landschaft. Die
hellere Fläche be-
grenzt bräunlichsaft-
grünes Buschwerk,
230
das im beschatteten Mittelgrund
eine dunkelblaugrüne Färbung
annimmt. Dazwischen schimmern,
breit und nur locker hingesetzt,
die blaugrauen Wasserstreifen
der Kanäle, von hellen gelblich-
grünen Wiesenstreifen einge-
faßt. In der Ferne wird die Be-
leuchtung noch mannigfaltiger.
Zwischen grünlichem, bräunlichem
und gelblichem Land glitzern
weißliche Wasserläufe.
Bez. rechts unten : P. Koning .'. Erworben 1888
in London.
Leinwand, h. 0,91, br. 1,65.
^^ppi* Aert [Aernout] van der Neer. Landschaftsmaler, geboren 1603 zu Amsterdam, gestorben
den 9. November 1677. Tätig vornehmlich zu Amsterdam [nachweisbar seit 1638].
842b Mondscheinlandschaft. In tiefem warmem Braun, unter das sich die saftgrünen
Töne der Bäume mischen, glitzernd in goldgelben und rötlichen Lichtern, liegen die
Ufer am graublauen Wasser, in dem sich gelblich das Licht des Mondes spiegelt.
Gegen den weißlichen Schimmer der Mitte steht schwärzlich ein Kahn. Darüber
spannt sich der helle bläuliche Nachthimmel, der sich um die weißliche Scheibe des
Mondes aufhellt. Ringsum bedecken ihn dunkelgraublaue Wolken, goldgelb vom
Mondlichte bestrahlt.
Bez. am Boden links mit dem aus AV und DN gebildeten Monogramm .■. Sammlung Schönborn, Wien 1866 .*. Sammlung
Suermondt, 1874.
Leinwand, h. 0,33, br. 0,42.
840c Winterlandschaft. Die dünne rotbraune Untermalung erwärmt [besonders im
Vordergrund, den Bäumen und
Gebäuden] das Weiß der
Schneefläche und das Blau-
grau der Eisdecke. R. am Ufer
etwas Ockergelb im Erdreich.
Die Staffage in kräftig schwärz-
lichbraunen und graublauen
Tönen mit vereinzelten zin-
noberroten Flecken. Lichtrot
in den Giebeln und Schorn-
steinen der Häuser, nach der
Tiefe neben graublauen Tönen
in ein luftiges Rosarot über-
gehend. Den lichten bläulichen
Himmel bedecken weiße, an
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
842 B
840 C
231
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
842 D
842 A
den Rändern sonnig ockergelb
beleuchtete und graublau be-
schattete große Wolken.
Bez. links unten mit dem aus AV und
DN gebildeten Monogramm .'. Sammlung
Pastor, Burtscheid 1820 .'. Sammlung
Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,59, br. 0,82.
842d Mondaufgang. Etwas
r. von der Mitte ist über
den fernen Häusern und dem
bräunlichhellgrauen Wasser
die weißliche Mondscheibe im Aufgehen, die graublauen Wolken und den Horizont mit
einem fahlen rötlichen Schimmer erhellend. Der rötliche Lichtschein geht nach vorn zu
in den die ganze Darstellung beherrschenden [über die helle Grundierung gelegten]
braunen Ton der Untermalung über, auf dem alle Details des Vordergrundes zur Steigerung
der Lichtwirkung in schwärzlichen [im Laubwerk 1. mit dunkelsaftgrünen Tönen unter-
mischt], die Einzelheiten des Hintergrunds in luftigeren dunkelgraublauen Flecken flott
und skizzenhaft hingesetzt sind.
Bez. links unten in ockergelber Farbe mit dem aus AV und DN gebildeten Monogramm .'. Erworben 1900 aus dem Wiener
Kunsthandel .". Eigentum des Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins.
Eichenholz, h. 0,175, br. 0,38.
842a Mondscheinlandschaft. Alle Lokalfarben gehen in der dunkelgraublauen Färbung
des Abends unter, die besonders im Vordergrunde durch das Braun der Untermalung
leicht getönt wird. Über den dunkelgrünen Bäumen steht die goldgelbe Mondscheibe.
Ihr Licht übergießt die Ränder der Wolken und die ganze Landschaft mit glitzernden
goldgelben Lichtern. In rötlichen Tönen schimmern zwischen den dunklen Bäumen die
Häuserreihen, die sich längs des Kanals hinziehen. Gegen den goldigen Glanz des
Mondlichts im Wasser steht
die dunkelbraune Gestalt des
Reiters im Vordergrunde.
Sammlung Mecklenburg, Paris 1854
Sammlung Suermondt, 1874.
Leinwand, h. 0,53, br. 0,73.
232
842 E Sonnenuntergang. Himmel
und Eisfläche hüllt die Dämme-
rung in ein kühles Blaugrau,
während hinter dem Kirchturm
der gelbe Schein der unterge-
gangenen Sonne aufstrahlt. Er
verbreitet sich am Himmel bis
zu den von rötlichem Schimmer
erwärmten dunkelgraublauen
Wolken und glänzt in der grau-
blauen Eisfläche wieder. In kräf-
tiger dunkelbrauner und grauer
Färbung helfen die Figuren die
Ferne zurücktreiben. Einige Flek-
ken leuchtenden Zinnoberrots
[verschiedene Röcke der Frauen r.], das warme rötliche Inkarnat der Figuren sowie die
lichtrote Tönung einzelner Häuser und Dächer dienen der Belebung des für Neer außer-
gewöhnlich farbigen Bildes.
Bez. links unten mit dem aus AV und D N gebildeten Monogramm .*. Erworben 1908 aus der Sammlung Rudolf Kann, Paris.
Leinwand, h. 0,375, br. 0,51.
Schule i'On
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
842 E
840 Brand einer holländischen Stadt. In dunklem Braun. Die Giebel der braunen
Häuser der Stadt, die Umgebung und der Nachthimmel sind in die rote Glut der
Feuersbrunst getaucht. Gelbe Flammen lodern aus den brennenden Dächern auf. Dichte
vom Feuerschein erhellte rote Rauchwolken mit sprühenden gelben Funken wälzen sich
nach r. über das Wasser
hin, das sie mit rötlichen
Lichtern erhellen, und
verschwinden allmählich
vor dem kalten grau-
blauen Himmel, an dem r.
zwischen den schwärzlichen
Schiffen das ruhige weiß-
liche Licht des Mondes
leuchtet.
Bez. vorn an einem Boote mit dem
aus AV und DN gebildeten Mono-
gramm .•. Erworben 1844 in Rot-
terdam.
Leinwand, h. 0,75, br. 1,03.
840
233
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
842
842 Mondscheinlandschaft. Am
nächtlichen graublauen Wolken-
himmel, der locker über die durch-
scheinende braune Untermalung
gelegt ist, erhebt sich die weiße
Scheibe des Mondes. Die Wirkung
des Lichteffekts wird durch den
Kontrast zu den dunkelbraunen
Segeln gesteigert. Ein rötlicher
Schein verbreitet sich an den Rän-
dern der dunkelgraublauen Wolken
entlang, glänzt auf der graublauen
Wasserfläche und auf den bräun-
lichgrünenBäumen derUfer,die sich
kräftig in tiefem schwärzlichbraunem Dunkel [dazwischen die rötlich aufschimmernden
Mauern der Häuser] gegen den hellen Glanz des Mondes abheben. Vorn, verhalten
im nächtlichen Dunkel, ein Fleck Rot in der Kappe des Netze flickenden Fischers.
Bez. rechts unten mit dem aus AV und DN gebildeten Monogramm .■. Erworben 1843 aus der Sammlung Reimer
zu Berlin.
Eichenholz, h. 0,32, br. 0,46.
A 71* _,_^ Simon de Vlieger. Maler und Radierer, vornehmlich von Marinestücken, geboren um 1601
V IIC^CI ^y Rotterdam, g^estorben zu Weesp im März 1653. Angeblich Schüler des älteren Willem van de
Velde, unter dem Einflüsse des Jan Porcellis ausgebildet. Tätig zu Rotterdam, Delft [1634 — 1640],
Amsterdam [bis 1650] und Weesp.
934 Leicht bewegte See. Wasser und Wolkenhimmel gehen in einem verblasenen
graublauen Tone zusammen, der locker über die braune Untermalung [warm in den
Tiefen der Wogen und der Wolken zutage tretend und die Wolkenschatten vertiefend]
gelegt ist. Oben ist der hellblaue Himmel sichtbar. Warm ockergelbliche Lichter in
den Wolken und am Horizont, am Boot und dem Segel. Ein kleiner Fleck Rot in
der Jacke des Steuermanns, Blau
und Weiß in der Flagge.
Bez. links unten: S ■ DE VL . EGER 163. . [die
letzte Ziffer undeutlich, könnte eine 3 oder 5 sein]
.■. Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,32, br. 0,44.
234
V^cippeiie pelle. Maler von
Marinen und Winterlandschaften,
auch Radierer, geboren 1624 oder
1625 zu Amsterdam, begraben
ebenda den 22. Dezember 1679.
Schüler des Simon de Vlieger.
Tätig zu Amsterdam.
875a Stille See. Von lufti-
gen grauen Wolken mit
hellen Lichträndern ver-
deckt steht die Sonne am
hellbläulichen Himmel. In
dem weichen goldigen
Dunst gehen Himmel und
graublaue Wasserfläche in-
einander über. Gelber Sonnenglanz sprüht über die kaum bewegte Wasserfläche hin.
Die Wirkung dieser feuchten schimmernden Atmosphäre wird durch die festeren und
nur allmählich nach der Tiefe zu sich auflockernden warmbraunen Töne der Untermalung
erhöht, in denen der Vordergrund mit den dunklen Booten, Figuren und dem gold-
gelbbraunen Segel zusammen gehalten ist. R. eine blaugrün bewachsene Landzunge.
Vorn gegen die dunklen Schatten das glitzernde Weiß der Möven.
Schule Tioii
Amsterdam
im XVII.
Jahrhiin-
ilerl
875 A
Bez. am Boote links: I V Cappell .
Leinwand, h. 0,45, br. 0,71.
.". Erworben 1876 aus der Sammlung von Lippmann-Lißingen, Wien.
.eeman
Reinier [Remigius] Nooms, gen. Zeeman. Maler und Radierer von Seestücken, ge-
boren 1623 vkiahrscheinlich zu Amsterdam, gestorben 1667 oder 1668. Tätig zu Amsterdam,
kurze Zeit auch in Frankreich [um 1650] und nach Nicolai [„Nachrichten von Berlin. . ."] vorübergehend
in Berlin.
Am hohen [nur wenig sichtbaren]
grauen Wolken die
875b Ruhige See.
hinter dunstigen
Sonne, welche die tieferen Wolken-
schichten gelblich beleuchtet. In sonnigem
Glanz schimmern Wasser und Horizont
zusammen. Durch den Gegensatz zu
den festeren warmbraunen Tönen der
Küste, in die sich Blaugrau in den
Schiffen mischt, wird die luftige Wirkung
des Himmels noch gesteigert. Ein Fleck
Rot in der Jacke des dem Ufer zu-
schreitenden Mannes; blau -weiß -rote
Schiffsflagge ; rötliche und grünliche Flecke
in der Staffage.
lichtbläulichen Himmel steht
Bez. am Boden links nahe der Mitte: R " Zeeman
lung Suerinondt, 1874.
Leinwand, h. 0,24, br. 0,22.
. San
875 B
235
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jakrhun-
derl
848 B
R/i<ay-cfvaf^n Anthonie Beerstra-
DeeibiraLCU ten [Beerstraaten].
Lebensverhältnisse unbekannt. Wahr-
scheinlich Bruder von Jan und Abraham
Beerstraten, mit denen er jjleichzeitig
[nach den Daten auf seinen Bildern um
1660] zu Amsterdam tätig war.
848b Winterlandschaft. Im kalten
Blaugrau eines Wintertag-s. Nur
das Ufer 1. im Vordergrunde wird
vom braunen Ton der Unter-
malung etwas erwärmt, der auch
dem Blaugrau der Eisfläche eine
ins Violette spielende Färbung ver-
leiht. Am mattblauen Himmel
dunkelblaugraue und ockergelbliche Wolken mit weißen Lichträndern. Die Staffage
steht dunkel und in kräftig gefärbten Trachten [besonders Goldgelb, bräunliches
Rot und Grün] gegen die blaugraue Eisfläche. Warm rotbrauner Ton der Boote und
der Häuser an den Ufern.
Bez. links unten auf einem Brett: A. Bee f .
Leinwand, h. 0,35, br. 0,54.
Erworben 1853.
895
R aL-V-iiiirc^^n Ludolf Bakhuysen. Zeichnet sich auch Backhuisen, Backhuizen und Back-
Dcll^Il'-iy ^*^'' huijsen. Marinemaler und Radierer, geboren zu Emden den 18. Dezember 1631,
begraben zu Amsterdam den 17. November 1708. Schüler des Allart van Everdingen und des
Hendrick Dubbels zu Amsterdam. Tätig in Amsterdam [seit 1650].
895 Leichtbewegte See. Einheitlich blaugrauer Ton. Vor den großen gleichfarbigen
Wolken mit ockergelblichen Lichtern, die zum Teile den hellblauen Himmel bedecken,
schimmern, von der Sonne beschienen, ockergelbliche Segel. Während die dunkle
Masse des Segelschiffes 1. die Helligkeit der Luft steigern hilft, konzentriert sich
das zum Graublau komplementäre Ockergelb im Segel des Bootes r. und seinem
Reflex in den blaugrünlichen Wogen.
Bez. an dem kleinen Boote vorn: 1664
L Back , .*. Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 0,56, br. 0,97.
Pottei
Paulus Potter. Maler
von Tieren und Land-
schaften, getauft den 20. Novem-
ber 1625 zu Enkhuizen, begraben
zu Amsterdam den 17. Januar 1654.
Schüler seines Vaters Pieter in Amster-
dam und Jacob de Wets zu Haarlem.
Tätig zu Delft [1645 bis 1648, 1646
in die Gilde aufgenommen], im Haag
[1649 in die Gilde eingetreten] und
in Amsterdam [seit 1651].
236
872b Der Stier. In mächtiger dunkler
Silhouette hebt sich der Stier, der
im warm bräunlichen Tone der Unter-
malung mit dem Hügelabschnitte des
Vordergrundes zusammengeht, vom
schimmernden Weiß der großen Wolke
ab, die am r. oben sichtbaren blauen
Himmel heraufwallt. Im Gegensatz zu
dem in einen dunklen Wolkenschatten
getauchten Vordergrunde leuchtet die
grüne Wiese 1. [deren Struktur durch
einen pastosen Auftrag in kleinen blau-
grünen und gelbgrünen Farbflecken
auf dem durchsichtig bräunlichen Grund
gegeben ist] mit den goldgelbbraunen Kühen in hellem Sonnenlicht, vor den Schatten-
partien der Wolkenmassen, die, ebenso wie die nur angedeutete Ferne in der Mitte, ganz
locker über den bräunlichen Ton der Grundierung gelegt sind.
Sdiule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
872 B
Bez. links unten am Boden: Paulus Potter f. 1649
Eichenholz, h. 0,23, br. 0,29.
Eigentum des Kaiser-Friedrich-Museums- Vereins.
872a Aufbruch zur Jagd im „Bosch" beim Haag. Vor hellblauem Himmel mit
schimmernd weißen Wolken das lebhafte sonnige Grün der Bäume, des Mooses an
den Stämmen und des Graswuchses, das dem Bilde seinen frischen farbigen Charakter
gibt. Mit dem Grün kontrastiert der goldgelbbraune Ton, in dem das Laub einzelner
Bäume [Baum 1., in der Mitte und r.] und die Rinde der Baumstämme schimmert, der
zum Rotgelb der Pferde,
Hunde und Kühe ansteigt
und mit Grau gedämpft auch
in den Wegen der Allee
wiederkehrt, zwischen dem
Grün des Rasens. Ein Fleck
kräftigen Blaus in den Trach-
ten des Reiters 1. und eines
Falkeniers in der Mitte.
Bez. links unten: Paulus Potter • F •
1652 .•. Eine alte, nicht eigenhändige
Wiederholung in der Galerie zu Dres-
den .'. Sammlungen Prinz Conti, Herzog
von Choiseul, Fürst Radziwil, Wombwell,
Stevens .'. Sammlung Suermondt, 1874.
Leinwand, h. 0,60, br. 0,76.
237
Schule von
Amsterdam
im xvn.
Jahrhun-
dert
903 A
922 B
Veld
Adriaen van de Velde. Maler und Radierer
von Landschaften und Tieren, getauft zu Amster-
dam den 30. November 1636, gest. daselbst den 21. Ja-
nuar 1672. Schüler seines Vaters, des Marinemalers Willem
van de Velde d. Ä., zu Amsterdam, später des Jan Wijnants
und des Philips Wouwerman zu Haarlem; unter dem Ein-
flüsse von Paulus Potter weiter ausgebildet. Tätig zu
Amsterdam.
903a Kühe auf der Weide. Den ganz oben
sichtbaren hchtblauen Himmel bedecken dunstig^e
graublaue Wolken, die der warm rötliche Schein
der Sonne [rotbräunlicher Ton der Untermalung]
durchdringt. Dieser rötliche Schein steigert sich
zu gedämpftem Goldgelbbraun in der stehenden
Kuh, während der graublaue Grundton der
Wolken in der liegenden Kuh und als kleiner
Fleck in der bläulichen Schürze der Frau in der
Ferne weiterklingt. Blaugrün als Ergänzungston
[im Vordergrunde stärker vom bräunlichen Tone der Untermalung durchsetzt] verleiht
den rotbräunlichen Tönen das Übergewicht.
Bez. rechts unten: A . v Velde • f 1658 .-. Erworben 1853 in Berhn.
Eichenholz, h. 0,27, br. 0,22.
922b Flache Flußlandschaft. Am lichtblauen Himmel ziehen bräunlichgraue Wolken
herauf, goldig -ockergelblich von der Sonne beleuchtet. Ein feiner graubräunlicher
Dunst liegt über der blaugrauen Wasserfläche, in der sich weich verschwimmend das
stumpfe Grün des jenseitigen Ufers und das gedämpfte Lichtrot des Schlößchens
spiegelt. Kräftiger blaugrünlich ist die Wiese auf der Landzunge gefärbt. Hell
glänzt dort in der Sonne das weiße Fell des Schimmels und einiger weidender Schafe,
während der rotbräunliche Ton in dem zweiten Pferd und dem einzelnen Schaf
wiederkehrt.
Sammlung Schönborn, Wien, 1866 .•. Sammlung Suermondt, 1874 .•. Leinwand, h. 0,41, br. 0,66.
922 (
Die Farm. Zwischen den blaugrünen Baumgruppen, die sich tief gegen die lichte
blaue, von grauen Wolken über-
zogene Luft abheben, fällt die niedrig
stehende Sonne ein. Sie glitzert
in hellen Lichtern auf ockergelb-
lichen Stämmen und Geäst der Bäume
und wirft einen breiten Lichtstreifen
über die schattige dunkelgrüne [im
Vordergrunde vom Braun der Unter-
malung erwärmte] Wiese. Tiefblau
sind die Schatten der dunklen Baum-
gruppe r. vorn gefärbt. Vom Grün
ÜHb— MhaaaiMBfciiiMBi litxms^mMlä hebt sich das bräunliche Rot in der
238
Jacke des r. vorn schlafenden Hir-
tenjungen und das Graubraun der
KüheundZieg-en,imhellenSonnen-
lichte das Rotbraun der Kühe, im
Hintergrunde einFleckRot[Mieder
der melkenden Frau] undZiegelrot
in den Gebäuden ab. L. im Mittel-
grunde schimmerndes Weiß im
Schimmel an derTränke. Im Durch-
blick zwischen demLaubwerksteht
eine sonnige ockergelblicheWolke.
Bez. links unten am Zaune ; A. v. Velde . f 1666 .".
Vielleicht Gegenstijck zu der gleich großen und
aus demselben Jahr datierten Hirschjagd im Stä-
delschen Institute zu Frankfurt a. M. .". Erwor-
ben 1899 aus der Sammlung des Lord Francis
Pelham Clinton Hope in London.
Leinwand auf Holz, h. 0,63, br. 0,78.
Veld
Willem van de Velde d. J. Getauft zu Leiden den 18. Dezember 1633, gestorben zu Green-
wich bei London den 6. April 1707. Schüler seines Vaters Willem v. d. Velde d. Ä. und Simon
de Vliegers. Tätig- zu Amsterdam und seit 1673 zu London [seit 1677 Hofmaler des Königs von England].
1679 Der Salutschuß. Vor der bräunlichblaugrauen Wolkenwand, die am 1. oben sicht-
baren blauen Himmel steht und dem Wasserspiegel seine blaugraue Färbung gibt,
schimmern weiß die Rauchwolke des Kanonenschusses, warm ockergelblich [durch den
Gegensatz zu den schwärzlichen Rahen und Masten in ihrer hellen Wirkung gestei-
gert] die Segel des großen Schiffes, tiefer goldgelbbraun der Rumpf. Leuchtendes Hell-
karminrot der Wimpel und der Flagge am Gallion, Hellblau, Goldgelb und Karminrot der
Flagge am Großmast. In der Ferne erscheinen die kräftigen Farben der übrigen Schiffe
mit dem goldgelben Rumpf und den hellroten Flaggen in lockerer luftigerer Tönung vor
blaugrauen Wolken. Im Mittel-
grund ein goldbraunes Ruder-
boot. Der Vordergrund mit
dem kleinen Segelboot und
der Staffage ist in dunkel-
braunem Tone zusammenge-
halten, der nur im Segel ins
Gelbbraune spielt,durch einige
Flecken Rot [Kappen der
Fischer] belebtwirdunddessen [i ^l 1
dunkle Färbungvor allem dazu • I , '
dient, den luftigen Mittel- ' ' ''
grund zurückzutreiben.
Bez. auf der Planke r.: W. V. V. 1664 .-.
Erworben 1910 als Geschenk der Hh. Th.
Agnew & Sons, London.
Leinwand, h. 0,86, br. 1,00.
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
922 C
1679
239
Schale von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
860
862
848D
Berg
Dirck van Bero-en oder Berghen oder van den Bergen. Geb. zu Haarlem um 1640.
^^ Daselbst tätig 1661 bis 1690 nach den Daten auf seinen Bildern, zeitweilig auch in London.
860 Tierstück. Der bräunliche, das Dunkelgrün der Wiese und Bäume durchdringende
Ton der Untermalung steigt zu Lichtrot in der Kuh, zu Rotbraun im Gemäuer und bis
zu bräunlichem Zinnoberrot in der Jacke der Magd [neben Hellblau im Rock und Ocker-
gelb im Hut] an. Lichter blauer Himmel.
Gegenstück zu Nr. 862 .-. Erworben 1843 aus der Sammlung Reimer zu Berlin .-. Eichenholz, h. 0,19, br. 0,26.
862 Tierstück. Die Stimmung entspricht dem Gegenstück. Die rotbraune Grun-
dierung wirkt am vollsten in den Kühen und steigert sich zu bräunlichem Rot in der Klei-
dung der Hirtin [neben Hellblau], kontrastierend mit dem dunklen Grün der Landschaft.
Gegenstück von Nr. 860 .-. Erworben 1843 aus der Sammlung Reimer zu Berlin .'. Elchenholz, h. 0,19, br. 0,26.
\T \ !• Nicolaas Verkolie. Maler und Stecher [Schabkunst], geb. den 11. April 1673 zu Delft,
VerkOlje ^^st. zu Amsterdam den 21. Januar 1746. Schüler seines Vaters Jan Verkolje. Tätig zu
Amsterdam [seit 1700].
1012 Verweigertejagdbeute. Die Darstellung
im blaugrauen Tone der rahmenden Archi-
tektur, der in der Brüstung vom Braun der
Untermalung etwas erwärmt wird. Er kühlt sich
ab zu Graublau im Mieder des Mädchens, zu
bläulichem Weiß in ihrem Hemd, Haube und
Tuch, von dem sich das rotbräunliche Inkarnat
warm abhebt, und zu Blaugrün [Jacke des Jägers,
Bäume, Oberseite des Kissens], mit dem das
bräunliche Rot im Vorhange kontrastiert. Matt-
goldgelber Abendhimmel.
Bez. am Postament der Säule rechts : N Verkolje .-. Aus der früheren
Zeit des Meisters, im Anschluß an die älteren Sittenbildmaler,
namentlich an Metsu .-. Sammlung SoUy, 1821.
Eichenholz, h. 0,38, br. 0,29.
J
dKarel du Jardin oder Dujardin [dujardijn].
in Maler und Radierer, geb. 1622 zu Amsterdam,
gest. zu Venedig den 20. November 1678. Schüler Nie.
Berchems, im Haag [vor 1656 bis 1659] unter dem Ein-
240
flusse Paul Potters weiter ausgebildet. Nach längerem Aufenthalt in Italien tätig im Haag und in Amster-
dam [seit 1659]; um 1675 kehrt er von dort nach Italien zurück.
848d Bildnis eines Weinhändlers. Das helle, mit mattrötlichen Tönen behandelte
Antlitz, durch reines Weiß im Kragen höher gestimmt, umgeben kalte Töne in harter
glatter Malerei: Dunkelbraungrau im Hintergrund, Blaugrau in Rock und Mantel. Bräun-
lichockergelbes Haar, ein Fleck Goldgelb im Rockkragen. Grünlicher Römer.
Bez. rechts oben: K • DU lARDIN • fe 1664
aus der Sammlung Mestern in Hamburg.
Kupfer, h. 0,28, br. 0,22.
Erworben 1873
848f Italienische Landschaft bei Abend-
beleuchtung. R. glüht über den in hell-
blauen Duft gehüllten Bergen goldgelber
Sonnenuntergang. Goldgelbe Wölkchen
schwimmen am blauen Himmel. Von goldigem
Licht ist die tiefer liegende blaugrüne Ebene
Übergossen, gegen die sich dunkel der blau-
grüne Mittelgrund absetzt. Hell beleuchtet
stehen einige gelbrote Zweige gegen das
Dunkelgrün. Aus den kühleren grünen Tönen
des Vordergrunds taucht hellbeleuchtet, in
harten bestimmten Formen die farbig ge-
haltene Figurengruppe auf. Bräunliches Zin-
noberrot im Rocke des vom Esel steigenden
Jungen, gedämpfter in der Kappe des
Reiters auf bläulichweißem Maultiere, geben.
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
848 F
848E
241
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
974 A
besonders rote Töne.
kontrastierend mit dem kalten Grün,
dem Bilde den Mittelpunkt.
Bez. links unten: K ■ DU ■ JARDIN . fe .-. Gegenstück zu
Nr. 848 E .-. Erworben 1878 in Paris.
Leinwand, h. 0,62, br. 0,55.
848e Italienische Landschaft bei
Morgenbeleuchtung. Am hellblauen
Himmel, über hellblauer Ferne strahlt 1.
der goldgelbe Schein der Sonne auf und
färbt das Laub der Bäume, die graublauen
Wolken am Horizont, die gelbbraunen
Felsen mit goldigem Licht, dessen
Wirkung durch den Gegensatz zum
dunklen Blaugrün der Baumgruppe in der
Mitte und den noch kälteren blaugrünen
Tönen des Vordergrundes erhöht wird.
Buntere Farben zur Betonung der Mitte
in der hell von der Sonne beleuchteten
Figurengruppe, Blau, Weiß und als Er-
gänzung zum vorherrschenden Grün
Vorn im Gras zinnoberroter Mohn.
Gegenstück von Nr. 848 F .". Wie Nr. 848 F früher in der Sammlung van Loon, Amsterdam .'. Erworben 1878 in Paris.
Leinwand, h, 0,61, br. 0,54.
\IT(:^c^X'\\'V J^" Weenix. Maler von Stilleben und Bildnissen, geb. zu Amsterdam um 1640, gest. daselbst
WCCIUA jgjj 20. September 1719. Schüler seines Vaters Jan Baptist und wahrscheinlich auch seines Onkels
Gijsbert d'Hondecoeter in Utrecht. Tätig zu Amsterdam und kürzere Zeit in Utrecht [1664 und 1668
als Mitglied der Malergilde verzeichnet]; von 1702 — 1712 vom Kurfürsten Joh. Wilhelm von der Pfalz in
Düsseldorf für das Schloß Bensberg bei Köln beschäftigt.
974a Toter Hase und Vögel. Der goldig-gelbbraune Schein des 1. verglühenden
Abendhimmels tönt die gesamte, im Braun der
Untermalung gehaltene Darstellung. Der gelb-
bräunliche Ton steigert sich über Olivbraun im
Gefieder der Rohrdommel 1. zu Goldgelbbraun
im Hasenfell und der Innenseite des Jagdtaschen-
riemens, neben reinem Weiß des Hasenbauches
[darauf eine schwarze Fliege] und Blaugrau in
den Flügeln der Vögel. Weiß und Braunrot
[Brustfedern] in der herabhängenden Taube. Ge-
gen die warmen gelbbräunlichen Töne steht leuch-
tendes Smaragdgrün in der Sammetfütterung der
Jagdtasche und ihres Riemens r. [darauf einige
Flecke von Blau, Goldgelb und Rot im Gefieder
der kleineren Vögel] ausklingend im blaugrünen
Busch mit hellroten Rosen.
Erworben 1862 .-. Leinwand, h. 1,25, br. 1,07.
242
1001 Blumenstrauß. Vor dem dunklen
graubraunen Hintergrund [in der Abend-
landschaft l.und im Erdboden durch bräun-
lichockergelbe Töne aufgelichtet] leuchtet
der Strauß in prächtig bunten Farben,
denen das Weiß der Blumen 1. unterhalb
der Mitte als Basis dient. Die Mitte be-
tont Zinnoberrot in der Feuerlilie, das
auch in den Mohnblüten oben und r. unten
wiederkehrt und durch den Kontrast zu
dem reichlichen Grün und r. Blaugrün der
Blätter an Intensität gewinnt. Auf der 1.
Seite tritt der Kontrast von Graublau,
Ultramarinblau [Winden] und Gelb hinzu.
Erworben 1843 aus der Sammlung Reimer zu Berlin.
Leinwand, h. 0,67, br. 0,56.
919ß Toter Hase und Vögel. Im braunen
Tone derUntermalung, die im Hintergrund
mit Grau gedämpft ist. Davor Goldgelbbraun im Felle des Hasen, das sich vom
dunkelblauen, über die braune Untermalung lasierten Gefieder des Birkhahns r. ab-
hebt, neben reinem Weiß der flaumig behandelten Bauchseite, das gegen bräunliches
Karminviolett im Tuche 1. steht. L. ein buntes Spiel farbiger Kontraste in kleinen
Flecken: Ultramarinblau und Goldgelb, Gelbgrün und Hellrot in den kleinen Vögeln.
R. hinten in gleichfalls kräftigerer Färbung eine bräunlichrote Falkenhaube.
Erworben 1887 zu Berlin auf der Versteigerung der Sammlung von Kramm-Sierstorpff in Driburg.
Leinwand, h. 1,09, br. 0,90.
Schule von
Amslerdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
919 B
Huij
Qll_-. Jan van Huijsum. Blumenmaler und Land-
OUIII schafter, geboren zu Amsterdam den 15. April
1682, gestorben daselbst den 7. Februar 1749. Schüler
seines Vaters Justus. Tätig zu Amsterdam.
998 Blumenstrauß. Die vorwiegend kalten, gla-
sigen Farben des Straußes sind auf das Blau-
grau der Steinnische gestimmt, dessen Wirkung
wieder durch den Gegensatz zu bräunlichem
Goldgelb im Marmorsockel erhöht wird. Die
Mitte betont kühles lichtsammelndes Weiß,
umgeben von kaltem Karminviolett in den Pri-
meln, der Rose r. und der Zeichnung der weißen
Tulpen. Dazwischen steht 1. und in der Mitte
das stumpfe Goldgelb anderer Primeln, das mit
dem Hellblau des Rittersporns und der Schwert-
lilien oben kontrastiert. Grelles Zinnoberrot in
243
Scfiule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
972 A
948 D
den Mohnblumen und Bohnenblüten dient dem
reichlichen Gelbgrün und Blaugrün der Blätter
als Ergänzung. Unten ein gelbliches Nest mit
bläulichen Eiern. Auf den Blumen und Blättern
haften Tautropfen und kriechen allerhand Tiere
und Insekten, die wie die ganze Darstellung in
saubersterGlätte und Feinheit durchgeführt sind.
Bez. links an der Tischplatte: Jan van Huijse . .
Leinwand, h. 0,78, br. 0,61.
Erworben 1849.
972a Blumenstrauß. In der kalten glasigen
Gesamtfärbung betont Weiß die Mitte, von
zartem Karminviolett in den Primeln und in
der Zeichnung der vkfeißen Tulpen umgeben.
Den Zusammenhalt gibt grelles Zinnoberrot in
der Anemone 1. von der Mitte, in der Zeichnung
der weißen Nelke darunter und, in gedämpfteren
Nuancen den Umriß des Straußes auf der r.
Seite begleitend, in verschiedenen Blumen und
wieder leuchtender im Mohn r. oben. Dazwischen stehen unten 1. ultramarinblaue
Winden gegen mattes Goldgelb der Narzissen und der Vase und gegen Gelb in den
Pfirsichen, deren rote Flecken wieder gegen das Hellblaugrün der Weintraube. Nach
den Rändern zu überwiegt das zum starken Rot komplementäre Blaugrün der Blätter
und Stengel, das ebenso wie mattes Blau [Rittersporn r. oben] zum kalten Blaugrau
in Nische und Sockel überführt.
Bez. links an der Tischplatte: Jan van Huysum fecit. .-. Gegenstück zu Nr. 972 B
Sammlung Suermondt, 1874 .-. Mahagoniholz, h. 0,79, br. 0,61.
Sammlung Schönborn, Wien 1866
972b Blumenstrauß. Die Gesamtfärbung ent-
spricht der des Gegenstücks. In der Mitte sind
in starker Helligkeit weiße Blumen von kaltem
bläulichem Schimmer angeordnet, welche die
Basis für die grellen glasigen Farben geben. In
schräger Richtung von 1. oben nach r. unten
tauchen zwischen dem reichlichen Blaugrün der
Blätter leuchtend zinnoberrote, gelbrote und rosa-
rote Blumen auf. Dazwischen, vor allem I. von
der Mitte, ultramarinblaue Winden und goldgelbe
Narzissen, sowie karminviolette Primeln. Vor
kaltem dunklem Blaugrau in Nische und Sockel.
Bez. rechts an der Tischplatte : Jan . Van Huysum fecit .-. Gege
stück von Nr. 972 A .-. Sammlung Schönborn, Wien 1866
Sammlung Suermondt, 1874.
Mahagoniholz, h. 0,79, br. 0,61.
244
I^ If Willem Kalf oder Kalf f. Stillebenmaler, geboren
IXdli zu Amsterdam 1621 oder 1622, begraben daselbst
den S.August 1693. Schüler des Hendrick Gerritsz.Pot.
Tätig zu Amsterdam.
948d Stilleben. Vor dem gfraubraunen Dunkel
des Hintergrundes leuchtet Gelbrot in der
Orange und der Orangeschnitte r., von einem
grünlichen Ton im Schatten und etwas Oliv-
grün in den Blättern begleitet, daneben das
sammtene Rot in den Flecken des Pfirsichs,
dessen weiche grauweiße Färbung den fett
aufgetragenen tiefen Farben als Basis dient.
Dahinter dunkelkarminroter Wein im Spitz-
glas, glitzernde gelbe Lichter auf dem mit
bräunlichgelbem Bier gefüllten großen Glas
1. daneben, weiche graue und weiße Licht-
flecke auf der bräunlichen Silberschüssel, dem
Achatgriffe des Messers und in der Tischplatte.
Nach der 1. Seite nimmt die Leuchtkraft der
Farben ab und geht im Smyrnateppich, in dessen Ornamentierung goldockergelbe
Flecke neben karminroten, saftgrünen und hellblauen überwiegen, in den gedämpften
bräunlichen Ton der Untermalung über.
Erworben 1893 als Geschenk des Sir Julius Wernher in London.
Leinwand, h. 0,65, br. 0,56.
Schule i'on
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
972 B
948h Die Küche. Glitzernd, in fetten Farbflecken aufgesetzt, sprüht das Licht auf den
Gegenständen im Vordergrunde des bräunlichgrauen Raumes. Goldgelb im Kürbis
[gedämpft sich verbreitend in der Falltür 1., im Kasten r. und dem Holztische] und gelbe
Glanzlichter am Becken auf dem Tische stärken
durch den Kontrast den kalten bläulichen Cha-
rakter des Grau in Boden und Wand. Bläu-
liches Weiß im Tuch betont die Mitte. Lichtrot
in der Schüssel mit der grünlichen, innen roten
Melone; roter Wein in der Flasche hinter dem
weißen Tuch. Das Rot klingt weiter in den
Ziegelsteinen des Mauerbogens, in der Jacke
der Frau und im Kaminfeuer 1. hinten. Gelb-
grün im Krautkopf neben goldgelben Gurken
im Korb am Boden.
Erworben 1906 als Geschenk des Generaldirektors Dr. W. Bode.
Eichenholz, h. 0,205, br. 0,185.
948 H
245
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
948 F
948 J
/
"^48f Stilleben. Weich schimmert das Licht
auf den Gegenständen der Mitte, deren stoff-
liche Oberfläche in pastosem, emailartigem
Auftrag der Farbe wiedergegeben ist. Neben
dem als Basis dienenden Weißgrau des Innern
der Zitrone leuchtet das Gelbrot der Orange,
das sich im Olivgrün des mit Weißwein ge-
füllten Römers [mit weißen blitzenden Re-
flexen] ergänzt. Gelb in der Zitrone steht
gegen das tiefe Ultramarinblau in der Zeich-
nung der bläulichhellgrauen chinesischen
Terrine und Blau im Bande der goldgelben
Taschenuhr 1. Dunkelkarminroter Wein im
Spitzglas. Hellgraue und weiße Lichter am
Rande der Silberschüssel und im Achatgriff.
Die vollen Farben der Mitte werden von
gedämpften Tönen umgeben: Karminrot,
schwärzlichem Saftgrün, Goldgelb und etwas
Hellblau im Teppiche r., rötlichem Grauviolett
in der Tischplatte. Im Hintergrund erscheint die braune Untermalung, durch graue Töne
vertieft.
Durch Tausch von der städtischen Galerie zu Straßburg gegen das früher unter Nr. 948 B katalogisierte Stilleben des Meisters .*.
Erworben 1899 in Paris.
Leinwand, h. 0,64, br. 0,53.
948j Stilleben. Die Färbung ist auf den bräunlichen Ton der Untermalung gestimmt,
die, im Hintergrunde locker durch dunkelgraueTupfen gedeckt, das Goldgelb mit seinen
blitzenden gelben Lichtern im Goldpokal und seinem im Vordergrunde liegenden Deckel,
in der Innenvergoldung der umgestürzten Kanne, das Ockergelb in der Pastete und
der Goldmontierung des Achat-
messergriffs davor, mit dem Grau
der weiß blitzenden Silberkanne
und Silberschale zusammenhält.
Goldene Reflexe spielen auf das
Silber herüber. Dazwischen dunk-
les Karminrot im Wein des hohen
schwärzlichen Glaspokals derMitte,
mit Braun gedämpft in derTisch-
decke. Dunkles grünliches Blau
im Kassettendeckel r.
Galeiie Deniidoff, San Donato .". Erworben
1907 als Geschenk des Herrn F. Kleinberger,
Paris.
Leinwand, 0,675, br. 0,825.
246
948g Stilleben. Das Kolorit ist härter als
in den vorhergehenden Bildern, die braune
Untermalung stärker, besonders im Hinter-
grunde, mit schwärzlichem Grau gedeckt.
Die Intensität des Hauptkontrastes von
pastos aufgesetztem Hellgelb in der Zitrone
und Ultramarinblau in der Zeichnung der
bläulichweißen Delfter Schüssel erhöht die
Nachbarschaft zu Rot in den Flecken der
gelblichgrauen Pfirsiche, karminrot im auf-
gebrochenen Granatapfel der Mitte [da-
gegen etwas Saftgrün in den Blättern der
Pfirsiche], zu Zinnoberrot in der Fütterung
der Uhrkapsel an blauem Bande [gegen
Olivgrün im Römer], zu Rot im Weine des
Spitzglases und zu gedämpftem bräun-
lichem Rot [neben Dunkelsaftgrün, Hellblau
und Ockergelb] im Teppiche r. Glitzernde,
fette weiße und gelbliche Lichter in der
Silberschale und den Gläsern umgeben die
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
948 G
ockergelblich gefärbte Muschel des Nautilusbechers.
Mitte. Bräunlichgraue, an der Mündung
Erworben 1904 -•- Sammlung A. Thiem.
Leinwand, h. 0,65. br. 0,54.
Lij." L,,* Simon Luttichuis. Stillebenmaler, getauft zu London den 6. März 1610, Gestorben zu
UlllCnUlS Amsterdam 1662 oder 1663.
948e Stilleben. Hintergrund und Stein-
tisch sind in einem einheitlichen bräun-
lichen Grau zusammengehalten, der letztere
etwas stärker vom Braun der Untermalung
erwärmt. Den farbigen Mittelpunkt in der
tonigenGesamtstimmung bildet bräunliches
Lichtrot im Krug [mit zinnoberroten Erd-
beeren], kontrastierend mit Blaugrün im
Römer [mit gelblichen Reflexen]. Ihn um-
gibt ein zweites Farbenpaar: Blau in der
Zeichnung der blaugrauen Delfter Schale r.
und Gelb im Messergriff r. und in der
Zitrone 1. Dazwischen bräunliches Silber-
grau im umgestürzten Krug und im Löffel,
mit Reflexen in fettem Weiß.
Bez. links über der Zitrone [undeutlich]: S.Lutti . . . s ft 1649
.". Erworben 1894 in London als Geschenk des General-
direktors Dr.W. Bode.
Lein.vand, h. 0,57, br. 0,50.
247
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
948 C
1 I*GCk J^" Jansz. Treck. Stillebenmaler, geboren zu
Amsterdam 1606, gestorben ebenda Ende 1652
oder Anfang- 1653. Wahrscheinlich Schüler seines Schwa-
gers, des älteren Stillebenmalers Jan Jansz. den Uijl I.
Tätig zu Amsterdam.
948c Stilleben. Vor dem Graubraun der Stein-
nische die silbergrauen Töne der Zinngeräte mit
schwärzlichen Schatten und kaltes schimmern-
des Weiß der chinesischen Schüsseln mit ihrem
grünen Dekor. Olivgrüne, ins Bräunliche
spielende Spargel in der größeren Schüssel
und auf der Zinnplatte. Etwas Ockergelb im
Messergriff 1. und der Rinde des grauen
Brotes r.
Bez. auf dem Kannenhals: JJTreck 165 . . [die letzte Ziffer ist wohl
eine 2] .'. Ein Bild mit der gleichen Bezeichnung vom Jahre 1649
in derSchwerinerGalerie [früher bezeichnet alsjuriaen van Streck],
ein anderes, bezeichnet 1647, auf der Utrechter Leihausstellung
1894 .". 1884 aus dem Kupferstichkabinett überwiesen.
Leinwand, h. 0,66, br. 0,53.
Vv3.ISC3.pdG Jacob Walscapele oder Walskapel. Zeichnet sich auch Wals-Kappe
^ capelle. Geburts- und Todesjahr unbekannt, tätig nach den Daten auf s
905
und Wals-
seinen Bildern
um 1667 — 1685, lebte zu Amsterdam schon vor 1667 und noch um 1717/18 [nach Houbraken]. Schüler
des Blumen- und Früchtemalers Cornelis Kick.
905 Frucht- und Blumengehänge. Vor dunkelgrauem Hintergrund, über grauem
Sockel schwebt das Gewinde in bunten glasigen Farben. Die gelbroten Töne der
Mitte [Pfirsiche und Melone I., Aprikosen r.] weichen nach den Seiten und unten dem
kräftigen Rot des Granatapfelinnern, der Brombeeren unten, der Kirschen und Jo-
hannesbeeren r., der Erdbeeren und Pfirsiche 1. Dazwischen überall als Ergänzung
zum Rot das Gelb- und Blaugrün der Blätter und in kleineren Flecken regelmäßig an-
geordnetes Blau [Winden in der Mitte, kontrastierend mit einem Fleck Hellgelb in
einem Schmetterling, Bänder r. und 1. oben, an denen das Gewinde hängt], das den
bunten Farben den kompositionellen Zusammenhalt gibt.
Bez. rechts auf der Tischplatte : Jacob : Walsca-
pele. .". Erworben 1837.
Leinwand, h. 0,58, br. 0,82.
y\ öjcf Evert van Aelst. Stillebenmaler,
geboren zu Delftl602, gestorben da-
selbst den 19. Februar 1657. Tätig zuDelft.
E. van Aelst? 921 Stilleben. Vor
schwärzlichbraunem Hintergrund
ist das Stilleben in blaugrauen
Tönen zusammengehalten [Tuch 1.,
aufgerichteteFlügel hinten]. Gegen
Blaugrau steht Hellgelb in der
Brust des Goldammers und Rost-
gelb im Kopfe des Rebhuhns vorn.
248
Der letztere Ton
verbreitet sich,
durch die imLichte
wirksame braune
Untermalungf ge-
tönt, in den Flü-
gfein des Reb-
huhns nach r., be-
gleitet vom be-
herrschenden
Blaugrau, um im
gelbbraunen
Sockel zu enden.
Lichtes bräun-
lichesWeiß in den
Brustfedern.
Vielleicht von Willem van Aelst, dem die Mehrzahl der dem Evert zugeteilten Bilder angehört .-. Sammlung Giustiniani, 1815.
Leinwand, h. 0,58, br. 0,49.
A.Glst ^'"^'" [Guillielmo] van Aelst. Stillebenmaler, geboren 1626 [?] zu Delft, gestorben wahr-
scheinlich zu Amsterdam 1683 oder wenig später. Schüler seines Oheims Evert van Aelst zu Delft
und des Otto Marseus van Schrieck in Florenz. Tätig in Delft, von 1645 — 1656 in Frankreich und Italien;
um 1656 wieder in Delft, seit 1657 in Amsterdam.
961 Stilleben. Neben dem gedämpften Karminrot der Sammetdecke, das mit dem Grau-
grün der Marmortischplatte kontrastiert, kleine Flecken von Gelb und Blau [neben
Weiß und Rot] in den kleinen Stieglitzen. Die obere Hälfte beherrscht bräunliches
Goldgelb im Gefieder der Schnepfen und
der hängenden Steinhühner, begleitet von
Blaugrau [Brust und Flügel der Stein-
hühner]. Dazwischen schimmerndes Weiß
als Basis. Vor dunkelbraunem Hintergrund.
Bez. am Tischbein ; W . V . Aelst . 1653 .-. Frühes Werk des
Meisters .'. Erworben 1838 in Augsburg.
Leinwand, h. 0,66, br. 0,48.
975 Stilleben. Gegen das leuchtende Gelb-
grün der Sammetdecke [auf gelbbrauner
Marmorplatte] steht Rot in den Flecken der
Pfirsiche, deren gelblichgraue Grundfär-
bung ebenso wie die gelbe Goldmontierung
des Untersatzes mit dem grünlichen Blau
der Blätter und der Weintrauben kon-
trastiert. Blaue Reflexe im Fuße, gelbe
im oberen Teile des Römers. Vorn eine
gelblichgraue Muschel mit hellblau -rosa-
rotem Perlmutterschimmer. Rötlich-
Schule x'on
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
921
%1
249
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
1623
violetter Ton der Traube hinten. L.
eine bräunlichg-raue Silberkanne. Dar-
über ein grauvioletter Vorhang vor
dunkelgrauer Wand.
Bez. links unten: Guill""' van Aelst 1659 .-. König-
liche Schlösser.
Leinwand, h. 0,84, br. 0,70.
Heijd
Jan van der Heijde, auch van
*- der He ij den. Maler und Radierer,
geb. 1637 zu Gorinchem, gest. den 28. Sep-
tember 1712 zu Amsterdam. Tätig zu Amster-
dam und auf Reisen in den Niederlanden,
Deutschland und England.
1623 Straße vor dem Haarlemer
Tor in Amsterdam. Unter dem
lichtblauen Himmel, mit schimmernd
weißen Wolken am Horizont, die Landschaft in tiefer gedämpfter Färbung. Der Vorder-
grund ist im bräunlichen Tone der Untermalung zusammengehalten, unterbrochen vom
blaugrauen Zaun vor dunkelgrünen Gebüschen. Der Hintergrund in luftigerer Färbung:
Hellgraublau in Dächern und Kirchturm, Blaugrün im hellbeleuchteten Rasen und im
Baume r., Lichtrot in den Ziegelmauern der Gebäude. Ockergelbe Töne in der Straße.
Kleine Flecken Hellblau, bräunlichen Ockergelbs und Rot in der Staffage.
Bez. links unten: VHe .■. Die Figuren vonAdriaen van de Velde -■. Erworben 1899 aus der Sammlung des Lord Francis Pelham
Clinton Hope in London.
Eichenholz, h. 0,33, br. 0,40.
Witte
Emanuel de Witte, urkundlich auch de
Wit genannt. Vornehmlich Architekturmaler,
geboren wahrscheinlich zu Alkmaar 1617, gestorben
zu Amsterdam 1692. Schüler des Evert van Aelst
zu Delft. Tätig zu Alkmaar [1636 in die Lukas-
gilde aufgenommen], Rotterdam [um 1539], Delft
[1642 in die Gilde eingetreten] und namentlich zu
Amsterdam [seit 1650].
898 Das Innere einer Kirche. Das bräun-
lichgraue Dunkel der Architektur mit blau-
grauen Säulen, Gesimsen und Bogen er-
hellen ockergelbliche Sonnenlichter. An
den Wänden goldgelbe Altarrahmen und
bräunlichockergelbe Epitaphien. Wenige
gedämpfte rote Flecken in den Trachten der
Staffage, etwas Lichtrot in einer Kanzel
beleben die tonige Gesamthaltung.
Bez. auf einer Grabtafel links: E De. Witte fecit A" 1667
Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 1,32, br. 1,06.
250
898a Inneres der Nieuwekerk zu
Amsterdam. Im hellerleuchteten bräun-
lichgrauen Kirchenschiff, dessen ein-
tönige Färbung ockergelbliche Sonnen-
lichter beleben, ist die Menge der dem
Prediger auf der braunen Kanzel zu-
hörenden Gemeinde in bräunlichem
Schwarz und Blaugrau der Trachten zu-
sammengehalten. Im Vordergrund lösen
sich einige Figuren in farbigeren, doch
gedämpften Trachten heraus: Dunkel-
blau im Mantel, Zinnoberrot im Mantel-
umschlag, Ockergelb in Haar und Hut-
besatz des vom Rücken gesehenen
Herrn, Rot und Grün in der Tracht der
daneben sitzenden Frau.
Sammlung Suermondt, 1874.
Leinwand, h. 0,83, br. 0,67.
Schule von
Amsterdam
im XVII.
Jahrhun-
dert
898 A
SCHULE VON HAARLEM
I_I„|j, Frans Hals d. A. Geboren zu Antwerpen 1580 oder 1581, gestorben zu Haarlem den 29. August
1 Idlb 1666. Schüler Kareis van Mander zu Haarlem [vor 1604]. Tätig zu Haarlem, vorübergehend zu
Amsterdam [1637].
801f Bildnis eines verwachsenen Edelmannes. In gleichmäßig hellem Licht, vor
hellgrauem Hintergrunde das tiefe Schwarz _
und Grau der Tracht, von dem sich einige
Flecken Rot in den Besätzen der ockergelb-
lichgrauen Handschuhe abheben. Daneben er-
scheint das Weiß in Kragen und Manschetten,
deren Details locker in flotten andeutenden
Strichen gegeben sind, in schimmernder Hellig-
keit. Es verleiht wieder dem Inkarnat mit seinen
hellrötlichen und weißen Lichtflecken die natür-
liche Lebhaftigkeit. Die ganze Bildfläche ist
in einem hellbräunlichen Tone grundiert, der
im Hintergrund, in den Halbschatten des In-
karnats und in denTiefen des sehr locker be-
handelten Kragens sichtbar ist.
Auf der Rückseite die Jahreszahl 1625 .'. Sammlung Suermondt,
1874.
Eichenholz, h. 0,25, br. 0,20.
Schule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
801 F
251
Scilule von
Haarlem im
XVII.Jahr-
hundert
767
766
767 Bildnis des Predigers Johannes Acronius [1565 — 1627]. Vor hellgrauem
Hintergrund, der locker über die bräunliche Grundierung- gedeckt ist, umgeben von
dunklem Blaugrau in Kappe und Tracht, wirkt das bräunlichockergelbe Inkarnat mit den
hellrötlichen Lichtern als lebhafteste Note. Flott hingesetzte weiße Lichter spielen auf
dem grauen Haupt- und Barthaar. Gedämpftes Weiß im Kragen und dem Buch verleiht
zugleich dem Fleischton Wärme und dem dunklen Grau Tiefe. Hellrot im Schnitte des
Buches. Rotbräunliche Umrahmung.
Bez. rechts: AETAT. SVAE. 62 A£ 1627 .-. Auf der Rückseite des Bildes ist in einer Handschrift des IS. Jahrhunderts das
Leben des Acronius [gestorben 29. September 1627] ausführlich erzählt .'. Versteigerungen J. Enschede in Haarlem, 1786;
Jer. de Bosch in Amsterdam, 1812 ; B. de Bosch in Amsterdam, 1817 .■. Erworben 1843 aus der Sammlung Reimer zu Berlin.
Eichenholz, h. 0,19, br. 0,17.
800 Bildnis eines jungen Mannes. Vor dem hellgrauen Hintergrunde, den die
durchscheinende bräunliche Grundierung etwas färbt, wird die Gestalt durch das reine,
im Lichte grau schimmernde Schwarz und Schwarzgrau in Hut und Tracht zusammen-
gehalten. Die Tiefe der schwärzlichen Töne steigert die Nachbarschaft zu reinem schim-
merndem Weiß in dem locker behandelten Kragen und Hemd, das im Schlitze des
Armeis sichtbar ist. In dieser Abwandlung einfacher Farben, die in reichen Nuancen
von Schwarz über Grau zu Weiß aufsteigen, steht blühend in hellrötlichen Tönen das
Inkarnat, von bräunlichockergelbem Haar umgeben, mit grauen Halbtönen auf der be-
leuchteten und ockergelblichen auf der beschatteten Seite, mit weißen Glanzlichtern auf
der Nase, karminroten Flecken an Mund, Augenwinkel und Ohr. Etwas Karminrot im
Ringstein der Hand r. Alles in breiten und unvermittelt nebeneinander gesetzten Strichen
und Flecken, oben sorgfältiger durchgeführt, nach unten zu flüchtiger und summarischer
behandelt, unter Benutzung der bräunlichen Grundierung in den Halbschatten.
Gegenstück zu Nr. 801 .-. Eine Kopie als „Comte Falkenstein" in der Sammlung Bartlett in Boston .-. Erworben \%V).
Leinwand, h. 0,75, br. 0,58.
252
766 Bildnis eines Mannes. Lebhaft, in bräunlich ockergelber Färbung mit blauen Halb-
schatten [Augenhöhlen, Stirn], mit hellrötlichen Tönen [Wangen, Ohr usw.], mit hellen
Glanzlichtern und Gelbbraun im blonden Bart der sorgfältig durchgeführte Kopf. Um-
rahmt vom bläulichen Grauweiß des Kragens, dessen Fältelung durch locker aufgesetztes
reines Weiß wiedergegeben ist. Ringsum kalte farbige Töne: Grauviolett im Gewand
mit etwas Hellblau in den Schlitzen, Dunkelblaugrau im Mantel, Grau im Hintergrund.
Rotbraune Umrahmung.
Rechts oben die Jahreszahl 1627
Kupfer, h. 0,19, br. 0,14.
Erworben 1843 aus der Sammlung Reimer zu Berlin.
Schule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
801 Bildnis einer jungen Frau. Aus der reich nuancierten Skala von Schwarz im
Seidenkleid, das grau im Lichte schimmert. Hellgrau im Hintergrund, der von der durch-
800
801
scheinenden bräunlichen Grundierung leicht getönt wird, und glänzendem lichtsammeln-
dem Weiß [mit hellblauen Schatten] in Spitzenkragen, Haube und Manschetten hebt
sich in lebender Frische, in warmen hellrötlichen Tönen, mit stärkerem Rot auf
Wangen und Lippen das Inkarnat, umrahmt vom dunklen Braun des Haares. Zarte hell-
blaue Halbschatten unter den Augen und neben dem Nasenflügel r., graubraune Schatten
der r. Seite. Goldgelb in der Halskette auf dem weißen Kragen, der wie die übrige Tracht
gegenüber dem sorgfältiger behandelten Kopf in breiter, andeutender Manier durch-
geführt ist.
Gegenstück von Nr. 800 .'. Aus der mittleren Zeit des Meisters [um 1630]
Leinwand, h. 0,75, br. 0,58.
Erworben 1841.
253
Schule von
Maarlem im
XVII. Jahr-
hundert
801 G
801g Die Amme mit dem Kinde. In goldigfem
Gelb leuchtet das Kleid des Kindes [gelb die
Muster, gelbgrünlich der Fond, in warmbrauner
Lasur darüber die Schatten der Falten]. Durch
die Kontrastwirkung zu diesem Gelb erschei-
nen die umgebenden grauen und grauschwarzen
Flächen im Hintergrund und im Kleide der
Amme von kühlem bläulichem Charakter.
Gelb mit etwas Rot auch im Apfel, den die
Frau dem Kinde vorhält. Die stärkste Hellig-
keit liegt auf dem gelblichen, locker mit roten
Tönen und graublauen Halbschatten behan-
delten Inkarnat, das bei der Frau etwas
kräftiger mit roten Tönen gefärbt ist und
durch den Kontrast zu kaltem bläulichem
Grauweiß in den Kragen und Hauben an Le-
bendigkeit gewinnt. Graublaue Augen. Ein
kleiner Fleck Rot am Kragenbande der Frau
und [neben Blaugrün] in den Steinen des
Anhängers, den das Kind am Halse trägt.
Aus der mittleren Zeit des Meisters [um 1630 — 1635] .'. Sammlung von ScJiloß llpenstein, versteigert zu Amsterdam 1872 .•.
Sammlung Suermondt, 1874.
Leinwand, h. 0,86, br. 0,65.
801h Bildnis des Tyman Oosdorp [geboren zu Delft, gestorben zu Haarlem den 28.
Februar 1668]. Aller Nachdruck liegt auf
dem sehr farbig behandelten Kopf mit dem
ockergelb schimmernden braunen Haar, wäh-
rend die dunkle grauschwarze Tracht und
der dunkelgraue Hintergrund, durch den,
wie überall in den Tiefen, die bräunliche
Untermalung durchkommt, summarischer in
breiten Pinselstrichen durchgeführt ist. Die
beleuchteten Teile des Inkarnats in hellkar-
minrötlichenTönen mit ockergelben Lichtern,
die beschatteten in ockergelblichen und
schwärzlichen mit rötlichen Reflexen. Zin-
noberrot ist dünn über die Unterlippe ge-
strichen. Graublaue Augen. Bläuliches
Weiß im Kragen bildet die Basis für die
warme Fleischfarbe.
Auf der Rückseite ein Zettel aus dem 18. Jahrhundert mit der
Bezeichnung: F. Hais p. 1656. Tyman Oosdorp .". Sammlung
V. Liphart zu Ratshof .'. Erworben 1877 aus dem Kölner
Kunsthandel .-. Leinwand, h. 0,89, br. 0,70.
254
ondt, 1874.
801c Hille Bobbe, die Hexe von Haar-
lem. Auf der hellbraunenUntennalung ist das
Bildnis in grauen und schwärzlichen Tönen
breit und flüchtig zusammengestrichen, die
Tiefen in schwärzlicher Zeichnung, die
Lichter in glitzerndem Weiß. Von dem durch
die bräunliche Grundierung getönten Grau
[Kleid] und gebrochenen Weiß [Kragen
und Haube] umgeben, das karminrötliche
Inkarnat mit schwärzlicher Zeichnung der
Schatten und ockergelben Lichtern. Ocker-
gelbe Töne sind auch für die Lichter auf
dem Gefieder der braunen Eule verwendet.
Weiße Reflexe auf der silbergrauen Kanne.
Aus dem Anfang der späteren Zeit des Meisters .-. Auf der
Rückseite, auf einem Stücke des alten Blendrahmens, das in
den neuen eingefügt ist, anscheinend von des Malers Hand
die zum Teil undeutlichen Worte: „N [M?] alle Babbe von
Haerlem P. Frans Hals." Die traditionelle Benennung „Hille
Bobbe" scheint demnach auf einem Lesefehler zu beruhen .'.
Versteigerungen J. F. Sigault Chz. und J. J. v. Limbeek in
Amsterdam, 1834 .-. Sammlung Stockbroo zu Hoorn [ versteigert 18671 .-. Sammluna Suerm
Leinwand, h. 0,75, br. 0,64.
801e Bildnis eines älteren Mannes. Vor dem dunklen Graubraun des Hintergrundes
hält warmes Schwarz in Tracht und Haar die Gestalt zusammen. Die tiefe Wirkung
des Schwarz erhöht die Nachbarschaft zu kaltem bläulichem Grauweiß des Kragens und
der Manschetten, das wiederum das hell-
rötliche, mit schwärzlichen Schatten mo-
dellierte Inkarnat farbiger erscheinen läßt.
Bez. rechts unten mit dem aus F und H gebildeten Mono-
gramm .-. Gemalt um 1660, in der schwärzlichen Tonart
der spätesten Zeit .-. Sammlung Suermondt, 1874.
Leinwand, h. 1,02, br. 0,82.
801a Singender Knabe. Inkarnat und
Haar sind durch kräftige ockergelbe Töne
zusammengehalten, das erstere durch Rot
auf den Wangen und in den Tiefen
[besonders der Hand r.] neben blau-
grauen Halbschatten stark erwärmt, das
ockergelbe Haar, flott und breit hinge-
strichen, über graubraune Töne nach r.
in rotbraune Tiefen überführt. Dagegen
stehen außer dem schwärzlichen Tone des
Hutes, der dunkel den hellbeleuchteten
Kopf umrahmt, das kältere Hellgrau im
Hintergrund, gedämpftes Weiß im Hemd
Schule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
801 C
801 E
255
Schule von
Haarlem im
XV II Jahr-
hundert
801 A
am Halsausschnitt und namentlich r. das Hellblau
[Lasur auf Weiß] in der schimmernden Feder
und in der Armelfütterung und die gedämpf-
teren blauen Töne, die in der Jacke r. mit ocker-
gelblichen zusammengestrichen sind. Auf der 1.
Seite breiten sich die warmen Töne des Inkar-
nats nach unten zu aus: bräunliches Karminrot
[über Graublau lasiert] in dem um den Leib
geschlungenen Mantel, der auf der Schulter 1.
mit luftigen grauen Tönen durchsetzt ist, und
Lichtrot in der Flöte.
Bez. rechts unten mit dem aus F und H gebildeten Monogramm .'.
Aus dem Anfang der mittleren Zeit des Meisters [um 1625 ] .'. Ver-
steigerungen B. Ocke in Leiden, 1817 ; in Amsterdam, 1856 .*. Samm-
lung Suermondt, 1874.
Leinwand, h. 0,65, br. 0,54.
Hl Kopie Dach Frans Hals,
als Hals [1591-1656].
vielleicht von Dirck
801 D
801d Das lustige Kleeblatt. In kühlen zarten Farben: Karminrosarot im Rocke, Grau
in Mieder, Tunique und Kragen, das durch den Kontrast zum Goldgelb der Besätze
und Schlitze einen ausgesprochen bläulichen Ton empfängt, steht die Figur der sitzenden
Dirne licht gegen das tiefe Schwarz in der Tracht des Alten. Volles Licht ruht auf
dem ockergelblichen Inkarnat, das durch grelles Rot auf Lippen und Wangen und durch
den Gegensatz zu kaltem Blaugrau des Kragens und des Hintergrundes lebhafter er-
scheint. Das Rot steigert sich noch in dem leuchtend zinnoberroten Barette des Alten
[mit gelb und blau gestreifter Schnur] und dem
stark karminrot und auf der Nase karminviolett
gefärbten Gesichte des Alten, von Blaugrau in
Kragen und Bart umgeben. Zinnoberrot kehrt 1.
unten im Stuhlbezuge wieder [neben etwas Grün
im Strumpfbande des Alten]. Einige gelbbraune
[Kleid der stehenden Frau] und goldgelbe Flecken
[Schmuck im dunkelbraunen Haare der Sitzenden]
erhöhen durch den Kontrast die Luftigkeit der
vorherrschenden blaugrauen Töne.
Das Original mit dem Monogramm des Frans Hals und der Jahres-
zahl 1616 [seit 1873 in Nordamerika, aber seitdem nicht mehr nach-
weisbar], hat an Stelle der zweiten Dirne einen jungen Mann in
gleicher Haltung. Unsere treffliche freie Wiederholung hat früher
gleichfalls als Original gegolten, erinnert aber in der Behandlung
und dem härteren Kolorit an Dirck Hals, namentlich in der zweiten
weiblichen Figur .-. Eine geringere, etwas veränderte Wiederholung
befand sich in der Sammlung Beurnonville zu Paris [versteigert 1881] .%
Sammlung Suermondt, 1874.
Leinwand, h. 0,81, br. 0,62.
256
Leyst
^y, Judith Leyster. Malerin von Genrebildern
und Porträts, geb. um 1600 zu Haarlem oder zu
Zaandam, gest. zu Heemstede im Februar 1660. Schülerin
des Frans Hals d. A., den sie mit großem Erfolge nach-
ahmte. 1639 heiratete sie den Genremaler Jan Miense
Molenaer. Tätig in Haarlem, Amsterdam [bis 1648] und
Heemstede.
801b Lustigfer Zecher. Vordem über die bräun-
liche Grundierung gedeckten Hellgrau der
Mauern leuchtet das Rot in Barett und Feder,
weiterklingend im rotbraunen, durch breite rote
Lichter noch stärker erwärmten Inkarnat [da-
gegen im Hemd sowie in der Tonpfeife einige
Flecke Weiß als Basis], in der roten, am Hals-
ausschnitt sichtbaren Weste und im lichtroten
Kohlenbecken, in dessen grauer Asche rote
Kohlen glühen. Außer den kalten hellgrauen
Tönen [Mauern, Zinnkrug] dient die breite
Fläche von grünlichem Blau in der Tischdecke der gesteigerten Wirkung des Rot.
Ein ähnliches Bild der Malerin im Rijlcsmuseum zu Amsterdam .*. Früher wie fast alle Bilder der Malerin dem Frans Hals
zugeschrieben .'. Sammlung Suermondt, 1874 .■. Leinwand, h. 0,74, br- 0,59.
Schule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
801 B
T_I^1q Frans Hals d. J. Geb. kurz nach 1617 zu Haarlem, wo er nach den Daten auf seinen Bildern
ItXlJ schon 1637 tätig war. Daselbst 1669 noch am Leben. Schüler seines Vaters Frans Hals.
905a Stilleben. Die Färbung ist stumpf, vom Braun der Untermalung bestimmt, die
Durchführung trocken und kleinlich. Der graubraune Grundton stärkt sich, von bräun-
lichem Grau des Hintergrundes ausgehend, zum Goldgelbbraun der goldenen Prunkge-
fäße und der Schüssel r., mit gelben blitzenden Lichtern. Dazwischen das Blaugrau der
Gläser und verschiedener Geräte. Kräftigere Farben sind im Vordergrund artgeordnet,
doch gleichfalls auf den stumpfen braunen Allgemeinton gestimmt, z. B. Zinnoberrot
im Bucheinbande der Mitte, Wein im Spitzglase dahinter, einzelne rote Reflexe auf
den goldenen Gefäßen,
stumpfes Grün im Schnitte
eines Buches 1., Gelbrot in
der Orange, bräunliches
Gelb in der Zitrone, im
Schnitte des Buches und
dem Pergamentbande r.
Bez. rechts unten mit dem aus den
Buchstaben FRANS HALS gebildeten
Monogramm und derjahreszahl 1 640 .*.
Ein ganz ähnliches Bild in der Galerie
zu Budapest, ein anderes in der Samm-
lung Peter V. Semenow in St. Peters-
burg .*. Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,64, br. 0,98.
905 A
257
Schule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
873
Mr»lp«na/av J^" Miense Mole-
Oienaer „^^^ Geboren zu
Haarlem um 1610, begraben da-
selbst den 19. September 1668.
Unter dem Einflüsse des Frans Hals
gebildet; später von Rembrandt
angeregt. Tätig zu Haarlem, wo
er sich 1633 mit der Malerin Judith
Leyster vermählte, zu Amsterdam
[1636 bis 1648] und zu Heemstede.
873 Die Werkstatt des
Malers. Die hellbraune Un-
termalung ist locker durch
das lichte, teilweise mit
Ockergelb gemischte Grau
des Raumes gedeckt, das
bräunliche Inkarnat flott mit
roten, weißlichen und ocker-
gelblichen Lichtern behandelt. Am nachdrücklichsten wirkt in der bräunlichgrauen Grund-
stimmung Zinnoberrot im Barette des Zwerges [kontrastierend mit gelbgrünlichen Tönen
der Tracht], das überall in einzelnen Flecken [Taille der Frau, Rockumschlag und
Farbenfleck auf der Palette des Malers, Wandkarte] und stumpfer in den Lichtern der
Jacke des Drehorgelspielers, als Lichtrot in den Farbentöpfen und der Mandoline 1., als
Rotbraun im Mantel auf dem Stuhle wiederkehrt. Dagegen steigen die kalten grauen
Töne über das Graublau in Jacke und Hut des Drehorgelspielers, in der Hose des Malers 1.
und der Umrahmung der Landkarte zu Hellblau im Rocke der Frau [mit rosaroten Lichtern
und goldgelbem Besatz] an. Der Kontrast zu Ockergelb in der r. Bildhälfte, in den Möbeln
und Geräten, in der Hose des Drehorgelspielers erhöht die Intensität der blauen Töne.
Lila in der Tracht des Malers in der Mitte. Dazwischen überall glitzerndes Weiß.
Bez. oben an der Landkarte [jetzt undeutlich geworden]: JMROLENAER [das J M und R verbunden] pinxit 163i
gehört zu den frühen Werken des Meisters, die den Einfluß des Frans Hals zeigen .•. Erworben 1837.
Leinwand, h. 0,91, br. 1,27.
Das Bild
946
946 Der Bänkelsänger. Gegen
das helle Blau des Himmels, den
hellbräunliche Wolken überziehen,
sind Figurengruppe und Vorder-
grund weich in dem warmbraunen
Tone der Untermalung zusammen-
gehalten,derdurchDunkelgrau und
Graublau in einzelnenTrachten ver-
tieft wird und in dem außer dem
rotbraunen Inkarnat zahlreiche zin-
noberrote Flecke [z. B. Weste des
Bänkelsängers, verschiedene Kopf-
bedeckungen] am lebhaftesten
258
wirken, vor bräunlichem Grün
und Blaugrün im Laubwerk.
Bez. in der Mitte an der Brückenrampe:
JMolenaer .■. Aus der mittleren Zeit des
Meisters .'. Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,46, br. 0,69.
949 Die Dorfschänke. Im
warm braunen Tone der Unter-
malung, die im Hintergrunde
mit Grau gedeckt ist. Die heller
beleuchteten Figuren des
Vordergrundes mit dem rot-
braunen Inkarnatin kräftigeren
Lokalfarben der Trachten,
unter denen vor allem Zinnoberrot [z. B. Rock der sitzenden Frau in der Mitte],
Karminviolett, Graublau und Goldgelb neben überall verstreutem, gedämpftem Weiß
hervorzuheben sind.
Bez. rechts an einer Bank : J. Molenaer. 1659 .•. Eine veränderte Wiederholung in größerem Format befand sich in der
Sammlung J. A. Berg auf Heleneborg bei Stockholm .'. Königliche Schlösser .■. Eichenholz, h. 0,45, br. 0,68.
OOrCn Hendrick Maertensz. Sorgh [Sorg-], gen. Rokes [von Rochus]. Geboren angeblich zu
O Rotterdam um 1611, begraben daselbst den 28. Juni 1670. Schüler des Willem Buytewech; bildete
sich nach denWerken Adriaen Brouwers. Tätig zu Rotterdam und kurze Zeit zu Antwerpen [1630 — 1632].
967a Bauernschlägerei. Vom bräunlichen Tone der Untermalung, die im Hinter-
grunde locker mit grauen und ockergelblichen Tönen gedeckt ist, hebt sich die Figuren-
gruppe in lebhaften glasigen Farben ab. Zinnoberrot in der Kappe des Mannes, der
die Streitenden trennt, Lila in seiner Jacke, grünliches Blau in seinen Hosen. Hellblau
im Rocke, Graublau in Hose und Strumpf dessen, der den Degen zieht. Goldgelb-
braun in derTracht des Zuschlagenden. Gelbbrauner Krug neben lichtrotem Kohlenbecken.
Erworben 1863 .-. Eichenholz, h. 0,46, br. 0,37.
T ancinr'L' J- ^- l-ansinck. Lebensverhältnisse unbe-
L-dUaUH-.!»^ kannt. Vermutlich unter dem Einfluß J. iVI.
Molenaers ausgebildet. Tätig wahrscheinlich in Amsterdam.
970 Das geschlachtete Schwein. Derbraune
Ton der Untermalung, der durchsichtig, durch
Dunkelgrau in der Mitte vertieft, über die
hellgraue Grundierung gelegt ist, hält die Dar-
stellung einheitlich zusammen. In deckenden
gelblichweißen Tönen das Schwein, mit bräun-
lichrotem Fleisch. Rot im Strumpf des Jungen
daneben, bräunliches Grün in seinem Rock.
Saftgrün im Kohlkopf der Mitte. Den kräfti-
geren Farben der r. Seite entsprechen 1., auf
den beherrschenden braunen Grundton ge-
stimmt. Zinnoberrot in der Jacke, Dunkelblau
Schule von
Haar lern im
XVII. Jahr-
hundert
949
967 A
259
Schule von
Hanrlem im
XVII. Jahr-
hundert
970
in den Hosen des Mannes am Fenster
vor hellblauem Himmel, Goldgelb in
den Armein der Frau. Rötliches Inkar-
nat. Lichtrote Schüssel. Weißer, rot-
braun gefleckter Hund.
Bez. am Kaminmantcl: J. WLansinck .". Eine bezeich-
nete Replik bei Gebr. Redwitz in Baden-Baden .'. König-
liche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,47, br. 0,62.
\/p>y-cT-»i'r»nr'lf J^" Cornelisz. Verspronck
VCI :>pi UllCrv [urkundlich auch Versprong].
Zeichnet sich Verspronck, seltener Ver-
spreng. Bildnismaler, geboren zu Haarlem 1 597,
begraben ebenda den 30. Juni 1662. Schüler seines
Vaters Comelis Engelsz.und des Frans Hals. Tätig
zu Haarlem [1632 in die Gilde aufgenommen].
877a Bildnis einer Frau. In lichtrötlicher Färbung-, mit blaugrauen Tönen modelliert,
hebt sich das von dunkelbraunem Haar umgebene Inkarnat, dessen Helligkeit durch die
Nachbarschaft zu tiefem Schwarz in Haube, Tracht und Fächer [mit goldgelbem Griff]
gesteigert wird, vom kalten bläulichen Weiß des Kragens und der Manschetten ab.
Die überall durchwirkende braune Untermalung ist im Hintergrund in der Umgebung
der Figur durch einen hellgrauen Ton aufgelichtet. Die einzige lebhaftere Farbe bildet
das gedämpfte Karminrot im Bezug der Stuhllehne r.
Bez. links unten: Johan ■ V Spronck Aetatis * 56 ' 1653. Auf der Rückseite in alter Schrift: Aeltje Dirkz Pater .". Erworben
1862 in Berlin auf der Versteigerung der Sammlung Müller .*. Eichenholz, h. 0,87, br. 0,68.
877b Bildnis einer jungen Frau. Vor graubraunem Hintergrund, der durch helleres
Grau um die Figur herum aufgelichtet ist, steht warm, mit kräftigen lichtroten Tönen
auf Wange, Nase, Kinn und Mund, das Inkar-
nat, vom kühlen bläulichen Grauweiß im
Kragen, Graublau und Weiß in Haube und
Manschetten sich abhebend. Grauschwarzes
Seidenkleid. Weiße Handschuhe mit gold-
gelber Stickerei; wenig Rot in den Bändern,
dem etwas Grün in der Fütterung des einen
Handschuhs entspricht.
Erworben 1906 als Geschenk des Herrn A.Thiem, S. Remo
Sammlung A.Thiem .'. Leinwand, h. 1,25, br. 0,915.
Bray
Jan de Bray. Geboren zu Haarlem, begraben
daselbst den 4. Dezember 1697. Schüler seines
Vaters Salomon de Bray. Tätig zu Haarlem.
Bray? 1583 Bildnis einer Frau. Die Malerei
ist weich in lockeren Flecken durchgeführt.
Auf warm brauner Grundierung, die im Hinter-
grunde durch Grau gedämpft ist, das Grau-
schwarz der Tracht, aus dem licht, in grau-
260
Schule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
1583
877 B
rötlichen Tönen, mit brauner Modellierung, mit etwas Rot auf den Lippen und in
den Augenwinkeln das Inkarnat hervorkommt, durch die Nachbarschaft zu kaltem
bläulichem Weiß in Kragen und Hemd noch stärker erwärmt. Gelbbraunes Haar.
Aus dem Magazin -■- Leinwand, h. 1,15, br. 0,92.
Stoop
Dirck Stoop. Von seinem Lissaboner Aufenthalt auch Roderigo Stoop o-enannt. Maler und
Radierer, g-eboren zu Utrecht 1610, gestorben daselbst 1686. Wahrscheinlich Sohn und Schüler des
Utrechter Glasmalers Willem Jansz. van der Stoop und 1638 in die Gilde zu Utrecht aufgenommen.
Bildete sich nach Esajas van de Velde und Jan Martsen de Jonge. Tätig zu Utrecht und längere Zeit im
Auslande, besonders in Lissabon [daselbst als Hofmaler] und eine Zeit lang in London [1662 in Be-
gleitung der Infantin von Portugal] ; 1678 nach Utrecht
zurückgekehrt.
S^S^w-stfraaKr*- ---
1006 Jagdhunde mit ihrem Führer. Im
warm rotbräunlichen Tone der dünnen
Grundierung, welche die darüber lasierten
luftigen Töne [Grau im Erdreich, Saftgrün
im Laubwerk am Gemäuer, Hellblau im
Himmel] durchdringt. Nur die Hunde sind
in pastoserem Auftrag gemalt: weiß und
rotbraun der 1., weiß und schwarz der r.
Dunkelblau in der Jacke des Führers.
Früher auf Grund zweier mit J. Jonckheer bezeichneter Ra-
dierungen, die Hunde darstellen, diesem sonst unbekannten
Meister zugeschrieben. Die Ähnlichkeit unseres Bildchens mit
diesen Radierungen erscheint aber keineswegs groß genug,
um die Benennung zu rechtfertigen, während die Überein-
stimmung mit Stoops Werken augenfällig ist .". Sammlung
Solly, 1821 .-. Eichenholz, h. 0,16, br. 0,16.
1006
261
Schule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
pv 1 Jacob A.Duclc. Geb. um 1600
LyUCK zu Utrecht, wo er 1621 in die
Malergilde aufg-enommen wurde, gest.
nach 1660, wahrscheinlich im Haag.
Gebildet unter dem Einflüsse des Dirck
Hals in Haarlem. Tätig in Utrecht,
später im Haag (seit 1656).
864 Fouragierende Soldaten.
Der graue Ton des Hintergrun-
des ist dünn über die bräunliche
Untermalung gelegt. Seinen luf-
tigen Charakter stärkt außer
dem tiefen Schwarz und Blau-
grau der Rüstungen das Ocker-
gelb derGetreidegarben und das
Goldockergelb des Lederkollers
und der Schärpen, mit dem
wieder Dunkelblau [gelbgefüt-
terte Jacke des 1. sitzenden Soldaten mit lila Hose] und Graublau [Rock des r.
sitzenden, blau, gelbgrün und weiß gestreifte Fahne usw.] kontrastieren. Dazwischen
einzelne gedämpft rote und gelbgrüne Flecken. Glitzerndes Weiß der Hemden und
Kragen.
Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,63, hr. 0,80.
Pal
„_j^ _ ^ _^„ Anthonie Palamedesz, gen. Stevaerts. Zeichnet sich regelmäßig A. Palamedes.
clIIlCQCbZ Geboren zu Delft um 1601, gestorben in Amsterdam den 27. November 1673. Bildete
sich unter dem Einflüsse des Michiel Jansz. Miereveit und des Frans Hals. Tätig zu Delft [1627 in die
Gilde aufgenommen].
741 Bildnis eines jungen Mädchens. Hell in licht-
rötlichen Tönen das Gesicht, vom kalten bläulichen
Weiß in Haube und Kragen umgeben. Dagegen
das tiefe, grau schimmernde Schwarz im Kleid. Der
warme rötlichbraune Ton der Untermalung ist im
Hintergrunde, besonders in der unteren Hälfte, leicht
mit Hellgrau gedeckt. Gelblicher Schnitt des Buches.
Ganz r. ein Fleck Karminrot im Besätze des weißen
Handschuhs.
Bez. rechts im Grunde: AET : A? 16 . . A. Palam . . .'. Die Tafel ist
rechts beschnitten; daher fehlt der letzte Teil der Bezeichnung .". Samm-
lung Solly, 1821.
Eichenholz, h. 0,67, br. 0,49.
262
758a Gesellschaft beim Mahle.
Unter mattblauem Himmel, an dem
zwischen den Bäumen helle schim-
mernde Wolken stehen, bildet das
vom braunen Tone der Untermalung-
getönte grüne undblaugrüne Dunkel
des Parks den Grund für das bräun-
liche Grauweiß des Tischtuchs, für
bläuliches Weiß und tiefes Grau-
schwarz in den Trachten der Mitte,
sowie für das helle gelbbräunliche
Inkarnat. Seitlich begrenzen die
Gruppe kräftigere Farben, vor allem
Dunkelblau im [gelb gemusterten]
Rocke der neben rot gepolstertem
Stuhle stehenden Dame 1. und in der Schärpe [mit goldgelben Fransen] und den Bändern
der Tracht des sitzenden Offiziers r., durch den Gegensatz die Wirkung von Goldgelb
in dessen Koller und Stiefeln [ausklingend im Weinkühler r. und den Pasteten auf dem
Tische] steigernd. Der beherrschende grünliche Ton des Laubwerks aber ergänzt sich
durch gedämpftes Hellkarminrot in Mantel und Armein des r. sitzenden Offiziers. Grau-
bräunlicher Erdboden.
Bez. am Weinkühler r. : PALAMEDES' f: .-. Aus der früheren Zeit des Meisters [den Kostümen nach um 1630].
Die beiden Hauptfiguren, der junge Herr mit seiner Dame, sind offenbar Porträts .■- Erworben 1847 aus Privatbesitz in
Cleve.
Eichenholz, h. 0,57, br. 0,77.
Schule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
758 A
758b Bildnis eines Knaben. Die helle rot-
bräunliche Grundierung decken locker im Hin-
tergrunde dünne graue und schwärzliche Töne.
Aus dieser kühlen Umgebung kommt warm
und frisch, in zarten hellrötlichen Tönen das
Antlitz hervor, mit leuchtendem Zinnoberrot
auf den Lippen und in den Augenwinkeln,
mit graublauen Augen, von blondem bräun-
lichockergelbem Haar umrahmt. Die Lebhaf-
tigkeit des Fleischtons erhöhen noch Weiß im
Kragen und das kühle, durchsichtig über die
braune Grundierung gelegte Blaugrau der
Tracht, das durch den Kontrast zum Gold-
gelb der Knöpfe und zum Blond der Haare
gestärkt wird.
Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,74, br. 0,59.
263
Schule von
Haarlem im
XVn. Jahr-
hundert
858 A
TX' 1 Symon Kick. Genremaler, g^eb. 1603 in Delft,
l^i'-''*^ begraben am 26. September 1652 zu Amsterdam.
Tätig zu Amsterdam. Ausgebildet anscheinend unter
dem Einflüsse des Jacob Duck.
858a Soldaten in einem Stalle. Den bräun-
lichen Ton der Untermalung, der in der Tiefe
durch g-raue Töne aufgelockert wird, beleben
wenige gedämpfte Farben. Mattockergelb in
den Strümpfen und namentlich Graugrün in
der Jacke des Offiziers. Rotbräunliches In-
karnat. Grauviolett in der Jacke, Rot in der
Hutfeder des dahinter stehenden Soldaten r.
L. im graubräunlichen Halbdunkel etwas Zin-
noberrot in den Beinkleidern des sitzenden,
stumpfes, dünn über die braune Untermalung
lasiertes Grün in der Tracht des den Fuß auf-
stützenden Soldaten. Tiefes Schwarz in Stiefel
und Hut des vorn sitzenden Offiziers erhöht
die luftige Stimmung des Hintergrunds.
Bez. links an der Bank: Kick 1648
Eichenholz, h. 0,65, br. 0,50.
Erworben 1874.
Cl I Pieter Codde. Geb. 1599 oder 1600 zu Amsterdam, begraben daselbst den 12. Oktober
UClClC 1678. Unter dem Einflüsse des J. C. Duijster gebildet. Tätig in Amsterdam.
800a Vorbereitung zum Karneval. Das warme Braun der Untermalung, sehr locker
mit grauen Tönen im Hintergrunde gedeckt und im Inkarnat durch rötliche Töne
erwärmt, steigt über Rosa und Rotbraun [Mandoline auf graugrünlichem Mantel in der
Mitte] zu bräunlichem Rot im Stuhlbezug 1., in der Tracht des r. auf dem Tische
sitzenden jungen Mannes, in der Narrenkappe zu seinen Füßen und Karminviolett im
Gewand an, das r. auf dem Tische liegt. Die Intensität der roten Töne erhöht der
Kontrast zu Grün: Saftgrün im Landschaftsbild an der Rückwand, Gelbgrün in den
Kleidern auf dem Stuhle 1. [neben Rosa-
rot in den Schlitzen], vor allem kräftiges
Blaugrün in den Gewandschlitzen und
Strümpfen des in der Mitte Sitzenden.
Die Mitte wird außer durch dieses
kräftige Grün durch tiefes Schwarz in
seinem Kleide betont, neben Weiß in
Kragen und Manschetten, Hellgrau
und etwas Goldgelb [Gewandschlitze]
in der Tracht des im Vordergrunde
Stehenden.
264
Bez. auf einem Bild an der Wand: PCodde f
Gemalt im Anfang der dreißiger Jahre .". Eine an-
scheinend eigenhändigeWiederholung war bei Arthur
Kay in Glasgow .'. Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,33, br. 0,52.
Pott
Sdiule von
Hoarlem im
XVII. Jahr-
hundert
^ Pieter Symonsz. Potter. Geboren
^' zu Enkhuizen 1597, begraben den
4. Oktober 1652 zu Amsterdam. Als Maler
von Sittenbildern und Stilleben unter dem
Einflüsse der älteren Gesellschaftsmaler aus-
gebildet, als Landschafter mehr den italieni-
sierenden Meistern wie Uijtenbroek, Lastman
u. a. folgend. Tätig zu Enkhuizen, zu Leiden
[1628—1630] und zu Amsterdam [seit 1631];
einige Zeit auch in Deift.
921a Stilleben [sog. Vanitas]. Der
rötlichbraune Ton der Untermalung,
am ausgesprochensten im Totenkopf
der Mitte, den darunter liegenden Folianten, den Schattenpartien r., im Kohlenbecken 1.
und im Kruge dahinter zutage tretend, ist im Hintergrund, im Globus, in den Papieren
und der Tonpfeife vorn mit grauen, bis zu bräunlichem Weiß ansteigendenTönen ge-
deckt. Das warme rötliche Braun kontrastiert mit dem als Lasur aufgetragenen Saft-
grün, durch das ebenfalls die braune Untermalung durchkommt, in der Tischdecke
[dagegen ein stumpfrotes Siegel].
Bez. r. vorn auf einem Blatt Papier: P Potter f 1636 .". Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,27, br. 0,35.
P_.i- Hendrick Gerritsz. Pot. Geb. um 1585 in Haarlem, gest. Anfang Oktober 1657 in Amsterdam.
^ Schüler Karel van Manders und beeinflußt von Frans Hals. Tätig in Haarlem, seit 1648 in Amster-
dam und einige Zeit in London [1632].
1486a Der Streit um die Erbschaft. Lichtrot im Fußboden, von dem sich hart das
tiefe Schwarz der Trachten und des Sarges abhebt, kühlt sich nach oben und nach der
Seite zuKarminviolett [Karmin-
lasur auf bräunlicher Unter-
malung] in den Vorhängen ab,
neben kaltem Blaugrau im
Hintergrund. Rotbraunes In-
karnat. Rot ergänzt sich durch
Blaugrün in der Decke des
Tisches, auf und neben dem
das Stilleben in blaugrauen
und braunen Tönen mit gelben
Lichtern aufgebaut ist.
Erworben 1891 als Geschenk von Prof.
Dr. Kny.
Eichenholz, h. 0,50, br. 0,72.
1486 A
265
Schule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
k
/^„i._ J_ Adriaen van Ostade. Zeichnet sich
^-^^'-"^^ in seiner frühesten Zeit zuweilen auch
Ostaden. Maler und Radierer, getauft zu Haar-
lem den 10. Dezember 1610, begraben daselbst
den 2. Mai 1685. Schüler des Frans Hals, unter
dem Einflüsse Brouwers und Rembrandts [seit etwa
1640] weiter ausgebildet. Tätig zu Haarlem.
855 Der Leiermann vor dem Bauern-
hause. Die warme bräunliche Unter-
malung;, die überall in den Schattenpartien
sichtbar ist und die dem Bilde den weichen
Grundton verleiht, wird in der Hauswand
durch ockerg^elbliche Töne erhellt, deren
warme Wirkung durch den Kontrast zum
dunklen Graublau des Himmels erhöht
wird. Die rotbraunen und lichtroten Töne,
die in den Ziegelsteinen der Mauer an-
setzen, kontrastierend mit stumpfem Saft-
grün, steigern sich im warmen Inkarnate
der Figuren, die durch kräftigere hellrote,
gelbgrüne, graublaue und goldockergelbe Färbung der Trachten hervorgehoben werden.
Bez. unten in der Mitte: AvOstade 1640 .-. Ein ähnliches Bild des Meisters, in kleinerem Maßstab, im Fitzwilliam Museum
zu Cambridge, bez. 1637; ein zweites, wesentlich größeres, in der Sammlung Wesendonck zu Bonn .-. Erworben 1843 aus
der Sammlung Reimer zu Berlin.
Eichenholz, h. 0,44, br. 0,36.
855b Bauerngesellschaft. Die warm braune Untermalung ist in den Schattenpartien
ganz locker mit Grau gedeckt und mit dunkelgrauen Tönen durchgezeichnet, zwischen
denen überall der braune Grund sichtbar bleibt und dem Bilde die allgemeine Färbung
gibt. Pastoser sind die Lichter r. an der Mauer und auf dem Fußboden mit ockergelben
und blaugrauen Tönen aufgetragen.
Dort dienen als belebende Farben
das leuchtende goldig-braune [z. T.,
besonders in der mittleren Figur, stark
gerötete] Inkarnat, von kleinen Flecken
Graublau [Tracht des mittleren] und
Karminviolett [Weste des 1. sitzen-
den] umgeben. Durch kräftigere Fär-
bung ist vor allem der Flötenspieler
hervorgehoben: durch Hellrot in der
Kappe, bräunliches Orange in der
Jacke und Violett in der Hose. Weiß
im Hunde vor ihm betont nachdrücklich
diese Stelle im Bild. Gedämpfter
verbreitet sich Rot in kleinen Flecken
bis in die Tiefe.
266
Bez. rechts unten am Boden; Av. OSTADE .". Aus der Mitte oder
vom Ende der vierziger Jahre, unter dem Einflüsse Rembrandts .".
Versteigerung Freiherr H. v. Mecklenburg 1870 in Paris .■. Er-
worben 1879 in Berlin.
Eichenholz, h. 0,35, br. 0,43.
855c Der Arzt in seinem Studierzimmer.
Die kräftigen Farben der r. Seite: Rot [neben
Hellblau undOckerg-elb im persischenTeppiche],
reines Weiß im Zettel und dem aufgeschlagenen
botanischen Buche [mit hellbläulichem Schnitt]
und Ultramarinblau im Dekor des Fayence-
topfes treiben die kühlen Töne der anderen
Bildhälfte und das Grau des Raumes [mit der
dunkelbraunen Tür] zurück. Warm steht das
hellbraune, durch rötliche Flecken erwärmte
Inkarnat gegen Blaugrau in Kragen und Binde
an der blaugrünen Kappe, gegen bräunliches
Karminviolett im Überrock und Graublau des
Vorhangs auf der 1. Seite. Grauschwarzes Ge-
wand. In der Bücherei ockergelb gebundene Bücher, z. T. mit rotem Schnitt.
Bez. auf der Stuhllehne: Av. Ostade: 1665 .'. Versteigerung W. Beckford in Fonthill Abbey bei Bath 1802; Sammlung Lord
Sudeley in London; Sammlung Col. Rushwood .'. Erworben 1879 in Frankfurt a. M.
Eichenholz, h. 0,28, br. 0,22.
Schule von
Haarlem im
XVH. Jahr-
hundert
855 C
841 Alte Frau. Der warme rötlichbraune Ton der Untermalung ist im Gesicht durch
ockergelbliche Lichter neben grauen Halbschatten aufgehellt, von Grauschwarz in Haube
und Mantel [mit rotbrauner Pelzfütterung, in der
die Untermalung zu Tage tritt] umrahmt. Gegen
dasinkarnat steht kaltes, die Untermalung decken-
des bläuliches Weiß im Hemd. Ein Fleck ge-
dämpften Zinnoberrots im Mieder, der sich im
Saftgrün [Lasur über pastoser heller Untermalung]
des Weinlaubs, in das sich einzelne rotbraune
Blätter mischen, ergänzt. OckergelblicheTöne im
Armel. In der Umgebung der Figur ist die im
braunen Tone der Untermalung gehaltene Haus-
wand 1. mit Grau gedeckt.
Bez. rechts unten : A v OSTADE
Eichenholz, h. 0,26, br. 0,20.
Königliche Sdilösser.
855a Der Raucher. Die bräunliche Grundfärbung
wird r. in der Wand, im Fußboden und im Stuhl
durch OckergelblicheTöne erwärmt, 1. in der Mauer
m^
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S4\
267
Scilule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
855 A
845 D
durch Blaugrau gedeckt, das sich zu Hellblau im Ärmel des Mannes steigert. Grau-
braune Weste, grauer Hut, Strümpfe und Schuhe. Aus den gebrochenen Tönen
leuchtet goldig- rötlich in kleinen pastos aufgesetzten Flecken das Inkarnat auf.
Bez. rechts unten: Av. Ostade 1667 /. Sammlung Suermondt, 1874 .'. Eichenholz, h. 0,17, br. 0,11.
/^ 1 J Isack van Ostade. Getauft zu Haarlem den 2. Juni 1621, begraben daselbst den 16. Oktober
^— '^l-''-*-!'^ 1649. Schüler seines Bruders Adriaen. Tätig zu Haarlem.
845 D Der Bauer im Schlapphut. Der warme rötlichbraune Ton der Untermalung,
in den Schattenpartien des Kopfes und in der Außenseite der Jacke zutage liegend,
hält die ganze Darstellung zusammen. Die wenigen Lokalfarben sind locker und
durchsichtig darüber gelegt, der Hintergrund, besonders in der Umgebung der Figur,
mit Grau gekühlt. Dagegen ist das vom Kerzenlicht beleuchtete Inkarnat [ebenso
wie die Hutkrempe] fetter mit goldig- ockergelben Tönen gedeckt, durch das Zinnober-
rot in der Weste, das grünliche Töne auf der Innenseite der Jacke begleiten, besonders
betont.
Bez. links unten: Isaak van. Ostade .■. Versteigert in Soeterwoude den 14. August 1776 .-. Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,45, br. 0,38.
845b Halt vor der Dorfschenke. Die warm rotbräunliche Untermalung liegt 1. vorn
im Laubwerk und den Schattenpartien zutage, während die Lichter auf Straße und
Haus r. mit ockergelblichen, das saftgrüne Laubwerk mit blaugrünen Tönen [neben
dem hellen Rotbraun des einen Hausgiebels] darüber gedeckt sind. Blaugraue Töne
im Zaun und den Latten am Haus. Die Figuren mit dem braunroten Inkarnat sind mit
der Landschaft in dem beherrschenden bräunlichen Tone zusammengehalten, der durch
den Kontrast zum dunstig blaugrauen Wolkenhimmel an Wärme gewinnt. Nur einige
gedämpfte Farbflecken in den Trachten der Figuren, vor allem etwas Zinnoberrot [Kappe]
268
des sitzenden Jungen in der gelbbraunen Jacke, Weste des Bauern hinter der Krippe]
und Karminviolett [Jacken des kleinen Mädchens 1. und des geigenden Spielmannes]
sowie Hellblau und Ockergelb beleben die gedämpfte Stimmung, der das gebrochene
Weiß des Schimmels den Mittelpunkt gibt.
Bez. rechts unten: I v Ostade /. Erworben 1853 auf der Versteigerung Henry Cousin in Paris.
Eichenholz, h.0,39, br.0,54.
Schule von
Haorlem im
XVII. Jahr-
hundert
845 B
845f Bauer. Aus der einheitlichen Färbung in Braun, das im Hintergrund und in der
Kleidung locker mit dunkelgrauen Tönen gedeckt ist, leuchtet das Inkarnat in hellem
Ockergelb. Etwas Weiß in den Tonpfeifen, dem Hemd, im Ärmelschlitz und den Glanz-
lichtern der Augen. Rotbrauner Krug.
Die Autorschaft Isack van Ostades ist sehr zweifelhaft .-. Erworben 1904 .•. Sammlung A.Thiem .•. Eichenholz, h. 0,30, br.0,23.
845 F
269
Schale von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
871
Bega
Cornelis Pietersz. Bega. Zeichnet sich
bisweilen auch Begg^a. Maler und Radierer,
getauft zu Haarlem den 15. November 1620, ge-
storben daselbst den 27. August 1664 an der
Pest. Schüler des Adriaen van Ostade. Tätig zu
Haarlem seit 1654, nach einer Studienreise, die
den Künstler durch Deutschland [1653] und wahr-
scheinlich bis Rom führte.
871 Die Lautenspielerin. Vom schwärz-
lichen Dunkel des Raumes und grauer
Steinmauer hebt sich die Gestalt im hellen
Lichte klar und bestimmt ab. In der
tonigen, auf bräunliches Grau gestimmten
Gesamtfärbung wirkt als lebhafteste Farbe
das frische rötliche Inkarnat, von bräun-
lichweißen und grauen, ins Violette spie-
lenden Tönen in Hemd und Kopftuch
umgeben. Seine Intensität wird noch ge-
stärkt durch den Kontrast zu grünlichem
Blau im Mieder, das im gedämpften Grün
der Tischdecke [mit rötlichen Ornamenten] im Hintergrund ausklingt. Am Rockansatz,
unterhalb des Mieders erscheint ein kleiner pikanter Fleck Lila, der zu den gelblichen
Lichtern des Rockes und der Oberärmel [neben Grauviolett in den Schatten] überführt.
Braune Laute. L. ein gelbbrauner Mantel. R. oben ein rötlichgraubrauner Vorhang.
Bez. unten links von der Mitte: C Be^a A** 1662. .'. Eine Wiederholung des Bildes befand sich in der Sammlung Charles Porges,
versteigert 1910 in München .'. Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 0,35, br. 0,32.
830
\7Uy.Q|of Pieter Hermansz. Vereist. Geb.zuDord-
VCICIÖL ^g^jjj ^^^ jgi8_ Todesjahr unbekannt. Tätig
nach den Daten auf seinen Bildern 1648 — 1666, zumeist
im Haag, wo er sich, aus Dordrecht kommend [daselbst
1638 in die Lukasgilde aufgenommen], 1643 niederließ,
1656 Mitbegründer der neuen Malergilde wurde und
1668 noch urkundlich nachweisbar ist.
830 Bildnis einer alten Frau. In warmen
bräunlichen Tönen wird die Figur vor grauem
Grunde, durch den die rotbrauneGrundierung
scheint, zusammengehalten. Die Lebhaftig-
keit des gelbbraunen Inkarnats mit seinen
glasigen roten Reflexen und weißen Glanz-
lichtern [auf dem Nasenrücken] erhöht der
Gegensatz zum bräunlichen Weiß im Hemd-
ausschnitt, während das dunkle, durch eine
Karminlasur erwärmte Braun der Haube,
auf der grau das Licht schimmert. Rotbraun
im Pelzwerk und Dunkelgrau im Mieder
270
[mit weiß und goldgelb blitzendem Schmuck]
die Helligkeit des Lichteffekts im Gesicht
steigern hilft.
Bez. links unten: P. VERELST 1648 .-. Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,63, br. 0,53.
875 Die Nähterin. Warm steht das rötliche,
mit bläulichen Halbschatten und weißen
Glanzlichtern behandelte Inkarnat des jungen
Mädchens gegen kühle Töne. Diese steigen
von Weiß im Hemd und bläulichem Grau-
weiß in der Haube zu bräunlichem Grau-
violett in derTaille, Graublau in der Jacke, die
auf ihrem Schöße liegt, und Gelbgrün im
Rock an, alles zusammengehalten vom durch-
scheinenden braunen Tone der Untermalung.
Dem Grün ist Lichtrot im Stuhle benachbart.
Die Umgebung der Figur ist im warm braunen Tone der Untermalung gehalten, die
im Hintergrunde durch deckendes Grau gekühlt ist und nur im Kamin r. zutage liegt.
Dort wiederholt sich im Behänge des Kamins und dem davor hängenden Tuche
gedämpfter der Kontrast von Zinnoberrot und Saftgrün. In der Truhe 1. ebenfalls
auf Graubraun gestimmte rötliche und graue Töne.
Schule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
875
Bez. rechts unten neben dem Stuhle mit dem aus P V E gebildeten Monogramn
Eichenholz, h. 0,33, br. 0,29.
Königliche Schlösser.
\A"OOrn C""""^''^ Hendricksz. Vroom. Landschaftsmaler, geboren zu Haarlem vor 1600, begraben
daselbst den 16. September 1661. Vermutlich Schüler seines Vaters, des Marinemalers Hendrick
Cornelisz. Vroom. Tätig zu Haarlem [seit 1621, Mitglied der Gilde 1635—1642].
888c Waldlandschaft. Gegen den lichten hellblauen Himmel, den bläuliche Wolken
überziehen, steht dunkel das Grün
der Eichen, das, im Mittelgrunde
kräftiger getönt, nach dem Beschauer
zu von bräunlichen Tönen durchsetzt
ist und ganz vorn in die dunkel-
bräunlichgraue, mit ockergelblichen
Tönen gemischte Färbung des Erd-
bodens übergeht. L.vorn leuchtet vor
dem tiefen Grün das gelbrote Laub-
werk eines einzelnen Baumes.
Bez. links unten: C VROM .'. Ehemals dem Jacob
van Ruisdael zugeschrieben .". Sammlung Block-
huizen in Rotterdam, versteigert in Paris 1870 .'.
Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,16, br. 0,21.
271
Schule von
Haar lern im
XVII. Jahr-
hundert
885 H
885 C
F?in<:rlaP»l J^''°'' ^^" Ruisdael. Zeichnet
'^'-'^^'-^"■^' sich selten [auf einzelnen früheren
Bildern] auch Ruijsdael. Landschaftsmaler
und Radierer, geboren zu Haarlem 1628 oder
1629, begraben ebenda den 14. März 1682.
Sohn des Isack Ruisdael. Vielleicht unter
dem Einflüsse Cornelis Vrooms ausgebildet.
Tätig zu Haarlem [1648 in die Lukasgilde
aufgenommen] und vornehmlich zu Amster-
dam [wo er schon 1657 wohnte und bis
1681 blieb].
885h Bewaldetes Flußufer. Eine
dunkle blaugraue Wolkenwand über-
zieht den hellblauen Himmel, gegen
den sie sich 1. mit weißen Rändern
absetzt. Ein fahler blaugrauer Glanz
liegt auf dem Wasser, von den blau-
grünen Reflexen des Ufers unterbrochen. Zwischen dem dunklen Blaugrün der Bäume,
deren Laub sich glitzernd gegen den Wetterhimmel abhebt, mit tiefem Braun der Unter-
malung in den Schatten und dem stumpfen Saftgrün des Graswuchses schimmert hell
der ockergelblichgraue Weg der Uferböschung [darauf einige Fußgänger in blauen und
rötlichen Trachten]. L. blaugrüne Ferne [davor ein Fleck Rot in der Staffage].
Bez. unten rechts; J V R. [zusammengezogen] .'. Erworben 1896 aus dem Pariser Kunsthandel .*. Eichenholz, h. 0,245, br. 0,335.
885c Haarlem von den Dünen bei Overveen gesehen. Am hellen lichtblauen
Himmel ballen sich mächtige, warm ockergelblichweiß beleuchtete und blaugrau be-
schattete Wolken. Die luftige Weite dieses Wolkenhimmels, der im Bilde als Hauptsache
wirkt, wird durch andere dunkelblaugraue Wolken am oberen Bildrande, die stark zu-
rücktreibend wirken, noch verstärkt. Unten liegt in wechselndem gedämpftem Licht, von
breiten Wolkenschatten durchfurcht, das dunkle gedämpfte Grün der Wiesen und Bäume,
im Vorder- und Mittelgrunde durch
den braunen Ton der Untermalung
erwärmt. Dazwischen das bräun-
liche Rot der Ziegeldächer und der
rötliche Ton der Backsteinhäuser,
zwischen den sich im Häusermeer
des fernen Haarlem einzelne grau-
blaue Flecke von Schieferdächern
und von glitzerndem Weiß der
Windmühlenflügel mischen. Vorn
sind auf denBleichen weiße Linnen-
streifen ausgebreitet.
Bez. rechts unten: Jv Ruisdael Ruisdael hat
dieses Motiv öfters behandelt; s. Nr. 885 E, ferner
in der Galerie zu Amsterdam , in der Sammlung
Vieweg in Braunschweig u. a. a. O. .*. Sammlung
Suermondt, 1874.
Leinwand, h. 0,52, br. 0,65.
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272
884b Landschaft mit Kloster-
ruine. Unter bewegtem dunkel-
blaugrauem Wolkenhimmel liegt
in düsterer Beleuchtung das Fluß-
tal. Das dunkle Grün des Eich-
waldes, aus dem das Grauweiß
der Stämme glitzert, wird durch
die warm braune Untermalung er-
wärmt, die in den Schattenpar-
tien des Vordergrundes unge-
deckt geblieben ist. Der dunkel-
braune Ton verbreitet sich, mit
dunklem Grün abwechselnd, im
Ufer und in den Tiefen des Flusses,
während die helleren Stellen des
Wassers blaugrün schimmern. Die Bergkuppe jenseits, an der das braune Gemäuer
der Klosterruine aufragt, ist von dunkelblaugrünem Laubwald bewachsen. Ein heller
Lichtschein liegt auf den gelbgrünen Wiesen am Bergabhang. Daneben lockt durch die
dunkelgrünen Zweige der Bäume am Ufer als lebhafteste Farbe ein Streifen tiefen grün-
lichen Blaus im fernen Hügelzug den Blick in die Tiefe.
Aus der früheren Zeit des Meisters. Mit geringen Abweichungen in der Komposition übereinstimmend mit dem etwas größeren
Bild in der Dresdner Galerie und einer ganz kleinen Studie in der Londoner National Gallery .'. Sammlung Kums, Ant-
werpen .'. Erworben 1901 in London .". Eigentum des Kaiser -Friedrich -Museums -Vereins .'. Eichenholz, h. 0,46, br. 0,62.
885e Fernsicht von den Dünen bei Overveen. Den leuchtend lichtblauen Himmel
überziehen von 1. her blaugraue, oben warm ockergelblich beleuchtete Wolken. In wechseln-
dem gedämpftem Licht breitet sich darunter die Landschaft. Aus der schwärzlichgrau-
grünen Heide, die an einzelnen Stellen rotgelb aufleuchtet, schimmert der hellgraue
Dünensand. Im Kontrast zum beschatteten Vordergrunde fällt helles Licht auf die gelb-
grünen Bleichen, auf denen weißes
Linnen ausgebreitet ist, rückwärts
wieder begrenzt von dunklem war-
mem Grün des Buschwerks, zwischen
dem die stumpf bräunlichroten Zie-
geldächer des Dorfes Overveen lie-
gen. Dahinter ziehen sich wieder
hellbeleuchtete gelbgrüne Wiesen
hin, die von blaugrüner Ferne und
ganz am Horizonte dem hellblauen
Streifen der Zuidersee begrenzt
werden. Im Dufte der Ferne tauchen
die Türme derOude- und Nieuwe-
kerk von Amsterdam auf.
Bez. rechts unten; JvRuisdael .*. Erworben 1873
in Hamburg aus der Sammlung Mestern.
Leinwand, h. 0,32, br. 0,40.
Schule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
884 B
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885 E
273
Schule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
885 D
885 G
885 D Ansicht des Damplatzes zu
Amsterdam. In kühlem graubläu-
lichem Tone des Lichts, das im Hell-
blau des Himmels, von weißen Wol-
ken überzogen, gipfelt. Der luftige
graublaue Grundton klingt auch in
der Fassade des Baues der Stadt-
wage, die von grünem Dach überragt
wird, fort, in seiner beherrschenden
Wirkung gesteigert durch den um-
gebenden ockergelbbraunen Ton des
Untergeschosses und der umliegen-
den Gebäude, in die sich r. in den
Dächern [über denen der Turm der
Oudekerk emporragt] stumpf rötliche
Töne mischen. Als lebhaftester Farb-
fleck prallt aus dem Graublau der Fassade Zinnoberrot in den Balken des Stadtwappens
[von 1565] hervor, die ein mittleres blaues Feld umschließen und von goldgelben Löwen
und Wappenzieren umgeben werden. Die luftige Stimmung des Mittelgrundes erhöhen
festere ockergelbliche Töne im Platz vorn, vor allem aber tiefes Schwarz neben Weiß und
einigen Flecken Rot, Dunkelblau und Ockergelb in den Trachten der Figuren, die die
Ferne zurücktreiben.
Bez. links unten : Jv Ruisdael .". Die Figuren sind wahrscheinlich von Gerard van Battem [Maler und Radierer von
Rotterdam], der ein ganz ähnliches Bild des Meisters, den Fischplatz zu Amsterdam, im Museum Boymans zu Rotterdam,
staffiert hat .■. Aus der letzten Zeit des Meisters. Vermutlich Seitenstück zu dem oben erwähnten Bild in Rotterdam, das
die gleichen Maße hat .". Sammlung Pastor, Burtscheid 1820 .■. Sammlung Suermondt, 1874 .'. Leinwand, h. 0,52, br. 0,65.
885g Eichenwald. Ein warmes bräunliches Grün hält die Gruppe der Eichen, der hellere
saftgrüne und rotbräunliche
Zweige in der Mitte, blaugraues
Astwerk und die blaugrün-
liche Tönung an den Konturen
Plastik verleihen, mit der stillen
Wasserfläche zusammen, deren
mehr graugrünlicher Ton durch
das Braun der Untermalung an
Tiefe gewinnt. Helles Gclbgrün
derWasserpflanzen [stellenweise
durch braune Lasur gedämpft]
und die leuchtenden Flecke der
gelben Dotterblumen steigern
den Eindruck der düsteren Tiefe
des Wassers. Diese helleren
Flecken geben zugleich auch den
Maßstab für die Raumdistanz,
274
während der schimmernd bläuHchweiße
Buchenstamm [mit den rotgelben Stellen
des abg-ebrochenen Holzes] die tief
dunkle Masse der Eichen zurücktreibt.
Die Tiefenbewegung folgt den blau-
grauen Reflexen im Wasser bis zu den
dunstigen graublauen Tönen des jen-
seitigen Ufers, dessen Höhen r. in gelb-
licher Färbung aufleuchten, und zum
nebligen Durchblick der Mitte. Dort
wallt über dem tiefen düsteren Grün
des Eichenwaldes, zwischen den um-
gebenden schiefergrauen, oben leicht
bräunlich getönten Regenwolken eine
mächtige weiße, vom Sonnenlicht ockergelblich getönte Wolke auf. Darüber ist ein
Stück heiteren blauen Himmels sichtbar.
Bez. rechts unten: JvRuisdael .*. Ein Hauptwerk des Meisters aus seiner mittleren Zeit [um 1660] .•. Sammlung Wells in
Manchester; 1857 auf der Manchester Exhibition /. Erworben 1891 in Paris .". Leinwand, h. 1,14. br. 1,41.
Schule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
885
885 Hügelige Landschaft. Bewegte Wolkenmassen, deren leuchtende ockergelblich-
weiße Lichter mit schwärzlichgrauen [vom durchscheinenden Braun erwärmten] Schatten
wechseln, bedecken fast den hellblauen Himmel. Dunkelblaugrün mit einzelnen rot-
gelben Zweigen steht dagegen der große Baum. Düster im Schatten der Wolken, den
nur r.ein Sonnenblick auf hellgelbgrüner Wiese durchbricht, liegt die Landschaft mit dunklen
graubraunen Tönen des Vordergrunds, die nach rückwärts in das bräunliche Gelbgrün
im Berghang, von rotbräunlichen Stellen unterbrochen, übergehen. Blaugrün setzt sich
der Umriß des Berges gegen die helle leuchtende Luft ab. Er leitet zu dem farbigen grün-
lichen Blau der Ferne, das 1. durch die Stämme schimmert. Im Vordergrunde r. ein Fleck
Rot in der Kappe des Hirten
[die Frau in dunkelblauem
Kleid], am blaugrünen
Wasser goldgelbbraune
Kühe.
Bez. rechts unten : Jv Ruisdael .". Fi-
guren und Tiere sind von Johannes
Lingelbach [Maler undRadierer, ge-
tauft zu Frankfurt a. M. den 10. Ok-
tober 1622, gestorben zu Amsterdam
im November 1674 , nach längeren
Reisen in Holland tätig] .". Königliche
Schlösser.
Leinwand, h. 0,48, br. 0,63.
884 Bewegte See bei auf-
steigfendem Wetter.
Dunstige blaugraueWetter-
wolken, denen die durch-
884
275
Schule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
885J
885 F
scheinende braune Grundierung ihren
weichen farbigen Charakter verleiht,
ziehen am Horizont herauf. Davor
schimmert in gedämpftem Rotgelb das
Segel des großen Bootes [mit blauer
Flagge], rotgelbe Reflexe in den schäu-
menden grünlich -blaugrauen Wogen
hinterlassend. Der Vordergrund ist in
dunkles Blaugrau getaucht, dem das
warme Braun der Untermalung die
Tiefe gibt, während die Ferne blau-
grauer Wetterdunst verhüllt, aus dem
in goldgelblichen Lichtern Masten und
Gallion des Kriegsschiffes mit blau-
weiß-roter Flagge und in gedämpftem bräunlichem Rot die Dächer der Stadt Amster-
dam auftauchen. Oben 1. blickt durch das zerrissene Gewölk lichtblauer Himmel, warmes
Licht färbt die Wolken ockergelblich.
Um 1670 gemalt .". Königliche Schlösser /. Leinwand, h. 1,00, br. 1,46.
885j Die Windmühle. Von einem Sonnenstrahl getroffen leuchtet gelbgrün der Rasen
am Abhang auf, von dunklem blaugrünem Gebüsch umgeben, zu Füßen der dunkel-
blaugrauen Windmühle, die sich mit ihren im Lichte schimmernden rötlichen und weiß-
lichen Flügeln gegen die weichen weißen, blaugrau getönten Wolken am lichtblauen
Himmel abhebt. Ein Fleck bräunlichen Rots im Dache des Mühlenvorbaus, warm rot-
braune Töne im Erdreich des Abhangs und im Buschwerk r. helfen durch den Kontrast
die Kraft des Grün erhöhen. Der Abfall des Hügels nach dem stillen blaugrauen
Wasser ist in bräunlichen Schatten gehüllt. L. zieht Blaugrün der Ferne, durch den
Gegensatz zu Zinnoberrot der
E£35^ Tracht des Mannes im Kahn ge-
stärkt, den Blick in die Tiefe.
Aus der früheren Zeit des Meisters .■. Samm-
lung Rudolf Kann, Paris .*. Erworben 1907 aus
dem englischen Kunsthandel.
Eichenholz, h. 0,235, br. 0,345.
885f Dorf [Spaa?] am Waldes-
abhang. Tief düsterer schwärz-
lichgrauer Gewitterhimmel, in
fetter, deckender Farbe zusammen-
gestrichen, mit helleren weißlichen
und bläulichen Lichtern am Ho-
rizont; über blaugrüner Ferne
noch ein sonniger ockergelblicher
Glanz. Darunter im Dunkel die
Landschaft im warm bräunlichen
276
Tone der Untermalung, dunkles
Grün der Bäume mit rotbräunlichem
Schimmer, Lichtrot und Rotbraun der
Dächer und Mauern. L. glänzt grau-
blau das Kirchendach auf. Vorn an dem
in bräunliche Schatten gehüllten Wasser
mit seinen graublauen Reflexen ein Fleck
starken Zinnoberrots in der Jacke des
Anglers, neben warmem Gelbgrün im
Gras.
Bez. rechts unten mit dem aus J v R gebildeten Mono-
gramm .•- Aus der früheren Zeit des Meisters .-. Ver-
steigerung Beurnonville, Paris 1880 .'. Erworben 1884
aus der Sammlung Habich zu Kassel.
Leinwand, h. 0,52, br. 0,66.
884c Landschaft. Am hellblauen Himmel
stehen mächtige blaugraue, sonnig ockergelb beleuchtete Wolken. Der ganze Vorder-
grund, in einem bräunlicholivgrünen Tone zusammengehalten, den nur das Blaugrau des
Baches, der Baumstämme n, des Steges, der Hausdächer und etwas Ockergelb im Weg
und den Felsen unterbricht, liegt im Dunkel eines Wolkenschattens. Die Höhe mit der
Windmühle dahinter aber ist in ockergelbliches Sonnenlicht getaucht, das sich, die Krone
des Baumes in der Mitte treffend, auch in schmalem Streifen nach 1. über den gelbgrünen
Wald hinabzieht.
Bez. rechts unten [ undeutlich ] : J v Ruisdael .■. Erworben 1904 .'. Sammlung A. Thiem. .'. Leinwand, h. 0,395, br. 0,45.
893 Landschaft mit Bauernhaus. Vorn, glitzernd im gedämpften Lichte düsterer blau-
grauer Wolken [mit ockergelblichen Lichtern und Durchblicken auf hellblauen Himmel]
am blaugrauen Wasser das gelbrote Holz der Baumstämme, gelbrote Blumen, der ockergelb-
braune Weidenstumpf, ocker-
gelbliches Gestein. Die Wiese
in bräunlichgelbgrünen Tönen,
die sich zu Blaugrün im Laub-
werk und im Hügelzug der
Ferne steigern. Gegen das be-
herrschende Grün steht ein Fleck
Zinnoberrot in der Tracht des
Jungen, der auf der Haustreppe
mit dem Hunde spielt, sowie
gedämpfteres Rot im Ziegeldach
des ockergelbbraunen Anbaues
am dunkelgrauen Haus [mit
ockergelblichem Putz].
Bez. rechts unten : J v Ruisdael 1 653 .". König-
liche Schlösser.
Leinwand, h. 0,66, br. 0,80.
Schule von
Maarlem im
XVII. Jahr-
hundert
884C
893
277
Schule von
Haarlem im
XVH. Jahr-
hundert
884 D
it^itj^^-
f#>%
884d Waldlandschaft. Dunkelrot-
braunes Gebüsch, locker mit dunkel-
saftgrünen Tönen gedeckt, blaugrün
aufgelockert an den Rändern, steht in
tiefer Färbung gegen das ockergelb-
liche Licht des Sonnenuntergangs am
hellblauen Himmel und die gedämpft
orangegelben und violetten Töne der
Wolken, die auch den Wasserspiegel
färben. Blaugrün im jenseitigen Ufer,
davor ein Fleck gedämpften Rots in
der Jacke des Anglers.
Bez. unten links mit dem aus JvR gebildeten Mono-
gramm .■. Erworben 1904 .•. Sammlung A. Thiem.
Eichenholz, h. 0,135, br. 0,17.
IVFpiQfpr ^^'^'^'' JVR. So genannt nach einem Bild in der Pinakothek zu München, das diese Be-
IVICIÖLCI Zeichnung- trägt. Vermutungsweise Isack van Ruisdael, Jacobs Vater, zugeschrieben. Tätig
um die Mitte des 17. Jahrhunderts, wohl in Haarlem.
901 D Landschaft. Die dünne braune Untermalung, die in den Schattenpartien mit
Dunkelsaftgrün durchgezeichnet ist, gibt die Tiefen für die lichte, silbrige Stimmung
der Landschaft. Die Lichter des Laubwerks, des Rasens und der Ferne sind in
glitzernden blaugrünlichen auch gelbgrünen gestrichelten Flecken aufgesetzt, der
Weg im Vordergrunde mit ockergelblichen Tönen gedeckt. Ein Fleck gebrochenen
Rots in der Kappe des Wanderers. Unter luftigen, von der Untermalung leicht ge-
tönten blaugrauen Wolken mit weißen Lichtern. L. oben mattblauer Himmel.
Sammlung Sucrmondt, 1874 .-. Eichenholz, h. 0,23, br. 0,30.
Hobb
ema
901 D
Tätig zu Amsterdam
Meindert Hobbema. Landschaftsmaler, geboren 1638 zu Amsterdam, gestorben
daselbst den 7. Dezember 1709. Ausgebildet unter dem Einflüsse Jacob van Ruisdaels.
886 Waldige Landschaft. Der
warm braune Ton der Untermalung
in Umbra dient der Sättigung der
dunklen Schattenpartien. Der Wald-
boden im Vordergrund und die
Tiefen des Laubwerks werden in dun-
kelbraunen und bräunlichsaftgrünen
Tönen zusammengehalten. Dunkel
setzen sich Zweige und Baumstämme
gegen den Mittelgrund r. ab. Dort
fällt ein heller Schein in die Wald-
lichtung und glitzert auf grauweißen
Stämmen, dem ockergelblichen Weg,
von bräunlichgelbgrünem Gras um-
278
säumt, und auf bräunlich-
gelbgrünem, nach derTiefe
zu in luftigeren blaugrün-
lichen Tönen verschwim-
mendem Laub. In dem
architektonischen Aufbau
der Landschaft hält dieser
lichten Stelle r. der Durch-
blick auf matt gelbgrüne
Wiesen und blaugrüne
Ferne 1. das Gleichgewicht,
während ein Fleck Zin-
noberrot im Rocke derFrau,
gedämpft durch den Waldes-
schatten, die Mitte betont,
die auch durch die große
hellockergelblich beleuchtete weiße Wolke am luftigen
hervorgehoben wird.
Bez. rechts unten: M Hobbema .". Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,59, br. 0,82.
ichtblauen Himmel stärker
Schule von
Haarlem im
XVU. Jahr-
hundert
886
M
_^_ Jan van der Meer oder Vermeer van Haarlem d. A. Landschaftsmaler, getauft zu Haarlem
Cd den 22. Oktober 1628, begraben daselbst den 25. August 1691. Schüler Jacob de Wets. Tätig zu
Haarlem [1654 in der Lukasgilde].
810d Dünenlandschaft. Im Lichte der Spätnachmittagssonne leuchtet in hellem Gelb
der Sand der mit blaugrünem Gras bewachsenen Dünen und der Wege 1., während
der Hügel 1. vorn, der dunkelgrüne, blaugrün schimmernde Wald der r. Seite und die
Ferne schon in Schatten getaucht sind, die durch das warme Braun der überall nur
locker gedeckten Untermalung ver-
tieft werden. Hell leuchtet vorn in
der Mitte das Zinnoberrot in der
Jacke des Schimmelreiters auf, um
im lichtroten Ziegeldach dahinter
auszuklingen. In lichtem Blau er-
strahlt der Himmel. Über dem
mattrötlichen Horizont, an dem
luftig der hellblaue Streifen der
See erscheint, stehen blaugraue
Wolken, mattrötlich beleuchtet.
Bez. links unten: JVMeer .'. Sammlung Weyer,
Köln 186? .*. Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,36, br. 0,44.
810 D
279
Scilule von
Haarlem im
XVn. Jahr-
hundert
810A
810a Flachlandschaft. Am hell-
blauen Himmel stehen sonnige gelb-
liche Wolken. Schon breiten sich in
der niedergehenden Sonne tiefe
Schatten über das in warmem Braun
der Untermalung gehaltene Land.
Die schattigen Tiefen sind stellen-
weise locker mit ockergelblichen und
dunkelgrünen Tönen gedeckt, die
Lichter im Mittelgrunde mit Blau-
grün. Hell von der Sonne getroffen,
leuchten aus dem Dunkel der
Schimmelreiter neben derrotbraunen
Kuh vorn, weiterhin r. ockergelbliche
Giebel und zwischen dem Grün lichtrote Dächer, dahinter der ockergelbliche Weg und
am Horizont aus dunkelgraugrünlichen Schatten das Häusermeer einer Stadt auf. L.
spiegelt sich der Himmel hellblau im Fluß, dessen Windungen hellgrau in der Ebene
aufschimmern.
Die Urheberschaft Jan van der Meers ist nicht ganz gesichert .". Erworben 1867.
Eichenholz, h. 0,37, br. 0,52.
B
r\-ic Guillam [Willem] du Bois. Landschaftsmaler, 1646 in die Gilde zu Haarlem aufgfenommen,
begraben daselbst den 7. Juli 1680. Tätig zu Haarlem nach einer Studienreise durch Deutschland.
1038 Ansicht eines waldreichen Flußtales. In bräunlichen Tönen [dunkelgrauer
Felsen, gelbgrün bewachsen; ockergelblichbrauner Felsboden] hebt sich der Vorder-
grund als dunkle Kulisse gegen den hellblauen Flußspiegel und mattgelbgrüne Ufer-
berge [mit mattrötlichen Gebäuden] ab. Ein Fleck stumpfen Rots in der Jacke des
Schimmelreiters. Gelbgrün geht nach oben in mattes Blaugrün und in den Bergen
der Ferne r. in Hellblau über.
Hellblauer Himmel mit blau-
grauen Wolken 1., mit hellen
rötlichen Tönen gefärbt r.
Bez. unten auf einem Stein: GD Bois .•. Er-
worben 1843 aus der Sammlung Reimer zu
Berlin.
Leinwand, h. 0,58, br. 0,88.
\Y/ 1 1 n o T-« 4- o lan Wiinants.
WljnantS L„dschiftsmaler,ge-
boren um 1625 zu Haarlem, gestorben
wahrscheinlich zu Amsterdam nach
dem 1 8. August 1 682. Tätig in Haarlem
[bis ungefährl660], darauf in Amster-
dam.
280
836b Hügelige Landschaft. Der
Farbenauftrag auf der warmbraunen, in
allen Tiefen zutage tretenden Unter-
malung ist weich und flockig. Während
das hügelige Gelände 1. in dunkle bräun-
liche Schatten getaucht ist, leuchtet das
Kornfeld r. in hellem Ockergelb, vor
dunkelrotbräunlicher Baumgruppe. Die
Wirkung dieses Gelbs erhöht der Kon-
trast zum tiefen leuchtenden Blau in
Ferne und Himmel mit der großen
bräunlich-blaugrauen Wolke inmitten.
Derselbe Farbenkontrast kehrt auch in
den ockergelblich beleuchteten und blau
beschatteten Wolken am Horizonte wieder.
Trachten der Staffage.
Bez. rechts unten : J Wynants f .". Die Staffage ist von A dri ae n van de Vel de .". Erworben 1874 in Hamburg.
Leinwand, h. 0,27, br. 0,34.
Blaue und stumpf rote Töne in den
Schule i'on
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
836 B
jWT __-_.. ^j,_ Hendrick Mommers. Geboren angeblich 1623 zu Haarlem, begraben den 21. De-
IVHJllllUCI S zember 1693 zu Amsterdam. 1647 in Haarlem als Meister in die Gilde aufgenommen.
Tätig zu Haarlem [nach einem Aufenthalt in Rom] und Amsterdam [seit ungefähr 1665].
845 Landschaft mit Hirten. Der Vordergrund ist mit den Figuren im warmen
Dunkelbraun der Untermalung, die mit ockergelben und goldgelben Lichtern, mit
gelbgrünen und graugrünen Tönen des Graswuchses gedeckt wird, zusammengehalten
vor den heraufwallenden graublauen Wolkenmassen mit ihren schimmernd weißen
Lichtern. R. oben ein Durchblick auf mattblauen Himmel. Vor der graublauen Wolke
stehen als stärkste Farben Goldgelb in der Jacke der Melkerin [mit hellblauem Armel-
aufschlag], bräunliches Zinnoberrot in ihrem Rock, Karminviolett im Oberrock, helles
Ockergelb im Melkkübel und
warmes Goldgelbbraun in der
Kuh. Die weißen undbräunlich-
ockergelben Schafe gehen mit
der Färbung des Vordergrun-
des zusammen, während die in
schwärzlichen und dunkel-
braunen Tönen gehaltenen Fi-
guren der Hirtenjungen nur
der Belebung der Silhouette
des Vordergrundes dienen. L.
über graublauem Wasser grau-
rötliche Berge der Ferne.
Bez. unten in der Mitte : H Mommers .■. Er-
worben 1843 aus der Sammlung Reimer zu
Berlin .-. Eichenholz, h. 0,51, br. 0,71.
281
Scilule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
900D
900
Wo
iHArövmo»-i Philips Wouwerman. Maler und
UWermaU Radierer, getauft zu Haarlem den
24. Mai 1619, gestorben daselbst den 19. Mai 1668.
Schüler seines Vaters Paulus Joosten Wouwerman, des
Pieter Verbeecq und Jan Wijnants, vielleicht auch des
Pieter van Laer, angeregt durch Frans Hals. Tätig zu
Haarlem [seit 1640 in der Gilde].
900d Winterlandschaft. Das durch Grau ge-
dämpfte warme Rotbraun der Untermalung,
das in den Tiefen der Felsen und im Vorder-
gründe sichtbar ist, wird nach r. gegen das
schimmernde Weiß der Wolkenwand, über der
wenig mattblauer Himmel erscheint, durch
deckende grauweiße und graugrünliche Töne
aufgelichtet, zwischen denen immer der bräun-
licheTon sichtbar bleibt. Die dunkle Silhouette
des Reiters in bräunlichrotem Mantel auf dunkel-
rotbraunem Pferd [davor der grünlichblaue
Rock des Fußgängers] hilft die kühle Helligkeit der Mitte steigern.
Aus der früheren Zeit des Meisters
Eichenholz, h. 0,27, br. 0,23.
Sammlung Suermondt, 1874.
900 Halt einer Jagdgesellschaft am Fluß. Der warm braune Ton der Untermalung,
der den Vordergrund zusammenhält, wird durch zarte graue Töne aufgelockert und nach
der Tiefe stärker durch Graublau gedeckt. Die braune Untermalung tönt auch die warm
goldockergelblichen [graublau beschatteten] Wolken, über denen hellblauer Himmel auf-
strahlt. Stark zurücktreibend gegenüber der luftigen Stimmung der Landschaft wirkt
das leuchtende Zinnoberrot im Rocke des Hörn blasenden Reitknechts zu Pferd neben
tiefem Blau in der Jacke des Jungen. Die Hauptgruppe ist wieder, im Gegensatz zum
lebhaft geröteten Inkarnat der Figuren, in kühlen graublauen [Rock des Schimmelreiters,
mit einem Fleck Karminrot in der Stiefel-
fütterung; Rock der Dame auf blau-
grauem Schimmel] und lilafarbenen
Tönen [Kleid der Dame] gehalten, vor
denen das ockergelblich getönte Weiß
des rotbraun gefleckten Schimmels als
Mittelpunkt der Lichtstimmung glänzt.
R.im bräunlichen Halbdunkel grünliches
Blau im Rocke des Reiters auf dunkel-
rotbraunem Pferd. Auf dem Wasser ein
graublauer Schimmer.
Bez. links unten mit den verschränkten Buchstaben
P H J L S und dem W. .-. Gegenstück zu Nr. 903 .-.
Köniijilche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,35, br. 0,39.
282
899 Die Reitschule. Das Bild
ist in einen feinen blaugrauen
Luftton g-ehüllt, der alle Lokal-
farben dämpft und lockert, der
das Braun des Vordergrundes,
die rötlichen und ockergelb-
lichen Töne der Festungswälle
[mit dem Blaugrün des Busch-
werks kontrastierend] nach
Grau bricht. Den Mittelpunkt,
der durch einige Flecken Gold-
gelb im Koller und Zinnober-
rot in der Hose des Reiters
betont wird, während die ge-
dämpften graubraunen und grauvioletten Töne der Staffage in der Umgebung wieder auf
den gebrochenen Grundton gestimmt sind, bildet das bläuliche Weiß des Schimmels. Auch
die seitlichen Gruppen sind entsprechend der Mitte durch kräftigere Farbflecken hervor-
gehoben: neben dem Grau der Säule r. Ockergelb und Rot in der Tracht der Marktfrau;
in der Gruppe 1. Rot und Grün, Blau und Ockergelb. Nach der Tiefe geht die Land-
schaft in graublauen Dunst über [davor warm die ockergelblichen Körper der Badenden].
Die kühle Stimmung in Blaugrau wird durch den Gegensatz zu den goldig- ockergelben
Wolken am Horizont noch verstärkt. Darüber leuchtet hellblauer Himmel, oben von
dunkelgrauen Wolken überzogen.
Bez. rechts unten mit den verschränkten Buchstaben PHJLS und W. .■. Aus der mittleren Zeit des Meisters .'. Könighche
Schlösser.
Leinwand, h. 0,77, br. 1,20.
Schule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
903 Der Heuwagen. Aus den warm rotbraunen Tönen [Umbra] des Vordergrunds, die
nach der Tiefe zu immer stärker von Grau
und Graublau gedeckt werden, schimmert
das glänzende [ockergelb und graublau
getönte] Weiß des Schimmels, der sich von
den rotbraunen und blaugrauen Pferden
dahinter abhebt. Das Weiß umgeben tiefe,
im bräunlichen Helldunkel gedämpfte
Farben, vor allem bräunliches Rot [Rock
der Frau 1., Jacke des Stehenden r.], Blau
und Goldgelb in den Trachten verschie-
dener Figuren, Karminviolett, Dunkelblau
und Rot in den Kleidern der spielenden
Jungen vorn und der rötliche Ton des
Inkarnats. Der warm braune Grundton
setzt sich in den blaugrauen, ockergelb-
283
Schule von
Haarlem im
XVH. Jahr-
hundert
900F
lieh beleuchteten Wolken fort. R. oben
leuchtend hellblauer Himmel, mit dem
bräunlichen Goldg-elb der Hauswand
kontrastierend. Blaugrün bewachsene
Mauer.
Gegenstück von Nr. 900 .'. Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,34, br. 0,39.
900f Der Holzsteg. Am mattblauen
Himmel, den r. düsteres schwärzlich-
graues Schneegewölk bedeckt, wallt
eine große, glänzend weiße Wolke
herauf, gegen die sich warm in bräunlich-
rötlichem Ton der Brückenpfeiler ab-
hebt. Die Schneedecke des Vorder-
grunds ist im Gegensatz zu dem reinen
Weiß der Wolke und ihres Wiederscheins im Brückendurchblick und auf dem Hausdache
mit einem graubläulichen Tone gefärbt, dessen kühle Wirkung der Kontrast zu bräun-
lichem Ockergelb [Holzverpfählung, Jacke des Holz tragenden Mannes 1. usw.], dessen
Helligkeit das bläuliche Schwarz des Eisloches unter dem Steg erhöht. R. vorn ein Fleck
kräftigen Zinnoberrots in der Kappe des Schlitten fahrenden Jungen neben Blaugrün in
seiner Jacke.
Sammlung Rudolf Kann, Paris .". Erworben 1908 aus dem englischen Kunsthandel.
Eichenholz, h. 0,285, br. 0,365.
900 B
900b Aufbruch zur Jagd. Durch graue Töne gedämpftes Braun hält den Vordergrund
zusammen, geht nach der Ferne allmählich in Blaugrau über und erscheint wieder in der
Tönung der bräunlichockergelben Wol-
ken, über denen sich der hellblaue Him-
mel aufklärt. Im Mittelpunkt schimmert
aus dem Dunkel dasWeiß des Schimmels
[vor rotbraunem Pferd], von leuchten-
dem Rot der Satteldecke, Hellblau und
Goldgelb imMantel und Rock derDame
r. umgeben. Diese lebhaften Lokal-
farben wiederholen sich gedämpfter in
den Trachten der seitlichen Figuren.
Aus der mittleren Zeit des Meisters .". Sammlung
Scliö[iborn, Wien 1866 .". Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,34, br. 0,40.
284
900 E DerDünenwegf. Gegenden
lichtblauen Himmel steht leuch-
tend der bräunlichockergelbe
Sand des mit rotbrauner Heide
und wenig grünem Gras be-
wachsenen Hügels. Weißliche
Lichter glitzern auf seinem Ab-
hang. Die Senkung 1. mit dem
blaugrauenWasser liegt im Düster
warmbrauner Töne der Unter-
malung, locker mit Grau gedeckt.
Zwischen blaugrünem Gras das
bräunlichrote Dach des Gehöfts.
Über der graublauen Ferne ziehen
große blaugraue, durch einen
rötlichen Schimmer erwärmte
Wolken herauf, die vor der schwärzlichen Wolke ganz oben
Erworben 1907 aus dem Pariser Kunsthandel.
Eichenholz, h.0,35, br. 0,43.
luftig zurückweichen.
Sc/)ule von
Haarlem im
XVH. Jahr-
hundert
900E
900c Pferde vor der Schmiede. Den warm bräunlichen Grundton lockern graue
und graublaue Töne [Felsen]. Hellrötliche Lichter am Erdboden, graurötliche im
Schornstein der Schmiede. Gelbgrünlicher Graswuchs. Aus diesen gebrochenen, auf
Graubraun gestimmten Tönen, mit denen auch die grauen, von der warm braunen
Untermalung getönten Wolken zusammengehen, leuchtet das durch etwas Ockergelb
erwärmte Weiß des Schimmels [bläulich getönt in den Schatten] neben dem dunklen
Rotbraun des anderen Pferdes, wieder umgeben
von gedämpften ockergelben, dunkelblauen
[Schmied] und bräunlichroten Farbflecken
[Kappe des Jungen r.; Weste des liegenden
Mannes 1. mit graugrüner Jacke]. Oben im
Sonnenlicht die ockergelbliche Hauswand, z. T.
graublau beschattet. Gegen das glitzernde blau-
grüne Weinlaub steht ein Fleck gebrochenen
Rots im Tuch auf dem Zaun. Ganz oben leuchtet
kräftiges Blau des Himmels.
Aus der mittleren Zeit des Meisters .■. Sammlung Schönborn-Pommers-
felden, Paris 1867 .*. Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,40, br. 0,31.
Berchem
Nicolaes [Claes] Pietersz. Berchem
oder Berghem. Zeichnet sich bisweilen auch
Berrig^hem. Maler und Radierer, getauft zu Haarlem den
1. Oktober 1620, gestorben zu Amsterdam den 18. Februar
1683. Schüler seines Vaters Pieter Claesz., später des
P. de Grebber und J.Wils in Haarlem, des N. Moeijaert
900C
285
Schule von
Haarlem im
XVH. Jahr-
hundert
836
und J. B. Weenix in Amsterdam. Nach
einem Aufenthalt in Italien tätig- in Haar-
lem seit 1642 und später in Amsterdam.
836 Düstere Winterlandschaft.
Der Farbenauftragf ist glatt und
flächig. Die Grundfärbung be-
steht aus wenigen von dunklem
Blaugrau im Himmel bis zu ge-
dämpftem Weiß im Schnee sich
auflichtenden Tönen. Gegen
Weiß und Blaugrau stehen in
der Staffage des Vordergrunds
hart einige Flecken ungebroche-
nen Zinnoberrots [Rock des
Jägers ganz r., Mann auf der Brücke 1., bräunlich gedämpft auch in einzelnen Kleidungs-
stücken der waschenden Weiber und in der Decke auf dem Kinderschlitten] und goldigen
Ockergelbs [Tracht des abladenden Mannes, Lichter auf der Brücke, gedämpfter aus-
klingend in den Mauern der Häuser]. Ihnen dient das helle, gelblich und bläulich getönte
Weiß des Schimmels als Basis.
Bez. links unten in der Ecke: Berchem . F'
Schlösser.
Eichenholz, h. 0,48, br. 0,69.
Ein ähnliches, aber kleineres Bild bei Sir F.Cook in Richmond .'. Königliche
890 Der Halt vor dem Wirtshause. Der sonnenbeleuchtete Vordergrund in grau-
braunen, durch Ockergelb erwärmten Tönen, aus denen hell das [in den Schatten hell-
blau getönte] Weiß des Schimmels leuchtet. Lebhaftere bunte, doch durch den rotbraunen
Grundton gedämpfte Farben in der Gruppe r.: Zinnoberrot im Ärmel des Fuhrmanns,
Rotbraun im Inkarnat, Graublau in der Weste des Wirts, Ockergelb in der des sitzenden
Hirten, dazwischen glitzernde gedämpft weiße Lichter. Jenseits der Mauer 1. unter
leuchtendem hellblauem Himmel mit sonni-
genWolken bräunliches Hellgrau der Häuser
und Lichtrot der Dächer zwischen dem Blau-
grün der Zypressen.
Bez. an dem Gesimse der Haustüre: Berdiem •
Schlösser.
Leinwand, h. 0,32, br. 0,37.
Königliche
896 Der Halt an der Schmiede. Vorder-
grund und Felsen sind in einem graubraunen
Tone gehalten mit rötlichockergelben Son-
nenlichtern, gegen den das kalte Blaugrüii
der Gebüsche und Bäume und sehr lichter
bläulicher Himmel mit weißen Wolken
stehen. Hart blitzen aus dem bräunlichen
286
Dunkel das kalte bläuliche
Weiß des Schimmels und
volle leuchtende Farben der
Trachten: Ockergelb und
Zinnoberrot in der Tracht
des Reiters, Lila und Gold-
gelb in Kleid und Federhut
der Dame. Warmes rötlich-
braunes Inkarnat. Der zin-
noberrote Rock der Hirtin r.,
die graublaue und ocker-
gelbe Tracht der Sitzenden
daneben ist, ebenso wie der
zinnoberrote Rock des im
Vordergrunde 1. lagernden
Mannes, stärkerdurch Braun
gedämpft. Die Herde unter
dem Viadukt in goldig-
gelbbraunen Tönen vor dunkelgraublauer Ferne unter lichtem sonnigem Horizont.
Bez. rechts unten in der Ecke : Berchem -■. Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,70, br. 0,85.
Schule von
Haarlem im
XVn. Jahr-
hundert
Cl
aesz.
Pieter Claesz. van Haarlem. Stillebenmaler, geboren gegen 1590 zu Burgsteinfurt in
Westfalen, begraben zu Haarlem den I.Januar 1661. Vater des Nicolaes Pietersz. Berchem.
Urkundlich zuerst 1617 zu Haarlem genannt und tätig daselbst [wohl schon vor 1617].
948 Stilleben. Untermalt in einem lichten rotbraunen Ton, der alle Farben durchdringt
und dem Bilde die einheitliche Stimmung verleiht. Ein hellgrauer Ton ist dünn über die
beleuchtete Stelle des Hintergrunds, schv^färzlichgraueTöne sind über die Schattenpartien
gelegt. Das Stilleben selbst ist
in den warm braunen Tönen
der Untermalung gehalten, mit
braungrauen und weißen Lich-
tern in den Metallgeräten, und
wenigen, vom braunen Grund-
ton abgehenden Farben wie
pastosem Gelb in der Zitrone
und rötlichen Flecken in der
Muschel des Nautilusbechers
und im Innern der Pastete.
Die Farbigkeit dieses ein-
heitlichen Gesamttones aber
steigert der Kontrast zu dunk-
lem Saftgrün in der Sammet-
decke 1. [als grüne Lasur im
287
Sdiule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
948A
Römer wiederkehrend]
und kaltem schimmern-
dem Weiß im Tischtuch
[dagegen ein tiefes
Schwarz im Messergriff].
Eine "Wiederholung in der Samm-
lung Mansi zu Lucca .'. Sammlung
Solly, 1821.
Eichenholz, h. 0,53, br. 0,69.
948a Stilleben. Daswarme
Braun der Grundierung
gibt die beherrschende
Note. Vor rotbräunlichem,
durch graue Töne luftig
gelockertem Hintergrund
[mit hellblaugrauem
Fensterdurchblick] schimmerndes [bläulich und bräunlich in den Schatten getöntes] Weiß
des Tischtuches. Darauf das Stilleben in auf Braun gestimmten goldgelben [Brot], gelben
[Zitrone], blaugrauen [Zinnteller, Löffel] und olivgrünen Tönen [Römer]. Tiefes Schwarz
der Messerscheide. Die r. Seite, abweichend von der 1., wie die Rückwand ausgesprochener
im rötlichbraunen Gesamtton und stärkeren farbigen Kontrasten. Vor bräunlichsaftgrünem
Weinlaub Gelb und Rot in den Äpfeln, bräunlichkarminviolette und bläuliche Färbung
der Trauben. Der Verbindung beider Hälften dient ein Fleck Rot im blaugrauen Spitzglas
in der Mitte.
Der Hintergrund und die Früchte r. sind von Roelof Koets, der häufig mit dem Meisler zusammenarbeitete
Suermondt, 1874.
Leinwand, h. 1,14, br. 1,72.
Sammlung
985a Stilleben. Das Bild ist in bräunlichsilbergrauer und bräunlichgelbgrüner Färbung
durchgeführt, zusammengehalten von dem bräunlichen Tone der Untermalung. Diese ist
im Hintergrund durch Hellgrau gedeckt, von dem sich in bräunlichgrünen Tönen Tisch-
decke und Austernschalen, in reinem Saft-
98SA ^^^■^^■^^■i^l^^^^^^^^HH^^^^H grün [mit rotbraunen Tiefen, pastos auf-
gesetzten weißen Glanzlichtern und grauen
Lichtern und Reflexen, die gelblich und
bläulich lasiert sind, im oberen Teil] der
Römer abhebt. Dagegen steht das Blau-
grau der Zinnteller und das bräunliche
Grau des silbernen Bechers, dessen
schimmernder silbergrauer Fuß [davor
das bräunliche Gelbgrün der Olive] die
Basis für die tonige Gesamtfärbung bildet.
Bez. auf der Messerklinge mit dem aus PCL gebildeten
Monogramm .". Erworben 1845.
Eichenholz, h. 0,42, br. 0,59.
288
I_I_ J„ Willem Claesz. Heda. Stillebenmaler,
^ ■'CUd g-eboren 1594 zu Haarlem, gestorben da-
selbst nach 1678. Nachweisbar tätig zu Haarlem
zwischen 1631 und 1678.
1641 Stilleben. Schimmerndes Weiß im
Tuch, helles Blaugrün in der Tischdecke r.
[dünn und, besonders in den Schatten,
durchsichtig über die bräunliche Grun-
dierung lasiert] und Hellgrau der Mauer
[gleichfalls von der durchscheinenden
bräunlichen Untermalung erwärmt] um-
schließen das in kräftigen Farben gehaltene
Stilleben. Die Mitte betont Hellgelb in
der Zitrone und bräunliches Goldgelb im
umgestürzten Pokal, Blaugrün im zer-
brochenen Römer und der kleinen Glas-
vase 1. Tiefes schwärzliches Braun mit hell-
grauen Reflexen in der Kanne dahinter.
R. eine weiße, blau bemalte Fayenceschale.
Karminroter Wein im Spitzglas und als
Ergänzung zum Blaugrün der Tischdecke
Rosarot und gedämpftes Rot im Schinken r. und Rotbraun in den Nußschalen.
Das Bild ist vielleicht ein unter dem Einflüsse Hedas entstandenes Jugendwerk des Jan Davids z. de Heem .'. Erworben
1904 .•. Sammlung A. Thiem.
Eichenholz, h. 1,41, br. 1,09.
Schule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
1641
1644 Stilleben. Alle Töne sind auf den olivbräunlichen Grundton gestimmt. Gegen
bräunlich getöntes, schimmerndes Weiß im Tuch steht bräunliches Grau [mit blau-
grauen Tiefen] in den Zinntellern und Löffeln, Gelbbraun in der Pastete, Rotbraun in
den Haselnüssen. Vorn in der Mitte das fett aufgetragene Gelb der Zitrone, auf blau-
grauem Zinnteller. Dahinter als kräftigste Tiefe im Bild das schwärzliche Braun im
Fuße des mit saftgrüner Lasur
behandelten Römers [mit blitzen-
den weißen Reflexen]. Das Grün
klingt weiter in der bräunlich oliv-
grünen Tischdecke, von der sich
der graubräunliche, in den Tiefen
schwärzlichbraune Silberpokal ab-
hebt. Grau ist im Hintergrund
überdiewarmbrauneUntermalung
gelegt.
Bez. an der Messerklinge ■ HEDA • 1631 .'. Er-
worben 1904 als Geschenk des Herrn A. Thiem,
San Remo .'. Sammlung A. Thiem.
Eichenholz, h. 0,55, br. 0,75.
1644
289
Scilule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
Veld
_j Esaias van de [oder den] Velde. Malerund
^ Radierer, geboren zu Amsterdam um 1590 als
Glied der weitverzweigten Künstlerfamilie, begraben im
Haag den 18. November 1630. Tätig zu Haarlem [seit
April 1610, 161 2 in die Gilde aufgenommen], im Haag [1618
in die Lukasgilde eingeschrieben] als Hofmaler des Prinzen
Moritz von Oranien und zu Leiden 1630 [Houbraken].
730a Das Bollwerk am Kanal. Die Grundie-
rung in hellem rötlichem Braun verleiht dem sehr
locker gemalten Bild seinen warmen Ton, der
zu bräunlichem Lichtrot in den Befestigungs-
mauern ansteigt, mit kräftigem Gelbgrün [Gras-
wuchs auf der Bastion und am Ufer vorn] und
Blaugrün [Ferne 1.] kontrastierend. Als Hinter-
grund dient das gedämpfte Weiß derWolken-
wand, die den hellblauen Himmel fast bedeckt.
Graubraune Töne im Segelboot und in der Verpfählung am Ufer.
Bez. rechts unten an der Latte der Uferbefestigung: E. V. VELDE. .■. Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, Durchmesser 0,10.
PoKPplllS J^" Porcellis. Maler und Radierer von Seestücken, geboren zu Gent vor 1584, gestorben
den 29. Januar 1632 in Soeterwoude bei Leiden. Vermutlich von Adam Willaerts beein-
flußt, heiratet 1605 zu Rotterdam, wohin er früh mit seiner Familie gekommen war, 1615 zu Antwerpen
tätig, wo er 1617 als Meister in die Lukasgilde aufgenommen wurde, dann in Haarlem [nachweisbar
von 1622 — 1628] und in Soeterwoude.
832b Unruhige See. Fast einheitlich in grauen Tönen, die von der durchscheinenden
hellbraunen Untermalung, besonders in den Tiefen der Wolken und der Wogen im
Vordergrund, getönt werden. Die dunkelblaugraue Wolkenmasse setzt sich gegen
die hellbeleuchtete weiße Wolke der Mitte ab. R. oben mattes Hellblau im Himmel.
Die See in grünlichgrauer Färbung. R. eine stumpf saftgrüne Landzunge, vorn als dunkle
832 B
832 A
290
Silhouette,indenbraunenTönen
mit der Färbung des Vorder-
grundes zusammengehend, das
Fischerboot. Den Mittelpunkt
in dieser tonigen Stimmung
bilden die ockergelben Lichter
aufMastenundSegel desgroßen
Bootes mit blau-weiß-roter
Flagge, den hellblauen und
roten Flecken in den Trachten
der Bemannung, vor dunkler
blaugrauer Wolkenwand.
Erworben 1907 als Geschenk des Herrn
Dr. P. V. Schwabach.
Eichenholz, h. 0,34, br. 0,40.
Schule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
960B
832a Schiffe auf der See. In toniger grauer Stimmung. Am mattblauen Himmel
luftige blaugraue, sonnig beleuchtete Wolken über blaugrauer Wasserfläche. Gegen
die lichtere Färbung des Horizonts steht dunkel das graubraune Schiff mit gelbbraunem
Segel. Blau -weiß -rote Flagge. Kleine Flecke stumpfen Rots in der Staffage.
Bez. auf einer Planke vorn rechts : I P
Eichenholz, h. 0,22, br. 0,18.
Erworben 1846.
M_^l^.„ Pieter de Molyn, Landschaftsmaler und Radierer, o-etauft zu London den 6. April 1595, begraben
O^y^l zu Haarlem den 23. März 166L Tätig zu Haarlem seit 1616.
960b Der Abend. Der Vordergrund liegt in warmem rötlichbraunem Schatten, der
durch schwärzlichbraune Zeichnung noch vertieft wird. Im Lichte der tiefstehenden
Sonne leuchtet dagegen der mit pastosen ockergelblichen Tönen gedeckte Streifen
im Mittelgrund auf, dessen Helligkeit wieder durch die dunkleren braunen Schatten
im Einschnitte dahinter, die braunen, von ockergelben und weißen Lichtern unter-
brochenen, durch luftige
graublaue Lasuren gelok-
kerten Töne der Häuser-
gruppe gesteigertwird. Der
helle Streifen führt zu dem
im Lichte glitzernden Blau-
grün der hohen Bäume, das
sich an den Rändern in
weiche bräunlicheTöne auf-
löst und sich in den rosa-
rotenLichternaufdenStäm-
men, der Häusergruppe, der
Staffage 1. auf der Straße IfiHmil^SiWai
291
Schule von
Haarlem im
XVH. Jahr-
hundert
865 A
ergänzt. L. steigt ein gelbgrüner Hügel an.
Dahinter erscheint ein Fleck Graublau in der
Anhöhe. Mattorangegelbe Abendlichter ver-
breiten sich über der Straße am klaren matt-
blauen Himmel.
Bez. rechts unten: P Molyn 1628 .■. Erworben 1909 in München .-.
Eigentum des Kaiser -Friedrich -Museum-Vereins.
Eichenholz, h. 0,30, br. 0,42.
lOijen
Jan van Goijen. Landschaftsmalerund Ra-
dierer, geboren zu Leiden den 13. Januar 1596,
gestorben im Haag Ende April 1656. Schüler Coenraets
van Schilperoort und Isaacks van Swanenburgh in Leiden,
dann des Willem Gerritsz. in Hoorn; vornehmlich aber im
Haag nach Esaias van de Velde ausgebildet. Nach Reisen
in Frankreich und Belgien tätig zuLeiden [bis 1631], später
im Haag [seit 1634].
j865 DünenlandschafL Der beherrschende gelbliche Ton des sonnigen Sandbodens, der
das in den Schatten zutage liegende Braun der Untermalung deckt, kontrastiert mit
der zarten hellbläulichen Färbung des Himmels, an dem dunstige weiße, bräunlichgrau
beschattete Wolken stehen. In der Staffage r. erscheint das Hellblau kräftiger neben
Rosarot und Gelbgrün. Das helle Gelb wird nach der Tiefe durch luftige graublaue
Zwischentöne gelockert und gegen die Luft durch mattes Blaugrün im Gras auf der
Düne und in den Bäumen begrenzt. Über den Mittelgrund 1. ist ein luftiger graublauer
Ton lasiert Gedämpftes bräunliches Rot in den Dächern des Gehöfts.
Bez. rechts unten : vG1629 .'. Sammlung SoUy, 1821.
Eichenholz, h. 0,29, br. 0,51 [das Bild ist oben verkleinert]
v7
865
865 D
A Der Sommer. Im bräunlichen Tone der Untermalung, vor hellen bräunlichen Wolken.
Bräunliches Lichtrot im Giebel des
Bauerngehöfts, gedämpftes Zin-
noberrot in den Dächern und den
Trachten der Staffage. Gegen
bläuliches Grün im Laubwerk der
Bäume und in der Ferne. Grau-
blaue Töne im Holzwerk des
Hauses, Dunkelblau in einzelnen
Trachten, oben kräftiges Hellblau
im Himmel.
Bez. links: I.V. GOIEN .'.Ausderjugendzeit des
Meisters, wie das datierte Gegenstück Nr. 865 B
noch in der Art des Esaias van de Velde .■- Samm-
lung Suermondt, 1874.
Eichenholz, Durchmesser 0,10.
865d Ansicht der Stadt Arn-
heim. Am lichtblauen Himmel
stehen vor der niedergehenden
292
Sonne große ockergelbliche, in den Schatten
graublau und bräunlich getönte Wolken. Die
Landschaft, in der braunen Färbung der
Grundierung, durchfurchen abwechselnd Licht
und Schatten. Gedämpftes Sonnenlicht leuch-
tet auf dem gelblichweiß schimmernden Fluß,
vor bräunlichgrauer dunstiger Ferne [mit
bräunlicher und blaugrünlicher Zeichnung].
Dunkler imWolkenschatten hebt sich dagegen
in blaugrauen und blaugrünen Tönen, denen
die bräunliche Untermalung Zusammenhalt
gibt, der Mittelgrund ab. Ihn trennt vom
dunklen, ganz in braunen und bräunlichsaft-
grünen Tönen gehaltenen Vordergrund der
sonnige Streifen in gelbgrüner und ockergelber
Färbung. Mit Braun gedämpftes Rot und Grün
in den Trachten der Staffage vorn. Auch im Mittelgrund stehen gegen das Grü
rötliche Flecke in den Trachten der Figurenstaffage und in einzelnen Dächern
Bez. rechts unten: VGOYEN 1646 .■. Sammlung Suermondt, 1874.
, Leinwand, h. 0,90, br. 1,05.
n einzelne
Schule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
865 B
, 865b DerWinter. Wie das Gegenstück imbraunenTone der Untermalung zusammengehalten,
welche die grauenTöne der Bauten und der Eisfläche färbt. Vor grauweißer, bräunlich ge-
tönterWolkenwand. Oben kräftig blauer Himmel. Gedämpftes Rot und Blau in der Staffage.
Bez. links : I • V ■ GOIEN 1621 .-. Gegenstück von Nr. 865 A
Eichenholz, Durciiniesser 0,10.
Sammlung Suermondt, 1874.
865f Winterlandschaft. In dem warmen hellbräunlichen Tone der Untermalung, der
die weißlichen und grauen Töne der Winterstimmung durchdringt, stärker an den Bild-
rändern und in der Staffage zutage liegt, doch dichter von hellgrauen Tönen nach der
Mitte des Himmels zu gedeckt wird,
wo ein heller Schein die Wolken
durchbricht. Zur Belebung des Vor-
dergrundes dienen dünne, über die
braune Zeichnung gelegte farbige
Lasuren in den Trachten der Figuren
wie grünliches Blau und bräunliches
Rot (besonders in der Gruppe im
Schlitten 1. und in den Schlittschuh-
läufern r.). Die Ferne verschwimmt
in matt olivbräunlichem Ton.
Bez. links auf einem Schlitten : VG und auf einem
anderen [die letzte Ziffer undeutlich]: 164 . .".
Erworben 1904 .". Sammlung A. Thiem.
Eichenholz, h. 0,23, br. 0,32.
865 F
293
Schule von
Haarlem im
XV!/. Jahr-
hundert
901
Bez. rechts an dem Kahne: VG .*
Eichenholz, h. 0,13, br. 0,20.
Sammlung Solly, 1821.
901 Flußufer. Warme ockergelbliche
[in den Schatten bräunlichblaugraue]
Wolken bedecken den hellblauen
Himmel und spiegeln sich weißlich
und graubläulich im schimmernden
Wasser. Blaugrün glitzert am Ufer
entlang das Blattwerk der Weiden,
in deren Schatten das Wasser,
mit den blaugrünen Reflexen der
Sträucher zusammenschillernd, in den
braunen Ton der Untermalung ge-
taucht ist.
65e Ansicht von Nimwegen. Das helle Braun der Untermalung mit den locker und
luftig darüber gelegten Tönen verleiht dem Bilde die warme, fast einfarbige Tönung.
Den hellblauen Himmel bedecken luftige, von der tiefstehenden Sonne gelblich gefärbte
weiße Wolken, in den Tiefen vom Braun der Untermalung gefärbt. Während die Stadt
und der Uferbereich schon in braune, durch graublaue Töne gelockerte Schatten getaucht
ist, schimmern 1. auf dem Waalflusse bläuliche und weiße Reflexe und goldgelblicher
Glanz. Die Lichtwirkung wird gesteigert durch den Kontrast zum dunklen, mit Saftgrün
getönten Braun des diesseitigen Ufers und zum schwärzlichen Grau der Fähre [mit
gedämpft roter und graublauer Staffage]. Das ferne Ufer und die Segel davor ver-
schwimmen im graublauen Dunst, vor hellblauer Ferne.
Bez. an der Fähre: VGOYEN 1649 .■. Sammlung Heemskerk van Beest .*. Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,66, br. 0,96.
\j 865c Winterlandschaft.
Das Land und die blaugrauen Wolken mit den ockergelb-
lichen Lichtern werden getönt
und zusammengehalten vom
hellen rötlichen Braun der Grun-
dierung. Sie wirkt am stärksten
im Giebel des Wirtshauses,
dort zusammen mit dem ge-
dämpften Rot im Ärmel des vorn
sitzenden Mannes den farbigen
Mittelpunkt bildend. Der ku-
lissenartig wirkende Vorder-
grund, das beschneite Astwerk
und die Eisfläche sind von blau-
grauen und blaugrünen Tönen
belebt, die Tiefen [wie z. B. die
Zeichnung der Baumstämme]
294
mit Dunkelbraun verstärkt. In der
braun g-ezeichneten Staffage einige
ganz gedämpfte farbige Flecke von
Rot, Gelbgrün, Goldgelb und Blau.
Die warme dunstige Stimmung wird
durch den Kontrast zu kräftigem Hell-
blau im oben durchbrechendenHimmel
gestärkt.
Bez. links unten: VG 1650 ■ VG 1650 .-. Samm-
lung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,34, br. 0,39.
Ruijsdael
Salomon van Ruijsdael.
Landschaftsmaler, o-eboren um
1600 zu Haarlem, daselbst 1623 als Meister
in die Gilde aufgenommen, begraben am
1. November 1670. Bildete sich im An-
schluß an Esaias van de Velde und Jan van
Goijen. Tätig zu Haarlem.
§01 c Holländische Flachlandschaft. Im Sonnenlicht, in tiefer goldiger Färbung
liegt die Landschaft unter dem von luftigen blaugrauen Wolken mit sonnigen ocker-
gelblichen Lichträndern bedeckten mattblauen Himmel. Der Vordergrund in pastos
nebeneinander gesetzten gelben, hellgelbgrünen und ockergelben Lichtern auf brauner
Untermalung, in seiner leuchtenden Wirkung durch den Gegensatz zum dunklen Braun
im Streifen vorn gesteigert. Das goldige Licht spielt weiter auf dem gelbgrünen Laub-
werk der Bäume [stellenweise mit blaugrüner Lasur], weich mit den warm braunen
Tiefen wechselnd, in denen die das Bild tonig zusammenhaltende Untermalung sichtbar
ist. Einige Flecke gedämpften Rots in den Jacken der Männer an den beiden Karren,
rotbräunliche Töne in den Mauern und dem Dache des Gehöfts erhöhen durch den
Kontrast die Wirkung des goldigen Grüns, das jenseits des Hauses in Blaugrün über-
geht, durch Braun vertieft gegen den lichten Ausblick auf die blaugraue See. Ein Fleck von
gedämpftemWeiß im
Schimmel vor dem
Karren r.gibtdemBil-
de den Mittelpunkt. ^-^
Bez. links unten im Erdreich:
'S. v.RVIJSDAEL 1631 .-.
Erworben 1880 in Berlin aus
der Sammlung v. Grüner.
Eichenholz, h. 0,67, br.
1,04.
Schule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
865 C
901 C
295
Schule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
901 A
■;::Hil^'
\901a Flußlandschaft. In kühlem Graublau,
das überall, besonders aber in den Tiefen,
dem Schatten auf dem Wasser, dem Ufer und
den Wolken, vom warmen Braun der Grun-
dierung durchdrungen wird. Nach 1., der Fluß-
mündung zu, hellt sich entlang dem mit
Blaugrün lasierten Ufer das Licht auf zu den
gelblichweißen Tönen des Horizonts, dessen
Helligkeit durch den Gegensatz zur dunklen
rötlichbraunen und graublauen Masse des
Segelbootes gesteigert wird.
Säniniiung Suermondt, 1874 .•- Eichenholz, h. 0,40, br. 0,35.
901b Holländische Flachlandschaft. Der
Vordergrund ist mit den hohen Bäumen in
warm dunkelbraunen und bräunlichsaftgrünen
Tönen zusammengehalten. Dunkel steht das
Laubwerk gegen sonnig beleuchtete grau-
bräunliche Wolken, die den hellblauen Himmel bedecken. Ein heller Lichtstreifen in ocker-
gelben und ockergelbbraunen Tönen durchschneidet den Mittelgrund, der wieder vom luf-
tigen Blaugrün einer Baumgruppe und der gleichfarbigen Ferne r. begrenzt wird. Gegen das
Grün stehtRotbraun, Lichtrot und Goldgelbbraun in der von Reitern herangetriebenen Vieh-
herde. Ein Fleck kräftigen Hellblaus im Rocke, Goldgelb im Ärmel der Frau in der Mitte.
( Bez. links unten: S. VRVYSDAEL 1656 .-. Erworben 1870 auf der Versteigerung Baron v. Mecklenburg in Paris.
Leinwand, h. 1,06, br. 1,48.
)1f Flußlandschaft. Die Malerei ist sehr locker und luftig unter Benutzung der warm
rötlichbraunen Grun-
dierung. Sie tönt das
oben sichtbare Hell-
blau des Himmels und
verleiht den dunstigen
graublauen Wolken-
massen, die, oben in
der Mitte hell sonnig
erleuchtet, nach dem
Horizont zu dichter den
Himmel bedecken, den
weichen farbigen, ins
Violette spielenden
Charakter. DerVorder-
grund, vom Schatten
einer Wolke überflo-
gen, ist in dunkles Blau-
grau getaucht. Dunkel
296
stehen die bräunlich- und röt-
lichgrauen Segel des Bootes
und die bräunlichgelbgrüne
Landzunge, im warmen rötlich-
braunen Ton der Grundierung
im Wasser sich spiegelnd,
gegen die schimmernde grau-
bläuliche Wasserfläche mit den
hellgrauen Segeln in der Ferne
und gegen lichte Wolken. In
hellen gelbgrünen Tönen liegt
das jenseitige Ufer da.
Erworben 1910 als Geschenk der Herren
P. und D. Colnaghi in London .■. Eichenholz, h. 0,40, br. 0.60.
P'\/<3K/~linrr<=»r> '^"^''t van Everdingen. Landschaftsmaler und Radierer, getauft zu Alkmaar den
LiVerUlIlgCll 18. Juni 1621, begraben zu Amsterdam den 8. November 1675. Schüler Roelandt
Saverys zu Utrecht und besonders Pieter Molijns zu Haarlem; 1645 als Meister in die Lukasgilde zu
Haarlem aufgenommen. Nach Reisen in Skandinavien [um 1640 — 1644] tätig- zu Alkmaar; seit 1645
in Haarlem und seit 1652 in Amsterdam.
913 Burg am Fluß. Dunkel steht der Vordergrund mit den hohen Tannen in warmem
Braun und bräunlichem Grün gegen lichtere bräunlichgrüne Töne im Fluß mit den
grauweißen Segeln, luftige bläuliche und blaugrüne Töne der Ferne und sehr lichtem
bläulichweißem Himmel, den silbrige weiße, bläulich beschattete Wolken bedecken.
Bez. Hnks unten: A v Everdingen. .-. Königliche Schlösser .-. Leinwand, h. 1.24, br. 1,04.
835 b Felslandschaft. Gegen die
sonnig-ockergelblichen [graublau be-
schatteten] Wolken, zwischen denen
hellblau der Himmel erscheint, stehen
die Felsen in tiefer warmer Färbung,
in der das dunkle Braun der Unter-
malung die Grundstimmung gibt. Sie
wird nach vorn durch ockergelbliche
und graue Töne aufgelichtet. Blaugrau
und Saftgrün in der Ferne und im Gras-
wuchs lassen den braunen Grundton
noch wärmer erscheinen. Im Wasser
spiegelt sich zwischen grünlichbraunen
Schatten hellbläulich der Himmel.
Bez. rechts unten: AV EVERDINGEN. 1648 .-. Samm-
lung V. Grüner, Berlin .'. Erworben 1880 in Berlin aus
dem Nachlasse des Restaurators Schmidt.
Eichenholz, h.0,30, br. 0,41.
835a Norwegische Landschaft. Die
sonnige, tief gefärbte Landschaft ist
Schule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
901 F
913
297
Schule von
Haarlem im
XV/I. Jahr-
hundert
835 B
mit dem blaugrauenWolkenhimmelvom
überall durchscheinenden warmen Braun
der Untermalung- zusammengehalten.
Diese wird an den sonnenbeleuchteten
Felsenhängen mit ockergelblichen und
gelbroten Tönen gedeckt, deren Leucht-
kraft wieder durch Saftgrün [ Graswuchs
am Ufer] , vor allem Blaugrün [Kiefern r.
oben, Ferne 1., Graswuchs auf Felsen
in der Mitte, Reflexe im Wasser] ge-
steigert wird. Wirkungsvoll erscheint
dagegen ein Fleck Zinnoberrot in der
Staffage der Mitte. Die bräunliche Ge-
samtstimmung durchbricht in der Mitte
Durchblick auf hellblauen Himmel neben goldig beleuchteter Wolke.
Die Staffage ist von der Hand des modernen Malers L. B. Bakalov
Suermondt, 1874 .-. Eichenliolz, h. 0,32, br. 0,28.
Sammlung" Miindler, Pari
tilunp
835 Landschaft. Die dunkle, den allgemeinen Grundton gebende rötlichbraune Unter-
malung, die in den Schatten des Berghangs r. erscheint, ist an den beleuchteten Stellen
mit ockergelblichen und gelbroten Lichtern [Abfall 1., Tanne r. oben] gedeckt. Die
warmen Töne werden zusammengefaßt durch einen Fleck Rot in der Staffage 1., im Kon-
trast zum Blaugrün der Fichten, der Lichter im Wasser und des fernen Waldes, hinter dem
abermals ein Fleck Rosarot in einem hellbeleuchteten Felsen auftaucht. Blaugraue
sonnig beleuchtete Wolken bedecken den oben sichtbaren mattblauen Himmel.
Bez. an einem Stein im Wasser: AVE .*. Königliche Schlösser /. Eichenholz, h. 0,25, br. 0,22.
Ol Jan Steen. Geboren zu Leiden um 1626, begraben ebenda den 3. Februar 1679. 1646 Student
'-"-Cell gj, (jgf Universität Leiden. Schüler Nikolaus Knupfers zu Utrecht, angeblich auch des Adriaen
835 A
835
298
van Ostade zu Haarlem, endlich des Jan van Goijen
im Haag, dessen Tochter er am 3. Oktober 1649
heiratete; unter dem Einfluß des Frans Hals
wreiter ausgebildet. Tätig zu Leiden [1648 in
die Lukasgilde aufgenommen], im Haag [urkund-
lich von 1649 — 1654 nachweisbar], in Haarlem
[1661-1669].
795 Der Wirtshausgarten. In ge-
dämpftem Tageslicht, das hellgrau durch
das glitzernde Grün der Laube bricht.
Gegen das Grün des Laubwerks, dessen
weiße Lichter mit blaugrüner Lasur ge-
tönt sind, steht das warme, mit Grau
gedämpfte rötliche Braun im Erdboden,
den Tischen und Bänken, das den ganzen
Vordergrund zusammenfaßt und in der
Tracht des 1. mit hochgezogenem Beine
sitzenden Malers Jan Steen weiterklingt.
Der warme Ton des Vordergrunds steigt
zu den roten Tönen im Inkarnat einzelner
Figuren in der Tiefe [z. B. des graublau
gekleideten Krevettenverkäufers in der Mitte], zu gedämpftem Gelbrot in der Hose
Steens und bis zu dem kräftigen Hellzinnoberrot in der Jacke der Frau r. vorn an, um
im gedämpften Rot der Ziegeldächer hinten zu enden. Reichliches, in den Schatten
bläulich getöntes Weiß im Vordergrund [dagegen das tiefe Schwarz im Mantel auf dem
Tisch] erhöht den glitzernden Lichteffekt der Mitte. Die übrigen Figuren in ge-
dämpften [z. B. matt grauviolett der Anzug des blonden Knaben vorn] meist grau-
schwarzen Trachten [r. hinten
etwas Hellgelb in den Armein
der Frau].
Bez. an dem Querholze des Gartentisches :
J Steen .*. Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 0,68, br. 0,58.
795d Die Kindtaufe. Durch
den luftigen graubräunlichen
Gesamtton sind alle Lokal-
farben gebrochen. Rotbrau-
ner Fliesenboden; hellgraue
Wände, an denen schwarzge-
rahmte Ölgemälde [darunter
zwei von F. Hals] hängen;
dunkelbraune Holzdecke des
hinteren Teils. L. auf blau-
grauer Erhöhung sind in der
hellbeleuchteten Gruppe der
Schale von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
795
1
m
< ■
%
■
m
1
795 D
299
Sdiule von
Haarlem im
XVIl. Jahr-
hundert
795 C
795 B
am Barett, der Knabe in Blaugrau. In
blick hinten. Die auftragende Köchin
gedämpften bräunlichroten und blaugra
ist überall Weiß verteilt, das besonders
um den Täufling versammelten Familie die
wirkungsvollsten Farben angeordnet. Gold-
gelbes Geflecht der Wiege, gelb-rot-blau ge-
streifte Decke, stumpf blauer Wiegenvorhang;
Rosa und Graublau in der Tracht der Mutter,
bräunliches Violett im Mantel des Mannes, Gold-
gelb [grün in den Schatten schillernd] im Kleide
des jungen Mädchens, Dunkelblaugrau in der
Tracht der Alten mit karminroten Armein. Die
Mitte dieser Gruppe bildet das gelb -rot schil-
lernde Kleid des kleinen Mädchens und be-
sonders starkes Rot in ihrem Kopfputz, das
in kleinen Flecken auch im Haubenband der
Mutter und im Hutbande des Rauchers wieder-
kehrt. Über der Gruppe ein leuchtender Fleck
Rot im Papagei mit blaugrünen Flügeln. L.
ein lichtrotes Steinbecken, dahinter die roten
Flammen des Kaminfeuers. Das Kind r. in
bräunlichsaftgrünem Kleid mit karminroter Feder
gedämpftem Zinnoberrot die Gestalt im Durch-
in hellblauer Schürze. Die Tafelnden hinten in
uen Trachten. Zwischen den gebrochenen Tönen
der Wirkung des Inkarnats dient.
Vor der Wiege am Boden ein Zettel mit der Inschrift: So de Oude songen, so pypen de jongen .■. Bez. links unten: JSteen .".
Versteigerung G. und W. Berckel, Amsterdam 1761 ; Sammlung J. Bisschop in Rotterdam , verkauft 1771 an Hope .\ Erworijen
1901 aus der Sammlung des Lord Francis Pelham Clinton Hope in London .". Leinwand, h. 0.S3, br. 0,99.
795c Locker
e Gesellschaft. Alle Farben sind auf den durch Grau gedämpften bräun-
lichenTon derUntermalung
gestimmt. Die Mitte be-
herrscht der Kontrast von
Hellblau [Rock des Mäd-
chens] und gelben Tönen
[hellgelber Strumpf, gold-
gelbbraune Weste, gelb-
brauner Armel des Alten].
Die warme rötlichbraune
Färbung des nackten Beins,
die rötlichgraue der Hose
treiben das gebrochene
Weiß in Schürze und Pelz-
besatz der karminrosa-
roten Jacke des Mädchens
zurück. Diese lichteste
Stelle im Bild umrahmen
300
wärmere Töne: Braunrot im
Rock und gedämpftes Zin-
noberrot im Armelumschlage
der Alten und im Barette
des Fiedlers [mit den Zügen
Jan Steens], bräunlichrote
Töne des Inkarnats, ein Fleck
Rot im Weinglas des Alten.
Für alle warmen Töne bildet
das luftige Grau der Wand
den Hintergrund.
Sammlung Schönborn, Wien 1866 .'.
Sammlung- Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,26, br. 0,21.
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^795 B Der Streit beim Spiel. In rotbräunlichem, durch Grau gelockertem Tone der
Untermalung. Die Hauptfiguren vorn in kräftigen lichtsammelnden Farben. Dem Hellblau
in der Jacke [über weißem Hemd] und Blaugrau in der Hose des Bauern r. [dahinter
bräunliches Zinnoberrot und Grün in den Röcken der anderen] entspricht 1. Hellgelb
im Rocke des Mädchens [mit blaugrauer Jacke, weißer Schürze und Haube]. Dazwischen
als stärkste Farbe Zinnoberrot in der Jacke der Frau, umgeben von schimmerndem
Weiß, Grauviolett im Wams des vom Leder ziehenden. Blaugrau im Mantel des
sitzenden Herrn. In kleinen Flecken findet sich Zinnoberrot in der Hutschnur des
Bauern r. vorn, in der Kappe des Bauern 1. hinten, im bräunlichen Inkarnat und in
einzelnen Ziegeln der grauen Hauswand. Vorn zur Belebung der leeren Mitte ein
Fleck von glänzendem Weiß in der Kreide auf dunkelgrauer Schiefertafel.
Bez. links an einem Steine: JS .". 1827 ausOldenburg von Murch
nach England gebracht; Versteigerungen in London bei Phillips
1828, Gunthorpe 1842 .'. Sammlung 1. L. Nieuwenhuys, Brüssel
1855.-. Sammlung Suermondt, 1874 .-. Leinwand, h.0,90, br. 1,19.
Brekelenkam Q"'«''i"S;h Gerritsz_Brekelen-
^^. v^i'v'^.v^mii-t.u.Aix ijar„ Geboren um 1620 zu Swam-
merdam bei Leiden, g-estorben in Leiden 1668. Tätig
in Leiden, wo er 1648 als Meister in die Lukasgilde
aufgenommen wird. Datierte Bilder von 1652 — 1668.
796b Junge Frau mit ihrer Magd. Derbraune
Ton derUntermalung erscheint in den Schatten-
partien der r. Seite, geht dort mit dem Rotbraun
des Lehnstuhls und seinem bräunlichkarmin-
roten Bezug zusammen, wird im Fußboden
durch Ockergelb erwärmt und lichtetsich nach 1.
immer stärker auf, zu Blaugrau und Weiß in der
Tracht der Frau, vor hellgrauer Wand [davor
das rosige Inkarnat]. Goldgelb im Flachs und
Ockergelbbraun im Spinnrad erhöhen die luftige
Schule von
Haarlem im
XVir. Jahr-
hundert
7%B
1290
301
Schule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
861
861 G
Wirkung der bläulichen Töne. Die Mitte
aber beherrscht, zug-leich den Mittelgrund
stark zurücktreibend, das leuchtende Zin-
noberrot im Rocke der Magd [umgeben
von den dunkelgrauen Tönen der übrigen
Tracht], ausklingend in ihrer braunroten
Haube, den karminroten Schuhen der
Herrin und der glühenden Asche imStoofje.
Goldgelb und Rot im Papagei.
Bez. am Gestell des Spinnrades: Q. 1667 .'. Sammlung
M. Heckscher [ Wien, später Berlin ] /. Das Gegenstück
kam aus derselben Sammlung in die Hamburger Kunst-
halle .■- Erworben aus dem Nachlaß des Herrn Heckscher .'.
Eigentum des Kaiser -Friedrich -Museums -Vereins.
Eichenholz, h. 0,45, br. 0,64.
1290 Stilleben. Vor dunkelgraubraunem Hintergrund wird das Stilleben durch rot-
braune [Korb], bräunlichlichtrote [Tischplatte], bis Lichtrot [Topf r.] und Rot an-
steigende Töne zusammengehalten. Dagegen steht Grau mit glitzernden weißen
Glanzlichtern in den Fischen. Vorn ein Fleck Gelb in der Zitrone, rückwärts Goldgelb
in Schüssel und Eimer. Blaue Lasur über dunkelgrauem Tuch r.
Bez. Q B 1661 .-. Sammlung Suermondt, 1874 .-. Eichenholz, h. 0,38, br. 0,31.
c
uiJP
Aelbert Cuijp. Maler und Radierer, g^eboren zu Dordrecht Ende Oktober 1620, begraben da-
selbst den 7. November 1691. Schüler seines Vaters Jacob Gerritsz. Cuijp, ausgebildet unter dem
Einflüsse Jan van Goijens. Tätig vornehmlich in Dordrecht.
861 Flachlandschaft. Die warm braune, in den Schatten der Bildränder zutage
liegende Untermalung ist, durch blaugraue Halbtöne an den Grenzen der Lichtzone
vermittelt, nach der im Sonnenlichte zusammengehaltenen Mitte durch pastos aufgesetzte
ockergelbliche Lichter gedeckt, die gleichfalls durch blaugraue Töne gelockert werden.
Saftgrüne Lasuren im Laubwerk. Der ockergelbliche Ton der Landschaft setzt sich auch
in den sonnigen Lichtern der blaugrau beschatteten Wolken am hellblauen Himmel fort.
Bez. rechts unten : A cuijp .'. Frühes Bild
des Meisters .■. Versteigerung J. v. d. Lin-
den van Slingeland, Dordrecht 1785 .'.
Erworben 1843 aus der Sammlung Reimer
in Berlin .-. Eichenholz, h. 0,24, br. 0,30.
861g Frühlingslandschaft.
Unter einem dunstigen weiß-
lichblaugrauen Himmel mit
einzelnen sonnigen Wolken-
rändern liegt im Sonnenlichte
die Hügellandschaft in einem
hellen bräunlichgelbgrünen
Ton, der durch den Kontrast
zum warmenDunkelbraundes
beschatteten Vordergrunds
302
noch an Helligkeit gewinnt. Die
glitzernde Lichtwirkung ist dadurch
erzielt, daß die Lichter in Weiß, Hell-
grau und Hellbraun fett strichelnd
über die braune Grundierung gedeckt
und stellenweise mit hellgelbgrünen
[Gras] und blaugrünen Lasuren
[Gebüsche] überzogen sind. Weiß
glitzern im Lichte derSchimmel [gelb-
roter Mantel des Reiters] und die
weidenden Schafe. R. ein kleiner
Fleck Rosarot in der Tracht des
Hirten.
Bez. links unten: A . cuijp. und A cuijp .'. Frühes Bild des Meisters .'. Ein Entwurf zu diesem Bild bei Dr. A. Steenbergen in
Amsterdam .'. Erworben 1879 in Paris.
Eichenholz, h. 0,49, br. 0,73.
861b Rheinlandschaft. Goldiger Sonnenglanz erfüllt das Flußtal. Am leuchtend hell-
blauen Himmel stehen gegen die Sonne goldige gelbbräunliche Wolken. Im gleichen
warmen Gelbbraun und goldigen Gelbgrün heben sich der steile Berghang, der nach r. in
die warm braunen Schatten der Untermalung übergeht, und die gelbgrünen Ufer mit
den gelbbraunen Kühen gegen die in Sonnendunst getauchte Mitte und das schimmernde
Wasser des Stromes ab. Den Lichteffekt steigern die stark zurücktreibend wirkenden
schwarzen und dunkelbraunen Kühe und Boote.
Aus der mittleren Zeit des Meisters [um 1660] .'. Eine ganz ähnliche, bessere Darstellung von etwas größerem Format im
Museum Boymans zu Rotterdam .-. Sammlung Schönborn, Wien 1866 .-. Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,30, br. 0,39.
861a Sonnige Dünenlandschaft. Das Bild ist fast einfarbig, in hellgelblichem Sonnen-
licht gebadet. Am mattblauen Himmel stehen sonnige Wolken. Ockergelbliche Licht-
töne decken in der Mitte die braune Untermalung, durch luftige graublaue Schatten
gelockert. Rosarote Töne in
der Hausmauer, gelbgrünliche
Töne im Gras und im Baum
der Mitte, die außerdem durch
einige Flecke Rotbraun und
Blaugrau in den Kühen und
in der Jacke des Treibers be-
tont wird. Die sonnige Licht-
wirkung steigert der Kontrast
zu den tiefen braunen Schatten
an den Bildrändern.
Bez. links unten in der Ecke: A. cuijp. .".
Frühes Bild des Meisters .'. Sammlung
Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,49, br. 0,72.
Schule von
Haarlem im
XVn. Jahr-
hundert
861 B
861 A
303
Schule von
Haarlem im
XVII. Jahr-
hundert
983 F
Geld
er
Nicolaes van
Gelder. Still-
lebenmaler, geboren zu
Leiden um 1 625, gestorben
kurz vor 1677. Tätig- in
Stockholm um 1661, spä-
terin Amsterdam. Letztes
Datum auf einem seiner
Bilder 1675.
983f Stilleben. Helles
Gelb in der Birne
[ausklingend im
bräunlichen Goldgelb
der Melone darunter],
in den Lichtern der
blaugrün schimmern-
den Weintrauben und
in den Pfirsichen be-
herrscht die Mitte,
kontrastierend mit dem
leuchtenden Hellblau des
an goldgelbem Ringe be-
festigten Bandes, das in der
rötlich schimmerndenWein-
traube r. oben weiterklingL
Dazwischen das kräftige
Rot der Pfirsiche, Erdbeeren
und Kirschen,dessenLeucht-
kraft durch den Gegensatz
zum saftigen, das Gehänge
umrahmenden Grün ge-
steigert wird. Vor bräunlich-
grauer Steinnische.
Bez. links unten ; N. van Gelder. .'. Er-
worben 1 892 in Paris, als Geschenk des
Generaldirektors Dr.W.Bode.
Eichenholz, h. 0,48, br. 0,33.
Änrrf»! Phi'ips Angel. Maler, vornelinilich von Stilleben, und Radierer, getauft den 14. September 1616
/"Vilbel 2y Middelburg, daselbst im Oktober 1683 urkundlich zum letztenmal angeführt. Todesjahr un-
bekannt. Tätig in Haarlem und in Leiden zvi^ischen 1639 und 1645; 1646 — 1651 und 1656 — 1662 in Batavia;
von 1652 — 1656 in Ispahan. 1665 in die Heimat zurückgekehrt und bis zu seinemTode in Middelburg tätig.
918a Stilleben. Die Gesamtfärbung wird vom bräunlichen Tone der Untermalung
bestimmt, die nur im Hintergrunde, weniger in den Gegenständen selbst von Hellgrau
gedeckt ist. Als belebende Farbe in der tonigen Stimmung dient ein Fleck Zinnober-
rot in den Schwanzfedern des Vogels 1. und dem Beine des Vogels ganz r. und Gold-
ockergelb im Gefieder des Vogels r. vorn, ausklingend im Korbe dahinter.
Bez. unten: P Angel 1650 .*. Eins der wenigen noch nachweisbaren Bilder des Meisters [u. a. eins in der Eremitage zu
St. Petersburg, bez. P. A. 1658] .-. Sammlung Suermondt, 1874 .-. Eidienholz, h. 0,095, br. 0,13.
918A
304
Holländischer Meister um 1640
844 Der Reeder und seine Gattin. Die Figuren in tiefem, durch das Braun der Unter-
malungf erwärmtem Schwarz und reinem Weiß der Trachten heben sich fest von dem in
luftigeren Tönen gehaltenen Hintergrund ab. Warm wirkt das mit Lichtrot behandelte
bräunliche Inkarnat im Gegensatz zumWeiß der Kragen und Manschetten. Das ockergelb-
liche Braun des Vordergrundes geht nach derTiefe in das luftige Blaugrau des Meeres [dort
matte rötliche und goldgelblicheTöne in der breit hingesetzten Staffage] und des Wolken-
himmels über, der nach oben zu wieder stark durch das Braun der Untermalung erwärmt wird.
Das Bild wurde früher vermutungsweise dem Vlamen Peeter Meert zugeschrieben, ist aber sicher holländischen Ursprungs.
Bisher ist ein Name für den tüchtigen Künstler, der wahrscheinlich in einer der kleineren Städte Hollands tätig war, noch nicht
gefunden worden .". Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 1,56, br. 2,14.
Holländi-
sche Schule
des XVII.
Jahrhun-
derts
844
SCHULE DES HAAG
M" li. Michiel Jansz. Miereveit [später van Miereveld]. Zeichnet sich zumeist Miereveit
lereVeil Geboren zu Delft den 1. Mai 1567, g-estorben daselbst den 27. luni 1641. Schüler des Willen
Willemsz. und Augustijn zu Delft, dann des A. van Montfoort zu Utrecht [bis 1583]. Tätig zu Delft,
zeitweilig am Hof im Haag- [1625 in die Gilde eingetreten] als Hofmaler der oranischen Fürsten.
748b Bildnis eines jüngeren Mannes. Lebhaft wirkt das hellrötliche, mit blau-
grauen Halbschatten behandelte Antlitz [mit blaugrauen Augen], von dunkelbraunem
Haar und blondem gelbbraunem Bart umrahmt, gegen das Grauweiß des Kragens.
Schwarze Tracht. Das Grau des Hintergrunds wird vom durchscheinenden hellen Braun
der Grundierung getönt.
Bez. rechts oben : A° 1624 und J Mt . f . .'. Sammlung Merlo, Köln 1868 .'. Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,11, br. 0,09.
748a Bildnis des Jan Uytenbogaert, eines holländischen Theologen von der
Sekte der Remonstranten [1557 — 1644]. Während das von bräunlichgrauem Bart
Schule des
Haag im
XVII Jahr-
hundert
305
Schule des
Haas '">
XVH. Jahr-
hundert
748 B
umrahmte Antlitz unter Benutzung der braunen Unter-
malung- in rotbraunen und lichtroten Tönen gehalten
ist, mit Zinnoberrot auf den Lippen, ist die Um-
gebung auf kaltes Blaugrau und Schwarz in der Tracht
gestimmt. Grauweiß im Kragen. Dunkelgrau [durch
das Braun derGrundierung beeinflußt] im Hintergrund.
Bez. oben links: A° 1632. AETA, 75 .-. Gestochen von W. Delff mit dem
Namen des Malers .'. Sammlung Blockhuizen [ Rotterdam], Paris 1870 .'.
Sammlung Suermondt, 1874 .". Eichenholz, h. 0,63, br. 0,55.
D o, T/^cfoiin J^" Anthonisz. van Ravesteijn oder Ra-
IN-dVCÖLCIJÜ vestijn. Bildnismaler, sreboren 1572 [?] im
Haag, begraben daselbst den 21. Juni 1657. Tätig im Haag
[seit dem 17. Februar 1598 Mitglied der Lukasgilde].
757a Bildnis des Herrn ReynierPauw van Nieu-
werkerk [1612 — 1652]. Über dem glänzenden Weiß
des Spitzenkragens, dessen Helligkeit durch die Nach-
barschaft zu tiefem Schwarz im Gewand [mit einigen
grauen Lichtern] gesteigert wird, steht warm der Kopf in ockergelblichen und licht-
roten Tönen [besonders in den Lippen], mit blaugrauen und bräunlichen Schatten
modelliert, mit graublauen Augen, von bräunlichblondem Haar umgeben. Vor grauem
Hintergrund.
Auf einem Zettel auf der Rückseite in der Schrift des 18. Jahrhunderts; . . . Heer van niwerkerk Getrout met Maria Jonkhey,
und: Ravestyn Pinx, 1633 .". Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,64, br. 0,48.
R 3 V<^sl"f lin J^" Anthonie van Ravesteijn. Bildnismaler, jüngerer Bruder des Jan Anthonisz.
J van Ravesteijn, geboren um 1580 im Haag, gestorben daselbst den 31. Januar 1669.
Tätig im Haag [1614 in die Lukasgilde aufgenommen].
748A ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^B^^H 757b Bildnis eines älteren Mannes. Von
schimmerndemWeiß in Kragen und Manschetten
begleitet, erscheint als lebhaftester Ton im Bild
das graubräunliche, mit Ockergelb und röt-
lichen Tönen in den Lichtern, mit Blaugrau in
den Halbschatten behandelte Inkarnat. Hell-
blaue Augäpfel. Braunes, angegrautes Haar.
In schwarzer Gewandung mit grauen Lichtern
und schwarzer Kappe. Die graue Tönung des
Hintergrundes durchdringt die braune Unter-
malung.
Bez. redits im Grunde: JARavestein . fecit . A9 1653 . .'. Auf der
Rückseite in alter Schrift der Name Sweerts de Landas [noch jetzt
existierende freiherrliche Familie in Holland] .". Erworben 1875
als Vermächtnis des Herrn Mossner.
Eichenholz, h. 0,73, br. 0,53.
X/anna Adriaen Pietersz. van deVenne. Geboren
VCIUIC ^y Delft 1589, gestorben im Haag den 12. No-
306
vemberl662. Schüler des Goldschmieds Simon deValck in
Leiden und des Jeronimus van Diest im Haag-. Tätig' zu
Middelburg [1614—1625] und im Haag [1625 in die Lukas-
gilde eingeschrieben und 1656 Mitbegründer der neuen
Malergilde].
741a Der Sommer. Der braune Ton der Grun-
dierungf hält den Vordergrund mit Einschluß der
Windmühle zusammen. Er ist r. vorn durch
braunrote Töne in den Schatten des Erdreichs
verstärkt und stellenweise [besonders in der
Straße, dem Schimmel und der Wagenplane]
mit Hellgrau gedeckt. Einige Flecke kräftigen
Zinnoberrots in der Jacke des Bauernweibes r.
und in einzelnen Kleidungsstücken der Bettler-
familie 1. Gegen die roten und braunen Töne
steht bräunliches Gelbgrün der Bäume und Blau-
grün, das als Lasur schon im Bachwasser vorn
ansetzt, in der Ferne. Kalter graublauer Wolken-
himmel, 1. mit hellgelben Lichtern.
Bez. unten in der Mitte des Bildes: AV VENNE 1614 .-. Gegenstück zu Nr. 741 B
Eichenholz, h. 0,43, br. 0,68.
Schule des
Haag im
XV/l. Jahr-
hundert
757 A
Sammlung Suermondt, 1874.
741b Der Winter. Die hellbraune Grundierung ist im Vordergrunde unter der grau-
blauen Lasur des Eises sichtbar und wird nach der Bildmitte zu dichter durch weiße [in
der Ferne mit Ockergelb lasierte] Töne gedeckt. Diese gehen in den mattblauen
Himmel mit ockergelblichen Wolken über.
Die Mitte wird betont durch bräunliches
Ockergelb im Segel des Eisbootes mit blau-
weiß-roter Flagge, Zinnoberrot [dagegen
etwas Olivgrün in der Fahne] in einzelnen
Figuren. Gegen die kühle helle Fläche
heben sich in Graubraun die Baumstämme
und in Schwarz, Rot, Blau und Goldgelb
die Staffage ab.
Bez. rechts unten: AV VENNE 1614 .'. Gegenstück von
Nr.741A .'. Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,42, br. 0,68.
Spff-I RVf^n H"'"^" Saft-Leven [II.] d. J.
kJdlL LiCVCll Landschaftsmaler und Radierer, ge-
boren angeblich 1609 zu Rotterdam, gestorben zu
Utrecht den 5. Januar 1685. Schüler des Jan van
Goijen, wahrscheinlich auch seines älteren Bruders
Cornelis. Tätig zu Rotterdam und vornehmlich zu
Utrecht [seit ungefähr 1633].
958 Silvio reicht der verwundeten
Dorinda den Pfeil [Szene aus Guarinis
Pastor f ido IV, 8]. Gegen die kalten kreidigen
757 B
307
Schule des
Haag im
XVII. Jahr.
hundert
741 A
Töne derLandschaft [imVorder-
grunde durch dunkelbraune
Kulissen getrennt] und matt-
blauen Himmel mit hellgrauen
Wolken heben sich die Figuren
in bunter Farbigkeit ab. Das
reichliche Blaugrün der Land-
schaft ergänzt sich in dem grellen
Rot im Mantel des Dorinda
stützenden Linco. Rotgelb in
seinem Gewand überführt zum
Hellgelb der Tracht Dorindas,
das im ockergelbbraunen Erd-
boden ausklingt und dessen
Intensität durch einige Flecke kräftigen Blaus [Gürtel und Sandalenbänder] gesteigert
wird. Die Färbung fällt nach r. zu Blauviolett im Rock, neben wenig Gelbbraun in den
Beinkleidern und Karminrosa im Köcher des knienden Silvio. Kaltes bläuliches Weiß
im Hund. Gedämpfte gelbrote, hellkarminrote und blaue Töne in den fernen Figuren.
Bez. rechts unten an einem Steine: . H . Saft-Leuen . f . 1635 .•. Gegenstück zu Nr. 956 von C. van Poelenburgh .'.
Frühestes datiertes Bild des Meisters und eine seiner seltenen figürlichen Darstellungen .". Königliclie Schlösser.
Leinwand, h. 1,14, br. 1,40.
p,.. „1 _-_l-...„~.K Cornelis van Poelenburgh oder Poelenborch. Maler und Radierer, g-eboren zu
I UeieilUUrgn Utrecht 1586, gestorben daselbst den 12. August 1667. Schüler Abraham Bloemaerts.
während eines längeren Aufenthaltes in Italien [vornehmlich in Rom um 1617 — 22] unter dem Einflüsse
der Werke Elsheimers weiter ausgebildet. Tätig zu Utrecht [seit 1627], vorübergehend zu London [1650].
958
956 Amarillis reicht
Myrtill den Preis
[Szene aus Guarinis
Pastor fido II, i]. Um-
geben von den kühlen
blaugrünen und hell-
grauenTönen desBodens
und dem luftigen Grau-
blau und Hellblau des
Himmels, leuchten die
sonnigen Farben der
flächig behandelten Ge-
wänder, mit dem goldig-
ockergelbbräunlichen In-
karnat zusammenwir-
kend. Die Mitte be-
herrscht [im Kontrast zum
Hellblau des Himmels]
308
helles Gelb im Mantel des
sitzenden Mädchens. Ihr
grünes Gewand steht gegen
Mattrot im Kleide des
stehenden dahinter. Blau
im Gewand von deren Ge-
fährtin führt über Grau-
violett zum Grau in der
Tracht des als Mädchen ver-
kleideten Myrtill, dem Ama-
rillis in hellkarmoisinrotem
Gewand den Blumenkranz
als Siegespreis aufsetzt. In
den Figuren derTiefe leuch-
tet gedämpftes Goldgelb und Hellrot auf. Graublaue und rosarote Töne schillern neben
Weiß in den Gewändern der r. vorn sitzenden Gefährtin zusammen. Das starke Gelb
der Mitte klingt nach 1. im Strohhut mit roten, blauen und gelben Blumen neben blau-
weiß-roter Schärpe, die um den Köcher gewunden ist, aus, vor den luftigen bräun-
lichen und bräunlichsaftgrünen Tönen der Landschaft mit den Ruinen des Grabmals
der Horatier und Curiatier.
Bez. unten in der Mitte: C'P' .'. Gegenstück zu Nr. 958 [Herman Saftleven] und mit diesem zu einer Folge gehörig,
aus der andere Stücke sich in der Gemäldegalerie zu Sanssouci befinden .•. Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 1,15, br. 1,46.
lVIr»»-<:»<=>lc^ Paulus Moreelse. Bildnismaler, auch Zeichner für den Holzschnitt und Architekt, geboren
IViUICClSC zu Utrecht 1571, gestorben daselbst den 19. März 1638. Schüler Michiel Jansz. Miereveits zu
Delft. Vor 1604 in Italien. Tätig zu Utrecht [1596 in die Gilde aufgenommen].
753 Bildnis einer
jungen Frau. Das
volle Licht sammelt
sich auf dem lichtröt-
lichen,mit blaugrauen
Halbtönen und warm
braunenSchatten mo-
dellierten Inkarnat,
das von gedämpftem
Weiß in Haube, Kra-
gen und Manschetten
[blaugrau in den
Schatten] begleitet
wird. Dagegen das
schwarze, grau ge-
blümte Kleid und
dunkelgrauer Grund,
der wie die ganze
Schule des
Haag im
XVII. Jahr-
hundert
741 B
309
Sdiule des
Haag im
XVII. Jahr-
hundert
753
Bildfläche vom durchscheinenden Braun der
Grundierung- leicht getönt wird. Bräunlich-
g-oldgelbe Armbänder und Taillenknöpfe.
Bez. rechts oben: 1628 und mit dem aus P M gebildeten Mono-
gramm .*. Sammlung Solly, 1821.
Eichenholz, h. 1,20, br. 0,88.
Diepraem
Arent Diepraem. Getauft zu Rotter-
dam den 23. Januar 1622, begraben da-
selbst den 16. Juli 1670. Schüler des Glasmalers Stoop
und des H. M.Sorgh in Rotterdam; durch das Studium
Brouwers weitergebildet. Tätig in Dordrecht, wo er
1648 in die Lukasgilde aufgenommen wurde.
891a Das Frühstück. Zusammengehalten im
braunen Tone der Untermalung, die, nur
locker in flottem Auftrag gedeckt, in den
Tiefen z. B. des Inkarnats zutage liegt und
im Hintergrunde mit Grau gedeckt ist. Das
warm rotbraune Inkarnat umgibt Dunkelblau
in der Kappe und bräunliches Violett in der
Jacke, dem bräunliches Gelb in den Armein
entspricht. Dunkelblaugrau in den Bein-
kleidern. Vorn bräunliches Rot in den Strümpfen. Einige Flecke Weiß im Halstuch und
dem Hemd am Ärmel.
Bez. am Faß oben: A Diepraem 1665 .". Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,30, br. 0,25.
X/kiP»«; Abraham de Vries. Bildnismaler, geboren zu Rotterdam, gestorben 1648 [?] im Haag. Tätig
VrieS» m^ 1630—1640 in Amsterdam, 1635 in Paris, seit 1644 im Haag, wo er 1648 sterbenskrank sein
Testament macht.
803 Bildnis eines Mannes. Hell schimmert
aus dem graubraunen Dunkel das rötliche In-
karnat und das im Lichte peinlich mit spitzem
Pinsel gezeichnete dunkelbraune Haar auf,
über dem schimmernden, in den Schatten gelb-
lich und bläulich getönten Weiß im Hemdaus-
schnitt, dessen Umriß durch blauviolette La-
suren erweicht wird. Aus dem schwärzlichen
Dunkel leuchtet Karminrot in den Lichtern
von Sammetgewand und Barett auf. Goldgelb
blitzt die goldene Kette und die Stickerei am
Brusteinsatz.
Erworben 1835 oder 1836.
Eichenholz, h. 0,65, br. 0,51.
I 1C<:#=> Diederick [Dirk] van der Lisse. Geburts-
LilSSC cJajujn unbekannt, begraben den 31. Januar 1669
im Haag. Schüler Cornelis van Poelenburghs in Utrecht.
310
Tätig in Utrecht [?] und im Haag [daselbst 1644 in
die Lukasgilde aufgenommen, 1656 Mitbegründer der
neuen Gilde, 1660 — 1669 Bürgermeister].
II 467 Landschaft. Die dunkle Vorder-
grundkulisse im warmen Braun der Unter-
malung, durch graue Töne gedämpft, mit hell-
grauen Lichtern des Gesteins zwischen blau-
grünem Graswuchs. Sehr lebhaft wirkt oben
vor dem Blaugrau einer Wolke Goldgelb im
Gewände der Schäferin und Karminviolett im
Kleide des Schäfers. Der Vordergrund setzt
sich gegen den hellblaugrünen Mittelgrund
ab, durch mattrote, goldgelbe und blaue
Flecke in den Trachten der Staffage, etwas
Gelbbraun und Weiß in den Kühen und
Schafen belebt, und r. von den luftig violett-
bräunlichen Ruinen begrenzt. HellblaueFerne.
Am lichten mattblauen Himmel ziehen rötlich
beleuchtete Wolken vom Horizont herauf.
Bez. links unten : DV- [zusammengezogen] L* .•. Königliche Schlösser .*. Eichenholz, h. 0,51, br. 1,70.
Sdiule lies
Haag im
XVII. Jahr-
Inmdeil
Hage
Joris van der Hagen oder Verhagen. Landschaftsmaler, begraben im Haag den 23. Mai 1669.
" Tätig im Haag, wo er urkundlich 1640 erwähnt wird und im Jahre 1656 die Malergilde mitbegründete.
916 Ansicht des Rheintors und des Hafens von Arnheim. In dunkler blau-
grüner Färbung, die vom Rotgelb einzelner Zweige unterbrochen wird, steht die Baum-
gruppe vorn gegen lichte weiße, in der Mitte ockergelblich beleuchtete, ganz oben
bräunlichgrau beschattete Wolken, die den hellblauen Himmel bedecken, über der
tiefgefärbten Landschaft. Die sonnige Trift mit weidendem Vieh in Gelbgrün, von
bräunlich getöntem Vordergrund und dunkelgrünem Buschwerk umschlossen. Nach der
Tiefe immer mehr in das Blaugrün des Flußspiegels und der Ferne übergehend. Da-
zwischen das Rotbraun des Erdbodens, das Braunrot der Dächer und Mauern von
Arnheim, Gelbbraun der Segel im Hafen. R. ein ockergelber, nach dem Rhein ab-
fallender Bergzug. In der Mitte der Turm von Oosterbeek [?], r. Driel, in der Ferne
Heelsum oder Renkum.
II 467
311
Schule des
Haag im
XVn. Jahr-
hundert
916
Dieselbe Gegend, von einem anderen Stand-
punkt aus gesehen, ist vom Meister in einem
Gemälde des Louvre wiedergegeben und
ebenso, nur mit beschränkter Fernsicht, im
Mauritshuis im Haag .'. Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,58, br. 0,82.
T plipnKp'rrrV» Cornelis Lelien-
L,eiienDergn b^rgh oder Lelien-
burch. Stillebenmaler, geboren vor
1626 im Haag, gestorben nach 1672,
1646 in die Lukasgilde im Haag als
Meister aufgenommen und 1656 Mit-
begründer der neuenMalergilde daselbst.
Tätig im Haag bis 1665.
990
990 Stilleben. Am nachdrück-
lichsten wirkt im hellen Lichte
gegfen das bräunliche Grau des
Hintergrunds, des Eimers und
des Vogels darin das Gelb der Quitten, nach 1. ins Gelbbraun der Schnepfen [neben
dem Weiß ihrer Flügelinnenseiten und Brust], nach rückwärts in grünliche Töne in den
Zwiebeln, gelbgrüne in den Artischocken übergehend. Ockergelbe Lichter auf der Tisch-
platte. Gelbgrün ergänzt sich in der karminrötlichen, grünlich schillernden Lasur der
Sammetdecke. Das Ganze aber wird, besonders in den Schattenpartien und der Decke
vorn von der bräunlichen Grundierung getönt.
Bez. an der Tischplatte rechts mit dem aus C und L gebildeten Monogramm und der Jahreszahl 1652 .-. Sammlung Solly, 1821.
Eichenholz, h. 0,77, br. 0,60.
C^-j-.^i-e T. Smits. Stillebenmaler, dessen Lebensdaten unbekannt sind. Von dem Maler, dessen Signatur
fälschlich Sauts gelesen wurde, kamen bezeichnete Bilder auf verschiedenen Versteigerungen vor.
Vermutlich der Haager Schule angehörig und um die Mitte des 17. Jahrhunderts tätig.
983 E Stilleben. Der die Bildfläche beherr-
schende rotbraune Ton der Untermalung wirkt
besonders in den Tiefen des Stillebens und ist
im Hintergrunde sehr dünn mit Grau, in der
Tischdecke vorn mit grünlichem Blau gedeckt.
Kontrastierendes Rot in einem Taschenkrebs
[gedämpft neben hellbräunlichen Tönen in dem
auf dem Rücken liegenden vorn ausklingend]
betont die Mitte, r. dunklem Saftgrün in den
Blättern der Zweige mit bräunlichroten Pflaumen
und bräunlichem Olivgrün im Römer [mit gelbem
und hellbläulichem Reflex] benachbart, nach 1.
über ockergelbe Töne in den Muscheln zum
schimmernden Perlmuttergrau der Austernschale
übergehend. R. eine gelbbraune Walnuß.
Bez. im Grund über den Muscheln: T. SMITS .'. Ein deutlich
signiertes Bild desselben Meisters in der Sammlung Schloß in Paris
.'. Erworben 1891 in Köln als Geschenk des Herrn Richard v.Kauf-
ma[in .". Eichenholz, h. 0,24, br. 0,35.
312
^^^H^^pl
..-;,%-'^ i^^^^^H
' ^^^liilff[n8^^'^Bl
BäädS^^v^ ^^^^^^^Bu^^T "^ '^^^l^^^l
WL^StÜKK: .J^^^VfflBQi^'^'lJB^H
Sanf ÄrU^l- F.Sant-Acker. Still-
OdllL /-\L-KCI leben- und Genremaler,
tätig: in der zweiten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts. Der Künstler ist nur durch
einige bezeichnete Bilder bekannt.
909c Stilleben. Vor blaugrauer,
schwärzlich beschatteter Nische
leuchtet Hellblau im Bande am
goldg-elben Ring und Goldgelb
im Kopfe des Rebhuhns. Das
Goldgelb umgibt Blaugrau der
Federn, nach oben und im Flügel
zu schimmerndem Grauweiß sich
auflichtend, auf Brust, 1. Flügel
und Schwanz von warmem Rost-
braun unterbrochen.
Bez. links unten: F. Sant . Acker. .■. Der erste Budistabe [Vorname], nicht mehr ganz deutlich, muß F [und nicht A, wie
seinerzeit in der Suermondtschen Sammlung] gelesen werden. Das ergibt sich mit Sicherheit aus den Bildern des Meisters
bei A. Bredius und Victor de Stuers im Haag, die deutlich „F. Sant Acker f. 1668" bezeichnet sind .'. Sammlung Suermondt,
1874 .-. Leinwand, h. 0,52, br. 0,43.
P'fiKmicrtn William Gowe Ferguson. Stillebenmaler, geboren 1632 oder 1633 in Schottland, ge-
^^ Ö storben [angeblich in Schottland] nach 1695, da bis 1695 datierte Gemälde vorkommen.
Tätig vornehmlich im Haag, wo er 1660 und 1668, und in Amsterdam, wo er 1681 nachweisbar ist, und
auf Reisen in Frankreich und Italien.
909 A Stilleben. Vor dem Hellgrau der Mauer hängt das Rebhuhn in kontrastreicher
Beleuchtung mit bräunlichgrauem, im Lichte schimmerndem, in den Schatten schwärz-
lichem Gefieder. Rostrot im Kopf und den Brustfedern des Vogels, bräunlich ge-
töntes Rot im Band, Karminrot im Blutstropfen am Schnabel.
Bez. links oben: W Gouw . Ferguson fec. .•. Sammlung Suermondt, 1874 .'. Leinwand, h. 0,53, br. 0,43.
Schule des
Haag im
XVII. Jahr-
hundert
983 E
Beijeren
Abraham Hen-
dricksz. van
Beijeren. Maler
von Stilleben und
Marinen, geboren
1620 oder 1621
im Haag, ge-
storben zu Alk-
maar nach 1675.
Tätig in Leiden
[1638], dann im
Haag [1639 bis
1657], in Delft
[um 1657], wieder
im Haag, in
Amsterdam
[1672] und Alk-
maar [seit 1674].
909 A
909 C
313
Schule des
Haag im
XVII. Jahr-
hundert
983 D
983 A
983 D Stilleben. Auf der warm
braunen Untermalung, die
dem ganzen Bilde den farbigen
Zusammenhalt gibt, ist der
Hintergrund locker durch
schwärzliches Grau, der Holz-
tisch mit Ockergelb gedeckt.
Gleichfalls sehr locker, so daß
immer, besonders in den
Schatten, die braune Unter-
malung mitwirkt, ist das in
pastosen Flecken glitzernde
Weiß und Graugrün derFische
aufgetragen. Der farbige
Nachdruck liegt in den rosa-
roten [Fischflossen], bis zu Karmin- und Zinnoberrot im aufgeschnittenen Lachs hinten
ansteigenden Tönen, die durch den Kontrast zum Graugrün des Schellfischrückens ge-
steigert werden. R. ockergelbliche und rötliche Töne im Taschenkrebs, ockergelbliche
Lichter des Korbgeflechts; 1. gelbe Glanzlichter auf dem Messingeimer. Vorn im Tuch
liegt eine graublaue Lasur durchsichtig über dem Braun.
Bez. rechts auf dem Tischrand: Av Beijren [sie!] 1655- .". Erworben 1891 in Paris .■. Eichenholz, h. 0,75, br. 1,05.
983 a Stilleben. Umgeben vom kühlen neutralen Graublau der Sammetdecke, über deren
schillernde weißliche Lichter eine karminrote Lasur gelegt ist, vom Grau der Zinnteller
und Silberschale, der weißen [graublau und bräunlich gemusterten] Schale mit Fischen
und roter Flüssigkeit r., leuchtet als Mittelpunkt das Zinnoberrot des Hummers [mit
gelblichen Lichtern] und der Pfirsiche. Gegen
die grauen und bläulichen Töne steht das
pastose Gelb der Zitrone und der Pfirsiche,
während sich das beherrschende Rot im Blau-
grün des Römers, dem hellgrünen Tone der
rötlich schimmernden Weintrauben und dem
bräunlichen Saftgrün des Weinlaubes ergänzt.
Die ganze Darstellung hält die in den Schatten
und im dunkelgrauen Hintergrunde durch-
wirkende braune Untermalung zusammen.
Bez. links an der Tischplatte ; A v B [zusammengezogen] f .'. Bis
1872 in der Sammlung Villestraux .'. Sammlung Suermondt,1874.
Leinwand, h. 0,69, br. 0,61.
Cf _,-j„..,;,^l, Pieter Steenwijck. Geboren zu
OICCI1W1JL.K Leiden. Geburts- und Todesjahr un-
bekannt. Schüler David Baillys in Leiden. Am 10. No-
vember 1642 zu Delft in die Lukasgilde eingeschrieben.
War 1654 schon nach dem Haag- verzogen.
314
Steenwijck? 739a Stilleben. Das
warme Rotbraun derGrundierung,
besonders in den Schattenpartien
[z.B. Bücher r.] zutage tretend, gibt
die Grundfärbung. In der Wand,
weniger dicht im Kasten und im
Tisch, wird sie, z.T. nur locker,
von hellgrauen Tönen gedeckt, die
bis zum schimmernden Weiß der
Notenblätter in der Mitte sich auf-
lichten. Diese hellste Stelle im
Bild umgeben ein paar kräftige
Farben: Blau im Tuch, das über
den Kastenrand hängt und sich
im Goldockergelb der Geige ergänzt, Lichtrot in der Flöte 1. und nochmals Goldocker-
gelb in der Pfeife des gelblichgraubraunen Dudelsacks.
Das Bild zeigt große Ähnlichkeit mit einem in der Galerie des Prado zu Madrid befindlichen Stilleben , das P. Steenwijck
bezeichnet ist .". Erworben 1891 als Geschenk.
Eichenholz, h. 0,42, br. 0,59.
Schule des
Haag im
XVII. Jahr-
hundert
739 A
B__„__ Bartholomeus [Bartelmees] van Bässen. Baumeisterund Architekturmaler, geboren um
ai>i>eil 1590 in, Haag, begraben daselbst den 28. November 1652. Tätig in Delft [1613 als Meister
in die Lukasgilde aufgenommen] und im Haag [1622 in die Gilde aufgenommen, später Stadtbaumeister
daselbst], vorübergehend in England und in Antwerpen.
695 Inneres einer Kirche. Der ockergelblichgraue Ton des Architekturvordergrundes
geht nach rückwärts in kälteres Grau über. Lichtrote Säulen, goldockergelbliche
Altäre und Chor. Ockergelbliche und blaugraue Bodenfliesen; r. eine graurötliche
Grabplatte. Gegen das überwiegende Grau in kräftigerer Färbung die Figuren der
Prozession: bräunliches Schwarz in den Trachten, bräunliches Rot im Baldachin, dem
Ornate des Priesters mit goldgelber Monstranz, sowie in den Trachten einzelner
Figuren; Blau, Goldgelb
und Rosarot in der Ferne.
Die Figuren vonF r. Fran ck e n d.J. .*.
Bez. links am Sockel des Pfeilers: F
Franck figurauit. . . uräuitund B. Van.
Bässen 1624. .". Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,53, br. 0,79.
SCHULE
VON UTRECHT
HonthorSt [CumlLmT van
Honthors t. Zeichnet sich gleich
seinem älteren Bruder Gerard,
G. Honthors t. Bildnismaler,
geboren zu Utrecht 1604, be-
graben daselbst den 19. Februar
1666. Schüler Abraham Bloe-
695
315
Schule von
Utrecht im
XVn. Jahr-
hundert
maerts und unter dem Einflüsse seines Bruders Gerard weiter ausgebildet. Tätig im Haag und in
Utrecht, einige Zeit in Berlin [1646 dort zum Hofmaler ernannt, bis 1664].
1008 Bildnis Wilhelms II. von Nassau, Prinzen von Oranien [1626—1650; Statt-
halter der Niederlande]. Ockergelblich, mit Lichtrot erwärmt, das Inkarnat, von dunkel-
braunem Haar umgeben. Weiß im Kragen. Schwarzer Brustpanzer mit goldgelben
Nägeln und tiefschwarze Umrahmung. Hellgrauer Hintergrund. Die ganze Bildfläche
ist vom durchwirkenden Braun der Grundierung getönt.
Bez. links unten : GHontliorst 1647 .". Gegenstück zu Nr. 1009 .•- Andere Bildnisse des Prinzen von der Hand des Meisters
in den Galerien zu Amsterdam [Nr. 156 und 157] und Sdiwerin [Nr. 519] .•. Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,72, br. 0,57.
1009 Bildnis der Prinzessin Maria Stuart, GemahlinWilhelms II. von Oranien
[1631 — 1660, Tochter Karls I. von England, vermählt 1644]. Als lichtester Ton das
graubräunliche In- schwarzeUmrahmung.
karnat,von dunkel-
braunem Haar um-
geben. Rosarot im
Kleid, das sich zu W '^^^g -^ ^J^L^ ^ ^^^"^ Bildnis der
bräunlichem Kar- ■ i^^^B \ ^B ■ Amalie von Solms,
minrot in den
Schatten vertieft.
Unten sind hell-
blaue Unterärmel
sichtbar. Hell-
grauer Perlen-
schmuck.Diehellen
Töne stehengegen
dunkelgrauen
Hintergrund, den
1. unten die braune
Grundierung
durchdringt, und
Gegenstück von Nr. 1008 .'.
Königliche Schlösser.
Eichenholz, h.O,72,br.O,56.
Gemahlin des Prin-
zenFriedrichHein-
rich von Oranien
[1602-1670,vermählt
1625]. Vom rotbräun-
lichen Grunde, der
durch graueTöne ge-
dämpft wird, hebt sich
licht in ockergelb-
lichen Tönen, mit Rot
in den Lippen, das
Inkarnat ab, vom
Schwarz der Witwen-
tracht, das durch die braune Untermalung erwärmt wird, umrahmt. In lebhaftem Gegen-
satz zu dieser einheitlichen ernsten Färbung steht das Gelb im Goldrahmen des Oval-
bildes, das den 1647 verstorbenen Gemahl der Dargestellten in grauschwarzem Panzer,
mit warm rötlichem Inkarnat zeigt, und Blau im Ordensbande des Prinzen.
Königliche Schlösser .•. Eichenholz, h. 0,83, br. 0,81.
I_I _ _. j.l_^ 1 Gerard [Gerart, Gerrit] vanHonthorst, in Italien genannt Gherardo dalleNotti.
nUIlLllOrSL Geboren zu Utrecht den 4. November 1590, gestorben daselbst den 27. April 1656. Schüler
Abraham Bloemaerts zu Utrecht, während eines längeren Aufenthaltes in Rom unter dem Einflüsse
Caravaggios ausgebildet. Tätig zu Utrecht [noch 1635; daselbst 1622 in die Gilde aufgenommen] und
im Haag, wo er 1637 in die Gilde eingeschrieben wurde [daselbst noch nachweisbar bis 1652]; vor-
übergehend in London [um 1620].
444 Das Puffspiel. In hellem Licht, vor hellgrauer Wand die Figuren in buntfarbigen
Trachten. Vor allem dominiert ein helles Gelb [Jacke und Barettfeder der Rückenfigur,
316
Goldgelb im Rock des Mädchens 1.], das in ockergelblicher Tönung auch auf die r. Seite
hinüberspielt [Lichter auf dem rötlichen Ärmel des Zuschauers r. im ockergelben Rock,
Mandoline, Rock des jungen Mannes r.]. Es steht im Kontrast zu Blau [Rockborte und
Feder der Rückenfigur, heller in seinen Beinkleidern, Kleid des Mädchens 1., tiefblaue
Tracht der Mandolinenspielerin]. In der Bildmitte bricht starkes Zinnoberrot derTisch-
decke hervor, das als Reflex in den Schatten der benachbarten Kleider und in der
Feder der Spielerin hinter dem Tisch, als Karminviolett in ihrem Kleid und in Ärmel und
Barettfeder des das Mädchen r. liebkosenden jungen Mannes weiterklingt. Lichtes weiß-
liches, auf den Wangen gerötetes Inkarnat der Mädchen, kräftiger rotbraun gefärbte
Fleischfarbe der Männer. Die Figuren hinten tauchen weich in den braunen Ton
der Untermalung ein, die auch in den Schatten zutage tritt und in der hellgrauen Wand
durchwirkt.
Bez. rechts unten: GHonthorst f 162-1 .-. Königliche Schlösser .-. Eichenholz, h. 0,46, br. 0,65.
Schule von
Utrecht im
XVII.Jahr-
hundert
Clliir» Jacob Ger-
"IJP ritsz. Cuijp.
Geboren zuDordrecht
im Dezember 1594,
gestorben daselbst
1651oderl652.Schüler
Abraham Bloemaerts
in Utrecht. Tätig zu
Dordrecht, wo erl617
in die Lukasgilde auf-
genommen wurde.
743a Junges
holländisches
Brautpaar als
Dämon und
Phyllis. Das be-
herrschende
warme Braun der
Grundierung ist
im Hintergrunde
durch pastose saft-
grüne und rot-
erwärmtes Inkarnat der
sind kleine Flecke Rot,
dunkelbraunen Haar und
verteilt. Rosa Töne auch
Bez. rechts an einer Säulentrommel
braune Töne im Laub-
werk gedeckt und nach
dem Ausschnitte des
kalten graublauenHim-
mels zu durch gelb-
braune und ockergelbe
Töne aufgehellt. Vor
dieser rein dekorativ
wirkenden und neben-
sächlich behandelten
Landschaft, in Grau-
weißdieBraut,in Violett
mit goldgelbem Besatz
und Gürtel der Bräuti-
gam, beide Farben be-
sonders in den Schatten
vom Braun der Grun-
dierung getönt. Sehr
lichtes, mit Karminrot
Braut, rotbräunliche Fleischfarbe des Bräutigams. Überall
Gelb, Weiß und Grün in den Blumen und Efeukränzen im
im Schmuck, Rosa, blaugrün schillernd, im Gürtel der Dame
in den Köpfen der Schafe gegen das Grün des Vordergrundes.
: Cuijp. F. [echt?] .'. Erworben 1876 in Berlin .-. Eichenholz, h. 0,86, br. 0,67.
743 Bildnis einer alten Frau. Das beherrschende warme Braun wirkt am lebhaftesten
im Inkarnat, von kaltem bläulichem Grauweiß in Haube und Kragen umgeben. Es
klingt weiter im rotbraunen Pelz, dem Stuhl mit goldgelbbraunen Nägeln und seinem
Lederbezug. Hier schon mit grauen Tönen gekühlt, am stärksten aber im Hinter-
grunde mit Grau gedeckt. Tief schwarzes Kleid mit grauen Lichtern.
1009
317
Schule von
Utrecht im
XV/J. Jahr-
hundert
1017
Bez. links über der Stuhllehne : >Etatis. 68 Anno. 1624 JG. [verschlungen] cuijp.fecit .■. Erworben 1841.
Eichenholz, h. 1,06, br. 0,76.
_ _ Jacob van Loo. Geboren zu Sluis 1614, gestorben zu Paris den 26. November 1670. Schüler
iKJKJ seines Vaters Jan van Loo. Von 1642 bis 1662 tätig zu Amsterdam, wo er 1652 das Bürgerrecht
erwarb, und Paris [daselbst 1663 in die Akademie aufgenommen].
765a Diana mit ihren Nymphen. Der Vordergrund r. im glitzernden Lichte des
grauen Wolkenhimmels, nach der Tiefe zu durch das Braun der Untermalung gedämpft.
Graublau im Kleide Dianas beherrscht die Mitte und kontrastiert mit Goldgelb im
Kleide der Nymphe r. und den Jagdgeräten, mit Gelbbraun in der Gewandung der
Nymphe 1., die sich die Strümpfe auszieht. Olivgrün und grünliches Graublau in den
Kleidern der Nymphen r. und 1. überführen zum bräunlichgrünen Dunkel des Waldes,
vor dem hell das mit rötlichen Lichtern und graublauen Schatten behandelte ocker-
444
318
Schule von
Utrecht im
XVII. Jahr-
hundert
743 A
gelbliche Inkarnat schimmert, meist gegen kaltes bläuliches Weiß gestellt. Vorn auf
blaugrünlichem Boden die gelb- und rotbraun getönten Rebhühner.
Bez. rechts unten : J : v. Loo In. 1 648. .-. Von dem Meister eine Darstellung- desselben Gegenstandes in der Galerie zu Braun-
schweig, wahrscheinlich aus späterer Zeit .-. Erworben 1872 in St. Petersburg .'. Leinwand, h. 1,34, br. 1,67.
Hnnrlppnf f f K C'^^ Claesz. d'Hondecoeter, seltener Hondecoutre. Landschaftsmaler, o-eb.
1 ivjInac^^UCLCI 2;u Antwerpen, angeblich 1627 als Meister in die Gilde zu Utrecht aufgenommen, 1637
in Delft nadiweisbar, gest. zu Amsterdam im September 1638. Tätig zu Utrecht [?] und Amsterdam [seit 1610].
743
319
Schule von
Utrecht im
XVII. Jahr-
hundert
765 A
985 Gebirgslandschaft. Der Vordergrund, im dunkelbraunen Tone der Unter-
malung, setzt sich gegen die stumpfen ockergelblichgrauen [Felsen], blaugrauen [Bach]
und stumpf gelbgrünen Töne [Rasen] des hellbeleuchteten Mittelgrundes ab, der
wieder von einer dunkleren graubräunlichen Schattenzone begrenzt wird, um dann in
hellblaue Ferne überzugehen. Hellblauer Himmel mit grauen Wolken. R. ein Fleck
Zinnoberrot im Gewände des Falkenjägers zu Pferd, Hellblau in seinem Mantel, Gelb-
braun in der Tracht seines Begleiters.
Bez. unten links am Boden neben dem Flusse undeutlich: G. D. HOND . . .". Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,51, br. 1,69.
Wr»nrl<=»r>r»P»f P>r Melchior d'Hondecoeter. Maler und Radierer von Federvieh, geboren zu
1 lUllUCCUCLCI Utrecht 1636, gestorben zu Amsterdam den 3. April 1695. Schüler seines Vaters
Gijsbert [1604 bis 1653] und seines Onkels J. B. Weenix. Nach den Lehrjahren zu Utrecht tätig im
Haag [daselbst 1659 in die Gilde aufgenommen] und vornehmlich in Amsterdam [seit 1663].
876a Ausländische Wasservögel. Vor dem im warm rotbraunen Tone der Unter-
malung gefärbten Hintergrund in schimmerndem gelblichem Weiß das Gefieder des
Pelikans mit roten Beinen, gelber Augenpartie und Brust, rosarot und graublau ge-
färbtem Schnabel. Die Enten in kräftig bunter Färbung: blauschwarz die schwimmende
mit rotem Hals; goldgelb die Brustfedern der laufenden Ente r. mit rot und grün ge-
färbten Flügeln, roten Beinen und Schnabel; rot die Brustfedern und Beine der stehen-
den Ente 1. mit dunkelblaugrünem Kopf. Der Park in bräunlichgrünen Tönen unter
graublauem Himmel mit goldgelbem Schimmer am Horizont.
Bez. rechts unten: M D Hondecoeter .'. Aus Schloß Bensberg bei Köln .•- Sammlung Suermondt, 1874.
Leinwand, h. 1,30, br. 1,57.
876 b Hühner. Die dunkelbraune Gestalt des krähenden Hahns mit dem roten Kamm
geht mit dem Braun des Vordergrunds zusammen und hebt sich als dunkle Kulisse
320
Schule von
Utrecht im
XVII. Jahr-
hundert
985
g-egen das Ockergelbbraun des hellbeleuchteten Erdbodens, die graublauen Töne
der Wolken und vor allem gegen das kalte bläuliche, in den Lichtern ockergelblich
getönte Weiß der Henne ab. Dazwischen ein lichtrotes und ein schwarzes Kücken.
Blaugrünliche Töne in der landschaftlichen Ferne. R. neben dem Blaugrün einer
Diestelstaude das gelbrote und ockergelbliche Gefieder des zweiten Hahns mit
bräunlichkarminroten, grün schillernden Schwanz- und Flügelfedern. Das Gold-
gelbbraun der laufenden Henne darüber geht schon mit den warm braunen Tönen
des Hintergrundes zusammen.
Erworben 1904 .•. Sammlung A. Thiem /. Leinwand, h. 0,89, br. 1,06.
M' Abraham Mignon. Stillebenmaler, getauft den 21. Juni 1640 zu Frankfurt a. M., gestorben
IgllUIl daselbst 1679. Schüler des Jacob Marrellus und J. D. de Heem in Utrecht. Tätig in Holland
[vornehmlich in Utrecht seit 1660J, in Frankfurt [1665; 1676 zum letzten Male daselbst erwähnt] und
einige Zeit in Wetzlar.
1642 Tote Vögel. Vor dem Dunkelgrau der Nische, das von der durchscheinenden
braunen Grundierung getönt wird, leuchten ganz vorn starkes Zinnoberrot und Blau
876 A
321
Schule von
Utrecht im
XVII. Jahr.
hundert
876 B
im Gefieder des kleinen Vogels in der Mitte neben den goldgelbbraunen Federn des
Stieglitzes 1. mit rot und schwarz gefärbtem Kopf und Hellrot und Blaugrau im Gefieder
des Vogels r. Goldgelbbraun und Blaugrau in den höher liegenden Vögeln. Leuch-
tendes Goldgelbbraun im Kopfe des hängenden Rebhuhns, vom Blaugrau des Gefieders
umgeben, mit rotbraunen Flecken auf der Brust und in den Schwanzfedern und hell
im Lichte schimmerndem Weiß des oberen Teiles.
Bez. rechts unten : A Mignon . f. .*. Erworben 1904 .". Sammlung A.Thiem.
Eichenholz, h. 0,54, br. 0,41.
1642
322
VLÄMISCHE SCHULE DES
XVII. JAHRHUNDERTS
Vlämische
Schule des
XVn. Jahr-
hunderts
706
772
Molenaer ^irJ::,
de Scheele Neel gen.
Landschaftsmaler, geboren
angeblich 1540 zu Ant-
werpen, 1564 daselbst als
Meister in die Gilde auf-
genommen und dort ge-
storben. Schüler seines
Vaters, tätig zu Antwerpen
und Amsterdam.
706 Waldige Land-
schaft. Das Gelände
des Vordergrundes ist
mit der saftgrünen
Eichengruppe, die ge-
gen tiefblauen Himmel
mit blaugrauen Wol-
ken steht, in dem brau-
nen Gesamttone der Untermalung zusammengehalten. Graue und graugrüne Lichter
der Stämme. Hellgrün im Mittelgrunde, zu Blaugrün und Blau in der Ferne über-
gehend. Als Staffage ist die Parabel des barmherzigen Samariters dargestellt: im
Mittelgrund der Samariter um den Verwundeten bemüht, auf der Straße weiterziehend
der Levit und der Priester, vorn r. die um die Kleider des Beraubten in Streit ge-
ratenen Räuber; im Dorfe der Verwundete ins Wirtshaus aufgenommen. Die grünen
Töne ergänzen sich durch kräftiges Rot im Mantel des Samariters in der Mitte, in
Dächern und Mauerwerk der Ortschaft, besonders aber r. in der lebhaft gefärbten
Gruppe neben Goldgelb, Dunkelblau und Grün.
Bez. rechts unten: C M. .-. Sammlung SoUy, 1821 .-. Eichenholz, li. 0,99, br. 1,50.
l\/f__j^^_„ Frans de Momper. Landschaftsmaler, geboren 1607 zu Antwerpen, gestorben daselbst
■^''■'■'-'^''r-'^' 1660 oder 1661. Vermutlich Sohn und Schüler Hans de Mompers, später unter dem Ein-
flüsse der holländischen Landschaftsmaler wie van Goijen fortgebildet. Tätig zu Antwerpen [1629 in
die Gilde aufgenommen], Amsterdam [1648], Haarlem [1647] und im Haag.
772 Blick auf Amsterdam. Während
die rötlichbraune Grundierung der
Landschaft die weiche tonige Stim-
mung verleiht, in der die Details
mit dunklerer saftiger Zeichnung und
locker mit saftgrünen Lasuren im
Laubwerk, blaugrünen in der Ferne
gegeben sind, ist sie im lichten
Himmel mit mattblauen Tönen und
mit pastosen ockergelblichen Lichtern
in den Wolken gedeckt. Das matte
Blau des Himmels spiegelt sich
unten im Wasser.
324
Bez. rechts unten: f d momper .'. Erwor-
ben 1843 aus der Sammlung Reimer zu
Berlin.
Eichenholz, h. 0,60, br.0,85.
Brueghel
Jan Brueghel d. A.,
gen. de Fluweelen
oder Sammetbrueghel. Zeichnet
sich ausnahmsweise auch Bruegel.
Maler und Radierer, geboren 1568
zu Brüssel, gestorben den 13. Januar
1625 zu Antwerpen. Sohn Pieter
Brueghels d. A., Schüler des älteren
Pieter Goetkint in Antwerpen. Nach
einem mehrjährigen Aufenthalt in
Italien [1593—1596] tätig in Ant-
werpen.
765 Landschaft mit dem hl.
Hubertus. Die bräunliche Grundierung- tönt das locker behandelte Grün des Vorder-
g-rundes, das sich nach der Tiefe zu deckendem Blaug-rün abkühlt. Vor dem lichten
gelblichweißen Horizont, der oben im Himmel in Hellblau übergeht, der braune Hirsch,
umgeben von bläulichweiß, braun und schwarz gefleckten Hunden. In der Gestalt des
hl. Hubertus einige lebhafte Farben: bräunliches Rot im Ärmel, lichtes, mit Rot be-
handeltes Inkarnat, Ultramarinblau in der Feder des Baretts, Blaugrau im Rock, Gelb
in der Hose.
Der hl. Hubertus ist von der Hand des Rubens .'. Eine Originalwiederholung im Museo del Prado zu Madrid; doch ist
dort der Hubertus von Brueghels eigener Hand. Eine kleinere, mannigfach veränderte Wiederholung in der Pinakothek
zu Mijnchen, bez. BRUEGHEL 1621; auch hier die Figuren von Brueghel selbst .•. Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,60, br. 0,90.
678 Die Schmiede Vulkans [das Element des Feuers]. Kaltes glasiges Blaugrün
[Laubwerk mit gelben Lichtern, Landschaft im Mittelgrunde] geht nach der Ferne
[durchsichtig über die bräunliche Grundierung gemalt] und im Himmel in grelles Blau
über. Es umschließt und durchbricht in den Durchblicken der Mitte kontrastierendes Rot-
braun im Ruinengemäuer, das im Vordergrunde in das Graubraun des Erdbodens
übergeht. Während die vorn aufgehäuften goldgelbbraunen, kupferroten und blaugrauen
Prachtgeräte undWaffen-
stücke mit der Färbung
des Vordergrunds zu-
sammenklingen, auch
das Rotbraun der Zy-
klopenkörper, das Zin-
noberrot ihrer Schurze
und des Schmiedefeuers
auf das beherrschen-
de Blaugrün gestimmt
ist, fallen die drei
Hauptfiguren durch die
grellfarbigen Gewänder
Vlämische
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
765
678
325
Vlämisdie
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
678 B
[zinnoberrot Amor, hellblau Venus, hell-
karminrot Vulkan] und das lichte Inkarnat
aus der Gesamtfärbung heraus.
Gehört zu einer Folge von vier Bildern, die die Elemente
darstellen; die anderen drei kamen 1771 nach Holland .".
Die drei Hauptfiguren von He n dri k van Baien [geb.
zu Antwerpen 1575, gest. daselbst 17. Juli 1632, tätig zu
Antwerpen] .". Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,54, br. 0,93.
678b Landschaft mit einem Feldweg.
Hügelabhang undWald in einemstumpfen
bräunlichen Grün, vor dem einige Flecke
Zinnoberrot in den Trachten der Figuren-
staffage leuchten. Gedämpftes Weiß in
der Wagenplane, ein Fleck Gelbbraun im Pferd dahinter. Den Vordergrund begrenzt
der matt ockergelbliche Streifen des Kornfeldes, dessen Farbe durch den Kontrast zu
blaugrünen und blauen Tönen in Ferne und Himmel [1. von einem ockergelblichen Schein
hinter den Bäumen erhellt] in ihrer Wirkung erhöht wird.
Erworben 1902 aus dem Wiener Kunsthandel als Geschenk.
Kupfer, h.0,10, br. 0,08.
688 A
688a Stilleben. In braunrotem Tongefäß [mit farbigen Reliefs in grünlichen Tönen] der
Blumenstrauß in hellen bunten Farben, deren glasige Wirkung durch den umgebenden
schwärzlichen Ton des Hintergrunds noch gesteigert wird und die sehr locker über die
bräunliche Grundierung gelegt sind, in klein-
licher, spitzer und flacher, fast schattenloser
Durchführung. Zwischen dem reichlichen
Weiß sprechen besonders Rosarot, Rot [in
der Mitte und r. unten] und Rotgelb [Feuer-
lilien r. und Tulpen 1. oben], dazwischen Hell-
gelb [Blumen unten und in der Mitte] und
Hellblau. Die Zwischenräume füllt das saftige,
über die braune Untermalung, welche die
Tiefen gibt, gelegte Grün der Blätter. L. auf
grauer Tischplatte der Kranz in Hellblau,
Gelb, Weiß, Rot und Grün, r. ein Zweig mit
leuchtend roten Johannisbeeren.
Erworben 1862.
Eichenholz, h. 0,64, br. 0,59.
326
742 Das Paradies. Gegen die kalte blaugrüne
Färbung des Waldes, die im Mittelgrunde gelb-
liche Lichter beleben, hebt sich der Vordergrund
mit dem großen Baum r. im wärmeren bräunlichen
Tone der Untermalung [die, durchsichtig über den
lichten Grund gelegt, nur in den Pflanzen, Gräsern
und im Laub mitDunkelgrün gedeckt ist] kulissen-
artig ab. Durch das Laubwerk blickt hellblauer
Himmel, 1. oben von ockergelblichem Licht erhellt.
Die Tiere meist in braunen und gelbbraunen
Tönen. Im Laub des Baumes aber leuchten r.
unten lebhaftes Blau und Gelb, 1. oben Rot und
Blau im Gefieder der Papageien, Gelb und Rot
in den Äpfeln auf.
Die gleiche Darstellung im Museo del Prado zu Madrid, die dort als
Original gilt, ist nur eine alte Kopie /. Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,59, br. 0,42.
Vlämisdxe
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
742
D *1 Paulus Bril [Brill]. Landschaftsmaler und Radierer, geboren zu Antwerpen 1554, gestorben den
LJl" 7. Oktober 1626 zu Rom. Schüler des Damiaen Ortelmans [WortelmansJ zu Antwerpen. Tätig in
Antwerpen [bis 1574] und Rom.
714a Landschaft mit Latona, die die Bauern in Frösche verwandelt [Ovids
Metamorphosen VI, 338 f.]. Die Vordergrundkulisse ist in einem bräunlichen Tone
zusammengehalten. Ihre Färbung geht von dunklem Braun und Grün des vordersten
Abschnitts, unterbrochen von den gelbbräunlichen und bräunlichsaftgrünen Tönen der
Lichtzone 1., in stumpfes bräunliches Grün über, mit dem etwas Rotbraun in der Ruine
oben, vor allem aber das leuchtende Rot in einzelnen Trachten der Figurenstaffage
[Jacken der Bauern in der Mitte und ganz r., karminrosa Gewand Latonas] und
das braunrote Inkarnat kontrastieren.
Kräftig setzt sich der Vordergrund
gegen den hellen ockergelblichen
Mittelgrund ab, der von Blaugrün im
Baumwuchs der Felsen und in der
Ferne begrenzt wird. Hellockergelb-
lich steht die felsige Höhe r. gegen
den hellblauen Himmel und bläuliche
Wolken, die ihrerseits gegen den
Rand der Vordergrundkulisse ocker-
gelblich gefärbt sind.
Bez. links unten: P. BRIL .-. Erworben 1908 als
Geschenk des Herrn H. Schwarz in Wien.
Kupier, h. 0,24, br. 0,295.
714A
327
Vlämische
Sdiule des
XVn.Jahr-
hunderts
405
Suttermans (S::;,;„tn>-'"*'
J
IS Suttermans
Soetermans].
Bildnismaler, getauft den 28. September 1597 zu Ant-
werpen, g-estorben zu Florenz den 23. April 1681. Schüler
des Willem de Vos zu Antwerpen [seit 1610], dann des
Frans Pourbus d. J. zu Paris. Tätig vornehmlich in Florenz
[seit 1620 als Hofmaler der Großherzöge von Toskana]
und kurze Zeit zu Wien [1623/24].
Suttermans? 405 Bildnis einer jungen Frau.
Über die dunkelbraune Untermalung-sind pastos
das hellockergelbliche, stark mit Blaugrau ge-
kühlte Inkarnat sowie das weiße Hemd gedeckt,
während im Haar [nur der obere Teil durch
Dunkelgrau vertieft] und im Hintergrund das
Braun zutage liegt und dem Karminrot im
Mieder und den Ärmeln den bräunlichen Ton
verleiht. Dasselbe Rot ist auch für den kräf-
tig gefärbten Mund benutzt. Dunkelbraune
Augen.
Neuerdings ist Juan Battista di Medina [1660 — 1711] als
Urheber des Bildes genannt worden .". Erworben 1842 in Rom
aus dem Besitze des Malers Ximenez [als ein Werk des Muriilo] .*. Leinwand, h. 0,66, br. 0,50.
3.nSS6nS 'Abraham Janssens van Nuyssen. Geboren zu Antwerpen um 1575, daselbst 1601 als
Meister in die Gilde aufgenommen und begraben den 25. Januar 1632. Schüler des Jan
Snellinck [seit 1585]. Tätig zu Antwerpen.
775 Vertumnus und Pomona. Die Färbung
ist trocken, auf Grau gestimmt. Vor dunkelgrau-
braunem Grunde füllt stumpfes Blau im Mantel
Pomonas, dem gedämpftes Rot im Gewand
benachbart ist [vermittelt durch etwas Blau-
violett in der Weintraube], fast den oberen
Teil der Bildfläche. R. daneben bräunliches
Ockergelb im Ahrenbündel. Hell wirkt gegen
das stumpfe Blau, gegen die rotbraune Fleisch-
farbe des Vertumnus und das Graublau in
seinem Gewand das glatte ockergelbliche In-
karnat Pomonas. Vorn auf dem grauen Tisch
in bunter Unruhe die Früchte aus ihrem grau-
violetten Füllhorn, in roten, hellgrünen, matt-
gelben und dunkelblauen Tönen.
Gegenstück zu Nr. 777 .'. Die Vögel und Früchte von Frans
Snyders, die Blumen im Haar der Pomona von Jan Brueghel
.'. Sammlung Solly, 1821.
Eichenholz, h. 1,24, br. 0,93.
777 Meleager und Atalante. Das Kolorit ist
wärmer und tiefer als im Gegenstück, lockerer
328
in der Durchführung, be-
sonders in den von Sny-
ders gemalten Tieren, die
in braunen, gelbbraunen,
grauen und weißen Tönen
unter Benutzung der brau-
nen Grundierung breit hin-
gesetzt sind. In der oberen
Bildhälfte wirkt vor allem
das Karminrot [mit weiß-
lichen Lichtern] im Mantel,
der den hellen bräunlich-
ockergelblichenKörperAta-
lantes, mit graublauen Halb-
schatten und braunen Tiefen modelliert, umgibt. Die Wirkung des Rot erhöht der
Gegensatz zum bräunlichen Gelbgrün in ihrem Gewand und die Nachbarschaft zu
kaltem hellem Graublau in Meleagers Mantel, der ein rötlichbraunes Inkarnat umgibt.
Rotbraunes Haar. Schwarzer Hintergrund.
Gegenstück von Nr. 775 -■. Die Tiere von Frans Snyders .*. Sammlung Soily, 1821.
Eichenholz, h. 1,18, hr. 0,93.
SnaVPrS P^^*^*" Snayers. Schlachten- und Landschaftsmaler, getauft zuAntwerpenden24.Novemberl 592,
y gestorben zu Brüssel 1667. Schüler des Sebastiaen Vrancx. Tätig- zu Antwerpen und vornehm-
lich zu Brüssel [dorthin durch Erzherzog Albrecht als Hofmaler berufen; 1628 in die Gilde aufgenommen].
751 Waldweg mit Wanderern. Der braune Ton des Vordergrunds ist im Erdboden
durch ockergelbe Töne, am stärksten in der
Mitte, erwärmt und färbt auch das Saftgrün
der Bäume und Büsche vorn, die sich mit
einzelnen rotbraunen und rötlichen Zweigen
gegen den hellblauen, von weißen Wolken
überzogenen Himmel absetzen. Das Grün,
das gedämpft schon vorn ansetzt, steigert
sich nach der Tiefe zu Blaugrün, mit dem
rosarote Töne in Mantel und Inkarnat der
Staffagefiguren in der Mitte, besonders aber
zwei Flecke leuchtenden Rots in den den
Bach durchschreitenden Figuren kontra-
stieren. UberdemHohlwegeerscheint, durch
den Gegensatz die ockergelben Töne im
Vordergrund kräftigend, tiefes Blau in der
Ferne.
Bez. rechts unten : Peeter . snayers . . c . i . pictor .". C. I. Pictor
- Cardinalis Infantis Pictor als Hofmaler desKardinalinfanteii
Ferdinand, Bruder Philipps IV. von Spanien, gestorben 1641
als Statthalter der Niederlande .■. Sammlung Solly, 1821,
Leinwand, h. 0,75, br. 1,20.
Vlämisclu-
Schule des
XVn. Jahr-
hunderts
751
329
Vlämische
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
798 H
D L _^ Petrus Paulus Rubens. Zeichnet sich meist Rubbens. Geboren zu Siegen [oder Köln]
rVllUCllIs (Jen 28. Juni 1577, gestorben zu Antwerpen den 30. Mai 1640. In Antwerpen Schüler des
Tobias Verhaegt [nur kurze Zeit], des Adam van Noort [1591 — 1594] und vornehmlich des Otto van
Veen [1594 — 1598]. Tätig von 1600 — 1608 in Italien, besonders in Venedig, in Mantua, in Rom und
in Genua [im Dienste des Herzogs Vincenzo I. Gonzaga]; seit Ende 1608 bis zu seinem Tode vor-
nehmlich in Antwerpen [seit 1609 Hofmaler des Erzherzogs Albrecht, dann des Erzherzogs Ferdinand
und seiner Gemahlin Isabella], in Paris [wiederholt zwischen 1621 und 1627], in Madrid [1603/04 und
1628/29] und in London [1629 30].
798h Der hl. Sebastian. Der hell von 1. oben beleuchtete Körper mit dem blassen,
von dunkelbraunem Haar umrahmten Antlitz ist fest und bestimmt modelliert mit grau-
blauen Halbschatten und dunkelbraunenTiefen, die durch warme rötliche Reflexe aufgehellt
werden. Er leuchtet in einem goldig- ockergelblichen Tone, dem der Gegensatz zu
kaltem bläulichem Weiß im Hüftschurz noch mehr Wärme verleiht, vor den dunkel-
braunen Tiefen des Baumstammes mit dem saftiggrünen Laubwerk, und er erscheint
noch farbiger durch den Kontrast zum Grau der Baumwurzel und des Erdbodens, zum
kalten Graublau des Abendhimmels, der r. unten im starken hellen Gelb des Sonnen-
unterganges aufleuchtet. An den Pfeilwunden einige Flecke karminroten Blutes.
Um 1614 gemalt. In einem Briefe von Rubens an Sir Dudley Carleton vom 28. April 1618 unter den Gemälden angeführt,
die er als „die Blüte seiner Sachen " [fior di roba] in seinem Hause habe : „ Ein nackter hl. Sebastian von meiner Hand " .*.
Versteigerung Hill, London 1811 .". Erworben 1879 in Paris [aus der Sammlung Munro zu London].
Leinwand, h. 2,00, br. 1,28.
776a Neptun undAmphitrite. Aus dem Schatten des schwärzlichbraunen Segels tauchen
die Gestalten der Mitte in harter und bestimmter Modellierung hervor. Das goldige,
330
mit roten Tönen erwärmte Ockergelb im Körper Neptuns steigert helles glasiges Blau
der Umhüllung und Blaugrau der wallenden Haare. Daneben kühler, von einem tiefen
Karminrot im Mantel sich absetzend, der lichte Körper Amphitrites, mit graublauen Halb-
schatten, die Tiefen r. durch rote Reflexe aufgehellt. Während die kräftige Färbung der
Mitte nach 1. im Gelb- und Rotbraun des Tiger- und Löwenfells [neben dem Hellblau im
Mantel Neptuns], das Karminrot r. im rosaroten Tone des Muschelinnern, weiter im starken
Rot des von blaugrauem Haar umflossenen Tritonkopfes, seinem glänzenden rötlichocker-
gelben Körper ausklingt, ist die Umgebung nach den Bildrändern zu auf kühle blaugrüne
[Schilf], blaugraue [Himmel], braune [die Flußgötter, die Tiere] und graue Töne gestimmt,
vom Braun der Untermalung zusammengehalten. Ganz vorn die Nereide schimmernd, blond,
Vlämische
Schule Jes
XVII. Jahr-
hunderls
776 A
im Gegensatz zum graugrünlichen Krokodil und dem Blaugrau des Wassers, das durch-
sichtig über die bräunliche Untermalung gelegt ist.
Das Bild hieß früher „Neptun und Venus", dann „Neptun undThetis" .•. Als Gegenstück zu diesem Gemälde oder doch im
Zusammenhange damit schuf Rubens das im Format nahezu übereinstimmende Bild der k. k. Hofmuseen zu Wien, die ruhenden
Flußgötter des Nildelta und wahrscheinlich auch die Geburt der Venus in der Galerie zu Sanssouci .■. Unter dem Einflüsse seiner
italienischen Studien, aus der Zeit um 1614. Verkleinerte Kopie [in Breitformat] vom Ende des 17. Jahrhunderts in der Herzog-
lichen Galerie zu Gotha, früher unter dem Namen Rubens; Miniaturkopie, bez. F. Bouly pinxit 1703, in dem Gemache der
Miniaturen der Königl. Residenz zu München [ Zimmer Kaiser Karls VII.] ; eine dritte in Lyon. Die Mittelgruppe findet sich genau
kopiert in dem Bilde von David Teniers d. J., Neptun und Amphitrite [Nr. 866 E] .-. Erworben 1881 aus der Sammlung des Grafen
Schönborn in Wien.
Leinwand, h. 2,30, br. 3,05.
331
Vlämische
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
763b Venus und Adonis. Der nackte Körper der Venus schimmert in zarten hellröt-
lichen Tönen, im vollen Licht mit graublauen Halbschatten fest modelliert, mit wenigen
karminroten Tiefen. Gelblichweiße Glanzlichter begleiten, vom lichten gelbblonden
Haar ausgehend, die Rundung des straffen Körpers nach abwärts. Seine blonde Farbig-
keit wird durch die Nachbarschaft zum schimmernden Weiß der Schwäne, mit denen
der Frauenkörper im Lichte zusammengehalten ist, und durch Hellblau der Luft erhöht,
während tiefes leuchtendes Blau [Lasur über Hellgrau] in dem über den Sitz gebreiteten
763 B
Mantel 1. und die wärmere, mehr bräunliche Färbung der Gestalt des Adonis [mit rötlich-
braunem Haar] die Helligkeit der Hauptfigur noch steigern hilft. Nach r. erwärmt
sich das Kolorit immer stärker zu den bräunlichroten Schatten [neben graublauen
Halbschatten] auf dem Körper des Adonis und zum tiefen leuchtenden Rot in seinem
flatternden Mantel, das die Bildmitte beherrscht und sich im Blaugrün der Landschaft
[unter gelbem Horizont] und dem Gelbgrün des Vordergrunds [Lasur über lichte graue
Grundierung] ergänzt. Braune Tiefe der Mitte [Hund].
Um 1614 entstanden. Wiederholungen in der Eremitage zu St. Petersburg, in der Galerie des Haag und a. a. O. .*.
Königliche Schlösser .'. 1906 von S. M. dem Kaiser überwiesen.
Eichenholz, h. 1,125, br. 0,96.
332
785 Perseus befreit Andromeda. Das lichte Hellgrau der Grundierung, auf der die
Szene sehr locker in Braun untermalt ist, gibt den Grundton für das kühle glasige
Kolorit. Kalte bräunlichblaugraue Töne im Felsen, blaugraue und blaugrüne Lasuren
im Boden, die sich zu einigen Flecken Cyanblau in den Flügeln der Amoretten steigern,
und Blaugrau [mit denselben cyanblauen Reflexen] in der goldmontierten Rüstung des
Perseus umgeben das lichte ockergeibliche, fest mit rötlichen Tönen, roten Reflexen und
bläulichen Halbschatten behandelte Fleisch der nackten Gestalten. In der Mitte das
Vlämische
Schule des
XVH. Jahr-
hunderts
785
leuchtende Rot des flatternden Mantels. Auf der 1. Seite erhält das Gleichgewicht tiefes
Cyanblau in Meer und Himmel, durch den Kontrast zu goldgelben Lichtern des
Horizonts und der Wolken in seiner Kraft gestärkt und über das glänzende Blaugrau
im Fell des Pegasus zur bräunlichgrauen Tiefe der Mitte überführt. Ihren besonderen
Akzent aber empfängt diese Seite durch die rosige Färbung der schimmernden Kinder-
körper, die gegen das kalte Blau des Himmels stehen.
Um 1615 gemalt .'. Eine Schulkopie des Bildes [auf Leinwand] in der Galerie Liechtenstein zu Wien
Eichenholz, h. 0,99, br. 1,37.
Königliche Schlösser.
333
Vlämische
Schule des
XV/f. Jahr-
hunderts
776 F
worben 1908 aus dem Besitze der Gräfin Pourtales
776f Bildnis des Jean van Ghindertalen. Über
den lichten Grund ist das warme Inkarnat in röt-
lichen und ockergelblichen Farbflecken, mit etwas
Karminrot in den Tiefen, in Augenwinkeln, Nase
und Ohr, locker hingesetzt. Seine farbige Leb-
haftigkeit erhöht die Nachbarschaft zu Haar, Bart
und Kragen, die gemeinsam in einem blaugrauen
Ton behandelt sind. Graublaue Augen. Den hell-
beleuchteten Kopf umschließen das tiefschwarze
Gewand, das durch die braune Untermalung seine
weiche, volle Färbung empfängt, und ein dunkel-
grauer Ton im Hintergrunde, der gleichfalls durch-
sichtig über Braun gelegt ist.
Aus der früheren Zeit des Meisters .". Nach dem später aufgemalten
Wappen [geteilter roter Schild, oben mit weißer Rose zwischen gelben
Sternen, unten mit fünf weißen Rosen; Helm mit rot- weißen Wülsten,
darüber ein gelber Stern ; rote und weiße Helmdecken ] hat sich die
Persönlichkeit des Dargestellten ermitteln lassen .". Jean van Ghinder-
talen, geboren um 1574, war 1621 — 1642 Schöffe der Stadt Brüssel
und wurde am 25. September 1640 mit diesem Wappen in den Adels-
stand erhoben -•- Sammlung Graf Pourtales, Klein -Ellguth .*. Er-
. Eichenholz, h. 0,645, br. 0,495.
798 K
798k Beweinung Christi. Die Skizze ist auf lichtem Grund in Braun untermalt. Der
Hintergrund und die Tiefen vorn sind locker mit schwärzlichem Schatten gedeckt,
aus denen hellbeleuchtet, in pastosem Farbenauftrag, die Figurengruppe auftaucht.
Der blasse Leichnam Christi ist breit in ocker-
gelblichweißen Lichtern und graubläulichen Halb-
schatten hingestrichen, während in den Tiefen die
braune [in der Achselhöhle durch einen roten Reflex
aufgehellte] Untermalung steht, vom pastosen, licht-
sammelnden Weiß des Bahrtuches sich abhebend,
das über graublaue Halbschatten in das Dunkel
des Grundes übergeht. R. unten ist die Malerei
über rote, in die Untermalung verstrichene Töne
gedeckt. Den kühlen Lichteffekt vorn steigert der
Kontrast zum wärmeren, mit hellrötlichen Tönen
und roten Reflexen [Unterarme] behandelten In-
karnat der Frauen mit dem gelb schimmernden blon-
den Haar. Violett im Gewände r.
Um 1616 gemalt .■. Erworben 1880 in Florenz aus der Sammlung
Demidoff.
Eichenholz, h. 0,34, br. 0,27.
334
763 Bildnis eines Kindes [des zweiten Knaben] des Meisters. Vor dem dunkelblau-
grauen Hintergrunde die Figur in lichter Färbung, in pastoser und breiter Malerei. Der
Kopf in fetten ockergelblichen und weißen Tönen, mit Rot auf der Wange, mit graublauen
Halbschatten und Ockergelb im blonden Lockenhaar, in dessen Schatten der bräunliche
Ton der Untermalung steht. Inkarnat und Haar wirken sehr lebhaft neben dem kalten
bläulichen Weiß des Hemds [mit graublauen Schatten]. Das Rot in den Perlen der Hals-
kette läßt es andrerseits licht und zart erscheinen. Die roten Töne der Kette und Wange
klingen als Lichtrot [durch die bräunliche Untermalung gedämpft] in den Händen weiter
und kontrastieren dort mit dem lebhaften Gelbgrün im Gefieder der Meise.
Gemalt um 1616 .". Das Bildnis ist zugleich Studie zu einem der Engel auf dem Bilde der Münchener Pinakothek, Maria mit
dem Christkind innerhalb eines von Engeln getragenen Blumengewindes .". Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,49, br. 0,40.
Vlämisdie
Schule des
XVn. Jahr-
hunderts
763
762b Bekehrung Pauli. Blendend wie ein Blitzstrahl durchbricht das kalte graublaue
Gewölk goldgelbes Licht, in dem, in goldigen Dunst gehüllt, Christus in mattrotem Ge-
wand erscheint. Grell glänzt es in goldigem Schimmer auf der weißen Tracht des Reiters
auf wild sich bäumendem Schimmel. Zwischen flammendem Rot in der Fahne r., noch
leuchtender im flatternden Mantel des Reiters 1., von den dunklen Tiefen der schwärz-
lichen Rüstungen begleitet, ergießt sich der Lichtstrom in breiter Flut über das bläulich-
graue Fell, die schimmernde weiße Mähne des ins Knie gesunkenen Pferdes. Er trifft
dort [wiederum neben lichtsammelndem Weiß] auf das feurige Zinnoberrot im Mantel
des niedergestürzten Paulus, mit dem blassen ohnmächtigen Antlitz, neben Goldgelb in
seinem Koller, auf das leuchtende rötlichbraune Fleisch des Menschenknäuels in der Mitte.
Der Kontrast zur finsteren Silhouette des wild ausschlagenden rotbraunen Gauls mit seinem
Reiter, dessen roter Mantel gegen ein Stück mattblauen Himmels steht, und tiefes Blau
[Umhüllung des den Paulus aufrichtenden Mannes, Rock des Mannes hinten in der Mitte]
335
Vlämisdii'
Schule des
XVn. Jahr-
hunderts
helfen den goldigen Lichteffekt steigern, während die Intensität des Rot durch den Gegen-
satz zu grünen Lasuren über dem grauen Erdboden, zu Blaugrün im landschaftlichen
Durchblick erhöht wird.
Entstanden um 1617 .*. Ein Entwurf zu unserem Bilde in der Grosvenor Gallery zu London z. Nach Waagen befand sich das
Bild früher im Besitze der Familie Montesquieu, von der es Delahante erwarb und nach England verkaufte .-. Im Jahre 1806
war es im Besitze von Hastings Elwyn, der es für 4000 Guineen an Richard Hart Davies überließ .•- in einer Versteigerung im
Jahre 1810 erzielte es 2550 Guineen /. Sammlung Philipp John Miles zu Leigh Court bei Bristol .'. Erworben 1903 im Pariser
Kunsthandel .'. Leinwand, h. 2,61, br. 3,71.
776 b Bacchanal. Vor den glühenden Farben der Mitte schimmern im Vordergrunde licht
die nackten Leiber der Frauen und Kinder, von glänzenden Lichtreflexen überrieselt; in
762 B
blühender Frische, hellockergelblich, mit hellrötlichen Tönen neben graublauen Halb-
schatten der üppige Körper der Tamburin schlagenden blonden Bacchantin, noch strahlen-
der durch den Kontrast zum umgebenden tiefen Karminrot ihres Mantels, zum braun-
roten Fleische des Satyrs, dem dunkelbraunen, bläulich schimmernden Inkarnate des Negers
und Dunkelblau seines Mantels; zur Seite das schon wärmer gefärbte Fleisch der zweiten
Bacchantin, gegen tiefes Blau ihres Gewandes gestellt; entsprechend 1. die Kinder,
schimmernd im Licht, um sie ausgebreitet die leuchtend roten, grünen, gelben und tiefblauen
Farben der Früchte. Ihre Leiber stützen sich, ebenso wie der gelbrote, silbergrau ge-
fleckte Tiger dem vorwärtstrabenden Zuge entgegen, durch den Kontrast den Eindruck
der Bewegung steigernd. Rückwärts aber glüht vor dem kalten Graublau des Himmels
336
das mit leuchtendem Zinnoberrot durchsetzte bräunliche Fleisch des dem Zuge voran-
torkelnden grauhaarigen Silen und seiner Geleiter. Rot funkelt der Wein in der Glas-
schale, in roten Reflexen auf Kinn und Hals des Trinkers zitternd. In goldigem Ocker-
gelb leuchten Schultern, der vorstehende Bauch, die Schenkel. Die Kraft des Rot
im Fleisch wird noch erhöht, einmal durch den Kontrast zu einigen Flecken Grün in den
Weintrauben und Efeuranken und tiefen Blaugrüns der zwischen den Beinen sicht-
baren Landschaft, dann durch die Nachbarschaft zu Graublau [Schurz des Querpfeifen-
spielers], Silbergrau [Tigerfell] und den hellgrauen Ton der Grundierung, der im braun
untermalten Erdboden erscheint.
Islamische
Schule des
XVI!. Jahr-
hunderts
776 B
Aus der mittleren Zeit des Meisters um 1618 — 20; mit Beihilfe A. van Dyck s ausgeführt .'. Wiederholungen des ganzen
Bildes von Schülerhand in Wilton House [nach Smith] und, früher „Jacob Jordaens" genannt, im Vorrate der hiesigen Galerie
[II. 309] .•. In Emden, Sammlung der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer, eine alte Kopie der
Kindergruppe .•- Die Komposition ist vorbereitet durch das etwas kleinere, wenig früher entstandene Bacchanal in der
Pinakothek zu München .-. Erworben 1885 aus der Sammlung des Herzogs von Marlborough zu Blenheim.
Leinwand, h. 2,12, br. 2,66.
798g Die Eroberung von Tunis durch Kaiser Karl V. [1535]. Über die allenthalben
durch lasurartig darüber gelegte Farbtöne schimmernde weiße Grundierung ist flüssig ein
durchsichtiger blaugrauer Ton gestrichen, der namentlich oben in der Luft und auf
der r. Bildhälfte sichtbar bleibt. Darauf ist flott und skizzenhaft die Szene in breiter
brauner Umrißpinselzeichnung hingesetzt, duftiger im Hintergrund und r., kräftiger und
337
Vlämische
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
798 G
^^ durchgeführter in der Bildmitte
und dem Streifen vorn. Zwischen
den braunen und g-rauen Tönen
wogt das bräunUche Rot der
Trachten und des Inkarnats in
allen Abstufungen. Die Bild-
mitte ist besonders betont durch
stärkere Kontraste von Hell und
Dunkel, die Hauptfigur, der
kaiserliche Feldherr Don Juan
d'Austria, durch das deckende
Weiß seines Schimmels neben
dunklem Rotbraun in dem sich
aufbäumenden Pferde hervor-
gehoben, umgeben von einigen kräftigen Flecken Rot. Daneben 1. Karl V. auf rot ge-
satteltem Roß. R. ein Fleck Hellgelb im aufblitzenden Pistolenschuß, der den Berber in
graublauer Tracht vom Pferde stürzt. Eine dünne ockergelbe Lasur grenzt das Gelände
r. gegen die Luft ab. Lockere grünliche Lasuren im Hintergrund.
Unvollendet .'. Gemalt um 1618 .'. Die Figur Kaiser Karls V. ist kopiert nach dem berühmten Reiterbildnisse Tizians im
Museo del Prado zu Madrid .-. Erworben 1872 zu St. Petersburg .-. Eichenholz, h. 0,765, br. 1,20.
762 A
762a Bildnis der Isabella Brant, des Meisters erster Gattin [gestorben 1626]. Vor
dem durchsichtig tiefen, leicht von der braunen Untermalung getönten Rot des Hinter-
grunds leuchtet goldig das blutvolle Inkarnat, mit Rot auf den Wangen, den vollen Lippen,
in den Reflexen und Tiefen behandelt, mit bläulichen Augäpfeln und Halbschatten; wärmer
und lebhafter durch benachbartes bläuliches Grau-
weiß in Hemd und Perlenkette gestimmt; licht und
schimmernd in der Umfassung dunkler Töne, die
im Haar zu Dunkelbraun und über Dunkelblau im
Sammetkleid [dagegen etwas Goldgelb im Schmuck]
zu Schwarz in den Ärmeln des Überkleids und in
dem mit flockig behandeltem graubraunem Pelz be-
setzten Mantel sich vertiefen. Durch die weiß-
seidenen Ärmel schimmert das Blau des Unterkleids.
Ein Fleck Karminrot im Schmuck am Busenausschnitt.
Die Tafel ist ringsum bedeutend angestückt und war wohl zunächst nur
als Brustbild gemalt [um 1620], Erst später wurde sie vom Meister ver-
größert .*. Das Bild befand sich im Besitze des Porträtmalers Winter-
halter in Paris, dann im Besitz I. M. der Kaiserin Friedrich in Friedrichs-
hof .". Erworben 1 903 von I. K. H. Prinzessin Friedrich Karl von Hessen.
Eichenholz, h. 0,96, br. 0,70.
776 E Landschaft mit dem Schiffbruche des
Aeneas. Die rote Bolusgrundierung durchdringt
die breit hingestrichenen Farben der Landschaft
338
und wirkt besonders in
den mit Braun verstärk-
ten Tiefen des Mittel-
undVorderg-runds. Vor
dem dunklen Blaugrau
des abziehenden Gewit-
ters leuchten das gelb-
rote Leuchtfeuer unddie
weißlichblauen Wogen
des Meeres. R. klärt sich
der blaue Himmel auf,
an demderRegenbogen
erscheint, über tief-
blauem Meer. In hellem
Gelb schimmert der Ho-
rizont, in hellem Blaugrün und Gelbgrün, mit glitzernden weißen Lichtern, der Hang des
Vorgebirges und der Mittelgrund neben den von der Grundierung rot gefärbten Tiefen.
Vorn im schweren braunen Dunkel einige Flecke Rot, Blau und Gelbrot in der Gruppe
der Gestrandeten am Feuer.
Entstanden um 1620 .-. Im Gegensinne gestochen von Bolswert .-. Sammlung Richelieu ; Sammlung Lady Stuart, London
[versteigert 1841] .-. Erworben 1899 aus der Sammlung des Lords Francis Pelham Clinton Hope als Geschenk des Herrn Alfred
Beit in London .". Eigentum des Kaiser-Friedrich- Museums-Vereins.
Leinwand, h. 0,60, br. 0,98.
Vlämische
Schule des
XVn. Jahr-
hunderts
776 E
917 Maria mit dem Kinde. Das von der
braunen Untermalung gedämpfte Karminrot
im Gewände klingt weiter im bräunlichroten
persischen Teppich auf der Brüstung, kon-
trastierend mit dem kalten Blaugrün des Hin-
tergrunds. Umgeben vom starken Rot, kaltem
Grauweiß im Tuch und im Buch [mit Miniaturen,
unter deren bunten Farben neben Blau, Rot
und Grün vor allem ein Gelb spricht] und
von Dunkelblau im Mantel Marias 1., wirkt
das rötliche, mit graublauen Halbschatten
behandelte Fleisch besonders licht. Karmin-
violett schillernde Unterärmel. L. rosarote
Rosen, r. auf dem roten Teppich ein Korb mit
blaugrünen, blauen und hellgelben Früchten,
oben weißer Wolkenhimmel.
Um 1624'25 gemalt .-. Ehemals nur als „Schule des Rubens" be-
zeichnet. Indes ist die Madonna ein eigenhändiges Werk des
Meisters, während die Früchte von Frans Snyders, die
Blumen von Daniel Seghers und die Landschaft von Jan
Brueghel herrühren .•. Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 1,51, br. 1,08.
917
339
Vlämische
Sdiule des
XVII. Jahr-
hunderts
783 Auferweckung des Lazarus. Vor dem kühlen hellg-raublauen Himmel, im gleich-
mäßig hellen Lichte, strahlt das flammende Rot [zinnober- und karminrote Lasuren
über Gelb] im Mantel Christi auf, gegen schimmerndes Weiß in seinem Gewand gestellt.
Warm rötlichbraun leuchtet vor heller Luft und ockergelblichgrauem Erdboden das In-
karnat, von dunkelbraunem Haar umgeben. Dem intensiven Rot, das sich im Blaugrün
des Laubwerkes darüber ergänzt, hält 1. die ganz in lichten Tönen gehaltene Gestalt des
Auferweckten das Gleichgewicht. Aus dem kalten graubläulichen Weiß des Grabtuches
löst sich der fahle hellbräunliche, mit graublauen Tönen behandelte Körper. Dunkle
Tiefen im braunen Felsen dahinter, in den schwärzlichen Schatten zwischen den Ge-
stalten der Mitte, kaltes Dunkelblau im Rocke Petri, aus dem leuchtend rot das Inkarnat
hervorwächst, erhöhen die strahlende Wirkung der von ihnen umschlossenen Helligkeiten,
des schimmernden farbigen Fleisches der Frauen, von den kalten blaugrauen Tönen ihrer
Kleider umgeben, die dort, wo sie vom Lichte getroffen werden, als ein Ausklang des
leuchtenden Rots der r. Seite karminrot und goldgelb aufschillern.
Aus der mittleren Zeit des Meisters, um 1618 — 20, mit Beihilfe A. van Dycks ausgeführt .-. Kleine Skizze im Louvre .'. Das
Gemälde gehörte zu den nach Paris verschleppten, 1815 wieder zurückgeholten Bildern .". Königliche Schlösser.
Leinwand [ursprünglich oben abgerundet], h. 2,63, br. 1,96.
340
762 Krönung Maria. Das starke Blau im Mantel Marias, leuchtendem Goldgelb im
Mantel Gott-Vaters [über bläulichweißem Gewand] und Rot im Mantel Christi benach-
bart, klingt in den silbrig-graublauen Schattentönen der Wolken aus, die unten leicht
vom Braun der Untermalung getönt werden. Eine vermittelnde Rolle zwischen diesen
grellen Farben spielt Marias blauviolettes Seidenkleid, dessen Lichter, durch dünne
Lasuren gewonnen, karminrot und goldgelb schillern. Von oben strahlt über das röt-
liche Fleisch der Gestalten und die graublaue Tönung der Wolken, zwischen denen
Vlämische
Schu/e des
XVII. Jahr-
hunderts
762
hellrötliche Cherubim erscheinen, das goldgelbe Licht der Glorie herab. Es spielt in
ockergelblichen Lichtern auf den silbrig-graublau beschatteten rötlichen Körpern der
blondhaarigen Engelkinder [der r. mit bräunlichroter Draperie].
Die Ausführung des Bildes, das in der späteren Zeit des Meisters entstand, gehört im wesentlichen Schülerhänden an .■.
Eine Skizze zu dem Bilde von Rubens' eigener Hand befand sich 1910 im englischen Kunsthandel .■. Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 2,64, br. 1,82.
341
Vlämische
Schule des
XV//. Jahr-
hunderts
798 E
798 E Die Einnahme von
Paris durch Heinrich IV.
Skizze. Auf weißer Grun-
dierung- ist die Szene skizzen-
haft flüchtig mit dem Pinsel
gezeichnet, in luftigen blau-
grauen Tönen [mit weißen
Druckern], die sich in der
Brücke und in der Zeichnung
der Figuren zu Braun ver-
stärken. Einzelne flott hin-
gesetzte hellrötliche Flecken
geben das Inkarnat. Die Gruppe mit der vor dem Könige knienden allegorischen Gestalt
der Lutetia gleichfalls in graublauen Tönen der Gewänder. Nur 1. zwischen Graublau
[z. B. die Fahne mit goldgelben Lilien] und Hellblau [Mantel des Königs] einige Flecke
Zinnoberrot [Mantel des Gerüsteten hinter dem König, Beinkleid des Kriegers ganz 1.].
Gehört mit dem Seitenstück in derWallace Collection in London zu den Entwürfen für eine Folge von Darstellungen aus dem
Leben Heinrichs iV., die für Maria de' Medici im Palais du Luxembourg zu Paris ausgeführt werden sollten [ begonnen zwischen
1627 und 1630]. Erhalten sind davon die unvollendet gebliebenen großen Gemälde in den Uffizien zu Florenz, die Schlacht
von Jvry und der Einzug in Paris .". Sammlung Suermondt, 1874 .'. Eichenholz, h. 0,24, br. 0,45.
780
780 Maria mit dem Kind und Heilige. Die Skizze ist auf hellgrauer Grundierung locker
in Braun untermalt, das, im oberen Teile mit einem luftigen blaugrauen Tone lasiert, die
Gruppe der Heiligen unten zusammenhält. Dort wird der bräunliche Grundton durch
Goldgelb in den Ornaten der hll. Augustinus und
Laurentius gestärkt [dahinter das bläuliche Grau-
schwarz der Kutte des hl. Franz], während die Mitte
durch den im Lichte strahlenden, ockergelbbräun-
lichen Körper des hl. Sebastian betont ist. Gelb-
grünlicheTöne, die schon r. in das Ornat verstrichen
sind, in den Trachten der Gepanzerten [Georg und
ein anderer Heiliger] mit hellrötlichen [gelbgrün-
hellrot schillernder Drache usw.] und dem warmen
rötlichbraunen Tone des Inkarnats wechselnd, um-
wogen den lichten Jünglingsakt derMitte. Siesteigen
an zu Hellrot in der Fahne dahinter, das zur leuch-
tenderen Färbung des oberen Teils überführt, zum
tiefen Blau im Mantel Marias, [anklingend im grau-
blauen, rosa schillernden Kleide der knienden Ka-
tharina, kontrastierend mit der gelbbräunlichenTracht
Josephs] und zu Karminrot in ihrem Gewand.
Wärmeres Rot im Vorhang oben, das wie alle Farben
als durchsichtige Lasur über den lichten Grund ge-
legt ist. Während die seitlichen Figuren mehr im
342
bräunlichen Tone der Untermalung gehalten sind,
mit gedämpften farbigen Lasuren der Gewänder
[Saftgrün im Mantel Johannis d.T.r.; goldgelb und
graublau Paulus, karminrot und grün Petrus 1.],
schimmern die leuchtenden Farben der Mitte und
das hellrötliche Inkarnat vor luftig hellgrauen
Tönen der Architektur und der Wolken.
Skizze zu dem Gemälde in der Augustinerkirche zu Antwerpen, vielleicht
dieselbe, die der Meister Francisco de Rodias schenkte .'. Eine Schiiler-
kopie der Komposition, von fast gleichen Maßen [0,79 ■ 0,64], unter dem
Namen ,, Allegorie der Ecclesia militans" im Museo del Prado zu Madrid ;
Rubens* erster Entwurf im Städelschen Museum zu Frankfurt a. M. Auch
Descamps [PeintresFlamandsI, 313 ] erwähnt drei Skizzen zu dem Altar-
gemälde der Augustinerkirche, mit dem Zusatz, alle drei befänden sich
in Frankreich .". Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,79, br. 0,55.
798c Fortuna. Skizze. In lockerer brauner Unter-
malung auf hellem durchscheinendem weißem
Grund. Das Fleisch der Frauengestalt in lichten
bräunlichen und rötlichen Tönen, die zu ge-
dämpftem Karminrosarot im flatternden Schleier
unten ansteigen, vor hellblauem Himmel mit goldgelben Wolkenstreifen und grünlichem
Meer. Die Meereswogen und der Himmel sind auch an den Seiten unter den mit Braun
überstrichenen Streifen noch sichtbar.
Um 1635 gemalt .*. Skizze zu einem der Bilder für Torre de la Parada, dem Jagdschlosse Philipps IV., jetzt im Museo del Prado
zu Madrid. Rechts und links angestückt .". Sammlung Jabach zu Köln .*. Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,34, br. 0,23.
798b Mars mit Venus und Amor. Skizze. Auf lichter Grundierung in flüchtiger brauner
Pinselzeichnung. Die nackten Leiber licht in röt-
lichen Tönen, die sich in der Zeichnung der Um-
risse zu bräunlichem Rot verstärken, vor dem
gleichartigen Rot des Vorhanges, das auch für
die Einfassung des Schildes verwendet ist. Die
Wirkung des warmen Inkarnats der Venus [da-
gegen etwas Weiß in der Draperie] mit ihrem
blonden ockergelblichen Haar, wie überhaupt der
roten Töne erhöht die Nachbarschaft zu kühlem
Blaugrau in der weiß glitzernden Rüstung des Mars
[locker in einzelnen Flecken auf die braune Unter-
malung gesetzt], im Postament daneben, zur grau-
blauen Lasur in Himmel und landschaftlicher Ferne.
Goldgelbes Licht am Horizont.
Skizze zu einem nicht nachweisbaren Gemälde des Meisters aus
seiner späten Zeit .•. Sammlung Jabach zu Köln .■- Sammlung Suer-
mondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,31, br. 0,23.
Vlämische
Schule des
XV/f. Jahr-
hunderts
798 C
798 B
343
Vlämische
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
774
785 A
785a Der Tod Achills. Skizze. In branstiger brauner Malerei auf lichtem Grund. Rot-
braunes Inkarnat der Figuren, Hellrot im Mantel Achills [neben der saftgrünUchen Lasur
in der Tracht des ihn auffangenden Mannes] und im Mantel Apolls, der 1. den Bogen-
schützen leitet. Gegen die warmen Töne steht bläuliches Weiß in der Priestertracht,
Hellgrau in den Lichtern der Architektur und der Kariatyden. Oben zwischen saft-
grünen Gehängen rötliche Putten.
Gilt als einer der in Rubens' späterer Zeit enstandenen Entwürfe für eine Folge von acht Gobelins, das Leben des Achilles
darstellend, von der sich Skizzen in der Sammlung des Lord Barrymore [England] und fünf Gobelins im Museum der Halle-
poort zu Brüssel befinden .-. Wahrscheinlich nur Werkstattwiederholung der feinen Originalskizze bei Lord Barrymore .-.
Erworben 1904 .-. Sammlung A.Thiem .-. Leinwand, h. 0,45, br. 0,455.
774 Diana auf der Hirschjagd. Lebhaft, in schimmernden rosabräunlichen Tönen, heben
sich die Körper der Jägerinnen, in tieferem rötlichem Braun die Gestalten der Männer
vom kalten Graublau des Wolkenhimmels ab. In kräftigen rötlichen Tönen der Horn-
bläser r. am Bildrande, in dunkelblauer Tracht, mit leuchtend zinnoberroter Kappe, neben
dem Grauviolett im Gewände der bogenschießenden Nymphe. Hinter der dunklen
Männergestalt licht, in rosigen Tönen Diana, in hellkarminrotem Gewand, das im Kontrast
zu gedämpftem Gelbgrün im Rocke des Jägers
und zum Blaugrün der Landschaft intensiver
wirkt und den Mittelpunkt der Komposition
bildet. Neben der Farbigkeit der r. Bildhälfte
die 1. toniger in Graubraun [Hirsch, Reh] und
Gelbbraun [Hunde, weiß und bläulichschwarz
gefleckt], vor graubraunem Erdboden, gelb-
grünen und blaugrünen Tönen der Landschaft
mit hellblauer Ferne.
Die Tiere sind von der Hand des FransSnyders, die Landschaft
von Jan Wi 1 d e n s [Landschaftsmaler, geboren zu Antwerpen 1 586,
gestorben daselbst den 16. Oktober 1653, Schüler des Pieter
Verhulst, tätig zu Antwerpen] .'. Das Bild befand sich bis zum
Tode des Meisters in dessen Haus und wurde 1641 unter seinen
Kunstschätzen mit versteigert .-. Die Originalzcichnung zu den
Figuren im Louvre, Sammlung His de la Salle .•- Eine Kopie von
de Vos in der Galerie Czernin zu Wien .-. Königliche Schlösser
[oranische Erbschaft. 1676].
Leinwand, h. 1,76, br. 4,79.
344
776d Landschaft mit dem Turm.
Skizze. Auf heller Grundierung in
flotter brauer Untermalung, die allen
Tiefen, besonders dem Vordergrunde,
die Färbung gibt. In fettem breitem
Auftrage die goldgelben Lichter der
Abendsonne auf den Wolken und am
Horizont [neben hellblauen Lasuren im
Himmel], die satten gelbgrünen, blau-
grünen und hellblauen Töne, die glit-
zernden weißlichen und grauen Lichter
der im Scheine des Sonnenuntergangs
schimmernden Landschaft.
Studie zu Rubens' „Turnier" im Louvre .'. Erworben
1899 aus der Sammlung des Lord Francis Pelham Clinton Hope
Vlämische
Schule des
XVH.Jahr-
hunderts
V6D
Eichenholz, h. 0,23, br. 0,30.
776c Andromeda. Auf lichtem weißem Grund ist das ganze Bild breit und alla prima
[Pentiment des r. Fußes] in warmem Braun untermalt, das überall in den Tiefen [Felsen,
Haar Andromedas, Wogen usw.] sichtbar bleibt und bei dünnerem Auftrag, von der
weißen Grundierung durchleuchtet, goldige Lichter
erzeugt [Felsenboden vorn]. Vor den dunklen Tiefen
ist das schimmernde Fleisch in ockergelblichen und
hellrötlichen Tönen hingestrichen, die mit der bräun-
lichen Untermalung zusammenwirken, von Glanz-
lichtern in fettem gelblichem Weiß überrieselt. Gegen
den in hellem Licht farbig modellierten Akt steht
gedämpftes Weiß im Tuch, die Farbigkeit und Plastik
der Formen steigernd, und kühle graublaue Lasuren
im Himmel und den Meereswogen, über die vom
Horizont her goldgelbe Lichter herübersprühen. Die
leuchtende Helligkeit und den fleischigen Charakter
des Inkarnats aber erhöht das von der braunen Unter-
malung gedämpfte tiefe Karminrot im Mantel r. vorn,
dessen Reflex den 1. Unterschenkel färbt, sowie die
hellrötlichen Töne des oben erscheinenden Engels
und ein kleiner Fleck gedämpften Rots im Mantel
des 1. herbeieilenden Perseus.
Aus der letzten Zeit des Meisters .". Eine ähnliche Haltung hat die Andro-
meda im Bilde des Museo del Prado zu Madrid sowie die Minerva im „Urteil
des Paris" in der National Gallery zu London .*. Die Andromeda trägt
unverkennbar die Züge der zweiten Gattin des Künstlers, Helene Fourment
.■. Eine Kopie des Bildes aus Rubens' Schule im Museo del Prado zu Madrid,
eine zweite im Privatbesitze zu Paris .■. Das Bild war noch beim Tode des
Meisters in dessen Besitz und ist unter Nr. 85 im Auktionskataloge seines
Nachlasses verzeichnet .'. Erworben 1885 aus der Sammlung des Herzogs
von Marlborough zu Blenheim.
Eichenholz, h. 1,89, br. 0,94.
776 C
345
Vlämische
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
781 Die hl. Cäcilia. Auf schimmernder weißer Grundierung, in frischer Breite, leicht und
locker mit Braun untermalt. Nur in der Mitte stärker mit den glänzenden leuchtenden
Farben gedeckt, während nach den Bildrändern zu die breite flüchtige Malerei mit Unter-
malung und Grundierung weich zusammenwirkt. Helles flutendes Licht glitzert auf den
kostbaren farbigen Stoffen und sammelt sich in stärkster Helligkeit, in glitzerndem Glanz
auf dem durchsichtig zarten, gelblichen Inkarnat der Heiligen mit den fleckig geröteten
Wangen, dem feuchten roten Mund und den glänzenden Augen. Dunkelbraunes Haar
[von goldigem Schein umgeben] und die tiefen satten Farben der Kleidung, besonders
das leuchtende Smaragdgrün des goldbesetzten Sammetoberkleides, das gelbgrün im
781
Lichte schillert, und ein weiches, die Bildmitte vertiefendes Schwarz im Mantel auf der
Schulter 1., dazu das zum beherrschenden Grün komplementäre Rot des Vorhangs oben
[locker über die braune Untermalung gestrichen] lassen das Inkarnat noch lichter
erscheinen. Zwischen dem in den Tiefen gedämpften Grün und dem schimmernden
Goldgelb im seidenen Unterkleid und der Mantelinnenseite [davor die lichten Hände]
vermitteln die mattrötlichen Halblichter und die farbigen roten Tiefen des Unterkleides.
Rosarote Lichter spielen auf das Grün hinüber. Rötliche Reflexe erhellen die braune
Orgel. Die hellrötlichen Töne umklingen weiter die Hauptfigur in den nackten Körpern
der blonden Kinderengel, von schimmernden weißen Glanzlichtern überrieselt, durch
graublaue Halbtöne aufgelockert, vor dem luftigen Hellblaugrau der Architektur und
des Himmels [mit gelben Lichtern am Horizont, über blaugrüner landschaftlicher Ferne].
346
Aus der letzten Zeit des Meisters .-. Die Heilige trägt die Züge von Rubens' zweiter Gattin, Helene Fourment, mit der er sich
am 6. Dezember 1630 vermählte .-. Das Bild befand sich in den Wohnräumen des Rubensschen Hauses und wurde 1641 mit
seinem Nachlasse versteigert .-. 1742 im Besitze des Prinzen Carignan, 1756 beim Duc de Tallard .-. Könicrliche Schlösser
Eichenholz, h. 1,77, br. 1,39.
762 c Diana mit Nymphen von Satyrn überfallen. Das Bild ist auf heller Grundierung
in warmem Braun untermalt und in der Umgebung- der Figuren, besonders r. im herab-
träufelnden Wasser der Fontäne und im Erdboden, in lockeren flüchtigen Pinselstrichen
mit blaugrauen, grauen und grünlichen Tönen gedeckt. Alles ist auf die Wirkung des
Fleisches der weiblichen Körper berechnet, dessen lichte ockergelbliche, durch blaugraue
Vlämische
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
762 C
Halbschatten gelockerte Färbung mit dem bräunlichen Tone der Untermalung zusammen-
wirkt und durch den Gegensatz zum warmen, durch Rot vertieften Braun der Satyrn,
dem starken Karminrot im Mantel Dianas 1. und dem grellen Ultramarinblau im Himmel
[davor ein rotbrauner Baumzweig] licht und zart erscheint. Gegen die in sich zu-
sammengehaltene Masse der schimmernden Körper steht kaltes Weiß in der Umhüllung
der Nymphe in der Mitte; mattes Grün, hellrot schillernd, in ihrem Gewand und Violett
[Karminlasur über Graublau] in der Gewandung der Nymphe r.
Aus der letzten Zeit des Meisters .■. Das Bild wurde 1641 mit dem Nachlasse des Meisters versteigert und wahrscheinlich zu-
sammen mit der Diana auf der Hirschjagd [Nr. 774] von einem Rittmeister N. Tholinx erworben, von dem Prinz Friedrich
Heinrich der Niederlande 1645 beide Bilder für 2100 fl. kaufte .'. Mit der oranischen Erbschaft gingen diese Bilder dann an
den Großen Kurfürsten über .'. Galerie von Sanssouci .■. Erworben 1903 als Geschenk S. M. des Kaisers.
Eicheiinolz, h. 1,90, br. 2,49.
347
Vlämische
Schale des
XVII. Jahr-
hunderts
763 a Die büßende Magdalena. Von den kühlen grauen Tönen, die in Felsen und Erd-
boden locker über die braune Untermalung gelegt sind, hebt sich lichtschimmernd, vor
allem im Gegensatz zum tiefen Karminrot des Mantels, der nackte Leib Magdalenas ab,
von glänzenden Lichtreflexen übergössen, über blaugraue Halbtöne in wärmere bräun-
liche und rötliche Tiefen übergehend. Etwas Weiß in der Umhüllung der Hüften. In
wärmerer hellrötlicher Färbung die Körper der Engel [der größere in blauviolettem Ge-
wand, mit blau getönten Flügeln]. Durch das grüne, vom Braun der Untermalung
763 A
getönte Laub der Bäume leuchtet in tiefem Blau, von bräunlichblaugrauen Wolken
überzogen, der Himmel. Am Horizont schimmert in goldgelben und rötlichen Tönen der
Sonnenuntergang und färbt das Meer und die von der Untermalung bräunlich getönte
Landschaft mit glitzernden Lichtern.
Aus der letzten Zeit des Meisters
Leinwand, h. 2,15, br. 2,85.
Königliche Schlösser .". 1906 von S. M. dem Kaiser überwiesen.
348
Rubens Werkstatt des Petrus Paulus Rubens.
779 Das Christkind mit Johannes und Engeln. Auf durchleuchtender weißer Grun-
dierung- die in den Tiefen [z. B. Baumstamm r.] sichtbare Untermalung in rötHchem
Braun [Umbra]. In harter bestimmter Modellierung, mit graublauen Halbschatten und
roten Reflexen in den Tiefen, sind die hellrötlichen Kinderkörper, die von der lichteren
Färbung des blondhaarigen Christkindes r. nach I. in wärmere rotbraune Töne über-
gehen, zusammengehalten gegen harte glasige Farben, wie bläuliches Weiß im Kissen
Vlämische
Schule des
XVII.Jahr-
hunderts
779
und den Tüchern und Dunkelgraublau im Himmel. In der am Boden hingebreiteten
Decke bricht grelles Zinnoberrot, in einzelnen Früchten Rot hervor, dessen Intensität
ebenso wie der rötliche Fleischton durch den Kontrast zu einigen Flecken Grün in
den Blättern, der Melone, den Weintrauben, der landschaftlichen Ferne 1. usw. erhöht
wird. R. vorn dunkelblaue Pflaumen gegen andere hellgelbe Früchte.
Ein besseres Exemplar derselben Komposition in den k. k. Hofmuseen zu Wien .•. Die Früchte von Frans Snyders .'.
Wiederholungen bei Lord Pembroke in Wilton House, In Privatbesitz zu Antwerpen, in Kingston Lacy in England [mit
Veränderungen und umrahmt von einem Fruchtkranze von Snyders] .". Das kleine Mädchen soll die christliche Kirche,
die Braut Christi, darstellen .*. Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,95, br. 1,25.
KubenS Schule des Petrus Paulus Rubens.
773 Die vier lateinischen Kirchenväter Hieronymus, Augustinus, Gregor
der Große und Ambrosius. Auf heller Grundierung weich in Braun untermalt,
vom kalten Blaugrau im Himmel und dunkelgrauen Tönen im Erdboden umgeben.
349
Vlämische
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
773
798
sind die Figuren in leuchtendem,
von der Untermalung leicht ge-
töntem Goldgelb der Ornate und
Zinnoberrot [Mantel und Hut des
hl. Hieronymus 1., Besätze der kirch-
lichen Gewänder, das Herz in der
Hand des Engels 1.], das im braun-
roten Inkarnate weiterklingt, zu-
sammengehalten. Außer demBlau-
grau des Himmels dient ein Fleck
Dunkelblau in der Gewandung des
Engels 1. der gesteigerten Wirkung
der goldigen Töne. Die Mitte be-
tont das glänzende Weiß der Chor-
hemden und der Taube. Die tief
und leuchtend gefärbten Gestalten der Heiligen heben sich gegen die sehr lichten ocker-
gelblichen, in hellrötlichen Tönen schimmernden Körper der Engel ab.
Die Komposition Icommt mehrfach in Wiederholungen vor, in größerem Format im Museum zu Köln [Abraham Janssens zu-
geteilt] und im Nationalmuseum zu Stockholm.
Eichenholz, h. 0,42, br. 0,54.
798 Christus bei den Schwestern des Lazarus. In bunten flächigen Lokalfarben.
Während starkes Zinnoberrot im Mantel Christi [über graublauviolettem Gewand] die
Mitte hervorhebt, erklingt r. in der Kleidung Marias [mit lichtem Inkarnat und blondem
ockergelblichem Haar]
am stärksten der Kon-
trast von Goldgelb und
Dunkelblau, der als
Goldgelb und Grau-
blau in der Tapete der
Wände wiederkehrt.
Goldgelb verbreitet
sich als bräunliches Ok-
kergelb weiter im Fuß-
boden. Martha 1., mit
wärmerem rotbräun-
lichem Inkarnat, in
bläulichweißerSchürze,
graublauem Rock und
schwärzlichgrünem
Mieder. Auf ockergelb-
brauner Tischplatte
allerlei Geflügel mit
hellgelbem, blauem,
350
grauem und rotem
Gefieder. Vorn auf
dem Boden Gemüse
in g-rünen Tönen.
Königliche Schlösser .". Lein-
wand, h. 1,S8, br. 2,25.
Vlämischer
Meister um 1610
797 Die Reitschule.
Vor dem mattblauen,
von hellrötlichen
Wolken bedeckten
Himmel glänzt das
kalte Weiß derbeiden
graublau gefleckten Schimmel und der ockergelbliche Schweif des mittleren. Dunkel
hebt sich das rotbraune Fell und die schwarze Mähne des weißgefleckten Pferdes r. ab.
Rosarote Töne der Nüstern. Die Reiter auf gelbbraunen Sätteln, in Trachten, deren
Färbung zwischen Graublau und Goldgelbbraun schwankt, mit violetten und rosaroten
Beinkleidern, die beiden r. und 1. mit rosaroten Federn auf den bräunlichgrauen Hüten.
Der Vordergrund in Braun mit ockergelblichen Lichtern setzt sich gegen das Blaugrün
der Ferne [mit der Stadt Antwerpen] ab.
Vielleicht eine Ju-
gendarbeit des
Rubens, dem das
Bild auch ehemals zu-
geschrieben wurde .'.
Skizze zu dem Bild
unter Rubens'Namen
im Buckingham Pa-
lace zu London /.
Eine kleinere Wie-
derholung unter dem
Namen A. van Dyck
ehemals in derSamm-
lung Lionel de Roth-
schild zu London .'.
Königliche Schlösser.
Leinwand,
h.1,25, br.1,94.
Diepenbeeck
Abraham van
Diepenbeeck.
Maler, Zeichner
für Kupferstich-
werke und Glas-
maler, getauft den
9. Mai 1596 zu
Herzogenbusch,
gestorben zu Ant-
werpen zwischen
dem 17. April und
Vlämische
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
191
818
351
Vlämisdie
Sdiale des
XVII. Jahr-
hundertf-
dem 16. September 1675. Schüler seines Vaters, des Glasmalers Jan Roelofszone, und später des
Rubens. Tätig vornehmlich zu Antwerpen [seit 1623], einige Zeit in England und in Paris [1632,
nach Mariette].
818 Vermählungf der hl. Katharina. Hart, in hellem Licht die Figuren des Vorder-
grunds, vor dunkelgraubrauner Tiefe, aus der warm das rötliche Antlitz Josephs auf-
leuchtet. Grelles, nach Zinnober neigendes Rot im Kleide Marias neben tiefem Blau
in ihrem Mantel [heller im Unterkleid Katharinas]. Hart und bestimmt wie die Farben
der Gewänder auch das helle, mit Graublau und Rot modellierte Inkarnat. Nach r.
wird die Färbung lichter und silbriger. Sie geht über Karminviolett im Kleide
Katharinas zu Goldgelb in den Besätzen ihrer Gewandung und Mattgelb im Haar
über, mit den bläulichen Schattentönen des grauweißen Seidenmantels kontrastierend.
Hellgelbliche Lichter der gelbbraunen Kutte des hl. Franziskus. Graue Architektur, in
den Tiefen durch das Braun der Untermalung erwärmt.
Königliche Schlösser .'. Leinwand, h. 2,00, br. 2,42.
TKlllrlf^n Theodoor van Thulden oder Tulden. Maler, Kupferstecher und Radierer, getauft zu
Herzogenbusch den 9. August 1606, gestorben daselbst angeblich 1676. Schüler des Abraham
Blyenberch [seit 1622] und des Rubens. Tätig zu Antv^erpen und Herzogenbusch, zeitweilig in Paris
[um 1632 — 1634 und wieder 1647] und im Haag [um 1648].
955 TriumphzugderGalatea. Zwischen die lichten ockergelblichen Frauenkörper,locker
behandelt mit bläulichen und graubräunlichen Tönen, schlingen sich schimmernde weiße
Tücher. Das blonde Fleisch steht gegen grelles Dunkelultramarinblau im Tuch 1.
352
oben, gegen Hellrot im flatternden Mantel r. Ein Fleck hellen Gelbs im Kissen,
auf dem Galatea sitzt, daneben kräftiges Hellrot des Mantelzipfels. Rötliche Töne
klingen gedämpfter in den Delphinflossen neben grünlichen aus. Die durch helle
Beleuchtung hervorgehobene Mittelgruppe umgeben kalte graublaue Töne, zwischen
denen die rötlichen Körper der Amoretten erscheinen und die in der Tiefe immer mehr
das Braun der Untermalung durchdringt. Vorn, kulissenartig, den Blick auf die Mitte
öffnend, die goldig-rotbraunen, stark durch Rot erwärmten Körper der Tritonen und
Putten zwischen graugrünlichen Tönen der Wogen. R. schimmern vom Horizont her
matte goldgelbe und rötliche Lichter über das dunkelblaugraue Meer.
Königliche Schlösser .". Leinwand, h. 2,70, br. 2,99.
Vlämische
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
994
IVIol Pseter van Mol. Getauft zu Antwerpen den 17. November 1599, gestorben zu Paris den S.April 1650.
Schüler des Seger van de Grave, unter dem Einflüsse von Rubens ausgebildet; tätig zu Antwerpen
und zu Paris [urkundlich nachweisbar seit 1631, 1640 als Hofmaler der Königin genannt].
994 Isaak segnet seinen Sohn Jakob. Die braune Untermalung und die Lokalfarben
sind nach den Bildrändern zu durch Grau gebrochen. In der Mitte Weiß, durch Grau-
blau gedämpft, in Tischtuch und Bettzeug, aus dem sich in goldig- ockergelbbraunem
Ton das Inkarnat erhebt. Daneben leuchtet als beherrschende Farbe grelles Zinnober-
rot auf in der Decke auf goldgelbbrauner Bettstatt, davor kräftiges Blau in den Armein
Jakobs, Graublau in seinem Gewand. Zinnoberrot ergänzt sich in dem durch die
braune Untermalung getönten Gelbgrün des Vorhangs r. oben [darunter blaugrünliche
Flaschen mit rotem Wein]. R. steht gegen die lichte Mitte und das warme Inkarnat
wieder Dunkelblaugrau im Oberkleide Rebekkas, stumpfes Violett in ihrem Unterkleid.
Eine Zeichnung zu dem Bild im Kupferstichkabinett zu Dresden
Leinwand, h. 1,59, br. 2,26.
Königliche Schlösser.
353
Vlämische
Sdiule des
XV IL Jahr-
hunderts
Dyck
794
Antonius [Anthonis, Anthonie oder Antonio] van Dyck. Maler und Radierer, geb. zu
Antwerpen den 22. März 1599, gest. zu Blackfriars [London] den 9. Dezember 1641. Schüler des
Hendrick van Baien [seit 1610] zu Antwerpen, daselbst als Gehilfe des Rubens [nach 1618, in diesem Jahr
als Meister in die Gilde zu Antwerpen aufgenommen] und unter seinem Einflüsse weiter ausgebildet.
Tätig in Antwerpen, bei einem längeren italienischen Aufenthalte [1623 — 1627] vornehmlich in Genua,
später in London, wo er schon früher, um 1620 21, einige Zeit am Hofe Jacobs 1. tätig gewesen war;
1632 als Hofmaler Karls I.; zeitweilig in Brüssel [1634 35] und in Paris [1640,41].
794 Ausgießung des hl. Geistes. In die graubraune Stimmung des Raumes sprüht,
zwischen dunlden graubraunen Wolken, gelbliches Licht herab. Es lodert in gelblichen
Flammen über den Häuptern, leuchtet glitzernd in gelblichen Reflexen auf dem warm
rotbraunen Inkarnat, dem mattgoldgelben Mantel des Apostels in der Mitte und auf
der breiten hellgrauen Fläche des Mantels 1. Den gelblichen Lichtglanz erhöht der
Kontrast zu Graublau im Gewände des mittleren und zu Blau im Mantel Marias. Das
Goldgelb der Mitte klingt nach vorn gelbbräunlich in der Gestalt des Johannes aus,
deren dunkle Färbung der gesteigerten Lichtwirkung der Mitte dient. Daneben leuchtet
als Basis für die gebrochenen Töne das Weiß im Buche r. vorn auf. An den Seiten
und im warm braunen Halbdunkel des Hintergrunds glüht leuchtendes Zinnoberrot in
einzelnen Gewändern.
S. die Bemerkung zu Nr. 799 .'. Königliche Schlösser.
Leinwand, h.2,61, br. 2,14.
354
770 Verspottung Christi. Vor dem schwärzlichbraunen Dunkel der Mauern glüht in
leuchtender Pracht das Rot in der Gewandung des spottenden Pharisäers r., im Unterkleide
des Kriegers 1., in den Bändern auf seiner Schulter, und dem Blut, das am Fuße Christi
auf den Boden herabrinnt, sowie das goldig -ockergelbe, stark mit Rot durchsetzte, von
schimmernden Glanzlichtern übergossene Fleisch der Gestalten, noch leuchtender neben
dem schimmernden Weiß des Hemds r. Gegen dieses Rot, das den grauen Tönen der Um-
gebung [z. B. Hose des neben Christus knienden Knechts] eine grünliche Färbung ver-
leiht, steht tiefes bläuliches Schwarz der Rüstungen mit weißen blitzenden Reflexen und
helles Dunkelgraublau im Gewände Christi, das nach rückwärts als kalt schimmerndes
Hellblau im Rocke des zu Christus sich neigenden Pharisäers 1. und im Himmel, der
durchs Gitter scheint, die warme leuchtende Färbung durchbricht.
Eine etwas kleinere Originalwiederholung [aus Rubens' Besitz] im Museo del Prado zu Madrid, jedoch ohne die Figuren des
römischen Hauptmanns und des Kriegsknechts hinter diesem .•. S. die Bemerkung zu Nr. 799 .■. Königliche Schlösser.
Leinwand, h.2,62, br.2,14.
790 E Der hl. Petrus. Im rotbraunen Tone der Untermalung, die im Hintergrunde mit
dunkelgrauen und in der Umgebung des Kopfes mit hellgrauen Tönen gedeckt ist. Von
tiefen Dunkelheiten umgeben im Hintergrund und im Rock, dessen blaue [mit dem auf
Vlämische
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
770
355
Vlämische
Schule des
XVII. Jahr-
hundert s
Schultern und Knien sichtbaren Goldgelbbraun
des Mantels kontrastierende] Lasur vom Braun der
Untermalung fast gänzlich aufgezehrt wird, leuch-
tet in goldigem Ton das warm rötlichbraune,
durch pastose ockergelbliche Lichter aufgehellte
Inkarnat, mit Rot behandelt in den Tiefen, beson-
ders den Augenhöhlen, mit bräunlichgrauem Haar.
Warm heben sich die Hände vom bläulichen
Weiß des aufgeschlagenen Buches ab, dessen
beschattete Seite wieder im Braun der Unter-
malung verschwindet.
Sammlung Pastor, Burtscheid 1820 .■. Sammlung Uselino, Amster-
dam 1868 .*. Sammlung Suermondt, 1874.
Leinwand, h. 0,89, br. 0,72.
790 F Kopf eines Apostels. Auf grauer Grun-
dierung, die zwischen der locker darüber-
gelegten braunen Untermalung und den pastos aufgesetzten hellrötlichen bis ockergelb-
lichen Lichtern des Inkarnats in den Halbschatten durchwirkt. Die Falten des Gesichts
sind mit Zinnoberrot vertieft. Lockere blaugraue Lichter im Haar, gedämpft weiße im
Hemd umschließen das Fleisch. Die Hände in weicher brauner Untermalung mit hell-
rötlichen Lichtern. Goldgelbbraunes Gewand. Dunkelbrauner Hintergrund.
Studie zur Ausgießung des helligen Geistes [Nr. 794 ] .-. Galerie von Sanssouci .-. 1906 überwiesen von S. M. dem Kaiser.
Eichenholz [ringsum angestückt], h. 0,57, br. 0,45.
798 F Brustbild des hl. Petrus. Das Fleisch, in ockergelblichen und rötlichen, in den
790 F
798 F
356
Augen und Reflexen bis zu Rot ansteigenden Tönen neben graublauen Halbschatten
breit und fett zusammengestrichen, glüht, durch einen Fleck von gedämpftem Weiß [im
Hemd] noch in seiner leuchtenden Kraft gesteigert, in der fast einfarbigen, auf das dunkle
bräunliche Grau des Hintergrundes gestimmten Umgebung. Dunkelgraubraunes Haar,
durch einige schwarze, flott hingesetzte Drucker vertieft. Die warm dunkelbraune Unter-
malung des Mantels mit grauweißen Lichtern ist durch die graublaue Lasur gekühlt.
Studie zum Apostel Petrus In Rubens' „Gastmahl bei Simon" in der Eremitage zu St. Petersburg. Wie das Bild in der Aus-
führung wesentlich van Dyck angehört, so ist wahrscheinlich auch unsere Studie, wofür die braune Färbung und der leuch-
tende Ton sprechen, eine Arbeit van Dycks .■. Sammlung Theodore Patureau, Paris 1857 .'. Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,61, br. 0,49.
Vlämisdie
Schule des
XV/I. Jahr-
hunderts
799 Die beiden
Johannes.
Auf lichter
grauer Grun-
dierung die
Untermalung
in warmem
Braun, das im
Adler, in der
Architektur,
leichtmitGrau
gedeckt, und
in der Gestalt
Johannis des
Täufers, stark
mit Rot, in
denGlanzlich-
tern auf der
Brust mit
Ockergelb er-
wärmt,zutage
liegt. Die
warme Fär-
bung der r.
in ihren leuchtenden Farben vor
blaugrauen, sonnig beleuchteten
gehalten sind.
Figur steigert
sich zu leuchten-
dem Rot im
Mantel Johannis
des Evange-
listen, das ge-
gen Graublau in
seinem Gewand
[vom durch-
scheinenden
Braun in den
Schatten violett
getönt] steht
und aus dem
goldigdas lichte
Inkarnat hervor-
kommt. Die In-
tensität dieses
Rot steigert der
Kontrast zum
tiefen Blaugrün
in der Land-
schaft, während
beide Gestalten
dem kalten Hellblau des Himmels [oben mit dunkel-
Wolken und mit hellgelblichem Horizont] zusammen-
799
Bez. am Buch unter dem Fuße Johannis d. E.: A'" van Dyck: fecit .-. Gehört mit der Verspottung Christi [Nr. 770], der Aus-
gießung des heiligen Geistes [Nr. 794] und der Gefangennaiime Christi [in der Sammlung zu Corsham House in England]
zu einer Reihe von Gemälden aus der frühen, noch ganz von Rubens beinflußten Zeit des Meisters. Die drei Berliner
Bilder befanden sich früher und vermutlich schon ursprünglich zu Brügge in der Abtei zu den Düren und wurden 1768 vom
Prinzen Heinrich von Preußen bei seiner Anwesenheit in den Niederlanden angekauft .'. Originalskizze zu dem Bilde Nr. 799
in Madrid, Akademie der Künste .-. Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 2,61, br. 2,12.
357
Vlämisdie
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
782a Nymphen beim Bade von
Satyrn überrascht. In schim-
mernderHelligkeit, in fetten ocker-
gelblichen und hellrötlichen Lich-
tern neben blaugrauen Halbschat-
ten,mit roten Reflexen in denTiefen,
tauchen die Körper der Nymphen
aus dem warm braunen Dunkel der
im Hintergrund ungedeckten Un-
termalung auf. Gegen das Fleisch
der Frauen steht in pastosem Auf-
trag bläuliches Weiß im Tuche 1.
und, die Lichtwirkung steigernd,
tiefes Karminrot im Mantel, der r.
unten über den Sitz gebreitet ist,
sowie die dunkelbraunen, durch
Rot erwärmten Leiber der beiden
Satyrn, die sich wieder von der
kalten dunkelgraublauen Färbung des Himmels [mit einigen flott hingesetzten hell-
rötlichen Lichtern am Horizont] abheben. R. etwas Goldgelb im Bogen gegen Hellblau
im Bande des Köchers.
Aus der Frühzeit des Meisters .*. Links ist ein vertikaler Streifen von einem englischen Maler des 18. Jahrhunderts hinzu-
gefügt .*. Erworben 1897 aus dem englischen Kunsthandel als Geschenk.
Leinwand, h. 0,81, br. 0,94.
768 Bildnis eines Mannes. Über die braune Untermalung, die in den Tiefen erscheint,
ist das helle Inkarnat in warmen hellrötlichen Tönen und ockergelblichen Glanzlichtern
auf Stirn, Nase, den Augenpartien usw. gedeckt,
von starken Dunkelheiten, dem dunkelrotbraunen
Haar und tiefschwarzem Gewand, umgeben. Kräftig
rote Lippen, rotbrauner Bart. Gegen das warme
Inkarnat steht der bläuliche Kragen mit pastosen
weißen Lichtern. Der braune Hintergrund ist
r. unten, neben den rötlichen Fleischtönen, durch
Grau aufgehellt.
Aus der früheren Zeit des Meisters .'. Eine Wiederholung des Bild-
nisses in etwas größerem Format in den k. k. Hofmuseen zu Wien .".
Erworben 1836.
Eichenholz, h. 0,43, br. 0,35.
358
787a Bildnis der Marchesa Geronima Spinola [Gemahlin des Filippo Spinola und
Tochter des Paolo Doria]. Die braune Untermalung- tönt das Grau des Architekturhinter-
grundes, das Schwarz der Tracht und verleiht dem ganzen Bilde seine warme tiefe
Stimmung. Als einzige Helligkeit schimmert aus der dunklen Umgebung das lichte
Inkarnat: das Antlitz mit der hellen ockergelblichen Stirn und der unteren Gesichtshälfte
in karminrötlichen Tönen, mit kräftigem Rot auf der Unterlippe, durch die Nachbarschaft
Vlämisclie
Schule des
XVII. Jahr-
Hunderts
787 A
zum kalten Blaugrau des Kragens erwärmt; noch zarter die Hände im Kontrast zum
kräftigen, bräunlich getönten Karminrot der Armelkrausen. In gedämpftem bräunlichem
Gold schimmern die Innenseiten der Flügelärmel und die Goldborten des unten sicht-
baren karminvioletten Unterkleids. Auf der Brust goldgelber Schmuck mit dunkelblauem
Edelstein. Auf dem gelblichbraunen Haar eine mit grauen Perlen besetzte Haube mit
schwarzer Reiherfeder. L. ist in goldigem Ton ein Streifen des Himmels sichtbar.
it':
Stammt aus einer Villa Spinola bei Genua .*. Erworben 1904 als Geschenk des Herrn A. Thiem, San Remo, an S. M. den Kaiser
für das Kaiser-Friedrich-Museum .'. Sammlung A. Thiem.
Leinwaad, h. 2,21, br. 1,47.
359
Vlämisdie
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
782 B
782 C
782b Bildnis eines vornehmen Genuesers. Eine helle Grundierung-, über die durch-
sichtig die braune Untermalung der Architektur, des Bodens und der Gestalt gelegt ist,
erfüllt das Bild mit einem goldigen Schimmer. Aus dem tiefen Schwarz der Tracht, durch
das Braun der Untermalung erwärmt, leuchtet goldig das Inkarnat, von dem mit blau-
grauen Tönen gedämpften Weiß in Kragen, Manschetten und Briefsich abhebend. R. ein
schmaler Streifen des bläulichen Himmels mit goldgelben Wolken.
Gegenstück zu Nr. 782 C. S. die Bemerkung dort .-. Alte Kopien beim Principe S. Faustino, Pal°- Barberini in Rom
[Kniestück] und bei Hiimphrey Ward in London [ganze Figur] .■. Erworben 1901 aus dem englischen Kunsthandel.
Leinwand, h. 2,00, br. 1,16.
782c Bildnis einer vornehmen Genueserin. Die braune Untermalung durchdringt
alle Farben, das tiefe Schwarz der Tracht, das Grau der Architektur, das schwärzliche
Saftgrün des Vorhangs [mit goldgelben Fransen] 1. oben, und verleiht dem ganzen Bilde
den einheitlich warmen Grundton. Aus dem Schwarz der Tracht leuchtet goldig das
Inkarnat mit dem bräunlichgrauen Haar, vom gedämpften Grauweiß in Kragen und
Manschetten sich abhebend. Grauer Besatz des Kleides. Neben dem Schwarz leuchten,
gleichfalls durch Braun gebrochen, das Rot des [goldgelb und blau gemusterten] per-
sischen Teppichs vorn, gedämpfter im Dunkel das Karminrot des Stuhlpolsters auf.
Gegenstück von Nr. 782 B .". Angeblich sind die Bilder Porträts des Genueser Senators Giustiniani und seiner Gattin. 1773 er-
wähnt in der Description de Genes et de ses environs als im Pal°. Giacomo Balbi befindlich .'. Ehemals in der Sammlung
360
von Sir Robert Peel [Versteigerung London 1900], für dessen Vorfahren David Wilkie die beiden Bilder in Genua erwarb .-.
Erworben 1901 aus dem englischen Kunsthandel .-. Leinwand, h. 2,00, br. 1,16.
778 Beweinung Christi. Die hellgraue Grundierung, auf der die Szene in Braun unter-
malt ist, gibt die lockere silbrig- graue Tönung. Der blasse graubräunliche Leichnam, in
braunen und an Händen und Füßen besonders in hellblaugrauen Tönen modelliert, er-
scheint farbiger durch das umgebende kalte, bläulich schimmernde Weiß des Grabtuches.
Das wärmere lichtrötliche Inkarnat der Lebenden [gegen ein bräunlichgelbgrünes Tuch
gestellt der Körper des Engels] und tiefes Rot imTuch, das Johannes hält [doch gedämpft
durch den das Ganze zusammenhaltenden braunen Grundton], steigern die silbrige
Vlämische
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
778
Helligkeit des vorn hingestreckten Körpers, während bläuliche Tiefen [Dunkelgraublau
im Rocke Johannis, Blau im IVIantel und Blauviolett in den Ärmeln Marias, Graublau
im Mantel Magdalenas], kontrastierend mit einigen kleineren Flächen von Goldgelb im [rot-
gemusterten] Kleide Magdalenas, gedämpfter im Schleier Marias und im blonden Haare
des Engels und Magdalenas, den luftigen Charakter der Malerei erhöhen. Der Kontrast
von gedämpftem dunklem Blau und Goldgelb klingt 1. im Abendhimmel aus. Felsen und
Vordergrund im Braun der Untermalung, mit durchschimmerndem Hellgrau der Grundierung.
Bez in der unteren Ecke rechts von späterer Hand : v. Dijk .". Aus der Zeit des zweiten Aufenthaltes des Meisters in Antwerpen,
nach seiner Rückkehr aus Italien [um 1627] /. EineWiederholung mit geringen Abweichungen in der Ägidienkirche zu Nürnberg,
doch nur aus der Werkstatt des Meisters. Eine zweite Wiederholung, Schulbild, in der Galerie zu Stuttgart. Kreidezeichnung
zur Mittelgruppe im British Museum. Studie zu dem weinenden Engel bei Prof. F. A. v. Kaulbach [München ] .'. Königl. Schlösser.
Leinw.,nd, h. 2,20, br. 1,66.
361
Vlämiscfte
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
782
1469
782 Bildnis des Thomas Fran^ois de
Carig-nan, Prinzen von Savoyen. Die
braune Untermalung ist im Hintergrunde
locker mit dunkelgrauen Tönen behandelt,
vor dem, umgeben von dunkelbraunem
Haar und rotbräunlichem Bart, warm in
lichtrötlichen Tönen das Antlitz steht. Mit
besonderer Liebe, in zarterer Färbung,
schimmernd im Licht, sind die feinen
schlanken Hände durchgeführt. Das Inkar-
nat erscheint noch lebhafter über dem kalten
bläulichen Grauweiß des Kragens und der
Manschetten und der hellblau schimmern-
den, in den Tiefen bräunlichschwarzen
Rüstung mit ihren glänzenden weißen Re-
flexen. Die blauen Lichter der Rüstung
kontrastieren mit dem bräunlichen Gold-
gelb im [karminrot gemusterten] Vorhang
und in der Tischdecke. Die untere Bildhälfte belebt das Karminrot der Feldbinde am
Arm, im Degengehänge und in der Panzerpolsterung. Graubrauner Kommandostab.
Bez. auf einem Zettel links unten; Thomas Sahaudus Princeps de Carignan. a*^. 1634, und rechts unten : Ant. van Dyck. Eques
Feci . . .". Der Prinz [1596 — 1656], fünfter Sohn des Herzogs Karl Emanuel I. von Savoyen und Stammvater der jetzt regierenden
Linie des Hauses Piemont- Savoyen, war zuerst General in spanischen Diensten, dann der französischen Armeen in Italien und
Großmeister von Frankreich. Im Jahre 1634 war er in den Niederlanden, und unser Bildnis ist wohl in Brüssel gemalt .'.
Eine Wiederholung in Windsor, die dort als Original gilt, ist nur eine Kopie .". Erworben 1835.
Leinwand, h. 1,12, br. 1,03.
LyVCK Werkstatt des Antonius van Dyck.
787 Die bußfertigen Sünder. Aus der weichen
bräunlichen Gesamtstimmung taucht tiefes Blau
im Mantel, Karminrot im Gewand undGtIbbraun
im Schleier Marias auf. In warmen rötlichbraunen
Tönen leuchtet das Inkarnat der hinteren Figuren
vor Graublau [durch die braune Untermalung
leicht violett getönt] in den Wolken. Hell rötlich
schimmert davor der Körper des blondhaarigen
Kindes, noch lichter, vor der dunkelgraubraunen
Gestalt Johannis d.T.und den gelbbraunen [gelb
schimmernden] Tiefen der Tracht König Davids
[mit gelber Krone auf bläulichgrauem Haar],
in silbrigen Tönen das Inkarnat Magdalenas
mit gelbblondem Haar, beide durch die Nach-
barschaft zu kaltem bläulichem Weiß in Tuch
undSeidengewand erwärmt. In derMitte erklingt
im Himmel nochmals matter der Kontrast von
blauen und gelben Tönen.
362
In öffentlichen Sammlungen
mehrere Wiederholungen,
von denen das etwas größere
Exemplar im Louvre [nach der
Rückkehr aus Italien im An-
schluß an Tizian gemalt] das
einzige ganz eigenhändige ist
.'. Unser Büd ist wohl in der
Werkstatt unter des Meisters
Beihilfe entstanden .'. König-
liche Schlösser.
Leinwand, h.l ,08, br. 1 ,33.
/^_^ 1. Jacob van Oost
^-^t'^L d. Ä. Zeichnet sich
Jacomo van Oost. Ge-
boren 1600 zu BrÜCTge,
gestorben 1671 daselbst.
Schüler seines älteren
Bruders Frans; weiterge-
bildet unter dem Einflüsse
von Rubens und van Dyck,
in Italien nach den
Werken der Carracci.
Tätig in Brügge, kurze
Zeit in Rom.
1469 Bildnis eines
Mannes. Im warmen
Tone der hellen rötlichbraunen Grundierung, die im Hintergrunde durch eine dünne
graue Lasur locker gedeckt wird. Der Kopf, in roten Tönen [Lippen, Augenwinkel],
mit graublauen Halbschatten, wird durch den Kontrast zum kalten Blaugrau des
Kragens noch stärker erwärmt. Tiefes, durch Braun getöntes Schwarz im Rock und das
dunkle Rotbraun des Haares setzen die Figur kräftig gegen den Hchten Hintergrund ab.
Bez. unten: Jacomo van oost F • 1633 .■. Aus dem Kupfer-
stichkabinett überwiesen.
Eichenholz, h. 0,61, br. 0,45.
Pv-ar»r«r»\;-c Peeter Fran^oys [Franchoys].
1 rdl 1(5,0 yi> Geb.den20.Oktoberl606zuMecheln,
gest. daselbst den 11. August 1654. Schüler seines
Vaters Lucas Franchoys d. A. in Mecheln und
des Gerard Seghers in Antwerpen. Tätig in Mecheln
[1649 in die Gilde aufgenommen] , eine Zeitlang
in Antwerpen und Paris.
1639 Bildnis eines jungen Mannes.
Warm braune Untermalung, im Hinter-
grunde locker mit Dunkelgrau behandelt.
Aus dunkelbraunem Haar und grauschwar-
zem Gewand kommt hell das rötlichbraune,
mit ockergelblichen Lichtern und grau-
blauen Halbschatten modellierte Inkarnat
hervor, über kaltem Blaugrau des Kragens.
L. bräunliches Karminrot in der Stuhllehne.
Erworben 1 904 als Geschenk des Herrn A. Thiem an den Ge-
neraldirektor Dr. W. Bode, der es dem Kaiser -Friedrich-
Museum überwies .". Sammlung A. Thiem.
Leinwand, h. 0,765, br. 0,635.
Vläinisdie
Sdiule des
XVII. Jahr,
hunderts
363
Vlämische
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
864C
864 B
Cr»nil<:iC Gonzales [Gonzalo]
UqUei) Coques oder Cocx. Ge-
boren 1618 zu Antwerpen, gestorben
daselbst den 18. April 1684. Schüler
des Porträtmalers Peeter Brueghel III.
seit 1626/27, dann des David Ryckaert
d. J., dessen Tochter er heiratete;
ausgebildet unter dem Einfluß A. van
Dycks. Tätig in Antwerpen [1641 in
die Lukasgilde aufgenommen].
864c Familienbild. Die Unter-
malung in Braun auf lichtem
Grund durchdringt die dünn
und lasurartig aufgetragenen
Farben und gibt dem Bilde den
warmen Gesamtton. Sie er-
scheint in der Architektur [nur
r. mit grauen Lichtern gedeckt] und tönt die breite Fläche von Rot im Vorhang, von
dem sich hell, in ockergelblichen Lichtern das Inkarnat abhebt, vom kalten Graublau
der Kragen, Manschetten und des Papierblatts begleitet, noch stärker aufgehellt durch
das [vom Braun getönte] Schwarz der Trachten und das damit zusammengehende
Dunkelblau in der [rot und grün gemusterten] Tischdecke. Gegen das gedämpfte Rot
des Vorhangs und bräunliches Hellkarminrot im Kleide der Dame steht Grün in der
Landschaft und im Kissen auf dem Sessel vorn. R. frischere Farben in den beiden
Kindern: Goldgelb und Blaugrau in den mit roten Bändern gezierten Trachten, lebhaft
mit Rot behandeltes Inkarnat. Am Himmel kräftig blaue Streifen, am Horizont Hellgelb.
Galerie des Herzogs von Marlborough zu Blenheim .-. Sammlung Rudolf Kann, Paris .-. Erworben 1908 als Geschenk der
Herren Duveen Bros., London .■. Eichenholz, h. 0,515, br. 0,73.
864b Bildnis des jungen Cornelis de Bie.
Das Bild ist im bräunlichen Tone der lockeren
Untermalung auf hellem Grunde zusammen-
gehalten, alle Farben durch das Braun ge-
brochen. Das lichtrötliche, mit bläulichen Halb-
schatten behandelte Inkarnat, vom dunkel-
braunen Haar umrahmt, vor der goldgelblichen
Färbung des Vorhangs, die durch den Gegen-
satz die Wirkung der dünn über Braun lasierten
blaugrauen Töne in Kragen, Rock und Papieren
und des Lila im Unterkleid erhöht. Als be-
lebender Kontrast in der tonigen Stimmung
dient gedämpftes Zinnoberrot in der Stuhllehne
und Gelbgrün in der Tischdecke.
Cornelis de Bie, Notar zu Lierre [geb. den 10. Febr. 1627], ist der
Verfasser von „Het gülden cabinet van de edele vrij schilderconst",
Antwerpen 1662, das Nachrichten über die zeitgenössischen
Künstler gibt .-. Sammlungen Schamp d'Aversdioot ; Graf
Cornelissen .'. Sammlung Suermondt, 1874.
Kupfer, h. 0,27, br. 0,22.
364
iy/r__„i. PeeterMeert. Bildnismaler, g-eboren zu Brüssel
IVlCCi L 1619 [nach Cornelis de Bie], gestorben daselbst
1669. Tätig zu Brüssel, wo er 1640 als Meister in
die Gilde aufgenommen wurde.
844 a Bildnis eines Mannes. In tiefes
Schwarz gekleidet hebt sich die Gestalt von
den hellen graublauen Tönen in Himmel und
Architekturhintergrund ab, deren luftige
Stimmung durch den Kontrast zur breiten
Fläche bräunlichen Goldgelbs im Vorhang er-
höht wird. Hell steht dagegen das ocker-
gelbbraune, mit lichtroten Tönen behandelte
Inkarnat, von bräunlichgrauem Haar umgeben
und von Blaugrau in Kragen und Manschetten
begleitet.
Sammlung Merlo, Köln 1868 .*. Sammlung Suermondt, 1874.
Leinwand, h. 1,16, br. 0,93.
AT" Cornelis de Vos. Vornehmlich Bildnismaler, geboren um 1585 zu Hülst, gestorben zu Antwerpen
VOS den 9. Mai 1651. Schüler des David Remeeus [seit 1596]. Tätig zu Antwerpen [1608 in die Gilde
aufgenommen].
832 Die Töchter des Malers. Vor dunklem Hintergrund, über dessen braune Unter-
malung die grauen, grünlichen und [in der Landschaft] blaugrünen Töne gelegt sind,
wird die Kindergruppe in lichter, auf Hellgrau gestimmter Färbung zusammengehalten.
Helles graubräunliches Inkarnat mit zarter rötlicher Tönung der Wangen, mit matt-
blondem Haar, von bräunlich- und bläulichgrauen Tönen [Kragen, silbergrauer Besatz
der goldgelbbraunen Taille des Kindes r.] umrahmt. Kräftig rote Muster auf Weiß
im Kleide des Mädchens 1., dunkles Grün in ihrer Schürze. Hellgelb im Rocke der
Schwester r., Weiß in der
Schürze [davor die roten Kir-
schen], zwei Flecke Hellrot in
den Strümpfen, Hellgrau in den
Schuhen, hellzinnoberrot und
blaugrün verzierte Haube. Grü-
ne Töne im Erdboden vorn
dienen der gesteigerten Wir-
kung des Rot. Am dunkel-
graublauen Himmel gelbrote
Abendstimmung.
Ehemals unter der Bezeichnung: „Die kleine
Prinzessin und ihre Milchschwester" be-
kannt; da sich aber die Kinder fast im
gleichen Alter in dem großen Familienbüde
im Museum zu Brüssel finden, so sind
zweifellos auch hier die Töchter des Künst-
lers zu erkennen .". Erworben 1837.
LeinA-and, h. 0,78, br. 0,92.
Vlämische
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
365
Vlämische
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
831 Bildnis eines Ehepaares. Die braune Untermalung tönt das Grau der Terrassen-
architektur und dämpft das Rot des Vorhangs, vor dem in tiefem Grauschwarz mit
hellgrau schimmernden Lichtern die seidenen Trachten und in lichten graurötlichen
Tönen das Inkarnat steht, dieses durch den Gegensatz zum locker behandelten, in
den Schatten graublau getönten Weiß in Kragen und Manschetten erwärmt. Goldgelb
im Taillenbesatz und den Handschuhstickereien der Dame, bläuliches Weiß im Unter-
kleid. L. als Ergänzung zum Rot des Vorhangs kaltes Blaugrün der Beete und Bäume
des Parks [mit hellgrauen Wegen] und, kontrastierend mit den charakteristischen blau-
grauen Tönen, Hellgelb im Horizont [unter grauen, in den Tiefen vom Braun der
Untermalung getönten Wolken am hellblauen Himmel] und im Gefieder der beiden
Vögel [neben Blaugrau].
Bez. oben am Postamente der Säule .'. CD [zusammengezogen] VOS. F. A: 1629
Leinwand, h. 1,65, br. 2,22.
Königüclie Schlösser.
J
d Jacob Jordaens. Maler und Radierer, geboren zu Antwerpen den 19. Mai 1593, ge-
dC^llS sterben daselbst den 19. Oktober 1678. Schüler seines späteren Schwiegervaters, des
Adam van Noort, [seit 1607 8] zu Antwerpen und unter dem Einflüsse des Rubens ausgebildet. Tätig
zu Antwerpen [daselbst 1616 in die Lukasgilde aufgenommen].
831
366
879 Lustige Gesellschaft [Darstellung des niederländischen Sprichworts: „Zo de
ouden zongen, zo pijpen de jongen"]. In einem warmen, aber etwas schweren rot-
braunen Gesamtton, dessen Wirkung durch die Zusammenstellung mit dunkelgrünen,
hellblauen und graublauen Tönen im Fensterdurchblick, mit Blau [Kleid des Kindes l.vorn].
Graublau [Pelzjacken der beiden Alten] und Weiß gesteigert wird. Alle lebhafteren
Farben, besonders das reichlich angebrachte Rot [Kleid der Frau 1., Innenseite ihres
Hutes, Polster ihres Stuhles, Kappe des Dudelsackpfeifers, lichtrote Stühle] sind durch
diesen braunen Grundton gebrochen. Das bräunliche Inkarnat, meist gegen das Licht
gestellt, wird durch rote Reflexe von den Notenbüchern her aufgehellt. In der Gruppe 1.,
auf der sich, vor dunklen Tiefen, das hellste Licht konzentriert, ist das Fleisch der
Frauen besonders durch den Wiederschein des kalten bläulichen Weiß [Busentuch und
Serviette der Frau, Jacke des Mädchens neben ihr] hellockergelblich aufgelichtet, mit
roten Reflexen in den Halbschatten. Auf dem weißen, durch bläuliche und bräunliche
Töne gedämpften Tischtuche Goldgelbbraun in den Früchten, dem Korbe r. und dem
Brot auf blauem Teller.
Vlämische
Schule des
XVn. Jahr-
hunderts
Verschiedene Darstellungen desselben Gegenstandes vi
Galerie zu Dresden u. a. a. O. .". Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 1,63, br. 2,35.
I der Hand des Meisters im Louvre, in der Pinakothek zu München, der
879
367
Vlämisdie
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
774 B
774 A
^nAr/~l(^VC Frans Snyders. Maler von Tier-
OliyUCrS stücken und Stilleben, getauft zu
Antwerpen den 11. November 1579, gest.
daselbst den 19. August 1657. Schüler des
jüngeren Peeter Brueghel [seit 1593] und
Hendricks van Baien. Tätig in Antviierpen
seit dem Jahre 1602, in dem er in die Lukas-
gilde aufgenommen wurde, und nach einer
Studienreise in Italien [1608 09] dauernd
daselbst.
774b Stilleben. Die braune Unter-
malung, die überall in den Tiefen mit-
wirlct, ist im Hintergründe durch Hell-
grau gedeckt und in der Tischdecke
durchsichtig- mit einem karminroten
Tone lasiert. In pastoserem Auftrage
sind die Früchte gemalt. Die Mitte beherrscht das helle Gelb der Birnen, weiterklingend
in den gelben Lichtern der hellblaugrünen Weintrauben und den goldgelben Pfirsichen.
Tiefere Farben, die schon teilweise [karminviolette Traube r. vorn] von der braunen
Untermalung getönt werden, an den Seiten wie Dunkelblau [Weintrauben] und tiefes
Rot [Pfirsiche r. und 1.], mit dem verschiedenartigen Blaugrün der Blätter und Trauben
kontrastierend, steigern die Helligkeit der Mitte. Vorn auf der bräunlichkarminroten
Tischdecke lilafarbene, grünliche und weiße Muscheln mit bräunlichroter und schwarzer
Zeichnung und blaugrüne Weinbeeren.
Sammlung Rothan, Paris .'. Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h.0,51, br.0,70.
774a Studie von vier Hundeköpfen. Auf heller Grundierung in warm brauner Unter-
malung, die in den Dunkelheiten überall durchwirkt und im Hintergrund durch locker
hingestrichenes Grau und Dunkelgrau vertieft ist. Die Tiere sind farbig in breiter
Strichmanier in blaugrauen, über graublaue zu Weiß sich auflichtenden Tönen flott her-
untergemalt, mit Rot in Rachen und Augen. Das weiße Fell des Windhundes r. ist in
den Lichtern durch Ockergelb neben bläulichen Schatten getönt, die schwärzlichen Flecke
des Hundes 1. durch Blau vertieft, das
goldgelbe Hundefell Loben durch eine
karminrote Untermalung erwärmt, die
das ganze obere Viertel der Tafel
färbt.
Sammlungen Lyversberg zu Köln, Fay zu Aadien .
Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h.0.52. br.0,77.
368
774c Stilleben. Diebraune
Untermalung, im Hinter-
grunde durch graue Töne,
in der Tischplatte durch
ockergelblichgraue aufge-
hellt, tönt nach den Bild-
rändern zu stärker alle
Lokalfarben [bräunlichkar-
minviolette, blau schim-
mernde Weintrauben,
bräunlichgelbgrüne Wein-
blätter, bräunlichgraue
Katze]. In der Mitte leuch-
tet das starke Rot des
Hummers auf blau gemu-
stertem, bläulichweißem
Teller. L. gelbgrüne Kohl-
blätter. Daneben der schwärzlichblaue Auerhahn [dunkelblaue Lasur über schwärzlichem
Braun] mit weißen Schwanz- und Flügelfedern und rotem Kamm. Vor dieser Dunkelheit
schimmernd im Licht das gerupfte Huhn in gelblichen und blaugrauen Tönen, mit kar-
minrötlichen Tönen am aufgeschnittenen Hals. R. leuchtend rote Erdbeeren in weißer,
blau gemusterter Schüssel. Dahinter blaugrüne, dunkelblaue und karminviolette Wein-
trauben auf goldgelber Schale. R. ein bräunlichroter, blaugrün dekorierter Krug mit
goldgelbem Deckel.
Bez. rechts unten an der Tischplatte: F ■ Snyders • fecit • .". Erworben 1904 .-. Sammlung A. Thiem.
Leinwand, h.0,87, br. 1,18.
878 Der Hahnenkampf. Vor warmem Dunkelbraun im Erdboden und kaltem Grau-
blau im Himmel schimmert das warme bräunliche Weiß und Gelbrot der kämpfenden
Hähne, das leuchtende Karminrot ihrer Kämme, dessen Intensität durch den Kontrast
zum Blaugrün der land-
schaftlichen Ferne noch
gesteigert wird. R.
eine weiße Henne mit
rotem Kamm, dahinter
eine rötlichbraune mit
schwarzen Flecken.
Bez. rechts unten : F • Snijders .
fecit . 1615. .-. Erworben 1845.
Eichenholz, h. 0,71, br. 1,20.
Islamische
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
774 C
878
369
Vlämisdie
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
678 A
Ud
Lucas van Uden. Maler und Radierer von
^" Landschaften, geboren zu Antwerpen den
18. Oktober 1595, gestorben daselbst den 4. No-
vember 1672. Vermutlich zuerst Schüler seines
Vaters Artus van Uden, ausgebildet unter dem
Einflüsse des Rubens [in dessen Werkstatt öfters
als Landschafter beschäftigt, nachdem er 1627 in
die Antwerpener Lukasgilde aufgenommen worden
war]. Tätig zu Antwerpen.
678 a Hügelige Landschaft. Nach r.
ziehen dunkelblaugraue Gewitterwolken
ab, vor denen über rötlich beleuchtetem
Ackerfeld der hellgelbe Regenbogen steht.
L. strahlt das gelbrote Licht der Abend-
sonne auf und färbt die blaugrüne Höhe
mit gelbrotem Schein. Nach unten zu ver-
tieft sich das Grün der Bäume, vom Braun
der Untermalung getönt. Dazwischen
schimmert hellbläulich mit goldgelben
Wolkenreflexen der Weiher und in bräun-
lichem Ockergelb die Mauern der Häuser. Vorn auf ockergelbbraunem Bodenabschnitt
in brauner Untermalung, aber in glitzernden Farben der Gewänder die Zigeunerinnen,
von denen die eine dem Mann mit leuchtend rotem Barett weissagt.
Die Figuren sind von David Teniers d. J. .■. Erworben 1875 in Berlin.
Leinwand, h. 0,72, br. 0,61.
678 C
678c Landschaft. Unter lichtem mattblauem, am Horizont hellgelb gefärbtem Himmel,
den dunkelgraue Wolken überziehen, setzt sich gegen das kalte Blaugrün der Ebene 1.
das wärmere bräunliche Dunkelgrün des Waldes ab, zwischen dessen Stämmen der
hellblaue Glanz des Wassers schimmert. Im Bodenabschnitte des Vordergrunds liegt
der braune Ton der Untermalung [auf heller Grundierung] zutage. Darauf die glitzernden
glasigen Farben der
von Teniers gemalten
Staffage : Goldgelb,
Violett, Blau, Weiß
und vor allem ein
leuchtendes Rot, das
durch den Kontrast die
Intensität des beherr-
schenden Grün erhöht.
Die Figuren sind von David
Teniersd. J. .'. Erworben 1910
als Vermächtnis der Frau Pro-
fessor F. Bernstein.
Leinwand, h. 0,73, br. 1,22.
370
B
»-/-«imr/ii- Adriaen Brouwer.
rOUWei Geboren 1605 oder
1606, wahrscheinlich zu Oudenaerde,
begraben in Antwerpen den 1. Fe-
bruar 1638. Schüler des Frans
Hals zu Haarlem, daselbst urkund-
lich 1626 und 1627, vorher zu
Amsterdam tätig; dann zu Ant-
werpen, wo er 1631 in die Lukas-
g-ilde aufgenommenwurde, unter dem
Einflüsse von Rubens weiter ausge-
bildet. Seitdem tätig zu Antwerpen.
853j Landschaft mit Bauern
beim Spiel. Diewarmbraune,
in allen Tiefen sichtbare Unter-
malung gibt die allgemeine
Färbung. Sie ist im Himmel
locker mit Blaugrau gedeckt,
mit fettem Weiß in der hellen Wolke der Mitte. In der Landschaft wird der braune
Grundton durch hellrötlicheTöne imZiegeldach l.,im Giebel derMitte und durch gedämpf-
tes Rot [Jacke des Bauern unter dem Vordach] erwärmt. Zwischen die rötlichbraunen
Töne sind saftgrüne Lasuren im Laubwerk gelegt, gelbgrüne, 1. in der Ferne zu Blaugrün
sich abkühlende Töne gestrichen. Die Mitte betont pastos aufgetragenes Goldockergelb
im Strohvordach und in derBodenwellevorn. Graue und ockergelbliche Töne im Vorplatz 1.
Bez. r. unten mit dem aus AB gebildeten Monogramm .'. Sammlung Redleaf .•. Sammlung Moritz Kann, Paris .*. Er-
worben 1907 als Geschenk des Generaldirektors Dr. W. Bode .'. Eichenholz, h. 0,235, br. 0,335.
i53H Der Hirt am Wege. Das weiche, silbrig schimmernde Licht des mit pastosen
grauweißen und mattblauen Tönen gedeckten dunstigen Himmels dämpft das in der
Landschaft zutage liegende warme Braun der Untermalung. Blaugraue, graue und
blaugrünliche Flecke lockern den mit saftgrünen Lasuren behandelten Baumschlag.
Flaumig aufgetragene graugrüne und gedämpft ockergelbe Töne decken die belichteten
Stellen in Rasen, Weg und Hügel 1. vorn. Gegen die grünlichen Töne steht etwas
bräunliches Rot in
der Figur des Hir-
ten, dem Ziegel-
dach, den Tiefen
1. hinten und dem
Dach r.inderFerne
zwischen silbrig-
graugrünenTönen.
Bez. links an dem Sand-
hügel mit dem aus AB ge-
bildeten Monogramm .'.
Erworben 1878 in Paris.
Eichenholz, h. 0,49,
br. 0,82.
Vlämische
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
853J
371
Vlämische
Schule des
XVII. Jahr-
hunder ts
853 E
853e Singender Bauer. Auf hellem bräunlich g-e-
töntem Grund ist die Darstellung einheitlich im
braunen Tone der Untermalung gehalten. Der
bräunliche Hintergrund ist locker mit Grau lasiert,
das zum Sitz hergerichtete Faß gleichfalls durch-
sichtig, der Fußboden etwas dichter mit grauen
Tönen behandelt und der Rock des Bauern mit
gelblichem Grau locker gedeckt. Als lebhafteste
Farbe wirken in der tonigen Stimmung bräunliches
Lichtrot im Inkarnat und im Krug. Ein flott auf-
gesetzter Fleck Weiß im Hemdkragen. R. unten
einige Spritzer Rot im Kohlenfeuer.
Eine alte Kopie in den k.k. Hofmuseen zuWien .■. SammlungSuermondt,
1874 .-. Eidienholz.h. 0,19, br. 0,15.
853a Die Toilette. Im warm braunen Tone der
Untermalung, die im Hintergrunde locker mit Grau,
im Kleid und im Spiegelrahmen mit Schwarz gedeckt
ist. Im Inkarnat, dessen Färbung im Bilde dominiert, wird das einheitliche Braun durch
rötliche Töne erwärmt, in seiner Wirkung erhöht durch die Nachbarschaft zu pastos
aufgesetztem Weiß in Kragen und Haube.
Bez. im Grunde rechts mit dem aus AB gebildeten Monogramm .*. In einer Folge der „sieben Todsünden*' nach Brouwer als
„Superbia" gestochen .'. Eine Wiederholung im städtischen Museum zu Koblenz .". Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,18, br. 0,135.
^ß53B Dünenlandschaft im Mondschein. Auf weißer Grundierung breit und skizzenhaft
in warmem Braun, das alle Lokalfarben tönt und überall in den Tiefen sichtbar ist. Im
Lichtbereiche des in Hellgelb pastos aufgesetzten Mondes, der im Wasser weiter schimmert.
853 A
372
erscheint die weiße Grundierung.
Eine schwärzliche Wolke vor dem
Mond steigert den Lichteffekt,
während in der Umgebung über
die Wolken und die Wasserfläche
silbrig-graublaueTöne gelegt sind.
Zwischen dem dunklen, durch das
Braun der Untermalung vertieften
Grün und Blaugrün der Bäume
schimmert im Mondlichte die Düne
in Hellgrün, derSand vorn in gelb-
rötlicher, gleichfalls durch Braun
getönter Färbung. Die braune
Untermalung des Vordergrundes
ist wieder durch graue Töne gedämpft. Gegen den Lichtschein des Mondes stehen in
dunklem Braun, durch gebrochenes Rot und Blau in den Jacken belebt, die Gestalten
der drei Bauern. R. vorn leuchten die ockergelblichen Lichter der Hütte auf, die flott
zwischen die braune Grundfarbe gestrichen sind.
Bez. rechts unten mit dem aus AB gebildeten Monogramm /. Sammlung Brentano in Frankfurt a. M., versteigert 1870 .•.
Sammlung Suermcndt, 1874 .". Eichenholz, h. 0,25, br. 0,34.
^voöcl-»ao/->l^ J°°^ [Joost oder Josse] van Craesbeeck. Geboren zu Neerlinter in Brabant
^-'* •iC^UCCL.K. um 1606, 1654 zu Brüssel noch am Leben [nach C. de Bie gestorben vor 1662]. In
Antwerpen, wo er 1631 als Bürger [Bäcker] eingeschrieben und 1633/34 in die Gilde aufgenommen
wurde, unter dem Einfluß A. Brouwers ausgebildet. Tätig zu Antwerpen und Brüssel [seit 1651].
856a Der Bauer mit der Filzmütze. Im warm braunen Tone der Untermalung. Über
den hellbraunen Hintergrund ist locker Hellgrau gelegt. In der Mütze, im Kragen und
im Krug [darauf ein fettes weißes Glanzlicht] wird das Braun locker mit Grau gedeckt,
stärker im Ärmel. Als lebhafteste Farbe erscheint das durch Rotbraun erwärmte Inkarnat.
Bez. am Kruge mit dem aus CB gebildeten Monogramm .*. Sammlung Suermondt, 1874 .". Eichenholz, Durchmesser 0.09.
Vlämische
Schule fies
XVII. Jahr-
hunderts
856 A
373
Vlämische
Schule des
XVn. Jahr-
hunderts
856 B
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Ryck
866
_ _„i. David Ryckaert d. J. [der Dritte].
"^' *■ Getauft zu Antwerpen den 2. Dezember
1612, gestorben daselbst den 11. November 1661.
Schüler seines gleichnamigen Vaters, unter dem Einfluß
Adriaen Brouwers und David Teniers d. J. weiter aus-
gebildet. Tätig zu Antwerpen, wo er 1636 — 37 in die
Lukasgilde aufgenommen wurde.
856b Der Dorfnarr. Das v^farme Braun der
Untermalung gibt, durch graue Töne gekühlt,
dem Bilde die weiche, etwas verblasene Grund-
färbung. Es ist in der Rückenfigur locker mit
bläulichem Weiß im Hemd [dagegen der warm
rotbraune Fleischton] und mit Blaugrau in der
Jacke [mit rotbraunem Flicken auf der Schulter]
gedeckt. Der Hut rötlichbraun mit grauen
Tönen, auf dem ockergelblichen Haar. Mit
Blaugrau in der Jacke der Hauptfigur kon-
trastiert Ockergelb in der Schürze des Jungen r.
in lilafarbener Jacke und Strümpfen, bläulich-
weißen Armein und Kragen [dagegen das licht-
rötliche Gesicht] und dunkelgraublauer Mütze. Die braune Untermalung ist im Himmel
mit Graublau, im Hintergrund 1. mit Saftgrün und im Erdboden locker, dichter in der
Mauer r. mit grauen Tönen gedeckt.
Sammlung Suermondt, 1874 .'. Eichenholz, h. 0,32, hr. 0,24.
"T" • David Teniers d. A. Maler und Radierer, geboren 1582 zu Antwerpen, gestorben daselbst
ICIllCla Jgjj 29. Juli 1649. Schüler seines älteren Bruders Juliaen und zu Rom unter dem Einfluß
Elsheimers weiter ausgebildet. Tätig zu Antwerpen [1 606, nach der italienischen Reise, in die Gilde aufgenommen].
866 Versuchung des hl. Antonius. In stumpfer, durch
Grau [besonders in den Felsen] gebrochener bräun-
licher Gesamtfärbung. Überall spitze, glitzernde
weiße Lichter, die teilweise die Umrisse der Figuren
und Gegenstände begleiten. Hellblau in der Jacke,
Rot in der Kappe des Ungetüms r. vorn, Gelb-
grün und Weiß in der Tracht des als altes Weib
erscheinenden Teufels. Blau im Schnitte des
Buches, in dem der Heilige [in grauschwärzlichem
Mantel über gelblichbraunem Gewand] liest. Röt-
lichbraunes Inkarnat. Am Höhleneingang ocker-
gelbliche Lichter auf dem Felsen neben hellblauem
Himmel.
Ist ganz ähnlich vom Meister radiert und öfters gemalt worden
Königliche Schlösser.
Kupfer, h. 0,21, br. 0,16.
374
Te
niF»r<; David Teniers d. J. Zeichnet sich in seinen
IllCl S> frühesten Werken auch Tenier. Malerund Radierer,
getauft zu Antwerpen den 15. Dezember 1610, gestorben zu
Brüssel den 25. April 1690. Schüler seines Vaters David,
unter dem Einflüsse von Rubens und vornehmlich von Brouw/er
weitergebildet. Tätig zu Antwerpen [seit 1632 in der Gilde]
und Brüssel [seit März 1651].
866a Das Sakramentswunder der hl. Gudula.
Auf weißer Marmorplatte durchsichtig in bräun-
lichem Grau die Wolken, zwischen denen als hell-
blaue Lasur der Himmel erscheint, unten in Grau
die Gudulakirche zu Brüssel. In rotbräunlichem
Tone das Inkarnat der Engel mit den blaugrau
getönten Flügeln. Hellkarminrot [1.] und Blau [r.]
in den Draperien, lila das Tuch in der Mitte unter
dem goldgelbbraunen Sakrament, von hellkarmin-
rotem Baldachin überragt.
Bez. unten rechts neben der Kirche: DT' [ineinander gesetzt] F .-. Samm-
lung Suermondt, 1874.
Weißer Marmor, h 0,45, br. 0,27.
866 B Gesellschaft beim Mahle. Die hellbräunliche
Untermalung, in der Wand und im Fußboden durch locker aufgetragenes Grau gekühlt,
liegt im Schrank, in den Gemälden, den Figuren im Hintergrund und dem durch rötliche
Töne erwärmten Inkarnat zutage. Die Trachten der Figuren und die Gegenstände vorn
sind in leuchtenden, emailleartig glänzenden Farben aufgesetzt, für die das reine Weiß
im Tischtuche usw. die Basis bildet. L. vorn leuchtendes Rot im Uniformrock auf dem
Stuhl. In den Kleidern der Damen Schwarz, dessen bläulichen Charakter das Gold-
gelb im Koller des Offiziers 1. daneben stärkt. Die Leuchtkraft des Goldgelb wird
durch den Kontrast zu Hellblau im Bandelier gesteigert. Ihm entspricht im Unter-
kleide der Dame r. ein Fleck tiefen Blaus. Bräunliches Karminviolett im Unterkleide
der Dame 1. und Rosa im
Rocke des Herrn 1. Gelb-
grün der Tischdecke. Das
Gemälde 1. [in hellblauen,
grünlichen und braunen
Tönen] von der Hand D.
Teniers' d. Ä., das r. an-
scheinend von Brouwer.
Bez.links unten : D. TENIER FE1634 .-.
Eines der frühesten datierten Werke
des Meisters .". Erworben 1873 in
Wien.
Eichenholz, h. 0,36, br. 0,56.
Vlämische
Schule des
XVII.Jahr-
h tinderts
866A
866 B
375
Vlämischc
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
856
856 Die P u f f s p i e 1 e r.
Auf hellbräunlicher Grun-
dierungf in warm brauner
Untermalung, die überall in
dem mit hellrötlichenTönen
erwärmten Inkarnat und in
den Schatten zutage liegt
und in den Lichtern von
Mauern und Fußboden
durch graue Töne von ver-
schiedener Dichtigkeit ge-
deckt wird. In leuchtender
Farbigkeit stehen gegen
den hellen Grund die Figu-
ren der Spieler. Hellblau
in der Jacke des Mannes r., Graublau in der Tischdecke, grünliches Blau in den Strümpfen
des Stehenden 1. Der Kontrast zu Goldgelb in dessen Ärmel erhöht die Wirkung all der
bläulichen Töne. Die Mitte betont Rot im Barett und Dunkelgrün in der Jacke eines
Spielers. L. nochmals Rot im Rocke des ankreidenden Wirts [darüber ein Fleck Blaugrün
im Laubwerk des Durchblicks]. Die Figuren im Hintergrund in gedämpften, auf die nur
locker gedeckte bräunliche Untermalung gestimmten Tönen.
Bez. rechts unten: D TENIERS ■ F und auf einer Zeichnung an der Wand: A. 1641 .". Königliche Schlösser.
Eichenholz, h.0,46, br.0,66.
859
859 Versuchung des hl. Antonius. In graubraunem Gesamtton, der durch Ockergelb
in den Lichtern der Felsen und des Bodens [dagegen mattgraublauer Himmel] erwärmt
wird. An den Seiten
die lebhaftesten Far-
ben : Rot im Barett des
1. Sitzenden in grau-
blauer Jacke und Blau
in der Kapuze des Un-
getüms r. mit dem
ockergelben Schädel, in
karminvioletter Jacke.
Tiefes Schwarz, die
luftige Stimmung der
Mitte erhöhend, im Ge-
wände der Frau, tiefes
Blau in ihrem vorn
sichtbaren Unterkleid
und den Unterärmeln
des bräunlichgrau ge-
376
kleideten Teufels, der als altes
Weib erscheint. Grau im
Mantel, Grauviolett im Ge-
wände desHeiligen. Hellblau,
Goldgelb, Weiß und Hellrot
in den Büchern am Boden. In
den herumschwirrenden Un-
getümen klingen die Haupt-
farben als Hellblau, Ocker-
gelb, Rosarot aus.
Bez. unten rechts am Steine: DAVID ■
TENIERS ■ FE ■ AN ■ 1647 ■ .-. Die junge
Frau ist die erste Gattin des Künstlers
[Anna Brueghel] .". Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 0,81, br. 1,17.
857 Der Maler mit seiner Familie. Die braune Untermalung [auf lichtem Grund] ist
in der Terrassenarchitektur flott und locker, so daß in den Tiefen überall der braune
Grundton sichtbar bleibt, mit Blaugrau, in der Jacke des Cellospielers mit Hellgrau, im
Himmel mit Weiß und Hellblau gedeckt, während im jenseitigen Ufer die hellbraune
Untermalung steht, in den Häusern mit rosaroten, im Laubwerk mit saftgrünen Tönen
belebt. Vom dunklen Blau der Mitte [Tuch über der Mauer, Rock der Frau] heben sich in
lichter Färbung die Figuren und das warme, mit rosigen Tönen behandelte Inkarnat ab,
das gegen glitzerndes Weiß der Kragen steht. Um das Grün der Tischdecke gruppieren
sich rötliche Flecke: das Rot der an den Knien sichtbaren Hose des Cellospielers, Rotbraun
seines Instruments, Rosa und Weiß in der Jacke der Frau und in der des stehenden
Knaben, Lichtrot in seinem Krug, während das Dunkelblau des Rockes der Frau, die
blauen Bänder ihres Kleides, das Hellblau der Strümpfe des Knaben sich im Goldgelb
der Stiefel des Mannes ergänzt.
Bez. am Tischfuße: D. T. [verschlungen] F. .-. Gemalt um 1644/45 .-. Der Cellospieler ist der Maler David Teniers selbst,
die Frau seine Gattin Anna Brueghel [geboren 1620, vermählt 1637], der Knabe dahinter ihr Sohn, der Knabe I. vielleicht
der jüngste Bruder des Künstlers, Abraham; der in der
Tür lehnende Mann der Maler Juliaen oder Theodoor
Teniers .'. Eine etwas veränderte Wiederholung beim
Fürsten Lichnowsky in Kucheina .*. Königliche Schlösser.
Eichenholz, h. 0,38, br. 0,58.
866 E Neptun und Amphitrite. In
glasiger bunter Färbung. Vor hell-
blauem Himmel die hellrötlichen Körper
der Götter und Putten, kräftiges Ultra-
marinblau und Rot in den Mänteln
Neptuns und Amphitrites, bräunliches
Karminrot im Sonnenschirm. In dunk-
lerer rotbräunlicher Färbung die Körper
der Tritonen, vor graugrünlichem
Wasser.
Vlämische
Schule des
XVn. Jahr-
hunderts
857
377
Vltimisdit'
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
866C
Die Mittelgruppe ist kopiert aus Rubens"
Bild „Neptun und Amphitrite" [Nr. 776 A
unserer Galerie] .■. Das Bild befand sich
1857 auf der Ausstellung zu Manchester und
gehörte damals Mr. Baxter .'. Erworben 1882
in Paris.
Kupfer, h. 0,30, br. 0,37.
866c Vlämische Kirmeß. Die
braune Untermalung-, die in allen
Tiefen durchkommt, ist im
Himmel mit Hell- und Blau-
grau gedeckt, in den Gebäuden
und im Erdboden [dort stellen-
weise durch Ockergelb erwärmt]
mit blaugrauen Tönen gedämpft.
Vor dem lichten Hintergrund die Figuren in glitzernd farbigen Trachten, mit warmem
rötlichbraunem Inkarnat. Vor allem wirkt ein in einzelnen Flecken verstreutes Rot [ver-
schiedene Kopfbedeckungen], dann namentlich Hellblau, mit bräunlichem Goldgelb
kontrastierend. Violett und Weiß. Der tanzende Bauer in roter Kappe, rosaroter Jacke
und goldgelbbraunen Beinkleidern, die Bäuerin in Graublau und Goldgelbbraun. Blau-
grüne Ferne.
Bez. rechts am Boden neben einem umgestürzten Fasse : D TENIERS F. Am Wirtshausschild : 1 640 .'. Eine Zeichnung zu dem
Bild in der Bibliothek zu Darmstadt. Eine Kopie im Museum zu Lyon von Abraham Teniers .*. Sammlung Schönborn, Wien
1866 .". Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,38, br. 0,585.
866D
866d Die Marter des Reichen im Fegefeuer. Das schwärzlichbraune Dunkel der
Bildränder erhellt der ockergelbliche Lichtschein der 1. lodernden gelben und roten
Flammen. Er glitzert auf den Gestalten der Teufel und leuchtet auf dem bläulich-
weißen Gewand, dem gold-
gelbbraunen Pelz und den
dunkelblauen Ärmeln und
Mütze des Reichen in der
Mitte. Gebrochen kehren diese
Hauptfarben auch in den
Trachten einzelner Ungetüme
r. und oben wieder, während
gegen die ockergelblichen
Lichttöne Graublau in den
Halbschatten und im Ausblick
1. oben steht.
Bez. rechts unten: D TENIERS F .'. Samm-
lungen Leboeuf, Paris 1782, John Knight,
London 1821, Dr. Lombard, Lüttich 1857 .-.
Sammlung Suermondt, 1874.
Eichenholz, h. 0,55, br. 0,70.
378
SööcLandschaft mit Fischern.
Der warm braune Ton der
Untermalung: auf lichtem
Grund ist im Himmel pastos
mit Weiß und Hellblau ge-
deckt und wirkt nur in den
Tiefen der Wolken mit. Da-
gegen gibt er der locker und
luftig mit hellgrauen Tönen
behandelten Landschaft die
warme rötlichbraune Färbung,
die in den Gebäuden durch
lichtrötliche Töne, kontrastie-
rend mit den saftgrünen La-
suren des Laubwerks, verstärkt wird. Vorn am hellblauen Wasser einige leuchtende
Farbflecke: Hellblau, Weiß, Rot [eine Kappe] und Hellrot in den Trachten der Staffage.
Bez. 1. unten: D. TENIERS ■ F. .-. Erworben 1905 auf der Versteigerung der Sammlung v. Königswarter als Geschenk der
Herren H. Schwarz, Wien, und Ed. Schulte, Berlin.
Eichenholz, h. 0,40, br. 0,61.
866f Wachtstube mit würfelnden Soldaten und der Befreiung Petri. Vor dem
hellen Grau des Raumes, das von der bräunlichen Untermalung leicht getönt wird, die
Figuren vorn in leuchtenden Farben. Ockergelb im Koller der vom Rücken gesehenen
Figur [mit bräunlichroter Schärpe] und tiefes Blau in ihren Ärmeln, umgeben von
einem zweiten, von der Untermalung getönten Farbenpaar: Rosarot in der Jacke des
Soldaten 1. und Grün im Rocke des Soldaten mit dem Helm. Goldockergelb und Grau-
blau wiederholen sich gedämpft in den beiden Figuren r. Den starken Farben dieser
Seite hält das Stilleben 1. das Gleichgewicht. Zinnoberrot im Sattel [mit silber-
grauen Borten] und Grün im
Kranz, der um den blau-
grauen, goldgelb montierten
Schild gelegt ist. Daneben
eine goldgelbe Partisane mit
karminrotem Behang, Hell-
karminrot, Weiß und Grau-
blau inFahneundHelmbusch,
lichtrote Pistolentaschen und
blaugraue Waffenstücke. Die
Mitte in durch Grau ge-
brochenem Braun der Unter-
malung. Im Durchblick der
Mitte in luftigerem Blau,
Goldgelb und Rosarot die
Befreiung Petri.
Vlämisdie
Sdiale des
XVII. Jahr-
hunderte
866G
866 F
379
Vlämische
Schule des
XVll. Jahr-
hunderts
859 A
Bez. rechts auf einem Block: D. TENIERS. F. /.
Sammlung Earl Amherst zu Knole-Park .*. Er-
worben 1899 als Vermächtnis des Herrn Valentin
Weißbach.
Kupfer, h. 0,55, br. 0,73.
859a Landschaft. Die braune, in den
Tiefen der Landschaft und der
Wolken durchwirkende Untermalung
ist im Wetterhimmel, an dem 1. der
hellgelbe Regenbogen erscheint, mit
Blaugrau, r. mit kalten weißlichen
Tönen gedeckt, die auch im Wasser-
spiegel vorn verwendet sind. In der
Landschaft herrscht ein blaugrüner
Ton vor, gegen den sich in wärmerem
bräunlichem Saftgrün der einzelne Baum in der Mitte absetzt. Dazwischen die rötlich-
braunen Häuser. Im Vordergrund 1. wird die braune Untermalung durch Ockergelb
gedeckt; darauf die Figuren in graublauen und gelblichen Trachten.
Bez. links unten: D ■ TENIERS .'
Leinwand, h. 0,27, br. 0,385.
Erworben 1904 .". Sammlung A.Thiem.
978
866 h Räuber im Walde. Unter mattblauem Himmel der Wald in kühlem glasigem Blaugrün,
mit aufgesetzten hellgelben Lichtern der Blätter. Abwechselnd von dunklen kulissen-
artigen Schattenpartien durchschnitten, deren
lockere saftgrünliche Tönung von der durch-
scheinenden braunen Untermalung erwärmt
wird. Auf dem hellbeleuchteten, mit ocker-
gelblichen und grauen Tönen gedeckten
Weg vorn in brauner Untermalung die
flott gezeichneten Figuren in pikanten,
im Lichte glitzernden Farben, unter denen
ein leuchtendes Hellblau [Schärpe und
Hutfeder des stehenden Räubers in bräun-
lichgoldgelber Tracht, Strümpfe des Toten,
Mantel r. am Boden], Karminrosarot [Jacke
des in der Mitte Knienden] und schim-
merndes Weiß [Hemd des Erschlagenen]
dominieren.
Aus der frühesten Zeit des Meisters .*. Erworben 1910 als
Geschenk des Herrn C. Bacon, New York.
Kupfer, h. 0,305, br. 0,385.
Q 1 , Daniel Seghers [auch Seg-ers und
Oc^IlCi a Zeghers]. Stillebenmaler, geboren zu
Antwerpen den 5. Dezember 1590, gestorben daselbst
380
den 2. November 1661. Schüler seines Vaters
Peeter und vornehmlich Jan Brueghels. Tätig'
zu Antviferpen [seit 1611 in der Gilde];
daselbst nach seinem Übertritte zum Ka-
tholizismus Mitglied des Jesuitenordens
[seit 1614].
978 Stilleben. Das Graubraun des
Steinreliefs und seines Barockrah-
mens vor schwärzlicher Tiefe bildet
den Hintergrund für die lichten Far-
ben des Blumengewindes, das von
den rosaroten bis zu tiefem Rot
ansteigenden Tönen der Rosen,
zwischen dem Grün der Blätter, zu-
sammengehalten wird. Die Mitten
der einzelnen Gruppen werden durch
Weiß betont, die Farbenpracht durch überall zwischen das beherrschende Hellrot ver-
streutes Goldgelb, Hellgelb [Narzissen] und Blau [Hyazinthen, Winden, Enzian] ge-
steigert. Auf den Blüten bunte Schmetterlinge.
Bez. links unten: Daniel Seghers Soc*'s- JESV. .■. Das Relief ist gemalt von der Hand des Erasmus Quellinus [s. die
Bemerkung zu Nr. 976], dessen Bezeichnung [ E. Quellinus] sich nach Angabe des alten Katalogs auf dem Bilde behinden
haben soll .". Vermutlich dasselbe Bild, das der Große Kurfürst von einer Antwerpener Kirche gegen eine Reliquie ein-
tauschte .*. Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 1,29, br. 0,95.
Vlämische
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
866H
976 Stilleben. Das Graubraun des Steinreliefs und seines Barockrahmens vor schwärz-
licher Tiefe bildet den dunklen Hintergrund
für die lichten Farben des Blumengewindes.
Hellrote, im Lichte rosarot schimmernde Rosen
zwischen mattgrünen Blättern geben in allen
Gruppen die Grundfärbung, während die seit-
lichen Gebinde durch die Aufhellung zu licht-
sammelndem Weiß und durch tieferes Rot im
Innern der Rosen betont sind. Dazwischen er-
scheinen sparsamer als im vorhergehenden
Bilde einige blaue Blüten, die mit goldgelben
[z. B. Anemone oben in der Mitte] kontra-
stieren. Weiße Schmetterlinge umfliegen die
Blumen.
Bez. nach Angabe des alten Katalogs: D. S. .". Das Relief ist
gemalt von der Hand des Erasmus Quellinus [geboren den
19. November 1607 zu Antwerpen, gestorben daselbst den
7. November 1678; Schüler seines Vaters, des Bildhauers Erasmus,
sowie des Jan Verhaegen zu Antwerpen; tätig zu Antwerpen] .'.
Erworben 1832 in Berlin aus dem Besitze des Geheimen Ober-
finanzrates Rosenstiel.
Eichenholz, h. 1,01, br. 0,71.
976
381
Vlämische
Schule des
XV 11. Jahr-
lynrnlrrts.
906
906 B
H
£i/am J^" Davidsz. de
^^111 Heem. Stillebenmaler,
geboren zu Utrecht 1606, ge-
storben zu Antwerpen zwischen
deml4.0ktoberl683unddem
26. April 1684. Schüler seines
Vaters David. Tätig in Leiden
[1628-1632], in Utrecht
[1632 — 1635 und 1667 bis
1672] und vornehmlich in Ant-
werpen [von 1636 bis Ende
1667, und wieder von 1672
bis zu seinem Tode].
906 Frucht- und Blumen-
gehäng-e. Vor dem
g-raubraunen Dunkel der
Nische leuchten die bun-
ten, etwas g-lasig-en Farben des Gehänges: 1. zwischen dem Grün der Blätter besonders
Rot [Mohn], Goldgelb, Blau [Winden], Karminviolett [Rose] und als Mittelpunkt Weiß;
r. Rot in den Flecken der hellgelben Pfirsiche, Gelbrot [Aprikosen], Dunkelrot [Pflaumen
mit blauem Hauch], Dunkelblau [rot schimmernde Trauben] und als Mittelpunkt Hellgelb
in der Pflaume. Nach unten zu Goldgelb in den Ähren, das sich im goldgelben Schein
der bräunlichen Abendlandschaft im Durchblick verbreitet und mit dem Blau einzelner
Früchte und Blumen unten und Hellblau in den seidenen Bändern, mit denen das Gewinde
befestigt ist, kontrastiert.
Bez. rechts unten : J. D De Heem f.
Eichenholz, h. 0,37, br. 0,68.
Erworben 1843 aus der Sammlung Reimer zu Berlin.
906b Gehänge von Früchten und Blumen.
Von dem bräunlich -blaugrauen Dunkel des
Steinrahmens hebt sich farbig das Gehänge
ab. Zwischen dem gedämpften Grün der Blätter
und hellem Blaugrün der Weintrauben geben
neben Rot [Pflaumen oben, Flecke derPfirsiche,
Granatäpfel, Kirschen, bräunlichrote Trauben
unten] besonders gelbe Töne dem Bilde den
kompositionellen Zusammenhalt: Goldgelb
[Sonnenrose in der Mitte oben], als Hellgelb
in den Pflaumen und den Pfirsichen weiter-
klingend, Gelb in den Zitronen, Orangegelb
in den Orangen unten, bräunlichgelbe Töne in
den Ähren, Maiskolben, Hopfenblüten usw.
Dazwischen einzelne tiefblaue Früchte [Wein-
trauben, Pflaumen]. Im matten Scheine der
Glorie, die das „Auge der Vorsehung" um-
gibt, und im Wein des graugrünen Römers
382
mit seinen glitzernden weißen Reflexen in der
Nische klingt das Goldgelb aus.
Bez. unten links: J De Heem f. A*^ 1651. .•- Sammlung des Kardinals
Fesch [Katalog von 1844. II. Nr. 98 ], wo das Bild den Namen „L'oeil
de la Providence" führte .'. Sammlung Reiset, Paris .*. Erworben
1878 in Paris.
Leinwand, h. 1,20, br. 0,84.
906a Stilleben. In bunten glasigen Farben leuch-
ten die Blumen in der weiß schimmernden Glas-
vase und die Früchte vor dunklem Blaugrau des
Vorhangs und Gelbbraun des sonnigen Raumes.
Neben dem Weiß der Nelke in der Mitte dominiert
Rot im Mohn, leuchtend im Gegensatze zum Blau-
grün der Blätter. R.eine rote, bläulich schimmernde
Mohnblüte, 1. eine weiße, karminrot gezeichnete
Nelke, rote Kirschen und Johannisbeeren, daneben
ein gelbroter Pfirsich. Zwischen den roten Farben
tiefes Blau der Winden und Pflaumen unten,
Goldgelb der Margeritte und der Ähren. Auf den Früchten schimmern glänzende Reflexe,
an der Tischplatte rinnen Wassertropfen herab.
Vlämischc
Schule des
XVn. Jahr-
hunderts
906 A
Bez. links unten; J ■ D ■ De Heem f
Eichenholz, h. 0,47, br. 0,36.
Sammlung Osteaux, Lüttich 1857 .". Sammlung Suermondt, 1874.
963 Stilleben [Spiegelrahmen]. Vor dem
gedämpften Gelbbraun des Steinreliefs in
hellen glänzenden Farben das Gehänge.
Zwischen dem reichlichen Blaugrün der
Blätter und Artischocken, dem Gelb und
Blaugrün der Weintrauben, Rot in den Pflau-
men und Kirschen oben. Rosarot in den
Rosen, Gelbrot in den Feuerlilien 1. und
bräunliches Rot in den Weintrauben unten.
Dazwischen überall Gelb [Pfirsiche, Zitronen]
und Goldgelb [Äpfel oben, Sumpfdotter-
blumen unten], kontrastierend mit Blau
[Pflaumen, Glockenblumen].
Bez. am Rahmen unter dem Mittelbilde: lOANNES DE
HEEM. F 1650 .-. Die Namensinschrift hat eine von der
geläufigen Bezeichnung des Künstlers [s. oben Nr. 906 A]
abweichende Form ; doch kommen öfters Variationen seiner
Bezeichnungsweise vor, z. B. in den Sammlungen von
Schwerin, Braunschweig und Rotterdam, im Louvre, im
Staedelschen Institut zu Frankfurt a. M. usw. .'. Königliche
Schlösser.
Eichenholz, h. 1,72, br. 1,24.
963
383
Vlämisdie
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
874 A
874 C
[— jppT-p Cornelis de Heem. Stilleben-
maler, getauft zu Leiden den 8. April
1631, begraben zu Antwerpen den 17. Mai
1695. Schüler seines Vaters Jan Davidsz.
Tätig- zu Antwerpen [1660/61 in die Gilde
eingeschrieben] und vorübergehend im
Haag [gegen 1676].
874a Stilleben. In leuchtenden Lo-
kalfarben vor schwärzlichgrauem
Dunkel. L. das Gelbrot der Manda-
rine, von stumpfem Gelbgrün der
Blätter und hellem Gelbgrün der
Traube 1. vorn umgeben, das im
dunklen Olivgrün der Tischdecke
ausklingt. Rückvi^ärts in der Wein-
traube etwas Karminrot, ins Violette spielend. Die Bildmitte beherrscht das bräun-
liche Goldgelb der Zitrone, mit Blau im Dekor der grauen japanischen Schüssel kon-
trastierend. Die Mitte der r. Gruppe nimmt gleichfalls Gelb ein in der Pflaume, gelb-
liche Töne in den Pfirsichen vorn, neben Dunkelblau und Hellblau in den Pflaumen.
Dazwischen, noch wirksamer im Kontrast zu Grün, leuchtendes Karminrot in den Flecken
der Pfirsiche, in verschiedenen Pflaumen und Rot in den Kirschen.
Bez. auf der Tischplatte : C. DE HEEM f
Leinwand, h. 0,36, br. 0.50.
Sammlung Pastor, Burtscheid 1820 .". Sammlung Suermondt, 1874.
874c Stilleben. Vor bräunlichgrauem Dunkel, schimmernd im Licht, das Gehänge an
leuchtend hellblauem Band. In der Mitte zwischen grünen Blättern das starke Rot und
Gelb der Pfirsiche und des Granatapfels, nach 1. ins Karminrot der dunklen Weintraube
übergehend mit ihrem bläulichen Hauch und
hellgelbgrünen Lichtern. Nach unten 1. lichtet
sich die Färbung über das Gelbgrün der
Weintrauben [mit bläulichem Hauch] bis zu
Hellgelb in den Pfirsichen [mit rosaroten
Flecken und blaugrünen Blättern] auf. Vor
den hellen gelblichen Tönen Dunkelblau in
den Pflaumen [daneben ein gelblichweißer
Schmetterling]. R. gehen die rötlichen Töne
in den Weintrauben tiefer herab. Sie klingen
aus im rot und gelb gefärbten gelbgrünen
Weinblatt [darauf ein grau, violett und gold-
gelb getönter Falter].
Erworben 1893 als Vermächtnis des Herrn Reichert.
Leinwand, h. 0,76, br. 0,64.
T7,,4- Jan Fyt. Maler und Radierer von Tierstücken,
y getauft zu Antwerpen den 15. März 1611, ge-
storben daselbst den 11. September 1661. Schüler
Jans van den Berch, dann des Frans Snyders. Nach
einer Studienreise in Frankreich [1633 und 1634 in
384
Paris] und in Italien [Genua,
Rom] tätig zu Antwerpen [ur-
kundlich 1641 nachweisbar].
883 Stilleben. Im bräun-
lichen Tone der Unter-
malung, die im Hinter-
grunde durch Grau ge-
deckt ist, sind die Tiere,
der Korb und der Erd-
boden zusammengehal-
ten. Neben kaltem bläu-
lichem Weiß im Tuche 1.
und Weiß der Bauch-
seite das Gelbbraun des
Hasenfelles. R. ent-
sprechend, neben silbrig
schimmerndem Weiß in
der Entenbrust und im Gefieder des Rebhuhns, Rostrot in Hals und Fuß der Ente
und den Flecken der Rebhühner. Das Blaugrau der Entenflügel klingt weiter im
Gefieder der Rebhühner und, neben Hellgelb, in einzelnen Vögeln im Korb. In der Mitte
aber brechen bunte Farben hervor: Karminrot in den hellblau schimmernden Wein-
trauben oben, umgeben vom Blaugrün, Gelbgrün und Goldgelb der Blätter, und Gelbgrün
der Trauben unten [mit hellblauer und roter Tönung].
Erworben 1837 .-. Leinwand, h. 1,02, br. 1,41.
967 Diana neben erlegtem Wild. Das Stilleben 1., in dessen Umgebung der braune Ton
der Untermalung mit Grau gedeckt ist, und die Hunde r. sind überwiegend in gelbbraunen
Tönen zusammengehalten, für die das kalte bläulich schimmernde Weiß des Schwanen-
gefieders, der Hasen-
leiber, der Hunde r.
[neben tiefem Schwarz]
die Basis bildet. Da-
zwischen überall kleine
saftige Flecke Karmin-
rot in den kleinen Vö-
geln 1., den blutenden
Wunden der erlegten
Tiere, Grün im Pfauen-
schweif 1. [mit gelb, blau
und gelbrot gezeich-
neten Augen] und Hell-
blau in derPfauenbrustr.
vor bräunlichem Gold-
gelb des Vorhangs. Die
Vlämische
Schule des
XV//. Jahr-
hunderts
883
967
385
Vlämische
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
Figur Dianas und die Landschaft in bunterer Färbung: vor Hellblau in Himmel und
Ferne das rotbräunliche Inkarnat der Göttin; Hellkarminrot in ihrem Gewand, Gelbgrün
im Laub der Bäume und in der Landschaft.
Die Figur der Diana und vielleicht auch die Landschaft sind von der Hand des Erasmus Quellinus d. J. [Maler und Radierer,
geboren zu Antwerpen den 19. November 1607, gestorben daselbst den 7. November 1678; Sdiüler J. B. Verhaegens, ausge-
bildet unter Rubens, tätig zu Antwerpen]. Das Bild ist möglicherweise identisch mit einem aus der Oranischen Erbschaft
[1676] stammenden Stücke, das dort „Rubens en Snijers " zugeschrieben wurde .". Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 0,79, br. 1,16.
989 Die Rehhatz. Die braune Untermalung verleiht der Darstellung den warmen dunklen
Gesamtton. Zwischen dem stumpfen Dunkelgrün des Schilfdickichts [mit einzelnen
gelblichen und rötlichen Halmen] und dunklem Graublau des Wassers die gelbbraunen
Töne der Tiere und des Ufers und schimmerndes Weiß, dessen Glanz durch den Gegen-
satz zu tiefem Schwarz in den Flecken einiger Tiere noch erhöht wird, in der Zeichnung
der Hundefelle. Etwas Rot in dem Hunderachen. Bräunlichblaugraue Wolken mit
989
386
hellrötlichen Lichträndern bedecken den hellblauen Himmel. Unter hellrötlichem Hori-
zont die Ferne in grünen und graublauen Tönen.
Eine Wiederholung, mit dem Namen und der Jahreszahl 1655 bezeichnet, in der Galerie Liechtenstein zu Wien .'. Königliche
Schlösser.
Leinwand, h. 1,79, br. 2,48.
Vlämische
Schule des
XVII. Jahr-
liunderts
883a Hunde bei erlegtem Wild. Die Mitte ist in der warmen gelbbraunen Färbung
des toten Wildes zusammengehalten, umgeben von grünen Tönen, die durch das Braun
der Untermalung gedämpft werden. Einige Flecke tiefen Rots in den Wunden des
Rehs, dem Besatz der Jagdtasche vorn, und Rotbraun neben Graublau im Gefieder
der Rebhühner, Dunkelblau und Goldgelb in den Vögeln r. L. die tiefschwarzen,
schimmernd weiß gefleckten Schweißhunde. Grauer Wolkenhimmel über gelbrotem
abendlichem Horizont.
Bez. im Erdreich unter dem Rehbock: loannes Fyt • 1649 ■
Hannover 1859 .". Sammlung Suermondt, 1874.
Leinwand, h. 1,36, br. 1,96.
, Sammlungen Graf Brabeck, 1814, und Graf Stolberg zu Söder,
883 A
387
Vlämhche
Schule des
XVn. Jahr-
hunderts
883B
883 b Stilleben. Das Braun der
Untermalung, das besonders r. in
den Tiefen zutage liegt, ist an den
Bildrändern [Stein unten, Himmel,
Landschaft] mit Blaugrau gedeckt,
noch pastoser in der Mitte im blau-
grauen Gefieder des Rebhuhns
[die einzelnen Federn in schwarzer
Zeichnung]. Die Farbigkeit dieses
Blaugrau erhöht der Kontrast zum
Braunrot der Brust- und Schwanz-
federn, zu Gelbbraun im Kopfe des
Rebhuhns und im Gefieder der
Wachteln r. Dazwischen im Hinter-
teil und den Flügelinnenseiten des
Rebhuhns schimmerndes Weiß, das im Kopfe des Jagdhundes das Übergewicht empfängt,
wieder neben Gelbbraun in den Flecken des Fells. Oben etwas Rot in der Einfassung
der dunkelblauen Klappen am gelbbräunlichen Käfig. R. gedämpftes Grün in den Blättern.
Bez. rechts unten: Joannes • Fyt ■
Leinwand, h. 0,40, br. 0,57.
Sammlung Suermondt, 1874.
883F
883f Tote Vögel. Auf lichter hellbräunlicher Grundierung, die im Hintergrund mit dunkel-
braunen, unten stellenweise mit blaugrauen Tönen flüchtig gedeckt ist, sind nur die
Vögel in breiter, skizzenhafter Malerei sorgsamer durchgeführt. Gegen das Goldgelb
des Kürbisses 1. steht Blau und Graublau in Schwanz und Flügeln des Vogels. Die
Mitte aber beherrscht der zarte, ins Weißliche schimmernde bräunlichviolette Ton in
Brust und Kopf. Das Farbenpaar Goldgelb und Blau klingt vorn im goldgelbbraunen
Gefieder der Wachtel [mit schwarzer Zeichnung der Federn] und dem blaugrauen Ton, der
in der Umgebung über die lichte Grun-
dierung gelegt ist, weiter, r. im Blaugrau
des braunrot gefleckten Rebhuhns [von
der durchscheinenden braunen Unter-
malung besonders in den Schatten getönt],
in der bläulichen Lasur, die über das
dunkelgraue, weiß gefleckte Gefieder des
^.^Hl^r \^^L^tt^fci;'*^^fM Vogels r. vorn gelegt ist, und dem gold-
gelbbraunen Rebhuhnkopf.
Sammlung Rudolf Kann, Paris .". Erworben 1907 aus dem
englisdien Kunsthandel.
Eichenholz, h. 0,375, br. 0,465.
388
883 cStilleben.Die warm
braune Untermalung
deckt ein grauer Ton im
Hintergrund, nur locker
aber das Graublau der
Sammetdecke, über die
an den beleuchteten
Stellen karminrote La-
suren gelegt sind. Vor
dem kalten Grau der
Wand hängt, an gold-
gelbem Ring und grau-
blauen, mit Karminrot
lasierten Bändern, das
Blumen- und Frucht-
gehänge in pastosen,
leuchtenden Farben:
zwischen dem saftigen Blaugrün der Blätter vor allem tiefes Rot und Goldgelb
[Apfel, Pfirsiche, Johannisbeeren, rote, hellblau schimmernde Weintrauben] und
und Blau [Pflaumen]. In der unteren, in ihrer farbigen Wirkung gedämpfteren Bild-
hälfte betont Weiß im Tuch die Mitte. Gegen das Graublau der Decke steht Gelb-
braun im Fell des Affen unten und bräunliches Goldgelb in der Schüssel, auf der
goldig schimmernde Karpfen und grün und rötlich getönte Hechte liegen.
Bez. rechts im Grunde : Joannes " Fyt " .'. Erworben 1904 .•- Sammlung A. Thiem -■- Leinwand, h. 1,17, br. 1,52.
Vliitnische
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
883 C
ly/ljjL Cornelis Mahu. Stillebenmaler, geboren 1613 zu Antwerpen, gestorben daselbst den 15. Novem-
•••""■ü" ber 1689. Tätig zu Antwerpen [daselbst 1638/39 als Meister in die Gilde aufgenommen].
Mahu? 944a Stilleben. Die warm braune Untermalung, im Hintergrunde locker mit
Grau gedeckt, erscheint überall in den Tiefen: im halb mit Bier gefüllten Glas 1., in
den Schatten des blaugrauen Zinn-
tellers und des gleichfarbigen, weiß
schimmernden Herings. Gegen die
blaugrauen Töne steht körnig auf-
getragenesHellgelb in denZitronen
r. und im Brote 1. Gelbe Reflexe im
grauen venetianischen Glas. Der
Mitte aber verleiht Nachdruck das
dunkle Gelbgrün der Tischdecke,
das sich im bräunlichen Zinnober-
rot einiger Kirschen r. und 1. er-
gänzt. L. ein weißes Papier.
Erworben 1904 .'. Sammlung A. Thiem.
Eichenholz, h. 0.405, br. 0,54.
944 A
389
Vlämische
Schule des
XVII. Jahr-
hunderts
883E
B] Peeter Boel. Maler und Ra-
Oei dierer, getauft den 22. Oktober
1622 zu Antwerpen, gestorben den
3. September 1674 in Paris. Unter
dem Einflüsse des Jan Fyt gebildet.
Nach einer italienischen Reise tätig in
Antwerpen [daselbst 1668 zuletzt
genannt], später in der königlichen
Gobelinsmanufaktur zu Paris.
883d Stilleben. Die braune
Untermalung-, im Hintergründe
mit Dunkelgrau, im Steinblock
lockerer mit hellgrauen Tönen
gedeckt, dient auch im toten
Wild als Grundfarbe. Gold-
gelbbraun im Hasenfell, mit
pastos eingezeichneten, grau
schimmernden Haaren, über
den blaugrauen Ton des Flaums
an den Seiten und den Beinen zum schimmernden Weiß im Bauch überführt. Gegen
diese hellste Stelle im Bild steht Gelbbraun im Kopfe des Rebhuhns, kontrastierend mit
dem Blaugrau des auf der Brust braunrot gefleckten Gefieders. Das schimmernde Weiß
verbreitet sich weiter in Hinterteil und Flügeln des Rebhuhns, während das Goldgelbbraun
des Hasenfells gedämpfter im gelbbräunlichen Körper der Ente 1. ausklingt. Zur Belebung
der tonigen Färbung dienen r. einige lebhaftere Farbflecke: bräunliches Rot und Blau,
Goldgelb und Hellblau in den kleineren Vögeln. Die heranschleichende Katze in Grau mit
gelbroten Augen.
Erworben 1904 .". Sammlung A. Thiem, in der das Bild als Jan Fyt galt.
883e Stilleben. Fast einfarbig im warm braunen
Tone der Untermalung. Nur in der beleuchteten
Wand r. mit Blaugrau, sehr locker in den Lichtern
der Rebhühner mit Grau und Weiß und in Kopf
und Brust mit einem goldgelben Tone gedeckt.
Auch das Gefieder der kleineren Vögel vorn,
das teilweise flott mit dem Pinselstiel in das
flüssige Braun der Untermalung eingezeichnet
ist, und der Tisch sind in dem locker behan-
delten Braun gehalten. Im Gefieder sind pastos
einige hellgelbe, graublaue und hellrötliche Töne
aufgesetzt. Die Mitte betont das warme Rotbraun
des Kruges mit blaugrauem Zinndeckel und,
ebenso wie im Glas daneben, mit einigen fett
aufgetragenen weißen Glanzlichtern.
Bez. r. unten an der Tischplatte: P. BOEL F. .■. Erworben 1907,
als Geschenk des Generaldirektors Dr. W. Bode.
Eichenholz, h. 0,47, br. 0,.S7.
Bez. links am Stein: P • B • .'.
Leinwand, h. 0,64, br. 0,805.
390
Peet
Bonaventura Peeters.
Cl o Marine- und Landschafts-
maler sowie Radierer, getauft den
23. Juli 1614 zu Antwerpen, gestorben
in Hoboken bei Antwerpen den
25. Juli 1652. Nach weiten Seereisen
tätig zu Antwerpen, später zu Hoboken.
939 Kriegsschiffe auf be-
wegter See. Die blaugrauen
Töne der Wogen und der Segel
des Kriegsschiffs im Vorder-
grunde tönt die bräunliche
Untermalung, vor mattblauem
Himmel und blaugrauen, ocker-
gelblich beleuchteten Wolken.
Lebhaftere Farben beleben die tonige, auf Grau gestimmte Färbung. Goldgelb [Schiffs-
hinterteil], Blau und Goldgelb [Flagge am Großmast], Zinnoberrot in Wimpeln und
Flagge r. unten [gegen die blaugrüne Färbung der Hafenansicht]. Hellkarminrot in den
Trachten zweier Figuren vorn im Boote 1. Leuchtendes Blau [mit goldgelben Lilien]
in der Flagge des französischen Kriegsschiffs 1., Rosarot [Fahne hinten am Schiff].
Bez. rechts an einem Pfahl: BP ■ 1636 .-. Königliche Schlösser .'. Eichenholz, h. 0,48, br. 0,71.
Hämische
Schule des
XVII. Jahr,
hunderts
939
\/--xp4- Jacob Ferdinand Voet fVouet]. Bildnismaler, getauft zu Antwerpen den 14. März
gebildet daselbst unter dem Einflüsse van Dycks, in Rom unter dem Marattas.
1660 — 1691, vornehmlich in Rom [unter
Alexander VII. und Clemens IX.], in Turin,
Paris und schließlich in Antwerpen.
413 Bildnis des Kardinals Dezio
Azzolini. Das Bild wird vom Braun
der Untermalung getönt, die im Hin-
tergrunde mit Grau, im Vorhange
1. mit Goldgelb gedämpft ist. Das
Inkarnat warm inockergelblichen, durch
Lichtrot erwärmten Tönen, mit roten
Lippen, von schwärzlichem Braun der
Haare und gebrochenem, blaugrau
getöntem Weiß in Kragen und Chor-
hemd umgeben. Die beherrschende
Farbe bildet Karminrot in Mocetta
und Käppchen auf dem Haar, dunkler
im Stuhlbezug [mit goldgelben Borten],
wärmer in der Kardinalsmütze.
Ein Kupferstich nach diesem Bilde befindet sich in der
von de Rossi [Rubeis] in Rom unter dem Titel ,,Officia,
nomina et cognomina Alexandri Papae VII. [ 1655 bis
1667] et R. R. D. D. Cardinalium nunc viventium"
veröffentlichten Sammlung von Kardinalsbildnissen
1639, aus-
Tätig um
413
391
Vlämische
Schule des
XV IL Jahr-
hunderts
647 B
507
und trägt die Unterschrift : Decius S.R.E.Presbyt.
Card. Azzolinus Firmanus 11. Martii MDCLIIII.
Ferd.Voet pinx. Alb. Clouwet sc. — Dezio Azzo-
lini, geb. zu Fermo den 4. April 1623, wurde den
2. März 1654 zum Kardinal ernannt und starb zu
Rom den 10. Juni 1689; mit dem Beinamen Aquila
[wegen der Schärfe seines Geistes] .'. Erworben
1835 in Paris .-. Leinwand, h. 1,17, br. 0,94.
Schoevaerdts "sc^to^laeVÜr^
Landschaftsmaler und Radierer, geb. um
1665 zu Brüssel [1690 als Meister in der
Gilde] und bis in das 18. Jahrhundert
tätig. Schüler des A. F. Boudewyns [seit
1682], tätig zu Brüssel.
647b Die Dorfkirchweih. In der
harten glasigen Färbung domi-
nieren Hellblau im Himmel [mit
weißen Wolken], Ockergelbbraun in Erdreich und den Gebäuden und, vom bräunlichen
Grün der Vordergrundkulisse 1. nach der Tiefe immer mehr sich abkühlend, Blaugrün in
Bäumen und Ferne. Gegen das Blaugrün stehen einige Flecke kräftigen Rots in der spitz
und sorgfältig durchgeführten Staffage, neben Hellblau, Blaugrau und Weiß.
Saninilunir Suermondt, 1874 .■. Leinwand, h. 0,39, br. 0,53.
„J„^_^_ Gerard Lairesse. Maler und
-idirCbbC Radierer, geb. zu Lüttich 1641,
begraben zu Amsterdam den 21. Juli 1711.
Schüler seines Vaters Reinier und des Bertholet
Flemalle zu Lüttich; unter dem Einflüsse
N. Poussins weiter ausgebildet. Tätig zu Lüt-
tich , dann zu Herzogenbusch und Utrecht,
im Haag [urkundlich 1684 als Mitglied der
Gilde genannt] und vornehmlich zu Am-
sterdam.
507 Satyr und Nymphe. Aus dem
dunklen, vom Rotbraun der Grun-
dierung getönten, mit Grün und Blau-
grau gekühlten Hintergrund springen
hell die ockergelblichen Leiber hervor,
mit lichtroten Tönen und graublauen
Halbschatten modelliert, durch den
Gegensatz zum schimmernden Weiß
der Tücher, dem Graublau im Um-
hange des kleinen Satyrs, im Trink-
gefäß und den Trauben erwärmt.
Bräunliches Karminrot im Mantel des
Satyrs. Goldgelbbraun im Tuch, das
über die Ruhebank gebreitet ist.
Königliche Schlösser.
Leinwand, h. 1,52, br. 1,07.
392
ENGLISCHE SCHULE
Englischr
Schule des
XVIII. Jahr-
hunderts
1637
Hintergrund r. hinüberspielen.
Von diesem Selbstbildnis kommen zahlreiche Wiederholungen '
Leinwand, h. 0,75, br. 0,625.
D_.,^_.l J„ Sir Joshua Reynolds. Bildnismaler, ge-
IXeyilUlUii boren den 16. Juli 1723 zu Plympton [De-
vonshire], gestorben zu London den 23. Februar 1792.
Schüler des Thomas Hudson zu London [seit 1740];
weiter ausgebildet namentlich durch das Studium Rem-
brandts. Tätig zu London, Devonshire und nach einer
Reise nach Italien [1749 — 1752] wieder in London,
wo er 1768 die von König Georg 111. gegründete Maler-
akademie als Präsident eröffnete.
1637 Selbstbildnis des Künstlers. Aus dem
dunklen Grau des Hintergrundes, das über die
braune Untermalung gedeckt ist, kommt warm
in der Umfassung des gedämpften Blaugraus
der Haare und Weiß in der Krawatte, in weicher,
flockiger und pastoser Behandlung das ocker-
gelbliche Inkarnat hervor, mit fleckig aufge-
tragenen karminroten Tönen durchsetzt. Der
dunkelbraune Rock schimmert auf der Schulter
in grauen Lichtern auf, die auch auf den
3r .-. Erworben 1905 aus dem englischen Kunsthandel.
1637 B Bildnis der Mrs. Boone und ihrer Tochter [der späteren Lady Drummond].
Rot im Vorhang r. [doch wie alle lebhafteren Farben von der durchwirkenden braunen
Untermalung gedämpft], bräunliches Grün im Baume 1. und bräunliches Rosarot [über eine
graue Untermalung lasiert] im hermelin-
gefütterten Oberkleide der Dame umgeben
die in lichten, doch gleichfalls mit Graublau
und Braun gebrochenen weißlichen Tönen
der Trachten gehaltene Mitte. Aus diesem
gedämpften Weiß kommt, noch wirkungs-
voller durch den Kontrast zu lebhaften
Farben [Graublau im Himmel, Blaugrau
im Steinsockel, Rot im Vorhang], das lichte,
durch rote Töne erwärmte Inkarnat [mit
kräftigroten Lippen, mit flott aufgesetzten
Glanzlichtern, von dunkelbraunem Haar
umrahmt] hervor. Außerdem wirkt als
pikante Belebung der Mitte das Goldgelb
des Gürtels der Mutter, der Kleiderborten
und Besätze, das mit Blau im Unterkleide
der Tochter und im Himmel kontrastiert.
Rot in der Rose an der Brust der Tochter,
rosarotes Haarband der Mutter.
Gemalt um 1774 .-. Erworben 1906 als Vermächtnis des Herrn
Alfred Beit in London .■. Leinwand, h. 1,40, br. 1,12.
394
1637 a Bildnis der Schauspielerin
Mrs. Abing-ton [gestorben 1815]
als Danae. Die Skizze ist auf dem
hellgrauen Olgrund, der teilweise in den
Halbschatten [z. B. Arm r., Amor] mit-
wirkt, locker und breit in warmem Braun
hingemalt. Deckend, in lichten weißlichen
Tönen, ist nur das durch Rosarot belebte
Inkarnat [mit dunkelbraunem Haar],
schon lockerer in durchsichtigen hell-
blauen und weißlichen Tönen Gewand
und Kissen [die Faltentiefen durch
schwärzliche Pinselstriche verstärkt] be-
handelt. Durch die braune Untermalung
gebrochene Karminlasuren im Vorhang umgeben die Figur. Auch im Gürtel ein Fleck
Karminrot, der r. unten, mit dem braunen Grund verstrichen, wiederkehrt. In pastosem
Goldgelb der goldene Regen r. und sein Reflex im Haar Amors.
Sammlung Sir Charles Robinson, London .■. Leihgabe S. M. des Kaisers .*. Leinwand, h. 0,465, br. 0,555.
f~^ • 1 L Thomas Gainsborough. Maler von Bildnissen und Landschaften, ge-
OainSDOrOUgTl tauft den 14. Mai 1727 zu Sudbury [Suffolk], gestorben zu London den
2. August 1788. in London Schüler des Francis Hay-
man. Tätig zu Sudbury, Ipswich, Bath [seit 1760],
London [seit 1774].
1638 Bildnis des Mr. John Wilkinson. Die
Zusammenstellung von Grün und Goldgelb,
die am intensivsten in der schillernden gelb-
grünen Seidenweste und ihren goldgelben
Stickereien und Knöpfen einsetzt, klingt
auch in der vom Braun der Untermalung zu-
sammengehaltenen Landschaft weiter: in den
graugrünen, bis zu Blaugrün [Ferne 1.] sich ab-
kühlendenTönen desLaubes, in den goldocker-
gelben Lichtern und goldigbraunen Tönen
auf Baumstamm, Astwerk, Blättern, Erdboden
und Goldgelb im Abendhimmel. Vor dunkel-
graubräunlichenSchatten,vonkaltemGraudes
Haars, von Weiß in Jabot und Manschetten
umgeben, das warme rötlichbraune Inkarnat,
im Kontrast zu den vorherrschenden grünen
Tönen. Gelbliches Graubraun im Rock.
Schwarz in Hosen, Hut und Schuhen [mit
goldgelben Schnallen]. Blaugraue Strümpfe.
Erworben 1904 als Geschenk des Herrn Alfred Belt in London.
Leinwand, h. 2,34, br. 1,45.
Englische
Schule des
XVIII. Jahr-
hunderts
395
Englische
Schule des
XVIII. Jahr-
hunderts
1660 A
Wilson
Richard Wil-
son. Land-
schaftsmaler,
geboren den 1.
August 1714 zu
Pinegas [Mont-
gomeryshire],
gestorben im
Mai 1782 zu
Llanberris
[Nord -Wales].
In London
Schüler des Th.
Wright. Tätig
in London [seit
1729; seit 1768
als Mitglied der
Royal Aca-
demy] und Ita-
lien [1749 bis
1755].
1646a Landschaft mit Ruine. Unter heiterem mattblauem Himmel, an dem sonnige
weiße Wolken stehen, liegt die Landschaft in warmem Sonnenlicht gebadet. Während
der Vordergrund sehr breit behandelt und fast einfarbig im warm braunen Tone [Umbra]
der Untermalung gehalten und nur in den Lichtern mit goldockergelben Tönen gedeckt
ist, sind die Farben des Tals in sonnigem Dunst aufgelöst, der nach der Tiefe zu in
luftiges Graublau übergeht. In der Mitte glänzt zwischen den dunkelgrünen und gelb-
grünen Ufern gelblich der Flußspiegel.
Erworben 1905 aus dem englischen Kunsthandel .'. Leinwand, h. 1,33, br. 2,09.
1646 Landschaft. Die warm braune Untermalung liegt im Vordergrund und in den
Schatten r. zutage, weicht aber nach der
Tiefe zu luftigen graublauen und im
Baumschlage blaugrünlichenTönen, die
sich bis zur hellen bläulichen Färbung
des Himmels mit den pastos aufge-
setzten weißen Wolken auflichten. Die
glitzernden Sonnenlichter sind fett in
Hellgrau aufgesetzt und mit goldgelben,
gelbgrünen und rosarotenTönen lasierL
Vor dem graublauen Glanz des
schimmernden Flußspiegels zur Be-
tonung der Mitte ein Fleck leuchtenden
Rots in der Kappe neben Weiß im
Hemde des Fischers. Auch r. in der
Tiefe leuchtet ein Fleck Rot auf.
396
Erworben 1904 als Geschenk des Herrn Hugo
Reisinger in New York.
Leinwand, h. 0,41, br. 0,54.
Z/-»ffor«^r John Zoffany, eigentlich
Ulldliy Johann Zauffely. Bildnis-
maler, geboren zu Regensburg 1733, ge-
storben bei London den 11. November
1810. Schüler des Malers Scheer zu Regens-
burg. Tätig zu Regensburg, in Italien, Wien
[1778] und vornehmlich London [seit 1769
Mitglied der Royal Academy].
1660a Bildnis des Dr.T. Hanson
aus Canterbury. In braunrotem
Anzug mit gelb blitzenden
Knöpfen, mit grauschwarzen
Strümpfen, Schuhen und Hut.
Ockergelbliches, durch rötliche
Töne erwärmtes Inkarnat, vom
Hellgrau der Perücke umgeben. Das Braunrot der Tracht steht gegen die gedämpften
blaugrünen und gelbgrünen Töne der breit behandelten Abendlandschaft. Blaugraue
Töne brechen das Braun derTiefen im Vordergrund und in den Baumstämmen. Ferne und
Himmel sind in silbriges Blaugrau getaucht, am Horizont schimmert goldgelber Schein.
Die Landschaft ist von der Hand RichardWilsons
Leinwand, h. 0,71, br. 0,88.
Erworben 1908 aus dem englischen Kunsthandel.
1660 Bildnis eines Ehepaares. Vor dem braunen, mit grünlichen Tönen im Laub
lasierten Dunkel des Hintergrunds steht in lichter Färbung die Figur der Dame. Vom
Grauweiß [bräunlich getönt in den Schatten] und Hellblau im Kleid [neben dem Ocker-
gelb der Steinbank 1.] und Blaugrau im gepuderten Haar umgeben, hebt sich warm
das ockergelbliche, mit graublauen Halbschatten und roten Tönen auf Wangen und
Mund behandelte Inkarnat ab. Rosarote Tasche r. Das Inkarnat des Herrn im braun-
roten Anzug, mit bläulichgrauen
Strümpfen und schwarzem Hut,
ist lebhafter mit karminroten
Tönen gefärbt, von blaugrauer
Perücke umgeben. L. im gelb-
roten Schein des abendlichen
Horizonts, der die Wolken am
tiefblauen Himmel tönt, die
bräunlichgelbgrünen Wiesen,
von tief blauem Hügelzug in
der Ferne begrenzt.
Erworben 1908 als Geschenk des Herrn
Humphrey T. Ward in London.
Le.nwand, h. 0,70, br. 0,90.
Englische
Schule des
XVI U.Jahr-
hunderts
1646
397
Englische
Schule des
XVIII. Jahr^
hunderls
1671
1671 A
1636
Romney
G e orge
Romney.
Bildnismaler,
geboren zu
Dalton [Lan-
cashire] den
15. Dezem-
ber 1734, ge-
storben zu
Kendal den
15. Novem-
ber 1802.
Schüler eines
Malers Steele
zu Kendal.
Seit 1762 tä-
tiginLondon,
1773 — 1775
in Italien.
1671 Bild-
nis desMr.
Edmund
Poulter. Der brauneTon derUntermalung, im Hintergrunde durch Grau gedämpft, steigert
sich zu goldigem Braun im Rock mit goldgelben Knöpfen. Hell, in pastos aufgetragenen
ockergelblichen Tönen [mit blaugrauen Halbschatten], in der unteren Gesichtshälfte mit
hellrötlichen Tönen durchsetzt, das Inkarnat, mit flott hingesetzten weißlichen Glanz-
lichtern auf Nase und Lippe; vom Weiß der Halsbinde und Grau im gepuderten Haar
umfaßt, in dessen Tiefen die braune Untermalung mitwirkt. In der Mitte in pikanter
Zusammenstellung ein Fleck Goldgelb in der Weste, Gelbgrün in ihrer Stickerei.
Stirn ockergelblich
glänzende, im unteren
Teile lichtrötliche In-
karnat, mit bläulichen
Schattenpartien, in sei-
ner Wirkung gesteigert
durch den Gegensatz
zu gedämpftem Weiß
im Hemd und Hellblau
im Gewand, dessen
Schatten karminrötlich
gefärbt sind. Das
Haarband breit und
flüchtig in bläulichen
und bräunlichen Misch-
tönen.
Erworben 1909 aus dem eng-
lischen Kunsthandel.
Leinwand, h. 0,66, br. 0,495.
Erworben 1909 aus dem eng-
lischen Kunsthandel.
Leinwand, h.0,74, br.0.61.
1671a Bildnis der
Miss Sarah Mar-
riott [1738—1820].
Der überall durch-
kommende rotbraune
Ton der Unterma-
lung ist im Vorhang
mit grauen, I. unten
im Himmel locker
mit hellgraublauen
Tönen behandelt.
Hell steht davor, vom
tiefen schwärzlichen
Braun des Haars um-
rahmt, das auf der
398
.awrence
Sir Thomas Lawrence. Bildnismaler, geboren zu Bristol den 4. Mai 1769, gestorben
zu London den 7. Januar 1830. Tätig vornehmlich in London [seit 1787; seit 1820
Präsident der Akademie]. Schüler des William Hoare und unter dem Einflüsse von Reynolds ausgebildet.
1636 Bildnis des Mr. Williams Linley. In glatter und fester Malerei, vom Grau des
Haares und glänzendem Weiß der Halsbinde umrahmt, das lebhafte Inkarnat Ocker-
gelblichweiße Glanzlichter erhellen die Stirn, während die untere Gesichtshälfte [mit
bläulichen Halbschatten] stärker durch rote Töne erwärmt ist. Grauschwarzer Frack
mit goldgelben Knöpfen. Tiefes Karminrot im Stuhlpolster. Das Dunkelbraun des
Hintergrunds wird durch graue Töne gedämpft.
Sammlung weiland !. M. der Kaiserin Friedridi
Seckendorff, Berlin.
Leinwand, h, 0,90, br. 0,70.
Erworben 1904 als Geschenk Sr. Exz. des Grafen Götz von
Engtische
Schule des
XVIII. und
XIX. Jahr-
hunderts
Raeb
,,„„ SirHen-
•J' II ry Rae-
burn. Bildnismaler,
geboren zu Stock-
bridge bei Edinburgh
den 4. März 1756.
Tätig in Edinburgh,
wo er den S.Juli 1823
starb.
schimmernden Lich-
tern, roten Reflexen in
den Tiefen [Hände]
und luftigen bläuli-
chen Halbschatten, er-
scheint das Inkarnat
in der Umgebung von
Grauweiß in der Pe-
rücke, bläulichemWeiß
im Kragen und grauen
Tönen im locker behan-
delten Hintergrund.
Diese Teile stehen
gegen das tiefe saftige
Schwarz der Amtsrobe
und der Stuhllehne, mit
schimmernden grauen
Lichtern, während das
flüchtig hingestrichene
bräunliche Rot des 1.
oben und r. unten
sichtbaren Vorhangs,
dessen Reflex die
graue Säule tönt, der Belebung der ernsten Gesamtfärbung dient. Das Stilleben 1.
auf der grau und blau gestreiften Tischdecke [goldgelbes Amtsabzeichen neben weißen
Papieren] gleichfalls in breiter, nur andeutender Malerei.
1670 Bildnis des
Sir James Mont-
gomery Bart.
[Lord Chief Baron
of the Exchequer,
Member of Parli-
ament, SoUicitor
General und Lord
Advocate]. Das
Bild ist breit und
flüssig, in flottem
saftigem Farben-
auftrag herunter-
gemalt. Lebhaft
und frisch, in röt-
lichen Tönen, mit
1670
Erworben 1908 aus dem englischen Kunsthandel.
Leinwand, h. 2,25, br. 1,50.
399
Englische
Schute des
XVIII. und
XIX. Jahr-
hunderts
WMl^* Sir David Wilkie. Genremaler, geboren den 18. November 1785 in Cults [Fifeshire], ge-
IIKIC starben auf Schiff vor Gibraltar den I.Juni 1841. Schüler der Akademien zu Edinburgh [seit
1799] und London [seit 1805]. Seit 1809 Mitglied der Royal Academy. Tätig in Edinburgh und
London [seit 1830 Painter-in-Ordinary to the King].
1680 Der blinde Geiger. Die Szene ist auf hellem Grund locker in Braun untermalt,
das im Fußboden und den Wänden durch blaugraue und ockergelbliche Töne gedämpft
wird. Den luftigen Charakter der blaugrauen Töne stärkt der Kontrast zu Goldgelb
im Kleide der Mutter und gebrochenem Ockergelb im Mantel des Geigers [über grau-
blauem Rock]. Pastos aufgesetztes Weiß [Tracht der Mutter, Hemd des Kindes] be-
tont die Mitte. Die bräunliche Gesamtstimmung aber beleben rote Töne: Rot in der
Mütze und den Hosen des Geigers, im Mantel der am Kamin kauernden Gestalt,
Rosarot in der Weste des Vaters und, durch rote Flecke verstärkt, im Inkarnat derFiguren.
Gemalt 1807 .■. Skizze zum „Blind Fiddler" in der National Gallery .
T. Ward in London.
Leinwand, h. 0,42, br. 0,52.
Erworben 1910 als Geschenk des Herrn Humphrey
1680
400
NACHTRAG
Nieder-
rheinische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
1627 B
DEUTSCHE SCHULEN DES XV. JAHRHUNDERTS
Kölnischer Meister um 1400
1627 b Christus am Kreuz zwischen Maria, Johannes und den hll. Marcellinus,
Katharina, Petrus Exorcista und Barbara. Vor goldenem Hintergrund [mit ein-
geprägten Nimben] in leuchtenden flächigen Farben die Gewänder der Heiligen, z.T. auf
goldenen Gründen mit farbigen Ornamenten geziert. Es dominiert der Kontrast von
starkem Rot [Gewandumschlag des Marcellinus, Mantel Katharinas, Gewand Johannis,
Chorgewand des Petrus Exorcista, Mantelumschlag Barbaras] und Gelbgrün [Ornat des
Marcellinus, Mantelumschlag Katharinas und Marias, Gewandumschlag Johannis, Buchein-
band des Petrus E., Mantel Barbaras, Erdboden]. Die Mitte betont Dunkelblau im Mantel
Marias und den Kleidern der schwebenden Engel [wiederkehrend in den blauen Mustern
auf goldenem Grund im Gewände Barbaras]. Grauviolett im Mantel Johannis, Karmin-
violett im Kirchenmodell des Marcellinus. Bläulich getöntes Weiß in den Chorhemden.
Graubräunliches Inkarnat und gelbbraunes Haar.
Die Altartafe! stammt aus der Kirche zu Benz auf Usedom .'. Erworben 1910 als Geschenk des Herrn Ch. Sedelmeyer, Paris.
Tempera. Eichenholz, h. 1,10, br. 1,70.
Kölnischer Meister um 1420
1677a Grablegung Christi. Vor goldenem Hintergrund [mit eingeprägten Nimben
und Randverzierungen] helle leuchtende Farbenkontraste in breiten Flächen, vor allem
Rot [Muster des goldenen Mantels vorn r.]. Rosarot und Gelbgrün [Erdboden, r. vorn mit
ockergelbem Abschnitt], Blau [Mantel Maria] und Gelb [Figur 1. oben]. Die Mitte in Karmin-
violett [Sarkophag] und Weiß [Leichentuch Christi]. Blasses graubräunliches Inkarnat.
Gegenstück zu Nr. 1677 B. S. die Bemerkung daselbst .'. Sammlung Baron van Brenken, vormals Lyversberg .". Erworben
1908 als Geschenk des Herrn J. van Dam, Berlin .*. Tempera. Eichenholz, h. 0.735. br. 0,435.
402
Nieder-
rheinische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
1677 A
1677 B
1677b Auferstehung Christi. Vor goldenem Hintergrund [mit eingeprägten Nimben und
Verzierungen] leuchtende breitflächige Farbenkontraste, beherrscht von Hellzinnoberrot
[Mantel Christi, Schild des Wächters 1., Gewand des Wächters r., hier mit Karminlasur],
das mit Gelbgrün [Mantelumschlag Christi, Wiese mit ockergelbem Weg, usw.] kon-
trastiert. Hellgelb im Gewände des Wächters 1. vorn. Hellkarminvioletter Sarkophag,
mit roten und grünen Siegeln verschlossen. Silberne [1.] und goldene [r.] Rüstungen
der Wächter.
Gegenstück von Nr. 1677 A .■. Die beiden Tafeln gehören mit drei Darstellungen aus der Leidensgeschichte Christi und einer
Darstellung des Weltgerichts im Wallraf- Richartz- Museum zu Köln zu einer Folge, die dem sog. älteren Meister der
Sippe zuzuweisen ist -■. Sammlung Baron van Brenken, vormals Lyversberg .-. Erworben 1908 als Geschenk des Herrn
J. van Dam, Berlin.
Tempera. Eichenholz, h. 0,735, br. 0,435.
Kölnischer Meister um 1429
1677 DreiTaf ein mit Heiligendarstellungen. VorGoldgrund mit eingeprägten Nimben,
in warm brauner Untermalung. Helle farbige, vor allem hellblaue und rote Gewänder,
vor bräunlichgelbgrünen landschaftlichen Gründen. Rötliches Inkarnat mit weißlichen
Lichtern. — Johannes d. T. Hellgraublaues Gewand mit hellkarminrotem Umschlag. —
Johannes d. E. Karminroter Mantel, blaues Gewand. — Die hl. Katharina. In matt-
blauen Gewändern. Ein Fleck Karminrot im Mantelumschlag 1. Rot und gelb gestreiftes
Kissen. Rote und blaue Edelsteine der Krone.
Gegenstück zu Nr. 1676. S. die Bemerkung daselbst .". Erworben 1910 als Geschenk der Herren Duveen Bros., London.
Tempera. Eichenholz, h. je 0,26, br. je 0,175.
403
Nieder-
rheinische
Sdiule des
XV. Jahr-
hunderts
1677
geflügelten Engels. — Der hl. Antonius Eremita.
Blaues Gewand mit goldgelbem Gürtel.
1676 Drei Tafeln mit
Heiligendarstellun-
gen. Die hl. Barbara.
Hellblau im Gewände.
Zinnoberrot im Kleide
der ihr auf graublauen
Wolken erscheinenden
Maria. Karminrot in
Bettdecke und Kissen 1.
— Diehl. Lucia. Kar-
minroter Mantel. Bläu-
lichweißes Kleid des rot
Grauschwarzes Ordenskleid.
Gegenstück von Nr. 1677 .*. Die sechs Täfelchen stammen von dem 1429 von Werner von Pallandt für die Kirche zu Linnich
gestifteten Altar, von dem andere Tafeln im Germanischen Museum und in Privatbesitz sich befinden .-. Erworben 1910 als
Geschenk der Herren Duveen Bros., London.
Tempera. Eichenholz, h.je 0,26, br. je 0,175.
Westfälische
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
Westfälische Schule um 1450
1217a Die Dreieinigkeit und Heilige. Vor goldenem Hintergrund die Gewänder in
tiefen leuchtenden Farben, unter denen Rot [Mantel Gott-Vaters, Flügel der Engel,
Gewänder des hl. Hieronymus, des Papstes 1., der hl. Agnes r. usw.], kontrastierend
mit bräunlichem Saftgrün [Thron, Flügel der Engel, Fliesen des hellgrauen Bodens],
und ein helles [über Weiß lasiertes] Blau in verschiedenen Gewändern und den
Wolken [mit goldenen Sternen] vorherrschen. Reiche Goldverzierung der Trachten
und goldene Nimben.
Erworben 1910 aus dem englischen Kunsthandel.
Tannenholz, h. 0,78, br. 1,54.
1217 A
404
Schwäbische
Schule um 1440
1673Die Dreieinigkeit
und die Begegnung
Maria mit Elisabeth.
Die schweren Farben
sind durch die braune
Untermalung gebro-
chen, vor goldenem,
mit tief eingeprägten
Mustern geziertem Hin-
tergrund. Hellkarminrot, weißlich ausgeblichen in den Lichtern und von bräunlich-
goldgelben Ornamenten übersponnen, im Mantel Gott-Vaters, kontrastierend mit
Gelbgrün in der über die Thronwand gebreiteten Decke [mit zinnoberroten Borten].
Bräunliches Violett [Graublau über warm brauner Untermalung] im Kleide Christi [mit
gelbem Besatz]. In der Mitte Weiß im aufgeschlagenen Buche. Die Gruppe 1. wird
zusammengehalten vom braunen, gelblich schimmernden Thron, der mit Perlen und
farbigem Edelgestein geziert ist. R. Zinnoberrot im Kleide Elisabeths, kontrastierend
mit dem bräunlichen Gelbgrün des Bodens, und Dunkelblau [mit gelben Borten] in der
Gewandung Marias. Rotbraunes Inkarnat. Goldene Nimben.
Das Bild zeigt starke Anklänge an die Kunstweise des Konrat Witz .'. Erworben 1910 als Geschenk des Herrn F. Kleinberger,
Paris .-. Tannenholz, h. 1,41, br. 1,97.
Ober-
tleutsche
Schule des
XV. Jahr,
handerls
1676
405
Ober-
deustche
Schule des
XV. Jahr-
hunderts
1683
1683 A
Oberrheinische Schule um 1450
1683 AltarflügehHeimsuchung. Die Gesamtfärbung- ist vom bräunlichen Tone der Unter-
malung gedämpft. Blau im Gewände Marias, umgeben von Gelbgrün [Mantel der Frau
1., über hellrotem Gewand] und Hellkarminrot [Tracht Elisabeths]. Karminrotes Kissen
auf goldgelbem Stuhl. Lichtroter Boden. Bräunliches Inkarnat mit weißlichen Lichtern,
gegen das gedämpfte Weiß der Kopftücher gestellt. Vor bräunlichgrauer Torarchitektur
mit goldgelber Pforte. Goldener Himmel, Nimben und Kleidersäume.
Gegenstück zu Nr. 1683 A .". S. die Bemerkung daselbst .". Erworben 1910 als Geschenk des Hofantiquars J. Böhler, München.
Tempera. Tannenholz, h. 0,99, br. 0,48.
1683a Altarflügel: Beschneidung Christi. In kräftigen bunten Farben, die nur in den
Schatten leicht von der bräunlichen Untermalung getönt werden. Tiefes Rot im Ge-
wände des Hohenpriesters [neben Grauweiß in den Tüchern] steht gegen helles Blau-
grün der Nische, in deren Wölbung nochmals Rot wiederkehrt, und entspricht dem
leuchtenden Gelbgrün in der Tracht der Frau 1. Dunkelblau in der Gewandung Marias,
bräunliches Violett in der Josephs. Graurötliches Inkarnat mit weißlichen Lichtern.
Goldener Nimbus des Kindes und Verzierung der bräunlichkarminroten Kappe des
Hohenpriesters. Goldener Hintergrund. Gelbe und violette Bodenfliesen.
Gegenstück von Nr. 1683 .'. Beide Tafeln, von zwei versdiiedenen Malern ausgeführt, gehörten mit einem dritten Bilde von
gleicher Größe in Privatbesitz zu St. Petersburg zu einem großen Altarwerk .■. Erworben 1910 als Geschenk des Hof-
antiquars J. Böhler, München .-. Tempera. Tannenholz, h. 0,99, br. 0,48.
406
Schwäbische Schule um 1475
1674 Altarflüg-el: Die hll. Johannes d. T., Andreas und der Stifter. Die Tafel be-
herrscht der Kontrast von leuchtendem Rot [Mantel Johannis, davor der saftgrüne Buch-
einband] und Gelbgrün [Mantel des hl. Andreas, über g-rauviolettem Gewand]. Dunkel-
blauer Bucheinband des Andreas. Vor grauem Boden der Stifter in blauschwarzer
Rüstung und zinnoberroten Schuhen. Sein Wappen in Gold, Rot und Blau. Rötlichbraunes
Inkarnat. Goldene Nimben.VorgoldenemVorhangmit eingeprägten Ornamenten und blauen,
roten und weißen Fransen. Hellblauer Himmel. — Rückseite: Kreuzprobe der hl.Helena.
Gegenstück zu Nr. 1675 .". Erworben 1910 auf einer Versteigerunjr in JCöln als Geschenk des Herrn A. J. Sulley, London.
Tannenholz, h. 1,56, br. 0,93.
1675 AltarflügehDiehll. Johannes d.Ev., Sebastian und die Stifterin. Hellkarmin-
rot im Mantel und Gelbgrün im Gewände Johannis. Hellblau im Mantel, Gold mit karmin-
roter Musterung im Gewände, etwas Gelbgrün in den Armelumschlägen, Zinnoberrot in
der Kappe und Graublau in den Beinkleidern des hl. Sebastian. Die Stifterin in Dunkel-
grau. Ihr Wappen in Gold mit schwarzem Schrägbalken und goldenen Kugeln. Hellröt-
liches Inkarnat. Vor goldenem Vorhang mit eingeprägten Ornamenten und blauen, roten
und weißen Fransen. — Rückseite: Kreuztragung des Kaisers Heraclius.
Gegenstück von Nr. 1674 .'. Beide Tafeln bildeten die Flügel eines Altarwerks .-. Erworben 1910 auf einer Versteigerung
in Köln als Geschenk des Herrn A. J. Sulley, London .■. Tannenholz, h. 1,56, br. 0.93.
»:^ar
Ober-
deu Ische
Sdiule des
XV. Jahr-
hunderts
1674
1675
407
Holländi-
sche Schule
des XV.
Jahrhun-
derts
HOLLÄNDISCHE SCHULE DES XV. JAHRHUNDERTS
o genannt nach dem Gemälde im
ijksmuseum zu Amsterdam. Tätig in
Der Meister der Virgo inter virgines 1
Holland [Haarlem?] um 1480-1500.
1672 Die Anbetung der Könige. Die Tafel ist auf lichter Grundierung durchsichtig
in braunem Ton untermalt, der im Inkarnate der Figuren erscheint. Boden und Archi-
tektur sind deckend mit hellem Grau behandelt, gegen das sich die Farben der Ge-
wänder in durchsichtiger Leuchtkraft abheben. Die Hauptrolle im Kolorit spielt ein
reich abgewandeltes Rot, das in stärkster Intensität vorn im Gewände des knienden
Königs ansetzt [begleitet von tiefem Blau in den Armein und schwärzlichem Blau in
der Kapuze] und 1. als Hellkarminrot im Mantel des Mohrenkönigs [über graublauen
Beinkleidern und goldgelben, blau und violett gemustertem Gewand], als Hellrot im
Mantel Marias weiterklingt, auch hier begleitet von tiefem Blau im Gewand. Die
Wirkung des Rot wird gesteigert durch den Kontrast zu grünen Tönen: zu Dunkel-
grün im Vorhang r. [mit hellroter Kante] und im Mantel des stehenden Königs [mit
karminviolettem Ärmel und tiefblauem Gewand] und zu Saftgrün in Baldachin und
Landschaft. Kleinere Flächen von Goldgelb [Gefäß am Boden] und Gelbbraun [Haar
Marias] stehen gegen das Blau. Die tiefen leuchtenden Farben klingen über die Figur
1672
408
des Hirten im Fenster [Rot und Karminviolett] bis in die Ferne [Figuren 1. in Blau
und Rot] weiter. Blauer Himmel mit weißem Horizont.
Erworben 1910 als Geschenk des Herrn Jacques Seligmann, Paris.
Eichenholz, h. 0,63, br. 0,48.
VLÄMISCHE SCHULE DES XVII. JAHRHUNDERTS
Vlämischer [?] Meister um 1630
408c Bildnis eines Mannes mit den Insignien des S. Jago-Ordens. Vor dunklem
Grau des Hintergrundes tiefes Schwarz der Tracht und des Haares, das ein gelblich-
rotbraunes Inkarnat umrahmt. Gebrochenes Weiß im Kragen. Als lebhafteste Farben
wirken das Karminrot der unten mit matt goldgelbem Besatz gezierten Schärpe und
die ockergelben und braunen Töne des goldenen Ordensgehänges. Silbergesticktes
Bandelier.
Bez. rechts oben : aet. 39. an° 1630. .". Ehemals Velazquez zugeschrieben, dann „Spanischer Meister um 1630" genannt, aber
wohl eher von einem vlämischen Meister, der vielleicht vorübergehend in Spanien arbeitete. Es ist bezweifelt worden, ob
die Tracht die eines S. Jago- Ritters und nicht vielmehr das Festkleid eines Herolds dieses Ordens ist .". Sammlung Merlo,
Köln 1868 .'. Sammlung Suermondt, 1874.
Leinwand, h. 1,17, br. 0,85.
Vlämische
Schule des
XVH.Jahr-
hunderts
408 C
409
VERZEICHNIS DER KÜNSTLERNAMEN
[Die beigesetzten Ziffern entsprechen den Seitenzahlen]
Aelst[?], Evert van.. .. 248
Aelst, Willem van 249
Aertsen, Pieter 167
Altdorfer. Albrecht 58—61
Amberger, Christoph 56.57
Angel, Philips 304
Anraadt, Pieter van .. .. 217
Antviferpener Meister von
1518 141
Avercamp, Hendrick .. .. 229
Backer, Jacob A 194
Bakhuysen, Ludolf 236
Baidung, Hans .. .. 48—50
Baien, Hendrik van .. .. 326
Bässen, Bartholomeus van 315
Beerstraten, Anthonie .. 236
Bega, Cornelis 270
Beijeren, Abraham van 313.314
Bellegambe, Jean 147
Benson, Ambrosius .. .. 153
Bergen, Dirck van .. ..240
Berchem, Nicolaes ..285.286
Berthold, Meister 10
Bles, Herri met de .. .. 139
Böhmische Schule um 1350 8
Böhmisch -Schlesische Schule
um 1400 11
Bois, Guillam du 280
Boel, Pieter 390
Bol, Hans 154
Bol, Ferdinand 196
Bosch, Hieronymus ..159.160
Bosch, Pieter van den 1 99 — 20 1
Boursse, Esaias 210
Bouts, Dierick.. .. 117 — 119
Bouts, Nachfolger des Dierick
120.121
Bouts, Aelbert, s. Meister der
Himmelfahrt Maria
Bray [?], Jan de 260
Brekelenkam, Quieringh
301.302
Breu d. Ä., Jörg 53
Bril, Paulus 327
Brouwer, Adriaen ..371.372
Brueghel d. Ä., Jan
325—328.339
Bruyn, Bartholomaeus 25 — 28
Burgkmair, Hans 52
Cappelle, Jan van de .. 235
Chodowiecki, Daniel 80—82
Claesz., Pieter .. .. 287.288
Cleve d. A., Joos van, s. Meister
vom Tode Maria
Cleve d. J., Joos van 151.152
Codde, Pieter 264
Coques, Gonzales 364
Cornelisz. van Amsterdam.
Jacob 163
Coxie, Michiel van 96
Craesbeeck, Joos van.. ..373
Cranach d. A., Lucas 61 — 71
Cranach d. Ä., Werkstatt des
Lucas 71.72
Cranach d. J., Lucas .. 72.73
Cristus, Petrus .. 101—104
Cuijp, Aelbert .. .. 302.303
Cuijp, Benjamin G 205
Cuijp, Jacob Gerritz .. ..317
üaret, Jaques 114
David, Gerard .. .. 126.127
Denner, Balthasar .. 79.80
Diepenbeeck, Abraham van
351.352
Diepraem, Arent 310
Dijk, PhiHp van .. ..226.227
Dou, Gerard 198.199
Duck, Jacob 262
Dürer, Albrecht.. .. 35 — 38
Dürer, Kopie nach A 38
Dubois s. Bois
Dujardin s. Jardin
Dyck, Antonius van
337.340.354—362
Dyck, Werkstatt des
A. van 362
teckhout, Gerbrandt van den
197.198
Elias, Nicolaes .. ..172.173
Elsheimer, Adam .. 76 — 78
Engelbrechtsen, Cornelis
160.161
Everdingen, Allart van
297.298
410
Eyck, Hubert und Jan van
88—94
Eyck, Jan van .. .. 97 — 100
Eyck, Kopien nach Hubert
und Jan van .. .. 90.94.96
Eyck, Nachahmer des Jan van
100.101
Fabritius[?], Card .... 197
Ferguson, William Gowfe ..313
FHnck, Govert .. ..195.196
FranQoys, Peter 363
Francken d. J., Frans .. 315
Fyt, Jan 384—389
(jainsborough, Thomas . . 395
Geertgen tot Sint Jans ..158
Geertgen tot Sint Jans,
Nachfolger des 158
Gelder, Aert de 206
Gelder, Nicolaes van .. .. 304
Goes, Hugo van der .. 122. 123
Goes, Kopie nach Hugo van der
123
Goijen, Jan van .. .. 292—294
Gossart, gen. Mabuse, Jan
144—146
Gossart, Nachfolger des Jan 146
Graff, Anton 82—84
Hagen, Joris van der.. ..311
Hals d. Ä., Frans .. 251—256
Hals d. A., Frans, Kopie nach
256
Hals d. J., Frans 257
Heda, Willem C 289
Heem, Cornelis de 384
Heem, Jan Davidsz. de
289.382.383
Heemskerck, Maerten van 168
Heerschop, Hendrick .. 210
Heijde, Jan van der .. .. 250
Helst, Bartholomäus van der 224
Hemessen, Jan [Sanders] van
137.138
Hobbema, Meindert .. .. 278
Holbein d.J., Hans .. 54.55
Holländischer Meister
um 1530 166
Holländischer Meister
um 1640 305
Hondecoeter, Gilles Claesz. d'
319.320
Hondecoeter, Melchior d' 320
Honthorst, Gerard van ..316
Honthorst, Willem van 315.316
Hooch, Pieter de ..207—209
Horst, Gerrit 190.191
Huijsum, Jan van .. 243.244
Huys, Peeter 136
Jacob s. Utrecht
Janssens van Genien,
Cornelis 228
Janssens van Nuyssen,
Abraham 328
Jardin, Karel du 240 — 242
Jordaens, Jacob 367
Isenbrant, Adriaen 129
Kalf, Willem .. .. 245—247
Kauffmann, M. Angelica .. 84
Keijser, Thomas de .. 171. 172
Kick, Symon 264
Kölnischer Meister
um 1350 7
Kölnischer Meister
um 1400 402
Kölnischer [?] Meister
um 1400 19
Kölnischer Meister vom Anfang
des XV. Jahrhunderts .. 19
Kölnischer Meister
um 1420 402.403
Kölnischer Meister
um 1429 403.404
Kölnischer Meister
um 1470—1500 .. .. 20
Kölnischer Meister
um 1490 22
Koets, Roelof 288
Koninck, Philips 230
Koninck, Salomon .. .. 192
Kulmbach, Hans von .. .. 38
Lairesse, Gerard 392
Landauer, Berchtold, s.
Berthold
Lansinck, J.W 259
Lastman, Pieter 173
Lavk'rence, Sir Thomas .. 399
Lelienbergh, Cornelis .. ..312
Leyden, Lucas van .. 162.163
Leyster, Judith 257
Lisse, Diederick van der
310.311
Livens, Jan 193
Lombard, Lambert .. .. 150
Loo, Jacob van 318
Luttichuis, Simon .. .. 247
Mabuse s. Gossart
Maes, Nicolaes 202
Mahn [?], Cornelis .. .. 389
Maler, Hans 46
Marinus van Reymerswaele 136
Massys, Cornelis 153
Massys, Quinten 134
Massys, Nachfolger des
Quinten 135
Medina, Juan Battista di 328
Meer van Delft, Jan
van der 210 — 212
Meer van Haarlem d. A.,
Jan van der .. 279.280
411
Meert, Peter 365
Meister von Cappenberg.. 32
Meister von Flemalle 111. 112
Meister von Flemalle,
Kopie nach dem .. .. 112
Meister von Frankfurt 24. 25
Meister der Himmelfahrt
Maria 120
Meister IVR 278
Meister LS 57
Meister des Marienlebens 21
Meister von Meßkirch.. .. 51
Meister der hl. Sippe . . 22.23
Meister der hl. Sippe, d. ä. 403
Meister des Todes Maria
141.142
Meister des Todes Maria,
Kopie nach dem .. .. 143
Meister TvA 230
Meister der Verherrlichung
Maria 20
Meister der Virgo inter
virgines 408
Memling, Hans .. ..124.125
Metsu, Gabriel .. .. 217.218
Miereveit, Michiel J 305
Mieris d. Ä., Frans van ..219
Mignon, Abraham .. .. 321
Mittelrheinischer Meister
um 1440 14.15
Moeijaert, Nicolaes .. ..174
Mol, Peeter van 353
Molenaer, Cornelis .. .. 324
Molenaer.Jan Miense 258.259
Molyn, Pieter de 291
Mommers, Hendrick .. ..281
Momper, Frans de .. .. 324
Mor, Antonis .. .. 168. 169
Moreelse, Paulus 309
Mostaert, Jan, s. Holländi-
scher Meister uml51 0-1520
Mostaert, der sog. Waa-
gen'sche Jan, s. Isenbrant
Multscher, Hans .. .. 11 — 13
Musscher, Michiel van .. .. 225
Nason, Pieter 204
Neer, Aert van der 231—234
Neer, Eglon Hendrick van der
226
Netscher, Caspar.. 220—223
Neufchatel, Nicolaes 152.153
Niederländischer Meister
um 1440 113
Niederländischer Meister
um 1465 116
Niederländischer Meister
um 1460—1480 .. .. 130
Niederländischer Meister
um 1470—80 126
Niederländischer Meister
um 1480 115
Niederländischer Meister
um 1480 117
Niederländischer Meister
um 1480 124
Niederländischer Meister
um 1480 130
Niederländischer Meister
um 1500 131 — 133
Niederländischer Meister
um 1510—20 160
Niederländischer Meister
um 1515 129
Niederländischer Meister
um 1520 139
Niederländischer Meister
um 1520 140
Niederländischer Meister
um 1520 140
Niederländischer Meister
um 1520 144
Niederländischer Meister
um 1520 150
Niederländischer Meister
um 1539 150
Niederländischer Meister
um 1598 155
Niederländischer Meister
um 1600 156
Niederrheinischer Meister
um 1325 — 50 8
Niedersächsische Schule
des 13. Jahrhunderts .. 6
Nürnberger Schule um
1480—1500 18
Oberdeutscher [?] Meister
um 1400 6
Oberrheinische Schule
um 1450 406
Oost d. Ä., Jacob van .. 363
Orley [?], Barend van 148. 149
Ostade, Adriaen van 266 — 268
Ostade, Isack van .. 268.269
Ouvkfater, Aelbert van .. 157
r alamedesz, Anthonie
262,
,263
Patinir, Joachim de
138
Peeters, Bonaventura
391
Pencz, Georg .. ..
40
Poelenburgh, Cornelis
; van
308
Poorter, Willem de .
204
Porcellis, Jan .. ..
290,
,291
Pot, Hendrick G
265
Potter, Paulus .. ..
236,
,237
Potter, Pieter S
265
Pourbus d. Ä., Frans
154.
,155
Provost, Jan
128
Cluellinus, Erasmus 381.386
Kaeburn, Sir Henry .. .. 399
Ravesteijn, Jan Anthonie van
306
Ravesteijn, Jan Anthonisz. van
306
412
Rembrandt van Rijn 174 — 188
Rembrandt van Rijn, Kopie
nach 189
Rembrandt van Rijn, Schule
des 189
Reymerswaele s. Marinus van
Reynolds, Sir Joshua 394. 395
Rillaer, Jan van 150
Ring d. Ä., Ludger tom .. ..32
Ring d. J., Ludger tom 33
Ring [?], Hermann tom.. .33
Roghman, Roelant 229
Romney, George 398
Rottenhammer, Johann .. 79
Rubens, Petrus Paulus
325.330—348.351
Rubens, Schule des Petrus
Paulus 349.350
Rubens, Werkstatt des
Petrus Paulus 349
Ruijsdael, Salomon van
295.296
Ruisdael, Jacob van 272—278
Ryckaert d. J. [111], David 374
Sächsischer Meister
um 1540—50 .. .. 73.74
Saft-Leven II. d. J., Herman 307
Sanders s. Hemessen
Sant-Acker, F 313
Schaeufelein, Hans L 39
Schaffner, Martin 47
Schalcken, Godfried .. ..220
Schoevaerdts, Mathys .. 392
Schongauer, Martin . . . . 16
Schongauer, Schule des
Martin 17
Schwäbische Schule
um 1440 405
Schwäbische Schule
um 1450 18
Schwäbische Schule
um 1475 407
Scorel, Jan van .. 164 — 166
Scorel, Nachfolger des Jan
van 166
Seghers, Daniel 339. 380. 381
Seghers, Hercules .. .. 228
Slingeland, Pieter van.. .. 220
Smits.T 312
Snayers, Peeter 329
Snyders, Frans .. ..328.329
339.344.349.368.369
Soest um 1470, Schule von
28—31
Sorgh, Hendrick M 259
Steen, Jan 298—301
Steenwijck, Pieter .. 314.315
Stoop, Dirck 261
Strigel, Bernhard .. 42—46
Süddeutsche Schule
um 1410 10
Suttermans [?], Joost . . . . 328
1 empel, Abraham v. d. ..225
Teniersd.Ä., David.. .. 374
Teniers d. J., David
370.375-380
Terborch, Gerard ..212—216
Thulden, Theodoor van .. 352
Traut, Wolf 40
Treck, Jan 248
Uden, Lucas van 370
Utrecht, Jacob van .. .. 167
Valckenborch, Lucas van 155
Velde, Adriaen van de . . . . 238
Velde, Esaias van de .. 290
Velde d. J., Willem van de
239
Venne, Adriaen van de
306.307
Vereist, Pieter .. .. 270.271
Verkolje, Nicolaes .. .. 240
Vermeer van Delft s. Meer
Vermeer van Haarlem
s. Meer
Verspronck, Jan 260
Victors, Jan 196.197
Vlämischer Meister
um 1610 351
Vlämischer Meister
um 1630 409
Vlieger, Simon de .. .. 234
Voet, Jacob Ferdinand .. 391
Vos, Cornelis de.. .. 365.366
Vos, Maerten de .. 156.157
Vries, Abraham de .. .. 310
Vroom, Cornelis 271
Walscapele, Jacob .. .. 248
Weenix, Jan 242.243
Werlf, Adriaen van der 226
Westfälische Schule
um 1200—30 5
Westfälische Schule
um 1250—70 5
Westfälische Schule um 1400 6
Westfälische Schule
um 1450 404
Weyden, Roger van der
104 — 109
Weyden, Kopie nach R. v. d. 110
Weyden, Schule d. R. v. d. 110
Wildens, Jan 344
Wilkie, Sir David 400
Wilson, Richard .. ..396.397
Wilt, Thomas V. d 224
Witte, Emanuel de ..250.251
Witz, Konrat 14
Wonsam, Anton 25
Wijnants, Jan .. .. 280.281
Wouwerman, Philips 282 — 285
Zeeman, Reinier 235
Zeitblom, Barlholme 41
Zoffany.John 397
413
INHALTS-VERZEICHNIS
Seite
Vorwort VII
Deutsche Schulen .... 3
13.un d 14.Jahrhundert 5
15.undl6.Jahrhundert
Oberdeutschland .. ..10
Niederrhein 19
Westfalen 28
16. Jahrhundert
Franken 35
Schwaben 41
Donauschule 58
Sachsen 61
17.undl8.Jahrhundert76
Seite
Niederländische Schulen
15.undl6.Jahrhundert
Südniederlande .. .. 88
Holland 157
17. und 18.Jahrhundert
Amsterdam 171
Haarlem 251
Haag 305
Utrecht 315
Vlamen 324
Englische Schule 394
Nachtrag 401
Verzeichnis der Künstler-
namen 410
414
VERLAG JULIUS BARD, BERLIN W 15
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