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Full text of "Die Gemäldegalerie des Kaiser-Friedrich-Museums, vollständiger beschreibender Katalog, mit Abbildungen sämtlicher Gemälde, im Auftrag der Generalverwaltung der Königlichen Museen bearbeitet von Hans Posse"

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Königliche  Museen  zu  Berlin 

DIE  GEMÄLDEGALERIE  DES 

KAISER-  FRIEDRICH  -  MUSEUMS 

Vollständiger  beschreibender  Katalog 
mit  Abbildungen  sämtlicher  Gemälde 

Im  Auftrag  der  Generalverwaltung  der  Königlichen  Museen 
bearbeitet  von  Hans  Posse 

Erste  Abteilung 
Die  Romanischen  Länder 

Byzanz     Italien     Spanien     Frankreich 
Mit  534  Abbildungen 


Im  Verlag  von  Julius  Bard 
Berlin  1909 


V 


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SEP  2  7  1971 


Entwurf  des  Umschlages 

und  des  Originaleinbandes  von 

E.R.Weiß 

des  Wappens  auf  dem  Titelblatt  von 

Heinrich  Wieynk 

Druck  von  A.  Wohlfeld 
in  Magdeburg 


|rst  die  neueren  außerordentlichen  Fortschritte  in  der  mechanischen 
Wiedergabe  alter  Gemälde  ließen  es  möglich  erscheinen,  der  Aus- 
gabe eines  Kataloges  unserer  Galerie  mit  Nachbildungen  sämtlicher 
I  ^  Gemälde  näher  zu  treten.  Die  mannigfachen  Schwierigkeiten,  die  sich 
der  Ausführung  entgegenstellen,  wenn  man  den  künstlerischen  An- 
r)  ]<0^dlv'  ^P''"'^^^"  in  gleicher  Weise  wie  den  wissenschaftlichen  gerecht  werden 
^^L^^HBrii  will,  sind,  wie  wir  hoffen  dürfen,  glücklich  überwunden,  dank  der 
Unterstützung  der  Verlagsanstalt  Julius  Bard,  die  auf  den  Katalog  alle  Sorgfalt  ver- 
wandt hat. 

Um  nicht  durch  Vermischung  der  Gemälde  der  verschiedensten  Schulen  eine 
ungünstige  Wirkung  hervorzurufen,  und  um  das  Studium  der  zusammengehörigen 
Werke  zu  erleichtern,  ist  das  Verzeichnis  nach  Schulen  und  Meistern  angeordnet. 
Da  der  Gegenstand  der  Darstellung  sich  aus  der  trotz  des  beschränkten  Umfanges 
doch  scharfen  Abbildung  ergibt,  ist  im  Text  auf  eine  Beschreibung  ganz  verzichtet, 
und  statt  dessen  das,  was  die  farblose  Wiedergabe  nicht  bietet,  eine  Analyse  der 
Farben,  Valeurs  und  des  Tons,  gegeben. 

Dr.  Posse,  in  dessen  Händen  die  Bearbeitung  des  Kataloges  lag,  hat  sich 
dieser  schwierigen  Aufgabe  unterzogen,  die  hier  zum  erstenmal  in  einem  Katalog 
alter  Meister  gestellt  worden  ist.  Dabei  mußte  sich  die  Art  der  Beschreibung  —  die 
natürlich  nur  der  Erinnerung  als  Stütze  dienen,  nicht  die  Anschauung  ersetzen  kann  — 
dem  Gange  der  malerischen  Entwicklung  anpassen:  von  der  ins  Einzelne  gehenden 
Angabe  der  Farben  wurde  allmählich  zu  einer  auf  die  Gesamtheit  des  koloristischen 
Eindruckes  gerichteten  Darstellung  überzugehen  versucht. 

Die  Bilder  der  Sammlung  J.  Simon  sind  durch  ein  „S"  vor  der  Nummer  kennt- 
lich gemacht. 

Leihweise  ausgestellt  sind  für  einige  Jahre  die  Sammlung  v.  Carstanjen,  sowie 
sechs  Bilder  der  Sammlung  v.  Wesendonk.  Diese  Bilder  sind  nicht  in  den  Katalog 
aufgenommen. 

Für  den  Gebrauch  des  Verzeichnisses  ist  Folgendes  besonders  zu  beachten: 

In  den  Beschreibungen  der  Bilder  sind  die  Bezeichnungen  „rechts"  und  „links" 
stets  vom  Standpunkte  des  Beschauers  gemeint;  die  Größe  der  Bilder  ist  nach  dem 
Metermaße  angegeben,  und  zwar  innerhalb  des  Rahmens;  wo  das  Bindemittel  der 
Farbe  nicht  besonders  angegeben  ist,  handelt  es  sich  um  Ölgemälde. 

Dem  vorliegenden  ersten  Teil,  der  die  romanischen  Schulen  umfaßt,  wird  in 
wenigen  Monaten  der  zweite  Teil  mit  den  germanischen  Schulen  folgen. 


DER  DIREKTOR  DER  GEMÄLDEGALERIE 
BODE 


V 


ZUR  GESCHICHTE 
DER  GEMÄLDEGALERIE 


Die  Berliner  Gemäldegalerie  entstand  als  letzte  unter  den  großen  europäischen  Sammlungen. 
Zwar  hatte  schon  der  Große  Kurfürst,  dann  vor  allem  Friedrich  der  Große  eine  nicht  un- 
erhebliche Anzahl  von  bedeutsamen  Werken  der  älteren  Kunst  durch  Erbschaft  und  Kauf  erworben, 
der  Gedanke  aber,  eine  umfassende  Gemäldesammlung  zu  schaffen,  ist  erst  im  19.  Jahrhundert  auf- 
getaucht, zu  einer  Zeit,  da  die  großen  Galerien  des  Kontinents  bereits  in  sich  abgeschlossen,  die  Er- 
werbungsgelegenheiten weniger  m.annigfaltig  als  früher,  die  Bilderpreise  schon  auf  eine  ansehnliche 
Höhe  gestiegen  waren.  Trotz  der  ungünstigeren  Verhältnisse  haben  glückliche  Erwerbungen  und 
der  Sinn  für  historische  Entwicklung  schon  von  Anfang  an  der  Galerie  ihre  universelle  Richtung  vor- 
gezeichnet, ihre  heute  neben  der  Londoner  National  Gallery  einzigartige  Vielseitigkeit  an  Bildern 
aller  Schulen  und  Epochen  vorbereitet. 

Der  Plan  einer  Museumsbildung  ist  unter  König  Friedrich  Wilhelm  III.  gefaßt  und  durch- 
geführt worden.  Anfangs  hatten  die  Napoleonischen  Kriegszeiten  das  Projekt  zurückgedrängt.  Die 
königlichen  Kunstsammlungen  erlitten  1806  den  härtesten  Schlag,  als  Napoleon  die  besten  Antiken 
und  Gemälde  nach  Paris  schleppen  ließ,  von  wo  sie  erst  nach  dem  zweiten  Pariser  Frieden,  wenigstens 
zum  größten  Teil,  wieder  an  ihre  alte  Stätte  zurückgeführt  wurden.  Erst  nach  Beendigung  des  Krieges 
ist  der  Plan  wieder  aufgenommen  und  durch  Erwerbung  zweier  wichtiger  Sammlungen,  der  Sammlungen 
Giustiniani  und  Solly,  deren  Bestand  mit  einer  Auswahl  von  Gemälden  des  königlichen  Besitzes  zu 
einem  Ganzen  verschmolzen  wurde,  der  Grundstock  der  Berliner  Galerie  gebildet  worden. 

Eine  Kabinettsorder  des  Königs  vom  24.  April  1823  befahl  die  Aufführung  des  am  Lustgarten 
zu  errichtenden  Museums,  das  außer  den  übrigen  königlichen  Sammlungen  vor  allem  die  neu- 
gebildete Gemäldegalerie  aufnehmen  sollte.  Am  3.  August  1830  wurde  der  von  Schinkel  ausgeführte 
Bau  eröffnet. 

Den  ältesten  Kern  der  Berliner  Galerie  bilden  die  Gemälde  des  königlichen  Besitzes. 
Die  ersten  Erwerbungen  führen  in  die  Zeiten  des  Großen  Kurfürsten  zurück,  der  nach  Gregorio 
Letis  Bericht  [1687]  ein  Gemach  voll  von  Gemälden  van  Dycks,  darunter  eine  Abnahme  vom  Kreuz 
[vielleicht  Nr.  778?]  besaß.  Gottfried  Bartsch  stach  im  kurfürstlichen  Schlosse  van  Dycks  „Maria 
mit  den  bußfertigen  Sündern"  [Nr.  787].  An  den  Kurprinzen  [nachmals  Friedrich  III.]  fielen  1667 
20  — 30  Gemälde,  darunter  mehrere  Bildnisse  Willem  van  Honthorsts  [wohl  Nr.  1008,  1009,  1017], 
die  Jagd  Dianas  von  Rubens  [Nr.  774]  und  die  Kinder  Karls  I.  von  van  Dyck  [Nr.  790]  als  Erbe 
seiner  Großmutter,  der  Prinzessin  Amalie  von  Nassau -Oranien,  Gemahlin  Friedrich  Heinrichs.  Aus 
demselben  Besitz  gelangte  Diepenbeecks  Flucht  der  Clölia  [Nr.  964]  an  das  kurfürstliche  Haus. 

Einen  bedeutenden  Zuwachs  erhielt  die  Sammlung  durch  die  große  Oranische  Erbschaft,  die 
nach  dem  Tode  König  Wilhelms  III.  von  England  an  König  Friedrich  Wilhelm  I.  als  Nachkommen 
der  Gemahlin  des  Großen  Kurfürsten,  Luise  Henriette  von  Oranien,  gelangte.  Aus  dem  Gemälde- 
bestande des  alten  Hofs  im  Haag,  aus  Honslaerdyk  und  dem  Haus  im  Bosch  sind  noch  1742  im 
Auftrage  Friedrichs  d.  Gr. durch  Knobelsdorff  Gemälde  für  die  königlichen  Schlösser  ausgewählt  worden. 

Systematischer  und  mit  einer  ausgesprochenen  Vorliebe  für  bestimmte  Perioden  hat  Friedrich 
der  Große  Bilder  gesammelt.  Sein  Geschmack  an  dekorativen  Werken  entsprach  dem  großen  Be- 
darf zur  Ausschmückung  der  königlichen  Schlösser.  Sein  stärkstes  Interesse  hat  der  König  der  fran- 
zösischen Malerei  seiner  Zeit  entgegengebracht.  Watteau,  sein  Lieblingsmaler,  Lancret,  Pater,  Boucher 
u.  a.  waren  z.T.  mit  Hauptwerken  vertreten.  Später  wandte  sich  sein  Geschmack  mehr  den  vlämischen 
und  italienischen  Malern  des  großen  Stils  zu.  In  der  Galerie  von  Sanssouci,  seiner  Lieblingsschöpfung 
seit    1756,  überwogen  bald  Gemälde  von  Rubens  und  van  Dyck.     Das  alte  Verzeichnis  der  37  Ge- 

Vlll 


mälde,  die  1742  in  Honslaerdyk  ausgewählt  wurden,  führt  Bilder  von  Rembrandt,  Rubens,  van  Dyck, 
Dujardin  u.  a.  auf.  Auch  die  jetzt  im  Museum  befindliche  Darstellung  Dianas  neben  erlegtem  Wild 
von  Fyt  [Nr.  967]  scheint  dieser  Auswahl  zu  entstammen.  Von  den  Italienern  ist  Tintoretto,  Vero- 
nese,  G.  Reni  und  L.  Giordano  [das  Urteil  des  Paris,  Nr.  441]  vorhanden.  Bei  Batoni  in  Rom  be- 
stellte der  König  die  Vermählung  der  Psyche  [Nr.  504].  Vor  allem  aber  gelang  ihm  die  Erwerbung 
eines  Hauptwerks  der  italienisdien  Malerei  wie  Correggios  Leda  [Nr.  218,  1755  zusammen  mit  der 
alten  Kopie  der  Jo  —  Nr.  216  —  in  Paris  erworben]. 

Von  diesen  in  den  Schlössern  zu  Berlin.  Charlottenburg,  Potsdam  und  Sanssouci  zerstreuten 
Gemälden,  die  nach  dem  Inventar  von  1812  eine  Gesamtzahl  von  2  244  Stück  erreichten,  wurden 
1829  —  wie  schon  1820  in  Aussicht  genommen  —  378  Bilder  für  das  Museum  ausgewählt.  Doch 
sind  nur  346  der  Galerie  eingefügt  worden.  Dieser  Grundstock  bot  an  Italienern  einige  Meister- 
werke des  16.  Jahrhunderts  aus  der  venetianischen  [Nr.  169  P.  Bordones  Schachspieler;  Nr.  174 
Palma,  Porträt;  Nr.  190  Calcar,  Porträt]  und  lombardischen  Schule  [vor  allem  Correggios  Leda; 
Melzis  Pomona  und  Vertumnus],  auch  gute  Stücke  des  17.  und  18.  Jahrhunderts.  Ein  Hauptwert 
dieser  Auswahl  aber  beruhte  auf  den  Bildern  der  französischen  Schule  des  17.  Jahrhunderts 
[N.  Poussin,  Jupiters  Erziehung;  Helios  und  Phaeton],  besonders  aber  des  1  S.Jahrhunderts  [Watteau, 
Lancret  usw.]  und  auf  der  stattlichen  Anzahl  holländischer  und  vlämischer  Bilder,  unter  denen  wieder 
Rubens  und  seine  Schüler  mit  Altargemälden  und  großen  mythologischen  Malereien  hervorragten. 
Der  Rubenssaal  im  Kaiser -Friedrich -Museum  verdankt  zum  großen  Teil  dieser  Auswahl  seinen  hohen 
Grundbestand.  Auch  ein  Teil  des  Reichtums  an  vlämischen  Meistern  des  Sittenbildes  [D.  Teniers  d.  J.], 
des  Tierstücks  und  Stillebens  [F.  Snyders,  Fyt,  Seghers]  entstammt  den  königlichen  Schlössern.  Von 
den  Holländern  des  1 7.  Jahrhunderts  war  vor  allem  Rembrandt  mit  sieben  Werken  vertreten,  aber 
auch  seine  Nachfolger  wie  G.  Flinck,  Livens,  Eeckhout,  S.  Koninck  und  G.  Horst  [die  letzteren  mit 
sehr  umfangreichen  Gemälden].  Zwar  fehlte  es  an  Bildern  der  zeitgenössischen  Hauptmeister  wie 
J.  Steen,  G.  Dou  usw.,  doch  trat  dafür  eine  um  so  größere  Zahl  von  kleinen  Meistern  des  bürger- 
lichen und  bäuerlichen  Sittenbildes,  des  Bildnisses,  und  in  besonderer  Vollständigkeit  die  Landschafts- 
und Seemalerei,  das  Stilleben  und  das  Tierstück  ein. 

Von  den  157  Gemälden  der  römischen  Galerie  Giustiniani,  die  der  Kunsthändler  Bonnemaison 
in  Paris  ausstellte,  wurde  1815  eine  Auslese  von  73  Nummern  getroffen,  nachdem  schon  früher 
einige  wertvolle  Stücke  wie  Dom.  Ghirlandaios  „Judith"  [Nr.  21]  und  Terborchs  „Väterliche  Er- 
mahnung" [Nr.  791]  angekauft  worden  waren.  Die  Stärke  dieser  Sammlung,  die  um  das  Jahr  1600 
MarcheseVincenzo  Giustiniani  in  Rom,  z.T.  noch  aus  den  Händen  der  Maler  selbst,  zusammengebracht 
hatte,  lag  in  dem  reichen  Bestand  an  Hauptwerken  des  italienischen  Seicento,  u.  a.  an  Bildern 
Annibale  Carraccis  und  seiner  Schüler,  G.  Renis  [Nr.  373],  vor  allem  Caravaggios,  der  mit  sieben 
Werken  aus  allen  Schaffenszeiten  in  keiner  Sammlung  reichhaltiger  und  besser  vertreten  war.  Doch 
hat  diese  Erwerbung  auch  einige  Werke  der  Hochrenaissance  geliefert,  vor  allem  die  drei  Bildnisse 
von  Lorenzo  Lotto. 

Weit  wichtiger  und  für  den  Charakter  der  neuen  Berliner  Galerie  bestimmend  war  die  Erwer- 
bung der  Sammlung  des  in  Berlin  ansässigen  englischen  Großkaufmanns  Eduard  Solly  [1821]. 
Diese  reiche,  wenn  auch  etwas  wahllos  zusammengebrachte  Sammlung  umfaßte  3  000  Gemälde,  von 
denen  ebenfalls  nur  eine  Auswahl  von  677  Stück  für  das  neue  Museum  bestimmt  wurde.  Ihr  einzig- 
artiger Reichtum  bestand  in  einer  Fülle  von  z.  T.  monumentalen  Werken  der  italienischen  Malerei. 
Vom  Trecento  ab,  das  durch  einen  Teil  charakteristischer  Werke  vertreten  war,  bot  sie  ein  glänzendes 


IX 


und  anschauliches  Bild  der  Entwicklung  der  italienischen  Malerei  durch  das  ganze  Quattrocento,  in 
einer  Vollkommenheit  und  Reichhaltigkeit  an  Werken  der  Hauptmeister  und  der  verschiedenen 
Schulen  wie  in  keiner  anderen  Sammlung.  Die  erste  Stelle  an  Zahl  und  Güte  nahm  die  florentinische 
Schule  des  15.  Jahrhunderts  ein  mit  den  Altartafeln  und  Gemälden  von  Botticelli,  Fra  Filippo  und 
Filippino  Lippi,  Piero  Pollaiuolo,  Verrocchio,  C.  Rosselli,  Raffaellino  del  Garbo,  der  Schule  Ghir- 
landaios,  Pieros  di  Cosimo  und  aller  der  Meister  zweiten  und  dritten  Ranges,  die  dieser  Schule  die 
reiche  Mannigfaltigkeit  verleihen.  Gleichwertig  stand  ihr  die  Schule  von  Venedig  mit  Hauptwerken 
von  Alvise  Vivarini,  Gio.  Bellini,  Cima,  Antonello  da  Messina,  Carpaccio  u.  a.  zur  Seite.  Daneben 
waren  alle  Schulen  wenigstens  durch  ihre  Häupter  repräsentiert:  die  ferraresische  durch  die  mächtigen 
Altarwerke  Cosme  Turas  und  Marco  Zoppos,  die  paduanische  durch  Mantegna,  die  umbro-toskani- 
sche  durch  Signorelli  und  Melozzo,  ebenso,  wenn  auch  durch  geringere  Werke,  die  Umbrer,  die 
Lombarden  usw.  Auch  das  Cinquecento  wies  eine  bedeutende  Zahl  von  Gemälden  auf.  Die  Tos- 
kaner  waren  durch  Bugiardini,  Franciabigio,  Pontormo,  Ridolfo  Ghirlandaio  vertreten,  die  Venetianer 
durch  Bordone,  Catena,  Lotto,  Montagna,  Gir.  dai  Libri,  Moroni,  Tintoretto,  Romanino,  Santa  Croce, 
Savoldo  usw.,  die  Lombarden  durch  Boltraffio,  G.  Ferrari,  Sacchi,  Bologna  durch  Francesco  Francia, 
seine  Söhne  und  Innocenzo  da  Imola,  die  Ferraresen  durch  Panetti,  Dosso,  Garofalo,  Mazzolini  u.  a. 
Doch  fehlten  gerade  hier  die  Namen  der  Hauptmeister,  unter  denen  nur  Raffael  durch  eine  frühe 
Madonna  [Nr.  141]  und  Tizian  durch  sein  aus  Casa  Barbarigo  stammendes  spätes  Selbstporträt  ver- 
treten waren.  Hier  ebenso  wie  in  der  niederländischen  Schule  des  15.  Jahrhunderts  fanden  sich  Lücken, 
die  erst  nach  und  nach  ausgefüllt  worden  sind.  Dafür  bot  die  altniederländische  Schule  den  glän- 
zendsten Ersatz  in  den  Tafeln  des  Genter  Altars,  des  berühmten  Hauptwerks  der  Brüder  van  Eyck. 
Reicher  war  der  Bestand  an  Werken  derselben  Schule  im  16.  Jahrhundert.  Er  ergänzte  sich 
hier  ebenso  wie  in  der  vlämischen  und  holländischen  Schule  des  17.  Jahrhunderts  [hier  ein  großes 
Gemälde  Rembrandts,  Jakob  mit  dem  Engel  ringend,  Nr.  828  und  Horsts  Darstellung  der  Großmut 
Scipios,  Nr.  824]  mit  den  gleichartigen  Werken  aus  den  königlichen  Schlössern.  Die  deutschen  Schulen 
waren    ebenfalls  durch    eine   Reihe  von    charakteristischen  Werken  vertreten,   von  den    älteren    des 

15.  Jahrhunderts  besonders  die  kölnische  und  niederrheinische  [darunter  der  Meister  des  Marien- 
lebens, damals  Meister  der  Lyversberger  Passion  gen.,  Nr.  1235],  auch  mit  einzelnen  guten  Stücken 
die    mittel-    und    oberrheinische    Malerei    [Nr.  562    Schule    Schongauers].      Bedeutenderes    bot    das 

1 6.  Jahrhundert  mit  Werken  von  Cranach  d.  Ä.  und  seiner  Schule,  G.  Pencz  [Bildnisse  des  Malers 
Schwetzer  und  seiner  Gattin],  Altdorfer,  Schäufelein.  Alles  aber  überragte  H.  Holbeins  d.  J.  Haupt- 
werk, das  Bildnis  des  G.  Gisze  [Nr.  586].  Daneben  empfand  man  den  Mangel  an  Werken  seines 
größten  Landsmannes  Albrecht  Dürer  besonders  schwer. 

Während  auf  allen  Gebieten,  die  in  der  Sammlung  Solly  mittelmäßig  oder  gar  nicht  [wie  die 
französische  Schule]  vertreten  waren,  die  Bilder  aus  den  königlichen  Schlössern  eintraten,  ist  hier  wie 
auch  in  der  spanischen  Schule,  von  der  nichts  von  Bedeutung  vorhanden  war,  bis  in  die  neuere  Zeit 
eine  Schwäche  zu  beklagen  gewesen.  Diese  Lücken  zu  ergänzen,  das  Vorhandene  im  Sinne  einer 
historischen  Sammlung  auszubauen,  ist  man  in  der  Folgezeit  durch  Einzelerwerbungen  bemüht  gewesen. 

In  dem  Jahrzehnt  von  1820 — 1830  gelarig  die  Erwerbung  einiger  Bildnisse  von  G.  Pencz 
und  Amberger  [Kosmograph  Münster],  von  Werken  Cranachs  und  H.  Baidungs  [Kreuzigung  Nr.  603]. 
1823  wurde  die  schöne  Madonna  von  Qu.  Massys  angekauft,  im  selben  Jahre  als  Ergänzung  der 
originalen  Teile  des  Genter  Altars  die  alten,  für  Philipp  II.  angefertigten  Kopien  M.  van  Cocxies. 
Ein  vorteilhafter  Tauschhandel   mit  Solly   brachte   sieben   weitere  Bilder  in  die  Sammlung,   darunter 


X 


das  feine  Bildnis  von  Antonello  da  Messina  [1832]  und  Mantegnas  Porträt  des  Card.  Mezzarota 
[1830].  Vor  allen  kamen  den  Schwächen  der  italienischen  Schule  einige  Erwerbungen  Rumohrs 
in  Italien  zugute.  1827  wurde  Raffaels  Madonna  Colonna,  1829  die  frühe  Madonna  mit  zwei 
Heiligen  aus  dem  Besitze  des  Barons  v.  d.  Ropp  erworben,  so  daß  die  Galerie  mit  der  Madonna 
SoUy  jetzt  drei  Werke  Raffaels  besaß,  1829  in  Italien  die  große  farbenreiche  Altartafel  Botticellis 
[Maria  mit  den  beiden  Johannes,  Nr.  106],  die  reizvolle  mythologische  Darstellung  mit  Venus,  Amor 
und  Mars  von  Piero  di  Cosimo  [Nr.  107],  außerdem  ein  Bildnis  von  Franciabigio  [Nr.  245].  Im 
Jahre  1830  war  die  Gesamtzahl  der  Bilder,  111  Einzelerwerbungen  einbegriffen,  auf  1207  gestiegen, 
eine  Zahl,  die  dem  jetzigen  Bestand  gerade  gleichkommt,  obgleich  nahezu  die  Hälfte  desselben  aus 
neueren  Ankäufen  besteht. 

In  der  Folgezeit  war  man  bestrebt,  die  italienischen  Schulen  des  16.  Jahrhunderts  durch  Er- 
werbung von  Hauptstücken  zu  ergänzen.  1832  konnte  in  Florenz  ein  Meisterwerk  Tizians,  das 
Bildnis  seiner  Tochter  Lavinia,  im  folgenden  Jahre  die  Altartafel  der  Ancajani  von  Spagna  [Nr.  150], 
1836  in  Paris  ein  Hauptwerk  Andrea  del  Sartos  [Nr.  246]  erworben  werden.  Reichhaltiger  waren 
die  Ankäufe  Waagens  auf  einer  1841/42  nach  Italien  unternommenen  Reise,  obgleich  sie  ihr  eigent- 
liches Ziel,  die  Erwerbung  bedeutender  Werke  der  großen  Meister  des  Cinquecento,  verfehlte.  Der 
Erfolg  dieser  Reise  war  der  Gewinn  einer  Anzahl  dekorativer  venetianischer  Gemälde  aus  der 
Sammlung  des  Grafen  Lecchi  zu  Brescia,  darunter  Morettos  schöne  Allartafel  mit  den  Stiftern 
[Nr.  197],  drei  Bilder Tintorettos  [300,  310,  316],  Paolo  Veroneses  Deckenmalereien  aus  dem  Fondaco 
dei  Tedeschi  und  Pal.  Pisani  zu  Venedig,  Tizians  Bildnis  des  Admirals  Gio.  Moro  [Nr.  161],  außerdem 
ein  Bildnis  von  G.  B.  Moroni  [Nr.  193].  Das  Porträt  des  Grafen  Fugger  von  Catena  [1841  in 
München  erworben]  schließt  sich  hier  an.  Auf  derselben  Reise  wurde  auch  die  erst  elf  Jahre  später 
ins  Werk  gesetzte  Erwerbung  von  Raffaels  Madonna  di  Terranuova  [Nr.  247  A]  vorbereitet. 

Auch  für  das  Trecento  [Ankäufe  Rumohrs,  besonders  für  die  sienesische  Schule]  und  das 
Quattrocento  haben  die  Erwerbungen  nach  1830  einigen  Zuwachs  gebracht.  Hier  sind  außer  der 
Altartafel  Giovanni  Santis  [1842]  und  einigen  unbedeutenderen  Erwerbungen  aus  der  umbrischen 
Schule  vor  allem  Gentiles  da  Fabriano  Altarbild  [1836]  und  Antonio  Vivarinis  Anbetung  der  Könige 
[1844]  zu  erwähnen. 

Mit  größerem  Erfolg  ging  man  an  die  Vermehrung  des  noch  kleinen  Besitzes  altniederländischer 
Bilder.  Hier  konnten  eine  Anzahl  kleiner  Altäre  Rogers  van  der  Weyden  [unter  ihnen  das  Altarbild 
mit  dem  Stifter  Peeter  Bladelin  aus  der  Kirche  von  Middelburg,  ein  Hauptwerk  des  Meisters,  1834; 
und  der  Johannesaltar,  1850],  zwei  Flügel  [Nr.  533,  539]  von  dem  beglaubigten  Hauptwerk  des 
Dirk  Bouts,  dessen  Mittelstück  sich  noch  in  der  Peterskirche  zu  Löwen  befindet,  und  die  bezeichneten 
und  datierten   Flügel   eines  Altarschreins  von   Petrus   Cristus  [Nr.  529  A  und  B]   erworben   werden. 

Schon  1841/42  waren  einige  Werke  der  ältesten  westfälischen  und  schlesischen  Schule  [z.  B. 
1217,  1219/21]  in  die  Galerie  gelangt.  Einen  weiteren  Zuwachs  erhielt  um  1850  die  deutsche 
Schule  durch  Werke  B.  Strigels  [damals  Meister  der  Sammlung  Hirscher  gen.],  Burgkmairs,  Zeitbloms. 
Die  vlämische  Schule  des  17.  Jahrhunderts  wurde  durch  van  Dycks  Bildnis  des  Prinzen  von  Carignan 
[1835],  durch  C.  de  Vos'  Doppelbildnis  seiner  Töchter  [1837],  durch  Bilder  von  Jan  Breughel, 
Snyders,  Seghers  und  Fyt  ergänzt.  Bedeutender  waren  die  Erwerbungen  der  holländischen  Schule. 
Namentlich  füllte  hier  der  Ankauf  einer  Anzahl  guter  Werke  aus  der  Sammlung  Reimer  zu  Berlin 
[1843  versteigert]  einzelne  Lücken.  Außerdem  wurden  —  um  nur  die  wichtigsten  zu  nennen  — 
erworben:  Metsu,  Familie  Gelfing  [1832]  und  die  Köchin  [1861];  Terborch,  die  Familie  des  Schleifers 


XI 


[1837];  Bilder  von  Dujardin,  A.  v.  d.  Neer,  F.  Bol,  Victors  und  vor  allem  vier  vortreffliche  Bildnisse 
von  Frans  Hals  [1840—43;  800  und  801,  766  und  767];  dazu  Landschaften  von  A.  Cuijp, 
J.  v.  Ruisdael,  S.  v.  Rujsdael,  A.  v.  de  Velde,  Everdingen,  des  Haarlemer  J.  v.  d.  Meer  u.  a.;  Stilleben 
von  J.  de  Heem,  J.  Weenix,  J.  v.  Huysum;  Bildnisse  von  Verspronck,  A.  v.  d.  Tempel,  Nasen, 
Janssens,  Netscher. 

Zu  dem  kleinen  Bestand  an  französischen  Gemälden  kamen  Lebruns  großes  Familienbild  [1837] 
und  einige  Bildnisse  von  A.  Pesne  [Friedrich  d.  Gr.,  1841;  Kupferstecher  Schmidt,  1845]  hinzu. 

Völlig  neu  zu  schaffen  galt  es  einen  Stamm  für  die  spanische  Schule.  Schon  in  den  ersten 
Jahren  gelang  die  Erviferbung  eines  Hauptbildes  der  Sammlung,  des  hl.  Antonius  mit  dem  Christ- 
kinde von  Murillo  [1835].  Ihm  folgten  1852  die  Ankäufe  aus  der  Sammlung  des  Marschalls  Soult 
zu  Paris:  Zurbaran,  Vorgang  aus  dem  Leben  des  hl.  Bonaventura;  Cano,  die  hl.  Agnes  und  Roelas 
[414A].     Dazu  kam  1836  als  Geschenk  das  Bildnis  Carls  II.  von  Carreüo. 

Verschiedene  Umstände,  namentlich  Schwierigkeiten  innerhalb  der  Verwaltung,  waren  die  Ursache, 
daß  seit  etwa  1855  bis  1872  nur  noch  vereinzelte  Erwerbungen  für  die  Galerie  gemacht  werden 
konnten.  Alle  Bemühungen,  auf  den  großen  Auktionen  Pourtales,  Pommersfelden,  Salamanca  mit 
den  ersten  auswärtigen  Vertretern  des  Kunsthandels  zu  konkurrieren,  schlugen  fehl,  weil  man  die 
Mittel  nicht  auf  einzelne  Hauptwerke  konzentrieren  wollte. 

Der  neue  Aufschwung  seit  den  Jahren  1870/71  ist  auch  den  königlichen  Museen  zugute  ge- 
kommen. Zwei  Umstände  vor  allem  haben  eine  Neubelebung  bewirkt:  die  Ernennung  des  Kronprinzen 
zum  Protektor  und  die  Bewilligung  weit  größerer  Geldmittel  für  Erwerbungen.  So  wurde  es  möglich, 
im  Jahre  1874  die  Galerie  Barthold  Suermondt  in  Aachen,  damals  die  größte  und  bedeu- 
tendste Privatsammlung  Deutschlands,  anzukaufen.  Sie  hat  der  Galerie  einige  Meisterwerke  der  alt- 
niederländischen Malerei,  voran  den  Mann  mit  den  Nelken  und  Maria  in  der  Kirche  von  Jan  van  Eyck, 
auch  einige  wertvolle  deutsche  Bilder,  darunter  zwei  gute  Bildnisse  von  Holbein  [586B  —  C],  Bilder 
von  Altdorfer  und  Baidung  zugeführt.  Der  Schwerpunkt  der  Sammlung  aber  bestand  in  einer  Reihe 
von  auserlesenen  holländischen  Kabinettbildern  des  17.  Jahrhunderts,  die  bisher  in  der  Galerie  nur 
mäßig  vertreten  waren.  An  erster  Stelle  standen:  Jan  Vermeer  van  Delft,  „das  Mädchen  mit  dem  Per- 
lenhalsband", ein  Hauptstück  der  Galerie,  Terborchs  Bildnisse  des  Ehepaares  van  Marienburg,  Jan 
Steen  mit  zwei  Bildern,  Frans  Hals  mit  vier  Hauptwerken:  der  Hille  Bobbe  [801  C],  den  Bildnissen 
eines  jungen  [801 F]  und  eines  älteren  Mannes  [801 E]  und  der  Amme  mit  dem  Kinde  [801 G]; 
J.  van  Ruisdael  mit  fünf  Bildern,  dann  Aelbert  Cuijp,  A.  v.  d.  Neer,  Everdingen,  Wouwerman,  A.  v. 
de  Velde  u.  a.  Auch  die  Stilleben-  und  Blumenmaler,  sowie  kleine,  aber  seltene  Meister  der  ver- 
schiedenen Fächer  [z.  B.  Hercules  Seghers]  waren  durch  Werke  vertreten.  Von  Vlamen  brachte  die 
Sammlung  Suermondt  mehrere  Bilder  von  D.  Teniers  d.  J.,  von  Snyders,  Fyt  u.  a  Wichtig  war 
auch  der  Zuwachs  an  Bildern  der  immer  noch  ärmlich  vertretenen  spanischen  Schule:  den  Bildnissen 
der  Maria  Anna  von  Velazquez  und  Philipps  II.  von  Coello,  vor  allem  aber  dem  hl.  Sebastian  von  Ribera. 

Schon  1873  setzten  außerdem  wieder  bedeutendere  Einzelankäufe  ein.  Dem  Quattrocento 
wurden  einige  neue  Hauptstücke  zugeführt:  Signorellis  Pansbild  [79A]  und  Verrocchios  Maria 
mit  dem  Kinde  [104  A].  Von  ersterem  konnte  1875  auch  das  kleinere  Rundbild  der  Heimsuchung 
angekauft  werden,  von  Botticelli  zwei  Bildnisse,  darunter  das  des  Giuliano  de'  Medici  [1875  und  1878, 
aus  Pal.  Strozzi],  von  Pinturicchio  ein  Reliquiarium  [1875]  und  zwei  Predellenbilder  von  Masaccios 
Pisaner  Altarwerk  [1880]. 


XII 


Trotz  der  Seltenheit  der  Hauptwerke  des  Cinquecento  im  Handel  gelang  doch  der  Ankauf 
von  Tizians  Tochter  des  Roberto  Strozzi  [1878,  aus  Pal.  Strozzi],  daneben  von  Werken  Sebastianos 
del  Piombo  [259  A],  Bronzinos  [Bildnis  des  Ugol.  Martelli,  1878,  aus  Pal.  Strozzi],  Franciabigios, 
Moronis,  Schiavones  [zwei  Landschaften]  und  Savoldos.  Als  Hauptstück  der  erst  später  ausgebauten 
venetianischen   Schule   des   18.  Jahrhunderts  trat  Tiepolos  Martyrium   der  hl.  Agathe  [1878]   hinzu. 

Die  deutsche  Schule  konnte  durch  zwei  Werke  Altdorfers  [638B  und  C]  und  das  Hauptbild 
Hans  von  Kulmbachs  [Anbetung  der  Könige;  alle  drei  1876  aus  der  Sammlung  F.  Lippmann,  Wien], 
sowie  durch  einige  frühe  Kölner  Tafeln  ergänzt  werden.  Bei  der  neuen  Aufstellung  der  deutschen 
Bilder  im  Jahre  1880  bot  diese  Schule  mit  den  zwei  Altaraufsätzen  aus  der  Wiesenkirche  zu  Soest 
aus  dem  13.  Jahrhundert  ein  anschauliches  und  wesentlich  vollständigeres  Bild  der  Entwicklung. 

An  Werken  der  vlämischen  Schule  wurden  gleichzeitig  einige  bedeutende  Werke  gewonnen, 
vor  allem  von  Rubens  ein  Frühwerk,  der  hl.  Sebastian  [1879],  und  die  feine  kleine  Beweinung 
Christi  [1880]. 

Zu  der  durch  den  Erwerb  der  Sammlung  Suermondt  zu  besonderer  Bedeutung  gelangten  Ab- 
teilung holländischer  Bilder  kamen  hinzu:  P.  de  Hoochs  sonniger  Innenraum  mit  Mutter  und  Kind 
[1876]  und  das  erst  neuerdings  diesem  Meister  zugeteilte  geschlachtete  Schwein  [1879;  damals 
N.  Maes  gen.];  Jan  v.  d.  Cappelle,  Stille  See  [1876];  Terborch,  fünf  Bilder;  A.  v.  Ostade  mit 
Werken  aus  den  verschiedenen  Schaffenszeiten;  J.  v.  Ruisdael;  vor  allem  aber  das  Bildnis  des 
Tyman  Oosdorp,  ein  spätes  Hauptwerk  des  F.  Hals  [1877],  der  nunmehr  glänzend  in  der  Galerie 
vertreten  war.     Von  Rembrandt  konnte  1879  das  Bildnis  der  Hendrikje  Stoffels  erworben  werden. 

Von  den  gleichzeitigen  Einzelerwerbungen  der  französischen  Schule  seien  noch  N.  Poussins 
römische  Landschaft  mit  dem  hl.  Matthäus  aus  Pal.  Sciarra  [1873],  die  Bildnisse  von  Largilliere  [1875] 
und  Trinquesse  [1874],  ein  Mädchenkopf  von  Grenze  [Geschenk  I.  M.  der  Kaiserin  Friedrich,  1873] 
und  aus  der  spanischen  Schule  das  dem  Velazquez  zugeschriebene  imposante  Bildnis  des  sog.  Feld- 
hauptmanns Borro  [1873  Florenz]  genannt. 

Wie  schon  einmal  im  Jahre  1843  machte  die  große  Zahl  dieser  Neuerwerbungen  [reichlich  300] 
eine  Durchsicht  des  gesamten  Bestandes  und  die  Ausscheidung  des  Mittelgutes,  besonders  der  vielen 
Schulbilder  notwendig,  die  durch  ihre  Masse  das  Gute  erdrückten.  Diese  Sichtung,  der  namentlich 
eine  Zahl  von  gleichgültigen  Bildern  des  italienischen  Cinque-  und  Seicento  zum  Opfer  fielen,  die 
aber  auch  aus  dem  Vorrat  manch  gutes  Stück  zutage  förderte,  wurde  zugleich  bedingt  durch  den 
Umbau  der  Galerieräume,  die  Schaffung  neuer,  durch  Oberlicht  erhellter  Säle  und  kleiner  Kabinette 
und  die  damit  verbundene  wirkungsvollere  Neuaufstellung  ganzer  Teile  der  Sammlung. 

Als  Nachfolger  J u  1  i u s  Meyers  übernahm  Wilhelm  Bode,  der  schon  1872  in  die  Verwaltung 
des  Museums  eingetreten  war,  1890  allein  die  Leitung  der  Gemäldegalerie.  Durch  regelmäßige 
Ankäute  ist  die  Sammlung  seit  dieser  Zeit  weiter  beträchtlich  und  systematisch  erweitert  worden. 
Zunächst  konnte  einem  bei  dem  Umfang  der  Sammlung  besonders  fühlbaren  Mangel  abgeholfen 
werden.  Von  dem  Hauptmeister  der  deutschen  Schule  Albrecht  Dürer  gelang  im  Verlaufe  weniger 
Jahre  die  Erwerbung  von  sieben  Gemälden,  darunter  das  berühmte  Bildnispaar  des  Hieronymus 
Holzschuher  [1884]  und  des  Jakob  Muffel  [1883],  die  in  Venedig  entstandene  farbenprächtige 
Madonna  mit  dem  Zeisig  [1892]  und  das  Porträt  Friedrichs  des  Weisen,  ein  Frühwerk  des  Meisters 
[1882].  Auch  von  Hans  Holbein  d.  J.  wurde  1897  ein  viertes  Bildnis,  das  koloristisch  reizvollste 
der  Galerie,  auf  der  Versteigerung  Millais  erworben. 


XIII 


Die  altniederländische  Schule  konnte  durch  zwei  Hauptstücke  bereidiert  werden:  durch  das  Bildnis 
des  Giovanni  Arnolfini  von  Jan  van  Eyck  [1886]  und  durch  das  einzige  beglaubigte  Werk  A.  Ouwaters 
[1889],  die  niederländische  Schule  des  16.  Jahrhunderts  durch  das  feine  Brustbild  einer  Magdalena 
von  Qu.  Massys  und  ein  aus  der  Sammlung  des  Herzogs  von  Marlborough  zu  Blenheim  stammendes 
Bildnis  Joos  van  Cleves  d.  J.  [1885]. 

Aus  der  letzteren  Sammlung  gelangte  auch  das  große  Bacchanal  und  die  Andromeda  von  Rubens 
[beide  1885  erworben]  in  die  Galerie.  Schon  1881  war  die  Darstellung  von  Neptun  und  Amphi- 
trite  aus  der  Sammlung  Schönborn  in  Wien  angekauft  worden,  so  daß  der  Hauptmeister  der  vlämischen 
Schule  jetzt,  wenn  auch  nicht  so  reich  wie  in  München,  Wien  oder  Madrid,  doch  in  einer  Viel- 
seitigkeit und  Qualität  vertreten  war,  die  seinen  künstlerischen  Entwicklungsgang  klar  vor  Augen 
zu  führen  imstande  war.  Nur  von  Rubens  als  Landschafter  gab  es  keine  Probe  in  der  Galerie,  bis 
1898  zwei  Stücke  aus  der  Sammlung  Clinton  Hope  [776D  und  E]  auch  diese  Lücke  ausfüllten. 

Besonders  der  Bestand  der  holländischen  Schule  hat  durch  die  neueren  Erwerbungen  ge- 
wonnen. Hier  war  es  vor  allem  Rembrandt,  der  dank  der  Ankäufe  jener  Jahre  mit  Haupt- 
schöpfungen ersten  Ranges  in  Berlin  vertreten  ist.  Die  „Vision  Daniels",  die  „Susanna",  „Joseph  und 
Potiphars  Weib"  [alle  drei  1883  in  Paris  erworben]  sind  kostbare  Proben  aus  Rembrandts  bester 
Zeit,  der  Mennonitenprediger  Anslo  [1894]  ein  seinen  Hauptschöpfungen  gleichwertiges,  auch  dem 
Umfange  nach  sehr  bedeutendes  Bild.  1892  ist  dann  die  figurenreiche  Predigt  Johannis  d.  T., 
1897  „Rembrandts  Bruder  mit  dem  Goldhelm"  hinzugekommen.  Schon  1881  war  als  Gabe  1.  M. 
der  Kaiserin  Friedrich  der  „Geldwechsler"  in  die  Sammlung  gelangt,  interessant  als  eines  der  beiden 
frühesten  bezeichneten  Bilder  des  Meisters.  Unter  den  zahlreichen  Erwerbungen  von  Werken  der 
Zeitgenossen  Rembrandts  sind  als  die  bedeutendsten  Terborchs  „Konzert"  [1891],  und  Jakob  van 
Ruisdaels  „Eichenwald"  [1891]  zu  nennen.  Einige  treffliche  Werke  der  in  der  Galerie  immer  noch 
schwach  vertretenen  Kleinmeister,  wie  N.  Maes  [81 9  C],  A.  v.  d.  Velde  [922  C]  und  J.  v.  d.  Heijde 
[1623],  lieferte  der  Ankauf  aus  der  Sammlung  Clinton  Hope  [1898]. 

Dem  an  und  für  sich  schon  glänzenden  Bestand  der  italienischen  Schulen  konnten  noch  manche 
wertvolle  Werke,  besonders  des  Quattrocento,  eingereiht  werden.  Für  das  Trecento  wurde  1884 
ein  Teil  der  Predrella  von  Duccios  berühmtem  großem  Altarwerk  im  Dom  zu  Siena  erworben,  für 
das  Quattrocento  u.  a.  ein  desco  da  parto  Masaccios  mit  der  Darstellung  einer  Wochenstube  [1883], 
Antonio  Pollaiuolos  „David"  [1890],  Domenico  Venezianos  Frauenbildnis  [1897]  und  Signorellis 
Männerporträt  [1894].  Von  venetianischen  Bildern  ist  besonders  Crivellis  große  Altartafel  [1892], 
zu  nennen,  von  Werken  derselben  Schule  des  16.  Jahrhunderts  Palmas  schönes  Frauenbildnis  [1884], 
Giorgiones  Jünglingsporträt  [1891],  die  „Dorothea"  Sebastiano  del  Piombos  aus  der  Sammlung  des 
Herzogs  von  Marlborough  zu  Blenheim  [1885]  und  Tintorettos  Verkündigung  [1899]. 

Unter  den  Erwerbungen  der  Zeit  bis  1900  ragt  schließlich  noch  des  Velazquez  Bildnis  einer 
Dame  [1887]  hervor.  Für  die  französische  Schule  konnte  als  erstes  primitives  Bild  eine  stattliche 
Tafel,  der  Flügel  eines  Diptychons  von  Jean  Fouquet  erworben  werden  [1896].  Aus  den  kgl. 
Schlössern  wurde  1889  Watteaus  unvollendete  „Gesellschaft  im  Freien"  überwiesen. 

Die  trotz  der  mehrfach  vorgenommenen  Sichtung  des  Gemäldebestandes  immer  stärker  an- 
schwellende Masse  der  Bilder  und  die  starke  Vermehrung,  welche  auch  die  mit  der  Gemäldegalerie 
verbundene  plastische  Abteilung  erfahren  hatte,  legte  den  Gedanken  eines  Neubaues  nahe,  der  die 
Sammlungen  der  Malerei  und  Plastik  der  christlichen  Epochen  bis  zum  Jahre  1800,  zu  einem  Ganzen 


XIV 


vereint,  aufnehmen  sollte.  So  wurde  in  den  Jahren  1897  — 1903  das  Kaiser-Friedrich-Museum 
auf  der  hintersten  Spitze  der  Museumsinsel  erbaut  und  am  18.  Oktober  1904  eröffnet. 

In  Verbindung  mit  dem  Museum  steht  eine  schon  vor  Beginn  der  Bauperiode  [1896]  geschaffene 
Organisation,  der  Kaiser-Friedrich-Museums-Verein.  Durch  seine  Tätigkeit  ist  die  Entwick- 
lung der  Galerie  im  letzten  Jahrzehnt  besonders  gefördert  worden.  Der  Verein  übergibt  die  von 
ihm  auf  Vorschlag  der  Galerieverwaltung  erworbenen  Kunstwerke  dem  Museum  zu  dauernder  Auf- 
stellung und  erwirbt  teurere  Kunstwerke  in  der  Absicht,  sie  demselben  zu  den  Ankaufspreisen  zu 
überlassen.  Mit  seiner  Hilfe  wurde  eine  Anzahl  hervorragender  Gemälde  erworben,  wie  das  Bildnis 
des  Estienne  Chevalier  von  Fouquet,  das  Männerbildnis  Holbeins  aus  der  Millaissammlung,  Rem- 
brandts  Bruder  mit  dem  Goldhelm,  die  holländischen  Bilder  der  Sammlung  Clinton  Hope  u.  a.  m. 
Wie  der  Verein,  so  haben  namentlich  auch  einzelne  seiner  Mitglieder  oder  andere  Kunstfreunde 
in  den  letzten  zwanzig  Jahren  die  Sammlung  durch  zahlreiche  und  z.  T.  sehr  bedeutende  Geschenke 
bereichert. 

Zu  dem  Eindruck  überraschender  Bereicherung,  den  das  neue  Museum  bei  seiner  Eröffnung 
bot,  trugen  zwei  Sammlungen  bei,  die  dem  Museum  eingefügt  worden  waren.  Es  sind  dies  die 
als  Geschenk  überwiesene  reichhaltige  und  wertvolle  Sammlung  James  Simon  mit  einer  kleinen 
Zahl  von  altitalienischen  [darunter  eine  frühe  Madonnendarstellung  von  Mantegna]  und  altnieder- 
ländischen Bildern  sowie  die  Galerie  Adolf  Thiem  mit  trefflichen  dekorativen  Bildern  der  Nieder- 
länder des  17.  Jahrhunderts  [darunter  als  Geschenk  van  Dycks  Bildnis  der  Marchesa  Spinola]  und 
einigen  feinen  primitiven  niederländischen  und  französischen  Gemälden.  Auch  gelang  es,  eine  Aus- 
wahl der  besten  Bilder  zweier  deutscher  Privatsammlungen,  der  Sammlungen  Wesendonk  und 
Carstanjen,  zu  mehrjähriger  leihweiser  Ausstellung  überwiesen  zu  bekommen. 

Die  Einzelerwerbungen  des  letzten  Jahrzehnts  sind  gleichfalls  an  Zahl  und  Qualität  bedeutend. 
Für  alle  Schulen  galt  es  gleichmäßig  noch  vorhandene  Lücken  auszufüllen,  durch  Erwerbung  von 
Hauptwerken  ihre  Qualität  zu  heben. 

Der  deutschen  Schule  wurden  einige  frühe  Bilder  zugeführt,  darunter  ein  hervorragendes  Altar- 
bild der  thronenden  Madonna  aus  der  böhmischen  Schule  des  14.  Jahrhunderts.  Das  beginnende 
15.  Jahrhundert  repräsentieren  die  beiden  aus  je  vier  Tafeln  bestehenden  Altarflügel  Hans  Multschers 
[1900]  und  die  reizvolle  kleine  Kreuzigung  des  seltenen  schwäbischen  Meisters  Konrat  Witz  [1907]. 
An  Erwerbungen  der  schwäbischen  Schule  sind  ferner  hervorzuheben:  M.  Schongauer,  die  Anbetung 
der  Hirten  [1902,  K.-F.-M.-V.],  H.  Baidung,  Beweinung  [1907],  von  M.Schaffner  zwei  Flügel  eines 
Altars  [1906  aus  der  Sammlung  Hainauer],  von  B.  Strigel  die  hl.  Sippe  [1908],  besonders  aber  das 
frühe,  farbenprächtige  Hauptwerk  L.  Cranachs  d.  A.,  ,,die  Ruhe  auf  der  Flucht"  [aus  der  Sammlung 
K.  Fiedler,  1902].  Die  Werke  A.  Elsheimers  konnten  um  zwei  feine  kleine  Bildchen  auf  Kupfer 
[1900],  der  bescheidene  Bestand  an  deutschen  Gemälden  des  1 8.  Jahrhunderts  um  zwei  schöne  Bild- 
nisse Graffs  [1909]  bereichert  werden. 

Für  das  Kabinett  der  altniederländischen  Malerei,  das  an  Zahl  und  Kostbarkeit  seiner  Tafeln 
den  Bestand  aller  anderen  öffentlichen  Sammlungen  übertrifft,  gelang  die  Erwerbung  eines  weiteren 
Bildnisses  Jan  van  Eycks,  „der  Ritter  vom  goldenen  Vlies"  [1902].  Auch  von  den  Nachfolgern  des 
Meisters  kam  manch  neues  Werk  hinzu,  wie  Geertgens  Johannes  d.  T.  [1902],  von  Petrus  Cristus  zwei 
große  Altarflügel  mit  Heiligen  [1907],  vor  allem  aber  die  Anbetung  der  Hirten  von  Hugo  v.  d.  Goes, 
nächst  dem  Portinari- Altar  in  Florenz  ein  Hauptwerk  des  Meisters  [1903].  In  den  letzten  Jahren  ist 
noch  das  besonders  anziehende  Bildnis  einer  jungen  Frau,  dem  Roger  v.  d.  Weyden   zugeschrieben 


XV 


[1907],  eine  Tafel  mit  zwei  Heiligen  von  demselben  Meister  [1909]  und  eine  für  die  Beziehungen 
der  Werkstatt  des  Dirck  Bouts  zu  H.  v.  d.  Goes  wichtige  Tafel  mit  der  Darstellung  der  Predigt 
Johannes  d.  T.  [1909]  hinzugekommen. 

Die  Niederländer  des  16.  Jahrhunderts  wurden  durch  zwei  Tafeln  H.Boschs  [1905  und  1907], 
durch  das  schöne  Bildnis  einer  jungen  Frau  von  Joos  van  Cleve  [1906],  durch  Scorels  Maria  mit 
dem  Kind  [1904]  und  das  Bildnis  der  Margarete  von  Parma  [1906]  von  Antonis  Mor  ergänzt.  Ihnen 
schließt  sich  als  jüngste  Erwerbung  ein  Bildnispaar  von  Lucidel  an  [1909]. 

Schon  1903  hatte  der  Rubenssaal  durch  die  Erwerbung  des  prächtig  dekorativen  ,, Bekehrung 
Pauli "  ein  wirksames  Hauptstück  erhalten.  Im  selben  Jahr  kam  als  Geschenk  S.  M.  des  Kaisers  die 
Darstellung  von  Diana  mit  Nymphen  und  Satyrn  hinzu.  Zwei  weitere  Gemälde  von  Rubens:  die 
büßende  Magdalena  und  Venus  und  Adonis  [Nr.  763  A  und  767  B],  sind  1906  aus  den  königlichen 
Schlössern  überwiesen  worden.  Auch  Rubens  als  Bildnismaler  ist  seit  kurzem  mit  zwei  tüchtigen 
Werken  vertreten,  den  Bildnissen  seiner  Gattin  Isabella  Brant  [1903]  und  des  Herrn  van  Glindertalen 
[1909  aus  der  Sammlung  Pourtales,  durch  den  K.-F.-M.-V.]. 

Von  van  Dyck,  von  dem  die  Galerie  bisher  fast  nur  Werke  aus  der  Zeit  seiner  Zusammen- 
arbeit mit  Rubens  besaß,  gelang  1901  die  Erwerbung  eines  pompösen  Bildnispaares,  das  in  der  Zeit 
seines  Genueser  Aufenthaltes  gemalt  ist.  Ein  Apostelkopf,  die  Studie  zu  der  im  Vorrat  bewahrten 
„Ausgießung  des  hl.  Geistes",  wurde  1906  zusammen  mit  den  Rubensbildern  aus  den  königlichen 
Schlössern  überwiesen.  Von  anderen  neu  erworbenen  Werken  der  vlämischen  Schule  ist  vor  allem 
die  farbenfrische  Landschaft   von  D.  Teniers  d.  J.  [Versteigerung  Königswarter  1907]   zu   erwähnen. 

Gleichmäßig  erstreckten  sich  die  Bemühungen  der  Verwaltung  auf  die  Ergänzung  der  hollän- 
dischen Schule.  Durch  Ankäufe  aus  den  Sammlungen  des  Lord  Pelham  Clinton  Hope 
und  neuerdings  aus  der  in  Paris  verkauften  Sammlung  Rudolf  Kann  war  man  darauf  bedacht,  einer 
Schwäche  der  holländischen  Schule,  ihrem  Mangel  an  Bildern  der  Kleinmeister,  abzuhelfen.  So  lieferten 
die  Erwerbungen  aus  der  Sammlung  Kann  außer  zwei  kleinen  Gemälden  Rembrandts  [Christuskopf 
und  der  späten  Darstellung  der  Samariterin]  ein  stimmungsvolles  Frühwerk  Jakob  van  Ruisdaels 
„die  Windmühlen  am  Wasser",  ein  selten  reich  gefärbtes  Winterbild  von  A.  v.  d.  Neer,  den  „Holzsteg 
über  den  gefrorenen  Bach"  von  Ph.  Wouwermans  [zu  dem  auch  ein  passendes  Gegenstück  „der 
Sommer"  um  dieselbe  Zeit  erworben  wurde],  dazu  von  ein  paar  vlämischen  Meistern  je  ein  besonders 
erwünschtes  Werk :  von  J.  Fyt  ein  außergewöhnlich  zart  gefärbtes  Stilleben  [tote  Vögel],  und  von 
dem  bisher  in  der  Galerie  nur  mit  einem  kleinen  Bildnis  vertretenen  Gonzales  Coques  ein  treffliches 
repräsentatives  Familienbildnis  dieses  Terborchs  unter  den  Vlamen.  Außer  zwei  wichtigen  Er- 
werbungen von  1901  aus  der  Sammlung  Clinton  Hope,  von  Jan  Steens  „Kindtaufe"  und  des  Delfter 
Vermeer  ,,Paar  beim  Wein"  gehören  mehrere  Einzelerwerbungen  in  diese  Richtung,  wie  Metsus 
„Kranke"  aus  der  Galerie  Leuchtenberg  [1906],  der  „Stier"  von  Paul  Potter,  der  durch  dieses  kleine 
Bild  charakteristischer  als  durch  den  „Ausritt  zur  Jagd"  aus  der  Sammlung  Suermondt  in  die  Galerie 
eingeführt  wurde  [1908],  und  Slingelandts  „angelnder  Knabe"  [1908].  Von  Brouwer  konnte  außerdem 
eine  dritte  seiner  seltenen  Landschaftsdarstellungen  [1907]  erworben  werden,  von  Kalf  ein  kleines 
Interieur  [1906]  und  zu  den  zwei  des  älteren  Besitzes  ein  prächtiges  Stilleben.  Schließlich  wurde 
auch  der  reiche  Bestand  an  Werken  des  Großmeisters  der  holländischen  Schule,  Rembrandts,  außer 
durch  den  Kannschen  Ankauf  durch  ein  1906  aus  den  königlichen  Schlössern  überwiesenes  Früh- 
werk ,,Simson  und  Delila"  und  durch  eine  Studie  zum  Gemälde  des  barmherzigen  Samariters  im 
Louvre  [1 906]  erweitert. 


XVI 


Die  italienische  Schule,  seit  der  Gründung  der  Galerie  die  stärkste  Seite  der  Sammlung,  hat 
auch,  besonders  in  den  letzten  Jahren,  eine  reiche  Zahl  von  wertvollen  Erwerbungen  aufzuweisen. 
Vor  allem  galt  es,  den  Wert  der  Trecentosammlung  durch  Werke  der  wichtigsten  Meister  zu  heben. 
Neben  der  florentinischen  Schule  [ein  großer  Altar  B.  Daddis;  1907]  konnten  der  Schule  von 
Siena  wichtige  Stücke  zugeführt  werden,  wie  Simone  Martinis  farbenprächtige  Grablegung  [1904], 
Ugolinos  drei  lebensgroße  Heiligenhalbfiguren  [1904,  K.-F.-M.-V.]  vom  ehemaligen  Hochaltar  in 
S.  Croce  zu  Florenz,  zu  denen  zwei  zugehörige  Predellentafeln,  die  im  Kunsthandel  auftauchten, 
1907  erworben  werden  konnten,  und  A.  Vanni,  Maria  mit  Kind  [1907].  Als  Beispiel  der  venetiani- 
schen  Trecentomalerei  gelangten  1906  zwei  Heiligenfiguren  von  Lorenzo  Veneziano  in  die  Samm- 
lung. —  Die  Schulen  des  Quattrocento  erhielten  als  Zuwachs:  die  florentinische  ein  Freskobruchstück 
Filippino  Lippis  [1904],  sowie  mehrere  treffliche  kleinere  Werke,  von  Pesellino  [Christus  am  Kreuz], 
Benozzo  Gozzoli  [„Wunder  des  hl.  Zenobius",  1909  aus  der  Sammlung  R.  Kann]  und  Fra  Angelico 
[Totenklage  um  den  hl.  Franziskus,  1909],  namentlich  die  beiden  letzteren  in  ihrer  tadellosen  Erhaltung 
glänzende  Beispiele  der  heiteren  Farbenfreudigkeit  des  Quattrocento.  Auch  konnten  die  Teile,  welche 
die  Galerie  von  Masaccios  Hauptwerk  in  Pisa  besaß,  durch  die  Erwerbung  von  vier  Heiligen- 
figuren, von  diesem  Altar  stammend  [1905,  K.-F.-M.-V.],  ergänzt  werden.  Als  besonders  glücklicher 
Fund  kam  1908  auch  noch  die  von  Vasari  erwähnte  dritte  Predelle  desselben  Altarwerks,  von 
der  Hand  von  Masaccios  Schüler  Andrea  di  Giusto,  hinzu.  Für  die  paduanische  Schule  wurden 
1904  zwei  Tafeln,  wohl  ursprünglich  als  Schmuck  eines  Musikinstruments  dienend,  von  der  Hand 
des  seltenen  Mantegna-Nachfolgers  Bernardo  Parentino  hinzuerworben.  Die  venetianisdie  Schule 
empfing  einen  Zuwachs  durch  zwei  frühe  Werke  Gio.  Bellinis,  die  großartig  stimmungsvolle  Auf- 
erstehung Christi  aus  der  Sammlung  Roncalli  in  Bergamo  [1903],  auch  sonst  ein  Hauptwerk 
der  Schule,  und  eine  gleichfalls  noch  im  strengen  Stile  der  früheren  Zeit  gehaltene  Maria  mit  dem 
Kinde  [1905].  Von  zweien  unter  seinem  Einflüsse  stehenden  Zeitgenossen,  Cima  da  Conegliano  und 
Carpaccio,  die  besonders  gut  in  der  Sammlung  vertreten  sind,  kamen  eine  kleine  Landschaftsdarstellung 
des  ersteren  [1901],  eine  eigenartig  stimmungsvolle,  große  Bestattung  Christi  des  zweiten  [1905] 
hinzu.  Unter  den  Haupterwerbungen  von  Bildern  der  Venedig  verwandten  Schulen  ist  besonders 
der  Altar  B.  Montagnas  mit  der  Darstellung  des  „Noii  me  tangere"  aus  der  Ashburnham- Sammlung 
[1903]  zu  nennen.  Ein  treffliches  Bildnis  von  Tintoretto  [1908],  eine  Pietä  mit  Stifterfamilie  von 
dem  tüchtigen  Schüler  Paolo  Veroneses,  Francesco  Montemezzano,  und  eine  Enthauptung  Johannis  d.T. 
von  Romanino  [1906  aus  den  königlichen  Schlössern  überwiesen]  kamen  zu  dem  reichen  Bestand  an 
Bildern  der  venetianischen  Hochrenaissance. 

Auch  in  der  durch  eine  Reihe  von  Werken  der  Hauptmeister  gut  vertretenen  Malerei  des  Seicento 
konnte  eine  Lücke  ausgefüllt  werden  durch  den  Erwerb  einer  Landschaft  von  Salvator  Rosa  [1908]. 
Zu  einer  Abteilung  von  besonderem  Wert  aber  erhob  sich  die  venetianische  Schule  des  18.  Jahr- 
hunderts, an  deren  malerischen  Qualitäten  das  Interesse  erst  in  den  letzten  Jahren  neuerdings  er- 
wachte. Zwei  Skizzen  Tiepolos,  die  Kreuztragung  für  S.  Alvise  [1906;  K.-F.-M.-V.]  und  die  Dar- 
stellung Rinaldos  im  Zaubergarten  der  Armida  [1908]  zeigen  mehr  noch  als  die  ausgeführten  Ge- 
mälde die  pikanten  malerischen  Reize  des  Hauptmeisters  dieser  spätvenetianischen  Blütezeit.  Eine 
treffliche  Probe  seiner  heiteren  Villendekorationen  bieten  die  1902  in  Venedig  erworbenen  mytholo- 
gischen Fresken  aus  Villa  Panigai  in  Nervesa  aus  dem  Jahre  1754,  die  mit  genauer  Nachahmung  der 
reichen  rahmenden  Originalstukkaturen  in  einem  besonderen  Kabinett  des  Kaiser-Friedrich-Museums 
eingefügt  wurden.    Daneben  galt  es,  von  den  zeitgenössischen  Vertretern  der  neuen  Blüte  der  Land- 

XVII 


Schafts-  und  Architekturmalerei  ein  Bild  zu  geben.  Zu  den  beiden  schon  vorhandenen  Städtebildem  B.  Be- 
iottos gelang  es,  zwei  sonnige  Ansichten  venetianischer  Kanäle  seines  berühmteren  Oheims  Antonio 
da  Canale  zu  erwerben  [1907].  Einen  eigenen  Reiz  verleihen  dieser  Abteilung  die  drei  [1899, 
1901  und  1906  durch  den  K.-F.-M.-V.  erworbenen]  venetianischen  Stadtansichten  von  Francesco 
Guardi  mit  ihrer  prickelnd  flotten  Malweise.  Die  gleichzeitige  Porträtmalerei  vertritt  außer  dem 
Bildnis  von  Rotari  das  1908  erworbene  Porträt  einer  Dame  als  Diana  von  P.  Longhi  [1908]. 

Für  den  verhältnismäßig  jungen  Bestand  spanischer  Gemälde  war  es  trotz  der  Seltenheit  der 
käuflichen  Werke  von  Velazquez  möglich,  ein  charakteristisches  Jugendwerk  des  Meisters  zu  erwerben, 
„die  drei  Musikanten"  [1906],  die  nach  guter  alter  Tradition  aus  kgl.  spanischem  Besitze  stammen. 
Von  Murillo  kam  1905  ein  Frühwerk  des  Meisters,  die  Anbetung  der  Hirten,  von  F.  de  Zurbaran 
1906  ein  bezeichnetes  und  sehr  energisch  gemaltes  Bildnis  eines  vornehmen  Knaben  hinzu.  Das 
koloristisch  feine  Bild  eines  unbekannten  Malers  um  1630  gibt  eine  besonders  gute  Probe  spanischer 
Stillebenmalerei  der  Zeit.  Wie  in  den  anderen  Schulen  machte  sich  auch  hier  das  Bedürfnis  geltend, 
die  Entwicklung  der  Schulen  bis  zum  Ende  des  18.  Jahrhunderts  weiterzuführen.  Goya,  der  Haupt- 
meister dieser  Zeit,  ist  jetzt  außer  durch  die  impressionistische  Skizze  zu  einem  Repräsentations- 
gemälde [Nr.  1619,  erworben  1900]  mit  zwei  sorgfältigen  Bildnissen  [1903  und  1904]  aus  ver- 
schiedenen Zeiten  vertreten. 

An  Beispielen  der  primitiven  französischen  Malerei  hatte  es  bis  in  die  neueste  Zeit  gefehlt. 
Ein  bedeutendes  Werk  von  Jean  Fouquet  [1896]  hatte  den  Grund  zu  dieser  auch  jetzt  noch  kleinen 
Zahl  von  Gemälden  gelegt,  zu  der  1905  die  kostbaren  Tafeln  des  Flügelaltars  von  Simon  Marmion 
aus  dem  Besitze  der  Fürstin  Wied,  ein  treffliches  Beispiel  der  engen  Beziehungen  der  französischen 
Kunst  zur  niederländischen  Malerei,  und  1906  die  kleine  altfranzösische  „Krönung  Maria"  hinzu- 
kamen. Ein  römisches  Landschaftsbild  von  Gaspard  Dughet  [1904]  füllte  eine  neben  der  in  der 
Galerie  so  gut  vertretenen  Kunst  Nicolas  Poussins  bisher  besonders  fühlbare  Lücke  aus.  Von  Malern 
des- 18.  Jahrhunderts  konnte  ein  Hauptwerk  Pesnes,  der  Maler  mit  seinen  Töchtern  [1903],  von 
Chardin  ein  Stilleben  [1908]  und  von  dem  wenig  bekannten  P.  Angeliis  eine  Genreszene  [1908] 
erworben  werden,  die  auch  für  die  Zusammenhänge  der  französischen  Malerei  des  1 8.  Jahrhunderts 
mit  den  Niederlanden  von  besonderem  Interesse  ist. 

Noch  vor  der  Ausstellung   englischer  Malerei   in  Berlin   im  Frühjahr  1908,   die  das  allgemeine 
Interesse  der  Liebhaber  und  Sammler  auf  diese  eigenartige  und  neben  der  französischen  Schule  der 
Zeit   bedeutungsvollste  Periode   der  europäischen   Kunst   im  18.  Jahrhundert   lenkte,   hatte   man   be- 
gonnen [seit  1903],  einige  charakteristische  Werke  dieser  bisher  in  der  Galerie  noch  nicht  vertretenen 
Schule   zu   sammeln.     Durch  Geschenke   und   Erwerbungen  gelang   es   binnen  wenigen  Jahren  eine 
Gruppe  von  Bildern  zusammenzubringen,   die,  wenn   auch  keine   reiche,  doch  eine  anschauliche  Vor- 
stellung von  jener  Kunst  geben   kann.    Von  Sir  Joshua  Reynolds   besitzt   die   neue  Abteilung  drei 
Werke  [ein  Selbstbildnis,  1905;  die  Skizze  eines  Schauspielerinnenporträts  und  vor  allem  das  reprä- 
sentative Bildnis  der  Mrs.  Boone  mit  ihrer  Tochter,  1906],  Bildnisse,  darunter  einige  von 
stattlicher  Größe,  von  Gainsborough  [1904],  Raeburn  [1908],  Romney  [1909]  und 
Zoffany  [1908].    Die  gleichzeitige  Landschaftsmalerei  vertreten 
zwei  Gemälde  von  Wilson  [1904,  1905]. 


XVlll 


ROMANISCHE  LÄNDER 


BYZANTINISCHE  SCHULE 


Byzantini- 
che  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

1048 


1051 


Byzantinische  Schule  des 
XV.  Jahrhunderts 

1048  Maria  mit  dem  Kinde.  Der 
stumpf  karminrote,  mit  Goldmustern 
besetzte  und  im  Umschlag  grüne  Man- 
tel läßt  vorn  das  dunkelblaue  Gewand 
sehen.  Das  Kind  trägt  über  dem  gold- 
verzierten Unterkleid  von  derselben 
Farbe  einen  grell  zinnoberroten  Mantel, 
in  den  die  Falten  mit  Gold  einge- 
zeichnet sind.  Die  Fleischschatten  sind 
schmutzig  ockergelb. 

Vielleicht  in  Italien  [Venedig?]  von  einem  byzanti- 
nischen Künstler  gemalt  .".  Sammlung  SoUy,  1821  .'. 
Aufgestellt  in  der  Abteilung  der  altdlristlichen  Bild- 
werke. 

Tempera.    Pappetholz,  h.  0,65,  br.  0,51. 

Byzantinische  Schule  des 
XV.  Jahrhunderts 

1051  Maria  mit  dem  Kinde.  Die  Farben: 
Karminrot  im  Mantel,  Grün  im  Mantel- 
umschlag, Dunkelblau    im  Gewände   Marias,   grelles    Zinnoberrot   im    Mantel   des    Kindes 
stimmen  vöUig  mit  Nr.  1048  überein;  nur  sind  die  Fleischschatten   in  reinerem  Ockergelb 

*  *  Sammlung  Solly,   1821   -•.  Aufgestellt  in  der  Abteilung  der  alt- 

christlichen Bildwerke. 

Tempera.     Pappelholz,  h.  0,21,  br.  0,17. 


Bi^rorYioT-iz-v      Angelo     Bizamano    von    Otranto. 
izamano   jätia  um  isoo. 

1062  Kreuzabnahme.  Das  Bild  ist  rotbraun 
nachgedunkelt.  Die  Gewänder  der  Figuren 
waren  goldgelb,  blau,  ockergelb  und  oliv- 
grün, besetzt  mit  goldenen  Ornamenten.  Die 
Gestalt  der  Magdalena  wird  hervorgehoben 
durch  das  Zinnoberrot  des  Mantels.  Die 
Lichter  sind  scharf  mit  Weiß  aufgesetzt.  Der 
weiße  Himmel  geht  oben  in  hellblau  über. 

Auf  der  Rückseite  der  Tafel  abgekürzt:  'in  hoc  signo  vinces' 
und  die  Inschrift:  Angelus  Bizamanus  Pinxit  In  Hotranto  .".  Er- 
worben 1832  .-.  Aufgestellt  in  der  Abteilung  der  altchristlichen 
Bildwerke. 

Tempera.      Tannenholz,   h.  0,23,   br.  0,18. 


Byzantinische  Schule 
des  XVI.  Jahrhunderts  [Kreta] 

1051a  Triptychon.  Mittelstück:  Christus 
zwischen  Maria  und  Johannes  d.  T.  Tiefes 
Karminrot  im  Gewände  Christi  und  im  Man- 
tel Marias,  Zinnoberrot  in  den  Kissen,  dem 
Schnitt  des  Buches  und  den  Beischriften 
stehen  gegen  den  braungelben,  mit  Gold- 
zeichnung gezierten  Thron,  den  ockergel- 
ben Mantel  des  Johannes  und  stumpfes  Grün 
und  Grau  in  den  Untergewändern  der  bei- 
den Seitenfiguren.  Das  Schwarzblau  des 
Mantels  Christi  wird  fast  verdeckt  von  dem 
goldgezeichneten  Faltenwerk.  Rotbraunes 
Haar.  —  Linker  Flügel:  Drei  Kirchen- 
väter Gregor  von  Nazianz,  Johannes  Chry- 
sostomus  und  Basilius  der  Große.  Die  Ge- 
wänder in  hellen  grauen  und  karminvio- 
letten Tönen  mit  zinnoberroten,  ockergelben  und  goldenen  Besätzen.  —  Rechter 
Flügel:  Der  hl.  Bischof  Nikolaus  und  die  hll.  Märtyrer  Georg  und  Demetrius.  Die 
Gewänder  in  tiefem  Karmin-  und  Zinnoberrot,  Dunkelgrün  und  Ockergelb,  mit  golde- 
nem Besatz.  —  Dunkelblauer  Boden.    Goldgrund. 

Aus  der  Königlichen  Kunstkammer  .*.  Aufgestellt  in  der  Abteilung  der  altchristliclien  Bildwerke. 
Tempera.     Pappelholz,  Mitte  h.  0,245,  br.  0,23,  Flügel  h.  0,245,  br.  0,12. 

1  Zane    Emanuel  Tzane.    Priester,  tätig  um   1640  in  Venedig. 

1056  Die  Verkündigung.  Der  Engel  mit  braunrot  und  dunkelgrün  geteilten  Flügeln 
trägt  einen  zinnoberroten  Mantel  über  violettem  Gewand,  Maria  dunkelkarminroten 
Mantel  über  dunkelgrünem  Gewand. 
Die  Architektur  links 
in  grauen  und  gelb- 
bräunlichen,rechts  in 
hellroten,  die  Land- 
schaft in  blaugrünen 
Tönen.  Ockergelber 
Boden.  In  der  Glo- 
rie oben  kehren  vor 
weißgrauen  Wolken 
dieselben  Farben, 
vor  allem  Zinnober- 
und  Karminrot,  Blau- 
grün, Violett  und 
Braungelb      wieder, 


Byzantini- 
sche Sdiule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

1062 


1056 


die  auch  in  den  kleinen  seitlichen  Darstel- 
lungen [links:  Jakob,  David,  Ezechiel, 
Daniel;  rechts:  Moses,  Aaron,  Jesaias, 
Habakuk]  verwendet  sind.  Fleischschatten 
gelbbraun.  Die  Lichter  sind  mit  Weiß  auf- 
gesetzt.    Goldgrund. 

Bezeichnet:    IIOIHMA,    'EMMANDYHA,  'lEPEOC    TOY 
TZANE.  AXM.  [Werk  des  Emmanuel  Tzane,  des  Priesters, 
1640]  .-.  Sammlung  Solly,   1821   ..Aufgestellt   in  der  Ab- 
teilung der  altchristlichen  Bildwerke. 
Pappelholz,  h.  0,96,  br.  0,72. 

Byzantinisch-Russische  Schule 
des  XVII.  Jahrhunderts 

1061  Mittelstück  und  Flügel  einesTri- 
ptychons.  DasLebenderMaria.  Mit- 
telstück: Maria  mit  dem  Kind  in  der 
Glorie,  von  Engel-  und  Heiligenchören 
umgeben  [Illustration  zu :  „Über  dich  freuet 
r^l         ^  ■  ^ii-^-^— -SSHHJP  sich  ...  die  ganze  Schöpfung"].    Die    Ma- 

*    '^  9?T/I  donna    in    zinnoberrotem,    fast    ganz    mit 

■"'^  goldener  Innenzeichnung  bedecktem  Ge- 

wand vor  grün  marmoi-ierteui  Rundleid.  In  den  Gewändern  der  Figuren  wechseln  Zinnober- 
rot, Gelbgrün,  Blaugrün  und  Gelbbraun  ab.  Die  Nimben,  z.T.  auch  die  Gewänder,  sind  ver- 
goldet. Die  Figuren  der  unteren  Bildhälfte  stehen  vor  ockergelbem  Felsengrund,  die  Engel 
mit  silbernen  Flügeln  oben  vor  weißer  und  rötlicher  Architektur  mit  silbernen  Kuppeln  [das 
himmlische  Jerusalem].  Weißer  Himmel.  Das  Fleisch  ist  bräunlich  mit  aufgesetzten  weißen 
Lichtern.  —  Linker  Flügel:  Vier  Darstellungen:  Begegnung  Joachims  und  Annas  vor 
der  goldenen  Pforte;  Geburt  Maria;  Maria  Tempelgang   und  Aufenthalt    im  Tempel,  wo 

sie  von  Engeln  gespeist 
wird;  Tod  der  Maria.  Die 
Figuren  in  zinnoberroten, 
dunkelblauen  und  grünen 
Gewändern     stehen     vor 


'  iii  ^-!     weißer,    ockergelber    und 
M-Ä?  -^^-'     eelbgrünerArchitekturmit 


silbernen  Dächern.  Dun- 
kelgrünlichbrauner Boden. 
An  Stelle  des  Himmels 
Goldgrund. 

Erworben  vor  1830  .-.  Aufgestellt 
in  der  Abteilung  der  altchristlichen 
Bildwerke. 

Lindenholz,  jedes  Bild  h.  0,15. 

br.  0,11. 


ITALIENISCHE  SCHULEN 


ITALIENISCHE  SCHULEN  DES 
XIII.  und  XIV.  JAHRHUNDERTS 


TOSKANISCHE  SCHULE 
Um  1250 

1663  Maria  mit  dem  Kind.  Maria  in  schwarzem  [ehemals  dunkelblauem]  Mantel, 
der  vorn  auf  der  Brust  das  mattrote  Gewand  sehen  läßt.  Kräftiges  Zinnoberrot  im  Kleide 
des  Kindes  kehrt  wieder  im  Thronkissen.  Die  Falten  der  Gewänder  sind  mit  Gold 
eingezeichnet.  Gelbbraunes  Fleisch  mit  grünlichen  Schatten.  Der  rotbraune  Thron  ist 
mit  ockergelben  und  zinnoberroten  Ornamenten  verziert.  Die  Engel  in  rötlichbraunen 
Gewändern  mit  bläulichen,  gelb  schillernden  Flügeln  und  lichtem,  mit  Grün  untermaltem 
Fleischton.   Goldgrund. 

Erworben  1902  in  Florenz  als  Geschenk  des  Herrn  Generaldirektors  Dr.  W.  Bode. 
Tempera.     Pappelholz,  h.  1,57,  br.  0,89. 


Toskanisdxt 
Schule  des 
XIII.  Jahr- 
hunderts 


1663 


^lorentini- 
■:he  Schule 

des  XIV. 

Jahrhun- 
derts 


1074  A 


1073 


FLORENTINISCHE  SCHULE 

*      i.J._^    Giotto  di  Bondone.     Geboren    um   1266  in  del 

lULHJ    Collg  (jei  Florenz,  gest.  zu  Florenz  den  8.  Jan.  1337. 

Tätig    vornehmlich    zu    Florenz,    einige    Zeit    in    Rom    [um 

1290—1300]    und    in    Padua    [seit    13056],    außerdem    in 

Assisi,    Verona,    Ferrara,    Ravenna,    Avignon    und    Neapel 

1330-33]. 

w^*-'  -■  ■  ■ 

1074a  Kreuzig-ung-.  Kühle  g-ebrochene  Farben, 
namentlich  Blaugrün,  nach  Rot  changierend,  Dun- 
kelblau in  der  Gewandung  Marias  und  des  gläu- 
bigen Hauptmanns  und  Hellkarmin  [Mantel  des 
Johannes  und  Untergewand  des  aufwärts  wei- 
senden Pharisäers  rechts]  werden  beherrscht  von 
gleichmäßig  verteiltem  Zinnoberrot,  das  im  Kleide 
der  Magdalena  den  stärksten  Ausdruck  findet. 
Goldgrund. 

Aus  des  Meisters  späterer  Zeit  [wohl  Werkstattbild]  .'.  Wahrscheinlich 
Mittelbild  eines  Triptychons   .'.   Ähnliche,  kleinere  Darstellung  in  der 
Galerie  zu  Straßburg  .'.  Wahrscheinlich  Sammlung  Solly,   1821. 
Tempera.     Pappelholz.  h.  0,58.  br.  0,33. 


Taddeo    Gaddi.     Geboren    zu  Florenz,  angeblich 
um  1300,  gest.  daselbst  gegen  Ende  des  Jahres  1366. 


Gaddi 

Schüler    und    Gehilfe    Giottos;    urkundlich    zuerst    1332    er- 
wähnt.    Tätig  zu   Florenz  und  einige  Zeit  zu  Pisa  [1342]. 

1073  Ausgießung  des  hl.  Geistes.  Vor 
weißgrauer  Architektur  leuchtet  tiefes 
Ultramarinblau  [Maria,  Decke],  Rot  und 
Goldgelb.  Nach  dem  Vordergrund  zu 
sind  diese  Farben  gebrochen  und  klin- 
gen nochmals  wieder  in  der  bunten  Mar- 
morierung der  Balustrade.     Goldgrund. 

Siehe  die  Bemerkung  zu  Nr.  1074  .*.  Erworben   1828  29 
durch   Rumohr. 

Tempera.     Nußbaumholz,  h.  0,39,  br.  0,31. 

1074  Ein  Wunder  aus  der  Legende 
des  hl.  Franziskus  [der  Heilige  er- 
weckt einen  Knaben  aus  der  florentini- 
schen  Familie  Spini,  der  durch  einen  Sturz 
aus  dem  Fenster  den  Tod  gefunden  hat]. 
Auf  Goldgrund  vor  weißer  Architektur 
und  neben  dem  Weiß  der  Gewänder  in 
der  Mitte,  das  leuchtende  Rot  der  Ge- 
wänder der  knienden  Frau  und  des  herab- 
stürzenden Knaben.  Gelbbraune  Franzis- 
kanertracht. Rechts  und  links  ein  tiefes 
Blau  in  den  sitzenden  Gestalten. 


Die  Bilder  [Nr.  1073  und  1074]  bildeten  Teile  der 
Schranktüren  der  Sakristei  von  S.  Croce  zu  Florenz, 
die  Vasari  irrtümlich  dem  Giotto  zuweist  .-.  Zweiund- 
zwanzig Tafeln  befinden  sich  in  der  Akademie  zu 
Florenz,  zwölf  mit  dem  Leben  Christi,  zehn  mit  der 
Legende  des  hl.  Franziskus;  es  waren  wohl  von  jeder 
Reihe  dreizehn  .-.  Zwei  Tafeln  sind  verschollen  .-. 
Erworben   1828  29  durch  Rumohr. 

Tempera.    Pappelholz,  h.  0,41,    br.  0,36. 

1079—1081  Flüg-elaltar.  Mittelbild 
[1079]:  Maria  mit  dem  Kind  und 
Heilige.  Tiefes  Ultramarinblau  des 
[im  Umschlag  dunkelgrünen]  Mantels 
der  Maria  hebt  sich  kräftig  vom  weißen 
Thron  ab  und  kehrt  wieder  in  den 
Kappen  des  Baldachins.  Leuchtendes 
Rot  des  Thronkissens  [gedämpfter  im 
Mantel  des  Stifters]  und  Goldgelb  des 
Thronsockels  stehen  dagegen.  Die  Ge- 
wänder der  Apostel  und  Heiligen  in  der 
Umrahmung  sind  in  lichten  gebroche- 
nen Tönen  [hellblau,  ockergelb,  gelb- 
grün, Zinnober,  violett  usw.]  gehalten. 
Grünlichgrauer  Fleischton.  Goldgrund. 

Bez.  unten:  t-  ANNO  ■  DNI  •  M  •  CCC  •  XXXIll  ■  MENSIS    SECTENBRIS:  TADEFP  ME  FECIT  . 
Tempera.      Pappelholz,  h.  0,61,  br.  0,38. 


Florentini- 
sche  Schule 
des  XIV. 
Jahrhun- 
derts 

1074 


n-rworben 


1823. 


Innenseiten  der  Flügel  [1080].  Linker  Flügel,  untere  Darstellung:  Geburt  Christi. 
Von  dem  mit  Ocker  lasierten  Weißgrau  der  Landschaft  heben  sich  in  leuchtenden 
Farben  die  Gewänder  der  Engel  ab  [besonders  Rot],  schon  weniger  sprechend  der 
dunkelblaue  Mantel  der  Maria,  die  auf  hellkarminrotem  Lager  ruht.  Nach  dem  Vorder- 
grund zu  überwiegen 
gebrochene  Farben  in 
den  Gewändern  Jo- 
sephs [stumpfes  Hell- 
violett über  Goldgelb] 
und  der  Hirten  [violett- 
braun]. Darüber  im 
Spitzbogenfeld:  Vor- 
gang aus  der  Legende 
des  hl.  Nikolaus  von 
Bari.  Orangeundtiefes 
Blau  vor  hellvioletter 
Architektur  und  gold- 
gelbem Teppich  mit 
roter  Bordüre.  Links 
als    lebhafteste    Note 


1080 
1079 


Florentini- 
sdie  Schule 

des  XIV. 

Jahrhun- 
derts 


insi 


das  leuchtend  rote  Gewand  des  Heilig-en.  — 
Rechter  Flügel,  untere  Darstellung:  Kreu- 
zigung. Zwischen  dunkelblauem  Mantel  der 
Maria  und  gebrochenem  Karmin  und  Blau  in 
der  Gewandung  des  Johannes  tritt  kräftiges, 
nach  gelb  changierendes  Zinnoberrot  im  Kleide 
der  Magdalena  hervor  vor  bräunlichem  Grau 
des  Bodens.  Darüber  im  Spitzbogenfeld:  Vor- 
gang aus  der  Legende  des  hl.  Nikolaus  von 
Bari.  Die  Farben  sind  gedämpfter  als  in  der 
Darstellung  des  linken  Flügels.  Hellblau,  Hell- 
rot, Grau,  Violett,  Goldgelb  und  Rot  stehen 
vor  grünlichgrauer  Architektur. —  Goldgrund. 

Sammlung  SoUy,   1821. 

Tempera.    Pappelholz,  das  ganze  Bild  h.  0,62  [mit  dem 
Giebelfeld],  br.  0,20. 

1081  Außenseiten  der  Flügel.  Linker 
Flügel,  unten:  Christus  mit  Maria  und 
Johannes.  Zwischen  dem  dunkelblauen 
Mantel  Marias  und  der  hellkarmin  und  licht- 
blauen Gewandung  des  Johannes  erscheint  grelles,  vom 
graublauen  Mantel  unterbrochenes  Zinnoberrot  im  Kleide 
Christi.  Im  Gewände  der  hl.  Margaretha  darüber  kehrt 
Karminrot  wieder.  —  Rechter  Flügel,  unten:  Der  hl. 
Christoph.  Grelles  Goldgelb,  Karminrot,  Hellblau  und 
Saftgrün  [Christkind]  stehen  unvermittelt  nebeneinander. 
Im  Gewände  der  hl.  Katharina  darüber  wiederholt  sich 
Saftgrün. —  Lichtes  Fleisch  mit  grüner  Untermalung.  Beide 
Außenseiten  auf  Silbergrund. 

Die    Außenseiten    sind   geringer    und    wohl    von    einem  Schüler    des  Meisters  .*. 
Sammlung  Solly,  1821. 

Tempera.    Pappelholz,  jeder  Flügel  h.  0,63  [  mit  dem  Giebelfeld],  br.  0,215. 

Florentinische  Schule  um  1350 

1141b  Die  Gürtelspende.  Das  gelblichweiße  Kleid  Marias, 
der  grauviolette  Mantel  des  Thomas,  Stahlblau  der  Man- 
dorla  und  Blaugrau  der  Engelsflügel  geben  mit  dem  leb- 
haften Blaugrün  des  Bodens  den  kühlen  Grundton,  der 
durch  ein  sehr  zartes  Rosa  im  Fleisch  und  den  Gewändern 
der  Engel  und  wenig,  aber  leuchtendes  Zinnoberrot  des 
Gewandumschlages  der  Madonna  belebt  wird.  Goldgrund. 

Erworben  1904  als  Geschenk  des  Grafen  Tide- Winckler. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,52,  br.  0,23. 


10 


Florentinische  Schule  um  1350 

1141a  Maria  mit  dem  Kind  und  acht  Heilige 
[Bartholomaeus,  Antonius,  Petrus,  Franziskus, 
Katharina,  Agathe,  Stefanus  und  eine  Unbe- 
kannte]. Vordunkelrotbraunem Grund  desThrones 
ist  teppichartig  Zinnoberrot  in  den  Gewändern 
von  Petrus  und  Agathe  und  in  den  Teppich- 
feldern, tiefes  Blau  im  Mantel  Marias,  Weiß  und 
Schwarz  in  breiten  unmodellierten  Flächen  kom- 
poniert.   Goldgrund. 

Erworben    1904   aus   dem   englischen   Kunsthandel  /.  Eigentum    des 
Kaiser  -  Friedrich  -  Museums  -Vereins. 

Tempera.    Pappelholz,  h.  0,675,  br.  0,325  [mit  dem  alten  Rahmen 

aus  einem  Stück  ]. 

P\„  JJ;    BernardoDaddi.  Urkundlich  erwähnt  von  1317  [?] 
LydaUl   bis   1355,  gestorben  nach   1355. 

1064  Kleiner  Flügelaltar.  Mittelbild:  Krönung 
Maria.  Leuchtendes  Ultramarinblau,  vor  allem  im 
Mantel  Christi,  der  gegen  einen  Teppich  mit  gold- 
gelbem Grund  und  neben  dem  weißrosa  Gewand 
der  Maria  steht,  und  Zinnoberrot  bilden  den 
Hauptkontrast.  Dazwischen  sind  in  den  Gewän- 
dern der  Heiligen  zartere  rosa,  violette  und  matt- 
grüne Töne  verstreut.  Die  in  den  Gewändern  der 
Engel  wiederkehrenden  Hauptfarben  sind  nach 
vorn  zu  gedämpft  vor  mattgrünem  Boden.  ^Lin- 
ker Flügel:  Geburt  Christi.  Vor  grauer  Landschaft 
im  Gewände  der  Maria  lebhaftes 
Ultramarinblau,  das  in  den  Kleidern 
der  Engel  zwischen  Rosa  und  Grün 
wiederkehrt. —  Rechter  Flü- 
gel: Kreuzigung  Christi.  Der 
Kontrast  von  Zinnober  und 
Ultramarin  herrscht  wie  im 
Mittelbild.  Goldgelbe  Töne 
treten  dazwischen.  Die  Gruppe 
links  in  ernsteren  Farben.  — 
IndenGiebelfeldern:  dieMe- 
daillonbilder  Christi  u.  zweier 
Evangelisten.  —  Goldgrund. 

Aus  der  mittleren  Zeit  des  Meisters  .'. 
Alte  Kopie  des  Altärchens  im  Louvre  ;  eine 
vielleicht  eigenhändige  Wiederholung  des 
linken  Flügels  in  der  Galerie  zu  Alten- 
burg .•.  Sammlung  Solly,    1821. 

Tempera.  Pappelholz,  Mittelbild  h. 0,42, 

br.  0,22  ;  Flügel  je  h.  0,37,  br.  0,18. 


Florentini- 
sche Schute 
des  XIV. 
Jahrhun- 
derts 


11 


Florentini- 
sche  Sdiule 
des  XIV. 
Jahrhun- 
derts 

1064  A 


1064a    Gemälde    in  drei    Abteilun- 
gen.    Mittelbild:    Maria    mit    dem 
Kinde.  Zinnoberrot  in  der  Umhüllung 
des  Kindes  erscheint  als  stärkste  Farbe 
gegen  das    mattkarminrote    Gewand, 
den   graublauen  Mantel    und    lichten 
gelblichweißen  Fleischton.  —  Auf  dem 
Sockel:  ORA  PRO  NOBIS-PIA  VIRGHO 
DEI    GENETRIX  MARIA.—    Linker 
Flügel:  Der  hl.  Salvius.  In  leuchtend 
rotem,  mit  goldgelbem  Besatz  verzier- 
tem Ornat;  in  der  linken  ein  Buch  mit 
grünem  Einband.  Bräunlicher  Fleisch- 
ton. Auf  dem  Sockel:  SCS.  SALVIVS- 
ALBIENSIS  •  EPISCHVS.  —  Rechter 
Flügel:    Der  hl.  Bernhard.   In  braun- 
grünem,  mit   goldgelbem  Besatz  ge- 
ziertem  Mantel   über   violettbraunem 
Untergewand.   Er  hält    ein    leuchtend 
rotes  Buch.     Auf   dem  Sockel:   SCS. 
BERNARDVS  •  PARMENSIS  •  EPISCHVS.  —  In  den  Giebel- 
feldern die  Medaillonbilder  Gott -Vaters  und  der  hl.  Paulus 
Petrus.  —  Goldgrund.  —  Predella    [von    späterer 
Hand].    Mittelbild:  Geburt  Christi.  —  Linker 
Flügel:  Der  hl.  Salvius  heilt  Pestkranke.  Auf  dem 
Sockel:  -[-  COME  •  SCO  •  SALVI  •  LIBERA  •  IL  • 
POPOLO  •  SVO  •  DELLA  •  PESTILENTIA  •  DEL 
GAVOCCIOLO  •  COL  SEGNO  DEL.  :  .  —  Rechter 
Flügel:  Der  hl. Bernhard  befreit  die  Stadt  von  den 
Feinden.  AufdemSockel:  -'t  COME -SCO -BERN  AR- 
DO  •  LIBERO  •  LACnrA  •  SVA-CHE  •  ERA-ASSEDI- 
ATA  •  DAINIMICI  •  COLLANSVA  •  BENEDICENTE . 
—  In  allen  drei  Abteilungen   herrschen  kühle  ge- 
dämpfte Farben   vor,   meist   Blaugrün,   Gelbgrün, 
Goldgelb   und   stumpfes   Zinnoberrot  vor  grauen 
Gründen.  —  Goldgrund   an  Stelle    des   Himmels. 

Bez.  auf  dem  Sockel  des  Mittelbildes  der  Predella:  +  ANNO  •  DO- 
MINI •  M  ■  CCCC  ■  XXIII  DIE  XX  APRILIS  HOC  ■  OPVS  . 
FACTVM  FVIT  TEMPORE  ■  DOMINI  .  lOHANlS  ABBATIS .-. 
Gemalt  um  1335  .'.  Die  erst  später  hinzugesetzte  Predella  ist  an- 
scheinend von  der  Hand  des  Bicci  di  Lorenzo  [geb.  1373, 
gest.  1452  zu  Florenz]  .".  Erworben  1906  als  Gesdienk  des  Herrn 
Hans  Schwarz  in  Wien. 

Tempera.  Pappelholz  [mit  dem  alten  Rahmen],  h.  1,14,  br.  1,53, 
Mittelbild  [ohne  Rahmen]  h.  0,74,  br.  0,46,  Flügel  je  h.  0,67, 
br.  0,37;  Predella  [  mit  dem  alten  Rahmen  ]  h.  0,63  ,  br.1,51,  Mittel- 
bild [ohne  Rahmen]  h.  0,41,   br.  0,40,  Flügel  je  h.0,41,  br.  0,32. 


12 


1040  Maria  mit  dem  Kinde.  Zarte,  ins  Graue  spielende  Töne:  Bräunlichrosa  [Ge- 
wand der  Madonna],  Weiß  [Hemdchen  des  Kindes]  und  Weißgrau  im  Fleisch  werden 
umgeben  von  dem  [nachgedunkelten]  Blau  des  Mantels  und  belebt  durch  Hellgelb 
[Umhüllung  des  Kindes]  und  wenig  Zinnoberot  [Umschlag  des  Mantels  und  der  Um- 
hüllung].   Goldgrund. 

Früher  Agnolo  Gaddi  zugeschrieben  .".  Sammlung  Solly,  1821   .".  Tempera.    Pappelholz,  h.  0,80,  br.  0,49. 
GaClcli    Art  des  Aanolo   Gaddi. 

1113  Geburt  Christi.  Weißgraue  Felsenlandschaft  mit  rosabrauner  Architektur  und 
hellgelbem  Strohdach.  Die  Schatten  der  Felsen  links  sind  bräunlich,  rechts  schwärzlich. 
Der  hellblaue  Mantel  Marias  läßt  das  bräunlich  rote  Untergewand  sehen.  Das  Gelb- 
grün des   Mantelumschlags  kehrt  im  Gewände  Josephs  wieder,  das  ein  rosafarbener 

Mantel   deckt.      Goldgrund.  Sammlung  Solly,  1821    .-.    Tempera.    Pappelholz,  h.  0,25,  br.  0,60. 

G •_-.„_,„■     Giovanni   da  Milano  [urkundlich:  Johannes  Jacobi  Guidonis  de  Mediolano],  Lebensdaten 
luv  dl  II 11    unbekannt.  Tätig  seit  etwa  1350  in  Florenz,  wo  er  1366  das  Bürgerrecht  erhält,  und  Rom  [1369]. 

1059  Beweinung  Christi.  Dem  zinnoberroten  Gewände  Magdalenas  zu  Füßen  des 
Kreuzes  entspricht  der  gelbgrüne  Mantel  der  vorn  sitzenden  Frau.  Zu  den  Seiten 
Magdalenas  rotbraune  Gewänder.  Das  Ultramarinblau  der  Kleidung  der  äußersten 
Figur  rechts  kehrt  wieder 
im  Untergewande  d.  Jo- 
hannes [links],  dort  von 
Ockergelb  in  den  Män- 
teln und  Zinnoberrot  im 
Gewände  Petri  begleitet. 
OckergelbesHaar.  Weiß- 
grauer Felsengrund  und 
Goldgrund  an  Stelle  des 
Himmels. 

Sammlung  Solly,  1821. 

Tempera.  Pappelholz,  h.  0,19, 
br.  0,37. 


Florentini- 
sche  Schule 
des  XIV. 
Jahrhun- 
derts 

1113 


1059 


13 


Florenüni- 
sche  Sdiule 
des  XIV. 
Jahr- 
hunderts 

1039 


1112 


Florentinische 
Schule  um  1375 

1039  Dreiteiliger  Altar.  Die 
Gesamtwirkung  ist  bunt  in 
vorwiegend  kühlen  hellen 
Farben  mit  überall  verstreu- 
tem Rot  und  Gelbrot  [Tep- 
pich]. M  i  1 1  e  1  b  i  1  d :  Maria  mit 
dem  Kind  und  Engeln.  Maria 
wird  hervorgehoben  durch 
[nachgedunkeltes]  Blau  des 
Mantels.das  gegen  Zinnober- 
rot im  Kleidchen  des  Kindes 
und  den  Engelsflügeln,  Gelb, 
Grün  und  Rosa  in  den  Ge- 
wändern der  Engel  steht.  — 
Linker  Flügel:  Johannes 
d.  Ev.  und  Johannes  d.  T. 
Neben  graublauem,  im  Umschlag  zinnoberrotem  Mantel  des  Evangelisten,  der  über 
gelbgrünem  Gewand  liegt,  der  rosafarbene,  innen  tiefblaue  Mantel  des  Täufers.  — 
Rechter  Flügel:  Jacobus  d.  A.  und  Bartholomäus.  Der  erstere  trägt  ultramarinblauen 
Mantel  über  gelbem  Untergewand,  der  andere  weißrosafarbenen,  innen  ultramarin- 
blauen Mantel  über  Zinnober.  —  Über  dem  Mittelbild  auf  dem  Originalrahmen  zwei 
schwebende  Engel  in  blauen  und  hellgelben  Gewändern  und  die  Taube  des  heiligen 
Geistes;  über  den  Seitenbildern  je  ein  schreibender  Kirchenvater.  —  Goldgrund. 

Sammlung  SoUy,   1821. 

Tempera.    Pappelholz,  Mittelbild  h.  1,1  /,  br.0,69;  Flügel  je  h.  1,18,  br.  0,69;  die  beiden  Vierpässe  Durchmesser  je  0,27. 

Niccolö  di  Pietro  Gerini.    1380  und  1414  urkundlich  in  Florenz    erwähnt.    1392 — 95  in  Pisa 


lerini 


und  Prato  tätig. 


1112  Anbetung  der  Könige.  Vor  dunklem,  braungrauem  Felsgrund  stehen  hell  die 
Figuren  in  grellen  Farben,  unter  denen  Gelbgrün,  Zitronengelb  und  heller  Zinnober 
gegen  dunkles  Kobaltblau  vorwiegen.   An  Stelle  des  Himmels  Goldgrund. 

Sammlung  SoUy,    1821      .-.      Tempera.    Pappelholz,   h.  0,21,   br.  0,70. 


14 


UMBRISCHE  SCHULE 

ÄlpTrrP'ffr»      Alegretto     Nuzi. 

/-ViegrCLLU  Geboren  zu  Fabriano, 
urkundlich  zuerst  erwähnt  1346  als 
Mitglied  der  Florentiner  Malerg-ilde, 
gestorben  zu  Fabriano,  angeblich 
1385  im  Alter  von  79  Jahren.  Tätig 
zu  Fabriano,  kurze  Zeit  zu  Florenz 
und  Venedig  [vermutlich   1348]. 


1076  Maria  mit  dem  Kind 
und  die  hll.  Bartholo- 
maeus  und  Katharina. 
Blau  hält  die  in  Gelb,  Blau 
und  Zinnober  schillernde  Far- 
beng-ebung  zusammen.  Ein 
dunkelblauer  Mantel  um- 
schließt das  karminrote  Un- 
tergewand  Marias,  vor  dem 
weißliches  Blau  im  Kleidchen 
des  Kindes  steht.  Nach  Blau 
changiert     das     rosafarbesie 

Untergewand  und  der  gelbe  Mantel  des  Heiligen,  ebenso  das  gelbe  Gewand  Katha- 
rinas, deren  gelber  Mantel  wiederum  nach  Zinnober  changiert.  Auch  im  Thronsockel 
kehrt  das  helle  Blau  wieder.  Im  Vordergrunde  stärkster  Kontrast  der  grünen  Thron- 
stufen und  des  karminroten  Bodens.  Grauweißes  Fleisch.  Goldgrund;  der  Mittelteil 
braun  lasiert. 


Umbrische 
Schule  des 
XIV.  Jahr- 
hunderts 

1076 
1078 


Bez.  auf  der  untersten  Thronstufe:    ALEGRICTVS 
Tempera.     Pappelholz,  h.  0,49,  br.  0,26. 


DE  ■  FABRIANO  ME  PIMXIT    .-.    Sammlung  Solly,  1821. 


15 


Umbrisdie 
Schule  des 
XIV.  Jahr- 
hunderts 

III  43 


Sdiule  von 
Siena  im 
XIV.  Jahr- 
hundert 


1078  Christus  am  Kreuz.  Die  vollsten 
Farben  sind  nach  links  verleg-t:  [nachge- 
dunkeltes] Blau  im  Mantel,  Karminrot  im 
Gewände  Marias  und  kräftiges  Zinnober- 
rot im  Kleide  der  vor  bräunlichgrauem  Bo- 
den knieenden  Magdalena.  Die  Gewandung 
des  Johannes  zeigt  lichtere  Farben:  Ultra- 
marinblau im  Gewand  und  Rosa  im  Mantel. 
Goldgrund. 

Wohl    ursprünglich    mit    Nr.  1076    zu  einem  Diptychon    ver- 
einigt .".  Sammlung  Solly,   1821. 

Tempera.     Pappelholz,  h.  0,49,  br.  0,26. 

SCHULE  VON  SIENA 

r^  iir>r>ir»   Duccio  di  Buoninsegna.  Geboren  ver- 
Ly  liLyCHJ   jjiutlich  ru  Siena  um  1260,  zuerst  nachweis- 
bar 1278,  gestorben  im  Juli  1319.     Tätig  zu  Siena. 

1062a  Gemälde  in  drei  Abteilungen.  Mittelbild:  Geburt  Christi.  Aus  dem  bräun- 
lichen Gesamtton  mit  kühlen  silbrigen  Farben  [hellem  Blau,  Grün,  Rosa,  Violett]  wird 
Maria  durch  den  Gegensatz  des  dunkelblauen  Mantels  und  des  roten  Lagers  hervor- 
gehoben. Das  Rot  kehrt  wieder  im  Hüttendach;  Joseph  in  rosarotem  Mantel.  Das 
Graubraun  der  Felsen  geht  in  den  Schatten  in  Dunkelbraun  über.  —  Linker  Flügel: 
Der  Prophet  Jesaias,  in  violettem  Mantel  über  hellrotem  Untergewand.  —  Rechter 
Flügel:  Der  Prophet  Hesekiel,  in  dunkelblauem  Mantel  über  hellrotem  Untergewand. — 
Die  Fleischfarbe  ist  bräunlich  mit  grünen  Schatten.    Goldgrund. 

Teil    der  Predella    des  großen   Altarwerkes,    das    Duccio   1308  bis  1310   für    den  Hauptaltar    des   Domes    zu    Siena    malte 

und  dessen  Hauptteile  jetzt  in  der  Opera  des  Domes  aufgestellt  sind  .'. 
Erworben   1884  in  Florenz  als  Geschenk. 

Tempera.  Pappelholz,  mit  der  ursprünglichen  Rahmenleiste  h.  0,87, 
br.  0,47,  Mittelbild  [ohne  Rahmen]  h.  0,43,  br.  0,44,  Flügel  je 
h.  0,43,  br.  0,16. 

L'UCCIO    Schule  des  Duccio  di  Buoninsegna. 

111  43  Ein  Engel.  Mattes  Ziegelrot  des  Gewandes  und 
Gelbgrün  des  Mantels  sind  auf  das  stumpfe  Rotbraun 
der  Haare,  des  Gewandeinsatzes  und  der  Flügel,  deren 
Federn  mit  Gold  eingezeichnet  sind,  gestimmt.  Den 
bräunlichen  Fleischton  unterbricht  in  den  Schatten 
die  grüne  Untermalung.    Goldgrund. 

Erworben  1829  durch  Rumohr. 

Tempera.    Pappelholz,  h.0,18,  br.  0,17. 

^imonP     Simone     Martini.       Nach    Vasari     geboren     1284, 

gestorben    1344.      Tätig     in    Siena    und    Umgebung 

[1321-33],  Pisa,  Florenz,  Orvieto  und  Avignon  [von  1339  ab]. 

1070a  Grablegung  Christi.  Bunte  Farben  von 
emailartiger  Leuchtkraft  werden  zusammengehalten 


16 


durch  Rot  und 
Goldgelb,  zwi- 
schen denenUl- 
tramarinblau  u. 
Gelbgrün  ver- 
streut sind,  vor 
warmem,  dunk- 
lem Grund  mit 
rötlich.  Abend- 
himmel. In  den 
sitzenden  Figu- 
ren des  Vorder- 
grundes sind 
die  vier  Haupt- 
farben aufge- 
lichtet zu  Hell- 
blau, Hellrot, 
Zitronengelb, 
Ockergelb. 

Bildete  ursprünglich  den  rechten  Flügel  eines  Klappaltärchens,  dessen  übrige  Stücke  sich  im  Museum  zu  Antwerpen  und 
im  Louvre  erhalten  haben  .'.Wahrscheinlich  ist  der  Altar  in  Avignon,  in  Simones  letzter  Zeit,  entstanden  .■.  Erworben  1901 
von  Emile  PacuUy  in  Paris  .".  Eigentum  des  Kaiser -Friedrich -Museums -Vereins. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,22,  br.  0,15. 


Ugol 


mo 


Ugolino  di  Neri   [oder  di  Pietro?]   da  Siena.     Geboren  zu  Siena,  gest.  angeblich   1339 
in  Siena.     Tätig  zu  Siena,  wo  er  1317  urkundlich  erwähnt  wird,  und  zu  Florenz. 


1635  Der  hl.  Paulus.  Über  dem  dunkelblauen  Gewand  liegt  ein  violettbrauner  Mantel. 
Dunkelroter  Bucheinband.  Kastanienbraunes  Haar.  —  Der  hl.  Petrus.  Unter  dem 
leuchtend  grünen  Mantel  ist  am  Hals  ein  Stück  des  Untergewandes  in  kräftigem  Karmin- 
rot sichtbar,  das  sich  in  der  Schlüsselschnur  wiederholt. —  Johannes  d.T.  Der  zinnober- 
rote Mantel  deckt  zum  Teil  das  rotbraune  härene  Gewand,  mit  dem  das  kastanienbraune 
Haupt-    und   Barthaar   zusammengestimmt   ist.  —    Rotbräunliches  Fleisch    mit   grünen 


Schule  iion 
Siena  im 
XIV.  Jahr- 
hundert 


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1635  A 
1635  B 


17 


Schule  von 
Siena  im 
XIV.  Jahr- 
hundert 

1081  A 


Schatten.  Goldgfrund.  —  Die  Gewänder  der  Engel  in  den 
Zwickeln  zeigen  bunte  leuchtende  Farben  [helles  Karmin, 
Blau,  Zinnober,  Violett,  Grün]. 

Gemalt  um  1320 — 1330.  Die  drei  Tafeln  gehören  zu  dem  vielteiligen  Altarwerk, 
das  Ugolino  für  den  Hochaltar  in  S.  Croce  zu  Florenz  malte,  und  das  die  Be- 
zeichnung: ,,Ugolino  de  Senis  me  pinxit"  trug.  Vom  Hochaltar  entfernt,  blieb 
das  Altarwerk  lange  Zeit  im  Dormitorium  des  Konvents,  wo  es  Della  Valle  ent- 
deckte. Es  kam  nach  England  in  die  Sammlung  W.  Y.  Ottley ;  seit  ihrem  Verkauf 
im  Jahre  1847  datiert  die  Zersplitterung  der  einzelnen  Teile.  Bis  1885  waren  jedoch 
13  Tafeln  im  Besitz  des  Rev.J.  Füller  Russell  bei  Enfield  vereinigt.  Bei  der  Auflösung 
dieser  Sammlung  kamen  zwei  Teile  der  Predella  in  die  National  Gallery,  London; 
die  übrigen  Stücke  befinden  sich  in  englischem  Privatbesitz  .■.  Erworben  1904  aus 
dem  englischen  Kunsthandel  .".  Eigentum  des  Kaiser  -  Friedrich  -  Museums-Vereins. 

Tempera.  Pappelholz,  jeder  Flügel  ii.  1,37,  br.  0,57  [mit  dem  Originalrahmen 

aus  einem  Stück  ]. 

1635  A  Geißelung  Christi.  Bräunlicher  Fleischton,  stumpfes 
Hellrot  und  Grauviolett  in  der  Kleidung  der  Knechte  vor 
graublauem  Architekturgrund  erzeugen  eine  lichte  tonige 
Gesamtwirkung.    Goldgrund. 

Teil  der  Predella  vom  Altarwerk  Ugolinos  in  S.  Croce  zu  Florenz  .'.  Siehe  die 
Bemerkung  zu  Nr.  1635  .*.  Sammlung  Rev.  John  Füller  Russell,  Enfield  .-.  Erworben 
1906  aus  dem  englisdien  Kunsthandel. 

Tempera.  Pappelhoiz,  h.  0,405,  br.  0,58  [mit  der  Rahmenleiste  aus  einem  Stück]. 

1635b  Grablegung  Christi.  Vorockergelb  getöntem  Felsen- 
grund   mit   bräunlichen    Schatten    und   gegen    den   weißen 
Sarkophag  heben  sich  in  klaren  roten,  violetten,  hellblauen, 
hellgrünen     und    goldgelben    Farben    die    Gewänder    der 
Figuren    ab.     Bräunlicher   Fleischton    mit    grünen 
Schatten.     Goldene    Gloriolen    mit    eingeprägten 
Ornamenten  und  Goldgrund. 

Teil  der  Predella  vom  Altarwerk  Ugolinos  in  S.  Croce  zu  Florenz  .*. 
Siehe  die  Bemerkung  zu  Nr.l635  .-.  Sammlung  Rev.  John  Füller  Russell, 
Enfield  .*.  Erworben   1906  aus  dem  englischen  Kunsthandel. 

Tempera.    Pappelholz,  h.  0,41,  br.  0,58  [mit  der  Rahmenleiste  aus 

einem  Stück]. 

T    |T-jT-jo    L'PP°   Memmi.    Geboren  zu  Siena,  gestorben  da- 
LiljjpU    ggH,st   1357.     Als  Gehilfe  seines  Schwagers   Simone 
Martini  wesentlich  unter  dessen  Einfluß  gebildet.    Tätig  vor- 
nehmlich in   Siena,   einige   Zeit  in   S.  Gimignano  [1317]. 

1081a  Maria  mit  dem  Kinde.  Neben  dem  Ultra- 
marinblau des  Mantels  ist  das  Rot  in  der  Umhüllung 
des  Kindes  und  im  Gewände  Marias  nach  Braun 
abgestumpft.  Das  Fleisch  zeigt  einen  zarten  grauen 
Ton  mit  rosigen  Lichtern.  Die  Gewänder  sind  mit 
Goldborten  geziert.  Reich  gemusterter  Goldgrund. 
Im  Medaillon  des  Giebelfeldes  der  Engel  der 
Verkündigung. 


18 


Bez.  am  unteren  Rande :  -  LIPPVS  -  MEMMl  DE  ■ 
SENIS  —  .'.  Auf  der  Rückseite  ein  Siegel  mit  den  Worten  : 
Inslgne  Campo  Santo  di  Pisa  .'.  Erworben  1863  aus 
Hofrat  Fr.  Försters  Besitz  in  Berlin. 

Tempera.  Pappelholz  [mit  dem  Oriainalrahmen  aus 
einem  Stück],  h.  0,665;  die  eigentliche  Bildftäche 
h.  0,46,  br.  0,25. 


1511  Maria  mit  dem  Kinde.  Der  blaue 
Mantel  der  Madonna  ist  stark,  nachge- 
dunkelt. Davor  steht  leuchtendes  Kar- 
minrot [Umhüllung-  des  Kindes],  das  als 
Lasur  auch  im  Inkarnat  und  im  gold- 
verzierten Gewände  Marias  wiederkehrt. 
Das  Fleisch  mit  grünen  Schatten.  Gold- 
grund mit  eingeprägten  Mustern. 

Sammlung  Solly,   1821. 

Tempera.    Pappelholz,  h.  0,275,  br.  0,19. 

1067  Maria  mit  dem  Kinde.  Gegen 
das  [nachgedunkelte]  Ultramarinblau  des 
Mantels  der  Madonna  steht  im  Kleidchen 
des  Kindes  kräftiges  Karminrot,  das 
schwärzlicher  im  Untergewande  der 
Mutter  wiederkehrt.  Das  Kind  trägt 
ein  weißes  Hemdchen.  Rosabräunliches 
Fleisch  mit  graugrünen  Schatten.  Gold- 
grund. 

Erworben   1843. 

Tempera.     Pappelhotz,    oben    ursprünglich    spitzbogig    abgeschlossen, 
h.  0,77,  br.  0,55. 

1072  Maria  mit  dem  Kinde.  Vor  ultramarinblauem 
Mantel  mit  weißem  Umschlag  die  rosafarbene,  in  den 
Schatten  karminrote  Umhüllung  des  Kindes.  Dasselbe 
Rosa  findet  sich  heller  im  Inkarnat  wieder.  Das  dunkel- 
rote Untergewand  ist  mit  goldenen  Ornamenten  ver- 
ziert. Den  Boden  deckt  ein  bunter,  rot,  blau  und 
gelblich  ornamentierter  Teppich,  auf  dem  das  gold- 
gemusterte Sitzpolster  liegt.  Goldgrund  mit  einge- 
prägten Mustern. 

Das  Bildchen  wird  neuerdings  dem  Bartolo  di  Maestro  Fredi  [geboren  um  1 330, 
gestorben  imjanuar  1410  zu  Siena]  zugeschrieben  .*.  Sammlung  Solly,  1821. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,28,  br.  0,19. 


Schule  von 
Siena  im 
XIV.  Jahr- 
hundert 

1067 


1072 


19 


Schule  von 

Siena  im 

XIV.  Jahr- 

hundert 


1054 


Schule  von  Siena  um  1350 

1071  A  Maria  mit  dem  Kind  und  die  hl  1.  Franziskus, 
Jakobus  d.  A.,  Bruno  und  Laurentius.  Zwischen 
Graubraun  und  Weiß  der  Gewänder  des  Franzis- 
kus und  Bruno  steht  der  dunkelblaue  Mantel  Marias 
gegen  zinnoberroten,  goldgemusterten  Teppich.  Grau- 
brauner Thronsockel.  Auch  im  Inkarnat  dringt  das  vor- 
herrschende Graubraun  durch.  Der  Boden  ist  blau,  rot 
und  braun  marmoriert.  —  Oben  in  drei  Runden: 
Christus,  Maria  und  Johannes  in  leuchtendem  Ultra- 
marinblau, Zinnoberrot  und  Goldgelb  [Haare].  — 
Goldgrund. 

Erworben  1863  [?]. 

Tempera.  Pappelholz,  in  der  ursprünglichen  Einrahmung  mit  dem  Giebel- 
feld h.0,56;  das  Hauptbild  h.  0,36,  br.  0,25. 

Yonr-ii    AndreaVanni.   Geboren  1332  zu  Siena,  gestorben  1414 [?]. 
dlHll    Xätia  zu  Siena. 

1054  Maria  mit  dem  Kinde.  Der  [stark  nachgedun- 
kelte] blaue  Mantel  Marias  hebt  die  Figur  mit  dem 
rosa-graugrünlichen  Fleischtone  kräftig  vom  Goldgrund 
ab.  Das  mit  Goldmustern  durchsetzte  Gelbrot  im  Kleid- 
chen des  Kindes  kommt  als  Zinnober  im  Gewände  der 
Madonna  wieder. 

Erworben  1907  als  Geschenk. 

Tempera.  Pappelholz  [mit  dem  ursprünglichen  Rahmen  aus  einem  Stück], 
h.  0,60;  die  eigentliche  Bildfläche  h.  0,50,  br.  0,243. 


Lorenzetti  £'^,:,h7 


)renzetti  [in  Urkunden:  Petrucciodi  Lorenz oj. 

[?]  Bruder  Ambruogio  Lorenzettis.  Urkundlich  zu- 
erst 1305  als  Meister  nachgewiesen.  Tätig  zumeist  in  Siena  bis  1348,  zeit- 
weilig in  Florenz,  Pisa  und  Arezzo. 


1077  Die  hl.  Humilitas  heilt  eine  kranke  Nonne.  Weiß 
und  Grau  der  Architektur,  Schwarz  und  Graubraun  der  Non- 
nentracht und  Olivgrün  der  Bettdecke  bestimmen  den  hellen 
kalten  Ton  des  Bildes,  der  durch  helles  Ziegelrot  der  Dächer 
und  des  Fußbodens,  durch  Hellocker  der  Bettstatt  und  das 
hellkarminrote  Gewand  des  Arztes  nur  wenig  erwärmt  wird. 
Goldgrund. 

Dieses  und  das  folgende  Bild  gehören  zu  einem  ntehrteiligen  Altare,  der  jetzt  —  bis 
auf  die  beiden  in  Berlin  befindlichen  Stücke  —  in  der  Akademie  zu  Florenz  aufbe- 
wahrt wird.  Dieser  Altar,  in  seinem  Mittelstück  die  heilige  Humilitas  in  ganzer  Figur 
und  ringsum  in  elf  Abteilungen  Vorgänge  aus  ihrem  Leben  darstellend,  muß  zu  den 
Werken  Pietro  Lorenzettis  gerechnet  werden.  Unter  dem  Mittelbilde  findet  sich  die 
[jedenfalls  erneute]  Inschrift:  A.  MCCCXLI.  hec  sunt  miracula  beate  Humilitatis  prime 
abbatisse  et  fundatricis  hujus  venerabilis  monasterii  et  in  isto  altari  est  corpus  ejus. 
Der  Altar,  urspninglich    gemalt  für  das  Nonnenkloster  Vallombrosa  [unweit  Florenz], 


20 


Schale  von 
Siena  im 
XIV.  Jahr- 
hundert 


1077 
1077  A 


dessen  Gründerin  und  erste  Äbtissin  die  heilige  Humilitas  war  [d.  i.  Rosana, 
die  Gemahlin  des  Ugolotto  de'  Caccianemici  von  Faenza,  als  Heilige  S.  Umiltä  ge- 
nannt, geb.  1226],  kam  aus  dem  Kloster  S.  Servi  bei  Florenz  in  die  Akademie. 
Über  seine  Entstehung  berichtet  eine  Biographie  der  Heiligen  vom  Jahre  1632. 
Von  den  dort  erwähnten  14  quadretti  finden  sich  jetzt  nur  13  einschließlich  der 
Berliner  Bilder  .".  Sammlung  SoUy,  1821. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,46,  br.  0,56. 

1077a  Der  Tod  der  hl.  Humilitas.  Die  farbig-e  Wir- 
kung ist  ähnlich  wie  in  Nr.  1077.  Lichtgrüne  Töne  in 
Brunnen  und  Bettdecke  sprechen  hier  neben  dem  hellen 
Ziegelrot  der  Dächer  und  des  Fußbodens  am  stärksten. 
Goldgrund. 

Gehört  zu  einer  Folge  mit  Nr.  1077  [siehe  die  Bemerkung  daselbst]  .".  Erworben 
1888   in   Berlin. 

Tempera.    Pappelholz,  b.  0,42,  br.  0,31. 

LI  I  •    Schule    des    Ambruogio    Lorenzetti    [1323    als 
Ol  dlZcLLl    Maler  genannt  und    nach   1345   nicht   mehr  erwähnt]. 

1094a  Geburt  Christi  [Teil  eines  Altars].  Die  Landschaft 
in  schmutzig  gelbgrauem  Ton  mit  weißgrauen  Lichtern. 
Die  Tracht  der  Hirten  ist  rotbraun  und  blaugrau.  Zur 
Belebung  der  schweren  Gesamtfärbung  dienen  Karminrot 
und  Blau  in  der  Gewandung  Josephs,  tiefes  Blau  in  den 
Gewändern  Marias  und  der  Engel.  Die  Engel  der  Ver- 
kündigung an  die  Hirten  [oben]  sind  in  hellem  Rosa  auf 
den  Goldgrund  lasiert.  Im  Dreipaß  des  Giebelfeldes  die 
Verkündigung  Maria. 

Erworben    1896   aus   italienisdiem   Kunsthandcl   als  Geschenk. 

Tempera.    Pappelbolz  [  mit  dem  ursprünglichen  Rahmen  aus  einem  Stück  ], 
h.  0,855;  die  Hauptdarstellung  h.  0,49,  br.  0,255. 


—  1094  A 


21 


Schule  von 
Siena  im 
XIV.  Jahr- 
hundert 

1094 


1097 


.^PljMjft J*    ■*    fe-^  LorenZetti    Schule   des  Ambruogio  Lorenzetti. 

1094  Der  hl.  Dominicus  [das  ihm  an  der  Zellen- 
wand erscheinende  Kreuz  verehrend].  Vor  weißer 
Architektur  stehen  lichte  kühle  Töne:  Rosa  in 
den  Gewändern  der  Engel,  gelblicher  im  Fußboden, 
und  Ultramarinblau  im  Gewände  der  zuschauen- 
den Frau.  Schwarz  in  der  Tracht  des  Heiligen, 
der  Decke  des  Gemachs  und  den  Offnungen  der 
oberen  Galerie. 

Neuerdings  Andrea    Orcagna    zugeschrieben  .■•  Erworben    1829  durch 
Rumohr. 

Tempera.    Pappelholz,  h.  0,37,  br.  0,30. 

LiOrGnZGttl  Kopie  nach  Ambruogio  Lorenzetti. 

1097  Aus  der  Legende  einer  Heiligen 
[Helena?].  Unter  bunten  Lokalfarben,  na- 
mentlich Karmin,  Zinnoberrot  und  Gelb,  wird 
die  Heilige  hervorgehoben  durch  das  starke 
Ultramarinblau  ihres  Mantels.  Hellrote  Archi- 
tektur, ockergelber  Strand  und  weißblaues 
Meer. 

Freie  Kopie  nach  einem  Bild  Ambruogio  Lorenzettis,  einen 
Vorgang  aus  der  Legende  des  hl.  Nikolaus  von  Bari  dar- 
stellend, in  der  Akademie  zu  Florenz,  wahrscheinlich  von 
der  Hand  eines  Sieneser  Meisters  um  1420,  der  Verwandt- 
schaft mit  Giovanni  di  Paolo  zeigt .".  Erworben  1823. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,25,  br.  0,32. 


Schule  von  Siena  um  1350 — 1380 

1069     Darstellung    aus    der    Legende     der    hl.    Margaretha.     Vor    dunkelgrauem 

1069        vi^^s^^B^i^^^s^^^^"  B-       ^m^t^  i^^     j^-  ifci.-  ••    _       Felsengrund  mit  dunkel- 

grünen Bäumen  ist  Zin- 
noberrot [Heilige,  Feld- 
herr, Gefährtin  rechts], 
Goldgelb  und  Rotbraun 
verstreut.  Goldgrund  an 
Stelle  des  Himmels. 

Die  Heilige,die  in  Pisidien  die  Herden 
ihres  Vaters  Theodosius,  eines  heid- 
nisdien  Priesters  in  Antiochien, hütet, 
wird  auf  Befeh!  des  Olybrius  [  Feld- 
herrn des  römischen  Kaisers  Aure- 
lian],  der  sie  zum  Weibe  begehrt,  hin- 
weggefuhrt  .'.Sammlung  SoUy,1821. 
Tempera.  Pappelholz,  h.  0,22, 
br.  0.40. 


22 


Bi       1       Bartolo   di  Maestro  Fredi   [dei  Bat- 
ariOlO  tilori?].    Geb.  um   1330,  gest.  im  Januar 
1410    zu  Siena.    Tätig   in  Siena   und  Umgebung. 

1142  In  zwei  Abteilungen.  Oben:  Ver- 
kündigung-. Dunkelblau  und  Karminrot 
der  Kleidung  Marias  stehen  im  harten 
Gegensatze  zu  den  zarten,  mit  eingepräg- 
ten Goldmustern  durchsetzten  graublauen 
und  rötlichen  Tönen  in  der  Gewandung 
des  Engels  und  dem  von  Cherubim  ge- 
tragenen Christkind.  —  Unten:  Sechs 
Heilige:  Hieronymus,  Franziskus,  Au- 
gustinus, Agnes,  Klara,  Katharina.  Rot- 
gelbe, von  eingeprägten  Goldmustern 
durchsetzte  Töne  in  der  Mitte  klingen 
nach  den  Seiten  über  kräftiges  Ultrama- 
rinblau in  Rot  aus.  —  Goldgrund. 

Erworben  1828  29  durch  Rumohr. 

Tempera.     Pappelholz,  h.  0,525,  br.  0,385  [mit    der 
Rahmenleiste  aus  einem  Stück]. 


Schule  von 
Siena  im 
XIV.  Jahr- 
hundert 


Tadd 


Art   des  Ta 

eo  bis 


iddeo   di   Bartolo   [1363 

1422]. 

1095  Kleine  Altartafel.  Mittel- 
bild: Maria  mit  dem  Kind  und  die 
hll.  Katharina  und  Johannes  d.T.  Der 
Kontrast,  den  der  ultramarinblaue 
Mantel  Marias  und  der  zinnoberrote 
Behang  des  Thrones  bilden,  be- 
herrscht die  Altartafel  und  kehrt  auch 
im  mittleren  Giebelfeld  und  im  linken 
Flügel  wieder.  Das  Kind  in  rot- 
gelbem Kleidchen  und  grauer  Um- 
hüllung vor  rosarotem  Kleide  Marias. 
Die  Gewänder  der  Heiligen  und] 
Engel  zeigen  lichte,  ins  Graue  spie- 
lende Töne,  besonders  Rosa  und 
Graublau.  Im  Giebelfelde  erscheint 
Zinnoberrot  im  Kleide  Magdalenas 
zwischen  Blau  und  Rosa. —  Linker 
Flügel:  Die  hll.Stephanus  und  Lau- 
rentius,  der  erstere  in  zinnoberrotem, 
der  andere  in  ultramarinblauem  Or- 
nat mit  eingeprägtem  Goldbesatz; 
im  Giebelfelde  der  Engel   der  Ver- 


1095 


23 


Schule  X'on 
Siena  im 
XIV.  Jahr- 
hundert 

1062  B 


1171 


Schule  von 
\fodena   im 
XIV.  Jahr- 
hundert 


kündigungf  in  hellkarminrotem  Mantel,  der  über  blauem 
Gewände  liegt.  —  Rechter  Flügel:  Der  hl. Franziskus 
und  ein  Heiliger  mit  Schwert  in  gelbgrünem  Gewand 
und  rosafarbenem  Mantel;  im  Giebelfelde  Maria, 
die  Verkündigung  empfangend,  in  denselben  Farben 
gekleidet  wie  der  Engel  der  linken  Seite.  —  Rosiger 
Fleischton  mit  hellgrünen  Schatten.  —  Goldgrund. 

Erworben    1829   durch   Rumohr. 

Tempera.    Pappelholz  [mit  dem  ursprünglichen  Rahmen  aus  einem  Stück], 
Mittelbild  h.  0,40.  br.0,17;   Flügel  je  h.  0,38,  br.  0,07. 

_^*_     Francesco    [Francio]    di    Vannuccio.     Geb. 
IlllUL^ClU    2u  Siena,  tätijf  daselbst,  und  in  der  Sieneser  Maler- 
iste als  Francio    di  Vannuccio    verzeichnet;    zuerst  1361,    zuletzt 
1388  urkundlich  erwähnt. 

1062b  Christus    am  Kreuz.     Die  Farbenwirkung   ist 
trocken  und  erinnert  an  Guaschemalerei.    Dunkelblau 
im  Mantel  Marias  und  Hellblau  mit  hellem  Karminrot 
in  der  Gewandung  des  Johannes   dominieren  gegen 
das  Grau  der  Landschaft  und  Schwarz  in  den  Trachten 
der  beiden  knienden  Figuren.    Zinnober- 
roter  Mantel    des    Bischofs.     Goldgrund. 
Von  dem  Stifter  [Franziskaner]  gehen  die 
Worte  aus:  Pate  •  drie  •  speravi  nö  cöfun- 
dar    in    aeternum,    von    dem    hl.  Bischof: 
vulnerasti    dne   carnem.    caritate   tua  .  — 
Rückseite  [Unterglasmalerei  in  Gold, 
Weißblau   und  Gelbrot]:   Maria  mit  dem 
Kinde,  auf  einem  Throne  sitzend,  zwischen 
einem    männlichen    und    einer    weiblichen 
Heiligen  und  dem  Donator  [Franziskaner], 
von  dem  die  Worte  ausgehen:  Misere  mei 
et  audi  orationes  meas. 

Bez.  auf  der  Leiste  des  Rahmens :  FRANCISCHVS  DEV AN- 
NUCIO  DESENIS  PINSIT  HOC  HOPVS  MCCCLXX  ...... 

Das  kleine  Altärchen  [  mit  seinem  gotischen  Rahmen  aus 
einem  Stücke]  diente  wohl  als  Abzeichen  einer  religiösen 
Körpersdiaft  bei  Umzügen  und  dgi.  .*.  Erworben  1885  in 
Florenz  als  Geschenk  des  Herrn  James  Simon. 

Tempera.     Pappelholz,    h.  [die  eigentliche    Biidfläche 
bis   zur  Spitze   des   Mittelgiebels]   0,24,   br.  0,18. 

SCHULE  VON  MODENA 

D  V  Barnaba  daModena.Geb.zuModena, 

Darnaua  tätig  in  Modena  [1364— ISSOJ,  Genua 
[daselbst  urkundlich  1364,  1370,  1380  u.  1383  nach- 
gewiesen],   Pisa    [1380]    und  Piemont  [um   1377]. 

1171  Maria  mit  dem  Kinde.    Das  gelb- 
rote Gewand  des  Kindes  hebt  sich  grell 


24 


vom  dunkelblauen  Mantel  ab,  in  den  die  Falten  mit  Gold  einge- 
zeichnet sind.  Das  schwärzlich  karminrote  Kleid  ist  am  Hals,  am 
Ärmel  und  unten  sichtbar.  Das  Fleisch  zeig-t  schwere  dunkel- 
braune Schatten.    Goldgrund. 

Bez.  unten  in  goldener  Schrift  auf  rotem  Grunde :  -  Barnabas  •  deniutiiia  pinxit  MCCCLXVIIIl 
.-.  Erworben  1845. 

Tempera.    Leinwand  auf  Pappeiholz,  h.  1,06,  br.  0,66. 

SCHULE  DER  ROMAGNA 
Um  1330—1350 

1110  Fünf  Darstellungen  aus  dem  Leben  Christi.  Die 
Färbung  aller  Darstellungen  ist  durch  den  Kontrast  von  Blau- 
grün und  Rosa  bestimmt,  belebt  durch  wenig  Zinnoberrot.  Die 
dunkelblaugrünen  Gewänder  Christi  und  Marias  sind  mit  Gold- 
zeichnung geziert.  An  Stelle  des  Himmels  Goldgrund  mit  ein- 
geprägten Ornamenten. 

a]  Christus  vor  Pilatus.  Rosa  in  der  Gewandung  der  Gruppe 
links  und  im  Untergewande  Christi  hält  dem  Blaugrün  der 
rechten  Seite  die  Wage,  das  wieder  von  Rot  und  Hellgelb 
[Schild]  durchbrochen  wird.    Graue  Architektur. 

b]  Der  auferstandene  Christus.  Rosa  im  Mantel  der  Ma- 
donna links  und  im  Sarkophag  steht  vor  grünlichem  Grau 
der  Felsenlandschaft.  Der  Engel  in  hellblaugrünem  Gewand, 
mit  dunkelblaugrünen  Flügeln.  Im  Vordergrunde  Blaugrün, 
Zinnober  [Schilde]  und  Hellgelb  in  der  Bewaffnung  der 
Wächter.    Zinnoberrot  kehrt  wieder  in  der  Kreuzesfahne. 

c]  Christus  in  der  Vorhölle.  Kaltes  Karminrot  und  Dunkel- 
grün in  den  Gestalten  Christi  und  des  Königs  links  heben 
sich  gegen  hellblaugrünen  Felsen  ab.  Die  Gruppe  rechts  ist 
gleichfalls  in  kühlen  graublauen  und  grünlichen  Tönen  ge- 
halten. 

d]  Christi  Himmelfahrt.  Zinnober,  Hellkarminrot  und  Blau- 
grün auf  der  linken  Seite  stehen  auf  der  andern  gelbbraune 
und  graublaue  Töne  gegenüber.  Graublau  wiederholt  sich 
im  felsigen  Boden.    Die  Engel  in  Blaugrün  und  Rosa. 

e]  Ausgießung  des  hl.  Geistes.  Blaugrün  und  Grau  [z.B. 
in  den  Treppenstufen]  werden  durchbrochen  von  Zinnober- 
rot [Untergewänder,  Flammen],  Hellkarminrot  und  Gelb- 
braun. 

Sammlung  SoUy,  1821. 

Tempera.    Pappelholz,   h.  je   0,16,   br.  je  0,15. 


Schule  von 
Modena  im 
XIV.  Jahr- 
hundert 


.,^'^.. 


Schule  der 
Romagna 
im  XIV. 
Jahrhundert 

1110 


25 


Venetiani- 
che  Schule 
des  XIV. 
Jahrhun- 
derts 


VENETIANISCHE  SCHULE 

LiOrCnZO    Lorenzo  Veneziano.  Tätig  in  Venedig,   nach  urkundlichen  Nachrichten  von   1357 — 1379. 

1650  Zwei  Teile  von  einem  Altar.  Der  hl.  Marcus.  Der  dunkelblaue,  im  Um- 
schlag gelbgrüne  Mantel  ist  mit  goldgelben  Borten  besetzt.  Darunter  ist  das  rosa- 
farbene Gewand  mit  grünem  Besatz  sichtbar.  Zinnoberroter  Bucheinband.  —  Johannes 
der  Täufer.  Über  dem  härenen  Gewand  von  gelbbrauner  Farbe  liegt  ein  gelbgrüner 
Mantel.  —  Dunkelrotbraunes  Fleisch  mit  dunkelbraunen  Haaren.   Goldgrund. 

Erworben  1906  aus  dem  englischen  Kunsthandel. 
Pappelholz,  jede  Tafel  h.  0,74,  hr.  0,27. 


1650 


26 


ITALIENISCHE  SCHULEN  DES 
XV.  JAHRHUNDERTS 


Florentini- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


1123A 


FLORENTINISCHE  SCHULE 

orPTlVO    '-'°"  Lorenzo  gen.  il  Monaco  [Kamaldulensermönch    im 
UlCIlZU     Kloster  degli  Angeli  zu  Florenz].    Geburts- und  Todesdatum 

unbekannt.    Tätig  um  1390 — 1425,  vornehmlich  zu  Florenz.    Nach  Vasari 

55jährig  gestorben. 

1119  Maria  mit  dem  Kind,  Johannes  d.  T.  und  der 
hl.  Nikolaus.  Kühle  auf  Graublau  gestimmte  Töne:  in 
der  Gewandung  Marias  [hellblaugraues  Unterkleid,  blau- 
schwarzer, im  Umschlag  hellgrüner  Mantel,  hellgraublaues 
Kopftuch]  und  der  Engel  [hellblau  und  grauviolett]  über- 
wiegen. Bräunliches  Zinnoberrot  [Teppich],  Hellrosa  im 
Gewände  des  Kindes,  noch  matter  im  Mantel  des  Johannes 
und  Hellzinnoberrot  [über  Graublau]  im  Mantel  des  hl. 
Nikolaus.    Grünlicher  Boden.    Goldgrund. 

Datiert  auf  der  Thronstufe;  Anno  domini  MCCC  [unvollständig]  .-.  Aus  der  früheren 
Zeit  des  Meisters  .".  Sammlung  SoUy,  1821. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,90,  br.  0,49. 

1123a  Maria  mit  dem  Kinde.  Der  dunkelblaue,  im  Um- 
schlag goldgelbe  Mantel  Marias  läßt  vorn  das  mit  goldenen 
Sternen  besetzte  graublaue  Untergewand  sehen.  Karminrot 
im  Gewände  des  Kindes  kehrt  als  Rosa  im  Erdboden  wieder. 
Lichte  Fleischfarbe  mit  durchscheinendem  Grün.  Gold- 
grund.—  Unten  in  drei  Medaillons  auf  Goldgrund:  Christus 
im  Grabe,  Maria,  Johannes  d.  Ev. 

Erworben  1903  aus  dem  florentiner  Kimsthandel  als  Geschenk. 

Tempera.    Pappelholz,   mit   dem  Tabernakelrahmen   aus   einem  Stück,   h.  1,48, 
br.  0,76. 

A_,     1*  Fra    Giovanni   da   Fiesole   gen.   Ano^elico   oder 

Ilg^eilCO  Beato  Angelico,  auch  Fiesole.  Geboren  1387 
in  der  florentinischen  Provinz  Mugello,  trat  1407  zu  Fiesole  in 
den  Dominikaner- Orden,  gestorben  zu  Rom  am  18.  März  1455. 
Tätig  vornehmlich  in  Fiesole  [1418 — 1436]  und  Florenz  [1436 
bis  1446],  zeitweilig  in  Cortona  [zv^ischen  1409  und  1418],  Or- 
vieto   [1447]   und  Rom   [zwischen   1446  und   1455]. 

60  Maria  mit  dem  Kinde  und  die  hll.  Domini- 
kus  und  Petrus  Martyr.  Von  dem  goldgemusterten 
Teppich  mit  rotem  Grund  heben  sich  kräftige  bunte 
Lokalfarben  ab:  Ultramarinblau,  das  sich  nach  vorn 
zu  auflichtet,  im  Mantel,  Gelb  im  Mantelumschlag, 
tiefes  Karminrot  im  Untergewande  Marias.  Das  Kind 
in  rosafarbenem  Kleid  mit  Goldbortenbesatz.  Zarter 
rosiger  Fleischton. 

Aus  der  früheren  Zeit  des  Mei.sters  -■.  Sammlung  SoUy,  1821. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,70,  br.  0,51. 


28 


60a  Flügelaltar.  Das  jüng-ste  Gericht.  Mittel- 
bild: Die  obere  Hälfte  zeigt  vorwiegend  hell- 
blaue und  rote  Töne  in  allen  Abstufungen  gegen 
den  Goldgrund.  Christus  in  hellgraublauer  Ge- 
wandung auf  gleichfarbigen  Wolken  ist  umgeben 
von  zinnoberroten  Seraphim  mit  goldenen  Flügeln, 
die  wiederum  nach  einer  saftgrünen  von  einer 
hellblauen  Sphäre  umgeben  werden.  Die  Apostel, 
Evangelisten,  Propheten,  Heiligen  und  Engel  zu 
den  Seiten  in  lichten  blauen,  roten,  violetten  und 
olivgrünen  Gewändern,  die  reich  mit  Gold  geziert 
sind.  Die  untere  Hälfte  des  Bildes  ist  in  kräftigeren 
Lokalfarben  [vor  allem  Blau  und  Rot]  gehalten 
vor  schmutzigbraunem  und  dunkelgrünem  Hinter- 
grund: links  lichtes  Gelbbraun  der  Ordenstrachten 
zwischen  Hellblau  und  Hellrot;  rechts  Schwarz  und 
Braun  [Teufel]  zwischen  Ultramarin,  Dunkelrot 
und  Goldgelb. —  Linker  Flügel:  Vor  dunklem 
Grün  stehen  lichte,  zarte  Farben  [Violettblau,  Hell- 
braun, Karminrot,  Zinnoberrot],  unter  denen  das  lichte  Braun  der  Mönchstrachten  über- 
wiegt. Alle  Gewänder  und  die  Flügel  der  Engel  sind  reichlich  mit  Gold  verziert.  — 
Rechter  Flügel:  Im  oberen  Teil  die  gleichen  lichten  Farben  wie  im  Mittelbild.  Unten 
vor  dem  schwarzbraunen  Grund  der  Hölle  das  gelbbraune  Fleisch  der  Verdammten,  das 
Rot  des  Feuers,  Rotbraun,  Grauschwarz  und  Gelbgrün  der  Teufelsgestalten. 


Florentini- 
sche  Schule 
desXV. 
Jahrhun- 
derts 

hO 


Aus  der  Zeit  des  römischen  Aufent- 
haltes, mithin  wahrscheinlich  1446'47 
oder  bald  nach  1450  gemalt  .'.  Im 
Jahre  1811  befand  sich  das  Bild  im 
Besitz  eines  Bäckers  zu  Rom,  von  dem 
es  bald  nach  1816  Kardinal  Fesch  er- 
warb -■.  Bei  demVerkaufe  der  Samm- 
lung Fesch  im  Jahre  1845  zog  es  einer 
der  Erben,  Fürst  Musignano,  Sohn 
des  Lucien  Bonaparte,  zurück,  um  es 
später  an  Lord  Ward,  den  nachmali- 
gen Earl  of  Dudley,  zu  verkaufen  .-. 
Erworben  1884  aus  der  Sammlung 
des  Earl  of  Dudley  zu  London. 

Tempera.  Pappelholz,  Mittel- 
bild, h.  1,01,  br.  0,63;  Flügel  je 
h.  1,01,  br.0,27. 


61  Die  hll.  Dominikus  u. 
Franziskus.  Das  Gelb- 
braun der  Franziskaner- 
tracht, das  mit  dem  gleich- 
farbigen Erdboden  zu- 
sammengeht, und  Schwarz 


60  A 


29 


Florentini- 
sdie  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


mit  gelbbräunlichem  Weiß 
der  Dominikanertracht  ste- 
hen vor  hellrosa  und  gelb- 
brauner Architektur,  deren 
hellrote  Dächer  sich  gegen 
den  tiefblauen  Himmel  ab- 
heben. Der  gelbbraune  Bo- 
den des  Vordergrundes  geht 
nach  rückwärts  in  Graublau 
über.  Oben  von  Gold- 
strahlen umgeben  Christus  in  karminrotem  Gewand  und  hellultramarinblauem  Mantel, 
Maria  in  weißlichblauem,  mit  goldenen  Sternen  besetztem  Mantel. 

Gegenstück  zu  Nr.  62  .*.  Erworben  1823. 
Tempera.     Pappelholz,  h.  0,26,  br.  0,31. 

62  Verklärung  des  hl.  Franziskus.  Das  Gelbbraun  der  Franziskanertracht  kehrt  wieder 
in  der  Holzdecke  und  in  einer  wärmeren,  gelblicheren  Abstufung  in  den  Wänden.  Gegen 
diese  Töne  stehen  bräunliches  Hellrot  des  Fußbodens  und  etwas  Grün  im  Türausschnitt. 

Gegenstück  von  Nr.  61   .•.  Erworben   1823. 
Tempera.     Pappelholz,  h.  0,26,  br.  0,31 


ICO     Schule  des  Fra  Giovanni  Angelico   da  Fiesole. 


Angel 

57  Das  jüngste  Gericht.  Christus  in  rosafarbenem  Gewand  und  stumpfblauem,  im 
Umschlag  grünem  Mantel  ist  umgeben  von  zinnoberroten,  blauen,  dunkelgrünen,  gelben 
und  violetten  Tönen  in  den  Gewändern  und  Flügeln  der  Engel.  Reiche  Goldverzierung. 

Die  Heiligen,  Apo- 


stel undKirchenväter 
rechts  und  links  in 
blauen,  violetten, 
zinnoberroten,  hell- 
karmin,  gelben  und 
grünen  Gewändern 
mit  Goldbesatz  und 
goldenen  Gloriolen, 
auf  grauvioletten 
Wolken  vor  dunkel- 
blauer Luft,  die  sich 
nach  unten  auflichtet. 
Unten  vor  grauem 
Steinboden  in  der 
Mitte  kräftiges  Blau 
und  Zinnoberrot  in 
der     Kleidung     des 


30 


auferstehenden  Jünglings  links,  dem  ein  hellkarminrot 
gekleideter  Engel  aufhilft.  Rechts  ein  Mann,  dessen 
hellrotes  Gewand  nach  Blau  changiert,  mit  dunkel- 
grünem Mantel,  von  ockergelb  gekleidetem  Engel  mit 
zinnoberroten  Flügeln  aufgerichtet.  Ganz  links  vor 
dunkelgrünem  Grund  kühle  lichte  Farben;  rechts  vor- 
wiegend Grau,  weißliches  Blau  und  Schwarz,  mit  Zin- 
noberrot untermischt.  In  den  Zwickeln:  Daniel,  Jere- 
mias,  Jesaias,  Elias. 

Bez.  auf  dem  Sockel  des  Rahmens:  HOC  OPVS  FEC.  FIERl  JACOBVS  LODO- 
VICI  S  JACOBlTjivil  LEI  DE  VILLANIS  PRO  REMEDIO "AIE  SVE  ET  DN.  MAG- 
DALENE  VXORIS  EIVS  ET  .SVORVM.  ANNO  DOMINI  MILESIMO  CCCCL  VI  .'. 
Das  Bild  ist  also  ein  Jahr  nach  dem  Tode  des  Fra  Angelico  gemalt  .'-  Die  Aus- 
führung ist  von  verschiedenen  Händen  .'.  Einige  Teile  erinnern  an  die  Kunst- 
weise Cosimo  Rossellis  .".  Sammlung  Solly.  1821. 
Tempera.     Pappelholz,  h.  1,81,  br.  2,84. 


B 


enozzo 


Florentini- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


Benozzo    Gozzoli,     eigentlich     Benozzo    di    Lese 

di  Sandro.  Geb.  1420  zu  Florenz,  gest.  1498  zu  Pisa. 
Zuerst  als  Goldschmied  und  Erzbildner  Gehilfe  des  Lorenzo  Ghiberti 
[1444];  als  Maler  Schüler  des  Fra  Giovanni  da  Fiesole  und  dessen 

Gehilfe;  1446  in  Rom,  1447  in  Orvieto.  Tätig  zu  Montefalco  [1449  bis  um  1455],  kurze  Zeit  in  Perugia 
[1456]  und  Rom  [1458],  zu  Florenz  [1459—1462],  in  S.  Gimignano  [1463  bis  um  1468]  und  vor- 
nehmlich in  Pisa  [1469 — 1485  oder  noch  länger]. 

60b  Maria  mit  dem  Kind  und  die  hll.  Magdalena  und 
Martha.  Die  Gesamtfärbung  ist  sehr  licht  und  spielt  ins 
Graue.  Helles  Blau  im  Mantel  Marias  vor  goldenem  ge- 
mustertem Vorhang  kehrt  wieder  im  Untergewande  Mag- 
dalenas, das  dumpfe  Karminrot  des  Gewandes  der  Maria  im 
Mantel  Magdalenas  und  dem  unter  gelbgrünem  Mantel  sicht- 
baren Gewände  Marthas.  Ockergelbes  Kissen  auf  schmutzig 
grauem  Boden.  Die  Engel  in  rosafarbenen  Gewändern 
und  rosa -gelbgrünen  Flügeln  vor  dunkelblauer  Luft. 

Verwandt  der  1450  datierten  Altartafel  des  Meisters,  die  Gürtelspende  darstellend 
[  in  der  Sammlung  des  Laterans  zu  Rom  ]  .'.  Stammt  aus  der  Nähe  von  Perugia  .•. 
Erworben  1883  von  A.  Castellani  in  Rom. 

Tempera.     Pappelholz,  ohne  den  alten  Originalrahmen  h.  0,59,  br.  0,36. 


ManViia\/^lli    Zanobi   [Cenobius]   Machiave 
aCniaVeill    gestorben  den  7.  M 


Geboren  1418, 
arz  1479. 

94 A  Der  hl.  Jakobus.  Über  dem  gelblichgrauen  härenen 
Gewand,  aus  dem  die  roten  Ärmel  des  Untergewandes 
hervorkommen,  liegt  der  karminrote  Mantel  mit  dunkel- 
grünem Umschlag.  Das  Karminrot  des  Mantels  kehrt 
im  Bucheinband  wieder.  Rotbraunes  Fleisch  und  gelb- 
braunes Haar.   Bräunlichgrauer  Erdboden.   Goldgrund. 

Bez.  am   unteren  Rande  mit  der  modern  übermalten  Inschrift:      M.    CCCCLXIII. 

PINSIT.  CENOBIVS.  DE   MACHIAVELLIS     .'.     Erworben  1888  als  Geschenk  des 

Herrn  Geheimrats  R.  v.  Kaufmann. 

Tempera.     Pappelholz,  h.  1,235,  br.  0,49  [ohne  den  aufgesetzten  alten  Rah- 
mengiebel]. 


94  A 


31 


Florentini- 
sdie  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


58  C 


58  B 


5SA 


QCQr*r'ir~»  Tommaso  di  Ser  Giovanni 
dödCCIU  jjj  Simone  Guidi,  gen.  Ma- 
saccio.  Geboren  in  Castello  S.  Giovann 
im  Arnotal  den  21.  Dezember  1401,  jest 
zu  Rom  1428  [wahrscheinlich  gegen  Ende 
des  Jahres].  Angeblich  Schüler  Masolinos 
Tätig  vornehmlich  zu  Florenz  [1421,  1422 
1424  und  1427  urkundlich  erwähnt],  einige 
Zeit  in  Pisa  [1426]  und   Rom. 

58c  Die  Wochenstube  einer  vor- 
nehmen   Florentinerin.     Weiße 
Architektur  mit  schwarzen  Bändern, 
graublauen  Säulen  und  dunkelultra- 
marinblauen  Gewölben.    Die  Rück- 
wände    sind     schmutziggraubraun. 
In  den  Figuren  kräftigt  sich  die  Fär- 
bung  von   gedämpften,    meist  rot- 
bräunlichenTönen  links  und  Schwarz 
im  Hintergrunde  nach  vorn  u.  rechts, 
wobei  Ultramarinblau  [Frau  in  der 
Mitte,  Magd  ganz  rechts]  und  Zin- 
noberrot [Wappenlilien,  Frau  hinter  dem  rechten  Pfeiler,  Magd  rechts  hinten]  den  Haupt- 
kontrast bilden,  der  in  der  Mitte  von  Rotbraun  [nach  links  blickende  Frau,  Boden],  rechts 
von  Ockergelb  [Frau  mit  Kind,  Bettstatt]  und  Rotbraun  [Bettdecke]  begleitet  wird. 

Das  Bild  ist  ein  ,,Desco  da  parto",  deren  mehrere  im  Inventare  der  mediceischen  Kunstschätze  —  darunter  auch  einer  von 
Masaccio  —  erwähnt  werden,  bemalte  runde  Platten,  auf  denen  den  Wöchnerinnen  Geschenke  überbracht  und  Speisen  dar- 
gereicht wurden -■- Unsere  Darstellung  zeigt  den  innigsten  Bezug  zum  Zwecke  der  Tafel  .*.  Ein  Jüngling  auf  unserem  Bilde 
trägt  einen  desco  da  parto  .'.  Erworben  1S83  in  Florenz. 

Pappelholz,  Durchmesser  [  mit  dem  zugehörigen  Rahmen  ]  0,56. 

58b  Tafel  mit  zwei  Darstellungen  neben  einander.   Links:  Martyrium  des  hl.  Petrus. 

Vor  hellgrauem  Archi- 
tekturgrund gebrochene 
lichte  Töne:  Rosa  u. Blau- 
violett in  der  Kleidung 
der  nagelnden  Henkers- 
knechte, Ockergelb  und 
Graublau  in  den  Soldaten 
links,  mit  Silber  verziertes 
Graublau  der  Rüstungen. 
Aus  der  kühlen  Gesamt- 
färbung hebt  sich  warm 
der  rotbraune  Fleisch- 
ton heraus.  Das  Ganze 
wird  übertönt  von  leuch- 
tendem Zinnoberrot  in 
den  Schilden,   das  in  der 


32 


gleichen  Stärke  als  füh- 
rende Farbe  in  allen 
Teilen  der  Predella 
wiederkehrt  und  diese 
koloristisch  zusammen- 
hält. —  Rechts:  Mar- 
tyrium Johannis  d.  T. 
Die  Färbung  entspricht 
der  vorhergehenden 
Darstellung.  Zwischen 
Graublau,  Hellkarmin, 
Ockergelb  bricht  das 
Zinnoberrot  der  Schil- 
de hervor. 

Gehört  mit  dem  folgenden  Bild 
und  Nr.  58  E  zu  der  Predella  eines 
von  Vasari  erwähnten  Altarwer- 
kes, das  Masaccio  1426  im  Auftrage  des  Giuliano  di  Colino  degli  Scarsi.  Notaro  di  S.  Giusto,  für  die  Kirche  del  Carmine  zu 
Pisa  malte  .'.  S.  auch  Nr.  58  D  .-.  Das  Hauptbild  stellte  Maria  mit  dem  Kinde  zwischen  den  hll.  Petrus,  Johannes  d.  T.,  Julianiis 
und  Nikolaus  dar  .'.  Sein  Mittelstück  glaubt  man  neuerdings  in  der  Madonna  mit  Kind  und  musizierenden  Engeln  in  der  Samm- 
lung A.  F.  Sutton-Brant  Broughton  wiedererkannt  zu  haben  .*.  Die  Bekrönung  der  Mitte  bildete  die  Darstellung  des  Gekreuzig- 
ten mit  Maria,  Johannes  und  Magdalena  [  Neapel,  Museum  ],  die  der  Seiten  Paulus  [  Pisa,  Museum  ]  und  Andreas  [  Graf  Lancko- 
ronski,  Wien]  .'.  Die  Predella  enthielt  nach  Vasari  fünf  Darstellungen  in  drei  Tafeln,  in  der  Mitte  die  Anbetung  der  Könige, 
einerseits  die  Martyrien  des  Petrus  und  des  Johannes,  anderseits  Darstellungen  aus  den  Legenden  des  Julianus  und  Nikolaus  .-. 
Die  Pilaster  des  Rahmenwerkes  schmückten  Einzelfiguren  von  Heiligen  [vgl.  Nr.  58 D]  .-.  Das  ganze  Altarwerk  war  schon  um 
1750  aus  der  Kirche  verschwunden  .*.  Erworben  1880  aus  der  Sammlung  des  Marchese  Gino  Capponi  zu  Florenz. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,21,  br.  0,61. 

58a  Anbetung  der  Könige.  Vor  braungrauer  Landschaft  mit  rotbräunlichen  Tiefen  und 
hellblauen  Bergzügen  am  Horizont  sind  die  leuchtendsten  Farben  in  der  Mitte  angeordnet: 
Ultramarinblau  im  Mantel  Marias,  im  Gewände  Josephs  und  des  jüngsten  Königs,  Zin- 
noberrot in  der  Umhüllung  des  Kindes,  den  Beinkleidern  des  jüngsten  Königs,  den  Röcken 
seiner  beiden  Diener  und  den  Beinkleidern  des  vorderen  Stifters.  Joseph  in  ockergelbem 
Mantel,  die  beiden  knieenden  Könige  in  dunkelolivgrünen  und  in  lichtkarminroten  Ge- 
wändern. Die  Stifter  sind  schwarz  und  grau  gekleidet.  Nach  den  Seiten  zu  sind  die 
Farben  in  Übereinstimmung  mit  dem  Hintergrund  zu  Grau  und  Rotbraun  gedämpft. 

S.  die  Bemerkung  zu  Nr.  58B  .•-  Erworben  1880  aus  der  Sammlung  des  Marchese  Gino  Capponi  zu  Florenz. 
Tempera.   Pappelholz,  h.  0,21,  br.  0,61. 

58 D  Vier  Heilige.  Auf  allen  vier  Tafeln  kehrt  in  der  Gewandung  das  schmutzig  gelb- 
bräunliche Weiß  wieder,  abwechselnd  mit  Dunkelgraubraun  und  Zinnoberrot  [Bücher, 
Obergewand  des  dritten 

Heiligen,  vielleicht  Hie-      i     ^^h^h  '^''  U  M 

ronymusj.  Der  gelbliche  ^^P^^H  ^  Ivp: 

Mantel  desBischofszeigt 
hellweißrote     Schatten. 
Braunrotes  Fleisch. 
Goldgrund    mit    einge- 
prägten Gloriolen. 


Florentini- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

58  D 


33 


Florentini- 
sdie  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


Die  vier  Tafeln  gehören  wie  Nr.  58  A,  58  B  und  58  E  zu  dem  von  Ma- 
saccio  für  die  Kirche  del  Carmine  in  Pisa  1426  gemalten  Altarwerk 
und  schmückten  wahrscheinlich  die  Pilaster  des  Rahmenwerkes  .'. 
Charles  Butler,  London  .-.  Erworben  1905  aus  dem  englischen 
Kunsthandel  .*.  Eigentum  des  Kaiser- Friedrich -Museums -Vereins. 
Pappelholz,  jede  Tafel  h.  0,38,  br.  0,125. 


Mcico/->/^i/-v    Werkstatt    des    Masa 
abaCClU    Andrea  di  Giusto 


saccio.      Wahrscheinlich 

[Manzini]   aus  Florenz 

[gest.  den  2.  Sept.  1450],  der  laut  Urkunde  vom  24.  Dez. 

1426  den  Meister  bei  der  Arbeit  am  Pisaner  Altarwerk 

unterstützt  hat. 

58e  Tafel  mit  zwei  Darstellungen  neben- 
einander. Links:  Der  Elternmord  des  hl. 
Julian.  Am  kräftigsten  wirkt  wieder  Zinnober- 
rot in  der  Kleidung  des  mit  dem  Schwert  aus- 
holenden Heiligen  u.  dem  auf  rotbraunem  Boden 
liegenden  Mantel  gegen  Blau,  das  sich  nach 
Dunkelblaugrün  verändert  hat,  in  der  Bettdecke. 
Vor  dunkelgrauer  Wand  ockergelbe  Bettstelle. 
Ganz  rechts  der  Heilige  nochmals  in  zinnober- 
rotem Kleid,  im  Gespräch  mit  seiner  Frau,  die 
ein  gelbgrünes  Gewand  trägt.  —  Rechts:  Der 
hl.  Nikolaus  beschenkt  drei  mitgiftlose  Mädchen 
mit  goldenen  Kugeln.  Die  Färbung  entspricht 
der  linken  Seite.  Der  Heilige  in  zinnoberrotem 
Obergewand  mit  blaugrünen  Ärmeln  u.  Bein- 
kleidern. Die  schlafenden  Mädchen  in  zinnober- 
roten, blaugrünen  und  violettbraunen  Kleidern. 

Teil  der  Predella  von  Masaccios  Altarwerk  in  Pisa  .'.  S.  die  Bemer- 
kung zu  Nr.  58  B  .-.  Erworben  1908  als  Geschenk. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,21,  br.  0,61. 

Florentinische  Schule  um  1450 

1141  Der  hl.  Antonius  von  Padua.  In  grauschwarzem 
Ordenskleid,  von  dem  sich  der  rote  Bucheinband  ab- 
hebt; mit  lichtem  rotbraunem  Fleischton.  Vor  dem 
goldenen  Grund  Christus  und  Maria  in  hellen  kühlen 
Tönen.  Grauviolette  Balustrade  mit  dunkelbraunen 
und  schwarzen  Füllungen.  Rot,  gelb  und  schwarz  mar- 
morierter Boden. 

Der  Meister  dieses  Bildes  wird  nach  einem  seiner  Werke  im  Bargello  zu  Florenz 
Meister  des  Carrandschen  Triptychons  genannt  .■-  Sammlung  Solly,  1821. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,99,  br.  0,49. 


Pesell 


Francesco    di    Stefano,    gen.    Pesellino,    geb. 
iriO    1422  zu  Florenz,  gest.  1457  daselbst.    Tätig  nament- 
lich zu  Florenz. 

1651   Christus  am  Kreuz.     Leuchtendes  Zinnoberrot 
im   Gewände  der  Magdalena    und    dasselbe  Rot  mit 


34 


D 


Karminlasuren  im  Mantel  des  Johannes 
entsprechen  sich  auf  beiden  Seiten  gegen 
lichtes  Ultramarinblau  [Mantel  Marias  und 
Untergewand  des  Johannes].  Der  Körper 
Christi  ist  ockergelblichweiß  mit  bräun- 
lichen Schatten.  Oben  auf  hellblauen  Wol- 
ken Gott-Vater  in  hellblauer  nach  Rot- 
violett changierender  Gewandung;  davor 
die  zinnoberrote  Inschrifttafel.   Goldgrund. 

Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters  .".  Erworben  1907  aus 
englischem  Kunsthandel  .■.  Eigentum  des  Kaiser -Friedrich- 
Museums  -Vereins. 

Pappelholz,  h.  0,185,  br.  0,15. 


_^^_^!„_    Domenico  Veneziano,  eigentlich 
UIIlClllCU    Domenico    di  Bartolommeo    da 
Venezia.    Geb.  zwischen  1400  und  1410,  vermutlich 
zu  Venedig-,    urkundlich  zuerst  1439  erwähnt,  begraben  zu 
[1438]  und  zumeist  in  Florenz. 


Florentini- 
sche  Scliule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

64 


Florenz  am   15.  Mai   1461.    Tätig  in  Perugia 


64  Martyrium  der  hl.  Lucia.  Das  Bildchen  ist  ganz  in  lichten  Farben  gehalten.  In 
der  Architektur  steht  Hellrot  gegen  Weiß  und  Grau.  In  den  Figuren  Hellkarmin 
[Mantel  der  Heiligen,  Gewand  des  Henkers]  und  Hellblau  [Ärmel  der  Heiligen,  Bein- 
kleider des  Henkers,  matter  im  Gewände  des  Pascasius,  Statthalters  von  Sizilien,  der 
vom  Balkon  aus  die  Hinrichtung  befiehlt]. 
Das  schmutzige  Grün  der  Zypressen  kehrt 
gelblicher  im  Umhange  des  Henkers  wieder. 
Blaßblauer  Himmel. 

Gehört  als  Teil  der  Predella  zu  dem  Hauptwerke  des  Meisters, 
das  sich  in  den  Uffizien  zu  Florenz  befindet  -•-  Dasselbe  ,,OPUS 
DOMINICI  DE  VENETIIS"  bezeichnet,  stammt  aus  der  Kirche 
S.  Lucia  de'  Bardi  in  Florenz  und  stellt  die  thronende  Jungfrau 
mit  dem  Kinde  zwischen  den  hll.  Johannes  d.T-,  Franziskus,  Niko- 
laus und  Lucia  dar  .■.  Erworben  1841  42  in  Italien. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,25,  br.  0,285. 

1614  Bildnis  einer  jungen  Frau.  Der  Kopf 
ist  einheitlich  in  lichtbräunlichem  Ton  gehalten 
vor  ultramarinblauem  Himmel  mit  weißen 
Wölkchen.  Das  weiße  Atlaskleid  ist  mit 
grüiien  und  karminroten  Mustern  bestickt; 
Kragen  und  Ärmel  sind  aus  karminrotem 
Brokat  mit  goldgelben  Palmetten.  Weiße 
Marmorbalustrade  mit  braunen  Füllungen. 

Ehemals  Piero  della  Francesca  zugeschrieben,  doch  wie  das  Bild- 
nis in  der  Sammlung  Poldi  zu  Mailand  vielmehr  von  der  Hand 
Domenico  Venezianos  .'.  1815  in  der  Galerie  Massias,  Paris,  als 
„Cimabue"  beschrieben  und  abgebildet  .*.  Erworben  1897  aus 
der  Sammlung  des  Earl  of  Ashburnham,  London. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,51,  br.  0,35. 


1614 


35 


Florentini- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

69 


58 


T    Jv-ji-vi     Fra  Filippo  Lippi.  Geboren  zuFlorenz 
'-'^FF^    um  1406,  gestorben  zuSpoleto  den  9. Ok- 
tober   1469.      Tätig    vornehmlich     zu    Florenz, 
einige  Zeit  in  Padua  [um  1434],  Prato  [zwischen 
1452   und    1465]   und  Spoleto  [1467—1469]. 

69  Maria,  das  Kind  verehrend,  mit 
dem  kleinenjohannes  und  dem  hl. 
Bernhard.  Lichtes  Ultramarinblau  im 
Mantel  Marias,  aus  dem  vorn  zwischen 
olivgrünen  Falten  der  Innenseite  das  hell- 
rote Untergewand  hervorsieht,  löst  die 
Gestalt  kräftig  von  dem  gedämpften 
Grün  des  Waldgrundes  ab,  in  das  sich 
das  Graubraun  der  Felsen  und  Stämme 
mischt.  Gelbbrauner  Fleischton.  Der 
kleine  Johannes  in  hellkarminrotem,  im 
Umschlag  ockergelbem  Mantel  über 
grauem  Pelz,  der  hl.  Bernhard  in  weiß- 
grauer Kutte.  Gott -Vater  in  zinnober- 
rotem Gewand  und  grauviolettem  Man- 
tel auf  graublauen  Wolken,  vor  dunkelblauer,  mit  goldenen 
Sternen  besetzter  Glorie.  Von  der  Taube  gehen  goldene 
Strahlen  aus.  Ebenso  sind  die  Gloriolen  vergoldet  und 
die  Gewandung  Marias  mit  Gold  verziert. 

Bez.  auf  dem  Stiele  der  vorn  links  in  einen  Baumstumpf  eingehauenen  Axt: 
FRATER  •  PHILIPPVS  ■  P  ■  .-.  Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters  unter  dem 
Einflüsse  Fra  Angelicos  .".  Zur  Erklärung  der  Darstellung  vgl.  Brockhaus,  For- 
schungen über  Florentiner  Kunstwerke,  S.  53ff.  .'.  Das  Bild  stimmt  überein  mit 
der  im  mediceischen  Kunstinventar  aufgeführten  Altartafel  in  der  Kapelle  des 
Palazzo  Medici-Riccardi  .*.  Zwei  ähnliche,  aber  schwächere  Darstellungen  in  der 
Akademie  zu  Florenz,  eine  gute  Schulkopie  mit  gemalter  Laubbordüre  im  Vorrat 
der  Uffizien  [unter  dem  Namen  Alesso  Baidovinetti  ].'.  Sammlung  Solly,  1821. 
Tempera.    Pappelholz,   h.  1,27,  br.  1,16. 

58  Maria  mit  dem  Kinde.  Am  stärksten  spricht  leuch- 
tendes Ultramarinblau  im  Mantel  und  Hellkarminrot  im 
Gewand.  Goldgelb  im  Umschlag  des  Mantels  auf  den 
Schultern  und  Ärmeln  tritt  dazwischen.  Die  lichte  Gesichts- 
farbe mit  durchscheinendem  Grün  und  bräunlichen  Schatten 
geht  in  dem  Körper  des  Kindes  und  den  Händen 
der  Madonna  in  Rotbraun  über.  Hellblonde 
Haare.  Der  Architekturhintergrund  ist  in  ge- 
dämpften Tönen  gehalten:  graue  Umrahmung 
mit  gelbgrünen  Profilen,  gelbroten  Füllungen 
und  violetter  Muschel.  Das  Ganze  ist  allent- 
halben mit  Gold  verziert. 

SaiuMilung  Solly,   1821. 

Tempera.    Pappelholz,   h.  0,76,   br.  0,48. 


36 


952  Darstellung  aus  der  Kindheit  eines  Heiligen.  Gedämpfte  Töne  [Hellrot, 
Blauviolett,  Gelbgrün,  Graublau,  Weiß]  überwiegen  in  den  Gewändern  der  Frauen- 
gruppe links  vor  braungrauer  und  hellgrauer  Architektur  und  gelbgrünlichem  Boden. 
Dazwischen  treten  Goldgelb,  Zinnoberrot,  Gelb  und  Blau. 

Wahrscheinlich  als  linkes  Seitenstück  der  Predella  zur  „Krönung  Mariae'*  aus  S-  Ambrogio  in  der  Akademie  zu  Florenz  ge- 
hörig, stellt  das  Bild  vielleicht  das  Bienenwunder  des  hl.  Ambrosius  dar    .•-    Eine  Zeichnung  zu  der  rechts  knienden  Figur 
im  Kupferstichkabinett  zu  Berlin  .*.  Sammlung  Viscount  Powerscourt  .•-  Erworben  1905  aus  dem  englischen  Kunsthandel  .*. 
Eigentum  des  Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,28,  br.  0,51. 

95  Maria  als  Mutter  des  Erbarmens.  In  karminrotem  Kleid  und  graublauem,  gold- 
verziertem Mantel,  den  links  ein  Engel  in  hellblau -braunrot  changierendem  Gewand 
und  mit  dunkelgrünen  Flügeln,  rechts  ein  Engel  in  hellkarminrotem  Gewand  empor- 
halten. Goldgrund.  An  Stelle  des  lichten  bräunlichen  Tons  der  Köpfe  und  weißen 
Tücher  rechts  wiegt  links  ein  rotbräunlicher  Ton  vor.  Beide  Seiten  werden  durch 
grelles  Orangerot  [Gewänder  des  knienden  Alten  links  und  des  jungen  Mannes  neben 
der  Madonna  rechts]  belebt,  dem  Hellblau  und  Gelbgrün  [die  beiden  äußersten  Figuren] 

entgegenstehen.  Die  ungleichwertige  Ausführung  läßt  auf  Mitwirkung  von  Schüler- 

händen schließen  .'.  Sammlung  Solly,  1821. 
»    •  •  _  Tempera.    Pappelholz,  h.  1,00,  br.  2,28. 

Lippi    Nachfolger  des  Fra  Filippo  Lippi. 

94  Christus  und  der  kleine  Johannes. 
Durch  den  schwärzlich  grünen  Wald 
blicken  blaugrüne  Bergzüge  unter  lich- 
tem Horizont  und  grünblauem  Himmel. 
Zwischen  den  dunklen  Stämmen  sind 
Gelbbraun  im  Fleische  der  Gestalten, 
den  Rehen,  dem  Mantel  Josephs,  Blau- 
grau im  Gewände  des  Christusknaben 
und  den  Felsen  verteilt. 

1842    von    König   Friedrich    Wilhelm    IV.    der    Galerie 
überwi  -sen  .'.  Tempera.    Pappelholz,  h.  0,30,  hr.  0,48. 


Florentini- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

95 


94 


37 


Florentini- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


0_.^_q||J    Cosimo  Rosselli.    Geboren  zu  Florenz  1439,  gestorben 
XUaaClll    daselbst  den   7.  Januar   1507.     Tätig  zu  Florenz,  einige 


Zeit  in  Rom  [zwischen  1480  und  1484]  und  Pisa  [1466]. 


71  Grablegung- Christi.  Blaugrün  und  Zinnoberrot  ent- 
sprechen sich  wechselseitig  in  den  Gewändern  Marias 
und  Nikodemus,  Magdalenas  und  Josephs  von  Arima- 
thia.  Der  gelblichgraue  Leichnam,  den  ein  hellviolettes 
Lendentuch  umhüllt,  in  weißem  Laken,  wird  von  dem 
karminrot  gekleideten  Johannes  gehalten.  Die  Säume 
der  Gewänder  sind  mit  Gold  verziert.  Warm  bräun- 
liches Fleisch,  gelbblonde  Haare.  Das  tabernakelartige 
Grab  aus  weißem  Marmor  mit  grauen  und  schwarz- 
grünen Füllungen  steht  vor  hellblauem  Abendhimmel 
mit  violetten  Wolken  und  gelbem  Horizont. 

Sammlung  Solly,  1821. 

Tempera.     Pappelholz,  h.  0,51,  br.  0,34. 


59a  Die  hl.  Anna  Selbdritt,  der  Erzengel  Michael  und  die  hll.  Katharina, 
Franziskus  und  Magdalena.  Die  Gewänder  der  Figuren  sind  in  bunten  Lokalfarben 
gehalten  zwischen  grauweißer  Säulenarchitektur  mit  goldgelben  Kapitalen,  violettgrauen 
Wänden  und  goldgelb-blau  kassettierter  Decke.  Maria  in  hellkarminrotem  Gewand,  über 
dem  der  dunkelblaue,  innen  saftgrüne  Mantel  liegt.  Ihr  graublaues  Kopftuch  steht  gegen 
das  zinnoberrote  Gewand  der  hl.  Anna,  das  ein  moosgrüner  Mantel  deckt.  Ultramarin- 
blaue   Luft.     In    der  Gruppe    der  Heiligen    links   sind    die  Farben   tiefer   und   weniger 

leuchtend:  Der  hl. Michael  in  bräunlich- 
S9A  t&^ix:--  -  .  •  -' ^ai^MBB^^^S'~Til^^^^^^i^^^B  grauer  Rüstung,  purpurfarbenem  Man- 
tel und  zinnoberroten  Schuhen.  Das 
zinnoberrot  -  goldene  Brokatgewand 
der  hl.  Katharina,  die  ein  blaues  Buch 
hält,  ist  nur  auf  der  Brust  unter  dem 
dunkelgrünen  Mantel  sichtbar.  In  der 
Gruppe  rechts  ist  die  Farbenwirkung 
am  stärksten.  Das  leuchtende  Zin- 
noberrot im  Mantel  der  Magdalena  über 
hellblauem  Gewand  wird  noch  ge- 
steigert durch  das  nebenstehende  Grau 
der  Kutte  des  hl.  Franziskus.  Es  kehrt 
wieder  im  Kreuz,  das  der  Heilige  hält. 
Warm  rotbraunes  Fleisch. 

Bez.  unten  in  der  Mitte:  ÄNÖ  .  XFi  .  M  .  CCCCLXXl . 
I.D.  .".  Das  Bild  ist  die  früheste  unter  den  da- 
tierbaren Arbeiten  des  Meisters  .'.  Sammlung  Solly, 
1821. 

Tempera.    Pappelholz,  h.  1,63,  br.  1,63. 


38 


59  Maria  in  der  Herrlich- 
keit mit  Heiligen.  Helles, 
etwas  stumpfes  Zinnoberrot 
in  den  Gewändern  und  Flü- 
geln der  Engel,  kräftiger  im 
Gewände  Marias  und  den  Flü- 
geln derSeraphim,  u.  schwärz- 
liches Blau  im  Mantel  Marias, 
den  Gewändern  und  Flügeln 
der  Engel  sind  die  Haupt- 
farben gegen  das  Gold  des 
Grundes.  Das  Kind  wird  durch 
seine  gelbe  Umhüllung  her- 
vorgehoben. Im  unteren  Teil 
überwiegt  Grau  und  Schwarz, 
belebt  durch  Zinnoberrot  [be- 
sonders derManteldesKaisers 
rechts].  Graubrauner  Fleisch- 
ton.   Grauer  Boden. 

Sammlung  Solly,  1821. 

Tempera.  Pappelholz,  h.  1 ,89,  br.  1 ,77. 


Florentini- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

59 


Rossell 


1    Art  des  Cosimo  Rosselli 


47a  Maria  Himmelfahrt.  Verschiedenartiges  leuchtendes  Rot  [dunkles  Karmin  in  Ober- 
gewand und  Beinkleidern  des  Heiligen  links.  Zinnoberrot  in  Gewand  und  Beinkleidern 
des  Heiligen  rechts,  des  Engels  links  unten,  in  der  Glorie  und  den  Gloriolen,  Hellkarmin 
im  Gewände  Marias  und  des  En- 
gels Loben]  erzeugt  mit  dem  Golde 
des  Hintergrundes  die  feurig 
warme  Farbenwirkung,  die  durch 
Gegenstellung  von  Dunkelblau  im 
Mantel  Marias  und  Grün  in  dem 
des  Heiligen  rechts  noch  gestei- 
gert wird.  Die  Hauptfarben  Rot, 
Blau  und  Gelb  kehren  wieder  in 
den  Flügeln  der  Engel,  Rot  und 
Grünblau  changierend  im  Gewän- 
de des  Engels  rechts  oben.  Dun- 
kelbrauner Boden.  Weißer  rot- 
geaderter  Sarkophag. 

Das  schwer  zu   bestimmende   Bild,   das   früher 
cier  Schule   von   Murano   zugeteilt  wurde,  steht 


der  Art   des  Cosimo   Rosselli    nahe 

scheinlich  Sammlung  Solly,  1821. 

Pappelholz,  h.  1,50,  br.  1,58. 


Wahr- 


39 


Florentini- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


Florentinische  Schule  um  1460 

71a  Maria  mit  dem  Kinde.  Lichter,  in  den  Schatten 
violettbräunhcher  Fleischton.  Maria  in  dunkelblauem, 
innen  dunkelgrünem  Mantel  über  hellkarminrotem 
Gewand.  Das  blondhaarige  Kind  steht  auf  grau- 
violettem Sockel.  Gegen  die  hellblaue  Luft  hebt  sich 
schwarzgrünes  Gezweig  mit  dunkelroten,  hellroten 
und  [oben]  weißen  Rosen  ab.  Goldene  Gloriolen  und 
Mantelbordüre. 

Der  Meister,  der  mehrfach  dieselbe  Komposition  ausgeführt  hat,  läßt  sich 
auch  sonst  nachweisen  [  Pierfranccsco  Fiorentino?]  .".  Genaue  Wiederholung 
u.  a.  in  der  Sammlung  Widener,  New  York  .*.  Sammlung  Solly,  1821. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,68,  br.  0,45. 

P/-vlloiii/"»l<^  Antonio  del  Pollaiuolo.  Älterer  Bruder  Piero 
UlldlUUlO  Pollaiuolos.  Geboren  zu  Florenz  1429  [nach 
Vasari  1426],  gestorben  zu  Rom  den  4.  Februar  1498.  Tätig 
in  Florenz  und  Rom   [seit   1484]. 

73a  David  als  Sieger.  Vor  dunkelgrauem  Architekturgrund  mit  schwarzen  Tiefen,  in 
rostbraunem,  innen  mit  weißem  Pelz  gefüttertem  Obergewand,  unter  dem  vorn  und  an 
den  Ärmeln  das  hellblaue,  mit  gelber  Goldstickerei  gezierte  Untergewand  sichtbar  ist. 
Die  Strümpfe  sind  hellgelb  mit  violettbraunen  Schatten.  Rotbraun  findet  sich  in  ver- 
schiedenen Nuancen  von  Lichtbraun  bis  Schwarzbraun  im  Fleisch,  den  Haaren  und 
dem  Haupte  des  Goliath.  Der  Farbenauftrag  ist,  namentlich  in  der  Gewandung,  dick 
und  zäh.    Grauer  Fußboden. 


Erworben  1890  aus  florentiner  Privatbesitz. 
Pappelholz,    h.  0,46,  br.  0,34. 


73  A 


P]l      •  1         Piero    del    Pollaiuolo.      Geboren    zu   Florenz 

OliaiUOlO  1443,  gestorben  vermutlich  zu  Rom;  1496  als 
verstorben  angeführt  [nach  Vasari  im  Alter  von  65  Jahren]. 
Schüler  Andreas  del  Castagno,  unter  dem  Einflüsse  seines 
Bruders  Antonio  weiter  ausgebildet.  Tätig  vornehmlich  in 
Florenz,  einige  Zeit  in  San  Gimignano  und  vielleicht  auch 
in  Rom. 

73  Verkündigung  Mariae.  In  der  Architektur  über- 
wiegen neben  Weiß  und  Ockergelb  vor  allem  rot- 
braune und  olivgrüne  Mischtöne  in  dickem  harzigem 
Auftrag.  Auch  in  den  Figuren  kehren  diese  unbe- 
stimmten, wenig  ausgesprochenen  Töne  wieder  [Oliv- 
braun im  Gewände  Marias,  Graublau  in  dem  mit  Gold, 
rotem  und  blauem  Gestein  reich  verzierten  Unter- 
gewande,  Dunkelrotbraun  in  den  Flügeln  des  Engels], 
werden  aber  übertönt  von  dem  hellen  Ultramarin- 
blau des  im  Umschlag  braunroten  Mantels  der  Maria 
und  Karminrot  im  Mantel  des  Engels.     Hellbraunes 


40 


Fleisch  und  dunkel- 
rotbraunesHaar.AUe 
Flächen  sind  durch 
ein  mit  spitzem  Pin- 
sel eingezeichnetes 
Detail  reich  belebt. 

Der  Entwurf  wird  zumeist 
Antonio  zugeschrieben,  die 
Ausführung  ist  dagegen  von 
Piere.-.  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.l,50,br.l, 74. 

Verrocchio  deVvVrt 

rocchio  [nach  seinem 
ersten  Lehrer  dem  Gold- 
schmiede GiulianoVerroc- 
chio].  Nach  dem  Vater 
Andrea  di  Michele  di  Fran- 
cesco Cioni.  Goldschmied, 
Bildhauer  und  Maler,  geh. 
zu  Florenz  1436,  g-estor- 
ben  zu  Venedig-  zwischen 
dem  27.  August  und 
dem  Oktober  1488.  Tätig 
zu  Florenz  und  Venedig^ 
[zwischen  1480  und  1488]. 

104a  Maria  mit  dem  Kinde.     Die  Malerei  scheint  zum  Teil  unfertig.     In  den  Fleisch- 
partien steht  die  schwere  gelbbraune  Untermalung  unvermittelt  neben  hellen  Lichtern- 
Maria  mit  weißem  Kopfschleier,  den  eine  braun-goldene  Gloriole  umgibt,  in  hellblauem 
Mantel,  der,  auf  der  linken  Schulter  hochge- 
schlagen, die  smaragdgrüne  Innenseite  sehen 
läßt,  und  bräunlichrotem  Gewand.  Ärmel  und 
Mieder  sind   reich   mit  ockergelber  Stickerei 
geziert.   Das  graublaue  Hemdchen  des  Kindes 
umschlingt  ein  zinnoberrotes,  grüngestreiftes 
Tuch.      Das    gelbbraune    Haar    umgibt    eine 
gleichfarbige    Gloriole.      Die    bräunlichgrüne 
Landschaft    mit    dunkelgrünen    Bäumen    geht 
über  Hellgrün  in  Hellblau  über.   Links  violett- 
grauer,   hellgrün   bewachsener  Felsen.     Hell- 
blaue Luft. 

Die  Bestimmung  des  Bildes  beruht  hauptsächlich  auf  der  Ver- 
gleichung  uiit  den  Skulpturen  des  Meisters,  da  das  einzige 
authentische  Gemälde,  das  von  ihm  erhalten  ist,  die  Taufe 
Christi  in  der  Akademie  zu  Florenz,  für  sich  allein  keine  ge- 
nügenden Anhaltspunkte  bietet  .-.  Das  Bild  stimmt  überein  mit 
einer  Gruppe  von  Madonnenbildern,  zu  der  eine  Maria  mit  dem 
Kind  und  Engeln  in  London  [früher  „Antonio  PoUaiuolo"  ge- 
nannt], eine  Madonna  im  Staedelschen  Institute  [Nr.  9]  zu 
Frankfurt  a.  M.  und  Maria  mit  dem  Kind  in  unserer  Galerie 
[Nr.  108]  gehören  .".  Erworben  1873  in  Florenz  aus  der 
Sammlung  des  Prinzen  Napoleon. 
Papp-Iholz,  h.  0,72,  br.  0,53. 


Florentini- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


41 


Florentini- 

sdie  Sdiule 

."-^ 

des  XV. 

f         ^ 

Jahrhun- 
derts 

1- 

\- 

108 

-h- 

d 


108  Maria  mit  dem  Kinde.  Warme  sonnige  Wirkung. 
Der  Fleischton  ist  gelbbraun.  Der  helle  Kopf  der  Ma- 
donna, von  dem  bräunlichweißen  Kopftuch  umgeben, 
steht  vor  weißblauem  Himmel,  auf  den  die  Gloriole 
gelb  auflasiert  ist.  Das  karminrote  Gewand  wird  zu- 
sammengehalten durch  gelbbraunen  Gürtel.  Darüber 
liegt  der  hellblaue,  innen  olivgrüne  Mantel,  der  am  Hals 
mit  gelbbraunem  Schmuck,  dessen  Mitte  ein  Rubin 
bildet,  besetzt  ist.  Einen  zinnoberroten,  gelbgestickten 
Schleier  hält  Maria  in  den  Händen,  ein  blauviolettes 
Tuch  ist  um  den  Leib  des  Kindes  geschlungen,  das 
auf  weißer  Marmorbalustrade  steht.  Über  die  rotbraune 
Mauer  mit  weißer  Deckplatte  im  Hintergrund  Ausblick 
in  dunkelbraungrüne  Landschaft,  die  am  Horizont  in 
Graublau  übergeht. 

Kann  das  Büd  auch  in  der  Ausführung  dem  Meister  selbst  nicht  zugeschrieben 
werden,  so  zeigt  es  doch  in  den  Typen  und  der  Komposition  völlig  Verrocchios 
Charakter  .'.  S.  die  Bemerkung  zu  Nr.  104  A  .'.  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  0,74,  br.  0,46. 


VerrOCchio     Schule  des  Andrea  de 


V 


errocchio. 


70a  Christus  am  Kreuz,  die  hll.  Antonius  der  Eremit  und  Laurentius,  Petrus 
Martyr  und  der  Erzengel  Raphael  mit  dem  jungen  Tobias.  Schwere  braune 
Töne  vor  hellblauem  Himmel.  DerLeichnam,  umhüllt  von  zinnoberrotem,  grüngestreiftem 

Lendentuch,  an  gelbbraunem  Kreuz 
mit  zinnoberroter  Inschrifttafel.  Die 
schwebenden  Engel  mit  hellroten, 
reich  mit  Gold  verzierten  Gewän- 
dern und  Flügeln.  Neben  dem  hl. 
Antonius  in  schwarzer  und  brauner 
Tracht  steht  der  hl.  Laurentius  im 
Diakonenkleid  mit  Goldstickereien 
auf  zinnoberrotem  und  ultramarin- 
blauem Grund.  Am  farbigsten  wirkt 
die  rechte  Gruppe,  wo  Hellkarmin 
im  Mantel  des  Erzengels  [über  blau- 
goldenem Untergewand],  Ultra- 
marinblau in  der  Jacke  und  Zin- 
noberrot im  Mantel  des  jungen  To- 
bias ungebrochen  nebeneinander- 
stehen. Nur  in  der  schwarz -weißen 
Tracht  des  Petrus  Martyr  und 
den    braungoldenen    Engelsflügeln 


42 


kommt  derschwere  Gesamt- 
ton wieder.  Schwarzgrüner 
Boden.  Das  Gelbgrün  der 
Landschaft  verläuft  sich 
nach  der  Ferne  in  Graublau. 

Unten  die  Inschrift:  QUESSTA  TA- 
VOLA  SEFATTA  FARE  PER  LO- 
RENTIO  DUGOLINO  DE  ROSSI. 
LA  QUÄLE  A  FATTCA  FARE 
BELTRAME  DI  STOLDO  DE  ROSSI 
1475  .-.  Die  Inschrift  besagt,  daß 
Beltrame  di  Stoldo  de'  Rossi  das  Bild 
bestellt  und  zum  Andenken  an  Lorenzo 
d'  Ugolino  de'  Rossi  gestiftet  habe  .•- 
Das  Bild  liefert  einen  wertvollen  Bei- 
trag zur  Kenntnis  der  Malerschule 
Verrocchios  und  läßt  durch  seine  nahe 
Verwandtschaft  mit  der  „Vierge  GIo- 
rieuse"  im  Louvre  und  anderen  Bildern 
einen  Meister  dieser  Schule  erkennen  .'. 
Sammlung  SoUy,  1821. 

Tempera.     Pappelholz,    h.   1,77, 

br.  1,94. 

72    Krönung    Maria.     Als 
Hauptfarben,  vor  hellblauer 

Luft,  die  nach  oben  gegen  die  hellgelbe  Glorie  dunkler  wird,  mit  schwärzlich  blauen 
Wolken,  stehen  Karminrot  [Gewand  Gott-Vaters,  Marias  und  Johannes  d.  T.,  Ge- 
wänder und  Flügel  der  rosenbekränzten  Engel]  und  lebhafteres,  mehr  nach  Zinnober 
neigendes  Rot  in  den  Flügeln  der  Seraphim  und  dem  Gewände  der  Magdalena.  Da- 
zwischen sind  graue  und  bläuliche  Töne  verstreut.  Bräunliches  Grau  entspricht  sich  in 
der  Kleidung  des  hl.  Franziskus  [links]  und  der  hl.  Katharina  [rechts].  Die  Heilige 
neben  dieser  in  gelbgrüner  Gewandung.  Rot- 
braune Fleischfarbe. 

Von  Rumohr  als  „Cosimo  Rosselli"  erworben  .'.  Das  Biid  läßt  indes 
in  der  knienden  Maria  und  den  musizierenden  Engeln  sowie  in  der 
Färbung  deutlich  das  Vorbild  Verrocchios  erkennen ,  wie  auch  im  Auf- 
bau und  in  der  Anordnung  die  ebenfalls  der  Werkstatt  Verrocchios 
angehörige  „Vierge  Glorieuse"  im  Louvre  bestimmend  war  .".  Das 
Bild  rührt  von  demselben  Meister  her  wie  Nr.  70  A  .*.  Erworben  1829 
durch   Rumohr. 

Tempera.     Pappelholz,  h.  1,81,  br.  2,09. 


Vei 


ihi 


rrOCCniO    Werkstatt    des  Andrea    del  Verrocchio. 

80  Bildnis  eines  jungen  Mädchens.  Der  bräun- 
lichweiße Ton  des  Fleisches,  auf  dem  eine  rote 
Korallenkette  liegt,  kehrt  etwas  kühler  im  Ge- 
wände wieder,  durch  dessen  Schnürung  das  grüne 
Untergewand  sichtbar  ist.  Um  das  rotbraune,  in 
den  Lichtern  gelbliche  Haar  ist  ein  weißes  Tuch 
geschlungen.  Blaß  rosafarbene  Ärmel.  Die  ganze 
Gestalt  hebt  sich  licht   vom    dunkelblauen  Himmel, 


Florentini- 
sche  Schute 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


.SO 


43 


Florentini- 
sdie  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


geEjolten    hat, 
durch   Runiohr 
Pappelholz 


1128 


der  dunkelgrauen  Balustrade  und  der  bräun- 
lichgrünen Landschaft  mit  hellblauer  Ferne 
ab.  Unten  auf  dunkelblauem  Streifen  stehen 
in  goldenen  Buchstaben  die  Worte:  NOLI  ME 
TANGERE. 

Auf  der  Rückseite  der  Tafel  in  der  Mitte  ein  aiisgrekratztes  Wappen 
in  einem  Lorbeerkranz  und  an  den  vier  Seiten  die  Inschriften : 
.FV  CHE  IDIO  VOLLE.  .-.  .SARA  CHE  IDIO  VORRA  .  .-. 
.  TIMORE  DINFAMIA  .  .  E  .  SOLO  DISIO  .  DONORE  .  .-. 
.  PIANSI  GIA  QVELLO  CHIO  VOLLI  .  .  POl  CHIO  LEBBI  .-. 
Die  letzten  Worte  sind  dem  Sonett  „Chi  non  puö  quel  vuo!  .  .  ." 
entlehnt,  das  früher  irrtümlich  als  eine  Dichtung  Lionardos 
ndessen  von  Matteo  di  Meglio,  einem  Herolde    der  Florentiner  Signorie,  herrührt  [1452]    .-.    Erworben   1829 

h.  0,45,  br.  0,29. 

93  Das  Christkind  und  der  kleine  Johannes. 
Die  Gewandung  der  Figuren  ist  auf  den  grünbrau- 
nen Ton  der  Landschaft,  der  links  durch  das  Grau- 
braun, rechts  durch  das  Graublau  der  Felsen  unter- 
brochen wird  und  in  der  Ferne  in  Hellblau  über- 
geht, gestimmt:  Christus  in  violettbräunlicher  Ge- 
wandung, Johannes  in  gelbbraunem  Kleid  und 
bläulichkarminrotem  Mantel,  Maria  und  Joseph 
in  blauer  und  gelbbrauner  Kleidung.  Rotbraunes 
Fleisch.  Ultramarinblauer  Himmel  mit  weißen 
Wolken. 

Das  Bildchen,  das  ehemals  Piero  di  Cosimo  zugeteilt  wurde,  zeigt  die 
charakteristischen  Merkmale  von  Verrocchios  Kunstweise  .'.  Vielleicht  ist 
es,  worauf  auch  der  Charakter  der  Landsdiaft  deutet,  ein  frühes,  noch 
unter  Verrocchios  Einfluß  entstandenes  Werk  des  Domenico  Ghirlan- 
daio  .'.  1842  von  König  Friedrich  Wilhelm  IV.  der  Galerie  überwiesen. 
Pappelholz,  h.  0,31,  br.  0,48. 


Bii*  ll"  Sandro  di  Mariano  Filipepi,  gen.  Botti- 
OLllCClll  celli.  Geb. zu  Florenz  zwischen  dem  I.März  1444 
und  dem  1.  März  1445,  gest.  daselbst  den  17.  Mai  1510. 
Zuerst  Schüler  des  Goldschmieds  Botticelli,  dann  des  Fra 
Filippo  Lippi,  ausgebildet  unter  dem  Einfluß  Antonio  Pol- 
laiuolos  und  Verrocchios.  Tätig  vornehmlich  zu  Florenz,  1482 
und  1483  in  Rom  und  Pisa  [1474  5]. 

1128  Der  hl.  Sebastian.  Ein  heller  gelblichbrauner 
Gesamtton  hält  Figur  und  Hintergrund,  der  von 
grünlichem  Braun  über  Gelbbraun  in  Graublau 
übergeht  und  durch  rot  gekleidete  Staffage  etwas 
belebt  wird,  vor  lichtblauem  Himmel  mit  weißen 
Wolken  zusammen.  Die  Hüften  des  Heiligen,  der 
an  dunkelbraunen  Baumstamm  gefesselt  ist,  um- 
schlingt ein  weißes  Lendentuch.  Das  schwarz- 
braune Haar  umgibt  eine  goldene  Gloriole. 


44 


Aus  der  früheren  Zeit   des  Meisters,  unter  dem   Einfluß  Antonio   Pollaiuolos  und 
Verrocchios  -■.  Vermutüch  das  Bild  des  hl.  Sebastian,  gemalt  im  Jahre  1473,  das 
sich  lange  in  S.  Maria  Maggiore  zu  Florenz    befand    .'.    Sammlung  SoUy,   1821. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  1,95,  br.  0,75. 


106b  Bildnis  des  Giuliano  de'  Medici.  Gelbbraune 
Gesichtsfarbe,  von  dem  Schwarz  der  Haare  umgeben. 
Dunkelkarminrotes  Gewand  mit  grauem  Pelzbesatz  und 
gelbgrünem  Unterkleid,  das  am  Ärmel  und  Kragen  zum 
Vorschein  kommt,  steht  gegen  den  dunkelultramarin- 
blauen  Grund. 

Vermutlich    kurz    vor   dem  Tode    des  Giuliano,  Bruders  des  Lorenzo  Magnifico, 
gemalt,   der,    fünfundzwanzigjährig,    am    26.  April   1478,    bei    der  Verschwöruna 
der  Pazzi    im  Dome  von  Florenz    ermordet  wurde    .'.     Eine   alte  Kopie    in    der 
Galerie  zu  Bergamo  .'.  Erworben  1878  aus  dem  Pal.o    Strozzi  zu  Florenz. 
Tempera.     Pappeiholz,  h.  0,54,  br.  0,36. 


1124  Venus.  Kühle  silbergraue  Fleischfarbe  mit  ro- 
sigen Tönen  in  den  Händen,  Füßen,  Gesicht  und 
Brüsten.  Die  Lichter  des  gelbbraunen  Haares  sind 
mit  Gold  aufgesetzt.  Vor  tiefschwarzem  Grund  auf 
grauem  Sockel. 

Verwandt  der  Venus  in  dem  Bilde  „Geburt  der  Venus"  in  den  Uffizien  zu 
Florenz,  das  Sandro  für  die  Villa  Cosimos  de'  Medici  zu  Castello  malte 
und  vielleicht  eine  Vorarbeit  für  dieses  Bild.  Nur  ist  die  Florentiner  Ve- 
nus Botticellis  mehr  nach  rechts  geneigt,  schwebend,  niclit  stehend.  Dem- 
entsprechend ist  auch  die  Haaranordnung  eine  andere  .•-  Sammlung  SoUy, 
1821. 

Tempera.    Leinwand,  an  den  Seiten  angestückt,  h.  1 ,57,  br.  0,68. 


102  a  Maria  mit  dem  Kind  und  Engeln.  Der  Grund- 
ton ist  gelbbräunlich  mit  durchschimmerndem  Grün 
im  Inkarnat  und  Braun  von  verschiedener  Abtönung 
in  den  Haaren,  deren  Lichter  mit  Gold  einge- 
zeichnet sind.  Die  mit  Gold  gezierten  Gewänder, 
allenthalben  bedeckt  von  durchsichtig  darüber  la- 
sierten Schleiern,  sind  auf  denselben  Ton  gestimmt. 
Dem  blau-  und  weißgrauen  Gewände  des  Engels 
links  3ntspricht  rechts  blasses  Rosaviolett.  Am 
stärksten  wirkt  das  ungebrochene  dunkle  Ultramarin- 
blau im  Mantel  Marias,  während  das  goldgemusterte 
Rot  des  Gewandes  wieder  auf  den  bräunlichen 
Grundton  gestimmt  ist.  Der  Mantel  Marias  ist  auf 
dem  Schöße  umgeschlagen  und  zeigt  dunkelgrüne, 
goldgemusterte  Innenseite.  Goldgestickte  graublaue 
und  weiße  Kopfschleier  der  Madonna.  Den  Ober- 
körper   des    Kindes    bedeckt    ein    durchsichtig   auf- 


Florentini- 
sche  Sdiule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


45 


Florentini- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

102  A 


102 


lasiertes  weißes  Hemdchen.  Die  weißen 
Lilien  stehen  gegen  die  hellblaue  Luft,  die 
oben  in  eine  braun -mattgelb -rote  Glorie 
mit  zwei  eine  goldene  Krone  haltenden 
Händen  übergeht. 

Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters  [um  1475]  .'.  Für  die 
Sammlung  des  Grafen  Raczynski  1824  in  Paris  für  2500  fr. 
erworben  von  Herrn  Revil,  der  das  Bild  als  Kriegskonimissar 
aus  Italien  mitgebraclit  hatte.'.  Eigentum  des  Gräflich  Raczyns- 
kischen  Familienfideikommisses  [dauernde  Leihgabe]. 
Tempera.     Pappelholz,  Durchmesser  1,35. 

102  Maria  mit  dem  Kind  und  Engeln. 
Vor  weißlichblauer  Luft  und  gelblichgrauer 
Architektur  mit  dunkelbraunen  [Sockel] 
und  ultramarinblauen  Füllungen  und  ver- 
goldeter Muschel,  die  Engel  links  in  weiß- 
grauen, gelbgrünen  und  karminroten,  rechts 
in  ockergelben,  weißgrauen,  grünen  und  karminroten  Gewändern,  mit  Kränzen  aus  roten 
Rosen  im  Haar  und  in  den  goldverzierten  Vasen,  aus  denen  die  grauweißen  Lichter 
mit  zinnoberroten  Flammen  hervorkommen.  Alle  Farben  übertönt  das  Ultramarinblau 
im  [innen  dunkelgrünen]  Mantel  Marias,  der  über  hellkarminrotem  Gewand  liegt.  Ge- 
wänder und  Vasen  sind  mit  Gold  verziert.  Gelbbräunliches  Fleisch  mit  grünlichem 
Schimmer.  Die  Haarfarbe  wechselt  von  Gelbbraun  bis  Dunkelbraun.  Über  dem  Haupte 
Marias  halten  zwei  Marmorengel  in  der  Farbe  der  Thronarchitektur  eine  goldene  Krone. 
Ein  weißer  durchsichtiger  Schleier   mit  goldenen  Fransen  fällt  über  ihre  Schultern  herab. 

Die    halbkreisförmige    Balustrade    im 
Hintergrund  überragt  schwärzlich-blau- 
grünes Gebüsch   mit   hellroten  Rosen. 
\-  Aufder  rechten  der  zwei  Thronwangen, 

die,  wie  der  Sockel,  im  Geschmack  der 
Frührenaissance  mit  Ornament  und 
Masken  in  Grisaille  verziert  sind,  hebt 
sich  der  zinnoberrote  Bucheinband  mit 
gelbem  Schnitt  von  graublauem  Tuch 
ab,  dessen  Farbe  lichter  in  dem  die 
Hüften  des  Kindes  umschlingenden 
Tuche  wiederkehrt. 


Vielleicht  das  vonVasari  angeführte,  als  „cosabellissima" 
gerühmte  „Tondo",  weldies  B.  für  die  Kirche  S.  Fran- 
cesco vor  dem  Tore  nach  S.  Miiiiato  malte  .*.  Um 
1482 — 85  unter  Mitwirkung  von  Gehilfen  gemalt  .". 
Sammlung  SoUy,  1821. 

Tempera.     Pappelholz,  Durchmesser  1,92. 


46 


1 06  Thronende  Maria  mit  dem  Kind 
und  die  beiden  Johannes.  Ultra- 
marinblau und  tiefes  Karminrot  bilden 
den  beherrschenden  Kontrast  vor 
ockerg-elblicher  Thronarchitektur  mit 
braunroten  Füllung-en  und  mattem 
Gelbgrün  der  Laubnischen,  die  von 
roten  Bändern  mit  Inschriften  durch- 
flochten sind.  Maria  in  hellultramarin- 
blauem  Mantel,  der,  auf  den  Schultern 
umg-eschlagen,  die  grüne  Innenseite 
zeigt,  über  karminrotem  Gewand,  unter 
dem  die  zinnoberroten  Schuhe  sicht- 
bar sind,  sitzt  auf  bräunlich-grünem, 
goldgesticktem  Kissen.  Das  Kind  um- 
hülli  '?in  weißes  Tuch.  Lichte,  grün- 
liche Fleischfarbe  Marias,  rosiger  im 
Körper  des  Kindes.  Karminrot  kehrt 
in  dem  über  graubraunem  Pelz  liegen- 
den Mantel  des  Täufers  wieder,  kälter  im  Mantel  des  Evangelisten  über  ultramarinblauem 
Untergewand.  Dunkelbraunes  Haar,  rotbrauner  Fleischton.  Goldene  Borten  zieren  die 
Gewänder  Marias  und  Johannes  des  Ev.  Vorn  auf  ockergelblicher  Brüstung,  hinter  der 
auf  Stumpfgelbgrünem  Rasen  ein  gelbgrünes  Bronzebecken  steht,  eine  goldgelbe  Pax 
mit  dunkelblauem  Grund.  Vor  den  Laubnischen  stehen  in  Schalen,  von  dunkelroten 
und  hellroten  Rosen  umgebene,  von  Spruchbändern  umwundene  rotviolette  goldgezierte 
Vasen,  aus  denen  weiße  Lilien  hervorkommen.  Die  glitzernden  Lichter  des  Blattwerks 
sind  in  Gold  aufgesetzt.  Lichtblauer  Himmel.  Auf  dem  Spruchband  am  Kreuze,  das 
Johannes  d.T.  hält:  ECCE  AGNVS  DEI  QVI  TOLLIS  PECHATA  MVNDI. 

Urkundlich  1484  85  ausgeführt  im  Auftrag  Agnolo  di  Bardis  für  die  Kapelle 
der  Bardi  in  S.  Spirito  zu  Florenz  .'.  Wahrscheinhch  1825  von  den  Kirchen- 
patronen an  den  Bilderhändler  Fedele  Acciaj  verkauft  /.  Erworben  1829 
durch  Ruinohr. 

Tempera.    Pappelholz,  h.  1,85,  br.  1,80. 


78  Bildnis  eines  jungen  Mannes.  Aus  dem  ein- 
heitlich dunkelbraunen  Ton  prallt  das  gelblich  be- 
leuchtete Gesicht  mit  gelbbraunen  Schatten  hervor. 
Das  Dunkelbraun  des  Haares  kehrt  als  schwärzliches 
Braun  im  Gewände  wieder.  Schwarzbraune  Kappe  und 
Kragen.    Schwarzer  Grund. 

Ehemals  dem   Filippino  Lippi,  auch  Raffaellino  de!  Garbo  zugeschrieben  .•. 
E-Tvorben   1829  durch  Rumohr. 

Tempera.     Pappelholz,  h.  0,41,  br.  0,31. 


Florentini- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

106 


47 


Florentini- 
sdie  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


106a  Bildnis  einer  jungen  Frau.  Lichtes  gelb- 
bräunliches  Fleisch  mit  durchscheinenden  grünen 
Tönen.  Die  Lichter  des  gelbbraunen  Haares 
sind  mit  Gold  aufgesetzt.  In  karminrotem,  gold- 
verziertem Gewand  mit  dunkelgrünem  Mieder- 
einsatz. Dunkelblaugraue  Wand  mit  Öffnung  auf 
lichtblauen  Himmel. 

Stammt  aus  dem  Pal.o    Medici  .-.  Erworben  1875  in  Florenz. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,475,  br.  0,35. 


Botticell 


1     Werkstatt  des  Sandro   Botticelli. 

1117  Verkündigung.  Helles  Blaugrün  im  Mantel 
mit  saftgrüner  Innenseite  und  gedämpftes  dunkles 
Karminrot  im  Gewände  Marias  sind  auf  die 
dunkelgraue  Architektur  und  den  rosagrauen 
Boden  gestimmt.  Der  Engel  ist  in  wärmeren, 
aber  flauen  Farben  gehalten:  hellgelbes  Gewand 
mit  gelbbräunlichen  Schatten  über  dunkelgrünem  Unterkleid  und  hellkarminroter  Mantel. 
In  seinen  Flügeln  kehrt  bläulicher  das  Grau  der  Architektur  wieder.  Die  Gewänder  sind 
mit  goldgestickten  Borten  besetzt.  Die  Gloriolen  sind  bräunlichgelb  über  den  Grund  la- 
siert. Warmer  rotbräunlicher  Fleischton  und  rotbraunes  Haar.  Rechts  steht  vor  schwärz- 
licher Nische  das  braune  Bett  mit  karminvioletter  Decke  und  mit  blaugrünen  Quasten  ge- 
ziertem Kopfpolster.    In  der  Mitte  Ausblick  auf  Landschaft,  die  von  Gelbgrün  bis  Blaugrün 

getönt  ist,  mit  braunen  Details 
und  weißblauer  Luft. 

Sammlung  Solly,   1821. 

Tempera.  Pappelholz,  h.  1,06,  br.  1,13. 


Botticelli    Botticetu 


Sandro 


81  Bildnis  einer  jungen  Frau. 
Gelblichweißes  Fleisch  mit  rot- 
braunen Schatten.  Ein  weiß- 
graues Tuch  deckt  am  Hinter- 
kopf das  gelbbraune  Haar. 
Unter  dem  zinnoberroten  Ge- 
wände kommt  auf  der  Brust 
und  am  Armschlitz  das  dunkel- 
grüne Untergewand  zum  Vor- 
schein.   Schwarzer  Grund. 


Erworben   1829  durch  Rumohr. 

Tempera.  Pappelholz,  h.  0,39,  br.  0,25. 


48 


!„„;   Filippino    Lippi.      Nach    dem    Vater   Filippo    di    Fra 

-*  r^f-^*   Filippo.    Zeichnet  sich  meist  Filippinus  Florentinus.    Geb. 

zu    Prato    um    1457,    gest.    zu    Florenz    den    18.  April    1504. 

Schüler   Fra  Diamantes;    unter   dem    Einflüsse   seines  Vaters 

und   Botticellis    ausg-ebildet.    Tätig   vornehmlich    zu    Florenz, 

/zeitweilig'  in  Prato,  Pavia  und  Rom. 

/  .  . 

$2  Maria  mit  dem  Kinde.  Sehr  leuchtendes,  auf 
hellen  Grund  lasiertes  Ultramarinblau  im  Mantel 
und  Hellkarminrot  im  Gewände  der  Madonna,  über 
dem  sich  auf  der  Brust  dunkelolivgrüne,  goldg-e- 
musterte  Bänder  kreuzen,  stehen  vor  grauer  Wand. 
Der  durchsichtig  grünliche  Fleischton,  dessen  Zart- 
heit noch  durch  die  rötliche  Haarfarbe  gesteigert 
wird,  ist  auf  die  kühle  Gesamtfärbung  gestimmt. 
Durchsichtige  weiße  Schleier  fallen  vom  Haupte 
Marias  herab  und  umhüllen  die  Hüften  des  Kindes. 
Reichliche  Goldverzierung  am  Gewand  und  dem 
dunkelgrünen  Bucheinband.  Die  Gloriolen  sind 
dünn  mit  Weiß  auflasiert  und  mit  Goldtupfen  ge- 
ziert.    Auf  der  Fensterbank   steht  eine  Vase   mit 

weißen  Heckenrosen  und  dunkelroten  Nelken  vor  gelbgrüner  Landschaft  mit  dunkel- 
blaugrünen Bäumen,  die  sich  im  hellen  Wasser  des  Flusses  spiegeln.  Ein  schmaler 
Weg  führt  zu  einem  hellgrünen  gotischen  Turm,  dessen  Umrisse  sich  scharf  gegen  den 
dunkleren  Bergrücken  und  den  lichten  hellblauen  Himmel  abheben. 

Sammlung  Solly,  1821. 

Tempera.    Pappelholz,  h.  0,77,  br.  0,51. 


Florentini- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 
81 


V 


l 


A  Brustbild  eines  Jünglings.  Mit  dunkel- 
brauner Kappe  auf  dem  rötlichbraunen  Haar 
und  in  grauschwarzem,  mit  rotem  Nestel  ver- 
schnürtem Gewand,  unter  dem  vorn,  am  Hals 
und  am  Ärmel  das  weiße  Hemd  sichtbar  ist. 
Hellbräunlicher  Grund,  dessen  Ton,  durch  Bei- 
mischung von  Rot,  sich  wärmer  im  Gesicht  wieder- 
findet. 


Bruchstück  aus  einem  Fresko  .*.  Angeblich  früher  in  der  BrancaccI- 
Kapelle  zu  Florenz  .*.  Erworben  1904  als  Geschenk  des  Herrn  General- 
direktors Dr.  W.  Bode. 

Fresko.   Stuck,  h.  0,495,  br.  0,345. 


82 


49 


Florentini- 
scke  Sdiule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

96  A 


78  A 


78a  Allegorie  der  Musik.  Kühle  Farben  überwiegen: 
helles,  in  den  Lichtern  ausgebleichtes  Karminrot  im 
Gewand  und  Dunkelgraublau  im  Mantel,  vor  dem 
das  rotbraune  Haar  flattert.  Helles  Karmin  und  Blau 
kehren  mit  Hellgelb  in  den  Flügeln  der  Amoretten 
wieder,  Blaugrau  außerdem  in  den  Bändern,  die  ihre 
Körper  umschlingen.  Mit  ockergelbbraunem  Gürtel 
wird  der  Schwan  angeschirrt.  Rötliche  Fleischfarbe 
mit  grauer  Untermalung.  Das  Ganze  vor  gelblich- 
braunem Boden  und  Felsen,  bräunlichgrünem  Laub- 
werk, blaugrünem  Meer  und  hellblauem  Himmel. 
Ockergelbbraune  Musikinstrumente,  die  in  das  Ge- 
weih eines  Hirschkopfes  gespannte  Leier  mit  goldenen 
Saiten. 

Erworben   1883  vom  Maler  Landsinger  in  Florenz. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,61,  br.  0,51. 

96  Christus  am  Kreuz,  von  Maria  und  Franziskus 
verehrt.  Der  einheitliche  braune  Ton  in  verschiede- 
nen Abstufungen  [Graubraun  in  der  Kutte  des  Franziskus,  rotbraunes  Kreuz,  gelbbrauner 
Erdboden]  ist  auf  den  goldenen  Grund  gestimmt,  von  dem  sich  der  elfenbeinfarbene 
Leichnam  abhebt.  Am  Erdboden  liegen  graue  Steinplatten  und  hellockergelbes  Gebein. 
Belebt  wird  diese  ernste  Harmonie  durch  tiefes  Blau  im  Mantel  Marias,  über  den  das 
weißgraue  Kopftuch  herabfällt,  und  Weißblau  in  den  Gewändern  der  Engel. 

Aus   der   späteren  Zeit    des  Meisters    .•.   Vasari    [Sans.  HI,  465]    erwähnt    „un    crocefisso  e  due    fignre  in    campo  d' oro"  des 

Filippino  in  S.  Ruffello  [Raffaello]  zu  Florenz,  das  sich  aber  [nach 
Borghini  und  Richa  ]  in  S.  Procolo,  Cappella  Valori  befand  .'. 
if^ijw^^l^Mr  Sammlung  Solly,    1821. 

Tempera.     Pappelholz,  h.   1,86,  br.   1,79. 


101  Maria  mit  dem  Kinde.  Die  Gesamt- 
färbung ist  kühl.  Hellultramarinblau  im  Mantel, 
wiederkehrend  in  der  Ferne  des  Ausblicks  [auf 
die  Stadt  Florenz],  Graublau  in  der  Umhüllung 
des  Kindes  und  Grau  in  der  Architektur  und 
dem  Stadtbild  werden  durch  lichtes  Zitrongelb 
des  Schleiers,  der  Kopf  und  Hals  der  Madonna 
umhüllt  und  den  ihre  Hände  halten,  und  be- 
sonders Karminrot  im  Gewände  belebt.  Am 
linken  Arm  ist  ein  Stück  Ärmel  des  goldgelben 
Untergewands  sichtbar.  Bräunlichgrauer  Fleisch- 
ton. Mattgelbe  Gloriolen.  Gelber  Abendhimmel. 

Erworben   1829  durch  Rumohr. 

Tempera.     Pappelholz,  h.  0,96,  br.  0,72. 


50 


^^illair.    Ja«^°P°  del  Sellaio. 
OCllctlU    Nach  seinem  Vater  Ja- 

copo    di    Arcangelo.     Geb. 

1442  zu  Florenz,  gest.  daselbst 

im    November    1493.     Gebildet 

unter  dem  Einflüsse  der  Floren-       .„      -  ■f.       vj     -v     _       — ^ .  .-  ^^„^        _-       ■. 

tiner   Hauptmeister,  namentlich       ^^^^•"^    .*^J?      ^^"""-^"^r  tr~~  \^ J^ 

SandroBotticellis  und  Domenico       ^   ^f     jC^Jl^S  \  \  i^.^^ 

Ghirlandaios.    Täti?  zu  Florenz.       SltlK^  iL--   \^Lj^^^'~'t  kH     \  1  iv  "£     V       "»- 

1132  Julius   Caesar    vor  -^.-«tS    •  V»       \  -  ..-s^:^. 
seiner  Ermordung.  Die 
Fig-uren   sind   in   buntfar- 
bige, reich  mit  Gold  ver- 
zierte   Gewänder    geklei- 
det.    Besonders    wirksam 
ist  ein  Blaugrün,  das  zwi- 
schen    Gelbrot,     Karmin, 
Violett, Grün  undzwischen 
lichtrotenPfeilern  vorgelb- 
lichgrüner  Landschaft  mit 
weißgrauer       Architektur 
und  blaugrüner  Ferne  ver- 
teilt  ist.    Cäsar,   auf   den 
ein    Bote    in    hellkarmin- 
rotem Mantel    über  grau- 
blauem   Gewand   zueilt,    steht   rechts    in    zinnoberrotem,   goldgeziertem    Mantel    über 
dunkelblauem    Gewand.    Der   hellultramarin- 
blaue    Himmel    spiegelt    sich    blaugrün    im 
Wasserlauf     zwischen     bräunlich -gelbgrünen 
Wiesen.    Auf  dem  ockergrauen  Boden   sind 
lilafarbene    und   blaugrüne   Steine   verstreut. 

S.  die  Bemerkung  zu  Nr.  1133  .*.  Sammlung  SoUy,  1821. 
Tempera.    Pappelhoiz,  h.  0,46,  br.  0,72. 

1133  Julius  Caesars  Ermordung.  Die  Wir- 
kung ist  noch  bunter  und  unruhiger  als  im 
Gegenstück.  Vor  karminrotem,  goldverziertem 
Wandteppich  und  auf  lichtrotem  Boden  über- 
wiegen Rot  in  allen  Abstufungen  von  Gelbrot 
bis  Karmin,  Gelb,  Grün  und  das  für  Sellaio 
charakteristische  Blaugrün,  das  auch  im  Bal- 
dachin rechts  wiederkehrt.  RotbraunerFleisch- 
ton  mit  durchscheinender  grüner  Untermalung. 
Die  Architektur  ist  gelblichgrau  mit  farbigen 
Füllungen  und  Goldornamenten.  Blaugrüne 
Landschaft. 


Floreniini- 
sche  S(^ule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

% 


51 


Florentini- 
sdie  Sdtale 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

1132 
1133 


Die  beiden  Gegenstücke  [Nr.  1132  und  1133]  dienten  mit  anderen  Tafeln  als  Füllungen  zum  Schmucke  von  Möbeln,  Truhen 
oder  dgl.  .*.  Eine  dritte  zugehörige  Tafel  ehemals  im  Florentiner  Kunsthandel  .*.  Sammlung  Solly,  1821. 
Tempera.    Pappelholz,  h  0,46,  br.  0,72. 

1055  Beweinung  Christi.  Zinnoberrot  im  Gewände  Marias,  über  dem  ein  dunkelblauer, 
innen  gelbbrauner  Mantel  liegt,  und  im  Kardinalshut  des  hl.  Hieronymus,  Karminrot  im 
Ornate  des  hl.  Augustinus  stehen  vor  ockergelbbraunem  Erdboden,  dem  sich  das  grün- 
lich-gelbbraune Fleisch  im  Tone  nähert,  vor  schwärzlichgrünen  Zypressen  und  grau- 
blauer Ferne.  Vom  dunkelgrünblauen  Himmel  heben  sich  in  blassen  rosa  [links]  und 
gelbroten  Farben  [rechts]  die  Gewänder  der  Engel  ab. 

Die  Tafel  wurde  1483  von  der  Brüderschaft  von  S.  Frediano  bestellt  und  ist  identisch  mit  einer  der  von  Vasari  erwähnten, 
die  Richa    noch  in  S.  Frediano  sah  und  unter  Ghirlandaios  Namen  aufführt  .".  Sammlung  Solly,  1821. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  1,82,  br.  1,83. 

/'^  „     L  Raffaellino     del     Garbo. 

VJdl  Uyj  2u  unterscheiden  von  dem 
gleichfalls  in  Florenz  malenden  Raffaello 
Carli.  Geboren  in  Florenz  um  1466, 
gestorben  daselbst  1524  [nach  Vasari]. 
Schüler  des  Filippino  Lippi  zu  Florenz 
und  dessen  Gehilfe  in  Rom  [um  1493, 
bei  den  Fresken  in  S.  Maria  sopra 
Minerva];  dann  auch  von  Domenico 
Ghirlandaio  beinflußt;  1498  als  selb- 
ständiger Meister  urkundlich  nachge- 
wiesen.    Tätig  vornehmlich    zu  Florenz. 

98  Thronende  Maria  mit  dem 
Kind  und  die  hll.  Sebastian 
und  Andreas.  Die  Färbung, 
besonders  das  zarte  grünliche 
Grau  des  Fleisches  und  das  Rot- 
blond der  Haare,  erinnert  noch 
an  Filippino  Lippi.  Unter  den 
kräftigen  Lokalfarben  der  Ge- 
wänder tritt  leuchtendes  Rot 
hervor:  Karmin  im  Kleide  Marias, 
Zinnober   im  Mantel  Sebastians, 


52 


dem  Teppich  und  dem  Buche  des  An- 
dreas. Dazwischen  erscheint  Ultramarin- 
blau im  [innen  dunkelgrünen]  Mantel 
Marias,  etwas  ins  Grünliche  spielend 
im  goldverzierten  Gewände  Sebastians, 
Goldgelb  im  Gewände  des  Engels 
rechts  mit  karminroten  Ärmeln  und 
Gelbgrün  im  Gewände  des  Andreas, 
der  ein  ockergelbes  Kreuz  hält.  Graue 
Architektur  mit  ockerbraunen  Säulen  und 
Goldfüllungen;  weißer  Boden  mit  hell- 
rosafarbenen und  schwarzgrünen  Feldern. 
Die  Landschaft  ist  bräunlichgrün.  Dun- 
kelsaftgrüne Bäume  heben  sich  vom  hell- 
blauen Himmel  ab. 


Das  Bild  stammt  aus  der  Frühzeit  des  Meisters  .'.  Eine 
Zeichnung  im  Dresdener  Kupferstichkabinett  scheint  eine 
Studie  zu  dem  hl.  Andreas  zu  sein  .".  Der  mit  bildlichen 
Darstellungen  geschmückte  alte  Rahmen  gehört  ursprüng- 
lich nicht  zu  dem  Bilde,  stammt  aber  aus  der  gleichen  Zeit 
wie  dieses  und  vermutlich  auch  aus  Florenz  .■.  Sammlung  Solly,  1S21 
Tempera.    Pappelholz,  h.  1,62,  br.  1,44. 


Florentini- 
sche  Schule 
lies  XV. 
Jahrhun- 
derts 


90  Maria  mit  dem  Kind  und  zwei  Engel.  Vor  kühlem  luftigem  Grund  [violettgraue 
Balustrade,  saftgrüne  Landschaft,  die  in  Blau  übergeht,  und  lichtblauer,  nach  dem  Horizont 
zu  weißgelblicher  Himmel]  steht  Maria  in  tiefblauem,  innen  saftgrünem  Mantel  über 
karminrotem  Gewand,  unter  dem  die  ultramarinblauen  Schuhe  sichtbar  sind,  rosa- 
farbenem Schleier  um  den  Kopf  und  in  den  Händen,  ein  grüngebundenes  Buch  in 
der  Rechten.  Der  lichte  gelbgrüne  Ton  im  Fleische  der  Madonna  wird  bräunlicher 
beim  Kinde  und  den  Engeln.    Der  Engel 


links  mit  der  goldgelben  Harfe,  mit  rot- 
braunem Haar,  in  gelbem  [in  den  Schatten 
rotgelbem]  Unterkleid  und  rosafarbenem 
Obergewand  mit  hellblauem  Gürtel  und 
Bändern.  Der  Engel  mit  der  Rohrflöte 
rechts  in  zinnoberrotem  Obergewand,  unter 
dem  ein  weißlichblau -karminrot  schillern- 
des Kiüid  sichtbar  ist.  Die  violettblauen 
Unterärmel  kommen  aus  weißen  Ober- 
ärmeln hervor.  Die  graublauen  Flügel  der 
Engel  schillern  nach  Rot  und  Grün.  Rot- 
brauner Boden  mit  grünem  Rasen. 

Zeitgenössische  Kopie  bei  Sir  Bernhard  Samuelson  in  London 
und  eine  freie  eigenhändige  Wiederholung  bei  Me  Andre 
in  Paris  .-.  Sammlung  Solly,   1821. 

Temp:— a.    Pappelholz,  Durchmesser  0,84. 


90 


53 


Florentini- 
sehe  Schule 
des  AT 
Jahrhun- 
derts 

87 


Sammlung  SoIIy,  1821. 

Tempera.     Pappelholz,  h.  1,54,  br.  1,37. 


87  Thronende  Maria  mit  dem  Kind  und 
die  hl  1.  Nikolaus,  Dominikus,Vincen- 
tius  und  Petrus  Martyr.  Stumpfes  Hell- 
blau [im  innen  gelbgrünen  Mantel  Marias, 
im  Gewände  des  Engels  rechts,  im  Mantel- 
umschlag des  Heiligen  links]  und  Graublau 
[im  Gewände  des  Engels  links,  im  Mantel 
des  Heiligen  rechts]  überwiegen  neben  Zin- 
noberrot [Mantel  des  Heiligen  links,  Um- 
schlag des  dunkelgrünen  Thronvorhanges, 
Unterärmel  des  Engels  rechts,  Seraphim- 
flügel, Buch  des  Heiligen  rechts]  und  Gold- 
gelb [Ärmel  des  Engels  links  und  Mantel 
des  Engels  rechts].  Auch  der  landschaft- 
liche Grund  ist  auf  den  kühlen  graublauen 
Gesamtton  gestimmt.  Die  beiden  vorn 
knienden  Heiligen  sind  ganz  in  Schwarz 
und  gelblichem  Weiß  gehalten.  Rotbrauner 
Fleischton. 


S  1     Maria  mit  dem  Kind  und  zwei  Engel.    Unter  gebrochenen  Tönen :  hellem  Gelb, 
nach  Orange  changierend  im  Gewände  des  Engels  links  über  bläulichweißem  Unterge- 
wand, Rosa,  nach  schwärzlichem  Oliv  changierend  im  Gewände,  gelblicher  in  den  Armein 
des  Engels  rechts,  und  Rosagrau  im  Fleisch  tritt  Karminrot  im  Gewände  Marias,  das  teil- 
weise der  dunkelblaue  Mantel  deckt, 
kräftig  hervor  vor  bräunlichgrauer 
s  1  .^■iS'S^^.^^^—JIW^^^^^  Wand.  Die  Bank,  auf  der  ein  weiß- 

graues, goldverziertes  Kissen  liegt, 
und  der  Fußboden  sind  gelbbraun. 

Sammlung  Hermann  Sax,  Wien  .-.  Sammlungjames 
Simon. 

Pappelholz,  Durchmesser  1,05. 

r^V»irlanrl;iir»    Domenico     di   Tom- 

Beinamen  Ghirlandaio  [Grill jndaioj. 
Geb.  zu  Florenz  1449,  gest.  daselbst  den 
11.  Januar  1494.  Tätig  zu  Florenz,  einige 
Zeit  in  S.  Gimignano  [1474/75?]  und  in 
Rom  [1475,  1478,  1482  83]. 

21  Judith  mit  ihrer  Magd.  Nur 
die  Gewänder  der  Figuren  sind  in 
lebhaften  Farben  gehalten:  Judith 
in  hellblauem  [innen  dunkelgrünem] 
Mantel   über   goldgelbem   Gewand 


54 


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und  roten  Sandalen;  die  Mag-d  in  karminrotem  [in  den 
Lichtern  ausgeblaßtem]  Gewand  über  wenig  sichtbarem 
dunkelgrünem  Unterkleid.  Ockergelbbraune  Haare,  grau- 
bräunliches Fleisch.  Die  Architektur  des  Hintergrunds 
ist  einförmig  dunkelgrau  mit  braungelben  Kapitalen 
und  bräunlichen  Reliefs.  Durch  die  Fensteröffnung  Aus- 
blick auf  violettbraune  Felsen  mit  Grün,  weißlichblaue 
Ferne  und  Himmel.  Der  gelblich-weiße  Boden  wird 
von  grünen,  weißlichblauen  und  violettbraunen  Fliesen 
belebt. 

Auf  einem    Relief    zur   Linken    ein  Triton    mit   einem  Täfelchen ;  darauf   die 
Jahreszahl;  MCCCCLXXXVIIII  .■.  Sammlung  Giustiniani,  1815. 
Tempera.    Pappclholz,  h.0,41,  br.  0,29. 

C^  l-«ii'lon/-loi/^     Domenico  Ghirlandaio  mit  FrancescoGra- 
\jriinailUdlU     „3^0;  und  Gehilfen. 

88  Maria  mit  dem  Kind  und  vier  Heilige.  Maria  und  die  beiden  stehenden  Hei- 
ligen sind  in  kräftigen  Lokalfarben  gehalten:  Maria  in  dunkelblauem,  innen  grünem 
Mantel  über  karminrotem  Gewand,  umgeben  von  einer  Glorie,  deren  Ringe  von  Zin- 
noberrot nach  Gelb,  Grün  und  Graublau  übergehen.  Das  Kind  steht  auf  gelbem  Kissen. 
Vor  hellblauer  Luft  Graublau  und  Rotgelb  in  den  Flügeln  der  Cherubim.  Johannes 
d.  Ev.  [links]  in  karminrotem,  innen  goldgelbem  Mantel  über  hellultramarinblauem 
Untergewand,  Johannes  d.  T.  [rechts]  in  zinnoberrotem  [innen  dunkelgrünem]  Mantel 
über  graubraunem  Untergewand.  Graubraunes  Fleisch.  Die  beiden  knienden  Heiligen 
im  Vordergrunde  fallen  aus  der 
bunten  Färbung  der  übrigen 
Figuren  heraus  durch  den  ein- 
heitlichen grauen  und  braunen 
Ton:  der  hl. Franziskus  in  grau- 
brauner Kutte,  der  hl.  Hiero- 
nymus,  mit  stumpf  rotbraunem 
Fleisch,  in  hellgrauviolettem 
Mantel.  Am  Boden  liegt  der  zin- 
noberrote Kardinalshut  neben 
gelbgrün  gebundenem  Buch. 
Der  gelbbraune  Boden  des 
Vordergrundes  wird  im  Mittel- 
grunde dunkelschmutziggrün 
und  geht  nach  der  Ferne  über 
Blaugrün  in  Hellblau  über. 

Die  knienden  hll.  Franziskus  und  Hieronymus 
sind  von  Francesco  Granacci  [wohl  erst  nach 
dem  Tode  Domenicos]  in  Ol  gemalt  .'. 
Sammlung  Solly,  1821. 

Tempera  tmd  Ol.     Pappelholz,  h.  1,81, 
br. ',79. 


Florentini- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


55 


IlMO^DnAM    MW  1 


76 

75 
74 


('^Vlivlanrlnir»  Nach  dem  Entwürfe  Domenico  Ghirlandaios  ausg-eführt  von  Davide  und 
VjIlirid.IlCicll(J  Benedetto  Ghirlandaio.  —  Davide,  geboren  zu  Florenz  den  14.  März  1452, 
gestorben  daselbst  den  10.  April  1525.  Bei  Lebzeiten  des  Bruders  Domenico  hauptsächlich  als  dessen 
Gehilfe  und  in  den  Jahren  1481  82  in  Rom  [urkundlich]  beschäftigt;  später  vornehmlich  als  Mosaizist 
tätig.  —  Benedetto,  geboren  zu  Florenz  1458,  gestorben  daselbst  den  17.  Juli  1497,  ursprünglich 
Miniaturmaler.  Bei  Lebzeiten  des  Bruders  Domenico  in  dessen  Werkstatt  tätig,  mit  ihm  in  Rom 
[1481 — 1482  urkundlich  erwähnt];    nach  dessen  Tod  in  Frankreich,  dann  wieder  in  Florenz. 

75  Auferstehung  Christi.  In  Kleidung  und  Bewaffnung  der  Wächter  des  Grabes 
stehen  grell  bunte  Lokalfarben  hart  nebeneinander,  besonders  Zinnoberrot,  Karmin, 
Dunkelgrün,  Goldgelb,  Gelbrot,  sowie  Hellblau  und  Dunkelgraublau.  Dieselben  Farben 
kehren  auch  in  den  Gestalten  der  drei  Marien  in  der  Landschaft  links  wieder.  Christus 
in  grauweißem  Tuch  vor  hellblauem  Himmel,  auf  hellblauer  Wolke  und  zinnoberrot 
geflügeltem  Seraph.  Dasselbe  Zinnoberrot  wiederholt  sich  in  der  Gloriole  und  dem 
Kreuz  der  Fahne.  Der  Hintergrund  ist  stumpf  und  trocken  in  der  Färbung:  der  graue 
Sarkophag  steht  in  gelbgrüner  Landschaft  mit  ockergelben  Wegen,  braunen  Felsen- 
gebirgen und  graublauer  Ferne  mit  rötlichem  Horizont.    Gelblichbraunes  Fleisch. 

Das  Gemälde  bildete,  mit  den  Seitenflügeln  Nr.  76  und  74,  die  Rückwand  des  Triptychons,  das  sich  bis  1804  als  Altarwerk 
im  Chore  von  S.  Maria  Novella  zu  Florenz  befand;  die  Vorderseite  —  Maria  mit  den  Kind  in  der  Glorie  mit  den  hll.  Domi- 
nlkus,  Midiael  und  den  beiden  Johannes  —  ist  in  der  Pinakothek  zu  München  .'.  Nach  Vasari  wurde  das  Mittelbild  auf  der 
Rückseite  des  Altars,  der  bei  dem  Tode  Domenicos  [1494]  unvollendet  war,  von  Davide  und  Benedetto  ausgeführt  .*. 
Sammlung  Solly,   1821. 

Tempera.    Pappelholz,  h.  2,21,  br.  1,99. 


56 


Ghirland 


rtif^    Nach  dem  Entwürfe  Dome- 
"'"•'^    Ghirlandaios     aus- 


nico 
geführt  von  Francesco  Granacci. 

74  Der  hl.  Vincentius  Ferrerius  [Do- 
minikaner, g'estorben  1419].  Rotbräun- 
liche Fleischfarbe.  In  schwarzer  und 
grauweißer  Ordenstracht  vor  grau- 
blauer Nische  mit  goldgelber  Muschel 
und  roten  Füllungen.    Grauer  Boden. 

Flugelbild  zu  Nr.  75  .•.  Wenn  bei  dem  andern  Flügel 
[Nr.  76]  das  Zeugnis  Vasaris  dafür  spricht,  daß  an 
seiner  Ausführung  Granacci  beteiligt  gewesen  sei,  so 
weist  für  Nr.  74  die  ganze  künstlerische  Behandlung 
noch  entschiedener  auf  diesen  Schüler  Domenicos  hin 
.'.  Sammlung  Solly,  1821. 

Pappelholz,  h.  2,06,  br.0,55. 

76  Der  hl.  Antoninus  [Dominikaner 
und  Erzbischof  von  Florenz,  gestorben 
1459].  Die  Färbung  entspricht  fast 
genau  dem  Gegenstück,  nur  sind  die 
Füllungen  in  der  Architektur  rot- 
grau-grün marmoriert.  Zinnoberrote 
Einzelheiten  am  Buch,  das  der  Hei- 
lige hält. 

Flügelbild  zu  Nr.  75  .•.  S.  die  Bemerkung  zu  Nr.  74  .-.  Die  Flügel  sind  in  Öl  ausgeführt,  während  der  übrige  Altar  in 
Tempera  gemalt  ist;    auch  dies  weist  auf  Granacci  hin,    der  sich  zuerst  in  der  Werkstatt  Domenicos  dem  neuen  Ver- 
fahren zuwandte  .*.  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  2,06,  br.  0,55. 


Florenüni- 
sche  Schule 
Jes  XV. 
Jahrhun- 
derts 

86 


jV/r^^j-.  „  j,  Jj     Bastiano   [Sebastiano  di  Bartolo]  Mainardi.     Geboren  zu  San  Gimig-nano,    deshalb 
iVlCtlllctl  Ul     von  Vasari  Bastiano  da  San  Gimignano  genannt;  tätig  seit  1482,  gestorben  im  September 

1513,  wahrscheinlich  in  Florenz. 

Schüler      und      Gehilfe      seines 

Schwagers    Domenico    Ghirlan- 

daio.Tätig  vornehmlich  zu  Florenz 

und    San  Gimignano,    zeitweilig 

in  Pisa  und  Siena. 

68  Thronende  Maria  mit 
dem  Kind  und  zwei 
Heilige.  Gegen  das  Grau 
in  den  Trachten  der  beiden 
Heiligen,  in  der  mit  gold- 
gelben Konsolen,  Muschel 
und  Füllungen  gezierten 
Architektur  und  dem  mit 
gelblichbraunen  und  blau- 
grünlichen Fliesen  belegten 


86 
83 


57 


Florentini- 
sche  Sdiule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

85 


77 


Boden  steht  als  Hauptfarbe  Hellkarmin  im  Gewände 
Marias  und  im  Mantel  des  Bischofs  [rechts],  daneben 
Zinnoberrot  im  Buche  des  hl.  Franziskus.  Dunkelblauer 
Mantel  der  Madonna.     Stumpf  gfraubräunliches  Fleisch. 

Nach  dem  Entwürfe  Domenico  Ghirlandaios  und  wohl  noch  in  dessen  Werkstatt 
ausgeführt    .'.   Sammhmg  Solly,  1821. 

Tempera.    Pappelholz,  h.  2,02,  br.  1,51. 

86  BildniseinesjungenMannes.  Ockerbrauner  Fleisch- 
ton. Das  gelbbraune  Haar  deckt  eine  grell  zinnober- 
rote Kappe.  Unter  dem  hellkarminroten  Obergewand 
ist  das  dunkelgraue  Untergewand  sichtbar.  Die  gelb- 
grüne Landschaft  des  Hintergrundes  geht  nach  rück- 
wärts in  Graublau  über.    Hellblauer  Himmel. 

Gegenstück  zu  Nr.  83   .'.  Erworben  1829  durch  Rumohr. 
Tempera.     Pappelholz,  h.  0,43,  br.  0,33. 

83  Bildnis  einer  jungen  Frau.  In  der  stumpfen  Gesamtfärbung  überwiegen  Gelbbraun 
und  Grau.  Ockergelbbraun  in  den  Fleischschatten  kommt  wieder  im  Haar,  das  ein  weißes 
Häubchen  mit  hellkarminroten  Bändern  teilweise  deckt.  Unter  dem  weißen  Kragen  ist 
das  braunviolette  Gewand  mit  goldbraunen  Ärmeln  sichtbar.  Dunkelgraue  Mauern  und 
rotbraune  Säulen,  zwischen  denen  man  auf  grüne  Landschaft  mit  graublauem  Himmel 
blickt.  In  dem  Wandfach  rechts  als  kräftigste  Farbe  im  ganzen  Bild  ein  leuchtend  roter 
Bucheinband  und  eine  teilweise  sichtbare  Korallenkette  von  derselben  Farbe. 

Gegenstück  von  Nr.  86  .-.  Von  der  Dargestellten  gibt  es  noch  zwei  B!ldnis.se 
von  derselben  Hand,  mit  anderen  männlichen  Gegenstücken,  das  eine  Paar 
bei  William  Drury  Lowe  [Royal  Academy,  1893],  das  andere  bei  Marchesa 
Arconati  Visconti  in  Paris  .'.  Erworben  1829  durch  Rumohr. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,43,  br.  0,33. 

85  Bildnis  eines  Kardinals.  Gegen  den  dunkelblauen 
Grund  steht  in  schreiendem  Kontrast  das  grell- zin- 
noberrote Obergewand,  unter  dem  ein  karminrotes 
Untergewand  sichtbar  ist.   Gelbbraunes  Fleisch. 

Erworben  1829  durch  Rumuhr. 

Tempera.    Pappelholz,  h.  0,54,  br.  0,42. 

77  Maria  mit  dem  Kinde.  In  mattblauem,  innen  dun- 
kelgrünem Mantel,  aus  dem  gelbe,  nach  Orange  chan- 
gierende Ärmel  hervorkommen,  über  karminrotem  Ge- 
wand. Sie  hält  ein  Buch  mit  zinnoberrotem  Einband. 
Warm  bräunlicher  Fleischton.  Gewandbordüren  und 
Gloriolen  sind  golden.  Links  auf  bläulichem  Sockel 
eine  goldgelbe  Vase,  rechts  braungelbe  Brüstung  mit 
karminrotem  Kissen,  auf  dem  das  Christkind  sitzt.  Die 
bräunlich  grüne  Landschaft  geht  nach  der  Ferne  in 
Blaugrün  über.    Hellblauer  Himmel. 


58 


Eine  Wiederholuna  dieser  Madonna  bis  zu  den  Knien  bei  Oberst 
V.  Heyl  in  Damistadt  .".  Sammlung  SoUy,  1821. 
Tempera.     Pappelholz,  h.  0,83,  br.  0,46. 


Cred 


1 


Lorenzo  di  Credi  [Lorenzo  di  Andrea 
d'Oderig-o].  Geb.  zu  Florenz  1457, gest.  daselbst 
den  12.  Januar  1537.  Zunächst  Schüler  seines  Vaters,  des 
Goldschmieds  Andrea,  dann  Andreas  del  Verrocchio  und 
unter  dem  Einflüsse  seines  Mitschülers  Lionardo  da  Vinci 
ausgebildet.  Tätig  zu  Pistoja  und  hauptsächlich  zu  Florenz 
[in  Verrocchios  Werkstatt  bis  zu  dessen  Tode,  1488]. 

103  Maria  von  Ag-ypten.  Unter  dunkelrot- 
braunen Haaren  leuchtet  gelbbräunlichesFleisch 
hervor.  Gelbbrauner  Boden  und  graubraune 
Felsen  dienen  der  Figur  als  Hintergrund.  Vor 
blauer  Luft,  die  sich  nach  dem  Horizont  aufhellt, 
schwebt  der  Engel  in  graublauem  Gewand,  aus 
dem  goldgelbe  Ärmel  hervorkommen,  mit  weiß- 
lichblauen und  goldgelben  Flügelfedern.  Die 
-  sonnige  landschaftliche  Ferne  geht  von  saftigem 
Grün  in  Hellblau  über.  Im  Wasser  spiegelt  sich 
der  lichtblaue  Himmel  zwischen  gelbgrünen 
Wiesen. 

Ähnlich  kommt  die  Gestalt  der  Maria  von  Ägypten  öfters  vor,  wie 
in  einem  Bilde  des  Louvre,  Maria  in  der  Herrlichkeit  darstellend, 
das  der  Schute  Verrocchios  angehört  und  in  der  Komposition  wohl 
auf  diesen  Meister  selbst  zurückgeht,  ferner  in  einem  Altarbild  in 
S.  Spirito  zu  Florenz,  das  mit  Unrecht  dem  Cosimo  Rosselli  zuge- 
schrieben wird  .".  Endlich  stimmt  mit  der  Figur  überein  eine  Ton- 
statuette der  hl.  Magdalena  von  Verrocchio  im  Kaiser-Friedrich- 
Museum  zu  Berlin  -•.  Es  wird  somit  das  Bild  Lorenzos  auf  ein  Vor- 
bild von  der  Hand  Verrocchios  zurückzuführen  sein  .•.Ursprünglich 
in  S.  Chiara  zu  Florenz  .'.  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  1,42,  br.  0,85. 

100  Maria,  das  Kind  anbetend.  Maria  in  dun- 
kelblauem Mantel  über  graublauem  Gewand. 
Bräunliches  Rot  im  Mantelumschlag  kehrt  als 
dunkles  Karminrot  in  der  Decke  wieder,  auf 
der  das  Kind  liegt  und  die  um  ein  goldgelbes 
Kopfpolster  gewickelt  ist.  Lichtes  gelbbräun- 
liches Fleisch.  Die  Zusammenstellung  von  Blau, 
Goldgelb  und  Karmin  wiederholt  sich  in  der 
Kleidung  Josephs.  Die  Landschaft,  im  Vorder- 
grunde dunkelgrün,  geht  über  stumpfes  Gelb- 
grün in  dunstiges  Hellblau  über.  Vor  der  hell- 
blauen Luft,  die  nach  dem  Horizont  zu  gelb- 
licher wird,  steht  dunkelrotbraune  Architektur. 

Sammlung  Solly,  1821. 

Pappelholz,  h.  1,10,  br.  0,70. 


Floreniini- 
sdxe  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


59 


Florentini- 
sche  Sdiule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

107 


204 


)■_„_    Piero  [Pietro  oder  Pier]  di   Cosimo  [nach  seinem  Lehrer  Cosimo  Rosselli].    Nach  dem  Vater 
'^'  ^    genannt   Pietro    di   Lorenzo.     Geb.  1462   zu  Florenz,  gest.  daselbst  1521.    Schüler  und  Gehilfe 
Cosimo    Rosseliis,    unter   dem    Einflüsse    Lionardos    da  Vinci    [seit  1501]    weiter   ausgebildet.     Tätig  zu 
Florenz,  kurze  Zeit  als  Gehilfe  Rossellis  zu  Rom  [um   1482 — 1484]. 

107  Venus,  Mars  und  Amor.  Das  rötliche  Fleisch  der  Figuren  mit  graugrünlichen 
Schatten  hebt  sich  vom  hellgelbgrünen  Rasen  ab,  in  den  in  der  Mitte  ein  dunklerer 
beschatteter  Strich  einschneidet.  Grauweißes  Tuch  und  Schleier  umhüllen  Venus  und 
Amor,  Mars  ruht  auf  blauviolettem  Tuch  mit  rötlichen  und  goldenen  Streifen,  ein 
hellkarminfarbenes  Tuch  um  die  Hüften.  Rotbraunes  Haar.  Das  Zinnoberrot  des 
Kopfkissens  kehrt  überall  in  kleinen  Flecken  belebend  wieder:  im  Riemenzeug  der 
Rüstung  und  einzelnen  Waffenteilen,  stumpfer  im  Kopfkissen  der  Venus,  den  Flügeln 
Amors  und  der  mit  den  Waffen  des  Mars  spielenden  Putten,  deren  rotbraune  Körper 

vor    dem    bräunlichen    Gelb- 
grün der  weißblühenden  Lor- 
^#  'iSl^T^O^^^.^^.  ^B  beerbüsche    und   dem   Gelb- 

braun der  Felsen  stehen.  Die 
Ferne  mit  dem  Meer  und  der 
Himmel  hellultramarinblau. 

Von  Vasari  beschrieben,  in  dessen  Besitze 
sich  das  Bild  befand  .'.  Kam  später  angeb- 
iich  mit  der  Erbschaft  Gaddi  in  die  Casa 
Nerli  im  Borgo  San  Niccolö  zu  Florenz  .". 
Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters  .".  Er- 
worben 1829  durch  Rumohr. 

Pappelholz,  h.  0,72,  br.  1,62. 

204  Anbetung  der  Hirten. 
Warme  sonnige  Wirkung.  In 
den  Figuren,  die  auf  hellok- 
kergelbem  Boden  graublaue 
Schatten  werfen,  steigert  sich 
die  Färbung  von  Braungelb, 
Olivgrün,  Blaugrün.  Rotbraun 


60 


und  Schwarz  [Hirt  und  Stifter]  zu  Goldgelb,  Karmin- 
rot, Dunkelblau  [Joseph]  und  zu  leuchtendem  Grün 
der  Innenseite  des  dunkelblauen  Mantels  und  Zin- 
noberrot im  Gewände  der  Maria.  Warme  rotbraune 
Fleischfarbe.  Das  Kind  liegt  auf  bräunlichviolettem 
Tuch.  In  der  sonnigen  Landschaft  mit  ockergelben 
Abhängen,  saftgrünem  Rasen  und  Bäumen,  hellultra- 
marinblauer  Ferne  und  blauem  Himmel  mit  grau- 
weißen Wolken,  gegen  den  die  dunkelbraunen  Sparren 
des  Stalles  stehen,  ist  links  der  Erzengel  Raphael  mit 
Tobias  und  die  Verkündigung  an  die  Hirten  dar- 
gestellt.   Gelbbraune  Kuh. 

Aus  der  späteren  Zeit  des  Meisters  .*.  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.1,32,  br.  1,47. 

Florentinische  Schule  um  1500 

90a  Maria  mit  dem  Kinde.    Unter  dem  hellultrama- 
rinblauen  Mantel  kommt  ein  auf  der  Brust  gerafftes 

graublaues  Jäckchen  zum  Vorschein,  unter  diesem  wieder  an  den  Armen  und  am  Hals 
das  rote  Untergewand.  Rot  wiederholt  sich  mit  gelblichem  Schimmer  im  Kissen,  auf  dem 
das  Kind  steht.  Ockergelbweißes  Fleisch  mit  schwärzlich  braunen  Schatten.  Dunkel- 
braunes Haar.  Vor  grauer  Balustrade  mit  blaugrün -braunrot  schillernden  Säulen  und 
grünlichblauem  Himmel  hängt  ein  dunkelgrüner  Teppich  mit  braungelber  Borte. 


Florentini- 
sche Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

90  A 


Unter  dem  Einflüsse  Lionardos  da  Vinci  ' 
Pappelholz,  h.  0,98,  br.  0,58. 


ielleicht  in  Mailand  entstanden  .'.  Erworben  1863. 


SCHULE  VON  SIENA 

""'-^  „_  '  Giovanni  di  Paolo.  Eigentlich  Giovanni  di 
iiyjy  alllll  Paolo  di  Grazia,  gen.  del  Poggio.  Urkund- 
lich schon  1423  zu  Siena  tätig,  zuletzt  1482  erwähnt  und 
wahrscheinlich  in  diesem  Jahre  gestorben.  Nach  älterer  Nach- 
richt unter  dem  Einflüsse  Gentiles  da  Fabriano  gebildet  und 
vielleicht  dessen  Schüler. 

1112b  Christus  am  Kreuz.  Graublau  im  Mantel 
Marias  und  Hellkarminrot  im  Mantel  des  Johannes 
über  dunkelsaftgrünem  Unterkleid  stehen  gegen 
den  Goldgrund.  Dunkelgrauer  Felsboden  mit  zin- 
noberrotem Blut.  Der  Fleischton  ist  graugrünlich 
mit  rosigen  Lichtern. 

Rf*'Jits  unten  das  Wappen  der  Sieneser  Familie  Piccoloniini  [Gold  auf 
dunkelsaftgrünem  Feld  ]   .*.   Auf  der  Rückseite  ein  späteres  Kardinals- 
wappen und  die  Buchstaben  N.  R.  .'.  Sammlung  Solly,  1821. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,32,  br.  0,23. 


Schule  von 
Siena  im 
XV.  Jahr- 
hundert 

1112  B 


61 


Schule  von 
Siena  im 
XV.  Jahr- 
hundert 

in2C 


1112cKreuzig-ung.  In  der  Gruppe 
rechts  vom  Gekreuzigten  über- 
wiegen hellblaue  und  graue  Töne 
[Mantel  des  Pharisäers  rechts  über 
gelbrotem  Untergewand, Gewand 
seines  linken  Nachbars,  das  ein 
goldgelber  Mantel  deckt,  Kopf- 
bedeckung des  Mannes  zwischen 
ihnen,  Rüstungen]  zwischen  Gold- 
gelb, Zinnober-  und  Karminrot. 
Johannes  in  hellkarminrotemMan- 
tel  über  dunkelgelbgrünem  Ge- 
wand. In  der  Gruppe  der  Frauen 
links  sind  die  Farben  tiefer  und 
leuchtender.  Neben  Hellkarmin- 
rot und  Dunkelultramarin  [Mantel  Marias,  über  violettem  Gewand]  stehen  Goldgelb 
und  Zinnoberrot  [Magdalena].  Goldene  Gloriolen.  Die  Reiter  in  hellblauen,  goldgelb 
verzierten  Rüstungen,  der  eine  mit  zinnoberroter  Fahne,  auf  schwarzen  Pferden,  Lon- 
ginus  mit  rosafarbenem  Mantel  auf  weißem  Pferd.    Dunkelgrauer  Boden.    Goldgrund. 

Erworben  1904  .".  Eigentum  des  Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins. 
Tempera.     Pappelholz,  h.  0,385,  br.  0,53. 


53  B 


C___^^j.j.„     Stefano  di  Giovanni,  gen.  Sassetta.     Urkundlich  seit  1427  tätig,   1428  in   die  Sieneser 
OaoScLLd.    Malerzunft  aufgenommen,  gest.  um  1450.    Von  den  Lorenzetti  und  Bartolo  di  Maestro  Fredi 

beeinflußt.    Tätig  zu   Siena. 

63b  Maria  mit  dem  Kinde.  Von  dem  nachgedunkelten 
schwärzlichen  Blau  des  Mantels  heben  sich  die  zinnober- 
rote Umhüllung  des  Kindes  und  der  lichte  grünlich -weiße 
Fleischton  ab,  der  an  den  Wangen  durch  rote  Flecke  be- 
lebt wird.  Weiß  kehrt  im  Mantelumschlag  und  etwas 
wärmer  in  den  Gewändern  der  rotbraun  geflügelten  Engel 
wieder,  deren  Hüften  goldene,  mit  roten  und  schwarzen 
Mustern  gezierte  Gürtel  umschließen.  Ockergelbbraune 
Haare.  Am  Halse  Marias  ist  der  goldene  Besatz  des  Ge- 
wandes sichtbar.  Zu  ihren  Füßen  ist  ein  goldgemusterter 
Teppich  ausgebreitet,  auf  dem  das  zinnoberrot  gemusterte 
Sitzpolster  liegt.  Gott -Vater,  der  die  Taube  herabsendet, 
umgeben  von  Cherubim,  in  bräunlich -roten  Tönen.  Gold- 
grund, in  den  Gloriolen,  Krone  und  Umrahmung  einge- 
prägt sind. 

Vermutlich  Sammlung  Solly,  1821. 

Tempera.     Pappelholz,  h.  0,47,  br.  0,25. 


62 


63c  Maria  mit  dem  Kind,  Johannes  d.  T.  und  eine 
unbekannte  Heilige.  Unter  dem  schwarzblauen,  innen 
mit  weißem  Pelz  g-efütterten  Mantel  Marias  ist  das  braun- 
gelbe Gewand  sichtbar.  Braungelb  kehrt  noch  etwas 
dunkler  im  Gewände  der  Heiligen  rechts  und  in  der  Halb- 
figur des  segnenden  Gott -Vaters  oben  wieder.  Links 
entspricht  kräftiges  Karminrot  im  Mantel  Johannes  d.  T., 
dessen  härenes  Untergewand  mit  hellblauen  Streifen  be- 
setzt ist.  Die  Haut  des  Täufers  ist  tief  rotbraun.  Hinter 
Maria  ist  in  Schulterhöhe  ein  weißes  Tuch  gespannt. 
Der  hellkarminrote  Thronsockel  steht  auf  dunkelgelb- 
grünem    Rasen.    Goldgrund    mit    eingeprägten  Gloriolen. 


Aus  der  späteren  Zeit  des  Meisters 
Otto  Feist  in  Berlin. 


Erworljen  1904  als  Geschenk  des  Herrn 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,43,  br.  0,19. 


Maff*ir\  Matteo  di  Giovanni  [di  Bartolo],  gen.  Matteo  da 
dLLCU  Siena.  Geb.  um  1435  [in  Borgo  S.  Sepolcro?],  zuerst 
1453  in  Siena  urkundlich  erwähnt,  gest.  daselbst  im  Juni  1495.  Tätig 
zu  Siena. 


Sdiule  von 
Siena  im 
XV.  Jahr- 
hundert 

63  C 


1127  Maria  mit  dem  Kind  und  die  hll.  Hieronymus  und  Franziskus. 
in  stumpf  dunkelblauem  Mantel  über  tief  karminrotem  Gewand.  Lichte  warm 
liehe  Fleischfarbe  mit  graugrünlicher  Unter- 
m.ilung,  dunkler  in  den  Köpfen  der  beiden 
Heiligen.  Rot  erscheint  überall  zwischen 
den  Figuren:  Zinnoberrot  in  der  Korallen- 
kette, die  das  Kind  in  den  Händen  hält, 
und  in  dem  flammenden  Herz  des  hl. 
Franziskus,  Karminrot  im  Gewände  des 
hl.  Hieronymus,  violettkarminrot  mit  gelben 
Lichtern  im  Gewände  des  Engels  rechts. 
Rosa  in  den  Flügeln  des  Engels  links  ent- 
spricht Goldgelb  in  denen  des  Engels 
rechts  vor  dunkelblauem  Grund.  Bräun- 
lichgraue Kutte  des  Franziskus,  der  ein 
dunkelviolettes  Buch  mit  gelbem  Schnitt 
hält.  Goldene  Gloriole  mit  eingeprägten 
Ornamenten  und  Goldzeichnung  an  den 
Gewandsäumen. 

Das  Bild  ist  für  den  Meister  selbst  zu  gering  und  wohl  nur 
eine  Arbeit  seiner  Werkstatt  .*.  Von  Crowe  und  Cavalcaselle 
vermutungsweise  dem  Guidoccio  Cozzarelli  [tätig  zu  Siena 
um  1480  bis  1495,  unter  dem  Einflüsse  des  Matteo  da  Siena] 
zugeschrieben   .-.  Sammlung  Solly,  1821. 

Tempera.     Pappelholz,  h.  0,58,  br.  0,42. 


Maria 
bräun- 


63 


Schule  von 
Siena  im 
XV.  Jahr- 
hundert 

63  A 


1122 


N 


•        Neroccio  di  Bartolommeo  di  Benedetto 

^'  vJL^dU  de'  Landi.     Maler  und  Bildhauer,  geboren  zu 

Siena  um  1447,  gestorben  daselbst  vor  dem  26.  November 

1500.     Unter  dem   Einflüsse  des  Vecchietta  und  Francesco 

di  Giorgio  gebildet.     Tätig  zu  Siena. 


63a  Maria  mit  dem  Kind,  ein  hl.  Dominikaner- 
bischof und  die  hl.  Katharina.  Lichtes 
weißgrünliches  Fleisch  mit  rosigen  Lichtern  und 
blondes  Haar  werden  von  dem  nachgedunkelten 
Blauschwarz  des  innen  dunkelgrünen  Mantels  um- 
geben, unter  dem  das  karminrote  Gewand  sicht- 
bar ist.  Das  Kind  ist  mit  einem  goldenen  Hemd- 
chen bekleidet.  Die  beiden  Heiligen  in  weiß- 
grauen Trachten  und  warmbräunlichem  Fleisch. 
Die  hl.  Katharina  hält  ein  zinnoberrot  gebundenes 
Buch.     Goldgrund    mit    eingeprägten    Gloriolen. 

1884  von  Herrn  Generaldirektor  Dr.W.  Bode  der  Galerie  geschenkt. 
Tempera.    Pappelholz,  h.0,41,  br.  0,30. 


Schule  von  Siena  um  1450—1480 


1122  Himmelfahrt  Maria.  An  Mosaiken 
erinnert  die  auf  Gold  gestimmte  Farben- 
wirkung, mit  gelblichen,  rötlichen,  blau- 
grauen, violetten  und  gelbgrünen  Tönen 
in  den  Gewändern  der  Engel.  Maria 
in  weißem,  goldgeziertem,  innen  grau- 
violettem Gewand.  In  der  Glorie  der 
Heiligen  oben  sind  die  Farben  kräftiger 
[Dunkelblau,  Karmin  usw.].  Die  Land- 
schaft unten  ist  blaugrün  mit  farbiger, 
vorwiegend  zinnoberrot  und  goldgelb 
gekleideter  Figurenstaffage  [  die  um 
das  Grab  versammelten  Apostel,  unter 
ihnen  Thomas,  der  vom  Himmel  den 
Gürtel  der  Maria  empfängt].  Goldgrund. 

Das  Bild  trägt  in  seinem  oberen  Teile  *J.t.ut!ich  die 
charakteristischen  Züge  des  Sassetta,  der  wohl  das  Bild 
hei  seinem  Tod  unvollendet  zurückheß.  In  der  unteren 
Hälfte  verrät  sich  eine  andere  [spätere]  Hand  .".  Er- 
worl>en  vor  1830. 

Tempera.    Pappelholz,  h.3,32,  br.  2,24. 

C"  Art  des  Francesco  di  Gior- 

rrancesco  gio  Martini  [1439-1502]. 

1655  Die  Heilung  des  Lahmen.  Vor 
buntfarbiger  Architektur  mit  hellblauen 


64 


Füllungen,  olivgrünen,violetten, 
g-oldgelben  und  zinnoberroten 
Gesimsen,  Kapitalen  und  Pi- 
lastern,  und  vor  ockergfclb- 
braunemErdbodenstehenbunte 
leuchtende  Lokalfarben  in  den 
Gewändern  der  Figuren.  Ultra- 
marinblau im  Kittel  des  Lahmen. 
Das  tiefe  Rot  der  Innenseite 
ist  auch  für  die  in  der  Tempel- 
tür stehende  Gestalt  verwendet. 
Blau  kehrt  wieder  im  Gewände 

Johannis  d.  Ev.,  über  dem  ein  karminroter  Mantel  liegt.  Goldgelb  und  wiederum 
Karmin  in  der  Kleidung  Petri  stehen  daneben.  Auch  in  der  rechten  Gruppe  wechseln 
Karminrot,  Goldgelb  und  Ultramarinblau.  Dunkelgrünes  Obergewand  des  Priesters. 
Goldgelbe  Haare  Johannis  d.  Ev.  und  des  Jünglings  rechts. 

Ein  Gegenstück,  Girolamo  da  Cremona  zugeschrieben,  befindet  sich  im  Besitze  der  Lady  Somerset,  London  .*.  Sammlung 
Füller  Maitland  .'.  Erworben  1908  aus  dem  englischen  Kunsthandel  als  Geschenk  des  Geh.  Kommerzienrats  Dr.  E.Simon. 
Pappelholz,  h.0,31,  br.0,555. 

UMBRISCHE  SCHULE 

(jgQfjlp    Gentile    da   Fabriano.     Nach  dem  Vater  Gentile    di   Niccolö    di  Giovanni  di  Masso. 
Geboren  zu  Fabriano,  vermutlich   zwischen   1360  und   1370,   1422  in  die  Gilde  zu  Florenz  auf- 
genommen, gestorben  um   1427  in  Rom.    Schüler  des  Alegretto  Nuzi    und  vielleicht  des  Ottaviano  Nelli, 
nach  Vasari  auch  Fra  Giovannis  da  Fiesole.     Tätig  zu  Fabriano,  Brescia,  Venedig  [um   1422],    Florenz 
[um    1422  bis  1425],    und  zu  Rom  [1426  27],    kurze  Zeit   in  Orvieto    [1425]    und    in  Siena   [1425/26]. 

1130  Maria  mit  dem  Kind  und  zwei 
Heilige.  Die  Farben  sind  auf  Grau 
gestimmt,  Zinnoberrot  steht  dagegen. 
Silbrig-rosiger  Fleischton,  der  sich  in 
den  männlichen  Figuren  zu  Rotbraun 
erwärmt.  Maria  in  nachgedunkeltem 
blauem  Mantel,  dessen  stumpf  grün- 
liche Innenseite  mit  Goldtupfen  über- 
sät ist,  über  blaurötlichem,  von  Gold- 
fäden durchzogenem  Gewand.  Eine 
innen  mit  weißem  Pelz  besetzte,  außen 
bräunhchrote  Decke  umhüllt  das  Kind. 
Dieselben  zarten  Töne  in  der  Klei- 
dung der  hl.  Katharina.  Ihr  hellblauer, 
innen  mit  weißem  Pelz  gefütterter 
Mantel  läßt  das  mit  Kleeblattmustern 
gezierte  Gewand  sehen,  dessen  kar- 
minrötlicher Ton  durchsichtig  auf  Sil- 
ber   las'ert    ist.     In    den    Falten    des 


Schule  von 
Siena  im 
XV.  Jahr- 
hundert 

1655 


Umbrische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

1130 


65 


Umbrische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

1616 


Mantels  sind  die  Ansätze  der  zinnoberroten  Ärmel 
sichtbar.  Bräunlichgelbes  Haar.  Der  kniende  Stifter 
in  bräunlichgrauer  und  schwarzer  Tracht.  Dahinter 
steht  der  hl.  Nikolaus  in  grauweißem  Chorhemd 
und  zinnoberrotem,  goldgesticktem  Pallium  und 
Bischofsmütze.  Karminrot  auf  der  Innenseite  des 
Palliums  kehrt  wieder  in  dem  Kissen  auf  goldenem 
Thron.  Dunkelgrüner  Rasen.  In  den  dunkelgrünen 
Bäumen  musizieren  hellrote  Seraphim  auf  goldenen 
Instrumenten.    Goldgrund. 

Bez.  unten  auf  der  Leiste  des  ursprünglichen  Rahmens,  die  dem  neuen 
Rahmen  eingefügt  ist:  — gentihs  de  fabriano  pinsit +.  Gemalt  für  S.Nic- 
colö  zu  Fabriano  und  daher  wohl  aus  der  frühen  Zeit  des  Meisters,  bevor 
er  aus  der  Heimat  in  das  Venetianische  zog.  Später  befand  sich  das  Bild 
in  Osimo,  Matellica  und  Rom  .".  1837  von  König  Friedrich  Wilhelm  III. 
überwiesen     .".     Tempera.    Pappelholz,  h.  1,31,  br.  1,13. 

D  _  _  _  _  J.!    Giovanni  Boccati,  eigentl.  GiovannidiPier- 
IJUCCdLl    Matteo  d'Antonio  d'Annutio.   Geb.  zu  Came- 
rino,     Geburts-    und  Todesdatum    unbekannt.     Gebildet   unter 
dem    Einflüsse    Pieros    della  Francesca   und  Benozzo  Gozzolis. 
Tätig  hauptsächlich  in  Perugia,    wo  er  1445   in  die  Malerzunft 
'  aufgenommen  wrA. 

1616  Die  drei  Erzengel  mit  dem  kleinen  Tobias.  Vor  schwarzem  Grund,  auf  grauem 
Boden  stehen  von  links  nach  rechts  der  hl.  Michael  in  weißlichblauem  Gewand,  karmin- 
violettem Besatz,  der  hl.  Raphael  in  karminrotem  Gewand  mit  graublauem  Besatz,  den 
kleinen  Tobias  hinter  sich,  und  Gabriel  in  gelblich -grauweißem  Gewand  mit  zinnoberrotem 
Besatz  und  dunkelolivgrünem  Mantel.  Weißgraue  Haare.    Goldene  Gloriolen  und  Flügel. 

In  Stil  und  Typen  mit  dem  1447  bezeichneten  Gemälde  Boccatis  in  der  Pinakothek  von  Perugia  übereinstimmend  .'.  Aus  dem 
Nachlasse  des  Geh.  Medizinalrates  Schröder,  der  es  in  Ferrara  erwarb  .'.  Geschenk  des  Herrn  Generaldirektors  Dr.  Bode. 

Pappelholz,  h.  0,37,  br.  0,25. 

Buonfigii.    Geb.  vermutlich 
um  1420,  gest.  ebenda  den  8.  Juli 
1496.  Unter  dem  Einflüsse  Domenico  Venezianos,  Pieros 
della  Francesca   und  Benozzo  Gozzolis   weiter   ausge- 
bildet.   Tätig  in  Perugia  [seit  1453  nachweisbar]. 

137a  Maria  mit  dem  Kinde.  Den  Hauptkon- 
trast bilden  Karminrot  [im  Gewände  der  Ma- 
donna, den  Mustern  des  goldenen  Throntep- 
pichs und  des  Kissens,  weniger  leuchtend  im 
Thronsockel  und  den  Profilen  der  grauen  Ar- 
chitektur], Zinnoberrot  [Flügel  des  Engels  1., 
nach  Hellblau  changierendes  Gewand  des  En- 
gels r.]  und  Gold  [Himmel,  Gloriolen,  Teppich 
und  Verzierungen  der  Gewänder].  Ultrama- 
rinblauer Mantel  der  Madonna.  Rotbraunes 
Fleisch  mit  grünen  Schatten. 

Der  Meister  zeigt  sich  in  diesem  Bildchen  besonders  von  Be- 
nozzo Gozzoli  beeinflußt  .'.  Ehemals  in  Perugia  .'.  Erworben  1887 
als  Gesdienk  Tempera.    Pappelholz,  h.  0,27,  br.  0,21. 


Buonfigii  ?„^Ä:4iru°m 


66 


'*_„__.__  Fiorenzo  di  Lorenzo.  Geb.  zu  Perugia  um  1440, 
lUlCllZU  gest.  daselbst  nach  1521.  Urkundlich  zuerst  ge- 
nannt 1472,  zuletzt  im  Mai  1521.  Vermutlich  Schüler  Benedetto 
Buonfiglis  in  Perugia;  unter  dem  Einflüsse  Benozzo  Gozzolis, 
besonders  aber  in  Florenz  in  der  Werkstatt  Verrocchios  weiter 
ausgebildet.    Tätig  namentlich  zu  Perugia. 

129  Maria  mit  dem  Kinde.  In  tiefblauem  Mantel, 
dessen  dunkelgrüne  Innenseite  mit  Goldpunkten  be- 
streut ist,  über  karminrotem  Gewand  mit  Brokat- 
ärmeln, das  unter  der  Brust  ein  grauvioletter  Gürtel 
zusammenhält.  Ein  gleichfalls  violetter  Schleier  mit 
weißen  und  gelben  Stickereien  umschließt  den  Kör- 
per des  Kindes  und  fällt  rechts  über  die  mit  golde- 
nem Granatapfelmuster  gezierte  Decke  herab,  die 
auf  den  weißen,  am  Sockel  mit  rotem  und  blauem 
Kosmatenmosaik  geschmückten  Marmorsitz  gebreitet 
ist  Weißes  Kopftuch,  gelblichbraunes  Fleisch.  Leuch- 
tender Goldgrund  mit  eingeprägter  Gloriole. 

Bez.  am  Fuße  des  Bildes:  •  MARIA  •  VGO  ■  PRlS  SlR  ■  7  GRE  .  [virgc 
purissima  mater  et  genitrix  ]  MCCCCLXXXI  .'.  Mittelbild  eines  Tripty- 
chons,  dessen  Fliigelbilder  [  Maria  Magdalena  und  Johannes  d.  T.]  sich  in 
der  Galerie  zu  Altenburg  befinden  .■.  Das  Bild  zeigt  den  überwiegenden  Ein- 
fluß der  Schule  Verrocchios  .*.  Die  Autorschaft  des  Fiorenzo  ist  nicht 
sicher  .".  Sammlung  Solly,  1821. 

Tempera.     Pappelholz,  h.  1,44,  br.  0,66. 

S  4  Fiorenzo  [?]    Salome   bringt    Herodes   das 
Haupt  des  Johannes.    Vor  weißgrauer  Hofarchi- 
tektur,   deren    mittlere   Halle    sich     auf    blaugrüne 
Landschaft,  graublaue  Ferne  und  hellblauen  Himmel 
öffnet,  und  auf  hellockergelbem  Boden  stehen  die  Figuren  in  gelben,  blauen,  violetten, 
olivgrünen  und  vor  allem  zinnober-  und  karminroten  Gewändern.   Am  buntesten  wirkt 
die  Gruppe  der  links  stehen- 
den   Männer:    der    in    rotem 
Turban      mit      zinnoberrotem, 
innen     dunkelblauem     Mantel 
über  gelblichbraunem  Gewand, 
der  andere  rechts  neben  ihm 
in     Kellgelbem    Mantel     über 
dunkelgrünem  Gewand.   Auch 
in    den    Figuren    rechts    vorn 
kehren    Zinnoberrot,    Dunkel- 
grün   und    Graublau    wieder. 
Rotbraune  Fleischfarbe. 

Erworben  im  florentinischen  Kunsthandel .'. 
Sammlung  James  Simon. 

Pap'ielholz,  h.  0,29,  br.  0,45. 


Umbrische 
Scixule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

129 


r^         S  4 


67 


Umbrische 
Schale  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


Umbrische  Schule  um  1480 

137  Maria  mit  dem  Kind.  Lichter  grauer  Freskoton. 
Maria  in  stumpfblauem  [innen  dunkelgrünem]  Mantel 
über  karminrotem  Gewand,  auf  bräunlichgrauer  Bank. 
Heller  graubräunlicher  Fleischton.  Links  steht  in  gelb- 
braunem Gewand  vor  grauweißer  Mauer  der  hl.  Petro- 
nius,  das  graue  Stadtmodell  von  Bologna  auf  zinnober- 
rot gebundenem  Buch  tragend,  rechts  ein  hl.  Dominikaner 
in  Grau  und  Weiß  gekleidet,  der  ein  grauviolettes  Buch 
mit  rosafarbenem  Rücken  hält.  Beide  Figuren  sind  stark 
abgeschnitten. 

Ausschnitt  aus  einem  Bilde  .•.  Vermutlich  im  Anschluß  an  ein  Fresko  zu  Assisi 
früher  über  der  Porta  S.  Giacomo  [jetzt  im  Municipio],  gemalt,  das  die  Madonna 
[in  ähnlicher  Haltung]  mit  dem  Kind  in  der  Glorie,  von  Cherubim  umgeben, 
darstellt  und  wohl  von  Fiorenzo  di  Lorenzo  herrührt.  Einer  gewissen  Verwandt- 
schaft mit  dem  signierten  Bild  des  Lorenzo  diS.Severinoin  der  Londoner 
National  Gallery  wegen  neuerdings,  wohl  mit  Unrecht,  diesem  Meister  zuge- 
schrieben .■.  Die  Reste  der  beiden  Heiligen  kamen  nach  Entfernung  eines  mo- 
dernen Goldgrundes  zutage  .*.  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.1,17,  br.0,69. 


C  I  •    Giovanni  Santi 

oanti 


139 


Santi.  Der  Vater  Raffaels,  g^eboren  zu  Colbordolo  [Gebiet  von  Urbino]  vermutlich 
zwischen  1430  und  1440,  gestorben  zu  Urbino  den  1.  August  1494.  Unter  dem  Einflüsse  des 
Piero  della  Francesca  und  namentlich  des  Melozzo  da  Forli  ausgebildet.  Tätig  zu  Urbino,  kurze  Zeit 
in   Cagli,  Pesaro  und  vermutlich  in  Fano. 

139  Maria  mit  dem  Kind  und 
vier  Heilige.  Maria  thront  in 
schwärzlich  blauem,  innen  grü- 
nem Mantel  über  karminrotem 
Gewand  auf  weißem  Thron,  vor 
grauem,  rot  gemustertem  Tep- 
pich. Links  der  kniende  Stifter, 
ein  Graf  Matarozzi,  in  karmin- 
rotem Gewand.  Hinter  ihm  der 
hl.Thomas  von  Aquino  in  schwar- 
zer und  weißer  Ordenstracht,  ein 
zinnoberrot  gebundenes  Buch  in 
derRechten,unddiehl.Katharina 
in  zinnoberrotem  Gewand,  das 
hinter  dem  Mantel  des  Thomas 
nur  wenig  sichtbar  ist.  Rechts 
der  ApostelThomas  in  zinnober- 
rotem Mantel  über  gelbgrünem 
Gewand,  hinter  ihm  der  hl. 
Antonius  der  Abt  in  hellkarmin- 


68 


roter  Tracht.    Stumpfe  bräunliche  Fleischfarbe. 
Gelbbrauner  Erdboden.    Hellblaue  Luft. 

Erworben  1842  in  Rom. 

Pappelholz,  h.  1,92,  br.  1,82. 

140a  Maria  mit  dem  Kinde.  Graubräunliches 
Fleisch  und  braunes  Haar,  graublauer  Mantel 
über  karminrotem  Gewand  heben  sich  hart  von 
schwarzem  Hintergrund  ab.  Karminrot  kehrt 
neben  Grün  in  den  Vorhängen  oben  wieder. 
Das  Kind  mit  schmutzig  goldgelber  Gloriole, 
die  ein  zinnoberrotes  Kreuz  füllt,  steht  auf  weiß- 
grauer Balustrade. 

Erworben  1846. 

Pappelholz,  h.  0,63,  br.  0,48. 

PJj-.l-m-J/-»y-«V-»iy-v    Bernardino     Pinturicchio.       Nach 
1    illLUIlL.«^UlU    jg|^     Ygjg^     Bernardino     di    Betto 


^p^^l^^ 

Biagio.      Geboren    wahrscheinlich    zu    Perugia   um    1455, 

gestorben  zu  Siena  den  11.  Dezember  1513.  Unter  dem  Einflüsse  Fiorenzos  di  Lorenzo  [vielleicht  als 
dessen  Schüler]  in  Perugia  und  als  Arbeitsgenosse  Pietro  Peruginos  [in  Rom]  ausgebildet.  Tätig  in 
Perugia,  Rom  von  1481—1502  mit  Unterbrechungen,  Orvieto  [1492/94  und  1496],  Spello  [1501]  und 
längere  Zeit  zu  Siena  [seit   1503  mit  kurzen  Unterbrechungen]. 


Umbrische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


132a  Reliquiarium.  Der  Kirchenvater  Augustinus  mit  den  hll.Benedikt  und 
Bernhard.  In  zitronengelber,  rötlich  gerandeter  Mandorla,  vor  dunkelultramarinblauem 
Himmel  mit  weißen,  gelben,  orangefarbenen  und  neutraltintenen  Wolken  schwebt  der 
hl.  Augustinus  im  Bischofsornat,  weißer,  goldverzierter 
Mitra,  grauviolettem  Chorhemd  und  hellkarminrotem 
Mantel,  der  durch  eine  schwere  grün-goldene  Schließe 
zusammengehalten  wird.  Das  Grün  des  Bucheinbandes 
kehrt  wieder  im  Gewände  des  rotgeflügelten  Engels 
rechts  und  den  Flügeln  des  linken  Engels,  der  ein  vio- 
lettgraues Gewand  trägt.  Unten  links  der  hl.  Benedikt 
mit  dem  Weihwedel  [älterer  Form]  in  bräunlich -schwarz- 
grauer Kutte,  ein  zinnoberrotes  Buch  in  der  Linken, 
rechts  Bernhard  von  Clairvaux  in  gelblich  weißgrauer 
Tracht.  Rotbräunliches  Fleisch  mit  graublauen  Schatten 
und  weißen  Lichtern.  Die  ganze  Darstellung  ist  [be- 
sonders die  Gewänder]  reich  mit  Gold  verziert. 

Aus  der  Frühzeit  des  Meisters,  noch  unter  dem  Einflüsse  Fiorenzos  di  Lorenzo  .•. 
Die  Holztafel,  auf  der  das  Bild  gemalt  ist,  bildet  mit  dem  Rahmen  und  Untersatz 
ein  Ganzes.  Rahmen  und  Untersatz  enthalten  in  verglasten  kleinen  Behältern 
Reliquien  .".  Ehemals  in  einem  Nonnenkloster  S.  Donato  in  Polverosa  bei 
Florenz  .'.  Erworben  1875  in  Florenz  vom  Bankier  ßrini. 
Wasserfarbe.    Lindenholz,  h.  0,43,  br.  0,23. 


69 


Umbrische 
Sdiule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


B 


143  Maria  mit  dem  Kinde.  Gelbgrünliches  Fleisch 
mit  gelbbraunen  Schatten.  Das  rötlichgelbe  Haar 
der  Madonna  ist  von  violettblauem,  mit  zinnober- 
roten und  goldenen  Fäden  durchzogenem  Schleier 
durchflochten.  Unter  hellblauem,  im  Umschlag  dun- 
kelgrünem Mantel,  der  sich  hart  von  schwarzem 
Grund  abhebt,  ist  das  karminrote  Gewand  sicht- 
bar. Maria  hält  in  der  Linken  einen  zinnoberroten, 
auf  der  beschatteten  Seite  blaugrünen  Apfel.  Ge- 
malte hellkarminrote  Rahmung. 

Erworben  1829  durch  Rumohr. 

Tempera.    Pappelholz,  h.  0,46,  br.  0,33. 

P^Kflirr*!    Giovanni  Battista  Bertucci,  gen.  Giovanni 
Cl  LUL-Cl   Battista  da  Faenza.    Geb.  zu  Faenza,  urkund- 
lich  daselbst    zuerst  1503  erwähnt,    tätig   um  1503  bis   1516 
zu  Faenza.     Bildete   sich    unter   dem  Einflüsse   von  Perugino 
und  Pinturicchio. 


132 


132  Anbetung  der  Könige.  Bräunlichgrüne  Land- 
schaft, die  nach  vorn  zu  im  Ton  immer  mehr  in 
das  Grau  der  Ruinen  übergeht.  Auf  dieses  Grau, 
das  überall  im  Fleisch  durchschimmert,  ist  auch  der  graublaue  Mantel  des  Stifters  links 
[aus  der  Familie  Manzolini  zu  Faenza]  gestimmt.  In  der  Mitte  überwiegen  Ultramarinblau 
[Mantel  der  Madonna  und  des  stehenden  Mohrenkönigs]  und  Hellkarminrot  im  Gewände 
der  Maria,  des  knienden  Königs  und  des  stehenden  jüngsten  Königs,  der  über  dem  Gewand 

einen  goldgelben,  im 
Umschlag  grünenMan- 
tel  und  zinnoberrote 
Beinkleider  mit  violett- 
grauen Stiefeln  trägt. 
Gelbbrauner  Mantel 
Josephs  über  grünem 
Gewand.  Graublauer 
Himmel. 


Für  die  Familie  Manzolini  ge- 
malt und  ursprünglich  in  S.  Ca- 
terina  zu  Faenza.  Die  Flüge!- 
bilder  mit  den  Darstellungen 
Johannis  d.  T.  und  der  Magda- 
lena in  der  Galerie  zu  Faenza, 
die  Lünette  1902  auf  der  Ver- 
steigerung Guidi  zu  Rom  .". 
Zeichnung  zu  dem  Bild  im  Kgl. 
Kupferstichkabinett  zu  Berlin 
[Sammlung  vonBeckerath].  Ko- 
pie bez.  B.  1521  auf  der  Auktion 
Heberle  in  Köln  1901  [aus  Villa 
Dahm  zu  Godesberg]  .".  Samm- 
lung Solly,  1821. 

Pappelholz,  h.  2,1 5,  br.2,63. 


70 


Umbrische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


Umbrisch-Florentinische  Schule  um  1490 

142  Darstellungen  aus  dem  Leben  des  jungen  Tobias.  Vor  gelblichgrauer  Architektur, 
die  durch  Blaugrau  in  den  Gliederungen  und  Profilen  und  Lichtrot  im  Ziegelboden  belebt 
wird,  stehen  die  Figuren  in  bunten  Lokalfarben,  unter  denen  Zinnober,  Karminrot  und 
Goldgelb  überwiegen  neben  weißlichem  Blau  und  Grün.  Der  junge  Tobias  ist  durch 
zinnoberrote  Beinkleider  und  weißblaue  Jacke,  der  Engel  durch  weißgraue  Gewandung 
kenntlich.  Blaugrüne  Landschaft  mit  hellblauen  Bergen  unter  hellorangegelbem  Horizont. 
Hellblauer  Himmel. 

Wie  das  Gegenstück  Nr.  149  und  eine  dritte  Tafel  im  Kunstgewerbemuseum  zu  Berlin  Teil    eines  Cassone,  und  zwar  wohl 
florentinischen  Ursprungs,  wofür  auch  das  wiederholt  angebrachte  Mediceerwappen  spricht  /.  Erworben  184142  in  Italien. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,58,  br.  1,57. 

149  Darstellungen  aus  dem  Leben  des  jungen  Tobias.  Weniger  bunt  als  das  Ge- 
genstück. Die  Architektur  ist  graubräunlich,  in  den  Lichtern  mattockergelb,  belebt  von 
graublauen  Pfeilern  und  Profilen,  mit  lichtrotem  Ziegelboden.  Bräunlichgraues  Pflaster. 
Die  Staffage  ist  vorwiegend  in  graublauen,  weißlichblauen,  violettgrauen  und  grünen 
Farben  gehalten,  die  von  kräftigem  Zinnoberrot  und  Hellkarmin  durchsetzt  werden.  Unter 
der  Halle  links  dient  ein  grüner  Wandteppich  als  Hintergrund.  Rechts  und  in  der  Mitte 
überwiegen  Blaugrün  und  Zinnober. 

Gegenstück  von  Nr.  142  .-.  Erworben  1841  42  in  Italien  .'.  Tempera.    Pappelholz,  h.  0,58,  br.  1,57. 


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71 


Umbrische 

Schule  des 

XV.  Jahr- 

hunder  ts 

131 


Pal 


Marco  Palmezzano.  Ei- 
meZZanO  gentllch  Marco  di  Anto- 
nio Palmezzano.  Geb.  zu  Forli  1456,  gest. 
vermutlich   1538. 


1129A 


131  Geburt  Christi.  Das  einheitliche 
Graubraun  des  Bildes  wird  durch 
wenig  stumpfes  Grün  in  der  Land- 
schaft und  bläuliches  Grau  der  Ferne 
und  des  Himmels,  das  am  Horizont  in 
einen  rötlich  gelben  Ton  übergeht, 
unterbrochen.  Fleisch  und  Gewänder 
sind  auf  den  Gesamtton  abgestimmt. 
Hellblauer,  innen  gelbgrüner  Mantel 
Marias  über  rotem  Gewand.  Noch 
stumpfer  kehrt  Rot  wieder  im  Kra- 
gen und  dem  Flicken  am  Mantel  des 
Hirten  vorn,  in  der  Kappe  Josephs 
und  der  figürlichen  Staffage  der  Land- 
schaft. Joseph  in  hellgelbem,  in  den 
Schatten  gelbbraunem  Mantel  mit 
dunkelgrüner  Innenseite,  über  wenig  sichtbarem,  violettem  Rock. 

Auf  dem  Blättchen  in  der  Mitte  unten  eine  ^anz  undeutlich  gewordene  Bezeichnung,  die  ehemals  RoccoZoppo  gelesen  wurde  .*. 
Sammlung  SoUy,  1821      .-.     Pappelholz,  h.  1,55,  br.  0,97. 

1129a  Der  auferstandene  Christus.    Vor  einheitlich  graubrauner  Landschaft  und  dem 
Kreuz  von  derselben  Farbe  hebt  sich  der  Körper  Christi  in  einem  rosigen  Ton  ab,  den 

grünlichgraue  Schatten  und  das  Grauviolett  des  Hüf- 
tentuches unterbrechen.  Neben  der  Fleischfarbe  wirkt 
in  dem  allgemeinen  Ton  das  dunkle,  grünliche  Blau 
des  Himmels  am  stärksten,  das  sich  nach  dem  Horizont 
zu  aufhellt. 

Bez.  am  Felsen  links  auf  einem  Blättchen :   Marchus  palmezzanus  pictor  foroli- 
uiensis  faciebat  MCCCCCXXV  .".  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappclholz,  h.  0,88,  br.  0,52. 


G 


Gerino  da  Pistoia  [Gerino  d'Antonio  Gerini]. 
CnOO  Geb.  zu  Pistoia,  Geburts-  und  Todesjahr  unbekannt.  Unter 
dem  Einflüsse  Peruginos  gebildet;  nach  Vasari  lange  Zeit  als  dessen 
Gehilfe,  sowie  gemeinsam  mit  Pinturicchio  tätig.  Tätig  nach  den 
Daten  auf  seinen  Werken  um  1500  bis  1529;  in  Pistoia  nachweis- 
bar zwischen  1505  und  1509,  1514  und  1520,  dann  vornehmlich  in 
Borgo   S.  Sepolcro  und  einige  Zeit  zu  Florenz. 

146a  Gerino?  Das  Abendmahl.  In  den  Gewändern 
Christi  und  der  Apostel  sind  Karminrot,  Goldgelb,  Zin- 
noberrot, Blau,  Blaugrau  und  bräunliche  Töne  vor 
dunkelgrünem  Grunde  verteilt.  Lichtroter  Boden.  An 
den  Seiten  bräunliche  Architektur  mit  graubräunlichen 
Pilastern  und  Tafeln. 


72 


^.^^.p 


i 


Unihrische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

1-46A 


Die   Inschrift   lautet:    HOC   OPVS    FECIT  FlERl   SER   BERNARDINVS   S.  ANGELI,  ANNO   SALVTIS  M.  D.    .-.    Im 
Hintergrund  und  in  einzelnen  Köpfen  veränderte  Kopie  nach  dem  Fresko  in  S.  Onofrio  zu  Florenz  .-.    Der  große  Stich 
von  L.  A.  de'  Uberti  in  der  Bibliothek  zu  Gotha,  eine  etwa  um  1490  entstandene  Nachbildung  des  Abendmahls  in  S.  Onofrio, 
weicht  in  Einzelheiten  ebenso  von  dem  Fresko  v^ie  von  der  Berliner  Tafel  ab  .■.  Erworben  1883  in  Frankfurt  a.  M. 
Pappelholz,  h.  0,18,  br.  1,21. 


Mel 


UMBRISCH-TOSKANISCHE  SCHULE 

Melozzo  da  Forli.  Nach  seiner  Familie  Melozzo  degli  Ambrosi.  Geb.  zu  Forli  1438 
OZZO  [wahrscheinlich  den  S.Juni],  gest.  daselbst  den  S.November  1494.  Schüler  Pieros  dellaFrancesca, 
auch  unter  Einwirkung  der  niederländischen  Schule  durch  Justus  van  Gent  zu  Urbino  Gebildet.  Tätic  zu 
Forli,  Rom  [um  1461—1472,  dann  wieder  von  1476—1481  ],  Loreto  [147S]  und  Urbino  [uml473— 1475r76]. 

54  Die  Dialektik.  In  rotem  Mantel  mit  dunkelkarminroten  Ärmeln  kniet  Herzog  Federig-o 
von  Urbino  auf  den  mit  grünem  Teppiche  belegten  Thronstufen.  Neben  ihm  die  karmin- 
rote Kopfbedeckung.  Nach  der  Tiefe  wird  die  Färbung  einheitlicher:  Die  Frau  in  gold- 
gelbem, rotgemustertem  Gewand  auf  gelbbraunem  Thron  mit  grünem  Fries.  Die  bräun- 
lichgrauen Wände  werden  von  goldgelbem  Gesims  abgeschlossen.  Rechts  oben  ein 
schwarzer  Adler  mit  dem  Wappen  der  Montefeltre. 

Im  Friese  des  Wandgesimses;  DVRANTIS  COMES  SER  .'.  Mit  Nr.  54  A  aus  einer  Folge  von  Gemälden  der  7  freien  Künste, 
die  einst  die  Bibliothek  Federigos  da  Montefeltre  im  Palaste  zu  Urbino  schmückte  .-.  Zwei  noch  erhaltene  Bilder  dieser  Folge 
[Musik  und  Rethorik]  in  der  National  Gallery  zu  London;  die  drei  übrigen  [wohl  Grammatik,  Geometrie  und  Arithmetik] 
verschollen  .•.  Neuerdings  ist  Justus  van  Gent  als  Autor  genannt  worden  .■-  Sammlung  Solly,  1821  .■.  Pappelholz,  h.1,50,  br.1,10. 

54 A  Die  Astronomie.  Die  Färbung  ist  toniger  als  im  Gegenstück,  Braun  überwiegt 
neben  dem  Grau  der  Wände,  gelblichem  Weiß  der  von  gelbbraunen  Profilen  durch- 
zogenen Thronarchitektur,  Grauviolett  und  Hellgrau  der  mit  roten  Mustern  und  Borten 

wenig  belebten  Ge- 
wandung der  thro- 
nenden Frau.  Zu  ihren 
Füßen  kniet  ein  Mann 

in  dunkelblauem 
Mantel,  über  den  die 
karminrote     Kopfbe- 
deckung herabhängt. 

Dargestellt  ist  wahrscheinlich 
Graf  Ottaviano  Ubaldini,   der 
Freund  des  Herzogs  Federigo,       [ 
der    sich   mit   astronomischen       [' 
Studien  beschäftigte  .'.  Unten 
und  oben  ist  je  ein  Stück  von 
13   cm  Breite,  an  der  linken 
Seite  eines  von  11  cm   Breite 
neuerdings  angesetzt,  da  dem 
Bilde  der  obere  Abschluß  mit 
Wandgesims      und      Inschrift 
fehlte    und    die  Tafel   in   der 
Breite     beschnitten     war 
Sammlung  Solly,  1821. 

Pappelholz,  h.1,50,  br.1,10. 


Umbrisch- 
Toskanische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


54 
54  A 


73 


Umbrisch- 
Toskanisdie 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

79 


79  A 


Sil*    Luca  Si^norelli,  gen.  Luca  da  Cortona.    Nach  dem  Vater  Luca  d'Egidio  di  Ven- 
lö^nOrClll   tura.     Geb.  zu  Cortona,    vermutlich   1441,  gest.  daselbst    zwischen    dem   16.   Oktober  und 

8.  Dezember  1523.  Zuerst  Schüler  des 
Piero  della  Francesca  zu  Arezzo,  unter 
dem  Einflüsse  der  florentinischen  Meister 
weiter  ausgebildet.  Tätig  vornehmlich  in 
Cortona,  Perugia  und  Loreto  [1476  bis 
1479],  läncrere  Zeit  in  Rom  [besonders  um 
1482— 1484],in Monte Oliveto [1497  98?], 
Siena  [1506  und  1509]  und  in  Orvieto 
[zwischen  1499  und  1504];  kürzere  Zeit  in 
Arezzo,  Cittä  di  Castello  [1474],  Spoleto 
[1485],  Florenz  und  Volterra  [1491]. 

79  Zwei  Flügelbilder  eines  Al- 
tars mitjedreiHeiligen.  Lin- 
ker Flügel:    Derbraune,  in  den 
Schatten    grünliche    Körper    des 
hl.  Hieronymus  wird  von  hellvio- 
lettem Mantel  über  rotgelbemHüft- 
schurz    umhüllt.     Die    hinter  ihm 
stehende  hl.  Katharina  von  Siena 
ist   schwarz    und  weiß  gekleidet, 
während   die   hl.  Magdalena,   mit 
gelbbraunem  Haar,  über  grünem, 
goldschimmerndem  Gewand  einen 
leuchtend  zinnoberroten  [innen  graublauen]  Mantel  trägt.    Rot,  Blau  und  Grün  kehren  in 
den  Fliesen  des  Bodens  wieder.    Der  graue  Bogen  mit  goldgelben  Ornamenten  auf  ultra- 
marinblauem Grund    steht   gegen    blauen    Himmel.   —    Rechter   Flügel:    Hinter  dem  in 

grauer  Kutte  knie- 
enden hl.  Antonius 
vonPadua  steht  der 
hl.  Augustinus  in 
goldgeschmücktem 
Bischofsornat,  des- 
sen Casula  mit  far- 
bigen Stickereien 
aus  der  Geschichte 
Christi  auf  blauem 
Grunde  geziert  ist. 
Das  karminrote, 
goldschimmernde 
Gewand  der  hl.  Ka- 
tharina von  Alexan- 
drien,  die  ein  grün- 
gebundenes Buch 
und  grüne  Palme  in 
den    Händen    hält, 


74 


deckt  teilweise  ein  graublauer  [innen  gold- 
gelber] Mantel.  Lichtes  grauweißes  und 
rotbraunes  Fleisch. 

Aus  der  mittleren  Zeit  des  Meisters  [um  1498]  und  bei  Vasari 
beschrieben  .".  Die  beiden  Gemälde  bildeten  die  Seitenflügel 
zu  einem  Mittelslück,  auf  dem  der  hl.  Christophorus  in  Re- 
lief dargestellt  war  [von  Giacomo  della  Quercia?];  das 
ganze  Altarwerk  war  für  die  Kapelle  S.  Cristoforo  in  S.  Ago- 
stino  zu  Siena  bestimmt.  Die  Staffel  enthielt  die  Darstellungen 
der  Hochzeit  zu  Kana,  des  toten  Christus  auf  dem  Schöße  der 
Maria  und  des  Martyriums  der  hl.  Katharina  und  scheint  wie 
das  Relief  des  Christophorus  beim  Brande  der  Kirche  im  Jahre 
1655  zugrunde  gegangen  zu  sein  .'.  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  jeder  Flügel  h.  1,44,  br.  0,74. 

79a  Pan  als  Gott  des  Naturlebens  und 
als  Meister  der  Musik  mit  seinen  Be- 
gleitern. Dunkles  Rotbraun  in  der  Fär- 
bung der  Figuren  und  Felsen  und  schwärz- 
liches Grün  der  Bäume  stehen  gegen  den 
tiefblauen  Himmel  mit  rosafarbenem  Ho- 
rizont. Die  graugrüne  Modellierung  der  Körper  tritt  besonders  in  den  heller  gehalte- 
nen Figuren  neben  hellroten  Lichtern  hervor.  Grauer  Boden  und  blaugrüner  Rasen,  der 
nach  der  Ferne  zu  gelblicher  wird. 

Bez.  avif  einem  Täfelchen,  das  an  dem  Stabe  der  im  Vordergrunde  stehenden  Nymphe  hängt:  LVCA  "  CORTONEN  '  .*.  Viel- 
leicht das  für  Lorenzo  de'  Medici  ausgeführte  Gemälde,  dessen  Vasari  gedenkt  [,,dipinse  a  Lorenzo  de'  Medici,  in  una  tela, 
atcuni  Dei  ignudi,  che  gli  furono  molto  commendati",  Vasari,  Sans.  III  p.  689];  1687  im  Pal.  Pitti ;  1865  an  einer  Decke  im 
Pal.  Corsi  bei  S.  Gaetano  in  Florenz  wieder  aufgefunden  .■.  Signorelli  hat  den  Gegenstand  später  nochmals  behandelt,  im 
Palaste  des  Pandolfo  Petrucci  zu  Siena  [Fresko,  nicht  mehr  erbalten]  .'.  Erworben  1873  vom  Marchese  Stufa  in  Florenz. 
I  einwand,  h.  1,94,  br.  2,57. 

79b  Maria  von  Elisabeth  begrüßt.    Bräunlichrote   und  gelbe  Töne  überwiegen  neben 
Blau  vor  rotbräunlichem  Grund.    Dunkelrotbraune  Fleischfarbe.  Hellblau  im  Gewände  des 
Zacharias  kehrt  dunkler  im  Gewände  Josephs  und   im  [innen  bräunlichgelben]  Mantel 
Marias  über  graublauem,  rosa  schillerndem  Gewand  wieder, 
das  Goldgelb  seines  Mantels  im  Untergewande  Elisabeths; 
Karminrot  in  den  Mänteln  Josephs  und  Elisabeths. 

Bez.  auf  einem  Papierstreifen  am  Boden:  LVCHAS  •  SIGNORELLVS  •  DECOR- 
TONA "  .■.  Wohl  aus  der  späten  Zeit  des  Meisters  .".  Alte  Kopie  mit  Verände- 
rungen 1876  im  Kunsthandel  zu  Rom,  jetzt  bei  Girolamo  Mancini  in  Cortona  .*. 
Erworben  1875  in  Rom  vom  Marchese  Patrizi. 
Pappelbolz,  Durchmesser  0,70. 

79c  Bildnis.  Leuchtendes  Zinnoberrot  in  der  Kappe,  im 
Gewand  unterbrochen  von  der  schwarzen  Binde,  steht 
gegen  graue  Architektur  und  bläulichweißen  Himmel,  der 
sich  zwischen  gelbgrünenWiesen  im  Flusse  spiegelt.  Ocker- 
grauer Fleischton  mit  weißgrauen  Haaren,  der  mit  auf- 
gesetzten bläulichen  und  rosafarbenen  Reflexen  in  den 
nackten  Figuren  des  Hintergrunds  wiederkehrt. 

Aus  des  Meisters  reifster  Zeit,  um  1500  -'.  Casa  Torrigiani  zu  Florenz  .'.  Erwor- 
ben 1894  aus  dem  Florentiner  Kunstbandel. 
Pappelhi.  .,  h.  0,50,  br.  0,32. 


Umbrisch- 
Toskanische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


Ib 


Umbrisch- 
Toskanisdje 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

1615 


Francesca  Vie^" 

della  Francesca  [um 
1415-1492]. 

1615  Architektoni- 
sche Vedute.  Die 
vordere  Hallenarchi- 
tektur, mit  grauen 
und  goldgelben  Kas- 
setten der  Decke, 
ist     graubraun;     in 

der  Häuserflucht 
rechts  und  links,  mit 
schwarzen  Fenster- 
"^  höhlen  und  ocker- 
gelben Läden,  wech- 
seln rotbraune,  rosabraune  und  graubraune  Töne  ab.  Bräunlich  weißer  Boden  mit  schwärz- 
lichen und  rotbraunen  Fliesen  und  rotbraunen  Pflasterstreifen.  Hellgrünliches  Meer  und 
bläulichweiße  Luft.  Auch  die  gemalte  Täfelung  unten  ist  in  dem  allgemeinen  graubraunen 
Tone  gehalten.     Oben  und  unten  wird  die  Tafel  durch  vergoldete  Profile  abgeschlossen. 

Eine  ähnliche  Darstellung  in  der  Galerie  zu  Urbino,  zwei  andere  Stücke  ehemals  in  der  Sammlung  Massarenli  zu  Rom.  Neuerdings 
dem  Architekten  Luciano  Dellaurana  zugeschrieben  .'.  Angeblich  aus  einer  Villa  bei  Florenz  stammend  .".  Erworben  1896 
aus  dem  florentinischen  Kunsthandel  .'.  Eigentum  des  Kaiser-Friedrich  -  Museums-Vereins. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  1,24,  br.  2,34. 


Schule  der 
Romagna 
im  XV. 
Jahrhun- 
dert 

1164 


SCHULE  DER  ROMAGNA 

'7  11*    Francesco     di     Bosio    Zaganelli. 

O  Zeichnet  sich  auch  Zanganelli.  Geboren 

zu  Cotig-nola,  tätig  zu  Ravenna,  nach  den  Daten 
auf  seinen  Gemälden  1505  1527.  Schüler  des 
Niccolö  Rondinelli,  unter  dem  Einflüsse  Gio.  Bellinis 
und    der    Schule   von    Bologna   weiter    ausgebildet. 

1164  Verkündigung  Maria,  die  hll.  Jo- 
hannes d.T.,  Antonius  von  Padua  und 
der  Stifter.  Der  dunkelgelbbraune  Kör- 
per des  Täufers  ist  mit  rosabräunlichem 
Fell  bekleidet.  Der  Stifter  in  graubraunem 
Gewand,  Antonius  in  gelblichgraubrauner 
Kutte.  Auch  der  unruhige  Architekturgrund 
ist  in  Grau  und  Braun  gehalten,  mit  bunten 
Ornamenten  und  viel  Gold.  Aus  dieser 
Stimmung  in  Braun,  Grau  und  Gold  wird 
Maria  hervorgehoben  durch  farbige  Ge- 
wänder: dunkelblauen,  innen  grünen  Mantel 
über     hellkarminrotem     Kleid,     leuchtend 


76 


weißes  Kopftuch  und  Ärmel  vor  blauem  Himmel.  Grün  kehrt  wieder  im  Gewände 
des  Engels,  mit  hellblauen  Armein  und  rotgelbem  Mantel.  Goldene  Gloriolen.  Bräunlich- 
gelbgrüne Landschaft. 

Bez.  auf  einem  Blättchen  unten:  1509  A  Aprilys,  darüber  Spuren  einer  ausgelöschten  Inschrift  .'.  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  1,98,  br.  1,56. 

236  Ein  Wunder  aus  der  Legende  des  hl.  Antonius  vonPadua.  Die  gelbbraunen 
und  gelblichweißen  Mönchstrachten  geben  den  hellen  bräunlichen  Gesamtton  an,  nach 
dem  Karminrot  und  Goldgelb  in  den  Figurengruppen  gebrochen  sind.  Als  lebhafteste 
Farben  wirken  Hellblau,  Graublau  und  Dunkelgrün. 

Der  Heilige  sucht  den  Ketzer  Bovidilla,  der  an  die  Gegenwart  Christi  im  Sakrament  nicht  glauben  will,  zu  bekehren,  indem  er 
dem  Maulesel  des  Bovidilla  befiehlt,  vor  der  Hostie  niederzuknien  .*.  Gehört  mit  Nr.  241  zu  einer  Predella  .'.  Erworben  1841/42 
in  Italien.    .-.     Pappelholz,  h.  0,19,  br.  0,49. 

241  Ein  Wunder  aus  der  Legende  des  hl.  Antonius  von  Padua.  Die  gelbbräun- 
liche Tönung  ist  etwas  dunkler  als  im  Gegenstück. 

Das  Bild  scheint  die  Legende  darzustellen,  nach  der  der  Heilige  die  Gattin  eines  Edelmannes  zu  Ferrara  vom  Vorwurfe  der 
ehelichen  Untreue  reinigt.    Auf  die  Aufforderung  des  Heiligen  hin  bezeichnet  das  neugeborene  Kind  mit  Hand  und  Mund 
den  Edelmann  als  seinen  Vater.'.  Gehört  mit  Nr.  236  zu  einer  Predella  .*.  Erworben  1841/42  in  Italien. 
Pappelholz,  h.  0,19,  br.  0,49. 

SCHULE  VON  BOLOGNA 

F'l'Unr'ia    Francesco  Raibolini,  gen.  Francia.     Geboren  zu  Bologna  1450,  gestorben   daselbst  den 
1    I  dllL-lct   5.  Januar  1518.    Zuerst  Schüler  eines  Goldschmieds,  dann  Francesco  Cossas   [der  um  1470  nach 
Bologna  übersiedelte],  ausgebildet  besonders  unter  dem  Ein- 
flüsse Lorenzo  Costas.    Tätig  zu  Bologna.  .  _, 

125  Heilige  Familie.  Blau  im  Mantel  Marias  und 
als  durchsichtige  Lasur  in  der  landschaftlichen 
Ferne  und  im  Himmel,  steht  gegen  bräunliches 
Zinnoberrot  [Gewand  Marias,  Innenseite  des  bräun- 
lich gelben  Mantels  Josephs],  das  auf  die  warme 
rotbraune  Fleischfarbe  gestimmt  ist. 

Bez.  auf  der  Brüstung  in  goldenen  Lettern  :  BARTHOLOMEl  SVMPTV 
BIANCHINI  MAXIMA  MATRUM  HIC  VIVIT  MANIBVS  FRANCIA 
PICTA  TVIS  ■  Das  Distichon  [  ,,hier  lebt  von  deinen  Händen,  o  Francia, 
gemalt,  die  höchste  der  Mütter"]  ist  wohl  von  Bianchini  selbst  ver- 
faßt, dem  Freunde  des  Meisters  und  Besteller  des  Bildes,  der  in  der 
Literatur  wie  auch  im  öffentlichen  Leben  als  Senator  zu  Bologna  eine 
angesehene  Stellung  einnahm  .■-  Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters 
[vor  1490]  -■.  Eine  etwas  veränderte  Wiederholung  bei  Lord  Elcho  in 
London  [nach  der  Behandlung  aus  Francias  späterer  Zeit  und  wohl  nur 
eine  gute  Arbeit  aus  seiner  Werkstatt]  .".  Das  Porträt  des  Bianchini 
von  Francias  Hand  bei  G.  Salting  in  London  ist  das  Gegenstück  zu 
unserem  Bilde,  mit  dem  zusammen  es  vielleicht  ein  Diptychon  bildete  .". 
Sammlung  Solly,  1821. 

Pap,  elholz,  h.  0,54,  br.  0,40. 


Schule  der 
Romagna 
im  XV. 
Jahrhun- 
dert 

236 
241 


Scitule  von 
Bologna  im 
XV.  Jahr- 
hundert 


77 


Schule  von 
ßoloana  im 
XV.  Jahr- 
hundert 

122 


122  Maria  mit  dertiKindinderGlorieund 
Heilige.  Vorhellem,  weißlichblauem  Himmel 
mit  weißen  Wolken  thront  in  hellgelberGlorie, 
umgeben  von  einem  rötlichen  Kranz  von  hell- 
karminrot  und  graublau  geflügelten  Seraphim, 
Maria,  in  graublauem  Mantel  über  bräunlich- 
rotem Gewand,  auf  graublauen  Wolken.  Die 
kühle  nach  Grau  und  Blau  neigende  Fär- 
bung wird  im  unteren  Teile  der  Tafel  von 
tiefem  Rot  und  Goldgelb  belebt.  Vor  grüner, 
nach  der  Ferne  in  Hellblau  übergehender 
Landschaft  stehen  von  links  nach  rechts: 
die  hll.  Geminian,  Schutzheiliger  von  Modena, 
in  weißem  und  goldgelbem  Ornat,  Bernhard, 
in  bräunlichgrauer  Ordenstracht,  Dorothea,  in 
dunkelultramarinblauem  Mantel  über  weißlich- 
blauem  Gewand  mit  dunkelroten  Ärmeln  und 
roten  Rosen  im  rotbraunen  Haar,  Katharina, 
in  bräunlichkarminrotem  Gewand  und  hellgel- 
bem, nach  Rotbraun  changierendem  Mantel, 
Hieronymus,  in  zinnoberrotem  Gewand,  aus  dem  weiße  Ärmel  hervorkommen,  und 
Ludwig  von  Toulouse,  in  dunkelblauem,  goldgesticktem  Bischofsmantel,  unter  dem  das 
gelbbraune   Ordensgewand   zum  Vorschein    kommt.     Warme  rotbraune  Fleischfarbe. 

Bez.  auf  einem  Blättchen  unten  links:  FRANCIA  •  AVRIFABER  ■  BONON  1502  .-.  Gemalt  für  S.  Cecilia  in  Modena,  bei 
Aufhebung  der  Kirche  1737  nach  S.  Margherita  übergeführt   .■.   Sammlung  Solly,  1821       .•.       Pappelholz,  h.  2,55,  br.  2,01. 

T7„_„_'         Giacomo    Franc! a.     Maler   und  Goldschmied,    geb.  zu    Bologna    1486,   gest.  daselbst    1557; 

^   ^  £lllV.^lCl    ]yg\    Lebzeiten    seines  Vaters    Francesco    dessen  Gehilfe.    Seit   1518   bezeichnet  er  selbständig-. 

Tätig  in  Bologna.  —  GiulioFrancia.  Maler,  Kupferstecher 
und  Goldschmied,  geb.  zu  Bologna  den  20.  August  1487, 
gest.  daselbst  nach  1543.  Mit  einer  einzigen  Ausnahme  sind 
nur  Werke  von  ihm  bekannt,  die  er  gemeinsam  mit  seinem 
Bruder  Giacomo  ausführte. 

281  Maria  mit  dem  Kind  und  die  hll.  Fran- 
ziskus, Dominikus,  Magdalena,  Agnes 
und  der  kleine  Johannes.  Vor  hellblauem 
Himmel  mit  weißgrauen  Wolken  und  vor  ocker- 
gelbgrauem Erdboden  stehen  die  Figuren,  gleich- 
falls meist  in  grauen  Tönen,  mit  kalter  weißlicher 
Fleischfarbe,  die  sich  nur  in  dem  von  weißem 
Schleierhemd  umhüllten  Christkind  und  dem 
kleinen  Johannes  etwas  erwärmt.  Namentlich 
die  linke  Seite  ist  ganz  in  Graubraun,  Schwarz 
und  Weiß  gehalten.  Dagegen  ist  die  Ge- 
wandung der  Frauen  farbiger,  besonders  die  der 
Maria.  Sie  trägt  über  zinnoberrotem  Gewand  einen 


78 


A 


dunkelblauen  Mantel,  der,  auf  der  Schulter 
umgeschlagen,  die  leuchtend  grüne  Innen- 
seite zeigt.  Rot  kehrt  wieder  als  bräunliches 
Karmin  im  Gewände  Magdalenas  und  im 
Mantel  der  hl.  Agnes  über  goldgesticktem, 
von  blauem  Gürtel  zusammengehaltenem 
Gewand  mit  bräunlichweißen  Ärmeln. 

Bez.  unten  am  Boden  :  1-  FRANCIA  .-.  SammlungSolly,  1821. 
Pappelholz,  h.  1,93,  br.  1,64. 

287  Maria  als  Himmelskönigin.  Vor  grau- 
blauem Himmel,  in  hellgelber,  von  bräunlich 
grauen  Wolken  umgebener  Glorie  steht 
Maria  in  hellkarminrotem  Gewand  und  dun- 
kelblauem Mantel.  Auf  hellockergelbem 
Erdboden,  der  nach  der  Tiefe  in  saftiges 
Grün  übergeht,  in  der  Mitte  die  hl.  Katha- 
rina in  braungelbem  Kleid  und  dunkel- 
blauem, innen  grünem  Mantel  und  der  hl. 
Franziskus  in  hellbräunlichgrauer  Ordens- 
tracht. Kräftiges  Zinnoberrot  im  Mantel  des 
hl.  Paulus  über  gelbgrünem  Gewand  und  im 
Mantel  Johannes  d.  T.  über  graublauem 
Gewand  halten  die  untere  Gruppe  zu- 
sammen.   Rotbräunliche  Fleischfarbe. 

Be..  unten  in  der  Mitte  auf  einem  Blättchen,  nach  dem  ein  Specht  pickt:  •  1  •  I  ■  FRANCIA  •  AVRIFI  •  BONON  •  FECER  • 
MD-  XXV  .-.  Ehemals  in  S.  Paolo  in  Monte  zu  Bologna  .'.  Dieselbe  Komposition  ist  von  Giacomo  Francia  gestochen 
worden   .'.  Sammlung  Solly,  1821   .-.  Aufgestellt  in  der  Basilika  .'.  Pappelholz,  h.  3,05,  br.  2,01. 

1  •         Antonio  da  Crevalcore,  eigentl.  Antonio  Leonelli  da  Crevalcore.  Tätig  um  1480-1500 

"'•'-'l"'-'     zu  Bologna.  Gestorben  vor  1525.  Gebildet  wahr- 
scheinlich unter  dem  Einflüsse  der  Schule  von  Verona. 

1146  Heilige  Familie.  Auf  den  gelbbräunlichen 
Ton  des  Inkarnats  ist  das  bräunliche  Rot  im  Ge- 
wände Marias  und  im  Mantel  Josephs  gestimmt. 
Reines  Zinnoberrot  erscheint  nur  im  Beeren- 
kranz und  dem  Gewandumschlag  des  kleinen 
Johannes.  Dagegen  steht  dunkles  Blau  im  Mantel 
Marias,  im  Himmel  mit  hellrotem,  abendlichem 
Horizont  und  der  landschaftlichen  Ferne.  Ocker- 
gelbe Umhüllung  des  Kindes,  Ärmel  und  Kopf- 
tuch Marias.  An  den  braunen  Pfeilern  gelb-  und 
rotbräunliche  Fruchtgebinde. 

Bez.  auf  einem  Blättchen  unten:  Opra  de  Antonio  da  Creualcore: 
14y3  .".  Einziges  bekanntes  Werk  des  Meisters,  der  von  Lokalschrift- 
stellern des  17.  Jahrhunderts  als  ein  „gefeierter  Maler  von  Blumen, 
Früchten  und  Tieren"  [  um  1490]  angeführt  wird  .'.  Sammlung  Solly, 
1821      .-.      Pappelholz,  h.  0,67,  br.  0,54. 


Schule  %'on 
Bologna  im 
XV.  Jahr- 
hundert 


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Schule  von 
Bologna  im 
XV.  Jahr- 
hundert 

118 


./\SD6rtini    Amico  Aspertini,  gfen.  Amico  Bolognese 


Lombardi- 
sdie  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

I.  133 


mico  Aspertini,  gfen.  Amico 

Geb.  zu  Bologna  um  1475,  gestorben  daselbst 

Ende  1552.  Vermutlich  Schüler  seines  Vaters  Giovanantonio, 

gebildet  unter  dem  Einflüsse  der  umbrischen  und  der  ferra- 

resischen  Schule.  Tätig  namentlich  in  Bologna,  Lucca  und  Rom. 

118  Anbetung-  der  Hirten.  In  der  bräunlich- 
gelbgrünen  Landschaft,  mit  grauen  und  gelb- 
braunen Baulichkeiten,  sind  lichtes  Blau  [Mantel 
der  Madonna,  grauer  im  Gewände  des  stehenden 
Hirten  und  in  der  landschaftlichen  Ferne],  Grau- 
weiß und  Graublau  in  den  Hirten  und  bräunliches 
Rot  [Gewand  Marias  und  Außenseite  des  innen 
goldgelben  Mantels  Josephs,  noch  matter  in  der 
Kleidung  der  Engel]  verstreut.  Dieselben  Farben 
wiederholen  sich  in  den  Figuren  der  Ferne.  Gelb- 
bräunlicher Fleischton.  Reichliche  Verwendung 
von  Gold  [Gloriolen,  Gewänder];  vielfach  sind 
auch  die  Lichter  in  der  Landschaft  mit  Gold  auf- 
gesetzt. Der  graublaue  Himmel  ist  nach  dem  Hori- 
zont zu  gelblich  aufgelichtet. 

Bez.  auf  dem  Postament  der  Säule  links:  amicus  bononiemsis  faciebat  .*.  Sammlung  Solly,  1821   .'.  Pappelholz,  h.  1,14,  br.  0,80. 

LOMBARDISCHE 
SCHULE 

r  ODD3.  Vincenzo  Foppa.  Geb.  um  1427, 
r"^'"^  wahrscheinlich  zu  Brescia,  gest.  wahr- 
scheinlich 1516  ebenda.  Gebildet  unter  dem 
Einflüsse  der  Schule  von  Verona  und  vielleicht 
Schüler  Jacopo  Bellinis  zu  Venedig.  Tätig  zu 
Brescia  [bis  etwa  1456  und  wieder  seit  1489], 
und  abwechselnd  in  Pavia  und  Mailand  [seit 
1456];   in  Genua  [1461,  1471,  1488,  1489]. 

1. 133  Beweinung  Christi.  Der  schwere 
dunkelrotbraune  Ton  der  besonders 
im  Vordergrunde  sichtbaren  Unter- 
malung lichtet  sich  in  der  Landschaft 
auf  unter  weißlichblauem  Himmel. 
In  den  Figuren  stehen  grelle  Lokal- 
farben nebeneinander,  vor  allem  Zin- 
noberrot [der  innen  saftgrüne  Mantel 
Magdalenas,  Innenseite  des  Mantels 
der  wehklagenden  Frau,  Gewand 
Josephs  von  Arimathia]  und  Gold- 
gelb [Mantel  der  klagenden  Frau 
rechts  und  Josephs  von  Arimathia, 
Gürtel  und  Kopftuch  der  Madonna]. 


80 


Dazwischen  tritt  schwärzliches  Blau  [Gewand  Marias, 
Mantel  der  klagenden  Frau  hinter  ihr],  das  heller  im 
Gewände  Johannis  und  Magdalenas,  als  Graublau  im 
Gewände  der  klagenden  Frau  wiederkehrt.  Vom  Man- 
tel der  Madonna  ist  nur  die  braune  Untermalung  sicht- 
bar.   Graubrauner  Fleischton. 

Bez.  auf  dem  Mantelsaum  des  hl.  Nikodemus:   VINCENTIVS  •  DE  •  PHOP 
PINXIT  ANCOP   .•.    Aus  der  späteren  Zeit  des  Meisters   .*.   Ehemals  in  der 
Kirche  S.Pietro  inGessate[Capp.De'  Rossijzu  Mailand  .'.  Sammlung Solly,  1821. 
Tempera.     Pappelholz,  h.  2,04.  br.  1,65. 

Lombardische  Schule  um  1480 

30a  Maria  mit  dem  Kinde.  Die  Architektur  hat  eine 
rotbräunliche  Färbung  mit  braunroten  und  weißgrauen 
Profilen,  rotbraunen  und  lichtroten  Füllungen  und  Pi- 
lastern  und  ockergelben  Einzelheiten.  Vor  dem  hell- 
blauen, am  Horizont  leicht  gelblichen  Himmel  hängen 
Fruchtgehänge  aus  roten  Kirschen  und  gelbgrünen 
Äpfeln  mit  dunkelgrünen  Blättern.  Das  Grau  der  Archi- 
tektur kehrt  wieder  im  bläulichweißen  Mantel  der  Ma- 
donna, Rotbraun  im  bräunlichroten  Gewände.  Rosa- 
bräunliches Fleisch  mit  grauen  Schatten.  Der  Stein- 
boden ist  rötlich  und  olivgrün  gefärbt. 

Der  italienische  Ursprung  des  schwer  zu  bestimmenden  Bildes  ist  mit  Unrecht  bezweifelt  worden.    Manches,  wie  die  oben  am 
Throne  angebrachten  Fruchtgehänge,  deuten  auf  die  Schule  von  Padua.     Doch  zeigt  die  Architektur  bramanteske  Züge  in 
der  Art  lombardischer  Bauten;  ebenso  weisen  die  vollen,  etwas  schweren  Formen  der  Madonna  imd  des  Kindes  wie  auch  die 
malerische   Behandlung  [besonders  der  Fleischton   und  das  Helldunkel]  auf 
die  lombardische  Schule  hin  .'.  Vermutlich  zur  Sammlung  Solly  gehörig. 
Pappelholz,  h.  1,25,  br.  0,67. 


Lombardische  Schule  um  1520 

1181  Maria  mit  dem  Kind  und  Engel.  Blasses 
graues  Fleisch  mit  graugrünlichen  Schatten.  Das  rosa- 
farbene Gewand  Marias,  das  gegen  gelbgrünes  Kopf- 
tuch steht,  deckt  unten  der  tiefblaue,  im  Umschlag 
goldgelbe  Mantel.  Gelbgrün  wiederholt  sich  in  dem 
Engel  lechts,  Goldgelb,  mit  rotgelben  Schatten,  im 
Engel  links.  Ockergelbgrauer  Boden.  Der  graubraune, 
mit  grünem  Gras  bewachsene  Felsen,  auf  dem  die  auf 
hellgelben  Lauten  musizierenden  Engel  sitzen,  ver- 
liert sich  oben  in  schwärzlichem  Dunkel.  Goldene 
Gloriolen. 

Sammlung  Solly,  1821. 

Pappelholz,  h.  1,02,  br,  0,66. 


Lombardi- 
sche Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

3üA 


1181 


81 


Lombardi- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


Br»rfrnCrnnnF>  Ambrogio  di  Stefano  da  Fossano,  gen. 
^' ^'-'^''*-'i'C  Borgognone.  Zeichnet  sich  meist  Ambrosius 
Bergognonis.  Geboren  zu  Mailand  um  1450,  gestorben  daselbst, 
wahrscheinlich  an  der  Pest,  1523  [das  letzte  datierte  Bild  von  1522]. 
Vermutlich  Schüler  Vicenzo  Foppas.  Tätig  namentlich  in  Mailand,  außer- 
dem in  Pavia  und  der  nahegelegenen  Certosa  [1486  —  1494],  in  Lodi 
[1497]   und   Bergamo  [um   1508]. 

51  Thronende  Maria  mit  dem  Kinde.  Lichtes  weißHch- 
graues  Fleisch  und  weißHches  Blau  im  [innen  saftgrünen] 
Mantel  der  Madonna  stehen  vor  dunkelgrünem  Teppich 
und  braunem,  reich  vergoldetem  Thron,  auf  den  das  matt- 
rosafarbene Gewand  Marias  gestimmt  ist.  Der  Thron  ist 
mit  Reliefdarstellungen  auf  rosabräunlichem  Grund  geziert 
[in  der  Nische  Moses  mit  den  Gesetzestafeln,  auf  dem  Sockel 
Mannaregen  und  Wasserspende,  auf  den  Pfeilern  Propheten- 
figuren]. Das  weißgraue  Hemd  des  Kindes  ist  von  einer 
hellgelben  Binde  umwunden.  Die  Engel  in  gelbgrünen, 
goldverzierten  Kleidern  und  Kappen  heben  sich  von  weiß- 
lichblauer Luft  ab. 

Um  1490— 1500  gemalt  .-.Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  1,19,  br.  0,54. 


52  Thronende  Maria  mit  dem  Kind 
und  die  hll.  Johannes  d.  T.  undAm- 
brosius.  Das  weißgraue  Fleisch  er- 
wärmt sich  in  den  männlichen  Heiligen 
zu  Rotbraun.  Maria  in  tief  ultramarin- 
blauem, innen  grünem  Mantel  über  hell- 
karminrotem Gewand  vor  zinnober- 
rotem, aber  fast  ganz  mit  goldenen 
Stickereien  bedecktem  Thronvorhang, 
über  dem  sich  der  innen  mit  zinnober- 
rotem Stoff  beschlagene  Baldachin  er- 
hebt. Die  Thronstufe  deckt  ein  in  matten 
Farben  gehaltener  persischer  Teppich 
mit  rosafarbenem  Grund.  Johannes  in 
zinnoberrotem  Mantel  übergelbbraunem 
Pelz,  Ambrosius  in  weißem  Chorhemd, 
dunkelgrünem  Bischofsgewand  darüber 
und  braun -goldener  Stola.  Die  Ge- 
wänder sind  reich  mit  Gold  geziert.  Vor 
ultramarinblauem  Himmel  schweben 
weißgekleidete  Engel.  Die  beiden  vor- 
dersten in  dunkelgrünen  und  hellkarmin- 
roten Gewändern.  Gelblichgrüner  Rasen. 


82 


In  der  Landschaft  r.  eine  Schlacht,  in  der  Ambrosius 
zu  Pferd  in  den  Wolken  erscheint. 


Bez.  unten  auf  einem  Blättchen:  ambrosij  bergognoni  op'  .' 
Zeit  des  Meisters,  um  1505 — 1510   .■-  Vermutlich  ehemals 
S.  Liberata  zu  Mailand  .'.  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  1,82,  br.  1,33. 


Aus  der  späteren 
m  Oratorium  von 


'  •    Defendente    [de]    Ferrari.     Geboren    zu    Chiavasso, 

^'  '  tl'  i  vermutlich  unter  dem  Einflüsse  des  Macrino  d'Alba  ausg^e- 
bildet,  tätig  zu  Vercelli,  wohl  schon  zu  Anfang  des  XVI.  Jahr- 
hunderts.    Urkundlich  erwähnt  1530. 

1147  Anbetung  des  Christkindes.  Tiefes  leuchtendes 
Rot  im  Mantel  Josephs  [über  dunkelgrünem  Gewand], 
im  Gewände  der  Madonna,  Kappe  und  Untergewand 
des  geistlichen  Donators,  der  über  weißgrauem  Chor- 
hemd einen  grauen,  rotbraun  schillernden  Pelz  trägt, 
hebt  sich  von  bräunlichgrauem  und  dunkelbraunem  Ge- 
mäuer ab,  durch  das  oben  ein  weißlichblauer  Himmel 
sichtbar  ist.  Das  Kind  liegt  auf  dem  dunkelblauen 
Mantel  Marias.  Ockergelblichgrauer  Boden.  Im  Gewände 
der  neben  Joseph  zuschauenden  Frau,  deren  Kopf 
ein  weißes  Tuch  umhüllt,  kehrt  Blau  wieder.  Die  Flügel 
der  Engel  sind  abwechselnd  bräunlichrot  und  hellblau 
gefärbt.  Ockergelblichgraues  Inkarnat  mit  rötlichen 
Tönen.   Die  Gloriolen  und  die  Flämmchen  sind  golden. 


Lombardi- 
sche Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


Bez.  rechts  am  Kapitell  des  den  Bogen  tragenden  Pilasters:  1511 
Solly,  1821      .-.     Pappelholz.  h.  1,75,  br.  0,80. 


Frühestes  bekanntes  Bild  des  Meisters  .*.  Sammlung 


Sol 


Andrea    Solario.      Familienname    nach    dem    Flecken    Solaro   bei   Saronno    im    Gebiete    von 
dl  lU    Mailand.    Geboren  wahrscheinlich  zu  Mailand  um  1465,  gestorben  nach  1515  ebenda.    In  seiner 
früheren   Zeit  von  Antonello  da  Messina,  später  wesentlich  von   Lionardo   beeinflußt.    Tätig  in  Mailand, 
Venedig  [um   1490—1493  und  vielleicht  auch  1495]   und  Frank- 
reich [1507—1509]. 


225  Bildnis  eines  Mannes  [angeblich  aus  dem 
Herrschergeschlechte  der  Bentivoglio  zu 
Bologna].  In  zinnoberrotem  Gewand,  über  das  die 
schwarze  Binde  herabfällt.  Das  rotbraune  Gesicht, 
von  dunkelbraunem  Haar  umgeben,  auf  dem  eine 
schwarze  Kappe  sitzt,  kommt  aus  schwarzem  Grund 
hervor. 


Ehemals  vermutungsweise  dem  Boltraffio  zugeschrieben  .".  Worauf  sich  die 
Angabe  des  Waagenschen  Katalogs  stützt,  daß  der  Dargestellte  ein  Benti- 
voglio sei,  ist  unbekannt.  Ist  die  Angabe  richtig,  so  stellt  das  Bild  Antonio 
Bentivoglio  dar,  Sohn  des  Sante  B.  und  Günstling  des  letzten  Herrschers 
aus  dem  Hause  der  Bentivoglio  zu  Bologna,  Giovannis  II.  (1443 — 1509], 
den  er  auf  seinen  Feldzügen  begleitete  .■.  Erworben  1841 ''42  in  Italien. 
Pappelholz  [ringsum  angestückt],  h.  0,28,  br.  0,21. 


83 


Lombardi- 
sche Schule 
des  A'K. 
Jahrhun- 
derts 

55 


c 


1  •  Bernardino  de' Conti.  Zeichnet  sich  Bernar- 
OIlll  dinus  de  Comitibus  oder  de  Co  mite,  auch 
Bernardinus  comes.  Geboren  zu  Pavia.  Tätig  zu 
Mailand,  nach  den  Daten  auf  seinen  Bildern  von  1499  bis 
nach  1522.  Gehörte  der  älteren  lombardischen  Schule  an 
und  bildete  sich  unter  dem  Einflüsse  Lionardos  weiter  aus. 

55  Bildnis  eines  Kardinals.  In  zinnoberrotem 
Mantel  und  Kappe  vor  schwarzem  Grund.  Grau- 
bräunliches  Fleisch    und   dunkelbraune   Haare. 

Bez.  links  oben  in  der  Ecke  in  gelber  Schrift:  ME  FECIT  B'NAR- 
DINVS  DE  COMITIBVS  .-.  Oben  die  Inschrift :  ET  ATIS.  AN- 
NORVM.  XLVII.  MCCCCLXXXXVIIII.  DIE.  XV.  MARTII  .-.  Er- 
worben 1836  als  Geschenk  des  damaligen  preußischen  Gesandten 
zu  Paris,  Freiherrn  von  Werther. 
Pappelholz,  h.  0,51,  br.  0,48. 

208  Bildnis  der  Margherita  CoUeone,  erster 
Gemahlin  Gian  Giacomo  Trivulzios.  Die 
einförmig  hellgraue  Kleidung  ist  mit  bräunlich- 
grauen Schleifen  besetzt.  Ein  bräunlichgrauer  Gürtel  hält  das  Kleid  zusammen.  Die 
Arme  ruhen  auf  mattgrüner  Tischdecke,  rechts  ist  die  zinnoberrote  Stuhllehne  mit  gold- 
gelbbraunem Knopfe  sichtbar.  Rotbräunliche  Fleischfarbe  und  braunes  Haar,  über  dem 
ein  weißer  Schleier  liegt.    Schwarzer  Grund. 

Bez.  unten  rechts  [die  älteste  Inschrift]:  margarita  coleonea  nicolini ;  oben  rechts  [später  hinzugefügt]:  MARGARITA  CO- 
LEONEA;  dann  nodimals  zu  beiden  Seiten  des  Kopfes  in  ursprünglich  goldener,  später  schwarz  übergangener  Schrift :  MAR- 
GARITA COLEONEA  NICOLINI  FILIA  ET  MAONI  TRIWLT.  PRIMA  UXOR  .-.  Margherita  [1455— 1483],  die  Tochter  Nicolino 
Colleones,  eines  Verwandten  des  berühmten  Condottiere,  und  der  Cia  Visconti,  wurde  1467  mit  G.  G.  Trivulzio  [  1441— 1518, 
mailändischer  Feldherr,  später  französischer  Marschall]  vermählt.    Das  Bildnis  ist  lange  nach  ihrem  Tode  gemalt  und  erinnert 

namentlich  in  der  Haltung  der  Hände  an  Lionardos  Mona  Lisa  .". 
Bis  1813  im  Besitze  von  Goethes  Freund  Friedrich  Rochlitz  in 
Leipzig  .".  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  0,75,  br.  0,55. 

Oberitalienischer  Meister 
um  1500 

S  12  Bildnis  eines  jungen  Mannes.  Die 
warm  braunrote  Farbe  des  Gesichts,  das,  von 
dunkelbraunen  Haaren  umgeben,  sich  vom 
dunkelblauen  Hintergrund  abhebt,  ist  auf  das 
leuchtend  zinnoberrote  Gewand  gestimmt. 
Schwarze  Kopfbedeckung. 

Erworben  aus  Wiener  Privatbesitz   .■.   Sammlung  James  Simon. 
Pappelholz,  h.  0,32,  br.  0,26. 

Q  I    •    Pier     Francesco     Sacchi.        Zeichnet     sich 

OaCCni  Petrus  Franciscus  Sachus  de  Papia.  Aus 
Pavia  stammend.  Geburts-undTodesjahr,  sowieLebens- 
verhältnisse  unbekannt.  Vermutlich  unter  dem  Ein- 
flüsse des  Carlo  del  Mantegna  zu  Genua  ausgebildet. 
Tätig  vornehmlich  zu  Genua  [1520  urkundlich  als  Mit- 
glied der  Gilde]  nach  den  Daten  auf  seinen  Bildern 
von  1512-1527. 


84 


53  Christus  am  Kreuz  mit  den  drei  Marien, 
Johannes  und  dem  Stifter.  Bunte,  nach  den 
Seiten  abgestumpfte  Lokalfarben  in  den  Gewän- 
dern. Vor  kühler  Landschaft,  in  der  Ockergelb  und 
Gelbgrün  vorwiegen,  mit  rotbräunlichen  Bauten 
und  blauer  Ferne.  Gegen  den  ultramarinblauen 
Himmel,  der  sich  dunkel  in  dem  See  des  Hinter- 
grundes spiegelt,  hebt  sich  hell  das  ockergelbe 
Kreuz  und  der  noch  lichtere,  von  weißem  Tuch 
umschlungene  Körper  des  Gekreuzigten  ab.  Die 
Mitte  wird  farbig  betont  durch  tiefes  Karminrot 
im  [innen  graublauen]  Mantel  Magdalenas  über 
ultramarinblauem  Gewand.  Graublau  wiederholt 
sich  in  dem  von  goldgelbem  Gürtel  zusammen- 
gehaltenen Gewand  der  links  stehenden  Maria, 
unter  v/eißem  Kopftuch  und  schwarzblauem,  innen 
grünem  Mantel.  Gelbgrün  und  Goldgelb  [Innen- 
seite] im  Mantel  und  Hellkarminrot  im  Gewände  der  Knienden  links  entsprechen  Goldgelb 
und  Dunkelkarmin  in  der  Kleidung  des  Johannes  rechts,  während  die  ernsten  Farben 
in  der  Kleidung  der  Madonna  in  der  schwarzen  Tracht  des  Stifters  ihr  Gegenstück  haben. 
Rotbrauner  Fleischton. 

Bfz.  auf  einem  Blättchen  unten  am  Kreuz;  Petri  franci  sachi  de  papia  opus  1514  .".  Über  Maria  und  Christus  die  auf  den 
Erlösertod    Christi    bezüglichen    Inschriften:      ACCIPE 
FII.IV  MEV  ET  DA  PRO  TE;  TOLLE  ME  ET  REDIME 
TE  .*.  Sammlung  Solly,  1821. 

Pappelholz,  h.  1,83,  br.  1,50. 

116  Die  hll. Martin,  Hieronymus  und 
Benedikt.  Zinnoberrot  und  weißliches 
Ultramarinblau  bilden  den  Hauptkon- 
trast vor  bräunlichgrauer,  von  stumpfem 
Grün  belebter  Landschaft  mit  grau- 
blauer Ferne  und  hellblaugrauem  Him- 
mel. Der  farbige  Akzent  liegt  auf  der 
Rittertracht  des  auf  weißgrauem  Pferd 
haltenden  hl.  Martin:  Blau  und  Hellgelb 
in  den  Streifen  des  Gewands,  Zinnober- 
rot in  der  Kopfbedeckung,  den  Bein- 
kleidern und  Rot  und  Blau  im  Mantel, 
der  zur  Hälfte  um  die  Gestalt  des 
Bettlers  geschlungen  ist.  Nach  rechts 
nimmt  die  Lebhaftigkeit  der  Färbung 
ab.  Das  weißlichblaue  Untergewand  des 
hl.  Hieronymus  deckt  vom  Schöße  ab- 
wärts ein  mattkarminroter  Mante'.  Vorn 


Lomhardi- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

S  12 


85 


Lombardi- 
sdie  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

115 


Schule  von 
Padua  im 
XV.  Jahr- 
hundert 


am  Erdboden  liegt  der  zinnoberrote 
Kardinalshut.  Der  hl.  Benedikt  ist  ganz 
in  Schwarz  gekleidet,  von  dem  sich  ge- 
dämpft das  zinnoberrot  gebundene  Buch 
abhebt.    Warm  rotbraunes  Fleisch. 

Sammlung  Solly,  1821. 

Pappelholz,  h.  1,96,  br.  1,53. 

SCHULE  VON  PADUA 


Sq 


CO  Sc 


Geb. 


1 1  Q*"r»ir^r«P»  '  rancesco  aquarcione. 
Udl  CIUIIC  ^„  Padual397,  gest.  daselbst  vor 
1472.     Nach  Reisen  In  Italien  und  Griechenland 
tätig  zu  Padua  und  Venedig. 

27a  Maria  mit  dem  Kinde.  Rotbräun- 
licher Fleischton  mit  schweren  dunkel- 
braunen Schatten.  Gelbbraunes  Haar. 
Der  mit  goldener  Borte  besetzte  blaue 
Mantel  der  Madonna  ist  schwarz  nach- 
gedunkelt und  hebt  sich  von  dunkel- 
karminrotem Teppich  ab,  dessen  Farbe 
sich  im  Gewände  wiederholt.  Das  Kind 
stützt  den  Fuß  auf  die  braune,  grau 
marmorierte  Balustrade,  auf  der  ein  gelbroter  Apfel  liegt.  Zu  den  Seiten  des  roten  Teppichs, 
über  den  sich  dunkelgrüne  Laubgewinde  mit  gelbbraunen  Früchten  und  hellroten  Bändern 
spannen,  vorbei  an  dunkelbraunen  Leuchtern  mit  gelbbraunen  Wachskerzen,  Ausblick  in 
grüne  Landschaft  mit  zinnoberroten  Dächern  und  schwärzlichblauem,  weiß  bewölktem 
Himmel.    Goldene  Gloriolen  mit  eingeprägtem  Ornament. 

Bez.  auf  der  Brüstung:  OPVS  ■  SQVARCIONI  PICTORIS  .-. 
Das  Bild  ist,  neben  einer  mehrteiligen  Altartafel  in  der  städtischen 
Galerie  zu  Padua  [urkundlich  zwischen  1449  und  1452  ausgeführt], 
das  einzige  erhaltene  bezeichnete  Gemälde  des  als  Führer  der  Schule 
von  Padua  berühmten  Meisters.  Es  stammt,  gleich  jenem  Altar- 
werk, aus  dem  Hause  Lazzara  zu  Padua,  für  das  beide  Bilder  ur- 
sprünglich gemalt  waren  .*.  Die  Erfindung  verrät  den  starken  Einfluß 
der  Madonnenreliefs  Donatellos  .'.  Erworben  1882  in  Padua. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,80,  br.  0,66. 

^r-Ki  Q\7(~vnp>  Gregorio  Schlavone,  eigentlich  Gior- 
OLIUctVUUC  g.j^  diTommaso  Chiulinovich.  Aus 
Dalmatien  gebürtig.  Zeichnet  sich  deshalb  Dalmaticus. 
Geburts-  und  Todesjahr  unbekannt.  Lernte  zu  Padua  bei 
Francesco  Squarcione,  als  dessen  Schüler  er  sich  bezeichnet, 
tätig  daselbst  um  1440-1470  [1441  in  der  dortigen 
Malerzunft]. 

1162  Thronende  Maria  mit  dem  Kind  und 
zwei  Engel.  Thron  und  Himmel,  der  oben 
in  schwärzliches  Blau  übergeht,  sind  in  lichtem, 
grauem  Ton  gehalten,  auf  den  das  rosafarbene, 
in  den  Schatten  graue  Fleisch  gestimmt  ist.  Hell- 
gelbgrüne Landschaft.  Maria  in  nachgedunkeltem 


86 


schwarzblauem  [innen  grünem]  Mantel  über  kar- 
minrotem Gewand.  Die  Engel  in  hellgelben  [links] 
und  zinnoberroten  Gewändern  [rechts],  die  von 
grauen  Bändern  umschnürt  sind.  Der  rechte  En- 
gel hält  eine  gelbgrüne  Traube.  Im  Halsschmucke 
des  Kindes  kehrt  Zinnoberrot  wieder.  Ocker- 
gelber, rot  und  grau  geäderter  Marmorsockel. 

Bez.  auf  einem  Blatt  unten  rechts :  OPVS  •  SCLAVONI  •  DALM ATICI  ■ 
SQARCIONI  .-.  Mitteistück  eines  Triptychons  .'.  Die  beiden  Flügel 
mit  je  zwei  Heiligen  befinden  sich  noch  im  Dome  von  Padua,  in  der 
Sakristei  der  Canonici  [der  ganze  Altar  früher  in  S.  Francesco;  doch 
wird  schon  1776  das  Mittelbild  allein  erwähnt,  das  sich  1817  im  erz- 
bischöflichen Palast  zu  Padua  befand]  .-.  Sammlung  SoUy,  1821. 
Pappelholz,  h.  0,81,  br.  0,57. 

PnKPrifino    Bernardo  Parentino  [Parenzano],  zeich- 
1   dlCllLlIlVj    net  sich  Bernardin  Pare^an.  Als  Augustiner- 
mönch führt  er  den  Namen  Fra  Lorenzo.     Geb.  1437  zu 

Parenzo,  gest.  1531  zu  Vicenza.  Tätig  anscheinend  zu  Padua 
4. j i?;_fi \x i. 


1628  Musikanten.     Gegen    hellgrüne   Berge   und 

bläulichweißen  Himmel  steht  Zinnoberrot  im  Gewände  des  tanzenden  Knaben,  in  der 
Feder  auf  der  Kappe  des  1.  sitzenden  Mannes  und  den  Pilasterbruchstücken  r.  Der  I. 
auf  weißgrauer  Steinplatte  sitzende  Mann  in  hellblauem  Gewand  mit  goldgelben  Ärmeln. 
Gelblichgraue  Fleischfarbe.  Hellblau  wiederholt  sich  im  Gewände  des  Flöte  spielenden 
Knaben  und  dem  Kragen  des  bräunlich  gekleideten  Mannes  r.  Die  Fleischfarbe  ist  rot- 
bräunlich.   Gelbgrüner  Boden,  am  Rande  der  Tafel  von  rotbraunem  Felsen  begrenzt. 

Gegenstück  zu  Nr.  1628  A  .*.  Ein  vollbezeichnetes  Bild  des  seltenen  Meisters  in  derGalerie  zu  Modena  .'.  Sammlung  Piancia- 
tichi,  Florenz  .".  Erworben  1904  als  Geschenk     .".     Leimfarbe.    Leinwand,  h.  0,33,  br.  0,51. 


Schule  i'on 
Padua  im 
XV.  Jahr- 
hundert 


1628a  Musikanten.  Die  Gesamtfärbung  ist  noch  toniger  als  im  Gegenstück.  Vor  gelb- 
grünem Berg  sitzen  auf  hellgrauen  und  ziegelroten  Steinen  der  Laute  spielende  Mann  in 
graublauem  Gewand  und  goldgelbem  Mantel,  die  Flöte  blasende  Frau  in  blaßgrünem 
Gewand  mit  hellroten  Bändern.  Grauer  Fleischton.  Graublau  im  Gewände  des  Knaben, 
Goldgelb  im  Faß,  dessen  Spundloch  der  Affe  zuhält.     Gelbgrüner  Rasen. 

Gegenstück  von  Nr.  1628  [s.  die  Bemerkung  daselbst]  .".  Sammlung  Pianciatichi,  Florenz  .'.  Erworben  1904  als  Geschenk. 
Leimfarbe.   Leinwand,  h.  0,33,  br.  0,51. 


1628 
1628  A 


87 


Sdiule  von 
Padua  im 
XV.  Jahr- 
hundert 


S5 


IVfanfPCrna  Andrea  Mantegna.  Maler  und 
iVldllLC^llcl  Kupferstecher,  geboren  in  Vicenza 
1431,  gest.  zu  Mantua  den  13.  September  1506. 
Schüler  und  Adoptivsohn  Francesco  Squarciones 
zu  Padua  [schon  1441  und  als  solcher  in  die 
Malergilde  zu  Padua  eingeschrieben],  ausgebildet 
daselbst  unter  dem  Einfluß  der  Werke  Donatellos 
und  seines  Schwiegervaters  Jacopo  Bellini,  sowie 
durch  das  Studium  der  Antike.  Tätig  vornehm- 
lich zu  Padua  und  Mantua  [seit  1460],  kurze 
Zeit  in  Verona  [1463],  Florenz  [1466]  und  Rom 
[1488-1490]. 

27  IVIaria  mit  dem  Kinde.  Das  karmin- 
rote Gewand  Marias,  über  das  der  weiße 
Kopfschleier  herabfällt,  ist  in  den  Lich- 
tern ausgeblichen.  Die  an  den  Ellenbo- 
gen hochgeschlagenen,  innen  hellblauen 
Ärmel  lassen  an  den  Unterarmen  das  gelb- 
braune, dunkelblaugemusterte  Unterge- 
wand sehen.  Das  Kind  trägt  über  weißem 
Hemdchen  ein  dunkelsaftgrünes  Kleid. 
Es  sitzt  auf  dunkelblau  gebundenem  Buch, 
das  auf  gelbroter  Brüstung  liegt.  Rotbraunes  Fleisch  mit  gelblichweißen  Lichtern.  Vor 
dem  dunkelgrünen  Hintergrund  hängen  an  hellkarminroten  Bändern  dunkelgelbgrüne  Ge- 
winde mit  gelbgrünen  und  gelbbraunen  Früchten.  Goldene  Gloriolen.  —  Der  dunkel- 
blaue Grund  des  zugehörigen  bemalten  Rahmens  wird  durch  bräunlichgrüne,  gelbbraune, 
blaugrüne  und  braunrote  Cherubimgruppen  in  Felder  geteilt,  in  denen  auf  weißen  Wolken 
rotbräunliche  Engel  mit  zinnoberroten,  grünen,  braunen  und  graublauen  Flügeln  und  den 
Leidenswerkzeugen  dargestellt  sind.  Zwischen  dem  Engelpaar  unten  steht  ein  rotbraun- 
zinnoberrot geteiltes  Wappen  mit  grauem  Flügel 
[wahrscheinlich  dasjenige  der  Familie  Bevilacqua 
von  Verona]. 

Die  Autorschaft  Mantegnas  ist  mit  Unrecht  bestritten  worden.  Das  Bild 
ist  offeni)ar  ein  Jugendwerk  des  Meisters,  wofür  auch  das  Wappen  — 
anscheinend  dasjenige  der  Veroneser  Familie  Bevilacqua  —  spricht. 
Eine  etwas  veränderte  Wiederholung,  ohne  die  gemalte  Umrahmimg, 
stark  beschädigt,  ebenfalls  unter  dem  Namen  Mantegna,  bei  Ch.  Butler 
in  London  [ehemals  bei  Dr.  Fusaro  in  Padua]  .*.  Sammlung  SoUy,  1821. 
Tempera.  Pappelholz,  h.0,79,  br.0,67  [mit  dem  gemalten  Rahmen]. 

S  5  Maria  mit  dem  Kinde.  Graubräunliches  Fleisch 
mit  wenig  Rot  auf  den  Wangen  und  Lippen  und 
weißlichen  Lichtern.  Braunes  Haar.  Gelbbraun 
im  Kopftuch  kehrt  als  Goldgelb  im  Mantel  mit 
mattrotem  Ornament  wieder,  der  das  schwärzlich- 
blaue Kleid  und  das  in  weißes  Linnen  gewickelte 
Kind  umhüllt.  Links  unten  ist  ein  Stück  grünen 
Stoffes  sichtbar.    Schwarzer  Grund. 


88 


Frühes  Werk  des  Meisters  im  Anschluß  an  Do- 
natellos Madonnenkompositionen  .'.  Sammlung 
des  Conte  della  Porta  in  Vicenza  .".  Erworben 
aus  englischem  Kunsthandel .'.  Sammlungjames 
Simon. 

Leimfarbe.    Leinwand,  h.  0,42,  hr.  0,32. 

29  Darstellung- Christi  imTem- 
pel.  Alle  Farben  sind  nach  Grau 
g-ebrochen  vor  schwarzem  Grund: 
Rosarot  im  Mantel  Simeons,  das 
durch  ein  Granatapfelmuster  in 
hellerem  Tone  belebt  wird,  mit 
gelblichen  Lichtern  im  Gewände 
der  Madonna,  über  deren  Ärmel 
ein  Zipfel  des  dunkelolivgrünen 
Mantels  liegt,  und  Weiß  [Kopf- 
tücher der  Frauen,  Wickelung  des 
Kindes,  Bart  und  Ärmel  Simeons, 

Bart  Josephs].  Der  dunkelolivgrüne  Mantel  Marias  ist  nochmals  in  der  Mitte,  neben 
dem  in  weißes  Linnen  gewickelten  Kinde  sichtbar.  Zwischen  den  beiden  Hauptfiguren 
erscheint  mattes  Rot  mit  bläulichem  Schimmer  in  den  Lichtern  im  Mantel  Josephs, 
kräftiger  [als  Karmin]  im  Käppchen  des  Kindes  und  Goldgelb  im  Gewände  der  Prophetin 
Hanna.  Rotbrauner,  ins  Graue  spielender  Fleischton.  Eine  graue  gemalte  Steinum- 
rahmung, an  den  Seiten  grau  und  zinnoberrot  geädert,  umgibt  das  Bild.  Vorn  auf  der 
Brüstung  liegt  ein  schwärzlich  blaues  Kissen.  Goldene  Gloriolen  und  Strahlen,  die  das 
Haupt  des  Kindes  umgeben. 

Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters  [um  1455].    Eine  alte  Kopie  auf  Holz  in  der  Sammlung  Querini -Stampaglia  zu  Venedig, 

{'edoch  mit  zwei  Figuren  mehr.    Das  Berliner  Bild  ist,  wie  dies  oft  bei  Mantegna  vorkommt,  auf  feiner  ungrundierter  Leinwand 
renzo]  mit  Leimfarben  gemalt.  Ein  Bild  dieses  Gegenstandes  sah  A.  Michiel 
im  Anfange  des  16.  Jahrhunderts  in  Padua  bei  Pietro  Bcmbo  .".  Sammlung 
Solly,  1821. 

Leimfarbe.    Leinwand,  h.  0,68,  br.  0,86. 


Bildnis  des  Kardinals  Lodovico  Mezzarota 
[geboren  zu  Padua  um  1402,  gestorben  zu  Rom  1465]. 
Leuchtendes  Zinnoberrot  im  Mantel  und  Gewand,  über 
dem  das  gelblich  weiße,  in  den  Schatten  bräunliche 
Chorhemd  liegt,  vor  tiefschwarzem  Grund.  Rot- 
bräunliches Fleisch  mit  weißgrauen  Lichtern.  Graues 
Haar. 


Gemalt  etwa  zwischen  1458  und  1460.  Vgl.  die  Medaille  des  Dargestellten. 
Eine  freie  Kopie  des  Bildes,  früher  in  der  Sammlung  Davenport  Bromley  zu 
London,  trug  auf  der  Rückseite  außer  dem  Wappen  des  Kardinals  seinen 
Nimen  und  die  Titel  seiner  sämtlichen  Würden.  Auch  bemerkt  Jac.  Phil. 
Tomasinus  in  seinen  Elogia  virorum  illustrium  von  1645,  daß  Mantegna  das 
Bildnis  des  Kardinals  gemalt  habe  .'.  Erworben  1830  durch  Tausch  von  Solly. 
Tempera     Pappelholz,  h.  0,44,  br.  0,33. 


Schule  von 
Padua  im 
XV.  Jahr- 
hundert 


89 


Schule  von 
Padua  im 
XV.  Jahr- 
hundert 


V'CLNERIS-RFDF      . 
MTORI . 


Schule  von  Padua  um  1470—1480 

1144  Beweinung  Christi.  Dunkle  schwere  Färbung.  Vor 
dunkelblauem  Himmel  mit  weißen  Wolken,  zwischen 
denen  grünliche  Engelsköpfe  erscheinen,  stützen  Maria, 
in  dunkelblauem  Mantel  über  hellkarminrotem  Gewand, 
und  Johannes,  in  blauviolettem  Mantel  über  dunkelblauem 
Gewand,  den  ockergelblichgrauen  Körper  Christi,  dessen 
Schoß  ein  weißes  Tuch  verhüllt,  auf  dem  graubraunen, 
graublau  und  rot  marmorierten  Sarkophag.  Der  braune 
Fleischton  ist  gelblicher  bei  Maria,  rötlicher  bei  Johannes. 
Rotbraune  Haare.    Goldene  Gloriolen. 

Sammlung  Solly,  1821. 

Tempera.    Pappelholz.  h.  1,37,  br.  0,76. 

7 rw\r\r\  Marco  Zoppo.  Eigentlich  Marco  de'  Ruzieri.  Geboren 
r^H  zu  Bologna.  Geburts-  und  Todesjahr  unbekannt.  Schüler  des 
Francesco  Squarcione  zu  Padua.  Tätig  um  1455 — 1498  zu  Padua, 
Venedig  und  zu   Bologna,  wo  er  gestorben  sein  soll. 


1170  Thronende  Maria  mit  dem  Kind  und  vierHei- 
lige.  Ein  kühler  grauer  Ton  überwiegt  in  der  grünlichen  Landschaft  mit  bräunlichen  Felsen, 
ebenso  im  Thron  mit  weiß,  ockergelb  und  hellblau  marmoriertem  Sockel  und  bräunlichgrauen 
Vasen,  aus  denen  Laubgewinde  mit  gelbgrünen  und  goldgelben  Früchten  hervorkommen. 
Vor  dem  hellgraubraunen  Thronteppich  sitzt  Maria  in  grauweißem  Kopftuch  und  dunkel- 
ultramarinblauem,  im  Umschlag  grau- 
blauem Mantel,  unter  dem  vorn  das 
karminrote  Gewand  sichtbar  ist.  Röt- 
lichgraues Fleisch.  Die  Heiligen,  mit 
rotbrauner  Fleischfarbe,  sind  links 
mehr  im  Tone  des  Hintergrunds  ge- 
halten: Franziskus  in  bräunlichgrauer 
Kutte,  mit  dunkelrotem  Buch,  Jo- 
hannes d.T.  in  hellkarminrotem  Man- 
tel über  graubraunem  Fell.  Auf  der 
Gegenseite  stehen  grelle  Kontraste: 
Zinnoberrot  im  Mantel,  Violettblau 
im  Gewände  des  hl.  Paulus,  Zitron- 
gelb im  Mantel,  Hellultramarinblau 
in  Gewand  und  Kappe  des  hl.  Hie- 
ronymus.    Graublauer  Himmel. 

Bez.  unten  auf  einem  Blättchen  :  •  M  ARCOj  ZOPPO  • 
DA  BOLOGNIAPINSITMCCCCLXXI  •  IVINEXIA 
.-.  Das  Hauptwerk  des  Meisters.  Nach  Vasari  ehe- 
mals in  S.  Giovanni  Evangelista  zu  Pesaro;  später 
kam  da-s  Bild  angeblich  zu  den  Osservanti  ebenda  .•. 
In   Guhbio,    in   der  Sammlung  des    Conte  U.  Beni, 


90 


befanden  sich  ehemals  zwei  Bildchen,  die  gleich- 
falls aus  Pesaro  stammten  und  vielleicht  als  Stücke 
der  Predella  zu  dem  Berliner  Bilde  gehören,  kleine 
Halbfiguren  des  hl.  Martin  und  der  hl.  Lucia  .-. 
Sammlung  SoUy,  1821. 

Tempera.    Pappelholz,  h.  2,62,  br.  2,54. 

SCHULE  VON  FERRARA 

T]|v-o  Cosma  [Cosimo]  Tura  g-en.  Cosme. 
1  UI  d.  Geboren  wahrscheinlich  1432  zu  Ferrara, 
gestorben  daselbst  1495.  Tätig  zu  Ferrara. 
1452 — 55  ist  der  Meister  von  Ferrara  ab- 
wesend [wahrscheinlich  in  Padua  und  Ve- 
nedig]  und  vielleicht  auch   1465—67. 

111  Thronende  Maria  mit  dem  Kind 
und  die  hll.  Apollonia,  Katha- 
rina, Augustinus  und  Hiero- 
nymus.  Vor  graurötlichem  Thron- 
ba'.i  mit  rotbraunen  Profilen,schwärz- 
lichrotbraunen  Säulen,  grauen  Stein- 
figuren in  den  Lünetten, braungrauen 
Reliefdarstellungen  vor  Goldgrund 
am  Sockel  und  Durchblicken  auf 
blaue  Luft  stehen  die  Figuren  in 
meist  kühlen  Farben:  schwärzlichem 
Hellblau  [Mantel  Marias,  Gewand 
der  Heiligen  1.,  Mantelumschlag  der  Heiligen  r.  und  des  hl.  Augustin],  Grün  [Mantel- 
umschlag Marias,  nach  Gelb  changierendes  Gewand  der  Heiligen  1.,  Umschlag  des 
blauvioletten  Mantels  des  hl.  Hierony- 
mus],  silbrigem  Weiß  [Chorhemden  der 
beiden  Heiligen],  im  Gegensatz  zu 
Zinnober-  und  Karminrot  [Gewand 
Marias,  Mantelumschlag  der  Heiligen  1., 
Gewänder  der  Heiligen  r.  und  der  hll. 
Augustinus  und  Hieronymus].  Rot- 
braunes Fleisch  mit  grauen  Schatten. 
Über  dem  bräunlichockergelben  Boden 
mit  schwarzbraunem  Adler  und  gelb- 
braunem Löwen  und  zwischen  braun- 
gelben und  roten  Thronfüßen  mit 
dunkelgrünen  Wülsten  Ausblick  in 
grünlichgraue  Landschaft. 

Dieses  Hauptwerk  des  Meisters  wurde  nach  Petrucci 
[Baruffaldi  I.  75  Note  1]  für  den  Hauptaltar  der  Kirche 
S.  Lazzaro  in  Ferrara  gemalt  und  kam  dann  nach  S. 
Giovanni  Battista  dei  Canonici  Lateranensi  .'.  Samm- 
lung Solly,  1821. 

Lcir.  vand,  h.  3,09,  br.  2,34. 


Schule  von 
Ferrara  im 
XV.  Jahr- 
hundert 


inoB 

UTOC 


91 


Schule  z>on 
Ferrara  im 
XV.  Jahr- 
hundert 


1170b  Der  hl.  Sebastian.  Der  Körper  des  Heili- 
gen in  lichtem  bräunlichgrauem  Ton,  mit  weißem 
Hüfttuch  und  zinnoberroten  Wunden,  mit  brau- 
nem Haar  und  gleichfarbiger  Gloriole  steht  vor 
dunkelbraunem  Stamm  und  graubraunem  Boden. 
Goldgrund. 

Gegenstück  zum  folgenden  Bild  [Nr.  1170  C]  und  mit  ihm  zu  einem 
größeren  Altarwerke  gehörig,  ehemals  in  S.  Luca  in  Borgo  bei  Fer- 
rara, dessen  übrige  Teile  sich  jetzt  im  Louvre  [  der  hl.  Antonius  von 
Padua  ],  in  der  Accademia  Carrara  zu  Bergamo  [  Maria  mit  dem  Kind  ] 
und  in  den  Uffizien  zu  Florenz  [der  hl.  Dominikus]  befinden  .".  Samm- 
lung Solly,  1821. 

Tempera.    Pappelholz,  h.  0,73,  br.  0,30. 

1170c  Der  hl.  Christoph.  Auch  hier  bestimmt 
die  rotbraune  Untermalung  den  Grundton.  Das 
Fleisch  ist  rotbraun  mit  hellbräunlichen  Lichtern 
und  braunem  Haar.  Das  Graublau  des  Rockes 
kehrt  gedämpfter  wieder  unten  im  Wasser,  an 
bräunlichgrauem  Ufer.  Das  Christkind  in  karmin- 
rotem, über  die  bräunliche  Untermalung  lasiertem 
Gewand.    Goldgrund. 

Gegenstück  von  1170B  .•-  Sammlung  Solly,  1821. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,75,  br.  0,32. 


c 


Francesco  [del]   Cossa.    Geb.  zu  Ferrara  um   1435,  gest.  1477.    Tätig^  in  Ferrara,  nach   1470 
in    Bologna.     Mit  Cosme  Tura  und  Ercole  de'  Roberti  Hauptmeister  der   ersten  Generation   der 


113A 


ossa 

ferraresiscben   Schule. 

115a  Allegorie   des  Herbstes.     Lichte   silbrige   Färbung.    Vor   hellblauer   Luft   mit 
weißgrauen  Wolken  und  vor  gelbgrünlicher  Landschaft  mit  violettbräunlichen  Felsen  und 

Bauten  steht  auf  grauer  Stufe  die  Winzerin  in 
bräunlichrosafarbenem  Gewand,  das  durch  gelb- 
grünen Gürtel  zusammengehalten  wird,  bräun- 
lichen Strümpfen,  dunkelolivbraunen  Schuhen 
und  weißem  Kopftuch.  Die  Farbe  des  Gewandes 
kehrt  grauer  im  Fleisch  wieder.  Die  Geräte  sind 
gelbbraun  mit  grauen  Metallteilen.  Die  Reben- 
zweige mit  gelbgrünen  Blättern  und  dunkel- 
violettblauen  Trauben. 


Gehört  zu  einer  Folge  von  Jahreszeiten  oder  Monaten  und  stellt 
daher  den  Herbst  oder  den  Oktober  dar.  Die  Tafel  paßt  v^eder 
der  Auffassung  noch  den  Maßen  nach  in  die  Folge,  die  Crowe  und 
Cavalcaselle  anführen,  befand  sich  aber  ursprünglich  mit  den  dort 
erwähnten  Bildern  in  einem  und  demselben  Räume,  dem  Sitzungs- 
saale der  Inquisition,  dem  alten  Dominikanerkonvent  zu  Ferrara  .'. 
Die  Winzerin  trug  in  der  Galerie  Costabili  zu  Ferrara  den  Namen 
Cosme  Turas  .*.  hrworben  1894  aus  dem  Florentiner  Kunsthandel. 
Pappelholz,  h.  1,15,  br.  0,71. 


92 


113a  Cossa  [?]  Atalante  im  Wettlaufe  die 
Äpfel  aufhebend.  Der  gelbgrüne  Ton  der  Land- 
schaft, der  neben  Weißgfrau  und  Braunrot  auch  in 
der  Architektur  wiederkehrt,  wird  belebt  durch 
die  buntfarbig-en  Gewänder  der  Figuren:  Braunrot, 
Dunkelgrün,  Dunkelblau,  Goldgelb,  Zinnoberrot 
[Beinkleider  des  laufenden  Meilanion]  und  Hell- 
karmin [Atalante].  Blaugrünliche  Ferne,  hellblauer 
Himmel. 

In  den  Typen  und  der  Landschaft  den  Predellentafeln  Cossas  in  der  va- 
tikanischen Galerie  nahestehend  .".  Vermutlich  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  0,30,  br.  0,28. 


Roberti 


•Schule  zion 
Ferrara  im 
XV.  Jahr- 
hundert 

1120 


Ercole  de' Roberti.  Nach  seinem  Vater  Ercole 

di  Mastro  Antonio.  Geb.  nach  1450  zu  Ferrara, 
gest.  ebenda  im  Juni  1496.  Heranijebildet  unter  dem  Ein- 
flüsse Jacopo  Beilinis  und  der  Schule  von  Padua,  vor  allem 
?ber  unter  Cosme  Tura.  Zuerst  erwähnt  1479  in  Ferrara, 
um   1482    in  Bologna,    seit  1486   wieder   in  Ferrara,    wo   er 

1487  Hofmaler   der  Este   wird   und    mit   kurzen  Unterbrechungen   [zweifelhafte   Reise   an    den  Hof   des 
Mathias  Corvinus,   1489  in  Venedig,   1492  in  Rom]   bis  an  sein  Ende  tätig  war. 

112d  Maria  mit  dem  Kind.  Gegen  den  rotbraunen  Ton,  der  durch  das  ganze  Bild 
geht  [mit  schwärzlichen  Schatten  im  Thron;  in  den  Bodenfliesen;  im  Fleisch  und  dem 
Haar  der  Madonna],  steht  Grau  in  der  Balustrade  und  dem  Steinboden.  Auf  dieses 
ist  das  weißliche  Blau  [mit  schwärzlichen  Schatten]  im  Mantel  Marias  und  etwas  heller 
in  der  Luft,  auf  Rotbraun  das  rote  Gewand  Marias  gestimmt.  Ihr  Haupt  umgibt  ein 
braungoldener  Glorienschein. 

Das  Bild  ist  in  Komposition  und  Faltengebung  von  Cosme  Tura  abhängig, 
unter  dessen  Namen  es  Rosini  beschreibt  [III,  72]  .*.  Früher  in  der  Samm- 
lung Costabili  in  Ferrara,  dann  bis  1879  bei  Mr.  Barker  in  London  .*.  Er- 
worben 1891  in  London  auf  einer  Versteigerung  anonymer  Sammlungen 
als  Geschenk  des  Herrn  Generaldirektors  Dr.  W.  Bode. 
Pappelholz,  h.  0,33,  br.  0,25. 


112c  Johannes  der  Täufer.  Die  braune  Gesamt- 
färbung geht  von  der  gelblichen  Terrasse  im  Vor- 
dergrunde nach  dem  schwärzlichblauen  Horizont  zu 
in  den  rötlichen  Ton  des  Abendhimmels  und  seinen 
Wiederschein  im  Wasser  über.  Die  Gestalt  des  Hei- 
ligen ist  im  gleichen  graubraunen  Ton  gehalten  und 
bekleidet  mit  leuchtend  grüner,  im  Umschlag  karmin- 
roter Umhüllung  und  gelbbraunem  Fell.  Rotbraunes 
Haar.     Oben  bläulichgrauer  Himmel. 

Der  Heilige,  der  durch  das  wenig  sichtbare  härene  Gewand  als  Johannes 


gtkcnnzeichnet  ist,  wurde  auch  als  Hieronymus  angesehen   . 
Dondi  -  Orologio  zu  Padua,  wo  das  Bild  als  Mantegna  galt 
1885  in  Venedig  als  Geschenk  des  Herrn  Wilhelm  Wolff. 
Pappelholz,  h.  0,54,  br.  0,31. 


Sammlunir 
Erworben 


112  C 


93 


Schule  von 
Ferrara  im 
XV.  Jahr- 
hundert 

112E 


112  E  Der  hl.  Hieronymus.  Leuchtendes  Zinnoberrot  im  Mantel, 
im  Hut  und  seinen  Schnüren  steht  gegen  kühle  silbrige  Töne: 
Graublau  in  der  Kapuze  und  dem  Bart,  Weiß  im  Chorhemd,  karmin- 
violett in  dem  an  den  Armein  und  unten  zum  Vorschein  kommen- 
den Untergewand  und  der  Kappe.  Graubräunliches  Fleisch. 
Der  Heilige  hält  in  der  Rechten  ein  gelbgrün  und  braungrau 
gefärbtes  Kirchenmodell,  in  der  Linken  ein  schwärzlichgrünes 
Buch  mit  gelbem  Schnitt.  In  der  Landschaft  mit  dem  graubraunen 
Löwen  dunkelgelbbraune  und  grüne  Töne. 

Erworben  1904  .".  Sammlung  A.  Thieni. 
Pappelholz,  h.  1,28,  br.  0,43. 


Schule  von  Ferrara  um  1480 

112a  Thronende  Maria  mit  dem  Kind  und  die  hll.  Hiero- 
nymus [?],  Franziskus,  Bernhard  und  Georg.  Lichter 
grauer  Gesamtton.  Vor  ockergelblicher  Architektur  mit  rosa- 
farbenen und  violettgrauen  Profilen,  gelbbraunen  Kapitalen  und 
Basen,  dunkelgrünen  und  schwärzlichblauen  Verbindungsstücken 
und  grünen  Säulen  stehen  die  Figuren  gleichfalls  in  kühlen  lichten 
Tönen.  Maria  in  hellblauem,  innen  grünem  Mantel  über  dunkel- 
karminrotem Gewand  mit  goldgelben,  grün  gemusterten  Brokat- 
ärmeln.    Sie   sitzt    auf    rosafarbener   Bank   und    graugrünlichem 

Sockel  mit  braunroter  Relief- 
füllung. Die  hll.  Franziskus  in 
braungrauer,  Bernhard  in  weiß- 
grauer Kutte;  grau  mit  rotem 
Riemenzeug  ist  auch  die  Rüstung 
des  hl.  Georg.  Der  hl.  Hierony- 
mus in  hellblauviolettem,  innen 
grünem  Mantel  über  rotgelbem 
Gewand,  in  zinnoberrotem  Buche 
lesend.  Das  graue  Inkarnat  Ma- 
rias erwärmt  sich  in  den  Heiligen 
zu  Rotbraun.  Bräunlichocker- 
gelber Boden.  Rechts  und  links 
zwischen  den  Säulen  Ausblick  in 
bräunlichgrüne  Landschaft  mit 
hellerer  Ferne. 


Nach  Baruffaldi  [Vita  des Galesso Galassi]  u.a. 
ehemals  in  S.  Maria  delle  Rondini  zu  Bologna  .'. 
Sammlung  Solly,  1821. 

Pappelholz,  h.  1,60,  br.  1,65. 


94 


Schule  von  Ferrara  [?] 
um  1460—1470 

1175  Eine  Verlobung.  Das 
Ockergelb  des  Erdbodens  und 
der  Architektur,  das  Grün  der 
Wiesen,  die  mit  schwärzlich- 
grünen Bäumen  bestanden 
sind,  einigt  ein  durchscheinen- 
des Grau.  Grauockergelbe 
Töne  auch  im  Fleisch,  dem 
Gewand  der  Braut,  dem  Haar 
des  Bräutigams.  Zinnoberrot 
und  bräunliches  Goldgelb  ste- 
hen in  den  Gewändern  der 
Figuren  dagegen.  Nur  die  Fi- 
gur am  weitesten  rechts  ist  in 
Blaugrau  gekleidet.   Rotbraune  Haare.   Gelblicher  Himmel. 

Einige  Züge  in  diesem  Bilde,  dessen  Schulzusammenhang  schwer  zu  bestimmen  ist,  weisen  nach  dem  Venetianischen  oder 
Veronesischen  .'.  Sammlung  Solly,  1821. 
Tempera.    Pinienholz,  h.  0,96,  br.  1,08. 


Schule  von 
Ferrara  im 
XV.  Jahr- 
hundert 


|y/I„'      _     ■     Gian  Francesco  de'  Maineri.     Maler   und  Miniator,    geboren    zu  Parma  um  die  Mitte  des 
IVldlllCXl     15    Jahrhunderts.     Gebildet    unter    dem    Einfluß    Ercoles    de'    Roberti    und     vielleicht    dessen 
Schüler.    Tätig  zu  Ferrara  [seit  1489  dort  nachweisbar],  und  Mantua   [1503/04]. 

1632  Die  hl.  Familie.  Die  goldgelben  und  karminroten  Töne  in  der  Gewandung  und 
im  Kopftuche  Marias  sind  nach  dem  warmen,  die 
ganze  Tafel  beherrschenden  Rotbraun  gebrochen,  die 
Lichter  mit  Gold  aufgesetzt.  Reiner  erscheint  das 
Zinnoberrot  im  Mantel  Josephs  über  dunkelgrünem 
Gewand.  Auch  die  Architektur  ist  rotbraun  und 
bräunlichgrau  mit  weißen  Statuen  vor  Goldmosaik. 
Rosabräunliches  Fleisch.  Gegen  den  warmen  Ge- 
samtton steht  grünliches  Blau  im  Mantel  Marias,  der 
grünlich  durch  das  weißeTuch  schimmert,  heller  in  den 
beiden  seitlichen  Durchblicken  auf  den  Himmel,  und 
gelbliches  Grün  in  dem  goldgestickten,  mit  rosa  Borte 
besetzten  Kissen,  auf  dem  das  mit  einer  Kristall- 
kugel spielende  Kind  liegt. 

Der  Meister  hat  diese  Komposition  mehrfach  gemalt.  Eine  der  Wieder- 
holungen in  größeren  Verhältnissen,  mit  Veränderungen,  bez. :  lo.  Fran- 
ciscos  Maynerius  parmensis  faciebat,  bei  Sir  Julius  Wemher  in  London  .'. 
Erworben  1903  aus  italienischem  Kunsthandel  /.  Eigentum  des  Kaiser- 
Friedrich  -  Museums  -  Vereins. 

Pappelholz.  h.  0,34,  br.  0,24. 


95 


Schule  von 
Ferrara  im 
XV.  Jahr- 
hundert 


115 


/"^  I  Lorenzo  Costa.  Geb.  zu  Ferrara  1460, 
V-'OSta  gest,  zu  Mantua  den  5.  März  1535.  Her- 
angebildet unter  Cosme  Tura  und  Ercole  de' 
Robert!  zu  Ferrara.  Tätig  vornehmlich  zu  Bo- 
logna [wohin  er  schon  1483  übersiedelte],  eine 
Zeitlang  gemeinsam  mit  Francesco  Francia,  end- 
lich in  Mantua  [seit   1507]. 

112  Darstellung  Christi  im  Tempel. 
Mit  tiefem  Rot  und  Goldgelb  wechseln 
kühle  blaue,  graublaue  und  grüne  Töne 
ab,  vor  hellblauer  Luft,  weiß-  und  dun- 
kelgrauer Altararchitektur  und  ocker- 
gelbbraunem Boden,  der  nach  rückwärts 
in  Grün  übergeht.  Schwärzlichbraune 
Schatten.  Vor  karminrotem,  grün  ge- 
streiftem Baldachin  hängt  ein  goldener 
Vorhang  mit  graublauem  Schild.  Die 
Färbung  der  Gewänder  steigert  sich  von 
graublauen  und  weißen  Tönen  [Mini- 
stranten] über  Dunkelblau  und  Karmin- 
rot [Leviten]  zu  leuchtendem  Rot  [Die- 
nerin rechts  und  Diener  links  mit  den 
Gerätschaften  zur  Beschneidung].  Maria  mit  weißem  Kopftuch,  in  dunkelblauem  Mantel, 
unter  dem  das  karminrote  Gewand  hervorkommt,  Joseph  rechts  in  rotem  [innen  graublauem 
Mantel]  über  bräunlichgelbgrünem  Gewand,  Simeon  links  in  goldgelbem  Mantel.  Die 
Farben  der  Kleidung  Josephs  und  Simeons  wiederholen  sich  in  der  Gewandung  der  Si- 
bylle links  und  des  Propheten.   Warm  rotbraune  Fleischfarbe. 

Bez.  auf  der  Tafel,  die  die  Sibylle  hält;  LAVRENTIVS  COSTA  F  .-. 
Ein  Kupferstich  danach,  mit  geringen  Abweichungen,  vom  Beginn  des 
16.  Jahrhunderts  .■.  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  3,08,  br.  2,61. 

115  Beweinung  Christi.  Tiefe  dunkle  Färbung, 
in  der  Rot  [Mantel  des  Johannes  und  Nikodemus 
rechts].  Goldgelb  [Joseph  von  Arimathia  links], 
Violett  [Beinkleider  Josephs  von  Arimathia,  Man- 
tel Magdalenas],  Dunkelblau  [Mantel  Marias, 
Gewand  Magdalenas,  Ärmel  des  Nikodemus]  und 
Grün  [Gewänder  des  Nikodemus  und  Johannes] 
überwiegen.  Dazwischen  ist  reines  Weiß  verstreut. 
Dunkelrotbraune  Fleischfarbe.  Schwere,  rotbraune 
und  gelbgrüneTöne  in  der  Felspartie  rechts,  helles 
Blaugrün  in  dem  links  sich  eröffnenden  Ausblick. 

Bez.  auf  einem  Blättdien  unten :  LAVRENTIVS  COSTA  ■  M  ■  CCCCC  • 
llll-  .-.  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelhülz,  h.  1,81,  br.  1,37. 


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96 


P_„^l.i-j    Domenico  Panetti.    Nach  dem  Vater  Dome- 
r  dllCLLl    nico  di  Gasparre.     Geb.  zu  Ferrara   um   1460, 

g-est.  daselbst  Ende   1511    oder  1512.     Vermutlich  Schüler 

Cosme  Turas,  unter  dem  Einflüsse  Lorenzo  Costas  weiter 

ausgebildet.    Tätig  zu   Ferrara. 

113  Klage  um  den  Leichnam  Christi.  Der 
bräunhche  Ton,  der  in  der  Landschaft  neben 
Gelbgrün  vorwiegt,  hält  auch  die  Figuren  des 
Vordergrundes  zusammen.  Die  roten  und  gold- 
gelben Gewänder  [Rot  in  den  Mänteln  Magda- 
lenas und  Josephs  von  Arimathia,  goldgelbe 
Brokatärmel  Magdalenas,  Karminviolett  im  Man- 
tel des  Johannes]  sind  nach  Braun  gebrochen. 
Vor  allem  wirkt  reines  Weiß,  daneben  tiefes 
Ultramarinblau  [Gewänder  Magdalenas  und  Ma- 
rias] und  Dunkelgrün  [Gewänder  des  Johannes 
und  Josephs  von  Arimathia].  Tiefes  Blau  kehrt 
wieder  im  See  des  Mittelgrundes,  den  Christo- 
phorus    in   braunrotem   Gewand   durchschreitet. 

Die  Landschaft,  in  der  Christus,  Magdalena  erscheinend,  und  nochmals  mit  den  Jüngern 
auf  dem  Wege  nach  Emaus  dargestellt  ist,  begrenzen  graublaue  Bergzüge  unter  gelb- 
lichem Horizont  und  dunkelblauem  Himmel. 


Schule  von 
Ferrara  im 
XV.  Jahr- 
hundert 


Bez.  rechts  unten  auf  einem  Blättchen:  dominici  panett  opus 
Sammlung  Solly,  1821. 

Pappelholz,  h.  1,95,  br.  1,43. 


Ehe 


als  in  der  Sakristei  von  S.  Niccolö 


C/-vl4-öll'T->i     Michele    Coltellini.     Zeichnet   sich   auch  Cortelini.     Angeblich   geb.   1480   zu   Ferrara, 
Oliellini    gest.  daselbst  1542;  doch  sind  beide  Daten  nicht   beglaubigt,   1529—1535  urkundlich  nach- 
weisbar.   Unter  dem  Einfluss  Ercoles  de'  Roberti  und  Lorenzo  Costas  gebildet. 

119  Beschneidung  Christi.  Bräunliches  Karminrot,  Dunkelgrün  und  Gelbbraun  sind 
die  Hauptfarben.  Diese  Farbenzusammenstellung  findet  sich  in  der  Gewandung  Josephs 
links,  des  Hohenpriesters  und  Joachims  ganz  rechts.  Dazwischen  stehen  wenige  grau- 
blaueTöne,  vor  allem  Hellultramarin- 
blau im  Gewände  Marias,  über  das 
rotbraunes  Haar  herabfließt.  Sie 
reicht  das  Kind  auf  gelbbräunlichem 
Tuch  dar.  Den  rotbraunen  Altar  deckt 
ein  weißes  Tuch.  Rotbraune  Fleisch- 
farbe. Ein  dunkelgrüner,  im  Umschlag 
goldgelber  Vorhang  rahmt  die  Fi- 
gurengruppe ein,  vor  dunkelgrauem 
Grund  und  graubraunem  Boden. 


Bez.  rechts   unten   mit  der  Jahreszahl:    MDXVl 
Sammlung  Solly,  1821. 

Pappelholz,  h.  0,51,  br.  0,76. 


119 


97 


Schule  von 
Modena  im 
XV.  Jahr- 
hundert 


SCHULE  VON  MODENA 


rran 


Francesco  [de]  Bianchi  Ferrari  [Frari].  Ge- 
burtsort und  -datum  unbekannt,  gestorben  1510. 

Tätig    vornehmlich    zu    Modena.     Angeblich    Lehrer    Cor- 

reggios. 


1182  Thronende  Maria  mit  dem  Kind  und 
die  hll.  Franziskus,  Johannes  d.  T.,  Am- 
brosius  und  Hieronymus.  Die  graue,  im 
Bogen  mit  buntfarbigen  Darstellungen  auf  Gold- 
grund geschmückte  Architektur  mit  rosa  Profilen, 
der  dunkelgraueThron,  die  nach  Grau  und  Braun 
neigenden  Farben  der  Gewänder  und  der  grau- 
braune Fleischton  geben  die  stumpfe  eintönige 
Grundfärbung,  von  der  sich  Ultramarinblau 
[Mantel  Marias,  landschaftliche  Ferne,  heller  die 
Luft],  Gelbgrün  [Thronteppich,  Landschaft], 
schwärzliches  Karminrot  [Gewand  Marias,  Man- 
tel Johannis  d.  T.]  und  Zinnoberrot  [Hierony- 
mus] abheben.    Hellgelber  Horizont. 


Saniiiiking  Solly,  1821 


Pappelholz,  h.  1,61,  br.  0,96. 


Modenesischer  Meister  um  1520 

114  Darstellung  Christi  im  Tempel.  Bräun- 
licher Gesamtton,  der  in  der  rotbraunen  Fleisch- 
farbe, dem  bräunlichgrauen  Boden  und  Altar 
und  der  graubraunen  Architektur  mit  grauen 
Profilen  angeschlagen  wird,  und  auf  den  auch  die 
Farben  der  Gewänder  gestimmt  sind.  Zwischen 
dem  bräunlichkarminroten  Mantel  des  Jünglings 
1.  und  Simeons  braungelbem  Ornat,  das  über 
schwärzlichblauem  Gewand  liegt,  ist  der  dunkel- 
blaugrüne Mantel  und  das  blaugrün-rot  schillern- 
de Kopftuch  Hannas  sichtbar.  Maria  in  dunkel- 
blauem Mantel  und  karminrotem  Gewand,  Joseph 
in  rotbrauner  Kleidung,  das  Mädchen  vorn  rechts 
in  stumpf  gelbgrünem  Gewand. 

Ehemals  dem  Lorenzo  Costa  zugeschrieben,  gehört  das  Bild  wohl 
einem  von  Costa  und  Ercole  Grandi  beeinflußten  Meister  von  Mo- 
dena oder  Carpi  an  [  Bernardino  Loschi?]  .'.  Das  am  Altar  ange- 
brachte Wappen  ist  das  der  Patrizierfaniilie  Pio  aus  Modena,  und 
zwar  des  älteren  Zweiges,  der  1450  dem  Hause  Savoyen  aggregiert 
wurde.  Wahrsd^einlich  für  Alberto  Pio  di  Savoya  [1475 — 1531  ]  in 
Carjji  gemalt  .'.  Sainnilung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  1,40,  br.  0,94. 


98 


SCHULE  VON  PARMA 

M„„_^-^)„      Filippo  Mazzola    [Mazzuola].    Geboren  zu 
dZZOld     Parma  um  1460,  gestorben  1505.  Tätig  zu  Parma 
und  einige  Zeit  in  Venedig. 

1455  Maria  mit  dem  Kinde.  Alle  Farben  sind 
auf  den  warmen  rotbraunen  Ton  des  Fleisches 
und  der  Haare  g-estimmt.  Maria  sitzt  vor  rot- 
brauner Brüstung  und  schwärzlichem  Vorhang  auf 
ockergelber  Bank,  in  bräunlichzinnoberrotem 
Gewand  und  gelbgrünem  Mantel,  der,  auf  dem 
linken  Knie  umgeschlagen,  die  violette  Innen- 
seite mit  rotem  Randreflex  [vom  Gewand  her] 
zeigt.  Bräunliches  Kopftuch.  DunkelbraunerBuch- 
einband  mit  goldgelbem  Schnitt.  Weißlichblauer 
Himmel  über  grünlichbrauner  Landschaft. 

Bez. :    Regina   celi   Letare   Alleluya.    F  •  M  '   P  ■  [  Filippo   Mazzola 
Pinxit?]  .'.  Die  Umschrift  ist  vielleicht  anders  zu  deuten;   die  Autor- 
schaft Mazzolas  steht  nicht  fest  .".  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  0,64,  br.  0,47. 

1109  Maria  mit  Kind  und  zwei  Heilige.  Leuch- 
tende bunte  Lokalfarben.  Auf  grauweißem  Thron 
mit  dunkelrotbraunen  und  ockergelblichen  Füllun- 
gen, überragt  von  dem  roten,  goldgemusterten 
Baldachin, dessen  gelbgrüne  Innenseite,  von  blond- 
haarigen Engeln  in  zinnoberrotem  Gewand  und 
hellkarminroten  Flügeln  [links],  in  bräunlichkar- 
minrotem Gewand  und  grünen  Flügeln  [rechts] 
vor  hellblauer  Luft  emporgerafft,  den  Hintergrund 
verdeckt,  sitzt  Maria  in  tiefultramarinblauem,  im 
Umschlag  grünem  Mantel  über  goldgelbem,  zin- 
noberrot gemustertem  Brokatgewand.  Das  blond- 
haarige Kind  trägt  eine  rote  Korallenkette.  Unten 
vor  grauweißem  Boden  und  Thronstufen  und 
bräunlichgrauer  Mauer  Katharina,  wie  Maria  in 
goldgelbem,  rotgemustertem  Gewand  mit  dunkel- 
karminroten  Armein  und  hellkarminrotem,  innen 
grünem  Mantel.  Die  hl.  Klara  in  schwarzer  Or- 
denstracht mit  weißem  Kopftuch.  Vor  ihr  am 
Boden  liegt  ein  zinnoberrotes  Buch. 

Bez.  unten  auf  der  zweiten  Stufe  des  Sockels  auf  grünem  Feld:  *  D  ■ 
MCCCCC  ■  II  •  ■  PHILIPVS  ■  MAZOLA  ■  PARMENSIS  •  P  ■ .-.  Samm- 
lung Solly,  1821. 

Pap;>elholz,  h.  2,40,  br.  1,14. 


Schule  von 
Parma  im 
XV.  Jahr- 
hundert 


1109 


99 


Venetiani- 
sdie  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


1058 


VENETIANISCHE  SCHULE 

V'  "      •     Antonio 

IVarini  Vivarini, 
gen.  Antonio  da  Mu- 
rano.  Zeichnet  sich  selbst 
nur  Antonio  da  Mu- 
rano.  Geboren  zu  Mu- 
rano  bei  Venedig,  nach 
den  Daten  auf  seinen  er- 
haltenen Gemälden  tätig 
seit  1 440,  gest.  zu  Venedig 
zwischen  dem  24.  März 
1476  und  dem  24.  April 
1484.  Unter  dem  Einflüsse 
des  Gentile  da  Fabriano 
und  Antonio  Pisano  ausge- 
bildet. Tätig  zu  Venedig. 

5  AnbetungderKö- 
nige.  Von  dunklem 
Grund,  in  dem  rot- 
braune, graubraune 
und    grünliche  Töne 

vorwiegen  und  der  links  [Betlehem]  in  Lichtrot  übergeht,  heben  sich  die  Figuren  in 
bunten  Gewändern  ab.  Am  meisten  ist  helles  Ultramarinblau  [Mantel  Marias,  Unter- 
gewand Josephs,  Mann  hinter  dem  knieenden  König  usw.]  und  Zinnoberrot  verwendet, 
daneben  Goldgelb  [Mantel  Josephs]  und  Hellkarminrot  [Gewand  Marias],  vor  allem  aber 
Gold  in  den  Gewändern  der  Könige  und  ihres  Gefolges,  den  Fahnen,  Instrumenten,  Ge- 
räten, den  Glorien  usw.  Alle  vergoldeten  Teile  des  Bildes  sind  zugleich  plastisch  auf- 
getragen. Zwischen  Blau,  Zinnober  und  Gold  ist  überall  Weißgrau  verteilt  [z.  B.  stehender 
König  1.,  Priester  an  der  Spitze  des  Zuges  r.,  die  beiden  Edelleute  im  Profil,  die  Pferde]. 
Lichter  grauer  Fleischton  Marias  und  des  Kindes,  rotbräunlicher  bei  den  männlichen 
Figuren.  Vor  graublauem  Himmel  in  roten,  grünen  und  gelben  Gewändern  Engel  mit 
goldenen  Flügeln  und  Posaunen. 

Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters  [um  1440],  als  er  vornehmlich  unter  dem  Einflüsse  des  Gentile  da  Fabriano  stand  .•- 
Ursprünglich  im  Palo.  Zen,  später  in  der  Sammlung  Craglietto  in  Venedig  .'.  Erworben  1844  in  Venedig  von  den  Erben  des 
Capitano  Gasparo  Craglietto. 

Tempera.    Pappelholz,  h.  1,11,  br.  1,76. 

Antonio  Vivarini  [?]  1058^   Sechs  Täfelchen.  Vorgänge  aus  dem  Leben  der  Maria: 
Tempelgang,  Krönung  undGeburt  der  Maria,  Vermählung  Marias,  Anbetung 


100 


der  Könige  und  Darstellung-  Christi  im  Tempel. 
Die  Täfelchen  sind  in  kühlen  bunten  Farben  gehalten. 
Hellultramarinblau,  Goldgelb,  Zinnoberrot,  Gelbgrün  und 
Hellkarminrot  sind  die  Hauptfarben  vor  weißgrauer,  auch 
braunroter  Architektur  oder  dunkelgrüner  Landschaft.  Grau- 
bräunlicher Fleischton.   An  Stelle  des  Himmels  Goldgrund. 

Neuerdings  dem  Michele  Giambono  zugeschrieben.    Die  sedis  kleinen  Tafeln  sind 
Teile  eines  Altanverlces  und  bildeten  vielleicht  die  Predella  .*.  Sammlung Solly,  1821. 
Tempera.    Pappelholz,  jedes  Bild  h.  0,37,  br.  0,23. 

Cli^mnOnO  Michele  Giambono  [Zambon].  Eigentlich  Michie 
de  Zane  [Giovanni]  bon  [Bono]  S.  Gregorio. 
Maler  und  Mosaizist,  geboren  zu  Venedig,  Geburts-  und  Todesdatum 
unbekannt.  Tätig  zu  Venedig,  wo  er  1420 — 1462  urkundlich  erwähnt 
wird.  Vermutlich  unter  dem  Einflüsse  des  Gentile  da  Fabriano  aus- 
gebildet. 

Giambono  [?]  1154  Magdalena  von  Engeln  emporge- 
tragen. Das  ockergelbbraune  Haar  verhüllt  fast  das 
bräunliche,  in  den  Lichtern  graue  Fleisch.  Die  Heilige 
wird  von  dunkelkarminrot,  blau,  grün  und  gelb  geflügelten 
Engeln  in  dunkelblauen  und  gelben,  violettweißen  und 
grünen  Gewändern  gehalten.  Goldgrund  mit  eingeprägtem 
Nimbus.  Bräunlichgraue  Landschaft,  in  der  die  Stifterin,  eine 
Äbtissin,  in  weißer  Tracht  kniet. 

Vielleicht  identisch  mit  dem  ursprünglich  im  Nonnenkloster  S.  Maria 
delle  Vergini  zu  Venedig  befindlichen  Gemälde,  das  schon  Martinioni  in 
seinen  Zusätzen  zu  Sansovino  [Venetia  descritta  ]  dem  Giambono  zu- 
weist .-.  Sammlung  SoUy,  1821    .-.    Pappelholz,  h.  1,03,  br.  0,44. 

\/J»,pi».Jj-.|  Bartolomeo  Vivarini.  Geboren  zu  Murano  ;  Ge- 
burts-  und  Todesjahr  unbekannt;  nach  den  Daten 
auf  seinen  Gemälden  tätig  von  1450 — 1499.  Zuerst  Gehilfe 
und  vermutlich  Schüler  seines  Bruders  Antonio;  dann  von  der 
Paduaner  Schule  und  von  Antonello  da  Messina  beeinflußt. 
Tätig  zu  Venedig. 

1160  Der  hl.  Georg.  Rot  steht  gegen  graue  und 
gelbgrüne  Töne.  Die  graue  Rüstung  umflattert  ein 
zinnoberroter  Mantel,  mit  hellkarminrotem  Sattel- 
und  Zaumzeug  [die  Metallteile  Gold  auf  Gelbbraun] 
ist  das  weißgraue  Pferd  aufgezäunt.  Der  Drache 
schimmert  blaugrün  und  rotbraun.  Die  Königs- 
tochter in  bräunlich  goldenem,  hellblau  gemustertem 
Gewand  unter  hellkarminrotem  Mantel,  vor  blau- 
grünlicher  Landschaft.  Graubräunliche  Fleischfarbe. 
Braune  Felsen.  Am  blauen  Himmel  ist  oben  eine 
rotgelbe  Glorie  sichtbar. 

Bez.  unten  auf  einem  Zettel:  FACTVM  ■  VENETIIS  PER  BARTHOLO- 
MEVM  VIVA  ■  RINVM  DE  MVRIANO  PINXIT  ■  1485   .-.  Wohl  wesent- 
lich in  der  Werkstatt  ausgeführt  -■-  Sammlung  Solly,  1821. 
Pa,  pelholz,  h.  1,29,  br.  0,66. 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


101 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

1173 


Crivelli 

Carlo  Crivelli. 
Zeichnet  sichKa- 
rolus  oder  Ca- 
rolus  Crivellus 
Venetus,  seit 
1489  mit  dem  Zu- 
satz Miles  oder 
Eques.  Geboren 
zu  Venedig;  um 
1430—40,     tätig 

nach  den  Daten  auf  seinen  Gemälden  von  1468—1493  in  Venedig  und  vornehmlich   in  den  Marken  [Ascoli]. 

Gebildet  unter  dem  Einflüsse  der  Schule  von  Padua. 

1173  Christus  im  Grabe  und  Heilige.  Schwerer  brauner  Gesamtton.  Die  Füllungen 
zwischen  den  Bogen,  deren  lichtrote  Farbe  im  Sarkophag  wiederkehrt,  und  in  den  grauen 
Pfeilern    sind   rotbraun -ockergelb -olivbraun    marmoriert.    Der  gelblichbraune  Leichnam 

wird  von  Maria,  in  schwärzlichblauem  Mantel,  und  Johannes  in 
karminrotem,  innen  dunkelgrünem  Mantel  über  dunkelblauem 
Gewand  mit  zinnoberrotem  Besatz  gehalten.  Hieronymus  mit 
grauem  Haar,  in  gelblichweißem  Gewand.  Die  Heilige  r.  in 
zinnoberrotem,  goldgelbgemustertem  Kleid  mit  dunkelgrüner 
Innenseite.  Sie  hält  ein  dunkelviolettes  Buch.  Braunrote 
Fleischfarbe.  Bräunlichgrüne  Landschaft  und  weißlicherHimmel. 
Goldene  Nimben. 

Bez.  auf  beiden  mittleren  Pfeilern:  OPVS  ■  KAROLI  •  ■  CRIVELLI  •  VENETI.  .-.  An- 
scheinend Predella  zu  einem  Altarbild.  Aus  der  frühesten  Zeit  des  Meisters,  unter 
dem  Einflüsse  der  Schule  Squarciones  .'.  Ehemals  im  Besitze  Girol.  Zanettis  in  Venedig  .•. 
Sammlung  Solly,  1821. 

Tempera.    Pappelholz,  h.  0,36,  br.  1,27. 

1156  Die  hl.  Magdalena.  Das  lichte  bräunlichgraue  Inkarnat 
ist  auf  den  kühlen  Gesamtton  gestimmt.  In  hellkarminrotem, 
innen  smaragdgrünem  Mantel  über  kobaltblauem,  gelb  ge- 
mustertem Gewand  mit  goldgesticktem  Mieder,  aus  dem  der 
karminrote  Einsatz  hervorkommt,  und  goldenen  Brokatärmeln, 
aus  denen  das  weiße  Hemd  hervorquillt,  hält  sie  ein  goldenes, 
plastisch  verziertes  Gefäß.  Auch  die  Besätze  und  Ornamente 
an  den  Ärmeln,  Schultern  und  Mieder,  sowie  der  Nimbus 
sind  plastisch  aufgesetzt  und  vergoldet.  Den  Hals  um.^chließt 
eine  rote  Perlenschnur.  Bräunlichgelbe  Haare  mit  plastischem 
Goldschmuck.  Über  dem  grauen  Teppich,  zu  dessen  Seiten 
der  gemusterte  Goldgrund  sichtbar  ist,  hängt  ein  graugrünes 
Blattgewinde  mit  rosafarbenen  Feldblumen.  Ockergelb -Zin- 
nober marmorierter  Boden  und  Balustrade  mit  weißgrauer 
Deckplatte.    Graubraune  Vorderseite  des  Sockels. 

Bez.  auf  einem  Papierstreifen  rechts  unten :  OPVS  •  RAROLI  ■  CRIVELLI  ■  VENET- .-. 
Gemalt  um  1475  .*.  Sammlung  Solly,  1821. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  1,52,  br.  0,49. 


102 


1156a  Maria  mit  dem  Kind 
und  sieben  Heilige. 
Gold,  Gelbrot  und  Zin- 
noberrot sind  die  Haupt- 
farben gegen  Weiß  und 
Blau.  Maria,  in  blauem, 
mitGoldmustern  besetztem 
[innen  gelbgrünem]  Mantel 
über  zinnoberrotem  Ge- 
wand, hält  das  blaugrün  ge- 
kleidete Kind,  dem  Petrus, 
in  weißem,  rot-  und  gold- 
gemustertem Ornat,  die 
goldenen  Himmelschlüssel 
reicht.  Auf  lichtrotem  Sitz, 
vor  weißer,  grauer  und 
braunroter  Thronarchitek- 
tur und  vor  hellgrauem,  kar- 
minrot gemustertem  Tep- 
pich, über  dem  an  rötlichen 
Bändern  ein  Gebinde  von 
gelbroten  Früchten  hängt. 

Die  Heiligen  heben  sich  von  dem  zinnoberroten,  silbergemusterten  Teppich,  der  den 
Hintergrund  gegen  den  dunkelblauen  Himmel  abschließt,  und  dem  unruhig  hchtrot  und 
olivbraun  marmorierten  Boden  ab.  Der  Bischof  Emidius  [Schutzpatron  von  Ascoli]  1.  in 
zinnoberrotem,  goldgemustertem  Ornat  über  dunkelblauem  Gewand.  Die  Heiligen  hinter 
ihm  [Johannes  Capistranus  und  Franzis- 
kus] in  bräunlichgrauen  und  blaugrauen  J^Mv 
Kutten.  Rechts  der  hl.  Ludwig  von  Tou-  ^^'  K^  _ 
louse  in  blaugrünem  Mantel  mit  goldenem 
Lilienmusterund  rotemBesatz  überbraun- 
grauer  Kutte.  Der  hl.  Bonaventura  da- 
hinter in  zinnoberrotem  goldgemustertem 
Ornat,  S.  Giacomo  della  Marca  ganz  r. 
in  grauer  Kutte,  mit  goldener  Monstranz. 
Rotbraune  Fleischfarbe. 


Bez.  auf  einem  Zettel  unten  :  +  OPVS  -  CAROLI  -  CRI- 
VELLI-  VENETI  .-.  Aus  den  80  er  Jahren  des  XV.  Jahr- 
hunderts. Vielleicht  identisch  mit  dem  im  Auftrage  von 
Vincenza  Paccaroni  während  CrivelHs  Aufenthalt  in T ermn 
1487  für  die  Kirche  der  PP.  MM.  Osservanti  daselbst  ge- 
.Tialten  Altarbild  .'.  Ehemals  in  Rom  .".  Erworben  1892 
auf  der  Versteigerung  der  Sammlung  des  Earl  of  Dudley 
in  London. 

Tempera.    Pappelholz,  h.  1,91,  br.  1,96. 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


1156B 
11550 


103 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


38 


1156b  Der  hl.  Hieronymus.  In  leuchtend  zinnoberrotem  Man- 
tel, vor  grünblauem  Teppich.  Gelbbräunlicher  Boden  und 
Balustrade.    Goldgrund. 

Gegenstück  zu  Nr.  1156C  .".  Erworben  1904  .*.  Sammlung  A.  Thiem. 

Tempera.    Pappelholz,  h.  0,505,  br.  0,25  [mit  dem  Rahmen  aus  einem  Stück]. 

1156c  Der  hl.  Bernhard.  In  bräunlichweißem  Ordenskleid,  vor 
hellkarminrotem  Teppich,  in  hellblau  gebundenem  Buche  lesend. 
Rotbraunes  Fleisch.     Goldgrund. 

Gegenstück  von  Nr.  1156B  .".  Erworben  1904  -■.  Sammlung  A.  Thiem. 

Tempera.    Pappelholz,  h.  0,52,  br.  0,25  [mit  dem  Rahmen  aus  einem  Stück]. 

MuranO     Schule  von  Murano  um   1450. 

1155  Der  Erzengel  Michael.  In  bräunlichgoldgelbem  Panzer 
mit  zinnoberroter  Polsterung  und  Bändern  und  in  zinnober- 
roten Stiefeln  über  hellblauen  Beinkleidern.  Hellkarminrote  und 
gelbgrüne  Flügelfedern.  Braune  Haare,  lichter  Fleischton  mit 
bräunlichen  Schatten;  Wage  und  Nimbus  sind  golden.  Der 
schwarze  Drache  hebt  sich  von  weißgrauem  Felsengrund  ab. 
An  Stelle  des  Himmels  schwarzer  Grund. 

Sammlung  Solly,  1821  ^.•.      Pappelholz,  h.  1,16,  br.  0,49. 

ll/avini  '^'^'^^  Vivarini.  Geboren  zu  Murano[?], 
IVclIllil  nicht  vor  1445,  gest.  zwischen  dem  6.  Sep- 
tember 1503  und  dem  14.November  1505.  Tätig  von  1464 
bis  1503  zu  Venedig.  Vermutlich  Schüler  seines  Onkels 
Bartolomeo  zu  Venedig,  unter  dem  Einflüsse  der  Padu- 
aner  Schule,  des  Antonello  da  Messina  und  Gio.  Bellinis 
ausgebildet. 

38  Thronende  Maria  mit  dem  Kind  und 
sechs  Heilige.  Vorhellockergelblicher  Archi- 
tektur mit  goldener  Kuppel,  rotbraunen  Bän- 
dern und  dunkelgrünen  Füllungen  stehen  die 
Figuren  in  leuchtend  farbigen  Gewändern. 
Maria  in  dunkelblauem  Mantel  über  bräunlich- 
goldgelbem Gewand  und  mit  grauweißem 
Kopftuch.  Ultramarinblau  kehrt  wieder  in  den 
Untergewändern  der  hll.  Petrus  und  Hierony- 
mus, grauer  in  den  von  hellgelben  und  roten 
Bändern  umschnürten  Hemden  der  Engel.  Dem 
Goldgelb  im  Mantel  Petri  steht  als  stärkste 
Note  Zinnoberrot  im  Mantel  des  hl.  Hierony- 
mus gegenüber,  das  sich  im  [innen  graublauen] 
Mantel  der  hl.  Katharina  1.  wiederholt.  Grün 
im  Gewände  der  hl.  Katharina,  bläulicher  im 
Gewände  der  hl.  Magdalena  mit  gelbbraunen 
Ärmeln  und  im  Buche,  das  Hieronymus  hält. 


104 


Die  hll.  Georg  und  Sebastian  sind  ganz  im  bräun- 
lichen Ton  der  Untermalung  gehalten,  der  erstere 
in  silbergrauer  Rüstung  mit  bräunlichen  Reflexen. 
Rotbraunes  Fleisch  und  dunkelbraunes  Haar. 

Bez.  unten  am  Sockel  auf  einem  Zettel:  •  ALVVIXE  •  VIVARIN  •  .-. 
Das  Hauptwerk  des  Meisters,  aus  seiner  mittleren  Zeit,  gemalt  für 
S.  Maria  de'  Battuti  zu  Belluno.  Dort  befand  es  sich  auf  einem  privi- 
legierten Altar  unter  dem  Sängerchor  und  war  vermutlich  von  Gio- 
vanni Corner  di  Andrea,  Prokurator  von  S.  Marco  [gest.  im  August 
1493],  für  sein  Grab  gestiftet.  Kam  nach  Aufhebung  der  Kirche  in 
den  Besitz  des  Grafen  Marino  Pagani  in  Belluno  .'.  Sammlung  SoUy, 
1821. 

Pappelholz,  h.  3,85,  br.  2,31. 

1165    Maria  mit  dem  Kind  und  vier  Heilige. 
Von    dunkelgrauer    Architektur   mit    dunkelrot- 
braunen Bändern  und  dunkelgrüner  Lünette,  mit 
goldenem,  braun  lasiertem  Kreuzgewölbe  hebt 
oich  hellgrau  der  Thron  ab,  vor  dessen  schwärz- 
lichem Teppich  mit  grüner  Kante  Maria  in  hellkar- 
minrotem Gewand  unter  tiefblauem  Mantel  sitzt, 
ein  blaugrünes  Kissen  unter  den  Füßen.  Auch  hier 
wirkt  Zinnoberrot  im  Mantel  des  hl.  Hieronymus, 
der  ein  dunkelkobaltblaues  Buch  hält,  am  stärksten. 
Ihm  entspricht  Dunkelgrün  in  dem  mit  gelbbrau- 
nem Besatz  gezierten  Mantel  des  hl.  Augustinus 
über  schwarzer  Kutte.    Grün  kehrt  wieder 
im  Umhang  Johannis  d.  T.,  dessen   rosa- 
bräunliches Gewand  von  goldgelbem  Gürtel 
zusammengehalten  wird. RotbraunesFleisch, 
grauer  im  Körper  des  hl. Sebastian.  Weißer 
Steinboden  mit  lichtroten  Fliesen. 

Aus  der  späteren  Zeit  des  Meisters.*.  Sammlung  Solly,  1821  .'. 
Aufgestellt  in  der  Basilika. 

Pappelholz,  h.  2,59,  br.  1,81. 

V ivarini    Werkstatt  des  Alvise  Vivarini. 

1143  Altartafel  in  sechs  Abteilungen. 
Helle,  ins  Graue  spielende  Färbung.  Un- 
tere Reihe.  Mittelbild:  Ausgießung  des 
hl.  Geistes.  Vor  grauer  Architektur  die  Ge- 
wänder der  Figuren  in  kühlen  Farben,  be- 
sonders Graublau  und  Gelbgrün,  zwischen 
denen  leuchtendes  Zinnoberrot  verteilt  ist. 
Blaugrüner  Himmel.  —  Linker  Flügel: 
Die  hll. Franziskus  undAntonius  vonPadua. 
—  Re -hter  Flügel:    Die  hll.  Bernhardin 


Veiietiani- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

1165 


105 


Venetiani- 
sdie  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

40 


und  Bonaventura.  Die  vier  Heiligen  in  ockergelblich- 
grauen  und  grauen  Trachten  vor  grauen  Teppichen  und 
Goldgrund.  Gelblichbraune  Fleischfarbe.  —  Obere 
Reihe.  Mittelbild:  Der  gelbbraune  Körper  Christi 
hebt  sich  von  violettgrauem  Teppich  ab.  Die  Engel  in 
hellkarminroten  und  gelbgrünen  Gewändern,  vor  Gold- 
grund. —  Linker  Flügel:  Der  hl.  Paulus  in  rosafar- 
benem Mantel  über  gelbgrünem  Gewand,  mit  dunkel- 
blauem Buch;  der  hl.  Georg  in  blauem  Mantel  über  zin- 
noberrotemGewand.  —  Rechter  Flügel:  Johannes  d.T. 
in  gelbgrünem  Mantel  über  grauviolettem  Gewand, 
Hieronymus  in  zinnoberrotem  Mantel.  Die  beiden  bunt- 
farbigeren Seitenteile  vor  dunkelblauen  Teppichen  und 
Goldgrund.    Gelblichbraunes  Fleisch. 

Der  Stil  ist  nicht  einheitlich.    Mindestens  zwei  Hände  sind  zu  unterscheiden  .*. 

Der  Rahmen  ist  modern  .■.  Sammlung  Solly,  1821. 

Tempera.  Pappelholz,  untere  Reihe,  Mittelbild,  h.  2,00,  br.  1,25;  Flügel, 
h.  je  1,72,  br.  0,60.  Obere  Reihe,  Mittelbild,  h.  0,91,  br.  1,27;  Flügel, 
h.je  0,93,  br.  0,60. 


Vi 


1170A 


IVanni    Richtung  des  Alvise  Vivarini   [?]. 

40  Maria  mit  dem  Kind  und  zwei  Engel.  Die  überall,  besonders  im  Fleisch  und  in 
der  Landschaft,  durchscheinende  braune  Untermalung  hält  das  Bild  zusammen.  Auch 
das  bräunlichzinnoberrote  Gewand  Marias  ist  darauf  gestimmt.  Dagegen  steht  Blau 
im  Mantel  der  Madonna  und    dem  Himmel   mit   weißen  Wolken.     Auf  schwärzlicher 

Brüstung  in  brauner  Schale  gelbliche  und 
grüne  Früchte.  Die  graugrün  und  braunrot 
geflügelten  Engel  in  dunkelblauen  und 
olivbraunen  Gewändern,  mit  gelbbraunen 
und  blauen  Armein.  Die  Lichter  der  bräun- 
lichen Landschaft  sind  mit  Weißgrau  auf- 
gesetzt, das  auch  in  der  Modellierung  des 
Fleisches  verwendet  ist. 

Weder  die  Färbung  noch  die  Zeichnung  und  die  Typen  deuten 
auf  rein  venetianischen  Ursprung;  während  die  Landschaft 
mit  Benutzung  Dürerscher  Stiche  [„Meerwunder"  und  „Ver- 
lorener Sohn"]  ausgeführt  ist,  verraten  die  Engelköpfe  Man- 
tcgnas  Einfluß  .".  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  0,72,  br.  0,49. 


Vivarini    Schule  der  Vivarini. 

1170a  Beweinung  Christi.  Gegen  den 
braunen  Ton  der  Untermalung,  der  in  den 
Schatten  des  gelblichen  Fleisches  und  im 


106 


Haar  zu  Tag-e  liegt,  steht  Karminrot  im  Mantel  Jo- 
hannis  über  hellgelbgrünem  Gewand  und  stumpfes 
Blau  im  Mantel  Marias  vor  schwarzem  Grund.  Grau- 
brauner Sarkophag. 

An  das  bezeichnete  Bild  des  Lazzaro  Bastian!  in  S.  Antonino  zu  Venedig, 
gleichfalls  eine  Beweinung  Christi,  erinnernd,  das  aber  farbiger  und  weicher 
in  der  Behandlung  ist  .'.  Sammlung  Soily,  1821. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,94,  br.  0,78. 


^CCkX~\r\    J3<^°P°  da  Valenzia  [Valesa].  Tätig  um  1485  bis       ^^ 
iCUjJU    1509  in  Serravalle,  und  Venedig.    Schüler  des   Barto-       sT 
lomeo  und  Alvise  Vivarini. 

1403   Maria    mit    dem    Kinde.     Gegen    die    kühlen 


Venetiani- 
sche  Sdiule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

1403 


grauen  und  grünlichen  Töne  [grünlichblauer,  im  Um- 
schlag gelbgrüner  Mantel  der  Madonna]  steht  Rot 
im  Gewand.  Als  Hintergrund  dient  vor  schwärzlich- 
grüner Mauer  mit  grauem  Pilaster  rechts  ein  weiß- 
grauer Vorhang,  in  dessen  Kante  das  Rot  des  Ge- 
wandes wiederkehrt.  Das  kräftigste  Grün  findet  sich 
in  der  Decke,  ebenfalls  mit  roter  Kante,  auf  der,  den 

Kopf  gestützt  auf  ein  weißgraues  Kissen  mit  goldgelber  Borte,  das  von  goldgelbem 
Tuch  umhüllte  Kind  liegt.  Bräunlichgraues  Inkarnat.  Rotbraunes  Haar.  Ausblick  auf 
Landschaft  und  Himmel  in  gelbgrünen  und  blaugrünen  Tönen. 

Bez  auf  dem  weißen  Blättchen  vorn:  lACOB-  D'-  VALETIA  .-.  Sammlung  Solly,  1821. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,59,  br.  0,40. 

P<=»r<r»  ar>r"Vii    P'^''  [Pietro]   Maria  Pennacchi.    Geboren  zu  Treviso   1464,  gestorben  daselbst  1514 

^   CllllClCL^lll    (jjer  Anfang  1515.    Erhielt  seine  erste  Unterweisung  in  Treviso  [wahrscheinlich  von  einem 

unter  Squarcione  gebildeten  Meister];  dann  in  Venedig  Schüler  Gio.Bellinis.  Tätig  zu  Treviso  und  Venedig. 


1166  Christus  im  Grabe  von  Engeln  gehalten.  Die  Färbung  wird 
ders  in  den  Fleischschatten,  durchschei- 
nende Grau  der  Untermalung  bestimmt. 
Der  ockergelbliche,  von  weißgrauem 
Tuch  umhüllte  Körper  Christi,  in  grauem 
Sarkophag,  wird  von  gelbgrün  geflü- 
gelten, blondhaarigen  Engeln,  1.  in  kar- 
minrotem, r.  in  hellblauem  Kleid,  ge- 
halten, vor  graubraunen  Felsen,  gegen 
die  das  rotbraune  Haar  Christi  steht. 
Bräunliche  und  gelbgrüne  Töne  in  der 
Landschaft.    Hellblaue  Luft  und  Ferne. 


Bez.  auf  der  Brüstung  des  Grabes :  PETRVS  MARIA 
TAPVISIO  ■  P  ■  .-.  Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters  .-. 
Ganz  ähnliche  Komposition,  eine  Jugendarbeit  Gio.  Bel- 
linis,  im  Museo  Civico  zu  Venedig  .".  Früher  in  der 
Sammlung  Avogaro  in  Treviso  .■.  Sammlung  Solly,  1821. 
Papp.  Iholz,  h.  0,57,  br.  0,64. 


durch  das,  beson- 


107 


Venetiani- 
sche  Sdtule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

1180 


49 


R<=>llini     Gentile  Bellini.    Geb.  zu  Venedig,  vermutlich  1429,  gest. 

ebenda  den  23.  Februar  1507.    Schüler  seines  Vaters  Jacopo 

Bellini,  in  Padua  unter  dem  Einflüsse  seines  Schwagers  Andrea  Man- 

tegna  weiter  ausgebildet.    Tätig  hauptsächlich  zu  Venedig,   1479/80 

in  Konstantinopel  am    Hofe  Mohamets  II.  und  kurze  Zeit   in  Rom. 

1180  Maria  mit  dem  Kind  und  Stiftern.  Den  lichten, 
rötlichen  Ton  des  Inkarnats  durchdringt  die  graue  Un- 
termalung. Das  Weißgrau  im  Hemd  des  Kindes  kehrt 
wieder  in  Haarband  und  Nackenschleier  der  Stifterin, 
das  blasse  Hellrot  des  Gewandes  der  Maria  in  Kragen 
und  Ärmeln  des  Stifters  unter  schwarzem  Obergewand. 
Durch  das  schwärzliche  Blau  im  Mantel  Marias  schim- 
mert die  braune  Untermalung.  Bräunlichgoldenes  Ge- 
wand der  Stifterin.  Die  Haarfarbe  ist  braun,  rotbraun 
bei  der  Stifterin.  Goldgrund  mit  eingeprägtem  Nimbus. 

Bez.  auf  dem  Sockelfriese  des  zugehörigen  Rahmens:  OPVS  "  GENTILIS  '  BEL- 
LINVS  •  .*.  Aus  der  frühesten  Zeit  des  Meisters,  um  1 450  .*.  Sammlung  Solly,  1 82 1 . 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,75,  br.  0,46. 

Venetianische  Schule  um  1500 

49  Maria  mit  dem  Kind,  die  hll.Petrus,  ein  Unbekannter,  Georg  undjohannes 
d.  T.  Tonige  Gesamtwirkung  in  Braun  und  Grau  vor  schwärzlicher  Wand  und  bläulich- 
weißem Fensterausschnitt.  Maria  in  grauweißem  Kopftuch,  in  schwärzlichblauem  Mantel 
über  gelbbräunlichem  Gewand  sitzt  vor  graubrauner  Brüstung,  auf  der  weiße,  braunrote 

und  violette  Muscheln  liegen.  Links  Petrus 
in  stumpf  bräunlichrotem  Ornat  über  grauem 
Untergewand.  Warm  rotbräunlicher  Fleisch- 
ton, gelbbraune  Haarfarbe. 

Bez.  auf  einem  Zettel  rechts  an  der  Balustrade :  petrus  ■  mario 
pinxit.  Die  Bezeichnung  ist,  weil  undeutlich  und  zum  Teil  aus- 
gelöscht, nicht  mehr  bestimmt  zu  deuten.  Crowe  und  Cavalca- 
selle  fanden  in  dem  Bilde  Verwandtschaft  mit  einem  Gemälde 
des  Marco  Marziale  aus  seiner  früheren  Zeit  [1499];  doch  hat 
es  mit  dem  im  Kaiser-Friedrich-Museum  befindlichen  Werke 
des  Marziale  [Nr.  1]  keinerlei  Zusammenhang.  Auch  zu  den 
Malern  Pietro  Maria  Pennacchi  und  Pietro  Marescalco,  auf 
welche  die  Bezeichnung  allenfalls  hindeuten  könnte,  steht  das 
Berliner  Bild  in  keinerlei  Beziehung.  Eis  mag  um  1500  gemalt 
sein  und  zeigt  eine  entschiedene  Anlehnung  an  Mantegna  und 
AloiseVivarini.  Eine  Darstellung  desTodes  der  Maria  [Akademie 
zu  Venedig]  mit  der  Signatur  ....  rus  .  .  aria  scheint  von  der- 
selben Hand  .'.  Sammhmg  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  0,88,  br.  0,67. 

RaKhuKI  Jacopo  de'  Barbari,  in  Deutschland 
UdlUdll  Jakob  Walch  [d.h.  der  wälsche  Jakob] 
genannt.  Maler  und  Kupferstecher,  geboren  vermutlich 
zu  Venedig  um  die  Mitte  des  XV.  Jahrhunderts,  ge- 
storben vor  1515.  Unter  dem  Einflüsse  des  Gio.  Bellini 
gebildet.  Tätig  in  Venedig  bis  um  1500,  in  Wittenberg 
1503  und  1505  in  kursächsischen  Diensten,  in  Nürnberg 
1 504,  in  Frankfurt  a.  d.  0. 1 508  und  in  den  Niederlanden 
im  Dienste  des  Grafen  Philipp;  seit  1510  Hofmaler  der 
Erzherzogin    Margarete,    Regentin    der   Niederlande. 


108 


26  a  Maria  mit  dem  Kinde, 
die  hll.Barbara,  Johannes 
d.  T.  und  die  Stifterin  Ca- 
terina  Cornaro,  Königin 
von  Cypern  [1454—1510]. 
Bunte  Lokalfarben  in  den  Ge- 
wändern heben  sich  von  grau- 
grüner Wiese  und  in  kühlen 
Tönen  gehaltener  landschaft- 
licher Ferne  ab:  Ultramarin- 
blau im  Mantel  Marias,  der 
Ferne  unddemHimmel,dersich 
tiefblau  im  Flußlaufe  spiegelt, 
schwärzliches  Blau  im  Kopftuch, 
das  die  rotbraunen  Haare  Ma- 
rias umschlingt,  dem  Gewände 
der  hl.  Barbara  und  grauer  in 

den  Felsen  des  Mittelgrundes;  helles  Karminrot  im  Gewände  Marias;  Zinnoberrot  im 
Mantel  des  Johannes  über  gelbem,  in  den  Schatten  rotbraunem  Gewand.  Die  Stifterin 
trägt  gelbgrünes  Kleid  mit  goldgelbbraunem  Miedereinsatz  und  Ärmeln.  Rotbraunes 
Fleisch,  kälter  im  Körper  des  Kindes  und  im  Antlitze  Marias. 

Erworben  1877  als  Geschenk  vonSirCharles  Robinson  in  London  .■.  Weißtannenhoiz  auf  Nußl)aum-Blendholz,  h.  0,67,  hr.  0,84. 

(~"ai'r»ar»r*ir»    Vittore  Carpaccio   [eigentlich   Scarpazza].    Geboren  in  Venedig  um  1455,  gestorben 
V^aipdCClU    daselbst  zwischen  1525  uncll526.    Schüler  des  Lazzaro  Bastiani.    Tätig  in  Venedig.    1507 
als  Gehilfe  Giovanni  Beilinis  im  Dogenpalast  beschäftigt. 

14  Maria  mit  dem  Kind  und  zwei  Heilige.    Die  Farben  der  Gewänder  sind  nach 
Rotbraun  gebrochen  und  auf  den  rotbräunlichen  Ton  des  Inkarnats  gestimmt:  dunkles 
Karminrot  im  Gewände  der  Madonna  unter  dunkelblauem,  innen  goldgelb-grün  schillern- 
dem Mantel  und  im  Mantel  des 
hl.  Hieronymus,   über  dessen 
Schulter  ein   goldgelbes  Tuch 
liegt.  Magdalena  in  olivgrünem 

Gewand   mit  braungelben,  in  _        _^^^^ 

den  Lichtern   goldgelben  Ar-       'KbTm    '  fVS^^^^ /m::~nssl^^mdimir^SK/'     -wBPf 
mein  und  karminrotem  Kragen. 
Ockergelblichbraune       Land- 
schaft mit  dunklem  Grün  und 
blauer  Himmel. 


Die    Autorschaft    Vittore    Carpaccios    ist 
wohl   mit   Unrecht   l)estritten.     Das   Bild 
wurde  auch   dem    Pietro   Carpaccio  zuge- 
schrieben -■-  Sammlung  Solly,  1821. 
Papp-Iholz,  h.  0,74,  br.  1,11. 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

26  A 


109 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

23  A 


23 


23a  Grablegung  Christi.  Ok- 
kergelbbrauner,  von  stumpfem 
Grün  unterbrochener  Gesamt- 
ton, der  r.  in  Ockergelb,  1.  in 
Grau  übergeht.  Graublauer 
Himmel.  Der  ockergelblich- 
graue  Leichnam  mit  dunkel- 
braunem Haar,  ein  weißes 
Tuch  um  die  Hüften,  ein 
blaues  unter  dem  Kopf,  ruht 
auf  hellockergelbem,  im  Um- 
schlage rötlichemLaken.  Seine 
obere  Umrißlinie  hebt  sich 
gegen  ein  auf  den  Boden  ge- 
breitetes grünes,  im  Umschlag 
blaues  Tuch  ab.  Allenthalben 
ist  Rot  in  verschiedener  Ab- 
stufung [Lichtrot  im  Marmoruntersatz  und  der  verkürzten  Säule,  Zinnoberrot  im  Mantel 
des  sitzenden  Greises,  in  den  drei  Männern  am  Grabe,  dem  Flöte  blasenden  Hirten  auf 
der  Höhe,  dem  Mantel  der  Maria  stützenden  Frau  usw.,  Hellkarmin  im  Gewände  Marias 
und  Johannis]  und  Dunkelblau  [Untergewänder  der  Männer  am  Grabe,  Mantel  Marias, 
Staffage  r.]  verteilt.   Blaugrünes  Meer  und  graublaue  Ferne. 

Auf  dem  Sockel  des  Tisches  die  falsche,  aber  alte  Bezeichnung;  ANDREAS  MANTINEA.  f.  Als  Mantegna  beschrieben  im  Ka- 
talog der  Sammlung  Canonici  zu  Ferrara  [1627].   Die  Darstellung  ist  angeregt  namentlich  durch  die  Stelle  bei  Matth.  27,  52  .'. 
Aus  der  späteren  Zeit  des  Meisters  .".  Erworben  1905  .".  Eigentum  des  Kaiser- Friedrich -Museums -Vereins. 
Leinwand,  h.  1,45,  br.  1,85. 


ich 


ichen 


23  Einsegnung  des  hl.  Stephanus.   Klare  sonnige  Stimmung.  Die  Landschaft,  in  bräun- 
und  gelbgrünen  Tönen,  mit  hellen  weißgrauen  Bauten,  und  hellockergelber  Erdboden 

dienen    den   leuch- 


tenden  Farben  der 
Figuren,  zwischen 
denen  überallWeiß 
verstreut  ist,  alsHin- 
tergrund.  Petrus  in 
ultramarinblauem 
Gewand  und  bräun- 
lichgoldgelbem 
Mantel,  die  Männer 
hinter  ihm  in  kar- 
min  -  zinnoberroter, 
blauer  und  dunkel- 
grünerGewandung. 
In  den  Trachten  der 
knienden  Diakonen 


110 


überwiegen  Weiß,  Grauvio- 
lett mit  hellblauem  Orna- 
ment und  Karminrot.  Die 
Gruppe  r.  vorn  in  kühlen 
grauen  Farben.  Die  vier 
Frauen  in  karminroter,  blau- 
er, goldgelber  und  gelb- 
grüner südslavischer  Tracht 
mit  karminroten  Kopfbe- 
deckungen. In  der  Gruppe 
links  stehen  satte  rote,  gold- 
gelbe,grüne  und  ultramarin- 
blaue Farben  nebeneinan- 
der. Hellblauer  Himmel  mit 
weißen  Wolken. 

Bez.  r-chts  unten  auf  einem  Blatt:  VICTOR  CARPATHIVS  FINXIT  M  ■  D  •  XI  ■  .-.  Gehört  zu  einer  Folge  von  fünf  für  die 
Scuola  di  S.  Stefano  zu  Venedig  ausgeführten  Gemälden  aus  der  Geschichte  des  hl.  Stephanus,  von  denen  sich  je  eins  von 
der  Hand  Carpaccios  jetzt  in  Stuttgart  [Galerie],  Paris  [Louvre]  und  Mailand  [Brera]  befindet.  Das  zu  der  Folge  gehörige, 
P.  F.  Bissolo  zugeschriebene  Triptychon  mit  den  Figuren  von  drei  Heiligen,  in  der  Brera  zu  Mailand.  Unser  Bild  kam  nach 
der  Aufhebung  der  Scuola  di  S.  Stefano  [  um  1806  ]  in  die  Sammlung  David  Weber  in  Venedig  [  Moschini,  Guida  di  Venezia, 
1815],  aus  der  es  später  in  den  Besitz  Sollys  gelangte  .■.  Sammlung  Solly,  1821. 
Leinwand,  h.  1,48,  br.  2,31. 

IVAancil^fl      Giovanni   Mansueti.    Geboren  um   1470  zu  Venedi?,   gestorben  daselbst  1530.    Schüler 
IVianSUeil     ^„^   Gehilfe  Gentlle  Bellinis. 

48  Anbetung  der  Hirten.  Ockergelbbraun  [Stall]  und  Ockergelb  [Erdboden]  geben  den 
Grundton  an,  von  dem  sich  Rot  [Mantel  Josephs,  Gewand  des  Hirten  r.],  bräunliches 
Goldgelb  [Gewand  Josephs,  Mantel  des  Hirten  1.,  kniender  Hirt  r.,  Ochse],  Dunkel- 
blau [Mantel  Marias],  Karminrot  [Gewand  Marias] 
und  Grün  abheben.  In  den  Gewändern  der  Engel 
kehren  die  gleichen  Farben  wieder  vor  hellblauem 
Himmel.  Rotbraunes  Fleisch.  Die  grüne  Land- 
schaft geht  in  der  Ferne  in  Blaugrün  über. 

Sammlung  Solly,  1821. 

Pappelholz,  h.  1,14,  br.  1,56. 

A  «4-^-. j-,/a|]^  Antonello  da  Messina  [Antonello  di 
/^IlLUllCllU  Salvatored'Antonio,  oder  degli  Antonjj. 
Geboren  zu  Messina  um  1430,  gestorben  daselbst  den  14. 
oder  15.  Februar  1479.  Unter  dem  Einflüsse  der  Eyckschen 
Schule  und  später  des  Gio.  Bellini  ausgebildet.  Tätig  na- 
mentlich in  Messina  [bis  August  1474  und  wieder  vom 
14.  November  1476  ab]  und  von  etwa  1475  bis  1476  in 
Venedig. 

18  Bildnis  eines  jungen  Mannes.  Vor  leuchtend 
ultramarinblduem  Himmel  und  grüner  Landschaft, 
von  der  links  unten  ein  Stück  sichtbar  ist,  steht 
Schwarz  in  der  Mütze  und  Sendelbinde,  die  das  rot- 


Venetiani- 
sche  Sdiule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

48 


18 


111 


Venetiani- 
sche  Sdiule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


braune  Haar  einfassen,  bräunlicher  im  Gewand, 
aus  dem  die  weiße  Peizfütterung-  hervorsieht. 
Warm  gelbbräunlicherTon  des  Gesichts  mit  roten 
Lippen.    Graue  Deckplatte. 

Am  unteren  Rande  der  rotbraunen  Brüstung  steht  in  goldenen  Buch- 
staben die  Inschrift :  PROSPERANS  •  MODESTVS  •  ESTO  ■  INFOR- 
TVNATVS  •  VERO  •  PRVDENS  [Im  Glüdc  sei  bescheiden,  im  Unglück 
aber  klug]  .".  Bez.  auf  dem  Blättchen :  14  •  •  Antonellus  messaneus 
me  pinxit  .".  Die  Zahl,  in  ihren  beiden  letzten  Stellen  undeutlich,  ist 
1478  zu  lesen  [vgl.  auch  A.  M.  Zanetti  ]  .'.  Letztes  erhaltenes  Bild 
des  Meisters.  Ehemals  Sammlung  Vitturi  in  Venedig  [1773]  nach 
einer  Notiz  auf  der  Rückseite  .■.  Erworben  1832  durch  Tausch  von 
Solly. 

Nußbaumholz,  h.  0,20,  br.  0,14. 


18a  Bildnis  eines  jungen  Mannes.  In  hellrotem 
Gewand,  aus  dem  der  weiße  Kragen  hervorsieht. 
Das  goldig  bräunliche  Gesicht  wird  von  rot- 
braunem Haar  umgeben  und  bräunlichschwarzer 
Mütze  mit  Sendelbinde  vor   schwarzem  Grund. 

Die  Farbe  des  Haars  kehrt  in  den  Augen  wieder.    An  der  graubraunen  Brüstung  ist 

ein  weißer  Zettel  befestigt. 

Bez.  auf  dem   Papierblättchen   an    der  Brüstung:   ■  1474  *  Antonellus  messanus  me  pinxit  .•-  Ehemals  Sammlung  Hamilton  .*. 
Erworben  1889  in  Paris. 

Pappelholz,  h.  0,32,  br.  0,26. 

AI  11         Antoneilo    da    Saliba.     Zeichnet    sich    Antonellus    de    Saliba    oder   Antonellus 

IILOIICIIU  Messanensis.  Geburts-  und  Todesdatum  unbekannt.  Tätig  nach  den  Daten  auf  seinen 
Bildern  und  nach  urkundlichen  Nachrichten  etwa  1497 — 1535.  Namentlich  in  Messina  unter  dem  Einfluß 
der  Werke  des  berühmteren  Antoneilo  gebildet,  und  wahrscheinlich  kurze  Zeit  in  Venedig  [vor  1497] 
unter  dem  Einflüsse  des  Cima  da  Conegliano. 

8  Der  hl.  Sebastian.  Die  ganze  Darstellung  ist  ein- 
heitlich in  braunem  Tone  gehalten  vor  hellblauer 
Luft.  Der  Heilige  mit  dem  dunkelbraunen,  gegen  den 
Himmel  gelblich  aufgelockertem  Haar  ist  an  rotbraunen 
Stamm  gefesselt  und  von  rotbraunen  Pfeilen  durch- 
bohrt. Ockergelblicher  Körper  mit  grauen  Schatten 
und  zinnoberrotem  Blut  an  den  Wundstellen.  Schwarz- 
braune Brüstung. 

Bez.  auf  der  Brüstung:  •  ANTONELLVS  ■  MESANEVS  •  P  ■  .-.  Freie  Wieder- 
holungen in  den  Galerien  zu  Frankfurt  a.M.,  Bergamo  und  in  Padua  [früher 
Casa  Maldura]  .'.  Sammlung  Solly,  1821. 
Rotbuchenholz,  h.  0,46,  br.  0,35. 

13  Maria  mit  dem  Kinde.  Bräunlicher  Fleischton  mit 
grauen  Schatten.  Dunkelbraunes  Haar  des  Kindes, 
das  auf  ockergelbbrauner  Brüstung  steht.  Maria  in 
dunkelkarminrotem  Gewand  und  dunkelblauem,  am 
Rande    mit   gelber   Stickerei    geziertem    Mantel,    der 


112 


über  das  bräunlichweiße,  mit  goldgelber 
Kante  gezierte  Kopftuch  gelegt  ist.  Goldene 
Nimben.  Vor  blaugrüner,  in  den  Tiefen 
bräunlich  schimmernder  Landschaft  und 
grünlichblauem  Himmel,  der  am  Horizont 
rötlich  gefärbt  ist. 

Bez.  auf  der  Brüstung:  •  ANTONELLVS  ■  MESSANESIS  •  P  ■ 
Das  Bild  stammt  aus  Treviso  und  wurde,  nach  Ridolfi  und 
Federici,  von  A.  für  Caterina  Cornaro  gemalt,  von  dieser 
aber  an  eine  ihrer  Damen  verschenlct,  die  sich  zu  Treviso  mit 
einem  Conte  Avogaro  vermählte.  Im  Besitze  dieser  Familie 
befand  sich  das  Bild  noch  im  Anfange  des  19.  Jahrhunderts  .*. 
Sammlung  Solly,  1821. 

Pappelholz,  h.  0,69,  br.  0,54. 


Antonello  ä'e's!:, 


des   Antonello    da 


25  Bildnis  eines  jungen  Mannes.  Vor 
schwärzlichgrünem  Grund  steht  tiefes  Rot 
in  der  Kappe  und  im  Gewand,  aus  dem  am 
Kragen  und  den  Schlitzen  der  Ärmel  das 
dunkelsaftgrüne  Untergewand  zum  Vor- 
schein kommt.  Warm  rotbraunes  Fleisch 
mit  weißlichen  Lichtern,  von  dunkelbraunen  Haaren  umgeben.   Weißer  Kragen. 


Venefiani- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

13 


Vielleicht  der  Schule  von  Murano  angehörig  . 
Pappelholz,  h.  0,38,  br.  0,50. 


Erworben  1841/42  in  Italien. 


Bll*  •  Giovanni  Bellini.  Geboren  zu  Padua  oder  Venedig  um  1430,  gestorben  zu  Venedig  den 
Cllini  29.  November  1516.  Schüler  seines  Vaters 
Jacopo,  in  Padua  [zv^schen  1450  und  1462]  unter 
dem  Einflüsse  seines  Schwragers  Andrea  Mantegna 
weiter  gebildet.  Tätig  in  Venedig,  wo  er  sich  seit 
dem  Aufenthalt  Antonellos  da  Messina  in  Venedig 
nach  dessen  Vorgang  der  Ölmalerei    zuwandte. 

1177  Maria  mit  dem  Kinde.  Leuchtendes 
Zinnoberrot  im  Mantel  der  Madonna  steht 
vor  bräunlichsaftgrüner,  nach  der  Ferne  in 
Blaugrün  übergehender,  mit  grauem  Ton 
untermalter  Landschaft  und  schwärzlich- 
blauem Himmel  mit  gelblichweißem  Hori- 
zont Wie  in  der  Landschaft  und  in  den 
Gewändern  ist  die  braune  und  grüne  Unter- 
malung auch  in  den  Schatten  des  hellocker- 
gelblichen  Fleisches,  das  besonders  in  den 
Gesichtern  durch  Rot  erwärmt  wird,  sicht- 
bar. Bräunlichkarminrotes  Gewand  Marias. 
Das  Kind  mit  rotbraunen,  im  Lichte  gelb- 
lich schimmernden  Haaren,  in  blaugrün  und 


25 


113 


Venetiani- 
scfie  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

1177 


violett  schillerndem  Kleide  mit  braunroter  Borte, 
durch  das  die  rotbraune  Untermalung  durchkommt, 
steht  auf  hellockergelber  Brüstung,  auf  der  ein  hell- 
gelber Apfel  liegt. 

Eine  der  frühesten  Arbeiten  des  Meisters.    Ein  ähnliches  Bild,  ebenfalls 
Original,  im  Museo  Civico  zu  Verona  .".  Sammlung  SoUy,  1821. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,67,  br.  0,49. 

10a  Maria  mit  dem  Kinde.  Leuchtendes  Karminrot 
des  Vorhangs  und  tiefes  Blau  in  dem  mit  goldener 
Kante  gezierten  Mantel  Marias  bilden  den  Haupt- 
kontrast. Aus  den  vollen  Farben  hebt  sich  hell  der 
warme  bräunlichockergelbe  Fleischton  mit  graugrün- 
lichen Schatten  heraus.  Maria  in  bräunlichgold- 
gelbem, karminrot  gemustertem  Brokatgewand,  aus 
dem  an  den  Armein  das  grauweiße  Hemd  hervor- 
sieht. Das  Kind  mit  rotbraunen  Haaren  trägt  ein 
dunkelblaugrünes  Kleid,  das  auf  der  Schulter  von 

dunkelbrauner,   mit   Altgold    ornamentierter   Rosette    zusammengehalten   wird.     Graue 

Brüstung. 


Bez.  auf  der  Brüstung:  lO ANNES  BELLINVS  ■  P  •  .-.  Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters  . 
ebenfalls  Original,  in  S.  Maria  dell'  Orto  zu  Venedig  -■.  Erworben  1905. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,755,  br.  0,53. 


Ein  fast  übereinstimmendes  Bild, 


28  Der  tote  Christus  mit  Engeli 


10  A 


Der  ockergelbliche,  grünlich  schimmernde  Körper 
mit  hellbrauner  Modellierung,  aus  dessen  Seiten- 
wunde rotes  Blut  fließt,  den  Schoß  bedeckt  von 
blutbeflecktem,  weißem,  in  den  Schatten  bläulichem 
Linnen,  hebt  sich  von  hellrosafarbenem  Tuch  ab. 
Das  Antlitz  mit  bläulichen  Reflexen  umrahmt  dunkel- 
rotbraunes Haar  und  etwas  lichterer  Bart.  Die 
Engel  in  grünlichgrauen  und  violettgrauen  Ge- 
wändern mit  rotbraunen  Schatten.  Rotbraunes  Haar, 
warmer  Fleischton  mit  gelbgrünen  Schatten.  Die 
Flügel  sind  weißgrau  mit  blaugrünen,  zinnoberroten 
und  grauen  Tönen.    Blaugrüner  Himmel. 

Aus   des  Meisters   früherer  Zeit   und    unter   dem   Einflüsse   des  Andrea 
Mantegna  [um  1465]  .".  Sammlung  SoUy,  1821. 
Tempera.    Pappelholz,  h.  0,82,  br.  0,66. 

1177a  Die  Auferstehung  Christi.  Vor  rötlichem 
Morgenhimmel  mit  hellroten  und  bräunlichenWolken, 
der  am  Horizont  hellgelb  gefärbt  ist  und  nach  oben 
in  tiefes  Ultramarinblau  übergeht,  schwebt  die  rosa 
bestrahlte    Gestalt    Christi    mit    rotbraunem    Haar, 


114 


weißem,   in  den  Schatten   blauem  Lendentuch 
und  weißer  Fahne  mit  zinnoberrotem  Kreuzes- 
zeichen   und    Schaft.    Die    in  bräunlichen    und 
gelbgrünenTönen  gehaltene  Landschaft,  dunkler 
in    der  Ferne,   wo    über    dem  Turm    ein    tief- 
blauer Bergzug-   auftaucht,  geht    nach  vorn  in 
blaugrünliche  und  hellgraue  Töne  über.  Weiß- 
grauer Erdboden,  auf  dem  die  hellockergelbe 
Grabplatte  liegt.    Der  Wächter  links,  der  vor 
ockergelbem    Felsen    und    bräunlichschwarzer 
Grabesöffnung  steht,  in  olivgrünem  und  licht- 
rotem Panzer,  unter  dem  der  ultramarinblaue 
Rock  sichtbar  ist,  in  gelben,  innen  zinnober- 
roten Stiefeln,  auf  dem  graublauen,  karminrot 
gefütterten    Helm    mit    goldgelbem    Beschlag 
rosarote  Federn;  der  schlafende  in  karminroter 
und    goldgelbbrauner    Rüstung    über   weißem 
Rock,  vor  grünlichgrauem  Felsen.    Der  braun- 
rote Ton  im  Körper  des  am  Boden  kauernden, 
dessen  Hüften  ein  bräunlichgelber  Schurz  umhüllt,  wiederh 
braunemGestein  lehnenden  Schild. 
Der  aufblickende  Wächter  rechts 
in   grauem  Panzerhemd,   stumpf- 
gelbgrüner    und    hellroter  Tracht 
mit  weißen  Beinkleidern  und  mit 
rotbraunem    Lanzenschaft.      Rot- 
braune   Fleischfarbe.      Die    drei 
Marien  auf  dem  Wege  zum  Grab 
in  ultramarinblauen,  violetten,  kar- 
minroten, weißen    und   zinnober- 
roten Gewändern. 


Aus  der  mittleren,  noch  von  Mantegna  beein- 
flußten Zeit  des  Meisters  [vor  1478].  Gemalt  für 
die  Kirche  S.  Michele  di  Murano  vor  Venedig 
und  zuerst  erwähnt  bei  Franc.  Sansovino,  später 
von  Ridolfi  Ijeschrieben  als  „Cima".  Erst  wahr- 
scheinlich bei  Aufhebung  des  Klosters  [1810] 
wurde  das  Bild  veräußert  und  kam  in  den  Besitz 
des  Conte  Roncaüi  zu  Bergamo.  Ehemals  dem 
Cima  da  Conepliano  zugeschrieben.  Die  Figur 
des  sitzenden  ooldaten  kommt  auf  einem  Stich 
vor,  der  dem  Mocetto  zugeschrieben  wird  .". 
Erworben  1 903. 

Pappelholz,  h.  1,48,  br.  1,28. 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 
28 


olt  sich  in  dem  rechts  an  grau- 


115 


Venetiani- 
sdie  Sdiule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


11  Maria  mit  dem  Kinde.  Maria  in  dunkelblauem 
Mantel,  der  über  das  leuchtend  weiße,  in  den 
Schatten  graue  Kopftuch  gezogen  ist,  und  tief- 
karminrotem Gewand.  Weicher  goldigbrauner 
Fleischton  mit  durchwirkendem  Grau  in  den  Schat- 
ten. Das  Kind  steht  auf  rotbrauner  Brüstung.  Vor 
gedämpft  bräunlichkarminrotem,  mit  gelben  und 
grünen  Sternen  geziertem  Teppich  und  blauer 
Luft.  Zu  den  Seiten  ist  bräunlichsaftgrüne  Land- 
schaft sichtbar. 

Bez.  auf  der  Brüstung:  lOANNES  BELLINVS  ■  .-.  Zwei  ähnliche  Ma- 
donnen in  der  Ai<ademie  zu  Venedig  [Nr.  94  mit  der  Jahreszahl  1487]  .'. 
Sammlung  Solly,  1821. 

Pappelholz,  h.  0,77,  br.  0,56. 

10  Maria  mit  dem  Kinde.  Vor  Goldgrund  mit 
eingepreßten  Nimben  und  Strahlen  Maria  in 
blauem,  innen  dunkelgelbgrünem  Mantel,  das  Kind 
in  weißem  Hemd  mit  violettgrauen  Schatten.   Auf 

den  rotbräunlichen  Ton  des  Inkarnats  ist  das  bräunlichkarminrote,  an  den  Rändern  mit 

gelben  Stickereien  gezierte  Gewand  der  Madonna  gestimmt. 

Eine  ganz  ähnliche  Darstellung,  ebenfalls  Original,  in  der  Galerie  zu  Bergamo.     Eine  Schulkopie  in  der  städtischen  Samm- 
lung zu  Treviso  .'.  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  0,54,  br.  0,42. 

06llini    Kopie  nach   Giovanni  Bellini. 

36  Darstellung  Christi  im  Tempel.    Vor  schwarzem  Grund  stehen  die  Figuren  in 
rotbraunem  Ton,  der  besonders  im  Fleisch  zum  Vorschein  kommt,  auf  den  aber  auch 

alle  roten  und  gelben  Töne  gestimmt  sind.  Über  das 
weiße  Kopftuch  Marias  ist  der  ultramarinblaue  Mantel 
gelegt,  dessen  graublaue,  braunrot  changierende  In- 
nenseite als  Unterlage  für  das  Kind  über  den  rot- 
braunen Tisch  gebreitet  ist.  Vorn  ist  ein  Stück  des 
grauvioletten  Gewandes  sichtbar.  Simeon,  der  das 
Kind  in  Empfang  nimmt,  trägt  über  grauem  Chor- 
hemd ein  grünes,  mit  lichtrotem  Besatz  verziertes 
Ornat,  aus  dem  bräunlichrote  Ärmel  hervorkommen. 
Dazwischen  erscheint  im  Mantel  Josephs  Goldgelb 
über  bräunlich  karminrotem  Gewand,  ganz  links  bräun- 
liches Karminrot  im  Mantel  der  Frau,  deren  Haar  ein 
gelblichbraunes  Tuch  umhüllt,  über  dunkelgrünem  Ge- 
wand. Der  Fleischton  in  den  Köpfen  der  Frauen 
und  dem  Körper  des  Kindes  ist  lichter  und  kühler 
als    in    den    männlichen    Figuren.     Goldene    Nimben. 


116 


Ehemals  dem  Gio.  Bellini  selbst  zuge- 
schrieben. Nach  Crowe  &  Cavalcaselle 
Kopie  von  Gio.  Mansueti.  Unter  den 
vielen  Wiederholungen  dieser  Darstel- 
lung, denen  wohl  ein  verloren  gegan- 
genes Original  BelUnis  zugrunde  liegt, 
die  beste  im  Museo  Civico  [Correr]  zu 
Venedig  .".  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  0,72,  br.  1,02. 


BIT*      •     Schule    des   Giovanni 
ellini     Bellini. 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

36 


3  Segnender  Christus. 
Kühle  silbrige  Färbung.  Vor 
hellblauem  Himmel,  der  mit 
weißen  und  grauen  Wolken 
bedeckt  ist,  und  vor  bräun- 
lich gelbgrüner  Landschaft 
mit  graubraunen  Architek- 
turen, hinter  denen  blaugraue  Bergketten  sichtbar  werden,  steht  Christus  in  stumpf- 
blauem Mantel  über  hellkarminrotem  Gewand,  das  durch  goldgelben  Gürtel  zusammen- 
gehalten wird.  Dunkelgrün  gebundenes  Buch  mit  goldgelbem  Schnitt.  Den  warmen 
bräunlichen  Ton  des  Antlitzes  umgibt  braunrotes  Haupt-  und  Barthaar.  Gelbgrünes 
Blattwerk  ragt  in  das  Bild  hinein. 

Ein  nahe  verwandtes  Bild  mit  der  ganzen  Figur  Christi  in  der  Galerie  zu  Dresden  wird  dem  Cima  zugeschrieben  .-.  Samm- 
lung Solly,  1821. 

Pappelholz,  h.  1,04,  br.  0,87. 


12  Bildnis  zweier  jungen  venetianischen  Edelleute 
wiegen.  Schwarze  Kappen  und  Schauben. 
Das  blasse  gelblichbraune  Antlitz  des 
Linken  umgibt  blondes  gelbbraunes  Haar, 
dessen  Farbe  gedämpft  im  Pelzbesatz  der 
Schaube  wiederkehrt.  Der  Rechte,  mit 
wärmerer  rotbrauner  Fleischfarbe,  kräftig 
roten  Lippen  und  schwarzem  Haar,  trägt 
über  weißem  Hemd  und  graurötlichem, 
dunkel  gemustertem  Brokatunterkleid  eine 
Schaube,  deren  schwarzgefleckter  Pelz- 
besatz von  Weiß  nach  Rotbraun  übergeht. 
Vor  dunkelbraunem  Hintergrund. 

Eine  spätere  Wiederholung  des  Bildes  im  Louvre,  mit  dem         Mj^ 
Unterschiede,  daß  hier  die   Figuren    ihre  Plätze  getauscht  ^  jf 

haben  und  vor  einen  landschaftlichen  Hintergrund  gestellt 
sind  .'.  Sammlung  Solly,  1821. 
Leinwand,  h.  0,43,  br.  0,61. 


Rotbraune  Töne    über- 


117 


Venetiarii- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


1664 


Venetianischer  Meister 


um 


1500 


1664  Bildnis  eines  Deutschen.  Vor 
grauer  Wand,  die  rechts  ein  karmin- 
roter Vorhang  verdeckt,  steht  in  warmen 
rötlichbraunen,  mit  Grau  durchsetzten 
Tönen  das  von  bräunlichockergelbem 
Haar  umgebene  Antlitz  mit  blaugrünen 
Augen.  In  schwarzer  Kappe  und  gleich- 
farbiger Schaube,  die  mit  rotbraunem 
Pelz  besetzt  ist.  Auf  der  Brust  ist  das 
weiße  goldgestickte  Hemd  sichtbar, 
dessen  gelbbraune  Borte  von  eingestickten  grünen  Ranken  mit  blauen  Blüten  durchzogen 
ist.  Durch  den  Fensterausschnitt  Ausblick  in  blaugrüne,  in  der  Ferne  hellblaue  Gebirgs- 
landschaft mit  der  Stadt  Trient  und  ultramarinblauen  Himmel  mit  weißen  und  graublauen 
Wolken.  —  Auf  der  Rückseite  der  Tafel  ist  ein  nacktes  Liebespaar  in  einer  in  grauen, 
schwarzen  und  bräunlichen  Tönen  gehaltenen  Halle  mit  goldigockergelben  Seitenfenster- 
gewänden und  altgoldenen  Profilen,  auf  gedämpft  lichtrotem  Boden  stehend,  dargesteUt. 
Helle,  ockergelbbraune  Körper  mit  grauen  Lichtern.  Das  Weib  mit  ockergelbem  Haar 
hält  einen  kleinen  Gegenstand  [Spiegel?]  in  der  Rechten.  Rechts  leuchtet  das  tiefe 
Karminrot  eines  Tuches,  das  von  leuchtend  gelbgrünem  Grunde  sich  abhebt.  Die  Dar- 
stellung ist  von  grauschwärzlichem  Fensterrahmen  eingefaßt,  auf  dessen  Brüstung  ein 
graues  Wasserglas  mit  weißen  Reflexen  und  einem  grünen  Zweig  steht. 


Sammlung  Pourtales,  Paris  1865;  Ulame,  Paris  1904  , 
aus  der  Sammlung  Rudolf  Kann,  Paris. 
Pappelholz,  h.  0,575,  br.  0,425. 


Erworben  1907 


r^ima    Giovanni  Battista  da  Conegliano,  gen.  Cima. 

V.^1111CI  Zeichnet  sichJoannes  Baptista  Coneglianensis, 
oder  bloß  Joannes  Baptista.  Geboren  vermutlich  zu 
Conegliano  1459  oder  1460,  gestorben  den  2.  [?]  September 
1517  oder  1518.  WahrscheinHch  Schüler  Bartolommeo  Mon- 
tagnas  inVicenza  [1488  dort  nachweisbar],  später  in  Venedig 
namentlich  unter  dem  Einflüsse  Gio.  Bellinis  «weitergebildet. 
Tätig  zu  Udine  und  Conegliano,  zu  Venedig  [1492 — 1516] 
und  wieder  in  Friaul. 


Maria  mit  dem  Kind  und  dem  Stifter.  Vor 
dunkler,  in  rotbraunen  und  saftgrünen  Tönen  ge- 
haltener Landschaft,  die  im  Hintergrund  von 
einem  hellgraublauen  Bergzuge  unter  goldgelbem 
Horizont  und  hellblaugrauer  Luft  mit  bräunlichen 
und  weißen  Wolken  begrenzt  wird,  sitzt  Maria 
in    dunkelblauem    Mantel    über   bräunlichweißem 


118 


Kopftuch  und  karminrotem  Gewand. 
Die  Gestalt  des  Stifters  mit  dem 
rotbraunen  Haar,  in  violettbraunem 
Gewand,  ist  auf  den  dunklen  Ton 
der  Landschaft  gestimmt.  Warme 
goldigbraune,  durch  Grau  gedämpfte 
Fleischfarbe.  Im  Hintergrunde  das 
Schloß  Colalto  bei  Conegliano. 

Bez.  auf  einem  Blättchen  in  der  Ecke  rechts  unten : 
joanes  baptista  Coneglanensis  .".  Frühes  Werk  des 
Meisters  .".  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  0,66,  br.  0,90. 

15  Heilung  des  Anianus.  Von 
lichter,  farbiger  [lichtrot,  hellgrau, 
ockergelblichweiß]  Architektur  mit  graublauen,  rotbraunen  und  gelblichen  Marmor- 
füUungen  und  graublauen  Dächern  [gemeint  ist  der  Marktplatz  von  Alexandria]  und 
von  bräunlichockergelbem  Boden  hebt  sich  die  Figurengruppe  in  tiefen  leuchtenden 
Lokalfarben,  besonders  Ultramarinblau,  Rot,  Grün  und  Rotgelb,  ab.  Der  Schuster  Anianus 
in  blauem  Kittel  mit  gelbrotem  Schurz.  Blau,  Zinnober  und  Gelbgrün  in  dem  gestreiften 
Gewände  des  Mannes  links  hinter  ihm.  Diesem  zur  Seite  ein  anderer  in  weißem,  blauge- 
mustertem Rock,  der  von  hellkarminroter  Schärpe  zusammengehalten  wird.  Auf  seinen 
Arm  legt  die  Hand  der  Zuschauer 
hinter  diesem  in  violettem,  saftgrün 
gestreiftem  Gewand  mit  gelbem  Kragen 
und  karminrotem  Unterkleid.  Markus  in 
karminrotem  Gewand  und  ultramarin- 
blauem, im  Umschlage  gelbgrün -rosa 
schillerndem  Mantel.  Sein  Begleiter 
in  graublauem  Mantel  über  gelb -rosa 
schillerndem  Gewand.  Der  vom  Rücken 
gesehene  Zuschauer  in  rotgelbem  Ge- 
wand, dem  zur  Seite  Graubraun  steht. 
Der  Reiter  auf  dunkelrotbraunem  Pferd, 
in  hellgrünem  Gewände  mit  gelbem 
Kragen  und  bräunlichzinnoberroterPelz- 
mütze.  Gedämpftes  Weiß  der  Turbane. 
Dunkelrotbraunes  Fleisch.  Hellblauer 
Himmel. 

Gemalt  um  1499.  Nach  Boschini  ehemals  in  der  Kirche 
der  Gesuati  in  Venedig.  Es  bildete  mit  drei  anderen 
Gemälden  von  verschiedenen  Meistern  einen  Zyklus, 
der  das  Leben  des  hl.  Markus  zum  Gegenstand  hatte. 
Eine  Zeichnung  zum  Giebelschmuck  im  Berliner  Kupfer- 
stich-Kabinett  .".  Ganz  links  unten  als  Reste  der  Be- 
zeichnung: TA  AP  .•.  Sammlung  Solly,  1821. 
Papp. 'holz,  h.  1,72,  br.  1,35. 


Venefiani- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


15 


119 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


2  Thronende  Maria  mit  dem  Kind  und  die 
hl  1.  Petrus,  Romualdus,  Paulus  und  Bruno. 
Bunte  Lokalfarben  in  heller  Sonnenbeleuchtung. 
Vor  g-elbgrünem  Teppich  und  hellblauer  Luft 
mit  weißen  Wolken,  auf  ockergelblichem  Marmor- 
thron mit  goldgelber  Bekrönung,  braunroten 
Füllungen  und  violettgrauem,  von  rötlichbraunen 
Säulen  eingefaßtem  Sockel  über  sonnig-ocker- 
gelben Stufen,  thront  Maria,  mit  weißem  Kopf- 
tuch, in  karminrotem  Gewand,  das  ein  hellblauer 
Gürtel  zusammenhält,  und  ultramarinblauem  [im 
Umschlag  gelbgrün -rosa  schillerndem]  Mantel. 
Goldgelbe  Haare  des  Kindes.  Grünlichgraue 
Fleischschatten.  Links  stehen  Petrus  in  gold- 
gelbem Mantel  über  hellblauem  Gewand  mit 
einem  Buch  in  blaugrünem  Einband  und  Ro- 
mualdus in  gelblich  weißer  Ordenstracht,  mit 
schwärzlichen  Schatten,  beide  mit  dunkelrot- 
braunem Inkarnat,  rechts  Paulus  in  hellkarmin- 
rotem Mantel  über  grünem  Gewand,  einen  gelb- 
lichen Pergamentband  mit  violettem  Schnitt 
haltend,  und  Bruno  in  gelblichweißer  Tracht,  in 
zinnoberrotem  Buche  lesend,  beide  mit  grau- 
brauner Fleischfarbe.  Die  ockergelbliche  Architektur  ist  oben  grau  beschattet.  Das 
goldene  Mosaik  der  Kuppel  zeigt,  der  Darstellung  in  der  Vorhalle  von  S.  Marco  nach- 
gebildet, die  Geschichte  Josephs  in  gedämpften  Farben. 

Bez.  auf  dem  Blättchen  an  den  Stufen  des  Thrones:  Joannis  bapiste  Coneglianesis  opus  .'.  Aus  der  mittleren  Zeit  des  Meisters 
[um  1495  ].    Das  Bild  befand  sich  ehemals  auf  der  Insel  S.  Michele,  zwischen  Venedig  und  Murano,  und  hing  zu  Boschinis  Zeiten 
in  der  Sakristei  der  Camaldulenserkirche  .'.  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  2,06,  br.  1,35. 

17a  Küstenlandschaft  mit  zwei  kämpfenden  Männern.  Die  rotbraune  Untermalung 
durchdringt  das  Saftgrün  der  Rasenfläche  im  Vordergrund  und  des  Bergrückens  im  Mittel- 
grund.   Links  führt  ein  ockergelber  Weg   zum  Meeresstrand,   an   dem   ein  schwärzlich- 

^  braunes  Schiff    liegt.     Der    hellblaue 

Himmel  wird  von  durchsichtig  blau- 
grünen Gebirgen  begrenzt. Gedämpftes 
Zinnoberrot, Goldgelb  und  Dunkelblau 
in  den  Gewändern  der  kämpfenden 
Männer,  Weiß  im  Kleide  des  Flöten- 
spielers. 

Früher  in  der  Ashburnham -Sammlung  zu  London  -■. 
Vielleicht  ursprijnglich  als  Schmuck  eines  venetia- 
nischen  Prachtmöbels  gemalt  .*.  Erworben  1901  aus 
dein  englischen  Kunsthandel. 

Pappelholz,  h.  0,32,  br.  0,53. 


120 


17  Maria  mit  dem  Kinde.  In  der  kühlen  Ge- 
samtstimmung herrscht  Blau  vor.  Die  braune 
Untermalung'  wirkt  im  Fleisch  mit  Grau  zu- 
sammen. Das  graublaue,  in  den  Lichtern  hell- 
gelbe Kopftuch  Marias,  unter  dem  ein  durch- 
sichtiger, weißer,  mit  blauen  Blumen  bestickter 
Schleier  liegt,  fällt  über  das  karminrote  Gewand 
herab,  aus  dem  hellblaue,  rosa  schillernde  Ärmel 
hervorkommen.  Der  dunkelultramarinblaue 
Mantel  schillert  im  Umschlag  gelbgrün  und  rosa. 
Das  Kind  hält  einen  braunen  Stieglitz  mit  kar- 
minroter Brust.  Bräunlichgrauer  Marmorsitz. 
Vor  grüner  Landschaft  mit  bräunlichen  Einzel- 
heiten und  graublauer  Ferne  unter  goldocker- 
gelbem Horizont  und  hellultramarinblauem 
Hinimel  mit  weißgrauen  Wolken.  Braunrote 
Brüstung   im  Vordergrund.    Goldene   Nimben. 

Bez.  auf  der  Brüstung:    •  lOVANNESBAPTISTA  ■  CONEIS  •  P    .-.    Aus  der  späteren  Zeit  des  Meisters    .-.    Eine  kleinere 
Originalwiederholung  mit  einigen  Veräriderungen  in  der  National  Gallery  zu  London  .*.  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  0,62,  br.  0,51. 


Venetiani- 
s<Jie  Sdiule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


V^irnS    Schule  des  Cima  da  Conegliano. 

44a  Maria  Magdalena  von  Engeln  emporgetragen.  Vor  ultramarinblauem  Himmel, 
der  nach  unten  zu  in  einen  graueren  Ton  übergeht,  schwebt  Magdalena,  ganz  eingehüllt 
in  bräunlichgoldgelbes  Haar,  auf  dessen  Farbe  das  in  ockergelblichbraunen  und  grauen 
Tönen  gehaltene  Fleisch  gestimmt  ist,  getragen  links  von  Engeln  in  grauweißen,  rötlich- 
gelbgrün  schillernden,  und  grünen,  rechts  von  Engeln  in  karminroten,  goldgelben  und 
graublauen  Gewändern,  mit  graublauen,  karminroten,  grünen  und  weißgrauen  Flügeln. 
Das  Fleisch  der  Engel  ist  im 
Gegensatze  zur  Heiligen  in 
lichterem,  ockergelbbräun- 
lichem Ton  gehalten. 

Wohl  Ausschnitt  aus  einem  größeren  Bilde .'. 
Sammlung  Solly,  1821. 

Leinwand  auf  Holz,  h.  0,95,  br.  1,23. 


Cl ^-.  „    Nachfolger    des  Giovanni 
"1'"   Battista    da    Conegliano, 
gen.  Cima. 


42  Die  hll.Lucia,  Magdalena 
und  Katharina.  Kühle,  nach 
Graublau  neigende  Gesamt- 
färbune     Lucia  in  hellblauem 


121 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


Gewand  mit  hellkarminrot  geschlitzten,  im  Um- 
schlag weißen  Ärmeln  und  hellkarminrotem 
Mantel,  auf  grauem  Sockel.  Die  Farben  in 
den  Gewändern  der  Seitenfiguren  sind  ge- 
dämpfter: Magdalena  in  mattgoldgelbem  Mantel, 
graublauem,  in  den  Lichtern  rosafarbenem  Ge- 
wand mit  dunkelkarminrotem  Besatz  und  gelb- 
grün gefütterten  Armein,  einen  grauen  Kelch 
in  den  Händen;  Katharina  in  hellkarminrotem 
Gewand  mit  ultramarinblau  gefütterten  Armein 
unter  gelbgrünem,  innen  mattgelbem  Mantel, 
ein  hellkarminrotes  Tuch  um  das  Haar  ge- 
wunden. In  dem  ockergelblichen  Fleischton 
wirken  graue  Töne  mit.  Braunes  Haar.  Licht- 
roter Boden  und  graue  Pfeiler,  mit  dunkel- 
braunen Füllungen,  zwischen  denen  der  Be- 
schauer in  bräunlichsaftgrüne  Landschaft  mit 
ultramarinblauem  See  und  Gebirgen  unter  gold- 
gelbem Horizont  und  blauem  Himmel  mit  bräunlichgrauen  Wolken  blickt. 

Sammlung  Solly,  1821 


Leinwand,  h.  1,38,  br.  1,19. 


l\/r  QWi  silfi    Marco    Marziale.    Geboren    zu  Venedig.   Tätig    nach    urkundlicher  Nachricht  seit  1489  und 
iVldl  Z.lClxC    nach    dem    Datum    auf    unserem    Bilde    bis  1507.    Vermutlich   Schüler    Gentile    Bellinis,    an- 
scheinend von  Dürer  beeinflußt.    Tätig  zu  Venedig  [  1492  in  der  Sala  del  Maggior  Consiglio  beschäftigt, 
1493  Mitglied  der  Scuola  grande  di  S.  Marco],  einige  Zeit  zu  Cremona  [seit  etwa  1500  bis   1507]. 

1  Christus  inEmaus.  Ockergelb  im  Erdboden  mit  schwärzlichgrünen  Gräsern,  im  Mittel- 
grund untermischt  mit  hellem  Gelbgrün,  Graublau  in  der  Ferne  unter  gelblichem 
Abendhimmel,  der  nach  oben  in  Hellblau  übergeht,  mit  zinnoberroten  Wolken,  um- 
rahmt von  schwärzlichgrünem  Laub,  die- 
nen den  meist  nach  Grau  gebrochenen 
Farben  in  den  Gewändern  der  Figuren 
als  Hintergrund.  Die  kräftigsten  Farben 
sind  in  der  Gewandung  Christi  vereinigt: 
Blau  im  Mantel,  Zinnoberrot  im  Gewand, 
das  ein  graublaues  Untergewand  deckt. 
Der  Jünger  1.  mit  grauem  Hut,  in  gelb- 
grünem Gewand  unter  goldgelbem  Man- 
tel, dessen  Farbe  im  Mantel  des  Jüngers 
r.  wiederkehrt  neben  Graublau  in  den 
Ärmeln.  Neben  Weiß  [Tischtuch]  und 
Grau  ist  überall  Schwarz  verstreut:  im 
Mantelkragen  Christi,  des  Jüngers  r.,  dem 
Gewände  des  Stifters,  das  unter  karmin- 


122 


roter,  mit  bräunlichgrauemPelz  besetzter 
Schaube  sichtbar  ist,  der  Kappe  des  in  rosa 
schillerndes  Grün  gekleideten  Knaben 
[anscheinend  des  Sohnes  des  Stifters], 
den  Stiefeln  derjünger.  Rotbraunes  Haar. 

Bez.  unten    rechts    auf    einem    Blättchen:     MARCHUS 
MARZIALVENETVS  •  P  ■  M  ■  D  ■  VII  •  .•.  Eine  ähnliche 
Darstellung  des  Meisters,  bez.  und  dat.  1506,  in  der  Aka- 
demie zu  Venedig  .'.  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  1,19,  br.  1,43. 

S6  Christus  in  Emaus.  Von  gelbgrü- 
nem Vorhang  und  weißer,  rotgestreifter 
Wand  r.  heben  sich  die  Figuren  in  lichten, 
bunten  Farben  ab.  Christus,  mit  rotbrau- 
nem Haar,  in  hellkarminrotem  Gewand  und  hellblauem,  im  Umschlag  bräunlichgrauem 
Mantel.  Hellblau  kehrt  wieder  im  schwärzlichgrün  gestreiften  Rock  mit  hellrotem  Kragen 
der  Figur  r.  daneben,  Hellkarmin  im  Mantel  des  1.  sitzenden  Jüngers  über  goldgelbem 
Gewand.  Der  Jünger  r.  in  grünem,  innen  zinnoberrotem  Mantel  über  ockergelbem  Ge- 
wand, dessen  Farbe  sich  im  Gewände  des  Mannes  mit  karminroter  Kopfbedeckung,  1. 
neben  Christus,  wiederholt.  Weiß  im  Tischtuch,  auf  dem  blaugrüne  Becher  und  Kanne 
stehen,  und  den  Kopftüchern  der  beiden  r.  sitzenden  Gestalten.  Weiße  und  schwärzlich- 
grüne Bodenfliesen. 

Offenbar  Kopie  nach  einem  verschollenen  Original  Gio.  Bellinis.    S.  Monaco,  Raccolta  di  opere  scelte  II,  91    .".    Erworben 
aus  dem  Londoner  Kunsthandel  .".  Sammlung  James  Simon     .■.     Pappelholz,  h.  0,43,  br.  0,55. 

D'i.!    Marco  Basalt  i.    Von  griechischen  Eltern  geboren  im  Venezianischen.    Geburts-  und  Todesjahr 
Udo  dl  LI    unbekannt.    Schüler  und   Gehilfe  des  Alvise  Vivarini,  dann  vermutlich  des  Gio.  Bellini.  Tätig  zu 
Venedig  von   1490  bis  mindestens   1521. 

6  Klage  um  den  Leichnam  Christi.  Hell  beleuchtet  stehen  die  Figuren,  in  buntfarbige 
Gewänder  gekleidet,  hart  vor  schwarzem  Grund.  Ockergelblichgrauer  Fleischton,  rot- 
braun in  den  Köpfen  der  drei  Männer.  Dunkelrotbraune  Haare.  Den  Schoß  Christi 
verhüllt  ein  weißes  Tuch.  Maria  in  hellultramarinblauem  Mantel  über  karminrotem  Ge- 
wand, dessen  Farbe  im  Mantel  des  Johannes  über  violettblauem  Gewand  wiederkehrt. 
Links  Nikodemus  in  goldgelbem, 
mit  graubraunem  Pelz  besetztem 
Mantel,  r.  Magdalena  in  grünem 
Kleid, hinter  ihrjoseph  vonArima- 
thia  in  ultramarinblauem  Mantel. 

Von  einer  alten  goldenen  Inschrift  finden  sich 

oben  rechts  noch  die  Reste :  •  lOAN '  ■  I  '  B 1  ■ 

P  *  .'.  Aus  der  frühen  Zeit  des  Meisters  .". 
Eine  solche  Komposition  von  Basaiti  wird  von 
Boschini  u.a.  in  einer  Cappellina  inS.  Francesco 
della  Vigna  zu  Venedig  erwähnt,  wo  sie  sich  bis 
1819  befand  .'.  Gehört  zu  den  häufigen  Wieder- 
holungen der  Beweinung  Christi  [mit  Verände- 
rungen], welche  zumeist  auf  den  Namen  Gio. 
Bellinis  getauft  sind,  aber,  sämtlich  von  Schülern 
oder  Nachfolgern  des  Meisters  ausgeführt,  wohl 
auf  ein  verschollenes  Werk  Bellinis  zurück- 
gehen .*.  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  0,60,  br.  0,86. 


Veneiiani- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

S6 


123 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


1262  Maria  mit  dem  Kinde.  Kühle  Färbung.  Lichtes 
graubräunhches  Fleisch.  Das  Kind  hebt  sich  von  dem 
ultramarinblauen,  im  Umschlage  grünen,violett  schillern- 
den Mantel  ab,  der  das  tiefkarminrote  Gewand  Marias 
deckt.  Der  leuchtend  grüne  Vorhang  ist  hinter  dem 
weißen  Kopftuche  Marias  umgeschlagen,  so  daß  die 
tiefkarminrote  Rückseite  sichtbar  ist.  Unter  weißlich- 
blauem Himmel  bräunlichsaftgrüne  Landschaft  mit 
hellblauer  Ferne. 


Bez.  rechts  unten:  MARCHO  BAXAITI  • 
Pappelholz,  h.  0,63,  br.  0,47. 


.  Sammlung  Solly,  1821. 


37  Der  hl.  Sebastian.    Der  goldigbraune  Körper  des 
Heiligen,  dessen  Haupt  dunkelrotbraunes  Haar  um- 
gibt,  steht,    an  graue  Säule   gefesselt,   auf   lichtroter 
Terrasse,   die   mit  dunkelolivgrünen    und  rotbraunen 
Fliesen    belegt    ist.     Die    Landschaft   ist    in    dunkel- 
bräunlichem Ton  gehalten,  mit  gelbgrünen  Hängen,  rotbräunlichem  Gemäuer  und  bräunlich- 
saftgrünen Büschen.    Als  belebende  Farbe  dient  blasses  Blau  im  Hüftschurz  des  Heiligen, 
in  dem  von  grauweißen  Wolken  bedeckten  Himmel  und  im  Spiegel  des  Flusses. 

Bez.  auf  derPlinthe  der  Säule:  ■  MARCVS  BASAITI  ■  P  ■  .-.  Eine  kleinere  Ori- 
ginalwiederholung mit  geringen  Abweichungen  in  der  Galerie  Dorta  zu  Rom. 
Eine     zweite    ganz     verwandte     Darstellung    in    S.   Maria    della    Salute    zu 
Venedig  .".  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  2,17,  br.  1,02. 

B'i*    Pseudo  -  Basaiti.    So  wird  neuerdings  ein  dem  Basaiti 
"^•ÜLl    verwandter  anderer  Schüler  Bellinis  genannt,  dessen  Werke 
früher  unter  dem  Namen  Basaitis  gingen. 

4  Beweinung  Christi.  Mit  graubrauner  Modellierung 
und  dunklem,  rötlichbraunem  Haar  stehen  sonnenbe- 
leuchtet die  Körper  vor  blauem  Himmel.  Goldigocker- 
gelb leuchtet  der  Körper  Christi,  dessen  Schoß  ein  grau- 
weißes Tuch  verhüllt;  in  dunklerem  rotbraunem  Ton  ist 
das  Inkarnat  Marias  und  Johannis  gehalten.  Über  dem 
weißen,  in  den  Schatten  grauen  Kopftuch  Marias 
liegt  der  dunkelultramarinblaue  Mantel,  unter  dem  das 
gedämpft  karminrote  Gewand  sichtbar  ist.  Ultramarin- 
blau kehrt  wieder  im  Gewände  des  Johannes  unter  leuch- 
tend gelbgrünem,  im  Umschlag  hellkarminrotem  Mantel 

Die  vielfach  in  Wiederholungen  und  Kopien  vorkommende  Darstellung  geht 
wohl  auf  ein  Original  aus  der  Spätzeit  des  Gio.  Bellini  zuriick  .'.  Sammlung 
Solly,  1821. 

Pappelholz,  h.  0,68,  br.  0,86. 

20  Altartafel  in  vier  Abteilungen.  Untere  Ab- 
teilungen. Kühle,  auf  Grau  gestimmte  Färbung.  Links: 


124 


Der  hl.  Hieronymus,  in  silbergrauem 
Gewand,  karminviolettem  Mantel  und 
zinnoberroter  Kappe,  mit  gelbbräun- 
lichem Schriftband.  In  der  Mitte:  Jo- 
hannes d.  T.  mit  dunkelrötlichbraunem 
Haar,  in  leuchtend  gelbgrünem,  im 
Schatten  smaragdgrünem  Mantel  über 
schiefergrauem  Gewand.  Rechts: 
Der  hl.  Franziskus,  in  gelblichgrauer 
Kutte,  von  der  sich  ein  braunrotes 
Buch  mit  hellgelbem  Schnitt  abhebt. 
Die  Häupter  umgeben  gelbbraune 
Nimben.  Die  Gestalten,  mit  dunkelrot- 
braunem, mit  Grau  gedämpftem  Fleisch- 
ton, stehen  vor  heller,  sonniger  Land- 
schaft nnd  werfen  graublaue  Schatten  auf  den  grauen  und  ockergelblichen  Steinboden. 
Hellgrüne  Wiese  vor  grau-  und  hellblauer  Ferne  und  weißlichblauem  Himmel  mit  graublauen 
Wolken.  —  Obere  Abteilung:  Maria  mit  dem  Kind  und  die  hll.  Katharina  von  Siena 
und  Veronika.  Vor  dunkelgrünem  Teppich  mit  roter  Kante  und  ultramarinblauem  Himmel 
mit  weißen  Wolken  sitzt  Maria  in 
weißem  Kopftuch,  blauem,  innen 
gelbgrünem  Mantel  über  schwärz- 
lichkarminrotem Gewand.  Sie  stützt 
die  Linke  auf  ein  bräunlichrotes 
Buch.  Katharina  mit  weißem  Kopf- 
tuch, das  über  die  schwarze  Tracht 
fällt,  und  braunrotem  Kreuz.  Vero- 
nika mit  hellzitrongelbem  Kopftuch, 
in  karminrotem  Mantel  über  oliv- 
grünem, rötlich  schimmerndem  Ge- 
wand. Lichtes  bräunlichgraues  In- 
karnat.   Gelbbraune  Nimben. 


Nach  Boschjni  [1674],  der  es  als  ein  Werk  Cimas 
aufführt,  befand  sich  das  Bild  noch  im  17.  Jahr- 
hundert auf  der  Insel  S.  Cristoforo  zwischen  Vene- 
dig undMurano.  Es  ist  das  Werk  eines  dem  Marco 
Basaiti  verwandten,  von  Dr.  Ludwig  ,,Pseudo- 
Basaiti"  benannten  und  in  seiner  Eigenart  charak- 
terisierten Künstlers,  eines  dem  Namen  nach  un- 
bekannten Gehilfen  Gio.  Bellinis.  Er  ist  mit  Andrea 
Busati  identifiziert  worden,  von  dem  sich  ein  be- 
zeichnetes Bild  in  der  Akademie  zu  Venedig  be- 
findet. Eine  Originalzeichnung  zum  hl.  Hierony- 
mus im  Louvre.  Kopie  der  Mitteltafel,  angeblich 
von  Mocetto,  in  der  Galerie  zu  Budapest  .*.  Samm- 
lung Solly,  1821. 

Pappelholz,  obere  Abteilung  [später  ver- 
breitert], h.  0,47,  br.  1,64;  jede  der  unteren 
h.  0,93,  br.  0,37. 


Veneiiani- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


20 


125 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


TZ)'  1        Francesco    Bissolo    [Bissuolo].      Geburtsjahr    un- 

UläoUlU   bekannt,  gestorben  den  2.  April   1554.     Angeblich  von 

Geburt  Trevisaner.   Schüler  des  Giovanni  Bellini.  Tätig  zu  Venedig 

seit  1492  [in  diesem  Jahr  im  großen  Ratssaale  des  Dogenpalastes 

beschäftigt,  wahrscheinlich  als  Vergolder]. 

43  Auferstehung  Christi.  Christus  mit  dunkel- 
braunem Haar,  den  goldigbräunlichen  Körper  umhüllt 
von  dem  schimmernd  weißen  [in  den  Schatten  grauen] 
Tuch,  mit  weißer,  von  rotem  Kreuzeszeichen  durchzo- 
gener Fahne  an  rotem  Schaft,  steht  auf  gelblichweißem 
Sarkophag,  vor  kräftig  grün,  rotbraun  und  in  der  Ferne 
dunkelultramarinblau  gefärbter  Landschaft  und  gold- 
gelbem Morgenhimmel,  der  nach  oben  zwischen  grauen 
Wolken  in  Hellblau  übergeht.  Der  Wächter  vorn  in 
grauer  Rüstung,  rotgelben  Ärmeln  und  bräunlichroten 
Beinkleidern  ruht  auf  gelbgrünem  Rasen  und  ocker- 
gelbbrauner Bodenerhöhung.  Am  Sarkophag  lehnt  der 
saftgrüne  Schild  mit  weißem  Streifen  und  rotgelber 
Verzierung.  Bräunliches  Rot,  Rotgelb  und  Grün  kehren 
im  Gewände  des  auffahrenden  Wächters  wieder.  Rot- 
braune Fleischfarbe,  dunkelbraune  Haare. 

Sammlung  Solly,  1821. 

Pappelholz,  h.  1,82,  br.  0,86. 


Ir-irroT->  of IC    Petrus    de    Inganatis, 
illgdliailb    ln„anadi   oder  d'Ingan 


venetianisch    Piero     de 
ganai.    Geburts-  und  Todes- 
jahr  unbekannt.    Von   1529  bis  1547  als  Maler  erwähnt.    Wahr- 
scheinlich  Schüler  des  Francesco  Bissolo. 

41  Maria  mit  dem  Kind  und  vier  Heilige.  Sonnig-gelbbrauner  Fleischton  vor  hell- 
blauer Luft.  Maria,  mit  violettem  Kopftuch,  in  karminrotem,  von  violettem  Gürtel  zu- 
sammengehaltenem Gewand  und  dunkelblauem  Mantel  mit  goldgelbem  Umschlag. 
Johannes  d.  T.  in   graubraunem  Kittel   und  leuchtend  gelbgrünem   Mantel;    die   Heilige 

dazwischen  in  grauviolettem,  gold- 
gelbgemustertem Gewand,  über 
dem  ein  zinnoberroter  Mantel  liegt. 
Der  hl.  Antonius  von  Padua  in 
grauschwarzer  Tracht,  von  der  sich 
das  rotbraune  Buch  abhebt;  Mag- 
dalena in  goldgelbbraunem,  kar- 
minrot gemustertem  Gewand  und 
gelbgrünem,  rötlich  schillerndem 
Mantelumschlag. 

Bez.  auf  der  Brüstung:  PETRVS  ■  DE  ■  INGANA- 
TIS ■  P  ■  .*.  Außer  dem  Berliner  Bilde  trägt  noch 
eins,  das  sich  in  der  Galerie  Manfrin  zu  Venedig 
befand,  diese  Bezeichnung.'.  Sammlung  Solly, 1821. 
Pappelholz,  h.  0,68,  br.  1,00. 


126 


Unbekannter  Meister 

vom  Beginne  des 

16.  Jahrhunderts 

[jetzt  als  Pseudo-Boccaccino 
bezeichnet] 

1424  Maria  mit  dem  Kind, 
Joseph  und  die  hl.  Lucia.  Vor 
schwärzlicher  Wand  und  leuchtend 
gelbgrünem  Teppich  stehen  bunte, 
leicht  bräunlich  getönte  Lokalfarben: 
Ultramarinblau  im  Mantel,  bräun- 
liches Zinnoberrot  im  Gewände 
Marias,  Rosa  im  Gewände  Josephs  und  Goldgelb  in  dessen  Mantel  und  dem  Mantel  der 
hl.  Lucia,  unter  dem  der  zinnoberrote  Ärmel  hervorkommt.  Grün  wiederholt  sich  in  der 
Decke,  auf  der  das  mit  zinnoberroter  Korallenkette  und  Armbändern  geschmückte  und 
mit  grauviolettem  Gewand  und  weißen  Ärmeln  bekleidete  Kind  auf  weißem  Kissen  sitzt. 
Die  Glanzlichter  des  dunkelbraunroten  Haares  der  Maria  sind  mit  Gelb  aufgesetzt.  Das 
Fleisch  Marias  ist  gelblichbraun  mit  rosigen  Tönen,  rotbraun  in  der  graubärtigen  Gestalt 
Josephs,  grauer  in  Hand  und  Antlitz  der  Heiligen,  die  zwei  Augen  auf  einer  Platte  trägt. 
Saftgrüne  Landschaft  mit  rotbraunen  Felsen  und  hellblauer  Ferne.  Hellblauer  Himmel 
mit  gelblichem  Horizont. 

Von  diesem  dem  Namen  nach  unbekannten  Künstler,  der    neben   lombardischen  Anregungen  von  Solario  u.  a.  auch  den  Ein- 
fluß Giovanni  Bellinis  zeigt,  kommen  mehrfach  Gemälde  vor,  z.  B.  die  Fußwaschung  Christi  von  1500   in  der  Akademie  zu 
Venedig,  in  der  Galerie  zu  Neapel  eine  Madonna  zwischen  zwei  Stiftern  und  im  Kaiser  -  Friedrich  -  Museum  zu  Berlin  [Nr.  1 550, 
im  Vorrat  ]  der  Engel  der  Verkündigung  [auf  der  Rückseite  der 
Tafel  ist  Johannes  d.  Ev.  dargestellt]  .".Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  0,57,  br.  0,74. 


Venetianische  Schule  um  1500 

S9  Bildnis  eines  jungen  Mannes.  In 
schwarzen  und  rotbraunen  Tönen.  Das  röt- 
liche Gesicht  mit  braunen  Augen  ist  von 
schwärzlichbraunem  Vollbart  und  rotbraunem 
Haupthaar  mit  ockergelben  Lichtern  umgeben. 
Schwarzgraues  Gewand  und  schwarze  Kappe 
vor  dunkelgrauem  Grund. 


Erworben  aus   dem   Pariser  Kunsthandel 
Simon  .  ,   Pappelholz,  h.  0,29,  br.  0,25. 


Sammlung   James 


Venetiani- 
sche Schute 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

1424 


S9 


127 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

19 


Catena 


VincenzodiBi- 
ag^io,  genannt 
Catena.  Geboren  zu  Ve- 
nedig, Geburtsdatum  unbe- 
kannt, gestorben  daselbst  im 
Dezember  1531.  Unter  dem 
Einflüsse  Giovanni  Bellinis 
ausgebildet.  Tätig  zu  Ve- 
nedig. 

19  Maria  mit  demKind, 
Joseph,  die  hll.  Jo- 
hannes d.  T.,  Katha- 
rina, Antonius  von 
Padua  und  derStif- 
ter.  In  kühlen  kreidigen 
Farben,  mit  lichtem  rot- 
bräunlichem Inkarnat  stehen  die  Figuren  vor  tiefschwarzem  Grund.  Maria  mit  weißem 
Kopftuch,  in  hellultramarinblauem,  innen  gelbgrünem  Mantel  über  blaßrosafarbenem 
Gewand,  das  nach  dem  helleren  Gürtel  zu  in  ein  kräftiges  Karminrot  übergeht.  Am 
Halsausschnitt  ist  das  weiße,  mit  goldgelber  Bordüre  gezierte  Hemd  sichtbar.  Joseph 
in  bräunlichgoldgelbem  Mantel  über  hellblauviolettem  Gewand.  Dazwischen  tritt  Gelb- 
grün im  Mantel  Johannis  d.  T.,  dem  rechts  Hellrot  im  Gewände  Katharinas  unter  grau- 
blauem Mantel  entspricht.  Antonius  von  Padua  in  dunkelgrünem,  mit  hellrotem  und 
hellultramarinblauem  Besatz  geziertem  Ornat  über  blaugrauer  Kutte  und  weißer  Mitra 
mit  goldgelbem  Besatz  empfiehlt  den  in  grauschwarzes  Gewand  gekleideten  Stifter,  mit 
dunkelbraunem  Haar. 

Sammlung  Solly,  1821      .".     Leinwand,  h.  0,87,  br.  1,52. 


32 


32  Bildnis  des  Grafen  Raimund  Fugger. 
Vor  hellgrauem  Grund  in  grauschwarzer 
Sammettracht,  die  durch  graubraunen  Gürtel 
zusammengehalten  wird,  mit  helleren  grauen 
Ärmeln,  weißem  Hemd  und  schwarzem  Barett. 
Das  ockergelbliche  Inkarnat,  mit  roten  Tönen 
in  den  Wangen,  erscheint,  umgeben  von 
Schwarz  und  Grau,  warm  und  blond.  Grau- 
blaue Augen.    Rötlichbrauner  Bart. 

Aus  der  späteren  Zeit  des  Meisters  .■.  Wahrscheinlich  das  Bildnis, 
das  Vasari  in  Venedig  sah,  wo  sich  Rainnind  Fugger  [1489  bis 
1535],  ein  GUed  der  bekannten  Augsburger  Bankierfaniilie,  als 
einer  der  angesehensten  deutschen  Kaufleute  aufhielt.  1530  von 
Karl  V.  in  den  Grafenstand  erhoben,  war  er  der  Begründer  der 
[älteren]  Raimundus- Linie  des  Hauses  .•-  Erworben  1841. 
Leinwand,  h.  0,75,  br.  0,63. 


128 


57  JungfeVenetianerin  als  Magdalena.  Gegen 
goldigbräunliches  Fleisch  und  stumpfrotbraunes, 
am  Hinterkopf  von  goldgelbem  Netz  zusammen- 
gefaßtes Haar,  von  dem  sich  zwei  hellbraune 
Locken  loslösen,  steht  tiefes  Ultramarinblau  im 
Mantel  vor  grauem  Grund.  Graue  Augen.  Goldener 
Nimbus.  Vorn  schneidet  in  das  Bild  die  graue 
Salbbüchse  ein. 

Erworben  im  Florentiner  Kunsthandel  .*.  Sammlung  James  Simon. 
Pappelholz,  h.  0,33,  br.  0,26. 

58  Catena?  Bildnis  einer  jungen  Frau.  Die 
Figur  ist  in  hellen  silbergrauen  Tönen  gehalten 
vor  schwarzem  Grund.  Rosiges  Fleisch  mit  röt- 
lichen Wangen  und  Lippen  und  graublauen  Augen. 
Das  hellblonde,  weißlich  schimmernde  Haar  ist 
rückwärts  von  einem  grauweißen  Schleiertuch  um- 
wunden. In  grauweißem  Kleid  mit  dunkleren  grauen  Mustern  und  gelben  Gold- 
stickereien auf  den  Ärmeln  und  am  Brustausschnitt. 

In  der  Stickerei  am  Ausschnitt  wiederholen  sich  verschlungen  die  eingestickten  Buchstaben  MC  oder  CM,  die  wohl  den 
Namen  der  Dargestellten  andeuten  /.  Die  Autorschaft  Catenas  ist  bestritten,  die  gleichfalls  vorgeschlagene  Bestimmung 
als  Jacopo  de'  Barbari  ergibt  sich  schon  aus  dem  späten  Kostüm  als  irrtümlich  .'.  Erworben  im  Pariser  Kunsthandel  /. 
Sammlung  James  Simon. 

Pappelholz,  h.  0,40,  br.  0,31. 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

S7 


SCHULE  VON  BERGAMO 


Santa  Croce  llT 


cesco  da  Santa  Croce.    Nach  dem  Vater  Francesco  di  Simone.     Zeichnet 

Franciscus    de    Santaf.     Geboren    zu    Santa    Croce    im    Brembotal,    unweit 

Geburtsjahr     unbekannt,     gestorben     Ende 


Bergamo 

Oktober  1508    zu  Venedig.     Schüler  Gio.  Bellinis,   unter 

dem  Einflüsse  der  Nachfolger  Bellinis  ausgebildet.    Tätig 

in    der    Umgegend  von    Bergamo    und    vornehmlich    zu 

Venedig. 

22  Anbetung  der  Könige.  Der  buntfarbige 
Gesamteindruck  des  Bildes  ist  durch  leuch- 
tende kräftige  Lokalfarben  erzielt,  die  in  breiten 
Flächen  nebeneinander  stehen.  Ultramarin- 
blau, Gelb  und  Rotgelb  sind  die  Hauptfarben 
vor  dunkelbrauner  Wand  und  kühler  bräunlich- 
grüner Landschaft.  Blau  im  Mantel  Marias  kehrt 
wieder  in  den  Gefäßen,  welche  die  Könige 
darreichen,  dem  Band,  das  den  hellkarminroten 
und  goldgelben,  braunrotgestreiften  Turban 
des  Mohrenkönigs  durchschlingt,  in  den  fernen 
Gebirgen,  dem  Fluß  und  dem  Himmel,  grauer 
in  den  Ärmeln  des  Mohrenkönigs,   in   dessen 


S8 


129 


Schule  von 
Bergamo  im 
XV.  Jahr- 
hundert 


Untergewand  und  dem  mit 
rotbraunem  Pelz  besetzten 
Gewände  des  knienden  Kö- 
nigs; Gelbgrün  in  dem  1. 
rankenden  Efeu,  dem  Mantel- 
umschlag der  Madonna; 
Dunkelgrün  in  der  Kopfbe- 
deckung des  hinteren  Königs, 
die  von  gelbem,  im  Schatten 
rotbraunem  Tuch  umwunden 
ist,  und  des  Mohrenkönigs 
Obergewand,  aus  dem  gelb- 
rote Ärmel  hervorkommen. 
Rotbraunes    Inkarnat,    zarter 

und  weißlicher  in  der  Madonna  und  dem  Kinde.    Auf  saftgrün  bewachsenem  Felsen 

liegt  eine  hellgraue  Burg  mit  zinnoberroten  Dächern. 

Bez.  links  an  der  Wand  auf  einem  Blättchen :  FRANCISCVS  DE  SANTA  4-  •  F  •  .-.  Nach  einem  Originale  Mantegnas  [früher 
bei  Lady  Ashhurton,  London  ]  .■.  Eine  Wiederholung  von  Santa  Croce  selbst  in  der  Eremitage  zu  St.  Petersburg,  andere 
Wiederholungen  von  verschiedenen  Meistern  in  der  städtischen  Galerie  zu  Verona  und  bei  Mr.  Butler  in  London  .■. 
Sammlung  Solly,  1821. 

Pappelholz,  h.0,62,  br.  1,00. 


Sj,j-J.„  C^ YC\Of^  Girolamo  da  Santa  Croce.  Geboren  zu  Santa  Croce  im  Brembotale  bei 
dllLd  V^IUCC  Bergamo.  Geburtsjahr  unbekannt,  gestorben  den  9.  Juli  1556  zu  Venedig.  1503 
als  Schüler  Gentile  Bellinis  erwähnt  und  nach  dessen  Tod  in  der  Werkstatt  Cimas  tätig.  Tätig  in  der 
Umgegend  von  Bergamo  und  vornehmlich  zu  Venedig. 

26  Martyrium  des  hl.  Sebastian.  Gelblichgraue  Architektur  mit  lichtroten  Boden- 
fliesen. Vor  dem  tief  ultramarinblauen  Himmel  mit  bräunlichen,  gelb  beleuchteten 
Wolken  fliegt  ein  Engel  mit  grünlichen  Flügeln,  in  hellkarminrotem  Gewand,  mit  gold- 
gelbem Gürtel  und  Krone.  Gelber  Horizont  über  hellblauer  Ferne  und  bräunlich- 
gelbgrüner  Landschaft.    Diokletian  thront  links,  unter  gelbbraunem  Baldachin,  einen 

smaragdgrünen  Teppich  mit  karmin- 
roter Kante  unter  den  Füßen,  mit 
dunkelblauer  Krone,  in  gedämpft  gold- 
gelbem [innen  grauem],  der  Sitzende  in 
hellkarminrotem,  der  Stehende  in  sma- 
ragdgrünem Mantel  mit  rosafarbenem 
Gürtel  und  dunkelkarminroter  Kappe. 
Die  Figuren  im  Hintergrund  in  gold- 
gelben, hellkarminroten  und  gelb- 
grünen Gewändern.  Ockergelblich- 
grauer  Körper  des  Heiligen  mit  hell- 
rosafarbenem Hüftentuch.  Die  Bogen- 
schützen imVordergrund  sind  zinnober- 
rot, gelbgrün,  graublau  und  goldgelb 


130 


gekleidet,  entsprechend  die  Gruppe  im 
Mittelgrund. 

Sammlung  Solly,  1821. 

Pappelholz,  h.  0,615,  br.  0,89. 

24  Geburt  Christi.  Vor  weißlichblauem 
Himmel  mit  grauen  Wolken,  ockergelb- 
brauner Hütte,  die  an  bräunlichgrauen 
Felsen  angebaut  ist,  und  vor  bräunlich- 
gelbgrüner  Landschaft,  die  über  Blau- 
grün nach  Blau  übergeht,  unter  gold- 
gelbem Horizont,  stehen  die  Figuren 
in  meist  stumpfen  Tönen:  Joseph  in 
graublauem  Gewand  und  braungelbem  Mantel,  Maria  in  dunkelblauem,  innen  braun- 
gelbem Mantel  über  hellkarminrotem  Gewand,  die  Hirten  in  gelbbraunen  und  hell- 
blauen Röcken,  die  Reiter  rechts  in  zinnoberroten  und  graublauen  Trachten.  Die  Engel 
in  iiollkarminroten,  saftgrünen  und  hellblauen  Gewändern,  mit  braunen,  blauen  und 
roten  Flügeln. 

Ein  verwandtes  Bild  des  Meisters  mit  der  gleichen  Darstellung  in  der  Galerie  zu  Dresden  [  Nr.  55  ]  -■-  In  den  Figuren  der 
beiden  Hirten  ist  ein  Stich  von  Marcanton  [B.  16.]  benutzt  .".  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  0,57,  br.  0,76. 

P„_^.!i.„|;  Andrea  Previtali.    Zeichnet  sich  Andreas  Bergomensis,  später  Andreas  Previtalus, 

^   iCVlLdll  auoh   Andreas    Cordelle    agi    [bei  Vasari    Cordelliaghi].      Geboren    zu    Bergamo     um 

1480,   gestorben    daselbst  den  7.  November   1528.     Schüler    Gio.  Bellinis,    später    namentlich    von    Cima 

und  Lorenzo  Lotto  beeinflußt.  Tätig  zu  Venedig  und  Bergamo  [vornehmlich  von  1511  bis  zu  seinem  Tode]. 

39  Maria  mit  dem  Kind,  Heilige  und  der  Stifter.  Bunte,  etwas  harte  Färbung 
in  sonniger  Beleuchtung.  Vor  saftgrüner  Landschaft,  ultramarinblauer  Ferne  und  Himmel 
Maria,  mit  weißem,  rotgemustertem  Kopftuch,  in  hellultramarinblauem  Mantel,  dessen 
grüne  Innenseite  rosa  schillert,  über  karminrotem  Gewand.  Paulus  in  tief  zinnober- 
rotem, innen  gelbgrünem  Man- 
tel. Gelbgrün  kehrt  im  gold- 
gelb gemusterten  Gewand  und 
der  gelbgestickten  Kappe  der 
hl.  Magdalena  [?]  neben  ihm 
wieder,  von  deren  Schulter 
ein  hellblauvioletter  Mantel 
herabfällt.  Die  hl.  Katharina 
r.  in  leuchtend  gelbgrünem, 
innen  bläulichweißem  Mantel 
mit  zinnoberroter  Kante  und 
weinrotem,  in  den  Lichtern 
gelbem  Kopftuch. 


Sammlung  Solly,  1821. 

Pappelholz,  h.  0,68,  br.  0,84. 


Schule  von 
Bergamo  im 
XV.  Jahr- 
hundert 

24 


131 


Schule  von 
Bergamo  im 
XV.  Jahr- 
hundert 


Schule  von 
Vicenza  im 
XV.  Jahr- 
hundert 


44B 


45  Verlobung  der  hl.  Katharina.  Ma- 
ria, mit  weißem  Kopftuch,  in  blauem 
Mantel,  dessen  Innenseite  gelbgrün- 
gelbrot  schillert,  und  hellkarminrotem 
Gewand  mit  braungelber  Borte.  Katha- 
rina, mit  gelblichbraunem  Haar,  in  weiß- 
lichblauem Gewand  mit  rotem  Muster 
und  gelbgrünem  Besatz.  Über  ihre 
Schultern  fällt  ein  grüner,  im  Umschlag 
rosafarbener  Mantel.  Petrus,  in  rot- 
gelbem Mantel  über  weißlichblauem  Ge- 
wand, hält  ein  zinnoberrot  gebundenes 
Buch.  Rötlichbraunes  Fleisch.  Gelb- 
grüne Landschaft  mit  hellblauer  Ferne  und  Himmel. 

Sammlung  Solly,  1821      /.     Pappelholz,  h.  0,57,  br.  0,79. 

SCHULE  VON  VICENZA 

l\/Ior»f  arrns     Bartolommeo  Montagna.    Geboren  vermutlich   zu  Orzinovi  [der  Heimat  seines  Vaters 
IVlUllLClglia.    Antonio]   im  Gebiete  von  Brescia  um  1440 — 1445,  als  Bürger  von  Vicenza  urkundlich  zu- 
erst 1480   erwähnt,    gestorben    daselbst   den  11.  Oktober  1523.     Unter  dem    Einflüsse    Mantegnas   und 
Carpaccios  wahrscheinlich  in  Venedig  gebildet.   Tätig  zu  Vicenza,  kurze  Zeit  in  Venedig  [1482],  Bassano, 
Padua  und  Verona. 

44  b  Der  auferstandene  Christus  mit  Magdalena  und  die  hll.  Johannes  d.  T. 
und  Hieronymus.  Das  Bild  ist  auf  goldiges  Graubraun  abgestimmt,  belebt  durch 
leuchtendes  Zinnoberrot.  Die  mittlere  Darstellung  ist  im  Gesamttone  gehalten: 
Christus  in  gelblichgrauweißem  Gewand  und  goldgelbem,  in  den  Schatten  grünlichem 
Mantel,  mit  gelbbräunlichem,  von  Grau  durchsetztem  Inkarnat;  Magdalena,  mit  gelb- 
braunem Haar,  in  hellkarminrotem  Ge- 
wand und  graublauem  Mantel,  dessen 
Ton  lichter  im  Himmel  wiederkehrt. 
Die  leuchtendste  Farbe  im  Bild  ist 
das  Zinnoberrot  im  Mantel  des  Jo- 
hannes, das  etwas  heller  in  den 
lichtroten  Bogen  und  Pfeilerbasen  der 
bräunlichgrauen  Architektur  wieder- 
kehrt. Goldigrotbraunes  Fleisch  und 
dunkelbraunes  Haar.  Die  Gestalt  des 
hl.  Hieronymus  geht  wieder  ganz  im 
Gesamtton  auf:  gelblich -graubraune 
Kutte  mit  graublauer  Kapuze.  Zin- 
noberrotes Buch  und  Kardinalshut. 

Das  Bild  befand  sich  nodi  1770  in  S.  Lorenzo  zu  Vi- 
cenza .".  Sammlung  Lord  Ashburnham,  London  .".  Er- 
worben 1903  aus  dem  Londoner  Kunsthandel. 
Leinwand,  h.  1,72,  br.  1,60. 


132 


44  Thronende  Maria  mit  dem  Kind 
und  zwei  Heilige.  Ein  heller  silber- 
grauer Ton  durchdringt  die  Darstellung, 
die  besonders  durch  Rot  belebt  wird. 
Vor  grünem  Teppich,  auf  weißgrauem 
Thron  mit  bräunlichen  Füllungen  und 
ockergelben  Zieraten  thront  Maria  in 
goldenem,  rot  und  grün  gemustertem 
Kleid,  rosavioletten  Unterärmeln  und 
blauem,  im  Umschlag  rosarotem  Mantel. 
Graubraunes  Fleisch.  Die  stärkste  Note 
bildet  Zinnoberrot  in  dem  mitweißgrauem 
Pelz  gefütterten  Rocke  des  hl.  Homobo- 
nus.  Zinnoberrot  kehrt  wieder  in  der  Ver- 
steifung des  Gebälks  1.  und  der  Balustrade 
r.  hinter  dem  Thron.  Der  Bettler  neben 
ihm  in  grauer  Jacke  und  graublauem 
Beinkleid  mit  hellrotem  Flicken.  Der  hl. 
Franziskus,  in  gelblichgraubrauner  Kutte, 
hält  ein  hellblaues  Buch  und  Kreuz.  Hinter 
ihm   kniet   in   grauer   Franziskanertracht 

der  Stifter,  Bernardino  da  Feltre,  über  dessen  Händen  das  Wahrzeichen  der  Pfandhäuser 
schwebt.  Die  hl.  Katharina  in  hellkarminrotem  Mantel  über  gelbgrünem  Gewand  vor 
lichtrotem  Boden  mit  gelbgrünen  Fliesen.  Rotbrauner  Fleischton  mit  Grau.  Braunrote 
und  goldockergelbe  Balken  vor  graublauem  Himmel  und  grünen  Bäumen. 

Auf  dem  Thronsockel:  M.  D.  [Mater  Doniini]  und  unten  auf  der  gemalten  Leiste  die  modern  restaurierte  Bezeichnung; 

OPVS MONTAGNA    .-.    Das  Bild  wurde  für 

S.  Marco   in  Lonigo  gemalt    .".    Die  zugehörige  Pre- 
della im  Museo  Civico  zu  Vicenza   .".   Bernardino  da 

Feltre  war  der  Gründer  der  Pfandhäuser  in  Italien  .*.  .  ^i  "^^t    ■'    "     ^. 

Sammlung  Solly,  1821   .•.  Leinwand,  h.  2,03,  br.  1,57.  W« 

SCHULE  VON  VERONA 

Pjopj-jp.    Antonio   Pisano,    gen.  Pisanello. 

1  ladllU  Eigentlich  Antonio  di  Bartolomeo, 
von  Vasari  fälschlich  Vittore  Pisano  gen. 
Zeichnet  sich  zumeist  Pisanus  Pictor.  Maler 
und  Medailleur,  geboren  1397,  gestorben  im  Ok- 
tober 1455.  Tätig  vornehmlich  zu  Verona  [da- 
selbst urkundlich  erwähnt  1433—1438,  1446], 
zeitweilig  in  Venedig  [um  1420-24,  1441-1446] 
in  Pavia  [wahrscheinlich  um  1430],  in  Rom 
[1431/32],  in  Ferrara  [1443],  in  Rimini  [1445], 
in  Mailand  [vor  1447],  in  Mantua  [um  1439 
und  1441]   und  in  Neapel   [1448/49]. 

95a  Anbetungder Könige.  DieLand- 
schaft  ist  in  dem  braunen  Tone  der 
Untermalung   gehalten,   mit    dunklem 


Schule  von 
Vicenza   im 
XV.  Jahr- 
hundert 

44 


Schule  von 
Verona  im 
XV.  Jahr- 
hundert 

95  A 


133 


Schule  von 
Verona  im 
XV.  Jahr- 
hundert 

46  C 


Grün  bewachsen,  mit  ockergelblichen  Felsen  r.  und  g-raublauer 
Ferne,  unter  weißlichblauem  Himmel,  wo  zwei  graue  Reiher 
einen  gleichfarbigen  Falken  schlagen.  Weiße  und  zinnober- 
rote Einzelheiten  sind  allenthalben  bis  in  die  Ferne  ver- 
streut. Die  Figuren  in  prächtigen  hellzinnober-,  karminroten, 
graublauen,  schwärzlichgrünen  und  weißen  Gewändern  mit 
reicher  Goldverzierung.  Auch  die  Lichter  in  den  Haaren  sind 
zum  Teil  mit  Gold  aufgesetzt.  Zinnoberrot,  Violett  und  schwärz- 
liches Blau  in  den  Kopfbedeckungen.  Die  lichtesten  Farben  sind 
rechts  angeordnet:  Graublau  im  Mantel,  Hellkarmin  im  Ge- 
wände Marias,  Goldgelb  im  Mantel,  Graublau  im  Gewände 
Josephs,  Karminviolett  im  Rocke  des  knienden  Königs. 

Die  Könige  und  ihre  Begleiter  scheinen  zumTeil  Porträtfiguren  zu  sein  ;  an  einzelnen  Ge- 
wandstücken und  an  einem  Pferdegeschirr  sind  Devisen  in  goldenen  Lettern  angebracht, 
die  auf  Persönlichkeiten  aus  dem  venezianischen  Gebiet  hinzuweisen  scheinen.  An  dem  Man- 
tel eines  neben  dem  vom  Rücken  gesehenen  Jüngling  stehenden  Mannes:  ainsi  va  le 
[monde  ^  Zeichen  des  Orbis  terrarum,  globus  cruciger];  am  Oberkleid  eines  neben  dem 
knienden  Könige  stehenden  Mannes;  grace  fai  die  [wahrscheinlich:  gräce  fait  Dieu  ];  an 
der  Kopfbedeckung  eines  Reiters  zur  Linken:  tenpo  [  tempo] ;  an  dem  Riemenzeug  des 
Schimmels  vorn  zur  Linken:  HONIA  BOA  IN  TENPOR  [omnia  bona  in  tempore]  .•.  Zeich- 
nungen zu  der  reichgekleideten,  vom  Rücken  gesehenen  Figur,  zur  Madonna,  zu  einigen 
Tieren  und  den  Vögeln  im  Codex  Vallardi  im  Louvre  .".  Sammlung  Barker  in  London,  1874 
[als  „Fra  Filippo  Lippi"]    /.    Erworben  1880  in  Paris  .".  Pappelholz,  Durchmesser  0,84. 


46A 


B.  Yx 
OnSlgnOn  Verona  1455,  gestorben  zu  Caldiero  bei  Verona  1519. 
Schüler  oder  Nachfolger  des  Liberale,  später  von  Mantegna  in  Mantua 
beeinflußt.  Tätig  in  Verona  und  seit  1495,  vielleicht  auch  schon  früher, 
am  Hofe  der  Gonzaga  in  Mantua. 

46c  Der  hl.  Sebastian.  Schwerer  brauner  Gesamtton. 
Der  ockergelbbraune  Körper  des  Heiligen,  mit  dunkelrot- 
braunem Haar,  die  Hüften  von  weißgrauem  Tuch,  mit  brau- 
nen Schatten,  umwunden,  steht  vor  dunkelrotbrauner  Land- 
schaft mit  braunroten  Tönen  in  den  Dächern  der  Häuser 
und  grauen  und  weißlichen  Lichtern.   Graublauer  Himmel. 

Rechts  unten  ein  Zettel  mit  dem  Namen  des  Stifters  und  der  nicht  mehr  ganz  deut- 
lichen Jahreszahl:  Zoane  Batista  de  Antonjo  Banbasato  a  fato  fare  1495  [?]  .". 
Erworben  1887  in  Florenz      .".      Leimfarbe.    Leinwand,  h.  1,52,  br.  0,73. 

T  ^l^y^«^]^^  Liberale  da  Verona.  Nach  dem  Vater  Liberale  di 
*— '*'-'^' "^^  Jacomo  genannt.  Geboren  1451  zu  Verona,  gestorben 
daselbst  1536  [nach  Vasari  am  Tage  der  hl.  Clara,  also  am  12.  Au- 
gust]. Zuerst  als  Buchmaler  tätig  [urkundlich  schon  1469]  bei  und 
in  Siena  bis  1476;  dann  vornehmlich  in  Verona  mit  Fresken  und 
Tafelgemälden  beschäftigt. 

46  a  Der  hl.  Sebastian.  Kühle  Stimmung  in  Braun  und 
Weißgrau.  Vor  gelblichbraunen  Ruinen  mit  braunroten 
Säulenbasen  und  Kapitalen,  mit  gedämpftem  Blau  und  Zin- 
noberrot in  den  Staffagefiguren,  an  den  dunkelbraungrauen 
Stamm  eines  Orangebaumes  gefesselt,  dessen  gelbgrünes 
Laub  und  gelbe  Früchte  sich  von  hellblauem  Himmel  ab- 


134 


heben,  steht  die  hellbräunliche  Gestalt  des  Heiligen 
mit  rotbraunem  Haar,  ein  grauweißes  Tuch  um  die 
Hüften,   auf  bläulichweißgrauen  Säulentrümmern. 

Ein  ähnliches  Bild  des  Meisters  mit  dem  gleichen  Gegenstand  in  der 
Brera  zu  Mailand  .-.  Sammlung  Solly,  1821  .-.  Pappelholz,  h.  2,1 1,  br.  0,92. 

M  Francesco    [di    Domenico]    Morone.      Ge- 

Or Oric  boren  zu  Verona  1473  oder  1474,  gestorben 
daselbst  den  16.  Mai  1529.  Schüler  und  Gehilfe  seines 
Vaters  Domenico.     Tätig;  zu  Verona. 

46  Maria  mit  dem  Kinde.  Auf  den  warmen  grau- 
braunen Fleischton  ist  das  gelbbraune  Gewand, 
die  braunrote,  auf  dem  Kopf  und  an  den  Ärmeln 
sichtbare  Innenseite  des  Mantels  der  Madonna 
und  die  zinnoberrote  Decke,  die  über  die  Brüstung 
im  Hintergrunde  gebreitet  ist,  gestimmt.  In  den 
Lichtern  kommt  die  goldene  Untermalung  des  Ge- 
wandes zutage.  Goldene  Nimben  mit  rotbrauner  Innenzeichnung.  Dagegen  steht  ge- 
dämpftes Blau  im  Mantel,  heller  im  Himmel,  Grün  in  der  Landschaft  und  Graublau  in 
der  Ferne. 

Bez.  auf  dem  Halssaum  des  Kleides  der  Maria:    FRANCISCVS  MORONVS  ■  P  ■  Im  Nimbus  des  Kindes   die  Umschrift: 
UNUS  VERONEN  ■  F  •  T.  VERONAE.  .-.  Erworben  1830  durch  Tausch  von  Solly     .-.     Leinwand,  h.  0,48,  br.  0,40. 

46b  Thronende  Maria  mit  dem  Kind  und  zwei  Heilige.  In  dem  rotbräunlichen 
Gesamtton  stehen  tiefes  leuchtendes  Karminrot  und  Goldgelb  gegen  Blaugrün.  Vor 
braunroter  Rückwand  und  blaugrünem  Teppich,  der  unten  über  den  Thronsockel  herab- 
fällt, sitzt  Maria  in  goldenem  Mantel  mit  bräunlichen  Schatten  über  bräunlichkarmin- 
rotem Gewand.  Auf  der  blaugrünen  Innenseite  des  Mantels  und  auf  bläulichem  Kissen 
sitzt  das  Kind.  Rot  kehrt  bräunlicher  im 
mittleren  Streifen  des  Sockels  wieder. 
Auf  der  untersten,  grauvioletten,  rötlich 
geäderten  Stufe  ein  Wappen :  rote  Rosen 
auf  grünem  Feld.  Tiefkarminroter  Man- 
tel des  hl.  Paulus  über  geflochtenem 
rotbraunem  Unterkleid.  Der  hl.  An- 
tonius Eremita  in  bräunlichgrauem 
Mantel  über  gelblichbrauner  und  vio- 
letter Tracht.  Warm  rötliches  Fleisch, 
lichter  im  Körper  des  Kindes  und  dem 
Antlitz  der  Madonna.  Am  Boden  grau- 
blaue, rosarote  und  gelbliche  Fliesen. 
Ockergelbbraune,  grün  bewachsene 
Landschaft.  Graublauer  Himmel  mit 
bräunlichweißen  Wolken. 

Bez.    rechts    unten :    FRANCISCVS  MORONVS  P  .-. 
Sammlung  Solly,  1821. 

Lein-.vand,  h.  1,56,  br.  1,37. 


Schule  von 
Verona  im 
XV.  Jahr- 
hundert 


46  B 


135 


Ober- 
italienische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


Oberitalienischer  Meister  um  1510 

S  13  Maria  mit  dem  Kinde.  Überall,  besonders  im  ockergelblichen  Inkarnat  und  den 
Schattenpartien,  dringt  der  warme  rotbraune  Ton  der  Untermalung  durch.  Vor  schwärz- 
lichgrauer Wand  und  leuchtend  rotem  Vorhange  steht  Maria,  einen  violetten  Schleier 
über  dem  dunkelrotbraunen  Haar,  in  blauem  Mantel,  der,  über  der  Schulter  emporge- 
schlagen, die  bräunlichgoldgelbe  Innenseite  zeigt,  und  karminrotem  Gewand,  das  von 
gelbbraunem  Gürtel  zusammengehalten  wird.  Das  Kind,  mit  rotbraunem  Schurz  be- 
kleidet, steht  auf  zinnoberrot  gebundenem  Buch,  das  auf  einem  graubräunlichen,  über 
die  hellockergelbe  Brüstung  gebreiteten  Tuche  liegt.  Durch  die  Fenster  Ausblick  auf 
Landschaft  mit  ockergelbbraunen  Felsen,  bräunlich  grünen  Bäumen,  blaugrüner  Ferne 
und  dem  büßenden  hl.  Hieronymus  [in  rotem  Mantel]  als  Staffage.    Hellblauer  Himmel. 

Der  Meister  zeigt  In  der  Komposition  Einflüsse  von  Bellini  und  von  Leonardo,  in  der  tiefen  Färbung  verrät  er  die  Schule  von 
Vicenza  oder  Verona.    Das  Bild  befindet  sich  im  ursprünglichen,  teilweise  bemalten  Tabernakel  .'.  Sammlung  Conte  Bardi, 
Venedig  .".  Sammlung  James  Simon. 
Pappelholz,  h.  0,48,  br.  0,37. 


S13 


136 


ITALIENISCHE  SCHULEN  DES 
XVI.  JAHRHUNDERTS 


Florentini- 
sche  Sdiule 

des  XVI. 

Jahrhun- 
derts 

249 


lichgrü 
Seite 
des  hl, 
Kleid. 


FLORENTINISCHE  SCHULE 

D  o ^4- ^^  1  y-. Tvi TY-« o /^  FraBartolommeodellaPor- 
DarLOlOnillieU  ta  [Bartolommeo  Pagholo 
oder  di  Paolo  del  Fattorino;  als  Dominikaner 
Fra  Bartolommeo  di  San  Marco].  Geboren 
den  28.  März  1472  in  Florenz  [vor  der  Porta  di 
S.  Pier  Gattolino;  daher  der  Beiname],  gestorben 
daselbst  den  31.  Oktober  1517.  Schüler  des  Cosi- 
mo  Rosselli  [seit  1485].  Tätig  namentlich  zu  Florenz, 
von  1492 — 1512  gemeinschaftlich  mit  Mariotto  Alberti- 
nelli,  kurze  Zeit  in  Venedig  [1508],  in  Rom  [1514] 
und  Lucca  [1515]. 

249  Himmelfahrt  derMaria.  In  gelber, röt- 
lich  und    violett   ausstrahlender  Glorie,   auf 
grauweißen  Wolken,  unter  denen  der  grau- 
blaue Himmel    erscheint,  schwebt   Maria   in 
blauem  Mantel  über  dunkelkarminrotem  Ge- 
wand. Rötliches  Inkarnat.  In  den  Gewändern 
und  Flügeln  der  Engel  sind  die  Hauptfarben 
des  Bildes  hart  und  bunt  vereinigt:  Karmin- 
rot mit  gelben  Lichtern,  Gelbgrün  [Ärmel], 
Gelbgrün  und  Rot  in  den  Flügeln  des  1.  En- 
gels; Blau,  Rosa,  Goldgelb  und  Graublau  im 
Gewand,  Rotgelb  in  den  Flügeln  des  r.  Engels. 
Unten  vor  graugrünlichem  Boden  und  bräun- 
ner Landschaft    mit   graublauer  Ferne  stehen  die   leuchtendsten  Farben:  auf  der  r. 
des    dunkelgrauen    Sarkophags    Zinnoberrot    im    Mantel,    Gelbgrün    im    Gewände 
Paulus.    Gelbgrün  kehrt   wieder  im  Mantel   der  hl.  Magdalena   über  karminrotem 
Links    entsprechen  Goldgelb   [in   den  Schatten    Braunrot]    im   Mantel   Petri   über 

graublauem  Gewand,  Karminrot  im  Mantel 
Johannis  d.  T.  über  braunviolettem  Fell. 
Die  hll.  Dominikus  und  Petrus  Martyr  in 
Schwarz  und  Grau.  Rotbrauner  Fleischton 
mit  durchscheinendem  Grau  der  Untermalung. 

Auf  dem  Sarkophag  die  Inschrift:  ORATE  PRO  PICTORE  .'. 
Wahrscheinlich  um  1507— 08  für  dieCompagnia  de'  Contemplari 
sremalt.  Die  Komposition  rührt  wohl  ganz  von  Fra  Bartolonniieo 
her  [Handzeichnungen  zur  Madonna  im  Louvre  und  in  den 
Uffizien];  dagegen  erscheint  die  Hand  eines  Schülers  in  der 
Ausführimg  namentlich  des  oberen  Teiles  .-.  Sanmilung  SoUy, 
1821  .-.  Aufgestellt  in  der  Basilika. 
Pappelholz,  h.  3,01,  br.  1,95. 


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'  Francesco  Granacci.  Geboren 
iranaCCl  zu  Florenz  den  23.  Juli  1477,  ge- 
storben daselbst  den  30.  November  1543.  Schüler 
und  Gehilfe  Domenico  Ghirlandaios  [1488],  weiter 
ausgebildet  unter  dem  Einflüsse  Fra  Bartolommeos 
und  Raffaels.  Tätig  vornehmlich  zu  Florenz,  kurze 
Zeit  in  Pisa  [1495]   und  Rom   [um   1508]. 


138 


229  Die  Dreieinigkeit.  Die  leuchtende  Far- 
benwirkungf  beruht  auf  dem  Gegensatze  von 
tiefem  Blau  im  Himmel  und  Zinnoberrot  im 
[innen  grünen,  mit  Goldborten  besetzten] 
Mantel  Gott -Vaters,  vor  dem  an  rotbraunem 
Kreuz  der  Körper  Christi,  in  ockergelbbraunen 
und  grauen  Tönen,  mit  dunkelrotbraunem  Haar, 
hängt.  Blau  kehrt  dunkler  im  Gewände  Gott- 
Vaters  wieder,  dessen  Haupt  bräunlichgraues 
Haar  umgibt.  Auf  bräunlichgrauen  Wolken 
[mit  rotbraunen  Schatten]  umringen  ihn,  der 
von  weißer  und  goldener  Glorie  umstrahlt  ist, 
rot,  blau  und  grün  geflügelte  Cherubim. 
Warmer  rotbrauner  Fleischton. 

Sammlung  Solly,  1821   .".  Pappelholz,  Durchmesser  1,03. 

/'^l    •    1  J^*^-.     Ridolfo  Ghirlandaio.     Nach  dem 

VjninanaaiO    Vater    Rldolfo   di    Domenico    Bi- 
gordi.     Geb.  zu    Florenz    den   4.  Februar    1483,    gest. 

daselbst  den  6.  Juni  1561.    Zuerst  Schüler  seines  Vaters,  dann  seines  Oheims  Davide,  unter  der  Leitung 
Fra  Bartolommeos  und  dem   Einflüsse  Raffaels  und  Leonardos  ausgebildet.    Tätig  zu  Florenz. 

91  Anbetung  des  Christkindes.  Vor  graubräunlicher  Landschaft  mit  stumpfem  Gelb- 
grün Maria  in  dunkelblauem,  goldgeziertem,  innen  gelbgrünem  Mantel  über  dunkel- 
karminrotem Gewand.  Goldgelb  im  Mantel  Josephs  über  violettem  Rock  mit  zinnober- 
roter Kapuze.  Das  Kind  ruht  auf  graublauem  Tuch.  Die  Engel  in  hellkarminroten  und 
gelbgrünen  Gewändern  mit  hellblauen  und  roten  Flügeln. 

Aus  der  Zeit,  in  der  Ridolfo  vorwiegend  unter  dem  Einflüsse  Fra 
Bartolommeos  stand  .'.  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  1,01,  br.  0,78. 

Bi'ocr'ior-iir-i/-»  Andrea  del  Brescianino  [Familien- 
rebCldlllllU  name:  Piccinelli].  Geburts-  und  To- 
desjahr unbekannt.  Tätig  von  1507  bis  nach  1525.  Unter 
dem  Einflüsse  Sodomas  in  Siena,  dann  Fra  Bartolommeos 
gebildet.  Seit  1507  in  Siena  ansässig,  von  1525  an  Mit- 
glied der  Gilde  in  Florenz  und  daselbst  tätig  [zumeist 
gemeinsam  mit  dem  Bruder  Raffaello]. 

230  Die  hl.  Anna  Selbdritt.  Das  Grau  der 
Nische  kehrt  überall,  besonders  in  den  Schatten 
des  rötlichen  Inkarnats  wieder.  Die  Farben  der 
Gewänder  sind  kühl  und  glasig.  Maria  in  hell- 
karminrotemGewand  und  blauem  Mantel,  dessen 
auf  dem  Schoß  umgeschlagene  Innenseite  rosa 
und  grau  schillert.  Die  Gewandung  der  hl. 
Anna  ist  in  dunklerem,  violettgrauem  Ton  ge- 
halten, entsprechend  dem  dunkleren  rotbräun- 
lichen Inkarnat.   Rotbraunes  Haar  des  Kindes. 

Erworben  1829  durch  Rumohr     .-.     Pappelholz,  h.  1,29,  br.  0,96. 


Florentini- 
sche  Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

91 


230 


139 


Florentini- 
sche  Schule 

des  XVI. 

Jahrhun- 
derts 

278 


283 


ZL'  Paolo  Zacchia  d.  Ä.  Lebensver- 
d-\.^K.ylllcl  hältnisse  unbekannt.  Vermutlich  ge- 
bildet unter  dem  Einflüsse  Fra  Bartolommeos, 
sowie  des  Beccafumi.  Tätig  um  1520 — 1530 
in  Lucca  und  wahrscheinlich  in  Florenz. 

278  Maria  mit  dem  Kind  und  dem 
kleinen  Johannes.  Lichtes  bräun- 
lichgraues Fleisch  und  stumpf  gelb- 
braune Haare.  Maria  in  zinnoberrotem 
Gewand  und  schwärzlichblauem  Mantel 
mit  leuchtend  gelbgrüner  Innenseite, 
deren  Farbe  in  den  Armein  des  dunkel- 
graublau geflügelten  Engels  wieder- 
kehrt neben  Karminrot  im  Gewand. 
Rotbräunliche  Landschaft  mit  saft- 
grünen Lasuren  und  hellblauer  Ferne. 
Hellblauer  Himmel.  Goldene  Nimben 
und  Gewandsäume. 

Sammlung Solly,  1821  .■.  Pappelholz,  Durchmesser0,85. 

RllCriairUni     Giuliano  Bugiardini.     Zeichnet  sich  auf  seinen  Bildern  Julianus  Florentinus  [nach 

ö  seinem  Vater    Giuliano    di   Piero    genannt].     Geboren   in    einer  Vorstadt   von  Florenz 

den    29.  Januar  1475,   gestorben   zu  Florenz    den   16.   Februar    1554.     Schüler  Domenico  Ghirlandaios    und 

Mariotto   Albertinellis,    eine    Zeitlang    Gehilfe    Michelangelos.     Tätig    vornehmlich    in   Florenz,    einige   Zeit 

auch  in  Rom   [1508]  und  Bologna  [zwischen   1526  und   1530]. 

283  Maria,  das  Kind  verehrend,  und 
Heilige.  Vor  dunkelblauem  Himmel 
und  grünlichbrauner  Landschaft  mit 
blaugrüner  Ferne  unter  rötlichem  Hori- 
zont stehen,hell  von  oben  beleuchtet,die 
Figuren  in  meist  gebrochenen  Farben, 
beherrscht  von  Rot.  Warm  rotbräun- 
licher Fleischton  mit  durchscheinendem 
Grau.  Maria  in  ultramarinblauem  Man- 
tel und  karminrotem  Gewand.  Philippus 
[1.]  in  zinnoberrotem  Gewand  und 
stumpf  gelbgrünem  Mantel,  Johannes 
d.Ev.  in  hellblauem  Gewand,  unter  matt- 
rotem, in  den  Lichtern  gelbem  Mantel. 
R.  vorn  Hieronymus  in  bräunlichgrauem 
Rock;  vor  ihm  der  zinnoberrote  Hut. 
Joseph  in  rötlichviolettem  Gewand. 
Oben  vor  hellgelbroter  Glorie  und 
bräunlichgrauen  Wolken  der  Engel  in 
dunkelblaugrünem,  rötlich  schillerndem 
Gewand,   mit   dunkelgrünen    Flügeln. 


140 


Florentini- 
sche  Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 


Bez.  unten  in  der  Mitte  in  Goldschrift:  IVL 
Pappelholz.  h.  2,10,  br.  1,72. 


FLO • FAC ■ 


Sammlung  SoUy,  1821. 


Florentinische  Schule  um  1515 

105  Vermählung-  der  Maria  mit  Joseph.  Zwischen  den  kühlen,  auf  Grau  gestimmten 
Farben:  meist  Blaugrün,  Weiß  und  Rosa  stehen  vor  grauem  Grund  Ockergelb,  mattes 
Goldgelb,  Rotgelb  und  Zinnoberrot.   Weißbräunliches  Fleisch. 

Teil  der  Predella  eines  Altars  .*.  Stilistisch  dem  Albertinelli  nahestehend  .*,  Sammlung  SoUy,  1821  .•.  Pappelholz,  h.0,24,  br.  0,75. 

C^  f^r^CT^     Girolamo  Genga.   Maler  und  Architekt,  geboren  1476  in  Urbino,  gestorben  1551  ebenda.  Schüler 
^— *^     ö         und  Gehilfe  Signorellis,  seit  etwa  1500  Perug-inos,  weitergebildet  unter  dem  Einflüsse  Raffaels. 
Tätig  in  Urbino  [bis  etwa  1494,  1504 — 08,  1523  bis  zu  seinem  Tode],  Orvieto  [bis  etwa  1500],  Perugia, 
Florenz,  Siena  [1497—98,  1510],  Cesena,  Forli,  Mantua  [seit  1514],  Rom  [seit  etwa  1519]. 

1317  Streit  der  Kirchenväter  über  die  unbefleckte  Empfängnis.  Auf  grauem  Sockel, 
an  den  grauen  Stamm  des  Baumes  der  Erkenntnis  gelehnt,  lagert  Eva.  Ihr  ockergelblich- 
grauerKörper  mit  braungelbem  Haar  hebt  sich  von  dunkelgrauem  Grund,  gelbgrünem  Ra- 
sen und  Blattwerk  des  Baumes  ab.  Von  1.  nachr.:  Bernardus,  Ambrosius,  Hilarius,  Ansel- 
mus,  Cyrillus,  Origines,  Augustinus,  Cyprianus.  In  den  buntfarbigen  Gewändern  steht 
namentlich  Zinnoberrot,  Karmin,  Rosa  und  Goldgelb  g^egen  leuchtendes  Grün  und  Ultra- 
marinblau. 

Dazwischen 

sind    graue, 
graublaue  und 
violette   Töne 
verstreut.  Das 

Inkarnat 
der  Gruppe  r. 
ist     rotbraun, 
1.     graubraun. 

Bez.  auf  der  Schließe 
am  Mantel  d.  hl.  Am- 
brosius :  MDXV .  .  . 
[1518?]  .-.  Samm- 
lung SoUy,  1821. 

Pappelholz   [?], 

h.  1,56,  br.  3,08. 


I  317 


141 


Florentini- 
sdie  Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

147 


Roff  oöllr-,  Raffaello  Santi,  gen.  Raffaello  da  Ur- 
dildeilU  bino.  Nach  dem  Vater  Raffaello  di  Gio- 
vanni Santi.  Zeichnet  sich  Raphael  Urbinas.  Maler 
und  Architekt,  geboren  zu  Urbino  den  7.  April  1483,  ge- 
storben zu  Rom  den  6.  April  1520.  Schüler  seines  Vaters 
Giovanni  und  nach  dessen  Tode  wahrschemlich  des  Evan- 
gelista  di  Pian  di  Meleto.  Gebildet  in  Urbino  unter  dem 
Einflüsse  TimoteoVitis,  des  Werkstattgenossen  Evangelistas; 
später  Gehilfe  Pietro  Peruginos  zu  Perugia;  in  Florenz  [seit 
Ende  1504]  unter  dem  Einflüsse  der  Werke  Leonardos  und 
Fra  Bartolommeos  weiter  ausgebildet;  in  Rom  [seit  1508] 
durch  das  Studium  der  Antike  und  eine  Zeitlang  durch 
Sebastiane  del  Piombo  und  Michelangelo  beeinflußt. 
Tätig  in  Urbino,  Perugia,  Cittä  di  Castello  [zeitweilig 
zwischen  1500  und  1504],  Florenz,  Siena  [1504],  und 
vornehmlich  zu  Rom   [seit  1508  bis  zu  seinem  Tode]. 

147  Maria  mit  dem  Kind  und  dem  kleinen 
Johannes.  Das  goldig- ockergelbliche  Fleisch 
ist  leicht  gerötet  an  den  Wangen.  Wie  im  Fleisch 
schimmert  die  braune  Untermalung  auch  im  ultra- 
marinblauen Mantel  Marias  und  dessen  über 
dem  rotbraunen  Haar  umgeschlagener  dunkel- 
saftgrüner Innenseite  durch.  Karminrot  im  Ge- 
wände kehrt  heller  im  Mantel  des  kleinen  Jo- 
hannes, über  dunkelgelbbraunem  Fell,  wieder. 
Mantel  und  Kleid  sind  mit  Goldstickerei  geziert.  Gelbbraunes  Haar.  Vor  blaugrüner  Land- 
schaft und  ultramarinblauem  Himmel. 

Bekannt  unter  dem  Namen  Madonna  della  Casa  Diotalevi,  nach  dem  früheren  Besitzer  Marchese  Diotalevi  zu  Rimini.    Dort  galt 
das  Bild  für  ein  Werk  Peruginos;  jedenfalls  ist  es  ganz  unter  dessen  Einfluß  entstanden,  um  1502.    In  der  Behandlungsweise  ist 

es  anderen  Jugendwerken  Raffaeis   nahe    verwandt;    insbesondere 
M.f-v  "  Vtt'^W'AVJb.nagT'.g.^^^^fc^'  '     "'.VK^ig^^^BH^^^^H  stimmt  das  Christkind  mit  den  Kinderfiguren  des  Meisters  in  der 

Madonna  des  hl.  Hieronymus  [Nr.  145],  in  der  Madonna  Terranuova 
[Nr.  247  A]  und  der  Madonna  Solly  [Nr.  141]  überein  .-.  Erworben 
1842  vom  Marchese  Diotalevi  in  Rimini  .*.  Pappelholz,  h.  0,69,  br.  0,50. 

141  Maria  mit  dem  Kinde.  In  der  kühleren  Ge- 
samtfärbung spricht  besonders  Ultramarinblau 
im  Mantel  Marias  über  karminrotem  Gewand, 
vor  blaugrünlichen  Bergen,  hellblauer  Ferne 
mit  bräunlichsaftgrünen  Bäumen  und  hellblauem 
Himmel.  Schwärzlichgrüner  Einband  und  gold- 
gelber Schnitt  des  Buches.  In  dem  hellbräun- 
lichen, zum  Teil  rötlichen  Fleisch  wirkt  die  graue 
Untermalung.  Gelbbraunes  Haar  und  goldener 
Nimbus.  Das  Kind  hält  einen  braungrauen 
Stieglitz  mit  hellgelben  Flügelfedern  und  rotem 
Fleck  am  Kopf. 

Aus  der  Zeit,  da  Raffael  unter  dem  bestimmenden  Einflüsse 
Perueinos  stand  [etwa  um  1502  03].  Unter  dem  Namen  Madonna 
der  Sammlung  Solly  bekannt  .".  Über  die  fünf  auf  dieses  Bild  sich 
Iteziehenden  Handzeidinungen  s.  Koopniann,  Raffaelstudien  p.  47  .". 
Sanunlung  Solly,  1821. 

Pappelholz,  h.  0,52,  br.  0,38. 


142 


145  Maria  mit  dem  Kind  und  zwei  Heilige. 
Warm  brauner  Fleischton  mit  Rot  in  den  Konturen 
und  Wangen  und  Grau  in  den  Schatten.  Maria, 
mit  weißem  Schleier  auf  dem  gelbbraunen  Haar, 
in  Schwärzlichultramarinblauem,  innen  saftgrünem 
Mantel  über  karminrotem  Gewand.  Auf  dunkel- 
violettem, goldgesticktem  Kissen  mit  karminroten 
Quasten  und  der  saftgrünen,  goldpunktierten 
Innenseite  des  Mantels  sitzt  das  Kind,  von  weißem 
Schleier  umhüllt.  Links  steht  Karminrot  im  Hut 
und  Gewände  des  hl.  Hieronymus,  rechts  gelb- 
liches Graubraun  in  der  Kutte  des  hl.  Franzis- 
kus. Goldene  Nimben  und  Goldverzierung  am 
Gewände  Marias.  Vor  graublauem  Himmel  und 
graublauer  Landschaft  unter  hellerem  Horizont. 


Aus   der  Zeit,   in  der  Raffael   unter  dem  Einflüsse  Peruginos  stand 

[etwa  1503]  .■.  Eine  entsprechende  Handzeichnung  in  der  Albertina,  Wien  .'.  Erworben  1829  vom  Baron  von  der  Ropp. 
Pappelholz,  h.  0,34,  br.  0,29. 


Florentini- 
sche  Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

145 


247a  Maria  mit  dem  Kind  und  dem  kleinen  Johannes.  Aus  der  bräunlichen  Ge- 
samtfärbung löst  sich  weich  der  goldig  leuchtende  Fleischton.  Vor  dunkelbraungrauer 
Brüstung  und  bräunlichgrüner  Landschaft,  die  nach  der  Ferne  in  Graublau  übergeht, 
unter  hellgraublauem  Himmel  und  hellerem  Horizont,  mit  graubraunen  Felsen,  die  r.  von 
der  Sonne  gelblich  bestrahlt  sind,  sitzt  Maria,  mit  dunkelbraunem  Haar,  in  karminrotem 
Gewand,  von  dem  sich  der  ockergelbliche,  mit  Braun  und  Grau  modellierte  Körper  des 

Kindes    abhebt,    und    dunkelblauem  — ^ 

Mantel  mit  Goldkante.  Johannes  trägt 
über  ockergelbbraunem  Fell,  dessen 
Farbe  im  Haar  wiederkehrt,  einen  hell- 
karminroten Mantel,  der  in  den  Lich- 
tern graublau  schimmert.  Der  Knabe 
zur  Rechten  [wahrscheinlich  Jakobus 
minor]  in  goldgelber  Umhüllung. 
Goldene  Nimben. 

Bekannt  unter  dem  Namen  Madonna  del  Duca  di 
Terranuova,  da  sich  das  Bild  lange  im  Besitze  dieser 
Familie  zu  Genua  [später  In  Neapel]  befand  .'.  Aus 
dem  Anfang  der  florentinischen  Zeit  [um  1505]  .*. 
Eine  Zeichnung  zu  dem  Bild  im  Museum  zu  Lille,  eine 
andere  von  mehr  perugineskem  Charakter  im  Ber- 
liner Kupferstichkabinett  .".  Erworben  1854  in  Neapel 
vom  Duca  di  Terranuova. 

Pappelholz,  Durchmesser  0,86. 

248  Maria  mit  dem  Kinde.   Unvoll- 
endet.   Es  fehlen  die  letzten  Lasuren, 


274  A 


143 


Florentini- 
sdie  Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 


daher  die  helle  bunte  Färbung  in  Karminrot 
[Gewand  Marias],  Hellultramarin  [Mantel, 
Himmel]  und  Gelbgrün  in  der  Landschaft,  die, 
im  Vordergrund  gelbbraun,  nach  der  Ferne 
in  Hellblau  übergeht.  Goldig-gelbbraunes 
Fleisch  mit  rötlichen  Tönen  und  Grau  in  den 
Halbschatten.  Maria,  mit  goldgelbbraunem  Haar, 
hält  ein  braunrot  gebundenes  Buch  mit  ocker- 
gelbem Muster. 


Bekannt  unter  dem  Namen  Madonna  di  Casa  Colonna,  da  sich  das 
Bild  lange  im  Besitze  dieser  Familie  zu  Rom  befand,  in  den  es 
durch  Erbschaft  aus  dem  Hause  Satviati  in  Florenz  gelangt  war  .'. 
Aus  der  letzten  Zeit  des  Florentiner  Aufenthaltes,  etwa  Ende 
1507  oder  erste  Hälfte  des  Jahres  1508.  Das  Bild  zeigt  in  den 
Typen  wie  in  den  Formen  eine  nahe  Verwandtschaft  mit  der  Ma- 
donna Niccolini  [bei  Lord  Cowper],  die  mit  der  Jahreszahl  1508 
bezeichnet  ist.  Zeichnungen  mit  verwandten  Motiven  in  Florenz 
und  in  Wien  [Albertina]  .■.  Nach  Crowe  und  Cavalcaselle  rühren 
nur  Erfindung  und  Zeichnung  von  Raffael  her,  während  die 
malerische  Ausführung  einem  Gehilfen  der  Werkstatt  zu  Perugia, 
imd  zwar  dem  Domenico  Alfani,  zuzuweisen  wäre  .*.  Erworben 
1827  von  der  Familie  Lante  in  Italien. 
Pappelholz,  h.  0,77,  br.  0,56. 


C„j.i.-.     Andrea  del  Sarto.    Urkundlich   Andrea  d'Agnolo  di  Francesco  genannt.    De 
Odl  \.\J     jg|  Sarto  erhielt  er  nach  dem  Handwerk  seines  Vaters,  der  Schneider  war.    Geborer 


)en  Beinamen 

Doren  zu  Florenz 

den    16.  Juli    1486,    gestorben    daselbst   den   22.  Januar    1531.      Schüler   Pieros    di  Cosimo,    unter   dem 

Einflüsse    Fra   Bartolommeos,    Leonardos    da  Vinci     und    Michelangelos    weiter    ausgebildet.     Tätig    zu 

Florenz,  kurze   Zeit  zu  Paris   [1518/19]. 

240  Bildnis  einer  jungen  Frau.  AUa  prima  gemalte  Studie.  Die  bräunlichgoldgelbe 
Grundierung  liegt  im  Ärmel  und  im  Hintergrunde  zutage,  der  in  der  Umgebung  des 
das  dunkelbraune  Haar  umschlingenden  weißen  Tuches  ins  Grünliche  übergeht.  Durch 
das  weiße  Brusttuch  scheinen  graue  und  braune  Töne.    Rötlichbraunes  Fleisch. 

240  " — ^3^^^^^BV^^''*'^IVHIHI^^^^^I  A"^  '^'^^  Spätzeit  des  Meisters  .'.  Galt  ehemals  für  das  Bildnis  der  Lucrezia 

di  Bartolommeo  del  Fede,  der  Gattin  des  Malers    .-.    Erworben  1829  durch 
Rumohr.    .-.    Pappelholz,  h.  0,44,  br.  0,37. 

246  Thronende  Maria  mit  dem  Kind  und  acht 
Heilige.  Vor  luftig  grauer  Architektur  und  zwischen 
grauem  Gewölk  steht  leuchtendes  Rot,  das,  schräg 
nach  hinten  springend,  im  kühlen  Licht  wie  alle 
anderen  Farben  nach  der  Tiefe  zu  an  Intensität  ab- 
nimmt. Im  hellsten  Lichte  thront  Maria,  mit  dunkel- 
braunem Haar,  in  zinnoberrotem  Gewand,  graublau- 
rot schillerndem  Schleier  und  tiefblauem  Mantel. 
Petrus  1.  in  matterem  Rot.  Markus  r.  verschwindet 
in  bräunlichgrauem  Helldunkel.  Nach  den  Bild- 
rändern zu  wird  die  Färbung  noch  toniger:  Bruno 
1.,    mit    grauem    Haar,    in    gelblichweißem    Mönchs- 


144 


kleid,  Antonius  von  Padua,  das 
flammende  gelbrote  Herz  in 
der  Linken,  in  gelbbrauner 
Tracht.  Im  gleichen  Ton  [ocker- 
gelbbrauner Körper  und  weiß- 
graues Haar]  ist  der  kniende 
hl.  Onuphrius  gehalten, während 
nach  vorn  zu  die  Farben  voller 
und  glänzender  werden.  Dem 
leuchtenden  Zinnoberrot  im  Ge- 
wände der  hl.  Katharina  r.,  mit 
hellroten  und  hellvioletten 
Tüchern,  hält  das  tiefste  Rot 
im  Mantel  des  hl.  Celsus  vorn, 
über  dunkelblauem  Gewand 
mit  goldgelber  Kette  und  Säu- 
men, auf  der  1.  Seite  die  Wage. 
Die  hl.  Julia  r.,  in  matt  zitron- 
gelbem Mantel  über  lilagrauem 
Gewand  und  grauem  Schleier, 
entspricht  wieder  der  kühleren 
Färbung  der  oberen  Gruppe  1. 
Das  beherrschende  luftige  Grau 
kommt   überall   in  der  weichen  Modellierung  des  rötlichen  Fleisches  zum  Vorschein. 

Bez.  mitten  auf  der  obersten  Stufe :  ANN.  DOM.  MDXXVIII  -■-  Ein  Hauptwerk  des  Meisters,  von  Vasari  beschrieben.  Die  zur 
Altartafel  gehörige  Lünette,  die  Verkündigung  darstellend,  jetzt  in  der  Galerie  Pitti  zu  Florenz  [ursprünglich  ein  Halbrund, 
später  durch  angesetzte  Stücke  in  ein  Viereck  verwandelt]  .*.  Im  Auf- 
trage des  Giuliano  Scala  für  Sarzana  im  Florentinischen  gemalt,  wo  das 
Bild  bis  zur  Revolution  von  1789  geblieben  zu  sein  scheint.  Von  da 
kam  es  nach  Genua  und  später  nach  Paris  in  die  Sammlungen  Laperiere 
und  Lafitte :  aus  der  letzteren  wurde  es  1834  durch  den  letzten  Besitzer, 
einen  Engländer  Arrow  Smith,  angekauft  .■-  Handzeichnungen  zu  den 
hll.  Marcus  und  Antonius  von  Padua  in  British  Museum  .'.  Erworben 
1836  in  Paris. 

Pappelholz,  h.  2,28,  br.  1,85. 

n  **anr>i  Ql-»irri/~«    Francesco   [di  Cristofano]  Bigi,  ge- 
1    IdllL-ldUI^lU    „annt     Franciabigio,     auch     Francia 

Bigio.     Geboren   1482    zu  Florenz,  gestorben  daselbst  den 

24.  Januar    1525.     Anfangs    Schüler    Mariotto    Albertinellis, 

dann  vermutlich  Pieros    di  Cosimo;  als  Gehilfe  Andreas  del 

Sarto  v^eiter  ausgebildet.    Tätig  zu  Florenz. 

235  Bildnis  eines  Mannes.  In  grauschwarzer  Mütze 
und  gleichfarbigem  Gewand,  unter  dem  am  Hals 
das  weiße  Hemd  hervorsieht.  Warmbräunliches 
Inkarnat  und  dunkelbraunes  Haar.  Vor  bräun- 
lichem Grund. 

Sammlung  SoUy,  1821      .-.     Nußbaumholz,  h.  0,47,  br.  0,33. 


Florentini- 
sdie  Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 


235 


145 


Floreniini- 
sche  Schule 

des  XVI. 

Jahrhun- 
derts 


245  A 


245  Bildnis  eines  jungen  Mannes.  Die  kühle 
Färbung  in  Grau,  Schwarz,  Blaugrün  und  Blau 
wird  durch  rötliche  Töne  belebt.  Gegen  hell- 
blaugrüne Landschaft  und  blaugraue,  am  Hori- 
zonte rötlich  gefärbte  Wolken,  zwischen  denen 
der  tiefblaue  Himmel  sichtbar  ist,  steht  bräun- 
liches Grauschwarz  im  Barett,  von  dem  sich 
warm  der  graubräunliche  Fleischton  abhebt, 
reines  Grauschwarz  in  der  Kleidung,  aus  der 
dunkelkarminrote  Ärmel  hervorkommen,  und 
graubläuliches  Weiß  im  Hemd.  Die  Hände 
ruhen  auf  rosagrauer  Brüstung  und  bräun- 
licherem Schreibpult,  auf  dem  weiße  Blätter,  in 
braungraues  Pergament  gebunden,  liegen. 
Graues  Schreibzeug. 

Bez.  auf  einem  Blättchen,  das  auf  dem  Pulte  liegt:  +  1522:  li 
24  d'ottobre  und  mit  dem  aus  den  Buchstaben  FRACR  zusammen- 
gesetzten Monogramm,  das  Franciscus  Cristofani  bedeutet  .".  Das 
Bild  wird  von  den  Herausgebern  des  Vasari  für  das  Bildnis  Matteo 
Sofferronis  gehalten  -•-  Erworben  1829  durch  Rumohr. 
Pappelholz,  h.  0,78,  br.0,61. 

245a  Bildnis  eines  jungen  Mannes.  Vor  tiefblaugrünem  Himmel  mit  hellrotem  Horizont 
und  vor  blaugrüner  Landschaft  mit  ockergelben  und  braunroten  Einzelheiten  hebt  sich 
warm,  von  dunkelbraunroten  Haaren  umgeben,  auf  denen  ein  grauschwarzes  Barett  sitzt, 

das  rötliche  Fleisch  des  Gesichts  ab.  In  bräun- 
licher, mit  grauschwarzem  Pelz  gefütterter 
Kleidung,  aus  der  die  grauen  Ärmel  hervor- 
kommen. 


Die  Autorschaft  Franciabigios  ist  zweifelhaft 
vom  Marchese  Patrizi  in  Rom. 
Pappelholz,  h.  0,79,  br.  0,57. 


Erworben  1876 


Bar>r>V»i;5rPa  FrancescoUbertini,  gen.Bacchi- 
ay^y~^VVlCl\.^\^tX  acca.  Nach  dem  Vater  Francesco 
di  Ubertino  di  Bartolommeo;  Familienname  Verdi. 
Geboren  den  1.  März  1494  zu  Florenz,  gestorben  da- 
selbst den  5.  Oktober  1557.  Schüler  des  Pietro  Peru- 
gino  und  Franciabigio  zu  Florenz;  unter  dem  Einfluß 
Andreas  del  Sarto  weiter  ausgebildet.  Tätig  zu  Florenz 
und  einige  Zeit  in  Rom   [vermutlich  nach   1524]. 

267  Taufe  Christi.  Auf  den  kühlen  grauen 
Ton  der  Landschaft,  die  mit  bräunlichsaft- 
grünen Bäumen  bestanden  ist,  mit  grünlich- 
blauer Ferne  unter  graublauem  Himmel,  sind 
die  Farben  der  Gewänder,  unter  denen  Grau- 
blau und  Grün  überwiegen,  und  der  lichte  ocker- 
gelblichgraue  Fleischton  der  Figuren  gestimmt. 


146 


Zwischen  den  kühlen 
Tönen  ist  Hellkarmin 
und  Goldgelb  [Mäntel 
der  vom  Rücken  ge- 
sehenen stehenden 
Männerrechtsundlinks] 
sowie  Changeantfar- 
ben, z.  B.  Graublau  — 
Rosa  [Kleider  halten- 
der Engel],  Gelbgrün— 
Braunrot  [stehende 
Frauganz  rechts]  oderGrün— Rosa  verteilt.  Im  graublauen  Wasser  desFlusses  wird  Christus, 
dessen  Hüften  ein  blauweißes  Tuch  verhüllt,  von  Johannes  in  karminrotem  Mantel,  getauft. 

Das  Bild  ist  das  eine  der  nachVasari  für  den  Florentiner  Gio.  Maria  Benintendi  zum  Schmucke  von  Truhen  oder  dgl.  gemalten 
Stücke  und  von  Vasari  besonders  gerühmt.    Als  Seitenstück  dazu  erscheint  das  sogen.  „Leichenschießen*'  in  der  Galerie  zu 
Drei^den ,  das  nach  der  Überlieferung    ebenfalls   aus   der    Casa   Benintendi    stammt.     Nach  handschriftlichen  Bemerkungen 
Waagcns  war  das  Berliner  Bild  früher  gleichfalls  im  Besitze  der  Dresdener  Galerie  .'.  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  0,75,  br.  1,66. 


Florentini- 
sche  Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

267 


1539  Enthauptung  Johannis  desTäufers.  Der  kühle  graue  Gesamtton  der  Landschaft, 
der  im  Vordergrunde  graubraun,  in  der  Ferne  blaugrün  erscheint,  wird  besonders  durch 
Karminrot  [Gewand  des  Mannes  mit  Turban  in  der  Mitte,  heller  im  Gewände  des  ent- 
haupteten Täufers  und  im  Kopftuche  Salomes],  Zinnoberrot  [Gewand  und  Sandalen 
des  Mannes  mit  weißem  Turban  rechts]  und  Goldgelb  [Mädchen  hinter  Salome]  belebt. 
Karminrot  dient  ein  leuchtendes  Gelbgrün  [im  Mantel  des  Mannes  mit  Turban  in  der 
Mitte  und  im  Unterkleide  des  Mäd- 
chens links]  als  Gegenfarbe.  Dazwischen 
stehen  kühle  gebrochene  Töne:  Oliv- 
grün, nach  Braunviolett  schillernd  im 
Gewände  Salomes,  über  dem  auf  der 
Brust  ein  blaugrünes  Band  liegt.  Grau 
im  Schurze  des  Henkers  und  der  mit 
rosafarbenen  Bändern  gezierten  Rüstung 
des  Hauptmannes,  Blaugrün  [rosa  schil- 
lernd] im  Obergewande  des  Mädchens 
im  Profil  links].  Salome  hält  eine  gold- 
gelbe Schüssel.  Kalter,  ockergelblich- 
grauer  Fleischton  mit  grauen  Schatten, 
etwas  wärmer  in  der  Gestalt  des 
Henkers. 


Die  Komposition  geht  auf  den  Holzschnitt  Dürers  vom 
Jahre  1510   mit   der  Darstellung   der  Enthauptung  Jo- 
hannis d.  T.  [  B.  125]  zurück    .'.  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelho.z,  h.  1,69,  br.  1,46. 


147 


Florenüni- 
sche  Schule 

des  XVI. 

Jahrhun- 
derts 


261  tK  Bildnis  einer  jungen  Frau.  Zarte  kühle 
Stimmung  in  Grau  und  Blaug-rün.  Sie  sitzt  vor 
grauer  Wand,  in  blaugrünem  Kleid  und  hält  auf 
dem  Arm  eine  gelbbraune  Pantherkatze.  Auf  dem 
weißlichen,  an  den  Wangen  leicht  geröteten,  mit 
Graublau  modellierten  Fleisch  liegt  eine  goldgelbe 
Kette.  Das  rotbraune  Haar  ziert  grauweißer  Kopf- 
putz mit  einer  goldenen  Schaumünze. 

Erworben  1897  im    italienischen  Kunsthandel,   als    Geschenk  des    Herrn 
Generaldirektors  Dr.  W.  Bode. 

Pappelholz,  h.  0,26,  br.  0,185. 

Florentinische  Schule  um  1530 

S  15  Maria  Tempelgang.  Graue  Umrahmung  mit 
hellgrauen  Karyatiden.  Vor  grauer  Architektur,  gelb- 
braunem Boden  und  hellblauem  Himmel  mit  weißen 
Wolken  stehen  die  Figuren  in  karminroten  [Unter- 
gewand des  Hohenpriesters,  heller  im  Mantel  des 
am  Fuße  der  Treppe  stehenden  Mannes  und  im  Brustpanzer  des  Soldaten  links],  gold- 
gelben [Mantel  des  Hohenpriesters  und  der  am  Fuße  der  Treppe  stehenden  Anna], 
meist  aber  graublauen,  gelbgrünen  und  blauen  Gewändern.  Rötlicher  Fleischton  mit 
durchscheinendem  Grau. 

Gegenstück  zu  Nr.  S  16  .'.  Sammlung  James  Simon. 
Pappelholz,  h.  0,28,  br.  0,59. 

S  16  Vermählung  Maria.  Graue  Umrahmung  mit  hellgrauen  Karyatiden.  Vor  lichtem 
grauem  Grund,  hellblauem  Himmel  mit  weißen  Wolken  und  rosagrauer  Architektur  die 
Figuren  in  hellroten,  braunroten,  grünen,  goldgelben  [Mantel  Josephs]  und  hellblauen 
Gewändern  [Joseph,  Frau  mit  Kind  rechts].  Maria  in  grauweißem  Kleid,  der  Hohe- 
priester in  zinnoberrotem  Ornat  über  grauviolettem  Untergewand.  Dazwischen,  beson- 
ders im  Hintergrunde,  stehen  blaue  und  graublaue  Töne. 

Gegenstück  von  Nr.  S  15,  und  mit  diesem  Bilde  wahrscheinlich  zu  einer  Predella  gehörig  .'.   Die  Tafeln  stehen  der  Art  Fran- 
cesco Granaccis  nahe  .'.  Sammlung  James  Simon. 
Pappelholz,  h.'0,28,  br.  0,59. 


S15 
516 


148 


Florentinische  Schule  um  1530 

1649  Bildnis  eines  Mannes.  In  kräftiger, 
dunkelrotbrauner  Modellierung,  mit  dun- 
kelbraunem Haar  und  Kinnbartansatz,  mit 
etwas  Rot  in  den  Lippen  und  Augenwinkeln 
hebt  sich  der  Kopf  vom  graugrünen  Grund 
ab.  Blaugrünliche  Augäpfel.  In  grau- 
schwarzem Barett  und  Gewand,  aus  dem 
der  weiße  Kragen  hervorkommt.  Der 
dunkelbraune  Mantel  ist  innen  mit  grauem, 
schwarz  gemustertem  Damast  gefüttert. 

Erworben  1906  aus  deutsch-russischem  Privatbesitz. 
Pappelholz,  h.  0,57,  br.  0,44. 

Col-iri-jfJ     Francesco    Rossi    de'    Salviati    [nach 

OdlVldLl  dem  Vater  Francesco  di  Michelanaelo 
de'  RossiJ,  nach  seinem  Beschützer  dem  Kardinal 
Salviati,  Cecchino  del  Salviati  oder  kurz  Fran- 
cesco Salviati  gen.  Geboren  zu  Florenz  1510, 
gestorben  zu  Rom  den  11.  November  1563.  Schüler 
des  Giuliano  Bugiardini,  Baccio  Bandinelli,  Raffaello  del  Brescia  [Brescianino]  und  um  1529  des  Andrea 
del  Sarto  zu  Florenz.  Tätig  zunächst  in  Rom  [von  etwa  1530 — 1542],  von  1539 — 1541  in  Florenz  und 
Venedig,  vifieder  in  Florenz  [1543 — 1548]  und  von  1548  an  wieder  in  Rom;  nach  etwa  anderthalbjährigem 
Aufenthalt  in  Paris  [1554 — 1556]   abwechselnd  in  Florenz  und  Rom. 


Florentini- 
sche Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

1649 


339a  Bildnis  des  Ranuccio  Farnese  [1530 — 1565].    Vor  grauem  Grund  in    grau- 
schwarzem seidenem  Mantel  mit  dem  weißen  Kreuz  des  Malteserordens  und  hellkar- 
minrotem Wams,  das  in  den  Schlitzen  der  Ärmel  zum  Vorschein  kommt  und  dessen 
Farbe  in  den  Lichtern  ausgeblichen  scheint.   Weißer 
Kragen  und  Manschetten.     In  der  Rechten  hält  er 
einen    dunkelgelbbraunen  Handschuh.    Rotbraunes 
Fleisch  mit  braunem,  rötlich  schimmerndem  Haar. 

Auf  der  Rückseite  findet  sich  zweimal  der  Name  Salviati  [einmal  auf 
einem  aufgeklebten  Papierblatt  in  der  Schrift  des  16.  und  ein  zweites  Mal 
auf  dem  Holz  in  der  des  17.  Jahrhunderts].  Unser  Bild  ist  eine  Kopie  in 
kleinerem  Maßstabe  nach  dem  Porträt  Ranuccio  Farneses  von  Tizian  [  voll- 
endet um  die  Mitte  des  Jahres  1542],  von  dem  sich  eine  alte  Kopie  bei 
Sir  Frederik  Cook  in  Richmond,  eine  andere  in  der  Sammlung  Brauer  zu 
Florenz  befindet  .".  Ehemals  dem  jüngeren  Salviati  [Giuseppe  Porta]  zu- 
geschrieben, aber  wohl  eher  von  Francesco,  der  vielfach  fiir  die  Farnese 
tätig  war  .'.  Erworben  1880  in  Mailand. 
Nußbaumholz,  h.  0,20,  br.  0,14. 

iJ^OnyinO  A"?^'°diCosimo  diMariano,gen.  Bro  nzino. 
Geboren  in  Monticelli  bei  Florenz  um  1502,  ge- 
storben zu  Florenz  den  23.  November  1572.  Zuerst  Schüler  des 
Raffaellino  del  Garbo,  dann  des  Jacopo  da  Pontormo  in  Florenz; 
ausgebildet  durch  das  Studium  der  Werke  Michelangelos.  Tätig 
zu  Florenz. 

338b    Bildnis    der  Eleonore    von  Toledo    [gest. 
den  17.  Dezember  1562  ].    Vor  dunkelkarminrotem 


339  A 


149 


Florenüni- 
sche  Schule 

des  XVI. 

Jahrhun- 
derts 


338  A 


Vorhang,  in  karminviolettem  Kleid,  das  ganz  mit 
gelbbraunen,  gelb  blitzenden  Borten  und  mit  grauen 
Perlen  in  goldgelber,  karminrot  emaillierter  Fassung 
besetzt  ist,  mit  silbergrauem  Kragen-  und  Armel- 
umschlag. Der  dunkelkarminrote  Brusteinsatz,  auf 
dem  eine  bräunlichgraue  Perlenkette  ruht,  ist  mit 
goldgelber  Stickerei  geziert.  Das  mit  grauen  Bän- 
dern gebundene  dunkelgelbbraune  Haar  umfaßt  ein 
goldgelbes  Netz.  In  den  Ohren  silbergraue  Gehänge 
mit  grauen  Perlen.  Lichtes  bräunliches  Inkarnat  mit 
rötlichen  Tönen  und  gelbbraunen  Schatten.  Die  Hand, 
ein  weißgraues  Taschentuch  haltend,  ruht  auf  blau- 
grüner Brüstung. 

Eleonore,  Tochter  Don  Pedros  von  Toledo,  Vizekönigs  von  Neapel,  ver- 
heiratet [seit  1539]  mit  Cosimo,  dem  ersten  Großherzog  von  Toskana  .". 
Das  Bildnis  kommt  in  Wiederholungen  häufig  vor  /.  Erworben  1890  in 
Florenz  .-.  Pappelholz,  h.  0,5S,  br.  0,42. 


338a  Bildnis  des  Ugolino  Martelli.  Die  hellgraue 
Architektur  mit  dunkelgraublauen  Gesimsen  und  Fensterumrahmungen  stellt  den  Hof  des 
Palazzo  Martelli  zu  Florenz  mit  der  bräunlichgrauen  Statue  des  David  von  Donatello  dar. 
In  grauschwarzem  Barett  und  Kleidung,  aus  der  an  den  Ärmeln  und  den  Schlitzen  der 
Hose  das  graublaue  Untergewand  hervorkommt.  Die  linke  Hand  stützt  ein  ultramarin- 
blau gebundenes  Buch  mit  goldgelbem  Schnitt  [Bembo]   aufs  Knie,   die  Rechte  weist  auf 

die  beim  Anfange  des  9.  Gesanges  auf- 
geschlagene llias,  ebenfalls  in  blauem 
Einband.  Die  gelbgrüne  Decke,  auf  der 
1.  ein  Buch  in  graublauem  Einband,  mit 
der  Inschrift  MARO  auf  dem  goldgelben 
Schnitt,  liegt,  ist  auf  der  rosagrauen  Tisch- 
platte zurückgeschlagen.  Ockergelbbrau- 
ner Fleischton   mit  grauen  Halbschatten. 

Bez.  auf  der  Kante  der  Tischplatte:  BRONZO  Fl'OREN- 
TINO  .".  Von  Vasari  erwähnt  .".  Ugolino  Martelli  [1519  bis 
1 592],  Humanist,  literarisch  tätig,  in  späteren  Jahren  Bischof 
zu  Grandeves  in  Südfrankreich  /.  Der  Hof  des  Palazzo 
Martelli  zeigt  noch  heute  die  gleiche  Gestalt,  nur  befindet 
sich  jetzt  die  Statue  des  David  im  Innern  des  Hauses  .•.  Er- 
worben 1878  aus  dem  Pal  .  Strozzi  zu  Florenz. 
Pappelholz,  h.  1,02,  br.  0,85. 


338  Bildnis  eines  jungen  Mannes.  In 
grauer  Kleidung,  die  vorn  durch  eine  gelb- 
braune Schließe  zusammengehalten  wird, 
sitzt  er  auf  grauer  Bank  vor  graugrünem 
Grund,  einen  weißen  Brief  haltend.  Weiße 


150 


Krausen  an  Hals  und  Ärmeln.    Ockergelb- 
lichbraunes  Inkarnat  mit  roten  Lippen. 

Sammlung  Solly,  1821  .-.  Pappelholz,  h.  0,86,  br.  0,67. 

S2  Bildnis  eines  Jüng:lings.  Vor  braunem 
Grund,  in  grauschwarzem  Gewand  und  Barett. 
Bräunliches  Fleisch.  Die  Hände  liegen,  in 
grauweißem  Buche  blätternd,  auf  gelbgrüner 
Brüstung. 

Erworben    im    Florentiner  Kunslhandel  .-.  Sammlung  James 
Simon. 

Pappelholz,  h.  0,74,  br.  0,58. 


SCHULE  VON  BOLOGNA 


Imol 


„  Innocenzo  [di  Pietro]  Francucci,  gen. 

"■  Innocenzo  da  Imola.  Geboren  zu  Imola 
1493/94,  gestorben  zu  Bologna  um  1550.  Schüler 
Francesco  Francias  [urkundlich  seit  7.  Mai  1508]  zu 
Bologna  und  Mariotto  Albertinellis  zu  Florenz,  weiter 
ausgebildet  durch  das  Studium  Raffaels.  Tätig  vor- 
nehmlich zu  Bologna. 

280  Maria  mit  dem  Kind  und  die  hll.  Eligius  und  Petronius.  Gegen  kühle,  nach 
Grau  gebrochene  Töne  steht  bräunliches  Gelbrot.  Vor  blauem  Himmel  und  gelber,  von 
grüner,  blauer  und  violetter  Zone  begrenzter  Glorie,  umgeben  von  rötlich  und  graublau 
geflügelten  Cherubim,  sitzt  Maria  auf  blaugrauen  Wolken,  in  hellkarminrotem  Gewand, 
dunkelblauem  Mantel  und  blaugrauem  Kopftuch.  Unten  vor  grünlicher,  mit  Ockergelb 
und  Grau  untermischter  Landschaft  der  hl.  Eligius  als  Schmied,  mit  schwarzblauer  Kappe, 
in  gelbrotem  Mantel  und  Beinkleidern,  violett- 
grauem Rock  und  gelblichgrauem  Schurz.  Gelb- 
rot kehrt  wieder  im  Ornat  des  hl.  Petronius 
über  grauweißem  Chorhemd.  Die  leuchtend- 
grüne Innenseite  des  mit  Goldstickerei  auf 
blauem  Grund  gezierten  Ornats  ist  über  der 
linken  Schulter  hochgeschlagen.  Weiße  Bischofs- 
mütze. In  der  Rechten  hält  er  das  goldocker- 
farbene Stadtmodell  von  Bologna,  in  der  Linken 
ein  blau  gebundenes,  goldgeziertes  Buch.  Grau- 
brauner Fleischton.  In  gebrochen  rötlichen 
Tönen  ist  in  der  Landschaft  der  hl.  Eligius  dar- 
gestellt, wie  er  dem  störrischen  Pferde  das 
Bein  wieder  ansetzt,  das  er  abgehauen  hat,  um 
es  beschlagen  zu  können. 

Die  Madonna   ist    in    der   Haltung  Raffaels  Madonna  da  Foligno 
nachgebildet  .'.  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  1,97,  br.  1,73. 


Florentini- 
sche  Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

338 


Schule  "von 
Bologna  im 
XVI.  Jahr- 
hundert 


S2 


151 


Schule  von 
Bologna  im 
XVI.  Jahr- 
hundert 


Schule  der 
Romagna 
im  XVI. 
Jahrhun- 
dert 


$^ 


'mJM  4 


^    f^      1*  1        Girolamo     Marchesi,      gen. 

V^OtlgnOia  GirolamodaCotignola.  Ge- 
boren zu  Cotignola  um  1481,  gestorben  um 
1550,  wahrscheinlich  in  Rom.  Schüler  des 
Francesco  und  des  Bernardino  Zaganelli,  dann 
des  Francesco  Francia;  in  Rom  nach  Raffael 
weiter  ausgebildet.  Tätig  in  Bologna,  Rom  und 
Neapel,  kurze  Zeit  in  Rimini  und  in  Ravenna. 

ti^Ji     ^  ^CS&^B^^  ^la^LT  ^^^  Erteilung   der  Ordensregel   an 

BL^^.  yß^^KKr     I       Jn9^^  die  Bernhardiner.  LeuchtendesSma- 

ragdgrün  im  Vorhang,  der  über  rot- 
braune Brüstung  herabfällt  und  von 
warm  rotbraun  gefärbten  Putten  ge- 
halten wird,  und  gelbliches  Grauweiß 
der  Ordenstracht  sind  die  Hauptfarben. 
Zu  beiden  Seiten  des  Thronvorhangs 
sind  tiefblauer  Himmel  und  Berge  unter 
rötlichem  Horizont  sichtbar.  Der  hl. 
Bernhard,  Abt  vonClairvaux,  trägt  über 
der  gelblichweißen  Tracht  das  karmin- 
rote, innen  tiefblaue  Ornat,  mit  gelb- 
grünen Fransen  und  goldgelben  Stickereien  geziert.  Der  rechts  auf  braungrauem  Boden 
kniende  Mönch  hält  ein  zinnoberrot  gebundenes  Buch.  Dunkelrotbrauner  Fleischton.  Am 
Boden  das  Sinnbild  der  Brüderschaft. 

Bez.  auf  der  unteren  Thronstufe:  HIeronymus  Cottignol's  F 
MDXXVI.  .-.  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  2,02,  br.  1,54. 

SCHULE  DER  ROMAGNA 

LI  •  Luca  Longhi.  Geboren  zu  Ravenna  den 
Ongni  \\  Januar  1507,  gestorben  daselbst  den 
12.  August  1580.  Vermutlich  Schüler  Niccolö  Ron- 
dinellis,  dann  wahrscheinlich  nach  Giacomo  Francia 
[in  Bologna?]  weiter  ausgebildet.  Später  Nach- 
ahmer Parmeggianinos.    Tätig  zu  Ravenna. 

117  Thronende  Maria  mit  dem  Kind 
und  zwei  Heilige.  Grelle,  bunte  Lokal- 
farben, besonders  leuchtendes  Gelbgrün 
[Vorhang,  Thronteppich],  Zinnoberrot  [Ge- 
wand Marias,  bräunlicher  im  grün,  weiß, 
ockergelb  und  graublau  gemusterten 
Teppich]  und  Blau  [Mantel  Marias,  Himmel] 
stehen  hart  vor  grauer  Architektur  und 
ockergelbem  Boden.  Der  hl.  Sebastian  an 
hellgrüner  Säule,  mit  dunkelrotbraunem 
Haar.  Franziskus  in  braungrauer  Kutte,  von 
der  sich  violettes  Kreuz  und  Buch  abheben. 


152 


Ockergelblichgraues  Fleisch.  Vorn  auf 
rotbrauner  Stufe  ein  Wappen  [bräunliche 
Fische  auf  dunkelblauem  Feld]. 

Bez.  rechts  unten  auf  einem  Papierblatt  undeutlich  :  Luchas 
de  Lo[nghis]  de  R"^  pingebat  mill"T^  [quingentesimo  [?] 
[quadrajgesimo  [?]  secundo  pridie  kl.  ottobris  [also  voll- 
endet den  30.  Sept.  1542?]  .-.  Rechts  ein  Blatt  mit  der 
Inschrift:  Virgini  Mariae  et  Sebastiano  usw.  .*.  Sammlung 
Solly,  1821. 

Pappelholz,  h.  2,52,  br.  1,62. 

LOMBARDISCHE  SCHULE 

T    ö/^r»  Qi*/"!/"»    Leonardo  [Lionardo]  daVinci. 

LieUIiarUU  Na^h  seinem  Vater  di  Ser  Piere. 
Baumeister,  Bildhauer  und  Maler,  geboren  1452 
in  der  Villa  Anchiana  bei  Vinci  oberhalb  Empoli, 
gestorben  den  2.  Mai  1519  auf  Schloß  Cloux  bei 
Amboise.  Schüler  Andreas  del  Verrocchio  in 
Florenz.  Tätig  zu  Florenz  bis  Ende  1481,  dann 
zu  Mailand  [nachweisbar  seit  1487  bis  1499],  zu 
Venedig  1500,  zu  Anfang  1501  wieder  in  Florenz, 
von  Mitte  1502  bis  Mitte  1503  auf  Reisen  in  Mittel- 
italien, 1506  und  1507  vorübergehend  in  Florenz, 
1508-1513  ständig  in  Mailand,  1513—1516  in 
Rom,  1516 — 1519  auf  Schloß  Cloux  als  Hofmaler 
Franz  I.  Begründer  der  Mailändischen  Schule  des 
16.  Jahrhunderts. 

90b  Der  auferstehende  Christus 
von  den  hll.  Leonardo  undLucia 
verehrt.  Die  Farben  sind  nach 
Grau  und  Rotbraun  gebrochen.  Vor 
dunkelgraubraunen,  rotbraun  be- 
wachsenen Felsen,  blaugrüner  Ferne 
und  hellblauem  Himmel  mit  bräun- 
lichweißenWolken  schwebt  Christus, 
mit  rötlichbraunem  Haar,  und  weißer 
Fahne  mit  zinnoberrotem  Kreuz,  den 
hellockergelblichen  Körper  in  grau- 
weißes Bahrtuch  gehüllt.  Unten  vor 
bräunlichgrauem  Boden,  zu  Seiten 
des  grell  lichtroten  Sarkophags  knien 
der  hl.  Leonardo  in  gelblichbraunem 
Ornat  mit  karminroten  und  hell- 
blauen Mustern,  graublauer  Schärpe 
und  Rückenstück  mit  rotem  Orna- 
ment, unddiehl.Lucia  ingraublauem 
Gewand  und  braunrotem,  innen 
mattgoldgelbem  Mantel.  Warm  rot- 
bräunliches, weich  mit  Grau  model- 
liertes Fleisch  und  rotbraunes  Haar. 


Schule  der 
Romagna 
im  XVI. 
Jahrhun- 
dert 


Lombardi- 
sche Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

90  B 


153 


Lombardi- 
sche Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

207 


222 


In  den  älteren  Katalogen  „Malländische  Schule  unter  Einfluß  des 
Leonardo  daVinci"  genannt.  Über  die  Gründe,  aus  denen  das  Bild, 
als  es  1884  wieder  zur  Aufstellung  gelangte,  dem  Meister  selbst  zu- 
geteilt wurde,  s.  Jahrb.  der  k.  pr.  Ksts.  V.  293  ff  .'.  Befand  sich 
früher  [nachweisbar  im  17.  Jahrhundert]  in  der  Kirche  S.  Liberata 
zu  Mailand  und  trug  damals,  wie  Torre  [Ritratto  di  Milano,  1714, 
S.  199]  berichtet,  den  Namen  Bramantinos,  mit  dem  das  Bild  keine 
Verwandtschaft  hat  .'.  Sammlung  Solly,  1821. 

Pappelholz  [oben  ursprünglich  wohl  im  Bogen  abgeschlossen], 

h.  2,30,  br.  1,83. 


D  _^li.  _£i!'_^  Giovanni  Antonio  Boitraffio  oder 
DUllIdlllU  Beitraf fio.  Geboren  zu  Mailand  1467, 
g-estorben  daselbst  den  15.  Juni  1516  [nach  seiner  Grab- 
schrift im  Alter  von  49  Jahren].  Schüler  Leonardos  da 
Vinci.  Tätig-  zumeist  in  Mailand ,  vorübergehend  in 
Bologna. 

207  Die  hl.  Barbara.  Auf  den  warmen  rot- 
braunen Ton  des  Inkarnats  und  des  Haares 
ist  auch  das  braunrote  Gewand  gestimmt,  das, 
über  dem  olivgrünen  Unterärmel  hochge- 
schlagen, am  Ellenbogen  die  graublaue  Innen- 
seite zeigt,  unter  dunkelgrünem  Mantel  mit 
goldgelbem  Umschlag.  Gelbbrauner  Kelch. 
Vor  hellblauer  Luft  mit  grauweißen  Wolken 
und  vor  grünlichbrauner  Landschaft  mit  grau- 
bräunlichen Felsen  und  Turm. 


Aus  S.  Satiro  in  Mailand  .'.  Urkundlich  1502  in  Auftrag  ge- 
geben .".  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  1,70,  br.  1,11. 


Mel 


Francesco  Melzi.  Geboren  zu  Mailand 
ZI  1491  oderl492,  daselbst  1566  noch  am  Leben. 
Schüler  und  Freund  Leonardos  da  Vinci,  den  er 
nach  Rom  [1513 — 1516]  und  Frankreich  begleitete. 
Tätig  vornehmlich  in  Mailand. 

222  Pomona  undVertumnus.  Den  warm 
rötlichen,  mit  grauen  Schatten  modellierten 
Oberkörper  Pomonas  verhüllt  ein  weißer 
Schleier.  Den  Unterkörper  deckt  ein  hell- 
karminroter Mantel.  Rotbraunes  Haar. 
Vertumnus,  als  alte  Frau,  in  weißer  Haube, 
orangegelbem  Gewand,  graublauem,  innen 
braunrotem  Mantel,  sucht  sie  mit  dem 
Gleichnis  der  die  Ulme  umschlingenden 
Rebe  zur  Liebe  zu  bereden  [Ovids  Meta- 
morphosen XIV  623  f.].  Vor  braunem  und 
grauem  Erdboden,  kühler  blaugrüner  und 
graublauer  Ferne  und  weißlichblauem 
Himmel,    der   durch    grünes  Laub    blickt. 


154 


Identisch  mit  einem  Bilde  der  „Flora",  das  sich  in  der  ersten 
Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  zu  Paris  bei  dem  Herzog  von  Saint- 
Simon  befand  und  nach  dem  Zeugnisse  Mariettcs  [  1694 — 1774  1 
mit  dem  Namen  des  Meisters  und  dem  Zusatz  „mailändischer 
Edelmann"  in  griechischer  Schrift  bezeichnet  war.  Mariette  hat 
offenbar  das  Bild  selbst  gesehen,  das,  bevor  die  Inschrift  be- 
achtet worden  war,  immer  für  Leonardo  gegolten  hatte;  er  be- 
schreibt es  als  Vertumnus  und  Pomona  und  fügt  hinzu,  daß  es 
im  Besitz  eines  Händlers  sei,  der,  um  es  für  ein  Werk  Leonardos 
auszugeben,  die  Bezeichnung  gelöscht  habe.  In  der  Tat  taucht 
dann  das  Werk  in  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  als 
Leonardo  in  der  königl.  Sammlung  zu  Sanssouci  auf  [Nr.  44  der 
Galerie,  nach  dem  Verzeichnis  M.  Oesterreichs  von  1776];  doch 
ist  es,  nach  seiner  Überführung  in  das  königl.  Museum,  schon 
im  Katalog  von  1830  als  Francesco  Melzi  verzeichnet  .*.  Dem- 
selben Meister  gehört  ohne  Zweifel  die  sog.  Colombine  in  der 
Eremitage  zu  St.  Petersburg  an  .'.  Die  Gestalt  der  Pomona  ist 
nahe  verwandt  in  der  Haltung  mit  der  Madonna  in  Leonardos 
Komposition  der  Anna  Selbdritt,  die  in  dem  Karton  der  Lon- 
doner Academy  erhalten  ist  .*.  Königliche  Schlösser. 
Pappelholz,  h.  1,85,  br.  1,34. 


•  "  Bernardino  Luini.  Geboren  zu  Luino  am  Lago 
,ilillli  Mao-oiore  zwischen  1475  und  1480  als  Sohn  eines 
Giovanni  Lutero,  gestorben  zwischen  August  1531  und 
Juli  1532.  Schüler  Ambrogio  Borgognones,  dann  Nach- 
folger Leonardos.  Tätig  in  Chiaravalle  [1512,  1515], 
Legnano  [1516],  Cesariano  [1521],  Mailand,  zeitweilig 
von   1523 — 1533    in   Legnano,  Saronno    [1525],    Como   und    Lugano  [1529    und   1532],   Busto    Arsizio. 

217  Maria  mit  dem  Kinde.  Aus  schwarzem  Grunde  lösen  sich  in  weicher  Modellierung- 
die  hellbräunlichen  Körper.  Durchsichtige  weiße  Schleier  fallen  über  das  braune  Haar 
Marias  herab  und  umhüllen  den  Körper  des  Kindes,  das  einen  gelbbraunen  Apfel  hält. 
Maria,  in  hellkarminrotem  Kleid,  unter  dem  auf  den  Schultern  ein  zinnoberrot  und  blau 
schillerndes  Untergewand  sichtbar  ist,  und  blaugrünem,  im  Umschlage  bräunlichgold- 
gelbem Mantel,  hält  ein  zinnoberrot  gebundenes  Buch  mit  hellgelbem  Schnitt. 

Königliche  Schlösser     .'.     Pappelholz,  h.  0,53,  br.  0,42. 


219  Geburt  Christi.  Vor  dunkelbrauner  Wand 
mit  Ausblick  auf  blaugrüne  Landschaft  und 
tief  grünblauen  Himmel  mit  goldenen  Sternen, 
an  dem  vor  gelber  Glorie  der  rotgeflügelte 
Engel  der  Verkündigung-  an  die  Hirten  erscheint, 
kniet  Maria  in  zinnoberrotem  Gewand  und 
dunkelblauem,  innen  grünem  Mantel,  mit  blau- 
grauem Kopftuch  und  Hemd,  das  Kind  in  weißen 
Linnen  haltend.  Joseph  in  goldgelbem  Mantel 
über  braunviolettem  Rock.  Vor  gelbbrauner 
Krippe  der  Engel  in  weißem  Schleierhemd, 
mit  gelb -rot  schillernden  Flügeln. 

Wohl    nur  Werkstattkopie    nach    dem    Original    bei    Mr.  Butler, 
London  .-.  Erworben  1841,42  in  Italien. 
Pappelholz,  h.  0,47,  br.  0,37. 


Lombardi- 
sche Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

217 


1 

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Wt-^M^^äj^^ 

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219 


155 


Lombardi- 
sche Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

219C 
219  B 


219a — 219i  Freskenzyklus:  Der  Mythus  der  Europa.  Goldg-elb,  Rot  und  Hellblau 
in  den  Gewändern  sind  die  Hauptfarben,  die  vor  gelbgrüner  und  blaugrüner  Wiesen- 
landschaft und  hellgraublauer  Wasserfläche  und  Himmel  stehen.  Rotbräunlicher,  mit  Grau 
durchsetzter  Fleischton. 


219  H 
219  G 


219c  Vor  blaugrüner  Wiese  Goldgelb    und  bläuliches  Weiß,  Gelbgrün,  Graublau  in  den 
Gewändern  der  Blumen  pflückenden  Gespielinnen  der  Europa. 

Fresko  auf  Leinwand  übertragen,  h.  1,16,  br.  1,23. 

219b  Dem  links  stehenden  Mädchen  [Europa?]  in  goldgelbem  Gewand  und  ziegelrotem 
Mantel  reicht  ihre  Gefährtin,  in  rötlichem  Gewand,  Blumen. 

Nr.  219C  und  219B  gehörten  ursprünglich  zu  einer  Darstellung,  wie  sie  in  einer  Handzeichnung  im  Kupferstichkabinett  zu 
Berlin  erscheint. 

Fresko  auf  Leinwand  übertragen,  h.  1,07,  br.  1,305. 

Auf  graublauer  Wasserfläche  Neptun,  von  hellgrünem  Mantel  umflattert.    Rotbraune 
,,,  Körper.    Links  ist  noch  ein  Teil  des  weißen  Stierkörpers 

sichtbar. 

Fresko  auf  Leinwand  übertragen,  h.  1,59,  br.  1,09. 

219g  Europa,  in  goldgelbem  Gewand,  dem  der  geblähte 
^_^„___„„____^_        ziegelrote    Mantel 

rV        V*.' '^BBHBHI^^^^W^BI        als       Hintergrund 

dient,  auf  dem  gelb- 
lichweißen Stier 
die  graublaueWas- 
serfläche  durch- 
schwimmend. 

Fresko  auf  Leinwand 
übertragen,  h.  1,15,  br. 
1,21. 

219a  Die  auf  blau- 
grüner Wiese   la- 


156 


Lombardi- 
sche Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

219A 
219  E 


g-ernde  Europa  in  goldg-elbem  Gewand  und  rotem  Mantel, 
zu  der  in  gelblichbraunes  Gewand  gekleideten  Venus  auf- 
blickend, die  auf  den  gelb -rot -geflügelten  Amor  hinweist. 

Fresko  auf  Leinwand  übertragen,  h.  1,69,  br.  1,99. 

219e  Europa,  goldgelb  und  rot  gekleidet,  mit  ihren  Ge- 
spielinnen, von  denen  die  linke  ein  bläulichweißes  Gewand 
trägt,  bekränzen  den  Stier. 

Fresko  auf  Leinwand  übertragen,  h.  1,03,  br.  0,92. 

219d  Blumen  pflückendes  Mädchen  in  rotem  Kleid  und  grau- 
weißem  Hemd.         Fresko  [nicht  auf  Leinwand  übertragen],  h.  0,42,  br.  0,34. 

219f  Die  Gefährtinnen,  die  linke  in  hellblauem  Mantel  über 
gelbem  Gewand,  die  mittlere  in  graublauem,  die  rechte  in 
hellblauen  Gewändern,  sind  Europa,  in  roter  und  gelber  Ge- 
wandung, be- 
hilflich,den  auf 
gelbgrüner, 
blumiger 
Wiese  lagern- 
den,     bräun- 
lichweißen 
Stier    zu    be- 
steigen.  Hell- 
blaue Ferne. 


Fresko  auf  Lein- 
wand übertragen, 
h.1,68,  br.  2,00. 


219  D 


219  F 
2191 


157 


Lombardi- 
sche Sdiule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 


219i    In  graurötlichem  Gewand,  auf  gelbgrüner 
Wiese  sitzend. 

Die  Stiicke  gehören  wahrscheinlich  zu  einem  der  181 7  abgelösten 
und  seitdem  zerstreuten  Freskenzyklen  religiösen  und  mytholo- 
gischen Inhalts,  mit  denen  Luini  die  Villa  Pelucca  bei  Monza  aus- 
malte, und  von  denen  sich  Teile  jetzt  in  der  Brera,  im  Louvre,  in 
der  ehemaligen  Sammlung  Kann  und  a.  a.  O.  befinden  /.  Aus  dem 
Kupferstichkabinett  überwiesen  .*.  Aufgestellt  in  der  Abteilung 
der  christlichen  Bildwerke. 

Fresko  auf  Leinwand  übertragen,  h.  1,45,  br.  0,89. 


Leonbruno  \;,i:t::i. 


205 


Leonbruno.  Getauft  zu 
den  10.  März  1489,  gestorben 
1537  wahrscheinlich  zu  Mantua.  Unter  dem  Einflüsse 
des  Lorenzo  Costa  und  der  lombardischen  Schule,  dann 
des  Giulio  Romano  ausg-ebildet.  Tätig  am  Hofe  der 
Gonzag-a  zu  Mantua  und  einige  Zeit  [seit  1532]  in 
Mailand. 

264a  Das  Urteil  und  die  Bestrafung-  des 
Mi  das  [Ovids  Verwandlungen  XI.  146  f].  Das 
goldigbraune  Fleisch  ist  mit  dunklem  Grau 
modelliert.  Vor  grünem  Laubgrund  und  grau- 
blauem Himmel  und  Ferne  steht  Apollo,  über 
dessen  Schulter  ein  hellkarminrotes  Tuch  her- 
abfällt, auf  ockergelbbrauner  Geige  spielend. 
Rechts  vorn  sitzt  Tmolus,  der  Gott  des  Ge- 
birges, in  hellgraublauem  Gewand,  über  das  ein  weißes  Tuch  geknüpft  ist,  und  gelbrotem 
Mantel,  dessen  Farbe  sich  dunkler  im  Haar  wiederholt.  Midas,  mit  Eselsohren,  mit  braun- 
grauem Haar,  über  dem  roten  Gewand  ein  bräunlichweißes  Tuch.  Der  gelbbraune  Erd- 
boden geht  nach  dem  Mittelgrund  zu  in  Gelbgrün  über. 

Das  Bild  trug  nach  Prandi  unterhalb  der  aufgestützten  Hand  des 
Tmolus  die  nicht  mehr  sichtbare  Bezeichnung  LA  V.  LEONB.  MAN.  .*. 
Erworben  1873  in  Florenz. 

Pappclholz,  h.  1,89,  br.  1,28. 


Ped 


nni 


Giovanni  Pedrini,    auch   Giampietrino  und 


Gianpedrino  genannt.  Sein  eigentlicher  Name 
Giov.  Pietro  Ricci.  Lebensverhältnisse  unbekannt. 
Schüler  Leonardos  da  Vinci  [seit  1508?].  Tätig  zu  Mailand 
[etwa  1510—1530]   und  Pavia  [1521]. 

205  Die  büßende  Magdalena.  In  Graubraun. 
Der  hellbräunliche,  mit  Grau  modellierte  Körper, 
in  den  Wangen  und  Brüsten  etwas  belebt  durch 
Rot,  hebt  sich  von  graubraunem  Felsen  und 
schwärzlichem  Grund  ab.  Bräunliches  Goldgelb 
im  Haar  bildet  die  stärkste  Farbe.  Auf  grau- 
brauner Felsplatte  steht  vorn  das  hellgelbbraune 
Salbgefäß. 

Sammlung  SoUy,  1821. 

Pappelholz,  h.  0,62,  br.  0,50. 


158 


215  Die  hl.  Katharina.  Die  Färbung-  ist  wärmer 
als  im  vorigen  Bild  und  neigt  mehr  nach  Rot- 
braun. Den  bräunlichen  Körper  umgibt  ein  bräun- 
lichkarminroter Mantel.  Rötlichbraunes  Haar. 
Zu  den  Seiten  die  gleichfalls  rotbraunen  Räder, 
auf  die,  vor  schwarzbraunem  Grund,  gelbe  und 
bräunlichzinnoberrote  Flammen  herabfahren. 


Samtniung  Solly,  1821. 

Pappelholz,  h.  0,62,  br.  0,47. 


Ogg 


lOnO  Marco  d'Oggiono  [auch  Oggionno  und 
Ugione].  Geboren  um  1470  vermutlich  zu 
Oggionno,  gestorben  zu  Mailand  1530  [?].  Schüler  Leo- 
nardos da  Vinci  [1490  in  dessen  Werkstatt].  Tätig  in 
Mailand. 


Lombardi- 
sche Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

215 


210a  Der  hl.  Sebastian.  Kühle  Töne  [Hellblau, 
Grün  und  Grau]  überwiegen.  Auf  graubraunem, 
mit  bräunlich  saftgrünen  Farren  bewachsenem 
Felsen,  an  dunkelgraubraunen  Baum  gefesselt, 
hebt  sich,  trotz  der  dunkelgrauen  Modellierung,  warm  der  ockergelbliche  Körper  des 
Heiligen  von  kühlgefärbter,  leuchtend  gelbgrüner  Landschaft  mit  graublauen  Felsen 
und  grünlichblauem  Flußbett,  und  von  ultramarinblauem  Himmel  mit  grauen  Wolken 
ab.  Lebhaft  wirkt  nur  das  goldgelbe,  in  den  Schatten  gelbbraune  Lendentuch  und 
Hellkarmin  im  Gewände  des  gelbgrün  und  blau  geflügelten  Engels. 

Der  Vergleich  mit  dem  Hauptbilde  Marcos  d'Oggiono,  den  drei  Erzengeln  in  der  Brera  zu  Mailand,  läßt  auch  diesesBild,  dem 
eine  Komposition  Leonardos  [vgl.  eine  Zeichnung  in  der  Hamburger  Kunsthalle]  zugrunde  liegt,  dem  Meister  zuweisen  .'. 
Früher  in  mailändischem  Privatbesitz   .".    Erworben  1896  im  Florentiner 
Kunsthandel  als  Gesdienk  des  Herrn  Karl  v.  d.  Heydt. 
Pappelholz,  h.  0,76,  br.  0,485. 

r_„„„„'  Gaudenzio  Ferrari.  Auch  Gaudenzio  de  Vince 
^'  '  *^'  '  oder  de  Vincio  gen.,  namentlich  in  seiner  früheren 
Zeit,  wo  er  sich  öfter  Gaudentius  Vincius  zeichnet.  Maler 
und  Tonbildner,  geboren  zu  Valduggia  [im  Sesiatal,  Piemont] 
um  1481,  gestorben  zu  Mailand  den  31.  Januar  1546.  Ver- 
mutlich zuerst  Schüler  des  Macrino  d  'Alba  zu  Vercelli, 
dann  in  Mailand  unter  Stefano  Scotto  und  Bern.  Luini,  be- 
sonders aber  durch  Studien  nach  Leonardo  da  Vinci  ausge- 
bildet. Tätig  in  Varallo  [daselbst  wohnhaft  schon  1508  und 
nach  1524],  Vercelli  [1508/9;  dann  zwischen  1517  —  1521; 
daselbst  wohnhaft  1528 — 1532],  Sauthiä,  Mailand  [vermutlich 
seit  1536;  dann  1539—1546],  Novara  1514  bis  1518  und 
1521],  Valduggia  [1526],  Saronno  [1535—1545]  und  Busto 
Arsizio  [1539]. 

213  Verkündigung.  Bräunliches  Rot  und  leuchten- 
des Gelbgrün  bilden  den  Hauptkontrast  vor  schwärz- 
lichem Grund  mit  goldenen  Buchstaben  und  golde- 
nen Strahlen.  Warm  rötliches  Inkarnat  mit  grauen 
Schatten.  Braunrot  im  Gewände  Marias  und  im 
innen   ockergelbbraunen  Mantel   des  Engels   steht 


159 


Lombardi- 
sche Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 


g-egen  das  Gelbgrün  im  Umschlage  des 
dunkelblauen  Mantels  der  Maria.  Aus 
dem  graublauen  Gewände  des  grau- 
braun geflügelten  Engels,  der  einen 
gelbgrünen  Lilienstengel  mit  weißen 
Blüten  hält,  kommen  grünlichblaue,  gol- 
dig schillernde  Ärmel  hervor.  Goldene 
Nimben  umgeben  das  rotbraune  Haar 
Marias,  das  gelbbraune  des  Engels.  Die 
Gewänder  sind  reich  mit  Gold,  der 
goldene  Mantelsaum  Marias  mit  grauen 
Perlen  verziert,  die  Lichter  auf  die 
farbigen  Stoffe  mit  Gold  aufgesetzt. 
Ein  goldgewirkter Schleierdurchschlingt 
das  Haar  der  Madonna. 

Aus  der  mittleren  Zeit  des  Meisters  .'.  Sammlung  Solly, 
1821. 

Pappelholz,  h.  0,88,  br.  0,86. 


209 


Schule  von 
Siena  im 
XVI.  Jahr- 
hundert 


T^  1        Bernardino  Fasolo  [Fagiuolo,  Faxolo].    Zeichnet  sich  Bernardinus  Faxolus  de  Papia. 

r  aSOlO  Geboren  zu  Pavia.  Schüler  seines  Vaters  Lorenzo  Fasolo  [Lorenzo  da  Pavia];  Nachfolger  der 
älteren  lombardischen  Schule,  unter  dem  Einflüsse  der  Schule  Leonardos  und  P.  Fr.  Sacchis  weiter  aus- 
gebildet.   Tätig  zu  Genua,  wo  er  1520  urkundlich  aufgeführt  wird. 

209  Die  heilige  Familie.  Kühle,  silbrige  Töne  vor  leuchtend  gelbgrünem  Vorhang 
und  blauem  Himmel.  Maria  in  dunkelgraublauem  Mantel,  weißem,  in  den  Schatten 
grünlichem  Kopftuch  mit  rotgelber  Kante  und  karminrotem  Gewand.  Zarte  grau- 
braune Fleischfarbe.  Das  Kind  mit  rotgelbem  Haar.  Joseph  in  gelbrotem,  mit  rot- 
braunem Pelz  besetztem  Mantel    über    dunkelgrünem   Gewand,  mit   bräunlichgrauem 

Haar  und  dunkelbrauner  Fleischfarbe,  hält  ein 
zinnoberrot  gebundenes  Buch  mit  goldgelbem 
Schnitt.  Bräunlichgrüne  Landschaft  mit  blau- 
grüner Ferne. 

Das  Bild  gehört  einer  früheren  Zeit  an  als  die  bezeichnete  Ma- 
donna von  1518  im  Louvre,  die  leonardeske  Einflüsse  aufweist  .*. 
Sammlung  Giustiniani,  1815. 

Pappelholz,  h.  0,57,  br.  0,50. 

SCHULE  VON  SIENA 

SI  Giovanni  Antonio  Bazzi  oder  de'Baz- 

OQOlTla  zi,  gen.  Sodoma.  Geboren  zu  Vercelli  [in 
Savoyen]  spätestens  1477,  gestorben  zu  Siena  den 
14.  Februar  1549.  Schüler  des  Martine  Spanzotti  zu 
Vercelh  [1490—97],  seit  1498  in  Mailand,  durch  das 
Studium  des  Leonardo  da  Vinci  weiter  ausgebildet.  Tätig 
namentlich  in  Siena  [seit  1501],  in  Rom  [  1508];  1518  bis 
1525  wieder  in  Oberitalien;  Mantua  [seit  1518],  Florenz 
[1529],    Volterra   [1540],   Pisa   [1541]. 


160 


109  Caritas.  In  der  bräunlichen,  besonders  im  Inkarnat 
mit  grauen  Tönen  durchsetzten  Gesamtfärbungf  wirkt  als 
kräftigste  Farbe  Dunkelkarminrot  im  Mantel  der  Caritas, 
vor  blaugrüner  und  hellblauer  Ferne,  unter  hellgelb- 
lichem Horizont  und  hellblauem  Himmel. 

Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters,  um  1503 — 1505,  wie  aus  der  nahen  Ver- 
wandtschaft mit  den  Freslien  in  S.  Anna  in  Creta  [bei  Pienza]  hervorgeht  .". 
Erworben  1841/42  in  Itahen. 

Pappelholz,  h.  0,87,  br.  0,49. 

SCHULE  VON  FERRARA 

D*  Giovanni  di  Niccolo  Lutero,  gen.Dosso  Dossi.  Ge- 
IJSol  boren  um  1479  im  Ferraresischen,  gestorben  vor  dem  26.  Juli 
1542  zu  Ferrara.  Schüler  Lorenzo  Costas  in  Bologna.  Tätig  in 
Mantua  [1512],  Trient  [1532]   und  vornehmlicli  in  Ferrara. 

264  Die  Kirchenväter  in  Betrachtung  über  das  My- 
sterium der  unbefleckten  Empfängnis  Maria. 
Tiefes  Rot  und  Goldgelb,  zwischen  Graublau  und  Weiß, 
vor  saftig  gelbgrüner  Landschaft  mit  dunkelgrünen 
Bäumen   und  weißgrauem  Himmel  mit  dunstig  blauem 

Horizont.  Die  stärkste  Farbe  ist  nach  1.,  in  die  Gewandung  des  hl.  Hieronymus,  ver- 
legt: Zinnoberrot  im  gelbgemusterten  Mantel  und  im  Kardinalshut,  durch  kaltes  Grau- 
blau im  Gewand  gesteigert  zu  leuchtender  Kraft.  Nach  der  Tiefe  nimmt  die  Leucht- 
kraft der  Farben  ab:  Orangegelb  im  Mantel  des  hl.  Augustinus  r.  vorn  ist  durch 
das  überspinnende  karminrote 
Muster  gedämpft,  ebenso  Gold- 
gelb im  Ornate  des  hl.  Ambro- 
sius  1.  hinten,  r.  hinten  dunkles 
Karminrot  im  Mantel  des  hl. 
Gregor.  Nach  der  Mitte  zu  häuft 
sich  außerdem  kühles  Grauweiß 
[Chorhemden,  Bischofsmütze, 
Buch  des  hl.  Hieronymus,  Tiara, 
Barthaar,  Wolkenhimmel],  das 
die  leuchtendeWirkung  der  tiefen 
warmen  Farben  verstärkt.  Warm 
rötlichbraunes  Fleisch. 


Der  obere  Teil,  der  die  unbefleckte  Empfäng- 
nis symbolisch  darstellte,  Maria  in  der  Glorie, 
den  Segen  Gott-Vaters  empfangend,  fehlt  .*. 
Zwei  große  Darstellungen  desselben  Gegen- 
standes von  der  Hand  des  Meisters  [  beide  mit 
dem  oberen  Teile]  in  der  Galerie  zu  Dresden  .-. 
Sammlung  Solly,  1821. 

Pappclholz,  h.  1,84,  br.  1,77. 


Schule  von 
Siena  im 
XVI.  Jahr- 
hundert 

109 


Schule  von 
Ferrara  im 
XVI.  Jahr- 
hundert 


264 


161 


Schale  von 
Ferrara  im 
XVI.  Jahr- 
hundert 

227 


227  Heilige  Familie.  Hellkarminrot  im  Ge- 
wände der  Madonna  beherrscht  die  Mitte. 
Wenige  Flecke  Grün  [Kranz  im  Haar, 
Gürtel]  kontrastieren  dazu.  Lichtes  Inkar- 
nat in  graubraunen,  breit  hingesetzten 
Mischtönen  mit  gelblichen  Lichtern,  vor 
schwarzem  Grund.  Der  größeren  dunkel- 
blauen Fläche  des  Mantels  der  Madonna  r. 
entspricht  1.  Goldgelb  im  Mantel  Josephs 
[mit  braunrotem  Antlitz].  Der  hl.  Franzis- 
kus in  gelblich  graubrauner  Kutte. 

Sammlung  Giustiniani,  1815. 

Pappelholz,  h.  0,63,  br.  0,48. 


Mazzolini 


273 


l__^|.^      Lodovico  Mazzolini.    Geboren  ver- 

LaZZ,UllXii    rnutlich  um  1478  zu  Ferrara,  gestorben 

daselbst  gegen  Ende  1528.    Schüler  Lorenzo  Costas, 

anscheinend    unter  dem   Einfluß  Ercoles  de'  Roberti 

ausgebildet.    Tätig  vornehmlich  zu  Ferrara. 

273  Christus  im  Tempel  lehrend.  Vor 
gelblich  weißgrauer  Architektur,  mit  durch- 
scheinendem Braun  der  Untermalung,  heben  sich  als  geschlossene  Masse  die  Figuren  in  vor- 
wiegend lichtroten,  gelbroten  und  karminroten  Gewändern  ab.  Als  Gegenfarbe  zu  Rot, 
auf  das  auch  der  rötlichbraune  Fleischton  gestimmt  ist,  steht  im  Mittelgrunde  tiefes  Grün 
[Teppich,  der  über  die  Brüstung  im  Hintergrund  gebreitet  ist]  und  stumpfes,  mit  Gold 
gestricheltes  Olivgrün  im  Vordergrunde  [Mantel  Christi,  über  zinnoberrotem  Gewand; 
Thronsockel,  über  den  ein  zinnoberrotes  Tuch  herabfällt ;  Gewand  des  r.  sitzenden  Pharisäers, 

der  ein  gelbrotes  Tuch  um  die  Schultern  geschlungen 
IX  trägt]. 

Eine  eigenhändige  Wiederholung  beim  Earl  of  Northbrook  in  London,  eine 
andere  in  der  kapitolinischen  Pinakothek  zu  Rom  .".  Einzelner  Ankauf  aus 
der  Sammlung  Giustiniani  vor  1815. 
Pappelholz,  h.  0,44,  br.  0,30. 


6  Christus  im  Tempel  lehrend.  In  bunten  präch- 
tigen Farbflächen  heben  sich  die  Figuren  der  Phari- 
säer und  Schriftgelehrten,  die  auf  den  bräunlichgrauen 
Stufen  sitzen,  als  geschlossene  Masse  von  der  grau- 
weißen Architektur  ab,  die  rückwärts  unter  der 
Säulenhalle  dunkelgrau  gefärbt  und  mit  braungoldenen 
Reliefs  geziert  ist.  Auf  rotbraunem,  goldverziertem 
Sesselthrontder  zwölfjährige  Christus  in  weißem,  grau 
gemustertem  Gewand,  umwogt  von  einem  aufge- 
regten Meer  leuchtend  roter  und  gelber  Lokalfarben 
[besonders  Zinnober-,  Karminrot,  Orange,  Gelbrot], 
denen     tiefes    Grün,    Violett     und    Ultramarinblau 


162 


gegenübersteht,  durch  überall  dazwischen 
verstreutes  Weiß  in  ihrer  Intensität  noch 
gestärkt.  Im  Vordergrunde  stoßen  die  Far- 
ben in  breiteren  Flächen  zusammen,  nach 
rückwärts  in  noch  größerer  Unruhe  aufein- 
ander prallend  [der  sich  umblickende  Schrift- 
gelehrte im  Vordergrunde  1.  trägt  ultramarin- 
blaues Gewand  mit  grünen  Ärmeln  und  kar- 
minroten Mantel,  der  demonstrierende  r. 
neben  ihm  grünes  Gewand  mit  ultramarin- 
blauen Ärmeln  undKappe  und  zinnoberrotem 
Kragen,  der  diesem  Zugewendete  in  ultra- 
marinblauem Gewand,  zinnoberrotem  und 
orangefarbenem  Mantel,  der  rechte  in  grünem 
Mantel,  goldgelbbraunem  Kragen,  zinnober- 
roten Ärmeln  und  Strümpfen,  blauer  Kappe]. 
Der  Stifter  1.  in  schwarzer  Schaube.  Braun- 
rote Fleischfarbe.  Die  Gewänder  sind  reich- 
lich mit  Gold  geziert. 

Bez.  links  unten  auf  einer  Stufe:  MDXXIIII  ZENAR  [Januarii] 
LVDOVICVS  MAZOLINVS  FERRARIENSIS  .-.  Von  Vasari 
als  Hauptwerk  des  Meisters  erwähnt  -■-  Die  Altartafel  wurde 
von    Francesco  Caprara  für   eine  Kapelle  in  S.  Francesco  zu 

Bologna  gestiftet  und  hatte  als  oberen  Abschluß  eine  Lünette  mit  Gott -Vater  und  eine  Predella  mit  der  Geburt  Christi  [die 
Lünette  und  ein  Teil  der  Predella  in  der  Pinakothek  zu  Bologna]  .".  Das  Bild  wurde  um  1600  von  Bartolonimeo  Cesi  restau- 
riert .'.  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  2,55,  br.  1,79. 


S(JiuIe  von 
Ferrara  im 
XVI.  Jahr- 
hundert 

266 


^( 


0  Die  heilige  Familie  mit  Elisabeth  und  dem  kleinen  Johannes.  Helles  Ultra- 
marinblau [Mantel  Marias,  Kragen  Josephs,  Ärmel  der  r.  stehenden  hl.  Elisabeth]  im  Ge- 
gensatz zu  bräunlichem  Goldgelb  [Mäntel  Josephs  und  Elisabeths]  verleiht  der  tiefen,  auf 
dunkles,  in  den  Schatten  schwärzliches  Kar- 
minrot [Gewand  Josephs  und  Marias,  Mantel 
Annas,  die  dem  Kind  Kirschen  reicht,],  und 
dunkles  Grün  [Smaragdgrün  im  Mantel  der 
hl.  Anna  und  Saftgrün  in  der  Landschaft]  ge- 
stimmten Gesamtfärbung  in  breiter  flächiger 
Behandlung,  die  durch  Weiß  [in  den  Kopf- 
tüchern und  entsprechend  auf  der  rechten 
Seite  in  dem  Marmorrelief]  an  Leuchtkraft 
gewinnt,  den  schräg  nach  1.  vorn  strebenden 
Bewegungszug.  Dunkelrotbraune  Fleisch- 
farbe.   Dünn  punktierte  goldene  Nimben. 

Sammlung  Solly,  1821. 

Pappelholz,  h.  0,40,  br.  0,42. 


270 


163 


Schule  von 
Ferrara  im 
XVI.  Jahr- 
hundert 


275 


S  14  Beiderseitig  bemaltes  Andachtstäfelchen.    Der  hl.  Hieronymus.    Rotbraunes 

_      Fleisch.    Dunkelkarminroter  im  Lichte 

goldig  schimmernder  Mantel.  Vor 
bräunlichgelbgrüner  Landschaft,  in 
der  vorn  der  zinnoberrote  Hut  liegt. 
Hellblaue  Ferne  und  Himmel. — Rück- 
seite: Der  Erzengel  Michael.  In 
karminrotem  Panzer,  dessen  Farbe 
in  den  Flügeln  und  den  Beinkleidern 
wiederkehrt,  über  gelbgrünem  Ge- 
wand. Alles  ist  mit  Gold  verziert. 
Vor  weißlichblauer  Luft  und  weißen 
Wolken,  auf  der  weißlichblauen  Erd- 
kugel stehend. 

Sammlung  James  Simon  -■.  Pappelholz,  h.  0,07,  br.  0,06. 

275  Dreiteiliger  Altar.  In  vorwiegend  bräunlichroten  und  rotbraunen  Tönen  neben 
Grau  und  Blau.  Warm  rotbraunes  Fleisch.  Mittelbild:  Maria  mit  dem  Kinde.  In  ultra- 
marinblauem, im  Umschlag  gelbrotem  Mantel  über  bräunlichkarminrotem  Gewand  mit 
dunkelgrünen  Unterärmeln.  Rotbraunes  Haar.  Gelbbrauner  Schleier.  Goldener  Nimbus. 
Vor  grauer  und  rotbrauner  Architektur  mit  grünen  Profilen;  r.  Durchblick  auf  gelbgrüne 
Landschaft  mit  hellblauer  Ferne  unter  rotgelbem  Horizont.  Der  rotbraune  Boden  ist 
blaugrün  bewachsen. —  Linker  Flügel:  Der  hl.  Antonius  Eremita.  In  schwarzer  und 
gelbbrauner  Tracht,  vor  hellgelber  Wolkenwand,  durch  die  r.  oben  der  dunkelblaue 
Himmel  bricht,  und  gelbgrüner  Wiese  mit  bräunlichgrünem  Baum. —  Rechter  Flügel: 
Maria  Magdalena.  In  bräunlichrotem  Mantel,  ein  weißes,  schwarz  gestreiftes  Tuch  um 
die  Schultern  geschlagen,  über  gelbbraunem  Gewand.  Rotbraunes  Haar.  Sie  steht,  das  rot- 
braune Salbge- 
fäß in  der  Rech- 
ten, vor  gelb- 
grüner Wiese 
und  hellgelber 
Wolkenwandam 

dunkelblauen 
Himmel,  auf  ok- 
kergelbbraunem 
Weg. 

Bez.  links  am  Fuße  des 
Thrones:  MDVIIII.-. Für 
iltfGestaltderMadonna 
ist  Dürers  Kupferstich, 
ilic  Madonna  mit  der 
Meerkatze,  benutzt  /. 
Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  Mittelbild, 
h.  0.90,  br.  0.60;  Flügel 
je  h.  0,90.  br.  0,42. 


164 


Gf     I  Benvenuto   Tisi,    gen.    Benvenuto    [daj 

arOraiO  GarofalooderilCarofalo.  Geboren  1481 
im  Gebiet  von  Ferrara,  gestorben  daselbst  den  6.  September 
1559.  Schüler  Domenico  Panettis  zu  Ferrara  [seit  1492] 
und  Boccaccio  Boccaccinos  zu  Cremona  [1499].  Unter 
dem  Einflüsse  Costas  zu  Bologna,  dann  unter  dem  Raffaels 
zu  Rom  weiter  ausg-ebildet  [vermutlich  um  1510 — 1512]. 
Tätig  vornehmlich  zu  Ferrara. 

243  Der  büßende  Hieronymus.  In  leuchtend 
karminrotem  IVIantel  über  blauviolettem  Kittel, 
der  den  rotbraunen  Fleischton  wärmer  erscheinen 
läßt.  Vor  brauner  Felsenlandschaft  und  grau- 
braunem Erdboden.  Gegen  Karminrot  steht 
Saftgrün  im  Mittelgrund  und  grünlichblaue  Ferne 
unter  rötlichen  und  grauen  Wolken,  die  oben 
der  tief  grünblaue  Himmel  durchbricht. 

Bez.  unten   links  an  der  Mauer:   MDXXIIII  SETE'  [settembre]  .-. 
Sariimlung  Sotly,  1821. 

Pappelholz,  h.  1,69,  br.  0,84. 


261  Garofalo?  Anbetung  der  Könige.  Die 
Figuren  in  leuchtend  farbigen  Gewändern,  be- 
sonders Rot,  Goldgelb  und  Ultramarinblau,  vor 
graubraunem  Gemäuer  und  vor  kühler,  gelbgrüner 
Landschaft  mit  bräunlich  saftgrünen  Bäumen 
und  hellblauer  Ferne  unter  hellgelbem  Horizont 
und  hellblauem  Himmel.  Von  leuchtendem  Rot 
im  Mantel  des  Mohrenkönigs  1.  vorn,  dessen  dunkelgrüne  Ärmel  ebenso  wie  das  Gelb- 
grün des  Hintergrunds  die  Wirkung  verstärken,  nimmt  die  Wärme  der  Färbung  nach 
r.  zu  ab  [Rotgelb  im  Mantel  des  mittleren  Königs,  Graublau  in  dem  des  knienden, 
über  smaragdgrünem  Gewand  mit 
hellkarminrotem  Kragen],  um  sich 
wieder  in  der  Gewandung  Marias 
[tiefrotes  Gewand,  dunkelultramarin- 
blauer  Mantel,  weißes  Kopftuch],  von 
blaugrünem  Rasen  sich  abhebend, 
noch  mehr  im  gedämpft  orangegel- 
ben Mantel  Josephs  über  graublauem 
Gewand  mit  hellblauem  Kragen,  zu  5I 
stärken.  Dunkelrotbraune  Fleisch- 
farbe. 


Abweichend  von  der  Art  des  Garofalo,  von  einem 
dem  Ortolano   und  Mazzotini    nahestehenden  Ferra- 
resen  .'.  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  0,70,  br.  0,81. 


Schule  von 
Ferrara  im 
XVI.  Jahr- 
hundert 


261 


165 


Schale  von 
Ferrara  im 
XVI.  Jahr- 
hundert 

255 


274 


Ferraresischer  Meister  um  1539 

255  Himmelfahrt  Christi.  Buntes  Gewirr 
satter  Farbenlcontraste,  vor  allem  Ultramarin- 
blau [Mantel  des  1.  stehenden  Apostels,  über 
orangegfelbem  Gewand,  Mantel  Marias;  land- 
schaftliche Ferne,  Himmel]  und  Orangegelb, 
Karminrot  [Gewand  des  Apostels  mit  betend 
erhobenen  Armen,  der  Maria,  Mantel  des 
Apostels  r.]  und  Blaugrün  [verschiedene  Mäntel, 
Landschaft].  GraubraunerBoden.  Dunkelbraun- 
roter Fleischton.  Goldene  Nimben.  Oben,  vor 
graublauen  Wolken,  unter  denen  der  rötlich- 
gelbe Horizont  sichtbar  ist,  in  goldgelber  Glorie 
mit  goldenen  Strahlen,  schwebt  Christus  in 
grauweißem  Mantel. 

Das  Bild,  das  [nach  handschriftlicher  Bemerkung  von  Waagen] 
aus  S.  Antonio  in  Ferrara  stammt,  gehörte  dort  mit  zwei  anderen 
Gemälden,  der  Auferstehung  Christi  und  der  Ausgießung  des  hl.  Geistes,  zu  einem  Altarantependium  und  galt  für  ein 
Werk  desGarofalo.  Die  beiden  zugehörigen  Gemälde,  von  denen  die  Auferstehung  die  Jahreszahl  1539  trägt,  befinden  sich 
heute  in  der  Pinakothek  zu  Ferrara,  wo  sie  dem  schon  1500  verstorbenen  Stefano  Falzagalloni  zugeschrieben  werden.  Sie 
gehören  einem  von  Mazzolini  und  Dossi  beeinflußten  Meister  an  .-.  Eine  Replik  unseres  Bildes,  datiert  1521,  im  Besitze 
des  Sir  Theodore  C.  Hope  in  London  .-.  Sammlung  Solly,  1821   .-.    Pappelholz,  h.  0,57,  br.  0,48. 

Ferraresischer  Meister  um  1530 

274   Die  Heimsuchung.    Gegen  schwärzliches  Blau,  das  die  Komposition  vor  bräunlicher, 

mit  Saftgrün  getönter  Landschaft  zusammen- 
hält [Mantel  Marias,  Gewänder  Josephs 
und  des  Mädchens  r.,  landschaftliche  Ferne, 
heller  im  Uberkleid  Elisabeths],  und  im 
Himmel  mit  bräunlichgrauen  Wolken  über 
hellgelbem  Horizont  und  goldgelber  Glorie 
wiederkehrt,  steht  Zinnoberrot  im  Gewände 
Marias,  auf  den  bräunlichen  Gesamtton  ge- 
stimmt, aber  durch  den  Gegensatz  zu  Saft- 
grün [Untergewand  Elisabeths]  doch  kräftig 
wirkend,  nach  rückwärts  zu  Braunrot  im 
Obergewande  des  Mädchens,  zu  Gelbbraun 
im  Mantel  Josephs  sich  abstumpfend.  Gol- 
dene Nimben  und  Gewandsäume.  Graubraune 
Architektur. 

Die  Behandlungsweise,  besonders  an  Ortolano  sich  anlehnend, 
steht  unter  der  Einwirkung  der  großen  Meister  der  Hoch- 
renaissance .".  Das  Bild  befand  sich  früher  unter  dem  Namen 
des  Gaudenzio  Ferrari  zu  Savona  in  der  Kapelle  der  Familie 
Dorla  in  der  Kirche  S.  Giacomo  .'.  Sammlung  Solly,  1821  .'. 
Pappelholz,  h.  1,92,  br.  1,56. 


166 


VENETIANISCHE  SCHULE 

r'^iriirrionP    Giorgio [Zorzon] da  Castelfranco, 

VJUJIgHJllC    gen.  Giorgione.    Geboren  zu  Castel- 

franco  1477  oder  [nach  der  zweiten  Auflage  des  Vasari] 

im  Oktober  oder  November  1478,  gestorben  in  Venedig 

1510.    Schüler  Gio.  Beliinis.     Tätig  meist  in  Venedig. 

12a  Bildnis  eines  jungen  Mannes.  Im 
Gegensätze  zur  karminvioletten  Gewandung 
[mit  blaugrauen  Tönen  in  den  Lichtern]  und 
zum  kühlen  dunkelgrauen  Grund  kommt  das 
Antlitz  in  weicher  verschmolzener  Modellie- 
rung, in  warmem  rotbräunlichem  Ton,  mit 
etwas  Rot  in  den  Lippen  und  im  Augenwinkel, 
von  dunkelrotbraunem  Haar  umgeben,  her- 
vor. Am  Hals  ist  das  weiße  Hemd  sichtbar, 
dessen  Farbe  nachdrücklich  der  Erwärmung 
des  Inkarnats  dient.  Die  Hand  ruht  auf  grau- 
bräunlicher Brüstung. 

Bez.  auf  der  Brüstung:  V.  V.  .•-  Früher  in  der  Sammlung  Gius- 

tiniani,  Padua  .'.  Erworben  1891  in  Florenz  .".  Leinwand,  h.  0,58,  br.  0,46. 


Venetiani- 
^che  Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 

I  lerts 

12A 


Palma    Giacomo  Palma  d.  A.,  gen.  Palma  Vecchio. 
■^   dllllcl    Negreti    oder   Nigretti.    Geboren  zu  Serinaita 


Nach  dem  Vater  Giacomo  d'  Antonio  de 
;greti  oder  INigretti.  Ueboren  zu  :>erinalta  bei  Bergamo  um  1480,  gestorben  in  Venedig 
den  30.  Juli  1528.  Schüler  Gio.  Beliinis,  später  unter  dem  Einflüsse  Giorgiones  und  Tizians  weiter  ge- 
bildet.   Tätig  meist  zu  Venedig. 


31  Maria  mit  dem  Kinde.  In  der  lichten  Gesamtfärbung,  die  auf  das  Grau  der  Wand 
gestimmt  ist,  bilden  den  Hauptkontrast  grelles 
Zinnoberrot  in  dem  mit  gelber,  grüner  und 
blauer  Stickerei  gezierten  Obergewand  Ma- 
rias und  Gelbgrün  im  zinnoberrotgestreiften 
Wandteppich,  auf  den  der  blaugrüne  Schatten 
der  Gestalt  fällt.  Hellkarminrote,  in  den 
Lichtern  weißliche  Ärmel  bilden  den  Über- 
gang zur  kalten  Färbung  des  Vordergrundes. 
Der  grünlichblaue  Mantel  ist  auf  dem  Schöße 
umgeschlagen  und  zeigt  die  gelbbraune,  in 
den  Lichtern  hellgelbe  Innenseite.  Davor 
liegt,  ganz  in  kühlen,  auf  Grau  gestimmten 
Tönen,  das  Kind  mit  hellockergelbem  Haar,  in 
weißgrauem  Hemd,  auf  dunkelsaftgrünem 
Kissen  mit  hellroten  Quasten.  Lichtes  rötlich- 
graues Fleisch,  lichter  und  grauer  im  Körper 
des  Kindes.  Über  dem  ockergelbbraunen 
Haar  Marias  liegt  ein  grauweißes  Kopftuch, 


167 


Venetiani- 
sdje  Sdiule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 


mit  gelb  und  blau  gestickter  Bordüre.  Der 
landschaftliche  Ausblick  ist  in  braunen, 
saftgrünen  und  graublauen  Tönen  gehalten. 

Bez.  auf  einem  Blättchen  unten  links:  •  lACOBVS  ■  PALMA  •, 
darunter  zwei  gekreuzte  Palmenzweige  .*.  Aus  der  frühesten 
Zeit  des  Meisters  .".   Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.0,66,  br.0,51. 

174  Bildnis  eines  jüngeren  Mannes.  Vom 
blaugrauen  Hintergrund  hebt  sich  in  rot- 
braunen und  lichtroten  Tönen  das  Antlitz 
ab,  umrahmt  von  dunkelbraunem,  rötlich 
schimmerndem  Haupt-  und  Barthaar,  in 
seiner  Wärme  gesteigert  durch  den  Ge- 
gensatz zum  weißen  Hemd,  auf  dem  die 
Schaube  einen  blaugrauen  Schatten  wirft. 
In  der  Tönung  des  grauen,  braunschwarz 
gefleckten  Pelzbesatzes  der  schwarzen 
Schaube  klingt  nochmals  der  warme  bräun- 
licheTon  des  Inkarnats  nach.   Auf  der  Brust 

ist   das   grauschwarze  Gewand   sichtbar.     Die  Rechte    hält   einen    ockergelblichbraunen 

Handschuh. 

Königliche  Schlösser  .*.  Pappelholz,  h.  0,74,  br.  0,61. 


183  D 
von 


ie   heilige  Familie.    Lichte,  auf  goldiges  Braun  gestimmte  Färbung,  beherrscht 
gedämpftem   Hellkarminrot   im  Gewände    Marias.     Olivbraun    im    Mantelumschlag 

vermittelt  mit  dem  schwärzlichen  Blau  der  Außen- 
seite des  Mantels.  Lichtes,  durchsichtig  bräunliches 
Inkarnat  mit  grauen  und  rötlichen  Tönen,  weich 
und  verschmolzen  gemalt,  erwärmt  durch  den  Kon- 
trast zu  Blau  und  Weiß  [Kopftuch,  Hemd  und  Kissen 
des  Kindes].  Links  wird  die  Färbung  leuchtender 
und  tiefer.  Vor  goldgelbem  Mantel  Josephs,  der 
über  graublauem  Rock  liegt,  ruht  das  Kind,  in 
kühlen  zarten  Tönen,  auf  weißem  Kissen.  Rot- 
braunes Inkarnat  Josephs.  Bräunlichgraue  und  rot- 
braune Felsen,  blaugrünes  und  braunes  Laubwerk. 
Rechts  überwiegt  gedämpftes  Blau,  im  Himmel 
mit  weißem,  nach  dem  Horizont  zu  ockergelbem 
Gewölk,  über  bräunlichsaftgrüner  Landschaft  mit 
hellblauer  Ferne. 


Sammhing  Giustiniani,  1815. 

Pappelholz,  h.  0,61,  br.0,51. 


168 


197a  Halbfigfur  einer  jungten  Frau.  Vor 
schwärzlichg-rüner  Laubwand  [oben  ein  vom 
Licht  getroffener  hellerer  gelbgrüner  Zweig], 
durch  die  blauer  Himmel  mit  weißen  und 
ockergelben  Wolken  schimmert,  lehnt  sie  an 
bräunlichgrauem  Postament,  in  karminrotem 
Mantel.bräunlichgoldgelbem  Rock  und  gleich- 
farbigem offenem  Mieder  mit  blaugrünem 
Besatz.  In  dem  zerstreuten  Licht  ist  das  hell- 
ockergelbliche  Fleisch  zart  mit  weichen  grauen 
Halbschatten  modelliert.  Das  umgebende 
Weiß  des  Hemdes  hilft  den  sammetartig 
schimmernden  Charakter  der  Haut  steigern. 
Rote  Lippen.  Auf  das  lichte  Inkarnat  ist  das 
blonde,  ockergelbbraune,  von  weißer  Perlen- 
kette durchflochtene  Haar  gestimmt. 

Die  Bezeichnung  unten  links  in  der  Ecke  [R.  L  (?)]  ist  kaum 

eine  Künstlerbezeichnung  .".  Aus  derspäteren  Zeit  des  Meisters 

[um  1515 — 1520]    .'.    Eine  Abbildung  in  Andrea  Vendram  ins  Katalog  „de  picturis  in  Museis"  im  British  Museum  zu  London  . 

Erworben  1862  in  Stuttgart    .'.    Leinwand,  h.  0,65,  br.  0,54. 


Venetiani- 
sche  Sdiule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 


c 


197b   Halbfigur  einer  jungen  Frau.     Die  Farbenstimmung  ist  weniger  zart  als  im 
vorhergehenden  Bilde.  In  heller  Beleuchtung  hebt  sich  goldig  der  ockergelbliche  Körper 
mit  zarten  grauen  und  bräunlichen  Schattentönen,  umgeben  von  dem  leuchtend  weißen, 
in   den  Schatten   graublauen  Hemd,  vom 
graubräunlichen  Grund  ab.     Die  Wangen 
und  die  Brust  sind  leicht  gerötet,  die  Lippen 
sind  durch  Zinnoberrot  belebt,  das  bräun- 
lichgelbe Haar  mit  goldgelbem  Schimmer 
von  einem  grauen,  von  blauen  und  roten 
Fäden   durchzogenen    Schleier   und   einer 
weißen   Perlenschnur    durchflochten.     Ein 
karminroter,  innen  graublauer  Mantel  deckt 
den  Schoß.     Am  Mittelfinger   der   linken 
Hand  trägt  sie  zwei  goldgelbe  Ringe  mit 
karminrotem  Edelstein. 

Wie  Nr.  197A  eine  jener  idealen  Darstellungen  weiblicher 
Schönheit,  wie  Palma  deren  viele  geschaffen  hat  .*.  Erworben 
1884  in  London    .-.    Pappelholz,  h.  0,73,  br.  0,58. 

•  •     Giovanni    Busi    oder    de'   Busi,    gen. 

anani  Cariani.  Geboren  zwischen  1480  und  1490 
von  berg-amaskischen  Eltern  wahrscheinlich  in  Vene- 
dig, Todesdatum  unbekannt  [urkundlich  1 547  noch  am 
Leben].  Unter  demEinflusse  Bellinis, Palma Vecchios 
und  Giorgiones  ausgebildet.  Tätig  in  Venedig 
[schon  1509]. 


197  B 


169 


Venetiani-         - ' -<av- ^^-^v^-^H^^^^^^^MH^^MHHH     188  Bildnis  eines  jungen  Mannes.  Dasbräun- 
,    ^^/f  ^^^^^^^^^^^^^^^^^1  liehe    Grau    der   Wand,    etwas    heller    in    der 

des  Ä  VI.  p    <^  P^S^^^^^^^^^^^^^^^^^^H  -111  I     1       o   I 

Jahrhun-        LJBfc  '-  '^^^^^^^^K^^^^^^^         Brüstung  vorn  wiederkehrend,  und  das  ochwarz 

derts        ^^^'^•.-r^f    ^^^^  'Sf-  W^/^^^^^^M         der  Kappe  und  der  mit  grauem  Pelz  gefütterten 

188  '^  ~-^^Hi9^^^H  Schaube  geben  dem  Bildnis   die  kühle   tonige 

Stimmung,  aus  der  warm  das  mit  Rot  durchsetz- 
te ockergelblichbraune  Inkarnat  hervorkommt. 
Dunkelrotbraunes  Haar.  Im  Fensterausschnitt 
bräunlichsaftgrüne  Landschaft  mit  stumpfblau- 
grüner  Ferne  und  blaugrünem  Himmel  mit 
weißen  Wolken. 

Sammlung  Solly,  1821      .•.     Leinwand,  h.  0,59,  br.  0,51. 

185  Junge  Frau  in  einer  Landschaft.  Ein 
roter  Mantel  mit  weißlichen  Lichtern  umhüllt  den 
graubräunlichen  Körper,  der  durch  rötliche  Töne 
im  Fleisch  und  durch  den  Gegensatz  zu  Weiß  [im  Tuch,  das  dunkelbraunes  Haar  be- 
deckt, im  Kissen  und  im  Hündchen]  erwärmt  wird  und  sich  schimmernd  von  schwärz- 
lichgrüner Wiese  abhebt.  Schwärzlichbraune  Baumstämme.  In  der  Landschaft  stehen 
stumpfe  ockergelbbraune,  gelbgrüne,  dunkelgrüne  und  weißlichblaue  [Gewässer  im  Mit- 
telgrund] Töne  mit  blitzenden  Lichtern  nebeneinander.  Zinnoberrote  Flecken  in  der 
Reiterstaffage  am  Flußufer.  Links  graubraune  Architektur.  Rechts  entlad  sich  ein  Ge- 
witter über  eine  Ortschaft,  über  der  rote  Flammen  emporzüngeln.  Die  tief  ultramarin- 
blaue Ferne  wird  fast  verhüllt  von  gelblichgrauen  und  bräunlichen  Rauchwolken. 

Der  Stoff   zu  dieser  Darstellung    ist   wahrscheinlich  einem  mittelalterlichen  Roman    in  der  Art  des  'Roman  de  la  Rose'  ent- 
nommen [  Merlin  ]    /.    Das  Bild,  ehemals  Giorgione,  dann  Morto  da  Feltre  zugeschrieben,  steht  Cariani  nahe,  ist  ihm  aber  in 
künstlerischer  Beziehung  überlegen  .*.  Königliche  Schlösser. 
Leinwand  auf  Holz,  h.  0,74,  br.  0,94. 

Rr»nif  Jir>ir»  Bon'facio  Veneziano,    eigentlich    Bonifacio    de'   Pitati    da  Verona.     Geboren  1487 
OUIllldL/lU  2y  Verona,    gestorben  den   19.  Oktober  1553  zu  Venedig.     Schüler  Palma  Vecchios.    Tätig 

namentlich  in  Venedig  [seit  1505]. 


185 


SlO  Allegorie.  Das  Mädchen  in  hell- 
blauem Gewand,  mit  goldgelbbraunem 
Haar,  der  Jüngling  in  gelbbraunem 
Rock,  kellkarminrotem  flatterndem  Tuch 
und  gleichfarbigen  Stiefeln.  Hellgelb, 
Karminrot  und  Blau  kehren  in  der 
Gruppe  der  Musizierenden  rechts  wie- 
der, vor  bräunlichsaftgrüner  Landschaft 
mit  ultramarinblauer  Ferne  und  Himmel. 
Ockergelbbräunlicher  Fleischton. 


Gegenstück  zu  Nr.  Sil    .•.  Sammlung  James  Simon. 
Leinwand,  h.  0,17,  br.  0,47. 


170 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

SlO 

SU 


Sil  Allegorie.  Das  Mädchen  in  Hellkarmin,  der  junge  Mohr  in  weißem,  rot-  und  blau- 
gestreiftem Rock,  mit  goldgelbem,  im  Umschlag  blauem  Obergewand.  Matteres  Blau, 
Rot,  Gelb  und  Grün  in  den  Figuren  der  Ferne.  Vor  bräunlichsaftgrüner  Landschaft 
mit  graublauem  See  und  ultramarinblauer  Ferne. 

Gegenstück  von  Nr.  S  10,  mit  dem  es  wohl  den  Einsatz  eines  Möbels  bildete    .'.    Sammlung  James  Simon. 
Leinwand,  h.  0,17,  br.  0,47. 

""•     •     __^    Tiziano  Vecellio    oder  Vecelli,   gen.  Tiziano.     Geboren   zu   Pieve   di    Cadore   im    Friaul 
IZldllU    angeblich  1477,  gestorben  zu  Venedig  den  27.  August  1576.  Schüler  Gio.  Bellinis  [nachVasari  und 
lod.  Dolce]  zu  Venedig,  daselbst  unter  dem  Einflüsse  Giorgiones,  vermutlich  als  dessen  Gehilfe,  weiter  aus- 
gebildet.   Tätig  zu  Venedig,   kurze  Zeit  in  Padua  [1511],  Rom  [1545  46]   und  Augsburg  [1548,  1550/51]. 

160a  Bildnis  einer  Tochter  des  Roberto  Strozzi.  Figur  und  Architekturhinter- 
grund [dunkelgraubraune  Wand,  rötlichbrauner  Boden,  rotbraune  Balustrade  mit  ocker- 
gelblichen und  grauen  Tönen  im  Relief]  werden  in  warm  braunem  Ton  zusammen- 
gehalten, der,  neben  grauen  Tönen,  auch  im  weißen  Seidenkleide  des  Kindes  durch- 
schimmert. Von  der  Hüfte  hängt  ein  Schmuck  aus  goldgelben  und  weiß,  rot  und 
türkisblau  emaillierten  Gliedern  herab.  Warmbräunliches  Inkarnat  mit  rötlichen  Tö- 
nen. Ockergelbbraunes  Haar.  Das  Wachtelhündchen  bräunlichweiß  mit  rostbraunen 
Flecken.  Die  Wirkung  der  goldigbrau- 
nen Töne  erhöht  der  Kontrast  zu  tiefem 
Ultramarinblau  im  Himmel  und  Blau- 
grün in  den  Bäumen  der  Landschaft, 
hinter  denen  eine  ferne  ultramarinblaue, 
im  Ton  fast  mit  dem  Himmel  zusam- 
mengehende Gebirgskette  aufragt.  Die 
starken  kühlen  Farben  werden  durch 
leuchtendes  Karminrot  im  Stoff,  der  r. 
über  die  Brüstung  herabfällt,  der  war- 
men Gesamtstimmung  wieder  zuge- 
führt. 

Bez.anderoberenPlattedesPostaments:  XmANUS  F.-. 
Auf  einer  rechts  oben  an  derWand  angebrachten  Tafel : 
ANNOR'  II.  MDXLII  .-.  Roberto  Strozzi,  vermählt  mit 
Maddalena  de'  Medici,  lebte  abwechselnd  in  Venedig, 
Frankreich  und  Rom  .-.  Die  dargestellte  Tochter  Robertos 
ist  wahrscheinlich  Ciarice,  die  1557  mit  Cristofano  Savelli 
vermählt  wurde  und  1581  starb  .-.  Pietro  Aretino  schrieb 
dem  Künstler  über  das  „wunderbare"  Bild  einen  be- 
geisterten Brief  [vom  6.  Juli  1542]  .-.  Eine  alte  Kopie 
befand  sich  in  der  Sammlung  des  Herzogs  von  Choiseul, 
andere  an  anderen  Orten  .'.  Erworben  1878  aus  dem 
Pal«  Strozi.  zu  Florenz  .'.   Leinwand,  h.  1.'5,  br.  0,98. 


160  A 


171 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

166 


161 


166  Tizians  Tochter  Lavini a.  Die 
luftigen,  gebrochenen  Töne  sind  im  ge- 
dämpften Licht  auf  das  bräunhchgold- 
gelbe  Brokatgewand  mit  hellgelben 
Lichtern  und  braunen  Schatten  und 
ockergelbbraunes  Haar  gestimmt,  das 
ein  gleichfarbiges  Golddiadem  ziert. 
Das  zarte  gelbbräunliche,  von  Grau 
durchsetzte  Inkarnat  wird  durch  den 
Gegensatz  des  mit  grauen  und  bräun- 
lichenTönen  gemischtenWeiß  im  Hemd 
erwärmt.  Die  Gestalt  löst  sich  von 
dunkelbrauner  Wand  mit  bräunlich- 
karminrotem Vorhang,  vor  graublauer, 
mit  rötlichen  Tönen  untermischter  Luft, 
bräunlichgrüner  Landschaft  und  grau- 
bläulicher, rötlich  bestrahlter  Ferne  ab. 
Sie  hält  eine  bräunlichgraue  Silber- 
schüssel mit  Früchten  und  Blumen  in 
gebrochenem  Gelbbraun,  Rosa,  Saft- 
grün und  Rot;  in  der  Zitrone  kehrt  am 
hellsten  das  die  Stimmung  beherr- 
schende Gelb  wieder. 

Tizians  Tochter  vermählte  sich  1555  mit  Cornelio  Sarcinelli 
von  Serravalle,  wo  sie  seitdem  lebte  und  starb.  Das  Bild  wird 
um  1550  gemalt  sein,  etwas  später  als  das  Bildnis  in  der  Ga- 
lerie zu  Dresden.  Wiederholungen  des  Berliner  Bildes:  in 
der  Sammlung  des  Earl  of  Cowper  zu  Panshanger,  woLavinia 
ein  grünliches  Kleid  und  statt  des  Fruchtkorbes  ein  Schmuck- 
kästchen auf  silberner  Platte  trägt,  und  im  Museo  del  Prado 
zu  Madrid,  wo  sie  als  Salome  mit  dem  Haupte  des  Täufers  dar- 
gestellt ist.  Kopie  des  Kopfes  der  Lavinia  in  der  Eremitage  zu 
St.  Petersburg  .".  Erworben  1832  in  Florenz  aus  dem  Besitze 
des  Abbate  Celotti. 

Leinwand,  h.  1,02,  br.  0,82. 

161  Bildnis  des  venetianischen  Admi- 
rals  Giovanni  Moro  [gestorben  1539].  In 
leuchtend  bräunlichroten  Tönen  kommt  der 
Kopf,  von  bräunlichschwarzem  Haupt-  und 
Barthaar  umgeben,  aus  dem  unbestimmten, 
schwärzlichbraunen  Grund  hervor.  Auf  dem 
schwärzlichen  Panzer  spielen  weiße  Glanz- 
lichter und  braune,  graue  und  vor  allem  rote 
Reflexe,  die  von  dem  auf  den  Schultern 
liegenden  dunkelkarminroten  Mantel  her- 
rühren. Die  rotbraune  Rechte  hält  den 
dunkelbraunen  Kommandostab. 


172 


Bez.  oben  rechts  in  späterer,  jetzt  zugedeckter  Aufschrift  ■ 
lOANNES  MAVRVS  GENERALIS  MARIS  IMPERATOR. 
MDXXXVIII  .*.  Eine  Zeitlang  irrtümlich  Dosso  zugeschrieben 
.-.  Erworben  1841  in  Venedig  .-.  Leinwand,  h.  0,83,  br.  0,67. 

301  Bildnis  eines  jungen  Mannes.  Das 
goldigfgelbbraune,  mit  rötlichenTönen  durch- 
setzte Antlitz  wird  von  dunkelbraunem 
Haupt-  und  Barthaar  umrahmt.  In  schwar- 
zem Wams,  dessen  geschlossene  Fläche 
goldgelber  Zierrat  und  wenig  Dunkelkar- 
minrot im  Unterkleid,  das  am  linken  Ärmel, 
über  der  weißen,  schwarzgeränderten  Spit- 
zenmanschette, und  an  den  Ärmelschlitzen 
sichtbar  ist,  unterbricht.  Bräunlichgrauer 
Grund. 

Bez.  links  in  der  Mitte:  Tizianus  *  F  •  .'.  Ehemals  Tintoretto 
zugeschrieben.  Bei  der  Reinigung  des  Bildes  kam  die  echte 
Bezeichnung zumVorschein.  Als, .Tizian"  bereits  inVandyckes 
italienischem  Skizzenbuch  inChatsworth  .".  Sammlung  SoIIy, 
1821     .-.     Leinwand,  h.  0,94,  br.  0,72. 

163  Selbstbildnis  des  Malers.  Unvollen- 
det. Der  ganze  farbige  Nachdruck  des  in 
Mischtönen  gehaltenen  Bildes  liegt  auf  dem 
Antlitz  mit  seinen  lebhaft  geröteten,  in  den  Schatten  mit  Grau  untermischten  Tönen,  vor 
graubräunlichem  Grund.  In  dem  grauen 
Bart  stehen  braune  Schattentöne.  Schwärz- 
lichbraune Kappe.  Das  Dunkelbraun  der 
Schaube,  deren  braunrote  Fütterung  am 
linken  Armelausschnitt  sichtbar  ist,  geht 
weich  mit  dem  Grunde  zusammen.  Das 
Gewand,  aus  dem  der  grauweiße  Kragen 
hervorkommt,  ist  in  gebrochenen  karminröt- 
lichen Tönen  mit  graublauen  Schatten  und 
pastos  aufgesetzten  grauweißen  Lichtern 
gehalten.  Das  gleichfalls  mit  grauen  und 
rotbraunen  Tönen  gebrochene  Gelbgrün 
der  Tischdecke  bildet  die  Ergänzung  dazu. 
Über  der  Brust  liegt  die  braunrote  Ritter- 
kette. Die  nur  angedeuteten  Hände  sind 
braun  und  grau  untermalt,  mit  roten 
Flecken. 

Um  1550  gemalt  .".  Das  Bildnis  Tizians  in  den  Uffizien  zu 
Florenz  ist  ähnlich  in  der  Auffassung  bei  anderer  Haltung 
der  Hände  .-.  1814  von  Cicognara  aus  Casa  Barbarigo  zu 
Venedig  erworben  und  einige  Jahre  später  für  300  Pfund 
an  Solly  verkauft  .".  Sammlung  Solly,  1821. 
Leinwan.i,  h.  0,96,  br.  0,75. 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
Jvrts 

301 


163 


173 


Venetiani- 
sche  Sdtule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

259  B 


Pi/-~»TY->l->/-^  Sebastiane  del  Piombo.  Zeichnetsich 
I  lOITlDO  Sebastianus  Venetus.  Nach  dem 
Vater  Sebastiane  di  Francesco  Luciani.  Ge- 
boren zu  Venedig-  um  1485,  g-estorben  zu  Rom  den 
21.  Juni  1547.  Schüler  Gio.  Bellinis  und  Giorgiones 
in  Venedig,  dann  unter  dem  Einflüsse  Michelangelos 
in  Rom  weiter  ausgebildet.  Tätig  zu  Venedig  und 
Rom  [seit  1511],  1527/28  und  1530  vorübergehend 
wieder  in  Venedig. 

259b  Bildnis  einer  jungen  Römerin.  Vor 
graubrauner  Wand  scheint  das  rotbräun- 
liche Antlitz  leicht  bestrahlt  von  dem  röt- 
lichen Scheine  des  rotgelbenAbendhimmels. 
Das  dunkelrotbraune  Haar  bedeckt  das 
weiße  Kopftuch  der  Römerin.  In  rosavio- 
lettem, mit  goldgelber  Borte  besetztem 
Gewand,  unter  dem  auf  der  Schulter  und 
an  den  Armen  das  weiße  Hemd  sichtbar 
ist.  Zu  Zinnoberrot  ist  der  Zusammenklang 
von  rötlichen  Tönen  gesteigert  in  dem  mit 
grauem  und  bräunlichem  Pelz  besetzten 
Mantel,  der  in  den  Schatten  in  den  warm 
bräunlichen  Gesamtton  übergeht.  Auch  in  den  Früchten  kehren  zwischen  bräunlichgelb- 
grünen  Blättern    gedämpfte   gelbe  und  rote  Töne  wieder.    Dem  Rot  hält  tiefes  Blau  im 

Himmel,  über  rotbrauner,  warm  von  rot- 
gelbem Horizont  bestrahlter  Landschaft 
mit  schwärzlichblauer  Ferne  die  Wage. 

In  der  Sammlung  zu  Blenheim  „Raphael"  genannt  und 
für  das  Bildnis  der  Fornarina,  der  Geliebten  des  Künstlers, 
ausgegeben.  Allein  schon  1835  von  Waagen  als  „Sebasti- 
ano  del  Piombo"  erkannt,  ebenso  von  Passavant  .".  Eine 
Wiederholung  des  Bildes,  früher  und  vielleicht  jetzt  noch 
in  Verona  [alte  Kopie?],  ist  schon  1657  im  Microcosmo 
della  Pittura  von  Scanelli  als  hl.  Dorothea  beschrieben  .'. 
Das  Veroneser  Bild  befand  sich  noch  1829  zu  Verona  im 
Besitze  derSignoraCavallini-Brenzoni  [jetzt  in  Casa  Per- 
sico  Citadella  ?]  und  kann  also  nicht  das  Bild  aus  Blenheim 
sein,  das  schon  1779  dort  war  [damals  in  einer  von  John 
Boydell  herausgegebenen  Sammlung  von  Stichen  „nach 
den  hervorragendsten  Gemälden  in  England"  veröffent- 
licht] .".Aus  der  ersten  römischen  Zeit  des  Meisters  [1512 
bis  1515]  .'.  Erworben  1885  aus  der  Sammlung  des 
Herzogs  von  Marlborough  zu  Blenheim. 
Pappelholz,  h.  0,76,  br.  0,60. 

259a  Piombo?  Bildnis  eines  Edel- 
mannes in  der  Rittertracht  des 
Ordens  Sant  Jago.  Die  dunkelroten 
Ordenszeichen  auf  schwarzem  Mantel 
und  Wams,  das  dunkelrotbraune  Antlitz, 
umrahmt  von  rötlichbraunem  Bart,  ste- 
hen im  Gegensatz  zu  dunkelsaftgrünem 


174 


Hintergrund.  In  schwarzem  Barett  mit 
hellroter  Agraffe  und  weißer  Feder. 
Goidgelbbrauner  Degengriff.  Gelb- 
braune Handschuhe. 

Erworben  1875  vom  Marchese  Patrizi  in  Rom. 
Leinwand,  h.  1,11,  br.  0,91. 

/'^     1      „„    Johannes  Stephan   [oder  Stevens] 

^-'"'*-'"'  von  Calcar,  gen.  Giovanni  da 
Calcar.  Maler  und  Zeichner  für  den  Holz- 
schnitt, geboren  zu  Calcar  [Herzogtum  Kleve] 
um  1500,  gestorben  zu  Neapel  1546.  Schüler 
Tizians,  tätig  vornehmlich  in  Venedig  [wohl 
schon  vor  1536]   und  später  in  Neapel. 

190    Bildnis    eines    iVlannes.    Warm 
braunrot,  von  rotbraunem  Haupt-  und 
Barthaar  umrahmt,  kommt  aus  kaltem, 
schwärzlichem  Grund  das  Antlitz  her- 
vor.    Graublaue   Augen.     Die    grau- 
schwarze   Tracht,    mit    violettbraunen 
Armein,    geht    mit    dem    schwärzlich- 
braunen Ton    des    Ruinenbogens    zu- 
sammen, zu  dessen  Seiten  sich  Ausblicke  auf  rotbraune  und  ockergelbbraune  Mauern 
mit  rotbrauner  Staffage  und  [als  Gegengewicht  zum  rötlichen  Inkarnat]  auf  tiefblau- 
grüne Ferne  und  Himmel  öffnen.   Die  Rechte  hält  die  grauen  Handschuhe,  die  Linke 
ruht  am  silbergrauen  Dolchgriff. 

Bez.  unten  links  :  AETATIS.  23.  A.  1 536  [die  letzte  Ziffer,  undeutlich  geworden,  könnte  auch  3  oder  5  sein  ]  .".  Von  derselben 
Hand  wie  das  Porträt  im  Louvre ,  das  schon  in  dem  alten  Inventar  von  Bailly  [  1709 — 1710]  als  das  Werk  des  Calcar  be- 
zeichnet ist  .".  Königliche  Schlösser    .*.    Leinwand,  h.  1,06,  br.  0,88. 


Bordone  ^ 


'ans  Bordone.  Getauft  zu  Treviso  den  5.  Juli  1500,  gestorben  zu  Venedig  den  19.  Januar 
1571.  Schüler  Tizians.  Tätig  hauptsächlich  in  Venedig,  ferner  in  Treviso  und  Vicenza,  Crema, 
Genua  und  Turin;  in  Paris 
[1538  bis  1540]  und  Augs- 
burg [um  154Ö].  Vermut- 
lich 1559  zum  zweiten 
Male  nach  Paris  berufen. 

169  Die  Schach- 
spie 1  e  r.  In  der  dun- 
klen Masse  der  Ge- 
wänder glüht  das 
braunrote  Inkarnat, 
vor  kühl  gefärbtem 
Hintergrund.  Der 
Linke,  mit  dunkel- 
braunem Haar,  in 
grauschwarzerSchau- 
be  über  schwärzlich- 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

190 


169 


175 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

191 


karminrotem  Sammetgewand.  Der 
Rechte  in  grauschwarzer  Schaube  über 
dunkelviolettbraunem  Gewand.  Die 
warmen  Töne  des  bräunlichzinnober- 
roten, dunkelsaftgün  gemusterten  Tep- 
pichs, auf  dem  das  goldgelbe  Schach- 
brett mit  rotbraunen  Feldern  steht,halten 
die  Figuren  zusammen.  Durch  die  Bogen 
der  weißgrauen  Architektur  leuchtet  tief- 
blauerHimmel,  vor  dem  sich  weiße  Wol- 
ken ballen.  In  der  gedämpft  grünen  Land- 
schaft mit  dunkelblaugrüner  Ferne  sitzen 
Kartenspieler  in  bräunlichzinnoberroten 
und  schwärzlichen  Gewändern. 

Bez.  unten  auf  der  Brüstung:  O  '  PARIS  '  B  ■  .'.  König- 
liche Schlösser. 

Leinwand,  h.  1,12,  br.  1,81. 

191  Thronende  Maria  mit  dem  Kind 
und  vier  Heilige.  Vor  tiefblauem 
Himmel  mit  grauen  Wolken,  der  durch 
den  Bogen  der  ockergelbbraunen  Archi- 
tektur leuchtet,  steht  Hellkarminrot  im 
Gewände  der  Madonna.  Ihr  dunkel- 
blauer Mantel  fällt,  über  die  r.  Schulter 
geworfen,  rückwärts  herab.  Goldig- 
ockergelbliches  Fleisch  mit  rötlichen  Tönen.  Im  Helldunkel  I.  lehnt  Jakobus  d.  A.,  mit 
rotbraunem  Haar,  in  dunkelblauem  Mantel  mit  braunrotem  Kragen;  r.  steht,  mit  gelbbraunem 

Haar,  in  gelbgrünem  Mantel  über  rötlich- 
violettem Gewand,  auf  das  rotbraune  Rad 
gestützt,  die  hl.  Katharina.  Das  volle  Licht 
sammelt  sich  vorn  auf  dem  weißen  Chor- 
hemd Gregors  d.  Gr.,  über  hellkarminrotem 
Gewand,  unter  dem  zinnoberrote  Schuhe 
sichtbar  sind,  umgeben  von  dunkelblauem, 
innen  grünem  Mantel,  von  dem  sich  der 
zinnoberrote  Bucheinband  abhebt,  und  auf 
dem  goldigockergelblichen,  mit  grauen  Tö- 
nen durchsetzten  Körper  des  hl.  Sebastian, 
den  ein  leuchtend  blaues  Lendentuch  um- 
gibt. 

Aus  der  Kirche  S.  Maria  de'  Batuti    zu  Belluno    und   wahr- 
scheinlich  die  eine  der  beiden  von  Vasari  gerühmten  Altar- 
tafeln aus  Belluno    [„che  sono  bellissime"]    .'.    Sammlung 
Solly,  1821    .-.   Aufgestellt  in  der  Basilika. 
Pappelholz,  h.  2,96,  br.  1,79. 


176 


156  Männliches  Bildnis. 
Bräunlichockergelbes,  mit  röt- 
lichen Tönen  erwärmtes  In- 
karnat, von  dunkelbraunem 
Bart  umrahmt.  In  grauschwar- 
zem Barett  und  Gewand.  Vor 
bräunlichgrauer  Wand  mit 
schwärzlichem  Nischenschat- 
ten. Die  Linke  ruht  auf  gelb- 
grüner Decke. 

Erworben  1841  42  in  Italien. 
Leinwand,  h.  0,86,  br.  0,87. 


r^olz-loi-o  VI     Giovanni  Maria  Zaf- 

N^dlUeran  foni.gen.Calderarl. 
Nach  seinem  Geburtsort  auch  Gio- 
vanni Maria  da  Pordenone  ge- 
nannt. Geburts-  und  Todesjahr  un- 
bekannt. Nachahmer  des  Giovanni 
Antonio  da  Pordenone.  Tätig  um 
1534  bis  1564,  vornehmlich  in  Por- 
denone und  Umgegend. 

158  Calderari?  Bildnis  eines  Ballschlägers.  In  mattockergelbem  Wams,  schwärzlich- 
blauen Beinkleidern,  mit  goldgelben  Borten  besetzt,  und  schwarzem  Barett.  Er  hält 
in  der  Linken  das  graubraune  Schlagholz.  Der  Diener,  der  ihm  den  Gurt  nestelt,  in 
dunkelkarminroter  Kappe  mit  grauweißer  Feder  und  karminroten,  im  Lichte  gelblich 
schillernden  Ärmeln,  die  aus  schwarzem  Gewand  hervorkommen.  Warm  ockergelblich- 
braunes  Fleisch.  Vor  dunkelbrauner  Wand.  Durch  das  Fenster  Ausblick  auf  Stadthaus 
und  Loggia  von  Udine  in  braungrauen  und  lichtroten  Tönen  unter  grünlichblauem  Himmel. 

Sammlung  Solly,  1821   .-.  Leinwand,  h.  1,03,  br.  1,17. 


Venetianische  Schule 
um  1515—1525 

152  Bildnis  zweierMänner.  Vor 
dunkelgrauer  Wand,  in  grau- 
schwarzen Baretts  und  Kleidern. 
Schimmerndes  Weiß  in  Hemd  und 
Brief.  Einziger  warmer  Ton  das 
von  Grau  durchsetzte,  rotbräun- 
liche Inkarnat.  Gelbgrüne  Tisch- 
decke. Hellblaue  Ferne  unter 
graublauem  Himmel  mit  gelb- 
lichen Wolkenstreifen. 

Sammlung  Solly,  1821. 

Leinwand,  h.  0,87,  br.  1,02. 


Venefiani- 
sdie  Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

158 


177 


Venetiani- 
sdie  Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 


Tinfr\rAffr>    Jacopo  Robusti,  gen. 
1  inLOreLLÜ    toretto    [aU   der  Sohn 


Tin- 


-    298  B 


Färbers,  tintore].  Geboren  zu  Venedig  im 
September  1518, gestorben  daselbst  den31.Mai 
1594.  Schijler  Tizians  [nur  kurze  Zeit];  weiter 
ausgebildet  durch  das  Studium  Michelangelos. 
Tätig  in  Venedig. 

299  Bildnis  eines  Prokurators  des 
hl.  Marcus.  Leuchtendes  [lasiertes] 
Karminrot  in  dem  mit  bräunlichgrauem 
Hermelin  gefütterten  Mantel  [schwärz- 
lich in  den  Schatten]  steht  zwischen 
dunk.elsaftgrünen,in  den  Lichtern  gelb- 
grün schillernden  Vorhängen.  Vor 
dunkelgraubrauner  Wand  der  goldig- 
ockergelbe Fleischton,  in  den  sich  rote 
und  graue  Töne  mischen.  Gerötete 
Augenlider.  Bräunlichgrauer  Bart. 
Die  gelbrote  Färbung  der  Abend- 
landschaft im  Fensterausschnitt  stimmt 
das  Inkarnat  herab. 

Sammlung  Solly,  1821   .-.  Leinwand,  h.  1,12,  br.  0,95. 

298b  Bildnis  eines  alten  Mannes.  Das  bräunlichockergelbe  Antlitz,  an  den  Augen, 
den  Backen,  den  Lippen  lebhaft  mit  Rot  gefärbt,  mit  bräunlichen  Schatten,  von  weiß- 
grauem Haar  umgeben,  kommt  aus  schwarzem  Grund  hervor,  zu  dem  das  über  graue 
und  weiße  Töne  lasierte,  gedämpfte  Karminrot  im  Gewand  und  der  schwärzliche  Mantel 

den  Übergang  bilden. 

Erworben  1908  aus  dem  englischen  Kunsthandel  .'.  Sammlung  Kilenyi, 
Budapest  .'.  Leinwand,  h.  0,58,  br.  0,44. 

298  Bildnis  eines  Prokurators  des  hl.  Marcus. 
Das  Antlitz  in  goldig- ockergelben  und  rötlichen 
Tönen,  mit  graugrünen  Schatten,  vor  dunkelgrau- 
braunem Grund.  Das  rotbraune  Haupt-  und  Bart- 
haar ist  von  grauen  Tönen  durchsetzt.  In  bräun- 
lichkarminrotem Sammetmantel  mit  schwärzlich- 
blauem Kragen. 

Sammlung  Solly,  1821    .■.   Leinwand,  li.  1,05,  br.  0,83. 

-v^'lö  Venetianische  Prokuratoren  [Camerlenghi] 
V  o  r  d  e  m  h  l.M  a  r  c  u  s.  In  gedämpften  silbrigenTönen. 
Vor  hellblauem,  mit  weißen  Wolken  bedecktem 
Himmel  und  sonnenbeleuchteten  ockergelben  Stein- 
fliesen des  Ufers  an  grünlicher  Lagune  sitzt  der 
Evangelist  in  rosarotem  Gewand  und  dunkelblauem 


178 


Mantel  auf  bräunlichgrauem  Sockel.  Die  drei 
Prokuratoren  in  gedämpft  karminroter,  in 
den  Lichtern  rosafarbener,  mit  grauem  Her- 
melin gefütterter  Amtstracht.  Goldig-ocker- 
gelbbraunes Inkarnat,  vor  dunkelgrau- 
brauner Architektur. 

Die  Prokuratoren  gehören  nach  den  drei  Wappen  am  Sockel 
des  Thrones  zu  den  Geschlechtern  Zanc,  Cornaro  und  Molino. 
Unter  den  Wappen  die  Jahreszahl  1569  und  die  Inschrift: 
PENSATE  LA  FIN  [bedenket  das  Ende],  über  ihnen :TRES 
ET  VNVS  -■.  Das  Bild  stammt  aus  dem  Palazzo  del  Magistrat© 
dei  Camerlenghi  di  Commune  neben  dem  Rialto,  wo  es  zuerst 
von  Boschini  erwähnt  wird.  Drei  Nobili  verwalteten  hier  ge- 
meinsam [daher  die  Inschrift  tres  et  unus]  das  Amt.  Alle  Staats- 
einkünfte flössen  hier  zusammen  und  alle  Auszahlungen  er- 
folgten von  hier  [  darauf  bezieht  sich  die  Geste  des  Heiligen 
und  die  Mahnung:  pensate  la  fin]  .".  Das  Bild  war  über  der 
Tür  angebracht,  in  der  Mitte  eine  Darstellung  des  Marcus- 
löwen von  Carpaccio,  auf  der  anderen  Seite  wieder  ein  Ge- 
mälde Tintorettos,  andere  Camerlenghi  in  Verehrung  vor  der 
hl.  fustina  darstellend  [jetzt  in  der  Akademie  zu  Venedig]  .■. 
Erworben  1S42  in  Rom. 

Leinwand,  h.  2,08,  br.  1,77. 

310  Luna  mit  den  Hören.  Im  Lichte  der  1. 
aufgehenden  Sonne  erstrahlen  die  grau- 
blauen Wolken  und  die  mit   braunen   und 

grauen  Schatten  modellierten  Körper,  von  stark  farbigen  Gewändern  umhüllt,  in  leuch- 
tendem Goldgelb,  das  durch  das 
tiefe  Ultramarinblau  des  Himmels, 
der  zwischen  den  Wolken  erscheint, 
und  kühle  blaue  und  grüne  Töne 
in  den  Gewändern  der  Figuren  an 
Intensität  gewinnt.  Tiefes  Karmin- 
rot im  Obergewande  Dianas  über 
mattblaugrünem  Unterkleid,  und 
im  Teppiche,  der  über  den  rot- 
braunen, mit  rotem  und  blauem 
Gestein  gezierten  Wagen  gebreitet 
ist,  bräunlicher  in  dem  um  die 
Hüften  geknüpften  Tuche  der  Len- 
kerin, weicht  nach  der  Tiefe  zu 
kühleren,  luftigeren  Tönen.  Eine 
Höre,  in  blaugrünem,  rosa  schillern- 
dem Gewand  und  dunkelblauem 
Mantel,  der  sich  von  goldgelbem 
Himmel  abhebt,  in  goldgelben, 
edeisteingeschmückten  Stiefeln, 
Rosen  in  der  Linken,  krönt  Diana 
mit  blaugrünem  Kranz.    Zur  Seite 


Venetiani- 
sche  ScJiule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 
298 


316 


179 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XV!. 
Jahrhun- 
derts 

310 


300 


des  Wagens  stürmt 
eine  dritte  Höre  da- 
hin, in  weißlichblau- 
em Schleiergewand. 
Dunkelrötlichbrau- 
nes  Haar. 

Aus  dem  Fondaco  deiTedeschi 
in  Venedig  .■-  Erworben  1841 
aus  der  Sammlung  des  Grafen 
Lecchi  in  Brescia. 

Leinwand,  h.l  ,48,  br.2,53. 

SpO  Maria  mit  dem 
Kinde,  von  den 
Evangelisten  Mar- 
cus und  Lucas  ver- 
ehrt. Goldig-ocker- 
gelb leuchten  die 
Körper  vor  luftigen  bläulichen  Tönen.  In  tief  ultramarinblauem  Mantel  über  matt  karmin- 
rotem Gewand  thront  Maria  auf  der  Mondsichel,  umstrahlt  von  mattgelber  Glorie,  in  der 
rotbräunliche  Engel  mit  der  Sternenkrone  schweben.  Durch  das  zerrissene,  bläuliche,  an 
den  Rändern  gelb  beleuchtete  Gewölk  blickt  der  tiefblaue  Himmel.    Nach  unten  zu  wird  die 

Modellierung  kontrastreicher,  die  Lokal- 
farben verschwinden  im  Halbdunkel.  Die 
goldiggelb  bestrahlten  Heiligen  sitzen  auf 
graublauen  Wolken.  Marcus  [1.]  mit  schwe- 
ren rotbraunen  Fleischschatten,  in  bräun- 
lichkarminrotem Mantel.  Den  fahl  ocker- 
gelben, grau  beschatteten  Körper  des 
hl.  Lucas  [r.]  umhüllen  grauweißes  Ge- 
wand und  gelbgrüner  Mantel.  Zwischen 
beiden  in  dunkelgelbbraunenTönen  Löwe 
und  Stier. 

Aus  der  späteren  Zeit  des  Meisters  .-.  Erworben  1841  in 
Venedig. 

Leinwand,  h.  2,28,  br.  1,60. 

298a  Verkündigung.  Die  rechte  Seite 
in  dunklen,  von  Braun  durchsetzten  Misch- 
farben [schwärzlichblauer  Mantel,  grün- 
liches Untergewand  Marias,  dunkeloliv- 
grüner Vorhang  und  gleichfarbige  Pult- 
decke], von  denen  sich  nur  das  gebrochen 
hellkarminrote,  im  Umschlag  goldocker- 
gelbe und  von  graublauem  Tuch  umwun- 
dene Obergewand  loslöst,  steht  als  stark 
zurücktreibende  Kulisse  gegen  den  sonnig- 


180 


ockergelben 
Boden  und  den 
lichten  Hinter- 
grund. DerEn- 
gel,  auf  stahl- 
blauen     Wol- 
ken,   in    lufti- 
geren   Tönen: 
bräunlich   kar- 
minrote     und 
grünliche, 
weißlich   schil- 
lernde Gewan- 
dung,graublau 
rosa  und  grün- 
lich     gefärbte 
Flügel.        Die 
gelbrote,  matt- 
gelben Glanz  verbreitende  Glorie  erfüllt  die  Luft  mit  goldigem  Schimmer,  durch  den 
man  wie  durch  einen  Schleier  auf  graue  Architektur,   einen    in    silbrigem  Dunst  da- 
liegenden blaugrünen  Park  mit  dunkelgrünem  Laubgang,   unter   hellblauem  Himmel 
mit  goldgelben  Wolken,  blickt. 

Erworben  1899  als  Geschenk  des  Herrn  Generalkonsul  Hermann  Rosenberg  .•.  Eigentum  des  Kaiser- Friedrich- Museums- 
Vereins  .*.  Leinwand,  h.  2,01,  br.  2,89. 


B 


assano 


Francesco  da  Ponte,  gen.  Bassano.    Geboren  zu  Bassano  den  26.  Januar  1549,  gestorben 
zu  Venedig  den  4.  Juli  1592.     Schüler  und  Gehilfe  seines  Vaters  Giacopo.     Tätig  zu  Bassano 
und  vornehmlich  zu  Venedig  [seit  etwa  1580]. 

314  Der  barmherzige  Samariter.  Glitzerndes  Licht  sammelt  sich  auf  der  Figuren- 
gruppe, besonders  auf  dem  weißen  Tuche,  das  den  ockergelben,  in  den  Schatten 
schwärzlichbraunen  Körper  des  Verwundeten  umhüllt,  und  in  den  Händen  des  Samariters, 
und  tönt  das  Karminrot  in  dessen  Gewand  nach  Weiß.  Den  rotbraunen  Oberschenkel 
umgibt  ein  hellblaues  Beinkleid.  Vor 
kühler,  saftgrüner  Landschaft  mit 
graubraunen  Felsen.  Luftige  grau- 
blaue Ferne  und  Himmel.  Vorn  ein 
weißer,  gelbbraun  gefleckter  Hund. 
Der  bräunlichschwarze  Esel  mit  leuch- 
tend rotem  Zaumzeug  und  rotem 
Zügel. 

Eine  bei  den  Bassani  häufig  vorkommende  Dar- 
sUIiung,  der  woh!  ein  Original  von  der  Hand  Gia- 
copos  zugrunde  liegt  [  wahrscheinlich  das  in  den 
k.  k.  Hofmuseen  zu  Wien  befindliche  Gemälde]  .'. 
Königliche  Schlösser. 

Leinwand,  h.  0,60,  br.  0,89. 


Veneliani- 
sche Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

298  A 


314 


181 


Venetiani- 
sdie  Sdiule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

182  B 


170  A 
170  B 


Schiavone 

Andrea  MeldoUa 
[auch  Meld  ola.Me- 
dola  und  Medula], 
g;enannt  Schiavone. 
Maler  und  Radierer, 
geb.  zu  Zara  oder 
Sebenico  in  Dal- 
matien  angeblich 

1522,  gestorben  zu 
Venedig  den  1.  De- 
zember 1563.  Unter 
dem  Einflüsse  Tizi- 
ans [wahrscheinlich 
eine  Zeitlang  dessen 
Schüler]  und  der 
Werke  Parmeggiani- 
nos  ausgebildet.  Tä- 
tig zu  Venedig. 


182b  Waldlandschaft.  Kühle  Stimmung  in  hellem  Gelbgrün  und  Hellblau  [Himmel],  mit 
durchschimmerndem  Graublau  und  Rotbraun.  Kulissenartig  setzt  sich  der  Vordergrund  in 
dunklerer  warmbrauner  Färbung  ab.  Braunrote  Töne  in  den  Baumstämmen.  Links  fließt 
weißlichblaues  Wasser.  Die  Körper  der  Figuren  [Diana  mit  Nymphen]  sind  in  goldig- 
rotbraunen Tönen,  mit  Gewändern  in  gebrochenem  Karmin,  Gelb,  Dunkelblau,  Hellblau 
und  Hellviolett  [kniende  Nymphe  r.]  gehalten.  Links  wird  Diana  zur  Jagd  geschmückt. 
Die  Figuren  der  Ferne  sind  in  luftigen,  rötlichen  und  hellblauen  Tönen  flüchtig  angedeutet. 


Gegenstück  zu  Nr.  182  A  .-.  Erworben  1873  in  Florenz 


Leinwand,  h.  1,05,  br.  1,88. 


170a  Die  Parabel  vom  ungerechten  Haushalter.  Den  Hauptkontrast  vor  grauer 
Mauer  bilden  Blaugrün  im  Vorhang,  dessen  Farbe  in  der  Tischdecke  wiederkehrt,  und 
Karminrot  in  Ärmeln  und  Kappe  des  Herrn.  Alles  Übrige  ist  in  warmen  Mischtönen 
gehalten.  Der  Herr,  in  bräunlichgoldgelbem  Gewand,  wendet  sich  zum  Haushalter,  in 
grünlichbrauner  Kleidung.  Durch  die  Tür  1.  vor  graublauem  Himmel  derselbe  im 
Gespräch  mit  zwei  Schuldnern  des  Herrn  in  mattgrünen  und  zinnoberroten  Trachten. 
Rötlichbraunes  Fleisch  mit  grauen  Schatten. 

Gegenstück  zu  Nr.  170B   .-.    Erworben  1845  von  Direktor  Schorn  in  Berlin      .-.      Leinwand,  h.  0,25,  br.  0,79. 

170  b  Die  Parabel  vom  Weinberge  des  Herrn.  Von  kühlem  graublauem  Himmel 
und  blaugrüner  Ferne  heben  sich  der  ockergelbbraune  Vordergrund  ab,  noch  wärmer 
der  ockergelbe  Hügel  mit  saftgrünen  Weinstöcken  und,  in  skizzenhafter  Ausführung,  die 
Figuren  in  warmen  rötlichen  Mischtönen:  der  Herr,  in  karminvioletter  Kappe,  dunkel- 
blauem Mantel,  saftgrünem  Gewand  und  hellkarminroten  Beinkleidern,  einen  grauen  Hund 
neben  sich,  zu  zwei  Arbeitern  sprechend,  in  deren  Kleidung  Hellrot    neben  gebroche- 


182 


nem  Weiß  über- 
wiegt. Dieselben 
rötlichen,  blauen 
und  grauen  Töne 
in  der  Gruppe 
der  Arbeiter  1. 

Gegenstück  von  Nr. 
170A.-.  Erworben  1845 
von  Direktor  Sehern  in 
Berlin  .*.  Leinwand, 
h.  0,25,  hr.  0,79. 

182  A  Bergland- 
schaft. Im  Ge- 
gensatz zu  Nr. 
182  B  ist  die  Ge- 
samtfärbung 

warm  in  bräunlichem  Saftgrün  mit  rotbraunen  Tiefen,  ockergelben  Tönen  im  Vordergrund 
und  vom  Lichte  des  Abendhimmels  durchglüht.  Im  Vorder-  und  Mittelgrunde  glitzern 
rote,  silbergraue  und  rötliche  Flecken.  Nach  der  Ferne  zu  mischen  sich  luftige  graublaue 
und  silbergraue  Töne  in  das  Gelbrot  des  Abendlichts.  In  der  Staffage  [Pan  mit  Gefolge, 
Satyrn  und  Nymphen]  kehren  die  roten  Töne  des  Abendhimmels  wieder.  Die  Nymphen 
1.  mit  kühlerem  ockergelblichem  Inkarnat  in  dunkelblauen  und  karminroten  Gewändern.  In 
der  Mitte  sitzt  Marsyas  auf  einem  Felsen,  hinter  ihm  in  einer  Höhle  Midas,  seinem  Spiele 
lauschend. 

Gegenstück  von  Nr.  182  B  .-.  Erworben   1873  in  Florenz     .'.     Leinwand,  h.  1,05,  br.  1,88. 

Venetianische  Schule  um  1590 

1665  Die  Schachspieler.  Der  gedämpft  goldige  Ton  der  gelbbraunen  Tapete  erfüllt  das 
Bild  und  steigert  sich  nach  vorn  zu 
bräunlichem  Zinnoberrot  imTeppich 
mit  goldockergelben,  schwarzen  und 
weißen  Mustern.  Im  Gegensatz  zum 
unruhigen  Geflimmer  derUmgebung 
stehen  die  geschlossenen  Flächen 
der  grauschwarzen  Tracht.  Das  röt- 
lichbraune, stark  mit  Grau  durch- 
setzte Inkarnat,  r.  von  graublauemTa- 
petenstreifen  sich  abhebend,  wird 
vom  schimmernden  Weiß  der  Kragen 
erwärmt.  Rotbrauner,  weiß  gefleck- 
ter Hund. 

Erworben   1909    aus    englischem    Privatbesitz    .". 
Eigentum  des  Kaiser -Friedrich -Museums -Vereins. 
Leinwand,  h.  0,83,  hr.  1,04. 


Venetiani- 
sche Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 


1665 


183 


Venetiani- 
sche  Sciiule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 


309 


Veronese  S^i' - 

a r i ,  gen.  Veronese. 
Geboren  zu  Verona 
1528,  gestorben  zu 
Venedig  den  19.  April 
1588.  Schüler  des 
Antonio  Badile  zu 
Verona,  daselbst  unter 
dem  Einflüsse  der 
Werke  des  Paolo  Mo- 
rando,  gen.  Cavazzola, 
dann  in  Venedig  unter 
demTizians  und  Tinto- 
rettos  weiter  ausge- 
bildet. Tätig  zu  Verona 
und  vornehmlich  zu 
Venedig  [seit  1555], 
in  Mantua  [um  1548], 
im  Trevisanischen  [um 
1 551 '  1 553  und  wieder 
1566/67],  in  Vicenza 
[1572]  und  in  Padua. 

303  Jupiter,  Fortuna  und  Germania.  Vor  dunkelgrünblauem  Himmel  mit  dem  hell- 
grauen Streifen  des  Tierkreises  bräunlichgraue  Wolken  [durch  rötliches,  von  links  her 
strahlendes  Licht  erwärmt]  und  goldigf- ockergelbbraune  Körper,  deren  Leuchtkraft  aber, 
besonders  in  den  Schatten,  der  luftige  graue  Grundton  dämpft.  Auf  Grau  sind  auch 
die  schillernden  Farben  der  Gewänder  abgestimmt,  von  Hellkarminrot  im  Mantel  Ju- 
piters, dem  Gelbgrün  im  Gewände  der  Fortuna  links.  Dunkelgrün  im  Unterkleide  der 
blondhaarigen  Germania  rechts  zur  Seite  stehen,  absteigend  zu  der  letzteren  karmin- 
violettem, in  den  Lichtern  silbergrau  schillerndem  Oberkleid  und  dem  grauweißen  Hemd 
Fortunas.  Diese  beugt  sich  über  goldgelbe  Kronen  und  Geschmeide.  Im  bräunlichen 
Halbdunkel  spielen  rotbraune  Putten  mit  dem  graubraunen  Adler. 

Gegenstück  zu  Nr.  304  .■.  Dieses  wie  die  nachfolgenden 
zugehörigen  Gemälde  [Nr.  309,  304  und  311]  sind  vom 
Meister  unter  Mithilfe  von  Schülern  ausgeführt.  In 
Venedig  selbst  galten  diese  Malereien,  ursprünglich 
im  Kaufhause  der  Deutschen  [  Fondaco  de'  Tedeschi, 
inderSaladei  banchetti]  für  Paolos  Werk.  Von  Ridolfi 
[1648]  ausführlich  beschrieben  .'.  Erworben  1842  aus 
der  Sammlung  des  Grafen  Lecchi  in  Brescia. 
Leinwand,  h.  1,45,  br.  2,45. 


309  IVIinerva  und  Mars.  Die  Farben 
sind  leuchtender.  Vor  tief  grünblauem 
Himmel  die  goldig-ockergelb  schim- 
mernden Schultern  Minervas,  von 
weißem  Hemd  und  blaugrauer  Rüstung 
umgeben.  Ihr  goldgelber  Mantel  hebt 
sich  von  blaugrauen  Wolken  ab.  Das 
auf  der  linken  Hüfte  sichtbare  hell- 
karminrote Gewand  wird  durch  den 
rosafarbenen,  graugrünlich  schillernden 


184 


Mantel  des  Mars 
zu  kühlem  Grau- 
grün im  hellblau 
gefütterten  Pan- 
zer überführt. 
Rötlichbrauner 
Fleischton. 


Das  Bild  soll  nach  Ri- 
dolfi  die  Kriegstüchtig- 
keit Deutschlands,  das 
hier  als  Minerva  darge- 
stellt ist ,  veranschau- 
lichen .'.  Gegenstück  zu 
Nr.  311  .'.  S.  die  Bemer- 
kung zu  Nr.  303  .-.  Er- 
worben wie  Nr.  303. 

Leinwand,  h.  1,44, 

br.  1,46. 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

304 


304  Saturn,  der  Gott  der  Zeit,  hilft  der  Religion  die  Ketzerei  überwinden.  Vor 
dunkelgrünblauem  Himmel  der  hellgraue  Streifen  des  Tierkreises  und  bräunlichgraue, 
von  1.  rötlich  bestrahlte  Wolken.  Im  unruhigen  Halblicht  leuchtet  rötliches  Fleisch  der 
Putten  auf,  während  die  ockergelbbraunen,  grau  beschatteten  Körper  der  Hauptfiguren 
im  Gegensatz  zu  Weiß  und  Goldgelb  [Tücher,  Mantel]  und  Zinnoberrot  [Kappe  der  vorn 
lagernden  Ketzerei]  noch  stumpfer  erscheinen.  Rückwärts  kühlere  Töne:  Dunkelblau  im 
Mantel  der  Religion;  neben  dem  olivgrünen  Erdball  nach  Blau  schillerndes  Karminviolett 
im  Mantel,  der  die  goldig  aufleuchtende  Schulter  Saturns  umgibt. 

Gegenstück  von  Nr.  303  .■.  S.  die  Bemerkung  daselbst  .'.    Erworben  wie  Nr.  303  .'.  Leinwand,  h.  1,44,  br.  2,42. 

311  Apollo  und  Juno.  Vor  dunkelgrün- 
blauem Himmel  sind  die  Lokalfarben  auf 
kühles  Grau  der  Wolken  und  des  Tier- 
kreises abgestimmt.  Gelb  schillern  die  Ge- 
wänder im  Licht.  Ockergelblich,  an  Hän- 
den und  Füßen  rötlich  gefärbt,  das  gelb- 
braune Haar  von  rosafarbenem  Nimbus 
umstrahlt,  leuchtet  der  Körper  Apollons, 
von  kühlem  Graublau  im  Mantel  [grau- 
blau auch  die  goldgelb  gezierte  Leier] 
umgeben,  dessen  karminviolette  Schatten 
zu  dem  bräunlichrosaroten  Gewand  und 
dem  warm  rotbräunlichen  Inkarnat  Junos, 
vor  grünblauem  Himmel,  führen. 

Bezieht  sich  wahrscheinlich  auf  die  Blüte  der  Kunst,  nament- 
lich der  Musik  in  Deutschland  [nach  Ridolfi  auf  den  Reichtum 
der  deutschen  Metallbergwerke]  .'.Gegenstück  von  Nr.  309  .". 
S.  die  Bemerkung  zu  Nr.  303   .*.    Erworben  wie  Nr.  303. 
Leinwand,  h.  1,47,  br.  1,36. 


185 


Venetiani- 
sche  Sdiule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 


327 


330 
326 
329 


326—330  Dekoration  einer  Decke  aus  dem  Palazzo  Pisani  zu  Venedig  [im  Kaiser- 
Friedrich -Museum  in  die  Decke  von  Kabinett  42  eingefügt].  Mittelbild:  Jupiter,  Juno, 
Neptun  und  Cybele.  In  dem  hellen,  mattgoldgelben  Lichte  der  Glorie  entschwindet  eine 
Gestalt  in  lichtblauem  Gewand,  von  Genien  aufwärts  getragen,  deren  Körper  nur  noch 
als  matte  rosiggraue  Flecke  wirken.    Um  den  Rand  des  Feldes,  auf  bräunlichgrauen,  vom 


herabstrahlenden  gelb- 
Wolken  gelagert,  zwi- 
blaue  Himmel  erscheint, 
nach, in  stark  farbigeGe- 
über  dem  luftigeren  In- 
Ferne  wie  stark  dieTiefe 
wirken:   Ju- 
braunem 
weißem,    in 
graublauem 


dem     ein 

bigem  Edel- 

ter     Gürtel 

rote  Tam- 

Knie  stützend,  zu  ihren 

grünen    Pfau    mit    rot 

dern  und  einen  bogen- 

hellblauen  und  gelben 

hellkarminrotem    Man- 

Haupt-    und    Barthaar, 


liehen      Licht      gefärbten 
sehen     denen     der    licht- 
blicken  ihr  die  Gottheiten 
wänder  gehüllt,  die  gegen- 
karnat    und    der    lichten 
zurückdrängendeKulissen 
no,ingoldgelb- 
Mantel       und 
den     Schatten 
Hemd,      über 


blauer,  mit  far- 
gesteinbesetz- 
liegt,  das  hell- 
burin  aufs 
Seiten  den  dunkelblau- 
schimmernden Flügelrän- 
spannenden  Putto  mit 
Flügelfedern;  Jupiter  in 
tel,  mit  dunkelbraunem 
auf     schwärzlichbraunem 


Adler  sitzend;  Cybele  in  rosafarbenem,  in  den  Schatten  graublauem  Gewand,  über 
das  auf  der  Brust,  von  goldenem,  edelsteingeziertem  Gürtel  gehalten,  ein  hellblaues 
Tuch  herabfällt,  und  dunkelgrünem,  in  den  Lichtern  gelbgrün  schillerndem  Mantel, 
mit   goldgelbem    Szepter,    zu    den    Seiten   die    dunkelgelbbraunen   Löwen;   Neptun    m 


186 


dunkelblauem  Mantel,  mit  weißem  Haar.  Ockergelbbraunes  Inkarnat  mit  rötlichen 
Tönen  und  grauen  Schatten. 

Die  Malereien,  die  sich  ursprünglich  als  Deckengemälde  im  Palazzo  Pisani  zu  Venedig  befanden,  sind  vom  Meister  selbst 
entworfen  und  von  ihm  unter  Mitwirkung  von  Gehilfen  ausgeführt  .".  Erworben  1842  aus  der  Sammlung  des  Grafen 
Lecchi  in  Brescia  .".  Leinwand,  h.  2,20,  br.  2,27. 


Venetiani- 
sche  Sdiule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 


327—330  Seitenfelder:  Genien.  Vor  g-rünlichblauer  Luft  mit  bräunlichgrauen  Wolken. 
Rötlichbraune  Körper,  graublau  und  graubraun  beschattet.  In  den  braunen  Flügeln 
wechseln    hellrote,  grünliche  und  blaue  Töne. 

Erworben  wie  Nr.  326  .•.   Leinwand,  h.  je  0,54,  br.  je  1,23. 

\U\r\r\^c^rx\f^'j'/  c\r\(-\     Francesco  Montemezzano.  Geburtsdatum  unbekannt,  gestorben  nach  Ridolfi 
1V1UULCI11C/,AC11HJ     i^  jung-en  Jahren  um  1600.    Tätig  in  der  zweiten  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts 
zu  Venedig  und  Verona.     Schüler  des  Paolo  Veronese. 

1666  Beweinung-Christi  und  Stifterfamilie.  Kühles  gedämpftes  Licht  spielt  glitzernd 
auf  den  Gestalten  der  r.  Bildhälfte,  auf  dem  ockergelblichgrauen,  von  weißem  Tuch 
umhüllten  Leichnam,  der  sich  von  hellkarminrotem  Gewände,  nach  rückwärts  von 
kühleren  Farben,  dunkel- 
blauem Mantel  Marias  [de- 
ren Haupt  ein  rotbraunes 
Kopftuch  bedeckt],  gelb- 
grünem Gewände  und  blau- 
grauem, rosa  schillerndem 
Unterkleide  des  Engels 
abhebt.  Die  grünlich- 
grauen Wolken,  r.  durch 
das  rötliche  Inkarnat  der 
Putten  in  das  herrschende 
Hellkarminrot  überführt, 
erhellt     oben     mattgelber 

Lichtschein.  In  zerstreutem  lE^^^Ä^^^  ''ÜS?^  '^^^^^^^'-  ■  ■  ' ■  ^^S^l-^^iL  'i 
Licht,  vor  grauer  Architek- 
tur, sind  die  Bildnisse  der 
Stifterfamilie  fast  schatten- 
los modelliert.  Das  Inkarnat  wird  durch  den  Gegensatz  zu  Weiß  und  bei  den  Männern 
durch  rötliche  Töne  erwärmt,  zugleich  aber  durch  Schwarz  [Haar,  Tracht]  stark  auf- 
gelichtet. Im  grün  gemusterten  Gewände  der  Stifterin,  mit  ockergelblichem  Haar, 
kehrt  das  helle  lasierte  Karminrot  der  r.  Seite  wieder.  Um  den  Schwerpunkt  des 
Bildes  nach  der  Mitte  zu  verlegen,  bricht  vor  grünblauem  Himmel  unter  dem  dunkel- 
blauen Obergewande  des  Engels  mit  rotbrauner  Lanze  gelb  schillerndes  Zinnoberrot 
im  Unterkleide  als  stärkste  Note  hervor. 

Erworben  1907  aus  dem  englischen  Kunsthandel  .*.  Leinwand,  h.  1,10,  br.  1,50. 


1666 


187 


Sdtule  von 
Bergamo  im 
XVI.  Jahr- 
hundert 


320 


SCHULE  VON  BERGAMO 

T  ^4-4-/-x  Lorenzo  Lotto.  Geboren  um  1480  zu 
■^^'-^^  Venedigf,  gestorben  zu  Loreto  zwischen 
dem  18.  September  1556  und  dem  I.Juli  1557. 
Mit  Palma  Vecchio  Schüler  Gio.  Bellinis.  Tätig 
vornehmlich  zu  Bergamo  und  Venedig  [1515 
bis  1524  und  nach  1526];  zeitweilig  in  Rom 
[zwischen  1506  und  1512],  Treviso  [1503  bis 
1506,  1532  und  1545]  und  in  den  Marken 
[zwischen   1506   und   1512    und  von  1550  ab]. 

325  Christi  Abschied  von  seiner 
Mutter.  Bunte  klare  Lokalfarben  in 
den  Gewändern  der  Figuren,  zartes 
bräunliches  Inkarnat  mit  durchsichtigen 
grauen  Schatten,  vor  hellockergelbem 
Boden.  Von  Blauviolett  im  Kleide  der 
Stifterin  rechts  vorn  [durchbrochen  von 
Weiß  und  belebt  durch  wenig  Rot] 
wächst  die  Leuchtkraft  der  Farben  schräg 
nachderTiefe:  inderMitte  [durch kaltes, 
in  den  Schatten  bläuliches  Weiß  in 
ihrer  Intensität  gesteigert]  zu  starkem 
Ultramarinblau  [Mantel  Christi  und 
Marias,  dunkler  im  Mantel  der  zuschauenden  Alten  r.],  das  durch  Goldgelb  [in  den  Ge- 
wändern der  Maria  stützenden  hl.  Frau  und  des  Johannes],  und  namentlich  zu  Karminrot 
[Gewänder  Christi  und  Marias],  das  durch  Grün  [Mantel  des  Johannes]  gestärkt  wird, 
und  erwärmt  sich  links  zu  Goldgelb  [Mantel  Petri],  dem  Violett  [Gewand],  und  zu 
leuchtendem  Rot  [Gewand  des  Judas],  dem  Dunkelgrün  [im  Mantel]  entgegensteht.    Unter 

der  dunkelgrauen  Halle  mit  gelbbraunen  Bogen- 
■^J^fc^^^^  ~  Stellungen,  die  sich   auf  hellbräunlichen  Kloster- 

l^^^^^^K^  hof  mit  gelbgrünen  Laubgängen  und  hellblauem 

^^^^^^^^^^^  Himmel  öffnet.    Im  Vordergrunde  ein  bräunlich- 

^^^^^^^^^^^^^k  J  saftgrüner  Kirschenzweig  mit  hellroten  Früchten, 

■Ip^^-^JIk.    **^^  f  eine  gelbrote  Orange  und  ein  weißer  Brief. 

Bez.  auf  dem  zusammengefalteten  Brief  vorn:  a"  laurenttjo  Lotto 
pictor  1521  .*.  Die  Stifterin  Elisabetta  Rota  ist  die  Gemahlin  Dome- 
nico Tassis  von  Bergamo,  für  den  das  Bild  gemalt  viar  .  .  Eine  alte 
Kopie  1875  beim  Kunsthändler  Baslini  in  Mailand  .*.  Sammlung  Tosi 
[nach  Crowe  und  Cavalcaselle )  .'.  Sammlung  Solly,  1821. 
Leinwand,  h.  1,26,  hr.  0,99. 

320  Bildnis  eines  jungen  Mannes.  Vor  hell- 
karminrotem Vorhang  das  ockergelblichgraue 
Antlitz  mit  den  dunkelbraunen  Augen.  Schwarz 
in  Haupt-  und  Barthaar,  Grauschwarz  in  Barett 
und  Wams  steigern  noch  die  Blässe  des  Inkar- 
nats,  das   wiederum    durch   schimmerndes  Weiß 


r 


188 


im  Hemd  höher  gestimmt  wird.  Rechts  über 
graubrauner,  mit  grünem  Efeu  bewachsener 
Brüstung  Ausblick  auf  hellblaues  Meer. 

Bez.  rechts  auf  der  Steinbrüstung:  L  Lotus  pict  .*.  Sammlung  Giu- 
stinianl,   1815. 

Leinwand,  h.  0,47,  br.  0,375. 

153  Bildnis  eines  Architekten.  Aus  bräun- 
lichgrauem Barett  und  Mantel,  vor  grauem  Ge- 
wand leuchtet  das  goldig-ockergelbbraune  In- 
karnat, das  in  dem  von  bräunlichschwarzem 
Bart  umgebenen  Antlitz  stark  durch  rote  Töne 
erwärmt  wird.  Vor  graubräunlichem  Grund. 
Gedämpft  weiße  Papierrolle  und  grauer  Zirkel. 

Bez.  auf  der  Papierrolle :  L  .  Lotto  me  fec  .  .'.  Angeblich  Porträt 
des  Bildhauers  Jacopo  Sansovino  [  1486 — 1570],  wofür  es  schon  in 
der  Sammlung  Giustiniani  galt.  Allein  die  beglaubigten  Porträts 
Sansovinos,  ein  Gemälde  Tintorettos  und  eine  Büste  Alessandro 
Vittorias  zeigen  andere  Züge  .*.  Aus  der  mittleren  Zeit  des  Meisters 
[um  1525]  .".  Sammlung  Giustiniani,  1815. 
Leinwand,  h.  1,05,  br.  0,82. 


Sdiule  von 
Bergamo  im 
XVI.  Jahr- 
hundert 

153 


182  Bildnis  eines  jungen  Mannes.  Vor  blaugrünem  Vorhang,  von  dem  sich  warm  das 
rötlichockergelbe  Antlitz,  von  dunkelbraunem  Haupt-  und  Barthaar  umrahmt,  abhebt. 
In  grauschwarzer  Tracht  mit  goldgelben  Nesteln  auf  der  Schulter  und  weißem  Kragen. 

Sammlung  Giustiniani,  1815     .-.     Leinwand,  h.  0,47,  br.  0,38. 

323  Zwei  Altarteile.  In  gemalter  graubrauner  Bogenumrahmung.  Der  hl.  Sebastian. 
Der  kühle,  ockergelbliche,  an  Händen,  Füßen  und  Gelenken  gerötete  und  mit  grauen 
Halbschatten  modellierte  Körper  mit  ockergel- 
bem Haar,  von  dessen  Hüften  ein  mattrosa- 
farbenes, hellblau  gestreiftes  Tuch  herabfällt, 
steht,  an  graubraunen  Stamm  gefesselt,  vor 
dunkelultramarinblauem  Himmel  mit  bläulich- 
weißen Wolken,  grünlichblauem  See  und  auf 
Stumpfgelbgrünem  Rasen. —  Der  hl.  Christoph. 
Gegenüber  dem  kühlen  Ton  und  den  im  zer- 
streuten Lichte  gedämpften  Farben  des  Gegen- 
stücks ist  das  Kolorit  leuchtend  und  tief,  vor 
tief  ultramarinblauem  Himmel,  bläulichen  Wolken 
und  grünlichblauem  Meer.  Die  dunkelrotbraune 
Gestalt  mit  schwärzlichem  Haar,  in  zinnober- 
rotem Mantel,  von  dem  sich  der  lichte,  in  grauen 
und  ockergelblichweißen  Tönen  gehaltene  Kör- 
per   des   Kindes    abhebt,    und    blaugrünem,   in 


189 


Sdiule  von 
Bergamo  im 
XVI.  Jahr- 
hundert 


323 
323 


den  Lichtern  gelbgrünem  Schurz, 
auf  die  dunkelgraubraune  Keule 
gestützt.  Graubraunes,  mit  stump- 
fem Grün  bewachsenes  Ufer. 

Bez.  auf  dem  Bilde  des  Sebastian  links  unten 
am  Stamme :  L  Loto  .'.  Auf  dem  Bilde  des 
Christoph  am  untern  Ende  der  Keule:  L. Loto 
1531  ■  .".  Zeichnung  zur  Figur  des  Sebastian 
im  Berliner  Kupferstichkabinett  .*.  Wahrschein- 
lich stammen  die  Bilder  aus  der  Kirche  S.  Se- 
bastiane di  Castelplanco  bei  Jesi,  wo  der  Altar 
sich  bis  zum  Ende  des  18.  Jahrhunderts  be- 
fand .■.  Sammlung  Solly,  1821. 

Leinwand,  jedes  Bild  h.  1,39,  br.  0,55. 


Mo 


193 


Giovanni  Battista  Moroni 
'^^ü^  oder  Morone.  Geboren  in 
dem  Dorfe  Bondo  bei  Albino  [Provinz 
Bergamo]  um  1525,  gestorben  zu  Ber- 
gamo den  5.  Februar  1578.  Schüler 
Morettos.  Tätig  in  Bergamo  und  Um- 
gebung. 

193  Bildnis  eines  Mannes.  Aus 
grünlichgrauem  Grund  leuchtet 
in  goldig- ockergelbem  Ton  das 
Antlitz  hervor,  das  weich  in  das 
mit  grauen  Tönen  untermischte 
bräunlichschwarze  Haar  über- 
geht. Über  dem  graugrünen 
Gewand  liegt  der  graue,  mit  rot- 
braunem  Pelz   besetzte   Mantel. 

Am  Hals  ist  der  weiße  Kragen  sichtbar. 

Erworben  1842  in  Rom  vom  Maler  Ximenez. 
Leinwand,  h.  0,65,  br.  0,48. 

193a  Bildnis  eines  Gelehrten.  Vor  grauem,  um 
den  Kopf  mit  Weiß  aufgelichtetem  Grund  ist 
das  Antlitz  ebenso  wie  die  Hände  mit  rötlichen 
Tönen  modelliert.  Rötlichbraunes  Haupt-  und 
Barthaar.  In  schwarzem  Gewand,  aus  dem  weiße 
Krausen  an  Hals  und  Armein  hervorkommen.  Er 
hält  in  der  Rechten  eine  grüne  Pflanze  und  stützt 
den  linken  Arm  auf  ein  in  ockergelbliches  Per- 
gament gebundenes  Buch,  das  auf  blaugrüner 
Tischdecke  liegt. 

Erworben  1873  in  Florenz  .-.   Leinwand,  h.  0,97,  br.  0,80. 

167  Bildnis  eines  jungen  Mannes.  Das  blonde, 
ockergelblichbraune    Inkarnat    ist    mit    Grau    und 


190 


Lichtrot  durchsetzt,  von  dunkelbraunem 
Haar  und  blondem  Bart  umgeben.  In 
grauschwarzem  Gewand,  vor  hellgrauem 
Grund.  Reines  Weiß  im  Brief,  Kragen 
und  Manschetten,  Saftgrün  der  Tisch- 
decke dienen  der  Erwärmung  des 
Fleischtons. 


Auf  einem  Briefe,  der  auf  dem  Tische  lie^t,  das  Datum: 
Settembre  XX.  MDLIII  .-.  Sammlung  Solly,  1821. 
Leinwand,  h.  1,00,  br.  0,80. 


SCHULE  VON  BRESCIA 


Ferramola  Fe°rr 


lano 
amolt 


[oder  Fioravante] 
.  Geboren  vor  1480, 
gestorben  zu  Brescia  den  3.  Juli  1528.  Vermutlich 
ijchüler  Vincenzo  Foppas.      Tätig-  zu  Brescia. 


Schule  von 
Bergamo  im 
XVI.  Jahr- 
hundert 

193  A 


155a  Thronende  MariamitdemKind, 
ein  hl.  Karmeliter  [Angelas?]  und 
die  hl.  Katharina.  In  bräunlichem 
Gesamtton  vor  weißlichem,  rötlich  und  braun  bewölktem  Himmel.  Die  kräftigsten  Farben 
sind  in  der  Mitte  vereinigt:  Hellkarminrot  im  Gewände,  Gelbgrün  im  Umschlage  des  dun- 
kelblauen Mantels  der  Madonna  und  im  Thronvorhang.  Blau  klingt,  grünlich  getönt, 
in  der  landschaftlichen  Ferne  nach.  An 
den  Seiten  gehen  die  Lokalfarben  immer 
mehr  in  den  bräunlichen  Grundton  des 
Bildes  über:  der  Heilige  in  rotbrauner 
Kutte  über  bräunlichweißem  Mantel, 
Katharina,  mit  rotbraunem  Haar,  in 
stumpf  karminrotem,  in  den  Schatten 
graugrünem,  von  karminrotem  Gürtel 
zusammengehaltenem  Gewand  und 
bräunlichgoldgelbem,  im  Umschlag  dun- 
kelblauem Mantel,  das  karminrote 
Schwert  in  der  Rechten.  Rotbräunliches 
Inkarnat.  Die  Nimben  und  der  Schwert- 
griff sind  plastisch  aufgesetzt  und  ver- 
goldet. 


Bez.  in  der  Mitte  auf  der  Thronstufe :  OPVS  FLORIAI 
FERAMOL^  •  CI  •  BX  ■  M  ■  D  •  XIII  •  .-.  Das  Bild  trägt 
das  früheste  Datum  unter  den  wenigen  vorhandenen  Wer- 
ken des  Meisters  .'.  Vermutlich  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  1,76,  br.  1,58. 


Schule  von 
Brescia  im 
XVI.  Jahr- 
hundert 


167 


191 


Sdiule  von 
Brescia  im 
XVI.  Jahr- 
hundert 

155  A 


oldo 


av 


Giovanni    Girolamo    Savoldo. 

Zeichnet  sich  öfters  Joannesjero- 
nimus  de  Brescia.  Geboren  zu  Brescia;  Ge- 
burts-  und  Todesjahr  unbel^annt.  Unter  dem 
Einflüsse  Gio.  Bellinis  und  Tizians  ausgebildet. 
1508  als  Meister  in  die  Gilde  zu  Florenz  auf- 
genommen, 1526  urkundlich  in  Venedig,  1548 
daselbst  noch  am  Leben;  angeblich  dort  in 
hohem  Alter  gestorben.  Tätig  zu  Brescia  und 
vornehmlich  zu  Venedig,  kurze  Zeit  in  Florenz 
und  Treviso  [15211. 


307a  Trauer  um  den  Leichnam  Christi. 
In  scharfen  Umrissen  hebt  sich  der  dun- 
kelbraune Felsen  mit  dem  Kreuzes- 
stamm von  leuchtend  gelbem,  von  rotem 
Gewölk  durchzogenem  Abendhimmel 
und  blaugriiner  Landschaft  mit  grau- 
braunen Felsen  ab.  Auf  der  Haupt- 
gruppe sammelt  sich  kühles,  silbriges 
Licht,  besonders  auf  dem  bräunlich- 
grauen Leichnam,  dessen  Hüften  ein 
Tuch  in  kaltem  Grauweiß  umgibt.  Er 
hebt  sich  von  dem  karminroten  Gewand  und  dem  dunkelblauen  Mantel  Marias  ab,  deren 
Haupt  ein  bräunliches  Tuch  umhüllt.  Am  stärksten  spricht  neben  Karminrot  leuchtendes 
Gelbgrün  im  Gewände  Johannis,  während  die  gelben  Lichter  des  gedämpft  braunroten 
Kleides  der  Magdalena  eine  Ergänzung  zum  Blau  bilden.  Die  Gestalten  Josephs  von 
Arimathia,  in  grauem  Gewand  mit  karminroten  Ärmeln,  und  des  Nikodemus  tauchen  in 
den  graubraunen  Schatten  des  Felsens  unter.   Warmer  bräunlicher  Fleischton. 

Noch  in  einem  Führer  von  Brescia  [Le 
Pitture  e  Sculture  di  Brescia,  pubblicate 
di  L.  Chizzola  ]  von  1760  als  das  Gemälde 
des  Hauptaltars  in  S.  Croce  angeführt, 
später  verschollen.  Die  von  Ridolfi  [1646] 
erwähnte  Darstellung  des  gleichen  Gegen- 
standes in  der  Casa  Antelmi  zu  Brescia 
[„in  Casa  Antelmi  vi  e  un  deposto  di  Cro- 
ce*'] scheint  ein  anderes  Bild  zu  sein  .'. 
Erworben  1875  in  Brescia. 

Leinwand  h.  1,86,  br.  2,26. 

307  Die  Venetianerin.  Im 
Schatten  dunkelgraubrauner 
Mauern,  über  die  hellblauer 
Himmel  mit  weißg-rauen  Wol- 
ken blickt.  Graue  Halbschat- 
ten dämpfen  das  Gelb  der  in 
den  Tiefen  braun  schillernden 
Mantille,  aus  der  das  Antlitz, 
durchsichtig  grau  beschattet, 
in  warmem  goldigem  Ton  her- 


192 


vorkommt.   Unten  ist  ein  Stück  des  schwärz-     J"^ 
lieh  karminroten  Gewandes  sichtbar. 

Bez.  links  an  der  Mauer:  joanes  jeronius  sauoldus  de  brisia 
faciebat.  .•.  Eine  nicht  bezeichnete  Originalwiederholung  mit 
Veränderungen  [hl.  Magdalena]  kam  aus  der  Sammlung  Fe- 
naroli  zu  Brescia  in  die  National  Gallery  zu  London  .*.  Eine  alte 
Kopie  des  Berliner  Bildes  in  Warwick  Castle,  unter  dem  Namen 
Lodovico  Carracci,  der  recht  wohl  der  Kopist  sein  kann  .'. 
Schon  Ridolfi  [1646]  gedenkt  des  Bildes  als  eines  berühmten 
Gemäldes,  von  dem  es  viele  Kopien  gäbe,  und  beschreibt  als 
das  Original  das  Bild  in  der  Casa  Fenaroli  [  damals  in  der  Casa 
Averoldi  ].  Doch  ist  auch  das  Berliner  Bild  ein  unzweifelhaftes 
Original  .".  Sammlung  Solly,  1821. 
Leinwand,  h.  0,92,  br.  0,73. 

Mii  Alessandro  Bonvicino,  gen.  Moretto 

Ul  CLLU  (Ja  Brescia.  Geboren  zu  Brescia  um  1498, 
gestorben  daselbst  vor  dem  22.Dezemberl554.  Schüler 
und  Gehilfe  des  Fioravante  Ferramola  zu  Brescia, 
dann  nach  Romanino,  Tizian  und  Raffael  [vornehm- 
lich nach  seinen  Stichen]  fortgebildet.  Zumeist  in 
Brescia  tätig,  zeitweilig  in  Bergamo  [urkundlich  1529], 
Mailand  und  Verona  [1540—1541]. 

197   Maria   und  Elisabeth   in   der  Glorie. 

Die  kühle  silbrige  Färbung,  von  schimmerndem  Weiß  [Trachten  der  Stifter, 
blatt,  Wolken]  in  Grau  [Architektur], 
schließlich  in  der  Landschaft  und  im 
weiß  bewölkten  Himmel  in  graugrün- 
liche und  grünlichblaue  Töne  über- 
gehend, wird  belebt  durch  Lichtrot 
[Pilaster,  Fliesenboden]  und  den  war- 
men, mit  Grau  durchsetzten  rötlichen 
Fleischton.  Auch  die  bunteren  Farben 
im  oberen  Teil  sind  auf  kühles  Grau 
gestimmt:  mattes  Hellkarminrot  im 
Gewand,  grünliches  Blau  im  Mantel 
Marias;  Dunkelgrün  im  Gewände  mit 
dunkelkarminroten  Armein  und  Gold- 
gelb im  Mantel  Elisabeths,  vor  matt 
gelbroter  Glorie.  Der  kleine  Johan- 
nes in  silbergrauem  Fell. 


Bez.  auf  dem  Mittelstreifen  des  Fußbodens;  ALES  ' 
MORETTVS  PRIX  •  F  ■  MDXLI  •  .-.  Auf  dem  Spruch- 
band des  Engels:  TVO  SYDERE  AFFLARl  REVI- 
VISCERE  EST  [etwa:  der  Strahl  deines  Gestirnes 
gibt  neues  Leben]  .'.  Die  knienden  Stifter  sind  Bar- 
tolommeo  Averoldo,  Abt  des  Klosters  der  Umiliati 
zu  Verona,  und  sein  Neffe  Aurelio  Averoldo  -■-  Von 
Averoldo  1541  für  die  Kirche  S.  Maria  della  Ghiara 
in  Verona  bestellt  .•-  Erworben  1841  aus  der  Samm- 
lung des  Grafen  Lecchi  in  Brescia,  in  der  sich  das  Bild 
seit  1812  befand  .-.   Leinwand,  h.  2,65,  br.  1,86. 


Sdiule  von 
Brescia  im 
XVI.  Jahr- 
hundert 

307 


Schrift- 


193 


Schule  von 
Brescia  im 
XVI.  Jahr- 
hundert 

157 


Romanino  fCs 


amo    Romanino.      Zeichnet    sich 
ers      Hieronymus      Rumanus      de 


Brixia.  Geboren  zu  Brescia  um  1485,  gestorben  ebenda 
1566.  Angeblich  Schüler  des  Stefano  Rizzi  oder  Flori- 
ano  Ferramola  zu  Brescia;  später  von  den  Venezianern 
der  Hochrenaissance  beeinflußt.  Tätig  vornehmlich  in 
Brescia  und  Umgegend  [Valle  Camonica],  zeitweilig  in 
Padua  [1513],  Cremona  [nach  1517,  vielleicht  auch  schon 
vorher]  und  Trient  [um  1540]. 

157  Maria  mit  dem  Kind  und  Heilige. 
Die  Stimmung  in  warmem  Braun,  das  weich 
die  ganze  Tafel  durchklingt,  in  goldigem  Rot- 
braun [Inkarnat]  und  bräunlichem  Rot  [gold- 
gelbgemusterter Mantel  des  hl.  Ludwig  von 
Toulouse  1.,  Gewand  Marias  unter  dunkelblauem 
Mantel,  Mantel  des  Engels,  abgestumpft  zu 
Gelbbraun  in  Mantelumschlag  und  Stiefeln 
des  hl.  Rochus  r.]  läßt  der  Kontrast  zu  tief 
grünen  Tönen  [smaragdgrüner  Vorhang,  saft- 
grüne Hecke,  blaugrüne  Tracht  des  hl.  Rochus], 
zu  bräunlichem  Grau  [Kutte  des  hl.  Ludwig, 
Kappe  und  Mantel  des   hl.  Rochus,  gelbbraun 

gefleckter  Hund]  und  zu    reinem  Weiß  noch   tiefer  und   leuchtender   erscheinen.    Der  hl. 

Ludwig  setzt  den  Krummstab  in  die  Königskrone  [Verzicht  auf  den  Thron  von  Neapel]. 

Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters  .".  Ehe- 
mals  auf   einem  Altar  in  S.  Francesco  zu 
Brescia  .*.  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  1,69,  br.  1,20. 

151  Beweinung  Christi.  Auf 
bräunlichweißem  Bahrtuch  ruht 
der  blasse,  ockergelbbraune 
Körper  Christi,  mit  rotbraunem 
Haar,  von  dunklem  Blau  [Man- 
tel Marias,  Gewand  Johannis] 
sich  abhebend.  Seitlich  bricht 
bräunlich  gedämpftes  Rot  her- 
vor, begleitet  von  Dunkel- 
saftgrün [roter  Mantel  Jo- 
hannis, daneben  Maria  Salome 
in  dunkelsaftgrünem  Gewand 
und  rotem  Mantel;  1.  Magda- 
lena, mit  dunkelbraunem  Haar, 
in  dunkelolivgrünem  Gewand 
mit  roten  Ärmeln].  Dahinter 
leuchten  durch  den  warm  brau- 


194 


nen  Gesamtton  in  ihrer  Glut  ge- 
dämpft, vor  dunkelbraunem  Fel- 
sen und  dunkelblauem  Himmel, 
Goldg-elbbraun  im  Mantel  der 
Maria  Kleophas,  Goldgelb  im 
Mantel  mit  hellblauem  Kragen, 
bräunliches  Rot  im  Gewände 
Josephs  von  Arimathia.  Neben 
ihm  der  Stifter  in  schwarzer 
Tracht.  Reines  Weiß  erhöht  die 
Wärme  des  Kolorits,  besonders 
des  Inkarnats. 

Aus  der  mittleren  Zeit  des  Meisters  .*.  Ehe- 
mals in  S.  Faustino  Maggiore  zu  Brescia  .". 
Erworben  1841  aus  dem  Besitze  des  Grafen 
Bragnoli  in  Brescia. 

Pappelholz,  h.  1,85,  br.  1,82. 

157  a  Enthauptung  Johannis 
des  Täufers.  Rot,  durch  den 
bräunlichen  Grundton  gedämpft,  beherrscht  die  1.  Seite  vor  fahlem  grünlichblauem  Himmel 
und  bräunlichsaftgrünem  Laubwerk.  Karminrotes  Gewand  Salomes  mit  goldgelben 
Ärmeln,  rotbrauner  Erdboden,  karminrotes  Blut,  das  am  Block  herabträuft.  Nach  r.  fällt 
die  Stimmung  allmählich  zu  kühlem  Grau,  das  im  weißen  Hemd  Salomes  ansetzt,  in  der 
Schüssel,  dem  Hemd  des  Henkers  unter  dunkelblauer  Jacke  weiterklingt,  noch  begleitet 
von  Rot  [zinnoberrote  Kappe  der  Gewappneten,  rotbraunes  Inkarnat  des  Henkers],  um 
in  der  Gestalt  des  Stifters  [blaugraues  Gewand  mit  goldgelben  Borten  und  rosa  Armein, 
dunkelblauer  Mantel]  vor  rotbräunlichem  Gemäuer  im  kühlsten  Ton  zu  enden. 

Auf  dem  Stein  die  Buclistaben :  V  C  Q  D  V  M  B  -•.  Die  Komposition 
geht  auf  den  Holzschnitt  Dürers  von  1510  [  B.  125]  zurück  .'.  König- 
liche Schlösser  .".  1906  von  S.  M.  dem  Kaiser  überwiesen. 
Leinwand,  h.  1.66,  br.  1,78. 

155  Romanino?  Judith.  Von  schwärzlichbrauner 
Mauer,  in  deren  Schatten  der  rotbraune  Kopf 
der  Magd  sichtbar  ist,  löst  sich  weich,  mit  blau- 
grauen Schatten,  das  braunrötliche  Inkarnat,  das 
nach  der  Brust  zu  silbriger  wird  und  durch  um- 
gebende kühle  Töne,  vor  allem  Weiß  [Feder, 
Hemd]  und  Smaragdgrün  [Gewand  mit  karmin- 
rotem Ärmelfutter]  noch  besonders  zur  Wirkung 
kommt. 

Möglicherweise  identisdi  mit  dem  von  Gio.  Battista  Carboni  erwähn- 
ten Bilde  Romaninos  in  S.  Giovanni  zu  Brescia  [Pitture  e  Sculture  di 
Brescia,  1760,  pubblicate  di  L.  Chizzola,  p.  47]  .'.  Ein  ähnliches  Bild, 
im  Privatbesitze  zu  Mailand,  ist  mit  dem  Namen  des  Francesco  Prato 
da  Caravaggio  [Schüler  Romaninos]  bezeichnet  .'.  Sammlung  SoUy, 
1821   .-.  Pippelholz,  h.  0,84,  br.  0,70. 


Sdiule  von 
Brescia  im 
XVI.  Jahr- 
hundert 

157A 


195 


Schule  von 
Brescia   im 
XVI.  Jahr- 
hundert 

S3 


176 


Schale  von 
Vicenza  im 
XVI.  Jahr- 
hundert 


S3  Romanino?  Bildnis  [angeblich  eines 
Bischofs  von  Brescia].  Vor  schwärzlich- 
braunem Grund  in  gedämpften  roten  und  braunen 
Tönen,  aus  denen  silbrig- braun,  von  rotbraunem 
Bart  umgeben,  das  Antlitz  hervorkommt.  In 
grauschwarzem  Barett  und  schwärzlichkarmin- 
rotem, zinnoberrot  gefüttertem  Rock  mit  gelb- 
braunen Ärmeln.    Saftgrüne  Tischdecke. 

Auf  dem  weißen  Blatt  die  Altersangabe  des  Dargestellten:  AN  • 
ETA  ■  SVEXLIII  .-.  Stammt  aus  Brescia  .-.  Erworben  1900  vom  Conte 
Bardi  in  Venedig  /.  Aus  dem  Eigentum  des  Kaiser -Friedrich- 
Museums -Vereins  [vgl.  Katalog  1904,  Nr.  1625]  übergegangen  in 
die  Sammlung  James  Simon  .".  Leinwand,  h.  0,91,  br.  0,76. 

Schule  von  Brescia 
um  1530—1540 

176  Allegorische  Darstellung  von  Krieg 
und  Frieden.  Die  warme,  auf  Rot  gestimmte 
Gesamtfärbung  steigt  von  rotbräunlichen  Tönen  in  der  Landschaft  [noch  wärmer  im  Inkar- 
nat] zu  Hellrot  im  Horizont,  Hellkarminrot  im  Mantel  der  Allegorie  des  Friedens,  bräun- 
lichem Karminrot  im  Panzer,  Zinnoberrot  in  den  Stiefeln  des  Kriegsgottes  und  der  lodern- 
den Flamme  und  Goldgelb  in  seinem  Mantel  und  im  Schild  mit  dunkelblauen  Balken  an, 
begleitet  von  Grün  [saftgrüne  Bäume,  grünes  Gewand  der  Friedensgöttin,  gelbgrüne 
Panzerzier  des  Gottes].  Reines  Weiß,  Grau  [z.  B.  der  Altar]  und  Hellblau  [gebirgige 
Ferne]  erhöhen  noch  die  Glut  des  Kolorits. 

Kolorit  und  Typen  sowie  die  Landschaft  erinnern  zum  Teil 
an  Cariani,  zum  Teil  an  Romanino.    Das  Wappen  ist  das 
der  Contarini  [Venedig]    .•-    Erworben  1841  42  in  Italien. 
Leinwand,  h.  1,08,  br.  0.94. 

SCHULE  VON  VICENZA 

TH"/-v/-r/^lir->/--i  Marcello  Fogolino.  Geboren  zu 
r  OgOlinO  S.  Vito  [Frlaulj;  unter  dem  Einflüsse 
des  Giovanni  Speranza  zu  Vicenza,  dann  unter  dem 
Pordenones  ausgebildet.  Tätig  seit  1520  vornehm- 
lich zu  Vicenza,  zeitweilig  in  Pordenone  [daselbst 
urkundlich  1523  und  1533]  und  inTrient  [seit  1526 
und   noch   1548]. 

47  Maria  mit  dem  Kind  und  Heilige. 
Die  kühle,  nach  Grau  neigende  Grund- 
färbung, durch  Grau  in  den  Kutten  der 
hll.  Bonaventura  und  Franziskus  [1.],  der 
hll.  Antonius  von  Padua,  Bernhardin  von 
Siena  und  Ludwig  von  Toulouse  [r.] 
noch  gestärkt  und  in  kräftiges  Hellblau 
im  Mantel  Marias,  der  über  den  goldgel- 
ben Thronteppich  herabfällt,  ausklingend, 


196 


wird  durch  den  rötlichbrau- 
nen Fleischton,  durch  Rot 
und  Gelb  belebt,  die  in  der 
Mitte  [hellkarmin  Gewand 
Marias]  und  an  den  Seiten 
[zinnoberrotes  Ornat  Bo- 
naventuras, hellkarmin  Ge- 
wand Johannis  d.  Ev.  unter 
gelbgrünem  Mantel,  rosa- 
farbene Innenseite  des 
dunkelblauen  Ornats  des 
hl.  Ludwig]  verteilt  sind. 
Zu  den  Seiten  der  grauen 
Thronarchitektur  sonnige, 
saftgrüne  Landschaft  unter 
hellblauem  Himmel. 

Bez.  in  der  Mitte,  auf  der  untersten 
Stufe  des  Thrones:  MARCELLVS  • 
FOGOLINVS  •  P  ■  .-.  Befand  sich  noch 
1779  auf  dem  Hauptaltar  von  S.Fran- 
cesco zuVicenza  .'.  Sammlung  Solly, 
1821    .-.    Leinwand,  h.  2,55,  br.  2,56. 

SCHULE  VON  VERONA 

L'l  •  Girolamo  dai  Libri.  Geboren  zu  Verona  1474,  gestorben  daselbst  den  2.  Juli  1556.  Sohn  und 
IDll  Schüler  des  Francesco  di  Stefano  [als  Illuminator 
von  Büchern  dai  libri  genannt].  Zuerst  gleichfalls  Mini- 
ator;  unter  dem  Einflüsse  des  Liberale  da  Verona,  dann 
in  gemeinsamer  Arbeit  mit  Francesco  Morone  unter 
dessen  Einfluß  weiter  ausgebildet.     Tätig  zu  Verona. 

30  Maria  mit  dem  Kind  und  Heilige.  In 
dem  kühlen,  auf  Graublau  gestimmten  Kolo- 
rit [saftgrüne  Landschaft,  die  über  Blaugrün 
in  Graublau  übergeht;  weißgrauer  Mantel  des 
hl.  Bartholomaeus  1.  über  graublauem  Ge- 
wand, grauvioletter  Mantel  des  hl.  Zeno, 
Bischofs  von  Verona,  r.],  wird  Maria  hervor- 
gehoben durch  leuchtendes  Rot  im  Gewand 
unter  grünlichblauem  Mantel,  vor  rotbraunem 
Tabernakel.  Das  warme  Inkarnat  umrahmt 
ein  violettes  Kopftuch.  Auch  an  den  Seiten 
khngt  Rot  wieder  [Buch  des  Bartholomaeus, 
Untergewand  Zenos],  in  der  Gruppe  der 
Engel  Karminviolett,  Gelbgrün  und  Rot. 

Aus  der  späteren  Zeit,  da  der  Meister  unter  dem  Einflüsse  Fran- 
cesco Morones  stand  .*.  Für  die  Kapelle  der  Buonalivi  inS.  Maria 
in  Orsfano  zu  Verona  gemalt  -■.  Sammlung  Soily,  1821. 
Lemwand,  h.  2,09,  br.  1,43. 


Schule  von 
Vicenza  im 
XVI.  Jahr- 
hundert 

47 


30 


Schule  von 
Verona  im 
XVI.  Jahr- 
hundert 


197 


Sdiule  von 
Verona  im 
XVI.  Jahr- 
hundert 


284 


Schule  von 
Parma  im 
XVf.  Jahr- 
hundert 


•      ]£•      _     Niccolö  Giolfino.    Geboren  1476,  ge- 
l^lllllyJ     stürben  zwischen  dem  S.März  und  dem 
11.  Juni   1555.    Tätig  zu  Verona. 

1176  Maria  in  der  Glorie  und  Heilige. 
Der  Kontrast  von  stumpfem,  auf  den  grau- 
bräunlichen Gesamtton  gestimmtem  Kar- 
minrot im  Gewand  und  Grün  im  Umschlag 
des  dunkelblauen  Mantels  der  Maria,  vor 
hellblauem  Himmel  und  goldgelber  Glorie, 
kehrt  in  diagonaler  Anordnung  in  den  vier 
äußeren  Gestalten  wieder:  Grün  im  Gewän- 
de des  Glaubens  [1.]  und  leuchtender  in  dem 
Johannis  d.  Ev.,  unter  dunkelkarminrotem 
Mantel,  Rot  im  Gewände  der  Liebe  [r.], 
stumpfer  in  dem  des  Jakobus  [1.]  unter 
bräunlichgoldgelbem  Mantel,  vor  grüner 
Landschaft.  Goldgelb  im  Gewände  derHoff- 
nungbetontdieMitte.  Der  Stifter  in  Schwarz. 

Sammlung  SoUy,  1821    .'.  Leinwand,  h.  2,25,  br.  1,39. 

284  Lucretia.  In  ockergelbem  Ton,  mit  durch- 
scheinender brauner  Untermalung,  kommt 
der  Körper  fast  goldig  vom  gelbgrünen 
Mantel  und  schwarzen  Grund  los.  Dunkel- 
rotbraunes Haar.    Ockergelblicher  Boden. 

Dieselbe  Darstellung  kommt  in  mehreren,  wenig  von  einander  abweichenden  Wiederholungen  vor  .".  Sammlung  Solly,  1821. 
Pappelholz,  h.  0,77,  br.  0,98. 

SCHULE  VON  PARMA 

CnrrPaaio    Antonio  Allegri,    gen. 

^-''-"  '  ^ÖO  Correggio.    Geboren  zu 

Correggio  um  1494,  gestorben  daselbst 
den  5.  März  1534.  Schüler  des  Antonio 
Bartolotti  zu  Correggio,  dann  wahrschein- 
lich des  Francesco  Bianchi  Ferrari  zu  Mo- 
dena,  [ausgebildet  namentlich  durch  das 
Studium  des  Andrea  Mantegna  und  der 
Ferraresen  [besonders  des  Lorenzo  Costa]. 
Tätig  in  Correggio  und  Parma  [seit  1518]. 

218  Leda  mit  dem  Schwan.  Die 
Zartheit  der  ockergelblichen  Kör- 
per, die  im  zerstreuten  Licht  mit 
silbergrauen  Tönen  modelliert  und 
an  den  Extremitäten  rötlich  gefärbt 
sind,  wird  noch  gesteigert  durch 
den  Kontrast  kühlererTöne:  Weiß 
[Schwan, Tücher]  und  Grauviolett 


198 


im  Mantel.  Auch  das  bläu- 
liche Wasser,  der  ocker- 
gelbbraune Ton  des  Erd- 
bodens und  der  Baum- 
stämme ist  von  kühlem 
Grau  durchsetzt.  Die  ein- 
zigen kräftigeren,  doch  auf 
den  luftigen  Gesamtton  ge- 
stimmten Farben,  Ziegel- 
rot und  Hellblau  in  den  Ge- 
wändern der  Dienerinnen, 
sind  in  den  Hintergrund 
verlegt,  um  den  Blick  nach- 
drücklich in  die  Tiefe  zu 
leiten.  Zwischen  dunkel- 
grünem, gelbbraunem  und 
gelbgrünem  Laubwerk 
schimmert  grünlichblaue  Ferne  und  hellblauer  Himmel  mit  lichten  Wolken. 

Aus  der  letzten  Zeit  des  Meisters  [um  1530].  Das  Bild  wurde  1603  in  Spanien  für  Rudolf  II.  erworben  [Prager  Inventar 
V.  1621  ]  und  nach  der  Eroberung  Prags  durch  die  Schweden  im  Jahre  1648  nach  Stockholm  gebracht.  Darauf  in  der  Samm- 
lung der  Königin  Christine  von  Schweden  in  Rom  und  einige  Zeit  beim  Kardinal  Azzolini.  seinem  Neffen  und  zwei  Prinzen 
Odescalchi.  Seit  1722  im  Besitz  des  Regenten  Philipp  von  Or- 
leans, dessen  frömmelnder  Sohn  Ludwig  das  Bild  zerschnitt  und 
den  Kopf  der  Leda  vernichtete.  Der  Hofmaler  Charles  Coypel, 
Direktor  der  Sammlung  des  Herzogs,  flickte  das  Bild  wieder  zu- 
sammen und  ersetzte  den  Kopf  der  Leda.  Aus  dem  Nachlaß  Coy- 
pels  kam  das  Bild  1752  an  den  Sammler  Pasquier  [für  16050 
Livres]  und  1755  nach  dessen  Tode  in  den  Besitz  Friedrichs  d.  Gr. 
[  für  21  060  Livres  ].  Seit  1830  im  Museum,  wo  Schlesinger  einen 
neuen  Kopf  der  Leda  einfügte.  Das  Bild  ist  mehrfach  zerschnitten, 
ein  Teil  des  Kopfes  der  Dienerin  in  der  Mitte  ist  ebenfalls  neu 
gemalt  und  eingesetzt.  Gute  alte  Kopie  in  Petersburg  nach  dem 
noch  nicht  verstümmelten  Original  .".  Königliche  Schlösser. 
Leinwand,  h.  1,52,  br.  1,91. 


Schule  von 
Parma  im 
XVI.  Jahr, 
hundert 


Correggio  ^ll^^^. 


h  Antonio  Alleari,   g'en. 


ggf! 

216  Jo  und  Jupiter.  Der  ockergelbliche,  mit 
Silbergrau  modellierte  Körper  wird  durch 
den  Gegensatz  zum  schimmernd  weißen 
Tuch  erwärmt.  In  der  dunkelbraungrauen 
Wolke  die  Gestalt  Jupiters;  1.  grüne  Blätter 
und  ein  Fleck  blauen  Himmels,  vorn  im  grauen 
Dämmer  eine  rotbräunliche  Vase. 

Alte  Kopie,  schon  1587  in  Spanien  für  Rudolf  II.  erworben,  wäh- 
rend das  Original  [im  Hofmuseum  zu  Wien]  erst  nach  1600 
gleichfalls  in  den  Besitz  Rudolfs  II.  kam.  Ehemais  in  der  Samm- 
lung der  Christine  von  Schweden  [als  Original  Correggios].  Wie 
die  Leda  durch  Ludwig  von  Orleans  verstümmelt  [s.  Nr.  218];  von 
Pasquier  für  5602  Livres  erworben.  Der  von  Coypel  gemalte 
Kopf  der  Jo  wurde  später  [1806]  in  Paris  von  Prud'hon  ersetzt  .'. 
Königliche  Schlösser. 

Leinwand,  h.  1,38,  br.  0,83. 


216 


199 


ITALIENISCHE  SCHULEN  DES 
XVII.  JAHRHUNDERTS 


SCHULE  VON  BOLOGNA 

-^K/-v/->^r>/->i'ni  Giulio  Cesare  Procaccini.  Maler 
lUCdCUHIl  und  Radierer,  geboren  1548  [?]  zu  Bo- 
log-na,  gestorben  zu  Mailand  um  1626.  Schüler  seines 
Vaters  Ercole,  durch  Studien  nach  Correggio  und  Par- 
meggianino  weiter  ausgebildet.  Tätig  in  Bologna,  einige 
Zeit  in  Genua  und  vornehmlich  in   Mailand. 

355  Der  Traum  Josephs.  Das  volle  Licht 
sammelt  sich  auf  dem  goldgelben,  über  schwärz- 
lichblaues Gewand  gebreiteten  Mantel  Josephs, 
und  spielt,  die  Linien  der  Komposition  her- 
vorhebend, auf  goldig- ockergelbbraunem  In- 
karnat, den  gelbbraunen  Flügeln  und  Haar 
des  Engels.  Dazwischen  leuchtet  glitzernd 
Gelbgrün  im  Gewände  des  Engels  auf,  Karmin- 
violett im  flatternden  Mantel.  Im  graubräun- 
lichen Dunkel  des  Hintergrundes  Maria  in 
silbrigen  hellroten  und  blaugrauen  Tönen,  und 
Ausblick  auf  bläuliche  Morgendämmerung. 

Eine  Zeichnung  zu  dem  Bild  im  Kupferstichkabinett  zu  Berlin  .*. 
Eine  alte  Kopie  in  der  Galerie  zu  Nimes  .*.  Königliche  Schlösser. 
Pappelholz,  h.  0,40,  br.  0,28. 

'^PrKarT'i   Annibale  Carracci.    Maler  und  Kupferstecher,  getauft  zu  Bologna  den  3.  November  1560, 
_^Cli  I  dCCl   gestorben   zu  Rom    den   15.   oder  16.  Juli   1609.    Anfangs   Schüler   seines   Vetters    Lodovico 
Carracci  zu  Bologna,  dann  durch  Studien  nach  Correggio  in  Parma  [seit  1580]   und  nach  den  Venetianern 
ausgebildet,  endlich  in  Rom  namentlich  von  Michelangelo  beeinflußt.    Tätig  in  Bologna  und  später  vor- 
nehmlich in   Rom  [1594,  1595     1609]. 

364  Christus  am  Kreuz.  Hell  hebt  das  Licht 
den  ockergelblichgrauen  Leichnam  an  grau- 
braunem Kreuz  von  düsteren,  bräunlichgrauen 
Wolken  ab,  die  den  schwärzlichblauen,  am  Hori- 
zont, über  tiefblauen  Bergen,  gelbrot  gefärbten 
Abendhimmel  bedecken.  In  dem  Halblicht  ent- 
faltet sich  in  der  Gruppe  rechts  ein  schillerndes 
Spiel  leuchtender  Farben:  Ultramarinblau  im 
Mantel  Marias,  das  gegen  Orangegelb  im  Kleide 
der  sie  stützenden  Frau  steht.  Violett,  Karmin- 
rot, Rosa,  graublau  schillernd.  Der  karminrote 
Mantel  Johannis  über  grünem  Gewand  ist  auf 
den  graubraunen  Ton  des  Erdbodens  und  der 
seitlichen  Bergkulissen  gestimmt.  Warmer  röt- 
licher Fleischton. 

Bez.  unten  rechts:  ANNIBAL  CARATIVS  •,  unten  links  auf  einem 
Blättchen  :  MDXCIIII  ■  .■.  Wahrscheinlich  während  eines  kurzen  Auf- 
enthalts In  Rom  gemalt  .■.  Sammlung  Giustiniani,  1815. 
L<  nwand,  h.  0,32,  br.  0,22. 


Scilule  von 
Bologna   im 
XVII.  Jahr- 
hundert 


201 


Schale  von 
Bologna  im 
XVn.  Jahr- 
hundert 

372 


372  Römische 
Landschaft.  Das 
mit  ockergelb- 
hchen  Tönen  und 
dunklem  Saftgrün 
untermischte  Dun- 
kelbraun des  Vor- 
dergrundes und 
der  seitlichen 

Baumkulissen 
geht  nach  demMit- 
telgrund  zu  immer 
mehr  in  Rotbraun 
und  Braunrot 

[Kastell,  einzelne 

lichtrote  Baumzweige,  Staffage]  über  und  stößt  dort,  durch  blaugrüne  Töne  nur  wenig 
vermittelt,  mit  grellem  Ultramarinblau  der  Ferne  [unter  gelbrotem  Horizont]  und  des 
Himmels  mit  grauen  Wolken  zusammen.  In  der  graugrünlichen  Wasserfläche  gehen  die 
Gegensätze  weicher  ineinander  über. 

Aus  der  spätesten  römischen  Zeit  des  Meisters  .'.  Einzelner  Ankauf  aus  der  Sammlung  Giustiniani  vor  1815. 
Leinwand,  h.  0,80,  br.  1,43. 

■•  •     Agostino  Carracci.     Maler  und  Kupferstecher,  g-eboren  zu  Bologna  den  15.  August  1557, 

xdl  I  dCCl  g-estorben  zu  Parma  den  22.  März  1602.  Schüler  der  einheimischen  Manieristen  und  seines 
Vetters  Lodovico  Carracci,  dann  durch  Studien  vor  allem  nach  den  Venetianern  und  Correggio  weiter  ge- 
bildet. Tätig  in  Bologna,  zeitweilig  in  Parma  [1581, 
1597  und  in  den  letzten  Lebensjahren],  Venedig 
[1581  und  längere  Zeit  seit  1589]  und  Rom  [1597 
bis   1600]. 

372a  Bildnis  der  Johanna  Parolini-Gu- 
icciardini.  Das  goldig  leuchtende  Inkarnat, 
vom  Weiß  des  Kragens  und  der  Manschetten 
und  dem  das  Bild  in  breiter  Fläche  beherr- 
schenden Blaugrau  des  Gewandes  sich  ab- 
hebend, wird  durch  das  Rotbraun  im  Haar 
und  im  Schleier  in  den  braunroten  Grund 
überführt,  der  wiederum  auf  die  warm  röt- 
liche Fleischfarbe  gestimmt  ist.  Dunkelgrau- 
blaue Augen.  Sie  sitzt  auf  rotbraunem  Stuhl 
und  hält  ein  in  gelbbraunes  Leder  gebunde- 
nes Buch. 


Rechts  oben  die  Inschrift  in  gelben  und  goldenen  Buchstaben: 
HANN/E  PAROLIN/E  GVICCI ARDIN/E  IMAGINEM 
AVGVST.  CARRATIVS  PINXIT  ANNO  1598  .-.  Früher  in 
der  Galerie  Festetics,  dann  Sterne  zu  Wien  .".  Erworben  1882 
in  Wien  .-.  Leinwand,  h.  0,95,  br.  0,76. 


202 


Domenichino 


Domenico  Zampieri,  gen.  Do- 
menichino. Maler  und  Architelct, 
geboren  zu  Bologna  den  21.  Oktober  1581,  gestorben  zu 
Neapel  den  6.  April  1641.  Anfangs  Schüler  des  Dionysius 
Calvaert,  weiter  ausgebildet  in  der  Werkstatt  der  Carracci 
zu  Bologna  und  dort  besonders  durch  Agostino  beeinflußt. 
In  Rom  überwiegt  bald  der  Einfluß  Annibales,  als  dessen 
Gehilfe  er  tätig  ist.  Tätig  zu  Bologna,  Rom  [von  etwa 
1602  bis  gegen  1617  und  wieder  von  1621  bis  1630]  und 
zu  Neapel  [von  1630  bis  zu  seinem  Tode]. 

376  Der  hl.  Hieronymus.  In  leuchtend  klaren 
Lokalfarben.  Der  zinnoberrote  Mantel  umhüllt 
den  goldig- ockergelben,  mit  Braun  modellierten 
Körper  des  Heiligen,  der  vor  dunkelbraunem 
Felsengrund  kniet.  Der  goldige  Ton  des  In- 
karnats setzt  sich  nach  rechts  oben  fort:  im  In- 
karnat des  Engels,  das  mit  Lichtrot  erwärmt  ist, 
dem  ockergelben  Haar,  dem  goldgelben  Ober- 
gewand, mit  dem  Hellblau  im  Untergewande 
kontrastiert,  und  schließlich  in  der  goldgelben  von 
grauen  Wolken  umgebenen  Glorie,  gegen  die 
das  Graublau  der  Engelsflügel  und  links  oben 
ein  Stück  dunkelultramarinblauen  Himmels  steht. 
Busch  bestandene  Abhang  ab. 

Aus  der  frühen  römischen  Zeit  des  Meisters  .•.  Königliche  Schlösser. 
Leinwand,  h.  0,57,  br.  0,39. 


Schule  von 
Bologna  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

376 


Braunrot  hebt  sich  der  mit  einem 


375  Bildnis  des  BaumeistersVincenzo 
Scamozzi  [1552  bis  1616].  Vor  grauem 
Grund  steht  warm  das  ockergelbliche,  mit 
grauen  und  braunen  Tönen  modellierte 
und  besonders  im  unteren  Teil  stark  ge- 
rötete Antlitz,  von  grauem  Bart,  weißem, 
in  den  Schatten  graublauem  Kragen,  grau- 
schwarzem Barett  und  Gewand  umgeben. 
Die  Rechte  hält  den  goldgelben  Zirkel. 


Erworben  1829  durch  Rumohr. 
Leinwand,  h.  0,65,  br.  0,53. 


203 


Sdiule  von 
Bologna  im 
XVn.  Jahr- 
hundert 

362 


362  Derhl.Hieronymus.  Vom  schwärzlich- 
braunen  Grund  mit  ockergelblichbraunen 
Lichtern  hebt  sich  der  Körper  in  stumpf 
ockergelbbraunen  Tönen  mit  schwärzlich- 
braunen Schatten  ab.  Zinnoberrot  mit 
weißlichen  Lichtern  im  Mantel,  begleitet 
vom  Weiß  des  Gewandes  und  der  aufge- 
schlagenen Bücher,  ist  die  Hauptfarbe  in 
der  trockenen  und  stumpfen  Gesamtfär- 
bung und  bildet,  im  Kardinalshut  rechts 
oben  sich  fortsetzend,  eine  das  Bild  durch- 
schneidende Diagonale. 

Sammlung  Solly,  1821     .-.     Leinwand,  h.  1,27,  br.  0,99. 


Reni 


Guido  Reni.  Maler  und  Radlerer,  geboren 
zu  Calvenzano  bei  Bologna  den  4.  November 
1575,  gestorben  zu  Bologna  den  18.  August  1642. 
Schüler  Dionysius  Calvaerts  und  besonders  Lodo- 
vico  Carraccis  zu  Bologna;  in  Rom  unter  dem  Ein- 
flüsse Caravaggios  und  AnnibaleCarraccis,  und  durch 
Studien  nach  Raffael  und  nach  der  Antike  weiter 
ausgebildet.    Tätig  zu  Bologna,  kurze  Zeit  zu  Rom   [besonders  von   1605—1610]   und  Neapel    [1621]. 

373  Die  Einsiedler  Paulus  und  Antonius.  Dadurch,  daß  sich  das  volle  goldige 
Licht,  vor  bräunlichschwarzem  Dunkel  der  Felsenhöhle  [oben  der  Rabe  mit  dem  rot- 
braunen Brot],  auf  der  Gestalt  des  hl.  Paulus  und  seinem  goldgelben  Mantel  sammelt, 
wird  das  Gewicht  der  Komposition  ganz  nach  rechts  verschoben,  während  nach  links  zu 
der  goldgelbe  Ton  über  das  dunklere  Goldgelbbraun  der  Kutte  des  hl.  Antonius  in  das 

Grauschwarz  seines  Mantels  überführt  wird.  Das 
goldig- gelbbraun  gefärbte  Fleisch  der  Einsiedler 
ist  kräftig  und  breit  mit  grauschwarzen  Tönen  mo- 
delliert. Graues  und  braunschwarzes  Haupt-  und 
Barthaar.  Im  oberen  Teil  des  Bildes,  den  die  silbrige 
Lichtstimmung  und  die  farbigere  Behandlung  von 
der  unteren  Darstellung  isolieren,  ist  der  Schwer- 
punkt wieder  nach  der  Mitte  verlegt,  vor  gelblich- 
grauem Grund.  Die  Hauptfarben  im  hellkarmin- 
roten Gewand  und  grünlichblauen  Mantel  Marias, 
die  auf  grauen  Wolken  ruht.  Hellockergelbliches 
Fleisch  mit  grauen  Schatten,  rötlicher  in  der  Engel- 
gruppe links,  die  karminviolette  und  grüne  Tücher 
umflattern. 

Ans  der  früheren,  von  Caravaggio  beeinflußten  Zeit  des  Meisters  .'.  Ur- 
sprünglich für  die  Kapelle  des  Monsignor  Monterenzio  in  S.  Francesco  zu 
Bologna  gemalt,  konnte  das  Bild  eines  Irrtums  in  den  Maßen  wegen  nicht 
in  die  Altararchitektur  eingefügt  werden  und  ging  alsbald  in  den  Besitz 
des  Marchese  Giustiniani  in  Rom  über  .".  Es  ist  der  Moment  der  Legende 


204 


dargestellt,  da  Antonius,  der  sich  nach  fün  fundsieb  zig- 
jähriger Buße  für  den  ältesten  Einsiedler  hielt,  auf  gött- 
liche Weisung  den  hl.  Paulus  besuchte,  der  neunzig  Jahre 
in  seiner  Höhle  zugebracht  hatte,  und  nun  in  ihm  seinen 
Meister  fand.  Der  Rabe,  der  sonst  dem  Paulus  zu 
seiner  täglichen  Nahrung  ein  halbes  Brot  zutrug,  brachte 
an  diesem  Tage  für  beide  ein  ganzes  .'.  Sammlung 
Giustiniani,  1815. 

Leinwand,  h.  2,90,  br.  1,87. 


Reni  ko 


pie  nach   Guido   Reni. 


363  Mater  Dolorosa.  Das  hell  be- 
leuchtete ockerg-elbliche  Inkarnat,  durch 
zarte,  rötliche  Töne  belebt,  die  sich  zu 
kräftigerem  Rot  in  den  Lippen  steigern, 
und  durch  silbergraue  Modellierung  auf- 
gelockert, taucht  in  die  graubraunen 
Schatten  des  stumpf  gelbbraunen  Kopf- 
tuches ein,  das  sich  wie,  der  graublaue 
Mantel  mit  Grau  gebrochen,  gegen 
dunkelbraunen  Grund  abhebt.  Zwischen 
diesen  gebrochenen  Tönen  ist  vorn  am 
Hals  ein  Stück  des  kräftig  dunkelkarmin- 
roten Gewandes  sichtbar. 


Gute  alte  Kopie  des  Kopfes  der  Madonna  aus  dem  Al- 
tarbild  [  Christus    am  Kreuz    mit  Maria,   Johannes    und 
Magdalena],  das  sich  jetzt  in  der  Pinakothek  zu  Bologna 
befindet  .".  Königliche  Schlösser. 
Leinwand,  h.  0,49,  br.  0,38. 


Italienischer  Meister  um  1650 

408a  Bildnis  eines  älteren  Mannes.  Von 
dunkelbraunem  Grund  hebt  sich  hell  be- 
leuchtet in  matten  ockergelblichen  und  rot- 
braunen Mischtönen,  mit  starker  Verwen- 
dung von  Grau  in  den  Halbschatten,  das 
Antlitz  ab,  von  rotbraunem  Haar  und  spär- 
lichem braunem  Bart  umgeben.  Mattrote 
Lippen  und  leicht  gerötete  Augenlider.  Blau- 
grauer Kragen  und  Manschetten,  schwarzes 
Gewand.  Die  rotbraunen  Töne  steigern 
sich  in  den  Handschuhen  und  daneben  im 
Rockumschlag  zu  hellem  bräunlichem  Rot. 


Ehemals  irrtümlich  Velazquez  zugeschrieben  .•.  Erworben 
1860  vom  Baron  Duboutin  de  Rochefort  aus  Villa  Bellos- 
guardo  bei  Florenz. 

Leinwand,  h.  0,86,  br.  0,69. 


Schule  von 
Bologna    im 
XVII.  Jahr- 
hundert 


408A 


205 


Sdiule  von 
Bologna  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

1618 


Alb 


am 


Francesco  Albani.  Geboren  zu  Bologna  den 
17.  März  1578,  gestorben  daselbst  den  4.  Oktober 
1660.  Anfangs  Schüler  des  Dionysius  Calvaert,  dann  des 
Lodovico  und  Annibale  Carracci.  Tätig  in  Rom  [um  1602 
bis  1616,  wiederum  1622—1623  und  1625].  in  Florenz  [1633] 
und  vornehmlich   in  Bologna. 

1618  Christus  erscheint  Maria  Magdalena.  Von 
grellem  Ultramarinblau  in  Himmel  und  Ferne 
heben  sich  in  goldigem  Ockergelb,  mit  rotbraunen 
Schatten,  der  von  dunkelblauem  Mantel  umhüllte 
Körper  Christi  und  die  Cherubim  ab.  Gedämpftes 
Goldgelb  und  Karminrot  in  der  Kleidung  Magda- 
lenas halten  der  starken  Wirkung  des  Blau  die 
Wage.  Der  bräunlichgrüne  Vordergrund  geht  in 
das  Saftgrün  der  Landschaft  über.  An  dem  bräun- 
lichen, von  dunkelsaftgrünem  Laubwerk  umsäumten 
Felsen  bewachen  weißgekleidete  Engel  das  Grab. 

Verkleinerte  Wiederholung  des  Altargemäldes  in  S.  Maria  de'  Servi  [  Kap. 
Zoppi  ]  zu  Bologna.    Darstellungen  desselben  Gegenstandes  von  Albanis 
Hand  mit  geringen  Abänderungen  finden  sich  mehrfacli,  so  im  Pal9  Bianco 
i  Genua,  im  Louvre  u.  a.  a.  O.   .*.  Erworben  1899  als  Geschenk  des  Herrn  James  Simon. 
Leinwand,  h.  0,71,  br.  0,51. 


C'  _      '     Conte  Carlo  Cignani.     Geboren    zu   Bologna   den  15.  Mai   1628,    gestorben    zu  Forli  den 

Ö  6.  September  1719.     Schüler  des    Gio.   Batt.   Cairo    und    des    Fr.   Albani    [dessen   Gehilfe  bis 

1660],  ausgebildet  durch  das  Studium  der  Werke  Correggios  und  der  Carracci.     Tätig  in  Rom,  Bologna, 
Parma  und  Forli   [1686 — 1700].    Erster  Principe  der  Accademia  Clementina  zu  Bologna  [gegründet  1709]. 


447  Venus  und  Anchises.  Die  bunten  Lokalfarben  sind  gebrochen,  kühle,  auf  Grau 
gestimmte  Töne  überwiegen.  Vor  ultramarinblauem  Himmel  mit  grauen  Wolken  und 
weißlichblauem  Wasser  Mattgelb  im  Gewände,  das  bräunlichkarminrote  Bänder  zieren, 

und  Dunkelultramarinblau  im  flat- 
ternden Mantel  der  Venus.  Dem 
Gelb  entspricht  links  Mattrot  im 
Mantel  des  Anchises,  rötliches 
Inkarnat,  lichter,  von  Grau  durch- 
setzt im  Körper  der  Venus.  Amor 
mit  graublauen  Flügeln  und  stumpf- 
karminroter Draperie.  In  das 
stumpfe  Saftgrün  der  Landschaft 
mischen  sich  braune  Töne  im  Vor- 
dergrund, graublaue  in  der  Ferne. 

Sammlung  Solly,  1821. 

Leinwand,  h.  0,98,  br.  1,31. 


206 


RÖMISCHE  SCHULE 
Um  1600 

237  Der  tote  Christus,  von  Joseph 
vonArimathia  und  Magdalena  be- 
trauert. Bräunhcher  Gesamtton.  Der 
ockergelbliche,  mit  grauen  Halbschatten 
und  wenig  dunklem  Braun  modellierte 
Körper  Christi,  dessen  Haupt  rötlich- 
braunes Haar  umgibt,  hebt  sich  von 
grauweißem  Tuch  und  violettgrauem 
Mantel  ab,  der  das  rotbräunliche  Antlitz 
Josephs  von  Arimathia  mit  dem  grauen 
Bart  umhüllt.  Goldgelbbraunes  Haar 
Magdalenas.   Schwärzlicher  Grund. 

Wie  das  Seitenstück  zu  diesem  Gemälde  [der  kreuztra- 
gende Christus],  ehemals  im  Besitze  des  Herrn  Zir  zu 
Neapel,  von  dessen  Vorfahren  auch  das  Berliner  Bild  er- 
worben wurde,  früher  Sebastiane  del  Piombo  zugeschrie- 
ben, doch  eher  von  einem  italienischen  Meister  um  1600  -•. 
Eine  etwa  gleichzeitige  Nachzeichnung  unter  Caravaggios 
Namen  in  der  Albertina  zu  Wien  .'.  Erworben  1841/42  in 
Neapel. 

Schieferstein,  h.  1,55,  br.  1,13. 


Para\;-arrm'rk  Michelang-elo  Merisi 
V^araVagglO  [Amerighi,  Amerigl], 
gen.  Caravag-gio.  Geboren  zu  Caravaggio 
um  1565,  gestorben  zu  Porto  d'Ercole  im 
Hochsommer  1609.  Gebildet  wahrscheinlich 
unter  dem  Einflüsse  der  Venetianer.  In  Rom 
Gehilfe  des  Cavaliere  d'Arpino.  Tätig  in 
Mailand  [vor  1585],  vornehmlich  in  Rom 
[um  1585—1606],  alsdann  in  Neapel,  Malta 
und  Sizilien  [1606  —  1609].  Haupt  der 
„naturalistischen"  Schule. 

365  Der  hl.  Matthaeus.  Vor  schwar- 
zem Grund  fällt  helles  Sonnenlicht 
auf  die  Gruppe,  die  dunkelbraune 
Schlagschatten  auf  den  ockergelb- 
braunen Boden  wirft,  und  modelliert 
die  Körper  hart  und  klar,  auch  in 
dem  warmen  Helldunkel.  Hellrot 
in  dem  über  gelbbraunen  Stuhl  fal- 
lenden Mantel,  Dunkelolivgrün  im 
Rocke  des  Apostels,  die  verbrannte 
ockergelblichrote  Fleischfarbe,  im 
Gegensatze  zu  reinem  Weiß  im  Buch, 


Römische 
Schule  lies 
XVII.  Jahr- 
hunderts 

237 


207 


RÖmisdie 
Schule  des 
XVIl.  Jahr- 
hunderts 


354 


in  den  Flügeln  und,  mit  Grau  getönt,  in  dem 
beschatteten  Gewände  des  Engels  steigern  die 
plastische  Wirkung  der  Gestalt  zu  einem  förm- 
lichen Herausspringen  aus  dem  Bilde. 

Das  Bild,  zusammen  mit  zwei  anderen  Darstellungen,  der  Berufung 
und  demTode  des  Matthäus,  um  1591  im  Auftrage  des  Virgilio  Cres- 
centij  für  die  Contarelli- Kapelle  in  S.  Luigi  de' Francesi  zu  Rom 
gemalt,  aber  der  vulgären  Gestalt  und  Haltung  des  Apostels  wegen 
aus  der  Kirche  verwiesen  und  durch  eine  andere  Komposition  Cara- 
vaggios  ersetzt,  ging  in  den  Besitz  des  Marchese  Vincenzo  Giusti- 
niani  über  -•.  Sammlung  Giustiniani,  1815. 
Leinwand,  h.  2,32,  br.  1,83.  . 

(■■'■VC'/ 

381  Himmlische  und  irdische  Liebe.  Der 
Genius,  mit  gelbbraunem  Haar,  erhebt  die 
Rechte  mit  dem  flammenden  Blitz  gegen  den 
am  Boden  liegenden  Amor.  Scheinbar  vor  dem 
schwärzlichen  Dunkel  einer  Höhle  trifft  helle 
Sonne  die  warm  mit  karminrötlichen  Tönen  an 
den  Extremitäten  gefärbten  und  hart  mit  schwärz- 
lichbraunen Schatten  modellierten  Körper  von 
oben.  Von  Braunrot  im  Hintergrund  [der  Satyr, 
die  „überwundene  Lust  der  Welt"  darstellend] 
lichtet  sich  die  Färbung  des  Fleisches  nach  vorn 
über  das  hellere  rötliche  Inkarnat  des  siegenden 
Genius  zu  Ockergelb  auf,  durch  den  Gegensatz  kühler  Töne  [Blaugrau  im  Panzer,  auf  dem 
weiße  Lichter  spielen,  Karminviolett  im  Mantel  des  Genius,  blitzendes  Weiß  und  Grau  in 
den  Flügelfedern  usw.]  in  seiner  Wirkung  gesteigert.  Überall  leuchten  klare  bunte  Farben 
auf:  Ultramarinblau  in  dem  Lederzeug,  Karminrot  in  der  Polsterung  des  Panzers,  Zinnober- 
rot in  den  Schäften  der  Pfeile. 

Bei  Baglione,  Vite  de'  pittori  usw.  S.  129  erwähnt  als  „die  irdische 
und  die  himmlische  Liebe"   .'.  Sammlung  Giustiniani,  1815. 
Leinwand,  h.  1,79,  br.  1,18. 


354  Brustbild  eines  Mannes.  Aus  dunklem, 
schwärzlichrotbraunem  Grund,  mit  dem  das 
Schwarz  der  Kutte  zusammengeht,  springt  in  gol- 
digem Ockergelb,  das  in  breitem,  flottem  Strich 
mit  Braunrot  und  Dunkelbraun  modelliert  ist, 
das  Antlitz  mit  den  schwarzen  Augen  hervor, 
umrahmt  von  bräunlichschwarzem  Haupt-  und 
Barthaar. 


Sammlung  Giustiniani,  1815. 

Leinwand,  h.  0,75,  br.  Ü,62. 


208 


369  Amor  als  Sieger.  Vor  schwärzlichbrau- 
nem Dunkel  des  Hintergrundes  leuchtet  der 
goldig- -ockergelbe,  mit  schwärzlichbraunen 
Schatten  modellierte  Körper,  dessen  sonnige 
Wärme  unten  durch  den  Gegensatz  zum 
weißen  Tuch  [mit  schwärzlichen  Schatten], 
Hellblau  im  Himmelsglobus,  Saftgrün  im 
Lorbeerkranz,  erhöht  wird.  Lichtrote  Töne 
im  Antlitz.  Graubraune  Geierflügel,  und  dun- 
kelrotbraunes Haar  vermitteln  zwischen  Figur 
und  Hintergrund.  Er  hält  den  Bogen  und 
gelbbraune  Pfeile  mit  zinnoberroten  Schäften 
in  der  Rechten.  Auf  dem  gelblichgraubraunen 
Boden,  der  in  das  schwärzliche  Braun  des 
Hintergrundes  übergeht, sind  gelbbraune  Mu- 
sikinstrumente, gelblichweiße  Blätter,  grau- 
blaue Waffenteile  und  andere  Attribute  der 
irdischen  Macht,  der  Wissenschaften  und 
Künste  verstreut. 

Nach  einer  Aussage  Orazio  Gentileschis  im  Prozeß  gegen  Ca- 
ravaggio  [1603]  für  den  Marchese  Vincenzo  Giustiniani  und  als 

Gegenstück  zu  einer  Darstellung  der  „Himmlischen  Liebe"  von  Giovanni  Baglione  gemalt  -■.   Erwähnt  bei  G.  P.  Bellori,  Vite 
de'  pittori  usw.  S.  123  als  „amore  vincitore"  .*.  Sammlung  Giustiniani,  1815. 
Leinwand,  h.  1,54,  br.  1,10. 


Römische 
Scliule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 

369 


356  Brustbild  einer  jungen  Frau  [angeblich  einer 
römischen  Courtisane,  namens  Phyllis].  Das  lichte 
ockergelbliche  Antlitz  mit  zarten  rötlichen  Tönen 
in  den  Wangen  und  Lippen,  mit  graublauen  Halb- 
schatten und  kräftigen  schwärzlichbraunen  Schatten, 
springt  scharf  aus  schwarzem  Grund  hervor,  um- 
rahmt von  rötlichbraunem  Haar,  erwärmt  durch  den 
Kontrast  zum  weißen,  in  den  Schatten  graublauen 
Hemd,  das  aus  grau  und  schwarz  gestreiftem, 
mit  goldgelber  Stickerei  geziertem  Mieder  hervor- 
kommt. Sie  steckt  weiße  Orangeblüten  mit  schwärz- 
lichgrünen Blättern  ans  Mieder. 


Aus  der  späteren  Zeit  des  Meisters 
Leinwand,  h.  0,66,  br.  0,53. 


Sammlung  Giustiniani,  1815. 


356 


209 


Römisdie 
Sdiule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 

353 


353  GrablegungChristi.  Aus  der  düste- 
ren Stimmung  in  braunen  und  grauen 
Tönen  leuchtet  warm  der  ockergelbbraune 
Fleischton  hervor,  und  während  die  Farben 
der  Gewänder  nach  dem  beherrschenden 
bräunlichen  Gesamtton  gebrochen  sind 
[bräunliches  Zinnoberrot  im  Gewände  Jo- 
hannis,  bräunliches  Goldgelb  im  Kleide 
Magdalenas],  wirkt  das  Weiß  im  Laken,  von 
dem  sich  der  ockergelbbraune  Leichnam 
mit  rotbraunem  Haar  abhebt,  als  stärkste 
Farbe.  Graublau  im  Gewände,  heller  [wie 
die  beleuchteten  Glieder  Johannis  und 
Christi  die  vorwärtsschreitende  Bewegung 
der  Gruppe  betonend]  im  Beinkleide  Jo- 
sephs von  Arimathia.  Ockergelbgrauer  Ton 
des  Erdbodens,  brauner  im  Hintergrund 
rechts,  mit  Dunkelgrün  untermischt  links. 
Grauer  Himmel. 

Aus  der  späteren  Zeit  des  Meisters  [kurz  vor  1606]  .".  Samm- 
lung Gtustiniani,  1815. 

Leinwand,  h.  2,80,  br.  2,11. 


Rrinyi     P'^t''°  Paolo  Bonzi,  gen.  il  Gobbo  da  Cortona, 
Besonders  Maler  von  Landschaften  und  Stilleben,  auch 


366 


auch  de'  Carracci  oder  dalle  Frutta. 
Radierer,  geboren  zu  Rom  um   1575,  ge- 
storben 60  Jahre  alt   zu  Rom  unter  Urban  VIII.  [1623 — 44].    1633  noch  urkundlich   erwähnt.    Schüler  des 

Gio.  Batt.  Viola   und   vermutlich    der  Carracci.     Tätig 
Rom. 


366  Bursche  mit  Melone.  Vorgrauem  Hinter- 
grund die  Figur  in  vorwiegend  goldgelben 
Tönen:  goldigockergelbes  Antlitz,  von  licht- 
roten Tönen  durchsetzt,  in  breiter  schwärz- 
lichbrauner Modellierung  und  von  schwarzem 
Haar,  in  das  sich  lichtere  bräunliche  und 
graue  Töne  mischen,  umgeben;  goldgelb- 
brauner Rock;  ockergelbliche  Melone  mit 
mattgrünen  Schnittflächen  und  [stärkster 
Farbfleck  im  Bild]  bräunlichkarminrotem 
Innern.  Weißgrau  im  Pelzbesatz  unterbricht 
das  Goldgelbbraun. 


Sammlung  Giustiniani,  1815. 

Leinwand,  h.  0,74,  br.  0,61. 


210 


SaSSoferratO    Giovanni    Battis 
.^»^.-.w.»^  Cjassorerrato.  U 


ista   Salvi,   g-en. 

Geboren  zu  Sasso- 
ferrato  [in  der  Mark  Ancona]  den  11.  Juli  1605,  ge- 
storben zu  Rom  den  8.  April  1685.  Schüler  seines 
Vaters  Tarquinio;  ausgebildet  unter  dem  Einflüsse  der 
Carracci  und  ihrer  Nachfolger,  besonders  Domenichi- 
nos  in  Neapel.    Tätig  vornehmlich  zu  Rom. 

420  Beweinung-  Christi.  Lichte,  nach  krei- 
dig-em  Grau  gebrochene  Töne  vor  stumpf- 
blaugrünem  Wiesengrund  und  lichtblauem 
Himmel  mit  weißen  Wolken.  Die  kräftigsten 
Farben  sind  rechts  in  der  Kleidung  Johannis 
vereinigt:  bräunliches  Karminrot  im  Mantel, 
Blaugrün  im  Gewand.  Matter  kehrt  derselbe 
Kontrast  [Mattkarmin,  Rosa,  stumpfes  Blau- 
grün] in  der  Gruppe  der  Trauernden  wieder, 
unterbrochen  in  der  Mitte  von  mattem  Ultra- 
marinblau [Mantel  Marias  über  violettgrauem 
Gewand,  heller  im  Mantel  der  den  Körper 
Christi  haltenden  Frauj,  von  dem  sich  der  blasse,  ockergelblichgraue  Leichnam  abhebt, 
und  stumpfem  Gelb  und  Goldgelb  [Mantel  der  stehenden  Magdalena],  das  nach  links 
[Mantel  der  das  Haupt  Christi  stützenden  Frau]  zu  gedämpftem  Orangegelb  [als 
schwächeres  Gegengewicht  zum  Hauptkontrast  rechts]  ansteigt. 

Die  Komposition  schließt  sich  eng  an  Raffaels  in  der  Handzeichnungensammiung  des  Louvre  befindlichen  Entwurf  zur  Grab- 
legung an  .".  Erworben  1825  durch  Geheimrat  von  Bunsen  in  Italien  für  Friedrich  Wilhelm  IIL,  und  von  S.  M.  dem  Könige 
dem  Museum  geschenkt  .•.  Leinwand,  h.  0,68,  br.  0,60. 


Römische 
Schule  des 
XVH.  Jahr- 
hunderts 

420 


458  Die  heilige  Familie.  Rechts  harter  Kontrast  von  grellem  Hellultramarinblau  im 
Mantel  Marias  und  bräunlichem  Zinnoberrot  im  Vorhang,  zwischen  dem  weißliches  Kar- 
minviolett im  Gewände  Marias 
nur  wenig  vermittelt.  Hart  und 
kreidig  steht  das  fast  schatten- 
lose hellockergelbe  Inkarnat 
[rötlicher  im  Körper  Josephs] 
mit  graubraunen  Schatten 
vor  schwarzem  Grund.  Das 
Kind,  mit  gelbbraunem  Haar, 
hält  eine  zinnoberrote  Nelke. 
Joseph  in  blauviolettem  Ge- 
wand unter  gelbgrünem, 
Mantel. 


Eine  kleinere  Wiederholung  bei  Marquess 
of  Bute  in  England  .".  Königliche  Schlösser. 
Leinwand,  h.  0,73,  br."0,95. 


458 


211 


Römisclie 
Schule  des 
XVn.  Jahr- 
hunderts 


C^rniir»77i  Michelange- 
erqUOZZl  loCerquozzi, 
gen.  Michelangelo  delle 
Battaglie  oder  Bamboc- 
c  i  a  t  e.  Schlachten-,  Genre-  und 
Stillebenmaler,  auch  Radierer, 
geb.  zu  Rom  den  2.  Februar 
1 602,  gest.  daselbst  den  6.  April 
1660.  Schüler  des  Cavaliere 
d'Arpino  und  P.P.  Bonzis,  aus- 
gebildet unter  dem  Einflüsse 
Pieters  van  Laer.  Tätig  zu  Rom. 

443  Auszug  eines  Pap- 
stesausRom.Der  grau- 
bräunliche  Ton  des  Vor- 
dergrundes, in  den  sich 
neben  ockergelben, brau- 
nen und  schwärzlichen 
Tönen  gedämpftes  Hell- 
karminrot,  Gelblichweiß, 
vor  allem  Zinnoberrot,  Blau  und  Goldgelb  [Soldaten  der  Schweizergarde]  und  nach  r. 
gedämpfte  hellblaue  und  rosarote  Töne  mischen,  geht  nach  der  Tiefe  zu  immer  mehr 
in  das  beherrschende  luftige  Graublau  über.  Am  Fuße  der  graublauen  Albanerberge, 
über  denen  vor  weißlichblauem  Himmel  graue,  an  den  Rändern  gelblich  beleuchtete 
Wolken  stehen,  sieht  man  S.  Paolo  fuori  le  mura  und  die  Cestiuspyramide.  Rechts 
liegt  sonniger  gelber  Glanz  über  dem  fernen  Meer. 

Königliche  Schlösser  Leinwand,  h.  0,96,  br.  1,31. 

IV/f  II         Carlo  Maratta  [Maratti].    Maler  und  Radierer,  geboren  zu  Camerano  in  der  Mark  An- 

iVidlclLLct    cona  den  13.  Mai  1625,  gestorben  zu  Rom  den  15.  Dezember  1713.    Schüler  Andrea  Sacchis 


426  A 


zu  Rom.    Tätig  zu  Rom. 


426a  Bildnis  eines  jungen  Mannes.  Das 
warm  in  bräunlichroten  Tönen  gehaltene  Ant- 
litz mit  kräftig  roten  Lippen  und  bläulichen 
Augäpfeln,  das  sich,  mit  Graubraun  modelliert, 
auf  der  Stirne  ockergelblich  auflichtet,  wird 
durch  das  dunkelbraune,  grauschimmernde 
Haar  in  den  dunkelrotbraunen  Grund  über- 
geleitet. Die  Frische  des  Inkarnats  erhöht 
der  weiße,  auf  schwarzem  Gewand  ruhende 
Spitzenkragen  mit  grauen  und  bräunlichen 
Schatten. 


Bez.  auf  der  Rückseite:  AETATIS  SUAE  XXIV  ET  111  MENS. 
IN  ROMA  1663.  C.  M.  F.  .-.  Alte  Kopie  bei  Herrn  W.Gumprecht 
in  Berlin  .'.  Sammlung  Merlo,  Köln  1868  .'.  Sammlung  Suer- 
mondt,  1874. 

Leinwand,  h.  0,63,  br.  0,52. 


212 


MAILANDISCHE  SCHULE 

l^i'pcni    Giovanni    Battista    Crespi,    gen. 

\^I  CSpi  i,  Cerano.  Maler,  Bildhauer  und  Ar- 
chitekt, geboren  zu  Cerano  [Gebiet  von  No- 
vara]  1557,  gestorben  zu  Mailand  1633.  Schüler 
der  Procaccini;  in  Venedig  und  Rom  ausge- 
bildet.   Tätig  vornehmlich  in  Mailand. 

352  Gelübde  der  Franziskaner.  Die 
braunen  Kutten  der  Ordensbrüder  sind 
auf  den  silbergrauen  Gesamtton  ge- 
stimmt, der  sich  in  feinster  Nüancie- 
rung  zu  schimmerndem  Grauweiß  im 
Ornate  des  Bischofs  abstuft.  Durch 
mattes  Goldgelb  [mit  zinnoberrotem 
Muster]  im  Umschlag,  im  Besatz  des 
Ornats  und  in  der  Bischofsmütze,  Zin- 
noberrot [Kardinalshut,  den  der  1.  im 
Vordergrunde  Kniende  hält],  empfängt 
die  kühle  tonige  Stimmung  die  farbige 
Belebung  des  Vordergrunds.  Das  röt- 
liche Fleisch  ist  mit  schwärzlichgrauen 
Schatten  modelliert.  Rechts  kniet  die 
hl.  Clara.  Im  Hintergrund  schwärzlich- 
blaugrüne  Büsche  vor  hellblauer  Ferne 
und  Himmel.  Oben  in  bräunlichgrauen 
Wolken,  vor  weißer  strahlender  Glorie 
ein  weißes  Schriftband,  auf  das  eine 
rötliche  Hand  weist. 

Auf  dem  Spruchbande  die  Inschrift:  QVICVNQVE  H.^NC  REGVLAM  SECVTI  FVERINT  PAX  SVPER  ILLOS  ET 
MISERICORDIA  .-.  Bez.  unten  rechts  auf  einem  Blättchen  [nicht  ganz  verständlich] :  M.D  C.  CC  EDEBAT  .-.  Sammlung 
SoUy,  1821    .-.   Leinwand,  h.  3,21,  br.  1,93. 

f     j-pcr-)i     Daniele  Crespi.  Geboren  zu  Mai- 

r       land   um  1590,   gestorben   daselbst 

1630.     Schüler    des    G.  B.  Crespi   und   des 

G.C.  Procaccini.  Tätig  namentlich  in  Mailand. 

207a  Das  Schweißtuch  der  Vero- 
nika. Auf  grauweißem  Schleiertuch, 
vor  schwarzem  Grunde  das  Antlitz, 
weich  von  ockergelblichen  Lichtern 
in  braune  Schatten  und  Haar  über- 
gehend.   Karminrotes  Blut. 

Aus  einem  Kloster  in  der  Nähe  von  Mailand  stam- 
mend; ehemals  von  Friedrich  Wilhelm  III.  [unter 
dem  Namen  „  Correggio  "  ]  in  seiner  Hauskapelle 
aufgestellt  .".  Königliche  Schlösser. 

Seide,  auf  Leinwand  übertragen,  h.  0,43,  br.  0,56. 


Mailändi- 
sche Schute 
des  XVII. 
Jahrhun- 
derts 


207  A 


213 


Florentini- 
sche  Sdiute 
des  XVII. 
Jahrhun- 
derts 

423 


FLORENTINISCHE  SCHULE 

Dl      •   Carlo  Dolci.    Geb.  zu  Florenz  den  25.  Mai  1616, 
ljlv_i    o-est.  daselbst  den   17.  Januar  1686.    Schüler  des 
Jacopo  Vignali.    Tätig;  vornehmlich  zu  Florenz. 

423  Der  Evangelist  Johannes.  Vor  leuch- 
tend ultramarinblauem  Himmel,  den  durch- 
sichtige weiße  Wölkchen  durchziehen,  steht 
weich  die  Gestalt  in  tiefen  Farben:  in  karmin- 
rotem Mantel  und  saftgrünem  Gewand,  auf 
dunkelgraubraunen  Felsen  gelehnt.  Weich 
gehen  die  ockergelblichen  Lichter  des  Ant- 
litzes in  die  schwärzlichbraunen  Schatten 
und  dunkelrotbraunes  Haar  über.  Darüber 
erscheint  eine  gelbliche  Gloriole.  Die  Hände, 
auf  das  dunkelblau  gebundene  Buch  mit 
goldgelbem  Schnitt  gestützt,  sind  mit  rot- 
braunen Schatten  modelliert. 

Einzelner  Erwerb  aus  der  Sammlung  Giustiniani  vor  1815. 
Leinwand,  h.  1,13,  br.  0,92. 


Schule  i'On 
Neapel  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 


SCHULE  VON  NEAPEL 

O  _  „„     Salvator  Rosa.    Eigentlich  Salvatore  di  Rosa.    Maler  und  Radierer,  geboren  zu  Arenella  bei 

^^^^'-'^    Neapel    den    21.  Juli   1615,    cestorben   zu  Rom    den   15.  März   1673.    Schüler  Aniello  Falcones  und 

Riberas.    Tätig  in  Neapel  [bis   1635,   1637—39],  Rom   [1635,   1639  und  seit  1649],  Viterbo  [1636—37]  und 

Florenz  [1639-49]. 

421  B  Gebirgslandschaft.  Durch  dunkel- 
grünes Laub,  gegen  das  vereinzelte  braun- 
rote Zweige  stehen,  und  zwischen  dunkel- 
braunen, silbergrau  und  rötlich  schimmern- 
den Stämmen  und  Asten  leuchtet  dunstig- 
blauer Himmel  mit  goldgelb  bestrahlten 
Wolken,  die  nach  oben  in  Grau  über- 
gehen. Rechts  braunrotes  Geäst.  Links 
sammelt  sich  das  Licht  auf  goldig- ocker- 
gelbem Felsen  [mit  grauen  und  rötlichen 
Tönen  untermischt],  der  sich  in  stillem 
Wasser  spiegelt.  Durch  leuchtendes  Rot 
in  der  Hose  des  Soldaten  vor  bräunlich- 
grünem Gebüsch  und  grünliches  Blau  der 
gebirgigen  Ferne  unter  orangegelbem 
Horizont  wird  diese  Stelle  des  Bildes 
nachdrücklich  betont. 

Wahrscheinlich    Anfang    der    60  er  Jahre    gemalt  .*.  Er- 
worben 1908  aus  englischem  Privatbesitz. 
Leinwand,  h.  1,21,  br.  1,02. 


214 


421  Rosa?  Stürmische  See. 
Graue  Wetterstimmung.  Zwi- 
schen schwärzHchbraunen 
FelsenkuHssen  brandet  grau- 
grünhches  Wasser  mit  weißen 
Wogenkämmen  gegen  den  ok- 
kergelbbraunen  Strand.  Nach 
der  Ferne  gehen  Meer  und 
Küste  in  den  weißHch  blau- 
grauen Ton  des  Himmels  über, 
der  mit  blaugrauen  Wolken 
[in  der  Mitte  ockergelblich 
beleuchtet]  bedeckt  ist.  Die 
Farbentöne  sind,  z.  T.  mit  dem  Pinselstiel,  unvertrieben  durcheinander  gezogen. 

Erworben  1842  in  Berlin  .-.  Leinwand,  h.  0,75,  br.  1,12. 


Schule  von 
Neapel  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

421 


Gl  Luca  Giordano,  gen.  Fapresto.    Maler   und    Radierer,    geboren   zu  Neapel  1632,  ge- 

lOrQallO  storben  daselbst  den  12.  Januar  1705.  Schüler  Giuseppe  Riberas  in  Neapel,  dann  in  Rom 
unter  Pietro  da  Cortona  als  dessen  Gehilfe  und  in  Venedig  unter  dem  Einflüsse  der  Werke  Paolo 
Veroneses  und  Tintorettos  ausgebildet.  Tätig  vornehmlich  zu  Neapel,  zeitweilig  in  Florenz  [um  1679 
und  1682],  Madrid  und  Toledo   [1692-1702]. 

441  Das  Urteil  des  Paris.  Breite  detaillose  Farbflächen.  Vor  dunkelultramarinblauem 
Himmel  die  goldig- ockergelb  leuchtenden,  an  den  Wangen  und  Extremitäten  rot  ge- 
färbten Gestalten  der  Göttinnen  [rotbraun  die  Körper  von  Paris,  Merkur,  Amor,  von 
karminviolet- 
tem Tuch  um- 
flattert], z.  T. 
ingrauesHell- 
dunkel  ge- 
taucht. Weni- 
ge, aber  grell- 
bunte Farben- 
flecken dienen 
der  Wirkung 
des  Inkarnats, 
dessen  Ton 
stumpfer  mit 
Grau  U.Braun 
gemischt,  in 
den  Schafen 
und  im  Erd- 
bodenwieder- 
kehrt:      Zin- 


215 


Schule  von 
Neapel  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

358 


Schule  von 
Genua  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 


noberrot  [Tuch  ganz  1.,  Tuch,  auf  dem  die 
Waffen  Minervas  liegen],  Ultramarinblau 
[Gewand  der  Venus]. 

Eine  Wiederholung  von  gleicher  Größe  in  der  Eremitage 
zu  St.  Petersburg,  bez.  Luca  Giordano  f.,  ebenfalls  Ori- 
ginal, und  wohl  früher  als  unser  Bild  entstanden  .'.  Kö- 
nigliche Schlösser. 

Leinwand,  h.  2,44,  br.  3,26. 


SCHULE  VON  GENUA 


C«»Yil-viac/-v  Luca  Cambiaso,  auch  Lu- 
dlllUldbU  chetto  da  Genova  und  Can- 
g^iaso  g"enannt.  Geboren  zu  Moneglia  bei  Genua 
den  18.  Oktober  1527,  gestorben  zu  Madrid  um 
1585.  Schüler  seines  Vaters  Giovanni  Cambiaso, 
tätig-  in   Genua  und  Madrid. 


358  Caritas.  Von  dunklem  rotbräunlichem 
Grund,  in  den  sich  die  saftgrünen  Töne 
des  Laubwerkes  mischen,  hebt  sich  ge- 
schlossen die  Figurengruppe  in   rosigen 
und  silbrig-weißen  Tönen  ab.  Die  Frauen- 
gestalt in  rosafarbenem,  in  den  Schatten 
karminrotem  Gewand,  mit  weißem  Kopftuch  auf  dem  gelbbraunen  Haar.    Das  lichte  bräun- 
liche Fleisch  ist  mit  Grau  durchsetzt  und  mit  Braun  modelliert;  nur  der  Körper  des  Knaben 
rechts  ist  rötlicher  gefärbt. 


Eine   veränderte   Kopie   von   der  Hand  B.  Strozzis    im  Palazzo  Brignole  zu  Genua 
Giustiniani  vor  1815  .-.  Leinwand  h.  1,37,  br.  1,07. 


Einzelner  Ankauf   aus   der  Sammlung 


St 


„_  *  Bernardo  Strozzi,  gen.  il  Prete  Geno- 
IUZ.Z.1  vese  oder  il  Cappuccino.  Maler  und  Ra- 
dierer, geboren  zu  Genua  1581,  gestorben  zu  Vene- 
dig den  3.  August  1644.  Schüler  des  Pietro  Sorri  zu 
Genua.  Tätig  vornehmlich  in  Genua,  später  als  Geist- 
licher  in  Venedig. 


437  Strozzi?  Bildnis  eines  Offiziers.  In 
warmer  Färbung  vor  grauem  Hintergrund 
goldig-ockergelbes  Inkarnat  mit  bräunlich- 
roten Schatten,  von  braunem  graumeliertem 
Haar  und  Bart  umgeben.  In  goldgelbem, 
innen  karminrot  gefüttertem  Lederkoller  und 
blaugrauem  Halskragen,  mit  goldgelbem  Be- 
schlag. In  dem  graublauen  Panzerhandschuh 
spiegelt  sich  das  goldgelbe  Koller. 


Erworben  1841'42  in  Rom. 

Leinwand,  h.  0,72,  br.  0,60. 


216 


SCHULE  VON  MANTUA 

^„{-J    Domenico  Feti.    Geboren  angeblich   1589  zu  Rom,    gestorben  zu  Venedig  um  1624.    Schüler  des 
*-''-'   Florentiners    Lodovico    Cardi    da    Cigoli   zu    Rom,    Nachfolger   der  Venetianer.     Tätig    zu   Rom   und 
Mantua  [1612  bis  gegen   1624  als  Hofmaler  des  Herzogs  Ferdinand  Gonzaga]  und  zu  Venedig. 

380b  Elias  in  der  Wüste.  Silbergraues  Licht  durchdringt  die  Darstellung  und  bricht 
alle  Lokalfarben.  Vor  heller  graublauer  Luft,  die  sich  nach  unten  aufhellt,  steht  der 
Engel  mit  schwarzem,  weißschimmerndem  Gefieder,  in  bräunlichkarminrotem,  in  den 
Lichtern  rosafarbenem  Gewand,  mit  blondem,  bräunlichockergelbem  Haar,  neben  gelb- 
braunem Baumstamm  mit  schwärzlichgrünem  Laub.  Das  rosige  Fleisch  der  Arme  taucht 
in  den  lichten  grauen  Schatten  des  Baumes.  Auf  hellgrauem  Sandboden,  zwischen 
bräunlichen  und  graugrünen  Gewächsen  kehrt  der  rote  Ton  im  dunkelrotbraunen  Ge- 
wände des  Elias  wieder,  noch  wärmer  im  beschatteten  bräunlichroten  Antlitz.  Weißer, 
grau  beschatteter  Mantel.  Die  Hand,  in  grauen,  weißen  und  roten  Tönen,  ruht  neben 
dem  weißen,  blaugemusterten  Krug  und  bräunlichgrauem  Brot. 

Sammlung  Suermondt,  1874. 

Pinienholz,  h.  0,49,  br.  0,33. 


Schuie  von 
Mantua  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 


380B 


217 


ITALIENISCHE  SCHULEN  DES 
XVIII.  JAHRHUNDERTS 


VENETIANISCHE  SCHULE 

I    |U.|3,-J    Pietro    Liberi.     Geboren    1605    zu 
'— '"-'^'  ^    Padua,     g-estorben    zu    Venedig    den 

18.  Oktober  1687.  Nachfolger  des  Alessandro 

Varotari,  gen.  Padovanino.  Tätig  vornehmlich 

in  Venedig. 

455  Diana  und  Aktaeon.  Aus  dem 
im  Schatten  weich  verschwimmenden 
Knäuel  g-raurötlicher,  mit  braunroten 
Tönen  modellierter  Frauenleiber,  vor 
kaltem  graublauem  Himmel  und  blau- 
grüner Ferne,  lösen  sich  die  lichten 
ockergelblichen  Körper  Dianas  und 
einerNymphe, vonkühlem  schimmern- 
dem Grau  durchtränkt  und  weich  in 
die  braunroten  Schatten  übergehend. 
Auf  das  Inkarnat  gestimmte  Gewän- 
der [goldgelblicher,  rot  und  blau  ge- 
musterter, im  Umschlag  bräunlich- 
karminroter Mantel  Dianas,  bräunlich- 
rosafarbenes Gewand  der  Nymphe 
1.,  mit  gelben  Lichtern]  füllen  die 
Zwischenräume  der  Figuren.    Aktaeon,  in  graubraunen  Hirsch  verwandelt,  wird  von 

gelbbräunlichen    Hunden    angefallen.  Königliche  Schlösser  .-.Leinwand,  h.  2, 17,  br.l.SO. 

Venetianische  Schule  um  1700 

408  Maria  Magdalena.  Die  kühlen,  nach 
Grau  gebrochenen  Töne  sind  locker,  in 
flockigem  Auftrag  über  die  braune,  in  den 
Schatten  zutage  tretende  Untermalung  ge- 
legt. Das  lichte  ockergelbliche  Inkarnat, 
mit  dem  blondes  Haar  weich  zusammen- 
geht, erhält  durch  graue  Töne  in  den  Halb- 
schatten den  silbrigschimmernden  Charakter, 
der  durch  Lichtrot  in  den  Wangen,  Lippen 
und  Händen  und  durch  den  Gegensatz  zum 
mattblauen  Mantels,  der  dünn  über  die 
braune  Untermalung  lasiert  ist,  erwärmt 
wird.    Schwärzlichbrauner  Hintergrund. 


Ehemals  „Murillo",  dann  „Cerezo"  benannt,  aher  offenbar 
der  venetianischen  Schule  um  1700  angehörig  .*.  Erworben 
1842  in  Italien. 

Leinwand,  h.  0,73,  br.  0,61. 


Venetiani- 
sche Schule 
des  XVII. 

und  xviir. 

Jahrhun- 
derts 


219 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XVIII. 

Jahrhun- 
derts 


Tiepolo  ?;; 


459  B 


lovanni  Batti- 
ta Tiepolo.  Maler 
und  Radierer,  gfeb.  zu  Venedig 
den  5.  März  1696,  gest.  zu  Ma- 
drid den  27.  März  1770.  Schüler 
des  Gregorio  Lazzarini  zu  Ve- 
nedig, unter  dem  Einflüsse  Gio. 
Batt.  Piazettas  und  besonders 
durch  das  Studium  der  Werke 
Paolo  Veroneses  weiter  ausge- 
bildet. Tätig  in  Venedig  und 
Umgegend  [Udine,  Verona, 
Bergamo  usw.],  einige  Zeit  in 
Würzburg  [1750-1753]  und 
Madrid  [seit  1762]. 

454  Nach  dem  Bad.  Das 
Bild  ist  auf  lichtes  Grau 
abg-estimmt,  vor  bräun- 
lichgrauem Bad,  ocker- 
gelblichen Säulen  und 
grauweißer  Mauer,  unter 
grünlichblauem,  weißbe- 
wölktem Himmel  von  blaugrünen  Bäumen  überragt,  sind  die  Gewänder  der  Dienerinnen, 
und  der  Vorhang  1.  in  gedämpft  roten,  braunroten,  grünen  und  gelbbraunen  Tönen  gehalten. 

Am  stärksten  wirkt  Goldgelb  im  Gewände 
der  dem  Bad  entsteigenden  Magd.  Ge- 
dämpftes Rot  im  Kleide  der  Dienerin  r. 
entspricht  ihm.  Dazwischen,  von  kühlem 
Graublau  und  Weiß  in  den  Tüchern  um- 
geben, der  leicht  gerötete,  in  den  Halb- 
schatten graublaue  Körper  der  nackten 
Dame.  Ihr  linker  Fuß  ruht  auf  hellkar- 
minrotem Polster. 

Jugendwerk  des  Künstlers;   vielleicht  Kopie  nach  Paolo 
Veronese  .".  Königliche  Schlösser. 
Leinwand,  h.  1,09,  br.  1,42. 

459b  Martyrium  der  hl.  Agathe.  Auf 
bräunlichgrauen  Stufen  ist  die  Heilige 
niedergesunken,  ganz  in  kühlen,  lichten 
Tönen  gehalten  [blasses  ockergelblich- 
graues  Inkarnat,  mattgelbes  Gewand,  über 
das  rotes  Blut  herabfließt,  weißes  Hemd, 
um  sie  ausgebreitet  der  silbrighellblaue 
Mantel],  die  sich  von  warmem  Gelbrot 
[Gewand  des  Knaben,  der  die  abge- 
schnittenen Brüste  auf  der  Schüssel  hält] 
und  mattem  Ziegelrot  [Ärmel  des  Mäd- 
chens, das  die  blutende  Brust  bedeckt] 


220 


abheben.  Vor  sonniger,  gelblich- 
grauweißer Mauer  steigert  sich  die 
Färbung  zu  blutigem  Rot  in  der 
Tracht  des  sonnenverbrannten, 
braunroten  Henkers.  DieZuschauer 
rückwärts  wieder  in  luftigen  grauen 
und  bläulichen  Tönen. 

Skizze  im  Museo  Civico  zu  Venedig  .■-  Eine  ähn- 
liche, geringere  Darstellung  von  der  Hand  des 
Meisters  in  S.  Antonio  zu  Padua  [  Kapelle  Buzza- 
carini],  die  am  27.  Dezember  1 734  bestellt  wurde  .". 
Unser  Gemälde  ist  wahrscheinlich,  nach  der  Ra- 
dierung Gio.  Dom. Tiepolos,  ursprünglich  oben  ab- 
gerundet gewesen,  schwebende  Engelsgestalten 
waren  dargestellt  und  ein  von  der  Dornenkrone 
umschlossenes  Herz  in  einer  Gloriole,  zu  dem  die 
gemarterteHeilige  emporblickt. '.SammlungMunro 
in  London  .'.  Erworben  1878  in  Paris. 
Leinwand,  h.  1,84,  br.  1,31. 

^459c  Kreuztragung.  Eingoldocker- 
gelber  Grund,  auf  dem  die  Szene  in  Braun  und  luftigem  Grau  hingesetzt  ist,  verleiht  dem 
Bilde  den  sonnigen  Charakter,  der  durch  überall  verstreutes  mattes  Goldgelb  [z.B.  Zuschauer 
in  der  Mitte,  Fahne,  Mann  ganz  1.]  gestärkt  wird.  Das  Braun  steigert  sich  zu  Rot  im  Ge- 
wände Christi  [matter  in  der  Fahne  des  Hintergrundes],  Grau  zu  Blau  im  Mantel  Christi, 
dem  Henker  hinter  dem  Kreuz,  stumpfer  in  verschiedenen  Flecken  der  seitlichen  Gruppen. 
Stumpfgrüne  Töne  im  Erdboden.  Vor  luftig  graublauem  Himmel  mit  ockergelblichen 
Wolken. 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XVIII. 
Jahrhun- 
derts 

459  C 


Eine  der  Skizzen  zum  Gemälde  des  Meisters  in  S.  Alvise  zu  Venedig  [1749],  in  Einzelheiten  abweichend 
des  Grafen  Francesco  Algarotti  in  Venedig  .".  Erworben  1906  .*.  Leinwand,  h.  0,52,  br.  0,63. 


Ehemals  im  Besitze 


459d  Rinaldo  und  Armida.  Die  goldockergelbe  Grundierung,  die  überall  durchschimmert 
und  teilweise  [z.  B.  im  dunkelgelbbraunen  Vorhang  1.]  zutage  liegt,  gibt  dem  Bilde  den 
sonnigen  goldigbräunlichen  Ton,  gegen  den  Blaugrün  [Zypressen,  Ferne]  und  Hellblau 
im  Himmel  mit  orangegelblichen  Wolken  steht.  Schimmernd  weiße  Parkmauer.  Während 
der  Mittelgrund  in  braunen  und  grauen  Tönen  nur  angedeutet  ist,  erwärmt  sich  die 
Färbung  in  den  Figuren  über  rotbräunliche  Töne  [Rinaldo]  und  Grünlichblau  [Mantel]  zu 
Zinnoberrot  und  Gelb  im  Gewände 
Armidas,  deren  zarten  lichtbräun- 
lichen Körper  das  weiße  Hemd  um- 
gibt. Überall  sind  pikante  Farben- 
flecke verstreut:  Rot  neben  Grün  im 

Papagei,  Rosaviolett  im  Mantel,  im      ^^^^^^mg     '^»i^Twk  "3a         \ 

Rosengebüsch  r.  vorn  usw.  ^^^^^Hf  ~     "^^aS^   "^       »9         i - 

Skizze  zu  einemGemälde  imerzbischöflichenSchlosse 
zu  Würzburg,  Rinaldo  im  Zaubergarten  Armidas 
darstellend  [nachTasso,  Gerusalemme  liberata  XVI] 
.*.  Gemalt  wahrscheinlich  um  1751 — 53  .'.  Ehemals 
in  russischem  Privatbesitz  .".  Erworben  1908  aus 
dem  englischen  Kunsthandel. 
Leinwand,  h.  0,39,  br.  0,62. 


459  D 


221 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XVIII. 
Jahrhun- 
derts 


Dekoration  eines  Zimmers  [Stanza  dei  Satiri]  aus  dem  Palazzo  Panigai  [ehe- 
mals Volpato]  in  Nervesa  bei  Treviso.  In  Grisaillemalerei  und  Stukko.  Die  zwei- 
undzwanzig schwer  zu  deutenden,  allegorisch -mythologischen  Darstellungen  sind  in  Grau 
mit  weißen  Lichtern  auf  goldockergelben  Hintergründen  gemalt,  auf  denen  die  Figuren 
dunkle  Schatten  werfen.  Drei  größere  Darstellungen  [vielleicht  die  Erziehung  eines 
Götterkindes,  Apollo  und  Daphne,  Pan  und  Syrinx],  in  geschweiften  grauen  Stukko- 
rahmen,  zieren  die  grauweißen  Wände,  eine  vierte  achteckige,  die  einen  lorbeergekrönten 
Alten,  von  einem  Genius  aufwärts   getragen,  darstellt,   nimmt  in  vertieftem  Rahmen  die 

Mitte  des 
Gewölbes 
ein.  Über 
den  zwei 
sich  gegen- 
überliegen- 
den Türen 
sind  je  zwei 
Profilköpfe 

[anschei- 
nend Por- 
träts] in 
Runden  an- 
gebracht. In 
den  kleine- 
ren Mittel- 
feldern der 
Wölbung 


222 


sind  vier  Opferdarstellungen,  in  den  Hochovalen  der  Ecken:  Fama,  Pax,  Abundantia  und 
Fortitudo,  in  den  unteren  Zwickeln  Pane  und  Panesken  dargestellt.  Die  übrigen  Flächen 
des  Gewölbes  nimmt  weißgraues  Stukkorahmenwerk  ein,  auf  dem  kleine  Papageien 
und  andere  Vögel  sitzen,  und  zwischen  denen  sich  weiße  Blumengirlanden  spannen. 
Die  Zwischenräume  füllt  weißes,  mit  Rosetten  geschmücktes  Gitterwerk  vor  rosabräun- 
lichem Grund. 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XVIII. 
Jahrhun- 
derts 


Die  Fresken  sind  in  der  ursprünglichen  Anordnung  und  mit  genauer  Nachahmung  der  rahmenden  Originalstukkaturen 
gestellt  .•.  Bez.  auf  einer  der  Opferdarstellungen  der  Wölbung  mit  der  Jahreszahl  1754  .-.  Erworben  1902  in  Venedig. 
Breitbild,  h.  1,70,  br.  2,60;  Hochbilder,  h.  je  1,70,  br.  1,36;  Achteck,  h.  2,20,  br.  2,20. 


wieder  aut- 


223 


Venetiaiii- 
sdie  Schule 
des  XVIII. 
Jahrhun- 
derts 


459a  Die  Verteilung  des  Rosenkranzes  durch  den 
hl.  Dominikus.  Lichte,  auf  Grau  gestimmte  Färbung. 
Vor  schimmernd  weißer  Halle  steht  der  Heilige  in  gelb- 
lichweißer und  grauschwarzer  Ordenstracht.  Wenige  ge- 
dämpfte Farbflecken  beleben  die  kühle  lichte  Stimmung: 
nach  Gelb  schillerndes  Mattrot  [Gewand  der  knienden 
Frau],  helles  Blau,  etwas  Zinnoberrot,  Rosaviolett,  von 
dem  sich  stumpfes  Grün  im  Gewände  des  die  grau- 
weißen Stufen  Hinansteigenden  abhebt,  rechts  hellblaue 
und  goldgelbe  Töne.  Während  die  Färbung  nach  oben 
zu,  wo  auf  lichten  grauen  Wolken,  vor  graublauem  Him- 
mel, der  links  in  den  rötlichgelben  Schein  einer  Glorie 
übergeht,  Maria  thront,  immer  lichter  und  luftiger  wird, 
die  Farben  der  Gewänder  [Hellblau,  Violettgrau,  Gelb- 
grün und  Rot]  blasser  werden,  der  ockergelbliche  Fleisch- 
ton von  Graublau  durchsetzt  ist,  geht  sie  nach  unten  zu, 
wo  Satan  in  den  Abgrund  stürzt,  in  schwärzlichbraunes 
Dunkel  mit  ockergelben  und  rotbraunen  Mischtönen  über. 

Vom  fertigen  Fresko  abweichender  Entwurf  zu  dem  mittleren  der  von  der  Hand 
des  Meisters  in  den  Jahren  1738 '39  ausgeführten  Deckengemälde  in  der  Kirche 
derGesuati  [  früher  Dominikanerkirche]  zu  Venedig.  Von  den  beiden  Seitenstücken 
der  Decke  stellt  das  eine  Dominikus  in  der  Herrlichkeit  dar,  das  andere  den  Heiligen, 
wie  er  dem  Laienbruder  Paolo  den  Segen  erteilt  .".  Erworben  1873  in  Rom. 
Leinwand,  h.  0,98,  br.  0,49. 


1  ICpOlO     Schule  des  Giovanni   Battista  Tiepolo. 


459  Der  feierliche  Empfang  Heinrichs  III.,  Königs  von  Frankreich,  im  Pa- 
lazzo  Contarini  alla  Mira  [1574].  In  grauem  verblasenem  Ton.  Vor  heller  grau- 
weißer Säulenarchitektur  und  hellgraublauem  Himmel  mit  goldgelblichen  Wolken 
stehen  die  Figuren  in  luftigen,  gebrochenen  weißen  [die  Dame  1.],  grauen  und  braunen 

Tönen,  die  sich  nach  vorn  zu 
bräunlichem  Rot  [z.  B.  in 
der  Tracht  des  Hausherrn], 
stumpfem  Goldgelb  und 
Graublau  [der  Zwerg  rechts 
vorn]  kräftigen.  Der  König 
in  grauschwarzer  Gewan- 
dung. 

Schulkopie  nach  dem  im  Besitze  der 
Frau  Luise  von  Rothschild  zu  Frankfurt 
a.  M.  befindhchen  Entwurf  zu  einem  1 756 
vollendeten  Fresko  aus  der  Villa  Conta- 
rini in  Venedig,  das,  jetzt  auf  Leinwand 
übertragen,  im  Besitze  der  Mad.  Andre- 
lacquemart  in  Paris  ist  .".  Königliche 
Schlösser. 

Leinwand,  h.  0,69,  br.  1,05. 


224 


Rotai 


•    Conte    Pietro    Rotari.     Geboren    1707 

i  zu  Verona,  gestorben  1762  zu  St.  Peters- 
burg. Schüler  des  Antonio  Balestra  in  Venedig, 
des  Fr.  Trevisani  in  Rom  und  des  Fr.  Solimena 
zu  Neapel.  Tätig  an  verschiedenen  Höfen,  haupt- 
sächlich in  Dresden,  einige  Zeit  in  Wien,  zuletzt 
in  St.  Petersburg  [seit  1757]  als  Hofmaler  der 
Kaiserin  Katharina. 

500a  Bildnis  des  päpstlichen  Nuntius 
am  Dresdener  Hofe  Jgnazio  Ac- 
coramboni.  Vor  hellgrauem  Grunde 
ockergelbliches,  mit  lichtroten  Tönen  er- 
wärmtes Inkarnat.  Schwärzliches  Haar. 
Auf  schwarzem  Sammetgewand  das  kar- 
minrote Band  des  Anunziatenordens. 
Weiße  Manschetten  und  blaugrauer  Kra- 
gen. Ein  rotbraunes  Buch  auf  hellblaue 
Tischdecke  stützend. 

Erworben  1846    .-.    Leinwand,  h.  0,88,  br.  0,69. 

T    rknrrKi    P'^t"""  Longhi.    Geboren  1702  zu  Ve- 
L.UI1^1H   nejig    gestorben  daselbst  1762.    Schüler 

des  A.  Balestra  in  Venedig  und  des  G.  Crespi  zu  Bologna.    Tätig  vornehmlich  in  Venedig. 

1659  Bildnis  einer  Dame  als  Diana. 
Rosafarbene  Töne  [mit  graubrauner  Mo- 
dellierung im  Inkarnat,  kräftiger  im 
Mantel,  der  um  den  r.  Arm  geschlungen 
und  r.  im  Schatten  karminrot  gefärbt 
ist],  durch  Weiß  im  gepuderten,  mit 
bräunlichroter  und  dunkelblauer  Feder 
geschmückten  Haar  und  im  Hemd, 
Graublau  im  Schleier,  der  darüber  liegt, 
in  ihrer  Wirkung  erhöht,  stehen  im 
Gegensatz  zu  den  grünlichgraublauen 
Tönen  des  Himmels  und  der  hellblauen 
Innenseite  des  auf  der  Brust  umge- 
schlagenen bräunlicholivgrünen  Mie- 
ders. Über  der  Schulter  hängt  an  gold- 
gelbem Band  der  dunkelrote  Köcher. 
Schwärzlicher  Rock  mit  grauer  Stickerei. 
Unten  in  rotbräunliche  Töne  [im  grün- 
bemoosten Felsen  und  in  den  Hunden] 
übergehend. 

Erworben  1908  aus  dem  venetianischen  Kunsthandel  als 
Geschenk  des  Herrn  Generalkonsuls  Franz  v  Mendels- 
sohn    .-.     Leinwand,  h.  1,28,  br.  0,94. 


Yenetiani- 
sche  Schule 
des  XVIII. 
Jahrhun- 
derts 

500  A 


1659 


225 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XVIII. 
Jahrhun- 
derts 

1652 


503  B 


Canaletto 

Giovanni  An- 
tonio da  Ca- 
nale,  gen.  Ca- 
naletto oder  il 
Tonino.  Gebo- 
ren zu  Venedio- 
den 18.  Oktober 
1697,  gestorben 
ebenda  den  20. 
April  1768  Schü- 
ler seines  Vaters 
Bernardo  da  Ca- 
nale.  Tätig  vor- 
nehmlich in  Ve- 
nedig, 1746—47 
in  London. 

1652  Blick  auf 
die  Riva 
degfli  Schi- 
avoni  in  Ve- 
nedig. Lichter,  dunstiger  Tag.  Goldig-gelbbraun,  im  oberen  Teil  rötlich  gefärbt,  leuchtet 
die  Fassade  des  Dogenpalastes  in  der  Sonne  vor  hellblauem  Himmel,  der  von  grauen 
Wolken  durchzogen  ist.  Der  ockergelbliche,  von  luftig  graublauen  Reflexen  durchsetzte 
Pflasterboden  wird  von  den  in  graublauen  Schatten  daUegenden  Prokurazien  begrenzt. 
Auf  der  graublauen  Wasserfläche  liegen  schwärzlichbraune  Gondeln  und  die  mit  gold- 
gelbem, rotgestreiftem  Tuch  bedeckte  Staatsbarke.  Platz  und  Gondeln  sind  durch  gelbe, 
weiße  und  hellblaue  Trachten  belebt,  die  Mitte  durch  Hellrot  im  Mantel  einer  Figur 
betont.  In  der  Ferne  ist  vor  dunstig  graublauem  Horizont  die  Kirche  S.  Maria  della 
Salute  in  ockergelblichgrauen  und  bräunlichen  Tönen  sichtbar. 

Erworben  1908  aus  dem  englischen  Kunsthandel  .'.  Leinwand,  h.  0,73,  br.  1,23. 

1653  Ansicht  von  S.  Maria  della  Salute  in  Venedig.    In  goldigen  bräunlichocker- 
gelben Tönen    auf   der  Sonnenseite,  graublau  und  graubraun  gefärbt  in  den  Schatten, 

heben  sich  die  Gebäude 
von  strahlend  hellblauem 
Himmelablängsdemgrün- 
lichgraublauen  Wasser 
des  Kanals.  Goldgelbe 
Segel  leuchten  über  der 
warm  bräunlichen  Mauer 
der  Dogana  auf.  Rück- 
wärts glüht  in  gelbroten 
Tönen  das  von  hellen 
Segeln  belebte  ferne  Ufer. 
An  den  Ufern,  in  den  Gon- 
deln blitzen  rote,  gold- 
gelbe und  blaue  Trachten 


226 


derStaf- 
fage  auf. 
Leuch- 
tendes 
Rot    im 
Mantel 
einer 
Figur 
zieht  das 
Auge 
auf    das 
Kirchen- 
portal. 

Erworben 

1908  aus 

dem  englischen  Kunsthandel  .".   Leinwand,  h.  0,44,  br.  0,89. 

Bill  Bernardo  Beiotto  [Bellotto],  gen.  Canaletto.  Landschafts-  und  Architekturmaler,  auch 
t^i*-'  LLU  Radierer,  geboren  zu  Venedig  den  30.  Januar  1720,  gestorben  zu  Warschau  den  17.  Oktober  1780. 
Schüler  seines  Oheims  Antonio  da  Canale,  von  dem  er  den  Beinamen  annahm.  Tätig  in  Venedig,  Rom, 
Oberitalien  [bis  gegen  1745],  in  München  [um  1745],  Dresden  [1747—1758,  dann  1762—1768],  Wien 
[1758     1760]   und  in  Warschau   [1762,  seit  1768  als  Hofmaler  König  Stanislaus'  11.  von  Polen]. 

503b  Der  Marktplatz  zu  Pirna.  In  greller  Sonnenbeleuchtung.  Aus  dem  kalten 
grünlichen  Ton  schimmern  weiße  Häuserfassaden  neben  schweren  bräunlichschwarzen 
Schatten,  vor  weißlichblauer  Luft  mit  rötlichen  Wolken.  Auch  das  Rot  der  Ziegeldächer 
ist  mit  schwärzlichem  Grün  gebrochen.  Das  Licht  glitzert  auf  Figuren  in  roten,  hell- 
blauen und  gelbbraunen  Trachten. 

Bez.  links  unten;  B  .  B  .  DE  CANALETTO  .  FEC  .  .'.  Gegenstück  zu  Nr.  503 C  [s.  die  Bemerkung  daselbst]  .'.  Erivorben 
1878  von  Unterstaatssekretär  von  Grüner  in  Berlin  Leinwand,  h.  0,46,  br.  0,78. 

503c  Das  Obertor  von  Pirna.  In  fahlem  Sonnenlicht  geht  der  ockergelblichgraue  Ton 
des  Vordergrunds  in  das  leuchtende  Ockergelb  des  Torgebäudes  über,  hinter  dem  das 
hellrote  Dach  der 
gotischen  Kirche  vor 
blaugrauen  Wolken 
aufragt.  Zwischen 
blaugrünen  Bäumen 
grünlich-rote  Dächer 
und  diegraubraunen 
Mauern  des  Sonnen- 
steins. Weißlich- 
blauer Himmel. 

Gegenstück  von  Nr.  503  B  .■. 
Dieselben  Ansichten  von  Pir- 
na, in  größerem  Maßstab,  in 
der  Galerie  zu  Dresden  .'.  Er- 
worben 1882  in  Dresden. 

Leinwand,  h.  0,47, 

br.  0,78. 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XVIII. 
Jahrhun- 
derts 

1653 


503  C 


227 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XVIII. 

Jahrhun- 
derts 

501  G 


'^liarrll    F''^"'^^scoGuardi.  Architektur- 
JUdl  Ul    maler,  geb.  zu  Venedig  den  5.  Ok- 
tober  1712,    gest.    daselbst   den   1.  Januar 
1793.    Tätig  vornehmlich  zu  Venedig. 

501g  Ansicht  des  Marcusplatzes 
in  Venedig.  Von  1.  her,  aus  der 
Richtung  des  Uhrturmes,  zieht  über 
den  tiefblauen  Himmel  eine  blau- 
graueWetterwand  herauf,  der  von  der 
Sonne  hellockergelblich  beleuchtete 
Wolken  voraneilen.  Der  Platz  liegt 
in  wechselnder  Beleuchtung  da,  in 
graubraunen  Tönen  mit  ockergelben 
Lichtern  r.  und  im  Hintergrund,  wo 
vor  der  in  lichtroten  Tönen  gehalte- 
nen Fassade  der  Marcuskirche  gelbe 
Verkaufszelte  aufgeschlagen  sind.  Der  Campanile  und  die  ganze  r. Seite  ist  in  schwärzlich- 
braune Schatten  gehüllt.  Die  Trachten  der  Staffage  bringen  stärkere  Farben  in  die  Dar- 
stellung:   Rosaviolett,  Goldgelb,  Hellblau  und  ganz  rechts  namentlich  Rot. 

Erworben  1906   .*.   Eigentum  des  Kaiser -Friedrich -Museums -Vereins   .'.   Leinwand,  h.  0,545,  br.  0,66. 

501e  Ansicht  der  Zattere  in  Venedig.  Das  Bild  ist  in  das  lichte  Blau  des  Himmels 
getaucht,  der  sich  hellgraublau  im  Wasser  des  Kanals  wiederspiegelt.  Auf  den  Masten, 
Rudern  undTauen  der  dunkelgrauen  Fischerboote,  mitFiguren  in  gelben  und  roten  Trachten 
bemannt,  auf  gelbbraunen  und  weißen  Segeln,  dem  Pfahlwerk  und  auf  dem  Wasser 
glitzert  perlend  weißes  Licht.  Gelblichweiß  schimmert  die  Fassade  der  Kirche  der 
Gesuati  zwischen  rötlichen  Mauern  in  der  ruhigen,  von  blitzenden  Wellen  belebten 
Wasserfläche  wieder.    Am  Himmel  rötliche  Wölkchen,  am  Horizont  violettgrauer  Dunst. 


A 


Js«*t. 


M 


Bez.  auf  einem  Fischerboote  vorn  in  der  Mitte:  Fran.*-'o  Guardi 


501  E 


Erworben  1899  im  Pariser  Kunsthandel  .".  Eigentum  des 
Kaiser  -  Friedrich  -  Museums- 
Vereins  .■.  Leinwand,  h. 
0,53,  br.  0,84. 


501  F  Der  Aufstieg 
eines  Luftballons 
über  dem  Kanäle 
der  Giudecca  in 
Venedig  [1783]. 
Weich  zerfließen  in 
der  hellen  dunstigen 
Atmosphäre,  vor  be- 
decktem graublauem 
Himmel,  an  dem  der 
mattockergelbeLuft- 
ballon  schwebt,  die 
Umrisse  der  dunkel- 


228 


braunen  Halle  der  Dogana.  Ockergfelbliche 
Sonnenlichter  erhellen  die  rechte  Wand  und, 
mit  Grau  untermischt,  den  Steinboden.  Durch 
gebrochene  rote,  goldgelbe,  hellblaue,  rosa- 
farbene und  weißliche  Töne  werden  die  weich 
und  flockig  in  Braun  gemalten  Figuren- 
gruppen belebt. 

Der  Aufstieg  wurde  1783  vom  Conte  Francesco  Zambeccari, 
nicht  lange  nach  der  Erfindung  des  Luftballons  durch  Montgol- 
fier,  unternommen  /.  Lavierte  Federzeichnung  zu  dem  Bilde  bei 
Miß  Lucie  Cohen,  London  .".  Erworben  1901  .'.  Eigentum  des 
Kaiser  -  Friedrich  -  Museums  -  Vereins. 
Leinwand,  h.  0,66,  br.  0,51. 

RÖMISCHE  SCHULE 


Pa 


nini 


Giovanni    Paolo    Panini.    Architekturmaler, 


Venetiani- 
sche  Schule 
des  XVIII. 
Jahrhun- 
derts 

501 F 


B 


geboren  zu  Piacenza  1695,  gestorben  zu  Rom 
den  21.  Oktober  1768.  Schüler  Andrea  Locateilis  und 
Benedetto  Lutis  zu  Rom.  Tätig  zu  Rom  und  einige 
Zeit  zu  Paris  [seit  1732  Mitglied  der  Akademie]. 

454a    Römische   Landschaft.     Zwischen 

gelbgrünem  Rasen  und  rotbraunem  Erdreich,  in  goldigem  Sonnenlicht,  leuchten  ocker- 
gelbbraun, durch  bläuliche  Töne  unterbrochen,  mit  luftigen  graublauen  Schatten,  zur 
Linken  das  Kolosseum,  davor  die  Trajanssäule,  die  Statue  des  Herkules  Farnese  und 
der  sterbende  Fechter,  rechts  die  drei  Säulen  des  Kastortempels,  der  Triumph- 
bogen Konstantins,  der  Vestatempel,  die  Ruinen  des  Palatins  und  in  der  Ferne  die 
Cestiuspyramide.  Vor  hellblauem,  sonnigem  Himmel,  den  graue,  an  den  Rändern 
hellbeleuchtete  Wolken  überziehen.  Die  Figuren  in  leuchtend  goldgelben,  blauen,  roten, 
rosafarbenen  und 
violetten  Tönen. 

Bez.    auf    dem    Steine    links 

vorn:  P.  PANINI  Roma  1735 

.'.  Erworben  1882  in  London. 

Leinwand,  h.  0,98,  br.  1 ,34. 

afnni    P^mpeo  Giro- 
«iLUIll    lamo       Batoni 

[Battoni].    Geboren  zu 

Lucca  den  25.  Januar  1 708, 

gestorben    zu    Rom    den 

4. Februar  1787.  Gebildet 

durch    das    Studium    der 

alten   Meister,  besonders 

Correggios. Tätig  zu  Rom. 

504  Vermählung 
Amors  mit  Psy- 
che. Bunte,  leuchten- 
de Farben  von  glasi- 
gemCharakter.Gold- 


Römisdxe 
Schule  des 
XVIII.  Jahr- 
hunderfs 


454  A 


229 


Römiscfie 
Schule  des 
XVIII.  Jahr- 
hunderts 


g-elb  im  Mantel  der  Psyche,  das  weniger  leuchtend  im  Taubenwagen  der  Venus  wieder- 
kehrt, und  Ultramarinblau  im  Mantel  der  Göttin  bilden  den  beherrschenden  Farben- 
kontrast. Neben  Goldgelb  bricht  in  der  Gewandung  Hymens  Zinnoberrot  hervor  und 
überführt  die  leuchtenden  Lokalfarben  durch  ein  komplementäres  Grün  im  Vorhang  in 
den  kühlen  grauen  Ton  der  Architektur  und  der  Wolken.  Das  ockergelbliche  Inkarnat 
mit  rosigen  Lichtern,  mit  Rot  auf  den  Wangen,  Lippen  und  den  Gelenken  und  kalten 
graublauen  und  bräunlichgrauen  Schatten  ist  auf  den  grauen  Grundton  abgestimmt  und 
wird  durch  den  Gegensatz  zu  Weiß  im  Hemd  Psyches,  zu  Grau  im  Schleier  der  Venus 
und  in  den  Wolken  erwärmt.  Rechts  ruht  Zephyr  auf  weißen,  dunkelgraubraun  beschatteten 
Wolken,  mit  gleichfarbigen  Flügeln  vor  blauem  Himmel  und  graublauer  Ferne. 

Bez.  auf  dem  Sockel  des  Bettes:  Ponpeo  ■  Batoni  ■  Pil'f  A°  1756  •  Roma  ■   /.  Königliche  Schlösser    .-.     Leinwand,  h.  0,83,  br.  1,18. 


504 


230 


SPANISCHE  SCHULE 


Spanische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 


4I4A 


Camp 


„«„  Pedro  Campana,  als  Vlame  Peel  er 
de  Kempeneer  gen.  Zeichnet  sich 
zumeist  Petrus  Campaniensis  [einmal  Petrus 
Kempener].  Baumeister,  Bildhauer  und  Maler,  ge- 
boren 1503  zu  Brüssel,  gestorben  daselbst  1580. 
Seit  etwa  1529  in  Italien,  besonders  in  Rom  durch 
das  Studium  Raffaels  und  Michelangelos  ausge- 
bildet; tätig  vornehmlich  in  Sevilla  [um  1538  bis 
1562  [?]],  zeitweilig  in  Cordoba  und  anderen  Städten 
Andalusiens,  dann  [seit  1562]  in  Brüssel  [seit  1563 
Leiter  der  Tapetenfabrik]. 

409  Maria  mit  dem  Kinde.  In  wenigen 
breiten  Farbflächen  hebt  sich  die  Gestalt  in 
hartem  Umriß  vom  schwarzen  Grund  ab.  Von 
grünlichem  Blau  im  Mantel  lichtet  sich  das 
kühle  Kolorit  über  Karminrosa  im  Gewand 
zum  rosafarbenen,  von  hellg-raublauen  Schat- 
ten unterbrochenen  Ton  des  Inkarnats  auf, 
das  wiederum  kaltes  schimmerndes  Weiß 
umgibt.    Rotgelbes  Haar. 

Erworben  1835  in  Paris  aus  der  Sammlung  Mathieu  de  Favier. 
Eichenholz,  h.  0,71,  br.  0,54. 

D -.AIoq  J"3n  ^^  'ss  Roelas.  Geboren  von  flan- 
IXUCldS  arischen  Eltern  um  1558  in  Sevilla,  gestor- 
ben zu  Olivarez  den  23.  April  1625.  Unter  dem 
Einflüsse  venetianischer  Meister  ausgebildet.  Nach 
einer  italienischen  Reise  vornehmlich  tätig  zu  Sevilla, 
zeitweilig  zu  Madrid  und  seit  1624  zu  Olivarez. 

414a  Maria  in  der  Glorie,  von  einemje- 
suiten  verehrt.  DiekühleGesamtstimmung 
wird  durch  blaugrüne  [Himmel,  Ferne],  bis 
zu  Hellgrau  [Wolken]  absteigende  Töne  und 
durch  kontrastierendes,  gleichfalls  kühles 
Hellkarminrot  [Engel  r.]  bestimmt.  Der  Kon- 
trast wirkt  am  stärksten  in  der  Gestalt  der 
Madonna  [Blaugrün  im  Mantel,  heller  in  den 
Unterärmeln,  Hellkarminrot  im  Gewände], 
umrissen  vom  Gold  der  Glorie;  dazwischen 
das  zarte,  graubräunliche  Inkarnat,  umgeben 
von  gelbbraunem  Haar,  das  sich  von  blau- 
grüner Zone  abhebt.  Wenige  wärmere  Töne 
unterbrechen  den  kühlen  Ton:  Goldgelb 
[Engel  1.],  Lichtrot  [Cherubim].  Unten  in 
grauschwarzer  Jesuitentracht,  mit  ockergelb- 
braunem Inkarnat,  Fernando  de  Mata,  vor 
bräunlichsaftgrüner  und  grauer  Parkland- 
schaft,  die   durch    rotbraune  Töne   [Blätter 


232 


der  Rosenhecke,  Stab,  Blumentöpfe  usw.]  belebt 
wird.  Überall  sind  die  Symbole  dargestellt,  unter 
denen  Maria  in  der  Litanei  angerufen  wird:  der 
Turm  Davids,  der  Rosenstock,  der  Brunnen  usw. 

Das  Bild  ist  wahrscheinlich  im  Auftrage  des  Stifters  D.  Fernando  de 
Mata  [gestorben  1612]  für  seine  Grabkapelle  in  der  Kathedrale  zu 
Sevilla  gemalt     .".    Erworben  1852  aus  der  Sammlung  Soult  zu  Paris. 
Leinwand,  h.  2,79,  br.  1,68. 

l\/r  1_„    Luis  de  Morales,  gen.  el  Divino.     Geboren 

IVIUI  cilCo  jn  Badajoz  zu  Anfang  des  16.  Jahrhunderts,  ge- 
storben daselbst  1586.  Tätig  vornehmhch  in  Badajoz  und 
einige  Zeit  in  Madrid  am   Hofe  Philipps  II. 

412  Maria  mit  dem  Kinde.  Kühles  silbriges 
Inkarnat  mit  zarten  Rosatönen  auf  Wangen  und 
Lippen,  mit  weicher  graublauer  und  brauner 
Modellierung,  von  gelbbraunem  Haar  umgeben, 
vor  schwarzem  Grund.  Bräunliches  Hellkarminrot 
im  Gewand,  grünliches  Blau  im  Mantel  [davor  der 
Körper  des  Kindes]  sind  auf  die  kalte  Gesamt- 
färbung abgestimmt.  L.  ein  Stück  des  gold- 
gelben, über  den  Sitz  gebreiteten  Tuches. 

Von  dem  Bilde  kommen  mehrfach  [z.B.  in  der  Eremitage]  Wieder- 
holungen vor  .*.  Erworben  1841  42  in  Italien. 
Eichenholz,  h.  0,48,  br.  0,33. 

/'^  11        Alonso  Sanchez  Coello.    Geboren   zu  Beni- 

^— ''-"-'*^*-'  fayrö  [bei  Valencia]  im  Beginn  des  16.  Jahr- 
hunderts [1515?],  heiratete  1541  in  Madrid,  gestorben 
1590  ebenda.  Schüler  des  Antonis  Mor  zu  Madrid. 
Tätig  in  Lissabon  und  Madrid. 

406b  Bildnis  Philipps  II.  von  Spanien  [1527 
bis  1598].  Rot  im  Bande  des  Ordens  vom  gol- 
denen Vlies,  den  beiden  Armbinden  und  den 
Lippen,  matter  in  den  Armelborten,  gegen  kühle 
silbergraue  Töne  [bräunlichgraue,  goldgelb 
verzierte  Rüstung,  mattgoldgelbe,  mit  grauen 
Stickereien  gezierte  Hosen,  durch  deren  Schlitze 
das  graublaue  Untergewand  sichtbar  ist,  grau- 
weiße Beinkleider,  mattockergelbe  Stiefel  und 
Kommandostab],vorschwärzlichbraunemGrund, 
im  Fußboden  durch  Ockergelb  etwas  aufge- 
lichtet. Auch  das  blasse,  hellbräunliche  mit 
rötlichen  und  grauen  Tönen  durchsetzte  Inkar- 
nat ist  auf  den  kühlen  Gesamtton  gestimmt 
Braunes  Haar,  gelblicher  der  Bart. 

Eine  alte  Kopie  im  Stadthause  zu  Löwen  .".  Königliche  Sammlung 
in  Madrid  bis  1820;  Sammlung  von  Schepeler  in  Aachen,  1851  .'. 
Sammlung  Suermondt,  1874     .-.     Leinwand,  h.  1,87,  br.  1,00. 


Spanis<^e 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

412 


406  B 


233 


Spanische 
Schule  des 
XVn.  Jahr- 
hunderts 

413F 


413  C 


XA^'lpiTTIllf^V  Diego  Velazquez  de 
VeidZqUeZ  Silva,  eigentlich  Diego 
Rodriguez  de  Silva  y  Velazquez. 
Nach  andalusischem  Brauche  führt  er 
den  Namen  seiner  Mutter,  Velazquez. 
Getauft  zu  Sevilla  den  6.  Juni  1599,  ge- 
storben zu  Madrid  den  6.  August  1660. 
Schüler  des  Francisco  Herrera  d.  A., 
dann  des  Francisco  Pacheco  zu  Sevilla. 
Tätig  zu  Sevilla  und  Madrid  [seit  1523 
Hofmaler  Philipps  IV.],  zweimal  in  Italien 
[1629-1631  und  1649—1651]. 

413f  Die  drei  Musikanten.  Aus 
dem  unbestimmten  grauen  Dun- 
kel der  Wände  prallen  in  breit 
hing-estrichenen  Flächen  der 
bräunlichockergelbe  Fleischton, 
von  tiefem  Schwarz  der  Haare, 
kaltem  Graublau  und  Weiß  der 
Kragen  umrahmt,  und  im  Vordergrunde  Goldgelb  [Rock  und  Instrument  des  Violinspielers, 
Ärmel  des  Jungen  in  schwarzem  Wams,  matter  in  der  hellockergelben  Mandoline]  hervor. 
Dunkelgrün  im  Gewände  des  mittleren  [davor  der  lichtrote  Fiedelbogen]  hellt  sich  vorn  in 

derTischdecke  zu  Olivgrün  auf.  Schimmerndes  Weiß 
im  Tuch,  mattes  Goldgelb  im  Brot,  helle  Lichtreflexe 
in  dem  mit  gelbrotem  Wein  gefüllten  Glas  schieben 
die  dunklen  Flächen  der  Mitte  in  den  Raum  zurück. 

Aus  der  frühesten  Zeit  des  Meisters  .'.  Erworben  1906  aus  dem  eng- 
lischen Kunsthandel  .■.  Leinwand,  h.  0,87,  br.  1,10. 

413c  Bildnis  der  Schwester  Philipps  IV.,  Maria 
Anna  [1606 — 1646,  seit  1631  Gemahlin  des  Königs 
von  Ungarn,  späteren  Kaisers  Ferdinand  111.].  Von 
brennendem  Zinnoberrot  im  Vorhang  hebt  sich  kühl 
das  gelblichweiße  Inkarnat  ab,  mit  grauen  Halb- 
schatten, von  gelbbraunem  Haar  und  grauer  Hals- 
krause umrahmt.  Mattes  Gelbrot  im  Stuhl  ver- 
mittelt mit  den  grauen  Tönen  der  anderen  Bildhälfte 
[dunkelgraues  Gewand  mit  blitzenden  bräunlich- 
gelben Goldborten  und  Stickereien,  gelblichgrauer 
Boden,  graue  Wand],  die  im  Kontrast  zu  Rot  eine 
komplementär  olivgrünliche  Färbung  annimmt. 

Das  Bild  gleicht  völlig  dem  Brustbiide  der  Maria  im  Museo  de!  Prado. 
Dieses  wäre  nach  Justi  das  1630  in  Neapel,  wo  sich  die  Königin  vorüber- 
gehend aufhielt,  gemalte,  während  das  Berliner  Porträt  damals,  worauf 
das  Kostüm  deutet,  nur  entworfen  und,  wie  die  Technik  verrät,  viel  später, 
vielleicht  erst  nach  1646,  ausgeführt  worden  sei  .".  Kam  1820  aus  dem 
königlichen  Palast  in  Madrid  [Inventarnummer  471]  durch  Geschenk  [zu- 
gleich mit  Coellos  Porträt  Philipps  IL]  in  die  Sammlung  des  preußischen 
Ministerresidenten  Obersten  von  Schepeler.  1851  von  Suermondt  er- 
worben, galt  es  auch  in  dieser  Sammlung  als  Porträt  von  Philipps  IV. 
erster  Gemahlin  Isabella  von  Bourbon,  während  der  ausgesprochen  habs- 


234 


burgische  Gesichtstypus  die  jetzige  Benennung  nahe  legt .'. 
Sammlung  Suermondt,  1874. 
Leinwand,  h.  2,00,  br.  1,06. 

41 3 E  Bildnis  einerDame.  Vomhellg-rauen 
Grund  löst  sich  in  vollster  Körperlichkeit 
die  Figfur  in  dem  schwarzen,  grau  g-e- 
musterten  Kleid  von  bläulichem  Schim.mer, 
mit  dunkelblauen  Ärmeln  und  Brustein- 
satz, reich  geziert  mit  blitzenden  gold- 
gelben Stickereien,  Goldschmuck  und  Ge- 
stein. Die  rotbraune  Haarfrisur  schließt 
ihren  Umriß,  in  dem  als  lichtester  Ton  das 
zarte  ockergelblichweiße  Inkarnat  wirkt, 
mit  leicht  geröteten  Wangen  und  wenig 
Schatten  in  warmem  durchsichtigem  Braun. 
L.  unten  als  Gegengewicht  die  einzige 
lebhaftere  Farbe:  Karminrot  im  Stuhl, 
mit  Goldgelb  in  den  Knöpfen  und  Fransen. 

Auf  der  alten,  jetzt  durch  eine  neue  verdeckten  Leinwand 
steht  in  alter  Handschrift  der  Name  Joana  de  Miranda.  Indes 
bleibt  ungewiß,  ob  damit  des  Malers  Gattin  gemeint  sei 
oder  eine  andere  Dame  vom  Hofe  Philipps  IV.,  an  dem  der  Name 
Miranda  mehrfach  vorkommt.  Vielleicht  ist  die  Dargestellte  die 
Gräfin  Olivares.     Das  Bild  gehört  nach  Justi  in  die  dreißiger 
Jahre   .*.   Es  läßt  sich  nur  bis  auf  die  Sammlung  des  Sebastian 
Martinez  in  Cadix  zurückverfoigen    .".    Im  Jahre  1867  ging  es 
für  98000  Frs.  aus  der  Salamanca- Galerie  in  den  Besitz  von 
Lord  Ward  [Dudley]  über  .*.  Erworben  1887  aus  der  Sammlung 
des  Earl  of  Dudley   .-.   Leinwand,  h.  1,20,  br.  0,99. 

413a  Velazquez?  Bildnis,  angeblich  des 
Alessandro  del  Borro.  In  schwarzer, 
graugeblümter  Gewandung  ragt  die  Gestalt 
als  mächtige  dunkle  Masse,  deren  Umriß  das 
dunkelbraune  Haar  fortsetzt,  vor  lichtem 
ockergelblichgrauem  Grund  empor.  Warm 
leuchtet  aus  dem  Schwarz  das  fette  braun- 
rote Fleisch.  Ihm  halten  als  einzige  leb- 
haftere Farbe  Mattrot  und  Weiß  [graublau 
beschattet]  in  der  mit  goldgelben  Bienen  be- 
stickten Fahne  die  Wage. 

Dem  grotesken  Charakter  des  Bildnisses  nach  scheint  es  irgend- 
einen Buffonen  darzustellen.  Die  Vermutung,  daß  der  Darge- 
stellte der  italienische  Feldhauptmann  Alessandro  del  Borro  sei, 
gründet  sich  auf  die  Fahne  unter  seinen  Füßen.  Die  Bienen 
sind  das  Zeichen  der  Barberini,  und  in  dem  Kampfe,  den  Parma 
mit  Hufe  von  Venedig  und  Toskana  gegen  Urban  VIII.,  das 
Haupt  der  Familie  Barberini,  um  den  Besitz  des  Herzogtums 
Castro  1641 — 1643  führte,  war  del  Borro  der  Feldhauptmann 
Ferdinands  II.  von  Toskana.  Nach  dem  Ende  des  30iährigen 
Krieges  trat  del  Borro  in  die  Dienste  Philipps  IV.  von  Spanien. 
Außerdem  befindet  sich  in  der  Bildnissammlung  der  Offizien 
[  Nr.  252  ]  ein  ähnlicher  Kopf  als  Bildnis  des  toskanischen  Mar- 
chese.    Ein  Bild  im  Rathause  zu  Arezzo,  das  Borro  darstellt  in 


Spanische 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 


235 


Spanische 

Sdiule  des 

XVII.  Jahr- 

hiinderfs 

413  D 


ganzer  Figur,  mit  Rüstung  und  der  Inschrift:  Alexander  aBorro 
Marchio  Patritius  Arretinus  Germanico  BelloClarissimusEtrurie 
Defensor  Acerrimus  Hispanie  Citerioris  Domitor  Turcarum 
Terror  Tenedi  Lemniqiie  Expugnator  Obiit  Anno  Salutis 
MDCLVI  Aetatis  Suae  .  . .  weist  dagegen  andere  Züge  auf  als 
unser  Bild.  Die  Zuschreibung  an  Velazquez  ist  bezweifelt,  und 
verschiedene  italienische  und  nordische  Meister  des  1 7.  Jahrhun- 
derts sind  ohnehaltbareGründe  inVorschlag  gebracht  worden  .*. 
Früher  in  der  Villa  Passerini  bei  Cortona  .".  Erworben  1873 
in  Florenz   .'.   Leinwand,  h.  2,03,  br.  1,21. 


Velazquez    Kopie  nach  Ve 


c 


lazquez. 

413d  Bildniseines  spanischen  Hofzwer- 
gfes. Mit  rotbraunem  Gesicht  und  dunkel- 
braunem Haar.  In  gelbbrauner,  goldgelb 
bestickter  vlämischerEdelmannstracht.  Weiß 
im  Spitzenkragen,  den  Manschetten,  den 
Federn  und  im  Hund  hält  die  Figuren  vor 
ockergelbbraunem  Boden  und  schwärzlich- 
braunem  Hintergrund  zusammen  und  erhöht 
ebenso  wie  das  tiefe  Schwarz  im  Hunde- 
fell die  Wirkung  der  goldigbraunen  Töne. 
Das  Karminrot  der  Haarschleife  wiederholt 
sich  im  Band,  an  dem  er  das  Tier  hält. 

Kopie  [von  Maso?]  nacli  dt-iii  im  iVlusoi^  (iel  Prado  befindlichen  Original,  in  dem  der  Katalog  den  Hofzwerg  Philipps  IV.,  Don 
Antonio  den  Engländer,  sehen  will.  Nach  Justi  indes  möglicherweise  das  Porträt  des  königlichen  Spaßmachers  Velazquillo  -•.  Er- 
worben 1879  in  Wien  vom  Maler  Penther,  der  das  Bild  aus  Spanien  mitgebracht  hatte  .'.   Leinwand,  h.  1,39,  br.  1,01. 

Pinr»    '^'onso    Cano.     Maler   und    Bildschnitzer,    geboren    zu  Granada   den   19.  März  1601,    gestorben 
daselh<;t   den  3.  Oktober  1667,    Schüler  des  Francisco  Pacheco,  des  Juan  de  Castillo  und  des  Bild- 
hauers Juan  Martinez  Montaüez    zu   Sevilla.    Tätig   zu 
Sevilla  [bis  1637],  Madrid  [1637  bis  1651]  und  Granada 
[bis  zu  seinem  Ende]. 

414b  Die  hl.  Agnes.  In  breiten  sonnigen 
Farbflächen,  vor  lichtem  grauweißem  Grund. 
Leuchtend  goldgelbbraunes,  gelb  schillerndes 
Gewand,  dunkelgrünes  Mieder,  karminroter, 
im  Lichte  violetter  Mantel,  bräunlichgrüne 
Palme.  Auf  grauem  Sockel  das  grauweiße 
Lamm.  Über  dem  weißen,  in  den  Falten 
graublauem  Hemd  erhebt  sich  das  zarte, 
rosige,  von  dunkelbraunem  Haar  umrahmte 
Antlitz  mit  den  dunkelbraunen  Pupillen, 
bläulichen  Augäpfeln  und  roten  Lippen,  mit 
Braun  modelliert.  Ein  bräunlicher  Schleier 
umflattert  das  Haupt. 

Bez.  rechts  an  dem  Postament  mit  dem  aus  ALO  und  CANO 
gebildeten  Monogramm  .".  Vermutlich  aus  der  früheren  Zeit 
des  Meisters  .■.  Erworben  1852  aus  der  Sammlung  des  Mar- 
schalls Soiilt. 

Leinwand,  h.  1,11,  br.  0,86. 


236 


Zurb< 


l_^  Francisco  de  Zurbaran.  Getauft  zu  Fuente 

-UrUdl  an  jg  Cantos  in  Estremadura  den  7.  Nov.  1598, 
gestorben  zu  Madrid  1662.  Schüler  des  Juan  de  las  Roelas 
zu  Sevilla.  Tätig  zu  Sevilla  und  Madrid  [als  Hofmaler 
Philipps  IV.]. 

404c  Bildnis  eines  vornehmen  Knaben  im 
Harnisch.  Die  leuchtend  karminrote  Schärpe 
liegt  über  dem  blitzenden  silbergrauen  Harnisch, 
dessen  Farbe  sich  in  den  seidenen  Armein  fort- 
setzt. Wenig  Grün  [im  Ordenszeichen  auf  der 
Brust]  begleitet  das  Rot.  Die  Wirkung  des  Metalls 
steigert  der  wärmere,  im  Lichte  schimmernde 
braune  Ton  der  grauviolett  geschlitzten  Hosen. 
Blendend  weiße  Strümpfe  und  schwarze  Schuhe 
[ebenso  wie  die  Hosen  mit  goldgelben  Rosetten 
besetzt]  erhöhen  die  Körperlichkeit  der  Figur,  die 
im  kalten  weißen  Licht  hart  vor  bräunlichschwar- 
zem Grund  steht,  der  nach  vorn  in  den  grau- 
bräunlichen Ton  des  Bodens  übergeht.  Das 
ockergelbliche,  mit  grauen  Tönen  durchsetzte 
Antlitz  mit  roten  Lippen,  von  braunem  Haar 
umrahmt,  ist  kräftig  mit  schwärzlichen  Schatten 
modelliert.  Oben  ein  goldgelbes  Wappen  mit 
dunkelgrünenBalken 
und  grauem  sprin- 
gendem Löwen,  mit 
neunzackiger  Krone 
und  dem  Ordens- 
zeichen wie  auf  der 
Brust. 

Bez.  rechts  unten ;  fran'^o  de 
zur  baran  .  f.  Darunter :  AE- 
TAS  12  A2.S  .-.  Der  Dar- 
gestellte galt  als  der  1629  ge- 
borene Sohn  Philipps  IV. 
Prinz  Balthasar  Carlos. 
Doch  ist  dies  mit  dem 
Wappen  nicht  beweisbar  .■. 
Erworben  1 906  aus  derSamm- 
lung  Alfred  Morrison  in  Lon- 
don -■-  Leinwand,  h.  1,85, 
br.  1,03. 

404a  Der  hl.  Bona- 
ventura verweist 
den  hl.  Thomas 
von  Aquino  auf 
den  Gekreuzigten 
als      die      Quelle 


Spanische 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 

404  C 


404  A 


237 


Spanische 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 


417 


alles  Wissens.  Zwischen  den  grauen 
und  bräunlich  grauen  Tönen  der  Ordens- 
trachten, die  im  Kontrast  zu  tiefem,  durch 
Weiß  gestärktem  Schwarz  [Kutte  des 
hl.  Thomas;  Wände  des  Gemachs,  die 
der  blaugraue  Türausschnitt  durch- 
bricht] silbrig  erschimmern,  leuchtet  in 
goldiger  Wärme  das  rötlichbraune  In- 
karnat mit  blitzenden  weißlichen  Glanz- 
lichtern. Das  Ockergelb  derPergament- 
bände  und  des  Kruzifixes,  Rotbraun 
der  Möbel,  Blauviolett  und  Rosaviolett 
der  Vorhänge  [überall  dazwischen  Schwarz]  dämpft  das  kalte  Licht  mit  seinem  silbrigen 
Glanz,  während  r.  starkes  Zinnoberrot,  ergänzt  durch  wenig  Blaugrün  im  Schnitt  einiger 
Bücher,  [von  blendendem  Weiß  begleitet]  den  Blick  in  die  Richtung  des  Kruzifixes  leiten. 

Bez.  links:  F.  DE  ZVRBARAN  .  FATA  .  1629  .".  Gehört  zu  einer  1629  gemalten  Folge  von  vier  Darstellungen  aus  dem  Leben 
des  hl.  Bonaventura,  früher  in  S.  Bonaventura  [  Kirche  des  Franziskaner -Kollegs]  zu  Sevilla,  von  denen  sich  zwei  jetzt  im 
Louvre  zu  Paris  und  eine  in  der  Dresdener  Galerie  befinden.  Unser  Gemälde  stellt  die  folgende  Begebenheit  dar:  „Thomas 
von  Aquino,  erstaunt  über  die  Kraft  und  den  Reichtum  der  mystischen  Theologie  Bonaventuras,  besuchte  ihn  [der  damals  noch 
ein  junger  Lehrer  der  Theologie  an  der  Pariser  Universität  war]  und  bat  ihn,  ihm  seine  Bibliothek  zu  zeigen,  damit  er  sich  die 
Werke  anschaffen  könne,  aus  denen  jener  eine  so  vielseitige  und  umfassende  Wissensfülle  schöpfe.  Da  wies  ihm  Bonaventura 
das  Bild  des  Gekreuzigten,  aus  welcher  ergiebigen  Quelle  er  alles  das  empfangen  zu  haben  bekannte,  was  er  gelesen  und  ge- 
schrieben" [Pietro  Galesini,  Acta  Sanct.  p.  847]  -•.  Erworben  1852  aus  der  Sammlung  Soult  zu  Paris. 
Leinwand,  h.  2,26,  br.  2,56. 

Spanische  Schule  um  1630 

1667  Stilleben.  Das  helle  bräunliche  Rot  der  Tischdecke  dient  auch  als  Grundierung,  über 
die  das  teilweise  von  bräunlichen  und  grauen  Schatten  gedämpfte  Weiß  der  Folianten,  das 
bräunliche  Goldgelb  der  Pergamenteinbände  und  der  schwärzlichbraune  Hintergund  ge- 
gemalt sind.  Graubrau- 
nes Tintenfaß  mit  leuch- 
tend weißem  Federkiel. 

Früher  im  Bezitze  der  Familie  des 
spanischen  Gesandten  J.  Hook- 
ham  Frere  zu  Roydon  Hall  [Nor- 
folk] .-.  Erworben  1908  als  Ge- 
schenk des  Herrn  R.  Langton 
Douglas,  London. 

Leinwand,  h.  0,345,  br.  0,553. 

417  Liebe,  Hoffnung, 
Glaube.  Aus  schwärz- 
lichem Dunkel  tauchen, 
scharf  von  silbrig  schim- 
merndemLicht  bestrahlt, 
mit  schwärzlichen  Schat- 
ten, die  Gestalten  auf. 
Kühl  gefärbteGewänder 
[silbergrau    1.,    dunkel- 


238 


blau  in  der  Mitte,  gelblichweiß  mit 
karminbräunlichen  Schatten  r.]  kon- 
trastieren mit  dem  warmen  rötlich- 
braunen Fleischton. 


Sammlung  Solly,  1821. 

Leinwand,  h.  1,09,  br. 


1,44. 


R*L_  „  Jusepe  de  Ribera,  CTen.  lo  Spa- 
^^^*  "  gnoletto.  Maler  und  Radlerer,  geb. 
zu  Jätiva  [jetzt  San  Felipe]  im  Königreich 
Valencia  1589  [nach  Palomino],  gest.  zu  Ne- 
apel den  2.  September  1652.  Schüler  des 
Francisco  Ribalta  zu  Valencia;  durch  Studien 
in  Rom,  Parma  und  Venedig  ausgebildet. 
Tätig  vornehmlich   zu  Neapel. 

405b  Der  hl.  Sebastian.    Das  volle 
Licht  sammelt  sich  auf  dem  nackten 
Körper,  der  über  die  dunkelbraune, 
in  den  tieferen  Schattenpartien  sicht- 
bare Untermalung  alla  prima  in  hell- 
ockergelben und  silbergrauen  Tönen 
und  wenigLichtrot  auf  den  Gelenken 
pastos   heruntergemalt    ist.     Kaltes 
Grauweiß  im  Tuch,  das  um  die  Len- 
den gebunden  ist,  dient  der  Wirkung 
des    Inkarnats.      Gedämpfter     und 
wärmer,  mit  Braun  gemischt,  klingen  die 
Ockertöne   im  Erdboden   und   im  Baum- 
stamm  wieder,   vor   kühlem    dunkelgrau- 
blauem Himmel. 


Bez.  links  unten:  Jusepe  de  Ribera  panol.  F1636   .'.   Samm- 
lung Suermondt,  1874  .'.  Leinwand,  h.  2,00,  br.  1,49. 


Rib 


61"3    Nachahmer  des  Ribera. 


403  Der  hl.  Hieronymus.  Die  Malerei 
ist  fester  als  bei  Ribera,  die  Farben  stumpf 
und  branstig.  Aus  tiefschwarzem  Hinter- 
grund prallt  in  greller  Beleuchtung  der 
ockergelbbraune  Körper,  mit  schwärzlich- 
braunen Schatten  modelliert,  hervor.  Weiß 
im  Folianten  und  im  Hüftschurz.  Stumpf 
zinnoberroter  Mantel. 

Das  Bild  ist  eine  Nachahmung  Rilieras  und  vielleicht  ein 
Jugendwerk  Luca  Giordanos  .'.  Sammlung  Solly,  1821. 
Leinwand,  h.  1,16,  br.  0,91. 


Spanische 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 


403 


239 


Spanisdie 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 

416 


Rib 


era 


Kopie  nach  Ri 
bera. 


lichten  Blau  des  Himmels  ab. 


416  Martyrium  des 
hl.  Bartholomäus. 
Lichtester  Fleck  der 
ockerg-elbliche  Körper 
des  Heiligen,  dessen 
Schoß  ein  dunkelblauer 
Mantel  umgibt.  Dane- 
ben r.  gedämpftes  Hell- 
rot im  Gewände  des 
Henkers,  dem  1.  Grün 
im  Rocke  des  hinteren 
Knechts  entspricht. 
Nach  den  Seiten  und 
rückwärts  kühlt  sich  der 
stumpfe,  von  Grau 
durchsetzte  braune  Ge- 
samtton in  immer  lufti- 
geren Mischungen  zum 


Das  voll  bezeidinete  und  datierte  Original  von  Ribera  befindet  sich  itn  Prado  zu  Madrid  .*.  Unser  Bild,  geringer  in  der  Zeichnung 
und  weniger  kräftig  in  der  Färbung,  ist  nur  eine  Kopie  aus  der  zvi-eiten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts,  von  einem  Nachfolger  Mu- 
rillos  .'.  Geringere  Kopie  im  Privatbesitze  zu  Madrid  -■.  Sammlung  Soily,  1821    -•.  Leinwand,  h.  2,18,  br.  2,51. 

Cr%vvckr\r\  Don  Juan  Carreno  de  Miranda.  Geb. 
drrCllU  ^^  ;^yi|^^  i„  Asturien  den  25.  März  1614, 
gest.  zu  Madrid  im  September  1685.  Schüler  des  Pe- 
dro de  las  Cuevas  und  des  Bartolome  Roman  zu  Ma- 
drid, unter  dem  Einflüsse  von  Velazquez,  Rubens  und 
besonders  von  A.  van  Dyclc  ausgebildet.  Tätig  vor- 
nehmlich zu  Madrid,  kurze  Zeit  zu  Toledo. 

407  Bildnis  König  Karls  II.  von  Spanien 
[1661 — 1700].  Aus  der  kühlen,  auf  Grau  ge- 
stimmten Umgebung,  aus  schwarzer  Sammet- 
tracht  kommt  licht  das  zarte  ockergelblichweiße 
Antlitz,  mit  grauen  Tönen  und  mattem  Rot  in 
den  Lippen  und  Wangen,  von  blonden  Locken 
umgeben,  hervor.  Blaugraue  Strümpfe  und  De- 
gengriff. Mit  demGrau  und  Graublau  der  Wände 
kontrastiert  das  bräunlicheGoldgelbderBronze- 
löwen,  der  Adler,  welche  die  dunkelbraunen 
Rahmen  umkrallen,  und  des  Vorhangs,  dessen 
gedämpft  karminroterUmschlag  wieder  mit  dem 
kalten  grauen  Gesamtton  vermittelt.  Mattere 
lichtrote  Fliesen  beleben  den  grauen  Boden. 


240 


M 


Bez.  rechts  über  dem  Tisch :  AETAT.  SUAE 
XII  ANN.,  und  auf  dem  Sockel  des  Tisch- 
fußes :  JOANNES  A  CARRENNO  PICTOR 
REG.  ET.  CVBI\B  FAC.  ANNO.  1673.  Der 
Meister  zeichnet  sich  als  Pictor  Regius  et 
Cubicularius,  d.  h.  königlicher  Maler  und 
Kämmerer  .-.Eine  Wiederholung  des  Bildes, 
jedoch  ohne  Bezeichnung,  im  Museo  del 
Prado  zu  Madrid,  eine  andere  befand  sich  in 
der  Sammlung  des  Prinzen  Pierre  de  Bour- 
bon,  eine  dritte,  etwas  verändert,  unter  dem 
Namen  Murillo  in  der  ehemaligen  Sammlung 
Molinari  in  Mailand  .-.  Erworben  1836  als 
Geschenk  des  Freiherrn  von  Werther,  da- 
maligen Preußischen  Gesandten  zu  Paris. 
Leinwand,  h.  2,05,  br.  1,42. 

llKill/~>      Bartolome  Esteban  Mu- 
UIllIU      rillo.     Getauft    zu    Sevilla 

den    1.  Januar  1618,    gestorben    da- 
selbst den  S.April  1682.    Schüler  des 

Juan  de  Castillo    zu  Sevilla;    auso-e- 

bildet  zu  Madrid  [1642— 1645]  unler 

dem  Einflüsse  von  Velazquez    sovt'ie 

der  Werke  des  Ribera,  Rubens  und 

van  Dyck.  Tätig  vornehmlich  zu  Sevilla. 

414c  Anbetung   der   Hirten. 
Die  warmen  Töne  des  Vorder- 
grundes kühlen  sich   von  dunklem  rötlichem  Braun  [die  als  kräftig  zurückschiebende 
Kuhsse  wirkenden  Hirten  1.],  von  goldigem  Ockergelb  und  Gelbbraun  [Sattel,  Krippe 
r.]  über  Goldgelb  [Rock  des  knienden  Hirten]  und  den  warmen  rötlichen  Fleischton  im 
Schnittpunkte  der  beiden  Diagonalen  zu  den  kühlsten,  aber  lebhaftesten  Farben  des 
Bildes   ab:  Hellkarminviolett  im  Gewände,  Hellblau  im  Mantel  Marias,  ihrem  lichten 
Inkarnat  und  schimmerndem  Weiß,  mit  graublauen  Schatten,  im  Tuch,  von  dem  sich  in 
lichten  rödichen  Tönen  der  Körper  des  Kindes  abhebt.    In  der  Gestalt  Josephs  [bräun- 
lichgoldgelber Mantel  über 
dunkelviolettem    Gewand] 
und     der     dunkelbraunen 
Architektur  kehrt  die  eine 
diagonale   Farbenreihe    zu 
ihrer  ursprünglichen  Wärme 
zurück,  in  der  anderen  Rich- 
tung  geht   sie   über  Weiß 
[Kopftuch  der  Alten.Haupt- 
und    Barthaar     des     alten 
Hirten]    und   die   gelblich- 
grauen Töne  [Gewand  des 
jungen   Hirten,  Mauer  des 
Torbogens]  in  den  luftigen 
Ton  des  blaugrauen  Him- 
mels über. 


Spanische 
Schule  des 
XVn.Jahr^ 
hunderts 


J14 


241 


spanische 

Schule  des 

XVII.  Jahr. 

hunderls 

408  B 


Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters  . 
aus  dem  englischen  Kunsthandel. 
Leinwand,  h.  1.70,  br.  1,96. 


Erworben  1905 


c 


414  Der  hl.  Antonius  von  Padua 
mit  dem  Christkinde.  Die  von 
Graublau  durchsetzten  braunen  Schat- 
tentöne der  rechten  Bildhälfte  lichten 
sich  in  der  Kutte  des  Heiligen  zu 
silbrigem  Blaugrau  auf,  das  dem  rosi- 
gen, durch  zarte  graue  Töne  aufge- 
lockerten und  durch  den  Gegensatz 
zu  Weiß  [im  Tuch,  das  den  Körper 
des  Christkindes  umgibt]  wärmer 
wirkenden  Inkarnat  als  Folie  dient. 
Auch  in  dem  mattgoldgelben  Lichte 
der  Glorie  und  dem  bräunlichen  Ge- 
wölk links  klingen,  nach  der  Tiefe  ge- 
steigert, die  luftigen  grauen  Töne 
weiter,  belebt  durch  die  festeren  röt- 
lichbraunen Töne  der  Engelskörper. 
Diese  erwärmen  sich  am  stärksten  in 
den  beiden  Engeln  links  vorn,  mit 
den  hellkarminvioletten  und  gedämpft 

roten  Draperien  und  den  Insignien  des  Heiligen  [Buch  und  Lilie],  das  kühle  Silbergrau 

der  landschaftlichen  Ferne  zurücktreibend. 

Der  Meister  hat  dieses  Motiv  öfter  behandelt.  In  der  Kathedrale  zu  Sevilla  stellt  ein  berühmtes  Bild  das  Christkind  dar, 
wie  es  im  lichten  Schein  einer  En^elsglorie  zum  knienden  Antonius  herabschwebt ,  den  Moment  also,  der  unserer  Dar- 
stellung vorangeht  .*.  Eine  Sepiazeichnung  zu  unserem  Bild  im  Louvre  [Sammlung  His  de  La  Salle]  .".  Erworben  1835 
in  Paris  aus  der  Sammlung  des  Barons  Mathieu  Favier,  der  seine  Bilder  unter  Marschall  Soult  in  Spanien  zusammen- 
gebracht hatte. 

Leinwand,  h.  1,65,  br.  2,00. 

_  Mateo    Cerezo.     Geboren  zu  Burg^os  1635,  gestorben  zu  Madrid  1675.    Schüler  seines  Vaters 

^^  CZ.U  Mateo  und  Juan  Carrenos  de  Miranda  in  Madrid,  unter  dem  Einflüsse  Murillos  und  van  Dycks 
ausgebildet.    Tätig  vornehmlich  zu  Madrid,  zeitweilig  in  Burgos,  Valladolid  und  Valencia. 

408b  Christus  am  Kreuze.  Vor  dem  schweren  Dunkel  der  braunen  Landschaft,  die 
von  dem  dumpf  braunroten,  links  am  Horizont  die  Wolken  durchbrechenden  Schein 
gefärbt  wird,  hellt  sich  der  Körper  an  rotbraunem  Kreuz,  rotbräunlich  beschattet,  zu 
kühlem,  von  Grau  durchsetztem  Ockergelb  auf.  Auch  die  unten  vom  rötlichen  Licht- 
schein bestrahlten  schwärzlichen  und  graublauen  Wolken  kühlen  sich  nach  oben  zu 
ab.  Dort  durchbricht  sie  weißlichblauer  Himmel,  von  dem  sich  licht  der  Körper  des 
Gekreuzigten  abhebt. 

Sammlung  Suemiondt,  1874. 
Leinwand,  h.  2,06,  br.  1,62. 


242 


G  Francisco    Jose    de    Goya 

Oya.  y  Lucientes.  Maler  und  Ra- 
dierer, geboren  den  30.  März  1746  zu 
Fuentetodos  in  Arag-onien ,  gestor- 
ben den  16.  April  1828  zu  Bordeaux. 
Schüler  des  Don  Jose  Luzan  y  Mar- 
tinez  in  Saragossa  und  des  Francisco 
Bayeu  zu  Madrid.  Tätig  vornehmlich 
in  Madrid  und  Saragossa,  in  Italien 
[Rom,  Parma  1771]  und  in  Frank- 
reich.  Spanischer  Hofmaler  seit  1789. 

1619  König-  Ferdinand  VIl. 
präsidiert  einer  Sitzung 
der  Philippinenkompagnie. 
Die  schwarze  Grundierung  der 
Leinwand  gibt  den  dunklen 
Grundton,  auf  dem  die  Szene 
in  breiten,  die  in  Licht  und 
Schatten  zerfließenden  Formen 
nur  andeutenden  Farbflecken  hingesetzt  ist.  Durch  die  Fenster  rechts  fällt  schimmernd 
weißes  Licht  ein,  das  den  düsteren  Raum  nur  mäßig  erhellt.  Es  spielt  auf  dem  Boden 
in  unvertriebenen  ockergelblichen,  rötlichen  und  bläulichen  Flecken,  erhellt  mit  gleich- 
mäßigerem weißlichem  Schimmer  die  gegenüberliegende  Wand  und  durch  graue 
Reflexe  den  Plafond.  Hinter  der  mattrötlichen  Tischdecke  im  Grunde  tauchen  aus 
schwarzen  Tönen  goldgelb  blitzende  Stuhllehnen,  das  Weiß  der  Hemden,  rechts  das 
Rot  einer  Uniform  und  der  rötliche  Ton  der  Köpfe  auf.  Die  Reihe  der  links  Sitzen- 
den in  grauen  und  weißlichen  Tönen, 
dazwischen  das  Rotbraun  der  Gesichter 
und  Hände. 

Gemalt  um  1814 — 16.  Farbenskizze  zu  einem  Repräsen- 
tationsgemälde Goyas,  das  sich  jetzt  im  Museum  des  süd- 
französischen Städtchens  Castres  befindet  .".  Erworben 
1900  als  Geschenk  des  Herrn  Rudolph  Ph.  Goldschmidt 
in  Berlin  .*.  Leinwand,  h.  0,54,  br.  0,70. 

1619a  Bildnis  einer  alten  Dame  [an- 
geblich der  Mutter  des  Malers].  In  hell- 
blauem Kleid,  dessen  oberen  Teil  eine 
tiefschwarze  Spitzenmantille  deckt,  in 
weißem  Häubchen  und  Kragen.  Vor  röt- 
lichgrauem Grund,  dessen  Ton  etwas 
wärmer,  von  lichtroten  Tönen  belebt 
und  mit  grauen  Schatten  modelliert, 
im  Inkarnat  wiederkehrt. 


Erworben  1903  aus  dem  Pariser  Kunsthandel. 
Leinwand,  h.  0,74,  br.  0,62. 


Spanische 
Schule  des 
XVIII. Jahr- 
hunderts 

1619 


1619  A 


243 


Spanische 
Schule  des 
XVm.  Jahr- 
hunderts 


1619b  Bildnis  eines  Mönches.  Vor  graubräunlichem  Grund  steht  kaltes  Graublau  der 
Kutte,  mit  durchschimmernder  brauner  Untermalung  in  den  Schatten.  In  warmem  rot- 
braunem Ton  kommt  das  Antlitz  mit  den  tiefschwarzen  Augen,  Brauen  und  Haar  aus 
den  kühleren,  nach  Grau  gebrochenen  Tönen  hervor.  Als  Gegengewicht  zu  Graublau 
dient  bräunliches  Rot  in  der  Tischdecke. 


Erworben  1904  aus  spanischem  Privatbesitz 
Leinwand,  h.  0,82,  br.  0,68. 


Eigentum  des  Kaiser -Friedridi -Museums-Vereins. 


1619  B 


244 


FRANZÖSISCHE  SCHULE 


Französi- 
sche Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


1645 


l\/f a vrnirin    Simon   Marmion.     Buch-   und  Tafelmaler,   geboren    zu  Amiens,    Geburts-  und  Todesjahr 
IVldl  llllUll    unbekannt.    Tätig  nach  der  Mitte  des  15.  Jahrhunderts,   1454  in  Lille  nachweisbar,  seit  1458 
in  Valenciennes.     Ausgebildet  unter  niederländischem   Einfluß. 

1645 — 1645a  Die  Flügfel  des  Altars  von  St.  Omer:  Das  Leben  des  Benedik- 
tiners St.  Bertin.  Die  Darstellungen  sind  durch  gelblichgraue  Architektur  mit  blau- 
grünen Dächern  geschieden.  Vor  lichten  Gründen  wird  das  beherrschende  warme 
Schwarz  derOrdenstrachten,  aus  denen  goldig  das  ockergelbliche  Inkarnat  hervorleuchtet, 
von  Karminrot,  mit  dem  Gelbgrün  kontrastiert,  unterbrochen.  Zwischen  Karminrot  und 
Schwarz  vermitteln  Violett  und  Dunkelblau  in  den  weltlichen,  reich  mit  gelben  Gold- 
stickereien gezierten  Gewändern  und  Stoffen. 

1645  Linker  Flügel.  Vorderseite.  1.  Der  Donator  Guillaume  Fillastre,  Abt  von 
St.  Bertin,  in  gedämpft  karminrotem,  goldgelb  gemustertem  Ornat  neben  grün  be- 
hangenem  Betpult.  Derselbe  Gegensatz  kehrt  greller  im  gelbgrünen  Gewände  des  Engels 
und  dem  zinnoberroten,  mit  goldenen  Hirschköpfen  gezierten  Wappenschild  wieder. 
Dunkelgraublaue  Chorhemden.  Bräunlichgoldgelber  Vorhang  mit  schwärzlichblauen 
Mustern.  2.  Die  Geburt  des  Heiligen.  Karminrot  im  Vorhang,  von  dem  sich  das  weiße 
Bettzeug  abhebt,  kehrt  heller  in  der  Bettdecke  wieder,  deren  farbige  Wirkung  der 
graublaue  Umschlag  noch  steigert.   Die  Magd  in  gelbgrünem  Gewand.     3.  Seine  Ein- 


246 


kleidung  im  Kloster  Luxeuil.  Als  Mitte  der  Tafel  betont  durch  den  kräftig  roten  Grund 
des  Tympanons,  auf  dem  in  natürlichen  Farben  und  goldgelben  Gewändern  das  jüngste 
Gericht  dargestellt  ist.  Unter  den  schwarzen  Mönchstrachten  Karminrot  und  leuchtendes 
Gelbgrün  in  der  Gewandung  des  mittleren  Zuschauers  r.  4.  Aufnahme  des  Heiligen  auf 
der  Pilgerschaft  in  der  Diözese  Therouane.  Zinnoberrot  im  Gewände  St.  Omers  1. 
5.  Stiftung  und  Bau  des  neuen  Klosters.  In  den  weltlichen  Trachten  Karminviolett  und 
Gelbgrün,  Karminrot  in  dem  goldgelbgemusterten  Brokatmantel  und  schwärzliches  Blau 
vor  lichtrötlichem  und  grauem  Gemäuer,  vor  bräunlichgelbgrüner  Landschaft  mit  hell- 
grauen [Gebäude]  und  blaugrünen  Tönen  [Dächer,  Bäume,  Wasser,  Ferne].  —  Rück- 
seite: Figuren  und  Nischen  grau  in  Grau,  auf  bräunlicher  Untermalung.  Auf  den 
Bändern  mit  schwarzen  Inschriften  zinnoberrote  Zahlen. 

Erworben  1905  aus  dem  Besitz  I.  kgl.  H.  der  Fürstin  zu  Wied    .'.    Eichenholz,  h.  0,56,  br.  1,47. 

1645a  Rechter  Flügel.  Vorderseite.  6.  Die  Wundertat  des  Heiligen,  der  Wasser  und 
Wein  in  einem  Fasse  scheidet.  Die  Färbung  entspricht  der  vorhergehenden  Darstellung. 
Karmin,  Gelbgrün,  Dunkelblau  in  der  Tracht  des  Jünglings.  In  der  leuchtend  gelbgrünen 
Landschaft,  in  der  der  Sturz  des  Grafen  auf  der  Jagd  dargestellt  ist,  Figuren  in  roten 
und  blauen  Trachten.   7.  Der  Eintritt  des  Bekehrten  ins  Kloster  und  8.  Das  Gelübde  der 


Französi- 
sche Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

1645  A 


247 


Französi- 
sdie  Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


vier  Edelleute.  In  beiden  Darstellungen  belebt  Karminrot  [Wandvorhang,  Brokatmantel, 
den  der  gelbgrün  gekleidete  Diener  hält,  weltliche  Figur  ganz  r.]  das  reichliche  Schwarz. 
Durchblick  in  hellen  Kreuzgang,  den  bunte  Totentanzfresken  zieren,  mit  sonnig  gelb- 
grünem Rasen  und  rot,  grün,  violett  und  blau  gekleideten  Figuren.  9.  Versuchung  durch 
eine  Frauengestalt  mit  Krallenfuß,  in  leuchtend  zinnoberrotem,  mit  grauem  Pelz  gefüttertem 
Gewand,  die  der  hl.  Martin  von  Tours  [in  schwärzlichblauem  Ornat  mit  gelbbrauner 
Stickerei]  vertreibt.  Gelbgrüne  Türöffnung.  10.  Der  Tod  des  Heiligen.  Leuchtend  kar- 
minroter Bettvorhang  mit  gelbgrünem  Behang.  Schwärzlichblaues,  gelbbraun  gemustertes 
Brokatgewand  des  betenden  Mannes,  mit  karminroten  Ärmeln.  Dahinter  sein  Begleiter 
in  gelbgrüner  Tracht.  Gelbliche  Strohmatte.  —  Rückseite:  Die  Färbung  der  Figuren 
und  Nischen  grau  in  Grau  wie  im  Gegenstück. 

Die  Tafeln  bildeten  ursprünglich  mit  den  kleinen  Aufsätzen  [Nr.  1302  und  1303  der  Londoner  National  Gallery]  die  Flügel 
eines  Altarschreines  in  der  Abtei  zu  Saint  Omer,  der  mit  Bildwerk  in  Silber  gefüllt  war.  Das  gesamte  Werk  gelangte  als 
Siftung  des  Guillaume  Fillastre,  des  Abts  von  St.  Bertin  in  St.  Omer  und  Bischofs  von  Toul  [spater  von  Verdun  und  Tournai], 
1459  in  die  Klosterkirche  und  blieb  bis  1792  dort  vereinigt  erhalten.  Das  Datum  der  Vollendung  überlieferte  Dom  Dewitte. 
Nach  Dehaisne  [Simon  Marmion]  begann  die  Ausführung  des  Altars  schon  1453.  Dom  Dewitte  berichtete  ferner  aus  alten 
Klosterüberlieferungen,  daß  diese  hervorragende  Kunstschöpfung  in  Valenciennes  entstand.  Hans  Steclin  aus  Köln  war  dort 
ein  weit  berühmter  Goldsclimied,  und  1458  hatte  sich  Simon  Marmion  aus  Amiens  in  Valenciennes  niedergelassen,  den  Lodo- 
vico  Guicciardini  als  "grandissimo  maestro  nel  miniare"  rühmt,  imd  den  Jean  Lemaire  in  La  Couronne  margueritique  "prince 
d'enluminure"  nennt.  Auf  Grund  dieser  Anhaltspunkte  hat  Dehaisne  die  Vermutung  begründet,  daß  Simon  Marmion  der  Maler 
der  Altarflügel  sei,  eine  Vermutung,  die  noch  besser  gestützt  wurde  durch  die  Beobachtung,  daß  der  Stil  der  Altartafeln  von 
St.  Omer  in  Buchmalereien  nachweisbar  ist,  in  den  Grandes  Chroniques  de  Saint  Denys,  die  ebenfalls  im  Auftrage  des  Guillaume 
Filastre  für  den  Herzog  Philipp  den  Guten  von  Burgund  entstanden  [jetzt  in  der  Kaiserlichen  Bibliothek  zu  St.  Petersburg]. 
Wir  wissen  aus  Rechnungen,  daß  Simon  Marmion  1467 — 70  Buchmalereien  für  den  Herzog  ausführte.  Neuerdings  ist  Jean 
Hennequart,  vaiet  de  chambre  und  Maler  des  Herzogs  von  Burgund  als  der  Urheber  der  beiden  Flügel  genannt  worden  .".  Die 
Tafeln  gelangten  in  der  ersten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  in  den  Besitz  König  Wilhelms  II.  von  Holland,  in  dessen  Versteige- 
rung 1850  sie  vorkommen.  Die  königliche  Familie  zog  sie  aber  zurück,  und  sie  gelangten  durch  Erbgang  in  den  Besitz  I.  kgl. 
H.  der  Fürstin  zu  Wied  .■.  Erworben  1905  aus  dem  Besitz  I.  kgl.  H.  der  Fürstin  zu  Wied  .*.  Eichenholz,  h.  0,56,  br.  1,47. 

Französische  Schule  um  1410 

1648  Krönung'  Maria.  Das  satte  Ultramarinblau  im  Mantel  Marias  umgibt,  in  seiner 
Kraft  gesteigert  durch  die  breite  weiße  Fläche  des  Baldachins,  Zinnoberrot  [mit  weiß- 
lichen Lichtern  im  Mantel  Christi,  im  Kissen,  im  Gewände  des   kleiderhaltenden  Engels 

und  den  über  das  Gold  der  Glorie  1.  lasier- 
ten Wolken;  zu  Rötlichbraun  gedämpft  im 
Inkarnat],  begleitet  von  Gelbgrün  [Erd- 
boden, Mantelumschlag  Marias,  Gewand 
des  zweiten  Engels  1.].  Zwischen  Blau  und 
Rot  vermittelt  Violett  [Gewand  Christi, 
beschattete  Teile  des  Throns,  Mantel  des 
zweiten  Engels],  ergänzt  durch  Gelb  im 
Haar  der  Engel  und  im  Kleide  des  Engels 
r.,  neben  dem  in  der  Gestalt  seines  Be- 
gleiters nochmals  Blau  hervorbricht.  In  den 
vorn  verstreuten  Blumen  kehren  die  Haupt- 
farben Blau,  Rot  und  Weiß  wieder.  Gold- 
gezierte Gewänder,  goldene  Weltkugel 
und  Nimben.  Nimbus  und  Krone  Marias 
sind  plastisch  aufgesetzt. 

Früher   dem  Mailänder  Midiele   da   Besozzo   zugeschrieben, 


248 


doch  eher  südfranzösisch  und  vielleicht  der 
Schule  von  Avignon  zuzuweisen  .'.  Erworben 
1906  aus  dem  englischen  Kunsthandel. 
Steineichenholz,  Durchmesser  0.205. 

Fniinil^t    J*^"    Fouquet    [Fouc- 

maier,  g-eboren  zu  Tours  vermutlich 
zwischen  1415  und  1420,  gestorben 
um  1480.  Ausgebildet  unter  dem  Ein- 
flüsse der  niederländischen  Kunst,  tätig 
in  Tours  und  Paris,  vielfach  für  den 
Hof  unter  Karl  VII.  und  Ludwig  XL; 
einige  Zeit  [um  1445]  in  Rom,  hier 
angeregt  durch  die  italienische  Kunst, 
namentlich  durch   Fra  Angelico. 

1617  Estienne  Chevalier  mit 
dem  hl.  Stephan.  Alle  Farben 
werden  durch  die  lichte  graue 
Grundierunggebrochen  und  ab- 
gekühlt. Die  Gestalt  des  Stifters 
hebt  sich  in  rötlichen  Tönen  [In- 
karnat mit  schwärzlichem  Haar, 
karminroter  Rock]  von  grauer 
Wandundderdunkelgraublauen 
Tracht  des  Heiligen  ab,  die 
durch  das  glänzende  Gold  des 

Besatzes  größere  Körperlichkeit  empfängt.  Schimmerndes  Weiß  im  Kragen  hebt  das 
zartere  Inkarnat.  Rot  klingt  weiter  in  der  Zeichnung  des  Goldbesatzes,  dem  Ärmelfutter 
und  steigert  sich,  der  Orientierung  des  Bildes  entsprechend,  zu  Zinnoberrot  im  Buch. 

An  dem  Sockelstreifen  wiederholt  sich  der  Name:  [ChevalJlER  ESTIEN[ne].  Hälfte  eines  Diptychons,  das  sich  bis  zum 
Ende  des  18.  Jahrhunderts  in  der  Kirche  zu  Melun  befand,  und  dessen  andere  Hälfte —  Maria  mit  dem  Kind  und  Engeln  — 
jetzt  im  Museum  zu  Antwerpen  bewahrt  wird  -•.  Estienne,  tresorier  de  France  und  Günstling  der  Agnes  Sorel,  war  ein 
Gönner  Fouquets  und  ließ  von  ihm  auch  ein  Gebetbuch  reich  mit 
Miniaturen  schmücken.  Dieses  war  wie  unsere  Tafel  im  Besitz  der 
Familie  Brentano  in  Frankfurt  a.  M.,  bis  es  vom  Duc  d'Aumale 
fürdieSammlung  in  Chantilly  erworben  wurde  .*.  Erworbenl896 
von  der  Familie  Brentano  in  Frankfurt  a.  M. 
Eichenholz,  h.  0,93,  br.  0,85. 


Französi- 
sche Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


\nmf^\]]e^    Corneille  de  Lyon  oder  de  la  Haye. 
V.-UI  IICIIIC    Geboren  im  Haag  [?],  gestorben  um  1575 


zu  Lyon.    Tätig  namentlich  zu  Lyon   [seit  1544]. 
maier  Heinrichs  II.,  Franz'  II.  und  Karls  IX. 


5 
Hof- 


1643  Bildnis  einer  Dame, 
grünem     Grund,    schwarzem 


Aus  schwärzlich- 
Gewand  und 
schwärzlichblauer  Haube  kommt  licht  und 
blond  das  Inkarnat  hervor,  mit  blaugrünen 
Augen,  goldgelbem  Haar,  durch  Weiß 
[Hemd,  HaubenfutterJ  erwärmt.  Hellkarmin- 
rotes Haubenband. 

Das  Bild  gehört  zu  der  großen  Reihe  französischer  Porträts,  die 
ehemals  Clouet  genannt,  jetzt  Corneille  de  Lyon  zugeschrieben 
werden  .-.  Erworben  1904  .-.  Sammlung  A.  Thiem. 
Eichenholz,  h.  0,18,  br.  0,155. 


1643 


Französi- 
sche Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 


249 


Französi- 
sche Sdiule 
des  XVII. 
Jahrhun- 
derts 


467 


Po 


ussm 


bis  Ende  1623  und  wieder  von  1640- 


Nicolas  Pous- 
sin.  Geboren  in 
Villers  bei  Les 
Andelys  [Nor- 
mandie]  im  Juni 
1594,  gestorben 
zu  Rom  den  19. 
Novemberl665. 
Schüler  des 
Quentin  Varin 
in  Les  Andelys 
[uml610  1612], 
zu  Paris  des  F. 
ElleundG. Lalle- 
mand,  in  Rom 
unter  dem  Ein- 
flüsse Domini- 
chinosunddurch 
Studien  nachTi- 
zian,Raffaelund 
der  Antike  aus- 
gebildet. Tätig 
zu  Paris  [von 
ungefähr  1612 
-1642  als   „Peintre  du   Roy"]  und  vornehmlich  zu  Rom. 


463  Landschaft  mit  Juno  und  dem  getöteten  Argus.  Die  durchscheinende  rot- 
braune Grundierung  verleiht  dem  Grün  der  Landschaft  den  warm  bräunlichen  Ton,  in 
den  sich  Ockergelb  in  den  Felsen  der  Mitte  mischt.  Als  dunkle  Massen  heben  sich  die 
Baumgruppen  gegen  gelblichweiße,  graublau  beschattete  Wolkenballen  ab,  die,  über 
blauer  Ferne  vom  gelblichen  Horizont  heraufwallend,  den  hellblauen  Himmel  überziehen. 
Den  farbigen  Akzent  geben  in  symmetrischer  Anordnung  die  kräftig  bunten  Farben  der 
Figuren  mit  dem  rötlichen  Inkarnat  [Goldgelb  und  Dunkelblau  1.,  gelbliche,  bläuliche  und 
rötliche  Töne  in  der  Gewandung  Junos,  Goldgelb  im  Wagen;  vor  allem  grelles  Zinnober- 
rot in  dem  1.  um  den  Baum- 
stamm gebundenen  Tuch 
und  dem  über  den  Wagen 
hängenden  Mantel;  oben 
nochmals  luftiger  der  be- 
herrschende Farbendrei- 
klang:  rötliche  und  gold- 
gelbe Töne  in  dem  vor  grau- 
blauen Wolken  enteilenden 
Merkur]. 

Aus  der  früheren  röniisclien  Zeit  des 

Meisters.'.  Sani  nilungGiustinianl, 181 5. 

Leinwand,  h.  1,20,  br.  1.95. 

467  Jupiter  als  Kind  von 
derZiegeAmalthea  ge- 
nährt     Der    Farbendrei- 


250 


klang :  Hellblau  im  Man- 
tel, Goldg-elb  im  Ge- 
wände der  kauernden 
Nymphe,  Rot  [gestärkt 
durch  das  braunrote  In- 
karnat] im  Mantel  des 
Satyrs  beherrscht  das 
Bild.  Weiß  im  Gewände 
der  sitzenden  Nymphe 
dient  den  sonnigen  Far- 
ben als  Basis  und  ver- 
mittelt ebenso  wie  das 
zum  Rot  komplementäre 
bräunliche  Saftgrün  des 
Laubwerks  und  der 
bunt  blühenden  Büsche 
mit  dem  bräunlichen 
Tone  der  Landschaft 
[Erdboden,  Felsen, 

Baumstamm],  der  mit  grauen  Tönen  gekühlt  ist  und  sich  in  den  gelblichgrauen  Wolken 
fortsetzt.  Hellblauer  Himmel  [1.  oben],  luftige  grauviolette  und  graublaue  Töne  in  der 
Ferne  und  im  Flußspiegel  erhöhen  die  warme  sonnige  Wirkung  des  Vordergrundes. 

Aus  der  mittleren  Zeit  des  Meisters    .•.    Königliche  Schlösser    /.    Leinwand,  h.  0,97,  br.  1,33. 

478  Helios  und  Phaeton  mit  Saturnus  und  den  vier  Jahreszeiten.  Der  Haupt- 
kontrast [Blau  im  Gewände  des  knienden  Phaeton,  Goldgelb  im  Mantel  ApoUons],  der 
im  goldgelben  Tierkreis  und  im  goldgelben  Sonnenwagen  vor  tiefblauem  Himmel  wieder- 
kehrt, wird  durch  ein 
zweites,  nach  der  Tiefe  zu 
gebrochenes  Farbenpaar 
[Mattrot  im  Gewände  der 
sitzenden  Allegorie  des 
Sommers,  Mattgrün  im 
Überwürfe  des  Blumen 
streuenden  Frühlings],  so- 
wie durch  Grau  und  Weiß 
in  seiner  Leuchtkraft  ge- 
steigert. Nach  vorn  [kar- 
minvioletter Mantel  des 
Herbstes,  als  trunkener 
Satyr],  noch  mehr  nach  1., 
fällt  die  bunte  Färbung  der 
Gewänder  über  Graublau 


Französi- 
sche Schule 
des  XVII. 
Jahrhun- 
derts 


251 


Französi- 
sche Schule 
des  XVU. 
Jahrhun- 
derts 

1626 


[Saturn]  zu  Weiß  [Win- 
ter],derg-oldig-rotbraune 
Fleischton  zu  stumpfem 
Grau,  mit  dem  lichten 
graubräunlichen  Ton  der 
Wolken,  die  sich  nach 
oben  zu  Rotbraun  er- 
wärmen, zusammenge- 
stimmt. 

Königliche  Schlösser. 

Leinwand,   h.  1,22,   br.  1,53. 

478a  Landschaft  mit 
Matthaeus  und  dem 
Engel.  Der  Zweiklang: 
Goldgelb  im  Mantel, 
Hellblau  im  Rocke  des 
Matthaeus,  durch  Weiß  [Gewand  und  Flügel  des  Engels]  in  seiner  Intensität  gesteigert, 
umgeben  von  dem  graubräunlichen  Tone  des  Vordergrunds,  beherrscht  die  Darstellung. 
Der  graublaue  Flußspiegel  vermittelt  mit  der  Ferne.  Dort  klingt  zwischen  saftgrünen  und 
rotbräunlichen  Tönen  luftiger  der  Hauptkontrast  wieder  [goldig -ockergelb  beleuchtete 
Landstriche,  graublaue  Berge].  Ihm  dient  das  sonnige  Weiß  der  Wolken  als  Basis,  das  im 
Gegensatz  zu  den  dunklen  bräunlichsaftgrünen  Baumkulissen  als  stärkste  Helligkeit  wirkt, 
nach  oben  durch  Grau  in  das  helle  Blau  des  Himmels  überführt. 


Freie  Darstellung  des  Tibertals  bei  Acqua  Acetosa 
Leinwand,  h.  0,96,  br.  1,32. 


Erworben  1873  aus  dem  Palazzo  Sciarra  zu  Ron 


478  B 


OlirrKp«f    GaspardDuahet.g-en. 

Lv'UgllCL  Poussin  [nach  seinem 
Schwager  Nicolas  Poussin].  Land- 
schaftsmaler, geb.  1613  zu  Rom  von 
französischen  Eltern,  gest.  daselbst 
den  25.  Mai  1675.  Schüler  Nicolas 
Poussins.    Tätig  in  Rom. 

1626  Römische  Gebirgsland- 
schaft. Das  einheitliche  kühle 
Grün,  in  den  Schattenpartien 
des  Vordergrunds  durch  die 
rotbraune  Untermalung  er- 
wärmt, geht  in  das  luftige 
Blau  der  Ferne  über  unter 
gelblichweißem  Horizont,  den 
das  Grau  der  Wolken  mit  dem 
hellen  Blau  des  Himmels  ver- 
bindet. Ockergelbliche  Töne 
in     diagonaler     Anordnung, 


252 


durch  matte  rote,  blaue 
und  goldgelbe  Staffage 
gestärkt,  geben  die 
Tiefenrichtung  an. 

Eine  wenig  veränderte  Wieder- 
holung desselben  Motivs  in  der 
Dresdener  Gemäldegalerie  [  Nr. 
736]  -■.  Erworben  1904  aus  eng- 
lischem Privatbesitz. 

Leinwand,  h.  0,95,  br.  1,35. 

M'jj  I  Fran^ois  Millet 
lllC t  [Mille,  vlämisch  Frans 
Mille].  Landschaftsmaler, 
g-etauft  zu  Antwerpen  den 
27.  April  1642,  begraben  zu 
ParisdenS. Juni  1679.  Schüler 
Laurens  Franckens  in  Ant- 
werpen und  mit  diesem  schon 
vor  seinem  18.  Jahre  nach 
Paris  übergesiedelt.  In  Paris 
durch  das  Studium  N.Poussins 
und  G.  Dughets  weiter  ausgebildet  und  dort,   nach  verschiedenen  Reisen,  bis  zu  seinem  Tode  tätig. 

478b  Italienische  Landschaft.  Jenseits  des  beschatteten  dunkelgrünen  Vordergrunds 
[mit  stumpf  roter  Staffage]  färbt  die  Abendsonne  den  grünen  Mittelgrund  mit  gold- 
gelbem Licht.  Von  1.  [Herde]  kräftigen  sich  die  leuchtenden  Ockertöne  nach  r.  [Stein- 
bruch]. Über  dem  graublauen  Fluß  liegt  in  blauviolettem  Dunst  das  andere  Ufer,  unter 
mattgelbem  Horizont  mit  blauvioletten  und  grauen  Wolken.    Hellblauer  Himmel. 

Erworben  1882  in  London  .*.  Leinwand,  h.  0,82,    br.  1,03. 

a  1  Claude  Gellee  [Gillee,  seltener  Gelee],  gen.  Claude  Lorrain.    Maler  und  Radierer  von 

dllClC  Landschaften,  geboren  zu  Chamagne  bei  Mirecourt  in  Lothringen  um  1600,  gestorben  zu  Rom 
den  21.  November  1682.  Schüler  Agostino  Tassis  zu  Rom,  unter  dem  Einflüsse  P.  Brils,  Annibale 
Carraccis  und  Elsheimers 
ausgebildet.  Tätig  vor- 
nehmlich zu  Rom,  vorüber- 
gehend   in     Nancy    [um 

1626]. 

448  b  Italienische 
Küstenlandschaft. 
Zwei  Paare  leuchten- 
derFarben :  Goldgelb 
[Schäfer]  und  tiefes 
Blau  [Mantel],  Kar- 
minrot [Gewand  der 
Schäferin]  und  Blau- 
grün im  Rasen, 
zwischen  dem  sich  im 
Erdboden  wiederder 
goldgelbe  Ton  fort- 
setzt, geben  demVor- 
dergrund    die    stark 


Französi- 
sche Sdiule 
des  XVII. 
Jahrhun- 
derts 


428 


253 


Französi- 
sche Schule 
des  XVII. 
Jahrhun- 
derts 

479 


Aricia  vereinigend  [Virgils  Aeneis  VII.  762 
Rot   in  den  Gewändern  dient   wieder  dem 


465 


zurücktreibendeKraftgegenüberder  kühleren 
luftigen  Färbung  der  Seiten  [bräunlichgraue 
Ruine,  grauweißes  Zelt]  und  den  duftigen 
Tönen  des  Mittel-  und  Hintergrunds.  Dort 
klingt  das  herrschende  Goldgelb  zwischen 
graugrünen  Tönen  der  Laubwaldung  in  der 
bräunlichgelben  Baumkrone  und  über  grau- 
blauem Meer  im  sonnigen  Dunste  des  Hori- 
zonts aus.    Darüber  lichtblauer  Himmel. 

Bez.  unten  in  der  Mitte:  CLAVDE  ■  IN  ■  F  ROMAE  1642  .-. 
Nr. 64  des  „LiberVeritatis",  des  Katalogs  der  Bilder  Claudes  in 
Skizzen  .■.  Die  Figuren  [  nach  dem  Kataloge  der  Sammlung 
des  Marquis  de  la  Ganay]  von  Filippo  Lauri  [Rom,  1623  bis 
1694],  der  oft  Claudes  Landschaften  staffiert  hat;  doch  war 
derselbe,  als  Claude  das  Bild  malte,  erst  neunzehn  Jahre  alt  .*. 
Sammlung  Pourtales,  Paris  1865  .■-  Erworben  1880  in  Paris  aus 
der  Sammlung  des  Marquis  de  la  Ganay. 
Leinwand,  h.  0,97,  br.  1,31. 

428   Heroische    Landschaft.     Das   warme 
Licht  der  Abendsonne  färbt  den  Horizont 
mit  zartem  Gelbrot  und  taucht  das  dunkle 
Saftgrün     der   Waldlandschaft    [Hain     der 
Egeria]  in  weichen  rötlichen  Dunst.    Ocker- 
gelbe   Lichter    erhellen    den    Erdboden    im 
Vordergrund.    Dort    ist   Diana    dargestellt, 
den  wiederbelebten  Hippolyt  mit  der  Nymphe 
f.].    Der   Dreiklang   von   Goldgelb,  Blau    und 
Zurückweichen   der   duftig   graublauen  Ferne. 
Oben  klärt   sich  über  rötlichbraunen  Abend- 
wolken der  hellblaue  Himmel  auf. 

Die  Bez.  rechts  unten  stark  verrieben:  Claude  i  .  .  .  165  .  .  .'.  Im 
„Liber  Veritatis"  findet  sich  unter  Nr.  163  eine  ähnliche  Kompo- 
sition .*.  Sammlung Giustiniani,  1815  .".  Leinwand,  h.  1,36,  br.  1,72. 

1  Simon  Vouet.  Geb.  zu  Paris  den  9.  Januarl590, 
GL  gest. daselbst den30.Junil649.  Schüler seinesVaters. 
Besonders  unter  dem  Einflüsse  der  italienischen  Kunst 
gebildet.    Tätig  hauptsächlich  in  Rom,  seit  1627  in  Paris. 

479  Verkündigung.  Die  Lichterscheinung  färbt 
die  Darstellung  in  gelbbräunlichem  Ton.  In 
dem  Streben  nach  räumlicher  Wirkung  sind 
die  stärksten  Farben  r.  angeordnet:  Hellrot  im 
Gewände  [bräunlicher  in  der  breiten  Fläche 
des  Vorhangs],  Goldgelb  im  Umschlage  des 
dunkelblauen MantelsderMaria.  Lichtsammeln- 
des Weiß  in  den  Tüchern  vorn  treibt  das  bräun- 
liche Dunkel  des  Raumes  zurück  und  ver- 
mittelt mit  dem  luftigeren,  vom  rotgelblichen 
Lichte    der    Glorie    gefärbten    Grauweiß    der 


Vou 


254 


Wolken  und  Weiß  in  der  Gewandung  des 
Engels  mit  dem  warm  lichtrötlichen  In- 
karnat und  gelbbraunen  Locken. 

Aus  der  römischen  Zeit  des  Meisters  .".  Sammlung  Giustiniani, 
1815  .-.  Leinwand,  h.  2,90,  hr.  1,93. 

1\/Ii rm  a K/"!    P'^''''f  Mig-nard.    Maler  und  Radierer, 
Ö  getauft    zu  Troyes    den    17.    November 

1612,  gestorben  zu  Paris  den  30.  Mai  1695.  Schüler 
eines  sonst  unbekannten  Malers  Boucher  zu  Bourges, 
des  Bildhauers  Fran9ois  Gentil  zu  Troyes  und  des 
Simon  Vouet  zu  Paris;  in  Rom  durch  das  Studium 
Annibale  Carraccis  weiter  ausgebildet.  Tätig  zu 
Rom  und  Paris  [seit   1657]. 

465  Bildnis  der  Maria  Mancini,  Nichte 
des  Kardinals  Mazarin  [1639—1715; 
1661  mit  dem  Fürsten  Colonna  vermählt]. 
Das  lichte,  bräunliche  Inkarnat,  von  dunkel- 
braunem Haar  umgeben,  wird  durch  rote 
Töne  in  den  Wangen,  den  Händen  und 
durch  den  Gegensatz  zum  weißen  Hemd 
und  zum  stumpf  blauen  Gewände  erwärmt, 
vor  graubraunem  Grund.  Dunkelbraune 
Augen,  kräftigrote  Lippen.  Rot  im  Bänd- 
chen, an  dem  sie  eine  Perle  hält. 

T    ficiipiir    Eustache 
J—iCoUCm      Lesueur  oder 

le  Sueur.  Maler  und  Ra- 
dierer,   getauft    zu    Paris 

den   19.  November  1616, 

gestorben    daselbst     den 

30.  April   1655.      Schüler 

SimonVouets,  ausgebildet 

durch    das    Studium    der 

Werke   Raffaels    und    N. 

Poussins.   Tätig  zu  Paris. 

466  Der  hl.  Bruno  in 
seiner  Zelle.  Das 
gelbliche  Grauweiß 
der  Karthäusertracht 
bestimmt  die  matte, 
kraftlose,  auf  bräun- 
lichesGraugestimmte 
Gesamtfärbung.  Das 
ockergelbliche  Inkar- 
nat ist  mit  Lichtrot 
erwärmt.  Gelbbraun 
im  Tisch  und  Bet- 
schemel 1.  als  körper- 


Französi- 
sche  Schule 
des  XVll. 
Jahrhun- 
derts 

466 


Königliche  Schlösser  .'.  Leinwand,  h.  0,75,  br.  0,62. 


255 


Französi- 
sche Schule 
des  XVII. 
Jahrhun- 
derts 


485  B 


hafteste  Farbe  läßt  die  Figur  in  den  Mittelgrund  zurückweichen.  Die  von  ockergelb- 
lichgrauen  und  stumpf  blaugrünen  Tönen  in  Graublau  übergehende  luftige  Färbung  im 
Türausschnitt  r.  setzt  die  Bewegung  nach  der  Tiefe  fort. 


Scheint  nicht  zu  der  Folge  von  Darstellungen  aus  der  Legende  des  hl.  Bruno  zu  gehören,  die  [früher  im  Karthäuser  Kloster 
zu  Paris]  sich  jetzt  im  Louvre  befindet,  obwohl  die  Maße  des  Bildes  nahezu  die  gleichen  sind.  .'.  Königliche  Schlösser. 
Leinwand,  h.  1,93,  br.  1,41. 


Leb 


Charles  Lebrun  oder  le  Brun.     Maler  und  Radierer,  geb.  zu  Paris  den  24.  Februar  1619, 
rUn      gestorben  daselbst  den  12.  Februar  1690.    Schüler  Fran^ois  Perriers  und   Simon  Vouets  zu  Paris, 
in  Rom   unter  Nie.  Poussin  und   dem  Einfluß  Annibale  Carraccis  weiter  ausgebildet.    Tätig  zu  Paris,  wo 
er  die  Academie  Royale  de  Peinture  begründet. 

471  Bildnis  des  Kölner  Bankiers  Eberhard  Jabach  mit  seiner  Familie.  In  der 
rechten  Gruppe  [die  Mutter  Marie  d'Egrotte  mit  vier  Kindern]  sind  lichte  Farben  in 
buntem  Spiel  vereint:  Hellgelb  in  der  Tunique  der  Tochter,  Hellblau  im  Mieder  der 
Mutter  bilden  den  Mittelpunkt,  von  dem  aus  die  Färbung  nach  den  Seiten  und  nach 
oben  [über  das  rosige,  durch  den  Gegensatz  zu  Weiß  erwärmte  Inkarnat]  allmählich 
in  den  kühlen  grauen  Gesamtton  übergeht.  Auf  Hellgelb  folgt  Orange  in  der  Tunique 
der  Mutter,  Karminrot  im  Sammetkissen,  auf  dem  das  jüngste  Kind  sitzt,  durch  Oliv- 
grün im  Sitz  und  im  Fußkissen  ergänzt,  dann,  auf  den  Beschauer  zustoßend,  Zinnober- 
und  Gelbrot  unten  im  Teppich,  während  helles  Blaugrau  mit  zinnoberroten  Mustern  im 
Kleide  der  r.  stehenden  Tochter  in  den  kühlen  Grundton  überleitet.  In  den  Bilder- 
rahmen der  Wände  klingt  das  Goldgelb  gedämpfter  wieder.  Nach  1.  vermittelt  der  blau- 
graue Rock  der  Mutter  zwischen  Orange  und  den  lichteren  und  zarteren  Farben :  Grau- 
blau [Rock]  und  Rosa  [Mieder  der  anderen 
Tochter],  die  zu  dem  Grauschwarz  in  der  Klei- 
dung, Graublau  in  den  Strümpfen  des  Vaters 
und  der  tonigeren,  auf  Graubraun  und  Grau- 
blau gestimmten  Färbung  der  1.  Seite  führen. 
Als  stärkste  Farbe  wirkt  hier  Goldgelb 
[Minervabüste,  Figuren  des  Himmelsglobus]. 
Mattrot  [Tuch  auf  dem  Globus  und  Rock  des 
im  Spiegel  sichtbaren  Malers]  stehen  im  Kon- 
trast zum  matten  Grün  im  Vorhang  1.  oben, 
dessen  breite  Masse  auch  dem  starken  Rot  der 
Gegenseite  das  Gleichgewicht  zu  halten  be- 
stimmt ist. 

Der  Bankier  Jabach  [gestorben  1695],  von  Köln  nach  Paris  über- 
gesiedelt, daselbst  Direktor  der  Ostindischen  Gesellschaft  und 
Vertrauter  Mazarins,  ist  namentlich  bekannt  durch  seine  ausge- 
zeichnete Sammlung  von  Gemälden  und  Zeichnungen,  die  in  den 
Jahren  1670 — 1672  durch  Colbert  an  Ludwig  XIV.  überging  und 
heute  noch  einen  hervorragenden  Bestandteil  der  Sammlungen 
des  Louvre  bildet.  Jabach  ist  hier  in  seinem  Pariser  Hotel  in  der 
Rue  Saint  -  Merry  dargestellt.  Vgl.  Goethe  [Dichtung  und  Wahr- 
heit, Hempelsche  Ausg.  XXII.  166.  und  Kunstschätze  am  Rhein, 
Main  und  Neckar,  Hempelsche  Ausg.  XXVI.  268],  der  das  Bild  zu 
Köln  in  Jabachs  Hause  sah,  wo  es  bis  1835  blieb.  Erwähnt  von 
J.  G.  Schadow,  Kunstwerke  und  Kunstansichten  1849,  S.  275  .". 
Erworben  1837. 

Leinwand,  h.  2,76,  br.  3,25. 


256 


klang-:  Hellblau  im  Man- 
tel, Goldgelb  im  Ge- 
wände der  kauernden 
Nymphe,  Rot  [gestärkt 
durch  das  braunrote  In- 
karnat] im  Mantel  des 
Satyrs  beherrscht  das 
Bild.  Weiß  im  Gewände 
der  sitzenden  Nymphe 
dient  den  sonnigen  Far- 
ben als  Basis  und  ver- 
mittelt ebenso  wie  das 
zumRot  komplementäre 
bräunliche  Saftgrün  des, 
Laubwerks  und  der 
bunt  blühenden  Büsche 
mit  dem  bräunlichen 
Tone  der  Landschaft 
[Erdboden,  Felsen, 

Baumstamm],  der  mit  grauen  Tönen  gekühlt  ist  und  sich  in  den  gelblichgrauen  Wolken 
fortsetzt.  Hellblauer  Himmel  [1.  oben],  luftige  grauviolette  und  graublaue  Töne  in  der 
Ferne  und  im  Flußspiegel  erhöhen  die  warme  sonnige  Wirkung  des  Vordergrundes. 

Aus  der  mittleren  Zeit  des  Meisters  .•.  Königliche  Schlösser  .".  Leinwand,  h.  0,97,  br.  1,33. 


Französi- 
sche Schule 
des  XVI!. 
Jahrhun- 
derts- 

478 


478  Helios  und  Phaeton  mit  Saturnus  und  den  vier  Jahreszeiten.  Der  Haupt- 
kontrast [Blau  im  Gewände  des  knienden  Phaeton,  Goldgelb  im  Mantel  Apollons],  der 
im  goldgelben  Tierkreis  und  im  goldgelben  Sonnenwagen  vor  tiefblauem  Himmel  wieder- 
kehrt, wird  durch  ein 
zweites,  nach  der  Tiefe  zu 
gebrochenes  Farbenpaar 
[Mattrot  im  Gewände  der 
sitzenden  Allegorie  des 
Sommers,  Mattgrün  im 
Überwürfe  des  Blumen 
streuenden  Frühlings],  so- 
wie durch  Grau  und  Weiß 
in  seiner  Leuchtkraft  ge- 
steigert. Nach  vorn  [kar- 
minvioletter Mantel  des 
Herbstes,  als  trunkener 
Satyr],  noch  mehr  nach  1., 
fällt  die  bunte  Färbung  der 
Gewänder  über  Graublau 


478  A 


257 


Französi- 
sche Schule 
des  XVII. 
Jahrhun- 
derts 

1626 


[Saturn]  zu  Weiß  [Win- 
ter],derg-oldig-rotbraune 
Fleischton  zu  stumpfem 
Grau,  mit  dem  lichten 
graubräunlichen  Ton  der 
Wolken,  die  sich  nach 
oben  zu  Rotbraun  er- 
wärmen, zusammenge- 
stimmt. 

Königliche  Schlösser. 

Leinwand,  h.  1,22,  br.  1,53. 

478  a  Landschaft  mit 
Matthaeus  und  dem 
Engel.  Der  Zweiklang: 
Goldgelb  im  Mantel, 
Hellblau  im  Rocke  des 
Matthaeus,  durch  Weiß  [Gewand  und  Flügel  des  Engels]  in  seiner  Intensität  gesteigert, 
umgeben  von  dem  graubräunlichen  Tone  des  Vordergrunds,  beherrscht  die  Darstellung. 
Der  graublaue  Flußspiegel  vermittelt  mit  der  Ferne.  Dort  klingt  zwischen  saftgrünen  und 
rotbräunlichen  Tönen  luftiger  der  Hauptkontrast  wieder  [goldig-ockergelb  beleuchtete 
Landstriche,  graublaue  Berge].  Ihm  dient  das  sonnige  Weiß  der  Wolken  als  Basis,  das  im 
Gegensatz  zu  den  dunklen  bräunlichsaftgrünen  Baumkulissen  als  stärkste  Helligkeit  wirkt, 
nach  oben  durch  Grau  in  das  helle  Blau  des  Himmels  überführt. 


Freie  Darstellung  des  Tibertals  bei  Acqua  Acetosa 
Leinwand,  h.  0,96,  br.  1,32. 


rben   1873  aus  dem  Palazzo  Sciarra  zu  Ro 


478  B 


DuQ"het  CaspardDughet.gen. 
^  Po  u  SS  in    [nach    seinem 

Schwager  Nicolas  Poussin].  Land- 
schaftsmaler, geb.  1613  zu  Rom  von 
französischen  Eltern,  gest.  daselbst 
den  25.  Mai  1675.  Schüler  Nicolas 
Poussins.    Tätig  in  Rom. 

1626  Römische  Gebirgsland- 
schaft. Das  einheitliche  kühle 
Grün,  in  den  Schattenpartien 
des  Vordergrunds  durch  die 
rotbraune  Untermalung  er- 
wärmt, geht  in  das  luftige 
Blau  der  Ferne  über  unter 
gelblichweißem  Horizont,  den 
das  Grau  der  Wolken  mit  dem 
hellen  Blau  des  Himmels  ver- 
bindet. Ockergelbliche  Töne 
in      diagonaler     Anordnung, 


258 


durch  matte  rote,  blaue 
und  goldgelbe  Staffage 
gestärkt,  geben  die 
Tiefenrichtung  an. 

Eine  wenig  veränderte  Wieder- 
holung desselben  Motivs  in  der 
Dresdener  Gemäldegalerie  |Nr. 
736]  .'.  Erworben  1904  aus  eng- 
lischem Privatbesitz. 

Leinwand,   h.  0,95,  br.  1,35. 

IVfillpf     Fran^ois         Millet 
IVllllCL     [^^^ilie_  vlämisch  Frans 

Mille].        Landschaftsmaler, 

getauft    zu    Antwerpen    den 

27.  April  1642,   begraben  zu 

Parisden S.Juni  1679.  Schüler 

Laurens  Franckens  in  Ant- 
werpen und  mit  diesem  schon 

vor    seinem    18.   Jahre    nach 

Paris  übergesiedelt.    In  Paris 

durch  das  Studium  N.Poussins 

und  G.  Dughets  weiter  ausgebildet  und   dort,   nach  verschiedenen  Reisen,  bis  zu  seinem  Tode  tätig. 

478b  Italienische  Landschaft.  Jenseits  des  beschatteten  dunkelgrünen  Vordergrunds 
[mit  stumpf  roter  Staffage]  färbt  die  Abendsonne  den  grünen  Mittelgrund  mit  gold- 
gelbem Licht.  Von  1.  [Herde]  kräftigen  sich  die  leuchtenden  Ockertöne  nach  r.  [Stein- 
bruch]. Über  dem  graublauen  Fluß  liegt  in  blauviolettem  Dunst  das  andere  Ufer,  unter 
mattgelbem  Horizont  mit  blauvioletten  und  grauen  Wolken.    Hellblauer  Himmel. 

Erworben   1882  in  London  .*.  Leinwand,  h.  0,82,  br.  1,03. 

Gelee],  gen.  Claude  Lorrain.    Maler  und  Radierer  von 
ne  bei  Mirecourt  in  Lothringen  um  1600,  gestorben  zu  Rom 
den   21.  November  1682.     Schüler   Agostino  Tassis   zu   Rom,    unter   dem    Einflüsse    P.   Brils,    Annibale 
Carraccis  und  Elsheimers 
ausgebildet.     Tätig  vor- 
nehmlich zuRom.vorüber- 
gehend     in     Nancy     [um 
1626]. 

448b  Italienische 
Küstenlandschaft. 
Zwei  Paare  leuchten- 
derFarben :  Goldgelb 
[Schäfer]  und  tiefes 
Blau  [Mantel],  Kar- 
minrot [Gewand  der 
Schäferin]  und  Blau- 
grün  im  Rasen, 
zwischen  dem  sich  im 
Erdboden  wieder  der 
goldgelbe  Ton  fort- 
setzt, geben  dem  Vor- 
dergrund   die    stark 


Französi- 
sche Schule 
des  XVII. 
Jahrhun- 
derts 

448  B 


r^lillirlf     Claude  Gellee  [Gillee,  seltener  ( 
^^  Landschaften,  geboren  zu  Chamagne 


428 


259 


Französi- 
sdie  Schule 
des  XVII. 
Jahrhun- 
derts 

479 


465 


zurücktreibende  Kraft  g'egenüber  der  kühleren 
luftig-en  Färbung  der  Seiten  [bräunlichg-raue 
Ruine,  grauweißes  Zelt]  und  den  duftigen 
Tönen  des  Mittel-  und  Hintergrunds.  Dort 
klingt  das  herrschende  Goldgelb  zwischen 
graugrünen  Tönen  der  Laubwaldung  in  der 
bräunlichgelben  Baumkrone  und  über  grau- 
blauem Meer  im  sonnigen  Dunste  des  Hori- 
zonts aus.    Darüber  lichtblauer  Himmel. 

Bez.  unten  in  der  Mitte:  CLAVDE  •  IN  '  F  ROM AE  1642  .-. 
Nr.  64  des  „Liber  Veritatis",  des  Kataloirs  der  Bilder  Claudes  in 
Skizzen  .".  Die  Figuren  [nach  dem  Kataloge  der  Sammlung 
des  Marquis  de  la  Ganay]  von  Filippo  Lauri  [Rom,  1623  bis 
1694[,  der  oft  Claudes  Landschaften  staffiert  hat;  doch  war 
derselbe,  als  Claude  das  Bild  malte,  erst  neunzehn  Jahre  alt  .". 
Sammlung  Pourtales,  Paris  1865  .".  Erworben  1880  in  Paris  aus 
der  Sammlung  des  Marquis  de  la  Ganay. 
Leinwand,   h.  0,97,    br.  1,31. 

428  Heroische  Landschaft.  Das  warme 
Licht  der  Abendsonne  färbt  den  Horizont 
mit  zartem  Gelbrot  und  taucht  das  dunkle 
Saftgrün  der  Waldlandschaft  [Hain  der 
Egeria]  in  weichen  rötlichen  Dunst.  Ocker- 
gelbe Lichter  erhellen  den  Erdboden  im 
Vordergrund.  Dort  ist  Diana  dargestellt, 
den  wiederbelebten  Hippolyt  mit  der  Nymphe 
Aricia  vereinigend  [Virgils  Aeneis  VII.  762  f.].  Der  Dreiklang  von  Goldgelb,  Blau  und 
Rot  in   den  Gewändern   dient  wieder   dem  Zurückweichen   der  duftig  graublauen  Ferne. 

Oben  klärt  sich  über  rötlichbraunen  Abend- 
wolken der  hellblaue  Himmel  auf. 

Die  Bez.  rechts  unten  stark  verrieben:  Claude  i  .  .  165  .  .  .".  Im 
„Liber  Veritatis"  findet  sich  unter  Nr.  163  eine  ähnliche  Kompo- 
sition.'. Sammlung  Giustiniani,  1815  .'.  Leinwand,  h.  1,36,  br.  1,72. 

\/  _j.    Simon  Vouet.  Geb.  zu  Paris  den  9.  Januar  1590, 

V  IJLICL    grest.daselbstden30.Junil649.  SchülerseinesVaters, 

Besonders  unter  dem  Einflüsse  der  italienischen  Kunst 

gebildet.  Tätig  hauptsächlich  in  Rom,  seit  1627  in  Paris. 

479  Verkündigu  ng.  Die  Lichterscheinung  färbt 
die  Darstellung  in  gelbbräunlichem  Ton.  In 
dem  Streben  nach  räumlicher  Wirkung  sind 
die  stärksten  Farben  r.  angeordnet:  Hellrot  im 
Gewände  [bräunlicher  in  der  breiten  Fläche 
des  Vorhangs],  Goldgelb  im  Umschlage  des 
dunkelblauen  MantelsderMaria.  Licht  sammeln- 
des Weiß  in  den  Tüchern  vorn  treibt  das  bräun- 
liche Dunkel  des  Raumes  zurück  und  ver- 
mittelt mit  dem  luftigeren,  vom  rotgelblichen 
Lichte    der   Glorie   gefärbten    Grauweiß    der 


260 


Wolken  und  Weiß  in  der  Gewandung  des 
Engels  mit  dem  warm  lichtrötlichen  In- 
karnat und  gelbbraunen  Locken. 

Aus  der  römischen  Zeit  des  Meisters  .*.  Sammlung  Giustiniani, 
1815  .-.  Leinwand,  h.  2,90,  Ijr.  1,93. 

l\/Fim->  QK/-!  Pi^Te  Mignard.  Maler  und  Radierer, 
IVll^IlClI  U  getauft  zu  Troyes  den  17.  Novemher 
1612,  gestorben  zu  Paris  den  30.  Mai  1695.  Schüler 
eines  sonst  unbekannten  Malers  Boucher  zu  Bouraes, 
des  Bildhauers  Fran^ois  Gentil  zu  Troyes  und  des 
Simon  Vouet  zu  Paris;  in  Rom  durch  das  Studium 
Annibale  Carraccis  weiter  ausgebildet.  Tätig  zu 
Rom  und  Paris  [seit   1657]. 

465  Bildnis  der  Maria  Mancini,  Nichte 
des  Kardinals  Mazarin  [1639—1715; 
1661  mit  dem  Fürsten  Colonna  vermählt]. 
Das  lichte,  bräunliche  Inkarnat,  von  dunkel- 
braunem Haar  umgeben,  wird  durch  rote 
Töne  in  den  Wangen,  den  Händen  und 
durch  den  Gegensatz  zum  weißen  Hemd 
und  zum  stumpf  blauen  Gewände  erwärmt, 
vor  graubraunem  Grund.  Dunkelbraune 
Augen,  kräftigrote  Lippen.  Rot  im  Bänd- 
chen, an  dem  sie  eine  Perle  hält. 

T    P<:ilPlir  Eustache 
LiCaUCUI    Lesueuroder 

le  Sueur.  Maler  und  Ra- 
dierer, getauft  zu  Paris 
den  19.  November  1616, 
gestorben  daselbst  den 
30.  April  1655.  Schüler 
Simon  Vouets,  ausgebildet 
durch  das  Studium  der 
Werke  Raffaels  und  N. 
Poussins.   Tätig  zu  Paris. 

466  Der  hl.  Bruno  in 
seiner  Zelle.  Das 
gelbliche  Grauweiß 
der  Karthäusertracht 
bestimmt  die  matte, 
kraftlose,  auf  bräun- 
liches Grau  gestimmte 
Gesamtfärbung.  Das 
ockergelbliche  Inkar- 
nat ist  mit  Lichtrot 
erwärmt.  Gelbbraun 
im  Tisch  und  Bet- 
schemel 1.  als  körper- 


Französi- 
sehe  Schule 
des  XVII. 
Jahrhun- 
derts 

466 


Königliche  Schlösser  .*.  Leinwand,  h.  0,75,  br.  0,62. 


471 


261 


Französi- 
sche Schule 
des  XVII. 
Jahrhun- 
derts 


hafteste  Farbe  läßt  die  Figur  in  den  Mittelgrund  zurückweichen.  Die  von  ockergelb- 
lichgrauen  und  stumpf  blaugrünen  Tönen  in  Graublau  übergehende  luftige  Färbung  im 
Türausschnitt  r.  setzt  die  Bewegung  nach  der  Tiefe  fort. 


Scheint  nicht  zu  der  Folge  von  Darstellungen  aus  der  Legende  des  hl.  Bruno  zu  gehören,  die  [früher  im  Karthäuser  Kloster 
zu  Paris]  sich  jetzt  im  Louvre  befindet,  obwohl  die  Maße  des  Bildes  nahezu  die  gleichen  sind  .*.  Königliche  Schlösser 
Leinwand,  h.  1,93,  br.  1,41. 


Leb 


run 


485  A 


Charles  Lebrun  oder  le  Brun.    Maler  und  Radierer,  geh.  zu  Paris  den  24.  Februar  1619. 

gestorben  daselbst  den  12.  Februar  1690.  Schüler  Fran^ois  Perriers  und  Simon  Vouets  zu  Paris, 
in  Rom  unter  Nie.  Poussin  und  dem  Einfluß  Annibale  Carraccis  weiter  ausgebildet.  Tätig  zu  Paris,  wo 
er  die  Academie  Royale  de  Peinture  begründet. 

471  Bildnis  des  Kölner  Bankiers  Eberhard  Jabach  mit  seiner  Familie.  In  der 
rechten  Gruppe  [die  Mutter  Marie  d'Egrotte  mit  vier  Kindern]  sind  lichte  Farben  in 
buntem  Spiel  vereint:  Hellgelb  in  der  Tunique  der  Tochter,  Hellblau  im  Mieder  der 
Mutter  bilden  den  Mittelpunkt,  von  dem  aus  die  Färbung  nach  den  Seiten  und  nach 
oben  [über  das  rosige,  durch  den  Gegensatz  zu  Weiß  erwärmte  Inkarnat]  allmählich 
in  den  kühlen  grauen  Gesamtton  übergeht.  Auf  Hellgelb  folgt  Orange  in  der  Tunique 
der  Mutter,  Karminrot  im  Sammetkissen,  auf  dem  das  jüngste  Kind  sitzt,  durch  Oliv- 
grün im  Sitz  und  im  Fußkissen  ergänzt,  dann,  auf  den  Beschauer  zustoßend,  Zinnober- 
und  Gelbrot  unten  im  Teppich,  während  helles  Blaugrau  mit  zinnoberroten  Mustern  im 
Kleide  der  r.  stehenden  Tochter  in  den  kühlen  Grundton  überleitet.  In  den  Bilder- 
rahmen der  Wände  klingt  das  Goldgelb  gedämpfter  wieder.  Nach  1.  vermittelt  der  blau- 
graue Rock  der  Mutter  zwischen  Orange  und  den  lichteren  und  zarteren  Farben:  Grau- 
blau [Rock]  und  Rosa  [Mieder  der  anderen  Tochter],  die  zu  dem  Grauschwarz  in  der 

sen  breite  Masse  auch 
dem  starken  Rot  der 
Gegenseite  das  Gleich- 
gewicht zu  halten  be- 
stimmt ist. 


Kleidung,  Grau- 
blau in  den  Strüm- 
pfen des  Vaters 
und  der  tonigeren, 
auf  Graubraun  und 
Graublau  ge- 

stimmten Färbung 
der  1.  Seite  führen. 
Als  stärkste  Farbe 
wirkt  hier  Gold- 
gelb [Minerva- 
büste, Figuren  des 
Himmelsglobus]. 
Mattrot  [Tuch  auf 
dem  Globus  und 
Rock  des  im  Spie- 
gel sichtbaren 
Malers]  stehen  im 
Kontrast  zum  mat- 
ten Grün  im  Vor- 
hang 1.  oben,  des- 


Der  Bankier  Jabadi  [gestorben 
1695],  von  Köln  nach  Paris  über- 
gesiedelt, daselbst  Direktor  der 
Ostindischen  Gesellschaft  und 
Vertrauter  Mazarins,  ist  nament- 
lich bekannt  durch  seine  ausge- 
zeichnete Sammlung  von  Gemäl- 
den und  Zeichnungen,  die  in  den 
Jahren  1670—1672  durdl  Col- 
bert  an  Ludwig  XIV.  überging 
und  heute  noch  einen  hervor- 
ragenden Bestandteil  der  Samm- 
lungen des  Louvre  bildet.  Jabach 
ist  hier  in  seinem  Pariser  Hotel 
in  der  Rue  Saint-Merry  darge- 
stellt. Vgl.  Goethe  ]Dichtung  und 
Wahrheit,  Hempelsche  Ausg. 
XXll.  166,  und  Kunstschätze  am 
Rhein,  Main  und  Neckar,  Hem- 
pelsche Ausg.  XXVI.  268],  der 
das  Bild  zu  Köln  in  Jabachs  Hause 
sah,  wo  es  bis  1835  blieb.  Er- 
wähnt von  J.  G.  Schadow,  Kunst- 
werke und  Kunstansichten  1849, 
S.  275  .-.  Erworben   1837. 

Leinwand,  h.  2,76,  br.  3,25. 


262 


Französischer  Meister  um  1700 

485a  Bildnis  eines  jungen  Gelehrten. 
Das  Bild  ist  einheitlich  in  kühlem  Blaugrau 
[grauschwarzes  Gewand,  grauer  Hinter- 
grund] gehalten,  aus  dem  frisch,  in  rötlichen 
Tönen,  das  von  dunkelbrauner  Perücke 
umgebene  AntUtz  und  die  Hände  hervor- 
kommen. Weiß  erhöht  noch  die  warme 
Wirkung  des  Inkarnats.  Die  Rechte  ruht 
auf  weißer  Papierrolle  mit  der  Zeichnung 
einer  anatomischen  Figur. 

Erworben  1873  in  Florenz  .■.  Leinwand,  h.  1.25,  br.  0,93. 


Französi- 
sche Schule 
des   XVII. 
und  XVIII.' 
Jahrhun- 
der  s 
484  A 


T     ii-/-rilli  Ai-r:»       Nicolas  de  Largilliere.    Geboren 
L.drg^lliiere       ^u    Paris    den    9.   oder    10.   Oktober 

1656,  Gestorben  daselbst  den  20.  März  1746.   Schüler 

des  Antonius  Goubou    zu  Antwerpen   und  des  Sir 

Peter  Lely  in  London.  Tätig  in  Antwerpen,  einige  Zeit 

in   London    und    vornehmlich    zu  Paris    [seit   1678]. 

484a  Bildnis  des  Landschaftsmalers  Jean 
Forest  [1636 — 1712],  des_Schwieger- 
vaters  des  Meisters.  Leuchtendes  Karminrot  im  Sammetrock  ist  durchsichtig  über 
Orangegelb  lasiert.'  Ohne  Lasur  erscheint  Orangegelb  in  der  Hose.  Goldgelbe  Borten 
und  Weste,  weißes  Hemd  überführen  in  das  lichte  ockergelbliche,  mit  roten  und  grauen 
Tönen  durchsetzte  Inkarnat.  Rotbraune  Töne,  ansetzend  in  der  Pelzfütterung  des  Rockes, 
mit  Grau  durchsetzt  im  Polster  des  Stuhles,  im  Landschaftsbild  1.  vermitteln  zwischen 
dem  leuchtenden  Rot  und  dem  reinen  Grau  der 
Wand.  L.  als  Gegengewicht  zum  Kopf  kräftiges 
Ultramarinblau  im  Himmel  des  Gemäldes. 

Eine    Originalwiederholung    im    Museum    zu    Lille  .■.  Erworben 
1875  in  Paris. 

Leinwand,  h.  1,17,  br.  0,88. 

484b  Largillierre?  Bildnis  eines  jungen  Edel- 
mannes. Die  kühlen  Töne  des  bräunlichgrauen 
Brustharnischs,  der  hellblauen  Schärpe,  des 
weißen  Hemds  und  des  Kragens,  werden  von 
gedämpftem  Zinnoberrot  in  den  Armein  und 
Hosen  umgeben.  Über  der  kalten  Mitte  er- 
hebt sich  das  lichte  ockergelbe,  in  den  Schatten 
graubraune  Inkarnat,  vom  Dunkelbraun  der 
Perücke  weich  in  die  gleichfarbige  Architektur 
und  das  schwärzliche  Graublau  des  Hinter- 
grunds I.  überführt. 

Erworben   1863  .-.  Leinwand,  h.  0,85,  br.  0,65. 


484  B 


263 


Französi- 
sche Schule 
des  XVIII. 
Jahrhun- 
derts 
468 


474  B 


Wi,  Antoine  Watteau.  Ma- 

a.ttCa.U  ler  und  Radierer,  getauft 
zu  Valenciennes  [in  Flandern]  den 
10.  Oktober  1684,  gestorben  zu  No- 
gent  bei  Vincennes  den  18.  Juli  1721. 
Schüler  des  Claude  Gillot  und  des 
Claude  Audran  zu  Paris,  durch  Stu- 
dien nach  Rubens  und  Paolo  Veronese 
weiter  ausgebildet.  Tätig  zu  Paris, 
kurze  Zeit  in  England   [1720  21]. 

468  Die  französische  Komö- 
die. Während  die  grauen  und 
gelblichbraunen  Töne  der 
Gruppe  1.  im  kühlen  grünlichen 
Tone  des  Hintergrunds,  in  den 
sich  gelbliches  und  rotbraunes 
Laubwerk,  Blaugrün  der  Ferne, 
Graublau  des  Himmels  mischen, 
aufgehen,  liegt  der  farbige  Nachdruck  auf  der  hellbeleuchteten  rechten  Seite,  dem  leuchten- 
den Zinnoberrot  in  der  Tracht  des  vom  Rücken  gesehenen  Tänzers,  vor  luftigen  bläulich- 
weißen Tönen,  umgeben  von  Gelb  [Begleiterin  des  in  Grauschwarz  gekleideten  Scaramuz  r.] 
und  Hellblau  im  Mantel  des  durch  den  Köcher  als  Apollo  gekennzeichneten  Herrn.  Dessen 
rosafarbenes  Gewand  leitet  in  die  luftigeren  Töne  des  Mittelgrundes  über:  Grauviolett  in 
der  Tracht  der  als  Bacchus  charakterisierten  Person,  gelbliches  Grau  im  graublau  beschatteten 
Pfeiler,  Weiß  im  Tuch.  Davor  als  zurückschiebender  Farbfleck  die  Menuettänzerin  in 
dunklen  Tönen  [dunkelblauer  Rock,  bräunlichviolette  Taille].  Rot  klingt  überall  im  Inkarnat 
neben  graublauen  Schatten  wieder. 

Bekannt   unter    dem  Namen  „L'Amour    au  Theätre  Frani;ais"   [Goncourt,    Catalogue   raisonne  usw.  Nr.  65]   .'.  Gegenstück  zu 
Nr.  470  .-.  Königliche  Schlösser  .'.  Leinwand,  h.  0,37,  br.  0,48. 

470  Die  italienische 
Komödie.  Vor  dun- 
kel graugrünlichem 
Grund,  der  r.  durch 
bläuliche  und  ocker- 
gelbe Töne  im  Him- 
mel etwas  erhellt 
wird,  steht  in  gelb- 
licher Fackelbeleuch- 
tungdieSchauspieler- 
gruppe.  Mattrote[be- 
sonders  im  Fleisch], 
hellblaue  und  grau- 
blaueTöne,  überall  in 
den  Kleidern  ver- 
streut, unterbrechen 
den        herrschenden 


264 


gelbbräunlichen  Ton.  Neben  dem 
dieLautespielendenPierrotsteht 
Colombine  in  gelbem,  blauge- 
streiftem Kleid,  ihr  zur  Seite  in 
grauschwarzem  Kostüm  derDot- 
tore  di  Bologna.  Die  Trachten 
Harlekins  und  des  fackelhalten- 
den Mezzetin  sind  blau  und  rot 
gemustert.  Die  beiden  äußersten 
Figuren  r.  [Scapin  undBrighella?] 
in  dunklen  Gewändern. 

Bekannt  unter  dem  Namen  „L'Amour  au 
Theätre  Italien"  [Goncourt.Catologueraisonne 
usw.  Nr.  69]  .".  Gegenstück  von  Nr.  468  .'. 
Königliche  Schlösser. 

Leinwand,  h.  0,37,  br.  0,48. 


474b  Gesellschaft  im  Freien.  Die  Malerei  ist  unvollendet,  daher  die  feine,  matt 
schillernde  Färbung,  an  den  Ton  verschossener  Gobelins  erinnernd.  Zwischen  dem  luftigen 
Blaugrün  des  Laubwerks  [mit  gelblichweißem  Himmel  und  bläulicher  Ferne  weich  ver- 
schwimmend] und  bräunlichem  Rot  und  Goldgelb  der  Gewänder,  der  kräftig  roten  Zeich- 
nung des  ockergelben,  mit  bläulichen  Schatten  modellierten  Inkarnats,  dem  ockergelblich- 
grauen  Vordergrunde  vermitteln  gelbbraune  Töne  im  Laubwerk  der  Mitte  nach  unten 
zu  die  durchscheinende  braunrote  Grundierung.  Der  Hauptakzent  liegt  seitlich  der  Mitte 
im  hellroten  Kleide  der  Dame,  die  den  in  bräunliches  Goldgelb  gekleideten  zudringlichen 
Liebhaber  abwehrt.  Diese  beiden  Nuancen,  nach  r.  [tanzendes  Paar]  in  bräunlichgelbe  und 
mattrote  Töne  ausklingend,  werden  durch  die  umgebenden  kühlen  Töne,  vor  allem  kräftiges 
Blaugrün  [Dame  am  Brunnen],  lichtes  Hellblau  [Dame]  und  die  zurückweichenden  luftigen 
silbergrauen  und  violetten  Töne  [Lautenspieler] 
der  Mitte  in  ihrer  Wirkung  erhöht.  In  der  Seiten- 
gruppe r.  kehrt  das  kräftige  Blaugrün  wieder 
[Dame  mit  Notenbuch,  Dame  1.]  mit  rosaroten 
Tönen  abwechselnd,  die  sich  nach  dem  Bildrande 
wieder  zu  bräunlichem  Rot  und  Goldgelb  er- 
wärmen. 

1889  aus  den  Königlichen  Schlössern  überwiesen. 
Leinwand,  h.  1,11,  br.  1,63. 

474a  Das  Frühstück  im  Freien.  Gegen  das 
Grün  der  Landschaft  [von  bräunlichem  Gelb- 
grün vorn  zu  Blaugrün  im  Hintergrund  und  in 
das  kalte  Hellblau  des  Himmels  übergehend] 
steht,  durch  Grauweiß  [Strümpfe,  Tuch]  in  seiner 
leuchtenden  Kraft  gesteigert,  Rot  [Herr  1.],  das 
ganz  zart  im  Horizont  und  neben  grauen  Schatten 


Französi- 
sche Schule 
des  XVIII. 
Jahrhun- 
derts 

470 


474  A 


265 


Französi- 
sche Schule 
des  XVIII. 

Jahrhun- 
derts 

473 


1668 


Pierre  Dulin  und   Claude  Gillot  zu   Paris.    Nachfolg-er  Watteaus. 


im  Inkarnat  [hier  erwärmt  durch 
den  Gegensatz  der  schwarzen 
und  dunkelblauenTaillen]  nach- 
khngt.  Nach  r.  kühlt  sich  die 
Färbung  über  mattes  Gelbrot 
und  Grauweiß  [Röcke  der  Da- 
men] zu  Weiß  im  Tuch  ab,  um 
im  bräunlichgoldgelben  Anzug 
des  Herrn  r.  sich  wieder  zu  er- 
wärmen. 

Bekannt  unter  dem  Namen  ,.La  Colation" 
[Concourt,  Catalogue  raisonne  usw.  Nr.  118] 
.'.  Sammlung  Leonard,  Köln  1865  .'.  Samm- 
lung Suermondt,   1874. 

Leinwand,  h.  0,35,  br.  0,30. 

I       Nicolas       Lancret. 

".IlLl  CL      Geboren    zu    Paris   den 

22.  Januarl  690,  gestorben  daselbst  den 

14.    September    1743.      Schüler    des 

Tätig  zu  Paris. 

473  Schäferszene.  Nach  dem  beherrschenden  Silbergrau  im  Seidenkleide  der  Tänzerin 
sind  alle  umgebenden  Töne  gebrochen  [mattgelblicher  Anzug  des  Tänzers,  ockergelb- 
liches Kornfeld  usw.].  Den  grauen  Tönen  ist  zartes  Violett  und  Mattrot  der  Tunique, 
Rosarot  und  Hellblau  der  Gewandschleifen  untergeordnet,  gewinnt  aber  nach  rechts  zu 
immer  selbständigere  Bedeutung  [mattgelbes  Kleid  der  Dame,  violettes  Gewand  des 
Herrn  mit  dem  weißen  Hund]  bis  zu  starkem  Zinnoberrot  [Hackebrettspieler].  Dieses 
findet  in  den  luftig  blaugrünlichen  Tönen  der  Landschaft,  die  weich  mit  dem  von  weiß- 
grauen Wolken  bedeckten  hellblauen  Himmel  verschwimmen,  seine  Ergänzung. 

Königliche   Schlösser   .".   Leinwand,   h.  0,54,   br.  0,69. 

Pierre  J.  Angeliis  [An- 
gillisj.  Geb.  zu  Dünkirchen 
den  5.  Nov.  1685,  gest.  angeblich  1734 
in  Rennes  auf  der  Rückreise  von  Italien. 
Tätig  in  Antwerpen  [1715  16  alsMeister 
in  der  Lukasgilde],  London  [seit  1719], 
in  Italien  [seit  1728],  in  Frankreich  und 
vorübergehend   in   Düsseldorf. 

1668  Die  Annäherung.  Die 
locker  behandelte  bräunliche 
Gesamtfärbung,  in  die  sich  das 
Saftgrün  des  Laubwerks  mischt, 
steigert  sich  zu  bräunlichem 
Ockergelb  [Erdboden,  Rock  des 
jungen  Mannes]  und  zu  mattem 
Ziegelrot[RockderjungenFrau], 
dessen  Nuance  durch  die  kühlen 
silbrigen  Lichttöne,  durch  Weiß 


Angin 


266 


[Busentuch,  Kragen]  und  den  rosigen  Ton 
des  Inkarnats  bestimmt  wird.  Den  ocker- 
gelben Tönen  entspricht  helles  Graublau 
[Schürze  der  jungen  Frau,  Himmel].  Grau- 
blau, Ockergelb  und  Ziegelrot  wiederholen 
sich  gedämpfter  in  den  Figuren  der  Ferne, 
bei  wärmerem  braunrotem  Inkarnat. 


Bez.  rechts  unten:  P.  J  v.  Angellis  F.  1725 
aus  dem  Münchener  Kunsthandel. 
Leinwand,  h.  0,345,  br.  0,425. 


Erworben  1908 


Französi- 
sche Schule 
des  XVIII. 
Jahrhun- 
derts 

469 


"TP^^  ^  jean-Fran9ois  deTroy.  Maler  und  Radierer, 
■^  '  *-^y  getauft  zu  Paris  den  27.  Januar  1679,  gestorben 
zu  Rom  den  26.  Januar  1752.  Schüler  seines  Vaters 
Fran^ois;  in  Rom  und  später  durch  das  Studium  nach 
Rubens  und  Paolo  Veronese  weiter  ausgebildet.  Tätig 
zu  Paris  und  Rom  [Direktor  der  französischen  Aka- 
demie daselbst  von   1738  bis  zu  seinem  Tode]. 

469  Das  Frühstück.  Blaugrün  der  Bäume, 
lichter  sich  wiederspiegelnd  in  der  Tisch- 
platte, und  kaltes  Blau  des  Himmels  bilden 
den  Hintergrund  für  die  in  warmen  Tönen 

gehaltene  Figur.    Das  lichte  ockergelbliche  Inkarnat  umgibt  leuchtendes  Rot  der  Feder- 
boa, das,  kontrastierend  mit   Blaugrün,  in  der  Fütterung  des  Kastens,  als  Reflex  im 
Gesicht,  und  gedämpft  im  Bezug  der  Stuhllehne  wiederkehrt.  R.  überwiegen,  im  Gegen- 
satze  zu   Blau  [das  sich  in  der  Tasse 
wiederholt],    bräunlichgoldgelbe  Töne 
in  Mieder  und  Stuhllehne,   ganz  matt 
ausklingend  in  den  Wolken. 

Bez.  links  unten:  DETROY.   1723.  .-.  Erworben  1843 
aus  der  Sammlung  Reimer  in  Berlin. 
Leinwand,  h.  0,34,  br.  0,25. 

P  Antoine  Pesne.    Maler  und  Radierer, 

1  CallC  geboren  zu  Paris  den  23.  Mai  1683,  ge- 
storben zu  Berlin  den  5.  August  1757.  Schüler 
seines  Vaters  Thomas  und  seines  Oheims  Charles 
de  la  Fosse  zu  Paris.  Nach  einer  italienischen 
Reise  [mit  Aufenthalt  in  Rom  und  Venedig] 
tätig  vornehmlich  zu  Berlin  [Hofmaler  seit  1711]. 

489  Bildnis  Friedrichs  des  Großen. 
Das  leuchtende  [über  Orange  lasierte] 
Rot  des  Sammetmantels  und  reines 
Orange  im  Bande  des  Schwarzen 
Adlerordens  [mit  dem  Dunkelblau  im 
Sammetärmel  kontrastiert]  ist,  ebenso 
wie  das  lichtrötliche,  mit  Braun  mo- 
dellierte Inkarnat,  vom  Grauweiß  der 
Perücke,  von  hellen  weißgrauen  Tönen 


489 


267 


Französi- 
sche Schule 
des  XVIII. 
Jahrhun- 
derts 

489  B 


494 


im  Hermelin,  mit  bräunlichen  und  bläulichen  Tönen 
gemischt,  im  Hintergrund  und  Dunkelblaugrau 
im  Harnisch  umgeben. 

Gemalt  1739  zvi  Rheinsberg,  wie  auf  der  Rückseite  vermerkt  ist,  ein 
Jahr  vor  der  Thronbesteigung  Friedrichs  |1712 — 1786]  .'.  Erworben 
1841  von  Schulrat  Eggers  in  Neustrelitz  .-.  Leinwand,  h.  0,78,  br.  0,63. 

489b  Bildnis  einer  jungen  Frau.  Aus  dunkel- 
graubraunem Grund  kommt  licht  und  kühl  das 
Inkarnat  hervor,  mit  hellen  graubräunlichen  Tönen 
modelliert,  mit  Zinnoberrot  in  den  Lippen,  den 
Augenwinkeln  usw.  Blaugrün  [im  Halsband,  im 
Ohrgehänge,  der  Schleife  im  grau  gepuderten 
Haar,  mit  rotbraunen  und  gelbbraunen  Tönen  zu- 
sammengestrichen, in  der  skizzenhaft  behandelten 
Taille]  und  Weiß  [Hemd]  dienen  der  Wirkung 
des  Fleischtons.  Die  unten  sichtbare  r.  Hand  ist 
in  braunen  Mischtönen  nur  angedeutet. 

Alter  Besitz  .-.  Leinwand,  h.  0,60,  br.  0.47. 

494  Bildnis  des  Kupferstechers  G.  F.  Schmidt  und  seiner  Gattin.  Goldgelb  [Rock 
der  Frau]  und  Rot  [Kissen,  auf  das  sie  den  Arm  stützt,  Haarschmuck,  Polsterlehne]  sind  mit 
Braun  gebrochen  und  auf  den  stumpf  rotbraunen  Ton  der  Kupferplatte,  auf  gleichfarbigem 
Tisch,  gestimmt.  Die  rotbraunen  Töne  der  r.  Seite  [Rock  und  Mütze  des  Künstlers,  der 
die  Contes  von  Lafontaine  —  aufgeschlagen  ist  „La  chose  impossible"  —  hält],  sind  stärker 
durch  Grau  gekühlt  und  bilden  wie  das  Blaugrün  in  der  Taille  der  Frau  den  Übergang 
zum  bräunlichen  Grau  des  Hintergrundes.  Licht  kommt  aus  dem  graubräunlichen  Gesamt- 
ton das  ockergelbliche,  mit  Rot 
erwärmte  Inkarnat  hervor. 

Bez.  rechts  oben:  Ant.  Pesnc  pinxit  1748  .". 
Georg  Friedrich  Schmidt,  1712  bei  Berlin 
geboren,  war  vermählt  mit  Dorothea  Luise 
Videbant,  der  Tochter  eines  Berliner  Kauf- 
manns, und  starb  1775  .*.  Erworben  1845 
aus  dem  Besitze  des  Hofrat  Ternite  in  Berlin. 
Leinwand,   h.  1,10,   br.  1,26. 

496b  Bildnis  des  Malers  mit 
seinen  zwei  Töchtern. 
Stumpfes  Braunrot  im  Sammet- 
rocke  des  Malers  und  die  um- 
gebenden rotbräunlichen  Töne 
der  1.  Seite  werden  durch  das 
kontrastierende  Blaugrün  in 
der  Tischdecke  r.  [dort  kehren 
die  rötlichen  Töne  im  Buch 
wieder]  in  die  überwiegenden 
graublauen  und  grauen  Tönen 


268 


[Perücke,  Häubchen,  gepudertes 
Haar,  Spitzen  usw.]  überführt,  aus 
denen  sich,  vor  dunklem  bräun- 
lichgrauem Grund  warm  das  lichte 
ockergelbliche,  mit  Zinnoberrot 
[besonders  in  den  Lippen]  durch- 
setzte Inkarnat  löst.  Mit  dem 
schillernden  Blaugrau  im  Seiden- 
kleide der  r.  sitzenden  Tochter 
kontrastiert  Mattgelb  im  Kleide 
der  stehenden,  zugleich  vermit- 
telnd mit  der  wärmeren  Färbung 
der  1.  Seite  [durch  Schwarz  im 
Umhang  in  den  Hintergrund  über- 
führt]. Durch  kräftiges  Zinnober- 
rot in  der  Rose  [über  der  Schul- 
ter des  Malers]  ist  die  Mitte 
nochmals  nachdrücklich  betont. 
Mattere  hellrote  und  hellblaue 
Flecken  [Blumen,  Bänder]  sind 
allenthalben  zur  Belebung  der 
gebrochenen  Töne  verteilt. 

•Bez.  rechts  unten:  ant  Pesne  au  .  .  Ses  Deux  fille  Peint  p  .  .  luy  mesme  1754  .-.  Erworben  1903  vom  Freiherrn  von  Berks 
in  Bosnien,  in  dessen  Familie  das  Bild  durch  Erbgang  von  einer  der  Töchter  Pesnes  gelangt  war  .".  Leinwand,  h.  1,76  br.  1  50. 

TrinOUPSSP    ^'  ^'  Trlnquesse.   Geburts-   und  Todesjahr  unbekannt.   Schüler  des  Nicolas  Laro-illiere. 
M  Tätio-in  derzweitenHälftedeslS.  Jahr- 

hunderts  in  Paris  und   im  Haag-  [1767  als  Meister  in 
die  Gilde  aufg-enommen]. 

487a  Bildnis  einer  jungen  Dame.  Gelb- 
rot im  Kleid  mit  gelblichgrauen  Schatten,  am 
Busen  mit  roten  und  weißen  Blumen  ge- 
schmückt. Die  schillernde  Wirkung  der  Seide 
ist  durch  eine  pastellartig  strichelnde  Tech- 
nik erzielt.  Das  Inkarnat  in  rosigen  Tönen, 
mit  weißen  Glanzlichtern,  mit  kräftigem 
Rot  in  den  Wangen,  durch  bläulichweiße 
Rüschen  gegen  das  gelbrote  Kleid  abgesetzt. 
Graublaue  Schatten  im  Inkarnat,  Blaugrau 
im  gepuderten  Haar,  Hellblau  und  Weiß  in 
den  Schleifen  und  Federn  am  Kleid  und  im 
Haar  sowie  Graublau  im  Notenblatt  bringen 
die  Figur  dem  hellgrauen,  1.  ins  Bräunliche 
spielenden  Hintergrund  näher. 

Bez.  rechts  im  Grunde:  L.  R.  Trinquesse.  fecit.  1774  .-.  Er- 
worben   1874   in   Paris   .-.    Leinwand,   h.  0,98,   br.  0,77. 


Französi- 
sche Scliule 
des  XVIII. 
Jahrhun- 
derts 

496  B 


487  A 


269 


Französi- 
sche Schule 
des  XVIII. 
Jahrhun- 
derts 

1669 


ttmSmeen^Sim 


"1  (""Karrlin  Jean-Baptiste- 
1  V-^narain  Simeon  Char- 
'\  j!_      r*-! ^..     D_^- 


494  C 


din.  Geboren  zu  Paris 
den  2.  November  1699, 
gestorben  daselbst  den 
6.  Dezember  1779.  Schüler 
des  N.  N.  Coypel.  Tätig 
zu  Paris. 

1669  Stilleben.  Der 
bräunliche  Ton  des 
Hintergrundes  und 
des  Bodens  ist  dünn 
über  die  durchschim- 
mernde hellgraue 
Grundierung  gelegt. 
Als  stärkste  Farbe 
wirkt  das  leuchtende 
Kupferrot  des  Kessels  [mit  grauem  Einsatz  und  Henkel],  das,  im  Kontrast  zu  blau- 
grünen Tönen  [schwärzlichgrüne  Flasche,  Zwiebelstaude],  im  Flaschenpfropfen,  in  den 
Rändern  der  Blätter  und  im  Griff  des  schwärzlichbraunen  Tiegels  wiederkehrt.  Grün- 
liche Äpfel  m.it  goldgelben  Lichtern.  Die  grünen  Töne  lichten  sich  nach  1.  zu  grün- 
lichem Weiß  [Zwiebelstaude]  auf.  Die  Basis  für  die  gebrochenen  Töne  gibt  das  kalte 
bläuliche  Weiß  der  Eier  in  der  Mitte. 

Erworben   1908  als  Geschenk  des  Herrn   F.  Kleinberger,  Paris. 
Leinwand,   h.  0,48,   br.  0,805. 

(~lKP117f>    J«'a"   Baptiste  Greuze.    Geboren   zu  Tournus   [bei  Mäcon]  den  21.  August  1725,  gestorben 

VJICUZ.C    ^^    p^^j^    j^^    21.   März    1805.    Schüler    eines    sonst    unbekannten    Malers    Gromdon    [Charles 

Grandon  ■^l   zu  Lyon    in   Paris   als  Schüler  der  Akademie  weiter  ausgebildet.    Nach  einer  italienischen 

Reise  [1755—1756]  tätig  zu  Paris. 


494c  Junges  Mädchen.  Ein  zarter  grauer  Ton 
dämpft  alle  Farben.  Stumpf  gelbbraunes,  von 
blaugrauem  Band  durchflochtenes  Haar  umrahmt 
das  mit  graubräuniichen  Tönen  durchsetzte,  mit 
zartem  Rot  erwärmte  Inkarnat,  das  weich  und 
licht  aus  grauweißem  Hemd  und  grauschwarzem 
Gewand  hervorkommt.    Grauer  Grund. 


Bez.  rechts  oben:  J.  B.  Greuze.  —  Auf  der  Rückseite:  J.  B.  GREUZE. 
Ce  16.  Juillet  1787  .-.  Erworben  1873  als  Geschenk  I.  M.  der  Kaiserin 
Friedrich,  die  es  im  Kunsthandel  zu  Augsburg  gekauft  hatte. 
Leinwand,  h.  0,38,  br.  0,30. 


270 


VERZEICHNIS  DER  KÜNSTLERNAMEN 


[Die  beigesetzten   Ziffern   entsprechen   den   Seitenzahlen] 


Albani,  Francesco   209,  210 
Aleg-retto  Nuzi      . .      15,  16 
AUegri  s.  Correggio 
Amerighi  s.  Caravaggio 
Andrea  di  Giusto       . .      36 
Angelico,  Fra,  da  Fie- 
sole   28 — 31 

Angellis  [Angillis], 

Pierre     ....        266,  267 
Antonello  da  Mes- 
sina       115—117 

Antonello  daSaliball6,  117 
Antonio  da  Crevalcore      83 
Antonio  s.  Pisano 
Aspertini,  Antonio       83,  84 

Bacchiacca,  Francesco 

[Ubertini]  gen.  150—152 
Barbari,  Jacopo  de'  112,  113 
Barnaba  da  Modena  .  .  25 
Bartolo  di  Maestro 

Fredi       20,  24 

Bartolommeo,  Fra,  della 

Porta      142 

Basaiti,  Marco  127,  128 

Bassano,  Francesco  [da 

Ponte]  gen 187 

Bastiani,  Lazzaro  ..  ..  110 
Batoni,  Pompeo  Giro- 

lamo  . .  . .  235,  236 
Bazzi  s.  Sodoma 


Bellini,  Gentile  . .  . .  112 
Bellini,  Giovanni  117 — 121 
Bellini,  Jacopo  . .  . .  103 
Belliniano,  Vittore  . .  127 
Beiotto,  Bernardo 

[Canaletto]  gen.  232,  233 
Benozzo  Gozzoli  . .  32,  33 
Bertucci,  Gio.  Battista73,  74 
Bianchi  s.  Ferrari 
Bicci  di  Lorenzo  . .  . .  12 
Bissolo,  Francesco  . .  130 
Bizamano,  Angelo  . .  2 
Boccati,  Giovanni  68,  69 
Boltraffio,  Gio.  Antonio  158 
Bonifacio  [de'  Pitati] 

Veneziano  . .  174,  175 
Bonsignori,  Francesco  138 
Bonvicino  s.  Moretto 
Bonzi,  Pietro  Paolo  . .  212 
Bordone,  Paris  . .  180,  181 
Borgognone,  Ambrogio 

85,  86 
Botticelli,  Sandro  46—50 
Brescia  um  1530-40, 

Schule  von 200 

Brescianino,  Andrea  del  143 
Bronzino,  Angelo  153  — 155 
Bugiardini,  Giuliano  . .  144 
Buonfigli,  Benedetto  . .  69 
Byzantinische  Schule  des 

XV.  Jahrhunderts   ..         2 


Byzantinische  Schule  [Kreta] 
des  XVI.  Jahrhunderts     3 

Byzantinisch-Russische 
Schule  des  XVll.  Jahr- 
hunderts              4 

Calcar,  Giovanni  da  . .    179 
Calderari,  Gio.  Maria 

[Zaffoni]  gen.       181,  182 
Caliari  s.  Veronese 
Cambiaso,  Luca    . .     . .    219 
Campana,  Pedro  . .    . .    238 
Canaletto,  Gio.  Antonio 

[da  Canale]  gen.  231,  232 
Canaletto  s.  Beiotto 

Cano,  Alonso 242 

Caravaggio,  Michelangelo 

da    212-215 

Carpaccio,  Vittore  113  115 
Carracci,  Agostino  . .  205 
Carracci,  Annibale  . .  206 
Carreno,  Juan  . .  . .  246,  247 
Castagno,  Andrea  . .  41 
Catena,  Vincenzo  131-133 
Cerano  s.  Crespi 
Cerezo,  Matteo  . .  . .  248 
Cerquozzi,  Michel- 
angelo .  .  . .  215,  216 
Chardin,  Jean-Baptiste 

Simeon 270 

Cignani,  Carlo      . .    . .    210 


271 


Cima  da  Conegliano, 

Gio.  Batt.  . .  122-126 
Claude  Gellee,  gen. 

Lorrain  ....  259,  260 
Coello,  Alonso  Sanchez  239 
Colteliini,  Michele  ..  101 
Conti,    Bernardino    de' 

87,  88 
Corneille  de  Lyon  . .  255 
Correggio,  Antonio, 

[Allegri]  gen.    . .  202,  203 
Cosimo  s.  Piero 
Cossa,  Francesco        . .      96 
Costa,  Lorenzo     . .    99,  100 
Cotignola,  Girolamo 

[Marchesi]  da  ..  ..  156 
Credi,  Lorenzo  di  . .  61 
Crespi,  Gio.  Bat- 

tista       ....       222,  223 

Crevalcore  s.  Antonio 
Crivelli,  Carlo..       106-108 

Daddi,  Bernardo..     11-13 
Defendente  s.  Ferrari 
Dellaurana,  Luciano    79,  80 

Dolci,  Carlo 220 

Domenichino  . .  208,  209 
Domenico  Veneziano  . .  37 
Dossi,  Dosso  . .  165,  166 
Duccio  di  Buoninsegna  16 
Dughet,  Gaspard     258,  259 

Fabriano  s.  Gentile 
Fasolo,  Bernardino     ..      l64 
Ferramola,  Floriano    . .    195 
Ferrara  um  1460     70, 

Schule  von 98 

Ferrara  um  1480, 

Schule  von  . .    . .      97,  98 
Ferraresischer  Meister 

um  1530     170 

Ferraresischer  Meister 
um  1539     170 


Ferrari,  Defendente    . .       87 
Ferrari,  Francesco  Bian- 

chi 101 

Ferrari,  Gaudenzio    163,  164 
Feti,  Domenico     . .  219,  220 
Fiesole  s.  Angelico 
Fiorenzo  di  Lorenzo    69,  70 
Florentinische  Schule 

um  1350       ....      10,  11 
Florentinische  Schule 

um  1375      14 

Florentinische  Schule 

um  1400       14 

Florentinische  Schule 

um  1430       33 

Florentinische  Schule 

um  1450     36 

Florentinische  Schule 

um  1460     42 

Florentinische  Schule 

um  1500       63 

Florentinische  Schule 

um  1520      145 

Florentinische  Schule 

um    1525    153 

Florentinische  Schule 

um  1530     152 

Fogolino,  Marcello  200,  201 
Foppa,  Vincenzo  ....       84 
Fori!  s.  Melozzo 
Fouquet,  Jean       .  .    . .    255 
Francesca,  Art  des  Piero 

della      79,80 

Francesco  di  Giorgio, 

Art  des 67 

Francia,  Francesco       81,  82 
Francia,  Giacomo         82,  83 
Francia,  Giulio      . .      82,  83 
Franciabigio,  Frances- 
co            149,  150 

Francucci  s.  Imola 
Französischer  Meister 
um  1410     . .       254,  255 


Französischer  Meister 
um  1700     263 

Gaddi,  Agnolo,  Art  des  13 
Gaddi,  Taddeo  . .  8—10 
Garbo,  Raffaellino 

del 54-56 

Gariani,  Giov.  Busi  173,  174 
Garofalo,  Benvenuto 

[Tisi]  gen 169 

Gellee  s.  Claude 

Genga,  Girolamo..     ..    145 

Gentile  da  Fabriano    67,  68 

Gentileschi,  A 215 

Gerino  da  Pistoja  . .  76 
Ghirlandaio,  Benedetto       58 

—  Davide       58 

—  Domenico  . .    . .    56 — 59 

—  Ridolfo       143 

Giampietrino  s.  Pedrini 
Giolfino,  Niccolö..    ..    202 
Giordano,  Luca        221,  222 

Giorgione 171 

Giotto 8 

Giovanni  da  Milano   . .      13 
Giovanni  di  Paolo        63,  64 
Goya,  Francesco      249,  250 
Gozzoli  s.  Benozzo 
Granacci,  Francesco 

57,  59,  142,  143 
Greuze,  Jean-Baptiste  270 
Guardi,  Francesco  233,  234 
Guercino,  Giov.  Fr.  . .     209 

Jacopo  da  Valenzia    ..    111 

Imola,  Innocenzo  [Fran- 
cucci] da     155 

Inganatis,  Petrus  de  . .    130 

Italienischer  Meister 

um  1650      211 

Kempeneer  s.  Campana 


272 


Lancret,  Nicolas  . .  . .  266 
Larg-illiere,  Nicolas  . .  263 
Lebrun,  Charles  . .  . .  262 
Leonardo  da  Vinci  157,  158 
Leonbruno,  Lorenzo  . .  162 
Lesueur,  Eustache  261,  262 
Liberale  da  Verona  138,  139 

Liberi,  Pietro 225 

Libri,  Girolamo  dai  . .  201 
Lionardo,  s.  Leonardo 
Lippi,  Filippino  . .  51,  52 
Lippi,  Fra  Filippo  38,  39 
Lippo  Memmi  ..  19,  20 
Lombardische  Schule 

um  1480      ....      84,  85 
Lombardische  Schule 

um  1520      85 

Longhi,  Luca  . .  156,  157 
Longhi,  Pietro  . .  . .  230 
Lorenzetti,  Ambrogio  22,  23 
Lorenzetti,  Pietro  21,  22 
Lorenzo  Monaco  ....  28 
Lorenzo  Veneziano  25,  26 
Lorrain  s.  Claude 
Lotto,  Lorenzo  192—194 
Luini,  Bernardino  159—162 
Lutero  s.  Dossi 

Machiavelli,  Zanobi  . .  33 
Mailändische  Schule 

um  1600      223 

Mainardi  Bastiano  59  —  61 
Maineri,  Gian  Francesco 

de' 98,  99 

Mansueti,  Giovanni  . .  115 
Mantegna,  Andrea  91—93 
Maratta,  Carlo  217,  218 

Marchesi  s.  Cotignola 
Marinas,  Henrique  de  las  249 
Marmion,  Simon     252-254 
Marziale,  Marco        126,  127 

Masaccio 34-36 

Matteo  di  Giovanni     65,  66 


Mazzola,  Filippo  ..  102,  103 
Mazzolini,  Lodovico 

166—168 
Meldolla  s.  Schiavone 
Melozzo  da  Forli  . .      76,  77 
Melzi,  Francesco  . .  158,  159 
Memmi  s.  Lippo 
Messina  s.  Antonello 
Mignard,  Pierre    . .    . .    261 
Millet,  Fran9ois     . .    . .    259 
Modenesischer  Meister 

um  1520      102 

Monaco  s.  Lorenzo 
Montagna,  Bartolommeo 

136,  137 
Montemezzano,  Francesco 

191,  192 
Morales,  Luis  de  . .  . .  239 
Moretto,  Allessandro 

[Bonvicino]  gen.  . .  197 
Morone,  Francesco  . .  139 
Moroni,  Gio.  Battista  1 94, 195 
Murillo,  Bartolome 

Esteban      . .    . .  247,  248 

Neroccio  di  Bartolommeo  66 
Nuzi  s.  Alegretto 

Oberitalienscher  Meister 
um  1500      88 

Oberitalienischer  Meister 
um  1510      140 

Oberitalienische  Schule 
des  17.  Jahrhunderts 

210,  211 

Oggiono,  Marco  d'     .  .     163 

Padua  um  1470—80, 

Schule  von 93 

Palma  d.  A.,  Giacomo 

171—173 
Palmezzano,  Marco  75,  76 
Panetti,  Domenico      . .    100 


Panini,  Gio.  Paolo  .  .  235 
Parentino,  Bernardo  90,  91 
Pedrini,  Giovanni  162,  163 
Pennacchi,  Pier  Maria 

111,  112 
Pesellino,  Francesco  36,  37 
Pesne,  Antoine  267-269 
Piero  di  Cosimo  . .  62,  63 
Piero  s.  Francesca 
Pinturicchio,  Bernardino 

72,73 
Piombo,  Sebastiano 

del 178,  179 

Pisanello  s.  Pisano 
Pisano,  Antonio       137,  138 
Pitati  s.  Bonifacio 
Pollaiuolo,  Antonio  del     42 
Pollaiuolo,  Piero  del   42,  43 
Ponte  s.  Bassano 
Poussin,  Gaspard,  s.  Dughet 
Poussin,  Nicolas      256—258 
Previtali,  Andrea      133,  134 
Procaccini,  Giulio  Cesare205 
Pseudo-Basaiti      . .  128,  129 
Pseudo-Boccaccino    . .    131 

Raffaellino  s.   Garbo 
Raffaello,  Santi    ..146-148 
Raibolini  s.  Francia 
Reni,  Guido     ....  207,  208 
Ribera,  Jusepe  de    245,  246 
Roberti,  Ercole  de'      96,  97 
Robusti  s.  Tintoretto 
Roelas,  Juan  de  las  238,  239 
RömischeSchule  um  1600  211 
Romagna  um  1330 — 50, 

Schule  der 26 

Romanino,  Girola- 
mo         198-200 

Rosa,  Salvator       . .  220,  221 
Rosselli,  Cosimo  . .      40,  41 
Rossi  s.  Salviati 
Rotari,  Pietro        . .    . .    230 


273 


Sacclii,  Pier  Francesco 

88,  89 
Saliba  s.  Antonello 
Salvi  s.  Sassoferrato 
Salviati,  Francesco  [Rossi] 

de' 153 

Santa  Croce,  Francesco 

da    134,135 

Santa  Croce,  Girolamo 

da     135,136 

Santi,  Giovanni     . .      70,  71 
Santi  s.  Raffaello 
Sarto,  Andrea  del    148,  149 
Sassetta,  Stefano  di 

Giovanni  gen.  . .  64,  65 
Sassoferrato,  Gio.  Battista 

[Salvi]  gen.  ..216,217 
Savoldo,  Gio.  Girolamo 

196,  197 
Schiavone,  Andrea 

[Meldolla]  gen.     186,  187 
Schiavone,  Gregorio  . .       90 
Sebastiano  s.  Piombo 
Sellaio,  Jacopo  del      53,  54 
Siena  um  1350,  Schule 

von 20,  21 

Siena  um  1360,  Schule 

von 24 

Siena  um  1350 — 80, 

Schule  von  ....  25 

Siena  um  1450—80, 

Schule  von  . .  . .  66,  67 
Signorelli,  Luca  . .  77 — 79 
Simone  Martini      . .    16 — 18 


Sodoma,  Gio.  Antonio 

[Bazzi]  gen.  .  .  164,  165 
Solario,  Andrea  . .  . .  86 
Spagna,  Giovanni  di 

Pietro  gen.  lo  . .  71,  72 
Spanische  Schule  um  1600 

244,  245 
Squarcione,  Francesco 

89,  90 
Strozzi  [?],  Bernardo 

218,  219 

Taddeo  di  Bartolo, 

Art  des 24,  25 

Tiepolo,  Gio.  Battista 

225—229 
Tintoretto,  Jacopo 

[Robusti]  gen.     182-185 
Tisi  s.  Garofalo 
Tiziano  Vecellio      175 — 177 
Toskanische  Schule 

um  1250      7 

Trinquesse,  L.  R 269 

Troy,  Jean-Franfois  de  267 
Tura,  Cosma  ....  94  96 
Tzane,  Emanuel    ....         3 

Ubertini  s.  Bacchiacca 

Ugolino      18,  19 

Umbrische  Schule  um 

1480      70,  71 

Umbrisch-Florentinische 

Schule  um  1490        74,  75 


Valenzia  s.  Jacopo 

Vanni,  Andrea      . .    . .      21 

Vannuccio,  Francesco 

di     23,  24 

Vecellio  s.  Tiziano 
Velazquez,  Diego    240-242 
Venetianischer  Meister 

um  1500       122 

Venetianische  Schule 

um  1450       108 

Venetianische  Schule 

um  1515-25    . .    . .    182 
Venetianische  Schule 

um  1590       191 

Veronese,  Paolo  [Caliari] 

gen 188-191 

Verrocchio,  Andrea 

del 43-46 

Vinci  s.  Leonardo 
Vivarini,  Alvise       108—110 
Vivarini,  Antonio      104,  105 
Vivarini,  Bartolomeo  . .    105 
Vouet,  Simon  . .    . .  260,  261 

Watteau,  Antoine  264—266 

Zacchia  d.  Ä.,  Paolo  . .    144 
Zaffoni  s.  Calderari 
Zaganelli,  Francesco    80,  81 
Zampieri  s.  Domenichino 
Zoppo,  Marco       . .      93,  94 

Zuccaselli,  Fr 236 

Zurbaran,  Francisco  de 

243,  244 


274 


INHALTS-VERZEICHNIS 


Vorwort 

Zur  Geschichte  der  Gemälde- 
galerie  

Byzantinische  Schule      . .    . . 
Italienische  Schulen 

13.  Jahrhundert 
Toskana       

14.  Jahrhundert 

Florenz 

Umbrien      

Siena      

Modena        

Venedig       

Romagna     

15.  Jahrhundert 

Florenz 

Siena      

Umbrien      

Umbrisch-Toskanische 

Schule      

Romagna     

Bologna       

Lombardei 

Padua , 

Ferrara 

Modena       

Parma 

Venedig       

Bergamo      

Vicenza       

Verona 

16.  Jahrhundert 

Florenz 

Bologna       


Seite 

Vll 
IX 

1 

5 


8 
15 
16 

25 
25 
26 

28 
63 

67 

76 

80 

81 

84 

89 

94 

101 

102 

103 

133 

136 

137 

142 
155 


Seile 

Romagna     156 

Lombardei 157 

Siena      164 

Ferrara 165 

Venedig       171 

Bergamo      192 

Brescia 195 

Vicenza        200 

Verona 201 

Parma 202 

17.  Jahrhundert 

Bologna       205 

Rom       211 

Genua 218 

Mantua 219 

Florenz 220 

Neapel 220 

Mailand        222 

18.  Jahrhundert 

Venedig       225 

Rom       235 

Spanische  Schule      237 


16.  Jahrhundert 

17.  Jahrhundert 

18.  Jahrhundert 

Französische  Schule 

15.  Jahrhundert 

16.  Jahrhundert 

17.  Jahrhundert 

18.  Jahrhundert 


Verzeichnis 
namen  . . 


der     Künstler- 


238 
240 
249 

251 
252 
255 
256 
264 

271 


275 


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durch  das  Kaiser-Friedrich-Museum 

Zweite  Auflage.    Mit  332  Abbildungen  aus  allen  Abteilungen 
In  Ganzleinen  M.  3.50,  geheftet  M.  2.50 

Die  Glasgemälde  des 
Kgl.  Kunstgew^erbe- Museums  zu  Berlin 

Herausgegeben  von  Dr.  Hermann  Schmitz 

Zwei  Bände.    Mit  408  Textabbildungen  und  70  Tafeln  in  Lichtdruck 
In  Ganzleinen  M.  60. — 

In  Vorbereitung: 

Katalog  der  Zeichnungen  aus  dem  Kgl.  Kupferstich- 
Kabinett  zu  Berlin 

Erste  Abteilung:  Deutsche  Schulen 

Zwei  Bände.    Mit  etwa  800  Abbildungen  in  Lichtdruck 

In  Ganzleinen  M.  100.—,  geheftet  M.  95.— 


VERLAG  JULIUS  BARD  IN  BERLIN 

WEITERE  AMTLICHE  MUSEUMSVERÖFFENTLICHUNGEN 

Im  Erscheinen: 

Zeichnungen  aus  dem 
Besitz  der  Kgl.  Nationalgalerie  zu  Berlin 

Zehn  Lieferungen.    Mit  100  Tafeln  in  Mehrfarbenlichtdruck 
Pro  Lieferung-  M.  30.— 

In  Vorbereitung: 

Die  Gemäldesammlung 
der  Kgl.  Nationalgalerie  zu  Berlin 

Mit  ca.  700  Abbildungen 
In  Ganzleinen  M.  30.—,  geheftet  M.  28.— 

Die  Bildwerke  der  Kgl. Nationalgalerie  zu  Berlin 

Mit  etwa  250  Abbildungen 
In  Ganzleinen  M.  20.     ,  geheftet  M.  18.- 

Die  Gemäldesammlung 
des  Museums  für  bildende  Künste  zu  Budapest 

Drei  Bände,  mit  ca.  900  Abbildungen.    In  Ganzleinen  ca.  M.  75. — 
Bereits  erschienen: 

Katalog  der  Kgl.  Gemäldegalerie  zu  Dresden 

Kleine  Ausgabe,    mit  53  Abbildungen.     In   Ganzleinen    M.  2.50,    geheftet   M.  1.50 

Katalog  der  Kgl.  Gemäldegalerie  zu  Kassel 

Mit  53  Abbildungen.    In  Ganzleinen  M.  2.     ,  geheftet  M.  1.50 

Ein   vollständiger  Katalog    über   die   Publikationen    des  Verlages   steht 
Interessenten  kostenlos  zur  Verfügung 


GERMANISCHE  LÄNDER 


DEUTSCHE  SCHULEN 


DEUTSCHE  SCHULEN 
DES  XIII.  UND  XIV.  JAHRHUNDERTS 


West- 
fälische 

Schule 
um  1200 
bis  1230 

1216AAltar- 
aufsatz  in 
drei  Ab- 
teilungen. 
Die  Felder 

begrenzen  plastisch  gehöhte,  reich  ornamentierte  und  vergoldete  Bänder.  Auf  Goldgrund 
bunte  Farbflächen,  vor  allem  kräftiges  Zinnoberrot  und  Hellblau  zwischen  Olivgrün  und 
Ockergelb,  mit  schwarzer  Zeichnung.  Ockergelbliche  Fleischfarbe  mit  grünen  Schatten 
und  zinnoberroten  Flecken.  Links:  Christus  vor  Kaiphas.  —  Mitte:  Kreuzigung.  Das 
Kreuz  ist  plastisch  gehöht  und,  wie  die  Schilde  der  Soldaten,  vergoldet.  Unter  den  Kreuz- 
armen r.  die  Synagoge,  1.  die  Eclesia.  —  Rechts:  die  Marien  am  Grabe. 

Hervorragendes  Werk  der  ältesten  deutschen  Tafelmalerei  aus  der  Wiesenkirche  zu  Soest,  für  deren  älteren  Bau  es  wohl  ur- 
sprünglich gemalt  war,  vermutlich  von  einem  Soester  Meister.  Unter  byzantinischem  Einfluß  entstanden,  wie  besonders  das 
Seitenbild  der  Myrrophoren  am  Grabe  bezeugt  .■.  Das  Altarwerk,  ursprünglich  ein  Superfrontale,  ist  wohl  eine  Zeitlang  als 
Antependium  benutzt  worden  und  war  daher  in  den  unteren  Teilen  stark  beschädigt.  Neuerdings  derartig  restauriert  und 
ergänzt,  daß  durch  den  andern  Ton  des  Grundes  [ohne  Gold]  die  neu  hinzugefügten  Teile  erkennbar  sind  .*.  Erworben  1862 
aus  der  Wiesenkirche  zu  Soest  .'.  Aufgestellt  in  der  Abteilung  der  deutschen  Bildwerke. 

Tempera.    Pergament  auf  Eichenholz,  h.  [bis  zur  Rundung  des  Mittelbildes]  0,81,  br.  1,94. 

Westfälische  Schule  um  1250  bis  1270 

1216b  Altaraufsatz.  Die  Dreieinigkeit  mit  Maria  und  Johannes  d.  Ev.  Die 
Felder  durch  plastische,  vergoldete  Säulen  und  Rundbogen  getrennt.  Die  Zeichnung 
der  Gewänder  schwarz,  der  hellrötlichen  Fleischteile  rotbräunlich.  Vor  goldenem  Grund 
wirkt  als  Hauptfarbe  Rot  [Mäntel  der  drei  Figuren],  mit  weißlichblauen  [Kopftuch 
Maria,  Gewänder  Gott- 
Vaters  und  Johannis] 
und  stumpferen  saft- 
grünen,ockergelblichen 
und  bräunlichen  Tönen 
kontrastierend.  Gold- 
verzierte Gewänder. 

Große  Ähnlichkeit  zeigt  die  Be- 
handlung der  Gestalten  in  den 
Wandmalereien  derNikolaikirche 
zu  Soest,  so  daß  diese  wohl  mit 
allem  Recht  demselben  Meister 
zugeteilt  werden  .*.  Von  dem- 
selben Künstler  ein  Madonnen- 
bild im  Museo  Nazionale  zu  Flo- 
renz [aus  der  SammlungCarrand], 
kleiner  und  ft;iner  als  unsere 
Tafel   .•.  Stammt  wie  das  vorige 


Deutsche 
Schulen  des 
XIII.  Jahr- 
hunderts 

1215A 


1216  B 


Deutsche 

Schulen  des 

XIII.  und 

XIV.  Jahr- 

hunder  ts 

1570 


Bild  aus  der  Wiesenkirche  zu  Soest,  scheint  aber  für 
eine  ältere  Kirche  daselbst  gemalt  gewesen  zu  sein  .*. 
1862  aus  der  Wiesenkirche  zu  Soest  erworben  .".  Auf- 
gestellt in  der  Abteilung  der  deutschen  Bildwerke. 
Tempera.    Eichenholz,  h.  0,71,  br.  1,20. 

Nieder- 
sächsische 
Schule  des 
13.  Jahr- 
hunderts 

1570  Altarbild 
in  Kleeblatt- 
form. Oben: 
Krönung  Ma- 
ria. —  Unten: 

Christus  am  Kreuz  und  die  hll.  Maria,  Johannes,  Katharina  und  Aegidius. —  Links:  Oben 
Christus  vor  Kaiphas,  darunter  die  Geißelung.  —  Rechts:  Oben  die  Auferstehung,  dar- 
unter die  Kreuztragung.  Die  Darstellungen,  durch  zinnoberrote  Bänder  getrennt,  heben 
sich  in  tiefschwarzer,  die  bräunlichen,  mit  Graugrün  modellierten  Fleischteile  in  dunkel- 
brauner Zeichnung  kräftig  vom  goldenen  Grund  ab.  Die  Umrisse  füllen  grelle  Lokalfarben, 
besonders  Zinnoberrot  [Mäntel  Maria  und  Christi  oben,  Lendentuch  Christi,  Mantel  Johannis 
unten,  Schriftzeichen  usw.]  und  Dunkelblau;  dazwischen  verstreut  Rosa  [Mantel  Maria  neben 
dem  Kreuz,  Frau  r.  in  der  Kreuztragung  usw.]  und  Saftgrün.   Goldgezierte  Gewänder. 

Erworben  1868  aus  der  Aegidiuskirche  zu  Quedlinburg   .'.    Aufgestellt 
in  der  Abteilung  der  deutschen  Bildwerke. 
Tempera.    Tannenholz,  h.  1,70,  br.  2,85. 

Westfälische  Schule  um  1400 

1217  Vera  Icon.  Das  graubraune,  von  dunkelbrau- 
nem Haar  umrahmte  Antlitz  vor  vergoldetem  Oval 
[mit  eingeprägter  Verzierung].  In  den  grünlich- 
blauen, mit  goldenen  Sternen  übersäten  Zwickeln 
zwölf  anbetende  Engel  mit  rötlichgrauem  Inkarnat 
und  gelbbraunem  Haar.  Dunkelsaftgrüner,  rot 
ornamentierter  Rahmen. 

Erworben  1843  .•.  Aufgestellt  in  der  Abteilung  der  deutschen  Bildwerke. 
Tempera.    Eichenholz,  h.  0,495,  br.  0,35. 

Oberdeutscher[?]  Meister  um  1400 

1620  Diptychon.  Links:  Christus  am  Kreuz  zwi- 
schen Maria  und  Johannes.    Rechts:  Christus  als 


Schmerzensmann  mit 
dem  geistlichen  Stif- 
ter und  Maria.  — 
VorgraubräunHchem 
Grundmit  erhabenem 
Goldmuster  zarte  auf 
Grau  gestimmteTöne 
[1.  bräunlichweißer 
Körper  Christi  an 
graubraunem  Kreuz, 
violettgraues  Ge- 
wand Johannis;  r. 
in  weißer,  bräunlich 
getönter  Mandorla 
die      gelbbräunliche 

Gestalt  des  Schmerzensmanns,  davor  in  rosafarbener  und  weißer  Tracht  der  Stifter]. 
Dunkles  Blau  im  Gewände  Marias  und  der  Glorie  r.  [mit  weiß  aufgesetzten  Gestalten 
Gott-Vaters  mit  Engeln]  entspricht  sich  auf  beiden  Bildhälften.    Dunkelgrüner  Erdboden. 

Früher  in  südfranzösischem  Privatbesitz     /.     Erworben  1900  in  München  als  Geschenk 
deutschen  Bildwerke     .'.     Eichenholz,  jede  Bildhälfte  h.  0,34,  br.  0,265. 


Deutsche 
Schulen  des 
XIV.  Jahr- 
hunderts 

1620 


Aufgestellt  in  der  Abteilung  der 


Kölnischer  Meister  um  1350 

1627  Diptychon.  Innenseiten,  links:  Maria  mit  dem  Kinde.  Vor  reich  mit  erhabenem 
Rankenornament  geziertem  Goldgrund  Karminrot  [Mantel  Maria,  Rückwand  und  Ver- 
zierungen des  grauen  Throns  usw.]  und  Saftgrün  [Mantelumschlag  Marias,  Thronfüllungen]. 
Dazwischen  Graublau  [Gewand  Marias]  und  Grauviolett  [Kleid  des  Kindes].  Gelbbrauner 
Fleischton.  —  Rechts: 
Christus  am  Kreuz.  Die 
Färbung  entspricht  der 
Gegenseite,  ist  aber  um 
Goldgelb  [Kopftücher] 
und  Grauviolett  [Mantel 
Johannis]  bereichert.  — 
Außenseite,  rechts: 
Verkündigung.  Auf  ro- 
tem Grund. 

Das  Diptychon  befand  sich  in  den 

60  er  Jahren  des  19.  Jahrhunderts 

beim  Küster  von  St.  Georg  zu  Köln 

.*.  Erworben  1902  von  Sir  Charles 

Robinson  in  London   .■.   Eigentum 

des  Kaiser-Friedrich-Museums-Ver- 
eins .•.  Aufgestellt  in  der  Abteilung 

der  deutschen  Bildwerke. 

Tempera.  Eichenholz ,  jede 
Hälfte  [  mit  dem  Original- 
rahmen] h.  0,49,  br.  0,34. 


1627 


Deutsche 
Schulen  des 
XIV.  Jahr- 
hunderts 

1216 


Niederrheinischer  Meister 
um  1325—1350 

1216  Joseph  erkennt  in  Maria  die  Mutter  des 
Heilands.  Den  Hauptkontrast  bilden  bräunlichrote 
und  blaugrüneTöne  [Architektur  mit  gelbroten  Profilen 
und  ockergelbem  Sitz]  vor  Goldgrund.  Die  Gewänder 
mit  braunroten  Falten  sind  dunkelgrün  und  rot  ge- 
mustert, auf  goldenen  und  silbernen  Gründen.  Die 
Rückseite  [Ausschnitt  aus  einer  größeren  Tafel]  zeigt 
den  oberen  Teil  einer  Christusgestalt  vor  gotischer 
Architektur. 

Auf  den  Spruchbändern  die  Inschrift;  vere  *  apvd  '  te  "  est  •  fons  •  uide 
[vitae]  und  dominvs  ■  possedit  '  me  .■.  Die  Behandlungsweise  scheint  auf  den 
Niederrhein  hinzuweisen,  wofür  auch  die  hiolzart  der  Tafel  spricht  .*.  Von 
demselben  Meister,  vielleicht  von  demselben  Altar,  eine  Krönung  der  Maria 
zwischen  zwei  Engeln,  in  der  Galerie  von  Sigmaringen  .'.  Sammlung  Solly, 
1821  .".  Aufgestellt  in  der  Abteilung  der  deutschen  Bildwerke. 
Tempera.    Eichenholz,   h.  0,38,  br.  0,27. 

Böhmische  Schule  um  1350 

1624  Maria  mit  dem  Kind  und  derStifterErnst 
von  Prag.  Zwischen  leuchtendem  Zinnoberrot 
im  Mantelumschlag  und  tiefem  Ultramarinblau  im 
Gewände  Marias  vermittelt  das  kühlere  Rot  der 
Außenseite  des  Mantels.  Gegen  Zinnoberrot  steht 
Gelbgrün  im  goldgemusterten  Kleide  des  Kindes, 
dessen  Farbe  sich  in  der  Bank  und  lichter  in  den 
Thronsäulen  wiederholt,  gegen  Blau  das  Ocker- 
gelb des  Thronbaues,  das  zum  Goldgrund  über- 
leitet. Ein  schimmernd  weißes  Kopftuch  umrahmt 
das  bräunlichgraue  Antlitz.  Goldene  Nimben, 
Krone,  Zepter  und  Reichsapfel.  Oben  klingen 
bunt  schillernd  die  Hauptfarben  wieder:  karmin- 
violette Fialen,  gelbgrüne  Bogen,  rote  und  blaue 
Einzelheiten,  vor  zinnoberrotem  Teppich,  den 
Engel  in  hellblauen  Gewändern  mit  gleichfarbigen 
Flügeln  halten.  Der  krönende  Engel  in  goldenem 
Mantel,  mit  dunkelblauen  Flügeln.  Unten  der 
Stifter  in  ultramarinblauem,  innen  gelbgrünem 
Ornat  über  silbernem  Chorhemd. 

Nach  einer  Notiz  auf  der  Rückseite  von  der  Hand  des  Historienmalers 
Ludwig  Bittner  in  Glatz  [I.Hälfte  des  19.  Jahrhunderts]  stammt  das 
Bild  aus  der  Minoritenklosterkirche  auf  dem  Sand  zu  Glatz,  wohin  es, 
wahrscheinlich  als  Geschenk  Ernsts,  des  ersten  Erzhischofs  von  Prag, 
der  in  der  Stadtpfarrkirche  zu  Glatz  begraben  liegt  [•i*1364],  um  1350 
gelangte  .*.  Erworben  1902  aus  dem  Gymnasium  zu  Glatz  .".  Eigentum 
des  Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins  .'.  Aufgestellt  in  der  Abteilung 
der  deutschen  Bildwerke  Tempera.  Pappelholz,  h.  1,86,  br.  0,95. 


DEUTSCHE  SCHULEN 
DES  XV.  UND  XVI.  JAHRHUNDERTS 


Ober- 
deutsche 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

1662 


1208 
1209 


OBERDEUTSCHE  SCHULE 
DES  XV. JAHRHUNDERTS 

Süddeutsche  Schule  um  1410 

1662  Christus  am  Kreuz.  Dunklem  Blau  im 
Mantel  Marias  entspricht  leuchtendes  Rot  im 
Mantel  Johannis,  dessen  Wirkung  durch  Gelb- 
g-rün  im  Mantelumschlag  noch  gesteigert  wird, 
vor  goldenem  Grund  mit  eingeprägten  Nim- 
ben.  Ein  weißes,  in  den  Schatten  graublaues 
Tuch  umhüllt  die  Hüften  des  gelbbräunlichen, 
an  goldgelbbraunem  Kreuz  mit  blauen  Nägeln 
befestigten  Körpers  Christi. 

Erworben  1908  in  St.  Petersburg. 
Tannenholz,  h.  0,85,  br.  0,81. 

D  1.L  ]  J  Meister  Berthold  [vielleicht  identisch 
'-^^*  LIUJIU  jjijj  Berchtold  Landauer,  gestorben 
zwischen  1430  und  1432].  Maler  und  Bildschnitzer, 
tätig-  in  den  ersten  Jahrzehnten  des  15.  Jahrhunderts 
zu  Nürnberg.  Von  ihm  der  Imhofsche  Altar  in  der  S.  Lorenzkirche  zu  Nürnberg.  Hauptmeister  der  alten 
Nürnberger  Schule. 

1207-1210  Zwei  Altarflügel  mit  Innen- und  Außen- 
bildern. Die  Tafeln  sind  jetzt  auseinandergesägt,  so 
daß  die  vier  Bilder  nebeneinander  hängen. 

1208  Linkes  Außenbild.  Maria  mit  dem  Kinde.  In 
bräunlichkarminrotem,  innen  grünem  Mantel,  auf  saft- 
grünem Boden  stehend,  vor  schwärzlichblauem,  gold- 
gestirntem Hintergrund.  Lichter  bräunlicher  Fleischton. 
Goldene  Nimben.  Das  Wappen  zeigt  weiße  Balken 
auf  rotem  Feld. 

1209  Rechtes  Außenbild.  Der  hl.  Petrus  Martyr.  In 
schwarzem,  im  Umschlage  rotbräunlichem  Mantel  über 
bräunlichweißem  Gewand,  auf  saftgrünem  Boden.  Rot- 
bräunlicher Fleischton.  Auf  dem  Haupt  die  rote  Wunde. 
Auf  rotem  Schild  weiße  und  schwarze  Balken. 

1207  Linkesinnenbild.  Die  hl.  Elisabeth  von  Thüringen. 
In  hellblauer  Tracht  mit  leuchtend  rotem  Mantelum- 
schlag. Sie  reicht  dem  Bettler  ein  gelbes  Brot.  Unter 
rotem  Baldachin,  auf  gelbgrün  und  karminrot  ge- 
färbtem Sockel.    Goldgrund. 

1210  Rechtes  Innenbild.  Johannes  der  Täufer.  In 
goldgelbbraunem    Gewand,  das    ein    leuchtend    roter, 


10 


im  Umschlag  dunkel- 
blauer Mantel  deckt. 
Braunrotes  Inkarnat. 

Auf  den  Außenbildern  die 
Wappen  der  Nürnberger  Fami- 
lien Deichsler  [links]  und  Zeu- 
ner  [rechts].  Nach  einer  hand- 
schriftlichen Notiz  Waagens 
stammen  die  Flügel  von  einem 
Altar  in  der  vormaligen  Do- 
minikanerkirche zu  Nürnberg, 
den  ein  Berchtold  Deichsler 
[gestorben  1418  oder  1419] 
gestiftet  hatte;  ein  Brett  von 
dem  geschnitzten  Mittelstück 
des  Altars  enthielt  den  Namen 
„Berchtold  Deychsler".  Da- 
gegen erklärt  Waagen  in 
seinem  Handbuch,  daß  nach 
urkundlicher  Nachricht  die 
Familie  Deiclisler  jenen  Altar 
im  J.  1400  in  die  jetzt  abge- 
tragene Katharinenkirche  zu  Nürnberg,  in  der  auch  v.  Murr  einen  von  den  Deichsler  gestifteten  Altar  anführt,  gestiftet 
habe.  —  Der  dunkle  Grund  mit  den  goldenen  Sternen  gehört  einer  alteren  Restauration  an.  .'.  Erworben  1844  .•.  Aufgestellt 
in  der  Abteilung  der  deutschen  Bildwerke  .'.  Weißtannenholz,  je  h.  1,57,  br.  0,37. 

Böhmisch- Schlesische  Schule  um  1400 

1221  Verspottung-  Christi.  Zinnoberrot  im  goldverzierten  Gewände  Christi,  vor  ge- 
dämpft weißem  Thron,  kehrt  in  den  Trachten  zweier  der  ihn  peinigenden  Knechte  wieder. 
Rot  entspricht  wechselseitig  Gelbgrün  in  den 
Kleidern  der  beiden  anderen.  Dazwischen  r.  und 
1.  Hellultramarinblau.  Die  vorderen  Figuren  in 
gebrochenen  graublauen,  rötlichen  und  grün- 
lichen, mit  Gold  gezierten  Gewändern.  Stumpf 
graubrauner  Fleischton.    Goldgrund. 

Gegenstück  zu  Nr.  1219  .".  Erworben  1841    .".    Aufgestellt  in  der 
Abteilung  der  deutschen  Bildwerke. 

Tempera.    Pappelholz,  h.  0,30,  br.  0,23. 

1219  Kreuzigung.  Vor  goldenem  Grund  Chri- 
stus am  Kreuz  in  graubraunen  Tönen,  die  sich 
in  den  Pferden  und  den  silbernen  Rüstungen 
fortsetzen.  Zwischen  den  gebrochenen  rosa- 
roten, hellgelbgrünen  und  bräunlichen  Tönen 
des  Vordergrundes  erscheinen  neben  dunklem 
Blau  einige  kräftig  zinnoberrote  Flecken. 

Gegenstück  von  Nr.  1221  .■.  Erworben  1841   .".  Aufgestellt  in  der 
Abteilung  der  deutschen  Bildwerke. 

Tempera.    Pappelholz,  h.  0,30,  br.  0,23. 


Ober- 
deutsche 
Schule  des 
XV.  Jahr-- 
hunderts 

1221 
1219 


UltbCIier  Muoltscher. 


tscher.  Zeichnet  sich  Hanss 
Maler  und  Bildhauer  in  Holz 
und  Stein,  geboren  um  1400  zu  Reichenhof  en  bei  Leutkirch, 
1467  zu  Ulm  als  verstorben  erwähnt.  Tätig^  zu  Ulm 
zwischen  1427  [in  diesem  Jahre  daselbst  als  Bürger  auf- 
genommen] und    1467,  in  Sterzing  1457. 


^'IfSB 


1207 
1210 


11 


Ober- 
deutsche 
Sdiule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

1621 
lft21  A 


1621  B 
1621  C 


1621— 1621g  Acht 
Tafeln  mit  Dar- 
stellung-en  aus 
dem  Marienleben 
und  der  Passion 
Christi  [zwei  Al- 
tarflügel mit  je  zwei 
Darstellungen  über- 
einander auf  der 
Vorder-  und  Rück- 
seite]. Der  bräun- 
liche Ton  der  Unter- 
malung tritt  beson- 
ders im  Fleisch, 
neben  den  weiß- 
lichen Lichtern  zu- 
tage. Rotbraunes 
Haar.  Die  Haupt- 
farben in  den  Ge- 
wändern sind  Zin- 
noberrot, auch  Kar- 
minrot, und  Gelb- 
grün, schwärzliches 
Blau  und  Gelb,  vor 
ockergelber  und 
rotbrauner  Archi- 
tektur. In  einigen  der  mehr  im  Tone  gehaltenen  Darstellungen  [1621,  1621  d]  treten 
nach  Grau  gebrochenes  Karminviolett  und  Graublau  auf.  Weiß  dient  den  bunten  Farben 
als  Basis.    An  Stelle  des  Himmels  Goldgrund. 

1621  Geburt  Christi.  Blaugrau  [Rock],  Karminviolett  [Mantel  Josephs,  Gewand  Marias] 
und  schwärzliches  Blau  [Mantel  Marias]  vor  weißlichen  Tönen  des  Hintergrunds. 

1621a  Anbetung  der  Könige.  Maria  in  dunkelblauem  Mantel,  vor  zinnoberrotem  Vor- 
hang. Das  zinnoberrote,  goldgelb  gemusterte  Gewand  des  knienden  Königs  hebt  sich 
von  gelbgrünem  Kleid  des  hinter  ihm  stehenden  ab.  Der  Mohrenkönig  in  bräunlichem  Gelb. 

1621b  Pfingstfest.  Vor  gelbgrünem  Vorhang  leuchtend  rote  Gewänder,  von  denen  sich 
wieder  gelbgrüne  Flächen  im  Vordergrund  absondern.    Maria  in  Dunkelblau. 

Oben  am  Gewölbe  die  Bezeichnung  des  Meisters.   S.  unter  Nr.  1621  G. 

1621c  Tod  Maria.  Gegen  die  zinnoberrote,  goldgelb  gemusterte  Bettdecke  steht  Gelb- 
grün im  Mantel  des  knienden  Apostels  in  der  Mitte.  Der  Kniende  1.  in  Hellkarmin 
und  Dunkelblau.  Die  Mitte  wird  durch  Gelb  im  Rocke  des  Petrus  betont.  In  den  Ge- 
wändern der  übrigen  Apostel  wechseln  Zinnoberrot,  Grün,  Weiß  und  Blau. 

Am  unteren  Rande  die  Bezeidinung  des  Meisters.    S.  unter  Nr.  1621  G. 


12 


1621d  Christusam 
Olberge.  Karmin- 
violett im  Rocke 
Christi  [vor  saft- 
grünem Rasen],  im 
Kleide  des  hinteren 
Apostels,  etwas 
wärmer  in  demjeni- 
gen r.  vorn  [unter 
weißem  Mantel]  er- 
wärmt sich  zu  mat- 
tem Rot  im  Mantel 
Petri.  In  der  den  rot- 
braunen Zaun  über- 
steigenden Rotte 
wird  das  Grau  der 
Rüstungen  durch  ge- 
brochen rote  Flecke 
und  Mattgelb  im 
Rocke  des  Judas  be- 
lebt. 

1621e  Christusvor 
Pilatus.  L.  haben 
Gelbgrün  [Gewand 
des     Pilatus,     des 

Pagen,  des  Soldaten,  Thronvorhang]  und  Zinnoberrot  [Tuch,  Gewand  des  Hohenpriesters 
und  seines  Nachbarn,  Kleider  der  beiden  Pagen  1.]  das  Übergewicht.  R.  kühlere  Töne: 
Karminviolett  [Christus],  Grau  [Rüstungen]  und  Dunkelblau. 

1621f  Kreuztragung.  Christus  in  karminviolettem  Gewand  vor  unruhig  bunten  Farben. 
Der  Henkersknecht  r.  in  gelbgrünem  Gewand  mit  zinnoberroten  Ärmeln,  Joseph  von 
Arimathia  1.  in  goldgelbem  Mantel,  der  gegen  das  blaue  Kleid  Marias  steht. 

1621g  Auferstehung  Christi.  Aus  hellockergelblichem  Grab,  vor  gleichfarbigem  Felsen 
geht  Christus  in  rotem  Mantel  hervor,  dessen  Farbe  im  dunkelblau  gestreiften  Mantel  des 
Wächters  r.  und  neben  Goldgelb  und  Blau  in  der  Tracht  des  Wächters  1.  wiederkehrt. 

Aufder  Tafel  des  Marientodes  [Nr.  1621  C]  steht  in  einer  Reihe  die  Inschrift :  „bitte  •  got  ■  für  •  hanssen  •  muoltscheren  •  vö  ■ 
richehof?  ■  bürg'  ■  ze  ■  ulm  •  haut  ■  dz  werk  •  gemacht  •  do  mä  •  zalt  ■  M"  CCCC  ■  XXX  ■  XVII."  Auf  der  Tafel  des  Pfingst- 
festes  [Nr.  1621  B]  steht  HANS  NVOLTS-CER  VO  RICHE  |  HOVEN  HAVT  GE.  —  Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters.  — 
Die  acht  Tafeln  bildeten  ursprünglich  zwei  auf  beiden  Seiten  mit  je  zwei  Darstellungen  übereinander  geschmückte  Altarflügel. 
Nach  Analogie  des  Sterzinger  Altars  dürfen  wir  die  Bilder  so  geordnet  denken :  bei  geschlossenen  Flügeln :  oben  links 
Christi  Geburt,  rechts  die  Anbetung  der  Könige;  unten  links  das  Pfingstfest,  rechts  der  Tod  Maria.  Bei  geöffneten  Fügein: 
eben  links  die  ölbergszene,  rechts  Christus  vor  Pilatus;  unten  links  die  Kreuztragung,  rechts  die  Auferstehung  Christi. 
Vielleicht  stand  die  Auferstehung  oberhalb  der  Tafel  mit  Christus  vor  Pilatus.  Die  Flügel  verschlossen  einen  Altarschrein,  der 
vermutlich  die  Kreuzigung  in  Schnitzerei  barg.  —  Ehemals  in  der  Galerie  des  Grafen  Truchseß  von  Waldburg,  die  vor  1803 
nach  England  geschafft  und  dort  verkauft  wurde.  .".  Erworben  1900  als  Geschenk  des  Sir  Julius  Wernher  in  London  .*.  Auf- 
gestellt in  der  Abteilung  der  deutschen  Bildwerke  .".  Tannenholz,  jede  Tafel  h.  1,48,  br.  1,40. 


Ober- 
deutsche 
Schule  lies 
XV.  Jahr- 
hunderts 

1621  D 
1621  E 


1621 F 
1621  G 


13 


Ober- 
deutsche 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


1205 
1206 


W*i  Konrat  Witz.  Geboren  um  1398  wahrscheinlich  zu 
IlZ  Nantes,  gestorben  vor  dem  5.  August  1447.  Tätig  in 
Konstanz  [1412—1427,  1418  als  Steuerzahler  urkundlich 
erwähnt].  Rottweil  [um  1427  bis  um  1431],  Basel  [1431 
bis  1444],  Genf  [1444]. 

1656  Christus  am  Kreuz.  Vor  gelbgrüner  Wiese, 
die  der  graue  Weg  durchschneidet,  hellkarmin- 
rote Gewänder  der  beiden  Seitenfiguren,  kühler 
im  Mantel  Johannis,  wärmer  im  graublau  gefütter- 
ten Mantel  des  Stifters.  Nach  dem  Mittelgrund 
zu  wächst  die  Leuchtkraft  der  Farben.  Dort 
bricht,  durch  den  unvermittelten  Kontrast  zu 
Gelb  1.  und  Zinnoberrot  r.  [die  stützenden  Frauen] 
zu  stärkster  Kraft  gesteigert,  helles  Ultramarin- 
blau in  der  Gewandung  Marias  hervor.  Dieses 
verbreitet  sich  nach  der  Tiefe  weiter  im  blauen 
See  [in  dem  sich  blaugrün  die  in  luftigen  blauen 
Tönen  gehaltenen  Uferberge  spiegeln]  und  im 
hellblauen  Himmel,  vor  dem  in  lichtem  Grau 
der  Körper  Christi  an  dunkelbraunem  Kreuz  steht.  Auch  hier  werden  die  blauen  Töne 
von  Gelb  und  Rot  begleitet  [Horizont  und  Wolken,  die  von  der  r.  hinter  Wolken  stehenden 
Sonne  gefärbt  werden].    Lichter  ockergelblicher  Fleischton  mit  dünnen  roten  Lasuren. 

Erworben  1908  aus  Londoner  Privatbesitz  .■.  Von  Holz  auf  Leinwand  übertragen,  h.  0,34,  br.  0,26. 

Mittelrheini- 
scher Meister 
um  1440 

1205  Maria  mit  dem 
Kinde.  Kaltes  Karmin- 
rot im  Mantel  Marias, 
leuchtendes  Gelbgrün 
im  Mantelumschlag, 
im  Lilienstengel  und 
stumpfer  im  Thron- 
teppich. NachderMitte 
zu  kühlen  sich  die  Far- 
ben noch  mehr  ab: 
Violettgrau  im  Kleide 
des  Kindes,  Weiß  in 
den  Lilien  und  im  Kopf- 
tuch, aus  dem  warm 
das  zarte,  von  silber- 
grauen   Tönen    durch- 


14 


setzte  Antlitz  Marias,  von  gelbbraunem  Haar  umg-eben,  hervorkommt.  Bräunlichgrauer 
Thron  und  Boden,  auf  dem  in  weißem  Chorhemd  der  geistliche  Donator  kniet.  Nach 
dem  Bildrande  zu  kräftigen  sich  die  Farben:  hellblaue  Thronvorhänge  neben  karminroten 
Wandstreifen  und  karminviolett,  goldgelb,  weiß  gefärbter  Baldachinbehang.  —  Rückseite 
[abgetrennt]:  Anbetung  der  Könige.  Auch  hier  sind  die  Farben  auf  den  kühlen  bräun- 
lichgrauen Ton  der  Architektur  gestimmt.  Kaltes  Karminrot  [Mantel  Marias  über  dunkel- 
blauem Gewand],  dunkler  im  goldgelb  gemusterten  Brokatgewande  des  knienden  Königs, 
Hellkarmin  im  grau  gestreiften  Kleide  des  Jünglings  in  der  Mitte  werden  begleitet  von 
Gelbgrün  [Mantelumschlag  Marias,  Gürtel  und  Tasche  des  knienden  Königs,  Gewand 
des  Königs  r.].  Wenige  Flecke  leuchtenden  Zinnoberrots  [Beinkleider  des  1.  stehenden 
Königs],  Rot  und  Goldgelb  im  Teppich  r.  lassen  die  Gesamtstimmung  noch  kühler 
erscheinen,  während  wiederum  Weiß,  Hellblau  [Gewand  des  Mannes  in  der  Mitte]  und 
Graublau  [Mantel  Josephs]  den  zarteren  Tönen  mehr  Kraft  verleihen.  An  Stelle  des 
Himmels  Goldgrund. 

Bildete  mit  Nr.  1206  zusammen  die  Flügel  eines  Altars,  dessen  mittlerer  Teil  verschollen  ist.  Von  diesem,  um  1440  am  Mittel- 
rheine  tätigen  Meister  befinden  sich  mehrere  Tafelbilder  in  Darmstadt  ■-■  Sammlung  Solly,  1821  .■.  Aufgestellt  in  der  Abteilung 
der  deutschen  Bildwerke  .".  Weißtannenholz,  h.  2,02,  br.  1,08. 

1206  Die  Dreieinigkeit.  Leuchtendes  Zinnoberrot  in  den  seitlichen  Wandstreifen  und 
im  Mantel  Gott -Vaters,  von  dem  sich  kühl  der  graubräunliche  Körper  Christi,  von  weißem 
Lendentuch  umhüllt,  abhebt,  beherrscht  die  Tafel,  noch  gestärkt  durch  den  Kontrast  zu 
Gelbgrün  im  Mantelumschlag  und  im  Thronteppich.  Rötliches  Inkarnat,  silbergrauer  Bart, 
goldgelbe  Krone  Gott -Vaters.  Hellblaue  Vorhänge.  —  Rückseite  [abgetrennt]:  Vor- 
gang aus  der  Geschichte  des  hl.  Kreuzes.  Vor  hellvioletter  Kirchenfassade  und  grün- 
licher Mauer  r.  bilden 
wiederum  kaltes  Karmin- 
rot [mit  grauweißem  Pelz 
besetzter  Mantel  Kaiser 
Konstantins,  Gewand  der 
Frau  ganz  r.,  dunkler  im 

goldgelb  gemusterten 
Brokatgewand  Helenas] 
und  Gelbgrün  [Ornate 
des  Bischofs  und  der  Dia- 
kone  mit  goldgelbem,  kar- 
minrot gemustertem  Be- 
satz über  weißen  Chor- 
hemden,Gewändereinzel- 
nerZuschauer]  denHaupt- 
kontrast.  Dazwischen  ist 
Zinnoberrot,  Blau  und 
Weiß  in  einzelnenFlecken 
verstreut. 

Gegenstück  von  Nr.  1205  .■.  Samm- 
lung Solly,  1821  .-.Aufgestellt  in  der 
Abteilung  der  deutschen  Bildwerke. 
Weißtannenholz,  h.  2,02,  br.  1,08. 


Ober- 
deutsche 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


1205 
1206 


15 


Ober- 
deutsche 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

1629  A 

1629 

1629  B 


Schongauer  ^/j,"^^*;" 

gauer.  Maler  und  Kupfer- 
stecher, geboren  zu  Kolmar 
um  1445,  g-estorben  in  Brei- 
sach den  2.  Februar  1491. 
Tätior  vornehmHch  in  Kolmar. 

1629  Geburt  Christi. 
Emailartig  leuchtendes 
Rot  im  Mantel  Josephs, 
das  gedämpfter  in  der 
auf  den  Boden  ge- 
breiteten Decke  r.  und 
bräunlich  gebrochen 
im  Rocke  des  Hirten 
mitgelbbraunemStroh- 
hute  wiederkehrt,  vor 
leuchtendem  Grün  der 
Landschaft.Dunkelblau 
im  Mantel  Marias,  das 

sich  in  der  Landschaft  und  stumpfer  im  Gewände  des  Hirten  r.  wiederholt.    Maria  mit 

rotbraunem  Haar.  Rotbrauner  Felsen  und  graues  Sparrenwerk  vor  graublauem  Himmel. 

Warm  rotbraune  Fleischfarbe.   Ganz  r.  in  bräunlichgrauer  Kutte  ein  Mönch  [der  Stifter?]. 

Auf  dem  ockergelblichgrauen  Boden  bräunlichweiße  Säcke.    Weißer  Horizont. 

Vgl.  Nr.  1629  A  und  1629B,  die  vielleicht  ursprünglidi  als  Fliigelbilder  zur  Geburt  Christi  gehörten  .*.  Erworben  1902  aus  dem 
Londoner  Kunsthandel  .'.  Eigentum  des  Kaiser -Friedrich  -  Museums-Vereins  .'.   Eichenholz,  h.  0,375,  br.  0,28. 


1629  A 
1629  B 


1629a — 1629b    Zwei  Altarflügel.    Die  Farben  sind  stumpfer  und  weniger  klar. 

Innenseiten.    1629a   Linker  Flügel.   Oben:    Kreuztragung.    Nach  dem  Kupferstiche 

Schongauers  [Bartsch  16].  Rot  [Mantel  Veronikas  über 
gelbgrünem  Gewand]  und  Dunkelblau,  vor  lichtroten  und 
grauen  Mauern.  —  Unten:  Kreuzigung.  Nach  dem  Kupfer- 
stiche S.'s  [Bartsch  17].  Zu  denselben  Farben  tritt  Gold- 
gelb [Turban  und  Handschuhe  des  Longinus],  vor  saft- 
grüner Landschaft  mit  blaugrüner  Ferne  und  Himmel. 

1629b  Rechter  Flügel.  Oben:  Grablegung  Christi.  Nach 
dem  Kupferstiche  S.'s  [Bartsch  18].  Leuchtend  roter,  innen 
saftgrüner  Mantel  Johannis  mit  goldgelbem  Haar.  Maria 
in  dunkelblauem  Gewand. —  Unten:  Auferstehung  Christi. 
Nach  dem  Kupferstiche  S.'s  [Bartsch  20].  Dunkelkarmin- 
roter Mantel  Christi,  zinnoberrote  Fahne  und  Kopfbe- 
deckung des  Wächters  1.,  Dunkelblau  und  Gelb  in  den 
Trachten  der  übrigen  Wächter.  Vor  saftgrüner  Landschaft 
mit  blaugrüner  Ferne. 


16 


Außenseiten:  Vor  dun- 
kelblauem Grund  und  saft- 
grünem Erdboden.  Golde- 
ne Nimben,  karminrot  und 
saftgrün  verziert.— 1629  a 
Linker  Flügel:  Der  hl. 
Jakobus  d.A.  In  violettem, 
innen  karminrotem  Man- 
tel über  bräunlichsaftgrü- 
nem Gewand,  ein  blau 
gebundenes  Buch  hal- 
tend.—1629ß  Die  hl.  Mag- 
dalena. In  zinnoberrotem 
Mantel  und  bräunlichkar- 
minrotem Gewand  mit 
bläulichweißen  Ärmeln. 
Weißer  Turban  auf  dem 
goldgelben  Haar. 

Die  zwei  Bildchen  gehörten  vielleicht  ursprünglich  als  Flügel  zu  Nr.  1629,  sind  aber  weit  schwächer  in  der  Ausführung 
und  nur  in  der  Werkstatt  Schongauers  entstanden  -•.  Sammlung  von  Rumohr  .'.  Erworben  1903  aus  Berliner  Privatbe- 
sitz .■.  Eigentum  des  Kaiser -Friedrich -Museums -Vereins  -•.  Fichtenholz,  jeder  Flügel  h.  0,368,  br.  0,115. 


,.-'  -mi-Kirjuitja'. 


TliLr-T-rrT-TT-r-Tr 


Ober- 
deutsche 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

562 


SchongaUer    Schule  des  Martin   Schongauer. 


562  Flügelaltar.  Mittelbild:  Christus  am  Kreuze  mit  Maria  und  Johannes.  Vor  gol- 
denem, mit  eingeprägten  Mustern  geziertem  Grund,  in  stumpfen  Farben.  An  dunkel- 
braunem Kreuz  der  lichte  bräunlichockergelbe  Körper 
mit  grauweißem  Lendentuch.  Maria  in  schwärzlich- 
blauem Mantel,  Johannes  in  zinnoberrotem  Mantel  über 
dunkelgelbgrünem  Gewand.  Die  Hauptfarben,  beson- 
ders Rot,  kehren  unten  auf  braunem  Boden  in  den 
Trachten  der  Stifterfamilie  wieder.  —  Linker  Flügel: 
Der  hl.  Hieronymus  [?].  In  bräunlichkarminrotem  Mantel 
über  saftgrünem  Gewand  und  weißer  Mütze  mit  dunkel- 
blauen Streifen.  —  Rechter  Flügel:  Der  hl.  Bernhar- 
din von  Siena.  In  graubrauner  Kutte,  mit  zinnober- 
rotem Buch.  —  Außenseiten  [jetzt  abgesägt].  Lin- 
ker Flügel:  Die  hl.  Apollonia.  In  bräunlichkarmin- 
rotem Gewand  mit  bläulichweißen  Ärmeln  und  saft- 
grünem, innen  graublauem  Mantel.  Goldgelbes  Haar. 
Silberne  Zange.  —  Rechter  Flügel.  Der  hl.  Stephan. 
In  bräunlichkarminrotem  Ornat  mit  goldgelbem  Besatz 
und  weißen,  gelben  und  blauen  Fransen,  über  bläulich- 
weißem Chorhemd.  —  Braunrote  und  goldene  Nimben. 


562 


17 


Ober- 
deutsche 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


Vor  dunkelblauem  Himmel,  den  oben 
gemaltes  verg-oldetes  Rankenwerk 
abschließt.  Saftgrüner  und  grau- 
brauner Boden. 

Für  die  Kreuzis^ung  sind  Christus  aus  Schongauers 
kleiner  Kreuzigung  [Bartsch  17],  Maria  und  Johannes 
aus  der  großen  [B.  25]  mit  geringen  Abweichungen 
Ivopiert.  Die  Apollonia  ist  freie  Kopie  nach  B.  62, 
desgl.  Stephan  nach  B.56  [Laurentius]  .*.  Sammlung 
SoUy,  1821  .■.  Aufgestellt  in  der  Abteilung  der 
deutschen  Bildwerke. 

Lindenholz,  Mittelbild  h.  1,36,  br.  0,77;  Flügel 

je  h.  1,36,  br.  0,31. 


Schwäbische  Schule  um  1450 

1232  Vermählung  der  hl.  Katharina.  Maria  in  schwärzlichblauem  Mantel,  einen  gelb- 
roten Apfel  in  der  Rechten.  Katharina  in  stumpf  karminrotem,  mit  weißem  Pelz  ge- 
füttertem Mantel.  Rötlichgrauer  Fleischton.  Gelbbraunes  Haar.  Goldgrund  mit  aufge- 
malten, nur  noch  wenig  sichtbaren  Nimben  und  eingeprägten  Kronen. 

Sammlung  SoUy,  1821  .-.  Aufgestellt  in  der  Abteilung  der  deutschen  Bildwerke. 
Leimfarben.    Lindenholz,  h.  0,34,  br.  0,52. 


1224A 


Nürnberger  Schule  um  1480 — 1500 

1224a  Kreuzigung.  Der  Kontrast  von  tiefem  Karminrot  [Gewand  Johannis  1.,  des  Kriegs- 
obersten und  des  Pharisäers  ganzr.]  und  tiefem  Grün  [Mantelumschlag  Johannis,  Man- 
telumschlag des  Longinus],  besonders  aber  Blaugrün 
[Gewänder  Maria  und  des  Kriegsknechts  r.]  beherrscht 
die  beiden  Bildseiten  vor  gelbgrüner  Landschaft. 
Leuchtender  bricht  das  Rot  in  der  Mitte  [Mantelum- 
schlag Magdalenas,  über  blaugrünem  Gewand]  hervor, 
in  seiner  Wirkung  gesteigert  durch  den  Gegensatz 
zur  weißen,  in  den  Schatten  violett  getönten  Außen- 
seite des  Mantels.  Den  Hauptkontrast  unterbricht 
nach  rückwärts  Hellgelb  [Ärmel  der  Frau  neben  dem 
Kreuz],  bräunliches  Goldgelb  [Panzer  des  Kriegs- 
knechts r.,  Rock  des  nach  oben  weisenden  Knechts] 
und  Lila  [Gewänder  der  beiden  äußersten  Figuren 
hinten].  Rötlichbrauner  Fleischton.  Der  blutbedeckte 
Körper  Christi  an  dunkelbraunem  Kreuz  vor  gemuster- 
tem Goldgrund  [an  Stelle  des  Himmels]. 

Ehemals  „Michael  Wohlgemut"  [Nürnberg,  1434 — 1519,  Lehrer  Dürers] 
genannt:  doch  für  den  Meister  selbst  zu  gering  und  wohl  nur  aus  seiner 
Schule  .'.  Erworben  1850. 

Weißtannenholz,  h.  0,59,  br.  0,41. 


18 


^^^( 

"1 

i' 

s' 

NIEDERRHEINISCHE  SCHULE 
DES  XV.  UND  XVI.  JAHRHUNDERTS 

Kölnischer  [?]  Meister  um  1400 

1205a  Maria  mit  dem  Kind.  Vor  g-oldenem  Grund  mit 
eingfeprägten  Mustern  und  Nimben,  in  dunkelblauem 
Mantel  über  g-oldenem,  zinnoberrot  gemustertem  Kleid 
mit  Karminlasuren  in  den  Schatten.  Brauner  Boden. 
Gelbbräunliches  Fleisch  und  goldgelbes  Haar.  Das  Kind 
hält  in  der  Linken  einen  Vogel. 

Sammlung  Suermondt,  1874  .".  Aufgestellt  in  der  Abteilung  der  deutschen  Bild- 
werke .-.  Eichenholz,  h.  0,30,  br.  0,18. 

Kölnischer  Meister  vom  Anfange 
des  XV.  Jahrhunderts 

1238  Flügelaltar.  Mittelbild:  Maria  mit  dem  Kind 
und  die  hll.  Dorothea,  Katharina,  Barbara  und  Marga- 
retha.  Vor  gelbgrünem  Rasen  und  dunkelgrüner  Hecke  Zinnoberrot  [Mantel  Barbaras  r.] 
und  Hellgelb  [Mantel  Dorotheas  !.],  das  erstere  durch  leuchtendes  Gelbgrün  [Mantel- 
umschlag Barbaras,  Mantel  Margarethas  hinter  ihr],  Gelb  durch  ein  kaltes  Karminviolett 
[Mantelumschlag  Dorotheas]  mit  dem  luftigen  Blau  [Mantel  Marias]  und  Graublau 
[Mantelumschlag  Marias,  Gewand  Katharinas  1.  hinten]  vermittelt.  Weißliches  Fleisch. 
Goldgelbe  Haare.  Goldene,  mit  karminroten  Mustern  gezierte  Brokatgewänder.  Goldene 
Nimben  und  goldener  Hintergrund  mit  eingeprägten  Ornamenten.  —  Linker  Flügel: 
Die  hl.  Elisabeth.  Kühles  Grauviolett  im  Mantel,  Hellblau  im  Gewand,  belebt  durch 
rosafarbene  Flecke  [Mantelumschlag].  —  Rechter  Flügel:  Die  hl.  Agnes.  In  bläuhch- 
weißem  Mantel,  über  den  gelbrotes  Haar  herabfHeßt,  und  goldenem  Kleid  mit  auflasier- 
ten grünen  Mustern.  Kleine  zinnoberrote  Flecken  im  Mantelumschlag.  Beide  Flügel- 
figuren   stehen    auf 

m 


dunkelgrünem  Bo- 
den, vor  Goldgrund 
mit  eingeprägten  Or- 
namenten. 


In  der  Art  der  Bilder,  die 
früher  dem  Meister  Wilhelm 
von  Köln,  neuerdings  auch 
Hermann  Wynrich  vonWesel 
zugeschrieben  werden 
Sammlung  Solly,  1821  .'. 
Aufgestellt  in  der  Abteilung 
der  deutschen  Bildwerke. 

Eichenholz, Mittelbild,  h. 
0,32,  br.  0,28;  jedes  Sei- 
tenbild h.0,32,  br.0,10. 


Nieder- 
rheinische 
Schule  des 
XV.  Jahr-, 
hunderts 

1205  A 


1238 


19 


Nieder- 
rheinische 
Sdiule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

1235  A 


1199 


Meister  der  Verherrlichung-  Maria 

So  genannt  nach  seinem  Hauptbild  im  Wallraf-Richartz- 
Museum  zu  Köln.  Tätig  in  Köln  zwischen  1460  und  1490. 
Unter  niederländischem  Einfluß  ausgebildet. 

1235  a  Geburt  Christi.  Goldener  Himmel  glänzt 
durch  die  Offnungen  der  dunkelbraunen  Archi- 
tektur, auf  deren  Dach  sich  blondhaarige  Engel 
in  dunkelblauen  Gewändern  niedergelassen  haben. 
Gold  wiederholt  sich  im  Nimbus  Marias.  Das 
tiefe  Dunkelblau  ihrer  Gewandung,  über  die  gold- 
gelbes Haar  herabfällt,  beherrscht  in  breiter  Fläche 
den  Vordergrund.  Karminrot  im  Mantel  Josephs 
[über  graubraunem  Gewand].  Zwischen  beiden 
in  den  Kleidern  und  Flügeln  der  Engel  auf  gelb- 
bräunlichem Boden  die  schillernd  bunten  Farben: 
Rosa,  Rot,  Blau,  Gelbgrün,  Goldgelb,  mit  überall 
dazwischen  verstreutem  Weiß.  Diese  Farben,  vor 
allem  Rot  und  Blau,  setzen  sich  auch  nach  der 
Tiefe  zu   fort  [Hirten,  Staffage   der  Ferne]   vor 

gelbgrüner  Landschaft,  vor  rotbrauner  und  violetter  Architektur,  Rot  und  Grün  auch  in 

den  Gewändern  der  schwebenden  Engel. 

Das  Gesjenstück,  die  Anbetung  der  Könige,  das  mit  unserer  Tafel  zusammen  in  der  Sammlung  Clave-Bouhaben  [ehemals  Zanoli] 
war,  befindet  sich  jetzt  im  Aadiener  Privatbesitz  .-.  Erworben  1894  auf  der  Auktion  Clave-Bouhaben  zu  Köln  .-.  Aufgestellt  in 
der  Abteilung  der  deutschen  Bildwerke    .-.   Eichenholz,  h.  1,29,  br.  0,91. 

Kölnischer  Meister  um  1470—1500 

1199  Die  Verkündigung.  In 
zwei  Abteilungen.  Kräftiges 
Hellkarminrot  im  Mantel  des 
Engels, besonders  wirkungsvoll 
neben  leuchtendemGelbgrün  im 
Mantelumschlag,  spielt  in  tiefe- 
rer Nuance  auch  auf  die  r. 
Bildhälfte  hinüber  [karminrotes 
Kissen,  Bucheinband,  Rosen- 
kranz], die  von  dunklem  Blau  im 
Mantel,  Violettgrau  im  Mantel- 
umschlag Marias  und  Blau  im 
Himmel  beherrscht  wird.  Das 
Grau  der  Gesamtfärbung  [be- 
sonders der  Architektur]  kühlt 
sich  zu  Blaugrau  in  den  Flügeln 
des  Engels,  Grauweiß  im  Inkar- 
nat und  zu  lichtem  bläulichem 


20 


Weiß  im  Gewand  ab,  geht  aber  in  der 
oberen  Bildhälfte  [Außenseiten  derEngels- 
flügel,  Holzdecke]  in  einen  wärmeren  rot- 
bräunlichen Ton  über.  Das  flimmernde 
Gold  im  Wandteppich  und  im  plastisch 
g-ehöhten  Nimbus  Marias  belebt  die  ein- 
heitlich kühle  Grundstimmung. 

Wohl  die  Außenseite  eines  Flügelaltars.  In  der  Art  des 
Meisters  des  Marienlebens  .■.  Sammlung  Solly,  1821  .'.  Lein- 
wand auf  Eichenholz,  jede  Abteilung  h.  1,30,  br.  0,70. 

Meister  des  Marienlebens 

So  genannt  nach  einer  Folge  von  Darstellungen 
in  der  Pinakothek  zu  München.  Früher  „Meister 
der  Lyversberger  Passion"  genannt.  Tätig  um 
1463 — 1480  zu  Köln.  Besonders  unter  dem  Ein- 
flüsse des  Dierick  Bouts  ausgebildet. 

1235  Maria  mit  dem  Kind  und  drei 
weibliche  Heilige.  Gegen  den  golde- 
nen Himmel  steht  dunkles  Saftgrün  der 
Rosenlaube,  gegen  das  Gelbgrün  des  Rasens  namentlich  kaltes  Hellkarminrot  [im  innen 
graublauen  Mantel  Katharinas  1.,  im  Gewände  Marias,  stumpfer  in  den  Trachten  der 
Söhne  des  Stifters  und  den  Kleidern  der  Stifterin  und  ihrer  Töchter].  Dieser  Kontrast 
von  Grün  und  Rot  steigert  sich  zu  kräftigem  Zinnoberrot  im  innen  weißen  Mantel 
Barbaras  r.  und  dem  stärksten  Gelbgrün  des  Bildes  in  ihrem  Gewand.  Ultramarinblau 
[Mantel  Marias]  beherrscht  die  Mitte.  Den  im  allgemeinen  gedämpften  kühlen  Tönen 
dienen  Blaugrau,  Weiß  [Mantel  Magdalenas  vorn]  und  der  lichte,  weißgraue  Fleisch- 
ton als  Basis.  In  der  dunkleren  Färbung  der  kulissenartig  zusammengehaltenen 
Stiftergruppen  spielen  Graublau  [der  Stifter]  und  Grauschwarz  [die  Frauen]  eine 
Rolle.  Gold  ist  überall,  mit  zierlichem  farbigem 
Ornament  geschmückt,  in  denGewändern  [Katha- 
rina 1.,  Magdalena,  Barbara  r.],  in  den  Gewand- 
säumen und  im  Nimbus  des  Kindes  verstreut. 

Auf  zwei  Tafeln  des  Meisters  in  der  Sammlung  Dormagen  [Köln], 
jetzt  im  Wallraf-Richartz-Museum,  scheinen  dieselben  Stifter,  aber 
mit  zahlreicherer  Familie  dargestellt  zu  sein  .*.  Sammlung  Solly, 
1821    .'.  Aufgestellt  in  der  Abteilung  der  deutschen  Bildwerke. 
Eichenholz,  h.  0,98,  br.  0,87. 

1235  B  Maria  mit  dem  Kinde.  Das  lichte  grau- 
bräunliche Inkarnat  mit  zarter  Rötung  wird  von 
dunkelblauem,  im  Umschlage  schwarzem  Mantel 
und  gleichfarbigem  Gewand  umschlossen.  Rot- 
braunes Haar  Marias.  Goldgrund  mit  einge- 
prägter Randverzierung  und  Nimben. 

Ehemals  beim  Marchese  del  Folco  in  Vicenza  .*.  Erworben  1906  aus 
dem  Florentiner  Kunsthandel  .■-  Eigentum  des  Kaiser- Friedrich - 
Museums-Vereins  .*.  Aufgestellt  in  der  Abteilung  der  deutschen 
Bildwerke  .-.  Eichenholz,  h.  0,485,  br.  0,41. 


Nieder- 
rheinische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

1235 


1235  B 


21 


Nieder- 
rheinische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

M33 
M33A 


578  A 


Kölnischer  Meister 
um  1490 

M33  Maria  als  Mutter  des  Er- 
barmens und  die  hll.  Adrian 
und  Sebastian.  Bunte  Farben- 
kontraste betonen  die  Mitte,  vor 
dunklem  Blau  im  Kleide  Marias. 
Zwischen  Karminrot,  Saftgrün  und 
Gelbbraun  leuchtendes  Zinnober- 
rot, das  im  Ornate  des  Bischofs 
nach  Blau  changiert  und  in  den  Schuhen  der  beiden  Heiligen  und  dem  mit  gelbem 
Kreuz  gezierten  Gewände  des  hl.  Sebastian  weiterklingt.  Seitlich  fällt  die  Kraft  der 
Färbung:  1.  zu  Gelbgrün  [Außenseite]  und  Karminrot  [Innenseite  des  Mantels  des 
hl.  Adrian],  r.  zu  Gelbbraun  [Mantel  des  hl.  Sebastian,  mit  hellkarminrotem,  gelb  schil- 
lerndem Kragen].  Rotbräunliches  Inkarnat.  Ockergelbbrauner  Erdboden.  Goldgrund 
mit  punktiertem  Muster. 

Der  Art  des  Meisters  von  St.  Severin  nahestehend  .'.  Gegenstück  zu  Nr.  M33A,  .*.   Alter  Besitz. 
Eichenholz,  h.  0,154,  br.  0,132. 

M33a  Die  hl.  Dreieinigkeit  und  die  hll.  Johannes  d.  T.  und  Petrus.  Gott- 
Vater  in  weißem,  graublau  getöntem  Mantel.  Gelbgrün  im  Mantel  Johannis  d.  T.  ent- 
spricht Hellkarminrot  im  Mantel  Petri  [über  mattblauem  Gewand].  Bräunlichocker- 
gelber Boden.   Goldgrund  mit  punktiertem  Muster. 

Gegenstück  von  Nr.  M33  .".  Siehe  die  Bemerkung  daselbst  .".  Alter  Besitz  .".  Eichenholz,  h.  0.154,  br.  0,132. 
A/T^'^i......     J«-    U„'l',^„_     C; -^^     So    genannt    nach    seinem   Hauptbild    im  Wallraf-Richartz- 

Meister  der  heiligen  ^ippe  MusLm  in  Köln.  Tätig  zu  kL  i486-i52o. 

578ABC     Flü- 
gelaltar. In 
der    bunten 
schattenlo- 
sen Gesamt- 
färbung ge- 
ben     blaue 
Töne,  meist 
nach     Grau 
gebrochen 
und    bis    zu 
bläulichem 
Weiß  abfal- 
lend,dieküh- 
le       Grund- 
stimmung. 


22 


Hellkarminrot,  dem  lichtes  Gelbgrün  und  Blaugrün  [in  der  Landschaft]  entsprechen,  ver- 
leiht der  farbigen  Komposition  die  Architektonik. 

578a  Mittelbild:  Maria  mit  dem  Kind,  und  die  hll.Andreas,  Petrus,  Elisabeth,  Dorothea  [1.], 
Martha,  Helena,  Jakobus  d.  A.  und  Severin  [r.].  In  der  Mitte  der  hellkarminrote  [auf 
der  beschatteten  Seite  dunkelkarminrote]  Mantel  Marias  und  roter,  goldgelbgemusterter 
Thronteppich,  umgeben  von  Blaugrau  [Thron]  und  Dunkelblau  [Gewand  Marias].  In 
der  linken  Gruppe  überwiegen  die  blauen  Töne  [bläulichweißes  Kleid  der  knienden  Do- 
rothea, graublaue  und  weiße  Tracht  Elisabeths  mit  goldenen  Kronen,  graublauer  Mantel 
des  Andreas  über  gelbgrünem  Gewand],  in  der  Mitte  durchbrochen  von  Hellkarminrot 
[Mantel  Petri  über  dunkelblauem  Rock].  In  der  rechten  Gruppe  spielen  neben  den 
bläulichen  rote  Töne  die  Hauptrolle  [Martha  in  dunkelblauem  Mantel  über  hellkarmin- 
rotem Kleid,  Helena  in  gedämpft  karminroter  Tracht,  Jakobus  in  graublauer  und  hellkar- 
minroter Gewandung,  Severin  in  karminrotem,  goldgelb  gemustertem,  innen  dunkel- 
grünem Ornat  über  bläulichweißem  Chorhemd].  Lichtes  karminrötliches  Inkarnat.  Hell- 
blauer Himmel  mit  weißlichem  Horizont. 


Nieder- 
rheinische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 


578b    Linker  Flügel.    Die  hll.  Georg,  Gereon,  Mauritius  [?]  und  ein  hl.  Bischof. 

578c  Rechter  Flügel.  Drei  heilige  Bischöfe  und  ein  heiliger  Ritter  mit  der  Kreuzes- 
fahne. —  Die  schillernde  Unruhe  steigert  sich  in  den  Flügeln.  Namentlich  erlangen  das 
Übergewicht  die  hellkarminroten  Töne  [auch  in  dem  wärmeren  Inkarnat],  gestärkt  durch 
den  Gegensatz  zu  Gelbgrün.  Sie  werden  begleitet  von  Hellgelb  [Stickereien  der  Prie- 
stergewänder, Leibrock  und  Fahne  des  hl.  Gereon,  Drache],  das  bereits  an  den  Rändern 
des  Mittelbildes  [Buchbeutel  des  Andreas,  Drache]  ansetzt.  Während  das  Stahlblau 
und  Weiß  der  Rüstungen  des  linken  Flügels  sich  an  die  kühle  Färbung  dieser  Seite  des 
Mittelbildes  anschließt  und  nach  1.  hin  sich  erwärmt,  geht  die  Färbung  des  r.  Flügels 

entsprechend 

dem  Mittelbild 

von    wärmerer 

Tönung  nach  r. 

in  kühlere  Far- 
ben [Graublau 

und  Stahlblau] 

über. 


Wohl  aus  der  späte- 
ren Zeit  des  Meisters 
und  mit  Hilfe  von 
Schülern  ausgeführt 
.*.  Sammlung  Solly, 
1821  .-.  Eiclienholz, 
Mittelbild  h.  1,03,  br. 
1,76;  jeder  Flügel  h. 
1,03,  br.  0,82. 


578  B 
578  C 


23 


Nieder- 
rheinisdie 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

575  A 

575 

575  A 


Meister  von  Frankfurt 

So  genannt  nach  dem  Orte  seiner 
Tätigkeit.  Wahrscheinlich  gebildet 
unter  dem  Einflüsse  des  Quinten 
Massys.  Tätig  wohl  hauptsächlich 
zu  Frankfurt  a.  M.  um  1500  —  1520. 

575— 575b  Flügelaltar. 

575  Mittelbild:  Die  hl.  Anna 
Selbdritt.  Blau  [mit  grau- 
blauem Pelz  gefüttertes  Kleid 
Marias,  heller  im  Umschlag 
der  schwarzen  Haube  Annas, 
in  der  Ferne  und  im  weiß  be- 
wölkten Himmel]  steht  Gelb 
im  Brokatgewand  Annas,  im 
Schnitt  des  Buches  und  bräun- 
licher im  Haar  Marias  zur  Seite. 
Auf  diesen  beherrschenden 
kühlen  Kontrast  ist  auch  das  der  Belebung  dienende  zweite  Farbenpaar:  gedämpftes 
Karminrot  im  Mantel  Annas,  Rosarot  der  Glorie  und  Gelbgrün  in  der  Landschaft  ge- 
stimmt. Kaltes  Grauweiß  [die  Mitte  betonend  im  Kleide  des  Kindes,  in  der  Taube  und 
dem  Kopftuch  Annas]  bildet  die  Basis  für  die  gedämpften  Töne.  Graubräunliches  Inkar- 
nat. Goldene  Strahlen  gehen  von  der  Taube  des  heiligen  Geistes  aus,  oben  vor  gol- 
dener, rot  punktierter  Glorie  Gott-Vater  [in  graublauem  Mantel  über  karmin- violettem 
Gewand]. 

Sammlung  Solly,  1821     .'.    Föhrenholz,  h.  0,87,  br.  0,55. 

575a  Innenseiten  der  Flügel.  Linker  Flügel:  Die  hl. 
Katharina.  Gedämpftes  Hellgraublau  [im  Mantel  und  im 
Himmel]  erhöht  die  Wirkung  des  warmen,  vom  Schwarz 
der  Haube  umschlossenen  Inkarnats.  Gelbe  Krone,  gelbe 
Goldstickereien  des  Gewands  und  der  Haube  und  gelb- 
braunes Haar.  Dunkelsaftgrün  im  Bucheinband  vor  stumpfem 
Zinnoberrot  im  Brokatgewand.  Saftgrüne  Wiese.  Weiß 
in  der  Mantelfütterung  und  im  Hemd.  Rechter  Flügel: 
Die  hl.  Barbara.  Zinnoberrot  im  Mantel.  Vor  saftgrüner 
Wiese.  Das  Gelb  der  Goldstickereien  des  Brokatgewandes 
ergänzt  sich  durch  Hellblau  der  Armelaufschläge  und  Blau 
des  Himmels.    Schwarze  Haube. 


Erworben  1874. 

Föhrenholz,  h.  je  0,87,  br.  je  0,24. 


24 


575b  Außenseiten  der  [jetzt  auseinander  gesägten]  Flügel.  Linker  Flügel:  Der 
Engel  der  Verkündigung.  Auf  dem  weißen  Spruchband:  -AVE  •  GRA  PLENA  •  DNS 
TECVM.  — Recht ej^FHi gel:  Maria.  Auf  dem  weißen  Spruchband:  ECCE  •  ANCILLA  • 
DNI  •  FIAT  •  M  •  SECVDV  VERBV  TVVM.  —  Kaltes  Grauweiß  der  Gewänder  [in  Nach- 
ahmung von  Steinfiguren].  Vor  gelbgrünem  Grund,  von  dem  sich  warm  in  natürlichen 
Farben  das  Inkarnat  und  die  gelbbraunen,  im  Lichte  gelb  schimmernden  Haare  ab- 
heben. Die  Figuren  stehen  in  gemalten  bräunlichen,  innen  grauen  Holzrahmen,  auf 
ockergelbbraunem  Boden. 


Erworben  1874 


Föhrenholz,  h.  je  0,87,  br.  ie  0,24. 


Nieder- 
rheinische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 


\{/f^r,cctrn   '^"'°"    Wonsam    oder   Woensam,    meist   Anton    von    Worms   genannt   [in  Urkunden 
WUllbdlll   auch  Thoniss  Wonsam,   daher  besteht  sein  Monogramm  bisweilen  aus  T  und  W].    Maler 
und  vornehmlich  Zeichner  für  den  Holzschnitt  [vielleicht  auch  selbst  Holzschneider],  geboren  zu  Worms 
als   Sohn  des  Malers  Jasper  Wonsam,  gestorben   1541   zu  Köln.    Tätig  zu  Köln. 

1242  Das  jüngste  Gericht.  Der  vorherrschende  stumpf  graue  Gesamtton,  der  durch  das 
Grauweiß  [und  Schwarz]  in  den  Trachten  der  beiden  knienden  Geistlichen,  durch  Grau 
in  der  Architektur  und  in  den  Wolken  bestimmt  wird,  erwärmt  sich  nur  wenig  in  den 
Körpern  der  Seligen  und  Verdammten  zu  einem  rotbräunlichen  Ton.  Zur  Belebung 
dieser  trockenen  Färbung  bricht  in  der  Mitte  [im  Mantel  Christi  und  im  Mantel  des 
rechten  Posaunenengels],  links  [im  goldgelb  besetzten  Ornat  des  heiligen  Bischofs] 
und  rechts  [in  den  Streifen  auf  dem  Chorhemd  des  knienden  Geistlichen]  Zinnober- 
rot hervor,  dem  etwas  Gelbgrün  [im  Gewände  Johannis  r.  oben]  entspricht.  Stumpfes 
Dunkelblau  im  Mantel  Marias,  ganz  licht  im  Himmel  wiederkehrend,  und  mattes  Gelb 
im  Lichtscheine  der  Glorie.  Vorn  lehnen  zwei  Schilde,  auf  denen  in  rötlichen  Tönen 
1.  Christus  als  Schmerzensmann,  r.  der  Tod  auf  blaugrünem  Grunde  dargestellt  sind. 

Sammlung  SoUy,  1821. 

Eichenholz,  h.  0,86,  br.  0,84. 


Bruyn 


Bartholomaeus  [Barthel]  Bruyn 
auch  Bruin,  Brun,  Bruen,  Breun. 
Geboren  in  Wesel  1493,  gestorben  in  Köln 
zwischen  1553  und  1557.  Bildete  sich  nach 
Jan  Joest  van  Kaikar  und  dem  Meister  des 
Todes  Maria,  später  unter  dem  Einfluß  itali- 
anisierender  Holländer  [Scorel?  Heems- 
kerck?].  Tätig  zu  Köln  nachweislich  seit 
1515,  1519  einer  der  „Vierundvierzig"  der 
Malerzunft. 

612  Beweinung  Christi.  Vor  schwar- 
zem Grunde  bilden  die  kalten  Töne 
der  Mitte:  Hellblau  im  Mantel,  Grau- 
weiß im  Kopftuche  Marias  und  im 
Leichentuch,  und  Graublau  der  Brü- 
stung den  Hintergrund  für  den  grau- 
bräunlichen Körper  Christi  [mit  dun- 
kelbraunem   Haar,    blau    gefärbten 


1242 


25 


Nieder- 
rheinische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

612 


588 


Lippen  und  Wangen].  Nach  r.  setzen 
sich  die  kalten  Töne  im  weißen,  blaugrün 
getönten  Ärmel  Magdalenas  fort.  Doch 
erwärmt  sich  das  Kolorit  von  dem  mit 
Grau  gedämpften  rotbraunen  Inkarnat  der 
Trauernden  zu  Rotbraun  im  Haare  Magda- 
lenas und  seitwärts  zum  Kontrast  von 
Karminrot  [im  Mantel  Johannis,  dem  Blut 
in  gelbbrauner  Messingschale,  heller  im 
Gewände  Magdalenas]  und  Grün  [saft- 
grünes Gewand  Johannis,  hellblaugrüne 
Tönung  der  Ärmel  Magdalenas]. 

Wenn    überhaupt  von  dem  Meister,  so  eines  seiner  früheren  Werke,  in   dem  sich  seine  Abhängigkeit  von  dem  Meister  des 
Todes  Maria  besonders  stark  ausspricht    .•-    Königliche  Schlösser. 
Eichenholz,  h.  0,27,  br.  0,39. 

588  Bildnis  des  Johannes  von  Ryht,  Bürgermeisters  von  Köln  [i"  1533].  Mit 
dem  dunklen  Saftgrün  des  Hintergrundes  kontrastierend  leuchtet  kräftiges  Zinnober- 
rot in  der  linken  Hälfte  der  Schaube  auf,  das  durch  die  Nachbarschaft  zu  tiefem  Schwarz 
[rechte  Hälfte  der  Schaube  und  1.  über  die  Schulter  führender  Streifen]  und  Dunkelblau 
[Sammetärmel]  an  Intensität  gewinnt.  Mit  dem  rotbräunlichen,  durch  graue  Töne  auf- 
gelichteten Inkarnat,  dem  rotbraunen  Haupt-  und  Barthaar,  das  am  Kinn  ergraut  ist, 
vermittelt  das  Rotbraun  im  Pelzbesatz.  Schwarzes  Barett.  Einige  kühle  Farbflecken 
[die  weiße,  in  den  Schatten  blaugrüne  Papierrolle,  der  blaugrüne  Opalring  der  Linken] 
helfen    die  Wirkung   der   warmen  Töne  steigern.    L.  oben   auf   dem   saftgrünen  Grund 

ein  Wappen  in  Zinnoberrot  und  Weiß,  r.  ein  an- 
deres in  Gelb,  das  auf  dem  Siegelring  der  rechten 
Hand  wiederkehrt. 

Bez.  oben  in  goldenen  Buchstaben:  ANO  "  1525  "  .'.  Sammlung  SoIIy, 
1821    .-.    Eichenholz,  h.  0,61,  br.  0,45. 

639  Maria  mit  dem  Kinde  und  der  Stifter, 
ein  Herzog  von  Kleve.  Tiefes  Blau  im  Mantel 
Marias  und  kaltes  Hellgelb  [Gewand  und  Flügel 
des  r.  Engels,  Wappen  von  Kleve  auf  den  Kissen 
an  der  Fensterwand],  das  sich  zu  dem  leuchten- 
den Goldgelb  der  umlaufenden  Holzbank  erwärmt, 
bilden  den  beherrschenden  Kontrast.  Die  Wir- 
kung des  Blau  erhöht  das  umgebende  bräunliche 
Rot  [im  goldgelb  gemusterten  Teppich  und  den 
Kissen  auf  der  Bank],  kontrastierend  mit  Blau- 
grün [Teppichkante,  Blattmuster  der  Kissen]. 
Rosarot  im  Gewand  und  den  hellblau  geteilten 
Flügeln  des  1.  Engels   bildet   den  Übergang   der 


26 


kräftigen  Farben  zum  Grau  des  Pfeilers,  zu  den  kühlen  blaugrünen  und  graubraunen 
Tönen  der  Landschaft  [in  der  die  hll.  Magdalena  und  Hieronymus  als  Büßer  dargestellt 
sind]  und  zum  Hellblau  des  Himmels.  Auch  nach  1.  fällt  die  Färbung  über  das  bräun- 
liche Grau  der  Tracht,  Hellblaugrau  der  Tasche  und  der  Unterärmel  des  Stifters  und 
Graublau  der  Kappe  zum  Hellgrau  des  Estrichs,  dessen  hellblaugrüne  Fliesen  dem  Rot 
der  rechten  Seite  die  Wage  halten.  Braunrötliches  Inkarnat  mit  durchwirkendem  Grau. 
Goldene  Strahlen  umgeben  die  Häupter  Marias  und  des  Kindes. 

Aus  der  mittleren  Zeit  des  Meisters  [um  1528]  .-.  Königliche  Schlösser. 
Eichenholz,  h.  1,38,  br.  1,16. 

S  20  Bildnis  eines  jüngeren  Mannes.  Das  kalte  Hellkarminrot  der  Ärmel  [neben  dem 
Graublau  der  Brüstung]  erwärmt  sich,  vom  rotbraunen,  grau  schimmernden  Pelz  der 
schwarzen  Schaube  unterbrochen,  zu  tieferer  Nuance  im  Brustausschnitt.  Dort  stoßen 
zur  Hervorhebung  des  rötlichen,  leicht  von  grauen  Tönen  durchsetzten  Inkarnats  [mit 
bläulichen  Augäpfeln]  die  kräftigsten  Farben  zusammen:  Gelb  [in  der  Pelzfütterung  des 
Gewands],  Weiß  [mit  graublauen  Schatten  im  Hemdausschnitt]  und  das  alles  Rot  stärkende 
Gelbgrün  im  Hintergrund,  auf  den  Rahmung  und  Figur  blaugrüne  Schatten  werfen. 
Grauschwarzes  Barett.    Die  linke  Hand  hält  ein  Paar  gelbliche  Handschuhe. 

Über   dem   Kopf   datiert    mit    goldenen  Zahlen   1534.     Gegenstück    zu    Nr.  S  21    .-.  G.  P.  Boyce  und  Ch.  Butler,  London; 
Sammlung  Heckscher,  Berlin  .-.  Sammlung  James  Simon. 
Eichenholz,  h.  0,40,  br.  0,28. 


Nieder- 
rheinische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 


21  Bildnis  einer  jüngeren  Frau.  Die  lebhafte  Wirkung  des  warm  rötlichen 
das  mit  grauen  Tönen  modelliert  ist,  wird  einmal  durch  den  Kontrast  zum 
gelbgrünen  Hintergrund,  auf  den  Rahmen 
und  Figur  blaugrüne  Schatten  werfen, 
dann  aber  durch  die  Umrahmung  von 
schimmerndem  Weiß  [mit  graublauen 
Schatten  in  Haube  und  Hemdausschnitt] 
erhöht.  Die  Helligkeit  steigert  der  Ge- 
gensatz zu  tiefem  Schwarz  im  Sammet- 
kleide  mit  helleren  dunkelgrauen,  im  Um- 
schlage weißen  Ärmeln.  Im  Mieder  setzt 
Karminrot  an  und  erwärmt  sich  über  das 
Rot  der  Nelke,  welche  die  Dame  in  der 
Rechten  hält,  zu  Zinnoberrot  in  den  Um- 
schlägen der  Unterärmel  und  der  Gürtel- 
einfassung, begleitet  von  Goldgelb  in 
den  Hemdborten,  dem  Miederbesatz  und, 
bräunlicher  getönt,  im  Gürtel.  Graublaue 
Brüstung. 

Datiert  mit  goldenen  Zahlen  1534    .*.    Gegenstück  von 
Nr.  S  20    .'.     Charles  Butler,  London ;  Sammlung  Heck- 
scher, Berlin  .".  Sammlung  James  Simon. 
Eichenholz,  h.  0,40,  br.  0,28. 


Inkarnats, 
leuchtend 


639 


27 


Nieder- 
rheinische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

S  20 
S  21 


Westfälische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


WESTFÄLISCHE  SCHULE  DES  XV.  UND  XVI. 
JAHRHUNDERTS 

Schule  von  Soest  um  1470 

1222  1233  1234  Flügelaltar. 

1222  Mittelbild:  Die  Kreuzigfung  mit  anderen  Vorgängen  aus  der  Leidensgeschichte 
Christi.  Bunte  leuchtende  Farben,  vor  allem  Rot,  mit  Gelbgrün  kontrastierend,  Blau 
und  reichlich  verwendetes  Gold  im  Himmel,  den  Nimben,  den  Gewandmustern  klingen 
in  höchster  Unruhe  zusammen.  Dazwischen  verstreutes  Weiß  und  Grau  steigern  die 
Intensität  der  Lokalfarben.  Rotbrauner  Fleischton.  Vor  bräunlich  gelbgrüner  Landschaft, 
grauer  Architektur  und  blaugrüner  Ferne.  —  In  der  Mitte:  die  Kreuzigung.  In  den 
Figuren  des  Vordergrundes,  besonders  in  der  Gruppe  der  Trauernden  kommt  in  breiten 
Flächen  die  farbige  Wirkung  zum  stärksten  Ausdruck:  Dunkelblau  und  Hellkarmin  [Maria], 
davor  leuchtendes  Rot  [kauernde  Frau,  vom  Rücken  gesehen],  Gelbgrün  [Johannes], 
Hellkarmin  über  Gold  [Maria  Salome  1.  daneben].  Hellblau  und  Gold  [Henkersknecht 
dahinter].  In  der  Gruppe  der  streitenden  Kriegsknechte  wechseln  Zinnoberrot  [gelb 
changierend],  bräunliches  Graublau,  Gelbgrün,  Hellblau  und  Gelb.  Rückwärts  am 
Kreuz  leuchtendes  Gelbgrün  [Mantel  Magdalenas  über  goldenem,  karminrot  gemustertem 
Brokatkleid],  mit  Rot  dahinter  kontrastierend.  Weiße  Pferde.  In  den  Trachten  der  seit- 
lichen Gruppen  wechseln  Gelbgrün,  Karminrot  und  Rosarot,  Blau,  Gold  und  Silber,  in 
kleinen  Flecken  verteilt,  in  immer  größerer  Unruhe.  Links  vorn:  Die  Kreuztragung. 
Christus  in  graublauem  Gewand,  auf  goldgelbbraunem  Wege,  von  Soldaten  in  silbernen 


28 


Rüstungen  und  der  Volksmenge  in  karminroten,  gelbgrünen,  hell-  und  dunkelblauen 
Kleidern,  darunter  Veronika  mit  dem  weißen  Schweißtuch,  geleitet.  Vor  ihm  die  bei- 
den Schacher  in  weißen  Hemden.  Rechts  vorn:  Christus  in  der  Vorhölle.  In  karmin- 
rotem Mantel  mit  goldener  Fahne  und  Nimbus.  Vor  grauer  Pforte  und  rotbrauner  am 
Boden  liegender  Tür.  Links  oben:  Die  Gefangennehmung  Christi.  Rechts  oben: 
Beweinung  Christi. 

1233  Linker  Flügel.  Innenseite:  Vier  Darstellungen  aus  dem  Leben  Christi.  Die 
Farben  der  Innenseiten  der  Flügel  erscheinen  noch  leuchtender  und  wirksamer  in  ihrer 
breitflächigen  Anordnung  als  im  Mittelbilde.  —  Verkündigung.  Karminrot  im  Bett- 
vorhang, dem  goldgezierten  Mantel  des  Engels,  heller  im  Gewände  Marias  [mit  gold- 
gelbem Haar],  steht  gegen  Gelbgrün  [Mantelumschlag  des  Engels,  Decke  auf  dem  Betpult, 
Blumentopf  am  Boden].  Dazu  Dunkelblau  in  den  seitlichen  Bettvorhängen,  dem  Mantel 
Marias  und  den  Innenseiten  der  rotbraunen  Engelsflügel,  Weiß  im  Gewände  des  Engels, 
den  Schriftbändern  und  dem  Boden.  —  Geburt  Christi.  Blau  im  Mantel  Marias  und  im  Ge- 
wände Josephs,  Karminrot  im  Mantel  Josephs,  heller  im  Gewände  Marias.  Die  Engel  in 
weißen,  roten  und  gelbgrünen  Gewändern,  mit  blauen  und  zinnoberroten  Flügeln.  Vor 
gelbgrüner  Landschaft  und  graubrauner  Hütte.  —  Anbetung  der  Könige.  Blau  [Mantel 
Marias,  Gewand  des  jüngsten  Königs  r.],  Karminrot  [Vorhang,  Gewand  Marias,  Beinkleider 
des  Königs  r.,  Kopfbedeckung  auf  grünem  Rasen].  Im  Vordergrunde  der  kniende  König 
in  goldenem,  rötlich  schimmerndem  Gewand,  der  Mohrenkönig  in  violettweißem  Gewand 
mit  gelbgrünen,  goldgemusterten  Ärmeln.  —  Darstellung  im  Tempel.  Vor  grauer  Archi- 
tektur mit  karminrotem  Kreuzgewölbe,  goldenem  Altaraufsatz  und  zinnoberrotem,  grün-, 
gold-  und  silbergemustertem  Antependium.  Dunkelblau  und  Hellkarmin  [Maria],  Gelbgrün 


Westfälische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hiinderts 


29 


Westfälische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

1233 


1233 


[Frau  mit  Tauben].  DerHohepriester  in  golde- 
nem, in  den  Falten  rotschimmerndem  Ornat 
mit  hellkarminroten  Ärmeln  und  dunkelblauem 
Umhang.  —  An  Stelle  des  Himmels  Gold- 
grund. Goldene  Nimben  und  Gewandver- 
zierungen. 

1233  Linker  Flügel.  Außenseite:  Bekeh- 
rung und  Enthauptung  Pauli.  Die  Färbung 
der  Außenseiten  ist  stumpfer  und  weniger 
leuchtend.  Rot  herrscht  wieder  als  Haupt- 
farbe, kontrastierend  mit  dem  dunklen  Saft- 
grün der  Landschaft  und  Gelbgrün  in  einzel- 
nen Trachten.  Links,  von  Gold  im  Gewände 
des  Königs  unterbrochen,  Gelbgrün  und  Zin- 
noberrot, über  die  hellkarminrote  linke  Hälfte 
der  Tracht  des  Henkers  [mit  zinnoberroter 
Kappe  und  silbernem  Schwert]  zum  rötlich 
schillernden  Hellgelb  der  rechten  Hälfte  an- 
steigend. Dunkelblauer  Rock  des  enthaupteten  Paulus.  Nach  r.  stärken  sich  die  Farben  von 
Gold  [mit  grünen  Stickereien  im  Kleide  des  Zuschauers  in  der  Mitte],  Graublau  und  Hell- 
karminrot [sein  rechter  Nachbar]  zu  dem  stärksten  Rot  in  der  Tracht  des  r.  Stehenden, 
umgeben  von  Grün,  Graublau  und  Karminviolett.  Dunkler  rotbrauner  Fleischton.  Im 
Mittelgründe  [mit  der  Darstellung  der  Bekehrung  Pauli]  erscheinen  Zinnoberrot  und  Blau 

in  helleren  Nuancen  wieder,  durch  Gold  be- 
lebt. Weißes  Pferd.  Graue,  ockergelbliche  und 
rotbraune  Bauten  mit  blaugrünen  Dächern. 
Blaugrüne  Ferne  und  Himmel  [davor  Christus 
in  goldenem,  karminrot  schimmerndem  Kleid]. 

1234  RechterFlügel.  Innenseite:  Vier  Dar- 
stellungen aus  dem  Leben  Christi.  Aufer- 
stehung Christi.  In  karminrotem  Mantel,  dem 
grauweißen  Grabe  entsteigend.  Die  Wächter 
in  silbernen  Rüstungen,  gelben,  zinnoberroten 
und  hellblauen  Trachten.  —  Himmelfahrt.  Die 
versammelten  Jünger  in  roten,  gelbgrünen  und 
hellblauen  Gewändern.  Christus  in  hellkar- 
minrotem Mantel.  Lichtere  Farben  [Hellrot, 
weißliches  Blau,  Graublau]  im  Vordergrund. 
—  Ausgießung  des  hl.  Geistes.  Die  Mitte  in 
kräftigen  Lokalfarben:  Blau,  Rot  und  Gelb- 
grün.   Vorn  lichtere  Töne:   bläuliches  Weiß, 


30 


Rot  [nach  Gelb  changierend],  Rosa,  Hellblau 
und  Gelb.  —  Jüngstes  Gericht.  Christus,  in 
hellkarminrotem  Mantel,  auf  rot  und  gelb- 
grün  über  den  Goldgrund  lasiertem  Regen- 
bogen. Maria  in  hellkarminrotem  Gewand 
und  hellblauem  Mantel,  Johannes  in  gelb- 
braunem Rock.  Die  Gewänder  der  Engel 
in  lichteren  weißlichen  Tönen.  Der  untere 
Teil  der  Darstellung  mit  den  Auferstehen- 
den und  den  Verdammten  ist  in  Graubraun 
gehalten.  —  Die  Innenseiten  in  vergoldeten 
und  gepunzten  Rahmen  mit  blauem  und 
rotem  Profil.  Die  einzelnen  Darstellungen 
werden  durch  gemalte  rote  Bänder  getrennt. 

1234  Rechter  Flügel.  Außenseite:  Kreuzi- 
gung Petri.  Die  Färbung  entspricht  dem 
Gegenstück.  Silbergrau  [Mantel  des  vom 
Rücken  gesehenen  Mannes  1.]  und  mit  Braun 
lasiertes  Silber  [vom  Rücken  gesehene  Figur 

r.  mit  hellkarminroten  Beinkleidern]  trennen  die  stärkeren  seitlichen  Farbenkontraste,  be- 
sonders Zinnoberrot  [Tracht  des  Mannes  mit  dem  umgegürteten  Schwert  1.]  vor  Saft- 
grün [Mantel  des  Königs],  Zinnoberrot,  Saftgrün  und  Blau  rechts,  von  der  Mitte.  Diese 
wird  beherrscht  vom  Golde  des  in  den  Schatten  karminrot  lasierten  Ornats  des  Engels  1. 
[über  weißem,  rot  besetztem  Chorhemd]  mit  gelbgrün  und  blau  gefärbten  Flügeln  und 
Weiß  im  Gewände  des  Engels  r.  mit  bräun- 
lichrotem Buch.  Seine  zinnoberroten  Flügel 
leiten  zu  der  bunten  Unruhe  der  r.  Seite  über. 
In  der  oberen  Bildhälfte  werden  die  Farben 
heller.  Hellkarminrot  im  Gewände  des  ge- 
kreuzigten Petrus.  Weißer,  oben  blaugrüner 
Himmel.  —  Die  Außenseiten,  von  gemalten 
roten  Streifen  umgeben,  sind  in  rote  Holz- 
rahmen mit  gemalter  Blumenranke  und  gelb- 
lichgrauem Profil  gefaßt. 


Von  demselben  Meister  befindet  sich  ein  Altar  gleichen  Gegen- 
standes in  Schöppingen,  nordwestlich  von  Münster ;  ein  anderer 
Altar  von  ihm  ist  vor  einiger  Zeit  in  den  Kölner  Dom  gekommen. 
Der  Stil  dieses  Malers  steht  zwischen  der  Weise  des  Liesborner 
Meisters  und  einer  Reihe  derb  realistischer  Werke  der  folgen- 
den Zeit  [z.  B.  dem  Altar  mit  den  heil.  Familien  in  der  Wiesen- 
kirche zu  Soest].  Unser  Altarwerk  stammt  nach  Waagens  Be- 
richt aus  einer  Kirche  in  Soest  .*.  Erworben  vor  1830  .*.  Auf- 
gestellt in  der  Abteilung  der  deutschen  Bildwerke. 

Leinwand  auf  Eichenholz,  Mittelbild  h.  1,91,  br.  3,42;  die 
Flügel  h.  1,91,  br.  1,59  [ohne  den  Originalrahmen  ]. 


Westfälische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


1234 


31 


Westfälische 
Schale  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

1193 


700 


Meister  von  Cappen- 

bövrr  '^°  genannt  nach  dem 
CJ^  Altarbilde  mit  der  Kreu- 
zigung in  der  Kirche  zu  Cappen- 
berg  [bei  Lünen  in  Westfalen]. 
Tätig  um  1500—1525.  Nach  einer 
neuerdings  ausgesprochenen  Ver- 
mutung identisch  mit  einem  der 
Dünnwegge. 

1193  Tafel  mit  zwei  Dar- 
stellung-en.  Links:  Ver- 
kündigung. Dunkelblau  im 
Gewände  Marias  vor  Hell- 
karminrot der  Bettdecke,  das 
in  größeren  Flächen  im  Bett- 
himmel und  dem  Mantel  des 
Engels  wiederkehrt,  von 
Saftgrün  im  Mantelumschlag  und  Flügeln  begleitet.  Blau,  dem  Goldgelb  in  den  Haaren, 
im  Mantelbesatz  des  Engels  und  bräunlicher  in  den  Möbeln  entspricht,  klingt  lichter 
in  den  Fliesen  des  grauen  Bodens,  den  Zinnkrügen  im  Hintergrund,  in  der  Schattentönung 
des  weißen  Bettzeugs,  des  weißen  Engelsgewands  und  des  Schriftbandes  aus.  Lichtes 
Inkarnat.  —  Rechts:  Geburt  Christi.  Zwischen  Dunkelblau  [Gewandung  Marias,  Mantel- 
kragen Josephs,  heller  im  Oberkleide  der  Stifterin]  bricht  Hellkarminrot  [Mantel  Josephs, 
dunkler  im  Kleide  der  Stifterin]  hervor,  das  sich  zu  mattem  Zinnoberrot  [Gewand  Josephs] 
erwärmt.    Vor  Graubraun  in  der  Architektur  und  Saftgrün    in  der  Landschaft.    Oben   in 

den  schwebenden  Engeln  und  den  Hirten  der 
Verkündigung  lichte  bläuliche,  hellgelbe  und  hell- 
karminrote Töne. 

Sammlung  Solly,  1821   .-.  Eichenholz,  h.  0,50,  br.  0,72. 


Rinrr  Ludger  tom  Ring  d.  Ä.  Geboren  zu  Münster  1496, 
O  gestorben  daselbst  am  Tage  nach  Palmsonntag  1547. 
Tätig  zu  Münster. 

700  Bildnis  eines  Mannes  in  mittleren  Jahren. 
Der  graurötliche  Ton  des  Inkarnats,  umgeben  vom 
Rotbraun  des  Bartes,  klingt  kräftiger  in  der  grau- 
roten Brüstung  und  dem  braunroten  Buch  mit 
goldgelber  Prägung  und  Schnitt  wieder.  Kon- 
trastierendes bräunliches  Gelbgrün  im  Hintergrund 
erhöht  die  Wirkung  der  rötlichen,  durch  Grau  ge- 
dämpften Töne.    Schwarz  in  Barett  und  Schaube. 

Bez.  oben  mit  dem  Buchstaben  L  und  einem  daran  befestigten  gemalten 
Goldring  mit  hellblauem  Stein.  Unten  an  der  Brüstung  die  Aufschrift: 
NATVS.  ANNO.  M.  CCCCC.  X.  .-.  Das  Wappen  auf  dem  Ringe  der 
linken  Hand  ist  höchstwahrsclieinlich  das  der  in  Westfalen  weitver- 
breiteten Familie  von  Keppel.  Die  teilweise  undeutliche  Aufschrift  auf 
dem  Briefe  wird  demnach  Joost  von  Keppel  zu  lesen  sein  .".  Sammlung 
Solly,  1821  .-.  Eidicnholz,  h.  0,43,  br.  0,28. 


32 


Ring- 1'"'^^" 

o    t  om 
Ring-   d.  J. 
Geboren  zu 
Münster 
nach     1521, 
gestorben 
zu      Braun- 
schwei? 
1583  84. 
Schüler  sei- 
nes Vaters 
Ludger  tom 
Ring  d.  Ä.; 
tätig  zu 
Münster 
und   Braun- 
schweig [da- 
selbst  1561 
Bürger]. 

708    Die 
Hochzeit 
zu  Cana. 
Grau, 

Grauviolett  und  Weiß  geben  den  hellen  trockenen  Grundton,  den  gelbe  und  rote  Töne 
in  allen  Abstufungen  beleben.  In  der  Mitte  setzt  Goldgelb  [Tischplatte]  ein  und  ver- 
breitet sich  weiter  im  Schranke  1.,  im  Bilderrahmen  darüber,  in  den  Ärmeln  des  Kindes, 
in  derTracht  des  Dieners  im  Nebenraum,  den  Früchten  und  Gemüsen  im  gelblichgrauen 
Korb  r.  vorn.  Hellrot  im  Kleide  der  Hausherrin  klingt  in  den  Blumen  und  Früchten  r. 
und  in  zarteren  Rosatönen  im  abgezogenen  Hasen,  den  Fleischstücken  im  Korb  1.,  den 
rosavioletten  Bodenfliesen  usw.  aus.  Grüne  Töne  erhöhen  die  Wirkung  des  Rot:  Blau- 
grün im  Hintergrunde  des  Gemaches  r.  [in  dem 
das  Weinwunder  vor  sich  geht],  Grün  in  den 
Gemüsen,  dem  rot  gefiederten  Papagei  usw. 

Bez.  auf  dem  runden  Miniaturbildnis  des  Künstlers  am  Schrank : 
LVDGERVS  ■  RINGIVS  •  MONASTERIENSIS  •  PICTOR  f  .-. 
Das  Original  des  rechteckigen  Miniaturbildnisses  darüber  ist  im 
Besitze  des  Kaiser- Friedrich -Museums  [J.  511]  .".  Königliche 
Schlösser  .-.  Eichenholz,  h.  1,27,  br.  2,00. 


Westfälische 
Sdtule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 


Ring 


Hermann  tom  Ring.    Geboren  1521  zu  Münster, 
gestorben    spätestens    1597.  daselbst.     Sohn    und 
Schüler  Ludger  tom  Rings  d.  A. 

629a  Ring?  Bildnis  eines  Architekten. 
Kräftiges  Rosarot  im  Gewandausschnitt  und 
Weiß  im  Hemd  betonen  die  Wirkung  des 
warm  rosabräunlichen  Antlitzes,  das  kaltes 
Blaugrau  im  Mantel,  Grauschwarz  im  Barett 
umrahmen.    Lichte,  bräunlichgraue  Wand. 


Erworben  1873  i 
als  Holbein  galt 


Florenz  aus  Palazzo  del  Turco,  wo  das  Bild 
.  Eichenholz,  h.  0,53,  br.  0,43. 


33 


DEUTSCHE  SCHULEN  DES 
XVI.  JAHRHUNDERTS 


FRÄNKISCHE  SCHULE  DES 
XVI.  JAHRHUNDERTS 

D"  Albrecht  Dürer.  Maler,  Kupferstecher  und  Zeich- 

Ul  CI  ner  für  den  Holzschnitt,  geboren  zu  Nürnberg  den 
21.  Mai  1471,  gestorben  daselbst  den  6.  April  1528.  Zuerst 
in  der  Goldschmiedewerkstätte  seines  Vaters,  seit  i486 
Schüler  des  Michael  Wolgemut;  unter  dem  Einflüsse  Schon- 
gauers  und  Mantegnas  weiter  ausgebildet.  1490 — 1494 
auf  der  Wanderschaft  in  Süddeutschland,  im  Elsaß,  in 
Basel  [1492],  Nürnberg  [1494],  Venedig  [1495].  Seitdem 
tätig  zu  Nürnberg.  Ging  Ende  des  Jahres  1505  abermals 
nach  Venedig  und  blieb  daselbst  während  des  Jahres  1506; 
seit  März  1507  wieder  in  Nürnberg,  1518  in  Augsburg, 
1520  —  1521   in  den  Niederlanden. 

557c  Bildnis  Friedrichs  des  Weisen  [1463 
bis  1525].  Die  zusammengehaltenen  Flächen  des 
rötlichen  Inkarnats,  des  rotbraunen  Haares  und 
der  mit  schwärzlichen  Schatten  modellierten 
Hände  werden  durch  den  Kontrast  zum  grau- 
grünen Hintergrund  erwärmt  und  durch  das 
Schwarz  der  Tracht,  das  Grau  der  Brüstung 
aufgehellt.  Die  Einförmigkeit  des  Schwarz  beleben  gelbbraune  Goldborten  mit  blit- 
zenden gelben  Lichtern.  Die  Mitte  betont  die  gelbbraune  Goldstickerei  im  Hemdaus- 
schnitt, mit  gelbgrüner  Blattranke  und  hellblauen  Blumen  geziert. 

Bez.  links  unten  mit  dem  Monogramm  AD  .%  Aus  der  Frühzeit  des  Meisters  [um  1495 — 1498]  und  etwa  gleichzeitig  mit 
dem  Mittelbiide  des  Dresdener  Altars,  der  für  Friedrich  den  Weisen  gemalt  zu  sein  scheint  .*.  Erworben  1882  auf  der 
Versteigerung  der  Sammlung  des  Herzogs  von  Hamilton 
in  London  .■.  Wasser-  oder  Leimfarbe  auf  feiner  Lein- 
wand, h.  0,76,  br.  0,57. 

557f  Die  Madonna  mit  dem  Zeisig. 
Die  Färbung,  in  leuchtenden  Lokalfar- 
ben, vor  allem  Rot  und  Ultramarinblau, 
erinnert  an  Gio.  Bellini.  Doch  sind  die 
Gegensätze  härter  und  unvermittelter. 
Tiefes  Rot  setzt  in  leuchtendster  Kraft 
im  Vorhang  an  und  klingt,  im  Gürtel 
noch  einmal  als  Gelbrot  aufleuchtend, 
matter  im  bräunlichroten  Gewand 
weiter,  dann  wieder  kräftiger  im  dun- 
kelkarminroten Kissen,  um  im  rötlich- 
braunen, mit  Grau  gedämpftenTone  des 
Inkarnats  und  den  matten  gebrochenen 
Tönen  an  den  Rändern  der  Figurenkom- 
position [bräunlichrosarotes  Fellkleid 
des  kleinen  Johannes,  violettgraues  Ge- 
wand des  Engels,  braunvioletter  Buch- 
einband usw.]  zu  enden.    Leuchtendes 


Fränkisdie 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

557  C 


557  F 


35 


Fränkische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

557  E 


5571 


Gelbgrün  der  Landschaft,  dunkler  im  Maiglöckchen- 
strauß, den  Johannes  darreicht,  stumpfer  im  Blätter- 
kranz, mit  dem  mattrot  und  gelbgrün  geflügelte 
Cherubim  Maria  krönen,  bildet  die  Ergänzung  zu 
den  roten  Tönen.  Dieser  Hauptkontrast  wird  durch 
die  Zusammenstellung  mit  leuchtendem  Ultramarin- 
blau [im  Mantel  Marias,  in  der  landschaftlichen  Ferne, 
heller  im  Himmel]  und,  der  absteigenden  Kraft  der 
roten  Töne  entsprechend,  mit  Graublau  [im  Mantel 
des  Kindes,  dem  Gürtel  des  Johannes]  zu  höchster 
Kraft  gesteigert,  während  Blau  wiederum  durch  den 
Gegensatz  zu  bräunlichem  Goldgelb  [Tischplatte, 
Haar  Marias]  an  Intensität  gewinnt.  Kleinere  Flecken 
Weiß  [Beutel  mit  Vogelfutter  in  der  Rechten  des 
Kindes]  bilden  die  Basis  für  die  leuchtenden  Farben. 

Auf  der  links  vorn  stehenden  goldgelbbraunen  Holzbank  ein  weißer  Zettel 

mit  derlnschrift :  Albertusdurergermanus  faciebatpost  Virginis  partum  1506 

und  dem  Monogramm  A  D  .".  Dem  „Rosenkranzfest"  am  nädisten  verwandt 

und  wie  dieses  1506  in  Venedig  entstanden.    Naturstudie  zum  Christkind  in 

der  Bremer  Kunsthalle,  Zeichnung  zu  dem  Cherub  rechts  in  der  Bibliotheque  Nationale  zu  Paris,  eine  andere,  im  Gegensinne,  zu 

dem  Cherub  links  im  Louvre,  eine  Gewanddetailstudie  in  der  Albertina  .-.  Das  Bild  wurde  in  den  60  er  Jahren  des  1 9.  Jahrhunderts 

vom  Marquis  of  Lothian  in  Edinburgh  angekauft  .-.  Erworben  1892  vom  Marquis  of  Lothian  in  New  Sattle  Abbey  bei  Edinburgh. 

Pappelholz,  h.  0,91,  br.  0,76. 

557e  Bildnis  des  Hieronymus  Holzschuher.  Vor  lichtblauem  Hintergrund,  zwischen 
weißem  [z.  T.  bräunlich  beschattetem]  Haupt-  und  Barthaar  schimmert  warm  der  grau- 
rötliche Ton  des  Antlitzes  mit  den  blitzenden  weißen  Augäpfeln  und  grauen  Pupillen. 

Die  dunkle  Färbung  des  rotbraunen,  gelbbraun  und 
grau  schillernden  Pelzes  [über  grauschwarzem  Damast- 
gewand] steigert  die  Helligkeit  der  oberen  Bildhälfte. 

Bez.  oben  links  in  gelber  Sd.ritt:  HIERONIM'  HOLTZSCHUER.  ANNO  ■ 
DÜKlI.  1526.  ETATIS.  SUE.  57.  Auf  dem  Grunde  rechts  das  goldgelbe  Mono- 
gramm AD  .'.  Das  Bild  befindet  sich  noch  in  seinem  ursprünglichen  Rahmen; 
auf  dem  Schiebedeckel  [an  dessen  Stelle  jetzt  die  Glasscheibe  getreten  ist]  sind 
die  vereinigten  Wappen  der  Familien  Holzschuher  und  Münzer  in  einem  Kranz 
und  mit  der  Jahreszahl  MDXXVl  gemalt  [ausgestellt  an  der  Fensterwand  des 
Dürerkabinetts]  .*.  Hieronymus  [1 469 — 1 529],  ein  Freund  Dürers  und  Anhänger 
der  reformatorischen  Bewegung,  aus  der  alten  angesehenen  Nürnberger  Pa- 
trizierfamilie der  Holzschuher,  kam  1499  in  den  inneren  Rat,  wurde  1500  zum 
jüngeren,  1509  zum  älteren  Bürgermeister  erwählt  und  1514  zum  Septemvir 
berufen  .'.  Das  Bild  war  längere  Zeit  im  Germanischen  Museum  zu  Nürnberg 
ausgestellt  .".  Erworben  1884  von  der  freiherriidien  Familie  von  Hoi/schuher  in 
Nürnberg. 

Lindenholz,  h.  0,48,  br.  0,36. 

557i  Bildnis  eines  jungen  Mädchens.  Licht  und 
zart  erscheint  der  rosige  [über  die  hellbraune  Unter- 
malung gelegte]  Ton  des  Inkarnats  im  Gegensatz  zu 
den  tiefen  leuchtenden  Lokalfarben  der  Umgebung: 
Goldgelb  der  Locken,  Karminrot  im  Gewand,  ge- 
dämpfter in  dem   mit  grauer  Perle  gezierten  Barett, 


36 


und  Smaragdgrün,  das  die  Wirkung  der  roten 
Töne  noch  steigert,  im  Besätze  des  Gewandaus- 
schnitts. 

Bez.  ünks  oben  mit  der  Jahreszahl  1507  und  dem  Monogramm  AD  .'. 
Entstanden  wahrscheinlich  noch  während  des  venetianischen  Aufent- 
haltes. Das  Bild  ist  in  den  Imhoffschen  Inventaren  mehrfach  beschrieben 
und  nach  einer  Notiz  im  Geheimbuch  Hans  Hieronymus  Imhoffs  1633 
nach  Amsterdam  verkauft  worden.  1899  tauchte  es  im  Londoner  Kunst- 
handel wieder  auf  .'.  Erworben  1899  als  Geschenk  von  P.  und  D.  Col- 
naghi  in  London  .".  Eigentum  des  Kaiser-Friedrich-Museum -Vereins. 
Pergament,  das  auf  eine  Holztafel  geklebt  ist,  h.  0,304,  br.  0,20. 

557d  Bildnis  des  Jacob  Muffel.  Die  mit  grauen 
Tönen  gemischte  rötliche  Färbung  des  Inkarnats, 
das  mit  weißlichen  Lichtern  weich  modelliert  ist, 
hebt  sich  warm  vom  lichten  graublauen  Hinter- 
grund ab,  auf  den  der  Körper  schwärzlichen  Schatten 
wirft.  Schimmerndes  Weiß  des  Kragens  und 
schwärzliches  Grün  des  mit  weißem  Pelz  gefütter- 
ten Gewands  dienen  der  stärkeren  Wirkung  des 
Fleischtons,  während  wiederum  das  Schwarz  der 
mit  goldgelben  Borten  besetzten  Kappe  seine  Helligkeit  steigert.    Gelbbrauner  Pelz. 

Links  oben  die  goldgelbe  Inschrift :  AETATIS  ■  SVAE  •  ANNO  ■  LV  ■  SALVTIS  •  VERO  MD-  XXVI  •  und  das  Mono- 
gramm AD,  darüber  „  Effigies  Jacobi  Muffel "  .'.  Zwei  alte  Kopien  schon  im  vorigen  Jahrhundert  im  Privatbesitze  zu  Nürnberg ; 
die  eine  aus  dem  17.  Jahrhundert  gegenwärtig  im  Germanischen  Museum  .'.  Der  Dargestellte  ist  der  mit  Dürer  befreundete 
Nürnberger  Ratsherr  und  Septemvir  Jacob  Muffel,  der  1514  Bürgermeister  von  Nürnberg  wurde  und  1526  starb  .-.  Bis  1867 
in  der  Sammlung  Schönborn  zu  Pommersfelden  .'.  Erworben  1883  in  Paris  auf  der  Versteigerung  der  Sammlung  Narischkine. 
Ursprünglich  auf  Holz,  1870  in  Petersburg  auf  Leinwand  übertragen,  h.  0,48,  br.  0,36. 

557g  Bildnis  einer  jungen  Frau.  Weich,  im  warmen  goldigen  Rotbraun  der  Unter- 
malung, mit  weißlichen  Lichtern  im  Inkarnat,  ist  die  Figur  vor  lichtem  hellblauem  Himmel 
und  dunklerem  graublauem  Meer  zusammengehalten.  Auch  die  einzige  kräftigere  Farbe, 
Karminrot  im  Mieder  und  den  mit  Schleifen  in  ge- 
brochenen grünen  und  graubräunlichen  Tönen  ge- 
zierten Armein,  ist  mit  Braun  gedämpft.  Schwärz- 
liches Saftgrün  im  Streifen  des  Brusteinsatzes  dient 
ihr  als  Ergänzung.  Das  dunkelrotbraune  Haar 
ist  am  Hinterkopf  von  rotem,  mit  weißen  Ro- 
setten besetztem  Netz  zusammengehalten.  Den 
Hals  umgibt  brauner  Halsschmuck.  Im  Streifen  des 
Brusteinsatzes  sind  mit  weißen  Perlen  Buchstaben 
eingestickt,  in  denen  man  den  Namen  „Agnes  D" 
erkennen  kann. 


Bez.  links  oben  mit  dem  Monogramm  AD  .'.  Dieses  ungewöhnlich 
maleri.sch  behandelte  Porträt  entstand  wohl  um  1506,  während  des 
Meisters  Aufenthalt  in  Venedig.  Die  nalieliegende  Vermutung,  daß 
Dürers  Frau  Agnes  dargestellt  sei,  wird  nach  den  abweichenden  Zeich- 
nungen, die  von  ihr  erhalten  sind,  meist  bezweifelt  .'.  Erworben  1893 
im    Londoner  Kunsthandel. 

Pappelholz,  h.  0,285,  br.  0,215. 


Fränkische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hiinderts 

557  D 


557  G 


37 


Fränkische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

557  H 


557  B 


557h  Betende  Maria.  Grelle  Farbenkontraste 
stehen  unvermittelt  nebeneinander:  Rotgelb 
im  Umschlage  des  hochgezogenen  Mantels 
zwischen  tiefem  Ultramarinblau  der  Außen- 
seite und  hellem  Blaugrün  im  Kopftuch,  das 
letztere  der  Erwärmung  des  Antlitzes  dienend. 
Bräunliches  Karminrot  1.  und  Gelbgrün  r.  [mit 
blaugrünem  Schatten]  geben  den  Hintergrund. 
Hellkarminrot  in  den  Ärmeln. 

Bez.  links  oben  mit  der  Jahreszahl  1518  und  dem  Monogramm 
AD    .".    Kopie  in  der  Akademie  zu  Venedig   .■.    Erworben  1894 
auf  der  Auktion  Morosini -Gatterburg  in  Venedig,  als  Geschenk 
des  Herrn  Geheimrat  Dr.  W.  Bode. 
Lindenholz,  h.  0,53,  br.  0,43. 

Dürer    Kopie  nach  Albrecht  Dürer. 

\.Jm^j)  1^^^F'^^^''^^^^^M        557  b  Maria  mit  dem  Kind.   Vor  schwarzem 

Hintergrund  erscheint  das  Inkarnat  [mit  hell- 
roten Tönen  auf  den  Wangen  und  graublauen 
Schatten]  sehr  licht  neben  Hellkarminrot  im  Kleid  mit  bräunlichgoldgelbem  Besatz.  Ein 
Stück  Blau  vom  Unterärmel  ist  neben  der  goldgelben  Armeiborte  1.  sichtbar.  Dunkelrot- 
braunes Haar  mit  gelben  Glanzlichtern.   Das  Kind  hält  eine  Frucht. 

Bez.  links  in  der  Mitte  mit  der  Jahreszahl  1518  und  dem  Monogramm  A  D    .'.    Nachahmung  vom  Ende  des  16.  oder  vom  An- 
fange des  17.  Jahrhunderts  .'.  Erworben  1880  in  Florenz  aus  der  Sammlung  Capponi  als  Geschenk. 
Lindenholz,  h.  0,49,  br.  0,40. 

TV"  1  L.  ]_  Hans  von  Kulmbach.  Nach  seinem  Familiennamen  Hans  Süß  [Suess].  Geboren  zu 
IS.UirnD3Cn  Kulmbach  in  Franken  wahrscheinlich  1476,  g^estorben  zu  Nürnberg  zwischen  dem  29.  Sep- 
tember unH  dem  3.  Dezember  1522.  Schüler  Jakob  Walchs 
[Jacopo  de' Barbari],  unter  dem  Einfluß  und  wahrscheinlich 
in  der  Werkstatt  Dürers  zu  Nürnberg  ausgebildet.  Tätig 
zu  Nürnberg  und  zwischen  1514  und   1516  in  Krakau. 

596a  Anbetung  der  Könige.  Die  kühle  Ge- 
samtfärbung ist  auf  Weiß  [Hermelinkragen  des 
knienden  Königs,  bläulich  getönt  im  Gewände 
des  Mohrenkönigs],  Grau  und  Blau  [Gewan- 
dung Marias,  Tracht  des  Mannes  r.  hinten,  Ge- 
wandjosephs,  Himmel  usw.]  gestimmt,  Blau  durch 
den  Kontrast  zu  Hellgelb  [Kleid  des  Dieners  r. 
und  blauverschnürter  Rock  des  Zuschauers  mit 
der  weißen  Kopfbedeckung  ganz  1.  hinten]  ge- 
stärkt. Nach  der  Tiefe  gehen  die  blauen  Töne 
in  Blaugrün  [Säule,  landschaftHche  Ferne]  über, 
das  im  Vordergrunde  zu  leuchtendem  Gelbgrün 
ansteigend  mit  Karminrot  kontrastiert.  Dieses 
setzt  an  im  Mantel  des  knienden  Königs  [vor 
leuchtendem  Gelbgrün  im  Mantel  dahinter,  durch 


38 


karminrot -blaugrüne  Schillertöne  und 
Graublau  mit  dem  Gelb  der  Figur  r.  ver- 
mittelt], springt  nach  1.  über  kleinere 
gedämpfte  Flächen  [z.  B.  Gewand  und 
Kappe  des  Mohrenkönigs,  hellgraurotes, 
von  gelbgrünem  Gürtel  zusammenge- 
haltenes Gewand  Marias]  zum  Mantel 
Josephs  [neben  bräunlichem  Saftgrün  in 
der  Figur  1.,  vor  blaugrüner  Säule]  über 
und  klingt  in  den  rötlichbraunen  Ruinen- 
mauern und  in  den  rosaroten  Trachten 
verschiedener  Figuren  der  Ferne  aus. 

Bez.  links  auf  dem  Balkenwerk  mit  der  Jahreszahl  1511 
und  dem  aus  H  und  K  gebildeten  Monogramm  .*.  Nächst 
dem  Tucherschen  Altare  der  Sebalduskirche  in  Nürnberg 
das  Hauptwerk  des  Meisters,  in  dem  sich  der  Einfluß  Ja- 
copo  de'  Barbaris  deutlich  kundgibt  .'.  Sammlungen  Ignaz 
Theodor  Reichsritter  von  Pachner  Edler  von  Eggenstorff, 
1820;  Rosthorn,  Klagenfurt  1872  .-.  Erworben  1876  aus 
der  Sammlung  F.  Lippmann. 

Lindenholz,  h.  1,53,  br.  1,10. 


Schaeufelein 


Fränkische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

5%A 


.^1  Hans  Leonhard   Schaeu- 

laeUieiein  feiein  oder  Schaeufelin. 
Maler  und  Zeichner  für  den  Holzschnitt,  geboren 
vor  1490  zu  Nürnberg',  gestorben  zu  Nördlingen 
1539  oder  1540.  Schüler  und  Gehilfe  Albrecht 
Dürers  [bis  1505].  tätig  zu  Nürnberg  und  Augsburg  [daselbst  um  1512J  und  vornehmlich  zu  Nörd- 
lingen [seit   1515]. 

560  Das  Abendmahl.  Leuchtendes  Rot  [Vorhang,  1.  vorn  sitzender  Apostel]  und  Gelb- 
grün [Gewänder  Johannis  und  des  einschenkenden  Apostels  1.].  Kühleres  Karminrot 
[Gewänder  des  trinkenden  Apostels  r.  und  des  hinter  ihm  stehenden,  heller  im  Kragen 
des  r.  vorn  sitzenden,  im  Mantel  des  Becher  haltenden  1.  usw.]  vermittelt  mit  weiß- 
lichem Blau  [z.  B.  Mantel  des 
r.  vorn  sitzenden  Apostels], 
Graublau  [Christus]  und  Dun- 
kelblau verschiedener  Ge- 
wänder, das  sich  wiederum 
durch  Goldgelb  [Tracht  des 
Judas,  mit  gelbrotem  Haar 
und  bräunlichrotem  Beutel; 
Brote  auf  bräunlichweißem 
Tischtuch]  ergänzt.  Ocker- 
gelblichgrauer  Fleischton. 
Graue  Architektur. 

Bez.  an  der  Bank  rechts  mit  dem  aus  H 
und  S  gebildeten  Monogramm  und  der  Jah- 
reszahl 1511   .".  Sammlung  Solly,  1821. 
Weißtannenholz,  h.  0,79,  br.  1,06. 


39 


Fränkische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

M612 


T 


1    Wolf  Traut.     Geboren  um  1478  zu  Nürnberg,  gestorben  daselbst  im 
räUt    Sommer  1526.    Schüler  und  Gehilfe  seines  Vaters  Hanns,  später  wahr- 


scheinlich Albrecht  Dürers, 
erwähnt]. 


Tätig   zu   Nürnberg    [1512   daselbst    urkundlich 


M612  Der  hl.  Gereon.  Die  Figur  ist  holzschnittartig  mit  schwarzen 
Umrissen  und  Schraffierung  aufgezeichnet.  In  silberner  Rüstung 
und  goldener  Kappe.  Goldener  Nimbus.  Weißes  Schild  und 
Fahne  an  zinnoberrotem  Schaft,  mit  karminroten  Kreuzen.  Vor 
saftgrünem  Hintergrund.   Unten  in  schwarzer  Schrift :  S  Geriön. 

Alter  Besitz    .-.  Tannenholz,  h.  0,194,  br.  0,075. 


Pen 


Georg  Pencz  oder  Penz  [Benz].  Maler  und  Kupferstecher,  ge- 
CZ  boren  zu  Nürnberg  um  1500,  zuerst  1523  im  Verzeichnis  der  Nürn- 
berger Maler  genannt,  gestorben  zu  Leipzig  den  11.  Oktober  1550.  Aus- 
gebildet unter  dem  Einflüsse  Dürers  [wahrscheinlich  als  Gehilfe  in  dessen 
Werkstatt],  sowie  während  einer  Studienreise  in  Italien  unter  dem  der  ita- 
lienischen Meister.    Tätig  hauptsächlich  zu  Nürnberg. 

582  Bildnis  des  Malers  Erhard  Schweizer  von  Nürnberg. 
Der  rotbraune  Ton  der  Untermalung  hält,  das  Grau  des  Hin- 
tergrunds, das  ockergelbliche,  mit  rötlichen  Tönen  erwärmte 
Inkarnat  und  das  Grauschwarz  des  Wamses  durchdringend,  die 
Darstellung  zusammen.  Weißes  Hemd.  Rotbraunes  Haupt-  und 
Barthaar.  Die  Rechte  hält  einen  Dolch  mit  dunkelrotbraunem 
Holzgriff  mit  grauem  Beschlag. 


Bez.  rechts  oben  in  goldenen  Buchstaben :  ERHART  •  SVETZER  ■  PICTOR  •  NORINBERG.     Links 
Monogramm  G  P  und  die  Jahreszahl  1544    .".    Gegenstück  zu  Nr.  587    .■-    Sammlung  SoUy,  1821. 
Lindenholz,  h.  0,82,  br.  0,63. 


EADATIS  XXXIX,  das 


582 


585  Bildnis  eines  jungen  Mannes.    Im  warm  braunen  Tone  der  Untermalung,  die  in  den 

Schatten  der  Nische  neben  grauen  Lichtern  zutage 
tritt.  Bräunlichockergelbes  Inkarnat.  Dunkelrot- 
braunes Haupt-  und  Barthaar.  Grauschwarz  in 
Barett  und  Gewand,  Grauweiß  im  Kragen.  Die 
Linke  hält  bräunlichgraueHandschuhe.  Die  Wärme 
des  braunen  Gesamttons  erhöht  der  Gegensatz 
zur  breiten  Fläche  von  Saftgrün  im  Teppich. 

Bez.  links  oben  mit  dem  Monogramm  G  P  und  der  Jahreszahl  1534  .•. 
Erworben  vor  1820  von  Frauenholz. 
Lindenholz,  h.  1,06,  br.  0,82. 

587  Bildnis  der  Gattin  Erhard  Schweizers. 
Die  Färbung  entspricht  in  ihrem  rotbraunen  Ge- 
samtton dem  Gegenstück.  Bräunlichockergelbes, 
mit  Grau  gekühUes  Inkarnat.  In  grauschwarzem 
Kleid  und  grauem,  mit  rotbraunem  Pelz  besetztem 
Hut.  Goldgelbe  Pelzaufschläge  an  den  Ärmeln, 
Knöpfe  und  Bügel  der  Tasche.  Rotbraune  Bank. 
Durch  den  grauen  Grund  der  Nische  dringt  der 


s 

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40 


rotbraune  Ton  der  Untermalung-.  Die  Finger 
der  rechten  Hand  schmücken  zwei  Goldringe 
mit  karminroten  und  blaugrünen  Steinen. 

Bez.  rechts  oben  mit  dem  Monogramm  G  P  und  der  Jahreszahl  1545 
und  mit  der  Inschrift  in  goldenen  Buchstaben  :  ELISABETA.  VXOR. 
ERHARDI    .-.   Gegenstück   von  Nr.  582   .-.   Sammlung  Solly,  1821. 
Lindenholz,  h.  0,82,  br.  0,63. 


SCHWÄBISCHE  SCHULE  DES 

XVI.  JAHRHUNDERTS 

[Ulm,  Aug-sburg-,  Oberrhein] 


Z'il    1  Bartholme  Zeitblom.    Geboren  zwischen 

eilDlOm    1450   und    1455  [?],   gestorben    nach   1517. 

Vermutlich   Schüler  des  Hans  Schüchlin  zu  Ulm,   dessen   Schwiegersohn  [seit  1483]   und  Gehilfe  er  war. 
Tätig  in  Ulm  und  Umgegend. 

606a  Das  Schweißtuch  der  hl.  Veronika.  Die  helle  Färbung  ist  auf  das  bräunliche 
Weiß  des  Schweißtuchs  mit  dem  warm  bräunlichen,  von  dunkelbraunem  Haar  um- 
rahmten Antlitz  Christi  gestimmt.  Während  das  Weiß,  bläulich  getönt  in  den  Ge- 
wändern [über  denen  sich  schwärzlichblaue  Bänder  kreuzen]  und  Flügeln  der  Engel, 
weiterklingt,  vom  Goldgelb  der  Haare  begleitet,  verbreitet  sich  das  Gelbgrün  der 
Dornenkrone   im  Hintergrund,  kontrastierend 

mit    Hellkarminrot    in    den    Außenseiten    der     WS^K^^K^^^^^^^^^^^ 
Engelsflügel   und  dem  graurötlichen  Inkarnat. 

Vordere  Staffel  des  für  die  Pfarrkirche  von  Eschach  bei  Gemünd 
um  1496  gemalten  Altares,  dessen  übrige  Teile  sich  in  der  Galerie 
zu  Stuttgart  befinden  .*.  Erworben  1850  aus  der  Sammlung 
Hirscher  zu  Freiburg  i.  B. 

Fährenholz,  h.0,67,  br.  1,82. 

561a  Der  hl.  Petrus.  Leuchtendes  Rot  im  Man- 
tel über  graublauem,  in  den  Falten  rotbraunem 
Gewand.  Dunkelblauer  Bucheinband  mit  gold- 
gelbem Schnitt.  Vor  goldenem,  bräunlich  la- 
siertem Teppich  mit  gelblichen  und  blaugrünen 
Fransen  und  schwarzem  Hintergrund.  Rot- 
brauner Fleischton.  Silberner  Schlüssel.  Gol- 
dener Nimbus.  Oben  in  goldenen  Buchstaben: 
SC  PETTRUS. 

Erworben  1850  aus  der  Sammlung  Hirscher  zu  Freiburg  i.  B. 
Eichenholz,  h.  0,53,  br.  0,24. 


Fränkische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hundert  s 

5S5 


Schwäbische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 


41 


Schwäbische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 


Strigel 


Bernhard  Strigel.  Geboren  zu  Memmingen  1460  oder  1461,  gestorben  daselbst  1528,  vor 
dem  23.  Juni.  Unter  dem  Einflüsse  Bartholme  Zeitbloms  ausgebildet.  Tätig  vornehmlich  in  Mem- 
mingen, wo  er  1506  bis  1528  urkundlich  häufig  erwähnt  wird  und  verschiedene  Ehrenämter  bekleidete, 
zeitweilig  in  Augsburg  [um  1517]  und  in  Wien  [um  1520,  1522  und  1525],  Nürnberg  [1524].  Ehe- 
mals Meister  der  Sammlung  Hirscher  genannt. 


561 A 


563a — 563d  Vier  Tafeln,  welche  die  Flügel  eines  Altarwerks  bildeten.  Vor 
grauem  Boden  und  goldenem  Hintergrund  mit  eingeprägten  Ornamenten  und  Nimben. 
Lichter  graurötlicher  Fleischton. 

563b  Der  hl.  Laurentius  und  die  hl.  Katharina.   Das  leuchtendste  Rot  im  Gewände 

der  hl.  Katharina,  dunkles  Karminrot  im  Umschlage  des 
Ornats  und  Buchbeutel,  heller  im  Ornatbesatze  des  hl. 
Laurentius,  kontrastierend  mit  Gelbgrün  in  dessen  Ornat. 
Dunkelblau  im  Mantel  der  hl.  Katharina  [mit  gelbbraunem 
Haar],  Graublau  im  Schwert,  bräunliches  Grau  im  Rost. 
Weiß  in  Gewandbesatz  und  Chorhemd. 

563a  Maria  Magdalena  und  Johannes  der  Täufer. 
Helles  Zinnoberrot  im  Mantel  des  Täufers  [über  goldenem, 
durch  braune  Lasur  gedämpftem  Gewand].  Grünliches  Blau 
im  Gürtel  und  Bucheinband.  Links  kühle  Farben:  bläuliches 
Weiß  in  den  Hängeärmeln,  Dunkelblau  im  Gewand,  wenig 
Hellkarminrot  in  den  Unterärmeln  Magdalenas.  Bräunlich- 
silbernes Salbgefäß. 

563c  Der  hl.  Vitus  und  die  hl.  Margaretha.  Bräunliches 
Karminrot  im  Mantel  der  hl.  Margaretha,  Mattrot  in  den 
Armelaufschlägen  des  hl.  Vitus,  kontrastierend  mit  Gelb- 
grün im  Kleide  der  Heiligen  und  Saftgrün  im  Drachen  zu 
ihren  Füßen.  Dunkelblau  im  Mantel  des  hl.  Vitus  [mit  grau- 
braunem Pelzbesatz]. 


42 


Schwäbische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

563  B 

563  A 


563d  Elisabeth  von  Thüringen  und  Kaiser  Heinrich  II.  Tiefes  Blau  im  Mantel  des 
Kaisers  [mit  graubraunem  Pelzbesatz].  Graublaues  Gewand,  hellblau -gelb  schillernder 
Mantelumschlag,  gedämpft  hellroter  Mantel  der  hl.  Elisabeth.  Weißes  Kopftuch.  Goldener 
Reichsapfel  und  Krone.    Bräunlichsilberne  Kanne. 

Envorben  1850  aus  der  Sammlung  Hirscher  zu  Freiburg  i.  B.  -•.  Aufgestellt  in  der  Abteilung  der  deutschen  Bildwerke. 
Weißtannenholz,  h.  je  0,87  [Nr.  563  A  h.  0,85],  br.  je  0,70. 


563  C 
563  D 


43 


Schwäbische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

583  A 


606  B 


583a  Der  hl. Norbert  als  Schutzheiliger  eines 
Praemonstratenserordensbruders.  Der  Ge- 
gensatz von  bräunlichem  Karminrot  [Gewand  und 
Kranz  der  Heiligen,  Mantel  und  Mütze  des  Hei- 
ligen], das  im  bräunlichrosigen  Inkarnat,  als  Rot- 
braun im  Bischofsstab,  im  Kelch  [darin  eine  Spinne, 
das  Attribut  des  Heiligen]  und  Ornatbesatz  aus- 
klingt, und  Grün  in  der  Landschaft  beherrscht  das 
Bild.  Saftgrün,  braunrot  schillernd,  im  Mantelum- 
schlage der  Heiligen  vermittelt.  Tiefes  Blau  [Ferne 
und  Himmel,  Chorgewand  des  Heiligen,  Schild  des 
Stifters],  durch  einen  Fleck  Gelb  [Handschuh  des 
Heiligen  in  der  Mitte]  sich  ergänzend.  Grau  [Erd- 
boden] und  Weiß  [bräunlich  getönte  Tracht  des 
Stifters]  erhöhen  die  Wirkung  der  roten  Töne. 

Das  Bild  gehörte  wahrscheinlich  als  rechter  Flügel  zu  einem  Mittelbiid, 
auf  dem  vielleicht  Maria  dargestellt  war,  der  der  Heilige  den  Stifter 
empfiehlt  .*.  Erworben  1850  aus  der  Sammlung  Hirscher  zu  Freiburg  i.  B. 
Weißtannenholz,  h.  0,30,  br.  0,23. 

606  Zwei  Flügelbilder  eines  Altares  in  einem  Rahmen.  Links:  Geburt  der  Maria. 
Gelbgrün  [Kleid  der  das  Kind  badenden  Frau],  von  Weiß  [Tücher,  gelblich  getönt  im 
Boden]  umgrenzt,  kontrastiert  mit  dem  leuchtenden  Karminrot  im  Hintergrund  [Bett- 
himmel, Bettdecke,  Gewand  der  mittleren  Frau],  das  seinerseits  von  Gelbgrün  [Kante 

des  Betthimmels]  begleitet  wird.  Nach  1.  fällt  die 
Färbung  zu  bräunlichem  Karminviolett  und  Graublau 
[Wasser  eingießende  Magd],  im  Mittelgrunde  zu 
Dunkelblau  [stehende  Frau]  und  Goldgelb  [Truhe, 
Bettstatt].  Der  Gegensatz  zu  reinem  Weiß  [Kopf- 
tücher usw.]  steigert  die  Leuchtkraft  der  Lokalfarben. 
An  Stelle  des  Himmels  Goldgrund  mit  eingeprägtem 
Granatapfelmuster.  —  Rechts:  Maria  Tempelgang. 
Leuchtendes  Rot  [Mantel  Annas],  begleitet  von  rei- 
nem Weiß  und  Hellgrau  [Architektur],  ergänzt  sich 
in  einzelnen  Flecken  Grün  und  fällt  nach  1.  zu  Rosa- 
rot [Boden],  zu  bräunlichen,  karminroten  und  gold- 
gelbbraunen Tönen  in  der  Figurengruppe.  Die  Mitte 
betont  der  Kontrast  von  Dunkelblau  und  Mattgelb 
[Mantel  und  Beinkleider  Joachims].  —  Unten  weiße 
Schriftblätter  mit  auf  die  Darstellungen  bezüglichen 
Inschriften  mit  zinnoberroten  Initialen. 


Gegenstück  zu  Nr.  606  C    .•.    Erworben  1850  aus  der  Sammlung  Hirsdier 
zu  Freiburg  i.  B. 

Weißtannenholz,  jeder  Flügel  h.  1,23,  br.  0,33. 


44 


606c  Zwei  Flügelbilder  eines  Altares  in  einem 
Rahmen.  Links:  Tod  der  Maria.  Leuchtendes  Karmin- 
rot und  Gelbgrün  in  den  Gewändern  der  Apostel  [unter 
ihnen  Christus  in  rotem  Mantel,  die  Seele  Marias  auf 
den  Armen]  bildet  den  unruhigen  Hintergrund,  von  dem 
sich  in  breiter  Fläche  Dunkelblau  im  Kleide  Marias  ab- 
hebt. Weiß  im  Kopftuch  und  einzelnen  Gewändern. 
Violettbraune  Architektur.  R.  schneidet  ein  gelbgrüner 
Vorhang  in  das  Bild  ein.  An  Stelle  des  Himmels  Gold- 
grund. —  Rechts:  Heimsuchung  der  Maria.  Leuch- 
tendes Rot  im  Mantel  Elisabeths,  Zinnoberrot  in  den 
Flammen  des  brennenden  Sodom.  Saftgrün  und  Blau- 
grün in  der  Landschaft.  Dunkelblau  im  Mantel  Marias 
[über  bräunlichviolettem  Gewand].  Weiße  Kopftücher. 
Graubraune  Felsen.  Die  Hauptfarben  Rot,  Blau,  Violett 
wiederholen  sich  in  den  Kleidern  Loths,  seiner  Frau  und 
Töchter  im  Mittelgrund.  An  Stelle  des  Himmels  Gold- 
grund. 

Gegenstück  von  Nr.  606  B  und  mit  diesem  Bild  von  demselben  Altar    .'.    Erwor- 
ben 1850  aus  der  Sammlung  Hirscher  zu  Freiburg  i.  B. 
Weißtannenholz,  jeder  Flügel  h.  1,23,  br.  0,33. 

583c  Altarflügel.  Maria  mit  dem  Kind  und  einem  Mitgliede  der  hl.  Si 
beherrschende  Rot  setzt  leuchtend  in  Mantel  und 
Hut  Ehuds  und  in  den  Bucheinbänden  auf  dem 
Pult  ein,  spielt  gedämpfter  nach  r.  hinüber  [dun- 
kelblau eingefaßter  Schurz  des  Kindes,  karminrotes 
Gewand  Marias],  begleitet  von  Saftgrün  [Teppich 
auf  dem  Pult,  Vorhang],  und  steigert  sich  über 
bräunliches  Orangerot  [Ärmel  Eliuds]  zu  Gold- 
gelb in  seinem  Stiefel,  das  im  hellgelben,  rötlich 
schillernden  Mantelumschlage  Marias  ausklingt. 
Zu  Goldgelb,  das  im  Sitze  Marias  und  im  Pult 
wiederkehrt,  bildet  wiederum  Dunkelblau  [Bein- 
kleid Eliuds,  Mantel  Marias],  das  die  r.  Seite  be- 
herrscht, die  Ergänzung.  Goldene  Nimben.  Weiß 
in  den  Tüchern,  Grau  im  Boden  bilden  die  Basis 
für  die  leuchtenden  Lokalfarben.  Vorn  in  schwar- 
zer Schrift  mit  zinnoberroter  Initiale:  Eliud  ain 
andre  fräwen  .  Von  ir  der  haile. 


Sdiwäbische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

583  C 


ppe. 


Da 


Die  Tafel  ist  in  ihrem  oberen  Teil  beschnitten 
Geschenk  der  Frau  Elsi  d'Alton  in  Berlin. 
Tannenholz,  h.  1,25,  br.  0,65. 


Erworben  1908  als 


606  C 


45 


St^wäbische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

583  B 


592  A 


583b  Johannes  Cuspinian  mit  seiner  Familie. 
Rot  setzt  r.  im  Kleide  der  Mutter  als  bräunliches 
Karminrot  an,  steigert  sich  zu  leuchtendem  Zin- 
noberrot in  den  Schauben  der  Söhne  und  klingt 
im  warm  rotbräunlichen  Inkarnat,  im  rotbraunen 
Haar  und  endlich  im  Pelzbesatz  der  Schaube  und 
dem  Barett  des  Vaters  aus.  Es  kontrastiert  1.  mit 
Gelbgrün  in  dessen  Ärmel  und  in  der  wenig  sicht- 
baren Landschaft.  Dunkles  Blau  in  Himmel 
[darauf  mattgelb  die  Inschriften]  und  Meer,  Weiß 
in  Haube  und  Hemden  erhöht  die  Leuchtkraft 
des  Rot,  tiefes  Schwarz  [Baretts,  Schaube  des 
Vaters,  Gewänder  der  Söhne,  Brusteinsatz  der 
Mutter]  die  allgemeine  Helligkeit.  Bräunlich- 
grauer Baumstamm.    Graue  Brüstung. 

Auf  dem  Bilde  sind  folgende  Inschriften :  Zebedeus  über  dem  Haupte 
Cuspinians;  Jacobus  major  Christo  coevus  über  dem  ältesten  Sohne; 
Salome  uxor  i  pacifica  quia  fiHos  pacs  [  pacif  icos  ]  genuit  über  der  weibHchen  Figur;  unter  dem  jüngsten  Sohn  auf  der  Brüstung 
Joannes  Christi  .  .  .  An  einem  Ast  in  der  Mitte  des  Bildes  eine  gelbbraun  gerahmte  Tafel  mit  der  Inschrift:  Filü,  colite  Deum 
discite  prudencia  diligite  honestate  .".Auf  der  Rückseite  der  Tafel  in  goldener  Unzialschrift  auf  schwarzem  Grunde  drei  längere  In- 
schriften, die  über  den  Maler  selbst,  über  die  Dargestellten  und  über  ein  Gegenstück  zu  dem  Bilde  nähere  Auskunft  geben.  Durch 
sie  ist  Name  und  Herkommen  der  Persönlichkeit  des  Meisters  der  Sammlung  Hirscher  wieder  entdeckt  worden.  Mit  Ergänzung 
der  verwiscliten  Buchstaben  sowie  der  Abkürzungen  lauten  die  Inschriften;  anno  humanae  reparacionis  MDXX  mense  octobri 
Leone  X.  pont.  max.  quum  Carolus  V.  Philippi  Castellae  regionis  ac  Granatae  regis  filius  Aquisgrani  in  Regem  Ro.  crearetur  ac 
Ro.  Caesar  designaretur.  Bernardinus.  Strigil.  pictor.  civis  Memingensis.  nobilis.  qui  solus  edicto.  Caesarem  Maximilianum. 
ut  olim  Apelles  Alexandrum  pingere  jussus  has  imagines  manu  sinistra  per  specula  ferme  sexagenarius  Viennae  pingebat.  — 
Joannes  Cuspinianus  doctor  francus  ex  Schweinfurt  oüm  caes.  Aug.  Maximilian!  imp.  a  consiliis  et  ad  reges  hungariae  boemlae  ac 
poloniae  Vladislaum  Ludovicum  et  Sigismundum  orator  Caroli  V.  Caes.  consilarius.  ac  locum  tenens  in  senatu  Vienensi  quem 
vulgo  Anvaldum  apellat.  Ex  prima  conjuge  Anna  octo  liberos  genuit  e  quibus  hie  Sebastianus  foelix  annum  agebat  etatis  quintum 
decimum,  minor  natu  Nicolaus  Chrisostomus  duodecimum  genitor  horum  duodequinquagesimum  Hagnes  noverca  quadragesimum 
primum.  —  Prima  tabula  habet  imagines  Maximilian!  caes.  Aug.  Mariae  ducissae  Burgundiae  filiae  Caroli  ducis  Phil,  filü  Regis 
Castellae  CaroH.  V.  Imp.  Aug.  Ferdinan.  infantis  Hisp.  Archiducum  ac  nepotum.  Caes.  et  Ludov.  Regis  Hungariae  ac  Boemiae. 
Der  Inhalt  der  ersten  Aufschrift  ist,  daß  Strigel,  fast  sechzigjährig,  vom  Kaiser  geadelt  wurde  und  allein  berechtigt  war,  das  Bildnis 
Maximilians  zu  malen  und  daß  er  diese  Porträts  im  Jahre  1520  zu  Wien  mit  der  linken  Hand  und  mit  Hilfe  des  Spiegels  gemalt 

habe.  Der  zweite  Abschnitt  belehrt  über  Amt,  Würden  und  Alter  des 
kaiserlichen  Rates  Johann  Cuspinian  [eigentlich  Spleßhammer,  gestor- 
ben 1529],  der  zugleich  Historlograph  war  und  an  der  Wiener  Universi- 
tät wirkte,  sowie  über  Namen  und  Alter  der  dargestellten  Glieder  seiner 
Familie.  Der  dritte  Abschnitt  berichtet  von  dem  Gegenstück  zu  dem 
Bilde,  das  die  Bildnisse  Kaiser  Maximilians  I.,  seiner  Gemahlin  Maria  von 
Burgund,  ihres  Sohnes  Philipps  I.,  der  beiden  Söhne  des  letzteren,  KarlsV. 
und  Ferdinands  I.,  endlich  des  Prinzen  Ludwig  II.  von  Ungarn  enthält. 
Das  Bild  befindet  sich  noch  jetzt  In  Wien  In  den  k.  k.  Hofmuseen  und 
zeigt  auf  der  Rückseite  die  Sippe  Christi,  steht  also  auch  im  Zusammen- 
hange mit  dem  Berliner  Bilde,  sofern  auf  diesem  die  Porträt figuren  mit 
Namen  aus  der  Sippe  Christi  bedacht  sind  .*.  Wahrscheinlich  zur 
.  ^^  Sammlung  Solly  gehörig. 

^  ^  Lindenholz.  h.  0,70,  br.  0,61. 


Male 


Hans  Maler.    Aus  Ulm  gebürtig  und  dort  wahrschein- 
lich als   Schüler  Zeitbloms  gebildet.  Tätig  zu  Schwaz 

in  Tirol,   nach  den  Daten  auf  seinen  Bildern  1519  bis  1529. 

Früher  „Meister  der  Weltzerbildnisse"  genannt. 


592a  Bildnis  der  Königin  Anna,  Gemahlin 
Ferdinands  1.  von  Ungarn.  Von  tiefblauem 
Grund  hebt  sich  leuchtend  das  goldgelbe,  schwarz 
gemusterte  und  karminrot  geschlitzte  Brokatge- 


46 


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wand  ab,  dessen  Lichter  in 
Gold  aufgesetzt  sind.  Die 
Helligkeit  des  weißlichen, 
von  grauen  und  rosa  Tönen 
durchsetzten  Antlitzes,  das 
gelbbraunes,von  goldgelber 
Haube  mit  goldenen  Lich- 
tern bedecktes  Haar  um- 
rahmt, steigert  der  Gegen- 
satz zum  dunklen  Blau  des 
Grundes  und  Schwarz  im 
Barett,  das  mit  goldenen 
Nesteln,  grauweißen  Perlen 
und  Feder  geziert  ist.  Gold- 
gelber Halsschmuck.  Auf 
dem  blauen  Grund  in  Gold- 
schrift: ANNA  REGINA  • 
1525  Anno  Etatis  •  22  • 


Schwäbische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

123-1 B 


Ehemals  irrtümlich  als  Bildnis  der  Anna  Boleyn  angesehen  und  Hans  Holbein  d.  J.  zugeschrieben  .-.  Sammlung  Solly,  1821. 
Weißtannenholz,  h.  0,34,  br.  0,28. 

CpU  offi-ipi'    Martin   Schaffner.     Zeichnet  sich   Martinus  Schaffner,  seit  1514  mit  dem  aus  M   und  S 
kJ»..-IlClllllCI     gebildeten  Monogramm.     Maler   und    Bildschnitzer,   geboren    um   1480'(zu  Ulm,   gestorben 

dciselbst  angeblich   1541.    Schüler  des  Jörg  Stocker 

zu  Ulm,  ausgebildet  unter   der  Einwirkung  Burgk- 

mairs,    Dürers,     Schäufeleins  und    der   italienischen 

Kunst  [Reise  nach  Italien  um   1520?].     Tätig  nach 

den  Daten  auf   seinen  Bildern  von   1496  bis   1535, 

vornehmlich  zu  Ulm. 

1234b  Zwei  Flügel  eines  Altars  [ausein- 
andergesägt]. Leuchtende  Farbenkontraste, 
vor  allem  Karminrot  und  Gelbgrün,  dunkles 
Blau  und  Gelb  [oder  Gold],  durch  den  Ge- 
gensatz zu  Weiß  noch  tiefer  gestimmt.  Röt- 
liches Inkarnat  mit  graublauen  Schatten. 
Rosabräunliche  und  graue  Bodenfliesen. 
—  Außenseiten.  Vor  Goldgrund  mit 
eingeprägten  Ornamenten  und  Nimben. 
Linker  Flügel:  Derhl.Andreas.  Zwischen 
leuchtendem  Karminrot  im  Mantel  und 
tiefem  Blau  im  Gewand  vermittelt  bräun- 
liches Gelb  im  Mantelumschlag. —  Rechter 
Flügel:  Der  hl.  Gregor.  Leuchtendes 
Gelbgrün  im  Mantel,  im  Umschlage  des 
schwärzlichsilbernen,  goldgestickten  Or- 
nats [mit  saftgrünen  Lasuren]  und  seinen 


47 


SdiTväbisdie 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

603  A 


Fransen  kontrastiert  mit  Karminrot  [Mantelumschlag,  Tiara],  das  sich  zu  Zinnoberrot 
im  Bucheinband  steigert.  Goldgelbe  Handschuhe.  Weiß  im  Chorhemd.  —  Innenseiten. 
Vor  goldenen,  braungemusterten  Teppichen  mit  gelbgrüner  Kante,  die  vor  dunkel- 
blauem Grund  mit  goldenem  Rankenwerk  hängen.  Linker  Flügel:  Der  hl.  Lukas. 
Leuchtendes  Karminrot  in  Mantel  und  Kappe,  Saftgrün  im  Bucheinband.  Dunkelblau 
im  Gewand,  gelbe,  in  den  Schatten  rotbraune  Handschuhe. —  Rechter  Flügel:  Der 
hl.  Markus.  Karminrot  im  Mantel  und  mit  bräunlichsilbergrauem  Muster  im  Wams, 
noch  leuchtender  im  Einbände  des  Buches  [mit  goldenem  Schnitt],  steht  gegen  leuch- 
tendes Gelbgrün  in  Ärmeln  und  Beinkleidern.    Blaue  Kappe. 

Vor  1514  gemalt  .-.  Sammlung  Hainauer,  Berlin  .-.  Erworben  1906  als  Geschenk  der  Frau  J.  Hainauer  in  Berlin. 
Kiefernholz,  jede  Tafel  h.  1,07,  br.  0,26. 

D_l  J.,_„     Hans  Baidung-,    gen.    Grien  [Grün].     Maier  und  Zeichner  für  den  Holzschnitt,  geboren 
'-'''•^'-^^''ö     zu  Weyerstein    [am  Turm    bei    Straßburg;    die    Familie    stammte    aus    Schwäbiscl»    Gmünd] 
zwischen   1475  und   1480,  gestorben  zu  Straßburg  1545.     Gebildet  unter  dem  Einflüsse  Dürers.     Tätig 
nach   den  Wanderjahren  vornehmlich  in  Straßburg  und  in  Freiburg  im   Breisgau   [1511 — 1516). 

v,603  Kreuzigung  Christi.  Das  Bild  erinnert  mit  seinen  breiten  leuchtenden  Flächen, 
auch  in  der  Wahl  der  Farben,  unter  denen  Smaragdgrün  und  Karminrot,  Gelb  und 
Blau  vorwiegen,  an  Glasgemälde.  Leuchtendes  Smaragdgrün,  das  vorn  im  Rock 
Magdalenas  ansetzt,  sich  in  der  Wiese,  in  Tasche  und  Armelumschlag  des  Haupt- 
manns weiterverbreitet  und  im  bräunlichen  Saftgrün  der  Bäume  ausklingt,  kontrastiert 
mit  Karminrot  [Mieder  Magdalenas,   leuchtender   im  Mantel  Johannis,  Gewand   und 


48 


Kopfbedeckung  des  Hauptmanns,  Tasche  des  Knechts  I.  usw.],  leuchtendes  Gelb  [Hose 
des  Knechts  1.,  Gewand  und  Kragen  des  Hauptmanns,  Kriegsknecht  r.]  mit  Blau  [Ärmel 
Marias;  heller  im  Himmel;  grünlichblaue  Ferne].  Kaltes  bläuliches  Weiß  im  Mantel  Marias, 
Weiß  in  den  Kopftüchern  der  Frauen  und  den  Schneegebirgen  erhöht  die  tiefe  Lokal- 
farbenwirkung. Die  rotbraunen  und  graubraunen  Körper  der  Gekreuzigten  vor  stumpf 
grauschwarzer  Wolkenschicht.  R.  vorn  der  Stifter,  Abt  des  Klosters  Schüttern  im  Breis- 
gau.  Neben  ihm  ein  Wappen,  Blau  in  Gold,  rot  und  silbern  umrandet. 

Bez.  am    Fuße  des  Kreuzes  mit  der  Jahreszahl  1512  und  dem  aus  HB  und  G  gebildeten  Monogramm    .-.   Erworben  1823. 
Lindenholz,  h.  1,51,  br.  1,04. 

v603a  Flügelaltar.  Mittelbild:  Anbetung  der  Könige.  Die  tiefen  leuchtenden  Farben 
lassen  wiederum  in  ihrer  breitflächigen  Wirkung  und  in  ihrer  scharfen  Abgrenzung  an 
Glasmalereien  denken.  Den  Hauptkontrast,  der  auch  die  Flügel  beherrscht,  am  volltö- 
nendsten aber  im  Mittelbild  erklingt,  bilden  leuchtendes  Karminrot  [Gewand  des  knien- 
den Königs,  kühler  in  Kappe  und  Gewand  des  Mohrenkönigs  und  im  Mantel  Josephs] 
und  Smaragdgrün  [Streifen  im  weißen  Umhange  des  Mohrenkönigs,  bläulicher  in  der 
Kopfbedeckung  des  knienden  Königs  am  Boden  und  in  Kappe  und  Ärmeln  des  Königs 
in  der  Mitte],  das  in  der  Landschaft  in  Gelbgrün  übergeht.  Dazwischen  ist  Blau  [Dun- 
kelblau im  Gewände  Marias,  Hellblau  im  Himmel  mit  gelber,  rot  umrandeter  Glorie, 
Graublau  in  Gewand  und  Kappe  Josephs]  und  Gelb  [Beinkleider  des  Mohrenkönigs, 
rötlicher  in  der  mit  dunkelrotbraunem  Pelz  besetzten  Schaube  des  Königs  in  der  Mitte] 
verteilt.  Weiß  bildet  die  Basis  für  die  leuchtenden  Lokalfarben.  Vor  dunkelbraunem 
Gemäuer  und  grauem  Erdboden,  der  sich  in  den  Flügeln  fortsetzt.  —  Linker  Flügel: 
Der  hl.  Georg.  In  den  Flügeln  fällt  die  Färbung 
zum  weiß  blitzenden  Grau  der  Rüstungen,  Weiß 
in  den  Fahnentüchern  und  bräunlichem  Grau  im 
Erdboden.  Leuchtend  dagegen  steht  das  Rot  im 
Barett,  im  Fahnenkreuz  und  -schaft,  durch  Gelb- 
grün der  Wiese  und  Dunkelgrün  im  Laubwerk  sich 
ergänzend.  Goldgelbes  Gewand  mit  blauem  Be- 
satz. —  Rechter  Flügel:  Der  hl.  Mauritius. 
Leuchtendes  Rot  im  Fahnenschaft,  in  den  rosa- 
roten Tönen  des  Helmbuschs  und  dem  rotbräun- 
lichen Erdboden  ausklingend.  Gelbgrün  im  Rasen. 
—  Rückseiten:  In  gebrochenen,  auf  Grau 
gestimmten  Tönen.  Linker  Flügel:  Die  hl. 
Katharina.  Kaltes  Hellkarminrot  im  Mantel  und 
Gelbgrün  der  Landschaft.  Gedämpftes  Goldgelb 
im  gelbgrün  gemusterten  Brokatgewand  und  im 
Haar  gegen  Hellblau  im  Himmel  und  Graublau 
im  Kragen.  —  Rechter  Flügel:  Die  hl.  Agnes. 
Zinnoberrot  in  der  Kappe  und  Karminrot  im 
Kleiderbesatz,  mit  Gelbgrün  in  der  Landschaft 
kontrastierend,  belebt  das  herrschende  Grau  in 


Schwäbische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 


603  B 


49 


Schwäbische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

552  B 


619  A 


Gewand  und  Erdboden.  Goldgelbe  Stickereien  der 
Kappe.  Das  Lamm  an  dunkelblauem  Bande.  Die 
Tafeln  sind  jetzt  auseinandergesäg-t. 

Aus  der  Stadtkirche  zu  Halle.  Der  entsprechende,  aus  gleichem  Besitz 
stammende  Flügelaltar,  die  Marter  des  hl.  Sebastian  (jetzt  bei  Frau  H.  Gold- 
schmidt zu  Brüssel  ],  trägt  das  Monogramm  des  Meisters  und  die  Jahreszahl 
1 507  .-.  Erworben  1 872  aus  der  Sammlung  des  Justizrats  Wilke  in  Halle  a.  d.  S. 
Lindenholz,  Mittelbild  h.  1,21,  br.  0.70,  Flügelbilder  br.  je  0,28. 

603b  Beweinung  Christi.  Kalte  lichte  Töne  halten 
die  Mitte  zusammen:  Weiß  im  Bahrtuch,  den  bräun- 
lichgrauen Leichnam  umschließend,  und  im  Kopftuche 
Marias,  ockergelbliches  Grau  im  Inkarnat,  alles  über- 
tönend aber  Hellblau  im  Gewände  Marias  [noch  heller 
ausklingend  im  Himmel].  Die  kühle  Wirkung  der 
Mitte  erhöht  der  Kontrast  zu  gelben  Tönen:  mattes 
Gelb  im  Gewände  Magdalenas,  gelbbräunliche  Töne 
im  Holz  der  Kreuzesstämme,  Gelbbraun  im  Pelzwerk 
der  graublauen  Tracht  Josephs  von  Arimathia,  Gold- 
gelb in  dessen  Ärmel,  Ockergelb  im  Haare  Johannis. 
Zu  1.  hervorbrechendem  Hellkarminrot  in  der  Gewandung  Johannis,  das  im  rötlichen  Inkarnat 
und  vorn  im  lichtroten  Erdboden  ausklingt  und  die  Ergänzung  in  all  den  von  Olivgrün 
[Mantel  Magdalenas]  und  bräunlichem  Saftgrün  [Buschwerk]  bis  Blaugrün  [Ferne]  ab- 
fallenden Tönen  des  Hintergrunds  findet,  steigern  sich  die  gelben  Töne,  die  in  der  Nach- 
barschaft von  Grün  nach  Rot  [Gewand  Magdalenas,  mit  karminrotem  Gürtel],  neben  Rot 
nach  Grün  [Ärmel  Josephs]  schillern.    Ganz  zart  kehren  rosarote  Töne  in  der  Landschaft 

neben  Blaugrau  und  Blaugrün  [Berge 
der  Ferne]  wieder. 


Aus  der  späteren  Zeit  des  Meisters   .".   Stammt  an- 
geblich aus  Südfrankreich     .'.     Erworben  1907  als 
Geschenk  des  Herrn  Generaldirektors  Dr.  Bode. 
Lindenholz,  h.  1,39,  br.  0,93. 


552b  Kopf  eines  Greises.  Der 
braunrote  Ton  des  Inkarnats  spielt 
auf  das  graue  Haar  [mit  scharfen 
weißen  Lichtern]  hinüber.  Schwarzer 
Grund  und  Mantel. 


SAJIX»     QTlBaiW      VTM    -'SÄT    mVLK    Ä"  TfW  '"^I^A     Wlii    VIKjU  I  ■  M 


Ehemals  Albrecht  Dürer  zugeschrieben  .-.  Ringsum 
angestückt  .*.  Sammlungen  von  Kirschbaum,  Mün- 
chen 1822,  von  Holzschuher,  Nürnberg  1869  .". 
Sammlung  Suermondt,  1874. 

Holz  [Art?],  in  Eichenholz  eingelassen,  h.  0,32, 

br.  0,23. 


50 


Meister  von  Meßkirch  e^Lr^lin* 

Hauptwerke   in   der  Kirche  zu  Meßkirch.    Tätig  um 
1525 — 1550.     Anscheinend   Schüler  Schäufeleins. 

619a  DreiTafeln  in  einem  Rahmen.  Vor 
goldenem  Grund  mit  eingeprägten  Nimben; 
oben  Goldrankenwerk  auf  Schwarzblau.  Auf 
bräunlichweißem  Boden,  vorn  durch  weiße 
Tafeln  begrenzt.  Lichtes  rosabräunliches 
Inkarnat.  Die  hl.  Katharina.  Tiefes  Grün 
in  Palme  und  Oberkleid  geht  nach  unten 
[in  den  Schatten  des  Untergewands]  in  das 
Rostbraun  derUntermalungüber.  Bläuliches 
Weiß  der  Hängeärmel.  Braun  lasiertes 
silbernes  Schwert,  ockergelbbraunes  Rad. 
—  Der  hl.  Paulus.  Zinnoberrot  im  Mantel, 
Hellblau  im  Buch  mit  goldgelbem  Schnitt, 
Violettgrau  im  Gewand.  Silbernes,  braun- 
lasiertes Schwert.  —  Diehl.  Agnes.  Weiß- 
lichkarminroter Mantel,  zinnoberroter  Rock  mit  graublauem  Besatz,  oben  blaues  Kleid. 
Grüne  Palme. 

Zu  Nr.  619  B  gehörig.    S.  die  Bemerkung  daselbst    .■.    Erworben  1850  aus  der  Sammlung  Hirsclier  zu  Freiburg  i.  B. 
Fichtenholz,  Mittelbild  h.  0,61,  br.  0,18;  Seitenbilder  je  h.  0,70. 

631  Christus  am  Ölberge.  Im  Vordergrunde  leuchtende  Lokalfarben:  1.  Rot  [Gewand 
Johannis]  im  Kontrast  zu  saftigem  Grün  in  Rasen  und  Laubwerk  [als  Karminrot  im 
Mantelumschlag  und  Zinnoberrot  im  Buch  neben  Gelb- 
grün im  Ärmel  des  Jüngers  r.  hinten  wiederkehrend], 
r.  tiefes  Blau  im  Gewände  Petri.  Das  letztere  schwächt 
sich,  den  Mittelgrund  beherrschend,  zu  Graublau  im 
Rocke  Christi  ab,  dort  durch  den  Gegensatz  zu  bräun- 
lichem Ockergelb  in  der  Felswand  [kräftiger  im  Haar 
des  Jüngers]  gestärkt.  Im  Hintergrunde  nochmals  nach- 
drücklicher derselbe  Kontrast:  Dunkelblau  [Himmel], 
Graublau  [See]  und  Goldgelb  [Judas],  Hellgelb 
[Horizont].    Goldener  Kelch  und  Nimben. 

Ein  Seitenstück,  Christi  Kreuztragung,  im  Germanischen  Museum  zu  Nürn- 
berg.  —   Galt  ehemals,  wie  alle  Bilder  des  Meisters,  als  Arbeit  B.  Behams, 
wurde  dann  irrtümlich  dem  Schäufelein  zugeschrieben    .*.    Sammlung  Solly, 
1821   .-.  Fichtenholz,  h.  0,63,  br.  0,50. 

619b  Zwei  Tafeln  in  einem  Rahmen.  Links:  Der 
hl.  Crispin.  Rosarot  im  Rock,  Grün  in  der  Palme. 
Gelbbraune  Stiefel  und  Axtgriff.  Graubrauner  Pelz. — 
Rechts:  Der  hl.  Crispinian.  Leuchtendes  Hellblau  im 
Rock,  strohgelbes  Haar,  gelbbrauner  Rockumschlag. 
Weißlichkarminrote  Beinkleider,  grüne  Palme. 


Schwiibisclie 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

631 


619B 


51 


Sdiwäbische 

Sdiule  des 

XVI.  Jahr- 

Hunderts 

584 


ZuNr.  619  A  gehörig  und  mit  diesem  eliemals  in  der  Herrschaft  Zimmern. 
In  der  1909  versteigerten  Sammlung  Felis  zu  Brüssel  befanden  sich  fünf 
dazugehörige  Tafeln  mit  Heiligendarstellungen  .■.  Erworben  1850  aus 
der  Sammlung  Hirscher  -•.  Fichtenholz,  jede  Abteilung  h.  0,64,  br.  0,19. 


Burgk 


maiK  '^'"'^  Burgkmair.  Maler  und  Zeichner  für 
^'■'*^*'  den  Holzschnitt,  geboren  1473  zu  Aug-sburg, 
gestorben  daselbst  1531.  Sohn  und  Schüler  des  Thoman 
Burgkmair,  in  jungen  Jahren  vielleicht  bei  Schongauer  in 
Kolmar,  weiter  ausgebildet  unter  dem  Einflüsse  der  vene- 
tianischen  Malerei.  Tätig  zu  Augsburg  [daselbst  1498  in 
die  Malerzunft  aufgenommen]. 

584  Heilig-e  Familie.  Warme  Töne,  von  Olivbraun 
im  Mantel  Josephs  zu  bräunlichem  Orangegelb 
im  Gewand  ansteigfend,  fallen  nach  r.  über  karmin- 
rot [Armelumschlag]  und  Saftgrün  [Unterärmel] 
zu  Weiß  [Windel,  vor  braunrotem  Pilaster]  und 
Dunkelblau  [Mantel  Marias  über  bräunlichkarmin- 
rotem Gewand].  Rotbraunes  Inkarnat.  Die  röt- 
lichen, auf  das  beherrschende  Rotbraun  gestimmten 
Töne  ergänzen  sich  im  stumpfen  Saftgrün  der 
Landschaft. 


Bez.  unter  dem  Kapital  des  Pfeilers:    lO  •  BVRGKMAIR  •  PINGEBAT  ■  IN  •  AVGVSTA  •  REGIA     1511 
aus  der  Sammlung  Reimer  zu  Berlin  .".  Lindenholz,  h.  0,45,  br.  0,33. 


Erworben  1843 


569 


569   Der   hl.  Ulrich,   Schutzpatron  von  Augsburg.    Orangegelb    und  Karminrot   in 
Mantel   und  Bischofsmütze,  Goldgelb    im  Knauf  des  Bischofsstabes  und  Karminrot    im 

Sudorium  auf  der  r.  Schulter  steigern  sich  zum  wärmsten  Rot  im 
Fransenbesatz  des  Mantels  und  den  Schuhen,  kontrastierend  mit 
Saftgrün  [Landschaft,  Fütterung  der  Bischofsmütze].  Orange- 
gelb als  Hauptfarbe  ergänzt  sich  im  tiefen  grünlichen  Blau  des 
Himmels  [davor  warm  das  bräunliche  Inkarnat]  und  [nochmals 
in  der  Goldborte  anklingend]  im  dunklen,  über  Braun  gelegten 
Blau  des  Gewands.  Hellblau-rosarote  Schillertöne  im  Mantel- 
umschlag bilden  die  Vermittlung,  während  kaltes  bläuliches  Weiß 
[Chorhemd,  Stab,  Handschuhe]  die  Leuchtkraft  der  bunten 
Farben  erhöhen  hilft.  Braune  und  graue  Untermalung.  R.  unten 
ist  in  der  Untermalung  der  abgeschnittene  Fuß  einer  anderen 
Figur  sichtbar. 

Gegenstück  zu  Nr.  572  .'.  Aus  der  späteren  Zeit  des  Meisters  [um  1520]  .'.  Erworben  1843 
aus  der  Sammlung  Reimer  zu  Berlin     .".     Fiditenholz,  h.  1,04,  br.  0,40. 

572  Die  hl.  Barbara.  Leuchtendes  Rot  [Untergewand]  und  Gelb- 
grün [Umschlag  des  Obergewands]  bilden  den  beherrschenden 
Kontrast,  dessen  Intensität  durch  kühle  graublaue  und  silber- 
graue Töne  im  Obergewande  gesteigert  wird.  Hellblau -rosarote 
Schillertöne  im  Umschlage  des  Untergewands  überführen  zum 
Mattgelb  des  Rockes.  Im  oberen  Teil  hat  [neben  bräunlichen 
Tönen,  z.  B.  im  Inkarnat]  Goldgelb  im  Mieder,  Kelch  und  Krone 


52 


das  Überg-ewicht.  Es  wird  [im  Horizonte 
weiterkling-end]  durch  den  Gegensatz  zu  Hell- 
blau im  Himmel  und  unten  im  Häng-eärmel 
durch  den  Gegensatz  zu  Graublau  [Ober- 
kleid] gestärkt.  Saftgrüne  Landschaft  mit 
blaugrüner  Ferne. 


Gegenstück  von  Nr, 
Reimer  zu  Berlin  .". 


569     .•.     Erworben  1843  aus  der  Sammlung 
Fichtenholz,  h.  1,04,  br.  0,40. 


Sdiwa'bische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

597  A 


Rffll    J""^^   [Georg]    Breu  d.  Ä.,  Brew    oder   Prew. 
■'-'*  y^yi    Zeichnet  sich    mit  dem  Monogramm   [siehe  unten] 

oder   auch  Jörg-  Prew.    Maler   und    Zeichner  für   den 

Holzschnitt.    Tätig-  schon   1501,  zu  Augsburg  um  1512 

bis    1530,    gestorben    daselbst    1536.     Wahrscheinlich 

unter  dem  Einflüsse  H.  Burgkmairs  gebildet. 

597a  Maria  mit  dem  Kind  und  die  hll.Bar- 
bara  und  Katharina.    Dunkelblau  im  Ge- 
wände Marias  lichtet  sich  auf  zu  Hellblau  im 
Mantel  [mit  weißlichen  Lichtern],  in  den  Flü- 
geln   einiger   Engel,    in    der   Ferne   und   im 
Himmel   mit   weißen  Wolken.     Helles   grau- 
bräunliches  Inkarnat.    Einige  Flecken  Gold- 
gelb im  Gewände  des  vordersten  Engels  und  in  den  Mustern  des  schwarzen  Brokat- 
kleides der  hl.  Barbara  [hinten],  Gold  in  den  Kronen  und  dem  Schnitte  des  Buches 
im  Vordergrund,  Ockergelb  im  Brunnen,  an  dem  die  Engel 
spielen  [die  durch  grauweiße  Schriftblätter  als  Vertreter  von 
Glaube,  Liebe,  Hoffnung   und   der  vier   Kardinalstugenden 
gekennzeichnet  sind].    In  der  kühlen,  auf  Blau  und  Grau  ge- 
stimmten Färbung   bricht  r.  leuchtendes  Rot  [Kleid  der  hl. 
Katharina,    wiederkehrend   im    Rosenkranz,    den   das   Kind 
darreicht]  hervor,  das  sich  durch  Saftgrün  [rot  gezierte  Är- 
mel Katharinas,  Wiese  und  Bäume]  ergänzt.    Oben  sind  alle 
Lokalfarben   vor   hellem  Himmel   gebrochen:   rotgelbe   und 
graublaue    Gewänder,    grünliche    und    violette    Flügel    der 
Engel,  mattgelbe,  rosarot  umrandete  Glorie,  graublaue  und 
mattrote    Gewandung   Gott -Vaters.     Der   später    angefügte 
1.  Streifen    ist    abweichend    vom    übrigen  Teil   der  Tafel   in 
dunkelgrünen    und   blaugrünen  Tönen   gehalten,  von   denen 
sich  die  Wappen  in  kräftigen  hellblauen,  goldgelben,  zinnober- 
roten und  schwarzen  Farben  der  Felder  abheben. 

Bez.  rechts  am  Brunnen  mit  der  Jahreszahl  1512  und  dem  Monogramm  b  .■.  Die  beiden 
Wappen  in  dem  Bild,  von  späterer  Hand  hineingemalt,  sind  die  des  Christoph  Haimer 
zu  Reichenstein  [1517 — 1571]  und  seiner  Gattin  Apollonia  Pernerinn  zu  Rauchen- 
Schachen.  Der  linke  Streifen  mit  den  Wappen  und  der  Landschaft  ist  angesetzt  an 
Stelle  eines  Stückes  der  Originaltafel,  auf  dem  vermutlich  noch  zwei  Heilige  dargestellt 
waren  .-.  Erworben  zwischen  1845  und  1847. 
Fichtenholz,  h.  0,75,  br.  0,52. 


572 


53 


Schwäbische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

586 


586  C 


HfnlKpln  ^^"^  Holbein  d.  J.  Maler  und 
1  lUlUClIl  Zeichner  für  den  Holzschnitt,  ge- 
boren zu  Augsburg  1497,  gestorben  zu  Lon- 
don zwischen  dem  7.  Oktober  und  dem 
29.  November  1543.  Schüler  seines  Vaters 
Hans  zu  Augsburg.  Tätig  in  Basel  [seit  1515 
und  daselbst  1519  in  die  Zunft  aufgenommen], 
einige  Zeit  zu  Luzern  [um  1516  oder  1519], 
1518  vermutlich  in  Oberitalien,  seit  1526  zu 
London  [1536  zum  Hofmaler  ernannt],  mit 
Unterbrechung  der  Zeit  von  1528 — 1531, 
sowie  des  Jahres  1538,  die  er  wieder  in 
Basel  zubrachte. 

586  Bildnis  des  Kaufmanns  Georg 
Gisze.  Zum  leuchtenden  Gelbgrün 
der  Wände,  das  in  den  Schatten  eine 
blaugrünlicheTönung  empfängt,  steht 
im  Kontrast  das  verschiedenartige 
Rot,  das  am  leuchtendsten  in  den 
karminroten  Ärmeln  [mit  weißlichen 
Lichtern]  zum  Ausdrucke  kommt  und 
sich  im  Vordergrunde  zu  bräunlichem 
Zinnoberrot,  [außer  von  Grau]  be- 
gleitet von  Saftgrün,  in  den  Orna- 
menten des  persischen  Teppichs  erwärmt.  Die  Unruhe  des  Vordergrundes  läßt  die  breiten 
Farbenflächen  der  Figur  in  um  so  größerer  Ruhe  erscheinen.  Das  graurötliche,  weich 
modellierte  [von  graubraunem  Haar  umrahmte]  Antlitz  wird  außer  durch  den  Gegensatz 
zu  Gelbgrün  durch  das  reine  Weiß  im  Hemdausschnitt  erwärmt.  Tiefes  Schwarz  der  Schaube, 
Grauschwarz  im  Barett  erhöhen  die  allgemeine  Helligkeit.    In  kleineren  Flecken  wiederholt 

sich  in  der  Umgebung  der  Figur  überall  Rot  [hell- 
'^  karminrote  und  rötlichviolette  Nelken  in  der  vene- 

tianischen  Glasvase,  zinnoberrote  Siegel  der  Briefe, 
zinnoberrote  Schnüre  der  Wage,  bräunlichrote  Rie- 
men der  Bücher].  Hinzu  tritt  auf  der  r.  Seite  bräun- 
liches Goldgelb  in  den  ledernen  Büchereinbänden 
und  im  Kasten  oben,  reiner  in  der  Bindfadenrolle 
und  den  Ringen  am  oberen  Bort,  kontrastierend 
mit  Blau  [Fond  der  Fadenrolle,  Ringstein].  Auch 
hier  bildet  überall  Hellgrau  [Metallgeräte  r.  vorn] 
und  reines  Weiß  dieBasis  für  die  leuchtenden  Farben. 

Links  an  der  Wand  der  Name:  G.  Gisze  und  darüber  der  Wahlspruch ; 
Nulla  sine  merore  voluptas  .".  Oben  ein  weißer  Zettel  mit  der  Inschrift: 
.  ttOr/iol'  [sie]  1  Jmagine  Georgii  Gyscnii  Jsta  refert  vultus,  qua  cernis 
Jmago  Georgi  Sic  oculos  vivos,  sie  habet  lUe  Genas.  Anno  aetatis 
siiae  XXXIIII.  Anno  dorn.  1532.  [Distidion  auf  das  Bild  des  Georg 
Gisze:  Das  du  bier  siebst,  dies  Bild,  zeigt  Georgs  Züge  und  Aussehn. 
So  ist  lebendig  sein  Aug' ,  so  sind  die  Wangen  geformt.]  .'.  Insdirift  auf 
dem  Briefe:  Dem  erszamen  Jergen  Gisze  to  lunden  in  engelant  mynem 
broder  to  banden  ,•.  Auf  den  Briefen  an  der  Wand  die  Adresse  des  Dar- 
gestellten in  deutscher  Mundart:  Gisze,  Gisse  oder  Ghisse  to  Lunden  .'. 
Der  Dargestellte  entstammt  einer  Danziger  Kaufmannsfamilie  und  ist  an) 


54 


2.  April  1497  geboren  und  Im  Februar  1562  gestorben 
Solly,  1821. 

Eichenholz,  h.  0,96,  br.  0,84. 


Sammlung 


586c  Bildnis  eines  jüngeren  Mannes.  Vor 
kaltem  Hellg-raublau  [darauf  wirksam  die  goldene 
Inschrift],  umgeben  von  Schwarz  im  Barett  und 
bläulichem  Grauschwarz  des  seidenen  Schauben- 
umschlags und  der  Ärmel,  kommt  warm  das  röt- 
liche Antlitz  mit  rotbraunem  Bart  hervor.  Kleine 
Flecken  Weiß  im  Hemd  erhöhen  die  Wirkung  des 
Inkarnats.  Bräunlichschwarze  Schaube.  Gelbbraune 
Handschuhe. 

Bez.  auf  dem  Grund  in  Gold:  ANNO  .  1541  .  ET  ATIS  .  SUAE  .  37  .  .-. 
Am  Zeigefinger  der  linken  Hand  ein  Ring  mit  dem  Wappen  der  Fa- 
milie de  Vos  van  Steenwijk  in  Holland  [rote  Balken  auf  weißem  Feld]  .■. 
Sammlungen  von  Sybel,  Elberfeld,  und  Merlo,  Köln  .*.  Sammlung 
Suermondt,  1874  .-.  Eichenholz,  h.  0,47,  br.  0,36. 

586  b  Bildnis  eines  jüngeren  Mannes.  Vor  leuch- 
tendem Ultramarinblau  des  Hintergrundes  steht 
warm  das  rötlichbraune,  mit  Grau  modellierte  Antlitz,  von  röthchbraunem  Haar  umgeben. 
Weiß  im  Hemdausschnitte  dient  ebenso  der  Erwärmung  des  Inkarnats.  Grauschwarz  in 
Gewandung  und  Barett.    Bräunliches  Goldgelb  der  Handschuhe. 

Bez.  auf  dem  Grund  in  Gold:  ANNO  1533  /ETATIS  SUAE  39  .-.  Nach  dem  Wappen  [schwärzliche  Schrägbalken  und  gelbgrüne 
Wappenzeichen  auf  weißem  Feld]  auf  dem  zinnoberroten  Steine  des  Siegelringes  [am  Zeigefinger  der  linken  Hand],  das  sich 
auch  auf  dem  Gegenstücke,  dem  männlichen  Bildnis  der  Galerie  Schönborn  zu  Wien  befindet,  ist  der  Darcrestellte  als  Hermann 
Hillebrandt  Wedig,  ein  Glied  der  bekannten  Kölner  Patrizierfamilie,  ermittelt  worden.  Das  Gegenstück  der  Schönborn - 
Galerie  [datiert  1532]  stellt  einen  seiner  Brüder  dar  .-.  Sammlung  Schönborn,  Wien  1866  .".  Sammlung  Suermondt,  1874. 
Eichenholz,  h.  0,39,  br.  0,30. 

586d  Bildnis  eines  älteren  Mannes.  Der  Gegen- 
satz zum  hellen  Graublau  im  Hintergrund  erhöht 
die  Lebhaftigkeit  des  rötlichen,  mit  Grau  gebroche- 
nen Inkarnats,  Grauschwarz  in  Barett  [mit  gol- 
denen Nesteln]  und  Damastfütterung  der  Schaube 
und  bräunlichschwarzes,  an  den  Schläfen  und  im 
Bart  ergrauendes  Haar  die  Helligkeit  der  Ge- 
samtwirkung. Nach  unten  erwärmt  sich  das  Kolo- 
rit über  rötliches  Grau  in  den  [mit  schwarzen  Borten 
verzierten]  Oberärmeln  zu  dem  ebenfalls  mit  Grau 
gebrochenen  Hellkarminrot  der  Unterärmel. 

Bez.  auf  dem  Grund  in  Gold:  Aetatis  .  Suae  .  54  .'.  Das  Bild  war  un- 
bekannt bis  zur  Dresdener  Holbein -Ausstellung  1871,  zu  der  es  der  Be- 
sitzer Sir  I.  E.  Millais  geliehen  hatte;  ausgestellt  ferner  in  der  Aca- 
demy  zu  London  1872  und  1880.  Auf  der  Rückseile  in  einer,  anschei- 
nend noch  dem  1 6.  Jahrhundert  angehörenden  Schrift :  W.  E.  P.  L.  C.  50. 
Dieselben  Buchstaben,  das  Sammlerzeichen  eines  alten  englischen  Be- 
sitzers, befinden  sich  auch  auf  Holbeins  Porträt  des  Robert  Cheseman 
im  Haag  und  auf  dem  Joos  van  Cleve  zugeschriebenen,  aus  der  Samm- 
lung des  Herzogs  von  Marlborough  zu  Blenheim  stammenden  Bildnis 
in  unserer  Galerie  .*.  Aus  des  Meisters  später  englischer  Zeit  .*.  Erworben 
1897  in  London  auf  der  Nachlaßversteigerung  des  Sir  I.  E.  Millais. 
Eichenholz,  h.  0,51,  br.  0,37. 


Schwäbische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

S86B 


586  D 


55 


Schwäbische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

556 


583 


A^.j-.1_  „„^^_  Christoph  Amberger.  Maler  und  Zeich- 
IllUcr^CI  „gr  für  den  Holzschnitt,  geboren  um  1500, 
im  Jahrel530  in  die  Aug^sburger  Malerzunft  aufgenommen, 
gestorben  zu  Augsburg  zwischen  Oktober  1561  und  Ok- 
tober 1562.  Unter  venetianischer  Einwirkung  gebildet. 
Tätig  namentlich  zu  Augsburg. 

556  Bildnis  Kaiser  Karls  V.  [1500—1558]. 
Das  bräunliche  Karminrot  der  Brüstung  treibt 
die  luftigen  grauen  Töne  zurück:  das  stumpfe 
bräunliche  Gelbgrau  im  Wams,  auf  dem  die 
gelbe  Kette  des  goldenen  Vließes  ruht,  das 
blasse  graubräunliche  Inkarnat  mit  der  kräftig- 
roten Unterlippe,  das  hell  vor  dem  [durch  die 
bräunliche  Grundierung  etwas  erwärmten]  Grau 
des  Hintergrunds  steht,  aber  durch  das  kalte 
Grauweiß  im  Hemdausschnitt  und  Handschuhen 
wieder  höher  gestimmt  wird.  Die  gelblichen 
Töne  ergänzen  sich  durch  Grauviolett  im  Buch- 
einband [mit  goldgelbem  Beschlag  und  Schnitt]. 
Tiefes  Schwarz  der  Schaube  und  des  Baretts 
[mit  gelben  Nesteln],  Dunkelgelbbraun  im  Haar  steigern  die  allgemeine  Helligkeit.  Oben 
in  Gelb  das  kaiserliche  Wappen  mit  dem  schwarzen  Adler  zwischen  den  Säulen  des  Her- 
kules und  der  Wahlspruch:    Plvs  ovltre;  darunter:  Aetatis  XXXII. 

Auf  der  Rückseite  aus  gleicher  Zeit  die  schadhafte  Inschrift:  Christoff  Amberg  ....  zu  Augspurg  und  auf  einem  Blättchen  mit 
etwas  späterer  Schrift:  die  Handt  vom  Amberger  .'.  Eine  alte  Kopie  mit  Veränderungen  in  der  Akademie  zu  Siena,  eine  andere 
in  der  Galerie  zu  Lille  .".  Nach  alter  Überlieferung  wird  berichtet,  Karl  V.  habe  für  das  Bildnis  dem  Meister  eine  goldene  Kette 
geschenkt  und  das  Dreifache  des  bedungenen  Lohnes  [lOTlr.]  gezahlt  .".  Wahrscheinlich  ehemals  in  der  von  Praunschen  Samm- 
lung zu  Nürnberg  .'.   Erworben  vor  1820      .'.      Lindenholz,  h.  0,65,  br.  0,50. 

583  Bildnis  des  Kosmographen  Sebastian 
Münster  [1489 — 1552].  Zum  bläulichen  Grün  des 
Hintergrundes  steht  in  leuchtendem  Kontrast  Kar- 
minrot in  dem  auf  der  Brust  sichtbaren  Unter- 
gewand und  in  der  Tischdecke.  Auch  die  Frische 
des  warm  rotbraunen  Antlitzes  wird  durch  das  um- 
gebende Grün  ebenso  wie  durch  das  reine  Weiß 
des  Hemdausschnitts,  im  Haar  [aufs  Inkarnat  hin- 
überspielend in  den  Bartstoppeln]  sowie  im  Pelz, 
der  nach  außen  eine  gelbliche  Tönung  annimmt, 
noch  erhöht.  Tiefes  Schwarz  in  Barett  und  Ge- 
wandung steigert  die  schimmernde  Helligkeit  der 
Umgebung. 

Auf  der  Rückseite  die  Inschrift  von  einer  Hand  des  16.  Jahrhunderts:  Se- 
bastian Münster  Cosmographus.    Seines  Alters  65  gemalt  Ao.  1552.    [In 
den  Zahlenangaben  scheint  ein  Irrtum  untergelaufen  zu  sein.]    Ehemals  in 
der  von  Praunschen  Sammlung  zu  Nürnberg  -•.  Erworben  vor  1820. 
Lindenholz,  h.  0,54,  br.  0,42. 


56 


Amberger?  577  Bildnis  des  Feldhaupt- 
manns Georg  von  Frundsberg  [1473 
bis  1528].  In  der  dunkelgrauen,  durch  die 
bräunliche  Untermalung  etwas  erwärmten 
harten  Gesamtfärbung  [Rüstung,  Nische], 
die  sich  zu  Schwarz  im  Helmbusch  und  im 
Gewand  vertieft,  als  wirksamste  Note  das 
kräftig  rotbraune  Inkarnat,  von  dunkel- 
grauem Vollbart  umgeben.  Karminrote 
Schärpe.  Goldgelbe  Helmzierate,  Gewand- 
schlitze und  Borten  am  bräunlichgrauen  Um- 
hang. Ockergelbbrauner  Schaft  der  Helle- 
barde. Rechts  oben  das  Wappen  in  Gelb 
und  Schwarz.  Unten  auf  weißer  Tafel  die 
Inschrift,  die  sich  auf  die  Kriegstaten  und 
das  Lebensalter  Frundsbergs  bezieht. 

Nach  1528,  dem  Todesjahre  Frundsbergs,  gemalt  .•.  Eine 
alte  Kopie,  mit  deutscher  Inschrift,  im  Augsburger  Privat- 
besitz .*.  Sammlung  Soliy,  1S21. 

Rottannenholz,  h.  1,51,  br.  0,96. 


]Wr_J„l._„    T         C       So   genannt   nach    der   Bezeich- 
iVlClSLCr    Li.    O.    nung  auf  unserem  Bilde.    Tätig 


Sdiwäbische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

577 


um  1540,  vielleicht  in  Augsburg. 


r.iKWIl^,  nITMMRl  nv,  l.t(tMANItl  D^  X  P(R  TIRO 
l(  .1U>SO(*\\H  .AI(llf..«IT  MJ*  lll\»I^Ml(  l»t,,IONEM 
Ol  «l.iiL.  liaiV^lVIT  *Dr.L\DUMMI*i  V  iL  TOfi  *C  - 
MCf  J  n€  I  .P!  \  Vt  iXinWONI  ^R    E  T  ^N     liajRAMT.VICIE% 

.«IT  *Dt\M  MODVM  ARM*I\>  PBIU VM  UONC IVIT 
ll*(UMTt>5SIJK«EXTRrM*tiyE  MET\T>TIi  reini«.|T. 

.\>l  OiOlT^VÖtBirrwO  StDXX  vlll.,VCNJE*VO~t«XX 


629  Bildnis  eines  jungen  Ritters.  Das  rotbräunliche  Anthtz  mit  graublauen  Augen, 
von  blondem  Haupthaar  und  wenig  bräunlichem  Bart  umrahmt,  mit  lichtroten  Tönen  in 
den  Lippen,  Wangen  und  im  Ohr,  hebt 
sich  warm  vom  umgebenden  hellblauen, 
mit  weißen  Wolken  bedeckten  Himmel  und 
dem  Grau  des  Harnischs  ab.  Die  kühlen 
blaugrünen  und  graublauen  Töne  der  land- 
schaftlichen Ferne,  in  die  sich  bräunliche 
Töne  mischen,  gehen  über  Saftgrün,  Dunkel- 
grün und  Braun  im  Mittelgrund  in  das 
warme  Rotbraun  der  in  grauen  Mischtönen 
marmorierten  Brüstung  über.  Schwarzer 
Schwertgriff.    Goldgelbe  Ringe. 


Bez.  auf  dem  Streithammer  mit  dem  aus  L  und  S  gebildeten 
Monogramm  und  der  Jahreszahl  1540.  Die  Jahreszahl  1527 
auf  der  Rüstung  bezieht  sich  nur  auf  deren  Anfertigung. 
Früher  deshalb  irrtümlich  Deutsche  Schule  von  1527  ge- 
nannt .'.  Sammlung  Solly,  1821. 
Rotbuchenholz,  h.  0,56,  br.  0,48. 


629 


57 


Donau- 
sdiule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

638  A 


DONAUSCHULE 


Male 


Bau- 


638 


*      Alf r1r»l'fp>r    Albrecht   Altdorfer.     Maler, 

i/~VlH_H_;I  ICI  meister,  Zeichner  für  den  Holzschnitt 
und  Kupferstecher,  geboren  kurz  vor  1480,  gestorben 
zu  Regensburg  1538,  bald  nach  dem  12.  Februar. 
Wahrscheinlich  Schüler  seines  Vaters.  Bildete  sich 
nach  Albrecht  Dürer,  vielleicht  auch  unter  dem  Ein- 
flüsse von  Matthias  Grünewald.  Tätig  zu  Regens- 
burg [daselbst  ansässig  seit  1505]. 

638a  Landschaft  mit  Satyrfamilie.  In 
das  Saftgrün  der  Bäume  und  Wiese,  mit 
glitzernden  gelbgrünen  Lichtern,  mischt  sich 
das  Rotbraun  der  Stämme  und  der  im  Licht 
ockergelblich  schimmernden  Felswand.  Auch 
die  Satyrfamilie  ist  im  rotbräunlichen  Ton 
gehalten  [dunkler  der  Mann  mit  braunrotem 
Haar,  lichter  das  Weib  mit  ockergelbem 
Haar,  ein  bräunlichweißes  Tuch  um  die  Hüf- 
ten].   Rotbraun  stärkt  sich  zu  Karminrot  im 

Gewände  der  von    einem  Satyr   verfolgten  Nymphe.    Zwischen  dem  grünen  Laubwerk 

leuchtet  hellblauer  Himmel  und  luftig  blaugrüne  Ferne. 

Bez.  links  oben  mit  der  Jahreszahl  1507  und  dem  aus  A  A  gebildeten  Monogramm  .*.  Ehemals  in  der  Sammlung  Kraenner 
zu  Regensburg  .".  Sammlung  Suermondt,  1874. 
Lindenholz,  h.  0,23,  br.  0,20. 

638  Doppelbild.  Stigmatisation  des  hl.  Franziskus.  Das  dunkle  Saftgrün  des 
Laubwerks  und  der  Gräser,  das  nach  der  Ferne  in  Blaugrün  übergeht,  wird  im  Erdboden, 
in  den  Baumstämmen,  den  Felsen,  den  Wolken  vom  Braunrot  der  Untermalung  durch- 
brochen. Derselbe  warme  Ton  liegt  auch  im  Inkarnat  und  den  Schattenpartien  der  bräunlich 
weißen  Kutte  zutage.  Karminrote  Strahlen  gehen  von  dem  dunkelblau  geflügelten  Kruzifix 

aus.  Die  ganze  Szene  ist  von  gelbem  Schein  über- 
gössen, der  in  breiter  Fläche  im  Horizont  ansetzt 
[dort  durch  den  Gegensatz  zu  Dunkelblau  in 
Himmel  und  Ferne  gestärkt]  und  sich  in  blitzenden 
Lichtern  über  den  ganzen  Vordergrund  verbreitet. 
—  Der  hl.  Hieronymus.  Die  Färbung  stimmt 
mit  der  zugehörigen  Tafel  überein.  Auch  hier  bildet 
das  warme  Rotbraun  der  Untermalung  [im  Körper 
des  Heiligen,  den  Schatten  des  weißlichen  Gewands, 
den  Baumstämmen,  im  Löwen],  das  sich  zu  bräun- 
lichem Karminrot  im  Mantel  1.  am  Boden  steigert, 
den  Kontrast  zum  bräunlichen  Saftgrün  der  Land- 
schaft. BlaueFerne  undHimmel  mit  weißen  Wolken. 

Die  linke  Tafel  ist  links  und  rechts  unten  mit  der  Jahreszahl  1507  und 
dem  aus  AA  gebildeten  Monogramm,  die  rechte  links  unten  mit 
der  Jalireszahl  1507  und  dem  Monogramm  bezeichnet  .".  Sammlung 
Solly,  1821. 

Lindenholz,  jedes  Bild  h.  0,22,  br.  0,19. 


58 


638b  Ruhe  auf  der  Flucht  nach  Ägypten. 
Tiefes  leuchtendes  Blau  im  Himmel,  in  der 
landschaftlichen  Ferne  1.  und  vorn  r.  im  Mantel 
Josephs  [dort  durch  den  Kontrast  zu  Hellgelb 
in  den  Beinkleidern  besonders  gestärkt]  er- 
höht die  Wirkung  des  Hauptkontrastes  von 
Rot  und  Grün.  Hellkarminrot  im  Gewände 
Marias  nimmt  im  hellen  glitzernden  Licht  nach 
oben  und  im  Kranz  einen  karminvioletten  Ton 
an.  In  lichtem  Rosa  schimmern  Inkarnat  und 
Mantel.  In  leuchtenden  Flecken  hebt  sich  das 
verschiedenartige  Rot  [mit  Gelbgrün  und  Violett 
wechselnd]  in  den  Kleidern  der  Kinderengel 
vom  bräunlichen  Grau  des  Brunnens  ab.  Die 
Mitte  betonend,  das  wärmste  Rot  des  Bildes 
im  Kleide  des  Engels  im  Wasserbecken,  das 
mit  Smaragdgrün  [Kissen,  auf  dem  das  Kind 
liegt]  kontrastiert,  begleitet  von  dem  zweiten 
Farbenpaar,  leuchtendem  Blau  [Kleid  des  auf 
dem  Rand  der  Brunnenschale  sitzenden  Engels] 
und  Gelb  [Glanzlicht  des  Kissens].    Die  roten 

Töne  klingen  im  Inkarnat  Josephs,  in  den  Kirschen,  die  er  Maria  darreicht,  in  den  bräun- 
lichroten Dächern  der  Gebäude  in  der  Ferne  und  schließlich  in  dem  warmen  [in  der 
Architektur  stellenweise  durch  Grau  gekühlten]  bräunlichen  Tone  der  Untermalung  aus. 
Durch  den  Gegensatz  zu  Dunkelgrün  [Stuhlpolster],  Gelbgrün  [in  den  Gräsern,  vor  allem 
im  Laubwerk  des  Mittelgrundes]  und  Blaugrün  [Seespiegel]  wird  die  Wirkung  der  roten 
Töne  gesteigert. 

Bez.  auf  der  Tafel  am  Brunnen :  Ab'tus  Altorffer  pictor  Ratis- 
ponen  in  salutem  aie  hoc  tibi  munus  diua  maria  sacrauit  corde 
fideii  ■  1510  und  mit  dem  aus  AA  gebildeten  Monogramm  .■.  Die 
dritte  Stelle  der  Zahl  war  früher  retuschiert,  so  daß  fälschlich 
das  Datum  1540  zu  lesen  war.  [Albrecht  Altorffer,  Maler  zu 
Regensburg,  weihte  dies  Geschenk  gläubigen  Herzens  Dir,  hehre 
Maria,  zu  seinem  Seelenheil]  .•-  Erworben  1876  aus  der  Samm- 
lung Fr.  Lippmann  in  Wien. 

Lindenholz,  h.  0,57,  br.  0,38. 

638d  Kreuzigung.  Klare  leuchtende  Lokalfarben 
in  den  Gewändern  der  Figuren,  vor  Graubraun 
im  Erdboden.  Der  Kontrast  von  Karminrot 
[Mäntel  Johannis  und  Magdalenas,  Jacke  Josephs 
von  Arimathia  r.,  Jacke  des  Knechts  neben  dem 
Kreuz,  Stiefel  des  Knechts  1.]  und  Gelbgrün 
[Gewänder  Johannis  und  Josephs,  Wiesen  im 
Mittelgrund]  wird  durch  die  Zusammenstellung 
mit  tiefem  Blau  [Ärmel  Magdalenas  und 
Marias,  Salbgefäß,  Tracht  des  Knechts  1.,  land- 


Donau- 
schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

638  B 


638 


59 


Donau- 
schule des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

638  D 


schaftliche  Ferne]  und  gedämpfte  weiße  Töne  [Ge- 
wand Magdalenas  usw.]  zu  leuchtender  Kraft  ge- 
steigert. Alles  Blau  aber  ergänzt  sich  in  dem  Gold- 
gelb der  Mitte  [Beinkleider  des  Knechts  mit  der 
Leiter],  das  neben  Rosarot  auch  1.  oben  in  dem  die 
grauen  Wolken  durchbrechenden  Schein  der  Sonne 
weiterklingt.  Nach  oben  verdüstert  sich  die  Fär- 
bung. Die  dunkelbraunen  Kreuze  heben  sich  von 
dunkelgrauen  und  weißen  Wolken  ab  [das  Haupt 
Christi  umgibt  eine  blaugrüne  Glorie  mit  zinnober- 
rotem Kreuzeszeichen].  R.  aber  strahlt  hellblauer 
Himmel  über  im  Lichte  glitzernder  Ferne  mit  einer 
in  luftigen  Tönen  gehaltenen  Stadt. 

Bez.  unten  in  der  Mitte  mit  dem  aus  A  A  gebildeten  Monogramm  .'.  Auf 
der  Rückseite  von  des  Meisters  Hand  ein  halb  verwischtes  Doppelwappen 
auf  schwarzem  Grund,  dessen  Ecken  mit  Goldrankenwerk  gefüllt  sind  .". 
Alte  Kopie  in  der  städtischen  Gemäldesammlung  zu  Koblenz  mit  dem 
Datum  1528.  Das  Original  ist  nicht  viel  früher  entstanden  .'.  Erworben 
1886  durch  letztwillige  Verfügung  der  Frau  Dr.  Maria  Weber  in  Berlin. 
Lindenholz,  h.  0,28,  br.  0,20. 


638c  Landschaft  mit  der  Darstellung  des  Sprichworts  „Der  Hoffart  sitzt 
der  Bettel  auf  der  Schleppe".  Jenseits  der  dunklen  bräunlichsaftgrünen  Bäume  und 
Büsche,  die  den  Vordergrund  kulissenartig  einrahmen,  dehnt  sich  in  luftigem  Blaugrün 
[in  der  Ferne  in  Hellblau  übergehend],  glitzernd  in  silbrigen  und  gelblichen  Lichtern, 
der  bergige  Mittelgrund.  Blaugrün  dient  der  Wirkung  von  Zinnoberrot,  durch  Ultra- 
marinblau und  Weiß  gesteigert,  in  den  Trachten  der  Bettlerfamilie,  sowie  von  ge- 
dämpftem Karminrot  in  der  Schleppe  [mit  weißlichen  Lichtern],  auf  der  jene  sich  nieder- 
gelassen hat.  Die  1.  Seite  geht  in  der  graubräunlichen  Schloßarchitektur  mit  ihren 
bräunhchroten  und  blaugrünen  Dächern  und  in  den  Figuren  [der  das  Paar  empfangende 
Hofmeister   in    Graublau    und   Grauviolett,   mit    goldgelbem   Pokal,    der   Zuschauer    in 

Ultramarinblau]  in  die  luftigen  Töne 
des  Mittelgrunds  über.  Nur  im 
Schwerte  des  Hofmeisters  und  in 
Barett  und  Unterärmeln  des  Zu- 
schauers leuchtet  nochmals  Zin- 
noberrot auf.  Darüber  spannt  sich 
ein  lichter  blauer  Himmel,  den 
sonnige  ockergelbliche  Wolken 
überziehen. 


Bez.  rechts  an  einem  Baumstamm  mit  der  Jahres- 
zahl 1531  und  dem  aus  AA  gebildeten  Monogramm 
.'.  Ehemals  in  der  Sammlung  Develey,  München  .*. 
Erworben  1876  aus  der  Sammlung  Fr.  Lippmann 
in  Wien. 

Lindenholz,  h.  0,28,  br.  0,40. 


60 


638e  Geburt  Christi.  Glitzernd  im  Licht  einer 
mattgelben  Lichtscheibe  [rosarot  und  blaugrau 
umrandet]  liegt  das  bräunliche  Gemäuer,  dessen 
Färbung  sich  in  den  Ziegelwänden  zu  Lichtrot 
und  Rotbraun  erwärmt,  zwischen  saftgrünem 
Rasen  und  Laubwerk.  Die  rotbraunen,  roten 
und  gelben  Töne  wiederholen  sich  in  den  Ge- 
stalten der  schwebenden  Engel.  Alle  warmen 
Töne  aber  konzentrieren  sich  im  leuchtenden 
Rot  von  Josephs  Rock,  das  vor  rotbrauner 
Dunkelheit  im  Innern  der  Ruine  beim  Licht 
einer  Kerze  aufleuchtet,  von  Ultramarinblau  im 
Gewände  Marias  begleitet.  In  dem  hellgelben 
Lichtschein  am  Horizont  [daneben  ein  Fleck 
blauen  Himmels]  der  karminrot  gekleidete  Engel 
der  Verkündigung  an  die  Hirten. 


Aus  der  mittleren  Zeit  des  Meisters  [um  1512 — 15] 
1892  von  Ch.  Butler  in  London. 
Lindenholz,  h.  0,36,  br.  0,255. 


Erworben 


Donau- 
schule des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

638  E 


SACHSISCHE  SCHULE 

f^»*anar>Vl  Lucas  Cranach  d.  A.  Familienname  nicht  g-esichert,  nach  seinem  Geburtsorte  Cranach 
^-'' """'^'^  genannt.  Zeichnet  sich  seit  1509  mit  dem  Schlangfenzeichen  seines  Wappens,  und  zwar  bis 
zum  Jahre  1537  mit  aufrechtstehenden,  nach  1537 
mit  liegenden  Flügeln.  Maler,  Kupferstecher  und 
Zeichner  für  den  Holzschnitt,  geboren  zu  Kronach 
in  Franken  [den  4.?]  Oktober  1472,  gestorben 
den  16.  Oktober  1553  zu  Weimar  [daselbst  seit 
1552].  Schüler  seines  Vaters;  tätig  vornehmlich 
in  Wittenberg  [seit  1505;  1537  und  1540  Bürger- 
meister daselbst];  vorher  anscheinend  in  Süd- 
deutschland [1502—1504  in  Wien,  1506  in  Co- 
burg], in  den  Niederlanden  [1508],  in  Augsburg 
und  Innsbruck  [1550-1552],  seit  1505  als  Hof- 
maler in  den  Diensten  der  Kurfürsten  von  Sachsen. 

^564a  Ruhe  auf  der  Flucht  nach  Ägyp- 
ten. In  leuchtender  Pracht,  vom  beherr- 
schenden tiefen  Gelbgrün  der  Landschaft 
begleitet,  strahlt  Rot  [rote  Lasur  über 
Orange]  im  Kleide  Marias  auf,  sich  etwas 
abkühlend  zu  dunklem  Karminrot  im 
Mantel  Josephs,  im  Gewände  des  singen- 
den Engels  1.  vorn,  in  den  Unterärmeln 
des  Flöte  spielenden,  in  einzelnen  Engels- 
fiügeln  usw.  Der  Hauptkontrast  wird 
durch  die  Zusammenstellung  mit  tiefem 
Blau  im  Himmel  und  der  landschaftlichen 


Sächsische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 


61 


Sädisisdie 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 


Ferne,  mit  dunklem  Blau  im  Gewände  [Graublau  in  der 
Kappe]  Josephs  und  bläulichem  Weiß  im  Tuch,  auf  dem 
das  Kind  steht,  und  in  den  Tüchern  der  Engel  zu  höchster 
Kraft  g-esteigert,  während  Blau  wiederum  durch  bräunliches 
Goldgelb  im  Haar  Marias  und  der  Engel,  durch  bräunhches 
Ockergelb  im  Gewände  des  Engels  vorn  in  der  Mitte  und 
im  Ornate  des  Engels  1.,  durch  ockergelbbraune  Töne  in 
den  Felsstücken  links  an  Intensität  gewinnt.  Blau -rosarot 
schillernde  Töne  [Gewand  des  Engels  zu  Füßen  Josephs] 
vermitteln  zwischen  den  beiden  Farbenpaaren.  In  starker 
Helligkeit  erscheint  zwischen  den  tiefen  satten  Farben  das 
bräunliche  Inkarnat  Marias  und  des  Kindes  [mit  karmin- 
roten Lasuren  in  den  Lippen  und  Wangen].  Weiß  [Birken- 
stamm, Tücher]  und  Grauweiß  [Baumflechte,  einzelne  En- 
gelsflügel] geben  für  die  leuchtenden  Farben  die  Basis. 
Goldene  Strahlen  umgeben  das  Haupt  Marias.  Im  Grase 
blühen  blauviolette  Disteln,  rötliche  Nesseln,  blauer  Ritter- 
sporn u.  a. 

Bez.  unten  links  in  Gelb  mit  dem  aus  L  und  C  gebildeten  Monogramm  und  der  Jahres- 
zahl 1504    .-.    Das  früheste  durch  Inschrift  beglaubigte  Werk  des  Meisters    .-.Ehemals 
in  der  Galerie  Sciarra  zu  Rom    .".    Erworben  1902  aus   der  Sammlung  des  Herrn 
Dr.  Konrad  Fiedler  in  München. 
Buchenholz,  h.  0,69,  br.  0,51. 


544a    Die    hl.  Anna   Selbdritt.     Die 


563 
563 


Wirkung  des  tiefen  Karminrots  im  Mantel  Annas 
sowie  des  warmen  rötlichen  Inkarnats  erhöhen 
einerseits  kontrastierendes  Gelbgrün  im  Mantel- 
umschlag, andererseits  aber  die  Nachbarschaft 
kühler  Töne:  Grauweiß  in  den  Tüchern,  Dunkel- 
blau im  Gewand  Annas,  Blaugrau  [bräunlich 
getönt  in  den  Schatten]  im  Gewände  Marias 
[mit  gelbbraunem  Haar]  und  weißliches  Blau  des 
Hintergrunds,  mit  dem  wiederum  das  matte  Gold 
der  Nimben  und  das  wärmere  Gold  der  Borten 
und  Besätze  am  Gewände  Marias  kontrastieren. 
Rosabräunlicher  Erdboden  mit  saftgrünem  Gras- 
wuchs. 


Angeblich  aus  der  Schloßkirche  zu  Zeitz   und    trotz  der   kleineren 
Maße  vielleicht  Gegenstück  zu  dem  noch  heute  in  der  Nikolaikirche 
zu  Zeitz  bewahrten  Salvator  .-.  Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters 
[um  1512]   .-.   Erworben  1865. 
Lindenholz,  h.  1,86,  br.  0,82. 


62 


Sächsische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 


Me'i  Flügelaltar. 

Außenseiten.  Die  Figuren  auf  ockergelblichgrauem  Erdboden,  vor  schwarzem  Hintergrund. 
Goldene  Nimben.  —  Linker  Flügel:  Christus  als  Schmerzensmann.  Das  graurötliche 
Inkarnat,  mit  karminrotem  Blut  besprengt,  wird  erwärmt  durch  bläuliches  Weiß  im  Lenden- 
tuch. —  Rechter  Flügel:  Maria  als  Schmerzensmutter.  Leuchtendes  Blau  im  Gewand 
hellt  sich  zu  bläulichem  Weiß  im  Mantel  auf,  mit  mattem  rötlichem  Gelb  im  Kopftuche 
kontrastierend.    Graurötliches  Inkarnat. 

Innenseiten.  Mittelbild:  Das  jüngste  Gericht.  Vor  ockergelblichem  und  lichtrötlichem 
Boden  der  Hölle,  der  nach  der  Tiefe  in  das  Braunrot  der  Felsen  und  Dunkelbraun  der 
Ferne  [mit  leuchtenden  gelblichen  Feuern],  übergeht,  bilden  Zinnoberrot,  Karminrot  und 
Saftgrün  in  den  Gewändern  der  Sünder  und  der  sie  marternden  Teufel  und  Ungetüme  den 
Hauptkontrast,  der  von  dunklem  Blau  und  Graublau  [z.  B.  das  mit  einem  M  bez.  Messer  r. 
unten],  durch  gelbe  Töne  in  ihrer  Intensität  gesteigert,  unterbrochen  wird.  Rotbraune  Fleisch- 
farbe. Im  oberen  Teil  erhält  der  Kontrast  von  grünlichem  Dunkelblau  [Himmel]  und  Hell- 
gelb [Glorie]  das  Übergewicht.  Doch  kehren  auch  hier  Karminrot  [vor  allem  im  Mantel 
Christi]  und  Gelbgrün  zwischen  Blau  und  Gelb  in  den  Gewändern  der  Heiligen  und 
Apostel  wieder.  —  Rechter  Flügel:  Die  Hölle.  Die  Färbung  entspricht  dem  Mittelbild. 
Von  rotbräunlichem  Grund  der  Hölle  heben  sich  Gelbgrün  und  Karminrot  der  Ungetüme 
und  Marteranstalten  ab.  Im  Hintergrunde  leuchten  aus  schwärzlichem  Dunkel  gelbe  und 
rote  Feuerscheine.  —  Linker  Flügel:  Das  Paradies.  Das  beherrschende  Gelbgrün,  das 
von  Lichtrot  im  Felsen  r.,  in  den  Früchten  der  Bäume,  dem  graurötlichen  Ton  des  Inkarnats 


63 


Sächsische 
Sdiule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 


und  Hellkarminrot  in  den  Mänteln  Gott -Vaters  und 
des  blau  und  rot  geflügelten  Erzengels  im  Mittel- 
grunde belebt  wird,  geht  über  das  Grau  der  Felsen 
im  Mittelgrund  in  das  Blau  der  Ferne  und  im 
Himmel  über,  vor  dem  hellrot,  in  mattgelber  Glorie, 
Gott-Vater  thront.  Darunter  auf  bräunlichgrauen 
Wolken  der  Kampf  der  himmlischen  Heerscharen 
gegen  die  gefallenen  Engel. 

Frühes  Werk  des  Meisters  .'.  Kopie  nach  Hieronymus  Bosch  [1462  bis 
1516]  .'.  Das  Original  befindet  sich  in  der  Galerie  der  Akademie  der  bil- 
denden Künste  in  Wien  /.  Die  Außenflügel  sind  Originalwerke  der  Cra- 
nachschule  .■-  Königliche  Schlösser. 

Lindenholz,  Mittelbild  h.  1,63,  br.  1,25,  Flügel  je  h.  1,63,  br.  0,58. 

o18a  Bildnis  eines  Bürgermeisters  von  Weißen- 
fels. Inkarnat,  Haar  und  Pelz  [mit  feinen  schwarzen 
Pinselstrichen  durchgezeichnet]  wird  durch  den  warm 
rotbraunen  Ton  zusammengehalten,  der  sich  zu 
bräunlichem  Rot  im  Bucheinbande  steigert.  Gelbes, 
in  den  Schatten  rotbraunes  Schild  mit  einer  teil- 
weise verdeckten  Inschrift.  Grauschwarz  und  tiefes  Schwarz  im  Gewand,  Schwarz  im 
Hintergrund.    Gelber  Beschlag  und  Schnitt  des  Buches. 


Bez.  links  im  Grunde  [gelb]  mit  der  Jahreszahl  1515  und  der  Schlange  mit  aufrechten  Flügeln 
Von  Holz  auf  Leinwand  übertragen,  h.  0,42,  br.  0,28. 


Erworben  1846. 


565  Der    hl.  Hieronymus.      Die   Leuchtkraft    des   Karminrot   im   Mantel   des   Heiligen 

[kühler  im  Hut  und  im  Buchschnitt]  und  die  Wärme 
des  rotbräunlichen  Inkarnats  steigert  der  Kontrast 
zum  umgebenden  Dunkelgrün  des  Graswuchses 
und  der  Bäume,  das,  glitzernd  in  gelbgrünen 
Lichtern,  von  dem  bräunlichen  Grau  der  Felsen 
und  Baumstämme  unterbrochen  wird.  In  kleinen 
Flecken  kehrt  Rot  in  den  kleinen  Staffagefiguren 
und  in  einem  Dache  des  Gebäudes  wieder.  In 
tiefem  Blau,  das  sich  durch  etwas  Hellgelb  im 
Schnitte  des  Buches  in  der  Mitte  ergänzt,  leuchten 
Himmel  und  Ferne  [mit  dem  Kloster,  in  das  die 
von  dem  Löwen  verfolgte  Karawane  einzieht,  die 
den  Klosteresel  gestohlen  hat]. 


Gemalt  vor  1520  .'.  Sammlung  Solly,  1821. 
Lindenholz,  h.  0,49,  br.  0^5. 


64 


^67 A  Die  hl.  Anna  Selbdritt.  Kaltes  Karminrot  mit 
weißlichen  Lichtern  in  der  Gewandung  der  hl.  Anna 
kontrastiert  mit  dunklem  Grün  im  Vorhang  [gelb- 
grüne Lichter  der  Falten]  und  Gelbgrün  der  Land- 
schaft und  klingt  in  dem  rötlichen,  durch  Grau  ge- 
kühlten Inkarnat  aus,  das  durch  den  Gegensatz  zu 
bläulichem  Weiß  im  Kopftuch  Annas  höher  gestimmt 
wird.  Dunkelblau  im  Gewände  Marias  [darüber  her- 
abfallend goldgelbbraunes  Haar],  dunkler  im  Himmel 
[davor  warm  die  rötlichen  Körper  der  den  Vorhang 
haltenden  Engel  mit  weißgrauen  und  gelblichen 
Flügeln].  Graublaue  Ferne  [mit  den  roten  Dächern 
einer  Burg  unter  gelblichem  Horizont.  Graubrauner 
Sitz  und  Erdboden. 

Bez.  auf  der  Steinbank  links  mit  der  Schlange  mit  aufrechten  Flügeln. 
Aus  der  mittleren  Zeit  des  Meisters  [vor  1520]  .".  Bis  1825  in  der  Sammlung 
Hans  Albrechts  von  Derschau  in  Nürnberg  [  nach  dem  Auktionskatalog 
wäre  das  Bild  von  Cranach  für  Dr.  Christoph  Scheurl  gemalt  worden), 
kam  dann  in  die  Sammlung  des  Kunst-  und  Buchhändlers  Dr.  Friedrich 
Campe  zu  Nürnberg  und  1851  in  die  des  Stadtrats  Lampe  in  Leipzig  .•. 
Erworben  1890  als  Vermächtnis  des  Herrn  Dr.  C.  Lampe  in  Leipzig. 
Tannenholz,  h.  0,405,  br.  0,265. 

559  Bildnis  des  Kardinals  Albrecht  von  Brandenburg,  Kurfürsten  von  Mainz 
[1490  bis  1545].  Grell  leuchtend  kommt  Zinnoberrot  in  Mütze  und  Moketta  vom  tiefen 
Smaragdgrün  des  Vorhangs  los,  das  auch  dem 
rotbräunlichen  Inkarnat  [mit  kräftig  roten  Lippen] 
und  rotbraunem  Haar  als  Hintergrund  dient. 
Weiß  [graublau  getönt  in  den  Schatten]  gibt 
die  Basis  für  die  breiten  detaillosen  Flächen 
leuchtender  Farben.  Rechts  das  weiße  Wappen- 
schild mit  zinnoberroten,  gelbgrünen,  gelben 
und  schwarzen  Feldern  und  Figuren,  mit  gold- 
gelbbraunen Insignien  und  zinnoberrotem  Kar- 
dinalshut; darüber  ein  weißes,  an  den  Rändern 
graublaues  Schriftblatt.  Das  Wappen  kehrt  auf 
dem  Stein  des  goldgelben  Ringes  wieder. 

Bez.  links  in  der  Mitte  mit  der  goldgelben  Schlange  mit  aufrechten 
Flügeln.  Aus  der  mittleren  Zeit  des  Meisters  [um  1523]  .".  Kö- 
nigliche Schlösser. 

Lindenholz,  h.  0,83,  br.  0,57. 

567b  David  und  Bathseba.  Die  untere  Bild- 
hälfte beherrscht  der  Kontrast  von  Rot  [in  den 
Kleidern  der  Frauen,  am  leuchtendsten  im  Rocke 
der  Magd,  die  Bathsebas  Füße  wäscht],  das  vom 
Goldgelb  der  Haarnetze,  der  Gewandborten 
und  Schmuckstücke  begleitet  wird,  und  Gelb- 


Sädisische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

567  A 


559 


65 


Sächsisdie 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

567  B 


grün  in  Rasen  und  Buschwerk.  Ein  grauer  Ton  im 
Wasser  1.  und  in  der  Mauer,  Weiß  in  den  Hemden 
und  Handschuhen  erhöht  die  Wirkung  des  Rot  und 
des  graurötlichen  Inkarnats.  Das  tiefe  Schwarz  der 
Schatten  [Rockfalten,  Gebüsch]  steigert  die  Helligkeit 
der  farbigen  Flächen  und  erzeugt  jene  harte  Klarheit, 
die  an  die  Wirkung  kolorierter  Holzschnitte  denken 
läßt.  Oben  steigert  sich  die  Leuchtkraft  der  Farben: 
Rot  [Tracht  des  zweiten  Zuschauers  von  r.,  Hut  des 
Zuschauers  1.],  Rot,  Gelbrot  und  Goldgelb  [Tracht 
und  Harfe  Davids],  vor  tiefem  Blau  des  Himmels. 

Bez.  an  der  Mauer  rechts  mit  der  Jahreszahl  1526  und  der  Schlange  mit  auf- 
rechten Flügeln  .■-  Eine  Zeidinung  dazu  bei  Herrn  Rodriguez  in  Paris  (ehe- 
mals in  der  Sammlung  Lanna  in  Prag]  .".  Erworben  1890  von  Frau  Medizinal- 
rat Klaatsch  in  Berlin  .-.   Rotbuchenholz,  h.  0,36,  br.  0,24. 


618  Bildnis  eines  jungen  Patriziers.  Gegen  tiefes 
leuchtendes  Blau  des  Hintergrunds  steht  warm  das 
rötlichbraune,  mit  Grau  durchsetzte  Antlitz,  in  das 
die  Einzelheiten  mit  spitzem  Pinsel  in  Schwarz  einge- 
zeichnet sind.  Dunkelbraun  im  Haar  und  Dunkelbraungrau  im  Pelzkragen  vermitteln  mit 
den  geschlossenen  Flächen  von  Schwarz  in  Barett  und  Gewandung,  das  durch  den  Gegen- 
satz das  Inkarnat  um  so  lichter  erscheinen  läßt. 

Bez.  Hnks  [  in  Gelb]  mit  der  Jahreszahl  1528   und  der  Schlange  mit  aufrechten  Flügeln  .-.  Sammlung  SoUy,  1821. 
Rotbuchenholz,  h.  0,385,  br.  0,243. 

589  Kardinal  Albrecht  von  Brandenburg,  Kurfürst  von  Mainz  [1490 — 1545]  als 

hl.  Hieronymus.  Die  Darstellung  ist  mit  kräftigem 
Schwarz,  das  die  Klarheit  der  farbigen  Lasuren  erhöht, 
in  den  Schatten  durchgezeichnet.  Die  Intensität  des 
beherrschenden  Rot  [in  der  Kardinalstracht  des  Heiligen 
und  im  Hut,  der  1.  am  Baume  hängt,  dunkler  im  Buch- 
einband 1.  und  stumpf  in  den  Dächern  des  Klosters  im 
Hintergrund  ausklingend]  steigert  der  Kontrast  zum 
Gelbgrün  im  Laubwerk  und  leuchtender  in  den  Wiesen- 
flächen. Zur  Betonung  der  Mitte  bricht  Hellgelb  im 
Buchschnitt  hervor,  das  sich  als  Goldgelb  in  den  Be- 
schlägen des  Buches,  im  Schnitt  der  anderen  Bücher 
und  als  bräunliches  Ockergelb  im  Fell  des  Löwen  fort- 
setzt. Tiefes  Blau  im  Himmel,  das  als  Hellblau  in  kleinen 
Flecken  im  Tintenfaß  und  in  den  Reitern  der  vom  Löwen 
zurückgetriebenen  Karawane  ansetzt,  bilden  die  Ergän- 
zung zu  Gelb. 

Bez.  auf  dem  größeren  Baumstumpf  mit  der  Schlange  mit  aufrechten  Flügeln 
und  der  Jahreszahl  1527    .".    Sammlung  SoUy,  1821. 
Lindenholz,  h.0,57,  br.  0,37. 


66 


590  Bildnis  Johann  Friedrichs  des  Groß- 
mütigen, Kurfürsten  von  Sachsen  [1503  bis 
1554].  In  der  auf  Grau  und  Schwarz  gestimmten 
Färbung  wirkt  als  wärmste  Fläche  das  rotbräunliche 
Inkarnat,  vor  grauem  Hintergrund,  von  Schwarz  im 
Barett,  Dunkelbraun  in  Haupt-  und  Barthaar  und 
kaltem  Weiß  im  Hemdausschnitt  umgeben.  Grau- 
braune Pelzschaube.  Schwarzes  Gewand  mit  silber- 
grauen Stickereien.  Graue  Schwertklinge.  Gegen 
die  grauen,  teilweise  nach  Blau  neigenden  Töne 
steht  bräunliches  Goldgelb  in  der  Kette  und  in 
Griff  und  Parierstange  des  Reichsschwerts.  Gold- 
gelb ergänzt  sich  durch  einen  Flecken  Blau  im 
Ringstein,  der  durch  die  Schlitze  des  grauweißen 
Handschuhes  sichtbar  ist. 

Die  Tafel  ist  oben  und  an  den  Seiten  verlcleinert  .■.  Königliche  Schlösser. 
Lindenholz,  h.  0,90,  br.  0,70. 

564  Apollo  und  Diana.  Hell  heben  sich  die 
Körper  von  schwärzlicher  Laubwand  mit  gelbgrün 
beleuchteten  Zweigen  ab,  wärmer  in  rötlichem  Ton,  mit  graubraunen  Schatten  modelliert, 
Apollo,  ganz  licht  Diana,  deren  kühles  graubräunliches  Inkarnat  durch  den  Kontrast  zum 
gelbbraunen  Hirschfell  in  seiner  Wirkung  noch  gesteigert  wird  [die  Helligkeit  durch  die 
tiefschwarze  Halsschnur].  Graublau  im  Erd- 
boden I.  dient  der  Erwärmung  des  Fleisch- 
tons. Blauer  Himmel  und  Ferne.  Weißer  l\ 
Horizont. 

Bez.  links  unten  mit  der  Jahreszahl  1530  und  der  Schlange 
mit  aufrechten  Flügeln    .'.    Erworben  vor  1830. 
Rotbuchenholz,  h.  0,51,  br.  0,36. 

567  Adam  und  Eva.  Licht,  in  warmen 
rötlichen,  durch  das  Grau  der  Modellierung 
gedämpften  Tönen  [dunkler  Adam  mit 
dunkelrotbraunem  Haar,  heller  Eva  mit 
gelbbraunem  Haar],  heben  sich  die  Körper 
vom  schwärzlichen  Saftgrün  der  Laubwand 
ab,  aus  dessen  dunkler  Masse  sich  gelb- 
grüne Blätter  loslösen.  Die  warmen  Töne 
klingen  im  Fell  der  Tiere  weiter  [gelb- 
braun der  Löwe,  rötlicher  der  Hirsch],  Grün 
kräftiger  vorn  im  gelbgrünen  Graswuchs. 
Oben  vor  hellblauemHimmelgelbroteApfel. 

Bez.  links  unten  mit  der  Jahreszahl  1533  und  der  Schlange 
mit  aufrechten  Flügeln  .'.  Königliche  Schlösser. 
Rotbuchenholz,  h.  0,47,  br.  0,35. 


Sächsisdie 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
h  underts 

589 


67 


Sächsische 
Schule  des 
XVi:  Jahr- 
hunderts 


564 
567 


1190 
594 


r\  K\i4Ti  Dicrn',     ^  asmi  n\iT  ats 


1190  Venus  und 
Amor.  In  bräun- 
lichem Ton,  durch 
zarte  lichtrote  La- 
suren erwärmt,  ste- 
hen die  Körper  in 
scharfen  Umrissen 
und  mit  ganz 
schwacher  Model- 
lierung- in  Grau- 
braun hart  vor 
schwarzem  Hinter- 
grund. Als  einziger 
farbiger  Kontrast 
erscheinen  1.  unten 
bräunliches  Saft- 
grün in  den  Flügeln 
Amors  und  Braun- 
rot in  der  Honigwabe. 


Bez.  links  unten  mit  der  Schlange  mit  liegen- 
den Flügeln  -■-  Eine  Anzahl  freier  Wieder- 
holungen größeren  und  kleineren  Formates  aus 
den  Jahren  1530 — 1534  in  den  öffentlichen 
Sammlungen  von  Weimar,  Nürnherg,  Schwerin 
und  Wien  -■.  Königliche  Schlösser  .".  Die  gelbe 
Inschrift  erklärt  den  Sinn  der  Darstellung; 
Amor  beklagt  sich  über  die  Stiche  der  Bienen; 
Venus  bedeutet  ihm,  wieviel  schmerzhafter  die 
Wunden  seiner  Pfeile  seien;  vgl.  Theok.  XIX, 
A  iji II I IX /.tnii;^:  der  Honigdieb. 
'  Lindenholz,  h.  1,72,  br.  0,53. 


594  Venus  undAmor.  Vor  tief- 
schwarzem Hintergrund  in  ocker- 
gelblichem Ton  der  mit  kühlen 
graublauen  Schatten  wenig  mo- 
dellierte Körper  der  Venus.  Ein 
zarter  rötlicher  Ton  belebt  die 
Wangen. Gelbbraunes  Haar.  Gelb- 
brauner Schmuck.  Etwas  wärmer 
ist  der  Körper  Amors  gefärbt. 
Das  Dunkelblau  seiner  Flügel, 
Lichtrot  im  gelbverzierten  Bogen 
bilden  die  einzigen  lebhafteren 
Farben. 


Königliche  Schlösser. 

Lindenholz,  h.  1,65,  br.  0,60. 


68 


559a  Maria  mit  dem  Kind  und  dem  kleinen 
Johannes.  Der  Kontrast  von  Rot  im  Mieder 
und  Gelbgfrün  im  Mantelumschlag  Marias  gibt 
den  farbigen  Mittelpunkt.  Rot  klingt  im 
graurötlichen  Inkarnat  aus,  das  durch  den 
Gegensatz  zu  Weiß  im  Tuch  und  den  Ärmeln 
und  Dunkelblau  im  Mantel  erwärmt  wird. 
Dunkelblau  ergänzt  sich  im  Goldgelb  der 
Ärmelborten  Marias,  bräunlicher  in  der  Ge- 
wandung des  kleinen  Johannes,  der  Wein- 
traube und  in  dem  im  Lichte  gelb  schim- 
mernden Haar  Marias,  das  die  Figurenkom- 
position gegen  den  schwarzen  Hintergrund 
abgrenzt. 

Bez.  links  unten  mit  der  Schlange  mit  liegenden  Flügeln  .•.  Aus  der 
späteren  Zeit  des  Meisters  .".  Erworben  1 890  als  Vermächtnis  des 
Herrn  Dr.  C.  Lampe  in  Leipzig. 
Lindenholz,  h.  0,77,  br.  0,57. 

580  Christus  am  Olberge.   Die  Intensität  der 
breiten  Fläche  leuchtenden  Rots  [Gewand  des 
auf  grauem  Felsen  r.  schlafenden  Johannes]  wird,  ebenso  wie  die  Wirkung  des  warm  röt- 
lichen Inkarnats,  durch  den  Kontrast  zum  dunklen  Saftgrün  der  Landschaft  erhöht.   Rot 
kühlt  sich  nach  1.  zu  Karminrot  im  Mantel  des  Jüngers  in  der  Mitte  ab,  das  mit  dem  Grau- 
blau in  dessen  Gewand,  bläulichem  Weiß  im 
Mantel  Petri  und  Dunkelblau  in  dessen  Ge- 
wand vermittelt.  Graublau  setzt  sich  im  Rocke 
Christi  fort   und  klingt  1.  im  blauen,  rosarot 
schillernden  Kleide  des  Engels  [mit  saftgrünen 
Flügeln]   aus.    Im  Hellgelb   des   abendlichen 
Horizonts    [mit   einzelnen   hellroten  Wolken] 
finden  alle  blauen  Töne  ihre  Ergänzung. 

Bez.  am  Boden  unter  dem  knienden  Christus  mit  der  Jahreszahl 
1537  und  der  Schlange  mit  liegenden  Flügeln  .*.  Die  Gemälde 
Nr.  580  und  581  sowie  Nr.  579  [siehe  unter  Lucas  Cranach  d.J.]  ge- 
hören zu  einer  Folge  von  neun  Darstellungen  der  Leidensgeschichte 
Christi,  von  denen  sich  die  übrigen  sechs  noch  im  Königlichen 
Schloß  zu  Berlin  und  in  Sanssouci  befinden  .".  Königliche  Schlösser. 
Lindenholz,  h.  1,47,  br.  1,10. 

593  Der  Jungbrunnen.  Der  lichte  gelblich- 
weiße Ton  des  Erdbodens,  der  von  dunklem 
bräunlichem  Saftgrün  des  Buschwerks  und  der 
Wiesenflächen  eingefaßt  wird,  kühlt  sich  nach 
der  Mitte  zu  Grauweiß  im  Becken,  zu  Blaugrau 
in  der  Wasserfläche  ab.  Wärmer  heben  sich  da- 
von die  hellrötlichen,  mitGraublau  modellierten 


Sächsische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

559  A 


580 


69 


Sädisisclie 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 


Körper  der  im  Bade  sich 
Verjüngenden   ab.    Nach 
den  Seiten  aber  steigert 
sich  die  Färbung  in  den 
Trachten  zu  bunter  Leb- 
haftigkeit: Rot  [z.T.  gelb 
schillernd],         Rotbraun 
[Wagen    und    Pferd    1.], 
Blau    [teilweise    rosarot 
schillernd]  und  Gelb.  Da- 
zwischen   überall   Weiß. 
Leuchtendes  Zinnoberrot 
[verschiedene    Trachten, 
Zelt  r.]  bildet   als  Kom- 
plement zum  Saftgrün  die 
alles  beherrschende 
Farbe.    Ockergelblichgraue  Felsen.    Die  kalten  Töne  desVorder-  und  Hintergrunds:  Grau- 
blau im  Gebirge,  Weiß  im  Horizont  und  Graublau  im  Himmel  [mit  grauen  Wolken]  er- 
höhen die  tiefe  Farbenwirkung  des  Vordergrundes. 


Bez.  unten  in  der  Mitte  mit  der  Schlange  mit  liegenden  Flügeln  und  der  Jahreszahl  1546 
Lindenholz,  h.  1,21,  br.  1,84. 


Königliche  Schlösser. 


581   Grablegung  Christi.    Die  in  kühlen  Tönen:  Graubraun  [Leichnam  Christi],  Weiß 
[Leichentuch],  Grau  [Sarkophag]  und  Graubraun  [Erdboden]  gehaltene  Mitte  umgeben 

breite  Flächen  leuchtend  bunter  Lokalfarben. 
Rot,  am  wirkungsvollsten  im  Gewände  Johannis 
I.,  in  Kappe  und  Ärmel  des  Nikodemus  zu  Füßen 
Christi,  gedämpfter  im  Kleide  der  hinter  Jo- 
hannes stehenden  Frau,  wechselt  mit  Dunkelblau 
[Mantel  Marias,  rosa  schillernder  Ärmel  Josephs 
von  Ärimathia  zu  Häupten  Christi,  Mantel  des 
Nikodemus  und  der  männlichen  Figur  im  Hinter- 
grund] und  steigert  sich  zu  Gelbrot  in  den 
Hängeärmeln  des  dunkelroten  Gewandes  der 
Magdalena  r.  vorn.  Saftgrün  im  Rasen  des 
Vordergrundes,  dunkler  im  Kleide  der  die 
Hände  ringenden  Frau  r.  bilden  die  Ergänzung 
zu  Rot.  Helles  graurötliches  Inkarnat  vor 
schwärzlichem  Grund  der  grauen  Felsenhöhle, 
durch  den  Gegensatz  zum  kalten  Weiß  der 
Tücher  erwärmt. 

Bez.  unten  mit  der  Schlange  mit  liegenden  Flügeln  und  der  Jahres- 
zahl 1538    .'.    S.  die  Bemerkung  zu  Nr.  580    .•.    Königliche  Schlösser. 
Lindenholz,  h.  1,48,  br.  1,10. 


70 


637  Bildnis  der  Ka- 
Gemahlin  Luthers 
helle  graurötliche 
graubraunen  Schat- 
Lippen  und  Nase], 
Kappe  mit  gelbem 
zusammenfassend] 
warm  vom  dunklen 
grund  ab.  Weiß  im 
in  Kleid,  Schnur  und 

Bez.    rechts    [  in    Goldgelb  ] 

den  Flügeln    .".    Sammlung 

Rotbuchenholz,  Durch- 


.ran 


ach 


Werkstatt 


tharina  von  Bora, 
[vermählt  1527].  Der 
Ton  des  Inkarnats  [mit 
ten,  zartem  Lichtrot  in 
der  zu  Braunrot  in  der 
Netz  [das  braune  Haar 
ansteigt,  hebt  sich 
grünlichblauenHinter- 
Kragen.Tie  fesSchwarz 
Umrandung. 

mit  der  Schlange  mit  stehen- 
Solly,  1821. 
messer  0,11. 

Lucas    Cranachs  d.  A. 


1191  Bildnis  einer  Frau.  Der  rotbräunliche  Ton  des  Inkarnats  stärkt  sich  zu  Rot- 
braun in  der  Pelzfütterung  der  Kappe,  gedämpfter  im  Kleid  mit  grauem  Pelzbesatz. 
Vor  Gelbgrün  im  Hintergrund.  Grauschwarz  in  Kappe  und  Kragen.  An  der  Hand 
goldgelbe  Ringe. 

Gegenstück  zu  Nr.  1192  .•.  Sammlung  SoUy,  1821. 
Lindenholz,  h.  0,41,  br.  0,29. 

1192  Bildnis  eines  Mannes.  Das  Rotbraun  des  Haares  und  der  Pelzfütterung  der 
Schaube  lichtet  sich  in  dem  mit  lichtroten  Tönen  behandelten  Inkarnat  auf,  umgeben 
von  Grauschwarz  in  Hut  und  Schaube.  Gelbgrün  im  Hintergrund  erhöht  die  warme 
Wirkung  des  Rotbraun.  Der  gelbbraune  Ring  am  Zeigefinger  ist  mit  dem  Familien- 
wappen [grüne  Raute  über  gelben  Schrägbalken]  geschmückt. 


Sächsische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderis 


1191 
1192 


71 


Sächsische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

635 


1155 


Zeigt  wie  das  Gegenstück  Nr.  1191  Verwandtschaft  mit  der  Kunstweise 
Cranachs  in  seiner  früheren  Zeit  .'.  Die  heiden  Dargestellten  gehören,  dem 
Wappen  nach,  der  sächsischen  Familie  von  Maschwitz  an  .'.  Sammlung 
Solly,  1821. 

Lindenholz,  h.  0,42,  br.  0,30. 

635  Bildnis  des  Herzogs  Georg  von  Sachsen  [1471 
bis  1539].  Warm  hebt  sich  das  hellbräunliche  Antlitz 
mit  dem  graubraunen  Bart  vom  Hellgrün  des  Hinter- 
grundes ab,  auf  den  die  Gestalt  einen  blaugrünen 
Schatten  wirft.  Tiefes  Schwarz  in  der  Tracht,  auf  der 
der  gelbbraune  Orden  vom  goldenen  Vlies  ruht,  stei- 
gert die  Helligkeit  der  Gesamtwirkung.  Den  Zeige- 
finger der  Rechten  schmückt  ein  gelbbrauner  Ring  mit 
graublauem  Stein. 

Bez.  links  oben  [in  Gelb]  mit  der  Jahreszahl  1534  und  der  Schlange  mit  auf- 
rechten Flügeln    .".    Sammlung  Solly,  1821. 
Rotbuchenholz,  h.  0,20,  br.  0,14. 


1155  Bildnis  Johann  Friedrichs  III.  des  Jüngeren,  Herzogs  von  Sachsen.  Röt- 
liches Inkarnat  [mit  grauen  Schatten  modelliert,  mit  hellroten  Lippen],  durch  den  Gegen- 
satz zu  Schwarz  im  Hut  und  Unterkleid,  zu  Graubraun  in  Haar  und  Pelzschaube  auf- 
gehellt, durch  den  Kontrast  zu  Gelbgrün  im  Vorhang  [mit  schwarzen  Tiefen  der  Falten] 
erwärmt.  Weiß  [mit  graublauen  Schatten]  im  Hemd  und  den  [mit  goldenen  Nesteln 
gezierten]  Federn  des  Hutes.  Goldener  Hemdkragen  [mit  weißer  Stickerei],  Kette  und 
Zierat  des  Hutes.    Gelbe  Schrift. 

Bez.  rechts  oben :  Herzog  Johann  Friederich  der  Jüngere     .'.     Johann  Friedrich  III.  der  Jüngere,  Sohn  Johann  Friedrichs  des 

Großmütigen,  ist  geboren  den  16.  Januar  1538,  gestorben  den  31.  Ok- 
tober 1565     .".     Königliche  Schlösser. 
Rotbuchenholz,  h.  0,74,  br.  0,48. 

('^Vani^pVl    Lucas    Cranach    d.  J.      Maler   und  Zeichner  für 
V^I  dlldCU    jg„  Holzschnitt,  geboren  zu  Wittenberg  den  4.  Ok- 
tober 1515,  gestorben  zu  Weimar  den  25.  Januar  1586.    Schüler 
seines  Vaters,  dessen  Werkstätte  er  seit  1553  fortführte.  Tätig 
zu  Wittenberg. 

579  Fußwaschung  der  Apostel.  Die  Mitte  wird 
durch  Dunkelblau  [Rock  Petri]  betont,  das  nach 
den  Seiten  zu  Graublau  [Gewand  Christi,  Ärmel  des 
r.  sitzenden  Jüngers]  und  Blau  [mit  weißen  Lichtern 
im  Ärmel  des  Jüngers  hinter  Christus]  abfällt. 
Zwischen  den  blauen  Flächen  bricht  in  der  Gruppe 
des  Vordergrunds  leuchtendes  Rot  hervor  [Mantel 
des  r.  sitzenden  Jüngers  und  des  Jüngers  in  der 
Mitte,  Gewandung  des  Judas  im  Hintergrund],  das 
wieder  durch  das  Gelbrot  der  Waschschüssel  dem 
Blau  näher  gebracht  wird.  Die  leuchtenden  Lokal- 
farben der  Hauptgruppe  ergänzen  sich  Inder  weniger 


72 


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betonten  Seitengruppe:  Blau  durch  Gold- 
gelbbraun [Gewand  des  Jüngers  mit  der 
Kanne]  und  Goldockergelb  [Tisch,  Sitz 
und  Tür  r.],  Rot  durch  Dunkelgrün  [Rock 
des  Jüngers  1.  mit  weißem  Bart].  Grau  der 
Architektur  dient  den  vollen  Farben  der 
Gewänder  und  dem  warmen  rotbraunen  In- 
karnat als  Hintergrund.  Weißes  Tischtuch. 

Bez.  rechts  unten  in  der  Ecke  mit  der  Jahreszahl  1537  und 
der  Schlange  mit  liegenden  Flügeln  .•.  Gehört  zu  der  ohen- 
genannten  [s.  Nr.  580]  Folge  von  Passionsbildern.  Doch  ist 
diese  Tafel  nach  ihren  stilistischen  Merkmalen  und  nach  der 
Form  des  Monogrammes  [mehr  nach  oben  geschwungene 
Flügelfedern  und  höhere  mittlere  Schlangenwindung]  dem 
jüngeren  Cranach  zuzuweisen,  und  zwar  als  frühestes  datiertes 
Bild  .■.  Königliche  Schlösser  .".  Lindenholz,  h.  1,47,  br.  1,10. 

614  Bildnis  des  sächsischen  Juristen 
Leonhard  Badehorn.  In  warmen  rot- 
braunen Tönen  [rötliches  Inkarnat  mit  roten 
Lippen,  rotbraunes,  leicht  angegrautes 
Haupt-  und  Barthaar,  rotbrauner  Pelz,  licht- 
rötliche Handschuhe]  ist  die  Figur  vor  kal- 
tem weißlichgrauem  Hintergrunde  zusam- 
mengehalten, der  im  Gegensatz  zu  einigen  Flecken  Gelb  [neben  Schwarz]  im  Wappen 
eine  bläuliche  Färbung  annimmt.   Schwarz  in  Schaube  und  Barett. 

Leonhard  Badehorn  [geboren  den  6.  November  1510  zu  Meißen,  gestorben  zu  Leipzig  1587]  war  1537  Rektor  der  Universität 
Leipzig  und  1552  sächsischer  Gesandter  auf  dem  Tridentiner  Konzil   .'. 
Sammlung  Solly,  1821   .'.  Lindenholz,  h.  0,76,  br.  0,53. 

Sächsischer  Meister  um  1540 — 1550 

1200  Bildnis  einer  Frau.  Von  braunvioletter  Pfei- 
lerarchitektur [darauf  die  gelbe  Inschrift]  hebt  sich 
hell  das  stumpfbräunliche  Inkarnat  ab,  durch  Weiß 
in  Hemd  und  Perlenstickerei  der  Haube  höher  ge- 
stimmt. Die  Helligkeit  steigern  tiefes  Schwarz  im 
Kragen  und  Dunkelgrau  im  schwarzgemusterten 
Rock.  Gelbbraun  im  Haubenstoff  am  Hinterkopf, 
den  Halsketten  und  dem  Gürtel  mit  silbergrauen 
Kettengliedern  des  Anhängers.  Graublau  in  Himmel 
und  Ferne.  Stumpfes  Saftgrün  der  Landschaft.  An 
den  Fingern  goldgelbe  Ringe  mit  grünen,  roten 
und  grauen  Edelsteinen.  Eine  mattrote  Nelke  in 
der  Rechten. 


Sächsische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

579 


Bez.  auf  dem  Pfeiler  in  der  Mitte: 
lung  Solly,  1821. 

Pappelholz,  h.  0,71,  br.  0,49. 


MDXXXXI  D.  XIII.  IVNI  . 


73 


Sächsisdie 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 


628  Bildnis  einer  Frau.  Goldgelb  des  reichen  Schmuckes,  der  Fingerringe  [mit  roten, 
blauen,  violetten  und  grünen  Edelsteinen],  des  Armbandes  und  des  Gürtels  [mit  silber- 
grauen Rosetten],  der  Ketten  und  Stickereien,  sowie  Rot  des  Korallenarmbandes  und 
Gelbrot  der  gestickten  Füllungen  des  Kragens  steigern  sich  zu  der  koloristisch  wirksamen 
Zusammenstellung  von  Hellzinnoberrot  und  bräunlichem  Goldgelb  im  Haubentuch  am 
Hinterkopf  vor  [grünlichem]  Blau  des  Himmels,  dunklem  Saftgrün  der  Bäume  und  Gelb- 
grün der  Landschaft.  Das  lichte  graubräunliche  Inkarnat  wird  durch  den  Gegensatz  zum 
umgebenden  Weiß  in  den  Ärmeln,  der  Halskrause,  dem  Fond  des  Kragens  und  der 
Perlenstickerei  der  Haube  erwärmt.  Schwarz  im  Mieder  [mit  grauen  Streifen  an  den 
Ärmeln]  steigert  die  Helligkeit.  Hellgrauer  Rock.  Dunkelbraunes  Haar.  In  der  Land- 
schaft zwei  rotbraune  Rebhühner,  r.  an  graubraunem  Stamm,  mit  zinnoberrotem  Band 
befestigt  eine  weiße,  lichtrot  gerahmte  Tafel  mit  schwarzer  Schrift:  Anno  M'D-XLVllI. 

Sammlung  Solly,  1821. 

Lindenholz,  h.  0,71,  br.  0,49. 


1200 
628 


74 


DEUTSCHE  SCHULEN  DES  XVII. 
UND  XVIII.  JAHRHUNDERTS 


Deutsche 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 


664  B 


C'|„L_J„^_„  Adam  Elsheimer,   Elshaimer  oder  Aelsheimer.    In  Italien  Adamo  Tedesco  gen. 

LiloIieilUer  Maler  und  Radierer,  getauft  zu  Frankfurt  a.  M.  den  18.  März  1578,  gestorben  zu  Rom  am 

11.  Dezember  1610.     Schüler  Philipp  Uffenbachs    zu  Frankfurt.    Tätig   zu  Rom    [vermutlich   seit  1595]. 

664b  Der  hl.  Martin  und  der  Bettler.  In  warmem  graubraunem  Ton  ist  die  Gruppe 
mit  dem  Bodenabschnitt  im  Vordergründe  zusammeng-ehalten  vor  mächtig-er  bräunlich- 
hellblauen Himmel  und 
waldiger  Ferne.  Die 
Töne  der  Tracht  Mar- 
Barett  [mit  rosaroter, 
blauer  Feder]  und 
Blaugrün  der  Ferne  ge- 
Silbergrau  [Rüstung, 
Blau  im  Beinkleid  ver- 
durch  das  Mattgelb  der 
dem  um  die  Brust  des 
genen  gelbbräunlichen 
setzt,  über  das  Gelb- 
ligen geteilten  Mantels 
rotenTönen  gehaltenen 
lers  überführt.  Ihre  to- 
durch    den    Gegensatz 


grauer  Wolke  am 
vor  blaugrüner 
kühlen  farbigen 
tins:  Karminrot  in 
grüner  und  hell- 
Schärpe  [auf  das 
stimmt],  durch 
Pferdebrust]  mit 
mittelt,  werden 
Stiefel,  das  sich  in 
Pferdes  geschlun- 
Löwenfell  fort- 
braun des  vomHei- 
zu  der  in  bräunlich- 
Gestalt  des  Bett- 
nige  Wärme  wird 


zu  gedämpftem  Weiß  im  Schurz,  vor  allem  zum  Blau  des  Himmels  gesteigert. 

Aus  der  frühen  römischen  Zeit  des  Meisters    .*.    Sammlung  Pourtales,   Paris    1865     .'.     Erworben  1881   in  Paris  aus  der 
Sammlung  des  Marquis  de  Ganay  unter  dem  Namen  „Guercino  "    .".    Kupfer,  Durchmesser  0,21. 

664d  Waldlandschaft  mit  Merkur  und  Argus.  In  das  schwärzliche  Grün  des  Waldes, 
dessen  Tiefe  das  Grauweiß  der  Wolke  am  lichten  graublauen  Himmel  erhöht,  mischen 
sich  rotbräunliche  und  ockergelblicheTöne  [Gestrüpp,  Felssteine,  Stämme].  Siesteigen 
zu  dem  leuchtenden  Rot  im  Rocke  des  Argus  an,  in  dem  die  Gesammtfärbung 
gipfelt.  Seine  Intensität  wird  durch  die  umgebenden  blaugrünen  [Baumstumpf]  und 
grauen  Töne  erhöht,  die  im  hellblauen  Mantel  Merkurs  zusammengefaßt  sind  und  nach 
der  Tiefe  zu  immer  mehr  das  Übergewicht  gewinnen. 


664  D 
664  E 


76 


Gegenstück  zu  Nr.  664  E  .■.  Erworben   1900  aus 
dem    englischen    Kunsthandel   als  Geschenk   des 
Herrn  Generalkonsuls  H.  Rosenberg. 
Kupfer,  h.  0,12,  br.  0,16. 

664  E  Waldlandschaft  mit  der 
Tötung'  des  Argus.  Die  Gesamt- 
färbung entspricht  ganz  dem  Seiten- 
stück. Das  beherrschende  luftige 
Grün  ergänzt  sich  im  warmen  Rot- 
braun des  Inkarnats  der  Figuren, 
das  sich  über  helles  Rot  im  Rocke 
Merkurs  zu  tieferem  Rot  im  Mantel 
des  Argus  und  im  Gurte  der  am 
Boden  liegenden  Schwertscheide 
steigert. 

Gegenstück  von  Nr.  664  D    .'.    Erworben  1900  aus  dem    englischen  Kunsthandel  als  Geschenk  des  Herrn  Generalkonsuls 
H.  Rosenberg   .-.   Kupfer,  h.  0,12,  br.  0,16. 

664a  Die  badende  Nymphe.  Weich  löst  sich  der  hellbräunliche,  graurosa  schimmernde 
Körper  aus  dem  grünlichen  Dunkel  des  Weihers  und  der  ihn  umsäumenden  Bäume,  die 
von  wärmerem  Saftgrün  vorn  in  das  Blaugrün  des  Mittelgrundes  übergehen.  Dort 
werden  die  luftigen  grünen  Töne  des  Waldes  und  der  ansteigenden  Höhe  durch  den 
gelblichen  Schein  des  abendlichen  Horizonts  erwärmt,  um  in  der  Ferne  in  das  Blau  des 
1.  von  rötlichem  Gewölk  überzogenen  Himmels  überzugehen.  Alles  Grün  empfängt  durch 
den  Kontrast  zu  tiefem  Rot  im  Gewände  der  Nymphe  r.  am  Gezweig  [zugleich  Gegen- 
gewicht zum  nackten  Körper  1.],  als  Rotbraun  ausklingend  in  der  Gestalt  des  ver- 
folgenden Satyrs,  größere  Tiefe.  Ein  Fleck  Weiß  daneben  gibt  die  Basis  für  die  ge- 
dämpften Töne. 

Dieselbe  Darstellung,  angeblich  bezeichnet;  Job.  König  1597,  bei  Herrn  von  Titzenhofen  in  Greiz  .'.   1880  aus  dem  Kupfer- 
stichkabinett überwiesen  Kupfer,  h.  0,14,  br.  0,20. 


Deutsche 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 


664c  Landschaft  mit  Johannes  dem  Täufer.  Das  bräunliche  Saftgrün  de 
und  Büsche  des  Vordergrundes  lockert 
sich  an  den  Rändern  durch  luftiges 
Blaugrün  auf  und  geht  im  Bergab- 
hang jenseits  des  blaugrau  glänzenden 
Wassers  in  helles  Gelbgrün  über,  dessen 
Intensität  der  Gegensatz  zu  dunklem 
Blau  des  Himmels  erhöht.  Weiße,  grau- 
blau beschattete  Wolken  steigern  die 
Lichtwirkung.  Ein  Fleck  Rotbraun  im 
Körper  Johannis,  Zinnoberrot  in  seinem 
Mantel  verleiht  dem  grünen  Gesamt- 
ton größere  Kraft. 

Erworben  1884  in  Wien  von  Professor  Thausing. 
Kupfer,  h.0,13,  br.  0,17. 


Bä 


664  C 


77 


Deutsche 
Schule  des 
XVn.  Jahr- 
hunderts 


664 


664  Altärchen  mit  Darstellungen  aus  dem  Leben  der  Maria.  In  weicher  ver- 
schwommener Malerei.  Unter  den  zarten,  auf  Grau  abgestimmten  Tönen  überwiegen 
Hellblau  und  Graublau  [mit  gelben  Tönen  kontrastierend],  Rosarot,  das  sich  zu  bräun- 
lichem Rot  steigert,  und  Saftgrün.  —  Mittelbild:  Krönung  Maria.  Das  Graublau  des 
Himmels,  oben  im  hellblauen  Gewände  Marias  sich  konzentrierend  und  dort  durch 
Mattgelb  der  Glorie  gestärkt  [das  sich  zu  Goldgelb  im  Ornate  Gott-Vaters  steigert], 
geht  1.  in  Grün  [Gewand  des  musizierenden  Engels],  das  mit  Mattrosa  [Gewand  Christi, 
Kleid  des  Engels  r.]  kontrastiert,  nach  unten  in  Blaugrün  [Landschaft]  über,  das  sich 
durch  gedämpftes  Zinnoberrot  [Gewänder  zweier  Apostel  r.  und  1.]  ergänzt.  In  der  Ge- 
wandung des  1.  knienden  Apostels  erklingt  am  kräftigsten  der  Kontrast  von  Hellblau  und 
Gelb.  Mattere  Töne  in  der  Mitte:  Rosarot  und  Hellgelb  [Gewandung  des  in  den  grauen 
Sarkophag  schauenden  Apostels].  —  Seitenbilder  zur  Linken.  Oben:  Verkündi- 
gung Maria.    Der  rotbräunliche,  im  Hintergrunde  mit  Grau  gedämpfte  Ton  des  Raumes 


steigert  sich 
liches  Gold- 
de  des  En- 
Hellblau  im 
[über  rosa- 
kontrastiert, 
Tischdecke, 
um  durch 
Vorhang  er- 
ten:  Anbe- 
Vor  bräun- 
Hellblauund 

Wandung 

dämpftes 
grün  [Tracht 
Blaugrün.  — 
zur    Rechten 


über  bräun- 
gelb im  Gewan- 
gels,    das    mit 
Mantel    Marias 
rotem      Kleid] 
zu    Rot   in   der 
das  sich  wieder- 
Saftgrün     im 
gänzt.  —    Un- 
tungdesKindes. 
lichem     Grund 
Rosarot     [Ge- 
Marias];   ge- 
Rot    und    Saft- 
Josephs];  rechts 
Seitenbilder 
ariäHeimsuchung.  Rosarot 
Saftgrün],   Gelbrot    in    dem 
beider    Mänteln,    nach    der 
der  Ferne  und  Hellblau   im 


Oben: 
im  Kleide  Marias  [neben 
Elisabeths,  Hellblau  in 
Tiefe  in  das  Blaugrün 
Himmel  übergehend.  Goldgelb  in  den  Trachten  der  seitlichen  Figuren.  —  Unten:  An- 
betung der  Könige.  Bräunliches  Zinnoberrot  im  Mantel  des  knienden  Königs,  von  zarten 
hellblauen,  rosaroten  [Gewandung  Marias],  weißlichen  und  graublauen  Tönen  umgeben. 
—  Unter  dem  Mittelbilde:  Tod  Maria.  Gelb,  mit  blauen  und  graublauen  Tönen  kon- 
trastierend in  den  Gewändern  der  Apostel  der  1.  Seite,  durch  Blaugrün  [Bettdecke]  zu  dem 
die  r.  Bildhälfte  beherrschenden  Kontrast  von  bräunlichem  Rot  und  Saftgrün  überführt. 

Früher  als  Jujfendwerk  Elsheimers  bezeichnet,  für  dessen  Urheberschaft  der  Umstand  spräche,  daß  das  Mittelbild,  die  Him- 
melfahrt Maria,  eine  freie  Wiederholung  nach  dem  Mittelbiide  des  von  Dürer  für  Frankfurt  gemalten  Hellerschen  Altars 
ist  [  durch  Brand  zerstört ;  Kopie  von  Elsheimers  Schüler  Jobst  Harrich  in  der  städtischen  Galerie  zu  Frankfurt  a.  M.].  Doch 
weist  der  Charakter  der  Malerei  auf  eine  Zeit,  in  der  Elsheimer  längst  in  Rom,  wenn  überhaupt  noch  am  Leben  war  .*. 
Königliche  Schlösser. 

Kupfer,  Mittelbild  h.  0,26,  br.  0,21 ;  unteres  Bild  h.  0,10,  br.  0,21 ;  Seitenbilder  je  h.  0,12,  br.  0,10. 


78 


Rottenh 


ammer  fea'""  "^""^ 


;nhammer.  Geboren  zu  München  1564,  gestorben  zu  Augsburg- 
Schüler  seines  Vaters  Thomas  und  seit  1582  Johannes  Donauers  zu  München. 
In  Italien,  vornehmlich  in  Venedig,  nach  Tintoretto  ausgebildet.  Tätig  zu  Venedig  [noch  1605],  dann  ab- 
wechselnd in  Augsburg  und  München  [seit  etwa  1606]. 


690  Die  Künste:  Dichtkunst,  Musik,  Malerei  und  Baukunst.  Bunte  Farben  von 
glasigem  Charakter  setzen  in  breiten  Flächen  in  den  Figuren  des  Vordergrundes  an: 
Rot  [Mantel  der  Allegorie  der  Dichtkunst  1.]  und  Blau  [mit  weiß  schillernden  Lichtern 
im  Mantel  der  Musik  r.].  Rot,  als  Rosarot,  durch  die  Nachbarschaft  zu  graublauen 
[neben  bräunlichen]  Halbschatten  gesteigert,  auch  im  Inkarnat  sich  verbreitend,  springt 
schräg  nach  r.  in  die  Tiefe  [roter  über  den  Sitz  der  Venus  gebreiteter  Teppich,  deren 
rosarotes  Gewand],  ^^^h^^^^^^^^^^^^^^^^^^b  Malerei  sitzt],  eine  Ge- 
dort  von  komple-  ^^^^^^^^^^^^H^^^^^^^^H  gendiagonale  zu  Rot 
mentärem  Blaugrün  ^^^^^^^^^^^^^  ^^^^^^^^1  bildend, 
im      Rosengebüsch      ^^^^^^^  ..^^^^^^^        l- -  -  r  u   c  ui- 

^^^^^^^^^^f  ■f^^^^^^^^^^M  Königliche  ochlosser. 

und  Laubwerk   be-  ^^^^^g  ^;9  f^       "^^^^^H  Kupfer,  h.o,28,  br.  0,21 
gleitet.         Darüber 

bricht    Goldgelb    in  ^^^           ^-^           ,_^  .         _  i^cilll^l      Oenner.     Ge- 

dem  von  Putten  ge-  ^^^^^B^  -^^^^k"-  jfc.       S  ''°'''^"     ^^"    ^^-     November 

haltenen     Vorhang      ^^^^■i^.^^^kil^KsibM        ^^^l  ^'^  '^»°"'''   gestorben 
hervor,  im  Kontrast 
mit  Hellblau  [Him- 
mel, Gewand  Miner- 


vas 1.  im  Hinter- 
grund, Mantel,  auf 
dem  die  allegori- 
sche    Gestalt     der 


Denner  ^f  ^asar 


zu  Rostock  den  14.  April 
1749.  Schüler  eines  Zeichen- 
lehrers Amama  zu  Altona, 
an  der  Akademie  zu  Berlin 
[seit  1707]  v^eiter  ausge- 
bildet. Tätig  vornehmlich 
in  Hamburg  und  London 
[1721  — 1724],  zeitweilig  an 
deutschen  Höfen  [nament- 
lich in  Schwerin],  in  Berlin 
und  Kopenhagen  [1717]. 


Deutsdie 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 

690 

1014 


Deutsche 
Schule  des 
XVIII.  Jahr 
hunderts 


79 


Deutsche 
Schule  des 
XVm.  Jahr- 
hunderts 


500  B 


1014  Bildnis  eines  Greises.  Die 
Färbung  ist  Verblasen  und  auf  Grau 
g-estimmt.  Das  ockergelbliche,  mit 
Grau  gebrochene  Inkarnat  [mit  grau- 
blauen Augen  und  grauem  Bart]  geht 
weich  in  das  bräunliche  Grau  der 
Haare,  dieses  in  das  Graubraun  des 
Hintergrunds  über.  In  den  Falten 
und  Schatten  des  Gesichts  stehen 
lichtrote  Töne,  die  zu  dunklem  Braun- 
rot im  Mantel  ansteigen,  durch  Grau- 
weiß im  Hemd  in  ihrer  Wirkung  er- 
höht.     Graubräunlicher    Pelzkragen. 

Bez.  im  Grunde  rechts  an  der  Seite:    Denner  fec*  .". 
Erworben  1832. 

Kupfer,  h.  0,38,  br.  0,30. 

1014b  Bildnis  eines  Mannes.  In  weicher  flockiger  Malerei.  Das  graubräunliche,  mit 
lichtroten  Tönen  behandelte  Inkarnat  [mit  graublauen  Augen]  wird  durch  den  Gegen- 
satz zum  kühleren  bräunlichen  Grau  der  Perücke,  das  weich  in  den  bräunlichgrauen 
Hintergrund  übergeht,  und  Grauweiß  der  Halsbinde  erwärmt.  Gedämpftes  Dunkel- 
braunrot im  Sammetrock  [mit  goldgelben  Schnüren]  läßt  das  Antlitz  lichter  erscheinen. 

Erworben  1850    .-.    Kupfer,  h.  0,26,  br.  0,22. 

C^\-t      i-J/-k       */2kr»l    '     Daniel  Chodowiecki.    Maler  und  Radierer,  geboren  zu  Danzig  den   16.  Oktober 
V_xIlUUU  WICi^K.1     1726,  gestorben  zu  Berlin    den  7.  Februar  1801.     Durch   Zeichnungen    nach  Boucher 
und  Watteau  und  in  der  Malerei  unter  Haid  und  Bernhard  Rode  gebildet.    Tätig  zu  Berlin. 

500  b  DerAbschied  des  Calas.  Vordem  schwärzlichen  Braun  der  Kerkermauern  trifft 
helles  Licht  die  Figurengruppe  im  Vordergrunde.  Kräftiges  Zinnoberrot  im  Rock- 
umschlage des  Verurteilten  [1.,  durch  Braun  gebrochen,  in  den  Uniformen  der  Soldaten 
im  Halbdunkel  wiederkehrend]  betont  die  Mitte,  ausklingend  im  rotbraunen  Inkarnat 
der  im  Schatten  befindlichen  Figuren.   Kühle  graue  und  weiße,  über  Graublau  [Rock 

des  Verurteilten]  zu  Hellblau  [Kleid 
der  stehenden  Tochter]  und  Dunkelblau 
[Rock  des  Mannes,  der  dem  Gefangenen 
die  Fußschellen  löst]  ansteigende  Töne 
umgeben  das  Rot,  wobei  die  blauen  Töne 
durch  den  Kontrast  zu  Goldgelb  im  Kleide 
der  knienden  Tochter  [ausklingend  im 
gelbbräunlichen  Rocke  des  Sohnes  und 
im  gelbbraunen  Lager]  gesteigert  werden. 

Bez.  unten  rechts:  D  Chodowiecki.  f.  [echt?]  .'.  DasGe- 
mälde  wurde  1765  ausgeführt.  1762  iiatte  das  Parlament 
zu  Toulouse  den  von  Voltaire  gebrandmarkten  Justizmord 
an  dem  calvinistischen  Kaufmann  Jean  Calas  begangen  .". 
Erworben  1865  als  Geschenk  von  Frau  Gretschel,  geb.  Cho- 
dowiecki, in  Leipzig  .'.   Leinwand,  h.  0,30,  br.  0,41. 


80 


482  Das  Blindekuhspiel.  In  Wat- 
teaus Art,  doch  in  härterer  und  bun- 
terer Färbung.  Das  beherrschende 
Grün  g-eht  von  den  dunkelg-rünen 
KuHssen  des  Vordergrundes  über 
das  Gelbgrün  der  Wiese  [die  ein 
Streifen  ockergelbbraunen  Erdreichs 
durchschneidet]  in  das  [rotbräunlich 
gefärbte]  Blaugrün  desMittelgrundes 
und  in  Graublau  des  Himmels  und 
der  Ferne  über.  Rotbraun  im  Rocke 
des  lagernden  Herrn  r.  im  Vorder- 
grunde, Rosarot  im  Kleide  der  Dame 
neben  ihm.  Braunrot  im  Inkarnat 
stehen  dagegen.  Die  Hauptfiguren 
der  Blindekuhspieler   aber   werden 

hervorgehoben  durch  Hellgelb  [Kostüm  der  Dame  mit  hellblauen  Schleifen],  dem 
Hellblau  [im  Kleide  des  Herrn]  entspricht.  In  gebrochenen  Nuancen  [Graublau,  Hell- 
blau, Gelbbraun]  klingt  dieser  Kontrast  in  den  Kleidern  der  zuschauenden  Gesell- 
schaft aus. 

Bez.  links  an  einem  Baumstamme :  D.  Chodowiecki  p.  1768  .'.  Gegenstück  zu  Nr.  485  .•.  Erworben  1843  aus  der  Sammlung 
Reimer  zu  Berlin. 

Leinwand,  h.  0,63,  br.  0,78. 

485  Der  Hahnenschlag.  Im  gleichen  kühlen,  auf  Blaugrün  gestimmten  Tone  wie  das 
Gegenstück.  Der  von  rotbräunlich  getöntem  Dunkelgrün  im  Laub  des  Baumes  r.  vorn 
zu  Gelbgrün  in  der  Wiese  [von  ockergelbbraunem  Erdreich  unterbrochen]  und  bis  Blau- 
grün  in   der  Ferne    sich   wandelnde   grüne  Grundton    ergänzt   sich  durch  Braunrot   im 

Inkarnat[dunklerin  den 
Kleidern  der  Herren], 
Rosarot  im  Kleide  der 
Dame  r.  und  im  gelb- 
grünen, rosarot  schil- 
lernden Kostüm  der 
Dame  ganz  r.  mit  rosa- 
roterTunique.  Wieder- 
um wird  dieHauptfigur 
durch  den  Kontrast  von 
Goldgelb  [Rock]  und 
Hellblau  [Schärpe]  her- 
vorgehoben, der  matter 
im  graublauen  Himmel 
und  dem  gelblichen  Ho- 
rizont    ausklingt.      Im 


Deutsdie 
Schule  des 
XVIII.  Jahr- 
/tiinderts 

485 


491  B 

491  A 


81 


Deutsche 

Schule  des 

XVIII.  Jahr- 

hunderts 

491 C 


1034C 


Mittelgrunde  Grauweiß  im  Zelt,  Blau  und  Graublau 
in  den  Kleidern  der  Damen. 

Bez.  links  unten:  D.  Chodowiecki  1768.   .■.  Gegenstück  von  Nr.  482  .",  Er- 
worben 1844. 

Leinwand,  h.  0,63,  br.  0,78. 

491b  Bildnis  des  Dr.  Solander.  Das  Bildnis  ist 
in  roten  Tönen  zusammengehalten,  die  Lebhaftig- 
keit des  geröteten  Antlitzes  durch  das  umgebende 
Grauweiß  der  Frisur  [mit  schwarzer  Schleife]  und 
Weiß  in  der  Binde  gesteigert,  durch  bräunliches  Rot 
im  Rocke  herabgestimmt.  Rotbrauner  Hintergrund. 
In  bräunlichgrauer,  gemalter  Umrahmung. 

Unter  dem  runden  Ausschnitte  der  Umrahmung  bez.:  D  :  Chodowiecki: 
pinx:  Berol:  .■-  Gegenstück  zu  Nr.  491  A  .'.  Auf  der  Rückseite  mit  Tinte 
in  alter  Schrift :  Nach  der  Natur  gemalt  von  Chodowiecki,  welcher  das 
Porträt  seinem  Freunde  Bolten  zum  Gesdlenk  gemacht  hat,  zu  einer 
Zeit,  als  Banks,  Solander  und  Bolten  in  einem  und  demselben  Ort  vereinigt 
waren  .".  1859  aus  dem  Kupferstichkabinett  überwiesen. 
Kiefernholz,  h.  0,23,  br.  0,16. 

491a  Bildnis  des  Joseph  Banks.  Das  rötliche  Inkarnat  steht  warm  vor  grauem  Hinter- 
grund, von  Weiß  in  der  Binde  und  Dunkelbraun  im  Haar  umrahmt.  Dunkelblauer,  im 
Lichte  hellblau  schimmernder  Sammetrock.  Gedämpft  rotbrauner  Pelzkragen.  In  grau- 
bräunlicher, gemalter  Umrahmung 

Unter  dem  runden  Ausschnitte  der  Umrahmung  bez.:  D:  Chodowiecki:  pinx:  Berol:  .-.  Gegenstück  von  491  B  .-.  1859  aus  dem 
Kupferstichkabinett  überwiesen. 
Kiefernholz,  h.  0,23,  br.  0,16. 

491c  Bildnis  des  Dr.  Marcus  Levin,  des  Vaters  der  Rahel  von  Varnhagen.  Die 
lebhafte  Frische  des  rötlichen,  mit  bläulichen  Halblichtern  modellierten  Inkarnats  erhöht 
der  Gegensatz  zu  Grauweiß  in  Perücke,  Kragen  und  Manschetten,  sowie  zu  dem  grün- 
lichen Ton,  mit  dem  der  dunkelrotbraune  Hinter- 
grund in  der  Umgebung  des  Gesichtes  aufgelichtet 
ist.  Gegenüber  dem  Inkarnat  ist  das  bräunliche 
Gelb  im  Überrock  [mit  gelben  Knöpfen],  das  sich 
durch  Dunkelblau  in  der  Polsterung  des  Stuhles 
ergänzt,  gedämpft.  Dunkelrotbrauner  Stock  mit 
goldgelbem  Griff. 


Bez.  links  neben  der  Stuhllehne:  Chodowiecki  pinx 
aus  dem  Nachlaß  des  Herrn  Dr.  Robert -Tornow. 
Eichenholz,  h.  0,22,  br.  0,175. 


Erworben  1896 


Graff 


Anton    Graff.      Geboren    den    18.  November    1736 
zu    Winterthur,     gestorben     den     22.    Juni    1813    zu 

Dresden.    Schüler  Johann  Ulrich  Schellenbergs  in  Winterthur. 

Tätig-  in  Augsburg  [1756 — 1766],    Regensburg  und  anderen 

Orten,    vornehmlich    aber   seit  1766  in  Dresden    [seit    1789 

als  Professor  an  der  Kunstakademie]. 

1034c  Selbstbildnis.  Die  Figur  ist  skizzenhaft 
in  brauner  Untermalung,  über  die  der  gelbbraune 
Ton  des  Rockes  durchsichtig  lasiert  ist,  angelegt. 


82 


vor  hellem  bläulichweißem  Grund.  Nur  das  Ant- 
litz [mit  hellblauen  Augäpfeln  und  dunkelbraunen 
Pupillen]  ist  durchgeführt  in  lichten  ockergelblichen 
und  rötlichen  Tönen,  mit  rotbraunen  und  bläu- 
lichen Schattentönen.  Auf  dem  bräunlichen  Haar 
sitzen  bläuliche  Glanzlichter. 

Das  Bildnis  sdieint  eine  Studie  zu  dem  Familienbüdnisse  des  Meisters 
von    17S6  im  herzoglichen   Schlosse   zu  Sagan    zu   sein   .".    Aus   dem 
Kupferstichkabinett  überwiesen. 
Leinwand,  h.  0,52,  br.  0,41. 

1034j  Bildnis  des  Berliner  Oberkonsistorial- 
rats  Johann  Joachim  Spalding-.  Das  Antlitz 
mit  den  graublauen  Augen  und  weißen  [wie  die  t 
Lichter  der  Hautrunzeln  flüchtig  mit  dem  Pinsel-  } 
stiel  eingezeichneten]  Brauen  ist  in  rötlichen,  rosa- 
roten und  auf  der  Stirn  ockergelben  Tönen,  mit 
grauen  und  braunen  Schatten,  flott  hingestrichen. 
Gegen  das  frische  rötliche  Inkarnat  steht  von  der  durchscheinenden  Untermalung  bräun- 
lich getöntes  Gelbgrün  in  dem  nur  angedeuteten  Rock,  Grauschwarz  in  der  Mütze.  Grau- 
weiße Halsbinde.  Der  braune  Hintergrund  ist  in  der  Umgebung  des  Kopfes  mit  Grau- 
aufgelichtet. 

Studie  zu  dem  im  Jahre  1800  gemalten  Bildnisse  Spaldings  in  der  Nationalgalerie  zu  Berlin   .•.  Aus  dem  Kupferstichkabinett 
überwiesen    .*.    Leinwand,  h.  0,58,  br.  0,46. 

1034g  Bildnis   des  Herrn  von  Martens.    Das  hellockergelbliche  Inkarnat,  mit  grauen 
Schatten  modelliert  und  durch  rötliche  Lasuren  auf  Wangen  und  Mund  belebt,  erscheint 


Deutsche 
Schule  des 
XVIII.Jahr- 
hunderts 

1034  J 


1034  H 
1034  G 


83 


Deutsche 
Schule  des 
XV III.  Jahr- 
hunderts 


499 


wärmer  neben  dem  Fleck  Weiß  in  der  Spitzenkrawatte,  dem  umgebenden  bräunlichen 
Grau  des  Haares  und  dem  Grau  des  Hintergrundes,  in  das  sich  nach  unten  zu  bräun- 
liche Töne  mischen.  Das  dunkle  Braun  des  Pelzkragens  und  das  im  Lichte  weißlich 
schimmernde  Dunkelblau  des  Sammetrocks  steigern  die  Helligkeit  des  Gesichts.  Ge- 
malte schwärzliche  Umrahmung. 

Gegenstück  zu  Nr.  1034H  .".  Gemalt  um  1770  .'.  Baron  Martens,  Paris  .■-  Erworben  1909  aus  dem  Berliner  Kunsthandel. 
Leinwand,  h.  0,82,  br.  0,65. 

1034h  Bildnis  der  Frau  von  Martens.  Die  zarte  Frische  des  lichten  ockergelblichen 
[mit  graublauen  Halbtönen  modellierten]  Inkarnats,  mit  rosaroten  Lasuren  auf  den 
Wangen  und  kräftigem  Rot  auf  den  Lippen,  wird  durch  die  umgebenden  grauen  Töne 
[im  leicht  gepuderten  dunkelbraunen  Haar  und  im  Hintergrund],  vor  allem  aber  durch 
das  Grauweiß  des  Schwanenpelzes  erhöht.  Dunkles,  mit  Braun  gedämpftes  Karmin- 
rot im  Kleid  [nochmals  kälter  oben  im  Haarband  wiederkehrend]  steigert  die  Hellig- 
keit des  Fleischtons.    Gemalte  schwärzliche  Umrahmung. 


Gegenstück  von  Nr.  1034G  .".  Baron  Martens,  Paris 
Leinwand,  h.  0,82,  br.  0,65. 


Erworben  1909  als  Geschenk  des  Herrn  Eduard  Schulte. 


K  et  Maria  Angelica   Kauffmann    [Kaufmann].     Malerin    und  Radiererin,  geboren  zu 

aUlimann   Chur  den  30.  Oktober  1741,  gestorben  zu  Rom  den  5.  November  1807.    Schülerin  ihres 
Vaters  Johann  Joseph  Kauffmann.    Tätig  in  Venedig,  vornehmlich    in   Rom  und  London  [1766 — 1781]. 

499  Selbstbildnis  der  Künstlerin.  Vom  kalten  Grauweiß  der  Gewandung,  die  den 
hellen  zarten  Fleischton  der  Brust  wärmer  erscheinen  läßt,  steigert  sich  die  Färbung 
zu  den  rötlichen  Tönen  des  Antlitzes  [mit  dunkelbraunen  Augen],  dessen  Wirkung 
durch  Graugrün  im  Rebenlaub  [mit  violettbraunen  Trauben]  und  durch  kaltes  kreidiges 
Graublau  des  Hintergrundes  erhöht  wird.  Dieses  ergänzt  sich  durch  das  Goldgelb  im 
Gürtel  und  den  Armspangen  und  bräunliches  Ockergelb  im  Haar. 

Königliche  Schlösser    .".    Leinwand,  h.  0,74,  br.  0,61. 


84 


NIEDERLÄNDISCHE  SCHULEN 


NIEDERLÄNDISCHE  SCHULEN 
DES  XV.  UND  XVI.  JAHRHUNDERTS 


DER  GENTER  ALTAR 
GESAMTANSICHT  DES  GEÖFFNETEN  ALTARS 


87 


■^SS;  SUDNIEDERLANDISCHE  SCHULE 

Schule  des  ••  i     r        r*-- 

XV.  Jahr-  T^ \rnlr     ^^^^^^   ""*^  J^n  van  Eyck.   —   Hubert  van  Eyck,    g-eboren    zu  Maaseijck    [zu  Eijck   an   der 

hunderts  ^y^T^    Maas]  um   1370,  gestorben  zu  Gent  den  18.  September  1426.   Tätig  zu  Gent.  —  Jan  van  Eyck, 

geboren  zu  Maaseijck  um  1390,  gestorben  zu  Brügge  zwischen  dem  24.  Juni  und  22.  Juli  1441.  Schüler 
seines  älteren  Bruders  Hubert  und  wie  dieser  an  der  Ausbildung  der  Oltechnik  beteiligt.  Tätig  in 
Gent,  dann  im  Haag  [1422  —  1424  als  Hofmaler  Herzog-  Johanns  von  Bayern]  und  in  Lille  [1425  bis 
1428  als  Hofmaler  Herzog  Philipps  d.  G.  von  Burgund],  nach  einer  Reise  nach  Portugal  und  Spanien 
[1428  und  1429]   in  Brügge  [daselbst  ansässig  seit  Januar  1430  bis  zu  seinem  Tode]. 

512 — 523  Sechs  Flügel  des  Genter  Altars:    Die  Anbetung  des  Lammes.    [Nach 
der  Apokalypse  Vll,  9.] 

Das  Hauptwerk  der  beiden  Brüder,  zugleich  das  bedeutendste  Werk  der  altniederländischen  Schule,  wurde  für  die  Kapelle 
des  Jodocus  Vydt,  der  1433  Bürgermeister  von  Gent  war,  und  seiner  Gattin  Isabella  geb.  Burluut  in  der  Kirche  S.  Johann 
[später  S.  Bavo  ]  zu  Gent  ausgeführt.  Das  untere  Mittelbild  des  umfangreichen  Altarwerkes,  die  Anbetung  des  Lammes 
darstellend,  sowie  die  darüber  befindlichen  Einzelfiguren  von  Gott -Vater,  Johannes  und  Maria  stehen  noch  in  S.  Bavo, 
während  die  beiden  oberen  äußersten  Flügelbilder  [mit  den  Figuren  von  Adam  und  Eva]  in  die  Galerie  zu  Brüsssel  ge- 
kommen sind  [  1861  1.  Über  Urheber,  Besteller  und  Zeit  der  Ausführung  berichtet  die  Inschrift  auf  dem  alten  Rahmen  des 
Bildes  [auf  Nr.  519,  518,  523,  522].    Sie  lautet: 

[PiCTOR]  HVBERTVS  E  EYCK.  MAJOR  QVO  NEMO  REPERTVS 
INCEPIT.  PONDVS.  q[uod]  JOHANNES  ARTE  SECVNDVS 

[frater  perf]ecit  ivdoci  vyd  prece  fretvs. 
versvs  sexta  mai  vos  colloCat  acta  TVERI 

d.  h.  „Der  Maler  Hubert  van  Eyck,  der  größte,  der  je  gefunden  worden,  begann  das  Werk,  das  Johann,  der  Bruder,  in  der 
Kunst  der  Zweite,  auf  des  Jodocus  Vyd  Bitte  vollendete"  .*.  Die  Verbindung  der  im  letzten  Verse  rot  geschriebenen,  hier 
groß  gedruckten  Buchstaben  ergibt  dsis  Datum  6.  Mai  1 432  .-.  Die  eingeklammerten  Worte,  teils  fehlend,  teils  undeutlich  ge- 
worden, sind  nach  einer  Handschriftensammlung  aus  der  Mitte  des  16.  Jahrh.  ergänzt.  Allein  die  hier  überlieferte  Inschrift 
war  wohl  nicht  nach  dem  Originale,  sondern  nach  einer  älteren  Abschrift  kopiert,  und  die  Richtigkeit  der  Ergänzungen  ist 
nicht  unzweifelhaft:  für  PICTOR  und  FRATER  PERF.  Ist  der  leere  Platz  nicht  ganz  ausreichend,  falls  die  Worte  nicht  ab- 
gekürzt waren  [pondus  quod  und  versus  sind  Korrekturen  für  pondusque  und  versu].  Nach  anderer  Überlieferung  stand 
für  „frater  perfecit"  „suscepit  laetus"  .'.  Wann  Hubert  den  Auftrag  für  das  Altarwerk  erhielt,  ist  unbekannt.  Doch  laßt 
sich  aus  der  Biographie  des  Jan  van  Eyck  soviel  feststellen,  daß  dieser  vor  1426  sich  an  der  Arbeit  nicht  beteiligte,  und  da 
er  von  Mai  1425  zu  Lille  im  Dienste  Philipps  des  Guten  tätig,  dann  auf  längerer  Reise  bis  Ende  1429  von  Gent  abwesend 
war,  vor  1430  nicht  an  die  Vollendung  des  von  Hubert  1426  unfertig  zurückgelassenen  Werkes  herangehen  konnte. 
Immerhin  konnte  sich  seine  Tätigkeit  an  dem  Werke,  dessen  Aufstellung  am  6.  Mai  1432  erfolgte,  über  mehr  als  zwei 
Jahre  erstrecken.  Während  allgemein  angenommen  wird,  daß  der  Entwurf  des  Ganzen  von  Hubert  herrührt,  gehen  dar- 
über die  Ansichten  weit  auseinander,  welche  Teile  Hubert,  welche  Jan  ausgeführt  und  welche  etwa  der  von  Hubert 
begonnenen  Tafeln  Jan  fertiggestellt  habe.  Als  Arbeit  des  Hubert  werden  ziemlich  einstimmig  die  drei  oberen  Mittelbilder, 
die  Einzelfiguren  Gott  -Vaters,  der  Maria  und  des  Johannes  angesehen.  Adam  und  Eva  gelten  jetzt  meist  als  das  Werk  Jans. 
Im  übrigen  scheint  der  Anteil  Jans  in  der  Ausführung  und  Vollendung  der  unteren  k'.einfigurig'en  Innentafeln,  sowie  der 
Außenselten,  insbesondere  der  Verkündigung  [mit  den  Lünetten]  und  den  statuarischen  Heiligengestalten  zu  bestehen  .■. 
Das  Altarwerk,  ein  Allerheiligenbild,  besteht  aus  zwölf  Tafeln  in  zwei  Reihen,  von  denen  die  obere  sieben,  die  untere  fünf 
Tafeln  enthält.  Bei  geöffnetem  Schreine  zeigt  die  obere  Reihe  die  Herrlichkeit  des  Himmels,  die  untere  die  Anbetung  des 
Lammes.  Oben:  Gott -Vater,  links  Maria,  rechts  Johannes  der  Täufer;  auf  den  vier  Flügeln  links  singende  Engel  [Nr.  514] 
und  Adam,  rechts  musizierende  Engel  [Nr.  515]  und  Eva.  Unten:  die  Anbetung  des  Lammes,  auf  den  vier  Flügeln  links  die 
Streiter  Christi  [Nr.513]  und  die  gerechten  Richter  [Nr.512].  rechts  die  hll.  Einsiedler  [Nr.516]  und  die  hll.  Pilger  [Nr.517]. 
Bei  geschlossenem  Schrein  zeigt  die  obere  Reihe  die  Verkündigung,  darüber  die  Propheten  Sadiarja  und  Micha  [Nr.  520  und 
521]  und  zwei  Sibyllen;  die  untere  Reihe  die  beiden  Johannes  [Nr.  518  und  523]  und  zu  deren  Seiten  die  Bildnisse  der 
Stifter  [Nr.  519  und  522]  .".  Der  ganze  Altar  wurde  restauriert  1550  von  Jan  van  Scorel  und  Lancelot  Blondel,  1663  durch 
Antoine  van  der  Heuvel  .-.  Die  sechs  Berliner  Flügel  wurden  1815  um  3000  Gulden  an  den  Kunsthändler  M.  C.-J.  Nieu- 
wenhuis  und  von  diesem  für  100000  Frcs.  an  den  englischen  Sammler  Solly  verkauft  .".  Neuerdings  sind  die  Tafeln  ausein- 
andergesägt worden,  so  daß  die  Rückseiten  neben  den  Vorderseiten  hängen. 

Der  geschlossene  Altarschrein 

Die  Tafeln  der  Außenseiten,  in  dunkelbraunen,  steinartig'  bemalten  Holzrahmen,  sind 
einheitlich  in  einem  g-raubräunlichen  Tone  gehalten,  der  auf  das  warme  Hellgrau  der  ge- 
malten Nischen  und  Steinbilder  gestimmt  ist.  Nur  das  Stifterpaar  wird  durch  leuchtendes 
Rot  und  Karminrot  hervorgehoben.  Ihnen  entspricht  komplementäres  Gelbgrün  an  den 
Seiten  der  Verkündigungstafeln  und  in  den  oberen  Figuren,  das  die  Tafeln  zusammen- 
faßt, begleitet  von  zarteren  braunroten  und  rotbraunen  Tönen.   Rotbräunliches  Inkarnat. 

88 


525  K 


Siidnieder- 
ländische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


518 


89 


Südnieder-  Außenseiten 

ländische 

Schule  des  Obere  Reihe 

XV.  Jahr- 
hunderts Verkündigung  Maria.  Graubräunliche  Wände  des  Gemaches  mit  rotbrauner  Holzdecke. 

520  Der  Engel  Gabriel  [Rückseite  von  Nr.  514].  Bräunliches  Weiß  im  Gewände  [mit 
gelbbraunen  Goldborten]  hält  den  die  Außenseiten  beherrschenden  Grundton.  In  den 
Innenseiten  der  Engelsflügel  klingt  das  leuchtende  Zinnoberrot  der  Stiftertracht  gedämpft 
aus,  während  in  den  Außenseiten  das  komplementäre  Gelbgrün  ansetzt.  Ultramarinblaue 
Edelsteine  in  der  Schließe  des  Mantels  und  in  dem  das  gelbbraune  Haar  zierenden 
Diadem.  Goldene  Inschrift:  ave  gracia.  —  Oben:  Der  Prophet  Sacharja.  Das  Gelb- 
grün setzt  sich  im  Mantel  und  im  Bucheinband  [mit  goldgelbem  Schnitt]  fort,  begleitet 
von  Graurosa  im  Gewand  und  stumpfem  Zinnoberrot  in  den  Unterärmeln.  Weiß  im 
Schriftblatt  [mit  ockergelbbrauner  Rückseite,  mit  roter  und  schwarzer  Schrift]  und  im 
Hermelinfutter  des  Mantels.    Vor  dunkelbrauner  Nische. 

Auf  der  Schriftrollc  die  Inschrift :  EXVLTASATISFILIASYÜJVBILA.  ECCE  REX  TWS  VErT.  rSacharja  IX,  9:  Aber 
du  Tochter  Zion  freue  dich  sehr,  jauchze;  siehe,  dein  König  kommt  zu  dir)  .-.  Auf  dem  alten  Rahmen  die  Inschrift:  SACHA- 
RIAS  .  PROPHETA  .-.  Zu  der  Darstellung  des  Gemachs,  in  dem  die  Verkündigung  [Nr.  520  und  521]  vor  sich  geht,  gehören 
noch  die  Rückseiten  der  Tafeln  mit  Adam  und  Eva  in  Brüssel  [s.  die  modernen  Kopien  Nr.  525  K  und  Nr.  525  L]  .'.  Sammlung 
Solly,  1821. 

Eichenholz,  h.  1,20  (untere  Abteilung],  0,35  [obere  Abteilung],  br.  0,70. 

525k  Innenraum  [moderne  Kopie].  Graublauer,  nach  unten  weißlich  sich  auflichtender 
Himmel.  Stumpfroter  Ton  der  Dächer.  Goldene  Inschrift:  plena  diis  tecü.  —  Oben:  Die 
Erytreische  Sibylle.  Weiß  im  Gewand  [die  Schatten  leicht  bläulich  als  Ergänzung  zu 
den  bräunlichgoldgelben  Tönen  im  Schleier  und  der  Rückseite  des  Schriftbandes],  im 
Turban  und  Schriftband.  Tiefschwarzer  Kragen.   Vor  dunkelbrauner  Nische. 

Auf  der  weißen,  auf  der  Rückseite  ockergelbbraunen  Schriftrolle  die  Inschrift:  Nil  mortale  sonäb  afflata  ...  .'.  Auf  dem 
Rahmen  die  Inschrift:  Sibilla  eritrea  .".  S.  die  Bemerkung  zu  Nr.  525  L. 

Eichenholz,  h.  1,20  [untere  Abteilung],  0,33  [obere  Abteilung],  br.  0,78. 

525l  Innenraum  [moderne  Kopie].  In  der  Nische  ein  gelbbraunes,  im  Lichte  gelb 
blitzendes  Messinglavabo.  Daneben  schimmerndes  Weiß  im  Handtuch.  —  Oben:  Die 
Cumäische  Sibylle.  Leuchtendes  Gelbgrün  im  Gewand.  In  dem  warmen  Rotbraun  der 
Pelzfütterung  und  des  mit  grauen  Perlen  besetzten  Kopfputzes  klingen  die  bräunlich- 
goldgelben Töne  weiter.  Hellblaues,  rot  verschnürtes  Mieder.  Vor  schwärzlichbrauner 
Nische. 

Auf  der  weißen,  auf  der  Rückseite  ockergelbbraunen  Schriftrolle  die  Inschrift:  rex  .  .  advelet  per  secia  futur' '.     Auf 

dem  Rahmen  die  Inschrift:  Sibilla  cumana  .-.  Die  Originale,  auf  der  Rückseite  der  Tafeln  mit  Adam  und  Eva,  befinden  sich 
in  der  Galerie  zu  Brüssel  .-.  Beide  Bilder  [Nr.  525  k  und  525  L)  sind  Kopien,  ausgeführt  1904  von  Richard  Böhnke  aus 
Schmiedeberg. 

Eichenholz,  h.  1,20  [untere  Abteilung],  0,33  [obere  Abteilung],  br.  0,78. 

521  Maria  [Rückseite  von  Nr.  515].  Bräunlich  getöntes  Weiß  in  dem  [mit  gelbbraunen 
Goldborten  besetzten]  Gewand,  der  Taube  [in  rot,  weiß  und  gelbgrün  gefärbter  Glorie], 
stumpfer  im  aufgeschlagenen  Buch,  hält  den  Grundton  der  Außenseiten.  Farbige  Edel- 
steine am  Gewand  und  dem  das  gelbbraune  Haar  zierenden,  mit  grauen  Perlen  be- 
setzten Diadem.     Gelbgrün    im  Vorhange  des  Betpultes  entspricht  den  gleichfarbigen 

90 


Flüg-eln  des  Engels  auf  der  Gegenseite,  kontrastierend  mit  den  stumpfroten  Tönen  der        Südnieder- 
Fransen  des  Vorhangs  und  der  Büchereinbände.   Auf  die  dunkelgraubraune  Wand  fallen        Schule  des 
durch  das  Fenster  gelbliche  Sonnenlichter.    Goldene  Inschrift:  ecce  ancilla  drii.  —  Oben:         XV.  Jahr-  ' 
Der  Prophet  Micha.    Das  Gelbgrün  klingt  weiter  im  Gewand.    Zarte  violette  und  grau- 
weiße Töne  im  Mantel. 

Auf  der  weißen,  auf  der  Rückseite  ockergelbbraunen  Schriftrolle  die  Inschrift:  EXTE  EGREDIETVR  QVI  SIT  DOMINATOR 
IN  ISRL'  [Micha  V,  I :  Aus  dir  soll  mir  der  kommen,  der  in  Israel  Herr  sei]  .-.  Auf  dem  alten  Rahmen  die  Inschrift :  MICHEAS. 
B°HETA  .-.  Sammlung  Solly,  1821. 

Eichenholz,  h.  1,20  [untere  Abteilung],  0,35  [obere  Abteilung],  br.  0,70. 

Außenseiten 

Untere  Reihe 

519  Bildnis  des  Stifters  Jodocus  Vydt.  [Rückseite  von  Nr.513].  Leuchtendes  Zinnober- 
rot in  dem  mit  rotbraunem  Pelz  gefütterten  Rocke.  Tiefes  Schwarz  im  Gürtel  und  der 
Tasche.  Warm  rotbraunes  Inkarnat,  graublaue  Augen.  Vor  schwärzlichbraunem  Schatten 
der  Nische. 

Sammlung  Solly,  1S21. 

Eichenholz,  h.  1,47,  br.  0,51. 

518  Johannes  der  Täufer.  [Rückseite  von  Nr.  512].  Als  bräunlichgraues  Steinbild,  in 
grauer,  schwärzlichbraun  beschatteter  Nische. 

Auf  dem  Sockel  des  Steinbildes  die  Inschrift:  S.  JOHES  BAPTA.   .-.  Sammlung  Solly,  1821. 
Eichenholz,  h.  1,47,  br.  0,52. 

523  Johannes  der  Eva  ngelist.  [Rückseite  von  Nr.  517].  Als  bräunlichgraues  Steinbild, 
in  grauer,  schwärzlichbraun  beschatteter  Nische. 

Auf  dem  Sockel  des  Steinbildes  die  Inschrift:  S.  JOHES  EWANTA.  .-.  Sammlung  Solly,  1821. 
Eichenholz,  h.  1,47,  br.  0,52. 

522  Bildnis  der  Isabella  Vydt,  geb.  Burluut,  Gattin  des  Jodocus  Vydt  [Rückseite  von 
Nr.  516].  Kaltes  Karminrot  im  Kleid.  Daneben  setzt  in  den  Ärmelumschlägen  und  im 
Einsatz  des  Gewandes  das  komplementäre  leuchtende  Gelbgrün  ein.  Schimmerndes 
Weiß  der  Haube  dient  der  Erwärmung  rotbräunlichen  Inkarnats.  Vor  schwärzlichbraunem 
Schatten  der  hellgrauen  Nische. 

Sammlung  Solly,  1821. 

Eichenholz,  h.  1,47,  br.  0,51. 

Der  geöffnete  Altarschrein 

Die  Tafeln  der  Innenseiten,  in  vergoldeten  Holzrahmen,  leuchten  im  Gegensatze  zur 
tonigeren  Färbung  der  Außenseiten  in  der  bunten  emailartigen  Pracht  der  drei  herr- 
schenden Hauptfarben:  Ultramarinblau,  Rot  und  Gelbgrün.  Zusammen  mit  den  glitzern- 
den Lichtern  reicher  Stickereien  der  Gewänder  und  des  Schmuckwerks,  das  mit  Perlen 
und  buntfarbigen  Edelsteinen  geziert  ist,  verleihen  diese  den  Tafeln  den  Charakter 
blitzenden  Geschmeides. 

91 


514 


Siidnieder- 
ländisdie 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


Drei  Tafeln  des  linken  Flügels 
514  Die  singenden  Engel.  Leuchtendes  Rot  [in  den 
Chormänteln  des  vorderen  Engels  und  des  Engeis  ganz  r.], 
durch  das  blitzende  Gelb  der  Stickereien  aufgelockert, 
und  breite  Flächen  satten  Gelbgrüns  [Mantelumschlag 
des  vorderen  Engels,  Chormäntel  des  Engels  1.  und  des 
zweiten  von  r.]  halten  sich  das  Gleichgewicht.  In  der 
Mitte  bricht  Ultramarinblau  von  gleicher  Intensität  her- 
vor [Edelstein  in  der  Mantelschließe  des  vorderen  Engels, 
Mantel  des  Engels  r.  neben  ihm,  gedämpfter  in  den 
Mantelstickereien  des  Engels  r.  und  dem  Bucheinband  auf 
dem  Lektorium].  Während  sich  das  Blau  durch  Goldgelb 
im  Schnitte  der  Bücher,  in  den  Diademen  und  den  Glanz- 
lichtern des  Metallgriffs  am  Lektorium  ergänzt,  klingt  Rot, 
die  Gruppe  zusammenfassend,  im  warmen  Rotbraun  der 
Köpfe  und  des  Lektoriums  aus,  in  seiner  Wirkung  ge- 
steigert durch  das  begrenzende  Hellblau  im  Himmel  und 
den  Ornamenten  der  Bodenfliesen.  In  kleinen  Flecken 
glitzern  die  Hauptfarben  in  den  Edelsteinen,  welche  die 
Diademe  und  Besätze  der  Gewänder  zieren,  weiter. 

Inschrift  auf  dem  alten  Rahmen :  MELOS  DEO  LAVS  PHEN'iS  GRAR  A  . .  O  . 
Die  beiden  mittleren  Buchstaben  des  letzten  Wortes  sind  durch  eine  schon  in  alter 
Zeit  eingelassene  Eisenschraube  ausgelöscht  [  vielleicht 
zu  ergänzen :  perhennis  gratiarum  actio]  .'.  Die  Inschrift 
bezeichnet  den  Gesang  als  zum  ewigen  Preise  [und 
Danke?]  Gottes  bestimmt  .'.  Sammlung  SoUy,  1821. 
Eichenholz,  h.  1,61,  br.  0,70. 

512  Die  gerechten  Richter.  Wieder 
bilden  leuchtendes  Rot  und  Saftgrün 
den  Hauptkontrast,der  in  der  Mitte  von 
tiefem  Ultramarinblau  [Sammetmantel 
des  vorderen  Reiters  —  nach  alterUber- 
lieferung  mit  den  Zügen  Huberts  van 
Eyck  —  auf  bräunlichweißem  Roß  mit 
saftgrüner,  rot  besetzter  Schabracke], 
nach  der  Tiefe  in  einzelnen  Flecken  sich 
fortsetzend,  unterbrochen  wird.  Das 
Ultramarinblau  steht  gegen  Rot  [zin- 
noberrotes Kleid  des  zweiten  Reiters 
auf  rotbraunem  Pferd ;  karminroter  Rock 
des  Dritten,  mit  weißem  Hermelinkra- 
gen], die  roten  Töne  wieder  vor  saft- 
grünen Trachten,  die  rückwärts  abermals 
mit  Rot  und  Blau  abwechseln.  Der 
sich  zurückwendende  Reiter  [nach  alter 


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512 


92 


515 


Überlieferung-  mit  den  Zügen  Jans  van  Eyck]  in  Schwarz 
mit  rotbraunem  Pelzwerk,  roter  Perlenschnur  und  Kra- 
gen. Warm  rotbraunes  Inkarnat.  Am  Schmuckwerk,  den 
Agraffen,  dem  Zaumzeug  glitzern  und  funkeln  buntes 
Gestein  und  gelbe  Goldlichter.  Die  Figurengruppe  mit 
ihren  leuchtend  farbigen  Trachten  ist  in  das  Ockergelb- 
braun des  Erdbodens  und  den  kühleren  braungrauen 
Ton  der  Felsen  gebettet,  während  auf  der  Höhe  [Wiesen, 
Bäume]  das  die  unteren  Tafeln  beherrschende  Grün,  unter 
blauem  Himmel  mit  weißlichem  Horizont,  weiterklingt. 

Inschrift  auf  dem  alten  Rahmen  :  JVSTI  JVDICES  .-.  Wahrscheinlich  beruht  die 
ganz  weltliche  Darstellung  der  gerechten  Richter  und  der  Streiter  Christi  auf 
einer  mißverstandenen  Auffassung  der  im  Hymnus  de  Omnibus  sanctis  gebrauch- 
ten Bezeichnung  fijr  die  Heiligen  des  Himmels  .■-  Sammlung  Solly,  1821. 
Eichenholz,  h.  1,47,  br.  0,52. 

513  Die  Streiter  Christi.  Die  Grundfarben  sind  die 
gleichen  wie  vorher:  starkes  Rot  [in  den  Fahnenschäften, 
den  Fahnentüchern  1.  und  r.,  den  Kreuzen  auf  den  Ritter- 
schildern und  der  mittleren  Fahne,  dem  Mantel  des  Kö- 
nigs 1.  hinten],  begleitet  von  leuchtendem  Gelbgrün  [ge- 
zaddelte  Hängeärmel  des  Ritters  1.  vorn,  Kränze  im 
Haar,  Brokatgewand  des  Reiters  in  der  Mitte].  Doch  ist 
das  Rot  nach  r.  zu  auf  das  blitzende 
Graublau  der  Rüstungen,  auf  das  bräun- 
liche Grau  und  Weiß  der  Rosse  [schon  in 
der  vorhergehenden  Tafel  ansetzend]  ge- 
stimmt. Das  Graublau,  das  [wie  in  der 
mittleren  Fahne  und  dem  mittleren  Ritter- 
schild] bis  zu  zartem  Silbergrau  absteigt, 
stärkt  sich,  von  Gelb  begleitet,  nach  rück- 
wärts [Fransen  der  Fahne,  Kopfbedeckung 
des  Königs  1.]  zu  starkem  Ultramarinblau 
in  der  Kappe  des  hintersten  Reiters.  Das 
Goldgelb  der  Ritterschilde,  des  r.  Fahnen- 
kreuzes und  der  Kronen,  das  schillernde 
Spiel  hellblauer,  weißer  und  roter  Reflexe 
in  den  graublauen  Ritterrüstungen,  buntes 
Edelgestein  der  Kronen  erhöhen  noch 
den  Eindruck  funkelnder  Pracht.  Hinter 
der  leuchtend  grünen  Höhe  tauchen  weiße 
Schneeberge  auf. 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XV.  Jahr, 
hunderts 


Inschrift  auf  dem  alten  Rahmen: 
Sammlung  Solly,  1821. 

Eichenholz,  h.  1,47,  br.  0,51. 


CHRISTI  MILITES 


93 


Südnieder-  Drei  Tafeln  des  rechten  Flügels 

ländisdie 

^^y^^i^^  515  Die  musizierenden  Engel.    Der  Vordergrund  in  warmem  braunem  Gesamtton: 

XV.  Jahr-  °  n      i  i  •     i  i-  i  ii  i  •   i 

hunderts  goldgelbbraunes,  schwarz  gemustertes  Brokatgewand,  mit  blitzenden  gelben  Lichtern 

und  bräunlichweißem  Pelzbesatz,  braunrotes  Haar  des  Orgel  spielenden  Engels;  goldig- 
gelbbrauner Faltstuhl  mit  karminrotem  Bezug;  rotbraune  Orgel  mit  silbergrauen  Pfeifen. 
In  den  Gewändern  der  Engel  dahinter  stehen  wieder  die  leuchtenden  Hauptfarben 
nebeneinander,  vom  rotbraunen  Ton  des  Inkarnats  und  der  Instrumente  zusammen- 
gehalten. Der  Engel  mit  der  Kniegeige  in  rotem,  sein  Nachbar  mit  der  Harfe  in  ultra- 
marinblauem Chormantel  mit  gelbem  Kragen,  mit  edelsteingezierten  Diademen  im 
rotbraunen  Haar.   Blauer  Himmel  und  blaugemusterte  Bodenfliesen. 

Inschrift  auf  dem  alten  Rahmen:  LAVDAT  EV  IN  CORDIS  ET  ORGANO  [sie  preisen  den  Herrn  mit  Saiten-  und  Orgel- 
spiel]  .-.  Sammlung  Solly,  1821    .-.   Eiclienholz,  h.  1,61,  br.  0,70. 

516  Die  heiligen  Einsiedler.  Mit  dem  ockergelblichbraunen  Tone  des  Erdbodens  [auf 
dem  zinnoberrote  Korallen  verstreut  sind]  und  dem  rötlichen  Braun  der  Felsen  gehen 
die  graubraunen  und  bräunlichschwarzen  Farben  der  Trachten  zusammen.  Wenig  bunte 
Farbflächen  beleben  den  ernsten  Gesamtton.  Voran  schreiten  Paulus,  Antonius  in  bräun- 
lichkarminrotem Gewand  mit  ultramarinblauem  Kreuz  und  einem  Rosenkranz  aus  gold- 
gelben und  silbergrauen  Perlen  mit  gelbgrünem  Behang.  Der  Eremit  am  weitesten  r., 
in  goldgelbbrauner  Tracht  mit  bräunlichgrauem  Kragen,  hält  einen  Rosenkranz  an 
zinnoberroter  Schnur.  Braunrote  Fleischfarbe;  bräunlichgraues  und  rotbraunes  Haar. 
Ganz  r.,  am  Ende  des  Zuges,  leuchten  vor  den  dunkelsaftgrünen  Laubwänden  mit  gold- 
gelben Früchten  Hellblau  und  Karminviolett  in  den  Gewändern  Magdalenas  und  Marias 
von  Egypten  auf. 

Inschrift  auf  dem  alten  Rahmen:  HEREMITE  m1  .-.  Sammlung  Solly,  1821    .-.  Eichenholz,  h.  1,47,  br.  0,51. 

517  Die  heiligen  Pilger.  Vor  dem  Saftgrün  der  Bäume  und  dem  Gelbgrün  der  Wiesen 
steht  leuchtendes  Rot  im  Mantel  des  hl.  Christoph  [über  nur  wenig  am  Knie  sichtbarem 
ultramarinblauem  Gewand].  Seine  Begleiter  in  braungrauen,  rotbraunen  und  bräunlich- 
grauen Trachten,  zwischen  denen  Hellrot,  Karminviolett  und  Ultramarinblau  in  den  Ge- 
wändern und  Kopfbedeckungen  verstreut  ist. 

Inschrift  auf  dem  alten  Rahmen:  PEGRINI  Sti  .-.  Sammlung  Solly,  1821   .-.  Eichenholz,  h.  1,47,  br.  0,52. 

Die  Mittelbilder  [in  Kopien] 
In  den  oberen  Tafeln  erklingt  am  mächtigsten  vor  dem  Golde  der  Nischen  der  Dreiklang 
der  Hauptfarben,  die  in  breiten  Flächen  die  Tafeln  füllen.  Ultramarinblau  und  Gelbgrün 
übertönt  das  in  der  Mitte  hervorbrechende  feurige  Rot  [Gott-Vater].  —  Unten  stehen 
vor  allem  rote  Töne  gegen  das  leuchtende  Grün  der  Landschaft. 


Moderne   Kopien   nach   Hubert   und   Jan   van   Eyck. 


Eyck 

5'25d  Maria.  Tiefes  Ultramarinblau  der  Gewandung,  ausklingend  im  weißlichblauen,  gold- 
gemusterten Teppich.  Gelbgrüner  Buchbeutel  mit  karminroten  Quasten.  Zinnoberrote 
Unterärmel.  Das  warm  bräunliche  Inkarnat  umgibt  dunkelbraunes  Haar.  Die  goldgelbe 

94 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


hunderis 


Südnieder-  Krone,    mit   karminroten    und   weißen  Blüten    geziert,    ist    ebenso    wie    die    goldgelben 

sJiulede"  Gewandborten  mit  buntfarbigem  Edelgestein   besetzt.     Stumpf   dunkelrote    und   giüne 

Xy.  Jahr-  Bodenfliesen. 

Die  im  Halbkreis  um  die  Bogennische  laufende  schwarze  Inschrift  lautet:  +  HEC  E  SPECIOSIOR  SOLE  .   i    SVP  OEM 

STELLARV  DISPOSlCÖEs  LVCI  OPATA  IVEITe  PO  CADOR  E  ENI  LVCIS E  .   i   SPECLM  SN  MACLA  DEI.   Hec 

est  speciosior  sole,  super  omnem  stellarum  dispositionem  luci  comparata  invenitur  prior,  candor  est  enim  lucis  eterne  speculum 
sine  macula  dei  .'.  S.  die  Bemerkung  zu  Nr.  525E  .-.  Eichenholz,  h.  1,61,  br.  0,69. 

525e  Johannes  der  Täufer.  Vom  leuchtenden  Gelbgrün  des  Mantels  [mit  goldgelben 
Borten,  die  mit  roten  und  blauen  Edelsteinen  besetzt  sind]  hebt  sich  Zinnoberrot  im 
Einbände  des  Buches  [mit  roten  und  blauen  Miniaturen]  ab,  das  im  mattroten  Teppich 
[mit  goldgelben  und  blauen  Mustern],  im  goldgelbbraunen  härenen  Gewand  [von  ocker- 
gelblichbraunem  Gürtel  zusammengehalten],  dem  rotbräunlichen  Antlitz,  von  dunkel- 
braunem Haar  umgeben,  ausklingt.    Stumpfrote  und  graublaue  Bodenfliesen. 

Die  im  Halbkreis  um  die  Bogennische  laufende  schwarze  Inschrift  lautet:  +  HIC  E  BAPTISTA  lÖHES  MAIOR  HOIE  •  PAR 

ANGLIS  •  LEGIS  SVMA  •  EWAGELLI  SACIO  ■  APLOR?  VOX  •  SILECIV  PPHETAR  .  .  .  LVCERNA  MVND 

TESTIS.  Hie  est  baptista  Johannes,  major  honiine,  par  angelis,  legis  summa,  evangelii  sanctio,  apostolorum  vox,  silentium  pro- 
phetarum,  lucerna  mundi,  domini  testis  .•.  Beide  Bilder  sind  Kopien  aus  der  oberen  Reihe  des  Genter  Altarwerks,  nach  den 
Seitengemälden  zum  Mittelbilde  des  Gott -Vater.  Die  Originale  sind  nocli  in  der  Kirche  S.  Bavo  zu  Gent.  Die  Kopien  sind 
ausgeführt  von  Carl  Friedrich  Schulz  [aus  Gelchow  bei  Storkow]  im  J.  1826   .'.  Eichenholz,  h.  1,61,  br.  0,69. 

Kopien  nach  Hubert  und  Jan  van  Eyck  von  der  Hand  des  Michiel  van  Coxie  [Cocxie, 

Cocxien  oder  Cocxyen].  Geb.  zu  Mecheln  1497,  gest.  daselbst  den  10.  März  1592.  Schüler  seines  Vaters 
Michiel  und  des  Bernaert  van  Orley.  Nach  mehrjährigem  Aufenthalt  in  Italien  tätig  in  Mecheln  [seit  1539, 
später  wieder  seit  1563]  und  in  Brüssel  [wo  er  1543  das  Bürgerrecht  erwarb,  bis  1563]. 

525  Gott-Vater.  Das  feurige  Rot  des  Mantels  [mit  goldgelbbraunen  Säumen,  die  mit 
buntfarbigen  —  besonders  ultramarinblauen  —  Edelsteinen  geziert  sind]  steigert  der 
Kontrast  zu  Saftgrün  in  den  Bändern  der  weißen  Tiara  [mit  dreifacher  goldgelber,  mit 
blauen  und  roten  Edelsteinen  besetzter  Krone]  und  den  Schuhen,  die  auf  stumpf  dunkel- 
rotem und  saftgrünem  Fliesenboden  ruhen.  Vorn  eine  goldgelbbraune,  mit  buntfarbigen 
Edelsteinen  und  grauen  Perlen  reich  gezierte  Krone.  Das  braunrote  Antlitz  umrahmt 
dunkelbraunes  Haar.    Vor  schwärzlichblauem,  goldgemustertem  Teppich. 

Die  im  Halbkreis  um  die  Tiara  geführte  Insdirift  lautet:  +  HIC  E  DEVS  ■  POTETISSIM'  ■  IP  •  DIVINA  MAJESTATE  +  SST 
OIM  OPXr  »  DVLCEDIS  BOITATE  ■  REMVNERATOR  LIBERALISSIMUS  PROPTER  INME  ■  NSAM  LARGITATEM. 
Hie  est  deus  potentissimus  propter  divinam  majestatem  summus  omnium  optimus  propter  duicedinis  bonitatem  etc.  .'.  Auf 
dem  goldgelben  Sockel  des  Thrones  die  Inschrift:  VITA  .  SINE  .  MORTE  .  IN  .  CAPITE.  IVVET^.  SN  .  SENECTVTE 
IFRONTE.  GAVDIV  .  SN  .  MERORE.  A.  DEXTRIS.  SECVRITAS  SN.  TIÖRE.  A.  SINIST'S.  Vita  sine  morte  in  capite,  Ju- 
ventas  sine  senectute  in  fronte.  Gaudium  sine  merore  a  dextris.  Securitas  sine  timore  a  sinistris  .'.  Das  über  die  Brust 
laufende  Band  enthält  in  Perlen  die  Inschrift:  „SABA.liT".  Dies  namentlich  spricht  neben  anderen  Gründen  dafür,  daß  der 
Dargestellte  Gott -Vater,  und  nicht,  wie  mandie  annehmen,  Christus  als  Himmelskönig  sei.  Am  unteren  Gewandsaum  in 
Perlen  die  Inschrift:  PEX  PEFV  [  Rex  regum  ]  und  JNaNX  [  anax  ]  .'.  Kopie  nach  dem  Mittelbild  in  der  oberen  Reihe  des 
Genter  Altarwerks  von  Hubert  und  Jan  van  Eyck.  Das  Original  in  S.  Bavo  zu  Gent  .'.  Erworben  1823. 
Eichenholz,  h.  2,07,  br.  0,79. 

524  Anbetung  des  Lammes.  [Nach  der  Vision  des  Evangelisten  Johannes,  Apoka- 
lypse VII,  9;  Vgl.  XIV.]  Rot  [bräunlich  getönt;  mit  dem  warm  rotbraunen  Inkarnat 
zusammengehend]  einigt  die  Masse  der  Figuren  vor  dem  leuchtenden  Saftgrün  der 
Landschaft.  Rot  erklingt  am  stärksten  in  der  Decke  des  Altars,  auf  dem  das  weiße 
Lamm  steht,  und  in  den  Seitengruppen  der  Patriarchen  und  Helden  des  alten  Bundes  [1.] 
und  der  Geistlichen,  Päpste,  Bischöfe  und  Mönche  [r.]  mit  ihren  bräunlichgoldgelben 
Kreuzen,  Mitren  und  reich  gestickten  Ornaten,  begleitet  von  Saftgrün  und  unterbrochen 
von  wenig  Dunkelblau  [z.  B.  in  der  Mitte  der  1.  Gruppe].    Nach  der  Mitte  zu,  wo  sich  in 

96 


grauem  Stein  mit  lichtroten  FüUung-en  der  Brunnen 
des  lebendigen  Wassers  [Apokalypse  XXII]  er- 
hebt, lichten  sich  die  Farben  der  Gewänder  auf: 
zu  Hellrot  und  Blaugrau  in  den  Trachten  der  1. 
knienden  Propheten,  zu  Violettgrau  in  denen  der 
r.  knienden  Apostel.  Ein  Kranz  von  goldgelb  und 
rot  geflügelten  Engeln  in  Weiß,  das  nach  rück- 
wärts mattrot,  hellgrün  und  hellblau  getönt  ist, 
umgibt  das  eigentliche  Zentrum.  Der  Zug  der 
Märtyrer  im  Hintergrund  in  vorwiegend  dunkel- 
blauen Gewändern,  der  der  rosenbekränzten  Mär- 
tyrinnen  in  zartem  Hellblau,  Hellrot,  Grün  und 
Violett,  zwischen  dunklen,  rot  und  weiß  blühen- 
den Rosen-,  Myrten-  und  Orangegebüschen.  In 
glitzerndem  Reichtum  sind  die  Gewänder  mit 
Perlen  und  bunten  Edelsteinen  geschmückt,  der 
Rasen  mit  bunten  Blumen.  In  den  strahlend  ultra- 
marinblauen Himmel  ragen  vor  blaugrüner  Ferne 
die  rotbraunen  und  grauen  Türme  der  Kathe- 
dralen.  Aus  goldener  Glorie  sendet  die  Taube  des  hl.  Geistes  goldene  Strahlen  herab. 

An  aem  Altare  die  Inschriften:  ECCE  AGNVS  DEI,  QVI  TOLLIT  PECCATA  MVNDI  und  JESVS  VIA,  VERITAS,  VITA. 
[Siehe  da  das  Lamm  Gottes,  das  die  Sünden  der  Welt  trägt  .-.  Jesus  ist  der  Weg,  die  Wahrheit  und  das  Leben.]  .-.  Bez.  am 
Brunnen :  MICHAEL  DE  COXIE  ME  FECIT  •  ANNO  ■  15^58  .-.  Das  Original,  wie  der  ganze  mittlere  Teil  des  Genter  Altars, 
befindet  sich  noch  in  S.  Bavo  zu  Gent.  S.  auch  Nr.  525  .'.  Die  Kopie  des  ganzen  Altars  war  von  König  Philipp  II.  bei  dem 
Meister  bestellt  und  1559  vollendet,  gelangte  aber  niemals  nach  Spanien.  Die  übrigen  Teile  der  Kopie  befinden  sich  in  der 
Münchener  Pinakothek  und  in  S.  Bavo  zu  Gent  .'.  Erworben  1823  .".  Eichenholz,  h.  1,33,  br.  2,36. 


Sädnieder- 
ländisdie 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

525  F 


Eyck 
J 


an  van 


Eyck 


525f  Christus  am  Kreuz.  Die  Wirkung  der 
Hauptfarben:  Hellkarminrot  [Mantel  Johannis] 
und  lila  getöntes  Weiß  [Mantel  Marias]  wird  er- 
höht durch  den  Gegensatz  zu  satten  kalten  Far- 
ben: Ultramarinblau  [Gewand  Marias]  und  Dun- 
kellila [Gewand  Johannis].  Diese  vollen  Töne 
heben  sich  von  lichtem  Graubraun  ab,  das  in  der 
Landschaft  [mit  dem  Saftgrün  der  Stauden  und 
Büsche  wechselnd],  im  Inkarnat  und  am  wärmsten 
im  rotbraunen  Kreuz  fortklingt.  Rot,  überall  ver- 
streut in  kleinen  Flecken  [karminrote  Töne  im  In- 
karnat der  Trauernden,  Rot  in  der  Umrahmung 
der  weißen  Inschrifttafel],  erscheint  am  kräftigsten 
im  triefenden  Blut  der  Wunden  Christi.  Goldene 
Strahlennimben  umgeben  die  Häupter.  Im  oberen 
Teil  des  Bildes  kühlt  sich  die  Färbung  des  Hin- 
tergrunds zu  grünlichem  Blau  [schneebedecktes 


97 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

525  C 


525  G 


Gebirge  hinter  einer  Stadt  mit  rötlichen  und  graublauen 
Dächern]  und  Hellultramarinblau  im  Himmel  [mit  weißen 
Wölkchen  und  weißlichem  Horizont]  ab. 

Dem  Stilcharakter  nach  anscheinend  dem  Genter  Aitarwerk  vorangehend.  Von  einigen 
Forschern  zusammen  mit  den  stilistisch  verwandten  kleinen  Flügeln  der  Kreuzigung 
und  des  Jüngsten  Gerichts  in  der  Eremitage  zu  St.  Petersburg  und  den  drei  Frauen 
am  Grabe  Christi  in  der  Sammlung  Cook  zu  Richmond  dem  Hubert  van  Eyck  zuge- 
schrieben .•.  Erworben  1897  aus  dem  englischen  Kunsthandel  .'.  Eigentum  des  Kaiser- 
Friedrich -Museums -Vereins  .".  Leinwand  [von  Holz  übertragen],  h.  0,43,  br.  0,29. 

525a  Der  Mann  mit  den  Nelken.  Graue  Töne  [hellblau- 
grauer Rock,  auf  dem  die  blitzende  graue  Silberkette  mit 
dem  grauen  Kreuz  der  Antoniusbrüderschaft  ruht;  bräunlich- 
grauer Pelzhut]  dienen  dem  warm  rotbraunen  Inkarnat  [mit 
den  bläulichweißen  Augäpfeln,  mit  schwärzlichbraunem  Haar] 
als  Folie,  vor  schwärzlichsaftgrünem  Hintergrund.  Die  rot- 
braune Pelzfütterung  vermittelt  zwischen  den  grauen  Tönen 
und  dem  Inkarnat.  Rot  im  Kragen,  als  kräftigste  Nuance 
[neben Weiß  wiederkehrend  in  einer  der  Nelken],  unterstreicht 
die  Wirkung  des  Kopfes.    In  gemaltem  hellgelbem  Rahmen. 

Eine  Kopie  dieses  Bildnisses,  mit  veränderter  Handhaltung,  findet  sich  in  der  Anbetung 
der  Könige  des  kölnischen  Meisters  der  hl.  Sippe  [um  1500]  auf  Schloß  Velen  in  West- 
falen, wo  der  älteste  König  die  Züge  des  Mannes  mit  den  Nelken  trägt  .'.  Sammlung 
Philipp  Engels  [Köln  1867],  dessenVater  das  Bild  in  den  ersten  Jahren  des  Jahrhunderts 
von  einem  Kunsthändler  aus  Gent  um  einen  namhaften  Preis  als  Jan  van  Eyck  ge- 
kauft hatte  .'.  Sammlung  Suermondt,  1874  .".  Eichenholz,  h.  0,40,  br.  0,31. 

525c  Maria  mit  dem  Kind  in  der  Kirche.  Im  warmen  bräunlichen  Helldunkel  des 
Mittelschiffes,  durch  dessen  bunte  Glasfenster  die  Sonne  bricht,  auf  die  Gewölbe  und 
den  Steinboden  gelbe  Lichter  werfend  und  auf  dem  goldgelben  Triumphkreuz  mit  den 
gleichfarbigen  Seitenfiguren  über  dem  Lettner  glitzernd,  leuchtet  das  rotbräunliche  In- 
karnat und  das  Rot  des  Gewandes  der  Maria,  um- 
geben vom  tiefen  Ultramarinblau  ihres  Mantels.  Alles 
wird  belebt  durch  blitzende  Lichter  der  goldgelben 
Säume  [am  unteren  Gewandsaum  die  eingestickten 
Inschriften  sol  und  luna],  dem  Perl-  und  bunten  blauen, 
roten  und  grünen  Edelsteinbesatz  des  Gewandes  und 
der  Krone.  In  kleineren  Flecken  leuchten  die  vollen 
Hauptfarben  [Rot,  Blau,  Saftgrün]  bis  in  die  Tiefe 
wieder:  Rot  und  Blau  in  den  Glasfenstern  und  den 
Schlußsteinen  der  Gewölbe.  In  dem  von  warmem  ge- 
dämpftem Sonnenlicht  erfüllten  Chore  zwei  singende 
Engel  in  karminroten,  saftgrünen  und  ultramarin- 
blauen Meßgewändern  und  roten  Flügeln. 

Eine  gute  Wiederholung  des  Bildes  vom  J.  1499  im  Museum  zu  Antwerpen, 
als  Teil  eines  auf  beiden  Seiten  bemalten  Diptychons,  mit  einigen  Verände- 
rungen;  eine  zweite,  spätere  in  der  Galerie  Doria  zu  Rom,  als  Hälfte  eines 
Diptychons  aus  dem  Anfange  des  16.  Jahrhunderts.  Das  Bild  ist  wahrschein- 
lich identisch  mit  dem  von  L.  de  Laborde  im  Besitz  des  Architekten  Nau 
[Nantes]  beschriebenen  Gemälde.     Der  verlorene  Originalrahmen  trug  die 


98 


Y: 


/ 


Inschrift:  Mater  ■  hec  •  est  ■  filia  ■  pater  •  hie  •  est  •  natus  ■  quis 
•  audivit  •  taha  •  deus  •  homo  •  natus  •  etcet  •  flos  ■  floriolorum  • 
appellaris  .-.  Federzeichnungen  nach  dieser  Komposition  in  der  ehe- 
mahgen  Sammlung  von  J.  C.  Robinson  zu  London,  in  den  Uffizien  zu 
Florenz  und  a.  a.  O.  .•.  Sammlung  Suermondt,  1874 
Eichenholz,  h.  0,31,  br.  0,14. 

525g  Bildnis  eines  Ritters  vom  Goldenen 
Vließ.  Goldig-braun  leuchtet  das  Antlitz  [mit 
graublauen  Augen,  mit  zarten  lichtroten  Tönen 
in  den  Lippen,  den  Augenwinkeln,  den  Hautfalten] 
aus  dem  dunklen  Braungrau  des  Filzhutes  und 
schwarzem  Hintergrund  hervor.  Das  Karminrot 
des  Brokatmantels,  den  blitzende  gelbe  Muster 
und  die  goldgelbe  Kette  des  goldenen  Vließes 
[mit  graublauen,  rotverzierten  Zwischengliedern] 
beleben,  wird  von  der  durchscheinenden  braunen 
Untermalung  gedämpft. 

Nach  Dimier  und  Weale  ist  der  Dargestellte  Baulduyn  de  Lannov  [eine 
?!S-^".,  ,  ■"""  ''■=*?'="'l^  Zeichnung  nach  unserem  Bild  in  der  Stadt- 
b.bhothek  zu  Arras].     Baulduyn,  geb.  1386  oder  1387,  Gouverneur 

^d^n^l  r"*-  ^"""■i''-^";">"  ™"  ^y^  '"  P°'-'"?='l  ""d  g<=hörte 
1430  bei  Gründung  des  Ordens  vom  Goldenen  Vließe  zu  seinen  ersten 
Rittern  [f  14/4]  .-.  Das  Bild  wurde  1900  aus  der  Sammlung  der  Mar- 
ntrMornTelnJ^°DTkT-ft  "  .""^  war  wahrscheinlich  durch  Erbschaft  aus  der  bekannten  Genueser  Familie  Imperiaii 

^:^^miSHr£2^Hr?r-^^r^^^^ 

523a  Bildnis  des  Giovanni  Arnolfini.    Durch  das  leuchtende  Rot  der  Kopfbedeckung, 
dessen  Wirkung  der  Kontrast  zum  saftgrünen  Gewand  erhöht,  wird  das  rotbräunliche 
nkarnat  herabgest.mmt.    Zwischen  diesem  und  Saftgrün  vermittelt  die  rotbraune  Pelz- 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hundert  s 


523  A 


fütterung   des  Rockes.     Schwarzer  Hintergrund, 
als  Basis. 

Arnolfini  lebte  als  Faktor  des  Luccheser  Hauses  Marco  Guidecon  in 
Brügge.  Die  I^ersonlichkeit  läßt  sich  nach  dem  bekannten  Verlobungs- 
bilde  der  Londoner  National  Gallery  [  von  1434]  feststellen.  Da  Ar- 
nolfini dort  etwas  jugendlicher  erscheint,  dürfte  unser  Bildnis  erst  in 
r«L'""i  !"  .f^"  ''"  "*'^''"  D^enniums  gemalt  sein  .-.  Erworben 
1886  auf  der  Versteigerung  M.  C.-J.  Nieuwenhuis  zu  London. 
Eichenholz,  h.  0,29,  br.  0,20. 

m523c  Brustbild  eines  Mannes.  Umgeben  von 
der  bräunlichroten,  mit  Grau  gebrochenen  Farbe 
des  Rockes,  der  graubraunen  Pelzfütterung,  den 
bräunlichen,  mit  Saftgrün  wechselnden  Tönen  der 
Kopfbedeckung  erscheint  am  wärmsten  das  bräun- 
liche Inkarnat,  in  den  Augenwinkeln,  den  Wan- 
gen und  den  Lippen  mit  roten  Tönen  behandelt. 
Schwarzer  Hintergrund. 

Offenbar  Ausschnitt  aus  einer  größeren  Darstellung;  nur  oben  zeiet 
die  lafel  den  ursprünglichen  Abschluß.  Ob  der  individuelle  Kopf  als 
Kortrat  geschaffen  wurde,  ist  fraglich  .-.  Erworben  1895  aus  dem  ita- 
lienischen Kunsthandel. 

Eichenholz  auf  Unterlage  von  Kiefer,  h.  0,115,  br.  0,088. 


Ein  Fleck  Grauweiß   im   Brief   dient 


523  C 


99 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

528 


Eyck 


528  Bildnis  Christi,  des  Königs  der  König- e. 
In  leuchtend  rotem  Gewand  mit  goldgelbem  Saum 
[auf  dem  die  Buchstaben  in  saftgrüner,  die  Kreuze 
in  blauer  Farbe  stehen].  Auch  das  Antlitz  in  war- 
men braunrötlichen  Tönen,  umgeben  von  dunkel- 
rotbraunem Haar.  Vor  dunkelblauem  Hintergrund 
mit  blitzendem  goldgelbem  Nimbus  und  den  Buch- 
staben ^4  und  ii,  I  [Initium]  und  F  [Finis].  — 
Auf  der  alten,  steinartig  gelblichbraun  mit  roter 
Aderung  und  mit  Fugen  bemalten,  den  Rahmen 
bildenden  Einfassung  die  schwarzen  Inschriften  mit 
weißen  Lichtern :  oben  VIA  .  VERITAS  .  VITA  . 
unten:  PRIMVS  .  ET  .  NOVISSIM'.  [Der  Weg,  die 
Wahrheit  und  dasLeben;  derErste  und  der  Letzte.] 

Bez.  auf  dem  Rahmen :  Johes  de  eyck  me  fecit  et  apleiuit  anno  *  1438  ' 
31.  January  ■  und  der  Insdirift:  ■  AME  •  IXH  '  XAN  •  .-.  Alte  verklei- 
nerte Kopie  mit  geringen  Abweichungen  in  der  Akademie  zu  Brügge, 
mit  der  falschen  Inschrift:  Johannes  de  Eyck  Inventur  anno  1440 
30.  January  .'.  Alte  Kopien  u.  a.  in  der  Pinakothek  zu  München  .'. 
Sammlung  Solly,  1821. 

Eichenholz,  h.  0,44,  br.  0,32. 


525  B 


Nachahmer  Jan  van   Eycks. 

525  B  Maria  mit  dem  Kinde  vor  der  Rosenhecke.  Die  leuchtende  Kraft  der  Farben 
Jan  van  Eycks  ist  gebrochen  und  auf  einen  bräunlichen  Gesamtton  gestimmt.  Bräun- 
liches Rot  im  Mantel  Marias  [mit  blitzender  gelber  Goldkante;  über  wenig  sichtbarem 

schwärzlichblauem  Gewand],  bräunliches  Inkar- 
nat, kontrastierend  mit  Saftgrün  im  Hag  [mit 
roten  Rosen],  im  Rasen  mit  bunten  Blumen 
und  den  Bäumen  und  Büschen  des  Hinter- 
grundes. Kaltes  Weiß  in  der  Umhüllung  des 
Kindes  und  Hellgrau  der  Rasenbank  geben  die 
Basis.  Bei  einem  gelbbraunen  Bronzebrunnen 
mit  gelben  Reflexen.  Auf  der  Rasenbank  liegt 
in  schwärzlichem  Beutel  ein  Buch  mit  goldgelbem 
Schnitt  und  Schließen.    Lichtblauer  Himmel. 

Die  Madonna  mit  dem  Kinde  findet  sich  ganz  ähnlich  in  7wei  anderen 
Gemälden,  von  denen  das  eine,  im  Museum  von  Antwerpen,  den 
Namen  Jans  van  Eyck  mit  der  Jahreszahl  1 439  trägt  und  das  andere 
im  Metropolitan  Museum  zu  New -York  [früher  bei  Mr.  Beresford 
Hope  in  London  ],  dem  Meister  selbst  wohl  mit  Unrecht  zugeteilt 
wird.  Das  geringere  Berliner  Bild  scheint  am  ehesten  eine  alte 
Kopie  oder  Werkstattwiederholung  nach  Jan  van  Eyck  zu  sein  .'. 
Sammlung  Mündler,  Paris ;  früher  im  Privatbesitze  zu  Florenz  .". 
Sammlung  Suermondt,  1874. 

Eichenholz,  h.  0,57,  br.  0,41. 

523 D  BildniseinesjungenMannes.  Leuchtend 
rote  Rose  vor  dunkelblauem  Gewand,  das  durch 
Karminrot  im  Kragen  in  das  warme  rotbräunliche 


100 


Inkarnat  überführt  wird.  Leuchtendes  Saftgrün  [in 
den  Schatten  blaugrün  getönt]  der  Kopfbedek- 
kung  verleiht  dem  Antlitz  mit  den  kräftigroten 
Lippen  und  dunkelrotbraunem  Haar  Wärme. 

Erworben  1900  als  Geschenk  des  Herrn  Alfred  Beit  in  London. 
Eichenholz,  h.  0,18,  br.  0,12. 

528a  Der  segnende  Christus.  In  hellrotem 
Mantel  über  grauviolettem,  mit  blitzendem  gel- 
bem Besatz  geziertem  Gewand.  Warm  rotbräun- 
liches, mit  rötlichen  Tönen  durchsetztes  Inkarnat. 
Stumpf  rotbraune  Haare.  Vor  altgoldenem  Hin- 
tergrund, auf  den  durchsichtig  rotbraunes  Rah- 
menwerk aufgemalt  ist. 

Anscheinend  Ausschnitt  aus  einem  größeren  Bilde  .".  Der  Kopf  zeigt 
die  Züge  einer  Vera  Ikon,  die,  in  einen  Smaragd  geschnitten,  sich  seit 
alter  Zeit  in  Konstantinopel  befand  und  erst  von  Sultan  Bajazid  II.  dem 
Papst  Innozenz  VIII.  geschenkt  wurde  .•.  Erworben  1888  in  London. 
Eichenholz,  h.  0,18,  br.  0,13. 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

523  D 


(^     •    j.  Petrus  Cristus.    Zeichnet  sich  Petrus  XPR  oder  XPI   [Christophori?,  Christi?].    Geboren 

V_^I  löLUa     2u  Baerle;  1472  noch  am  Leben  in  Brügg-e,  wo  er  1444  das  Bürgerrecht  erwarb.    Gebildet  unter 

dem  Einflüsse  Jans  van  Eyck    und   wahrscheinlich   dessen   Schüler;   tätig   vornehmlich    zu  Brügge    [nach 

den  Daten  auf  seinen  erhaltenen  Werken   1446 — 1467]. 

'v^23b  Maria  mit  dem  Kinde  vor  dem  Karthäuser.  Kühle  helle  Gesamtstimmung. 
Die  Ausführung  ist  miniaturartig  fein,  mit  scharfen  blitzenden  Lichtern  und  Einzel- 
heiten. Gedämpftem  Rot  [im  Mantel  Marias],  durch  den  Kontrast  zu  Ultramarinblau 
[Gewand  Maria]  in  seiner  Wirkung  gesteigert, 
entspricht  Saftgrün  [im  Mantel  der  hl.  Barbara, 
über  dunkelkarminrotem  Gewand].  Das  bräun- 
lich getönte  Weiß  der  Karthäusertracht  bildet  die 
Basis.  Die  Hauptfarben  Rot  und  Saftgrün  klingen 
nochmals  in  der  Mitte  wieder:  in  den  Fliesen  des 
rotbräunlichen  Bodens,  noch  wirksamer  in  der 
Landschaft  [zwischen  Saftgrün  bräunlichkarmin- 
rote, hellrote,  auch  hellblaue  Dächer].  Das  bräun- 
liche, mit  roten  Tönen  und  weißen  Lichtern  be- 
handelte Inkarnat  steht  warm  vor  lichtem  bräun- 
lichem Grau  der  Hallenarchitektur  und  weißlich- 
blauem Himmel  [mit  weißen  Wölkchen].  Rot- 
braunes, gelb  schimmerndes  Haar.  Rot  und  Blau 
in  den  Glasfenstern  und  dem  Baldachinbehang, 
Saftgrün  in  der  Säule  hinter  dem  Kinde. 

Ehemals  Jan  van  Eyck  zugeschrieben  .•.  Die  Komposition  stimmt  im 
wesentlichen  überein  mit  der  Tafel  Jans  van  Eyck  bei  Baron  Gustave 
Rothschild  in  Paris,  auf  der  derselbe  Donator  dargestellt  ist.     Nach 


528  A 


101 


Säclnieder- 
ländische 
S(hule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


532 


Weale  ist  der  Stifter  Herman  Steenken  aus  Suntdorp,  von  1402  an  mit  einer 
zweijährigen  Unterbrechung  [1404 — 1406]  Vikar  des  Karthäuserklosters  der 
hl.  Anna  ter  Woestire  in  der  Nähe  von  Brügge  [f  den  23.  April  1428]  .'.  Ein 
auf  der  Rückseite  aufgeklebter  Zettel  gibt  in  holländischer  Sprache  die  irrige 
Notiz,  daß  das  Bild  von  Jan  für  den  Abt  von  S.Martin  In  Ypern  gemalt  sei. 
Die  Tafel  ist  vermutlich  identisch  mit  derjenigen,  die  in  dem  von  Blaise  Hutter 
1595  verfaßten  Inventar  des  Kunstbesitzes  von  Erzherzog  Ernst  erwähnt  und 
dem  „Rupert  van  Eyck"  zugeschrieben  wird  .'.  Auch  das  am  17.  April  1662 
im  Haag  mit  dem  künstlerischen  Nachlasse  des  Joh.  Chrisosth.  de  Backer  unter 
Nr.  153  versteigerte  Stück:  Een  L.  Vrouw  met  een  Cathuyser,  geschildert 
by  Jan  van  Eyck,  ist  wohl  identisch  mit  unserem  Bilde  .".  Erworben  1888  in 
London  aus  der  Sammlung  des  Marquis  of  Exeter  in  Burleigh  House. 
Eichenholz,  h.  0.19,  br.  0.14. 

•§32  Bildnis  eines  jungen  Mädchens  [angeblich  einer 
Lady  Talbot].  Die  kühle  Helligkeit  des  ockergelb- 
lichen, mit  zarten  Rosalasuren  belebten  Inkarnats 
steigert  der  Kontrast  zu  tiefem  Schwarz  [Kopfbedek- 
kung  mit  gelber  Goldstickerei,  Halsband,  Miederein- 
satz], vor  grauer  Wand  mit  graubrauner  Holztäfelung. 
Schimmerndes  Weiß  im  Kragen,  Ultramarinblau  im 
Kleid.  Die  Schultern  deckt  ein  weißer  Schleier,  der 
mit  goldgelber  Nadel  am  Miedereinsatz  befestigt  ist. 

Trug  nach  handschriftlicher  Bemerkung  Waagens  auf  dem  Originalrahmen   die   Inschrift:    Opus  Petri  Christophori   .•.   Nach 
Weale  ist  die  Dargestellte  die  erste  Frau  des  Eduard  Grimeston    .".    Sammlung  Solly,  1821     .*.     Eichenholz,  h.  0,28,  br.  0,21. 

529a    B  Zwei  Altarflüg-el. 
529a  Altarflügel  mit    zwei  Darstellungen.    Oben:  Verkündigfung-.    Karminrot  [Man- 
tel Marias  mit  goldgelber  Bordüre,  über  schwärzlichblauem  Gewand]  und  Gelbgrün  [die 
Bettstatt]  bilden  den  beherrschenden  Kontrast.   Rot  kehrt  in  den  Fransen  des  Baldachins 

und  im  Glasfenster  über  der  Tür  wieder.  Nach 
r.  und  nach  hinten  kühlt  und  stumpft  sich  die 
Färbung  ab:  bläulichweißes  Gewand  des  Engels, 
bräunlichgraue  Wände  und  etwas  wärmerer  Fuß- 
boden des  Gemaches.  Die  Engelsflügel  schillern 
in  stumpfgelben,  mattroten  und  blaugrünen 
Tönen.  Warm  graurötliches  Inkarnat.  Hellblau 
[im  Himmel  und  im  Flußspiegel  1.]  —  Unten: 
Geburt  Christi.  Lichtes  Gelbgrün  der  Land- 
schaft [darin  die  kleinen  Figuren  der  Verkündi- 
gung an  die  Hirten  in  kräftigem  Zinnoberrot] 
hält  dem  verschiedenartigen  Rot  das  Gleich- 
gewicht [gedämpft  karminroter  Mantel  Marias 
über  schwärzlichblauem  Gewand,  vor  rotbraunen 
Felsen ;  zinnoberroter  Mantel  des  in  der  Mitte 
knienden  Engels,  in  seiner  Wirkung  gesteigert 
durch  Gelbgrün  und  Hellblau  in  den  Kleidern 
der  beiden  anderen;  kaltes  Karminrot  im  Mantel 
Josephs;  wärmeres  Karminrot  in  den  Armein  der 


102 


helfenden  Jüdin,  dem  leuchtendes 
Gelbgrün  im  Obergewand,  über 
graubraunem  Unterkleid,  entspricht]. 
Leuchtend  hellblauer  Himmel.  Auf 
graubraunem  Erdboden  liegt  das 
Kind  von  gelben  Strahlen  umgeben. 
Ein  dunkelrotbrauner  Balken  trennt 
die  beiden  Darstellungen. 

Bez.  unten  auf  schwarzem  Grund  in  Goldschrift; 
*  .  petrüs  .  xpi  .  me  .  fecit  .  -•.  Wie  529  B  Flügel 
eines  Altarschreins,  der  sich  in  einer  Kirche  von 
Burgos  befand  .".  Der  Altar  kam  von  Burgos  in  ein 
Frauenkloster  zu  Segovia  und  wurde  von  dort  nach 
Frankfurt  a.  M.  gebracht  .".  Die  jetzt  verschollenen 
Außenseiten  der  Flügel  zeigten  grau  in  Grau  die 
Apostel  Petrus  und  Paulus  /.  Erworben  1850  aus 
Privatbesitz  in  Augsburg. 

Eichenholz,  h.  1,34,  br.  0,56. 

529b  Das  jüngste  Gericht.  Christus 
als  Träger  des  Hauptkontrastes  in 
rotem,  im  Umschlage  gelbgrünem 
Mantel,  thront  vor  tiefultramarin- 
blauem  Himmel  auf  gelb  und  rötlich 
gefärbtem  Regenbogen,  zwischen  si 
dunkelbrauner  Säule  und  Kreuz.  In 
den  ihn  umschwebenden  Engeln  klingt  der  Kontrast  von  Rot  und  Grün  gedämpfter 
weiter,  um  in  den  Gewändern  der  Heiligen,  die  Maria  [Dunkelblau  der  Gewandung, 
das  durch  den  Gegensatz  zu  Goldgelb  im  Kleide  des  Heiligen  neben  ihr  in  seiner 
Wirkung  gesteigert  wird],  Magdalena  [in  hellroter  und  dunkelgrüner  Tracht]  und 
Johannes  d.  T.  [in  gelbgrünem  Mantel]  umgeben,  und  den  Trachten  der  auf  grau- 
braunen, mit  Perlen  und  farbigen  Edelsteinen  gezierten  Bänken  sitzenden  Apostel  und 
der  Vertreter  der  geistlichen  und  weltlichen  Stände  hinter  ihnen  seine  höchste  Leucht- 
kraft zu  erreichen.  Gelbe,  hellblaue,  graublaue  und  dunkelblaue  Töne  mischen  sich 
darein.  Rotbräunliches  Inkarnat.  Über  das  helle  Gelbgrün  der  Wiese  [mit  den  Auf- 
erstehenden] an  blaugrünem  Wasser  fällt  die  Färbung  über  die  braungraue,  gelb 
schimmernde  Rüstung  des  hl.  Michael  [mit  dunkelgrünen,  auf  der  Außenseite  bräunlich- 
roten Flügeln,  mit  rotem  Kreuzesstab]  zu  dem  bräunlichschwarzen  Tone  der  Hölle  mit 
ihren  stumpfroten  Flammen  und  saftgrünen  Teufelsgestalten  und  der  grauen  Gestalt 
des  Todes. 

Bez.  unten  auf  schwarzem  Grund  in  Gold:  *  anno  .  domini  .  M  .  CCCC  .  LH  .  .'.  Wie  529  A  Fliigel  eines  Altarschreins  .*. 
Das  Vorbild  der  Komposition  ist  das  Gemälde  Jans  van  Eyck  in  der  Eremitage  zu  St.  Petersburg  .'.  Erworben  1850  aus  Privat- 
besitz in  Augsburg     .*.     Eichenholz,  h.  1,34,  br.  0,56. 


Südnieder- 
Ifindische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

529  A 
529  B 


Zwei  Altarflügel. 
529e   Linker  Flügel:   Johannes  der  Täufer.    In  der  bräunlichen  Gesamtfärbung  leuchtet 


103 


Siidnieder- 
ländische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

529  E 

529  F 


549  A 


das  Rot  des  [innen  schwärzlichblauen]  Man- 
tels, von  dem  sich  der  dunkelsaftgrüne  Buch- 
einband abhebt.  Saftgrüne  Lasuren  auch  in 
der  ockergelblichbraunen,  mit  grauen  Tönen 
[in  den  Felsen]  durchsetzten  Landschaft. 
Gelbbräunliches  härenes  Gewand.  Bräun- 
lichockergelbes Inkarnat  [mit  roten  Tönen 
in  den  Augenlidern  und  Lippen].  Dunkel- 
braunes Haar.  Grünlichblaue  Ferne  unter 
dunkelblauem  Himmel  mit  weißem  Horizont. 

Erworben  1 908  aus  dem  italienischen  Kunsthandel  als  Geschenk 
des  Generaldirektors  Dr.  W.  Bode. 
Eichenholz,  h.  1,73,  br.  0,63. 

529f  Rechter  Flügel:  Die  hl.  Katharina.   In 
der  bräunlichen  Gesamtfärbung  wie  im  Ge- 
genstück leuchtendes  Rot  der  Gewandung 
[über    schwärzlichblauem    Unterkleid,  dun- 
kelkarminrote Strümpfe].  Schwärzlichgrüner 
Bucheinband.    Saftgrüne    Lasuren    in    der 
ockergelblichbraunen    Landschaft,    dunkel- 
saftgrüne Bäume.    Die  Mitte  betont  Gold- 
gelb im  Schnitte  des  Buches.    Das  braune,  gelb  schimmernde  Haar  ziert  eine  blitzende 
goldgelbe,  mit  weißen  Perlen  und  roten  Edelsteinen  besetzte  Krone.    Graublaue  Schwert- 
klinge.   Hellblauer  Fluß,  blaue  Ferne  unter  dunkelblauem  Himmel  mit  gelblichweißem 
Horizont.    Weiße  Pelzfütterung  des  Obergewands. 

wahrsclieinlicli  am  Hofe  des 
Lionello  d'Este  zu  Ferrara. 

'549a  Maria  mit  dem 
Kinde.  Leuchtendes 
Karminrot  im  Mantel 
umgibt  die  Figuren 
vor  graubrauner  Fen- 
sterumrahmung und 
schwärzlichbraunem 
Grund.  Leuchtendes 
Saftgrün  vorn  im 
Kissen  schließt  den 
Umriß  der  Figuren- 
gruppe ab.  Schim- 
mernd kaltes  Weiß 
[Kopftuch  Marias, Um- 
hüllung des  Kindes] 
und  dunkles  Ultrama- 


Erworben  1908  aus  dem  ita- 
lienischen Kunsthandel  als 
Geschenk  des  Generaldirek- 
tors Dr.  W.  Bode. 

Eichenholz,   h.  1,73,  br. 

0,63. 


Weyden  J°?f:J5:; 

Weyden,  auch  Roger  de 
la  Pasture,  und  in  älterer 
Zeit  öfters  Roger  von 
Brügge  oder  Roger  von 
Brüssel  gen.  Geboren  1399 
oder  1400  zu  Tournay,  da- 
selbst den  1.  August  1432 
als  Meister  in  die  Gilde  ein- 
getragen,gestorben  zuBrüssel 
den  16.  Juni  1464.  Schüler 
des  Robert  Campin  inTournay 
[seit  1426].  Tätig  zu  Tournay 
und  namentlich  zu  Brüssel 
[1436  als  „Maler  der  Stadt" 
erw^ähnt],  einige  Zeit  in 
Löwen,  vielleicht  auch  in 
Brügge,    1449  50    in    Italien, 


104 


rinblau  [mit  grauen  Perlen  und  roten  Edelsteinen  besetztes  Gewand  Marias;  dagegen 
das  blitzende  Goldgelb  der  Borten]  verstärken  die  Wirkung  des  mit  zarten  rötlichen 
und  grauen  Tönen  modellierten  Inkarnats.  Rotbraunes,  gelb  schimmerndes  Haar.  Gold- 
gelbbraune, saftgrün  gemusterte  Brokatunterärmel.  Goldene  Nimben.  Rechts  hinten 
eine  graublaue  Lilie  mit  saftgrünen  Blättern. 

Erworben  1862    .-.    Eichenholz,  h.  0,42,  br.  0,31. 

v534b  Johannesaltar.  Die  Hauptfarben  Rot  und  Ultramarinblau  sind  auf  das  kühle  lichte 
Grau  der  gemalten  architektonischen  Rahmungen  [mit  plastischen  Darstellungen  aus 
dem  Leben  Johannis  d.  T.]  und  der  Innenräume  gestimmt. 

Linker  Flügel:  Geburt  Johannis  d.  T.  Hellkarminrot  [Himmelbett],  wird  in  seiner 
Wirkung  gesteigert  durch  Saftgrün  im  Untergewande  der  Bedienerin  und  im  Rocke  des 
Zacharias.  Karminviolett  in  dessen  Mantelumschlag  und  Graublau  im  Oberkleid  der 
Bedienerin  vermitteln  mit  dem  Hellgrau  der  Architektur.  Reines  Weiß  des  Bettleinens. 
Ultramarinblau  [Obergewand  Marias]  hält  dem  Rot  die  Wage,  das  nochmals  in  wärmster 
Nuance  und  durch  das  Goldgelb  der  Musterung  gestärkt,  im  Unterkleide  Marias  hervor- 
bricht. In  der  Umrahmung  die  Statuen  von  Jakobus  minor  und  Philippus,  Thomas  und 
Matthaeus.  —  Mittelbild:  Taufe  Christi.  Von  Hellkarminrot  [Mantel  Johannis,  über  gold- 
gelbbraunem Gewand],  mit  dem  das  Saftgrün  der  Landschaft  kontrastiert,  kühlt  sich  die 
Färbung  über  das  durch  den  Gegensatz  zu  Weiß  [Lendentuch]  und  Blaugrün  [Flußspiegel] 
erwärmte  Braun  im  Körper  Christi  zu  Blauviolett  [sein  Gewand]  und  endlich  zu  bläulich 
getöntem  Weiß  [Gewand  und  Flügel  des  Engels,  die  außen  karminviolett  gefärbt  sind] 
ab.  Oben  vor  hellblauem  Himmel  zur  Betonung  der  Mitte,  in  Zinnoberrot  und  Gelb, 
Gott -Vater  [von  ihm  die  Worte  ausgehend:  hie  est  filius  meus  usw.].  In  der  Umrahmung 
die  Statuen  von  Petrus  und  Andreas,  Jakobus  maior  und  Johannes.  —  Rechter  Flügel: 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


534  B 


105 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

535 


Enthauptung  des  Johannes.  BräunHches  Karminviolett  [mit  weißem  Hermelin  gefüttertes 
Oberkleid  Salomes].  Ultramarinblau  im  Untergewand  [mit  goldgelben  Borten  und 
farbigem  Edelgestein  geziert],  gestärkt  durch  den  Gegensatz  zu  Gelb  in  den  Unterärmeln 
und  der  Schlüssel.  Den  kühlen  Farben  noch  untergeordnet  erscheint  der  Kontrast  von 
Rot  [Schuhe],  Rosa  [gelb  schillernd  in  den  Unterärmeln]  und  Gelbgrün  [Hängeärmel]. 
Rechts  überwiegt  dagegen  Karminrot  [strömendes  Blut,  heller  im  Mantel  Johannis,  wärmer 
im  Schurze  des  Henkers,  dort  begleitet  von  Mattgelb],  zu  Zinnoberrot  ansteigend  im 
Beinkleide  des  Henkers  [ausklingend  im  goldgelbbraunen  Gewände  Johannis].  Reines 
Weiß  im  Hemd.  Saftgrüne  und  lichtrote  Töne  in  der  Hofansicht  dahinter.  In  kleinen 
Flecken  verbreiten  sich  Rot  und  Blau,  von  schimmerndem  Weiß  unterbrochen,  bis  in  die 
Tiefe  des  grauen  Innenraums,  in  dem  die  Überreichung  des  Hauptes  an  Herodes  dar- 
gestellt ist.  In  der  Umrahmung  die  Statuen  von  Paulus  und  Bartholomaeus,  Thaddaeus 
und  Matthias. 

Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters    .'.    Eine  Schulkopie  von  kleineren  Maßen  im  Staedelschen  Institute  in  Frankfurt  a.  M.    .•. 
Erworben  1850,  die  zwei  ersten  Tafeln  aus  der  Sammlung  Könisr  Wilhelms  von  Holland  im  Haag,  die  dritte  Tafel  in  England. 
Eichenholz,  jede  Abteilung  h.  0,77,  br.  0,48. 

535  Der  Altar  des  PeeterBIadelin  [Gründers  der  Stadt  Middelburg  und  Schatzmeisters 
des  Herzogs  von  Burgund,  gestorben  1472]. 

Mittelbild:  Anbetung  des  Kindes.  Der  ockergelblichgraubraune  Vordergrund  und  der 
rotbräunliche  Ruinenbau,  der  sich  gegen  das  Gelbgrün  der  Wiesen  absetzt,  bilden  den 
neutralen  Hintergrund  für  die  kühlen  leuchtenden  Farben  der  Gewänder.  Hellkarminrot 
[Joseph],  ergänzt  durch  das  Gelbgrün  der  Landschaft,  überführt  die  karminviolette 
Tönung  der  Engelsgewänder  zum  Kontrast  der  Mitte:  Hellgelb  [Kleid  des  anbetenden 
Engels],  bläuliches  Weiß  [Gewand  Marias,  über  das  rotbraunes  Haar  herabfällt]  und 
tiefes  Ultramarinblau  [in  breiter  Fläche  um  sie  ausgebreiteter  Mantel].  R.  bildet  wenig 
Karminviolett  [Unterkleid  Marias]  das  Verbindungsglied  mit  warmem  Schwarz  [mit  grau- 
braunem  Pelz   verbrämter   Rock   des   Stifters  Peeter   Bladelin].    Oben   vor   tiefblauem 


106 


Himmel  nochmals  vor  allem  Hellgelb,  daneben  Hellkarminrot  und  Gelbgrün  [Gewänder 
der  Engel].  Goldene  Strahlennimben.  —  Linker  Flügel:  Die  Sibylle  von  Tibur. 
Links  leuchtendes  Gelbgrün  [Gewand  der  Sibylle  mit  blauen  Unterärmeln,  landschaft- 
licher Ausblick]  vor  Karminrot  [Baldachin].  Schimmerndes  Weiß  im  Kopftuche  der 
Sibylle.  Neben  bräunlichem  Karminviolett  im  Obergewande  des  Kaisers  Augustus  [in 
burgundischer  Königstracht],  zarter  in  der  Musterung  des  grauen  Bodens  brechen  noch- 
mals Karminrot  [mit  gelber  Musterung  im  Untergewande  des  Kaisers  und  in  den  Bein- 
kleidern des  Zuschauers  r.]  und  Zinnoberrot  [Beinkleider  und  Unterärmel  des  Kaisers], 
das  auch  in  der  Tracht  des  Zuschauers  r.  hinten  wiederkehrt,  hervor.  Hier  dient  es 
einem  kalten  Farbenpaar:  Hellblau  [Mantel  und  Kappe  des  vorderen  Zuschauers,  satter 
im  Hute  des  Kaisers  und  im  Gewände  Marias]  und  Hellgelb  [Ärmel  und  Gewand  des 
vorderen  Zuschauers,  hellrot  umrandete  Glorie  im  Fensterausschnitt]  als  Hintergrund. — 
Rechter  Flügel:  Der  Stern  erscheint  den  Königen  aus  dem  Morgenlande.  Hellkar- 
minrot [Mantel  des  vordersten  Königs],  von  den  bräunlichgelbgrünen  Tönen  der  Land- 
schaft, dem  Gelbgrün  der  Ärmel,  dem  bräunlichen  Gelb  des  Umhangs  umgeben,  erwärmt 
sich  nach  r.  hin  zu  leuchtendem  Zinnoberrot  [Gewand  des  zweiten  Königs],  dessen  hell- 
gelbe Musterung  wieder  mit  dem  leuchtenden  Ultramarinblau  [im  Mantel]  vermittelt. 
Hellkarminviolett  [Kappe]  und  bräunliches  Karminviolett  [Mantelumschlag]  überführen 
zum  tiefen  Schwarz  [goldgelb  gezierte  Tracht  des  Mohrenkönigs],  dessen  Intensität  durch 
den  Gegensatz  zu  reinem  Weiß  in  Armein  und  Kopfbinde  gesteigert  wird.  Am  hell- 
blauen Himmel  in  rosaroter  Glorie,  von  goldenen  Strahlen  umgeben,  das  Christkind.  — 
Warm  graurötlicher  Fleischton. 

Außenseiten  der  Flügel:  Verkündigung.  Links:  Maria.  —  Rechts:  Der  Engel  [in 
beiden  Händen  ein  Spruchband  haltend,  auf  dem  die  Worte  des  englischen  Grußes 
stehen]. —  Grau  in  Grau,  in  Stein  nachahmenderMale- 

rei.     Die  Rückwand  des       ^  i     'liiir- aaMfcMgaaa»—'   «mmaMat^       Gemaches      verdeckt      ein 

bräunlichzinnoberroter  P    J  |HBää^^^^^HB|^Hf|'  Vorhang,  vor  dem  ein  Ma- 

jolikakrug     mit      einem  ^^^^BB^B^^^^^^  Lilienstengel  steht. 


Siidnieder- 
ländische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


Die  drei  Bilder  geben  eine  in  sich 
die  weltumfassende  Herrschaft 
bild],  Verkündigung  derselben  an 
[Augustus]  und  an  die  Herrscher 
Hauptaltar  der  Kirche  zu  Middel- 
Kopie  befindet  .'.  Ein  Hauptwerk 
[bald  nach  1450]  .-.  Die  Rückseiten 
Schülerarbeit  Erworben  1834 

Eichenholz,  Mittelbild,  h.  0.91, 


v/534c  Die  hll.  Marga- 
Das  zinnoberrote,  gold- 
Margaretha  [dessen  Ende 
Rachen  hält]  umrahmt 
Bräunlichvioletter  Mantel 
grün  gemustertes  gold- 
am    Brustausschnitt    und 


abgeschlossene  Darstellung,  die  sich  auf 
Christi  bezieht,  Geburt  Christi  [Mittei- 
den Herrscher  des  Abendlandes 
des  Morgenlandes  "."  Gemalt  für  den 
bürg  [in  Brabant],  wo  sich  noch  eine 
des  Meisters  aus  seiner  mittleren  Zeit 
der  Flügel  sind  viel  geringer  und 
von  Nieuwenhuis  in  Brüssel, 
br.  0,89;  Flügel  je  h.  0,91,  br.  0,40. 


retha  und  Apollonia. 
gezierte  Gewand  der  hl. 
der  gelbbraune  Drache  im 
dunkles  Blau  des  Mantels, 
der  hl.  Apollonia  r.,  saft- 
gelbes Gewand,  unter  dem 
zu  den  Füßen   leuchtendes 


534  C 


107 


Südnieder- 
ländische 
Sdiule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

534  A 


Karminrot  des  Unterkleides  sichtbar  ist.  Lichtes  bräunhches  Inkarnat,  mit  rosigen  Tönen 
und  graubraunen  Schatten,  von  gelbbraunem  und  rotbraunem  Haar  umgeben.  Goldene 
Nimben.  Vor  hellgrauer  Wand  mit  rotbrauner  Wölbung.  L.  Ausblick  in  einen  Hof  mit 
rosaroten  Mauern  und  saftgrünen  Beeten  unter  hellblauem  Himmel. 


Flügel  eines  Klappaltars  .".  Früher  in  Spanien 
Eichenholz,  h.  0,515,  br.  0,275. 


Erworben  1909  aus  dem  Pariser  Kunsthandel. 

534a  Marienaltar.  Das  Kolorit  ist  härter,  email- 
artiger und  weniger  reich  an  vermittelnden  Zwischen- 
tönen als  im  Johannesaltar.  Die  einzelnen  Flügel 
umrahmt  gemaltes  ockergelblichbraunes  Holzrahmen- 
werk mit  hellgrauen  plastischen  Darstellungen  aus 
dem  Leben  Marias.  Graue  Innenräume.  Rötlich- 
grauer Fliesenboden. 

Linker  Flügel:  Die  hl.  Familie.  Leuchtendes 
Karminrot  [innen  dunkelsaftgrüner  Mantel  Josephs] 
vor  leuchtendem  Gelbgrün  in  der  Vorhangbordüre. 
Dunkelultramarinblaue  Kapuze.  Karminviolett  mit 
gelber  Musterung  im  Mittelstück  des  Vorhangs  über- 
führen den  Hauptkontrast  in  das  in  den  Schatten 
hellblau  getönte  Weiß  im  Gewände  Marias,  über 
das  gelbbraunes  Haar  herabfließt.  Oben  ein  ultra- 
marinblauer Seraph.  In  der  Umrahmung  die  Statuen 
von  Petrus  und  Paulus. —  Mittelbild:  Beweinung 
Christi.  Von  leuchtendem  Karminrot  [Mantel  Marias], 
durch  das  Gelbgrün  der  Landschaft  in  seiner  Inten- 


108 


sität  gesteig^ert,  hebt  sich  der  hellgraubraune,  vom  weißen  Lendentuch  umhüllte  Körper 
Christi  ab.  Kühlere  Farbflächen  umgeben  die  Mitte:  Blauviolett  im  Mantel  Johannis, 
Dunkelultramarinblau  in  der  Tracht  Josephs  von  Arimathia,  Weiß  im  Tuch.  Hellultra- 
marinblauer Himmel.  Oben  ein  karminvioletter  Seraph.  In  der  Umrahmung  die  Statuen 
von  Johannes  und  Matthaeus. —  Rechter  Flügel:  Christus  erscheint  Maria.  Karminrot 
[Mantel  Christi]  und  lichtes  Gelbgrün  der  Landschaft,  in  der  die  Auferstehung  und  die 
drei  Marien  dargestellt  sind.  Ultramarinblau,  das  in  der  landschaftlichen  Ferne  und  im 
Himmel  zarter  weiterklingt,  und  reines  Weiß  in  der  Tracht  Marias.  Lichter  kehren  alle 
Hauptfarben  in  der  Landschaftsszene  wieder.  Oben  ein  ultramarinblauer  Seraph.  In 
der  Umrahmung  die  Statuen  von  Markus  und  Paulus. 

Wie  Maria  der  Mittelpunkt  der  gesamten  Schilderung  ist,  so  beziehen  sich  auch  die  lateinischen  Sprüche  auf  den  von  den 
Seraphim  gehaltenen  Bändern  auf  Eigenschaften  der  Maria,  um  deren  willen  ihr  die  „Krone  des  Lebens"  verliehen  wurde  /. 
Unser  Altar  entstand  wohl  in  der  Werkstatt  Rogers  nach  dem  frijhesten  bekannten  Altar  des  Meisters,  der  zum  Bilderschatze 
Isabellas  der  Katholischen  gehörte  und  von  dem  sich  linker  Flügel  und  Mittelbild  noch  heute  in  der  Sakristei  des  Domes  zu 
Granada  befinden.  Der  r.  Flügel  tauchte  vor  einigen  Jahren  im  spanischen  Kunsthandel  auf  .•.  Dieser  Altar  kam  als  Geschenk 
Papst  Martins  V.  an  König  Johann  II.  1445  nach  der  Karthause  Miraflores  bei  Burgos  .'.  Karl  V.  soll  ihn  von  hier  mitgenommen 
und  als  Reisealtärchen  bei  sich  geführt  haben.  Nach  seinem  Tode  befand  sich  das  Werk  wieder  in  Burgos  bis  zur  Zeit  der  Napo- 
leonischen Kriege.  Damals  fiel  es  kurz  vor  dem  Brande  des  Klosters  in  die  Hände  des  Generals  d'Armagnac,  der  es  einem  Wein- 
händler verkaufte.  Dann  erstand  es  Nieuwenhuys,  der  es  an  König  Wilhelm  von  Holland  verkaufte  -•.  Erworben  1850  aus 
der  Sammlung  König  Wilhelms  von  Holland  im  Haag. 
Eichenholz,  jede  Tafel  h.  0,71,  br.  0,43. 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


1.  545d  Bildnis  einer  jungen  Frau.  Warm  und  blühend,  in  rötlichem  Ton  mit  wenig 
graubräunlicher  Modellierung,  rundet  sich  in  geschlossenem  Oval  das  Antlitz  mit  den 
roten  Lippen  [und  den  blaugrauen  Augen],  vom  kalten,  im  Schatten  grau  getönten 
Weiß  der  Haube  umrahmt,  durch  welche  die  Stirn  durchscheint.  Das  schwärzliche 
Blau  des  Hintergrundes,  tiefes  Schwarz  des  Pelzbesatzes  und  Gürtels  helfen  die  Hellig- 
keit noch  steigern.  Die  graue  Farbe  des  Kleides  wird  durch  die  durchschimmernde, 
aus  Braun  und  Karminrot  gemischte  Untermalung  er- 
wärmt. Die  Finger  der  Linken  zieren  goldgelbe  Ringe 
mit  rotem  Stein,  goldgelbe  Nadeln  halten  die  Haube 
zusammen. 

Auf  der  Rückseite  ein  [ausgekratztes]  Wappen  in  einem  Blattkranze  .'.  Fürstin 
Soltikoff,  St.  Petersburg  .".  Erworben  1908  aus  dem  englischen  Kunsthandel. 
Eichenholz,  h.  0,47,  br.  0,32. 

\j545  Bildnis  Karls  des  Kühnen,  Herzogs  von  Bur- 
gund  [1433 — 1477].  Warm  kommt  das  rötliche,  von 
grauen  Tönen  durchsetzte  Antlitz  [mit  den  graublauen 
Augen  und  mattroten  Lippen],  von  dunkelrotbraunem 
Haar  umgeben,  aus  dunkelblauem  Grund  und  schwar- 
zem, grau  gemustertem  Kleid  hervor.  Goldgelb  im 
Orden  des  goldenen  Vließes  auf  der  Brust.  Rot- 
brauner Schwertgriff  mit  graublauem  und  goldgelbem 
Knauf. 

Sammlung  Solly,  1821. 

Eichenholz,  h.  0,49,  br.  0,32. 


545 


109 


Südnieder- 
ländisdie 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


Vveyden    Kopie  nach  Roger  van  der  Weyden. 


534  Kreuzabnahme.  Warme  farbige  Kontraste  [Hellkarminrot  im  Gewände  Johannis, 
daneben  leuchtendes  Gelbgrün  im  Kleide  Maria  Salomes;  bräunlichzinnoberrote  Bein- 
kleider und  dunkelkarminrotes  Gewand  Josephs  von  Arimathia,  der  den  Leichnam 
Christi  hält]  umgeben  in  breiten  Flächen  das  tiefe  Ultramarinblau  im  Gewände  Marias, 
dem  r.  ein  mit  Braun  gedämpftes  Goldgelb  im  Mantel  des  Nikodemus  [über  dunkel- 
blauem Gewand]  entspricht.  Hellrötliches  Inkarnat.  Graubrauner  Erdboden.  Nach 
rechts  geht  die  Färbung  in  zartere  Töne  über  und  klingt  über  wenig  Gelbgrün  [Mantel 
Petri]  und  Rosa  [Ärmel  Magdalenas]  in  bräunliches  Grau  [Gewand]  und  Blaugrau 
[Mantel  Magdalenas]  aus.  Ebenso  kühlt  sich  die  Färbung  nach  oben  ab  [Weiß  der 
Tücher,  graubräunlicher  Ton  des  Leichnams,  bläuliches  Weiß  der  Kopftücher  und  Tracht 
des  Mannes  auf  der  Leiter]  vor  Goldgrund,  auf  den  die  Schatten  in  Braun  lasiert  sind. 

Bez.  in  den  oberen  Ecken  in  dem  rotbraunen  Maßwerk  mit  je  einer  Armbrust  und  der  Jahreszahl  1488  .*.  Alte  Kopie 
nach  dem  Originale  Rogers,  das  sich  im  Escorial  befindet.  Ändere  alte  Kopien  im  Museo  del  Prado  zu  Madrid  [Nr.  1818, 
vielleicht  von  Michiel  von  Coxie,  und  Nr.  2193a,  früher  im  Museo  Nacional  de  laTrinidad],  in  der  Peterskirche  zu  Löwen 
[in  kleinerem  Maßstabe,  Mittelbild  des  Triptychons  in  der  Agatha -Kapelle],  in  der  Bridgewater-Sammlung  zu  London  usw. 
Ober  das  Original  und  die  in  Spanien  befindlichen  Kopien  s.  Madrazo,  Museo  Espanol  de  Antiguedades,  IV  .".  Ehemals 
ohne  Grund  Roger  van  der  Weyden  der  Jüngere  genannt  .".  Erworben  1830  in  Aachen. 
Eichenholz,  h.  1,49,  br.  2,65,  der  Aufsatz  in  der  Mitte  h.  0,51,  br.  0,57. 


Weyd 


Cn     Schule     des    Roger 

600  Das  j'üngste  Gericht, 
minrot  [Mantel  Christi],  Hell- 
lichter in  der  Weltkugel]  und 
rotbraunem  Gewand].  Weiße, 


Weyden. 


Vor  goldenem  Himmel  Hellkar- 
ultramarinblau [Mantel  Marias, 
Saftgrün  [Mantel  Johannis,  über 
karminviolett  getönteWolken  [mit 


534 


110 


gelblichen  Lichtern]  und  weiße,  blauviolett  getönte 
Gewänder  der  Engel.  —  Die  Färbung  der  unteren  Bild- 
hälfte mit  den  klugen  [1.]  und  den  törichten  Jung- 
frauen [r.]  ist  schwerer  und  stumpfer.  Zwischen  dunklem 
Blau  tritt  kräftiges  Rot  hervor.  Saftgrün  im  Kleide 
der  Jungfrau  r.  in  der  Mitte,  bräunliches  Orangegelb 
und  Grauweiß  [Tracht  der  Jungfrau  ganz  r.].  Vor  grau- 
braunen Felsen,  zwischen  denen  schmutzig  rote  und 
saftgrüne  Flecken  [Flammen,  Teufel]  verstreut  sind. 
Nach  oben  in  bräunliches  Saftgrün  der  Wiese  über- 
gehend. 

Die  Tafel,  die  aus  zwei  Stücken  zusammengesetzt  ist  und  im  Gegenstande 
zwiespältig  erscheint,  ist  offenbar  von  zwei  Malern  ausgeführt.  Der  obere 
Teil  zeigt  durchaus  den  Stil  Rogers  van  der  Weyden,  während  der  untere, 
weit  schwächere  Teil  von  einem  Nachfolger  Memlings  herrührt  .'.  Sammlung 
Solly,  1821  .-.  Eichenholz,  h.  0,65,  br.  0,35. 

Der  Meister  von  Flemalle  !('j;:::t:''^,:rZ 

der  Abtei  Flemalle  stammenden,  jetzt  im  Staedelschen  Institute 
zu  Frankfurt  a.  M.  bewahrten  Altarflüg-eln.  Nach  einem  Altar  im 
Besitze  der  Gräfin  Merode  zu  Brüssel  auch  Meister  des  Merode- 
Altares  g-enannt.  Tätig  zwischen  1420  und  1460  in  den  südhchen 
Niederlanden.  Neuerdings  mit  Robert  Campin,  dem  Lehrer  Rogers 
van  der  Weyden  identifiziert. 

538a  Christus  am  Kreuz.  Vor  bräunlichgrauem  Erdboden  mit  saftgrüner  Lasur 
leuchten  r.  warmes  Rot  und  Gelbgrün  [Unterkleid  und  Gewandumschlag  Magdalenas] 
und,  durch  dunkles  Karminviolett  und  Grau- 
schwarz [Gewand  und  Mantel  Magdalenas]  ge- 
trennt, kälteres  Hellkarminrot  [Gewand  Johannis, 
vor  luftigem  Gelbgrün  der  Landschaft]  auf.  Der- 
selbe Kontrast  mit  stärkerer  Betonung  des  Gelb- 
grün beherrscht  die  1.  Seite  [gelbgrüner  Mantel, 
karminrote  Ärmel  der  hl.  Frau],  während  leuch- 
tendes Ultramarinblau  [Maria]  die  Mitte  betont. 
Zwischen  diesen  klaren  Farben  ist  reines  Weiß 
verteilt,  das  im  Kopftuche  Magdalenas  r.  an- 
setzend in  schräger  Richtung  über  das  Kopftuch 
Marias,  den  gelblichgrauen,  mit  blaugrauem 
Pelz  besetzten  Rock  der  hl.  Frau  hinter  ihr  in 
die  kühlen  zarten  Töne  der  Gestalt  1.  hinten 
[weißes,  blauviolett  schimmerndes  Gewand  mit 
gelben  Borten  und  hellblauen  Hängeärmeln, 
gelbes  Unterkleid]  übergeht.  Zartes  grauröt- 
liches Inkarnat.  Vor  dunkelgrauen  Wolken  der 
graubraune,  mit  rotem  Blute  befleckte  Körper 
Christi.  Die  Färbung  der  Gewänder  der  klagen- 
den Engel  steigert  sich  nach  oben  von  Goldgelb 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

600 


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538  A 


111 


Siidnieder- 
ländisdie 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

537 


537  B 


über  Grün  und  Dunkelblau  zu  leuchtendem  Rot. 
An  den  Umrissen  der  Figuren  ist  ein  alter  Gold- 
grund sichtbar,  über  den  die  Landschaft  des 
Hintergrundes  mit  weißlichblauer  Ferne  und  der 
hellblaue  Himmel  gemalt  sind. 

Vom  Munde  Marias  geht  die  goldene  Inschrift  aus;    Fili  dignare  me 
attrahere  et  crucis  i  pedem  manus  figere.    Bernhard'.    .*.    Erworben 
1892  auf  der  Auktion  A.  Hulot  in  Paris. 
Eichenholz,  h.  0,77,  br.  0,47. 

537  Bildnis  eines  Mannes.  Die  bräunlich- 
karminrote  Kopfbedeckung  fällt  über  das  saft- 
grüne, dunkelgrün  gemusterte  Sammetgewand 
mit  schwarzem  [rot  verschnürtem  Kragen]  herab 
und  umrahmt  das  hagere  blasse  Antlitz,  das  an 
den  Augenlidern,  der  Nase,  den  Lippen  gerötet 
und  mit  grünlichgrauen  Schatten  modelliert  ist. 
Schwarzer  Hintergrund. 

Der  Dargestellte  wurde  ehemals  für  Philipp  den  Guten  gehalten  .'.  Er- 
worben 1836  als  Geschenk  des  damaligen  preußischen  Gesandten  in  Paris  Barons  von  Werther  .-.  Eichenholz,  h.  0,37,  br.  0,30. 

537a  Bildnis  eines  Mannes.  Warm  hebt  sich  das  rötliche  Inkarnat  [mit  dunkelbraunen 
Augen,  mit  graublauen  Tönen  an  den  Bartstellen,  an  Oberlippe,  Kinn  und  Wangen]  von 
dunklem  Braun  des  Haars  und  bräunlichem  Karminrot  im  Gewände  [mit  gelbbraunem 
Pelzwerk]  vom  reinweißen  Hintergrund  ab. 

Der  Dargestellte  ist  vielleicht,  wie  sich  aus 
der  Übereinstimmung  der  Gesichtszüge 
mit  der  Marmorbüste  von  der  Hand  Minos 
da  Fiesole  im  Kaiser -Friedrich -Museum 
zu  Berlin  ergibt,  der  Florentiner  Niccolö 
Strozzi,  der  1434  aus  Florenz  verbannt, 
nacheinander  in  London,  Barcelona.  Avi- 
gnon,  Neapel  und  Rom  Banken  errichtete 
und  1469  in  Rom  starb  .-.  Erworben  1901 
aus  dem  englischen  Kunstliandel  .".  Eigen- 
tum des  Kaiser- Friedrich -Museums-Ver- 
eins .-.  Eichenholz,  h.  0,285,  br.  0,177. 


RH       Kopie  na 
emalle  von  Fie 


Kopie  nach  demMeister 
emalle. 


537b  Die  Rache  der  Tomy- 
ris.  Über  dem  unruhigen,  rot, 
grün,  hellblau,  goldgelb  und 
weiß  gemusterten  Estrich,  auf 
dem  der  kopflose  Leichnam 
des  Cyrus  in  grauweißem,  im 
Umschlage  gelbgrünem  Ge- 
wände liegt,  breite,  z.  T.  reich 
mitGold  gezierte,  aber  stumpfe 
Farbflächen:  Dunkelblau  [Ge- 


112 


wand  der  Massag-etenkönigin];  rechts  Rot  [Gewand  der 
Dienerin,  die  das  graue,  blau  gemusterte,  mit  karmin- 
rotem Blut  gefüllte  Gefäß  hält,  mit  gelbgrünen  Strümpfen 
und  roten  Schuhen]  und  Gelbgrün  [Kleid  der  Frau  mit 
dem  weißen  Hündchen];  links  entsprechend  Olivgrün, 
Rot  [Tracht  des  Henkers  mit  dunkelblauen  Beinkleidern] 
und  kaltes  Hellkarminrot  [Tracht  des  hinter  ihm  Stehen- 
den]. Graubraunes  Inkarnat  mit  Zinnoberrot  auf  den 
Lippen  und  Wangen.  Weiße  Kopfbedeckungen.  Vor 
dunkelgrauer  Wand  mit  saftgrünen  und  braunroten 
Säulen,  deren  Kapitale  Reliefszenen  aus  der  biblischen 
Geschichte  zieren,  und  rot,  blau  und  grün  gemusterte 
Glasfenster. 

Der  Darstellung  nach,  die  dem  typologischen  Zyklus  des  „Speculum  humanae 
salvationis"  angehört,  wahrscheinlich  zu  einer  Folge  von  Bildern  gehörig,  die 
zum  Schmuck  eines  Rathauses  diente  .*.  Für  den  Meister  von  Flemalle  ist  die 
Ausführung  zu  gering,  der  Stil  läßt  jedoch  deutlich  erkennen,  daß  ein  Original 
dieses  Meisters  zugrunde  liegt  .".  Eine  andere  aus  dem  XVI.  Jahrhundert 
stammende  Kopie  mit  geringen  Veränderungen  nach  demselben  Original  in  der 
Akademie  zu  Wien  .'.  Stammt  aus  Spanien  .".  Erworben  1893  als  Geschenk 
des  Sir  J.  Charles  Robinson. 

Leinwand,  h.  1,76,  br.  1,76. 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


Niederländischer  Meister  um  1440 

526a  Beweinung  Christi.  Im  kalten  Lichte  des  hellblauen,  von  schimmernd  weißen 
Wolken  überzogenen  Himmels,  von  dem  sich  dunkel  das  rotbraune  Kreuz  abhebt.  In 
der  Mitte  stehen  fast  schattenlose,  sehr  zarte 
Töne  bei  einander,  denen  das  [in  den  Schatten 
bläuliche]  Weiß  der  Tücher  als  Basis  dient:  bräun- 
lichgrauer Körper  Christi,  rosavioletter  Mantel 
Marias,  bräunlichsaftgrüner  Erdboden.  Ihre  ein- 
heitliche Helligkeit  wird  noch  gesteigert  durch 
den  Gegensatz  zu  den  kräftigen  Farben  der  Seiten : 
Rot  mit  weißlichen  Lichtern  [Mantel  des  Stifters 
r.  mit  tiefschwarzer  Kapuze,  warmes  rotbräunliches 
Inkarnat],  Saftgrün  und  Hellblau  [Mantel  und  Ge- 
wand Johannis  1.]. 


Die  Komposition  kommt  mit  Abweichungen  mehrfach  vor  [in  der 
Galerie  zu  Brüssel  und  beim  Earl  of  Powis  in  London].  Von  diesen 
drei,  annähernd  gleichwertigen  Wiederholungen  steht  diejenige  beim 
Earl  of  Powis  dem  Roger  van  der  Weyden  am  nächsten  .'.  Erworben 
1901  in  Florenz  .".  Eigentum  des  Kaiser -Friedrich -Museums -Vereins. 
Eichenholz,  h.  0,46,  br.  0,33. 


526  A 


113 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

542 
527 


DpKpI"   J^I"^*  Daret.     Geb.  zu  Tournay,    zusammen    mit  Roger   van   der  Weyden  Schüler  des  Robert 
Campin  in  Tournay.    Tätig  in  Tournay  [1432  als  Meister  in  die  Gilde  aufgenommen],  Arras   [um 
1433—35,  Juli   1441,  1452]  und  a.  a.  O. 

542  Heimsuchung.  Vor  saftgrüner,  mit  bunten  Blumen  übersäter  Wiese  leuchtendes 
Karminrot  [Mantel  Elisabeths],  durch  Violett  [ihr  Gewand]  mit  dunklem  Ultrama- 
rinblau [Gewandung  Marias]  vermittelt.  Graue  Pelzbesätze,  weißes  Kopftuch.  Gol- 
dene Strahlen  umgeben  die  Häupter,  reich  mit  Gold  sind  die  Gewänder  geziert.  Rot 
erscheint  leuchtender  vorn  in  der  Fütterung  der  goldenen  Bischofsmütze  wieder 
[Karminrot  über  Gold].  Der  Stifter,  ein  Abt,  in  bräunlichschwarzer  Tracht,  mit  gol- 
denem Krummstab.  L.  sein  Wappen,  silber  und  dunkelblau  geteilt,  mit  goldenen 
Kronen  [dem  Zeichen  seiner  Abtei]  und  Querbalken.  In  der  Ferne  die  grauen  Mauern 
der  Abtei  mit  blauen  und  braunroten  Dächern;  dahinter  ein  dunkelblauer  Fluß.  Grau- 
bräunlicher Fleischton. 

Gegenstück  zu  Nr.  527    .".    Der  kniende  Donator  ist  Jean  du  Clercq  [geb.  1376],  Abt    von  St.Vaast  zu  Arras  [1428 — 62] 
und  einer  der  Kanzler  Philipps  des  Guten    .*.    Sammlung  Solly,  1821. 
Eichenholz,  h.  0,57,  br.  0,52. 

527  Anbetung  der  Könige.  Leuchtendes  Ultramarinblau  im  Mantel  Marias  ist  in  ver- 
schiedenartiges Rot  gebettet,  das  von  kräftigem  Zinnoberrot  im  Sitze  Marias  sich  nach 
1.  zu  kaltem  Karminrot  [Gewand  Josephs],  nach  r.  zu  Hellkarminrot  [Rock  des  knienden 
Königs,  Kopfbedeckung  am  Boden]  abkühlt.  Die  roten  Töne  werden  von  Gelbgrün 
begleitet  [Landschaft,  Unterkleid  und  Fütterung  der  Kappe  des  knienden  Königs, 
Obergewand  des  hinter  ihm  stehenden,  Tasche  Josephs],  das  neben  Goldgelb  in  der 
Musterung  des  lilafarbenen  Gewandes  des  Königs  ganz  r.  ausklingt.  Reines  Weiß  im 
Kopftuch  Marias  und  der  Pelzfütterung  der  Gewänder.  Die  Darstellung  ist  reich  mit 
Gold  geziert  [Nimbus  der  Maria,  Stern,  Gewänder,  Kronen  und  Gefäße],  die  Ferne 
durch  zinnoberrote  Staffage  belebt. 


114 


Zusammen  mit  Nr.  542  und  einem  dritten  Gemälde,  einer  Darstellung  im  Tempel  [früher  in  der  Sammlung  Hainauer  zu  Berlin, 
jetzt  bei  Duveen  Bros,  in  London],  gemalt  im  Auftrage  des  Abts  Jean  du  Clercq  als  Teile  der  Außenseiten  eines  Altars 
für  die  Marienkapelle  in  der  Klosterkirche  von  St.  Vaast  zu  Arras.  1434  begonnen,  scheint  der  Altar  Anfang  1435  vollendet 
gewesen  zu  sein.  Ehemals,  wie  das  GegenstiJck  Nr.  542,  dem  „Gerard  van  der  Meire  "  [tätig  zu  Gent  zwischen  1452  und 
1474]  zugeschrieben,  dann  Niederländischer  Meister  um  1460  genannt  .*.  Sammlung  SoUy,  1821. 
Eichenholz,  h.  0,57,  br.  0,52. 


Sädn  ieder- 
ländische 
Schule  des- 
XV.  Jahr- 
hunderts 


Niederländischer  Meister  um  1480 

526  Maria  mit  dem  Kind  und  Stiftern.  Rot,  auf  das  stumpfe  Dunkelblau  im  Mantel 
Marias  gestimmt  und  in  ihrem  dunkelkarminroten  Gewand  anklingend,  hält  die  Kompo- 
sition farbig  zusammen.  Als  Rosarot  im  Teppichfond,  mit  dem  stumpfen  Saftgrün  der 
Musterung,  der  Bäumchen,  die  das  Ehepaar  hält,  dem  Rasen  und  Laubwerk  kontrastierend, 
bildet  es  den  Hintergrund  für  die  Gestalt  Marias.  Es  stärkt  sich  r.  zu  stumpfem  Karminrot 
in  dem  mit  silbernen  Kreuzen  gezierten  Mantel  Elisabeths  von  Breda  [i"  1280],  durch  den 
Gegensatz  zu  Graublau  [mit  rotbraunem  Pelzwerk  besetztes  Gewand,  von  hellblauem 
Gürtel  mit  goldgelber  Schließe  zusammengehalten]  erwärmt,  und  im  Schild  mit  silbernen 
Kreuzen  [Wappen  von  Breda].  Das  Rot  im  Rocke  des  Stifters  hält  ihm  [als  wärmstes 
Rot  im  Bilde]  auf  der  1.  Seite  das  Gegenwicht.  Arnold  von  Löwen  [i"  1287]  in  grau- 
braunem Wappenrock,  mit  silbernen  Löwen  und  goldener  Krone  geziert,  über  graublauer 
Rüstung,  mit  goldenen  Sporen.  Oben  das  Wappen  von  Löwen  [silberner  Löwe  in  grau- 
braunem Feld].  Weiß  in  der  Haube  Elisabeths  und  der  Umhüllung  des  Kindes.  Hell- 
rotbräunliches Inkarnat.    Blaugrüne  Ferne  und  hellblauer  Himmel. 

Wahrscheinlich  ist  der  Stifter  ein  Nachkomme  Arnolds  von  Löwen  .•.  In  der  Art  Rogers  van  derWeyden  .'.  Sammlung  SoUy,  1821. 
Eichenholz,  h.  1,53,  br.  1,53. 


526 


115 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


590A  = 


538 


Niederländischer 
Meister  um  1465 

590 A  Maria  mit  dem  Kind,  der 
hl.  Hieronymus,  eineHeilige 
und  die  Stifterfamilie  [Graf 
Jacob  von  Hornes  und  seine  Ge- 
mahlin Johanna  mit  Söhnen  und 
Töchtern].  Die  leuchtend  bunte 
Lokalfarbenwirkung  der  Mitte  ist 
durch  unvermittelte  Nebenein- 
anderstellung-von  Karminrot  [Ge- 
wand Marias, Teppichkante,  Man- 
tel des  hl.  Hieronymus,  Kleid  der 
Heiligen  und  der  vor  ihr  knienden 
Tochter  der  Stifterin,  Kissen,  auf 
dem  der  Stifter  kniet,  Helm-  und 
Schildzier]  und  Ultramarinblau 
[Mantel  Marias,  Gewand  des  hl. 
Hieronymus,  stumpfer  im  Mantel  der  Heiligen]  erzielt.  Beide  Farben  gewinnen  durch 
das  überall  verstreute  Weiß  und  den  lichten  Ton  des  Inkarnats,  Karminrot  wiederum,  dem 
auch  der  verbindende  rotbräunliche  Ton  der  Rasenbank  das  Übergewicht  verleiht,  durch 
den  Kontrast  zu  reichlichem  Saftgrün  [Landschaft,  Teppichmuster]  an  Intensität.  Goldene 
Nimben.  In  gedämpfteren  Farben  die  Stifterfamilie:  der  Stifter  in  goldener  Rüstung,  seine 
Söhne  in  schwarzen  Trachten  und  braunlasierten  silbernen  Rüstungen,  der  letzte  in  weißem 

Mantel  mit  gelbbraunem  Besatz;  die  Stifterin  in 
schwarzem  Kleid,  die  Töchter  in  karminroten, 
dunkelblauen  und  dunkelgrauen  Kleidern,  mit 
zinnoberroten  Rosenkränzen.  Dafür  ist  wieder 
der  Vordergrund  reich  mit  Gold  [Helm,  Schilde] 
und  Rot  [Helm-  und  Schildzier]  belebt. 

Goldene  Umschrift  des  alten  Rahmens:  Jnt  iairons  heran  MCCCCLXI  des 
anderen  daighs  inden  aprill  starff  toe  woiriehem  die  hoigebaren  vrouwe 
Johanna  dochter  greve-frederycks  von  moirse  irste  greuynne  toe  hoirne 
vrouwe  toe  altena  toe  niontegys  toe  torterlhem  ende  toe  ergnendonck 
hierbegrave  wes  siele  nioet  ruhen  in  vreden  ame  .".  Darnach  liegt  hier 
ein  Gedenkbild  auf  den  Tod  der  Gräfin  Johanna  von  Hornes,  geb. 
Gräfin  von  Moers -Saarwerden,  gest.  1461,  vor.  Da  der  jüngste  Sohn 
Johann,  der  letzte  zur  Linken,  1482  zum  Bischof  von  Lüt^ich  ernannt, 
hier  noch  in  ganz  jugendlichem  Alter  dargestellt  ist,  muß  das  Bild 
zwischen  den  Jahren  1461  und  1482  gemalt  sein.  Und  zwar  wahr- 
scheinlich bald  nach  1461,  wie  neben  anderen  Anzeichen  auch  aus  der 
Beschaffenheit  der  Wappen  hervorgeht.  Dieselben,  zum  größeren  Teil 
Allianzwappen,  sind  erst  später  aufgemalt  worden,  allein,  wie  sich  aus 
dem  Allianzwappen  des  einen  der  Söhne  in  Rüstung  ergibt,  nicht 
später  als  1479  .•-  Seinem  Stilcharakter  nach  gehört  das  Bild  einem 
Nachfolger  des  Roger  van  der  Weyden  an  .*.  Erworben  1861  in  Leipzig 
aus  der  Sammlung  Minutoli. 

Eichenholz,  h.  0,87,  br.  0,94. 


116 


Niederländischer  Meister  um  1480 

538  Anbetung-  der  Könige.  Weiß  [Kopftuch 
Marias,  Kissen],  nach  1.  [Mantelumschlag-  des 
knienden  Königs,  Kopfbedeckung  des  Mohren- 
königs] bläulich  getönt,  dient  den  stumpfen,  auf 
das  Braun  des  Hintergrundes  gestimmten  Tönen, 
mit  dem  auch  die  gelblichbraune  Tracht  Josephs 
zusammengeht,  als  Basis.  Der  Gegensetzung  von 
dunklem  Blau  [Mantel  Marias]  und  Karminrot 
[Behang  ihres  Sitzes]  folgen  nach  1.  lichtere  Töne: 
besonders  Saftgrün  [Rock  des  ältesten  Königs, 
Ärmel  des  Mohrenkönigs],  dazwischen  Hellkar- 
minrot [Mantel  des  knienden,  Tasche  des  ältesten 
Königs].  Reiche  Verwendung  von  Gold  [in  den 
Gewandborten,  den  Querstreifen  des  graublauen 
Gewandes  des  Mohrenkönigs,  den  Kronen  und 
Gefäßen]  belebt  die  Gruppe  1. 

Das  Bild  erscheint  als  ein  Werk  aus  dem  Kreise  des  Meisters  von  Flemalle  und  des  Jaques  Daret  .'.  Alte,  etwas  veränderte 
Kopien  nach  unserem  Bild  im  Museo  Civico  zu  Verona  und  in  der  Sammlung  Rene  de  la  Faiüe  in  Antwerpen;  eine  alte 
Zeichnung  danach  im  Berliner  Kupferstichkabinett.  Eine  stilistisch  verwandte  Darstellung  desselben  Gegenstandes  im  Erz- 
bischöflichen  Museum  zu  Utrecht   .'.   Sammlung  Solly,  1821    .■.    Eichenholz,  h.  0,49,  br.  0,41. 

D  _      !.„    Dierick  [Dirk]  Bouts  [Dirk  van  Haarlem].    Geb.  zu  Haarlem  vermutlich  zwischen  1410 — 1420, 

'-''-' ^'-'-'    gest.  zu  Löwen  den  6.  Mai   1475.     Unter  dem  Einflüsse  Aelberts  van  Ouwater  [?],  später  Rogers 

van  der  Weyden    gebildet.    Tätig    zu  Haarlem   und   vornehmlich    zu   Löwen  [daselbst    schon    vor  1448]. 

545c  Maria  mit  dem  Kinde.  In  warmer  Färbung  stehen  die  Figuren,  von  Hellkarmin- 
rot im  Mantel  umrahmt,  vor  lichtem  Saftgrün  der  Landschaft  [mit  dunkelsaftgrünen 
Büschen]  und  hellblauem  Himmel.  DieWärme 
des  lichten  rosigen  Inkarnats  [mit  bräunlich- 
grauen  Schatten  modelliert]  erhöht  der  Kon- 
trast zu  Weiß  im  Horizont  und  der  Umhüllung 
des  Kindes  und  zum  dunkelblauen,  mit  grauem 
Pelz  gefütterten  Gewände  Marias,  das  über 
dem  Ellenbogen  umgeschlagen  den  schwärzlich- 
saftgrünen, goldgelb  gemusterten  Brokatärmel 
sehen  läßt.    Gelbbraunes  Haar  Marias. 

Eine  schwächere  Wiederholung  mit  abweichender  Landschaft,  aber 
genau  entsprechenden  Maßen  in  der  Galerie  zu  Sigmaringen  .'. 
Erworben  1896  aus  Arezzo  .-.  Eigentum  des  Kaiser -Friedrich- 
Museums -Vereins  .-.  Eichenholz,  h.  0,28,  br.  0,195. 

545b  Maria  in  Anbetung.  Zartes  Blauviolett 
im  Gewand  und  rosabräunliches,  von  grauen 
Tönen  durchsetztes  Inkarnat,  vom  gelbbraunen 
Haar  umrahmt,  sind  auf  das  tiefe  Ultramarin- 
blau in  Mantel  und  Unterkleid  gestimmt.   Die 


Südnieder- 
ländisdie 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

545  C 


545  B 


117 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

533 


533  A 


kühlen  Töne,  denen  warmes  Braun  [im 
Zaun]  und  Saftgrün  [Wiesenlandschaft]  als 
Hintergrund  dienen,  setzen  sich  in  der 
grauen  Färbung  der  Architektur  fort.  Blau- 
grüne Ferne,  weißer  Himmel. 

Fragment  eines  größeren  Gemäldes,  das  die  Geburt  Christi 
darstellte  .•.  Stammt  aus  der  1803  aufgehobenen  Abtei 
Salmannsweiler  [Salens]  und  kam  dann  zu  einem  Herrn  von 
Issel  nach  Freiburg  i.  B-,  der  auch  ein  zweites  Stück  aus 
diesem  Bilde,  den  hl.  Joseph,  besaß  [jetzt  im  Besitze  des 
Herrn  NoU  in  Frankfurt  a.  M.].  Von  ihm  erwarb  unser  Stück 
Appellationsgerichtsrat  Baer,  aus  dessen  Besitz  es  in  die 
Sammlung  Hirscher  überging  .*.  Erworben  1850  aus  der 
Sammlung  Hirscher  zu  Freiburg  i.  B. 
Eichenholz,  h.  0,24,  br.  0,145. 

533  Der  Prophet  Elias  in  der  Wüste. 
Grün,  von  [bräunlichem]  Saftgrün  im  Rasen 
in  das  Blaugrün  der  Ferne  übergehend  und 
zu  leuchtendem  Gelbgrün  im  Mantel  des 
Elias  sich  steigernd,  läßt  das  Rot  [Karmin 
über  Zinnober]  im  Gewand  in  leuchten- 
dem emailartigem  Glanz  erscheinen.  Grau- 
violett [Gewandsäume]  und  Karminviolett 
[Kappe]  vermitteln  mit  dem  ockergelblichen  Grau  des  Weges.  Seine  Helligkeit,  noch 
energischer  das  kalte  bläuliche  Weiß  des  Engelsgewandes  steigern  die  klare  Leuchtkraft 
des  Hauptfarbenpaares,  das  in  der  Kleidung  des  in  der  Ferne  dahinziehenden  Elias  noch- 
mals ungebrochen  wiederklingt  vor  graubraunen  Felsen.  Alle  blauen  Töne  gipfeln  in 
einem  Fleck  Gelb  der  Flügelfedern  des  Engels  [neben  stumpfem  Rot  und  Graublau]. 

Dieses  Gemälde  sowie  Nr.  539  und  zwei  Bilder  in  München  [„Abraham  und  Melchisedek"  und  „Mannalese"]  bildeten,  je  zwei 
übereinander,  die  Innenseiten  der  Flügel  eines  Triptychons,  dessen  Mittelbild  das  Abendmahl  darstellt  und   sich  noch  in  der 
Peterskirche  zu  Löwen  befindet,  für  die  1467  der  Altar  gemalt  war  .-.  Erworben  1834  aus  der  Sammlung  Bettendorf  in  Aachen. 
Eichenholz,  h.  0,85,  br.  0,69. 

533a  Christus  im  Hause  Simons.    Zinnoberrot  [Mantel  Magdalenas  1.,  Gewand  Petri] 

wird  durch  den  Gegensatz  zu  Gelb- 
grün [Gewand  Magdalenas  und 
Simons,  Mantelumschlag  Johannis] 
unddie  unvermittelteNachbarschaft 
zu  tiefem  Blau  [Mantelumschlag 
Magdalenas,  Kappe  Simons,  Mantel 
Petri]  zu  leuchtender  Kraft  gestei- 
gert. Bräunliches  Karminviolett 
[Gewand  Christi]  und  Lila  [Kragen 
und  Untergewand  Simons]  bilden 
dieUbergangstöne  zum  kalten  Grau 
der  Wand  und  des  Bodens,  Hell- 
karminrot [Gewand  Johannis]  zum 
reinen  Weiß   der   Karmelitertracht 


118 


des  Stifters,  das  ebenso  wie  das  Weiß  des 
Tischtuches  die  Lokalfarben  in  harter  Bunt- 
heit erscheinen  läßt.  Warm  rötlichbraunes 
Inkarnat. 

Von  diesem  Bild  kommen  mehrere  geringereWiederhoIungen 
vor,  u.  a.  im  Brüsseler  Museum  im  Stile  des  Aelbert  Bouts  .■. 
Ehemals  im  Privatbesitze  zu  Mailand  .".  Erworben  1904  .". 
Sammlung  A.  Thiem   /.   Eichenholz,  h.  0,405,  br.  0,61. 

539  Feier  des  Passahfestes.  Leuchten- 
des Rot  [Mantel  des  Mannes  1.,  Gewand 
des  Hausvaters  in  der  Mitte,  wärmer  in 
Untergewand  und  Ärmel  der  Frau  r.], 
begleitet  von  Saftgrün  [Untergewand  und 
Kappe  des  1.  Stehenden,  Rasen  im  Hof- 
raum, Innenseite  der  Kappe  des  Haus- 
vaters, Obergewand  der  Frau  r.],  gibt  den 
farbigen  Zusammenhalt.  Tiefes  Ultramarin- 
blau [Gewand  des  zweiten  Mannes  von  1., 
Hut  des  Hausvaters,  Obergewand  der  Frau 
r.  hinten]  unterbricht,  mit  wenig  Hellgelb 
[Goldborten  derblauen  Gewänder,  Armel- 
umschlag des  r.  stehenden  Mannes]  kontrastierend,  r.  und  I.  von  der  Mitte  den  Haupt- 
kontrast, dem  kleinere  Flecken  Karminviolett  [Hutumschlag  des  Mannes  1.,  an  Kragen  und 
Armen  sichtbares  Gewand  des  neben  ihm  stehenden,  Gürtel  der  Frau  r.  hinten,  Rock  des 
Mannes  r.],  mit  dem  Grau  der  Wand  vermittelnd,  untergeordnet  sind.  Weißgrau  [Estrich] 
und  besonders  das  schimmernde  Weiß  des  Tischtuches  [darauf  bräunlichsaftgrüne  Kohl- 
blätter und  Glasbecher,  goldgelbe  Brote  und 
eine  graublaue  Zinnschüssel]  steigern  die 
Leuchtkraft  des  Kolorits. 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


Gegenstück  von  Nr.  533 
Bettendorf  in  Aachen. 

Eichenholz,  h.  0,85,  br.  0,69, 


Erworben  1834  aus  der  Sammlung 


533  b  Christus  am  Kreuz.  Bräunlichgrauer  Fel- 
senboden. Kräftiges  Hellkarminrot  im  Ge- 
wände Johannis,  rötliches  Inkarnat,  saftgrüne 
Rasenlasuren.  Dunkelblau  im  Mantel  Marias. 
Ockergelbbrauner,  mit  grauen  und  bläulichen 
Tönen  modellierter  Körper  Christi  an  dunkel- 
rotbraunem Kreuz,  vor  dunkelblauem  Himmel. 
Am  weißen  Horizont  die  Stadt  Brüssel. 

Das  Bild  ist  in   dem  Flügelbild  eines  Boutsnachfolgers  [Nr.  543 
unserer  Galerie]  kopiert    .".    Stammt  aus  Malta    .*.    Sammlung 
Fr.Lippmann,Wienl870  .'.  Erworben  1904  .".  Sammlung  A. Thiem. 
Eichenholz,  h.  0,88,  br.  0,71. 


533  B 


119 


Südnieder- 

ländisdie 

Schule  des 

XV.  Jahr. 

hunderts 


Meister  der  Himmelfahrt  Maria 

So  genannt  nach  zwei  Altären  im  Museum  zu  Brüssel.  Tätig-  um 
1470 — 1480  zu  Löwen.  Schüler  oder  Nachfolger  des  Dirk  Bouts, 
neuerdings    mit  dessen   Sohn  Aelbert  Bouts    identifiziert. 

540  Derhl.  Augustinus  undjohannis  der  Täu- 
fer mit  dem  Stifter.  Zinnoberrot  [Mantel  Johannis, 
Kante  des  Baldachins]  und  Karminrot  [Chorge- 
wand des  hl.  Augustin]  stehen  gegen  das  über- 
wiegende Gelbgrün  [Thronvorhang  und  Baldachin, 
Decke  der  Fensterbank,  Landschaft].  Bläuliches 
Weiß  [Chorhemd  und  Handschuhe  Augustins, 
Fensterplatte]  und  Blau  [Umschlag  des  gelb  ge- 
musterten Mantels,  Ferne  und  Himmel]  steigern 
durch  ihre  Nachbarschaft  mit  Karminrot  die  grelle 
Wirkung  des  Hauptkontrastes.  Grauweiß  und 
Schwarz  in  der  Tracht  des  Stifters.  Graue  Wände, 
weißer  Boden.    Rotbräunliches  Inkarnat. 

Sammlung  Solly,  1821    .-.  Eichenholz,  h.  0,61,  br.  0,44. 

530  Verkündigung  Maria.  Das  bläuliche  Weiß  in  Gewand  und  Flügeln  des  Engels,  das 
Grau  des  Raumes  steigert  sich  zu  Hellblau  [Himmel  im  Fensterausschnitt]  und  klingt 
in  dunkles  Blau  [Mantel  Marias]  aus.  Diese  kühle  lichte  Stimmung  durchbricht  außer  dem 
warmen  graurötlichen  Fleischton  ein  Kontrast  von  stumpfem  Zinnoberrot  [Decke  auf  der 
umlaufenden  Wandbank,  vor  graubrauner  Täfelung],  das  sich  zu  Karminrot  im  gelb- 
gemusterten Mantel  des  Engels  abkühlt,  und  leuch- 
tendem Gelbgrün  [Wandteppich  im  Nebenraum  1., 
Mantelumschlag  des  Engels  r.]. 


Eine  Wiederholung  im  Gegensinn  und  wohl  von  anderer  Hand  [Bouts] 
in  der  Pinakothek  zu  München  .".  Eine  andere  Wiederholung  aus 
der  Sammlung  v.  Kramm  -  Sierstorpff  zu  Driburg  bei  Eugen  Schweitzer 
in  Berlin    .-.    Sammlung  Solly,  1821     .-.    Eichenholz,  h.  0,93,  br.  0,62. 

DOUtS  Nachfolger  des  Dierick  Bouts. 

543  Christus  am  Kreuze  mit  Heiligen.  Lichter 
ockergelblichgrauer  Erdboden  und  kaltes  bläu- 
liches Weiß  [Horizont,  Chorhemd  des  Bischofs  1.] 
dienen  dem  Hauptkontrast  von  Hellkarminrot 
[Gewandung  Johannis,  gelbgemusterter  Mantel 
des  Bischofs  1.,  wärmer  im  Mantelumschlage  des 
Bischofs  r.]  und  Gelbgrün  [Berghöhe,  Mantel- 
umschlag des  Bischofs  1.]  als  Basis.  Mit  den  roten 
Tönen  geht  auch  das  graurötliche  Inkarnat  zu- 
sammen. Durch  den  Gegensatz  zu  dunklem  Blau 
[Maria,  heller  im  oberen  Teil  des  Himmels]  wird 
die  Wirkung  der  lichten  Töne  erhöht. 


120 


Südnieder- 
ländische 
Sdiule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

543 
550 


Diesem  Bilde  lieg^  das  Originalwerk  des  Dirk  Bouts  der  Sammlung  A.Thiem  [Nr.  533 B]  zugrunde.    Doch  sind  die  beiden 
Bischöfe  hinzugefügt     .'.     Mittelstück  zu  dem  Flügelbild  [  Nr.  550]     .-.    Sammlung  SoUy,  1821. 
Eichenholz,  h.  0,71,  br.  1,07. 

550  Die  hl  I.Agathe  und  Clara.  Vor  lichtem  Gelbgrün  der  Berghöhe  Karminrot  [Ge- 
wand] und  Dunkelblau  [Mantel  der  hl.  Agathe].  Schwarz  und  Weiß  in  der  Gewandung 
der  hl.  Clara.  —  Rückseite:  Maria,  die  Verkündigung  empfangend.  Grau  in  Grau,  mit 
natürlichem  graurötlichem  Inkarnat. 

Flügelbild  von  Nr.  543  .'.  Der  zugehörige  linke  Flügel  befindet  sidi  jetzt  im  Provinzial- Museum  zu  Bonn   .-.  Sammlung  Solly, 
1821   .-.  Eichenholz,  h.  0,72,  br.  0,51. 

633c  Predigt  Johannis  des  Täufers.  Das  hchtere,  mehr  auf  Grau  gestimmte  Kolorit 
erinnert,  besonders  r.,  an  Goes.  Bräunliches  Gelbgrün  der  Wiese  ergänzt  sich  durch 
Hellkarminrot  [Rock  und  Kappe  des  vorn  Sitzen- 
den], das,  in  einzelnen  Flecken  nach  der  Tiefe 
sich  verbreitend  [Untergewand  des  1.  hinter  ihm 
Sitzenden,  Tracht  des  Mannes  r.],  von  Graublau 
[Sitzender  r.]  und  Hellgelb  [Zuhörer  am  Ufer]  um- 
geben wird.  Dem  Hellgelb  steht  Violett  [Mantel 
Johannis]  zur  Seite,  während  bräunliches  Goldgelb 
[Gewand  Johannis]  wieder  auf  das  stumpfe  Blau  r. 
vorn  berechnet  ist.  L.  schwärzliches  Blau  im  Ge- 
wände Christi.  Hellgraue  Felsen.  Grünlichblaue 
Ferne  unter  hellblauem  Himmel. 


Die  Komposition,  vor  allem  die  Christusfigur  und  die  Landschaft,  ist 
einer  kleineren,  dem  Dierick  Bouts  zuzuschreibenden  Darstellung  des- 
selben Gegenstandes  in  der  Galerie  Leuchtenberg  entnommen  .'.  Der 
zwiespältige  Charakter  der  Tafel  ist  vielleicht  so  zu  erklären,  daß  sie 
unfertig  aus  der  Werkstätte  des  Bouts  in  die  Hände  eines  Goes- 
Schülers  gelangte,  der  sie  vollendete  .'.  Erworben  1909  aus  spanischem 
Privatbesitz. 

Eichenholz,  h.  0,73,  br.  0,56. 


633  C 


121 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

1622A 


■*  Hugo   van    der   Goes.     Wahrscheinlich    geboren   zu  Goes    in  Zeland    [Geburtsjahr  unbekannt], 

JUCo    gestorben  1482  im  Rooden  Clooster  bei  Soignies,  in  das  er  1476  eintrat.    Tätig  in  Gent,  wo  er 

von  1465  bis  1475  urkundhch  als  Mitglied  und  als  Dekan  der  Lukasgilde  genannt  wird,  und  in  Brüssel. 

1622a  Anbetung  der  Hirten.  Die  starken  Farbenkontraste  der  Seiten,  besonders 
leuchtendes  Gelbgrün  der  Vorhänge  [an  plastisch  gehöhter  Stange]  und  Rot  in  den 
Trachten  der  beiden  Propheten  [der  1.  in  karminrotem,  bräunlichgelb  gemustertem, 
innen  ultramarinblauem  Brokatkleid  mit  dunkelblauem  Gürtel,  blauviolettem  Unterge- 
wand und  orangegelber  Kopfbedeckung;  der  r.  in  zinnoberrotem  Mantel  über  braunem, 
gelb  schimmerndem  Rock  mit  dunkelblauem  Gürtel]  treiben  die  luftigen  auf  Blau  ge- 
stimmten Töne  der  Mitte  zurück  und  steigern  die  kühle  Wirkung  des  Lichts.  Demselben 
Effekt  dienen,  zugleich  auf  den  Mittelpunkt  hinführend.  Orangegelb  [Gewand]  und 
Karminrot  [Mantel  Josephs],  das  nach  r.  durch  Gelbgrün  [Gewand  des  knienden  Engels] 

zu  Dunkelblau  [Engelsflügel]  und  den  luftigen  bläu- 
1622  jHüüÜHni^H^BHüiB^^^^^K       Hchen  Tönen  der  Verkündigungsszene  an  die  Hirten 

überführt  wird.  Der  1.  violett  getönte  Mantel  Josephs, 
stumpfes  Goldgelb  [Gewand  des  schwebenden  Engels] 
leiten  zu  den  lichten  auf  Blau  gestimmten  Tönen  der 
Mitte  über.  Sie  wird  von  Ultramarinblau  im  Mantel 
Marias  beherrscht,  das  in  den  weißlichblauen,  karmin- 
violetten und  graublauen  Gewändern  und  Flügel  der 
Engel  und  in  dem  lichten,  von  Graublau  durchsetzten 
Fleischtone  weiterklingt.  Der  zart  rötlichgraue  Körper 
des  Kindes  hebt  sich  [wie  das  Haupt  Marias  von 
goldenen  Strahlen  umgeben]  vom  Grauweiß  der  Windel 
ab.  Ockergelblichgrauer  Erdboden.  L.  kehrt  in  den 
Trachten  der  Hirten  Rot  in  luftigerer  Nuance  als  Hell- 
karminrot [Untergewand  des  niederknienden  Hirten, 
Kappe  seines  Begleiters  r.]  wieder,  kontrastierend 
mit  Gelbgrün  [Gewand  des  Engels  mit  dunkelblauen 
Flügeln    r.,  Rock   des    niederknienden  Hirten  1.],   vor 


122 


dunklem  Blau  im  Nachthimmel,  von  dem 
sich,  ebenfalls  in  luftigfen,  mit  Blau  durch- 
setzten rötlichenTönen,die  außen  herbei- 
eilenden Hirten  abheben. 

Das  Format  spricht  dafür,  daß  die  Tafel  ursprünglich  die 
Predella  eines  Altarwerkes  bildete  .■.  Erworben  1903  von 
den  Erben  der  Infantin  Cristina  de  Bourbon  in  Madrid. 
Eichenholz,  h.  0,97,  br.  2,45. 

\^  1622  Gruppe  von  einer  Beweinung 
Christi.  Die  ursprüngliche  Färbung  hat 
durch  späteren  Firnisüberzug  ihren  lich- 
ten guasche- artigen  Charakter  verloren 
und  ist,  besonders  im  Inkarnat,  rotbraun 
geworden.  Zinnoberrotes  Gewand  Jo- 
hannis.  Gelbgrüne,  mit  gelber  Stickerei 
und  roten  Edelsteinen  gezierte  Ärmel 
und  graublaues  Kleid  Magdalenas  r. 
Dunkelblauer  Mantel  Marias.  Weiße  Kopftücher.  Vor  saftgrünem  Felsen  und  hell- 
blauem Himmel. 

Ausschnitt  aus  einer  Kreuzabnahme  Christi,  wenn  nicht  Teil   eines  mehrteiligen  Altarwerkes  .'.  Erworben  1900  aus  der 
Galerie  Panciatichi  in  Florenz  als  Geschenk  des  Herrn  O.  Huldschinsky     .-.     Leimfarbe.     Leinwand,  h.  0,53,  br.  0,36. 

VjOcS    Kopie  nach  Huo-o  van  der  Goes. 

^  546  Anbetung  der  Könige.  In  der  stumpfen  trockenen  Gesamtfärbung,  die  durch  das 
Graubraun  des  Hintergrunds  bestimmt  wird,  liegt  der  Nachdruck  auf  dem  Kontrast 
von  Hellkarminrot  [Gewänder  der  beiden  knienden  Könige]  und  Gelbgrün  [Mantel 
des  Königs  1.,  daneben  wieder  Hellkarminrot  der  Kappe],  das  in  ganz  lichter  gelblicher 
Nuance  in  der  Tracht  des  Knechts  am  Fenster  wiederkehrt.  Nach  rückwärts  begrenzt 
den  beherrschenden  Kontrast  Graublau  [Moh- 
renkönig; lichter  in  der  hellockergelb  ge- 
teilten Tracht  des  knienden  Dieners  1.],  zwi- 
schen dem  kräftiges  Zinnoberrot  [Gewand  des 
nach  1.  gewandten  Mannes]  hervorbricht.  Nach 
r.  kühlt  sich  die  Färbung  ab  zu  Dunkelblau 
und  Weiß  [Maria],  um  sich  in  der  Tracht  Jo- 
sephs: Hellkarminrot  [Mantel],  Grauweiß 
[Mantelumschlag],  Violett  [Gewand]  und  in 
den  Gewändern  der  Engel:  Violett  [1.]  und 
bleiches  Hellrot  [r.]  nur  wenig  zu  erwärmen. 
Gelblichbraunes  Inkarnat.  Blaugrüne  Ferne. 
Dunkelblauer  Himmel. 

Die-se  alte  Kopie  scheint  auf  ein  verschollenes  Original  des  Hugo 
van  der  Goes  zurückzugehen,  das  auch  Gerard  David  in  dem  Ge- 
mälde der  Münchener  Pinakothek  [Nr.  118]  kopiert  hat  .'.  Ehe- 
mals als  Kopie  nach  Gerard  David  bezeichnet  .'.  Sammlung 
Solly,  1821      .-.     Eichenholz,  h.  0,95,  br.  0,95. 


Sädnieder- 
ländische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

546 


538  B 


123 


Südnieder - 
ländische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

529 


529  C 


Niederländischer  Meister  um  1480 

538b  Tod  der  Maria.  Rot  [in  den  Gewändern  der 
Apostel  1.  und  r.,  gedämpfter  in  der  Mitte],  dem  je- 
desmal Saftgrün  zur  Seite  steht,  hält  die  Figuren- 
gruppe zusammen.  Das  auch  in  den  hinteren  Figu- 
ren überall  auftauchende  Rot  wird  außer  durch  Gold- 
gelb durch  bläuliches  Weiß,  vor  allem  aber  durch 
Dunkelblau  [Gewand  Marias]  unterbrochen.  Warm 
rötlichbraunes  Inkarnat.  Die  Umgebung  ist  im  Gegen- 
satze zu  den  klaren  leuchtenden  Farben  der  Figuren- 
gruppe in  lichten,  auf  Grau  gestimmten  Tönen  gehal- 
ten: ockergelblichgrauer  Boden,  bräunlichgraue  Wän- 
de. Lila  Töne  im  Bucheinband  r.  und  im  Bettvorhang. 

Wenn  nicht  in  der  Ausführung,  so  doch  in  der  Erfindung  und  Zeichnung 
durchaus  in  der  Art  des  Hugo  van  der  Goes,  ebenso  wie  eine  im  Prager 
Museum  bewahrte  Wiederholung  .".  Die  entsprechende  Komposition  in  der 
Londoner  National  Gallery  dagegen  ist  von  anderer  Hand  und  wird  mit  Un- 
recht dem  Meister  von  Flemalle  zugeschrieben  /.  FKiher  in  der  Sammlung 
Sciarra  zu  Rom  .*.  Erworben  1 894  in  Paris  als  Geschenk  des  Sir  J.  Wernher. 
Eichenholz,  h.  0,395,  br.  0,37. 

l\/förr»linrT    Hans    Memling,    Memlinc    oder    Memlinck.     Geboren    um   1430    in  Mömlingen  [?]    bei 
iVieillllll^    Mainz,  zuerst  1466  urkundlich   nachweisbar  in  Brügge,  gestorben  zu  Brügge  den  11.  August 

1494.     Schüler  Rogers  van  der  Weyden    [wahrscheinlich  zu  Brüssel].    Tätig    zu  Brügge    und  vermutlich 

einige  Zeit  am  Niederrhein. 

529  Thronende  Maria  mit  dem  Kinde.  Im  zerstreuten  Lichte  des  Innenraums  ist  das 
Karminrot  des  Mantels  der  Maria,  das  kräftiger  oben  im  Baldachin  wiederkehrt,  und 
das  rötliche  Inkarnat  durch  Grau  gedämpft.  Kaltes  Blaugrün  in  den  Lilienstengeln 
und  den  Kissen  auf  bräunlichockergelber  Bank.    Dunkelblaues  Gewand  mit  weißem 

Pelzbesatz.  Weißes  Buch  und  Lilien.  Hellgelbe 
und  graublaue  Bodenfliesen.  Gedämpft  goldgelber 
Teppich,  dessen  violette  Musterung  der  Erwär- 
mung des  Inkarnats  dient,  zugleich  zum  dunklen 
Grau  der  Architektur  überleitet.  Im  Gegensatz 
zu  den  gedämpften  Farben  des  Innenraums  liegt 
die  Landschaft  in  heiterem,  sonnigem  Gelbgrün 
[mit  blaugrünem  Wasser]  da,  das  wieder  der 
intensiveren  Wirkung  der  Hauptfarbe  Rot  dient. 

Sammlung  des  Generals  Rühle  von  Lilienstern  .*.    Erworben  1836  als 
Geschenk  des  Kronprinzen  Friedrich  Wilhelm. 
Eichenholz,  h.  0,81,  br.  0,55. 

529c  Bildnis  eines  alten  Mannes.  Ein  bräun- 
licher Ton,  der  durch  rötliche  Töne  und  durch  den 
Gegensatz  zur  saftgrünen  Landschaft  und  zum 
kalten  blauen  Himmel  im  Antlitz  am  stärksten 
erwärmt  wird,  hält  das  Bild  zusammen.   Auch  das 


124 


sammetartige  Schwarz  derKappe,dergrauschwarze, 
mit  graubraunem  Pelz  gefütterte  Rock  und  die 
graue  Steinbrüstung  mit  dunkelrotbrauner  Säule 
sind  durch  Braun  getönt.  Die  Architektur  der 
Ferne  ist  in  zartem  bräunlichgrauem  Ton  gehalten, 
vor  blauem  Meer. 

Offenbar  aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters  und  Gegenstück  zu  dem 
Bildnis  einer  alten  Frau,  das  in  der  Sammlung  Meazza  zu  Mailand,  dann 
in  der  Sammlung  L.  Nardus  zu  Paris  war  und  sich  jetzt  im  Louvre  be- 
findet -•.  Ehemals  auf  einem  Landsitze  bei  Danzig  .■.  Erworben  1896 
in  Berlin  .'.  Eigentum  des  Kaiser -Friedrich -Museums -Vereins. 
Eichenholz,  h.  0,34,  br.  0,29. 

529 D  Thronende  Maria  mit  dem  Kind  und 
einem  Engel.  Das  Licht  ist  durch  dunkelbraune 
Fensterläden  abgedämpft,  hinter  denen  graublauer 
Himmel  sichtbar  ist.  Im  zerstreuten  Innenlicht  er- 
scheinen die  Farben  in  kühlen  gebrochenen  Nu- 
ancen, nur  übertönt  von  leuchtendem  Rot  [Mantel 
Marias,  Baldachin  oben],  das  wenig  Gelbgrün  im 
Kissen  r.  und  Dunkelgrün  in  der  Bordüre  des  Vor- 
hangs begleitet,  und  dem  zarten  rötlichen  Tone  des  Inkarnats.  Diese  roten  Töne  umgibt 
gedämpftes  Blau  [Gewand  Marias]  und  Weiß  [Thron,  Buch,  Lilie,  bläulich  getönt  in  der 
Umhüllung  des  Kindes,  in  Gewand  und  Flügeln  des  Engels,  der  eine  rote  Nelke  hält]. 
Bräunlichgoldgelber  Thronvorhang  mit  schwärzlichem  Ornament.  Rot,  Grün,  Goldgelb 
kehren  gebrochen  neben  Weiß  im  persischen  Teppich  auf  grauem  Boden  wieder. 

Ehemals  im  Privatbesitz  zu  Mailand  .■.   Erworben  1904  als  Geschenk  des  Herrn  A.  Thiem,  San  Remo,  an  S.  M.  den  Kaiser  für 
das  Kaiser -Friedrich -Museum  /.  Sammlung  A.  Thiem  /.  Eichenholz,  h.  0,66,  br.  0,465. 

528b  Maria  mit  dem  Kinde.  Wieder  sind  alle  Far- 
ben im  hellen  zerstreuten  Lichte  gedämpft.  Die  zarte, 
durch  Grau  aufgelockerte  Färbung  des  Inkarnats 
[das  gelbbraunes  Haar  umrahmt]  steigert  sich  zu 
Hellrot  im  Gewand,  zu  Zinnoberrot  [durch  das  Gelb 
der  Musterung  gestärkt]  im  Kissen  und  schließlich 
zu  Gelb  in  den  hellblau  gemusterten  Unterärmeln 
und  im  Apfel.  Kühles  Ultramarinblau  des  Mantels 
[lichter  im  Himmel  mit  weißem  Horizont]  umgibt 
die  warmen  Töne,  während  helles  Gelbgrün  der 
Landschaft  die  Intensität  des  Rot  in  der  Mitte  er- 
höhen hilft. 

Die  Tafel  gehört  anscheinend  zu  einem  Triptychon;  zwei  den  Maßen  nach 
dazugehörige  Bilder,  der  hl.  Benedict  und  ein  Stifterbildnis  in  den  Uffizien 
zu  Florenz  [Nr.  769  und  778,  datiert  1487]  .".  Ähnliche  Kompositionen 
zeigen  das  Madonnenbild  im  Johannes -Hospital  zu  Brügge,  das  die  eine 
Tafel  des  von  Martin  von  Newenhoven  1487  gestifteten  Diptychons  bildet, 
eine  Tafel  in  der  National  Gallery  zu  London  und  eine  andere  beim  Fürsten 
Liechtenstein  zu  Wien  .•.  Erworben  1862  .'.  Eichenholz,  h.  0,43,  br.  0,31. 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

529  D 


528  B 


125 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

1658 


573  A 


Niederländischer 
Meister  um  1470-80 

1658  Flügelaltar.  Mittel- 
bild: Ein  Mönch  unter  dem 
Kreuz,  die  Krone  des  Lebens 
empfangend.  Lichtes  bräun- 
liches Grau  [Erdboden]  geht 
in  helles  Gelbgrün  des  Mittel- 
grunds über  [davor  zinnober- 
rote Flügelspitzen  desEngels] 
und  gipfelt  im  kräftigen  Gelb 
des  Engelsgewands.  Vordun- 
IcelultramarinblauerFerne  und 
Himmel  [gegen  den  der  bräuniichgraue  Körper  des  Gekreuzigten  steht].  Die  Tracht  des 
Mönchs  [gelbbrauner  Mantel,  bräunhchweißes  Gewand]  ist  auf  die  gelben  Töne  gestimmt, 
die  r.  Seite  entsprechend  auf  die  Kontrastfarbe  [blaue  Kappe,  blaugrauer  Rock  der  welt- 
lichen Kleidung,  die  eine  bräunlichschwarze  Teufelsgestalt  dem  Mönche  darreicht,  um  ihn 
vom  geistlichen  Beruf  abzulocken].  —  Linker  Flügel:  Der  hl.  Petrus  und  der  Stifter. 
Karminroter  Mantel  Petri  über  schwärzlichblauem  Gewand,  vor  goldenem  Grund.  Der  Stifter 
in  Schwarz,  vor  ockergelblichgrauer  Architektur.  Die  Wappen  in  Schwarz  und  Gold  an  zin- 
noberroten Riemen.  —  Rechter  Flügel:  Die  hl.  Margarethe  und  die  Stifterin.  Als  Er- 
gänzung zum  leuchtenden  Gelbgrün  in  dem  [mit  schwarzem  Pelz  besetzten]  Gewände  der 
Heiligen,  unter  weißem,  in  den  Schatten  graublauem  Mantel.  Die  Stifterin  in  Grauschwarz. 
Die  Wappen  in  Rot,  Gold  und  Schwarz. 

Mit  Hilfe  der  Wappen  [von  denen  sich  zwei  auf  den  Außen- 
seiten der  Flügel  wiederholen]  läßt  sich  feststellen,  daß  der 
Stifter  Pieter  van  de  Woestyne,  die  Stifterin  seine  Gattin 
MargarethadeGruuthuse  ist  .'.  Das  Triptychon  entstand  wahr- 
scheinlich in  Brügge,  wo  sich  auch  die  Familie  der  Stifterin 
nachweisen  läßt  /.  Ehemals  in  der  Sammlung  KönigWilhelms  II. 
von  Holland,  wurde  das  Bild  mit  dieser  1850  im  Haag  verkauft 
[Nr.  54  des  Versteigerungskatalogs]  und  befand  sich  seitdem 
in  englischem  Privatbesitz  .'.  Erworben  1907  als  Geschenk  des 
Herrn  Ch.  Sedelmeyer,  Paris. 

Eichenholz,   Mitte  h.  0,375,   br.  0,24,    Flügel  h.  je  0,43, 

br.  0,15. 

DJJ  Gerard  David.  Geb.  zu  Oudewater  in 
aVlU  Holland  um  1460,  gestorben  zu  Biügge  den 
13.  August  1523.  Hervorgegangen  aus  der  holländi- 
schen Schule,  vkreitergebildet  unter  dem  Einfluß  Hans 
Memlings.  Urkundlich  zuerst  1484  erwähnt  bei  seinem 
Eintritt  in  die  Gilde  zu  Brügge,  1515  in  die  Gilde 
zu  Antwerpen  aufgenommen.  Tätig  vornehmlich  zu 
Brügge  und  kurze  Zeit  in  Antwerpen. 

573a  Maria  mit  dem  Kinde.  Der  dunkel- 
karminrote Mantel  umschließt  die  Figur  vor 
dunkelsaftgrüner  Landschaft  [mit  grauem 
Weg,  auf  dem  Maria  in  hellkarminroter.Joseph 


126 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

S  17 


in  graublauer  Tracht  dahinziehen]  mit  graublauer  Ferne  unter  gleichfarbigem  Himmel. 
Das  lichte,  leicht  gerötete  Inkarnat  [mit  graublauen  Halbschatten]  ist  ganz  von  kühlen 
Tönen,  dem  Weiß  der  Tücher  und  dem  Blaugrau  der  pelzgefütterten  Innenseite  des 
dunkelblauen  Gewands,  aus  dem  blauviolette  Unterärmel  hervorkommen,  umgeben. 

Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters  [um  1490]  .*.  Ehemals  im  Besitz  der  spanischen  Familie  d'Ossuna  .*.  Eine  freie  Wieder- 
holung bei  Herrn  Traumann  in  Madrid  .'.  Erworben  1904  .•.  Sammlung  A.  Thiem  .'.  Eichenholz,  h.  0,42,  br.  0,355. 

S  17  Vier  Heilige  [Flügelbilder  eines  Altars].  Der  hl.  Christoph.  Dunkelkarminrot 
[Mantel  des  Heiligen]  und  warm  rotbraunes  Inkarnat.  Umgeben  von  kühlen  dunkel- 
grünen [Landschaft]  und  dunkelblauen  Tönen 
[Gewand,  Himmel,  Wasser],  die  sich  zu  Graublau 
im  Kleide  des  Christkinds  und  Eremiten  [mit 
goldgelb  leuchtender  Laterne]  auflichten.  — 
Der  hl.  Franziskus.  Warm  rotbräunliches 
Inkarnat.  Blaugraue  Kutte.  Saftgrüne  Landschaft 
mit  blaugrüner  Ferne  und  graubraunen  Felsen. 
Hellblauer  Himmel.  —  Der  hl.  Hieronymus. 
Vor  saftgrüner  Landschaft  leuchtendes  Rot  [mit 
weißem  Pelz  besetzter  Mantel].  Blauviolettes 
Untergewand.  —  Der  hl.  Antonius.  Karmin- 
violettes Gewand  und  Kappe.  Grauschwarzer 
Mantel.  Grauer  Erdboden.  Dunkelsaftgrünes 
Laubwerk.    Hellblaue  Ferne. 

Sammlung  Charles  Butler,  London  .".  Sammlung  James  Simon. 
Eichenholz,  jede  Abteilung  h.  0,36,  br.  0,205. 

573  Kreuzigung  Christi.  Helles  Blaugrau,  das 
stumpf  in  den  Wolken,  von  ultramarinblauen 
Himmelsstreifen  unterbrochen,  ansetzt  und  in 


573 


127 


Südnieder- 
ländische 
Schale  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

551  B 


Sammlunsr  SoIIy,  1821. 

Eichenholz,  h.  1,41,  br 


Blaugrün  und  Graublau  in  der  Landschaft  über- 
geht, stärkt  sich  in  der  Gruppe  1.  vorn  zu  dunklem 
Ultramarinblau  in  der  Gewandung  Marias  [mit 
grauweißem  Kopftuch],  begleitet  von  bläulichem 
Weiß  [Mantel  der  Frau  1.],  Graublau  und  Blauvio- 
lett [Mantel  und  Kleid  Magdalenas].  Dazwischen 
brechen  wenig  gedämpftrote  Töne:  Rotbraun  und 
Zinnoberrot  [Gewandung  der  weinenden  Frau]  und 
Hellkarminrot  [Mantel  Johannis]  hervor,  die  durch 
Grün  [Gewand  der  Frau  !.,  landschaftliche  Ferne, 
Unterärmel  Magdalenas]  der  bläulichen  Gesamt- 
färbung wieder  zugeführt  werden.  Auf  der  r. 
Seite  empfangen  die  warmen  Töne  stärkeres  Ge- 
wicht [hellkarminroter  Rock,  violette  Beinkleider, 
goldgelbe  Stiefel  des  Hauptmanns,  rote  Kappen, 
hellrote  Staffagefiguren].  Auch  der  Erdboden 
ist  nach  vorn  mit  Ockergelb  erwärmt.  Warm 
erscheint  das  graubräunliche  Inkarnat  in  der 
kühlen  Grundstimmung. 


1,00. 


518 


P„_..„j,l   Jan  Provost.     Geb.  zu  Mons  im    Hennegau,    gestorben    zu  Brügge   im  Januar  1529.    Tätig 

1   I^JVVJoL    2u  Valenciennes  [?],   zu  Antwerpen    [14*^3  Mitglied    der  Lukasgilde]    und    zu   Brügge,  wo  er 

1494  das  Bürgerrecht  erwarb.     Gebildet  unter  dem  Einflüsse  von  Gerard  David   und  Quinten  Massys. 


551b 


Anbetung  der  Könige.   Die  schwere  dunkelgraubraune  Gesamtfärbung  empfängt 

durch  die  zahlreichen  weißlichen  und  blaugrauen,  in 
kleinen  Flecken  verstreuten  Lichter  den  Charakter 
großer  Unruhe.  Wenige  breite  Farbflächen  betonen 
die  Mitte:  bräunliches  Zinnoberrot  [Gewand  des 
knienden  Königs]  und  Gelbgrün  [Gewand  des 
Mohrenkönigs],  dem  wieder  Hellkarminrot  [Bein- 
kleider] und  Gelb  [Stiefel]  benachbart  sind.  Der 
Kontrast  von  Rot  und  Grün  wiederholt  sich  r.  in 
der  Tracht  Josephs,  während  Maria  in  kalte  dunkle 
Farben  [schwärzlichblauer  Mantel,  graublaues  Ge- 
wand] gekleidet  ist.  Rote  und  gelbgrüne  Flecken 
tauchen  überall  bis  in  die  Tiefe  der  Landschaft  auf 
[Kappe  und  Ärmel  des  dritten  Königs  in  goldgelbem 
Brokatgewand,  Stifterfamilie  usw.].  Hellblauer 
Himmel. 

Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters  [  um  1500 — 1510]  .•.  Früher  Nach- 
folger des  Gerard  David  genannt  -•.  Erworben  1890  als  Vermächtnis  des 
Herrn  Dr.  C.  Lampe  in  Leipzig. 

Von  Holz  auf  Leinwand  übertragen,  h.  0,86,  br.  0,69. 


128 


Niederländischer  Meister  um  1515 

S  18  Bildnis  eines  Geistlichen.  Vom  blaugrünen  Hintergrund  hebt  sich,  umgeben 
von  tiefem  Schwarz  der  Kappe  und  des  Mantels,  warm  in  rotbraunem  Tone  das  Antlitz 
ab.   Weißes  Chorhemd.    Dunkelrotbrauner  Pelzbesatz. 

Von  diesem  Meister,  der  sich  an  Gerard  David  anschließt,  sind  mehrere  Männerporträts  bekannt  .•-  Erworben  aus  dem 
englischen  Kunsthandel  /.  Sammlung  James  Simon. 
Eichenholz,  h.  0,38,  br.  0,29. 

Isennränt    Adn'aen  Isenbrant.     Geburtsjahr  unbekannt,  am  29.  November  1510  zu  Brügge  in  die 

Malergilde  aufgenommen,  gestorben  daselbst  im  Juli  1551.    Mit  diesem  Nachfolger  Gerard 

Davids    ist    neuerdings    der   sogenannte   [von  Waagen    aufgestellte]  Jan    Mostaert    [nicht   zu 

vervk'echseln    mit    dem    in    Haarlem    tätigen   Jan    Mostaert,    dessen    Biographie    von    Mander    mitteilt] 

identifiziert  worden. 

554  Maria  mit  dem  Kinde.  Das  weich  modellierte  rotbräunliche  Inkarnat,  von  braunem 
Haar  umrahmt,  noch  stärker  erwärmt  durch  den  Gegensatz  zu  Weiß  [Umhüllung  des 
Kindes,  Blätter  des  Buches;  bläulich  getönt  in  den  Gewändern  der  bräunlichkarminrot 
und  blaugrün  geflügelten  Engel]  und  Graublau  [Gewand  Marias],  wird  durch  das  die 
Figur  umschließende  bräunliche  Karminviolett  [Mantel]  in  das  kühle  Blaugrün  des  Vor- 
hangs im  Hintergrund  überführt.  Die  warmen  Töne  steigern  sich  zu  leuchtendem 
Zinnoberrot  im  Bucheinband,  das  von  Gelbgrün  im  Unterärmel  begleitet  wird. 

Sammlung  SoUy,  1821   .-.  Eichenholz,  h.  0,31,  br.  0,19. 

Mostaert?  621  Ruhe  auf  der  Flucht  nachEgypten.  Hellkarminrot  im  Mantel  Marias 
[über  dunkelgraublauem  Gewand];  rotbräunlicher,  durch  den  Kontrast  zu  Weiß  in 
der  Umhüllung  des  Kindes  erwärmter  Fleischton.    Vor  dem  Grün  der  Landschaft,  das 


Südnieder- 
löndische 
Scliule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 


554 


129 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


552 


sich  von  Saftgrün  vorn  zu  Blaugrün  im  Mittelgrund 
[mit  dunkelsaftgrünen  Büschen  und  ockergelben 
Häusern]  und  Graublau  in  der  Ferne  abkühlt.  Hell- 
blauer Himmel  mit  weißem  Horizont.  An  grau- 
braunem Baumstamm  eine  gelbbraune  Kürbisflasche. 

Sammlung  Solly,  1821. 

Eichenholz,  h.  0,16,  br.  0,13. 

Niederländischer  Meister 
um  1460—1480 

552  Tod  der  Maria.  Der  beherrschende  graubraune 
Grundton  lichtet  sich  in  der  Mitte  [Bettdecke,  mit 
roten  und  grünen  Fliesen  gemusterter  Boden,  Chor- 
hemd Petri]  zu  bräunlich  getöntem  Weiß  auf,  das 
den  klaren  leuchtenden  Farben,  namentlich  Rot, 
Grün  und  Blau,  als  Basis  dient.  In  breiten  Flächen 
setzt  Rot  im  Vordergrund  an  [hellkarminroter  Mantel  des  Apostels  1.,  zinnoberroter  r.], 
begleitet  von  wenig,  aber  leuchtendem  Smaragdgrün  [Gewand  des  Apostels  mit  aufge- 
stütztem Haupt  1.,  Bordüre  der  Bettdecke],  und  taucht  bis  in  die  Tiefe  neben  Grün  [Mantel 
des  Apostels  mit  dem  Vortragskreuz,  Rock  des  Apostels  mit  Räucherfaß  usw.]  und  ab- 
wechselnd mit  Graublau  [Gewand  des  Apostels  1.  vorn]  und  tiefem  Ultramarinblau  [Mäntel 
Marias,  des  Apostels  mit  der  weißen  Kopfbinde,  des  aufblickenden  Apostels  r.  usw.],  in 
klaren  Flächen  auf.   Rotbräunliches  Inkarnat.   Mattgelbe  Nimben.  Oben  in  Gelbbraun  Maria, 

von  Gott -Vater  empfangen.  Im  Türausschnitt  vor 
gelbgrüner  Landschaft  Thomas  in  hellkarminrotem 
Kleid,  den  Gürtel  Marias  empfangend. 

Früher  irrtümlich  niederrheinisch  genannt  .•.    Ein  stilistisch  verwandtes 
Gemälde  ist  der  hl.  Petrus  bei  Genera!  von  Heyl  in  Darmstadt  [früher 
in  der  Sammlung  Stein  zu  Köln]   .".  Sammlung  Solly,  1821. 
Eichenholz,  h.  0,63,  br.  0,41. 

Niederländischer  Meister  um  1480 

548  a  Martyrium  des  hl.  Sebastian.  Grünliches  Blau 
der  Ferne,  Dunkelblau  des  Himmels,  stumpfer  und 
nach  Graublau  neigend  in  denTrachten  des  vorderen 
Bogenschützen  undderReiter,  zu  Grau  im  Erdboden 
und  zu  Weiß  im  Horizont,  dem  Pferd,  dem  Hünd- 
chen fallend,  geben  die  kalte  bläuliche  Grundfärbung, 
die  durch  ein  komplementäres  Gelb  [Tracht  des 
Bogenschützen  ganz  r.]  noch  gestärkt  wird.  Den 
kühlen  Tönen  untergeordnet  ist  ein  zweiter  Kontrast 
von  bräunlichem  Rosarot  [Inkarnat],  Hellkarminrot, 
das  in  kleinen  Flecken  die  Fläche  belebt  [Mantel 


130 


1.  am  Boden,  Untergewand  des  vordersten  Bogen- 
schützen und  des  Reiters  hinten  in  derMitte,  verschiedene 
Kopfbedeckungen,  wärmer  im  goldgemusterten  Brokat- 
gewand seines  Nachbars  usw.],  und  Gelbgrün  im  Gras- 
wuchs. 

Das  schwer  zu  bestimmende  Bildchen  erinnert  in  seiner  hellen  Färbung  an 
niederrheinische  Maler  .".  Der  alte  Rahmen  gehört  nicht  ursprünglich  zu  dem 
Bilde  .'.  Erworben  1851  in  Berlin  von  Prof.  Dr.  L.  v.  Henning. 
Eichenholz,  h.  0,37,  br.  0.26. 

Niederländischer  Meister  um  1500 

539c  Joseph  wird  in  die  Grube  gestoßen.  Zwei 
Farbenpaare:  Rot  und  Grün,  Blau  und  Gelb  sind  tep- 
pichartig in  breiten  detaillosen  Flächen  verteilt.  Kar- 
minrot [Kragen  des  Bruders  ganz  1.  über  gelbgrünem 
Gewand  und  Gewand  des  Knienden;  Schatten  des 
gelben  Gewandes  daneben;  zu  stumpfem  Zinnoberrot 
sich  erwärmend  in  den  Beinkleidern  des  Joseph  in  die 
Grube  stoßenden  Bruders  mit  hellkarminroter  Kappe], 

Gelbgrün  [Landschaft,  Unterärmel  des  das  Schaf  schlachtenden  Bruders  1.]  und  Dunkel- 
grün [Beinkleider  Josephs].  Dunkelblau  [Rock  Josephs,  Kappe  des  Bruders  ganz  hinten, 
lichter  im  Mantel  des  r.  stehenden  mit  erhobenem  Arm]  und  Gelb  [Gewand  des  Bruders 
1.  neben  Joseph,  Mantelumschlag  und  Kragen  des  r.  stehenden  mit  erhobener  Hand]. 
Dazwischen  bläuliches  Weiß  [blutbefleckter  Rock  1.,  Rock  des  Joseph  in  die  Grube  stoßen- 
den Bruders  r.,  Schafe,  Horizont].    Dunkelblauer  Himmel. 

Mit  Nr.  539  A,  539  B,  539  D  und  zwei  im  Privatbesitze  zu  Worms  befindlichen  Tafeln  zusammengehörig  .*.  Vermutlich  ehemals 
in  der  Sammlung  Charles  de  Croy,  Herzogs  von  Arschot,  in  dessen  Nachlaßinventar  von  1613  sechs  Tafeln  von  runder  Form 
in  Ölmalerei,  mit  Darstellungen  aus  der  Geschichte  Josephs,  und  sechs  andere,  von  gleicher  Form,  „mais  seullement  peincte 
a  l'eauwe'*,  mit  ähnlichen  Darstellungen  erwähnt  werden  .".  Die  Bilder  weisen  in  ihrer  Formgebung  auf  einen  dem  Namen  nach 
unbekannten  Meister  von  Brüssel  um  1500,  von  dessen  Hand  u.  a.  die  Brüsseler  Galerie  und  der  Palazzo  Reale  in  Genua 
mehrere  Tafeln  besitzen  .".  Sammlung  Demidoff,  San  Donato  .".  Erworben  1889  in  London  als  Geschenk  des  Sir  J.  Wernher. 
Eichenholz,  Durchmesser  1,53. 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 


539a  Joseph  wird  an  die  Ismaeliten  verkauft.  Das  Kolorit  ist  leuchtender  und  klarer 
als  in  den  Gegenstücken.  Die  kalten  Töne  sind  in  der  Mitte  angeordnet:  Weiß  [Ober- 
gewand Josephs,  Rock  des  vom  Rücken  gesehenen  Bruders]  und  Hellblau  [Ärmel  Josephs, 
grauer  im  Umhang  des  Bruders  in  der  Mitte],  dem  Gelb  [im  Rocke  des  Ismaeliten  ganz 
r.  und  des  Kamelreiters;  gelbrot  in  den  Schatten]  entspricht.  Das  überwiegende  Hell- 
karminrot [Rock  des  Joseph  aus  der  Grube  ziehenden  Bruders  1.  und  des  in  der  Mitte 
stehenden]  und  Zinnoberrot  [Beinkleider  des  vom  Rücken  gesehenen  r.]  finden  ihre  Er- 
gänzung in  den  breiten  gelbgrünen  Wiesenflächen  der  Landschaft.  In  den  Szenen  des 
Hintergrunds  [1.  die  Brüder,  die  Jakob  den  blutigen  Rock  bringen]  kehren  leuchtend  die 
Hauptfarben  wieder.  Zinnoberrot  vor  allem  r.  oben  vor  blauem  Himmel. 


Mit  Nr.  539  B,  539  C  und  539  D  zusammengehörig 
des  Staatsproknrators  Abel  in  Stuttgart. 
Eichenholz,  Durchmesser  1,48. 


S.  die  Bemerkung  zu  Nr.  539C    .'.    Erworben  1863  aus  der  Sammlung 


131 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

539  C 


539  A 


539b  Joseph  von  Potiphar  zum  Verwalter  eingesetzt.  Die  Farbenwirkung  ist 
stumpfer.  Das  schmutzige  olivfarbene  Gelb  im  karminrot  gemusterten  Brokatkleid  Poti- 
phars  steigert  sich  zu  Hellrot  im  gelb  gemusterten  Kleide  seiner  Frau,  zu  Karminrot 
in  seiner  Kopfbedeckung,  auskhngend  im  braunroten  Tone  der  Hausmauer  r.  und  be- 
gleitet vom  Saftgrün  des  Gürtels  der  Frau,  des  Rasens  und  Gelbgrün  der  fernen  An- 
höhe. Kaltes  bläuliches  Weiß  [Mantel  Josephs]  und  stumpfes  Dunkelblau  [sein  Gewand; 
lichter  im  Kleide  der  Frau  ganz  r.  mit  schwarzer  Haube]  umgeben  die  wärmere  Mitte. 
Helles  graubräunliches  Inkarnat.  In  der  Ferne  ist  Potiphar  dargestellt,  Joseph  von  den 
Ismaeliten  erhandelnd,  in  hellroten  und  hellblauen  Gewändern  vor  hellblauem  Himmel. 


Mit  Nr.  539  A,  539 C  und  539 D  zusammengehörig 
Staatsprokurators  Abel  in  Stuttgart. 
Eichenholz,  Durchmesser  1,48. 


S.  die  Bemerkung  zu  539  C    .*.    Erworben  1863  aus  der  Sammlung  des 


132 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

539  B 


539d  Esthers  Fürbitte  bei  Ahasver.  Stumpfe  Färbung  wie  im  Gegenstück.  Braunrot 
[Gewand  Ahasvers]  in  der  Mitte  ergänzt  sich  durch  Saftgrün  [Rasenbank],  das  nach 
Olivgrün  [im  rot  und  goldgelb  gemusterten  Kleide  Hamans]  hinüberspielt.  R.  als 
kräftigste  Farben  Gelb  [mit  rötlichen  Schatten]  im  Rocke,  Zinnoberrot  in  der  Kappe 
und  den  Streifen  der  Beinkleider  des  aus  der  Tür  tretenden  Boten.  L.  schwärzliches 
Blau  in  den  Kleidern  der  herantretenden  Esther  und  einer  ihrer  Frauen,  durchbrochen 
vom  hellen  Rot  im  Gewände  der  anderen.    Graue  und  rotbräunliche  Architektur. 

Mit  Nr.  539  A,  539B  und  539  C  zusammengehörig  .'.  Vielleicht  hat  diese  Tafel  zu  der  im  Inventar  von  1613  erwähnten  anderen 
Folge  von  Darstellungen  aus  dem  alten  Testament  gehört  .'.  S.  die  Bemerkung  zu  Nr.  539  C  .'.  Sammlung  Demidoff,  San 
Donato    .'.    Erworben  1889  in  London  als  Geschenk  des  Sir  J.  Wernher. 
Eichenholz,  Durchmesser  1,53. 


133 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

561 


umgeb 
Schaft] 


l\/racc\^Q  Quinten  [Quentin]  Massys.  In  den  Ur- 
IVldöoyo  Ifunden  und  in  Bezeichnungen  seiner  Bilder  auch 
Matsys  und  Metsys.  Geboren  1466  zu  Löwen,  ge- 
storben zwischen  dem  13.  Juli  und  16.  September  1530 
zu  Antwerpen.  Tätig  zu  Löwen  und  vornehmlich  zu  Ant- 
werpen   [1491    als   Meister   in    die  Gilde   aufgenommen]. 

561  Thronende  Maria  mit  dem  Kinde.  Grelles 
tiefes  Rot  [wie  alle  Farben  von  glasigem  Cha- 
rakter] im  Mantel  Marias  wird  durch  die  Nach- 
barschaft mit  reinem  Ultramarinblau  im  Kleide 
zu  leuchtendster  Kraft  gesteigert.  Zwischen 
beiden  vermittelt  ein  rosa-blau  schillernder 
Zwischenton  in  den  Ärmeln.  Reines  Weiß  im 
Tischtuch  [darauf  goldgelbes  Backwerk  und  hell- 
rote Kirschen],  durch  Graublau  im  Mantelumschlag 
zum  Blau  der  Mitte  überführt,  ockergelblich  ge- 
tönt im  Marmorthron  und  dem  Fußboden,  bildet 
die  Basis  für  die  prächtigen  Lokalfarben.  Weiß 
in  der  Umhüllung  des  Kindes  und  dem  Hemd 
Marias  dient  zugleich  der  Erwärmung  des  weich 
und  verschmolzen  mit  graubräunlichen  Halb- 
schatten modellierten  Inkarnats,  das  durch  die 
enden  satten  Farben  und  gelbbraunes  Haar  herabgestimmt  ist.  Blaugrün  [Land- 
und  Ultramarinblau  [Himmel]  geben  den  Hintergrund  für  die  warmen  Töne. 


574  C 


Vielleicht  mit  dem  Madonnenbild  identisch,  das  der  Kunsthändler  Diego  Duarte  in  seinem  auf  der  kgl.  Bibliothek  zu  Brüssel  be- 
wahrten Inventar  von  1682  aufführt  mit  dem  Bemerken,  er  habe  es  für  fl.  600  der  Prinzessin  von  Nassau  verkauft  .'.  Eine  Schul- 
kopie mit  Veränderungen  [Kniestück  auf  schwarzem  Grund]  in  der  Kirche  S.  Jacques  zu  Antwerpen,  eine  veränderte  Wieder- 
holung im  Escorial  .■.  Erworben  1823  .■.  Eichenholz,  h.  1,35,  br.  0,90. 


574c  Die  klagende  hl.  Magdalena  [?].  Die  Farben 
haben  den  Massys  eigenen  glasigen  Charakter. 
Kaltes  Karminrot  im  Mantel,  der  r.  über  die  Schulter 
herabfällt,  vor  blaugrüner  Landschaft.  Im  Inkarnat 
sinkt  die  Färbung  zu  einem  zarten  graurötlichen 
Ton  herab,  um  im  Haar,  doch  durch  den  weißen 
Schleier  gedämpft,  wieder  zu  Gelbrot  anzusteigen. 
Die  Lokalfarben  der  1.  Seite  sind  im  Licht  zu  matten 
weißlichblau  -  bräunlichkarminroten  Changeanttönen 
ausgeblichen.  Weiß  im  Tuch  und  im  Hemd  dient 
der  stärkeren  Wirkung  des  Inkarnats. 


Aus  der  reifen  Zeit  des  Meisters  .-.  Offenbar  Ausschnitt  aus  einer  großen 
Darstellung  der  Beweinung  Christi  .■.  Früher  bei  Rev.  Heath  [Enfield]  .•. 
Sammlung  Warneck,  Paris  /.  Erworben  1896  durch  Tausch. 
Eichenholz,  h.  0,33,  br.  0,24. 


134 


IVläSSyS    Nachfolger  des  Quinten  Massys. 

574d  Die  hl.  Magdalena.  Die  Gesamtfärbung 
wird  durch  den  warmen  braunen  Ton  der  Unter- 
malung  bestimmt.  Den  braunen  Ton  des  Rockes 
erwärmt  ein  durchscheinender  orangegelberTon, 
unterbrochen  vom  Dunkelblau  der  herabhängen- 
den Schärpe.  Eine  schwarze  gelbgestickte  Kappe 
umrahmt  das  rotbräunliche  Inkarnat,  dessen 
Wirkung  durch  den  Gegensatz  benachbarter 
kalter  Töne  [hellblaue  Lichter  im  Hängeärmel  1., 
Weiß  im  Hemd,  Blaugrau  der  Felsen,  Blau  in 
der  Ferne  und  im  Himmel]  erhöht  wird. 

Das  Bild  rührt  von  einem  auch  sonst  nachweisbaren  Nachfolger  des 
Quinten  Massys  her.  Die  Gestalt  der  Heiligen  kommt  wenig  ver- 
ändert vor  in  einer  Beweinung  Christi  bei  Frau  Virnich  in  Bonn  .'. 
Alte  Kopie  [die  Heilige  bis  zu  den  Hüften]  in  der  Sammlung  König 
Karls!,  zu  Bukarest  .'.  Erworben  1897  aus  der  SammlungdesMarchese 
Mansi  in  Lucca  .'.  Eigentum  des  Kaiser -Friedrich -Museums -Vereins. 
Eichenholz,  h.  0,80,  br.  0,57. 


574  Bildnis  eines  jüngeren  Mannes.  Gedämpftes  Dunkelkarminrot  der  Ärmel 
und  des  Brustausschnitts  und  rötliches  Inkarnat,  das  durch  den  Gegensatz  zu  Grau- 
weiß [Hemd,  Handschuhe,  Brief]  erwärmt  wird,  kontrastieren  mit  dem  Gelbgrün  des 
Hintergrunds.    Schwarzes  Barett  und  Schaube  mit  graubrauner  Pelzfütterung. 


Siidnieder- 
ländische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hitnderfs 


Bez.  in  grauer  Schrift  auf  dem  Grunde  links:  Annum  Agens  20    .•.    Gemalt  um  1525 
Eichenholz,  h.  0,51,  br.  0,37. 


569a  Anbetung  der  Könige.  Gedämpftes  Hell- 
rot, am  nachdrücklichsten  einsetzend  in  dem  mit 
graubraunem  Pelz  besetzten  Mantel  des  in  der 
Mitte  knienden  Königs,  im  Gegensatze  zu  Gelb- 
grün in  dem  von  rosafarbenem  Gürtel  zusammen- 
gehaltenen Brokatgewand  des  Mohrenkönigs,  do- 
miniert in  der  Uchten  und  kühlen  Stimmung  in 
Grau  und  Blau  und  klingt  nach  der  Tiefe  ge- 
dämpfter weiter  im  hellroten  Mantel  des  Mohren- 
königs, im  roten  Gewände  Josephs  vor  gelb- 
grünem Vorhang  und  neben  dem  gelbgrünen 
Kleide  des  Pagen,  weiterhin  in  immer  stumpferen 
Tönen  in  den  Figuren  der  Ferne  und  endet  im 
graubraunen  Tone  der  Architektur  mit  lichtroten 
Säulen.  Den  Hauptkontrast  begleiten  kühle  Töne : 
bläuliches  Weiß  im  Mantel  Marias,  über  hellultra- 
marinblauem  Gewand  [von  dem  goldgelbes  Haar 
sich    abhebt],   auf  der  Gegenseite    entsprechend 


Sammlung  Soliy,  1821. 


574 


135 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

569  A 


violettes  Grau  in  dem  mit  goldgelben 
Borten  gezierten  Mantel  des  Königs  1. 
[mit  ockergelbbraunem  Bart]  über  bräun- 
lichgrauem Gewand.  Changeantfarben  [z.B. 
die  rötlich -graublau  schillernden  Hänge- 
ärmel des  knienden  Königs]  verbinden 
die  Gegensätze.  Ockergelblichbrauner 
Fleischton. 

Erworben  1846  .-.  Eichenholz,  h.  1,24,  br.  0,92. 


M 


Mar 


Re 


rinus  van  Keymerswaele  [Roy- 

3.rinUS  merswale],  auch  Marinus  van  Zeeuw 
gen.  Aus  Zeeland  stammend.  Schüler  und  Nach- 
folger des  Quinten  Massys.  Nach  den  Daten  auf 
seinen  Bildern  tätig  von  1521  — 1558. 


574  B 


574b  Der  hl.  Hieronymus  in  der  Zelle. 
Aus  warm  dunkelrotbrauner  Tiefe  des 
Raumes,  mit  der  auch  das  lichtere  Inkarnat 
im  Tone  zusammengeht,  wächst  leuchtend 
das  Zinnoberrot  im  Kardinalsgewand  und 
im  Hute  des  Heiligen  hervor.  Durch  Saft- 
grün in  der  Tischdecke  und  kühles  nach 
dem  Licht  zu  sich  häufendes  Grauweiß  mit  bräunlicher  und  hellbläulicher  Schattierung 
[im  Barte,  der  Pelzfütterung  des  Gewands,  in  den  Folianten,  dem  Totenkopf]  wird  die 
feurige  Wirkung  des  Rot  noch  gesteigert.  Auf  graurötlichem  Pulte  liegt  ein  Buch  mit 
gelblichem  Schnitt,   silbergrauen  Schließen   und   einer  Miniatur   des  jüngsten  Gerichts  in 

hellroten,  violetten  und  grünlichen 
Tönen.  Gedämpft  klingt  Rot  neben 
Goldgelb  und  Weiß  in  den  Büchern 
und  Geräten  im  Hintergrunde  wieder. 

Ehemals  „Massys?"  genannt  .".  Die  Komposition  ist 
angeregt  durch  Dürers  1521    in  Antwerpen   entstan- 
denen hl.  Hieronymus  .".  Sammlung  Suermondt,  1874. 
Eichenholz,  h.  0,94,  br.  0,91. 


Huy 


PeeterHuys.  Maler  und  Kupferstecher, 
^  1545  als  Meister  in  die  Gilde  zu  Ant- 
werpen eingeschrieben,  lebte  daselbst  noch 
157Ü/71.  Nachfolger  des  Quinten  Massys,  tätig 
zu  Antwerpen. 

693  Der  Dudelsackpfeifer.  Der  be- 
herrschende rotbräunlicheTon  erwärmt 
sich  im  Gesichte  der  Alten,  das  ein  grau- 
weißes Tuch  umgibt,  noch  mehr  im 
Fleische  des  Sängers  und  findet,  ge- 
stärkt durch  den  Gegensatz  zu  kühlen 


136 


H 


Tönen,  seinen  stärksten  Ausdruck  im  ge- 
dämpften Karminrot  der  Kopfbedeckung' 
des  Mannes  [vor  Blau  im  Fensteraus- 
schnitt], im  Mantel,  der  r.  gegen  das  grau- 
blaue Mieder  der  Alten  steht,  und  im 
Zinnoberrot  ihres  Armeis.  Diebelebenden 
Hauptfarben  klingen  zarter  im  Rosa-Blau- 
Changeant  der  Ärmel  des  Sängers  wieder. 
Mattockergelbliche  Pfeifen  des  Dudel- 
sacks. Die  Alte  hält  einen  gelbbraunen 
Steinkrug  mit  stahlblauem  Deckel. 

Bez.  unten  am  Tische  [undeutlich]:  P  HVIIS  FE  1571  .-. 
Ein  ähnliches  Bild  in  der  kgl,  Galerie  zu  Brüssel  ,".  Samm- 
lung SoUy,  1821. 

Eichenholz,  h.  0,86,  br.  0,84. 


c,rrn^ccd        J^"     Sanders,     gen.    Jan    van 

ClllCooCIl    Hemessen.     Geb.   um    1504    zu 

Hemixem  bei  Antwerpen,  gestorben  zu  Haarlem  zwischen  1555  und  1566.    Seit  1519  Schüler  Hendricks 
van  Cleve,  1524  Meister.    Tätig  in  Antwerpen,  später  [seit  1551]  in  Haarlem. 


558  Ausgelassene  Gesellschaft.  In  den  Trachten  der  Figuren  der  1.  Seite  überwiegt 
der  Kontrast  von  Goldgelb  [die  Figurenkomposition  zusammenfassend,  in  den  Bein- 
kleidern des  in  der  Mitte  stehenden  Mannes,  dem  Wams  des  ganz  1.  sitzenden,  in  der 
Tracht  des  Hausierers  1.  hinten  und  den  Broten,  die  auf  dem  Tische  liegen;  gedämpfter 
in  der  vorspringenden  Zimmerwand]  und  Blau,  der  durch  überall  dazwischen  ver- 
streutes Weiß  [Hauben  und  Hemden  der  Weiber,  Tischtuch,  Schriftblatt]  an  Intensität 
gewinnt.  Rot  setzt  schon  1.  in  kleineren  Flecken  an  [Beinkleid  des  sitzenden  Mannes, 
Rock  der  sitzenden  Frau],  erhält  aber  erst  r.,  vor  bräunlichem  Hintergrund  [Rock  der 
am  Boden  liegenden  Frau,  Beinkleider  des  stehenden  Mannes],  mit  Grün  [Ärmel  des 
die  streitenden  Weiber  mit  Wasser  übergießenden  Mannes]  kontrastierend,  das  Über- 
gewicht. Graubräunlicher  Fleischton.  Vor  bräunlichgrauen  Wänden,  die  mit  zinnober- 
roten, weißen  und  schwarzen  Inschriften  bedeckt  sind. 


Siidnieder- 
ländische 
Sciiule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

693 


Gehört  zu  der  Gruppe  kleiner  sittenbildlicher 
Darstellungen,  denen  sich  noch  einige  verwandte 
Darstellungen  auf  den  Hintergründen  seiner 
beglaubigten  großen  biblischen  Gemälde  an- 
schließen, die  von  dem  Braunschweiger  Mono- 
grammisten  herrühren,  dessen  Identität  mit  Jan 
van  Hemessen  sehr  wahrscheinlich  gemacht 
worden  ist  .".  Ganz  ähnlich  behandelte  klein- 
figurige  Bilder  mit  ähnlichen  Motiven  sind  die 
beiden  Stücke  in  Frankfurt  [Städelsches  Institut 
und  Archiv  —  letzteres  alte  Kopie  — ],  eine 
Spielhölle  bei  Graf  K.  Lanckoronski  in  Wien, 
biblische  Darstellungen  in  den  Galerien  zu 
Braunschweig,  Stuttgart,  Paris  u.  a.  m.  Eine 
etwas  vergrößerte  Kopie  unseres  Bildes  im 
Museo  Civico  in  Venedig  Erworben  1832. 

Eichenholz,  h.  0,29,  br.  0,45. 


137 


Südnieder 
ländisdic 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 


Hemessen?  656a  Die  Goldwägerin.  Weißlich,  mit 
weicher  bräunlichgrauer  Modellierung-,  schimmert 
das  Inkarnat,  in  seiner  kühlen  Helligkeit  noch  ge- 
steigert durch  das  umgebende  tiefe  Schwarz  derHaube 
mit  dem  zinnoberroten  Streifen.  Ringsherum  warme, 
auf  Braun  gestimmte  Töne:  Karminrot  im  Gewand, 
Rotbraun  im  Pelzkragen  [von  dem  sich  wieder  die 
lichten  grauweißen  Ärmel,  wie  der  Hemdausschnitt 
mit  feiner  goldgelber  Stickerei  geziert,  abheben], 
Gelbbraun  in  den  Kasten,  Goldgelb  im  Pokal  und 
schließlich  ein  kräftiges  Gelbbraun  in  der  Wand- 
täfelung [von  weißlichblauen  Fensterscheiben  durch- 
brochen]. Gelblich  schimmerndes,  dunkelbraunes  Haar. 
Dunkelbraune  Augen. 

Ein  Bild  von   derselben   Hand,  Mädchen   am  Spinett,   befand  sich   in  der 
Sammlung  Molinari  zu  Mailand,  versteigert  1885.     Beide  Bilder  sind  viel- 
leicht Jugendwerke  Jan  van  Hemessens  .*.  Erworben  1847. 
Eichenholz,  h.  0,44,  br.  0,31. 


608 


Pafini»-   Joacfi'"!    de    Patinir  oder  Patenier.     Geboren    zu   Dinant,  1515  in  die  Gilde  zu  Antwerpen 
^    dLllllI     aufgenommen,    1521    bei    Dürers    Anwesenheit    dort   angesehenes   Mitghed    derselben    und   1524 
daselbst  bereits  verstorben.    Tätig  zu  Antwerpen. 

608  Ruhe  auf  der  Flucht  nach  Egypten.  Umgeben  vom  schweren  Dunkelsaftgrün 
des  Vordergrunds  in  lichten  warmen  Tönen  Maria,  vom  Hellkarminrot  des  Mantels 
umflossen,  mit  rosigem  Inkarnat,  das  schimmerndes  Weiß  der  Tücher  umrahmt  und 
dessen  Helligkeit  der  Kontrast  zum  dunkelblauen  Gewände  stärkt.  Im  gelbgrün- 
karminrot  schillernden  Gewandumschlag  klingt  der  Hauptkontrast  wieder.    Links  ein 

weißer  Sack  neben  goldgelb- 
braunem Korb.  Das  Dunkelsaft- 
grün des  Vordergrunds  lichtet 
sich  im  Mittelgrund  auf,  dort 
von  den  gelbroten  und  rotbrau- 
nen Tönen  der  Häuser  unter- 
brochen, und  geht  in  das  kalte 
bräunliche  Grau  der  Felsen,  an 
den  Seiten  in  das  Blaugrün  der 
Ferne  über  unter  dunkelblauem 
Himmel  mit  schimmernd  weißen 
Wolken  und  Horizont. 


Die  Staffage  ist  [schon  nach  der  besonderen 
Färbung],  wie  meist  auf  Patinirs  Bildern, 
vielleicht  von  derHand  eines  anderen  Malers. 
.".  Sammlung  Solly,  1821. 

Eichenholz,  h.  0,62,  br.  0,78. 


138 


Bles 


Herri     [Hendrik]     met     de     Bles,     in     Italien     gen. 

Civetta,  nach  dem  Zeichen  auf  seinen  Bildern,  einem 
Käuzchen.  Geboren  zu  Bouvianes  bei  Dinant  um  1480, 
gestorben  gegen  1550.  Unter  dem  Einflüsse  Patinirs  aus- 
gebildet, als  dessen  Schüler  ihn  Karel  van  Mander  nennt. 
Nach  einem  Aufenthalt  in  Italien  tätig  in  den  Niederlanden 
[1521   in  Mecheln]. 

Bles?  624  Bildnis  eines  jungen  Mannes.  Vom 
leuchtenden  Rot  der  Ärmel,  mit  Gelbgrün  im  Ge- 
wand kontrastierend,  fällt  die  Färbung  über  Gelb- 
braun [Flecken  des  hellgrauen  Pelzes]  zum  bräun- 
lichen Inkarnat  [mit  graublauen  Augen  und  brau- 
nem Haar]  und  dem  gelbbräunlichen  Laubwerk 
der  Bäume,  durch  den  Gegensatz  zu  kaltem  Blau 
des  Himmels  und  Schwarz  [Kappe  und  Schaube] 
wiederum  höher  gestimmt.  Die  Linke  hält  ein 
dunkelblaues  Veilchen. 

Bez.  mit  dem  Käuzchen  auf  einem  Baume  rechts  im  Grunde    .*.    Ein 

ganz  verwandtes  Bildnis,  ebenfalls  mit  landschaftlichem  Grunde,  von 

derselben  Hand,  befindet  sich  im  Louvre  [II,  Nr.  607]     -■.    Trotz  der 

Signatur  ist  die  Autorschaft  des  Bles  höchst  zweifelhaft    .*.    Erworben  1843  auf  der  Versteigerung  der  Sammlung  Reimer 

zu  Berlin. 

Eichenholz,  h.  0,48,  br.  0,35. 


Sädnieiler- 
liindisdie 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

624 


Niederländischer  Meister  um  1520 

630c  Enthauptung  Johannis  des  Täufers.  Die  kühle,  auf  Grau  gestimmte  Grund- 
färbung geht  über  Graubraun  zu  immer  luftigeren  Tönen:  Blaugrau  [Gebäude  der 
Ferne],  Blaugrün  [Landschaft]  und  Hellblau  [Himmel]  über.  In  den  Figuren  des 
Vordergrunds  kühlen  sich  in  kleinen  Flecken  ver- 
teiltes Gelb  [Mantel  des  Henkers]  und  Zinnober- 
rot [Kappe,  Streifen  des  r.  Beinkleides],  von  Blau- 
grün [Schärpe]  begleitet,  zu  Rosarot  [Mantel 
Johannis  über  dunkelgelbbraunem  Gewand]  und 
an  den  Seiten  zu  Lichtrot  [Panzer  des  Gerüsteten 
r.,  Mantel  Salomes  1.],  dunklem  Gelbgrün  [Gewand 
des  Gerüsteten  r.]  und  zwischen  beiden  vermitteln- 
den Changeanttönen  [Hängeärmel  Salomes  1.]  ab, 
die  inderGruppe  r.  wiederum  vonwenigZinnober- 
rot  und  Gelb  durchbrochen  werden.  Graublau 
und  Weiß  dienen  als  Basis.  In  einzelnen  Flecken 
kehrt  Zinnoberrot  [in  der  Staffage]  bis  in  die 
Ferne  wieder.    Rötlichbraunes  Inkarnat. 

Das  Bild  ist  von  demselben  Meister,  wie  die  mit  der  zweifelhaften 
Inschrift  „Blesius"  signierte  Anbetung  der  Könige  in  der  Münchener 
Pinakothek  .'.  Sammlung  Pourtales,  Paris  .-.  Erworben  1906  als 
Geschenk  von  Frau Hainauer  in  Berlin  .".  SammlungHainauer,  Berlin. 
Eichenholz,  h.  0,48,  br.  0,35. 


630  C 


139 


Südnieder- 

ländische 

Schule  des 

XVI.  Jahr- 

hitnderts 

630 


1611 


Niederländischer  Meister  um  1520 

630  Ruhe  auf  der  Flucht  nach  Ägypten.  Hell- 
karminrot in  dem  mit  gelber  Stickerei  gezierten 
Mantel  [über  wenig  sichtbarem  dunkelblauem  Ge- 
wand] geht  mit  dem  rotbräunlichen  Inkarnat  zu- 
sammen. Bräunliches  Saftgrün  [Landschaft]  bildet 
den  Hintergrund  für  die  warm  gefärbte  Figuren- 
gruppe.   Hellblaue  Ferne  und  Himmel. 

Zeigt  Verwandtschaft  mit  Bildern  aus  der  Frühzeit  des  Bles  und  nament- 
lich des  Gossart,  ohne  indes  mit  Sicherheit  einem  dieser  Meister  zuge- 
schrieben werden  zu  können  .*.  Sammlung  Solly,  1821. 
Eichenholz,  h.  0,33,  br.  0,21. 

Niederländischer  Meister  um  1520 

1611  Triptychon.  Mittelbild:  Beweinung  Christi. 
Die  warmen  Töne  der  Gestalt  Johannis:  Karminrot 
im  Mantel,  rötliches  Inkarnat,  rotbraunes  Haar,  durch 
den  Kontrast  zu  Dunkelsaftgrün  [Gewand,  Rasen- 
lasuren] in  ihrer  Wirkung  erhöht,  verleihen  der  Mitte  Nachdruck.  Derselbe  Farbenzweiklang 
setzt  sich  seitwärts  fort  [rotes  Gewand  der  weinenden  Frau,  saftgrünes  Kleid  der  klagenden 
Frau  r.],  steigert  sich  zu  Goldgelb  [Obergewand  Magdalenas  1.,  Kopfschmuck  der  Frau  r.] 
und  geht  nach  vorn  in  kühle  graublaue  Töne  [rosa  changierendes  Unterkleid  Magdalenas  1.] 
und  bläuliches  Weiß  [Mantel  der  Frau  r.]  über,  die  mit  der  kalten  Färbung  des  Vorder- 
grunds: ockergelblichgrauer  Leichnam,  graubrauner  Erdboden,  dunkelblauer  Mantel 
Marias  vermitteln.  Ebenso  kühlen  sich  die  Farben  nach  rückwärts  ab,  zu  luftigem  Grau 
und  Graublau,  das  sich  noch  einmal  zu  Rosarot  im  Horizont,  unter  blauem  Himmel,  er- 
wärmt. —  Linker  Flügel:  Die  hl.  Anna  Selbdritt.  Zinnoberrot  [Mantel  Annas].  Von 
kühlen   weißen   [Kopftuch],   graublauen  [Gewand],   bläulichweißen  [Mantel  Marias]  und 

dunkelblauen  Tönen  [Gewand] 
umgeben.  Vor  saftgrüner  Land- 


schaft. —  Rechter  Flügel: 
Der  hl.  Franziskus  empfängt  die 
Wundmale.  Wenig  Zinnoberrot 
[Buch]  und  das  graurötliche  In- 
karnat beleben  die  gelbbraunen 
[Kutte  des  Heiligen,  Felsen] 
und  bräunlichsaftgrünen  Töne 
[Landschaft].     Blauer   Himmel. 

Gehört  zu  der  Gruppe  von  Bildern,  die  jetzt 
dem  Herri  met  de  Bles  zugeschrieben 
werden  .'.  Sammlung  Sir  Charles  Turner, 
London  .-.  Erworben  1909  als  Geschenk  der 
Herren  M.Marks, London,  undDr. Wolfenberg, 
Berlin  .-.  Eichenholz,  Mittelbild,  h.  0,475, 
br.  0,315,  Flügel  je  h.  0,50,  br.  0,135. 


140 


Antwerpener  Meister 
von  1518 

630b  Christi  Abschied  von  den  Frauen. 
Die  herrschende  Farbe  ist  ein  g-edämpftes 
Blau  [Dunkelblau  im  Mantel,  Graublau  im  Ge- 
wände Marias,  helleres  Blau  im  Kleide  Christi, 
bläulich  getöntes  Weiß  im  Mantel  Johannis  r.], 
das  sich  in  grünlicher  Nuance  in  der  Ferne 
und  imHimmel  verbreitet  und  dessen  Intensität 
durch  einen  Fleck  Gelb  im  Mantel  des  Jüngers 
ganz  r.  [neben  Dunkelblau  in  seinem  Kragen] 
erhöht  wird.  L.  bricht  belebend  der  Kontrast 
von  Zinnoberrot  [Obergewand  der  Frau  1.,  mit 
hellblauen  Haubenbändern],  Hellkarminrot 
[Kleidung  Petri]  und  leuchtendem  Gelbgrün 
[Gewand  der  Frau  zwischen  beiden]  hervor, 
ebenso  r.  Karminrot  [Gewand  des  davon- 
schreitenden  Johannes]  und  Gelbgrün  [Ärmel 
desJüngers  ganz  r.].  Bräunlichgrauer  Erdboden. 

Das  Bild  gehört  zu  der  großen,  noch  nicht  genügend  gesonderten  Gruppe  von  niederländischen,  wahrscheinlich  Antwerpener 
Gemälden  vom  Anfange  des  16.  Jahrhunderts,  die  gewöhnlich  dem  Herri  met  de  Bles  zugeschrieben  werden,  und  steht  dem 
großen  Magdalenenaltar  der  Brüsseler  Galerie  besonders  nahe.  Von  derselben  Hand  sind  die  Flügel  des  Antwerpener 
Altares  in  der  Katharinenkirche  zu  Lübeck  mit  dem  Datum  1518  .-.  Erworben  1 904  als  Geschenk  des  Herrn  Marcus  Kappel. 
Eichenholz,  h.0,79,  br.  0,37. 

Möicfov  rloc  T/-»/-löc  Moviö  So  genannt  nach  zwei  Darstellungen  des  Todes  Maria  [im  Museum 
ClbLCI  UCä  lUUCS  iVldlld  ^y  ^öln  und  in  der  Pinakothek  zu  München].  Ausgebildet  unter 
dem  Einflüsse  des 
Quinten  Massys 
und  Patinir.  Tä- 
tiguml510-1530, 
vermutlich  in  Ant- 
werpen, vielleicht 

vorübergehend 
in    Köln    und    in 
Italien    [Genua], 

Wahrscheinlich 
identisch  mit  Joos 
van  Cleve  d.  Ä. 
[Joos      van      der 

Beke,  genannt 
JoosvanCleefd.Ä. 
Geb.  zu  Cleve 
oder  Antwerpen 
um  1485,  gestor- 
ben zuAntwerpen 
1540.  1511  Mit- 
glied der  Lukas- 
gilde zu  Ant- 
werpen.] 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

630  B 


578 


141 


Sädnieder- 
ländische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

578 


615 


578  Flügelaltar.  Mittelbild:  Anbetung derKönige. 
Das  grünliche  Blau  der  Seiten  [Mantel  Marias  und 
des  Königs  r.],  von  Rosarot  [Inkarnat  1.,  gelbge- 
musterter Rock  des  Königs  r.]  begleitet,  erwärmt 
sich  über  helles  Blaugrün  [Ärmel  des  knienden 
Königs]  zu  Gelbgrün  [Gewandjosephs  l.,Wiesen  des 
landschaftlichen  Mittelgrunds,  Ärmel  des  Königs  r.], 
mit  dem  kräftiges  Karminrot  der  Mitte  [Gewand  des 
knienden  Königs,  Mantel  Josephs]  kontrastieren. 
Grauviolett  [mit  graubraunem  Pelz  besetzter  Mantel 
des  knienden  Königs]  undWeiß  [graublau  gemustert 
im  Mantel  des  Mohrenkönigs  usw.].  Vorn  klingt,  die 
Mitte  betonend,  nochmals  bunt  schillernd  der  Haupt- 
kontrast von  Karminrot  und  Blaugrün  [Hut  am 
Boden]  wieder,  die  blaugrünen  Töne  außerdem 
matter  in  den  Pilastern  und  Bogen  der  graubraunen 
Ruine  [mit  goldgelben  Statuen]  neben  Violett  und 
Lichtrot  [Pilaster],  die  roten  Töne  in  der  landschaft- 
lichen Staffage.    Blauer  Himmel  mit  weißen  Wolken  und  Horizont. 

Linker  Flügel:  Die  hl.  Katharina.  Die  Figur  im  schillernden  Charakter  des  Mittel- 
bildes: tief  karminrote  Ärmel  gegen  saftgrüne  Landschaft,  Mattrosa,  nach  Gelb  changie- 
rend im  Gewand,  dunkelblaues  Mieder;  rosarotes  [gelb  verziertes]  Kopftuch,  rötliches 
Inkarnat  vor  blaugrüner  Ferne.  —  Rechter  Flügel:  Die  hl.  Barbara.  Hellroter  Mantel 
über  grünlichblauem  Gewand,  mattgelbe  Ärmel,  gelbrotes  Haar.  Saftgrüne  Landschaft. 
Graubraune  Architektur.  —  Außenseiten.   Linker  Flügel:    Der  hl.  Christophorus.  — 

Rechter  Flügel:  Der  hl.  Sebastian.  Grau  in  Grau 
vor  braunrotem  Nischengrund. 

Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters  [uml515],  nahe  verwandt  dem  Flügel- 
altare des  Meisters  im  Museum  zu  Prag  -■-  Erworben  1843  auf  der  Ver- 
steigerung der  Sammlung  Reimer  zu  Berlin. 

Eichenholz,  Mittelbild  h.  0,72,  br.  0,52 ;  jeder  Flügel  h.0,69,  br.0,22. 


615  Bildnis  eines  jungen  Mannes.  Karminrot,  in 
den  Lichtern  weißlich  ausgeblichen  [Ärmel  und  Ge- 
wandausschnitt auf  der  Brust],  kontrastiert  mit  dem 
dunklen  Grün  des  Hintergrunds.  Die  Wirkung  des 
blassen  rosagrauen  Inkarnats  [mit  den  hellroten 
Lippen]  steigert  der  Gegensatz  zu  kaltem  bläulichen 
Weiß  im  Hemd.  Grauschwarzes  Barett  und  Damast- 
schaube  mit  rotbraunem  Pelz.  Den  graublauen 
Tönen  in  den  Handschuhen  und  im  Degenknauf 
steht  Ockergelb  in  der  Fütterung  der  Handschuhe 
und  im  Degenknauf  entgegen. 


142 


Aus  der  Spätzeit  des  Meisters    .■.    Das  Wappen  auf  dem  Siegelringe  der  Linken  scheint  das  der  vlämischen  Familie  van 
der  Straeten  zu  sein  .".  Erworben  1843  auf  der  Versteigerung  der  Sammlung  Reimer  zu  Berlin. 
Eichenholz,  h.  0,62,  br.  0,47. 


Meister  des  Todes  Maria 


Kopi 

616  Maria  mit  dem  Kinde.  Der  Kontrast 
von  Zinnoberrot  im  Gewände  Marias  und 
Grün  im  Kissen,  auf  dem  das  Kind  sitzt, 
beherrscht  die  Mitte  und  khngt  auch  r.  [rote 
Kirschen,  die  das  Kind  hält,  vor  gelbgrüner 
Landschaft  mit  blaugrüner  Ferne]  wieder. 
Links  von  der  Mitte  setzt  ein  zweites  Farben- 
paar an:  Dunkelblau  im  Mantel  und  Gold- 
gelb im  Mantelumschlag,  das  sich  nach  der 
Seite  in  lichten  Nuancen:  hellblauer,  weiß 
schillernder  Ärmel,  graue  Architektur  [mit 
gelbroten  Füllungen],  blaugrüne  Deckplatte 
des  Gesimses  und  Gelb  im  Apfel  verläuft. 
Changeantfarben:  grün-violett  schillernder 
Gürtel,  blaugrüne  Profile  der  Architektur 
mit  rosaroten  Füllungen  usw.  vermitteln 
zwischen  den  Hauptkontrasten.  Die  starken 
Farben  der  Mitte  lassen  das  stumpf  grau- 
bräunliche Inkarnat,  nur  wenig  erwärmt 
durch  den  Gegensatz  zum  weißen  Streifen 


nach  dem  Meister  des  Todes  Maria. 


551 A 


143 


Sädnieder- 
ländisdie 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

650 


648 


des  Hemdes,  vor  graubrauner  Architektur  kühl 
und  zart  erscheinen.  Blauer  Himmel  mit  weißem 
Horizont. 

Von  diesem  Bilde  gibt  es  viele  Wiederholungen  und  alte  Kopien,  denen 
wahrscheinlich  eine  Komposition  Leonardos  zugrunde  liegt,  in  ver- 
schiedenen Sammlungen  [Pinakothek  zu  München,  Galerie  zu  Oldenburg, 
Kölner  Museum,  Galerie  zu  Vicenza,  Sammlung  Andre  in  Paris  u.  a.  m., 
die  beste  vielleidit  im  Schlosse  zu  Meiningen]  .*.  Sammlung  Solly,  1821. 
Eichenholz,  h.  0,70,  br.  0,58. 

Niederländischer  Meister  um  1520 

626  Der  hl.  Hieronymus  in  Bußübung.  Der  far- 
bige Nachdruck  des  in  stumpfen  Tönen  gehaltenen 
Bildes  liegt  r.  auf  dem  Hellkarminrot  in  Mantel 
und  Hut  an  der  Wand  und  den  Bucheinbänden, 
während  links  im  landschaftlichen  Ausschnitt  und 
im  Baldachin  die  grünen  Ergänzungstöne  zu  suchen 
sind.  Nach  vorn  kühlt  sich  die  Färbung  ab  zu 
Grau  und  Graublau  [Gewand  des  Heiligen,  Tisch,  Boden,  in  dessen  Musterung  das  Rot 
gedämpft  nachklingt,  usw.],  zu  Karminviolett  in  der  Pfeilerumrahmung  und  der  Balustrade. 
Ockergelbbraunes  Inkarnat.    Blauer  Himmel. 

Ehemals  Hans  Burgkmair  zugeschrieben,  aber  sicher  von  einem  niederländischen  Meister,  wie  schon  die  Holzart  der  Tafel  beweist 
.-.  Sammlung  Solly,  1821   .-.  Eichenholz,  h.  0,81,  br.  0,55. 

Gossart  if",*^°'^v''U'^°''l.%'!]',P";.J^"  "A"" 

Mabuse.  Z.eichnet  sich  Malbodius.  Oe- 
boren  um  1470  zu  Maubeuge  [Mabuse],  1503  als 
Meister  in  die  Gilde  zu  Antwerpen  aufgenommen,  ge- 
storben zu  Antwerpen  nach  dem  Juni  1533.  Ausge- 
bildet unter  dem  Einflüsse  Gerard  Davids,  während 
eines  Aufenthaltes  in  Italien  [1508 — 1512]  namentlich 
unter  dem  Leonardos.  Tätig  zu  Antwerpen,  vorüber- 
gehend zu  Middelburg  [1528],  Utrecht  und  auf  den 
Schlössern  Philipps  von  Burgund,  des  Bischofs  von 
Utrecht. 

551a  Christus  am  Olberg.  Das  nächtliche 
Graublau  erhellt  der  Mond  mit  scharfen  weiß- 
lichen Lichtern.  Während  das  graublaue  Ge- 
wand Christi  [mit  gelben  Borten  geziert],  das 
gleichfarbige  Gewand  und  der  mattrote  Man- 
tel Petri  r.  vorn,  das  mattrote  Gewand  des 
Engels  [mit  gelben  Lichtern]  in  dem  kalten 
Gesamttone  zusammengehalten  sind,  aus  dem 
nur  r.  einzelne  goldgelb  blitzende  Schilde  und 
hellblaue  Rüstungen  vor  dem  rotbräunlichen 
Tone  der  Stadt  auftauchen,  leuchtet  1.  vorn 
ein  tiefes  glänzendes  Farbenpaar,  Zinnoberrot 
im  Mantel  und  Gelbgrün  im  Gewände  des 


144 


schlafenden  Johannes,  auf.   Ein  Mondstrahl  spielt  auf 
seinem  ockergelben  Haar. 


Aus  der  Jugendzeit  des  Meisters 
Eichenholz,  h.  0,85,  br.  0,63. 


Erworben  1848. 


v 


Siidnieder- 
ländisdxe 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

586  A 


650  Maria  mit  dem  Kinde.  Vor  warm  rotbrauner 
Füllung  und  braungrauem,  mit  goldgelben  Buch- 
staben geziertem  Rahmen  umgibt  Karminrot  [mit 
weißlichen  Lichtern]  im  Mantel  die  Figuren.  Grün 
im  rot,  weiß  und  gelb  gemusterten  Teppich  der 
Brüstung  schließt  den  Umriß.  Nach  der  Mitte  zu 
wird  die  Färbung  kühler.  Dunkelultramarinblau  im 
Gewand  und  den  Ärmeln,  bläuliches  Weiß  in  Hemd 
und  dem  Schleier  erhöhen  die  Wirkung  des  lichten, 
hart  mit  bläulichen  Schatten  modellierten,  auf  den 
Wangen  und  Lippen  mit  Rot  belebten  Inkarnats. 
Graubräunliches  Weiß  im  Kopfschleier  dämpft  das 
Gelbbraun  des  Haares  und  leitet  zu  den  bräunlichen 
Tönen  des  Hintergrunds  hinüber.  Graubräunliche  Schleier  umhüllen  den  Körper  des 
Kindes. 

Auf  dem  von  einem  gemalten  Rahmen  umgebenen  dunkelroten  Grund,  wie  aus  Metall  geschnitten,  die  umlaufende  Inschrift: 
VERVS  DEVS  ET  HOMO  CASTA  MATER  ET  VIRGO  .-.  Sammlung  Solly,  1821. 
Eichenholz,  h.  0,46,  br.  0,37. 

586a  Bildnis  eines  Mannes.  Vor  gelbgrünem 
Hintergrund,  auf  den  die  Gestalt  einen  schwärz- 
lichen Schatten  wirft,  das  graurötliche  Inkarnat, 
von  schwärzlichem  Haar,  grauschwarzem  Barett 
und  Wams  umgeben.  Das  Goldgelb  des  gestickten 
Kragens  unterstreicht  die  Wirkung  des  Antlitzes, 
während  bräunlichesWeiß  des  Mantels  [mit  bräun- 
lichen Ornamenten]  und  Grauweiß  des  in  den 
Gewandschlitzen  sichtbaren  Hemds  die  Farbigkeit 
des  Bildes  erhöhen.  Gelbbräunliche  Handschuhe, 
gelber  Siegelring,  gelbe  Zierrate  und  Waffen. 

Nach  dem  burgundischen  Wahlspruch  auf  der  Doldischeide :  Autre 
que  vous  [je  n'aime]  das  Porträt  eines  burgundischen  Prinzen,  nach 
der  neueren,  offenbar  nach  einer  älteren  kopierten  Inschrift  auf  der 
Rückseite  des  Bildes  das  Porträt  Baudoins  von  Burgund,  eines  ille- 
gitimen Sohnes  Philipps  von  Burgund,  nicht  aber  Philipp  selbst 
[1465 — 1524],  dessen  beglaubigte  Bildnisse  ganz  andere  Züge  auf- 
weisen .'.  Sammlung  Suermondt,  1874. 
Eichenholz,  h.  0,54,  br.  0,39. 

648  Neptun  und  Amphitrite.  Das  Bild  ist  in 
einem  einheitlich  blaugrauen  Tone  zusammen- 
gehalten, dessen  Farbigkeit  durch  den  Gegensatz 
zu  Gelb  in  den  Verzierungen  und  Bändern  der 


661 


145 


Sädnieder- 

ländische 

Schule  des 

XVI.  Jahr- 

hunderts 

1202 


656 


Architektur  und  in  den  Lichtern  auf  den  Säulen 
[besonders  I.]  erhöht  wird.  Die  blaugfraue  Archi- 
tektur wird  vorn  durch  Hchtrote  Pilaster  abge- 
schlossen. Mit  dieser  Rahmung  von  geraden 
Linien  kontrastieren  die  lichten  rötlichgrauen, 
mit  Grau  und  Braun  modellierten  Körper,  die 
sich  von  dunkelgrauviolettem  Vorhang  abheben, 
unter  dem  ein  Streifen  des  weißlichblauen  Meeres 
sichtbar  ist. 

Bez.  auf  dem  Sockel :  t  lOANNES  J  MALBODIVS  t  PINGEBAT  ; 
1516  J  .*.  Rechts  oben  die  Devise:  A  .  Plus  .  Sera  .  phe  .  bourgne  . 
[Name  und  Devise  Philipps  von  Burgund,  des  Gönners  Gossarts]  .". 
Die  Gestalt  des  Neptun  geht  auf  den  Adam  in  Dürers  Kupferstich 
von  1503  zurück  /.  Sammlung  SoUy,  1821. 
Eichenholz,  h.  1,88,  br.  1,24. 

,     / 

I  w61  Adam  und  Eva  im  Paradies.  Die  Körper 
warm  rotbraun,  mit  schwärzlichbraunen  Schatten 
modelliert,  vor  dunkelblauem  Himmel  und  dunkelblaugrüner  Landschaft,  die  über  Gelb- 
grün im  Mittelgrund  nach  vorn  in  das  Dunkelgrün  des  Erdbodens  und  Dunkelbraun  des 
Baumstammes  übergeht.  Etwas  Gelb  im  Apfel,  den  Eva  darreicht,  vor  Dunkelblau 
[Himmel]  betont  diese  Stelle  des  Bildes. 

Eine  ganz  ähnliche  Darstellung  von  Adam  und  Eva,  eine  alte  Kopie  nach  Gossarts  Spätwerk  in  Hampton  Court  [Nr.  547], 
befindet  sich  im  Vorrate  des  Kaiser -Friedrich -Museums  [Nr.  642]  .*.  Erworben  1830  durch  Tausch  von  SoUy. 
Eichenholz,  h.  1,70,  br.  1,14. 

Gossart?  1202  Bildnis  einer  jungen  Frau.    Ein  bräunlicher  Ton  durchdringt  alle  Farben 

und  erwärmt  das  Schwarz  des  Hintergrunds  und 
des  mit  braunem  Pelz  besetzten  Kleides.  Licht 
kommt  aus  der  dunklen  Umgebung  das  Antlitz 
hervor  mit  den  violettbraunen  Schatten  [mit 
graublauen  Augen  und  mattroten  Lippen],  durch 
das  umrahmende  [in  den  Schatten  grau  getönte] 
Weiß  in  Haube  und  Hemd  [mit  goldgelben 
Borten]  nur  wenig  erwärmt. 

Galt  früher  irrtümlich  als  Porträt  der  Agathe  von  Schoenhoven  wegen 
der  Ähnlichkeit  mit  dem  Porträt  in  der  Galerie  Doria  zu  Rom,  das 
die  Bezeichnung  „Agatha  Sconhouiana  1 529  per  Scorelium  pin."  trägt. 
DieÄhnlidikeit  ist  aber  nicht  überzeugend.  Unser  Bild  scheint  eher 
ein  Jugendwerk  Jan  Gossarts  zu  sein.  Unten  ist  ein  beträchtlicher 
Streifen  abgeschnitten,  wie  ein  Stich  Gottfried  Bartschs  zeigt,  der 
Ende  des  17.  Jahrhunderts  am  Berliner  Hofe  tätig  war  und  das  Bild 
unter  dem  Namen  „Bauburren"  gestochen  hat  [es  war  wohl  der  in 
der  Art  des  Gerard  Honthorst  malende  Künstler  Theodor  Baburen 
gemeint].  EincWiederholung  'mit  den  Händen]  beim  Fürsten  Lobko- 
wltz  auf  Schloß  Raudnitz  in  Böhmen  .'.  Königliche  Schlösser. 
Eidicnholz,  h.  0,35,  br.  0,33. 

/^  j.   Nachfolger     des    Jan     Gossart,     genannt 

OOSSdlL   Mabuse. 

656  Thronende  Maria   mit   dem  Kinde.    Die 
wenigen  warmenTöne,  das  graurötliche  Inkarnat, 


146 


vor  allem  Karminrot  im  Mantel,  das  sich  durch  Saftgrün  im  Rasen  vorn  erg-änzt,  werden 
von  kalten  Farben:  Dunkelblau  im  Gewand,  blau -weiß  schillerndem  Hemd  des  Kindes, 
grauweißem  Kopftuch,  Graublau  der  Thronnische  und  dem  den  ganzen  Hintergrund 
füllenden  Hellgrau  der  Architektur  umgeben.  Die  Wirkung  der  blauen  Töne  steigert 
der  Kontrast  zu  Goldgelb  in  den  Relieffüllungen  des  Sockels  [rötlicher  in  den  Füllungen 
zwischen  den  Balustern  oben]. 

Für  Gossart,  dem  das  Bild  früher  zugeschrieben  wurde,  zu  trocken  in  der  Malweise  und  zu  nüchtern  .".  Sammlung  Solly,  1821. 
Eichenholz,  h.  1,29,  br.  0,90. 

D     11  1  Jean  Bellegambe.     Geboren  zu  Douai  um   1470,    urkundlich    zuerst  1504   genannt, 

DeiiegamDe    gestorben  um  1533.    Tätig  zu   Douai. 

641  Flügelaltar  mit  der  Darstellung  des  jüngsten  Gerichts.  Mittelbild: 
Jüngstes  Gericht.  Den  ganzen  Altar  beherrscht  der  Kontrast  von  Braunrot  [Inkarnat] 
und  Blaugrün  [Landschaft  und  Himmel].  In  den  Gewändern  der  Engel  im  Vorder- 
grund erscheinen  die  Hauptfarben  gesteigert  zu  Zinnoberrot  im  Mantel  des  Erzengels 
Michael  [der  die  Gottlosen  in  die  Verdammnis  stürzt]  und  Dunkelblau  [in  seinem  Ge- 
wand und  dem  des  vorn  knienden  Engels].  Dunkelblau  wird  durch  den  Gegensatz 
zu  bräunlichem  Goldgelb  [Mantel  des  vorn  knienden  Engels,  Rüstung  des  hl.  Michael] 
gestärkt.  Stumpf  violette  Töne  vermitteln.  Weißer  Horizont.  Im  oberen  Teil  über- 
wiegt das  kalte  grünliche  Blau  [Himmel  mit  bläulichweißen  Wolken],  dem  Goldgelb 
[Weltkugel]  und  Gelb  [Glorie]  entgegenstehen,  während  Zinnoberrot  [Mäntel  Christi 
und  Johannis  d.T.  r.,  Gewänder  der  Engel]  und  ein  vermittelnder  Rosaton  [Ausstrahlung 
der  Glorie]  die  Komposition,  der  unteren  Bildhälfte  entsprechend,  zusammenhalten. — 
Linker  Flügel:    Das  Paradies  [in  verschiedenen  Gruppen  werden  die  sieben  Werke 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

641 


147 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

II  202 
645  A 


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der    Barm- 
herzig-keit  be- 
lohnt].     Das 
Kolorit     ent- 
spricht    dem 

Mittelbild. 
Es  überwiegt 
Braunrot  [In- 
karnat]     vor 

grünlichem 
Blau  [Hinter- 
grund], das 
oben  wieder 
in  die  rosa- 
farbenen und 
gelben  Töne 
einer  Glorie 
übergeht.  Die  Mitte  wird  durch  grünliches  Blau  [rot 
schillernd  im  Gewände  des  Engels]  betont,  dem  bräunliches  Goldgelb  [im  Obergewand] 
entspricht.  Violett  als  Zwischenton  [im  Tuch,  das  über  den  Arm  des  Engels  hängt].  — 
Rechter  Flügel:  Die  Hölle.  Hier  herrscht  das  schon  im  Mittelbild  ansetzende  schwärz- 
liche Braun,  das  durch  Braunrot  [Körper],  Zinnoberrot  und  Gelb  [Flammen]  belebt  wird. 
Blaugrüne  Töne  [Teufelsgestalt  r.;  besonders  im  oberen  Teil  sich  kräftigend,  wo  Engel  in 
roten  Gewändern  schweben]  stehen  dagegen. 

Sammlung  Solly,  1821    .-.    Eichenholz,  Mittelbild  h.  2,22,  br.  1,78;  jedes  Flügelbild  h.  2,22,  br.  0,82. 

Ol  Barend  [Bernaert]  van  Orley.    Geboren 

'  '^y  zu  Brüssel  um  1495,  gestorben  daselbst  den 
6.  Januar  1542.  Schüler  seines  Vaters  Valentyn, 
weiter  gebildet  unter  italienischem  Einflüsse,  be- 
sonders Raffaels.  Tätig  zu  Brüssel  [seit  etwa  1515], 
wo  er  1518  Hofmaler  der  Statthalterin  Margarethe 
wurde. 

Orley?  645a  Verkündigung.  Kaltes  Blau 
von  glasigem  Charakter  [Himmel,  Ge- 
wand Marias,  weißlich  ausgeblichen  in  den 
Lichtern  des  Engelsgewands],  begleitet  von 
Gelb  in  der  Glorie  1.  oben  und  im  Unter- 
gewande  des  Engels  [karminrot  schillernd 
in  den  Schatten],  stärkt  den  warmen  rot- 
braunen Ton  des  Innenraums,  der  im  Kon- 
trast zu  der  dunkelrotbraunen  Pfeilerum- 
rahmung von  hellem  Licht  erfüllt  scheint. 
Die  rotbraunen  Töne  steigern  sich  zu  bräun- 
lichem Goldgelb  [Bettstatt,  Säulenkapitäl 


148 


undSockeljund 
schließlich  zu 
tiefem  Karmin- 
rot im  Bettvor- 
hang  und  den 

Bettkissen. 

Hellgrau  [r. 
Wand,     Säule, 

Bettpolster] 
dient  dabei  den 
tiefen  Farben 
als  Basis.  Rot 
kehrt  1.  neben 
Blau      in     den 

Bänderver- 
zierungen   der 

Engelsklei- 
dung    wieder. 

Das  Bild  steht  den  beglaubigten  Jugendwerken  van  Orleys  nahe,  ohne  daß  es  ihm  doch  selbst  zugeschrieben  werden  kann    .'. 
Erworben  1904    .-.    Sammlung  A.  Thiem    .'.    Eichenholz,  h.  0,755,  br.  0,63. 

Orley?  II  202  Christus  vor  Kaiphas.  Der  Kontrast  von  roten  und  grünen  Tönen, 
gedämpft  durch  den  rotbraunen  Ton  der  Untermalung,  hält  die  Komposition  zusammen. 
Bräunliches  Karminrot  [1.  als  Braunrot  im  Baldachin  mit  gelbgrüner  Oberseite  einsetzend] 
in  den  Mänteln  des  Kaiphas  [neben  Gelbgrün  im  Gewandumschlag  am  Knie]  und  des 
aufwärts  weisenden  Soldaten  [neben  Gelbgrün 
im  Gewand  und  mattem  Blaugrün  in  der  r. 
Bodenfläche]  und  im  Ärmel  des  Soldaten  mit 
rosarotem  Turban  r.  steigert  sich  zu  Zinnober- 
rot in  dessen  Beinkleidern  [neben  Grün  im 
Gewand].  Entsprechend  bricht  1.  hinten  Zin- 
noberrot [Gewand  des  am  Pfeiler  lehnenden 
Mannes]  hervor,  kräftigem  Gelb  benachbart, 
das  wieder  mit  den  kühlen  graublauen  und 
blauen  Tönen  der  Stadtansicht  und  derTracht 
[Gewand  und  Kragen  mitKapuze]  des  Kaiphas 
vermittelt.  Christus  in  Grauviolett.  Rotbraunes 
Inkarnat.  Dunkelrotbraune  Architektur,  durch 
deren  Offnungen  hellblauer  Himmel  mit 
schimmernden  weißen  Wolken  blickt. 

Das  Bild,  dessen  Gegenstück  [Christus  vor  Pilatus]  im  königlichen 
Schlosse  zu  Berlin  bewahrt  wird,  steht  den  Werken  der  Spätzeit 
Orleys  nahe,  rührt  aber  wohl  von  einem  anderen  Meister  her  .'. 
Sammlung  Solly,  1821. 

Eichenholz,  h.  0,83,  br.  0,61. 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

633 
819 


653 


149 


Südnieder- 
ländische 
Sdtule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 


633  A 


Rlll^f^K  J^"  ^^"  Rillaer.    Geburtsjahr  unbe- 
IXllldCr    kannt,   gestorben  1568   zu  Löwen,  wo 

er    seit    etwa    1520    tätig  war    [seit    1547    als 

Stadtmaler]. 

1630  Urteil  Salomonis.  Auf  einheit- 
lich grau  gefärbtem  Grund  ist  die  Szene 
in  schwarzer  Zeichnung  mit  weißen 
Lichtern  dargestellt. 

Bez.  links  unten  an  den  Thronstufen  und  nochmals  auf 
der  Thronlehne  mit  dem  aus  I  VANR  gebildeten  Mono- 
gramm.    Oben  in  der  Architektur:  1528    .*.    1904  aus 
dem  Kupferstichkabinett  überwiesen. 
Eichenholz,  h.  0,74,  br.  0,62. 

Niederländischer  Meister 
von  1539 

633  Bildnis  eines  Mannes.  Grau- 
schwarz der  Schaube  und  des  Baretts 
umrahmt  das  gelblichbraune  Inkarnat, 
das  durch  die  Nachbarschaft  mit  dem 
stumpfen  Braunrot  des  grau  und  grünlich  marmorierten  Hintergrunds  noch  fahler  erscheint. 
Das  Wappen  r.  zeigt  roten  Balken  auf  gelbem  Feld,  das  1.  gelbes  Gefäß  auf  dunkelsaft- 
grünem Feld. 

Bez.  oben  in  der  Mitte  1539  [zweimal];  darunter  das  Alter  des  Dargestellten;  38     .".     Das  Wappen  zur  Rechten  ist  das  der  in 
Holland  heimischen  Familie  van  der  Burch     .".    Sammlung  Solly,  1821     .'.     Eichenholz,  h.  0,36,  br.  0,29. 

Niederländischer  Meister  um  1520 

S19  Bildnis  einer  jungen  Frau.  Das  bräun- 
liche Inkarnat  [mit  hellroten  Lippen  und  gelb- 
braunem Haar]  erscheint  durch  den  Gegensatz 
zum  tiefen  Schwarz  der  Tracht,  zu  Weiß  im 
Hemd  und  Haubenumschlag  sehr  licht  und  wird 
durch  den  Kontrast  zum  kalten  Blaugrün  des 
Hintergrunds  erwärmt. 

Der  Ursprung  des  schwer  zu  bestimmenden  Bildes  ist  von  einigen 
Kennern  in  der  französischen  Schule  vermutet  worden   .'.   Sammlung 
Magniac,  London  .".  Sammlung  James  Simon. 
Eichenholz,  h.  0,40,  br.  0,31. 

T    /^mV^av/"!     Lambert   Lombard.     Geboren    zu  Lüttich 

L-UUlUdlU     i505_    gestorben    daselbst   im  August    1566. 

Ausgebildet  unter  dem  Einflüsse  Jan  Gossarts  zu  Middel- 

burg  und  während  eines  Aufenthalts  in  Italien  unter  dem  der 

italienischen  Meister,  namentlich  Raffaels.  Tätig  zu  Lüttich. 

Lombard?  653  Maria  mit  dem  Kinde.  Dunkles 
Karminrot  von  glasigem  Charakter  im  Gewand 
[r.  oben  und  1.  unten  sichtbar]  und  bräunliches 


150 


Grau  im  Man- 
tel [1.  oben  und 
r.  unten  sicht- 
bar],das  im  Kon- 
trast zu  Rot 
einen  olivgrün- 
lichen Ton  an- 
nimmt, sind  in 
diagonaler  An- 
ordnung auf  der 
Bildfläche  ver- 
teilt. Das  grün- 
liche Grau  des 
Mantels  vermit- 
telt mit  dem 
Grauweiß  des 
Tuches,  von  dem 
sich  warm  der  rötliche  Körper  des  Kindes  abhebt.  Nach  oben  kühlt  sich  die  Färbung 
ab:  weißes  Tuch  auf  der  Schulter  Marias,  sehr  lichtes  weißliches  Inkarnat  mit  grau- 
grünlichen Schatten,  durch  ein  graubräunliches  Kopftuch  über  gelbbraunem  Haar  in 
den  schwarzen  Grund  überführt. 

Die  Gruppe  von  Bildern,  zu  der  diese  Tafel  gehört,  wird  traditionell,  aber  wohl  mit  Unrecht  Lombard  zugeschrieben. 
Sie  stammt  von  der  Hand  eines  Nachfolgers  des  Meisters  vom  Tode  Maria,  der  sich  namentlich  unter  Correggios  Einflüsse 
gebildet  hat  .-.  Sammlung  SoUy,  1821    .-.  Eichenholz,  h.  0,80,  br.  0,65. 

^"^l^^.,^      Joos  van  Cleve  oder  van  Cleef  [Familienname  wahrscheinlich  van  der  Beke]  der  Jüngere 
\_^1CVC;      —  2m^  Unterschiede  von  dem  älteren  Meister  dieses  Namens,    der    mit   dem  Meister  vom  Tode 

der  Maria  identifiziert  wrird.    Geboren  wahrscheinlich  zu  Antwerpen,  Geburts-  und  Todesdatum  unbekannt. 

In    Antwerpen,    Paris    und    London,  vielfach    auch  an 

den  Höfen   tätig.     Nach  Karel   van  Mander  1554  in 

London  dem  Irrsinn  verfallen. 

633b  Bildnis  einer  Frau.  Vor  hellgrauem 
Grund  die  Figur  in  warmen  Tönen.  Tiefes 
Schwarz  im  Kleid  und  Grauschwarz  im  Mieder 
stärken  die  Intensität  des  Weiß  in  Haube 
und  Hemd,  aus  dem  warm  das  rötlichbraune 
Inkarnat  hervorkommt.  Rotbraun  im  Pelz 
begleitet  seitlich  den  Umriß  der  Gestalt  und 
steigert  sich  zu  bräunlichem  Rot  im  Gürtel 
und  dem  kleinen  Fleck  kräftigen  Rots  im 
Ringstein  am  Zeigefinger  der  r.  Hand. 

Bez.  links  auf  dem  Postament:  1543  AETATIS  SVAE  36  .-. 
Früher  unter  dem  Namen  Holbein  in  der  Sammlung  des  Earl  of 
Grimstorpe  in  London,  wo  sich  auch  das  Gegenstück  [Bildnis 
eines  Mannes]  befand  [jetzt  im  Besitze  von  Sir  George  Donald- 
son  in  London]  .-.  Erworben  1906  auf  der  Versteigerung  Earl 
of  Grimstorpe  in  London. 

Leinwand,  h.  0,90,  br.  0,81. 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

632  B 
632  C 


632  D 


151 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

632 


633a  Bildnis  eines  jungen  Mannes.  Das 
durchscheinende  Braun  der  Untermalung-,  im 
Hintergrund  in  der  Umgebung  des  Inkarnats 
mit  Grau  und  Rotbraun  gemischt,  verleiht  dem 
Bildnis  den  weichen  warmen  Gesamtton.  Hell 
kommt  aus  dem  Grauschwarz  der  Tracht  das 
ockergelbliche  Inkarnat  [mit  roten  Lippen]  her- 
vor. Weiß  der  Hemdkrause  stimmt  die  Blässe 
des  Fleischtons  höher.  L.  ein  Fleck  leuchtenden 
Rots  im  Ringstein. 

In  der  Sammlung  zu  Blenheim  „Holbein"  genannt  .'.  Rubens  hat 
das  Bildnis  Icopiert,  s.  Nr.  786  der  Münchener  Pinakothek  .■-  Er- 
worben 1885  aus  der  Sammlung  des  Herzogs  von  Marlborough  zu 
Blenheim  .*.  Papier  auf  Eichenholz,  h.  0,44,  br.  0,31. 

]VJ_      £_l_  _i._|   Nicolaes  Neufchatel,  gen.Lucidel. 

INCUldlClLCl  Im  Antwerpener  Gildebuche  Colyn  van 
Nieucasteel  g^en.;  zeichnet  sich  Nicolaus  deNovo- 
castello.  Geboren  wahrscheinlich  1527  in  der  Graf- 
schaft Bergen  im  Hennegau,  gestorben  nach  1590.  1539 
Schüler  des  Peeter  Coecke  van  Aelst  in  Antwerpen. 
Seit  1561   oder  früher  tätig  zu  Nürnberg. 

632b  Bildnis  eines  Mannes.  Im  Gegensatz  zum  hellgrauen  Hintergrund,  zu  Grauschwarz 
der  Tracht  und  Schwarz  im  Barett  erscheint  das  rotbraune  Inkarnat,  das  sich  zu  Gelbrot 
im  Bart  steigert  und  von  Weiß  in  Kragen  und  Brief  begleitet  wird,  sehr  farbig.  Die  röt- 
lichen Töne  ergänzen  sich  durch  das  Saftgrün  der  Tischdecke.  Rotgelbe  Fingerringe  mit 
grünlichblauem  Stein. 

Erworben  1909  aus  dem  englischen  Kunsthandel  .'.  Leinwand,  h.  0,90,  br.  0,70. 


675 


632c  Bildnis  einer  Frau.  Vor  Grau,  in  grauviolettem  Kleid  mit  schwarzen  Borten, 
dunkelgrauem  Rock  und  schwarzem  Barett.  Warmes  Inkarnat.  Weiße  Halskrause.  Gelb- 
rot in  der  Halskette,  im  Gürtel-  und  Taschenbeschlag. 

Erworben  1909  aus  dem  englischen  Kunsthandel. 
Leinwand,  h.  0,90,  br.  0,70. 

632d  Bildnis  einer  Nürnberger 
Patrizierin.  Rotbraunes  Inkarnat 
steht  warm  gegen  kühle  auf  Grau  ge- 
stimmteTöne:  Hellgraublau  imHinter- 
grund,  Schwarz  in  Barett  und  Mieder, 
Blaugrau  in  Ärmeln  und  Rock  [mit 
rotbrauner  Pelzfütterung].  Goldgelbe 
Halskette,  hellerer  Gürtel  und  Ringe 
mit  karminroten  und  saftgrünen  Edel- 
steinen. 

Erworben  1910  als  Geschenk  des  Herrn  R.  Langton 
Douglas,  London. 

Leinwand,  h.  0,765,  br.  0,635. 


152 


Neufchatel?  632  Bildnis  eines  Mannes  aus 
der  Familie  Tucher.  Hell  beleuchtet,  in 
graurötlichenTönen,  denen  der  Kontrast  zum 
stumpfen  Gelbgrün  des  Hintergrunds  und 
zu  reinem  Weiß  im  Hemdausschnitt  Wärme 
und  Lebhaftigkeit  verleiht,  springt  das  In- 
karnat mit  dem  rotbraunen,  im  Lichte  grau 
schimmernden  Haar  aus  der  Dunkelheit  und 
der  grauschwarzen  Tracht  hervor. 

Die  Benennung  als  Neufchatel  ist  nicht  aufreciit  zu  erhalten, 
wie  schon  der  Vergleich  mit  unsern  drei  Bildern  zeigt.  Es 
scheint  eher  holländischenUrsprungs  und  steht  den  Spätwerken 
Jans  van  Scorel  nahe  .".  Auf  dem  Ring  an  der  linken  Hand 
das  Wappen  der  Nürnberger  Familie  Tucher  von  Simmeisdorf 
.'.  Erworben  vor  1820  von  Frauenholz  in  Nürnberg. 
Eichenholz,  h.  0,61,  br.  0,46. 

|\A^~o^rQ    Cornelis    Massys    [auch    Matsys    oder 
IVldSSyS    Metsys].    Maler  und  Kupferstecher,  geb. 

um  1511  zu  Antwerpen,   daselbst  1531  als  Meister  in 

die  Gilde  aufgenommen  und  1580  noch  am  Leben. 

Schüler  seines  Vaters  Quinten.    Tätig  zu  Antwerpen. 

675  Landschaft.    Gegen  das  beherrschende 

grünliche  Blau  der  landschaftlichen  Ferne,  das  durch  reines  Weiß  im  Horizont  an  Tiefe 
gewinnt,  grauer  im  Himmel  und  grünlicher  im  landschaftlichen  Mittelgrund  weiterklingt, 
stehen  warmes  Lichtrot  und  Gelbrot  der  Hausmauern.  Graubraune  und  ockergelblich- 
braune  Zwischentöne  in  den  Dächern  und  im  Vordergrunde.  Das  grünliche  Blau  kehrt 
in  einzelnen  Flecken  auch  im  Wasser  derTränke  1.  vorn  und  in  den  Trachten  der  Staffage 
neben  Hellgelb,  Rosa  und  Grauweiß  wieder. 

Bez.  rechts  unten:  1543  CMF  [verschlungen]    .'.    Sammlung  Solly,  1821    .-.    Eichenholz,  h.  0,27,  br.  0,38. 


Geboren  wahrscheinlich    in    der  Lombardei,  Geburtsdatum 
am   12.  Januar  1550.    Tätig   zu    Brügge,  wo    er  1519   in   die 


Rf  nQOn    Ambrosius  Benson  [Bentsoen] 
^        unbekannt,    begraben   in    Brügge 
Lukasgilde  aufgenommen  wurde. 

206  Bildnis  eines  Mannes.  Vor  dunkelgrünem  Hintergrunde  das  rotbraune  Antlitz 
mit  dunkelrotbraunem  Bart  [und 
bläulichen  Augäpfeln],  ebenso  wie 
die  Hände  durch  die  Nachbarschaft 
mit  kleinen  Flächen  Weiß  [Hemd- 
ausschnitt, Brief]  noch  wärmer  ge- 
stimmt. Von  Schwarz  in  Barett 
und  Gewand  umgeben.  Dunkel- 
violette Sammetärmel,grauviolette 
Handschuhe. 


Dem  Meister  sind   außer  einigen  Altarbildern 
neuerdings    eine    Reihe   von    Bildnissen    zuge- 
schrieben worden  .'.  Erworben  1829. 
Eichenholz,  h.  0,67,  br.  0,53. 


Südnieder- 
/ändisdie 
Sdiule  des 
XVI.  Jahr- 
hiindfrls 


650  A 


153 


Südnieder- 
ländische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

683 
686 


HansBol.    Maler 

[vorzugsweise  in 
Wasserfarbe],  Zeich- 
ner und  Radierer,  ge- 
boren zu  Mecheln  den 
16.  Dezember  1534, 
gestorben  zuAmster- 
dam den  20.  Novem- 
berl593.  Schülerder 
Brüder  seinesVaters, 
Jan  und  Jacob  Bol. 
Nach  längerenReisen 
in  Deutschland  und 
einem  Aufenthalt  in 
Heidelberg  seit  1560 
in  Mecheln  tätig, dann 
vornehmlich  in  Ant- 
werpen [1574-1584] 
und  später  in  Amster- 
dam 

650a  Dorfansicht. 

DerVordergrund 

ist    kulissenartig 

in  einem  schwe- 
ren Dunkelbraun  zusammengehalten,  das  von  Ockergelb  [Wirtshausmauern],  Dunkel- 
blau [Staffage],  Weißgrau  [Baumstämme]  und  vor  allem  von  graugrünen  Tönen  durch- 
setzt ist.  Im  Mittelgrunde  dringt  neben  Braungrau  bereits  der  blaugrüne  Ton  durch, 
der  in  der  Ferne  und  im  Laubwerk  zur  alleinigen  Herrschaft  gelangt.  Gelblichweiß- 
grauer  Himmel  mit  blaugrauen  Wolken.  Stumpfes  Zinnoberrot  in  den  Trachten  der 
Figuren  dient  als  Ergänzung  zum  Blaugrün. 

Dieselbe  Darstellung,  aber  größer,  im  Böhmischen  Museum  zu  Prag    .'.    Sammlung  Suemiondt,  1874. 
Eichenholz,  h.  0,25,  br.  0,36. 


Pourbus 


1657 


Frans  Pourbus  d.  Ä     Geboren  zu  Brügge  1545,  gestorben  zu  Antwerpen  den  19.  September 
1581.     Schüler  seines  Vaters  Pieter   und  seit   1562  des  Frans  Floris.     Tätig   zu  Brügge   und 

vornehmlich  zu  Antwerpen  [wohl  seit  1562;  daselbst  1569  als  Meister  in  die  Lukasgilde  aufgenommen;  in 

demselben  Jahre  auch  Meister  zu  Brügge]. 

683  Bildnis  eines  Mannes.  Diebraune 
Untermalung  durchdringt  die  Oberfläche 
und  erwärmt  den  grauen  Ton  des  Hinter- 
grunds und  das  Grauschwarz  des  Ge- 
wandes. Warm  in  lichtrötlichen  Tönen 
das  Antlitz  mit  dem  rotbraunen  Bart, 
durch  das  Weiß  des  Kragens  in  seiner 
farbigen  Wirkung  gesteigert  und  durch 
Dunkelbraun  im  Haupthaar  mit  dem 
Hintergrunde  vermittelt. 


Bez.  rechts:   F.  Pourbus  Fe.  und  nochmals  auf  der  Rück- 
seite der  Tafel:  F.  POVRBVS  FECIT.  .-.  Gegenstück  zu 
Nr.  686     .'.    Königliche  Schlösser. 
Eichenholz,  h.  0,45,  br.  0,32. 


154 


686  Bildnis  einer  Frau. 
Die  technische  Be- 
handlung entspricht 
genau  dem  Gegen- 
stück. Das  frische 
lichtrötliche  Inkarnat 
umrahmt  kaltes, in  den 
Schatten  bläulich  ge- 
töntes Weiß.  Die 
breite  Fläche  von 
Grauschwarz  im  Kleid 
steigert  noch  die  lichte  Wirkung  des  Kopfes.    Dunkelbraungrauer  Hintergrund. 


Bez.  rechts:  F.Pourbus  Fe  und  nochmals  auf  der  Rückseite:  F.  POVRBVS  FECIT 
liehe  Schlösser    .".    Eichenholz,  h.  0,45,  br.  0,32. 


Gegenstück  von  Nr.  683 


König- 


\/ol/->L-/aT-«V-v/-»v-r>l-i     Lucas  van  Valckenborch.    Geboren  zu  Mecheln  1540  [?],  gestorben  zu  Nürnberg 
V  dlCKeriUUrUl     „„  I625.    Wahrscheinlich  Schüler  P.  Brueghels  d.  Ä. 

1657  Stadtansicht.  Das  Dunkelbraun  des  kulissenartig  behandelten  Vordergrundes 
[mit  schmutziggrauen  Tönen  untermischt]  geht  nach  oben  und  nach  der  Tiefe  in  kühle 
luftige  Töne  über.  Die  Vordergrundkulisse  setzt  sich  dunkel  gegen  den  ockergelben 
Streifen  eines  Kornfeldes  ab.  Jenseits  geht  die  Färbung  [anfangs  noch  von  bräunlichen 
Tönen  durchsetzt]  immer  mehr  in  luftiges  Blaugrün  [mit  dem  mattbräunlichrote  Dächer 
kontrastieren]  und  Grau  über,  um  im  wolkenbedeckten  Himmel  in  kaltem  Weiß  zu 
enden,  das  stellenweise  von  hellblauem  Himmel  durchbrochen  wird  und  nach  oben  zu 
eine  ockergelbliche  Tönung  annimmt.  Graugrünes  Laub  des  großen  Baumes  [mit  rot- 
braunen Tiefen]  steht  dunkel  gegen  den  lichten  Himmel. 

Bez.  vorn  in  der  Mitte  1567  und  mit  den  Buchstaben  LW  .-.  Erworben  1908  als  Geschenk  der  Geschwister  Posselt. 
Eichenholz,  h.  0,575,  br.  0,72. 

Niederländischer  Meister  von  1598 

II241  Familienbildnis.  DasSchwarz 
der  Trachten  lichtet  sich  zu  Grau  in 
der  Mauer  auf.  Der  trockene  Grund- 
ton wird  belebt  durch  Rot  in  der 
Tischdecke  und  im  Schnitte  des 
Buches,  das  der  Knabe  in  der  Mitte 
hält,  durch  Lichtrot  in  der  Stuhllehne 
1.  und  im  Stuhlbezug  r.,  durch  das 
rotbraune  Inkarnat,  das  überall  durch 
die  Nachbarschaft  zu  kaltem  Weiß 
[Kragen  und  Bücher,  Schürze  des 
Kindes,Haube  derMutter]  anWärme 
gewinnt,  und  rotbraunes  Haar.  Rot 
ergänzt    sich  durch  Dunkelgrün   im 


Siidnxeder- 
länc/ische 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

II  241 


1661 


155 


Südnieder- 
ländiscltf 
Schule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

709 


Ausblick  der  Mitte  und  Saftgrün  im  Vor- 
hänge, der  über  die  goldgelbbraune 
Säule  fällt. 

Links  auf  einerTafel  bez.  mit  den  hausmarkenartig  inein- 
andergefügten Buchstaben  LV  B  und  AN°  1 598  —  /ETA  . 
ME/E  36  —  VXORIS  34  —  lACOBI  12  —  HENRICI 10 
—  lOANNIS  '^^    .-.     Sammlung  Solly,  1821. 
Eichenholz,  h.  0,73,  br.  1,66. 


Niederländischer  Meister 
um  1600 

1661    Der  hl.  Christoph.    Gegen   grün- 
liches  Blau  mit  weißlichen   Lichtern   in 
den  Felsen  der  Landschaft  und  dunkler 
im  weißlich  vom  Mond  erhellten  Himmel, 
in  den  Tiefen  der  Felsen  [besonders  im 
Vordergrund]  und  in  den  Wolken  vom 
Braun  der  Untermalung   durchdrungen, 
steht  Hellkarminrot   im  Mantel   des  hl. 
Christoph,  gedämpfter  in  derTracht  des 
Einsiedlers,     kontrastierend     mit     dem 
hellen  Gelbgrün  des  Ufers  r.   Gelber  Rock  des  hl.  Christoph  [mit  dunkelblauem  Gürtel]. 
Grünliches  Blau  in  der  gelb  montierten  Weltkugel,  an  der  das  Christkind  lehnt.    Rot- 
bräunliches Inkarnat. 

Erworben  1908  aus  dem  englischen  Kunsthandel  als  Geschenk  des  Herrn  Marcus  Kappe!     .*.    Kupfer,  h.  0,205,  br.  0,26. 


\/r»C    '*^3^''t^"    de    Vos.     Geboren    1532    zu    Antwerpen,    gestorben    daselbst    den    4.   Dezember    1603. 
"^^    Schüler  seines  Vaters  Pieter  de  Vos,  des  Frans  Floris  zu  Antwerpen  und  des  Tintoretto  zu  Venedig. 
Nach    einem    Aufenthalt  in  Venedig,    Florenz    und    Rom    tälig   in   Antwerpen    [seit    dem  Jahre  1558,   in 
dem  er  als   Meister  in   die  Lukasgilde  aufgenommen  wurde]. 

709  Auf  beiden  Seiten  bemalte  Tafel  eines  Altars. 

Vorderseite:  Christus  am  See  Tiberias.  Kräftiges  Karminrot  im  Mantel  Christi  läßt 
den  rosigen,  mit  Grau  in  den  Halbschatten  und  Braun  in  den  Tiefen  modellierten 
Fleischton  kühl  und  licht  erscheinen.  Doch  verleiht  der  Kontrast  zu  kalten  blau- 
grünen und  violetten  Tönen  in  den  Wogen  des  Sees  und  der  fernen  Uferlandschaft, 
Graublau  im  Himmel,  der  ganzen  Figur  eine  wärmere  Haltung.  Das  beherrschende 
Rot  erwärmt  sich  r.  im  Mantel  Petri,  auch  dort  von  grünlichem  Blau  im  Gewand  be- 
gleitet. Blaugrün  verbreitet  sich  gedämpfter  in  der  ganzen  Umgebung,  als  Lasur  über 
der  durchscheinenden  braunen  Untermalung  der  Wasserwogen.  Nach  r.  hinten  steigert 
sich  die  Färbung  im  Lichte  des  Sonnenuntergangs  zu  helleren  prächtigen  Farben- 
kontrasten. Über  dem  dunkelgraubraunen  Schiffskörper  schillern  in  den  Trachten  der 
die  Netze    einziehenden  Jünger  die  Hauptfarben  in  buntem  Spiel   zusammen:  Hell- 


156 


karminrot  und  Blaugrün,  Gelb  und 
grünliches  Blau,  Karminviolett  und 
Grau  vor  Hellblau  und  Violett  im 
Wasserspiegel.  Endlich  klingt  die 
Farbenreihe  in  Gelb,  Orange  und 
Blauviolett  im  Abendhimmel  aus. 

709  Rückseite:  Der  Prophet  Jonas 
wird  ins  Meer  gestürzt.  Der  grünliche 
Ton  der  Wogen  [als  Lasur  über  die 
durchscheinende  braune  Untermalung 
gelegt]  stärkt  sich  1.  zum  Graugrün 
und  Blaugrün  der  Uferlandschaft  und 
geht  nach  r.  oben  über  den  grau- 
braunen Schiffsrumpf  mit  braun- 
schwarzem Segel  in  dunkles  Grau 
der  Wetterwolken  über.  Die  grünen 
Töne  ergänzen  sich  durch  stumpfes 
Rot  in  den  Walfischflossen  r.  vorn 
und  in  den  Wolkendurchblicken  r. 
oben,  vor  allem  aber  durch  die  vor- 
herrschenden roten  Töne  in  den  Trachten  der  Schiffsbesatzung.  In  bunter  Unruhe 
stehen  dort  Karminrot,  Blaugrün,  Graublau,  Goldgelb  und  Weiß  beieinander.  Rötliches 
Inkarnat.  Zinnoberrot,  Rosa,  Saftgrün  usw.  in  den  Wappen  am  Schiffsdeck.  In  der 
Ferne  ist  Jonas  dargestellt,  vom  Walfisch  ausgespien.  In  der  Tracht  des  Propheten 
kehrt  der  Hauptkontrast  von  Rosa  und  Blaugrün  wieder. 

Bez.  auf  der  Vorderseite  auf  einem  Faßboden  :  M  V,  zwischen  den  beiden  Buchstaben  die  Hausmarke;  auf  der  Rückseite  am 
Schiff:  1589  und  auf  dem  Querholz  des  Ankers:  M.  D.  V.  F.     .•.    Sammlung  SoUy,  1821. 
Eichenholz,  h.  2,10,  br.  1,74. 


Siidnieder- 
Inndische 
Sdiule  des 
XVI.  Jahr- 
hunderts 

709 


HOLLÄNDISCHE  SCHULE 

/^  1  Aelbert  van  Ouwater.    Geboren  vermutlich  zu  Ouwater  bei  Haarlem.    Nachfolger,  vlel- 

wUWaier     lelcht  Schaier  Jans  van  Eydc    [während    dessen    Aufenthalt   im  Haag,    1422—1424].    Tätig 
zu  Haarlem  etwa  1430—1460. 

532a  Auferweckung  des  Lazarus.  Vom  dunklen  Rotbraun  der  Schranken  des  Chor- 
umgangs heben  sich  in  bunten  geschossenen  Farbflächen  die  Figuren  ab.  Die  1.  Seiten- 
gruppe beherrscht  Rot  in  der  Gewandung  der  vorn  knienden  Schwester.  Es  steigt 
zu  Zinnoberrot  an  im  Granatapfelmuster  des  gelben  Unterkleides  1.,  fällt  zu  Karmin- 
rot in  dem  über  den  Arm  der  Frau  1.  herabhängenden  Tuch.  Das  Rot  ist  gegen 
kühles  Dunkelblau,  Weiß  und  Blauviolett  [Gewandung  Christi]  gestellt  und  ergänzt 
sich  durch  das  Gelbgrün  in  den  Gewandaufschlägen  der  knienden  Schwester  und  im 
Gewände  Petri.    Der  Hauptkontrast  kehrt   in  den  beiden  hintersten  Figuren  dieser 


Holländi- 
sche Schute 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


157 


Holländi- 
sdie  Sdiule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

532  A 


Seite  wieder,  während  Blauviolett  und  Gelb- 
grün  zur  kühlen  lichten  Färbung  der  Mitte: 
Weiß  im  Laken,  Grau  im  Steinboden,  Gelblich- 
braun im  Körper  des  Auferweckten  überführen. 
Silbergrau  [Mantel  des  sich  abwendenden  Juden] 
und  Hellgelb,  durch  braune  Musterung  gedämpft 
[Rock  des  vom  Rücken  Gesehenen  vorn],  ver- 
mitteln mit  dem  nach  1.  sich  abermals  stärken- 
den Hauptkontrast  von  Rot  [hellroter  Kragen 
und  hellzinnober  Kappe  des  vom  Rücken  Ge- 
sehenen, hellkarminrotes  Gewand  des  sich  Ab- 
wendenden, Rock  des  Juden  ganz  r.]  und  Gelb- 
grün [Mantel  des  letzteren],  der  nach  der  Tiefe 
von  einem  zweiten  Kontrast  von  Blau  und  Gelb 
abgelöst  wird.  Wie  auf  der  1.  Seite  bildet  reines 
Weiß  die  Basis  für  die  leuchtenden  Farben- 
kontraste, die  in  kleinen  Flecken  in  den  Trachten 
der  neugierigen  Menge  am  Gitter  [vor  hell- 
grauem Chorumgang]  wiederkehren.  Bräun- 
liches Inkarnat,  durch  rötliche  Töne  erwärmt. 

Einziges  authentischesWerl«  des  namentlich  wegen  seiner  Landschaften  hodigerühmten  Malers  .-.  Karel  van  Mander  erwähnt  das 
Bild  [1604],  kannte  davon  indes  nur  eine  skizzenhafte  Kopie,  da  das  Original  bei  der  Plünderung  von  Haarlem  1573  vom  General 
Spinola  geraubt  worden  sei  .-.  Unser  Bild  befand  sich  bei  der  Familie  Balbi  in  Genua,  die  es  als  Geschenk  König  Philipps  II.  er- 
worben haben  will  .-.  Durch  Erbschaft  ging  es  auf  den  Marchese  Mamelli  über  .-.  Erworben  1889  von  Marchese  Mamelli  in  Genua. 
Eichenholz,  h.  1,22,  br.  0,92. 


Geertgen  tot  Sint  Jans.  Geboren  um  1465 
zu  Leiden,  gestorben  um  1493,  nach  van  Mander 
Schüler  Aelberts  van  Ouwrater.  Tätig  in  Haarlem. 


Geertg-en 

28  Jahre  alt. 

1631  Johannes  der  Täufer.  Bräunliches  Gelbgrün 
der  Landschaft  geht  in  der  Ferne  in  Blau,  Weiß 
[Horizont]  und  Hellblau  [Himmel]  über  und  bildet 
den  kühlen  Hintergrund  für  die  in  warmen  rot- 
braunen [Inkarnat]  und  dunkelrotbraunen  Tönen 
[Gewand]  gehaltene  Figur,  deren  Wirkung  durch 
das  umrahmende  kräftige  Blau  des  Mantels  noch 
besonders  erhöht  wird.  L.  ein  Fleck  von  reinem 
Weiß  im  Lamm.  Goldene  Strahlen  umgeben  das 
Haupt  des  Täufers  und  das  Lamm. 

Ehemals  in  englischem  Privatbesitz  bei  dem  Maler  W.  Cope  .•.  Erworben 
1902  aus  der  Sammlung  Percy  Macquoid  zu  London  .'.  Eigentum  des 
Kaiser  -  Friedridi  -  Museums  -  Vereins. 
Eichenholz,  h.  0,42,  br.  0,28. 

Geertgen    Nachfolger  des  Geertgen  tot  Sint  Jans. 

1631a  Maria  mit  demKinde,  dem  Erzengel  Mi- 
chaelunddemStifter.  LeuchtendesHellkarminrot 


158 


im  Mantel  Marias  [über  dunlcelblauem  Ge- 
wand] geht  in  der  oberen  Bildhäifte  in  rot- 
braune Töne  über,  die  im  Inkarnat  und  den 
Haaren  ansetzen  und  im  Thronteppich  und 
den  Engelsflügeln  weiterklingen.  Grün 
[dunkelsaftgrüner  Mantel  Michaels,  blau- 
grünes Mittelrund  des  Teppichs,  gelbgrüne 
und  blaugrüne  Landschaft,  blaugrüner  Him- 
mel] steigert  die  Intensität  der  roten  Töne, 
während  der  grün -rosa  schillernde  Mantel- 
umschlag Michaels  zwischen  den  beiden 
Hauptfarben  vermittelt.  Weiß  im  Gewände 
des  Stifters  [mit  braunroten  Streifen]  und 
im  Horizont,  bräunliches  Grau  [Balustrade], 
bläuliches  Grau  [goldgelb  gezierte  Rüstung 
Michaels]  dienen  dem  Hauptkontrast  als 
Hintergrund.    Dunkle  Farben  [dunkelblaues 

Gewand  und  schwarzer  Brusteinsatz  Marias,  Untergewand  des  Stifters]  erhöhen  durch 
ihre  Nachbarschaft  die  lichte  Wirkung  des  Inkarnats. 

Sammlung  v.  Arnswaldt,  Rostock  .'.  Erworben  1908  als  Geschenk  des  Generaldirektors  Dr.  Bode. 
Eichenholz,  h.  0,825,  br.  0,735. 

D^Q^L.     Hieronymus  von  Aeken,  gen.  Hieronymus  Bosch.    Geboren   um  1462  zu  Herzogenbusch, 
JJUoLIl    gestorben  daselbst  1516.    Tätig  zu  Herzogenbusch. 

1647  a  Johannes  auf  Patmos.  Die  Gestalt  des  Evangelisten  ist  in  warmen  Rosatönen 
[Inkarnat  mit  rotbraunem  Haar  und  blauen  Augen, 
Gewandung]  zusammengehalten,  die  sich  zu  Kar- 
minrot in  den  Gewandfalten  vertiefen.  Weiß  im 
Buch,  durch  helles  Gelb  im  Schnitt  betont,  gibt 
die  Basis  für  die  zarten  Töne.  Bräunliches  Saft- 
grün des  landschaftlichenVordergrunds,dünn  über 
den  lichten  grauen  Grund  gelegt,  umgibt  das 
Rosarot  der  Figur,  das  matter  im  rotbräunlichen 
Felsensitz  nachklingt.  Der  Vordergrund  mit  dem 
farbigen  Hauptkontrast  hebt  sich  kulissenartig 
vom  kühlen  Hellblau  [Ferne  und  Himmel  mit 
weißem  Horizont]  ab,  das  in  der  Engelsgestalt 
auch  auf  den  Vordergrund  herübergreift.  Hell- 
gelb [der  Glorie,  in  der  Maria  in  dunkelblauem 
Gewand  erscheint]  hilft  die  Wirkung  der  blauen 
Töne  steigern. —  Rückseite:  In  der  Mitte  auf 
einem  Rundfeld  Darstellungen  aus  der  Leidens- 
geschichte Christi  grau  in  Grau  auf  durchschei- 
nendem mattrötlichem  Grund.    Im  Zentrum  ein 


Holländi- 
sche Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 

1631  A 


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159 


Holländi- 
sche Sdiule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

1647 


591 


Fels,  in  dem  ein  zinnoberrotes  Feuer  brennt,  darauf 
der  Pelikan  mit  seinen  Jungen.  Das  Rund  umgibt 
schwärzliche  Nacht,  aus  der,  vom  Feuer  zinnoberrot 
bestrahlt,  allerlei  phantastisches  Höllengetier,  saftgrün 
getönt,  und  hängende  Blumengewinde  aufblitzen. 

Sammlung  Füller -Maitiand  .".  Erworben  1907  aus  dem  englischen  Kunst- 
handel. 

Eichenholz,  h.  0,62,  br.  0,41. 

1647  Der  hl.  Antonius.  Die  Felsen  des  Mittelgrunds, 
an  denen  der  Heilige  in  schwärzlicher  Kutte  mit  dun- 
kelroter Kapuze  sitzt,  ihre  Spiegelung  im  weißlich- 
blauen Wasser  und  das  r.  Ufer  sind  einheitlich  in  lich- 
tem Gelbbraun  gehalten.  Dunkelgraubraun  hebt  sich 
der  Vordergrund  ab.  Kühlere  Töne:  bräunliches  Saft- 
grün und  Gelbgrün  der  Landschaft,  Weiß  und  Dun- 
kelblau im  Himmel  dienen  der  Erwärmung  der  lichten 
Färbung  der  Mitte.  Die  Ungetüme  in  matten  grau- 
weißen, rosaroten,  grünlichen  und  blauen  Tönen. 

Erworben  1904  aus  englischem  Privatbesitz  als  Geschenk  des  Herrn  Franz  v.  Mendelssohn. 
Eichenholz,  h.  0,40,  br.  0,265. 

Niederländischer  Meister  um  1510 — 1520 

591  Bildnis  eines  Mannes.  Die  Figur  in  warmen  roten  Tönen:  leuchtendem  Zinnober- 
rot im  Barett  [mit  goldgelber  Schaumünze]  und,  durch  das  Braun  der  Untermalung  ge- 
dämpft, in  der  Gewandung,  Rotbraun  im  Pelz, 
durchsichtiger  im  Antlitz.  Bräunlich  goldgelbe 
Borten.  Durch  den  Gegensatz  zum  bräunlichsaft- 
grünen Hintergrund  gewinnen  die  roten  Töne, 
denen  Weiß  [in  Hemd  und  Handschuhen]  als  Basis 
dient,  noch  an  Intensität. 

Von  einem  holländischen  Meister,  dem  eine  größere  Anzahl  von  Altar- 
bildern und  Bildnissen  zugeschrieben  werden,  u.  a.  der  Altar  mit  der 
Kreuzabnahme  aus  der  Sammlung  d'Oultremont,  das  Porträt  eines 
jungen  Mannes  und  zwei  Flügel  mit  Stiftern  in  der  Brüsseler  Galerie, 
in  der  Royal  Institution  zu  Liverpool  das  Bildnis  eines  jungen  Mannes; 
und  ein  ebensolches  [bez.  de  beer  Joost  van  Bronkhorst,  beer  the 
Blyswyck]  früher  in  der  Sammlung  Hainauer  zu  Berlin  [Versteigerung 
Rothan,  Paris  1890]  .'.  Der  Meister  wird  mit  Jan  Mostaert,  dem 
Hofmaler  der  Statthalterin  der  Niederlande,  Margarethe,  identifiziert, 
dessen  Biographie  van  Mander  bringt  [geb.  um  1475  zu  Haarlem, 
tätig  daselbst  von  1500—1549,  gestorben  1555  oder  1556]  .-.  König- 
liche Schlösser. 

Eichenholz,  h.  0,42,  br.  0,29. 

Ell  1    1  Cornelis  Eng-elbrechtsen  [En- 

ngelDreCntSen  gelbrechtsz.].  Geboren  angeblich 
1468  zu  Leiden,  gestorben  daselbst  1533.  Lehrer  des  Lu- 
cas van  Leyden.  Tätig  zu  Leiden.  Seine  durch  van  Mander 
beglaubigten  Hauptviferke  im  Museum  zu  Leiden. 


160 


609  Berufung  des  Matthäus. 
Schwärzliches  Grau  und  Hellgrau 
der  Wände  des  Raumes  r.  dient 
den  bunten,  im  Licht  ausgebliche- 
nen Farben  von  edelsteinartigem 
Glanz  als  Hintergrund.  Sattes 
Karminrot  [Oberkleid  des  r. 
Sitzenden],  im  Lichte  rosarot 
aufgehellt,  gelb  changierend  in 
Unterärmel  und  Strumpf,  geht  in 
gelbliches  Zinnoberrot  im  Beutel 
dahinter  über.  Leuchtendes  Gelb- 
grün [Kragen,  Gewandumschlag 
und  Beinkleid  des  r.  Sitzenden] 

und  Grün,  das  in  der  rosarot  gestreiften  Tischdecke  die  ganze  Mitte  beherrscht,  steigert  die 
Wirkung  der  roten  Töne  zu  höchster  Pracht.  Violett  [Barett  des  r.  Sitzenden  über  zinnober- 
roter Kappe]  vermittelt  mit  tiefem  Blau  [Kleid  des  hinteren  Zöllners],  das  wieder  durch 
den  Gegensatz  zu  Gelbbraun  [Pult]  größere  Intensität  empfängt.  Tiefes  Karminrot  wieder- 
holt sich  1.  im  Gewände  des  Matthäus  [unter  gelbbraunem  Pelz],  Die  Marmorierung  des 
Säulensockels  1.  schillert  gelbrot  und  blaugrün.  L.  vor  lichtem  graubräunlichem  Erdboden, 
rötlichen  Mauern  und  blaugrüner  Ferne  Christus  in  Graublau  zwischen  leuchtendem  Gelb- 
grün [Mantel  des  Apostels  1.,  über  gelb-rot  schillerndem  Gewand]  und  Karminrot  [Mantel 
des  Apostels  r.].  Dahinter  tiefes  Ultramarinblau  [Gewand  und  Kappe  zweier  Apostel] ,  das  in 
den  kühleren  Tönen  der  Mitte  [graublaue  Kappe  und  Ärmel  des  Matthäus]  schon  anklingt. 

Ehemals  Schule  des  Lucas  van  Leyden  genannt  .'.  Auf  dem  roten  Beutel  des  Zöllners  das  österreichisch -burgundische  Wappen 
zwischen  den  beiden  kreuzweis  gelegten  roten  Sdilüsseln  des  Leidener  Stadtwappens  .".  Sammluna  Solly,  1821. 
Eichenholz,  h.  0,51,  br.  0,77.  ° 

1212  Die  Dornenkrönung  Christi 
und  die  hll.Augustinus,  Agnes  und 
Caecilia.  Die  kühleren  Töne  der  Mitte: 
Blauviolett  [Gewand  Christi],  weißliches 
Blau  [Tracht  des  Knechtes  r.],  mit  Hell- 
gelb [dessen  Untergewand  und  Kappe] 
kontrastierend,  und  Weiß  [Tracht  der 
Stifterin  1.,  einer  Nonne  von  Marienpoel 
bei  Leiden]  werden  von  karminroten 
Tönen  [z.  B.  Beinkleider  des  1.  knienden 
Knechts,  unter  olivgrüner  Jacke]  umge- 
ben, die  sich  nach  r.  zu  Rosarot  auf- 
lichten. Die  Wirkung  der  roten  Töne 
erhöht  der  Kontrast  zu  Saftgrün  im 
Mittelgrund,  zu  Blaugrün  in  den  Stein- 
bändern   vorn.     Rosa    und    Blaugrün 


Holländi- 
sche Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 


161 


Holländi- 
sche Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 


584B 


klingen  im  Ausblick  r.  weiter.  Die  unter- 
geordneten Farben:  Graublau  [Rüstungen] 
und  stumpfes  Dunkelblau  [einzelne  Ge- 
wänder] ergänzen  sich  im  Gelb  der  Ge- 
wandstickereien.   Graubraune  Architektur. 

Sammlung  Solly,  1821   .-.  Eichenholz,  h.  0,38,  br.  0,41. 


Leyden  ^:^' 


icas  Huyghensz.,  gen.  Lucas 
Leyden.  Maler,  Kupferstecher 
und  Zeichner  für  den  Holzschnitt,  geboren  zu 
Leiden  Ende  Mai  oder  Anfang-  Juni  1494,  gest. 
daselbst  im  Sommer  1533.  Schüler  seines  Vaters 
Huijgh  Jacobsz.  und  des  Cornelis  Engelbrechtsen. 
Tätig  zu  Leiden,  einige  Zeit  auch  zu  Antwerpen 
[1522  daselbst  als  Meister  in  die  Lukasgilde  auf- 
genommen]. 

574a  Die  Schachpartie.  Zinnoberrot,  in  den  Baretts  der  beiden  Zuschauer  1.  ansetzend, 
erscheint  leuchtend  im  aufgestützten  Armel  des  sitzenden  Spielers  und  den  Feldern  des 
Schachbretts,  neben  kaltem  Graublau  [Mantel  des  Zuschauers  ganz  1.],  Grau  und  NX^eiß 
[Tracht  des  Spielers],  und  erwärmt  sich  r.  zu  Gelbrot  [Kleid  der  spielenden  Dame], 
begleitet  von  Weiß  [Hemd].  Rosarote  und  dunkelblaue  Haube.  Die  Intensität  der 
roten  Töne  wird  durch  den  Kontrast  zu  Saftgrün  [Rock  des  Zuschauers  in  der  Mitte, 
Unterärmel  der  spielenden  Dame]  erhöht.  Gelbbraun  [Rock  und  Pelz  der  beiden  Zu- 
schauer r.  und  1.  von  der  Mitte]  vermittelt  mit  dem  beherrschenden  rotbraunen  Ton  des 
Inkarnats  und  dem  dunkelbraunen  Hintergrund. 

Schon  in  der  Sammlung  des  preußischen  Gesandten  Baron  Werther  in  Wien  als  „Lucas  van  Leyden"  -■-  Die  Färbung,  die  weniger 
hell  und  flüssig  ist  als  in  dem  sonst  nahe  verwandten  Bilde,  den  „  Kartenspielern  "  zu  Wilton  House,  bezeugt  wohl,  daß  unser 

Bild  zu  des  Meisters  frühen,  vonEngelbrechtsen  beeinflußten  Werken  gehört .'. 
Eine  Kopie  danach,  „  L.  Cranach  "  genannt,  im  Museum  zu  Lyon  .".  Samm- 
lung Suermondt,  1874  .-.  Eichenholz,  h.  0,27,  br.  0,35. 

584b  Maria  mit  dem  Kind  und  Engeln.  Die  leuch- 
tende Wirkung  von  Karminrot  im  Mantel  Marias  steigert 
der  Gegensatz  zu  Hellgrün  in  der  Brüstung  und  im 
Apfel,  den  das  Kind  hält.  Derselbe  Kontrast  klingt 
gedämpft  in  den  lichtroten  Pilastern  und  den  saftgrünen 
Laubgehängen  aus.  Im  dunkelblauen,  mit  goldgelber 
Borte  gezierten  Gewände  Marias  [hellblau  durch  den 
weißen  Schleier  schimmernd]  und  dem  gelbbraunen 
Haar  setzt  ein  zweiter  Farbenkontrast  an,  der  die  obere 
Bildhälfte  beherrscht:  gedämpfter  im  Teppich  [gelb- 
braune Ranken  und  Bordüre  auf  Dunkelblau],  leuch- 
tend im  dunkelblauen  Himmel  und  der  goldgelben 
Dekoration  davor.  Von  den  starken  Farben  umgeben 
wirkt  das  ockergelbliche  Inkarnat  [mit  den  kräftig  roten 
Lippen]  besonders  hell.  Vorn  kehren  die  Hauptfarben- 
paare in  lichteren  Nuancen  wieder.  Gegen  das  helle 
Grün  der  Brüstung  stehen  schillernd  Rosa  und  Blaugrün 


162 


in  den  Engelsflügeln,  Hellgelb  [1.]  und 
weißliches  Blau  [r.]  in  den  Kleidern 
der  beiden  in  ganzer  Figur  sichtbaren 
Engel  [mit  gelbbraunen  Haaren],  zu  den 
Seiten  gebrochene  Töne:  Karminvio- 
lett 1.,  Blaugrün  und  Graublau  r.  Gol- 
dene Nimben. 

Aus  der  mittleren  Zeit  des  Meisters  [um  1515]  .*.  Samm- 
lung Posonyi,  Wien  .'.  Erworben  1892  auf  der  Auktion 
A.Hulot  in  Paris  .-.  Eichenholz,  h.  0,74,  br.  0,44. 

584a  Der  hl.  Hieronymus.  Leuchten- 
des Zinnoberrot  [Mantel  1.  vorn  auf  rot- 
braunem Felsen  und  vor  graubraunen 
Baumstämmen],  im  Gelbgrün  der  hell 
beleuchteten  Wiese   und  Saftgrün  des 

Laubwerks  sich  ergänzend,  schiebt  die  in  kühlen  Tönen  [vor  graubraunem  Mittelgrund] 
gehaltene  Figur  zurück.  Violett  [Mantel],  im  Lichte  weiß  schimmernd,  umgibt  das  ocker- 
gelbliche Grau  des  Inkarnats,  das  sich  im  Kopf  zu  bräunlichem  Rosarot  erwärmt  vor 
weißem,  rosarot  ausstrahlendem  Nimbus.  Rosarot  klingt  in  der  Tönung  der  weißen 
Wolken  weiter  und  kontrastiert  mit  dem  tiefen  Blaugrün  des  Himmels  und  der  Ferne. 

Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters  [um  1512]  .'.  Erworben  1872  von  den  S.  G.  Lieschineschen  Erben  in  Stuttgart. 
Eichenholz,  h.  0,27,  br.  0,31. 

C^niTifll^y    Jacob  Cornelisz.  van  Amsterdam  oder  van  Oostsanen.     Zeichnet  mit  einem  aus  J  und 
V^UIllCllöZ.    ^  y„j  einer  Hausmarke  gebildeten  Monogramm.     Maler  und  Zeichner  für  den  Holzschnitt, 

geb.  zu  Oostsanen  vor  1470,    gest.  vor  dem  18.  Oktober  1533    zu  Amsterdam.     Tätig    um  1500—1533 

zu  Amsterdam. 


Holländi- 
sche Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

584  A 


607    Flügelaltar.    Mittelbild: 
Marias  ge- 
winntdurch 
den     Kon- 
trast    zum 
Saftgrün 
der    Land- 
schaft     an 
Tiefe    und 
klingt  vorn 
in  den  Kir- 
schen   und 
[neben 
Dunkel- 
blau     und 
Goldgelb] 
von      Saft- 
grün      be- 


Maria  mit  dem  Kinde.    Dunkelkarminrot  im  Mantel 


607 


163 


Holländi- 
sdie  Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 


644 


gleitet  im  persischen  Teppich  aus.  Von  den  tiefen 
Farben  umgeben  wirkt  das  bräunlichgraue  Inkar- 
nat [mit  kräftig  roten  Lippen;  rotes  Korallenhals- 
band des  Kindes]  sehr  licht,  wird  aber  durch  kaltes 
Weiß  der  Tücher  und  tiefes  Blaugrün  [Fluß]  wär- 
mer gestimmt.  Rot  und  Blau  wiederholen  sich  matt 
schillernd  in  den  Kleidern  der  Engel.  Goldener  Sitz. 
Vor  hellblauem  Himmel  halten  Engel  eine  goldene 
Krone.  —  L.Flügel:  Der  Stifter  mit  dem  hl.  Au- 
gustinus. Wie  im  Mittelbild  herrscht  auch  hier  der 
Kontrast  von  Karminrot  [Chorgewand],  das  sich  zu 
Rot  [Herz  in  der  Linken  des  Heiligen]  erwärmt, 
und  Gelbgrün  der  Landschaft.  Dazwischen  tritt  ein 
zweites  Farbenpaar:  Goldgelb  in  den  Stickereien 
des  Mantels  und  in  der  Bischofsmütze,  Dunkelblau 
in  Mantelumschlag  und  Handschuhen.  Vorn  die 
ruhige  Fläche  der  tiefschwarzen  Stiftertracht.  — 
—  R.Flügel:  Die  Stifterin  mit  der  hl.  Barbara.  Das  Karminrot  des  Gewandes  ist  mit 
goldgelben  Stickereien  übersponnen  und  kommt  rein  nur  in  der  Kappe  und  den  Armein 
zur  Wirkung.  Die  Stifterin  in  tiefem  Schwarz,  mit  rotem  Rosenkranz. —  Außenseiten. 
L.  Flügel:    Die  hl.  Anna  Selbdritt.    R.  Flügel:  Die  hl.  Elisabeth  von  Thüringen. 

Mit  Hilfe  eines  mit  den  Namen  der  Dargestellten  bezeichneten  Biidnispaares  im  Museum  zu  Rotterdam,  von  der  Hand  Jacobs  [?]' 
läßt  sich  feststellen,  daß  der  Stifter  Augustijn  van  Teylingen,  die  Stifterin  seine  Gattin  Juduca  van  Egmont  ist  .'.  Sammlung 
SoUy,  1821     .-.    Eichenholz,  Mittelbild  h.  0,42,  br.  0,32;  Flügel  je  h.  0,50,  br.  0,17. 


Scorel  tl 


van    Scorel.     Urkundlich    auch    Schoorle    gen.  und    so  auf   einem  Bilde    sich   zeichnend. 
Maler  und  Baumeister,  geboren   zu  Schoorl  [Scorel]  bei  Allcmaar  den  I.August  1495,  gestorben 

den  6.  Dezember  1562,  vermutlich  zu  Utrecht.  Schüler 
des  Willem  Cornelisz.  zu  Haarlem  [um  1509  bis  1512], 
dann  des  Jacob  Cornelisz.  zu  Amsterdam  und  des  Jan 
Mabuse  zu  Utrecht.  Nach  Reisen  in  Deutschland,  durch  Steier- 
mark und  Kärnthen  [1520]  und  emer  Fahrt  über  Venedig 
nach  Jerusalem,  in  Italien,  besonders  in  Rom  [um  1522  23] 
durch  die  italienische  Kunst  beeinflußt.  Tätig  vornehmlich 
in  Utrecht   [seit  1524],  kurze  Zeit  in  Haarlem   [um   1527]. 

644  Bildnis  des  Cornelis  Aerntsz.  van  der 
Dussen  [1481—1551,  Sekretär  der  Stadt  Delft 
seit  1550].  In  der  kühlen,  auf  Grau  gestimmten 
Färbung  wirkt  als  wärmster  Ton,  von  Weiß  in 
Hemd  und  Brief  begleitet,  das  rotbraune,  gleich- 
falls mit  Grau  gekühlte  Inkarnat,  umgeben  vom 
Grauschwarz  der  Tracht  mit  graubraunem  Pelz. 
Vor  matt  gelbgrüner  Landschaft,  die  nach  der 
Ferne  in  Graublau,  Blaugrün  und  Weiß  übergeht. 

Auf  dem  Briefe  die  Aufschrift:  Sy  gegeuen  aenden  Eersame  dis- 
creten  .  .  .  nelis  aerntsz  secrctarius  tot  delft  .'.  Gemalt  bald  nach 
1550  .-.  Eine  alte  Kopie  im  Rijksmuseum  zu  Amsterdam  .'.  Samm- 
lung SoUy,  1821. 

Eichenholz,  h.  0,98,  br.  0,74. 


164 


i 

Holländi- 
sche Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

644  B 


644  b  Bildnis  eines  Mannes.  Aus  dunkelgrauschwarzer  Tracht  kommt  als  wärmster  Ton 
der  rotbraune,  mit  Lichtrot  durchsetzte  Fieischton  hervor.  Die  Körperhaftigkeit  der  Figur 
wird  erhöht  durch  den  Kontrast  zu  luftigen  graubraunen  [Felsen],  hellgrauen,  grünen  und 
hellblauen  Tönen  der  Landschaft,  dem  locker  behandelten  Weiß  der  Wolke,  die  den  Hin- 
tergrund für  den  Kopf  mit  dem  grauen  Haar  bildet,  und  zu  Hellblau  im  Himmel. —  Rück- 
seite: Lucretia.  Weiß  der  Umhüllung,  Grauviolett  im  Bettvorhang,  Grau  in  Bett  und 
Boden  erhöht  die  warme  Wirkung  des  rotbräunlichen,  von  grauen  Tönen  durchsetzten 


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b^ 

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11153 
644  A 


165 


Holländi- 
sche Sdiule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

68.'!  A 


623  A 


Körpers.  Die  Gestalt  hebt  sich  mit  scharfem 
Umriß  vom  Braun  des  Hintergrundes  ab,  dessen 
Dunkel  das  Zinnoberrot  der  Bettdecke  1.  dämpft. 

Gemalt  um  1530     .".    Vielleicht  die  rechte  Hälfte  eines  Diptychons,  auf 
dessen  linkem  Flügel  Maria  mit  dem  Kinde  dargestellt  war  .'.  Eigentum 
des  Kaiser -Friedrich -Museums -Vereins  /.  Erworben  1907. 
Eichenholz,  h.  0,65,  br.  0,44. 

11153  Taufe  Christi.  Die  braune  Untermalung-, 
über  die  saftgrüne,  ockergelbe  und  graue  Töne  ge- 
legt sind,  beherrscht  den  Vorder-  und  einen  Teil 
des  Mittelgrundes.  Dort  setzt  weißliches  Blau  im 
Fluß  an,  in  kühles  Graublau  der  Ferne,  Weiß  und 
grünliches  Blau  im  Himmel  übergehend.  Wärmer 
hebt  sich  das  rötlichbraune  Inkarnat  der  Körper 
vom  braunen  Grundton  ab.  Saftgrün  der  Land- 
schaft ergänzt  sich  durch  Karminrot  im  Mantel 
Johannis,  das  sich  zu  Karminviolett  im  Gewände 
des  Engels  [mit  grünem  Überwurf]  unter  graublauem 
Mantel  abkühlt.  Gelb,  rot  und  dunkelblau  schillernde  Flügel.  In  den  Figuren  der  Ferne 
gedämpfte  gelbe,  graublaue  und  rosarote  Töne.    In  gelber  Glorie  zinnoberrot  Gott -Vater. 

Aus  der  späteren  Zeit  des  Meisters  .■.  Sammlung  Solly,  1821   .'.  Eichenholz,  h.  0,80,  br.  0,80. 

644a  Maria  mit  dem  Kind.  In  kontrastreicher  Färbung  steht  die  Figur  gegen  den  weiß- 
lichen Himmel  und  luftige  grünliche  Ferne.  Leuchtendes  Karminrot  im  Gewand  und 
schwärzliches,  von  weißlichen  Lichtern  erhelltes  Blau  im  Mantel  dienen  dem  graubraunen, 

durch  Rot  erwärmten  Fleischton,  seine  lichte  Farbig- 
keit steigernd,  als  Hintergrund.  Den  Umriß  des  gelb- 
braunen Haares  dämpft  ein  grauvioletter  Schleier. 
Leuchtendes  Gelb  in  den  Blumen,  die  Maria  hält, 
erhöht  die  Wirkung  der  blauen  Töne,  das  saftige 
Grün  des  Laubwerks  die  Kraft  der  roten. 

Sammlung  Baron  von  Mohrenheim,  Paris  .'.  Erworben  1904  als  Geschenk 
des  Herrn  O.  Huldschinsky  in  Berlin. 
Eichenholz,  h.  0,44,  br.  0,37. 

Holländischer  Meister  um  1530 

683a  Bildnis  eines  Mannes.  Braunrotes,  mit 
grauen  Halbschatten  durchsetztes  Inkarnat,  von 
kaltem  bläulichem  Weiß  [Hemdausschnitt,  Haar, 
Pelz  mit  gelbbrauner  Tigerung]  umgeben.  Vor 
gelbgrünem  Grund.  Bräunlichgrauschwarzes  Barett. 
Violettbräunliches  Gewand. 

Das  Bildnis  steht  Jan  van  Scorel  sehr  nahe  .'.  Erworben  1893  als  Ver- 
mächtnis des  Herrn  Reichert  .■-  Eichenholz,  h.  0,275,  br.  0,19. 


166 


T  Tl-vo/->l-«f    Jä^^ob  van  Utrecht.   Zeich- 
L-ZLICdlL    net    sich    Jacobus  Trajec- 

tensis.    Bildnismaler,  geb.  zu  Utrecht. 

Vielleicht  derselbe  Künstler,  der   unter 

diesem  Namen  1506  als  Meister  in  die 

Gilde      zu     Antwerpen     aufgenommen 

wurde.      Nach   den    Daten    auf    seinen 

Bildern  tätig  um  1523  24. 

623a  Bildnis  eines  Mannes. 
DieWirkungf  der  wenigen  warmen 
Töne:  leuchtenden  Zinnoberrots 
der  Kappe  unddesrotbräunlichen 
Inkarnats,  die  tiefes  Schwarz  und 
Grauschwarz  der  Tracht  [mit 
gelben  Streifen]  umrahmen,  wird 
durch  Blaugrün  in  Himmel  und 
Wasser,  Saftgrün  im  r.  Ufer  er- 
höht. Gelber  Horizont. 

Bez.  auf  einem  vom  Bild  unten  abgesägten  Stück  Eichenholz,  das  auf  der  Rückseite  aufgeleimt  ist ;  I ACOBVS  •  TRAIECTENSIS 
1523  .'.  Ein  anderes  bezeichnetes  Bildnis  von  1524  aus  der  ehemaligen  Sammlung  des  Barons  Minutoli  bei  Dr.  Freund  in 
Berlin  und  eines  im  National  -  Museum  zu  Stockholm  .'.  Erworben  1847  .'.  Eichenholz,  h.  0,73,  br.  0,52. 

A  -«^.i.„-^         Pieter  Aertsen   [Aertsz.]    oder   Aertsens,   gen.  Lange   Pier.      Geboren    1508   wahr- 
•'»CrLodl     scheinlich    zu  Amsterdam,   begraben  daselbst  den  S.Juni  1575.     Schüler  des  Allaert  Claesz. 
zu  Amsterdam.    Tätig   in    Antwerpen   von   ungefähr  1535    bis   1555,    später   [wahrscheinlich   seit    1555] 
wieder  in  Amsterdam. 

719  Junge  Frau  mit  Kind.  Braunrot  des  Inkarnats,  wärmer  und  mit  rosa  Tönen  im 
Körper  des  Kindes  behandelt,  steigert  sich  zu  Hellrot  im  Oberärmelbesatz  der  Mutter. 
Die  Wirkung  der  rötlichen  Töne  erhöht  der  Gegensatz  zu  Grauweiß  in  der  Kleidung 
der  Frau,  vor  dunkelbrauner  Wand.  Gelbbraun  im  Haar  des  Kindes  klingt  als  weißliches 
Gelb  [mit  violetten  Schatten]  in  der  Tracht  des  Hirten  1.  am  Gemäuer  wieder,  vor  Grau- 
weiß.   Im  Hintergrund  karminrosa  Töne  [Trachten]  gegen  Blaugrün. 

Bruchstück  eines  Altarbildes  [Geburt  Christi],  wahrscheinlich  des  zerstörten  Bildes  der  Nieuwe  Kerk  zu  Amsterdam  .". 
Königliche  Schlösser  .•.  Eichenholz,  h.  0,65,  br.  0,83. 

726  Kreuztragung  Christi. 
Der  graubraune  Ton  des  Erd- 
bodens wechselt  vorn  mit  gelb- 
grünem Graswuchs  ab  und 
weicht  im  Mittel-  und  Hinter- 
grund dem  beherrschendenBlau- 
und  Graugrün.  Mit  den  grünen 
Tönen,  die  auch  im  Himmel 
neben  Grauweiß  und  leuchtend 
in  den  Trachten  der  Figuren 
vorn  weiterklingen,  kontrastie- 
ren das  die  Staffage  zusammen- 
haltende Zinnoberrot  [Trachten, 


Holländi- 
sche Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

719 


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167 


Holländi- 
sche Schule 
des  XVI. 
Jahrhun- 
derts 


570 


derSünderkarrenusw.],unddas 
blasse  graurötliche  Inkarnat. 
Zinnoberrot  bleicht  nach  der 
Tiefe  zu  Rosarot  aus  [vor  Blau- 
grün]. Kaltes  Weiß  und  Grau- 
blau [z.  B.  Gruppe  der  Frauen] 
erhöht  die  Wirkung  der  röt- 
lichen Töne,  begleitet  von 
Goldgelb  in  den  Trachten. 

Bez.  an  einem  Korbe,  den  ein  Mann  in  der 
Eclce  lintcs auf  deniRücicen trägt:  1552  decebr 
22  p  a   und  dem  Dreizack,  der  Marke  des 
Meisters  /.  Sammlung  SoUy,  1821. 
Eichenholz,  h,  0,77,  br.  1,16. 

Heemskerck  ^o\\^*f  It 

Heemskerck.  Geboren  zu  Heems- 
kerck bei  Alkmaar  1498,  gestorben  zu  Haarlem  den  1.  Oktober  1574.  Nach  einer  Lehrzeit  bei  Cornehs 
Willemsz.  zu  Haarlem  und  Jan  Lucasz.  zu  Delft  ausgebildet  durch  Jan  Scorel  zu  Haarlem  [um  1527],  dann 
während  eines  Aufenthaltes  in  Italien   [seit  1532]   unter  dem  Einflüsse  Michelangelos.  Tätig  zu  Haarlem. 

655  Momus  tadelt  die  Werke  der  Götter.  Gegen  den  Hebten,  in  weißgrauen  und  grünen 
Tönen  gehaltenen  Hintergrund  steht  das  warme  rotbräunliche  Inkarnat,  das  sich  ebenso 
wie  die  Farben  der  Gewänder  nach  der  Mitte  zu  steigert:  von  Graublau  [Mantel  Neptuns 
1.,  Gewand  des  Momus  r.]  zu  Zinnoberrot  [Zaumzeug  des  Schimmels,  Mantel  des  Momus], 
Orangerot  [Mantel  der  Venus],  Goldgelb  [Schild  und  Verzierungen  der  dunkelblauen 
Ägis  der  Pallas,  über  rosarotem  Gewand]  und  Gelb  [Schurz  Vulkans].  Das  beherrschende 
Rot,  dem  wie  allen  warmen  Tönen  Weiß  [Schimmel,  Mantel  der  Pallas,  Schriftblatt] 
durch  den  Kontrast  größere  Tiefe  verleiht,  und  der  rotbraune  Fleischton  ergänzen  sich 

in  den  saftgrünen  Tönen  des  Vordergrunds,  die 
über  Graugrün  des  Mittelgrunds  in  kräftiges  Blau- 
grün der  Ferne  übergehen. 

Bez.  rechts  unten  :  Martynus  .  van  .  Heemskerck  .  Inventor.  Oben :  1 561 
.•.  Königliche  Schlösser   .'.    Eichenholz,  h.  1,20,  br.  1,74. 

Heemskerck?  570  Bildnis  eines  Mädchens.  Die 
braune  Untermalung  durchdringt  den  grauen  Grund, 
vor  dem  das  rotbräunliche  Inkarnat  steht,  durch 
den  Kontrast  zum  gedämpften  Weiß  der  Ha;ibe  und 
des  Hemds  erwärmt.  Tiefes  Schwarz  der  Gewan- 
dungerhöhtdie  lichte  Wirkungdesinkarnats.  Leuch- 
tendes Karminrot  in  den  Ärmeln,  Zinnoberrot  im 
Rosenkranz,  Goldgelb  im  Apfel. 

Das  Bild  ist  vielleicht  eine  frühe  Arbeit  des  Antonis  Mor  .'.  König- 
liche Schlösser  -•.  Eichenholz,  h.  0,52,  br.  0,38. 

|\/j  Antonis    Mor,    Moor   oder   Moro    [nach    seinem    Gut 

iVlUl    3jj(,h    ygj,    Dashorst].    Vornehmlich   Bildnismaler,   geb. 

zu   Utrecht    angeblich    1512,    gest.    zu  Antwerpen    zwischen 


168 


1576  und  1578.  Schüler  Jans  van  Score!  zu  Utrecht,  unter 
dem  Einfluß  italienischer  Meister  ausgebildet  [urkundlich 
in  Rom  1550].  Tätig  zumeist  in  Utrecht  und  Antwerpen 
[1547  in  die  Gilde  aufgenommen],  zeitweilig  an  den 
Höfen  von  Madrid  [als  Hofmaler  Philipps  II.],  Lissabon 
[1553],  London  [1554]  und  Brüssel. 

585b  Bildnis  der  Herzogin  Margaretha  von 
Parma.  Vor  graubraunem  Grund,  vom  Schwarz 
des  Kleides  umgeben,  wird  die  Lebhaftigkeit 
des  rötlichen  Antlitzes  und  des  rotbraunen 
Haares  durch  Weiß  der  Halskrause  noch  ge- 
stärkt. Sie  herabzustimmen  dient  der  Kontrast 
von  kräftigem,  durch  Gelb  der  Goldstickereien 
noch  wirksamerem  Zinnoberrot  im  Unterkleid 
und  Gelbgrün  in  der  Tischdecke.  Das  grau- 
schwarze Seidenkleid  wird  von  der  braunen 
Untermalung  erwärmt  und  erscheint  nur  in  den 
mit  goldgelben  Rosetten  gezierten  Armein  und 
Besätzen  tiefschwarz. 

Margaretha  von  Österreich,  Tochter  Kaiser  Karls  V.,  geb.  den  28.  De- 
zember   1522,  vermählt  153S   mit    Ottavio  Farnese,  Herzog  von 
Parma,  Generalstatthalterin  der  spanischen  Niederlande,  gest.  den 
21.  September  1586  .*.  Eine  alte  Kopie  [bis  zur  Brust]  im  k.  k.  Hofmuseum  zu  Wien 
sitz  .•.  Leinwand,  h.  1.06,  br.  0.755. 


Holländi- 
sche Schule 
,les  XVI. 
Jahrhun- 
derts 

585  B 


Erworben  1906  aus  Berliner  Privatbe- 


585a  Bildnis  der  Utrechter  Domherren  Cornelis  van  Hörn  und  Antonis  Taets. 
Weiß  der  Chorhemden  und  Inschrifttafel  fällt  zu  Blaugrau  in  den  Schatten,  Dunkelgrau 
im  Hintergrund  und  Schwarz  in  den  am  Halse  sichtbaren  Gewändern.  In  diesem  einheit- 
lichen Ton  leuchtet  als  einzige  lebhafte  Farbe  das  stark  gerötete  Inkarnat,  dem  bräun- 
liches Saftgrün  in  den  Palmen  entspricht.  Der  L.  mit  braunem,  der  R.  mit  bräunlichgrauem 
Haar.  Auf  der  Tafel  ein  rotes  Kreuz,  1.  ein  dunkelblau  und  gelbes,  r.  ein  weiß  und 
rotes  Wappen. 

Bez.  am  oberen  Rande  der  Inschrifttafel;  An- 
thonis  mor  fecit  1544  .'.  Auf  der  Tafel  das 
Kreuz  von  Jerusalem,  zu  beiden  Seiten  Namen 
undTitel  der  Dargestellten,  die  als  Brüder  vom 
Orden  des  hl.  Grabes  ihre  Pilgerfahrt  nach  Je- 
rusalem gemacht  hatten ,  sowie  das  Jahr  der 
Reise  van  Horns  [  1521  ]  .'.  Unter  dem  Bildnis 
zur  Linken ;  Meister  cornelis  van  hörn  Doctor 
wt  weest  vrieslant  gheboren  Canonick  in  den 
dorn  thutrecht  was  the  iherusalem  in  de  hei- 
lichge  stee  Domen  screef  dusent  vyfhondert  en 
tuyntisch  so  gip  [sie,  anstatt  gy]  mocht  hören 
hy  hebbe  daervoor  hier  naemaels  den  euichghe 
vree ;  unter  dem  Bildnis  zur  Rechten:  beer 
Anthonis  taets  van  Ameronghen  wel  becant 
gheboren  van  vtrecht  canonick  in  den  Dom  is 
gheweest  the  iherusalem  in  dat  heyliche  lant 
the  romen  sant  iacops  ende  al  om  end  om  .". 
Frühestes  datiertes  Werk  des  Meisters,  noch 
im  Anschluß  an  Scorel  und  vor  seiner  Beein- 
flussung durch  italienische  Meister  .'.  Er^vor- 
ben  1859. 

Eichenholz,  h.  0,74,  br.  0,96. 


585  A 


169 


HOLLÄNDISCHE  SCHULEN  DES 
XVll.  UND  XVIII.  JAHRHUNDERTS 


SCHULE  VON  AMSTERDAM 

t/^     ••  Thomas  de  Keijser.    Bildnismaler,  auch  Bildhauer,  geboren  zu  Amsterdam  1596  oder  1597, 

rVClJaCI      begraben  daselbst  den  7.  Juni  1667.    Sohn  des  Bildhauers  und  Baumeisters  Hendrick  de  Keijser. 

Herangebildet  unter  dem  Einflüsse  des  Aert  Pietersz.  und  Corn.  van  der  Voort.    Tätig  zu  Amsterdam. 

750b  Bildnis  eines  älteren  Mannes  und  seines  Sohnes.  Aus  dem  einheitlichen 
Dunkelgrau,  das  in  den  Lichtern  des  Hintergrunds  und  der  Trachten  aufgehellt 
ist  und  vorn  im  Erdboden  in  ockergelbliches  Braun  übergeht,  leuchtet  ockergelblich, 
durch  rote  Töne  erwärmt,  das  Inkarnat,  durch  die  Nachbarschaft  zu  gedämpftem 
Weiß  der  Kragen  und  Manschetten  noch  höher  gestimmt.  Außer  dem  Inkarnat,  dem 
bräunlichgelben  Haar   und   den   goldgelben  Schuhrosetten    des  Sohnes   erscheint  als 

einzige  lebhaftere  Farbe  in  klei- 
nen Flecken  Zinnoberrot  in 
der  Musterung  des  weißen 
Untergewandes,  das  in  den 
Ärmelschlitzen  des  Sohnes 
sichtbar  ist. 

Gegenstück  zu  Nr.  750  C  .*.  Wahrscheinlich 
bildeten  die  beiden  Bilder  die  Flügel  eines 
Altars,  und  zwar  —  wie  die  Gewitterwolken 
des  Grundes  annehmen  lassen  —  einer  Dar- 
stellung des  gekreuzigten  Christus  .".  Samm- 
lung Suermondt,  1S74. 

Eichenholz,  h.  0,66,  br.  0,29. 

750c    Bildnis    einer    älteren 
Dame    und    ihrer  Tochter. 
Die  Grundfärbung  in  schwärz- 
lichemGrau,  welches  das  warme, 
mit  graublauen  Tönen  model- 
lierte   Inkarnat    zur    Geltung 
bringt,  entspricht  dem  Gegen- 
stück.   Doch  setzt  im  Pelzbe- 
sätze des  Kleides  der  Mutter 
Rotbraun  an,  das  sich  zu  Braun- 
violett    in     den    Armein     der 
Tochter  abkühlt  und  in  deren  blaugrünem  [durch  rotbraune  Untermalung,  besonders 
in  den  Schatten   gedämpftem],   mit   gelben  Goldborten   besetztem  Unterkleid   seine 
Ergänzung  findet.    Der  grüne  Ton  spielt  auch   auf  den  ockergelbbraunen  Boden  des 
Vordergrunds  herüber. 

Bez.  links  auf  einem  Steine  mit  dem  aus  TD  und  K  gebildeten  Monogramm  und  der  Jahreszahl  1628  .-.   Gegenstück  von 
Nr.  750B  .-.  Sammlung  Suermondt,  1874.  _ 

Eichenholz,  h.  0,65,  br.  0,29. 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 


f^' , 

*ti^ 

750  B 
750  C 


171 


Schule  von 
Amsterdam 

im  xvn. 

Jahrhun- 
dert 

750 


753  A 


Keijser?  750  Familienbildnis. 
Aus  dem  Schwarz  der  Trachten 
und  dem  tonigen  Dunkelg-rau- 
braun  des  Hintergrunds,  das  durch 
matte  ockergelbliche  und  rotbräun- 
liche Töne  im  Getäfel  erwärmt 
wird  und  sich  im  Boden  nach  vorn 
zu  auflichtet,  leuchtet  hellocker- 
gelblich,  mit  Rot  erwärmt  und  mit 
Graubraun  modelliert, daslnkarnat, 
vom  Weiß  der  Kragen  und  Man- 
schetten begleitet.  Die  rötlichen 
Töne  des  Inkarnats  werden  in  der 
Mitte  zusammengefaßt  im  Rosarot 
des  Buchschnitts,  den  roten  und 
gelben  Tönen  der  Früchte.  Sie  kontrastieren  hier  mit  dem  stumpfen  Grün  der  Tischdecke, 
in  deren  Kante  nochmals  Rosarot  wiederkehrt.    Stumpfkarminviolette  Ärmel  des  Sohnes  1. 

Jedem  Familienglied  sind  Zaiilen  beigeschrieben,  die  das  Alter  angeben:  bei  dem  Vater  48;  neben  dem  ältesten  Sohne  22;  nelien 
der  Gattin  40;  neben  der  ältesten  Tochter  19;  neben  dem  jüngsten  Sohne  8;  über  den  beiden  jüngeren  Töchtern  14  und  10  .'. 
Neuerdings  wird  anstatt  de  Keijser  Jakob  van  Loo  als  Maler  des  Bildes  genannt  .'.  Erworben  1832  vom  Kommissionsrat 
Reichert  in  Berlin. 

Eichenholz,  h.  0,94,  br.  1,25. 

Nicolaes  Elias   [eigentlich  Nicolaes  Eliasz.  Picke- 
noy].      Getauft   den    10.  Januar   1588    zu    Amsterdam, 
jjest.  ebenda  zwischen   1654  und   1656,  vielleicht  Schüler  des 
C.  van   der  Voort.    Tatig  in  Amsterdam. 


Elias 


753a  Bildnis  des  Cornelis  de  Graef,  Bürger- 
meisters vonAmsterdam.  Das  einheitliche  Grau, 
das  im  Hintergrund  r.  und  in  den  Bodenfliesen 
durch  Beimischung  von  Ockergelb  wenig  erwärmt 
wird,  vertieft  sich  zu  Schwarz  [mit  hellgrauem 
Schimmer]  in  der  Tracht,  aus  der  goldig  das  ocker- 
gelblichbraune  Inkarnat,  mit  lichtroten  Tönen  und 
graublauen  Schatten  behandelt,  hervorkommt,  durch 
die  Nachbarschaft  zu  kaltem  bläulichem  Weiß  in 
seiner  warmen  Wirkung  noch  gesteigert.  Braunes 
Haar,  blonder  Bart.  Als  einzige  ableitende  harbe 
mattes  Lichtrot  in  der  Gobelinbordure  im  Flur 
[des  1652  abgebrannten  Rathauses]. 

Gegenstück   zu   Nr.  753  B     .".    Sammlung  des  Schlosses  Ilpenstein,  ver- 
steigert zu  Amsterdam  1873  .".  Sammlung  Suermondt,  1874. 
Leinwand,  b.  1,84,  br.  1,04. 

753b  Bildnis  der  Catarina  Hooft,  Gemahlin 
des  Cornelis  de  Graef.  Das  dunkle  Grau  des 
Hintergrundes    lichtet    sich    nach   vorn    und   r.   zu 


172 


ockergelblichem  Grau  auf.  Tiefes 
Schwarz  im  Kleid  mit  g-rauweißer 
Silberstickerei,  die  sich  nach  oben 
zu  Weiß  auflichtet.  Weißer  Kragen 
und  Manschetten.  In  dieser  kalten 
Umgebung  steht  warm  das  ocker- 
gelbliche, mit  etwas  Lichtrot  und 
Graublau  in  den  Halbschatten 
behandelte  Inkarnat.  Goldgelbe 
Ketten.  Als  belebende  Farbe  dient 
kaltes  Hellkarminrot  im  Vorhang  r. 

Gegenstück  von  Nr.  753  A  und  wie  dieses  ehe- 
mals   dem    Thomas    de    Keijser    zugeschrieben, 

indes  nach  der  Übereinstimmung  mit  den  zahheichen  Porträtstüclcen  des  Meisters  in  Amsterdam  zweifellos  von  Elias  .'. 
Auf  den  Rückseiten  der  Bilder  sind  Namen,  Stand  und  Lebensalter  der  Dargestellten  verzeichnet  /.  Sammlung  des  Schlosses 
Ilpenstein,  versteigert  zu  Amsterdam  1873  .-.  Sammlung  Suermondt,  1874. 
Leinwand,  h.  1,84,  br.  1,04. 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 

677 


T     ocfTTi;^n      P'eter   Pietersz.  Lastman.     Maler   und    Radierer,    geb.  1583    zu    Amsterdam,    begraben 
LidöLllldll     jaseibst   den  4.  April   1633.    Schüler    des    Gerrit   Pietersz.   [Sweelinck]    zu   Amsterdam,   in 
Italien  unter  dem  Einfluß   Elsheimers  ausgebildet.    Tätig  zu  Amsterdam. 

677  Taufe  des  Kämmerers.  Die  Leuchtkraft  des  zinnoberroten,  in  den  Schatten 
karminroten  Mantels  des  Diakons  Philippus  und  des  gleichfalls  stark  mit  Rot  erwärmten 
bräunlichen  Inkarnats  [Rotbraun  im  Bucheinband] 
erhöht  der  Kontrast  zu  kühlem  Graublau  im  Ge- 
wand und  besonders  zu  komplementärem  Blau- 
grün in  den  Röcken  der  beiden  wartenden  Mohren- 
diener r.  und  in  der  Landschaft.  Karminviolett  im 
Mantel  des  einen  Dieners  überführt  zum  Graublau 
der  Reiterstracht,  während  in  der  Kleidung  des 
Knienden  Karminviolett,  Graublau,  Blaugrün  und 
Karminrot  [Hut  am  Boden]  zusammenschillern. 
Das  warm  rotbraune,  blaugrau  schimmernde  In- 
karnat des  Kämmerers  hebt  sich  von  der  ocker- 
gelblichen Tönung  der  Felsen  am  Wasserfall  ab. 
Wenig  Weiß  [Hüftschurz  des  Kämmerers,  Turban 
eines  Dieners]  dienen  dem  leuchtenden  Haupt- 
kontrast von  Rot  und  Blaugrün  als  Basis.  Kaltes 
Graublau  im  Wolkenhimmel,  durch  den  ocker- 
gelbliche Lichter  brechen. 


Bez.  rechts  unten  mit  dem  Monogramm  PL  und  der  Jahreszahl  1608  . 
Königliche  Schlösser. 

Eichenholz,  h.  0,37,  br.  0,56. 


753  B 


173 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 


M/-»öii'iövf  Nicolaes  Corne- 
Oeijaeri  ^^^  Moeljaert. 
Maler  und  Radierer,  geb.  kurz 
vorlöOOwahrscheinlich  zuAmster- 
dam, gest.  daselbst  nach  1659 
[1669?].  Tätig  zu  Amsterdam, 
wo  er  1630  in  die  Gilde  aufge- 
nommen wurde,  vorher  in  Italien. 
In  Rom  unter  dem  Einfluß  Els- 
heimers,  später  unter  dem  Rem- 
brandts  ausgebildet. 

1451  Ruth  und  Boas.  Die 
Farbenpaare:  Dunkelblau 
[Hose  des  Schnitters  1.]  und 
Goldgelb  [Rock  des  hinter 
ihm  stehenden],  weißliches 
Blau  im  Mieder  und  Hell- 
gelb im  Mantel  der  knienden 
Ruth  werden  zusammenge- 
halten durch  das  leuchtende 
Zinnoberrot  im  Mantel  des  Boas  [dazu  Hellrot  in  der  Kappe  des  Schnitters  1.  und  das 
warme  Rotbraun  des  Inkarnats].  Die  Wirkung  von  Rot  erhöht  der  Kontrast  zu  Gelbgrün 
[beleuchteter  Gewandstreifen  des  sich  nach  Ruth  Bückenden]  und  bräunliches  Grün  der 
Baumgruppe,  das  sich  zu  Blaugrün  in  der  Ferne  abkühlt.  Dort  klingt  der  Kontrast 
von  Blau  und  Gelb  im  mattgelblichen  Kornfeld  [davor  luftige  hellblaue  und  rosarote 
Töne  in  den  Trachten  der  Schnitter]  und  dem  graublauen  Himmel  aus.  Kaltes  Weiß, 
überall  verstreut  [Hemd  des  Schnitters  1.,  Turban  des  Boas,  Ärmel  Ruths,  Wolken], 
bilden  für  die  kräftigen  Farben  die  Basis. 

Alter  Besitz   .-.   Eidienholz,  h.  0,72,  br.  0,87. 


699 


699  Bacchanal.  In  warmen  roten  und  ockergelblichen  Tönen  leuchten  die  von  der  Sonne 
beschienenen  Körper  Silens  und  seiner  Begleiter  vor  dem  rotbraunen  Dunkel  des  Ruinen- 
schattens auf.  Saftgrünes  Laubwerk  steigert  die  Wirkung  der  roten  und  rotbraunen 
Töne  des  Vordergrunds.    Nach  der  Tiefe  kühlt  sich  die  Färbung  zu  luftigeren  Tönen  ab: 

ockergelblichgraue  und  rötliche 
Lichter  derRuinenbogen,  hellgrüne 
Töne  der  Ferne,  Blaugrau  und 
Weiß  im  Himmel. 

Bez.  unten  in  der  Mitte:  Cl  Moeyaert  fe  .". 
Sammlung  Solly,  1821. 

Eichenholz,  h.  0,43,  br.  0,80. 


Rembrandt  ^" 


ibrandt  Har- 
mensz.  van  Rijn. 
Maler  und  Radierer,  geb.  zu  Leiden  den 
15.  Juli  1606,  begraben  zu  Amsterdam 
den    8.    Oktober    1669.     Schüler  Jacobs 


174 


van  Swanenburgh  zu  Leiden,  dann  Pieter  Last- 
mans  zu  Amsterdam.  Tätig  zu  Leiden  und 
vornehmlich  zu  Amsterdam  [seit  Ende  1631]. 

828  D  Der  Geldwechsler.  Das  bräunlich- 
ockergelbe,  stark  mit  Rot  [besonders 
auch  in  den  gegen  das  Licht  stehen- 
den Fingern  und  dem  Reflex  an  der 
Kerze]  behandelte  Inkarnat  bildet  den 
farbigen  Mittelpunkt.  Ihn  hebt  die 
NachbarschaftkühlerTöne:  olivfarbenes 
Weiß  im  Kragen,  im  Lichte  ausbleichen- 
des Hellblau  im  Rock  [damit  kon- 
trastierend Hellgelb  in  den  Schulter- 
schließen], stumpfesGelbgründerArmel 

[die  Intensität  der  roten  Töne  steigernd]  und  bräunliches  Karminrot  des  Baretts  noch 
stärker  hervor.  Das  Goldgelb  der  Lichtzone  [in  ihrem  Bereich  einzelne  Flecken  Hellrot 
im  Schnitt  verschiedener  Folianten],  das  in  den  Goldstücken  der  Mitte  seinen  stärksten 
Ausdruck  findet,  wird  durch  den  Kontrast  zum  Hellblau  der  Tischdecke  und  Graublau 
der  Schatten  gesteigert.  Den  Lichtschein  begrenzt  bräunliches  Dunkel,  stärker  von  Grau 
durchsetzt  im  Hintergrund,  aus  dem  ockergelblich  beleuchtete  Einzelheiten  auftauchen. 

Bez.  links  auf  einem  Buche  mit  dem  aus  R  und  H  gebildeten  Monogramm  und  der  Jahreszahl  1627    .'.    Eines  der  beiden 
frühesten  bezeichneten  Bilder  des  Meisters    .•.    Als  Geschenk  von  Sir  J.  C.Robinson  in  London   1881   durch  I.  M.  Kaiserin 
Friedrich  der  Gemäldegalerie  überwiesen. 
Eichenholz,  h.  0,32,  br.  0,42. 

812a  Simson  und  Delila.  Vom  vollen  Lichte  getroffen  leuchtet  das  Gelb  im  Gewände 
Simsons  auf,  zu  goldigem  Ockergelb  im  Fußboden  und  Braunrot  in  derSchwertscheide  über- 
gehend. Kontrastierendes  Hellblau  setzt  im  Gürtel  Simsons  [neben  hellroten  Streifen]  und 
in  den  Mustern  des  goldgelben  Kleiderbesatzes 
Delilas  an  und  dient  als  Violett  in  ihrem  Kleid 
dem  Gelb  als  Hintergrund.  Violett  kühlt  sich 
im  oberen  Teil  der  Tracht  Delilas  zu  Graublau 
ab,  dient  dort  wieder  der  Hebung  des  ocker- 
gelblichen, mit  Graublau  modellierten  Inkar- 
nats, und  klingt  in  den  graublauen  Tönen  des 
Bettvorhangs,  die  locker  über  die  braune  Un- 
termalung der  r.  Seite  gelegt  sind,  und  im 
Hintergrund  aus.  Aus  den  grauen  und  bräun- 
lichen Tönen  der  Tiefe  leuchtet  nochmals  ge- 
dämpftes Orangegelb  im  Gewand  und  Inkarnat 
des  Herbeieilenden  auf  und  verbreitet  sich  1. 
oben  im  Lichtschimmer  an  der  Wand. 


Bez.  links  unten  an  der  Stufe :  Rt  1 628.  .*.  Königliche  Schlösser  . 
1906  von  S.  M.  dem  Kaiser  überwiesen. 
Eichenholz,  h.  0,595,  br.  0,495. 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 

.528  D 


812A 


175 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 

828  C 


828c  Minerva.  Über  dem  gedämpften  bräun- 
lichen Karminrot  des  Mantels,  mit  dem  zartes 
Graugrün  der  Pelzfütterung  kontrastiert,  taucht 
aus  dem  Dunkelgrau  des  Raumes,  vom  hellen 
Licht  getroffen,  das  ockergelbliche,  mit  zarten 
rosa  und  graublauen  Tönen  modellierte  Antlitz 
auf,  von  mattblondem,  weich  im  Lichte  ver- 
schwimmendem Haar  umrahmt.  Gelbe  Lichter 
glitzern  auch  [neben  silbergrauen]  auf  den 
Waffen  an  der  Wand.  Mattes  Blaugrün  der  das 
Haar  zierenden  Olivenzweige  und  weißlichblaue 
Lichter  des  Gewandes  [dessen  graublaue  Färbung 
in  den  Schatten  durchsichtig  über  die  dunkel- 
braune Untermalung  lasiert  ist]  dienen  der  Er- 
wärmung des  hellen  Inkarnats.  Zwischen  den 
bläulichen  Tönen,  die  auch  in  der  goldgelben 
Bordüre  der  Tischdecke  1.  wiederkehren,  und 
Rot  vermittelt  das  Gelb  der  blitzenden  Gold- 
stickereien am  Mantel,  ausklingend  im  mattockergelblichen  Fußboden. 

Bez.  ganz  rechts  in  der  Mitte:  R-     [einige  nodi  zur  Bezeichnung  gehörende  Striche  scheinen  zerstört]  .'.     Jugendwerk  des 
Meisters  [um  1632]  .-.  Im  Verzeidinisse  der  aus  den  Könighchen  Schlössern  ausgewählten  Bilder  als  „Minerva  von  Rembrandt" 
angeführt;  nach  Eröffnung  der  Galerie  unter  dem  Namen  „Ferdinand  Bol"  kurze  Zeit  aufgestellt  .'.  Königliche  Schlösser. 
Eichenholz,  h.  0,59,  br.  0,48. 


823  Ra 


üb  der  Proserpina.   Bräunliches  Goldgelb  [durch  das  Rot  der  Stickereien  gestärkt] 

im  Mantel  und  im  Inkarnat  Plutos  ver- 
breitet sich  in  kleinen  schimmernden 
Flecken  in  den  gelblichen  Lichtern  auf 
dem  Gewände  Proserpinas,  den  gelben 
Goldstickereien  ihres  Mantels,  ihrem 
blonden  Haar  und  den  gelben  Lichtern 
des  bräunlichgoldgelben  Löwen.  Der 
Gegensatz  zu  kühlem  Graublau  im  Ge- 
wand, Hellblau  der  Blumen  im  Haar, 
Grau  im  Mantel  Proserpinas  stärkt  die 
Intensität  der  gelben  Töne,  die  noch- 
mals im  Haar  und  Inkarnat  der  nach- 
schleifenden Gefährtinnen  aus  den 
kühlen  grauvioletten  [ihre  Gewänder] 
^^'^^^^^^^^i^^^Bfcü^K^^B      und  hellblaugrünen  Tönen  [der  Rasen 

mit  roten  Blumen]  aufleuchten.  Wäh- 
rend rückwärts  die  Szene  über  das 
Grau  einer  Wolkenwand  in  das  dun- 
stige Hellblau  des  Himmels,  r.  oben 
in    luftiges  Blaugrün    des   Laubwerks 


176 


übergfeht,  taucht  die  r.  Seite  in  dunklem  Grau- 
braun unter. 

Eine  Zeitlang  Jan  Joris  van  Vliet,  einem  Schüler  Rembrandts,  zuge- 
schrieben;  allein  in  den  alten  Inventaren ,  die  bis  auf  den  Prinzen 
Friedrich  Heinrich  von  Nassau  -  Oranien  zurückführen,  „Rembrandt*' 
genannt  und  durch  die  neuere  Forschung  [auch  schon  von  Waagen] 
mit  Recht  dem  Meister  zurückgegeben,  für  dessen  Jugendzeit  [um 
1632]  das  Bild  durchaus  charakteristisch  ist  .".  Königliche  Schlösser 
[oranische  Erbschaft,  1676]    .-.    Eichenholz,  h.  0,83,  br.  0,78. 

808  Selbstbildnis.  Goldig -ockergelbbraun  leuch- 
tet das  Antlitz,  mit  rosigen  Tönen  im  Licht,  Zin- 
noberrot in  den  Lippen  und  den  Reflexen,  mit 
rotbraunen  Tönen  in  den  sonnigen  Halbschatten, 
aus  der  nach  den  Bildrändern  zu  sich  abkühlen- 
den Umgebung  hervor.  Die  rötlichen  Töne  ver- 
breiten sich  vom  Antlitz  ausgehend  gedämpfter 
im  rotbräunlichen  Haar  und  in  den  Lichtern  des 
graubraunen  Baretts,  um  im  Halskragen  und  im 

Hintergrund  in  kaltes  Grau  überzugehen.  Wenig  Weiß  [blitzendes  Glanzlicht  auf  dem 
Halskragen,  wärmer  im  Hemdstreifen],  dazu  das  stumpfe  Blaugrün  der  Feder  erhöhen 
noch  die  sonnige  Wärme  des  Inkarnats.  Ockergelbliche  Lichttöne  decken  auf  der  Schulter 
die  warm  braunrötliche  Untermalung  des  Gewands.    Blitzendes  Goldgelb  der  Kette. 

Um  1634  gemalt    .".    Königliche  Schlösser    /.    Eichenholz,  h.  0,55,  br.  0,46. 

802  Simsen  bedroht  seinen  Schwiegervater,  der  ihm  die  Frau  vorenthält.  Das 
kalte  Grau  des  Hintergrundes  1.  [unten  in 
dunklem  Braun  aufgehend]  stärkt  sich  zu 
Silbergrau  und  Hellblau  in  der  Musterung 
von  Simsons  Gürtel.  Es  kontrastiert  dort 
im  Schwertgriff  und  den  reichen  Gold- 
stickereien des  bräunlichvioletten  Gewands 
mit  glitzerndem  Goldgelb,  das  ein  kom- 
plementäres Karminviolett  im  Mantel  1. 
gegen  Grau  begrenzt.  Nach  r.  erwärmt  sich 
das  Kolorit  zum  goldig- ockergelben,  stark 
mit  roten  Tönen  durchsetzten  Inkarnat, 
vom  dunklen  Braun  der  Haare  und  dem 
kälteren  dunkelgrauvioletten  Tons  der  r. 
Mantelseite  begrenzt,  zum  Ockergelb  des 
Gemäuers,  das  unten  in  das  warme  Dun- 
kelbraun der  Schatten  taucht,  und  endlich 
zu  Rotbraun  im  Inkarnat  und  bräunlichem 
Rot  in  der  Tracht  des  Schwiegervaters. 

Bez.  rechts  am  Pfeiler:  Rembrandt.  ft.  163.  .   .-.    Die  letzte 
Ziffer,  die  durch  eine  alte  Rentoilage  beschädigt  ist,  ist  als 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 


802 


177 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 

828  K 


Zahl  steht  in  Ein- 
Charakter und  der 
Bildes  -■.  Alte  Kopie 
zu  Montreal  [  friiher 
Schottland]  Kö- 

[oranische  Erbschaft, 

h.  1,56,  br.  1.29. 


5  zu  lesen.  Diese 
klang  mit  dem 
Behandlung  des 
im  Privatbesitze 
Hamilton  Palace, 
nigliche  Schlosser 
1676]. 

Leinwand, 

828k  Predigt 
Täufers.  Der 
von  Dunkel- 
setzte Grund- 
dergrund 
Seite  zutage 
sich  zu  lich- 
und  Hellgrau 
fen  der  Mitte 
den  Figuren 
kendes  Blau- 
lenweise  von  ockergelblichen  Lichtern  belebt. 

Das  Bild  ist  eine  sogenannte  „groutje",  d.  h.  grau  in  Grau  gemaltes  Bild  [Vorlage  für  einen  Stich,  der  indessen  nicht  ausgeführt 
zu  sein  scheint]  .■-  Ursprünglich  kleiner  in  den  Maßen,  ist  es  vom  Künstler  einige  Jahre  später  ringsum  um  etwa  10  cm  ver- 
größert und  in  skizzenhafter  Weise  erweitert  worden  .*.  Entstanden  1635  oder  1636;  ehemals  in  der  Galerie  des  Bürgermeisters 
Jan  Six,  1702  von  dessen  Neffen  Pieter  ersteigert  .'.  Im  Anfange  des  vorigen  Jahrhunderts  beim  Kardinal  Fesch,  seit  1S45  beim 
Earl  of  Dudley  .".  Ausgestellt  1S57  in  Manchester  .".  Rembrandt  hat  einen  schwerfälligen  Barockrahmen  zu  dem  Bild  ent- 
worfen, Federskizze  in  der  Sammlung  Bonnat  zu  Bayonne  .'.  Erworben  1892  auf  der  Versteigerung  Dudley  in  London  .'. 
Leinwand  auf  Eichenholz,  h.  0,62,  br.  0.80. 

810  Selbstbildnis.  Die  ganze  Figur  ist  zusammengehalten  durch  den  warm  braunen 
Ton  der  Untermalung,  die  vorn  im  Mantel,  im  Haar  und  im  Barett  mit  grauschwärzlichen 
Tönen  z.  T.  gedeckt  ist,  j'edoch  sich  nach  dem  Antlitz  zu  auflichtet  und  zu  bräunlichem 


Johannis  des 
warm  braune, 
grau  durch- 
ton, der  im  Vor- 
und  auf  der  r. 
liegt,  erhellt 
tem  Ockergelb 
im  Lichtstrei- 
und  geht  hinter 
in  kühles  dek- 
grau  über,stel- 


810 
812 


178 


Rot  [durch  graue  Halbschatten  aufgelockert]  in  den  Schattenpartien,  zu  deckendem  gol- 
digem Ockergelb  [mit  rosigen  Tönen  und  Graublau  durchsetzt]  im  Licht  sich  erwärmt. 
Grün  im  Halstuch  steigert  noch  die  Wirkung  des  Inkarnats.  Vor  hellem,  warm  bräun- 
lichem Hintergrund,  der  in  der  Umgebung  der  Figur  durch  deckendes  Hellgrau  gekühlt  ist. 

Bez.  rechts  unten:  Renibrandt  f  1634    .-.    Königliche  Schlösser    .-.  Eichenholz,  h.  0,57,  br.  0,46. 

812  Rembrandts  Gattin  Saskia.  Hellockergelbhch,  mit  rosigen  Tönen  im  Licht,  mit 
rotbräunlichen  in  den  sonnigen  Halbschatten  behandelt,  taucht  das  Inkarnat  [mit  den 
kräftig  roten  Lippen]  aus  dem  umgebenden  Graubraun  der  Haare  und  der  Kopfbedeckung 
auf.  Diese  gehen  ihrerseits  weich  in  das  warme  Braun  des  Hintergrundes  über,  der  in 
der  Umgebung  des  Inkarnats  stark  mit  Grau  gekühlt  ist.  Weiß  im  Hemd  dient  der 
sonnigen  Wirkung  des  Fleisches.  Die  kräftigeren  Farben:  Goldgelb  im  Gewand,  bräun- 
liches   Kar-  ____.^_^___^_____„ ^      __  minrot        im 

^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^         besonders 
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^  der 

beherr-  ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^A         sehenden 

I^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^H     des  Inkarnats 
Kon-     sj^^^^^^^B^^^^^^^^^^^^^^V^^^^^^^^I^^^^^^^H  kurrenz 

goldgelbe       ■f^^H^^BoS^^H^^^^^^k^BB^^K       i/^^H     Kletten, graue 

äHI^^HMBE^^^^^^H^^H^^^^t  i^^^^^l     ten     beleben 

die  tonigen        l^iS^^^^H^    ^^^^^^IR^^^^^^^^^^^^^^^I     Flächen. 


Bez.  rechts   über 

Brandt  f  1643   .-. 

burgh,      Tochter 

bertus  van  Ulen- 

Rembrandt      am 

mahlte,  starb  be- 

Wahrscheinlich 

Künstler      dieses 

Tode   noch  nicht 

führte  es  erst  im 

1643,  zu  Ende  .-. 

Ausländi- 

goni         ver- 

h.  0,72, 


der  Schulter ;  Rem- 
Saskia  van  Ulen- 
desPredigersRom- 
burgh,  mit  der  sich 
22.  Juni  1634  ver- 
reits  imjahrel642. 
hatte  also  der 
Bildnis  bei  ihrem 
vollendet  und 

folgenden  Jahre, 
Königl.  Schlösser, 
sches,  dem  Maha- 
wandtes  Holz, 

br.  0,59. 


828l  Der  Mennonitenprediger  Cornelis  Claesz.  Anslo  [1592 — 1646].  Ein  warm 
rotbräunlicher  Ton  setzt  r.  in  der  Bücherei  des  halbdunklen  Hintergrunds  und  in  den 
Pelzbesätzen  der  Kleider  an  und  steigert  sich  zu  Hellockergelb,  mit  roten  Tönen  belebt, 
in  Antlitz  und  Händen  der  Frau,  vom  Weiß  in  Haube,  Kragen  und  Tuch  begleitet.  Die 
Lebhaftigkeit  des  leuchtenden  Inkarnats  erhöht  der  Gegensatz  zum  Grauschwarz  der 
Tracht,  vor  allem  aber  zum  Saftgrün  in  den  Vorhängen  der  Bücherei,  das  dünn  über 
den  braunen  Grund  lasiert  ist.  Noch  wärmer  leuchtet  aus  der  Tiefe  das  rotbraune,  mit 
Rot  behandelte  Inkarnat  Anslos,  vom  dunkleren  Schwarz  der  Kleidung  und  Weiß  im 
Kragen  sich  abhebend.  Ganz  links  aber  glüht  goldiges  Licht  auf  dem  Weiß  und  Gelb- 
braun der  Folianten,  dem  Hellgrau  der  Wand  und  faßt  alle  warmen  Töne  in  dem  bräun- 
lichen Rot  des  zurückgeschlagenen  Smyrnateppichs  [in  den  Schatten  nach  unten  zu  mit 
kräftigerer   Karminlasur]   zusammen,    dessen    Leuchtkraft    durch    die   Nachbarschaft   zu 


Scliule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 


828  L 


179 


Sdiule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 

805 
806 


812  B 


Saftgrün  in  den  Teppichornamenten  und  als  Lasur  über  dem  Goldgelb  der  Tischdecke 
1.  gesteigert  wird. 


Bez.  links  unten  :  Rembrandt .  f  .  .  1 64 1 
Leinwand,  h.  1,72,  br.  2,09. 


Erworben  1894  von  Lord  Ashburnham. 


805  Die  Frau  des  Tobias  mit  der  Ziege.  Vom  kalten  Grauweiß  des  Abendhimmels 
ausgehend,  decken  graue  Schattentöne  locker  das  warme  rötliche  Braun  der  Untermalung 
und  kühlen  es  nach  der  Tiefe  des  Raumes  zu  ab.  Durch  das  Fenster  fällt  gelbrotes 
Abendlicht  ein,  läßt  dort  einige  karminrötliche  Einzelheiten  aufleuchten,  spielt  auf  der 
Fensterwand,  dem  Fußboden  und  der  Rückwand  hin  und  glüht,  zusammen  mit  dem 
Scheine  des  offenen  Feuers,  in  goldigem  Ton  auf  dem  Inkarnate  der  Figuren. 

Bez.  rechts  unten :  Rembrandt  .  f  1645  .".  (jegenstück  zu  Nr.  806  .'.  Eine  Zeichnung  dazu  in  der  Albertina  zu  Wien  .".  König- 
liche Schlösser    .*.    Auslandisches,  dem  Mahagoni  verwandtes  Holz,  h.  0,20,  br.  0,27. 

806  Der  Traum  Josephs.  In  das  dunkle,  durch  Grau  in  den  Schatten  gekühlte  rötliche 
Braun  des  Stalles  fällt  von  oben  zwischen  grauem  Gewölk  goldiges  Licht  ein,  in  dessen 
hellem  Schein  der  weißgekleidete  Engel  mit  weißem  Gefieder  erscheint.  Goldigocker- 
gelb leuchtet  sein  Haar,  der  gleiche  Ton  schimmert  auch  um  die  Figuren,  auf  der  Wand, 
demErdbodenund  der  Spreu  [nach  vorn 
zu         warme               ^^^^^^^^^^^___|^^_m_mim_^     braune       Halblichter 

übergehend],  und  ^^^^^^^^^^B^^WV^^^^^H  .^  ~' ^'i^l  während  die  karmin- 
roten und  grün-  ^^^^^^R^Hf  ■  ^'  "^  ■»/■i,  ^^^  liehen  Mischtöne  in 
derTracht  Josephs  ^^HlK'i^  iv^'  i*^B  ™  bräunlichen  Hell- 
dunkel halb  ver-  pWBF  ^■i'  ..\^'^^m^|  schwinden,  leuchten 
r.im  MantelMarias  ^B^^.^  vJ^^^^l  Blau  [neben  Weiß  im 
Kopftuch  und  dem  iHHKsvf^Kf  '^^^^^H  t>lassen  ockergelb- 
lichen Inkarnat]  ^BB/^  wL  '  ^«  ^^^^H  und  in  derUmhüllung 
des  Kindes  bräun-  ^n^             ^K  -^l^fll^^^^^H  lichesZinnoberrotauf. 


Bez.  unten  auf  einem  Brett : 
stück  von  Nr.  805  .'.  Eine 
Kupferstichkabinett  zu 
besitze  zu  Göttingen  .*. 
Auslündisches,  dem 
h.  0,20,  br.  0,27. 


Rembrandt  f  1645  .'.  Gegen- 
zeichnung   dazu    im    königl. 
Berlin,  eine  zweite  im  Privat- 
Königliche  Schlösser. 
Mahagoni   verwandtes    Holz, 


180 


812b   Der  barmherzige  Samariter.    Das  dunkle  Braun  der  Untermalung  ist  nach  der 
Mitte  zu  durch  graubraune,  bis  zu  gelblichem  Weiß  ansteigende  Töne  aufgelichtet. 

Studie  zu  dem  Gemälde  im  Louvre  von  1648    .-.    Erworben  1906  als  Geschenk  des  Geh.  Kommerzienrats  Thieme  in  Leipzig 
an  den  Generaldirektor  Dr.W.  Bode,  der  es  der  Galerie  üherwies. 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 

ilcrl 


828a  Bildnis  eines  Rabbiners.  Aus  dumpfem  bräunhchem  Grau  des  Hintergrunds, 
des  Haupt-  und  Barthaars  und  aus  dem  Schwarz  in  Barett  und  Mantel  glüht  das  stark 
[besonders  auch  in  den  Schatten]  mit  dunklem  Rot  behandelte  Inkarnat,  das  sich  in  den 
Händen  etwas  abkühlt.  Die  roten  Töne  klingen  gebrochen  fort  im  bräunlichkarmin- 
roten Gewand  [darüber  die  blitzende  Goldkette]  und,  von  orangegelben  Lichtflecken 
begleitet,  in  der  Pelzfütterung  des  Mantels,  im  Ärmel  r.  sich  noch  einmal  zu  größerer 
Kraft  erhebend.  An  den  Bildrändern  kommt  die  warm  braune  Untermalung  hervor. 
Dort  erscheint  r.  im  Vorhange  stumpfes,  die  Ergänzung  zu  Rot  bildendes  Grün. 

Bez.  links  unten:  Rembrandt  .  f  .  1645  .  .'.  Sammlungen  W.  Beckford  zu  Fonthill  Abbey,  1820;  Durand -Duclos,  Paris  1847; 
I.  Nieuwenhuis,  1854;  Theodore  Patureau,  Paris  1857    .*.    Sammlung  Suermondt,  1874. 
Leinwand,  h.  1,10,  br.  0,82. 


828  A 


181 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVIl. 

Jahrhun- 
dert 


828 E  Susanna  und  die  beiden  Alten.  In  leuchtender  Pracht  strahlt  r.  das  Rot  im  sei- 
denen Mantel  und  den  Pantoffeln  Susannas  auf,  begleitet  von  bräunlichem  Goldgelb  im 
reichen  blitzenden  Goldbesatz  und  von  goldigem  Ockergelb  in  der  Gartenpforte  da- 
hinter. Grüne  Töne  der  Umgebung  [z.  B.  Saftgrün  im  Rosengebüsch  r.],  vor  allem  ein 
aus  dem  Halbdunkel  aufleuchtender  Fleck  von  grünlichem  Blau  im  Gewände  des  jün- 
geren Richters  steigern  noch  seinen  Glanz.  Dann  klingt  derselbe  Kontrast  von  Rot 
und  Grün  schillernd  in  Mischtönen  weiter:  als  bräunliches  Karminrot  in  Mantel  und  Mütze 
des  jüngeren  Richters  und  im  Mantel  des  Alten,  als  warmes  Dunkelrotbraun  [Umbra] 
im  Hintergrund,  im  düsteren  Wasserspiegel  mit  seinen  goldigen  Reflexen  und  dem 
dunklen  Gemäuer  1.  Dazwischen  fluten,  erst  unbestimmter,  doch  nach  der  Tiefe  zu  immer 
mehr  die  Oberhand  gewinnend,  grünliche  Töne  [z.  B.  gelbgrüner  Turban  des  Alten  im 
Gegensatz  zum  warm  goldigen  Inkarnat],  die  auf  der  Schulter  des  jüngeren  1.  nochmals 


828  E 


als  grünliches  Blau  [mit  gelben  Stickereien]  aufleuchten  und  im  Graswuchse  des  Felsens 
stumpfer  und,  nach  der  Ferne  zu  immer  stärker  von  kühlen  blaugrauen  Tönen  durchsetzt, 
im  Laubwerk  ausklingen.  Aus  dieser  Dämmerung  von  durcheinander  schillernden 
Tönen  löst  sich,  von  hellem  Lichte  getroffen,  der  ockergelbliche  Körper  Susannas,  der, 
mit  hellen  graubräunlichen  Schatten  modelliert,  durch  Weiß  im  herabgleitenden  Hemd 
und  Grau  in  den  Stufen  des  Bassins  an  lebendiger  Wärme  noch  gewinnt,  im  Vergleich 
zum  goldigrotbraunen  Inkarnat  des  Richters  und  zum  leuchtenden  Rot  des  Mantels 
aber  dennoch  licht  und  zart  erscheint. 

Bez.  rechts  unten:  Rembrandt  .  f  .  1647  .  .■.  Vielleicht  das  Bild,  Siisannna  darstellend,  das  Adriaen  Banck  im  Jahre  1647  für 
500  Gulden  von  Rembrandt  kaufte  .'.  Ausgeführte  Studien  zur  Figur  der  Susanna,  ohne  die  beiden  Alten,  im  Louvre  [Samm- 
lung La  Caze]  und  im  Mauritshuis  im  Haag  [bez.  1637];  eine  andere  Studie,  Susanna  bis  zur  Brust,  im  Besitze  des  Herrn  Leon 
Bonnat  zu  Paris  .".  Zeichnungen  und  Skizzen  zum  Bild  im  Berliner  Kupferstichkabinett  [Sammlung  von  Beckerath]  u.  a.a.O.  .'. 
Die  bekannte  Legende  von  Susanna,  der  Gemahlin  des  Jojakim,  die  von  den  Richtern  im  Bad  überfallen  wurde,  steht  im  Zu- 
sammenhange mit  der  Geschichte  des  Propheten  Daniel  .'.  Der  Geschichte  Daniels  ist  auch  der  Gegenstand  des  folgenden 
Bildes  [  Nr.  828  F  ]  entnommen;  der  romanische  Turm,  ein  Teil  des  Palastes  in  Susan,  kehrt  dort  wieder  .'.  Sammlung  Edmund 


182 


Burk,  1769    .-.    Sammlung  Sir  Joshua  Reynolds,  aus  der  das  Bild  1795  in  den  Besitz  der  Familie  Baronet  Lechmere  in  The 
Rhydd  überging  [dort  bis  1883]    .".    Erworben  1883  in  Paris. 
Eichenholz,  h.  0,76,  br.  0,91. 

828 F  Die  Vision  Daniels.  Aus  der  warm  bräunlichen  Dämmerung-,  unter  schwerem  grau- 
blauem Himmel  lösen  sich  die  gelbgrünen  Töne  des  spärlichen  Graswuchses.  Sie  steigern 
sich  in  den  gedämpften  Lichtern  am  Boden  und  auf  den  Felsen  allmählich  zu  gold- 
ockergelben und  braunroten  Tönen  und  klingen  am  nachdrücklichsten  in  den  beiden 
Figuren  zusammen.  Gelbgrün  schillert  der  dunkelbraune  Rock  Daniels,  mattgelb  sein 
braunroter  Ärmel.  Die  Hauptfarben  Mattgelb  und  Gelbgrün  [dieses  durch  einen  Fleck 
komplementären  Rots  betont],  im  Gürtel  des  Engels  vereinigt,  leiten  zum  eigentlichen 
Mittelpunkt  hin,  zum  schimmernden  Weiß  im  Gewände  der  lichten  Engelserscheinung, 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 


828  F 


deren  Flügel  wieder  in  das  matte  Goldgelb  ausklingen.  Sie  ist  von  einem  weißen  phos- 
phoreszierenden Licht  Übergossen,  das  kalte,  geisterhaft  wirkende  bläuliche  Schatten 
besonders  auf  dem  Inkarnat  erzeugt  und  sich  als  lichter  grauer  Schein  auch  in  der  Um- 
gebung verbreitet. 

Rembrandt  hat  aus  dem  8.  Kapitel  des  Propheten  Daniel  den  Moment  dargestellt,  da  der  Engel  Gabriel  erscheint,  den  in  Ohn- 
macht zur  Erde  gesunkenen  Daniel  wieder  aufrichtet  und  ihm  auf  göttliches  Geheiß  das  Gesicht  von  dem  Widder  und  dem 
Ziegenbock  auslegt  [danach  bedeutete  der  Widder,  „vor  dem  kein  andres  Tier  bestehen  konnte",  die  Könige  in  Medien  und 
Persien,  der  Ziegenbock  aber  mit  dem  großen  Hörn,  das  aus  den  kleineren  Hörnern  immer  mächtiger  emporwuchs  und  mit 
dem  der  Bock  nach  der  Vernichtung  des  Widders  die  Welt  zu  zerstören  drohte,  den  König  von  Griechenland]  .".  Die  Entstehung 
des  Bildes  ist  um  1650  zu  setzen  .".  Die  Skizze  befindet  sich  im  Besitze  des  Herrn  Leon  Bonnat  zu  Paris  .*.  Das  Bild  stammt, 
wie  die  Susanna,  aus  den  Sammlungen  Reynolds  und  Lechmere,  s.  Nr.  828E  .■.  Erworben  1883  in  Paris. 
Leinwand,  h.  0,96,  br.  1,16. 


183 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 


828  N 


811b  Christus  und  die  Samariterin.  Ruhige 
dunkle  Flächen  warmen  schwärzlichen  Brauns 
in  der  Brunnenbrüstung  und  demBogen  treiben 
die  in  abendlicher  Sonne  glühenden  roten  und 
goldgelben  Töne  der  Ruinenmauern  zurück, 
deren  poröser  Charakter  durch  unvertriebene 
fette  Pinselstriche  erzielt  ist.  Kaltes  Graublau 
und  Weiß  im  Himmel  steigert  den  sonnigen 
Glanz  im  Durchblick.  Gelbliches  Licht  umsprüht 
und  lockert  die  Umrisse  der  vordem  Kulisse, 
die  durch  warm  rotbraune,  bis  zu  bräunlichem 
Rot  in  Gewand  und  Kappe  der  Samariterin 
ansteigende  Töne  mit  dem  Hintergrunde  ver- 
bunden wird. 

Bez.  rechts  unten:  Rembran  ..  f.  1655   .".   Sammlung  Rudolf  Kann, 
Paris  .'.   Erworben  1907  von  Duveen  Bros.,  London. 
Eichenholz,  h.  0,465,  br.  0,39. 

828n  Tobias  mit  dem  Engel.  Das  mattgelbe  Licht  des  abendlichen  Horizonts,  an  dem 
weiche  violette  Wolken  stehen,  erfüllt  die  Landschaft  mit  einem  goldigbräunlichen  Ton, 
der  durch  den  Kontrast  zum  kalten  luftigen  Blaugrau  des  Himmels  [oben  von  der  durch- 
scheinenden braunen  Grundierung  etwas  erwärmt]  noch  gestärkt  wird.  Im  gedämpften 
Rot  der  Mitte  [Rock  des  Tobias]  gipfelt  dieser  warme  Grundton,  den  glitzernde  goldig- 
grüne Töne  des  Graswuchses  und  des  Geranks  am  Felsen,  dunkles  Grün  des  fernen 
Waldes  begleiten.  Das  bräunliche  Ockergelb  der  Stiefel  des  Tobias  überführt  zu  den 
ockergelben  [und  grauen]  Tönen  im  Erdboden.  Dagegen  ist  die  Gestalt  des  Engels  in 
gebrochenen  und  durcheinandergezogenen  karminvioletten,  grünlichen,  graublauen  [das 

Gewand]  und  grauen  Tönen  [die  Flügel] 
gehalten.  In  vollem  Licht  leuchten  daraus 
die  goldgelben  Locken  und  das  warme 
bräunliche  Inkarnat  hervor,  dessen  Wirkung 
ein  Fleck  Weiß  in  dem  am  Halsausschnitte 
sichtbaren  Hemd  steigern  hilft. 

Bez.  links  unten:  R  ...  .'.  Früher  irrtümlich  Govaert  Flinck 
zugeschrieben  .'.  Eine  Federskizze  zu  dem  um  1650  gemalten 
Bild  in  der  Sammlung  L.  Bonnat  in  Bayonne  .".  Sammlung 
Hermann  Emden,  Hamburg  [versteigert  in  Berlin  1910]  .*. 
Erworben  1910  als  Geschenk  des  Generaldirektors  Dr.  Bode. 
Leinwand,  h.  0,86,  br.  0,74. 

828m  Bildnis  eines  jungen  Juden.  Studie 
in  breiten  unvertriebenen  Pinselstrichen. 
Warmes  Braun  der  Untermalung  in  Bart  und 
Haar,  Grauschwarz  der  Kappe  und  graue 
Töne  im  Hintergrund,  in  der  beschatteten 
Kragenhälfte  und  im  Gewand  lassen  das 
hellockergelbliche,  mät  grauen  Halbschatten 


184 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 

828  M 
8UC 


und  wenig  lichtrötlichen  Tönen  behandelte  Antlitz  blaß  erscheinen.    Reines  Weiß  in  der 
1.  Kragenhälfte.    Der  Mantel  im  warm  braunen  Tone  [Umbra]  der  U.ntermalung-. 

Studie  aus  der  Mitte  der  vierziger  Jahre  .'.  Früher  in  belgischem  Privatbesitz  .'.  Erworben  1896  aus  dem  Wiener  Kunsthandel .'. 
Eigentum  des  Kaiser-Friedrich-Museums- Vereins  .-.  Eichenholz,  h.  0,245,  br.  0,205. 

811c  Brustbild  Christi.  Studie.  Warm  bräunliches  Schwarz  der  Haare  und  des  Bartes 
[mit  grauen  Glanzlichtern]  umrahmt,  weich  durch  blaugraue  Töne  vermittelt,  das  hell- 
ockergelbliche,  mit  blaßroten  Tönen  behandelte  Antlitz.  Im  Gewand  ist  ein  rötlicher 
Ton  über  die  warm  braune  Untermalung  ge- 
legt. Ein  Fleck  reines  Weiß  im  Hemd  dient 
der  Hebung  des  Inkarnats.  Hellgrauer  Hin- 
tergrund. 

Entstanden  um  1655  .'.  Sammlung  Rudolf  Kann  in  Paris  /. 
Erworben  1907  als  Geschenk  von  Herrn  und  Frau  Martin  Brom- 
berg in  Hamburg  /.  Eichenholz,  h.  0,25,  br.  0,20. 

828b  Bildnis  derHendrickje  Stoffels.  Das 
volle  Licht  sammelt  sich  auf  dem  ockergelb- 
lichen Inkarnat,  das  mit  warm  braunen,  durch 
rote  und  graue  Reflexe  aufgehellten  Schatten, 
durch  kräftiges  Rot  in  den  Lippen,  Augen- 
winkeln und  Wangen  belebt,  sich  weich  aus 
dunkelbraunem  Haar  und  schwärzlichem  Dun- 
kel des  Innenraums  loslöst.  Das  tiefe  Schwarz 
der  Schnur  mit  ihrem  kräftigen  Schlagschatten 
auf  der  Brust  erhöht,  ebenso  wie  das  kühlere 
bräunliche  Weiß  im  Hemd,  die  lebhafte 
sonnige  Wirkung  des  Fleisches,  dessen  Hellig- 
keit  andererseits   durch    das   volle  Rot   der 


828  B 


185 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 

828  J 


umgebenden,  vom  Lichte  getroffenen  Teile  des 
Gewandes  gesteigert  wird.  Dieses  intensive, 
von  warm  dunkelbraunen  Schattenpartien  unter- 
brochene Rot,  nach  den  Bildrändern  zu  durch 
grüne  Mischtöne  gestärkt,  glüht  in  orangegelb- 
lichen Lichtern  auf,  die  ihrerseits  durch  grau- 
blaue Mischtöne  [z.  B.  auf  der  Schulter  1.]  ge- 
stärkt werden.  Während  in  der  Haube  ge- 
dämpftes Karminrot  undGoldgelb  wiederkehren 
und  in  gelbroten  Tönen  in  den  Lichtern  des 
Haares  weiterspielen,  leuchtet  das  Rot  des  Ge- 
wands nochmals  im  Ärmel  1.  auf,  um  in  der 
Fensterwandung  als  bräunliches  Rot  auszu- 
klingen. 

Aus  der  späteren  Zeit  des  Meisters  [um  1658/59]  .".  Hendrickje 
Stoffels  lebte  seit  etwa  1648  in  Rembrandts  Haus  ["j"  wahrscheinlich 
1662  oder  1663]  .■.  Erworben  1879  auf  einer  Versteigerung  in 
London  .-.  Leinwand,  h.  0,86,  br.  0,65. 

828j  Der  Alte  mit  der  roten  Mütze.  Bräun- 
liches Zinnoberrot  in  der  Mütze.  Warmes  Rot- 
braun im  Inkarnat.  Das  Rot  ist  in  einzelnen 
Flecken  [z.  B.  im  Schuh]  auch  zwischen  die  goldgelben,  rotbraunen  und  bräunlichen  Töne 
der  Tracht  gestrichen,  die  in  den  Lichtern  des  Mantels  mit  gelblichem  Weiß  pastos  gedeckt 
sind.  Die  warm  braune  Untermalung  des  Grundes  ist  oben  um  die  Figur  herum  durch 
Schwarz  vertieft,  unten  1.  mit  grauen  Tönen  behandelt. 

Studie  aus  Rembrandts  späterer  Zeit  [um  1655]     /.     Derselbe  Mann  ist  als  Brustbild  in  einer  Studie  Rembrandts,  jetzt  bei  Mr. 

L.  Hirsch,  London,  dargestellt  .".  Erworben  1890  in  London. 
Leinwand,  h.  0,51,  br.  0,37. 

811a  DerMann  mit  demGoldhelm  [Rembrandts 
Bruder,  geb.  1597  oder  1598,  gest.  1654].  Die 
ganze  Umgebung  des  Kopfes  ist  in  stumpfen 
graubraunen  und  schwärzlichen  Mischtönen  ge- 
halten. Auf  den  Schultern  schimmern  mit  der 
Hauptfarbe  zusammengestrichene  rote  und  orange- 
gelbe Töne  auf,  die  nochmals  oben  im  Helmbusch 
als  gebrochenes  Gelbrot  wiederkehren,  sich  dort 
durch  stumpfes  Blaugrün  ergänzend.  Die  roten 
Töne  klingen  weiter,  zu  Karminrot  in  der  Heim- 
und Schuppenkettenfütterung  sich  steigernd  und 
in  lockeren  Strichen  und  Flecken  das  halbbe- 
leuchtete Antlitz  umrahmend.  Sie  sammeln  sich 
im  Inkarnat,  in  dem  gelbrötliche  Lichter  mit  grau- 
blauen Flecken  des  stoppligen  Barts  und  Grau- 
braun in  den  Schatten  abwechseln.    Ein  weißes 


186 


Licht  auf  dem  eisernen  Halskrag-en  gibt  für  die  gebrochenen  Töne  die  Basis.  Alles 
aber  beherrschend  und  zurücktreibend  funkeln  die  blitzenden  gelben  [über  sehr  pastoses 
Weiß  lasiert]  und  goldgelben  Lichter,  zwischen  graubraunen  und  grauen  Schatten,  im 
goldenen  Renaissancehelm  auf. 


Um  1650  gemalt  .".  Stammt  aus  Schweizer  Privatbesitz 
Kaiser-  Friedrich  -  Museums  -Vereins. 
Leinwand,  h.  0,67,  br.  0,50. 


Erworben  1897  aus  dem  Londoner  Kunsthandel  .*.  Eigentum  des 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 


828h  Potiphars  Frau  verklagt  Joseph.  Zwischen  dunklen  Vorhängen  fällt  ein  Streifen 
hellen  Tageslichts  ein.  In  fast  blendender  Helligkeit  schimmert  es  auf  dem  weißen  Bett 
[davor  die  hinweisende  Hand  der  Frau],  es  bleicht  alle  Farben  in  seinem  Bereich :  das  bräun- 
lich-hellrote Kleid  der  Frau,  ihr  helles  bräunliches  Inkarnat,  das  durch  den  Gegensatz  zu  ge- 


dämpftem Weiß  im 
Hemd  etwas  wär- 
mer erscheint.  Es 
blitzt  auf  ihren 
goldenen  Schuhen, 
die  sich  vom  grau- 
blauen Mantel  Jo- 
sephs am  Boden 
abheben.  Die  Um- 
gebungaber  ist, den 
Lichteffekt  der 
Mitte  steigernd,  in 
die  grünliche  Däm- 
merung dunkel- 
grüner Vorhänge 
getaucht.  Alle  Kon- 
turen sind  erweicht, 
alle  Flächen  in  ein 
bewegliches  Spiel 
farbiger  Flecke  auf- 
gelöst. Aus  dem 
Halbdunkel    leuch- 


tet glühend  Rot 
[Karminlasur  über 
Orange]  im  Stuhl- 
polster auf,  in  ein- 
zelnen Flecken 
[zwischen  grün- 
lichen und  bräun- 
lichen Mischtönen 
imOberkleidePoti- 
phars,  in  den  Vor- 
hängen] nach  oben 
sich  verlierend  und 
von  grünlichen 
Mischtönen  be- 
gleitet wieder  in  der 
Tracht  Josephs  1. 
auftauchend.  Gold 
funkelt  auf  im  gold- 
gelben Unterkleide 
und  im  Turban- 
schmuck Potiphars, 
das  sich  nach  vorn 


im  ockergelblichen  Boden  weiterverbreitet.  Goldig  leuchtet  sein  bräunliches  Inkarnat. 
Der  schimmernde  Goldton  klingt  flimmernd  weiter  in  gelben,  roten  und  smaragdgrünen 
Flecken  auf  den  dunkelgrünen  Vorhängen.  Er  funkelt  und  glitzert  auf  Säulen  und  Füßen 
der  reichgeschnitzten  Bettstatt,  auf  dem  goldenen  Besatz  der  Vorhänge.  Goldene  Töne 
mischen  sich  1.  vorn  in  der  Bettdecke  zwischen  grüne  und  rote  Flecken,  auch  die  Schatten- 
partien mit  farbig  wogendem  Licht  erfüllend. 

Bez.  über  dem  Mantel  Josephs :  Rembran  .  .  f:  1655   .".  Ein  wenig  verschiedenes  Bild  mit  demselben  Gegenstand  in  der  Ere- 
mitage zu  St.  Petersburg  [1654  und  1655  datiert  ] ;  eine  Zeichnung  dazu  in  der  Pinakothek  zu  München     .■.    Sammlung  Sir 
John  Neeld  in  Grittleton  House   .-.   Erworben  1883  in  Paris. 
Leinwand,  h.  1,10,  br.  0,87. 


828  H 


187 


Schule  Z'on 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 

811 


811  Moses  zerschmettert  die  Ge- 
setzestafeln. Die  warm  braune  Un- 
termalung- gibt  dem  Bilde  seineGrund- 
färbung.  Sie  liegt  namentlich  in  den 
Schattenpartien  [Mantel,  Felsen]  zu- 
tage und  wird  nur  durch  das  goldig- 
ockergelbe Inkarnat,  durch  warmes 
Weiß  im  Gewand  und  Goldockergelb 
in  den  Reflexen  gedeckt.  Kühle  graue 
Töne  in  den  Halbschatten  des  Ge- 
wands und  schwärzliches  Grau,  das 
im  Hintergrund  den  goldigen  Ge- 
samtton nach  den  Bildrändern  zu 
dämpft,  dienen  dazu,  ebenso  wie  das 
Grauschwarz  der  Tafeln  [mit  gold- 
gelber Schrift],  den  goldigen  Licht- 
effekt auf  der  Stirn  Mosis  zu  steigern. 
Ein  Streifen  bräunlichen  Rots  im 
Gürtel. 

Bez.  rechts  unten:  Rembrandt  f  .  1659.  .■.  Königliche 
Schlösser. 

Leinwand,  h.  1,67,  br.  1,35. 


821 


828  Jakob  mit  dem  Engel.  Das  die  ganze  Bildfläche  beherrschende  warme  Braun 
der  Untermalung  steigert  sich  über  Rotbraun  im  Inkarnat  zu  bräunlichem  Rot  im  Rocke 
Jakobs.  Im  Kontrast  zu  Rot,  das  auch  auf  die  Umgebung  [Bein  des  Engels,  Felsen]  hin- 
überspielt, nimmt  der  Gürtel  Jakobs  eine  olivgrüne 
Färbung-  an.  Die  in  warmen  dunklen  Tönen  zu- 
sammengehaltene Gestalt  Jakobs  steht  gegen  das 
schimmernde,  durch  goldockergelbe  Töne  erwärmte 
Weiß  im  Engelsgewand.  Im  Inkarnat  und  im  rot- 
braunen Haar  des  Engels  klingen  die  goldigen 
Lichter  weiter.  Graue  Töne,  die  warme  Unter- 
malung deckend,  setzen  in  den  Engelsflügeln  an 
und  verbreiten  sich  abwärts,  auch  über  den  unteren 
Teil  des  weißen  Engelsgewandes. 


Bez.  rechts  unten :  Rembrandt  f.    Die  Bezeichnung,  wahrscheinlich  aus 
dem  früher  größeren  Bild  ausgeschnitten,  ist  eingesetzt  .'.  Aus  der  spä- 
teren Zeit  des  Meisters,  um  1660  .'.  Sammlung  SoUy,  1821. 
Leinwand,  h.  1,37,  br.  1,16. 


188 


D  ^•^-.l-.,^»».-»  J4-  Alte  Kopie  nachRembrandt 

Kembrandt^3„RijP 

821  Bildnis  eines  Rabbiners.  Aus 
dem  warmen,  besonders  im  Hinter- 
grunde durch  Grau,  im  Mantel  durch 
Schwarz  gedämpften  Braun  der  Unter- 
malung leuchtet  goldig-ockergelb  [durch 
den  Gegensatz  zu  Grauweiß  im  Turban 
und  in  den  Unterärmeln  gestärkt]  das 
Inkarnat,  mit  Grau  modelliert  neben  dem 
Rotbraun  der  in  den  Tiefen  zutage  lie- 
genden Untermalung.  Der  Fleischton 
steigert  sich  zu  Goldgelb  in  der  golde- 
nen Spange,  und  den  Stickereien  auf 
Gewand  und  Turban  und  klingt  ge- 
dämpft im  Hintergrunde  r.  aus,  wo  in 
einer  Nische  die  von  der  ehernen  Schlange 
umwundene  Säule  sichtbar  ist. 

Kopie  nach  dem  Originale  Rembrandts,  das  sich  mit  dem  Namen  und  der  Jahreszahl  1635  bezeichnet  beim  Herzog  von 
Devonshire  in  Chatsworth  befindet    .'.    Alte  Kopien  kommen  in  mehreren  Sammlungen  vor  [u.  a.  in  Dresden,  Turin, 
Emden,  Galerie  Liechtenstein  zu  Wien,  Kingston  Lacy]    .•.    Königliche  Schlösser. 
Eichenholz,  h.  0,96,  br.  0,76. 

Rembrandt   Schule  des  Rembrandt  van  Rijn. 

815b  Ruhe  auf  der  Flucht  nach  Ägypten.  Karminrot  im  Gewände  Marias,  durch 
den  braunen  Gesamtton  gebrochen,  geht  nach  der  Tiefe  in  Rotbraun  [Inkarnat  Josephs, 
Baumstamm]  und  bräunliches  Karminviolett  [Rock  Josephs]  über  und  endet  im  röt- 
lichen Horizont.  Die  stumpfen  roten  Töne  er- 
gänzen sich  durch  das  dunkle  Grün  des  Laub- 
werks, das  als  Blaugrün  in  der  Umhüllung  des 
Kindes  ansetzt,  und  werden  in  ihrer  Wirkung 
gesteigert  durch  die  Nachbarschaft  zu  Grau 
[stumpfgrauer  Ton,  der  in  der  Umgebung  Marias 
über  das  Dunkelbraun  des  Erdbodens  gedeckt 
ist,  graues  Fell,  das  dem  Kind  als  Unterlage 
dient]  und  Graublau  [Untergewand  Josephs, 
Ferne,  Himmel].  Bräunliches  Goldgelb  in  den 
Ärmeln  und  im  Haar  des  Kindes. 


Unter  dem  Einflüsse  von  Rembrandts  heiliger  Familie  in  der  Pina- 
kothek zu  Müiichen  [datiert  1631]  und  dem  nahe  verwandten  Bilde 
bei  Mr.  Boughton  Knight  gemalt    .'.    Sammlung  Suermondt,  1874. 
Eichei.holz,  h.  0,73,  br.  0,58. 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVIl. 
Jahrhun- 
dert 

828 


815  B 


189 


Schule  von 
A  msterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 

807 


824  B 


f-fnV<:f       Gerrit 

Horst.  Geboren  um 
1612  zu  Muiden,  ge- 
storben 1653.  Schüler 
des  Antony  Hen- 
ricksz  ,  ausgebildet 
unter  dem  Einflüsse 
Rembrandts. 

807  Der  Segen 
Jakobs.  Das  mit 
Braun  gedämpfte 
verschiedenartige 
Rot  an  den  Bild- 
rändern [karmin- 
rotes Kleid  des 
vorn  knienden 
Jakob,  wärmeres 
Rot  im  Köcher 
und  in  der  Bett- 
decke, Braunrot 
im  Vorhang  r.  und  1.]  kühlt  sich  nach  der  Mitte  über  die  weißlichen  Lichter  auf  Jakobs  Rock, 
über  goldgelbe  und  graublaue,  hellrote  und  grünliche  Töne  in  der  Musterung  der  Bettdecke, 
bräunlichgoldgelbe  und  grünliche  Töne  in  der  Kleidung  Rebekkas  zu  Weiß  im  Bettzeug  ab, 
von  dem  sich  in  lichteren  graublauen  [Überwurf  1.],  mattgelbgrünen  [Ärmel  r.  mit  dem 
stumpfen  Karminrot  vorn  kontrastierend],  hellroten  [Kappe]  und  rotbräunlichen  Tönen  [In- 
karnat] die  Hauptfigur  abhebt. 

Königliche  Schlösser    .".    Leinwand,  h.  1,55,  br.  2,18. 

824b  Stilleben.  Rot  in  den  Äpfeln  1.  vorn  ergänzt 
sich  durch  das  Saftgrün  der  Blätter  und  geht  nach 
derTiefe  in  den  goldgelbbraunen  Ton  des  Goldpo- 
kals und  das  rötliche  Braun  in  der  Stuhllehne  [an 
der  ein  Säbel  mit  goldgelbem  Korb  hängt]  über. 
Die  wärmeren  Töne  treiben  das  starke  Blau  der 
Sammetdecke  in  der  Mitte  [mit  schwärzlichen 
Schatten]  heraus,  das  mitdemHellgelbderZitronen, 
dem  Goldgelb  der  Äpfel  und  der  Goldborte  1. 
unten  kontrastiert.  Nach  der  r.  Seite,  die  vom 
kalten  Weiß  des  Tuches  beherrscht  wird,  kühlt 
sich  der  Hauptkontrast  zu  mattem  Graublau  in 
der  Fayenceschüssel  und  Mattgelb  in  den  Früch- 
ten, der  Kontrast  von  Rot  und  Grün  zu  hellem 
Blaugrün  und  Braunrot  der  Weintrauben  ab,  um 
im  grauen  Tone  des  Hintergrundes  zu  enden. 

Bez.  links  oben:  G.W.  Horst  .  f  1651  .-.  Erworben  1894  .'.  Sammlung 
A.  Thiem    .-.    Leinwand,  h.  1,03,  br.  0,795. 


190 


824  Die  Großmut  des  Scipio.  Alle  Lokalfarben  sind  in  warmes  Braun  getaucht.  Das 
g-edämpfte  bräunliche  Rot  der  Bildränder  setzt  am  nachdrücklichsten  in  der  Gewandung 
des  in  der  Mitte  am  Boden  knienden  Vaters  mit  dem  Lösegeld  ein.  Es  klingt  gedämpfter 
weiter  im  Teppich,  aufleuchtend  in  dem  Siegel  zwischen  goldgelben  und  ockergelben 
Tönen.  Während  die  braunrote  Färbung  der  Bildränder  durch  goldgelbe  Töne  gestärkt 
wird  [z.  B.  Kleid  des  Kindes  1.],  hellt  sich  das  Kolorit  nach  dem  Mittelpunkt  zu  auf.  Im 
Vordergrunde  setzt  Graublau  [Teppichmuster,  Geldmünzen]  ein  und  kühlt  sich  in  der 
Hauptgruppe  zu  Grauweiß  [Kleid  der  Braut  unter  bräunlichgoldgelbem  Mantel]  und 
grünlichem  Hellgelb  [Gewand  des  Bräutigams  Allucius,  des  Häuptlings  der  Celtiberer] 
ab.  Nach  oben  geht  die  Färbung  über  goldgelbe,  rotbräunliche  und  bräunlichkarmin- 
rote Töne,  von  Graublau  und  schwärzlichem  Blau  [Mantel  Scipios,  mit  karminrötlichem 
Schimmer,  über  gelbbraunem  Gewand]  unterbrochen,  in  das  bräunliche  Dunkelgrau  des 
Hintergrunds  über.    Braunrote  Schatten  des  Inkarnats. 

Bez.  links  unten:  G.  Horst  .  f   -•-   Sammlung  Solly,  1821. 
Leinwand,  li.  2,47,  br.  3,26. 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 


824 


191 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 

826 


1>^  •         1      Salomon    Koninck.     Maler    und  Radierer,    geb.  zu  Amsterdam   1609,    begraben    daselbst 

i^OmnCK    (jgp  3    August   1656.     Schüler   des  David   Colijns,  Fran^ois  Venant    und  Claes  Moeijaert  zu 

Amsterdam;   1630   daselbst   in    die  Malergilde   aufgenommen.     Bildete  sich   nach  Rembrandt.    Tätig  zu 

Amsterdam. 

826  Krösus  zeigt  Solon  seine  Schätze.  Die  Mittelgruppe  in  warmem  goldigem 
Licht:  ockergelbe  Töne  im  Fußboden,  dem  Inkarnat,  den  Beinkleidern  und  Reiherfedern 
am  weißen  Turbane,  Hellrot  im  Gewände  des  Krösus,  komplementäres  Hellgelbgrün 
im  Rocke  Solons,  durch  Grauviolett  [Rock  des  Zuschauers  hinter  ihm]  mit  dem  kühlen 
bräunlichen  Grau  des  Hintergrunds  vermittelt  [aus  dem  in  dünnen  durchsichtigen 
rötlichen  und  grünlichen  Tönen  die  Gestalten  der  Ferne  auftauchen].  Tiefere  Farben 
seitwärts  helfen  die  Helligkeit  der  Mitte  erhöhen.  Über  Dunkelkarminrot  im  Mantel 
des  Krösus  steigt  die  Färbung  nach  r.  zu  den  stärksten  Kontrasten  im  Bild  an:  zu 
schwärzlichem  Blau  [Rock  des  Mohren,  mit  goldgelben  Borten  besetzt],  Grün,  Rot 
und  Gelb  [Tracht  des  jungen  Mannes  ganz  r.],  während  die  1.  Seite  in  ein  bräunliches 
Karminrot  getaucht  ist,  dem  Silbergrau  [Schüsseln  und  Geräte]  zur  Seite  steht,  und 
das  über  gelbrote  Töne  [Diener  mit  Gewändern]  in  die  rötliche  und  goldgelbe  Abend- 
stimmung des  Torausschnitts  übergeht. 

Sammlung  Solly,  1821      .-.     Eichenholz,  h.  1,21,  br.  1,99. 

822  Berufung  des  Matthäus  zum  Apostelamte.  Der  einheitliche,  nach  der  Tiefe 
zu  stark  durch  Grau  aufgelockerte  braune  Gesamtton,  aus  dem  goldig  das  ocker- 
gelbliche Inkarnat  aufleuchtet,  steigert  sich  in  den  Gewändern  der  Hauptfiguren  zu 
Goldgelbbraun  [Mantel  des  Matthäus,  Mantel  Christi],  besonders  in  der  Gruppe  vorn 
durch  reichliches  Graublau  [Gewänder  der  den  Matthäus  umgebenden  Zöllner]  sich 
ergänzend.     Besonderen   Nachdruck   empfängt   diese   Gruppe    durch    das  Weiß   des 


192 


aufgeschlagenen  Buches  sowie 
den  einzigen  stärkeren  Kontrast 
im  Bild:  Karminrot  in  Kappe  und 
Mantelumschlag  des  Matthäus, 
Saftgrün  in  seinen  Armein. 

Vermutlich  dasselbe  Bild,  das  Salomon  nach  der 
Angabe  des  Cornelis  de  Bie  im  Jahre  1646  für 
Johannes  de  Reynealmo  in  Amsterdam  malte  .". 
Königliche  Schlosser. 

Eichenholz,  h.  0,61,  br.  0,90. 

l\7<^r>C  J^"  Livens,  Lievens  oder 
'^  ^^'^  Lievensz.  Maler  und  Radierer, 
geb.  zu  Leiden  den  24.  Oktober  1607, 
begraben  den  8.  Junil674  in  Amsterdam. 
Schüler  Joris  van  Schootens  zu  Leiden 
und  Pieter  Lastmans  zu  Amsterdam, 
ausgebildet  unter  dem  Einflüsse  Rembrandts.  Tätig  zu  Leiden  und  nach  einem  Aufenthalt  in  England 
[1631]  zu  Antwerpen  [1634  35  als  Meister  in  die  Gilde  aufgenommen  und  noch  1643  daselbst],  später 
in  Amsterdam,  zeitweise  im  Haag  [1661  in  die  Gilde  eingeschrieben],  und  wieder  in  Leiden  [nach- 
weisbar 1639  und  1672]. 

839  Bildnis  eines  Knaben.  Der  braune  Grundton,  durch  Grau  im  Hintergrunde  ge- 
kühlt und  durch  ockergelbliche  und  rotbräunliche  Töne  in  den  Fliesen  des  Fuß- 
bodens aufgelichtet,  erwärmt  sich  zu  Olivbraun  mit  ockergelben  Lichtern  in  der 
Sammettracht.  Als  hellster  Ton  das  mit  rötlichen  Tönen  erwärmte  Inkarnat,  das 
durch  Weißgrau  [Besatz]  und  Blaugrau  [Kragen,  z.  T.  bräunlich  getönt]  gestärkt 
wird.  Ockergelbbraunes  Haar.  Die  ein- 
heitlich tonige  Färbung  beleben  stumpfes 
bräunliches  Karminrot  in  der  Sammet- 
decke  [dunkler  im  Vorhang]  und  als  leb- 
hafteste Farben  im  Bild  besonders  Zin- 
noberrot und  Ockergelb  in  den  Büchern 
auf  dem  Tische  1. 

Königliche  Schlösser. 

Leinwand,  h.  1,41.  br.  1,04. 

816  Abendlandschaft.  Das  warme  Rot- 
braun derUntermalung  gibt  derStimmung 
den  Grundton.  Das  Goldgelb  des  Sonnen- 
untergangs leuchtet  zwischen  dunklen 
Stämmen  auf  dem  Wasserspiegel  und 
färbt  die  in  den  Schatten  graublauen 
Wolken  mit  goldigem  Licht.  Der  warme 
Ton  der  unteren  Bildhälfte,  der  im  Erd- 
boden neben  Ockergelb  nur  mit  Grau 
und  Saftgrün  gedeckt  ist,  hellt  sich  nach 
oben  in  den  lichteren  Stellen  des  Laub- 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 


193 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 

816 


Werks  zu  luftigem  mattem  Grün, 
im  Himmel  zu  lichtem  Blau  auf. 

Auf  der  Rückseite  in  gleiclizeitiger  Schrift: 
Jan  Heuens  und  I.  L.  Das  einzige  bis- 

her gesidierte  Landschaftsbild  des  Kijnst- 
lers,  von  dem  gerade  besonders  viele  land- 
schafthche  Zeichnungen  erhalten  sind  .'. 
Königliche  Schlösser. 

Eichenholz,  h.  0,28,  br.  0,48. 


Back 


Jacob 
er    Back« 


Adriaensz. 
Sack  er.  Geboren  zu 
Harlinsfen  1608  oder  1609,  g-estorben 
zu  Amsterdam  den  27.  August  1651. 
Schüler  des  Lambrecht  Jacobsz.  zu 
Leeuwarden,  dann  Rembrandts  zu 
Amsterdam  [seit  etwa  1632],  wo  er 
namentlich  als  Bildnismaler  tätig  war. 

810b  Bildnis  des  Rechtsgelehrten  Fran^ois  deVroude.  Die  Wirkung  des  bräun- 
lichockergelben, mit  Rot  behandelten  Inkarnats  wird  durch  bräunliches  Grau  im  Bart 
und  vor  allem  durch  Grauweiß  im  Kragen,  dem  Tuch  in  der  Hand  und  dem  aufge- 
schlagenen Buch  gesteigert  und  durch  den  Gegensatz  zu  Schwarz  in  Kappe  und  Hut, 
zu  Grauschwarz  in  der  Tracht  aufgelichtet.  Bräunlichdunkelgrauer  Hintergrund.  Die 
wenigen  lebhafteren  Töne:  Goldockergelb,  Rot  und  Dunkelgrün  im  Teppich  sind  durch 
Braun  gedämpft.    Goldgelb  im  Buchschnitt  und  dem  Brillenfutteral. 

Bez.  links  im  Grund  über  dem  Stuhle  mit  dem  aus  J  A  B  gebildeten  Monogramm,  der  Jahreszahl  1643,  und  rechts:  Aet.  76 
.*.  Erworben  1873  in  Wien. 


Leinwand,  h.  1,10,  br.  0,94. 


1640  Bildnis  einer  Frau.  Goldig-ocker- 
gelb leuchtet  das  Inkarnat,  mit  lichtroten 
Tönen  in  den  Augen,  Nase,  Backen  und 
Mund  behandelt  und  mit  graublauen  Halb- 
schatten modelliert,  aus  dem  Blaugrau  in 
Haube,  Kragen  und  Manschetten  hervor, 
durch  den  Gegensatz  zu  Schwarz  in  Haube 
und  Kleidung  stark  aufgehellt.  Das  Zin- 
noberrot im  Bezug  der  Stuhllehne  ist 
durch  das  Braun  der  Untermalung  ge- 
brochen und  kehrt  heller  im  Schnitte  des 
Buches  wieder.  Gedämpft  rotbraune 
Zwischentöne  im  Pelzbesatz  und  in  der 
Stuhllehne,  ockergelbliche  im  Bucheinband. 
Bräunlichgrauer  Hintergrund. 


Aus  der   früheren  Zeit  des  Meisters,   unter  dem  Einflüsse 
Rembrandts    .".    Erworben  1904     .*.     Sammlung  A.  Thiem. 
Leinwand,  h.  0,77,  br.  0,65. 


194 


F'linpir    Govert    Flinck.    Geb.   zu   Cleve  den  25.  Ja- 
1    llllV^Iv    ^yjf  1615,  gest.  zu  Amsterdam  den  2.  Februar 

1660.    Schüler  des  Lambert  Jakobsz.  zu  Leeuwarden, 

dann  Rembrandts  zu  Amsterdam.    Tätig  vornehmlich 

zu  Amsterdam. 

813a  Bildnis  einer  jungen  Dame.  Lebhaft 
wirkt  das  warme  ockerg-elbe  Inkarnat,  in  den 
Wangen  und  besonders  den  Lippen  mit  Zin- 
noberrot behandelt.  Es  geht  über  durch- 
sichtige graubläuliche  Töne  in  das  Dunkel- 
rotbraun des  Haares  über.  Die  breite  Fläche 
Weiß  im  Kragen  [an  den  durchsichtigen 
Stellen  blaugrau  getönt]  läßt  das  Inkarnat 
noch  blühender  erscheinen,  während  tiefes 
[durch  die  braune  Untermalung  erwärmtes] 
Schwarz  im  Gewand  die  Helligkeit  aufs  höchste 
steigert.  Das  Rotbraun  des  Hintergrunds  ist 
durch  dunkelgraue,  r.  auch  durch  ockergelb- 
liche Töne  gedämpft. 

Bez.  links  unten:  G.  Flinck  "  f  1641    .".  Sammlung  Suermondt,  1874  .-.  Eidienholz,  h.0,64,  br.  0,52. 

815  Verstoßung  der  Hagar.  Vorn  setzt  tiefes  leuchtendes  Rot  im  Rocke  des  kleinen 
Ismael  ein  und  klingt  r.  im  hellroten  Mieder  Hagars,  im  Kopftuch  und  im  Band  auf 
ihrer  Schulter,  1.  als  mattes  bräunliches  Karminrot  im  Mantel  Abrahams  aus,  durch 
Graubraun  im  Pelz  zum  Graublau  seines  Gewandes  und  den  luftigen  bräunlichgrauen 
und  grauen  Tönen  in  Ferne  und  Himmel  überführt.  Rot,  das  goldgelbe  [Rockborten 
und  Inkarnat  Ismaels,  das  durch  gedämpftes  Weiß  im  Hemd  und  tiefes  Schwarz  im 
Haar  gestärkt  wird]  bis  zu  Orangegelb  [Kappe  Ismaels,  bräunlicher  in  der  Flasche  an 
Hagars  Seite]  ansteigende 
Töne  begleiten,  wird  durch 
den  Kontrast  zu  Blaugrün 
im  Kleide  Hagars  in  seiner 
Intensität  gesteigert.  Das 
helle  ockergelbliche  Inkar- 
nat erwärmt  umgebendes 
Weiß  im  Hemd,  die  r.  Seite 
des  Hintergrunds  durch 
Grau  gebrochene  rotbraune 
und    ockergelbliche   Töne. 

Bez.  rechts  unten :  G.  Flinck  ■  f  .*.  Das 
Bild,  vom  Meister  im  Auftrage  des 
Großen  Kurfürsten  ausgeführt,  ist  über 
ein  anderes,  vermutlidi  nur  angefange- 
nes Bild  gemalt,  dessen  Farben  mit  der 
Zeit  [namentlich  rechts  in  der  Land- 
schaft] teilweise  durchgewachsen  sind 
.".  König'iche  Schlösser. 

Leinwand,  h.  1,07,  br.  1,35. 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 

1640 


815 


195 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 


Flinck?  813b  Susanna  im  Bade.  Die  Durchführung  ist  breit  und  fast  skizzenhaft,  in 
fetter,  saftiger  Farbe.  Aus  dem  braunen,  mit  Grau  gekühlten  Helldunkel  des  Hinter- 
grundes taucht,  von  hellem  Licht  getroffen,  der  ockergelbliche,  gleichfalls  durch  grau- 
blaue Halbtöne  aufgelockerte  Rücken  Susannas  auf.  Goldig-ockergelb  blitzt  das 
Haar,  goldige  Lichtflecke  spielen  am  Ufer,  auf  den  Gewändern,  den  Felsen  in  der 
Tiefe.  Kälteres  Grauweiß  und  Hellgrau  in  den  Tüchern,  eine  dunkelblaue  Lasur  in 
dem  daneben  sichtbaren  Gewandzipfel  sowie  saftgrüne  Töne  im  Gras  stimmen  das 
kühle  Inkarnat  wärmer.  R.  hinten  im  Dunkel  gedämpft  ockergelbe  Töne  im  Inkarnat 
der  Richter;  der  vorderste  in  dunkelblauem  Rock. 

Erworben  1908  als  Geschenk  der  Herren  Durlacher  Bros-,  London. 
Eichenholz,  h.  0,47,  br.  0,35. 


813A 


Bol 


Ferdinand       Bol. 

Maler  und  Radierer, 
g-etauft  zu  Dordrecht 
den  24.  Juni  1616,  be- 
graben zu  Amsterdam 
den  24.  Juli  1680. 
Schüler  Rembrandts  zu 
Amsterdam.  Tätig  zu 
Amsterdam  [schon  vor 
1640]. 


Halbschatten],  das 
dem  hellen  ockergelb- 
lichen, stark  mit  roten 
Tönen,  besonders  auf 
Backe,  Kinn  und 
Lippen  erwärmten 
Fleischton  als  Folie 
dient.  Bräunlichgrauer 
Hintergrund.  Gold- 
gelbes Armband. 


Bez.  links  im  Grunde:  F  Bol  " 
fecitl642  ■  .-.  Erivorbenl843 
aus  der  Sammlung  Reimer  zu 
Berlin. 

Leinwand,  h.  0,87,  br.  0,67. 


Bol?  809a  Brustbild 


809  Bildnis  einer 
älteren  Dame. 
Grauschwarz  der 
Tracht  erhöht  die 
Licht  sammelnde 
Kraft  des  Weiß  in 
Haube,  Kragen, 
Manschetten     und 

Taschentuch    [mit      ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^H 
zartem    Grau    ge-       ^^H^^^^^^^^^^^^^^^^^E  Mannes.   Vor  kaltem 

dämpft      in      den  Grau      des      Hinter- 

grunds hält  ein  goldigbrauner  Ton  die  Gestalt  zusammen.  Warmes  Dunkelbraun  im 
Haar  und,  mit  karminroten  Lasuren  überzogen,  im  Gewand  umschließt  sie  und  läßt, 
im  Untergewand  durch  graublaue  Töne  aufgelichtet,  das  ockergelbliche  Inkarnat  in 
starker  Helligkeit  erscheinen.  Das  mit  graublauen  Halbschatten  und  braunen  Tiefen 
der  Untermalung  [die  weich  ins  Haar  hinüberführen]  modellierte  Antlitz  wird  durch 
rote  Töne  auf  Wangen  und  Lippen  belebt.  Goldig  im  Halblicht  taucht  die  Hand  aus 
dem  warmen  Braun  auf. 

Das  Bild  stellt  wahrscheinlich  eine  alttestamentarische  Figur  [vielleicht  König  David]  dar    .".    Unter  der  falschen  Inschrift: 
Fd.  Bol.  1651  [im  Grunde  rechts  unten]  sind  Überreste  einer  echten  alten  Inschrift  sichtbar    .-.    Das  Bild  ist  für  F.  Hol  zu 
gering,  vielmehr  im  Chaiakter  Gerard  de  Wets  oder  eines  ähnlichen  Rembrandtschülers    .'.    Sammlung  Suermondt,  1874. 
Leinwand,  h.  0,76,  br.  0,65. 


Victors  ii",!:?::' 


Zeichnet   sich  auch  Victor,  Victoor    oder  Fictoor.     Geboren  um   1620  zu 
Amsterdam,    gestorben    bald    nach    1676.     Schüler    Rembrandts    [wahrscheinlich    1635—1640]. 
Tätig  zu  Amsterdam  bis  1673. 


196 


Fabritius 


1874  .-.  Eichenholz,  h.  0,23, 
br.  0,19. 


826a  Hanna  übergibt  ihren  Sohn  Samuel  dem  Priester  Eli.  Bräunliches  Zinnober- 
rot des  Mantels  [durch  das  Goldgelb  der  Musterung-  aufgelockert  und  durch  das  um- 
gebende Weiß  mit  silbergrauen  Schatten  in  seiner  Kraft  gestärkt]  und  Karminrot  des 
Mantelumschlags  Elis,  kontrastierend  mit  Gelbgrün  [im  Teppich  mit  gelben  Fransen] 
und  ausklingend  im  warmen  Rotbraun  des  Sockels  und  im  luftigen  Karminviolett  des 
Vorhangs  r.  oben.  Die  silbergrauen  Schatten  im  Untergewande  Elis  vermitteln  mit 
dem  luftigeren  Kontrast  der  Mitte:  mit  Dunkelblau  [Kleid  Samuels,  mit  gelbbraunem 
Haar],  das  durch  bräunliches  Goldgelb  im  Rocke  Hannas  gestärkt  wird,  und  mit  bräun- 
lichem Karminrot  in  ihren  Ärmeln  und  Barett  [mit  dunkelblauen  Puffen].  Das  gedämpfte 
Blau  ihres  Schleiers  überführt  zum  kalten  Blaugrau  des  Hintergrunds,  den  das  ge- 
dämpfte Braunrot  und  Gelbbraun  derTracht  El-Kanas  [des  Gatten  der  Hanna]  zurück- 
treiben hilft. 
Bez.  rechts  unten :.  Jan  .       _^^^_^^^^^^^^^^^^^^^^^_  dichterem  Grau, die 

worben  ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^H  Lichter    des   Inkar- 

^^^^^^^^■H^^^^^^^^H  Ockergelb 

^^^^^^^^^V^'^^V  ^^^^^^^^^H  lichenTönen  aufge- 

^^^^^^^^m  ^  fiJm  4^^^^^^^^  setztsmd.  bchwarz- 

Geboren  ^^^^^^^^'.aWM  ^^^^^I  Hche  Schatten. 

storben    zu  Dein  ^^^^^^^^^^^^*  J^ ^Bc^^iVii^^^^^^H 

12.      Oktober       1654.  ^^^^^^^T  "'?y.gHi'*^^^^^^^^B  Sammlung         Suermondt, 

Schüler      Rembrandts  ^^^^^^^W  ^i^^  ^^^^^H 

zu   Amsterdam,  ^^^^^^^|  ,^^^^^^^1 

daselbst,  alsdann  von  ^^^^^^^^  .^^C^^^^^l 

1650-1654   zu  Delft.  ^^^^^  ^^^^^    ^H        F  Pf^lrlinilf  .      ^^ 

Fabritius?     819a  ^^^^^^^H^^W c"^^^S^^^^^^  ^^H  van    den    Eeckhout. 

Studie  eines  be-        ^^^^HR^^L^I^^   ^^1  Maler  und  Radierer^«- 

^^^^^^^^^^^r^^*^^fl^^^ '^J^jä    ^^^H  boren     zu    Amsterdam 

tenden  Mannes.       ^^H^^^^^^^^ttg^l^^!^^fc^^^|  den  19.  August   1621, 

In  braunem,  durch      ^^^^^^^^^tM^UI^^L  oo^' c^^". ''"r'^^'i  a^a" 

Grau  gedämpftem        H^^7  ^  ^^^^^^^^^^^m  Schüler       Rembrandts. 

Gesamtton,  in  dem        K       /    ^Tjttkf^^^^^^H  ^^''"    '"    Amsterdam. 

diehellerenStellen  ^  AdHI^Hli^^l^^^^^^l  ^0*4  I^>^  Erweckung 
desRockesinetwas  derTochter  Jairi. 

Der  goldgelbe  Schimmer  des  Lichts,  der  den  bräunlichen  Grundton  erwärmt,  sich 
auf  dem  Boden  und  in  einzelnen  Flecken  an  den  Wänden  verbreitet,  das  Inkarnat 
erhellt  und  das  Haupt  Christi  umleuchtet,  konzentriert  sich  in  der  breiten  Fläche  der 
goldgelben  Bettdecke.  Dem  Goldgelb  steht  Blau  gegenüber  im  Betthimmel,  im  Kissen 
auf  dem  Stuhl  am  Bett,  ausklingend  im  graublauen  Rocke  Christi,  im  hellblauen  des 
Mannes  hinter  diesem  und  in  den  grauen  Schatten  an  den  Wänden  des  Gemaches. 
Im  Vordergrund  aber  ist  dunkles  bräunliches  Rot  in  der  Tischdecke  [darauf  einzelne 
grünliche  und  goldgelbe  Gegenstände]  und  in  der  Gestalt  des  stehenden  Mannes  an- 
geordnet, das,  matter  auch  im  Mantel  Christi  wiederkehrend,  die  in  kaltem  bläulichem 
Weiß  gehaltene  Mitte  [die  Gestalt  der  Toten  auf  weißem  Linnen]  zurücktreibt. 

Frühes  Werk  des  Meisters  .*.  Von  G.  F.  Schmidt  als  „Rembrandt"  gestochen,  unter  dessen  Namen  es  sich  in  der  Sammlung 
Reimer  '  efand    .-.    Erworben  1843  aus  der  Sammlung  Reimer  zu  Berlin. 
Leinwand,  h.  0,33,  br.  0,42. 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 


809 


197 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVIl. 

Jahrhun- 
dert 

813  B 


809A 


820  Darstellung  Christi  imTempel.  Das  grau- 
bräunliche  Halbdunkel  des  düsterenTempelraumes 
erhellt  ein  einfallender  Lichtstrahl.  In  seinem  Be- 
reich leuchtet  Goldgelb  auf  in  Mantel  und  Gold- 
stickereien der  Kappe  des  vom  Rücken  gesehenen 
Priesters  [kontrastierend  mit  Blau  in  Kragen  und 
Ärmeln  des  Gewandes],  Zinnoberrot  indem  reich 
mit  blitzendem  goldenem  Besatz  gezierten  Mantel 
und  nochmals  gedämpft  Goldgelb  im  Gewände 
Simeons.  Auf  kaltem  Weiß  in  der  Umhüllung  des 
Kindes  sammelt  sich  das  hellste  Licht.  Außerhalb 
des  Lichtbereiches  klingen  diese  Hauptfarben  ge- 
dämpft aus,  über  bräunliches  Goldgelb,  von  ein- 
zelnen roten  Flecken  unterbrochen,  in  grünliches 
Blau  [die  beiden  äußersten  Figuren  1.,  Mantel 
Marias  r.];  Goldgelb  und  Graublau  in  der  Tracht 
des  Priesters  in  der  Mitte;  bräunliches  Rot  in  der 
Gewandung  der  r.  im  Dunkel  herbeikommenden  Hanna. 

Einzelner  Erwerb  aus  der  Sammlung  Giustiniani  vor  1815     -■-     Leinwand,  h.  0,83,  br.  1,00. 

829  Merkur  tötet  Argus.  Der  bräunlichockergelbe  Gesamtton  setzt  goldig  im  Körper 
Merkurs  an  und  erwärmt  sich  im  Körper  des  schlafenden  Argus  und,  nach  der  r.  Seite 
zu  ansteigend,  in  der  Kürbisflasche  und  der  hinteren  Kuh  zu  Lichtrot.  Er  gewinnt  durch 
die  Zusammenstellung  mit  reinem  Weiß  [die  in  eine  Kuh  verwandelte  Jo,  Streifen  vom 
Untergewande  Merkurs],  mit  Hellblau  [Mantel  Merkurs,  heller  im  Himmel]  und  mit  den 

kühleren  Tönen  1.  und  oben  [graubraune 
Schattentöne  1.,  luftige  grüne  und  graublaue 
Töne  der  oberen  Bildhälfte]  an  sonniger 
Wirkung. 


Bez.  rechts  unten:   G.  v  Eeckhout.  fe.  A""  1666. 
Schlösser. 

Leinwand,  h.  0,94,  br.  1,10. 


Königliche 


D 


^^,,  Gerard  [Gerrit]  Dou.  Geboren  zu  Leiden 
^"  den  7.  April  1613,  begraben  daselbst  den  9.  Februar 
1675.  Schüler  des  Kupferstechers  Bart.  Dolendo,  des 
Glasmalers  Pieter  Couwenhorn  und  Rembrandts 
[28.  Februar  1628  bis  1631].  Tütig  vornehmlich  in 
Leiden. 


847  Bildnis  der  Mutter  Rembrandts.  Die 
warm  braune  Untermalung  in  Umbra  ist  im 
Hintergrunde  mit  kühlem  Dunkelgrau  ge- 
deckt, in  den  beleuchteten  Stellen  des  Pelzes 
gleichfalls  mit  grauen  Tönen  gekühlt  und  im 
Inkarnat,  das  durch  den  Gegensatz  zu    um- 


198 


gfebendemWeiß  inderBindenoch 
wärmer  erscheint,  mit  bräunlich- 
ockergelben und  weißlichen 
Tönen,  neben  graublauen  Halb- 
schatten, aufgehellt. 

Bez.  links  im  Grunde:   G  Dou  .      .•.      Aus  der 
frühesten  Zeit  des  Meisters    .■.  Versteigerung 
G.  Hoet  im  Haag  1760  [an  Yver];  seit  1763 
in  Sanssouci  .'.  Königliche  Schlösser. 
Eichenholz,  h.0,22,  br.  0,17. 

843  Die  büßende  Magdalena. 
Das  volle  Licht  sammelt  sich  auf 
dem  schimmernden  ockergelb- 
lichen [in  Antlitz  und  Händen 
mit  Lichtrot  erwärmten]  Inkar- 
nat, dasWeiß  im  Hemd  umrahmt. 
Dunkles  bräunliches  Rot  imKleid, 
sich  kräftigend  vorn  aufdemKnie, 
steigert  die  Zartheit  des  Fleisch- 
tons, während  schwärzliches  Blau  im  Mantel  auf  der  1.  Schulter  seine  Helligkeit  erhöht. 
R.  vorn,  glitzernd  im  Lichte,  helleres  Blau  in  der  Sammetdecke  [darauf  der  ockergelb- 
liche Beutel  und  gelbe  Goldstücke].  Stumpfere  hellrote,  grünliche  und  graublaue  Töne 
im  Teppich,  der  r.  den  dunkelblaugrauen  Hintergrund  verdeckt. 

Bez.  rechts  am  Sockel  eines  Pilasters:  G.  Dovl638  .".  Königliche  Schlösser. 
Eichenholz,  h.  0,30,  br.  0,23. 

854  Die  Vorratskammer.  Kaltes  bläuliches  Licht  erfüllt  den  grauen  Kellerraum,  an 
dessen  Tür  das  rötliche,  von  weißem  Kerzenlicht  erhellte  Gesicht  der  Köchin  [mit  blau- 
grauer Schürze]  auftaucht.  R.  im  Vorder- 
grunde, von  hellerem  Lichte  getroffen,  bräun- 
lichockergelbe [Tuch  auf  dem  Faß],  rotbräun- 
liche [Faß]  und  bis  Lichtrot  ansteigendeTöne 
[oberer  Rand  des  gelblichen  Metallbeckens, 
Topf  mit  weißen  Glanzlichtern],  die  ge- 
dämpfter schon  1.  in  einzelnen  Geräten  des 
Hintergrundes  neben  den  graublauen  Kohl- 
köpfen und  dem  grünen,  gelb  gestreiften 
Kürbis  ansetzen  und  die  kühle  Lichtwirkung 
steigern  helfen. 

Königliche  Schlösser  .■.  Leinwand,  h.  0,32,  br.  0,26. 


DL     Pieter  van  den   Bosch  [Bos].     Genre-  und 

UUodl    Stillebennialer,  geboren  um  1613  in  Amsterdam, 

hier  verheiratet  und  ansässig  noch  im  Jahre  1660.     In 

seinen  früheren  Bildern,  bis  gegen  1645,  dem  Gerard 

Dou,  in  seinen  späteren  dem  Nicolaes  Maes  verwandt. 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 


199 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVIJ. 

Jahrhun- 
dert 

820 


854c  Die  Spitzenklöpplerin.  In  heller  Beleuchtung  steht  die  Fig"ur  vor  dem  grauen 
Dunkel  des  Raumes,  das  über  den  rotbräunlichen  Ton  der  Untermalung  [r.  in  der  Tür 
zutage  tretend]  gedeckt  ist.  Grell  leuchtet  das  Zinnoberrot  der  Jacke,  daneben  bräunlich 
gedämpftes  Weiß  in  Schürze,  Kragen  und  Haube,  aus  der  warm  das  rotbraune  Inkarnat 
hervorkommt.  Dunkelblauer  Rock.  Hellgelber  Hut  mit  hellblauer  Schleife.  Ockergelb- 
lichbrauner Fußboden.     R.  ein  Fleck  Lichtrot  im  Kohlenbecken. 

Erworben  1892  aus  der  Sammlung  Lawrence  in  London,  wo  das  Bild,  wie  sonst  die  meisten  Bilder  des  Künsters,  als  ein  Werk 
des  Pieter  van  Slingeland  galt,  als  Geschenk  des  Generaldirektors  Dr.  W.  Bode. 
Eichenholz,  h.  0,20,  br.  0,145. 

1011  Die  Köchin  beim  Putzen.  Das  kühle  Grau  des  Innenraumes  erwärmt  sich  in  der 
Holzdecke,  dem  Fußboden  und  den  Möbeln  zu  bräunlichockergelben  Tönen,  zu  rot- 
bräunlichen in  einzelnen  Geräten  [Faßreifen,  Kiste  r.J,  zu  Hellgelb  in  der  Laterne  neben 


804 


200 


Schule  Tjon 
Amsterdam 
im  XVll. 
Jahrhun- 
dert 

829 


graublauen  Zinntellern  und  violettem  Tuch  r.  Alles  aber  übertönt  Zinnoberrot  in  der  Jacke 
der  Köchin,  das  wie  alle  Farben  dünn  über  die  durchscheinende  rotbraune  Untermalung 
gelegt  ist,  in  seiner  Wirkung  gesteigert  durch  die  Nachbarschaft  zu  Saftgrün  im  Rock.  Rot 
klingt  weiter  in  einzelnen  Flecken  als  Lichtrot  im  Tonkrug  und  dem  untersten  Tuch  im 
ockergelben  Korb  an  der  Wand.  Weiß  in  Hemd  und  Haube  der  Köchin  und  im  Tuch,  das 
über  den  Korb  hängt. 

Ehemals  irrtümlich  Shngeland  zu<jeschrieben,  weil  der  Restaurator  das  unten  rechts  angebrachte  Monogramm  übergangen  und  in 
P.  V.  S.  geändert  hatte  /.  Ursprünglich  lautete  die  Inschrift :  P.  v.  Bos  .*.  Auf  der  Rückseite  bezeichnet  in  alter  Schrift :  Pieter  van 
den  Bosch    .'.    Königliche  Schlösser    .'.    Eichenholz,  h.  0,32,  br.  0,25. 


847 


201 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 


l\/r  Nicolaes  Maes.    Geboren  zu  Dordrecht  im  November  1632,  begraben  zu  Amsterdam  den  24.  De- 

•^•^"■^^    zember  1693.    Schüler  Rembrandts  zu  Amsterdam   [um  1648 — 1652];  in  seiner  späteren  Zeit,  nach 

einem  kurzen  Aufenthalt  in  Antwerpen   [zwischen  1662 — 1665?],  unter  der  Einwirkung  der  vlämischen 

Malerei.    Tätig  zu  Dordrecht  [seit  165253]   und  Amsterdam   [seit  1673]. 

819c  Alte  Frau  beim  Apfelschälen.  In  das  bräunliche  Dunkel  des  düsteren  Raumes 
fällt  durch  das  enge  Fenster  gelbliches  Licht  ein.  Es  verbreitet  sich,  von  graublauen 
Schlagschatten  unterbrochen,  auf  der  Rückwand,  deren  heller  Ton  den  Hintergrund 
für  die  in  tiefen  kräftigen  Farben  gehaltene  Figur  bildet,  und  endet  über  graublaue 


.S54C 


202 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 

854 
1011 


Zwischentöne  im  dunklen  Grund.  Es  fällt  auf  das  kalte  Weiß  der  Haube,  die  das  warm 
rotbraune  Gesicht  umrahmt,  auf  goldgelbe  Äpfel  im  Schoß,  läßt  das  Zinnoberrot  der  Jacke 
[auf  Ärmel  und  Schulter]  aufleuchten,  das,  durch  Blaugrün  in  Ärmel  und  Schürze  gestärkt, 
stumpfer  im  Rock,  als  Lichtrot  im  Fußboden,  goldig-bräunlich  im  Spinnrad  und  dem  in  den 
Tiefen  zutage  tretenden  Ton  der  warm  braunen  Untermalung  ausklingt. 

Aus  der  von  Rembrandt  beeinflußten  Frühzeit  des  Meisters  .'.  Erworben  1899  aus  der  Sammlung  des  Lord  Francis  Pelham 
Clinton  Hope     .■.     Leinwand,  h.  0.55,  br.  0,50. 


819C 


203 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 

977 


N 


1007  A 


Bieter  Nason.  Bildnis-  und  Stillebenmaler, 
a.SOn  geb.  1612  in  Amsterdam,  1639  im  Haag  als 
Meister  in  die  alte  Lukasgilde  aufgenommen,  1656 
Mitbegründer  der  neuen  Malergilde,  gest.  zwischen 
1688  und  1691  im  Haag.  Angeblich  Schüler  Jan 
van  Ravesteijns.  Tätig  im  Haag  und  vermutlich  am 
kurfürstlichen  Hofe  zu  Berlin,  für  den  er  jedenfalls 
längere  Zeit  beschäftigt  war. 

977  Stilleben.  Das  Kolorit  ist  auf  ein  kühles 
luftiges  Grau  gestimmt,  das  von  dem  Perl- 
muttergrau der  Austern  und  dem  Silber- 
grau der  Schalen  und  des  venezianischen 
Glases  über  den  bläulichen  Hauch  der  Wein- 
trauben zu  dem  kräftigen  Hellblau  der  Fay- 
enceschüssel r.  [mit  olivgrünen  Gurken]  an- 
steigt. Mattes  Gelb  der  Zitrone,  mit  gelb- 
braunen Schatten  im  Brote  r.  sich  fortsetzend, 
1.  in  den  gelben  Reflexen  der  Weintrauben 
und  schließlich  in  den  Lichtern  des  gelb- 
braunen Goldpokals  ausklingend,  halten  den 
bläulichen  Tönen  das  Gleichgewicht.  In 
der  Mitte  aber  bricht  durch  Graublau  gedämpftes  Rot  eines  Apfels  hervor  [bräunlicher 
wiederkehrend  in  den  Kastanien  1.],  das  die  Ergänzung  zum  dunklen  Gelbgrün  der 
Sammetdecke  [mit  goldgelben  Fransen]  bildet.   Vor  bräunlichem  Grau  des  Hintergrundes. 

Bez.  rechts  unten :   P.  Nason :  f.  .■-  Königliche  Schlösser  .■.  Leinwand,  h.  0,84,  br.  0,67. 

1007a  Bildnis  eines  jungen  Mannes.  Ein  bräunlichgrauer  Grundton,  der  alle  Lokal- 
farben bricht,  verleiht  dem  Bildnis  seinen 
verblasenen  Charakter.  Das  blasse  bräun- 
liche Inkarnat,  aus  dunkler  Umgebung  [dun- 
kelbraunes Haar,  grauschwarzes  Gewand] 
hervorkommend,  wird  durch  die  Nachbar- 
schaft zu  Grauweiß  [Hemd,  Kragen]  und 
den  graugrünen  und  graublauen  Tönen  des 
landschaftlichen  Hintergrunds  erwärmt. 

Bez.  links  unten  am  Postament:    P  Nason  .  f  .  1668    .'.   Er- 
worben 1847  von  Frau  Prof.  Kretsdimar  in  Berlin. 
Leinwand,  h.  0,83,  br.  0,67. 

Dl  Willem  de  Poorter.  Geb.  zu  Haarlem  [?] 

r  OOr tCl  und  daselbst  noch  nach  1645  tätig.  Schü- 
ler Rembrandts,  vermutlich  schon  in  Leiden  [also 
zwischen  1627  und  1630].  Tätig  zu  Haarlem  [zuerst 
1635   erwähnt],   nach   1645   in  Wyck  bei  Heusden. 

820a  Gefangennahme  Simsons.  Vordem 
kühlen  Blaugrau  des  Hintergrundes  ist  die 
Figurengruppe   in    dem    bräunlichen  Tone 


204 


der  Unternialung-  zusammenge- 
faßt, die  Hauptfigur  durch  starke, 
den  Grund  zurücktreibende 
Lokalfarben:  Gelb  im  Mantel, 
Zinnoberrot  im  Gewände  Sim- 
sons,hervorgehoben.  Demkräfti- 
gen  Gelb  entspricht  Blau  in  der 
Tischdecke  1.  Zinnoberrot,  das 
sich  als  Braunrot  vorn  imTeppich 
verbreitet,  als  bräunliches  Hell- 
rot im  Kleide  Delilas,  als  Gelb- 
rot im  Turban  des  stehenden 
Mannes  hinter  ihr,  in  den  rot- 
bräunlichen Tönen  der  übrigen 
Figuren  und  dem  warmen  bräun- 
lichen Fleischton  ausklingt,  wird 

von  Blaugrün  [Beinkleid  des  r.  knienden  Soldaten]  und  Olivgrün  [Mantel  des  Mannes  mit 
Turban]  begleitet.  Nach  der  Tiefe  tauchen  die  Figuren  immer  mehr  in  luftige  grau- 
violette und  graublaue  Töne  ein,  die  zum  kalten  Hellgrau  des  Hintergrundes  überführen. 

Bez.  am  Türsturz:  W.  D.  P  .*.  Erworben  1873  in  Berlin  aus  dem  Besitze  des  Restaurators  Schmidt. 
Eichenliolz,  h.  0,50,  br.  0,62. 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 


Cuijp 


Benjamin  Gerritsz.  Cuijp.    Geb.  zu   Dordrecht  im  Dezember  1612,  gest.  daselbst  im  August 
1652.     Schüler   seines  Stiefbruders  Jacob   Gerritsz.  Cuijp,    unter   dem  Einflüsse    Rembrandts   aus- 
gebildet.   Tätig  hauptsächlich  in  Dordrecht,  wo  er  1631   in  die  Gilde  aufgenommen  wurde. 

743b  Anbetung  der  Hirten.  Die  Darstellung  ist  in  einem  warm  braunen  Gesamtton 
angelegt,  gedeckt  von  dem  gelblich  grauen  Lichtschein  der  Mitte  [darin  in  zarten 
rosaroten  Tönen  die  Gestalten  von  Kinder- 
engeln], der  sich  in  dem,  wie  alle  Farben  flott 
und  skizzenhaft  hingestrichenen  Gelb  in  der 
Figur  des  stehenden  Hirten,  den  Lichtern  auf 
dem  Erdboden  und  dem  Stroh  in  der  Krippe 
konzentriert.  Die  Wirkung  des  Gelb  steigert 
helles  weißliches  Blau  in  derGewandungMarias, 
fortklingend  im  Gewände  Josephs,  dessen 
bräunlichroter  Mantel  [neben  dem  saftgrünen 
Ton  der  Grasbündel]  wieder  mit  dem  bräun- 
lichen Grundton  vermittelt.  Dieselben  Töne 
gedämpfter  [stumpfgrün  und  bräunlichrosa]  in 
denTrachten  der  zuschauenden  Hirten  dahinter. 
Kaltes  Grauweiß  in  dem  das  Kind  umhüllenden 
Tuch  und  in  der  lagernden  Ziege  bilden  den 
Mittelpunkt. 


Bez.  an  einer  Holztür  rechts:  cuijp 
Eichenholz,  h.  0,74,  br.  0,56. 


Erworben  1877. 


743  B 


205 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 

806A 


806D 


C*  cAAc^v  Aert[Arent]deGelder.  Ge- 
VjeiUer  boren  zu  Dordrecht  den  26.  Ok- 
tober 1645,  begraben  daselbst  den  27.  Au- 
gust 1727.  Schüler  Samuels  van  Hoog- 
straten,  besonders  aber  Rembrandts  in 
dessen  letzter  Zeit  [um  1660  bis  1667] 
zu  Amsterdam.    Tätig  zu  Dordrecht. 

806a  Landschaft  mit  Ruth  und 
Boas.  Die  1.  Seite  des  Bildes  ist 
locker,  mit  unvertriebenen  Pinsel- 
strichen und  Flecken  in  gebroche- 
nen rotbraunen  Tönen  zusammen- 
gestrichen, die  sich  zu  bräunlichem 
Rot  im  Mantel  des  Boas  und  gol- 
digem Braun  im  Inkarnat  steigern,  kontrastierend  mit  dunklem  Grün  im  Rocke  des  Knechts, 
dem  Laubwerk  und  dem  Graswuchs.  Bräunliches  Goldgelb  im  Turban  und  Mantelum- 
schlage,  Lila  im  Rocke  des  Boas.  Glitzernde  weiße  Lichter  der  Kleiderbesätze.  Dieselben, 
auf  den  Gesamtton  gestimmten  Töne  in  der  Gestalt  Ruths  [gebrochenes  Rot  neben 
Graublau  in  der  Jacke,  ein  Fleck  Karminrot  in  der  Haube;  goldgelbe  Ähren].  Nach  r. 
lichtet  sich  der  Hauptkontrast  auf  zu  bräunlichem  Hellrot  in  den  weidenden  Rindern, 
in  der  Brücke  und  dem  Gemäuer,  begleitet  von  saftgrünen  Tönen  der  Wiese,  und  geht 
nach  der  Tiefe  immer  mehr  in  das  luftige  Graublau  des  Himmels  über,  das  mit  ocker- 
gelben Lichtern  der  Ferne  und  der  Wolken  in  Kontrast  steht. 

Das  Bild  zeigt  mit  den  Darstellungen  des  Meisters  aus  der  Leidensgeschichte  Christi  in  der  Galerie  zu  Aschaffenburg  die 
nächste  Verwandtschaft    .'.     In  einem  Brüsseler  Auktionskatalog  von  1738  wird  als  „van  Gelder"  anscheinend  unser  Bild  auf- 
geführt   .•.    Sammlung  James  Gray,  Versailles  1863    -•.    Sammlung  Suermondt,  1874,  in   der  das  Bild  als  „Rembrandt"  galt. 
Leinwand,  h.  0,41,  br.  0,67. 

806 D   Die  heilige  Familie.  Auf  dem  dunklen,  durch  flockig  aufgesetztes  Grau  gelockerten 

Braun  des  Grundes  sind  die  Fi- 
guren in  fettem  Farbenauftrag  hin- 
gestrichen, die  stoffliche  Wirkung 
z.  B.  des  Schleiers,  der  Kleiderbe- 
sätze usw.  mit  Spachtel  und  Pinsel- 
stiel hervorgebracht.  Während  die 
Komposition  an  den  Bildrändern 
im  warmen  bräunlichen  Tone  der 
Untermalung  zusammengeht,  stei- 
gert sich  das  Kolorit  über  Rosa  und 
Graublau  im  Turban  und  karmin- 
rötliche Töne  im  Rocke  Josephs 
zum  pastoseren  Auftrag  und  leuch- 
tend farbigen  Kontrasten  der  Mitte 
Zinnoberrot  [z.  T.  mit  Karminla- 
suren] in  der  die  Schultern  be- 
deckenden   Haube    Marias,   Grün 


206 


[Innenseite  der  Haube]  und 
Orange  in  der  Frucht,  vor  neu- 
tralem Braungrau  im  Kleide  der 
Mutter.  Diese  starken  Farben 
umgeben  den  fett  aufgetrage- 
nen Fleischton,  der  durch  weiß- 
liche Lasuren  an  Zartheit  und 
durch  den  Kontrast  zu  Weiß 
[Kopftuch  der  Mutter]  an  Leb- 
haftigkeit gewinnt.  Nach  r. 
steigert  sich  das  Weiß  in  der 
Umhüllung  des  Kindes  zu 
höchster  lichtsammelnder  Inten- 
sität, während  Rot,  Gelb  und 
GrüninderKleidungdesKindes 
gedämpfter  ausklingen  [grau- 
grüne, gelb  schillernde  Kappe 
und  Kleid  mit  rosarotenBorten]. 
Goldgelbe  und  grünlicheTöne 
sind  in  Haar  und  Kleid  der  Frau 

Bez.  rechts  oben  [mit  dem  Pinselstiel  eingeritzt] :  A.  de  Gelder  f. 
Erworben  1910  aus  dem  Wiener  Kunsthandel. 
Leinwand,  h.  0,78,  br.  0,955. 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 

820  B 


r.  verstrichen. 

Sammlung  Gsell.Wien,  verkauft  1 872  [als  „Rembrandt"] 


T_I_  _  _]_  Pieter  de  Hooch,  seltener  de  Hoogh  oder  Hooge.  Getauft  den  20.  Dezember  1639  zu 
IlUüüfl  Rotterdam,  gestorben  bald  nach  1684,  vermutlich  zu  Amsterdam.  Anfangs  unter  dem  Ein- 
flüsse J.  Ducks,  später  Rembrandts  ausgebildet. 
Tätig  1653  vorübergehend  im  Haag,  alsdann 
einige  Jahre  in  Delft  [seit  dem  20.  Septemberl655 
Mitglied  der  Lukasgilde].  später  in  Amsterdam, 
wo  er  sich  zwischen   1657  und  1668   niederließ. 

820b  Die  Mutter.  Draußen  liegt  leuch- 
tende Sonne,  die  schräg  zur  Tür  einfällt, 
Fensterpfosten  und  Tür  gelbrot  und  die 
weiße  Wand  neben  dem  Eingange  gelb- 
lich färbt,  während  der  Raum  selbst  in 
ein  kühles,  gedämpft  bläuliches  Hell- 
dunkel gehüllt  ist.  Goldgelbe  und  rote 
Lichter  schimmern  vom  Gang  her  über 
den  graublauen  Estrich,  auf  dem,  von 
roten  und  gelben  Reflexen  umflossen, 
das  Kind  steht,  dessen  gedämpft  farbige 
Tracht  [grüne  Jacke,  blaue  Schürze]  den 
sonnigen  Effekt  erhöhen  hilft.  Reflek- 
tiertes Sonnenlicht  schimmert  goldig  auf 
dem  gelbbraunen  Alkoven  [oben  die  auf- 


207 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 


819  8 


blitzenden  Goldleisten  des  schwarzen  Bilder- 
rahmens] und  auf  dem  ockergelben  Geflecht  der 
Wiegfe  und  ihrer  graublauen  Decke.  In  diesem 
verhaltenen  Licht  leuchtet  als  tiefste  Note  volles 
Rot  auf  im  Rock,  der  an  der  Bettwand  hängt, 
goldgelbe  Lichter  blitzen  auf  in  seinem  Besatz 
und  auf  der  gelbbraunen  Messingpfanne.  Das 
Rot  setzt  sich  fort  im  Mieder  der  Frau,  gestärkt 
durch  die  Nachbarschaft  zu  reinem  Weiß  im  Hemd 
und  grauenTönen  im  Pelz,  und  klingt  im  warmen 
rotbraunen  Inkarnat  und  gebrochen  in  derWiegen- 
decke  aus.  Stumpfes  Blaugrün  [als  Lasur  über 
brauner  Untermalung]  im  Rock,  ein  goldig-oliv- 
farbener  Ton  im  wollenen,  gelb  und  blau  ge- 
streiften Bettvorhang  begleiten  das  Rot,  während 
der  Kontrast  zum  schwärzlichen  Blau  der  Jacke 

und   der  Bettdecke   die  Helligkeit   all    der  ver- 
halten sonnigen  Töne  steigern  hilft. 

Sammlung   M.  Marin,  Paris,  versteigert  1790    .-.    Sammlung  Hoffmann,  Haarlem  1827    .-.    Sammlung  Schneider,  Paris  1876   .-. 
Erworben  1876  in  Paris  auf  der  Versteigerung  der  Sammlung  Schneider    .-.    Leinwand,  h.  0,92,  br.  1,00. 

1401b  Die  Goldwägerin.  Das  glitzernde  rötliche  Goldgelb  derLedertapete  erfüllt  das  Ge- 
mach mit  einem  glühenden  Licht.  Tiefrot  leuchtet  der  Rock  auf  und  in  buntem  Farben- 
spiel, in  dem  Karminrot  über  Saftgrün,  Dunkelgraublau  und  Goldgelb  dominiert,  in  dem 
kleinasiatischen  Teppich.    Kühler  klingt  das  Rot  in  den  hellroten  Reflexen  im  Fenster, 

die  von  einem  Backsteinhaus  auf  der  anderen 
Straßenseite  herrühren,  neben  grünlichenTönen 
der  Fensterbrüstung  und  dem  blassen  Blau  des 
Himmels  oben,  aus.  In  dieser  Flut  glühender 
Töne,  vom  Goldgelb  beherrscht,  steht  zart  und 
luftig  leuchtendes  Ultramarinblau  der  Jacke, 
das  als  Grauviolett  in  Unterjacke  und  Kopf- 
tuch [darin  warm  das  graurötliche  Inkarnat], 
als  Hellgrau  im  Pelz  und  Graublau  im  Haus- 
flur dahinter  ausklingt,  während  die  rotbraune 
Tür  wieder  den  goldigen  Grundton  fortführt. 

Links  unten  auf  dem  Fensterrahn-en  die  Reste  der  Bezeichnung: 
P  D  HOOCH  .-.  Aus  dem  Ende  der  50er  Jahre  .-.  Erworben  1910 
aus  dem  Pariser  Kunsthandel  .'.  Eigentum  des  Kaiser -Friedrich- 
Museums -Vereins. 

Leinwand,  h.  0,61,  br.  0,53. 

1401  A  Blick  in  ein  holländisches  Wohn- 
haus. Gedämpftes  bläuliches  Licht  erfüllt  den 
Innenraum.  Starke  Dunkelheiten:  Graublau 
der    Sammetdecke    [mit    goldgelber    Kante], 


208 


Schwarz  im  Spiegelrahmen  [darin  der  rotbräun- 
liche Schein  eines  Fensters],  schwärzliches  Blau- 
grau der  Bodenfliesen,  Braun  im  Türgewände 
erhöhen  die  Helligkeit,  vor  allem  des  bläulich 
getöntenWeiß  derWand.  Die  kühle  Lichtwirkung 
aber  steigert  vor  allem  der  leuchtende  Fleck  Zin- 
noberrot in  der  Stuhllehne  [dabei  ein  grünlicher 
Römer],  der  in  den  Räumen  des  Durchblicks  im 
Stuhl,  auf  dem  die  Frau  sitzt,  dann  in  ihren 
rosaroten  Ärmeln  [neben  lichtsammelndem  Weiß 
in  Kragen  und  Schürze]  und  in  den  mattroten 
Fliesen  des  dritten  Raumes  ausklingt  und  dort 
zu  den  durch  ein  Fenster  einfallenden  gelb- 
lichen Sonnenlichtern  überführt,  in  denen  sich 
der  bläuliche  Gesamtton  ergänzt. 


Bez.  am  Fuße  des  Tisches:   P  ;   D   :   Hoog 
Sammlung  A.  Thiem. 

Eichenholz,  h.  0,41,  br.  0,37. 


Erworben  1904 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 

912A 


Hooch?  819b  Das  geschlachtete  Schwein.  Vor  warm  ockergelblich  getönter  Mauer 
hängt  im  vollen  Lichte  das  Schwein.  Tief  leuchtet  das  Rot  des  Blutes  an  der  auf- 
geschnittenen Kehle,  von  den  goldig- ockergelblichen  Tönen  der  Fettschicht  und  Haut 
umgeben  und  durch  wenig  benachbartes  Dunkelolivgrün  in  den  Röcken  der  beiden 
Kinder  in  seiner  Intensität  gesteigert.  Im  Innern  der  Bauchhöhle  ist  das  Rot  der  Fleisch- 
schichten dunkler  gefärbt  neben  dem  kalten  grünlichen  Graublau  der  Rippenwände. 
Nach  oben  lichtet  sich  die  ockergelbliche 
Färbung  des  Körpers  weißlich  auf,  die  blut- 
haltigen  Teile  gehen  in  Violett  über.  Gold- 
ockergelbe Flecken  umgeben  das  Schwein: 
goldgelber  Rock  des  Kindes  1.,  unterer  Teil 
der  rotbraunen  Leiter,  Innenseite  des  Beckens, 
während  sich  das  Rot  in  den  Backsteinen 
des  Bodens  [mit  grauen  Fugen]  verbreitet. 
Der  stärkeren  Wirkung  der  roten  und  goldigen 
Töne  der  Mitte  dienen  das  kalte  Weiß  in 
Schürze  und  Kragen  des  Kindes  r.,  das  Grau- 
blau des  Schattens  an  der  Wand  und  schwärz- 
liches Grau  des  Raumes  1.,  in  dessen  Hell- 
dunkel die  in  gebrochenen  Tönen  gehaltenen 
Figuren  [graublauer  Rock  der  Frau]  ver- 
schwinden. 

Ehemals  auf  Grund  der  [unechten,  seither  entfernten]  Signatur 
auf  dem  Kessel  [Maes  f.J  diesem  Meister  zugeschrieben  .".  Er- 
worben 1879  in  Paris. 

Leinwand,  h.0,79,  br.  0,65. 


825 


209 


Sdiule  von 
Amslerdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 


Bourße  u 


if>.-yiY-Y\f^  i^saias  Bourße.  Geboren  den  3.  März 
'^'-'^  IJC  |g31  zu  Amsterdam,  gestorben  auf  See  den 
16.Novemberl672.  Tätig  in  Amsterdam  zwischen  1656 
und  1672,  in  der  Stellung  eines  „Adelborst"  [Unter- 
offizier] zeitweilig  auf  Seereisen  im  Dienste  der  ost- 
indischen Kompagnie.  Unter  dem  Einflüsse  Rembrandts 
gebildet  und  vielleicht  eine  Zeltlang  in  dessen  Atelier. 

912a  Der  Junge  mit  den  Seifenblasen. 
Tief  leuchtet  das  bräunliche  Zinnoberrot  der 
Ziegeldächer  neben  dem  kalten,  grell  von 
der  Sonne  beschienenen  bläulichen  Weiß  der 
Hauswand  r.  und  vor  dem  fahlen  bräunlichen 
Grau  des  bedeckten  Himmels.  Etwas  Gelb- 
grün in  den  Blättern  des  Weinstocks  steigert 
durch  den  Kontrast  die  Intensität  des  Rot, 
das  in  den  Backsteinen  der  Hausmauer  und 
in  der  rotbraunen  Holzwand  1.  weiterklingt, 
im  Inkarnat  und  den  Unterärmeln  des  Jungen 
und  in  einzelnen  Flecken,  wie  in  den  Faß- 
reifen und  einzelnen  Steinen  am  Boden,  nochmals  aufleuchtet  und  nach  unten  zu  in 
bräunlichen  und  graublauen  Tönen  endet. 

Früher  dem  Delfter Vermeer  zua^eschrieben.  Im  Suermondt- Museum  zu  Aachen  ein  ähnliches,  E.  Bourßel656  bezeichnetes 
Bild  desselben  Gegenstandes.  Im  Inventar  von  Bourßes  Bruder  von  1671  wird  ein  Bild  erwähnt:  Een  belleblaesertge 
[Junge,  der  Seifenblasen  macht]  darstellend  ^  •  "  ...         .^^n     .^,    , , 


W.  Burger,  1869  .'.  Sammlung  Suermondt,  1874 
Leinwand,  h.  0,61,  br.  0,48. 

H*i^KCnKr»r»  Hendrick    Heerschop. 
OeerSCriUp  gestorben  nach  1672.    Schü 


Sammlungen  Roos  zu  Amsterdam,  1820;  Ch.  Haas  zu  Amsterdam,  1824; 


gest 
statt  Rembrandts  weiter  ausgebildet. 
nommen  wurde,  und  in  Amsterdam. 


Maler  und   Radierer,  geboren 
1er  des  Willem  Claesz.  Heda  zu  Haarlem  [1642] 


1620    oder   1621    zu  Haarlem, 
in  der  Werk- 


Tätig  zu  Haarlem,  wo    er  1648    als  Meister   in  die  Gilde   aufge- 

825  Der  Mohrenkönig.  Das  matte  Goldgelb 
des  Gewandes  mit  seinem  roten  Reflex  am 
Kragen  stumpft  sich  im  Mantel,  durch  das  Grau 
der  Musterung  gebrochen,  zu  einem  rötlichen 
Ton  ab.  Die  graublauen  Schattentöne  des 
Mantels  vermitteln  mit  dem  Blaugrau  des  Hinter- 
grundes, vor  dem  warm  das  rötlichbraune,  auf 
den  Höhen  graublau  schimmernde  Gesicht  mit 
dem  tief  schwarzen  Haar  steht.  Reines  Weiß 
im  Hemd.  Weiße  glitzernde  Lichter  der  Kette 
und  Stickereien.  Ein  Fleck  Karminrot  im  Stein 
der  Mantelschließe. 

Bez.  links  an   der   Sdiulter:    Heerschop    .    1654   (die   letzte   Ziffer 
könnte  auch  eine  9  sein]    .-.    Gegenstück  zu  Nr.  827  [im  Vorrat]  .'. 
Erworben  1843  aus  der  Sammlung  Reimer  zu  Berlin. 
Eichenholz,  h.  0,72,  br.  0,58. 

M^r^i- Jan    van    der    Meer     oder   Jan  Vermeer    van 
^^'    Delft.     Getauft    zu    Delft   den  31.  Oktober  1632, 


210 


begraben  daselbst  den  15.  Dezember 
1675.  Schüler  des  Karel  Fabritius.  Tätisf 
zu  Delft  [daselbst  1653  in  die  Lukas- 
gilde aufgenommen], 

912b  Die  junge  Dame  mit  dem 
Perlenhalsband.  Im  vollen 
Lichte,  das,  von  der  weißenWand 
reflektiert,  durchs  Fenster  1.  ein- 
fällt, alle  Konturen  weich  auflöst 
und  in  blitzendem  Glanz  von 
den  Gegenständen  zurücksprüht, 
steht  die  junge  Frau  in  zarten, 
mit  Grau  durchsetzten  Tönen. 
Graubräunlich,  durch  den  Gegen- 
satz zum  benachbarten  Weiß  des 
Pelzbesatzes  erwärmt,  das  zu- 
gleich die  Basis  für  die  sehr  zarten 
Töne  bildet,  hebt  sich  das  In- 
karnat von  grauweißer  Wand  ab,  die  in  der  Umgebung  der  Figur  mit  Graublau  gekühlt 
ist.  Der  Kontrast  zu  Hellgelb  im  Fenstervorhang  und  in  der  Jacke  der  Frau  verleiht 
den  hellgrauen  Tönen,  vor  allem  der  Wand,  den  luftigen  bläulichen  Charakter.  Dieser 
Eindruck  wird  noch  erhöht  durch  die  kulissenartige  Zusammenfassung  des  Vordergrunds 
in  dunklem  Graublau  [Tuch,  das  über  den  Tisch  herabfällt;  dunkler  in  der  Vase],  das,  auch 
hier  mit  kleineren  gelblichen  Flecken  kontrastierend  [gelblichgrauer  Rock  der  Dame; 
gelbbräunlicher  Bezug  der  Stuhllehne  mit  graublauer  Musterung;  gelbbrauner  Abstäuber 
auf  gelbbräunlichem  Tisch],  ebenso  wie  das  Schwarz  des  Spiegelrahmens  an  der  Wand 
und  der  schwärzliche  Griff  des  Abstäubers  den  luftigen  Hintergrund  stark  zurücktreibt, 
seinerseits  wieder  vor  dem  wärmeren  bräunlichen  Karminrot  in  der  Stuhlpolsterung  vorn 
[schwärzlicher  im  Bezug  der  Lehne]  zurückweicht.  Ein  Fleck  Ziegelrot  im  Haarband  der 
Dame  gibt  den  farbigen  Mittelpunkt. 

Bez.  an  der  Tischplatte :  J  v  Meer  .'.  Aus  der  späteren 
Zeit  des  Meisters  .*.  Versteigerungen  zu  Amsterdam 
1696;  J.  Caudri,  1S09;  D.  Teengs,  1811  ;  Sammlungen 
Henry  GrevedonundW.BurgerfThore],  1869  .*.  Samm- 
lung Suermondt,  1874. 

Leinwand,  h.  0,55,  br.  0,45. 

912c  Herr  und  Dame  beim  Wein. 
Im  hellen  Lichte  schimmern  die  Wände 
in  einem  kühlen  graublauen  Ton,  der 
im  Kontrast  zum  Goldgelb  des  Bilder- 
rahmens noch  luftiger  erscheint.  Das 
Graublau  steigt  nach  1.  an  zu  Lichtblau 
im  Vorhang  an  dem  halb  von  dunklem 
Laden  verschlossenen  Fenster,  zu  hell- 
blauen Tönen  im  vorderen  Fenster  und 


Sdiule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 

912C 


791  C 


211 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 

791  F 


791  H 


gipfelt  in  einem  Fleck  leuchtenden  Utramarinblaus 
in  der  Wappenmalerei,  dort  von  starkem  Gelb  be- 
gleitet. Derselbe  Kontrast  beherrscht  gedämpfter  die 
im  ungebrochenen  Lichte  des  Fensters  schimmernden 
Stoffe,  die  in  weichen  Flecken  glitzernden  Möbel 
und  Geräte:  Dunkelblau  im  Kissen  auf  ockergelb- 
licher Bank  und  in  den  Teppichornamenten,  Hellblau 
im  Lehnenbezug  des  ockergelblich  schimmernden 
Stuhles,  auf  dem  eine  goldgelbbraune  Gitarre  liegt. 
Vor  dem  kühlen,  luftig  zurückweichenden  Hinter- 
grunde sind  die  Figuren  in  warmer  Farbigkeit  zu- 
sammengehalten, in  die  auch  der  unruhig  gelbrot 
und  graublau  gemusterte  Fußboden  einstimmt.  Im 
Kleide  der  Dame  leuchtet  Rot  auf,  das  im  Lichte 
weißlich  ausbleicht  und  mit  dem  rosigen  Inkarnat 
zusammengeht,  von  kaltem  bläulichem  Weiß  der 
Haube  umrahmt.  Es  vertieft  sich,  neben  Blau  und 
Ockergelb,  in  den  Ornamenten  des  persischen 
Teppichs.  Bräunliches  Grau  im  Mantel  des  Herrn,  aus  dem  warm  der  rotbraune  Fleisch- 
ton hervorkommt,  vermittelt  mit  der  luftigen  Tiefe.  Reines,  weich  im  Lichte  zerfließendes 
Weiß  der  Mitte  [Krug,  Hemd  des  Herrn,  Notenblätter]  bildet  die  Basis,  während  das 
tiefe  Schwarz  im  Hute  des  Herrn  die  allgemeine  Helligkeit  erhöhen  hilft. 

Ehemals  in  der  Sammlung  Jan  van  Loon  [versteigert  in  Delft  am  18.  Juli  1736]     .-.     Erworben  1901   aus  der  Sammlung  des 
Lords  Francis  Pelham  Clinton  Hope  in  London    .-.  Leinwand,  h.  0,65,  br.  0,77. 

Meer?    912d    Holländische    Stube.     Hell   schimmert   das   kalte  Weiß   der  Wand,   von 

dunklen  olivbraunenTönen  [Gelbbraun  über 
Graublau  gelegt]  in  Türe,  Decke  und  Fuß- 
boden umschlossen.  Der  Kontrast  zum  Gold- 
gelb des  Bilderrahmens  verleiht  dem  Weiß 
einen  leicht  bläulichen  Charakter.  Ein  Fleck 
starken  Rots  im  Hummer  des  Stillebens 
gibt  der  Mitte  Nachdruck,  während  darunter 
im  Pelz  der  olivfarbenen  Jacke  und  in  den 
Schuhen  das  Weiß  in  seiner  reinsten  Nuance 
erscheint. 

Mehrere  andere  holländische  Meister  wie  Beijeren  und  Metsu 
sind  als  Maler  dieser  Studie  genannt  worden  .•.  Erworben  1904 
.'.  Sammlung  A.  Thiem  .*.  Leinwand,  h.  0,435,  br.  0,365. 

"y       1  I       Gerard  Terborch  oder  Ter  Borch. 

leruOrCn  Geboren  1617  zu  Zwolle.  1635  zu 
Haarlem  in  die  Lukasgilde  aufg'enommen,  gestorben 
zu  Deventer  den  8.  Dezember  1681.  Nach  dem  ersten 
Unterricht  bei  seinem  Vater  Gerard  Terborch  d.  A. 
weiter  ausgebildet  in  Amsterdam  und  vornehmlich 
in  Haarlem  [seit  1635  Meister  in  der  Lukasgilde] 
unter  dem  Einflüsse  des  Frans  Hals  und  als  Schüler 


212 


Pieter  Molijns  [um  1632 — 35].  Nach  längeren  Reisen  in  England  [1635],  Deutschland  [in  Münster  während 
des  Friedenskongresses,  1646 — 48],  Italien  [um  1641?],  Spanien  und  Frankreich  tätig  zu  Zwolle  [1650  bis 
1654]  und  zu   Deventer,  wo  er  1655  das  Bürgerrecht  erwarb  und  dann  „Gemeensmann"  wurde. 

-^91  c  Die  Konsultation.  Die  ganze  Szene  ist  in  schwärzlichem  Grau  [Blaugrau  der  Rock 
des  Arztes]  zusammengehalten,  das  sich  im  Hintergrunde  noch  vertieft  und  durch  den 
Kontrast  zu  hellen  goldig- ockergelblichen  [Inkarnat,  Flüssigkeit  im  Uringlas]  und  gelb- 
braunen Tönen  [Totenkopf,  Bücher,  Krug  r.  am  Boden]  an  Farbigkeit  gewinnt.  Die  ocker- 
gelblichen Töne  steigen  zu  gedämpftem  bräunlichem  Gelbrot  [Rock  der  1.  sitzenden,  vom 
Rücken  gesehenen  Gestalt,  Tuch  r.  an  der  Wand,  Kissen  auf  dem  Stuhl,  Schnitt  einiger 

der  Mauer  [mit  ei- 
ner schwärzlichen 
Tür-  und  Fenster- 
öffnung] ist  die  Fi- 
gur mit  dem  Tisch 
in  warmen  ge- 
dämpften Tönen 
[die  Jacke  violett- 
braun, der  Pelzbe- 
satz der  Mütze  rot- 
braun] zusammen- 
gehalten, aus  denen 
als  hellster  Fleck 
das  rötlichbraune, 
im  Lichte  ocker- 
gelblich glänzende 
Inkarnat  hervor- 
schimmert. Ocker- 
gelb im  Bandelier 
und  den  Unter- 
ärmeln, bräunlicher 
im    Haar    und    im 

Holztisch  steigert  die  luftigeWirkung  des  graublauen  Hintergrunds.  Als  belebende  Farbe 
dient  gedämpftes  Zinnoberrot  der  Ärmelaufschläge  und  Lichtrot  im  Feuerbecken,  als  Rosa 
in  einigen  vom  Putz  befreiten  Ziegeln  der  Rückwand  wiederkehrend,  während  etwas  Weiß 
in  der  Tonpfeife,   im  Glanzlicht  auf  dem  Feuerbecken  und  im  Hemd  die  Basis  bildet. 

'l     Sammlung  Suermondt,  1874    .-.    Leinwand,  h.  0,42,  br.  0,33. 
I 

^_791h  Junges  Pärchen  beim  Wein.  Die  Helligkeit  des  schimmernden  Silbergrau  im 
Seidenrock,  das  im  Kontrast  zu  Mattockergelb  in  den  Rockborten  und  im  Bandelier  einen 
leicht  bläulichen  Ton  annimmt,  des  zarten  rosigen  [von  etwas  Weiß  im  Kopftuch  um- 
rahmten] Inkarnats  der  Dame  und  des  Karminrosa  in  ihrer  Seidentaille,  das  sich  im 
schwärzlichen  Olivgrün  der  Tischdecke  r.  ergänzt,  erhöht  der  Gegensatz  zu  tiefem 
Schwarz  im  Schleier  der  Dame  und  in  der  Tracht  des  Offiziers,  zu  Dunkelbraun  in  seinem 
Haar  und  Hut.    Die  starken  Tiefen  halten  zugleich  die  Gruppe  in  geschlossenem  Umriß 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 


Bücher]  an,  kon- 
trastierend mit 
etwas  Blaugrün 
im  Tuche  1.  am 
Boden.  Überall 
ist  schimmern- 
des Weiß  [be- 
sonders imTuch 
aufdemSchemel 
vorn  in  der 
Mitte]    verteilt. 

Bez. an  derTischdecke : 
G  T  Borch    1635    .-. 
Frühestes        datiertes 
Gemälde  des  Meisters, 
das  deutlich   den  Ein- 
fluß   der  Schule    des 
Frans  Hals  bekundet 
Sammlung-    Suer- 
mondt, 1874. 
Eichenholz, 
/  h.  0,35,   br.  0,44. 

791f  Der 

Raucher.  Vor 
dem    Graublau 


791 


213 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 

791  G 


g-eg-en  das  luftig-  zurückweichende,  kalte  Blau- 
grau des  Hintergrunds  zusammen.  Die  überall 
durchwirkende  warm  braune  Grundierung  ver- 
leiht dem  g-anzen  Bilde  die  einheitliche  Tönung-. 

1804  [nach  Smith]  in  der  Sammlung  van  Leyden.  Später  in 
Amerika  und  von  dort  wieder  auf  den  europäischen  Markt  gelangt  .*. 
Erworben  1899  im  Wiener  Kunsthandel  .■-  Eigentum  des  Kaiser- 
Friedrich-Museums-Vereins    .'.     Leinwand,  h.  0,44,  br.  0,39. 

791  Die  väterliche  Ermahnungf.  Zinnoberrot 
in  der  Tischdecke  1.,  im  Stuhlpolster  r.  und 
bräunlich  gedämpft  im  Bettvorhang  der  Mitte, 
noch  leuchtender  im  Gegensatze  zu  überall  ver- 
streutem tiefem  Schwarz,  hält  die  Komposition 
vor  schwärzlichem  Raum  zusammen.  Zugleich 
dient  es  der  in  kühlen  lichten  Tönen  gehaltenen 
Rückenfigur  als  Hintergrund.  Schimmernd  hebt 
sich  vom  Rot  das  Silbergrau  des  Kleides  ab, 
dessen  seidigen  Glanz  die  Nachbarschaft  zum 
tiefen  Schwarz  des  Kragens  erhöht  und  das  im 
Graubraun  des  Fußbodens  ausklingt.  Alles  Licht  aber  scheint  sich  auf  dem  von  matt- 
blondem Haar  umrahmten  Nacken  zu  sammeln.  Der  Bildmitte  wahrt  daneben  das  Farben- 
paar Blau  und  Zitrongelb  in  den  Federn  am  Hute  des  Offiziers  ihren  Nachdruck.  Ocker- 
gelb in  der  Jacke,  Grauviolett  in  den  Beinkleidern,  bräunliches  Grau  in  den  Ärmeln  des 
Offiziers.  Tiefes  Schwarz  im  Kleide  der  sitzenden  Dame  umgibt  das  lichte  rötliche  Inkarnat. 

Dieselbe  Darstellung,  etwas  breiter  im  Format,  mit  einem  Hunde  rechts,  gleichfalls  von  der  Hand  des  Meisters,  im  Rijks-Museum 
zu  Amsterdam  .-.  Alte  Kopien  in  der  Bridgewater  Gallery  in  London,  beim  Marquis  de  Greffehul  zu  Paris  und  im  Museum  zu 
Gotha  [bez.  Caspar  Netscher  fccit  1655]  .-.  Die  junge  Dame  allein  in  der  Galerie  zu  Dresden  [Nr.  1832]  .-.  Einzelerwerb 
aus  der  Sammlung  Giustiniani  vor  1815   .*.  Leinwand,  h.  0,70,  br.  0,60. 

\J791g  Das  Konzert.  Die  schwarze  Grundierung  ver- 
leiht der  Darstellung  die  feine  luftige  Gesamt- 
stimmung. Die  stärkste  Helligkeit  sammelt  sich  auf 
dem  Nacken  der  Dame,  dessen  weiche  Zartheit  durch 
den  Kontrast  zu  den  umgebenden  Dunkelheiten 
[warm  dunkelbrauner  Kragen,  dunkelblondes  Haar] 
und  das  starke  Hellrot  in  der  Seidentaille  noch  ge- 
steigert wird.  Dieses  wieder  erscheint  intensiver 
neben  dem  weiß  schimmernden  Silbergrau  im  Seiden- 
rock, das  in  den  Schatten  I.  eine  komplementär  grau- 
grünliche, r.  mehr  bläuliche  Tönung  annimmt.  Die 
lichtsammelnde  Kraft  der  silbergrauen  und  weißen 
Töne  aber  erhöht  die  Nachbarschaft  zu  Dunkelblau 
im  Sammetpolster  des  Sessels.  Während  das  Hellrot 
bräunlich  getönt  im  Spinett  und  [wieder  wie  vorn 
neben  Graublau]  in  den  Bodenfliesen  ausklingt,  füllen 


214 


den  Raum,  die  Wirkung  der  Hauptfarbe 
Rot  steigernd,  kühle  graublaue  Töne  in 
den  Streifen  des  Spinetts  [dort  zusammen- 
klingend mit  Mattockergelb  im  Deckel], 
im  Kleid  der  Dame  am  Spinett  und  im 
Stuhlbezug  1.  hinten,  vor  allem  aber  das 
Hellgrau  der  Wände,  dem  etwas  Gold- 
gelb im  Bilderrahmen  einen  bläulichen 
Charakter  gibt. 

Bez.  auf  dem  Fuße  des  Spinetts  mit  dem  aus  G  T  B  ge- 
bildeten Monogramm  .'.  Erworben  1891  in  Paris  [kurz  vor- 
her unter  dem  Namen  „Netscher"  in  London  versteigert, 
dessen  falsche  Bezeichnung  über  das  Monogramm  Terborchs 
gemalt  war]  .*.  Von  Freunden  dem  Generaldirektor  Dr.  Bode 
geschenkt,  der  es  der  Galerie  überwies. 
Eichenholz,  h.  0,56,  br.  0,44. 

,^791a  Bildnis  des  Herrn  van  Marien- 
burg,  eines  Oheims  des  Malers  [geb. 
1592].  Sehr  lebhaft,  in  warmen  ocker- 
gelblichen, mit  Zinnoberrot  [besonders  in 
Lippen  und  Wangen]  durchsetzten  Tönen 
und  graublauen  Schatten,  wirkt  das  Antlitz 

mit  dem  graublonden  Bart  im  Gegensatz  zum  kalten  graubläulichen  Weiß  des  Kragens 
und  inmitten  von  Schwarz  in  Rock  und  Kappe,  Grau  im  Hintergrund,  der  leicht  vom 
durchkommenden  Braun  der  Untermalung  getönt  wird.    Dunkelbräunliches  Haar. 

Mit  dem  Gegenstück  [Nr.  791  B]  1868  von  dem  Kaufmann  Bols  aus  Deventer,  einem  Nachkommen  der  Familie  Terborch,  er- 
worben   .'.    Sammlung  Suermondt,  1874  .'.  Leinwand,  h.  0,36,  br.  0,31. 

vy793  Die  Familie  des  Schleifers.  Die  Darstellung  ist  in  das  luftige  Graublau  eines 
dunstigen  Tages  gehüllt.  Den  mattblauen  Himmel 
bedecken  ockergelblichgraue  Wolken.  Grau- 
blaues Schieferdach  im  Mittelgrund.  In  den  grau- 
braunen Holzbauten  setzen  ockergelbliche  Töne 
ein,  die  sich  im  Steinpflaster  neben  Graublau  ver- 
breiten und  sich  nach  r.  in  der  Hausnummer  zum 
ockergelblichen  Weiß  des  Putzes  auflichten,  auch 
dort  von  graublauen  Tönen  begleitet.  Während 
Ockergelb  und  Graublau  am  reinsten  in  Hose 
und  Jacke  des  am  Pfosten  lehnenden  Mannes  er- 
klingen, gibt  ein  Fleck  gedämpften  Rots  in  seiner 
Kappe  [entsprechend  schimmerndes  Weiß  in 
seinem  Strumpf]  den  Mittelpunkt  vor  schwärz- 
lichenTiefen.  Das  Rot  klingt  gedämpft  im  Ziegel- 
dachrand nach  r.  weiter,  in  einzelnen  Ziegeln  des 
Mauerwerks  und  im  Rocke  des  kleinen  Mädchens 
neben  Graublau  im  Kleide  der  Frau. 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 

793 


791 B 


215 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 


792  B 


Bez.  rechts  unten  an  der  Wand  mit  dem  aus  G  T  B  gebildeten 
Monogramm  .".  Sammlungen  des  Herzogs  von  Choiseul  und 
des  Herzogs  von  Berry,  Paris    .-.    Erworben  1837  in  Berlin. 
Leinwand,  h.  0,72,  br.  0,59. 


791b  Bildnis  der  Frau  Gertrud  van 
Marienburg,  der  Gattin  des  Herrn 
van  Marienburg  [geb.  Terborch].  Die 
Färbung  entspricht  dem  Gegenstück.  Die 
Farbigkeit  des  ockergelblichen,  mit  roten 
Tönen  durchsetzten  und  mit  Graublau 
modellierten  Inkarnats  steigern  die  kalten 
Töne  der  Umgebung:  Weiß  im  Kopftuch, 
Blaugrau  im  Kragen,  während  das  Grau- 
schwarz der  Haube  die  Helligkeit  erhöhen 
hilft.  Dunkelgraues  Kleid.  Grauer,  von  der 
durchkommenden  braunen  Untermalung 
etwas  erwärmter  Hintergrund. 

Bez.  rechts  unten  mit  dem  aus  G  T  B  gebildeten  Monogramm 
.'.  Gegenstück  von  Nr.  791  A  .'.  Sammlung  Suermondt,  1874. 
Leinwand,  h.  0,36,  br.  0,31. 


791 D  Bildnis  eines  Mannes.  Kräftiges, 
durch  die  braune  Untermalung  erwärmtes  Grauschwarz  im  Gewand  und  tiefes  Schwarz  im 
Mantelumschlag,  Strümpfen  und  Schuhen  verleihen  der  Gestalt  Körperhaftigkeit  vor  dem 
luftigen  Dunkelgrau  des  Raumes,  das  sich  im  Fußboden  vorn  ockergelblich  auflichtet.  Warm 
leuchtet  aus  der  durch  das  Braun  der  Grundierung  gedämpften  Färbung  das  rötlichocker- 
gelbe, mit  blaugrauen  Halbschatten  modellierte  Inkarnat  auf,  durch  schimmerndes  Weiß  im 
Kragen,  Graublau  in  den  Manschetten  höher  gestimmt   und  die  einzige  lebhaftere  Farbe, 

Karminviolett  in  Tischdecke  [mit  goldgelben 
Fransen]  und  Stuhlbezug  [auch  diese  von  der 
braunen  Untermalung  beeinflußt],  übertönend. 

Bez.  an  einem  Stuhlbeine  mit  dem  aus  G  T  B  gebildeten  Monogramm  .'. 
Sammlung  Suermondt,  1874  .*.  Leinwand,  h.  0,78,  br.  0,60. 

791 E  Bildnis  eines  jungen  Mannes.  Tiefes 
Schwarz  der  Tracht  [von  der  durchscheinenden 
braunen  Untermalung,  die  der  ganzen  Darstellung 
den  Grundton  gibt,  erwärmt]  hebt  die  Figur 
kräftig  vom  Graubraun  des  Raumes  ab,  der  sich 
im  Fußboden  des  Vordergrundes  ockergelblich 
auflichtet.  Hell  schimmert  das  rötlichockergelbe 
Inkarnat,  von  blondem  gelbbraunem  Haar  um- 
geben, durch  den  Gegensatz  zu  Weiß  in  Kragen 
und  Manschetten  noch  stärker  erwärmt.  Bräun- 
liches  Karminviolett    in  Tischdecke    und    Stuhl- 


216 


bezug.  Mattgelbes,  in  Pergament  gebundenes 
Buch  mit  blitzendem  mattgelbem  Goldschnitt 
[darin  ein  glänzend  weißes  Papierblatt]  und 
mattblauen  Bändern. 


Erworben  1876. 

Leinwand,  h.  0,73,  br.  0,58. 


A  li     Pieter     van    Anraadt.        Bildnismaler, 

/AnraaaL    „eb.  zu  Utrecht,  heiratet   1663  in  Deven- 


geb 
ter,  begraben  daselbst  den   13.  April  1678.    Tätig  in 
Deventer    [seit    1660]    und   Amsterdam    [1673 — 75]. 

792b  Bildnis  einer  alten  Frau.  Vor  grauem 
Hintergrund,  den  wie  die  ganze  Bildfläche 
das  einigende  Braun  der  Untermalung  durch- 
dringt, von  Grauschwarz  in  Haube  und  Kleid 
umgeben,  steht  warm  das  helle  ockergelb- 
liche, mit  lichtroten  Tönen  in  den  Tiefen  und 
Schattenpartien  behandelte  Inkarnat.  Ge- 
dämpftes Weiß  des  Kragens.  In  gemalter 
grauer  Umrahmung. 

Ehemals  Gabriel  Metsu  zugeschrieben    .*.    Sammlungen  Lord  Radstock,  London  1826,  und  Nieuwenhuis,  Brüssel  1855 
Sammlung  Suermondt,  1874  .'.  Leinwand,  h.  0,73,  br.  0,61. 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 

791  E 


l\/r_^i.g.,    Gabriel  Metsu,  seltener  Metsue.    Genremaler,  geboren  zu  Leiden  1629  oder  1630,  begraben  zu 
'^^    ^        Amsterdam  den  24.  Oktober  1667.    Sohn  des  Malers  Jacob  Metsu,  angeblich   Schüler  des  Gerard 
Dou   zu   Leiden.     Von    Frans   Hals    angeregt,    dann    besonders    durch    Rembrandts    Einwirkung   weiter 
ausgebildet.    Tätig  zu  Leiden   [schon  1648  in  der  Gilde]  und  zu  Amsterdam   [seit  ungefähr  1650]. 

792a  Die  Köchin.  Vor  dem  kühlen  Dunkelgrau  des  Küchenraums  im  hellen  Licht 
leuchtende  Farben,  vor  allem  Ultramarinblau 
in  der  Schürze,  Zinnoberrot  und,  die  Wirkung 
des  Blau  steigernd,  kleine  Flecken  Goldgelb 
in  den  Armelumschlägen.  Daneben  silbrige 
Töne  im  Inkarnat,  in  Hemd,  Haube  und  Tuch  1. 
Blau  kehrt  gedämpfter  im  Behänge  des  Wand- 
bretts 1.  hinten  wieder.  Rot  klingt  stumpfer 
in  einzelnen  Flecken  im  Huhn,  im  Fleischstück 
und  als  Lichtrot  in  der  Schale  mit  blaugrauen 
Fischen  r.  aus.  Zwischen  den  starken  Farben 
des  Vordergrundes  und  den  grauen  Tönen  des 
Raumes  vermitteln  Braunviolett  im  Rock, 
bräunliches  Grau  der  Jacke  und  mit  Grau 
gedämpftes  Rotbraun  in  den  Küchenmöbeln. 


Bez.  links  oben:  G  ;  Metsue  .'.  Erworben  1861. 
Leinwand,  h.  0,54,  br.  0,42. 


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217 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 

792  C 


792c  Die  Kranke.  Die  Mitte  ist  in  den  weißen 
[in  den  Schatten  bläulichen]  Tönen  des 
Kopfkissens,  des  Kragens  der  Kranken  und 
des  Pelzbesatzes  ihrer  Jacke  zusammenge- 
halten. Zart  hellbräunlich  hebt  sich  das 
blasse  Inkarnat  ab.  Auch  nach  unten  1.  gehen 
die  kühleren  Töne  weiter:  bräunliches  Violett 
der  Jacke,  Hellblau  im  Rock,  Blaugrau  in 
der  Schürze  der  weinenden  Frau,  deren  Ge- 
stalt mit  dem  Hintergrund  im  dunkelbraunen 
Tone  der  Untermalung  zusammenklingt.  Die 
Wirkung  des  Ganzen  aber  bestimmt  das 
kräftige  Zinnoberrot  im  Tuch  [ockergelb  im 
Umschlag]  auf  der  rotbraunen  Stuhllehne  r., 
das  ebenso  wie  ein  kleiner  Fleck  Karmin- 
rot am  Halse  der  Kranken  die  zarte  blasse 
Tönung  der  Mitte  steigern  hilft. 

Versteigerung  van  Helsleuter  [van  Eyl  Sluyter?]  Paris,  1802    .*.    Sammlung  des  Prinzen  Eugene  Beauharnais,  München  .*. 
Galerie  Leuchtenberg,  St.  Petersburg  .".  Erworben  1906  aus  dem  englischen  Kunsthandel. 
Eichenholz,  h.  0,295,  br.  0,26. 


792 


792  Die  Familie  des  Kaufmanns  Geelvink.  Der  kühle  blaugraue  Gesamtton  des 
Bildes,  der  namentlich  durch  das  Grau  der  Tapete  bestimmt  wird  und  in  der  Mitte  im 
Kontrast  von  Graublau  im  Vorhang  und  Goldgelb  im  Bilderrahmen  gipfelt,  wird  durch 
den  Gegensatz   zu  Schwarz    in    der  Tracht   des  Vaters   und   der  Magd  r.  noch   stärker 

aufgehellt.  Die  Mitte  betont  grelles 
Zinnoberrot  im  Kleide  des  Kindes, 
kontrastierend  mit  dem  Gelbgrün 
der  Sammetjacke  und  etwas  Blau- 
grün im  Weinlaub  auf  der  hellblauen 
Obstschale.  Daneben  setzt  Grau- 
blau in  der  Schürze  des  Kindes,  in 
Kragen  und  Ärmel  der  Mutter  an, 
auf  das  Cremegelb  ihres  Kleides 
gestimmt.  In  derTunique  spielt  das 
matte  Gelb  ins  Rötliche  hinüber, 
wiederum  zu  Geibgrün  im  Stuhl- 
bezug überführend.  An  den  Seiten 
erklingt  nochmals  das  grelle  Zin- 
noberrot [Schleifen  und  Fütterung 
des  rotbraunen  Kleides  des  Knaben 
1.,  Hals  des  blauen  Papageien, 
stumpfer  in  der  Ziegelmauer  im 
Durchblick;  Besätze  und  Schleifen 


218 


auf  der  hellblauen  und  graublauen  Tracht 
des  Mädchens  r.].  Rot,  Blau  und  Gelb 
klingen  in  der  Musterung  der  Tapete  aus 
und  geben  den  unruhigen  Hintergrund  für 
die  breiten,  wenig-  durchmodellierten  far- 
bigen Flächen  der  Gewänder. 

Bez.  links  unten  am  Türpfosten:  G.  Metsu  .•.  Ein  Ange- 
höriger der  Berner  Patrizierfamilie  Tschiffeli,  der  in  holländi- 
schen Diensten  stand  und  die  älteste  Tochter  der  im  Bilde 
dargestellten  Familie  Geelvink  heiratete,  brachte  das  Bild 
nach  Bern,  wo  es  sidi  in  der  Familie  forterbte  .-.  Erworben 
1832  in  Bern  von  einem  Nachkommen  der  Familie  Tschiffeli. 
Leinwand,  h.  0,72,  br.  0,79. 

IV/Tl^il'lC     Frans    van    Mieris  d.  A.     Geb.  zu  Leiden 
IVIICIIS    jg„   15    Ap^ji    1635  _   ggjt    daselbst  den  12. 

März  1681.  Schüler  des  Glasmalers  Abraham  Tooren- 
vliet  und  des  Gerard  Dou.  Tätig  zu  Leiden  [1658 
in  die  Gilde  eingetreten]. 

838  JungeDamevordemSpiegel.  Starke 
Farben  von  glasigem  Charakter  treiben  die 
luftigen,  auf  Grau  gestimmten  Töne  ener- 
gisch zurück:  leuchtendes  Zinnoberrot  in  der  mit  weißem  Pelz  besetzten  Jacke  1.  [darauf 
ein  tiefschwarzes  Band],  gedämpfter  im  Teppich  auf  dem  Tische  neben  Dunkelgrün 
und  Hellblau  in  den  Ornamenten,  mit  Dunkelsaftgrün  im  Stuhlbezuge  kontrastierend. 
Die  Mohrin  graublau  [Kleid]  und  goldgelb  [Kopftuch].  Kaltes  Hellgrau  der  seidenen 
Taille,  Grauschwarz  im  Rocke  der  Dame  und  das  durchsichtige  Dunkelgrau  des  Raumes 
dienen  der  Wirkung  des  hellbeleuchteten  ockergelblichen  Inkarnats.  R.  im  Hinter- 
grunde ein  lesender  Mann  in  bräunlichroter  Jacke. 

Von  dieser  Komposition  sind  mehrere  Wiederholungen  bekannt  .'. 
Erworben  1843  aus  der  Sammlung  Reimer  zu  Berlin. 
Eichenholz,  h.  0,30,  br.  0,23. 

834  Bildnis  eines  jungen  Mannes  [Selbst- 
bildnis?]. Vor  schwärzlichbraunem  Hinter- 
grund leuchtet  bräunliches  Zinnoberrot  des 
Baretts  [mit  rotbraun  und  dunkelblau  gefärbter 
Pfauenfeder].  Das  Rot  verbreitet  sich  als  Licht- 
rot im  bräunlichen  Inkarnat,  von  rotbraunem 
Haar  umrahmt,  durch  die  Nachbarschaft  zu 
Weiß  im  Kragen  noch  lebhafter  erwärmt. 
Violett,  von  der  durchscheinenden  braunen 
Untermalung  gedämpft,  im  Gewand. 


Rechts  die  Spuren  der  Künstlerbezeichnung    .".    Erworben  1834 
aus  dem  Be-iitz  eines  Grafen  Rechberg  in  München. 
Eichenholz,  h.  0,11,  br.  0,085. 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 


834 


219 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 


Slingeland 


854  B 


loT-»/~l    P'^ter  Cornelisz.    van    Slingeland    oder   Slingelant.     Geboren    zu    Leiden    den 
_      IdllU    20.  Oktober  1640,  gestorben  daselbst  den  7.  November  1691.    Schüler  des  Gerard  Dou. 
Tätig  zu  Leiden. 

854b  Bildnis  eines  jungen  Mannes.  Lebhaft  in  goldigem  Ockerg-elb,  durch  lichtrote 
Töne,  besonders  in  den  Lippen,  erwärmt,  das  Inkarnat;  über  kaltem  Blaugrau  und 
Weiß  des  Spitzenkragens;  von  dunklem  Braun  im  Haar  und  Grauschwarz  im  Rock  um- 
rahmt.   Hellgrauer  Hintergrund. 

Sammlung  Suermondt,  1874  .•.  Kupfer,  h.  0,10,  br.  0,08. 

854d  Angelnder  Knabe.  Warm  leuchtet  vor  dem  dunkelblauen  Himmel  im  abend- 
lichen Lichte  das  hellrötliche  Inkarnat,  von  gelblichem  Braun  des  Rockes  und  der 
Haare  umgeben.  Die  Wirkung  der  gelblichen  Töne,  die  sich  im  Goldgelb  des  Unter- 
kleids [in  kleinen  Flecken  an  Armen  und  Hals  des  Jungen  sichtbar]  konzentrieren,  in 

den  saftgrünenTönen 
der  Büsche  endet. 


den  Blumen  amUfer, 
im  Horizont,  in  den 
Lichtern  auf  dem 
Baumstamm  und  als 
matterSchein  in  der 
Landschaft  weiter- 
klingen, erhöht  der 
Kontrast  zu  Blau, 
das  wiederam  inten- 
sivsten in  der  Figur 
[im  Armel  und  den 
Strümpfen]  ansetzt 
und  sich  im  Himmel 
[in  den  graubräun- 
lichen Wolken],  ge- 
dämpfter im  grau- 
blauen Wasser  ver- 


Bez.  r.  am  Baumstamme:    P. 

Slingeland  .".  Erworben  1908. 

Eichenholz,  h.  0,265, 

br.  0,205. 


Schalcken 


Godfried  Schalcken. 
Maler  und  Radierer,  ge- 
boren zu  Made  bei  Geer- 
truidenberg  1643,  gestor- 
ben im  Haag  den  16.  No- 
vember 1706.  Schüler  des 
S.  van  Hoogstraten  in 
Dortrecht  und  Gerard  Dou 
in  Leiden.  Tätig  zu  Dort- 
recht [seit  1654]  und,  nach 
mehrjährigem  Aufenthalt 
in  England  [seit  1662]  im 
Haag,  wo  er  1691  Mitglied 
der  Gilde  wurde. 

837    Der    angelnde 
breitet  und  zwischen  ""^^"^  Knabe.     Die  luftige 

Stimmung  der  in  dunstiges  Blaugrau  getauchten  Wasserlandschaft  unter  gleichfarbigem 
schwerem  Wolkenhimmel  erhöht  der  Fleck  leuchtenden  Zinnoberrots  in  der  Kappe 
des  Jungen,  das  in  Wangen  und  Lippen  des  rotbräunlichen  Inkarnats  [durch  den 
Gegensatz  zu  Grauweiß  im  Hemd  erwärmt],  als  Rotbraun  [neben  Graubraun]  in  den 
Hosen,  im  Stamme  der  alten  Weide,  als  Lichtrot  im  Topf  auf  graubraunem  Erdboden 
ausklingt.  Ihm  entspricht  I.  vorn  im  Lichte  eines  Sonnenblicks  Gelbgrün  im  Schilf, 
während  kräftiges  Goldgelb  der  Wasserlilien  die  Farbigkeit  des  Blaugrau  in  der 
Wasserfläche  steigert.  Ein  rot  und  schwarz  gefärbter  und  weiße  Schmetterlinge 
wiegen  sich  auf  den  Blüten. 

Bez.  rechts  unten:  G.  Schalcken.  .'.  Königliche  Schlösser    .'.    Eichenholz,  h.  0,31,  br.  0,25. 

jV[_i.„^L^^      Caspar  Netscher.     Geboren  zu  Heidelberg  1639,  gestorben    im  Haag  den   15. Januar 
INCtbCncr   1584       Kam    schon  als  Kind  nach  Holland;  zu   Arnheim  Schüler  H.  Costers  und  später  zu 
Deventer   Schüler  Gerard  Terborchs  [um   1655].    Tätig  seit  1660  im  Haag,   1662  daselbst  in  die  Lukas- 
gilde aufgenommen,   1659  in  Bordeaux. 


220 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 

854  D 
837 


846  Die  Lautenspielerin.  Hell  kommt  das  bräunliche  Inkarnat,  durch  lichtrote  Töne 
und  den  Kontrast  zu  umgebendem  Weiß  im  Hemd  erwärmt,  aus  bräunlichem  Gesamtton 
hervor,  der  zu  Karminrot  in  der  Taille,  zu  Rotbraun  in  der  Laute,  Braunrot  mit  gold- 
gelbem Schimmer  im  Rock  ansteigt.  L.  rote,  blaue  und  gelbeTeppichornamente.  Smaragd- 
grün im  Vorhang  und  stumpferes  Grün  im  Stoff,  der  um  den  Busen  garniert  ist. 

Königliche  Schlösser.  ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^■^^B^^MI^^^^^^Hfl         Eichenholz,  h.  0,34,  br.  0,25. 


221 


S<Jiule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 

848 


848  Die  Küche.  Im  bräunlichen  Tone  der 
Untermalung-  zusammengehalten  gegen 
kaltes  Blaugrau  der  Küchenwand.  Die 
leuchtendste  Farbe  bildet  Goldgelb  in  der 
Jacke  neben  Dunkelblau  im  Rocke  der 
Köchin.  Bläuliches  Weiß  im  Kopftuch, 
bräunlicher  in  der  Schürze.  Vor  braunem 
Schrank.  R.  im  Stilleben  auf  und  vor  dem 
rotbraunen  Tisch  Lichtrot  in  den  Töpfen 
und  im  Kupferkessel,  sich  steigernd  zu 
einemFleckZinnoberrot  imBeinder  warm 
ockergelb  getönten  Ente  [mit  dunkel- 
blauen Flügelfedern],  kontrastierend  mit 
bräunlichem  Grün  [Kohlblätter].  Vorn 
bräunliches  Ockergelb  im  Faß,  heller  in 
der  Schachtel  [mit  hellgelbgrünem  Salat]; 
daneben  Hellblau  im  Tuch. 

Bez.  anderTischpIatte:  CNetscIier  .*.  Königliche  Schlösser. 
Leinwand,  h.  0,72,  br.  0,58. 

850b  Bildnis  eines  Mannes.  Bunt  schil- 
lert das  blaue,  goldgelb  gestickte  Gewand 
mit  dem  gelbbraunen  Umschlag.  Die  übrigen  Teile  im  warm  bräunlichen  Tone  der  Unter- 
malung, die  in  den  Schatten,  der  Architektur  und  in  der  bräunlichgrauen  Perücke,  die  das 
lichtrötliche  Antlitz  umrahmt,  sichtbar  ist.  Grünliches  Blau  im  Vorhang  1.  und  Blaugrün 
im  Laubwerk  r.  [mit  orangegelben  Früchten]  dienen  der  stärkeren  Wirkung  der  rötlichen 
Töne.    Vor  blauem  Himmel  die  graubraune  Statue  der  Themis. 


850  B 
850  C 


222 


Bez.  unten  links:  C  Netscher.  1680.    .-.    Gegenstück  zu  Nr.  850 C   .'. 
Erworben  1893  als  Vermächtnis  des  Herrn  Reichert. 
Leinwand,  h.  0,52,  br.  0,44. 

850c  Bildnis  einer  Dame.  Der  Rock  in  prächtig 
bunten  Farben:  Goldgelb,  daneben  Rot  und 
Silbergfrau,  auf  dunkelblauem  Grund.  Sie  steigern 
sich  zu  starkem  Rot  im  Apfel,  den  sie  in  der 
Hand  hält,  und  fallen  nach  oben  über  die  gelb- 
rot-graublau schillernde  Schärpe  zu  Graublau  in 
der  Taille  und  zu  Weiß  im  Hemd,  welches  das 
helle,  kühle,  mit  rötlichen  Tönen  und  Graublau 
in  den  Schatten  behandelte  Inkarnat  umgibt.  Vor 
Ockergelblichbrauner  Architektur,  blaugrünen 
und  rotbraunen  Gebüschen  [davor  zinnoberrote 
Blumen]  und  dunkelblauem  Himmel. 

Bez.  auf  der  Mitte  der  Verandabrüstung:  C  Netscher.  1679.  .■.  Gegen- 
stück von  Nr.  850  B  .*.  Erworben  1893  als  Vermächtnis  des  Herrn 
Reichert    .-.    Leinwand,  h.  0,53,  br.  0,44. 

850  Vertumnus  und  Pomona  [Ovids  Metamorphosen  XIV].  Aus  dem  rotbraunenTone 
der  Untermalung,  der  durch  den  Kontrast  zu  grünen,  im  Hintergrunde  blaugrünen  Tönen 
gesteigert  wird,  tritt  die  Gestalt  der  Pomona  durch  das  kräftige  Hellblau  im  Mantel  und 
Goldgelb  im  Mantelumschlage  hervor.  Weiß  im  Hemd  erhöht  die  Wirkung  des  röt- 
lichen Inkarnats.  Gedämpfte  Töne  umgeben  die  Hauptfigur:  bräunliches  Hellkarminrot 
im  Tuch  um  ihren  I.Arm,  Blaugrau  im  Kleide  der  alten  Frau,  Gelbbraun  in  ihrem  Mantel. 
An  den  Bildrändern  einzelne  intensivere  Farbflecke:  neben  Hellblau  und  Grün  vor  allem 
Zinnoberrot  in  den  Früchten  vorn  am  Boden  und  im  Teppiche  1. 

Bez.  am  Stein  unter  dem  Fuße  der  Pomona:  C  Netscher  1681    .-.  Königliche  Schlösser  .-.  Leinwand,  h.  0,50,  br.  0,40. 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 


1004 
735 


223 


Sdiule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 

825  A 


802  A 


■WY-Ij.    Thomas    van    der   Will.      Maler    und 

•*  '^'-    Stecher  [Schabkunst],   geboren  im  Dorfe 

Piershilden  den  29.  Oktober  1659,  gestorben 

zu  Delft  1733.    Schüler  des  Jan  Verkolje  zu 

Delft.    Tätig  zu  Delft. 

1004  Das  Brettspiel.  In  lichten  Tönen 
[Grauweiß  der  Tracht]  ist  die  Gestalt 
der  Dame  neben  Schwarz  im  Rocke 
des  Offiziers  r.  und  vor  den  teppich- 
artigen Farben  der  Umgebung  zu- 
sammengehalten. Im  Goldgelb  ihres 
Unterrocks,  dem  Hellgrau  und  Dun- 
kelgraublau im  Fußboden  klingt  der 
Hauptkontrast  an,  der  in  den  grau- 
blauen Strümpfen  und  dem  gelben 
Bandelier  des  Offiziers  r.,  im  Blau  der 
Armelaufschläge  und  Strümpfe  und 
Orangegelb  in  Schärpe  und  Bändern 
der  bräunlichgrauen  Uniform  des  Of- 
fiziers 1.,  dem  dunkelblauen  Himmel- 
bett und  goldgelbbraunen  Vorhängen 
wiederkehrt.  Gelbbraun  im  Kleide  der 

Magd  neben  Blaugrün  im  Ausblick.    Die  Mitte  betont  Karminrot  in  den  Stuhlbezügen 

und  dem  Teppich  [mit  hellblauen  und  goldgelben  Ornamenten]. 

Bez.  rechts  unten :  T  VANDER  WILT  .-.  Königliche  Schlösser  .-.  Leinwand,  h.  0,71,  br.  0,57. 

T  T     1     1     Bartholomeus  van  der  Helst.   Bildnismaler,  geboren  zu  Haarlem  1613,  begraben  zu  Amsterdam 
nClSL    jgn  16.  Dezember  1670.     Frühzeitig  nach  Amsterdam  übergesiedelt,  wo  er  sich  unter  dem  Einflüsse 
des  Nicolaes   Elias  ausbildete  und  1653  zu  den  Begründern  der  Lukasgilde  gehörte. 

825a  Bildnis  einer  jungen  Frau.  Warm  und 
blühend  steht  das  ockergelbliche,  durch  rote  Töne 
[besonders  in  den  Lippen]  belebte  Antlitz,  von 
braunem  Haar  umgeben,  gegen  Weiß  im  Kragen, 
dessen  schimmernde  Helligkeit  der  Kontrast  zum 
tiefen  Schwarz  im  Kleid  erhöht.  Blaugrün  in  der 
Schleife  des  Brustschmucks.  Kaltes  Grau  ist  be- 
sonders in  der  Umgebung  des  Kopfes  über  die 
hellbraune  Untermalung  gedeckt,  die  in  den  Tie- 
fen und  1.  im  Hintergrunde  zutage  tritt. 

Bez.  links  oben:   B  .  van  der  .  Helst  1643    .-.    Sammlung  Suermondt, 
1874    .-.    Eichenholz,  h.  0,73,  br.  0,61. 

802a  Bildnis  einer  alten  Frau.  Goldiges  Ocker- 
gelb im  Inkarnat,  mit  lichtroten  Tönen  auf  Backen 
und  Lippen,  gegen  bläuliches  Grauweiß  in  Kragen 
und  Haube,  das  die  hellbraune  Untermalung  etwas 


224 


tönt.     Grauschwarz  im  Kleid.    Dunkel- 
graubrauner Hintergrund. 

Aus  der  frühen  Zeit  des  Meisters     .'.     Erworben  1869. 
Eichenholz,  h.  0,48,  br.  0,39. 

"TV^j-j^-- _]  Abraham  Lamberts  Jacobsz.,  ge- 
^^*^'r^*-'^  nannt  Abraham  van  den  Tempel. 
Bildnismaler,  geboren  1622  oder  1623  zu  Leeu- 
warden,  gestorben  den  4.  Oktober  1672  zu  Am- 
sterdam. Schüler  seines  Vaters  Lambert  Jacobsz. 
zu  Leeuwarden  und  des  J.van  Schooten  zu  Leiden. 
Ausgebildet  unter  dem  Einflüsse  des  B.  van  der 
Helst.  Tätig  zu  Leiden  [seit  1648  Mitglied  der 
Lukasgilde],  seit  1660  zu  Amsterdam. 

735  BildnisdesHendrick van Wester- 
hout.  In  lichtrötlichen  Tönen  das  Inkar- 
nat, von  bräunlichgrauem  Haar  umrahmt, 
durch  die  Nachbarschaft  zu  Weiß  im  Kra- 
gen noch  stärker  erwärmt.  Tiefschwarzes 
Gewand  [darauf  die  goldgelbe  Kette] 
und  schwärzlichbrauner  Hintergrund. 

Erworben  1841  von  Professor  Rösel  in  Berlin. 
Eichenholz,  h.  0,44,  br.  0,34. 

858  Ein  Edelmann  und  seine  Gattin. 
Die  Wirkung  des  hellen,  auf  Grau  ge- 
stimmten Gesamttones,  im  besonderen  die  Wirkung  des  Silbergrau  im  Kleide  der 
Dame,  ihres  hellen  Inkarnats  [das  aschblondes  Haar  umgibt]  und  des  Grauweiß  in 
Hemd  und  Kragen  des  Herrn  erhöht  die  Nachbarschaft  zu  Schwarz  in  dessen  Bandelier 
und  Sammethose.  Mattes  Goldgelb  in  den 
Kleiderbesätzen,  den  Schuhschleifen  und 
den  schillernden  Lichtern  der  Weste  stärkt 
den  bläulichen  Charakter  der  grauen  Töne, 
die  sich  zu  Hellblau  in  den  Strümpfen  und 
Gewandschleifen  des  Herrn,  zu  Graublau 
im  Himmel  steigern.  Ein  Fleck  Rot  in  der 
Rose,  welche  die  Dame  hält,  betont  die 
Mitte.  Auch  der  Hintergrund  in  gebroche- 
nen graubraunen,  gelbgrünen  und  blau- 
grauen Tönen. 

Königliche  Schlösser    .'.    Leinwand,  h.  2,36,  br.  1,72. 


Mussche 


Musscher.       Maler 
Bildnissen!  und   Ra- 


Michiel  van 
'  [besonders  von 
dierer,  geboren  zu  Rotterdam  den  27.  Januar  1645, 
gestorben  den  20.  Juni  1705,  wahrscheinlich  zu  Am- 
sterdam. Schüler  M.Zaagmolens  [1660],  A.  van  den 
Tempels [1661],  G.  Metsus  [1665]  und  A.van  Ostades 
[1667].  Tätig  vornehmlich  zu  Amsterdam,  wo  er 
1688  das  Bürgerrecht  erwarb. 


Scliule  von 
Amsterdam 
Im  XVII. 
lahrhun- 
dert 

858 


850  A 


225 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 


850a  Bildnis.  Alle  Farben  sind  auf  das  bräun- 
liche Grau  des  Hintergfrundes  gestimmt.  Bräun- 
liches Rot  im  Mantel,  kontrastierend  mit  dem 
gelbgrün  schillernden  Unterkleid  [mit  karmin- 
violettem Gürtel].  Dunkelblau  im  Überrock. 
Weiß  im  Halstuch  hilft  die  Lebhaftigkeit  des 
lichtrötlichen  Antlitzes  steigern,  von  der  bräun- 
lichgrauen Perücke  umgeben. 

Bez. auf  dem  Postament  der  Säule:  M.  Mvsscher  .".  Erworben  1878 
in  Berlin  vom  Restaurator  Schmidt  -■-  Leinwand,  h.0,49,  br.  0,40. 

\y/'^„££  Adriaen  van  der  Werff.  Maler  und  Architekt, 
geb.  zu  Kralinger- Ambacht  [Weichbild  der  Stadt 
Kralingen]  bei  Rotterdam  den  21.  Januar  1659,  gest.  zu 
Rotterdam  den  12.  November  1722.  Schüler  des  C.  Pi- 
colett  und  des  E.  H.  van  der  Neer.  Tätig  zu  Rotterdam, 
seit  1696  auch  in  Düsseldorf  als  Hofmaler  des  Kurfürsten 
Johann  Wilhelm  von  der  Pfalz. 

492  Schäferszene.  Unter  dunklem  grünlich- 
blauem Himmel  mit  goldgelben  Abendlichtern 
am  Horizont  schimmert  das  Licht  auf  dem  weißlichen  Körper  der  Schäferin  und  ihrem 
ockergelblichen,  mit  weißen  Blüten  geschmückten  Haar.  Reines  Weiß  im  Hemd.  Der 
Kontrast  zur  kräftigeren  gelbbräunlichen  Färbung  des  Jünglingskörpers,  zum  bräun- 
lichen Rot  seines  Mantels,  zu  mattgelblichen,  rot  schillernden  Tönen  im  Umhang  des 
Mädchens,  zu  Rot  und  Gelb  in  den  Blumen  und  Blaugrün  dient  der  kalten,  porzellan- 
artig glatten  Wirkung   des   Fleischtones.  Königliche  Schlösser  .-.  Leinwand,  h.  0,46,  br.  0,38. 


N 


846A 


Eglon   Hendrik  van  der  Neer.    Geb.  zu  Amsterdam  1635  oder  1636,  gest.  zu  Düsseldorf  den 
^*^      3.  Mai   1703.      Schüler    seines  Vaters   A.   van    der   Neer,    später   in    der   Lehre   bei   J.  van  Loo   zu 

Amsterdam.  Nach  einem  mehrjährigen  Aufenthalt  in  Frank- 
reich abvt'echselnd  tätig  in  Rotterdam  [nachweisbar  von 
1663  —  1679],  im  Haag  [urkundlich  1670],  in  Amsterdam, 
Brüssel  [1679—1691]  und  Düsseldorf  [als  Hofmaler  des 
Kurfürsten  Johann  Wilhelm  von  der  Pfalz]. 

846a  Tobias  mit  dem  Engel.  Das  überwiegende 
Blaugrün  der  Landschaft  kontrastiert  mit  dem 
rotbraunen  Tone  der  Körper,  der  durch  die  Nach- 
barschaft zu  gedämpften  kühlen  Tönen:  Grau 
[Flügel,  Gewand]  und  Dunkelblau  [Untergewand 
und  Gürtel  des  Engels]  noch  intensiver  erscheint. 
Karminviolett  im  Mantel,  Gelbbraun  im  Gewände 
des  Tobias.    Graublaue  Ferne. 

Bez.  links  am  Boden  unter  den  Baumstämmen ;  E  v.  Neer  .  fe  .  1685 
.■.  Sammlung  Simonet,  1873  .■.  Sammlung  Suermondt,  1874. 
Eichenholz,  h.  0,29,  br.  0,225. 


Dijk 


Philip    van   Dijk.    Geb.  zu  Amsterdam  den  10.  Ja- 
nuar 1680,  gest.  im  Haag  den  3.  Februar  1752.    Schüler 
des  A.  Boonen  in  Amsterdam;  unter  dem  Einfluß  E.  van 
der   Neers    und    A.  van    der  Werffs    weiter    ausgebildet. 


226 


Tätig  ab- 
wechselnd 
in  Amster- 
dam, in 
Middelburg- 
[seit  1710] 
und  im 

Haag 
[  schon 
1718],  eini- 
ge Zeit  als 
Hofmaler 
in      Kassel 
[daselbst 
nachweis- 
lich     1725 
und   1736]. 

1026  Der 
Lauten- 
spieler. 
In  dem 
bräun- 
lichen, durch  Grau  stark  gekühlten  Grundton  wird  die  Mitte  durch  Hellblau  im  Umhang-e 
des  Kindes,  in  einzelnen  Blumen  und  im  Kleide  der  Dame  betont.  Hellblau,  durch  den 
Kontrast  zu  ockergelblichen  Tönen  der  Brüstung-  und  Gelbbraun  im  Kleide  des  Kindes, 
leuchtender  im  Vorhang-,  gestärkt,  erwärmt  das  rötliche  Inkarnat  neben  Weiß  in  Hemd 
und  Notenblatt.  Bräunlich  gedämpftes  Hellrot  im  Umhang  der  Dame,  Zinnoberrot  in 
den  Rosen,  den  Ornamenten  der  Stuhllehne  usw.;  bräunliches  Karminrot  im  Kleide  des 
Lautenspielers  [mit  dunkelblauem  Barett].  Die  hellen  roten  Töne  ergänzen  sich  im  Blau- 
grün des  Parkes. 

Bez. rechts  unten  in  der  Ecke:  P:  van  Dijk.  1727  .-.   Gegenstück 
zu  Nr.  1028    .".   Königliche  Schlösser. 
Eichenholz,  h.  0,37,  br.  0,29. 

1028  Der  Zeichenunterricht.  Grau  [Kinder- 
statue], Hellblau  [Kleid  und  Haarband  des 
Mädchens,  Zeichenheft]  und  kaltes  grünliches 
Blau  im  Rebstock  umrahmen,  kontrastierend 
mit  gelblichem  Grau  der  Brüstung  und  Fen- 
sterumrahmung und  Goldgelb  im  Mieder  der 
Dame,  das  Bild  und  lassen  die  rötlichen 
Töne  der  Mitte  [Inkarnat,  neben  kaltem  Blau- 
grau in  Hemd  und  Tüchern],  stumpfes  Hell- 
zinnoberrot [Umhang]  undZinnoberrot[Haar- 
band  der  Dame,  Blumen  r.]  zu  stärkerer  Wir- 
kung kommen.  Gedämpftes  Karminviolett  im 
Vorhang  vor  blaugrauer  Architektur. 

Bez.  unten:  P. van  Dyk.f:  11728.   .-.    Gegenstück  von  Nr.  1026 
.".  Königliche  Schlösser. 

Eichenholz,  h.  0,36,  br.  0,28. 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 

1026 
1028 


750  A 


227 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 


806  B 


J 


Cor 


J 


o|^oc^r|c  ^"'"v...^  janssens 
ClXlOSdia  [Janson  oder  Jonson] 
van  Ceulen.  Bildnismaler,  ge- 
tauft zu  London  den  14.  Okto- 
ber 1593,  gest.  zu  Amsterdam 
oder  Utrecht  um  1664.  Tätig  in 
England  von  1618 — 1643  und  dort 
von  A.  van  Dyck  beeinflußt;  dann 
in  Middelburg  [1642]  und  längere 
Zeit  in  Amsterdam  [1646  und  noch 
1662],  vorübergehend  im  Haag 
[1647],  Utrecht  [1652]. 

750a  Bildnis.  Vor  bräun- 
lichem Grau  das  ockergelb- 
liche Inkarnat,  durch  licht- 
rote Töne  in  Wange,  Mund 
und  Nasenlöchern  erwärmt. 
Graues  Haupt-  und  Barthaar.     Kalter  bläulichweißer  Kragen.    Grauschwarzer  Rock. 

Erworben  1846  .-.  Leinwand,  h.  0,70,  br.  0,58. 


Segh 


p^yr    Hercules  Seghers  oder  Segers.    Zeichnet  sich  selbst   meist  Segers.     Landschaftsmaler 
und  Radierer,  geboren  1589,  gestorben  zu  Amsterdam  um  1645.    1607  in  Amsterdam  Schüler 
des   Gillis  van  Coninxloo.    Tätig  um  1633  vorübergehend  im   Haag,  später  wieder  in  Amsterdam. 

808a  Holländische  Flachlandschaft  mit  dem  Städtchen  Rhenen.  In  hellblauem 
Ton,  am  Horizont  von  sonnigen  weißen  und  oben  blaugrauen  Wolken  überzogen, 
denen  der  durchscheinende  bräunliche  Grund  Tiefe  verleiht,  spannt  sich  der  hohe 
Himmel  über  der  in  tiefer  saftiger  Färbung  gehaltenen  Landschaft.  Der  dunkelbraune 
Ton  der  Hügel  im  Vordergrunde,  mit  Saftgrün  getönt,  geht  nach  dem  weißlich 
schimmernden  Spiegel  des  Neder-Rijn  zu  in  helleres  Braun  und  Gelbgrün  der  Wiesen 
über.  Jenseits  des  Flusses  dehnt  sich  die  weite  Ebene  zunächst  in  bräunlichsaftgrünen 
Tönen,  dann  in  grünlichem  Blau,  das  schon  in  der  Kirche  ansetzt  und  mit  zarten 
bräunlichroten  Tönen  in  den  Dächern  der  Häuser  kontrastiert. 

Bez.  links  unten:  Hercules  Segers  .*.  Eines  der  wenigen  bezeichneten  Gemälde  dieses  seltenen  Meisters  .*.  Auf  einer  Ver- 
steigerung in  London  als  „van  Goijen"  verkauft  .'. 
Sammlung  Suermondt,  1874. 
Eichenholz  h.  0,42,  br.  0,66. 

806b  Holländische  Flachland- 
schaft mit  dem  Städtchen  Rhe- 
nen. Der  hohe  luftige  Himmel  ver- 
tieft sich  vom  weißlichen  Horizont, 
den  lichte  hellblaue  Streifen  unter- 
brechen, zu  dunklerem  Hellblau,  durch 
dessen  lockeren  Auftrag  die  warme 
hellbräunliche  Grundierung  schim- 
mert. Die  Landschaft  in  lichtem  blau- 
grünlichem Ton,  über  den  der  ganze 
Vordergrund  und  die  Einzelheiten 
des  Mittelgrundes   mit  bräunlichem 


228 


Saftgrün    lok- 
kereing-ezeich- 
net    sind.     Im 
Mittelgrunde 
begleitet     die 
saftgrüne 
Zeichnung 
schon   luftiges 
Blaugrün,   das 
in    der    Ferne 
ganz  die  Herr- 
schaftgewinnt, 
durch  zwei 
Flecke  Braun- 
rot     in      den 
Dächern     sich 
ergänzend. 

Früher  in  der  Galerie  zu  Karlsruhe,  wo  es  sich  noch  1833  befand    .'.    Sammlung  v.  Landauer,  Stuttgart  1S60    .'.  Sammlung 
Suermondt,  1874   .•.  Eichenholz,  h.  0,26,  br.  0,35. 


Rogh 


j~.„p.     Roelant  Rogh  man.    Maler  und  Radierer  von  Landschaften,  geboren  zu  Amsterdam  um 
1620,   gestorben    daselbst   1686   oder    1687.      Nach    Reisen   in    den   Alpengegenden   tätig 
zu  Amsterdam. 

807  a  Gebirgslandschaft.  Der  Vordergrund  in  dunkelbraunen  und  dunkelsaftgrünen 
Tönen  setzt  sich  kulissenartig  gegen  das  Ockergelb  der  Mitte  ab.  Das  Saftgrün  der 
Büsche  und  Grasflächen,  das  den  ockergelben  Mittelgrund  unterbricht,  geht  in  der  Ferne 
in  helles  Blaugrün  über.  Die  Intensität  der  ockergelben  Töne  erhöht  der  Kontrast 
zum  Hellblau  des  Himmels  und  Blaugrau  der  Wolken,  während  das  Grün  in  einigen 
Flecken  Zinnoberrot  der  Staffage  vorn  sich  ergänzt. 


Bez.  rechts  unten:  R 


>rben  1867  in  Stuttgart    .'.    Leinwand,  h.  1,1  S,  br.  1,72. 


Avf KPflmr^     Hendrick  Avercamp   genannt  de  Stomme  van  Kampen.     Maler  von  Winterland- 
^^  H     Schäften,  geboren  zu  Amsterdam  den  25.  Januar  1585,  gestorben  zu  Kampen  um  1663. 

Tätig  in  Kampen    [seit   ungefähr  1625], 

vorher  in  Amsterdam. 

760  Winterlandschaft.  Sehr  lichte, 
weißliche  Winterstimmung,  mit 
schwärzlicherZeichnungderBäume 
und  einzelner  Gegenstände.  Blau- 
graue Schneespuren  und  Schatten- 
partien. Hellblaue  Ferne  und  oben 
aufklarender  Himmel.  Ockergelbe 
Färbung  des  Schilfes  am  Ufer  und 
der  Hausmauern.  Die  beiden  Fi- 
guren der  Mitte  in  stumpf  braun- 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 

807  A 


760 


229 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 

901  E 


821 A 


roten  Kleidern,  die  Gestalten  der  Eis- 
läufer in  lichten  graublauen  und  gelb- 
lichen, mattrosaroten  und  gelbgrün- 
lichen Trachten. 

Bez.  rechts  unten  am  Wege;  Avercamp  .".  Sammlung 
Solly,  1821    .-.    Eichenholz,  h.  0,19,  br.  0,31. 

Mf^icfAK  Tv  A    ^°  genannt  nach  der  Be- 
■'•'•^''J'-»^*      *   V  i^   Zeichnung      auf     unserem 
Bilde.    Das  Monogramm  ist  sonst  nicht  nach- 
gewiesen.   Tätig  um  1620  unter  dem  Einflüsse 
der  vlämischen   Landschafter. 

901 E  Landschaft.  Graublau  spiegeln 
sich  im  Flusse  die  dunklen  Gewitter- 
wolken, die  den  auf  der  r.  Seite  noch 
klaren  hellblauen,  von  einzelnen  ockergelblichen  Wolken  bedeckten  Himmel  über- 
ziehen. Fahl  ockergelb  ist  der  Mittelgrund  der  im  braunen  Tone  der  Untermalung 
gehaltenen  Landschaft  beleuchtet,  hell  gelbgrün  die  blaugrünen  Bäume  vor  finsterem 
Himmel.  Einige  Flecken  Lichtrot  in  der  Staffage,  im  Brückenbogen  1.  und  im  Dache 
des  Gehöfts  beleben  die  Darstellung. 

Bez.  links  unten:  TvA     .■.     Erworben  1896   auf  der  Versteigerung  Krauspe  in  Berlin,  als  Geschenk  des  Generaldirektors 
Dr.  W.  Bode    .-.    Eichenholz,  h.  0,23,  br.  0,34. 

I^_       •       „K    Philips   Koninck   oder    Koning.     Landschaftsmaler,    geboren    den   5.  November  1619  zu 
IXUIllUCK.    Amsterdam,  begraben  daselbst  den  4.  Oktober  1688.    Schüler  seines  Bruders  Jacob  Koninck 
und  Rembrandts.    Tätig  zu  Amsterdam  und  vorübergehend  in  Rotterdam   [1640  41] 

821a  Landschaft.  Die  tiefe  saftige  Wirkung  des  in  wechselnder  Beleuchtung,  von  der 
Höhe  gesehen,  weit  bis  zu  dem  dunstigen  Streifen  am  Horizont  sich  hindehnenden 
Landes  erhöht  der  Gegensatz  zum  hellen  luftig  graublauen  Wolkenhimmel,  in  dessen 
Tiefen  die  warm  braune,  das  ganze  Bild  zusammenhaltende  Grundierung  der  Leinwand 
durchscheint  Ein  heller  Lichtblick  trifft  die  abfallende  Höhe  im  Vordergrunde  mit  den 
wechselnden  goldgelben,  ockergelben  und  hellgrünen  Tönen  ihres  Graswuchses  neben 

warm  braunen  und 
dunkelgrünenSchat- 
tenpartien.  Wenige 
Flecken  bräunlichen 
Rots  [Jacke  derFrau 
vorn  auf  der  Höhe; 
Ziegeldächer  im  Mit- 
telgrunde] steigern 
die  Wirkung  des 
beherrschenden 
bräunlichen  Grüns 
der  Landschaft.  Die 
hellere  Fläche  be- 
grenzt bräunlichsaft- 
grünes   Buschwerk, 


230 


das  im  beschatteten  Mittelgrund 
eine  dunkelblaugrüne  Färbung 
annimmt.  Dazwischen  schimmern, 
breit  und  nur  locker  hingesetzt, 
die  blaugrauen  Wasserstreifen 
der  Kanäle,  von  hellen  gelblich- 
grünen Wiesenstreifen  einge- 
faßt. In  der  Ferne  wird  die  Be- 
leuchtung noch  mannigfaltiger. 
Zwischen  grünlichem,  bräunlichem 
und  gelblichem  Land  glitzern 
weißliche  Wasserläufe. 

Bez.  rechts  unten  :  P.  Koning  .'.  Erworben  1888 
in  London. 

Leinwand,  h.  0,91,  br.  1,65. 

^^ppi*     Aert    [Aernout]    van    der   Neer.     Landschaftsmaler,  geboren  1603   zu  Amsterdam,  gestorben 
den  9.  November   1677.    Tätig  vornehmlich  zu  Amsterdam   [nachweisbar  seit  1638]. 

842b  Mondscheinlandschaft.  In  tiefem  warmem  Braun,  unter  das  sich  die  saftgrünen 
Töne  der  Bäume  mischen,  glitzernd  in  goldgelben  und  rötlichen  Lichtern,  liegen  die 
Ufer  am  graublauen  Wasser,  in  dem  sich  gelblich  das  Licht  des  Mondes  spiegelt. 
Gegen  den  weißlichen  Schimmer  der  Mitte  steht  schwärzlich  ein  Kahn.  Darüber 
spannt  sich  der  helle  bläuliche  Nachthimmel,  der  sich  um  die  weißliche  Scheibe  des 
Mondes  aufhellt.  Ringsum  bedecken  ihn  dunkelgraublaue  Wolken,  goldgelb  vom 
Mondlichte  bestrahlt. 

Bez.  am  Boden  links  mit  dem  aus  AV  und  DN  gebildeten  Monogramm   .■.  Sammlung  Schönborn,  Wien  1866  .*.  Sammlung 
Suermondt,  1874. 

Leinwand,  h.  0,33,  br.  0,42. 

840c  Winterlandschaft.  Die  dünne  rotbraune  Untermalung  erwärmt  [besonders  im 
Vordergrund,  den  Bäumen  und 
Gebäuden]  das  Weiß  der 
Schneefläche  und  das  Blau- 
grau der  Eisdecke.  R.  am  Ufer 
etwas  Ockergelb  im  Erdreich. 
Die  Staffage  in  kräftig  schwärz- 
lichbraunen und  graublauen 
Tönen  mit  vereinzelten  zin- 
noberroten Flecken.  Lichtrot 
in  den  Giebeln  und  Schorn- 
steinen der  Häuser,  nach  der 
Tiefe  neben  graublauen  Tönen 
in  ein  luftiges  Rosarot  über- 
gehend. Den  lichten  bläulichen 
Himmel    bedecken   weiße,    an 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 

842  B 


840  C 


231 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 

842  D 


842  A 


den  Rändern  sonnig  ockergelb 
beleuchtete  und  graublau  be- 
schattete große  Wolken. 

Bez.  links  unten  mit  dem  aus  AV  und 
DN  gebildeten  Monogramm  .'.  Sammlung 
Pastor,  Burtscheid  1820  .'.  Sammlung 
Suermondt,  1874. 

Eichenholz,  h.  0,59,  br.  0,82. 

842d  Mondaufgang.  Etwas 
r.  von  der  Mitte  ist  über 
den  fernen  Häusern  und  dem 
bräunlichhellgrauen  Wasser 
die  weißliche  Mondscheibe  im  Aufgehen,  die  graublauen  Wolken  und  den  Horizont  mit 
einem  fahlen  rötlichen  Schimmer  erhellend.  Der  rötliche  Lichtschein  geht  nach  vorn  zu 
in  den  die  ganze  Darstellung  beherrschenden  [über  die  helle  Grundierung  gelegten] 
braunen  Ton  der  Untermalung  über,  auf  dem  alle  Details  des  Vordergrundes  zur  Steigerung 
der  Lichtwirkung  in  schwärzlichen  [im  Laubwerk  1.  mit  dunkelsaftgrünen  Tönen  unter- 
mischt], die  Einzelheiten  des  Hintergrunds  in  luftigeren  dunkelgraublauen  Flecken  flott 
und  skizzenhaft  hingesetzt  sind. 

Bez.  links  unten  in  ockergelber  Farbe  mit  dem  aus  AV  und  DN  gebildeten  Monogramm     .'.    Erworben  1900  aus  dem  Wiener 
Kunsthandel  .".    Eigentum  des  Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins. 
Eichenholz,  h.  0,175,  br.  0,38. 

842a  Mondscheinlandschaft.  Alle  Lokalfarben  gehen  in  der  dunkelgraublauen  Färbung 
des  Abends  unter,  die  besonders  im  Vordergrunde  durch  das  Braun  der  Untermalung 
leicht  getönt  wird.  Über  den  dunkelgrünen  Bäumen  steht  die  goldgelbe  Mondscheibe. 
Ihr  Licht  übergießt  die  Ränder  der  Wolken  und  die  ganze  Landschaft  mit  glitzernden 
goldgelben  Lichtern.  In  rötlichen  Tönen  schimmern  zwischen  den  dunklen  Bäumen  die 
Häuserreihen,   die   sich    längs   des  Kanals   hinziehen.     Gegen  den  goldigen  Glanz  des 

Mondlichts  im  Wasser  steht 
die  dunkelbraune  Gestalt  des 
Reiters  im  Vordergrunde. 


Sammlung  Mecklenburg,   Paris   1854 
Sammlung  Suermondt,  1874. 
Leinwand,  h.  0,53,  br.  0,73. 


232 


842 E  Sonnenuntergang.  Himmel 
und  Eisfläche  hüllt  die  Dämme- 
rung in  ein  kühles  Blaugrau, 
während  hinter  dem  Kirchturm 
der  gelbe  Schein  der  unterge- 
gangenen Sonne  aufstrahlt.  Er 
verbreitet  sich  am  Himmel  bis 
zu  den  von  rötlichem  Schimmer 
erwärmten  dunkelgraublauen 
Wolken  und  glänzt  in  der  grau- 
blauen Eisfläche  wieder.  In  kräf- 
tiger dunkelbrauner  und  grauer 
Färbung  helfen  die  Figuren  die 
Ferne  zurücktreiben.  Einige  Flek- 
ken  leuchtenden  Zinnoberrots 
[verschiedene  Röcke  der  Frauen  r.],  das  warme  rötliche  Inkarnat  der  Figuren  sowie  die 
lichtrote  Tönung  einzelner  Häuser  und  Dächer  dienen  der  Belebung  des  für  Neer  außer- 
gewöhnlich farbigen  Bildes. 

Bez.  links  unten  mit  dem  aus  AV  und  D  N  gebildeten  Monogramm  .*.  Erworben  1908  aus  der  Sammlung  Rudolf  Kann,  Paris. 
Leinwand,  h.  0,375,  br.  0,51. 


Schule  i'On 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 

842  E 


840  Brand  einer  holländischen  Stadt.  In  dunklem  Braun.  Die  Giebel  der  braunen 
Häuser  der  Stadt,  die  Umgebung  und  der  Nachthimmel  sind  in  die  rote  Glut  der 
Feuersbrunst  getaucht.  Gelbe  Flammen  lodern  aus  den  brennenden  Dächern  auf.  Dichte 
vom  Feuerschein  erhellte  rote  Rauchwolken  mit  sprühenden  gelben  Funken  wälzen  sich 
nach  r.  über  das  Wasser 
hin,  das  sie  mit  rötlichen 
Lichtern  erhellen,  und 
verschwinden  allmählich 
vor  dem  kalten  grau- 
blauen Himmel,  an  dem  r. 
zwischen  den  schwärzlichen 
Schiffen  das  ruhige  weiß- 
liche Licht  des  Mondes 
leuchtet. 


Bez.  vorn  an  einem  Boote  mit  dem 
aus  AV  und  DN  gebildeten  Mono- 
gramm .•.  Erworben  1844  in  Rot- 
terdam. 

Leinwand,  h.  0,75,  br.  1,03. 


840 


233 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 

842 


842  Mondscheinlandschaft.  Am 
nächtlichen  graublauen  Wolken- 
himmel,  der  locker  über  die  durch- 
scheinende braune  Untermalung 
gelegt  ist,  erhebt  sich  die  weiße 
Scheibe  des  Mondes.  Die  Wirkung 
des  Lichteffekts  wird  durch  den 
Kontrast  zu  den  dunkelbraunen 
Segeln  gesteigert.  Ein  rötlicher 
Schein  verbreitet  sich  an  den  Rän- 
dern der  dunkelgraublauen  Wolken 
entlang,  glänzt  auf  der  graublauen 
Wasserfläche  und  auf  den  bräun- 
lichgrünenBäumen  derUfer,die  sich 
kräftig  in  tiefem  schwärzlichbraunem  Dunkel  [dazwischen  die  rötlich  aufschimmernden 
Mauern  der  Häuser]  gegen  den  hellen  Glanz  des  Mondes  abheben.  Vorn,  verhalten 
im  nächtlichen  Dunkel,  ein  Fleck  Rot  in  der  Kappe  des  Netze  flickenden  Fischers. 

Bez.  rechts  unten  mit  dem  aus  AV  und  DN  gebildeten  Monogramm     .■.     Erworben  1843  aus  der  Sammlung  Reimer 
zu  Berlin. 

Eichenholz,  h.  0,32,  br.  0,46. 


A  71*      _,_^       Simon  de  Vlieger.     Maler  und  Radierer,  vornehmlich  von  Marinestücken,  geboren  um  1601 
V  IIC^CI     ^y  Rotterdam,  g^estorben  zu  Weesp  im  März  1653.    Angeblich  Schüler  des  älteren  Willem  van  de 
Velde,  unter  dem   Einflüsse  des  Jan  Porcellis    ausgebildet.     Tätig   zu   Rotterdam,  Delft    [1634 — 1640], 
Amsterdam   [bis   1650]   und  Weesp. 

934  Leicht  bewegte  See.  Wasser  und  Wolkenhimmel  gehen  in  einem  verblasenen 
graublauen  Tone  zusammen,  der  locker  über  die  braune  Untermalung  [warm  in  den 
Tiefen  der  Wogen  und  der  Wolken  zutage  tretend  und  die  Wolkenschatten  vertiefend] 
gelegt  ist.  Oben  ist  der  hellblaue  Himmel  sichtbar.  Warm  ockergelbliche  Lichter  in 
den  Wolken  und  am  Horizont,  am  Boot  und  dem  Segel.    Ein   kleiner  Fleck  Rot  in 

der  Jacke  des  Steuermanns,  Blau 
und  Weiß  in  der  Flagge. 


Bez.  links  unten:  S  ■  DE  VL  .  EGER  163. .  [die 
letzte  Ziffer  undeutlich,  könnte  eine  3  oder  5  sein] 
.■.    Königliche  Schlösser. 

Eichenholz,  h.  0,32,  br.  0,44. 


234 


V^cippeiie  pelle.  Maler  von 
Marinen  und  Winterlandschaften, 
auch  Radierer,  geboren  1624  oder 
1625  zu  Amsterdam,  begraben 
ebenda  den  22.  Dezember  1679. 
Schüler  des  Simon  de  Vlieger. 
Tätig  zu  Amsterdam. 

875a  Stille  See.  Von  lufti- 
gen grauen  Wolken  mit 
hellen  Lichträndern  ver- 
deckt steht  die  Sonne  am 
hellbläulichen  Himmel.  In 
dem  weichen  goldigen 
Dunst  gehen  Himmel  und 
graublaue  Wasserfläche  in- 
einander über.  Gelber  Sonnenglanz  sprüht  über  die  kaum  bewegte  Wasserfläche  hin. 
Die  Wirkung  dieser  feuchten  schimmernden  Atmosphäre  wird  durch  die  festeren  und 
nur  allmählich  nach  der  Tiefe  zu  sich  auflockernden  warmbraunen  Töne  der  Untermalung 
erhöht,  in  denen  der  Vordergrund  mit  den  dunklen  Booten,  Figuren  und  dem  gold- 
gelbbraunen Segel  zusammen  gehalten  ist.  R.  eine  blaugrün  bewachsene  Landzunge. 
Vorn  gegen  die  dunklen  Schatten  das  glitzernde  Weiß  der  Möven. 


Schule  Tioii 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhiin- 

ilerl 

875  A 


Bez.  am  Boote  links:  I  V  Cappell  . 
Leinwand,  h.  0,45,  br.  0,71. 


.".  Erworben  1876  aus  der  Sammlung  von  Lippmann-Lißingen,  Wien. 


.eeman 


Reinier   [Remigius]    Nooms,   gen.    Zeeman.     Maler    und    Radierer    von    Seestücken,    ge- 
boren  1623  vkiahrscheinlich  zu  Amsterdam,  gestorben  1667  oder  1668.    Tätig  zu  Amsterdam, 

kurze  Zeit  auch  in  Frankreich  [um  1650]   und  nach  Nicolai  [„Nachrichten  von  Berlin.  . ."]  vorübergehend 

in  Berlin. 


Am  hohen  [nur  wenig  sichtbaren] 
grauen   Wolken    die 


875b  Ruhige  See. 
hinter  dunstigen 
Sonne,  welche  die  tieferen  Wolken- 
schichten gelblich  beleuchtet.  In  sonnigem 
Glanz  schimmern  Wasser  und  Horizont 
zusammen.  Durch  den  Gegensatz  zu 
den  festeren  warmbraunen  Tönen  der 
Küste,  in  die  sich  Blaugrau  in  den 
Schiffen  mischt,  wird  die  luftige  Wirkung 
des  Himmels  noch  gesteigert.  Ein  Fleck 
Rot  in  der  Jacke  des  dem  Ufer  zu- 
schreitenden Mannes;  blau -weiß -rote 
Schiffsflagge ;  rötliche  und  grünliche  Flecke 
in  der  Staffage. 


lichtbläulichen  Himmel   steht 


Bez.  am  Boden  links  nahe  der  Mitte:  R  "  Zeeman 
lung  Suerinondt,  1874. 

Leinwand,  h.  0,24,  br.  0,22. 


.  San 


875  B 


235 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jakrhun- 

derl 

848  B 


R/i<ay-cfvaf^n  Anthonie  Beerstra- 
DeeibiraLCU  ten  [Beerstraaten]. 
Lebensverhältnisse  unbekannt.  Wahr- 
scheinlich Bruder  von  Jan  und  Abraham 
Beerstraten,  mit  denen  er  jjleichzeitig 
[nach  den  Daten  auf  seinen  Bildern  um 
1660]   zu  Amsterdam  tätig  war. 

848b  Winterlandschaft.  Im  kalten 
Blaugrau  eines  Wintertag-s.  Nur 
das  Ufer  1.  im  Vordergrunde  wird 
vom  braunen  Ton  der  Unter- 
malung etwas  erwärmt,  der  auch 
dem  Blaugrau  der  Eisfläche  eine 
ins  Violette  spielende  Färbung  ver- 
leiht. Am  mattblauen  Himmel 
dunkelblaugraue  und  ockergelbliche  Wolken  mit  weißen  Lichträndern.  Die  Staffage 
steht  dunkel  und  in  kräftig  gefärbten  Trachten  [besonders  Goldgelb,  bräunliches 
Rot  und  Grün]  gegen  die  blaugraue  Eisfläche.  Warm  rotbrauner  Ton  der  Boote  und 
der  Häuser  an  den  Ufern. 


Bez.  links  unten  auf  einem  Brett:  A.  Bee  f  . 
Leinwand,  h.  0,35,  br.  0,54. 


Erworben  1853. 


895 


R  aL-V-iiiirc^^n    Ludolf   Bakhuysen.     Zeichnet   sich    auch    Backhuisen,    Backhuizen    und    Back- 
Dcll^Il'-iy ^*^''    huijsen.     Marinemaler    und    Radierer,    geboren    zu    Emden    den    18.  Dezember    1631, 

begraben     zu    Amsterdam    den    17.    November    1708.       Schüler    des    Allart    van    Everdingen     und    des 

Hendrick  Dubbels  zu  Amsterdam.     Tätig  in  Amsterdam   [seit  1650]. 

895  Leichtbewegte  See.  Einheitlich  blaugrauer  Ton.  Vor  den  großen  gleichfarbigen 
Wolken  mit  ockergelblichen  Lichtern,  die  zum  Teile  den  hellblauen  Himmel  bedecken, 
schimmern,  von  der  Sonne  beschienen,  ockergelbliche  Segel.  Während  die  dunkle 
Masse  des  Segelschiffes  1.  die  Helligkeit  der  Luft  steigern  hilft,  konzentriert  sich 
das  zum  Graublau  komplementäre  Ockergelb  im  Segel  des  Bootes  r.  und  seinem 
Reflex  in  den  blaugrünlichen  Wogen. 

Bez.    an    dem    kleinen    Boote    vorn:     1664 
L  Back  ,   .*.    Königliche  Schlösser. 
Leinwand,  h.  0,56,  br.  0,97. 


Pottei 


Paulus  Potter.  Maler 
von  Tieren  und  Land- 
schaften, getauft  den  20.  Novem- 
ber 1625  zu  Enkhuizen,  begraben 
zu  Amsterdam  den  17.  Januar  1654. 
Schüler  seines  Vaters  Pieter  in  Amster- 
dam und  Jacob  de  Wets  zu  Haarlem. 
Tätig  zu  Delft  [1645  bis  1648,  1646 
in  die  Gilde  aufgenommen],  im  Haag 
[1649  in  die  Gilde  eingetreten]  und 
in  Amsterdam   [seit  1651]. 


236 


872b  Der  Stier.  In  mächtiger  dunkler 
Silhouette  hebt  sich  der  Stier,  der 
im  warm  bräunlichen  Tone  der  Unter- 
malung mit  dem  Hügelabschnitte  des 
Vordergrundes  zusammengeht,  vom 
schimmernden  Weiß  der  großen  Wolke 
ab,  die  am  r.  oben  sichtbaren  blauen 
Himmel  heraufwallt.  Im  Gegensatz  zu 
dem  in  einen  dunklen  Wolkenschatten 
getauchten  Vordergrunde  leuchtet  die 
grüne  Wiese  1.  [deren  Struktur  durch 
einen  pastosen  Auftrag  in  kleinen  blau- 
grünen  und  gelbgrünen  Farbflecken 
auf  dem  durchsichtig  bräunlichen  Grund 

gegeben  ist]  mit  den  goldgelbbraunen  Kühen  in  hellem  Sonnenlicht,  vor  den  Schatten- 
partien der  Wolkenmassen,  die,  ebenso  wie  die  nur  angedeutete  Ferne  in  der  Mitte,  ganz 
locker  über  den  bräunlichen  Ton  der  Grundierung  gelegt  sind. 


Sdiule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 

872  B 


Bez.  links  unten  am  Boden:  Paulus  Potter  f.  1649 
Eichenholz,  h.  0,23,  br.  0,29. 


Eigentum  des  Kaiser-Friedrich-Museums- Vereins. 


872a  Aufbruch  zur  Jagd  im  „Bosch"  beim  Haag.  Vor  hellblauem  Himmel  mit 
schimmernd  weißen  Wolken  das  lebhafte  sonnige  Grün  der  Bäume,  des  Mooses  an 
den  Stämmen  und  des  Graswuchses,  das  dem  Bilde  seinen  frischen  farbigen  Charakter 
gibt.  Mit  dem  Grün  kontrastiert  der  goldgelbbraune  Ton,  in  dem  das  Laub  einzelner 
Bäume  [Baum  1.,  in  der  Mitte  und  r.]  und  die  Rinde  der  Baumstämme  schimmert,  der 
zum  Rotgelb  der  Pferde, 
Hunde  und  Kühe  ansteigt 
und  mit  Grau  gedämpft  auch 
in  den  Wegen  der  Allee 
wiederkehrt,  zwischen  dem 
Grün  des  Rasens.  Ein  Fleck 
kräftigen  Blaus  in  den  Trach- 
ten des  Reiters  1.  und  eines 
Falkeniers  in  der  Mitte. 


Bez.  links  unten:  Paulus  Potter  •  F  • 
1652  .•.  Eine  alte,  nicht  eigenhändige 
Wiederholung  in  der  Galerie  zu  Dres- 
den .'.  Sammlungen  Prinz  Conti,  Herzog 
von  Choiseul,  Fürst  Radziwil,  Wombwell, 
Stevens  .'.  Sammlung  Suermondt,  1874. 
Leinwand,  h.  0,60,  br.  0,76. 


237 


Schule  von 
Amsterdam 

im  xvn. 

Jahrhun- 
dert 

903  A 


922  B 


Veld 


Adriaen  van  de  Velde.  Maler  und  Radierer 
von  Landschaften  und  Tieren,  getauft  zu  Amster- 
dam den  30.  November  1636,  gest.  daselbst  den  21.  Ja- 
nuar 1672.  Schüler  seines  Vaters,  des  Marinemalers  Willem 
van  de  Velde  d.  Ä.,  zu  Amsterdam,  später  des  Jan  Wijnants 
und  des  Philips  Wouwerman  zu  Haarlem;  unter  dem  Ein- 
flüsse von  Paulus  Potter  weiter  ausgebildet.  Tätig  zu 
Amsterdam. 

903a  Kühe  auf  der  Weide.  Den  ganz  oben 
sichtbaren  hchtblauen  Himmel  bedecken  dunstig^e 
graublaue  Wolken,  die  der  warm  rötliche  Schein 
der  Sonne  [rotbräunlicher  Ton  der  Untermalung] 
durchdringt.  Dieser  rötliche  Schein  steigert  sich 
zu  gedämpftem  Goldgelbbraun  in  der  stehenden 
Kuh,  während  der  graublaue  Grundton  der 
Wolken  in  der  liegenden  Kuh  und  als  kleiner 
Fleck  in  der  bläulichen  Schürze  der  Frau  in  der 
Ferne  weiterklingt.    Blaugrün  als  Ergänzungston 

[im  Vordergrunde  stärker   vom  bräunlichen  Tone  der  Untermalung  durchsetzt]  verleiht 

den    rotbräunlichen  Tönen  das  Übergewicht. 

Bez.  rechts  unten:  A  .  v  Velde  •  f  1658  .-.   Erworben  1853  in  Berhn. 
Eichenholz,  h.  0,27,  br.  0,22. 

922b  Flache  Flußlandschaft.  Am  lichtblauen  Himmel  ziehen  bräunlichgraue  Wolken 
herauf,  goldig -ockergelblich  von  der  Sonne  beleuchtet.  Ein  feiner  graubräunlicher 
Dunst  liegt  über  der  blaugrauen  Wasserfläche,  in  der  sich  weich  verschwimmend  das 
stumpfe  Grün  des  jenseitigen  Ufers  und  das  gedämpfte  Lichtrot  des  Schlößchens 
spiegelt.  Kräftiger  blaugrünlich  ist  die  Wiese  auf  der  Landzunge  gefärbt.  Hell 
glänzt  dort  in  der  Sonne  das  weiße  Fell  des  Schimmels  und  einiger  weidender  Schafe, 
während  der  rotbräunliche  Ton  in  dem  zweiten  Pferd  und  dem  einzelnen  Schaf 
wiederkehrt. 

Sammlung  Schönborn,  Wien,  1866  .•.  Sammlung  Suermondt,  1874  .•.  Leinwand,  h.  0,41,  br.  0,66. 


922  ( 


Die  Farm.    Zwischen  den  blaugrünen  Baumgruppen,  die  sich  tief  gegen  die  lichte 

blaue,  von  grauen  Wolken  über- 
zogene Luft  abheben,  fällt  die  niedrig 
stehende  Sonne  ein.  Sie  glitzert 
in  hellen  Lichtern  auf  ockergelb- 
lichen Stämmen  und  Geäst  der  Bäume 
und  wirft  einen  breiten  Lichtstreifen 
über  die  schattige  dunkelgrüne  [im 
Vordergrunde  vom  Braun  der  Unter- 
malung erwärmte]  Wiese.  Tiefblau 
sind  die  Schatten  der  dunklen  Baum- 
gruppe r.  vorn  gefärbt.  Vom  Grün 
ÜHb— MhaaaiMBfciiiMBi      litxms^mMlä      hebt  sich   das   bräunliche  Rot  in  der 


238 


Jacke  des  r.  vorn  schlafenden  Hir- 
tenjungen und  das  Graubraun  der 
KüheundZieg-en,imhellenSonnen- 
lichte  das  Rotbraun  der  Kühe,  im 
Hintergrunde  einFleckRot[Mieder 
der  melkenden  Frau]  undZiegelrot 
in  den  Gebäuden  ab.  L.  im  Mittel- 
grunde schimmerndes  Weiß  im 
Schimmel  an  derTränke.  Im  Durch- 
blick zwischen  demLaubwerksteht 
eine  sonnige  ockergelblicheWolke. 

Bez.  links  unten  am  Zaune ;  A.  v.  Velde  .  f  1666  .". 
Vielleicht  Gegenstijck  zu  der  gleich  großen  und 
aus  demselben  Jahr  datierten  Hirschjagd  im  Stä- 
delschen  Institute  zu  Frankfurt  a.  M.  .".  Erwor- 
ben 1899  aus  der  Sammlung  des  Lord  Francis 
Pelham  Clinton  Hope  in  London. 

Leinwand  auf  Holz,  h.  0,63,  br.  0,78. 


Veld 


Willem  van  de  Velde  d.  J.    Getauft  zu  Leiden  den   18.  Dezember  1633,  gestorben  zu  Green- 
wich  bei  London  den  6.  April  1707.    Schüler  seines  Vaters  Willem  v.  d.  Velde  d.  Ä.  und   Simon 
de  Vliegers.    Tätig-  zu  Amsterdam  und  seit  1673  zu  London  [seit  1677  Hofmaler  des  Königs  von  England]. 

1679  Der  Salutschuß.  Vor  der  bräunlichblaugrauen  Wolkenwand,  die  am  1.  oben  sicht- 
baren blauen  Himmel  steht  und  dem  Wasserspiegel  seine  blaugraue  Färbung  gibt, 
schimmern  weiß  die  Rauchwolke  des  Kanonenschusses,  warm  ockergelblich  [durch  den 
Gegensatz  zu  den  schwärzlichen  Rahen  und  Masten  in  ihrer  hellen  Wirkung  gestei- 
gert] die  Segel  des  großen  Schiffes,  tiefer  goldgelbbraun  der  Rumpf.  Leuchtendes  Hell- 
karminrot der  Wimpel  und  der  Flagge  am  Gallion,  Hellblau,  Goldgelb  und  Karminrot  der 
Flagge  am  Großmast.  In  der  Ferne  erscheinen  die  kräftigen  Farben  der  übrigen  Schiffe 
mit  dem  goldgelben  Rumpf  und  den  hellroten  Flaggen  in  lockerer  luftigerer  Tönung  vor 
blaugrauen  Wolken.  Im  Mittel- 
grund ein  goldbraunes  Ruder- 
boot. Der  Vordergrund  mit 
dem  kleinen  Segelboot  und 
der  Staffage  ist  in  dunkel- 
braunem Tone  zusammenge- 
halten, der  nur  im  Segel  ins 
Gelbbraune  spielt,durch  einige 
Flecken    Rot     [Kappen     der 

Fischer]  belebtwirdunddessen  [i  ^l  1 

dunkle Färbungvor  allem  dazu  •  I  ,    ' 

dient,    den    luftigen    Mittel-      '  '  '' 

grund  zurückzutreiben. 


Bez.  auf  der  Planke  r.:  W.  V.  V.  1664  .-. 
Erworben  1910  als  Geschenk  der  Hh.  Th. 
Agnew  &  Sons,  London. 

Leinwand,  h.  0,86,  br.  1,00. 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 

922  C 


1679 


239 


Schale  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 

860 
862 


848D 


Berg 


Dirck   van    Bero-en    oder  Berghen    oder   van    den    Bergen.    Geb.  zu  Haarlem  um  1640. 
^^    Daselbst  tätig  1661   bis  1690  nach  den  Daten  auf  seinen  Bildern,    zeitweilig   auch  in  London. 

860  Tierstück.  Der  bräunliche,  das  Dunkelgrün  der  Wiese  und  Bäume  durchdringende 
Ton  der  Untermalung  steigt  zu  Lichtrot  in  der  Kuh,  zu  Rotbraun  im  Gemäuer  und  bis 
zu  bräunlichem  Zinnoberrot  in  der  Jacke  der  Magd  [neben  Hellblau  im  Rock  und  Ocker- 
gelb im  Hut]  an.    Lichter  blauer  Himmel. 

Gegenstück  zu  Nr.  862   .-.  Erworben  1843  aus  der  Sammlung  Reimer  zu  Berlin   .-.  Eichenholz,  h.  0,19,  br.  0,26. 

862  Tierstück.  Die  Stimmung  entspricht  dem  Gegenstück.  Die  rotbraune  Grun- 
dierung wirkt  am  vollsten  in  den  Kühen  und  steigert  sich  zu  bräunlichem  Rot  in  der  Klei- 
dung der  Hirtin  [neben  Hellblau],  kontrastierend  mit  dem  dunklen  Grün  der  Landschaft. 

Gegenstück  von  Nr.  860  .-.  Erworben  1843  aus  der  Sammlung  Reimer  zu  Berlin  .'.  Elchenholz,  h.  0,19,  br.  0,26. 

\T       \        !•         Nicolaas  Verkolie.     Maler  und  Stecher  [Schabkunst],  geb.  den  11.  April  1673  zu  Delft, 
VerkOlje    ^^st.    zu   Amsterdam    den  21.  Januar  1746.     Schüler    seines  Vaters  Jan  Verkolje.     Tätig   zu 


Amsterdam   [seit  1700]. 


1012  Verweigertejagdbeute.  Die  Darstellung 
im  blaugrauen  Tone  der  rahmenden  Archi- 
tektur, der  in  der  Brüstung  vom  Braun  der 
Untermalung  etwas  erwärmt  wird.  Er  kühlt  sich 
ab  zu  Graublau  im  Mieder  des  Mädchens,  zu 
bläulichem  Weiß  in  ihrem  Hemd,  Haube  und 
Tuch,  von  dem  sich  das  rotbräunliche  Inkarnat 
warm  abhebt,  und  zu  Blaugrün  [Jacke  des  Jägers, 
Bäume,  Oberseite  des  Kissens],  mit  dem  das 
bräunliche  Rot  im  Vorhange  kontrastiert.  Matt- 
goldgelber Abendhimmel. 

Bez.  am  Postament  der  Säule  rechts :  N  Verkolje  .-.  Aus  der  früheren 
Zeit    des    Meisters,    im  Anschluß   an   die  älteren  Sittenbildmaler, 
namentlich  an  Metsu  .-.  Sammlung  SoUy,  1821. 
Eichenholz,  h.  0,38,  br.  0,29. 


J 


dKarel  du  Jardin  oder  Dujardin  [dujardijn]. 
in  Maler  und  Radierer,  geb.  1622  zu  Amsterdam, 
gest.  zu  Venedig  den  20.  November  1678.  Schüler  Nie. 
Berchems,   im  Haag  [vor  1656  bis  1659]  unter  dem  Ein- 


240 


flusse  Paul  Potters  weiter  ausgebildet.    Nach  längerem  Aufenthalt  in  Italien  tätig  im  Haag  und  in  Amster- 
dam  [seit  1659];  um  1675  kehrt  er  von  dort  nach  Italien  zurück. 

848d  Bildnis  eines  Weinhändlers.  Das  helle,  mit  mattrötlichen  Tönen  behandelte 
Antlitz,  durch  reines  Weiß  im  Kragen  höher  gestimmt,  umgeben  kalte  Töne  in  harter 
glatter  Malerei:  Dunkelbraungrau  im  Hintergrund,  Blaugrau  in  Rock  und  Mantel.  Bräun- 
lichockergelbes Haar,  ein  Fleck  Goldgelb  im  Rockkragen.    Grünlicher  Römer. 


Bez.  rechts  oben:  K •  DU  lARDIN  •  fe  1664 
aus  der  Sammlung  Mestern  in  Hamburg. 
Kupfer,  h.  0,28,  br.  0,22. 


Erworben  1873 


848f  Italienische  Landschaft  bei  Abend- 
beleuchtung. R.  glüht  über  den  in  hell- 
blauen Duft  gehüllten  Bergen  goldgelber 
Sonnenuntergang.  Goldgelbe  Wölkchen 
schwimmen  am  blauen  Himmel.  Von  goldigem 
Licht  ist  die  tiefer  liegende  blaugrüne  Ebene 
Übergossen,  gegen  die  sich  dunkel  der  blau- 
grüne Mittelgrund  absetzt.  Hell  beleuchtet 
stehen  einige  gelbrote  Zweige  gegen  das 
Dunkelgrün.  Aus  den  kühleren  grünen  Tönen 
des  Vordergrunds  taucht  hellbeleuchtet,  in 
harten  bestimmten  Formen  die  farbig  ge- 
haltene Figurengruppe  auf.  Bräunliches  Zin- 
noberrot im  Rocke  des  vom  Esel  steigenden 
Jungen,  gedämpfter  in  der  Kappe  des 
Reiters  auf  bläulichweißem  Maultiere,  geben. 


Schule  von 
Amsterdam 
im   XVII. 
Jahrhun- 
dert 

848  F 
848E 


241 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 

974  A 


besonders  rote  Töne. 


kontrastierend    mit    dem    kalten    Grün, 
dem  Bilde  den  Mittelpunkt. 

Bez.  links  unten:  K  ■  DU  ■  JARDIN  .  fe  .-.  Gegenstück  zu 
Nr.  848  E  .-.  Erworben  1878  in  Paris. 
Leinwand,  h.  0,62,  br.  0,55. 

848e  Italienische  Landschaft  bei 
Morgenbeleuchtung.  Am  hellblauen 
Himmel,  über  hellblauer  Ferne  strahlt  1. 
der  goldgelbe  Schein  der  Sonne  auf  und 
färbt  das  Laub  der  Bäume,  die  graublauen 
Wolken  am  Horizont,  die  gelbbraunen 
Felsen  mit  goldigem  Licht,  dessen 
Wirkung  durch  den  Gegensatz  zum 
dunklen  Blaugrün  der  Baumgruppe  in  der 
Mitte  und  den  noch  kälteren  blaugrünen 
Tönen  des  Vordergrundes  erhöht  wird. 
Buntere  Farben  zur  Betonung  der  Mitte 
in  der  hell  von  der  Sonne  beleuchteten 
Figurengruppe,  Blau,  Weiß  und  als  Er- 
gänzung zum  vorherrschenden  Grün 
Vorn  im  Gras  zinnoberroter  Mohn. 

Gegenstück  von  Nr.  848 F    .".    Wie  Nr.  848 F  früher  in  der  Sammlung  van  Loon,  Amsterdam     .'.    Erworben  1878  in  Paris. 
Leinwand,  h,  0,61,  br.  0,54. 

\IT(:^c^X'\\'V    J^"  Weenix.    Maler  von  Stilleben  und  Bildnissen,  geb.  zu  Amsterdam  um  1640,  gest.  daselbst 

WCCIUA    jgjj  20.  September  1719.   Schüler  seines  Vaters  Jan  Baptist  und  wahrscheinlich  auch  seines  Onkels 

Gijsbert  d'Hondecoeter  in  Utrecht.    Tätig  zu  Amsterdam  und   kürzere    Zeit  in  Utrecht  [1664    und   1668 

als  Mitglied  der  Malergilde  verzeichnet];  von  1702 — 1712  vom  Kurfürsten  Joh.  Wilhelm  von  der  Pfalz  in 

Düsseldorf   für  das  Schloß  Bensberg  bei  Köln  beschäftigt. 

974a   Toter   Hase   und  Vögel.     Der   goldig-gelbbraune  Schein  des  1.  verglühenden 

Abendhimmels  tönt  die  gesamte,  im  Braun  der 
Untermalung  gehaltene  Darstellung.  Der  gelb- 
bräunliche Ton  steigert  sich  über  Olivbraun  im 
Gefieder  der  Rohrdommel  1.  zu  Goldgelbbraun 
im  Hasenfell  und  der  Innenseite  des  Jagdtaschen- 
riemens, neben  reinem  Weiß  des  Hasenbauches 
[darauf  eine  schwarze  Fliege]  und  Blaugrau  in 
den  Flügeln  der  Vögel.  Weiß  und  Braunrot 
[Brustfedern]  in  der  herabhängenden  Taube.  Ge- 
gen die  warmen  gelbbräunlichen  Töne  steht  leuch- 
tendes Smaragdgrün  in  der  Sammetfütterung  der 
Jagdtasche  und  ihres  Riemens  r.  [darauf  einige 
Flecke  von  Blau,  Goldgelb  und  Rot  im  Gefieder 
der  kleineren  Vögel]  ausklingend  im  blaugrünen 
Busch  mit  hellroten  Rosen. 

Erworben  1862   .-.    Leinwand,  h.  1,25,  br.  1,07. 


242 


1001  Blumenstrauß.  Vor  dem  dunklen 
graubraunen  Hintergrund  [in  der  Abend- 
landschaft l.und  im  Erdboden  durch  bräun- 
lichockergelbe Töne  aufgelichtet]  leuchtet 
der  Strauß  in  prächtig  bunten  Farben, 
denen  das  Weiß  der  Blumen  1.  unterhalb 
der  Mitte  als  Basis  dient.  Die  Mitte  be- 
tont Zinnoberrot  in  der  Feuerlilie,  das 
auch  in  den  Mohnblüten  oben  und  r.  unten 
wiederkehrt  und  durch  den  Kontrast  zu 
dem  reichlichen  Grün  und  r.  Blaugrün  der 
Blätter  an  Intensität  gewinnt.  Auf  der  1. 
Seite  tritt  der  Kontrast  von  Graublau, 
Ultramarinblau  [Winden]  und  Gelb  hinzu. 

Erworben  1843  aus  der  Sammlung  Reimer  zu  Berlin. 
Leinwand,  h.  0,67,  br.  0,56. 

919ß  Toter  Hase  und  Vögel.  Im  braunen 
Tone  derUntermalung,  die  im  Hintergrund 

mit  Grau  gedämpft  ist.  Davor  Goldgelbbraun  im  Felle  des  Hasen,  das  sich  vom 
dunkelblauen,  über  die  braune  Untermalung  lasierten  Gefieder  des  Birkhahns  r.  ab- 
hebt, neben  reinem  Weiß  der  flaumig  behandelten  Bauchseite,  das  gegen  bräunliches 
Karminviolett  im  Tuche  1.  steht.  L.  ein  buntes  Spiel  farbiger  Kontraste  in  kleinen 
Flecken:  Ultramarinblau  und  Goldgelb,  Gelbgrün  und  Hellrot  in  den  kleinen  Vögeln. 
R.  hinten  in  gleichfalls  kräftigerer  Färbung  eine  bräunlichrote  Falkenhaube. 

Erworben  1887  zu  Berlin  auf  der  Versteigerung  der  Sammlung  von  Kramm-Sierstorpff  in  Driburg. 
Leinwand,  h.  1,09,  br.  0,90. 


Schule  von 
Amslerdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 

919  B 


Huij 


Qll_-.     Jan  van   Huijsum.    Blumenmaler  und  Land- 
OUIII     schafter,  geboren  zu  Amsterdam  den  15.  April 
1682,  gestorben  daselbst   den  7.  Februar  1749.     Schüler 
seines  Vaters  Justus.    Tätig  zu  Amsterdam. 

998  Blumenstrauß.  Die  vorwiegend  kalten,  gla- 
sigen Farben  des  Straußes  sind  auf  das  Blau- 
grau der  Steinnische  gestimmt,  dessen  Wirkung 
wieder  durch  den  Gegensatz  zu  bräunlichem 
Goldgelb  im  Marmorsockel  erhöht  wird.  Die 
Mitte  betont  kühles  lichtsammelndes  Weiß, 
umgeben  von  kaltem  Karminviolett  in  den  Pri- 
meln, der  Rose  r.  und  der  Zeichnung  der  weißen 
Tulpen.  Dazwischen  steht  1.  und  in  der  Mitte 
das  stumpfe  Goldgelb  anderer  Primeln,  das  mit 
dem  Hellblau  des  Rittersporns  und  der  Schwert- 
lilien oben  kontrastiert.   Grelles  Zinnoberrot  in 


243 


Scfiule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 

972  A 


948  D 


den  Mohnblumen  und  Bohnenblüten  dient  dem 
reichlichen  Gelbgrün  und  Blaugrün  der  Blätter 
als  Ergänzung.  Unten  ein  gelbliches  Nest  mit 
bläulichen  Eiern.  Auf  den  Blumen  und  Blättern 
haften  Tautropfen  und  kriechen  allerhand  Tiere 
und  Insekten,  die  wie  die  ganze  Darstellung  in 
saubersterGlätte  und  Feinheit  durchgeführt  sind. 


Bez.  links  an  der  Tischplatte:  Jan  van  Huijse  .  . 
Leinwand,  h.  0,78,  br.  0,61. 


Erworben  1849. 


972a  Blumenstrauß.  In  der  kalten  glasigen 
Gesamtfärbung  betont  Weiß  die  Mitte,  von 
zartem  Karminviolett  in  den  Primeln  und  in 
der  Zeichnung  der  vkfeißen  Tulpen  umgeben. 
Den  Zusammenhalt  gibt  grelles  Zinnoberrot  in 
der  Anemone  1.  von  der  Mitte,  in  der  Zeichnung 
der  weißen  Nelke  darunter  und,  in  gedämpfteren 
Nuancen  den  Umriß  des  Straußes  auf  der  r. 
Seite  begleitend,  in  verschiedenen  Blumen  und 
wieder  leuchtender  im  Mohn  r.  oben.  Dazwischen  stehen  unten  1.  ultramarinblaue 
Winden  gegen  mattes  Goldgelb  der  Narzissen  und  der  Vase  und  gegen  Gelb  in  den 
Pfirsichen,  deren  rote  Flecken  wieder  gegen  das  Hellblaugrün  der  Weintraube.  Nach 
den  Rändern  zu  überwiegt  das  zum  starken  Rot  komplementäre  Blaugrün  der  Blätter 
und  Stengel,  das  ebenso  wie  mattes  Blau  [Rittersporn  r.  oben]  zum  kalten  Blaugrau 
in  Nische  und  Sockel  überführt. 


Bez.  links  an  der  Tischplatte:  Jan  van  Huysum  fecit.    .-.    Gegenstück  zu  Nr.  972  B 
Sammlung  Suermondt,  1874  .-.  Mahagoniholz,  h.  0,79,  br.  0,61. 


Sammlung  Schönborn,  Wien  1866 


972b  Blumenstrauß.  Die  Gesamtfärbung  ent- 
spricht der  des  Gegenstücks.  In  der  Mitte  sind 
in  starker  Helligkeit  weiße  Blumen  von  kaltem 
bläulichem  Schimmer  angeordnet,  welche  die 
Basis  für  die  grellen  glasigen  Farben  geben.  In 
schräger  Richtung  von  1.  oben  nach  r.  unten 
tauchen  zwischen  dem  reichlichen  Blaugrün  der 
Blätter  leuchtend  zinnoberrote,  gelbrote  und  rosa- 
rote Blumen  auf.  Dazwischen,  vor  allem  I.  von 
der  Mitte,  ultramarinblaue  Winden  und  goldgelbe 
Narzissen,  sowie  karminviolette  Primeln.  Vor 
kaltem  dunklem  Blaugrau  in  Nische  und  Sockel. 


Bez.  rechts  an  der  Tischplatte :  Jan  .  Van  Huysum  fecit    .-.    Gege 
stück    von   Nr.  972  A     .-.     Sammlung    Schönborn,   Wien    1866 
Sammlung  Suermondt,  1874. 

Mahagoniholz,  h.  0,79,  br.  0,61. 


244 


I^      If    Willem  Kalf  oder  Kalf  f.  Stillebenmaler,  geboren 
IXdli     zu  Amsterdam  1621  oder  1622,  begraben  daselbst 

den  S.August  1693.  Schüler  des  Hendrick  Gerritsz.Pot. 

Tätig  zu  Amsterdam. 

948d  Stilleben.  Vor  dem  gfraubraunen  Dunkel 
des  Hintergrundes  leuchtet  Gelbrot  in  der 
Orange  und  der  Orangeschnitte  r.,  von  einem 
grünlichen  Ton  im  Schatten  und  etwas  Oliv- 
grün in  den  Blättern  begleitet,  daneben  das 
sammtene  Rot  in  den  Flecken  des  Pfirsichs, 
dessen  weiche  grauweiße  Färbung  den  fett 
aufgetragenen  tiefen  Farben  als  Basis  dient. 
Dahinter  dunkelkarminroter  Wein  im  Spitz- 
glas, glitzernde  gelbe  Lichter  auf  dem  mit 
bräunlichgelbem  Bier  gefüllten  großen  Glas 
1.  daneben,  weiche  graue  und  weiße  Licht- 
flecke auf  der  bräunlichen  Silberschüssel,  dem 
Achatgriffe  des  Messers  und  in  der  Tischplatte. 
Nach  der  1.  Seite  nimmt  die  Leuchtkraft  der 
Farben  ab  und  geht  im  Smyrnateppich,  in  dessen  Ornamentierung  goldockergelbe 
Flecke  neben  karminroten,  saftgrünen  und  hellblauen  überwiegen,  in  den  gedämpften 
bräunlichen  Ton  der  Untermalung  über. 

Erworben  1893  als  Geschenk  des  Sir  Julius  Wernher  in  London. 
Leinwand,  h.  0,65,  br.  0,56. 


Schule  i'on 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 

972  B 


948h  Die  Küche.   Glitzernd,  in  fetten  Farbflecken  aufgesetzt,  sprüht  das  Licht  auf  den 
Gegenständen  im  Vordergrunde  des  bräunlichgrauen  Raumes.    Goldgelb  im  Kürbis 
[gedämpft  sich  verbreitend  in  der  Falltür  1.,  im  Kasten  r.  und  dem  Holztische]  und  gelbe 
Glanzlichter  am  Becken  auf  dem  Tische  stärken 
durch  den  Kontrast  den  kalten  bläulichen  Cha- 
rakter des  Grau  in  Boden  und  Wand.    Bläu- 
liches Weiß  im  Tuch  betont  die  Mitte.  Lichtrot 
in  der  Schüssel  mit  der  grünlichen,  innen  roten 
Melone;  roter  Wein  in  der  Flasche  hinter  dem 
weißen  Tuch.    Das  Rot  klingt  weiter  in  den 
Ziegelsteinen  des  Mauerbogens,  in  der  Jacke 
der  Frau  und  im  Kaminfeuer  1.  hinten.    Gelb- 
grün im  Krautkopf  neben  goldgelben  Gurken 
im  Korb  am  Boden. 


Erworben  1906  als  Geschenk  des  Generaldirektors  Dr.  W.  Bode. 
Eichenholz,  h.  0,205,  br.  0,185. 


948  H 


245 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 

948  F 


948  J 


/ 

"^48f  Stilleben.  Weich  schimmert  das  Licht 
auf  den  Gegenständen  der  Mitte,  deren  stoff- 
liche Oberfläche  in  pastosem,  emailartigem 
Auftrag  der  Farbe  wiedergegeben  ist.  Neben 
dem  als  Basis  dienenden  Weißgrau  des  Innern 
der  Zitrone  leuchtet  das  Gelbrot  der  Orange, 
das  sich  im  Olivgrün  des  mit  Weißwein  ge- 
füllten Römers  [mit  weißen  blitzenden  Re- 
flexen] ergänzt.  Gelb  in  der  Zitrone  steht 
gegen  das  tiefe  Ultramarinblau  in  der  Zeich- 
nung der  bläulichhellgrauen  chinesischen 
Terrine  und  Blau  im  Bande  der  goldgelben 
Taschenuhr  1.  Dunkelkarminroter  Wein  im 
Spitzglas.  Hellgraue  und  weiße  Lichter  am 
Rande  der  Silberschüssel  und  im  Achatgriff. 
Die  vollen  Farben  der  Mitte  werden  von 
gedämpften  Tönen  umgeben:  Karminrot, 
schwärzlichem  Saftgrün,  Goldgelb  und  etwas 
Hellblau  im  Teppiche  r.,  rötlichem  Grauviolett 

in  der  Tischplatte.    Im  Hintergrund  erscheint  die  braune  Untermalung,  durch  graue  Töne 

vertieft. 

Durch  Tausch  von  der  städtischen  Galerie  zu  Straßburg  gegen  das  früher  unter  Nr.  948  B  katalogisierte  Stilleben  des  Meisters  .*. 
Erworben  1899  in  Paris. 

Leinwand,  h.  0,64,  br.  0,53. 

948j  Stilleben.  Die  Färbung  ist  auf  den  bräunlichen  Ton  der  Untermalung  gestimmt, 
die,  im  Hintergrunde  locker  durch  dunkelgraueTupfen  gedeckt,  das  Goldgelb  mit  seinen 
blitzenden  gelben  Lichtern  im  Goldpokal  und  seinem  im  Vordergrunde  liegenden  Deckel, 
in  der  Innenvergoldung  der   umgestürzten  Kanne,  das  Ockergelb  in  der  Pastete   und 

der  Goldmontierung  des  Achat- 
messergriffs davor,  mit  dem  Grau 
der  weiß  blitzenden  Silberkanne 
und  Silberschale  zusammenhält. 
Goldene  Reflexe  spielen  auf  das 
Silber  herüber.  Dazwischen  dunk- 
les Karminrot  im  Wein  des  hohen 
schwärzlichen  Glaspokals  derMitte, 
mit  Braun  gedämpft  in  derTisch- 
decke.  Dunkles  grünliches  Blau 
im  Kassettendeckel  r. 


Galeiie  Deniidoff,  San  Donato  .".  Erworben 
1907  als  Geschenk  des  Herrn  F.  Kleinberger, 
Paris. 

Leinwand,  0,675,  br.  0,825. 


246 


948g  Stilleben.  Das  Kolorit  ist  härter  als 
in  den  vorhergehenden  Bildern,  die  braune 
Untermalung  stärker,  besonders  im  Hinter- 
grunde, mit  schwärzlichem  Grau  gedeckt. 
Die  Intensität  des  Hauptkontrastes  von 
pastos  aufgesetztem  Hellgelb  in  der  Zitrone 
und  Ultramarinblau  in  der  Zeichnung  der 
bläulichweißen  Delfter  Schüssel  erhöht  die 
Nachbarschaft  zu  Rot  in  den  Flecken  der 
gelblichgrauen  Pfirsiche,  karminrot  im  auf- 
gebrochenen Granatapfel  der  Mitte  [da- 
gegen etwas  Saftgrün  in  den  Blättern  der 
Pfirsiche],  zu  Zinnoberrot  in  der  Fütterung 
der  Uhrkapsel  an  blauem  Bande  [gegen 
Olivgrün  im  Römer],  zu  Rot  im  Weine  des 
Spitzglases  und  zu  gedämpftem  bräun- 
lichem Rot  [neben  Dunkelsaftgrün,  Hellblau 
und  Ockergelb]  im  Teppiche  r.  Glitzernde, 
fette  weiße  und  gelbliche  Lichter  in  der 
Silberschale  und  den  Gläsern  umgeben  die 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 

948  G 


ockergelblich  gefärbte  Muschel  des  Nautilusbechers. 


Mitte.     Bräunlichgraue,  an  der  Mündung 


Erworben  1904    -•-    Sammlung  A.  Thiem. 
Leinwand,  h.  0,65.  br.  0,54. 

Lij."     L,,*        Simon  Luttichuis.     Stillebenmaler,  getauft  zu  London  den  6.  März  1610,  Gestorben   zu 
UlllCnUlS    Amsterdam   1662  oder  1663. 

948e  Stilleben.  Hintergrund  und  Stein- 
tisch sind  in  einem  einheitlichen  bräun- 
lichen Grau  zusammengehalten,  der  letztere 
etwas  stärker  vom  Braun  der  Untermalung 
erwärmt.  Den  farbigen  Mittelpunkt  in  der 
tonigenGesamtstimmung  bildet  bräunliches 
Lichtrot  im  Krug  [mit  zinnoberroten  Erd- 
beeren], kontrastierend  mit  Blaugrün  im 
Römer  [mit  gelblichen  Reflexen].  Ihn  um- 
gibt ein  zweites  Farbenpaar:  Blau  in  der 
Zeichnung  der  blaugrauen  Delfter  Schale  r. 
und  Gelb  im  Messergriff  r.  und  in  der 
Zitrone  1.  Dazwischen  bräunliches  Silber- 
grau im  umgestürzten  Krug  und  im  Löffel, 
mit  Reflexen  in  fettem  Weiß. 

Bez. links  über  der  Zitrone  [undeutlich]:  S.Lutti  .  .  .  s  ft  1649 
.".  Erworben  1894  in  London  als  Geschenk  des  General- 
direktors Dr.W.  Bode. 

Lein.vand,  h.  0,57,  br.  0,50. 


247 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 

948  C 


1  I*GCk    J^"  Jansz.  Treck.     Stillebenmaler,   geboren  zu 
Amsterdam    1606,   gestorben   ebenda    Ende  1652 
oder  Anfang-  1653.  Wahrscheinlich  Schüler  seines  Schwa- 
gers,   des  älteren   Stillebenmalers  Jan  Jansz.  den  Uijl  I. 
Tätig  zu  Amsterdam. 

948c  Stilleben.  Vor  dem  Graubraun  der  Stein- 
nische die  silbergrauen  Töne  der  Zinngeräte  mit 
schwärzlichen  Schatten  und  kaltes  schimmern- 
des Weiß  der  chinesischen  Schüsseln  mit  ihrem 
grünen  Dekor.  Olivgrüne,  ins  Bräunliche 
spielende  Spargel  in  der  größeren  Schüssel 
und  auf  der  Zinnplatte.  Etwas  Ockergelb  im 
Messergriff  1.  und  der  Rinde  des  grauen 
Brotes  r. 

Bez.  auf  dem  Kannenhals:  JJTreck  165  .  .  [die  letzte  Ziffer  ist  wohl 
eine  2]  .'.  Ein  Bild  mit  der  gleichen  Bezeichnung  vom  Jahre  1649 
in  derSchwerinerGalerie  [früher  bezeichnet  alsjuriaen  van  Streck], 
ein  anderes,  bezeichnet  1647,  auf  der  Utrechter  Leihausstellung 
1894  .".  1884  aus  dem  Kupferstichkabinett  überwiesen. 
Leinwand,  h.  0,66,  br.  0,53. 


Vv3.ISC3.pdG    Jacob  Walscapele  oder  Walskapel.     Zeichnet  sich  auch  Wals-Kappe 
^  capelle.    Geburts-  und  Todesjahr  unbekannt,  tätig  nach  den  Daten  auf  s 


905 


und  Wals- 
seinen  Bildern 
um   1667 — 1685,  lebte  zu  Amsterdam  schon  vor  1667  und  noch  um  1717/18  [nach  Houbraken].     Schüler 
des  Blumen-  und  Früchtemalers  Cornelis  Kick. 

905  Frucht-  und  Blumengehänge.  Vor  dunkelgrauem  Hintergrund,  über  grauem 
Sockel  schwebt  das  Gewinde  in  bunten  glasigen  Farben.  Die  gelbroten  Töne  der 
Mitte  [Pfirsiche  und  Melone  I.,  Aprikosen  r.]  weichen  nach  den  Seiten  und  unten  dem 
kräftigen  Rot  des  Granatapfelinnern,  der  Brombeeren  unten,  der  Kirschen  und  Jo- 
hannesbeeren r.,  der  Erdbeeren  und  Pfirsiche  1.  Dazwischen  überall  als  Ergänzung 
zum  Rot  das  Gelb-  und  Blaugrün  der  Blätter  und  in  kleineren  Flecken  regelmäßig  an- 
geordnetes Blau  [Winden  in  der  Mitte,  kontrastierend  mit  einem  Fleck  Hellgelb  in 
einem  Schmetterling,  Bänder  r.  und  1.  oben,  an  denen  das  Gewinde  hängt],  das  den 
bunten  Farben  den  kompositionellen  Zusammenhalt  gibt. 

Bez.  rechts  auf  der  Tischplatte :  Jacob  :  Walsca- 
pele.   .".    Erworben  1837. 

Leinwand,  h.  0,58,  br.  0,82. 

y\ öjcf    Evert  van  Aelst.     Stillebenmaler, 
geboren  zu  Delftl602,  gestorben  da- 
selbst den  19.  Februar  1657.  Tätig  zuDelft. 

E.  van  Aelst?  921  Stilleben.  Vor 
schwärzlichbraunem  Hintergrund 
ist  das  Stilleben  in  blaugrauen 
Tönen  zusammengehalten  [Tuch  1., 
aufgerichteteFlügel  hinten].  Gegen 
Blaugrau  steht  Hellgelb  in  der 
Brust  des  Goldammers  und  Rost- 
gelb  im  Kopfe  des  Rebhuhns  vorn. 


248 


Der  letztere  Ton 
verbreitet  sich, 
durch  die  imLichte 
wirksame  braune 
Untermalungf  ge- 
tönt, in  den  Flü- 
gfein des  Reb- 
huhns nach  r.,  be- 
gleitet vom  be- 
herrschenden 
Blaugrau,  um  im 

gelbbraunen 
Sockel  zu  enden. 

Lichtes  bräun- 

lichesWeiß  in  den 

Brustfedern. 

Vielleicht  von  Willem  van  Aelst,  dem  die  Mehrzahl  der  dem  Evert  zugeteilten  Bilder  angehört  .-.  Sammlung  Giustiniani,  1815. 
Leinwand,  h.  0,58,  br.  0,49. 

A.Glst    ^'"^'"   [Guillielmo]   van  Aelst.     Stillebenmaler,  geboren  1626  [?]  zu  Delft,  gestorben  wahr- 
scheinlich zu  Amsterdam  1683  oder  wenig  später.    Schüler  seines  Oheims  Evert  van  Aelst  zu  Delft 
und  des  Otto  Marseus  van  Schrieck  in  Florenz.    Tätig  in  Delft,  von  1645  — 1656  in  Frankreich  und  Italien; 
um  1656  wieder  in  Delft,  seit  1657  in  Amsterdam. 

961  Stilleben.  Neben  dem  gedämpften  Karminrot  der  Sammetdecke,  das  mit  dem  Grau- 
grün der  Marmortischplatte  kontrastiert,  kleine  Flecken  von  Gelb  und  Blau  [neben 
Weiß  und  Rot]  in  den  kleinen  Stieglitzen.  Die  obere  Hälfte  beherrscht  bräunliches 
Goldgelb  im  Gefieder  der  Schnepfen  und 
der  hängenden  Steinhühner,  begleitet  von 
Blaugrau  [Brust  und  Flügel  der  Stein- 
hühner]. Dazwischen  schimmerndes  Weiß 
als  Basis.  Vor  dunkelbraunem  Hintergrund. 

Bez.  am  Tischbein  ;  W  .  V  .  Aelst  .  1653  .-.  Frühes  Werk  des 
Meisters    .'.    Erworben  1838  in  Augsburg. 
Leinwand,  h.  0,66,  br.  0,48. 

975  Stilleben.  Gegen  das  leuchtende  Gelb- 
grün der  Sammetdecke  [auf  gelbbrauner 
Marmorplatte]  steht  Rot  in  den  Flecken  der 
Pfirsiche,  deren  gelblichgraue  Grundfär- 
bung ebenso  wie  die  gelbe  Goldmontierung 
des  Untersatzes  mit  dem  grünlichen  Blau 
der  Blätter  und  der  Weintrauben  kon- 
trastiert. Blaue  Reflexe  im  Fuße,  gelbe 
im  oberen  Teile  des  Römers.  Vorn  eine 
gelblichgraue  Muschel  mit  hellblau -rosa- 
rotem      Perlmutterschimmer.         Rötlich- 


Schule  x'on 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 

921 
%1 


249 


Schule  von 
Amsterdam 

im  XVII. 

Jahrhun- 
dert 

1623 


violetter  Ton  der  Traube  hinten.  L. 
eine  bräunlichg-raue  Silberkanne.  Dar- 
über ein  grauvioletter  Vorhang  vor 
dunkelgrauer  Wand. 

Bez.  links  unten:  Guill""' van  Aelst  1659  .-.  König- 
liche Schlösser. 

Leinwand,  h.  0,84,  br.  0,70. 


Heijd 


Jan  van  der  Heijde,  auch  van 
*-  der  He ij den.  Maler  und  Radierer, 
geb.  1637  zu  Gorinchem,  gest.  den  28.  Sep- 
tember 1712  zu  Amsterdam.  Tätig  zu  Amster- 
dam und  auf  Reisen  in  den  Niederlanden, 
Deutschland  und  England. 


1623  Straße  vor  dem  Haarlemer 
Tor  in  Amsterdam.  Unter  dem 
lichtblauen  Himmel,  mit  schimmernd 
weißen  Wolken  am  Horizont,  die  Landschaft  in  tiefer  gedämpfter  Färbung.  Der  Vorder- 
grund ist  im  bräunlichen  Tone  der  Untermalung  zusammengehalten,  unterbrochen  vom 
blaugrauen  Zaun  vor  dunkelgrünen  Gebüschen.  Der  Hintergrund  in  luftigerer  Färbung: 
Hellgraublau  in  Dächern  und  Kirchturm,  Blaugrün  im  hellbeleuchteten  Rasen  und  im 
Baume  r.,  Lichtrot  in  den  Ziegelmauern  der  Gebäude.  Ockergelbe  Töne  in  der  Straße. 
Kleine  Flecken  Hellblau,  bräunlichen  Ockergelbs  und  Rot  in  der  Staffage. 

Bez.  links  unten:  VHe    .■.    Die  Figuren  vonAdriaen  van  de  Velde  -■.  Erworben  1899  aus  der  Sammlung  des  Lord  Francis  Pelham 
Clinton  Hope  in  London. 

Eichenholz,  h.  0,33,  br.  0,40. 


Witte 


Emanuel  de  Witte,  urkundlich  auch  de 
Wit  genannt.  Vornehmlich  Architekturmaler, 
geboren  wahrscheinlich  zu  Alkmaar  1617,  gestorben 
zu  Amsterdam  1692.  Schüler  des  Evert  van  Aelst 
zu  Delft.  Tätig  zu  Alkmaar  [1636  in  die  Lukas- 
gilde aufgenommen],  Rotterdam  [um  1539],  Delft 
[1642  in  die  Gilde  eingetreten]  und  namentlich  zu 
Amsterdam   [seit  1650]. 

898  Das  Innere  einer  Kirche.  Das  bräun- 
lichgraue Dunkel  der  Architektur  mit  blau- 
grauen Säulen,  Gesimsen  und  Bogen  er- 
hellen ockergelbliche  Sonnenlichter.  An 
den  Wänden  goldgelbe  Altarrahmen  und 
bräunlichockergelbe  Epitaphien.  Wenige 
gedämpfte  rote  Flecken  in  den  Trachten  der 
Staffage,  etwas  Lichtrot  in  einer  Kanzel 
beleben  die  tonige  Gesamthaltung. 


Bez.  auf  einer  Grabtafel  links:  E  De.  Witte  fecit  A"  1667 
Königliche  Schlösser. 

Leinwand,  h.  1,32,  br.  1,06. 


250 


898a  Inneres  der  Nieuwekerk  zu 
Amsterdam.  Im  hellerleuchteten  bräun- 
lichgrauen Kirchenschiff,  dessen  ein- 
tönige Färbung  ockergelbliche  Sonnen- 
lichter beleben,  ist  die  Menge  der  dem 
Prediger  auf  der  braunen  Kanzel  zu- 
hörenden Gemeinde  in  bräunlichem 
Schwarz  und  Blaugrau  der  Trachten  zu- 
sammengehalten. Im  Vordergrund  lösen 
sich  einige  Figuren  in  farbigeren,  doch 
gedämpften  Trachten  heraus:  Dunkel- 
blau im  Mantel,  Zinnoberrot  im  Mantel- 
umschlag, Ockergelb  in  Haar  und  Hut- 
besatz des  vom  Rücken  gesehenen 
Herrn,  Rot  und  Grün  in  der  Tracht  der 
daneben  sitzenden  Frau. 


Sammlung  Suermondt,  1874. 

Leinwand,  h.  0,83,  br.  0,67. 


Schule  von 
Amsterdam 
im  XVII. 
Jahrhun- 
dert 

898  A 


SCHULE  VON  HAARLEM 

I_I„|j,     Frans  Hals  d.  A.    Geboren  zu  Antwerpen  1580  oder  1581,  gestorben  zu  Haarlem  den  29.  August 
1  Idlb    1666.     Schüler  Kareis  van  Mander    zu  Haarlem  [vor  1604].    Tätig  zu  Haarlem,    vorübergehend  zu 
Amsterdam  [1637]. 

801f   Bildnis  eines  verwachsenen  Edelmannes.    In  gleichmäßig  hellem  Licht,  vor 
hellgrauem    Hintergrunde   das    tiefe   Schwarz  _ 

und  Grau  der  Tracht,  von  dem  sich  einige 
Flecken  Rot  in  den  Besätzen  der  ockergelb- 
lichgrauen  Handschuhe  abheben.  Daneben  er- 
scheint das  Weiß  in  Kragen  und  Manschetten, 
deren  Details  locker  in  flotten  andeutenden 
Strichen  gegeben  sind,  in  schimmernder  Hellig- 
keit. Es  verleiht  wieder  dem  Inkarnat  mit  seinen 
hellrötlichen  und  weißen  Lichtflecken  die  natür- 
liche Lebhaftigkeit.  Die  ganze  Bildfläche  ist 
in  einem  hellbräunlichen  Tone  grundiert,  der 
im  Hintergrund,  in  den  Halbschatten  des  In- 
karnats und  in  denTiefen  des  sehr  locker  be- 
handelten Kragens  sichtbar  ist. 


Auf  der  Rückseite  die  Jahreszahl  1625  .'.  Sammlung  Suermondt, 
1874. 

Eichenholz,  h.  0,25,  br.  0,20. 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

801  F 


251 


Scilule  von 

Haarlem  im 

XVII.Jahr- 

hundert 


767 
766 


767  Bildnis  des  Predigers  Johannes  Acronius  [1565 — 1627].  Vor  hellgrauem 
Hintergrund,  der  locker  über  die  bräunliche  Grundierung-  gedeckt  ist,  umgeben  von 
dunklem  Blaugrau  in  Kappe  und  Tracht,  wirkt  das  bräunlichockergelbe  Inkarnat  mit  den 
hellrötlichen  Lichtern  als  lebhafteste  Note.  Flott  hingesetzte  weiße  Lichter  spielen  auf 
dem  grauen  Haupt-  und  Barthaar.  Gedämpftes  Weiß  im  Kragen  und  dem  Buch  verleiht 
zugleich  dem  Fleischton  Wärme  und  dem  dunklen  Grau  Tiefe.  Hellrot  im  Schnitte  des 
Buches.    Rotbräunliche  Umrahmung. 

Bez.  rechts:  AETAT.  SVAE.  62  A£  1627     .-.     Auf  der  Rückseite  des  Bildes  ist  in  einer  Handschrift  des  IS.  Jahrhunderts  das 
Leben  des  Acronius  [gestorben  29.  September  1627]  ausführlich  erzählt  .'.  Versteigerungen  J.  Enschede  in  Haarlem,  1786; 
Jer.  de  Bosch  in  Amsterdam,  1812 ;  B.  de  Bosch  in  Amsterdam,  1817  .■.  Erworben  1843  aus  der  Sammlung  Reimer  zu  Berlin. 
Eichenholz,  h.  0,19,  br.  0,17. 

800  Bildnis  eines  jungen  Mannes.  Vor  dem  hellgrauen  Hintergrunde,  den  die 
durchscheinende  bräunliche  Grundierung  etwas  färbt,  wird  die  Gestalt  durch  das  reine, 


im  Lichte  grau  schimmernde  Schwarz  und  Schwarzgrau  in  Hut  und  Tracht  zusammen- 
gehalten. Die  Tiefe  der  schwärzlichen  Töne  steigert  die  Nachbarschaft  zu  reinem  schim- 
merndem Weiß  in  dem  locker  behandelten  Kragen  und  Hemd,  das  im  Schlitze  des 
Armeis  sichtbar  ist.  In  dieser  Abwandlung  einfacher  Farben,  die  in  reichen  Nuancen 
von  Schwarz  über  Grau  zu  Weiß  aufsteigen,  steht  blühend  in  hellrötlichen  Tönen  das 
Inkarnat,  von  bräunlichockergelbem  Haar  umgeben,  mit  grauen  Halbtönen  auf  der  be- 
leuchteten und  ockergelblichen  auf  der  beschatteten  Seite,  mit  weißen  Glanzlichtern  auf 
der  Nase,  karminroten  Flecken  an  Mund,  Augenwinkel  und  Ohr.  Etwas  Karminrot  im 
Ringstein  der  Hand  r.  Alles  in  breiten  und  unvermittelt  nebeneinander  gesetzten  Strichen 
und  Flecken,  oben  sorgfältiger  durchgeführt,  nach  unten  zu  flüchtiger  und  summarischer 
behandelt,  unter  Benutzung  der  bräunlichen  Grundierung  in  den  Halbschatten. 

Gegenstück  zu  Nr.  801     .-.    Eine  Kopie  als  „Comte  Falkenstein"   in  der  Sammlung  Bartlett  in  Boston    .-.    Erworben  \%V). 
Leinwand,  h.  0,75,  br.  0,58. 


252 


766  Bildnis  eines  Mannes.  Lebhaft,  in  bräunlich  ockergelber  Färbung  mit  blauen  Halb- 
schatten [Augenhöhlen,  Stirn],  mit  hellrötlichen  Tönen  [Wangen,  Ohr  usw.],  mit  hellen 
Glanzlichtern  und  Gelbbraun  im  blonden  Bart  der  sorgfältig  durchgeführte  Kopf.  Um- 
rahmt vom  bläulichen  Grauweiß  des  Kragens,  dessen  Fältelung  durch  locker  aufgesetztes 
reines  Weiß  wiedergegeben  ist.  Ringsum  kalte  farbige  Töne:  Grauviolett  im  Gewand 
mit  etwas  Hellblau  in  den  Schlitzen,  Dunkelblaugrau  im  Mantel,  Grau  im  Hintergrund. 
Rotbraune  Umrahmung. 


Rechts  oben  die  Jahreszahl  1627 
Kupfer,  h.  0,19,  br.  0,14. 


Erworben  1843  aus  der  Sammlung  Reimer  zu  Berlin. 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 


801    Bildnis   einer  jungen   Frau.     Aus  der   reich    nuancierten  Skala  von  Schwarz  im 
Seidenkleid,  das  grau  im  Lichte  schimmert.  Hellgrau  im  Hintergrund,  der  von  der  durch- 


800 
801 


scheinenden  bräunlichen  Grundierung  leicht  getönt  wird,  und  glänzendem  lichtsammeln- 
dem Weiß  [mit  hellblauen  Schatten]  in  Spitzenkragen,  Haube  und  Manschetten  hebt 
sich  in  lebender  Frische,  in  warmen  hellrötlichen  Tönen,  mit  stärkerem  Rot  auf 
Wangen  und  Lippen  das  Inkarnat,  umrahmt  vom  dunklen  Braun  des  Haares.  Zarte  hell- 
blaue Halbschatten  unter  den  Augen  und  neben  dem  Nasenflügel  r.,  graubraune  Schatten 
der  r.  Seite.  Goldgelb  in  der  Halskette  auf  dem  weißen  Kragen,  der  wie  die  übrige  Tracht 
gegenüber  dem  sorgfältiger  behandelten  Kopf  in  breiter,  andeutender  Manier  durch- 
geführt ist. 


Gegenstück  von  Nr.  800    .'.     Aus  der  mittleren  Zeit  des  Meisters  [um  1630] 
Leinwand,  h.  0,75,  br.  0,58. 


Erworben  1841. 


253 


Schule  von 
Maarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

801  G 


801g  Die  Amme  mit  dem  Kinde.  In  goldigfem 
Gelb  leuchtet  das  Kleid  des  Kindes  [gelb  die 
Muster,  gelbgrünlich  der  Fond,  in  warmbrauner 
Lasur  darüber  die  Schatten  der  Falten].  Durch 
die  Kontrastwirkung  zu  diesem  Gelb  erschei- 
nen die  umgebenden  grauen  und  grauschwarzen 
Flächen  im  Hintergrund  und  im  Kleide  der 
Amme  von  kühlem  bläulichem  Charakter. 
Gelb  mit  etwas  Rot  auch  im  Apfel,  den  die 
Frau  dem  Kinde  vorhält.  Die  stärkste  Hellig- 
keit liegt  auf  dem  gelblichen,  locker  mit  roten 
Tönen  und  graublauen  Halbschatten  behan- 
delten Inkarnat,  das  bei  der  Frau  etwas 
kräftiger  mit  roten  Tönen  gefärbt  ist  und 
durch  den  Kontrast  zu  kaltem  bläulichem 
Grauweiß  in  den  Kragen  und  Hauben  an  Le- 
bendigkeit gewinnt.  Graublaue  Augen.  Ein 
kleiner  Fleck  Rot  am  Kragenbande  der  Frau 
und  [neben  Blaugrün]  in  den  Steinen  des 
Anhängers,  den  das  Kind  am  Halse  trägt. 

Aus  der  mittleren  Zeit  des  Meisters  [um  1630 — 1635]  .'.  Sammlung  von  ScJiloß  llpenstein,  versteigert  zu  Amsterdam  1872  .•. 
Sammlung  Suermondt,  1874. 
Leinwand,  h.  0,86,  br.  0,65. 

801h   Bildnis  des  Tyman  Oosdorp  [geboren  zu  Delft,  gestorben  zu  Haarlem  den  28. 

Februar  1668].  Aller  Nachdruck  liegt  auf 
dem  sehr  farbig  behandelten  Kopf  mit  dem 
ockergelb  schimmernden  braunen  Haar,  wäh- 
rend die  dunkle  grauschwarze  Tracht  und 
der  dunkelgraue  Hintergrund,  durch  den, 
wie  überall  in  den  Tiefen,  die  bräunliche 
Untermalung  durchkommt,  summarischer  in 
breiten  Pinselstrichen  durchgeführt  ist.  Die 
beleuchteten  Teile  des  Inkarnats  in  hellkar- 
minrötlichenTönen  mit  ockergelben  Lichtern, 
die  beschatteten  in  ockergelblichen  und 
schwärzlichen  mit  rötlichen  Reflexen.  Zin- 
noberrot ist  dünn  über  die  Unterlippe  ge- 
strichen. Graublaue  Augen.  Bläuliches 
Weiß  im  Kragen  bildet  die  Basis  für  die 
warme  Fleischfarbe. 

Auf  der  Rückseite  ein  Zettel  aus  dem  18.  Jahrhundert  mit  der 
Bezeichnung:  F.  Hais  p.  1656.  Tyman  Oosdorp  .".  Sammlung 
V.  Liphart  zu  Ratshof  .'.  Erworben  1877  aus  dem  Kölner 
Kunsthandel  .-.   Leinwand,  h.  0,89,  br.  0,70. 


254 


ondt,  1874. 


801c  Hille  Bobbe,  die  Hexe  von  Haar- 
lem.  Auf  der  hellbraunenUntennalung  ist  das 
Bildnis  in  grauen  und  schwärzlichen  Tönen 
breit  und  flüchtig  zusammengestrichen,  die 
Tiefen  in  schwärzlicher  Zeichnung,  die 
Lichter  in  glitzerndem  Weiß.  Von  dem  durch 
die  bräunliche  Grundierung  getönten  Grau 
[Kleid]  und  gebrochenen  Weiß  [Kragen 
und  Haube]  umgeben,  das  karminrötliche 
Inkarnat  mit  schwärzlicher  Zeichnung  der 
Schatten  und  ockergelben  Lichtern.  Ocker- 
gelbe Töne  sind  auch  für  die  Lichter  auf 
dem  Gefieder  der  braunen  Eule  verwendet. 
Weiße  Reflexe  auf  der  silbergrauen  Kanne. 

Aus  dem  Anfang  der  späteren  Zeit  des  Meisters  .-.  Auf  der 
Rückseite,  auf  einem  Stücke  des  alten  Blendrahmens,  das  in 
den  neuen  eingefügt  ist,  anscheinend  von  des  Malers  Hand 
die  zum  Teil  undeutlichen  Worte:  „N  [M?]  alle  Babbe  von 
Haerlem  P.  Frans  Hals."  Die  traditionelle  Benennung  „Hille 
Bobbe"  scheint  demnach  auf  einem  Lesefehler  zu  beruhen  .'. 
Versteigerungen  J.  F.  Sigault  Chz.   und  J.  J.  v.  Limbeek  in 

Amsterdam,  1834  .-.  Sammlung  Stockbroo  zu  Hoorn  [  versteigert  18671  .-.  Sammluna  Suerm 
Leinwand,  h.  0,75,  br.  0,64. 

801e  Bildnis  eines  älteren  Mannes.  Vor  dem  dunklen  Graubraun  des  Hintergrundes 
hält  warmes  Schwarz  in  Tracht  und  Haar  die  Gestalt  zusammen.  Die  tiefe  Wirkung 
des  Schwarz  erhöht  die  Nachbarschaft  zu  kaltem  bläulichem  Grauweiß  des  Kragens  und 
der  Manschetten,  das  wiederum  das  hell- 
rötliche, mit  schwärzlichen  Schatten  mo- 
dellierte Inkarnat  farbiger  erscheinen  läßt. 

Bez.  rechts  unten  mit  dem  aus  F  und  H  gebildeten  Mono- 
gramm .-.  Gemalt  um  1660,  in  der  schwärzlichen  Tonart 
der  spätesten  Zeit  .-.  Sammlung  Suermondt,  1874. 
Leinwand,  h.  1,02,  br.  0,82. 

801a  Singender  Knabe.  Inkarnat  und 
Haar  sind  durch  kräftige  ockergelbe  Töne 
zusammengehalten,  das  erstere  durch  Rot 
auf  den  Wangen  und  in  den  Tiefen 
[besonders  der  Hand  r.]  neben  blau- 
grauen Halbschatten  stark  erwärmt,  das 
ockergelbe  Haar,  flott  und  breit  hinge- 
strichen, über  graubraune  Töne  nach  r. 
in  rotbraune  Tiefen  überführt.  Dagegen 
stehen  außer  dem  schwärzlichen  Tone  des 
Hutes,  der  dunkel  den  hellbeleuchteten 
Kopf  umrahmt,  das  kältere  Hellgrau  im 
Hintergrund,  gedämpftes  Weiß  im  Hemd 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

801  C 


801  E 


255 


Schule  von 
Haarlem  im 
XV II  Jahr- 
hundert 

801 A 


am  Halsausschnitt  und  namentlich  r.  das  Hellblau 
[Lasur  auf  Weiß]  in  der  schimmernden  Feder 
und  in  der  Armelfütterung  und  die  gedämpf- 
teren blauen  Töne,  die  in  der  Jacke  r.  mit  ocker- 
gelblichen zusammengestrichen  sind.  Auf  der  1. 
Seite  breiten  sich  die  warmen  Töne  des  Inkar- 
nats nach  unten  zu  aus:  bräunliches  Karminrot 
[über  Graublau  lasiert]  in  dem  um  den  Leib 
geschlungenen  Mantel,  der  auf  der  Schulter  1. 
mit  luftigen  grauen  Tönen  durchsetzt  ist,  und 
Lichtrot  in  der  Flöte. 

Bez.  rechts  unten  mit  dem  aus  F  und  H  gebildeten  Monogramm  .'. 
Aus  dem  Anfang  der  mittleren  Zeit  des  Meisters  [um  1625  ]  .'.  Ver- 
steigerungen B.  Ocke  in  Leiden,  1817 ;  in  Amsterdam,  1856  .*.  Samm- 
lung Suermondt,  1874. 

Leinwand,  h.  0,65,  br.  0,54. 


Hl        Kopie    Dach    Frans   Hals, 
als    Hals  [1591-1656]. 


vielleicht    von    Dirck 


801  D 


801d  Das  lustige  Kleeblatt.  In  kühlen  zarten  Farben:  Karminrosarot  im  Rocke,  Grau 
in  Mieder,  Tunique  und  Kragen,  das  durch  den  Kontrast  zum  Goldgelb  der  Besätze 
und  Schlitze  einen  ausgesprochen  bläulichen  Ton  empfängt,  steht  die  Figur  der  sitzenden 
Dirne  licht  gegen  das  tiefe  Schwarz  in  der  Tracht  des  Alten.  Volles  Licht  ruht  auf 
dem  ockergelblichen  Inkarnat,  das  durch  grelles  Rot  auf  Lippen  und  Wangen  und  durch 
den  Gegensatz  zu  kaltem  Blaugrau  des  Kragens  und  des  Hintergrundes  lebhafter  er- 
scheint.   Das  Rot  steigert  sich  noch  in  dem  leuchtend  zinnoberroten  Barette  des  Alten 

[mit  gelb  und  blau  gestreifter  Schnur]  und  dem 
stark  karminrot  und  auf  der  Nase  karminviolett 
gefärbten  Gesichte  des  Alten,  von  Blaugrau  in 
Kragen  und  Bart  umgeben.  Zinnoberrot  kehrt  1. 
unten  im  Stuhlbezuge  wieder  [neben  etwas  Grün 
im  Strumpfbande  des  Alten].  Einige  gelbbraune 
[Kleid  der  stehenden  Frau]  und  goldgelbe  Flecken 
[Schmuck  im  dunkelbraunen  Haare  der  Sitzenden] 
erhöhen  durch  den  Kontrast  die  Luftigkeit  der 
vorherrschenden  blaugrauen  Töne. 


Das  Original  mit  dem  Monogramm  des  Frans  Hals  und  der  Jahres- 
zahl 1616  [seit  1873  in  Nordamerika,  aber  seitdem  nicht  mehr  nach- 
weisbar], hat  an  Stelle  der  zweiten  Dirne  einen  jungen  Mann  in 
gleicher  Haltung.  Unsere  treffliche  freie  Wiederholung  hat  früher 
gleichfalls  als  Original  gegolten,  erinnert  aber  in  der  Behandlung 
und  dem  härteren  Kolorit  an  Dirck  Hals,  namentlich  in  der  zweiten 
weiblichen  Figur  .-.  Eine  geringere,  etwas  veränderte  Wiederholung 
befand  sich  in  der  Sammlung  Beurnonville  zu  Paris  [versteigert  1881]  .% 
Sammlung  Suermondt,  1874. 
Leinwand,  h.  0,81,  br.  0,62. 


256 


Leyst 


^y,  Judith  Leyster.  Malerin  von  Genrebildern 
und  Porträts,  geb.  um  1600  zu  Haarlem  oder  zu 
Zaandam,  gest.  zu  Heemstede  im  Februar  1660.  Schülerin 
des  Frans  Hals  d.  A.,  den  sie  mit  großem  Erfolge  nach- 
ahmte. 1639  heiratete  sie  den  Genremaler  Jan  Miense 
Molenaer.  Tätig  in  Haarlem,  Amsterdam  [bis  1648]  und 
Heemstede. 

801b  Lustigfer  Zecher.  Vordem  über  die  bräun- 
liche Grundierung  gedeckten  Hellgrau  der 
Mauern  leuchtet  das  Rot  in  Barett  und  Feder, 
weiterklingend  im  rotbraunen,  durch  breite  rote 
Lichter  noch  stärker  erwärmten  Inkarnat  [da- 
gegen im  Hemd  sowie  in  der  Tonpfeife  einige 
Flecke  Weiß  als  Basis],  in  der  roten,  am  Hals- 
ausschnitt sichtbaren  Weste  und  im  lichtroten 
Kohlenbecken,  in  dessen  grauer  Asche  rote 
Kohlen  glühen.  Außer  den  kalten  hellgrauen 
Tönen  [Mauern,  Zinnkrug]  dient  die  breite 
Fläche  von  grünlichem  Blau  in  der  Tischdecke  der  gesteigerten  Wirkung  des  Rot. 

Ein  ähnliches  Bild  der  Malerin  im  Rijlcsmuseum  zu  Amsterdam   .*.  Früher  wie  fast  alle  Bilder  der  Malerin  dem  Frans  Hals 
zugeschrieben  .'.  Sammlung  Suermondt,  1874  .■.  Leinwand,  h.  0,74,  br-  0,59. 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

801  B 


T_I^1q      Frans  Hals  d.  J.    Geb.  kurz  nach   1617    zu  Haarlem,    wo    er   nach    den  Daten    auf   seinen  Bildern 
ItXlJ     schon  1637  tätig  war.     Daselbst  1669  noch  am  Leben.     Schüler  seines  Vaters  Frans  Hals. 

905a  Stilleben.  Die  Färbung  ist  stumpf,  vom  Braun  der  Untermalung  bestimmt,  die 
Durchführung  trocken  und  kleinlich.  Der  graubraune  Grundton  stärkt  sich,  von  bräun- 
lichem Grau  des  Hintergrundes  ausgehend,  zum  Goldgelbbraun  der  goldenen  Prunkge- 
fäße und  der  Schüssel  r.,  mit  gelben  blitzenden  Lichtern.  Dazwischen  das  Blaugrau  der 
Gläser  und  verschiedener  Geräte.  Kräftigere  Farben  sind  im  Vordergrund  artgeordnet, 
doch  gleichfalls  auf  den  stumpfen  braunen  Allgemeinton  gestimmt,  z.  B.  Zinnoberrot 
im  Bucheinbande  der  Mitte,  Wein  im  Spitzglase  dahinter,  einzelne  rote  Reflexe  auf 
den  goldenen  Gefäßen, 
stumpfes  Grün  im  Schnitte 
eines  Buches  1.,  Gelbrot  in 
der  Orange,  bräunliches 
Gelb  in  der  Zitrone,  im 
Schnitte  des  Buches  und 
dem  Pergamentbande  r. 


Bez.  rechts  unten  mit  dem  aus  den 
Buchstaben  FRANS  HALS  gebildeten 
Monogramm  und  derjahreszahl  1 640  .*. 
Ein  ganz  ähnliches  Bild  in  der  Galerie 
zu  Budapest,  ein  anderes  in  der  Samm- 
lung Peter  V.  Semenow  in  St.  Peters- 
burg .*.  Sammlung  Suermondt,  1874. 
Eichenholz,  h.  0,64,  br.  0,98. 


905  A 


257 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

873 


Mr»lp«na/av  J^"  Miense  Mole- 
Oienaer   „^^^       Geboren    zu 

Haarlem  um  1610,  begraben  da- 
selbst den  19.  September  1668. 
Unter  dem  Einflüsse  des  Frans  Hals 
gebildet;  später  von  Rembrandt 
angeregt.  Tätig  zu  Haarlem,  wo 
er  sich  1633  mit  der  Malerin  Judith 
Leyster  vermählte,  zu  Amsterdam 
[1636  bis  1648]  und  zu  Heemstede. 

873  Die  Werkstatt  des 
Malers.  Die  hellbraune  Un- 
termalung ist  locker  durch 
das  lichte,  teilweise  mit 
Ockergelb  gemischte  Grau 
des  Raumes  gedeckt,  das 
bräunliche  Inkarnat  flott  mit 
roten,  weißlichen  und  ocker- 
gelblichen Lichtern  behandelt.  Am  nachdrücklichsten  wirkt  in  der  bräunlichgrauen  Grund- 
stimmung Zinnoberrot  im  Barette  des  Zwerges  [kontrastierend  mit  gelbgrünlichen  Tönen 
der  Tracht],  das  überall  in  einzelnen  Flecken  [Taille  der  Frau,  Rockumschlag  und 
Farbenfleck  auf  der  Palette  des  Malers,  Wandkarte]  und  stumpfer  in  den  Lichtern  der 
Jacke  des  Drehorgelspielers,  als  Lichtrot  in  den  Farbentöpfen  und  der  Mandoline  1.,  als 
Rotbraun  im  Mantel  auf  dem  Stuhle  wiederkehrt.  Dagegen  steigen  die  kalten  grauen 
Töne  über  das  Graublau  in  Jacke  und  Hut  des  Drehorgelspielers,  in  der  Hose  des  Malers  1. 
und  der  Umrahmung  der  Landkarte  zu  Hellblau  im  Rocke  der  Frau  [mit  rosaroten  Lichtern 
und  goldgelbem  Besatz]  an.  Der  Kontrast  zu  Ockergelb  in  der  r.  Bildhälfte,  in  den  Möbeln 
und  Geräten,  in  der  Hose  des  Drehorgelspielers  erhöht  die  Intensität  der  blauen  Töne. 
Lila  in  der  Tracht  des  Malers  in  der  Mitte.    Dazwischen  überall  glitzerndes  Weiß. 


Bez.  oben  an  der  Landkarte  [jetzt  undeutlich  geworden]:   JMROLENAER  [das  J  M  und  R  verbunden]  pinxit  163i 
gehört  zu  den  frühen  Werken  des  Meisters,  die  den  Einfluß  des  Frans  Hals  zeigen  .•.  Erworben  1837. 
Leinwand,  h.  0,91,  br.  1,27. 


Das  Bild 


946 


946  Der  Bänkelsänger.  Gegen 
das  helle  Blau  des  Himmels,  den 
hellbräunliche  Wolken  überziehen, 
sind  Figurengruppe  und  Vorder- 
grund weich  in  dem  warmbraunen 
Tone  der  Untermalung  zusammen- 
gehalten,derdurchDunkelgrau  und 
Graublau  in  einzelnenTrachten  ver- 
tieft wird  und  in  dem  außer  dem 
rotbraunen  Inkarnat  zahlreiche  zin- 
noberrote Flecke  [z.  B.  Weste  des 
Bänkelsängers,  verschiedene  Kopf- 
bedeckungen]    am     lebhaftesten 


258 


wirken,  vor  bräunlichem  Grün 
und   Blaugrün    im  Laubwerk. 

Bez.  in  der  Mitte  an  der  Brückenrampe: 
JMolenaer    .■.    Aus  der  mittleren  Zeit  des 
Meisters    .'.    Königliche  Schlösser. 
Eichenholz,  h.  0,46,  br.  0,69. 

949  Die  Dorfschänke.  Im 
warm  braunen  Tone  der  Unter- 
malung, die  im  Hintergrunde 
mit  Grau  gedeckt  ist.  Die  heller 
beleuchteten  Figuren  des 
Vordergrundes  mit  dem  rot- 
braunen Inkarnatin  kräftigeren 
Lokalfarben  der  Trachten, 
unter  denen  vor  allem  Zinnoberrot  [z.  B.  Rock  der  sitzenden  Frau  in  der  Mitte], 
Karminviolett,  Graublau  und  Goldgelb  neben  überall  verstreutem,  gedämpftem  Weiß 
hervorzuheben  sind. 

Bez.  rechts  an  einer  Bank :  J.  Molenaer.    1659    .•.    Eine  veränderte  Wiederholung  in  größerem  Format  befand  sich  in  der 
Sammlung  J.  A.  Berg  auf  Heleneborg  bei  Stockholm  .'.  Königliche  Schlösser  .■.  Eichenholz,  h.  0,45,  br.  0,68. 

OOrCn    Hendrick    Maertensz.  Sorgh    [Sorg-],  gen.  Rokes    [von   Rochus].      Geboren    angeblich    zu 

O         Rotterdam   um  1611,  begraben  daselbst  den  28. Juni  1670.    Schüler  des  Willem  Buytewech;  bildete 

sich  nach  denWerken  Adriaen  Brouwers.  Tätig  zu  Rotterdam  und  kurze  Zeit  zu  Antwerpen  [1630 — 1632]. 

967a  Bauernschlägerei.  Vom  bräunlichen  Tone  der  Untermalung,  die  im  Hinter- 
grunde locker  mit  grauen  und  ockergelblichen  Tönen  gedeckt  ist,  hebt  sich  die  Figuren- 
gruppe in  lebhaften  glasigen  Farben  ab.  Zinnoberrot  in  der  Kappe  des  Mannes,  der 
die  Streitenden  trennt,  Lila  in  seiner  Jacke,  grünliches  Blau  in  seinen  Hosen.  Hellblau 
im  Rocke,  Graublau  in  Hose  und  Strumpf  dessen,  der  den  Degen  zieht.  Goldgelb- 
braun in  derTracht  des  Zuschlagenden.  Gelbbrauner  Krug  neben  lichtrotem  Kohlenbecken. 

Erworben  1863  .-.  Eichenholz,  h.  0,46,  br.  0,37. 

T    ancinr'L'    J- ^-  l-ansinck.      Lebensverhältnisse   unbe- 

L-dUaUH-.!»^    kannt.    Vermutlich    unter    dem    Einfluß  J.  iVI. 

Molenaers  ausgebildet.  Tätig  wahrscheinlich  in  Amsterdam. 

970  Das  geschlachtete  Schwein.  Derbraune 
Ton  der  Untermalung,  der  durchsichtig,  durch 
Dunkelgrau  in  der  Mitte  vertieft,  über  die 
hellgraue  Grundierung  gelegt  ist,  hält  die  Dar- 
stellung einheitlich  zusammen.  In  deckenden 
gelblichweißen  Tönen  das  Schwein,  mit  bräun- 
lichrotem Fleisch.  Rot  im  Strumpf  des  Jungen 
daneben,  bräunliches  Grün  in  seinem  Rock. 
Saftgrün  im  Kohlkopf  der  Mitte.  Den  kräfti- 
geren Farben  der  r.  Seite  entsprechen  1.,  auf 
den  beherrschenden  braunen  Grundton  ge- 
stimmt. Zinnoberrot  in  der  Jacke,  Dunkelblau 


Schule  von 
Haar  lern  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

949 


967  A 


259 


Schule  von 
Hanrlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

970 


in  den  Hosen  des  Mannes  am  Fenster 
vor  hellblauem  Himmel,  Goldgelb  in 
den  Armein  der  Frau.  Rötliches  Inkar- 
nat. Lichtrote  Schüssel.  Weißer,  rot- 
braun gefleckter  Hund. 

Bez.  am  Kaminmantcl:  J.  WLansinck  .".  Eine  bezeich- 
nete Replik  bei  Gebr. Redwitz  in  Baden-Baden  .'.  König- 
liche Schlösser. 

Eichenholz,  h.  0,47,  br.  0,62. 

\/p>y-cT-»i'r»nr'lf  J^"  Cornelisz.  Verspronck 
VCI  :>pi  UllCrv  [urkundlich  auch  Versprong]. 
Zeichnet  sich  Verspronck,  seltener  Ver- 
spreng. Bildnismaler,  geboren  zu  Haarlem  1 597, 
begraben  ebenda  den  30.  Juni  1662.  Schüler  seines 
Vaters  Comelis  Engelsz.und  des  Frans  Hals.  Tätig 
zu  Haarlem   [1632  in  die  Gilde  aufgenommen]. 

877a  Bildnis  einer  Frau.  In  lichtrötlicher  Färbung-,  mit  blaugrauen  Tönen  modelliert, 
hebt  sich  das  von  dunkelbraunem  Haar  umgebene  Inkarnat,  dessen  Helligkeit  durch  die 
Nachbarschaft  zu  tiefem  Schwarz  in  Haube,  Tracht  und  Fächer  [mit  goldgelbem  Griff] 
gesteigert  wird,  vom  kalten  bläulichen  Weiß  des  Kragens  und  der  Manschetten  ab. 
Die  überall  durchwirkende  braune  Untermalung  ist  im  Hintergrund  in  der  Umgebung 
der  Figur  durch  einen  hellgrauen  Ton  aufgelichtet.  Die  einzige  lebhaftere  Farbe  bildet 
das  gedämpfte  Karminrot  im  Bezug  der  Stuhllehne  r. 

Bez.  links  unten:  Johan  ■  V  Spronck  Aetatis  *  56  '  1653.     Auf  der  Rückseite  in  alter  Schrift:  Aeltje  Dirkz  Pater  .".    Erworben 
1862  in  Berlin  auf  der  Versteigerung  der  Sammlung  Müller  .*.  Eichenholz,  h.  0,87,  br.  0,68. 


877b   Bildnis  einer  jungen  Frau.   Vor  graubraunem  Hintergrund,  der  durch    helleres 
Grau  um  die  Figur  herum  aufgelichtet  ist,  steht  warm,  mit  kräftigen  lichtroten  Tönen 

auf  Wange,  Nase,  Kinn  und  Mund,  das  Inkar- 
nat, vom  kühlen  bläulichen  Grauweiß  im 
Kragen,  Graublau  und  Weiß  in  Haube  und 
Manschetten  sich  abhebend.  Grauschwarzes 
Seidenkleid.  Weiße  Handschuhe  mit  gold- 
gelber Stickerei;  wenig  Rot  in  den  Bändern, 
dem  etwas  Grün  in  der  Fütterung  des  einen 
Handschuhs  entspricht. 


Erworben  1906  als  Geschenk  des  Herrn  A.Thiem,  S.  Remo 
Sammlung  A.Thiem    .'.    Leinwand,  h.  1,25,  br.  0,915. 


Bray 


Jan    de    Bray.     Geboren    zu    Haarlem,    begraben 
daselbst    den    4.  Dezember    1697.     Schüler    seines 
Vaters  Salomon  de  Bray.    Tätig  zu  Haarlem. 

Bray?  1583  Bildnis  einer  Frau.  Die  Malerei 
ist  weich  in  lockeren  Flecken  durchgeführt. 
Auf  warm  brauner  Grundierung,  die  im  Hinter- 
grunde durch  Grau  gedämpft  ist,  das  Grau- 
schwarz   der  Tracht,  aus   dem    licht,  in  grau- 


260 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 


1583 
877  B 


rötlichen  Tönen,  mit  brauner  Modellierung,  mit  etwas  Rot  auf  den  Lippen  und  in 
den  Augenwinkeln  das  Inkarnat  hervorkommt,  durch  die  Nachbarschaft  zu  kaltem 
bläulichem  Weiß  in  Kragen  und  Hemd  noch  stärker  erwärmt.    Gelbbraunes  Haar. 

Aus  dem  Magazin    -■-    Leinwand,  h.  1,15,  br.  0,92. 


Stoop 


Dirck  Stoop.  Von  seinem  Lissaboner  Aufenthalt  auch  Roderigo  Stoop  o-enannt.  Maler  und 
Radierer,  g-eboren  zu  Utrecht  1610,  gestorben  daselbst  1686.  Wahrscheinlich  Sohn  und  Schüler  des 
Utrechter  Glasmalers  Willem  Jansz.  van  der  Stoop  und  1638  in  die  Gilde  zu  Utrecht  aufgenommen. 
Bildete  sich  nach  Esajas  van  de  Velde  und  Jan  Martsen  de  Jonge.  Tätig  zu  Utrecht  und  längere  Zeit  im 
Auslande,  besonders  in  Lissabon  [daselbst  als  Hofmaler]  und  eine  Zeit  lang  in  London  [1662  in  Be- 
gleitung der  Infantin  von  Portugal] ;  1678  nach  Utrecht 
zurückgekehrt. 


S^S^w-stfraaKr*-  --- 


1006  Jagdhunde  mit  ihrem  Führer.  Im 
warm  rotbräunlichen  Tone  der  dünnen 
Grundierung,  welche  die  darüber  lasierten 
luftigen  Töne  [Grau  im  Erdreich,  Saftgrün 
im  Laubwerk  am  Gemäuer,  Hellblau  im 
Himmel]  durchdringt.  Nur  die  Hunde  sind 
in  pastoserem  Auftrag  gemalt:  weiß  und 
rotbraun  der  1.,  weiß  und  schwarz  der  r. 
Dunkelblau  in  der  Jacke  des  Führers. 

Früher  auf  Grund  zweier  mit  J.  Jonckheer  bezeichneter  Ra- 
dierungen, die  Hunde  darstellen,  diesem  sonst  unbekannten 
Meister  zugeschrieben.  Die  Ähnlichkeit  unseres  Bildchens  mit 
diesen  Radierungen  erscheint  aber  keineswegs  groß  genug, 
um  die  Benennung  zu  rechtfertigen,  während  die  Überein- 
stimmung mit  Stoops  Werken  augenfällig  ist  .".  Sammlung 
Solly,  1821     .-.    Eichenholz,  h.  0,16,  br.  0,16. 


1006 


261 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 


pv  1  Jacob  A.Duclc.  Geb.  um  1600 
LyUCK  zu  Utrecht,  wo  er  1621  in  die 
Malergilde  aufg-enommen  wurde,  gest. 
nach  1660,  wahrscheinlich  im  Haag. 
Gebildet  unter  dem  Einflüsse  des  Dirck 
Hals  in  Haarlem.  Tätig  in  Utrecht, 
später  im  Haag  (seit  1656). 

864  Fouragierende  Soldaten. 
Der  graue  Ton  des  Hintergrun- 
des ist  dünn  über  die  bräunliche 
Untermalung  gelegt.  Seinen  luf- 
tigen Charakter  stärkt  außer 
dem  tiefen  Schwarz  und  Blau- 
grau der  Rüstungen  das  Ocker- 
gelb derGetreidegarben  und  das 
Goldockergelb  des  Lederkollers 
und  der  Schärpen,  mit  dem 
wieder  Dunkelblau  [gelbgefüt- 
terte Jacke  des  1.  sitzenden  Soldaten  mit  lila  Hose]  und  Graublau  [Rock  des  r. 
sitzenden,  blau,  gelbgrün  und  weiß  gestreifte  Fahne  usw.]  kontrastieren.  Dazwischen 
einzelne  gedämpft  rote  und  gelbgrüne  Flecken.  Glitzerndes  Weiß  der  Hemden  und 
Kragen. 

Königliche  Schlösser. 

Eichenholz,  h.  0,63,  hr.  0,80. 


Pal 


„_j^  _  ^  _^„        Anthonie  Palamedesz,  gen.  Stevaerts.    Zeichnet  sich  regelmäßig  A.  Palamedes. 

clIIlCQCbZ  Geboren  zu  Delft  um  1601,  gestorben  in  Amsterdam  den  27.  November  1673.  Bildete 
sich  unter  dem  Einflüsse  des  Michiel  Jansz.  Miereveit  und  des  Frans  Hals.  Tätig  zu  Delft  [1627  in  die 
Gilde  aufgenommen]. 

741  Bildnis  eines  jungen  Mädchens.  Hell  in  licht- 
rötlichen Tönen  das  Gesicht,  vom  kalten  bläulichen 
Weiß  in  Haube  und  Kragen  umgeben.  Dagegen 
das  tiefe,  grau  schimmernde  Schwarz  im  Kleid.  Der 
warme  rötlichbraune  Ton  der  Untermalung  ist  im 
Hintergrunde,  besonders  in  der  unteren  Hälfte,  leicht 
mit  Hellgrau  gedeckt.  Gelblicher  Schnitt  des  Buches. 
Ganz  r.  ein  Fleck  Karminrot  im  Besätze  des  weißen 
Handschuhs. 


Bez.  rechts  im  Grunde:  AET  :  A?  16  .  .  A.  Palam  .  .  .'.  Die  Tafel  ist 
rechts  beschnitten;  daher  fehlt  der  letzte  Teil  der  Bezeichnung  .".  Samm- 
lung Solly,  1821. 

Eichenholz,  h.  0,67,  br.  0,49. 


262 


758a  Gesellschaft  beim  Mahle. 
Unter  mattblauem  Himmel,  an  dem 
zwischen  den  Bäumen  helle  schim- 
mernde Wolken  stehen,  bildet  das 
vom  braunen  Tone  der  Untermalung- 
getönte  grüne  undblaugrüne  Dunkel 
des  Parks  den  Grund  für  das  bräun- 
liche Grauweiß  des  Tischtuchs,  für 
bläuliches  Weiß  und  tiefes  Grau- 
schwarz in  den  Trachten  der  Mitte, 
sowie  für  das  helle  gelbbräunliche 
Inkarnat.  Seitlich  begrenzen  die 
Gruppe  kräftigere  Farben,  vor  allem 
Dunkelblau  im  [gelb  gemusterten] 
Rocke  der  neben  rot  gepolstertem 

Stuhle  stehenden  Dame  1.  und  in  der  Schärpe  [mit  goldgelben  Fransen]  und  den  Bändern 
der  Tracht  des  sitzenden  Offiziers  r.,  durch  den  Gegensatz  die  Wirkung  von  Goldgelb 
in  dessen  Koller  und  Stiefeln  [ausklingend  im  Weinkühler  r.  und  den  Pasteten  auf  dem 
Tische]  steigernd.  Der  beherrschende  grünliche  Ton  des  Laubwerks  aber  ergänzt  sich 
durch  gedämpftes  Hellkarminrot  in  Mantel  und  Armein  des  r.  sitzenden  Offiziers.  Grau- 
bräunlicher Erdboden. 

Bez.  am  Weinkühler  r. :  PALAMEDES'  f:  .-.  Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters  [den  Kostümen  nach  um  1630]. 
Die  beiden  Hauptfiguren,  der  junge  Herr  mit  seiner  Dame,  sind  offenbar  Porträts  .■-  Erworben  1847  aus  Privatbesitz  in 
Cleve. 

Eichenholz,  h.  0,57,  br.  0,77. 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

758  A 


758b  Bildnis  eines  Knaben.  Die  helle  rot- 
bräunliche Grundierung  decken  locker  im  Hin- 
tergrunde dünne  graue  und  schwärzliche  Töne. 
Aus  dieser  kühlen  Umgebung  kommt  warm 
und  frisch,  in  zarten  hellrötlichen  Tönen  das 
Antlitz  hervor,  mit  leuchtendem  Zinnoberrot 
auf  den  Lippen  und  in  den  Augenwinkeln, 
mit  graublauen  Augen,  von  blondem  bräun- 
lichockergelbem Haar  umrahmt.  Die  Lebhaf- 
tigkeit des  Fleischtons  erhöhen  noch  Weiß  im 
Kragen  und  das  kühle,  durchsichtig  über  die 
braune  Grundierung  gelegte  Blaugrau  der 
Tracht,  das  durch  den  Kontrast  zum  Gold- 
gelb der  Knöpfe  und  zum  Blond  der  Haare 
gestärkt  wird. 


Sammlung  Suermondt,  1874. 

Eichenholz,  h.  0,74,  br.  0,59. 


263 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVn.  Jahr- 
hundert 

858  A 


TX'     1      Symon    Kick.     Genremaler,    g^eb.   1603    in   Delft, 
l^i'-''*^  begraben    am  26.   September  1652  zu  Amsterdam. 

Tätig    zu  Amsterdam.     Ausgebildet   anscheinend   unter 

dem  Einflüsse  des  Jacob  Duck. 

858a  Soldaten  in  einem  Stalle.  Den  bräun- 
lichen Ton  der  Untermalung,  der  in  der  Tiefe 
durch  g-raue  Töne  aufgelockert  wird,  beleben 
wenige  gedämpfte  Farben.  Mattockergelb  in 
den  Strümpfen  und  namentlich  Graugrün  in 
der  Jacke  des  Offiziers.  Rotbräunliches  In- 
karnat. Grauviolett  in  der  Jacke,  Rot  in  der 
Hutfeder  des  dahinter  stehenden  Soldaten  r. 
L.  im  graubräunlichen  Halbdunkel  etwas  Zin- 
noberrot in  den  Beinkleidern  des  sitzenden, 
stumpfes,  dünn  über  die  braune  Untermalung 
lasiertes  Grün  in  der  Tracht  des  den  Fuß  auf- 
stützenden Soldaten.  Tiefes  Schwarz  in  Stiefel 
und  Hut  des  vorn  sitzenden  Offiziers  erhöht 
die  luftige  Stimmung  des  Hintergrunds. 


Bez.  links  an  der  Bank:  Kick  1648 
Eichenholz,  h.  0,65,  br.  0,50. 


Erworben  1874. 


Cl    I        Pieter   Codde.     Geb.   1599   oder  1600  zu  Amsterdam,    begraben   daselbst   den  12.  Oktober 
UClClC    1678.     Unter  dem  Einflüsse  des  J.  C.  Duijster  gebildet.    Tätig  in  Amsterdam. 

800a  Vorbereitung  zum  Karneval.  Das  warme  Braun  der  Untermalung,  sehr  locker 
mit  grauen  Tönen  im  Hintergrunde  gedeckt  und  im  Inkarnat  durch  rötliche  Töne 
erwärmt,  steigt  über  Rosa  und  Rotbraun  [Mandoline  auf  graugrünlichem  Mantel  in  der 
Mitte]  zu  bräunlichem  Rot  im  Stuhlbezug  1.,  in  der  Tracht  des  r.  auf  dem  Tische 
sitzenden  jungen  Mannes,  in  der  Narrenkappe  zu  seinen  Füßen  und  Karminviolett  im 
Gewand  an,  das  r.  auf  dem  Tische  liegt.  Die  Intensität  der  roten  Töne  erhöht  der 
Kontrast  zu  Grün:  Saftgrün  im  Landschaftsbild  an  der  Rückwand,  Gelbgrün  in  den 

Kleidern  auf  dem  Stuhle  1.  [neben  Rosa- 
rot in  den  Schlitzen],  vor  allem  kräftiges 
Blaugrün  in  den  Gewandschlitzen  und 
Strümpfen  des  in  der  Mitte  Sitzenden. 
Die  Mitte  wird  außer  durch  dieses 
kräftige  Grün  durch  tiefes  Schwarz  in 
seinem  Kleide  betont,  neben  Weiß  in 
Kragen  und  Manschetten,  Hellgrau 
und  etwas  Goldgelb  [Gewandschlitze] 
in  der  Tracht  des  im  Vordergrunde 
Stehenden. 


264 


Bez.  auf   einem  Bild  an  der  Wand:    PCodde  f 
Gemalt  im  Anfang  der  dreißiger  Jahre    .".    Eine  an- 
scheinend eigenhändigeWiederholung  war  bei  Arthur 
Kay  in  Glasgow   .'.   Sammlung  Suermondt,  1874. 
Eichenholz,  h.  0,33,  br.  0,52. 


Pott 


Sdiule  von 
Hoarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 


^      Pieter  Symonsz. Potter.  Geboren 

^'  zu  Enkhuizen  1597,  begraben  den 
4.  Oktober  1652  zu  Amsterdam.  Als  Maler 
von  Sittenbildern  und  Stilleben  unter  dem 
Einflüsse  der  älteren  Gesellschaftsmaler  aus- 
gebildet, als  Landschafter  mehr  den  italieni- 
sierenden  Meistern  wie  Uijtenbroek,  Lastman 
u.  a.  folgend.  Tätig  zu  Enkhuizen,  zu  Leiden 
[1628—1630]  und  zu  Amsterdam  [seit  1631]; 
einige  Zeit  auch  in  Deift. 

921a  Stilleben  [sog.  Vanitas].  Der 
rötlichbraune  Ton  der  Untermalung, 
am  ausgesprochensten  im  Totenkopf 

der  Mitte,  den  darunter  liegenden  Folianten,  den  Schattenpartien  r.,  im  Kohlenbecken  1. 
und  im  Kruge  dahinter  zutage  tretend,  ist  im  Hintergrund,  im  Globus,  in  den  Papieren 
und  der  Tonpfeife  vorn  mit  grauen,  bis  zu  bräunlichem  Weiß  ansteigendenTönen  ge- 
deckt. Das  warme  rötliche  Braun  kontrastiert  mit  dem  als  Lasur  aufgetragenen  Saft- 
grün, durch  das  ebenfalls  die  braune  Untermalung  durchkommt,  in  der  Tischdecke 
[dagegen  ein  stumpfrotes  Siegel]. 

Bez.  r.  vorn  auf  einem  Blatt  Papier:  P  Potter  f  1636  .".  Sammlung  Suermondt,  1874. 
Eichenholz,  h.  0,27,  br.  0,35. 


P_.i-    Hendrick  Gerritsz.  Pot.     Geb.  um   1585  in  Haarlem,  gest.  Anfang  Oktober  1657  in  Amsterdam. 
^       Schüler  Karel  van  Manders  und  beeinflußt  von  Frans  Hals.    Tätig  in  Haarlem,  seit  1648  in  Amster- 
dam und  einige  Zeit  in  London  [1632]. 

1486a  Der  Streit  um  die  Erbschaft.  Lichtrot  im  Fußboden,  von  dem  sich  hart  das 
tiefe  Schwarz  der  Trachten  und  des  Sarges  abhebt,  kühlt  sich  nach  oben  und  nach  der 
Seite  zuKarminviolett  [Karmin- 
lasur auf  bräunlicher  Unter- 
malung] in  den  Vorhängen  ab, 
neben  kaltem  Blaugrau  im 
Hintergrund.  Rotbraunes  In- 
karnat. Rot  ergänzt  sich  durch 
Blaugrün  in  der  Decke  des 
Tisches,  auf  und  neben  dem 
das  Stilleben  in  blaugrauen 
und  braunen  Tönen  mit  gelben 
Lichtern  aufgebaut  ist. 


Erworben    1891    als   Geschenk    von  Prof. 
Dr.  Kny. 

Eichenholz,  h.  0,50,  br.  0,72. 


1486  A 


265 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 


k 


/^„i._  J_  Adriaen  van  Ostade.  Zeichnet  sich 
^-^^'-"^^  in  seiner  frühesten  Zeit  zuweilen  auch 
Ostaden.  Maler  und  Radierer,  getauft  zu  Haar- 
lem den  10.  Dezember  1610,  begraben  daselbst 
den  2.  Mai  1685.  Schüler  des  Frans  Hals,  unter 
dem  Einflüsse  Brouwers  und  Rembrandts  [seit  etwa 
1640]  weiter  ausgebildet.    Tätig  zu  Haarlem. 

855  Der  Leiermann  vor  dem  Bauern- 
hause. Die  warme  bräunliche  Unter- 
malung;, die  überall  in  den  Schattenpartien 
sichtbar  ist  und  die  dem  Bilde  den  weichen 
Grundton  verleiht,  wird  in  der  Hauswand 
durch  ockerg^elbliche  Töne  erhellt,  deren 
warme  Wirkung  durch  den  Kontrast  zum 
dunklen  Graublau  des  Himmels  erhöht 
wird.  Die  rotbraunen  und  lichtroten  Töne, 
die  in  den  Ziegelsteinen  der  Mauer  an- 
setzen, kontrastierend  mit  stumpfem  Saft- 
grün, steigern  sich  im  warmen  Inkarnate 
der  Figuren,  die  durch  kräftigere  hellrote, 
gelbgrüne,  graublaue  und  goldockergelbe  Färbung  der  Trachten  hervorgehoben  werden. 

Bez.  unten  in  der  Mitte:  AvOstade  1640    .-.    Ein  ähnliches  Bild  des  Meisters,  in  kleinerem  Maßstab,  im  Fitzwilliam  Museum 
zu  Cambridge,  bez.  1637;  ein  zweites,  wesentlich  größeres,  in  der  Sammlung  Wesendonck  zu  Bonn    .-.    Erworben  1843  aus 
der  Sammlung  Reimer  zu  Berlin. 
Eichenholz,  h.  0,44,  br.  0,36. 


855b  Bauerngesellschaft.  Die  warm  braune  Untermalung  ist  in  den  Schattenpartien 
ganz  locker  mit  Grau  gedeckt  und  mit  dunkelgrauen  Tönen  durchgezeichnet,  zwischen 
denen  überall  der  braune  Grund  sichtbar  bleibt  und  dem  Bilde  die  allgemeine  Färbung 
gibt.    Pastoser  sind  die  Lichter  r.  an  der  Mauer  und  auf  dem  Fußboden  mit  ockergelben 

und  blaugrauen  Tönen  aufgetragen. 
Dort  dienen  als  belebende  Farben 
das  leuchtende  goldig-braune  [z.  T., 
besonders  in  der  mittleren  Figur,  stark 
gerötete]  Inkarnat,  von  kleinen  Flecken 
Graublau  [Tracht  des  mittleren]  und 
Karminviolett  [Weste  des  1.  sitzen- 
den] umgeben.  Durch  kräftigere  Fär- 
bung ist  vor  allem  der  Flötenspieler 
hervorgehoben:  durch  Hellrot  in  der 
Kappe,  bräunliches  Orange  in  der 
Jacke  und  Violett  in  der  Hose.  Weiß 
im  Hunde  vor  ihm  betont  nachdrücklich 
diese  Stelle  im  Bild.  Gedämpfter 
verbreitet  sich  Rot  in  kleinen  Flecken 
bis  in  die  Tiefe. 


266 


Bez.  rechts  unten  am  Boden;  Av. OSTADE  .".  Aus  der  Mitte  oder 
vom  Ende  der  vierziger  Jahre,  unter  dem  Einflüsse  Rembrandts  .". 
Versteigerung  Freiherr  H.  v.  Mecklenburg  1870  in  Paris  .■.  Er- 
worben 1879  in  Berlin. 

Eichenholz,  h.  0,35,  br.  0,43. 

855c  Der  Arzt  in  seinem  Studierzimmer. 
Die  kräftigen  Farben  der  r.  Seite:  Rot  [neben 
Hellblau  undOckerg-elb  im  persischenTeppiche], 
reines  Weiß  im  Zettel  und  dem  aufgeschlagenen 
botanischen  Buche  [mit  hellbläulichem  Schnitt] 
und  Ultramarinblau  im  Dekor  des  Fayence- 
topfes treiben  die  kühlen  Töne  der  anderen 
Bildhälfte  und  das  Grau  des  Raumes  [mit  der 
dunkelbraunen  Tür]  zurück.  Warm  steht  das 
hellbraune,  durch  rötliche  Flecken  erwärmte 
Inkarnat  gegen  Blaugrau  in  Kragen  und  Binde 
an  der  blaugrünen  Kappe,  gegen  bräunliches 
Karminviolett  im  Überrock  und  Graublau  des 
Vorhangs  auf  der  1.  Seite.  Grauschwarzes  Ge- 
wand.  In  der  Bücherei  ockergelb  gebundene  Bücher,  z.  T.  mit  rotem  Schnitt. 

Bez.  auf  der  Stuhllehne:  Av.  Ostade:  1665    .'.  Versteigerung  W.  Beckford  in  Fonthill  Abbey  bei  Bath  1802;  Sammlung  Lord 
Sudeley  in  London;  Sammlung  Col.  Rushwood  .'.  Erworben  1879  in  Frankfurt  a.  M. 
Eichenholz,  h.  0,28,  br.  0,22. 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVH.  Jahr- 
hundert 

855  C 


841  Alte  Frau.  Der  warme  rötlichbraune  Ton  der  Untermalung  ist  im  Gesicht  durch 
ockergelbliche  Lichter  neben  grauen  Halbschatten  aufgehellt,  von  Grauschwarz  in  Haube 
und  Mantel  [mit  rotbrauner  Pelzfütterung,  in  der 
die  Untermalung  zu  Tage  tritt]  umrahmt.  Gegen 
dasinkarnat  steht  kaltes,  die  Untermalung  decken- 
des bläuliches  Weiß  im  Hemd.  Ein  Fleck  ge- 
dämpften Zinnoberrots  im  Mieder,  der  sich  im 
Saftgrün  [Lasur  über  pastoser  heller  Untermalung] 
des  Weinlaubs,  in  das  sich  einzelne  rotbraune 
Blätter  mischen, ergänzt.  OckergelblicheTöne  im 
Armel.  In  der  Umgebung  der  Figur  ist  die  im 
braunen  Tone  der  Untermalung  gehaltene  Haus- 
wand 1.  mit  Grau  gedeckt. 


Bez.  rechts  unten :  A  v  OSTADE 
Eichenholz,  h.  0,26,  br.  0,20. 


Königliche  Sdilösser. 


855a  Der  Raucher.  Die  bräunliche  Grundfärbung 
wird  r.  in  der  Wand,  im  Fußboden  und  im  Stuhl 
durch  OckergelblicheTöne  erwärmt,  1.  in  der  Mauer 


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267 


Scilule  von 

Haarlem  im 

XVII.  Jahr- 

hundert 

855  A 
845  D 


durch  Blaugrau  gedeckt,  das  sich  zu  Hellblau  im  Ärmel  des  Mannes  steigert.  Grau- 
braune Weste,  grauer  Hut,  Strümpfe  und  Schuhe.  Aus  den  gebrochenen  Tönen 
leuchtet   goldig- rötlich  in  kleinen  pastos  aufgesetzten  Flecken  das  Inkarnat  auf. 

Bez.  rechts  unten:  Av.  Ostade  1667  /.  Sammlung  Suermondt,  1874  .'.  Eichenholz,  h.  0,17,  br.  0,11. 

/^     1       J         Isack  van  Ostade.    Getauft  zu  Haarlem  den  2.  Juni  1621,  begraben  daselbst  den  16.  Oktober 
^— '^l-''-*-!'^     1649.     Schüler  seines  Bruders  Adriaen.    Tätig  zu  Haarlem. 

845 D  Der  Bauer  im  Schlapphut.  Der  warme  rötlichbraune  Ton  der  Untermalung, 
in  den  Schattenpartien  des  Kopfes  und  in  der  Außenseite  der  Jacke  zutage  liegend, 
hält  die  ganze  Darstellung  zusammen.  Die  wenigen  Lokalfarben  sind  locker  und 
durchsichtig  darüber  gelegt,  der  Hintergrund,  besonders  in  der  Umgebung  der  Figur, 
mit  Grau  gekühlt.  Dagegen  ist  das  vom  Kerzenlicht  beleuchtete  Inkarnat  [ebenso 
wie  die  Hutkrempe]  fetter  mit  goldig- ockergelben  Tönen  gedeckt,  durch  das  Zinnober- 
rot in  der  Weste,  das  grünliche  Töne  auf  der  Innenseite  der  Jacke  begleiten,  besonders 
betont. 

Bez.  links  unten:   Isaak  van.  Ostade   .■.  Versteigert  in  Soeterwoude  den  14.  August  1776  .-.   Sammlung  Suermondt,  1874. 
Eichenholz,  h.  0,45,  br.  0,38. 

845b  Halt  vor  der  Dorfschenke.  Die  warm  rotbräunliche  Untermalung  liegt  1.  vorn 
im  Laubwerk  und  den  Schattenpartien  zutage,  während  die  Lichter  auf  Straße  und 
Haus  r.  mit  ockergelblichen,  das  saftgrüne  Laubwerk  mit  blaugrünen  Tönen  [neben 
dem  hellen  Rotbraun  des  einen  Hausgiebels]  darüber  gedeckt  sind.  Blaugraue  Töne 
im  Zaun  und  den  Latten  am  Haus.  Die  Figuren  mit  dem  braunroten  Inkarnat  sind  mit 
der  Landschaft  in  dem  beherrschenden  bräunlichen  Tone  zusammengehalten,  der  durch 
den  Kontrast  zum  dunstig  blaugrauen  Wolkenhimmel  an  Wärme  gewinnt.  Nur  einige 
gedämpfte  Farbflecken  in  den  Trachten  der  Figuren,  vor  allem  etwas  Zinnoberrot  [Kappe] 


268 


des  sitzenden  Jungen  in  der  gelbbraunen  Jacke,  Weste  des  Bauern  hinter  der  Krippe] 
und  Karminviolett  [Jacken  des  kleinen  Mädchens  1.  und  des  geigenden  Spielmannes] 
sowie  Hellblau  und  Ockergelb  beleben  die  gedämpfte  Stimmung,  der  das  gebrochene 
Weiß  des  Schimmels  den  Mittelpunkt  gibt. 

Bez.  rechts  unten:  I  v  Ostade    /.    Erworben  1853  auf  der  Versteigerung  Henry  Cousin  in  Paris. 
Eichenholz,  h.0,39,  br.0,54. 


Schule  von 
Haorlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

845  B 


845f  Bauer.  Aus  der  einheitlichen  Färbung  in  Braun,  das  im  Hintergrund  und  in  der 
Kleidung  locker  mit  dunkelgrauen  Tönen  gedeckt  ist,  leuchtet  das  Inkarnat  in  hellem 
Ockergelb.  Etwas  Weiß  in  den  Tonpfeifen,  dem  Hemd,  im  Ärmelschlitz  und  den  Glanz- 
lichtern der  Augen.    Rotbrauner  Krug. 

Die  Autorschaft  Isack  van  Ostades  ist  sehr  zweifelhaft  .-.  Erworben  1904  .•.  Sammlung  A.Thiem  .•.  Eichenholz,  h.  0,30,  br.0,23. 


845  F 


269 


Schale  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

871 


Bega 


Cornelis  Pietersz.  Bega.  Zeichnet  sich 
bisweilen  auch  Begg^a.  Maler  und  Radierer, 
getauft  zu  Haarlem  den  15.  November  1620,  ge- 
storben daselbst  den  27.  August  1664  an  der 
Pest.  Schüler  des  Adriaen  van  Ostade.  Tätig  zu 
Haarlem  seit  1654,  nach  einer  Studienreise,  die 
den  Künstler  durch  Deutschland  [1653]  und  wahr- 
scheinlich bis  Rom  führte. 

871  Die  Lautenspielerin.  Vom  schwärz- 
lichen Dunkel  des  Raumes  und  grauer 
Steinmauer  hebt  sich  die  Gestalt  im  hellen 
Lichte  klar  und  bestimmt  ab.  In  der 
tonigen,  auf  bräunliches  Grau  gestimmten 
Gesamtfärbung  wirkt  als  lebhafteste  Farbe 
das  frische  rötliche  Inkarnat,  von  bräun- 
lichweißen und  grauen,  ins  Violette  spie- 
lenden Tönen  in  Hemd  und  Kopftuch 
umgeben.  Seine  Intensität  wird  noch  ge- 
stärkt durch  den  Kontrast  zu  grünlichem 
Blau  im  Mieder,  das  im  gedämpften  Grün 
der  Tischdecke  [mit  rötlichen  Ornamenten]  im  Hintergrund  ausklingt.  Am  Rockansatz, 
unterhalb  des  Mieders  erscheint  ein  kleiner  pikanter  Fleck  Lila,  der  zu  den  gelblichen 
Lichtern  des  Rockes  und  der  Oberärmel  [neben  Grauviolett  in  den  Schatten]  überführt. 
Braune  Laute.    L.  ein  gelbbrauner  Mantel.    R.  oben  ein  rötlichgraubrauner  Vorhang. 

Bez.  unten  links  von  der  Mitte:  C  Be^a  A**  1662.   .'.  Eine  Wiederholung  des  Bildes  befand  sich  in  der  Sammlung  Charles  Porges, 
versteigert  1910  in  München  .'.  Königliche  Schlösser. 
Leinwand,  h.  0,35,  br.  0,32. 


830 


\7Uy.Q|of  Pieter  Hermansz.  Vereist.  Geb.zuDord- 
VCICIÖL  ^g^jjj  ^^^  jgi8_  Todesjahr  unbekannt.  Tätig 
nach  den  Daten  auf  seinen  Bildern  1648 — 1666,  zumeist 
im  Haag,  wo  er  sich,  aus  Dordrecht  kommend  [daselbst 
1638  in  die  Lukasgilde  aufgenommen],  1643  niederließ, 
1656  Mitbegründer  der  neuen  Malergilde  wurde  und 
1668  noch  urkundlich  nachweisbar  ist. 

830  Bildnis  einer  alten  Frau.  In  warmen 
bräunlichen  Tönen  wird  die  Figur  vor  grauem 
Grunde,  durch  den  die  rotbrauneGrundierung 
scheint,  zusammengehalten.  Die  Lebhaftig- 
keit des  gelbbraunen  Inkarnats  mit  seinen 
glasigen  roten  Reflexen  und  weißen  Glanz- 
lichtern [auf  dem  Nasenrücken]  erhöht  der 
Gegensatz  zum  bräunlichen  Weiß  im  Hemd- 
ausschnitt, während  das  dunkle,  durch  eine 
Karminlasur  erwärmte  Braun  der  Haube, 
auf  der  grau  das  Licht  schimmert.  Rotbraun 
im    Pelzwerk    und    Dunkelgrau    im    Mieder 


270 


[mit  weiß  und  goldgelb  blitzendem  Schmuck] 
die  Helligkeit  des  Lichteffekts  im  Gesicht 
steigern  hilft. 

Bez.  links  unten:  P.  VERELST  1648  .-.  Königliche  Schlösser. 
Eichenholz,  h.  0,63,  br.  0,53. 

875  Die  Nähterin.  Warm  steht  das  rötliche, 
mit  bläulichen  Halbschatten  und  weißen 
Glanzlichtern  behandelte  Inkarnat  des  jungen 
Mädchens  gegen  kühle  Töne.  Diese  steigen 
von  Weiß  im  Hemd  und  bläulichem  Grau- 
weiß in  der  Haube  zu  bräunlichem  Grau- 
violett in  derTaille,  Graublau  in  der  Jacke,  die 
auf  ihrem  Schöße  liegt,  und  Gelbgrün  im 
Rock  an,  alles  zusammengehalten  vom  durch- 
scheinenden braunen  Tone  der  Untermalung. 
Dem  Grün  ist  Lichtrot  im  Stuhle  benachbart. 
Die  Umgebung  der  Figur  ist  im  warm  braunen  Tone  der  Untermalung  gehalten,  die 
im  Hintergrunde  durch  deckendes  Grau  gekühlt  ist  und  nur  im  Kamin  r.  zutage  liegt. 
Dort  wiederholt  sich  im  Behänge  des  Kamins  und  dem  davor  hängenden  Tuche 
gedämpfter  der  Kontrast  von  Zinnoberrot  und  Saftgrün.  In  der  Truhe  1.  ebenfalls 
auf  Graubraun  gestimmte  rötliche  und  graue  Töne. 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

875 


Bez.  rechts  unten  neben  dem  Stuhle  mit  dem  aus  P  V  E  gebildeten  Monogramn 
Eichenholz,  h.  0,33,  br.  0,29. 


Königliche  Schlösser. 


\A"OOrn     C""""^''^  Hendricksz.  Vroom.     Landschaftsmaler,  geboren  zu  Haarlem  vor  1600,  begraben 
daselbst    den   16.  September  1661.    Vermutlich  Schüler  seines  Vaters,  des  Marinemalers  Hendrick 
Cornelisz.  Vroom.    Tätig  zu  Haarlem   [seit   1621,   Mitglied  der  Gilde  1635—1642]. 

888c  Waldlandschaft.  Gegen  den  lichten  hellblauen  Himmel,  den  bläuliche  Wolken 
überziehen,  steht  dunkel  das  Grün 
der  Eichen,  das,  im  Mittelgrunde 
kräftiger  getönt,  nach  dem  Beschauer 
zu  von  bräunlichen  Tönen  durchsetzt 
ist  und  ganz  vorn  in  die  dunkel- 
bräunlichgraue,  mit  ockergelblichen 
Tönen  gemischte  Färbung  des  Erd- 
bodens übergeht.  L.vorn  leuchtet  vor 
dem  tiefen  Grün  das  gelbrote  Laub- 
werk eines  einzelnen  Baumes. 

Bez.  links  unten:  C  VROM  .'.  Ehemals  dem  Jacob 
van  Ruisdael  zugeschrieben  .".  Sammlung  Block- 
huizen  in  Rotterdam,  versteigert  in  Paris  1870  .'. 
Sammlung  Suermondt,  1874. 

Eichenholz,  h.  0,16,  br.  0,21. 


271 


Schule  von 
Haar  lern  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

885  H 


885  C 


F?in<:rlaP»l  J^''°''  ^^"  Ruisdael.  Zeichnet 
'^'-'^^'-^"■^'  sich  selten  [auf  einzelnen  früheren 
Bildern]  auch  Ruijsdael.  Landschaftsmaler 
und  Radierer,  geboren  zu  Haarlem  1628  oder 
1629,  begraben  ebenda  den  14.  März  1682. 
Sohn  des  Isack  Ruisdael.  Vielleicht  unter 
dem  Einflüsse  Cornelis  Vrooms  ausgebildet. 
Tätig  zu  Haarlem  [1648  in  die  Lukasgilde 
aufgenommen]  und  vornehmlich  zu  Amster- 
dam [wo  er  schon  1657  wohnte  und  bis 
1681   blieb]. 

885h  Bewaldetes  Flußufer.  Eine 
dunkle  blaugraue  Wolkenwand  über- 
zieht den  hellblauen  Himmel,  gegen 
den  sie  sich  1.  mit  weißen  Rändern 
absetzt.  Ein  fahler  blaugrauer  Glanz 
liegt  auf  dem  Wasser,  von  den  blau- 
grünen Reflexen  des  Ufers  unterbrochen.  Zwischen  dem  dunklen  Blaugrün  der  Bäume, 
deren  Laub  sich  glitzernd  gegen  den  Wetterhimmel  abhebt,  mit  tiefem  Braun  der  Unter- 
malung in  den  Schatten  und  dem  stumpfen  Saftgrün  des  Graswuchses  schimmert  hell 
der  ockergelblichgraue  Weg  der  Uferböschung  [darauf  einige  Fußgänger  in  blauen  und 
rötlichen  Trachten].    L.  blaugrüne  Ferne  [davor  ein  Fleck  Rot  in  der  Staffage]. 

Bez.  unten  rechts;  J  V  R.  [zusammengezogen]  .'.  Erworben  1896  aus  dem  Pariser  Kunsthandel   .*.  Eichenholz,  h.  0,245,  br.  0,335. 

885c  Haarlem  von  den  Dünen  bei  Overveen  gesehen.  Am  hellen  lichtblauen 
Himmel  ballen  sich  mächtige,  warm  ockergelblichweiß  beleuchtete  und  blaugrau  be- 
schattete Wolken.  Die  luftige  Weite  dieses  Wolkenhimmels,  der  im  Bilde  als  Hauptsache 
wirkt,  wird  durch  andere  dunkelblaugraue  Wolken  am  oberen  Bildrande,  die  stark  zu- 
rücktreibend wirken,  noch  verstärkt.  Unten  liegt  in  wechselndem  gedämpftem  Licht,  von 
breiten  Wolkenschatten  durchfurcht,  das  dunkle  gedämpfte  Grün  der  Wiesen  und  Bäume, 

im  Vorder-  und  Mittelgrunde  durch 
den  braunen  Ton  der  Untermalung 
erwärmt.  Dazwischen  das  bräun- 
liche Rot  der  Ziegeldächer  und  der 
rötliche  Ton  der  Backsteinhäuser, 
zwischen  den  sich  im  Häusermeer 
des  fernen  Haarlem  einzelne  grau- 
blaue Flecke  von  Schieferdächern 
und  von  glitzerndem  Weiß  der 
Windmühlenflügel  mischen.  Vorn 
sind  auf  denBleichen  weiße  Linnen- 
streifen ausgebreitet. 

Bez.  rechts  unten:  Jv  Ruisdael  Ruisdael  hat 

dieses  Motiv  öfters  behandelt;  s.  Nr. 885  E,  ferner 
in  der  Galerie  zu  Amsterdam ,  in  der  Sammlung 
Vieweg  in  Braunschweig  u.  a.  a.  O.  .*.  Sammlung 
Suermondt,  1874. 

Leinwand,  h.  0,52,  br.  0,65. 


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272 


884b  Landschaft  mit  Kloster- 
ruine. Unter  bewegtem  dunkel- 
blaugrauem Wolkenhimmel  liegt 
in  düsterer  Beleuchtung  das  Fluß- 
tal. Das  dunkle  Grün  des  Eich- 
waldes, aus  dem  das  Grauweiß 
der  Stämme  glitzert,  wird  durch 
die  warm  braune  Untermalung  er- 
wärmt, die  in  den  Schattenpar- 
tien des  Vordergrundes  unge- 
deckt geblieben  ist.  Der  dunkel- 
braune Ton  verbreitet  sich,  mit 
dunklem  Grün  abwechselnd,  im 
Ufer  und  in  den  Tiefen  des  Flusses, 
während  die  helleren  Stellen  des 
Wassers  blaugrün  schimmern.  Die  Bergkuppe  jenseits,  an  der  das  braune  Gemäuer 
der  Klosterruine  aufragt,  ist  von  dunkelblaugrünem  Laubwald  bewachsen.  Ein  heller 
Lichtschein  liegt  auf  den  gelbgrünen  Wiesen  am  Bergabhang.  Daneben  lockt  durch  die 
dunkelgrünen  Zweige  der  Bäume  am  Ufer  als  lebhafteste  Farbe  ein  Streifen  tiefen  grün- 
lichen Blaus  im  fernen  Hügelzug  den  Blick  in  die  Tiefe. 

Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters.  Mit  geringen  Abweichungen  in  der  Komposition  übereinstimmend  mit  dem  etwas  größeren 
Bild  in  der  Dresdner  Galerie  und  einer  ganz  kleinen  Studie  in  der  Londoner  National  Gallery  .'.  Sammlung  Kums,  Ant- 
werpen .'.  Erworben  1901  in  London    .".    Eigentum  des  Kaiser -Friedrich -Museums -Vereins    .'.    Eichenholz,  h.  0,46,  br.  0,62. 

885e  Fernsicht  von  den  Dünen  bei  Overveen.  Den  leuchtend  lichtblauen  Himmel 
überziehen  von  1.  her  blaugraue,  oben  warm  ockergelblich  beleuchtete  Wolken.  In  wechseln- 
dem gedämpftem  Licht  breitet  sich  darunter  die  Landschaft.  Aus  der  schwärzlichgrau- 
grünen Heide,  die  an  einzelnen  Stellen  rotgelb  aufleuchtet,  schimmert  der  hellgraue 
Dünensand.  Im  Kontrast  zum  beschatteten  Vordergrunde  fällt  helles  Licht  auf  die  gelb- 
grünen Bleichen,  auf  denen  weißes 
Linnen  ausgebreitet  ist,  rückwärts 
wieder  begrenzt  von  dunklem  war- 
mem Grün  des  Buschwerks,  zwischen 
dem  die  stumpf  bräunlichroten  Zie- 
geldächer des  Dorfes  Overveen  lie- 
gen. Dahinter  ziehen  sich  wieder 
hellbeleuchtete  gelbgrüne  Wiesen 
hin,  die  von  blaugrüner  Ferne  und 
ganz  am  Horizonte  dem  hellblauen 
Streifen  der  Zuidersee  begrenzt 
werden.  Im  Dufte  der  Ferne  tauchen 
die  Türme  derOude-  und  Nieuwe- 
kerk  von  Amsterdam  auf. 

Bez.  rechts  unten;  JvRuisdael  .*.  Erworben  1873 
in  Hamburg  aus  der  Sammlung  Mestern. 
Leinwand,  h.  0,32,  br.  0,40. 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 

hundert 

884  B 


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'^'k-    "~^-^ 

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885  E 


273 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

885  D 


885  G 


885 D  Ansicht  des  Damplatzes  zu 
Amsterdam.  In  kühlem  graubläu- 
lichem  Tone  des  Lichts,  das  im  Hell- 
blau des  Himmels,  von  weißen  Wol- 
ken überzogen,  gipfelt.  Der  luftige 
graublaue  Grundton  klingt  auch  in 
der  Fassade  des  Baues  der  Stadt- 
wage, die  von  grünem  Dach  überragt 
wird,  fort,  in  seiner  beherrschenden 
Wirkung  gesteigert  durch  den  um- 
gebenden ockergelbbraunen  Ton  des 
Untergeschosses  und  der  umliegen- 
den Gebäude,  in  die  sich  r.  in  den 
Dächern  [über  denen  der  Turm  der 
Oudekerk  emporragt]  stumpf  rötliche 
Töne  mischen.  Als  lebhaftester  Farb- 
fleck prallt  aus  dem  Graublau  der  Fassade  Zinnoberrot  in  den  Balken  des  Stadtwappens 
[von  1565]  hervor,  die  ein  mittleres  blaues  Feld  umschließen  und  von  goldgelben  Löwen 
und  Wappenzieren  umgeben  werden.  Die  luftige  Stimmung  des  Mittelgrundes  erhöhen 
festere  ockergelbliche  Töne  im  Platz  vorn,  vor  allem  aber  tiefes  Schwarz  neben  Weiß  und 
einigen  Flecken  Rot,  Dunkelblau  und  Ockergelb  in  den  Trachten  der  Figuren,  die  die 
Ferne  zurücktreiben. 

Bez.  links  unten :  Jv  Ruisdael  .".  Die  Figuren  sind  wahrscheinlich  von  Gerard  van  Battem  [Maler  und  Radierer  von 
Rotterdam],  der  ein  ganz  ähnliches  Bild  des  Meisters,  den  Fischplatz  zu  Amsterdam,  im  Museum  Boymans  zu  Rotterdam, 
staffiert  hat  .■.  Aus  der  letzten  Zeit  des  Meisters.  Vermutlich  Seitenstück  zu  dem  oben  erwähnten  Bild  in  Rotterdam,  das 
die  gleichen  Maße  hat  .".  Sammlung  Pastor,  Burtscheid  1820  .■.  Sammlung  Suermondt,  1874  .'.   Leinwand,  h.  0,52,  br.  0,65. 

885g  Eichenwald.    Ein  warmes  bräunliches  Grün  hält  die  Gruppe  der  Eichen,  der  hellere 

saftgrüne  und  rotbräunliche 
Zweige  in  der  Mitte,  blaugraues 
Astwerk  und  die  blaugrün- 
liche Tönung  an  den  Konturen 
Plastik  verleihen,  mit  der  stillen 
Wasserfläche  zusammen,  deren 
mehr  graugrünlicher  Ton  durch 
das  Braun  der  Untermalung  an 
Tiefe  gewinnt.  Helles  Gclbgrün 
derWasserpflanzen  [stellenweise 
durch  braune  Lasur  gedämpft] 
und  die  leuchtenden  Flecke  der 
gelben  Dotterblumen  steigern 
den  Eindruck  der  düsteren  Tiefe 
des  Wassers.  Diese  helleren 
Flecken  geben  zugleich  auch  den 
Maßstab    für   die    Raumdistanz, 


274 


während  der  schimmernd  bläuHchweiße 
Buchenstamm  [mit  den  rotgelben  Stellen 
des  abg-ebrochenen  Holzes]  die  tief 
dunkle  Masse  der  Eichen  zurücktreibt. 
Die  Tiefenbewegung  folgt  den  blau- 
grauen Reflexen  im  Wasser  bis  zu  den 
dunstigen  graublauen  Tönen  des  jen- 
seitigen Ufers,  dessen  Höhen  r.  in  gelb- 
licher Färbung  aufleuchten,  und  zum 
nebligen  Durchblick  der  Mitte.  Dort 
wallt  über  dem  tiefen  düsteren  Grün 
des  Eichenwaldes,  zwischen  den  um- 
gebenden schiefergrauen,  oben  leicht 
bräunlich   getönten  Regenwolken  eine 

mächtige  weiße,   vom  Sonnenlicht   ockergelblich  getönte  Wolke    auf.     Darüber  ist  ein 
Stück  heiteren  blauen  Himmels  sichtbar. 

Bez.  rechts  unten:  JvRuisdael    .*.    Ein  Hauptwerk  des  Meisters  aus  seiner  mittleren  Zeit  [um  1660]    .•.    Sammlung  Wells  in 
Manchester;  1857  auf  der  Manchester  Exhibition    /.    Erworben  1891  in  Paris    .".    Leinwand,  h.  1,14.  br.  1,41. 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

885 


885  Hügelige  Landschaft.  Bewegte  Wolkenmassen,  deren  leuchtende  ockergelblich- 
weiße  Lichter  mit  schwärzlichgrauen  [vom  durchscheinenden  Braun  erwärmten]  Schatten 
wechseln,  bedecken  fast  den  hellblauen  Himmel.  Dunkelblaugrün  mit  einzelnen  rot- 
gelben Zweigen  steht  dagegen  der  große  Baum.  Düster  im  Schatten  der  Wolken,  den 
nur  r.ein  Sonnenblick  auf  hellgelbgrüner  Wiese  durchbricht,  liegt  die  Landschaft  mit  dunklen 
graubraunen  Tönen  des  Vordergrunds,  die  nach  rückwärts  in  das  bräunliche  Gelbgrün 
im  Berghang,  von  rotbräunlichen  Stellen  unterbrochen,  übergehen.  Blaugrün  setzt  sich 
der  Umriß  des  Berges  gegen  die  helle  leuchtende  Luft  ab.  Er  leitet  zu  dem  farbigen  grün- 
lichen Blau  der  Ferne,  das  1.  durch  die  Stämme  schimmert.  Im  Vordergrunde  r.  ein  Fleck 
Rot  in  der  Kappe  des  Hirten 
[die  Frau  in  dunkelblauem 
Kleid],  am  blaugrünen 
Wasser  goldgelbbraune 
Kühe. 

Bez.  rechts  unten  :  Jv  Ruisdael  .".  Fi- 
guren und  Tiere  sind  von  Johannes 
Lingelbach  [Maler undRadierer, ge- 
tauft zu  Frankfurt  a.  M.  den  10.  Ok- 
tober 1622,  gestorben  zu  Amsterdam 
im  November  1674 ,  nach  längeren 
Reisen  in  Holland  tätig]  .".  Königliche 
Schlösser. 

Leinwand,  h.  0,48,  br.  0,63. 

884  Bewegte  See  bei  auf- 
steigfendem  Wetter. 
Dunstige  blaugraueWetter- 
wolken,  denen  die  durch- 


884 


275 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

885J 


885  F 


scheinende  braune  Grundierung  ihren 
weichen  farbigen  Charakter  verleiht, 
ziehen  am  Horizont  herauf.  Davor 
schimmert  in  gedämpftem  Rotgelb  das 
Segel  des  großen  Bootes  [mit  blauer 
Flagge],  rotgelbe  Reflexe  in  den  schäu- 
menden grünlich -blaugrauen  Wogen 
hinterlassend.  Der  Vordergrund  ist  in 
dunkles  Blaugrau  getaucht,  dem  das 
warme  Braun  der  Untermalung  die 
Tiefe  gibt,  während  die  Ferne  blau- 
grauer Wetterdunst  verhüllt,  aus  dem 
in  goldgelblichen  Lichtern  Masten  und 
Gallion  des  Kriegsschiffes  mit  blau- 
weiß-roter Flagge  und  in  gedämpftem  bräunlichem  Rot  die  Dächer  der  Stadt  Amster- 
dam auftauchen.  Oben  1.  blickt  durch  das  zerrissene  Gewölk  lichtblauer  Himmel,  warmes 
Licht  färbt  die  Wolken  ockergelblich. 

Um  1670  gemalt  .".  Königliche  Schlösser  /.  Leinwand,  h.  1,00,  br.  1,46. 

885j  Die  Windmühle.  Von  einem  Sonnenstrahl  getroffen  leuchtet  gelbgrün  der  Rasen 
am  Abhang  auf,  von  dunklem  blaugrünem  Gebüsch  umgeben,  zu  Füßen  der  dunkel- 
blaugrauen Windmühle,  die  sich  mit  ihren  im  Lichte  schimmernden  rötlichen  und  weiß- 
lichen Flügeln  gegen  die  weichen  weißen,  blaugrau  getönten  Wolken  am  lichtblauen 
Himmel  abhebt.  Ein  Fleck  bräunlichen  Rots  im  Dache  des  Mühlenvorbaus,  warm  rot- 
braune Töne  im  Erdreich  des  Abhangs  und  im  Buschwerk  r.  helfen  durch  den  Kontrast 
die  Kraft  des  Grün  erhöhen.  Der  Abfall  des  Hügels  nach  dem  stillen  blaugrauen 
Wasser   ist   in   bräunlichen  Schatten   gehüllt.    L.  zieht  Blaugrün   der   Ferne,   durch  den 

Gegensatz    zu    Zinnoberrot    der 
E£35^  Tracht  des  Mannes  im  Kahn  ge- 

stärkt, den  Blick  in  die  Tiefe. 

Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters  .■.  Samm- 
lung Rudolf  Kann,  Paris  .*.  Erworben  1907  aus 
dem  englischen  Kunsthandel. 

Eichenholz,  h.  0,235,  br.  0,345. 

885f  Dorf  [Spaa?]  am  Waldes- 
abhang. Tief  düsterer  schwärz- 
lichgrauer Gewitterhimmel,  in 
fetter,  deckender  Farbe  zusammen- 
gestrichen, mit  helleren  weißlichen 
und  bläulichen  Lichtern  am  Ho- 
rizont; über  blaugrüner  Ferne 
noch  ein  sonniger  ockergelblicher 
Glanz.  Darunter  im  Dunkel  die 
Landschaft  im  warm  bräunlichen 


276 


Tone  der  Untermalung,  dunkles 
Grün  der  Bäume  mit  rotbräunlichem 
Schimmer,  Lichtrot  und  Rotbraun  der 
Dächer  und  Mauern.  L.  glänzt  grau- 
blau das  Kirchendach  auf.  Vorn  an  dem 
in  bräunliche  Schatten  gehüllten  Wasser 
mit  seinen  graublauen  Reflexen  ein  Fleck 
starken  Zinnoberrots  in  der  Jacke  des 
Anglers,  neben  warmem  Gelbgrün  im 
Gras. 

Bez.  rechts  unten  mit  dem  aus  J  v  R  gebildeten  Mono- 
gramm .•-  Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters  .-.  Ver- 
steigerung Beurnonville,  Paris  1880  .'.   Erworben  1884 
aus  der  Sammlung  Habich  zu  Kassel. 
Leinwand,  h.  0,52,  br.  0,66. 

884c  Landschaft.  Am  hellblauen  Himmel 

stehen  mächtige  blaugraue,  sonnig  ockergelb  beleuchtete  Wolken.  Der  ganze  Vorder- 
grund, in  einem  bräunlicholivgrünen  Tone  zusammengehalten,  den  nur  das  Blaugrau  des 
Baches,  der  Baumstämme  n,  des  Steges,  der  Hausdächer  und  etwas  Ockergelb  im  Weg 
und  den  Felsen  unterbricht,  liegt  im  Dunkel  eines  Wolkenschattens.  Die  Höhe  mit  der 
Windmühle  dahinter  aber  ist  in  ockergelbliches  Sonnenlicht  getaucht,  das  sich,  die  Krone 
des  Baumes  in  der  Mitte  treffend,  auch  in  schmalem  Streifen  nach  1.  über  den  gelbgrünen 
Wald  hinabzieht. 

Bez.  rechts  unten  [  undeutlich  ] :  J  v  Ruisdael  .■.  Erworben  1904  .'.  Sammlung  A.  Thiem.  .'.   Leinwand,  h.  0,395,  br.  0,45. 

893  Landschaft  mit  Bauernhaus.  Vorn,  glitzernd  im  gedämpften  Lichte  düsterer  blau- 
grauer Wolken  [mit  ockergelblichen  Lichtern  und  Durchblicken  auf  hellblauen  Himmel] 
am  blaugrauen  Wasser  das  gelbrote  Holz  der  Baumstämme,  gelbrote  Blumen,  der  ockergelb- 
braune Weidenstumpf,  ocker- 
gelbliches Gestein.  Die  Wiese 
in  bräunlichgelbgrünen  Tönen, 
die  sich  zu  Blaugrün  im  Laub- 
werk und  im  Hügelzug  der 
Ferne  steigern.  Gegen  das  be- 
herrschende Grün  steht  ein  Fleck 
Zinnoberrot  in  der  Tracht  des 
Jungen,  der  auf  der  Haustreppe 
mit  dem  Hunde  spielt,  sowie 
gedämpfteres  Rot  im  Ziegeldach 
des  ockergelbbraunen  Anbaues 
am  dunkelgrauen  Haus  [mit 
ockergelblichem  Putz]. 

Bez.  rechts  unten  :  J  v  Ruisdael  1 653  .".  König- 
liche Schlösser. 


Leinwand,  h.  0,66,  br.  0,80. 


Schule  von 
Maarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

884C 


893 


277 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVH.  Jahr- 
hundert 

884  D 


it^itj^^- 


f#>% 


884d  Waldlandschaft.  Dunkelrot- 
braunes Gebüsch,  locker  mit  dunkel- 
saftgrünen Tönen  gedeckt,  blaugrün 
aufgelockert  an  den  Rändern,  steht  in 
tiefer  Färbung  gegen  das  ockergelb- 
liche Licht  des  Sonnenuntergangs  am 
hellblauen  Himmel  und  die  gedämpft 
orangegelben  und  violetten  Töne  der 
Wolken,  die  auch  den  Wasserspiegel 
färben.  Blaugrün  im  jenseitigen  Ufer, 
davor  ein  Fleck  gedämpften  Rots  in 
der  Jacke  des  Anglers. 

Bez.  unten  links  mit  dem  aus  JvR  gebildeten  Mono- 
gramm .■.  Erworben  1904   .•.  Sammlung  A.  Thiem. 
Eichenholz,  h.  0,135,  br.  0,17. 

IVFpiQfpr    ^^'^'^''  JVR.    So  genannt  nach  einem  Bild   in  der  Pinakothek  zu  München,  das  diese  Be- 
IVICIÖLCI     Zeichnung-   trägt.    Vermutungsweise    Isack    van    Ruisdael,  Jacobs  Vater,    zugeschrieben.     Tätig 
um  die   Mitte  des   17.  Jahrhunderts,  wohl  in  Haarlem. 

901 D  Landschaft.  Die  dünne  braune  Untermalung,  die  in  den  Schattenpartien  mit 
Dunkelsaftgrün  durchgezeichnet  ist,  gibt  die  Tiefen  für  die  lichte,  silbrige  Stimmung 
der  Landschaft.  Die  Lichter  des  Laubwerks,  des  Rasens  und  der  Ferne  sind  in 
glitzernden  blaugrünlichen  auch  gelbgrünen  gestrichelten  Flecken  aufgesetzt,  der 
Weg  im  Vordergrunde  mit  ockergelblichen  Tönen  gedeckt.  Ein  Fleck  gebrochenen 
Rots  in  der  Kappe  des  Wanderers.  Unter  luftigen,  von  der  Untermalung  leicht  ge- 
tönten blaugrauen  Wolken  mit  weißen  Lichtern.    L.  oben  mattblauer  Himmel. 

Sammlung  Sucrmondt,  1874   .-.   Eichenholz,  h.  0,23,  br.  0,30. 


Hobb 


ema 


901  D 


Tätig  zu  Amsterdam 


Meindert     Hobbema.      Landschaftsmaler,     geboren    1638    zu    Amsterdam,     gestorben 
daselbst    den  7.  Dezember  1709.     Ausgebildet  unter  dem  Einflüsse  Jacob  van   Ruisdaels. 


886  Waldige  Landschaft.  Der 
warm  braune  Ton  der  Untermalung 
in  Umbra  dient  der  Sättigung  der 
dunklen  Schattenpartien.  Der  Wald- 
boden im  Vordergrund  und  die 
Tiefen  des  Laubwerks  werden  in  dun- 
kelbraunen und  bräunlichsaftgrünen 
Tönen  zusammengehalten.  Dunkel 
setzen  sich  Zweige  und  Baumstämme 
gegen  den  Mittelgrund  r.  ab.  Dort 
fällt  ein  heller  Schein  in  die  Wald- 
lichtung und  glitzert  auf  grauweißen 
Stämmen,  dem  ockergelblichen  Weg, 
von  bräunlichgelbgrünem  Gras   um- 


278 


säumt,  und  auf  bräunlich- 
gelbgrünem,  nach  derTiefe 
zu  in  luftigeren  blaugrün- 
lichen  Tönen  verschwim- 
mendem Laub.  In  dem 
architektonischen  Aufbau 
der  Landschaft  hält  dieser 
lichten  Stelle  r.  der  Durch- 
blick auf  matt  gelbgrüne 
Wiesen  und  blaugrüne 
Ferne  1.  das  Gleichgewicht, 
während  ein  Fleck  Zin- 
noberrot im  Rocke  derFrau, 
gedämpft  durch  den  Waldes- 
schatten, die  Mitte  betont, 
die  auch  durch  die  große 

hellockergelblich   beleuchtete   weiße  Wolke    am   luftigen 
hervorgehoben  wird. 

Bez.  rechts  unten:  M  Hobbema  .".  Königliche  Schlösser. 
Eichenholz,  h.  0,59,  br.  0,82. 


ichtblauen   Himmel   stärker 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVU.  Jahr- 
hundert 

886 


M 


_^_       Jan  van  der  Meer  oder  Vermeer  van  Haarlem  d.  A.    Landschaftsmaler,  getauft  zu  Haarlem 
Cd    den  22.  Oktober  1628,  begraben  daselbst  den  25.  August  1691.    Schüler  Jacob  de  Wets.    Tätig  zu 
Haarlem   [1654  in  der  Lukasgilde]. 

810d  Dünenlandschaft.  Im  Lichte  der  Spätnachmittagssonne  leuchtet  in  hellem  Gelb 
der  Sand  der  mit  blaugrünem  Gras  bewachsenen  Dünen  und  der  Wege  1.,  während 
der  Hügel  1.  vorn,  der  dunkelgrüne,  blaugrün  schimmernde  Wald  der  r.  Seite  und  die 
Ferne  schon  in  Schatten  getaucht  sind,  die  durch  das  warme  Braun  der  überall  nur 
locker  gedeckten  Untermalung  ver- 
tieft werden.  Hell  leuchtet  vorn  in 
der  Mitte  das  Zinnoberrot  in  der 
Jacke  des  Schimmelreiters  auf,  um 
im  lichtroten  Ziegeldach  dahinter 
auszuklingen.  In  lichtem  Blau  er- 
strahlt der  Himmel.  Über  dem 
mattrötlichen  Horizont,  an  dem 
luftig  der  hellblaue  Streifen  der 
See  erscheint,  stehen  blaugraue 
Wolken,  mattrötlich  beleuchtet. 


Bez.  links  unten:  JVMeer  .'.  Sammlung  Weyer, 
Köln  186?  .*.  Sammlung  Suermondt,  1874. 
Eichenholz,  h.  0,36,  br.  0,44. 


810  D 


279 


Scilule  von 
Haarlem  im 
XVn.  Jahr- 
hundert 

810A 


810a  Flachlandschaft.  Am  hell- 
blauen Himmel  stehen  sonnige  gelb- 
liche Wolken.  Schon  breiten  sich  in 
der  niedergehenden  Sonne  tiefe 
Schatten  über  das  in  warmem  Braun 
der  Untermalung  gehaltene  Land. 
Die  schattigen  Tiefen  sind  stellen- 
weise locker  mit  ockergelblichen  und 
dunkelgrünen  Tönen  gedeckt,  die 
Lichter  im  Mittelgrunde  mit  Blau- 
grün. Hell  von  der  Sonne  getroffen, 
leuchten  aus  dem  Dunkel  der 
Schimmelreiter  neben  derrotbraunen 
Kuh  vorn,  weiterhin  r.  ockergelbliche 

Giebel  und  zwischen  dem  Grün  lichtrote  Dächer,  dahinter  der  ockergelbliche  Weg  und 

am  Horizont  aus  dunkelgraugrünlichen  Schatten  das  Häusermeer  einer  Stadt  auf.    L. 

spiegelt  sich  der  Himmel  hellblau  im  Fluß,  dessen  Windungen  hellgrau  in  der  Ebene 

aufschimmern. 

Die  Urheberschaft  Jan  van  der  Meers  ist  nicht  ganz  gesichert  .".  Erworben  1867. 
Eichenholz,  h.  0,37,  br.  0,52. 


B 


r\-ic  Guillam    [Willem]    du    Bois.     Landschaftsmaler,   1646   in    die  Gilde   zu  Haarlem    aufgfenommen, 
begraben  daselbst  den   7.  Juli  1680.    Tätig  zu  Haarlem  nach  einer  Studienreise  durch  Deutschland. 

1038  Ansicht  eines  waldreichen  Flußtales.  In  bräunlichen  Tönen  [dunkelgrauer 
Felsen,  gelbgrün  bewachsen;  ockergelblichbrauner  Felsboden]  hebt  sich  der  Vorder- 
grund als  dunkle  Kulisse  gegen  den  hellblauen  Flußspiegel  und  mattgelbgrüne  Ufer- 
berge [mit  mattrötlichen  Gebäuden]  ab.  Ein  Fleck  stumpfen  Rots  in  der  Jacke  des 
Schimmelreiters.    Gelbgrün  geht  nach  oben  in  mattes  Blaugrün  und  in  den  Bergen 

der  Ferne  r.  in  Hellblau  über. 
Hellblauer  Himmel  mit  blau- 
grauen Wolken  1.,  mit  hellen 
rötlichen  Tönen  gefärbt  r. 

Bez.  unten  auf  einem  Stein:  GD  Bois  .•.  Er- 
worben 1843  aus  der  Sammlung  Reimer  zu 
Berlin. 

Leinwand,  h.  0,58,  br.  0,88. 


\Y/ 1 1  n  o T-« 4- o    lan  Wiinants. 

WljnantS  L„dschiftsmaler,ge- 
boren  um  1625  zu  Haarlem,  gestorben 
wahrscheinlich  zu  Amsterdam  nach 
dem  1 8.  August  1 682.  Tätig  in  Haarlem 
[bis  ungefährl660], darauf  in  Amster- 
dam. 


280 


836b  Hügelige  Landschaft.  Der 
Farbenauftrag  auf  der  warmbraunen,  in 
allen  Tiefen  zutage  tretenden  Unter- 
malung ist  weich  und  flockig.  Während 
das  hügelige  Gelände  1.  in  dunkle  bräun- 
liche Schatten  getaucht  ist,  leuchtet  das 
Kornfeld  r.  in  hellem  Ockergelb,  vor 
dunkelrotbräunlicher  Baumgruppe.  Die 
Wirkung  dieses  Gelbs  erhöht  der  Kon- 
trast zum  tiefen  leuchtenden  Blau  in 
Ferne  und  Himmel  mit  der  großen 
bräunlich-blaugrauen  Wolke  inmitten. 
Derselbe  Farbenkontrast  kehrt  auch  in 
den  ockergelblich  beleuchteten  und  blau 
beschatteten  Wolken  am  Horizonte  wieder. 
Trachten  der  Staffage. 

Bez.  rechts  unten  :  J  Wynants  f  .".  Die  Staffage  ist  von  A  dri  ae  n  van  de  Vel  de  .".  Erworben  1874  in  Hamburg. 
Leinwand,  h.  0,27,  br.  0,34. 


Blaue   und   stumpf   rote  Töne    in   den 


Schule  i'on 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

836  B 


jWT  __-_..  ^j,_     Hendrick    Mommers.     Geboren    angeblich   1623    zu   Haarlem,    begraben    den    21.  De- 
IVHJllllUCI  S    zember  1693  zu  Amsterdam.     1647  in  Haarlem  als  Meister   in    die  Gilde   aufgenommen. 
Tätig  zu  Haarlem  [nach  einem  Aufenthalt  in  Rom]   und  Amsterdam   [seit  ungefähr  1665]. 

845  Landschaft  mit  Hirten.  Der  Vordergrund  ist  mit  den  Figuren  im  warmen 
Dunkelbraun  der  Untermalung,  die  mit  ockergelben  und  goldgelben  Lichtern,  mit 
gelbgrünen  und  graugrünen  Tönen  des  Graswuchses  gedeckt  wird,  zusammengehalten 
vor  den  heraufwallenden  graublauen  Wolkenmassen  mit  ihren  schimmernd  weißen 
Lichtern.  R.  oben  ein  Durchblick  auf  mattblauen  Himmel.  Vor  der  graublauen  Wolke 
stehen  als  stärkste  Farben  Goldgelb  in  der  Jacke  der  Melkerin  [mit  hellblauem  Armel- 
aufschlag], bräunliches  Zinnoberrot  in  ihrem  Rock,  Karminviolett  im  Oberrock,  helles 
Ockergelb  im  Melkkübel  und 
warmes  Goldgelbbraun  in  der 
Kuh.  Die  weißen  undbräunlich- 
ockergelben  Schafe  gehen  mit 
der  Färbung  des  Vordergrun- 
des zusammen,  während  die  in 
schwärzlichen  und  dunkel- 
braunen Tönen  gehaltenen  Fi- 
guren der  Hirtenjungen  nur 
der  Belebung  der  Silhouette 
des  Vordergrundes  dienen.  L. 
über  graublauem  Wasser  grau- 
rötliche Berge  der  Ferne. 

Bez.  unten  in  der  Mitte  :  H  Mommers  .■.  Er- 
worben 1843  aus  der  Sammlung  Reimer  zu 
Berlin   .-.  Eichenholz,  h.  0,51,  br.  0,71. 


281 


Scilule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

900D 


900 


Wo 


iHArövmo»-i  Philips  Wouwerman.  Maler  und 
UWermaU  Radierer,  getauft  zu  Haarlem  den 
24.  Mai  1619,  gestorben  daselbst  den  19.  Mai  1668. 
Schüler  seines  Vaters  Paulus  Joosten  Wouwerman,  des 
Pieter  Verbeecq  und  Jan  Wijnants,  vielleicht  auch  des 
Pieter  van  Laer,  angeregt  durch  Frans  Hals.  Tätig  zu 
Haarlem   [seit   1640  in  der  Gilde]. 


900d  Winterlandschaft.  Das  durch  Grau  ge- 
dämpfte warme  Rotbraun  der  Untermalung, 
das  in  den  Tiefen  der  Felsen  und  im  Vorder- 
gründe sichtbar  ist,  wird  nach  r.  gegen  das 
schimmernde  Weiß  der  Wolkenwand,  über  der 
wenig  mattblauer  Himmel  erscheint,  durch 
deckende  grauweiße  und  graugrünliche  Töne 
aufgelichtet,  zwischen  denen  immer  der  bräun- 
licheTon  sichtbar  bleibt.  Die  dunkle  Silhouette 
des  Reiters  in  bräunlichrotem  Mantel  auf  dunkel- 
rotbraunem   Pferd    [davor    der    grünlichblaue 


Rock  des  Fußgängers]  hilft  die  kühle  Helligkeit  der  Mitte  steigern. 


Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters 
Eichenholz,  h.  0,27,  br.  0,23. 


Sammlung  Suermondt,  1874. 


900  Halt  einer  Jagdgesellschaft  am  Fluß.  Der  warm  braune  Ton  der  Untermalung, 
der  den  Vordergrund  zusammenhält,  wird  durch  zarte  graue  Töne  aufgelockert  und  nach 
der  Tiefe  stärker  durch  Graublau  gedeckt.  Die  braune  Untermalung  tönt  auch  die  warm 
goldockergelblichen  [graublau  beschatteten]  Wolken,  über  denen  hellblauer  Himmel  auf- 
strahlt. Stark  zurücktreibend  gegenüber  der  luftigen  Stimmung  der  Landschaft  wirkt 
das  leuchtende  Zinnoberrot  im  Rocke  des  Hörn  blasenden  Reitknechts  zu  Pferd  neben 
tiefem  Blau  in  der  Jacke  des  Jungen.  Die  Hauptgruppe  ist  wieder,  im  Gegensatz  zum 
lebhaft  geröteten  Inkarnat  der  Figuren,  in  kühlen  graublauen  [Rock  des  Schimmelreiters, 

mit  einem  Fleck  Karminrot  in  der  Stiefel- 
fütterung; Rock  der  Dame  auf  blau- 
grauem Schimmel]  und  lilafarbenen 
Tönen  [Kleid  der  Dame]  gehalten,  vor 
denen  das  ockergelblich  getönte  Weiß 
des  rotbraun  gefleckten  Schimmels  als 
Mittelpunkt  der  Lichtstimmung  glänzt. 
R.im  bräunlichen  Halbdunkel  grünliches 
Blau  im  Rocke  des  Reiters  auf  dunkel- 
rotbraunem Pferd.  Auf  dem  Wasser  ein 
graublauer  Schimmer. 


Bez.  links  unten  mit  den  verschränkten  Buchstaben 
P  H  J  L  S  und  dem  W.  .-.  Gegenstück  zu  Nr.  903  .-. 
Köniijilche  Schlösser. 

Eichenholz,  h.  0,35,  br.  0,39. 


282 


899  Die  Reitschule.  Das  Bild 
ist  in  einen  feinen  blaugrauen 
Luftton  g-ehüllt,  der  alle  Lokal- 
farben dämpft  und  lockert,  der 
das  Braun  des  Vordergrundes, 
die  rötlichen  und  ockergelb- 
lichen Töne  der  Festungswälle 
[mit  dem  Blaugrün  des  Busch- 
werks kontrastierend]  nach 
Grau  bricht.  Den  Mittelpunkt, 
der  durch  einige  Flecken  Gold- 
gelb im  Koller  und  Zinnober- 
rot in  der  Hose  des  Reiters 
betont  wird,  während  die  ge- 
dämpften graubraunen  und  grauvioletten  Töne  der  Staffage  in  der  Umgebung  wieder  auf 
den  gebrochenen  Grundton  gestimmt  sind,  bildet  das  bläuliche  Weiß  des  Schimmels.  Auch 
die  seitlichen  Gruppen  sind  entsprechend  der  Mitte  durch  kräftigere  Farbflecken  hervor- 
gehoben: neben  dem  Grau  der  Säule  r.  Ockergelb  und  Rot  in  der  Tracht  der  Marktfrau; 
in  der  Gruppe  1.  Rot  und  Grün,  Blau  und  Ockergelb.  Nach  der  Tiefe  geht  die  Land- 
schaft in  graublauen  Dunst  über  [davor  warm  die  ockergelblichen  Körper  der  Badenden]. 
Die  kühle  Stimmung  in  Blaugrau  wird  durch  den  Gegensatz  zu  den  goldig- ockergelben 
Wolken  am  Horizont  noch  verstärkt.  Darüber  leuchtet  hellblauer  Himmel,  oben  von 
dunkelgrauen  Wolken  überzogen. 

Bez.  rechts  unten  mit  den  verschränkten  Buchstaben  PHJLS  und  W.    .■.   Aus  der  mittleren  Zeit  des  Meisters   .'.   Könighche 
Schlösser. 

Leinwand,  h.  0,77,  br.  1,20. 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 


903  Der  Heuwagen.  Aus  den  warm  rotbraunen  Tönen  [Umbra]  des  Vordergrunds,  die 
nach  der  Tiefe  zu  immer  stärker  von  Grau 
und  Graublau  gedeckt  werden,  schimmert 
das  glänzende  [ockergelb  und  graublau 
getönte]  Weiß  des  Schimmels,  der  sich  von 
den  rotbraunen  und  blaugrauen  Pferden 
dahinter  abhebt.  Das  Weiß  umgeben  tiefe, 
im  bräunlichen  Helldunkel  gedämpfte 
Farben,  vor  allem  bräunliches  Rot  [Rock 
der  Frau  1.,  Jacke  des  Stehenden  r.],  Blau 
und  Goldgelb  in  den  Trachten  verschie- 
dener Figuren,  Karminviolett,  Dunkelblau 
und  Rot  in  den  Kleidern  der  spielenden 
Jungen  vorn  und  der  rötliche  Ton  des 
Inkarnats.  Der  warm  braune  Grundton 
setzt  sich  in  den   blaugrauen,  ockergelb- 


283 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVH.  Jahr- 
hundert 

900F 


lieh  beleuchteten  Wolken  fort.  R.  oben 
leuchtend  hellblauer  Himmel,  mit  dem 
bräunlichen  Goldg-elb  der  Hauswand 
kontrastierend.  Blaugrün  bewachsene 
Mauer. 

Gegenstück  von  Nr.  900  .'.  Königliche  Schlösser. 
Eichenholz,  h.  0,34,  br.  0,39. 

900f  Der  Holzsteg.  Am  mattblauen 
Himmel,  den  r.  düsteres  schwärzlich- 
graues Schneegewölk  bedeckt,  wallt 
eine  große,  glänzend  weiße  Wolke 
herauf,  gegen  die  sich  warm  in  bräunlich- 
rötlichem Ton  der  Brückenpfeiler  ab- 
hebt. Die  Schneedecke  des  Vorder- 
grunds ist  im  Gegensatz  zu  dem  reinen 
Weiß  der  Wolke  und  ihres  Wiederscheins  im  Brückendurchblick  und  auf  dem  Hausdache 
mit  einem  graubläulichen  Tone  gefärbt,  dessen  kühle  Wirkung  der  Kontrast  zu  bräun- 
lichem Ockergelb  [Holzverpfählung,  Jacke  des  Holz  tragenden  Mannes  1.  usw.],  dessen 
Helligkeit  das  bläuliche  Schwarz  des  Eisloches  unter  dem  Steg  erhöht.  R.  vorn  ein  Fleck 
kräftigen  Zinnoberrots  in  der  Kappe  des  Schlitten  fahrenden  Jungen  neben  Blaugrün  in 
seiner  Jacke. 

Sammlung  Rudolf  Kann,  Paris  .".   Erworben  1908  aus  dem  englischen  Kunsthandel. 
Eichenholz,  h.  0,285,  br.  0,365. 


900  B 


900b    Aufbruch  zur  Jagd.    Durch  graue  Töne  gedämpftes  Braun  hält  den  Vordergrund 
zusammen,  geht  nach  der  Ferne  allmählich  in  Blaugrau  über  und  erscheint  wieder  in  der 

Tönung  der  bräunlichockergelben  Wol- 
ken, über  denen  sich  der  hellblaue  Him- 
mel aufklärt.  Im  Mittelpunkt  schimmert 
aus  dem  Dunkel  dasWeiß  des  Schimmels 
[vor  rotbraunem  Pferd],  von  leuchten- 
dem Rot  der  Satteldecke,  Hellblau  und 
Goldgelb  imMantel  und  Rock  derDame 
r.  umgeben.  Diese  lebhaften  Lokal- 
farben wiederholen  sich  gedämpfter  in 
den  Trachten  der  seitlichen  Figuren. 


Aus    der   mittleren    Zeit    des    Meisters     .".     Sammlung 
Scliö[iborn,  Wien  1866  .".  Sammlung  Suermondt,  1874. 
Eichenholz,  h.  0,34,  br.  0,40. 


284 


900 E  DerDünenwegf.  Gegenden 
lichtblauen  Himmel  steht  leuch- 
tend der  bräunlichockergelbe 
Sand  des  mit  rotbrauner  Heide 
und  wenig  grünem  Gras  be- 
wachsenen Hügels.  Weißliche 
Lichter  glitzern  auf  seinem  Ab- 
hang. Die  Senkung  1.  mit  dem 
blaugrauenWasser  liegt  im  Düster 
warmbrauner  Töne  der  Unter- 
malung, locker  mit  Grau  gedeckt. 
Zwischen  blaugrünem  Gras  das 
bräunlichrote  Dach  des  Gehöfts. 
Über  der  graublauen  Ferne  ziehen 
große  blaugraue,  durch  einen 
rötlichen  Schimmer  erwärmte 
Wolken   herauf,  die  vor  der  schwärzlichen  Wolke   ganz   oben 

Erworben  1907  aus  dem  Pariser  Kunsthandel. 
Eichenholz,  h.0,35,  br.  0,43. 


luftig   zurückweichen. 


Sc/)ule  von 
Haarlem  im 
XVH.  Jahr- 
hundert 

900E 


900c  Pferde  vor  der  Schmiede.  Den  warm  bräunlichen  Grundton  lockern  graue 
und  graublaue  Töne  [Felsen].  Hellrötliche  Lichter  am  Erdboden,  graurötliche  im 
Schornstein  der  Schmiede.  Gelbgrünlicher  Graswuchs.  Aus  diesen  gebrochenen,  auf 
Graubraun  gestimmten  Tönen,  mit  denen  auch  die  grauen,  von  der  warm  braunen 
Untermalung  getönten  Wolken  zusammengehen,  leuchtet  das  durch  etwas  Ockergelb 
erwärmte  Weiß  des  Schimmels  [bläulich  getönt  in  den  Schatten]  neben  dem  dunklen 
Rotbraun  des  anderen  Pferdes,  wieder  umgeben 
von  gedämpften  ockergelben,  dunkelblauen 
[Schmied]  und  bräunlichroten  Farbflecken 
[Kappe  des  Jungen  r.;  Weste  des  liegenden 
Mannes  1.  mit  graugrüner  Jacke].  Oben  im 
Sonnenlicht  die  ockergelbliche  Hauswand,  z.  T. 
graublau  beschattet.  Gegen  das  glitzernde  blau- 
grüne Weinlaub  steht  ein  Fleck  gebrochenen 
Rots  im  Tuch  auf  dem  Zaun.  Ganz  oben  leuchtet 
kräftiges  Blau  des  Himmels. 

Aus  der  mittleren  Zeit  des  Meisters  .■.  Sammlung  Schönborn-Pommers- 
felden,  Paris  1867  .*.  Sammlung  Suermondt,  1874. 
Eichenholz,  h.  0,40,  br.  0,31. 


Berchem 


Nicolaes  [Claes]  Pietersz.  Berchem 
oder  Berghem.  Zeichnet  sich  bisweilen  auch 
Berrig^hem.  Maler  und  Radierer,  getauft  zu  Haarlem  den 
1.  Oktober  1620,  gestorben  zu  Amsterdam  den  18.  Februar 
1683.  Schüler  seines  Vaters  Pieter  Claesz.,  später  des 
P.  de  Grebber   und  J.Wils  in  Haarlem,  des  N.  Moeijaert 


900C 


285 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVH.  Jahr- 
hundert 

836 


und  J.  B.  Weenix  in  Amsterdam.  Nach 
einem  Aufenthalt  in  Italien  tätig-  in  Haar- 
lem seit  1642  und  später  in  Amsterdam. 

836  Düstere  Winterlandschaft. 
Der  Farbenauftragf  ist  glatt  und 
flächig.  Die  Grundfärbung  be- 
steht aus  wenigen  von  dunklem 
Blaugrau  im  Himmel  bis  zu  ge- 
dämpftem Weiß  im  Schnee  sich 
auflichtenden  Tönen.  Gegen 
Weiß  und  Blaugrau  stehen  in 
der  Staffage  des  Vordergrunds 
hart  einige  Flecken  ungebroche- 
nen Zinnoberrots  [Rock  des 
Jägers  ganz  r.,  Mann  auf  der  Brücke  1.,  bräunlich  gedämpft  auch  in  einzelnen  Kleidungs- 
stücken der  waschenden  Weiber  und  in  der  Decke  auf  dem  Kinderschlitten]  und  goldigen 
Ockergelbs  [Tracht  des  abladenden  Mannes,  Lichter  auf  der  Brücke,  gedämpfter  aus- 
klingend in  den  Mauern  der  Häuser].  Ihnen  dient  das  helle,  gelblich  und  bläulich  getönte 
Weiß  des  Schimmels  als  Basis. 


Bez.  links  unten  in  der  Ecke:  Berchem  .  F' 
Schlösser. 

Eichenholz,  h.  0,48,  br.  0,69. 


Ein  ähnliches,  aber  kleineres  Bild  bei  Sir  F.Cook  in  Richmond    .'.    Königliche 


890  Der  Halt  vor  dem  Wirtshause.  Der  sonnenbeleuchtete  Vordergrund  in  grau- 
braunen, durch  Ockergelb  erwärmten  Tönen,  aus  denen  hell  das  [in  den  Schatten  hell- 
blau getönte]  Weiß  des  Schimmels  leuchtet.  Lebhaftere  bunte,  doch  durch  den  rotbraunen 
Grundton  gedämpfte  Farben  in  der  Gruppe  r.:  Zinnoberrot  im  Ärmel  des  Fuhrmanns, 
Rotbraun  im  Inkarnat,  Graublau  in  der  Weste  des  Wirts,  Ockergelb  in  der  des  sitzenden 
Hirten,  dazwischen   glitzernde    gedämpft   weiße   Lichter.      Jenseits   der  Mauer   1.  unter 

leuchtendem  hellblauem  Himmel  mit  sonni- 
genWolken  bräunliches  Hellgrau  der  Häuser 
und  Lichtrot  der  Dächer  zwischen  dem  Blau- 
grün der  Zypressen. 


Bez.  an  dem  Gesimse  der  Haustüre:  Berdiem  • 
Schlösser. 

Leinwand,  h.  0,32,  br.  0,37. 


Königliche 


896  Der  Halt  an  der  Schmiede.  Vorder- 
grund und  Felsen  sind  in  einem  graubraunen 
Tone  gehalten  mit  rötlichockergelben  Son- 
nenlichtern, gegen  den  das  kalte  Blaugrüii 
der  Gebüsche  und  Bäume  und  sehr  lichter 
bläulicher  Himmel  mit  weißen  Wolken 
stehen.    Hart  blitzen  aus  dem   bräunlichen 


286 


Dunkel  das  kalte  bläuliche 
Weiß  des  Schimmels  und 
volle  leuchtende  Farben  der 
Trachten:  Ockergelb  und 
Zinnoberrot  in  der  Tracht 
des  Reiters,  Lila  und  Gold- 
gelb in  Kleid  und  Federhut 
der  Dame.  Warmes  rötlich- 
braunes Inkarnat.  Der  zin- 
noberrote Rock  der  Hirtin  r., 
die  graublaue  und  ocker- 
gelbe Tracht  der  Sitzenden 
daneben  ist,  ebenso  wie  der 
zinnoberrote  Rock  des  im 
Vordergrunde  1.  lagernden 
Mannes,  stärkerdurch  Braun 
gedämpft.  Die  Herde  unter 
dem  Viadukt  in  goldig- 
gelbbraunen Tönen   vor   dunkelgraublauer   Ferne    unter   lichtem    sonnigem    Horizont. 

Bez.  rechts  unten  in  der  Ecke :  Berchem    -■.    Königliche  Schlösser. 
Eichenholz,  h.  0,70,  br.  0,85. 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVn.  Jahr- 
hundert 


Cl 


aesz. 


Pieter    Claesz.    van    Haarlem.      Stillebenmaler,   geboren    gegen   1590    zu    Burgsteinfurt    in 


Westfalen,    begraben    zu  Haarlem  den   I.Januar  1661.     Vater  des  Nicolaes  Pietersz.  Berchem. 
Urkundlich  zuerst  1617  zu  Haarlem  genannt  und  tätig  daselbst   [wohl  schon  vor  1617]. 

948  Stilleben.  Untermalt  in  einem  lichten  rotbraunen  Ton,  der  alle  Farben  durchdringt 
und  dem  Bilde  die  einheitliche  Stimmung  verleiht.  Ein  hellgrauer  Ton  ist  dünn  über  die 
beleuchtete  Stelle  des  Hintergrunds,  schv^färzlichgraueTöne  sind  über  die  Schattenpartien 
gelegt.  Das  Stilleben  selbst  ist 
in  den  warm  braunen  Tönen 
der  Untermalung  gehalten,  mit 
braungrauen  und  weißen  Lich- 
tern in  den  Metallgeräten,  und 
wenigen,  vom  braunen  Grund- 
ton abgehenden  Farben  wie 
pastosem  Gelb  in  der  Zitrone 
und  rötlichen  Flecken  in  der 
Muschel  des  Nautilusbechers 
und  im  Innern  der  Pastete. 
Die  Farbigkeit  dieses  ein- 
heitlichen Gesamttones  aber 
steigert  der  Kontrast  zu  dunk- 
lem Saftgrün  in  der  Sammet- 
decke  1.  [als  grüne  Lasur  im 


287 


Sdiule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

948A 


Römer  wiederkehrend] 
und  kaltem  schimmern- 
dem Weiß  im  Tischtuch 
[dagegen  ein  tiefes 
Schwarz  im  Messergriff]. 

Eine  "Wiederholung  in  der  Samm- 
lung Mansi  zu  Lucca  .'.  Sammlung 
Solly,  1821. 

Eichenholz,  h.  0,53,  br.  0,69. 

948a  Stilleben.  Daswarme 
Braun  der  Grundierung 
gibt  die  beherrschende 
Note.  Vor  rotbräunlichem, 
durch  graue  Töne  luftig 
gelockertem  Hintergrund 
[mit  hellblaugrauem 
Fensterdurchblick]  schimmerndes  [bläulich  und  bräunlich  in  den  Schatten  getöntes]  Weiß 
des  Tischtuches.  Darauf  das  Stilleben  in  auf  Braun  gestimmten  goldgelben  [Brot],  gelben 
[Zitrone],  blaugrauen  [Zinnteller,  Löffel]  und  olivgrünen  Tönen  [Römer].  Tiefes  Schwarz 
der  Messerscheide.  Die  r.  Seite,  abweichend  von  der  1.,  wie  die  Rückwand  ausgesprochener 
im  rötlichbraunen  Gesamtton  und  stärkeren  farbigen  Kontrasten.  Vor  bräunlichsaftgrünem 
Weinlaub  Gelb  und  Rot  in  den  Äpfeln,  bräunlichkarminviolette  und  bläuliche  Färbung 
der  Trauben.  Der  Verbindung  beider  Hälften  dient  ein  Fleck  Rot  im  blaugrauen  Spitzglas 
in  der  Mitte. 


Der  Hintergrund  und  die  Früchte  r.  sind  von  Roelof  Koets,  der  häufig  mit  dem  Meisler  zusammenarbeitete 
Suermondt,  1874. 

Leinwand,  h.  1,14,  br.  1,72. 


Sammlung 


985a   Stilleben.    Das  Bild  ist  in  bräunlichsilbergrauer  und  bräunlichgelbgrüner  Färbung 
durchgeführt,  zusammengehalten  von  dem  bräunlichen  Tone  der  Untermalung.    Diese  ist 
im  Hintergrund  durch  Hellgrau  gedeckt,  von  dem  sich  in  bräunlichgrünen  Tönen  Tisch- 
decke und  Austernschalen,  in  reinem  Saft- 
98SA        ^^^■^^■^^■i^l^^^^^^^^HH^^^^H      grün  [mit  rotbraunen  Tiefen,  pastos  auf- 
gesetzten weißen  Glanzlichtern  und  grauen 
Lichtern  und  Reflexen,  die  gelblich  und 
bläulich  lasiert  sind,  im  oberen  Teil]  der 
Römer  abhebt.   Dagegen  steht  das  Blau- 
grau   der  Zinnteller  und    das    bräunliche 
Grau     des     silbernen     Bechers,     dessen 
schimmernder    silbergrauer    Fuß    [davor 
das  bräunliche  Gelbgrün  der  Olive]  die 
Basis  für  die  tonige  Gesamtfärbung  bildet. 


Bez.  auf  der  Messerklinge  mit  dem  aus  PCL  gebildeten 
Monogramm  .".  Erworben  1845. 
Eichenholz,  h.  0,42,  br.  0,59. 


288 


I_I_  J„      Willem     Claesz.    Heda.       Stillebenmaler, 

^  ■'CUd  g-eboren  1594  zu  Haarlem,  gestorben  da- 
selbst nach  1678.  Nachweisbar  tätig  zu  Haarlem 
zwischen  1631  und  1678. 

1641  Stilleben.  Schimmerndes  Weiß  im 
Tuch,  helles  Blaugrün  in  der  Tischdecke  r. 
[dünn  und,  besonders  in  den  Schatten, 
durchsichtig  über  die  bräunliche  Grun- 
dierung lasiert]  und  Hellgrau  der  Mauer 
[gleichfalls  von  der  durchscheinenden 
bräunlichen  Untermalung  erwärmt]  um- 
schließen das  in  kräftigen  Farben  gehaltene 
Stilleben.  Die  Mitte  betont  Hellgelb  in 
der  Zitrone  und  bräunliches  Goldgelb  im 
umgestürzten  Pokal,  Blaugrün  im  zer- 
brochenen Römer  und  der  kleinen  Glas- 
vase 1.  Tiefes  schwärzliches  Braun  mit  hell- 
grauen Reflexen  in  der  Kanne  dahinter. 
R.  eine  weiße,  blau  bemalte  Fayenceschale. 
Karminroter  Wein  im  Spitzglas  und  als 
Ergänzung  zum  Blaugrün  der  Tischdecke 
Rosarot  und  gedämpftes  Rot  im  Schinken  r.  und  Rotbraun  in  den  Nußschalen. 

Das  Bild  ist  vielleicht  ein  unter  dem  Einflüsse  Hedas  entstandenes  Jugendwerk  des  Jan  Davids  z.  de  Heem  .'.  Erworben 
1904  .•.  Sammlung  A.  Thiem. 
Eichenholz,  h.  1,41,  br.  1,09. 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

1641 


1644  Stilleben.  Alle  Töne  sind  auf  den  olivbräunlichen  Grundton  gestimmt.  Gegen 
bräunlich  getöntes,  schimmerndes  Weiß  im  Tuch  steht  bräunliches  Grau  [mit  blau- 
grauen Tiefen]  in  den  Zinntellern  und  Löffeln,  Gelbbraun  in  der  Pastete,  Rotbraun  in 
den  Haselnüssen.  Vorn  in  der  Mitte  das  fett  aufgetragene  Gelb  der  Zitrone,  auf  blau- 
grauem Zinnteller.  Dahinter  als  kräftigste  Tiefe  im  Bild  das  schwärzliche  Braun  im 
Fuße  des  mit  saftgrüner  Lasur 
behandelten  Römers  [mit  blitzen- 
den weißen  Reflexen].  Das  Grün 
klingt  weiter  in  der  bräunlich  oliv- 
grünen Tischdecke,  von  der  sich 
der  graubräunliche,  in  den  Tiefen 
schwärzlichbraune  Silberpokal  ab- 
hebt. Grau  ist  im  Hintergrund 
überdiewarmbrauneUntermalung 
gelegt. 

Bez.  an  der  Messerklinge  ■  HEDA  •  1631  .'.  Er- 
worben 1904  als  Geschenk  des  Herrn  A.  Thiem, 
San  Remo  .'.  Sammlung  A.  Thiem. 
Eichenholz,  h.  0,55,  br.  0,75. 


1644 


289 


Scilule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 


Veld 


_j  Esaias  van  de  [oder  den]  Velde.  Malerund 
^  Radierer,  geboren  zu  Amsterdam  um  1590  als 
Glied  der  weitverzweigten  Künstlerfamilie,  begraben  im 
Haag  den  18.  November  1630.  Tätig  zu  Haarlem  [seit 
April  1610, 161 2  in  die  Gilde  aufgenommen],  im  Haag  [1618 
in  die  Lukasgilde  eingeschrieben]  als  Hofmaler  des  Prinzen 
Moritz  von  Oranien  und  zu  Leiden  1630    [Houbraken]. 

730a  Das  Bollwerk  am  Kanal.  Die  Grundie- 
rung in  hellem  rötlichem  Braun  verleiht  dem  sehr 
locker  gemalten  Bild  seinen  warmen  Ton,  der 
zu  bräunlichem  Lichtrot  in  den  Befestigungs- 
mauern ansteigt,  mit  kräftigem  Gelbgrün  [Gras- 
wuchs auf  der  Bastion  und  am  Ufer  vorn]  und 
Blaugrün  [Ferne  1.]  kontrastierend.  Als  Hinter- 
grund dient  das  gedämpfte  Weiß  derWolken- 
wand,  die  den  hellblauen  Himmel  fast  bedeckt. 
Graubraune  Töne  im  Segelboot  und  in  der  Verpfählung  am  Ufer. 

Bez.  rechts  unten  an  der  Latte  der  Uferbefestigung:  E.  V.  VELDE.    .■.    Sammlung  Suermondt,  1874. 
Eichenholz,  Durchmesser  0,10. 

PoKPplllS    J^"  Porcellis.     Maler  und  Radierer  von  Seestücken,  geboren  zu  Gent  vor  1584,  gestorben 
den  29.  Januar  1632    in    Soeterwoude   bei   Leiden.     Vermutlich    von  Adam  Willaerts  beein- 
flußt, heiratet   1605  zu  Rotterdam,  wohin  er  früh  mit  seiner  Familie  gekommen  war,  1615  zu  Antwerpen 
tätig,   wo  er  1617  als  Meister  in    die  Lukasgilde    aufgenommen  wurde,    dann  in  Haarlem    [nachweisbar 
von   1622 — 1628]  und  in  Soeterwoude. 

832b  Unruhige  See.  Fast  einheitlich  in  grauen  Tönen,  die  von  der  durchscheinenden 
hellbraunen  Untermalung,  besonders  in  den  Tiefen  der  Wolken  und  der  Wogen  im 
Vordergrund,  getönt  werden.  Die  dunkelblaugraue  Wolkenmasse  setzt  sich  gegen 
die  hellbeleuchtete  weiße  Wolke  der  Mitte  ab.  R.  oben  mattes  Hellblau  im  Himmel. 
Die  See  in  grünlichgrauer  Färbung.  R.  eine  stumpf  saftgrüne  Landzunge,  vorn  als  dunkle 


832  B 
832  A 


290 


Silhouette,indenbraunenTönen 
mit  der  Färbung  des  Vorder- 
grundes zusammengehend,  das 
Fischerboot.  Den  Mittelpunkt 
in  dieser  tonigen  Stimmung 
bilden  die  ockergelben  Lichter 
aufMastenundSegel  desgroßen 
Bootes  mit  blau-weiß-roter 
Flagge,  den  hellblauen  und 
roten  Flecken  in  den  Trachten 
der  Bemannung,  vor  dunkler 
blaugrauer  Wolkenwand. 

Erworben  1907  als  Geschenk  des  Herrn 
Dr.  P.  V.  Schwabach. 

Eichenholz,  h.  0,34,  br.  0,40. 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

960B 


832a  Schiffe  auf  der  See.  In  toniger  grauer  Stimmung.  Am  mattblauen  Himmel 
luftige  blaugraue,  sonnig  beleuchtete  Wolken  über  blaugrauer  Wasserfläche.  Gegen 
die  lichtere  Färbung  des  Horizonts  steht  dunkel  das  graubraune  Schiff  mit  gelbbraunem 
Segel.    Blau -weiß -rote  Flagge.    Kleine  Flecke  stumpfen  Rots  in  der  Staffage. 


Bez.  auf  einer  Planke  vorn  rechts :  I  P 
Eichenholz,  h.  0,22,  br.  0,18. 


Erworben  1846. 


M_^l^.„    Pieter  de  Molyn,  Landschaftsmaler  und  Radierer,  o-etauft  zu  London  den  6.  April  1595,  begraben 
O^y^l    zu  Haarlem    den  23.  März  166L     Tätig  zu  Haarlem  seit  1616. 

960b  Der  Abend.  Der  Vordergrund  liegt  in  warmem  rötlichbraunem  Schatten,  der 
durch  schwärzlichbraune  Zeichnung  noch  vertieft  wird.  Im  Lichte  der  tiefstehenden 
Sonne  leuchtet  dagegen  der  mit  pastosen  ockergelblichen  Tönen  gedeckte  Streifen 
im  Mittelgrund  auf,  dessen  Helligkeit  wieder  durch  die  dunkleren  braunen  Schatten 
im  Einschnitte  dahinter,  die  braunen,  von  ockergelben  und  weißen  Lichtern  unter- 
brochenen, durch  luftige 
graublaue  Lasuren  gelok- 
kerten  Töne  der  Häuser- 
gruppe gesteigertwird.  Der 
helle  Streifen  führt  zu  dem 
im  Lichte  glitzernden  Blau- 
grün der  hohen  Bäume,  das 
sich  an  den  Rändern  in 
weiche  bräunlicheTöne  auf- 
löst und  sich  in  den  rosa- 
rotenLichternaufdenStäm- 
men,  der  Häusergruppe,  der 
Staffage  1.  auf  der  Straße      IfiHmil^SiWai 


291 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVH.  Jahr- 
hundert 

865  A 


ergänzt.  L.  steigt  ein  gelbgrüner  Hügel  an. 
Dahinter  erscheint  ein  Fleck  Graublau  in  der 
Anhöhe.  Mattorangegelbe  Abendlichter  ver- 
breiten sich  über  der  Straße  am  klaren  matt- 
blauen Himmel. 

Bez.  rechts  unten:  P  Molyn  1628  .■.  Erworben  1909  in  München  .-. 
Eigentum  des  Kaiser -Friedrich -Museum-Vereins. 
Eichenholz,  h.  0,30,  br.  0,42. 


lOijen 


Jan  van  Goijen.    Landschaftsmalerund  Ra- 


dierer, geboren  zu  Leiden  den  13.  Januar  1596, 
gestorben  im  Haag  Ende  April  1656.  Schüler  Coenraets 
van  Schilperoort  und  Isaacks  van  Swanenburgh  in  Leiden, 
dann  des  Willem  Gerritsz.  in  Hoorn;  vornehmlich  aber  im 
Haag  nach  Esaias  van  de  Velde  ausgebildet.  Nach  Reisen 
in  Frankreich  und  Belgien  tätig  zuLeiden  [bis  1631],  später 
im  Haag  [seit  1634]. 

j865  DünenlandschafL  Der  beherrschende  gelbliche  Ton  des  sonnigen  Sandbodens,  der 
das  in  den  Schatten  zutage  liegende  Braun  der  Untermalung  deckt,  kontrastiert  mit 
der  zarten  hellbläulichen  Färbung  des  Himmels,  an  dem  dunstige  weiße,  bräunlichgrau 
beschattete  Wolken  stehen.  In  der  Staffage  r.  erscheint  das  Hellblau  kräftiger  neben 
Rosarot  und  Gelbgrün.  Das  helle  Gelb  wird  nach  der  Tiefe  durch  luftige  graublaue 
Zwischentöne  gelockert  und  gegen  die  Luft  durch  mattes  Blaugrün  im  Gras  auf  der 
Düne  und  in  den  Bäumen  begrenzt.  Über  den  Mittelgrund  1.  ist  ein  luftiger  graublauer 
Ton  lasiert    Gedämpftes  bräunliches  Rot  in  den  Dächern  des  Gehöfts. 


Bez.  rechts  unten :  vG1629    .'.    Sammlung  SoUy,  1821. 

Eichenholz,  h.  0,29,  br.  0,51  [das  Bild  ist  oben  verkleinert] 


v7 


865 


865  D 


A  Der  Sommer.   Im  bräunlichen  Tone  der  Untermalung,  vor  hellen  bräunlichen  Wolken. 

Bräunliches  Lichtrot  im  Giebel  des 
Bauerngehöfts,  gedämpftes  Zin- 
noberrot in  den  Dächern  und  den 
Trachten  der  Staffage.  Gegen 
bläuliches  Grün  im  Laubwerk  der 
Bäume  und  in  der  Ferne.  Grau- 
blaue Töne  im  Holzwerk  des 
Hauses,  Dunkelblau  in  einzelnen 
Trachten,  oben  kräftiges  Hellblau 
im  Himmel. 

Bez. links:  I.V.  GOIEN  .'.Ausderjugendzeit des 
Meisters,  wie  das  datierte  Gegenstück  Nr.  865  B 
noch  in  der  Art  des  Esaias  van  de  Velde  .■-  Samm- 
lung Suermondt,  1874. 

Eichenholz,  Durchmesser  0,10. 

865d  Ansicht  der  Stadt  Arn- 
heim.  Am  lichtblauen  Himmel 
stehen    vor    der    niedergehenden 


292 


Sonne  große  ockergelbliche,  in  den  Schatten 
graublau  und  bräunlich  getönte  Wolken.  Die 
Landschaft,  in  der  braunen  Färbung  der 
Grundierung,  durchfurchen  abwechselnd  Licht 
und  Schatten.  Gedämpftes  Sonnenlicht  leuch- 
tet auf  dem  gelblichweiß  schimmernden  Fluß, 
vor  bräunlichgrauer  dunstiger  Ferne  [mit 
bräunlicher  und  blaugrünlicher  Zeichnung]. 
Dunkler  imWolkenschatten  hebt  sich  dagegen 
in  blaugrauen  und  blaugrünen  Tönen,  denen 
die  bräunliche  Untermalung  Zusammenhalt 
gibt,  der  Mittelgrund  ab.  Ihn  trennt  vom 
dunklen,  ganz  in  braunen  und  bräunlichsaft- 
grünen Tönen  gehaltenen  Vordergrund  der 
sonnige  Streifen  in  gelbgrüner  und  ockergelber 
Färbung.  Mit  Braun  gedämpftes  Rot  und  Grün 
in  den  Trachten  der  Staffage  vorn.  Auch  im  Mittelgrund  stehen  gegen  das  Grü 
rötliche  Flecke  in  den  Trachten  der  Figurenstaffage  und  in  einzelnen  Dächern 

Bez.  rechts  unten:  VGOYEN  1646    .■.    Sammlung  Suermondt,  1874. 
,       Leinwand,  h.  0,90,  br.  1,05. 


n  einzelne 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

865  B 


,  865b  DerWinter.  Wie  das  Gegenstück  imbraunenTone  der  Untermalung  zusammengehalten, 
welche  die  grauenTöne  der  Bauten  und  der  Eisfläche  färbt.  Vor  grauweißer,  bräunlich  ge- 
tönterWolkenwand.  Oben  kräftig  blauer  Himmel.  Gedämpftes  Rot  und  Blau  in  der  Staffage. 


Bez.  links :  I  •  V  ■  GOIEN  1621    .-.    Gegenstück  von  Nr.  865  A 
Eichenholz,  Durciiniesser  0,10. 


Sammlung  Suermondt,  1874. 


865f Winterlandschaft.  In  dem  warmen  hellbräunlichen  Tone  der  Untermalung,  der 
die  weißlichen  und  grauen  Töne  der  Winterstimmung  durchdringt,  stärker  an  den  Bild- 
rändern und  in  der  Staffage  zutage  liegt,  doch  dichter  von  hellgrauen  Tönen  nach  der 
Mitte  des  Himmels  zu  gedeckt  wird, 
wo  ein  heller  Schein  die  Wolken 
durchbricht.  Zur  Belebung  des  Vor- 
dergrundes dienen  dünne,  über  die 
braune  Zeichnung  gelegte  farbige 
Lasuren  in  den  Trachten  der  Figuren 
wie  grünliches  Blau  und  bräunliches 
Rot  (besonders  in  der  Gruppe  im 
Schlitten  1.  und  in  den  Schlittschuh- 
läufern r.).  Die  Ferne  verschwimmt 
in  matt  olivbräunlichem  Ton. 

Bez.  links  auf  einem  Schlitten :  VG  und  auf  einem 
anderen    [die   letzte  Ziffer  undeutlich]:  164  .  .". 
Erworben  1904   .".   Sammlung  A.  Thiem. 
Eichenholz,  h.  0,23,  br.  0,32. 


865  F 


293 


Schule  von 
Haarlem  im 
XV!/.  Jahr- 
hundert 

901 


Bez.  rechts  an  dem  Kahne:  VG  .* 
Eichenholz,  h.  0,13,  br.  0,20. 


Sammlung  Solly,  1821. 


901  Flußufer.  Warme  ockergelbliche 
[in  den  Schatten  bräunlichblaugraue] 
Wolken  bedecken  den  hellblauen 
Himmel  und  spiegeln  sich  weißlich 
und  graubläulich  im  schimmernden 
Wasser.  Blaugrün  glitzert  am  Ufer 
entlang  das  Blattwerk  der  Weiden, 
in  deren  Schatten  das  Wasser, 
mit  den  blaugrünen  Reflexen  der 
Sträucher  zusammenschillernd,  in  den 
braunen  Ton  der  Untermalung  ge- 
taucht ist. 


65e  Ansicht  von  Nimwegen.  Das  helle  Braun  der  Untermalung  mit  den  locker  und 
luftig  darüber  gelegten  Tönen  verleiht  dem  Bilde  die  warme,  fast  einfarbige  Tönung. 
Den  hellblauen  Himmel  bedecken  luftige,  von  der  tiefstehenden  Sonne  gelblich  gefärbte 
weiße  Wolken,  in  den  Tiefen  vom  Braun  der  Untermalung  gefärbt.  Während  die  Stadt 
und  der  Uferbereich  schon  in  braune,  durch  graublaue  Töne  gelockerte  Schatten  getaucht 
ist,  schimmern  1.  auf  dem  Waalflusse  bläuliche  und  weiße  Reflexe  und  goldgelblicher 
Glanz.  Die  Lichtwirkung  wird  gesteigert  durch  den  Kontrast  zum  dunklen,  mit  Saftgrün 
getönten  Braun  des  diesseitigen  Ufers  und  zum  schwärzlichen  Grau  der  Fähre  [mit 
gedämpft  roter  und  graublauer  Staffage].  Das  ferne  Ufer  und  die  Segel  davor  ver- 
schwimmen im  graublauen  Dunst,  vor  hellblauer  Ferne. 

Bez.  an  der  Fähre:  VGOYEN  1649  .■.  Sammlung  Heemskerk  van  Beest  .*.  Sammlung  Suermondt,  1874. 
Eichenholz,  h.  0,66,  br.  0,96. 


\j  865c    Winterlandschaft. 


Das  Land  und  die  blaugrauen  Wolken  mit  den  ockergelb- 
lichen Lichtern  werden  getönt 
und  zusammengehalten  vom 
hellen  rötlichen  Braun  der  Grun- 
dierung. Sie  wirkt  am  stärksten 
im  Giebel  des  Wirtshauses, 
dort  zusammen  mit  dem  ge- 
dämpften Rot  im  Ärmel  des  vorn 
sitzenden  Mannes  den  farbigen 
Mittelpunkt  bildend.  Der  ku- 
lissenartig wirkende  Vorder- 
grund, das  beschneite  Astwerk 
und  die  Eisfläche  sind  von  blau- 
grauen und  blaugrünen  Tönen 
belebt,  die  Tiefen  [wie  z.  B.  die 
Zeichnung     der    Baumstämme] 


294 


mit  Dunkelbraun  verstärkt.  In  der 
braun  g-ezeichneten  Staffage  einige 
ganz  gedämpfte  farbige  Flecke  von 
Rot,  Gelbgrün,  Goldgelb  und  Blau. 
Die  warme  dunstige  Stimmung  wird 
durch  den  Kontrast  zu  kräftigem  Hell- 
blau im  oben  durchbrechendenHimmel 
gestärkt. 

Bez.  links  unten:  VG  1650  ■  VG  1650  .-.  Samm- 
lung Suermondt,  1874. 

Eichenholz,  h.  0,34,  br.  0,39. 


Ruijsdael 


Salomon  van  Ruijsdael. 
Landschaftsmaler,  o-eboren  um 
1600  zu  Haarlem,  daselbst  1623  als  Meister 
in  die  Gilde  aufgenommen,  begraben  am 
1.  November  1670.  Bildete  sich  im  An- 
schluß an  Esaias  van  de  Velde  und  Jan  van 
Goijen.    Tätig  zu  Haarlem. 

§01  c  Holländische  Flachlandschaft.  Im  Sonnenlicht,  in  tiefer  goldiger  Färbung 
liegt  die  Landschaft  unter  dem  von  luftigen  blaugrauen  Wolken  mit  sonnigen  ocker- 
gelblichen Lichträndern  bedeckten  mattblauen  Himmel.  Der  Vordergrund  in  pastos 
nebeneinander  gesetzten  gelben,  hellgelbgrünen  und  ockergelben  Lichtern  auf  brauner 
Untermalung,  in  seiner  leuchtenden  Wirkung  durch  den  Gegensatz  zum  dunklen  Braun 
im  Streifen  vorn  gesteigert.  Das  goldige  Licht  spielt  weiter  auf  dem  gelbgrünen  Laub- 
werk der  Bäume  [stellenweise  mit  blaugrüner  Lasur],  weich  mit  den  warm  braunen 
Tiefen  wechselnd,  in  denen  die  das  Bild  tonig  zusammenhaltende  Untermalung  sichtbar 
ist.  Einige  Flecke  gedämpften  Rots  in  den  Jacken  der  Männer  an  den  beiden  Karren, 
rotbräunliche  Töne  in  den  Mauern  und  dem  Dache  des  Gehöfts  erhöhen  durch  den 
Kontrast  die  Wirkung  des  goldigen  Grüns,  das  jenseits  des  Hauses  in  Blaugrün  über- 
geht, durch  Braun  vertieft  gegen  den  lichten  Ausblick  auf  die  blaugraue  See.  Ein  Fleck  von 
gedämpftemWeiß  im 
Schimmel  vor  dem 
Karren  r.gibtdemBil- 
de  den  Mittelpunkt.  ^-^ 


Bez.  links  unten  im  Erdreich: 
'S.  v.RVIJSDAEL  1631  .-. 
Erworben  1880  in  Berlin  aus 
der  Sammlung  v.  Grüner. 

Eichenholz,  h.  0,67,  br. 

1,04. 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

865  C 


901  C 


295 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

901  A 


■;::Hil^' 


\901a  Flußlandschaft.  In  kühlem  Graublau, 
das  überall,  besonders  aber  in  den  Tiefen, 
dem  Schatten  auf  dem  Wasser,  dem  Ufer  und 
den  Wolken,  vom  warmen  Braun  der  Grun- 
dierung durchdrungen  wird.  Nach  1.,  der  Fluß- 
mündung zu,  hellt  sich  entlang  dem  mit 
Blaugrün  lasierten  Ufer  das  Licht  auf  zu  den 
gelblichweißen  Tönen  des  Horizonts,  dessen 
Helligkeit  durch  den  Gegensatz  zur  dunklen 
rötlichbraunen  und  graublauen  Masse  des 
Segelbootes  gesteigert  wird. 

Säniniiung  Suermondt,  1874    .•-    Eichenholz,  h.  0,40,  br.  0,35. 

901b  Holländische  Flachlandschaft.  Der 
Vordergrund  ist  mit  den  hohen  Bäumen  in 
warm  dunkelbraunen  und  bräunlichsaftgrünen 
Tönen  zusammengehalten.  Dunkel  steht  das 
Laubwerk  gegen  sonnig  beleuchtete  grau- 
bräunliche Wolken,  die  den  hellblauen  Himmel  bedecken.  Ein  heller  Lichtstreifen  in  ocker- 
gelben und  ockergelbbraunen  Tönen  durchschneidet  den  Mittelgrund,  der  wieder  vom  luf- 
tigen Blaugrün  einer  Baumgruppe  und  der  gleichfarbigen  Ferne  r.  begrenzt  wird.  Gegen  das 
Grün  stehtRotbraun,  Lichtrot  und  Goldgelbbraun  in  der  von  Reitern  herangetriebenen  Vieh- 
herde.  Ein  Fleck  kräftigen  Hellblaus  im  Rocke,  Goldgelb  im  Ärmel  der  Frau  in  der  Mitte. 

(  Bez.  links  unten:  S.  VRVYSDAEL  1656  .-.  Erworben  1870  auf  der  Versteigerung  Baron  v.  Mecklenburg  in  Paris. 
Leinwand,  h.  1,06,  br.  1,48. 

)1f  Flußlandschaft.    Die  Malerei  ist  sehr  locker  und  luftig  unter  Benutzung  der  warm 

rötlichbraunen  Grun- 
dierung. Sie  tönt  das 
oben  sichtbare  Hell- 
blau des  Himmels  und 
verleiht  den  dunstigen 
graublauen  Wolken- 
massen, die,  oben  in 
der  Mitte  hell  sonnig 
erleuchtet,  nach  dem 
Horizont  zu  dichter  den 
Himmel  bedecken,  den 
weichen  farbigen,  ins 
Violette  spielenden 
Charakter.  DerVorder- 
grund,  vom  Schatten 
einer  Wolke  überflo- 
gen, ist  in  dunkles  Blau- 
grau getaucht.   Dunkel 


296 


stehen  die  bräunlich-  und  röt- 
lichgrauen  Segel  des  Bootes 
und  die  bräunlichgelbgrüne 
Landzunge,  im  warmen  rötlich- 
braunen Ton  der  Grundierung 
im  Wasser  sich  spiegelnd, 
gegen  die  schimmernde  grau- 
bläuliche Wasserfläche  mit  den 
hellgrauen  Segeln  in  der  Ferne 
und  gegen  lichte  Wolken.  In 
hellen  gelbgrünen  Tönen  liegt 
das  jenseitige  Ufer  da. 

Erworben  1910  als  Geschenk    der  Herren 

P.  und  D.  Colnaghi  in  London   .■.  Eichenholz,  h.  0,40,  br.  0.60. 

P'\/<3K/~linrr<=»r>    '^"^''t    van  Everdingen.     Landschaftsmaler  und   Radierer,  getauft  zu  Alkmaar  den 

LiVerUlIlgCll    18.  Juni   1621,   begraben    zu    Amsterdam    den    8.  November    1675.      Schüler   Roelandt 

Saverys  zu  Utrecht    und   besonders  Pieter  Molijns  zu  Haarlem;    1645  als  Meister   in  die  Lukasgilde  zu 

Haarlem  aufgenommen.     Nach  Reisen  in   Skandinavien   [um  1640 — 1644]   tätig-  zu  Alkmaar;  seit   1645 

in  Haarlem  und  seit   1652  in  Amsterdam. 

913  Burg  am  Fluß.  Dunkel  steht  der  Vordergrund  mit  den  hohen  Tannen  in  warmem 
Braun  und  bräunlichem  Grün  gegen  lichtere  bräunlichgrüne  Töne  im  Fluß  mit  den 
grauweißen  Segeln,  luftige  bläuliche  und  blaugrüne  Töne  der  Ferne  und  sehr  lichtem 
bläulichweißem  Himmel,  den  silbrige  weiße,  bläulich  beschattete  Wolken  bedecken. 

Bez.  Hnks  unten:  A  v  Everdingen.    .-.   Königliche  Schlösser   .-.    Leinwand,  h.  1.24,  br.  1,04. 

835  b  Felslandschaft.  Gegen  die 
sonnig-ockergelblichen  [graublau  be- 
schatteten] Wolken,  zwischen  denen 
hellblau  der  Himmel  erscheint,  stehen 
die  Felsen  in  tiefer  warmer  Färbung, 
in  der  das  dunkle  Braun  der  Unter- 
malung die  Grundstimmung  gibt.  Sie 
wird  nach  vorn  durch  ockergelbliche 
und  graue  Töne  aufgelichtet.  Blaugrau 
und  Saftgrün  in  der  Ferne  und  im  Gras- 
wuchs lassen  den  braunen  Grundton 
noch  wärmer  erscheinen.  Im  Wasser 
spiegelt  sich  zwischen  grünlichbraunen 
Schatten  hellbläulich  der  Himmel. 

Bez.  rechts  unten:  AV  EVERDINGEN.  1648  .-.  Samm- 
lung V.  Grüner,  Berlin  .'.  Erworben  1880  in  Berlin  aus 
dem  Nachlasse  des  Restaurators  Schmidt. 
Eichenholz,  h.0,30,  br.  0,41. 

835a  Norwegische  Landschaft.  Die 
sonnige,   tief   gefärbte  Landschaft    ist 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

901 F 


913 


297 


Schule  von 
Haarlem  im 
XV/I.  Jahr- 
hundert 

835  B 


mit  dem  blaugrauenWolkenhimmelvom 
überall  durchscheinenden  warmen  Braun 
der  Untermalung-  zusammengehalten. 
Diese  wird  an  den  sonnenbeleuchteten 
Felsenhängen  mit  ockergelblichen  und 
gelbroten  Tönen  gedeckt,  deren  Leucht- 
kraft wieder  durch  Saftgrün  [  Graswuchs 
am  Ufer] ,  vor  allem  Blaugrün  [Kiefern  r. 
oben,  Ferne  1.,  Graswuchs  auf  Felsen 
in  der  Mitte,  Reflexe  im  Wasser]  ge- 
steigert wird.  Wirkungsvoll  erscheint 
dagegen  ein  Fleck  Zinnoberrot  in  der 
Staffage  der  Mitte.  Die  bräunliche  Ge- 
samtstimmung durchbricht  in  der  Mitte 
Durchblick  auf  hellblauen  Himmel  neben  goldig  beleuchteter  Wolke. 


Die  Staffage  ist  von  der  Hand  des  modernen  Malers  L.  B.  Bakalov 
Suermondt,  1874   .-.   Eichenliolz,  h.  0,32,  br.  0,28. 


Sammlung"  Miindler,  Pari 


tilunp 


835  Landschaft.  Die  dunkle,  den  allgemeinen  Grundton  gebende  rötlichbraune  Unter- 
malung, die  in  den  Schatten  des  Berghangs  r.  erscheint,  ist  an  den  beleuchteten  Stellen 
mit  ockergelblichen  und  gelbroten  Lichtern  [Abfall  1.,  Tanne  r.  oben]  gedeckt.  Die 
warmen  Töne  werden  zusammengefaßt  durch  einen  Fleck  Rot  in  der  Staffage  1.,  im  Kon- 
trast zum  Blaugrün  der  Fichten,  der  Lichter  im  Wasser  und  des  fernen  Waldes,  hinter  dem 
abermals  ein  Fleck  Rosarot  in  einem  hellbeleuchteten  Felsen  auftaucht.  Blaugraue 
sonnig  beleuchtete  Wolken  bedecken  den  oben  sichtbaren  mattblauen  Himmel. 

Bez.  an  einem  Stein  im  Wasser:   AVE  .*.  Königliche  Schlösser  /.  Eichenholz,  h.  0,25,  br.  0,22. 

Ol  Jan  Steen.    Geboren  zu  Leiden  um  1626,  begraben  ebenda  den  3.  Februar  1679.    1646  Student 

'-"-Cell    gj,    (jgf  Universität  Leiden.     Schüler  Nikolaus  Knupfers  zu  Utrecht,    angeblich  auch  des  Adriaen 


835  A 
835 


298 


van  Ostade  zu  Haarlem,  endlich  des  Jan  van  Goijen 
im  Haag,  dessen  Tochter  er  am  3.  Oktober  1649 
heiratete;  unter  dem  Einfluß  des  Frans  Hals 
wreiter  ausgebildet.  Tätig  zu  Leiden  [1648  in 
die  Lukasgilde  aufgenommen],  im  Haag  [urkund- 
lich von  1649 — 1654  nachweisbar],  in  Haarlem 
[1661-1669]. 

795  Der  Wirtshausgarten.  In  ge- 
dämpftem Tageslicht,  das  hellgrau  durch 
das  glitzernde  Grün  der  Laube  bricht. 
Gegen  das  Grün  des  Laubwerks,  dessen 
weiße  Lichter  mit  blaugrüner  Lasur  ge- 
tönt sind,  steht  das  warme,  mit  Grau 
gedämpfte  rötliche  Braun  im  Erdboden, 
den  Tischen  und  Bänken,  das  den  ganzen 
Vordergrund  zusammenfaßt  und  in  der 
Tracht  des  1.  mit  hochgezogenem  Beine 
sitzenden  Malers  Jan  Steen  weiterklingt. 
Der  warme  Ton  des  Vordergrunds  steigt 
zu  den  roten  Tönen  im  Inkarnat  einzelner 
Figuren  in  der  Tiefe  [z.  B.  des  graublau 
gekleideten  Krevettenverkäufers  in  der  Mitte],  zu  gedämpftem  Gelbrot  in  der  Hose 
Steens  und  bis  zu  dem  kräftigen  Hellzinnoberrot  in  der  Jacke  der  Frau  r.  vorn  an,  um 
im  gedämpften  Rot  der  Ziegeldächer  hinten  zu  enden.  Reichliches,  in  den  Schatten 
bläulich  getöntes  Weiß  im  Vordergrund  [dagegen  das  tiefe  Schwarz  im  Mantel  auf  dem 
Tisch]  erhöht  den  glitzernden  Lichteffekt  der  Mitte.  Die  übrigen  Figuren  in  ge- 
dämpften [z.  B.  matt  grauviolett  der  Anzug  des  blonden  Knaben  vorn]  meist  grau- 
schwarzen Trachten  [r.  hinten 
etwas  Hellgelb  in  den  Armein 
der  Frau]. 


Bez.  an  dem  Querholze  des  Gartentisches : 
J  Steen   .*.  Königliche  Schlösser. 
Leinwand,  h.  0,68,  br.  0,58. 

795d  Die  Kindtaufe.  Durch 
den  luftigen  graubräunlichen 
Gesamtton  sind  alle  Lokal- 
farben gebrochen.  Rotbrau- 
ner Fliesenboden;  hellgraue 
Wände,  an  denen  schwarzge- 
rahmte Ölgemälde  [darunter 
zwei  von  F.  Hals]  hängen; 
dunkelbraune  Holzdecke  des 
hinteren  Teils.  L.  auf  blau- 
grauer Erhöhung  sind  in  der 
hellbeleuchteten  Gruppe  der 


Schale  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

795 


1 

m 

<  ■ 

% 

■ 

m 

1 

795  D 


299 


Sdiule  von 
Haarlem  im 
XVIl.  Jahr- 
hundert 

795  C 


795  B 


am  Barett,  der  Knabe  in  Blaugrau.    In 
blick  hinten.     Die  auftragende  Köchin 
gedämpften  bräunlichroten  und  blaugra 
ist  überall  Weiß  verteilt,  das  besonders 


um  den  Täufling  versammelten  Familie  die 
wirkungsvollsten  Farben  angeordnet.  Gold- 
gelbes Geflecht  der  Wiege,  gelb-rot-blau  ge- 
streifte Decke,  stumpf  blauer  Wiegenvorhang; 
Rosa  und  Graublau  in  der  Tracht  der  Mutter, 
bräunliches  Violett  im  Mantel  des  Mannes,  Gold- 
gelb [grün  in  den  Schatten  schillernd]  im  Kleide 
des  jungen  Mädchens,  Dunkelblaugrau  in  der 
Tracht  der  Alten  mit  karminroten  Armein.  Die 
Mitte  dieser  Gruppe  bildet  das  gelb -rot  schil- 
lernde Kleid  des  kleinen  Mädchens  und  be- 
sonders starkes  Rot  in  ihrem  Kopfputz,  das 
in  kleinen  Flecken  auch  im  Haubenband  der 
Mutter  und  im  Hutbande  des  Rauchers  wieder- 
kehrt. Über  der  Gruppe  ein  leuchtender  Fleck 
Rot  im  Papagei  mit  blaugrünen  Flügeln.  L. 
ein  lichtrotes  Steinbecken,  dahinter  die  roten 
Flammen  des  Kaminfeuers.  Das  Kind  r.  in 
bräunlichsaftgrünem  Kleid  mit  karminroter  Feder 
gedämpftem  Zinnoberrot  die  Gestalt  im  Durch- 
in  hellblauer  Schürze.  Die  Tafelnden  hinten  in 
uen  Trachten.  Zwischen  den  gebrochenen  Tönen 
der  Wirkung  des  Inkarnats  dient. 


Vor  der  Wiege  am  Boden  ein  Zettel  mit  der  Inschrift:  So  de  Oude  songen,  so  pypen  de  jongen  .■.  Bez.  links  unten:  JSteen  .". 
Versteigerung  G.  und  W.  Berckel,  Amsterdam  1761  ;  Sammlung  J.  Bisschop  in  Rotterdam  ,  verkauft  1771  an  Hope  .\  Erworijen 
1901  aus  der  Sammlung  des  Lord  Francis  Pelham  Clinton  Hope  in  London  .".  Leinwand,  h.  0.S3,  br.  0,99. 


795c   Locker 


e  Gesellschaft.    Alle  Farben  sind  auf  den  durch  Grau  gedämpften  bräun- 

lichenTon  derUntermalung 
gestimmt.  Die  Mitte  be- 
herrscht der  Kontrast  von 
Hellblau  [Rock  des  Mäd- 
chens] und  gelben  Tönen 
[hellgelber  Strumpf,  gold- 
gelbbraune Weste,  gelb- 
brauner Armel  des  Alten]. 
Die  warme  rötlichbraune 
Färbung  des  nackten  Beins, 
die  rötlichgraue  der  Hose 
treiben  das  gebrochene 
Weiß  in  Schürze  und  Pelz- 
besatz der  karminrosa- 
roten Jacke  des  Mädchens 
zurück.  Diese  lichteste 
Stelle   im   Bild  umrahmen 


300 


wärmere  Töne:  Braunrot  im 
Rock  und  gedämpftes  Zin- 
noberrot im  Armelumschlage 
der  Alten  und  im  Barette 
des  Fiedlers  [mit  den  Zügen 
Jan  Steens],  bräunlichrote 
Töne  des  Inkarnats,  ein  Fleck 
Rot  im  Weinglas  des  Alten. 
Für  alle  warmen  Töne  bildet 
das  luftige  Grau  der  Wand 
den  Hintergrund. 

Sammlung  Schönborn,  Wien  1866  .'. 
Sammlung-  Suermondt,  1874. 

Eichenholz,  h.  0,26,  br.  0,21. 


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^795 B  Der  Streit  beim  Spiel.  In  rotbräunlichem,  durch  Grau  gelockertem  Tone  der 
Untermalung.  Die  Hauptfiguren  vorn  in  kräftigen  lichtsammelnden  Farben.  Dem  Hellblau 
in  der  Jacke  [über  weißem  Hemd]  und  Blaugrau  in  der  Hose  des  Bauern  r.  [dahinter 
bräunliches  Zinnoberrot  und  Grün  in  den  Röcken  der  anderen]  entspricht  1.  Hellgelb 
im  Rocke  des  Mädchens  [mit  blaugrauer  Jacke,  weißer  Schürze  und  Haube].  Dazwischen 
als  stärkste  Farbe  Zinnoberrot  in  der  Jacke  der  Frau,  umgeben  von  schimmerndem 
Weiß,  Grauviolett  im  Wams  des  vom  Leder  ziehenden.  Blaugrau  im  Mantel  des 
sitzenden  Herrn.  In  kleinen  Flecken  findet  sich  Zinnoberrot  in  der  Hutschnur  des 
Bauern  r.  vorn,  in  der  Kappe  des  Bauern  1.  hinten,  im  bräunlichen  Inkarnat  und  in 
einzelnen  Ziegeln  der  grauen  Hauswand.  Vorn  zur  Belebung  der  leeren  Mitte  ein 
Fleck  von  glänzendem  Weiß  in  der  Kreide  auf  dunkelgrauer  Schiefertafel. 

Bez.  links  an  einem  Steine:  JS  .".  1827  ausOldenburg  von  Murch 
nach  England  gebracht;  Versteigerungen  in  London  bei  Phillips 
1828,  Gunthorpe  1842  .'.  Sammlung  1.  L.  Nieuwenhuys,  Brüssel 
1855.-.  Sammlung  Suermondt,  1874  .-.  Leinwand,  h.0,90,  br.  1,19. 

Brekelenkam    Q"'«''i"S;h  Gerritsz_Brekelen- 
^^.  v^i'v'^.v^mii-t.u.Aix    ijar„     Geboren  um  1620  zu  Swam- 

merdam  bei  Leiden,  g-estorben  in  Leiden  1668.  Tätig 
in  Leiden,  wo  er  1648  als  Meister  in  die  Lukasgilde 
aufgenommen    wird.     Datierte  Bilder   von    1652 — 1668. 

796b  Junge  Frau  mit  ihrer  Magd.  Derbraune 
Ton  derUntermalung  erscheint  in  den  Schatten- 
partien der  r.  Seite,  geht  dort  mit  dem  Rotbraun 
des  Lehnstuhls  und  seinem  bräunlichkarmin- 
roten Bezug  zusammen,  wird  im  Fußboden 
durch  Ockergelb  erwärmt  und  lichtetsich  nach  1. 
immer  stärker  auf,  zu  Blaugrau  und  Weiß  in  der 
Tracht  der  Frau,  vor  hellgrauer  Wand  [davor 
das  rosige  Inkarnat].  Goldgelb  im  Flachs  und 
Ockergelbbraun  im  Spinnrad  erhöhen  die  luftige 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVir.  Jahr- 
hundert 

7%B 


1290 


301 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

861 


861  G 


Wirkung  der  bläulichen  Töne.  Die  Mitte 
aber  beherrscht,  zug-leich  den  Mittelgrund 
stark  zurücktreibend,  das  leuchtende  Zin- 
noberrot im  Rocke  der  Magd  [umgeben 
von  den  dunkelgrauen  Tönen  der  übrigen 
Tracht],  ausklingend  in  ihrer  braunroten 
Haube,  den  karminroten  Schuhen  der 
Herrin  und  der  glühenden  Asche  imStoofje. 
Goldgelb  und  Rot  im  Papagei. 

Bez.  am  Gestell  des  Spinnrades:  Q.  1667  .'.  Sammlung 
M.  Heckscher  [  Wien,  später  Berlin  ]  /.  Das  Gegenstück 
kam  aus  derselben  Sammlung  in  die  Hamburger  Kunst- 
halle .■-  Erworben  aus  dem  Nachlaß  des  Herrn  Heckscher  .'. 
Eigentum  des  Kaiser -Friedrich -Museums -Vereins. 
Eichenholz,  h.  0,45,  br.  0,64. 

1290  Stilleben.  Vor  dunkelgraubraunem  Hintergrund  wird  das  Stilleben  durch  rot- 
braune [Korb],  bräunlichlichtrote  [Tischplatte],  bis  Lichtrot  [Topf  r.]  und  Rot  an- 
steigende Töne  zusammengehalten.  Dagegen  steht  Grau  mit  glitzernden  weißen 
Glanzlichtern  in  den  Fischen.  Vorn  ein  Fleck  Gelb  in  der  Zitrone,  rückwärts  Goldgelb 
in  Schüssel  und  Eimer.    Blaue  Lasur  über  dunkelgrauem  Tuch  r. 

Bez.  Q  B  1661    .-.   Sammlung  Suermondt,  1874   .-.   Eichenholz,  h.  0,38,  br.  0,31. 


c 


uiJP 


Aelbert  Cuijp.     Maler  und  Radierer,  g^eboren  zu  Dordrecht  Ende  Oktober  1620,  begraben  da- 
selbst den  7.  November  1691.    Schüler  seines  Vaters  Jacob  Gerritsz.  Cuijp,  ausgebildet  unter  dem 
Einflüsse  Jan  van  Goijens.    Tätig  vornehmlich  in   Dordrecht. 

861  Flachlandschaft.  Die  warm  braune,  in  den  Schatten  der  Bildränder  zutage 
liegende  Untermalung  ist,  durch  blaugraue  Halbtöne  an  den  Grenzen  der  Lichtzone 
vermittelt,  nach  der  im  Sonnenlichte  zusammengehaltenen  Mitte  durch  pastos  aufgesetzte 
ockergelbliche  Lichter  gedeckt,  die  gleichfalls  durch  blaugraue  Töne  gelockert  werden. 
Saftgrüne  Lasuren  im  Laubwerk.  Der  ockergelbliche  Ton  der  Landschaft  setzt  sich  auch 
in  den  sonnigen  Lichtern  der  blaugrau  beschatteten  Wolken  am  hellblauen  Himmel  fort. 

Bez.  rechts  unten  :  A  cuijp  .'.  Frühes  Bild 
des  Meisters  .■.  Versteigerung  J.  v.  d.  Lin- 
den van  Slingeland,  Dordrecht  1785  .'. 
Erworben  1843  aus  der  Sammlung  Reimer 
in  Berlin  .-.  Eichenholz,  h.  0,24,  br.  0,30. 

861g  Frühlingslandschaft. 
Unter  einem  dunstigen  weiß- 
lichblaugrauen  Himmel  mit 
einzelnen  sonnigen  Wolken- 
rändern liegt  im  Sonnenlichte 
die  Hügellandschaft  in  einem 
hellen  bräunlichgelbgrünen 
Ton,  der  durch  den  Kontrast 
zum  warmenDunkelbraundes 
beschatteten      Vordergrunds 


302 


noch  an  Helligkeit  gewinnt.  Die 
glitzernde  Lichtwirkung  ist  dadurch 
erzielt,  daß  die  Lichter  in  Weiß,  Hell- 
grau und  Hellbraun  fett  strichelnd 
über  die  braune  Grundierung  gedeckt 
und  stellenweise  mit  hellgelbgrünen 
[Gras]  und  blaugrünen  Lasuren 
[Gebüsche]  überzogen  sind.  Weiß 
glitzern  im  Lichte  derSchimmel  [gelb- 
roter Mantel  des  Reiters]  und  die 
weidenden  Schafe.  R.  ein  kleiner 
Fleck  Rosarot  in  der  Tracht  des 
Hirten. 

Bez.  links  unten:  A  .  cuijp.  und  A  cuijp  .'.  Frühes  Bild  des  Meisters  .'.   Ein  Entwurf  zu  diesem  Bild  bei  Dr.  A.  Steenbergen  in 
Amsterdam  .'.  Erworben  1879  in  Paris. 
Eichenholz,  h.  0,49,  br.  0,73. 

861b  Rheinlandschaft.  Goldiger  Sonnenglanz  erfüllt  das  Flußtal.  Am  leuchtend  hell- 
blauen Himmel  stehen  gegen  die  Sonne  goldige  gelbbräunliche  Wolken.  Im  gleichen 
warmen  Gelbbraun  und  goldigen  Gelbgrün  heben  sich  der  steile  Berghang,  der  nach  r.  in 
die  warm  braunen  Schatten  der  Untermalung  übergeht,  und  die  gelbgrünen  Ufer  mit 
den  gelbbraunen  Kühen  gegen  die  in  Sonnendunst  getauchte  Mitte  und  das  schimmernde 
Wasser  des  Stromes  ab.  Den  Lichteffekt  steigern  die  stark  zurücktreibend  wirkenden 
schwarzen  und  dunkelbraunen  Kühe  und  Boote. 

Aus  der  mittleren  Zeit  des  Meisters  [um  1660]    .'.    Eine  ganz  ähnliche,  bessere  Darstellung  von  etwas  größerem  Format  im 
Museum  Boymans  zu  Rotterdam    .-.    Sammlung  Schönborn,  Wien  1866    .-.  Sammlung  Suermondt,  1874. 
Eichenholz,  h.  0,30,  br.  0,39. 

861a  Sonnige  Dünenlandschaft.  Das  Bild  ist  fast  einfarbig,  in  hellgelblichem  Sonnen- 
licht gebadet.  Am  mattblauen  Himmel  stehen  sonnige  Wolken.  Ockergelbliche  Licht- 
töne decken  in  der  Mitte  die  braune  Untermalung,  durch  luftige  graublaue  Schatten 
gelockert.  Rosarote  Töne  in 
der  Hausmauer,  gelbgrünliche 
Töne  im  Gras  und  im  Baum 
der  Mitte,  die  außerdem  durch 
einige  Flecke  Rotbraun  und 
Blaugrau  in  den  Kühen  und 
in  der  Jacke  des  Treibers  be- 
tont wird.  Die  sonnige  Licht- 
wirkung steigert  der  Kontrast 
zu  den  tiefen  braunen  Schatten 
an  den  Bildrändern. 

Bez.  links  unten  in  der  Ecke:  A.  cuijp.  .". 
Frühes  Bild  des  Meisters  .'.  Sammlung 
Suermondt,  1874. 

Eichenholz,  h.  0,49,  br.  0,72. 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVn.  Jahr- 
hundert 

861 B 


861 A 


303 


Schule  von 
Haarlem  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

983  F 


Geld 


er 


Nicolaes  van 
Gelder.  Still- 
lebenmaler, geboren  zu 
Leiden  um  1 625,  gestorben 
kurz  vor  1677.  Tätig-  in 
Stockholm  um  1661,  spä- 
terin  Amsterdam.  Letztes 
Datum  auf  einem  seiner 
Bilder  1675. 

983f  Stilleben.  Helles 
Gelb  in  der  Birne 
[ausklingend  im 
bräunlichen  Goldgelb 
der  Melone  darunter], 
in  den  Lichtern  der 
blaugrün  schimmern- 
den Weintrauben  und 
in  den  Pfirsichen  be- 
herrscht    die     Mitte, 


kontrastierend  mit  dem 
leuchtenden  Hellblau  des 
an  goldgelbem  Ringe  be- 
festigten Bandes,  das  in  der 
rötlich  schimmerndenWein- 
traube  r.  oben  weiterklingL 
Dazwischen  das  kräftige 
Rot  der  Pfirsiche, Erdbeeren 
und  Kirschen,dessenLeucht- 
kraft  durch  den  Gegensatz 
zum  saftigen,  das  Gehänge 
umrahmenden  Grün  ge- 
steigert wird.  Vor  bräunlich- 
grauer Steinnische. 

Bez.  links  unten  ;  N.  van  Gelder.  .'.  Er- 
worben 1 892  in  Paris,  als  Geschenk  des 
Generaldirektors  Dr.W.Bode. 

Eichenholz,  h.  0,48,  br.  0,33. 


Änrrf»!     Phi'ips  Angel.    Maler,  vornelinilich  von  Stilleben,  und  Radierer,  getauft  den  14.  September  1616 
/"Vilbel     2y  Middelburg,  daselbst  im   Oktober  1683  urkundlich  zum  letztenmal  angeführt.    Todesjahr  un- 
bekannt. Tätig  in  Haarlem  und  in  Leiden  zvi^ischen  1639  und  1645;  1646 — 1651  und  1656 — 1662  in  Batavia; 
von  1652 — 1656  in  Ispahan.    1665  in  die  Heimat  zurückgekehrt  und  bis  zu  seinemTode  in  Middelburg  tätig. 

918a  Stilleben.  Die  Gesamtfärbung  wird  vom  bräunlichen  Tone  der  Untermalung 
bestimmt,  die  nur  im  Hintergrunde,  weniger  in  den  Gegenständen  selbst  von  Hellgrau 
gedeckt  ist.  Als  belebende  Farbe  in  der  tonigen  Stimmung  dient  ein  Fleck  Zinnober- 
rot in  den  Schwanzfedern  des  Vogels  1.  und  dem  Beine  des  Vogels  ganz  r.  und  Gold- 
ockergelb im  Gefieder  des  Vogels  r.  vorn,  ausklingend  im  Korbe  dahinter. 

Bez.  unten:  P  Angel  1650    .*.    Eins  der  wenigen  noch  nachweisbaren  Bilder  des  Meisters  [u.  a.  eins  in  der  Eremitage  zu 
St.  Petersburg,  bez.  P.  A.  1658]  .-.  Sammlung  Suermondt,  1874    .-.    Eidienholz,  h.  0,095,  br.  0,13. 


918A 


304 


Holländischer  Meister  um  1640 

844  Der  Reeder  und  seine  Gattin.  Die  Figuren  in  tiefem,  durch  das  Braun  der  Unter- 
malungf  erwärmtem  Schwarz  und  reinem  Weiß  der  Trachten  heben  sich  fest  von  dem  in 
luftigeren  Tönen  gehaltenen  Hintergrund  ab.  Warm  wirkt  das  mit  Lichtrot  behandelte 
bräunliche  Inkarnat  im  Gegensatz  zumWeiß  der  Kragen  und  Manschetten.  Das  ockergelb- 
liche Braun  des  Vordergrundes  geht  nach  derTiefe  in  das  luftige  Blaugrau  des  Meeres  [dort 
matte  rötliche  und  goldgelblicheTöne  in  der  breit  hingesetzten  Staffage]  und  des  Wolken- 
himmels über,  der  nach  oben  zu  wieder  stark  durch  das  Braun  der  Untermalung  erwärmt  wird. 

Das  Bild  wurde  früher  vermutungsweise  dem  Vlamen  Peeter  Meert  zugeschrieben,  ist  aber  sicher  holländischen  Ursprungs. 
Bisher  ist  ein  Name  für  den  tüchtigen  Künstler,  der  wahrscheinlich  in  einer  der  kleineren  Städte  Hollands  tätig  war,  noch  nicht 
gefunden  worden    .".    Königliche  Schlösser. 
Leinwand,  h.  1,56,  br.  2,14. 


Holländi- 
sche Schule 
des   XVII. 
Jahrhun- 
derts 


844 


SCHULE  DES  HAAG 

M"  li.    Michiel  Jansz.  Miereveit  [später  van  Miereveld].    Zeichnet  sich  zumeist  Miereveit 

lereVeil     Geboren  zu  Delft  den  1.  Mai  1567,  g-estorben  daselbst  den  27.  luni  1641.    Schüler  des  Willen 


Willemsz.  und  Augustijn  zu  Delft,  dann  des  A.  van  Montfoort   zu  Utrecht   [bis   1583].     Tätig  zu  Delft, 
zeitweilig  am  Hof  im  Haag-  [1625  in  die  Gilde  eingetreten]  als  Hofmaler  der  oranischen  Fürsten. 

748b  Bildnis  eines  jüngeren  Mannes.  Lebhaft  wirkt  das  hellrötliche,  mit  blau- 
grauen Halbschatten  behandelte  Antlitz  [mit  blaugrauen  Augen],  von  dunkelbraunem 
Haar  und  blondem  gelbbraunem  Bart  umrahmt,  gegen  das  Grauweiß  des  Kragens. 
Schwarze  Tracht.  Das  Grau  des  Hintergrunds  wird  vom  durchscheinenden  hellen  Braun 
der  Grundierung  getönt. 

Bez.  rechts  oben  :  A°  1624  und  J  Mt  .  f  .    .'.    Sammlung  Merlo,  Köln  1868    .'.    Sammlung  Suermondt,  1874. 
Eichenholz,  h.  0,11,  br.  0,09. 

748a  Bildnis  des  Jan  Uytenbogaert,  eines  holländischen  Theologen  von  der 
Sekte  der  Remonstranten  [1557 — 1644].  Während  das  von  bräunlichgrauem  Bart 


Schule  des 
Haag  im 
XVII  Jahr- 
hundert 


305 


Schule  des 
Haas  '"> 
XVH.  Jahr- 
hundert 

748  B 


umrahmte  Antlitz  unter  Benutzung  der  braunen  Unter- 
malung- in  rotbraunen  und  lichtroten  Tönen  gehalten 
ist,  mit  Zinnoberrot  auf  den  Lippen,  ist  die  Um- 
gebung auf  kaltes  Blaugrau  und  Schwarz  in  der  Tracht 
gestimmt.  Grauweiß  im  Kragen.  Dunkelgrau  [durch 
das  Braun  derGrundierung  beeinflußt]  im  Hintergrund. 

Bez.  oben  links:  A°  1632.  AETA,  75  .-.  Gestochen  von  W.  Delff  mit  dem 
Namen  des  Malers  .'.  Sammlung  Blockhuizen  [  Rotterdam],  Paris  1870  .'. 
Sammlung  Suermondt,  1874    .".    Eichenholz,  h.  0,63,  br.  0,55. 

D  o,  T/^cfoiin   J^"    Anthonisz.    van    Ravesteijn    oder   Ra- 
IN-dVCÖLCIJÜ   vestijn.      Bildnismaler,    sreboren    1572    [?]    im 
Haag,    begraben    daselbst   den  21.  Juni   1657.     Tätig    im   Haag 
[seit  dem   17.  Februar  1598  Mitglied  der  Lukasgilde]. 

757a  Bildnis  des  Herrn  ReynierPauw  van  Nieu- 
werkerk  [1612 — 1652].  Über  dem  glänzenden  Weiß 
des  Spitzenkragens,  dessen  Helligkeit  durch  die  Nach- 
barschaft zu  tiefem  Schwarz  im  Gewand  [mit  einigen 
grauen  Lichtern]  gesteigert  wird,  steht  warm  der  Kopf  in  ockergelblichen  und  licht- 
roten Tönen  [besonders  in  den  Lippen],  mit  blaugrauen  und  bräunlichen  Schatten 
modelliert,  mit  graublauen  Augen,  von  bräunlichblondem  Haar  umgeben.  Vor  grauem 
Hintergrund. 

Auf  einem  Zettel  auf  der  Rückseite  in  der  Schrift  des  18.  Jahrhunderts;   .  .  .  Heer  van  niwerkerk  Getrout  met  Maria  Jonkhey, 
und:  Ravestyn  Pinx,  1633    .".    Sammlung  Suermondt,  1874. 
Eichenholz,  h.  0,64,  br.  0,48. 


R  3  V<^sl"f  lin     J^"    Anthonie    van    Ravesteijn.     Bildnismaler,   jüngerer  Bruder   des  Jan    Anthonisz. 
J         van    Ravesteijn,   geboren   um  1580   im    Haag,   gestorben   daselbst   den    31.  Januar  1669. 
Tätig  im  Haag  [1614  in  die  Lukasgilde  aufgenommen]. 

748A        ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^B^^H       757b    Bildnis    eines    älteren    Mannes.    Von 

schimmerndemWeiß  in  Kragen  und  Manschetten 
begleitet,  erscheint  als  lebhaftester  Ton  im  Bild 
das  graubräunliche,  mit  Ockergelb  und  röt- 
lichen Tönen  in  den  Lichtern,  mit  Blaugrau  in 
den  Halbschatten  behandelte  Inkarnat.  Hell- 
blaue Augäpfel.  Braunes,  angegrautes  Haar. 
In  schwarzer  Gewandung  mit  grauen  Lichtern 
und  schwarzer  Kappe.  Die  graue  Tönung  des 
Hintergrundes  durchdringt  die  braune  Unter- 
malung. 

Bez.  redits  im  Grunde:  JARavestein  .  fecit  .  A9  1653  .  .'.  Auf  der 
Rückseite  in  alter  Schrift  der  Name  Sweerts  de  Landas  [noch  jetzt 
existierende  freiherrliche  Familie  in  Holland]     .".     Erworben  1875 
als  Vermächtnis  des  Herrn  Mossner. 
Eichenholz,  h.  0,73,  br.  0,53. 

X/anna    Adriaen  Pietersz.  van   deVenne.    Geboren 
VCIUIC    ^y  Delft  1589,  gestorben  im  Haag  den  12.  No- 


306 


vemberl662.  Schüler  des  Goldschmieds  Simon  deValck  in 
Leiden  und  des  Jeronimus  van  Diest  im  Haag-.  Tätig'  zu 
Middelburg  [1614—1625]  und  im  Haag  [1625  in  die  Lukas- 
gilde eingeschrieben  und  1656  Mitbegründer  der  neuen 
Malergilde]. 

741a  Der  Sommer.  Der  braune  Ton  der  Grun- 
dierungf  hält  den  Vordergrund  mit  Einschluß  der 
Windmühle  zusammen.  Er  ist  r.  vorn  durch 
braunrote  Töne  in  den  Schatten  des  Erdreichs 
verstärkt  und  stellenweise  [besonders  in  der 
Straße,  dem  Schimmel  und  der  Wagenplane] 
mit  Hellgrau  gedeckt.  Einige  Flecke  kräftigen 
Zinnoberrots  in  der  Jacke  des  Bauernweibes  r. 
und  in  einzelnen  Kleidungsstücken  der  Bettler- 
familie 1.  Gegen  die  roten  und  braunen  Töne 
steht  bräunliches  Gelbgrün  der  Bäume  und  Blau- 
grün, das  als  Lasur  schon  im  Bachwasser  vorn 
ansetzt,  in  der  Ferne.  Kalter  graublauer  Wolken- 
himmel, 1.  mit  hellgelben  Lichtern. 

Bez.  unten  in  der  Mitte  des  Bildes:  AV  VENNE  1614     .-.     Gegenstück  zu  Nr.  741  B 
Eichenholz,  h.  0,43,  br.  0,68. 


Schule  des 
Haag  im 
XV/l.  Jahr- 
hundert 

757  A 


Sammlung  Suermondt,  1874. 


741b  Der  Winter.     Die  hellbraune  Grundierung   ist  im  Vordergrunde  unter  der  grau- 
blauen Lasur  des  Eises  sichtbar  und  wird  nach  der  Bildmitte  zu  dichter  durch  weiße  [in 
der  Ferne  mit  Ockergelb  lasierte]  Töne  gedeckt.     Diese  gehen   in   den    mattblauen 
Himmel  mit  ockergelblichen  Wolken  über. 
Die  Mitte  wird   betont  durch    bräunliches 
Ockergelb  im  Segel  des  Eisbootes  mit  blau- 
weiß-roter Flagge,  Zinnoberrot  [dagegen 
etwas  Olivgrün  in  der  Fahne]  in  einzelnen 
Figuren.     Gegen   die   kühle    helle   Fläche 
heben  sich  in  Graubraun  die  Baumstämme 
und  in  Schwarz,  Rot,  Blau  und  Goldgelb 
die  Staffage  ab. 

Bez.  rechts  unten:  AV  VENNE  1614     .'.    Gegenstück  von 
Nr.741A    .'.   Sammlung  Suermondt,  1874. 
Eichenholz,  h.  0,42,  br.  0,68. 

Spff-I    RVf^n     H"'"^"    Saft-Leven    [II.]   d.  J. 

kJdlL  LiCVCll  Landschaftsmaler  und  Radierer,  ge- 
boren angeblich  1609  zu  Rotterdam,  gestorben  zu 
Utrecht  den  5.  Januar  1685.  Schüler  des  Jan  van 
Goijen,  wahrscheinlich  auch  seines  älteren  Bruders 
Cornelis.  Tätig  zu  Rotterdam  und  vornehmlich  zu 
Utrecht  [seit  ungefähr  1633]. 

958  Silvio  reicht  der  verwundeten 
Dorinda  den  Pfeil  [Szene  aus  Guarinis 
Pastor  f  ido  IV,  8].  Gegen  die  kalten  kreidigen 


757  B 


307 


Schule  des 

Haag  im 

XVII.  Jahr. 

hundert 

741 A 


Töne  derLandschaft  [imVorder- 
grunde  durch  dunkelbraune 
Kulissen  getrennt]  und  matt- 
blauen Himmel  mit  hellgrauen 
Wolken  heben  sich  die  Figuren 
in  bunter  Farbigkeit  ab.  Das 
reichliche  Blaugrün  der  Land- 
schaft ergänzt  sich  in  dem  grellen 
Rot  im  Mantel  des  Dorinda 
stützenden  Linco.  Rotgelb  in 
seinem  Gewand  überführt  zum 
Hellgelb  der  Tracht  Dorindas, 
das  im  ockergelbbraunen  Erd- 
boden ausklingt  und  dessen 
Intensität  durch  einige  Flecke  kräftigen  Blaus  [Gürtel  und  Sandalenbänder]  gesteigert 
wird.  Die  Färbung  fällt  nach  r.  zu  Blauviolett  im  Rock,  neben  wenig  Gelbbraun  in  den 
Beinkleidern  und  Karminrosa  im  Köcher  des  knienden  Silvio.  Kaltes  bläuliches  Weiß 
im  Hund.    Gedämpfte  gelbrote,  hellkarminrote  und  blaue  Töne  in  den  fernen  Figuren. 

Bez.  rechts  unten  an  einem  Steine:  .  H  .  Saft-Leuen  .  f  .  1635     .•.     Gegenstück    zu   Nr.  956   von  C.  van  Poelenburgh    .'. 
Frühestes  datiertes  Bild  des  Meisters  und  eine  seiner  seltenen  figürlichen  Darstellungen    .".    Königliclie  Schlösser. 
Leinwand,  h.  1,14,  br.  1,40. 


p,..  „1  _-_l-...„~.K    Cornelis  van  Poelenburgh  oder  Poelenborch.    Maler  und  Radierer,  g-eboren  zu 

I   UeieilUUrgn    Utrecht  1586,  gestorben  daselbst  den  12.  August  1667.    Schüler  Abraham  Bloemaerts. 

während    eines   längeren  Aufenthaltes    in  Italien   [vornehmlich   in   Rom  um   1617 — 22]    unter  dem  Einflüsse 

der  Werke  Elsheimers  weiter  ausgebildet.    Tätig  zu  Utrecht  [seit  1627],  vorübergehend  zu  London   [1650]. 


958 


956  Amarillis  reicht 
Myrtill  den  Preis 
[Szene  aus  Guarinis 
Pastor  fido  II,  i].  Um- 
geben von  den  kühlen 
blaugrünen  und  hell- 
grauenTönen  desBodens 
und  dem  luftigen  Grau- 
blau und  Hellblau  des 
Himmels,  leuchten  die 
sonnigen  Farben  der 
flächig  behandelten  Ge- 
wänder, mit  dem  goldig- 
ockergelbbräunlichen  In- 
karnat zusammenwir- 
kend. Die  Mitte  be- 
herrscht [im  Kontrast  zum 
Hellblau    des   Himmels] 


308 


helles  Gelb  im  Mantel  des 
sitzenden  Mädchens.  Ihr 
grünes  Gewand  steht  gegen 
Mattrot  im  Kleide  des 
stehenden  dahinter.  Blau 
im  Gewand  von  deren  Ge- 
fährtin führt  über  Grau- 
violett zum  Grau  in  der 
Tracht  des  als  Mädchen  ver- 
kleideten Myrtill,  dem  Ama- 
rillis  in  hellkarmoisinrotem 
Gewand  den  Blumenkranz 
als  Siegespreis  aufsetzt.  In 
den  Figuren  derTiefe  leuch- 
tet gedämpftes  Goldgelb  und  Hellrot  auf.  Graublaue  und  rosarote  Töne  schillern  neben 
Weiß  in  den  Gewändern  der  r.  vorn  sitzenden  Gefährtin  zusammen.  Das  starke  Gelb 
der  Mitte  klingt  nach  1.  im  Strohhut  mit  roten,  blauen  und  gelben  Blumen  neben  blau- 
weiß-roter Schärpe,  die  um  den  Köcher  gewunden  ist,  aus,  vor  den  luftigen  bräun- 
lichen und  bräunlichsaftgrünen  Tönen  der  Landschaft  mit  den  Ruinen  des  Grabmals 
der  Horatier  und  Curiatier. 

Bez.  unten  in  der  Mitte:    C'P'     .'.     Gegenstück  zu  Nr.  958  [Herman  Saftleven]  und  mit  diesem  zu  einer  Folge  gehörig, 
aus  der  andere  Stücke  sich  in  der  Gemäldegalerie  zu  Sanssouci  befinden    .•.    Königliche  Schlösser. 
Leinwand,  h.  1,15,  br.  1,46. 

lVIr»»-<:»<=>lc^     Paulus  Moreelse.  Bildnismaler,  auch  Zeichner  für  den  Holzschnitt  und  Architekt,  geboren 
IViUICClSC     zu  Utrecht  1571,  gestorben  daselbst  den  19.  März  1638.    Schüler  Michiel  Jansz.  Miereveits  zu 
Delft.    Vor  1604  in  Italien.     Tätig  zu  Utrecht  [1596  in  die  Gilde  aufgenommen]. 

753  Bildnis  einer 
jungen  Frau.  Das 
volle  Licht  sammelt 
sich  auf  dem  lichtröt- 
lichen,mit  blaugrauen 
Halbtönen  und  warm 
braunenSchatten  mo- 
dellierten Inkarnat, 
das  von  gedämpftem 
Weiß  in  Haube,  Kra- 
gen und  Manschetten 
[blaugrau  in  den 
Schatten]  begleitet 
wird.  Dagegen  das 
schwarze,  grau  ge- 
blümte Kleid  und 
dunkelgrauer  Grund, 
der   wie    die    ganze 


Schule  des 
Haag  im 
XVII.  Jahr- 

hundert 

741 B 


309 


Sdiule  des 
Haag  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

753 


Bildfläche  vom  durchscheinenden  Braun  der 
Grundierung-  leicht  getönt  wird.  Bräunlich- 
g-oldgelbe  Armbänder  und  Taillenknöpfe. 

Bez.  rechts  oben:   1628  und  mit  dem  aus  P  M  gebildeten  Mono- 
gramm   .*.    Sammlung  Solly,  1821. 
Eichenholz,  h.  1,20,  br.  0,88. 


Diepraem 


Arent  Diepraem.  Getauft  zu  Rotter- 
dam den  23.  Januar  1622,  begraben  da- 
selbst den  16.  Juli  1670.  Schüler  des  Glasmalers  Stoop 
und  des  H.  M.Sorgh  in  Rotterdam;  durch  das  Studium 
Brouwers  weitergebildet.  Tätig  in  Dordrecht,  wo  er 
1648  in  die  Lukasgilde  aufgenommen  wurde. 


891a  Das  Frühstück.  Zusammengehalten  im 
braunen  Tone  der  Untermalung,  die,  nur 
locker  in  flottem  Auftrag  gedeckt,  in  den 
Tiefen  z.  B.  des  Inkarnats  zutage  liegt  und 
im  Hintergrunde  mit  Grau  gedeckt  ist.  Das 
warm  rotbraune  Inkarnat  umgibt  Dunkelblau 
in  der  Kappe  und  bräunliches  Violett  in  der 
Jacke,  dem  bräunliches  Gelb  in  den  Armein 
entspricht.  Dunkelblaugrau  in  den  Bein- 
kleidern. Vorn  bräunliches  Rot  in  den  Strümpfen.  Einige  Flecke  Weiß  im  Halstuch  und 
dem  Hemd  am  Ärmel. 

Bez.  am  Faß  oben:  A  Diepraem  1665    .".    Sammlung  Suermondt,  1874. 
Eichenholz,  h.  0,30,  br.  0,25. 

X/kiP»«;   Abraham  de  Vries.     Bildnismaler,  geboren  zu  Rotterdam,  gestorben  1648  [?]  im  Haag.     Tätig 
VrieS»   m^   1630—1640  in  Amsterdam,   1635  in  Paris,  seit  1644  im  Haag,  wo  er  1648  sterbenskrank  sein 


Testament  macht. 


803  Bildnis  eines  Mannes.  Hell  schimmert 
aus  dem  graubraunen  Dunkel  das  rötliche  In- 
karnat und  das  im  Lichte  peinlich  mit  spitzem 
Pinsel  gezeichnete  dunkelbraune  Haar  auf, 
über  dem  schimmernden,  in  den  Schatten  gelb- 
lich und  bläulich  getönten  Weiß  im  Hemdaus- 
schnitt, dessen  Umriß  durch  blauviolette  La- 
suren erweicht  wird.  Aus  dem  schwärzlichen 
Dunkel  leuchtet  Karminrot  in  den  Lichtern 
von  Sammetgewand  und  Barett  auf.  Goldgelb 
blitzt  die  goldene  Kette  und  die  Stickerei  am 
Brusteinsatz. 

Erworben  1835  oder  1836. 

Eichenholz,  h.  0,65,  br.  0,51. 

I    1C<:#=>     Diederick   [Dirk]  van   der    Lisse.      Geburts- 

LilSSC     cJajujn  unbekannt,  begraben   den  31.  Januar  1669 

im  Haag.    Schüler  Cornelis  van  Poelenburghs  in  Utrecht. 


310 


Tätig  in  Utrecht  [?]  und  im  Haag  [daselbst  1644  in 
die  Lukasgilde  aufgenommen,  1656  Mitbegründer  der 
neuen  Gilde,  1660 — 1669  Bürgermeister]. 

II 467  Landschaft.  Die  dunkle  Vorder- 
grundkulisse im  warmen  Braun  der  Unter- 
malung, durch  graue  Töne  gedämpft,  mit  hell- 
grauen Lichtern  des  Gesteins  zwischen  blau- 
grünem Graswuchs.  Sehr  lebhaft  wirkt  oben 
vor  dem  Blaugrau  einer  Wolke  Goldgelb  im 
Gewände  der  Schäferin  und  Karminviolett  im 
Kleide  des  Schäfers.  Der  Vordergrund  setzt 
sich  gegen  den  hellblaugrünen  Mittelgrund 
ab,  durch  mattrote,  goldgelbe  und  blaue 
Flecke  in  den  Trachten  der  Staffage,  etwas 
Gelbbraun  und  Weiß  in  den  Kühen  und 
Schafen  belebt,  und  r.  von  den  luftig  violett- 
bräunlichen Ruinen  begrenzt.  HellblaueFerne. 
Am  lichten  mattblauen  Himmel  ziehen  rötlich 
beleuchtete  Wolken  vom  Horizont  herauf. 

Bez.  links  unten :  DV-  [zusammengezogen]  L*    .•.    Königliche  Schlösser    .*.    Eichenholz,  h.  0,51,  br.  1,70. 


Sdiule  lies 
Haag  im 
XVII.  Jahr- 
Inmdeil 


Hage 


Joris  van  der  Hagen  oder  Verhagen.    Landschaftsmaler,  begraben  im  Haag  den  23. Mai  1669. 
"   Tätig  im  Haag,  wo  er  urkundlich  1640  erwähnt  wird  und  im  Jahre  1656  die  Malergilde  mitbegründete. 

916  Ansicht  des  Rheintors  und  des  Hafens  von  Arnheim.  In  dunkler  blau- 
grüner Färbung,  die  vom  Rotgelb  einzelner  Zweige  unterbrochen  wird,  steht  die  Baum- 
gruppe vorn  gegen  lichte  weiße,  in  der  Mitte  ockergelblich  beleuchtete,  ganz  oben 
bräunlichgrau  beschattete  Wolken,  die  den  hellblauen  Himmel  bedecken,  über  der 
tiefgefärbten  Landschaft.  Die  sonnige  Trift  mit  weidendem  Vieh  in  Gelbgrün,  von 
bräunlich  getöntem  Vordergrund  und  dunkelgrünem  Buschwerk  umschlossen.  Nach  der 
Tiefe  immer  mehr  in  das  Blaugrün  des  Flußspiegels  und  der  Ferne  übergehend.  Da- 
zwischen das  Rotbraun  des  Erdbodens,  das  Braunrot  der  Dächer  und  Mauern  von 
Arnheim,  Gelbbraun  der  Segel  im  Hafen.  R.  ein  ockergelber,  nach  dem  Rhein  ab- 
fallender Bergzug.  In  der  Mitte  der  Turm  von  Oosterbeek  [?],  r.  Driel,  in  der  Ferne 
Heelsum  oder  Renkum. 


II 467 


311 


Schule  des 
Haag  im 
XVn.  Jahr- 
hundert 

916 


Dieselbe  Gegend,  von  einem  anderen  Stand- 
punkt aus  gesehen,  ist  vom  Meister  in  einem 
Gemälde  des  Louvre  wiedergegeben  und 
ebenso,  nur  mit  beschränkter  Fernsicht,  im 
Mauritshuis  im  Haag  .'.  Königliche  Schlösser. 
Eichenholz,  h.  0,58,  br.  0,82. 


T  plipnKp'rrrV»  Cornelis  Lelien- 
L,eiienDergn  b^rgh  oder  Lelien- 
burch.  Stillebenmaler,  geboren  vor 
1626  im  Haag,  gestorben  nach  1672, 
1646  in  die  Lukasgilde  im  Haag  als 
Meister  aufgenommen  und  1656  Mit- 
begründer der  neuenMalergilde  daselbst. 
Tätig  im  Haag  bis  1665. 


990 


990  Stilleben.  Am  nachdrück- 
lichsten wirkt  im  hellen  Lichte 
gegfen  das  bräunliche  Grau  des 
Hintergrunds,  des  Eimers  und 
des  Vogels  darin  das  Gelb  der  Quitten,  nach  1.  ins  Gelbbraun  der  Schnepfen  [neben 
dem  Weiß  ihrer  Flügelinnenseiten  und  Brust],  nach  rückwärts  in  grünliche  Töne  in  den 
Zwiebeln,  gelbgrüne  in  den  Artischocken  übergehend.  Ockergelbe  Lichter  auf  der  Tisch- 
platte. Gelbgrün  ergänzt  sich  in  der  karminrötlichen,  grünlich  schillernden  Lasur  der 
Sammetdecke.  Das  Ganze  aber  wird,  besonders  in  den  Schattenpartien  und  der  Decke 
vorn  von  der  bräunlichen  Grundierung  getönt. 

Bez.  an  der  Tischplatte  rechts  mit  dem  aus  C  und  L  gebildeten  Monogramm  und  der  Jahreszahl  1652     .-.     Sammlung  Solly,  1821. 
Eichenholz,  h.  0,77,  br.  0,60. 

C^-j-.^i-e    T.  Smits.    Stillebenmaler,  dessen  Lebensdaten  unbekannt  sind.   Von  dem  Maler,  dessen  Signatur 
fälschlich  Sauts  gelesen  wurde,   kamen  bezeichnete  Bilder  auf  verschiedenen  Versteigerungen  vor. 
Vermutlich   der  Haager  Schule  angehörig  und  um  die  Mitte  des   17.  Jahrhunderts  tätig. 

983  E  Stilleben.  Der  die  Bildfläche  beherr- 
schende rotbraune  Ton  der  Untermalung  wirkt 
besonders  in  den  Tiefen  des  Stillebens  und  ist 
im  Hintergrunde  sehr  dünn  mit  Grau,  in  der 
Tischdecke  vorn  mit  grünlichem  Blau  gedeckt. 
Kontrastierendes  Rot  in  einem  Taschenkrebs 
[gedämpft  neben  hellbräunlichen  Tönen  in  dem 
auf  dem  Rücken  liegenden  vorn  ausklingend] 
betont  die  Mitte,  r.  dunklem  Saftgrün  in  den 
Blättern  der  Zweige  mit  bräunlichroten  Pflaumen 
und  bräunlichem  Olivgrün  im  Römer  [mit  gelbem 
und  hellbläulichem  Reflex]  benachbart,  nach  1. 
über  ockergelbe  Töne  in  den  Muscheln  zum 
schimmernden  Perlmuttergrau  der  Austernschale 
übergehend.    R.  eine  gelbbraune  Walnuß. 

Bez.  im  Grund  über  den  Muscheln:  T.  SMITS  .'.  Ein  deutlich 
signiertes  Bild  desselben  Meisters  in  der  Sammlung  Schloß  in  Paris 
.'.  Erworben  1891  in  Köln  als  Geschenk  des  Herrn  Richard  v.Kauf- 
ma[in    .".    Eichenholz,  h.  0,24,  br.  0,35. 


312 


^^^H^^pl 

..-;,%-'^     i^^^^^H 

'  ^^^liilff[n8^^'^Bl 

BäädS^^v^      ^^^^^^^Bu^^T       "^  '^^^l^^^l 

WL^StÜKK:           .J^^^VfflBQi^'^'lJB^H 

Sanf      ÄrU^l-   F.Sant-Acker.  Still- 

OdllL  /-\L-KCI  leben- und  Genremaler, 
tätig:  in  der  zweiten  Hälfte  des  17. Jahr- 
hunderts. Der  Künstler  ist  nur  durch 
einige  bezeichnete  Bilder  bekannt. 

909c  Stilleben.  Vor  blaugrauer, 
schwärzlich  beschatteter  Nische 
leuchtet  Hellblau  im  Bande  am 
goldg-elben  Ring  und  Goldgelb 
im  Kopfe  des  Rebhuhns.  Das 
Goldgelb  umgibt  Blaugrau  der 
Federn,  nach  oben  und  im  Flügel 
zu  schimmerndem  Grauweiß  sich 
auflichtend,  auf  Brust,  1.  Flügel 
und  Schwanz  von  warmem  Rost- 
braun unterbrochen. 

Bez.  links  unten:  F.  Sant .  Acker.  .■.  Der  erste  Budistabe  [Vorname],  nicht  mehr  ganz  deutlich,  muß  F  [und  nicht  A,  wie 
seinerzeit  in  der  Suermondtschen  Sammlung]  gelesen  werden.  Das  ergibt  sich  mit  Sicherheit  aus  den  Bildern  des  Meisters 
bei  A.  Bredius  und  Victor  de  Stuers  im  Haag,  die  deutlich  „F.  Sant  Acker  f.  1668"  bezeichnet  sind  .'.  Sammlung  Suermondt, 
1874    .-.    Leinwand,  h.  0,52,  br.  0,43. 

P'fiKmicrtn    William  Gowe  Ferguson.  Stillebenmaler,   geboren   1632   oder  1633   in  Schottland,  ge- 
^^  Ö  storben  [angeblich  in  Schottland]    nach   1695,    da    bis  1695  datierte  Gemälde   vorkommen. 

Tätig  vornehmlich  im  Haag,  wo  er  1660  und  1668,  und  in  Amsterdam,  wo  er  1681  nachweisbar  ist,  und 
auf  Reisen  in  Frankreich  und  Italien. 

909 A  Stilleben.  Vor  dem  Hellgrau  der  Mauer  hängt  das  Rebhuhn  in  kontrastreicher 
Beleuchtung  mit  bräunlichgrauem,  im  Lichte  schimmerndem,  in  den  Schatten  schwärz- 
lichem Gefieder.  Rostrot  im  Kopf  und  den  Brustfedern  des  Vogels,  bräunlich  ge- 
töntes Rot  im  Band,  Karminrot  im  Blutstropfen  am  Schnabel. 

Bez.  links  oben:  W  Gouw  .  Ferguson  fec.    .•.   Sammlung  Suermondt,  1874    .'.    Leinwand,  h.  0,53,  br.  0,43. 


Schule  des 
Haag  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

983  E 


Beijeren 

Abraham  Hen- 
dricksz.  van 
Beijeren.  Maler 
von  Stilleben  und 
Marinen,  geboren 
1620  oder  1621 
im  Haag,  ge- 
storben zu  Alk- 
maar nach  1675. 
Tätig  in  Leiden 
[1638],  dann  im 
Haag  [1639  bis 
1657],  in  Delft 
[um  1657], wieder 
im       Haag,       in 

Amsterdam 
[1672]    und   Alk- 
maar [seit  1674]. 


909  A 
909  C 


313 


Schule  des 
Haag  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

983  D 


983  A 


983  D  Stilleben.  Auf  der  warm 
braunen  Untermalung,  die 
dem  ganzen  Bilde  den  farbigen 
Zusammenhalt  gibt,  ist  der 
Hintergrund  locker  durch 
schwärzliches  Grau,  der  Holz- 
tisch mit  Ockergelb  gedeckt. 
Gleichfalls  sehr  locker,  so  daß 
immer,  besonders  in  den 
Schatten,  die  braune  Unter- 
malung mitwirkt,  ist  das  in 
pastosen  Flecken  glitzernde 
Weiß  und  Graugrün  derFische 
aufgetragen.  Der  farbige 
Nachdruck  liegt  in  den  rosa- 
roten [Fischflossen],  bis  zu  Karmin-  und  Zinnoberrot  im  aufgeschnittenen  Lachs  hinten 
ansteigenden  Tönen,  die  durch  den  Kontrast  zum  Graugrün  des  Schellfischrückens  ge- 
steigert werden.  R.  ockergelbliche  und  rötliche  Töne  im  Taschenkrebs,  ockergelbliche 
Lichter  des  Korbgeflechts;  1.  gelbe  Glanzlichter  auf  dem  Messingeimer.  Vorn  im  Tuch 
liegt  eine  graublaue  Lasur  durchsichtig  über  dem  Braun. 

Bez.  rechts  auf  dem  Tischrand:  Av  Beijren  [sie!]  1655-  .".  Erworben  1891  in  Paris  .■.  Eichenholz,  h.  0,75,  br.  1,05. 

983  a  Stilleben.  Umgeben  vom  kühlen  neutralen  Graublau  der  Sammetdecke,  über  deren 
schillernde  weißliche  Lichter  eine  karminrote  Lasur  gelegt  ist,  vom  Grau  der  Zinnteller 
und  Silberschale,  der  weißen  [graublau  und  bräunlich  gemusterten]  Schale  mit  Fischen 
und   roter  Flüssigkeit  r.,  leuchtet   als  Mittelpunkt  das  Zinnoberrot  des  Hummers  [mit 

gelblichen  Lichtern]  und  der  Pfirsiche.  Gegen 
die  grauen  und  bläulichen  Töne  steht  das 
pastose  Gelb  der  Zitrone  und  der  Pfirsiche, 
während  sich  das  beherrschende  Rot  im  Blau- 
grün des  Römers,  dem  hellgrünen  Tone  der 
rötlich  schimmernden  Weintrauben  und  dem 
bräunlichen  Saftgrün  des  Weinlaubes  ergänzt. 
Die  ganze  Darstellung  hält  die  in  den  Schatten 
und  im  dunkelgrauen  Hintergrunde  durch- 
wirkende braune  Untermalung  zusammen. 

Bez.  links  an  der  Tischplatte  ;  A  v  B  [zusammengezogen]  f   .'.  Bis 
1872  in  der  Sammlung  Villestraux  .'.  Sammlung  Suermondt,1874. 
Leinwand,  h.  0,69,  br.  0,61. 


Cf  _,-j„..,;,^l,    Pieter  Steenwijck.     Geboren   zu 
OICCI1W1JL.K   Leiden.    Geburts- und  Todesjahr  un- 
bekannt.    Schüler  David  Baillys  in  Leiden.    Am  10.  No- 
vember 1642  zu  Delft  in  die  Lukasgilde  eingeschrieben. 
War  1654  schon  nach   dem  Haag-  verzogen. 


314 


Steenwijck?  739a  Stilleben.  Das 
warme  Rotbraun  derGrundierung, 
besonders  in  den  Schattenpartien 
[z.B.  Bücher  r.]  zutage  tretend,  gibt 
die  Grundfärbung.  In  der  Wand, 
weniger  dicht  im  Kasten  und  im 
Tisch,  wird  sie,  z.T.  nur  locker, 
von  hellgrauen  Tönen  gedeckt,  die 
bis  zum  schimmernden  Weiß  der 
Notenblätter  in  der  Mitte  sich  auf- 
lichten. Diese  hellste  Stelle  im 
Bild  umgeben  ein  paar  kräftige 
Farben:  Blau  im  Tuch,  das  über 
den    Kastenrand    hängt    und   sich 

im  Goldockergelb  der  Geige  ergänzt,  Lichtrot  in  der  Flöte  1.  und  nochmals  Goldocker- 
gelb in  der  Pfeife  des  gelblichgraubraunen  Dudelsacks. 

Das  Bild  zeigt  große  Ähnlichkeit  mit  einem  in  der  Galerie  des  Prado  zu  Madrid  befindlichen  Stilleben ,  das  P.  Steenwijck 
bezeichnet  ist    .".    Erworben  1891  als  Geschenk. 
Eichenholz,  h.  0,42,  br.  0,59. 


Schule  des 
Haag  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

739  A 


B__„__  Bartholomeus  [Bartelmees]  van  Bässen.  Baumeisterund  Architekturmaler,  geboren  um 
ai>i>eil  1590  in,  Haag,  begraben  daselbst  den  28.  November  1652.  Tätig  in  Delft  [1613  als  Meister 
in  die  Lukasgilde  aufgenommen]  und  im  Haag  [1622  in  die  Gilde  aufgenommen,  später  Stadtbaumeister 
daselbst],  vorübergehend  in  England  und  in  Antwerpen. 

695  Inneres  einer  Kirche.  Der  ockergelblichgraue  Ton  des  Architekturvordergrundes 
geht  nach  rückwärts  in  kälteres  Grau  über.  Lichtrote  Säulen,  goldockergelbliche 
Altäre  und  Chor.  Ockergelbliche  und  blaugraue  Bodenfliesen;  r.  eine  graurötliche 
Grabplatte.  Gegen  das  überwiegende  Grau  in  kräftigerer  Färbung  die  Figuren  der 
Prozession:  bräunliches  Schwarz  in  den  Trachten,  bräunliches  Rot  im  Baldachin,  dem 
Ornate  des  Priesters  mit  goldgelber  Monstranz,  sowie  in  den  Trachten  einzelner 
Figuren;  Blau,  Goldgelb 
und  Rosarot  in  der  Ferne. 

Die  Figuren  vonF  r.  Fran  ck  e  n  d.J.  .*. 
Bez.  links  am  Sockel  des  Pfeilers:  F 
Franck  figurauit.  .  .  uräuitund  B.  Van. 
Bässen  1624.  .".  Königliche  Schlösser. 
Eichenholz,  h.  0,53,  br.  0,79. 

SCHULE 
VON  UTRECHT 

HonthorSt  [CumlLmT  van 
Honthors t.  Zeichnet  sich  gleich 
seinem  älteren  Bruder  Gerard, 
G.  Honthors t.  Bildnismaler, 
geboren  zu  Utrecht  1604,  be- 
graben daselbst  den  19.  Februar 
1666.      Schüler   Abraham    Bloe- 


695 


315 


Schule  von 
Utrecht  im 
XVn.  Jahr- 
hundert 


maerts   und    unter   dem    Einflüsse   seines    Bruders    Gerard  weiter    ausgebildet.    Tätig   im  Haag   und    in 
Utrecht,  einige  Zeit  in   Berlin  [1646  dort  zum  Hofmaler  ernannt,  bis  1664]. 

1008  Bildnis  Wilhelms  II.  von  Nassau,  Prinzen  von  Oranien  [1626—1650;  Statt- 
halter der  Niederlande].  Ockergelblich,  mit  Lichtrot  erwärmt,  das  Inkarnat,  von  dunkel- 
braunem Haar  umgeben.  Weiß  im  Kragen.  Schwarzer  Brustpanzer  mit  goldgelben 
Nägeln  und  tiefschwarze  Umrahmung.  Hellgrauer  Hintergrund.  Die  ganze  Bildfläche 
ist  vom  durchwirkenden  Braun  der  Grundierung  getönt. 

Bez.  links  unten  :  GHontliorst  1647   .".  Gegenstück  zu  Nr.  1009  .•-  Andere  Bildnisse  des  Prinzen  von  der  Hand  des  Meisters 
in  den  Galerien  zu  Amsterdam  [Nr.  156  und  157]  und  Sdiwerin  [Nr.  519]   .•.   Königliche  Schlösser. 
Eichenholz,  h.  0,72,  br.  0,57. 

1009  Bildnis  der  Prinzessin  Maria  Stuart,  GemahlinWilhelms  II.  von  Oranien 
[1631 — 1660,  Tochter  Karls  I.  von  England,  vermählt  1644].    Als  lichtester  Ton  das 

graubräunliche  In- schwarzeUmrahmung. 

karnat,von  dunkel- 
braunem Haar  um- 
geben. Rosarot  im 

Kleid,  das  sich  zu       W  '^^^g  -^     ^J^L^  ^      ^^^"^    Bildnis         der 

bräunlichem    Kar-      ■  i^^^B  \  ^B  ■         Amalie  von  Solms, 


minrot  in  den 
Schatten  vertieft. 
Unten  sind  hell- 
blaue Unterärmel 
sichtbar.  Hell- 

grauer Perlen- 
schmuck.Diehellen 
Töne  stehengegen 
dunkelgrauen 
Hintergrund,  den 
1.  unten  die  braune 
Grundierung 
durchdringt,     und 


Gegenstück    von    Nr.  1008     .'. 
Königliche  Schlösser. 

Eichenholz,  h.O,72,br.O,56. 


Gemahlin  des Prin- 
zenFriedrichHein- 
rich  von  Oranien 
[1602-1670,vermählt 
1625].  Vom  rotbräun- 
lichen Grunde,  der 
durch  graueTöne  ge- 
dämpft wird,  hebt  sich 
licht  in  ockergelb- 
lichen Tönen,  mit  Rot 
in  den  Lippen,  das 
Inkarnat  ab,  vom 
Schwarz  der  Witwen- 


tracht, das  durch  die  braune  Untermalung  erwärmt  wird,  umrahmt.  In  lebhaftem  Gegen- 
satz zu  dieser  einheitlichen  ernsten  Färbung  steht  das  Gelb  im  Goldrahmen  des  Oval- 
bildes, das  den  1647  verstorbenen  Gemahl  der  Dargestellten  in  grauschwarzem  Panzer, 
mit  warm  rötlichem  Inkarnat  zeigt,  und  Blau  im  Ordensbande  des  Prinzen. 

Königliche  Schlösser    .•.    Eichenholz,  h.  0,83,  br.  0,81. 

I_I  _  _.  j.l_^  1     Gerard  [Gerart,  Gerrit]  vanHonthorst,  in  Italien  genannt  Gherardo  dalleNotti. 

nUIlLllOrSL  Geboren  zu  Utrecht  den  4.  November  1590,  gestorben  daselbst  den  27.  April  1656.  Schüler 
Abraham  Bloemaerts  zu  Utrecht,  während  eines  längeren  Aufenthaltes  in  Rom  unter  dem  Einflüsse 
Caravaggios  ausgebildet.  Tätig  zu  Utrecht  [noch  1635;  daselbst  1622  in  die  Gilde  aufgenommen]  und 
im  Haag,  wo  er  1637  in  die  Gilde  eingeschrieben  wurde  [daselbst  noch  nachweisbar  bis  1652];  vor- 
übergehend  in  London   [um   1620]. 

444  Das  Puffspiel.    In  hellem  Licht,  vor  hellgrauer  Wand  die  Figuren  in  buntfarbigen 
Trachten.   Vor  allem  dominiert  ein  helles  Gelb  [Jacke  und  Barettfeder  der  Rückenfigur, 


316 


Goldgelb  im  Rock  des  Mädchens  1.],  das  in  ockergelblicher  Tönung  auch  auf  die  r.  Seite 
hinüberspielt  [Lichter  auf  dem  rötlichen  Ärmel  des  Zuschauers  r.  im  ockergelben  Rock, 
Mandoline,  Rock  des  jungen  Mannes  r.].  Es  steht  im  Kontrast  zu  Blau  [Rockborte  und 
Feder  der  Rückenfigur,  heller  in  seinen  Beinkleidern,  Kleid  des  Mädchens  1.,  tiefblaue 
Tracht  der  Mandolinenspielerin].  In  der  Bildmitte  bricht  starkes  Zinnoberrot  derTisch- 
decke  hervor,  das  als  Reflex  in  den  Schatten  der  benachbarten  Kleider  und  in  der 
Feder  der  Spielerin  hinter  dem  Tisch,  als  Karminviolett  in  ihrem  Kleid  und  in  Ärmel  und 
Barettfeder  des  das  Mädchen  r.  liebkosenden  jungen  Mannes  weiterklingt.  Lichtes  weiß- 
liches, auf  den  Wangen  gerötetes  Inkarnat  der  Mädchen,  kräftiger  rotbraun  gefärbte 
Fleischfarbe  der  Männer.  Die  Figuren  hinten  tauchen  weich  in  den  braunen  Ton 
der  Untermalung  ein,  die  auch  in  den  Schatten  zutage  tritt  und  in  der  hellgrauen  Wand 
durchwirkt. 

Bez.  rechts  unten:  GHonthorst  f  162-1    .-.    Königliche  Schlösser    .-.    Eichenholz,  h.  0,46,  br.  0,65. 


Schule  von 
Utrecht  im 
XVII.Jahr- 
hundert 


Clliir»  Jacob  Ger- 
"IJP  ritsz.  Cuijp. 
Geboren  zuDordrecht 
im  Dezember  1594, 
gestorben  daselbst 
1651oderl652.Schüler 
Abraham  Bloemaerts 
in  Utrecht.  Tätig  zu 
Dordrecht,  wo  erl617 
in  die  Lukasgilde  auf- 
genommen wurde. 

743a   Junges 
holländisches 
Brautpaar      als 
Dämon    und 
Phyllis.  Das  be- 
herrschende 
warme  Braun  der 
Grundierung      ist 
im    Hintergrunde 
durch  pastose  saft- 
grüne    und     rot- 
erwärmtes   Inkarnat   der 
sind  kleine  Flecke  Rot, 
dunkelbraunen  Haar  und 
verteilt.  Rosa  Töne  auch 

Bez.  rechts  an  einer  Säulentrommel 


braune  Töne  im  Laub- 
werk gedeckt  und  nach 
dem  Ausschnitte  des 
kalten  graublauenHim- 
mels  zu  durch  gelb- 
braune und  ockergelbe 
Töne  aufgehellt.  Vor 
dieser  rein  dekorativ 
wirkenden  und  neben- 
sächlich behandelten 
Landschaft,  in  Grau- 
weißdieBraut,in  Violett 
mit  goldgelbem  Besatz 
und  Gürtel  der  Bräuti- 
gam, beide  Farben  be- 
sonders in  den  Schatten 
vom  Braun  der  Grun- 
dierung getönt.  Sehr 
lichtes,  mit  Karminrot 

Braut,  rotbräunliche  Fleischfarbe  des  Bräutigams.  Überall 
Gelb,  Weiß  und  Grün  in  den  Blumen   und  Efeukränzen  im 

im  Schmuck,  Rosa,  blaugrün  schillernd,  im  Gürtel  der  Dame 
in  den  Köpfen  der  Schafe  gegen  das  Grün  des  Vordergrundes. 

:  Cuijp.  F.  [echt?]    .'.    Erworben  1876  in  Berlin    .-.    Eichenholz,  h.  0,86,  br.  0,67. 


743  Bildnis  einer  alten  Frau.  Das  beherrschende  warme  Braun  wirkt  am  lebhaftesten 
im  Inkarnat,  von  kaltem  bläulichem  Grauweiß  in  Haube  und  Kragen  umgeben.  Es 
klingt  weiter  im  rotbraunen  Pelz,  dem  Stuhl  mit  goldgelbbraunen  Nägeln  und  seinem 
Lederbezug.  Hier  schon  mit  grauen  Tönen  gekühlt,  am  stärksten  aber  im  Hinter- 
grunde mit  Grau  gedeckt.   Tief  schwarzes  Kleid  mit  grauen  Lichtern. 


1009 


317 


Schule  von 
Utrecht  im 
XV/J.  Jahr- 
hundert 

1017 


Bez.  links  über  der  Stuhllehne  :  >Etatis.  68  Anno.  1624  JG.  [verschlungen]  cuijp.fecit  .■.  Erworben  1841. 
Eichenholz,  h.  1,06,  br.  0,76. 

_  _     Jacob    van    Loo.    Geboren  zu  Sluis   1614,  gestorben   zu  Paris    den  26.  November  1670.      Schüler 
iKJKJ     seines  Vaters  Jan   van  Loo.    Von   1642  bis  1662  tätig  zu  Amsterdam,  wo  er  1652  das   Bürgerrecht 
erwarb,  und  Paris  [daselbst  1663  in  die  Akademie  aufgenommen]. 

765a  Diana  mit  ihren  Nymphen.  Der  Vordergrund  r.  im  glitzernden  Lichte  des 
grauen  Wolkenhimmels,  nach  der  Tiefe  zu  durch  das  Braun  der  Untermalung  gedämpft. 
Graublau  im  Kleide  Dianas  beherrscht  die  Mitte  und  kontrastiert  mit  Goldgelb  im 
Kleide  der  Nymphe  r.  und  den  Jagdgeräten,  mit  Gelbbraun  in  der  Gewandung  der 
Nymphe  1.,  die  sich  die  Strümpfe  auszieht.  Olivgrün  und  grünliches  Graublau  in  den 
Kleidern  der  Nymphen  r.  und  1.  überführen  zum  bräunlichgrünen  Dunkel  des  Waldes, 
vor  dem  hell  das  mit  rötlichen  Lichtern  und  graublauen  Schatten  behandelte  ocker- 


444 


318 


Schule  von 
Utrecht  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

743  A 


gelbliche   Inkarnat   schimmert,  meist    gegen  kaltes  bläuliches  Weiß   gestellt.    Vorn  auf 
blaugrünlichem  Boden  die  gelb-  und  rotbraun  getönten  Rebhühner. 

Bez.  rechts  unten  :  J :  v.  Loo  In.  1 648.     .-.    Von  dem  Meister  eine  Darstellung-  desselben  Gegenstandes  in  der  Galerie  zu  Braun- 
schweig, wahrscheinlich  aus  späterer  Zeit    .-.    Erworben  1872  in  St.  Petersburg    .'.    Leinwand,  h.  1,34,  br.  1,67. 

Hnnrlppnf  f  f  K    C'^^  Claesz.  d'Hondecoeter,  seltener  Hondecoutre.  Landschaftsmaler,  o-eb. 

1  ivjInac^^UCLCI     2;u  Antwerpen,  angeblich  1627  als  Meister  in  die  Gilde  zu  Utrecht  aufgenommen,  1637 

in  Delft  nadiweisbar,  gest.  zu  Amsterdam  im  September  1638.  Tätig  zu  Utrecht  [?]  und  Amsterdam  [seit  1610]. 


743 


319 


Schule  von 
Utrecht  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

765  A 


985  Gebirgslandschaft.  Der  Vordergrund,  im  dunkelbraunen  Tone  der  Unter- 
malung, setzt  sich  gegen  die  stumpfen  ockergelblichgrauen  [Felsen],  blaugrauen  [Bach] 
und  stumpf  gelbgrünen  Töne  [Rasen]  des  hellbeleuchteten  Mittelgrundes  ab,  der 
wieder  von  einer  dunkleren  graubräunlichen  Schattenzone  begrenzt  wird,  um  dann  in 
hellblaue  Ferne  überzugehen.  Hellblauer  Himmel  mit  grauen  Wolken.  R.  ein  Fleck 
Zinnoberrot  im  Gewände  des  Falkenjägers  zu  Pferd,  Hellblau  in  seinem  Mantel,  Gelb- 
braun in  der  Tracht  seines  Begleiters. 

Bez.  unten  links  am  Boden  neben  dem  Flusse  undeutlich:  G.  D.  HOND  .  .    .".    Königliche  Schlösser. 
Eichenholz,  h.  0,51,  br.  1,69. 

Wr»nrl<=»r>r»P»f P>r  Melchior   d'Hondecoeter.     Maler  und  Radierer   von  Federvieh,    geboren    zu 
1  lUllUCCUCLCI     Utrecht   1636,    gestorben   zu   Amsterdam  den  3.  April  1695.     Schüler   seines  Vaters 
Gijsbert  [1604  bis  1653]   und   seines  Onkels  J.  B.  Weenix.     Nach    den    Lehrjahren    zu  Utrecht   tätig   im 
Haag  [daselbst  1659  in  die  Gilde  aufgenommen]   und  vornehmlich  in  Amsterdam   [seit  1663]. 

876a  Ausländische  Wasservögel.  Vor  dem  im  warm  rotbraunen  Tone  der  Unter- 
malung gefärbten  Hintergrund  in  schimmerndem  gelblichem  Weiß  das  Gefieder  des 
Pelikans  mit  roten  Beinen,  gelber  Augenpartie  und  Brust,  rosarot  und  graublau  ge- 
färbtem Schnabel.  Die  Enten  in  kräftig  bunter  Färbung:  blauschwarz  die  schwimmende 
mit  rotem  Hals;  goldgelb  die  Brustfedern  der  laufenden  Ente  r.  mit  rot  und  grün  ge- 
färbten Flügeln,  roten  Beinen  und  Schnabel;  rot  die  Brustfedern  und  Beine  der  stehen- 
den Ente  1.  mit  dunkelblaugrünem  Kopf.  Der  Park  in  bräunlichgrünen  Tönen  unter 
graublauem  Himmel  mit  goldgelbem  Schimmer  am  Horizont. 

Bez.  rechts  unten:  M  D  Hondecoeter  .'.  Aus  Schloß  Bensberg  bei  Köln  .•-  Sammlung  Suermondt,  1874. 
Leinwand,  h.  1,30,  br.  1,57. 

876  b  Hühner.  Die  dunkelbraune  Gestalt  des  krähenden  Hahns  mit  dem  roten  Kamm 
geht  mit  dem  Braun  des  Vordergrunds  zusammen  und  hebt  sich  als  dunkle  Kulisse 


320 


Schule  von 
Utrecht  im 
XVII.  Jahr- 
hundert 

985 


g-egen  das  Ockergelbbraun  des  hellbeleuchteten  Erdbodens,  die  graublauen  Töne 
der  Wolken  und  vor  allem  gegen  das  kalte  bläuliche,  in  den  Lichtern  ockergelblich 
getönte  Weiß  der  Henne  ab.  Dazwischen  ein  lichtrotes  und  ein  schwarzes  Kücken. 
Blaugrünliche  Töne  in  der  landschaftlichen  Ferne.  R.  neben  dem  Blaugrün  einer 
Diestelstaude  das  gelbrote  und  ockergelbliche  Gefieder  des  zweiten  Hahns  mit 
bräunlichkarminroten,  grün  schillernden  Schwanz-  und  Flügelfedern.  Das  Gold- 
gelbbraun der  laufenden  Henne  darüber  geht  schon  mit  den  warm  braunen  Tönen 
des  Hintergrundes  zusammen. 

Erworben  1904  .•.  Sammlung  A.  Thiem   /.  Leinwand,  h.  0,89,  br.  1,06. 

M'  Abraham  Mignon.    Stillebenmaler,  getauft  den  21.  Juni  1640  zu  Frankfurt  a.  M.,  gestorben 

IgllUIl  daselbst  1679.  Schüler  des  Jacob  Marrellus  und  J.  D.  de  Heem  in  Utrecht.  Tätig  in  Holland 
[vornehmlich  in  Utrecht  seit  1660J,  in  Frankfurt  [1665;  1676  zum  letzten  Male  daselbst  erwähnt]  und 
einige  Zeit  in  Wetzlar. 

1642  Tote  Vögel.  Vor  dem  Dunkelgrau  der  Nische,  das  von  der  durchscheinenden 
braunen  Grundierung  getönt  wird,  leuchten  ganz  vorn  starkes  Zinnoberrot  und  Blau 


876  A 


321 


Schule  von 

Utrecht  im 

XVII.  Jahr. 

hundert 

876  B 


im  Gefieder  des  kleinen  Vogels  in  der  Mitte  neben  den  goldgelbbraunen  Federn  des 
Stieglitzes  1.  mit  rot  und  schwarz  gefärbtem  Kopf  und  Hellrot  und  Blaugrau  im  Gefieder 
des  Vogels  r.  Goldgelbbraun  und  Blaugrau  in  den  höher  liegenden  Vögeln.  Leuch- 
tendes Goldgelbbraun  im  Kopfe  des  hängenden  Rebhuhns,  vom  Blaugrau  des  Gefieders 
umgeben,  mit  rotbraunen  Flecken  auf  der  Brust  und  in  den  Schwanzfedern  und  hell 
im  Lichte  schimmerndem  Weiß  des  oberen  Teiles. 

Bez.  rechts  unten :  A  Mignon  .  f.    .*.    Erworben  1904    .".    Sammlung  A.Thiem. 
Eichenholz,  h.  0,54,  br.  0,41. 


1642 


322 


VLÄMISCHE  SCHULE  DES 
XVII.  JAHRHUNDERTS 


Vlämische 
Schule  des 
XVn.  Jahr- 
hunderts 

706 


772 


Molenaer  ^irJ::, 

de  Scheele  Neel  gen. 
Landschaftsmaler,  geboren 
angeblich  1540  zu  Ant- 
werpen, 1564  daselbst  als 
Meister  in  die  Gilde  auf- 
genommen und  dort  ge- 
storben. Schüler  seines 
Vaters,  tätig  zu  Antwerpen 
und  Amsterdam. 

706  Waldige  Land- 
schaft. Das  Gelände 
des  Vordergrundes  ist 
mit  der  saftgrünen 
Eichengruppe,  die  ge- 
gen tiefblauen  Himmel 
mit  blaugrauen  Wol- 
ken steht,  in  dem  brau- 
nen Gesamttone  der  Untermalung  zusammengehalten.  Graue  und  graugrüne  Lichter 
der  Stämme.  Hellgrün  im  Mittelgrunde,  zu  Blaugrün  und  Blau  in  der  Ferne  über- 
gehend. Als  Staffage  ist  die  Parabel  des  barmherzigen  Samariters  dargestellt:  im 
Mittelgrund  der  Samariter  um  den  Verwundeten  bemüht,  auf  der  Straße  weiterziehend 
der  Levit  und  der  Priester,  vorn  r.  die  um  die  Kleider  des  Beraubten  in  Streit  ge- 
ratenen Räuber;  im  Dorfe  der  Verwundete  ins  Wirtshaus  aufgenommen.  Die  grünen 
Töne  ergänzen  sich  durch  kräftiges  Rot  im  Mantel  des  Samariters  in  der  Mitte,  in 
Dächern  und  Mauerwerk  der  Ortschaft,  besonders  aber  r.  in  der  lebhaft  gefärbten 
Gruppe  neben  Goldgelb,  Dunkelblau  und  Grün. 

Bez.  rechts  unten:  C  M.  .-.  Sammlung  SoUy,  1821   .-.  Eichenholz,  li.  0,99,  br.  1,50. 

l\/f__j^^_„    Frans    de    Momper.     Landschaftsmaler,  geboren  1607  zu  Antwerpen,  gestorben   daselbst 
■^''■'■'-'^''r-'^'     1660  oder  1661.     Vermutlich   Sohn  und  Schüler  Hans  de  Mompers,  später  unter  dem  Ein- 
flüsse  der  holländischen   Landschaftsmaler  wie  van  Goijen    fortgebildet.     Tätig   zu  Antwerpen    [1629  in 
die  Gilde  aufgenommen],  Amsterdam   [1648],  Haarlem   [1647]   und  im  Haag. 

772  Blick  auf  Amsterdam.  Während 
die  rötlichbraune  Grundierung  der 
Landschaft  die  weiche  tonige  Stim- 
mung verleiht,  in  der  die  Details 
mit  dunklerer  saftiger  Zeichnung  und 
locker  mit  saftgrünen  Lasuren  im 
Laubwerk,  blaugrünen  in  der  Ferne 
gegeben  sind,  ist  sie  im  lichten 
Himmel  mit  mattblauen  Tönen  und 
mit  pastosen  ockergelblichen  Lichtern 
in  den  Wolken  gedeckt.  Das  matte 
Blau  des  Himmels  spiegelt  sich 
unten  im  Wasser. 


324 


Bez.  rechts  unten:  f  d  momper  .'.  Erwor- 
ben 1843  aus  der  Sammlung  Reimer  zu 
Berlin. 

Eichenholz,  h.  0,60,  br.0,85. 


Brueghel 


Jan    Brueghel    d.  A., 

gen.  de  Fluweelen 
oder  Sammetbrueghel.  Zeichnet 
sich  ausnahmsweise  auch  Bruegel. 
Maler  und  Radierer,  geboren  1568 
zu  Brüssel,  gestorben  den  13.  Januar 
1625  zu  Antwerpen.  Sohn  Pieter 
Brueghels  d.  A.,  Schüler  des  älteren 
Pieter  Goetkint  in  Antwerpen.  Nach 
einem  mehrjährigen  Aufenthalt  in 
Italien  [1593—1596]  tätig  in  Ant- 
werpen. 

765    Landschaft  mit  dem  hl. 

Hubertus.  Die  bräunliche  Grundierung-  tönt  das  locker  behandelte  Grün  des  Vorder- 
g-rundes,  das  sich  nach  der  Tiefe  zu  deckendem  Blaug-rün  abkühlt.  Vor  dem  lichten 
gelblichweißen  Horizont,  der  oben  im  Himmel  in  Hellblau  übergeht,  der  braune  Hirsch, 
umgeben  von  bläulichweiß,  braun  und  schwarz  gefleckten  Hunden.  In  der  Gestalt  des 
hl.  Hubertus  einige  lebhafte  Farben:  bräunliches  Rot  im  Ärmel,  lichtes,  mit  Rot  be- 
handeltes Inkarnat,  Ultramarinblau  in  der  Feder  des  Baretts,  Blaugrau  im  Rock,  Gelb 
in  der  Hose. 

Der  hl.  Hubertus  ist  von  der  Hand  des  Rubens  .'.  Eine  Originalwiederholung  im  Museo  del  Prado  zu  Madrid;  doch  ist 
dort  der  Hubertus  von  Brueghels  eigener  Hand.    Eine  kleinere,  mannigfach  veränderte  Wiederholung  in  der  Pinakothek 
zu  Mijnchen,  bez.  BRUEGHEL  1621;  auch  hier  die  Figuren  von  Brueghel  selbst  .•.  Königliche  Schlösser. 
Eichenholz,  h.  0,60,  br.  0,90. 

678  Die  Schmiede  Vulkans  [das  Element  des  Feuers].  Kaltes  glasiges  Blaugrün 
[Laubwerk  mit  gelben  Lichtern,  Landschaft  im  Mittelgrunde]  geht  nach  der  Ferne 
[durchsichtig  über  die  bräunliche  Grundierung  gemalt]  und  im  Himmel  in  grelles  Blau 
über.  Es  umschließt  und  durchbricht  in  den  Durchblicken  der  Mitte  kontrastierendes  Rot- 
braun im  Ruinengemäuer,  das  im  Vordergrunde  in  das  Graubraun  des  Erdbodens 
übergeht.  Während  die  vorn  aufgehäuften  goldgelbbraunen, kupferroten  und  blaugrauen 
Prachtgeräte  undWaffen- 
stücke  mit  der  Färbung 
des  Vordergrunds  zu- 
sammenklingen, auch 
das  Rotbraun  der  Zy- 
klopenkörper, das  Zin- 
noberrot ihrer  Schurze 
und  des  Schmiedefeuers 
auf  das  beherrschen- 
de Blaugrün  gestimmt 
ist,  fallen  die  drei 
Hauptfiguren  durch  die 
grellfarbigen  Gewänder 


Vlämische 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 

765 


678 


325 


Vlämisdie 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 

678  B 


[zinnoberrot  Amor,  hellblau  Venus,  hell- 
karminrot Vulkan]  und  das  lichte  Inkarnat 
aus  der  Gesamtfärbung  heraus. 

Gehört  zu  einer  Folge  von  vier  Bildern,  die  die  Elemente 
darstellen;  die  anderen  drei  kamen  1771  nach  Holland  .". 
Die  drei  Hauptfiguren  von  He  n  dri  k  van  Baien  [geb. 
zu  Antwerpen  1575,  gest.  daselbst  17.  Juli  1632,  tätig  zu 
Antwerpen]  .".  Königliche  Schlösser. 
Eichenholz,  h.  0,54,  br.  0,93. 


678b  Landschaft  mit  einem  Feldweg. 
Hügelabhang  undWald  in einemstumpfen 
bräunlichen  Grün,  vor  dem  einige  Flecke 
Zinnoberrot  in  den  Trachten  der  Figuren- 
staffage leuchten.  Gedämpftes  Weiß  in 
der  Wagenplane,  ein  Fleck  Gelbbraun  im  Pferd  dahinter.  Den  Vordergrund  begrenzt 
der  matt  ockergelbliche  Streifen  des  Kornfeldes,  dessen  Farbe  durch  den  Kontrast  zu 
blaugrünen  und  blauen  Tönen  in  Ferne  und  Himmel  [1.  von  einem  ockergelblichen  Schein 
hinter  den  Bäumen  erhellt]  in  ihrer  Wirkung  erhöht  wird. 

Erworben  1902  aus  dem  Wiener  Kunsthandel  als  Geschenk. 
Kupfer,  h.0,10,  br.  0,08. 


688  A 


688a  Stilleben.  In  braunrotem  Tongefäß  [mit  farbigen  Reliefs  in  grünlichen  Tönen]  der 
Blumenstrauß  in  hellen  bunten  Farben,  deren  glasige  Wirkung  durch  den  umgebenden 
schwärzlichen  Ton  des  Hintergrunds  noch  gesteigert  wird  und  die  sehr  locker  über  die 

bräunliche  Grundierung  gelegt  sind,  in  klein- 
licher, spitzer  und  flacher,  fast  schattenloser 
Durchführung.  Zwischen  dem  reichlichen 
Weiß  sprechen  besonders  Rosarot,  Rot  [in 
der  Mitte  und  r.  unten]  und  Rotgelb  [Feuer- 
lilien r.  und  Tulpen  1.  oben],  dazwischen  Hell- 
gelb [Blumen  unten  und  in  der  Mitte]  und 
Hellblau.  Die  Zwischenräume  füllt  das  saftige, 
über  die  braune  Untermalung,  welche  die 
Tiefen  gibt,  gelegte  Grün  der  Blätter.  L.  auf 
grauer  Tischplatte  der  Kranz  in  Hellblau, 
Gelb,  Weiß,  Rot  und  Grün,  r.  ein  Zweig  mit 
leuchtend  roten  Johannisbeeren. 


Erworben  1862. 

Eichenholz,  h.  0,64,  br.  0,59. 


326 


742  Das  Paradies.  Gegen  die  kalte  blaugrüne 
Färbung  des  Waldes,  die  im  Mittelgrunde  gelb- 
liche Lichter  beleben,  hebt  sich  der  Vordergrund 
mit  dem  großen  Baum  r.  im  wärmeren  bräunlichen 
Tone  der  Untermalung  [die,  durchsichtig  über  den 
lichten  Grund  gelegt,  nur  in  den  Pflanzen,  Gräsern 
und  im  Laub  mitDunkelgrün  gedeckt  ist]  kulissen- 
artig ab.  Durch  das  Laubwerk  blickt  hellblauer 
Himmel,  1.  oben  von  ockergelblichem  Licht  erhellt. 
Die  Tiere  meist  in  braunen  und  gelbbraunen 
Tönen.  Im  Laub  des  Baumes  aber  leuchten  r. 
unten  lebhaftes  Blau  und  Gelb,  1.  oben  Rot  und 
Blau  im  Gefieder  der  Papageien,  Gelb  und  Rot 
in  den  Äpfeln  auf. 


Die  gleiche  Darstellung  im  Museo  del  Prado  zu  Madrid,  die  dort  als 
Original  gilt,  ist  nur  eine  alte  Kopie    /.    Königliche  Schlösser. 
Eichenholz,  h.  0,59,  br.  0,42. 


Vlämisdxe 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 
742 


D     *1     Paulus  Bril   [Brill].     Landschaftsmaler  und  Radierer,  geboren  zu  Antwerpen  1554,  gestorben  den 
LJl"    7.  Oktober  1626  zu  Rom.     Schüler  des  Damiaen   Ortelmans   [WortelmansJ   zu  Antwerpen.     Tätig  in 
Antwerpen  [bis   1574]   und  Rom. 

714a  Landschaft  mit  Latona,  die  die  Bauern  in  Frösche  verwandelt  [Ovids 
Metamorphosen  VI,  338  f.].  Die  Vordergrundkulisse  ist  in  einem  bräunlichen  Tone 
zusammengehalten.  Ihre  Färbung  geht  von  dunklem  Braun  und  Grün  des  vordersten 
Abschnitts,  unterbrochen  von  den  gelbbräunlichen  und  bräunlichsaftgrünen  Tönen  der 
Lichtzone  1.,  in  stumpfes  bräunliches  Grün  über,  mit  dem  etwas  Rotbraun  in  der  Ruine 
oben,  vor  allem  aber  das  leuchtende  Rot  in  einzelnen  Trachten  der  Figurenstaffage 
[Jacken  der  Bauern  in  der  Mitte  und  ganz  r.,  karminrosa  Gewand  Latonas]  und 
das  braunrote  Inkarnat  kontrastieren. 
Kräftig  setzt  sich  der  Vordergrund 
gegen  den  hellen  ockergelblichen 
Mittelgrund  ab,  der  von  Blaugrün  im 
Baumwuchs  der  Felsen  und  in  der 
Ferne  begrenzt  wird.  Hellockergelb- 
lich  steht  die  felsige  Höhe  r.  gegen 
den  hellblauen  Himmel  und  bläuliche 
Wolken,  die  ihrerseits  gegen  den 
Rand  der  Vordergrundkulisse  ocker- 
gelblich gefärbt  sind. 


Bez.  links  unten:    P.  BRIL    .-.    Erworben  1908  als 
Geschenk  des  Herrn  H.  Schwarz  in  Wien. 
Kupier,  h.  0,24,  br.  0,295. 


714A 


327 


Vlämische 

Sdiule  des 

XVn.Jahr- 

hunderts 

405 


Suttermans  (S::;,;„tn>-'"*' 


J 


IS  Suttermans 
Soetermans]. 
Bildnismaler,  getauft  den  28.  September  1597  zu  Ant- 
werpen, g-estorben  zu  Florenz  den  23.  April  1681.  Schüler 
des  Willem  de  Vos  zu  Antwerpen  [seit  1610],  dann  des 
Frans  Pourbus  d.  J.  zu  Paris.  Tätig  vornehmlich  in  Florenz 
[seit  1620  als  Hofmaler  der  Großherzöge  von  Toskana] 
und  kurze  Zeit  zu  Wien  [1623/24]. 

Suttermans?  405  Bildnis  einer  jungen  Frau. 
Über  die  dunkelbraune  Untermalung-sind  pastos 
das  hellockergelbliche,  stark  mit  Blaugrau  ge- 
kühlte Inkarnat  sowie  das  weiße  Hemd  gedeckt, 
während  im  Haar  [nur  der  obere  Teil  durch 
Dunkelgrau  vertieft]  und  im  Hintergrund  das 
Braun  zutage  liegt  und  dem  Karminrot  im 
Mieder  und  den  Ärmeln  den  bräunlichen  Ton 
verleiht.  Dasselbe  Rot  ist  auch  für  den  kräf- 
tig gefärbten  Mund  benutzt.  Dunkelbraune 
Augen. 

Neuerdings  ist  Juan  Battista  di  Medina  [1660 — 1711]    als 
Urheber  des  Bildes  genannt  worden    .".    Erworben  1842  in  Rom 
aus  dem  Besitze  des  Malers  Ximenez  [als  ein  Werk  des  Muriilo]    .*.    Leinwand,  h.  0,66,  br.  0,50. 

3.nSS6nS    'Abraham  Janssens  van  Nuyssen.    Geboren  zu  Antwerpen  um  1575,  daselbst  1601   als 
Meister   in    die   Gilde    aufgenommen    und  begraben  den  25.  Januar  1632.     Schüler  des  Jan 
Snellinck  [seit   1585].    Tätig  zu  Antwerpen. 

775  Vertumnus  und  Pomona.  Die  Färbung 
ist  trocken,  auf  Grau  gestimmt.  Vor  dunkelgrau- 
braunem Grunde  füllt  stumpfes  Blau  im  Mantel 
Pomonas,  dem  gedämpftes  Rot  im  Gewand 
benachbart  ist  [vermittelt  durch  etwas  Blau- 
violett in  der  Weintraube],  fast  den  oberen 
Teil  der  Bildfläche.  R.  daneben  bräunliches 
Ockergelb  im  Ahrenbündel.  Hell  wirkt  gegen 
das  stumpfe  Blau,  gegen  die  rotbraune  Fleisch- 
farbe des  Vertumnus  und  das  Graublau  in 
seinem  Gewand  das  glatte  ockergelbliche  In- 
karnat Pomonas.  Vorn  auf  dem  grauen  Tisch 
in  bunter  Unruhe  die  Früchte  aus  ihrem  grau- 
violetten Füllhorn,  in  roten,  hellgrünen,  matt- 
gelben und  dunkelblauen  Tönen. 

Gegenstück  zu  Nr.  777  .'.  Die  Vögel  und  Früchte  von  Frans 
Snyders,  die  Blumen  im  Haar  der  Pomona  von  Jan  Brueghel 
.'.   Sammlung  Solly,  1821. 

Eichenholz,  h.  1,24,  br.  0,93. 

777  Meleager  und  Atalante.  Das  Kolorit  ist 
wärmer  und  tiefer  als  im  Gegenstück,  lockerer 


328 


in  der  Durchführung,  be- 
sonders in  den  von  Sny- 
ders  gemalten  Tieren,  die 
in  braunen,  gelbbraunen, 
grauen  und  weißen  Tönen 
unter  Benutzung  der  brau- 
nen Grundierung  breit  hin- 
gesetzt sind.  In  der  oberen 
Bildhälfte  wirkt  vor  allem 
das  Karminrot  [mit  weiß- 
lichen Lichtern]  im  Mantel, 
der  den  hellen  bräunlich- 
ockergelblichenKörperAta- 
lantes,  mit  graublauen  Halb- 
schatten und  braunen  Tiefen  modelliert,  umgibt.  Die  Wirkung  des  Rot  erhöht  der 
Gegensatz  zum  bräunlichen  Gelbgrün  in  ihrem  Gewand  und  die  Nachbarschaft  zu 
kaltem  hellem  Graublau  in  Meleagers  Mantel,  der  ein  rötlichbraunes  Inkarnat  umgibt. 
Rotbraunes  Haar.    Schwarzer  Hintergrund. 

Gegenstück  von  Nr.  775  -■.  Die  Tiere  von  Frans  Snyders    .*.   Sammlung  Soily,  1821. 
Eichenholz,  h.  1,18,  hr.  0,93. 

SnaVPrS    P^^*^*"  Snayers.  Schlachten- und  Landschaftsmaler,  getauft  zuAntwerpenden24.Novemberl  592, 
y  gestorben  zu  Brüssel  1667.  Schüler  des  Sebastiaen  Vrancx.    Tätig-  zu  Antwerpen  und  vornehm- 

lich zu  Brüssel  [dorthin  durch  Erzherzog  Albrecht  als  Hofmaler  berufen;  1628  in  die  Gilde  aufgenommen]. 

751  Waldweg  mit  Wanderern.  Der  braune  Ton  des  Vordergrunds  ist  im  Erdboden 
durch  ockergelbe  Töne,  am  stärksten  in  der 
Mitte,  erwärmt  und  färbt  auch  das  Saftgrün 
der  Bäume  und  Büsche  vorn,  die  sich  mit 
einzelnen  rotbraunen  und  rötlichen  Zweigen 
gegen  den  hellblauen,  von  weißen  Wolken 
überzogenen  Himmel  absetzen.  Das  Grün, 
das  gedämpft  schon  vorn  ansetzt,  steigert 
sich  nach  der  Tiefe  zu  Blaugrün,  mit  dem 
rosarote  Töne  in  Mantel  und  Inkarnat  der 
Staffagefiguren  in  der  Mitte,  besonders  aber 
zwei  Flecke  leuchtenden  Rots  in  den  den 
Bach  durchschreitenden  Figuren  kontra- 
stieren. UberdemHohlwegeerscheint,  durch 
den  Gegensatz  die  ockergelben  Töne  im 
Vordergrund  kräftigend,  tiefes  Blau  in  der 
Ferne. 

Bez.  rechts  unten  :  Peeter  .  snayers .  .  c  .  i  .  pictor  .".  C.  I.  Pictor 
-  Cardinalis  Infantis  Pictor  als  Hofmaler  desKardinalinfanteii 
Ferdinand,  Bruder  Philipps  IV.  von  Spanien,  gestorben  1641 
als  Statthalter  der  Niederlande  .■.  Sammlung  Solly,  1821, 
Leinwand,  h.  0,75,  br.  1,20. 


Vlämisclu- 
Schule  des 
XVn.  Jahr- 
hunderts 

751 


329 


Vlämische 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 


798  H 


D      L  _^  Petrus  Paulus  Rubens.    Zeichnet  sich  meist  Rubbens.     Geboren  zu  Siegen  [oder  Köln] 

rVllUCllIs  (Jen  28.  Juni  1577,  gestorben  zu  Antwerpen  den  30.  Mai  1640.  In  Antwerpen  Schüler  des 
Tobias  Verhaegt  [nur  kurze  Zeit],  des  Adam  van  Noort  [1591 — 1594]  und  vornehmlich  des  Otto  van 
Veen  [1594 — 1598].  Tätig  von  1600 — 1608  in  Italien,  besonders  in  Venedig,  in  Mantua,  in  Rom  und 
in  Genua  [im  Dienste  des  Herzogs  Vincenzo  I.  Gonzaga];  seit  Ende  1608  bis  zu  seinem  Tode  vor- 
nehmlich in  Antwerpen  [seit  1609  Hofmaler  des  Erzherzogs  Albrecht,  dann  des  Erzherzogs  Ferdinand 
und  seiner  Gemahlin  Isabella],  in  Paris  [wiederholt  zwischen  1621  und  1627],  in  Madrid  [1603/04  und 
1628/29]   und  in   London   [1629  30]. 

798h  Der  hl.  Sebastian.  Der  hell  von  1.  oben  beleuchtete  Körper  mit  dem  blassen, 
von  dunkelbraunem  Haar  umrahmten  Antlitz  ist  fest  und  bestimmt  modelliert  mit  grau- 
blauen Halbschatten  und  dunkelbraunenTiefen,  die  durch  warme  rötliche  Reflexe  aufgehellt 
werden.    Er  leuchtet  in  einem  goldig- ockergelblichen  Tone,  dem  der  Gegensatz  zu 


kaltem  bläulichem  Weiß  im  Hüftschurz  noch  mehr  Wärme  verleiht,  vor  den  dunkel- 
braunen Tiefen  des  Baumstammes  mit  dem  saftiggrünen  Laubwerk,  und  er  erscheint 
noch  farbiger  durch  den  Kontrast  zum  Grau  der  Baumwurzel  und  des  Erdbodens,  zum 
kalten  Graublau  des  Abendhimmels,  der  r.  unten  im  starken  hellen  Gelb  des  Sonnen- 
unterganges  aufleuchtet.     An    den    Pfeilwunden    einige    Flecke    karminroten    Blutes. 

Um  1614  gemalt.    In  einem  Briefe  von  Rubens  an  Sir  Dudley  Carleton  vom  28.  April  1618  unter  den  Gemälden  angeführt, 
die  er  als  „die  Blüte  seiner  Sachen  "  [fior  di  roba]  in  seinem  Hause  habe :  „ Ein  nackter  hl.  Sebastian  von  meiner  Hand "  .*. 
Versteigerung  Hill,  London  1811    .".  Erworben  1879  in  Paris  [aus  der  Sammlung  Munro  zu  London]. 
Leinwand,  h.  2,00,  br.  1,28. 

776a  Neptun  undAmphitrite.  Aus  dem  Schatten  des  schwärzlichbraunen  Segels  tauchen 
die  Gestalten  der  Mitte  in  harter  und  bestimmter  Modellierung  hervor.    Das  goldige, 


330 


mit  roten  Tönen  erwärmte  Ockergelb  im  Körper  Neptuns  steigert  helles  glasiges  Blau 
der  Umhüllung  und  Blaugrau  der  wallenden  Haare.  Daneben  kühler,  von  einem  tiefen 
Karminrot  im  Mantel  sich  absetzend,  der  lichte  Körper  Amphitrites,  mit  graublauen  Halb- 
schatten, die  Tiefen  r.  durch  rote  Reflexe  aufgehellt.  Während  die  kräftige  Färbung  der 
Mitte  nach  1.  im  Gelb-  und  Rotbraun  des  Tiger-  und  Löwenfells  [neben  dem  Hellblau  im 
Mantel  Neptuns],  das  Karminrot  r.  im  rosaroten  Tone  des  Muschelinnern,  weiter  im  starken 
Rot  des  von  blaugrauem  Haar  umflossenen  Tritonkopfes,  seinem  glänzenden  rötlichocker- 
gelben Körper  ausklingt,  ist  die  Umgebung  nach  den  Bildrändern  zu  auf  kühle  blaugrüne 
[Schilf],  blaugraue  [Himmel],  braune  [die  Flußgötter,  die  Tiere]  und  graue  Töne  gestimmt, 
vom  Braun  der  Untermalung  zusammengehalten.   Ganz  vorn  die  Nereide  schimmernd,  blond, 


Vlämische 
Schule  Jes 
XVII.  Jahr- 
hunderls 


776  A 


im  Gegensatz  zum  graugrünlichen  Krokodil  und  dem  Blaugrau  des  Wassers,  das  durch- 
sichtig über  die  bräunliche  Untermalung  gelegt  ist. 

Das  Bild  hieß  früher  „Neptun  und  Venus",  dann  „Neptun  undThetis"  .•.  Als  Gegenstück  zu  diesem  Gemälde  oder  doch  im 
Zusammenhange  damit  schuf  Rubens  das  im  Format  nahezu  übereinstimmende  Bild  der  k.  k.  Hofmuseen  zu  Wien,  die  ruhenden 
Flußgötter  des  Nildelta  und  wahrscheinlich  auch  die  Geburt  der  Venus  in  der  Galerie  zu  Sanssouci  .■.  Unter  dem  Einflüsse  seiner 
italienischen  Studien,  aus  der  Zeit  um  1614.  Verkleinerte  Kopie  [in  Breitformat]  vom  Ende  des  17. Jahrhunderts  in  der  Herzog- 
lichen Galerie  zu  Gotha,  früher  unter  dem  Namen  Rubens;  Miniaturkopie,  bez.  F.  Bouly  pinxit  1703,  in  dem  Gemache  der 
Miniaturen  der  Königl.  Residenz  zu  München  [  Zimmer  Kaiser  Karls  VII.] ;  eine  dritte  in  Lyon.  Die  Mittelgruppe  findet  sich  genau 
kopiert  in  dem  Bilde  von  David Teniers  d.  J.,  Neptun  und  Amphitrite  [Nr.  866  E]  .-.  Erworben  1881  aus  der  Sammlung  des  Grafen 
Schönborn  in  Wien. 

Leinwand,  h.  2,30,  br.  3,05. 


331 


Vlämische 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 


763b  Venus  und  Adonis.  Der  nackte  Körper  der  Venus  schimmert  in  zarten  hellröt- 
lichen Tönen,  im  vollen  Licht  mit  graublauen  Halbschatten  fest  modelliert,  mit  wenigen 
karminroten  Tiefen.  Gelblichweiße  Glanzlichter  begleiten,  vom  lichten  gelbblonden 
Haar  ausgehend,  die  Rundung  des  straffen  Körpers  nach  abwärts.  Seine  blonde  Farbig- 
keit wird  durch  die  Nachbarschaft  zum  schimmernden  Weiß  der  Schwäne,  mit  denen 
der  Frauenkörper  im  Lichte  zusammengehalten  ist,  und  durch  Hellblau  der  Luft  erhöht, 
während  tiefes  leuchtendes  Blau  [Lasur  über  Hellgrau]  in  dem  über  den  Sitz  gebreiteten 


763  B 


Mantel  1.  und  die  wärmere,  mehr  bräunliche  Färbung  der  Gestalt  des  Adonis  [mit  rötlich- 
braunem Haar]  die  Helligkeit  der  Hauptfigur  noch  steigern  hilft.  Nach  r.  erwärmt 
sich  das  Kolorit  immer  stärker  zu  den  bräunlichroten  Schatten  [neben  graublauen 
Halbschatten]  auf  dem  Körper  des  Adonis  und  zum  tiefen  leuchtenden  Rot  in  seinem 
flatternden  Mantel,  das  die  Bildmitte  beherrscht  und  sich  im  Blaugrün  der  Landschaft 
[unter  gelbem  Horizont]  und  dem  Gelbgrün  des  Vordergrunds  [Lasur  über  lichte  graue 
Grundierung]  ergänzt.    Braune  Tiefe  der  Mitte  [Hund]. 

Um   1614  entstanden.    Wiederholungen  in  der  Eremitage  zu  St.  Petersburg,    in   der   Galerie   des   Haag    und    a.  a.  O.    .*. 
Königliche  Schlösser  .'.   1906  von  S.  M.  dem  Kaiser  überwiesen. 
Eichenholz,  h.  1,125,  br.  0,96. 


332 


785  Perseus  befreit  Andromeda.  Das  lichte  Hellgrau  der  Grundierung,  auf  der  die 
Szene  sehr  locker  in  Braun  untermalt  ist,  gibt  den  Grundton  für  das  kühle  glasige 
Kolorit.  Kalte  bräunlichblaugraue  Töne  im  Felsen,  blaugraue  und  blaugrüne  Lasuren 
im  Boden,  die  sich  zu  einigen  Flecken  Cyanblau  in  den  Flügeln  der  Amoretten  steigern, 
und  Blaugrau  [mit  denselben  cyanblauen  Reflexen]  in  der  goldmontierten  Rüstung  des 
Perseus  umgeben  das  lichte  ockergeibliche,  fest  mit  rötlichen  Tönen,  roten  Reflexen  und 
bläulichen  Halbschatten    behandelte  Fleisch  der   nackten  Gestalten.     In    der  Mitte   das 


Vlämische 
Schule  des 
XVH.  Jahr- 
hunderts 


785 


leuchtende  Rot  des  flatternden  Mantels.  Auf  der  1.  Seite  erhält  das  Gleichgewicht  tiefes 
Cyanblau  in  Meer  und  Himmel,  durch  den  Kontrast  zu  goldgelben  Lichtern  des 
Horizonts  und  der  Wolken  in  seiner  Kraft  gestärkt  und  über  das  glänzende  Blaugrau 
im  Fell  des  Pegasus  zur  bräunlichgrauen  Tiefe  der  Mitte  überführt.  Ihren  besonderen 
Akzent  aber  empfängt  diese  Seite  durch  die  rosige  Färbung  der  schimmernden  Kinder- 
körper, die  gegen  das  kalte  Blau  des  Himmels  stehen. 


Um  1615  gemalt  .'.  Eine  Schulkopie  des  Bildes  [auf  Leinwand]  in  der  Galerie  Liechtenstein  zu  Wien 
Eichenholz,  h.  0,99,  br.  1,37. 


Königliche  Schlösser. 


333 


Vlämische 
Schule  des 
XV/f.  Jahr- 
hunderts 

776  F 


worben  1908  aus  dem  Besitze  der  Gräfin  Pourtales 


776f  Bildnis  des  Jean  van  Ghindertalen.  Über 
den  lichten  Grund  ist  das  warme  Inkarnat  in  röt- 
lichen und  ockergelblichen  Farbflecken,  mit  etwas 
Karminrot  in  den  Tiefen,  in  Augenwinkeln,  Nase 
und  Ohr,  locker  hingesetzt.  Seine  farbige  Leb- 
haftigkeit erhöht  die  Nachbarschaft  zu  Haar,  Bart 
und  Kragen,  die  gemeinsam  in  einem  blaugrauen 
Ton  behandelt  sind.  Graublaue  Augen.  Den  hell- 
beleuchteten Kopf  umschließen  das  tiefschwarze 
Gewand,  das  durch  die  braune  Untermalung  seine 
weiche,  volle  Färbung  empfängt,  und  ein  dunkel- 
grauer Ton  im  Hintergrunde,  der  gleichfalls  durch- 
sichtig über  Braun  gelegt  ist. 

Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters  .".  Nach  dem  später  aufgemalten 
Wappen  [geteilter  roter  Schild,  oben  mit  weißer  Rose  zwischen  gelben 
Sternen,  unten  mit  fünf  weißen  Rosen;  Helm  mit  rot- weißen  Wülsten, 
darüber  ein  gelber  Stern ;  rote  und  weiße  Helmdecken  ]  hat  sich  die 
Persönlichkeit  des  Dargestellten  ermitteln  lassen  .".  Jean  van  Ghinder- 
talen, geboren  um  1574,  war  1621 — 1642  Schöffe  der  Stadt  Brüssel 
und  wurde  am  25.  September  1640  mit  diesem  Wappen  in  den  Adels- 
stand erhoben  -•-  Sammlung  Graf  Pourtales,  Klein -Ellguth  .*.  Er- 
.  Eichenholz,  h.  0,645,  br.  0,495. 


798  K 


798k  Beweinung  Christi.  Die  Skizze  ist  auf  lichtem  Grund  in  Braun  untermalt.  Der 
Hintergrund  und  die  Tiefen  vorn  sind  locker  mit  schwärzlichem  Schatten  gedeckt, 
aus    denen    hellbeleuchtet,    in    pastosem    Farbenauftrag,    die    Figurengruppe    auftaucht. 

Der  blasse  Leichnam  Christi  ist  breit  in  ocker- 
gelblichweißen  Lichtern  und  graubläulichen  Halb- 
schatten hingestrichen,  während  in  den  Tiefen  die 
braune  [in  der  Achselhöhle  durch  einen  roten  Reflex 
aufgehellte]  Untermalung  steht,  vom  pastosen,  licht- 
sammelnden Weiß  des  Bahrtuches  sich  abhebend, 
das  über  graublaue  Halbschatten  in  das  Dunkel 
des  Grundes  übergeht.  R.  unten  ist  die  Malerei 
über  rote,  in  die  Untermalung  verstrichene  Töne 
gedeckt.  Den  kühlen  Lichteffekt  vorn  steigert  der 
Kontrast  zum  wärmeren,  mit  hellrötlichen  Tönen 
und  roten  Reflexen  [Unterarme]  behandelten  In- 
karnat der  Frauen  mit  dem  gelb  schimmernden  blon- 
den Haar.   Violett  im  Gewände  r. 


Um   1616  gemalt     .■.     Erworben  1880  in  Florenz  aus  der  Sammlung 
Demidoff. 

Eichenholz,  h.  0,34,  br.  0,27. 


334 


763  Bildnis  eines  Kindes  [des  zweiten  Knaben]  des  Meisters.  Vor  dem  dunkelblau- 
grauen  Hintergrunde  die  Figur  in  lichter  Färbung,  in  pastoser  und  breiter  Malerei.  Der 
Kopf  in  fetten  ockergelblichen  und  weißen  Tönen,  mit  Rot  auf  der  Wange,  mit  graublauen 
Halbschatten  und  Ockergelb  im  blonden  Lockenhaar,  in  dessen  Schatten  der  bräunliche 
Ton  der  Untermalung  steht.  Inkarnat  und  Haar  wirken  sehr  lebhaft  neben  dem  kalten 
bläulichen  Weiß  des  Hemds  [mit  graublauen  Schatten].  Das  Rot  in  den  Perlen  der  Hals- 
kette läßt  es  andrerseits  licht  und  zart  erscheinen.  Die  roten  Töne  der  Kette  und  Wange 
klingen  als  Lichtrot  [durch  die  bräunliche  Untermalung  gedämpft]  in  den  Händen  weiter 
und  kontrastieren  dort  mit  dem  lebhaften  Gelbgrün  im  Gefieder  der  Meise. 

Gemalt  um  1616  .".  Das  Bildnis  ist  zugleich  Studie  zu  einem  der  Engel  auf  dem  Bilde  der  Münchener  Pinakothek,  Maria  mit 
dem  Christkind  innerhalb  eines  von  Engeln  getragenen  Blumengewindes  .".  Königliche  Schlösser. 
Eichenholz,  h.  0,49,  br.  0,40. 


Vlämisdie 
Schule  des 
XVn.  Jahr- 
hunderts 


763 


762b  Bekehrung  Pauli.  Blendend  wie  ein  Blitzstrahl  durchbricht  das  kalte  graublaue 
Gewölk  goldgelbes  Licht,  in  dem,  in  goldigen  Dunst  gehüllt,  Christus  in  mattrotem  Ge- 
wand erscheint.  Grell  glänzt  es  in  goldigem  Schimmer  auf  der  weißen  Tracht  des  Reiters 
auf  wild  sich  bäumendem  Schimmel.  Zwischen  flammendem  Rot  in  der  Fahne  r.,  noch 
leuchtender  im  flatternden  Mantel  des  Reiters  1.,  von  den  dunklen  Tiefen  der  schwärz- 
lichen Rüstungen  begleitet,  ergießt  sich  der  Lichtstrom  in  breiter  Flut  über  das  bläulich- 
graue Fell,  die  schimmernde  weiße  Mähne  des  ins  Knie  gesunkenen  Pferdes.  Er  trifft 
dort  [wiederum  neben  lichtsammelndem  Weiß]  auf  das  feurige  Zinnoberrot  im  Mantel 
des  niedergestürzten  Paulus,  mit  dem  blassen  ohnmächtigen  Antlitz,  neben  Goldgelb  in 
seinem  Koller,  auf  das  leuchtende  rötlichbraune  Fleisch  des  Menschenknäuels  in  der  Mitte. 
Der  Kontrast  zur  finsteren  Silhouette  des  wild  ausschlagenden  rotbraunen  Gauls  mit  seinem 
Reiter,  dessen  roter  Mantel  gegen  ein  Stück  mattblauen  Himmels  steht,  und  tiefes  Blau 
[Umhüllung  des  den  Paulus  aufrichtenden  Mannes,  Rock  des  Mannes  hinten  in  der  Mitte] 


335 


Vlämisdii' 
Schule  des 
XVn.  Jahr- 
hunderts 


helfen  den  goldigen  Lichteffekt  steigern,  während  die  Intensität  des  Rot  durch  den  Gegen- 
satz zu  grünen  Lasuren  über  dem  grauen  Erdboden,  zu  Blaugrün  im  landschaftlichen 
Durchblick  erhöht  wird. 

Entstanden  um  1617  .*.  Ein  Entwurf  zu  unserem  Bilde  in  der  Grosvenor  Gallery  zu  London  z.  Nach  Waagen  befand  sich  das 
Bild  früher  im  Besitze  der  Familie  Montesquieu,  von  der  es  Delahante  erwarb  und  nach  England  verkaufte  .-.  Im  Jahre  1806 
war  es  im  Besitze  von  Hastings  Elwyn,  der  es  für  4000  Guineen  an  Richard  Hart  Davies  überließ  .•-  in  einer  Versteigerung  im 
Jahre  1810  erzielte  es  2550  Guineen  /.  Sammlung  Philipp  John  Miles  zu  Leigh  Court  bei  Bristol  .'.  Erworben  1903  im  Pariser 
Kunsthandel  .'.  Leinwand,  h.  2,61,  br.  3,71. 

776  b  Bacchanal.    Vor  den  glühenden  Farben  der  Mitte  schimmern  im  Vordergrunde  licht 
die  nackten  Leiber  der  Frauen  und  Kinder,  von  glänzenden  Lichtreflexen  überrieselt;  in 


762  B 


blühender  Frische,  hellockergelblich,  mit  hellrötlichen  Tönen  neben  graublauen  Halb- 
schatten der  üppige  Körper  der  Tamburin  schlagenden  blonden  Bacchantin,  noch  strahlen- 
der durch  den  Kontrast  zum  umgebenden  tiefen  Karminrot  ihres  Mantels,  zum  braun- 
roten Fleische  des  Satyrs,  dem  dunkelbraunen,  bläulich  schimmernden  Inkarnate  des  Negers 
und  Dunkelblau  seines  Mantels;  zur  Seite  das  schon  wärmer  gefärbte  Fleisch  der  zweiten 
Bacchantin,  gegen  tiefes  Blau  ihres  Gewandes  gestellt;  entsprechend  1.  die  Kinder, 
schimmernd  im  Licht,  um  sie  ausgebreitet  die  leuchtend  roten,  grünen,  gelben  und  tiefblauen 
Farben  der  Früchte.  Ihre  Leiber  stützen  sich,  ebenso  wie  der  gelbrote,  silbergrau  ge- 
fleckte Tiger  dem  vorwärtstrabenden  Zuge  entgegen,  durch  den  Kontrast  den  Eindruck 
der  Bewegung  steigernd.    Rückwärts  aber  glüht  vor  dem  kalten  Graublau  des  Himmels 


336 


das  mit  leuchtendem  Zinnoberrot  durchsetzte  bräunliche  Fleisch  des  dem  Zuge  voran- 
torkelnden grauhaarigen  Silen  und  seiner  Geleiter.  Rot  funkelt  der  Wein  in  der  Glas- 
schale, in  roten  Reflexen  auf  Kinn  und  Hals  des  Trinkers  zitternd.  In  goldigem  Ocker- 
gelb leuchten  Schultern,  der  vorstehende  Bauch,  die  Schenkel.  Die  Kraft  des  Rot 
im  Fleisch  wird  noch  erhöht,  einmal  durch  den  Kontrast  zu  einigen  Flecken  Grün  in  den 
Weintrauben  und  Efeuranken  und  tiefen  Blaugrüns  der  zwischen  den  Beinen  sicht- 
baren Landschaft,  dann  durch  die  Nachbarschaft  zu  Graublau  [Schurz  des  Querpfeifen- 
spielers], Silbergrau  [Tigerfell]  und  den  hellgrauen  Ton  der  Grundierung,  der  im  braun 
untermalten  Erdboden  erscheint. 


Islamische 
Schule  des 
XVI!.  Jahr- 
hunderts 


776  B 


Aus  der  mittleren  Zeit  des  Meisters  um  1618 — 20;  mit  Beihilfe  A.  van  Dyck  s  ausgeführt  .'.  Wiederholungen  des  ganzen 
Bildes  von  Schülerhand  in  Wilton  House  [nach  Smith]  und,  früher  „Jacob  Jordaens"  genannt,  im  Vorrate  der  hiesigen  Galerie 
[II.  309]  .•.  In  Emden,  Sammlung  der  Gesellschaft  für  bildende  Kunst  und  vaterländische  Altertümer,  eine  alte  Kopie  der 
Kindergruppe  .•-  Die  Komposition  ist  vorbereitet  durch  das  etwas  kleinere,  wenig  früher  entstandene  Bacchanal  in  der 
Pinakothek  zu  München  .-.  Erworben  1885  aus  der  Sammlung  des  Herzogs  von  Marlborough  zu  Blenheim. 
Leinwand,  h.  2,12,  br.  2,66. 

798g  Die  Eroberung  von  Tunis  durch  Kaiser  Karl  V.  [1535].  Über  die  allenthalben 
durch  lasurartig  darüber  gelegte  Farbtöne  schimmernde  weiße  Grundierung  ist  flüssig  ein 
durchsichtiger  blaugrauer  Ton  gestrichen,  der  namentlich  oben  in  der  Luft  und  auf 
der  r.  Bildhälfte  sichtbar  bleibt.  Darauf  ist  flott  und  skizzenhaft  die  Szene  in  breiter 
brauner  Umrißpinselzeichnung  hingesetzt,  duftiger  im  Hintergrund  und  r.,  kräftiger  und 


337 


Vlämische 
Schule  des 
XVII. Jahr- 
hunderts 

798  G 


^^  durchgeführter  in  der  Bildmitte 

und  dem  Streifen  vorn.  Zwischen 
den  braunen  und  g-rauen  Tönen 
wogt  das  bräunUche  Rot  der 
Trachten  und  des  Inkarnats  in 
allen  Abstufungen.  Die  Bild- 
mitte ist  besonders  betont  durch 
stärkere  Kontraste  von  Hell  und 
Dunkel,  die  Hauptfigur,  der 
kaiserliche  Feldherr  Don  Juan 
d'Austria,  durch  das  deckende 
Weiß  seines  Schimmels  neben 
dunklem  Rotbraun  in  dem  sich 
aufbäumenden  Pferde  hervor- 
gehoben, umgeben  von  einigen  kräftigen  Flecken  Rot.  Daneben  1.  Karl  V.  auf  rot  ge- 
satteltem Roß.  R.  ein  Fleck  Hellgelb  im  aufblitzenden  Pistolenschuß,  der  den  Berber  in 
graublauer  Tracht  vom  Pferde  stürzt.  Eine  dünne  ockergelbe  Lasur  grenzt  das  Gelände 
r.  gegen  die  Luft  ab.    Lockere  grünliche  Lasuren  im  Hintergrund. 

Unvollendet    .'.    Gemalt  um   1618    .'.    Die  Figur  Kaiser  Karls  V.  ist  kopiert  nach  dem  berühmten  Reiterbildnisse  Tizians  im 
Museo  del  Prado  zu  Madrid    .-.    Erworben  1872  zu  St.  Petersburg    .-.    Eichenholz,  h.  0,765,  br.  1,20. 


762  A 


762a  Bildnis  der  Isabella  Brant,  des  Meisters  erster  Gattin  [gestorben  1626].  Vor 
dem  durchsichtig  tiefen,  leicht  von  der  braunen  Untermalung  getönten  Rot  des  Hinter- 
grunds leuchtet  goldig  das  blutvolle  Inkarnat,  mit  Rot  auf  den  Wangen,  den  vollen  Lippen, 
in  den  Reflexen  und  Tiefen  behandelt,  mit  bläulichen  Augäpfeln  und  Halbschatten;  wärmer 

und  lebhafter  durch  benachbartes  bläuliches  Grau- 
weiß in  Hemd  und  Perlenkette  gestimmt;  licht  und 
schimmernd  in  der  Umfassung  dunkler  Töne,  die 
im  Haar  zu  Dunkelbraun  und  über  Dunkelblau  im 
Sammetkleid  [dagegen  etwas  Goldgelb  im  Schmuck] 
zu  Schwarz  in  den  Ärmeln  des  Überkleids  und  in 
dem  mit  flockig  behandeltem  graubraunem  Pelz  be- 
setzten Mantel  sich  vertiefen.  Durch  die  weiß- 
seidenen Ärmel  schimmert  das  Blau  des  Unterkleids. 
Ein  Fleck  Karminrot  im  Schmuck  am  Busenausschnitt. 

Die  Tafel  ist  ringsum  bedeutend  angestückt  und  war  wohl  zunächst  nur 
als  Brustbild  gemalt  [um  1620],  Erst  später  wurde  sie  vom  Meister  ver- 
größert .*.  Das  Bild  befand  sich  im  Besitze  des  Porträtmalers  Winter- 
halter in  Paris,  dann  im  Besitz  I.  M.  der  Kaiserin  Friedrich  in  Friedrichs- 
hof .".  Erworben  1 903  von  I.  K.  H.  Prinzessin  Friedrich  Karl  von  Hessen. 
Eichenholz,  h.  0,96,  br.  0,70. 

776  E  Landschaft  mit  dem  Schiffbruche  des 
Aeneas.  Die  rote  Bolusgrundierung  durchdringt 
die  breit  hingestrichenen  Farben    der  Landschaft 


338 


und  wirkt  besonders  in 
den  mit  Braun  verstärk- 
ten Tiefen  des  Mittel- 
undVorderg-runds.  Vor 
dem  dunklen  Blaugrau 
des  abziehenden  Gewit- 
ters leuchten  das  gelb- 
rote  Leuchtfeuer  unddie 
weißlichblauen  Wogen 
des  Meeres.  R.  klärt  sich 
der  blaue  Himmel  auf, 
an  demderRegenbogen 
erscheint,  über  tief- 
blauem Meer.  In  hellem 
Gelb  schimmert  der  Ho- 
rizont, in  hellem  Blaugrün  und  Gelbgrün,  mit  glitzernden  weißen  Lichtern,  der  Hang  des 
Vorgebirges  und  der  Mittelgrund  neben  den  von  der  Grundierung  rot  gefärbten  Tiefen. 
Vorn  im  schweren  braunen  Dunkel  einige  Flecke  Rot,  Blau  und  Gelbrot  in  der  Gruppe 
der  Gestrandeten  am  Feuer. 

Entstanden  um  1620    .-.    Im  Gegensinne  gestochen  von  Bolswert    .-.    Sammlung  Richelieu ;  Sammlung  Lady  Stuart,  London 
[versteigert  1841]  .-.  Erworben  1899  aus  der  Sammlung  des  Lords  Francis  Pelham  Clinton  Hope  als  Geschenk  des  Herrn  Alfred 
Beit  in  London     .".     Eigentum  des  Kaiser-Friedrich- Museums-Vereins. 
Leinwand,  h.  0,60,  br.  0,98. 


Vlämische 
Schule  des 
XVn.  Jahr- 
hunderts 

776  E 


917  Maria  mit  dem  Kinde.  Das  von  der 
braunen  Untermalung  gedämpfte  Karminrot 
im  Gewände  klingt  weiter  im  bräunlichroten 
persischen  Teppich  auf  der  Brüstung,  kon- 
trastierend mit  dem  kalten  Blaugrün  des  Hin- 
tergrunds. Umgeben  vom  starken  Rot,  kaltem 
Grauweiß  im  Tuch  und  im  Buch  [mit  Miniaturen, 
unter  deren  bunten  Farben  neben  Blau,  Rot 
und  Grün  vor  allem  ein  Gelb  spricht]  und 
von  Dunkelblau  im  Mantel  Marias  1.,  wirkt 
das  rötliche,  mit  graublauen  Halbschatten 
behandelte  Fleisch  besonders  licht.  Karmin- 
violett schillernde  Unterärmel.  L.  rosarote 
Rosen,  r.  auf  dem  roten  Teppich  ein  Korb  mit 
blaugrünen,  blauen  und  hellgelben  Früchten, 
oben  weißer  Wolkenhimmel. 

Um  1624'25  gemalt  .-.  Ehemals  nur  als  „Schule  des  Rubens"  be- 
zeichnet. Indes  ist  die  Madonna  ein  eigenhändiges  Werk  des 
Meisters,  während  die  Früchte  von  Frans  Snyders,  die 
Blumen  von  Daniel  Seghers  und  die  Landschaft  von  Jan 
Brueghel  herrühren  .•.  Königliche  Schlösser. 
Leinwand,  h.  1,51,  br.  1,08. 


917 


339 


Vlämische 
Sdiule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 


783  Auferweckung  des  Lazarus.  Vor  dem  kühlen  hellg-raublauen  Himmel,  im  gleich- 
mäßig hellen  Lichte,  strahlt  das  flammende  Rot  [zinnober-  und  karminrote  Lasuren 
über  Gelb]  im  Mantel  Christi  auf,  gegen  schimmerndes  Weiß  in  seinem  Gewand  gestellt. 
Warm  rötlichbraun  leuchtet  vor  heller  Luft  und  ockergelblichgrauem  Erdboden  das  In- 
karnat, von  dunkelbraunem  Haar  umgeben.  Dem  intensiven  Rot,  das  sich  im  Blaugrün 
des  Laubwerkes  darüber  ergänzt,  hält  1.  die  ganz  in  lichten  Tönen  gehaltene  Gestalt  des 
Auferweckten  das  Gleichgewicht.   Aus  dem  kalten  graubläulichen  Weiß  des  Grabtuches 


löst  sich  der  fahle  hellbräunliche,  mit  graublauen  Tönen  behandelte  Körper.  Dunkle 
Tiefen  im  braunen  Felsen  dahinter,  in  den  schwärzlichen  Schatten  zwischen  den  Ge- 
stalten der  Mitte,  kaltes  Dunkelblau  im  Rocke  Petri,  aus  dem  leuchtend  rot  das  Inkarnat 
hervorwächst,  erhöhen  die  strahlende  Wirkung  der  von  ihnen  umschlossenen  Helligkeiten, 
des  schimmernden  farbigen  Fleisches  der  Frauen,  von  den  kalten  blaugrauen  Tönen  ihrer 
Kleider  umgeben,  die  dort,  wo  sie  vom  Lichte  getroffen  werden,  als  ein  Ausklang  des 
leuchtenden  Rots  der  r.  Seite  karminrot  und  goldgelb  aufschillern. 


Aus  der  mittleren  Zeit  des  Meisters,  um  1618 — 20,  mit  Beihilfe  A.  van  Dycks  ausgeführt  .-.  Kleine  Skizze  im  Louvre  .'.  Das 
Gemälde  gehörte  zu  den  nach  Paris  verschleppten,  1815  wieder  zurückgeholten  Bildern  .".  Königliche  Schlösser. 
Leinwand  [ursprünglich  oben  abgerundet],  h.  2,63,  br.  1,96. 


340 


762  Krönung  Maria.  Das  starke  Blau  im  Mantel  Marias,  leuchtendem  Goldgelb  im 
Mantel  Gott-Vaters  [über  bläulichweißem  Gewand]  und  Rot  im  Mantel  Christi  benach- 
bart, klingt  in  den  silbrig-graublauen  Schattentönen  der  Wolken  aus,  die  unten  leicht 
vom  Braun  der  Untermalung  getönt  werden.  Eine  vermittelnde  Rolle  zwischen  diesen 
grellen  Farben  spielt  Marias  blauviolettes  Seidenkleid,  dessen  Lichter,  durch  dünne 
Lasuren  gewonnen,  karminrot  und  goldgelb  schillern.  Von  oben  strahlt  über  das  röt- 
liche Fleisch   der  Gestalten    und  die   graublaue  Tönung   der  Wolken,    zwischen    denen 


Vlämische 
Schu/e  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 


762 


hellrötliche  Cherubim  erscheinen,  das  goldgelbe  Licht  der  Glorie  herab.  Es  spielt  in 
ockergelblichen  Lichtern  auf  den  silbrig-graublau  beschatteten  rötlichen  Körpern  der 
blondhaarigen  Engelkinder  [der  r.  mit  bräunlichroter  Draperie]. 


Die  Ausführung  des  Bildes,   das  in  der  späteren  Zeit  des  Meisters  entstand,  gehört  im  wesentlichen  Schülerhänden  an  .■. 
Eine  Skizze  zu  dem  Bilde  von  Rubens'  eigener  Hand  befand  sich  1910  im  englischen  Kunsthandel     .■.     Königliche  Schlösser. 
Leinwand,  h.  2,64,  br.  1,82. 


341 


Vlämische 
Schule  des 
XV//.  Jahr- 
hunderts 

798  E 


798  E  Die  Einnahme  von 
Paris  durch  Heinrich  IV. 
Skizze.  Auf  weißer  Grun- 
dierung- ist  die  Szene  skizzen- 
haft flüchtig  mit  dem  Pinsel 
gezeichnet,  in  luftigen  blau- 
grauen Tönen  [mit  weißen 
Druckern],  die  sich  in  der 
Brücke  und  in  der  Zeichnung 
der  Figuren  zu  Braun  ver- 
stärken. Einzelne  flott  hin- 
gesetzte hellrötliche  Flecken 
geben  das  Inkarnat.  Die  Gruppe  mit  der  vor  dem  Könige  knienden  allegorischen  Gestalt 
der  Lutetia  gleichfalls  in  graublauen  Tönen  der  Gewänder.  Nur  1.  zwischen  Graublau 
[z.  B.  die  Fahne  mit  goldgelben  Lilien]  und  Hellblau  [Mantel  des  Königs]  einige  Flecke 
Zinnoberrot  [Mantel  des  Gerüsteten  hinter  dem  König,  Beinkleid  des  Kriegers  ganz  1.]. 

Gehört  mit  dem  Seitenstück  in  derWallace  Collection  in  London  zu  den  Entwürfen  für  eine  Folge  von  Darstellungen  aus  dem 
Leben  Heinrichs  iV.,  die  für  Maria  de'  Medici  im  Palais  du  Luxembourg  zu  Paris  ausgeführt  werden  sollten  [  begonnen  zwischen 
1627  und  1630].  Erhalten  sind  davon  die  unvollendet  gebliebenen  großen  Gemälde  in  den  Uffizien  zu  Florenz,  die  Schlacht 
von  Jvry  und  der  Einzug  in  Paris    .".    Sammlung  Suermondt,  1874    .'.    Eichenholz,  h.  0,24,  br.  0,45. 


780 


780  Maria  mit  dem  Kind  und  Heilige.  Die  Skizze  ist  auf  hellgrauer  Grundierung  locker 
in  Braun  untermalt,  das,  im  oberen  Teile  mit  einem  luftigen  blaugrauen  Tone  lasiert,  die 
Gruppe  der  Heiligen  unten  zusammenhält.    Dort  wird  der  bräunliche  Grundton  durch 

Goldgelb  in  den  Ornaten  der  hll.  Augustinus  und 
Laurentius  gestärkt  [dahinter  das  bläuliche  Grau- 
schwarz der  Kutte  des  hl.  Franz],  während  die  Mitte 
durch  den  im  Lichte  strahlenden,  ockergelbbräun- 
lichen Körper  des  hl.  Sebastian  betont  ist.  Gelb- 
grünlicheTöne,  die  schon  r.  in  das  Ornat  verstrichen 
sind,  in  den  Trachten  der  Gepanzerten  [Georg  und 
ein  anderer  Heiliger]  mit  hellrötlichen  [gelbgrün- 
hellrot  schillernder  Drache  usw.]  und  dem  warmen 
rötlichbraunen  Tone  des  Inkarnats  wechselnd,  um- 
wogen den  lichten  Jünglingsakt  derMitte.  Siesteigen 
an  zu  Hellrot  in  der  Fahne  dahinter,  das  zur  leuch- 
tenderen Färbung  des  oberen  Teils  überführt,  zum 
tiefen  Blau  im  Mantel  Marias,  [anklingend  im  grau- 
blauen, rosa  schillernden  Kleide  der  knienden  Ka- 
tharina, kontrastierend  mit  der  gelbbräunlichenTracht 
Josephs]  und  zu  Karminrot  in  ihrem  Gewand. 
Wärmeres  Rot  im  Vorhang  oben,  das  wie  alle  Farben 
als  durchsichtige  Lasur  über  den  lichten  Grund  ge- 
legt ist.    Während  die  seitlichen  Figuren  mehr  im 


342 


bräunlichen  Tone  der  Untermalung  gehalten  sind, 
mit  gedämpften  farbigen  Lasuren  der  Gewänder 
[Saftgrün  im  Mantel  Johannis  d.T.r.;  goldgelb  und 
graublau  Paulus,  karminrot  und  grün  Petrus  1.], 
schimmern  die  leuchtenden  Farben  der  Mitte  und 
das  hellrötliche  Inkarnat  vor  luftig  hellgrauen 
Tönen  der  Architektur  und  der  Wolken. 

Skizze  zu  dem  Gemälde  in  der  Augustinerkirche  zu  Antwerpen,  vielleicht 
dieselbe,  die  der  Meister  Francisco  de  Rodias  schenkte  .'.  Eine  Schiiler- 
kopie  der  Komposition,  von  fast  gleichen  Maßen  [0,79  ■  0,64],  unter  dem 
Namen  ,, Allegorie  der  Ecclesia  militans"  im  Museo  del  Prado  zu  Madrid  ; 
Rubens*  erster  Entwurf  im  Städelschen  Museum  zu  Frankfurt  a.  M.  Auch 
Descamps  [PeintresFlamandsI,  313  ]  erwähnt  drei  Skizzen  zu  dem  Altar- 
gemälde der  Augustinerkirche,  mit  dem  Zusatz,  alle  drei  befänden  sich 
in  Frankreich  .".  Königliche  Schlösser. 
Eichenholz,  h.  0,79,  br.  0,55. 

798c  Fortuna.  Skizze.  In  lockerer  brauner  Unter- 
malung auf  hellem  durchscheinendem  weißem 
Grund.  Das  Fleisch  der  Frauengestalt  in  lichten 
bräunlichen  und  rötlichen  Tönen,  die  zu  ge- 
dämpftem Karminrosarot  im  flatternden  Schleier 

unten  ansteigen,  vor  hellblauem  Himmel  mit  goldgelben  Wolkenstreifen  und  grünlichem 
Meer.  Die  Meereswogen  und  der  Himmel  sind  auch  an  den  Seiten  unter  den  mit  Braun 
überstrichenen  Streifen  noch  sichtbar. 

Um  1635  gemalt  .*.  Skizze  zu  einem  der  Bilder  für  Torre  de  la  Parada,  dem  Jagdschlosse  Philipps  IV.,  jetzt  im  Museo  del  Prado 
zu  Madrid.    Rechts  und  links  angestückt    .".    Sammlung  Jabach  zu  Köln    .*.    Sammlung  Suermondt,  1874. 
Eichenholz,  h.  0,34,  br.  0,23. 

798b  Mars  mit  Venus  und  Amor.  Skizze.  Auf  lichter  Grundierung  in  flüchtiger  brauner 
Pinselzeichnung.  Die  nackten  Leiber  licht  in  röt- 
lichen Tönen,  die  sich  in  der  Zeichnung  der  Um- 
risse zu  bräunlichem  Rot  verstärken,  vor  dem 
gleichartigen  Rot  des  Vorhanges,  das  auch  für 
die  Einfassung  des  Schildes  verwendet  ist.  Die 
Wirkung  des  warmen  Inkarnats  der  Venus  [da- 
gegen etwas  Weiß  in  der  Draperie]  mit  ihrem 
blonden  ockergelblichen  Haar,  wie  überhaupt  der 
roten  Töne  erhöht  die  Nachbarschaft  zu  kühlem 
Blaugrau  in  der  weiß  glitzernden  Rüstung  des  Mars 
[locker  in  einzelnen  Flecken  auf  die  braune  Unter- 
malung gesetzt],  im  Postament  daneben,  zur  grau- 
blauen Lasur  in  Himmel  und  landschaftlicher  Ferne. 
Goldgelbes  Licht  am  Horizont. 

Skizze  zu  einem  nicht  nachweisbaren  Gemälde  des  Meisters  aus 
seiner  späten  Zeit  .•.  Sammlung  Jabach  zu  Köln  .■-  Sammlung  Suer- 
mondt, 1874. 

Eichenholz,  h.  0,31,  br.  0,23. 


Vlämische 
Schule  des 
XV/f.  Jahr- 
hunderts 

798  C 


798  B 


343 


Vlämische 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 

774 


785  A 


785a  Der  Tod  Achills.  Skizze.  In  branstiger  brauner  Malerei  auf  lichtem  Grund.  Rot- 
braunes Inkarnat  der  Figuren,  Hellrot  im  Mantel  Achills  [neben  der  saftgrünUchen  Lasur 
in  der  Tracht  des  ihn  auffangenden  Mannes]  und  im  Mantel  Apolls,  der  1.  den  Bogen- 
schützen leitet.  Gegen  die  warmen  Töne  steht  bläuliches  Weiß  in  der  Priestertracht, 
Hellgrau  in  den  Lichtern  der  Architektur  und  der  Kariatyden.  Oben  zwischen  saft- 
grünen Gehängen  rötliche  Putten. 

Gilt  als  einer  der  in  Rubens'  späterer  Zeit  enstandenen  Entwürfe  für  eine  Folge  von  acht  Gobelins,  das  Leben  des  Achilles 
darstellend,  von  der  sich  Skizzen  in  der  Sammlung  des  Lord  Barrymore  [England]  und  fünf  Gobelins  im  Museum  der  Halle- 
poort  zu  Brüssel  befinden  .-.  Wahrscheinlich  nur  Werkstattwiederholung  der  feinen  Originalskizze  bei  Lord  Barrymore  .-. 
Erworben  1904    .-.    Sammlung  A.Thiem    .-.    Leinwand,  h.  0,45,  br.  0,455. 

774  Diana  auf  der  Hirschjagd.  Lebhaft,  in  schimmernden  rosabräunlichen  Tönen,  heben 
sich  die  Körper  der  Jägerinnen,  in  tieferem  rötlichem  Braun  die  Gestalten  der  Männer 
vom  kalten  Graublau  des  Wolkenhimmels  ab.  In  kräftigen  rötlichen  Tönen  der  Horn- 
bläser r.  am  Bildrande,  in  dunkelblauer  Tracht,  mit  leuchtend  zinnoberroter  Kappe,  neben 
dem  Grauviolett  im  Gewände  der  bogenschießenden  Nymphe.  Hinter  der  dunklen 
Männergestalt  licht,  in  rosigen  Tönen  Diana,  in  hellkarminrotem  Gewand,  das  im  Kontrast 

zu  gedämpftem  Gelbgrün  im  Rocke  des  Jägers 
und  zum  Blaugrün  der  Landschaft  intensiver 
wirkt  und  den  Mittelpunkt  der  Komposition 
bildet.  Neben  der  Farbigkeit  der  r.  Bildhälfte 
die  1.  toniger  in  Graubraun  [Hirsch,  Reh]  und 
Gelbbraun  [Hunde,  weiß  und  bläulichschwarz 
gefleckt],  vor  graubraunem  Erdboden,  gelb- 
grünen und  blaugrünen  Tönen  der  Landschaft 
mit  hellblauer  Ferne. 

Die  Tiere  sind  von  der  Hand  des  FransSnyders,  die  Landschaft 
von  Jan  Wi  1  d  e  n  s  [Landschaftsmaler,  geboren  zu  Antwerpen  1 586, 
gestorben  daselbst  den  16.  Oktober  1653,  Schüler  des  Pieter 
Verhulst,  tätig  zu  Antwerpen]  .'.  Das  Bild  befand  sich  bis  zum 
Tode  des  Meisters  in  dessen  Haus  und  wurde  1641  unter  seinen 
Kunstschätzen  mit  versteigert  .-.  Die  Originalzcichnung  zu  den 
Figuren  im  Louvre,  Sammlung  His  de  la  Salle  .•-  Eine  Kopie  von 
de  Vos  in  der  Galerie  Czernin  zu  Wien  .-.  Königliche  Schlösser 
[oranische  Erbschaft.  1676]. 

Leinwand,  h.  1,76,  br.  4,79. 


344 


776d  Landschaft  mit  dem  Turm. 
Skizze.  Auf  heller  Grundierung  in 
flotter  brauer  Untermalung,  die  allen 
Tiefen,  besonders  dem  Vordergrunde, 
die  Färbung  gibt.  In  fettem  breitem 
Auftrage  die  goldgelben  Lichter  der 
Abendsonne  auf  den  Wolken  und  am 
Horizont  [neben  hellblauen  Lasuren  im 
Himmel],  die  satten  gelbgrünen,  blau- 
grünen und  hellblauen  Töne,  die  glit- 
zernden weißlichen  und  grauen  Lichter 
der  im  Scheine  des  Sonnenuntergangs 
schimmernden  Landschaft. 


Studie  zu  Rubens'  „Turnier"  im  Louvre    .'.    Erworben 

1899  aus  der  Sammlung  des  Lord  Francis  Pelham  Clinton  Hope 


Vlämische 
Schule  des 
XVH.Jahr- 
hunderts 

V6D 


Eichenholz,  h.  0,23,  br.  0,30. 


776c  Andromeda.  Auf  lichtem  weißem  Grund  ist  das  ganze  Bild  breit  und  alla  prima 
[Pentiment  des  r.  Fußes]  in  warmem  Braun  untermalt,  das  überall  in  den  Tiefen  [Felsen, 
Haar  Andromedas,  Wogen  usw.]  sichtbar  bleibt  und  bei  dünnerem  Auftrag,  von  der 
weißen  Grundierung  durchleuchtet,  goldige  Lichter 
erzeugt  [Felsenboden  vorn].  Vor  den  dunklen  Tiefen 
ist  das  schimmernde  Fleisch  in  ockergelblichen  und 
hellrötlichen  Tönen  hingestrichen,  die  mit  der  bräun- 
lichen Untermalung  zusammenwirken,  von  Glanz- 
lichtern in  fettem  gelblichem  Weiß  überrieselt.  Gegen 
den  in  hellem  Licht  farbig  modellierten  Akt  steht 
gedämpftes  Weiß  im  Tuch,  die  Farbigkeit  und  Plastik 
der  Formen  steigernd,  und  kühle  graublaue  Lasuren 
im  Himmel  und  den  Meereswogen,  über  die  vom 
Horizont  her  goldgelbe  Lichter  herübersprühen.  Die 
leuchtende  Helligkeit  und  den  fleischigen  Charakter 
des  Inkarnats  aber  erhöht  das  von  der  braunen  Unter- 
malung gedämpfte  tiefe  Karminrot  im  Mantel  r.  vorn, 
dessen  Reflex  den  1.  Unterschenkel  färbt,  sowie  die 
hellrötlichen  Töne  des  oben  erscheinenden  Engels 
und  ein  kleiner  Fleck  gedämpften  Rots  im  Mantel 
des  1.  herbeieilenden  Perseus. 

Aus  der  letzten  Zeit  des  Meisters  .".  Eine  ähnliche  Haltung  hat  die  Andro- 
meda im  Bilde  des  Museo  del  Prado  zu  Madrid  sowie  die  Minerva  im  „Urteil 
des  Paris"  in  der  National  Gallery  zu  London  .*.  Die  Andromeda  trägt 
unverkennbar  die  Züge  der  zweiten  Gattin  des  Künstlers,  Helene  Fourment 
.■.  Eine  Kopie  des  Bildes  aus  Rubens'  Schule  im  Museo  del  Prado  zu  Madrid, 
eine  zweite  im  Privatbesitze  zu  Paris  .■.  Das  Bild  war  noch  beim  Tode  des 
Meisters  in  dessen  Besitz  und  ist  unter  Nr.  85  im  Auktionskataloge  seines 
Nachlasses  verzeichnet  .'.  Erworben  1885  aus  der  Sammlung  des  Herzogs 
von  Marlborough  zu  Blenheim. 
Eichenholz,  h.  1,89,  br.  0,94. 


776  C 


345 


Vlämische 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 


781  Die  hl.  Cäcilia.  Auf  schimmernder  weißer  Grundierung,  in  frischer  Breite,  leicht  und 
locker  mit  Braun  untermalt.  Nur  in  der  Mitte  stärker  mit  den  glänzenden  leuchtenden 
Farben  gedeckt,  während  nach  den  Bildrändern  zu  die  breite  flüchtige  Malerei  mit  Unter- 
malung und  Grundierung  weich  zusammenwirkt.  Helles  flutendes  Licht  glitzert  auf  den 
kostbaren  farbigen  Stoffen  und  sammelt  sich  in  stärkster  Helligkeit,  in  glitzerndem  Glanz 
auf  dem  durchsichtig  zarten,  gelblichen  Inkarnat  der  Heiligen  mit  den  fleckig  geröteten 
Wangen,  dem  feuchten  roten  Mund  und  den  glänzenden  Augen.  Dunkelbraunes  Haar 
[von  goldigem  Schein  umgeben]  und  die  tiefen  satten  Farben  der  Kleidung,  besonders 
das   leuchtende  Smaragdgrün  des  goldbesetzten  Sammetoberkleides,  das  gelbgrün  im 


781 


Lichte  schillert,  und  ein  weiches,  die  Bildmitte  vertiefendes  Schwarz  im  Mantel  auf  der 
Schulter  1.,  dazu  das  zum  beherrschenden  Grün  komplementäre  Rot  des  Vorhangs  oben 
[locker  über  die  braune  Untermalung  gestrichen]  lassen  das  Inkarnat  noch  lichter 
erscheinen.  Zwischen  dem  in  den  Tiefen  gedämpften  Grün  und  dem  schimmernden 
Goldgelb  im  seidenen  Unterkleid  und  der  Mantelinnenseite  [davor  die  lichten  Hände] 
vermitteln  die  mattrötlichen  Halblichter  und  die  farbigen  roten  Tiefen  des  Unterkleides. 
Rosarote  Lichter  spielen  auf  das  Grün  hinüber.  Rötliche  Reflexe  erhellen  die  braune 
Orgel.  Die  hellrötlichen  Töne  umklingen  weiter  die  Hauptfigur  in  den  nackten  Körpern 
der  blonden  Kinderengel,  von  schimmernden  weißen  Glanzlichtern  überrieselt,  durch 
graublaue  Halbtöne  aufgelockert,  vor  dem  luftigen  Hellblaugrau  der  Architektur  und 
des  Himmels  [mit  gelben  Lichtern  am  Horizont,  über  blaugrüner  landschaftlicher  Ferne]. 


346 


Aus  der  letzten  Zeit  des  Meisters  .-.  Die  Heilige  trägt  die  Züge  von  Rubens'  zweiter  Gattin,  Helene  Fourment,  mit  der  er  sich 
am  6.  Dezember  1630  vermählte  .-.  Das  Bild  befand  sich  in  den  Wohnräumen  des  Rubensschen  Hauses  und  wurde  1641  mit 
seinem  Nachlasse  versteigert    .-.    1742  im  Besitze  des  Prinzen  Carignan,  1756  beim  Duc  de  Tallard    .-.    Könicrliche  Schlösser 
Eichenholz,  h.  1,77,  br.  1,39. 

762  c  Diana  mit  Nymphen  von  Satyrn  überfallen.  Das  Bild  ist  auf  heller  Grundierung 
in  warmem  Braun  untermalt  und  in  der  Umgebung-  der  Figuren,  besonders  r.  im  herab- 
träufelnden Wasser  der  Fontäne  und  im  Erdboden,  in  lockeren  flüchtigen  Pinselstrichen 
mit  blaugrauen,  grauen  und  grünlichen  Tönen  gedeckt.  Alles  ist  auf  die  Wirkung  des 
Fleisches  der  weiblichen  Körper  berechnet,  dessen  lichte  ockergelbliche,  durch  blaugraue 


Vlämische 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 


762  C 


Halbschatten  gelockerte  Färbung  mit  dem  bräunlichen  Tone  der  Untermalung  zusammen- 
wirkt und  durch  den  Gegensatz  zum  warmen,  durch  Rot  vertieften  Braun  der  Satyrn, 
dem  starken  Karminrot  im  Mantel  Dianas  1.  und  dem  grellen  Ultramarinblau  im  Himmel 
[davor  ein  rotbrauner  Baumzweig]  licht  und  zart  erscheint.  Gegen  die  in  sich  zu- 
sammengehaltene Masse  der  schimmernden  Körper  steht  kaltes  Weiß  in  der  Umhüllung 
der  Nymphe  in  der  Mitte;  mattes  Grün,  hellrot  schillernd,  in  ihrem  Gewand  und  Violett 
[Karminlasur  über  Graublau]  in  der  Gewandung  der  Nymphe  r. 

Aus  der  letzten  Zeit  des  Meisters   .■.    Das  Bild  wurde  1641  mit  dem  Nachlasse  des  Meisters  versteigert  und  wahrscheinlich  zu- 
sammen mit  der  Diana  auf  der  Hirschjagd  [Nr.  774]  von  einem  Rittmeister  N.  Tholinx  erworben,  von  dem  Prinz  Friedrich 
Heinrich  der  Niederlande  1645  beide  Bilder  für  2100  fl.  kaufte    .'.    Mit  der  oranischen  Erbschaft  gingen  diese  Bilder  dann  an 
den  Großen  Kurfürsten  über  .'.  Galerie  von  Sanssouci  .■.  Erworben  1903  als  Geschenk  S.  M.  des  Kaisers. 
Eicheiinolz,  h.  1,90,  br.  2,49. 


347 


Vlämische 
Schale  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 


763  a  Die  büßende  Magdalena.  Von  den  kühlen  grauen  Tönen,  die  in  Felsen  und  Erd- 
boden locker  über  die  braune  Untermalung  gelegt  sind,  hebt  sich  lichtschimmernd,  vor 
allem  im  Gegensatz  zum  tiefen  Karminrot  des  Mantels,  der  nackte  Leib  Magdalenas  ab, 
von  glänzenden  Lichtreflexen  übergössen,  über  blaugraue  Halbtöne  in  wärmere  bräun- 
liche und  rötliche  Tiefen  übergehend.  Etwas  Weiß  in  der  Umhüllung  der  Hüften.  In 
wärmerer  hellrötlicher  Färbung  die  Körper  der  Engel  [der  größere  in  blauviolettem  Ge- 
wand,  mit  blau   getönten   Flügeln].     Durch    das   grüne,   vom    Braun   der   Untermalung 


763  A 


getönte  Laub  der  Bäume  leuchtet  in  tiefem  Blau,  von  bräunlichblaugrauen  Wolken 
überzogen,  der  Himmel.  Am  Horizont  schimmert  in  goldgelben  und  rötlichen  Tönen  der 
Sonnenuntergang  und  färbt  das  Meer  und  die  von  der  Untermalung  bräunlich  getönte 
Landschaft  mit  glitzernden  Lichtern. 


Aus  der  letzten  Zeit  des  Meisters 
Leinwand,  h.  2,15,  br.  2,85. 


Königliche  Schlösser  .".  1906  von  S.  M.  dem  Kaiser  überwiesen. 


348 


Rubens    Werkstatt  des  Petrus  Paulus  Rubens. 

779  Das  Christkind  mit  Johannes  und  Engeln.  Auf  durchleuchtender  weißer  Grun- 
dierung- die  in  den  Tiefen  [z.  B.  Baumstamm  r.]  sichtbare  Untermalung  in  rötHchem 
Braun  [Umbra].  In  harter  bestimmter  Modellierung,  mit  graublauen  Halbschatten  und 
roten  Reflexen  in  den  Tiefen,  sind  die  hellrötlichen  Kinderkörper,  die  von  der  lichteren 
Färbung  des  blondhaarigen  Christkindes  r.  nach  I.  in  wärmere  rotbraune  Töne  über- 
gehen, zusammengehalten  gegen  harte  glasige  Farben,  wie  bläuliches  Weiß  im  Kissen 


Vlämische 
Schule  des 
XVII.Jahr- 
hunderts 


779 


und  den  Tüchern  und  Dunkelgraublau  im  Himmel.  In  der  am  Boden  hingebreiteten 
Decke  bricht  grelles  Zinnoberrot,  in  einzelnen  Früchten  Rot  hervor,  dessen  Intensität 
ebenso  wie  der  rötliche  Fleischton  durch  den  Kontrast  zu  einigen  Flecken  Grün  in 
den  Blättern,  der  Melone,  den  Weintrauben,  der  landschaftlichen  Ferne  1.  usw.  erhöht 
wird.    R.  vorn  dunkelblaue  Pflaumen  gegen  andere  hellgelbe  Früchte. 

Ein  besseres  Exemplar  derselben  Komposition  in  den  k.  k.  Hofmuseen  zu  Wien    .•.    Die  Früchte  von  Frans  Snyders    .'. 
Wiederholungen  bei  Lord  Pembroke  in  Wilton  House,  In  Privatbesitz  zu  Antwerpen,  in  Kingston  Lacy  in  England  [mit 
Veränderungen  und  umrahmt  von  einem  Fruchtkranze  von  Snyders]  .".  Das  kleine  Mädchen  soll  die  christliche  Kirche, 
die  Braut  Christi,  darstellen  .*.  Königliche  Schlösser. 
Eichenholz,  h.  0,95,  br.  1,25. 


KubenS    Schule  des  Petrus  Paulus  Rubens. 

773  Die  vier  lateinischen  Kirchenväter  Hieronymus,  Augustinus,  Gregor 
der  Große  und  Ambrosius.  Auf  heller  Grundierung  weich  in  Braun  untermalt, 
vom    kalten  Blaugrau  im  Himmel   und  dunkelgrauen  Tönen  im  Erdboden  umgeben. 


349 


Vlämische 

Schule  des 

XVII.  Jahr- 

hunderts 

773 


798 


sind  die  Figuren  in  leuchtendem, 
von  der  Untermalung  leicht  ge- 
töntem Goldgelb  der  Ornate  und 
Zinnoberrot  [Mantel  und  Hut  des 
hl.  Hieronymus  1.,  Besätze  der  kirch- 
lichen Gewänder,  das  Herz  in  der 
Hand  des  Engels  1.],  das  im  braun- 
roten Inkarnate  weiterklingt,  zu- 
sammengehalten. Außer  demBlau- 
grau  des  Himmels  dient  ein  Fleck 
Dunkelblau  in  der  Gewandung  des 
Engels  1.  der  gesteigerten  Wirkung 
der  goldigen  Töne.  Die  Mitte  be- 
tont das  glänzende  Weiß  der  Chor- 
hemden und  der  Taube.  Die  tief 
und  leuchtend  gefärbten  Gestalten  der  Heiligen  heben  sich  gegen  die  sehr  lichten  ocker- 
gelblichen, in  hellrötlichen  Tönen  schimmernden  Körper  der  Engel  ab. 

Die  Komposition  Icommt  mehrfach  in  Wiederholungen  vor,  in  größerem  Format  im  Museum  zu  Köln  [Abraham  Janssens  zu- 
geteilt] und  im  Nationalmuseum  zu  Stockholm. 
Eichenholz,  h.  0,42,  br.  0,54. 

798  Christus  bei  den  Schwestern  des  Lazarus.  In  bunten  flächigen  Lokalfarben. 
Während  starkes  Zinnoberrot  im  Mantel  Christi  [über  graublauviolettem  Gewand]  die 
Mitte  hervorhebt,  erklingt  r.  in  der  Kleidung  Marias  [mit  lichtem  Inkarnat  und  blondem 

ockergelblichem  Haar] 
am  stärksten  der  Kon- 
trast von  Goldgelb  und 
Dunkelblau,  der  als 
Goldgelb  und  Grau- 
blau in  der  Tapete  der 
Wände  wiederkehrt. 
Goldgelb  verbreitet 
sich  als  bräunliches  Ok- 
kergelb  weiter  im  Fuß- 
boden. Martha  1.,  mit 
wärmerem  rotbräun- 
lichem Inkarnat,  in 
bläulichweißerSchürze, 
graublauem  Rock  und 
schwärzlichgrünem 
Mieder.  Auf  ockergelb- 
brauner Tischplatte 
allerlei  Geflügel  mit 
hellgelbem,       blauem, 


350 


grauem  und  rotem 
Gefieder.  Vorn  auf 
dem  Boden  Gemüse 
in  g-rünen  Tönen. 

Königliche  Schlösser  .".  Lein- 
wand, h.  1,S8,  br.  2,25. 

Vlämischer 
Meister  um  1610 

797  Die  Reitschule. 
Vor  dem  mattblauen, 
von  hellrötlichen 
Wolken  bedeckten 
Himmel  glänzt  das 
kalte  Weiß  derbeiden 

graublau  gefleckten  Schimmel  und  der  ockergelbliche  Schweif  des  mittleren.  Dunkel 
hebt  sich  das  rotbraune  Fell  und  die  schwarze  Mähne  des  weißgefleckten  Pferdes  r.  ab. 
Rosarote  Töne  der  Nüstern.  Die  Reiter  auf  gelbbraunen  Sätteln,  in  Trachten,  deren 
Färbung  zwischen  Graublau  und  Goldgelbbraun  schwankt,  mit  violetten  und  rosaroten 
Beinkleidern,  die  beiden  r.  und  1.  mit  rosaroten  Federn  auf  den  bräunlichgrauen  Hüten. 
Der  Vordergrund  in  Braun  mit  ockergelblichen  Lichtern  setzt  sich  gegen  das  Blaugrün 
der  Ferne  [mit  der  Stadt  Antwerpen]  ab. 

Vielleicht  eine  Ju- 
gendarbeit des 
Rubens,  dem  das 
Bild  auch  ehemals  zu- 
geschrieben wurde  .'. 
Skizze  zu  dem  Bild 
unter  Rubens'Namen 
im  Buckingham  Pa- 
lace  zu  London  /. 
Eine  kleinere  Wie- 
derholung unter  dem 
Namen  A.  van  Dyck 
ehemals  in  derSamm- 
lung  Lionel  de  Roth- 
schild zu  London  .'. 
Königliche  Schlösser. 

Leinwand, 

h.1,25,  br.1,94. 

Diepenbeeck 

Abraham  van 
Diepenbeeck. 
Maler,  Zeichner 
für  Kupferstich- 
werke und  Glas- 
maler, getauft  den 
9.  Mai  1596  zu 
Herzogenbusch, 
gestorben  zu  Ant- 
werpen zwischen 
dem  17.  April  und 


Vlämische 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 

191 


818 


351 


Vlämisdie 
Sdiale  des 
XVII.  Jahr- 
hundertf- 


dem  16.  September  1675.  Schüler  seines  Vaters,  des  Glasmalers  Jan  Roelofszone,  und  später  des 
Rubens.  Tätig  vornehmlich  zu  Antwerpen  [seit  1623],  einige  Zeit  in  England  und  in  Paris  [1632, 
nach  Mariette]. 

818  Vermählungf  der  hl.  Katharina.  Hart,  in  hellem  Licht  die  Figuren  des  Vorder- 
grunds, vor  dunkelgraubrauner  Tiefe,  aus  der  warm  das  rötliche  Antlitz  Josephs  auf- 
leuchtet. Grelles,  nach  Zinnober  neigendes  Rot  im  Kleide  Marias  neben  tiefem  Blau 
in  ihrem  Mantel  [heller  im  Unterkleid  Katharinas].  Hart  und  bestimmt  wie  die  Farben 
der  Gewänder  auch  das  helle,  mit  Graublau  und  Rot  modellierte  Inkarnat.  Nach  r. 
wird  die  Färbung  lichter  und  silbriger.  Sie  geht  über  Karminviolett  im  Kleide 
Katharinas   zu  Goldgelb   in  den  Besätzen  ihrer  Gewandung  und  Mattgelb  im  Haar 


über,  mit  den  bläulichen  Schattentönen  des  grauweißen  Seidenmantels  kontrastierend. 
Hellgelbliche  Lichter  der  gelbbraunen  Kutte  des  hl.  Franziskus.  Graue  Architektur,  in 
den  Tiefen  durch  das  Braun  der  Untermalung  erwärmt. 

Königliche  Schlösser    .'.    Leinwand,  h.  2,00,  br.  2,42. 

TKlllrlf^n     Theodoor  van  Thulden  oder  Tulden.     Maler,    Kupferstecher   und   Radierer,    getauft  zu 
Herzogenbusch  den  9.  August  1606,  gestorben  daselbst  angeblich  1676.    Schüler  des  Abraham 
Blyenberch    [seit  1622]    und  des  Rubens.     Tätig  zu  Antv^erpen  und  Herzogenbusch,  zeitweilig  in  Paris 
[um  1632 — 1634  und  wieder  1647]  und  im  Haag  [um  1648]. 

955  TriumphzugderGalatea.  Zwischen  die  lichten  ockergelblichen  Frauenkörper,locker 

behandelt  mit  bläulichen  und  graubräunlichen  Tönen,  schlingen  sich  schimmernde  weiße 

Tücher.     Das   blonde  Fleisch   steht   gegen   grelles   Dunkelultramarinblau    im  Tuch    1. 


352 


oben,  gegen  Hellrot  im  flatternden  Mantel  r.  Ein  Fleck  hellen  Gelbs  im  Kissen, 
auf  dem  Galatea  sitzt,  daneben  kräftiges  Hellrot  des  Mantelzipfels.  Rötliche  Töne 
klingen  gedämpfter  in  den  Delphinflossen  neben  grünlichen  aus.  Die  durch  helle 
Beleuchtung  hervorgehobene  Mittelgruppe  umgeben  kalte  graublaue  Töne,  zwischen 
denen  die  rötlichen  Körper  der  Amoretten  erscheinen  und  die  in  der  Tiefe  immer  mehr 
das  Braun  der  Untermalung  durchdringt.  Vorn,  kulissenartig,  den  Blick  auf  die  Mitte 
öffnend,  die  goldig-rotbraunen,  stark  durch  Rot  erwärmten  Körper  der  Tritonen  und 
Putten  zwischen  graugrünlichen  Tönen  der  Wogen.  R.  schimmern  vom  Horizont  her 
matte  goldgelbe  und  rötliche  Lichter  über  das  dunkelblaugraue  Meer. 

Königliche  Schlösser  .".  Leinwand,  h.  2,70,  br.  2,99. 


Vlämische 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 


994 


IVIol     Pseter  van  Mol.    Getauft  zu  Antwerpen  den  17.  November  1599,  gestorben  zu  Paris  den  S.April  1650. 
Schüler  des  Seger  van  de  Grave,  unter  dem  Einflüsse  von  Rubens  ausgebildet;  tätig  zu  Antwerpen 
und  zu  Paris  [urkundlich  nachweisbar  seit  1631,  1640  als  Hofmaler  der  Königin  genannt]. 

994  Isaak  segnet  seinen  Sohn  Jakob.  Die  braune  Untermalung  und  die  Lokalfarben 
sind  nach  den  Bildrändern  zu  durch  Grau  gebrochen.  In  der  Mitte  Weiß,  durch  Grau- 
blau gedämpft,  in  Tischtuch  und  Bettzeug,  aus  dem  sich  in  goldig- ockergelbbraunem 
Ton  das  Inkarnat  erhebt.  Daneben  leuchtet  als  beherrschende  Farbe  grelles  Zinnober- 
rot auf  in  der  Decke  auf  goldgelbbrauner  Bettstatt,  davor  kräftiges  Blau  in  den  Armein 
Jakobs,  Graublau  in  seinem  Gewand.  Zinnoberrot  ergänzt  sich  in  dem  durch  die 
braune  Untermalung  getönten  Gelbgrün  des  Vorhangs  r.  oben  [darunter  blaugrünliche 
Flaschen  mit  rotem  Wein].  R.  steht  gegen  die  lichte  Mitte  und  das  warme  Inkarnat 
wieder  Dunkelblaugrau  im  Oberkleide  Rebekkas,  stumpfes  Violett  in  ihrem  Unterkleid. 


Eine  Zeichnung  zu  dem  Bild  im  Kupferstichkabinett  zu  Dresden 
Leinwand,  h.  1,59,  br.  2,26. 


Königliche  Schlösser. 


353 


Vlämische 
Sdiule  des 
XV IL  Jahr- 
hunderts 


Dyck 


794 


Antonius  [Anthonis,  Anthonie  oder  Antonio]  van  Dyck.  Maler  und  Radierer,  geb.  zu 
Antwerpen  den  22.  März  1599,  gest.  zu  Blackfriars  [London]  den  9.  Dezember  1641.  Schüler  des 
Hendrick  van  Baien  [seit  1610]  zu  Antwerpen,  daselbst  als  Gehilfe  des  Rubens  [nach  1618,  in  diesem  Jahr 
als  Meister  in  die  Gilde  zu  Antwerpen  aufgenommen]  und  unter  seinem  Einflüsse  weiter  ausgebildet. 
Tätig  in  Antwerpen,  bei  einem  längeren  italienischen  Aufenthalte  [1623 — 1627]  vornehmlich  in  Genua, 
später  in  London,  wo  er  schon  früher,  um  1620  21,  einige  Zeit  am  Hofe  Jacobs  1.  tätig  gewesen  war; 
1632  als  Hofmaler  Karls  I.;  zeitweilig  in  Brüssel  [1634  35]  und  in  Paris  [1640,41]. 

794    Ausgießung  des  hl.  Geistes.    In  die  graubraune  Stimmung  des  Raumes  sprüht, 
zwischen  dunlden  graubraunen  Wolken,  gelbliches  Licht  herab.   Es  lodert  in  gelblichen 


Flammen  über  den  Häuptern,  leuchtet  glitzernd  in  gelblichen  Reflexen  auf  dem  warm 
rotbraunen  Inkarnat,  dem  mattgoldgelben  Mantel  des  Apostels  in  der  Mitte  und  auf 
der  breiten  hellgrauen  Fläche  des  Mantels  1.  Den  gelblichen  Lichtglanz  erhöht  der 
Kontrast  zu  Graublau  im  Gewände  des  mittleren  und  zu  Blau  im  Mantel  Marias.  Das 
Goldgelb  der  Mitte  klingt  nach  vorn  gelbbräunlich  in  der  Gestalt  des  Johannes  aus, 
deren  dunkle  Färbung  der  gesteigerten  Lichtwirkung  der  Mitte  dient.  Daneben  leuchtet 
als  Basis  für  die  gebrochenen  Töne  das  Weiß  im  Buche  r.  vorn  auf.  An  den  Seiten 
und  im  warm  braunen  Halbdunkel  des  Hintergrunds  glüht  leuchtendes  Zinnoberrot  in 
einzelnen  Gewändern. 

S.  die  Bemerkung  zu  Nr.  799  .'.  Königliche  Schlösser. 
Leinwand,  h.2,61,  br.  2,14. 


354 


770  Verspottung  Christi.  Vor  dem  schwärzlichbraunen  Dunkel  der  Mauern  glüht  in 
leuchtender  Pracht  das  Rot  in  der  Gewandung  des  spottenden  Pharisäers  r.,  im  Unterkleide 
des  Kriegers  1.,  in  den  Bändern  auf  seiner  Schulter,  und  dem  Blut,  das  am  Fuße  Christi 
auf  den  Boden  herabrinnt,  sowie  das  goldig -ockergelbe,  stark  mit  Rot  durchsetzte,  von 
schimmernden  Glanzlichtern  übergossene  Fleisch  der  Gestalten,  noch  leuchtender  neben 
dem  schimmernden  Weiß  des  Hemds  r.  Gegen  dieses  Rot,  das  den  grauen  Tönen  der  Um- 
gebung  [z.  B.  Hose   des  neben  Christus  knienden  Knechts]  eine  grünliche  Färbung  ver- 


leiht, steht  tiefes  bläuliches  Schwarz  der  Rüstungen  mit  weißen  blitzenden  Reflexen  und 
helles  Dunkelgraublau  im  Gewände  Christi,  das  nach  rückwärts  als  kalt  schimmerndes 
Hellblau  im  Rocke  des  zu  Christus  sich  neigenden  Pharisäers  1.  und  im  Himmel,  der 
durchs  Gitter  scheint,  die  warme  leuchtende  Färbung  durchbricht. 

Eine  etwas  kleinere  Originalwiederholung  [aus  Rubens'  Besitz]  im  Museo  del  Prado  zu  Madrid,  jedoch  ohne  die  Figuren  des 
römischen  Hauptmanns  und  des  Kriegsknechts  hinter  diesem  .•.  S.  die  Bemerkung  zu  Nr.  799  .■.  Königliche  Schlösser. 
Leinwand,  h.2,62,  br.2,14. 

790 E  Der  hl.  Petrus.  Im  rotbraunen  Tone  der  Untermalung,  die  im  Hintergrunde  mit 
dunkelgrauen  und  in  der  Umgebung  des  Kopfes  mit  hellgrauen  Tönen  gedeckt  ist.  Von 
tiefen  Dunkelheiten  umgeben  im  Hintergrund  und  im  Rock,  dessen  blaue  [mit  dem  auf 


Vlämische 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 


770 


355 


Vlämische 

Schule  des 

XVII. Jahr- 

hundert  s 


Schultern  und  Knien  sichtbaren  Goldgelbbraun 
des  Mantels  kontrastierende]  Lasur  vom  Braun  der 
Untermalung  fast  gänzlich  aufgezehrt  wird,  leuch- 
tet in  goldigem  Ton  das  warm  rötlichbraune, 
durch  pastose  ockergelbliche  Lichter  aufgehellte 
Inkarnat,  mit  Rot  behandelt  in  den  Tiefen,  beson- 
ders den  Augenhöhlen,  mit  bräunlichgrauem  Haar. 
Warm  heben  sich  die  Hände  vom  bläulichen 
Weiß  des  aufgeschlagenen  Buches  ab,  dessen 
beschattete  Seite  wieder  im  Braun  der  Unter- 
malung verschwindet. 

Sammlung  Pastor,  Burtscheid  1820    .■.    Sammlung  Uselino,  Amster- 
dam 1868   .*.   Sammlung  Suermondt,  1874. 
Leinwand,  h.  0,89,  br.  0,72. 

790  F  Kopf  eines  Apostels.  Auf  grauer  Grun- 
dierung, die  zwischen  der  locker  darüber- 
gelegten braunen  Untermalung  und  den  pastos  aufgesetzten  hellrötlichen  bis  ockergelb- 
lichen Lichtern  des  Inkarnats  in  den  Halbschatten  durchwirkt.  Die  Falten  des  Gesichts 
sind  mit  Zinnoberrot  vertieft.  Lockere  blaugraue  Lichter  im  Haar,  gedämpft  weiße  im 
Hemd  umschließen  das  Fleisch.  Die  Hände  in  weicher  brauner  Untermalung  mit  hell- 
rötlichen Lichtern.    Goldgelbbraunes  Gewand.    Dunkelbrauner  Hintergrund. 

Studie  zur  Ausgießung  des  helligen  Geistes  [Nr.  794  ]    .-.    Galerie  von  Sanssouci    .-.    1906  überwiesen  von  S.  M.  dem  Kaiser. 
Eichenholz  [ringsum  angestückt],  h.  0,57,  br.  0,45. 

798  F    Brustbild  des  hl.  Petrus.    Das  Fleisch,  in  ockergelblichen  und  rötlichen,  in  den 


790  F 
798  F 


356 


Augen  und  Reflexen  bis  zu  Rot  ansteigenden  Tönen  neben  graublauen  Halbschatten 
breit  und  fett  zusammengestrichen,  glüht,  durch  einen  Fleck  von  gedämpftem  Weiß  [im 
Hemd]  noch  in  seiner  leuchtenden  Kraft  gesteigert,  in  der  fast  einfarbigen,  auf  das  dunkle 
bräunliche  Grau  des  Hintergrundes  gestimmten  Umgebung.  Dunkelgraubraunes  Haar, 
durch  einige  schwarze,  flott  hingesetzte  Drucker  vertieft.  Die  warm  dunkelbraune  Unter- 
malung des  Mantels  mit  grauweißen  Lichtern  ist  durch  die  graublaue  Lasur  gekühlt. 

Studie  zum  Apostel  Petrus  In  Rubens'  „Gastmahl  bei  Simon"  in  der  Eremitage  zu  St.  Petersburg.    Wie  das  Bild  in  der  Aus- 
führung wesentlich  van  Dyck  angehört,  so  ist  wahrscheinlich  auch  unsere  Studie,  wofür  die  braune  Färbung  und  der  leuch- 
tende Ton  sprechen,  eine  Arbeit  van  Dycks    .■.    Sammlung  Theodore  Patureau,  Paris  1857    .'.    Sammlung  Suermondt,  1874. 
Eichenholz,  h.  0,61,  br.  0,49. 


Vlämisdie 
Schule  des 
XV/I.  Jahr- 
hunderts 


799  Die  beiden 
Johannes. 
Auf  lichter 
grauer  Grun- 
dierung die 
Untermalung 
in  warmem 
Braun,  das  im 
Adler,  in  der 
Architektur, 
leichtmitGrau 
gedeckt,  und 
in  der  Gestalt 
Johannis  des 
Täufers,  stark 
mit  Rot,  in 
denGlanzlich- 
tern  auf  der 
Brust  mit 
Ockergelb  er- 
wärmt,zutage 
liegt.  Die 
warme  Fär- 
bung   der    r. 

in  ihren  leuchtenden  Farben  vor 
blaugrauen,  sonnig  beleuchteten 
gehalten   sind. 


Figur  steigert 
sich  zu  leuchten- 
dem Rot  im 
Mantel  Johannis 
des  Evange- 
listen, das  ge- 
gen Graublau  in 
seinem  Gewand 
[vom  durch- 
scheinenden 
Braun  in  den 
Schatten  violett 
getönt]  steht 
und  aus  dem 
goldigdas  lichte 
Inkarnat  hervor- 
kommt. Die  In- 
tensität dieses 
Rot  steigert  der 
Kontrast  zum 
tiefen  Blaugrün 
in  der  Land- 
schaft, während 
beide  Gestalten 
dem  kalten  Hellblau  des  Himmels  [oben  mit  dunkel- 
Wolken  und  mit  hellgelblichem  Horizont]  zusammen- 


799 


Bez.  am  Buch  unter  dem  Fuße  Johannis  d.  E.:  A'"  van  Dyck:  fecit  .-.  Gehört  mit  der  Verspottung  Christi  [Nr.  770],  der  Aus- 
gießung des  heiligen  Geistes  [Nr.  794]  und  der  Gefangennaiime  Christi  [in  der  Sammlung  zu  Corsham  House  in  England] 
zu  einer  Reihe  von  Gemälden  aus  der  frühen,  noch  ganz  von  Rubens  beinflußten  Zeit  des  Meisters.  Die  drei  Berliner 
Bilder  befanden  sich  früher  und  vermutlich  schon  ursprünglich  zu  Brügge  in  der  Abtei  zu  den  Düren  und  wurden  1768  vom 
Prinzen  Heinrich  von  Preußen  bei  seiner  Anwesenheit  in  den  Niederlanden  angekauft  .'.  Originalskizze  zu  dem  Bilde  Nr.  799 
in  Madrid,  Akademie  der  Künste  .-.  Königliche  Schlösser. 
Leinwand,  h.  2,61,  br.  2,12. 


357 


Vlämisdie 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 


782a  Nymphen  beim  Bade  von 
Satyrn  überrascht.  In  schim- 
mernderHelligkeit, in  fetten  ocker- 
gelblichen und  hellrötlichen  Lich- 
tern neben  blaugrauen  Halbschat- 
ten,mit  roten  Reflexen  in  denTiefen, 
tauchen  die  Körper  der  Nymphen 
aus  dem  warm  braunen  Dunkel  der 
im  Hintergrund  ungedeckten  Un- 
termalung auf.  Gegen  das  Fleisch 
der  Frauen  steht  in  pastosem  Auf- 
trag bläuliches  Weiß  im  Tuche  1. 
und,  die  Lichtwirkung  steigernd, 
tiefes  Karminrot  im  Mantel,  der  r. 
unten  über  den  Sitz  gebreitet  ist, 
sowie  die  dunkelbraunen,  durch 
Rot  erwärmten  Leiber  der  beiden 
Satyrn,  die  sich  wieder  von  der 
kalten  dunkelgraublauen  Färbung  des  Himmels  [mit  einigen  flott  hingesetzten  hell- 
rötlichen Lichtern  am  Horizont]  abheben.  R.  etwas  Goldgelb  im  Bogen  gegen  Hellblau 
im  Bande  des  Köchers. 

Aus  der  Frühzeit  des  Meisters    .*.  Links  ist  ein  vertikaler  Streifen  von  einem  englischen  Maler  des  18.  Jahrhunderts  hinzu- 
gefügt .*.  Erworben  1897  aus  dem  englischen  Kunsthandel  als  Geschenk. 
Leinwand,  h.  0,81,  br.  0,94. 


768   Bildnis  eines  Mannes.    Über  die  braune  Untermalung,  die  in  den  Tiefen  erscheint, 
ist  das  helle  Inkarnat  in  warmen  hellrötlichen  Tönen  und  ockergelblichen  Glanzlichtern 

auf  Stirn,  Nase,  den  Augenpartien  usw.  gedeckt, 
von  starken  Dunkelheiten,  dem  dunkelrotbraunen 
Haar  und  tiefschwarzem  Gewand,  umgeben.  Kräftig 
rote  Lippen,  rotbrauner  Bart.  Gegen  das  warme 
Inkarnat  steht  der  bläuliche  Kragen  mit  pastosen 
weißen  Lichtern.  Der  braune  Hintergrund  ist 
r.  unten,  neben  den  rötlichen  Fleischtönen,  durch 
Grau  aufgehellt. 


Aus  der  früheren  Zeit  des  Meisters  .'.  Eine  Wiederholung  des  Bild- 
nisses in  etwas  größerem  Format  in  den  k.  k.  Hofmuseen  zu  Wien  .". 
Erworben  1836. 

Eichenholz,  h.  0,43,  br.  0,35. 


358 


787a  Bildnis  der  Marchesa  Geronima  Spinola  [Gemahlin  des  Filippo  Spinola  und 
Tochter  des  Paolo  Doria].  Die  braune  Untermalung-  tönt  das  Grau  des  Architekturhinter- 
grundes, das  Schwarz  der  Tracht  und  verleiht  dem  ganzen  Bilde  seine  warme  tiefe 
Stimmung.  Als  einzige  Helligkeit  schimmert  aus  der  dunklen  Umgebung  das  lichte 
Inkarnat:  das  Antlitz  mit  der  hellen  ockergelblichen  Stirn  und  der  unteren  Gesichtshälfte 
in  karminrötlichen  Tönen,  mit  kräftigem  Rot  auf  der  Unterlippe,  durch  die  Nachbarschaft 


Vlämisclie 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
Hunderts 


787  A 


zum  kalten  Blaugrau  des  Kragens  erwärmt;  noch  zarter  die  Hände  im  Kontrast  zum 
kräftigen,  bräunlich  getönten  Karminrot  der  Armelkrausen.  In  gedämpftem  bräunlichem 
Gold  schimmern  die  Innenseiten  der  Flügelärmel  und  die  Goldborten  des  unten  sicht- 
baren karminvioletten  Unterkleids.  Auf  der  Brust  goldgelber  Schmuck  mit  dunkelblauem 
Edelstein.  Auf  dem  gelblichbraunen  Haar  eine  mit  grauen  Perlen  besetzte  Haube  mit 
schwarzer  Reiherfeder.    L.  ist  in  goldigem  Ton  ein  Streifen  des  Himmels  sichtbar. 


it': 


Stammt  aus  einer  Villa  Spinola  bei  Genua  .*.  Erworben  1904  als  Geschenk  des  Herrn  A.  Thiem,  San  Remo,  an  S.  M.  den  Kaiser 
für  das  Kaiser-Friedrich-Museum   .'.  Sammlung  A.  Thiem. 
Leinwaad,  h.  2,21,  br.  1,47. 


359 


Vlämisdie 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 


782  B 
782  C 


782b  Bildnis  eines  vornehmen  Genuesers.  Eine  helle  Grundierung-,  über  die  durch- 
sichtig die  braune  Untermalung  der  Architektur,  des  Bodens  und  der  Gestalt  gelegt  ist, 
erfüllt  das  Bild  mit  einem  goldigen  Schimmer.  Aus  dem  tiefen  Schwarz  der  Tracht,  durch 
das  Braun  der  Untermalung  erwärmt,  leuchtet  goldig  das  Inkarnat,  von  dem  mit  blau- 
grauen Tönen  gedämpften  Weiß  in  Kragen,  Manschetten  und  Briefsich  abhebend.  R.  ein 
schmaler  Streifen  des  bläulichen  Himmels  mit  goldgelben  Wolken. 

Gegenstück  zu  Nr.  782  C.     S.  die   Bemerkung  dort    .-.    Alte   Kopien  beim  Principe  S.  Faustino,  Pal°-    Barberini  in  Rom 
[Kniestück]  und  bei  Hiimphrey  Ward  in  London  [ganze  Figur]  .■.  Erworben  1901  aus  dem  englischen  Kunsthandel. 
Leinwand,  h.  2,00,  br.  1,16. 


782c  Bildnis  einer  vornehmen  Genueserin.  Die  braune  Untermalung  durchdringt 
alle  Farben,  das  tiefe  Schwarz  der  Tracht,  das  Grau  der  Architektur,  das  schwärzliche 
Saftgrün  des  Vorhangs  [mit  goldgelben  Fransen]  1.  oben,  und  verleiht  dem  ganzen  Bilde 
den  einheitlich  warmen  Grundton.  Aus  dem  Schwarz  der  Tracht  leuchtet  goldig  das 
Inkarnat  mit  dem  bräunlichgrauen  Haar,  vom  gedämpften  Grauweiß  in  Kragen  und 
Manschetten  sich  abhebend.  Grauer  Besatz  des  Kleides.  Neben  dem  Schwarz  leuchten, 
gleichfalls  durch  Braun  gebrochen,  das  Rot  des  [goldgelb  und  blau  gemusterten]  per- 
sischen Teppichs  vorn,   gedämpfter   im  Dunkel   das  Karminrot   des  Stuhlpolsters   auf. 

Gegenstück  von  Nr.  782  B  .".  Angeblich  sind  die  Bilder  Porträts  des  Genueser  Senators  Giustiniani  und  seiner  Gattin.    1773  er- 
wähnt in  der  Description  de  Genes  et  de  ses  environs  als  im  Pal°.  Giacomo  Balbi  befindlich   .'.   Ehemals  in  der  Sammlung 


360 


von  Sir  Robert  Peel  [Versteigerung  London  1900],  für  dessen  Vorfahren  David  Wilkie  die  beiden  Bilder  in  Genua  erwarb  .-. 
Erworben  1901  aus  dem  englischen  Kunsthandel  .-.  Leinwand,  h.  2,00,  br.  1,16. 

778  Beweinung  Christi.  Die  hellgraue  Grundierung,  auf  der  die  Szene  in  Braun  unter- 
malt ist,  gibt  die  lockere  silbrig- graue  Tönung.  Der  blasse  graubräunliche  Leichnam,  in 
braunen  und  an  Händen  und  Füßen  besonders  in  hellblaugrauen  Tönen  modelliert,  er- 
scheint farbiger  durch  das  umgebende  kalte,  bläulich  schimmernde  Weiß  des  Grabtuches. 
Das  wärmere  lichtrötliche  Inkarnat  der  Lebenden  [gegen  ein  bräunlichgelbgrünes  Tuch 
gestellt  der  Körper  des  Engels]  und  tiefes  Rot  imTuch,  das  Johannes  hält  [doch  gedämpft 
durch   den    das   Ganze    zusammenhaltenden    braunen    Grundton],  steigern  die    silbrige 


Vlämische 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 


778 


Helligkeit  des  vorn  hingestreckten  Körpers,  während  bläuliche  Tiefen  [Dunkelgraublau 
im  Rocke  Johannis,  Blau  im  IVIantel  und  Blauviolett  in  den  Ärmeln  Marias,  Graublau 
im  Mantel  Magdalenas],  kontrastierend  mit  einigen  kleineren  Flächen  von  Goldgelb  im  [rot- 
gemusterten] Kleide  Magdalenas,  gedämpfter  im  Schleier  Marias  und  im  blonden  Haare 
des  Engels  und  Magdalenas,  den  luftigen  Charakter  der  Malerei  erhöhen.  Der  Kontrast 
von  gedämpftem  dunklem  Blau  und  Goldgelb  klingt  1.  im  Abendhimmel  aus.  Felsen  und 
Vordergrund  im  Braun  der  Untermalung,  mit  durchschimmerndem  Hellgrau  der  Grundierung. 

Bez  in  der  unteren  Ecke  rechts  von  späterer  Hand :  v.  Dijk  .".  Aus  der  Zeit  des  zweiten  Aufenthaltes  des  Meisters  in  Antwerpen, 
nach  seiner  Rückkehr  aus  Italien  [um  1627]  /.  EineWiederholung  mit  geringen  Abweichungen  in  der  Ägidienkirche  zu  Nürnberg, 
doch  nur  aus  der  Werkstatt  des  Meisters.  Eine  zweite  Wiederholung,  Schulbild,  in  der  Galerie  zu  Stuttgart.  Kreidezeichnung 
zur  Mittelgruppe  im  British  Museum.  Studie  zu  dem  weinenden  Engel  bei  Prof.  F.  A.  v.  Kaulbach  [München  ]  .'.  Königl.  Schlösser. 
Leinw.,nd,  h.  2,20,  br.  1,66. 


361 


Vlämiscfte 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 

782 


1469 


782  Bildnis  des  Thomas  Fran^ois  de 
Carig-nan,  Prinzen  von  Savoyen.  Die 
braune  Untermalung  ist  im  Hintergrunde 
locker  mit  dunkelgrauen  Tönen  behandelt, 
vor  dem,  umgeben  von  dunkelbraunem 
Haar  und  rotbräunlichem  Bart,  warm  in 
lichtrötlichen  Tönen  das  Antlitz  steht.  Mit 
besonderer  Liebe,  in  zarterer  Färbung, 
schimmernd  im  Licht,  sind  die  feinen 
schlanken  Hände  durchgeführt.  Das  Inkar- 
nat erscheint  noch  lebhafter  über  dem  kalten 
bläulichen  Grauweiß  des  Kragens  und  der 
Manschetten  und  der  hellblau  schimmern- 
den, in  den  Tiefen  bräunlichschwarzen 
Rüstung  mit  ihren  glänzenden  weißen  Re- 
flexen. Die  blauen  Lichter  der  Rüstung 
kontrastieren  mit  dem  bräunlichen  Gold- 
gelb im  [karminrot  gemusterten]  Vorhang 
und  in  der  Tischdecke.  Die  untere  Bildhälfte  belebt  das  Karminrot  der  Feldbinde  am 
Arm,  im  Degengehänge  und  in  der  Panzerpolsterung.    Graubrauner  Kommandostab. 

Bez.  auf  einem  Zettel  links  unten;  Thomas  Sahaudus  Princeps  de  Carignan.  a*^.  1634,  und  rechts  unten  :  Ant.  van  Dyck.  Eques 
Feci  .  .  .".  Der  Prinz  [1596 — 1656],  fünfter  Sohn  des  Herzogs  Karl  Emanuel  I.  von  Savoyen  und  Stammvater  der  jetzt  regierenden 
Linie  des  Hauses  Piemont- Savoyen,  war  zuerst  General  in  spanischen  Diensten,  dann  der  französischen  Armeen  in  Italien  und 
Großmeister  von  Frankreich.  Im  Jahre  1634  war  er  in  den  Niederlanden,  und  unser  Bildnis  ist  wohl  in  Brüssel  gemalt  .'. 
Eine  Wiederholung  in  Windsor,  die  dort  als  Original  gilt,  ist  nur  eine  Kopie  .".  Erworben  1835. 
Leinwand,  h.  1,12,  br.  1,03. 

LyVCK  Werkstatt  des  Antonius  van  Dyck. 

787  Die  bußfertigen  Sünder.  Aus  der  weichen 
bräunlichen  Gesamtstimmung  taucht  tiefes  Blau 
im  Mantel,  Karminrot  im  Gewand  undGtIbbraun 
im  Schleier  Marias  auf.  In  warmen  rötlichbraunen 
Tönen  leuchtet  das  Inkarnat  der  hinteren  Figuren 
vor  Graublau  [durch  die  braune  Untermalung 
leicht  violett  getönt]  in  den  Wolken.  Hell  rötlich 
schimmert  davor  der  Körper  des  blondhaarigen 
Kindes,  noch  lichter,  vor  der  dunkelgraubraunen 
Gestalt  Johannis  d.T.und  den  gelbbraunen  [gelb 
schimmernden]  Tiefen  der  Tracht  König  Davids 
[mit  gelber  Krone  auf  bläulichgrauem  Haar], 
in  silbrigen  Tönen  das  Inkarnat  Magdalenas 
mit  gelbblondem  Haar,  beide  durch  die  Nach- 
barschaft zu  kaltem  bläulichem  Weiß  in  Tuch 
undSeidengewand  erwärmt.  In  derMitte  erklingt 
im  Himmel  nochmals  matter  der  Kontrast  von 
blauen  und  gelben  Tönen. 


362 


In  öffentlichen  Sammlungen 
mehrere  Wiederholungen, 
von  denen  das  etwas  größere 
Exemplar  im  Louvre  [nach  der 
Rückkehr  aus  Italien  im  An- 
schluß an  Tizian  gemalt]  das 
einzige  ganz  eigenhändige  ist 
.'.  Unser  Büd  ist  wohl  in  der 
Werkstatt  unter  des  Meisters 
Beihilfe  entstanden  .'.  König- 
liche Schlösser. 

Leinwand,  h.l  ,08,  br.  1 ,33. 

/^_^     1.  Jacob    van   Oost 

^-^t'^L  d.  Ä.  Zeichnet  sich 
Jacomo  van  Oost.  Ge- 
boren 1600  zu  BrÜCTge, 
gestorben  1671  daselbst. 
Schüler  seines  älteren 
Bruders  Frans;  weiterge- 
bildet unter  dem  Einflüsse 
von  Rubens  und  van  Dyck, 
in  Italien  nach  den 
Werken  der  Carracci. 
Tätig  in  Brügge,  kurze 
Zeit  in  Rom. 

1469    Bildnis    eines 
Mannes.  Im  warmen 

Tone  der  hellen  rötlichbraunen  Grundierung,  die  im  Hintergrunde  durch  eine  dünne 
graue  Lasur  locker  gedeckt  wird.  Der  Kopf,  in  roten  Tönen  [Lippen,  Augenwinkel], 
mit  graublauen  Halbschatten,  wird  durch  den  Kontrast  zum  kalten  Blaugrau  des 
Kragens  noch  stärker  erwärmt.  Tiefes,  durch  Braun  getöntes  Schwarz  im  Rock  und  das 
dunkle  Rotbraun  des  Haares  setzen  die  Figur  kräftig  gegen  den  Hchten  Hintergrund  ab. 

Bez.  unten:  Jacomo  van  oost  F  •  1633  .■.  Aus  dem  Kupfer- 
stichkabinett überwiesen. 

Eichenholz,  h.  0,61,  br.  0,45. 

Pv-ar»r«r»\;-c    Peeter    Fran^oys    [Franchoys]. 
1    rdl  1(5,0  yi>    Geb.den20.Oktoberl606zuMecheln, 

gest.  daselbst  den  11.  August  1654.    Schüler  seines 

Vaters    Lucas    Franchoys    d.  A.    in    Mecheln    und 

des  Gerard  Seghers  in  Antwerpen.  Tätig  in  Mecheln 

[1649    in  die  Gilde  aufgenommen] ,  eine  Zeitlang 

in  Antwerpen  und  Paris. 

1639  Bildnis  eines  jungen  Mannes. 
Warm  braune  Untermalung,  im  Hinter- 
grunde locker  mit  Dunkelgrau  behandelt. 
Aus  dunkelbraunem  Haar  und  grauschwar- 
zem Gewand  kommt  hell  das  rötlichbraune, 
mit  ockergelblichen  Lichtern  und  grau- 
blauen Halbschatten  modellierte  Inkarnat 
hervor,  über  kaltem  Blaugrau  des  Kragens. 
L.  bräunliches  Karminrot  in  der  Stuhllehne. 

Erworben  1 904  als  Geschenk  des  Herrn  A.  Thiem  an  den  Ge- 
neraldirektor Dr.  W.  Bode,  der  es  dem  Kaiser -Friedrich- 
Museum  überwies    .".    Sammlung  A.  Thiem. 
Leinwand,  h.  0,765,  br.  0,635. 


Vläinisdie 
Sdiule  des 
XVII.  Jahr, 
hunderts 


363 


Vlämische 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 

864C 


864  B 


Cr»nil<:iC  Gonzales  [Gonzalo] 
UqUei)  Coques  oder  Cocx.  Ge- 
boren 1618  zu  Antwerpen,  gestorben 
daselbst  den  18.  April  1684.  Schüler 
des  Porträtmalers  Peeter  Brueghel  III. 
seit  1626/27,  dann  des  David  Ryckaert 
d.  J.,  dessen  Tochter  er  heiratete; 
ausgebildet  unter  dem  Einfluß  A.  van 
Dycks.  Tätig  in  Antwerpen  [1641  in 
die  Lukasgilde  aufgenommen]. 

864c  Familienbild.  Die  Unter- 
malung in  Braun  auf  lichtem 
Grund  durchdringt  die  dünn 
und  lasurartig  aufgetragenen 
Farben  und  gibt  dem  Bilde  den 
warmen  Gesamtton.  Sie  er- 
scheint in  der  Architektur  [nur 
r.  mit  grauen  Lichtern  gedeckt]  und  tönt  die  breite  Fläche  von  Rot  im  Vorhang,  von 
dem  sich  hell,  in  ockergelblichen  Lichtern  das  Inkarnat  abhebt,  vom  kalten  Graublau 
der  Kragen,  Manschetten  und  des  Papierblatts  begleitet,  noch  stärker  aufgehellt  durch 
das  [vom  Braun  getönte]  Schwarz  der  Trachten  und  das  damit  zusammengehende 
Dunkelblau  in  der  [rot  und  grün  gemusterten]  Tischdecke.  Gegen  das  gedämpfte  Rot 
des  Vorhangs  und  bräunliches  Hellkarminrot  im  Kleide  der  Dame  steht  Grün  in  der 
Landschaft  und  im  Kissen  auf  dem  Sessel  vorn.  R.  frischere  Farben  in  den  beiden 
Kindern:  Goldgelb  und  Blaugrau  in  den  mit  roten  Bändern  gezierten  Trachten,  lebhaft 
mit  Rot  behandeltes  Inkarnat.    Am  Himmel  kräftig  blaue  Streifen,  am  Horizont  Hellgelb. 

Galerie    des  Herzogs  von  Marlborough    zu  Blenheim    .-.   Sammlung  Rudolf  Kann,    Paris    .-.    Erworben  1908  als  Geschenk  der 
Herren  Duveen  Bros.,  London    .■.    Eichenholz,  h.  0,515,  br.  0,73. 

864b  Bildnis  des  jungen  Cornelis  de  Bie. 
Das  Bild  ist  im  bräunlichen  Tone  der  lockeren 
Untermalung  auf  hellem  Grunde  zusammen- 
gehalten, alle  Farben  durch  das  Braun  ge- 
brochen. Das  lichtrötliche,  mit  bläulichen  Halb- 
schatten behandelte  Inkarnat,  vom  dunkel- 
braunen Haar  umrahmt,  vor  der  goldgelblichen 
Färbung  des  Vorhangs,  die  durch  den  Gegen- 
satz die  Wirkung  der  dünn  über  Braun  lasierten 
blaugrauen  Töne  in  Kragen,  Rock  und  Papieren 
und  des  Lila  im  Unterkleid  erhöht.  Als  be- 
lebender Kontrast  in  der  tonigen  Stimmung 
dient  gedämpftes  Zinnoberrot  in  der  Stuhllehne 
und  Gelbgrün  in  der  Tischdecke. 

Cornelis  de  Bie,  Notar  zu  Lierre  [geb.  den  10.  Febr.  1627],  ist  der 
Verfasser  von  „Het  gülden  cabinet  van  de  edele  vrij  schilderconst", 
Antwerpen  1662,  das  Nachrichten  über  die  zeitgenössischen 
Künstler  gibt  .-.  Sammlungen  Schamp  d'Aversdioot ;  Graf 
Cornelissen  .'.  Sammlung  Suermondt,  1874. 
Kupfer,  h.  0,27,  br.  0,22. 


364 


iy/r__„i.    PeeterMeert.  Bildnismaler,  g-eboren  zu  Brüssel 
IVlCCi  L     1619  [nach  Cornelis  de  Bie],  gestorben  daselbst 

1669.    Tätig   zu    Brüssel,   wo   er    1640   als    Meister   in 

die  Gilde  aufgenommen  wurde. 

844  a  Bildnis  eines  Mannes.  In  tiefes 
Schwarz  gekleidet  hebt  sich  die  Gestalt  von 
den  hellen  graublauen  Tönen  in  Himmel  und 
Architekturhintergrund  ab,  deren  luftige 
Stimmung  durch  den  Kontrast  zur  breiten 
Fläche  bräunlichen  Goldgelbs  im  Vorhang  er- 
höht wird.  Hell  steht  dagegen  das  ocker- 
gelbbraune, mit  lichtroten  Tönen  behandelte 
Inkarnat,  von  bräunlichgrauem  Haar  umgeben 
und  von  Blaugrau  in  Kragen  und  Manschetten 
begleitet. 

Sammlung  Merlo,  Köln  1868  .*.  Sammlung  Suermondt,  1874. 
Leinwand,  h.  1,16,  br.  0,93. 


AT"  Cornelis  de  Vos.    Vornehmlich  Bildnismaler,  geboren  um  1585  zu  Hülst,  gestorben  zu  Antwerpen 

VOS     den  9.  Mai  1651.     Schüler  des  David  Remeeus  [seit  1596].    Tätig  zu  Antwerpen  [1608  in  die  Gilde 
aufgenommen]. 

832  Die  Töchter  des  Malers.  Vor  dunklem  Hintergrund,  über  dessen  braune  Unter- 
malung die  grauen,  grünlichen  und  [in  der  Landschaft]  blaugrünen  Töne  gelegt  sind, 
wird  die  Kindergruppe  in  lichter,  auf  Hellgrau  gestimmter  Färbung  zusammengehalten. 
Helles  graubräunliches  Inkarnat  mit  zarter  rötlicher  Tönung  der  Wangen,  mit  matt- 
blondem Haar,  von  bräunlich-  und  bläulichgrauen  Tönen  [Kragen,  silbergrauer  Besatz 
der  goldgelbbraunen  Taille  des  Kindes  r.]  umrahmt.  Kräftig  rote  Muster  auf  Weiß 
im  Kleide  des  Mädchens  1.,  dunkles  Grün  in  ihrer  Schürze.  Hellgelb  im  Rocke  der 
Schwester  r.,  Weiß  in  der 
Schürze  [davor  die  roten  Kir- 
schen], zwei  Flecke  Hellrot  in 
den  Strümpfen,  Hellgrau  in  den 
Schuhen,  hellzinnoberrot  und 
blaugrün  verzierte  Haube.  Grü- 
ne Töne  im  Erdboden  vorn 
dienen  der  gesteigerten  Wir- 
kung des  Rot.  Am  dunkel- 
graublauen Himmel  gelbrote 
Abendstimmung. 

Ehemals  unter  der  Bezeichnung:  „Die  kleine 
Prinzessin  und  ihre  Milchschwester"  be- 
kannt; da  sich  aber  die  Kinder  fast  im 
gleichen  Alter  in  dem  großen  Familienbüde 
im  Museum  zu  Brüssel  finden,  so  sind 
zweifellos  auch  hier  die  Töchter  des  Künst- 
lers zu  erkennen  .".  Erworben  1837. 
LeinA-and,  h.  0,78,  br.  0,92. 


Vlämische 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 

hunderts 


365 


Vlämische 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 


831  Bildnis  eines  Ehepaares.  Die  braune  Untermalung  tönt  das  Grau  der  Terrassen- 
architektur und  dämpft  das  Rot  des  Vorhangs,  vor  dem  in  tiefem  Grauschwarz  mit 
hellgrau  schimmernden  Lichtern  die  seidenen  Trachten  und  in  lichten  graurötlichen 
Tönen  das  Inkarnat  steht,  dieses  durch  den  Gegensatz  zum  locker  behandelten,  in 
den  Schatten  graublau  getönten  Weiß  in  Kragen  und  Manschetten  erwärmt.  Goldgelb 
im  Taillenbesatz  und  den  Handschuhstickereien  der  Dame,  bläuliches  Weiß  im  Unter- 
kleid. L.  als  Ergänzung  zum  Rot  des  Vorhangs  kaltes  Blaugrün  der  Beete  und  Bäume 
des  Parks  [mit  hellgrauen  Wegen]  und,  kontrastierend  mit  den  charakteristischen  blau- 
grauen Tönen,  Hellgelb  im  Horizont  [unter  grauen,  in  den  Tiefen  vom  Braun  der 
Untermalung  getönten  Wolken  am  hellblauen  Himmel]  und  im  Gefieder  der  beiden 
Vögel  [neben  Blaugrau]. 


Bez.  oben  am  Postamente  der  Säule  .'.  CD  [zusammengezogen]  VOS.  F.    A:  1629 
Leinwand,  h.  1,65,  br.  2,22. 


Königüclie  Schlösser. 


J 


d  Jacob    Jordaens.      Maler  und  Radierer,    geboren  zu  Antwerpen  den  19.  Mai   1593,   ge- 

dC^llS  sterben  daselbst  den  19.  Oktober  1678.  Schüler  seines  späteren  Schwiegervaters,  des 
Adam  van  Noort,  [seit  1607  8]  zu  Antwerpen  und  unter  dem  Einflüsse  des  Rubens  ausgebildet.  Tätig 
zu  Antwerpen  [daselbst   1616  in  die  Lukasgilde  aufgenommen]. 


831 


366 


879  Lustige  Gesellschaft  [Darstellung  des  niederländischen  Sprichworts:  „Zo  de 
ouden  zongen,  zo  pijpen  de  jongen"].  In  einem  warmen,  aber  etwas  schweren  rot- 
braunen Gesamtton,  dessen  Wirkung  durch  die  Zusammenstellung  mit  dunkelgrünen, 
hellblauen  und  graublauen  Tönen  im  Fensterdurchblick,  mit  Blau  [Kleid  des  Kindes  l.vorn]. 
Graublau  [Pelzjacken  der  beiden  Alten]  und  Weiß  gesteigert  wird.  Alle  lebhafteren 
Farben,  besonders  das  reichlich  angebrachte  Rot  [Kleid  der  Frau  1.,  Innenseite  ihres 
Hutes,  Polster  ihres  Stuhles,  Kappe  des  Dudelsackpfeifers,  lichtrote  Stühle]  sind  durch 
diesen  braunen  Grundton  gebrochen.  Das  bräunliche  Inkarnat,  meist  gegen  das  Licht 
gestellt,  wird  durch  rote  Reflexe  von  den  Notenbüchern  her  aufgehellt.  In  der  Gruppe  1., 
auf  der  sich,  vor  dunklen  Tiefen,  das  hellste  Licht  konzentriert,  ist  das  Fleisch  der 
Frauen  besonders  durch  den  Wiederschein  des  kalten  bläulichen  Weiß  [Busentuch  und 
Serviette  der  Frau,  Jacke  des  Mädchens  neben  ihr]  hellockergelblich  aufgelichtet,  mit 
roten  Reflexen  in  den  Halbschatten.  Auf  dem  weißen,  durch  bläuliche  und  bräunliche 
Töne  gedämpften  Tischtuche  Goldgelbbraun  in  den  Früchten,  dem  Korbe  r.  und  dem 
Brot  auf  blauem  Teller. 


Vlämische 
Schule  des 
XVn.  Jahr- 
hunderts 


Verschiedene  Darstellungen  desselben  Gegenstandes  vi 
Galerie  zu  Dresden  u.  a.  a.  O.  .".  Königliche  Schlösser. 
Leinwand,  h.  1,63,  br.  2,35. 


I  der  Hand  des  Meisters  im  Louvre,  in  der  Pinakothek  zu  München,  der 


879 


367 


Vlämisdie 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 

774  B 


774  A 


^nAr/~l(^VC  Frans  Snyders.  Maler  von  Tier- 
OliyUCrS  stücken  und  Stilleben,  getauft  zu 
Antwerpen  den  11.  November  1579,  gest. 
daselbst  den  19.  August  1657.  Schüler  des 
jüngeren  Peeter  Brueghel  [seit  1593]  und 
Hendricks  van  Baien.  Tätig  in  Antviierpen 
seit  dem  Jahre  1602,  in  dem  er  in  die  Lukas- 
gilde aufgenommen  wurde,  und  nach  einer 
Studienreise  in  Italien  [1608  09]  dauernd 
daselbst. 

774b  Stilleben.  Die  braune  Unter- 
malung, die  überall  in  den  Tiefen  mit- 
wirlct,  ist  im  Hintergründe  durch  Hell- 
grau gedeckt  und  in  der  Tischdecke 
durchsichtig-  mit  einem  karminroten 
Tone  lasiert.  In  pastoserem  Auftrage 
sind  die  Früchte  gemalt.  Die  Mitte  beherrscht  das  helle  Gelb  der  Birnen,  weiterklingend 
in  den  gelben  Lichtern  der  hellblaugrünen  Weintrauben  und  den  goldgelben  Pfirsichen. 
Tiefere  Farben,  die  schon  teilweise  [karminviolette  Traube  r.  vorn]  von  der  braunen 
Untermalung  getönt  werden,  an  den  Seiten  wie  Dunkelblau  [Weintrauben]  und  tiefes 
Rot  [Pfirsiche  r.  und  1.],  mit  dem  verschiedenartigen  Blaugrün  der  Blätter  und  Trauben 
kontrastierend,  steigern  die  Helligkeit  der  Mitte.  Vorn  auf  der  bräunlichkarminroten 
Tischdecke  lilafarbene,  grünliche  und  weiße  Muscheln  mit  bräunlichroter  und  schwarzer 
Zeichnung  und  blaugrüne  Weinbeeren. 

Sammlung  Rothan,  Paris  .'.  Sammlung  Suermondt,   1874. 
Eichenholz,  h.0,51,  br.0,70. 

774a  Studie  von  vier  Hundeköpfen.  Auf  heller  Grundierung  in  warm  brauner  Unter- 
malung, die  in  den  Dunkelheiten  überall  durchwirkt  und  im  Hintergrund  durch  locker 
hingestrichenes  Grau  und  Dunkelgrau  vertieft  ist.  Die  Tiere  sind  farbig  in  breiter 
Strichmanier  in  blaugrauen,  über  graublaue  zu  Weiß  sich  auflichtenden  Tönen  flott  her- 
untergemalt, mit  Rot  in  Rachen  und  Augen.  Das  weiße  Fell  des  Windhundes  r.  ist  in 
den  Lichtern  durch  Ockergelb  neben  bläulichen  Schatten  getönt,  die  schwärzlichen  Flecke 

des  Hundes  1.  durch  Blau  vertieft,  das 
goldgelbe  Hundefell  Loben  durch  eine 
karminrote  Untermalung  erwärmt,  die 
das  ganze  obere  Viertel  der  Tafel 
färbt. 


Sammlungen  Lyversberg  zu  Köln,  Fay  zu  Aadien  . 
Sammlung  Suermondt,  1874. 

Eichenholz,  h.0.52.  br.0,77. 


368 


774c  Stilleben.  Diebraune 
Untermalung,  im  Hinter- 
grunde durch  graue  Töne, 
in  der  Tischplatte  durch 
ockergelblichgraue  aufge- 
hellt, tönt  nach  den  Bild- 
rändern zu  stärker  alle 
Lokalfarben  [bräunlichkar- 
minviolette,  blau  schim- 
mernde Weintrauben, 
bräunlichgelbgrüne  Wein- 
blätter, bräunlichgraue 
Katze].  In  der  Mitte  leuch- 
tet das  starke  Rot  des 
Hummers  auf  blau  gemu- 
stertem, bläulichweißem 
Teller.  L.  gelbgrüne  Kohl- 
blätter. Daneben  der  schwärzlichblaue  Auerhahn  [dunkelblaue  Lasur  über  schwärzlichem 
Braun]  mit  weißen  Schwanz-  und  Flügelfedern  und  rotem  Kamm.  Vor  dieser  Dunkelheit 
schimmernd  im  Licht  das  gerupfte  Huhn  in  gelblichen  und  blaugrauen  Tönen,  mit  kar- 
minrötlichen Tönen  am  aufgeschnittenen  Hals.  R.  leuchtend  rote  Erdbeeren  in  weißer, 
blau  gemusterter  Schüssel.  Dahinter  blaugrüne,  dunkelblaue  und  karminviolette  Wein- 
trauben auf  goldgelber  Schale.  R.  ein  bräunlichroter,  blaugrün  dekorierter  Krug  mit 
goldgelbem  Deckel. 

Bez.  rechts  unten  an  der  Tischplatte:  F  ■  Snyders  •  fecit  •    .".  Erworben  1904  .-.  Sammlung  A.  Thiem. 
Leinwand,  h.0,87,  br.  1,18. 

878  Der  Hahnenkampf.  Vor  warmem  Dunkelbraun  im  Erdboden  und  kaltem  Grau- 
blau im  Himmel  schimmert  das  warme  bräunliche  Weiß  und  Gelbrot  der  kämpfenden 
Hähne,  das  leuchtende  Karminrot  ihrer  Kämme,  dessen  Intensität  durch  den  Kontrast 
zum  Blaugrün  der  land- 
schaftlichen Ferne  noch 
gesteigert  wird.  R. 
eine  weiße  Henne  mit 
rotem  Kamm,  dahinter 
eine  rötlichbraune  mit 
schwarzen  Flecken. 


Bez.  rechts  unten  :  F  •  Snijders  . 

fecit  .  1615.  .-.   Erworben  1845. 

Eichenholz,  h.  0,71,  br.  1,20. 


Islamische 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 

774  C 


878 


369 


Vlämisdie 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 

678  A 


Ud 


Lucas  van  Uden.  Maler  und  Radierer  von 
^"  Landschaften,  geboren  zu  Antwerpen  den 
18.  Oktober  1595,  gestorben  daselbst  den  4.  No- 
vember 1672.  Vermutlich  zuerst  Schüler  seines 
Vaters  Artus  van  Uden,  ausgebildet  unter  dem 
Einflüsse  des  Rubens  [in  dessen  Werkstatt  öfters 
als  Landschafter  beschäftigt,  nachdem  er  1627  in 
die  Antwerpener  Lukasgilde  aufgenommen  worden 
war].    Tätig  zu  Antwerpen. 

678  a    Hügelige    Landschaft.      Nach    r. 
ziehen   dunkelblaugraue    Gewitterwolken 
ab,  vor  denen  über  rötlich  beleuchtetem 
Ackerfeld  der  hellgelbe  Regenbogen  steht. 
L.  strahlt  das  gelbrote  Licht  der  Abend- 
sonne auf  und  färbt  die  blaugrüne  Höhe 
mit  gelbrotem  Schein.   Nach  unten  zu  ver- 
tieft sich  das  Grün  der  Bäume,  vom  Braun 
der    Untermalung    getönt.       Dazwischen 
schimmert     hellbläulich     mit     goldgelben 
Wolkenreflexen  der  Weiher  und  in  bräun- 
lichem Ockergelb  die  Mauern  der  Häuser.   Vorn  auf  ockergelbbraunem  Bodenabschnitt 
in  brauner  Untermalung,  aber  in  glitzernden  Farben  der  Gewänder  die  Zigeunerinnen, 
von  denen  die  eine  dem  Mann  mit  leuchtend  rotem  Barett  weissagt. 

Die  Figuren  sind  von  David  Teniers  d.  J.  .■.  Erworben  1875  in  Berlin. 
Leinwand,  h.  0,72,  br.  0,61. 


678  C 


678c  Landschaft.  Unter  lichtem  mattblauem,  am  Horizont  hellgelb  gefärbtem  Himmel, 
den  dunkelgraue  Wolken  überziehen,  setzt  sich  gegen  das  kalte  Blaugrün  der  Ebene  1. 
das  wärmere  bräunliche  Dunkelgrün  des  Waldes  ab,  zwischen  dessen  Stämmen  der 
hellblaue  Glanz  des  Wassers  schimmert.  Im  Bodenabschnitte  des  Vordergrunds  liegt 
der  braune  Ton  der  Untermalung  [auf  heller  Grundierung]  zutage.   Darauf  die  glitzernden 

glasigen  Farben  der 
von  Teniers  gemalten 
Staffage :  Goldgelb, 
Violett,  Blau,  Weiß 
und  vor  allem  ein 
leuchtendes  Rot,  das 
durch  den  Kontrast  die 
Intensität  des  beherr- 
schenden Grün  erhöht. 


Die  Figuren  sind  von  David 
Teniersd. J.  .'.  Erworben  1910 
als  Vermächtnis  der  Frau  Pro- 
fessor F.  Bernstein. 

Leinwand,  h.  0,73,  br.  1,22. 


370 


B 


»-/-«imr/ii-      Adriaen     Brouwer. 

rOUWei  Geboren  1605  oder 
1606,  wahrscheinlich  zu  Oudenaerde, 
begraben  in  Antwerpen  den  1.  Fe- 
bruar 1638.  Schüler  des  Frans 
Hals  zu  Haarlem,  daselbst  urkund- 
lich 1626  und  1627,  vorher  zu 
Amsterdam  tätig;  dann  zu  Ant- 
werpen, wo  er  1631  in  die  Lukas- 
g-ilde  aufgenommenwurde,  unter  dem 
Einflüsse  von  Rubens  weiter  ausge- 
bildet.   Seitdem  tätig  zu  Antwerpen. 

853j  Landschaft  mit  Bauern 
beim  Spiel.  Diewarmbraune, 
in  allen  Tiefen  sichtbare  Unter- 
malung gibt  die  allgemeine 
Färbung.  Sie  ist  im  Himmel 
locker  mit  Blaugrau  gedeckt, 

mit  fettem  Weiß  in  der  hellen  Wolke  der  Mitte.  In  der  Landschaft  wird  der  braune 
Grundton  durch  hellrötlicheTöne  imZiegeldach  l.,im Giebel  derMitte  und  durch  gedämpf- 
tes Rot  [Jacke  des  Bauern  unter  dem  Vordach]  erwärmt.  Zwischen  die  rötlichbraunen 
Töne  sind  saftgrüne  Lasuren  im  Laubwerk  gelegt,  gelbgrüne,  1.  in  der  Ferne  zu  Blaugrün 
sich  abkühlende  Töne  gestrichen.  Die  Mitte  betont  pastos  aufgetragenes  Goldockergelb 
im  Strohvordach  und  in  derBodenwellevorn.  Graue  und  ockergelbliche  Töne  im  Vorplatz  1. 

Bez.  r.  unten  mit  dem  aus  AB  gebildeten  Monogramm  .'.  Sammlung  Redleaf  .•.  Sammlung  Moritz  Kann,  Paris  .*.  Er- 
worben 1907  als  Geschenk  des  Generaldirektors  Dr.  W.  Bode  .'.  Eichenholz,  h.  0,235,  br.  0,335. 

i53H  Der  Hirt  am  Wege.  Das  weiche,  silbrig  schimmernde  Licht  des  mit  pastosen 
grauweißen  und  mattblauen  Tönen  gedeckten  dunstigen  Himmels  dämpft  das  in  der 
Landschaft  zutage  liegende  warme  Braun  der  Untermalung.  Blaugraue,  graue  und 
blaugrünliche  Flecke  lockern  den  mit  saftgrünen  Lasuren  behandelten  Baumschlag. 
Flaumig  aufgetragene  graugrüne  und  gedämpft  ockergelbe  Töne  decken  die  belichteten 
Stellen  in  Rasen,  Weg  und  Hügel  1.  vorn.  Gegen  die  grünlichen  Töne  steht  etwas 
bräunliches  Rot  in 
der  Figur  des  Hir- 
ten, dem  Ziegel- 
dach, den  Tiefen 
1.  hinten  und  dem 
Dach  r.inderFerne 
zwischen  silbrig- 
graugrünenTönen. 


Bez.  links  an  dem  Sand- 
hügel mit  dem  aus  AB  ge- 
bildeten Monogramm  .'. 
Erworben  1878   in  Paris. 

Eichenholz,    h.  0,49, 

br.  0,82. 


Vlämische 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 

853J 


371 


Vlämische 

Schule  des 

XVII.  Jahr- 

hunder  ts 

853  E 


853e  Singender  Bauer.  Auf  hellem  bräunlich  g-e- 
töntem  Grund  ist  die  Darstellung  einheitlich  im 
braunen  Tone  der  Untermalung  gehalten.  Der 
bräunliche  Hintergrund  ist  locker  mit  Grau  lasiert, 
das  zum  Sitz  hergerichtete  Faß  gleichfalls  durch- 
sichtig, der  Fußboden  etwas  dichter  mit  grauen 
Tönen  behandelt  und  der  Rock  des  Bauern  mit 
gelblichem  Grau  locker  gedeckt.  Als  lebhafteste 
Farbe  wirken  in  der  tonigen  Stimmung  bräunliches 
Lichtrot  im  Inkarnat  und  im  Krug.  Ein  flott  auf- 
gesetzter Fleck  Weiß  im  Hemdkragen.  R.  unten 
einige  Spritzer  Rot  im  Kohlenfeuer. 

Eine  alte  Kopie  in  den  k.k.  Hofmuseen  zuWien  .■.  SammlungSuermondt, 
1874    .-.    Eidienholz.h.  0,19,  br.  0,15. 

853a  Die  Toilette.  Im  warm  braunen  Tone  der 
Untermalung,  die  im  Hintergrunde  locker  mit  Grau, 
im  Kleid  und  im  Spiegelrahmen  mit  Schwarz  gedeckt 
ist.  Im  Inkarnat,  dessen  Färbung  im  Bilde  dominiert,  wird  das  einheitliche  Braun  durch 
rötliche  Töne  erwärmt,  in  seiner  Wirkung  erhöht  durch  die  Nachbarschaft  zu  pastos 
aufgesetztem  Weiß  in  Kragen  und  Haube. 

Bez.  im  Grunde  rechts  mit  dem  aus  AB  gebildeten  Monogramm    .*.    In  einer  Folge  der  „sieben  Todsünden*'  nach  Brouwer  als 
„Superbia"  gestochen    .'.    Eine  Wiederholung  im  städtischen  Museum  zu  Koblenz    .".    Sammlung  Suermondt,  1874. 
Eichenholz,  h.  0,18,  br.  0,135. 

^ß53B  Dünenlandschaft  im  Mondschein.  Auf  weißer  Grundierung  breit  und  skizzenhaft 
in  warmem  Braun,  das  alle  Lokalfarben  tönt  und  überall  in  den  Tiefen  sichtbar  ist.  Im 
Lichtbereiche  des  in  Hellgelb  pastos  aufgesetzten  Mondes,  der  im  Wasser  weiter  schimmert. 


853  A 


372 


erscheint  die  weiße  Grundierung. 
Eine  schwärzliche  Wolke  vor  dem 
Mond  steigert  den  Lichteffekt, 
während  in  der  Umgebung  über 
die  Wolken  und  die  Wasserfläche 
silbrig-graublaueTöne  gelegt  sind. 
Zwischen  dem  dunklen,  durch  das 
Braun  der  Untermalung  vertieften 
Grün  und  Blaugrün  der  Bäume 
schimmert  im  Mondlichte  die  Düne 
in  Hellgrün,  derSand  vorn  in  gelb- 
rötlicher, gleichfalls  durch  Braun 
getönter  Färbung.  Die  braune 
Untermalung  des  Vordergrundes 
ist  wieder  durch  graue  Töne  gedämpft.  Gegen  den  Lichtschein  des  Mondes  stehen  in 
dunklem  Braun,  durch  gebrochenes  Rot  und  Blau  in  den  Jacken  belebt,  die  Gestalten 
der  drei  Bauern.  R.  vorn  leuchten  die  ockergelblichen  Lichter  der  Hütte  auf,  die  flott 
zwischen  die  braune  Grundfarbe  gestrichen  sind. 

Bez.  rechts  unten  mit  dem  aus  AB  gebildeten  Monogramm  /.  Sammlung  Brentano  in  Frankfurt  a.  M.,  versteigert  1870  .•. 
Sammlung  Suermcndt,  1874    .".    Eichenholz,  h.  0,25,  br.  0,34. 

^voöcl-»ao/->l^     J°°^    [Joost   oder   Josse]    van    Craesbeeck.     Geboren  zu  Neerlinter  in  Brabant 
^-'*  •iC^UCCL.K.    um   1606,   1654  zu  Brüssel  noch  am  Leben   [nach  C.  de  Bie  gestorben  vor  1662].     In 
Antwerpen,    wo   er  1631    als  Bürger  [Bäcker]    eingeschrieben  und  1633/34    in    die  Gilde  aufgenommen 
wurde,  unter  dem  Einfluß  A.  Brouwers  ausgebildet.    Tätig  zu  Antwerpen  und  Brüssel   [seit  1651]. 

856a  Der  Bauer  mit  der  Filzmütze.  Im  warm  braunen  Tone  der  Untermalung.  Über 
den  hellbraunen  Hintergrund  ist  locker  Hellgrau  gelegt.  In  der  Mütze,  im  Kragen  und 
im  Krug  [darauf  ein  fettes  weißes  Glanzlicht]  wird  das  Braun  locker  mit  Grau  gedeckt, 
stärker  im  Ärmel.  Als  lebhafteste  Farbe  erscheint  das  durch  Rotbraun  erwärmte  Inkarnat. 

Bez.  am  Kruge  mit  dem  aus  CB  gebildeten  Monogramm  .*.  Sammlung  Suermondt,  1874  .".  Eichenholz,  Durchmesser  0.09. 


Vlämische 
Schule  fies 
XVII.  Jahr- 
hunderts 


856  A 


373 


Vlämische 
Schule  des 
XVn.  Jahr- 
hunderts 

856  B 


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866 


_  _„i.     David    Ryckaert    d.  J.    [der  Dritte]. 

"^'  *■  Getauft  zu  Antwerpen  den  2.  Dezember 
1612,  gestorben  daselbst  den  11.  November  1661. 
Schüler  seines  gleichnamigen  Vaters,  unter  dem  Einfluß 
Adriaen  Brouwers  und  David  Teniers  d.  J.  weiter  aus- 
gebildet. Tätig  zu  Antwerpen,  wo  er  1636 — 37  in  die 
Lukasgilde  aufgenommen  wurde. 

856b  Der  Dorfnarr.  Das  v^farme  Braun  der 
Untermalung  gibt,  durch  graue  Töne  gekühlt, 
dem  Bilde  die  weiche,  etwas  verblasene  Grund- 
färbung. Es  ist  in  der  Rückenfigur  locker  mit 
bläulichem  Weiß  im  Hemd  [dagegen  der  warm 
rotbraune  Fleischton]  und  mit  Blaugrau  in  der 
Jacke  [mit  rotbraunem  Flicken  auf  der  Schulter] 
gedeckt.  Der  Hut  rötlichbraun  mit  grauen 
Tönen,  auf  dem  ockergelblichen  Haar.  Mit 
Blaugrau  in  der  Jacke  der  Hauptfigur  kon- 
trastiert Ockergelb  in  der  Schürze  des  Jungen  r. 
in  lilafarbener  Jacke  und  Strümpfen,  bläulich- 
weißen Armein  und  Kragen  [dagegen  das  licht- 
rötliche Gesicht]  und  dunkelgraublauer  Mütze.  Die  braune  Untermalung  ist  im  Himmel 
mit  Graublau,  im  Hintergrund  1.  mit  Saftgrün  und  im  Erdboden  locker,  dichter  in  der 
Mauer  r.  mit  grauen  Tönen  gedeckt. 

Sammlung  Suermondt,  1874  .'.  Eichenholz,  h.  0,32,  hr.  0,24. 

"T"        •  David  Teniers  d.  A.    Maler  und  Radierer,   geboren  1582  zu  Antwerpen,   gestorben  daselbst 

ICIllCla    Jgjj  29.  Juli   1649.     Schüler    seines    älteren    Bruders   Juliaen    und   zu    Rom    unter   dem    Einfluß 

Elsheimers  weiter  ausgebildet.  Tätig  zu  Antwerpen  [1 606,  nach  der  italienischen  Reise,  in  die  Gilde  aufgenommen]. 

866  Versuchung  des  hl.  Antonius.  In  stumpfer,  durch 
Grau  [besonders  in  den  Felsen]  gebrochener  bräun- 
licher Gesamtfärbung.  Überall  spitze,  glitzernde 
weiße  Lichter,  die  teilweise  die  Umrisse  der  Figuren 
und  Gegenstände  begleiten.  Hellblau  in  der  Jacke, 
Rot  in  der  Kappe  des  Ungetüms  r.  vorn,  Gelb- 
grün und  Weiß  in  der  Tracht  des  als  altes  Weib 
erscheinenden  Teufels.  Blau  im  Schnitte  des 
Buches,  in  dem  der  Heilige  [in  grauschwärzlichem 
Mantel  über  gelblichbraunem  Gewand]  liest.  Röt- 
lichbraunes Inkarnat.  Am  Höhleneingang  ocker- 
gelbliche Lichter  auf  dem  Felsen  neben  hellblauem 
Himmel. 


Ist   ganz   ähnlich   vom  Meister   radiert    und   öfters  gemalt  worden 
Königliche  Schlösser. 

Kupfer,  h.  0,21,  br.  0,16. 


374 


Te 


niF»r<;  David  Teniers  d.  J.  Zeichnet  sich  in  seinen 
IllCl  S>  frühesten  Werken  auch  Tenier.  Malerund  Radierer, 
getauft  zu  Antwerpen  den  15.  Dezember  1610,  gestorben  zu 
Brüssel  den  25.  April  1690.  Schüler  seines  Vaters  David, 
unter  dem  Einflüsse  von  Rubens  und  vornehmlich  von  Brouw/er 
weitergebildet.  Tätig  zu  Antwerpen  [seit  1632  in  der  Gilde] 
und  Brüssel  [seit  März  1651]. 


866a  Das  Sakramentswunder  der  hl.  Gudula. 
Auf  weißer  Marmorplatte  durchsichtig  in  bräun- 
lichem Grau  die  Wolken,  zwischen  denen  als  hell- 
blaue Lasur  der  Himmel  erscheint,  unten  in  Grau 
die  Gudulakirche  zu  Brüssel.  In  rotbräunlichem 
Tone  das  Inkarnat  der  Engel  mit  den  blaugrau 
getönten  Flügeln.  Hellkarminrot  [1.]  und  Blau  [r.] 
in  den  Draperien,  lila  das  Tuch  in  der  Mitte  unter 
dem  goldgelbbraunen  Sakrament,  von  hellkarmin- 
rotem Baldachin  überragt. 

Bez. unten  rechts  neben  der  Kirche:  DT'  [ineinander  gesetzt]  F  .-.  Samm- 
lung Suermondt,  1874. 

Weißer  Marmor,  h  0,45,  br.  0,27. 


866  B  Gesellschaft  beim  Mahle.  Die  hellbräunliche 

Untermalung,  in  der  Wand  und  im  Fußboden  durch  locker  aufgetragenes  Grau  gekühlt, 
liegt  im  Schrank,  in  den  Gemälden,  den  Figuren  im  Hintergrund  und  dem  durch  rötliche 
Töne  erwärmten  Inkarnat  zutage.  Die  Trachten  der  Figuren  und  die  Gegenstände  vorn 
sind  in  leuchtenden,  emailleartig  glänzenden  Farben  aufgesetzt,  für  die  das  reine  Weiß 
im  Tischtuche  usw.  die  Basis  bildet.  L.  vorn  leuchtendes  Rot  im  Uniformrock  auf  dem 
Stuhl.  In  den  Kleidern  der  Damen  Schwarz,  dessen  bläulichen  Charakter  das  Gold- 
gelb im  Koller  des  Offiziers  1.  daneben  stärkt.  Die  Leuchtkraft  des  Goldgelb  wird 
durch  den  Kontrast  zu  Hellblau  im  Bandelier  gesteigert.  Ihm  entspricht  im  Unter- 
kleide der  Dame  r.  ein  Fleck  tiefen  Blaus.  Bräunliches  Karminviolett  im  Unterkleide 
der  Dame  1.  und  Rosa  im 
Rocke  des  Herrn  1.  Gelb- 
grün der  Tischdecke.  Das 
Gemälde  1.  [in  hellblauen, 
grünlichen  und  braunen 
Tönen]  von  der  Hand  D. 
Teniers'  d.  Ä.,  das  r.  an- 
scheinend von  Brouwer. 


Bez.links unten :  D.  TENIER  FE1634 .-. 
Eines  der  frühesten  datierten  Werke 
des  Meisters  .".  Erworben  1873  in 
Wien. 

Eichenholz,  h.  0,36,  br.  0,56. 


Vlämische 
Schule  des 
XVII.Jahr- 
h  tinderts 

866A 


866  B 


375 


Vlämischc 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 

856 


856  Die  P  u  f  f  s  p  i  e  1  e  r. 
Auf  hellbräunlicher  Grun- 
dierungf  in  warm  brauner 
Untermalung,  die  überall  in 
dem  mit  hellrötlichenTönen 
erwärmten  Inkarnat  und  in 
den  Schatten  zutage  liegt 
und  in  den  Lichtern  von 
Mauern  und  Fußboden 
durch  graue  Töne  von  ver- 
schiedener Dichtigkeit  ge- 
deckt wird.  In  leuchtender 
Farbigkeit  stehen  gegen 
den  hellen  Grund  die  Figu- 
ren der  Spieler.  Hellblau 
in  der  Jacke  des  Mannes  r.,  Graublau  in  der  Tischdecke,  grünliches  Blau  in  den  Strümpfen 
des  Stehenden  1.  Der  Kontrast  zu  Goldgelb  in  dessen  Ärmel  erhöht  die  Wirkung  all  der 
bläulichen  Töne.  Die  Mitte  betont  Rot  im  Barett  und  Dunkelgrün  in  der  Jacke  eines 
Spielers.  L.  nochmals  Rot  im  Rocke  des  ankreidenden  Wirts  [darüber  ein  Fleck  Blaugrün 
im  Laubwerk  des  Durchblicks].  Die  Figuren  im  Hintergrund  in  gedämpften,  auf  die  nur 
locker  gedeckte  bräunliche  Untermalung  gestimmten  Tönen. 

Bez.  rechts  unten:  D  TENIERS  ■  F  und  auf  einer  Zeichnung  an  der  Wand:  A.  1641  .".  Königliche  Schlösser. 
Eichenholz,  h.0,46,  br.0,66. 


859 


859  Versuchung  des  hl.  Antonius.    In  graubraunem  Gesamtton,  der  durch  Ockergelb 
in  den  Lichtern  der  Felsen  und  des  Bodens  [dagegen  mattgraublauer  Himmel]  erwärmt 

wird.  An  den  Seiten 
die  lebhaftesten  Far- 
ben :  Rot  im  Barett  des 
1.  Sitzenden  in  grau- 
blauer Jacke  und  Blau 
in  der  Kapuze  des  Un- 
getüms r.  mit  dem 
ockergelben  Schädel,  in 
karminvioletter  Jacke. 
Tiefes  Schwarz,  die 
luftige  Stimmung  der 
Mitte  erhöhend,  im  Ge- 
wände der  Frau,  tiefes 
Blau  in  ihrem  vorn 
sichtbaren  Unterkleid 
und  den  Unterärmeln 
des   bräunlichgrau   ge- 


376 


kleideten  Teufels,  der  als  altes 
Weib  erscheint.  Grau  im 
Mantel,  Grauviolett  im  Ge- 
wände desHeiligen.  Hellblau, 
Goldgelb,  Weiß  und  Hellrot 
in  den  Büchern  am  Boden.  In 
den  herumschwirrenden  Un- 
getümen klingen  die  Haupt- 
farben als  Hellblau,  Ocker- 
gelb, Rosarot  aus. 

Bez.  unten  rechts  am  Steine:  DAVID  ■ 
TENIERS  ■  FE  ■  AN  ■  1647  ■  .-.  Die  junge 
Frau  ist  die  erste  Gattin  des  Künstlers 
[Anna  Brueghel]  .".  Königliche  Schlösser. 

Leinwand,  h.  0,81,  br.  1,17.  

857  Der  Maler  mit  seiner  Familie.  Die  braune  Untermalung  [auf  lichtem  Grund]  ist 
in  der  Terrassenarchitektur  flott  und  locker,  so  daß  in  den  Tiefen  überall  der  braune 
Grundton  sichtbar  bleibt,  mit  Blaugrau,  in  der  Jacke  des  Cellospielers  mit  Hellgrau,  im 
Himmel  mit  Weiß  und  Hellblau  gedeckt,  während  im  jenseitigen  Ufer  die  hellbraune 
Untermalung  steht,  in  den  Häusern  mit  rosaroten,  im  Laubwerk  mit  saftgrünen  Tönen 
belebt.  Vom  dunklen  Blau  der  Mitte  [Tuch  über  der  Mauer,  Rock  der  Frau]  heben  sich  in 
lichter  Färbung  die  Figuren  und  das  warme,  mit  rosigen  Tönen  behandelte  Inkarnat  ab, 
das  gegen  glitzerndes  Weiß  der  Kragen  steht.  Um  das  Grün  der  Tischdecke  gruppieren 
sich  rötliche  Flecke:  das  Rot  der  an  den  Knien  sichtbaren  Hose  des  Cellospielers,  Rotbraun 
seines  Instruments,  Rosa  und  Weiß  in  der  Jacke  der  Frau  und  in  der  des  stehenden 
Knaben,  Lichtrot  in  seinem  Krug,  während  das  Dunkelblau  des  Rockes  der  Frau,  die 
blauen  Bänder  ihres  Kleides,  das  Hellblau  der  Strümpfe  des  Knaben  sich  im  Goldgelb 
der  Stiefel  des  Mannes  ergänzt. 

Bez.  am  Tischfuße:  D.  T.  [verschlungen]  F.  .-.  Gemalt  um  1644/45  .-.  Der  Cellospieler  ist  der  Maler  David  Teniers  selbst, 
die  Frau  seine  Gattin  Anna  Brueghel  [geboren  1620,  vermählt  1637],  der  Knabe  dahinter  ihr  Sohn,  der  Knabe  I.  vielleicht 
der  jüngste  Bruder  des  Künstlers,  Abraham;  der  in  der 
Tür  lehnende  Mann  der  Maler  Juliaen  oder  Theodoor 
Teniers  .'.  Eine  etwas  veränderte  Wiederholung  beim 
Fürsten  Lichnowsky  in  Kucheina  .*.  Königliche  Schlösser. 
Eichenholz,  h.  0,38,  br.  0,58. 

866 E  Neptun  und  Amphitrite.  In 
glasiger  bunter  Färbung.  Vor  hell- 
blauem Himmel  die  hellrötlichen  Körper 
der  Götter  und  Putten,  kräftiges  Ultra- 
marinblau und  Rot  in  den  Mänteln 
Neptuns  und  Amphitrites,  bräunliches 
Karminrot  im  Sonnenschirm.  In  dunk- 
lerer rotbräunlicher  Färbung  die  Körper 
der  Tritonen,  vor  graugrünlichem 
Wasser. 


Vlämische 
Schule  des 
XVn.  Jahr- 
hunderts 

857 


377 


Vltimisdit' 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 

866C 


Die  Mittelgruppe  ist  kopiert  aus  Rubens" 
Bild  „Neptun  und  Amphitrite"  [Nr.  776 A 
unserer  Galerie]  .■.  Das  Bild  befand  sich 
1857  auf  der  Ausstellung  zu  Manchester  und 
gehörte  damals  Mr.  Baxter  .'.  Erworben  1882 
in  Paris. 

Kupfer,  h.  0,30,  br.  0,37. 


866c  Vlämische  Kirmeß.  Die 
braune  Untermalung-,  die  in  allen 
Tiefen  durchkommt,  ist  im 
Himmel  mit  Hell-  und  Blau- 
grau gedeckt,  in  den  Gebäuden 
und  im  Erdboden  [dort  stellen- 
weise durch  Ockergelb  erwärmt] 
mit  blaugrauen  Tönen  gedämpft. 
Vor  dem  lichten  Hintergrund  die  Figuren  in  glitzernd  farbigen  Trachten,  mit  warmem 
rötlichbraunem  Inkarnat.  Vor  allem  wirkt  ein  in  einzelnen  Flecken  verstreutes  Rot  [ver- 
schiedene Kopfbedeckungen],  dann  namentlich  Hellblau,  mit  bräunlichem  Goldgelb 
kontrastierend.  Violett  und  Weiß.  Der  tanzende  Bauer  in  roter  Kappe,  rosaroter  Jacke 
und  goldgelbbraunen  Beinkleidern,  die  Bäuerin  in  Graublau  und  Goldgelbbraun.  Blau- 
grüne Ferne. 

Bez.  rechts  am  Boden  neben  einem  umgestürzten  Fasse :  D  TENIERS  F.    Am  Wirtshausschild :  1 640  .'.  Eine  Zeichnung  zu  dem 
Bild  in  der  Bibliothek  zu  Darmstadt.    Eine  Kopie  im  Museum  zu  Lyon  von  Abraham  Teniers  .*.  Sammlung  Schönborn,  Wien 
1866  .".  Sammlung  Suermondt,  1874. 
Eichenholz,  h.  0,38,  br.  0,585. 


866D 


866d  Die  Marter  des  Reichen  im  Fegefeuer.  Das  schwärzlichbraune  Dunkel  der 
Bildränder  erhellt  der  ockergelbliche  Lichtschein  der  1.  lodernden  gelben  und  roten 
Flammen.  Er  glitzert  auf  den  Gestalten  der  Teufel  und  leuchtet  auf  dem  bläulich- 
weißen Gewand,  dem  gold- 
gelbbraunen Pelz  und  den 
dunkelblauen  Ärmeln  und 
Mütze  des  Reichen  in  der 
Mitte.  Gebrochen  kehren  diese 
Hauptfarben  auch  in  den 
Trachten  einzelner  Ungetüme 
r.  und  oben  wieder,  während 
gegen  die  ockergelblichen 
Lichttöne  Graublau  in  den 
Halbschatten  und  im  Ausblick 
1.  oben  steht. 


Bez.  rechts  unten:  D  TENIERS  F  .'.  Samm- 
lungen Leboeuf,  Paris  1782,  John  Knight, 
London  1821,  Dr.  Lombard,  Lüttich  1857  .-. 
Sammlung  Suermondt,  1874. 

Eichenholz,  h.  0,55,  br.  0,70. 


378 


SööcLandschaft  mit  Fischern. 
Der  warm  braune  Ton  der 
Untermalung:  auf  lichtem 
Grund  ist  im  Himmel  pastos 
mit  Weiß  und  Hellblau  ge- 
deckt und  wirkt  nur  in  den 
Tiefen  der  Wolken  mit.  Da- 
gegen gibt  er  der  locker  und 
luftig  mit  hellgrauen  Tönen 
behandelten  Landschaft  die 
warme  rötlichbraune  Färbung, 
die  in  den  Gebäuden  durch 
lichtrötliche  Töne,  kontrastie- 
rend mit  den  saftgrünen  La- 
suren des  Laubwerks,  verstärkt  wird.  Vorn  am  hellblauen  Wasser  einige  leuchtende 
Farbflecke:  Hellblau,  Weiß,  Rot  [eine  Kappe]  und  Hellrot  in  den  Trachten  der  Staffage. 

Bez.  1.  unten:  D.  TENIERS  ■  F.  .-.  Erworben  1905  auf  der  Versteigerung  der  Sammlung  v.  Königswarter  als  Geschenk  der 
Herren  H.  Schwarz,  Wien,  und  Ed.  Schulte,  Berlin. 
Eichenholz,  h.  0,40,  br.  0,61. 

866f  Wachtstube  mit  würfelnden  Soldaten  und  der  Befreiung  Petri.  Vor  dem 
hellen  Grau  des  Raumes,  das  von  der  bräunlichen  Untermalung  leicht  getönt  wird,  die 
Figuren  vorn  in  leuchtenden  Farben.  Ockergelb  im  Koller  der  vom  Rücken  gesehenen 
Figur  [mit  bräunlichroter  Schärpe]  und  tiefes  Blau  in  ihren  Ärmeln,  umgeben  von 
einem  zweiten,  von  der  Untermalung  getönten  Farbenpaar:  Rosarot  in  der  Jacke  des 
Soldaten  1.  und  Grün  im  Rocke  des  Soldaten  mit  dem  Helm.  Goldockergelb  und  Grau- 
blau wiederholen  sich  gedämpft  in  den  beiden  Figuren  r.  Den  starken  Farben  dieser 
Seite  hält  das  Stilleben  1.  das  Gleichgewicht.  Zinnoberrot  im  Sattel  [mit  silber- 
grauen Borten]  und  Grün  im 
Kranz,  der  um  den  blau- 
grauen, goldgelb  montierten 
Schild  gelegt  ist.  Daneben 
eine  goldgelbe  Partisane  mit 
karminrotem  Behang,  Hell- 
karminrot, Weiß  und  Grau- 
blau inFahneundHelmbusch, 
lichtrote  Pistolentaschen  und 
blaugraue  Waffenstücke.  Die 
Mitte  in  durch  Grau  ge- 
brochenem Braun  der  Unter- 
malung. Im  Durchblick  der 
Mitte  in  luftigerem  Blau, 
Goldgelb  und  Rosarot  die 
Befreiung  Petri. 


Vlämisdie 
Sdiale  des 
XVII.  Jahr- 
hunderte 

866G 


866  F 


379 


Vlämische 
Schule  des 
XVll.  Jahr- 
hunderts 

859  A 


Bez.  rechts  auf  einem  Block:  D.  TENIERS.  F.  /. 
Sammlung  Earl  Amherst  zu  Knole-Park  .*.  Er- 
worben 1899  als  Vermächtnis  des  Herrn  Valentin 
Weißbach. 

Kupfer,  h.  0,55,  br.  0,73. 

859a  Landschaft.  Die  braune,  in  den 
Tiefen     der     Landschaft     und     der 
Wolken  durchwirkende  Untermalung 
ist  im  Wetterhimmel,  an  dem  1.  der 
hellgelbe  Regenbogen  erscheint,  mit 
Blaugrau,    r.  mit    kalten    weißlichen 
Tönen  gedeckt,  die  auch  im  Wasser- 
spiegel vorn  verwendet  sind.   In  der 
Landschaft   herrscht   ein  blaugrüner 
Ton  vor,  gegen  den  sich  in  wärmerem 
bräunlichem  Saftgrün  der  einzelne  Baum   in  der  Mitte  absetzt.    Dazwischen  die  rötlich- 
braunen Häuser.      Im  Vordergrund  1.  wird   die   braune  Untermalung   durch  Ockergelb 
gedeckt;  darauf  die  Figuren  in  graublauen  und  gelblichen  Trachten. 


Bez.  links  unten:   D  ■  TENIERS     .' 
Leinwand,  h.  0,27,  br.  0,385. 


Erworben  1904    .".    Sammlung  A.Thiem. 


978 


866  h  Räuber  im  Walde.  Unter  mattblauem  Himmel  der  Wald  in  kühlem  glasigem  Blaugrün, 
mit  aufgesetzten  hellgelben  Lichtern  der  Blätter.  Abwechselnd  von  dunklen  kulissen- 
artigen Schattenpartien  durchschnitten,  deren 
lockere  saftgrünliche  Tönung  von  der  durch- 
scheinenden braunen  Untermalung  erwärmt 
wird.  Auf  dem  hellbeleuchteten,  mit  ocker- 
gelblichen und  grauen  Tönen  gedeckten 
Weg  vorn  in  brauner  Untermalung  die 
flott  gezeichneten  Figuren  in  pikanten, 
im  Lichte  glitzernden  Farben,  unter  denen 
ein  leuchtendes  Hellblau  [Schärpe  und 
Hutfeder  des  stehenden  Räubers  in  bräun- 
lichgoldgelber Tracht,  Strümpfe  des  Toten, 
Mantel  r.  am  Boden],  Karminrosarot  [Jacke 
des  in  der  Mitte  Knienden]  und  schim- 
merndes Weiß  [Hemd  des  Erschlagenen] 
dominieren. 

Aus  der   frühesten  Zeit   des  Meisters    .*.    Erworben   1910  als 
Geschenk  des  Herrn  C.  Bacon,  New  York. 
Kupfer,  h.  0,305,  br.  0,385. 

Q  1         ,        Daniel    Seghers  [auch    Seg-ers   und 

Oc^IlCi  a     Zeghers].    Stillebenmaler,  geboren  zu 

Antwerpen  den  5.  Dezember  1590,  gestorben  daselbst 


380 


den  2.  November  1661.  Schüler  seines  Vaters 
Peeter  und  vornehmlich  Jan  Brueghels.  Tätig' 
zu  Antviferpen  [seit  1611  in  der  Gilde]; 
daselbst  nach  seinem  Übertritte  zum  Ka- 
tholizismus Mitglied  des  Jesuitenordens 
[seit   1614]. 

978  Stilleben.  Das  Graubraun  des 
Steinreliefs  und  seines  Barockrah- 
mens vor  schwärzlicher  Tiefe  bildet 
den  Hintergrund  für  die  lichten  Far- 
ben des  Blumengewindes,  das  von 
den  rosaroten  bis  zu  tiefem  Rot 
ansteigenden  Tönen  der  Rosen, 
zwischen  dem  Grün  der  Blätter,  zu- 
sammengehalten wird.  Die  Mitten 
der  einzelnen  Gruppen  werden  durch 
Weiß  betont,  die  Farbenpracht  durch  überall  zwischen  das  beherrschende  Hellrot  ver- 
streutes Goldgelb,  Hellgelb  [Narzissen]  und  Blau  [Hyazinthen,  Winden,  Enzian]  ge- 
steigert.   Auf  den  Blüten  bunte  Schmetterlinge. 

Bez.  links  unten:  Daniel  Seghers  Soc*'s-  JESV.  .■.  Das  Relief  ist  gemalt  von  der  Hand  des  Erasmus  Quellinus  [s.  die 
Bemerkung  zu  Nr.  976],  dessen  Bezeichnung  [  E.  Quellinus]  sich  nach  Angabe  des  alten  Katalogs  auf  dem  Bilde  behinden 
haben  soll    .".    Vermutlich  dasselbe  Bild,  das  der  Große  Kurfürst  von  einer  Antwerpener  Kirche  gegen  eine  Reliquie  ein- 
tauschte .*.  Königliche  Schlösser. 
Leinwand,  h.  1,29,  br.  0,95. 


Vlämische 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 

hunderts 

866H 


976  Stilleben.  Das  Graubraun  des  Steinreliefs  und  seines  Barockrahmens  vor  schwärz- 
licher Tiefe  bildet  den  dunklen  Hintergrund 
für  die  lichten  Farben  des  Blumengewindes. 
Hellrote,  im  Lichte  rosarot  schimmernde  Rosen 
zwischen  mattgrünen  Blättern  geben  in  allen 
Gruppen  die  Grundfärbung,  während  die  seit- 
lichen Gebinde  durch  die  Aufhellung  zu  licht- 
sammelndem Weiß  und  durch  tieferes  Rot  im 
Innern  der  Rosen  betont  sind.  Dazwischen  er- 
scheinen sparsamer  als  im  vorhergehenden 
Bilde  einige  blaue  Blüten,  die  mit  goldgelben 
[z.  B.  Anemone  oben  in  der  Mitte]  kontra- 
stieren. Weiße  Schmetterlinge  umfliegen  die 
Blumen. 


Bez.  nach  Angabe  des  alten  Katalogs:  D.  S.  .".  Das  Relief  ist 
gemalt  von  der  Hand  des  Erasmus  Quellinus  [geboren  den 
19.  November  1607  zu  Antwerpen,  gestorben  daselbst  den 
7.  November  1678;  Schüler  seines  Vaters,  des  Bildhauers  Erasmus, 
sowie  des  Jan  Verhaegen  zu  Antwerpen;  tätig  zu  Antwerpen]  .'. 
Erworben  1832  in  Berlin  aus  dem  Besitze  des  Geheimen  Ober- 
finanzrates Rosenstiel. 

Eichenholz,  h.  1,01,  br.  0,71. 


976 


381 


Vlämische 
Schule  des 
XV 11.  Jahr- 

lynrnlrrts. 

906 


906  B 


H 


£i/am  J^"  Davidsz.  de 
^^111  Heem.  Stillebenmaler, 
geboren  zu  Utrecht  1606,  ge- 
storben zu  Antwerpen  zwischen 
deml4.0ktoberl683unddem 
26.  April  1684.  Schüler  seines 
Vaters  David.  Tätig  in  Leiden 
[1628-1632],  in  Utrecht 
[1632  —  1635  und  1667  bis 
1672]  und  vornehmlich  in  Ant- 
werpen [von  1636  bis  Ende 
1667,  und  wieder  von  1672 
bis  zu  seinem  Tode]. 

906  Frucht-  und  Blumen- 
gehäng-e.  Vor  dem 
g-raubraunen  Dunkel  der 
Nische  leuchten  die  bun- 
ten, etwas  g-lasig-en  Farben  des  Gehänges:  1.  zwischen  dem  Grün  der  Blätter  besonders 
Rot  [Mohn],  Goldgelb,  Blau  [Winden],  Karminviolett  [Rose]  und  als  Mittelpunkt  Weiß; 
r.  Rot  in  den  Flecken  der  hellgelben  Pfirsiche,  Gelbrot  [Aprikosen],  Dunkelrot  [Pflaumen 
mit  blauem  Hauch],  Dunkelblau  [rot  schimmernde  Trauben]  und  als  Mittelpunkt  Hellgelb 
in  der  Pflaume.  Nach  unten  zu  Goldgelb  in  den  Ähren,  das  sich  im  goldgelben  Schein 
der  bräunlichen  Abendlandschaft  im  Durchblick  verbreitet  und  mit  dem  Blau  einzelner 
Früchte  und  Blumen  unten  und  Hellblau  in  den  seidenen  Bändern,  mit  denen  das  Gewinde 
befestigt  ist,  kontrastiert. 


Bez.  rechts  unten :  J.  D  De  Heem  f. 
Eichenholz,  h.  0,37,  br.  0,68. 


Erworben  1843  aus  der  Sammlung  Reimer  zu  Berlin. 


906b  Gehänge  von  Früchten  und  Blumen. 
Von  dem  bräunlich -blaugrauen  Dunkel  des 
Steinrahmens  hebt  sich  farbig  das  Gehänge 
ab.  Zwischen  dem  gedämpften  Grün  der  Blätter 
und  hellem  Blaugrün  der  Weintrauben  geben 
neben  Rot  [Pflaumen  oben,  Flecke  derPfirsiche, 
Granatäpfel,  Kirschen,  bräunlichrote  Trauben 
unten]  besonders  gelbe  Töne  dem  Bilde  den 
kompositionellen  Zusammenhalt:  Goldgelb 
[Sonnenrose  in  der  Mitte  oben],  als  Hellgelb 
in  den  Pflaumen  und  den  Pfirsichen  weiter- 
klingend, Gelb  in  den  Zitronen,  Orangegelb 
in  den  Orangen  unten,  bräunlichgelbe  Töne  in 
den  Ähren,  Maiskolben,  Hopfenblüten  usw. 
Dazwischen  einzelne  tiefblaue  Früchte  [Wein- 
trauben, Pflaumen].  Im  matten  Scheine  der 
Glorie,  die  das  „Auge  der  Vorsehung"  um- 
gibt,  und    im  Wein   des   graugrünen  Römers 


382 


mit  seinen  glitzernden  weißen  Reflexen  in  der 
Nische  klingt  das  Goldgelb  aus. 

Bez.  unten  links:  J  De  Heem  f.  A*^  1651.  .•-  Sammlung  des  Kardinals 
Fesch  [Katalog  von  1844.  II.  Nr.  98  ],  wo  das  Bild  den  Namen  „L'oeil 
de  la  Providence"  führte  .'.  Sammlung  Reiset,  Paris  .*.  Erworben 
1878  in  Paris. 

Leinwand,  h.  1,20,  br.  0,84. 

906a  Stilleben.  In  bunten  glasigen  Farben  leuch- 
ten die  Blumen  in  der  weiß  schimmernden  Glas- 
vase und  die  Früchte  vor  dunklem  Blaugrau  des 
Vorhangs  und  Gelbbraun  des  sonnigen  Raumes. 
Neben  dem  Weiß  der  Nelke  in  der  Mitte  dominiert 
Rot  im  Mohn,  leuchtend  im  Gegensatze  zum  Blau- 
grün der  Blätter.  R.eine  rote,  bläulich  schimmernde 
Mohnblüte,  1.  eine  weiße,  karminrot  gezeichnete 
Nelke,  rote  Kirschen  und  Johannisbeeren,  daneben 
ein  gelbroter  Pfirsich.  Zwischen  den  roten  Farben 
tiefes  Blau  der  Winden  und  Pflaumen  unten, 
Goldgelb  der  Margeritte  und  der  Ähren.  Auf  den  Früchten  schimmern  glänzende  Reflexe, 
an  der  Tischplatte  rinnen  Wassertropfen  herab. 


Vlämischc 
Schule  des 
XVn.  Jahr- 
hunderts 

906  A 


Bez.  links  unten;  J  ■  D  ■  De  Heem  f 
Eichenholz,  h.  0,47,  br.  0,36. 


Sammlung  Osteaux,  Lüttich  1857  .".  Sammlung  Suermondt,  1874. 


963  Stilleben  [Spiegelrahmen].  Vor  dem 
gedämpften  Gelbbraun  des  Steinreliefs  in 
hellen  glänzenden  Farben  das  Gehänge. 
Zwischen  dem  reichlichen  Blaugrün  der 
Blätter  und  Artischocken,  dem  Gelb  und 
Blaugrün  der  Weintrauben,  Rot  in  den  Pflau- 
men und  Kirschen  oben.  Rosarot  in  den 
Rosen,  Gelbrot  in  den  Feuerlilien  1.  und 
bräunliches  Rot  in  den  Weintrauben  unten. 
Dazwischen  überall  Gelb  [Pfirsiche,  Zitronen] 
und  Goldgelb  [Äpfel  oben,  Sumpfdotter- 
blumen unten],  kontrastierend  mit  Blau 
[Pflaumen,  Glockenblumen]. 


Bez.  am  Rahmen  unter  dem  Mittelbilde:  lOANNES  DE 
HEEM.  F  1650  .-.  Die  Namensinschrift  hat  eine  von  der 
geläufigen  Bezeichnung  des  Künstlers  [s.  oben  Nr.  906  A] 
abweichende  Form ;  doch  kommen  öfters  Variationen  seiner 
Bezeichnungsweise  vor,  z.  B.  in  den  Sammlungen  von 
Schwerin,  Braunschweig  und  Rotterdam,  im  Louvre,  im 
Staedelschen  Institut  zu  Frankfurt  a.  M.  usw.  .'.  Königliche 
Schlösser. 

Eichenholz,  h.  1,72,  br.  1,24. 


963 


383 


Vlämisdie 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 

874  A 


874  C 


[— jppT-p  Cornelis  de  Heem.  Stilleben- 
maler, getauft  zu  Leiden  den  8.  April 
1631,  begraben  zu  Antwerpen  den  17.  Mai 
1695.  Schüler  seines  Vaters  Jan  Davidsz. 
Tätig-  zu  Antwerpen  [1660/61  in  die  Gilde 
eingeschrieben]  und  vorübergehend  im 
Haag  [gegen  1676]. 

874a  Stilleben.  In  leuchtenden  Lo- 
kalfarben vor  schwärzlichgrauem 
Dunkel.  L.  das  Gelbrot  der  Manda- 
rine, von  stumpfem  Gelbgrün  der 
Blätter  und  hellem  Gelbgrün  der 
Traube  1.  vorn  umgeben,  das  im 
dunklen  Olivgrün  der  Tischdecke 
ausklingt.  Rückvi^ärts  in  der  Wein- 
traube etwas  Karminrot,  ins  Violette  spielend.  Die  Bildmitte  beherrscht  das  bräun- 
liche Goldgelb  der  Zitrone,  mit  Blau  im  Dekor  der  grauen  japanischen  Schüssel  kon- 
trastierend. Die  Mitte  der  r.  Gruppe  nimmt  gleichfalls  Gelb  ein  in  der  Pflaume,  gelb- 
liche Töne  in  den  Pfirsichen  vorn,  neben  Dunkelblau  und  Hellblau  in  den  Pflaumen. 
Dazwischen,  noch  wirksamer  im  Kontrast  zu  Grün,  leuchtendes  Karminrot  in  den  Flecken 
der  Pfirsiche,  in  verschiedenen  Pflaumen  und  Rot  in  den  Kirschen. 


Bez.  auf  der  Tischplatte :  C.  DE  HEEM  f 
Leinwand,  h.  0,36,  br.  0.50. 


Sammlung  Pastor,  Burtscheid  1820  .".  Sammlung  Suermondt,  1874. 


874c  Stilleben.  Vor  bräunlichgrauem  Dunkel,  schimmernd  im  Licht,  das  Gehänge  an 
leuchtend  hellblauem  Band.  In  der  Mitte  zwischen  grünen  Blättern  das  starke  Rot  und 
Gelb  der  Pfirsiche  und  des  Granatapfels,  nach  1.  ins  Karminrot  der  dunklen  Weintraube 

übergehend  mit  ihrem  bläulichen  Hauch  und 
hellgelbgrünen  Lichtern.  Nach  unten  1.  lichtet 
sich  die  Färbung  über  das  Gelbgrün  der 
Weintrauben  [mit  bläulichem  Hauch]  bis  zu 
Hellgelb  in  den  Pfirsichen  [mit  rosaroten 
Flecken  und  blaugrünen  Blättern]  auf.  Vor 
den  hellen  gelblichen  Tönen  Dunkelblau  in 
den  Pflaumen  [daneben  ein  gelblichweißer 
Schmetterling].  R.  gehen  die  rötlichen  Töne 
in  den  Weintrauben  tiefer  herab.  Sie  klingen 
aus  im  rot  und  gelb  gefärbten  gelbgrünen 
Weinblatt  [darauf  ein  grau,  violett  und  gold- 
gelb getönter  Falter]. 

Erworben  1893  als  Vermächtnis  des  Herrn  Reichert. 
Leinwand,  h.  0,76,  br.  0,64. 

T7,,4-  Jan  Fyt.  Maler  und  Radierer  von  Tierstücken, 
y  getauft  zu  Antwerpen  den  15.  März  1611,  ge- 
storben daselbst  den  11.  September  1661.  Schüler 
Jans  van  den  Berch,  dann  des  Frans  Snyders.  Nach 
einer  Studienreise    in  Frankreich    [1633  und  1634  in 


384 


Paris]  und  in  Italien  [Genua, 
Rom]  tätig  zu  Antwerpen  [ur- 
kundlich   1641   nachweisbar]. 

883  Stilleben.  Im  bräun- 
lichen Tone  der  Unter- 
malung, die  im  Hinter- 
grunde durch  Grau  ge- 
deckt ist,  sind  die  Tiere, 
der  Korb  und  der  Erd- 
boden zusammengehal- 
ten. Neben  kaltem  bläu- 
lichem Weiß  im  Tuche  1. 
und  Weiß  der  Bauch- 
seite das  Gelbbraun  des 
Hasenfelles.  R.  ent- 
sprechend, neben  silbrig 
schimmerndem  Weiß  in 
der  Entenbrust  und  im  Gefieder  des  Rebhuhns,  Rostrot  in  Hals  und  Fuß  der  Ente 
und  den  Flecken  der  Rebhühner.  Das  Blaugrau  der  Entenflügel  klingt  weiter  im 
Gefieder  der  Rebhühner  und,  neben  Hellgelb,  in  einzelnen  Vögeln  im  Korb.  In  der  Mitte 
aber  brechen  bunte  Farben  hervor:  Karminrot  in  den  hellblau  schimmernden  Wein- 
trauben oben,  umgeben  vom  Blaugrün,  Gelbgrün  und  Goldgelb  der  Blätter,  und  Gelbgrün 
der  Trauben  unten  [mit  hellblauer  und  roter  Tönung]. 

Erworben  1837  .-.  Leinwand,  h.  1,02,  br.  1,41. 

967  Diana  neben  erlegtem  Wild.  Das  Stilleben  1.,  in  dessen  Umgebung  der  braune  Ton 
der  Untermalung  mit  Grau  gedeckt  ist,  und  die  Hunde  r.  sind  überwiegend  in  gelbbraunen 
Tönen  zusammengehalten,  für  die  das  kalte  bläulich  schimmernde  Weiß  des  Schwanen- 
gefieders,  der  Hasen- 
leiber, der  Hunde  r. 
[neben  tiefem  Schwarz] 
die  Basis  bildet.  Da- 
zwischen überall  kleine 
saftige  Flecke  Karmin- 
rot in  den  kleinen  Vö- 
geln 1.,  den  blutenden 
Wunden  der  erlegten 
Tiere,  Grün  im  Pfauen- 
schweif 1.  [mit  gelb,  blau 
und  gelbrot  gezeich- 
neten Augen]  und  Hell- 
blau in  derPfauenbrustr. 
vor  bräunlichem  Gold- 
gelb des  Vorhangs.  Die 


Vlämische 
Schule  des 
XV//.  Jahr- 
hunderts 

883 


967 


385 


Vlämische 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 


Figur  Dianas  und  die  Landschaft  in  bunterer  Färbung:  vor  Hellblau  in  Himmel  und 
Ferne  das  rotbräunliche  Inkarnat  der  Göttin;  Hellkarminrot  in  ihrem  Gewand,  Gelbgrün 
im  Laub  der  Bäume  und  in  der  Landschaft. 

Die  Figur  der  Diana  und  vielleicht  auch  die  Landschaft  sind  von  der  Hand  des  Erasmus  Quellinus  d.  J.  [Maler  und  Radierer, 
geboren  zu  Antwerpen  den  19.  November  1607,  gestorben  daselbst  den  7.  November  1678;  Sdiüler  J.  B.  Verhaegens,  ausge- 
bildet unter  Rubens,  tätig  zu  Antwerpen].     Das  Bild  ist  möglicherweise  identisch  mit  einem  aus  der  Oranischen  Erbschaft 
[1676]  stammenden  Stücke,  das  dort  „Rubens  en  Snijers  "  zugeschrieben  wurde  .".  Königliche  Schlösser. 
Leinwand,  h.  0,79,  br.  1,16. 

989  Die  Rehhatz.  Die  braune  Untermalung  verleiht  der  Darstellung  den  warmen  dunklen 
Gesamtton.  Zwischen  dem  stumpfen  Dunkelgrün  des  Schilfdickichts  [mit  einzelnen 
gelblichen  und  rötlichen  Halmen]  und  dunklem  Graublau  des  Wassers  die  gelbbraunen 
Töne  der  Tiere  und  des  Ufers  und  schimmerndes  Weiß,  dessen  Glanz  durch  den  Gegen- 
satz zu  tiefem  Schwarz  in  den  Flecken  einiger  Tiere  noch  erhöht  wird,  in  der  Zeichnung 
der   Hundefelle.     Etwas   Rot    in    dem    Hunderachen.     Bräunlichblaugraue  Wolken    mit 


989 


386 


hellrötlichen  Lichträndern  bedecken  den  hellblauen  Himmel.    Unter  hellrötlichem  Hori- 
zont die  Ferne  in  grünen  und  graublauen  Tönen. 

Eine  Wiederholung,  mit  dem  Namen  und  der  Jahreszahl  1655  bezeichnet,  in  der  Galerie  Liechtenstein  zu  Wien  .'.  Königliche 
Schlösser. 

Leinwand,  h.  1,79,  br.  2,48. 


Vlämische 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
liunderts 


883a  Hunde  bei  erlegtem  Wild.  Die  Mitte  ist  in  der  warmen  gelbbraunen  Färbung 
des  toten  Wildes  zusammengehalten,  umgeben  von  grünen  Tönen,  die  durch  das  Braun 
der  Untermalung  gedämpft  werden.  Einige  Flecke  tiefen  Rots  in  den  Wunden  des 
Rehs,  dem  Besatz  der  Jagdtasche  vorn,  und  Rotbraun  neben  Graublau  im  Gefieder 
der  Rebhühner,  Dunkelblau  und  Goldgelb  in  den  Vögeln  r.  L.  die  tiefschwarzen, 
schimmernd  weiß  gefleckten  Schweißhunde.  Grauer  Wolkenhimmel  über  gelbrotem 
abendlichem  Horizont. 


Bez.  im  Erdreich  unter  dem  Rehbock:  loannes  Fyt  •  1649  ■ 
Hannover  1859  .".  Sammlung  Suermondt,  1874. 
Leinwand,   h.  1,36,  br.  1,96. 


,  Sammlungen  Graf  Brabeck,  1814,  und  Graf  Stolberg  zu  Söder, 


883  A 


387 


Vlämhche 
Schule  des 
XVn.  Jahr- 
hunderts 

883B 


883  b  Stilleben.  Das  Braun  der 
Untermalung,  das  besonders  r.  in 
den  Tiefen  zutage  liegt,  ist  an  den 
Bildrändern  [Stein  unten,  Himmel, 
Landschaft]  mit  Blaugrau  gedeckt, 
noch  pastoser  in  der  Mitte  im  blau- 
grauen Gefieder  des  Rebhuhns 
[die  einzelnen  Federn  in  schwarzer 
Zeichnung].  Die  Farbigkeit  dieses 
Blaugrau  erhöht  der  Kontrast  zum 
Braunrot  der  Brust-  und  Schwanz- 
federn, zu  Gelbbraun  im  Kopfe  des 
Rebhuhns  und  im  Gefieder  der 
Wachteln  r.  Dazwischen  im  Hinter- 
teil und  den  Flügelinnenseiten  des 
Rebhuhns  schimmerndes  Weiß,  das  im  Kopfe  des  Jagdhundes  das  Übergewicht  empfängt, 
wieder  neben  Gelbbraun  in  den  Flecken  des  Fells.  Oben  etwas  Rot  in  der  Einfassung 
der  dunkelblauen  Klappen  am  gelbbräunlichen  Käfig.  R.  gedämpftes  Grün  in  den  Blättern. 


Bez.  rechts  unten:  Joannes  •  Fyt  ■ 
Leinwand,  h.  0,40,  br.  0,57. 


Sammlung  Suermondt,  1874. 


883F 


883f  Tote  Vögel.  Auf  lichter  hellbräunlicher  Grundierung,  die  im  Hintergrund  mit  dunkel- 
braunen, unten  stellenweise  mit  blaugrauen  Tönen  flüchtig  gedeckt  ist,  sind  nur  die 
Vögel  in  breiter,  skizzenhafter  Malerei  sorgsamer  durchgeführt.  Gegen  das  Goldgelb 
des  Kürbisses  1.  steht  Blau  und  Graublau  in  Schwanz  und  Flügeln  des  Vogels.  Die 
Mitte  aber  beherrscht  der  zarte,  ins  Weißliche  schimmernde  bräunlichviolette  Ton  in 
Brust  und  Kopf.  Das  Farbenpaar  Goldgelb  und  Blau  klingt  vorn  im  goldgelbbraunen 
Gefieder  der  Wachtel  [mit  schwarzer  Zeichnung  der  Federn]  und  dem  blaugrauen  Ton,  der 

in  der  Umgebung  über  die  lichte  Grun- 
dierung gelegt  ist,  weiter,  r.  im  Blaugrau 
des  braunrot  gefleckten  Rebhuhns  [von 
der  durchscheinenden  braunen  Unter- 
malung besonders  in  den  Schatten  getönt], 
in  der  bläulichen  Lasur,  die  über  das 
dunkelgraue,  weiß  gefleckte  Gefieder  des 
^.^Hl^r  \^^L^tt^fci;'*^^fM      Vogels  r.  vorn  gelegt  ist,  und  dem  gold- 

gelbbraunen Rebhuhnkopf. 


Sammlung  Rudolf  Kann,  Paris  .".  Erworben  1907  aus  dem 
englisdien  Kunsthandel. 

Eichenholz,  h.  0,375,  br.  0,465. 


388 


883  cStilleben.Die  warm 
braune  Untermalung 
deckt  ein  grauer  Ton  im 
Hintergrund,  nur  locker 
aber  das  Graublau  der 
Sammetdecke,  über  die 
an  den  beleuchteten 
Stellen  karminrote  La- 
suren gelegt  sind.  Vor 
dem  kalten  Grau  der 
Wand  hängt,  an  gold- 
gelbem Ring  und  grau- 
blauen, mit  Karminrot 
lasierten  Bändern,  das 
Blumen-  und  Frucht- 
gehänge in  pastosen, 
leuchtenden  Farben: 
zwischen  dem  saftigen  Blaugrün  der  Blätter  vor  allem  tiefes  Rot  und  Goldgelb 
[Apfel,  Pfirsiche,  Johannisbeeren,  rote,  hellblau  schimmernde  Weintrauben]  und 
und  Blau  [Pflaumen].  In  der  unteren,  in  ihrer  farbigen  Wirkung  gedämpfteren  Bild- 
hälfte betont  Weiß  im  Tuch  die  Mitte.  Gegen  das  Graublau  der  Decke  steht  Gelb- 
braun im  Fell  des  Affen  unten  und  bräunliches  Goldgelb  in  der  Schüssel,  auf  der 
goldig  schimmernde  Karpfen  und  grün  und  rötlich  getönte  Hechte  liegen. 

Bez.  rechts  im  Grunde :  Joannes  "  Fyt  "  .'.    Erworben  1904    .•-    Sammlung  A.  Thiem    -■-    Leinwand,  h.  1,17,  br.  1,52. 


Vliitnische 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 

883  C 


ly/ljjL  Cornelis  Mahu.    Stillebenmaler,  geboren  1613  zu  Antwerpen,  gestorben  daselbst  den  15.  Novem- 

•••""■ü"     ber  1689.     Tätig  zu  Antwerpen   [daselbst  1638/39  als  Meister  in  die  Gilde  aufgenommen]. 

Mahu?  944a  Stilleben.  Die  warm  braune  Untermalung,  im  Hintergrunde  locker  mit 
Grau  gedeckt,  erscheint  überall  in  den  Tiefen:  im  halb  mit  Bier  gefüllten  Glas  1.,  in 
den  Schatten  des  blaugrauen  Zinn- 
tellers und  des  gleichfarbigen,  weiß 
schimmernden  Herings.  Gegen  die 
blaugrauen  Töne  steht  körnig  auf- 
getragenesHellgelb  in  denZitronen 
r.  und  im  Brote  1.  Gelbe  Reflexe  im 
grauen  venetianischen  Glas.  Der 
Mitte  aber  verleiht  Nachdruck  das 
dunkle  Gelbgrün  der  Tischdecke, 
das  sich  im  bräunlichen  Zinnober- 
rot einiger  Kirschen  r.  und  1.  er- 
gänzt.   L.  ein  weißes  Papier. 

Erworben  1904  .'.  Sammlung  A.  Thiem. 
Eichenholz,  h.  0.405,  br.  0,54. 


944  A 


389 


Vlämische 
Schule  des 
XVII.  Jahr- 
hunderts 


883E 


B]  Peeter  Boel.  Maler  und  Ra- 
Oei  dierer,  getauft  den  22.  Oktober 
1622  zu  Antwerpen,  gestorben  den 
3.  September  1674  in  Paris.  Unter 
dem  Einflüsse  des  Jan  Fyt  gebildet. 
Nach  einer  italienischen  Reise  tätig  in 
Antwerpen  [daselbst  1668  zuletzt 
genannt],  später  in  der  königlichen 
Gobelinsmanufaktur  zu  Paris. 

883d  Stilleben.  Die  braune 
Untermalung-,  im  Hintergründe 
mit  Dunkelgrau,  im  Steinblock 
lockerer  mit  hellgrauen  Tönen 
gedeckt,  dient  auch  im  toten 
Wild  als  Grundfarbe.  Gold- 
gelbbraun  im  Hasenfell,  mit 
pastos  eingezeichneten,  grau 
schimmernden  Haaren,  über 
den  blaugrauen  Ton  des  Flaums 
an  den  Seiten  und  den  Beinen  zum  schimmernden  Weiß  im  Bauch  überführt.  Gegen 
diese  hellste  Stelle  im  Bild  steht  Gelbbraun  im  Kopfe  des  Rebhuhns,  kontrastierend  mit 
dem  Blaugrau  des  auf  der  Brust  braunrot  gefleckten  Gefieders.  Das  schimmernde  Weiß 
verbreitet  sich  weiter  in  Hinterteil  und  Flügeln  des  Rebhuhns,  während  das  Goldgelbbraun 
des  Hasenfells  gedämpfter  im  gelbbräunlichen  Körper  der  Ente  1.  ausklingt.  Zur  Belebung 
der  tonigen  Färbung  dienen  r.  einige  lebhaftere  Farbflecke:  bräunliches  Rot  und  Blau, 
Goldgelb  und  Hellblau  in  den  kleineren  Vögeln.  Die  heranschleichende  Katze  in  Grau  mit 
gelbroten  Augen. 

Erworben  1904  .".  Sammlung  A.  Thiem,  in  der  das  Bild  als  Jan  Fyt  galt. 

883e  Stilleben.  Fast  einfarbig  im  warm  braunen 
Tone  der  Untermalung.  Nur  in  der  beleuchteten 
Wand  r.  mit  Blaugrau,  sehr  locker  in  den  Lichtern 
der  Rebhühner  mit  Grau  und  Weiß  und  in  Kopf 
und  Brust  mit  einem  goldgelben  Tone  gedeckt. 
Auch  das  Gefieder  der  kleineren  Vögel  vorn, 
das  teilweise  flott  mit  dem  Pinselstiel  in  das 
flüssige  Braun  der  Untermalung  eingezeichnet 
ist,  und  der  Tisch  sind  in  dem  locker  behan- 
delten Braun  gehalten.  Im  Gefieder  sind  pastos 
einige  hellgelbe,  graublaue  und  hellrötliche  Töne 
aufgesetzt.  Die  Mitte  betont  das  warme  Rotbraun 
des  Kruges  mit  blaugrauem  Zinndeckel  und, 
ebenso  wie  im  Glas  daneben,  mit  einigen  fett 
aufgetragenen  weißen  Glanzlichtern. 

Bez.  r.  unten  an  der  Tischplatte:  P.  BOEL  F.     .■.     Erworben  1907, 
als  Geschenk  des  Generaldirektors  Dr.  W.  Bode. 
Eichenholz,  h.  0,47,  br.  0,.S7. 


Bez.  links  am  Stein:   P  •  B  •     .'. 
Leinwand,   h.  0,64,  br.  0,805. 


390 


Peet 


Bonaventura  Peeters. 
Cl  o  Marine-  und  Landschafts- 
maler sowie  Radierer,  getauft  den 
23.  Juli  1614  zu  Antwerpen,  gestorben 
in  Hoboken  bei  Antwerpen  den 
25.  Juli  1652.  Nach  weiten  Seereisen 
tätig  zu  Antwerpen,  später  zu  Hoboken. 

939  Kriegsschiffe  auf  be- 
wegter See.  Die  blaugrauen 
Töne  der  Wogen  und  der  Segel 
des  Kriegsschiffs  im  Vorder- 
grunde tönt  die  bräunliche 
Untermalung,  vor  mattblauem 
Himmel  und  blaugrauen,  ocker- 
gelblich beleuchteten  Wolken. 
Lebhaftere  Farben  beleben  die  tonige,  auf  Grau  gestimmte  Färbung.  Goldgelb  [Schiffs- 
hinterteil], Blau  und  Goldgelb  [Flagge  am  Großmast],  Zinnoberrot  in  Wimpeln  und 
Flagge  r.  unten  [gegen  die  blaugrüne  Färbung  der  Hafenansicht].  Hellkarminrot  in  den 
Trachten  zweier  Figuren  vorn  im  Boote  1.  Leuchtendes  Blau  [mit  goldgelben  Lilien] 
in  der  Flagge  des  französischen  Kriegsschiffs  1.,  Rosarot  [Fahne  hinten  am  Schiff]. 

Bez.  rechts  an  einem  Pfahl:  BP  ■  1636    .-.    Königliche  Schlösser    .'.    Eichenholz,  h.  0,48,  br.  0,71. 


Hämische 
Schule  des 
XVII.  Jahr, 
hunderts 

939 


\/--xp4-     Jacob  Ferdinand  Voet   fVouet].    Bildnismaler,  getauft  zu  Antwerpen  den   14.  März 
gebildet    daselbst   unter   dem    Einflüsse    van    Dycks,    in    Rom    unter    dem    Marattas. 
1660 — 1691,      vornehmlich     in     Rom     [unter 
Alexander  VII.    und    Clemens   IX.],    in  Turin, 
Paris  und  schließlich  in  Antwerpen. 

413  Bildnis  des  Kardinals  Dezio 
Azzolini.  Das  Bild  wird  vom  Braun 
der  Untermalung  getönt,  die  im  Hin- 
tergrunde mit  Grau,  im  Vorhange 
1.  mit  Goldgelb  gedämpft  ist.  Das 
Inkarnat  warm  inockergelblichen, durch 
Lichtrot  erwärmten  Tönen,  mit  roten 
Lippen,  von  schwärzlichem  Braun  der 
Haare  und  gebrochenem,  blaugrau 
getöntem  Weiß  in  Kragen  und  Chor- 
hemd umgeben.  Die  beherrschende 
Farbe  bildet  Karminrot  in  Mocetta 
und  Käppchen  auf  dem  Haar,  dunkler 
im  Stuhlbezug  [mit  goldgelben  Borten], 
wärmer  in  der  Kardinalsmütze. 

Ein  Kupferstich  nach  diesem  Bilde  befindet  sich  in  der 
von  de  Rossi  [Rubeis]  in  Rom  unter  dem  Titel  ,,Officia, 
nomina  et  cognomina  Alexandri  Papae  VII.  [  1655  bis 
1667]  et  R.  R.  D.  D.  Cardinalium  nunc  viventium" 
veröffentlichten    Sammlung    von    Kardinalsbildnissen 


1639,  aus- 
Tätig    um 


413 


391 


Vlämische 
Schule  des 
XV IL  Jahr- 
hunderts 

647  B 


507 


und  trägt  die  Unterschrift :  Decius  S.R.E.Presbyt. 
Card.  Azzolinus  Firmanus  11.  Martii  MDCLIIII. 
Ferd.Voet  pinx.  Alb.  Clouwet  sc.  —  Dezio  Azzo- 
lini,  geb.  zu  Fermo  den  4.  April  1623,  wurde  den 
2.  März  1654  zum  Kardinal  ernannt  und  starb  zu 
Rom  den  10.  Juni  1689;  mit  dem  Beinamen  Aquila 
[wegen  der  Schärfe  seines  Geistes]  .'.  Erworben 
1835   in   Paris     .-.     Leinwand,   h.  1,17,  br.  0,94. 

Schoevaerdts  "sc^to^laeVÜr^ 

Landschaftsmaler  und  Radierer,  geb.  um 
1665  zu  Brüssel  [1690  als  Meister  in  der 
Gilde]  und  bis  in  das  18.  Jahrhundert 
tätig.  Schüler  des  A.  F.  Boudewyns  [seit 
1682],  tätig  zu  Brüssel. 

647b  Die  Dorfkirchweih.  In  der 
harten  glasigen  Färbung  domi- 
nieren Hellblau  im  Himmel  [mit 
weißen  Wolken],  Ockergelbbraun  in  Erdreich  und  den  Gebäuden  und,  vom  bräunlichen 
Grün  der  Vordergrundkulisse  1.  nach  der  Tiefe  immer  mehr  sich  abkühlend,  Blaugrün  in 
Bäumen  und  Ferne.  Gegen  das  Blaugrün  stehen  einige  Flecke  kräftigen  Rots  in  der  spitz 
und  sorgfältig  durchgeführten  Staffage,  neben  Hellblau,  Blaugrau  und  Weiß. 

Saninilunir  Suermondt,  1874   .■.    Leinwand,  h.  0,39,  br.  0,53. 


„J„^_^_  Gerard  Lairesse.  Maler  und 
-idirCbbC  Radierer,  geb.  zu  Lüttich  1641, 
begraben  zu  Amsterdam  den  21.  Juli  1711. 
Schüler  seines  Vaters  Reinier  und  des  Bertholet 
Flemalle  zu  Lüttich;  unter  dem  Einflüsse 
N.  Poussins  weiter  ausgebildet.  Tätig  zu  Lüt- 
tich ,  dann  zu  Herzogenbusch  und  Utrecht, 
im  Haag  [urkundlich  1684  als  Mitglied  der 
Gilde  genannt]  und  vornehmlich  zu  Am- 
sterdam. 

507  Satyr  und  Nymphe.  Aus  dem 
dunklen,  vom  Rotbraun  der  Grun- 
dierung getönten,  mit  Grün  und  Blau- 
grau gekühlten  Hintergrund  springen 
hell  die  ockergelblichen  Leiber  hervor, 
mit  lichtroten  Tönen  und  graublauen 
Halbschatten  modelliert,  durch  den 
Gegensatz  zum  schimmernden  Weiß 
der  Tücher,  dem  Graublau  im  Um- 
hange des  kleinen  Satyrs,  im  Trink- 
gefäß und  den  Trauben  erwärmt. 
Bräunliches  Karminrot  im  Mantel  des 
Satyrs.  Goldgelbbraun  im  Tuch,  das 
über  die  Ruhebank  gebreitet  ist. 

Königliche  Schlösser. 

Leinwand,  h.  1,52,  br.  1,07. 


392 


ENGLISCHE  SCHULE 


Englischr 
Schule  des 
XVIII.  Jahr- 
hunderts 

1637 


Hintergrund  r.  hinüberspielen. 

Von  diesem  Selbstbildnis  kommen  zahlreiche  Wiederholungen  ' 
Leinwand,  h.  0,75,  br.  0,625. 


D_.,^_.l  J„  Sir  Joshua  Reynolds.  Bildnismaler,  ge- 
IXeyilUlUii  boren  den  16.  Juli  1723  zu  Plympton  [De- 
vonshire],  gestorben  zu  London  den  23.  Februar  1792. 
Schüler  des  Thomas  Hudson  zu  London  [seit  1740]; 
weiter  ausgebildet  namentlich  durch  das  Studium  Rem- 
brandts.  Tätig  zu  London,  Devonshire  und  nach  einer 
Reise  nach  Italien  [1749 — 1752]  wieder  in  London, 
wo  er  1768  die  von  König  Georg  111.  gegründete  Maler- 
akademie als  Präsident  eröffnete. 

1637  Selbstbildnis  des  Künstlers.  Aus  dem 
dunklen  Grau  des  Hintergrundes,  das  über  die 
braune  Untermalung  gedeckt  ist,  kommt  warm 
in  der  Umfassung  des  gedämpften  Blaugraus 
der  Haare  und  Weiß  in  der  Krawatte,  in  weicher, 
flockiger  und  pastoser  Behandlung  das  ocker- 
gelbliche Inkarnat  hervor,  mit  fleckig  aufge- 
tragenen karminroten  Tönen  durchsetzt.  Der 
dunkelbraune  Rock  schimmert  auf  der  Schulter 
in    grauen    Lichtern    auf,    die    auch    auf    den 


3r  .-.   Erworben  1905  aus  dem  englischen  Kunsthandel. 


1637  B  Bildnis  der  Mrs.  Boone  und  ihrer  Tochter  [der  späteren  Lady  Drummond]. 
Rot  im  Vorhang  r.  [doch  wie  alle  lebhafteren  Farben  von  der  durchwirkenden  braunen 
Untermalung  gedämpft],  bräunliches  Grün  im  Baume  1.  und  bräunliches  Rosarot  [über  eine 

graue  Untermalung  lasiert]  im  hermelin- 
gefütterten Oberkleide  der  Dame  umgeben 
die  in  lichten,  doch  gleichfalls  mit  Graublau 
und  Braun  gebrochenen  weißlichen  Tönen 
der  Trachten  gehaltene  Mitte.  Aus  diesem 
gedämpften  Weiß  kommt,  noch  wirkungs- 
voller durch  den  Kontrast  zu  lebhaften 
Farben  [Graublau  im  Himmel,  Blaugrau 
im  Steinsockel,  Rot  im  Vorhang],  das  lichte, 
durch  rote  Töne  erwärmte  Inkarnat  [mit 
kräftigroten  Lippen,  mit  flott  aufgesetzten 
Glanzlichtern,  von  dunkelbraunem  Haar 
umrahmt]  hervor.  Außerdem  wirkt  als 
pikante  Belebung  der  Mitte  das  Goldgelb 
des  Gürtels  der  Mutter,  der  Kleiderborten 
und  Besätze,  das  mit  Blau  im  Unterkleide 
der  Tochter  und  im  Himmel  kontrastiert. 
Rot  in  der  Rose  an  der  Brust  der  Tochter, 
rosarotes  Haarband  der  Mutter. 

Gemalt  um  1774  .-.  Erworben  1906  als  Vermächtnis  des  Herrn 
Alfred  Beit  in  London   .■.   Leinwand,  h.  1,40,  br.  1,12. 


394 


1637  a  Bildnis  der  Schauspielerin 
Mrs.  Abing-ton  [gestorben  1815] 
als  Danae.  Die  Skizze  ist  auf  dem 
hellgrauen  Olgrund,  der  teilweise  in  den 
Halbschatten  [z.  B.  Arm  r.,  Amor]  mit- 
wirkt, locker  und  breit  in  warmem  Braun 
hingemalt.  Deckend,  in  lichten  weißlichen 
Tönen,  ist  nur  das  durch  Rosarot  belebte 
Inkarnat  [mit  dunkelbraunem  Haar], 
schon  lockerer  in  durchsichtigen  hell- 
blauen und  weißlichen  Tönen  Gewand 
und  Kissen  [die  Faltentiefen  durch 
schwärzliche  Pinselstriche  verstärkt]  be- 
handelt.   Durch  die  braune  Untermalung 

gebrochene  Karminlasuren  im  Vorhang  umgeben  die  Figur.  Auch  im  Gürtel  ein  Fleck 
Karminrot,  der  r.  unten,  mit  dem  braunen  Grund  verstrichen,  wiederkehrt.  In  pastosem 
Goldgelb  der  goldene  Regen  r.  und  sein  Reflex  im  Haar  Amors. 

Sammlung  Sir  Charles  Robinson,  London  .■.  Leihgabe  S.  M.  des  Kaisers  .*.  Leinwand,  h.  0,465,  br.  0,555. 

f~^      •         1  L     Thomas     Gainsborough.        Maler     von     Bildnissen     und     Landschaften,     ge- 

OainSDOrOUgTl    tauft    den    14.    Mai    1727    zu    Sudbury     [Suffolk],    gestorben     zu    London    den 

2.  August  1788.    in  London  Schüler  des  Francis  Hay- 

man.     Tätig  zu  Sudbury,  Ipswich,  Bath    [seit  1760], 

London  [seit  1774]. 

1638  Bildnis  des  Mr.  John  Wilkinson.  Die 
Zusammenstellung  von  Grün  und  Goldgelb, 
die  am  intensivsten  in  der  schillernden  gelb- 
grünen Seidenweste  und  ihren  goldgelben 
Stickereien  und  Knöpfen  einsetzt,  klingt 
auch  in  der  vom  Braun  der  Untermalung  zu- 
sammengehaltenen Landschaft  weiter:  in  den 
graugrünen,  bis  zu  Blaugrün  [Ferne  1.]  sich  ab- 
kühlendenTönen  desLaubes,  in  den  goldocker- 
gelben Lichtern  und  goldigbraunen  Tönen 
auf  Baumstamm,  Astwerk,  Blättern,  Erdboden 
und  Goldgelb  im  Abendhimmel.  Vor  dunkel- 
graubräunlichenSchatten,vonkaltemGraudes 
Haars,  von  Weiß  in  Jabot  und  Manschetten 
umgeben,  das  warme  rötlichbraune  Inkarnat, 
im  Kontrast  zu  den  vorherrschenden  grünen 
Tönen.  Gelbliches  Graubraun  im  Rock. 
Schwarz  in  Hosen,  Hut  und  Schuhen  [mit 
goldgelben  Schnallen].  Blaugraue  Strümpfe. 

Erworben  1904  als  Geschenk  des  Herrn  Alfred  Belt  in  London. 
Leinwand,  h.  2,34,  br.  1,45. 


Englische 
Schule  des 
XVIII.  Jahr- 
hunderts 


395 


Englische 
Schule  des 
XVIII. Jahr- 
hunderts 


1660  A 


Wilson 

Richard  Wil- 
son. Land- 
schaftsmaler, 
geboren  den  1. 
August  1714  zu 
Pinegas  [Mont- 
gomeryshire], 
gestorben  im 
Mai     1782     zu 

Llanberris 
[Nord -Wales]. 

In  London 
Schüler  des  Th. 
Wright.  Tätig 
in  London  [seit 
1729;  seit  1768 
als  Mitglied  der 

Royal  Aca- 
demy]  und  Ita- 
lien   [1749    bis 
1755]. 


1646a  Landschaft  mit  Ruine.  Unter  heiterem  mattblauem  Himmel,  an  dem  sonnige 
weiße  Wolken  stehen,  liegt  die  Landschaft  in  warmem  Sonnenlicht  gebadet.  Während 
der  Vordergrund  sehr  breit  behandelt  und  fast  einfarbig  im  warm  braunen  Tone  [Umbra] 
der  Untermalung  gehalten  und  nur  in  den  Lichtern  mit  goldockergelben  Tönen  gedeckt 
ist,  sind  die  Farben  des  Tals  in  sonnigem  Dunst  aufgelöst,  der  nach  der  Tiefe  zu  in 
luftiges  Graublau  übergeht.  In  der  Mitte  glänzt  zwischen  den  dunkelgrünen  und  gelb- 
grünen Ufern  gelblich  der  Flußspiegel. 

Erworben  1905  aus  dem  englischen  Kunsthandel    .'.    Leinwand,  h.  1,33,  br.  2,09. 

1646   Landschaft.    Die   warm    braune  Untermalung   liegt   im  Vordergrund   und    in    den 

Schatten  r.  zutage,  weicht  aber  nach  der 
Tiefe  zu  luftigen  graublauen  und  im 
Baumschlage  blaugrünlichenTönen,  die 
sich  bis  zur  hellen  bläulichen  Färbung 
des  Himmels  mit  den  pastos  aufge- 
setzten weißen  Wolken  auflichten.  Die 
glitzernden  Sonnenlichter  sind  fett  in 
Hellgrau  aufgesetzt  und  mit  goldgelben, 
gelbgrünen  und  rosarotenTönen  lasierL 
Vor  dem  graublauen  Glanz  des 
schimmernden  Flußspiegels  zur  Be- 
tonung der  Mitte  ein  Fleck  leuchtenden 
Rots  in  der  Kappe  neben  Weiß  im 
Hemde  des  Fischers.  Auch  r.  in  der 
Tiefe  leuchtet  ein  Fleck  Rot  auf. 


396 


Erworben  1904  als  Geschenk  des  Herrn  Hugo 
Reisinger  in  New  York. 

Leinwand,  h.  0,41,  br.  0,54. 

Z/-»ffor«^r  John  Zoffany,  eigentlich 
Ulldliy  Johann  Zauffely.  Bildnis- 
maler, geboren  zu  Regensburg  1733,  ge- 
storben bei  London  den  11.  November 
1810.  Schüler  des  Malers  Scheer  zu  Regens- 
burg. Tätig  zu  Regensburg,  in  Italien, Wien 
[1778]  und  vornehmlich  London  [seit  1769 
Mitglied  der  Royal  Academy]. 

1660a  Bildnis  des  Dr.T.  Hanson 
aus  Canterbury.  In  braunrotem 
Anzug  mit  gelb  blitzenden 
Knöpfen,  mit  grauschwarzen 
Strümpfen,  Schuhen  und  Hut. 
Ockergelbliches,  durch  rötliche 
Töne  erwärmtes  Inkarnat,  vom 
Hellgrau  der  Perücke  umgeben.  Das  Braunrot  der  Tracht  steht  gegen  die  gedämpften 
blaugrünen  und  gelbgrünen  Töne  der  breit  behandelten  Abendlandschaft.  Blaugraue 
Töne  brechen  das  Braun  derTiefen  im  Vordergrund  und  in  den  Baumstämmen.  Ferne  und 
Himmel  sind  in  silbriges  Blaugrau  getaucht,  am  Horizont  schimmert  goldgelber  Schein. 


Die  Landschaft  ist  von  der  Hand  RichardWilsons 
Leinwand,  h.  0,71,  br.  0,88. 


Erworben  1908  aus  dem  englischen  Kunsthandel. 


1660  Bildnis  eines  Ehepaares.  Vor  dem  braunen,  mit  grünlichen  Tönen  im  Laub 
lasierten  Dunkel  des  Hintergrunds  steht  in  lichter  Färbung  die  Figur  der  Dame.  Vom 
Grauweiß  [bräunlich  getönt  in  den  Schatten]  und  Hellblau  im  Kleid  [neben  dem  Ocker- 
gelb der  Steinbank  1.]  und  Blaugrau  im  gepuderten  Haar  umgeben,  hebt  sich  warm 
das  ockergelbliche,  mit  graublauen  Halbschatten  und  roten  Tönen  auf  Wangen  und 
Mund  behandelte  Inkarnat  ab.  Rosarote  Tasche  r.  Das  Inkarnat  des  Herrn  im  braun- 
roten Anzug,  mit  bläulichgrauen 
Strümpfen  und  schwarzem  Hut, 
ist  lebhafter  mit  karminroten 
Tönen  gefärbt,  von  blaugrauer 
Perücke  umgeben.  L.  im  gelb- 
roten Schein  des  abendlichen 
Horizonts,  der  die  Wolken  am 
tiefblauen  Himmel  tönt,  die 
bräunlichgelbgrünen  Wiesen, 
von  tief  blauem  Hügelzug  in 
der  Ferne  begrenzt. 


Erworben    1908    als    Geschenk    des    Herrn 
Humphrey  T.  Ward  in  London. 
Le.nwand,  h.  0,70,  br.  0,90. 


Englische 
Schule  des 
XVI U.Jahr- 
hunderts 


1646 


397 


Englische 

Schule  des 

XVIII.  Jahr^ 

hunderls 


1671 
1671 A 


1636 


Romney 

G  e  orge 
Romney. 
Bildnismaler, 
geboren  zu 
Dalton  [Lan- 
cashire]  den 
15.  Dezem- 
ber 1734,  ge- 
storben zu 
Kendal  den 
15.  Novem- 
ber 1802. 
Schüler  eines 
Malers  Steele 
zu  Kendal. 
Seit  1762  tä- 
tiginLondon, 
1773  —  1775 
in  Italien. 

1671  Bild- 
nis desMr. 
Edmund 
Poulter.  Der  brauneTon  derUntermalung,  im  Hintergrunde  durch  Grau  gedämpft,  steigert 
sich  zu  goldigem  Braun  im  Rock  mit  goldgelben  Knöpfen.  Hell,  in  pastos  aufgetragenen 
ockergelblichen  Tönen  [mit  blaugrauen  Halbschatten],  in  der  unteren  Gesichtshälfte  mit 
hellrötlichen  Tönen  durchsetzt,  das  Inkarnat,  mit  flott  hingesetzten  weißlichen  Glanz- 
lichtern auf  Nase  und  Lippe;  vom  Weiß  der  Halsbinde  und  Grau  im  gepuderten  Haar 
umfaßt,  in  dessen  Tiefen  die  braune  Untermalung  mitwirkt.  In  der  Mitte  in  pikanter 
Zusammenstellung  ein  Fleck  Goldgelb  in  der  Weste,  Gelbgrün  in  ihrer  Stickerei. 

Stirn  ockergelblich 

glänzende,  im  unteren 
Teile  lichtrötliche  In- 
karnat, mit  bläulichen 
Schattenpartien,  in  sei- 
ner Wirkung  gesteigert 
durch  den  Gegensatz 
zu  gedämpftem  Weiß 
im  Hemd  und  Hellblau 
im  Gewand,  dessen 
Schatten  karminrötlich 
gefärbt  sind.  Das 
Haarband  breit  und 
flüchtig  in  bläulichen 
und  bräunlichen  Misch- 
tönen. 

Erworben  1909  aus  dem  eng- 
lischen Kunsthandel. 

Leinwand,  h.  0,66,  br.  0,495. 


Erworben  1909  aus  dem  eng- 
lischen Kunsthandel. 

Leinwand,  h.0,74,  br.0.61. 


1671a  Bildnis  der 
Miss  Sarah  Mar- 
riott [1738—1820]. 
Der  überall  durch- 
kommende rotbraune 
Ton  der  Unterma- 
lung ist  im  Vorhang 
mit  grauen,  I.  unten 
im  Himmel  locker 
mit  hellgraublauen 
Tönen  behandelt. 
Hell  steht  davor,  vom 
tiefen  schwärzlichen 
Braun  des  Haars  um- 
rahmt,   das    auf   der 


398 


.awrence 


Sir  Thomas    Lawrence.    Bildnismaler,  geboren  zu   Bristol  den  4.  Mai  1769,  gestorben 


zu   London    den   7.  Januar  1830.     Tätig    vornehmlich    in    London    [seit   1787;    seit    1820 
Präsident  der  Akademie].    Schüler  des  William  Hoare  und  unter  dem  Einflüsse  von  Reynolds  ausgebildet. 

1636  Bildnis  des  Mr.  Williams  Linley.  In  glatter  und  fester  Malerei,  vom  Grau  des 
Haares  und  glänzendem  Weiß  der  Halsbinde  umrahmt,  das  lebhafte  Inkarnat  Ocker- 
gelblichweiße  Glanzlichter  erhellen  die  Stirn,  während  die  untere  Gesichtshälfte  [mit 
bläulichen  Halbschatten]  stärker  durch  rote  Töne  erwärmt  ist.  Grauschwarzer  Frack 
mit  goldgelben  Knöpfen.  Tiefes  Karminrot  im  Stuhlpolster.  Das  Dunkelbraun  des 
Hintergrunds  wird  durch  graue  Töne  gedämpft. 


Sammlung    weiland  !.  M.  der    Kaiserin    Friedridi 
Seckendorff,  Berlin. 

Leinwand,  h,  0,90,  br.  0,70. 


Erworben    1904    als    Geschenk    Sr.   Exz.    des    Grafen    Götz   von 


Engtische 
Schule  des 

XVIII.  und 

XIX.  Jahr- 
hunderts 


Raeb 


,,„„  SirHen- 
•J' II  ry  Rae- 
burn.  Bildnismaler, 
geboren  zu  Stock- 
bridge bei  Edinburgh 
den  4.  März  1756. 
Tätig  in  Edinburgh, 
wo  er  den  S.Juli  1823 
starb. 


schimmernden  Lich- 
tern, roten  Reflexen  in 
den  Tiefen  [Hände] 
und  luftigen  bläuli- 
chen Halbschatten,  er- 
scheint das  Inkarnat 
in  der  Umgebung  von 
Grauweiß  in  der  Pe- 
rücke, bläulichemWeiß 
im  Kragen  und  grauen 
Tönen  im  locker behan- 
delten Hintergrund. 
Diese  Teile  stehen 
gegen  das  tiefe  saftige 
Schwarz  der  Amtsrobe 
und  der  Stuhllehne,  mit 
schimmernden  grauen 
Lichtern,  während  das 
flüchtig  hingestrichene 
bräunliche  Rot  des  1. 
oben  und  r.  unten 
sichtbaren  Vorhangs, 
dessen      Reflex      die 

graue  Säule  tönt,  der  Belebung  der  ernsten  Gesamtfärbung  dient.    Das  Stilleben  1. 

auf  der  grau  und  blau  gestreiften  Tischdecke  [goldgelbes  Amtsabzeichen  neben  weißen 

Papieren]  gleichfalls  in  breiter,  nur  andeutender  Malerei. 


1670  Bildnis  des 
Sir  James  Mont- 
gomery  Bart. 
[Lord  Chief  Baron 
of  the  Exchequer, 
Member  of  Parli- 
ament,  SoUicitor 
General  und  Lord 
Advocate].  Das 
Bild  ist  breit  und 
flüssig,  in  flottem 
saftigem  Farben- 
auftrag herunter- 
gemalt. Lebhaft 
und  frisch,  in  röt- 
lichen Tönen,  mit 


1670 


Erworben  1908  aus  dem  englischen  Kunsthandel. 
Leinwand,  h.  2,25,  br.  1,50. 


399 


Englische 
Schute  des 

XVIII.  und 

XIX.  Jahr- 
hunderts 


WMl^*  Sir  David  Wilkie.  Genremaler,  geboren  den  18.  November  1785  in  Cults  [Fifeshire],  ge- 
IIKIC  starben  auf  Schiff  vor  Gibraltar  den  I.Juni  1841.  Schüler  der  Akademien  zu  Edinburgh  [seit 
1799]  und  London  [seit  1805].  Seit  1809  Mitglied  der  Royal  Academy.  Tätig  in  Edinburgh  und 
London  [seit  1830  Painter-in-Ordinary  to  the  King]. 

1680  Der  blinde  Geiger.  Die  Szene  ist  auf  hellem  Grund  locker  in  Braun  untermalt, 
das  im  Fußboden  und  den  Wänden  durch  blaugraue  und  ockergelbliche  Töne  gedämpft 
wird.  Den  luftigen  Charakter  der  blaugrauen  Töne  stärkt  der  Kontrast  zu  Goldgelb 
im  Kleide  der  Mutter  und  gebrochenem  Ockergelb  im  Mantel  des  Geigers  [über  grau- 
blauem Rock].  Pastos  aufgesetztes  Weiß  [Tracht  der  Mutter,  Hemd  des  Kindes]  be- 
tont die  Mitte.  Die  bräunliche  Gesamtstimmung  aber  beleben  rote  Töne:  Rot  in  der 
Mütze  und  den  Hosen  des  Geigers,  im  Mantel  der  am  Kamin  kauernden  Gestalt, 
Rosarot  in  der  Weste  des  Vaters  und,  durch  rote  Flecke  verstärkt,  im  Inkarnat  derFiguren. 


Gemalt  1807  .■.  Skizze  zum  „Blind  Fiddler"  in  der  National  Gallery  . 
T.  Ward  in  London. 

Leinwand,  h.  0,42,  br.  0,52. 


Erworben  1910  als  Geschenk  des  Herrn  Humphrey 


1680 


400 


NACHTRAG 


Nieder- 
rheinische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

1627  B 


DEUTSCHE  SCHULEN  DES  XV.  JAHRHUNDERTS 
Kölnischer  Meister  um  1400 

1627  b  Christus  am  Kreuz  zwischen  Maria,  Johannes  und  den  hll.  Marcellinus, 
Katharina,  Petrus  Exorcista  und  Barbara.  Vor  goldenem  Hintergrund  [mit  ein- 
geprägten Nimben]  in  leuchtenden  flächigen  Farben  die  Gewänder  der  Heiligen,  z.T.  auf 
goldenen  Gründen  mit  farbigen  Ornamenten  geziert.  Es  dominiert  der  Kontrast  von 
starkem  Rot  [Gewandumschlag  des  Marcellinus,  Mantel  Katharinas,  Gewand  Johannis, 
Chorgewand  des  Petrus  Exorcista,  Mantelumschlag  Barbaras]  und  Gelbgrün  [Ornat  des 
Marcellinus,  Mantelumschlag  Katharinas  und  Marias,  Gewandumschlag  Johannis,  Buchein- 
band des  Petrus  E.,  Mantel  Barbaras,  Erdboden].  Die  Mitte  betont  Dunkelblau  im  Mantel 
Marias  und  den  Kleidern  der  schwebenden  Engel  [wiederkehrend  in  den  blauen  Mustern 
auf  goldenem  Grund  im  Gewände  Barbaras].  Grauviolett  im  Mantel  Johannis,  Karmin- 
violett im  Kirchenmodell  des  Marcellinus.  Bläulich  getöntes  Weiß  in  den  Chorhemden. 
Graubräunliches  Inkarnat  und  gelbbraunes  Haar. 

Die  Altartafe!  stammt  aus  der  Kirche  zu  Benz  auf  Usedom    .'.    Erworben  1910  als  Geschenk  des  Herrn  Ch.  Sedelmeyer,  Paris. 
Tempera.     Eichenholz,  h.  1,10,  br.  1,70. 

Kölnischer  Meister  um  1420 

1677a  Grablegung  Christi.  Vor  goldenem  Hintergrund  [mit  eingeprägten  Nimben 
und  Randverzierungen]  helle  leuchtende  Farbenkontraste  in  breiten  Flächen,  vor  allem 
Rot  [Muster  des  goldenen  Mantels  vorn  r.].  Rosarot  und  Gelbgrün  [Erdboden,  r.  vorn  mit 
ockergelbem  Abschnitt],  Blau  [Mantel  Maria]  und  Gelb  [Figur  1.  oben].  Die  Mitte  in  Karmin- 
violett [Sarkophag]  und  Weiß  [Leichentuch  Christi].    Blasses  graubräunliches  Inkarnat. 

Gegenstück  zu  Nr.  1677  B.    S.  die  Bemerkung  daselbst    .'.    Sammlung  Baron  van  Brenken,  vormals  Lyversberg    .".    Erworben 
1908  als  Geschenk  des  Herrn  J.  van  Dam,  Berlin    .*.    Tempera.    Eichenholz,  h.  0.735.  br.  0,435. 


402 


Nieder- 
rheinische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

1677  A 
1677  B 


1677b  Auferstehung  Christi.  Vor  goldenem  Hintergrund  [mit  eingeprägten  Nimben  und 
Verzierungen]  leuchtende  breitflächige  Farbenkontraste,  beherrscht  von  Hellzinnoberrot 
[Mantel  Christi,  Schild  des  Wächters  1.,  Gewand  des  Wächters  r.,  hier  mit  Karminlasur], 
das  mit  Gelbgrün  [Mantelumschlag  Christi,  Wiese  mit  ockergelbem  Weg,  usw.]  kon- 
trastiert. Hellgelb  im  Gewände  des  Wächters  1.  vorn.  Hellkarminvioletter  Sarkophag, 
mit  roten  und  grünen  Siegeln  verschlossen.  Silberne  [1.]  und  goldene  [r.]  Rüstungen 
der  Wächter. 

Gegenstück  von  Nr.  1677  A  .■.  Die  beiden  Tafeln  gehören  mit  drei  Darstellungen  aus  der  Leidensgeschichte  Christi  und  einer 
Darstellung  des  Weltgerichts  im  Wallraf- Richartz- Museum  zu  Köln  zu  einer  Folge,  die  dem  sog.  älteren  Meister  der 
Sippe  zuzuweisen  ist  -■.  Sammlung  Baron  van  Brenken,  vormals  Lyversberg  .-.  Erworben  1908  als  Geschenk  des  Herrn 
J.  van  Dam,  Berlin. 

Tempera.     Eichenholz,  h.  0,735,  br.  0,435. 

Kölnischer  Meister  um  1429 

1677  DreiTaf  ein  mit  Heiligendarstellungen.  VorGoldgrund  mit  eingeprägten  Nimben, 
in  warm  brauner  Untermalung.  Helle  farbige,  vor  allem  hellblaue  und  rote  Gewänder, 
vor  bräunlichgelbgrünen  landschaftlichen  Gründen.  Rötliches  Inkarnat  mit  weißlichen 
Lichtern.  —  Johannes  d.  T.  Hellgraublaues  Gewand  mit  hellkarminrotem  Umschlag. — 
Johannes  d.  E.  Karminroter  Mantel,  blaues  Gewand.  —  Die  hl.  Katharina.  In  matt- 
blauen Gewändern.  Ein  Fleck  Karminrot  im  Mantelumschlag  1.  Rot  und  gelb  gestreiftes 
Kissen.    Rote  und  blaue  Edelsteine  der  Krone. 

Gegenstück  zu  Nr.  1676.    S.  die  Bemerkung  daselbst  .".  Erworben  1910  als  Geschenk  der  Herren  Duveen  Bros.,  London. 
Tempera.    Eichenholz,  h.  je  0,26,  br.  je  0,175. 


403 


Nieder- 
rheinische 
Sdiule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

1677 


geflügelten    Engels.    —    Der    hl.  Antonius    Eremita. 
Blaues  Gewand  mit  goldgelbem  Gürtel. 


1676  Drei  Tafeln  mit 
Heiligendarstellun- 
gen. Die  hl.  Barbara. 
Hellblau  im  Gewände. 
Zinnoberrot  im  Kleide 
der  ihr  auf  graublauen 
Wolken  erscheinenden 
Maria.  Karminrot  in 
Bettdecke  und  Kissen  1. 
—  Diehl.  Lucia.  Kar- 
minroter Mantel.  Bläu- 
lichweißes Kleid  des  rot 
Grauschwarzes    Ordenskleid. 


Gegenstück  von  Nr.  1677  .*.  Die  sechs  Täfelchen  stammen  von  dem  1429  von  Werner  von  Pallandt  für  die  Kirche  zu  Linnich 
gestifteten  Altar,  von  dem  andere  Tafeln  im  Germanischen  Museum  und  in  Privatbesitz  sich  befinden  .-.  Erworben  1910  als 
Geschenk  der  Herren  Duveen  Bros.,  London. 

Tempera.    Eichenholz,  h.je  0,26,  br.  je  0,175. 


Westfälische 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


Westfälische  Schule  um  1450 

1217a  Die  Dreieinigkeit  und  Heilige.  Vor  goldenem  Hintergrund  die  Gewänder  in 
tiefen  leuchtenden  Farben,  unter  denen  Rot  [Mantel  Gott-Vaters,  Flügel  der  Engel, 
Gewänder  des  hl.  Hieronymus,  des  Papstes  1.,  der  hl.  Agnes  r.  usw.],  kontrastierend 
mit  bräunlichem  Saftgrün  [Thron,  Flügel  der  Engel,  Fliesen  des  hellgrauen  Bodens], 
und  ein  helles  [über  Weiß  lasiertes]  Blau  in  verschiedenen  Gewändern  und  den 
Wolken  [mit  goldenen  Sternen]  vorherrschen.  Reiche  Goldverzierung  der  Trachten 
und  goldene  Nimben. 

Erworben  1910  aus  dem  englischen  Kunsthandel. 
Tannenholz,  h.  0,78,  br.  1,54. 


1217  A 


404 


Schwäbische 
Schule  um  1440 

1673Die  Dreieinigkeit 
und  die  Begegnung 
Maria  mit  Elisabeth. 
Die  schweren  Farben 
sind  durch  die  braune 
Untermalung  gebro- 
chen, vor  goldenem, 
mit  tief  eingeprägten 
Mustern  geziertem  Hin- 
tergrund. Hellkarminrot,  weißlich  ausgeblichen  in  den  Lichtern  und  von  bräunlich- 
goldgelben Ornamenten  übersponnen,  im  Mantel  Gott-Vaters,  kontrastierend  mit 
Gelbgrün  in  der  über  die  Thronwand  gebreiteten  Decke  [mit  zinnoberroten  Borten]. 
Bräunliches  Violett  [Graublau  über  warm  brauner  Untermalung]  im  Kleide  Christi  [mit 
gelbem  Besatz].  In  der  Mitte  Weiß  im  aufgeschlagenen  Buche.  Die  Gruppe  1.  wird 
zusammengehalten  vom  braunen,  gelblich  schimmernden  Thron,  der  mit  Perlen  und 
farbigem  Edelgestein  geziert  ist.  R.  Zinnoberrot  im  Kleide  Elisabeths,  kontrastierend 
mit  dem  bräunlichen  Gelbgrün  des  Bodens,  und  Dunkelblau  [mit  gelben  Borten]  in  der 
Gewandung  Marias.    Rotbraunes  Inkarnat.    Goldene  Nimben. 

Das  Bild  zeigt  starke  Anklänge  an  die  Kunstweise  des  Konrat  Witz  .'.  Erworben  1910  als  Geschenk  des  Herrn  F.  Kleinberger, 
Paris    .-.    Tannenholz,  h.  1,41,  br.  1,97. 


Ober- 
tleutsche 
Schule  des 
XV.  Jahr, 
handerls 

1676 


405 


Ober- 
deustche 
Schule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 

1683 
1683  A 


Oberrheinische  Schule  um  1450 

1683  AltarflügehHeimsuchung.  Die  Gesamtfärbung-  ist  vom  bräunlichen  Tone  der  Unter- 
malung gedämpft.  Blau  im  Gewände  Marias,  umgeben  von  Gelbgrün  [Mantel  der  Frau 
1.,  über  hellrotem  Gewand]  und  Hellkarminrot  [Tracht  Elisabeths].  Karminrotes  Kissen 
auf  goldgelbem  Stuhl.  Lichtroter  Boden.  Bräunliches  Inkarnat  mit  weißlichen  Lichtern, 
gegen  das  gedämpfte  Weiß  der  Kopftücher  gestellt.  Vor  bräunlichgrauer  Torarchitektur 
mit  goldgelber  Pforte.    Goldener  Himmel,  Nimben  und  Kleidersäume. 

Gegenstück  zu  Nr.  1683  A  .".  S.  die  Bemerkung  daselbst  .".  Erworben  1910  als  Geschenk  des  Hofantiquars  J.  Böhler,  München. 
Tempera.    Tannenholz,  h.  0,99,  br.  0,48. 

1683a  Altarflügel:  Beschneidung  Christi.  In  kräftigen  bunten  Farben,  die  nur  in  den 
Schatten  leicht  von  der  bräunlichen  Untermalung  getönt  werden.  Tiefes  Rot  im  Ge- 
wände des  Hohenpriesters  [neben  Grauweiß  in  den  Tüchern]  steht  gegen  helles  Blau- 
grün der  Nische,  in  deren  Wölbung  nochmals  Rot  wiederkehrt,  und  entspricht  dem 
leuchtenden  Gelbgrün  in  der  Tracht  der  Frau  1.  Dunkelblau  in  der  Gewandung  Marias, 
bräunliches  Violett  in  der  Josephs.  Graurötliches  Inkarnat  mit  weißlichen  Lichtern. 
Goldener  Nimbus  des  Kindes  und  Verzierung  der  bräunlichkarminroten  Kappe  des 
Hohenpriesters.    Goldener  Hintergrund.    Gelbe  und  violette  Bodenfliesen. 

Gegenstück  von  Nr.  1683  .'.  Beide  Tafeln,  von  zwei  versdiiedenen  Malern  ausgeführt,  gehörten  mit  einem  dritten  Bilde  von 
gleicher  Größe  in  Privatbesitz  zu  St.  Petersburg  zu  einem  großen  Altarwerk  .■.  Erworben  1910  als  Geschenk  des  Hof- 
antiquars  J.  Böhler,  München    .-.    Tempera.     Tannenholz,  h.  0,99,  br.  0,48. 


406 


Schwäbische  Schule  um  1475 

1674  Altarflüg-el:  Die  hll.  Johannes  d.  T.,  Andreas  und  der  Stifter.  Die  Tafel  be- 
herrscht der  Kontrast  von  leuchtendem  Rot  [Mantel  Johannis,  davor  der  saftgrüne  Buch- 
einband] und  Gelbgrün  [Mantel  des  hl.  Andreas,  über  g-rauviolettem  Gewand].  Dunkel- 
blauer Bucheinband  des  Andreas.  Vor  grauem  Boden  der  Stifter  in  blauschwarzer 
Rüstung  und  zinnoberroten  Schuhen.  Sein  Wappen  in  Gold,  Rot  und  Blau.  Rötlichbraunes 
Inkarnat.  Goldene Nimben.VorgoldenemVorhangmit  eingeprägten  Ornamenten  und  blauen, 
roten  und  weißen  Fransen.  Hellblauer  Himmel.  —  Rückseite:  Kreuzprobe  der  hl.Helena. 

Gegenstück  zu  Nr.  1675     .".     Erworben  1910  auf  einer  Versteigerunjr  in  JCöln  als  Geschenk  des  Herrn  A.  J.  Sulley,  London. 
Tannenholz,  h.  1,56,  br.  0,93. 

1675  AltarflügehDiehll.  Johannes  d.Ev.,  Sebastian  und  die  Stifterin.  Hellkarmin- 
rot im  Mantel  und  Gelbgrün  im  Gewände  Johannis.  Hellblau  im  Mantel,  Gold  mit  karmin- 
roter Musterung  im  Gewände,  etwas  Gelbgrün  in  den  Armelumschlägen,  Zinnoberrot  in 
der  Kappe  und  Graublau  in  den  Beinkleidern  des  hl.  Sebastian.  Die  Stifterin  in  Dunkel- 
grau. Ihr  Wappen  in  Gold  mit  schwarzem  Schrägbalken  und  goldenen  Kugeln.  Hellröt- 
liches Inkarnat.  Vor  goldenem  Vorhang  mit  eingeprägten  Ornamenten  und  blauen,  roten 
und  weißen  Fransen.  —  Rückseite:  Kreuztragung  des  Kaisers  Heraclius. 

Gegenstück  von  Nr.  1674    .'.    Beide  Tafeln  bildeten  die  Flügel  eines  Altarwerks    .-.    Erworben  1910  auf  einer  Versteigerung 
in  Köln  als  Geschenk  des  Herrn  A.  J.  Sulley,  London    .■.    Tannenholz,  h.  1,56,  br.  0.93. 


»:^ar 


Ober- 
deu  Ische 
Sdiule  des 
XV.  Jahr- 
hunderts 


1674 
1675 


407 


Holländi- 
sche Schule 
des  XV. 
Jahrhun- 
derts 


HOLLÄNDISCHE  SCHULE  DES  XV.  JAHRHUNDERTS 


o    genannt    nach    dem    Gemälde    im 
ijksmuseum  zu  Amsterdam.    Tätig  in 


Der  Meister  der  Virgo  inter  virgines  1 

Holland  [Haarlem?]  um   1480-1500. 

1672  Die  Anbetung  der  Könige.  Die  Tafel  ist  auf  lichter  Grundierung  durchsichtig 
in  braunem  Ton  untermalt,  der  im  Inkarnate  der  Figuren  erscheint.  Boden  und  Archi- 
tektur sind  deckend  mit  hellem  Grau  behandelt,  gegen  das  sich  die  Farben  der  Ge- 
wänder in  durchsichtiger  Leuchtkraft  abheben.  Die  Hauptrolle  im  Kolorit  spielt  ein 
reich  abgewandeltes  Rot,  das  in  stärkster  Intensität  vorn  im  Gewände  des  knienden 
Königs  ansetzt  [begleitet  von  tiefem  Blau  in  den  Armein  und  schwärzlichem  Blau  in 
der  Kapuze]  und  1.  als  Hellkarminrot  im  Mantel  des  Mohrenkönigs  [über  graublauen 
Beinkleidern  und  goldgelben,  blau  und  violett  gemustertem  Gewand],  als  Hellrot  im 
Mantel  Marias  weiterklingt,  auch  hier  begleitet  von  tiefem  Blau  im  Gewand.  Die 
Wirkung  des  Rot  wird  gesteigert  durch  den  Kontrast  zu  grünen  Tönen:  zu  Dunkel- 
grün im  Vorhang  r.  [mit  hellroter  Kante]  und  im  Mantel  des  stehenden  Königs  [mit 
karminviolettem  Ärmel  und  tiefblauem  Gewand]  und  zu  Saftgrün  in  Baldachin  und 
Landschaft.  Kleinere  Flächen  von  Goldgelb  [Gefäß  am  Boden]  und  Gelbbraun  [Haar 
Marias]  stehen  gegen  das  Blau.    Die  tiefen  leuchtenden  Farben  klingen  über  die  Figur 


1672 


408 


des  Hirten   im  Fenster  [Rot   und  Karminviolett]  bis   in  die  Ferne   [Figuren  1.  in  Blau 
und  Rot]  weiter.    Blauer  Himmel  mit  weißem  Horizont. 

Erworben  1910  als  Geschenk  des  Herrn  Jacques  Seligmann,  Paris. 
Eichenholz,  h.  0,63,  br.  0,48. 

VLÄMISCHE  SCHULE  DES  XVII.  JAHRHUNDERTS 
Vlämischer  [?]  Meister  um  1630 

408c  Bildnis  eines  Mannes  mit  den  Insignien  des  S.  Jago-Ordens.  Vor  dunklem 
Grau  des  Hintergrundes  tiefes  Schwarz  der  Tracht  und  des  Haares,  das  ein  gelblich- 
rotbraunes Inkarnat  umrahmt.  Gebrochenes  Weiß  im  Kragen.  Als  lebhafteste  Farben 
wirken  das  Karminrot  der  unten  mit  matt  goldgelbem  Besatz  gezierten  Schärpe  und 
die  ockergelben  und  braunen  Töne  des  goldenen  Ordensgehänges.  Silbergesticktes 
Bandelier. 

Bez.  rechts  oben :  aet.  39.  an°  1630.   .".  Ehemals  Velazquez  zugeschrieben,  dann  „Spanischer  Meister  um  1630"  genannt,  aber 
wohl  eher  von  einem  vlämischen  Meister,  der  vielleicht  vorübergehend  in  Spanien  arbeitete.     Es  ist  bezweifelt  worden,  ob 
die  Tracht  die  eines  S.  Jago- Ritters  und  nicht  vielmehr  das  Festkleid  eines  Herolds  dieses  Ordens  ist    .".    Sammlung  Merlo, 
Köln  1868  .'.  Sammlung  Suermondt,  1874. 
Leinwand,  h.  1,17,  br.  0,85. 


Vlämische 
Schule  des 
XVH.Jahr- 
hunderts 


408  C 


409 


VERZEICHNIS  DER  KÜNSTLERNAMEN 


[Die  beigesetzten  Ziffern  entsprechen  den  Seitenzahlen] 


Aelst[?],  Evert  van..    ..     248 

Aelst,  Willem  van 249 

Aertsen,  Pieter     167 

Altdorfer.  Albrecht  58—61 
Amberger,  Christoph        56.57 

Angel,  Philips 304 

Anraadt,  Pieter  van  ..  ..  217 
Antviferpener  Meister  von 

1518      141 

Avercamp,  Hendrick    ..    ..  229 

Backer,  Jacob  A 194 

Bakhuysen,  Ludolf 236 

Baidung,  Hans  ..  ..  48—50 
Baien,  Hendrik  van  ..  ..  326 
Bässen,  Bartholomeus  van  315 
Beerstraten,  Anthonie    ..     236 

Bega,  Cornelis 270 

Beijeren,  Abraham  van  313.314 

Bellegambe,  Jean    147 

Benson,  Ambrosius  ..  ..  153 
Bergen,  Dirck  van  ..  ..240 
Berchem,  Nicolaes     ..285.286 

Berthold,  Meister    10 

Bles,  Herri  met  de  ..  ..  139 
Böhmische  Schule  um  1350  8 
Böhmisch -Schlesische  Schule 

um  1400 11 

Bois,  Guillam  du 280 

Boel,  Pieter 390 

Bol,  Hans 154 

Bol,  Ferdinand 196 

Bosch,  Hieronymus   ..159.160 


Bosch,  Pieter  van  den  1 99  —  20 1 

Boursse,  Esaias 210 

Bouts,  Dierick..    ..    117  —  119 
Bouts,  Nachfolger  des  Dierick 
120.121 
Bouts,  Aelbert,  s.  Meister  der 
Himmelfahrt  Maria 

Bray  [?],  Jan  de      260 

Brekelenkam,  Quieringh 

301.302 

Breu  d.  Ä.,  Jörg 53 

Bril,  Paulus 327 

Brouwer,  Adriaen  ..371.372 
Brueghel  d.  Ä.,  Jan 

325—328.339 
Bruyn,  Bartholomaeus  25  —  28 
Burgkmair,  Hans     52 

Cappelle,  Jan  van  de  ..  235 
Chodowiecki,  Daniel  80—82 
Claesz.,  Pieter  ..  ..  287.288 
Cleve  d.  A.,  Joos  van,  s.  Meister 

vom  Tode  Maria 
Cleve  d.  J.,  Joos  van     151.152 

Codde,  Pieter 264 

Coques,  Gonzales 364 

Cornelisz.  van  Amsterdam. 

Jacob    163 

Coxie,  Michiel  van    96 

Craesbeeck,  Joos  van..  ..373 
Cranach  d.  A.,  Lucas  61  —  71 
Cranach  d.  Ä.,  Werkstatt  des 

Lucas      71.72 


Cranach  d.  J.,  Lucas  ..  72.73 
Cristus,  Petrus  ..  101—104 
Cuijp,  Aelbert  ..    ..     302.303 

Cuijp,  Benjamin  G 205 

Cuijp,  Jacob  Gerritz    ..    ..317 

üaret,  Jaques 114 

David,  Gerard  ..  ..  126.127 
Denner,  Balthasar  ..  79.80 
Diepenbeeck,  Abraham  van 

351.352 

Diepraem,  Arent     310 

Dijk,  PhiHp  van    ..    ..226.227 

Dou,  Gerard 198.199 

Duck,  Jacob     262 

Dürer,  Albrecht..    ..      35  —  38 

Dürer,  Kopie  nach  A 38 

Dubois  s.  Bois 
Dujardin  s.  Jardin 
Dyck,  Antonius  van 

337.340.354—362 
Dyck,  Werkstatt  des 

A.  van 362 

teckhout,  Gerbrandt  van  den 

197.198 
Elias,  Nicolaes  ..  ..172.173 
Elsheimer,  Adam  ..  76  —  78 
Engelbrechtsen,  Cornelis 

160.161 
Everdingen,  Allart  van 

297.298 


410 


Eyck,  Hubert  und  Jan  van 

88—94 
Eyck,  Jan  van  ..  ..  97  —  100 
Eyck,  Kopien  nach  Hubert 

und  Jan  van  ..    ..  90.94.96 
Eyck,  Nachahmer  des  Jan  van 
100.101 

Fabritius[?],  Card  ....  197 
Ferguson,  William  Gowfe  ..313 
FHnck,  Govert       ..    ..195.196 

FranQoys,  Peter 363 

Francken  d.  J.,  Frans  ..  315 
Fyt,  Jan 384—389 

(jainsborough,  Thomas  . .  395 
Geertgen  tot  Sint  Jans  ..158 
Geertgen  tot  Sint  Jans, 

Nachfolger  des 158 

Gelder,  Aert  de 206 

Gelder,  Nicolaes  van  ..  ..  304 
Goes,  Hugo  van  der  ..  122. 123 
Goes,  Kopie  nach  Hugo  van  der 

123 
Goijen,  Jan  van  ..  ..  292—294 
Gossart,  gen.  Mabuse,  Jan 

144—146 
Gossart,  Nachfolger  des  Jan  146 
Graff,  Anton    82—84 

Hagen,  Joris  van  der..  ..311 
Hals  d.  Ä.,  Frans  ..  251—256 
Hals  d.  A.,  Frans,  Kopie  nach 

256 

Hals  d.  J.,  Frans      257 

Heda,  Willem  C 289 

Heem,  Cornelis  de 384 

Heem,  Jan  Davidsz.  de 

289.382.383 
Heemskerck,  Maerten  van  168 
Heerschop,  Hendrick  ..  210 
Heijde,  Jan  van  der     ..    ..  250 


Helst,  Bartholomäus  van  der  224 
Hemessen,  Jan  [Sanders]  van 

137.138 
Hobbema,  Meindert  ..  ..  278 
Holbein  d.J.,  Hans  ..  54.55 
Holländischer  Meister 

um  1530 166 

Holländischer  Meister 

um  1640 305 

Hondecoeter,  Gilles  Claesz.  d' 

319.320 
Hondecoeter,  Melchior  d'  320 
Honthorst,  Gerard  van  ..316 
Honthorst,  Willem  van  315.316 
Hooch,  Pieter  de    ..207—209 

Horst,  Gerrit 190.191 

Huijsum,  Jan  van  ..  243.244 
Huys,  Peeter 136 

Jacob  s.  Utrecht 
Janssens  van  Genien, 

Cornelis       228 

Janssens  van   Nuyssen, 

Abraham      328 

Jardin,  Karel  du         240  —  242 

Jordaens,  Jacob 367 

Isenbrant,  Adriaen 129 

Kalf,  Willem  ..  ..  245—247 
Kauffmann,  M.  Angelica  ..  84 
Keijser,  Thomas  de  ..  171.  172 

Kick,  Symon      264 

Kölnischer  Meister 

um  1350 7 

Kölnischer  Meister 

um  1400 402 

Kölnischer  [?]  Meister 

um  1400 19 

Kölnischer  Meister  vom  Anfang 

des  XV.  Jahrhunderts  ..  19 
Kölnischer  Meister 

um  1420 402.403 


Kölnischer  Meister 

um  1429 403.404 

Kölnischer  Meister 

um  1470—1500  ..  ..  20 
Kölnischer  Meister 

um  1490       22 

Koets,  Roelof 288 

Koninck,  Philips      230 

Koninck,  Salomon  ..  ..  192 
Kulmbach,  Hans  von   ..    ..     38 


Lairesse,  Gerard 392 

Landauer,  Berchtold,  s. 
Berthold 

Lansinck,  J.W 259 

Lastman,  Pieter 173 

Lavk'rence,  Sir  Thomas  ..  399 
Lelienbergh,  Cornelis  ..  ..312 
Leyden,  Lucas  van    ..  162.163 

Leyster,  Judith 257 

Lisse,  Diederick  van  der 

310.311 

Livens,  Jan 193 

Lombard,  Lambert    ..    ..     150 

Loo,  Jacob  van 318 

Luttichuis,  Simon       ..    ..     247 


Mabuse  s.  Gossart 

Maes,  Nicolaes 202 

Mahn  [?],  Cornelis    ..    ..     389 

Maler,  Hans 46 

Marinus  van  Reymerswaele  136 

Massys,  Cornelis      153 

Massys,  Quinten 134 

Massys,  Nachfolger  des 

Quinten 135 

Medina,  Juan  Battista  di      328 
Meer  van  Delft,  Jan 

van  der 210  —  212 

Meer  van  Haarlem  d.  A., 

Jan  van  der      ..       279.280 


411 


Meert,  Peter       365 

Meister  von  Cappenberg..  32 
Meister  von  Flemalle  111.  112 
Meister  von  Flemalle, 

Kopie  nach  dem  ..  ..  112 
Meister  von  Frankfurt  24.  25 
Meister  der  Himmelfahrt 

Maria 120 

Meister  IVR 278 

Meister  LS 57 

Meister  des  Marienlebens  21 
Meister  von  Meßkirch..  ..  51 
Meister  der  hl.  Sippe  . .  22.23 
Meister  der  hl.  Sippe,  d.  ä.  403 
Meister  des  Todes  Maria 

141.142 
Meister  des  Todes  Maria, 

Kopie  nach  dem    ..    ..     143 

Meister  TvA    230 

Meister  der  Verherrlichung 

Maria 20 

Meister  der  Virgo   inter 

virgines     408 

Memling,  Hans  ..  ..124.125 
Metsu,  Gabriel  ..    ..     217.218 

Miereveit,  Michiel  J 305 

Mieris  d.  Ä.,  Frans  van  ..219 
Mignon,  Abraham  ..  ..  321 
Mittelrheinischer  Meister 

um  1440     14.15 

Moeijaert,  Nicolaes      ..    ..174 

Mol,  Peeter  van 353 

Molenaer,  Cornelis  ..  ..  324 
Molenaer.Jan  Miense  258.259 

Molyn,  Pieter  de 291 

Mommers,  Hendrick  ..  ..281 
Momper,  Frans  de  ..  ..  324 
Mor,  Antonis     ..    ..     168.  169 

Moreelse,  Paulus 309 

Mostaert,  Jan,  s.  Holländi- 
scher Meister  uml51 0-1520 
Mostaert,  der  sog.  Waa- 

gen'sche  Jan,  s.  Isenbrant 


Multscher,  Hans  ..  ..  11  —  13 
Musscher,  Michiel  van  ..    ..  225 

Nason,  Pieter 204 

Neer,  Aert  van  der  231—234 
Neer,   Eglon  Hendrick  van  der 

226 
Netscher,  Caspar..  220—223 
Neufchatel,  Nicolaes  152.153 
Niederländischer  Meister 

um  1440 113 

Niederländischer  Meister 

um  1465 116 

Niederländischer  Meister 

um  1460—1480  ..  ..  130 
Niederländischer  Meister 

um  1470—80    126 

Niederländischer  Meister 

um  1480 115 

Niederländischer  Meister 

um  1480 117 

Niederländischer  Meister 

um  1480 124 

Niederländischer  Meister 

um  1480 130 

Niederländischer  Meister 

um  1500 131  —  133 

Niederländischer  Meister 

um  1510—20    160 

Niederländischer  Meister 

um  1515 129 

Niederländischer  Meister 

um  1520 139 

Niederländischer  Meister 

um  1520 140 

Niederländischer  Meister 

um  1520 140 

Niederländischer  Meister 

um  1520 144 

Niederländischer  Meister 

um  1520 150 

Niederländischer  Meister 

um  1539 150 


Niederländischer  Meister 

um  1598 155 

Niederländischer  Meister 

um  1600 156 

Niederrheinischer  Meister 

um  1325  —  50    8 

Niedersächsische  Schule 

des  13.  Jahrhunderts  ..  6 
Nürnberger  Schule  um 

1480—1500       18 

Oberdeutscher  [?]  Meister 

um  1400 6 

Oberrheinische  Schule 

um  1450 406 

Oost  d.  Ä.,  Jacob  van  ..  363 
Orley  [?],  Barend  van  148. 149 
Ostade,  Adriaen  van  266  —  268 
Ostade,  Isack  van  ..  268.269 
Ouvkfater,  Aelbert  van     ..     157 


r  alamedesz,  Anthonie 

262, 

,263 

Patinir,  Joachim  de 

138 

Peeters,  Bonaventura 

391 

Pencz,  Georg     ..    .. 

40 

Poelenburgh,  Cornelis 

;  van 

308 

Poorter,  Willem  de     . 

204 

Porcellis,  Jan      ..    .. 

290, 

,291 

Pot,  Hendrick  G 

265 

Potter,  Paulus    ..    .. 

236, 

,237 

Potter,  Pieter  S 

265 

Pourbus  d.  Ä.,  Frans 

154. 

,155 

Provost,  Jan     

128 

Cluellinus,  Erasmus      381.386 

Kaeburn,  Sir  Henry  ..  ..  399 
Ravesteijn,  Jan  Anthonie  van 

306 
Ravesteijn,  Jan  Anthonisz.  van 

306 


412 


Rembrandt  van  Rijn  174  —  188 
Rembrandt  van  Rijn,  Kopie 

nach 189 

Rembrandt  van  Rijn,  Schule 

des     189 

Reymerswaele  s.  Marinus  van 
Reynolds,  Sir  Joshua   394.  395 

Rillaer,  Jan  van 150 

Ring  d.  Ä.,  Ludger  tom  ..  ..32 
Ring  d.  J.,  Ludger  tom  33 

Ring  [?],  Hermann  tom..      .33 

Roghman,  Roelant 229 

Romney,  George 398 

Rottenhammer,  Johann  ..  79 
Rubens,  Petrus  Paulus 

325.330—348.351 
Rubens,  Schule  des  Petrus 

Paulus 349.350 

Rubens,  Werkstatt  des 

Petrus  Paulus      349 

Ruijsdael,  Salomon  van 

295.296 
Ruisdael,  Jacob  van  272—278 
Ryckaert  d.  J.  [111],  David  374 

Sächsischer  Meister 

um  1540—50  ..  ..  73.74 
Saft-Leven  II.  d.  J.,  Herman  307 
Sanders  s.  Hemessen 

Sant-Acker,  F 313 

Schaeufelein,  Hans  L 39 

Schaffner,  Martin 47 

Schalcken,  Godfried  ..  ..220 
Schoevaerdts,  Mathys  ..  392 
Schongauer,  Martin  . .  . .  16 
Schongauer,  Schule  des 

Martin 17 

Schwäbische  Schule 

um  1440 405 

Schwäbische  Schule 

um  1450 18 

Schwäbische  Schule 

um  1475 407 


Scorel,  Jan  van  ..  164  — 166 
Scorel,  Nachfolger  des  Jan 

van    166 

Seghers,  Daniel  339.  380.  381 
Seghers,  Hercules  ..  ..  228 
Slingeland,  Pieter  van..    ..  220 

Smits.T 312 

Snayers,  Peeter 329 

Snyders,  Frans      ..    ..328.329 
339.344.349.368.369 
Soest  um  1470,  Schule  von 

28—31 

Sorgh,  Hendrick  M 259 

Steen,  Jan 298—301 

Steenwijck,  Pieter  ..     314.315 

Stoop,  Dirck 261 

Strigel,  Bernhard  ..  42—46 
Süddeutsche  Schule 

um  1410 10 

Suttermans  [?],  Joost . .    . .     328 

1  empel,  Abraham  v.  d.  ..225 
Teniersd.Ä.,  David..  ..  374 
Teniers  d.  J.,  David 

370.375-380 
Terborch,  Gerard  ..212—216 
Thulden,  Theodoor  van  ..     352 

Traut,  Wolf 40 

Treck,  Jan        248 

Uden,  Lucas  van    370 

Utrecht,  Jacob  van    ..    ..     167 

Valckenborch,  Lucas  van  155 
Velde,  Adriaen  van  de  . .  . .  238 
Velde,  Esaias  van  de  ..  290 
Velde  d.  J.,   Willem   van  de 

239 
Venne,  Adriaen  van  de 

306.307 
Vereist,  Pieter  ..  ..  270.271 
Verkolje,  Nicolaes     ..    ..     240 


Vermeer  van  Delft  s.  Meer 
Vermeer  van  Haarlem 

s.  Meer 

Verspronck,  Jan     260 

Victors,  Jan 196.197 

Vlämischer  Meister 

um  1610 351 

Vlämischer  Meister 

um  1630 409 

Vlieger,  Simon  de  ..  ..  234 
Voet,  Jacob  Ferdinand  ..  391 
Vos,  Cornelis  de..  ..  365.366 
Vos,  Maerten  de  ..  156.157 
Vries,  Abraham  de  ..  ..  310 
Vroom,  Cornelis      271 

Walscapele,  Jacob     ..   ..     248 

Weenix,  Jan 242.243 

Werlf,  Adriaen  van  der  226 
Westfälische  Schule 

um  1200—30 5 

Westfälische  Schule 

um  1250—70       5 

Westfälische  Schule  um  1400  6 
Westfälische  Schule 

um  1450 404 

Weyden,  Roger  van  der 

104  —  109 
Weyden,  Kopie  nach  R.  v.  d.  110 
Weyden,  Schule  d.  R.  v.  d.  110 

Wildens,  Jan 344 

Wilkie,  Sir  David 400 

Wilson,  Richard    ..    ..396.397 

Wilt,  Thomas  V.  d 224 

Witte,  Emanuel  de    ..250.251 

Witz,  Konrat      14 

Wonsam,  Anton 25 

Wijnants,  Jan  ..  ..  280.281 
Wouwerman,  Philips  282  —  285 

Zeeman,  Reinier     235 

Zeitblom,  Barlholme 41 

Zoffany.John      397 


413 


INHALTS-VERZEICHNIS 


Seite 

Vorwort    VII 

Deutsche  Schulen     ....       3 

13.un  d  14.Jahrhundert    5 

15.undl6.Jahrhundert 
Oberdeutschland    ..    ..10 

Niederrhein     19 

Westfalen     28 

16.  Jahrhundert 

Franken 35 

Schwaben 41 

Donauschule      58 

Sachsen      61 

17.undl8.Jahrhundert76 


Seite 

Niederländische  Schulen 

15.undl6.Jahrhundert 
Südniederlande     ..    ..    88 

Holland 157 

17.  und  18.Jahrhundert 

Amsterdam 171 

Haarlem     251 

Haag 305 

Utrecht       315 

Vlamen    324 

Englische  Schule 394 

Nachtrag 401 

Verzeichnis  der  Künstler- 
namen        410 


414 


VERLAG  JULIUS  BARD,  BERLIN  W 15 

Die  Gemäldeg-alerie  des  Kaiser -Friedrich -Museums  in  Berlin.  Amtliche 
Ausgabe.  Erste  Abteilung:  Die  romanischen  Länder  [Byzanz,  Italien,  Spanien, 
Frankreich].    Mit  534  Abbildungen.    M.  20.—,  in  Leinenband  M.  23.—. 

— „ —  Gesamtausgabe  [Teil  I  und  II  in  einem  Bande].    In  Leinenband  M.  50. — . 

Illustrierter  Führer  durch  das  Kaiser- Friedrich -Museum.  Amtliche  Ausgabe. 
518  S.  mit  300  Abbildungen.    KL-S«.    In  Pappband  M.  2.50,  in  Leinen  M.  3.— . 

Neuerwerbungen  der  Gemäldegalerie  des  Kaiser -Friedrich -Museums  in  Fak- 
similereproduktion. Amtliche  Publikationen  der  Generalverwaltung.  I.  Regier  van 
der  Weyden,  Frauenbildnis.  Bildgröße  47'  32  cm,  Papiergröße  66^-50  cm. 
M.  12. — ,  gerahmt  M.  25. — .  —  II.  Pieter  de  Hooch,  Die  Goldwägerin.  Bildgröße 
ca.  50  V  60  cm.   [In  Vorbereitung.]    M.  20.— ;  gerahmt  ca.  M.  40.— . 

Woldemar  von  Seidlitz,  Leonardo  da  Vinci.  2  Bände.  Mit  151  Abbildungen 
und  63  Tafeln.  M.  30.—,  in  Leinen  M.  35.—,  in  Halbmaroquinband  [Handarbeit] 
M.  40.—. 

Leonardo  da  Vinci,  Malerbuch.  Herausgegeben  von  Woldemar  von  Seidlitz. 
Mit  13  Abbildungen.  Geheftet  M.  2.—,  in  Halbpergamentband  M.  3.—,  Luxus- 
band in  Ganzpergament  M.  10. — . 

Ludwig  Justi,  Giorgione.  2  Bände.  Mit  64  Tafeln.  M.  20.—,  in  Leinenband 
M.  25.—,  in  Halbmaroquinband  [Handarbeit]  M.  40.—. 

Michelagniolo  Buonarroti,  Briefe.  Übertragen  von  Karl  Frey.  Mit  3  Tafeln.  In 
Pappband  M.  4.50,  in  biegsam  Leder  M.  6. — . 

—  „ —  Handzeichnungen.  Herausgegeben  von  Karl  Frey.  30  Lieferungen  mit 
etwa  350  Handzeichnungen  auf  300Tafeln  mit  beschreibendem  Katalog.  36X29  cm. 
Je  M.  8. — ,  in  2  Halbmaroquinbänden  M.  300. — ,  Luxusausgabe  je  M.  18. — . 

Casimir  von  Chledowski,  Der  Hof  von  Ferrara.  Mit  36  Tafeln.  M.  15. — ,  in 
Ganzleinenband  M.  18. — ,  25  numerierte  Exemplare  in  Halbmaroquinband  [Hand- 
arbeit] M.  30.—. 

Dürers  schriftlicher  Nachlaß.  Herausgegeben  von  Ernst  Heidrich,  Geleitwort 
von  Heinrich WöIffHn.  Zweite  Auflage.  Mit  16  Bildbeilagen.  In  Pappband  M.  6.—, 
in  biegsam  Leder  M.  7.50,  50  numerierte  Exemplare  auf  Bütten  in  Ganzpergament 
M.  15.—. 

Hans  Holbein  der  Jüngere,  Handzeichnungen.  Herausgegeben  von  Paul  Ganz. 
50  Lieferungen  mit  etwa  650  Handzeichnungen  auf500Tafeln  mit  beschreibendem 
Katalog.  Imperial- Folio  [53  40  cm].  In  400  numerierten  Exemplaren.  [In  Vor- 
bereitung.]   Subskriptions-Preis  je  M.  20. — . 

Illustrierter  Verlagskatalog   und    Sonderprospekte   kostenlos 


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2230 

kl 

1909 
V.1/2 
C.l 
ROBA