Skip to main content

Full text of "Die geographische Verbreitung der Oligochaeten"

See other formats


ehe Kebarrag 
Krnchehehe 
ER OC a hen 
OL a 


ne 
* 


E} N ur lern 
te een. BR 
er ur 


eos Wert ve ilaenie: are bi 
KERNE SHE KR 
Se endete “ 
u nn BEN 


Ban hehe 
“ 
Besen 


rhwahm ge 
rare FE 
AN 


” m. 
Be Ar 


ie 
a] 


RES 


“arte 


ERS HW Lehe “ 


MIR DO een a Ka Frl ah 
N LANRRD nn ee 


MR 


er 


Ku LEITIERIGE 
Kart ea 


Br DLR DH Kuna 

enbrash eh hrbriräne ee 

asia HL. 

= 1 h Etat 

ee Ha NR ra ad nk ehr 

aan Da ae und Ic " Fe, TREE ehe 
a are w 3% 

Korea HUN erh re 


Nr nern IR 
I ae 
Ahr ee TOR Fi 


DIRT HETET 


Trbu Kuren 


Zoe 
ehe 
lan; Aendmen wi) ee ; 

y el 


Br 
UN nn Rabe a: 
(ICH ER 


ORT, [XD 


Da Mihe hep! Arpthee iw * &% BEER 


BR near ar 


ale ac } 
” Mn 


R en 
Km naar Keen aaa 
are Ne) ESSS RUN De 
rd Fü Wehr ni ar 
No reasrrng 
wein ve rhat 


iO Da 
Ir lerne 
LH 


Ar Nieren dia 
EA ELLE IE 2 SH Marin, 
ar KT HT 
sat a 
TITLE 
j\ 


Piamuschete? 


t ae 
NORMEN Y 


RFRTRELUCH Au r 


Aa run) 
I. 723 


vr he 
EEE {N 


NOTREL LITT FIT 
0: Autumn warb a 


Kun Kt 
Harn No et 
areaser we ENTER 
Mehreeek 


u 

u. wi are Ir 

nn Ka 
dranatpeleaniehn 
Auen) 


Wasjapı 
MERFELLSE 
HAHN » 


E} 
DES brlrhorgR HE ruiE) 


lien SE 
errae 
er Eyschan je SE 
rt 


Kun 


spe 
pe lae 


Ara 
Neth eannenden LICH 
£I7 ans bey 


Der 
Is BR BEN 


Bean) re MArz 


ü 
RER Kr 


HR re 


u A Mae Ari 
en es e 


Vorresae Fu 
reine 
hai 
IRRE SIEHEFERR 


os errarteh 
IN 


ala re 
v 


aueh 


ERBE 


AUSTERE ER R 


Me 
ar 

BE 
a 


0 DR 
SEE ERN 
TEN 


RTL, 
'ynas 


’ ” 
Keinen 
Kran Barıne 
y 


Aurksunrin. 
Rat 


RTUN 
1.4) erh n 


BEER RIN ST NE KH N 
CN) 


KR 


Srachea 
I ga 


Arftahenhe 


43) 


h 
er 
BEI IFIT IN 


RAR, 


’ “ 4. 
HK. Ares 1 
‘ 


ET ST 


baren vn 
LEITET REN Dir 
‘ [2 


warn aut 


\ A 
DILIER heköe BRENNEN ATI EIEIL) RE 


lee 


Er 
rn 
ne 


vr werner 
Mara REES 
suarine or “ bee 


£\ . 
habrdrdehe Wer en] 


nie p 


Aachen 


he * 
Berner 


Erle Saeehaen 


An begeben, 


nr 


va er 
Krane un: AHehE 
a RENNER 
RER T 


nd 


a 
jerieden as, + 
5 YRRERITRR GE! ra 


Yo 


ir ih, 
RN) wer, 
»r we) LITER 
1 17 
Bora Balkrch “hr 
nr har 
N 


EIL IE TEETAE CIE) 


LIE 
Bi en “ in AR ne 


Er RANTERIHRGE SE 
are ur 


eg er tn 
” 


++ 
we 


Hla veeheieinhearder ne 
ur ER RE Kanes Aeans 


t# ee Ina neh 

een 
un bereı re tr ERICH 
Theme Bi: drimlach) Aehrnn dub man er 


kerlgstsenget, 
+ mARinde BERENBRN 
BIENEN 

ae 


N 


namen 


Meohlen teren 
HERE 
ie SEE 


a. 


tee 


» 


jeurqn pas hehe tin. ern 
werreprene.h Be 


ee 


re 

ae he 

ER Tree 
PaBeb ae 

ee A 

pabep2. 


MenBresarn Dur , 
ee 


wr 

Iren ra Vrbah pp 

en zarkerten run urn 
re 


KISEIELE 


merebniperhäitran ne 
ern l HERE or. DarOIE ee 


ee ee 
LI inheraenı. 


A 
An, a = horaimaene Pe 


ern 
Cine 

w Keepetherdnee Da 

En ae rer tete 


Junaahag she reine 
MA, 


erraten ne: 
Een 
Le aeehiptıte uw 

jur: 


on 
Y CHEN ut 


+ Ar 
pen er 
here ehe 


DT ke 


ini 
Be 


nn. 
u 


BHRFER 
Dtsch HERREN 


Are 
chen 
Kr 
Ra 


w 
Lu BEE 
Bra 


as een 
a BR 
Bess Se 


2 


KAHN Serge RT 


Ben 
EHRE 


ee Be 9 | E NuY/PfT 'S. 
were aa® ”\ u i ab uni... ,; \ BpBEE vrh n BE 
vun. TR “UL DD. lh udn u er LT? 


> 
. hs ae er “ er SALNN r} Bu“ nv ui Ei. VW 
gr 17 wuwg! IL Aa u. Fear en. iu N . 5 1 H #| ii at PR vn Kahn ws ARM ul | eg 
N [# 170 NGRRNRLLIENG ; eu KAÄZTN 7 
SU ON NENNE nee LS ns 
a I) „F Sr wen . rc ” ws 
Ken ee SONNNINNERL LLORET u) 
\ re Wk sEREESZ EEE, Ed Be. BUTTEIL | N TO, \_ ÄL Yiwirt | vr Ac\- 
= u.“ \ Pi l “ \* L 
AA -. -Ug® , » r “uyuv URN h an 7 nn ‘y RR 1) ] 
ge era ALL s ul Kassetten LU ALL yunLR ÄW yr- AARR 
“TrH uuuseeereren | LEITEN LT ir Turn 
rohr vu n. = “% Dal: 20 BA 9 ; P- \ 
E17 Nr RN A, N MLLLERG ci Is Vi vw’. , £ rw‘ W. N y Su 
SE TARA MAL I W 
u. wu N Te x 


FIIR | iv eertrreTTTTTTTITRL RER CCINTENHIT re I TI %v ir 
BE UA | Mi, L11VL2 Aal DI nah 1710, 


- x „au vY = = . a 
FH a RA PR LIN N. 17311, - BPODOR MAL IE } 14% E EyauE \ 4 yıkzk 
u. Tan 4 9909, a 
We 5 un Wal TUWEnN ERBE EBENE MIA] 
I. OR NETT un 'ORgg BEUIK LT reee EEE 
wg x 


a NL NRFE “ \ 
IRA NR. VOR Anwen y URN N 


u % ? ET v 
hrp euren” wunllr “rrtveoe Pu 


NN 


‚8, 
LM RR ||| NT nihiinn REN u HA 


FL . \ Yun get | 

PT NRISRRUKAR N LEN NT x HI L BANN ah a Pe ae: ul 

win u.vss.ni.,T, x wur“ ur a ANA re Fre Ky ® iv 2 Pa Im rn 

JE Sir RUE RAN Tewunei nn Pu “rn rt 

KL Te LP u TE LU | BERBEIRL 4, elften rl. ]} Urnyss® = 

in > KEPBATPE N hehe TE aa Tre Ahymikn ıy a ke x u .. ". IP UF abe! hhdehh 
un. VUSEWEIRERSNG LEREBERTEN) HL IM nut SAU Il SEES HURENG hl 

IR ua aaa | Kerr 7 Tr - vv  %, LU RELENS FI. 


neu" Pwmuuunn. 


[4 : n . 
wen {OLIOW | TFRORAAGURHEET 1 RAN, we Hal 2 ET ve y W a u.‘ ee | Deren | |.) TR x PPeTTı 


gu... 
ea pe 5 BEre “ur 7} Ad I A A 

#112 be BLEI ELLI PT PELEEIE Kohn LAUNE NITIN. ir FrllE 
MAT NORSK UNI ae r “ 

DR N 7 ER 


STTREHREN ir, 


u SL 
“ ir y Yu: 
\ vs 4 PEFELLDERR re, 0) Hoya. Vi \y 
m F N. tr eEl Ein Ir I TE ITTTT TEE BEHuE A LUTE ri ua 
RI] vY RAISSDURER 11 | Kb) RPIEGUER 


ve 0 Ü—VUÖiE 
ERSTEN 


5 r ö Tuguuwnn 
Ve GARBENZ 
BT Ts RR 


no 


gewen vl 


, 3 y WW PARh | vyor Sun. #7. 2 „ie rn 
pt 5 FIT k Cu) wi 
Uhr BRILN I 


” - 
. ’S “ & © 
„.'v - „arm “ 


| 
| ae" d x 
Burt [= a I ' 
AL een ru „eri 
ea v a A 
eg IiEN, ALSTER . 
na y ur. y un 
UT Deren wur ar un pr Lk Han Sy% 
| “L ATI N a Ye) 
NER N, 
y N. - y 00 w ir u 
RU AAN | ven! R Kant DIE NR, UT out 32% 
N A AHA e w 5 uns 
TER Ne mL Arnd Tennemız y et ee 8" RIIT I eTre. ah u TODD & " na’ Wr... 

x 5 In un vuny\ a EHER v 4, Be “_yrr „nn Dy"viirel 
u 3 wg 285 Nyy- “ws. IUperene Dr u, on „tea PELN .. Wi 
da I MM ne en unyy E: AS E RA I I, wir ya IE, sin HERE iz 

Uns tau san —alaee Ih Ru ueuinen f Ten r BO LTR er || A I Tr PR 
MINOR, "> vu BaSZEL : m... iw- u AU 2: u Je HH Vouy We, wuu.w“” 
\ ze u, WE 9588 RR | I u [Tl | [ie Den d VRR 
Br RL E 7 -ueygyn®mT uuzuun“ a2 = sv . vr u. I F MIT HN N > wm ZN er ei" 5 
uyS x iur „Vyusr y 2 17 Fe 
Fun, eig a TORE IN IK N ATITLLA AAN Ivy f y 2 u SER A OR REST ud de 
3 ” 
.. 2 N .y v ba bel % ’ wu... au. 
j Narr FT dd Ten OB a TE LA AL II iR » rahı u uUnutk 4 


N “a d FOR in Au N 


nk 
7) DIN y 


j} 


jP Yn 
KuıNE 


FM 
N, 


| 
: 
geographische Verbreitung 


der 


Oligochaeten e. 


von 


Dr. W. Michaelsey 


in Hamburg. 


AUG 1 8 1986 


Mit 11 Karten. 


| 
r en w- 
ee a ; >= u 
io gal Museen 
| Berlin 
R. Friedländer & Sohn 
‚ 1903. 
TU ed 


? 
#' 
\ 
& 


Pr 


Die 
oeographische Verbreitung 


Vligochaeten 


von 


Dr. W. Michaelsen 


in Hambu irg. 


Mit 11 Karten. 


onian Instiggn 
/ 
% 


8 sr u 
FRRSS 


SS 
ES 


Mode 2, MuseV 


Berlin 
R. Friedländer & Sohn 
1903. 


Meiner lieben Frau Agnes. 


Es giebt im Thierreiche wohl kaum eine Klasse oder Ordnung, bei 
der scharf ausgeprägte Beziehungen zwischen Verwandtschaft und geographischer 
Verbreitung häufiger sind, als bei der Ordnung der Oligochaeten. Die 
Bedeutsamkeit dieser Beziehungen lässt sich daraus ersehen, dass die 
geographische Verbreitung in vielen Fällen den ersten Fingerzeig für die 
Auffindung der Verwandtschaft ergab, und dass sie sich bei Feststellungen 
über die systematische Gliederung der Oligochaeten-Familien stets als die 
beste Kontrolle erwies. Das gilt besonders für die rein terrestrischen Formen, 
die sogenannten Regenwürmer, die die überwiegende Masse der Oligochaeten 
ausmachen. Da nun die geographische Verbreitung der Regenwürmer, wie 
wir sie jetzt vorfinden, in erster Linie auf der Konfiguration der Festländer 
und Meere in den verschiedenen jüngeren geologischen Perioden beruht, so 
darf sie als ein wichtiges Dokument für die Erdgeschichte angesehen werden. 
Bei dieser Sachlage muss es verwunderlich erscheinen, dass die Oligochaeten 
in fast allen neueren allgemein-zoogeographischen Schriften unberücksichtigt 
geblieben sind. Der Grund hierfür liegt zunächst wohl darin, dass die 
Entzifferung jenes Dokumentes mit besonderen Schwierigkeiten verknüpft ist. 
Die ursprünglich klaren, reinen Züge der Grundschrift sind überkritzelt und 
dabei theilweise ausgelöscht durch eine zweite, ganz anders geartete Schrift. 
Der Einfluss des Menschen hat diese Verwirrung verursacht. Durch den 
kommerziellen, zumal den gärtnerischen Verkehr sind vielfach Regenwürmer 
verschleppt worden. Es bedarf also einer Sichtung des in den Fundorts- 
angaben vorliegenden geographischen Rohmaterials. Ferner fehlte es an 
einer Zusammenfassung der verwerthbaren Thatsachen auf der Basis eines 
natürlichen Systems. Es ist einleuchtend, dass nur ein natürliches, die 
Verwandtschaftsverhältnisse wiederspiegelndes System die geographischen 
Beziehungen in richtiger Weise hervortreten lässt. Das einzige zoogeographische 
Werk, in dem die Oligochaeten eingehende Berücksichtigung fanden, BEDDARD'S 
Zoogeography!), entspricht dieser Vorbedingung nicht. BEDDARD hat sich in 
diesem Werke an das ältere System der Oligochaeten gehalten, dessen 
Unzulänglichkeit genugsam nachgewiesen ist. Nachdem ich seit Jahren an 
dem Ausbau eines Systems gearbeitet habe, das den zur Zeit erkennbaren 
Verwandtschaftsverhältnissen besser entspricht, liegt mir nun, nachdem diese 
Ausarbeitung bis zu einem gewissen Grade zum Abschluss gebracht ist”), 
auch die Pflicht ob, eine Zusammenfassung der geographischen Verhältnisse 
an der Hand dieses Systems zu liefern. Die positiven Resultate dieser 
Zusammenfassung mögen für die Richtigkeit der entsprechenden systematischen 
Feststellungen zeugen, die negativen Resultate andererseits auf gewisse 
Unvollkommenheiten in dem zu Grunde gelegten System hinweisen und zur 
Aufklärung fraglicher Punkte anregen. 


Y, F. E. Beopvarn: A Textbook of Zoogeography. Cambridge 1895. 
2) W. Micuarrsen: Oligochaeta; in: Das Tierreich, 10. Lief., 1900. 


VI Vorwort. 


Ich hoffe, mit dieser Arbeit das für zoogeographische Probleme so 
werthvolle Oligochaeten-Material auch für Nichtspezialisten zugänglicher zu 
machen, und damit den Oligochaeten bei zoogeographischen Erörterungen den 
hervorragenden Platz zu sichern, der ihnen ohne Zweifel gebührt. Hiermit 
ist auch das Ziel meiner Arbeit festgestellt. Wenngleich es sich kaum 
vermeiden lässt, dass im Laufe der Erörterung zuweilen auch bestimmte 
erdgeschichtliche Probleme berührt werden, so ist es doch nicht meine Absicht, 
aus den zusammengestellten Thatsachen im Allgemeinen nun selbst die für 
die Erdgeschichte wichtigen Folgerungen zu ziehen. Ich werde mich im 
Allgemeinen darauf beschränken, die Oligochaetenfaunen der verschiedenen 
Erdgebiete zu charakterisiren und die erkennbaren Verwandtschaftsbeziehungen 
zwischen denselben festzustellen. 

Ich kann dieses Vorwort nicht beschliessen, ohne denen herzlichen Dank 
zu sagen, die die Herausgabe der vorliegenden Abhandlung ermöglichten, 
der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin für ihre 
thatkräftige Unterstützung und im Speziellen Herrn Geheimrath Prof. Dr. 
F. E. Schulze für werthvollen Rath und freundliche Fürsprache. Auch die 
Herren der Verlagsfirma R. Friedländer & Sohn zu Berlin haben mich durch 
ihr freundliches Entgegenkommen zu grossem Danke verpflichtet. 


Hamburg, den 30. November 1902. 
Dr. W. Michaelsen. 


Allgemeiner Theil. 


Lebensweise und Ausbreitung. 


Die Art und Weise, wie die Ausbreitung einer Art vor sich geht, 
ist in erster Linie abhängig von der Lebensweise, von dem Medium, 
in dem die betreffenden Thiere leben, und der Fähigkeit, gewisse bei der 
Ausbreitung in Frage kommende Sonderverhältnisse zu ertragen. Es ist 
einleuchtend, dass ein Terricole, für den der Salzgehalt des Meeres tödtlich 
ist, andere Ausbreitungsverhältnisse zeigt als ein littorales Thier, dem der 
Salzgehalt des Meeres nicht schädlich oder gar zur Existenz nöthig ist. Da 
die geographische Verbreitung hauptsächlich von diesen Ausbreitungs- 
verhältnissen abhängig ist, so muss das ganze Material zunächst nach 
diesen biologischen Verhältnissen gesondert werden, wenn wir über- 
haupt zu verwerthbaren Resultaten kommen wollen. Selbst kleine syste- 
matische Einheiten geben kein einheitliches Resultat, wenn verschiedene 
Lebensverhältnisse in ihnen vertreten sind. Wollten wir z. B. die rein littorale 
Gattung Pontodrilus mit ihren eigenartigen Ausbreitungsverhältnissen gemein- 
sam mit ihren terrestrischen Verwandten, Gattung Plutellus u. a., betrachten, 
so ergäbe sich für diese Verwandtschaftsgruppe eine wenig charakteristische 
nahezu eircumtropisch-subtropische Verbreitung, während doch die terrestrischen 
Formen dieser Gruppe, für sich betrachtet, eine sehr charakteristisch be- 
schränkte Verbreitung aufweisen. Betrachten wir zunächst die Ausbreitungs- 
verhältnisse der verschiedenen biologischen Gruppen. Wir können drei Haupt- 
gruppen unterscheiden: die terricole, limnische und marine, und zwischen 
diesen Haupteruppen drei Uebergangsgruppen: zwischen der terricolen 
und der limnischen die amphibische, zwischen der terricolen und der marinen 
die littorale und schliesslich zwischen der limnisehen und der marinen die 
des Brackwassers. 

Die terricolen Oligochaeten, deren Hauptmasse die sogenannten Regen- 
würmer bilden, sind die Ackerbauer unter den Thieren. Sie kleben in des Worts 
verwegenster Bedeutung an der Scholle. Die Ansichten über die Bedeutung 
selbständiger Wanderungen bei diesen Thieren gehen auseinander. Wahr- 
scheinlich ist einerseits, dass die frei kriechenden, anscheinend wandernden Regen- 
würmer zum grossen Theil nur durch Krankheit oder durch Ungunst der W ohnungs- 
verhältnisse, z. B. durch plötzlich eintretende Feuchtigkeit, zum Verlassen 
ihrer Wohnröhren veranlasst wurden.') Manche Regenwürmer sind, wenn 
sie gewaltsam aus ihren Wohnröhren herausgenommen sind, garnicht im 
Stande, sich neue Wohnröhren zu suchen oder anzufertigen; sie sind hülflos 


1) StorLz: Zur Zoogeographie der landbewohnenden Wirbellosen ; Vierteljahrsschr. 
nat. Ges. Zürich, XXXVII p. 249. 


Michaelsen, Geographische Verbreitung der Oligochaeten. 1 


2 Lebensweise u. Ausbreitung. 


dem Untergange geweiht.) Andererseits sprechen manche Thatsachen dafür, 
dass wenigstens gewisse Arten selbständig zu wandern vermögen, so vor 
allem die Ansammlung zahlreicher Thiere in neugebildeten, oasenartigen 
Localitäten in sonst Individuen-armen Gebieten, wie z. B. unter Misthaufen 
auf ziemlich trockenen Weideflächen.’) Zweifellos ist diese selbständige 
Wanderung nur sehr wenig ausgiebig. Es fragt sich, ob der passive Orts- 
wechsel ein bedeutenderes Moment für die Ausbreitung der terricolen 
Oligochaeten ist. Ein treibender Baumstamm kann in den mit losgerissenen 
Erdmassen seines Wurzelwerkes und unter seiner lockeren Borke eine ganze 
Kolonie von Oligochaeten mit sich führen und an einer von dem Ursprungs- 
ort weit entfernten Stelle wieder abladen. Diese Art der Ausbreitung geht 
jedoch in durchaus beschränkter Richtung, stets nur flussabwärts, vor sich, 
und ermöglicht nicht die Ausbreitung von einem Flussgebiet in ein anderes. 
Hierzu bedarf es jedenfalls der Kombinirung dieser Ausbreitungsweise mit 
anderen Wanderungen überland. Es könnte ausserdem auch noch die Ver- 
schleppung von Cocons durch streifende Säugethiere in Betracht gezogen 
werden — ein wandernder Wiederkäuer mag in kleinen, an seinen Hufen 
klebenden Erdklumpen wohl Cocons transportiren. Die Wahrscheinlichkeit, 
dass eine solche Verschleppung erfolgreich ist und zur Bildung einer neuen 
Kolonie führt, ist jedoch für die Hauptmasse der terricolen Oligochaeten, 
die Regenwürmer, nur sehr gering, wie in dem Abschnitt über „Vermehrungs- 
weise und Ausbreitung“ näher erörtert werden wird. 

Betrachten wir nach Feststellung dieser verschiedenen Ausbreitungs- 
weisen die Thatsachen, so sehen wir, dass sich verschiedene manchmal nahe 
miteinander verwandte Arten sehr verschieden verhalten. Eine verhältniss- 
mässig geringe Zahl von Arten zeigt eine ungemein weite Verbreitung. In 
dem Abschnitt über „Verschleppung durch den Menschen“ wird nachgewiesen 
werden, dass viele Arten erst in ziemlich junger Periode und unter Beihülfe 
des Menschen zu dieser weiten Verbreitung gelangt sind. Sie sind als ver- 
schleppte Formen auszusondern. Manche dieser weit verbreiteten Arten 
mögen aber auf natürlichem Wege, auf eine der in dem vorigen Absatz 
angeführten Ausbreitungsweisen, zu ihrer jetzigen Verbreitung gekommen sein. 
Sie mögen als Weitwanderer bezeichnet werden. Es ist natürlich in den 
einzelnen Fällen schwer oder garnicht festzustellen, ob es sich um ver- 
schleppte Formen oder um Weitwanderer handelt; das ist aber für unsere 
Ziele belanglos. Wir sind berechtigt, die Fragestellung so zu formuliren, 
wie es für die Erzielung von bedeutungsvollen Resultaten am zweckmässigsten 
ist, und deshalb sondern wir die Weitwanderer ebenso wie die Verschleppten 
ab und bezeichnen sie gemeinsam als peregrine Formen. 

Der grössere Theil der terricolen Oligochaeten-Arten zeigt eine sehr 
geringe Verbreitung. Die oben angeführten ausgiebigen Ausbreitungsweisen 
können für ihn nicht in Betracht gekommen sein; die Ausbreitung dieser 
Formen — ich bezeichne sie als endemische Formen — ging nur langsam, 
Schritt für Schritt, vor sich. Es bedurfte langer Zeiträume für die Aus- 
breitung einer derartigen Gruppe endemischer Formen vom Bildungsherde 
über die ganze ihr zugängliche Festlandsmasse. 

Ausgiebige Wandlungen der Formen konnten während dieser Zeit- 
räume vor sich gehen, sodass der räumlichen Entfernung der Glieder eines 

1) J. J. Frercner: Notes on Australian Earthworms I; in: Proc. Linn. Soe. 
N.S.Wales, 2. Ser. Vol. I p. 532. 

2?) K. Brerscaer: Die Oligochaeten von Zürich; in: Rev. Suisse Zool., T. III, p.531. 


Be 


Lebensweise u. Ausbreitung. 3 


Formenkreises ein Unterschied nach Art oder Gattung oder nach einer noch 
höheren Kategorie entspricht. So ist es z.B. zu erklären, dass die über das 
ganze tropische Afrika verbreitete Unterfamilie Zudrilinae in West- und 
Öst-Afrika in durchweg verschiedenen Gattungen auftritt. So erklären sich 
auch verschiedene, eine gewisse Regel aufweisende Art-Reihen, wie z. B. 
eine Reihe der P olytoreutus-Arten von Deutsch- und Britisch-Ost-Afrika, 
deren einzelne Glieder sich in der Linie von der Küste landeinwärts ziemlich 
regelmässig aneinander schliessen, sowie die im Laufe des Vorwärtsdringens 
durch Abänderung entstandene Arten-Reihe der Untergattung Eophila der 
Gattung Helodrilus. 

Das Meer, breite Wüstenstrecken und mit ewigem Eis bedeekte Gebirgs- 
ketten sind für die selbständige Ausbreitung der terricolen Oligochaeten 
unüberwindliche Hindernisse. Eine Formengruppe dieser Terricolen 
konnte sich von ihrem Bildungsherde nur soweit ausbreiten, als ihm keine 
derartige Schranke Einhalt gebot. Die Zugänglichkeit der verschiedenen 
Festlandsgebiete für terricole Oligochaeten war aber während ver- 
schiedener geologischer Perioden sehr verschieden. Während sich hier Fest- 
landsbrücken bildeten, lösten sich dort Festlandspartien, Inseln oder insulare 
Kontinente bildend, ab, Kettengebirge erhoben sich oder wurden durch Erosion 
abgetragen und klimatische Aenderungen führten zur Bildung von Wüsten- 
strecken. Den zu verschiedenen geologischen Perioden in einem Gebiet zur 
Herrschaft und von hier aus zur Ausbreitung gelangenden Formengruppen 
waren also sehr verschiedene Verhreitungsgebiete vorgezeichnet. Die recente 
geographische Verbreitung der verschiedenen Terricolen-Gruppen 
entspricht bis zu einem gewissen Grade dieser Ausbreitungs- 
möglichkeit — soweit sie nämlich nicht durch andere Verhältnisse, Kampf 
der Eindringlinge gegen die Urbevölkerung, Klima u. a. modifizirt ist. Wir 
können demnach aus der recenten Verbreitung, zurückschliessend, gewisse 
Ausbreitungsmöglichkeiten, bezw. Ausbreitungsschranken konstruiren, mit 
anderen Worten, gewisse erdgeschichtliche Vorgänge erschliessen oder, falls 
sie schon anderweitig erschlossen sind, bestätigen. Aus dieser Betrachtung 
ergiebt sich, welche Bedeutung der geographischen Verbreitung der terricolen 
Oligochaeten für erdgeschichtliche Probleme beizumessen ist; sie mag that- 
sächlich als eines der wesentlicheren Dokumente für die Erdgeschichte be- 
trachtet werden. 

Zu der Abtheilung der terricolen Oligochaeten gehören be- 
sonders die höheren Familien von den Moniligastriden aufwärts entweder 
ganz oder zum grössten Theil. Von niederen Familien ist nur ein Theil 
der Enchytraeiden als terricol zu bezeichnen. 

Die limnischen Oligochaeten zeigen eine ganz andere Art der Ausbreitung 
als die terricolen, und in Folge dessen zeigt auch die recente geographische 
Verbreitung derselben ganz andere (Gebietsformen als bei jenen. Diese beiden 
Gruppen sind bei der Erörterung der geographischen Verbreitung bisher nicht 
genügend scharf auseinander gehalten worden, und hieran liegt es zum 
grossen Theil, dass bei manchen Abtheilungen der Oligochaeten sich so 
wenig System in die geographische Verbreitung bringen liess. Die Gebiets- 
umgrenzungen der limnischen und der terricolen Oligochaeten sind durchaus 
incongruent. Es giebt z. B. keine terricole Gattung, die wie Criodrilus das 
tropische Südamerika und zugleich Mittel- und Süd-Europa und Südwest- 
Asien bewohnt. 

Während die terricolen Oligochaeten in der Regel — abgesehen von 
den oben charakterisirten peregrinen Formen — eine sehr geringe Verbreitung 


ı* 


4 Lebensweise u. Ausbreitung. 


der Art und eine meist in sehr charakteristischer Weise beschränkte Ver- 
breitung der Gattung, Unterfamilie und Familie aufweisen, zeichnen sich die 
limnischen Oligochaeten — ohne dass an eine Verschleppung durch den Menschen 
gedacht werden könnte — durch eine ungemein weite Verbreitung 
einzelner Arten sowie Gattungen und Familien aus. In vielen Fällen 
beruht das wohl darauf, dass wir es mit sehr alten Formen zu thun 
haben. Wenn wir z. B. Haplotasxıs gordiodes (G. L. Harrm.) über Nord- 
amerika, ganz Europa und Sibirien verbreitet sehen, so müssen wir in 
Betracht ziehen, dass es sich hier um ein Relikt aus weit zurückliegender 
geologischer Periode handelt; steht diese Art doch aller Wahrscheinlichkeit 
nach der Wurzel sämmtlicher höheren Familien nahe. Es ist nicht verwunder- 
lich, dass eine Familie wie die Naiden, die noch weit älter ist als die der 
Haplotaxiden, kosmopolitisch ist. Der weiten Verbreitung der limnischen 
Oligochaeten-Gruppen kommt noch ein weiterer Umstand zu Gute. Die 
jüngsten, verbreitungskräftigsten Zweige der Oligochaeten — die” ganze 
Familie Lumbrieidae, die Gattung Pheretima als jüngste Form der Mega- 
scoleeiden-Unterfamilie Megascolecinae, sowie die Gattung Dichogaster als 
jüngste Form der Megascoleciden - Gruppe Oectochaetinae-Diplocardiinae- 
Trigastrinae — sind mit ganz vereinzelten Ausnahmen amphibischer Formen 
terricol. Ihre intensive Ausbreitung hat die Verdrängung älterer, schwächerer 
terricoler Gruppen zur Folge gehabt und erklärt gewisse enge Beschränkungen 
in der Verbreitung dieser letzteren, die zum Theil nur in Relikten-artigen 
Vorkommnissen (Hormogastrinae, Gattung Notiodrilus) oder in frühzeitig 
durch Meeresarme oder Wüstenstrecken abgesonderten Faunen (Oligochaeten- 
Fauna Neu-Seelands und Australiens, Madagaskars und des Kaplandes) 
erhalten geblieben sind. Die limnischen Oligochaeten waren vor dieser 
vernichtenden Konkurrenz durch ihre Lebensweise geschützt. So 
ist es wahrscheinlich zu erklären, dass z. B. die limnischen Mierochaetinae 
sich im tropischen Afrika, in Süd-Asien und auf den Sunda-Inseln, in dem 
Gebiet der kräftigen Dichogaster- und Pheretima-Formen, halten konnten, 
während die terricole Abtheilung dieser Unterfamilie auf das enge Gebiet 
Madacaskars und des Kaplandes beschränkt wurde. 

Auch die Ausbreitungsweise mag die weite Verbreitung vieler 
limnischer Formen günstig beeinflusst haben; doch liegen Beobachtungen über 
diese Verhältnisse meines Wissens nicht vor. Es bedarf noch des Nachweises, 
ob etwa die Cocons limnischer Oligochaeten besonders leicht durch Wasser- 
vögel verschleppt werden. Die niederen Familien, die das Hauptkontingent 
der limnischen Gruppe stellen, sind, wie wir in dem Abschnitt „Vermehrungs- 
weise und Ausbreitung“ zu erörtern haben. durch ihre Vermehrungsweise in 
Bezug auf Ausbreitung besonders günstig gestellt. 

Zu der Abtheilung der limnischen Oligochaeten gehören fast 
die ganzen niederen Familien bis zu den Haplotaxiden aufwärts; auszu- 
nehmen sind nur einzelne marine (gewisse Naididen und Tubificiden), terricole 
(viele Enchytraeiden) und littorale Formen (gewisse Tubificiden und Enchy- 
traeiden). Auch einzelne Abtheilungen der höheren Familien, so die ganze 
Unterfamilie Criodrilinae, ein Theil der Unterfamilie Microchaetinae und 
viele Ocenerodrilinae, sind limnisch. 

Die limnische Lebensweise muss, wenigstens in Bezug auf die terricole, 
als die ursprünglichere angesehen werden; denn die niedersten Familien, 
die Aeolosomatidae und Naididae, sind ganz oder zum überwiegenden Theil 
— .d. i. mit Ausnahme einzelner mariner Formen — limnisch. Was die 
Formen aus höheren Familien anbetrifft, so liegt hier wahrscheinlich eine 


> rd u Ar er ann. Az 


Lebensweise u. Ausbreitung. 5 


secundäre Anpassung an das Leben im Wasser vor; denn vielfach sind 
ganz nahe Verwandte wie die Hauptmasse der höheren Formen terricol. 

Marine Oligochaeten bilden ein seltenes Vorkommen; kennen wir 
doch nur vier Arten, die sicher rein marin, im offenen Meer in mehreren 
Metern Tiefe vorkommen, Phallodrilus parthenopaeus PırranTonı, Hetero- 
drilus arenicolus Pırrantons, Tubifex Benedeni (Uvex.) und Michaelsena 
macrochaeta (Pırranroxt). Ob auch Amphichaeta sannio KALLSTENIUS 
marin ist, kann ich aus der unklaren Fundortsangabe nicht sicher erkennen. 
Da diese marinen Formen nur in geringen Tiefen von Randmeeren leben, 
und da ihre nächsten Verwandten littoral oder limnisch, bezw. terricol sind, 
so ist ersichtlich, dass es sich hier um eine verhältnissmässig junge 
Anpassung an das Leben im Meere handelt. Es sind ‚vereinzelte Fälle 
einer Einwanderung aus der littoralen Region in die Meerestiefe. 
Dass diese Fälle so selten sind, liegt wohl nicht daran, dass die Oligochaeten 
den Salzgehalt des Meeres scheuten; müssen doch die verhältnissmässig 
zahlreichen Oligochaeten des Gezeitenstrandes zeitweilig, bei Fluth, den 
gleichen Salzgehalt erdulden wie die rein marinen Thiere. Es liegt wohl 
hauptsächlich daran, dass die in Betracht kommenden Familien, sei es nun 
am Meere oder am Süsswasser, die Uferzone bevorzugen. Auch im 
Süsswasser steigen nur ganz vereinzelte Arten der Tubifieiden und Enchy- 
traeiden in grössere Tiefen hinab. 

Was die Ausbreitung und Verbreitung dieser wenigen marinen Oligo- 
chaeten anbetrifft, so können sie füglich den littoralen Oligochaeten, zu denen 
sie ihrem Wesen nach gehören, angegliedert werden. 

Die amphibischen Oligochaeten bilden keine besonders charak- 
teristische Abtheilung, die sich in ihren Ausbreitungsverhältnissen von 
den angrenzenden extremen Abtheilungen, der limnischen und der terri- 
colen, scharf scheiden liesse. Sie setzt sich zusammen aus Formen, die 
ihrer Verwandtschaft nach zu den limnischen gerechnet werden müssen, z. B. 
manche Ocnerodrilinen, und solchen, die ihrer Verwandtschaft nach zu den 
terricolen gehören, einzelne Arten oder grössere Abtheilungen der Enchytraeiden 
und höherer Familien. Eine Sonderung dieser Abtheilung ist schon aus 
technischen Gründen unmöglich. In den wenigsten Fällen genügen hierzu 
die Angaben über den Charakter des Fundorts. 

Es ist anzunehmen, dass amphibische Formen in Bezug auf Aus- 
breitung günstiger gestellt sind als rein terricole. Die Fähigkeit, die 
verschiedensten Grade der Feuchtigkeit zu ertragen, muss ihnen bei den 
Wechselfällen der Wanderung nützlich sein. Es mag sein, dass manche 
Weitwanderer, wie etwa Eiseniella tetraeda (Sav.), dieser Fähigkeit ihre 
weite Verbreitung verdanken. 

Die littoralen Oligochaeten bilden für unsere Erörterungen eine der 
wesentlicheren Gruppen. Der Meeresstrand bietet der Thierwelt eigen- 
artige Lebensbedingungen. Dem grossen Reichthum an Nahrungsstoffen, 
von den Meereswogen ausgeworfene Pflanzenmassen und Thierleichen, steht 
eine grosse Variabilität im Salzgehalt gegenüber. Während jede höhere 
Fluth den Strand und den darauf abgelagerten Strandwall, den Haupt- 
aufenthaltsort für littorale Thiere, mit Seewasser von normal hohem Salz- 
gehalt durchtränkt, laugt ein etwas anhaltender Regen bei Niedrigwasser 
den ganzen Salzgehalt wieder aus. Es werden also an die littoralen Thiere, 
die Thiere des Gezeitenstrandes, die weitgehendsten Anforderungen in Bezug 
auf Anpassungsfähigkeit an den wechselnden Salzgehalt des umgebenden 
Mediums gestellt. Hier gedeihen nur Thiere, die im höchsten Grade euryhalin 


- 


6 Lebensweise u. Ausbreitung. 


sind. Diese aber finden hier im Uebrigen sehr günstige Lebensverhältnisse, 
reiche Nahrung bei geringer Konkurrenz. So gering die Zahl der 
hier auftretenden Thierformen, so gross ist die Individuenzahl. 


Manche littorale Oligochaeten sind durchaus auf den Meeresstrand 
angewiesen, rein littoral, wie die Arten der Megascoleciden - Gattung 
Pontodrilus. Andere, die sich zwar auch durch ihr massenhaftes und weit 
verbreitetes Auftreten in der littoralen Region als echte Meeresstrands-Oligo- 
chaeten legitimiren, sind auch weit entfernt von der Küste in rein terrestrischen 
Oertlichkeiten angetroffen worden. So findet sich der echte, über die Küsten- 
linien von Sibirien, Novaja Semlja und Grönland bis Feuerland und den 
Kerguelen verbreitete Meeresstrands-Enchytraeide Einchytraeus albidus HENLE 
in vereinzelten, aber nicht gerade seltenen Fällen in Blumentöpfen oder in 
Düngerhaufen bei Hamburg, in Böhmen und in der Schweiz. Derartige 
Formen können nur als vorwiegend littoral bezeichnet werden. Es sind 
ursprünglich terricole Formen, die durch ihre euryhaline Natur befähigt sind, 
in der wenig umstrittenen, nahrungsreichen littoralen Region zu leben, und 
die hier zu viel üppigerer Entwicklung gelangen als in jenen terrestrischen 
Localitäten, wo eine bei weitem grössere Zahl von Arten derselben Gattung 
und Familie ihnen Platz und Nahrung streitig macht. An diese vorwiegend- 
littoralen schliessen sich solche an, die vorwiegend terrestrisch sind, jedoch 
ausnahmsweise auch am Meeresstrande angetroffen werden; sie mögen als 
hospitirend-littoral bezeichnet werden. Als Beispiel für diese Gruppe mag 
Mieroseolex dubrus (FLETCHER) angeführt werden, ein Regenwurm, den 
man nach vielfachen Funden in rein terrestrischen Localitäten für rein 
terricol halten musste, bis ich am Ebbestrande bei Montevideo unter Steinen, 
die noch im Bereich der Spritzwelien lagen, einige sich anscheinend ganz 
wohl befindende Stücke dieser Art vorfand. Dieser Fall ist sehr lehrreich. 
Die Verbreitung des M. dubtius gehörte zu den schwer erklärbaren, die 
sich nicht in den Rahmen der typischen Terricolen-Verbreitung einfügen 
liess. Wenn man jedoch dieser Art die Verbreitungsbedingungen der 
littoralen Oligochaeten zuerkennt, so schwindet die Schwierigkeit sofort. 


Die Ausbreitungsbedingungen der littoralen Oligochaeten sind sehr 
günstige. Die Thiere legen ihre Cocons meist unter und zwischen den 
Detritusmassen des Strandes ab, dieselben manchmal fest mit denselben 
verklebend, wie ich es manchmal bei den Cocons von Enchytraeus albidus 
HesuE und Laumbrieillus lineatus (Müur.) beobachtet habe. Wenn bei 
höheren Fluthen diese Detritusmassen wieder ins Meer zurückgerissen werden, 
so können sie von Strömungen erfasst, weit fortgetrieben und sammt den 
mitgeführten Cocons an weit entfernt liegenden Punkten an den Strand 
geworfen werden. Auf diese Weise mögen sich littorale Oligochaeten nicht 
allein an kontinuirlichen Küstenlinien entlang, sondern auch über weitere 
Meeresstrecken hinweg ausbreiten. Wahrscheinlich tragen auch Strandvögel 
dureh Verschleppung der zufällig an ihren Füssen haftenden Cocons zur Ver- 
breitung bei. Dass eine derartige überseeische Ausbreitung littoraler Oligo- 
chaeten thatsächlich ist, kann man daraus ersehen, dass geologisch jüngere 
isolirte oceanische Inseln, die — abgesehen von nachweislich durch den 
Menschen eingeschleppten Formen — keine terricolen Oligochaeten beherbergen, 
von littoralen Oligochaeten besiedelt sind, wie z.B. die kleine Korallen-Insel 
Laysan des Hawayischen Archipels von einer Pontodrilus-Art. 


Als Thatsache kann angenommen werden, dass die littoralen Oligo- 
chaeten vielfach eine ungemein weite Verbreitung der Gattung oder 


Klima u. Ausbreitung. 7 


selbst der Art aufweisen. Die weite Verbreitung des vorwiegend littoralen 
Enchytraeus albidus ist schon oben skizzirt worden; fast dieselbe weite Ver- 
breitung zeigt die vorwiegend littorale Gattung Lumbrieillus. Die rein littorale 
Gattung Pontodrilus ist anscheinend über die Küsten sämmtlicher wärmeren 
Meere verbreitet. Es ist einleuchtend, dass- sich ein mit charakteristischen 
Zügen ausgestattetes Bild der geographischen Verbreitungen nicht ergeben 
kann, wenn man bei der Skizzirung diese speziellen Arten der Lebensweise 
und der Ausbreitungsverhältnisse unbeachtet lässt. 

Für die Brackwasser-Oligochaeten gilt dasselbe, was für die marinen 
Formen festgestellt wurde. Die geringe Zahl der Vorkommnisse, die kein 
selbständiges Charakterbild aufweisen und sich eng an die littorale und 
limnische Abtheilung anschliessen, macht eine besondere Erörterung unnöthig. 


Klima und Ausbreitung. 


In dem Kapitel über „Lebensweise und Ausbreitung“ haben wir gesehen, 
wie klimatische Verhältnisse zur Bildung von absoluten Ausbreitungs- 
schranken, wie sie z. B. durch Wüstenstrecken oder zusammenhängende 
Eisbedeekung gebildet werden, führen können. Aber auch relative Aus- 
breitungsschranken, solche, die für. verschiedene Formen verschiedene 
Bedeutung besitzen, werden durch das Klima bedingt. Gewisse Formen 
bedürfen eines feucht-warmen Tropenklimas, während andere ein gemässigtes 
Klima verlangen; noch anderen scheinen diese allgemeinen klimatischen Ver- 
hältnisse gleichgültig zu sein. In der praekulturellen Verbreitung kommt 
ein Einfluss dieser allgemeinsten klimatischen Verhältnisse nicht deutlich zum 
Ausdruck, und das ist auch kaum zu erwarten, wenn man daran denkt, welch’ 
grosse Zeiträume hier in Rechnung zu ziehen sind, Zeiträume, in denen die 
weitest gehenden Anpassungen stattfinden konnten, wenn man daran denkt, 
wie langsam die praekulturelle Ausbreitung, und wie langsam dabei auch 
die Aenderung der allgemeinen klimatischen Verhältnisse vor sich ging. 
Sehr scharf kommen diese allgemeinen klimatischen Verhältnisse dagegen 
bei der Ausbreitung in Folge von Verschleppung zum Ausdruck. Zu 
einer Anpassung an ungewohnte und den Lebensbedingungen der betreffenden 


Form nicht entsprechende — wenn auch anderen Formengruppen durchaus 
zuträgliche — Verhältnisse bleibt hier keine Zeit. Die Verschleppung kann 


also nur dann eine erfolgreiche sein, wenn sie die Formen nach Gebieten 
bringt, deren klimatische Verhältnisse denen der Heimath jener Formen 
ähneln. Die Verschleppung führt in Folge dieser klimatischen Beschränkung 
zur Bildung zonaler Verbreitungsgebiete, die in annähernd symmetrischer 
Anordnung parallel dem Aequator verlaufen, und auf beiden Hemisphaeren 
annähernd in gleicher Entfernung vom Aequator ihre aequatoriale und polare 
Grenze finden.') 


Konkurrenz zwischen verschiedenen Formen. 


Die Zugänglichkeit der mit dem Entstehungsgebiet zusammenhängenden 
oder später in Zusammenhang gebrachten Gebiete ist nicht der einzige Faktor, 
von dem die Verbreitungsmöglichkeit einer Formengruppe abhängt. Ist ein 
neu zugänglich gemachtes Gebiet von alt eingesessenen Formen besetzt, so 


Y) Eine speziellere Erörterung dieser Ausbreitung in Folge von Verschleppung 
findet sich in dem Kapitel „Verschleppung durch den Menschen“, Abschnitt: „Ziele 
der Verschleppung“. Vergl. auch Karte I! 


. 


8 Konkurrenz zw. verschied. Formen. 


ist es die Frage, ob die Eindringlinge neben den letzteren noch genügend 
Raum finden, oder ob es ihnen gelingt, sich denselben durch theilweise oder 
vollständige Verdrängung der Ureinwohner zu erkämpfen. Dass eine der- 
artige, bis zur theilweisen Ausrottung einer Formengruppe führende Konkurrenz 
zwischen verschiedenen Formengruppen thatsächlich stattgefunden hat, ist 
nicht zu bezweifeln; sind doch verschiedene in das Gebiet jüngerer Formen 
eingestreute, weit von einander getrennte Vorkommnisse älterer Formen 
nicht wohl anders zu erklären, als dass man sie als Relikte eines ursprünglich 
viel weiteren, zusammenhängenden Reiches anspricht, das durch Vordringen 
neuer, jüngerer Formen verkleinert und in zum Theil weit von einander 
getrennte Sondergebiete aufgelöst worden ist. Findet ja selbst vor unseren 
Augen ein solcher Kampf statt, jener Vernichtungskampf nämlich, den die 
vom Menschen eingeschleppten europäischen Formen der jüngeren, ver- 
breitungskräftigen Familie der Lumbrieidae gegen die schwächeren Glieder 
der Familie Megascolecidae führen. (Vergl. das Kapitel „Verschleppung 
durch den Menschen“, Abschnitt: „Verdrängung der endemischen Regen- 
würmer durch eingeschleppte“, unten p. 24.) 

Mit welchen Waffen dieser Kampf ausgefochten wird, darüber können 
nur Vermuthungen ausgesprochen werden, da direkte Beobachtungen meines 
Wissens nicht vorliegen. An einen direkten Kampf zwischen Individuen der 
verschiedenen Gruppen ist hierbei wohl nicht zu denken. Eher mag schon 
der Wettbewerb um die vorhandene Nahrung eine Rolle spielen. Ein wesent- 
liches Moment ist zweifellos auch die Veränderung im Charakter der Oert- 
lichkeit durch gewisse Formen. Es ist nachgewiesen, dass durch die Thätigkeit 
gewisser Regenwürmer eine bedeutsame chemische Veränderung des Bodens 
hervorgebracht wird. Alle Formen, denen diese Veränderung schädlich ist, 
müssen in dem Bereich jener in hervorragendem Maasse chemisch wirksamen 
Regenwürmer zu Grunde gehen. Auch eine Veränderung in der Konsistenz 
des Bodens und in seiner Durchlässigkeit für Wasser wird durch gewisse 
Formen in sehr hohem Grade bewerkstellist. Stark arbeitende, viele und 
tiefe Röhren grabende Formen werden den Boden stark lockern, das Ein- 
dringen von Wasser befördern und damit den Feuchtigkeitsgehalt des Bodens 
stärker ändern, als anderen Formen zuträglich ist. Nachweislich sind 
gewisse Formen sehr empfindlich in Bezug auf den Feuchtigkeitsgrad ihres 
Wohnortes, wie daraus erhellt, dass sie bei stärkerem Regen ihre Wohnröhren 
verlassen — daher ja der Name „Regenwurm“. (Bekannt ist das Experiment, 
dass man gewisse Arten durch starkes Begiessen des Bodens zum Verlassen 
ihres Aufenthaltsortes veranlasst.) Auch eine direkte Beschädigung der Wohn- 
röhren empfindlicherer Formen mag durch stark arbeitende kräftigere Formen 
verübt werden. Eine Form, die in geringer Tiefe unter der Oberfläche wagerechte 
Gänge zu machen pflegt, wird durch die Nachbarschaft von senkrecht und 
tiefer grabenden Formen geschädigt. Die senkrechten Gänge der letzteren 
schaffen, jene wagerechten kreuzend, neue Zugänge zu denselben und stören 
dadurch jene empfindlicheren Formen, indem sie die Zugänglichkeit für Wasser 
oder für Feinde der Regenwürmer (z. B. Tausendfüsser) zu deren Wohnräumen 
verstärken. Auch das numerische Verhältniss der Nachkommenschaft mag 
bei der Ausbreitung und Unterdrückung verschiedener Formen maassgebend 
werden. Wenn ein bestimmtes Areal eine bestimmte Anzahl von Individuen 
beherbergen und ernähren kann, so wird bei Ueberproduktion von Nach- 
kommenschaft und bei prozentual gleicher Eliminirung dieser Ueberproduktion, 
soweit nicht andere Faktoren hinzukommen, allmählich diejenige Form die 
Oberhand gewinnen, deren Nachkommenschaft ein numerisches Uebergewicht hat. 


Se aD ee ” 


Vermehrungsverhältnisse u. Ausbreitung. 9 


Nach Maassgabe des Erfolges in dem Kampf um das Gebiet können 
wir verschiedene G@ebietsformen unterscheiden. Da sind zunächst die 
verbreitungskräftigen aufstrebenden Formen mit weitem, zusammenhängenden 
Gebiet, welches alle vom Verbreitungsherd zugänglichen Länder umfasst, 
Formen mit Expansionsgebiet. Dann haben wir die älteren Formen, 
deren Verbreitungskraft, in früheren Perioden vielleicht hervorragend, gegen 
die der jüngeren Formen zurücksteht, Formen mit reducirtem oder zer- 
sprengtem Gebiet. Ist das reducirte Gebiet sehr stark zusammengeschrumpft, 
so kann man es auch als Reliktengebiet bezeichnen. Manche Formen- 
gruppen scheinen niemals eine bedeutende Verbreitungskraft besessen zu 
haben; sie finden sich lediglich in einem kleinen Gebiet, ohne dass irgend 
welche Anzeichen, etwa Relikte in anderen Gebieten, auf ein früher weiteres 
Gebiet hindeuten, Formen mit beschränktem Gebiet. Schliesslich sind 
noch Formengruppen vorhanden, denen niemals die Möglichkeit geboten 
wurde, sich weiter auszubreiten, deren Entstehungsherd seit ihrem Ursprung 
durch unüberwindliehe Schranken umgrenzt war, Formen mit isolirtem 
Gebiet. Die verschiedenen Gebiete sind natürlich nicht immer scharf nach 
dem obigen Schema zu sondern. 


Vermehrungsverhältnisse und Ausbreitung. 


Für die geographische Verbreitung kommt nicht allein die Ausbreitungs- 
fähigkeit der Individuen in Betracht. Von besonderer Wichtigkeit sind hierbei 
die Vermehrungsverhältnisse. Auf diesen beruht es hauptsächlich, ob die 
Ansiedelung einzelner Individuen in einem neuen Gebiet zur dauernden 
Besiedelung führt oder nicht. 

Besonders günstig sind in dieser Hinsicht diejenigen Oligochaeten gestellt, 
bei denen eine ungeschlechtliche Vermehrung vorkommt. Bei diesen 
genügt zur Kolonie-Bildung die Uebertragung eines einzelnen Individuums, 
sei es eines ausgebildeten Thieres oder, was wohl der häufigere, wenn nicht 
allein in Rechnung zu ziehende Fall ist, eines einzigen Cocons. Durch fort- 
gesetzte Theilung kann ein einziges in ein neues Gebiet, sei es in ein neues 
Flusssystem oder in einen neuen See, übertragenes Individuum eine kleine 
Kolonie aus sich hervorgehen lassen und somit dieses Gebiet dauernd erobern. 
Dadurch erklärt es sich, dass bei diesen Thieren die Verschleppung von 
Cocons durch Wasservögel — es kommen nur limnische Formen, Aeolosomatiden 
und Naididen, in Betracht — eine bedeutende Rolle spielt. Nur so ist es 
zu erklären, dass man häufig individuenreiche Kolonien dieser Formen in 
vollkommen abgeschlossenen Tümpeln findet, ja manchmal selbst in Wasser- 
trögen, die nur für die Dauer eines Sommers bewohnbar sind. 


Es ist fraglich, ab auch die Vermehrung durch Regeneration ge- 
waltsam zerstückelter Individuen zu einer ähnlichen erfolgreichen 
Ausbreitung beiträgt; vielleicht bei Formen, wie Zumbrieulus variegatus 
(Mürr.), bei denen eine derartige Zerstückelung besonders leicht eintritt, und 
die zugleich eine hervorragende Regenerationsfähigkeit besitzen. 


Ein zweites für die erfolgreiche Ausbreitung besonders wichtiges Moment 
ist die Zahl der Jungen, die aus einem einzigen Cocon hervorgehen. 
Ob die Uebertragung von Cocons überhaupt zu einem Ausbreitungs-Erfolg 
führt, hängt — abgesehen von den Formen mit ungeschlechtlicher Vermehrung 
und von allen Fällen, wo eine Verschleppung grösseren Materials durch den 
Menschen vorliegt — wohl fast ausschliesslich von diesem Moment ab, 


10 Verschleppung durch d. Menschen. 


denn es ist wohl kaum anzunehmen, dass auf natürlichem Wege die gleich- 
zeitige Uebertragung einer Anzahl von Cocons nach einem von dem Ursprungs- 
ort weit entfernten und durch sonst unüberwindliche Schranken (für terricole 
Formen etwa eine Meeresstrecke) getrenntes Gebiet stattfindet. Bei Formen 
mit vielen Jungen in einem Cocon kann die Uebertragung eines einzigen 
Cocons zur Kolonie-Bildung und dauernden Besetzung eines neuen Gebietes 
führen. Bemerkenswerth ist, dass gewisse Formen mit grosser Zahl von 
Jungen in einem Cocon, wie z.B. Tubifex tubifex (Mürn.), Lumbrieillus 
Iineatus (Mürn.) und Einchytraeus albidus HEnLE (ich zählte 17 Eier in 
einem Üocon dieser letzteren Art), eine ungemein weite Verbreitung aufweisen, 
die wohl nicht zum wenigsten durch den eben erörterten Umstand hervor- 
gerufen ist. Bei den Oligochaeten der höheren Familien geht, soweit bekannt, 
meist nur ein einziges Individuum, höchstens eine sehr geringe Zahl von 
Individuen aus einem Cocon hervor. Ein einziges übertragenes Cocon, ja 
selbst die gleichzeitige Uebertragung einer geringen Zahl von Cocons, kann 
bei diesen Thieren nicht zur Bildung einer neuen Kolonie führen. 

Für die durchschnittlich grösseren Formen der höheren Familien ist 
ein anderer Umstand noch ungünstig, nämlich die Dauer des Jugend- 
stadiums. Der langen Zeit, die bis zur Erlangung der Geschlechtsreife 
und damit zur Möglichkeit der Vermehrung und dauernden Kolonie-Bildung 
vergeht, entspricht die Grösse der Lebensgefahr, denen die sich entwickelnden 
Thiere ausgesetzt sind; zugleich auch wächst mit dieser Zeit die Wahr- 
scheinlichkeit, dass sich die geringe Zahl der übertragenen Individuen auf 
Nimmerwiederfinden zerstreut. 

Thatsächlich braucht bei diesen höheren terricolen Oligochaeten, den 
Regenwürmern, mit einer sprungweisen Ausbreitung durch Verschleppung von 
Cocons auf natürlichem Wege nicht gerechnet zu werden. Wäre eine der- 
artige Ausbreitung häufiger vorgekommen, so hätten sich nicht so scharfe 
Faunen-Scheidungen herausbilden können, wie sie thatsächlich durch ver- 
hältnissmässig schmale Schranken hervorgerufen worden sind, wie etwa die 
durch die Strasse von Mosambique bedingte Scheidung zwischen der mada- 
gassischen und der südafrikanischen Fauna. 


Verschleppung durch den Menschen. 


Eine Verschleppung von Regenwürmern durch den Menschen und damit 
eine Besiedelung von Gebieten, die bis dahin frei von den betreffenden Arten 
waren, hat wohl stattgefunden seit dem Zeitpunkt, da der Mensch die Fähigkeit 
ausgiebiger Ortsveränderung unter Mitführung seines Hausrates, vor allem 
gewisser Hausthiere und Pflanzen, erlangte. * Wir müssen, um den Beginn 
dieser Verbreitungsweise festzustellen, jedenfalls weit in die praehistorischen 
Zeiten zurückgehen. Wenn aber auch die Dauer dieser Verbreitungsweise 
nach ‚Jahrhunderten oder Jahrtausenden gemessen recht beträchtlich erscheint, 
so ist sie doch in Hinsicht langer geologischer Perioden als gering zu bezeichnen. 
Bevor sie in Wirksamkeit trat, hatte sich eine Verbreitung der Oligochaeten 
herausgebildet, bei der die Konfiguration der Festländer und Meere in den 
vorhergehenden geologischen Perioden eines der hauptsächlichsten Faktoren 
bildete. In diese prack ulturelle Verbreitung brachte die Verschleppung 
durch den Menschen ein ganz neues Moment. Oligochaeten-Gruppen, für 
die das Meer früher ein unüberschreitbares Hinderniss war, wurden über 
weite Meeresstrecken getragen. Formen, die ursprünglich in höheren Breiten 
der nördlichen Hemisphaere beheimathet waren, traten in höheren Breiten 


sa ar 


Verschleppung durch d. Menschen. 11 


der südlichen Hemisphaere auf. Tropische Former verbreiteten sich von 
einem Kontinent aus über den ganzen Tropengürtel. Aber die Verschleppung 
durch den Menschen ist noch nicht lange genug wirksam gewesen, um das 
Bild der praekulturellen Öligochaeten-Verbreitung unkenntlich zu machen. 
Sie stellt sich nur als eine Verschleierung dieses Bildes dar. Auch in 
den Resultaten der Verschleppung lässt sich ein gewisses System erkennen, 
und es ist nicht uninteressant, dieses System klar zu stellen, die Bahnen 
nachzuweisen, auf denen die Verschleppung hauptsächlich vor sich ging, das 
Material zu charakterisiren, welches hauptsächlich von der Verschleppung 
betroffen wurde. 

Für beide Zwecke, sowohl für die Feststellung der praekulturellen 
Verbreitung nnd die hiermit verbundene Gewinnung eines werthvollen Materials 
für erdgeschichtliche Probleme, sowie auch für die Klarstellung der Ver- 
schleppungsresultate, ist es erforderlich Merkmale herauszufinden, nach denen 
ursprüngliche Vorkommnisse und Verschleppungsvorkommnisse unterschieden 
werden können. 

Die direkte Beobachtuug lässt uns hier fast ganz im Stich, wenigstens 
finden sich in der Litteratur höchstens sehr spärliche Angaben. Die zahl- 
reichen Mittheilungen BEppAarv's über Einführung von Öligochaeten mit 
Pflanzen in die Kew gardens sind für unsere Zwecke nicht wohl verwerthbar. 
Hierbei handelt es sich meist um rein wissenschaftliche Sammlungen, die 
zum Theil in den abgelegensten Gebieten erbeutet sind. Diese liefern ein 
ganz anderes Material als z. B. die seit Jahrhunderten wirksame Verschleppung 
durch den kommerziellen und speziell den gärtnerischen Verkehr. Dazu kommt, 
dass BEDDARD nur neue Arten angiebt und die altbekannten, die sicherlich 
in grosser Zahl darunter waren, nicht erwähnt. Gerade auf diese letzten 
kommt es uns aber an, denn unter ihnen finden sich die vielfach verschleppten 
Formen. Verschleppt werden hauptsächlich solche Oligochaeten, denen die 
gärtnerische Kultur nieht nachträglich ist, und das sind zugleich jene in 
Gärten und kultivirtem Boden lebenden Formen, die dem Zoologen mit am 
frühesten zugänglich waren. Um eine richtigere Anschauung von der oligo- 
chaetologischen Verschleppungsfauna zu gewinnen, habe ich seit Jahren direkte 
Beobachtungen angestellt. Ich bin daher in der Lage, eine kleine Liste 
von lebend mit Pflanzen in Hamburg eingeschleppten Oligochaeten 
darzubieten.') So klein diese Liste ist — sie enthält jedenfalls nur einen 
geringen Theil der thatsächlich in dieser Zeit lebend eingeführten Oligo- 
chaeten — so ist sie doch in mancher Hinsicht interessant und für unsere 
Zwecke werthvoll. Sie enthält sämmtliche zu meiner Kenntniss gelangten 
Fälle, ist also in Bezug auf das mehr oder weniger grosse systematische 
Interesse der verschiedenen Oligochaeten durchaus unparteiisch, nicht verzerrt 
durch Fortlassung der gewöhnlicheren Arten. Sie enthält nur Formen, die 
auf dem gewöhnlichen Wege des gärtnerischen Verkehrs eingeschleppt wurden; 
in keinem Falle sind die betreffenden von Oligochaeten bewohnten Pflanzen- 
ballen durch wissenschaftliche Sammler erbeutet worden. In Bezug auf die 
Herkunft der Objekte ist die Liste ziemlich einseitig, die Sendungen stammen 
fast durchweg aus Amerika. Das ist für unsere Erörterung belanglos; denn 
es handelt sich, wie wir sehen werden, hauptsächlich um weitverbreitete, 
meist fast kosmopolitische Arten. 


1) Für Zustellung derartigen Einschleppungsmateriales bin ich den Herrn 
Direktoren und Beamten des „Botanischen Gartens“ und der „Station für Pflanzen- 
schutz“ in Hamburg zu besonderem Danke verpflichtet. 


12 Verschleppung durch d. Menschen. 
4 
Liste der lebend mit Pflanzen in Hamburg eingeschleppten Oligochaeten: 


Friderieia bulbosa (Rosa) von Brasilien 
Fridericia striata (LEvins.) u N 

Friderieia Leydigi (VzsD.) n = 
Fridericia sp. » Westindien 


Enchytraeide "Japan 
Mieroseolex phosphoreus (Axır. Due.) „ Südamerika 
Pheretima hawayana (Rosa) „ Brasilien (zweimal) 
Pheretima heterochaeta (MicHusx.) »  Westindien 

E) E)) ” ” 2 
Pheretima rodericensis (&RUBE) »„  Westindien 
Pheretima sp. „ Brasilien 


Dichogaster Bolaui (MicHusx.) „  Westindien 


Oenerodrilus sp. @ S 4 
Oenerodrilus sp. ß A, % 
Eudribıs Eugeniae (Kınz.) = K 
Hesperoscolex sp. 5 5 
OÖmychochaeta Windlei (BeppArn) : 3 
Pontoseolew corethrurus (Fr. Müur.) 3 N 

® 5 s „ Nicaragua 

ER) Er) ” ” ? 
(Glossoscolex peregrinus (MicHusx.) »  Westindien? 
visenia Sp. (carolinensis Miıchtsn. Ms.) „ Nord-Carolina 
Eisenia foetida (Sav.) „ Nordamerika 
Helodrilus caliginosus (Sav.) 2 = 

5 x fr „ Vermont 

Boston 


2a ” ” ” 


R. o " „ Kawana in Nord-Carolina 
„ England 


”s E} ” 
Helodrilus chloroticus (SAv.) „ Nordamerika 
5 > 3 „ England 
Octolasium cyaneum (SAVv.) „ Amerika? 
Octolasium complanatum (Ant. Due.) „ Lissabon. 


Der Werth dieser Liste ist nicht darin zu sehen, dass sie uns eine 
Anzahl von Arten als verschleppbar nachweist; vergrössert sie doch kaum 
die Zahl der schon früher als verschleppbar verdächtigten Arten. Ihre Haupt- 
bedeutung liegt darin, dass sie uns eine Thatsachen-Probe auf die hypo- 
thetische Feststellung über die Verschleppungs-Oligochaeten liefert, eine Probe, 
die ein wirklich überraschend günstiges Zeugniss über jene hypothetische 
Feststellung ablegt. Der grösste Theil der in jener Liste enthaltenen Arten 
sind ja solche, die ich aus Gründen ihrer Verbreitung als verschleppte Formen 
bezeichnete, lange bevor ich sie hier in flagranti ertappte, so jene Pheretima- 
Arten, deren Heimath ich seit langem auf den malayischen Archipel und 
einige ihm nahe liegende Länder und Inselgruppen beschränkt wissen wollte, 
und die, wie ich auseinander setzte, nur durch Verschleppung ihre weitere 
Verbreitung erlangen konnten, so auch den tropisch-afrikanischen Zudrilus 
Eugeniae und den tropisch-amerikanischen Pontoscolex corethrurus, die 
ebenfalls nur durch Verschleppung über den ganzen Tropengürtel verbreitet 
sein sollten. 

Recht charakteristisch an der Liste ist die grosse Zahl der alt- 
bekannten Formen, waren doch unter den 18 der Art nach bestimmbaren 


Pr 


Verschleppung durch d. Menschen. | 13 


Nummern nur zwei neue Arten, nämlich Zisenia sp. (carolinensis) und 
Glossoscolex peregrinus, während andererseits das Zusammentreffen der 
ältesten Autoren für Oligochaeten-Arten (SavıGnyY, ANToN Ducks, FRITZ 
MÜLLER, KınBEere und GRrUBE) auffallen muss. Der Grund für diesen 
Charakter der Verschleppungsfauna ist schon oben angedeutet. Er beruht 
darauf, dass besonders leicht jene in Gärten und kultivirten Ländereien 
lebenden Formen verschleppt werden, die auch dem Zoologen am frühesten 
in die Hände geriethen. 

Ferner fällt in jener Liste auf, dass die darin enthaltenen Arten ein 
so wenig zutreffendes Bild von dem faunistischen Charakter des 
Gebietes darstellen, aus dem sie stammen sollen. Unter den vielen Arten 
von Westindien und dem tropischen Südamerika findet sich z. B. keine, 
die sicher für dieses Gebiet charakteristisch ist. Nur für drei, Hesperoscolex sp., 
Onychochaeta Windlei (Bep».) und Glossoscolex peregrinus (MiıcHusn.), ist 
es wahrscheinlich. Grösser ist die Zahl der Arten, die sicher nicht ursprünglich 
in diesem Gebiet beheimathet waren; das sind die Pheretima-Arten, Miero- 
scoler phosphoreus (Axt. Duc.) und Eudrilus Eugeniae (Kıss). Für die 
übrigen Arten ist es entweder sehr fraglich (die Ocnerodrilus- und die 
Fridericia-Arten, für die letzten ist es sehr unwahrscheinlich), oder sie sind 
durch Verschleppung bereits so weit verbreitet, dass sie nicht mehr für dieses 
Gebiet allein charakteristisch sind (Pontoscoler corethrurus (Fr. Mürr.) und 
Dichogaster Bolauwi (Micutsn.)). Es ist eine bunt zusammengewürfelte 
internationale Gesellschaft, in der die Kosmopoliten entschieden das Ueber- 
gewicht haben. 

Da die direkte Beobachtung versagt, so müssen wir auf anderem Wege 
die auf Verschleppung beruhenden Vorkommnisse zu ermitteln suchen. Wir 
müssen die Merkmale feststellen, durch die sich endemische Vorkommnisse 
von Verschleppungsvorkommnissen unterscheiden. 

Als verschleppbar können zunächst nur solche Formen angesehen werden, 
dieim Bereich der gärtnerischen oder agrestischen Kultur zu leben 
vermögen. Das sind hauptsächlich rein terrestrische Formen, wie unsere 
Acker-Regenwürmer, aber auch amphibische, die zeitweise in rein terrestrischen 
Oertlichkeiten leben können, wie Kiseniella tetraedra (Sav.). Das Vorkommen 
von Bbranchiura Sowerbyi BEDDARD im Victoria regia-Bassin zu London 
zeigt jedoch, dass gelegentlich unter ‚der Flagge wissenschaftlicher Importe 
auch Süsswasser-Formen eingeschleppt werden mögen. Andererseits müssen 
wir bei Formen, die jener Kultur fern stehen, wie etwa die lediglich am 
Meeresstrand lebenden Pontodrilus-Arten, annehmen, dass ihre Verbreitung 
nicht durch Verschleppung beeinflusst wurde. 

Verschleppbar sind hauptsächlich kleinere Formen, aber auch 
mittelgrosse, von der Statur unserer deutschen Ackerwürmer. Als Maximum 
der Grösse, bei welcher noch Verschleppbarkeit angenommen werden darf, 
glaube ich etwa die ‚unseres europäischen Lumbrieus terrestris L., MüLn. 
oder des mediterranen Octolasıum complanatum (Axt. Duc.) — beide bis 
1580 mm lang — feststellen zu müssen. Grössere Formen, so vor allem 
die Riesen ihres Geschlechtes, werden nicht verschleppt. Diese 
Feststellung beruht nicht lediglich auf Spekulation; es liegen ihr ziemlich 
sichere Thatsachen zu Grunde: Keines der vielen Vorkommnisse grösserer 
und riesiger Oligochaeten zeigt eines der unten geschilderten Merkmale der 
Verschleppung; diese grösseren und riesigen Formen treten stets in Gebieten 
auf, die als die ursprünglichen (praekulturellen) Heimathsgebiete der betreffenden 
Gattung, Unterfamilie oder Familie angesehen werden müssen, sei es, weil 


14 Verschleppung durch d. Menschen. 


die betreffende Gruppe durch ihr Auftreten in grosser Artenzahl und in 
Reihen von Varietäten ihre Heimathsberechtigung dokumentirt, oder weil 
andere Umstände dafür sprechen. Suchen wir nach einer Erklärung für diese 
Thatsache, so drängt sich zunächst der Gedanke auf, dass grösseren Formen 
in gewöhnlichen Pflanzensendungen, denen meist wohl nur wenig mehr als 
die durchaus nothwendige Quantität Erde mitgegeben wird, nicht der "genügende 
Raum zur Verfügung steht; selbst in grösseren Erdkübeln würden nur wenige 
Exemplare einer solchen Form Unterkunft finden. Eine Hauptbedingung für 
eine erfolgreiche, zur dauernden Neubesiedelung führenden Verschleppung ist 
aber, dass mehrere, mindestens jedenfalls zwei, Exemplare überführt werden. 
Sicher ist auch, dass grössere Formen viel mehr unter den Unbilden einer 
solchen Ueberführung zu leiden haben, als kleinere. Soweit die Beobachtung 
reicht), sind grosse Regenwürmer durchaus hülflos und dem Tode ver- 
fallen, so bald sie gezwungen sind, ihre Gänge zu verlassen. Nun könnte 
aber vielleicht eine Anzahl von Cocons solcher grösseren Formen verschleppt 
werden und zur Bildung einer Kolonie in neubesiedeltem Gebiete führen? 
Auch hierfür sind die Chancen so gering, dass das thatsächliche Nichteintreten 
einer derartigen erfolgreichen Verschleppung genügend erklärt erscheint. Diese 
Chancen werden nämlich um so geringer, je grösser die Zeitdauer ist, die’ 
die Entwicklung des Thieres bis zur vollständigen Geschlechtsreife beansprucht, 
und wenn ich auch keine auf Beobachtung beruhende zahlenmässige Angaben 
machen kann, so darf doch wohl angenommen werden, dass diese Zeitdauer 
im Allgemeinen um so beträchtlicher ist, je grösser die geschleehtsreifen 
Thiere sind. Wie vielen Gefahren sind diese grossen Thiere in der langen 
Dauer ihrer Entwicklung bis zur Geschlechtsreife ausgesetzt, und, wenn 
wirklich einige Exemplare dieses Ziel erreichen, wie gering ist die Chance, 
dass sie auch räumlich vereint bleiben, dass sie nicht durch selbstthätige 
Wanderung oder zwangsweise getrennt werden? Dazu kommt, dass der 
Bestand einer neuen Kolonie erst durch mehrfache Cocon-Ablage gesichert 
wird, denn da jedem Cocon dieser grösseren Formen in der Regel nur ein 
junges Thier entschlüpft, so könnte nur so eine Vermehrung der urprünglich 
jedenfalls sehr geringen Kopfzahl stattfinden. 

Aus der Thalsache, dass grössere und riesige Formen nicht verschleppbar 
sind, entsteht uns ein wichtiger Hülfssatz zur Feststellung des Charakters 
gewisser Vorkommnisse: Tritt eine Oligochaeten-Gruppe, die neben 
kleinen Formen auch zahlreiche grosse und riesige Formen enthält, 
in einem Sondergebiet lediglich in sehr kleinen Formen auf, 
liegt der Verdacht nahe, dass diese kleinen Formen durch Ver- 
schleppung in dieses Sondergebiet gelangt sind; für's erste allerdings 
nur ein Verdacht, denn es ist nicht ausgeschlossen, dass die Lebensbedingungen 
in jenem Sondergebiete Einfluss auf die Grösse der Formen gehabt haben. 
Krörtern wir diesen Hülfssatz an einem konkreten Beispiel: Das tropische 
Afrika ist das Hauptquartier der Gattung Dichogaster; von den 84 Arten 
dieser Gattung kommen hier 63 vor, also gerade ®/, Theil sämmtlicher Arten. 
Daraus geht unzweifelhaft hervor, dass das tropische Afrika auch zum ursprüng- 
lichen praekulturellen Gebiet dieser Gattung gehört, während es von den 
übrigen Ländern, in denen Dichogastren vorkommen, für’s Erste noch zweifel- 
haft ist. Als solche zweifelhafte Gebiete kommen in Betracht: Westindien 
mit 7, Centralamerika einschliesslich Mexico mit 7, Californien mit 3, Süd- 


!) Verel. J. J. Frercner: Notes on Australien Earthworms, Part. I; in: Proc. 
Linn. Soc. N.S.Wales, 2. Ser. Vol. I p. 582. 


3 ur 20, Zur Fe 2 


Verschleppung durch d. Menschen. 15 


amerika mit 3 Arten, andererseits Ostindien mit 2, das Malayische Gebiet 
mit 7 und die Inseln der Südsee mit 2 Arten. Viele dieser Arten, und 
zwar ein verhältnissmässig grosser Prozentsatz der nicht-afrikanischen, sind 
durch ihre weite Verbreitung oder andere Umstände als Verschleppungsformen 
erkennbar; viele aber sind nur von einem kleinen Gebiet bekannt, also 
anscheinend daselbst endemisch. Solcher anscheinend endemischer Formen 
beherbergt das tropische Afrika 57, Westindien 5, Centralamerika mit Mexico 5, 
Östindien 1, das Malayische Gebiet 6 und die Inseln der Südsee 2 (1 davon 
mit verdächtiger, durch einen Händler übermittelter Fundortsangabe). Ver- 
gleichen wir die Grössenverhältnisse der anscheinend endemischen Formen 
dieser verschiedenen Gebiete, so ergiebt sich ein überraschendes Resultat. 

Die tropisch-afrikanischen Arten zunächst zeigen die verschiedensten 
Grössen-Verhältnisse.. Neben Pygmaeenformen von 16 mm Länge finden 
sich grössere und riesige Formen von mehreren Deeimeter Länge bis zur 
Länge von °/, m. (Zwecks einheitlicher Betrachtung berücksichtige ich bei 
Arten, deren Grösse als variabel angegeben ist, stets nur die Maximal-Angabe.) 
Diese verschiedenen Grössen sind in folgender Anzahl unter den endemischen 
tropisch-afrikanischen Arten vertreten: 


Pygmaeenformen bis zu 40 mm Länge: 14 
kleine Formen von 41—90 mm Länge: 18 


mittelerosse Formen von 91—180 mm Länge: 10 
grössere Formen von 181—-360 mm Länge: 9 
Riesenformen über 360 mm Länge: 6. 


Als Durchschnitt ergiebt sich eine Länge von 172 mm für diese 53 ende- 
mischen tropisch-afrikanischen Dichogastren. 

Die Grössenverhältnisse der ausser-afrikanischen Formen weichen in 
bedeutendem Maasse. hiervon ab. Riesenformen dieser Gattung kommen in 
keinem dieser Gebiete vor, grössere Formen nur noch in Westindien, mittel- 
grosse nur noch in Westindien und Mexico [sowie eine Art mit verdächtiger 
Fundortsangabe (Dichogaster Damonis Ben».) fraglicherweise auf den Viti- 
Inseln. Die 10 Arten des westindisch-centralamerikanischen Gebietes ver- 
theilen sich wie folgt auf die Längen-Kategorien: 


Pygmaeenformen bis zu 40 mm Länge: 6 
kleinere Formen von 41-— 90 mm Länge: 1 
mittelerosse Formen von 91—180 mm Länge: 2 
grössere Formen von 181—360 mm Länge: 1. 


Der Durchschnitt der Länge dieser 10 Arten beträgt 76 mm. Es liesse 
sich vielleicht rechtfertigen, wenn man das westindisch-centralamerikanische 
Gebiet der ursprünglichen, praekulturellen Heimath dieser Gattung zurechnet, 
wenngleich das Fehlen von Riesenformen und die dadurch herabgedrückte 
Durehschnittslänge dagegen spricht. Eine Form von 240 mm Länge wie 
Dichogaster Keiteli Mıcuusx. von Haiti verlangt Heimathsberechtigung für 
ihren Fundort. Dazu kommt, dass dieses Gebiet zweifellos die Heimath der 
nahe verwandten Gattung Trigaster ist. Nach gleicher Ueberlegung könnte 
vielleicht Ostindien, die Heimath der Trigastrinen-Gattung Hudichogaster, 
mit einer einzigen, mässig kleinen, 75 mm langen Dichogaster-Form zum 
eigentlichen Gebiet dieser Gattung gezogen werden; doch wird diese Zuordnung 
schon sehr unsicher. 

Anders verhält es sich mit den übrigen Gebieten, in denen keine 
besondere Trigastrinen-Gattung auftritt, mit dem malayischen Gebiet und der 
Südsee. Von den 7 Dichogaster-Arten dieser Gebiete — von der durch 


16 Verschleppung durch d. Menschen. 


einen Händler übermittelten, also verdächtigen, ca. 100 mm langen D. Damonıs 
von den Viti-Inseln sehe ich ab — überschreitet nicht eine einzige die Länge 
von 50 mm; es sind darunter: 


Pygmaeenformen bis zu 40 mm Länge: 4 

kleine Formen von 41—90 mm Länge: 3 

(mittelerosse Formen von 91—180 mm Länge: 1, mit verdächtiger 
Fundortsangabe!) 


Die Durchschnittslänge der 7 Formen, deren Fundortsangabe unverdächtig 
ist, beträgt nur 37 mm (bei Einrechnung der verdächtigten Angabe über den 
Fundort von D. Damonis würde sie auf 45 anwachsen); das ist gegenüber 
der Durchschnittslänge der afrikanischen Dichogastren (172 mm) eine so 
geringe (Grösse, dass sich die Frage nach dem Grunde dieses Verhältnisses 
aufdrängt. Sind vielleicht die Lebensbedingungen in diesem ausserafrikanischen 
(Gebiet nicht derartig, dass sie grösseren Oligochaeten-Formen zusagten? 
Doch wohl, sehen wir doch andere Megascoleciden sich hier zu ganz enormen 
Formen entwickeln. Es sei nur an Pheretima halmaherae subsp. jampeana 
(BENH.) und bonthainensis (BENH.) von Djampeha und Celebes, die bis 420 mm 
lang werden, und an Ph. aeruginosa forma musica (Horst) von Java, die 
jene mit einer Maximallänge von 570 mm noch übertrifft, erinnert. Der 
Grund muss ein anderer sein. Wir werden später sehen, dass andere 
Umstände für die Wahrscheinlichkeit der Verschleppung sprechen. Von den 
in ihrer Urheimath in den verschiedensten Grössenverhältnissen auftretenden 
Dichogastren sind nur die kleinen und kleinsten Formen verschleppt worden, 
vielleicht zuerst nach Buitenzorg auf Java, dem bedeutsamen Zentrum 
gärtnerischer Kultur, um sich von hier aus über das ganze malayische und 
polynesische Inselgebiet zu verbreiten. Aehnlich wird es sich mit den übrigen 
ausserhalb des ursprünglichen (Gebietes gefundenen Dichogastren verhalten, 
so mit den kalifornischen und den südamerikanischen, sämmtlich Pygmaeen- 
formen oder doch kleine Formen. 

Das hauptsächlichste Merkmal für Verschleppungsfälle bei 
Regenwürmern ist eine sehr weite, und zumal auch eine sprung- 
weise Verbreitung übersee, sowie auch das sporadische Auftreten 
weit entfernt von dem Gebiet, das als das Hauptquartier der 
betreffenden Gattung anzusehen ist. Wie wir oben gesehen haben, 
können für die Regenwürmer ! ) andere Methoden der Verbreitung übersee 
nicht in Betracht kommen. Bei kleineren limieolen oder terricolen Oligo- 
chaeten der niederen Familien, z. B. bei Naididen und Enchytraeiden, mag 
z. B. eine Verschleppung von Cocons über weite Meeresstrecken vorkommen; 
bei den Regenwürmern kann eine überseeische Ansiedelung auf diese Weise 
nicht gegründet werden (siehe oben p. 10). Wenn wir z. B. Pheretima 
montana Kınz. auf den Philippinen und den verschiedensten Inselgruppen 
der Südsee, bis zu den Viti- und den Gesellschaftsinseln hin, auftreten sehen, 
oder Ph. hawayana (Rosa) zugleich auf dem Hawaiischen Archipel, in China, 
in Brasilien und auf den Bermudas, so können wir als sicher annehmen, 
dass sie durch den Menschen verschleppt worden sind. Ebenso sicher ist 
die Erklärung z. B. bei Zudrilus Eugeniae (Kınz.) zutreffend. Als prae- 
kulturelle Heimath seiner Gruppe, der Unterfamilie Zudrilinae, ist lediglich 


') Als „Regenwürmer“ bezeichne ich terrieole oder amphibische (zeitweilig 
terrieole) Oligochaeten der höheren, früher als Terricolen zusammengefassten Familien, _ 
der Moniligastridae, Megascolecidae, @lossoscoleeidae und Lumbrieidae 


Verschleppung durch d. Menschen. 2 


das tropische Afrika. anzusehen. Jene Art ist die einzige ihrer Gruppe, die 
nicht nur in Afrika vorkommt, sondern auch über den ganzen Tropengürtel 
zerstreut auftritt. 

Sehr schwer ist die Entscheidung darüber, ob eine Verschleppung durch 
den Menschen vorliegt, bei einer weiten Verbreitung überland. Zweifellos 
hat eine derartige Verschleppung ebenfalls vielfach stattgefunden; es fehlt 
uns aber ein sicheres Anzeichen dafür. Ueberland kann auch eine natürliche 
Ausbreitung der Regenwürmer zu einer sehr weiten Verbreitung führen, weit 
fussabwärts etwa bei Verschleppung durch treibende Baumstämme, von Fluss- 
gebiet zu Flussgebiet bei Verschleppung von Cocons durch wandernde Wieder- 
käuer-Herden. Betrachten wir z. B. die Verbreitung der Zisemia Norden- 
skiöldı (Eısen). Dieser Lumbricide ist über ganz Sibirien verbreitet, vom 
Gebiet des Anadyr im äussersten Osten bis zur Insel Waigatsch im Westen, 
südlich bis in das Gebiet des Baikal-Sees, südwestlich bis zur Krim im süd- 
lichen europäischen Russland (ein fraglicher Fundort ist ausserdem Schweden). 
Dürfen wir eine derartige Verbreitung als Folge der Verschleppung durch 
den Menschen erklären? Wahrscheinlich würde ja eine derartige Erklärung 
zutreffend sein; aber irgend welche Sicherheit hierfür haben wir nicht. Für 
unsere Erörterungen ist übrigens eine sichere Entscheidung über die Ursache 
einer derartig weiten Verbreitung überland von geringer Bedeutung, da die 
in Frage kommenden erdgeschichtlichen Probleme eine Aussonderung auch 
der auf natürlichem Wege zu auffallend weiter Verbreitung gelangten. Arten 
verlangen. Es steht uns ja zweifellos die Fragestellung frei. (Ich bezeichnete 
deshalb Arten mit einer derartig weiten Verbreitung überland, einerlei ob 
Verschleppung durch den Menschen oder Ausbreitung auf natürlichem Wege 
vorliegt, als „Weitwanderer“ und vereinigte sie unter der Bezeichnung 
„peregrine Formen“ mit den sicher Verschleppten.) 

Als ein Merkmal für Verschleppungsvorkommnisse ist schliesslich noch 
das überwiegende Auftreten in den Zentren des Handelsverkehrs, 
zumal des gärtnerischen, in den grösseren Hafen- und Handelsstädten 
sowie in Städten mit grossen gärtnerischen Versuchsstationen, und andererseits 
ihr Zurücktreten und Fehlen in den dieser Kultur ferner liegenden 
Oertlichkeiten anzusehen. Eine eingehende Erörterung über diesen Punkt 
schliesse ich weiter unten (p. 24) an die Besprechung der „Besiedelung durch 
eingeschleppte Regenwürmer” an. 

Betrachten wir jetzt das in Rede stehende Problem vom entgegen- 
gesetzten Standpunkte und suchen die Merkmale für endemische Vorkommnisse, 
so erkennen wir zunächst, dass eine einfache Umkehrung der oben für die 
Erkennung der Verschleppungsfälle gewonnenen Sätze keinen Zweck hat. 
Wohl können wir den Satz aufstellen: „Eine Art, die lediglich in einem 
eng begrenzten Gebiet vorkommt, ist als endemisch in demselben 
anzusehen“. Wie kann ich aber bei der noch so lückenhaften Kenntniss 
von den verschiedenen Oligochaeten-Faunen sicher aussagen, dass eine Art 
nur in dem engen Gebiet vorkomme, in dem sie bis jetzt gefunden ist? 
Beruhen doch die meisten Arten auf einzelnen Funden. Hier kann nur das 
Gesetz der grossen Zahl eine gewisse Sicherheit in unsere Ueberlegungen 
bringen. Wir können den Satz, um ihn für unsere Zwecke brauchbar zu 
machen, demnach folgendermaassen formuliren: Eine Anzahl nahe ver- 
wandte Arten, die lediglich in einem eng begrenzten Gebiet vor- 
sefunden wurden, sind als endemisch in demselben anzusehen. 
So muss z.B. Ceylon zum ursprünglichen, praekulturellen Gebiet der Gattung 
Megascolex 'TEMmPLET. gerechnet werden; denn die meisten ceylonischen 


Michaelsen, Geographische Verbreitung der Oligochaeten. 2 


18 Verschleppung durch d. Menschen. 


Megascolex-Arten sind nur auf Ceylon gefunden worden. Dass ausser diesen 
auch noch eine über die sämmtlichen Küsten des indischen Ozeans verbreitete 
Megascolex-Art, M. mauritii (Kınz.), auf Ceylon vorkommt, ändert an dieser 
Sachlage nichts. Anders ist es, wenn sich das Zahlenverhältniss umkehrt. 
So finden sich in Südamerika mehrere Pheretima-Arten, die eine sehr 
weite und sprunghafte Verbreitung aufweisen und sicherlich durch den Menschen 
eingeschleppt wurden. Neben diesen kommt eine einzige Pheretima-Art vor, 
P. elongata (Perr.), die bisher nur in Südamerika gefunden wurde. Diese 
ist natürlich auch als eingeschleppt zu betrachten. Sie ist in ihrem Heimaths- 
gebiet, ausserhalb Südamerikas, nur noch nicht aufgefunden worden. 


Weit anschaulicher wird die Heimathsberechtigung noch, wenn es 
sich nicht um eine Anzahl nahe verwandter Arten, sondern um Varietäten- 
Reihen oder -Gruppen einer einzigen weit umfassenden Art handelt. 
Es finden sich manchmal Arten, die anscheinend in einer vielfachen Spaltung 
begriffen sind. Sie zeigen sich ungemein variabel in Hinsicht gewisser 
Charaktere, die sonst artlich mehr oder weniger konstant sind. In einem 
kleinen Gebiet treten zahlreiche derartige Varietäten auf, die man anfangs, 
bei Kenntniss nur weniger und extrem ausgebildeter Exemplare, für ver- 
schiedene Arten zu halten geneigt ist, bis sich die Zahl derartiger Varietäten 
häuft, und die aufgefundenen Zwischenglieder eine scharfe Sonderung unmöglich 
machen. Eine derartige Art ist z. B. Pheretima Halmaherae (MicHusx.) 
(= Perichaeta Halmaherae Micuusx. —+ P. jampeana BENHAm + P. digitata 
Benmam + P. bonthainensis Bestam + P. pn Dr ea Bex#anm) von Halma- 
hera und Gelebes und ihren kleinen Nebeninseln, ferner Pheretima divergens 
(Mıc#tsn.) von Japan und Ph. Stelleri (Micrusn.) von Nord-Celebes, Sangir 
und Borneo. Solche Arten oder vielmehr Unterarten- bezw. Varietäten-Gruppen 
zeugen am lautesten für die Heimathsberechtigung ihrer Art und damit ihrer 
Gattung in dem betreffenden Gebiet. Die Verschleppung durch den Menschen 
würde aus einer derartigen Formenmannigfaltigkeit eine einzelne Form heraus- 
greifen und durch Inzucht, die bei einer Neubesiedelung durch Verschleppung 
wohl stets auftritt, fest machen. 


Wir haben nun den phyletischen Charakter, die Herkunft und die Ziele 
des erfolgreich verschleppten Materials zu prüfen. Es kommen für diese 
Erörterung nur die eigentlichen Regenwürmer in Frage, die terricolen Mit- 
glieder der Familien Moniligastridae, Megascoleeidae, Glossoscoleeidae und 
Lumbrierdae. Das bei weitem überwiegende Verschleppungsmaterial gehört 
der Fam. Lumbrieidae und gewissen Gattungen der Fam. Megascolecidae, 
den Gattungen Pheretima und Dichogaster, an. Während bei diesen Gruppen 
eine grosse Zahl Arten an der Verschleppung betheiligt sind, zeigen sich bei 
den übrig bleibenden Gruppen immer nur eine einzige oder einige wenige 
Arten als erfolgreich verschleppt. Das Zahlenverhältniss, in dem die 
verschiedenen Gruppen an der erfolgreichen Verschleppung be- 
theiligt sind, mag durch folgende Tabelle erläutert werden. 


Zahl der zen ger 
peregrinen | Bemerkungen 
Arten A 
rten 
Monxligastridae . . 24 1(2?) | Drawidabahamensis (Beo».) nach 
' den Bahama-Ins. verschleppt? 
Fundortsangabe verdächtig! 


Verschleppung durch d. Menschen. 19 


Zahl der 


a = peregrinen 
rien Arten 
Megascoleeidae 
Acanthodrilinae 95 4 
Megascolecinae 
Plutellus . 46 — 
Fleicherodrilus . 1 
Diporochaeta 34 (2?) 
Perionyx . 6(7?) 3(4?) 
Megascolides 4 — 
Trinephrus . 8 — 
Notoseolex 26 
Digaster . 6 > 
Perissogaster 3 _ 
Didymogaster . 1 jr 
Megaseolex . 59 il 
Plionogaster 4 — 
Pheretima 119 22(27?) 
Oectochaetinae 13 1(?) 
Diplocardiüinae ill — 
Trigastrinae 
Trigaster. 2 — 
Eudichogaster . 4 — 
Dichogaster . 75 13(15?) 
Oecnerodrilinae . 47 1(2?) 
Eudrilinae 74 1 
(rlossoseoleeidae 
@lossoseolecinae . 53 2 
Hormogastrinae 2 — 
Mierochaetinae . 24 — 
Lumbrieidae 
Eiseniella 1 1 
Eisenia . 73 5 
Hoelodrilus 
Allolobophora . 16 5 


Bemerkungen 


(exel. littorale Gattung Ponto- 


drilus) 


D. intermedia (Beo».) u. D. cha- 
tamensis BexH. peregrin? 

P. saltans Bourse mit P. sansi- 
barteus MicHhLsx. zu vereinen? 
peregrin? 


P.esafatae (Beon.), P. Fodefjroyi 
(Micursv.), P. queenslandica 
(Fueren.), P. taitensis (GRUBE) 
u. P. travancorensis (FEDARB) 
peregrin? 

Eutyphoeus levis (Rosa) peregrin? 


D. Damonis Ben». u. I. saliens 
(Beo».) mit verdächtiger Fund- 
ortsangabe peregrin ? 

Oenerodrilus africanus (Bepn.) 
mit verdächtiger Fundortsan- 
gabe peregrin? 


(exel. limnische Criodrilinae und 


Microchaetinen - Gattungen 


Callidrilus u. Glyphidrilus) 


2* 


20 Verschleppung durch d. Menschen. 


Zahl der 
Zahl der } 
peregrinen Bemerkungen 
Arten 
Arten | 
Dendrobaena . | 20 3 
Eophilay 2 rn 16 — 
Bimastus. . . 11 | 5 
Octolasium Me 12 | 4 
Lumbrieus . . . 8 6 


Suchen wir nach einem gemeinsamen Charakter der drei Kulminations- 
punkte in dieser Liste. Die Gattung Pheretima zunächst repräsentirt den 
höchst entwickelten Zweig der Megascoleciden-Unterfamilie Megascolecinae, 
die eine ziemlich gerade aufsteigende Reihe darstellt und, wie die sämmt- 
lichen Megascoleeiden-Reihen, aus der Acanthodrilinen-Urform (als deren 
nur wenig oder gar nicht modifizirten Vertreter ich die recente Gattung 
Notiodrilus ansehe) hervorgegangen ist. Die Gattung Dichogaster, der zweite 
Kulminationspunkt, ist der höchst entwickelte Zweig einer zweiten Megas- 
coleciden-Reihe, der Reihe Acanthedrilinen-Urform (af. Notiodrilus)- Octo- 
chaetinae (oder Diplocardiinae ?)- Kudichogaster (oder Trigaster ?)- Dicho- 
gaster. Dass in diesem Falle der Weg, auf dem sich die Gatt. Dichogaster, 
die höchste der Unterfamilie Trigastrinae, aus der Acanthodrilinen-Urform 
entwickelt hat, nicht ganz klar ist,') ist belanglos; jedenfalls ist sie jünger 
als die sämmtlichen übrigen Hauptelieder und Nebenzweige ihrer Reihe. 
Die Fam. Limbrieidae, der dritte Kulminationspunkt, stellt meiner An- 
sicht nach überhaupt den jüngsten Zweig der Oligochaeten dar, jedenfalls 
einen Zweig, der, aus Glossoscoleciden-artigen Formen hervorgegangen, Jünger 
als die ihm zunächst verwandte Fam. @lossoscolecidae ist. Wir sehen also, 
dass die Gruppen, aus denen sich hauptsächlich das erfolgreich 
verschleppte Material rekrutirt, die jüngsten Zweige gewisser 
Entwicklungsreihen sind, während die Grund- und Mittelglieder 
jener Reihen nicht oder nur sehr spärlich an der Verschleppung 
betheiligt sind. Am auffallendsten ist dieses Verhältniss bei der Mega- 
scoleeinen-Reihe, bei der die älteren Gattungen, darunter die sehr artenreichen 
Gattungen Plutellus, Notoscoler und Megascolex, zusammen nur 5(11?) 
peregrine Formen — ca. 3(6?)"/, — aufweisen, während die jüngste Gattung 
dieser Unterfamilie, die Gattung Pheretima mit 119 Arten, 22(27?) — 
ca. 19(25?)°/,, — an der Verschleppung erfolgreich theilnehmen lässt. Die 
Ursache dieses Verhältnisses ist wohl darin zu sehen, dass die jüngeren 
Formen viel verbreitungskräftiger sind, als die älteren, die bis zu dem 
Zeitpunkt, da die Verschleppung durch Menschen einsetzte, durch trennende 
Meere oder Wüstengebiete vor der Ueberschwemmung vonseiten jener 
kräftigeren Formen geschützt und einer Konkurrenz mit jenen überhoben 
waren. Wie wir oben (p. 8) sehen, findet thatsächlich ein Kampf dieser 
jungen Eindringlinge gegen die Ureinwohner statt, ein Kampf, der stellenweise 
bis zur völligen Vernichtung der letzteren geführt hat. 

Das praekulturelle Heimathsgebiet des erfolgreich ver- 
schleppten Materials gehört fast ausschliesslich der nördlich- 
gemässigten Zone und den Tropen an. Das gemässigte Eurasien (und 


!) Vergleiche unten die Erörterung über die Systematik der Gruppe Tri- 
gastrinen und Verwandte. 


Verschleppung durch d. Menschen. Fi 


östliche Nordamerika?) liefert die zahlreichen Lumbrieiden, das tropische 
Afrika mit Anschluss des westindisch - zentralamerikanischen Gebietes die 
Dichogaster-, das indo-malayische Gebiet die Pheretima-Arten. Die übrigen 
nördlich-gemässigten und tropischen Gebiete entsenden nur wenige Ver- 
schleppungs-Formen. Das tropische Südamerika stellt die einzige, allerdings 
fast über den ganzen Tropengürtel verschleppte Form P ontoscolex corethrurus 
(Fr. MÜLL.), Ceylon oder Australien den über die sämmtlichen Küsten und 
Inseln des Indischen Ozeans und über Südost-Asien verschleppten Megaseolex 
mawritii (Kıne.) Noch spärlicher wird der Beitrag zur Verschleppungs- 
fauna, wenn wir noch weiter nach Süden gehen. Dass Australien 
eine oder zwei Formen (Didymogaster sylvatica Fueren. und ? Diporochaeta 
intermedia (Bep».)) nach Neuseeland versandt hat, ist jedenfalls von sehr 
geringem Belang. Wenn nicht etwa der oben erwähnte Megascolex mauritiı 
australischen Ursprunges ist, oder falls nicht etwa die beiden weit ver- 
schleppten Mieroscolex-Arten, M. dubius (FuercH.) und M. phosphoreus 
(Ant. Due.), neuseeländischen Ursprunges sind, so findet sich unter den 
zahlreichen australischen und neuseeländischen Formen nicht eine einzige 
weit verschleppte; ebenso wenig unter denen des madagassischen Gebietes. 
Was die Südspitzen der Kontinente Afrika und Amerika anbetrifft, so ist 
nur ein einziger Fall bekannt, der auf Verschleppung aus einem dieser beiden 
Gebiete — fraglich aus welchem? — hindeutet, nämlich das Auftreten des 
Chilota exul (Rosa) auf den Br -Verdeschen Inseln. Die verschiedene 
Betheiligung an der Lieferung der Verschleppungs-Formen beruht zweifellos 
auf dem Charakter der betreffenden Oligochaeten-Faunen. Die meist durch 
Meere, hohe Gebirgsketten oder Wüstengebiete mehr oder weniger frühzeitig 
abgetrennten südlichen Ausläufer der grossen Kontinentalmassen bilden den 
letzten Zufluchtsort der ältesten und älteren, nicht besonders verbreitungskräftigen 
Formengruppen, während die verbreitungskräftigen jüngeren und jüngsten 
Formengruppen in den grossen nördlichen Landmassen entstanden. So weit 
sie sich ausbreiten konnten, verdrängten sie ihre schwächeren Konkurrenten; aber 
erst durch Vermittlung des Menschen konnten sie auch die bisher für sie 
unüberschreitbaren Hindernisse, das Meer und die Wüste, überspringen. 

Diese letzte Erörterung führt uns zu den Zielen der Verschleppung. 
Diese Ziele sind vornehmlich jene von schwächeren Konkurrenten 
bewohnten Gebiete und alle Gebiete, die in praekulturellen Zeiten einer 
Regenwurm-Fauna ganz und gar entbehrten, die ozeanischen Inseln, die von 
jeher von den Kontinentalmassen durch weite Meeresstrecken getrennt waren 
und zum Theil überhaupt erst in jüngerer Periode entstanden sind, und alle 
anderen Gebiete ohne endemische Terricolen. Bis zu einem gewissen Grade 
ist für die verschiedenen Verschleppungsgruppen bei der Bildung neuer 
Kolonien das Klima der ursprünglichen Heimath maassgebend. 

Die Formen der nördlichen gemässigten Zone, die Lumbri- 
ciden Eurasiens (und des östlichen Nordamerika?) verbreiteten sich durch 
Verschleppung zunächst über die ganze Zone ihres Heimathsgebietes; sie 
besiedelten die ozeanischen Inseln, die Azoren, Madeira und die "Kanarischen 
Inseln, sowie die Bermuda-Inseln, überschwemmten ganz Nord-Eurasien und 
Nordamerika (welch letzteres in den östlichen Theilen allerdings schon 
vordem zu ihrem Gebiete gehörte, jedoch wohl nur wenige Arten beherbergte), 
und sprangen, nachdem sie die Kordilleren hinter sich fanden, auch nach 
dem Hawaiischen Archipel über. Südwärts drangen sie bis in das Herz 
der Tropen; finden sie sich doch in einer oder mehreren Arten z. B. in 
Kolumbien, Bolivien, auf der Insel do Prineipe und auf den Nikobaren. 


en 


22 Verschleppung durch d. Menschen. 


Aber das Klima oder die Kulturverhältnisse der Tropen sagten ihnen an- 
scheinend nicht zu, oder waren doch ihrer weiteren Ausbreitung nicht 
besonders förderlich. Sie treten hier nur sporadisch auf, sich meist, wenn 
auch nicht ausschliesslich, im Bereich der menschlichen Kultur, vorzüglich 
in Gärtnereien, aufhaltend. Erst in den gemässigten Gebieten der Süd- 
hemisphaere treten sie, die Tropen überspringend, wieder als Eroberer auf, 
die die schwächeren Eingeborenen widerstandslos verdrängen. Es läuft 
wohl keine Oligochaeten-Sendung aus Chile, aus den La Plata-Staaten, von 
Kapstadt und den anderen Hafenstädten des Kaplandes, sowie von den 
grösseren Handelsplätzen Australiens und Neuseelands ein, die, wenn 
nicht ausschliesslich, doch zum Theil aus diesen ursprünglich europäischen 
Kolonisten besteht (Karte I r. u.). 

Die tropischen Verschleppungsformen andererseits bürgern sich 
fast ausschliesslich in neuen tropischen oder subtropischen Gebieten ein. Nur 
unter besonders günstigen, Tropen-artigen Verhältnissen finden wir-sie auch 
in gemässigten Zonen eingebürgert, so z.B. Dichogaster Bolawi (Micuusx.) 
in der heissen Lohe (der sogenannten brennenden Lohe) einer Gerberei in 
Bergedorf bei Hamburg und "Verschiedene Pheretima-Arten in Gärtnereien 
bei Nizza, sowie in Warmhäusern mittel- und west-europäischer Städte. Diese 
lokal aufs Engste beschränkten Verschleppungsvorkommnisse können aber 
für die allgemeinen Verschleppungsgebiete der betreffenden Formen nicht in 
Betracht kommen. Diese erstrecken sich vorwiegend in zonaler Richtung 
meist um die ganze Erde herum. Die Pheretima-Formen, von dem indo- 
malayischen Gebiet ausgehend, besiedelten zunächst, wohl schon in prae- 
historischen Zeiten, die ozeanischen Inseln des Pazifischen Meeres; sie 
wurden ferner sporadisch in den australischen Kontinent eingeführt, sowie 
nach den Theilen Süd- und Südost-Asiens, die nicht zu ihrem eigentlichen 
Gebiet mehr gehören. Sie wurden weiter nach den grösseren und kleineren 
Inseln des Indischen und des Atlantischen Ozeans verschleppt und schliess- 
lich über die ganzen wärmeren Partien Amerikas, von Florida und Kalifornien 
bis Zentral-Chile und Süd-Brasilien (Karte I 1. o.). Die dritte und letzte der 
hauptsächlichsten Verschleppungsgruppen, der Gattung Dichogaster angehörig, 
ging vom tropischen Afrika mit Anschluss des zentralamerikanisch-westindischen 
Gebietes aus. Diese verschleppten Dichogaster-Arten finden sich ausserhalb 
ihres eigentlichen Gebietes zerstreut über Vorderindien und den ganzen 
Malayischen Archipel sowie die Südsee-Inseln, auf Madagaskar und auf 
dem amerikanischen Festlande, etwa von San Francisco in Kalifornien bis 
nach dem nördlichen Argentinien und Paraguay. Aehnliche Verschleppungs- 
wege zeigen auch die einzelnen vielfach verschleppten Formen aus den 
anderen tropischen Regenwurm-Gruppen, der westafrikanische Zudrilus 
Eugeniae (Kıse.) (Karte ll.u.) und der tropisch-südamerikanische Pontoscolex 
corethrurus (Fr. Mürr.) (Karte I r. o.). 

Als Beispiel von südlicheren Verschleppungs-Formen sind vielleicht 
zwei Arten der Gattung Microscolex anzuführen, M. phosphoreus (Ant. Ducks) 
und M. dubrus (FLETCHER), vorkommend in Neuseeland, Süd-Australien (bis 
Sidney nordwärts),. Kapland, Argentinien, Uruguay, Paraguay und Zentral- 
Chile, sowie andererseits in Süd-Europa und Algier, auf Madeira und den 
Kanarischen Inseln, in Florida, Nord-Karolina und Kalifornien. 

In der soeben dargebotenen gedrängten Uebersicht über die Ziele der 
Verschleppung ist eines auffallend, nämlich die Verschiedenheit der sich 
gegenüberstehenden Gebiete in der Fähigkeit, die eingeschleppten 
Formen zurückzuweisen. Es ist einleuchtend, dass zuvor herrenlose 


Verschleppung durch d. Menschen. 93 


Gebiete, die in praekulturellen Zeiten einer Regenwurm-Fauna entbehrenden 
weit isolierten ozeanischen Inseln und andere Gebiete ohne endemische 
Terricolen, am intensivsten von den Kinschleppungs- -Formen überschwemmt 
wurden; es ist ferner einleuchtend, dass das in gemässigten Zonen ohne 
bedeutende Konkurrenz dastehende Herren-Volk der Lumbrieiden in seinem 
eigentlichen Gebiet, dem gemässigten Eurasien und dem östlichen Nord- 
amerika, keine bedeutende Ansiedelung eingeschleppter Formen aufkommen 
liess (wohl nur die beiden Mieroscolexr-Arten M. dubius und M. phosphoreus 
und in den südlicheren Grenzgebieten einige Pheretima-Arten), während es 
andererseits in alle anderen gemässigten Gebiete der Nord- und Südhemi- 
sphaere eingeschleppt wurde; nicht so leicht erklärlich aber ist der Gegensatz 
zwischen den drei tropischen Kontinentalgebieten. Das tropische Südamerika 
ist von Einschleppungs-Formen nicht nur in den Küsten-Distrikten, sondern 
bis in das tiefe Innere durchsetzt (Pheretima-Arten in Brasilien bis Manaos 
am Amazonas vorgedrungen). Australien hat sich im Inneren anscheinend 
noch frei gehalten von derartigen Eindringlingen, die seine Küsten-Distrikte 
schon stark besiedelt haben. (Das nicht ganz 300 km landeinwärts gelegene 
Waega Wagga am Murraybridge-River ist, so weit zu meiner Kenntniss 
sekommen, der am weitesten von der Küste entfernt gelegene Fundort einer 
in Australien eingeschleppten Regenwurm-Art, des Lumbrieiden Helodrılus 
caliginosus (Sav.)). Dem gegenüber steht das tropische Afrika. Die Wege 
der tropischen Verschleppungs-Formen umgehen Afrika oder streifen es an 
seinen äussersten, der gemässigten Zone angehörenden Theilen. Die dem 
afrikanischen Kontinent vorgelagerten Inselgruppen, sowohl die der atlantischen 
wie die der indischen Seite, zeigen noch zahlreiche Einschleppungs-Fälle; 
selbst von den kleinen, dem Kontinent sehr nahe liegenden Inseln Sansibar 
und J. do Principe sind solche Fälle bekannt (Megascolex mauritis (Kıne.) 
und Perionyxr sansibaricus MıcHtsn. auf ersterer, Octolasium complanatum 
(Ant. Duczs) auf letzterer). Nur der Kontinent selbst hat sich in der 
tropischen Zone zwischen den beiden Wendekreisen fast ganz frei gehalten; 
von diesem Gebiet ist nur ein einziger Fall von Einschleppung gemeldet worden 
(Pheretima rodericensis (GRUBE) von Lagos in Ober-Guinea). Worauf beruht 
dieser Unterschied zwischen den verschiedenen tropischen Kontinentalmassen, 
besonders zwischen der afrikanischen und der südamerikanischen, die 
sich doch im allgemeinen Umriss und in der Lage so sehr ähneln? Wie 
kommt es, dass z. B. die verbreitungskräftigen Pheretima-Formen in den 
südamerikanischen Kontinent bis weit ins Innere vorgedrungen sind, während 
sie auf dem afrikanischen kaum im Randgebiet Fuss fassen konnten? An 
Gelegenheit zum Herangeschlepptwerden fehlte es ihnen sicherlich nicht; sind 
doch die Handelsbeziehungen, wenigstens die indirekten, zwischen dem 
Malayischen Archipel und Sansibar Jahrtausende alt, während andererseits 
der südamerikanische Kontinent diesen Malayischen Formen doch erst seit 
einigen Jahrhunderten zugänglich ist. Zweifellos spielen bei der Einschleppung 
die Kulturverhältnisse eine Hauptrolle. Die Durchdringung der tropischen 
Kontinentalmassen durch Einschleppungs-Formen scheintziemlich 
genau in Proportion zu der Durchdringung von Seiten der 
modernen Kulturvölker zu stehen. Der den europäischen Kultur- 
völkern zunächst gelegene und am längsten bekannte tropische Kontinent, 
Mittel-Afrika, ist ihnen am spätesten, erst vor wenigen Decennien, eigentlich 
erschlossen worden; Südamerika, von ihnen am spätesten entdeckt, ist 
schon seit Jahrhunderten bis ins tiefe Innere hinein von Europäern 
besiedelt. 


+ 


24 Verschleppung durch d. Menschen. 


Die Feststellung des vorigen Abschnittes steht zu dem Satz, mit dem 
ich das Verschleppungs-Kapitel einleitete, dem Satz, dass die Verschleppung 
seit praehistorischen Zeiten wirksam ist, keineswegs in Widerspruch. Es muss 
nur unterschieden werden zwischen dem antiken und dem modernen Verkehr 
in Hinsicht auf Wirkungsweise und Resultate der Verschleppung. Der antike 
Verkehr brachte die Verschleppungs-Formen wohl ab und zu von Küste zu Küste, 
von Insel zu Insel, aber er infizirte immer nur die Küsten-Distrikte mit 
Einschleppungs-Formen; überland sind wohl durch den antiken Verkehr keine 
Regenwürmer verschleppt worden. Der moderne Verkehr dagegen wirkt 
nicht nur sehr viel intensiver, sondern trägt auch im Anschluss an den 
umfangreichen Plantagen- und Ackerbau-Betrieb mit den Objekten dieser 
Betriebe die daran haftenden Regenwürmer weit überland. 


Wir haben noch die Besiedelung durch eingeschleppte Regenwürmer, 
die Art und Weise, wie diese sich in den neuen Gebieten heimisch machen 
und weiter ausbreiten, zu besprechen. Die erfolgreiche Einschleppung wird 
zunächst zur Bildung einer kleinen, lokal sehr beschränkten Kolonie 
führen. Sind die Lebensverhältnisse in der neuen Heimath den Eingeschleppten 
günstig, sagt ihnen Klima und sonstiger Charakter der betreffenden Oertlich- 
keit zu, und sind sie der Konkurrenz von Seiten der endemischen Regen- 
würmer gewachsen, so wird sich die Kolonie vergrössern und selbstthätig 
ausbreiten. Da die gärtnerische und landwirthschaftliche Ummodelung des 
Bodens in den verschiedensten Gebieten der Erde gleiche Oertlichkeiten 
(Garten- und Ackerland) erzeugt, wie sie den verschleppten Regenwürmern 


in ihrer alten Heimath zu Gebote standen — es werden ja in erster Linie 
Garten- und Ackerregenwürmer verschleppt — so wird die erste Bedingung 


für die gedeihliche Entwicklung einer Kolonie von Eingeschleppten vielfach 
erfüllt sein. So günstig die gärtnerische und landwirthsehaftliche Bodenkultur 
für die eingeschleppten Regenwürmer ist, so ungünstig ist sie wenigstens in 
den meisten Fällen für die endemischen Regenwürmer eines bisher unkultivirten 
Landes. Die Bodenkultur beeinflusst sicher in den meisten Fällen 
den Kampf der eingeschleppten gegen die endemischen Regen- 
würmer zu Ungunsten dieser letzteren. Die Folge ist leicht ersichtlich 
und kann durch zahlreiche Beispiele demonstrirt werden: die Folge ist eine 
Verdrängung der endemischen Regenwürmer durch eingeschleppte 
und, bei genügend langer Dauer des Kampfes, eine vollständige Aus- 
rottung der ersteren. In vielen chilenischen Städten habe ich diese Ver- 
hältnisse durch eigene Anschauung studiren können’). In der Hauptstadt 
Santiago konnte ich z. B. trotz eifrigen Suchens an verschiedenen Stellen der 
„Quinta normal“ und des durch Anlagen geschmückten Hügels „Santa Lucia“ 
nicht einen einzigen endemischen Regenwurm finden. Tausende von ein- 
geschleppten Lumbrieiden gingen hier durch meine Hände und, ein geringer 
Ansporn für den allmählich erschlaffenden Sammeleifer, ein einziges Exemplar 
der Pheretima hawayana (Rosa), ein Wurm, der zwar auch zu den ein- 
geschleppten gehört, mir aber als Tropenform nicht ganz so uninteressant 
war wie jene Lumbriciden, die ich ebenso gut in den Hamburger Wall-Anlagen 
hätte sammeln können. Von den typischen chilenischen Gattungen Chilota, 
Yagansıa und Notiodrilus schien in Santiago keine Spur mehr auffindbar. 
Fast ebenso lagen die Verhältnisse in Valparaiso; doch glückte es mir hier, 
in einem winzigen Eucalyptushain ein oasenartiges Vorkommen der endemischen 
Yagansıa grisea (Bepn».) zu entdecken und in einem Garten zwei nicht 


ı) W. MicuhaerLsen: Regenwürmer; in: Deutsch-Ost-Afrika, Bd. IV, 1895, p. 39. 


en 


m 


Verschleppung durch d. Menschen. 


N 


5 


näher bestimmbare, ebenfalls endemische Kerria-Exemplare zu finden. 
Günstiger gestaltete sich das Sammeln chilenischer Regenwürmer in den 
kleineren Küstenstädten, Talcahuano, Coronel und Lota. aber auch in diesen 
waren die eingeschleppten Lumbrieiden noch entschieden vorwiegend. In 
dem kleinen Corral, dem vom Urwald eng umfassten Seehafen Valdivias, in 
den kleinen Städten und Ansiedelungen des Inneren, San ‚Jose de Mariquina, 
Putabla etc. schlug das Verhältniss zu Gunsten der endemischen Formen um. 
Die gleichen Verhältnisse stellten SPEncER (als Erster?) für Australien ’) und 
Eisen für Kalifornien?) fest. Diese Erfahrungen lassen sich zu folgendem 
Satz formuliren: In einem Gebiet des Kampfes zwischen stärkeren 
eingeschleppten und schwächeren, unterliegenden endemischen 
Regenwürmern entspricht das Häufigkeitsverhältniss zwischen den 
ersteren und den letzteren annähernd der Bedeutung des be- 
treffenden Platzesin kommerziell-landwirthschaftlicher Beziehung. 

Die eingeschleppten Formen beschränken sich aber nicht 
auf eine Besiedelung des Einschleppungsplatzes. Mit Hülfe des 
Menschen oder selbstthätig breiten sie sich weiter aus über die 
nähere und fernere Umgegend. Häufig findet man solche Einschleppungs- 
Formen in Oertlichkeiten, die sicherlich niemals mit der ursprünglichen 
Heimath jenes Regenwurmes in direkter Verbindung gestanden haben. So 
fand ich z. B. den eurasisch-nordamerikanischen Lumbrieiden Helodrilus 
rubidus (Sav.) var. subrubieunda (Eısex) bei der nur aus wenigen Häusern 
bestehenden argentinischen Station Uschuaia an der weltentlegenen Süd- 
küste Feuerlands. Es wird niemand annehmen wollen, dass er direkt von 
seiner Urheimath hierher verschleppt worden sei. Er ist zweifellos irgendwie 
von der nahe gelegenen englischen Missionsstation hierher gerathen; nach 
der Missionstation aber gelangte er wahrscheinlich mit den nachweislich 
von den Falkland-Inseln importirten Rindern. Auf den Falkland-Inseln ist 
diese Form nämlich sehr häufig. Sie ist hierher vielleicht direkt von der 
Urheimath, vielleicht aber auch über noch weitere Zwischenstationen. ein- 
geschleppt. Nur in den seltensten Fällen wird sich eine derartige Kette 
von näheren Beziehungen verfolgen lassen. Es muss deshalb dringend 
davor gewarnt werden, dass solche Vorkommnisse wegen Mangels 
eines sicheren Verschleppungs-Nachweises als endemisch in An- 
spruch genommen werden. So kann ich Ersex nicht zustimmen, wenn 
er seine Benhamia palmicola für eine in Kalifornien endemische Art hält, 
weil er sie bei Miraflores, einer Oertlichkeit fand, .to which plants of any 
kind have rarely if ever been introduced direetly from foreign eountries“*.”) 
Miraflores liegt nach Eısexn „some 40 miles“, also ca. 60 Kilometer, nördlich 
von der Hafenstadt San Jose del Cabo; das ist eine Entfernung, die ein 
Vaquero bequem in einem Tage, ein Carretero mit einer ganzen Fuhre 
Pflanzen — der. Name Miraflores deutet ja auf einen intensiven gärtnerischen 
Betrieb — in zwei Tagen absolvirt. Es bedarf nicht der Jahrhunderte, die 
uns für die Verschleppungsannahme zur Verfügung stehen, um eine Gelegenheit 
zur Verschleppung jenes kleinen Regenwurmes nach der Hafenstadt San Jose 
del Cabo und von hier aus nach Miraflores erklärlich erscheinen zu lassen. 


!) Briefliche Mittheilung, erwähnt in F. E. Bepparp: A Monograph of the Order 
of Oligochaeta, Oxford 1895, p. 150. 

2) G. Eisen: Researches in American Oligochaeta, with Especial Reference to those 
of the Paeifie Coast and Adjacent Islands, in: Proc. Calif. Acad., 3. Ser. Vol. II, p. 249. 

3) Eisen: Paeific Coast Oligochaeta II; in Mem. Calif. Acad., Vol. II p. 124. 


26 Verschleppung durch d. Menschen. 


Man könnte es eher verwunderlich finden, dass die Verschleppung kombinirt 
mit weiterer selbstthätiger Ausbreitung im Laufe der Jahrhunderte und — 
für gewisse Gebiete der alten Welt — der Jahrtausende nieht schon grössere 
Erfolge aufzuweisen hat, dass es überhaupt noch grosse Gebiete giebt, die 
sich ganz frei von jeglicher Einsehleppung gehalten haben. Bis jetzt giebt 
es keinen wirklichen Kosmopoliten unter den Regenwürmern und nur wenige 
Formen, die über eine ganze Zone verbreitet worden sind. 

Werfen wir zum Schluss einen Blick in die Zukunft, so stellt sich uns 
ein ziemlich trübes Bild dar. Es ist zweifellos, dass die Verschleppung 
durch den Menschen mit der Kultur immer mehr zunehmen und 
immer weitere Gebiete und Formen in ihren Bereich ziehen wird. 
Zumal die jetzt noch ziemlich jungen und seltenen botanischen Versuchs- 
stationen in tropischen Gebieten werden mit zunehmender Zahl und zu- 
nehmender Wirksamkeit einen ganz hervorragenden Einfluss auf die Verbreitung 
gewisser kulturliebender Formen gewinnen. Hat nicht das zur Zeit grösste 
derartige Institut, der botanische Garten von Buitenzorg, schon jetzt erkennbaren 
Einfluss auf die Regenwurm-Fauna seines Gebietes gehabt? Ist nicht das 
Vorkommen der kleinen Dichogaster-Arten auf verschiedenen Sunda-Inseln 
diesem Institut auf's Konto zu setzen? Bis jetzt sind derartige botanische 
Versuchsstationen wohl mehr empfangend; sie vereinen in ihrem. Bezirk die 
Floren verschiedener (Gebiete und damit auch die diesen Floren anhaftenden 
Verschleppungs-Formen. Es ist aber anzunehmen, dass sie sich in Zukunft 
noch mehr in den Dienst der Landwirthschaft stellen, auch austheilend bethätigen 
und durch Versendung von Pflanzen die in ihrem Bezirk zusammengebrachte 
Verschleppungs-Fauna wieder weiter verbreiten werden. Derartige Institute 
sind meiner Ansicht nach als die Pionire zu betrachten, die die Verschleppungs- 
Formen zuerst auch in Gebiete einführen, die sich bis jetzt noch freigehalten 
haben. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, dass auch das jetzt noch jung- 
fräuliche Zentralafrika sich der landwirthschaftlichen Kultur erschliessen und 
wie Südamerika von Verschleppungs-Formen durchdrungen werden wird; 
damit wäre auch im Bereich der Tropen der Verschleppungskreis geschlossen. 

Aber nicht nur durch Einbeziehung weiterer Gebiete und Formen, auch 
durch Zunahme der Intensität wird die Verschleppungs-Fauna der Zukunft 
sich auszeichnen. Die Kulturfreunde werden sich mehr und mehr breit 
machen, die kulturfremden endemischen Formen werden mehr und mehr 
zurückgedrängt, zum Theil ganz ausgerottet werden. Der Oligochaetologe 
der Zukunft wird noch mehr als schon der der Jetztzeit entlegenere und 
kulturfremdere Oertlichkeiten als Sammelgebiet wählen müssen. 

Das Resultat mag eine zonale Verbreitung verhältnissmässig 
weniger Arten sein, gewisser Lumbriciden in den kalten und gemässigten 
(Gebieten der Nord- und Südhemisphaere, gewisser Pheretima- und Dicho- 
gaster-Arten, sowie einiger Arten anderer Gruppen (Kudrilus Eugeniae 
(Kınz.) und Pontoscolex corethrurus (Fr. Mürr.)) in den tropischen und 
subtropischen Gebieten, daneben eine an Zahl stark reduzirte Fauna endemischer 
Formen mit geringerer Verbreitungsweite. (Ich bin nicht pessimistisch genug 
um anzunehmen, dass es je, und sei es nach Jahrtausenden, zu einer voll- 
ständigen Ausrottung der kulturfremden Formen kommen wird.) Jedenfalls 
werden viele Formen überall dort auftreten, wo sie nach Maassgabe der 
klimatischen Verhältnisse leben können, und das Bild der praekulturellen 
Verbreitung, in dem die Konfiguration der Festländer und Meere in früheren 
geologischen Perioden eine so grosse Rolle spielt, wird mehr und mehr 
verschleiert werden. 


Kritik der Fundortsangaben. 97 


Kritik der Fundortsangaben. 


Es ist dem Zoogeographen schmerzlich, wenn ihm, etwa aus alten 
Sammlungsvorräthen, ein interessantes Objekt in die Hände fällt, dem jegliche 
Fundortsangabe fehlt. Unvergleichlich viel peinlicher aber ist es ihm, wenn 
er erfahren muss, dass er sich durch eine falsche Fundortsangabe hat 
täuschen lassen. 

Im Jahre 1891 erhielt ich von einem Händler, der mit dem Museum 
GoDEFFROY zu Hamburg in Verbindung stand, einen Wurm, der sich als 
eine Varietät des australischen Fletcherodrilus unicus (Punren.) erwies. 
Der betreffende Händler gab mir die feste Versicherung, dass der Wurm von 
den Pelew-Inseln stamme:; ich bezeichnete ihn deshalb als „var. pelewensis“!). 
In einer späteren Erörterung über die Beziehungen der Terricolenfaunen 
Australiens und des nördlich davon gelegenen Inselgebietes ?) liess sich diese 
Form nicht in den Rahmen der Fletcher odrilus-Verbreitung einfügen. Ich 
gab in Folge dessen der Vermuthung Ausdruck, dass sie von dem australischen 
Kontinent nach den Pelew-(Palau-)Inseln verschleppt sein möge, falls jene 
Fundortsangabe nicht gar auf einem Irrthum beruhe. Bald darauf fand ich 
unter alten Vorräthen des Museum GoDEFFROY genau die gleiche Varietät 
des F. unieus mit der Original-Fundortsangabe: „Nordaustralien, Kap York“. 
Diese Entdeckung machte die Vermuthung von der Falschheit der Fundorts- 
angabe „Pelew- Inseln“ fast zur Gewissheit, und der betreffende Händler, 
darob zur Rede gestellt, musste zugeben, dass jenes Original der var. pelewensis 
wohl nur ein Dublett der Kollektion von Kap York sei. Das Endresultat 
war bei der Zusammenstellung der Fundorte des F\ unicus var. fasciatus 
(Freren.) (mit der ich die var. pelewensis vereinte)”) die Anfügung der 
Notiz: „MicHAELSEN’s Angabe (1891): Pelew-Inseln, ist irrthümlich!* Es 
muss als glücklicher Zufall bezeichnet werden, dass sich hier die Unrichtigkeit 
der Fundortsangabe aufdecken liess. Manche ähnliche Unrichtigkeit mag 
unerkannt in unsere Verbreitungs-Listen übergegangen sein. Jedenfalls 
haftet einer von einem Händler übermittelten Fundorts angabe ein 
gewisser Verdacht an. Der Händler, der wohl nur in seltenen Fällen eine 
wissenschaftliche Vorbildung genossen hat, ist sich meist der Tragweite einer 
falschen Angabe über die Herkunft der Objekte nicht bewusst; sehr wohl aber 
weiss er, dass seine Objekte durch eine präzise Fundortsangabe im Preise 
steigen und so ist er um eine Angabe nicht verlegen. Ich meinerseits habe es 
noch nicht erlebt, dass ein Händler an Stelle des Fundorts ein Fragezeichen setzte. 

Die Fälle, dass ein Oligochaetologe von Händlern Material erhält, sind 
jedoch ziemlich selten. Oligochaeten sind —- soll ich sagen „leider“ oder 
„glücklicherweise? — keine Marktwaare. Viel häufiger fliessen im Falle 
der Oligochaeten die Irrthümer aus einer anderen (Que ılle: Das sind die 
Ursprungsatteste, die den mit Pflanzen aus exotischen Gebieten eingeführten 
Öligochaeten von Seiten der betreffenden gärtnerischen Institute beigegeben 
werden. Diese Irrthümer sind um so gefährlicher, als hier das Moment 


leichtfertiger Angabe — es handelt sich meist um. wissenschaftlich geleitete 
Institute — nicht in Frage kommt, und deshalb den Angaben leicht ein 
oO oO 


grösseres Vertrauen entgegengebracht wird, als gerechtfertigt ist. Selbst bei 


») W. MicHAaetsen: Oligochaeten des naturhistorischen Museums in Hamburg IV; 
in: Mt. Mus. Hamburg VIII, p. 330. 

?2) W. MicHAeLsen: Weiterer Beitrag zur Systematik der Regenwürmer; in Verh. 
Ver. Hamburg, IILF. v.4 p. 12. 

3) W. MicHaetsen: Oligochaeta; in: Das Tierreich, Lief. 10 p. 179. 


28 Kritik der Fundortsangaben. 


grosser Vorsicht können hier Irrthümer unterlaufen. Gleich bei Ankunft der 
Pflanzen füllt der sorgsame Gärtner vielleicht etwas Erde auf, um einem 
etwaigen Mangel abzuhelfen und die Wurzeln der ausgepackten Pflanzen 
vor dem Vertroeknen zu bewahren, oder er setzt sie zu gleichem Zweck in 
andere, passendere Töpfe. War die nachgefüllte Erde ganz frei von Regen- 
würmern? War der neue Blumentopf ganz rein? Aber selbst wenn diese 
(Quelle der Irrthümer ausgeschlossen ist, kann eine Infizirung der eingeführten 
Pflanzenballen mit fremden Regenwürmern statthaben. Viele Regenwürmer 
verlassen bekanntlich nachts ihre Schlupfwinkel und kriechen umher. Nun 
stehen in einem (ewächshaus Pflanzen von den verschiedensten Erdgebieten 
nebeneinander. Der Regenwurm hat nicht weit zu kriechen, um von einem 
afrikanischen Topf zu einem australischen oder amerikanischen zu gelangen. 
Wenn am nächsten Morgen der Oligochaetologe in der Gärtnerei vorspricht, um 
die angekündigten Pflanzenbündel auf Regenwürmer zu untersuchen, so deutet 
nichts auf diese nächtlichen Wanderungen hin, und er vermeint im afrikanischen 
Pflanzenbündel auch afrikanische Regenwürmer zu finden. Zwei Beispiele mögen 
zeigen, dass es sich bei dieser Auseinandersetzung nicht um leere Vermuthung 
handelt, sondern dass derartige Irrthümer thatsächlich vorgekommen sind. Der 
amerikanische Oligochaetologe G. Eıszx erhielt aus einer Station in San Francisco 
eine Anzahl von Oligochaeten, die mit Pflanzen eingeführt sein sollten '). Es waren: 


1. Oenerodrilus occidentalis Eisen var. nov. sinensis, angeblich von China 

2. Oenerodrilus mezicanus Eisen var nov. hawaiiensis a „ Honolulu 

3. Mieroscolew Horsti n. sp. e „ Honolulu 

4. Benhamia Bolavi MicHAELSEN var. nov. pacifica N „ Honolulu 

5. Benhamia papillata Eısen var. nov. hawaüensis 3 .„ „Honolu'e 
und Samoa 

6. Dichogaster Urawi n. sp. x „ Honolulu. 


In China ist bisher keine Art der Gattung Ocnerodrilus, in dem gut 
durchforschten Hawaiischen Archipel bisher keine Art der Gattungen Ocnero- 
drilus, Mieroscolex und Dichogaster (benhamia — Dichogaster EısEx) 
aufgefunden worden. Alle diese Gattungen sind dagegen in Kalifornien 
weit verbreitet und durch viele Arten vertreten. Dazu kommt, dass die 
typischen Formen der neuen Varietäten sämmtlich in Kalifornien oder 
Mexiko vorkommen. Von diesen typischen Formen sind die angeblich nicht- 
amerikanischen Varietäten kaum oder garnicht zu unterscheiden. Die var. 
sinensis des kalifornischen Ocnerodrilus oceidentalis ist als besondere 
Varietät überhaupt nur aufgestellt, weil sie aus China stammen soll („The 
variations from the type which characterize this variety are slight, but as 
the specimens come from China it seems best to describe them as a distinct 
variety“ — l.c. p. 115). In Samoa ist die Gattung Dichogaster (Benhamia 
Eisen) bereits früher aufgefunden worden. Die Form aber, die nach Eıszx von 
Samoa ausgeführt sein soll, ist identisch mit einer Form, die zugleich aus 
Honolulu herüber gekommen sein soll und die sich von der typischen, in Mexiko 
vorkommenden Form kaum unterscheidet. Istin dem hier erörterten Falle über- 
haupt noch von einem Verdacht zu reden? Meiner Ansicht nach kann man als 
feststehend annehmen, dass diese sämmtlichen angeblich importirten Oligo- 
chaeten erst in der Station des Herın ALEXANDER Uraw zu San Franeisco in 
die betreffenden Pflanzenbündel oder Blumentöpfe von China, Honolulu und 
Samoa hineingekrochen sind. — Ein anderes Beispiel mag darthun, dass selbst 


!) G. Eısen: Researches in American Oligochaeta, with Especial Reference to 
those of the Pacifie Coast and Adjacent Islands; in: Pr. Calif. Ac., (3)II p. 83ff. 


Kritik der Fundortsangaben. 29 


ein wissenschaftlich geleitetes Institut wie die „Royal gardens at Kiew“ keine 
Gewähr für die Richtigkeit solcher Fundortsangaben bietet. In einer Abhandlung 
über einige neue Regenwürmer beschreibt BEDDARD! ) unter anderem 6 Arten, 
deren Originale er von den Kiew gardens erhielt. Es waren: 


1. Benhamia erassa n. sp., angeblich von Lagos 
29. Microdrilus saltens n. sp. 5 „ Singapore, Java u. Penang 
3. Moniligaster bahamensis n. sp. . „ den Bahamas 
4. Eudriloides durbanensis n. sp. x „ Durban 
4 Trichochaeta barbadensis n. sp. E „ Barbadoes 
6. Ilyogenia africana n. sp. 5 „. Durbän. 


An dem 1. und 5. Fall ist nichts auszusetzen. Dichogaster (bBenhamia 
BEDDARD) erassa kann sehr wohl aus Westafrika, Hesperoscoler (Tricho- 
chaeta BEepvarn) barbadensis sehr wohl von Barbadoes stammen. Bei dem 
2. Fall ist es lediglich verwunderlich, dass die betreffende Art gleichzeitig 
von drei verschiedenen, ziemlich weit von einander entfernt liegenden Fund- 
orten einläuft. Dichogaster (Microdrilus BEDDARD) saliens gehört nicht zu 
den häufigen, weit verbreiteten Formen, die vielfach in Pflanzensendungen 
mitgeführt werden. Sie ist 1892 zum ersten Mal erwähnt, und, soweit zu 
unserer Kenntniss gekommen, seither niemals wieder aufgefunden worden. 
Da andere Dichogaster-Arten in dem weiteren Gebiet der drei angeblichen 
Fundorte mehrfach angetroffen wurden, so würde, falls lediglich einer der 
drei Fundorte angegeben wäre, überhaupt kein Verdacht aufgekommen sein. 
D. saliens könnte von jedem der drei Fundorte stammen. Der 3. Fall, 
Drawida (Moniligaster Bepvarp) bahamensis von den Bahamas, enthält 
meiner Ansicht nach eine Unmöglichkeit. Die Familie der Moniligastriden ist, 
soweit wir wissen, auf Vorder- und Hinterindien, Ceylon, die Sunda-Inseln, 
die Philippinen und Japan beschränkt. Ein Moniligastride kann ebenso 
wenig wie etwa ein Schnabelthier als auf den Bahamas endemisch angesehen 
werden. Sie könnte allerdings durch den gärtnerischen Verkehr dort ein- 
geführt sein — durch diese Annahme suchte ich in der Zusammenstellung 
der Fundorte (Oligochaeta, Thierreich Lief. 10 p. 114, 118) die sonderbare 
Fundortsangabe zu erklären —; aber auch diese Anschauung ist nicht befriedigend. 
Es kommt ja vielfach eine weite Verschleppung von Regenwürmern vor; 
aber ein Moniligastride war. von dem vorliegenden Fall abgesehen, nie dabei 
betheiligt. Der 4. Fall, Eudriloides durbanensis von Durban, ist nicht wohl 
anfechtbar. Wenngleich der Fundort ausserhalb des bis dahin bekannten 
Gebietes der Eudrilinen liegt, so schliesst er sich doch ziemlich eng an das- 
selbe an. Die Eudrilinen sind tropisch-afrikanisch; die Gattung Kudriloides 
speziell ist ostafrikanisch. Das Gebiet der Eudrilinen und mit ihm das der 
Gattung Eudriloides erstreckte sich nach unserer sonstigen Kenntniss bis 
Mosambique (Quilimane) nach Süden. Die Fundortsangabe Durban würde 
die südliche Grenze in ziemlich beträchtlicher, aber nicht unwahrscheinlicher 
Weise ausweiten. Der 6. Fall, Oenerodrilus (Ilyogenia BEDDARD) africanus 
von Durban, ist schliesslich wieder höchst unwahrscheinlich. Die Gattung 
Oenerodrilus ist neuweltlich, in vielen Arten sowohl im wärmeren Süd- 
amerika wie im wärmeren Nordamerika angetroffen worden. Der in Rede 
stehende ©. afrieanus ist überdies dem mexikanischen ©. tepicensis EısEn 
besonders nahe verwandt, so nahe, dass beide Arten thatsächlich nur durch 
eine geringfügige Verschiedenheit in der Erstreckung des Gürtels aus einander 


1), F. E. Bepparn: On some new Speeies of Earthworms from Various Parts of 
the World; in: Pr. Zool. Soc. London, 1892 p. 666 ff. 


30 Kritik der Fundortsangaben. 


gehalten werden können. Ziehen wir die Schlussfolgerung aus der Betrachtung 
dieser Einzelfälle: Wenn jeder einzelne der beanstandeten Fälle allein für sich 
zur Noth noch erklärt werden kann — mit der Verschleppungshypothese lässt sich 
schliesslich jeder einzelne Fall, der nicht in den Rahmen der Verbreitung hinein- 
passt, ausdeuten — so spricht doch die Häufung der Unwahrscheinlichkeiten — 
3 von 6 Fällen — dafür, dass hier ein verwirrendes Moment hinzugekommen 
sein muss, und das ist meiner Ansicht nach zweifellos die oben geschilderte 
unkontrollirbare Infizirung der Pflanzen durch fremde Regenwürmer. (Durch die 
Bezeichnung dieser Infizirung als unkontrollirbar möchte ich zugleich andeuten, 
dass ich den betreffenden Instituten, denen wir Oligochaetologen die Kenntniss 
so mancher Art verdanken, nicht etwa irgend einen Vorwurf machen will.) 

Was ergiebt sich aus den obigen Erörterungen für den Zoogeographen? 
Es ist selbstverständlich, dass er für die Feststellung der Verbreitung die 
direkt beanstandeten Fundortsangaben unberücksichtigt lässt. Nun aber finden 
sich daneben auch Angaben, die nicht zu beanstanden sind. Diese letzteren 
beziehen sich entweder auf Fundorte, die mitten in dem bereits anderweitig 
bekannt gewordenen Gebiet der betreffenden Gattung liegen (z. B. in der 
Liste der Kew gardens-Oligochaeten Nr. 1), oder sie bedeuten eine Erweiterung 
dieses Gebietes (z. B. Nr. 4 jener Liste). Jene sind für unsere Zwecke 
belanglos — sie bringen nichts Neues —, diese würden eine sehr willkommene 
Erweiterung unserer Kenntniss bilden, wenn wir uns auf sie verlassen könnten. 


Hier aber liest der bedenkliche Punkt. Wenn von 6 Fällen — um bei 
dem letzten Beispiel zu bleiben — 3 beanstandet werden müssen, soll ich 


dann auf den vierten eine bedeutungsvolle Erweiterung des Gebietes bauen? 
Kann nicht auch diese Fundortsangabe irrthümlich sein? Kann nicht das 
Pflanzenbündel von Durban, in dem sich der betreffende Wurm, Eudriloides 
durbanensis, fand, vielleicht schon an Bord des Transportschiffes, vielleicht 
in den Kew gardens, mit Pflanzen von Sansibar in Berührung gekommen 
sein? Eine Sicherheit über das endemische Vorkommen der Gattung Kudri- 
loides in Natal würden wir erst erhalten, wenn weitere Funde eine Bestätigung 
jener Angabe brächten, und dann brauchten wir wohl kaum noch jene erste 
fragliche Angabe zur Feststellung des Gebietes. Wenn eine gewisse Sicherheit 
in der Feststellung des Vorkommens erstrebt werden soll — und das ist 
unerlässlich, denn auf unsicherem Thatsachen - Material können wir nicht 
weiter bauen —, so bleibt uns also von all jenen Fundortsangaben, die uns 
von den Kew gardens übermittelt sind, nicht ein einziger zur Verwerthung 
bei geographischen Problemen übrig. Gehen wir von den erörterten speziellen 
Fällen wieder zum Allgemeinen über, so stellt sich die Schlussfolgerung aus. 
den obigen Erörterungen als folgende Regel dar: 

„Als unsicher sind zu bezeichnen alle Fundortsangaben, die 
„von Naturalienhändlern übermittelt sind, und solche, die in 
„Gärtnereien festgestellt wurden nach der Herkunft importirter 
„Pflanzen, an denen sich die betreffenden Thiere fanden.“ 

In den unten zusammengestellten Listen sind diese unsicheren Fundorts- 
angaben durch Notizen gekennzeichnet. Bei unseren Feststellungen der Ver- 
breitung der Arten, Gattungen, Unterfamilien ete., und hauptsächlich auch 
bei den Schlussfolgerungen, die wir aus diesen Feststellungen ziehen, sollen 
diese verdächtigten Angaben unberücksichtigt bleiben. Wir verlieren durch 
dieses scharfe Vorgehen allerdings einen nicht ganz unbeträchtlichen Theil 
des vorliegenden Thatsachen-Materials, gewinnen dafür aber ganz unverhältniss- 
mässig an der Qualität des übrigbleibenden Materials und damit an Sicherheit 
bei den auf diesem Material beruhenden Schlussfolgerungen. 


Spezieller Theil. 
Das System der Oligochaeten. 


Schon in der Einleitung wurde betont, wie bedeutsam das System bei 
zoogeographischen Erörterungen ist. Es mag deshalb der Erörterung des 
Systems ein verhältnissmässig grosser Platz eingeräumt werden. 

Ein ideales, vollkommen natürliches System, ein solches, welches 
die verwandtschaftlichen Beziehungen bis in die feinsten Einzelheiten zur 
Darstellung bringt, wird niemals erreicht werden. Die Forschung wird 
sich bemühen, durch Kombination morphologischer, entwicklungsgeschichtlicher, 
geographischer und vielleicht auch biologischer Verhältnisse möglichst nahe 
an jenes Ideal heranzukommen; aber diese Annäherung wird eine hyperbolische 
sein. Zumal bei einer Thiergruppe, bei der paläontologische Stützpunkte so 
gut wie ganz fehlen, wird stets eine klaffende Lücke zwischen dem Erreichten und 
dem zu erstrebenden Ziele bleiben. Diese Unvollkommenheit in unserer 
Kenntniss des idealen natürlichen Systems bedingt keinenfalls einen 
Verzicht auf geographische Erörterungen, die über rein statistische 
Feststellungen hinausgehen. Wohl aber müssen wir diese Unvollkommenheit 
stets im Auge behalten, und uns in jedem einzelnen Falle Rechenschaft 
ablegen über den Werth der systematischen Basis, auf der die 
betreffende Folgerung beruht. 

Wenden wir diesen allgemeinen Satz auf den Plan der folgenden Aus- 
führungen an, so ergiebt sich, dass ich den geographischen Erörterungen 
nicht ohne weiteres das von mir aufgestellte und befürwortete System zu 
Grunde legen darf. Es bedarf einer eingehenden Erörterung und Kritik 
der verschiedenen in diesem System zum Ausdruck gebrachten Verwandtschafts- 
verhältnisse. 

Das in der vorliegenden Abhandlung angenommene System schliesst 
sich eng an das System meiner kürzlich veröffentlichten Zusammenstellung 
der „Oligochaeta“!) an, deckt sich jedoch nicht mehr vollständig mit dem- 
selben. Die jüngsten Erweiterungen unserer Kenntnisse zwangen mich, jenes 
System, das ich von jeher nur als ein Momenthild des stetig sich aus- 
wachsenden Systems betrachtet wissen wollte, bald nach seiner Veröffentlichung 
in geringem Maasse abzuändern und weiter auszubauen. Schon aus diesem 
Grunde ist eine Erörterung und Begründung der systematischen Verhältnisse 
(die übrigens selbst für viele Punkte jenes ohne weitere Erörterungen publizirten 
Systems noch ausstehen) nothwendig. 

Die Ordnung Oligochaeta besteht aus einer Anzahl Familien, die meist 
scharf umgrenzt sind und keine deutlichen Uebergänge zwischen sich auffinden 
lassen. Wenn dieser Umstand einerseits einen Zweifel an der Familien- 


1) W. MicHArssen: Oligochaeta, in Thierreich, Lief. 10, 1900. 


Pr 


39 System der Oligochaeten. 


zugehörigkeit einzelner Gattungen und Gattungsgruppen ausschliesst, so 
erschwert er andererseits die Feststellung näherer verwandtschaftlicher Be- 
ziehungen zwischen diesen Familien. 


Im Allgemeinen werden die Familien der Oligochaeten nach 
der anscheinenden Höhe ihrer Organisation, nach der mehr oder 
weniger weit vorgeschrittenen Differenzirung ihrer Organsysteme an einander 
gereiht. An das untere Ende pflegt man die einfacheren Formen, die stets 
auch nur eine geringe Grösse erreichen, zu stellen, an das obere Ende die 
höher differenzirten, zumeist auch grösseren, zum Theil riesigen Formen. 
Diese Reihe würde dem natürlichen System entsprechen, falls die Einfachheit 
in der Organisation der betreffenden Formen direkt von den Vorfahren ererbt 
wäre, wenn diese einfacheren Formen wirklich unveränderte oder verhältniss- 
mässig wenig veränderte phyletisch alte und älteste Bildungen repräsentirten. 
Vielleicht aber haben wir in dieser Einfachheit nur eine Rückbildung 
zu sehen? Das wird sich schwer entscheiden lassen. Ich meinerseits neige 
der Ansicht zu, dass wohl die Einfachheit mancher Organsysteme in einzelnen 
Fällen als Rückbildung anzusehen ist, dass aber eine allgemeine Rückbildung 
nicht ohne festere Anhaltspunkte angenommen werden kann, dass wir im 
Allgemeinen die einfacheren Formen als die ursprünglicheren ansehen müssen, 
solange nicht erwiesen ist, dass hier eine allgemeine Rückbildung statt- 
gefunden hat. 

Ein Charakter, der sich meist innerhalb der grössten Gruppen ver- 
hältnissmässig konstant erweist, beruht auf der Anordnung der Gonaden. 
Diese Anor dnung ist in der Regel für ganze Familien, zum Theil für Familien- 
Gruppen char akteristisch. Abweichungen von der für die betreffende Gruppe als 
normal erkennbaren Anordnung kommen allerdings vor, lassen sich aber meist 
leicht als Abweichungen erkennen. Es wird z. B. niemand im Zweifel sein, dass 
Buchholzia appendieulata (BucunH.) ein Enchytraeide ist, trotzdem diese 
Art von der überwiegenden Mehrzahl der Enchytraeiden, unter anderem auch 
von ihrem. Gattungsgenossen 5. fallax Mic#tss., in der Anordnung der 
Gonaden abweicht. Diese Abweichungen, Verschiebungen, Anfügungen oder 
theilweiser Wegfall, haben anfangs nur die Bedeutung von Abnormitäten, 
können aber in der Ueberzahl auftreten und auch für Arten, ja selbst für 
höhere systematische Kategorien, Gattungen und Gattungs-Gruppen, konstant 
werden. 

Nach der Anordnung der Gonaden kann man zunächst eine grosse 
Verwandtschaftsgruppe der Oligochaeten abtrennen. Für die 4 Familien, die 
die höchsten Stufen in unserem System einnehmen, die Familien 
Lumbrieidae, Glossoscolecidae, Megascolecidae und Moniligastridae, erscheint 
folgende Anordnung charakteristisch: 1 Paar Ovarien im 13. Segment, 2 Paar 
Hoden im 10. und 11. Segment oder nach Reduktion 1 Paar in einem der- 
selben. Bei den Moniligastriden findet sich jedoch diese Anordnung nur in 
den wenigsten Fällen, nur bei der Gattung Desmogaster. Die innige Ver- 
wandtschaft der Moniligastriden mit den anderen drei höheren Familien 
ist deshalb lange verkannt worden. Brpparn!) stellt die Moniligastriden 
sogar direkt hinter die anscheinend niedrigste Familie, zwischen die Aeoloso- 
matidae und die Lumbrieulidae. Rosa?) wies zuerst nach, dass bei den 
Moniligastriden verschiedenartige Reduktionen und Verschiebungen gewisser 


') F. E. Bepparn: A. Monograph of the order of Oligochaeta, Oxford 1895. 
®) D. Rosa: I Lombrichi raccolti a Sumatra dall Dott. Ewio MopiGLiıanı; in: 
Ann. Mus. Genova, Ser. 2, Vol. XVI (XXX VI) p. 506. 


System der Oligochaeten. 33 


Geschlechtsorgane (und anderer Organe, z. B. der letzten Herzen) statt- 
gefunden haben, die sämmtlich auf die Gattung Desmogaster, als die ursprüng- 
lichere, zurückzuführen sind. Die Gattung Desmogaster stimmt aber in der 
Lage der Gonaden und der Samentaschen so genau mit der acanthodrilinen 
Urform der Familie Megascolecidae überein, dass ein gleicher Ursprung 
beider nicht von der Hand gewiesen werden kann. Sie unterscheidet sich 
jedoch in einem Punkte wesentlich von derselben: Bei Desmogaster bleiben 
die Samenleiter der beiden Paare vollständig von einander getrennt und 
münden nur eine Segmentlänge hinter den Dissepimenten der Samentrichter, 
auf Intersegmentalfurche 11/, und '?/,,, aus; bei der acanthodrilinen Urform 
der Megascoleeiden verschmelzen die beiden Samenleiter einer Seite distal 
und münden semeinsam am 18. Segment, weit hinter den Dissepimenten 
der Samentrichter, aus. 

Suchen wir die gemeinsame Wurzel dieser vier höheren Familien, 
so können wir uns dur ch folgende Ueberlegung leiten lassen: Die charakteristische 
Anordnung der Gonaden — Ovarien im 13., Hoden im 10. und 11. Segment 
(oder einem von beiden) — stellt sich schon als eine Reduktion dar; denn 
zwischen Ovarien- und Hoden-Segmenten liegt ein Gonaden-freies Segment, 
während bei den niederen Familien eine direkte Aufeinanderfolge von Hoden- 
und Ovarien-Segmenten statt hat. Denken wir uns das Gonaden-freie 12.Segment 
durch ein Gonadenpaar besetzt, und zwar mit Ovarien, so erhalten wir die 
(onaden-Anordnung der Haplotaxiden-Gattung Haplotaxıs. Da sich die 
Haplotaxiden auch in anderen wesentlichen Organisationsverhältnissen, vor 
allem in den Borstenverhältnissen, an die höheren Familien anschliessen, so 
dürfen wir den Ursprung dieser letzteren aus einer Haplotaxıs-Form annehmen. 

Die Gonaden-Anordnung ist bedeutungsvoll genug, um eine eingehendere 
Erörterung und die Aufstellung einer festen Nomenclatur zu verlangen. 
Bei den niedersten Oligochaeten treten die männlichen wie die weiblichen 
Gonaden stets in je einem Paar und in zwei direkt auf einander folgenden 
Segmenten auf. Die eigenthümliche Verdoppelung der beiden Gonaden- „Paare, 
wie sie für die Haplotaxiden- Gattung Haplotaxıs charakteristisch ist, und 
die den Ausgangspunkt für die sämmtlichen Anordnungsweisen bei höheren 
Öligochaeten bildet, tritt nicht zuerst bei AZaplotaxıs auf. Schon bei der 
nächst niedrigeren Familie, den Lumbrieuliden, findet sich vielfach eine Ver- 
mehrung, nicht allein eine Verdoppelung, sondern, soweit die männlichen 
Gonaden in Betracht kommen, sogar manchmal eine Verdreifachung oder 
Vervierfachung der Gonaden- Paare (Lamprodrilus satyriscus MicHusx.). 
Das Schwankende dieser Erscheinung bei den Lumbrienliden einerseits und 
die Festigkeit des Grundzuges bei sämmtlichen höheren Familien einschliesslich 
der Haplotaxiden andererseits rechtfertigt es, wenn wir hier von den 
Lumbrieuliden absehen und uns bei der Feststellung der Nomenelatur über 
die speziellere Gonaden-Anordnung auf die höheren Oligochaeten von den 
Haplotaxiden aufwärts beschränken. Wir bezeichnen als „h 10logy nandrisch“ 
den Zustand, wie ihn die Gattung HAaplotaxıs vepräsentirt, bes der sich vier 
Gonaden-Paare in vier auf einander folgenden Segmenten, dem 10. bis 13., 
finden, zwei Paar männliche im 10. und 11., zwei Paar weibliche im 12. und 
13. Segment; „hologyn“ sind dementsprechend die Formen zu nennen, bei 
denen "die weiblichen Gonaden vollzählig ausgebildet sind (soweit bekannt 
lediglich Gattung Haplotaxis), „holoandrisch“ diejenigen, bei denen die 
männlichen Gonaden in zwei Paaren vorhanden sind (viele Arten und 
Gattungen der höheren Familien). Der Gegensatz hierzu — nur ein einziges 
Paar weiblicher bezw. männlicher Gonaden ausgebildet — sei als „merogyn“ 


Michaelsen, Geographische Verbreitung der Oligochaeten. 3 


34 . System der Oligochaeten. 


bezw. „meroandrisch“ bezeichnet. Diese letzteren Ordnungen zerfallen 
aber in zwei systematisch hochbedeutsame Unterordnungen, insofern das 
vordere oder das hintere Paar der weiblichen bezw. männlichen Gonaden 
rückgebildet sein kann. Eine Zurückbildung des hinteren Övarien-Paares 
kommt, soweit bekannt, nur bei der Haplotaxiden-Gattung Pelodrilus und 
bei der auf einer einzigen Art beruhenden Fam. Allurordidae vor — diese 
Formen sind „progyn“ —. Eine Rückbildung des vorderen weiblichen 
Gonaden-Paares findet sich bei sämmtliehen Gliedern der vier höchsten 


Familien — alle Moniligastridae, Megaseoleeidae, Glossoscolecidae und 
Lumbrieidae sind „metagyn“ —. Die Formen mit Rückbildung der 
hinteren männlichen Gonaden — „proandrische* Formen — sind ziemlich 
häufig (z. B. Gattungen Chilota und Yagansia). Etwas seltener sind die 
Formen mit Rückbildung des vorderen Hoden-Paares — „metandrische* 
Formen — (z. B. Gattung Maheima und einzelne Notoscolex-Arten). 


Was die Verwandtschaft der vier höchsten Familien zu einander 
und zu dem gemeinsamen Ursprung, der Familie Aaplotaxıdae, anbetrifft, so 
lassen sich folgende Beziehungen feststellen: Die Familie Moniligastridae 
mit ihrer Wurzelgattung Desmogaster steht den Haplotaxiden am nächsten, 
einentheils wegen der Lage der männlichen Poren (nur eine Segmentlänge 
hinter der Intersegmentalfurche des betreffenden Samentrichter-Dissepimentes), 
anderentheils wegen des vollständig getrennten Verlaufes und der gesonderten 
Ausmündung der beiden Samenleiter einer Seite bei der Gattung, 
die noch zwei Paar Samenleiter aufweist, nämlich bei der Gattung Desmogaster. 
Der Wurzelast der Familie Moniligastridae verlief noch eine kurze Strecke 
gemeinsam mit dem der Familie Megascolecidae, wie aus der gemeinsamen 


Anordnung der Samentaschen-Poren — bei den Wurzelformen auf Inter- 
segmentalfurche , und °, — hervorgeht. Diesen beiden unter sich näher 


verwandten Familien stehen die beiden unter sich ebenfalls näher verwandten 
Familien Glossoscoleeidae und Lumbrieidae gegenüber. Diese beiden Familien 
sind zweifellos bedeutend jünger als die beiden anderen. Dafür spricht ihr 
Hauptcharakter, die Lage des Gürtels!). Als das ursprüngliche muss ein 
kurzer, sich über ein oder wenige Segmente erstreckender, den Ort der 
weiblichen Poren in sich einschliessender Gürtel angesehen werden. Bei 
den Moniligastriden und Megascoleciden nun beginnt der Gürtel (von einigen 
seltenen Ausnahmen abgesehen?) so weit vorn, dass er die weiblichen Poren 
umfasst, sodass die aus dem Eileiter hervorkommenden Eier direkt unter den 
vom Gürtel abgesonderten Cocon gerathen, ehe das Thier mit dem Abstreifen 
desselben begonnen hat. Bei den Glossoscoleeiden beginnt der Gürtel meist, 
bei den Lumbrieiden stets hinter den weiblichen Poren, sodass die Eier erst 
in dem Moment, wo der abgleitende Cocon diese Poren passirt, unter den- 
selben abgelegt werden können. Die Lumbriciden sind mit den Glosso- 
scoleeiden durch Uebergangsformen, die Oriodrilinae, speziell die Gattung 
Criodrilus, verbunden. Die Familienzugehörigkeit dieser Uebergangs- 
formen war, solange nur die Gattung Criodrilus näher bekannt war, 
zweifelhaft. Die Einen stellten die Gattung Criodrilus zu den Lumbriciden, 
die Anderen sonderten sie von denselben ab. Die mit Oriodrilus nahe 
verwandten und mit dieser Gattung zusammen die Unterfamilie Criodrilinae 


!) Es ist hier zu unterscheiden zwischen Hauptcharakter und Hauptmerkmal. 
In der Gürtellage liegt zweifellos ein Hauptcharakter dieser Familien. Derselbe lässt 
sich aber nicht gut als hauptsächlichstes systematisches Merkmal verwerthen, da manche 
Ausnahmen die Bestimmungstabelle zu komplizirt machen würden. 


TER 


System der Oligochaeten. 35 


bildenden Gattungen Alma und Sparganophilus, die erst neuerdings entdeckt 
oder näher bekannt geworden sind, sprechen für die Angliederung an die 


Glossoscoleciden. Aus Criodrilininen-ähnlichen Formen sind — das kann 
als ziemlich sicher angenommen werden — sowohl die übrigen Glosso- 


scoleeiden-Unterfamilien wie auch die Lumbriciden entsprossen. Diese letzteren 
repräsentiren den jüngsten Zweig des ganzen Oligochaeten-Stammbaumes. 

Nachdem wir die Sprossung der höheren Familien klar gestellt haben, 
müssen wir den betreffenden Ast nach unten verfolgen. Hierbei können 
wir uns sowohl von den Verhältnissen der Gonaden-. Anordnung, wie auch 
von den Borstenverhältnissen leiten lassen. Die höheren Familien sind 
charakterisirt durch den Besitz von je vier Paar Hakenborsten an einem 
Segment'). Abweichungen von dieser Norm sind leicht als Reduktionen — 
je eine Borste an Stelle eines Paares z. B. bei Haplotasxıs gordioides 


(G. L. Harru.) — oder sekundäre Vermehrungen —- perichaetine ?) Borsten- 
anordnung bei den höheren Megascoleecinen — erklärbar. Von den niederen 


Oligochaeten-Familien zeigen nur die Familien Lumbrieulidae und Allu- 
roididae konstant eine Jumbricine Borsten-Anordnung. Diese beiden 
Familien schliessen sich auch in der Gonaden-Anordnung an die höheren 
Familien an. 

Bei der Familie Alluroididae mit der einzigen Gattung Alluroides 
und der einzigen Art 4. Pordagei Bepp. findet sich ein Paar Hoden im 
10. und ein Paar Ovarien im 12. Segment. Diese Anordnung (progyn und 
proandrisch) liesse sich aus der für die Haplotaxiden, speziell für die progyne 
Gattung Pelodrilus charakteristischen durch Annahme einer Reduktion — 
Wegfall des zweiten Hoden-Paares — ableiten; ebenso nahe aber liegt eine 
Ableitung von gewissen Lumbriculiden. Die Stellung dieser auf einer einzigen 
Art beruhenden Familie ist aber unklar. Manche Verhältnisse, so der Besitz 
verdickter Dissepimente sowie die mehr als eine Segmentlänge betragende 
Entfernung der männlichen Poren von der Intersegmentalfurche des Samen- 
trichter-Dissepiments, sprechen für eine nähere Verwandtschaft mit höheren 
Formen. Andere Verhältnisse, so die Struktur des Gürtels und die Grösse der 
Eier, weisen auf eine Beziehung zu niederen Formen hin. Ob hier Rückschlags- 
erscheinungen vorliegen, ist wohl schwer festzustellen, solange nicht verwandte, 
verbindende Formen aufgefunden sind. 

Bei der Familie Lumbrieulidae ist die Anordnung der Gonaden 
sehr schwankend, und zwar nicht nur in Betreff der Lage, sondern auch in 
Betreff der Zahl. Während wir bei allen niederen Familien konstant je ein 
einziges Paar Hoden und Ovarien in zwei auf einander folgenden Segmenten 
finden, eine Anordnung, die bei keiner höheren Familie von den Haplotaxiden und 
Alluroididen an wieder auftritt (wenn hier die Zahl der Hoden- und Ovarien- 
Paare auch sekundär häufig auf je eins reduzirt wird, so liegen sie doch 
nicht in direkt aufeinander folgenden Segmenten), tritt bei den Lumbrieuliden 
neben dieser Anordnung zuerst eine Vermehrung der Gonadenzahl auf, und zwar 
nicht nur eine Verdoppelung, sondern manchmal auch eine Vervielfachung, wie 
sie sonst bei keiner Oligochaeten-Gruppe wieder gefunden wird (Lamprodrilus 


!) Jeh bezeichne eine derartige Anordnung als lumbrieine Borsten-An- 
ordnung. 

2) Als perichaetine Borsten-Anordnung bezeichne ich diejenige, bei der 
eine grössere Anzahl von Borsten mehr oder weniger gleichmässig vertheilt und höchstens 
dorsalmedian und ventralmedian durch einen grösseren Zwischenraum unterbrochen in 
einer Zone der Segmente stehen, wie es für die Gattung Pheretima (früher Perichaeta 
genannt) charakteristisch ist. 


Pe 


36 System der Oligochaeten. - 


satyrıseus MiıcHLsx. mit drei oder vier Paar Hoden, bei anderen Lumbri- 
euliden, z. B. Lumbrieulus vartegatus (Mürr.), auch mehr als ein Paar 
Ovarien). Gerade eine solche Gruppe, bei der der alte, für alle älteren Familien 
feste Charakter so sehr ins Schwanken gerieth, musste den Ausgangspunkt für 
das neue Prinzip gebildet haben. Zwischen dem für die älteren Familien 
charakteristischen Zustand der Einzahl und dem für die Wurzelglieder der 
jüngeren Familien charakteristischen Zustand der Zweizahl der Gonaden-Paare, 
aus dem sich später die getrennte Anordnung entwickelte, muss ein Zustand der 
Schwankung gelegen haben, wie ihn die Familie Lumbrieulidae repräsentirt. 
Auch die Lage der Gonaden so weit hinten, wie es für die höheren Familien 
charakteristisch ist, findet sich bei vielen Lumbrieuliden; stimmen doch einzelne 
Arten in der Gonaden-Anordnung ganz mit einer der höheren Formen, dem 
Haplotaxiden Pelodrilus violaceus BEDDARD, überein. Die Familie Lumbri- 
culidae vermittelt in so wesentlicher Beziehung zwischen den höheren und 
den niederen Familien, dass wir den Ausgangspunkt der ersteren in dieser 
Familie suchen müssen. 

Es erübrigt noch die Verwandtschaftsbeziehungen der niederen 
Oligochaeten- Familien untereinander und zu den Lumbrieuliden klar 
zu stellen. Als vermittelndes Glied zwischen diesen verschiedenen Familien 
stellt sich die Familie Phreodrilidae mit der einzigen Gattung Phreodrilus 
dar. Diese kleine Familie vereinigt in sich Charaktere der sämmtlichen 
anderen niederen Familien einschliesslich der Lumbrieuliden. Was die Gonaden- 
Anordnung anbetrifft, so weist sie noch die Einzahl und direkte Aufeinander- 
folge der Hoden- und Ovarien-Paare auf, die in der Lage speziell mit der 
bei der Familie Anchytraeidae übereinstimmen. In den Borstenverhältnissen 
erinnert sie einerseits an die Lumbriculiden, andererseits an die Tubificiden und 
Naididen. Die ventralen Hakenborsten, einfach-spitzige, wie bei den Enchy- 
traeiden und einem Theil der Lumbrieuliden, oder gabelspitzig, wie bei den 
Naididen, Tubificiden und dem anderen Theil der Lumbriculiden, stehen 
konstant zu zweien im Bündel, wie bei den Lumbrieuliden und den höheren 
Oligochaeten. Die dorsalen Bündel enthalten Nadel- und Haarborsten, wie 
bei den meisten Tubificiden und den Naididen. An diese letztere Familie 
erinnert auch die bei verschiedenen Phreodriliden auftretende Cephalisation, 
auf dem Fehlen der dorsalen Borsten am dritten Segment beruhend. Das 
Blutgefässsystem der Phreodriliden scheint dem mancher Tubificiden, das 
Nervensystem besonders dem der Enchytraeiden zu ähneln. Die Lage der 
Samentaschen-Poren hinter den männlichen Poren findet sich, von den höchsten 
Oligochaeten-Familien abgesehen, sonst nur bei einigen Lumbrieuliden. Ich 
glaube nicht fehl zu gehen, wenn ich die Familie Phreodrilidae als ein 
vermittelndes Glied zwischen den Familien Naididae, Tubrfieidae, Enchy- 
traeidae und Lumbrieulidae ansehe. Fraglich aber ist, ob diese vier Familien 
simmtlich aus den Phreodriliden entsprossen sind, oder ob diese letzteren, 
aus einer jener vier Familien entsprossen, nur die übrigen drei aus sich 
hervorgehen liessen. Die oben dargestellten Verwandtschaftsbeziehungen würden 
beiden Annahmen gleicherweise entsprechen. 

Als etwaige Ahnenfamilie der Phreodriliden kann wohl nur die 
Familie Naididae in Betracht kommen, die entschieden niedriger organisirt 
erscheint, theils wegen der Kleinheit der Thiere und der Einfachheit mancher 
Organsysteme, theils wegen der Lage der Gonaden, die sich hier weiter vorn 
finden, als bei irgend einer der besprochenen Familien. Auch das Vorherrschen 
der ungeschlechtlichen Vermehrung durch Theilung ist vielleicht als ein 
Anzeichen niedrigerer Organisation aufzufassen. Diese Anschauung wird noch 


System der Oligochaeten. 37 


gestützt, wenn wir die zweifellos nahe Verwandtschaft der Naididen mit 
der Familie Aeolosomatidae, dokumentirt durch die Uebereinstimmung in 
der Gonaden-Anordnung und in anderen Verhältnissen, in Rücksicht ziehen. 
Die Aeolosomatiden sind die niedrigst organisirten bekannten Oligochaeten. 
Die Hypodermis trägt stellenweise einen Besatz von F limmerwimpern, eine 
Sonderung der inneren Segmente durch Dissepimente ist meist noch garnicht 
vorhanden, das Gehirn bleibt in dauerndem Zusammenhange mit der Hypodermis, 
Schlundkommissuren und meist auch das Bauchmark fehlen, Transversal- 
gefässe sind nicht vorhanden, alles Anzeichen einer sehr niedrigen Organisation. 
Es liegt nahe, diese niedrigst organisirten Oligochaeten zum Ausgangspunkt 
der ganzen Ordnung zu nehmen, aus ihnen die Naididen, aus diesen die 
Phreodriliden u. s. f. abzuleiten. Wollte man andererseits die Phreodriliden 
als die Wurzel der ganzen Ordnung annehmen, so müsste man, um aus 
ihnen die Naididen und aus diesen die Aeolosomatiden herzuleiten, eine sehr 
weitgehende Rückbildung in ziemlich langer Linie voraussetzen. Ich bin 
nicht in der Lage, eine Entscheidung in dieser Frage zu treffen, neige mich 
aber der Ansicht zu, dass die Aeolosomatiden als die Repräsentanten der 
ältesten, im Laufe der geologischen Perioden am wenigsten veränderten Form 
aufzufassen sind, dass die ganze Ordnung der Oligochaeten von Aeolosomatiden- 
artigen Thieren abstammt. Ich weise übrigens noch einmal darauf hin, dass 
der phyletische Zusammenhang der niederen Familien etwa von 
den Lumbrieuliden abwärts noch sehr unklar und die diesbezüglichen 
Hypothesen sehr unsicher sind, so unsicher, dass wir weitergehende Schluss- 
folgerungen aus denselben nicht ziehen dürfen. Die folgende Skizze mag 
die obigen, zum Theil sicher begründeten, zum Theil fraglichen verwandtschaft- 
lichen Beziehungen zwischen den Oligochaeten-Familien illustriren. 


Aeolosomatidae 
>|? 
iv 
Naididae 


'v 
Phreodrilidae 


Tubifieidae Enchytraeidae 
Lumbrieulidae 


.. Haplotaxidae 


v2 


Alluroididae Glossoseolecidae 


Moniligastridae 
Megascoleeidae 


Lumbrieidae 


38 System der Oligochaeten. 


Es muss dahingestellt bleiben, in wieweit diese Skizze, die zunächst 
nur die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den recenten Familien 
darstellt, auch als Stammbaum der Oligochaeten- Familien auf 
zufassen ist. Da palaeontologische Stützpunkte fehlen, so können wir die 
Charaktere der Ahnen-Familien nur durch Kombination feststellen. Es bleibt 
aber zweifelhaft, ob wir diese Ahnen-Familien mit recenten Familien identi- 
fiziren dürfen. Es lässt sich z. B. durch Kombination feststellen, dass die 
höheren recenten Familien von den Moniligastriden aufwärts von Ahnen 
abstammen, die unter anderem durch folgende Gonaden-Anordnung charak- 
terisirt waren: zwei Paar Hoden im 10. und 11, zwei Paar ÖOvarien im 
12. und 13. Segment. Diese Gonaden-Anordnung finden wir innerhalb der 
recenten Familie Haplotaxıdae unverändert erhalten. Dürfen wir nun die 
betreffenden Ahnen der Familie Haplotaxidae zuordnen und sagen, dass 
die höheren Familien von Haplotaxiden abstammen? Es können jene Ahnen 
bei einer Uebereinstimmung in der Gonaden-Anordnung in anderen Organ- 
systemen Sonder-Charaktere besessen haben, die eine Vereinigung mit der 
recenten Familie Haplotaxidae ausschlössen. Für die gemeinsamen Wurzel- 
slieder der höheren Familien ist das wohl kaum anzunehmen. Es würde 
wahrscheinlich keiner bedeutsamen Erweiterung der Haplotaxiden-Diagnose 
bedürfen, um jene Ahnen der höheren recenten Familien in die Familie 
Haplotaxidae aufnehmen zu können. Zwar wissen wir nicht, nach welcher 
Richtung hin etwa die Diagnose zu diesem Zwecke erweitert werden müsste. 
Das ist aber belanglos. Halten wir uns die etwaige Nothwendigkeit einer 
derartigen wahrscheinlich wenig bedeutsamen Erweiterung vor Augen, so 
dürfen wir jene Ahnen als Haplotaxiden bezeichnen. Wir gewinnen dadurch 
eine bedeutende Vereinfachung der Ausdrucksweise. Wie die Verwandt- 
schaftsverhältnisse der niederen Oligochaeten-Familien von den Haplotaxiden 
abwärts unsicher werden, so auch die Feststellung über die Charaktere der 
semeinschaftlichen Ahnen. Wir können wohl mit mehr oder weniger grosser 
Sicherheit einzelne Charaktere derselben angeben, aber diese genügen nicht 
zur Diagnoszirung. Es lässt sich demnach auch jene für die höheren Familien 
verwendbare Methode der Zusammenfassung der Ahnen mit den recenten 
Familien nieht mit Sicherheit auf die niederen Familien übertragen. 

Schon die Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den höheren Familien 
liefern Material für geographische Sonderungen. Ein weit reicheres Material 
gewinnen wir jedoch durch Berücksichtigung der Verwandtschaftsverhältnisse 
innerhalb dieser Familien. Leider fehlt noch manches an einer vollständigen 
Uebersicht über dieselben. Der Systematiker liefert uns zwar ein vollständiges, 
bis in alle Einzelheiten gegliedertes System. Aus demselben ist aber nicht 
ersichtlich, auf welchen Grundlagen die einzelnen Gliederungen und An- 
sliederungen desselben beruhen. Häufig sind diese Grundlagen sehr unsicher. 
Wo sichere Anhaltspunkte für die Feststellung der Verwandtschaft fehlen, da 
hält er sich an Merkmale, deren Bedeutung zweifelhaft ist. Der Systematiker 
muss eben für jede Gattung und Gattungsgruppe einen Platz in seinem System 
finden. Er findet ihn auch. An Stelle der unbekannten natürlichen Angliederung 
tritt — ein Surrogat — die künstliche, die nur als provisorisch anzusehen 
ist. Für unsere Erörterungen können nur sichere Verwandtschaftsbeziehungen 
in Betracht kommen. Wir haben also das System der Familien daraufhin 
zu prüfen. Da nun diese Feststellungen mit der Erörterung der geographischen 
Verbreitung der betreffenden Familie Hand in Hand gehen müssen, so lasse 
ich sie nicht hier folgen, sondern schliesse sie an die einzelnen Kapitel des 
nächsten Abschnittes an. 


(eogr. Verbr. — Erläuterungen. 39 


Geographische Verbreitung der einzelnen 
Oligochaeten-Gruppen. 


Anordnung des Stoffes: Im Folgenden soll die geographische Ver- 
breitung der verschiedenen Oligochaeten-Gruppen und ihre Beziehung zu der 
Verbreitung verwandter Gruppen dargelegt werden. Bei der Gliederung 
des Stoffes habe ich mich nicht an eine gleichmässige Eintheilung nach 
bestimmten systematischen Kategorien, etwa nach Familien oder Unterfamilien, 
gehalten, sondern unter Berücksichtigung der geographischen Verhältnisse — 
zwecks Gewinnung abgerundeter Themata — Verwandtschaftsgruppen ver- 
schiedenen Umfanges gebildet, zum Theil einzelne Familien, zum Theil 
Unterfamilien, manchmal aber auch kleine Gruppen von Familien oder 
Unterfamilien umfassend. 

Entsprechend dem Schlusssatze des vorigen Abschnittes beginne ich 
jedes der folgenden Kapitel mit einer Erörterung der Systematik, der ver- 
wandtschaftlichen Verhältnisse innerhalb der zu besprechenden Gruppe. An 
diese systematische Erörterung füge ich eine nach dem System geordnete 
und gegliederte Tabelle der zu der betreffenden Gruppe gehörenden Arten, 
Gattungen ete., sammt Angabe der Lebensweise und der Fundorte, soweit 
diese Verhältnisse bekannt sind, und mit etwaigen kritischen Bemerkungen 
über die Sicherheit der diesbezüglichen Angaben. 

Erläuterungen zu den Tabellen: Die erste Kolumne stellt eine nach 
meinen jetzigen Anschauungen geordnete und gegliederte systematische Liste 
der Familien (Unterfamilien), Gattungen und Arten dar. 

Die zweite Kolumne enthält die Angaben über die Lebensweise, und 
zwar bedeutet: 


amph —= amphibisch mr = marin 
Im = limnisch sl = salin 
br = brackig tr = terricol 
lt = littoral | 


Soweit sich diese Angaben auf Gattungen oder noch höhere systematische 
Kategorien beziehen, sind sie fett gedruckt, soweit sie sich auf Arten beziehen, 
sind sie in gewöhnlicher Antiqua gedruckt. Leider ist nur bei den wenigsten 
Arten eine Notiz über den Charakter der Fundstelle, bezw. über die Lebens- 
weise gegeben. Das ist insofern belanglos, als diese Verhältnisse bis auf 
kleine, unbedeutendere Feinheiten — wie etwa Grad der Feuchtigkeit — in 
der Regel für grössere systematische Kategorien, meist für ganze Familien 
oder deren überwiegend grösseren Theil, gleichartig sind. Es kann deshalb, 
ohne dass viele Irrthümer zu fürchten wären, von den in dieser Hinsicht 
bekannten Arten auf die ganze Gruppe, Gattung, Unterfamilie oder Familie, 
geschlossen werden. Man wird von vorn herein von einem aus dem 
Binnenlande stammenden Tubificiden oder Lumbrieuliden annehmen dürfen, 
dass er limnisch sei, von einem derartigen Lumbriciden, dass er zu der 
terricolen Abtheilung gehöre. Einzelne Fehler in Bezug auf terricole, 
amphibische oder limnische Lebensweise sind auch deshalb von geringem 
Belang, weil es sich, falls eine Art in dieser Hinsicht von ihren nächsten 
Verwandten abweicht, voraussichtlich um verhältnissmässig junge sekundäre 
Anpassung handelt, die für die geographische Verbreitung noch nicht 
bedeutsam werden konnte. Die für die Ausbreitung und damit auch für 
die geographische Verbreitung wichtigere Anpassung an marine Lebens- 
verhältnisse, in erster Linie die littoralen Vorkommnisse, sind in der Regel 


a Da 
. Ei 


. 


40 Aeolosomatiden. 


genauer charakterisirt, da diese exzeptionellen Fälle den Sammlern meist 
auffallend und erwähnenswerth erschienen. Es sind also gerade in dieser 
wichtigeren Abtheilung weniger Irrthümer zu befürchten. Es ist aber 
nicht ausser Acht zu lassen und besonders zu betonen, dass es sich bei 
den Zuordnungen, die in der dritten Kolumne durch modifizirten Druck 
zum Ausdruck kommen, der grösseren Zahl nach um freie Muthmaassung 
handelt, nur bei einer verhältnissmässig geringen Zahl um dokumentirte 
Feststellungen. Diese Zusammenstellungen dürfen deshalb keinenfalls als 
(Juelle für unsere Kenntniss in Bezug auf den Charakter der Fundstellen 
und der Lebensweise angesehen werden. 

Die dritte Kolumne enthält die Fundortsangaben — die Angabe 
des (Gebietes der Art und, falls es sich um einzelne oder wenige Notizen 
handelt, die Angabe der spezielleren Fundorte in runden Klammern dahinter 
gestellt —. Bei weit verbreiteten und an vielen Orten angetroffenen Formen 
ist auf Angabe der spezielleren Fundorte verzichtet worden. Alle Angaben, 
die sich nicht auf Freiland-Funde, sondern auf Gewächshaus-Funde und 
ähnliche beziehen, sind in eckige Klammern gestellt. Bei der Angabe der 
Gebiete sind gewisse Besonderheiten der Vorkommnisse’ durch besondere 
Druckform hervorgehoben worden. Die sicher endemischen terricolen Vor- 
kommnisse sind durch geraden Fettdruck ausgezeichnet. Terricole Vor- 
kommnisse, die sich auf peregrine Formen beziehen, seien es nachweislich 
Verschleppte oder Weitwanderer, sowie alle Vorkommnisse, denen irgend 
welche Unsicherheit anhaftet, seien es Zweifel über die Verlässlichkeit der 
Uebermittler (besonders von Händlern) oder ein Verdacht in Bezug auf 
Irrthümer bei der Feststellung der Herkunft (besonders bei Thieren, die 
mit Pflanzen eingeschleppt sind), sind in gewöhnlicher Druckschrift gehalten. 
Littorale Vorkommnisse sind durch kursiven Fettdruck, \imnische Vorkommnisse 
durch gesperrten Druck ausgezeichnet. Bei diesen Abtheilungen ist eine 
Differenzirung endemischer und peregriner Formen nicht für praktisch 
befunden worden, wohl aber sind auch hier die unsicheren Angaben in 
gewöhnlicher Druckschrift gegeben. Bei den Formen, die im Allgemeinen 
terricol, unter Umständen aber littoral vorkommen, ist das Gebiet durch 
kursiv-fetten Anfangsbuchstaben und im Uebrigen geraden Fettdruck hervor- 
gehoben worden. Formen dagegen, die im Wesentlichen, aber nicht aus- 
schliesslich, littoral sind, ist der Anfangsbuchstabe des engeren Gebietes 
in geradem Fettdruck, das Uebrige kursiv-fett gegeben. Ich weise auch an 
dieser Stelle auf die oben (bei der Erläuterung der zweiten Kolumne) näher 
charakterisirte Unsicherheit bei der Einordnung in diese biologischen Ab- 
theilungen hin. 

Die vierte Kolumne schliesslich bringt eine etwaige Kritik der 
Fundortsangaben. 


Fam. Aeolosomatiden. 


Systematik: Ueber eine systematische Gliederung dieser kleinen, aller 
Wahrscheinlichkeit nach an der Wurzel des ganzen Oligochaeten-Stammes 
stehenden Familie lässt sich nichts Sicheres aussagen, so lange die Arten 
der Vaınvant’schen Gattung Plewrophleps sämmtlich als „inquirendae“ zu 
bezeichnen sind. Die fragliche Ausstattung dieser Formen mit seitlichen 
Längsgefässen würde, falls sie sich bestätigen sollte, dieser Gattung eine 
höhere Stellung sichern als der anscheinend einfacher organisirten Haupt- 
gattung Aeolosoma. 


BETT BELTNG 


Aeolosomatiden. — Naididen. 41 


Fam. Aeolosomatidae. 


Gen. Aeolosoma . . - . Im 


A. Beddardi Mıcutsn.. . | England. 
A. Headleyi Beo». . . . | England, Russland. 
A. Hemprichi Enree. . . England, Frankreich, 


Dänemark, Deutsch- 
land, Böhmen, 

| Schweiz, Italien, 
' Zentral- und Süd- 
Russland; 

Nubien (Dongola); 
‚Illinois. 


A. nweum Leywvie . . . | 'Deutschland,Schweiz, 
Zentral-Russland. 
A. quaternarium VEsD.. . England, Deutsch- 
land, Süd-Russland. 
A. tenebrarum VEsD. . . | England, Böhmen; 
ß Illinois. 
A. variegatum VEsD. . . ‚Irland, Deutschland, 


Böhmen. 
Frankreich, Italien, 
| Nord- und Zentral- 
Russland; 

' Vorderindien; 
Pennsylvanien; 
‚Columbien, Argen- 
' tinien. 


A. sp. div. inquirendae 


Im 


Gen. Pleurophleps. . - . 
P. macrogaster (SCHMARDA), 
Be ‚Nicaragua (San ‚Juan 


del Norte). 


| 


P. ternaria (SCHMARDA), | 
Bo Bine N 5 ‚Ceylon (Galle). 


Geographische Verbreitung: Die rein limnische Familie Aeolosomatidae 
weist eine ungemein weite Verbreitung auf; vielleicht ist sie als kosmopolitisch 
zu bezeichnen. Dass bisher von sehr grossen Gebieten nur spärliche, bezw. 
gar keine Fundortsangaben vorliegen, beruht wahrscheinlich auf der Kleinheit 
dieser Thiere, die sich schwer konserviren und selbst an gut konservirtem 
Material schwer systematisch feststellen lassen. Das Ueberwiegen der 
europäischen Fundangaben beruht sicher lediglich hierauf. Auch die einzelne 
Art umspannt in einem Falle, bei Aeolosoma Hemprichi Eurse., ein grosses 
Gebiet, Europa, das nördliche Afrika und Nordamerika. Die Zahl der Amerika 
und Europa gemeinsamen Arten wird wahrscheinlich beträchtlich grösser werden, 
wenn erst die nordamerikanischen Formen, die bisher fast nur spec. inquir. 
repräsentiren, genauer untersucht sind. 


Fam. Naididen. 


Systematik: Die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den ver- 
schiedenen Naididen-Gattungen sind noch durchaus unklar; ist es doch selbst 
bei einzelnen Gattungen noch fraglich, ob sie natürlich sind (Gattungen 


+ 


49 Naididen. 


Naidium, Pristina, Slaviına). Die Systematik der Naiden beruht bisher 
fast lediglich auf den Borsten-Verhältnissen, ist also viel zu einseitig durch- 
gearbeitet, um eine Gewähr dafür zu bieten, dass sie natürlich ist, d. h. den 
Verwandtschaftsbeziehungen entspricht. Der Grund für diese Einseitigkeit 
in der Gattungs-Charakteristik liegt darin, dass bei dieser Familie das für 
die Verwandtschaftsbeziehungen der Oligochaeten so wichtige Organsystem, 
der Geschlechtsapparat, bei den meisten Formen unbekannt ist. Diese sich 
hauptsächlich ungeschleehtlich durch Theilung vermehrenden Thiere werden 
nur sehr selten seschlechtsreif angetroffen. Der Systematiker sah sich 
daher gezwungen, wollte er nicht auf eine Gliederung dieser Familie ganz 
verzichten, sich bei der Charakteristik der Gattungen an Merkmale zu halten, 
die auch an ungeschlechtlichen Thieren erkennbar sind. Der Geograph kann 
aber mit diesen zum Theil wenigstens künstlichen Gattungen nichts anfangen. 

Zur speziellen Systematik ist zu erwähnen, dass ich den VEJIDOVSKY- 
schen Gattungsnamen „Bohemilla“, der bereits früher von BARRANDE an 
eine Gattung der Trilobiten vergeben war, eliminirt und durch den Namen 
„Vejdovskyella“ ersetzt habe. 


Fam. Naididae. 


Gen. Paranais . - - - - | sl,im, 
lt 
P.litoralis (Mürn.), (Oxrsr.) | Im, It | England, Dänemark, 
Deutschland, Süd 
Russland. 
P. naidina (Brersch.) . . | Im |Schweiz (Zürich). 
P. uneinata (Osrst.). . . |lm,sl, | Dänemark, Deutsch- 
lt land, Schweiz, Süd- 
Russland. 
Gen. Schmardaella . . . | Im 
S. filiformis (SCHMARDA), 
(Bupp)e ru, se urae Chile (Valdivia). 
D. sp, Inguurenda u. ur Ecuador (Öuenca). 
Gen. Amphichaeta. . . . | Im, 
mr? 
A. sannio Kauust. . . . | ?lm, [Schweden (Smäland). 
?mr 
A. sp. inquirenda . . . . | Im |Dänemark (Lade- 
gaardsoa). 
Gen. Chaetogaster . . . | Im 
C. erystallinus VesD.. . - Belgien, Deutsch- 
land, Böhmen, 
Schweiz, Zentral- 


Russland; 
Süd-Sibirien (Baikal- 
'See). 

C. diaphanus (GRUITH.). . England, Belgien, 


Dänemark, Deutsch- 
land, Böhmen, 
Schweiz, Russland. 


C, diastrophus (GRUITH.) . 


„C. Langi BerurscH. . 
C. limnaei K. Baer . 


Ü. sp. div. inquirendae . 
en. Ophidonais . 

OÖ. Reckei FLOERICKE 

OÖ. serpentina (MüLL.) . 


Gen. Naidium ; 
N. breviseta (BoURNE) . 
N. luteum O. Scham. . 
N. uniseta BreErtsch. . 
Gen. Branchiodrilus . 
B. Semperi (Bourne) . 
ST, RE 
N. Bretscheri Miıcausn. . 


N. elinguis MvuL., OERST. 


N, heterochaeta BExnH. . 
N. Josinae VD. . 
N. obtusa (GeRv.) 


N. sp. div. inquirendae . 


Gen. Dero. 


= 


Naididen. 


Belgien, Dänemark, 
Deutschl, Böhmen, 
Schweiz, Zentral- | 
Russland; | 
Illinois. 
Schweiz. | 
Grossbritannien, Bel- 
gien, Dänemark, 
Deutschl, Böhmen, 
Schweiz, Zentral- | 
Russland; 

Illinois. 

England, Belgien. 


Deutschland. 

Grossbritannien, | 
Frankreich, Belgien, 
Deutschland, Däne- 
mark, Böhmen, 
Schweiz, Russland; | 
Illinois. | 


Vorderindien(Madras). 
Deutschland, Böhmen. 
Schweiz. 


Vorderindien(Madras). | 


Schweiz. 
Frankreich, Belgien, 
Dänemark, Deutsch- 
land, Böhmen, 
Schweiz, Nord- 
Italien, Zentral- 
Kerguelen, Russ- 
land; 

Feuerland, Uruguay; 
Illinois. 

England (Oxford). 
Böhmen, Schweiz. 
Frankreich, Belgien, 
Dänemark, Deutsch-| 
land, Böhmen, | 
Schweiz, Zentral- 
Russland; | 
Süd-Sibirien (Baikal- 
See). 
Schottland; 

| Vorderindien (Bombay); 
Pennsylvanien (Phila- 
delphia). 


43 


44 
D. Borellü Micausn.. . 
D. digitata (MvrL.) . 


D. dorsale FERRoN. . 
D. furcata Ox., Bousr.. 


D. ineisa MicHusn. 
D. latissima Bovsr. . 
D. limosa LeEıpy 


D. Mülleri Bovsr. 


D. multibranchlata STIEREN 


D. obtusa ÜDExk. 


D. Perrieri BovsrF. 
D. Stuhlmanni STIEREN 


D. tonkinensis VEID. . 


Dioaga\ lnıon), 0.28 


D. sp. div. inquirendae . 


Gen. Vejdovskyella. 
V. comata (Ves».) 


@en. Macrochaetina . 


M. intermedia (Brersch.) . 


Gen. Ripistes . ..722. 


I. macrochaeta (BouRNE). 


R. parasita (O. Scam.).. . 


Gen. Slavina . 


S. appendiculata (Ubzx.) : 


S..gracilis (Luiz). . . . 


Naididen. 


Brasilien (Carandasinho 
in Matto Grosso). 
Dänemark, Deutschl, 
Böhmen, Schweiz. 
Frankreich (Nantes). 
England, Deutsch- 
land, Schweiz; 
Illinois; 


Deutschland (Hamburgs). 
"England. 

England, Deutschl; 
Philippinen; 
Pennsylvan., Illinois. 
England (Birmingham). 
Westindien (Trinidad). 
England, Belgien, 
Dänemark, Deutsch- 
land, Schweiz, Zentr.- 
Russland; 

Illinois. 

England, Schweiz. 


'Deutsch-Ost-Afrika 


(Viktoria Nyansa). 
Tonkin (Kebao). 
Pennsylvanien,Massa- 

chusetts, Illinois; 
Westindien (Trinidad). 
Belgien, Menorka, 

Dänemark; 
Deutsch-Ost-Afrika, 

Britisch-Ost-Afrika. 


Grossbritannien, 
Frankreich,Deutsch- 
land, Böhmen, Zentr.- 
Russland. 


Schweiz. 


England. 

Süd-Sibirien (Baikal- 
See); 

Deutschl, Böhmen, 
Zentral-Russland. 


England, 
Deutschl, 
Schweiz, 
Russland; 

Illinois. 

Pennsylvanien. 


Belgien, 
Böhmen, 
Zentral- 


Westindien (Trinidad). | 


Pe WE 29 


Naididen. 45 


Gen. Stylaria . - - - . | Im 

Sslachatris (Le)... - - Süd-Sibirien (Baikal-| 
See); 

‚England, Frankreich, 
Belgien, Dänemark, 
Deutschl, Böhmen, 
Schweiz, Italien, 
Russland; 

‚Pennsylvan., Illinois. 

Gens Pristina.o. -..: . ... wm | 


P. aequiseta BoOURNE. . . ‚England, Schweiz. 

P. flagellum Lewy . . - 'Pennsylvanien, New 
Jersey, Illinois. 

P. Leidyi Fr. Smuu .. Illinois (Havana). 


Dänemark,Deutschl., 
Böhmen, Schweiz, 


P. longiseta EuRBe. . . . | a Belgien, 
| 
' Zentral-Russland. 


P. sp. div. inquirendae . . 'Pennsylvanien (Phila- 
delphia); 
Chile (Salto bei Valpa- 
ralso). | 
Gen. Haemonais . . . . | Im | 
Hl. Waldvogeli BreıscH. . Schweiz (Lützelsee bei, 
Hampbrechtikan). 
Genera et sp. div. inquir. . England, Dänemark, 
Deutschland; | 


Ceylon (Galle, Candy); 
| 'Pennsylvanien, Caro- 
lina, Louisiana; | 
Westindien (Cuba, 
Jamaica); 


Chile. 


Geographische Verbreitung: Für diese Familie gilt dasselbe, was oben 
bei der Familie Aeolosomatidae angegeben ist. Sie ist wahrscheinlich 
kosmopolitisch, wenngleich aus ziemlich grossen Gebieten noch jegliche 
Fundangabe fehlt. Auch hier beruht das Ueberwiegen der europäischen 
Funde sicher auf der Kleinheit der nur lebend bequem zu untersuchenden 
Thiere, die in exotischen Sammelausbeuten meist vernachlässigt erscheinen. 

Die Naididen sind fast durchweg limnisch; nur ganz vereinzelte 
Formen, zwei Arten der Gattung Paranais und vielleicht eine Art der 
Gattung Amphichaeta, finden sich ausschliesslich (?) oder zum Theil in 
salinen oder littoralen Oertlichkeiten. 

Für die Naididen treffen zwei günstige Bedingungen für eine weite 
Verbreitung zusammen, die limnische Lebensweise und die ungeschlecht- 
liche Vermehrung. So erscheint es erklärlich, dass die einzige grössere und 
zugleich sicher natürliche Gattung, Dero, fast (wenn nicht ganz) kosmopolitisch 
ist [in Europa, Tropisch-Afrika, Süd- und Ost-Asien, Nordamerika, Westindien 
und Tropisch-Südamerika angetroffen], und dass auch viele Arten eine ungemein 
weite, den Erdball umfassende Verbreitung aufweisen | Dero limosa Leıpy in 
Europa, auf den Philippinen und in Nordamerika angetroffen]. Bemerkenswerth 


46 Naididen. — Phreodriliden. 


ist die grosse Zahl der den beiden bestdurchforschten Gebieten, Europa und 
Nordamerika, gemeinsamen Arten (9). Die weitere Forschung wird vor- 
aussichtlich nicht nur die Zahl dieser Arten, sondern auch ihr bekanntes 
Verbreitungsgebiet vergrössern. 

Zur Erklärung der weiten Verbreitung dieser Familie sowie ihrer 
Gattungen und Arten ist vielleicht auch das hohe geologische Alter derselben 
in Betracht zu ziehen. 


Fam. Phreodriliden. 


Systematik: Eine systematische Gliederung dieser kleinen Familie ist, 
abgesehen von der Gliederung in die verschiedenen Arten, nicht wohl angängig. 
Besonders betonen will ich nur, dass ich eine Gegenüberstellung der einen, 
mit Kiemen versehenen Art, Phreodrilus branchiatus (BEpD.), gegen die 
anderen, die der Kiemen entbehren, nicht für nöthig erachte. Auch bei 
anderen Oligochaeten-Gruppen (Gattungen Dramchiura und Alma) erscheint 
die Ausstattung mit Kiemen als Charakter der Art, aber von keiner höheren 
systematischen Bedeutung, da kiementragende und kiemenlose Arten nahe 
verwandt miteinander erscheinen. 


Fam. Phreodrilidae. 


Gen. Phreodrilus . : . . | Im 
2.salbus (Bepn.) « . .% Falkland Inseln (Port 
Stanley). 

P. branchiatus (Beon».) . . |Chile (Valdivia). 

P. kerguelenensis MicHLsn. |Kerguelen. 

P, niger. (Beon.) ur... Falkland Inseln (Port 
| Stanley). 

P. subterraneus BEpDD. . . Neuseeland (Ashburton 
| auf der Südinsel). 


Geographische Verbreitung: Die kleine, eine einzige Gattung mit 5 Arten 
enthaltende Familie Phreodrilidae ist rein limnisch und schliesst sich in 
ihrer Ausbreitungsweise wohl eng an die nahe stehenden, überwiegend, 
bezw. rein limnischen Familien Tubifieidae und Lumbriculidae an. 

Die geographische Verbreitung der Phreodriliden ist sehr charak- 
teristisch beschränkt. Sie finden sich auf Neuseeland, auf dem Kerguelen- 
Archipel und im magalhaensisch-chilenischen Gebiet, zeigen also eine sub- 
antarktisch-cireumpolare Verbreitung. Es ist fraglich, ob diese Verbreitung 
als eine primäre oder als eine sekundäre anzusehen, ob sie durch Ausbreitung 
von einem der betreffenden Punkte direkt nach den übrigen hin oder aus 
einer ursprünglich allgemeineren, durch Ausmerzung der Phreodriliden in 
den verbindenden Gebieten entstanden ist. Nach Analogie mit den Tubificiden, 
die ähnlichen Ausbreitungsbedingungen unterworfen sind, dürfen wir sehr 
wohl eine weite direkte Ausbreitungsfähigkeit auch über weitere Meeres- 
strecken für diese ziemlich kleinen limnischen Oligochaeten annehmen. 
Wasservögel mögen, durch die im subantarktischen Gebiete vorherrschenden, 
häufig sehr stürmischen westlichen Winde verschlagen, an ihren Füssen 
Cocons dieser Phreodriliden über weite Meeresstrecken hinüber von Station 
zu Station getragen haben. Das Vorkommen auf dem weit isolirten Kerguelen- 
Archipel ist auch kaum auf andere Weise zu erklären, will man nicht 


Phreodriliden. — Tubifieiden. 47 


annehmen, dass dieser Archipel der Ueberrest eines früheren grossen antarktischen 
Kontinents oder einer früheren viel weiteren Ausbreitung des afrikanischen 
Kontinents gegen Südosten ist. Es bedarf einer derartigen Hypothese für 
diesen Phreodriliden der Ker suelen-Inseln nieht, da die obige Ausbreitungs- 
Erklärung durchaus innerhalb der Grenzen des Annehmbaren liegt. (Ver- 
gleiche auch die Erörterung über die Verbreitung der Ac :anthrodrilinen-Gattung 
Notiodrilus, sowie der En chytraeiden-Gattungen Lumbrieillus und Enchy- 
traeus.) Wenn einerseits auch nichts direkt gegen die primäre Natur der 
Verbreitung der Phreodriliden spricht, so fällt doch ein besonderer Umstand 
für die Annahme einer sekundären Natur dieser Verbreitung in die Wagschale. 
Die Gebiete der Phreodriliden und der Tubifieiden scheinen sich gegen- 
seitig auszuschliessen, ein Umstand, der auf eine nähere Beziehung 
zwischen diesen beiden Gruppen schliessen lässt. Wahrscheinlich haben die 
aus den Phreodriliden entsprossenen und phyletisch jüngeren, verbreitungs- 
kräftigeren Tubificiden ihre muthmaassliche Ahnenfamilie verdrängt und in 
den verbindenden nördlicheren Gebieten ausgerottet. Die Phreodriliden blieben 
schliesslich nur noch in den isolirten Vorkommnissen jener südlichsten Gebiete 
erhalten, die infolge frühzeitiger Abtrennung durch Meeresarme (Neuseeland), 
durch wasserarme Regionen (magalhaensisches Gebiet) oder durch hohe, 
übereiste Gebirgsketten (Chile) vor dem massenweisen Einwandern von 
Tubifieiden geschützt waren. Für das magalhaensische Gebiet und Chile 
scheint nach meinen eigenen Forschungen, die hier das Vorkommen von 
drei Phreodriliden- Arten ergaben, das gänzliche Fehlen von Tubificiden 
angenommen werden zu müssen. Für Neuseeland lässt sich das nicht 
behaupten. Von diesem Gebiet sind zwei Tubifieiden-Arten bekannt. Die 
eine ist der über ganz Europa verbreitete und auch in Nordamerika auf- 
gefundene Tubifer tubifer (Münn.). Es handelt sich hier also höchst wahr- 
scheinlich um einen Fall von Einschleppung durch den Menschen. Dieses 
Vorkommniss ist bei unserer Erörterung, die die präkulturelle Verbreitung 
betrifft, keinesfalls in Rechnung zu ziehen. Die zweite Art, nach einem 
unreifen, also unbestimmbaren Individuum aufgestellt, gehört wahrscheinlich 
der Gattung Limnodrilus (wenn nicht der Gattung Clite io) an und wurde 
von Brovarn als Limnodrilus novaezelandiae "bezeichnet. Die Gattung 
Limmodrilus ist in vielen Arten über das gemässigte Gebiet Asiens (Japan, 
Baikal-See, Teleckoö-See), Europas und Nordamerikas (Illinois, Kalifornien, 
Mexiko) verbreitet. Es ist durchaus nicht ausgeschlossen, dass der fragliche 
L. novaezelandiae mit einer dieser Arten identisch, vielleicht wie T. tubifex 
durch den Menschen in Neuseeland eingeschleppt worden ist. Also auch 
dieses Vorkommniss ist wahrscheinlich nicht als endemisch anzusehen und 
kann auf die Beurtheilung der präkulturellen. Oligochaeten-Fauna Neuseelands 
keinen Einfluss haben. Bei der gleichen Lebensweise der Tubifieiden und 
Phreodriliden ist eine Konkurrenz, die zur Ausrottung des Schwächeren, der 
Phreodriliden, geführt haben soll, wohl annehmbar. 


Fam. Tubificiden. 


Systematik: Innerhalb der Fam. Tubifieidae lassen sich zwar ver- 
schiedene verwandtschaftliche Gruppen unterscheiden, doch reicht unsere 
bisherige Kenntniss zur Aufstellung eines einigermaassen sicheren Stamm- 
baumes nicht aus. Es lässt sich die ganze Familie zunächst in zwei Gruppen 
theilen, Tubificiden ohne gesonderte Prostaten, und solche mit jederseits einer 
oder mehreren gesonderten Prostaten. Ich halte die erstere Gruppe, zu der 


48 Tubifieiden. 


die Gattungen Branchiura, Rhizodrilus, Heterodrilus und Olitellio gehören, 
für die ursprünglichere, da sie nicht nur in der Ausbildung des männlichen 
Ausführungsapparates die einfachere Gestaltung repräsentirt, sondern auch 
wenigstens bei einigen Arten (Dramehrura eoceinea VxJp.) auch in anderen 
Organsystemen gewisse Anklänge an die wahrscheinlich ältere Familie der 
Naididen aufweist. Diese, wie die andere Gruppe, spaltet sich wiederum in 
Untergruppen mit verschiedenartig modifizirten Borsten (Gen. Dranchiura) 
und mit mehr oder weniger genau gleichartigen Borsten (Gen. Rhrzodrilus, 
Heterodrilus und Olitellio, die jedenfalls sehr nahe mit einander verwandt 
sind). In der zweiten Gruppe stehen zunächst die Gattungen Telmatodrilus 
mit vielen, und Phallodrilus mit zwei Prostaten an jedem männlichen Aus- 
führungsgang den übrigen mit je einer Prostata gegenüber. Unter diesen 
letzteren nimmt wieder die Gattung Bothrioneurum durch die Gestaltung 
des Atriums (Prostata in ein Paratrium einmündend) und durch das Fehlen 
der Samentaschen eine Sonderstellung ein. Die übrig bleibenden, unter sich 
wohl näher verwandten Gattungen bilden wieder zwei engere Gruppen, die 
Gattungen Tubifex, Ilyodrilus und Lophochaeta, nur durch verhältniss- 
mässig geringfügige Charaktere von einander unterschieden, mit mehr oder 
weniger stark modifizirten dorsalen Borsten, und die Gattungen Limmodrilus 
und Zyeodrilus mit annähernd gleichartigen Borsten. Die Gattung Lycodrilus 
erinnert durch die Anordnung der Borsten in regelmässigen Längslinien und 
ihre bestimmte Anzahl — sie sind paarig oder einzeln — an die höheren 
Gattungen der Oligochaeten, zunächst an die Lumbriculiden und Haplotaxiden. 

Zur speziellen Systematik ist zu bemerken, dass ich VEIDoVSKY'S 
Gattung Potamotrix zu Ilyodrilus stelle (Prostaten ganz geschwunden, wenn 
nicht etwa nur ihrer Kleinheit wegen übersehen). 


Fam. Tubificidae. 


Gen. Branchiura . . . . | Im 
B. coccinea (VEsD.) . . . England, Frankreich, 
Belgien, Deutsch- 
' land, Böhmen. | 
B. Sowerbyi (Bepn.) . . [England (London)] Im Victoria regia- 
Tank, wahrschein- 
lich mit Wasser- 


pflanzen einge- 


| schleppt. 
Gen. Rhizodrilus . . . . Im, It 
R. fHluviatilis (Ferron.). . Im |Frankreich (Nantes). 
R. lacteus Fr. SmmmHu . . Ilm | Illinois (Havana). | 
R. limosus (Haraı) . . . | Im |Japan (Tokio). 
R. pilosus (GooDrıcH) . . lt | England (Weymouth). 
R. Glotini (Ferron). . . lt | Frankreich (Nantes). 
Gen. “Glitellio. 72 7222 It 
C. arenarius (Min) . . | Island, Hebriden, Gross- 


britannien, Frankreich, 
Belgien, Dänemark, 

Deutschland, Ost-Schwed. 
Gen. Heterodrilus . . . . mr 
H. arenicolus Per. . . . Italien (Neapel). | 
Gen. Telmatodrilus . . . Im | 


T. Macgregori Eisen 
T. Vejdovskyi Eisen . 
Gen. Phallodrilus . 

P. parthenopaeus PıEr.. 
Gen. Limnodrilus . 

L. alpestris Eısen . 


L. baicalensis MicHusn.. 
L. claparödeanus Rarz. 


. Dugesi RyBrA. 
. G@otoi Haraı 
. Hoffmeisteri Cuar. 


iR 


. newaensis MICHLSN. . 
. ornatus EIsen . 


. Silvani Eisen . 


ee 


. udekemianus Cvar. . 


L. sp. 

Gen. Lyeodrilus 

L. Dybowskü GRuBE 

L. schizochaeta (Micuusx.) 
Gen. Tubifex 

T. Benedeni (Upkx.) 


T. barbatus (GRrUBE). . 


T. Blanchardi VEsD. . 
T. eostatus (Cuar.) 


T. ferox (Eisen) . 


T. ilum Micuusn.. 


. Wmeus (Eisen). . . - 


mr 


Ilm 


Tubifieiden. 


Kalifornien. 
Kalifornien. 


‚Italien (Neapel). 


Kalifornien (Sierra 
Nevada). 
Süd-Sibirien(Baikal-S.). 
Deutschland,Böhmen, 
Schweiz; 
Kalifornien, Illinois. 
Mexiko. 

‚Japan (Tokio). 
England, Frank- 

' reich, Deutschland, 
Schweiz, Böhmen, 
Zentral-Russland. 
Kalifornien. 
Russland (Newa bei 


Petersburg). 
Kalifornien (San- 
Joaquin-Fluss). 
Kalifornien (San Fran- 
cisco). 
Grossbritannien, 

' Frankreich, Deutsch- 
| land, Dänemark, 

‚ Schweiz, Böhmen, 
Russland. 
Süd-Sibirien(Teleckoö- 
| See). 


'Süd-Sibirien(Baikal-S.). 
Süd-Sibirien(Baikal-S.). 


Süd-England, Frankreich, 
' Belgien, Nord-Deutschl. 
Grossbritannien, 
Frankreich,Belgien, 
Deutschland, 
Schweiz, Böhmen, 
Istrien, Nord-u.Süd- 
| Russland. 

Algier (Biskra, Con- 
stantine). 
Südost-England, Nord- u. 
' West-Frankreich. 
Sehweiz, Nord- 
Deutschland,Schwe- 
den, Russland. 
Nord-Deutschland 
(Hamburg). 


Michaelsen, Geographische Verbreitung der Oligochaeten. 


49 


. inflatus MıcHusn. . 
. insignis (EISEN) 
. multisetosus (FRANK Sm.) 


. salinorum (FERRON.) 
. tubifex (MöLr.) 


4 


T. velutinus (GRUBE) 

T. sp. div. inquirendae . 
Gen. Ilyodrilus . 

I. Cameranoi (de Vısamr) . 
I. fragilis Eısen 


]. hammoniensis MıcHLsn. . 
J. moldaviensis (VEID. u. 
Mraz.). 

1. Perrieri Eısen . 


I. sodalis Eisen 


Gen. Lophochaeta . 
L. albieola MiıcHusn. 


L. ignota Srorc. 
(sen. Bothrioneurum . 
B. americanum Bep». 


B. iris Be». E 
B. vejdovskyanım Sr. 
Sp. incert. gen. . 


Gen. dub. Aulodrilus . 

A. limnobius BRETScCH. . 
Gen. dub. Rhyacodrilus . 
R. faleiformis BrerscH. 


lm 
Im 


lm 
sl 


Im 


Im 


Im 


Im 


Im 


Tubifieiden. 


Süd-Sibirien (Baikal- 
See). 
Schweden 
Fluss). 
Illinois (Havana). 
West-Frankreich (Nantes). 
England, Frankreich, 
Belgien, Deutsch- 
land, Dänemark, 
Schweiz, Böhmen, 
Zentral-Russland; 
Nordamerika; 
Neuseeland. 
Schweiz, 
Italien. 
Frankreich, Schwed. 


(Motala- 


Nord- 


Nord-Italien. 

Kalifornien 
County). 

Deutschland. 


Böhmen (Prag). 

Kalifornien (Fresno 
County). 

Kalifornien (San Fran- 
cisco). 


‚Nord-Deutschland 
(Hamb., West-Preussen), 
Russland (Nowgorod). 
Böhmen. 


Argentinien 
Aires). 
Malayische Halbinsel. 
Böhmen. 

‚England, Frankreich, 
Bellen Deutsch- 
land,Dänemark,Nor- 
wegen,Schweiz,Russ- 
land, Kaspisches 

Meer; 

'Tonkin; 

Lake Superior, Penn- 

| sylvanien, Massa- 

| chusetts; 

'Neuseeland. 


(Buenos- 


| 
| 
| 
| 


| Schweiz (Mürtschenalp). 


‚Schweiz (Fürstenalp). 


‚Eingeschleppt? 


(Fresno | 


Tubifieiden. Enchytraeiden. 5] 


Geographische Verbreitung: Die Tubificiden sind vorwiegend limnisch; 
doch finden sich manche Formen auch an littoralen Oertlichkeiten. Manche 
Arten scheinen rein marin oder littoral zu sein. Nach den obigen Zusammen- 
stellungen scheint diese Familie fast ganz auf die gemässigte Zone der nörd- 
lichen Erdhälfte beschränkt; sind doch von den Tropen und von der gemässigten 
Zone der Südhemisphaere nur sehr wenige Vorkommnisse gemeldet worden. 
Das beruht wohl nicht nur auf geringerer Durchforschung jener südlicheren 
Gebiete. In dem eingehender durchforschten magalhaensischen Gebiet (incl. 
Falkland Inseln) scheint diese Familie thatsächlich zu fehlen. Sie scheint 
hier, sowie auf Punkten annähernd gleicher geographischer Breite durch die 
Familie Phreodrilidae vertreten zu sein. (Die Tubificiden von Neuseeland 
sind muthmaasslich sämmtlich eingeschleppt.) 

Die Gebiete der. grösseren Gattungen umspannen in der nördlichen 
gemässigten Zone die ganze Erde, so die der Gattungen Rhizodrilus, Limno- 
drilus und Tubifex; die Gattung Ilyodrilus ist Nordamerika und Europa 
gemeinsam; andere, kleine Gattungen zeigen eine noch stärkere Beschränkung. 
So findet sich, soweit unsere Kenntnisse reichen, die Gattung Branchiura 
(mit einer anscheinend endemischen Art und einer Art von unsicherem 
Fundort) nur in Europa, CUlitellio (mit einer Art) nur in Europa (incl. Island), 
Telmatodrilus (mit 2 Arten) in Kalifornien, Lycodrilus (mit 2 Arten) im 
Baikal-See und Zophochaeta (mit 2 Arten) in Europa. Die Gattung Dothrio- 
neurum ist insofern interessant, als ihr Gebiet weiter als das anderer 
Gattungen südwärts reicht und zugleich die Erde umspannt; findet sich doch 
b. americanum BEp». in Argentinien, BD. vejdovskyanum Srouc in Europa 
und B. wris Bepp. auf der Malayischen Halbinsel. 

Wie einzelne Gattungen, so zeigen auch einzelne Arten eine verhältniss- 
mässig weite Verbreitung, so zumal Tubifex tubifex (Mürn.), der, vielleicht 
in Folge von Verschleppung, nicht nur in Europa und Nordamerika, sondern 
auch auf Neuseeland auftritt, ferner C’litellio arenarıus (Mürn.) sowie einige 
Limmodrilus-Arten. Diese Thatsache kann bei limnischen und zumal bei 
littoralen Formen nicht überraschen. 


Fam. Enchytraeiden. 


Systematik: So gut umschrieben die meisten Gattungen dieser Familie 
sind, so unklar sind die Verwandtschaftsbeziehungen zwischen denselben. Es 
lassen sich wohl einzelne Beziehungen feststellen, doch fehlt noch viel. dass 
sich dieselben zu einem vollständigen System zusammenfügten. Eine auf- 
fallende Beständigkeit innerhalb der Gattungen zeigt die Gestalt der Borsten 
(ob gleich oder verschieden lang, ob gerade und stiftförmig oder S-förmig 
gebogen); nur bei der Gattung Aenlea ist im Gegensatz hierzu eine grosse 
Verschiedenheit nachweisbar. Ich habe deshalb diese Gattung an die Wurzel 
des Systems gestellt, aus der die übrigen, nach den Borsten drei Gruppen 
bildend, hervorgehen. Eng an AHenlea schliessen sich zunächst die Gattungen 
Bryodrilus und Buchholzia an; zu demselben Zweige, aber Henlea etwas 
ferner stehend, gehören die Gattungen Aydrenchytraeus, Marionina, Lum- 
brieillus, Stereutus und Mesenchytraeus: diese Gattungen bilden die erste 
Gruppe mit S-förmig gebogenen Borsten. Die zweite Gruppe mit geraden 
stiftförmigen, innerhalb eines Bündels gleich langen Borsten wird von den 
nahe verwandten Gattungen Znchytraeus und Michaelsena gebildet; an 
die letztere Gattung schliesst sich vielleicht die borstenlose Gattung Achaeta 
an(?). Die dritte Gruppe besteht aus den beiden Gattungen Friedericia 


gr 


ae 


52 Enchytraeiden. 


und Distichopus; bei dieser Gruppe sind die Borsten ebenfalls gerade und 
stiftförmig, jedoch die inneren eines Bündels kürzer als die äusseren. 

Es darf nicht ausser Acht gelassen werden, dass das soeben aufgestellte und 
unten durch eine Skizze illustrirte System auf sehr unsicherer Grundlage beruht. 


Henlea 
u, 
Hydrenchytraeus : 
i / v Bryodrilus 
AT w Friederieia 
Marionina Bachholzia 
Enchytraeus 4 
Distichopus 
Lumbrieillus 
Michaelsena 
Stercutus 
Mesenchytraeus 
Achaeta 


Zur speziellen Systematik ist noch zweierlei zu erwähnen. Erstens: 
In der Auffassung der Gattung Michaelsena weiche ich von Upe ab. Ich 
ordne dieser Gattung einen Theil der weit umfassenden Gattung Einchytraeus 
zu, und zwar jene Arten, bei denen die Borsten, wie bei Michaelsena subtilis 
Upe, an einigen Segmenten des Vorderkörpers ganz abortirt sind und im 
Uebrigen einzeln stehen (jede einzelne Borste ein Bündel repräsentirend); 
zur Gattung Michaelsena sind demnach zu stellen Enchytraeus monochaetus 
Mic#usn., E. macrochaetus PIERANToNI und E. unisetosus FERRON. 

Zweitens muss ich feststellen, dass ich BRETSCHER in der Auffassung 
seiner sogenannten Arten nicht folgen kann. Diese an die kleinsten und 
unwesentlichsten Unterschiede in der Gestaltung einzelner Organe anknüpfende 
Art-Sonderung, die für eine Variabilität der Art überhaupt keinen Spielraum 
lässt, kann ich nicht als berechtigt anerkennen. Ich würde die Zusammen- 
fassung vieler dieser BrerscHer’schen Arten und eine Herabminderung ihrer 
Zahl für eine Aufgabe halten, die reichlich so verdienstlich ist wie die Auf- 
stellung so vieler neuer Arten. Ich bin, zur Zeit wenigstens, nicht in der 
Lage, diese Aufgabe zu übernehmen. Da es für die Ziele der vorliegenden 
Arbeit nicht auf die Zahl der Enchytraeiden-Arten ankommt — bei der 
verschiedenartigen Durchforschung der verschiedenen Gebiete ist eine zahlen- 
mässige Statistik von vornherein ausgeschlossen —, sondern nur auf das 
Vorkommen der Gattungen, so führe ich in der folgenden Liste die sämmt- 
lichen BrerscHher’schen Arten mit auf, ohne damit zugleich die Berechtigung 
all’ dieser Arten anerkennen zu wollen. 


Fam. Enchytraeidae. 


tr,im, 
amph 
H. Dieksoni (Eisen). . . |amph|Nowaja Semlja (Insel 
| Karmakul, Kap Gusin- 
| n0)); 
Deutschland (Üalefeld), 
Schweiz. 


(Gen. Henlea . 


a 
aa 


H. dorsalis BRETSCHER . 


H. nasuta (Eıses) 


H. pratorium Breısch. . 


H. puteana (Vss.) . 
H. Rosai BrerscH. 


H. sarda (Cocnerzt) 
H. Stoll! Brersch. 
H, suleata Brerscn, . 
H. Tolli Micawsn. 


HH. ventriculosa (UDEk.) 


H. sp. inquirendae 


Gen. Bryodrilus 
B. Ehlersi Upz. 


Gen. Buchholzia 


B. appendiculata se) 


B. fallax Micuusn. . 


Gen. Hydrenchytraeus . 
H. nematoides BrerscH. 


H. Stebleri BrerscH. 


Enchytraeiden. 53 


tr 
tr 


tr 


Im 


amph 


Im 


Schweiz (Basel, Trimmis). 

Sibirien (an der Lena| Vielfach in Blumen- 
von 60°51’ — 72°40’| töpfenundGarten- 
nördl. Br.), Nord-Russ-| erde, verschlepp- 
land (Solowetsk-Insel),| bar. 

Böhmen, Dänemark, 
Deutschland, Schweiz, 
Nord-Italien,Süd-Frank- 
reich. 

Schweiz 
Sentier). 

Mähren (Bedihost). 

Schweiz (Murtschen- 

Gebiet). 

Sardinien (Sassari). 

Schweiz. 

Schweiz (Zürich). 

Nord-Sibirien (Neu- 
sibirischelnselKotjelny). 

Südost-Russland (Gebiet Manchmal in Blu-, 
der Kirgisen), Däne-| mentöpfen, ver- 
mark, Deutschland, Böh-| schleppbar. 
men, Belgien, Frank- 
reich, Schweiz, Italien, 
Sardinien; 

Chile (Talcahuana), Süd- 
Patagonien (Punta 
Arenas); 

Neuseeland (Tengawai- 
Fluss im Oanterbury 
 Distr.). 

Sibirien(Dudino,Sapotsch- 

naja Korga), Nowaja | 
Semlja (Kap Grebenij), 

Waigatsch-Insel; 

Nord-Russland (Solo- 
wetsk-Insel), Norwegen 
(Tromsp). 

Illinois (Philadelphia). 


(Zürich, Le 


Deutschland (Hannover, 
Calefeld, Harz). 


Dänemark, (Kopenhagen, | Vielfach in Blumen- 
Hellebäk), Deutschland, | töpfen,verschlepp- 
Böhmen, Schweiz, Italien) bar. 

(Turin). 

Deutschland (Hamburg), 

Schweiz (Katzensee). 


Schweiz (Fürstenalp). 
Schweiz (Fürstenalp). 


Enchytraeiden. 


54 
(sen. Marionina . It, Im 
M. arenaria (MicHusx.). Im 
M. erassa (Cvar.). lt 
M. ebudensis (Cuar.) lt 
M. ewigua Ude . lt 
M. fontinalis BRETScH. . Im 
M. georgiana (MicHuse.) . lt 
M. glandulosa (Micatsn.). | Im 
M. guttulata BrerscH. . Im 
M. insignis Up lt 
M. lobata (BrerscH.) Im 
M. riparia BRe£TscH. . Im 
M. rivularıa BRETSCH. . Im 
M. semifusca (Ovar.) lt 
M. singula Upe e lt 
M. sphagnetorum (VEsD.) . Im 
(sen. Lumbricillus . Vor- 
wieg. 
it 
L. americanus (Up) lt 
L. catanensis (Draco) . lt 
LI. fossarum (Tavser) . lt 
L. Henkingi Ups . lt 
L. insularis (Ups) lt 
L. lineatus (Müur.) b | It, Im 
I. litoreus (Hesse) lt 
L. maritimus (Upr) . lt 
L. mazximus (Mickusn.) lt 
L. minutus (Mor) . hr 
L. nervosus (Eisen) . . ı & 
| 
L. Pagenstecheri (Rarz.) . Im,sl, 
urslt 


Deutschl. (Hamburg). 
Hebriden (Insel Sky), 
Frankreich (Nantes). 
Hebriden (Insel Sky), | 

Bäreninsel. 
Feuerland (Uschuaia). 
Schweiz (Görschenalp). 
Süd-Georgien. 

Deutschl. (Hamburg). 

Schweiz (Fürstenalp). 

Süd-Patagonien (Punta 
Arenas). 

Schweiz. 

Schweiz (Lützelsee). 

Sehweiz (Ascona). 

Hebriden (Insel Sky), 

Frankreich (Nantes). 
Feuerland (Uschuaia). 
Deutschland(Hamburg, 

Wittena.d.Ruhr, Hirsch- 

berg), Schweiz(Lützel- 
see). 


Uruguay (Montevideo). 

Halien (CataniainSicilien). 

ı Dänemark (Kopenhagen), 
Bäreninsel. 

Bäreninsel, 

Süd-Patagonien (Eliza- 
beth-I. in d. Magalhaens- 
Str.). 

Nord-Russland (Orlovsky 
am Weissen Meer), Däne- 
mark, Deutschland, 
Schweiz (Wollishofen), 
Frankreich (Nantes). 

Italien (Neapel). 

Feuerland (Uschuaia). 

Süd-Georgien. 

Grönland, Nord-Russland 

ı (Orlovsky am Weissen 
Meer). 

Nowaja Semlja (Kap 
Gusinnoj). 

Spitzbergen; 

Deutschland (Oalefeld, 
Baden), Frankreich 
(Nantes). 


L. parvus (Upe) . - - 


L. profugus (EısEs).. 


JB 


subterraneus (VEJD.) 


L. tens (UDE) 
L. verrucosus (Cvar.) . 


Gen. Stercutus . 
S. niveus MICHLSKN. 


Gen. Mesenchytraeus 
M. affinis Micuusx. . , 


M. alpinus Brersch.. 


M. Beumeri (MicHusx.). 
M. bisetosus BRETScH. 
M. Bungei Mich#usn.. 
M. faleiformis Eisen. 


M. fenestratus (EısEn) . 


. Hlavidus MicHLsx. 


M. flavus (Levms.) . . 
M. Grebnitzkyi Micuusn. . 


. mirabilis EISEN 


M. 


M. multispinus (GRUBE) 


M. primaevus Eısen . 


M. setosus MiıcHusn. . 


M. solifugus (Emery) . 
M. tigrina BRETSCHER . 


. amoeboideus BRETSCH. . 


. megachaetus BRETSCH. . 


monochaetus BRETSCH. . 


Enchytraeiden. 


It 


lt 


tr, Im 


lm 
Im 
tr 
Im 
tr 


tr 


tr 
n® 


br 
lm 


tr 


tr 


tr 
tr 


Süd-PatagonienlDungeness 
Point), Feuerland (Süd- 
küste bei Kap San Pio). 

Grönland (Karajakhus, 

ı Godhavn), Frankreich 
(Nantes). 

Böhmen (Prag), Frank- 
reich (Lille). 

Uruguay (Montevideo) 

Hebriden (Insel Sky), 

| Frankreich (Nantes), 
Feuerland (Uschuaia). 


Deutschland (Hamburg). 


\Nord-Sibirien (Neu- 
| sibirische Insel Kot- 
jelny). 
Schweiz (Görschenalp). 
Schweiz (Görschenalp). 
Deutschland (Hamburg). 
Schweiz (Bergsee). 
Süd-Sibirien (Baikal-See). 
Nowaja Semlja (Matotsch- 
kin Scharr). 
Nord -Sibirien (Jalmal), 
Dänemark (Hellebäk, 
Dyrehaven, Raavad, 
Rüderskov). 
Deutschland (Hamburg, 
Witten a. d. Ruhr). 
Dänemark (Hellebäk). 
Bering-Ins. 
Schweiz 


Klönsee). 


(Fürstenalp, 


'Nord-Sibirien (Mesenkin 


am ‚Jenissei). 

Schweiz (Katzensee). 
'Nord-Sibirien (Boganida- 
Gebiet). 


Melnitschniju. Krestows- 


ı koj am ‚Jenissei), No- 


waja Semlja (Moller 
Bay,MatotschkinScharr). 
Deutschland (Hamburg, 
' Calefeld). 

‚Alaska (Berg St. Elias). 
Schweiz (Klönsee). 


| BEE | 
' Nord-Sibirien (Intsarewo, | 


55 


I 
| 


| 
'In Düngererde 

(Fischdünger) von 
Gärtnereien, frag- 
lich ob endemisch. 


| 
| 


56 


M. sp. inquirendae 


Gen. Enchytraeus . 
E. adriatieus VEID. 


E. albidus HEnxLE. 


argenteus MiıcHLsY. . 


Buchholzi VEsD. . 


E. globulatus BRETscH.. 
E. hyalinus (Eisen). . . 


E. litteratus (Hxsse) 

E. marinus J. P. Moor . 
E. parvulus BRETSCHER 
E. pellucidus Friend 

E. silvestris BRETScH. 

E. spieulus Leuck 


E. turicensis BRETSCH. . 
@en. Michaelsena . 

M. macrochaeta (Prer.) 
M. monochaeta (Michusn.) 
M. subtilis Ups ; 


M. unisetosa (FErkron.) . 
Gen. Achaeta „ee 
A. bohemica (Vzs2.). . 


i 


Enchytraeiden. 


' Süd-Sibirien (Irkutsk); 

‚ Spitzbergen; 

Pennsylvanien (Phila- 
delphia). 


Oesterreichisches Küsten- 
ı Jand (Triest), Frankreich 
ı (Nantes). 
Nowaja-Semlja, 
insel; 

Nord-Russland(Solowetsk- 
Insel, Orlovsky), Däne- 
mark, Deutschland, 
Böhmen, Schweiz, Frank- 
reich; 

Grönland(Karajak),Massa- 
chusetts; 

Uruguay (Montevideo), 
Süd-Patagonien, Feuer- 
land (Südküste); 

Kerguelen. 

Deutschland (Hamburg), 
Schweiz. 

Dänemark (Kopenhagen), 
Deutschland, Böhmen, 
Italien (Turin), Sar- 
dinien; 

Süd-Brasilien(Blumenau), 
Süd-Patagonien (Dun- 
geness-Point). 

Schweiz (San Georgio). 

Nowaja Semlja (Matotsch- 
kin Scharr). 

Italien (Neapel). 

Bermudas. 

Schweiz (Obere Sandalp). 

England (Stockport). 

Schweiz (Zürich). 

Deutschland (Helgoland, 
Wilhelmshaven, Oux- 
haven). 

Schweiz(Zürich, Ascona). 


Auch ın Blumen- 
töpfen und in 
Gartenerde, ver- 


schleppbar. 


Bären- 


tr 
tr Verschleppbar, 
häufig in Blumen- 
töpfen und in 
Gartenerde. 


lt 
lt 


tr 
tr 
lt 


Italien (Neapel). 

Süd-Georgien. 

Süd-Patagonien (Dun- 
geness Point), Feuerland 
(Uschuaia). 

Frankreich (Nantes). 


Deutschland (Hamburg), 
Böhmen (Prag). 


Enchytraeiden. 


A. Cameranoi (Cosxerı). 
A. Eiseni VEsp. 


x 


@. Vejdovskyi BRETSCHER. 


Gen. Fridericia. . . | Vor- 
wieg. 
tr 
F. agilis Frank Sm... . | tr 
F, agricola J. P. MooRE tr 
alba. J.P. Mosmn . . |*'tr 
F. alpina BrETscH. . | 
F. alpinula BrerscH. | 
F. auriceulata BRETScH.. | tr 
F. Beddardi Brertsch. . tr 


. bisetosa (Leviss).. . 


bulbosa (Rosa) tr 


callosa (EısEx) 


clitellaris BrReETscH. . 
diachaeta BRETScH. . 
digitata CoGnErıı 
emarginata BRETSCHER 


tr 


Sa 


F', exserta BRETSCHER 
F. fruttensis BrerscnH. . 


F. galba (Horrusme.) . . | tr 


. ,amph | Dänemark 


57 


Italien (Turin). 
Deutschland (Hamburg, 
Calefeld),Böhmen(Prag), 
Schweiz (Zürich). 
Schweiz (Ascona). 


Illinois (Havana). 
Delaware (Wayne), Eng- 
land (Cumberland). 
Pennsylvanien (Phila- 
delphia)). 
Schweiz (Frutt). 
Schweiz (Frutt). 
Schweiz (Cresta). 
Schweiz (Frutt, Panixer- 
pass). 
(Hellebäk), 
Deutschland, Böhmen, 
Galizien, (Lemberg), 
Schweiz, Frankreich 
(Nantes), Italien (Turin), 
' Sardinien. 
Nowaja Sem]ja; | 
Deutschland (Calefeld, 
Goslar), Schweiz, Italien 
(Turin), Sardinien. 
ı Pennsylvanien _(Phila- 
' delphia). 
‚ Sibirien(Mittel-und Unter- 
lauf des ‚Jenissei); 
Nowaja Sem]ja; 
Nord-Russland  (Solo- 
wetsk-Insel im Weissen 
Meer), Nord - Deutsch- 
land (Westpreussen). 
Schweiz (San Georgio). 
Schweiz (Ascona). 
Sardinien. | 
Schweiz (Kanton Glarus, 
Primmis). | 
Schweiz (Heiden). 
| Schweiz (Frutt). 
' Dänemark, Deutschland, 
Böhmen, Galizien (Lem- 
berg), Schweiz, Belgien, 
Frankreich (Nantes), 
| Italien (Turin), Sar- 
dinien; 
ı Neuseeland. 


Häufig in Blumen- 
töpfen,verschlepp- 
bar. 


N 
I 


Häufig in Blumen- 
töpfen,verschlepp- 
bar. 


a 


- 


58 Enchytraeiden. 
F. hegemon (Vzsv.) . . . | tr Deutschland (Hamburg), 
| Böhmen, Schweiz,Frank- 
reich (Nantes). 
F, helvetica BrerscHh. . . | tr Schweiz (Zürich). | 
F. humicola BrerscHh. . . , fr | Behweiz (Frutt, Cresta); 
Nordost-Afrika (Harar). 
F. insubrina BRETScH. . . | ‚Schweiz (Ascona). 
F. lacustris BRETSCH. ' tr ‚Schweiz (Melchsee- &e- 
| biet). ’ 
F. Leydigi (Vzs2.) . . . |, tr | Spitzbergen; 
‚Deutschland (Oalefeld, 
| ı Alfeld), Böhmen (Prag), 
| Schweiz, Italien (Turin). 
F. lobifera (VzsD.) . . » | tr Böhmen, Galizien (Lem- 
berg). 
F.longa J. P. Moore . . tr ‚Pennsylvanien (Phila- 
' delphia). 
IF", magna FRrıEnD . A England (Cockermouth). 
F. Michaelseni BreıscH. . tr |Schweiz (Bäretsweil). 
F. oligosetosa Nuse. . . . Galizien(Lemberg, Skole). 
F. parva BRETSCHER . . ı Schweiz. | 
F. Perrieri (Vx3D.) tr Dänemark  (Hellebäk), 
' Böhmen, Schweiz, Italien 
(Turin). 
/", polychaeta Brersch. . Schweiz (Ascona, San 
| Georgio). 
F. Ratzeli (Eisen) ... . . ' tr | Norwegen (Tromso, 
Carlsa), Deutschland, 
Schweiz. 
F. sardorum CoGnEtm. . | Sardinien. 
F. striata (Levins) ......: tr , Dänemark, Deutschland, | Peregrin. 
Schweiz; 
Uruguay (Montevideo), 
Chile (Lota). 
F. terrestris Brersch. . . | tr ‚Schweiz (Cresti). 
F, Udei Brerscuer . . . | tr | Schweiz. 
Gen. Distichopus .. °. -.. | ir 
D. silvestris Lewır .. . Delaware (Media). 


Geographische Verbreitung: Stellt man auf einer Karte die sämmtlichen 
festgestellten Enchytraeiden-Vorkommnisse zusammen, so erkennt man zwei 
verschiedene breite Gebietsstreifen, in denen die Vorkommnisse sich häufen, 
während sich ausserhalb derselben nur sporadische Vorkommnisse zeigen und 
nur solche von Arten, die augenscheinlich verschleppt sind (wie z. B. die 
weit verschleppten Friederieia galba Horrmstr. in Neuseeland und Henlea 
ventrieulosa (Uper.) in Neuseeland, Chile und Patagonien). Dieses gehäufte 
Auftreten von Enchytraeiden und das Fehlen in anderen Gebieten kann nicht 
lediglich auf verschiedenartige Durchforschung der verschiedenen 
(sebiete zurückgeführt werden; es liegt hier zweifellos eine charakteristische 
Beschränkung in der Verbreitung vor. Diese Anschauung wird noch durch 
die Thatsache gestützt, dass die beiden Gebiete durch ganz bestimmte Gruppen 
charakterisirt sind. Wenn wir z. B. in dem gut durchforschten magalhaensischen 
Gebiet nur Formen der einen Gruppe finden (von nachweislich "rerschleppten 


a 


Enchytraeiden. 59 
Formen der anderen Gruppe — Henlea ventriculosa (UDEr.) u. a. — ab- 
gesehen), so dürfen wir annehmen, dass die andere Gruppe hier nicht 
endemisch ist, also ein in gewisser Weise beschränktes Gebiet besitzt. 

Die beiden besondere Gebiete aufweisenden Gruppen sind nun aber 
nicht nach Verwandtschaftsverhältnissen bestimmt, sondern nach der Lebens- 
weise. Bei der Gruppirung nach der Lebensweise darf jedoch nicht zu 
speziell vorgegangen werden. Manche Arten sind in Bezug auf das Medium 
ihres Aufenthaltsortes ungemein anpassungsfähig. Für die Verbreitung der 
Gattung Enchytraeus kommt es z. B. durchaus nicht in Betracht, dass 
einzelne Arten sowohl terricol wie littoral oder gar lediglich terricol angetroffen 
werden; für die Verbreitung der Gattung ist bestimmend, dass die Thiere 
vorwiegend littoral sind. 

Die erste Gruppe (Karte Il r.o. und r. u.) enthält vorwiegend terricole 
Formen, aber auch amphibische und limnische. Das Gebiet dieser Gruppe 
ist nördlich eircumpolar, es nimmt Sibirien, ganz Europa und Nordamerika 
ein, und zwar die gemässigten und arktischen Regionen dieser Länder, im 
Norden so weit polwärts gehend, wie überhaupt ein Oligochaeten-Gebiet, 
nämlich bis Spitzbergen, Grönland und Alaschka. Von grösseren Gattungen 
gehören Henlea (Kartell r.u.), Mesenchytraeus (Karte II r.o.) und Friedericia 
zu dieser Gruppe. Soweit sicher festzustellen, sind nur die Gattungen 
Mesenchytraeus und Friederieia eircumpolar. Die Gattung Aenlea scheint 
in Nordamerika nicht endemisch zu sein; die unsichere A. socialıs (LEIDY) 
von Pennsylvanien ist wahrscheinlich mit der vielfach verschleppten H. ventri- 
culosa (UpDexR.) identisch, kann also nicht in Betracht kommen. 

Die zweite Gruppe (Karte II l.o. und l.u.) wird von vorwiegend 
littoralen Gattungen gebildet, doch sind einzelne Arten der betreffenden 
Gattungen auch limnisch oder terricol angetroffen worden. Das Gebiet dieser 
Gruppe ist als Atlantisches Gebiet zu bezeichnen; es erstreckt sich von den 


Atlantischen Küstenländern der Arktis — von Nowaja Semlja, Spitzbergen 
und Grönland — bis in die antarktisch-atlantische Region — bis nach 


Feuerland, Süd-Georgien und den Kerguelen —. Es sind allerdings grosse 
Strecken dieses Gebietes noch nicht auf die Enchytraeiden-Fauna untersucht 
worden. Auf der amerikanischen Seite kennen wir nur Vorkommnisse von 
Grönland, Massachusetts, Uruguay und — besonders zahlreich — vom magal- 
haensischen Gebiet, auf der gegenüberliegenden Seite gar nur von Europa, 
während Afrika in dieser Hinsicht terra incognita ist. Von grösseren Gattungen 
gehören Marionina und Lumbrieillus (Karte I 1. u.), sowie Anchytraeus 
und Michaelsena (Karte II 1. o.) der zweiten Gruppe an. Beachtenswerth ist 
die enorm weite Verbreitung einzelner Arten dieser Gruppe; so nimmt 
Enchytraeus albıdus HEnLE das ganze oben skizzirte atlantische Gebiet ein 
und ZLumbrieillus verrucosus (Cvar.) findet sich gleicherweise auf den 
Hebriden, an der französischen Küste und in Feuerland. 

Was die kleineren Gattungen mit geringer Verbreitung anbetrifft, 
so können sie nur vermuthungsweise, nach Maassgabe ihrer biologischen 
Verhältnisse, in die beiden Gruppen eingeordnet werden. Da die beiden 
Gebiete sich im Bereich der nördlichen Atlantis überdecken, so giebt ihr 
Fundort — sie sind entweder europäisch oder östlich-nordamerikanisch — 
keinen Ausweis über ihre Zugehörigkeit. Ich glaube diese Gattungen, nämlich 
Bryodrilus (Deutschland), Aydrenchytraeus (Schweiz), Buchholzia (Däne- 
mark, Deutschland, Schweiz, Italien), Stereutus (Deutschland), Achaeta 
(Deutschland, Böhmen, Schweiz, Italien) und Distichopus (Delaware), sämmtlich 
der ersten, nördlich eircumpokıren Gruppe zuordnen zu müssen. 


- 


60 Lumbrieuliden. 


Fam. Lumbriculiden. 


Systematik: Die verwandtschaftlichen Verhältnisse haben durch die 
neuerdings erfolgte Entdeckung zahlreicher sibirischer Formen eine unerwartete 
Klarstellung erfahren. Schon in der älteren Diagnose dieser Familie!) bildet 
das Stellungsverhältniss zwischen den männlichen Poren und den Samen- 
trichtern das hauptsächlichste, allein für diese Familie, und in dieser Familie 
konstant, zutreffende Moment. Der betreffende Satz der Diagnose lautet: 
„Normalerweise 1 Paar Hoden und Samentrichter in dem Segment der 
männlichen Poren und meist ein zweites Paar in dem voraufeehenden 
Segment“. Das Charakteristische dieses Momentes liegt darin, dass die 
Samenleiter des letzten, bezw. des einzigen Paares, sich wieder nach vorn 
hin wendend, in demselben Segment ausmünden, in dem ihr proximales Ende, 
ihr Samentrichter, liegt, während sie bei allen anderen Familien im nächst- 
folgenden Segment oder noch weiter hinten ausmünden. Die neu entdeckten 
sibirischen Formen zeigen auf das Klarste, dass dieser Verlauf der Samen- 
leiter des hintersten, bezw. des einzigen Paares der für die Lumbrieuliden 
normale ist, und dass die Abweichungen von diesem Verlauf — das gemeinsame 
Ausmünden eines etwaigen vorhergehenden Samenleiter-Paares mit jenem 
hinteren Paare an dem Segment, welches auf das Segment des betreffenden 
vorderen Samentrichter-Paares folgt — sekundär ist und lediglich Reduktions- 
formen darstellt. Die jüngst in mehreren Arten aufgefundene Gattung 
Lamprodrilus weist nämlich zwei (manchmal sogar noch mehrere, drei oder 
vier) vollständig ausgebildete und selbständig ausmündende Samenleiter- 
Paare auf, und zwar mündet jeder Samenleiter an demselben Segment aus, 
in welchem sein Samentrichter und das zugehörige Hoden-Paar liest. Alle 
Lumbrieuliden, bei denen zwei Paar Samenleiter gemeinsam an dem Segment 
des zweiten Samentrichter-Paares ausmünden, sind Reduktionsformen, dadurch 
entstanden, dass die Samenleiter des vorderen Paares ihre ursprüngliche 
selbständige Ausmündung verloren und sich den Samenleitern des zweiten 
Paares angeschlossen haben; das erhellt besonders aus einigen Zwischen- 
stufen, repräsentirt durch die beiden Arten der Gattung Prhynchelmis, bei 
denen die Samenleiter des vorderen Paares sich schon an die des hinteren 
Paares angeschlossen haben, bei denen aber ihr im Stich gelassener selbständiger 
Ausmündungsapparat, das ihnen ursprünglich zugehörige Atrien-Paar (früher 
als Kopulationsdrüsen gedeutet) noch erhalten geblieben ist. Eine dieser 
beiden Arten, R. brachycephala MicHusn., zeigt, dass die Reduktion noch 
weiter gehen kann; bei diesem Lumbriculiden ist auch das vordere Samen- 
trichter-Paar abortirt und nur ein Paar proximal blind endende vordere 
Samenleiter, sowie das erwähnte ebenfalls proximal blind endende vordere 
Atrien-Paar ührig geblieben. Bei manchen Formen, Lumbrieulus variegatus 
(Mürr.) und Eehpidrilus asymmetricus (FRANK Sm.) geht die Reduktion 
noch weiter, sodass die vorderen Samenleiter ganz schwinden und nur ein 
einziges (das hintere) Paar mit dem charakteristischen Lumbrieuliden-Verlauf 
restirt. Bei Lumbriculus variegatus sollen nach VEspovsky Kopulations- 
drüsen vorkommen, eine Angabe, die durch spätere Untersuchungen nicht 
bestätigt worden ist; es erscheint mir fraglich, ob diese Angabe auf Rudimente 
des vorderen Ausführungsapparates bezogen werden darf. Es muss noch die 
Frage erörtert werden, ob alle Lumbriculiden mit einem einzigen Paar 


!) W. MicHaersen: Oligochaeta, in: Tierreich, Lief. 10 p. 56. 


Lumbrieuliden. 61 


Samenleiter Reduktionsformen sind. Während es für Zehpidrilus asymmetrieus 
wegen seiner Verwandtschaft mit den Gattungsgenossen (nachweislich Reduktions= 
formen) sicher und für Lumbrieulus variegatus wegen jener fraglichen 
Kopulationsdrüsen wahrscheinlich ist, so erscheint es mir für die Gattung 
Teleuscolex, die in keiner Art Andeutungen eines Ueberganges (eines Restes von 
vorderen Samenleitern) zeigt, unwahrscheinlich. Der Charakter der Mehrzahl der 
Hoden- und Samenleiter-Paare, der bei den niederen Familien nie, bei den höheren 
Familien häufig auftritt, und auf dem die in den höheren Familien bedeutungs- 
vollen Begriffe der Holoandrie und Meroandrie basiren, ist offenbar innerhalb 
der Familie Lumbriculidae entstanden. Dafür spricht auch die Thatsache, dass 
die sonst nie überschrittene Zweizahl der Paare bei einer Lumbriculiden-Art, 
Lamprodrilus satyrıscus Mıcausx. mit 3 oder 4 Paar Hoden und Samen- 
leitern, überschritten wird. Die Anzahl der Paare ist also in dieser Familie 
noch schwankend, und die Einzahl der Paare, wie sie Teleuscolex aufweist, 
mag nur die Bedeutung eines speziellen Falles dieses in der Familie variablen 
Charakters haben. Vielleicht ist diese Einzahl der Paare bei Teleuscolex 
als das ursprüngliche, als das von den niederen Familien übernommene 
Verhältniss anzusehen. Wir müssten demnach unterscheiden zwischen einer 
ursprünglichen Einzahl der Hoden- und Samentrichter-Paare (Teleuscolex?) 
und einer durch Reduktion wieder erlangten (Eelipidrilus asymmetricus 
und vielleicht Lumbrieulus varıegatus). Wenn es also sicher ist, dass alle 
Gattungen mit Reduktionsformen des männlichen Ausführungsapparates von 
Lamprodrilus abzuleiten sind, so ist es fraglich, ob auch Teleuscolex aus 
Lamprodrilus entsprossen, oder ob umgekehrt Lamprodrilus durch Ver- 
doppelung oder Vermehrung der Hoden- und Samenleiter-Paare aus Teleu- 
scolex entsprossen ist. Jedenfalls repräsentirt eine dieser beiden Gattungen 
die ursprünglichste Form des Lumbrieuliden-Stammes, aus der die anderen 
Gattungen sich entwickelt haben. 

Die Verwandtschaftsbeziehungen zwischen diesen phyletisch jüngeren 
Gattungen sind ziemlich unklar; es erscheint mir vor Allem fraglich, ob die 
von mir zunächst als weiteres Eintheilungsmoment benutzten Charaktere — 
Samentaschen vor bezw. hinter den Hoden-Segmenten — eine natürliche 
Scheidung in echte Verwandtschaftsgruppen zu Wege bringt. Als feststehend 
sind nur untergeordnete Verwandtschaftsbeziehungen anzusehen, so die nahe 
Verwandtschaft zwischen den Gattungen Rhynchelmis und Sutroa, sowie 
zwischen Stylodrilus und Bythonomus. 


Fam. Lumbriculidae. 


Gen. Lamprodrilus . . . | Im | 

L. isoporus Micnusn. . . Süd-Sibirien (Baikal-ı 
| See). 

L. nigrescens Micuusn. (Ms.) Süd-Sibirien (Baikal-| 

See). | 

L. polytoreutus Mıcnusn. . Süd-Sibirien (Baikal- 
See). 

L. pygmaeus Micuusx. . . Süd-Sibirien (Baikal- 
See). 

L. satyriscus Mic#usx. . . |Süd-Sibirien (Baikal- 
\ See). 

L. Semenkewitschi MicHtsx. | Süd-Sibirien (Baikal-| 
| See). 


62 
L. stigmatias MıcHusn.. 


L. Tolli Micrusn. 


L. Wagneri MıcHusn. 


(sen. Teleuscolex 
T. baicalensis (GRUBE) . 


T. Grubei (Mıchusn.) 
T.: Korotneffi (MicHusn.) . 


(en. Trichodrilus . 

T. allobrogum Cuap. 

T. inconstans (FRANK Sm.) 
T. pragensis (Vz3D.) 

@&en. Lumbrieulus . 

I. varvegatus (MüL.) 


Gen. Rhynchelmis . 


R. brachycephala Micuusx. 


R. limosella HoFFMSTR. 


Gen. $utroa . 

S. alpestris Eisen . 

S. rostrata Eisen . 
(en. Bythonomus . 

B. asiaticus (MicHusn.) 
B. Lankesteri (Vzsn.) . 
B.lemani (GruBE) . 


Gen. Stylodrilus 
S. gabretae VE3D. . 


S. Heringianus Cvar. 


S, Vejdovskyi Bexn.. 


Lumpbrieuliden. 


Süd-Sibirien (Baikal- 


Bee): 
| Nord-Sibirien(mittlere, 
‚Jana, Neusibirische Insel 
Ljachof). | 
Süd-Sibirien (Baikal- 
See). 
Süd-Sibirien (Baikal- 
See). 
‚Süd-Sibirien (Baikal- 
See). 
Süd-Sibirien (Baikal- 
| See). | 


Schweiz (Genf). 
Illinois (Havana). 
Böhmen (Prag). 

| 
Grossbritannien, | 
Dänemark, Deutsch- 
land, Russland, 
Böhmen, Schweiz 
Frankreich. 


|Süd-Sibirien (Baikal- 
See). 

Russland, Deutsch- | 
| land, Böhmen, Bel- 
gien, Italien. 


Kalifornien (Donner 
Lake in der Sierra 
Nevada). 


Kalifornien (San Fran- 
eisco). 


‚Süd-Sibirien(Baikal-S). 

Böhmen (Podebrad). 

Istrien(Zaule bei Triest), 
Schweiz (Genf). | 


Böhmen (Böhmerwald), 
Schweiz (Küstnach). 

Deutschland (Kiel), 
Böhmen (Hirschberg), 
Schweiz(Genf, Greifen- 
see). 

England (Goring on 
Thames, Cherwellriver, 
Cockermouth, Lodore), 
Schweiz (Melchsee). 


Dre 


Lumbrieuliden. 63 

Gen. Styloscolex -. - -. . | Im | 
S. baicalensis Mıcuusn.. . | Süd-Sibirien (Baikal- 

| See). 
Gen. Eclipidrilus -. . - - | Im | | 
E. asymmetricus(FRAnK Sm.) ı llinois (Havana). | 
E. frigidus Eisen . | Kalifornien (King-rive | 

| in der Sierra N 


E. palustris (Frank Sm.) . | Florida (Polk county). 


Geographische Verbreitung: Die Lumbrieuliden sind rein limnisch ; terricole 
und irgendwie saline (marine, littorale oder Brackwasser-)Vorkommnisse sind 
nicht gemeldet worden. 


Das Gebiet dieser Familie ist auf die nördliche Erdhälfte beschränkt, 
und zwar nimmt es hauptsächlich die gemässigten Regionen derselben ein. 
Es wird südwärts nirgends der nördliche Wendekreis überschritten (süd- 
lichstes Vorkommen in Florida), während das Gebiet andererseits nordwärts 
stellenweise weit in die arktische Region (neusibirische Inseln) hineinreicht. 
Es umfasst Sibirien, ganz Europa und Nordamerika, ist also als nördlich- 
circumpolar zu bezeichen. 


Die Vertheilung der Formen in diesem Gebiet ist eine sehr 
ungleiche. Es sind aus Sibirien, dessen Durchforschung erst in jüngster 
Zeit ernstlich in Angriff genommen ist, 15 Arten bekannt, davon 14 allein 
aus dem Baikal-See, dessen Durchforschung nach Maassgabe des vorliegenden 
Materials noch eine beträchtliche Erhöhung der Artenzahl verspricht. Aus 
dem doch recht gründlich durchforschten Europa kennen wir dagegen nur 
9 Arten, aus ganz Nordamerika nur 5. 


Es ist aber nicht allein der Reichthum an Arten, der die sibirische 
Lumbriculiden-Fauna charakterisiert; bedeutungsvoll ist, dass hier neben 
wenigen phyletisch jüngeren Formen die Wurzelform des Lumbriculiden- 
Stammes, die Gattung Lamprodilus mit 9 Arten (oder Teleuscole.x mit 
3 Arten) vorherrscht, und dass diese Wurzelform auf dieses Sondergebiet 
beschränkt ist. Diese alten Formen finden sich zumeist im Baikal-See; nur 
eine Art, Lamprodrilus Toll Miıchusw., stammt aus Nord-Sibirien. Da 
L. Tollı dem L. isoporus Mıcausn. aus dem Baikal-See sehr nahe steht, 
so ist vielleicht anzunehmen, dass dieses nord-sibirische Vorkommniss auf 
einer erst in jüngerer Zeit vor sich gegangenen Auswanderung aus dem 
Baikal-See beruht. Es hat also den Anschein, als sei der Baikal-See zur Zeit 
die eigentliche Heimath dieser phyletisch ältesten Lumbrieuliden-Gruppe; 
ob dieser See aber von jeher der Herd des Lumbriculiden-Stammes gewesen 
ist, oder ob sich die alten Formen nur hier erhalten haben, in anderen 
Gebieten aber ausgestorben sind, muss dahingestellt bleiben. Jedenfalls 
geht aus diesen Verhältnissen hervor, dass dieser See als Süsswasser-See 
(die Lumbriculiden sind limnische Formen, die nie in salzhaltigen Oertlich- 
keiten angetroffen werden) ein hohes geologisches Alter hat, ein Umstand, 
der mit der Hypothese von der Reliktensee-Natur desselben schwer ver- 
einbar ist. Da auch andere Thatsachen, so die geologischen Verhältnisse, 
gegen diese Reliktensee-Hypothese zu sprechen scheinen, so ist wohl anzu- 
nehmen, dass die Thierformen mit marinen Anklängen, auf deren Vorkommen 
im Baikal-See diese Hypothese beruht, erst nachträglich in diesen Süss- 
wassersee eingewandert oder eingeschleppt sind, nachdem sie sich an anderen 
Orten, etwa in echten Reliktenseeen, an das Leben im Süsswasser gewöhnt 


64 Lumbrieuliden, Haplotaxiden. 


haben. Beachtenswerth ist, dass der einzige andere genauer durchforschte 
sibirische Süsswassersee, der Teleckoö-See (Altai Nor), in dem Charakter 
seiner Oligochaeten-Fauna durchaus vom Baikal-See abweicht. Unter vielen 
Fangnummern aus dem Teleckoö-See fand sich nicht ein einziger Lumbri- 
culide, sondern neben einigen weit verbreiteten 'Tubificiden nur je eine Art 
der Haplotaxiden-Gattungen Haplotaxıs und Pelodrilus; der Telecko&-See 
besitzt also anscheinend nicht das hohe geologische Alter des Baikal-Sees. 

Die phylogenetisch jüngeren Gattungen mit Reduktionsform des männ- 
lichen Ausführungsapparates vertheilen sich ziemlich gleichmässig über das ganze 
Gebiet. Zwei Gattungen sind auf Nordamerika beschränkt, Sutroa (2 Arten 
in Kalifornien) und Zelipidrilus (je 1 Art in Kalifornien, Illinois und Florida). 
Die Gattung Trichodrilus ist Nordamerika (1 Art in Illinois) und Europa 
(je 1 Art in Böhmen und in der Schweiz) gemeinsam. Die Gattungen 
Lumbrieulus (1 Art) und Stylodrilus (3 Arten) sind auf Europa beschränkt, 
hier aber weit verbreitet. Die Gattungen Zehymchelmis (2 Arten) und 
Bythonomus (3 Arten) sind über Europa und Sibirien verbreitet. Die 
Gattung Styloscolex (1 Art) schliesslich ist bisher nur in Sibirien, im Baikal-See 
sefunden worden. 


Fam. Haplotaxiden. 
Systematik: Diese kleine Familie zeigt eine sehr einfache Gliederung, 
eine Zweitheilung in eine hologyne und eine progyne Gattung. 
Fam. Haplotaxidae. 


Gen. Pelodrilus 


P. Ignatovi Miıchusn. . . Im |Süd-Sibirien(Telecko&- 
| See im Altai-Gebirge). 
P. wiolaceus BEDD. . . . Im |Neuseeland (Ashburton 


auf der Südinsel). 
en. Haplotaxis 
IH, gordioides (G.L.Harım.) Im |Süd-Sibirien (Baikal- 
See, Teleckoö-See); 
Russland (Ljublin- 
Gouv.),Galizien, Böh- 
men, Deutschland, 
Dänemark, (Kopen- 
hagen),‚Schweiz, Nord- 
Italien, Frankreich, 
England (Essex); 
Illinois (Champaign, 
Me Lean Cast). 
H. Smithi (Beov.) . . . | Im [Neuseeland (Lake 
Brunner in Westland 
und Ashburton, beide 
| auf der Südinsel. 


Geographische Verbreitung: Die Haplotaxiden sind limnisch. Ihr Gebiet 
zerfällt in zwei Sondergebiete, Neuseeland mit Pelodrilus violaceus BEDD. 
und Haplotaxis Smithi Bepp. und das nördlich-gemässigt circumpolare 
Gebiet des Haplotaxis gordioides (G. L. Harrm.), das auch den Fundort 


Haplotaxiden. Alluroididen, Moniligastriden. 65 


der zweiten Pelodrilus-Art, P. Ignatovi Mickusv., in sich fasst. Beachtens- 
werth ist die enorm weite Verbreitung der Gattungen und besonders auch 
der Art Haplotaxis gordioides (G. L. Harrm.) 


Fam. Alluroididen. 


Da diese Familie auf einer einzigen Gattung mit einer einzigen Art 
von einem einzigen Fundort (Britisch-Ost-Afrika) beruht, so bedarf es weiter 
keiner Erörterung der Systematik und geographischen Verbreitung. 


Fam. Alluroididae. 


N 


Gen. Alluroides . . . . | Im | | 
A. Pordagei Bro. . . » | Britisch - Ost- Afrika 
| | (Festland gegenüber der 
Mombassa-Insel). 


Fam. Moniligastriden. 


Die kleine Familie der Moniligastridae zeigt nur eine geringe 
Gliederung. Als ältester Zweig ist die holoandrische Gattung Desmogaster 
anzusehen. Aus dieser haben sich durch Verschiebung der Geschlechtsorgane 
(mit Ausnahme der Samentaschen) nach vorn (um 1 Segment bei Eupoly- 
gaster, um 2 Segmente bei Drawida) und durch Reduktion der männlichen 
Gonaden und Ausführungsapparate auf ein Paar!) die proandrische Gattung 
Eupolygaster und die metandrische Gattung Drawida unabhängig von 
einander entwickelt. 

Wie die vierte und letzte Moniligastriden-Gattung, Moniligaster, sich 
zu den übrigen Gattungen stellt, ist nicht klar ersichtlich, da ihre einzige 
Art, M. Deshayesi E. Perr., nicht genügend bekannt ist. Moniligaster ist 
jedenfalls auch meroandrisch, durch Reduktion aus Desmogaster hervor- 
gegangen, ob direkt oder indirekt, ist fraglich. Vielleicht steht sie zu 
Eupolygaster in etwas näherer Beziehung. 


Fam. Moniligastridae. 


Gen. Desmogaster. . . . | ir | 
Bi: Doriae Rosa... . ... Birma(DistriktChebaoder 
Biapö). 

I). Giardı .Hoser. . . . Borneo (Nanga Raoen). 

Er Horsh Bun... .,.... Sumatra (BergSingalang). 

Be Schuld Rosa . . .;. Sumatra (Pahang). 

Gen. Moniligaster . ; 

M. Deshayesi E. PERRIER . Ceylon. 

Gen. Eupolygaster . . . | fr 

E. eoerulea (Horst). . . Borneo (Goenong Kene- 
| pai). | 

E. Houteni (Hossr). . . Sumatra (Tapanuli). 

E. Modighianü (Rosa). . Sumatra (BassaSi-Rambe). 


!) Vergl. D. Rosa: 1 Lombrichi raccolti a Sumatra dal Dott. Erıo MopısLıanı, 
in Ann. Mus. Genova, Ser. 2, Vol. XVI (XXXV]), p.506—509. — Rosa’s „Moniligaster 
di Bourne“ entspricht der Gattung Drawida Micuusv., seine „Moniligaster Modiglianii“ 
der Gattung Eupolygaster MıcauLss. Die Moniligaster Deshayesi reiht Rosa hier der 
letzteren Gruppe, der er in Folge dessen die Bezeichnung Moniligaster lässt, an. 


Michaelsen, Geographische Verbreitung der Oligochaeten. 5 


66 Moniligastriden. 


E. sp. inquirenda . . . . Borneo (Sarawak). | 
Gen. Drawida . . .». .. | Ar | 
D. bahamensis (Beopv.). . | (Bahama-Inseln). ‚Aus den Kew oar- 


| dens, Fundortsan- 
ı gabe verdächtig. 
D. Barwelli (Bep».) . . Philippinen (Manila); | Peregrin. 

Birma (Distrikt Podaung| 

| ' oder Asciuii Ghecu). 


| 
D. Bournei (Micausx.). . Ceylon (Candy, Colombo, 
Westprovinz). | 
D. Burchardi Micazss. . Sumatra (Indragira). 
D. chlorina (BouRNE) . . Vorderindien (Ootaco- 
| mund). | 
D. Frideriei (Micuuss.) . | Ceylon (Trincomale). | 
D. grandis (Bourne) . . | Vorderindien (Nilgiri). 
D. japonica (Mıcutsx.) . Japan. | 
I. minuta (BouRNE) . . | Vorderindien (Madras- 
Distrikt). 
D. naduvatamensis (BoURNE). Vorderindien (Nilgiri, 
Naduvatam). 
D. nilamburensis (BouRNE) Vorderindien (Nilambur). 
D. parva (BouRNE) . . . | Vorderindien (Ootaco- 
mund). 
D. Pauli (Micausn.) . . | Ceylon (Trincomale). 
D. pellueida (BouRNE). . ı Vorderindien (Ootaco- 
‚ mund, Naduvatam). 
D. robusta (Bourne) . . ‚ Vorderindien (Nilgiri). 
D. sapphirinaoides(BouRNE) Vorderindien (Nilgiri). 
D. uniqua (Bourne) . . ‚Vorderindien (Ootaco- 
mund, Coonoor). 
D. sp. div. inquirendae . . ı Vorderindien (Nilgiri); 
‚Flores (Kotting). 


Geographische Verbreitung: Die Moniligastriden sind wahrscheinlich 
rein terricol. Die einzelnen Arten zeigen meist eine sehr geringe Ver- 
breitung. Eine Ausnahme bildet nur Drawida Barwelli (BEp».), die ihre 
weite Verbreitung (Birma-Philippinen, vielleicht gehört auch der Fund. von 
Flores hierher) wohl einer Verschleppung durch den Menschen verdankt. 

Das Hauptgebiet der Moniligastriden ist auf einen kleinen Theil 
Süd-Asiens (Birma, Vorderindien und Ceylon) und des daran grenzenden 
malayischen Archipels (Sumatra, Borneo) beschränkt. Dazu kommt der 
ziemlich weit isolirte Fundort „Japan“, weit isolirt, insofern der Fundort 
„Philippinen“ sich auf eine weit verbreitete, wahrscheinlich verschleppte 
Form bezieht, für uns also hier nicht in Betracht kommt. Ich halte es 
nicht für ausgeschlossen, dass sich die betreffende japanische Form, Drawida 
japoniea (MicHusn.), später als in Japan eingeschleppt ausweise. 

Die Stammgattung Desmogaster ist im indo-malayischen Gebiet, auf 
Sumatra und Borneo, sowie in Birma beheimathet, die jüngeren Gattungen 
zeigen theils eine ähnliche Beschränkung (Zupolygaster auf Sumatra und 
Borneo beschränkt), theils eine etwas weitere Verbreitung nach Westen hin 
(Drawida von Sumatra bis nach Ceylon und dem südlichen Vorderindien 
verbreitet). Die auf einer einzigen, ziemlich unklaren Art beruhende Gattung 
Moniligaster von Ceylon bietet in ihrem Auftreten nichts Bemerkenswerthes. 


Megaseoleeiden. 67 


Fam. Megascoleciden. 


Systematik: Die Familie der Megascoleeiden ist die grösste der Oligo- 
chaeten-Familien und zeigt zugleich “die reichste systematische Gliederung. 
Sie spaltet sich in verschiedene Reihen, denen entweder eine einzelne Unter- 
familie oder eine kleine Gruppe von Unterfamilien unseres Systems ent- 
spricht. Bevor ich auf die Charakterisirung dieser Reihen eingehe, habe ich 
einige allgemeine morphologische Verhältnisse zu erörtern: 

In verschiedenen Reihen tritt eine Form auf, die ich als acantho- 
driline Form des männlichen Geschlechtsapparates bezeichnet habe.') Bei 
dieser Form münden die Samenleiter am 18. Segment und je ein Paar 
schlauchförmige Prostatadrüsen am 17. und 19. Segment, je ein Paar Samen- 
taschen auf Intersegmentalfurche ”/, und °/, aus. Diese Form, die sich 
in den verschiedenen Reihen in verschiedenem Grade erhalten hat, ist als 
die phyletische Grundform anzusehen, aus der sich auf verschiedenen Wegen 
andere Formen entwickelt haben. Die Annahme, dass die acanthodriline 
Form konvergent in den verschiedenen Reihen sich aus den verschiedenen 
anderen Formen des Geschlechtsapparates entwickelt haben könne, ist aus- 
geschlossen; dazu ist die acanthodriline Form zu komplizirt und zu scharf 
spezialisirt. Der ursprünglichen acanthodrilinen Form des männlichen Ge- 
schlechtsapparates stehen verschiedene Reduktionsformen gegenüber. Als 
microscolecine Form bezeiehne ich jene, bei der nur die vorderen 
Prostaten des 17. Segments unverändert blieben, während die des hinteren 
Paares schwanden, und sich die männlichen Poren mehr oder weniger weit 
den vorderen Prostata-Poren näherten. Als balantine Form ist der sehr 
seltene (nur bei einer einzigen Art festgestellte) Fall zu bezeichnen, wo die 
vorderen Prostaten schwinden und die männlichen Poren an die allein 
übrig bleibenden Prostata-Poren des hinteren Paares am 19. Segment heran- 
rücken. Bei der megascolecinen Form des männlichen Apparates 
schwinden beide ursprünglichen Prostaten-Paare, die männlichen Poren bleiben 
am 18. Segment, und am distalen Endtheil der Samenleiter scheint eine 
neue Art von Prostaten (Euprostaten) zu entstehen. (Es ist noch nicht 
ganz sicher entschieden, ob diese den Samenleiter - Enden aufsitzenden 
Prostaten der Megascolecinen-Unterfamilie wirklich eine ganz unabhängige 
Bildung sind, oder ob sie den ursprünglichen Acanthodrilinen - Prostaten 
homolog seien. Da diese letzteren zweifellos als modifizirte Borstendrüsen 
anzusehen sind, homolog den in allgemeinerer Anordnung auftretenden 
Borstendrüsen vieler Glossoseoleeiden (z. B. Micerochaeta sp. sp.), so ist ihre 
Homologie mit jenen Euprostaten, die sich als drüsige Wucherungen der 
distalen Samenleiter-Enden darstellen, zum mindesten unwahrscheinlich.) 

Als Konvergenzerscheinung aber ist eine gewisse Bildung zu erklären, 
die bei verschiedenen Reihen der Megascoleciden auftritt, nämlich die 
perichaetine Borstenanordnung, eine Vermehrung der Borsten über 
die normale Zahl (8 an einem Segment) hinaus und eine ringförmige An- 
ordnung derselben. Dass sich ein derartiger Zustand mehrfach und unabhängig 
in verschiedenen Reihen ausbilden konnte, erscheint erklärlich, wenn man 
bedenkt, wie vortheilhaft dieser Zustand für die Fortbewegung der Thiere ist. 


1) W. MicHAELsen: Zur Systematik der Regenwürmer, in: Verh. Ver. Hamburg, 
SIR, Bd.2,'n. 292. 


a 


- 


65 Megascoleeiden. 


Dieselben leben meist in vorwiegend senkrecht verlaufenden glattwandigen 
Erdröhren, in denen sie auf- und absteigen, bezw. sich festhalten, indem sie 
durch partielle Aufblähung des Körpers ihre durch die Borsten rauh gemachte 
Körperoberfläche allseitig gegen die Wandung der Erdröhre pressen. Nur 
die Vererbungsfestigkeit des ursprünglichen Charakters (8 Borsten an einem 
Segment) widersteht dieser Bildung. Thatsächlich sehen wir bei vielen 
Oligochaeten eine ähnliche Anordnung unter Festhalten an diesem Charakter 
erreicht. Bei Helodrilus octaedrus (Sav.), z. B. sind die 8 Borstenreihen 
fast gleichmässig über den Körperumfang vertheilt. Andere Regenwürmer, 
2. B. Pontoscolex corethrurus (Fr. Mürı.), erreichen das Ziel, eine möglichst 
gleichmässige Vertheilung der Borsten am Körperumfang, dadurch, dass sich 
die Borsten der verschiedenen Segmente alternirend verschieden anordnen, 
so dass sich bei gleichbleibender Zahl der Borsten eines Segments doch 
die Zahl der Borstenlinien vermehrt. In allen Fällen ist die perichaetine 
Borstenanordnung als etwas sekundäres anzusehen. Das ursprüngliche ist 


die Anordnung der Borsten in 4 Gruppen — bei den höheren Familien 
4 Paaren — an einem Segment. 


Als sekundär ist auch der plectonephridische Zustand anzusehen. 
Wie alle niederen Oligochaeten, so sind auch die Wurzelglieder der Fam. 
Megascolecidae einfach (jederseits einreihig) meganephridisch. Erst durch 
Theilung der Meganephridien entstehen sekundär Micronephridien und der 
diffus-pleetonephridische Zustand. 


Als Wurzelglied der Fam. Megascolecidae ist eine Form anzusehen, 
die folgenden Bedingungen entspricht: Sie muss einen acanthodrilinen 
männlichen Geschlechtsapparat haben, holoandrisch sein und zwei Paar 
auf Intersegmentalfurche 7, und °, ausmündende Samentaschen besitzen; 
sie muss einen einfach meganephridischen Zustand und die ursprüng- 
liche lumbricine Borstenanordnung aufweisen, sowie auch in anderen Be- 
ziehungen die einfachere Bildung repräsentiren, einfacher gegenüber den 
bei jüngeren Abzweigungen auftretenden Spezialisirungen in der Aus- 
bildung gewisser Organe. Diesen Bedingungen entspricht die Gattung 
Notiodrılus. Wir müssen die Arten dieser Gattung als die nur wenig ver- 
änderten Repräsentanten der acanthodrilinen Urform ansehen, jener Urform, 
aus der die ganze Fam. Megascolecidae entsprossen ist, und die auch der 
Urform der Fam. Moniligastridae (Repräsentant: Gattung Desmogaster) 
nahe steht. 


Im System waren die Repräsentanten dieser Urform nicht leicht unter- 
zubringen; stehen sie doch in gewisser Beziehung zu sämmtlichen Zweigen 
des Stammbaumes, der aus ihnen entsprossen. Es lassen sich wohl die 
scharf spezialisirten Zweige dieses Stammbaumes sauber abtrennen; doch 
bleiben die undefinirbaren Stümpfechen am Stamm sitzen. So lässt sich die 
der Gattung Notiodrilus so nahe stehende Gattung Microscolex schwerlich 


abtrennen, trotzdem sie schon sekundäre Charaktere — sie ist nicht mehr 
acanthodrilin — erworben hat. Es war ein ziemlich willkürliches Vorgehen, 


+ 


als ich das Wurzelglied (die Urform Notiodrilus) mit einigen nahe beieinander, 
aber gesondert sprossenden Zweigen (der Gattung Microscolex, Acanthodrilus 
und Maheina, sowie den Neodrilıs- und Chilota-Gruppen) vereint liess 
und als Unterfamilie Acanthodrilinae zusammenfasste. Es könnte gerecht- 
fertigt erscheinen, dass wenigstens die grösseren Zweige (die Neodrihıs- 
und Chilota-Gruppen) abgetrennt und als gesonderte Unterfamilien geführt 
würden; hier mag der Hinweis auf dieses Verhältniss genügen. 


Aecanthodrilinen. 69 


Unterfam. Acanthodrilinen. 


Systematik: Wie schon oben erwähnt, zerfällt die Unterfamilie Acantho- 
drilinae in eine kleine Anzahl verschieden grosse Reihen, die sämmtlich in 
der Megascoleciden-Urform, der Gattung Notiodrilus, zusammenlaufen. 

Dieser Gattung Notiodrilus zunächst, und zwar besonders jener Gruppe 
ohne Muskelmagen oder mit rudimentärem, steht die Gattung Microscoler, 
lediglich durch die microscoleeine Form des männlichen Geschlechtsapparates 
von Notiodrilus unterschieden. Unsere Kenntniss von dieser Gattung ist 
noch sehr unklar. Es sind von verschiedenen Forschern viele Arten beschrieben 
worden; ich hege jedoch die Vermuthung, dass sämmtliche ausser-neusee- 
ländischen Formen sich später auf die beiden weit verschleppten Formen 
M. dubius (FLETCH.) (grössere Form ohne Samentaschen) und M. phosphoreus 
(Ant. Duc&s) (kleinere Form mit Samentaschen und 2 Divertikeln) reduziren 
werden. Wie jüngst Cosnerrı!) nachwies, ist M. phosphoreus durchaus 
identisch mit M. Hempeli (Fr. Smiırta); dass auch M. phosphoreus je zwei 
Divertikel an den Samentaschen besitzt, ist von Rosa und anderen Forschern 
(von mir selbst z. B.) nur übersehen worden. Sollte M. Horsti Eısex, der 
dieser Form so nahe steht, wirklich nur ein einziges Divertikel an den 
Samentaschen tragen? War das zweite der zarten Divertikel (es lag nur 
ein einziges Exemplar vor!) nicht etwa bei der Präparation abgerissen? 
Der Hauptunterschied der verschiedenen Formen liegt in der Stärke der 
Konvergenz der ventralen Borstenlinien gegen die männlichen Poren und 
gegen die Samentaschen-Poren. Nun ist aber die ventrale Leibeswand am 
Vorderkörper sehr kontraktil; meist rollen sich die absterbenden Thiere 
ventralwärts ein. Ein verschiedener Grad dieser Einrollung hat aber einen 
verschiedenen Grad der Konvergenz der Borstenlinien zur Folge. Die 
beiden Regionen der männlichen und der Samentaschen-Poren zeigen im 
Zusammenhang mit der geschlechtlichen Funktion (dem Zusammenhalten 
bei der Begattung) eine Sonderausbildung der Muskulatur, und diese giebt 
sich bei der Konservirung durch eine besondere Kontraktionsart kund, die 
in mehr oder weniger starkem Grade hervortreten und demnach sehr ver- 
schiedenartige Bilder über den Verlauf der Borstenlinien ergeben kann. 
Auch ist wohl mit den verschiedenen Graden der Pubertät eine verschieden- 
artige Kontraktionsfähigkeit verbunden. Dazu kommt die Schwierigkeit der 
Darstellung des Grades der Borstenlinien-Konvergenz. Ich wage zu behaupten, 
dass nicht eines der vorliegenden schematischen Zeichnungen ein ganz 
korrektes Bild von dem Verlauf der Borstenlinien giebt. Mir ist bisher 
kein Mieroscolex zu Gesicht gekommen, der nicht am Vorderkörper wenigstens 
eine geringe Krümmung aufwies. Ein Liniensystem auf einem gebogenen 
Zylinder lässt sich aber nicht ohne Verschiebung der Linien auf eine Ebene 
übertragen. Dass schon bei der Auseinanderfaltung der Haut bei der 
Präparation der Thiere eine ganz unkontrollirbare Zerrung oder partielle 
Zusammenpressung stattfindet, muss auch noch in Rücksicht gezogen werden. 
Von dieser besonderen Kontraktilität, die natürlich in den Zonen der 
Geschlechtsporen ihr Maximum erreicht, mag auch die Lage der männlichen 
Poren und der Samentaschen-Poren‘ in Bezug auf die der nächsten, aber 
doch einer anderen Zone angehörenden Borsten beeinflusst werden. Wenn 


t) L. Cosnertı: Gli Oligocheti della Sardegna; in: Boll. Mus. Torino, V. XVI, 
Nr. 404, p. 12. 


70 Acanthodrilinen. 


sich die Muskulatur zwischen den männlichen Poren stärker kontrahirt, so 
bildet sie eine papillenartige Hervorragung und zerrt die männlichen Poren, 
bis sie medial von den Borsten a der benachbarten Segmente zu liegen 
scheinen (M. Horsti (Eısex)). Für ebensowenig belangreich halte ich den 
Unterschied in der Lage der Samentaschen-Poren zwischen Borstenlinien «a 
und 5 und auf den Borstenlinien a. Subjektiv ist auch die Anschauung 
über das Vorhandensein eines rudimentären Muskelmagens oder das Fehlen 
desselben. Eine Muskulatur ist am Oesophagus stets vorhanden. Wenn 
ich in obiger Liste M. Horsti und M. Troyeri (Eısex) trotzdem noch 
gesondert aufführe, so geschieht es unter Zurücksetzung meiner subjektiven 
Anschauung, in Hinsicht auf die hypothetische Natur der "obigen Erörterungen. 
Ich vereine mit M. phosphoreus (Ar. Due.) jedoch M. novaezelandiae 
Bro». M. Benhami (Eısen), M. algeriensis Bep». (die winzigen Penial- 
borsten sind, wenn nicht ausgefallen, wohl übersehen worden), M. parvus 
Eisen und — nach dem Vorgange Cosnerti's — M. Hempeli Fr. Suite; 
ich vereine mit M. dubius (FurrcH.) nach Untersuchung typischer Exemplare 
M. elegans (Eısex) und nach Untersuchung eines Stückes von Menorca!) 
M. Poulteni Bro. und M. carolinae Eısen. M. monticola Bro». halte 
ich hauptsächlich wegen der langen Prostaten für eine besondere Art. Die 
Gattung Rhododrilus mit der einzigen Art AR. minutus BEDD. vereine ich 
nach dem Vorgange BEDDARD'S und Brnman’s mit der Gattung Miecroscolex. 


Einen scharf gesonderten Zweig der Unterfamilie Acanthodrilinae 
bildet die Neodrilus-Gruppe, durch eine mehr oder weniger regelmässige 
Alternation in der Lage der Nephridialporen charakterisirt. Benstam will in 
einer neueren Abhandlung?) die Bedeutung dieses Charakters nicht in 
vollem Maasse anerkennen und Maoridrilus, die acanthodriline Form dieser 
Gruppe, lediglich als Untergattung der weiten Gattung Acanthodrilus an- 
erkennen, während er der mieroscoleeinen und der acanthodrilin-perichaetinen 
Form, Neodrilus und Plagiochaeta, Gattungsrang belässt. Ich muss dem 
durchaus widersprechen. Es handelt sich hier nicht um einen unbedeutenden 
rein äusserlichen Charakter, sondern um einen in der inneren Organisation 
begründeten; hat doch Bexham selbst nachgewiesen (|. c. p. 126), dass 
der Verschiedenheit in der Lage der Nephridialporen eine Verschiedenheit 
im Bau der Nephridien entspricht. Es handelt sich auch nicht um einen 
Charakter, der nur bei einzelnen Arten einer einzigen Gattung, sondern bei 
einer Gruppe von Gattungen vorkommt, deren einzelne Glieder nicht ver- 
schieden behandelt werden dürfen, insofern die einen selbständig erhalten 
werden, während ein anderes einem ganz anders gearteten Formenkreise 
angeschlossen werden soll. Wie die scharfe Beschränkung in der geographischen 


Verbreitung ersehen lässt — sämmtliche Formen der betreffenden Gruppe 
sind neuseeländisch — ist der entscheidende Charakter ein durchaus natür- 


licher. Die Formen dieser Gruppe sind unter sich näher verwandt als 
eines der Glieder mit Formen, die ausserhalb dieser Gruppe stehen. Ich 
glaube genugsam nachgewiesen zu haben, dass der acanthodriline Charakter, 
das einzige Band zwischen Maoridrilus und der alten, weiten Gattung 
Acanthodrilus, die ihm früher beigemessene Bedeutung nicht besitzt. — 
Als Wurzelgattung der Neodrilus-Gruppe ist die acanthodriline Gattung 


1) W. Micnartsen: Oligochaeten des Naturhistorischen Museums in Hamburg, 
[V; in: Mt. Mus. Hamburg, Bd. VIII, p. 317. 

2) W. B. Bestam: An Account of Acanthodrilus uliginosus Hurron; in: Trans 
New Zealand Inst., 1900, p. 123. 


Acanthodrilinen. Al 


Maoridrilus anzusehen; aus dieser hat sich die Gattung Neodrilus durch 
mieroscolecine Umwandlung des Geschlechtsapparats, die Gattung Plagiochaeta 
durch Erwerb einer perichaetinen Borstenanordnung entwickelt. 


Einen ebenfalls recht ansehnlichen Zweig der Acanthodrilinen-Unter- 
familie bildet die Chilota-Gruppe, durch Proandrie charakterisirt. Wir 
haben in dieser Gruppe wieder die ursprünglichere acanthodriline Gattung 
Chilota und eine- durch microscoleeine Umwandlung aus dieser hervor- 
gegangene Gattung Yagansıa zu unterscheiden. 

Ausser diesen Hauptgruppen enthält die Unterfamilie Acanthodrilinae 
noch einige winzige Zweige, aus je einer Gattung mit je einer Art bestehend, 
die selbständig aus der Wurzelgattung Notiodrilus entsprossen zu sein 
scheinen, die Gattung Acanthodrilus (s. Ss.) mit A. ungulatus E. PERRIER, 
die Gattung Diplotrema mit D. fragilis W. B. Sp., die Gattung Maheina 
mit M. Braueri (Micuusn.) und die Gattung Howascolex mit H. madagas- 
carıensis MicHusn. Einzelne dieser kleinen Zweige scheinen Beziehungen 
zu anderen Unterfamilien der Megascoleciden zu vermitteln. So scheint 
die Gattung Diplotrema, die von ihrem Autor zwischen zwei typische 
Gattungen der Unterfamilie Megascolecinae gestellt wurde, ein Zwischenglied 
zwischen der Wurzel der Megascoleciden, der Acanthodrilinen - Gattung 
Notiodrilus, und der Unterfamilie Megascolecinae zu sein; während die 
Gattung Zowascoler von den Acanthodrilinen zu der Octochaetus-Dichogaster- 
Reihe hinneigt. 

Folgende Skizze mag die Verwandtschaftsverhältnisse der Unterfamilie 
Acanthodrilinae illustriren. 


Notiodrilus 
Mieroseolex —— ; en 
# I Maheina 


EL Chilota 
Maoridrilus 
Neodrilus Diplotrema N 
Plaoiochaeta Howascolex Yagansia 


(Megascolecinae) 
(Oetoehaetinae) 


Fam. Megascolecidae. 


Subfam. Acanthodrilinae. 
Gen. Notiodrilus . . -. . | Vor- 


wieg. 

ir” | 
WNsalbus.(Benn) . .'... Chile (Corral). | 
N. annectens (BEpn.) . . Neuseeland (Ashburton 
auf der Südinsel). 
N. aquarım duleium (Beo».) | Im,?lt Falkland-Inseln. 


I 


N. arenarius (Beo».) . . Kapland (Wynberg). 
N. arundinis (Beo».) . . Kapland (Kapstadt). 
N. australis (Micatsn.) . Nord-Australien (Cape 


York), 


172 


N. Bovei (Rosa) 5 


N. erystallifer (Eisen) . 


N. eremus (W. B. Sr.) . 


N. falcatus (Bepn.) . 


N. falelandieus (Bepn».) 


N. georgianus (MıcHLsx.) 
forma typica 


var. laevis Rosa 


. Hansi Micausn. 
. haploeystis (BExH.) . 
. kerguelarum (GRUBE) . 


. kerguelenensis (LANk.). 
——_ 


‚ Luisae MicHtsn. . 
N. Macleayi (Fuerch.) 


. macquariensis (BEDD.). 


N. magellaniceus (Benn.) 


V. majungianus (MicHusn.) 
N. obtusus (E. PERRIER) 

N, oceidentalis (Beop».). 

. paludosus (Beon».) 

N. Philippü Micausn. . 


Acanthodrilinen. 


tr, 
hosp. 
It? 


tr, 
hosp. 
lt? 


lt 


tr; It 


DER, 
?lt 


?tr, 
Plt 


Argentinien (Buenos 
Ayres), Süd-Patagonien, 
Süd-Feuerland, Süd- 
Feuerländischer Archi- 
pel, Falkland - Inseln 
(Port Stanley). 
Guatemala (Tactie 
Coban). 

Zentral-Australien(.James 
Range, George Gill 
Range, Mc. Donnell 
Range). 

Kapland (Cape Flats bei 
Kapstadt). 
Falkland-Inseln. 


bei 


ı Süd-Georgien. 


Süd-Patagonien (Laguna 
Rica). 

Kapland (Port Elizabeth). 
Snares Isl. 
Kerguelen-Inseln, Marion 
Ins. 

Kerguelen-Inseln. 


Kapland (Port Elizabeth). 

Nordwest-Australien (Na- 
pier Range). 

Macquarie-Inseln. 


Süd-Patagonien 
beth Isl.). 
Madagaskar (Majunga). 
Neu-Kaledonien. 

Chile (Valparaiso). 
Neuseeland. 

Chile (Lota). 


(Eliza- 


Peregrin, vielleicht 
auch hospitirend 
littoral wie der 
nahe verwandte 


N. kerguelarum. 


Vielleicht hospiti- 
rend littoral wıe 
der nahe ver- 
wandte N. kergue- 
larum. 


Littoral angetrof- 
fen, wahrschein- 
lich wie der ver- 
wandte N. kergue- 
larum hospitirend 
littoral. 


Hospitirendlittoral. 
Mit voriger Art 
verwandt, wahr- 
scheinlich eben- 
falls hospitirend 
littoral. 


Wahrscheinlich ho- 
spitirend littoral 
wie der nahe ver- 
wandte N. kergue- 
larum. 


N. Schmardae (Beo».) 
N. Silvestrü Rosa 


N. tamajusi (Eisen) . 
N.Vashti (Eisen) . - 
e Voeltzkowi (Mionzen.) . 

/. Whitmani Eısen . 
N sp. (crozetensis Micuusn. 
Ms.) 


N. sp. inquirenda . 


N(?) valdiviae MicHLsn. 


sen. Microscolex . 
M. dubius (Fuercn.) . 


M. Horsti (Eısen) . 


M. Huttoni Ben#u. .. . 
M. minutus (Bepn.) . 
M. montieola Bepn. . 


M. phosphoreus (Ar. Due.) 


Acanthodrilinen. 


Queensland (Rockhamp- 
ton). 

Süd-Patagonien (am Rio 
Santa Cruz). 
Guatemala (Tamaju). 
Mexico (Tepie). 
Madagaskar (Majunga). 
Guatemala (Coban). 


Crozet-Inseln (Possession- 
Insel). 


Süd-Patagonien (am Rio 
Santa Cruz). 
Ober-Guinea (Victoria in 
Kamerun). 


Neuseeland, Norfolk-Ins. ; 
Tasmanien, Süd-Austral., 
New-South-Wales; 
Kapland; 
Kephalonia, Balearen ; 
Madeira, Kanarische Ins. ; 
Uruguay, Argentinien, 
Paraguay, Chile; 
Nord-Carolina, Kaliforn. 
[Kalifornien (San Fran- 
eisco, angeblich von den 
Hawayischen Inseln ein- 
geschleppt).] 


Chatham-Isl. 
Neuseeland. 

Neuseeland (Berg Piron- 
gea auf Auckland). 

Neuseeland; 


Kapland, Algier; 


| 


Italien, Sardinien, Frank-| 
reich,Schweiz, Deutschl. ; | 


Kanarische Inseln; 
Brasilien, Paraguay, Ar- 
gentinien, Chile, 
Patagonien; 
Florida, Nord-Üarolina, 
Kalifornien. 


Süd-, 


—] 
u” 


Wahrscheinlich ho- 
spitirend littoral 
wie der nahe ver- 
wandte N. kergue- 
larum. 


Die Zugehörigkeit 


zur@attung N otio- 


drilus ist nicht 
ganz sicher. 

Peregrin, häufig 
in Gärtnereien, 
derVerschleppung 
ausgesetzt, dazu 


hospitirend litto- 
ral. 


Nur nach Notizen 
aus (Gärtnereien, 
Herkunfts-Angabe 
sehrunsicher. Viel- 
leicht artlich mit 
dem _ peregrinen 
M.phosphoreus zu 
vereinen. 


Peregrin, häufig in 
Gärtnereien,nach- 
weislich _ ver- 
schleppbar, dazu 
hospitirend litto- 
ral. 


74 


M. Troyeri (Eısex) . 


(en. Maoridrilus 
M. dissimilis (Beonv.) 


M. 
M. 


Parkeri (Beo».) . 
plumbeus (Bkp».) 


M. Rosae (Bep».) 


M. Smithi (Bep».) 


M. 


M. uliginosus (Hurr.) 
“en. Neodrilus . 
N. monocystis Bep». 


Gen. Plagiochaeta 
P. lineata (Hurr.) 


P. punctata Bexn. 
P. sylvestris (Hurr.) 


Gen. Acanthodrilus 

A. ungulatus E. PERrRIER . 
Gen. Diplotrema . 

D. fragilis W. B. Sp. 

(sen. Maheina 3 
M. Braueri (Michtsn.) . 
en. Howascolex . 


H. madagascariensisMIcHLs. 


“Gen. Chilota . 


Ü. africanus (Beon.). . 


C. algoönsis Micutsx. 
C. Beckmanni MicHtsx. 
C, Bertelseni MicHusn. . 
©. bieinetus (Beon.) . 


Ü, Braunsi MicHLsx. 


tetragonurus MicHusn. . 


Acanthodrilinen. 


tr 


tr 


tr 


tr 
tr 


Vor- 


wieg. | 


tr 


Kalifornien, Nieder-Kali- 
fornien,Mexico(Orizaba). 


"Neuseeland (Ashburton 
auf d. Südinsel). 
Neuseeland. 

Neuseeland (Berg Piron- 
gea auf Auckland). | 
Neuseeland (Ashburton 
auf d. Südinsel). 
Neuseeland (Albury auf 
d. Südinsel). 
Neuseeland (Stephens- 
Insel in der Cook-Str.). 
Neuseeland Dunedin auf 
 d. Südinsel). 
Neuseeland (Mangatua u. 
Dunedin auf.d. Südinsel). 


Neuseeland (Queenstown 
auf der Südinsel). 
Neuseeland (Mangatua 
ı auf d. Südinsel). 
Neuseeland (Dunedin auf 
d. Südinsel). 

ı Neu-Kaledonien. 


"Queensland (Gayndah). 
Seychellen (Ins. Mahe). 


Madagaskar (Andraho- 


mana). 
| 


Kapland (Stadt George in 


- Knysna). 

Kapland (Port Elizabeth). 
Chile (Valdivia). 

Chile (Valparaiso). 
Feuerland, Süd-Pata- 
gonien. 

Kapland (Port Elizabeth). 


Peregrin, manchmal 


in Gärtnereien, der 
Verschleppung zu- 
gänglich.  Viel- 
leicht artlich mit 
dem peregrinen 
M.phosphoreus zu 


vereinen. 


C. capensis (Bspn».) . 
Ü. carneus (Bepn.) 


C. chilensis (Bepn».) . 
Ü. eingulatus (Bep».) 
C. corralensis (Bepn.) . 
€. Dalei (Beon».) . 


C. deeipiens (Beon.) . 
C. elizabethae MicHLss. . 
C, exul (Rosa) 


C. Fehlandti Mıcktsx. . 
C. Hilgeri MichHusn. . 
C., Lossbergi Michusx. . 
C. lucifugus (Beon.). 
C. minutus (Bepp.) 

Ü. patagonieus (Kıse.) . 


©. photodilus (Beo».) 
C. Platei (Micausn.).. 
C. platyurus (MicHusx.) 
Ü. Pureelli (Beo».) 


C. putablensis (Beon.) . 


C. Sclateri (Beo».) 

C. simulans (Beo».) . 

©. valdiviensis (Bepn.) . 
C. Wahlbergi Micausn. . 
©. sp. inquirenda 

Gen. Yagansia . . . 
Y. Beddardi (Rosa). 


Y. corralensis (Beon.) . 
Y. Delfini Micuusn. . 
Y. diversicolor (Beo».) . 
Y. graeilis (Beov.) . 


Y. grisea (Beo».) . 
Y. Kinbergi Micuusn. . 
Y. longiseta (Beon.) . 


Y. Michaelseni (Beo».). 


Y. pallida (Micatsn.) . 


Acanthodtrilinen. 


hosp. | 


tr 


| 


I 
a 


Kapland (Kapstadt). 

Chile (Pena Blanca beil 
Quilpus). 

Chile (Valdivia). 

Chile (Valdivia). 

Chile (Corral). | 
Falkland-Ins. (Port Stan- 
ley a. d. Ostinsel). 

Chile (Valdivia). 

Kapland (Port Blizabeth). 
Kapverdesche Ins. (S. |Eingeschleppt? 
Antonio). | 
Chile (Valdivia). 


Chile (Corral). 


Chile (Valdivia). | 

Kapland (Knysna Forest). 

Chile (Valdivia). | 

Feuerland, Süd-Pata- |Peregrin, wahr- 
gonien; | scheinlich hospi- 
Chile (nördl. bis Valdivia).| tirend littoral. 
Kapland (Knysna Forest). 
Chile (Corral). | 
Chile (Valdivia). 

Kapland (Umges. v. Kap- 
stadt). | 
Chile (Putabla bei V al- 
divia). 

Kapland (Kapstadt). 
Chile (Corral). | 
Chile (Valdivia). | 
Kaffernland. | 
Kapland (Knysna Forest). 


West-Argentinien (liesser 
und Tala in d. Provinz | 
Salta, San Pablo i. d. 
Prov. Tucuman). 
Chile (Corral). 

Chile (Araucanıi). 

Chile (Valdivia, Üorral).| 
Feuerländ. Arch., Feuer- 
land. 

Chile (Valparaiso). 
Kaffernland. 

Feuerland, Feuerländ. 
Arch. 

Feuerland, Feuerländ. 
Arch., Süd-Patagonien 
(Punta-Arenas). 


Chile (Corral). 


76 Acanthodrilinen. 


Y. papillosa (Beo».) . . | Feuerland, Feuerländ. 


Arch., Süd-Patagonien 
(Punta-Arenas, Smyth 


Channel). 
Y. robusta (BEoD.) . . . Chile (Valdivia). 
Y. spatulifera (Micntsn.) . Chile (Corral, Valdivia, 
| Lota). 


Geographische Verbreitung: Es ist zunächst zu erörtern die Verbreitung 
der Urform, der Gattung Notiodrilus, aus der nicht nur die Unterfamilie 
der Acanthodrilinen, sondern die ganze Familie der Megascoleeiden ent- 
sprossen ist. Die Gattung Notiodrilus kommt endemisch vor auf Neuseeland 
mit den Chatham-Inseln und den Snares Inseln, auf Neu-Kaledonien und 
in Australien, auf Madagaskar und im südlichsten Afrika, im tropischen 
Westafrika(?), auf den Inseln des subantarktischen Meeres, den Macquerie- 
Inseln, den Kerguelen, den Crozet-Inseln, der Marion-Insel und Süd-Georgien, 
auf den Falkland-Inseln und im südlichsten Südamerika, von wo es sich im 
Cordilleren-Gebiet bis Zentral-Chile (Valparaiso) hinauf erstreckt, um schliess- 
lich auch noch im Üordilleren-Gebiet Zentralamerikas eine Exclave zu bilden. 
Meist finden sich in diesen Einzelgebieten mehrere Arten, während die Gattung 
in den verbindenden Gebieten ganz zu fehlen scheint. Wir haben hier also 
die typische Verbreitung einer zersprengten Formengruppe vor uns, deren 
weit isolirte Gebiete in der Vorzeit zweifellos einmal durch den Mitbesitz ver- 
bindender Gebiete vereint gewesen sind. Die jetzigen Vorkommnisse stellen 
sich dar als Relikte einer früheren allgemeineren Verbreitung, und ihre 
Reliktennatur ist auch durch den Charakter der betreffenden Fundgebiete 
sehr wohl markirt: Wir finden diese Ueberreste zunächst auf den frühzeitig 
von den grösseren Festländern losgelösten, und dadurch vor der Einwanderung 
der verbreitungskräftigeren jüngeren Terricolen geschützten Inseln (Neusee- 
land, Chatham Inseln, Snares Inseln, Neu-Kaledonien, Madagaskar — das 
Vorkommen von Notiodrilen auf den Inseln des subantarktischen Meeres ist 
unten besonders zu erörtern). Ferner scheinen sie zurückgedrängt auf die 
Südspitzen der Kontinente (Australien, südlichstes Afrika und Südamerika). 
Dann treten sie auf in den schwer zugänglichen Cordilleren Amerikas, sowie 
unter dem Schutze jener Cordilleren in dem schmalen Streifen an der 
Westseite dieses Kontinents; auch das zweifelhafte Vorkommen in den 
Kameruner Bergen würde in diese Kategorie zu rechnen sein. Besonders 
charakteristisch sind die Vorkommnisse in den durch breite Wüstenstrecken 
isolirten Oasen Zentral- und Nordwest- Australiens, deren Besonderheit W. 
B. Spencer veranlassten, diese Formen als die terricole Ureinwohnerschaft 
Australiens anzusehen '), eine Anschauung, die, selbständig erworben, sich 
durchaus mit meiner Ansicht deckt, dass die in Australien jetzt herrschende 
Unterfamilie Megascoleeinae aus der Gattung Notiodrilus entsprossen sei. 

Es ist nun die Frage, welcher Art die Verbindung gewesen sei, 
die diese vielen isolirten Gebiete einst zu einem einzigen, zusammen- 
hängenden machte. BrppArD”?) benutzte zur Erklärung dieser Verbindung 


!, W. B. Spencer: Acanthodrilus eremius in: Rep. Horn Exp. Zentr.-Austral., 
Vol. II p. 416. 

?) Dass Bevparn bei diesen Auseinandersetzungen die alte, weite Gattung 
Acanthodrilus zu Grunde legte ist belanglos, da die Gebiete der hier in Rede stehenden 
engeren Gattung Notiodrilus in das etwas grössere Gebiet, wie es BEppARD vorlag, 
eingeschlossen sind. 


Acanthodrilinen. AT 


die Forges’sche') Hypothese eines früheren, bis auf wenige Ueberreste ver- 
schwundenen antarktischen Kontinents, der eine Verbindung der südlichen 
Partien der jetzigen Kontinente bildete.?) Diese Hypothese scheint allerdings 
nicht nur eine genügende Erklärung für die im die Augen fallende Beziehung 
der Terricolen-Faunen jener südlichen Gebiete zu bilden, sondern durch eine 
weitere Thatsache geradezu unvermeidlich zu sein, nämlich durch die sehr nahe 
Verwandtschaft der Terricolen von den weit isolirten Inseln des subantarktischen 
Meeres. Diese Terricolen gehören sämmtlich einer engeren Gruppe der 
Gattung Notiodrilus an; es sind Notiodrilus macquariensis (BEDD.) von 
den Macquerie-Inseln, N. kerguelarum (GruBE) (und wahrscheinlich auch 
der seiner inneren Organisation nach unbekannte N. kerguelenensis (M’Ixr.)) 
von den Kerguelen (ersterer nach Brpparp auch auf der Marion-Insel 
gefunden), N. crozetensıs MicHusn. (Ms) von den Crozet-Inseln, N. georgianus 
(Micatsx.) von Süd-Georgien und N. falelandieus (BEDnD.), N. aquarum- 
duleium (Bepn.), sowie N. Bover (Rosa) von den Falkland Inseln. Die 
letzte Art ist auch über das magalhaensische Gebiet sowie nach Argentinien 
(Buenos Aires) hin verbreitet. Diese Arten sind, darauf muss besonders 
hingewiesen werden, thatsächlich so nahe miteinander verwandt, dass sie fast 
als Varietäten einer weiten, ziemlich variablen Art gelten könnten. An eine 
Verschleppung dureh den Menschen kann bei den Oligochaeten dieser welt- 
entlegenen, unbewohnten Inseln nieht gedacht werden. So bliebe die 
Annahme einer einstigen Landverbindung die einzige mögliche Erklärung, 
falls man die Verbreitungsgesetze der terricolen Oligochaeten auf diese Vor- 
kommnisse anwenden müsste. Das ist aber nach meinen neueren Fest- 
stellungen?) nicht der Fall. Schon die Fundortsangabe für N. georgianus 
— Grasgrenze am Strande — erregte meinen Verdacht und veranlasste mich, 
an einige Mitglieder der Deutschen Tiefsee-Expedition das Ersuchen um 
Feststellung der Lebensgewohnheiten der Oligochaeten auf den Kerguelen- 
Inseln zu richten. Dieses Ersuchen hatte zwar keinen direkten Erfolg, wohl 
aber gewährte das bei Gelegenheit dieser Expedition von anderer Hand 
sesammelte Material mit den genauen Fundortsangaben einen werthvollen 
Ausweis über die in Frage gestellten Verhältnisse; es ergab, dass N. kerguelarum 
(GRUBE) nicht nur in rein terrestrischen Oertlichkeiten, sondern auch am 
Meeresstrand in der Gesellschaft des typischen Meeresstrands-Oligochaeten, 
des von Nowaja-Semlja und Grönland bis Feuerland und den Kerguelen-Inseln 
über die Küsten des Atlantischen Ozeans verbreiteten Anchytraeus albidus 
Hexve, lebt. Auf eine Anfrage beim Sammler der betreffenden Sammlungs- 
nummer wurde mir in liebenswürdiger Weise die wichtige Auskunft ertheilt, dass 
die betreffende Oertlichkeit direkt am Fusse des Klippenrandes am Meeresufer, 
bei Fluth noch im Bereich der Spritzwellen der Meeresbrandung, gelegen 
sei. Damit halte ich es für erwiesen, dass Nothiodrilus kerguelarum eine 
euryhaline Form ist, die auch in littoralen Oertlichkeiten leben kann, und 
höchst wahrscheinlich stimmen alle Formen dieser engeren Notiodrilus-Gruppe 
— für N. georgianus ist es so gut wie sicher — hierin überein. Wir müssen an 
die Verbreitung dieser Formengruppe demnach den weit-spannenden Maassstab 
der Littoralen-Verbreitung anlegen, jener den Salzgehalt des Meeres nicht 


Y‘) H. O. Forses: The Chattam Islands; their relation to a former southern 
continent, in: Roy. Geogr. Soc., Suppl. Papers, Vol, III, London 1893. 

®) F. E. Bepvarn: A text-Book of Zoogeography, Cambridge 1895, p. 164. 

3) W. MicHaersen: Die Oligochäten der deutschen Tiefsee-Expedition nebst 
Erörterung der Terricolenfauna oceanischer Inseln, insbesondere der Inseln des sub- 
antarktischen Meeres, in: Wiss. Erg, d. deutsch. Tiefsee-Exp., 3. Bd., 1902, p. 158. 


78 Acanthodrilinen. 


scheuenden Oligochaeten, für die das Meer nicht ein so schwer überwindliches 
Verbreitungshinderniss ist, wie für die rein terricolen. Es bedarf also zur 
Erklärung der Vorkommnisse dieser sehr nahe miteinander verwandten Notio- 
drilus-Arten auf den weit isolirten Inseln des subantarktischen Meeres nicht der 
Hypothese eines früheren grossen antarktischen Kontinents, einer Hypothese, die 
durch die neuere Forschung auch von anderen Seiten her untergraben worden 
ist. Die vorliegenden Thatsachen finden eine vollkommen ausreichende 
Erklärung in der Annahme, dass sich diese euryhalinen Thiere mit der sub- 
antarktischen Westwind-Trift übersee von Station zu Station, etwa von Feuerland 
und den Falkland-Inseln nach Süd-Georgien, von hier (über die Inseln der 
Sandwich-Gruppe und die Bouvet-Insel?) nach den Prince-Edwards-Inseln, den 
Crozet-Inseln und den Kerguelen-Inseln und schliesslich von diesen nach den 
Macquerie-Inseln, verbreitet haben. Diese Inseln weichen in dem Charakter 
ihrer Oligochaeten-Fauna durchaus nicht von anderen seit jeher isolirten 
ozeanischen Inseln ab, insofern ihnen rein terricole endemische Oligochaeten 
durchaus fehlen, während rein oder partiell littorale, wie auch limnische 
Formen (ausser Notiodrilen auf Süd-Georgien auch littorale Enchytraeiden, 
auf den Kerguelen littorale Enchytraeiden und limnische Phreodriliden 
beobachtet) auf ihnen angetroffen werden. Wenn die obige Erörterung 
darlegt, dass wir der Hypothese vom antarktischen Kontinent zur Erklärung 
der Notiodrilus-Vorkommnisse auf den subantarktischen Inseln nicht bedürfen, 
so zeigt eine andere Betrachtung, dass jene BrppAarp’sche Erklärung geradezu 
unhaltbar ist. Ich muss zum Zwecke dieser Betrachtung auf eine Aus- 
einandersetzung hinweisen, die sich weiter unten bei der Besprechung der 
„Gebiete ohne endemische Terricolen, Gebiete mit ungünstigen klimatischen 
Verhältnissen der jüngeren Vorzeit“, findet. Wie wir dort sehen werden, 
ist das eigentliche Gebiet der in Eurgpa wie im mittleren und nördlichen 
Asien allein herrschenden Familie Lumbricidae nördlich begrenzt durch die 
Linie der weitesten Eisausbreitung während der Eiszeit. In dem Gebiet, 
das unter der weiten, kontinuirlichen Eisdecke begraben lag, existiren jetzt 
keine endemischen Terricolen, nur peregrine Formen, die mit dem Zurück- 
weichen des Eisrandes aus den dauernd wenigstens partiell eisfreien südlichen 
Gebieten in das frei werdende Gebiet vordrangen. Auch die Südhemisphaere 
hat eine Eiszeit gehabt, und als sicher ist anzunehmen, dass die kleinen Inseln 
des subantarktischen Meeres, Süd-Georgien, die Prince Edwards- und Kerguelen- 
Inseln, sowie die Macquerie-Inseln, während dieser Zeit vollkommen unter einer 
alles Thierleben tötenden Eisdecke begraben lagen. Nach der BEppArn’schen 
Annahme aber wären die Notiodrilen dieser Inseln Ueberreste der Fauna 
einer viel älteren, weit hinter der Eiszeit liegenden Erdperiode, die die 
Eiszeit an Ort und Stelle überdauert haben müssten. Das ist, wenn wir 
die Wirkung der Eiszeit auf der Nordhemisphaere in Betracht ziehen, nicht 
annehmbar. Diese Öligochaeten der subantarktischen Inseln können erst 
nach der Eiszeit hier eingewandert sein, zu einer Zeit, als diese Inseln schon 
längst durch weite Meeresstrecken isolirt waren. Die Annahme einer Ein- 
wanderung übersee ist also für diese Notiodrilen nicht von der Hand zu weisen. 


Nachdem die Hypothese vom antarktischen Kontinent gefallen ist, 
bedarf es einer anderen Erklärung für die geographische Verbreitung der 
Gattung Notiodrilus, und diese wird uns nahe gelegt durch die im Laufe 
des letzten Jahrzehntes entdeckten sporadischen Vorkommnisse in einem 
(Gebiet der nördlichen Hemisphaere (4 Arten im Cordilleren-Gebiet Zentral- 
amerikas und Mexicos). Die Gattung Notiodrilus hatte ursprünglich eine 
universellere Verbreitung nicht nur über die Kontinente der Südhemisphaere, 


Acanthodrilinen. 79 


sondern auch über die breiten Kontinentalmassen der Nordhemisphaere; ihr 
Gebiet umspannte nördlich vom Aequator die ganze Erde, wenn sie nicht 
gar kosmopolitisch waren. Da die wahrscheinlich noch älteren Moniligastriden 
wohl nie eine über ihr jetzt noch sehr beschränktes Gebiet hinausgehende 
weitere Verbreitung erlangt hatten, so repräsentiren die Notiodrilen, soweit 
wir erkennen können, die älteste allgemeinere Bevölkerung echter Regen- 
würmer. Sie haben sich aber in diesem weiten Gebiet nicht behaupten 
können. Aus ihrem eigenen Schosse entsprangen die jüngeren Formen der 
Acanthodrilinen und der anderen Megascoleciden-Unterfamilien, die ihnen 
zunächst die Herrschaft streitig machten; dann aber traten die jüngeren 
Familien der Glossoscoleciden und der Lumbrieiden auf und führten den 
Kampf gegen die hypothetische Urbevölkerung mit grösserer Kraft fort. 
In dem Gebiet der jüngsten Familie und der jüngeren Aeste der älteren 
Familien — das ist in dem Gebiet der Fam. Lumbrieidae, der Glosso- 
scoleciden-Unterfam. Anteinae, der Megascoleciden - Unterfam. Kudrilinae 
und der Gattungen Pheretima und Dichogaster der Megascoleciden-Unter- 


familien Megascolecinae und Trigastrınae — ist die Gattung Notiodrilus 
vollständig (oder fast vollständig? — NX.(?) valdıvae von den Kamerun- 


Bergen?) ausgerottet worden. Nur im Bereich der älteren Abteilungen 
jener jüngeren Familien sowie in den entlegensten Gebieten ihrer nächst 
verwandten und nächst jüngeren Unterfamilien - Mitglieder, der übrigen 
Acanthodrilinen, konnten sie sich erhalten, in jenen oben geschilderten, 
räumlich weit getrennten, sporadischen Gruppen, deren Relikten-Natur augen- 
scheinlich ist. Alleinherrschend scheinen sie nur in einem einzigen beschränkten 
(Gebiet geblieben zu sein, in dem Wüstengebiet Zentral- und West-Australiens, 
dessen weit isolirte Oasen ihnen eine sichere Zufluchtsstätte darboten. 

Die zunächst aus der Gattung Notiodrilus hervorgegangenen selbständigen 
Zweige, die übrigen Gruppen der Unterfamilie Acanthodrilinae, repräsentiren 
zum grösseren Theil kleine lokale Bildungen, die sich wohl erst nach Los- 
trennung der betreffenden Gebiete — es handelt sich meist um insulare 
Formengruppen — herausgebildet haben. Daraufhin deutet der Umstand, 
dass sie ausserhalb eines kleinen beschränkten Gebietes nicht angetroffen 
werden. 

Was zunächst die Notiodrilus zunächst verwandte Gattung Mieroscoler 
anbetrifft, so ist es nicht ganz sicher, ob es sich um eine Lokalgruppe 
handelt oder um eine früher weiter verbreitete, zersprengte Gruppe. Endemische 
Formen sind meiner Ansicht nach sicher nur im neuseeländischen Gebiet 
(Neuseeland und Chatham-Inseln) nachgewiesen worden; ob auch in Kalifornien 
endemische Formen vorkommen, erscheint mir dagegen sehr zweifelhaft. 
Selbst wenn man M. Troyeri (Eısex) und den angeblich(!) in Kalifornien 
eingeschleppten M. Horsti Eıszexn als selbständige Formen anerkennen will, 
ist der Schluss auf ihre Heimathsberechtigung in Kalifornien bedenklich. 
Bei der grossen Verschleppbarkeit ihrer nächsten Verwandten, M. dubius 
(FrercH.) und M. phosphoreus (Axt. Dvc.), liegt auch auf ihnen der Ver- 
dacht, dass sie verschleppbar seien, also nicht zu Schlüssen über die 
präkulturelle Verbreitung ihrer Gattung verwerthbar sind. M. Horsti ist 
sogar als eingeschleppt in eine kalifornische Gärtnerei bezeichnet worden. 

Eine typische Lokalgruppe bildet der Neodrilus-Zweig, der sich in 
3 Gattungen (Maoridrilus, Neodrilus und Plagiochaeta) mit 11 Arten in 
Neuseeland entwickelt und hier, die Wurzelgattung Notiodrilus und einige 
andere aus Notiodrilus direkt entsprossene alte Zweige (Microscolexr und 
Octochaetus) neben sich duldend, die Herrschaft an sich gerissen hat. 


s0 Acanthodrilinen. 


Winzige Lokalgruppen repräsentiren auch die nur aus einer einzigen 
Art bestehenden Gattungen Acanthodrilus (s.s.) in Neu-Kaledonien und 
Maheina auf den Seychellen. 

Die ebenfalls auf einer einzigen Art beruhende Gattung Diplotrema 
von Australien ist wohl nicht als selbständiger Zweig anzusehen, sondern 
wahrscheinlich als ein Ueberrest des Wurzelstückes, aus dem sich die grosse, 
in Australien herrschende Unterfamilie Megascolecinae entwickelt hat. 

In ähnlieher Weise scheint sich die auch nur eine Art enthaltende 
süd-madagassische Gattung Howascolex zu der Unterfamilie Octochaetinae 
zu verhalten. Es ist aber bedenklich, die Wurzelgattung dieser Unterfamilie, 
die in Neuseeland und in Vorderindien vorkommende Gattung Octochaetus, 
von einer madagassischen Form abzuleiten, man müsste denn schon annehmen, 
dass Howascolex früher eine weitere Verbreitung besessen habe. Zu bedenken 
steht hierbei, dass sich aus der Unterfamilie Octochaetinae vielleicht die 
grosse, vorderindisch-afrikanisch-westindische Unterfamilie Trigastrinae ent- 
wickelt hat, und dass demnach die Annahme einer früheren universelleren 
Verbreitung der Oectochaetinen und ihres fraglichen Wurzeigliedes durchaus 
nicht aus dem Rahmen einer annehmbaren Hypothese heraustritt. Es bedarf 
aber noch einer mehr gesicherten Grundlage für diese Annahme. Vielleicht 
repräsentirt die Gattung Howascolex nur eine kleine Acanthodrilinen-Lokal- 
gruppe, die der Wurzel jener grossen Reihe nahe steht. 

Der grösste selbständige Acanthodrilinen-Zweig, die Chrtlota-Gruppe, 
ist im südlichsten Afrika und im südlichsten Südamerika beheimathet, in 
letzterem, dem südamerikanischen Gebiet, durchaus vorherrschend, nur noch 
mit der Wurzelgattung Notiodrilus sich in das Gebiet theilend, in ersterem, 
dem afrikanischen Gebiet, sich mit der Glossoscoleeiden-Unterfamilie Micero- 
chaetinae und der Gattung Notiodrilus in die Herrschaft theilend. In Süd- 
Afrika wird das Gebiet dieser Gruppe nördlich wahrscheinlich durch die 
Kalahari- Wüste von dem Gebiet der tropisch-afrikanischen Terricolen abgegrenzt. 
Im östlichen Theile reicht ihr Gebiet jedoch bis ins Kaffernland nach Norden 
(bis in das Hinterland von Lourenco Marques, wenn ich die ziemlich unklare 
Fundortsangabe „Kaffernlandet“ des schwedischen Sammlers auf das Gebiet 
der Kaffern nach Maassgabe des Anprer’schen Handatlas') beziehe). Das 
südamerikanische Gebiet wird nördlich sehr scharf begrenzt durch den wasser- 
armen, ja meist ganz regenlosen Landstrich, der im nördlichen Chile (nördlich 
von Valparaiso) an die pazifische Küste stossend, sich östlich von den 
Cordilleren etwas ostwärts abgelenkt nach Süden hinzieht, um im östlichen 
Patagonien die Küste des Atlantischen Ozeans zu erreichen. Der Verlauf 
dieses Grenzstreifens lässt es erklärlich erscheinen, dass diese Chilota-Gruppe 
im Westgebiete bis zu einer Breite (Breite von Valparaiso) nach Norden 
geht, in der östlich bereits typische tropisch-südamerikanische Formen vor- 
kommen (Glossoscolex Forguesi (E. PERRIErR) bei La Plata). Uebrigens ist 
die genaue Grenze des Gebietes der C'hilota-Gruppe in dem patagonischen 
Ostgebiet noch unbekannt. Soweit bis jetzt festgestellt, reicht es nur in der 
Breite des feuerländischen Archipels bis an den Atlantischen Ozean (Falkland 
Inseln und Staaten-Insel). Ausserhalb der eben charakterisirten Gebiete ist 
ein Glied dieser Gruppe nur auf einer Kapverdeschen Insel gefunden worden, 
nämlich Chilota exul (Rosa) auf San Antonio, ein Vorkommen, welches 
Rosa auf Verschleppung zurückführt. Das Gebiet der C’htlota-Gruppe stellt 


') Anprer’s allgemeiner Handatlas in 126 Haupt- und 137 Nebenkarten, heraus- 
gegeben von A. Scoger, Bielefeld und Leipzig. 1899. 


Se 


Acanthodrilinen, Megaseoleeinen. sl 


sich als ein in zwei Haupttheile zersprengtes Gebiet dar. Welcher Art die 
einstige Verbindung der beiden Theile gewesen ist, entzieht sich einstweilen 
unserer Feststellung, da Relikte in Zwischengebieten fehlen (man müsste 
denn schon Chilota ezul von den Kapverdeschen Inseln als ein Relikt 
ansehen, wozu ich mich aber nicht verstehen kann). Als das Annehmbarste 
erscheint mir die Anschauung, dass diese Gruppe an der weiteren Verbreitung 
derWurzelgattung Notiodrilustheilgenommen habe, ohne ganz deren universelle 
Verbreitung zu erreichen, nämlich nur so weit, dass die Verbindung zwischen 
Amerika und Afrika erklärbar wird (Hierzu: Karte IV). 


Unterfam. Megascolecinen. 


Systematik: Der hauptsächlichste, durch die ganze Unterfamilie 
Megascolecinae hindurch gehende Charakter beruht auf einer eigenthümlichen 
Umformung des männlichen Drüsenapparates. Die Samenleiter münden wie 
bei der acanthodrilinen Urform am 18. Segment aus; die acanthodrilinen 
Prostaten des 17. und 19. Segments schwinden (bei sehr wenigen Megasecolexr- 
Arten findet man vor oder vor und hinter den distalen Samenleiter-Enden 
schlauchförmige Drüsen, die vielleicht diesen acanthodrilinen Prostaten homolog 
sind — Rückschlagserscheinung?). Dagegen bilden sich Prostaten einer 
neuen Form aus, Euprostaten, mehr oder weniger dick schlauchförmige oder 
mehr oder weniger locker dendritische Drüsen am distalen Ende der Samen- 
leiter, morphologisch dem 18. Segment angehörig. 

Während die im vorigen Kapitel besprochene Unterfamilie Acantho- 
drilinae eine Anzahl selbständig nebeneinander aus der Gattung Notiodrilus 
entsprossene Stämme repräsentirt, stellt die Unterfamilie Megascoleeinae einen 
einzigen grossen Stamm mit wenigen und meist kleinen Abzweigungen dar. 
Während wir die verschiedenen Abtheilungen der Unterfamilie Acanthodrilinae 
mit Ausnahme der Wurzelgattung Notiodrilus, die eine Sonderstellung ein- 
nimmt, gleichwerthig nebeneinander stellen mussten, ordnen sich die Haupt- 
Abtheilungen der Unterfamilie Megascolecinae als Glieder einer aufsteigenden 
Reihe aneinander. 

Wie alle übrigen selbständigen Stämme innerhalb der Familie Mega- 
scoleeidae, so geht auch der Hauptstamm der Megascoleeinde von der 
acanthodrilinen Urform, der Gattung Notiodrilus, aus. Gerade bei dieser 
Unterfamilie lässt sich der Zusammenhang mit der gemeinsamen Wurzelform 
besonders deutlich erkennen, insofern diejenigen Glieder der Wurzelform, 
die ihrer Beheimathung nach als die unveränderten oder wenig veränderten 
Nachkommen der Megascoleeinen-Ahnen angesehen werden, die Notiodrilen 
aus den Oasen Zentral- und Nordwest-Australiens (N. Macleayı (FLETCH.) und 
N. eremus (W.B. Sp.)') in anatomischer Hinsicht an die niedrigsten Glieder 
des Megascolecinen-Stammes erinnern (Samensäcke in Segment 9 und 12). 
Es findet sich sogar noch ein Mittelglied zwischen diesen Wurzelformen und 
den Megascolecinen, die Gattung Diplotrema (mit der Art D. fragile 
W.B. Sp. aus Queensland), die den ohnedies schon geringen Abstand zwischen 
beiden noch weiter einengt. 

Die Hauptreihe der Megascolecinen geht von der acanthodrilinen Urform, 
der Gattung Notiodrilus, aus über die noch zu den Acanthodrilinen gerechnete 
Gattung Diplotrema und weiter über die Gattungen ‚Plutellus, Megascolides 


1) Dieser letztere wurde von SPENCER wegen des Charakters seines Wohnortes 
als Relikt der terricolen Urbevölkerung Australiens angesprochen, und zwar unabhängig 
von meinen diesbezüglichen Feststellungen. 


Michaelsen, Geographische Verbreitung der Oligochaeten. 6 


82 Megaseöleeinen. 


(oder Trinephrus?), Notoscoler und Megascolex zur höchsten Form, der 
Gattung Pheretima. In dieser Hauptreihe machen verschiedene Organsysteme 
bemerkenswerthe Wandlungen durch. Zunächst die Borsten: Während 
Plutellus, Megascolides, Trinephrus und Notoscolex noch, wie die acantho- 
driline Urform, eine lumbrieine Borstenanordnung aufweisen, findet innerhalb 
der Gattung Megascolex ein Uebergang zu der perichaetinen Borstenanordnung 
statt. Manche Megascolex-Arten besitzen am Vorderkörper noch die Jumbrieine 
Borstenanordnung, während am Mittelkörper schon eine Vermehrung der 
Borsten eines Segmentes stattfindet, anfangs durch Hinzukommen einzelner 
Borstenpaare, sodass eine regelmässige Anordnung der Borsten in Längs- 
linien noch innegehalten bleibt, später eine unregelmässigere Zunahme der 
Borstenzahl, wobei die paarige Anordnung, wie auch die Anordnung in 
regelmässigen Längslinien ganz verloren geht. Die Art der Borstenzunahme, 
ob durch Hinzufügen einzelner oder paariger Borsten und ob gleichzeitig 
in ganzer Körperlänge oder zunächst nur an einem mehr oder weniger 
grossen hinteren Theilstück, zeigt eine grosse Manniefaltigkeit. Eine scharfe 
Sonderung der verschiedenen Stadien erscheint mir ganz unmöglich. Ich 
kann deshalb auch die Sprxerr’sche Gattung Triehaeta') nicht anerkennen, 
die für ein ganz spezielles derartiges Uebergangsstadium und ohne Rücksicht 
auf die vielen übrigen unter- oder oberhalb oder daneben stehenden Ueber- 
sangsstadien aufgestellt wurde. Wo man die Grenze zwischen den lumbriein 
beborsteten Notoscolex und den perichaetin beborsteten Megascolex ziehen 
will, ist lediglich Sache der Uebereinkunft. Es war bisher üblich (bei allen 
in Frage kommenden Monographien durchgeführt), die Formen, die schon 
die ersten Spuren der Borstenvermehrung zeigten, der Gattung Megascolex 
zuzuordnen, und dieses Verfahren adoptire ich auch bei der vorliegenden 
Zusammenstellung, wenngleich dadurch manche Arten zu dieser Gattung 
gestellt werden müssen, die man bei Kenntniss allein des Vorderendes der 
Thiere zur Gattung Notoscolex stellen müsste. Die meisten Megascolex-Arten, 
sowie sämmtliche Arten der höchsten Megascolecinen-Gattung, Pheretima, 
besitzen eine rein perichaetine Borstenanordnung. Die Nephridien sind bei 
Plutellus, wie bei der acanthodrilinen Urform, reine Meganephridien, während 
die höheren Gattungen von Notoscolex: (inel.) an pleetonephridisch sind. Der 
Uebergang geht in den kleinen Gattungen Megascolides (vorn rein plecto- 
nephridisch, im Hinterkörper Meganephridien neben diffusen Nephridien) und 
Trinephrus (je 3 bis 5 Paar Micronephridien in den einzelnen Segmenten) 
vor sich. Welche dieser beiden kleinen Gattungen als das eigentliche Ueber- 
sangsglied und welche als seitliche Abzweigung vom Hauptstamm anzusehen 
ist, mit anderen Worten, ob sich der plectonephridische Zustand von Noto- 
scolex durch Abschnürung zahlreicher Nephridialschläuche vom Meganephridium 
(Megascolides-Zustand) oder durch Theilung des Meganephridiums in anfangs 
wenige, später mehrere gleichartige Theile (Trinephrus-Zustand) gebildet 
hat, entzieht sich meiner Kenntniss. Für die geographischen Erörterungen ist 
es auch ziemlich belanglos, da beide Gattungen, Megascolides wie Trinephrus, 
annähernd die gleiche Verbreitung besitzen. Eine besondere Entwicklung 
zeigen die Samentaschen. Bei Plutellus findet man vielfach noch die 
für die acanthodriline Urform charakteristische Anordnung, nämlich zwei 
Paar, auf Intersegmentalfurche °/, und °/, ausmündend. Aber schon inner- 


'8 
halb der Gattung Plutellus findet eine Vermehrung der Samentaschen durch 


') W. B, Spencer: Further Deseriptions of Australian Earthworms, Part I; in: 
Proe. R. Soe. Vietoria, n, s., Vol. XIII, 1900, p. 30. 


Megascoleeinen. 85 


Anreihung überzähliger Paare nach vorn hin statt; die hintersten Samen- 
taschen-Poren liegen dabei stets unverändert auf Intersegmentalfurche fon 
Innerhalb der höheren Gattungen findet dann zum Theil eine Reduktion der 
Samentaschen-Zahl statt, und zwar geht diese Reduktion nicht ausschliesslich 
in derselben Linie vor sich, wie die frühere Vermehrung; es schwinden nicht 
stets die neu hinzugekommenen vorderen Paare, sondern vielfach die hinteren, 
so dass wir in der höchsten Gattung, Pheretima, fast alle Anordnungs- 
Möglichkeiten innerhalb der Grenzen der Maximal-Anordnung — 6 Paar 
Samentaschen auf Intersegmentalfurche °/,—“, ausmündend — vorfinden. 
Die Zwischenglieder schliessen sich entsprechend ihrer Stellung enger an 
Plutellus oder an Pheretima an. Auch in Bezug auf die vorderen 
männlichen Geschlechtsorgane finden wir eine aufsteigende Entwicklung, 
deren einfaches Grundglied, bei vielen Plutellus-Arten, aber auch in anderen 
niederen Gattungen vertreten, genau gewissen Notiodrilus-Arten entspricht. 
‚Je weiter wir in der Reihe der Megascoleeinen in die Höhe steigen, um so 
mehr komplizirt sich der vordere männliche Geschlechtsapparat, bis wir in 
den höchsten Formen der Gattung Megascolex: die für die Gattung Pheretima 
charakteristische Gestaltung erreichen. Schliesslich ist noch in der Ausbildung 
der Prostaten eine Entwicklung von der einfacheren schlauchförmigen zu 
der komplizirteren dendritischen Form in der Reihe der Gattungen erkennbar. 

Von der Hauptreihe — Plutellus, Megascolides- Trinephrus, Noto- 
scolex, Megascolex, Pheretima — gehen verschiedene Nebenäste ab. Die 
Gattungen Pontodrilus (mit rudimentärem Muskelmagen) und Fletchero- 
drilus (mit unpaarigen männlichen Poren und Samentaschen-Poren) sind 
kleine von Plutellus ausgehende Abzweigungen, erstere wie die Grund- 
glieder von Plutellus lediglich mit den zwei ursprünglichen Samentaschen- 
Paaren, letztere wie die höheren Plutellus-Arten mit überzähligen Samen- 
taschen. Von Plutellus direkt abzuleiten ist auch der ziemlich umfangreie he 
Ast der Gattung Diporochaeta mit dem kleineren Nebenzweig Perionyır. 
Die Gattung Diporochaeta unterscheidet sich von Plutellus nur durch eine 
mehr oder weniger streng durchgeführte perichaetine Borstenanordnung, die 
sich also, falls die obige Feststellung über die Entwicklung der Gattung 
Megascolex aus Notoscolex zutreffend ist, zweimal unabhängig voneinander 
innerhalb der Unterfamilie Megascolecinae ausgebildet haben muss. Dieser 
Annahme steht nichts entgegen (vergl. die obigen Erörterungen über die 
systematische Bedeutung der perichaetinen Borstenanordnung). Es mag 
aber die Frage aufgeworfen werden, ob sich die perichaetin beborstete 
Gattung Megascolex nicht aus der schon perichaetinen Gattung Diporochaeta 
entwickelt haben könnte. Diese Frage muss ich entschieden verneinen. Wir 
sehen die Entwicklung der perichaetinen Beborstung erst innerhalb der rein 
pleetonephridischen Gattung Megascoler vor sich gehen; man könnte sie 
also, will man keinen Rückschritt in dieser Entwicklung bei Megascolex 
annehmen, höchstens von jenen Diporochaeta-Formen ableiten, bei denen 
die Beborstung noch auf der niedrigsten Stufe der perichaetinen Entwicklung 
steht, müsste also von dieser niedrigsten Stufe (am Vorderkörper noch 
lumbriein, nur am Mittel- und Hinterkörper perichaetin) nach den rein 
perichaetinen Diporochaeta- und Megascolex-Formen doch eine konvergente 
Entwicklung in zwei systematisch gesonderten Reihen annehmen. Auch 
fehlen in der hypothetischen Reihe Diporochaeta-Megascolex jegliche Ueber- 
gänge in Bezug auf die Entwicklung des plectonephridischen Zustandes aus 
dem meganephridischen, wie sie innerhalb der Reihe Plutellus- Notoscoler- 
Megascolex durch die Gattungen Megascolides und Trinephrus repräsentirt 


6* 


84 Megascoleeinen. 


werden. Die Uebergänge in der letzteren Reihe sind so kontinuirlich, dass 
diese sich entschieden als die natürliche Entwicklungsreihe darstellt, während 
bei jener hypothetisch aufgestellten Reihe mehrfach unerklärbare Sprünge 
oder Rückschritte angenommen werden müssten. Die Gattung Diporochaeta 
steht selbst in ihren höchsten Formen (nach dem perichaetinen Charakter 
bestimmt) noch auf gleicher Stufe mit Plutellus. Anscheinend spricht auch 
die geographische Verbreitung (siehe unten!) für die obige Feststellung. Es 
scheint nämlich die artenreiche Gattung Diporochaeta ganz auf Australien 
beschränkt zu sein, ist also wohl aus Plutellus hervorgegangen in einer 
verhältnissmässig jungen Periode, als der australische Kontinent schon vom 
asiatischen Festlande mit Ceylon abgetrennt war, also zu einer Zeit, da die 
Gattung Megascolex schon längst existirte. Die Gattung Perionyx repräsentirt 
anscheinend lediglich einen kleinen Seitenast von Diporochaeta, ausgezeichnet 
durch das Fehlen eines deutlichen Muskelmagens und durch die Annäherung 
der männlichen Poren an die ventrale Medianlinie. Als Abzweigung von 
der Gattung Notoscolex sind die kleinen, wahrscheinlich nahe mit einander 
verwandten, von BEDDARD zu einer einzigen Gattung vereinigten Gattungen 
Digaster, Perissogaster und Didymogaster, mit zwei oder drei Muskelmagen, 
anzusehen. Ziemlich hoch in der Hauptreihe der Megascoleeinen muss der 
Ursprung der Gattung Plionogaster gesucht werden, die von Megasecolex 
und Pheretima durch den Besitz mehrerer Muskelmagen am Mitteldarm 
und durch eine besondere, aber nicht ganz genau bekannte Bildung der 
Nephridien (3—7 Paar Mieronephrien + 1 Paar Meganephridien in einem 
Segment?) unterschieden ist. Durch den Besitz eines allerdings nur kleinen 
Muskelmagens im 8. Segment stellt sie sich in die Nähe der Gattung 
Pheretima; in dem Vorhandensein sämmtlicher Dissepimente in der Samen- 
taschen-Region und dem Fehlen von Darmblindsäcken gleicht sie den niedrigsten 
Formen dieser Gattung und der eine Stufe niedriger stehenden Gattung 
Megaseolex. Die Organisation der Gattung Plionogaster bedarf jedoch zur 
endgültigen Entscheidung über ihre verwandtschaftlichen Beziehungen noch 
einer eingehenderen Untersuchung. 


Die nebenstehende Skizze mag die oben niedergelegte Anschauung über 
die Verwandtschaftsverhältnisse der Unterfamilie Megascoleinae illustriren. 


Zur speziellen Systematik sind folgende Notizen zu machen: Die 
Gattung Trichaeta W.B. Sp.') ist nicht anerkannt, sondern als Theil der 
grossen Gattung Megascolex aufgefasst worden; da eim M. australis schon 
von FLETCHER aufgestellt wurde, so ist die Sprnckr’sche Art Triehaeta 
australis mit dem neuen Namen Megascolex Spenceri belegt worden. Die 
Gattung Diplotrema ist der Unterfamilie Acanthodrilinae zugeordnet. Die 
in demselben Werke aufgestellten Arten der Gattungen Megascolides, Crypto- 
drilus, Megascolex und Diporochaeta mussten zum grossen Theil nach 
Maassgabe der von mir im „Tierreich“ festgestellten Gattungs-Diagnosen in 
andere Gattungen gestellt werden, Megascolides diaphanus zu Trinephrus, 
die übrigen Megascolides-Arten zu Plutellus, Oryptodrilus Shephardi und 
C. cooramiensis ebenfalls zu Plutellus, Oryptodrilus queenslandteus zu Noto- 
scolex, Megascolex Pritchardi zu Diporochaeta und Diporochaeta notabilis 
und D. Maplestoni zu Megascolex. Der grossen Gattung Pheretima lege 
ich im Allgemeinen die jüngst von BEDpArD ausgeführte verdienstvolle 


ı) W. B. Spencer: Further Deseriptions of Australian Earthworms, Part I; in: 


Proe. R. Soc. Vietoria, n. s., Vol. XILI, p. 30. 


Megascoleeinen. 85 


Revision ') zu Grunde. Abgesehen davon, dass ich die Gattung nicht Amyntas 
(Name vorher vergeben) sondern Pheretima nenne, weiche ich nur in folgenden 
Punkten von der in jener Abhandlung angenommenen Synonymie ab: ‚Pheretima 
@Gruillelmi (MicHusn.) von China (W uc hang und Tiensin) ist von Ph. Houlleti 
(E. PERRIER) abgesondert, da sie, wie die Nachuntersuchung ergab, am Gürtel 
meist gar keine, selten ganz vereinzelte normal gestaltete Borsten besitzt 
und eine Kopulationstasche nicht vorhanden ist; die Prostaten münden 
direkt durch die kompakte männliche Papille aus. Amymtas trinitatis (Bepn».) 
ist als Pheretima rodericensis (GRUBE) aufgeführt, da die Nachuntersuchung 
des Gruge'schen Originals die Zusammengehörigkeit der betreffenden Arten 
ergab. Ph. speetabilis (Rosa) führe ich als gesonderte Art, nicht als Varietät 
von Ph. neogwinensis (MicHusx.) auf, ebenso Ph. atheca (Rosa) gesondert 


Notiodrilus 
Br 
m N : 
N "T——— Diporochaeta 
Fleteherodrilus N 
Perionyx 


Megascolides Trinephrus 


\ ?oder? % 
/ 


Notoseolex 
ee Digaster 
Perissogaster / en 
Didymogaster en 
s Pheretima 


von Ph. montana (Kınz.). Perichaeta eadueichaeta (BENHAM) stelle ich zu 
Pheretima capensis (Horsr). Perichaeta agrestis, P. flavenscens, P. producta, 
P. glandularis Goro & Haraı kann ich als sichere und selbständige Arten 
nicht anerkennen, es bleiben für mich „species inquirendae*, P. levis GoTo & 
Haraı stelle ich zu Pheretima Hilgendorfi (Michusn.). Die Vereinigung 
der P. jampeana BEnxHam, P. fissigera Micausy. und P. purpurea BENHAM 
mit Perichaeta halmaherae Michusx. nehme ich an, führe jedoch die ver- 
schiedenen Formen als Unterarten der Pheretima halmaherae auf, ebenso 
wie die verschiedenen Formen von Perichaeta Stellerı Mıchusx. als Unter- 
arten von Pheretima Stelleri. 


Y) F.E. Bepparp: A Revision ofthe Earthworms of the Genus Amyntas (Perichaeta); 
in: Proc. Zool. Soc. London, 1900. 


86 Megascoleeinen. 


Subfam. Megascolecinae. 


Gen. Plutellus . . | tr 


P. attenuatus (W. B. Sr.) . | Victoria (Warragul). 

P. bassanus (W. B. Sp.) . | ı Tasmanien (King-Insel). 

P. canaliculatus (Fıerch.) | New-South-Wales(Forb.). 

P. collinus (Eisen) . . . | Kalifornien( Distrikt Napa, 

| Marin und Sonoma). | 

P. eooraniensis (W. B. Sr.) | Queensland (Cooran). 

P. Ellisi (W.B. Sr.) . . | Tasmanien (Dee Bridge). 

P. eucalypti (W.B. Sp.) . Vietoria (Gippsland). 

P. Fletcheri (Bzo».). . . | Queensland (Oxley bei 
Brisbane). 

P. Frenchi (W.B. Sp.). . | ‚Victoria (Croajingolong). 

P. gippslandieus (W. B. Sp.) Victoria (Croajingolong). 

P. Halyi (Micausn.) . . Ceylon (Colombo). 

P. heteroporus E. PERRIER ı Pennsylvanien. 

P. hobartensis (W. B. Sp.) ı Tasmanien (Parattah, 
Mount Wellington). 

P. hyalinus (Eisen). . . | Guatemala (Coban). | 

P. incertus (W. B. Sp.). . | Victoria. 

P. insularis (W.B. Sr.) . | ı Tasmanien (Parattah). 

P. intermedius (W. B. Sp.) Victoria (Süd-Warragul). 

P. Incoa (W. B. Sp), New-South-Wales (Talla- 
rook, Goulburn River). 

P. macedonensis (W. B. Sp.) ı Vietoria(Mount Macedon). |: 

P. manifestus (FuercH.) .  New-South-Wales (Natio- 

| nal Park). 
P. Maum:(W.B.Se.) >.) Victoria (Süd-Warragul). 
P. marmoratus (Eisen). . Kalifornien (Distr. San 


Franeisco, Santa Clara, 
Monterey und Fresno). 
. mediterreus (FuercH.) . | 'New-South-Wales (Dar- 


„v 


ling River). | 
P. minor (W.B. Sp.) . . ‚Vietoria (Süd-Warragul). | 
P. Mortoni (W. B. Sp.). - Tasmanien (Dee Bridge, | 
Mount Wellington). | 
P. narrensis (W. B. Sp.) . Vietoria (Narre Warren). | 
P. Ferrieri Buxa..’. :. British Columbia (Queen | 
Charlotte-Insel). u 
P. punctatus (W. B. Sp.) . Victoria (Warrandyte). | 
P,roseus (W.B. Sp.) . . Victoria (Warragul). | 
P. rubens (Fuerch.) . New-South-Wales (Mount | 
Wilson). 


P. semieinetus (FuercH.) New-South-Wales (Graf- 


ton am Ülarence River), 


P. Shephardi (W. B. Sr.). Vietoria (Horsham). 

P. singhalensis (MiıcHtsn.) ‚Ceylon (Nuwara Eliya). 

P. Sloani (FuercH.). . . ‚ New-South-Wales (Coona- 
barabran). 

P. Smithi (Furrcn.).. . . Victoria (Eltham). 


P. Steei (W.B. Sp.) . . | ‚Vietoria (Warragul). 


ir. tanjilensis (W.B. Sp.) . | 


P. tasmanianus (FrercH.). 
P. tessellatus (W. B. Sp.) . 


P. Tisdalli (W. B. Sr.) 
P. Tryoni (Fuxrcn.) 


P. tuberculatus (FLercH.) . 
P. vietoriae (W. B. Sp.) 


P. volvens (W.B. Sp.) . . 

P. warragulensis (W.B. Sp.) 
P. willsiensis (W. B. Sp.) . 

Gen. Fletcherodrilus . 

F. unieus (FuercH.) forma 
typica . 


subsp. fuseratus (MicHL.) 


subsp. major W. B. Sp 
Gen. Pontodrilus 
P. arenae MıcHsx. . 
P. chathamianus (Micausx.) 


P. ephippiger Rosa . 


P. hesperidum Bro». 
P. insularis (Rosa) 


P. litoralis (GRUBE) . 


Du 
[®) 


„ matsushimensis JIZUKA 


Michaelseni Eısex 
sp. div. inquirendae 


ID 


Gen. Diporochaeta 
D. alsophila W. B. Sr... 
D. arnoldi W. B. Sp. 


tr 


Megascolecinen. 


‚Vietoria (Tanjil Track). 
Tasmanien (Thomas’ 
plains). 

Tasmanien (Mount Olym- 
pus, Lake St. Clair). 
Victoria (Walhalla). 
Queensland (Milton bei 
Brisbane). 

Victoria (Warragul, Cam- 
perdown). 

| Vietoria( Warburton, Tan- 
| jil Track). 

'Vietoria (Yarra River). 
Victoria (Warragul). 
Vietoria (Mount Wills). 


New-South-Wales (Coona- 


barabran, Cudgellieo- 


dah, Peak Downs). 
New-South-Wales (Rich- 
mond River Distr.), 


Queensland (Gayndah). 


Brasilien (Insel Desterro). 
Chatham-Inseln (Te One, 
Shelly Land, Waitangi 
Stream). 

Christmas-Ins. südl.v.Java, 


waii-Ins. (Laysan). 
Westindien (Jamaica). 
Ceylon (Belligamme), Aru- 


Ins. südwestl. v. Neu- 
Guinea. 
Süd-Frankreich (Villa- 


franca, Nizza, Marseille), 

Sardinien (Porto torres). 
Japan (Prov. Rikuzen), 

Neu - Kaledonien (Kunie- 

od. Fichten-Insel). 
West-Mexiko (Guaymas). 
ı Nieder-Kaliforn. (Lioreto), 
Florida (Hillsborough), 
Bermuda-Ins., Westindien 
(Jamaica). 


Victoria(FernTree-Gully). 
|Vietoria (Mount Arnold, 
| Marysville). 


Queensiand(Cape York). 


Celebes (Pare-Pare), Ha- 


| 


See), Queensland (Gayn- | 


| 
| 
| 


87 


88 


SS MS, SE Re 


I 
De 


SE > 


. Bakeri (FuercH.). 


. barronensis (FLETCH.) . 


. canaliculata (FLETCH.) 


. chathamensis BENH.. . 
. Copelandi (W. B. Sp.). 
. davallia W. B. Sp. 

. Dendyi (W. B. Sp.). 

. dicksonia (W. B. Sp.) . 
. dilwynnia (W.B. Sp.) . 
. dubia (W. B. Sp.) 

. euzona W. B. Sp.. 

. Frosti W. B. Sp. . 


. grandis W. B. Sp. 
. intermedia (Beo».) . 
. irregularis (W. B. Sp.) 


. Lindti MSBURP.T * 
. lochensis (W. B. Sp.) 


Manni W. B. Sr... 


medioeineta W. B. Sr. . 
. morea (W.B. Sp.) . 


. nemoralis W. B. Sp.. 
. obscura, (W. B. Sp.) 


. pellueida (BoURNE). 


Pritehardi (W. B. Sp.) 
richea (W. B. Sp.) . 
Richardi W. B. Sp. . 


scolecoidea (W. B. Sp.) 


‚Nord-Queensland (Cairns 


ı Tasmanien (Dee Bridge). 


Megascolecinen. 


Victoria (Warragul, Fern 
Tree-Gully, Narre War- 
ren, Gembrook, Heales- 
ville). | 


imDistr. d.BarronRiver). 
Nord-Queensland (Moss- 

man River im Cairns- 

Distrikt). | 
Chatham-Inseln. 
Vietoria( WarragulDistr.).| 
Victoria(Fern Tree-Gully). 
Victoria (Healesville). 
Victoria(Fern Tree-Gully). 


Victoria (Süd-Warragul). 
Victoria (Warrandyte). 
Vietoria (Mount PBaw- 
Baw). 


' Queensland( Upper Hnden- | 


vour River). 
Neuseeland (bei Lake 
Brunner in Westland). 
Tasmanien (Thal des King 
River). 
Victoria (Blacks Spur). 
Vietoria (Loch in a 
Gippsland). 
Victoria (Süd-Warragul). 
Vietoria (Süd-Warragul).' 
Tasmanien (Distr. Lake 
St. Clair). 
Victoria (Neerim). 
Victoria (Fern Tree-Gully, 
Warragul). 
Wahrscheinlich 
indien. 


Vorder- 


'Vietoria (Mornington). 

Tasmanien (Mount Olym- 
pus). 

ıVietoria (Loch in Süd- 

Gippsland). 

ı Tasmanien (Thal des King 


River). | 


Der 


Thiere oder 


Peregrin? s. unten! 


er s. unten! 


Fundort ist 
nicht angegeben. 
Es ist jedenfalls 
fraglich, ob es 
sich um Freiland- 
um 
eingeschleppteGe- 
wächshaus-Thiere 


| handelt. 


D. tanjilensis (W. B. Sp.). 


D. telopea W. B. Sr.. 
D. terraereginae (FLwrcH.) 


D. walhallae (W.B. Sep.) . | 
D. yarraensis (W. B. Sp.). 


Gen. Perionyx 
P. arboricola Rosa 


P. excavatus E. PERRIER . 


P. intermedius Ben». 
P. M’Intoshi Bo». . 
P. saltans BoURNE 


. sansibarieus MICHLSN. 
. violaceus HoRsr 


as» 


P. sp. div. inquirendae . 


Gen. Megascolides 
M. australis Mc. Cov 


M. cameroni W. B. Sp. . 
M. tllawarrae FLErcH. . 


M. insignis W. B. Sr. 

@&en. Trinephrus . 
T. diaphanus (W. B. Sp.) 
T. dubius (W. B. Sp.) . 
T. jastigatus (FLercH.) 


T. medioeris (Fuercn.) 


T. Officeri (W. B. Sp.) . 


tr 


tr 


tr 


Megascolecinen. 89 


Victoria (Gembrook, War- 
burton, Tanjil Track, 
| Fern Tree-Gully, Dan- 
' denong). | 
Victoria (Waratah Bay). 
'Nordost-Queensl. (Mount 
' Bellender-Ker). | 
'Vietoria (Walhalla). 
‚Vietoria (Tanjil Track, 
Warragul, Warburton).| 


1} 


‚Birma (Distr. Chebäa od. 
Biapö). 

Philippinen (Manila auf| Peregrin. 
Luzon), Sangi, Java 
(Tjibodas), Sumatra, 
Mentawai, Nias, Cochin- 
china (Saigon), Siam 
' (Bangkok), Birma (Distr. 
‚ Rhamö und Ghecu). 
Birma (Seebpore). Art nicht ganz 
| ' sicher! 

Birma (Seebpore) oder Fundort zweifelh. 
' Bengalen (Darjiling). 
| Vorderindien (Ootaco- Ba zusam- 
' mund, Naduvatam). '» men gehörige u. 
Sansibar. peregrin? 
Java  (Buitenzorg, T;ji- Peregrin. 

bodas), Sumatra (Sing- 
karah, Manindjau, Pa-, 
ninggahan). 

ı Hinterindien (Akhyab), 
Madagaskar (Faran- | 
drana). 


| 


Vietoria (Warragul, Bran- 
dy Creek). 

Vietoria (Croajingolong). 
'New-South-Wales (Mount 
' Kembla bei Illawarra). 
‚Vietoria (Dandenong 
Ranges). 


‚Vietoria (Mallee Distr.). 

‚ Vietoria. 
'New-South-Wales (Burra- 
| wang, Illawarra). 

New -South-Wales (bei 
Parramatta). | 
Tasmanien (Thal des 
King River). 


90 


T. polynephrieus (W. B. Sp.) 


T. Simsoni (W. B. Sr.). 


1 


tenuis (FLETCH.) . 


Gen. Notoscolex 


N. 


N. 


americanus (FRANK SM.) 


. camdenensis FLETCH. 


. campestris (W. B. Sp.) 
. ceylanensis (Mic#usn.). 


erassicystis (MICHLsN.). 


N. dambullaensis (MicHsx.) 


N. 
N, 


N. 
N. 
N. 
N. 
N. 
N. 
N. 


N, 


decipiens (MicHusx.) 
grandis FLETcH. . 


Hulmei (W. B. Sr.) 
ıllawarrae (FLErcH.) 
irregularis (W. B. Sr.) 
Jacksoni (Bevn».) 
mudgeanus (FLETcH.) . 
obscurus (W. B. Sr.) 
orthostichon (SCHMARDA) 


pygmaeus (FurvcH.) 


N. queenslandieus (W.B.Sp.) 


N. 
N. 
IV. 
N. 
N, 


N, 


N. trincomaliensis (Michusn.) 


rusticus (FLETCH.) 
saccarius (FLETCH.) . 
Sarasinorum (MicHusn.) 
simulans (FLETCH.) . 
singularis (FL£rcH.) 


sinuosus (W. B. Sp.) 


Megascoleeinen. 


Tasmanien (Mount Wel- 


linston, Hobart, Pa- 
rattah). 

Tasmanien (Emu - Bai, 
Launceston). 


New-South-Wales (Braid- 
wood). | 


' Washington [Staat] (Pull- 
man). 
New-South-Wales (Burra- 
wang in County of 
Camden). 

Tasmanien (Parattah). 
Ceylon (Nuwara Eliya). | 
Ceylon (Nuwara Eliya). 
Ceylon (nördl. v. Dam- 
bulla u. Trincomali). 
Ceylon (Colombo). 
New-South-Wales (Burra- 
wang). 

Victoria (Dandenong 


Ranges). 
New-South-Wales (Illa- 
warra, Springwood in 


den Blue-Mountains). 

‚ Tasmanien (Tafel Kap). 
ıCeylon (Nuwara Eliya, 
' Nordprov., Trineomali). 
'New-South-Wales(Oullen- 
bone bei Mudgee). 


Vietoria (Dandenong 


Ranges). | 
Neuseeland (Mount Wel- 
lington). 
New-South-Wales (Illa- 
warra). 


Vietoria (Maryborough). 
New-South-Wales (Burra- 
wang). 
New-South-Wales (Horns- 
by, Springwood, Gos- 
ford). 

Ceylon. 
New-South-Wales (Bulli 
bei Illawarra). 
New-South-Wales (Burra- 
| wang)). 
Vietoria 
| Ranges). 
'Ceylon (nördl. v. Dam- 
bulla u. Trincomali). 


(Dandenong 


Eingeschleppt? 


A ee ee 


N. vietoriensis (W. B. Sr.) 
N. wellingtonensis (W. B. Sr.) 


Gen. Digaster tr 


D. armifera FLETcH. 


D. brunneus W. B. Sr. . 
D. gayndahensis W.B. Sp. 
D. lumbrieoides E. PERRIER 


D. minor W. B. Sr. . 
D. Perrieri FLETCH. . 


Gen. Perissogaster tr 


P. excavata F'LETcCH. . 
P. nemoralis FLETcH. 
P. queenslandica FLercn. . 


Gen. Didymogaster 
D. sylvatica FL&rcH. 


(sen. Megascolex tr 


M. acanthodriloides Mıcazs. | 
M. Andersoni W. B. Sp. . | 
M. attenuatus (FLErcH.) 
M. australis (Frercn.) . 


M. austrinus (Fuercn.) . 


M.brachyeyelus (SchMmARDA) | 


M. caeruleus R. Temer. 


M. ceylonieus (Bepn.) ... 
M. eingulatus (ScHMARDA) 


M. Coxi (Frercn.) 


M. dorsalis (Fuerch.) . . 
M. enormis (Fuerck.) 


M. ewiguus (FuercH.) forma 
typica . 


Megaseolecinen. 


Victoria. 
Tasmanien (Mount Wel- 
lington). 


'New-South-Wales (Mar- 
rickville bei Sydney, Au- 
' burn bei Paramatta). 
‘Queensland „(Gayndah). 
Queensland (Gayndah). 
New-South-Wales (Port 
Maequarie). 
Queensland (Gayndah). 
New-South-Wales(Spring- 


New-South-Wales (Mor- 
peth, Distr. des Hawkes- 
bury River). 

' New-South-Wales 

' ford). 


4 


(Gos- 


woodi.d.BlueMountains). 


Queensland (Oxford bei 


Brisbane). 


New-South-Wales( Burra- 
wang, Springwood, Jer- 
vis-Bai, Sydney). 

ı Neuseeland. 


‚Ceylon (Peradeniya). 
Victoria (Gerangamete). 
New-South-Wales (Mount 

Wilson). 

‚ New-South-Wales (Burra- 

wang, Sydney). 

 New-South-Wales (Burra- 


\Ceylon (östlich von Ba- 

' dulla). 

' New-South-Wales (Mount 
Wilson). 

ı Victoria (an vielen Orten). 

'New-South-Wales (Gos- 
ford). 


‚ New-South-Wales(Spring- 
wood, Randwick, Manly 
Beach). 


| 
| 
| 
| 


wang). 

'Ceylon (Ratnapura am 
| Adams Peak). 

Ceylon (Candy, Pera- 
deniya, Nuwara Eliya). 
‚ Ceylon. 


91 


In geringem Maasse 
peregrin. 


92 
var. murrayana(FLErTcH.) | 


M. Fardyi W. B. Sp. 
M. fecundus (Fuerch.) . 


M. Fielderi (W. B. Sr.) 


M. Frenchi (W. B. Sr.) 
M. Frosti (W. B. Sp.) . 
M. funis Micatsn.. 

M. goonmurk (W.B. Be . 
M. gracilis (FuercH.) 


M. Halli (W. B. Sp.) . 
M. Hoggi (W. B. Sp.) . 


M. Illidgei W. B. Sp. 
M. imperatrie (BouRNE) . 


M. indissimilis (Fuercn.) . 


M. konkanensis FEDARB . 


M. larpentensis W. B. Sr. . 
M. lateralis (W. B. Sp.) 


M. leueocyelus (SCHMARDA) | 
M. lobulatus W. B. Sr. . 
M. Lorenzi Rosı . e 
M. Macleayi (FuercH.). 


M. macquariensis (FLELCH.) 


M. Maplestoni (WB 


ß BR 
M. maunitii (Kıne.) . 3 


Megascoleeinen. 


'New-South-Wales (Mul- 

| wala). 

‚Vietoria (Heathcote). 

| New-South-Wales (Mount 

| Wilson, Lawson). 

‚Victoria (Narre Warren, 
Fern Tree-Gully, Sassa- | 
fras Gully). | 

‚Vietoria (Narre Warren, 
Loch in Süd- Bra 

| ‚Vietoria (Croajingolong). 

' Ceylon. 

Vietoria (Mount SA 
murk, Croajingolong). 
New- South- Wales (An-! 
burn bei Parramatta). | 

Victoria (Castlemaine). 
Victoria (Mount Macedon, 


Hoalesville). 
Queensland (Cooran). 
| Wahrscheinlich Vorder-| 
indien. 


Süd-Australien (See Alex- 
andrina). 

Vorderindien (Travankur, 
Nord-Konkan). 

Victoria (Gerangamete). 
Vietoria(Castlemaine, Tal- 
 larook,Goulburn Valley). 
Ceylon (Nuwara Eliya, 
Candy). 

Victoria (Nar-Nar-Goon). 
‚Ceylon (Candy). 
New - South - Wales 


vielen Orten). 


New-South-Wales (Dubbo 


am Macquerie-River). 
Victoria (Warrandyte). 
‚Christmas Insel südlich 
von.Java, Sumatra, Nias, 
Borneo. 
China (Kowloon), Singa- 
ı pore, Birma, Vorder- 
indien. 


(an 


Der 


' Thiere oder 
' eingeschleppteGe- 
' wächshaus-Thiere 


Fundort ist 
nicht angegeben; 
es ist jedenfalls 
fraglich, ob es 
sich um Freiland- 
um 


handelt. 


Peregrin. 


BP 


? 


M. mauritii (Kıse.) (Forts.) | 


M. minor W. B. Sp. . 


M. montanus W. B. Sr.. 
M. montiecola (FrercH.) 


M. multispinus Michusx. 
M. Newcombei (Beon».) 
M. notabilis W. B. Sp. . 
M. nureliyensis Mıichusn. . 
M. pharetratus Rosa . . - 
M.raymondianus (FLETcH.) 


M. ruber (W. B. Sp.) 


M. Sarasinorum MicHusx. 
M. Schmardae MicHuss. 


M. singhalensis MıcHusx. . 


M. SpenceriMıca. (nov. nom.) 


M. Steel (W. B. Sp.) i 
M. Stirlingi (FuercH.) . . 
M. sylvatieus (W. B. Sp.) . 


M. tasmanieus (W. B. Sp.) 


M. templetonianus Rosa 
M. tenax (FuercH.) . . 


M. terangiensis W. B. Sp. . 
M.varians MicHusn. typicus 

var. simplex Micuusn. . 
M. zygochaetus MicHusn. . 


M. sp. div. inquirendae . 


Gen. Plionogaster . 
P. Horsti (Beon».) 


tr 


Megascoleeinen. 


Ceylon, Minikoy, 
 chellen, Mauritius, Nord- 
 west-Madagaskar. 
| Sansıbar. 
Queensland 

(Gayndah). 

Vietoria(MountBaw-Baw). 

New-South-Wales (Mount 
Wilson). 

Ceylon. 

Queensland. 
Victoria (Dimboala). 
Ceylon (Nuwara Eliya). | 
Ceylon (Candy). | 
New-South-Wales (Ray- 

mond Terrace am Hunter 
River). 

Victoria (Tallarook am 
Goulburn River). 

Ceylon (Nord-Provinz). 
Ceylon (Ratnapura am 

Adams Peak). 

Ceylon (Nuwara Eliya). | 
Victoria (Narre Warren). 
Vietoria (Woodend). | 
Süd-Australien(Adelaide).| 
Victoria (Fern Tree-Gully 

bei Warragul). 

Tasmanien (Emu-Bay, 

King Insel). 
'Ceylon (Colombo). 

New-South-Wales (Au- 

burn bei Parramatta, 

County of Cumberland, 

Springwood). 
(Marquesas de Mendoza?) 


Sey- 


| 
) 
(Cooran, | 


Victoria (Terang). | 
Ceylon (Nuwara Eliya). 
‚Ceylon (Nuwara Eliya). 
' Ceylon (Ratnapura am 
Adams Peak). 
Neuseeland. 
New-South-Wales (Burra- 
wang, Guntawang, Mount 
Wilson). 
Vorderindien (Naduva- 
tam). 


I 
I 
I 
| 


‚Philippinen (Manila auf, 
Luzon). 


Ziwweifelhafte Anga- 
be, d. einen Händ- 
| ler übermittelt. 


94 
P. Jagori- Mıcausn. . 
P. samariensis MICHLsN. 


P. ternatae MicHLsx. 
Gen. Pheretima 


P. acineta (Goro & Harar) 
P. acrophila (Rosa) . 
P. aeliana (Rosa) 


P. aeruginosa (Kınz.) forma 
typica . 


forma musica (Horst) . 
P. Alexandri (Bep».) 
P. annulata (Horst). . - 
P. aringeana (Bev».) 
P. asiatica (MicHusn.) . 
P. aspergillum (E. PERRIER) 
P. atheca (Rosa) . .- - 
P. biporus (Beo».) 


P. birmanica (Rosa) 
P. biserialis (E. PERRIER) 


P. Bosschae (Horst) 


P. Bournei (Rosa) 


P. brevis (Rosa) 


Megascoleeinen. 


fast aus- 
schliess- 
lich 


tr 


‚Philippinen (Daraga auf 


Luzon). | 
Philippinen (Loquilocun 
auf Samar). 

Molukken (Ternate). 


Japan (Tokio). 

Sumatra (Si-Rambe). 

' Sunda-Insel Engano (Bua 
| bua). 


Marianen - Insel Guam, 
Java (Buitenzorg, Tji- 
bodas), Sunda - Insel 
Engano. | 
‘Java (Buitenzorg, Tji- 
bodas, Gedeh, Bantam), 
Sumatra (Kepahiang;). 
Vorderindien (( ;aleutta).| 


Sunda-Inseln. 

Malayische Halbinsel 
(Aring, Kelantan). 

China (Tientsin), Tibet 
(Oberlauf des Mekong). 

Formosa (Taipei -fu)t), 
China (Amoy, Kowloon). 

Sumatra (Baligue, Si- 
Rambe6, Toba-See, Sta- 
bat-Deli). 

Malayische Halbinsel. 

Birma (Bhamö). 

Philippinen (Manila auf 
Luzon), Sumatra (Bind- 
jey-Estate); 

Nordwest-Madagaskar; 

Surinam (Paramaribo), 
Westindien (Arecibo auf 
Puerto Rico). 

'Borneo (Baram - Fluss, 
Sambas), Malayische 
Halbinsel (KhotuBharu). 

Birma (Distr. Chebä od. 


Biapo). 


| 
| 
| 
| 


Christmas-Insel südl. v. 
Westende Javas. 


Peregrin. 


In geringem Maasse 
peregrin. 


Herkunftsnotiz 
durch die Kew 


gardens vermittelt. 


Peregrin. 


Peregrin. 


') Bepparv’s Angabe „Japan“ ist wohl irrthümlich, für „Formosa“, Fundort des 
Synonyms Perichaeta Takatorii Goto & Haraı. 


P. Burchardi (Micutsn.) . 


cahfornica  e 


P. capensis (Horst) . . 


. carinensis (RosA). 
. castanea (Miıcuusn.) . 
. eelebensis (MicHusx.) 


. cingulata (VAILLANT) . 


. eulminis (Michusx.) . - 
. densipapillata (Micuts.) 
. divergens (MicHLsx.) 


AM «Bao 


„ Dunekeri MıcHtss. 


. elongata (E. PERRIER) . 
. enganensts (Rosa) 


. esafatae (BepD.) 
. Evansi (Beopn.) 


. Feae (Rosa) 
. Ferdinandi (Micnusx.) 


. Forbesi (Beo».) 
glandulosa (Rosa) 


(odefjroyi (Michusn.) . 
Guillelmi (Micatsx.) . 


F.halmaherae(Mic#.) f.typica | 


Megasecoleeinen. 


f 


Imn, 
amph? 


' Sumatra (Bindjey-Estate, 
' Stabat-Deli). | 
' Aegypten (Alexandria, 
Kairo); | 
Madeira (Funchal): 
Mexiko (Umgegend von 
Veracruz), Kalifornien 
(Sausolita-Bay). | 


ı China (Hongkong), Timor, | 
Flores, Sumba, Java, 
Sumatra; 

| Kapland; 


' Westindien (Barbados). 
Birma (Berg Carin im 
Distr. Chebä od. Biapö). 


Celebes (Matinang - Ge- 
birge). 

' Celebes (Takalekadjo-Ge- 
birge). 


Darnley - Insel in der 
Torres-Str., Java, Ban- 
ka, Sumatra, Mentawei- 
Ins., Nord-ÜCelebes, Nord- 
Borneo, Philippinen- 
Inseln Mindoro u. Luzon; 

Malayische Halbinsel. 

Celebes (Pic v. Bonthain). 

Molukken (Insel Batjan). 

‚Japan (Kamakura, Tokio, 
Tokorosawa, Kawaguchi 
in der Prov. Kai). 

Malayische Halbinsel 
(Pahang-Fluss). 

Peru. 

Sunda-Insel Engano (Ma- 
lacoani, Bua-Bua). 

Neu-Hebriden (Esafate). 

Malayische Halbinsel (Bi- 
serat). 

Birma (Kokareet in Tenas- 
serim. 

' Sangi-Inseln(GrossSangi). 

Neu-Guinea. 

Sumatra (Baligue, Ben- 
koelen, Padang), Menta- 
wei-Ins. 

Viti-Ins. 

China (Wuchang in der 
Prov. Hupei, Tientsin). 

Molukken (Nord-Halma- 
hera, Soah-Konorah u. 
Galela auf Halmahera). 


I 


95 


Peregrin. 


Peregrin. 


Peregrin. 


Zweifelhafte Art! 


Pereegrin? s. unten! 


I . fr 
Pereerin? s. unten! 


In geringem Maasse 
peregrin. 


96 
subsp. batjanensis (Micn.) | 


subsp. bonthainensis (Bex.) | 


subsp. coecilia (MıcHusx.) | 
| 


| 


subsp. digitata (BenHam) | 
| 
| 
subsp. fissigera (Mic#usn.) 
subsp. fumigata (Michus.) 


subsp. galelensis (Mic#s.) | 
subsp. gamsungi (MicHt..) 


| 
subsp. imparieystis (Mic#.) 
subsp. jampeana (BExH.) 


subsp. kauensis (MicHLs.) 
subsp. purpurea (BExH.) 
subsp. figrina (MıcHusx.) 


P. Hasselti (Horst) . 
P. hawayana (Rosa) 


P. hesperidum (BEo».) \ 


P. heterochaeta (MicHsn.) 


Megascoleecinen. 


auf Halmahera). 

Celebes( Pic von Bonthain, 
Pie von Moros, Grenz- 
gebirge zw. Minahassa 
u. Balaang-Mongodow). 

Molukken (Soah-Konorah 
auf Halmahera, Nord- 
Halmahera). 

: Djampeah-Ins. südl. v. 
Celebes. 

Celebes (Pic v. Bonthain). 

Celebes (Takalekadjo-Ge- 
birge südl. v. Posso-See). 

Molukken (Galela auf Hal- 
mahera). 

Molukken (Patani auf Hal- 
mahera). 

Molukken (Batjan). 

Djampeah-Ins. südl. v. 
Öelebes. 

Molukken (Kau auf Hal- 
mahera). 

Celebes (Pic v. Bonthain). 

Celebes (Pic v. Bonthain). 

Sumatra (Liebong.) 

Hawaii-Ins. (Hawaii, Mo- 
lokai, Waimea, Oahu); 

‚Japan (Tokio), China 
(Hongkong), Borneo 
(Mandhor), Sumatra 
(Padang), Insel Pinang 
bei Malakka; 

Vorderindien (Dehra- 
Dun); 

Mauritius; 

Kanarische Inseln (Tene- 
riffa) ; 

Brasilien (Porto Alegre, 
Santos, Saö Paulo, Petro- 
polis, Manaos), Chile 
(Santiago); 

Westindien (Barbados), 
Bermuda-Ins. 

Hawaii - Inseln (Lanai, 
Hawaii, Molokai); 

China (Wuchang in der 
Prov. Hupei, Honkong)) ; 

"Westindien (Barbados). 

Hawaii-Inseln; 

Japan, Sunda-Inseln, Neu- 
Kaledonien; 


'Molukken (Batjan, Oba| 


Peregrin, nachweis- 
lich  verschlepp- 
bar. 


Peregrin. 


Peregrin, nachweis- 


lich  verschlepp- 
bar. 


P. heterochaeta (MicHLsx.) 
(Forts.) 


P. hexatheca (BexH.) 
P. Hilgendorji (Mrcuusx.) 


P. Houlleti (E. PERRIER) . 


P. hupeiensis ‚(Mıchusx.) 


P. lizukai (Goro & Haraı) | 


P. Ijimae (Rosa) . 
P. impudens (MichHsx.) 


P. iris (Michtsn.). 


P. japonica (Horst) . 

P. juloides (Mıichusn.) . 
P. kalaenensis (Mıchtsn.) . 
P. kelantanensis (Brop».) 


P.lompobatangensis (MicHtL.) 


P. Loriae (Rosa) . 


P. malayana (Bepn».) 


P.margaritacea (Micutsn.) | 


P. Masatakae (Beon.) 
P. Mazarredoi (Rosa) . 
P. megascolioides (Goro & | 
armen N 
P. merabahensis (Bepn. & 


ERBABE Won a lae | 


Megascolecinen. 


\ Vorderindien: 
Madagaskar; 
[Europa (in 

häusern)]; 

ı Azoren: 

' Kolumbien; 

' Florida, Georgia, Kali- 

fornien. 

' Celebes (Pie v. Bonthain). 
Japan (Hakodate, Yoko- 

hama, Tokio, Nakahama 

in der Prov. Setsu, Taka- 

hashi in der Prov. Bit- 

chu, Kumamoto, Nwa- 
| jima auf Shikoku). 

| Philippinen (Luzon), 

' Cochinchina, Birma 

(Distr. Pegu), ‚Java, 

| Sumatra; 

Ceylon, Vorderindien; 

Madagaskar; 

Bahama-Ins. 

Japan (Nakahama in der 

' Prov. Setsu), China(Wu- 
changinder Prov.Hupei). 

Japan (Musashi). 

Japan (Tokio, Kamakura). 

Borneo (Tandjong im Süd-| 
osten d. Ins.). 

‚Philippinen (Loquilocun 
auf Samar). 

Japan. 

Celebes ( Bone Thal, Buol). 

Celebes. 

ıMalayische Halbinsel 

(Aring, Kelantan). 

' Celebes (Pic v. Bonthain). 

‚ Neu-Guinea (Hughibagu), 

Salomons-Ins. (Guadal- 


Warm- 


canar). 
'Malayische Halbinsel 
| (Aring). 
‚Philippinen (Loquiloeun 


auf Samar). 
Japan (Kamakura). 
| Philippinen (Marinduque). 


| Japan (Tokio). 


Borneo (Padas-Thal). 


h 


Michaelsen, Geographische Verbreitung der Oligochaeten. 


Peregrin. 


In geringem Maasse 
peregrin. 


98 

P. minahassae (NıcHusn.) 
P. minima (Horst) . 

P. ıminuta (BeD».) 


P. montana (Kın.) . 


P. nana (Rosa) i 
P. neoguinensis (Mıchusx.) 
P. novaebritannicae (Benxm.) 


P. ocellata (Miıcauss.) . 
P. paeifica (BED».) 


P.padasensis (Benv. & Fer.) | 


P. papua (Rosa). . 
P. papulosa (Rosa) . 


P. pataniensis (Micarsn.) 
P. peguana (Rosa) 
P. pentacystis (RosA) 


P. peregrina (FLErcH.) . 


P. perichaeta (Beon.) 
P. phacellotheca (MicHusx.) 


P. philippina (Rosa) 
P. pieta (Micausn.) . 
P. Pieteti (Rosa) . 

P. polytheca (Beo».) 


NE posthuma (L. Vııtı.) 


Megascolecinen. 


Celebes (Minahassa, Lo- 
kon-Gipfel, Sudara-Gipf., 
Masarang-Gebirge). 

Java (Tjibodas). | 

Malayische Halbinsel 
(Aring). 

Tahiti,Samoa-Ins.( Upolu), Peregrin. 
Viti-Ins., Neu-Kale- 
donien,  Loyalty - Ins.,| 
Neu - Hebriden, Neu- 
Pommern, Nord-Oelebes, 
Molukken (Halmahera, | 
Ternate), Sangi-Ins. (Gr. 
Sangi), Philippinen (Ma-, 
lamanı, Daraga auf) 
Luzon). | 

Sumatra (Si-Rambe). 

Neu-Guinea. 

ı Neu - Pommern 
Halbinsel). 

Sumatra(Bindjey-Estate). 

Neu-Pommern (Gazelle- 
Halbinsel). 

Borneo (Merabah, Padas- 
Thal). 

Neu-Guinea (Haveri). 

Sumatra (Balighe). 

Malayische Halbinsel 
(Biserat). 

' Molukken (Patani auf Hal-ı 
mahera, Batjan). 

Siam (Chan) ‚Birma (Ran- 

| gun). 

Seychellen (Mahe), Mada- 
gaskar (Nossi-Be). 

| New-South- Wales (Syd- 
ney), (von Mauritius ein- 
geschleppt?); 

Sumatra (Balighe), Singa- 
pore (Bukit Timah); 

Hawaii-Ins. (Molokai). 

Malayische Halbinsel. 

Celebes (Masarang-Ge- 
birge). 

Sumatra (Bidjey-Estate), 
Philippinen (Cebu). | 

Borneo (Sampit). 

Sumatra (Stabat-Deli). 

Malayische Halbinsel 
(Aring, Kelantan). 

Groot-Bastaard-Ins. bei 
Flores, Christmas-Ins., 


(Gazelle- 


| 


peregrin. 
Peregrin. 


Peregrin. 


Peregrin. 


In geringem Maasse 


P. posthuma (L. V Aııı.) 
(Forts.) $ 


P. propora (Rosa) . 
P. pulauensis (Bip».) 


2 pura (Rosa) 
P. pusilla (UDe) 
P. quadragenaria (BE. Prrx.) | 
P. quadripapillata (Micat.) 
P. queenslandica (FuercH.) 


P. racemosa (Rosa) . 
P. robusta (E. PERRIErR) . | 


P. rodericensis (GRUBE) 


P. Sarasinorum (Micuusx.) | 


P. Schmardae (Horsr) 


P. Sedgwicki (BEXHAM) 
P. semifaseiata (MicHusx.) 


P. Sieboldi (Hosst). . . 


P. Shuteri (Hoxsr) . 


Megascoleeinen. 


‚Java, Üelebes(Makassar), | 
Molukken (Ternate, Am- | 


boina), Philippinen 
(Manila auf Luzon), 


Cochinchina 
Malayische Halbinsel; 
Vorderindien (Caleutta); 
Bahama-Ins. 
Sumatra (Si-Rambe). 
Malayische Halbinsel ( Pu- 
lau, Bidang, Kelah, 
Aring). 

Sunda-Ins. Lombok. 
Java (Buitenzorg). 


Vorderindien. 
Sumatra( Bindjey-Estate). 
Queensland (Distr. d. 


Barron-River). 
Borneo, Java. 
Philippinen 

Luzon); 

Mauritius. 
Japan (Shima), 

(Foochow); 
Rodriguez, 

(Nossi-Be); 


Ober-Guinea (Lagos); 


Madagaskar 


[Europa (in Warm- 
häusern)]; 
Westindien (Trinidad, 


Areeibaauf Puer DBuen| 


Bermudas; 
Venezuela (Caracas). 
Celebes (Gebirge südl.| 


v. Posso-See, Matinang- g-, 


Gebirge). 
Hawaii-Ins. (Oahu): 
Japan (Prov. Bitchu, 
Prov. Hidachi), China 
(Tientsin); 
Westindien 
Bermudas. 
Neu - Pommern 
Baie). 
Celebes 
' birge). 
‚Japan (Nakahama in der 
' Prov. Setsu, Tokio, Sen- 
dai, Tsugaru, Shizuoka, 


(Barbados), 
(Blanche 


(Matinang - Ge- 


(Saigun), | 


33 


Aeltere, fragl. Art! 


Peregrin? s. unten! 


(Manila auf) Peregrin. 


China | Peregrin, nachweis- 


lich  verschlepp- 
bar. 
 Peregrin. 


Ibaraki, Bitchu). 
Sunda-Ins. Billiton. 


7% 


100 


L 


solomonis (BEDD.) 


P. spectabilis (Rosa) 


P. Stelleri (Micar..) f.typica | 


\w 


P, 


w 


P. 


VE 
RB. 
Pr. 


I 


Bi 


. Udei 


subsp. anneelens (MıcHL.) | 
subsp. baramt (MicHusn.) 


subsp. bonensis (MicHr.) 


subsp. Everetti (Bep».) 


subsp. klabatensis (MicH.) | 


subsp. seriata (Mich#ts.) 


subulata (MicHusn.) . 
supuensis (MicHtsx.) 
taitensis (GRUBE) . 

taprobanae (BeEvp».) . 


tobaönsis (MicHLsx.) 
tokioensis (BEp».) 


ravancorensis (FEDARB) 


(Rosa) 


. upoluensis (BEDD.) 


urceolata (Horsr) 


. violacea (BEDnD.) 
. virgo (BeEDD.) 
', vittata (Goro & Haraı) 


. Vordermani (Hoxsr) 
’, zebra (BexH.) 


. sp. ( Köllickeri Micn. Ma». )r 


. sp. div. inquirendae 


Megascoleeinen. 


Salomons-Ins. (Narovo), 
Neu-Guinea (Rubiana). 
Neu-Guinea (Hoghubagu). 
Borneo (Sarawak, Mera- 
bah, Baram-Fluss, Poe- 


| 


Liung Koeboeng, Bend- 
jermasin),  Sangi - Ins. 
(Gross-Sangi). 
Celebes (Bone-Thal). 
Nord-Borneo od. 
Üelebes. 
Celebes (Bone-Thal). 
Borneo 


tinang-Gebirge) 2 
Celebes (Klabat). 


'Celebes (Vorberge des 
Takalekadjo, Lucou). 


'Molukken (Supu auf Hal- 


mahera). 

Gesellschafts-Ins. (Tahiti). 

' Ceylon. 

Sumatra (Toba-See). 
Japan (Uwajima auf Shi- 
koku, Oarai in der Prov. 
Hidachi), Formosa (Tai- 
pei-fu). 

Vorderindien (Dehra Dun, 
Travankur); 

Sumatra? 

| Sumatra (Si-Rambe, Toba- 

| See). 

Samoa-Ins. (Upolu), Neu- 
Hebriden (Esafate). 

ı Timor (Koepang), Suma- 
tra (Lampong). 

"Ins. Pinang bei Malakka; 

Westindien (Grenada). 

'Malayische Halbinsel 

' (Tale, Paddy-fields). 

‚Japan (Tokio, Kamakura). 

'Sunda-Ins. Billiton. 

Celebes (Pic v. Bonthain). 

‚Japan.') 

 Groot-Bastaard beiFlores, 


' Java, Sumatra, Japan. 


Nord- 


Celebes (Nangkahulu- 
Thal, Buol, Matinang- | 
Gebirge). 


In geringem Maasse 
peregrin. 


toes Sibau, NangaRaoen, 


Fundort zweifelh. 


(Tamburungare, 


Kinabalu), Celebes (Ma- 


Peregrin? s. unten! 


In geringem Maasse 
peregrin. 


Mit P.dubia (Horsr) 
identisch?, pere- 
grin? 


Peregrin. 
In geringem Maasse 


peregrin. 
Peregrin. 


!) Die mit einem Sternchen ausgezeichneten Arten oder Fundortsangaben sind nach- 
träglich eingeschoben und weder im Vorhergehenden, noch auf den Karten berücksichtigt. 


Megascoleeinen. 101 


Geographische Verbreitung: Keine andere Oligochaeten-Gruppe lässt die 
Geschicke ihres Stammes in den verschiedenen geologischen Perioden an 
der recenten Verbreitung so plastisch hervortreten, wie die Unterfamilie der 
Megascolecinae. Die Gebiete der verschiedenen Altersklassen, z. T. nur an 
spärlichen Relikten feststellbar, lassen deutlich verschiedenartige Macht-Perioden 
erkennen, in denen sich das Gebiet des Stammes ausweitete und wieder ein- 
engte, um sich später in anderer Richtung wieder zu dehnen. 

Die Hauptmasse der Megascoleeinen ist auf eine rein terricole Lebens- 
weise angewiesen. Eine Ausnahme bilden nur eine limnische ‘Pheretima- 
Art, P. Dunckeri MicHusn., und die littorale Gattung Pontodrilus. Die 
Glieder dieser Gattung haben sich an das Leben am Meeresstrande gewöhnt 
und zwar anscheinend in so hohem Grade, dass sie an anderen, nicht-halinen 
Öertlichkeiten überhaupt nicht mehr leben können. Sie repräsentiren eine 
der wenigen Gruppen, die rein littoral sind und nie in bedeutender Ent- 
fernung vom Meeresstrande gefunden werden. Wenn wir die eine limnische 
Form, zweifellos eine sekundäre, ziemlich junge Anpassung, auch nicht von 
ihren Gattungsgenossen zu sondern brauchen, so müssen wir doch bei der 
Erörterung der geographischen Verbreitung die Gattung Pontodrilus gesondert 
betrachten. Kein anderer Fall zeigt so deutlich den Einfluss der Lebens- 
weise auf die Art der Verbreitung, wie die geographische Verbreitung der 
littoralen Gattung Pontodrilus verglichen mit der der nächstverwandten, 
aber rein terricolen Gattung Plutellus. 

Betrachten wir zunächst die geographische Verbreitung der rein terricolen 
Megascolecinen, das heisst der Megascoleeinen mit Ausschluss der Gattung 
Pontodrilus. 

Die Megascoleeinen sind zweifellos entsprossen aus den Notiodrilen 
Australiens, die in den ganz isolirten und durch breite Wüstenbezirke vor der 
Einwanderung jüngerer Formen geschützten Oasen Zentral- und Nordwest- 
Australiens noch jetzt die Alleinherrschaft ausüben und in einzelnen Funden 
auch in Nord-Australien und Queensland beobachtet worden sind. Als wenig 
veränderter Ueberrest des zwischen Notiodrilus und den Megascolecinen 
vermittelnden Uebergangsgliedes ist die queensländische Form Diplotrema 
fragile W. B. Sp. anzusehen. 

Die Sprossung der Megascolecinen aus Diplotrema - artigen 
Acanthodrilinen geschah höchst wahrscheinlich in einer Periode, da Neu- 
seeland schon vom australischen Kontinent abgetrennt war; denn 
hier entwickelten sich aus Notiodrilus andere Gruppen, die Neodrilus-Gruppe 
der Acanthodrilinen und die Octochaetinae, während die Megascolecinen 
hier nur durch ganz spärliche, fragliche Vorkommnisse vertreten sind, die 
aller Wahrscheinlichkeit nach erst durch den Menschen eingeschleppt wurden. 
Für Didymogaster sylvatıca FurreH., die zugleich in Neuseeland und 
Australien beobachtet wurde, also eine peregrine Form ist, dürfen wir 
das als sicher annehmen; aber auch für die anderen Formen (Notoscolex 
orthostichon (SCHMARDA) und Diporochaeta intermedia (Bep».) von Neu- 
seeland, sowie D. chathamensis BENnHAMm von den Chatham-Inseln) ist es 
wahrscheinlich, denn sie gehören nicht der niedrigsten Megascolecinen-Stufe 
(Plutellus) an, sondern mittleren Stufen. Zumal das Vorkommen von zwei 
Arten der Gattung Diporochaeta kann schwerlich als ein praekulturelles 
angesehen werden. Diese Gattung ist wahrscheinlich vollkommen auf Australien 
beschränkt (von der zweifelhaften D. pellueida (Bourne), fraglicherweise 
von Vorderindien, müssen wir absehen) und nahm anscheinend nicht Theil 
an der unten zu schildernden Ausbreitung der Megascolecinen nach Norden 


102 Megascoleeinen. 


und Nordwesten über Australien hinaus. Der Ursprung dieser Gattung ist 
also wahrscheinlich jünger als die Isolirung Australiens gegen Norden und 
Nordwesten und also auch viel jünger als die Isolirung Neuseelands von 
Australien. Es darf aber nicht ausser Acht gelassen werden, dass die obigen 
Schlussfolgerungen nicht absolut sicher sind. Es könnten ja auch in Neu- 
seeland später noch Plutellus-Arten, die niedrigsten Stufen der Megascolecinen- 
reihe, die sonst überall das Auftreten der mittleren Stufen, Notoscoler, 
begleiten, gefunden werden. Auch das auf der sonst so beschränkten Ver- 
breitung der Gattung Diporochaeta beruhende Argument ist nicht ganz 
einwandfrei, einentheils wegen des allerdings fraglichen Vorkommens einer 
Art dieser Gattung in Vorderindien (D. pellueida (BouRNE)), anderentheils 
wegen der Verbreitung der nahe verwandten Gattung Perionyx ausserhalb 
Australiens. 

Verfolgen wir nun die Geschichte des Hauptstammes der Mega- 
scoleeinen, der Reihe Plutellus-Megascolides- (oder Trinephrus-) Notoscolex- 
Megascolex- Pheretima. Die Megascoleeinen der ältesten Form, Plutellus, 
nahmen zunächst Besitz von der östlichen Hälfte Australiens einschliesslich 
Tasmaniens. Ob sie jemals auch in die zentralen und westlichen Gebiete 
Australiens eingedrungen sind, oder ob die Wüstenbildung frühzeitig genug 
eine Schranke für ihr Vordringen westwärts bildete, muss dahingestellt bleiben. 
Die spärlichen bis jetzt vorliegenden Terricolen-Funde aus den Oasen dieser 
Wüsten gehören jedenfalls ausnahmslos der Wurzelgattung Notiodrilus an. 
Die Gattung Plutellus verbreitete sich aber nordwärts weit über die Grenzen 
Australiens hinaus, und zwar einerseits bis Ceylon (2 Arten), andererseits 
bis in das Cordilleren-Gebiet Nord- und Zentral-Amerikas (5 Arten). Die 
kleinen Gattungen Megascolides und Trinephrus, die zwischen der niedersten 
Megascoleeinen - Gattung Plutellus und der höheren Stufe, der Gattung 
Notoscole.r, vermitteln, sind ganz auf Australien (incl. Tasmanien) beschränkt. 
Es ist wohl kaum anzunehmen, dass diese Beschränkung in der Verbreitung 
auf einer Beschränkung der Verbreitungsmöglichkeit beruht. Vielleicht ist 
die Ursache derselben darin zu sehen, dass die Verbreitungsmöglichkeit nicht 
voll ausgenutzt wurde. Vielleicht auch sind etwaige ausseraustralische Glieder 
dieser Gattungen im Kampfe ums Dasein zu Grunde gegangen; finden wir 
doch auch von der in Australien durch 38 Arten vertretenen Gattung Plutellus 
nur 7 reliktenartige ausseraustralische Arten. Wir dürften also von vornherein 
von jenen kleinen Gattungen, die im Hauptquartier Australien nur in 4 bezw. 
8 Arten aufgefunden sind, nur eine sehr geringe Zahl ausseraustralische 
Arten erwarten. Die wahrschemlich durch Vermittelung dieser kleineren 
Gattungen aus Plutellus entsprossene Gattung Notoscolex, die die nächst 
höhere Stufe in der Hauptreihe der Megascolecinen bildet, nahm noch Theil 
an der weiten Verbreitungsmöglichkeit der ältesten Megascolecinen. Wir 
finden diese Gattung Notoscolex, als deren Hauptquartier ebenfalls die östliche 
Hälfte Australiens erscheint, in Ceylon durch 7 Arten, in Nordamerika durch 
1 Art vertreten. Welcher Gestalt die Verbindung zwischen diesen weit- 
vorgeschobenen Posten und Australien war, lässt sich nicht feststellen, da 
diese niedrigsten Megascoleeinen in den Gebieten, die jetzt zwischen jenen 
extremen Posten und dem Hauptquartier liegen, vollständig ausgerottet 
erscheinen, im indo-malayischen Gebiet zweifellos durch den alles erdrückenden 
jüngsten Megascolecinen-Spross, die Gattung Pheretima, verdrängt. ‚Jene 
vorgeschobenen Posten haben sich als typische, weit isolirte Relikte erhalten. 
Auf der nächsten Stufe, repräsentirt durch die Gattung Megascolex, sehen 
wir die frühere Ausbreitungsmöglichkeit sehr stark eingeschränkt, insofern 


Megasecoleeinen. 103 


die Verbindung mit Nordamerika aufgehoben war. Die Gattung Megascoler 
ist beschränkt auf Australien (40 endemische Arten) und Ceylon (20 endemische 
Arten). Die verbindenden Glieder sind wiederum, wie bei den älteren Stufen 
der Megascolecinen, verschwunden. In die Zeit der Entwicklung der Gattung 
Megascolex fällt zweifellos das schwerwiegende Ereigniss der Lostrennung des 
australischen Kontinentes, und zwar auf einen Zeitpunkt, da die Entwicklung 
dieser Gattung noch nieht ganz den Höhepunkt erreicht hatte, der durch die 
höchst entwickelten noch zu NMegascolex gerechneten Formen markirt wird. 
Während ausserhalb Australiens eine Weiterentwicklung in der Richtung auf 
Pheretima vor sich ging (weitere Komplizirung des männlichen Geschlechts- 
apparates bei einzelnen Megascolex von Üeylon), blieben die Megascoler- 
Arten Australiens auf einem bestimmten Punkte stehen. Wenn nach der 
Abtrennung Australiens überhaupt noch eine Weiterentwicklung der Terricolen- 
Fauna dieses jetzt insularen Kontinents erfolgte, so geschah sie jedenfalls 
nach anderer Richtung hin, durch Ausbildung von Nebenzweigen. Ausserhalb 
Australiens jedoch ging die Umformung in der oben skizzirten Linie weiter, 
indem sich im indo-malayischen Gebiet aus den Ueber-Megascolex, wie sie 
uns in einzelnen Arten aus Ceylon noch erhalten geblieben sind, der jüngste 
Spross der Megascoleeinen-Reihe, die Gattung Pheretima, entwickelte. Der 
Entstehungs- und Verbreitungsherd dieser Gattung scheint das Gebiet des 
jetzigen Malayischen Archipels gewesen zu sein. Sie dehnte ihr Gebiet 
zunächst durch einen weiten Vorstoss westwärts über Ceylon nach dem Gebiet 
des jetzigen madagassischen Archipels aus. Dieser westliche Vorstoss ist nicht 
von nachhaltiger Wirkung gewesen. Nur eine Art von Madagaskar und den 
Seychellen (Pheretima pentacystis (Rosa)) und eine Art von Ceylon 
(P. taprobanae (BEpn.)) sind als sichere Zeugen desselben anzurufen. 
Bedeutsam ist, dass diese beiden Arten durch gewisse Charaktere (wie übrigens 
auch einzelne Pheretima-Arten aus dem malayischen Hauptquartier) an die 
Ahnen-Gattung Megascolex erinnern, so durch das Fehlen der Darmblindsäcke, 
sowie dadurch, dass nur ein einziges Dissepiment (P. taprobanae) oder selbst 
gar keines (P. pentacystis) in der Region des Muskelmagens fehlt: es sind 
also wahrscheinlich phylogenetisch ältere Formen. Dieser westliche Vorstoss 
fällt also wohl in die älteste Zeit der Pheretima-Periode. Die westlichen 
Gebiete wurden aber bald wieder aufgegeben und selbst Ceylon, die alte 
Hochburg und östliche Grenz-Feste des "Megascoleeinen- Stammes von den 
Zeiten der Plutellus an, ging verloren. So intensiv auch die Machtentfaltung 
der jüngeren Pheretima jenseits des Bengalischen Meerbusens, in Hinter- 
indien und auf den Sunda-Inseln, vor sich ging, nach Ceylon gelangten sie 
nicht mehr; jener Meereseinschnitt bildete jetzt eine unüberwindliche Ver- 
breitungsschranke. Als das Hauptquartier der Gattung Pheretima ist der 
malayische Archipel anzusehen. Hier errang sich dieser jüngste Mega- 
scolecinen-Spross in entschiedenem Grade die Vorherrschaft, ja. so weit wir 
bis jetzt wissen, auf manchen Inseln dieses Gebietes sogar die Alleinherrschaft. 
Sehen wir ab von den littoralen und limnischen Formen, die wegen ihrer 
abweichenden Lebensweise. nicht in Konkurrenz mit den terricolen Formen 
treten, sowie von den höchst wahrscheinlich sämmtlich eingeschleppten, 
peregrinen Dichogaster-Arten, so bleiben in diesem Gebiet als Konkurrenten 
der Pheretima (76 endemische Arten und Unterarten) nur einige wenige 
Moniligastriden auf Sumatra und Borneo (8 endemische Arten) und einige 
wenige Arten, die kleine, tiefer stehende Seitenzweige an der Megaseolecinen- 
Hauptreihe repräsentiren (4 endemische Plionogasteı Arten auf den Philippinen 
und Molukken und 1 Perionyx-Art auf Java und Sumatra, deren endemische 


104 Megascoleeinen. 


Natur nicht über jeden Zweifel erhaben ist). Beachtenswerth ist, dass sich 
unter diesen terricolen Mitbewohnern im malayischen Archipel keine Formen 
finden, die den mittleren und unteren Stufen der Megascolecinen-Hauptreihe, 
den Gattungen Megascoler, Notoscoler und Plutellus, angehören. Diese 
schwächeren. Ahnen-Gattungen haben sich, falls sie hier überhaupt je existirt 
haben, nicht neben ihren kräftigen Nachkommen halten können. Das Gebiet 
der jüngeren Pheretima ist aber "nieht auf den malayischen Archipel beschränkt 
geblieben. Es erstreckt sich einerseits nordwärts auf den asiatischen Kontinent 
hinauf. Viele endemische Arten finden sich auf der Malayischen Halbinsel 
und in Birma, andere in Cochinchina (im Ganzen 17 endemische Arten auf 
dem asiatischen Kontinent). Leider ist das innere Asien in dieser Beziehung 
noch so wenig durchforscht, dass wir die diesseitige Grenze des Pheretima- 
Gebietes nicht sicher feststellen können. Auf der Malayischen Halbinsel 
und in Birma erscheint diese Gattung entschieden noch vorherrschend. In 
dem nördlicheren Gebiet, Tibet und China, sind zwar manche Pheretima- 
Vorkommnisse nachgewiesen worden (9 verschiedene Arten betreffend), auf- 
fallenderweise aber darunter nicht ein einziges sicher endemisches. Wir 
dürfen dieses Gebiet also nicht in das eigentliche Pheretima-Gebiet ein- 
beziehen. Dieses Tibetanisch-Mongolisch-Chinesische Gebiet besitzt dem 
Anscheine nach überhaupt keine endemischen Terricolen (vergl. unten das 
Kapitel: Gebiete ohne endemische Terricolen, Abschnitt: Gebiete jüngeren 
geologischen Alters). In anderer Linie, auf der ostasiatischen Inselreihe, 
erstreckt sich das Gebiet der Gattung Pheretima dagegen weit nordwärts, 
von den Philippinen (3 endem. Arten) nach Formosa (a endem. Art) und 
bis über den ganzen bis jetzt durchforschten Theil von Japan (11 endem. 
Arten). Es kommt an dieser Stelle in Berührung mit dem nordasiatischen 
Gebiet der Familie Zumbrieidae, die auch auf Japan eine endemische Art auf- 
weist. Im Uebrigen theilen sie das japanische Inselreich nur noch mit einem 
Moniligastriden, dessen endemische Natur jedoch etwas zweifelhaft ist. Ost- 
wärts erstreckt sich das Pheretima-Gebiet zunächst von Neu-Guinea (hier 
6 endemische Arten) nach den Inseln des Bismarck-Archipels, die durch eine 
allerdings sehr kleine Zahl endemischer Arten als zu dem eigentlichen Gebiet 
der Gattung Pheretima gehörig gekennzeichnet sind. Anscheinend endemische 
Arten finden sich auch auf noch weiter auswärts liegenden Inseln der Südsee 
(je 1 anscheinend endemische Art auf den Neu-Hebriden, den Samoa- und 
den Gesellschafts-Inseln). Es erscheint mir aber fraglich, ob man es hier 
wirklich mit endemischen Formen zu thun habe. Die grössere Zahl der von 
diesen Inseln bekannten Formen sind peregriner Natur und es ist wahrscheinlich, 
dass auch diese anscheinend endemischen Formen noch im eigentlichen 
Gebiet der Gattung Pheretima nachgewiesen werden. Bei der Schwierigkeit der 
Art-Sonderung in dieser Gattung kann jedenfalls aus diesen ganz vereinzelten 
Vorkommnissen ein sicherer Schluss über den Faunen-Charakter dieser Inseln 
nicht gezogen werden (zu erwähnen ist übrigens, dass die anscheinend 
endemische Art von dem äusserst vorgeschobenen Posten, Pheretima taitensts 
(GRUBE), eine sehr ungenügend bekannte, etwas zweifelhafte Art ist). Aehnlich 
verhält es sich mit der südlichen Begrenzung des Pheretima-Gebietes. Auch 
hier finden wir nur eine einzige, anscheinend endemische Art, P. queens- 
landıca (Fuercn.), über die Grenze des indo-malayischen Gebietes vorgeschoben. 
Ist diese einzige Pheretima-Art, die nach unserer jetzigen Kenntniss Austr alien 
eigenthümlich ist, hier wirklich endemisch? Jedenfalls ist dieses Vorkommniss 
nicht im Stande, das charakteristische Bild der Terrieolen-Fauna Australiens 
und die scharfe Grenze zwischen dieser und der Fauna des benachbarten 


A Su rn 


Megascoleeinen. 105 


Inselgebietes zu verwischen. Diese scharfe Grenze ist eines der auffallendsten 
Ergebnisse der Oligochaeten-Forsehung. Einerseits haben wir Australien mit 
seiner reichen Fauna an niederen Megascolecinen, von der Gattung Plutellus 
bis Megascoler (und dabei nur jenes einzige verdächtige Pheretima-Vor- 
komnıniss), andererseits, nur durch die Torresstrasse von Australien getrennt, 
Neu-Guinea, von welcher Insel bisher nur Oligochaeten aus der Gattung 
Pheretima bekannt sind. 

Die von der Megascoleeinen-Hauptreihe ausgehenden terricolen Neben- 
zweige sind in ihrer Verbreitung mit wenigen Ausnahmen ganz auf das 
Gebiet beschränkt, das als das Hauptquartier ihrer in der Hauptreihe liegenden 
Wurzelgattung anzusehen ist. Die kleinen Gattungen Fletcher odrilus (aus 
Plutellus entsprossen), Digaster, Perissogaster und Didymogaster (aus 
Notoscolex entsprossen) finden sich lediglich in der östlichen Hälfte Australiens 
(inel. Tasmanien), die kleine Gattung Plionogaster (aus den niedrigsten 
Pheretima-Formen entsprossen?) lediglich auf den Philippinen und den 
Molukken. Auch die grosse Gattung Diporochaeta (aus Plutellus entsprossen) 
ist wahrscheinlich auf Australien beschränkt (siehe oben). Eine Verbreitung, 
die mit der ihrer nächsten Verwandten schwer in Einklang zu bringen ist, 
zeigt die Gattung Perionyx, zunächst mit Diporochaeta verwandt. Während 
Diporochae fa auf Australien beschränkt erscheint, finden sich anscheinend 
endemische Pertonyx-Arten auf Java-Sumatra (1 gemeinsame endemische 
Art), in Birma (2 endemische Arten), in Vorderindien und auf Sansibar (je 
1 anscheinend endemische Art, vielleicht aber sind diese beiden Arten zu 
vereinen). In Australien sind bislang keine Perionyx gefunden worden. 
Periony. ist also ausser der höchsten Stufe der Megascolecinen, Pheretima + 
Plionogaster, die einzige Megascolecinen-Gattung, die nicht in Australien 
vertreten ist. Das ist schwer "erklärbar, wenn alle oben für die Verbreitung 
der Gattungen Diporochaeta und Perionyx und ihre Verwandtschaftsbeziehungen 
als wahrscheinlich hingestellten Momente zutreffen, wenn Diporochaeta 
praekulturell auf Australien beschränkt war und hier entstand erst nach der 
Isolirung Australiens, wenn Perionys von Diporochaeta abzuleiten ist und 
ausserhalb Australiens, nicht aber in Australien endemisch vorkommt. Hier 
liegen Verhältnisse vor, die ich zur Zeit nicht klarzustellen vermag. Beachtens- 
werth bei einem Versuch zur Lösung dieses Problems ist, dass die zur Zeit 
maassgebende Art-Sonderung in der Gattung Perionyx von sehr zweifelhaften 
Werthe ist, und dass damit auch die Feststellung über die endemische Natur 
der Vorkommnisse an Sicherheit verliert. Es erscheint mir z. B. fraglich, 
ob P. sansibarieus (Mronusn.) von Sansibar von dem  vorderindischen 
P. saltans Bourse zu trennen ist; sie sind mindestens sehr nahe miteinander 
verwandt. Mit ihrer Vereinigung würde die Art in die Reihe der peregrinen 
rücken müssen. Etwas zweifelhaft erscheint mir auch die Berechtigung 
anderer Arten. Sie sind zum Theil schwer von P. ercavatus P. PERRIER, 
einer entschieden peregrinen Form, zu trennen. Um Missverständnisse zu 
vermeiden, hebe ich aber hervor, dass diese Unklarheit lediglich den Mega- 
scoleeinen-Seitenzweig Diporochaeta- Perionyx betrifft, nicht die Hauptreihe 
der Unterfamilie Plutellus- Pheretima, und die sich an dieselbe anknüpfenden 
Erörterungen. 

Die Verbreitung der rein littoralen Megascolecinen, der Gattung Ponto- 
drilus, ist eine typische Littoralform-Verbreitung, die in keiner Hinsicht in 
Beziehung zu der Verbreitung der verwandten terricolen Formen zu stehen 
scheint. Die ganze Gattung ist über die Küsten wohl sämmtlicher wärmeren 
Meere verbreitet und einzelne Arten zeigen eine ungemein weite Verbreitung. 


106 Megascoleeinen, Octochaetinen-Trigastrinen. 


Die Gattung Pontodrilus findet sich an den Küsten des Atlantischen Ozeans 
von Florida und den Bermuda-Inseln bis Brasilien, am Mittelmeer, am 
Meeresstrande auf Öeylon und den Inseln des Malayischen Archipels, an den 
Küsten des Pazifischen Ozeans, auf Japan und den Hawaiischen Inseln, auf 
Neu-Kaledonien und den Chatham-Inseln, in Nieder-Kalifornien und Mexiko. 
Was die Weite der Verbreitung anbetrifft, so sind besonders hervor zu heben 
P. ephippiger Rosa, der zugleich auf der Christmas-Insel südlich von Java, 
auf Celebes und auf den Hawaiischen Inseln angetroffen wurde, und 
P. matsushimensis Jızuxa, der zugleich auf Japan und Neu-Kaledonien 
vorkommt. Uebrigens sind die Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den 
verschiedenen Arten und zum Theil auch die Art-Umgrenzungen noch so 
unklar, dass sich weitere charakteristische Züge der geographischen Verbreitung 
nicht erkennen lassen (Hierzu Karte V). 


Gruppe Octochaetinen-Trigastrinen. 


Die drei Unterfamilien Octochaetinae, Diplocardiinae und Trigastrinae 
bilden eine grosse Verwandtschaftsgruppe, die aber keine gerade auf- 
steigende Reihe darstellt. Das weitest vorragende Glied dieser Gruppe, die 
Unterfamilie Trigastrinae, ist charakterisirt durch den Besitz von zwei oder 
drei Muskelmagen, einen plectonephridischen Zustand, eine Jumbrieine Borsten- 
anordnung (meist sämmtliche Borsten an der Bauchseite — dd< '/,u —) und 
einen acanthodrilinen oder microscolecinen, selten balantin umgewandelten 
Ö Geschlechtsapparat. Die Trigastrinen zerfallen in 3 Gattungen, Dichogaster 
mit zwei oder drei Paar Kalkdrüsen hinter dem Ovarialsegment, Hudichogaster 
mit zwei oder drei Paar Kalkdrüsen vor dem Ovarialsegment und Trigaster 
ohne Kalkdrüsen. Die Art des Geschlechtsapparates, ob acanthodrilin, micro- 
scoleein oder balantin, kann in dieser Gruppe zur Gattungssonderung nicht 
benutzt werden, da zahlreiche Zwischenstufen eine Sonderung unausführbar 
machen. Die Gattung Dichogaster vrepräsentirt zweifellos den jüngsten, stark 
spezialisirten Zweig, während Zudichogaster und Trigaster ältere Formen 
sind. Nicht sicher feststellbar erscheint mir zur Zeit die Art des Zusammen- 
hanges der Trigastrinae mit der acanthodrilinen Urform (Gattung Notiodrilus). 
Es erscheint mir fraglich, ob dieser Zusammenhang durch die Unterfamilie 
Octochaetinae oder die Unterfamilie Diplocardiinae gebildet wird. Die 
Trigastrinen-Gattung Zudichogaster scheint sich enger an die Octochaetinae, 
die Trigastrinen - Gattung Trigaster sich enger an die Diplocardiinae 
anzuschliessen. Die scheinbaren Verwandtschaftsbeziehungen repräsentiren 
verschiedene Wege, einen, der von der Stammform Notiodrilus ausgehend 
über Octochaetus und Eudichogaster zu Dichogaster führt, einen anderen, 
der über die Diplocardiinae und Trigaster zu Dichogaster hinleitet. An 
irgend einer Stelle muss hier also eine nur scheinbare, nicht wirkliche 
Verwandtschaftsbeziehung, eine Konvergenz, vorliegen. Vielleicht ist die 
Verwandtschaft zwischen Trigaster und Dichogaster nur eine scheinbare. 
Das würde der Anschauung Eısen’s') entsprechen, der die Gattung Trigaster 
von der Unterfamilie Benhaminae (Hauptgattung Benhamia, synonym zu 
Dichogaster) abtrennt und der Unterfamilie Diplocardiinae zuordnet. Vielleicht 
aber ist die Trennung zwischen den Octochaetinae und der Gattung Eu- 
dichogaster, oder zwischen dieser letzteren und Dichogaster vorzunehmen. 


') G. Eısen: Researches in American Oligochaeta, with Especial Reference to 
those of the Pacific Coast and Adjacent Islands; in Proc. Calif. Ac., 3. Ser: Vol. II; p. 165. 


107 


TOISBSOUDLC] 1OISBOYDLKT OJSBOOL[DICH 
ö ejoprypoLdoy e[[o9P2y90]do vjsgoeg»ordog 
= A975 50yp1pnY] 1998B. JoyDıpnr 
& i 19)sedoy>ıpny A/B IOyp1pnF 
a 
= SNITLIPOUICT SNTLIPOUTC] SNILIPOULCT 
=) 
® tea ; OR JOYSBOLL 
= TO7BSLL], snowygdAyng Tan snoggdAyng WESHLL snorydäyng 
— k 
® 
S ewojodez < ewojoderz S enogodez, Rt 
R5} PIpw9ordieg SNIATWOPWO BIP-IRDOTÄTK I su I9LU90YI( ) eıpavdojdır SNIORYDOYI( ) 
ö I I 


xXo9[O9S ’MOH XOJODSENOH X9[ODSEMOH 


SNTLIPONON SN[LIPOTION SN[LIPOTION 


108 Oetochaetinen-Trigastrinen. 


Ich neige mich zur Zeit der Ansicht Eısex’s zu, möchte aber die hierfür 
nothwendig werdende Umordnung im System nicht vornehmen, bevor nicht 
weitere Untersuchungen diese Anschauung stärker fundirt haben. 

In der Unterfamilie Octochaetinae (plectonephridisch, mit einem einzigen 
Muskelmagen) finden sich nicht nur acanthodriline (Octochaetus) und micro- 
scolecine Formen (Zutyphaeus), sondern auch Formen, die mit acanthodrilinem 
männlichen Geschlechtsapparat eine perichaetine Borstenanordnung verbinden, 
die beiden Gattungen Dinodrilus und Hoploch«aetella, die einen kleinen 
Seitenzweig dieser Unterfamilie repräsentiren. Als vermittelndes Glied 
zwischen der Octochaetinae und der allgemeinen Wurzelform Notiodrilus 
ist vielleieht die Gattung Howascolez anzusehen. Sie unterscheidet sich von 
der Octochaetinen-Gattung Octochaetus im Wesentlichen nur darin, dass neben 
den diffusen Nephridien je ein Paar Mesvanephridien auftreten. Es liesse 
sich vielleicht rechtfertigen, dass die Gattung Aowascolex, die ich noch zur 
Unterfamilie Acanthodrilinae stelle, schon der Unterfamilie Octochaetinae 
zugeordnet würde. 

In der Unterfamilie Diplocardiinae (meganephridisch, mit 2 oder 
3 Muskelmagen) findet sich lediglich die Jumbrieine Borstenanordnung und 
der acanthodriline männliche Geschlechtsapparat vertreten. Die Spaltung 
dieser Unterfamilie in die beiden Gattungen Diplocardia und Zapoteeia, 
jene mit 2, diese mit 3 Muskelmagen, steht in Parallele zu der Spaltung 
der Gattung Trigaster in Formen mit 2 und solche mit 3 Muskelmagen. 
Vielleicht wäre es richtiger, beiden Fällen die gleiche systematische Behandlung 
zu Theil werden zu lassen, entweder also jene beiden Diplocardiinen-Gattungen 
zu einer zu vereinen, oder aber die Gattung Trigaster zu spalten. 

Die vorstehenden 3 Skizzen mögen die verschiedenen _oben erörterten 
Anschauungen über den verwandtschaftlichen Zusammenhang der Glieder 
dieser Gruppe illustriren. 


Subfam. Octochaetinae. 


| 


| ner in Westland auf! 
der Südinsel). 


Gen. Octochaetus . . . . tr 
O. Aitkent (FEDARB). . . Vorderindien(Travankur). 
O. antareticus (BEDD.) . . Neuseeland (Ashburton 
ı auf der Südinsel). 
0. Huitont- Ben... 2% Neuseeland (Süd-Canter- 
bury auf der Südinsel). 
O. levis (P. W. Hurt.) . . | Neuseeland (Hampden 
‚ auf Auckland). 
O). multiporus (Bepn.) . . ‘Neuseeland (Ashburton 
und Dunedin auf der 
Südinsel). 
Gen. Dinodrius . . - - | fr | 
D. Benhami Beon. . . . Neuseeland (Lake Brun- 


(en. Hoplochaetella . 


H. Stuarti (BouURNE) . . Vorderindien (Yercaud, 
Salem). 

Gen. Eutyphaeus . . . . tr 

1. foveatus (Rosa) - . » Birma (Rangun). 


E. @ammiei (Beon.) . . Vorderindien (Darjiling). 


. incommodus (Bep».) 


. Masoni (Bourne) 
. Nicholsoni (Bep».) . 


. orientalis (BeD».) 
. levis (Rosa), sp. inquir., 


ÖOctochaetinen-Trigastrinen. 


| 


Vorderindien (Caleutta). 


ı Vorderindien( DehraDun). 
ı Vorderindien (Caleutta). 


‚Vorderindien (Calecutta). 
Birma (Distr. Cheba od. 
| Biapö), Ceylon. 


Subfam. Diplocardiinae. 


Gen. Diplocardia 
D. caroliniana Ei1sEx 
D. communis &ARMAN . 


312 


Eisen‘ (Mrcuusn.) 


D. Keyesi (Eıse) 


. Koebelei Eısex 


2; 
Di 


Michaelseni EısEx 
riparia FRANK Sm. . 
D. Udei Eısex . 

D. verrucosa UDE 

Gen. Zapotecia . 

Z. amecameecae EısEx 


Z. Keiteli MicHusn. 


‚amph 


'Nord-Carolina (Raleigh). 
‚Illinois (Havana, Urbana, 
CUhampaign, Danville). 
Florida (Ceder Hamnmock, 
Lake KEola, Orlando, 
Lake Leonore, Arkadia, 
| ı Sanford, Lake Gatlin), 
Georgia (Savannah). 
Nieder-Kalifornien (Ense- 
' nada de todos Santos). 
Mexiko (Morelos bei 
Mexiko). 
'Nord-Carolina (Raleich). 
‚Illinois (Havana). 
'Nord-Carolina (Raleigh). 
‚Nebraska (Omaha). 


Kar 
Mexiko (Amecameca). 
‚Haiti (Port au Prince). 


Subfam. Trigastrinae. 


Gen. Trigaster . 3 
T. Lankesteri BEnHam . 
T. tolteca Eısex 

(Gen. Eudichogaster . . 
E. Ashworthi Micuusn.. 
E. indica (Bep».). 


E. parva (FrpAarg) 

E. poonensis (Fuparg) . 
Gen. Dichogaster . 

D. aeguatorialis (Micuusx.) 


D. affinis (Micuusn.) 


un? 
' Westindien (St. da 
Mexiko (Toluca). 
tr 
Vorderindien (Nagpur). 
| Vorderindien (Thana, 
| Bombay). 


Vorderindien(DehraDun). 


'Vorderindien (Puna). 
tr 


Länder (Djamdjam). 
Deutsch-Ost-Afrika (Dan- 
da am Kingani), Mosam- 
Guinea (Vietoria in 
Kamerun); 
| Haiti (Port au Prince); 
| Kolumbien (Honda). 


Aus 


bique (Quilimane), Ober- 


| 


1} 


den 
gardens. 


Aus den 
gardens. 


Peregrin ? 


peregrin. 
Peregrin. 


109 


Kew 


Kew 


Uganda(Runssoro), Galla- | In geringem Maasse 


110 
I). Annae (Horst) 


D. Austeni (Beo».) . 


D. Baumanni. (Michusn.). 


D. Beddardi (Hoxsr) . 
D. Bolaui (Micausx.) 


D. Braunsi Michusx. 
D. Budgetti (Bepn».) 


D. Büttikoferi (Horst). 
D. Büttneri (MicHusx.) 


D. caecifera (Horst) 


D. castanea (MicHLsx.) 
I. complanata (MicHusn.) 


D. congica (Horst) . 
D. cortieis (MicHLsx.) 
D. erassa (Bipp.) 


D. Urawti EisEN 


D. eulminis (MicHusx.). 
D. eultrifera (MicHusx.) 
D. curta (Micuusn.) . 
D. Damonis Bro». 


Oetochaetinen-Trigastrinen. 


‚Java (Buitenzorg): 
‚Ober-Guinea (Kamerun). 
Nyassa-Land (Blantyre). 
Ober-Guinea(StationMisa- 
Höhe in Togo). 
Liberien. 
Vorderindien 
bei Oaleutta); 
Madagaskar (Majunga, 
Andrahomana) ; | 
Ober-Guinea (Kamerun, 
Togo, Lagos); 
Galla-Länder; 
[Deutschland (Bergedorf 
bei Hamburg) ]; 
Westindien (Jamaica, 
Dominica, St. Vincent, 
St. Thomas, Trinidad), 
 Nieder-Kalifornien (Mi- 
raflores), Mexiko (Tepic, 
Huatusco); ; 
Venezuela(Üaracas),Para- 
' guay (San Bernardino, 


(Seebpore 


Asuneion), Argentinien 
(Resistencia in Provinz 
Chaco). 


Sierra Leone. 
ı Senegambien (Me Carthy- 
Ins. im Gambia). 
Liberien. 
‚Ober-Guinea (Bismarck- 
burg in Togo). | 
Ober-Guinea (Axim im 
Ashanti-Lande). 
Uganda (Runssoro). | 
Ober-Guinea (Bismarck- 
burg in Togo). 
Kongo-Staat (am Ober- 
lauf des Kongo). 
Celebes (Masarang-Ge- 
birge). 


Ober-Guinea (Lagos). 


[Kalifornien (Del Monte, 
San Franeisco), angeb- 
lich von den Hawaii- 
Ins. eingeschleppt]. 
Uganda (Runssoro). 
Kaffa. 

Uganda (Runssoro). 
Viti-Ins. 


 Peregrin. 


Peregrin, nachweis- 


lich verschleppb. 


Peregrin ? 


Aus den Kew 
gardens. 

In Gewächshäusern 
und in Pflanzen- 


sendungen (A. 
CRAw). 
Fundnotiz durch 


‘ Händler übermitt. 


Octochaetinen-Trigastrinen. nl 


D. dokoensis MicHLsx. . 
I). Ehrhardti-(Micuusn.) . 


I. Erlangeri Micuusn.. 
D. Ernesti (Micausn.) . 


I. jloresiana (Horst) 


D. gambiana (Bep».) . 


D. gardullaensis Mıcutsx. 
D. G@odefroyi (Micnutsx.) . 


D). gofaensis Mıcuusn. 
D. gracilis (Mıcauss.) . 


D. (@reeffi MicHuss. . 

D. guatemalae (Eısen) . 

D. heteronephra (Micutsn.) | 
D. Horst! (Michusx.) 


D. Hupferi Micuusn. . . | 


D. inermis (Michusx.) . 
D. insularis (Micuusx.) 
D. intermedia (MicHtsn.) . 


D.itoliensis (Mıc#.) typica 


var. coerulea (MicHusn.) 


| 


D. jamaicae (Eısen). 

D. Johnstoni (Bep».) 

D. kaffaensis Micnusn. . 
D. kafuruensis (Mıcutsn.) 


I 
I 


| 


D. kamerunensis Micausx.*) 
D. Keiteli (Micuusn.) . . 


D. liberiensis (Horst) . . 


l 


'Kaffa (Omo-Gebiet). 
‚ Portugiesisch-Guinea( Ins. 
ı Bissao). 
' Galla-Länder(Abassi-See). 
'Ober-Guinea(StationMisa- 
' Höhei. Togo, Kamerun*). 
Sumatra (Fort de Kock, | Peregrin. 
Padang), Flores (Mau- 
meri, Kotting, Wukur),' 
Timor (Amarassi). : | 
Senegambien (Me Carthy- 
Ins. im Gambia). 
Galla-Länder (Gardulla).| 
Westindien (Puerto Plata 
auf Haiti). 
'Kaffa (Gofa). 
 Ober-Guinea (Bismarck- Peregrin. 
burg in Togo); 
Surinam (Paramaribo). 
‚St. Thome. 
"Guatemala (Guatemala). 
Ober-Guinea(StationMisa- 
' Höhe in Togo). 
Portugiesisch-Guinea(Ins. 
Bissao). 
Tropisches West-Afrika. |Genauer Fundort 
nicht angegeben; 
Sammlerhatnurin 
dem bezeichneten 
(rebiet gesammelt. 


Ober-Guinea (Adeli bei 
Bismarckburg in Togo). 
‚Sierra Leone (Scherbro- 
Ins.). 
Ober-Guinea (Bismarck- | 
burg in Togo). 
Deutsch-Ost-Afrika (Itoli 
u. Bukoba am Victoria- 
ı Nyansa). 
'Deutsch-Ost-Afrika (Ka- 
wende am Ostufer des 
Tanganyika-Sees). | 
Westindien (Jamaika). 
Uganda (Ruwenzori). 
Kaffa. | 
Deutsch-Ost-Afrika (Ka- 
furu, Karagwe u. Nsindja 
am Vietoria-Nyansa). 
Ober-Guinea (Kamerun). 
Westindien(PortauPrince 
auf Haiti). 
Liberien. 


112 


D. 
I, 
2, 


D. 


D. 


D. 
DR. 
D. 
2. 
IR 


D. 


. Neumannt (MicHtsx.) . 
. nigra (BEDD.) . 
. pallida (Micuusn.) . 


. papillata (Eısex) 


litwifera MicHusx. 
malarmata (Rosa) . 
malayana (HoRsT) 


. mexicana (Rosa). 
. Michaelseni! (Bepn».) 


. mimus MicHtsn. . 


misaensis MICHLSN. . 


. modesta MICHLSN. 
j Modiglianti (Rosa) : 
. mollis (Beo».). 


. montieola (MicHusx.) 


Moorii (Bep».) 


. mulataensis MicHLsN. 


mundamensis (MicHusn.) 


.nana (Eısen) . 


parva (MicHtsx.) 
proboscidea MiıcHusn. . 
Reinckei (Micutsx.). . 


Ribaucourti EISEN 
rosea (MicHLsN.) .. . 


rugosa (Eı1sen) 


Octochaetinen-Trigastrinen. 


Nordost-Afrika (Schoa?). 
Neu-Guinea (Haveri). | 
Öelebes (Makassar), Flores 

(Bari, Maumeri, Kotting, 


Wukur), Samao am 
Westende von Timor, 
Sumatra (Singkarah, 


Surugnan, Tandjong, 
Morawa). 
Mexiko (Durango). | 
Senegambien (Mc Carthy- 
Ins. im Gambia). 
' Ob.-Guinea(Accra,Lagos). 
' Ober-Guinea(StationMisa- 
ı Höhe in Togo). | 
' Kaffa. 
‚Sumatra (Padang). 
'Kongo-Staat (Kurungu- 
ı Berge im Norden vom 
Kiwu-See). 
Uganda (Runssoro). 
'Kongo-Staat (Kurungu- 
' Berge im Norden vom 
 Kiwu-See). 
| Nordost-Afrika (Harar). 
‚Ober-Guinea (Johann 
| Albrechts-Höhe bei Mun- 


| Balighe, Padang, Doloc 
| 


ı dame und Vietoria in 

Kamerun). 

' Mexiko (San Blas im Distr. 
Tepie). 


Uganda (Chagre). 
Ober-Guinea (Lagos). 
‚Ober-Guinea (Bismarck- 
' burg in Togo). 
Mexiko (Tepie), [Kalı- 
fornien (San Francisco, 
angeblich v. den Hawaii- 
Inseln und von Samoa 
eingeschleppt)]. 
Uganda (Bataibo am Duki- 
Ufer), Galla-Länder. 
Ober-Guinea(StationMisa- 
Höhe in Togo). 
Samoa-Inseln. 

Mexiko (Mexiko). 
Ober-Guinea (Gabun, Sei- 
bange). 

[Kalifornien (Golden Gate 
park in San Franeisco)]. 


Peregrin? 
Peregrin. 


Peregrin, in Pflan- 
zensendungen (A. 


CrAw). 


In geringem Maasse 
peregrin. 


Peregrin? 


Nur im Warmhaus. 


Octochaetinen-Trigastrinen. 113 
D. saliens (BepD.) . . - Java; Aus den Kew gar- 


Singapore, Insel Pinang, dens. 
| westlich von Malakka. 


D. Schlegeli (Horst) . - ‚Liberien, Sierra Leone. 

D. scioana (Rosa). . - - Nordost-Afrika (Tet-Ma- 
refiä in Schoa). 

D. silvestris (Mic#usn.) . - Uganda (Runssoro). | 


D. Stampjlii (Horst) 
J). Stuhlmanni (Micatsn.) 


Liberien. 
| Mosambique (Quilimane, 
| Mopeia am Rio Quaqua). 
'Ober-Guinea (Kamerun). 
'Ober-Guinea (Bismarck- 
| burg in Togo). 
D. Townsendi Eısenx ‚Westindien (‚Jamaika). 
D. travancorensis » » . . | ' Vorderindien (Travankur).| Peregrin? s. unten! 
2 wimdis (Eisen) . - .. | ‘Mexiko (Toluca, Mexiko). 
D. Whytei (Bep».) | ‚ Nyassa-Land. 
D. sp. inguirendae. | ' Neu-Britannien, Neu-Ka- 
| | ledonien (Lifu); 
| Malayısche Halbinsel. 
(alapagos Inseln. 


D. tenuis (Micuusx.). 
D. togoensis (MicHusn.) 


Geographische Verbreitung: Bei der Unklarheit, die in Betreff der ver- 
wandtschaftlichen Verhältnisse in dieser Oligochaeten-Gruppe herrscht, ist an 
eine einigermaassen sichere Feststellung der geologischen Geschichte der 
Gruppe nicht zu denken. Die Gebiete der anscheinend zunächst miteinander 
verwandten Abtheilungen dieser Gruppe stossen aneinander, so zwar, dass 
die Summe der Gebiete einen die Erde umspannenden geschlossenen Ring 
bildet. Es trifft hier also die Konvergenz in der Gestaltung mit einer 
Konvergenz in der geographischen Verbreitung zusammen. Wurde oben bei 
der Erörterung der Systematik die Frage aufgeworfen, auf welche Weise 
sich die höchste Gattung Dichogaster aus der Stammgattung Notiodrilus 
entwickelt habe (über Diplocardia oder über Octochaetus), so muss hier 
die Frage aufgestellt werden, an welchem Punkte das Gebiet, vom Entstehungs- 
herd der Gruppe sich nach verschiedenen Richtungen hin ausbreitend und 
nach Umfassung des Erdballs den Ring schliessend, sich wieder traf. Ist die 
Stelle des Zusammentreffens der beiden Verbreitungsarme entsprechend der 
in Fig. A dargestellten Verwandtschaftshypothese in Vorderindien zu suchen? 


b BE -— Neuseeland - - Nordamerika — Westindien — Afrika 0) 


Octochaetus, Notiodrilus, Diplocardia, Trigaster, Dichogaster, Eudichogaster 
Liegt dieser Punkt entsprechend der Hypothese von Fig. B im Atlantischen 
Ozean? 
Afrika Vorderindien Neuseeland 


Nordamerika — Westindien 
Dichogaster, Eudichogaster, Octochaetus, Notiodrilus, Diplocardia, a) 
Oder liegt er entsprechend der Fig. © zwischen Afrika und Vorderindien? 

Vorderindien - Neuseeland — Nordamerika — Westindien — Afrika ) 


Octochaetus, Notiodrilus, Diplocardia, Trigaster, } Dichogaster 

Die Lösung dieser Frage würde zugleich eine Lösung jener Ver- 
wandtschaftsfrage bedeuten und umgekehrt. Einstweilen muss sie wie diese 
unbeantwortet bleiben. Gehen wir nun zur Betrachtung der Gebiete der 
verschiedenen Abtheilungen dieser Gruppe über. 


Michaelsen, Geographische Verbreitung der Oligochaeten, 8 


114 Octochaetinen-Trigastrinen. 


Die Unterfamilie Octochaetinae besitzt ein zersprengtes Gebiet, dessen 
einstmalige grösste Ausdehnung anscheinend, d. h. nach Maassgabe der 
erhalten gebliebenen Relikte, die Länder des Indischen Ozeans und des 
südwestlichen Pazifischen Ozeans umfasste. Oetochaetinen finden sich in 
Neuseeland (5 endemische Arten) und in Vorderindien-Birma (8 endemische 
Arten). Beachtenswerth ist das Vorkommen des Howascolex, der höchst 
wahrscheinlich dem Wurzelglied dieser Unterfamilie nahe steht, in Madagaskar. 
Da schon das nächst höhere Glied der Octochaetinen-Hauptreihe, die Gattung 
Octochaetus, sowohl in Neuseeland wie in Vorderindien vorkommt, so ist 
wohl anzunehmen, dass jene muthmaassliche Wurzel-Gattung Howascolex 
einst eine viel weitere Verbreitung besass, und dass jenes madagassische 
Vorkommen nur als ein Relikt anzusehen ist. 


Die Gattung Eudichogaster schliesst sich in ihrer Verbreitung eng an 
die Octochaetinen-Unterfamilie an, insofern sie lediglich in Vorderindien 
vorzukommen scheint (4 endemische Arten). 


Die höchste Gattung dieser Gruppe, die Gattung Dichogaster, hat ihr 
Hauptquartier westwärts vom Gebiet der Octochaetinen und der Gattung 
Eudichogaster, im tropischen Afrika. Wir kennen von hier nicht weniger 
als 58 endemische Arten. Ihr Gebiet erstreckt sich, soweit bekannt, nord- 
wärts bis zum blauen Nil (Schoa) und zum Gambia, südwärts bis zum 
Sambesi (Mosambique). Als äusserste Grenzen sind wahrscheinlich die 
regenarmen und regenlosen Gebiete Nord- und Süd-Afrikas anzusehen. Das 
Gebiet dieser Gattung scheint aber nicht auf dieses Hauptquartier beschränkt 
zu sein; es finden sich anscheinend endemische Arten auch ausserhalb Afrikas, 
in Westindien und Zentralamerika im grösserer Zahl, wenn auch gegen die 
afrikanische Truppe zurücktretend (anscheinend 4 und 5 endemische Arten), 
in Vorderindien, im Malayischen Gebiet und auf den Südsee-Inseln in einzelnen 
zerstreuten Vorkommnissen. Sind diese Vorkommnisse wirklich endemisch, 
oder handelt es sich um verschleppte Formen, die im eigentlichen Gebiet 
noch aufgesucht werden müssen? Ich glaube das letztere annehmen zu 
sollen, und zwar aus folgendem Grunde: Wie die afrikanischen Dichogastren 
zeigen, handelt es sich um eine Gattung, die zur Hervorbringung grosser 
und riesiger Formen befähigt ist. Von den 58 in Afrika endemischen Arten 
übertreffen nicht weniger als 26, also fast die Hälfte, eine Länge von 90 mm, 
nicht weniger als 6 eine Länge von 360 mm, 4 können länger als '/, m 
werden. Ausserhalb Afrikas finden sich dagegen fast ausschliesslich kleine 
und sehr kleine Formen. Nur eine Art, D. Keiteli (Micausn.), von Haiti 
übertrifft mit ihrer Länge von 240 mm beträchtlich die 90 mm-Grenze, 
die sonst nur noch von einer zweiten ausserafrikanischen Art um ein Geringes 
überschritten wird, nämlich von der mexikanischen D. viridis (Eisen) mit 
110 mm. Wie wir oben bei der Erörterung der Merkmale der Verschleppungs- 
vorkommnisse (p. 14) gesehen haben, ist das Auftreten von lediglich kleineren 
Formen einer Gruppe, die auch grössere hervorzubringen vermag, ein Verdachts- 
moment in Bezug auf die endemische Natur der betreffenden Vorkommnisse, 
Es kann demnach für die Feststellung des eigentlichen Gebietes der Gattung 
Dichogaster ausser Afrika nur noch das westindisch-zentralamerikanische 
(Gebiet mit 9 Arten, darunter zwei mittelgrosse, in Betracht kommen, während 
die übrigen Gebiete augenscheinlich nur Verschleppungsvorkommnisse auf- 
weisen, darunter allerdings manche, bei denen es sich um den ersten 
und einzigen Nachweis der betreffenden Art handelt, die also anscheinend 
endemisch sind. 


nr 


ET ie EN 


Oenerodrilinen-Eudrilinen. 115 


Das Gebiet der Gattung Trigaster, Westindien und Mexiko, schliesst 
sich eng an das Gebiet der Gattung Dichogaster an; es deckt sich mit dem 
westlichen, ausserafrikanischen Theile desselben. 

An das Gebiet der Gattung Trigaster schliesst sich endlich das der 
Unterfamilie Diplocardiinae an. Die Gattung Zapoteeia findet sich in dem 
gleichen Gebiet wie Trigaster, in Westindien und Mexiko; die Gattung 
Diplocardia schliesslich ist charakteristisch für das kontinentale Zentral- und 
Nordamerika, beherrscht sie doch mit 9 endemischen Arten das Gebiet von 
Mexiko und Nieder-Kalifornien bis Nord-Carolina, Illinois und Nebraska 
(Hierzu Karte VD). 


Gruppe Ocnerodrilinen-Eudrilinen. 

Systematik: Die Vereinigung der Ocneredrilinen und Kudrilinen zu 
einer Gruppe mag gewagt erscheinen: hier die kleinen, pigmentlosen, im 
Allgemeinen so einfach organisirten Ocnerodrilinen, die mehr an limnische 
Oligochaeten erinnern, dort die meist grösseren, manchmal riesigen, meist 
stark pigmentirten Eudrilinen, echte Regenwürmer, mit einem so hoch- 
entwickelten und so überraschende Komplikationen aufweisenden weiblichen 
Geschlechtsapparat — und doch bin ich zur Zeit mehr denn je davon über- 
zeugt, dass die Budrilinen thatsächlich aus Oenerodrilinen hervorgegangen 
sind. Der grosse Unterschied im Habitus beruht wohl nur auf verschiedener 
Lebensweise. Die kleinen, pigmentlosen Ocnerodrilinen sind meist limnisch 
oder amphibisch, die grösseren pigmentirten Eudrilinen terricol. Dabei ist 
nicht zu vergessen, dass es auch kleine pigmentlose Eudrilinen giebt, die 
ihrem Habitus nach den Ocnerodrilinen gleichen (vergl. Gordiodrilus tens 
Beop. und Megachaetina tenwis (Micnusn.), auf deren Aehnliehkeit im 
Habitus schon BEDDARD hinwies). Auch die komplexe Natur des weiblichen 
(reschlechtsapparates bei den Eudrilinen spricht nicht gegen die angenommene 
Verwandtschaft. Die grosse Verschiedenartigkeit in der Gestaltung dieses 
Organsystems giebt uns zwar bedeutsame Merkmale für die verwandtschaft- 
lichen Beziehungen innerhalb der Unterfamilie Kudrilinae an die Hand; 
für die Feststellung der verwandtschaftlichen Beziehungen dieser Unterfamilie 
als Ganzes zu anderen Terricolengruppen ist aber ein Organsystem von der- 
artig wechselnder Gestaltung unverwendbar. Beachtenswerth ist, dass die 
verschiedenen Gattungen der Eudrilinen in Bezug auf dieses Organsystem 
eine Stufenleiter von der einfachsten bis zu der höchst komplizirten Gestaltung 
bilden; dass also diese letztere kein Hinderniss ist bei der Ableitung der 
Eudrilinen von Terricolen mit einfach gestaltetem weiblichem Geschlechtsapparat. 

Es sprechen verschiedene Umstände für die Verwandtschaft zwischen 
Eudrilinen und Oenerodrilinen; zunächst das Vorkommen unpaariger ventraler 
Chylustaschen am Oesophagus bei den Eudrilaceen. Derartige Organe finden 
sich nur bei Ocnerodrilinen wieder, und zwar, wie mir die Untersuchung 
einer Nematogenia-Art zeigte, in genau der gleichen Ausbildung wie bei 
den Eudrilaceen. Die Ocnerodrilinen geben ferner (in der Komplizirung des 
männlichen Ausführungsapparates bei der Gattung Nannodrilus) eine gute 
Erklärung für die bei den Eudrilinen so stark von dem Ursprünglichen, dem 
acanthodrilinen Geschlechtsapparat, abweichende Gestaltung des männlichen 
Ausführungsapparates (Euprostaten). 

Es muss aber zugegeben werden, dass diese wenigen Momente nicht 
genügend beweiskräftig sind. Wenn ich sie trotzdem zur Konstruktion des 
Stammbaumes benutze, so kann dies nur dadurch gerechtfertigt werden, dass 
anderes Baumaterial nicht vorhanden ist. Die Eudrilinen sind Angehörige der 

8* 


116 Oenerodrilinen-Eudrilinen. 


Familie Megaseolecidae, das geht sicher hervor aus der Beschränkung der männ- 
lichen Poren auf die Region der Segmente 17 bis 19 und aus der allgemeinen 
Lage des Gürtels. Ein kontinuirlicher Uebergang von den Eudrilinen zur 
gemeinsamen Familienwurzel, der Gattung Notrodrilus, ist nicht vorhanden oder 
wenigstens zur Zeit nicht erkennbar. Die jedenfalls weit unter den Eudrilinen 
stehende Untergattung Ocnerodrilinae bietet die einzigen Hinweise auf ver- 
wandtschaftliche Beziehungen der Eudrilinen zu anderen Megascoleciden dar. 

Die Gruppe der Ocnerodrilinen-Eudrilinen ist dadurch von allen übrigen 
Megascoleeiden-Gruppen ausgezeichnet, dass sie in keinem Falle Abweichungen 
von der ursprünglichen lumbrieinen Borstenanordnung und vom ursprüng- 
lichen meganephridischen Zustand aufweist. 

Die niedrigere Abtheilung dieser Gruppe, die Unterfamilie Oenerodrilinae, 
ist hauptsächlieh charakterisirt durch das konstante Vorkommen eines einzigen 
Paares von Chylustaschen oder einer einzigen, unpaarigen Uhylustasche im 
9. Segment. Das Wurzelglied dieser Unterfamilie, die Gattung Aerria, zeigt 
noch die von Notrodrilus überkommene acanthodriline Form des männlichen 
Geschlechtsapparates in reiner Ausbildung. Aus Kerria entwickelte sich 
einerseits die Gattung Ocnerodrilus durch rein mieroscolecine Umwandlung des 
männlichen Geschlechtsapparates, andererseits die Gattung Gordiodrilus durch 
unvollständige microscolecine Umwandlung (Beibehaltung der ursprünglichen 
Lage der männlichen Poren am 18. Segment und meist auch zweier Prostaten- 
Paare, deren Mündungen den männlichen Poren aber genähert sind). Aus 
der Gattung Gordrodrilus, die wie die übrigen bisher erwähnten Oenerodrilinen- 
Gattungen einen einzigen oder gar keinen Muskelmagen aufweist, entspross 
die Gattung Nannodrilus mit zwei Muskelmagen, und aus dieser durch 
Vollendung des bei Nannodrilus noch unvollständigen microscoleeinen 
Zustandes die ebenfalls zwei Muskelmagen besitzende Gattung Nematogenia. 
Von allen anderen Ocnerodrilinen-Gattungen unterscheidet sich schliesslich 
die Gattung Pygmaeodrilus durch den Besitz echter Divertikel an den Aus- 
führgängen der Samentaschen. Der Ursprung dieser Gattung ist mir nicht 
sanz klar. Es erscheint zweifelhaft, ob sie aus Ocnerodrilus, dem sie durch 
die einfache Struktur der Chylustaschen und das Fehlen des Muskelmagens 
nahe zu stehen scheint, oder direkt aus Kerria, bei der die Chylustaschen 
jedenfalls zum Theil schon den komplizirteren, für Gordiodrilus, Nanno- 
drilus und Nematogenia charakteristischen Bau aufweisen, herzuleiten ist. 

Was die höhere Abtheilung dieser Gruppe, die Unterfamilie Zudrilinae 
anbetrifft, so ist sie, falls überhaupt von Ocnerodrilinen, wohl von der Gattung 
GFordiodrilus abzuleiten. Ihr wesentlichster Charakter liegt in der Ersetzung 
der alten acanthodrilinen Prostaten durch Neubildungen, Euprostaten, sowie 
in der mehr oder weniger komplizirten Gestaltung des weiblichen Geschlechts- 
apparates, hervorgerufen durch Bildung von Kommunikationen (theilweise 
cölomatischer Neubildungen) und Verwachsungen verschiedener Theile dieses 
Apparates, im niedrigsten Zustand lediglich repräsentirt durch die Annäherung 
der Samentaschen an die übrigen weiblichen Organe und der dieser Annäherung 
entsprechenden Verschiebung der Samentaschen-Poren nach hinten. Die Ver- 
wandtschaftsverhältnisse innerhalb der Unterfamilie Zudrilinae sind noch zu 
wenig klargestellt, als dass ich es wagen könnte, einen detaillirten Stamm- 
baum der Unterfamilie zu konstruiren. Es lassen sich zwei hauptsächliche 
Verwandtschaftsgrnppen, die Sektionen Pareudrilacea und Eudrilacea, erkennen. 
Die Sektion Pareudrilacea enthält verschiedene Gattungen, die einen relativ 
einfachen weiblichen Geschlechtsapparat aufweisen, nämlich die Gattungen 
Eudriloides und Platydrilus. Bei Eudriloides ist z. B. überhaupt noch 


Oenerodrilinen-Eudrilinen. 117 


keine Verbindung zwischen Samentasche und den übrigen weiblichen Organen 
geschaffen, nur vorbereitet, insofern die Samentaschen diesen Organen nahe 
gerückt sind. Man könnte versucht sein, diese Gattung an die Wurzel des 
Stammbaumes zu stellen. Dann müsste man aber die Chylustaschen der 
Eudrilinen als jüngere, von den Chylustaschen der Oenerodrilinen unabhängige 
Gebilde ansehen und damit auf die Hypothese der Verwandtschaft zwischen 
Ocnerodrilinen und Eudrilinen verzichten; denn gerade jene Eudrilinen- 
Gattungen, Eudrtloides und Verwandte, besitzen keine ventralen unpaarigen 
CUhylustaschen. Vielleicht aber ist die Einfachheit des weiblichen Geschlechts- 
apparates, sowie auch das Fehlen der Chylustaschen bei Kudriloides und 
Verwandten nur eine Reduktionserscheinung. Für diese letztere Anschauung 
spricht folgende Ueberlegune: Man kann nicht wohl annehmen, dass die 
Herausbildung der komplexen Gestaltung des weiblichen Geschlechtsapparates 
mit der Verschiebung der Samentaschen nach hinten begonnen habe. Es 
erscheint weit annehmbarer, dass diese Verschiebung erst durch die Kom- 
munikationsbildung zwischen Samentaschen und Eileitern hervorgerufen sei, 
dass sich zunächst also eine Kommunikation zwischen den Eileitern und den 
weit nach hinten ragenden, aber normal auf Intersegmentalfurche °/, aus- 
mündenden Samentaschen gebildet habe (der Art etwa, wie wir es jetzt noch 
bei Ayperiodrilus Millsoni (Bepn.) finden; bei dieser Art mündet die 
Samentasche zwar auch schon nicht mehr, wie es dem microscolecinen 
Geschlechtsapparat zukommt, auf Intersegmentalfurche °, aus, aber doch 
noch am 10. Segment, also nur sehr wenig weiter hinten). Nach dieser 
Anschauung kann also Kudrilordes, bei dem keine Kommunikation zwischen 
Samentasche und Eileitern besteht, die Samentasche aber doch schon weit 
nach hinten gerückt ist, nicht das ursprüngliche Eudrilinen-Stadium sein, 
wäre also als Reduktionsform anzusehen. 

All diese Ueberlegungen haben aber zu viel des Hypothetischen an 
sich, als dass wir darauf weiter bauen und Schlüsse über die geographischen 
Beziehungen daraus ziehen könnten. Ich verzichte deshalb auf die Aufstellung 
eines Stammbaumes der Zudrilinae und setze diese Unterfamilie nur als 
Ganzes in fragweise Beziehung zu dem unten mehr detaillirt ausgeführten 
Stammbaum der Ocnerodrilinae. 


Notiodrilus 


Kerria 


Ocnerodrilus Gordiodrilus | 


2 5 Sr, 
BE a 0 N Ba 3 Mr DE Eee 


8 Eudrilinae 
Nannodrilus 


Pygmaeodrilus 
Nematogenia 


Zur speziellen Systematik ist folgendes zu bemerken: Die artliche 
Selbständigkeit der Aerria Borellii Cosxersrı kann ich auch nach den 


118 


Oenerodrilinen-Eudrilinen. 


neueren Ausführungen (ognerrr's') nicht anerkennen. Die Gestaltung des männ- 
lichen Geschlechtsfeldes ist zu sehr von Kontraktion und dem Stadium der 
Pubertät abhängig, und der geringfügige Unterschied in der Borstenanordnung 
findet genügenden systematischen Ausdruck, wenn man die brasilianische Form 
Cosnerrrs als Varietät der bolivianisch-argentinischen Rosa’s bezeichnet. 


Subfam. Ocnerodrilinae. 


Gen. Kerria 


K. asunetonis Rosa 
K. eiseniana Rosa 


K. Garmani Rosa 
K. halophila Bro». 
K. Medonaldı Eısenx 
K. papillifera Rosa . 
K. Rosae Ben». 


K. saltensis Bsp». 


K. stagnalis (Kıne.) . .» 


K. subandina Rosa f. typica 


forma Borellü (Coeser.) 


K. zonalis Eıssn 


Gen. Ocnerodrilus 


Subgen. Oenerodrilus 
O. (O.) oceidentalis FısEn 
f. typica . 


Paraguay (Asuneion). 
Paraguay(Asuneion,Rio 
Apa), Nordwest-Ar- 
gentinien(San Lorenzo 
in der Provinz Jujuy)., 
Paraguay(Zentral-Para- 


guay). 
Bolivien (Oberlauf des 
Pilcomayo). 


Nieder-Kalifornien 
(San ‚Jose del Cabo, Mi- | 
raflores, Santa Ana). 

Paraguay. 

Argentinien (Buenos 
Aires). 

Chile(Salto b.Valparaiso, 
(uillota, Coquimbo); 


Ins. Juan Fernandez.) 
Argentinien 


(Buenos 
Aires, Temperley), Uru- | 
guay (Cerro bei Monte- 
video). 

Argentinien (Prov. Sal- | 
ta u. Jujuy), Süd-Bo- 
livien (Caiza u. Aguaj- 
renda). 

Brasilien (Urucüm bei 
Corumbäi. MattoGrosso). 


'Nieder-Kalifornien 


(San Jose del Cabo, Mira- 
flores). 


Kalifornien (Fresno im 


Thal des San Joaquin, 
San Franeisco [angeblich 
v. China eingeschleppt|), 


Mexiko (Durango). 


Peregrin, in Pflan- 
zensendungen (A. 
ÜRAw.) 


') L. Cosnerri: Terrieoli boliviani ed argentini; in: Boll. Mus. Torino, Vol. XVII, 


nr. 420, p. 3. 


var. arizonae Eisen . 
Subgen. Liodrilus 
O. (L.) Eiseni Bro». 


Subgen. Ilyogenia 


0. (1.) africanus (Beon».) . 


oO. (1.) agricola Eisen . 
O, (1.) Beddardi Eisen 


O. (1.) Calwoodi Micuusx. 
O. (I.) comondu Eisen 


O. (1.) contractus BısENX 
O. (1.) guatemalae Eısex . 


O. (1.) Hendriei Eısex. 
O. (I.) limicola Eısen . 


©. (1.) mexicanus Eisen f£. 
typica . ED 
var. hawaitiensis Eisen . 


OÖ. (1.) paraguayensis Rosa | 


O. (1.) Rosae Eısex . 
OÖ. (1.) santiwavieri Eısen . 


©. (1.) sonorae Eısen 


0. (I.) taste (Eısex). 


O. (].) tepicensis (Eisen) . 
0. (1.) tubereulatus (Eisen) 
Subgen. Haplodrilus 

OÖ. (H.) Borellüi Rosa . . 
O. (H.) Michaelseni Coen. 


(en. Pygmaeodrilus . 


P. affinis Mickusn. 


Oenerodrilinen-Eudrilinen. 


Im 
tr 
ine 


Im 


tr 


| | 


Arizona (Phoenix). 


Britisch-Guayana. 


Natal (Durban). 


Guatemala (Guatemala). 
Nieder-Kalifornien (San 
‚Jose del Cabo). 

Westindien (St. Thomas). 
Nieder-Kalifornien (Thal 
von Oomondu). 


Guatemala (Llano 
Grande). 

Guatemala (Guatemala, 
-Tamaju). 


Guatemala (Santo Tomas), 
Guatemala (Antigua 
Guatemala). 


‚Mexiko (Mazatlan). 
Kalifornien (San Fran- 
[angeblich von 
Honolulueingeschleppt]). 
Paraguay (Asuncion), | 
Nordwest - Argentinien 
(San Lorenzo i. d. Prov. 
Jujuy), Süd - Bolivien 
(Aguajrenda). 

ı Guatemala (San Antonio). 
'Nieder -Kalifornien (Lo- 
reto, San Xavier). 

Mexiko (Sonora, San Mi- 
guel de Horcasitas). 
Nieder-Kalifornien (Kap 
Region), Mexiko (Tepie, 
Mexiko, Morelos, San 
Blas). 

Mexiko (Tepie). 

Guatemala (Guatemala). 


e1SCO 


Paraguay (Asuncion). 
Paraguay (Asuneion), 


Brasilien (Urucüm bei, 
Corumbäi. MattoGrosso).| 


Deutsch -Ost- Afrika | 
(Vietoria-Nyansa bei 
Bukoba). 


119 


Aus den Kew gar- 


dens. 


Aus den Kew gar- 
dens. 


Aus Pflanzen-Sen- 
. \ N 
dungen(A.CrRAw). 


120 


P. bipunctatus (MicHusx.). 


P. bukobensis MıcHLsn.. 


P. Neumanni MicHuse. 


P quilimanensis MicHusn. 


Gen. Gordiodrilus . 


. ditheca BED». . 

‚ dominieensis BEDD. . 
. elegans BED». 

2 papillatus Bepr. . 

. robustus BEDD.. 

. tenuis BEDD. 

r. zanzibarieus BEDD. 


(en. Nannodrilus 
N. africanus Bro». 


N. phr eoryctes MicHLsN.* . 


N. Staudei MicHusn. 


@&en. Nematogenia. 
N. lacuum (Beop».) 


N. panamaensis (BısEn) 


Sect. Pareudrilacea 
“en. Eudriloides 

. brunneus Bsp». 

’. Cotterili BED». 

. durbanensis BED». 


% gypsatus MicHLsn. 


N parvus MiıcHLss. 
. titanotus MiıcHLsN. 


. kinganiensis MicHusn. . 


Oenerodrilinen-Eudrilinen. 


Uganda (Kassenye am 
' Südwest-Ufer des Albert- 
| Nyansa). 

‚Deutsch - Ost-Afrika 
(Victoria - Nyansa 
Bukoba). 

'Nordost-Afr a (Haras| 
Didda). 


'Mosambique (Quilimane). 


ı Ober -Guinea (Lagos). 
Westindien (Dominica). 
|  Ober-Guinea (Lagos). 
|Ober- Guinea (Lagos). 
‚Ober- Guinea (Lagos). 
‚Ober-Guinea (Asaba). 
‚Sansibar. 


'Ober-Guinea. 


‚Ober-Guinea (Bonge 
in Kamerun). 
‚Aegypten (Ismailia, 


Kairo, Bedraschin). 
Ober-Guinea (Lagos). 


Zıentralamerika (Panama); 


bei 


ı Ober-Guinea (Kamerun).* 


Subfam. Budrilinae. 


Vor- 
wieg. 


tr 


ur 


tr 


| 


Britisch-Ost- Afrika (Mom- 
bassa-Insel). 

 Britisch-Ost-Afrika (Mom-| 
bassa-Insel). 

Natal (Durban). | 


Sansibar, Deutsch-Ost- 

Afrika (Useranu). | 
Deutsch-Ost-Afrika (Dan- 
da am Kingani). 
Mosambique (Quilimane). 
Sansibar. 


Aus den Kew 
dens. 

Aus den Kew 
dens. 

Aus den Kew 
dens. 


Aus den Kew 
dens. 


gar- 


gar- 


gar- 


gar- 


Aus den Kew gar- 


dens. 
Peregrin. 


Aus den Kew gar- 


dens. 


Gen. Metschaina 
M. suetoria MicHLsn. 


Gen. Platydrilus 


P, eallichaetus MicHusn. 
P. lewaensis MicHusn. 
P. megachaeta MicHusn. 
(ten. Megachaetina 

M. alba (Micausx.) . 
M. tenuis (Micausn.) 
Gen. Reithrodrilus 


R. minutus MicHLsn. 


(en. Stuhlmannia . 
S. graeilis MIcHLSN. . 


S. variabilis Micn. f. typica 


var. patelligera MicHusn. 


var. ugandensis MicHusn. 


S. asymmetrica Michusn. . 
(ten. Notykus 
N. Emini MicHusn. 


(en. Metadrilus 
M. rukajunrdi Mic#tsn. . 


Gen. Pareudrilus 
P. papillatus (Michusx.) . 


P’. stagnalis (Benn.) . 


Oenerodrilinen-Eudrilinen. 


| Nordost-Afrika (Schoa, 
Didda). 


' Deutsch-Ost-Afrika (Mbu- 
' sinn am Rukajurd). 
Deutsch - Ost - Afrika 
(Lewa). | 
Deutsch-Ost-Afrika (Ma- 
kakalla in Ost-Unguru, 
Bach Msangasi). 


Deutsch-Ost-Afrika (Mbu- 


sini am Rukajurd). 


'Deutsch-Ost-Afrika (Ko- 


' rogwe am Rufu). 


'Deutsch-Ost-Afrika (Ma- 
| kakalla-Thal in Ost-Un- 
guru, Bach Msangasi). 


Uganda (Kassenye am 
Südwest-Ufer des Albert- 

 Nyansa)). 
Sansibar, 

' Mrika (Korogwe am 

| Rufu, Kihengo, Bukoba), 
Britisch-Ost-Afrika (Ma- 
gıla, Insel Mombassa), 
Uganda (Kassenye am 
Südwest-Ufer des Albert- 
Nyansa). 

' Deutsch-Ost-Afrika (süd- 
lich von Kitängule, | 
Nongo). 

Uganda. 

'Nordost-Afrika (Kaffa). 

'Deutsch-Ost-Afrika (Bach 


Longa, Mrogoro). 


Deutsch-Ost-Afrika (Mbu- 
sini am Rukajurd, Mang- 
walla am Bach Hanaha, 
Mrogoro, Bach Longa). 


Uganda (Kassenye am 
Südwest-Ufer des Alber t- | 
Nyansa). 

Britisch-Ost-Afrika( Mom- 
bassa-Ins. u. gegenüber- 
liegendes Festland). 


121 


Deutsch - Ost- In geringem Maasse 
peregrin. 


122 


Gen. Libyodrilus | 
L. violaceus BED». 
Gen. Nemertodrilus 
N. griseus MiıcHLsn. . 
Sect. Eudrilacea 
(en. Eudrilus 

E. Eugeniae (Kıne.) 


E. kamerunensis MiıcHusn.. 


E. pallidus Michusn. 


(en. Kaffania 
K. Neumanni MicHusn. 


(en. Malodrilus 

M. gardullaensis MicHısn. 
M. Neumanni MicHusx. 
@&en. Metascolex 

M. fumigatus Micuusx.* 
sen. Parascolex 

P. purpureus (Mickusx.) . 
P. Rosae (MicHusx.) 


P. ruber (MicHusn.) . 


P. Sjöstedti Micausn.* . 
(en. Euscolex 

7. vietoriensis MICHLSKN. 
(en. Preussiella 

P. lundaensis (Michusx.) . 
P. siphonochaeta (Micuusx.) 
Gen. Büttneriodrilus 

B. congieus MicHusn. 


Gen. Hyperiodrilus 
H. africanıs Ben». 
IT. lagosensis (Beopn.) 


H. Millsoni (Beon».) . | 
Gen. Iridodrilus . . . . | 


tr 


tr 


tr 


tr 


tr 
tr 


tr 


tr 


tr 


tr 


Oenerodrifinen-Eudrilinen. 


Ober-Guinea (Lagos). 


Mosambique (Quilimane). 


Neuseeland, Neu - Kale- 
donien; 

Ceylon; 

ı Madagaskar; | 
Lunda, Ober-Guinea (Ka- 
merun, Togo), Liberia; 

St. Helena; 

Westindien (Antillen, Ber- 
mudas), Zentralamerika 
(Panama); | 

Venezuela, Britisch-Gua- 
yana, Surinam. | 

Ober-Guinea (Kamerun). 

Ober - Guinea (Togo, 
Acera). 


Nordost - Afrika 
Kaffa). 


(Süd- 


Nordost-Afrika (Gardulla). 
Nordost-Afrika (Kaffa). 


' Ober-Guinea (Kamerun). 


'Ober-Guinea (Kamerun). 
‚Ober-Guinea (Kamerun), 
Insel Fernando-Poo. 
Ober-Guinea (Kamerun, 
Togo). 

Ober-Guinea (Kamerun). 


I 


Ober-Guinea (Kamerun). 


Lunda. 
Ober-Guinea (Kamerun). 


Kongo - Staat 
Kuako und 
am Kongo). 


(zwischen 


Kimpoko 


Ober-Guinea (Lagos, Bis- 
marckburg in Togo). 
Ober-Guinea (Lagos). 


Ober-Guinea (Lagos). 


Peregrin. 


Aus den Kew gar- 
dens. 


nr 2 
Br « 


Oenerodrilinen-Eudrilinen. 


I. Preussi MicHusn. 
I. roseus Ben». 


Gen. Eminoseolex . -. . . | Ar 
E. affinis MicHusn. 
RP. ater MicHLsn. - - - . | 


E. Barnimi MicHusn. 


E. kaffaensis Micuusn. . . | 
E. montanus MicHusn. . | 
E. Neumann? Michuse. . | 
E. silvestris MicHusn. 


E. toreutus MıcHusn. 


E. variabilis MicHusn. 

FE. virideseens MicHLsx. 
Gen. Gardullaria -. . - - tr 
@. armata MicHusn. . ar 
Gen. Neumanniella . . . tr 
N. graeilis Micuusn. 
N. pallida Mıcausx. 


N. siphonochaeta MicHusx. 
N. tenuis MicHusx. 

Gen. Teleudrilus 

T. abassiensis Micuusnx. 


T. anmulieystis MicHusx. 


T. arussiensis MicHusn. 
T. assimilis MicHhLsx. 

T, Beddardi Micuusn. . 
T. diddaensis MıcHusn. 
T. Ellenbecki Micuusn. 
T. Erlangeri Micuusn.. 


T. fumigatus Micnusn.. 
T. galla Micuusn. 

T. parvus Micuusn. . | 
T. Ragazzi Rosa f. Iypi 
var. papilatus Mic#us 


T. Rosae MichHusn. 
T. suetorius Michusn. 


Gen. Teleutoreutus . . . | tr 
T. Neumanni Micausx. 

Gen. Polytoreutus. . . . | fr 
P. Arningi Mıcuusx. . . tr 


'Ober-Guinea (Kamerun). 
'Ober-Guinea (Lagos). 


'Nordost-Afrika (Kaffa). 
Nordost -Afrika (Kaffa, 
ı Maschango). 


Idris). 

Nordost-Afrika (Kaffa). 
'Nordost-Afrika (Kaffa). 
Uganda (Mlema). 
'Nordost- Afrika (Kaffa, 
Maschango). 


rima). 
Nordost-Afrika (Kaffa). 
Uganda (Runssoro). 


| Nordost-Afrika(Gardulla). 


'Nordost-Afrika (Kaffa). 

Nordost- Afrika (Katffa, 
Schoa). 

| Nordost-Afrika(Gardulla). 

| ‚Nordost- Afrika (Schoa). 


Norinst Afrika (Abassi- 


| See). 


Nordost-Afrika (Abassi- 


See). 
Nordost-Afrika (Didda). 
Nordost-Afrika (Harar). 
Nordost-Afrika (Harar). 
Nordost-Afrika (Didda). 
Nordost-Afrika (Harar). 


Nordost-Afrika (Abassi- 


See). 
Nordost-Afrika (Schoa?). 


Nordost-Afrika (Didda). 


Nordost-Afrika (Schoa?). 
'Nordost-Afrika (Schoa). 
‘Nordost - Afrika (Schoa, 

Wabbi-Gebiet). 
Nordost-Afrika (Schoa). 
Nordost-Afrika (Abassi- 
See). 


Nordost-Afrika (S.-Kafla). 


‘Deutsch - Ost - Afrika 
' (Uhehe-Gebiet). 


ı 


Hoch-Sennaar (Hellet 


Uganda (Runssoro, Ki- 


IP 


124 Oenerodrilinen-Eudrilinen. 


P. eoeruleus Mican. f. typica | 'Deutsch-Ost-Afrika (Ma- 

kakalla-Thal in Ost-Un- 

guru). 

var. affinis MicHuss. . Deutsch-Ost-Afrika (Ko- 

rogwe am Rufu). 

var. korogweensis MicHL. Deutsch-Ost-Afrika (Ko- 

rogwe am Rufu). 

var. mhondaensis MicHLs. Deutsch - Ost - Afrika 

(Mhonda). | 

P. Finni Brenn, W 0. Britisch-Ost-Afrika (Mom- 

bassa-Insel). 

P. gregorianus Ben». . . | Britisch-Ost-Afrika (Giri- 

ama bei Fuladoya). 

P: Hinda Bao». 212.“ Tropisch - Ost - Afrika 

| (Titui). 

P. kilindinensis Bep»D. . . | Britisch-Ost- Afrika (Mon 

| bassa-Insel). 

P. kirimaensis MiıcHus2. . Uganda (Kirima am Nord- 

west-Ufer des Albert-' 
| Nyansa). 

P. magilensis Bepv. . . . | Britisch - Ost - Afrika 

| ' (Magila). 

P. silvestris Micuusn. . . | Uganda (Nordwest-Runs- 

soro, Mlema an dem 

Maianga, Ühagwe, Gebiet, 

nördlich vom Albert- 

| Nyansa). 

P. Stierlingi Michusx. . . tr | Deutsch-Ost-Afrika (Kui- 

' renga i. Thal d. Ruaha). 

P. usindjaensis Micnusn. . Deutsch - Ost - Afrika 

(Sumpfbach Tschan- 

gaera, Bukoba, Mtagata, 
| Aa anda). 

P. violaceus Ben». f. typica | | ‚Britisch-Ost-Afrika (Mom- 

bassa - Insel), Deutsch- 

| Ost-Afrika (Mrogoro). 
var. variabılis MicHhLse. | Deutsch-Ost-Afrika (Dar- 
| | es-Salaam). 


Geographische Verbreitung: Das Gebiet der vorwiegend limnischen oder 
amphibischen, z. T. auch salinen Unterfamilie Ocnerodrilinae erstreckt sich 
über die wärmeren Regionen Amerikas und Afrikas. Die Stammgattung 
Kerria beschränkt sich auf den amerikanischen Theil dieses Gebietes. Süd- 
wärts reicht ihr Gebiet bis Buenos Aires und Valparaiso, nordwärts bis Nieder- 
Kalifornien. Die Verbreitung von Ocnerodrilus unterscheidet sich von der 
der Gattung Kerria nur dadurch, dass sie südwärts nicht ganz so weit 
reicht — südlichstes endemisches Vorkommen: Paraguay —, während sie 
im Norden sich etwas weiter dehnt — nördlichstes endemisches Vorkommen: 
Arizona — und sich auch auf Westindien (St. Thomas) erstreekt. Das Gebiet 
von Ocnerodrilus scheint also in Bezug auf das von Kerria etwas nord- 
wärts verschoben, und dem entspricht auch die Häufigkeit der endemischen 
Vorkommnisse. In Südamerika ist Kerria der vorherrschende Ocnerodriline, 


| 


Oenerodrilinen-Eudrilinen, Glossoseoleeiden-Lumbrieiden. 125 


in Zentralamerika und dem südlichen Nordamerika dagegen Ocnerodrilus. 
Das Vorkommen der Kerria saltıns Bepn». auf der weit isolirten ozeanischen 
Insel Juan Fernandez schliesst sich an die zentral-chilenischen Vorkommnisse 
dieser Art an und ist zweifellos durch die euryhaline Natur der Kerrien, an 
K. halophila Bepp. nachgewiesen, und die hiermit zusammenhängende Aus- 
breitungsmöglichkeit übersee zu erklären. 

Der zweite aus Kerria entsprossene Hauptast — Gordiodrilus, Nanno- 
drilus-Nematogenia — zeigt eine ganz andere Verbreitungsrichtung. Zwei 
Arten sind zwar auch im amerikanischen Gebiet vorgefunden, nämlich Nema- 
togenia panamaensis (Eisen) in Zentral-Amerika (Panama) und Gordiodrilus 
domimicensis BEepn. in Westindien (Dominica); diese Fundortsangaben, theils 
eine peregrine Art betreffend, theils auf Notizen aus den Kew gardens beruhend, 
sind jedoch für unsere Erörterungen belanglos. Die übrigen Arten sind im 
wärmeren Afrika beheimathet, und zwar sowohl im westlichen, in Ober- 
Guinea, wie im östlichen, auf Sansibar und in Aegypten. Das Vorkommen 
endemischer Formen dieser Gruppe in Ober-Aegypten (Nannodrilus Staudei 
Mic#usn.) ist insofern interessant, als es einen fundamentalen Unterschied 
in der Verbreitung dieser limnischen Formen von der der terricolen Formen 
anzeigt. Während die terricolen tropisch-afrikanischen Gruppen ( Trigastrinae 
und Zudrilinae) das regenarme bezw. regenlose Gebiet Nord-Afrikas nicht 
überschreiten, dringt diese limnische Form nordwärts den Nil abwärts bis 
dicht an die Küste des Mittelmeeres vor (vergl. auch die Verbreitung der 
limnischen Glossoscoleeiden-Gattung Alma). 

Das Gebiet der Gattung Pygmaeodrilus schliesst sich eng an das 
Gebiet der eben charakterisirten Gruppe an, oder vielmehr es keilt sich in 
dieses Gebiet ein. Es erstreckt sich in einer nord-südwärts gerichteten 
Linie von den Galla-Ländern über Uganda und das innere Deutsch-Ost- 
Afrika bis nach Mosambique. Ob sich die Gebiete der Gruppe Gordiodrilus- 
Nannodrilus- Nematogenia und der Gattung Pygmaeodrilus gegenseitig 
ausschliessen, wie es bis jetzt den Anschein hat, lässt sich aus der noch 
verhältnissmässig geringen Zahl der Funde wohl nicht feststellen. (Hierzu 
Karte VII.) 

Das Gebiet der Unterfamilie Zudrilinae ist auf das wärmere Afrika 
beschränkt. Seine Grenze scheint durch die regenarmen und regenlosen 
Landstriche Nord- und Süd-Afrikas bestimmt zu sein. Südwärts reicht es 
bis Mosambique (wenn nicht bis Natal), nordwärts bis Abessinien und Hoch- 
sennaar einerseits, bis Ober-Guinea (Goldküste) andererseits. (Hierzu KarteVII.) . 


Gruppe Glossoscoleciden-Lumbriciden. 


Systematik: Die beiden jüngsten Familien, @lossoscolecidae und Lum- 
brieidae, sind zweifellos nahe genug miteinander verwandt, um bei unseren 
Betrachtungen zu einer Gruppe vereinigt zu werden. Die Lumbrieiden zeigen 
so deutliche Beziehungen zu gewissen Gliedern der Glossoscoleeiden-Familie, 
zu Criodrilus, Hormogaster und Kynotus, dass wir einen gemeinsamen 
Ursprung für beide Familien annehmen müssen, wollen wir nicht die Lumbrieiden 
direkt von einer jener Glossoscoleeiden-Gattungen ableiten. 

Die Schwierigkeit in der Feststellung der Verwandtschaftsbeziehungen 
innerhalb dieser Gruppe beruht hauptsächlich darauf, dass einzelne Abtheilungen 
derselben rein limnisch sind und, wahrscheinlich in Folge dieser Lebensweise, 
gewisse Organe, die für die Systematik von Bedeutung sind, zurückgebildet 
oder ganz abortirt zeigen. Diese Rückbildung betrifft besonders den Muskel- 
magen und manchmal auch die Samentaschen. 


126 Glossoscoleerden-Lumbrieiden. 


So sicher begründet und in sich abgeschlossen diese Gruppe und ihre 
beiden Familien sind, so schwer ist ein systematischer Ausdruck für sie zu 
finden. Nicht ein eimziger der für die Scheidung von den übrigen Familien 
in Betracht kommenden Charaktere ist durchgehend. Von den Moniligastriden 
unterscheiden sie sich zwar scharf dadurch, dass nie mehr als ein Muskelmagen 
hinter dem Ovarial-Segment liest. Von den Megascoleeiden sind sie aber 
nicht durch ein einziges durchgehendes Merkmal zu sondern. Der Gürtel, 
der bei den Megascoleciden stets die Zone der weiblichen Poren in sich 
fasst, beginnt bei den Glossoscoleeiden meist, bei den Lumbriciden stets 
hinter der Zone der weiblichen Poren. Die bei den Megascoleeiden mit 


seltenen Ausnahmen auftretenden Prostaten — acanthodriline Prostaten und 
Euprostaten — fehlen den Glossoscoleciden meist, den Lumbrieiden stets. 


Die männlichen Poren, bei den Megascoleeiden mit ganz vereinzelten Aus- 
nahmen (Abnormität in Folge der RKückbildung der Prostaten bei einigen 
Pheretima-Arten) im Bereich der Segmente 17 bis 19 gelegen, zeigen bei 
den Glossoscoleciden nicht diese Beschränkung, bei den Lumbriciden liegen 
sie stets weiter vorn. Ebenso zeigen die Samentaschen-Poren eine sehr 
verschiedenartige Lage, während sie bei den Megascoleeiden, allerdings auch 
mit Ausnahme manchmal sehr umfangreicher Gruppen, z. B. der ganzen 
Unterfamilie Zudrilinae, in der Regel auf Intersegmentalfurche , und °®), 
oder einer derselben ausmünden. Trotz dieser auf den vielen Ausnahme-Fällen 
beruhenden Schwierigkeit der Diagnostizirung ist die Familien-Zugehörigkeit 
in der Praxis nicht schwer festzustellen, und zwar deshalb, weil in den 
meisten Fällen die Gattung der betreffenden Art leicht festzustellen ist. 
Es wird niemand in die Versuchung kommen, eine Pheretima-Art mit abortirten 
Prostaten in der Familie der Glossoscoleeiden unterbringen zu wollen, ebenso 
wenig, wie er bei der Gattung Aynotus mit wohl ausgebildeten Prostaten 
an der Glossoscoleciden-Natur zweifeln kann. 

Die beiden Familien @lossoscolecidae und Lumbrieidae unterscheiden 
sich voneinander dadurch, dass die letzeren stets einen kräftigen Muskel- 
magen weit hinter dem Övarialsegment, am Anfangstheil des Mitteldarms 
besitzen, die ersteren dagegen einen oder drei Muskelmagen vor dem Ovarial- 
segment aufweisen, oder nur rudimentäre oder gar keine; ferner dadurch, 
dass die Glossoscoleciden nie, die Lumbrieiden stets (?, mit seltenen Aus- 
nahmen?) Rückenporen besitzen. 

Die Familie @lossoscolecidae zerfällt in vier Unterfamilien, die sich 
muthmaasslich so zueinander stellen, dass sie drei aus einer Wurzel entsprossene 
Stämme darstellen, während die vierte das gemeinsame Wurzelglied repräsentirt. 
Für dieses Wurzelelied halte ich die Unterfamilie der COriodrilinae. Die 
Anhaltspunkte für diese Muthmaassung sind allerdings sehr gering. Sämmt- 
liche Criodrilinen sind rein limnisch, und zweien der drei Gattungen fehlen, 
wahrscheinlich im Zusammenhang mit dieser Lebensweise, die Samentaschen, 
deren Anordnung bei den Glossoscoleciden von so hoher systematischer 
Bedeutung ist. Die Criodrilinen sind jedenfalls, wenn nicht direkt das Wurzel- 
slied der ganzen Familie, einer der ältesten Theile derselben, stehen sie 
doch auch der Wurzel der verwandten Familie Lumbrieidae nahe, wenn 
diese nieht gar aus den Criodrilinen entsprossen ist. 

Die drei muthmaasslich aus Criodrilinen entsprossenen Glossoscoleeiden- 
Stämme unterscheiden sich voneinander hauptsächlich durch die Anordnung 
der Samentaschen und die Zahl der Muskelmagen. Die Hormogastrinae 
besitzen 3, die @lossoscoleeinae und Microchaetinae nur einen Muskelmagen. 
Bei den @lossoscoleeinae liegen die Samentaschen-Poren, falls sie überhaupt 


Bu 


Glossoscoleeiden-Lumbrieiden. 127 


vorhanden sind, einzeln und wie bei der Criodrilinen-Gattung Sparganophilus 
vor den Hodensegmenten. Bei den Microchaetinae liegen sie meist, wie 
manchmal auch bei Sparganophilus, zu mehreren in Gruppen, und zwar 
weiter hinten als bei den @lossoscolecinae und bei Sparganophilus, die 
vordersten, von rudimentären Samentaschen abgesehen, mindestens auf 
Intersegmentalfurche '?/,,. Die Unterfamilie Homogastrinae steht in Bezug 
auf die Anordnung der Samentaschen zwischen den Glossoscolecinae und 
Mierochaetinae, insofern sie einzeln und gerade im Bereich: der Hoden- 
segmente liegen. Die Anordnung der Samentaschen spricht für eine nähere 
Beziehung der Glossoscoleeinae zur Criodrilinen-Gattung Sparganophilus, 
während die Lage der männlichen Poren bei den Hormogastrinae und der 
Microchaetinen- Gattung Kynotus auf die Criodrilinen-Gattung Criodrilus 
hinweist. Die dritte Criodrilinen- Gattung, Alma, zeigt keine spezielleren 
Beziehungen zu einem der drei jüngeren Stämme der Familie. 


Während die Hormogastrinae, nur zwei Arten einer einzigen Gattung, 
keine weitere Gliederung aufweisen, erscheinen die Unterfamilien der @losso- 
scoleeinae und Mierochaetinae mehr oder weniger reich gegliedert. 


Die Microchaetinae spalten sich in zwei Hauptzweige, an deren Grunde 
je eine rein limnische Gattung steht, während das jüngere Zweigende eine 
terricole Gattung oder Gattungsgruppe repräsentirt. Der eine Zweig wird 
von der limnischen Gattung Callidrilus und der terricolen Gattung Kynotus, 
der andere Zweig von der limnischen Gattung @lyphidrilus und den terrie olen 
Gattungen Mier ochaetus, Tritogenia und Geoge nia gebildet. In der Aynotus- 
Gruppe liegt der Muskelmagen etwas weiter vorn als bei der Microchaetus- 
Gruppe; auch andere Charaktere (Anordnung der Samentaschen-Poren, Prostaten 
oder Borstendrüsen) sprechen für die Natürlichkeit dieser beiden Gruppen. 


Die Verwandtschaftsbeziehungen innerhalb der Unterfamilie @losso- 
scolecinae ergeben sich am augenscheinlichsten aus der Anordnung und 
Struktur der Chylustaschen. Wir können die verschiedenen Gattungen danach 
zu einem kontinuirlichen System zusammenstellen. Es ist nur die Frage, 
ob auch die einfachste Bildung die ursprünglichste ist, oder ob nicht etwa 
gewisse einfachere Formen als Rückbildungen anzusehen sind. Es liegt 
weiter kein Grund für diese letztere Annahme vor, und da auch die geographische 
Verbreitung nicht für dieselbe spricht, so darf sie bei Seite gestellt werden. 
An der Wurzel des Glossoscoleeinen-Systems steht eine kleine Gruppe von 
Gattungen, die durch das häufige Auftreten einer Quincunx-Stellung der 
Borsten ausgezeichnet ist. Diese Borsten-Anordnung ist entweder für die 
ganze Gattung charakteristisch (z. B. für Diachaeta) oder tritt nur bei 
einzelnen Arten einer Gattung auf (z. B. bei Hesperoscolex hesperidum 
(BEpnD.)); manchmal (z. B. bei Pontoscolex corethrurus (Fr. MüLL.)) ist in 
dieser Hinsicht selbst eine Variabilität der Art nachgewiesen. Einigen 
Gattungen dieser Gruppe fehlen Chylustaschen ganz (Onychochaeta, Diachaeta): 
bei Hesper oscolex: fehlen sie oder sind sie in einfachster Form, als einfache 
Taschen, und in geringer Zahl, 1 oder 3 Paar in den Segmenten, die direkt 
auf das Muskelmagen-Segment folgen, vorhanden. Die Gattung Pontoscoler 
schliesslich, die auch noch dieser Gruppe angehört, zeigt die Anordnung der 
Chylustaschen wie bei der in dieser Hinsicht höchst entwickelten Hesper 0- 
scolex-Form; doch haben die Chylustaschen bei Pontoscolex eine viel kom- 
plizirtere Gestaltung. Wir können die holoandrische Gattung Onychochaeta 
an die Wurzel des Systems stellen und daraus die theils holoandrische, theils 
metandrische Gattung Hesperoscolex (ohne Chylustaschen oder mit 1 oder 


128 Glossoseoleeiden-Lumbrieiden. 


3 Paar Chylustaschen) und aus dieser wieder die metandrische Gattung 
Diachaeta (ohne Chylustaschen) ableiten. Aus den höheren Formen der Gattung 
Hesperoscolex (Formen mit 3 Paar einfachen Chylustaschen) leitet sich dann 
Pontoscolee (metandrisch und mit 3 Paar komplizirten Chylustaschen) 
ungezwungen ab. Die nächst höhere Stufe, die Gattungen Opisthodrilus, 
Rhinodrilus und Andiodrilus, stimmen in Bezug auf die Zahl und die 
Komplizirtheit der Chylustaschen mit Pontoscolex überein. Die metandrische 
Gattung Opisthodrilus mag direkt aus Pontoscolex entsprossen sein; Rrhino- 
drilus aber ist holoandrisch und muss von einem Punkt (zwischen Hespero- 
scolex und Pontoscolex) abgeleitet werden, an dem die Meroandrie des 
Pontoscolex sich noch nicht ausgebildet hatte. Andiodrilus ist eine proandrische 
Form, die sich im Uebrigen eng an die holoandrische Gattung Rhinodrilus 
anschliesst. Zwei Gattungen der (@lossoscolecinae zeichnen sich dadurch aus, 
dass die Zahl der Chylustaschen mehr als 3 beträgt, nämlich 4 bei Anteoides 
und 6 bis 8 bei Thammodrilus. Die letztere Gattung ist holoandrisch und 
schliesst sich der Gestalt der Chylustaschen nach eng an Rhinodrilus an. 
Die Gattung Anteordes ist dagegen metandrisch und ihre Chylustaschen 
zeigen die einfachere Gestaltung, wie wir sie bei Hesperoscolex finden. Da 
die Zahl der Chylustaschen-Paare innerhalb der Gattung Hesperoscolex 
schwankend ist, so würde die etwas höhere Zahl der Chylustaschen-Paare 
von Anteoides nicht gegen einen engeren Anschluss dieser Gattung an 
Hesperoscolex sprechen; auch die Metandrie findet sich bei beiden Gattungen. 
Ich kann demnach die Anschauung Coenkertrs, der Anteoides wegen der 
Zahl der Chylustaschen-Paare als Mittelglied zwischen Ahrmodrilus und 
Andiodrilus einerseits und T’hammodrilus andererseits stellt, und zugleich 
diese vier Gattungen nur als Untergattungen einer weiten Gattung, Anteus, 
angesehen wissen will, nicht adoptiren und löse Anteoides aus dem engeren 
Verbande jener mit komplizirten Chylustaschen versehenen Gattungen heraus, 
um sie in die Nähe von Hesperoscolex zu stellen. Es bleibt noch eine kleine 
Gruppe nahe miteinander verwandter Gattungen zu erörtern, als deren Kern 
die Gattung @/ossoscoler anzusehen ist, und zu der noch Fimoscolex, durch 
die Unpaarigkeit der männlichen Poren, und Znantiodrilus, durch Hologynie 
von @Glossoscolex unterschieden, gehören. In dieser Gruppe findet sich nur 
ein einziges Paar Chylustaschen von sehr komplizirtem Bau im 11. oder 11. 
und 12. Segment, also durch eine Anzahl Segmente ohne Chylustaschen von 
dem Segment des Muskelmagens getrennt. Da bei allen übrigen Glosso- 
scoleeinen das vorderste Chylustaschen-Paar stets gleich auf den Muskelmagen 
folgt, so liegt die Annahme nahe, dass bei der in Rede stehenden Gruppe 
die extremen Paare einer kontinuirlichen, sich an den Muskelmagen an- 
schliessenden Reihe von Chylustaschen-Paaren zurückgebildet sind, so dass 
nur ein einziges Paar von den mehreren im 7. bis 11. oder 12. Segment 
übrig geblieben ist. Nach dieser Annahme würden Glossoscolex, Fimoscolex 
und Enamtiodrilus von Formen abzuleiten sein, die in Hinsicht der Chylus- 
taschen der Gattung Thammodrilus ähneln oder gleichen — vielleicht von 
dieser Gattung selbst? Steht schon die obige Annahme auf schwachen Füssen, 
so ist diese Spezialisirung des muthmaasslichen Ursprunges der @lossoscolex- 
Formen besonders unsicher. Dass kein anderer Anknüpfungspunkt an die übrige 
Masse der Glossoscolecinen auffindbar ist, darf uns nicht verleiten, den Werth 
der obigen Anknüpfung zu überschätzen. Vielleicht ist das einzige Chylus- 
taschen-Paar der @lossoscolex-Formen eine selbständige Bildung und @losso- 
scoler sammt Fimoscolex und Enantiodrilus direkt von einer älteren Form, 
etwa von Hesperoscolex, abzuleiten. 


J) 


Glossoseoleeiden-Lumbrieiden. 


[ep] 
au 
—_ 


SNOLIQUUWT 
unISBTOPO 2 


snyswurtgf 


/ 


eprgdog 


BU9RgOAPUOCH 
BI[OTUOSIT 


4 


wıoydogojony SEE BLUOSIT 


x9[09SOWILT 


X9J09SOSSO]K) 


snpLiporpuy 


snjLapoqgstdg) 


SNTLIPOUWRILT, 


ea 


snjLıpouryyy 
x9[09804uU0J 
19488 J0ULIOFJ 
BLU9SONLT BIU0S09x) xopooso1odsarj 
S snyousy 
snYPBUPOTOIN 
PIORWOYUDÄUG) 
SUETPETST) 
snjraprydäln) 
S wuy 
snptydoussaeds 
SUTLIPOLI) 


soptoogu y 


BIOuyORLC] 


Michaelsen, Geographische Verbreitung der Oligochaeten. 


130 Glossoseoleciden-Lumbrieiden. 


Die Familie Lumbrieidae steht zweifellos zur Familie Glossoscolecidae 
in inniger Beziehung. Vieles spricht dafür, dass die Lumbrieiden direkt von 
der Glossoscoleciden-Gattung COriodrilus abzuleiten sind, von jener Gattung, 
die noch bis in die jüngste Zeit als limnisch umgemodelter Zweig der 
Familie Zumbricidae angesehen wurde. Für die Verwandtschaft der Lumbrieiden 
mit Oriodrilus spricht nicht nur die Lage der männlichen Poren und des 
Gürtels, sondern auch gewisse muskulöse Verdickungen der Darmwandung 
(rudimentärer Muskelmagen), die ihrer Lage nach fast: mit dem Muskelmagen 
der Lumbrieiden übereinstimmen. 

Die Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Familie Lumbrieidae 
sind nieht ganz klar übersichtlich. Als Ausgangspunkt können nur Formen 
angesehen werden, die wie der Glossoscolecide Criodrilus freie Hoden und 
Samentrichter besitzen und mit 4 Paar Samensäcken in Segment 9 bis 12 
ausgestattet sind. Als solche stellen sich die beiden nahe miteinander 
verwandten Gattungen Eisenia und Kiseniella, sowie die Untergattung 
Allolobophora der Gattung Helodrilus dar. Die übrigen Untergattungeh 
von Helodrilus leiten sich von Allolobophora leicht durch theilweise oder 
gänzliche Rückbildung der Samensäcke des 10. Segments (Untergattung 
Dendrobaena) oder derjenigen des 9. und 10. Segments (Untergattungen 
Eophila und Bimastus) ab. Die Abstammung der mit Testikelblasen aus- 
gestatteten Gattungen Octolasium und Lumbrreus ist nicht sicher zu ersehen. 
Bei beiden liegen die Samentaschen-Poren, wie. bei Helodrilus, im Bereich 
der Borstenlinien e und d. Während Octolasium mit 4 Paar Samensäcken 
an die Untergattung Allolobophora erinnert, stimmt Lumbrieus mit 3 Paar 
Samensäcken in dieser Hinsicht mit der Untergattung Dendrobaena überein. 

Die vorhergehende Skizze mag die Verwandtschaftsbeziehungen innerhalb 
der Gruppe @Glossoscolecidae- Lumbriceidae erläutern. 

Zur speziellen Systematik ist noch folgendes zu erwähnen: Der Art- 
Name „ARibaucourti“ wurde ungefähr gleichzeitig von. BRETSCHER und 
Cosnertı für einen Helodrilus verwandt. Ich gebe der Coenerrr'schen 
Form die Bezeichnung A. (Eophila) Cognettii und lasse der BRETSCHERr’schen 
Form den Namen H. (Allolobophora) Ribaucourti. Die Cosnerrr'sche Form 
Eisenia rosea (Sav.) forma bimastordes steht meiner Ansicht nach in keiner 
näheren verwandtschaftlichen Beziehung zu Zisenta rosea,; sie gehört der 
Gattung Helodrilus und der Untergattung Drimastus an. Ich bezeichne 
sie als Helodrilus (Bimastus) bimastoides (Cosnermi). Helodrilus latens 
CoGnErTI gehört meiner Ansicht nach der Untergattung Dendrobaena (nicht 
Allolobophora) an; er ist jedenfalls dem H. (Dendrobaena) Handlırschi 
(Rosa) nahe verwandt. 


Fam. Glossoscolecidae. 


Subfam. Criodrilinae. 
Gen. Criodrilus -. - - - - | m 


©. Breymanni Micausn. . | ‚Kolumbien (Palmyra). 
C. Bürgeri Micausn.. . . "Kolumbien (Bogotä). 
C. Iheringi MicHusn.. . . ‚Brasilien (Perieicaba- 


| ' Fluss im Distr. Säo 
Paulo), Paraguay (Va- 
| lenzuela, Rio Apa). 


Glossoseoleeiden-Lumbrieiden. 


©. lacuum HorrFumstr. 


(en. Alma . 
4. Emini (Micutsx.) 


A, Millsoni (Beov.) . . - 
A.nilotica GRUBE . e 


A. Stuhlmanni (Mıcausn.) | 


A. Zebanguii Dusosca* 
A. sp. inquirenda 


Gen. Sparganophilus. 
S. Benhami Eisen f. typiea 
var. carnea EISEN 
var. guatemalensis BısENn 
S. Eiseni Frank Sm. 
S. Smithi Eisen f. typiea . 


var. sonomae EISEN . 


S. tamensis BENHAM . 


131 


‚Syrien und Palästina) 
' (Hauran, Orontes, Schto- 
| ro am Libanon) ; | 


Süd-Russland (Mariupol, 
Fluss Derkulj), Ungarn 
(Budapest), Italien 

(Pavia, Treviso, Turin, | 

Garda-See), 


| 
| 
| “ 

Riva am 
| 


Oesterreich (Linz), 

Deutschland (Breslau, 

Berlin). | 
| Deutsch - Ost - Afrika 
\ (Bukoba). 
‚Ober-Guinea (Lagos). 
‚Aegypten (Mansurah, | 


ı Kairo, Bedraschin). | 
Deutsch - Ost - Afrika, 
' (Bukoba), Uganda (Kas- 
senye am Südwest-Ufer 
des Albert - Nyansa, 
| Kinyawanga). 
‚Französ.Öongo(Bangı). 
Nordost-Afrika (Gar- 
dulla). 


‚Mexiko (Tepie). 

'Jowa (Clayton). 
Guatemala (Guatemala). 
Illinois, Florida. 
Kalifornien (Laguna 
Puerca bei San Fran- 
eisco). 
'Kalifornien(Sebastopol 
in Sonoma County). 
England (Goring-on- 
Thames, Oxford). 


Subfam. Glossoscolecinae. 


Gen. Onychochaeta 
O. Windlei (Beon».) . 


Gen. Hesperoscolex . 
IH, barbadensis (Brp».) 


H. columbianus (Micuusn.) 


H. hesperidum (Bepn.) 


tr 


tr 


Venezuela (Puerto Ca- In geringem Maasse 
bello); ı peregrin, nach- 
Westindien (Port au Prin-| weisl. verschleppb. 


ce auf Haiti), Bermudas. 


Westindien (Barbados). |Aus den Kew gar- 


dens. 

Kolumbien (Umgegend 

' von Bogotä). 

Westindien (Trinidad, Aus den Kew gar- 
‚Jamaica). | dens. 


g* 


132 


Gen. Diachaeta . 
D. thomasi BENHAM . 
D. littoralis BED». 


Gen. Anteoides 
A. Rosae CoGNnETTI . 


Gen. Pontoscolex . 
P. arenicola SCHMARDA . 


P. corethrurus (Fr. MürL.) 


P. insignis (Kıse.) 


Gen. Opisthodrilus 
OÖ. Borellü Rosa . 


Gen. Rhinodrilus 
R. brasiliensis (BENHAM) 
R. brunneus (Micuusx.) 


iR. 
R. 


Horsti (Bko».) 
papillifer (Micausx.) 


t. paradowus BE. PERRIER 


R. paraguayensis (RosA) 


R. parvus (Rosa) . 


R. sibateensis (MicHusn.) 


(Hlossoseoleeiden-Lumbrieiden. 


It 
Westindien (St. Thomas). 
Westindien (Kingston u. 

Port Royal auf.Jamaica). 


Süd-Bolivien (Aguajren- 
da), Argentinien (San Lo- 
| renzo inder Prov. Jujuy). 
tr, I 
lt , Westindien (Kingston u. 
Port Royal auf Jamaica). 
Marquesas-Inseln, Hawaii- | 
Inseln; 
Neuseeland, Queensland; 
| Molukken (Ternate, Am- 
boina), Sangi-Inseln, Oe- 
lebes, Borneo,.Java, Nias, 
Sumatra, Malayische 
Halbinsel, Singapore; 
Ceylon; 
Mauritius, Madagaskar; 
Fernando Naronha, Bra- 
silien (Neu - Freiburg, 
Desterro), Eeuador 
| (Guayaquil); 
Westindien, Mexiko. 
Guatemala (La Antigua), 
| Nord-Kolumbien (Insel 
St. Joseph bei Panama). 


tr 


in) 
| Argentinien (Resistencia) 
in der Prov. Chaco), 
Paraguay (Tuque). | 


f 


Brasilien (Pedza acu). 


Venezuela (Vorberge v. 
Galipan bei Caracas). | 

Brasilien. 

"Brasilien (Puerto Alegre 
u. Taquara di Mundo- 
nuevo in Rio Grande 
do Sul), Paraguay (San 
Bernardino). 

ı Venezuela (Caracas, Puer- 

' to Cabello). 

2 Paraguay (San Bernar-, 
dino, Villa. Rica, Rio 
Apa). 

Süd-Bolivien (Oaiza), Ar- 
gentinien (Resistencia in 
der Prov. Chaco). 

Kolumbien (Fusagasuga). 


Peregrin, nachweis- 
lichverschleppbar. 


Glossoseoleeiden-Lumbrieiden. 


Gen. Andiodrilus tr 


A. affinis Micuusn. 
A. bogotaensis MicHLsN. 


A. major Micuusn. 
A. pachoensis MıcHusn. 


A. Schütti (Micausx.) 
Gen. Thamnodrilus 

T. aberratus (Micuusn.) 
T. Buchwaldi MicHuss. 
T. columbianus (Mic#usx.) 


tr 


T. crassus (Rosa) . 
T. distinetus (UDeE) . 


T. ecuadoriensis (BENHAM) 
T. gigas (E. PeRrrRıer) . . 


T. Gulielmi Ben». 
T. hamifer (Micausn.) . 


T. heterostichon (SCHMARDA) 
T, Iserni (Rosa) . . - 
T. Jordani (Rosa) 

T'. monticola (Mickusn.) 
T. octocystis (Micausn.) . | 
T. potarensis (Rosa) 


T. puwrnio (Micausn.) 


T. Rehbergi Micausn. . 


T, savanicola (Michusn.) . 


T. Tenkatei (Horst) 
Gen. Glossoscolex 
(@. Bergi (Rosa) 


@. Forguesi (E. PerRıER). 
@. giganteus F. S. Leuexr.. 
(7. grandis (Michusn.) . . 


(+. hondaensis (MiıcHtsn.) . 
(7. paucisetis MicHusn. . 
@. peregrinus (MicHusn.) . 


Ecuador (Guayaquil). 
‘Kolumbien (zwischen Vil-| 


ı Ecuador (Rio napo). 
Kolumbien (Fusagasuga). 
| ? 


| Britisch-Guayana (Oberer 


' Westindien importirt]. 


"Kolumbien (Bogotä, Fu- 
| sagasuga). 

'Kolumb. (Bogotä, Fusaga- 
| suga,Guaduas, Fuquene). 
‚Kolumbien (Fusagasuga). 
Kolumbien (Pacho, Fusa- 
ı gasuga, La Union). 
Kolumbien(Bucaramanga). 


F- 


leta und Facatativa). 
Ecuador (Coca). 


Kolumbien (Antioquia). 


Ecuador (Cayambe). 
Französisch-Guayana. 


Britisch-Guayana. 
Kolumbien (Purnio, Con- 
suelo bei Honda). 
Ecuador (Ouenca, Quito). 


Paraguay (S. Bernardino). 


Potaro-River-Distr.). 
Kolumbien (Purnio 
Honda). 
Peru („Junin). 
Kolumbien (Fuquene, Gua- 
duas, Bogotä, La Union). 
Holländisch-Guayana. 


bei 


Argentinien (Provinz Mis- 
siones). 
Argentinien (La Plata). 
Brasilien (Riode.Janeiro). 
Brasilien (Passo Fundo 
in Rio Grande do Sul). 
Kolumbien (Honda). 
Kolumbien (Fluss Patia). 
Süd-Bolivien (Aguajren- 
da); 


| Hamburg 


o) 


angeblich von 


133 


Die Gattung dieser 


Art ist nicht ganz 


sicher. 


Die Gattung dieser 
| Art ist nicht ganz 


sicher. 


Nachweislich ver- 
schleppbar, in 
Pflanzen-Sendun- 
gen (Bot. Garten 
in Hamburg). 


134 


@. truncatus (Rosa) . 

@. Wiengreeni (MicHusn.) 
Gen. Enantiodrilus 

E. Borellii Co@NETTI 


Gen. Fimoscolex 
F. Ohausi MicHusn. . 


tr 


Glossoseoleeiden-Lumbrieiden. 


Paraguay (Asuncion). 
Brasilien (Neu-Freibur 8). 


Nordwest - Argentinien 
(San Lorenzo i. d. Prov. 


Jujuy). 


Brasilien (Petropolis). 


Subfam. Hormogastrinae. 


Gen. Hormogaster 
H. pretiosa MicHusx. 
H. Redii Rosa. 


tr 


Sardinien (Cagliari). 

Italien (Toscana, Rom), 
Sardinien (Cagliari, Sas- 
sari), Sieilien (Taormina, 
Palermo); | 

Tunis. 


Subfam. Microchaetinae. 


Gen. Glyphidrilus . 
@G. Kükenthali MicHusx. 
(+. malayanus. Micausx. 


@G. papilatus (Rosa) 


@. quadrangulus (Horsr) i 


@. Stuhlmanni MicHusn. 


@. Weberi Horst . 


Gen. Mierochaetus 

M. algoensis Rosa . 
M. Beddardi BrxHam . 
M. Belli BrxHam. 

M. Benhami Rosa 

M. Braunsi Mic#tvsn. 
M. decipiens Micnusn. . 


. griseus MiıcHusn. . 


Z 


. Marenzelleri Rosa . 

. microchaetus (Rapp) 

. modestus MicHusn. . 

. papillatus BENHAM . 

. Pentheri Rosa f. typica 
var. elizabethae MicHts. 
var. sawatilis Rosa 


SRSER 


Im 


tr 


Borneo (Baram-Fluss). 
Malayische Halbinsel 
(Pahang-Fluss). | 

‚Birma (Distr. Cheba od. 
Biapö). 

Sumatra (Se Danau di 
atas bei Alahan Pand- 
jang). 

Deutsch - Ost-Afrika 
(Danda am Kingani). 
Sumatra (Manindjau, 
See von Singkarah), 
ı Java (Buitenzorg), Öe- 
lebes (Luwu), Flores. 


Kapland (Port Elizabeth). 
Natal. | 
Eaplauı (East London). 


Kia (Port Elizabeth). 
Kapland (Grahamstown). 
Oestliches Süd - Afrika 
(wahrscheinlich Port | 
Elizabeth). 
Kapiand (Port Elizabeth), 
Kapland (Kapstadt). 
Kapland (Port Elizabeth). 
Natal (Durban). 
Kapland (Grahamstow a | 
Kapland (Port Elizabeth). 
Kapland (Stoneshill). 


Genauerer Fundort 
nicht ganz sicher. 


Glossoseoleeiden-Lumbrieiden. 135 
Gen. Geogenia tr 
(r. natalensis Kıne. Natal (Durban). 
Gen. Tritogenia 
T: sulcata KINB.% .--.. 2. Natal (Durban). 
Gen. Callidilus . - - : | Im | | 
©. dandaniensis MiıcHuss. ‚Deutsch - Ost- Afrika 
(Danda am Kingani). | 
C. scrobifer MicHLs. | Mosambigque (Quilim.). 
Gen. Kynotus . . 7 Ir | 
K. Darwini (C. Ks En Madagaskar (Nossi-Be). | 
K. distichotheca Micnusn. . ' Madagaskar. 
K. Kelleri Micnusn. . ı Madagaskar (Lahosa, Ime- 
’ rina). 
K. longus MicHusn. Madagaskar (Sen Ben- 
drana). 
K. Michaelseni Rosa ı Madagaskar (Tananarivo). 
K. Oswaldi Micausn. ‚Madagaskar (Tamatave).| 
K. schistocephalus Mıcausn. Madagaskar (Majunga). 
K. Sikorai MiıcHusn. ‚Madagaskar (Elakelaxa).| 
K. > tieillatus (E. Pre.) | Madagaskar. 
K. Voeltzkowi Micausn. Madagaskar (Majunga). 
Gen. ine. Brachydrilus Die systematische 
; k Stellung dieser 
' Gattung ist sehr 
unsicher. 
B. Benhami Micausx. ? 
Fam. Lumbricidae. 
Gen. Eiseniella . .. . amph | 
E. tetraedra (Sav.) f. Be | Neuseeland; 'Peregrin. 
| ı New-South-Wales; 
| Kapland; | 


l 


t. bernensis (RıBAUCOURT) 
f. hercynia (Mıckusn.) . 


f. neapolitana (OERLEY) 


f. Ninniü (Rosa) . 


f. pupa (Eısen) . . 


f. tetragonura (FRIEND) 


' Palästina, Syrien, Europa 
v. Kreta, Ungarn, Polen 
und Nord-Norwegen bis 
Italien und Portugal; | 
Azoren,Kanarischelnseln; 


'Kanada, Pennsylvanien, | 
Kalifornien; 
Chile. 


| Schweiz, Frankreich. Es ist fraglich, ob 


Deutschland, Frankreich,| diese verschiede- 

Portugal; ı nen Formen als 
Kalifornien. | Varietäten aufzu- 
Italien, Schweiz; | fassen sind, oder 
‚Kalifornien. ob sie mehr oder 
Palästina, Syrien; weniger häufig auf- 
Italien; | tretende Anoma- 
Kalifornien. | lien oder Rück- 
Kanada — NewY ork(Nia- schlags - Formen 

gara). darstellen. 
England. 


136 


Gen. Eisenia . 


E. 


E. 


E 


E. 


E. 


foetida (Sav.) . 


. Gordejeffi (Micuusx.) . 
E. 


| 
| 


alpina (Rosa) . 


Kucenkoi MicHtsn. . 


Lönnbergi (MicHusx.) . 


Nobili CosnErrı* 


E. Nordenskiöldi er f. 
typica.. . . 


E. 


var, 


caucasica MICHLSN. 


. rosea (SAY.). 


| Vor- 


‚ wieg. 


tr 


amph 


Glossoseoleciden-Lumbrieiden. 


Syrien (Berg Hermon), Ar- 
menien (Gotschka-See); 
Italien (Piemonteser Al- 
pen), Schweiz (Mürt- 
schen-Gebiet). 
Neuseeland; 
Hawaü-Inseln; 
New-South-Wales; 
Japan, Nikobaren; 
Kapland; 
Sibirien, Armenien (Prov. 
des Schwarzen Meeres), 
Europa von der Krym, 


Italien, Sardinien und 
Portugal bis Nord-Russ- 
land, Norwegen und 
(Grossbritannien. 


KanarischeInseln, Azoren, 
Bermuda-Inseln; 

Georgia, Oregon, Van- 
couver, Kalifornien, Gua- 
temala; 


Kolumbien, Peru, Süd- 
Brasilien, Argentinien, 
Chile. 


Süd-Russland (Mariupol). 


Turkestan (Prschewalsk 
am Issyk-kul). 

Georgia (Savannah), Nord- 
Carolina (Raleigh). 


Nord-Italien (Santo Ste- | 


fano di Cadore). 


Sibirien (von Markowo am 
Anadyr bis zur West- 
grenze, südlich bis zum 
Baikal-See, nördlich bis, 
zur 
Russland (Gouv. Nara- 
tow, Krym). 


Peregrin. 


Peregrin, nachweis- 
lich verschleppb. 


Peregrin., 


Insel Waigatsch), 


Prov. des Schwarzen EL 


res (Sotschi), Trans- 


kaukasien (Berg Schoa- 


tan-Jailag). 
Chatham-Ins.,Neuseeland; 
Aegypten, Marokko; 
Sibirien, Syrien, Palästina, 


Europa von Süd- und) 


Y/ıentral- Russland und 


Peregrin, nachweis- 


lich verschleppb. ” 


I 


‚ 
ee 


Grlossoseoleciden-Lumbrieiden. 137 


E. rosea (Sav.) (Forts.) 


Skorikowi MIcHLSN.. . 
spelaea (Rosa) 


E. tigrina (Rosa) . 


E. Udei (Rızaucourr). . 
E. veneta (Rosa) f. typica 


var. hibernica (FRIEND) 
var. hortensis (MicHts.) 


var. zebra MicHusn. . 
E.sp. (carolinensis Mıcr. Ms.) 
Gen. Helodrilus. 

Subgen. Allolobophora 
H. acystis Micuusn. . 
H. aporatus (BRETSCHER) . 


H. caliginosus (Sav.) 


Norwegen bis Italien u. 
Portugal; 

Kanarische Inseln; 

ı Neu-England, Georgia, 
Indiana, Louisiana, Ari- 
zona,Kalifornien,Nieder- 

' Kalifornien, Mexiko; 

‚Süd-Brasilien, Argenti- 
nien, Chile. 

Süd-Russland (Charkow). 

Nord-Italien (Monte Be- 

. mei). 

Rumänien (Castel Peles, 

Sinaia),Süd-Ungarn(Her- 

kulesbad). 

' Schweiz (Heustrich). 

| Palästina, Syrien, Arme-|Peregrin. 

nien, Mingrelien, Prov. 

des Schwarzen Meeres, 

Kreta, Krym, Oester- 

reich, Nord-Italien. 

Nord-Italien, Irland; Peregrin. 

‚ Kapland; Peregrin. 

Nord - Italien, Schweiz, 
Deutschland, - Portugal; 

Kalifornien; 

Argentinien, Chile. 

'Prov. des Schwarzen Mee- 
res (Sotschi). 

Nord-Carolina (Fayette- 
ville). 


Vor- 
wieg. 


tr 


Turkestan (Passhöhe 
Tschokur-Korul). 

Schweiz (Fürstenalp, 
Obere Sandalp). 

Chatham-Inseln, Neusee-| Peregrin, nachweis- 
land, Hawaii-Ins., Japan;| lich verschleppb. 

New-South-Wales; 

China, Persien, Syrien, 
Palästina, Sinai-Halb- 
insel, Europa von Korfu, 
Italien u. Portugal bis 
Nord-Norwegen u. Nord- 
Russland; 

Kapland, Aegypten, Al- 
gier, Marokko; 

‚Azoren, Madeira, Kana- 

' rische Inseln, St. Helena; 


138 


H. ealiginosus (Sav.)(Forts.) 


H. chloroticus (Sav.) 


I. Georgü MicHtsn. 


H. japonicus (Mrcuusn.) 
H. jassyensis ee E 
typica . : 
var. orientalis (MicHts.) 


H. limicola (Micrusn.) . 


H. longus (Up) 


H. mehadiensis (Rosa). 


- H. Möbiü (Micausx.) 
H. Molleri (Rosa) 


H. persiamus (MicHusx.) 


H. Ribaucourti BRETSCHER 


Glossoseoleeiden-Liumbrieiden. 


Kanada, Massachusetts, 
Georgia,Indiana,lllinois, 
Wisconsin, Arizona, Wa- 
shington, Kalifornien, 
Nied.-Kaliforn., Mexiko; 

Bolivien, Süd-Brasilien, 
Argentinien, Chile. 

Syrien; 

Europa v. Korfu, Italien 
u. Portugal bis Norwe- 
gen u. Mittel-Russland. 

Azoren, Madeira, Kana- 
rische Inseln, Bermudas; 


Grönland, Nord-Carolina, 


| Vancouver, Kalifornien, 


Mexiko, Guatemala; 

Uruguay, Chile. 

Syrien u. Palästina (Berg 
Hermon, Thal von Zebe- 
dani, Schtora); 

Spanien (Valencia), Irland. 


date, Fusi-jama, Moji). 


Turkestan (Taschkent); 

Süd-Russland (Mariupol), 
Rumänien (Jassy). 

Palästina er östlich 
vom Jordan, Thal von 
Jıebedani, Schtora) ; 


| 


Japan (Enoshima, Hako-| 


Aegypten (Kairo). 
Schweiz(Zürich),Deutsch- 
land (Hamburg). 

Süd - Russland, 
Oesterreich, 


Ober- 
Schweiz, 
Belgien, Frankreich, 
England; 
| Britisch - Nord - Amerika 

(Grand Manan), Indiana. 
Rumänien(Bukarest),Süd- 
' Ungarn (Mehadia, Her- 

kulesbad). | 
Madeira (Funchal). 
Portugal (Coimbra, Pe- 
reira, Algarve, Alemte- 
ja, Portimao). 
Persien (Haiderabad im 

Distr. Farsistan, Kalen- 

derabad im Distr, Chu- 


sistan). 


Deutschland, Norwegen, 


Schweiz (Hasenberg). 


Peregrin. 
| 


Pereorin. 


Peregrin. 


Peregrin. 


(lossoseoleeiden-Lumbrieiden. 139 


H. robustus (Rosa) . - 
H. Savignyi (GUERNE & 
Hoxst) . . 
H. Schneideri (Micsusx. E 
H. smaragdimus (Rosa) 


H. Virei Cosnermi 

Subgen. Dendrobaena 
H. Attemsi Micausn. 

H. Fedschenkoi (MıcHusn.) 


H. Ganglbaueri Ei) f 
typica . : 


var. anneetens (Rosa) 


var. byblicus (Rosa) . 


var. olympiacus MicHLs. 


H. Handlirschi (Rosa). 


H. hereuleanus (Brersch.) 
Hl. intermedius (MrcaHusx.) 
H 


. latens ÜoGNETTI . 


FH. lumbricoides (BreErscH.) 
FH. madeirensis (Micausx.) 


H. mammalis (Sav.) 


H. mariupolienis (W xssor.) 


HI. octaedrus (Sav.) 


H. Oliveirae (Rosa) . 


 Süd-Ungarn (Mehadia). 
Frankreich (Cazau). 
Ligurien (San Remo). 
Oesterreich (Salzburg, 
Kärnthen, Krain, Kroa- 
tien, Fiume),Nord-Italien 
| (Cadore*). 

Frankreich (Paris). 


Steiermark (Str: assengeler 
Wald bei Graz). 

Turkestan (Gebiet des) 
oberen Sarafschan). | 

Krain (‚Julische Alpen), 
Steiermark (Schneeal- 
pen, Strassengeler Wald 
beiGraz), Nieder- Oester- 
reich (Gutenstein). 

Siebenbürgen (Bulla-See 
i. d. Fogarascher Alpen). 

Syrien, Palästina; 

Kreta. 

Griechenland (Olympia). 

Nieder-Oesterreich (Un- 
terberg), Steiermark 
(Rax), Schweiz een 
Sandalp). 

Schweiz (Hasenberg). 

Ost-Russland (Irgizla im | 
nördl. Orenburg-Gouv.).| 

Oesterreichisches Küsten- 
land (St. Oanzian). 

Schweiz (Hasenberg). 

Portugal(Caldasde@Gerez); 

Madeira. 

Schottland, England, | In geringem Maasse 
Frankreich(Brest,Paris).| peregrin. 

Süd-Russland (Mariupol, 
Jeisk, Simferopol in der 
Krym): 

Prov. des Schwarzen Mee- 
res (Sotschi). 

Sibirien (Baikal-See, Sur-| Peregrin. 
gatskoje zwischen Tomsk 
u.Krasnojarsk), Nowaja- 
Semlja, ganz Europa; 

Island, Madeira; 

Grönland, Neu-Fundland, 
Mexiko. 

Portugal (Guarda). | 


140 


H. platyurus (Frrz.) f. typ. 


var. depressus (Rosa) . 


H. pygmaeus (Sav.) - 


HA. rhenani (BRETSCHER) 


H. riparius (BRETSCHER) . 
H.ruber (BrErscHER) . . 
H. rubidus (Sav.) f. typica 


var. subrubicundus (Eıs.) 


Il. samariger (Rosa) 


II. semitieus (Rosa) . 


H. vietoris (E. PERRIER) 
Subgen. Eophila 
IT. adaiensis (Mickusn.) 


H. Antipae (Micatsn.) . . 
H. asconensis (BRETSCHER) 
IT. Cognettü Mic#us. (nov. 
nom.) . . 


IH, cerassus (Mıchusn.) . . 


MH. Dugesi (Rosa) 


H. Festae (Rosa). . - 


(Glossoseoleeiden-Lumbrieiden. 


Süd-Ungarn (Mehadia), 
Ober-Oesterreich(Wels), 
Nieder-Oesterreich (Gu- 
tenstein). 

Ober-Oesterreich (Wels). 

Oesterreichisches Küsten- 
land (St. Canzian), Ita- 
lien (Piemont), Frank- 
reich (Paris). 

Nieder-Oesterreich (Hin- 
terbrühl bei Wien, Pfaf- 
fenstetten), Schweiz, 
Süd-Deutschl. (Urach). 

Schweiz (Mellingen). 

Schweiz. 

Sibirien (Gebiet d. Baikal- 
See), Russland (Now- 
gorod), Deutschland, 
Schweiz, Frankreich; 

Island. 

Süd-Sibirien, Europa von 
d. Krym, Italien u. d. 
Balearen bis Schweden; 

Azoren; 

Neu-Fundland, Kaliforn.; 

Falkland-Inseln, Feuer- 
land,  Feuerländischer 
Archipel, Süd-Patago- 
nien, Chile. 

Palästina 
Nodi - elj - Bagga 
Toten Meer). 

Palästina (östlich vom 
Jordan, Mesraah am 
Libanon). 

Aegypten (Damiette). 


am 


Kaukasus-Länder (Adai- 
Choch). 

Rumänien (Jassy). 

Schweiz. 


Sardinien (Abealzu bei 
Sassarı). 
Transkaukasien (Tkwibuli 
im Distr. Kutais). 
Nord-Italien (Ormea in 
den Seealpen), Süd- 
Frankreich (Nizza). 
Tunis (Tunis); 
Sardinien (Cagliari). 


(Jerusalem, | 


In geringem Maasse 
peregrin. 


Peregrin. 


Peregrin. 


| Unsichere Art. 


In sehr geringem 
Maasse peregrin. 


(Glossoscoleeiden-Lumbriciden. 


H. ieterieus (Sav.) 


H. Leoni (Micuusx.) 


H. opisthocystis (RosA) 
H, patriarchalis (Rosa) 


H. sotschiensis MicHtsn. 


H. Sturanyi (Rosa) . 


H. taschkentensis (Micuts.) | 


H. Tellinö (Rosa) . . . 
H. tyrtaeus (Rısaucourr) 
Subgen. Bimastus 

H. Beddardi (Micuusn.) . 


H, bimastoides (Cosxere) 
H. constrietus (RosA) 


H. Eiseni (Leviss.) . 


H. Gieseleri (Upr) 


H. norvegieus (Eisen) . 


' Nord-Italien ( Piemonteser 
Alpen), Schweiz (Zürich, 
Bern), Frankreich (Va- 
lencienne, Paris). 

Rumänien (Jassy, Buka- 

rest, Dobrutscha). 

'Süd-Ungarn (Mehadia). 

'Syrien, Palästina; 

Kreta (Visari). 

'Prov. des Schwarzen Mee- 

ı res (Sotschi). 

' Kroatien (Pljesevica Gola). 

‚ Turkestan (Taschkent). 

'Venetien (Ragoena). 

Schweiz (Morgins). 


' Hawaii-Inseln (Honolulu); 
' Nord-Ost-Mongolei (Sud- 
zil-gola), Tibet (Oberlauf 
' des Mekong); 
Irland; | 
Florida (Orlando), Kalı- 
ı fornien (Siskiyou-Coun- 
ty), Washington (Seattle). 
Sardinien (Sassari). | 
' Unalaschka*, Hawaü-Ins.; 
' Süd-Sibirien (Baikal-See), 
' Europa von Süd-Russ- 
land, Istrien u. Italien 
‚ bis Norwegen, Deutsch- 
' land und England; 
Pennsylvan., Kadiak*, Sit- 
 scha*, Vancouver, Kalı- 
fornien, Mexiko, Guate- | 
ı mala; | 
Peru, Argentinien, Chile, 
 Süd-Patag., Feuerland.| 
' Kroatien, Nord-Italien, 
Deutschland, Dänemark, 
' England, Portugal; 
‘Azoren, Madeira, Kana- | 
ı rische Inseln. 
Florida, Georgia (Savan- 


nah). 


ı Norwegen. 


141 


In sehr geringem 
Maasse peregrin. 


Peregrin. 


Peregrin. 


Peregrin. 


Die artl. Selbstän- 

digkeit dies. Form 
ist nicht ganz 
sicher; vielleicht 
ist es nur eine 
Varietät od. Rück- 
schlagsform von 
H. constrietus. 


142 


H. oculatus HorFFrmste. . 


H. palustris (H. F. Moor) 


H. parvus (Eisen) 


H. syriacus (Rosa) . 
H. tumidus (Eisen) . 


Gen. Octolasium 


O. complanatum (A. Due.) 
typica . 


var. hemiandrium (Cocn.) 


0. eroaticum (Rosa) f. typ. 
var.argoviense(BRETSCH.) | 


O. cyaneum (SAv.) 


amph 


Im 


tr 


1} 


| Vor- | 


wieg. 


(lossoseoleeiden-Lumbrieiden. 


Italien (Pavia), Schweiz 
(Zürich, Beckenried, 
Baumgarten), Deutsch- 
land( Württemberg, Thü- 
| ringen, Harz, Hamburg, 
 Ost-Holstein,,  Frank- 
reich (Paris). 
Nord-Carolina (Raleigh), 
New Jersey, Pennsyl- 
vanien. 
Tibet(Oberlaufd.Mekong); 
Insel St. Paul im südl. 
Indischen Ozean; 
Kapland (Port Elizabeth); 
Neu-England, Louisiana, 
Kalifornien, Nieder-Ka- 
lifornien, Mexiko, Guate- 
mala. 

Argentinien. 

‚Kleinasien (Samsun). 
‚Neu-England (Mount Le- 


banon). 


‚Syrien (Berg Hermon), 
' Prov. des Schwarzen 
Meeres (Sotschi), Klein- 
' asien (Smyrna, Ala Che- 
hir), Kreta, Griechen- 
' land (Athen), Rumänien 
(Bukarest, Comana), Un- 
garn,Oesterreich, Italien, 
| Sizilien, Sardinien, Kor- 
' sıka, Süd-Schweiz, Süd- 
Frankreich (Nizza, Mont- 
' pellier), Balearen, Süd- 


tugal (Coimbra) ; 
‚Algerien (Algier, Con- 
stantine), Marokko (Tan- 
ger, Fez); 

' Kanarische Inseln, Ilha 


Peregrin. 


Peregrin. 


Spanien (Valencia), Por- 


ı do Prineipe. 

‚Italien (Spezia). 

‘Korfu, Kroatien. 
een Steiermark, 
ı Schweiz. 

Italien (Cuneo), Schweiz, 
' Deutschland (Rostock, 


Hamburg, Bertrich an 


Peregrin. 


Peregrin. 


Ö. 


Ö, 


Glossoseoleeiden-Lumbrieiden. 143 


cyaneum (Sav.) (Forts.) der Mosel), Frankreich 
| (Paris, Nantes); 

Argentin. (Buenos Aires). 

exacystis (Rosa) -» » - Siebenbürgen (Schuler 


bei Kronstadt). 


O. hortensis BRETSCHER . | Schweiz (Zürich). 

O. lacteum (Orrıry) . . amph Algier (Atlas östlich von Peregrin. 
| Alsier); 
| Russland (Volehow 35km 
| unterhalb Nowgorod, 


DIDI 


Od. 


. lissaense (Micuusx.). . Dalmatien (Spalato, Insel, 


.mima (Rosa) . . - -» OesterreichischesKüsten- 


.nivalis (BRETSCHER). . | Schweiz. 

ehe (Bosk) » :). .| Bulgarien (Slivno). 

. rectum (RıBAucouRT) . Schweiz (Heustrich). | 
. transpadanım (Rosa). Kleinasien (Abullonia),| Peregrin. 


Kiew, Mariupol), Ru-| 
mänien, Ungarn, Oester- 
reich, Italien, Schweiz, 
Deutschland, England, 
Frankreich, Spanien; | 
Azoren; 

Illinois, Mexiko; | 
Uruguay (Montevideo). 


\ 


Lissa). 


land (Rovigno, Triest), 
Venetien (Udine). 


| Rumänien (Bukarest, 
| Rassova), Bulgarien 
(Slivno), Ungarn, Nieder- 
Oesterreich(Gutenstein), 
Istrien (Rodik), Nord- 
Italien (Thal des Po, See- 
Alpen), Süd-Schweiz. 

sp. inquirenda . . . . | New-South-Wales (Sid- 

| ney). 


Gen. Lumbrieus . . .. Ar 


L. 


baicalensis Michusn. . Süd-Sibirien (Baikal-See). 


L. castaneus (Sav.) . . . | Nord-Sibirien (Boganida- | Peregrin. 


Ei 
L. 


Gebiet), Europa (Polen, 
Norwegen und England 
bis Ungarn, Italien, 
Korsika u. Frankreich). 
Färöer-Inseln, Island; 

Neu-England, Kanada. 

festivus (Sav.) .. . .„. | Nord-Frankreich (Paris), | In geringem Maasse 

| England, Schottland. peregrin. 

meliboeus Rosa . . . | Nord-Italien (Piemonteser 
Alpen, Rosazza, Monte 
Asinare, Monte Soglio), 
Schweiz (Rigi, Zürich, 
Bremgarten). | 


144 


L. papillosus FRIEND 


L. polyphemus (Fırz.) . 


L. rubellus HoFrrmste. . 


L. terrestris L., Müu. . 


Lumbricidae inc. generis 
(£ N auriculata 
Rosa . 


(Dendrobaena) Wir 
Kuzae. . . 
(Allolobophora ) brrunescens 


BrETSCH. 


(Allolobophora) 


RıIBAUCOURT 


Sa 


(Ennterion) carneum Ir £) 


(Dendrobaena) 
KIA ee: 
(Allolobophora) Clapar dei 

RiBAUCOURT ; 
(Criodrilus) dubiosus ER 


caucasica 


( Oetolasium) Zu 


ÜERLEY . . 

(Allolobophora). 
RiBAUCOURT i 
(Lumbrieus) gigas a De 
(Allolobophora EB ee 
Ups 


(Allurus) maerurus FrıenD 
(Allolobophora) mediter- 
ranea ÖERLEY i 
(Dendrobaena) Nassonovi 

Kurse. 


Giardi 


Glossoscolediden-Lumbrieiden. 


Schweiz (Kanton Wallis), 
Irland (Dublin, Glas- 
nevin, Cork, Valencia, 
Kerry). | 

Süd-Ungarn (Mehadia, 
Herkulesbad), Nieder- 
Oesterreich (Wien*). 

Chatham-Ins., Neuseeland; 

Nikobaren; 

Sibirien(Baikal-See,Lena- 
Mündung), Prov. des 
Schwarzen Meeres, ganz 
Europa; | 

Island, Kanarische Inseln; 

‚Neu-Fundland, Oregon, 

| Kalifornien. 

Ganz Europa; 

| Azoren: 

' Neu-Fundland, Neu-Eng- 

| land, Massachusetts, Il- 

' linois, Mexiko. 


Nieder-Oesterreich (Gu- 
tenstein). 


| 
Transkaukasien(Suchum). 


| 
| 


Schweiz (Hasenberg, Bä- 
retsweil). 


| 
| 


"Frankreich (Paris). 
Frankreich (Paris). 


| 


Kaukasus (Cacik). 

| Schweiz (Bremgarten). 
Ungarn (Alt-Ofen, Zom-, 
| har). 


ı Ungarn(Grafschaft Bihar). 


Frankreich (Paris). | 
Frankreich (Montpellier). 
‚Spanien (Sierra de Mon- 
cayo). | 


Irland (Dublin). 


Balearen. 


ı Transkaukasien (Suchum). 


Peregrin. 


Peregrin. 


' Peregrin. 


Ziwweifelhafte 


| Ziweifelhafte 


Zweifelhafte 


|Zwweifelhafte 


'Zweifelhafte 


' Zwweifelhafte 


Art. 


Art. 


Art. 


Art. 


Art. 


Art. 


Glossoseoleeiden-Lumbrieciden. 145 


(Allolobophora) Nusbaumi 
RiBAUCoOURT . . 


Wallis). 
(Allolobophora)  sulfurica 
RiIBAUCOURT . 2 Schweiz (Heustrich). 
(Lumbrieus) teres AR Die | Frankreich (Montpellier).| Zweifelhafte Art. 


m '80 Schweiz (Mont Geant in 
| 
| 
| 


Geographische Verbreitung: Während das Gebiet der Lumbriceidae, der 
muthmaasslich jüngsten Familie sämmtlicher Oligochaeten, der Typus eines 
Expansionsgebietes ist, weist die jedenfalls ältere Familie der Glossoscolecidae 
ein zersprengtes Gebiet auf. Theils durch jüngere Glieder der Megascoleciden- 
Familie, theils durch die alle übrigen Terricolen unterdrückenden Lumbriciden 
wurden die Gebiete der terricolen Glossoscoleeiden-Abtheilungen voneinander 
getrennt und zum Theil bis auf reliktenartige Ueberreste reduzirt. Nur die 
limnischen Glossoscoleciden-Abtheilungen konnten sich in dem Gebiet jener 
kräftigeren jüngeren, fast ausschliesslich terricolen Oligochaeten halten. Bei 
keiner Abtheilung ist der Unterschied in der Art der Verbr eitung der limnischen 
Formen von der der terricolen auffallender als bei den Glossoscoleeiden. 
Während bei den terricolen Formen derselben die Unterfamilien mehr oder 
weniger eng umgrenzte, niemals über breite Ozeane hinüber greifende Gebiete 
aufweisen — bei ihnen bedingen schon Meeresarme von der verhältnissmässig 
geringen Breite des Kanals von Mosambique scharfe Scheidungen nach 
Gattungen — sind bei den limnischen Formen der Glossoscoleeiden nicht 
nur die Unterfamilien, sondern selbst die meisten Gattungen von Kontinent 
zu Kontinent über breite Ozeane hinüber verbreitet. 


Betrachten wir zunächst die Verbreitung der limnischen Formen, 
also der Gattungen Criodrilus, Alma und Sparganophilus, zusammen die 
an der Wurzel des Systems stehende Unterfamilie Criodrilinae bildend, sowie 
die beiden Gattungen @lyphidrilus und Callidrilus, die ältesten Glieder der 
Unterfamilie Mierochaetinae. Die Gattungen Sparganophilus und Orrodrilus 
kommen sowohl in der neuen wie in der alten Welt vor; ihr Gebiet -über- 
springt den Atlantischen Ozean. Sparganophilus ist die nördlichere Form, 
deren Gebiet Nordamerika von Guatemala und Florida bis Kalifornien und 
Illinois, sowie das nordwestliche Europa (England) umfasst. Oriodrilus ist 
eine südlichere Form; neuweltlich nimmt sie die tropischen Gebiete von 
Brasilien und Paraguay bis Kolumbien ein, altweltlich ein subtropisch- 
gemässigtes Gebiet Eurasiens (Palästina und Syrien, Süd-Russland, Mittel- 
Europa von Italien bis Nord-Deutschland). Die dritte Criodrilinen-Gattung, 
Alma, ist auf das tropische und nördliche subtropische Afrika beschränkt. 
Ihr Gebiet erstreckt sich in den Tropen über den ganzen Kontinent, von 
Deutsch-Ost-Afrika und Schoa bis Ober-Guinea (Lagos); in der östlichen 
Region dringt Alma Nil-abwärts bis in subtropische Regionen, bis an die 
Küste des Mittelmeeres vor; wie weit ihr Gebiet sich südwärts über den 
Aequator hinaus erstreckt ist unbekannt; die südlichste Fundstelle (Bukoba 
am Viktoria-Nyansa) liegt nicht viel mehr als einen Breitengrad südlich vom 
Aequator. Beachtenswerth ist, dass die Gebiete der drei Criodrilinen-Gattungen 
sich gegenseitig ausschliessen, oder vielmehr sich kontinuirlich aneinander 
reihen, ohne ineinander überzugreifen. 

Von den beiden limnischen Microchaetinen-Gattungen ist die eine, 
Callidrilıs, auf das südliche tropisch-subtropische Ost-Afrika beschränkt 
(südliches Deutsch-Ost-Afrika und Mosambique), während das Gebiet der 
anderen, Glyphidrilus, den Indischen Ozean überspringend, sowohl das 


Michaelsen, Geographische Verbreitung der Oligochaeten. 10 


146 Glossoseoleeiden-Lumbrieiden. 


tropische Ost-Afrika (südliches Deutsch-Ost-Afrika), wie das tropische indo- 
malayische Gebiet (Birma, Sumatra, Java, "Flores, Borneo, Celebes) umfasst. 
Käme nicht eine @lyphidrilus- und eine Callidrilus-Art am gleichen Fundort 
in Deutsch-Ost-Afrika vor, so könnte man versucht sein anzunehmen, dass 
auch diese limnischen Gattungen an dem oben für die Criodrilinen fest- 
gestellten Gesetze der gegenseitigen Ausschliessung theilnähmen. 

In eigenthümlicher Beziehung steht die geographische Verbreitung der 
terricolen Abtheilungen der Glossoscoleeiden zu der jener limnischen 
Abtheilungen, von denen sie abgeleitet werden müssen. Es stösst das 
Gebiet der terricolen Abtheilung meist hart an das der entsprechenden 
limnischen Abtheilung, ohne sich — soweit wir bis jetzt wissen — an irgend 
einer Stelle in beträchtlichem Maasse mit ihm zu decken. Während die 
limnische Gattung Sparganophilus in Amerika bis Florida und Guatemala 
südwärts geht, reicht das Gebiet der muthmaasslich aus ihr entsprossenen 
terricolen Unterfamilie Glossoscoleeinae vom tropischen Südamerika bis über 
die südliche Partie Zentralamerikas (nördlichstes endemisches Vorkommniss 
hier in Guatemala) nordwärts. Das Vorkommen der terricolen Unterfamilie 
Hormogastrinae in Tunis, Sicilien, Sardinien, Rom und Toskana schliesst 
sich an das norditalienische Vorkommen der limnischen Gattung Criodrilus 
an. Das Gebiet der terricolen Gattung Aynotus, Madagaskar, ist dem Gebiet 
der limnischen Gattung Callidrilus (von Deutsch-Ost-Afrika bis Mosambique) 
benachbart und schliesslich das Gebiet der terricolen Mierochaetus-Gruppe 
(Kapland-Natal) durch eine tropisch-ostafrikanische Glyphidrilus-Art mit 
dem Gebiet dieser Gattung (ausser dem tropischen Ost-Afrika noch Birma 
und die grossen Sunda-Inseln) in Verbindung gesetzt. Von der Aufstellung 
einer Regel der gegenseitigen Ausschliessung kann hier wohl nicht die Rede 
sein, schon deshalb nicht, weil die verschiedene Lebensweise die betreffenden 
Abtheilungen ausser Konkurrenz setzt; dann aber sind auch die Grenzen des 
(Gebiets der limnischen Formen noch zu unsicher; sind diese Gebiete doch 
meist nur durch sporadische Funde festgelegt — die limnischen Formen 
sind von den Sammlern entschieden vernachlässigt worden —. Vielleicht 
dürfen wir aus diesen Verhältnissen schliessen, dass die betreffenden terricolen 
Formen einst eine weitere Verbreitung besessen haben, dass ihr Gebiet sich 
wenigstens zum Theil mit dem ihrer limnischen Wurzelform deckte. That- 
sächlich machen die (Gebiete der meisten terricolen Glossoscoleciden-Abtheilungen 
ganz den Eindruck von Reduktionsgebieten. Betrachten wir diese Gebiete näher: 

Das Gebiet der fast durchweg terricolen Unterfamilie @lossoscoleeinae 
umfasst das tropische Südamerika, südwärts einerseits bis La Plata, anderer- 
seits bis Peru, nordwärts bis an das Karibische Meer, dazu noch einen Theil 
von Westindien(?) und die südliche Partie Zentralamerikas von Panama bis 
Guatemala. Es stellt sich im Gegensatz zu dem der übrigen terricolen 
Glossoscoleciden-Abtheilungen als ein Expansionsgebiet dar, im Westen und 
Osten durch Ozeane, im Norden und Süden durch andere natürliche, 
klimatische und orographische Scheiden ziemlich genau begrenzt. Die süd- 
liche Grenze bildet der wasserarme Landstrich, der sich von der pazifischen 
Küste Nord-Chiles aus über die Cordilleren hinüber und an ihrer Ostseite 
südwärts bis zur Atlantischen Küste Nord-Patagoniens erstreckt. Im Norden 
ist die Cordillere des schmalen, langgestreckten zentralamerikanischen Land- 
striches als natürliche Grenze anzusehen. Dass eine derartige schmale, 
gebirgige Bahn der Verbreitung von Terricolen nicht günstig ist, wird schon 
durch den entschieden vorwiegenden Quer-Verlauf der vielen, kleinen Flüsse 
bedingt. Dafür spricht auch der Umstand, dass sich gerade in diesem Gebiet 


= 


Glossoseoleeiden-Lumbrieiden. 147 


verhältnissmässig viele Relikte der ältesten und sehr alten Gruppen von 
Megascoleciden, die in dem Gebiet der Glossoscolecinen gänzlich ausgerottet 
scheinen, erhalten konnten, nämlich drei Notiodrilus-Arten und eine Plutellus- 
Art in Guatemala. Dieser Umstand macht es wahrscheinlich, dass der Ponto- 
scolex von Guatemala und Panama wirklich der äusserste vorgeschobene Posten 
seiner Gruppe ist. Eingehendere Forschungen in diesem Gebiet müssen den 
genauen Verlauf der nördlichen Grenze der Glossoscoleeinen noch sicherer 
feststellen. Auch im Westindischen Gebiet ist der Verlauf der Grenze noch 
unbekannt; kennen wir doch von der grossen Insel Cuba überhaupt noch 
keinen Oligochaeten, von vielen kleineren Inseln ebensowenig. Vorkommnisse 
terricoler Glossoscoleecinen sind gemeldet worden von Jamaica, Barbados 
und Trinidad (dazu noch von Jamaica und St. Thomas Vorkommnisse littoraler 
Formen, die für diese Erörterung nicht in Rechnung kommen). Die geringe 
Zahl dieser Vorkommnisse, nur zwei Hesperoscolex-Arten betreffend, von 
denen die eine noch dazu auf den ziemlich weit voneinander entfernten 
Inseln Trinidad und Jamaica zugleich vorkommt, also vielleicht in geringem 
Maasse peregrin ist, lässt Westindien als ziemlich fragwürdigen Besitz der 
terricolen Glossoscoleeinen erscheinen. Vielleicht weisen sich später auch 
jene beiden Arten als peregrin, oder, wie mehrere ihrer nahen Verwandten, 
als theilweise littoral aus. Dazu kommt, dass jene beiden Fundortsangaben 
lediglich auf Notizen aus den Kew gardens beruhen. Es ist also nicht 
einmal der Fundort ganz sicher, viel weniger noch die endemische Natur 
des Vorkommens. 

Dass das eigentliche kontinentale Glossoscolecinen-Gebiet ein Expansions- 
gebiet ist, erhellt auch daraus, dass diese Terricolen-Gruppe hier entschieden 
die Vorherrschaft erlangt und bewahrt hat, kommen von höheren Oligochaeten- 
Gruppen neben ihnen doch nur limnische (Criodrilus) und amphibische 
Formen (Ocnerodrilinae) endemisch vor, Formen, die dureh ihre abweichende 
Lebensweise vor der Konkurrenz der kräftigeren, aber meist rein terricolen 
Glossoscoleeinen geschützt waren. Die Ausbreitung der kräftigeren Glosso- 
scoleeinen ist wohl die Ursache der Zurückdrängung der früher zweifellos 
weiter verbreiteten älteren Megascoleciden - Unterfamilie Acanthodrilinae. 
Soweit die Glossoscoleeinen vordrangen, wurden diese älteren, schwächeren 
Konkurrenten ausgerottet, und da die Glossoscolecinen im Bereich der Tropen 
den südamerikanischen Kontinent von Ozean zu Ozean eroberten, so wurde 
das alte Gebiet der Acanthodrilinen in einen hauptsächlicheren südlichen 
(Chile, Patagonien, Feuerland) und einen mehr reliktenhaften nördlichen 
Ueberrest (Guatemala, Mexiko) zersprengt. 

Die Vertheilung der verschiedenen Gattungen oder Gattungsgruppen 
der Glossoscolecinen über das ganze Gebiet ist nicht gleichmässig; doch 
lässt sich eine scharfe Abgrenzung von Untergebieten nieht vornehmen. Die 
Gruppe der älteren Formen, die sich um die Gattung Hesperoscolex gruppiren 
(Onychochaeta, Hesperoscoler, Diachaeta und Pontoscoler), ist auf den 
nördlichen Theil des Gebietes beschränkt, auf Westindien (nur littorale Formen?), 
die südliche Hälfte Zentralamerikas, Venezuela (?, peregrine Form?) und 
Kolumbien. Die kleine nur eine Art enthaltende Gattung Anteoides kommt 
in Nord-Argentinien und Süd-Bolivien, die ebenso kleine Gattung Opistho- 
drilusim nördlichen Argentinien und in Paraguay vor. Die Gattung Rhino- 
drilus ist in den südlicheren Theilen des Gebietes anscheinend häufiger (in 
Brasilien, Argentinien und Paraguay zusammen 5 Arten), dringt aber nord- 
wärts bis Venezuela (2 Arten) und Kolumbien (1 Art) vor. Sehr beschränkt 
ist das Gebiet der Gattung Andiodrilus; diese Gattung (mit 5 Arten) ist 


10* 


148 Glossoseoleeiden-Lumbrieiden. 


bisher nur in Kolumbien gefunden worden. Das westliche Cordilleren-Gebiet 
ist auch das Hauptquartier der Gattung T’hammnodrilus: diese Gattung ist 
in Kolumbien durch 5 Arten, in Ecuador ebenfalls durch 5 Arten ünd in 
Peru (wenig durchforscht!) durch 1 Art vertreten; ausserdem sind 3 Arten 
in Guayana endemisch und eine einzige in Paraguay. Die Glossoscolex- 
Gruppe schliesslich (Gattungen Glossoscolex, Fimoscolex und Enantiodrilus) 
ist häufiger im südöstlichen Theil des Gebietes (4 Arten in Brasilien, 4 in 
Argentinien, Süd-Bolivien und Paraguay), kommt aber auch weiter nördlich, 
in Kolumbien (2 Arten), vor. 

Das Gebiet der kleinen Unterfamilie Hormogastrinae ist ein typisches 
Relikten-Gebiet. Beide Aormogaster-Arten, aus denen diese Unterfamilie 
besteht, sind in Sardinien endemisch, die eine Art, ZH. Redri Rosa, kommt 
ausserdem in Nord- und Mittel-Italien (Toskana, Rom), auf Sizilien und in 
Tunis vor, ein kleines Gebiet, eingekeilt zwischen der Wüste Nord-Afrikas 
und dem Gebiet der verbreitungskräftigen Familie ZLumbrieidae. Diese 
beiden Hormogastrinen repräsentiren den spärlichen Ueberrest einer früher 
muthmaasslich grösseren und weiter verbreiteten Gruppe, die wohl erst durch 
das Vordringen der Lumbrieiden von Osten und Norden her so stark reduzirt 
wurde. Es wäre eine empfehlenswerthe Aufgabe, einmal das Atlas-Gebiet 
Nord-Afrikas nach etwaigen weiteren Relikten der Unterfamilie Zormogastrinae 
zu durchforschen. 

Auch die Gebiete der terricolen Abtheilungen der Unterfamilie Miero- 
chaetinae sind, wenn nicht gerade Relikten-Gebiete, so doch stark reduzirt. 
Der eine, wahrscheinlich ältere Zweig, die Gattung Aynotus mit 10 Arten, 
ist beschränkt auf Madagaskar, und hier vorherrschend. Nur einige wenige 
Arten der ältesten Megascoleciden-Unterfamilie, der Acanthodrilinen, sind 
hier neben Aynotus endemisch. Die Entstehung der Gattung Kynotıs muss 
in einer Periode erfolgt sein, da Madagaskar noch nicht vom afrikanischen 
Kontinent getrennt war. Später schützte der Meeresarm zwischen dem Fest- 
lande und Madagaskar diese Insel vor dem Eindringen der jüngeren Formen, 
die auf dem tropischen Theil des afrikanischen Kontinentes zu üppiger 
Entwicklung gelangten und hier die terricolen Glossoscoleeiden verdrängten. 
Es giebt wohl kaum eine andere Stelle auf der Erde, wo der Faunen-scheidende 
Charakter des Meeres so prägnant zum Ausdruck kommt, wie hier: Auf der 
einen Seite, auf Madagaskar, lediglich einige uralte Formen von Mega- 
scoleciden und eine der "ältesten Glossoscoleeiden-Gattungen, auf der anderen 
Seite, auf dem Festlande, nur durch einen schmalen, an der engsten Stelle 
kaum 60 geographische Meilen breiten Meeresarm von jener Insel getrennt, 
die jüngsten Formen der Megascoleciden, Zudrilinae und Gattung” Dicho- 
gaster, vorherrschend, von älteren Formen daneben nur einige amphibische 
Ocnerodrilinae und limnische @Glossoscolecidae, die ihrer Lebensweise wegen 
hier nicht in Frage kommen. 

Auch der andere, wohl etwas jüngere Zweig terricoler Glossoscoleciden, 
die Mierochaetus-Gruppe (Gattungen Microchaetus, Geogema und Tritogenia 
mit zusammen 15 Arten) hat vor den jüngeren Formen des tropischen Afrikas 
zurückweichen müssen. Er findet sich jetzt beschränkt auf das südliche 
Afrıka, Kapland und Natal. Wie der madagassische Zweig, so theilt auch 
dieser südafrikanische Glossoscoleciden- Zweig. sein Gebiet lediglich mit den 
ältesten und alten Megascoleciden-Formen der Unterfamilie Acanthodrilinae. 
Wie jene madagassische Terricolen-Fauna ihre Erhaltung dem schützenden 
Meeresarme, so verdankt diese kapländische Fauna ihre Erhaltung zweifellos 
der Wasserarmuth des Landstriches nördlich vom Kaplande, der Kalahari-Wüste 


“ A 


Glossoseoleciden-Lumbrieiden. 149 


und den sich daran anschliessenden wasserarmen Gebieten. Die klimatischen 
Verhältnisse dieses Landstriches sagten offenbar den kräftigen afrikanischen 
Tropenformen nicht zu und verhinderten ihr weiteres Vordringen gegen Süden. 
(Hierzu Karte IX.) 

Es ist schliesslich noch die geographische Verbreitung der jüngsten 
Oligochaeten-Familie, der Lumbrieidae, zu erörtern. Die Lumbrieiden sind 
meist rein terricol, einzelne Arten aber amphibisch, ohne in ihren Verbreitungs- 
verhältnissen sich von jenen terricolen auffallend zu unterscheiden. Eine 
Ausnahme bildet vielleicht die Gattung Ziseniella mit der einzigen, in viele 
Formen von zweifelhafter systematischer Bedeutung zerfallenden Art # tetraedra 
(Sav.). Es wäre möglich, dass diese Art ihre weite Verbreitung nicht oder 
nur zum Theil der Verschleppung durch den Menschen verdankt, dass ihr 
weites Gebiet lediglich oder. hauptsächlich ihrer limnischen Lebensweise 
zuzuschreiben ist. 

Das Gebiet endemischer Lumbriciden ist ungemein lang gestreckt und, 
wenigstens in seinem eingehend durchforschten Theile (Europa), verhältniss- 
mässig schmal. Im Osten beginnend, finden wir endemische Lumbriciden 
zunächst in Japan (1 Art); die nächste Station bildet das Gebiet des Baikal- 
Sees (ebenfalls nur 1 Art); daran schliesst sich das Gebirgsland Mittel- 
Turkestans mit 4 Arten und die Persischen Provinzen Chusistan und 
Farsistan (am Nordostwinkel des persischen Golfs) mit einer gemeinsamen 
Art. Dieser Theil des Gebietes ist, wie die spärlichen und räumlich weit 
getrennten Funde endemischer Arten zeigen, nur schwach durchforscht. Jene 
Funde reihen sich zwar zu einer einheitlichen ost-westlichen Bahn aneinander, 
über die Breite dieser Bahn, über ihre Süd- und Nordgrenze, fehlt uns jedoch 


jegliche Kenntuiss. Besser bekannt ist der westlich sich anschliessende 


Theil des Lumbrieiden-Gebietes. Eine grössere Anzahl endemischer Formen 
finden wir zunächst in Transkaukasien (8 Arten), in Syrien und Palästina 
(5 Arten) und im südlichen Theil des europäischen Russlands (4 Arten); 
auch von Kleinasien ist eine endemische Art bekannt; die nördlichsten 
Punkte in diesem Theil des Gebietes sind Irgizla im nördlichen Orenburg- 
Gouvernement und Charkow. Mit zahlreichen Arten schliessen sich dann 
westlich die Länder Süd-Europas an, Rumänien (nördlichstes Vorkommniss: 
Jassy) und Bulgarien, Siebenbürgen und Süd-Ungarn, die Balkan-Halbinsel, 
Oesterreich und die Alpenländer mit dem südlichsten Deutschland (nörd- 
lichstes bekanntes endemisches Vorkommniss: Urach in Württemberg), Italien 
mit Sardinien, Frankreich nordwärts bis Paris, Spanien mit den Balearen 
und Portugal. Nördlich von dieser Linie sind keine sicheren endemischen 
Lumbrieiden-Vorkommnisse bekannt: Arten, die früher als in dem nörd- 
licheren Gebiet endemisch angesehen werden konnten, wie Helodrilus 
limicola (Mıcausn.) und FH. oculatus HorrmsTR. sind später auch in 
jenem südlicheren Gebiet nachgewiesen worden. Eine Ausnahme scheint 
nur H. (Dendrobaena) norvegieus (Eisen) zu machen, eine Form, die in 
Norwegen weit verbreitet ist, ausserhalb Norwegens aber bisher nicht auf- 
gefunden wurde, die hier also endemisch erscheint. Wie ich andernorts ') 
nachgewiesen, ist aber die artliche Selbständigkeit dieser Form nicht sicher; 
der einzige wesentliche Unterschied zwischen A. norvegieus und dem ihm 
jedenfalls” sehr nahe stehenden peregrinen A. ceonstrietus (Rosa) ist nicht 
eigentlich ein Art-Unterschied, wenngleich er sogar zur Sonderung von 
Untergattungen benutzt wurde; wahrscheinlich ist A. norvegieus nur eine 


1) W. MicHaerLsen: Die Lumbrieiden-Fauna Norwegens und ihre Beziehungen; 
n: Verh. Ver. Hamburg, 3 Folge Bd. IX, 1902, p. 5. 


150 (+lossoseolediden-Lumbrieiden. 


lokal beschränkte Rückschlagsform des peregrinen A. constrietus. Jedenfalls 
kann dieses einzelne, noch dazu in seiner systematischen Werthigkeit zweifel- 
hafte Vorkommniss angesichts der zahlreichen Vorkommnisse endemischer 
Lumbriciden im Süd-Gebiete die Begrenzung des eigentlichen Gebietes dieser 
Familie nicht modifiziren. Ob auch der Nordrand Afrikas zum eigentlichen 
(ebiet der Lumbrieiden gerechnet werden muss, lässt sich zur Zeit nicht 
sicher entscheiden. Die beiden Arten, die, soweit bekannt, hier möglicher- 
weise endemisch sind, AHelodrilus jassyensis var. orientalis (MıcHusn.) von 
Unter-Aegypten und A. Festae (Rosa) von Tunis, sind auch ausserhalb 
Afrikas in benachbarten Gegenden des oben skizzirten Gebietes gefunden 
worden, der erstere in Palästina, der letztere in Sardinien; es ist also nicht 
ausgeschlossen, dass es sich bei diesen afrikanischen Vorkommnissen doch um 
Einschleppungsfälle handelt. Von West-Europa springt das Lumbrieiden- 
(Gebiet nach Madeira über (zwei anscheinend endemische Arten, eine bisher 
nur auf Madeira, eine zugleich in Portugal gefunden) und von hier aus über 
die ganze Breite des Atlantischen Ozeans nach dem Nordamerikanischen 
Kontinent, in dessen Oststaaten (Florida, Georgia, Nord-Carolina, New Jersey, 


Pennsylvanien und Neu-England')) 5 endemische Arten — z. Th. zweien 
oder dreien der aufgeführten Staaten gemeinsam — nachgewiesen sind. In 


den mittleren Gebieten Nordamerikas scheinen keine Lumbrieiden endemisch 
zu sein, sicher jedenfalls nicht in den gut durchforschten westlichen Staaten 
am Pazifischen Ozean. 

Im Ganzen betrachtet bildet demnach das Gebiet, in dem Lumbrieiden 
endemisch vorkommen, eine schmale Bahn, die sich von Japan über Süd- 
Sibirien und Turkestan quer durch Asien hindurchzieht, in Persien und Palästina 
an die Randmeere des Indischen Ozeans stösst, und dann über Süd-Europa 
(und den Nordrand Afrikas?) bis an den Atlantischen Ozean geht, um 
schliesslich, diesen überspringend, in den Oststaaten Nordamerikas sein Ende 
zu finden. Die Südgrenze dieses Gebietes ist meist durchaus natürlich; sie 
wird hauptsächlich wohl von den wasserarmen oder ganz wasserlosen Land- 
strichen der Mongolei, Turkestans und Persiens (sowie Arabiens?), weiter 
westlich durch das Mittelmeer oder, falls Nord-Afrika in das Gebiet ein- 
gerechnet werden muss, die Wüsten Nord-Afrikas gebildet; für den nord- 
amerikanischen Theil des Gebietes ist eine natürliche Grenze anscheinend 
nicht vorhanden, es müsste sich denn herausstellen, dass die mittleren Gebiete 
Nordamerikas mit an das Gebiet anzureihen sind, und dass also die Cordilleren 
eine natürliche Grenze desselben bilden. 

Eine eigene Bewandniss scheint es mit der Nordgrenze des Gebietes 
endemischer Lumbriciden zu haben. Diese Nordgrenze erscheint durchaus 
unnatürlich, läuft sie doch quer durch homogene Gebiete hindurch, weder 
durch das Meer noch durch Wüstenstrecken noch durch hohe Gebirgszüge 
markirt; auch die Konkurrenz anderer Formengruppen kann hier nicht als 
Ursache einer (Gebietsbeschränkung in Frage kommen; denn nordwärts von 
dieser Grenze kommen auch keine terricolen Oligochaeten der anderen 
höheren Familien endemisch vor. Nord-Europa besitzt überhaupt keine 
endemischen Regenwürmer, sondern nur peregrine. Wie wir weiter unten 
bei der Erörterung der „Gebiete ohne endemische Terricolen“ sehen werden, 
ist höchst wahrscheinlich die Vereisung der nördlicheren Gebiete während 
der Eiszeit als die Ursache dieser Beschränkung des gemässigt-eurasischen 
Lumbrieiden-Gebietes anzusehen. (Hierzu Karte X.) 

'!) Die genaue Position des „Mount Lebanon in Neu-England [Eısex]“* ist mir 
nicht bekannt. 


Oligochaeten-Faunen der einzelnen Gebiete. 151 


Die Oligochaeten-Faunen der einzelnen Gebiete. 


Es ist vielfach der Versuch gemacht worden, die Erde in allgemeine 
Thiergebiete zu theilen. Betrachtet man die Resultate dieser Versuche 
angesichts der im vorigen Abschnitt festgestellten Verbreitung der Oligochaeten, 
so findet man, dass nicht ein einziger jener Versuche einer graphischen 
Darstellung der Oligochaeten- Verbreitung zu Grunde gelegt werden kann. 
In welcher Thiergruppe finden wir z. B., wie bei den terricolen Oligochaeten, 
einen so scharf ausgesprochenen Gegensatz zwischen Neu-Guinea "und dem 
australischen Kontinent bei gleichzeitigem engen Anschluss Ceylons an diesen 
letzteren? Die Oligochaeten verlangen eine eigene Gebietseintheilung der 
Erde, die nur für sie gültig ist und nicht verallgemeinert oder auf die 
Verbreitung anderer Gruppen angewandt werden kann. 

Die Gebietseintheilung muss sogar noch weiter spezialisirt 
werden. So einheitlich in systematischer Beziehung die Gruppe der Oligo- 
chaeten ist, so different ist sie in biologischer Beziehung, und diesen biologischen 
Verhältnissen entspricht, wie oben genugsam erörtert, eine ganz spezielle Art 
der Verbreitung. Jede einzelne biologise he Gruppe — wir können deren 
hauptsächlich drei unterscheiden, nämlich die terricole, die limnische und 
die marin-littorale — weist ein durchaus charakteristisches Verbreitungs- 
System auf. Diese Systeme sind aber so verschiedenartig, dass eine Kombinirung 
derselben, also eine einheitliche Behandlung der Oligochaeten -Verbreitung, 
ein ganz unklares, unübersichtliches Bild ergeben würde, eine Wirrniss von 
übereinander weg laufenden Verbreitungsbahnen und -grenzen. 

Es könnte die Frage aufgeworfen werden, ob vielleicht einheitliche 
Gebietseintheilungen erreicht werden können, wenn man das ganze Thier- 
reich nach biologischen Verhältnissen, nach den oleichartigen Aus- 
breitungsweisen, in wenige Gruppen sonderte, wenn man 2. B. die V erbreitungs- 
gebiete sämmtlicher limnischen Thiere gemeinsam behandelte. Es fanden ja 
alle in biologischer Hinsicht verwandte Thiergruppen die gleichen Verbreitungs- 
möglichkeiten, die gleichen Verbreitungsbahnen und die gleichen Verbreitungs- 
schranken vor. Auch diese Methode würde zu keinem Resultat führen, denn 
es kommen für die Ausbreitung noch Momente ganz spezieller Natur hinzu, 
die stets nur für die systematisch eng begrenzte Gruppe maassgebend sind. 

Wir sehen an verschiedenen Beispielen, dass die Ausbreitungs- 
fähigkeit einer bestimmten Gruppe in verschiedenen Perioden sehr 
verschieden gewesen ist. Die Gattung Notiodrilus z. B. muss in längst 
vergangener Erdperiode eine ungemein starke Ausbreitungsfähigkeit besessen 
haben, “überschwemmte sie doch fast die ganze Erde; jetzt behauptet sie sich 
in spärlichen Relikten mühsam an einzelnen weit verstreuten, durch lokale 
Verhältnisse besonders gut geschützten Punkten. Andere Gruppen, so die 
Lumbrieiden, weisen dagegen i in der Jetztzeit eine hervorragende Ausbreitungs- 
fähigkeit auf, nachdem” sie vielleicht lange Zeit in beschränktem Gebiet ein 
wenig aggressives Dasein geführt haben. Es geht die Ausbreitung der Thier- 
familien nach ähnlichen Gesetzen vor sich, wie die der Völkerfamilien. Die 
Araber sassen seit erdenklichen Zeiten in dem beschränkten Gebiet ihrer 
Urheimath, bis plötzlich ein starker Impuls sie veranlasst, sich auszubreiten; 
sie überschwemmen die benachbarten Gebiete, alle ihnen entgegenstehenden 
schwächeren Völker unterjochend; sie durchziehen westwärts das ganze nörd- 
liche Afrika, bis ihnen der unüberschreitbare Atlantische Ozean und in anderer 
Richtung ein „Karl Martell“ halt gebietet. Der Impuls lässt nach. Andere 
Völkerfamilien werden von der Ausbreitungslust ergriffen. Der Türke raubt 


152 Oligochaeten-Faunen der einzelnen Gebiete. 


dem Araber .die Herrschaft. Der Europäer, lange Zeit fast ganz auf die 
Defensive beschränkt, dringt in die afrikanischen Mittelmeer-Länder ein, und 
nicht lange wird es dauern, . bis dieses ganze Gebiet von Aegypten bis Marokko 
unter der Oberherrschaft europäischer Staaten steht. So wechselt auch die 
Ausbreitungskraft bei den Thierfamilien. Eine bestimmte Thiergruppe benutzt 
eine ihr dargebotene Verbreitungsbahn nur dann, wenn sie gerade in einer 
Periode der Ausbreitungskraft begriffen ist. Es werden also von den vielen 
im Laufe der Erdgeschichte "aufeinander folgenden Ausbreitungs- 
möglichkeiten nur ein Theil von ihr benutzt, und, was für unsere 
Erörterung bedeutsam ist, verschiedene Thiergruppen benutzen nicht 
immer dieselben Ausbreitungsmöglichkeiten, sondern die einen diese, 
die anderen jene, wenngleich sie ihnen sämmtlich offen standen. Die Ver- 
schiedenheit in der Benutzung der Ausbreitungsmöglichkeit wächst noch, wenn 
die zugänglich gemachten Gebiete bereits von Thieren der gleichen Gruppe 
bewohnt sind, wenn also eine Konkurrenz zu überwinden ist. Dass ein solcher 
Konkurrenzkampf unter verschiedenen Gliedern der gleichen Gruppe thatsächlieh 
vorkommt, ist oben nachgewiesen worden. Es ist aber einleuchtend, dass 
die Chancen eines derartigen Konkurrenzkampfes bei verschiedenen 
Thiergruppen sehr vers chieden sein können. Wird z. B. durch eine 
neue Landbrücke eine Verbindung zwischen zwei Gebieten geschaffen, so mögen 
gewisse Oligochaeten des a- -Gebietes in dem neu zugänglich gemachten 
B- (Gebiet starke Konkurrenten vorfinden, die ihnen das Eindringen unmöglich 
machen; während andere Thiergruppen des a-Gebietes, etwa Landmollusken, 
eine solche unüberwindliche Konkurrenz nicht vorfinden und, die Ausbreitungs- 
möglichkeit benutzend, das B-Gebiet überschwemmen. Man kann also annehmen, 
dass das Gesammtresultat, wie es in der Gebietseintheilung zum Ausdruck 
kommt, bei verschiedenen Thiergruppen, selbst wenn sie der gleichen biologischen 
Gruppe angehören, ein sehr verschiedenes sein muss, dass also eine einheit- 
liche Kintheilung der Erde in charakteristische Thiergebiete von 
vornherein ausgeschlossen ist. 

Partielle Uebereinstimmungen in der Begrenzung der Gebiete 
verschiedener Thiergruppen werden selbstverständlich vielfach auftreten, und 
diese sind es, die bis zu einem gewissen Grade eine allgemeine Faunen- 
Eintheilung zulassen. Es muss aber ausgesprochen werden, dass eine prinzipielle 
Verallgemeinerung unzulässig ist. Es darf nicht ausser Acht gelassen werden, 
dass diese sog. allgemeinen "Thiergebiete nur auf Basis einer grösseren oder 
geringeren Zahl von Thiergruppen bestehen können, dass im günstigsten Falle 
die Majorität der Thiergruppen ausschlaggebend war. Es liegt bei Konstruirung 
solcher allgemeinen Thiergebiete die Gefahr nahe, dass "die höheren, auf- 
fallenderen "und die Mehrzahl der Beobachter besonders interessirenden Thier- 
gruppen, zumal die Säugethiere und Vögel, a stärkere Berücksichtigung 
erfahren, als die unscheinbaren niederen Thiere. Eine derartige Bevorzugung 
mag für ästhetische Betrachtungen berechtigt sein; die wissenschaftliche 
Thier seographie verlangt eine oleichmässige "Ber ücksiehtigung sämmtlicher 
Thiergruppen, soweit sie geeignetes Material zur Gebietssonderung darbieten. 
Für die Oligochaeten muss ich entschieden eine derartige Berücksichtigung 
bei allgemein zoogeographischen Erörterungen beanspruchen. 

Für dieSonderung der Oligochaeten-Gebiete und ihre Charak- 
terisirung können nicht sämmtliehe Oligochaeten-Gruppen gleich- 
mässig verwandt werden. Es ist einleuchtend, dass eine annähernd oder 
vielleicht vollkommen kosmopolitische Familie, wie etwa die Aeolosomatidae 
und Naididae, nicht für eine derartige Sonderung taugt. Es kommen hierfür 


P 
i 
\ 


Gebiete d. limnisch. u. d. littoral. Oligoch. 153 


zunächst die jüngeren und jüngsten Gruppen mit Expansionsgebieten in Betracht, 
aber doch nicht ausschliesslich. Sie mögen als die positiven Faktoren 
der Gebietssonderung bezeichnet werden. Ihnen gegenüber stehen die 
negativen Faktoren, die Reduktionsformen mit ihren charakteristischen 
Reduktionsgebieten, jenen grösseren und kleineren Gebieten, die den Expansions- 
formen verschlossen blieben. 


Gebiete der limnischen und der littoralen 
Oligochaeten. 


Die terricolen Formen bilden die Hauptmasse der ganzen Ordnung 
Oligochaeta, gegen die die anderen biologischen Abtheilungen weit zurück- 
treten. Wohl zeigen auch die limnischen und die littoralen Oli igochaeten 
zum Theil recht charakteristische Züge in ihrer Verbreitung; doch 
hat eine Gliederung der Erde nach Charakter-Formen dieser beiden biologischen 
Abtheilungen zur Zeit wenigstens keinen Sinn, da allzu grosse Gebiete in 
Bezug auf diese Formen noch ganz unbekannt sind. Was über jene charak- 
teristischen Züge in der Verbreitung dieser Abtheilungen zu sagen ist, ist 
bei der Erörterung der einzelnen Oligochaeten-Gruppen genugsam zum Aus- 
druck gekommen. Ich weise deshalb an dieser Stelle nur auf jene Erörterungen 
hin. Für die limnische Abtheilung kommt die geographische Verbreitung 
folgender Gruppen in Betracht: Fam. Phreodrilidae, Fam. Tubifieidae, Fam. 
Lumbrieulidae, Fam. Haplotasxıdae, Unterfam. Oenerodrtilinae part. und 
Fam. @lossoscolecidae part. (Gattungen Callidrilus und Glyphidrilus der 
Unterfam. @lossoscolecinae und Unterfam. Oriodrilinae). Für die littorale 
Abtheilung kommt die geographische Verbreitung folgender Gruppen in 
Betracht: littorale Gruppe der Fam. Enchytraeidae, Fam. Megascolecidae 
part. (hospitirend littorale Gruppe der Gattung Notiodrilus der Unterfam. 
Acanthodrilinae, Gattung Pontodrilus der Unterfam. Megascoleeinae) und 
Fam. @lossoscolecidae part. (Diachaeta-Gruppe). ; 


Gebiete der terricolen Oligochaeten. 


Unter den niederen Familien von den Haplotaxiden abwärts 
finden sich terricole Formen nur bei den Enchytraeiden. Wenngleich einzelne 
Gattungen derselben fast rein terricol sind, so die grosse Gattung Friderieia, 
die ausser terricolen Formen nur noch einige amphibische aufweist, so ähnelt 
ihre Verbreitung doch sehr der der ihr nahestehenden limnischen Familien, 
der Phreodriliden, Tubificiden und Lumbrieuliden, insofern sie geschlossen 
zonal, und zwar nördlich gemässigt und arktisch eircumpolar ist. Es ist eine 
Verbreitung, die anscheinend nur durch allgemeine Klima-Verhältnisse 
beschränkt ist, und die vielleicht schon länest zu einer kosmopolitischen 
geworden wäre, wenn das Klima oder andere Lebensverhältnisse der Tropen 
keine Verbreitungsschranke für diese Thiere wären, wie es nach unseren 
allerdings noch sehr lückenhaften jetzigen Kenntnissen der Fall zu sein 
scheint. Da endemische Vorkommnisse terricoler Enchytraeiden bis jetzt aus 
den Tropen nicht gemeldet sind, so dürfen wir doch wohl annehmen, dass 
sie hier wenigstens nicht so allgemein vorkommen, wie in den nördlicheren 
Gebieten, wenn sie nicht etwa ganz fehlen. Für die Charakterisirung der 
Gebiete terricoler Oligochaeten können die Enchytraeiden nicht weiter m 
Betracht kommen, da in der Verbreitung dieser phylogenetisch verhältniss- 
mässig alten Gruppe speziellere erdgeschichtliche Umstände nicht mehr zum 


Gebiete d. terricolen Oligochaeten. 


154 


Meridian O v Greenwich 
— 


en ee Gr a u 2 u Zu 


x, 


Gebiete 
endemischer Terricolen. 


. Nordamerikanisches T.-G. 

. Westindisch-zentralamerikanisches T.-G. 
. Tropisch-südamerikanisches T.-G. 

. Chilenisch-magalhaensisches T.-G. 

. Gemässigt-eurasisches T.-G. 

. Tnoy . 

. Südafrikanisches T.-G. 
. Madagassisches T.-G. 


h-afrikanisches T.-G. 


Vorderindisches T.-G. 
Ceylonisches T.-G. 


XT. Indo-malayisches T.-G. 
XII. Australisches T.-G. 
XIII. Neuseeländisches T. G. 
7— Tyrrhenisches Sondergebiet. 
o — Seychellen-Sondergebiet. 
»— Neu-Kaledonien-Sondergebiet. 
y, = Chatham-Ins.-Sondergebiet. 
v.—= Malayisch-südindisches Sondergebiet. 
«= West-zentralaustralisches Sondergebiet. 


«— Sondergebiet mit australischer Beziehung. 


= Sondergebiete mit gemässigt-eurasischer Bezieh. 
G,G‘,J, = FestländischeGebiete ohneendem.Terricolen. 
O = Ozeanische Inseln ohne endemische Terricolen. 
6 — Wüsten-Gebiete ohne(?) endemische Terricolen. 
2 2} @ebiete inniger Beziehung verbindend. 
Sichere Grenzen derGebiete endemischer 
— — — Fragliche/f Terricolen. i f 
—.—. Sichere \Grenzen von Sondergebieten 
Eurennnmmnnenn Fraglichef endemischer Terricolen. 


Gebiete d. terrieolen Oligochaeten. 155 


Ausdruck kommen. Es kommen hier nur die höheren Familien Monili- 
gastridae, Megascolecidae, mit Ausnahme der Unterfam. Ocnerodrilinae, 
(lossoscolecidae mit Ausnahme der Unterfam. Criodrilinae und der Gattungen 
Callidrilus und Glyphidrilus, und Lumbrieidae zur Berücksichtigung. 

I. Nordamerikanisches Terricolen-Gebiet. Dieses Gebiet ist durch eine 
einzige Expansionsform, die Diplocardinen-Gattung Diplocardia charak- 
terisirt, die in 8 Arten sowohl den Osten (Nord-Carolina, Georgia, Florida) 
wie die mittlere Region (Illinois, Nebraska) und den Westen (Nordregion von 
Nieder-Kalifornien) dieses Gebietes einnimmt. Die nördliche Grenze des 
(sebietes ist unbekannt. Die nördlichsten bekannten endemischen Terricolen- 
Vorkommnisse finden sich auf Queen-Charlotte-Island, in Nebraska und den 
Neu-England-Staaten. Dass sich das Gebiet nordwärts noch beträchtlich 
weit über diese Punkte hinaus erstreckt, ist mir unwahrscheinlich. Ich vermuthe, 
dass sich Nordamerika in dieser Hinsicht ähnlich verhalte wie Europa, dessen 
endemische Terricolen-Fauna durch die eiszeitlichen Eismassen ausgerottet 
ist, und dass sich hier zur Zeit nur peregrine, in jüngerer Zeit aus den 
südlicheren Gebieten eingewanderte Formen finden lassen. Die südliche 
(Grenze des nordamerikanischen Terricolen-Gebietes ist nicht scharf ausgeprägt. 
Im Bereich Mexikos’ geht es allmählich in das ihm ziemlich nahe verwandte 
westindisch-zentralamerikanische Terricolen-Gebiet über, in dem sich 
der südlichste Vorposten der typisch-nordamerikanischen Gattung Diplocardia 
(D. Koebelei (Eıszs) von Morelos bei Mexiko) findet, und das auch die 
Heimath der zweiten Diplocardinen-Gattung, Zapoteeia, und eines Theils der 
nahe ‚verwandten Unterfamilie Trigastrinae (Gattung Trigaster und ein 
Theil der Gattung Dichogaster) ist, also in ziemlich inniger Beziehung zum 
nordamerikanischen Gebiet steht. Ich ziehe die Grenzlinie zwischen dem 
westindisch-zentralamerikanischen und dem nordamerikanischen Gebiet derart, 
dass sie von der nördlichen Region Nieder-Kaliforniens südostwärts nach 
dem Golf von Mexiko hingeht, wenngleich diese Grenzlinie den südlichsten 
Vorposten der Gattung Diplocardia von seinen Gattungsgenossen trennt. 
Es ist das eine für das nordamerikanische Gebiet negative Begrenzung, positiv 
nur für die Charakterformen des westindisch-zentralamerikanischen Gebietes. 

Das nordamerikanische Gebiet ist nur homogen, soweit die Gattung 
Diplocardıa in Betracht kommt. Diese Gattung ist aber nicht alleinherrschend. 
In den östlichen Staaten kommen neben ihr einige endemische Lumbrieiden- 
Arten der Gattungen Eisenia (2 Arten) und Helodrilus (Subgen. Dimastus) 
(3 Arten) vor, die sich an die gemässigt-eurasische Terricolen-Fauna 
anschliessen. Wie diese östliche Beimischung zur nordamerikanischen Terricolen- 
Fauna eine Beziehung nach Osten über den Atlantischen Ozean hinüber 
darstellt, so bildet eine hauptsächlich in den Weststaaten auftretende Bei- 
mischung eine Beziehung südwestwärts über den Pazifischen Ozean hinüber 
nach dem australischen Terricolen-Gebiet. Es sind das einige Arten der 
in Australien in grosser Artenzahl auftretenden ältesten Megascolecinen- 
Gattungen Plutellus (3 Arten) und Notoscolexr (1 Art).. Während diese 
Megascoleeinen meist das westliche Cordilleren-Gebiet (Queen -Charlotte- 
Insel, Kalifornien) bewohnen, soll doch eine derselben, Plutellus heteroporus 
E. PERrR., ziemlich weit ostwärts gefunden worden sein, nämlich in Pennsylvanien; 
diese aus dem Jahre 1873 stammende Fundortsangabe, die mir etwas zweifelhaft 
erscheinen will, ohne dass ich einen direkten Verdacht aussprechen könnte, 
hat bis jetzt keine Bestätigung gefunden. 

Il. Westindisch-zentralamerikanisches Gebiet. Dieses (rebiet besteht aus 
einem kontinentalen und einem insularen Theil. Der kontinentale 


156 (Gebiete d. terrreolen Oligochaeten. 


Theil umfasst Zentralamerika mit Ausschluss des südlichsten, zu Kolumbien 
gehörigen Theiles und vielleicht auch noch einzelner der sich daran anschliessenden 
Republiken, und mit Einschluss des südlichen und mittleren Mexiko bis zu 
der beim vorstehenden Gebiet geschilderten Linie, die sich vom Golf von Mexiko 
nordwestwärts bis zur nördlichen Region Nieder-Kaliforniens hinzieht. Der 
insulare Theil umfasst die grossen Antillen und einen sich daran anschliessenden 
Theil der kleinen Antillen, mindestens St. Thomas; ob noch weitere der kleinen 
Antillen dazu zu rechnen sind, ist nicht sicher zu entscheiden, da von denselben 
keine für eines der aneinander stossenden Gebiete allein typische Formen 
bekannt sind. Um eine vorläufige(!) Entscheidung zu treffen, ziehe ich die 
Grenzlinie zwischen dem westindisch-zentralamerikanischen und dem tropisch- 
südamerikanischen Terricolen-Gebiet derart, dass sie einerseits zwischen Grenada 
und Tabago-Trinidad, andererseits zwischen Nicaragua und Costarica verläuft. 

Als Charakterformen der westindisch-zentralamerikanischen Terricolen- 
Fauna sehe ich einen Theil derVerwandtschaftsreihe Diplocardinae- Trigastriinae 
(Diplocardia-Zapotecia-Trigaster-Dichogaster) an. Wie wir oben gesehen 
haben, ist Diplocardia eine typisch-nordamerikanische Gattung. Eine einzige 
Art dieser Gattung findet sich auch in dem nördlichen kontinentalen Theil 
des westindisch-zentralamerikanischen Gebietes, in der Nähe der Stadt Mexiko. 
Besonders charakteristisch für dieses Gebiet und lediglich in diesem Gebiet 
angetroffen sind die beiden vermittelnden Gattungen Zapoteceia und Trigaster 
(je 2 Arten, je eine auf dem kontinentalen und je eine auf dem insularen 
Theil — Haiti und St. Thomas —). Auch die Gattung Dichogaster, die das 
andere, höhere Ende jener muthmaasslichen Verwandtschaftsreihe bildet, ist 
durch mehrere (9) Arten in diesem Gebiet vertreten (4 von Mexiko, 1 von 
Guatemala, 2 von Jamaika und 2 von Haiti). Das Hauptquartier der Gattung 
Diehogaster ist das tropisch-afrikanische Gebiet. Soweit diese Verwandtschafts- 
reihe in Betracht kommt, bildet das westindisch-zentralamerikanische Gebiet 
also eine Vermittelung zwischen dem nordamerikanischen und dem 
tropisch-afrikanischen Gebiet. 

Es ist zur Zeit fraglich, ob auch eine Beziehung zwischen den Terricolen- 
Faunen des zentralamerikanisch-westindischen und des tropisch-süd- 
amerikanischen Gebietes besteht. Es sind verschiedene terricole Vor- 
kommnisse der für dieses letztere Gebiet charakteristischen @lossoscoleeinae 
aus Westindien gemeldet worden — 2 Hesperoscolex-Arten, eine Pontoscoler- 
und eine Onychochaeta-Art —; aber die Fundangaben für dieselben beruhen 
fast sämmtlich auf Notizen aus Botanischen Gärten (Kew gardens und Botanischer 
Garten zu Hamburg), sind also unsicher. Dazu kommt, dass drei dieser 
Arten, wenn man alle, auch die verdächtigen, Fundangaben gelten lassen 
will, in geringem Maasse peregrin sind (Hesperoscolex hesperidum (BEDD.) 
zugleich von Trinidad und Jamaika, Onychochaeta Windlei (BEpv.) zugleich 
von den Bermudas, von Haiti und Venezuela, Pontoscolex insignis (KınB.) 
zugleich von Guatemala und Panama). Es bleibt demnach nur eine einzige 
Art, die (nach unsicherer Fundortsangabe) als endemisch im westindischen 
Terricolen-Gebiet angesehen werden könnte, nämlich Hesperoseolex barbadensis 
(Bzpn.)) von Barbados; die übrigen drei Terrieolen kommen zugleich auch 
im nördlichen Theil des tropisch-südamerikanischen Gebietes vor und mögen 
von diesem aus in das zentralamerikanisch-westindische Gebiet eingewandert 


oder eingeschleppt sein. Erwähnt mag noch werden, dass auch einige littorale - 


Glossoscolecinen in Westindien vorkommen, nämlich zwei Diachaeta-Arten und 
eine Pontoscolex-Art. Dieselben können wegen ihrer abweichenden Lebensweise 
für die Charakterisirung der Terricolen-Gebiete nicht in Betracht kommen. 


2 u ee ee + re ieh 


Gebiete d. terrieolen Oligochaeten. 157 


Schliesslich sind vom kontinentalen Theil dieses Gebietes noch einige 
reliktenartige Vorkommnisse zu erwähnen. Eine Pflutellus-Art von 
Guatemala schliesst sich an die Vorkommnisse dieser Gattung in Nordamerika 
an (Beziehung zu Australien). Einige Notiodrilus-Arten (1 vom westlichen 
Mexiko, 3 von Guatemala) bilden eine kleine Relikten-Kolonie dieser früher 
allgemeiner verbreiteten, jetzt zersprengten Gattung. Diese Funde schliessen 
sich wohl am nächsten an die Vorkommnisse im Cordilleren-Gebiet des süd- 
lichsten Südamerika — Chile, Patagonien und Feuerland — an. Im dazwischen- 
liegenden tropisch-südamerikanischen Gebiet scheint die Gattung Notiodrilus, 
wohl in Folge der vernichtenden Konkurrenz der jüngeren Glossoscoleeinen, 
vollständig ausgerottet zu sein. 

Ill. Tropisch-südamerikanisches Gebiet. Dieses Gebiet, im Norden noch 
einen Theil Zentralamerikas (Nord-Kolumbien, Costarica) und der Kleinen 
Antillen (Trinidad, Tabago) mit umfassend (siehe oben!), ist im Süden durch 
jenen Strich regenlosen oder regenarmen Landes begrenzt, der sich in der 
nördlichsten Region Chiles vom Pazifischen Ozean landeinwärts erstreckt und 
dann an der Ostseite der Cordilleren entlang gerade nach Süden geht, bis 
er in Patagonien die Atlantische Küste erreicht. 

Die Charakterformen dieses (Gebietes sind die terricolen Formen 
der Glossoscoleciden-Unterfamilie @Glossoscoleeinae (ca. 40 Arten). Diese 
beherrschen das ganze Gebiet. Wie wir im vorigen Abschnitt gesehen haben, 
gehen die terrieolen Glossoseoleeinen nordwärts jedenfalls nur in geringem 
Maasse über die Grenze dieses Gebietes hinaus (fragliche Hesperoscolex- und 
Onychochaeta - Vorkommnisse Westindiens und Pontoseolea insignis von 
Kolumbien bis Guatemala); ihre südliche Grenze fällt genau mit der dieses 
Gebietes zusammen. 

Da die verwandtschaftlichen Beziehungen der herrschenden Unterfam. 
Glossoscolecinae zu den anderen terricolen Glossoscoleciden durch limnische 
Gruppen vermittelt wird, so kann von einer direkten Beziehung zwischen 
den Terricolen-Faunen des tropisch-südamerikanischen Gebietes 
und anderer Gebiete nicht geredet werden. Die limnische Gattung, aus 
der die Glossoscolecinae höchst wahrscheinlich hervorgegangen sind, die 
Criodrilinen-Gattung Sparganophilus, ist in Zentral- und Nordamerika sowie 
in Nordwest- -Europa (England) heimisch. 

Hervorzuheben ist noch der Umstand, dass die alte zersprengte Gattung 
Notiodrilus im Bereich der terricolen Glossoscoleceinen, also im tropisch-süd- 
amerikanischen Gebiet, ganz zu fehlen scheint. Auch fehlen in diesem Gebiet 
en Relikte, die die nördlicheren amerikanischen Gebiete in Beziehung 

Australien setzen (Megascolecinen-Gattungen Plutellus und Notoscoler). 

IV. Chilenisch-magalhaensisches Terricolen-Gebiet. Dieses Gebiet umfasst 
die Südspitze Südamerikas einschliesslich der Falkland-Inseln, im Westen, im 
Bereich der Cordilleren, beträchtlich weiter nach Norden gehend, etwa bis 
Atacama, als im Osten, wo es wahrscheinlich schon im mittleren Patagonien 
seine nördliche Grenze findet. Es wird im Norden durch den im vorigen 
Abschnitt skizzirten regenarmen Landstrich begrenzt. Dieser Landstrich ist wohl 
als ein Gebiet ohne endemische Terrieolen anzusehen, welches das Eindringen der 
jüngeren, tropisch-südamerikanischen Glossoscolecinen in dieses südlichere Gebiet 
verhindert. Wir finden in dem chilenisch-magalhaensischen Gebiet fast lediglich 
ältere Formen, der Megascoleciden-Unterfamilie Acanthodrilinae angehörig. 

Als Cha rakterformen dieses Gebietes sind die Acanthodrilinen-Gattungen 
der Chtlota-Gruppe, C'hilota (18 Arten) und Yagansia (12 Arten) anzusehen. 


Diese Gattungen kommen sonst nur im südafrikanischen Gebiet vor, abgesehen 


158 Gebiete d. terricolen Oligochaeten. 


von einer wahrscheinlich verschleppten Form von den Kapverdeschen Inseln 
(Chilota exul); sie dokumentiren also eine innige Beziehung zwischen dem 
ehilenisch-magalhaensischen und dem südafrikanischen Gebiet. 

Neben der Chilota-Gruppe tritt in dem in Rede stehenden Gebiet auch 
die weit verbreitete, zersprengte Acanthodrilinen-Stammform Notrodrilus 
in 5 endemischen terricolen Arten auf (wobei die Gruppe des N. georgiamus, 
von der mehrere Arten in diesem Gebiet, ihrer muthmaasslichen Heimath, auf- 
treten, nicht mitgerechnet ist, da sie nachweislich euryhaline Fähigkeiten besitzt). 

Der Gesammtcharakter der Terricolen-Fauna dieses Gebietes lässt es 
als ein typisches Reduktionsgebiet erscheinen. 

V. Gemässigt-eurasisches Terricolen-Gebiet. Dieses (Gebiet ist durch eine 
einheitliche Terricolen-Gruppe, die Familie Zumbrieidae (ca. 90 endemische 
Arten), charakterisirt. Es deckt sich mit dem kontinental-eurasischen 
Theil des Gebietes dieser Familie. Die Südgrenze dieses Gebietes ist nicht 
nur im schwach durchforschten asiatischen Theil noch ziemlich unbekannt, 
sondern auch im europäischen. Wie wir bei der Erörterung der Verbreitung 
der Lumbrieiden gesehen haben, ist es noch zweifelhaft, ob der Nordrand 
Afrikas diesem Gebiet zugeordnet werden muss, ob das Mittelmeer oder die 
Sahara als Grenze desselben anzusehen ist. Während Palästina, Syrien und 
Persien bis an den Persischen Meerbusen nachgewiesenermaassen zum Lumbri- 
eiden-Gebiet gehören, ist es von Arabien zweifelhaft, ob es ein Gebiet ohne 
endemische Terricolen ist, oder ob es zum gemässigt-eurasischen oder zum 
tropisch-afrikanischen Gebiet gehört. Weiterhin bilden wahrscheinlich die 
wasserarmen Distrikte Zentral-Asiens die Südgrenze dieses Gebietes. Die 
südlichsten endemischen Vorkommnisse der Charakterformen in Zentral-Asien 
stammen aus dem Gebiet des oberen Sarafschan, sowie von der Umgebung des 
Issyk-Kul und des Baikal-Sees. Wo die Südgrenze den Pazifischen Ozean 
trifft, ist unbekannt. Der einzige Anhaltspunkt für eine diesbezügliche Fest- 
stellung liegt darin, dass Japan eine endemische Lumbriciden-Art beherbergt. 
Es darf hieraus wohl geschlossen werden, dass die Mandschurei wahrscheinlich 
noch zum gemässigt-eurasischen Gebiet gehört. Vielleicht dürfte selbst Korea 
noch hinzuzurechnen sein. Japan kann trotz der erwähnten endemischen 
Lumbriciden-Art nicht mit zum gemässigt-eurasischen Gebiet gezählt werden, 
da die ihrer Zahl nach bei weitem überwiegenden endemischen Pheretima- 
Arten dieses Inselreiches dessen Angliederung an das indo-malayische Gebiet 
verlangen. Im Westen des Gebietes ist andererseits Madeira mit einer 
anscheinend auf dieser Insel endemischen Lumbrieiden-Art anzugliedern. 
Es erscheint mir jedoch nicht ausgeschlossen, dass die betreffende Art noch 
auf der Iberischen Halbinsel nachgewiesen werde. Damit würde Madeira 
zur Kategorie der ozeanischen Inseln ohne endemische Terrieolen zurück- 
fallen. Die Nordgrenze des gemässigt-eurasischen Gebietes ist im asiatischen 
Theil ganz unbekannt. Im europäischen Theil liegt sie auf einer auffallend 
niedrigen Breite. Die nördlichsten endemischen Vorkommnisse stammen von 
Irgizla im südlichen Ural, Charkow, Jassy in Nord-Rumänien, Wien, Urach 
in Württemberg und Paris. Nördlich von dieser Grenze findet sich em nur 
von peregrinen Formen bevölkertes Gebiet, dessen Charakter, wie wir unten 
(„Gebiete ohne endemische Terricolen“) höchst wahrscheinlich auf die ver- 
nichtende Wirkung der eiszeitlichen Eismassen zurückzuführen ist; denn die 
Nordgrenze des Gebietes endemischer Terricolen deckt sich in Europa fast 
genau mit der Südgrenze der grössten Eisverbreitung während der Eiszeit. 

Die Uharakterformen des gemässigt-eurasischen Gebietes dokumentiren 
eine innige Beziehung dieses Gebietes zu den östlichen Staaten Nordamerikas, 


Gebiete d. terricolen Oligochaeten. 159 


in denen eine, wenn auch nur kleine, auf wenigen Arten beruhende, Kolonie 
endemischer Lumbriciden nachgewiesen ist; weitere Beziehungen sind, wenn 
man nicht das geringe Eingreifen der Lumbrieiden in das indo-m alayische 
Gebiet — Japan —_ ls solche anführen will, nicht zu vermerken. 


Die Lumbriciden, die jüngste und offenbar ungemein verbreitungs- 
kräftige Terricolen-Familie, haben das gemässigt-eurasische Gebiet fast ganz 
von Beimengungen anderer Terricolen gereinigt. Nur an einer Stelle haben 
sich reliktenartigeVorkommnisse ausanderen Terricolen-Familien erhalten, 
nämlich die beiden Arten der Glossoscoleceiden-Unterfamilie Hormogastrinae 
Gattung Hormogaster — in Sardinien, Italien, Sizilien und Tunis. Endemisch 
sind diese beiden Hormogaster-Arten augenscheinlich in Sardinien, wo sie 
nebeneinander vorkommen. Nur die eine Art, HM. Redit Rosa, zeigt die 
oben skizzirte etwas weitere Verbreitung, scheint also in sehr geringem Maasse 
peregrin zu sein. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass in den noch 
wenig durchforschten Atlas-Ländern weitere Glieder dieser kleinen Glosso- 
scoleeiden-Kolonie aufgefunden werden, dass dieses nach unserer jetzigen 
Kenntniss sozusagen herrenlose, nur peregrine oder halbperegrine (Helodrilus 
Festae (Rosa) von Tunis und Sardinien) Formen aufweisende Gebiet sich 
als das eigentliche Gebiet dieser Glossoscoleeiden herausstelle. Es wäre 
vielleicht zu empfehlen, dieses Hormogastrinen-Gebiet als Sondergebiet — 
Tyrrhenisches Gebiet — vom gemässigt-eurasischen Gebiet abzutrennen. 


VI. Tropisch-afrikanisches Terricolen-Gebiet. Dieses Gebiet nimmt den 
grössten, mittleren Theil Afrikas vom Atlantischen bis zum Indischen Ozean 
ein. Im Norden wird es durch den Wüstenbezirk der Sahara begrenzt. 
Die südliche Grenze ist zur Zeit nicht genauer feststellbar, da zwischen 
Lunda und der Umgebung der Kapstadt einerseits, zwischen der Sambesi- 
Mündung und Natal andererseits jeglicher Nachweis der Terricolen-Fauna 
fehlt. Während Lunda und der Bereich der Sambesi-Mündung noch durchaus 
zum tropisch-afrikanischen Gebiet gehören, zeigt Süd-Afrika zwischen jenen 
beiden extremen Punkten (Kapstadt und Natal) eine ganz anders geartete 
Terricolen-Fauna. Es ist wohl anzunehmen, dass der regenarme Bezirk 
Deutsch-Südwest-Afrikas und der Kalahari im Westen eine scharfe Faunen- 
Scheidung bedingt — ob jene regenarmen Distrikte als Gebiet ohne endemische 
Terricolen anzusehen sind, muss dahingestellt bleiben —; im Osten ist aus 
derartigen klimatischen Lokalv erhältnissen keine natürliche Begrenzung her- 
zuleiten. Hier gehen die Faunen wahrscheinlich allmählieh ineinander über. 
Das könnte als nachgewiesen gelten, falls sich die Fundortsangabe „Natal* 


für Hudriloides durbanensis BEpp. — nach einer unsicheren Notiz aus den 
Kew gardens — bestätigen würde. Ich sehe vorläufig den südlichen Wende- 


kreis als die Scheidelinie zwischen diesen beiden afrikanischen Gebieten an. 
Es erscheint mir nicht ganz ausgeschlossen, dass sich das tropisch-afrikanische 
Gebiet, das Rothe Meer und den Golf von Aden überspringend, auf das süd- 
westliche Arabien hinüber erstreckt. Leider fehlt jegliche Angabe über die 
Terricolen-Fauna Arabiens. 


Als Charakterformen des tropisch-südafrikanischen Gebietes sind 
zwei verschiedene Gruppen der Familie Megascolecidae anzusehen, die Unter- 
familie Kudrilinae und die jüngste Gattung der Unterfamilie Trigastrinue, 
die Gattung Dichogaster. Diese beiden Gruppen, die eine wie die andere 
einen jüngeren Endast ihrer Familie darstellend und ihr Gebiet als typisches 
Expansionsgebiet charakterisirend, theilen sich ziemlich gleiehmässig in die 
Herrschaft. verhalten sich aber im Uebrigen nicht ganz gleich. 


160 Gebiete d. terricolen Oligochaeten. 


Die Eudrilinae sind durchaus auf das tropisch-afrikanische Gebiet 
beschränkt, abgesehen von dem nachweislich verschleppten Zudrilus Eugeniae 
(Kıye.) niemals ausserhalb desselben angetroffen worden. Ihr Gebiet wird 
durch folgende extremen, sicheren Fundorte bestimmt: Im Norden Schoa, 
Hoch-Sennaar und Öber-Guinea von Kamerun bis Accra an der Goldküste; 


im Süden Bezirk der Sambesi-Mündung und Lunda. Sollte sich der schon: 


oben erwähnte Fund des Zudriloides durbanensis in Natal bestätigen, so 
würde ihr Gebiet im Osten beträchtlich südwärts ausgeweitet werden. Beachtens- 
werth ist, dass von dem westlicheren Theil Ober-Guineas und von Senegambien 
bisher kein Eudrilinen-Vorkommniss gemeldet worden ist, trotzdem mehrere 
Bezirke dieses Gebietes, so Liberia, Bissao und der Bezirk des Gambia, 
verhältnissmässig gut durchforscht sind. 

Die Gattung Dichogaster, im Osten von Schoa bis zur Mündung 
des Sambesi nachgewiesen, zeigt im Westen eine weitere Verbreitung nord- 
wärts. Es sind viele Arten in Liberia, bei Bissao und am Gambia gefunden 
worden. Der südlichste Fundort im Westgebiet liegt am Oberlauf des Kongo 
(die Terricolen der südlicheren Gebiete des westlichen tropischen Afrikas 
sind fast ganz unbekannt). Die Gattung Dichogaster unterscheidet sich von 
ihren Gebietsgenossen, den Eudrilinen, auch darin, dass sie nicht auf das 
afrikanische Gebiet beschränkt ist; sie nimmt, wie wir oben gesehen, Theil 
an der Herrschaft im westindisch-zentralamerikanischen Gebiet und 
ist vielleicht auch in Vorderindien durch eine endemische Art vertreten. 
Es sind auch mehrere Arten vom malayischen und polynesischen Archipel 
beschrieben worden; doch halte ich diese nicht für endemisch, wie oben 
erörtert. Die Beziehung des tropisch-afrikanischen Gebietes zum westindisch- 
zentralamerikanischen Terricolen-Gebiet einerseits und zum vorderindischen 
andererseits wird nicht allein durch die Verbreitung der Gattung Dichogaster 
manifestirt; sie wird verstärkt durch das Vorkommen der mit Dichogaster 
innig verwandten Gattungen, der Gattung Trigaster im westindisch-zentral- 
amerikanischen, der Gattung Zudichogaster im vorderindischen Gebiet. Das 
tropisch-afrikanische Gebiet bildet ein Glied jener oben (p. 113) geschilderten 
Gebietskette, in der sich die Entfaltung der Octochaetinen- Diplocardiinen- 
Trigastrinen-Gruppe abspielt (Neusegland, Vorderindien, Tropisch-Afrika, West- 
indien, Zentral- und Nordamerika). 


Zu erwähnen ist schliesslich noch das Vorkommen einer Perionyx-Art 
auf Sansibar, nahe verwandt, wenn nicht artlich zu vereinen mit dem vorder- 
indischen P, saltans Bourne (vielleicht in Sansibar eingeschleppt?), sowie 
das Vorkommen einer fraglichen Notiodrilus-Art in Kamerun. Sollte es sich 
bestätigen, dass die betreffende Art, N.(#) Valdiviae MicHusn., dieser Gattung 
angehört, so wäre dieses Vorkommen als eine weiteres Relikt dieser weit 
verbreiteten, zersprengten Gattung anzusehen. 


Vil. Südafrikanisches Terricolen-Gebiet. Die Begrenzung dieses Gebietes, 
eines typischen Reduktionsgebietes, ist schon im vorigen Abschnitt erörtert 
worden. Fast die sämmtlichen Terricolen-Funde aus diesem Gebiet entfallen 
auf den schmalen Küstenstrich zwischen Kapstadt und Natal; zwei Funde 
mit der leider sehr ungenauen Angabe „Kafferlandet“ stammen vielleicht 
weiter aus dem Inneren. 


Die Charakterformen dieses Gebietes gehören zwei verschiedenen Gruppen 
an, der Glossoscoleciden-Unterfamilie Microchaetinae, speziell der Mierochaetus- 
Gruppe, und der Chilota-Gruppe aus der Megascoleciden-Unterfamilie Acantho- 
drilinae. Diese beiden Gruppen theilen sich fast gleichmässig in die Herrschaft. 


WE 


Gebiete d. terricolen Oligochaeten. 161 


Die Microchaetus-Gruppe, Gattung Microchaetus mit 10 Arten und 
2 Varietäten und die nahe verwandten Gattungen Tritogenia und Geogenia 
mit je 1 Art enthaltend, ist vollständig auf dieses Gebiet beschränkt. Ihre 
verwandtschaftlichen Beziehungen zu anderen Terricolen-Gruppen werden 
anscheinend lediglich durch limnische Formen vermittelt. Diese limnischen 
muthmaasslichen Ahnen der Micerochaetus-Gruppe, die Gattung Callidrilus, 
ist im östlichen Theil des tropischen Afrika (Mosambique und Deutsch-Ost- 
Afrika) beheimathet, ebenso, wie eine Art der Gattung @lyphidrilus, der muth- 
maasslichen Ahnen-Gattung der madagassischen Microchaetinen - Gattung 
Kynotus. Wir sehen also durch limnische tropisch-ost-afrikanische 
Formen eine indirekte Beziehung zwischen den Terricolen-Faunen des süd- 
afrikanischen und des madagassischen Gebietes hergestellt. 

Die. Chilota-Gruppe, in diesem Gebiet durch 10 Chrlota-Arten und 
1 Yagansia-Art vertreten, ist ausserhalb dieses Gebietes vorherrschend im 
chilenisch-magalhaensischen Gebiet, dokumentirt also eine innige 
faunistische Beziehung zwischen den Reduktionsgebieten der Südspitzen der 
beiden Kontinente Afrika und Südamerika. 

Wie in jenem südamerikanischen, so sind auch in diesem süd-afrikanischen 
Reduktionsgebiet Relikte der alten Gattung Notiodrilus in verhältnissmässig 
beträchtlicher Artenzahl (5) erhalten geblieben. 

Das fragliche Vorkommen eines Eudrilinen in Natal (Eudriloides dur- 
bamensis), der eventuell einen weit vorgeschobenen Posten der tropisch- 
afrikanischen Terricolen-Fauna darstellen würde, ist schon im vorigen Abschnitt 
erörtert: worden. 

VIll. Madagassisches Terricolen-Gebiet. Dieses Gebiet, ein typisches 
insulares Reduktionsgebiet, umfasst der Hauptsache nach Madagaskar mit 
seinen eng anliegenden kleinen Inseln (z. B. Nossi Be). Vielleicht sind aber 
auch die Seychellen diesem Gebiet anzugliedern. 

Die Charakterformen dieses Gebietes liefert die auf Madagaskar und 
die eng anliegenden Inseln beschränkte Gattung Aynotus der Glossoscoleciden- 
Unterfamilie Mierochaetinae (10 Arten). Die verwandtschaftlichen Beziehungen 
der Gattung Aynotus weisen auf das süd-afrikanische Gebiet — Gattung 
Microchaetus und Verwandte — hin, werden jedoch wahrscheinlich durch 
limnische Formen — Gattungen @lyphidrilus und Callidrilus des tropischen 
Ost-Afrika — vermittelt. 

Auch von der zersprengten Gattung Notiodrilus treten 2 Arten in 
Madagaskar auf, und ausserdem noch die Acanthodrilinen-Gattung Howascolex 
(auf einer einzigen Art beruhend), die vielleicht in verwandtschaftlicher 
Beziehung zur Megascoleciden-Unterfamilie Octochaetinae steht, also eventuell 
eine faunistische Beziehung Madagaskars zu Vorderindien oder Neuseeland 
repräsentirt. 

Mit den Seychellen hat Madagaskar eine Pheretima-Art, P, pentacystis 
(Rosa), gemein; ob dieselbe auf Madagaskar oder auf den Seychellen endemisch 
ist, muss dahingestellt bleiben. „Jedenfalls weist sie auf eine, wenn auch 
nur untergeordnete, Beziehung des indo-malayischen Gebietes westwärts, nach 
dem Inselgebiet des westlichen Indischen Ozeans, hin. 

Aufden Seychellen ist ausserdem die Acanthodrilinen-Gattung Maheinu, 
auf einer einzigen Art beruhend, heimisch. Vielleicht reiht sich diese Gattung 
an die Acanthodrilinen-Relikte Madagaskars (Gattungen Notiodrilus und 
Howascoles) an; vielleicht auch sind die Seychellen als ein kleines, gesondertes 
Gebiet zu betrachten (Karte p. 154: 0). 


Michaelsen, Geographische Verbreitung der Oligochaeten. 11 


162 (rebiete d. terricolen Oligochaeten. 


IX. Vorderindisches Terricolen-Gebiet. Eine genauere Begrenzung dieses 
Gebietes ist zur Zeit unmöglich, da die muthmaasslichen Grenzgebiete in 
Hinsicht ihrer Terricolen-Fauna fast ganz unbekannt sind. Die Nordgrenze 
wird wahrscheinlich durch die wasserarmen Gebiete des nordwestlichen Vorder- 
indiens, Turkestans und Tibets gebildet. Gegen Hinterindien, das zweifellos 
dem indo-malayischen Gebiet angehört, scheint eine scharfe Faunenscheidung 
nicht zu existiren. Es gehen einzelne typisch vorderindische Gattungen 
(Eutyphoeus) bis nach Birma, während typische Gattungen des indo-malayischen 
Gebietes (Pheretima) einzelne Vertreter in Vorderindien aufweisen. Beachtens- 
werth ist, dass Ceylon, trotzdem es sich seiner Lage nach eng an Vorderindien 
anschliesst, ein durchaus gesondertes Terricolen-Gebiet darstellt. 

Als Charakterformen des vorderindischen Gebietes ist die Mega- 
scoleeiden-Unterfamilie Octochaetinae mit Anschluss der nächst verwandten 
Trigastrinen-Gattung Zudichogaster und die Moniligastriden-Gattung Drawida 
anzusehen. Beide Gruppen theilen sich nicht gleichmässig in die Herrschaft 
und zeigen besonders auch grosse Unterschiede in ihren auswärtigen Beziehungen. 

Die Unterfamilie Octochaetin«e ist in Vorderindien durch die Gattungen 
Octochaetus (1 Art), Hoplochaetella (1 Art) und Eutyphoeus (5 Arten) 
vertreten. Die sich an die Octochaetinen anschliessende Trigastrinen-Gattung 
Eudichogaster weist 4 sämmtlich vorderindische Arten auf. Die Fundorte 
dieser Gruppe vertheilen sich ziemlich gleichmässig über das ganze vorder- 
indische Gebiet; doch hat es den Anschein, als bevorzuge die Gattung 
Eudiechogaster den nordwestlichen Theil, die Unterfamilie Octochaetinae den 
übrigen Theil desselben. Eine Zutyphoeus-Art von Birma schliesst sich an 
die vorderindischen Arten dieser Octochaetinen-Gattung an. Die Beziehungen 
der Octochaetinen Vorderindiens weisen auf ein weit entferntes Gebiet hin. 
Abgesehen von jener einen birmanischen Kutyphoeus-Art finden sich Octo- 
chaetinen nur in Neuseeland endemisch (nämlich Octochaetus in 4 Arten, 
Dinodrilus in 1 Art). Auf den ersten Blick erscheint eine derartige Beziehung 
unannehmbar. Sie wird aber verständlich, wenn man bedenkt, dass mehrfach 
eine derartige räumliche Trennung nahe verwandter Formen durch Aus- 
merzung der betreffenden Gruppe in den dazwischenliegenden Gebieten geschaffen 
worden ist. Gerade in dem hier erörterten Gebiet trat eine derartige Gebiets- 
zersplitterung wiederholt auf. Wir sehen hier das zentrale Gebiet (den 
malayischen Archipel) von jüngsten Formen bewohnt, jederseits an den Grenzen 
von deren Gebiet (Australien einerseits, Ceylon andererseits) die nächst älteren 
Formen, noch weiter vom Zentrum entfernt (Neuseeland einerseits, Vorder- 
indien andererseits) noch ältere Formen. 

An die Unterfamilie Oetochaetinae schliesst sich eng die wahrscheinlich 
aus jener entsprossene Trigastrinen-Gattung Zudichogaster an. Da dieselbe 
muthmaasslich ihrerseits die Stammform der übrigen Trigastrinen ist, deren 
Hauptquartier das tropische Afrika, Westindien und Zentralamerika bilden, 
so repräsentiren diese jüngeren nordwestlich-vorderindischen Formen eine 
faunistische Beziehung Vorderindiens westwärts, zunächst zum tropisch- 
afrikanischen Gebiet. 

Eine noch andere Beziehung zeigt die zweite Hauptgruppe vorder- 
indischer Terricolen, die Moniligastriden-Gattung Drawida. Diese Gattung weist 
10 endemische Arten in Vorderindien auf, und zwar finden sich dieselben 
sämmtlich in dem südlichen Theile dieses Gebietes. Die nördlichsten Fund- 
orte derselben sind die Nilgiri-Gebirge und die Umgegend von Madras. Es 
stellt sich hiernach der südliche Theil Vorderindiens als ein kleines Sonder- 
gebiet (Karte p. 154: u) dar. Die Gattung Dramwida ist weiter verbreitet 


wa 


LER u 7 Po a nr 


Fe 


Gebiete d. terricolen Oligochaeten. 163 
über Ceylon (3 Arten), Sumatra und Flores (je 1 Art), vielleicht sogar bis 
Japan (1 Art in ‚Japan endemisch?). Die in der Verbreitung dieser Gattung 
zum Ausdruck kommende faunistische Beziehung des südlichen Vorderindien 
zu Geylon und dem indo-malayischen Gebiet tritt noch deutlicher hervor, 
wenn man die Verbreitung der übrigen Moniligastriden-Gattungen in Rücksicht 
zieht (Moniligaster m Ceylon, Desmogaster in Birma, auf Sumatra und Borneo, 
Eupolygaster auf Sumatra und Borneo). 


Zu der geschilderten Terricolen-Fauna Vorderindiens kommen noch 
einzelne Arten anderer Gattungen hinzu, die, soweit sie sicher endemisch sind, 
untergeordnete Beziehungen darstellen. Es sind das 3 Pheretima-Arten (eine 
nur nach Notizen aus den Kew gardens, eine andere vielleicht mit einer 
malayischen Form identisch, also vielleicht peregrin, und die dritte eine nicht 
ganz sichere Art), die vielleicht weitere Beziehungen zum indo-malayischen 
‚Gebiet darstellen, ebenso wie eine Per vonyw-Art; ferner 2 (eine nur fraglicher- 
weise endemisch) Megascolex-Arten und eine ebenfalls nur fraglicherweise 
endemische Diporochaeta-Art, die eine schwache Beziehung zu Ceylon und 
über Ceylon zu Australien andeuten. 


X. Ceylonisches Terricolen-Gebiet. Es ist eine der merkwürdigsten That- 
sachen der Faunistik, dass die Terricolen-Fauna Ceylons so scharf von der 
des naheliegenden kontinentalen Gebietes, Vorderindiens, unterschieden ist. 
Will man diese Insel nicht dem fernen australischen Gebiet angliedern, so 
muss man sie als gesondertes Terricolen-Gebiet betrachten. Wenngleich die 
vorherrschenden Gattungen die gleichen sind, wie die Australiens, so berechtigen 
doch einige sekundäre Charakterzüge der ceylonischen Terricolen-Fauna zur 
Sonderung des ceylonischen und des australischen Gebietes. 


Die Charakterformen der ceylonischen Terricolen-Fauna gehören der 
Megascoleciden-Unterfamilie Megascoleeinae an, und zwar der Hauptreihe 
derselben: Plutellus (2 Arten), Notoscolex (7 Arten), Megascolex (18 Arten), 
Pheretima (1 Art). Beachtenswerth ist, dass die Nebenzweige dieser Ver- 
wandtschaftsreihe, die Gattungen Fleteherodrilus, Diporochaeta, Megascolides, 
Trinephrus, Digaster, Perissogaster und Didymogaster, nur in Australien 
heimisch zu sein scheinen (eine Diporochaeta-Art vielleicht in Vorderindien 
endemisch), während sie in Ceylon bisher nicht nachgewiesen sind. Auch 
ist das prozentuale Verhältniss der ceylonischen Arten ein anderes als das 
der australischen, insofern die älteste "Gattung, Plutellus, die in Australien 
eine grosse Me enaahl aufweist (fast die gleiche wie Megascolex) in Ueylon 
sehr zurücktritt. Diesem Zurücktreten der ältesten Formen entspricht anderer- 
seits der Umstand, dass die höhere Gattung, Megascolex, in einzelnen Gliedern 
eine höhere Stufe der pylogenetischen Entwicklung erreicht als im australischen 
Gebiet. Einzelne ceylonische Megascolex-Arten ni ähern sich in ihrer Organisation 
der höchsten Gattung dieser Verwandtschaftsreihe, der Gattung Pheretima, 
die im indo-malayischen Gebiet vorherrschend ist. An diese höchsten Megascoler- 
Arten schliesst sich auch die einzige in Ceylon nachgewiesene endemische 
Pheretima-Art, P.taprobanae (BEpn.), an, und zwar anscheinend der niedrigsten 
Stufe dieser höchsten Megascolecinen-Gattung angehörig (noch ohne Darm- 
blindsäcke ')). Ceylon bildet ein vermittelndes Glied zwischen dem 
australischen und dem indo-malayischen Gebiet, insofern die höchsten 


!) Auch aus Australien ist eine echte Pheretima-Art gemeldet worden. Ich 
bezweifle jedoch, dass sie hier endemisch ist. Vergl. die Erörterung im Abschnitt über 
das australische Terrieolen-Gebiet. 


164 (rebiete d. terrieolen Oligochaeten. 


Formen der höchsten Stufe sich eng an die Charakterformen des letzteren, 
die mittleren und niederen sich eng an die Charakterformen des ersteren 
anschliessen. 

Neben den Charakterformen treten noch einzelne Arten der Familie 
Moniligastridae in Ceylon auf. Dieselben gehören der Gattung Drawida 
(3 Arten) und der etwas unsicheren, ihrer verwandtschafttichen Stellung nach 
noch unklaren Gattung Montligaster (einzige Art) an. Diese vier Moniligastriden- 
Arten stellen vielleicht die einzige, jedenfalls ziemlich schwache Beziehung 
der ceylonischen Terricolen-Fauna zu der des südlichen Vorderindien dar. 
Hierher zu rechnen ist eventuell noch das vereinzelte Vorkommen von Mega- 
scolexz (1 Art oder 2) in Vorderindien. 

Xl. Indo-malayisches Terricolen-Gebiet. Die Grenzen dieses Gebietes sind 
zum Theil nur ungenau feststellbar. Es umfasst die südost-asiatischen Küsten- 
länder Hinterindiens, ferner das malayische Inselgebiet von Japan und Sumatra 
bis Neu-Guinea mit den Inseln des Bismarck-Archipels. Ob es sich noch 
auf weitere Inseln der Südsee erstreckt, muss zur Zeit unentschieden gelassen 
werden. Einzelne anscheinend endemische Vorkommnisse von Charakterformen 
dieses Gebietes (Gattung Pheretima) sind von den Neu-Hebriden, den Samoa- 
und den Gesellschafts-Inseln gemeldet worden. Es bleibt aber bei der geringen 
Zahl der betreffenden Arten zweifelhaft, ob es sich hierbei um peregrine 
oder endemische Formen handle. $ 

Als Charakterform dieses Gebietes ist die jüngste Megascolecinen- 
Gattung Pheretima anzusehen. Dieselbe herrscht hier mit ihren ca. 110 Arten 
so entschieden vor, ‚dass die übrigen Bestandtheile der Terricolen-Fauna weit 
zurücktreten. Nur in ganz vereinzelten Formen (von peregrinen natürlich 
abgesehen) geht diese Gattung über die Grenzen dieses Gebietes hinaus, und 
zwar findet sich eine Art endemisch im ceylonischen Gebiet, eine oder 
wenige zweifelhafte in Vorderindien, eine auf den Seychellen und zugleich 
in Madagaskar, sowie eine fragliche (muthmaasslich peregrine) in Australien 
(Queensland). Eine weitere Theilung des indo-malayischen Gebietes nach 
etwaigen Gruppen innerhalb der Gattung Pheretima ist, zur Zeit wenigstens, 
nicht ausführbar, da die verwandtschaftlichen Verhältnisse innerhalb dieser 
Gattung noch nicht geklärt sind. Gewisse Sondergebiete, so z. B. Japan, 
Halmahera— Üelebes, Nord-Öelebes—Borneo, Neu-Guinea, scheinen durch das 
Auftreten bestimmter Formen, die wahrscheinlich engeren Verwandtschafts- 
gruppen angehören, ausgezeichnet zu sein; doch handelt es sieh hierbei um 
Formengruppen, die sich wohl erst in der jüngsten Zeit aus einzelnen Arten 
gebildet haben, und bei denen es zweifelhaft sein kann, ob man sie zu einer 
sehr variablen Art zusammenfassen oder als Gruppe nahe verwandter, aber 
sesonderter Arten ansehen soll (z. B. die Gruppe der Pheretima Stelleri 
Mic#uss.) von Nord-Üelebes, Sangir und Borneo). ; 

Wenn das indo-malayische Gebiet in Bezug auf die Charakterformen — 
Gattung Pheretima — einen durchaus einheitlichen Eindruck macht, so 
bedingen doch die ihrer Artenzahl nach sehr untergeordneten Beimengungen 
aus anderen Terricolen-Gruppen eine Modifizirung von Sondergebieten. In 
erster Linie ist hier die Verbreitung der Fam. Moniligastridae zu erörtern. 
Die Stammgattung dieser Familie, Desmogaster, ist auf den südwestlichen 
Theil des indo-malayischen Gebietes beschränkt; sie kommt endemisch vor 
in Birma (1 Art), auf Sumatra (2 Arten) und auf Borneo (1 Art). Demselben 
(Gebiet angehörig, aber in ihrer Verbreitung anscheinend noch weiter beschränkt, 
ist der Moniligastriden-Zweig, der durch die Gattung Pupolygaster repräsentirt 
wird — 3 oder 4 Arten auf Sumatra und Borneo -——. Auch der andere 


nich ee ee 


2 u an a Ze 


Gebiete d. terricolen Oligochaeten. 165 


Hauptzweig dieser Familie, die Gattung Drawida, deren Hauptquartier das 
südliche Vorderindien und Ceylon ist, kommt in einzelnen Arten im indo- 
malayischen Gebiet vor. Eine Art ist auf Sumatra endemisch und vielleicht 
eine in Japan; doch erscheint mir die endemische Natur dieses letzteren Vor- 
kommens zweifelhaft. Noch unsicherer ist die endemische Natur einesVorkommens 
von Flores, bei dem es sich wahrscheinlich um die sicherlich peregrine Art 
Drawida Barwelli (Bepn».) handelt, die ausserdem von den Philippinen und 
von Birma bekannt ist. So gering auch die Zahl dieser Moniligastriden-Arten des 
in Rede stehenden Gebietes ist — nicht den zwölften Theil der Pheretima-Arten 
desselben betragend —, so bildet sie doch einen bedeutsamen Faktor in der 
faunistischen Charakteristik. Sie bringt eine Sonderung des südwestlichen 
Theiles: des Gebietes zuwege und setzt diesen in eine Beziehung zu den 
benachbarten, sich ostwärts angliedernden Gebieten, dem ceylonischen und 
dem südlichen vorderindischen. Es drängt sich der Gedanke auf, dass diese 
dureh die Moniligastriden bewirkte Modifizirung des südwestlichen Theiles des 
indo-malayischen Gebietes im Zusammenhang stehe mit jenen Faunenscheidungen, 
die WALLACE zur Gegenüberstellung seiner „orientalischen“ und „australischen“ 
Regionen führten, mit anderen Worten, dass die östliche Grenze des Monili- 
gastriden-Gebietes identisch mit der sogenannten Warrack’schen Linie sei. 
Hierzu ist zunächst zu bemerken, dass die Ostgrenze des Moniligastriden- 
Gebietes anscheinend nur streckenweise, so in dem Bereich der Mangkassar- 
Strasse, mit der Warvacz'schen Linie zusammen fällt; in dem gut durch- 
forschten Java, das durch die Waruace'sche Linie dem „orientalischen“ Gebiet 
zugeordnet wird, ist dagegen bisher kein Moniligastride gefunden worden; 
es verläuft also die Ostgrenze des Moniligastriden-Gebietes zwischen Sumatra 
und Java. Ferner finden wir östlich von dieser Grenze durchaus keine Formen, 
die uns eine nähere Beziehung zur Fauna des australischen Kontinents 
verriethen, sondern alleinherrschend die über das ganze indo-malayische Gebiet 
gleichmässig verbreitete Gattung Pheretima. Dieselbe gehört zwar der 
Verwandtschaftsreihe an, deren niedrigste Glieder in Australien herrschen, 
ist aber von diesen australischen Gliedern scharf gesondert. Vermittelnde 
Glieder, die höchst entwickelten Formen der Gattung Megascolex, finden sich 
lediglich in Ceylon. Es wäre immerhin möglich, dass etwa auf Neu-Guinea, 
von dem bisher nur einige endemische Pheretima-Arten bekannt sind, noch 
derartige vermittelnde Glieder gefunden würden. Das Bild der Terricolen- 
Gebiete bliebe aber auch dann noch ein ganz anderes, als das der Watrack’'schen 
Gebietseintheilung, in der die innige Beziehung zwischen dem australischen 
Kontinent und Ceylon keine Andeutung findet. Jedenfalls verbietet das bei 
weitem überwiegende Vorherrschen der Gattung Pheretima in dem ganzen indo- 
malayischen Gebiet eine Berücksichtigung dieser untergeordneten Modifikationen 
bei der Festlegung der Terricolen-Gebiete. 

Es bedarf noch der Aufführung einiger weiterer Beimengungen zur 
Terrieolen-Fauna des indo-malayischen Gebietes. Auf den Philippinen und 
den Molukken, und zwar beschränkt auf diese Inseln, findet sich die der 
herrschenden Gattung Pheretima nahestehende Gattung Plionogaster (4 Arten), 
die eine geringe Modifikation im faunistischen Charakter dieser Inselgruppen 
bedingt, aber besondere Beziehungen zu anderen Gebieten nicht verräth. 
iinige Perionyx-Arten von Birma (2 Arten) und Java-Sumatra (1 Art, in 
geringem Maasse peregrin?) schliessen sich durch ihr Auftreten im südwest- 
lichen Theil des Gebietes und durch ihre Beziehung zum .vorderindischen 
Gebiet vielleicht an die oben besprochenen Moniligastriden an. Schliesslich ist 
noch das Auftreten mehrerer kleiner (!) Dichogaster-Arten im indo-malayischen 


166 Gebiete d. terrteolen Oligochaeten. 


Gebiet zu erwähnen. Wie oben des näheren erörtert, halte ich diese Vor- 
kommnisse nicht für endemisch, wenngleich einzelne dieser Dichogaster- Arten 
bisher in dem eigentlichen Gebiet dieser Gattung noch nicht nachgewiesen 
worden sind. 

Xll. Australisches Terricolen-Gebiet. Dieses (sebiet umfasst den Kontinent 
Australien und Tasmanien, vielleicht auch noch Neu-Kaledonien (siehe unten!). 
Die Terricolen-Fauna dieses Gebietes ist eine einheitliche, insofern lediglich 
eine enge Verwandtschaftsgruppe hier auftritt, und zwar die mittleren "und 
niedrigen Glieder der Megascoleciden-Unterfamilie Megascoleeinae, aufwärts 
bis zu einer gewissen Entwicklungsstufe der Gattung Megascolex, sowie ein- 
schliesslich einiger Glieder der Unterfamilie Acanthodrilinae, augenscheinlich 
jener Glieder, aus denen sich die Megascolecinen entwickelt haben. 

Die Stammgattung der ganzen Megascoleciden-Familie und damit auch 
der Unterfamilie Megascoleeinae, die im Uebrigen weit verbreitete, zersprengte 
Gattung Notiodrilus, ist durch 4 endemische Arten in Australien vertreten, 
je eine auf der Halbinsel Cape York, in Queensland, in Zentral-Australien 
und in Nordwest-Australien. In Nordwest- und Zentral-Australien sind 
bisher andere Terricolen überhaupt nicht gefunden worden. Hier scheint 
demnach die Wurzelgattung Notiodrilus alleinherrschend zu sein (in allen 
anderen Gebieten findet sie sich vergesellschaftet mit anderen Terricolen- 
Gruppen). Jedenfalls hat Spencer, neben FLETCHER der eifrigste Erforscher 
der australischen Terricolen-Fauna, in den Oasen Zentral-Australiens neben 
der betreffenden Notiodrilus-Art keine weiteren Terricolen auffinden können. 
Spencer kommt aus der Betrachtung der lokalen Verhältnisse dieses Vor- 
kommens zu dem Schluss, dass diese Oasen-Form die terricole Uremwohnerschaft 
Australiens repräsentire, eine Anschauung, die sich mit meiner auf einem 
oanz anderen Wege gewonnenen Anschauung von der Bedeutung der Gattung 
Notiodrilus als der Stammform der Megascoleeiden, und damit auch der 
australischen Megascolecinen, deckt. 

An die australischen Notiodrilus - Vorkommnisse schliesst sich die 
queensländische Gattung Diplotrema mit der einzigen Art D. fragılıs W.B. Sp. 
an. SPENCER'S Entdeckung der Gattung Diplotrema hat mir eine grosse 
Genugthuung bereitet, bildet diese Gattung doch ein Zwischenglied zwischen 
den niedersten Megascolecinen (Gattung Plute Mus) und der Gattung Notio- 
drilus, die ich als die Wurzelgattung jener Megascolecinen hinge ostellt habe. 
Mit dieser jüngst aufgefundenen Form schliesst sich lückenlos die Formen- 
Kette, die von der allgemeinen Meeascoleciden-Stammform Notiodrilus zum 
höchsten Gliededer Megascoleeinen- -Unterfamilie, Pheretima, hinführt. Australien, 
das Hauptquartier der niederen Gruppen dieser Unterfamilie, stellt sich 
nach diesem Funde auch als der Entstehungsherd derselben dar. 

Dem entspricht auch die Thatsache, dass die älteren Gattungen der 
Megascoleeinen ausschliesslich oder fast ausschliesslich diesem Gebiet an- 
gehören, nämlich 38 von 45 Plutellus-Arten (ca. 84°/,), die ganze Gattung 
Fleteherodrilus (1 Art mit 2 Varietäten), 31 von 34 Diporochaeta-Arten 
(96°/,), die ganzen Gattungen Megascolides (4 Arten) und Trinephrus 
(8 Arten). Bei den mittleren Gliedern der geraden Megascolecinen-Reihe 
Plutellus— Pheretima, bei den Gattungen Notoscolex und Me ’gascolex, ist der 
Prozentsatz der australischen Formen schon geringer. Von den 26 als endemisch 
auftretend nachgewiesenen Notoscolex-Arten stammen nur 17 (65°,) aus 
Australien, von den 60 endemischen Megascolex-Arten nur 40 (ca. 67°,,). 
Die von diesen mittleren Gliedern der gerade n Reihe (Notoscolex) abgehenden 
Nebenäste, die Gattungen Digaster (6 Arten) und Perissogaster (3 Arten), 


sc ee re Bere 


Gebiete d. terricolen Oligochaeten. 167 


sind dagegen ausschliesslich australischen Ursprunges. Die höchsten Glieder 
der Megascolecinen-Unterfamilie, die Gattung Pheretima, ist wahrscheinlich 
nicht endemisch in Australien. Ein einziges anscheinend endemisches Vor- 
kommen in Queensland ist wohl auf die Lückenhaftigkeit unserer Kenntniss 
zurückzuführen. Muthmaasslich handelt es sich hierbei um eine peregrine, 
in Australien eingeschleppte Form. 

Die faunistischen Beziehungen der Terricolen-Arten Australiens gehen nach 
zwei Richtungen, nordwestlich und nordöstlich. InNordamerika, hauptsächlich 
in der Cordilleren-Region, finden sich einige Arten der Gattungen Plutellus 
(5 Arten) und Notoscolex (1 Art), reliktenartige Vorkommnisse, die auf 
einen direkten oder airklan Zusammenhang Australiens mit Nordamerika 
in der ältesten Zeit der Megascoleeinen - Unterfamilie hindeuten. Weit 
länger andauernd muss eine Verbindung zwischen Australien und Ceylon 
angesehen werden. Auf dieser Insel finden sich nicht nur die Gattungen 
Plutellus (2 Arten) und Notoscolex (7 Arten), sondern vor Allem anch “ie 
Gattung Megascolex (18 Arten). Im Uebrigen sind die typisch australischen 
Gattungen nur noch auf Neuseeland (1 Notoscolex- und 1 a ta-Art), 
auf den Chatham-Inseln (1 Diporochaeta-Art) und in Vorderindien (2 Mega- 
seolex-Arten und 1 fragliches Diporochaeta-Vorkommniss) anscheinend 
endemisch gefunden worden. Die spärlichen Vorkommnisse von Neuseeland 
und den Chatham-Inseln sind wohl nur anscheinend endemisch, wahrscheinlich 
auf Einschleppung zurückzuführen; denn sie stehen ganz unvermittelt da, 
solange nicht auch die Gattung Plutellus hier nachgewiesen wird. Das 
Diporochaeta-Vorkommniss von Vorderindierr ist, wie bereits angegeben, sehr 
zweifelhaft. Die beiden (3?) in Vorderindien anscheinend endemischen Mega- 
scolex-Art sind vielleicht von dem nahe gelegenen Ceylon eingeschleppt. 


Xlll. Neuseeländisches Terricolen-Gebiet. Dieses Gebiet umfasst die 
beiden Neuseeländischen Hauptinseln mitsammt den kleinen, nahegelegenen 
Nebeninsein (z. B. den Snares-Inseln), und wahrscheinlich auch die Chatham- 
Inseln. Vielleicht muss auch Neu-Kaledonien diesem Gebiet zugeordnet werden. 

Als Charakterformen sind die Acanthodrilinen der Neodrilus-Gruppe 
anzusehen, die Arten der Gattungen Maoridrilus (7 Arten), Neodrilus 
(1 Art) und Plagiochaeta (1 sichere und 2 unsichere Arten). Diese Gruppe 
ist vollständig auf Neu-Seeland einschliesslich der nahe gelegenen Nebeninseln 
beschränkt. 

In zweiter Linie kommen einige Arten der zersprengten Megascoleciden- 
Wurzelgattung Notiodrilus (3 Arten) und der ihr nahestehenden Gattung 
Mieroscolex (2 Arten?) in Betracht. Eine dritte Mieroscoler-Art kommt auf 
den Chatham-Inseln vor. In Bezug auf die Selbständigkeit der verschiedenen 
Arten dieser Gattung herrscht eine bedauerliche Unklarkeit. Ich hege den 
Verdacht, dass alle übrigen Vorkommnisse dieser Gattung auf die beiden 
in hohem Grade peregrinen, nachweislich verschleppbaren und dazu noch 
euryhalinen Arten M. dubius (FLercuer) und M. phosphoreus (Axt. Dus.) zu 
beziehen sind, und dass Microscoler nur auf Neuseeland und den Chatham- 
Inseln endemisch ist. Hierauf beruht auch meine Vermuthung, dass die 
Chatham-Inseln vielleicht dem Neuseeländischen Gebiet zuzuordnen sind 
(eine Diporochaeta-Art von den Chatham-Inseln mag vielleicht aus Australien 
eingeschleppt sein). 

Eine dritte neuseeländische Terricolen-Gruppe von faunistischer Bedeutung 
bilden einige Arten aus der Megaseoleeiden-Unterfamilie Octochaetinae, den 
Gattungen Octochaetus (4 Arten) und Dinodrilus (1 Art), also den niedrigsten 
Gliedern der grossen Gruppe Octochaetinae- Diplocardınae- Trigastrinae, 


168 Gebiete ohne endemische Terricolen. 


angehörig. Da die nächststehenden Formen, die übrigen Theile der Unter- 
familie Octochaetinae (1 Octochaetus-Art, 1 Hoplochaetella-Art und 6 Euty- 


phoeus-Arten) dem vorderindischen Gebiet — eine Art von Birma ist hier 
einbezogen — angehören, so stellen diese Octochaetinen eine interessante 


faunistische Beziehung zwischen Neuseeland und Süd-Asien dar, herrührend 
aus jener alten Periode, da Neuseeland noch mit dem asiatischen Kontinent 
in Verbindung stand, und die alte Stammgattung Notiodrilas der hauptsächlichste 
Konkurrent dieser wenig jüngeren Terricolen-Gruppe war, die später durch 
die üppige Entwicklung jüngerer Formen in den mittleren Theilen ihres 
(rebietes zersprengt wurde. Es muss hier darauf hingewiesen werden, dass auch 
Süd-Madagaskareine Form (Gattung Howascolex) aufweist, die wahrscheinlich 
diesen Octochaetinen nahesteht und muthmaasslich ein verbindendes Glied 
zwischen diesen und der Wurzelgattung Notiodrilus ist. 

Des weiteren sind von Neuseeland nur noch zwei Arten aus der Unter- 
familie Megascoleeinae, und zwar typisch australischen Gattungen (Notoscolex 
und Diporochaeta) angehörig, zu erwähnen. Da die Wurzelgattungen dieser 
Unterfamilie (Diplotrema und Plutellus) in Neuseeland ganz zu fehlen scheinen, 
so dürfen wir wohl annehmen, dass diese beiden Arten aus Australien in 
Neuseeland eingeschleppt sind, wenngleich sie in Australien bis jetzt nicht 
nachgewiesen werden konnten (nachweisbar ist es von einer dritten Art, 
Didymogaster sylvatica FLFTCHER, die zugleich in Neuseeland und Australien 
vorkommt, also in geringem Maasse peregrin ist und hier deshalb ohne weiteres 
von den endemischen Arten ausgeschlossen wurde). Die Beziehungen zwischen 
Neuseeland und Australien scheinen lediglich auf den gemeinsamen Besitz 
der Wurzelgattung der ganzen Familie Megascoleeidae, Notiodrilus, zu beruhen, 
also aus jener fernliegenden Periode herzurühren, da die australische Unter- 
familie Megascoleeinae, sowie die neuseeländische Acanthodrinen-Gruppe 
Neodrilus und Verwandte noch nicht entstanden waren, oder wenigstens noch 
nicht beträchtlich über ihren Entstehungs-Ort verbreitet sein konnten. 

Fraglich ist die faunistische Beziehung der Insel Neu-Kaledonien. 
Eine endemische Notiodrilus-Art lässt es unentschieden, ob diese Insel dem 
australischen oder dem neuseeländischen Gebiet zuzuordnen ist. Eine Acantho- 
drilus-Art, die einzige dieser einen selbständigen Zweig der Unterfamilie 
Acanthodrilinae darstellenden Gattung, spricht dafür, dass diese Insel ein 
kleines selbständiges Gebiet repräsentirt. Da es misslich ist, auf eine einzige 
Art hin ein Terricolen-Gebiet zu charakterisiren, so lasse ich die Frage über 
die faunistische Stellung Neu-Kaledoniens einstweilen unentschieden. 


Gebiete ohne endemische Terricolen. 


Die oben geschilderten Terricolen-Gebiete schliessen sich nicht überall 
lückenlos aneinander an. Mehrfach grenzen sie an Landstriche, die mehr 
oder weniger sicher nachweisbar jeglicher endemischer Terricolen entbehren. 
Die Feststellung über das Fehlen endemischer Terricolen ist nur in wenigen 
(sebieten sicher. Wenn wir alle Terricolen-Funde auf einer Karte vermerken, 
so bleiben noch grosse undurchforschte oder wenig durchforschte Gebiete 
frei, von denen wir sicher annehmen dürfen, dass sie eine reiche endemische 
Terricolen-Fauna beherbergen. Das Fehlen von Fundangaben bietet also 
keineswegs ein Anzeichen für das Fehlen endemischer Terricolen. Nur wenn 
uns in gut durchforschten Gebieten — und deren giebt es leider nicht viele — 
keine Fundnotizen endemischer Formen vorliegen, dürfen wir annehmen, dass 
hier thatsächlich keine vorkommen. Es ist also unserer diesbezüglichen 


ATZE 


rebie ıne endemise 'errieolen. g 
(Gebiete ol ende he T 


Feststellung von vornherein eine ziemlich enge Grenze gesetzt. Wir können 
nur ganz vereinzelte Gebiete mit Sicherheit als solche ohne endemische 
Terricolen bezeichnen. 

Das Fehlen endemischer Terricolen kann ein primärer Zustand sein, 
und zwar in Gebieten, die nie eine eigene Terricolen-Fauna besassen, oder es kann 
sekundär sein, in Gebieten, deren endemische Terricolen-Fauna unter irgend 
welchen Umständen ausgerottet wurde. Die Gebiete der ersten Kategorie 
zerfallen wiederum in zwei Gruppen, Gebiete von geringem geologischem 
Alter, denen nicht die genügende Zeit zur Bildung einer endemischen 
Terricolen-Fauna zur Verfügung stand, also Gebiete, die sich erst in jungen 
geologischen Perioden über die Meeresoberfläche erhoben haben, und solche, 
die dauernd durch beträchtliche Meeresstrecken von allen anderen Terricolen- 
Gebieten getrennt waren, die weit isolirten ozeanischen Inseln. Auch 
die Umstände, die den sekundären Zustand des Fehlens endemischer Terricolen 
verursachten, die zur Vernichtung älterer endemischer Terricolen-Faunen 
führten, können verschieden sein. Als eine der nachweisbaren Ursachen muss 
die Schaffung neuer Konkurrenz-Verhältnisse in Folge Einschleppung ver- 
breitungskräftiger peregriner Formen in Gebiete mit schwächerer Urbevölkerung 
angesehen werden. Wichtiger noch sind gewisse ungünstige klimatische 
Verhältnisse der Jetztzeit oder der jüngeren Vorzeit. 

Gebiete jüngeren geologischen Alters: Ich möchte in diesem Absehnitt die 
Aufmerksamkeit der Zoogeographen auf ein Gebiet lenken, das in Hinsicht seiner 
Terricolen-Fauna sehr auffallende Verhältnisse aufweist, auf das Chinesisch- 
Mongoliseh-Tibetanische Gebiet. Ich lasse zunächst eine Liste der hier 
aufgefundenen Terricolen sammt Angaben. über ihren Charakter und ihre 
weitere Verbreitung folgen: 


Megascolex mauritüü (Kısg.) — peregrin — Kowloon, Küstenländer und 
Inseln des Indischen Ozeans, auch Borneo. 

Pheretima asiatiea (MicHusx.) — peregrin — ÖOst-Tibet, Tientsin. 

Pheretima aspergillum (E. PERRIER) — in sehr geringem Maasse peregrin — 
Amoy, Kowloon, Formosa. 

Pheretima capensis (Horst) — peregrin — Hongkong, Sunda-Inseln, 
Kapland, Westindien. 

Pheretima (Guillelmi (Micuusx.) — in geringem Maasse peregrin — 
Wuchang, Tientsin. 

Pheretima hamwayana (Rosa) — peregrin — Hongkong, Japan, Hawaii- 


ns., Sunda-Ins., Pinang, Vorderindien, Mauritius, Kanarische 
Ins., Sunda-Ins., Pi Vord li Mauriti Kanarische 
Ins., Brasilien, Chile, W estindien, Bermuda-Ins. 


x 


Pheretima hesperidum (Bep».) —- peregrin — Wuchang, Hongkong, 
Hawaii-Ins., Westindien. 
Pheretima hupeiensis (Mrouusn.) — peregrin — Wuchang, Japan. 


Pheretima rodericensis (GruBE) — peregrin — Foochow, ‚Japan, Rodriguez, 
Madagaskar, Ober-Guinea, Westindien, Venezuela. 


Pheretima Schmardae (Horst) — peregrin — Tientsin, Japan, Hawaii- 
Ins., Westindien. 
Helodrilus caliginosus (Sav.) — peregrin — Hongkong, fast kosmopolitisch. 


Helodrilus Beddardi (Micuusx.) — peregrin — Ost-Tibet, Nordost-Mongolei, 
nördlich eircummundan. 

Helodrilus parvus (Eısex) — peregrin — Ost-Tibet, fast kosmopolitisch. 

Aus dieser Liste ist zunächst zu ersehen, dass die Zahl der aus diesem 

Gebiet bekannten Terrieolen-Funde, in denen 13 verschiedene Arten vertreten 

sind, nicht unbeträchtlich ist und sehr wohl schon einen Schluss auf den 


170 Gebiete ohne @ndemische Terricolen. 


Charakter der Terricolen-Fauna zulässt. Dazu kommt, dass wenigstens zwei 
Funde sehr reich genannt werden müssen. Die von mir bearbeitete KozuLow’sche 
Sammlung aus Tibet z. B. stammt von 10 verschiedenen Sonderfunden; 
% dieser 10 Funde enthielten Pheretima asiatica, daneben fanden sich nur 
wenige Exemplare von Helodrilus Beddardi und H. parvus. Es darf also - 
angenommen werden, dass diese Sammlung wenigstens den grössten Theil 
der hier überhaupt vorkommenden Terricolen-Arten umfasst. Die von mir 
bearbeitete Wuchang-Sammlung (W. Lörr leg.) enthielt über 100 Exemplare — 
lediglich Pheretima Guillelmi, Ph. hesperidum und Ph. hupeiensis —. 
Es liegen, wenn wir die 10 aus verschiedenen Orten stammenden Kozrow’schen 
Funde gesondert rechnen, 23 Einzelfunde aus diesem Gebiet vor. 


Unter diesen Umständen muss es als auffallend bezeichnet werden, dass 
bisher nicht eine einzige sicher endemische Terricolen-Art aus diesem Gebiete 
bekannt geworden ist. Zwar sind einzelne Arten, Pheretima asiatica und 
Ph. @wuillelmi, bisher nur in diesem Gebiet gefunden worden, aber an sehr 
weit voneinander entfernten Orten — ca. 1800 bezw. 2300 km —; das sind 
Entfernungen, die ungefähr denen zwischen der Südspitze Italiens und Hamburg 
bezw. der Nordspitze Dänemarks gleiehkommen, sodass diese Formen nicht 
wohl als endemisch gelten können. Ph. aspergillum zeigt andererseits eine 
nur geringe Verbreitung, die aber über dieses Gebiet hinausreicht, nach 
Formosa hin, sodass auch diese Form nicht als in China endemisch angesehen 
zu werden braucht. Wir müssen demnach das Chinesisch-Moneolisch-Tibetanische 
Gebiet nach unserer jetzigen nicht unbeträchtlichen Kenntniss als ein Gebiet 
ohne endemische Terricolen bezeichnen. 


Dieser faunistische Charakter tritt noch schärfer hervor, wenn wir dieses 
(Gebiet mit den benachbarten, soweit sie gut durchforscht sind, vergleichen. 
Sowohl Japan wie auch Birma sammt der Malayischen Halbinsel zeigen eine 
reiche Fauna endemischer Terricolen, zumeist der indo-malayischen Gattung 
Pheretima angehörig, zu der in Japan noch ein Anklang an die gemässigt 
eurasische Fauna, ein Lumbricide, hinzukommt, während Birma noch einzelne 
Moniligastriden, an die Fauna der Sunda-Inseln, Ceylons und des südlichen 
Vorderindien erinnernd, aufweist. 


Ich kann für das Fehlen endemischer Terricolen im Chinesisch-Mongolisch- 
Tihetanischen Gebiet keine andere Erklärung finden als die Annahme, dass 
dieses Gebiet erst in verhältnissmässig junger geologischer Periode für 
Terricolen zugänglich wurde. Es ist Sache der Geologen, die endgültige 
Entscheidung in dieser Frage zu treffen. Es scheinen aber die Anschauungen 
derselben über die jüngere geologische Geschichte dieses Gebietes noch nicht 
geklärt. Soweit ich übersehen kann, darf eine umfangreiche jung-tertiäre 
Wasser-Bedeekung Innerasiens vom Tarim-Becken bis zur östlichen Mongolei 
als nachgewiesen angesehen werden, während es noch fraglich ist, ob es sich 
um ein marines Gewässer, ein grosses Mittelmeer, oder um einen Komplex 
vieler grösserer und kleinerer Süsswasser-Seen handelt. Beide Anschauungen 
würden, falls man die Wasserbedeckung nur als kontinuirlich ansieht, in 
oleicher Weise das Fehlen endemischer Terricolen in dem nördlicheren Theile 
des in Rede stehenden Gebietes erklären und zugleich auch eine Erklärung 
für die südliche Begrenzung des gemässigt eurasischen Terricolen-Gebietes 
im zentral- und ost-asiatischen Bereiche darbieten. Unerklärt bleibt aber das 
Fehlen endemischer Terricolen in dem südlicheren Theil des Gebietes, in 
Ost-Tibet und im eigentlichen China, und die scharfe Begrenzung des indo- 
malayischen Terrieolen-Gebietes zwischen Hinterindien und Ost-Tibet— China. 


_ 


(Gebiete ohne endemische Terricolen. 171 


Weit isolirte ozeanische Inseln: Alle ozeanischen Inseln, die seit ihrem 
Bestehen, oder wenigstens seit der Zeit, da Terricolen zum ersten Mal zu 
allgemeiner Verbreitung gelangten, durch beträchtliche Meeresstrecken von 
den Festländern getrennt waren, entbehren einer endemischen Terricolen- 
Fauna. Erst durch den Menschen empfingen sie eine zum Theil sehr reiche 
Fauna peregriner Formen, die hier um so leichter Fuss fassten und sich um 
so üppiger vermehrten, als ihnen auf diesem jungfräulichen Boden keine 
Konkurrenten entgegen traten. Man kann demnach auch an der Terricolen- 
Fauna erkennen, ob eine Insel eine in jüngerer geologischer Periode losgelöste 
Festlandspartie darstellt (z. B. Ceylon und Neuseeland), oder ob sie als 
ursprünglich isolirte, ozeanische Insel anzusehen ist (z. B. die Hawaiischen 
Inseln). Im Fo olgenden sollen die Inseln und Inselgruppen der verschiedenen 
Ozeane auf den Charakter ihrer Terricolen-Fauna geprüft werden. 

Die Terricolen-Fauna der nördlichsten Inseleruppen des Pazifischen 
Ozeans, der Aleuten, ist durchaus unbekannt), ebenso die Sachalins und 
die der Kurilen. Erst in Japan treffen wir auf eine bekännte und gut 
durchforschte Terricolen-Fauna, die viele endemische Formen aufweist und 
dem indo-malayischen Gebiet zugeordnet werden muss. Diesem Gebiet 
endemischer Terricolen gehören, wie wir oben gesehen, auch Formosa, die 
Philippinen, die Molukken, die Sunda-Inseln und Neu-Guinea an. 
Dasselbe erstreckt sich auch wohl noch über die sich hier anschliessenden 
Inseln des Bismarck-Archipels: 

Pheretima montana (Kısz.) — peregrin (indo-malayische Form, auch von 
Neu-Kaledonien, Loyalty Ins., Neu-Hebriden, Viti Ins., Tahiti, Samoa- 
Ins. bekannt) 

Pheretima novaebritannicae (Bepn.) — wahrscheinlich endemisch 

Pheretima pacifica (Bep».) — 

Pheretima Sedgwicki (Bepn.) — 3 e 

Der grössere Theil der hier aufgefundenen Arten ist bisher nur hier 
gefunden, also anscheinend endemisch. 

Von den Salomo-Inseln sind nur zwei Arten, 

Pheretima Loriae (Rosa) — in geringem Maasse peregrin (Neu-Guinea) 
Pheretima solomonis (Bep».) — 
bekannt, die zugleich auch auf Neu- Guinea vorkommen und noch keinen 
sicheren Schluss auf den Charakter der Terricolen-Fauna zulassen. 
Aehnliches gilt von den Neu-Hebriden mit 


Pheretima esafatae (Bepn.) — anscheinend endemisch 
Pheretima montana (Kıss.) — peregrin (imdo-malayische Form) 
Pheretima upoluensis (Bepn.) — peregrin (Samoa-Ins.), 
von den Loyalty-Inseln mit 
Pheretima montana (Kıse.) — Berogrin (indo-malayische Form) 
und den Norfolk-Insein mit 
Mieroscolew dubius (FuwrcH.) — peregrin (fast kosmopolitisch). 


In Neu-Kaledonien und Neuseeland treffen wir wieder auf charak- 
teristische, sicher endemische Terricolen, die sich aber nieht mehr an das 
indo-malayische Gebiet anschliessen, sondern ein besonderes Gebiet markiren. 
Zum neuseeländischen GebietsindvielleichtauchdieChatham-Inseln zurechnen: 

Mieroscolex Huttoni Bess. — anscheinend endemisch 
Diporochaeta chathamensis Bexu. — endemisch? 

!) Nachträglich wurde das Vorkommen des peregrinen Helodrilus constrietus 

(Rosa) auf Unalaschka bekannt. 


172 (Gebiete ohne &ndemische Terricolen. 


Eisenia rosea (Sav.) — peregrin (gemässigt eurasisch-nordamerikanische 
Form) 

/lelodrilus ealiginosus (Sav.) — peregrin (gemässigt eurasisch-nordameri- 
kanische Form) 

Lumbrieus rubellus HorrmsT. — peregrin (gemässigt eurasisch-nordameri- 


kanische Form); 

wenigstens würde das Vorkommen eines endemischen Mieroscolex hierfür 
sprechen. Andererseits ist der starke Prozentsatz peregriner Formen auf- 
fallend — 3 europäische, sicher eingeschleppte Formen und eine allerdings 
bisher nur auf den Chatham-Inseln gefundene Diporochaeta, einer typisch- 
australischen Gattung angehörig, der aber der Verdacht der peregrinen Natur 
anhaftet, solange sie und ihre Wurzelform (Plutellus) nicht auch als endemisch 
auf Neuseeland nachgewiesen wird (vergl. oben p. 168). 

Oestlich von dem soeben charakterisirten, dem asiatischen und australischen 
Kontinent vorgelagerten Inselkranz mit sicher oder fraglich endemischen 
Terricolen liegt das Gebiet der isolirten pazifischen Inseln, die keine endemischen 
Terricolen besitzen. Folgende Listen mögen den Charakter der auf diesen 
Inseln angetroffenen Terricolen-Faunen veranschaulichen. 

Hawaii-Inseln: 


Pheretima hawayana (Rosa) — peregrin (tropisch eireummundan) 

Pheretima heterochaeta (MicaLsx.) — peregrin (tropisch eircummundan) 

Pheretima hesperidum (Bep».) — peregrin (China, Westindien) 

Pheretima peregrina (FuercH.) — peregrin (Australien |Mauritius?], Sumatra, 
Singapore) 

Pheretima Schmardae (Horst) — peregrin (Japan, China, Westindien) 

Pontoseolex corethrurus (Fr. MürL.) — peregrin (tropisch-südamerikanische 
Form) 

Eisenia foetida (Sav.) — peregrin (gemässigt eurasisch-nordamerikanische 
Form) 

Telodrilus caliginosus (Sav.) — peregrin (gemässigt eurasisch-nordameri- 
kanische Form) 

Helodrilus Beddardi (Micausx.) — peregrin (gemässigt eurasisch-nord- 
amerikanische Form) f 

FTelodrilus constrietus (Rosa) — peregrin (gemässigt eurasisch-nordameri- 


kanische Form). 
Marianen: 


Pheretima aeruginosa Kıyg. — peregrin (Sunda-Inseln). 
Viti-Inseln: 
Pheretima Godeffroyi (Micuusx.) — bisher nur hier gefunden, wahr- 
scheinlich peregrin 
Pheretima montana (Kıyz.) — peregrin (indo-malayische Form) 
(Dichogaster Damonis Brp».) — Fundortsangabe nur durch Händler 


vermittelt, verdächtig (tropisch - afrikanisch — westindisch - zentral- 
amerikanische Form) 
Samoa-Inseln: 


Pheretima montana (Kıse.) — peregrin (indo-malayische Form) 
Pheretima upolnensis (Bwpn.) — peregrin (Neu-Hebriden) 
Diehogaster Reinckei (Mrcuusx.) — bisher nur hier gefunden, wahr- 
scheinlich peregrin. 
Tahiti: 
Pheretima montana (Kısp.) — peregrin (indo-malayische Form) 


Pheretima taitensis (Grus£) — bisher nur hier gefunden (zweifelhafte Art). 


Gebiete ohne endemische Terricolen. 173 


Marquesas Inseln: 


Pontoscolew corethrurus (Fr. Mürt.) — peregrin (tropisch-südamerikanische 
Form). 
Juan Fernandez: 
Kerria saltensis Bepp. — in geringem Maasse peregrin, amphibisch’ und 


wahrscheinlich hospitirend littoral (Chile) 


Helodrilus rubidus (Sav.) 


var. subrubicunda (Eısen) — peregrin (gemässiet eurasisch-nordameri- 
kanische Form) 

Helodrilus caliginosus (Sav.) — peregrin (gemässigt eurasisch-nordameri- 
kanische Form) 

Eiseniella tetraedra (Sav.) — peregrin (gemässigt eurasisch-nordameri- 


kanische Form). 

Nur wenige dieser Terricolen sind bisher’nur auf einer dieser Inseln 
gefunden, dem Anscheine nach also hier endemisch. Bei der Lückenhaftigkeit 
unserer bisherigen Kenntnisse kann diese anscheinende Abweichung von den 
theoretischen Feststellungen nicht verwundern. Wir dürfen erwarten, dass 
diese Formen später noch in ihrer eigentlichen Heimath nachgewiesen werden, 
die beiden Pheretima-Arten, von denen eine übrigens unsicher ist, im indo- 
malayischen Gebiet, die beiden Dichogaster-Arten, von denen auch nur die 
Fundortsangabe der einen als sicher bezeichnet werden kann, im tropisch- 
afrikanischen oder westindisch-zentralamerikanischen Gebiet. Die muthmaasslich 
peregrine Natur dieser Dichogaster-Arten ist schon oben eingehend erörtert 
worden (siehe p. 14, 114). 

Die peregrine Terricolen-Fauna dieser Inseln rekrutirt sich hauptsächlich 
aus dem angrenzenden indo-malayischen Gebiet (Pheretima-Arten), und dem 
gemässigt eurasischen Gebiet, das die ihm eigenen Formen (Lumbrieidae) 
besonders wohl durch den modernen Handelsverkehr zur Verschleppung gebracht 
hat. Dass Juan Fernandez auch eine chilenische Form beherbergt, ist bei 
der kommerziellen Abhängigkeit dieser Insel von Chile nicht verwunderlich. 

Von den Inseln des Indischen Ozeans können nur einige kleinere als 
solche ohne endemische Terricolen bezeichnet werden. Tasmanien, das sich 
in seiner Terricolen-Fauna eng an Australien anschliesst, sowie die Sunda- 
Inseln, Ceylon und Madagaskar, mit ihren charakteristischen endemischen 
Terricolen sind als losgelöste Festlandspartien anzusehen. An Madagaskar 
schliessen sich vielleicht die Seychellen mit der ihnen eigenthümlichen 
Acanthodrilinen-Gattung Maheina an. Zweifelhaft ist der Charakter der 
Terricolen-Fauna von Christmas-Island, südlich vom Westende Javas: 

Megascolex maursitii (Kıse.) — peregrin (Küsten und Inseln des Indischen 
Ozeans, auch Borneo und China) 

Pheretima brevis (Rosa) — anscheinend endemisch 

Pheretima posthuma (VAıLuant) —— peregrin (indo-malayische Form, auch 
Vorderindien und Bahama). 

Die übrigen kleinen Inseln weisen, so weit wir wissen, nur peregrine 
Formen auf. 

Minikoi: 

Megascolex mauritiüi (Kısg.) — peregrin (Küsten und Inseln des Indischen 
Ozeans, auch Borneo und China). 

Nikobaren: 

Eisenia foetida (Sav.) — peregrin (gemässigt eurasisch-nordamerikanische 


Form) 


174 (sebiete ohne endemische Terrieolen. 


Lambrieus rubellus HorFrmsır. — peregrin (gemässigt eurasisch-nordameri- 
kanische Form). 
Mauritius: 
Megascolex mauritüi (Kısg.) — peregrin (Küsten und Inseln des Indischen 
Ozeans, auch Borneo und China) 
Pheretima robusta (E. PERRIER) — peregrin (Philippinen) 
Pheretima hawayana (Rosa) — peregrin (indo-malayische Form) 
Pontoseolex corethrurus (Fr. Mürr.) — peregrin (tropisch-südamerikanische 
Form) 
Rodriguez: 
Pheretima rodericensis (GRUBE) — peregrin (indo-malayische Form) 
St. Paul: 
lHelodrilus pareus (Kısexn) —- peregrin (gemässigt eurasisch-nordameri- 


kanische Form). 

Auch auf diesen Inseln spielen indo-malayische und gemässigt eurasisch- 
nordamerikanische Formen die Hauptrolle, doch kommt auf den meisten 
Inseln noch eine Megascolex-Art, als deren Urheimath wahrscheinlich Ceylon, 
vielleicht aber auch Australien, anzusehen ist, hinzu. 

Auch im Atlantischen Ozean sind es lediglich die kleinen, weit isolirten 
Inseln, die einer Fauna endemischer Terricolen entbehren, während die grösseren 
Inseln und die sich kettenartig ziemlich eng daran anschliessenden kleinen — 
die Antillen — eine charakteristische endemische Form aufweisen. Die 
Falkland-Inseln scheinen sich an das chilenisch-magalhaensische Gebiet 
anzuschliessen: 


Notiodrilus Bovei (Rosa) — in geringem Maasse peregern (Feuerland, 
Süd-Patagonien) 

Notiodrilus falelandieus (Bep».) — anscheinend endemisch 

Notiodrilus aquarumduleium (BEo»D.) i 

Chilota Dalei (Bezpn.) — Wahrscheinlich endemisch 

Helodrilus rubidus (Sav.) 

var. subrubieunda (Eısen) — peregrin (gemässigt eurasisch-nordameri- 


kanische Form). 


Die Notiodrilus-Arten können als endemische Formen kaum in Betracht 
kommen, da ihre nahe Verwandtschaft mit nachweisbar euryhalinen Formen 
(z.B. N. georgianus (Michtsn.) von Süd-Georgien) sie in den Verdacht setzt, 
ebenfalls hospitirend littoral zu sein. Eine wirklich endemische Form scheint 
aber Chilota Dalei zu sein; diese ist es, die für den Anschluss dieser Inseln 
an das magalhaensisch-chilenische Gebiet spricht. 

Die folgenden Inseln und Inselgruppen entbehren wahrscheinlich sämmtlich 
endemischer Terricolen. 

St. Helena: 


Sudrilus Eugeniae (Kınz.) — peregrin (tropisch-afrikanische Form) 

[lelodrilus caliginosus (Sav.) — peregrin (gemässigt eurasisch-nordameri- 
kanische Form) 

Lumbrieus castaneus (Sav.) — yperegrin (gemässigt eurasisch -nordameri- 


kanısche Form). 
Fernando Naronha: 
Pontoscolex corethrurus (Fr. Mürnn.) — peregrin (tropisch-südamerikanische 
Form). | 
Kapverdesche Inseln: 
Chilota ewul (Rosa) — bisher nur hier aufgefunden (endemisch ?) 


(ebiete ohne endemische Terricolen. ] 


=] 
Qu 


Kanarische Inseln: 


Mieroscolex dubius (Fuercn.) — peregrin (fast kosmopolitisch) 
Microscolew phosphoreus (Axt. Duc.) — peregrin R 
eretima hawayana 0SA) —- peregerin (indo-malayische Form 
Pheret hawaya Rosa pereg ind layische F 
Eiseniella tetraedra (Sav.) — peregrin (gemässigt eurasisch-nordameri- 
kanische Form) 
isenta foetida (Sav.) — pereerin (gemässigt eurasisch-nordamerikanische 
E oetida (S pereg et l l | l 
Form) 
Wisenia rosea (Sav.) — peregrin (gemässigt eurasisch-nordamerikanische 
Form) 
HHelodrilus ealiginosus (Sav.) —- peregrin (gemässigt eurasisch-nordameri- 
kanische Form) 
elodrrilus chloroticus (Sav.) —- pereorin (gemässioet eurasisch-nordameri- 
Helodrilus chlorot SA pereg Q gt | 1 
kanische Form) 
elodrilus Eiseni (Sav.) —- pereerin (gemässiet eurasisch - nordameri- 
Helodrilus Eise S pereg g et 1 l 
kanische Form) 
ctolasium complanatum nt. Dug.) — peregrin (Mittelmeer-Form 
Octol omplanat Ant. D pereg (Mittel F 
‚umbrieus rubellı OFFMSTR. — peregerin (gemässiet eurasisch-nordameri- 
Lumbrieus rubellus H pereg g ot | l 
kanische Form). 
Madeira: 
Mieroscolew dubius (FuercH.) — peregrin (fast kosmopolitisch) 
eretima ealifornica (Kısz.) — pereerin (indo-malayische Form 
Pheret lifo K pereg l layische F 
HHelodrilus ealiginosus (Sav.) — peregerin (gemässiet eurasisch-nordameri- 
I I to} fo} {ee} 
kanische Form) 
Helodrilus ehlorotieus (Sav.) — pereerin (eemässiet eurasisch-nordameri- 
1 & oO oO 


kanische Form) 
Helodrilus Möbii (Micutsx.) — bisher nur hier gefunden (endemisch?) 


Helodrilus madeirensis (MicHtsn.) — in geringem Maasse peregrin (Portugal) 

Helodrilus octaedrus (Sav.) — peregrin (gemässigt eurasisch-nordameri- 
kanische Form) 

IHelodrilus Eiseni (Leviss.) — peregrin (gemässigt eurasisch-nordameri- 
kanısche Form) | - 

Azoren: 

Pheretima heterochaeta (Mıcnusx.) — peregrin (indo-malayische Form) 

Eiseniella tetraedra (Sav.) — peregrin (gemässigt eurasisch-nordameri- 
kanische Form) 

Eisenia foetida (Sav.) — peregrin (gemässigt eurasisch-nordamerikanische 
Form) 

Helodrilus caliginosus (Sav.) — peregrin (gemässigt eurasisch-nordameri- 
kanische Form) 

Helodrilus chlorotieus (Sav.) — peregrin (gemässigt eurasisch-nordameri- 

kanische Form) 

Helodrilus rubidus (Sav.) — peregrin (gemässigt eurasisch-nordameri- 
kanische Form) | 

var. subrubieunda (Eisen) — peregrin (gemässigt eurasisch- nordameri- 
kanische Form) 

Ilelodrilus Eiseni (Levıss.) — peregrin (gemässigt eurasisch-nordameri- 
kanische Form) 

Octolasium lacteum (OERrLEeY) — peregrin (gemässigt eurasisch-nordameri- 
kanische Form) 

Lumbrieus terrestris L., Münv. — peregrin (gemässigt eurasisch-nord- 


amerikanische Form). 


176 (ebiete ohne endemische Terricolen. 


Bahama-Inseln: 


Pheretima Houlleti (E. Perkızr) — peregrin (indo-malayische Form) 

Pheretima posthuma (VAILLANT) — % = E 
Bermuda-Inseln: 

Pheretima hawayana (Rosa) — peregrin (indo-malayische Form 

Eudrilus Eugeniae (Kısz.) — peregrin (tropisch-afrikanische Form) 

Onychochaeta Windlei (Bzp».) — peregrin (Westindien, Venezuela) 

Eisenia foetida (Sav.) — peregrin (gemässigt eurasisch-nordamerikanische 

Form) 
Helodrilus chlorotieus (Sav.) — peregrin (gemässigt eurasisch-nordameri- 


kanische Form). 

Auch auf den Inseln des Atlantischen Ozeans finden sich noch verschiedene 
Arten der verbreitungskräftigen indo-malayischen Form Pheretima, doch 
treten sie, besonders auf den Europa näher liegenden Inselgruppen, den Azoren, 
Madeira und den Kanarischen Inseln, gegen die nicht minder verbreitungs- 
kräftigen Lumbriciden des gemässigt eurasisch-nordamerikanischen Gebietes — 
der Hauptsache nach wohl aus den Kulturstaaten Europas stammend — weit 
zurück. Einer Erörterung bedürfen zwei dem Anscheine nach auf diesen 
Inseln endemische Arten. COhilota exul von den Kapverdeschen Inseln gehört 
einer Gruppe an, die in Süd-Afrika und im magalhaensisch-chilenischen Gebiet 
beheimathet ist. Schon Rosa, der Autor dieser Art, betrachtete sie als ein- 
geschleppt. Es ist wohl kaum anzunehmen, dass wir es mit einem Relikt 
einer früher weiter verbreiteten Gattung zu thun haben. Auch Madeira besitzt 
dem Anscheine nach eine endemische Art, Zelodrilus Möbri, ein Lumbricide, 
der diese Insel als Theilstück des gemässigt eurasischen Gebietes charakterisiren 
würde. Zu beachten ist, dass auch A. madeirensis einst als endemische 
Madeira-Form angesehen werden musste, bis sie in Portugal angetroffen wurde. 
Wahrscheinlich ist auch 7. AMöbii eine ursprünglich portugisische Form — 
sie steht dem portugisischen 7. Molleri (Rosa) am nächsten —; doch bedarf 
es noch des thatsächlichen Nachweises. 

Die Inseln des Nordpolar-Meeres, lediglich von peregrinen Lumbriciden 
des gemässigt eurasisch-nordamerikanischen Gebietes bevölkert, bedürfen an 
‘dieser Stelle keiner Erörterung, da sie in den Bereich des unten (p. 179) 
näher erörterten Gebietes der eiszeitlichen Vereisung gehören. Dasselbe gilt 
von den Inseln des Südpolar-Meeres, lediglich von hospitivend littoralen 
Acanthodrilinen der Gattung Notiodrilus (vergl. die Erörterung über die 
Verbreitung dieser Gattung, oben p. 76, 77) bewohnt. 

Gebiete der Ausrottung endemischer Terricolen in Folge Einschleppung 
peregriner: Die Gebiete, in denen durch Einschleppung verbreitungskräftiger 
peregriner Formen eine schwächere terricole Urbevölkerung vollständig aus- 
gerottet ist, sind nur sehr klein. Es gehören hierher bis jetzt nur einzelne 
grössere Städte, die wegen der besonderen Kulturverhältnisse schon an und 
für sich keinen günstigen Boden für die Entfaltung einer artenreichen Fauna 
endemischer Terricolen bieten, und in denen die Eingeschleppten, die sich Ja 
in hervorragender Weise an die gärtnerische Kultur angepasst haben, leichte 
Arbeit hatten. Als typisches Beispiel führe ich Santiago in Chile an und 
verweise im Uebrigen auf die diesbezüglichen Erörterungen in dem Kapitel 
„Verschleppung durch den Menschen“ (p. 24). 

Gebiete mit ungünstigen klimatischen Verhältnissen der Jetztzeit: Als solche 
(Gebiete sind vor Allem die unter einer kontinuirlichen Eisdecke begrabenen 
polaren Länder, z. B. Grönland, vielleicht mit Ausnahme einzelner Küsten- 
strecken, anzusehen. Auch manche wasserlose Gebiete mögen einer Terricolen- 


u ie Se 


e 


(rebiete ohne endemische Terrieolen. 177 


Fauna entbehren; doch ist zu bemerken, dass bei dem einzigen eingehend 
auf eine Terricolen-Fauna untersuchten Wüstenbezirk, der Wüste Zentral- 
Australiens, in den, weit isolirten Oasen das Vorhandensein einer charak- 
teristischen endemischen Terricolen-Fauna festgestellt werden konnte. Es ist 
demnach noch fraglich, ob es überhaupt grössere Wüstenbezirke ohne endemiche 
Terricolen giebt. 

Gebiete mit ungünstigen klimatischen Verhältnissen der jüngeren Vorzeit: 
Wir kennen grosse Gebiete, die nicht der Terricolen überhaupt, sondern nur 
endemischer Formen entbehren, die eine reiche Fauna lediglich peregriner 
Terricolen beherbergen. Bei gewissen derartigen Gebieten kann das Fehlen 
endemischer Formen nicht auf Verhältnissen der Jetztzeit beruhen; wir müssen 
die Ursache in der Vergangenheit suchen, und zwar in einer Periode, die 
nicht genügend weit zurückliegt, um die Neubildung einer endemischen 
Terricolen-Fauna aus eingewanderten Formen möglich erscheinen zu lassen. 

Zu dieser Kategorie ist höchst wahrscheinlich das Gebiet zu rechnen, 
welches nördlich vom gemässigt-eurasischen Gebiet liegt, und zu dem ganz 
Nord-Europa von Mittel-Deutschland an gehört. Da dieses Gebiet wenigstens 
in seinem europäischen Theil zu den best-durchforschten gehört, so verlohnt 
es sich wohl, seine peregrine Terricolen-Fauna eingehender auf Charakter, 
Herkunft und Ausbreitung zu prüfen und eine Erklärung dieser Verhältnisse 
zu versuchen. Ich stelle deshalb eine Liste der in diesem nördlich-europäischen 
(xebiet im Freilande beobachteten Formen sammt Notizen über ihren Charakter 
und ihre Verbreitung zusammen (siehe folgende Seite!). 

Die Hauptmasse der in dieser Liste aufgeführten Arten sind peregrin. 
Nur eine Form, Helodrilus norvegieus (EISEN), scheint in Norwegen endemisch 
zu sein. Sehen wir von dieser unten noch eingehender zu besprechenden 
Form einstweilen ab, so stellt sich dieses boreal-arktische europäische Gebiet 
als ein solches dar, welches keine endemischen Terricolen, wohl aber zahlreiche 
peregrine Formen beherbergt. 

Sämmtliche Arten dieser Liste gehören der im gemässigt eurasischen Gebiet 
sowie in den Oststaaten Nordamerikas beheimatheten Familie Lumbrieidae an. 
Wir dürfen also das gemässigt eurasische Gebiet mit Sicherheit als die Urheimath 
ansehen, von der die peregrine Fauna des nördlicheren Europa ausgegangen ist. 

Betrachten wir die Verbreitung dieser Formen näher, so zeigt sich, dass 
ihre Zahl gegen Norden entschieden abnimmt. Einzelne Arten haben nur 
einen sehr geringen Vorstoss gegen Norden gemacht, so Helodrilus mammalis 
(Sav.) von Nord-Frankreich nur bis England und Schottland, 4. oculatus 
HoFFMSTR. von Italien und der Schweiz oder von Nord-Frankreich nur bis Nord- 
Deutschland, 4. limicola (Micrusn.) von der Schweiz bis Nord-Deutschland. 
Hier in Nord-Deutschland findet sich die im Gegensatz zu Süd-Europa mit 
seinen vielen endemischen Arten zwar geringe, im Gegensatz zu Skandinavien 
aber verhältnissmässig grosse Zahl von 19 Lumbrieiden-Formen (Arten und 
Unterarten). Mehrere dieser Formen, zumal die Arten der im Mittelmeer- 
Gebiet so reich entwickelten Gattung Octolasium, gehen nicht nach Skandinavien 
hinüber, in dessen südlicherem Theil, etwa bis zur Breite Stavangers, wir nur 
14 Lumbrieiden-Formen antreffen. Von diesen 14 Formen dringen aber nur 
5 bis in die arktische Region, das Tromse-Amt mit den Lofoten, vor, und nur 
eine einzige geht noch über die Nordküste Europas hinaus nach Novaja Semlja 
hinüber. 

Es bieten sich zwei verschiedene Erklärungen für die Abnahme der 
Artenzahl gegen Norden dar. Wir dürfen wohl annehmen, dass die strenge 
Winterkälte der arktischen und subarktischen Region vielen Formen unzuträglich 


Michaelsen, Geographische Verbreitung der Oligochaeten. . 12 


178 


Gebiete ohne endemische Terricolen. 


Liste der im borealen und arktischen Europa angetroffenen Terricolen. 


Art 


ı Verbreitung im nördlichen 


| 
| 


Europa 


Herkunft und Charakter 


kiseniella tetraedra (Sav.) |nordwärts bis Nord-Nor- | 


Eisenia foetida (Sav.) 
Eisenia rosea (SAv.) . 
E.veneta (Rosa) f. hibernica 
(FRIEND) . . Er Herr 
f. hortensis (Micausn. y% 
Helodrilus caliginosus (SAv..) 
Helodrilus chloroticus (SAv.) 
IHelodrilus limieola (Micau..) 
Helodrilus longus (Upe) . 
HHelodrilus mammalıs (Sav.) 
MHelodrilus oetaedrus (Sav.) 
H, vrubidus (Sav.) f. typica 


subrubicunda (EısEx) 


HHelodrilus Beddardi( Mich.) 
Helodrilus constrietus(RosA) 


IHelodrilus norwegieus (Eıs.) 


Helodrilus Eiseni (Luvıns.) 
Helodrilus oculatus Horrms. 


Octolasium eyaneum (NAv.) 
Oetolasiumlacteum(OERLEY) 


Lumbrieus castaneus (Sav.) 


Laumbrieuspapillosus Frıen. 
Lumbrieus rubellus Horrms. 


Lumbrieus terrestris L.,MvL. 


I 
| 
| 
| 


nordwärts 


wegen 


ınordwärts bis Norwegen 


Süd-Nor- 


eh} ” 
wegen 


Irland 
nordwärts bis 
Deutschland 
nordwärts bis Nord-Nor- 

wegen 


nordw ärts bis Norw egen 


Nord-Deutschland 
nordw. b. West-Norwegen 
Schottland, England 


nordwärts bis Nowaja 
Semlja 

nordwärts bis West-Nor- 
wegen 

nordwärts bis  Mittel- 
Schweden 

Irland 

nordwärts bis Nüdwest- 


Norwegen 
West-und Nord-Norwegen 


nordwärts bis Dänemark 


a 5 Nord- 
Deutschland 
nordw. bis Nord-Deutschl. 


nordwärts bis Nowgorod 


bis Süd-Nor- 
wegen 
Irland 
nordwärts bis Nord-Nor- 
wegen 
nor Iwärle bis Mittel- Nor- 
wegen 


Nord- | 


nördlich gemässigt, stark 
peregrin 

nördlich gemässigt, stark 
peregrin 

nördlich gemässigt, stark 
peregrin 


Italien, pereerin 

Süd- und West-Europa, 
stark peregrin 

nördlich gemässigt, stark 


peregrin 
nördlich gemässiet, stark 
peregrin 


Schweiz, schwach peregrin 

nördl. gemässigt, peregrin 

Nord-Frankreich,schwach 
peregrin 

nördlich gemässigt, stark 
peregrin 

nördlich gemässigt, stark 
peregrin 

nördlich gemässigt, 
peregrin 

nördl.gemäss.‚starkpereor. 

nördlich gemässigt, stark 
peregrin 

anscheinend endemisch, 
Selbständigkeit als Art 
nicht ganz sicher, zum 
mindesten nahe ver- 
wandt mit der vorher- 
gehenden 

Süd- und West-Europa, 
peregrin 

Haie Schweiz, Frank: 
reich, schwach peregrin 

Süd-Europa,starkperegrin 

nördlich gemässigt, stark 


stark 


peregrin 
nördlich gemässigt, stark 
peregrin 


Schweiz, peregrin 

nördlich gemässigt, stark 

‘  peregrin 

nördlich gemässigt, stark 
peregrin 


(rebiete ohne endemische Terricolen. 179 


und zumal für die starke Verminderung der Artenzahl in den kälteren Regionen, 
besonders in der Strecke von Süd- Schw. eden bis Nord-Norwegen, ver antwortlich 
zu machen ist. Diese klimatischen Verhältnisse erklären aber nicht die geringe 


_ Artenzahl der Terricolen in den südlicheren Regionen des erörterten Gebietes; 


ist doch Nord-Deutschland mit nur 19 Terricolen-Formen in klimatischer 
Hinsicht nicht ungünstiger gestellt als z. B. die Alpenländer mit einer weit 
höheren Artenzahl. Als zweiter Grund für die Verminderung der Artenzahl 
nordwärts kann die weitere Entfernung von dem eigentlichen Gebiet der 
Lumbrieiden, der Urheimath dieser peregrinen Formen, angeführt werden. 
Dass auch dieser Umstand bei der Erklärung dieser Verbreitungsverhältnisse i in 
Rücksicht zu ziehen ist, geht schon daraus hervor, dass die am wenigsten weit 
vorgedrungenen Formen, Helodrilus mammalis, H. ocwlatus und H. limicola, 
auch in seitlicher, west-östlicher Richtung nur eine geringe oder sehr geringe 
Verbreitung aufweisen. Wahrscheinlich haben beide Umstände, das unw irthlichere 
Klima des Nordens und die grössere Entfernung von der Urheimath, zusammen 
gewirkt zur stufenweisen Verringerung der Ärtenzahl vom Süden nach den 
nördlicheren Regionen des europäischen Gebietes. Wenn wir aber auch hiermit 
eine genügende Erklärung für die geringere Artenzahl gefunden haben, so 
trifft dieselbe doch nicht den Hauptpunkt in dem Charakter der Terricolen- 
Fauna dieses Gebietes, nämlich das so gut wie vollständige Fehlen endemischer 


- Formen. 


s ist nicht verständlich, dass gerade nur peregrine Formen dieses mässig 
kältere hd kalte Klima vertragen sollten; wenn auch die Artenzahl dadurch 
herabgemindert wird, warum ändert sich das Zahlen-Verhältniss zwischen 
peregrinen und endemischen Formen, und zumal, warum ändert es sich in so 
schroffer Weise? Ist das Gebiet eben nördlich von der scharfen Grenzlinie 
des Gebietes endemischer Lumbrieiden denn klimatisch so sehr benachtheiligt, 
dass wirklich gar keine endemischen Formen hier existiren können? Ist 
7. B. Nord-Deutschland mit lediglich peregrinen Formen klimatisch ungünstiger 
sestellt als die Alpenländer mit ihren vielen endemischen Arten? Diese 
Fragen müssen entschieden verneint werden. Es bedarf einer anderen Erklärung 
für ie scharfe nördliche Begrenzung des Gebietes endemischer Lumbrieiden. 
Da die klimatischen Verhältnisse der Jetztzeit uns hier im Stiche lassen, so 
liegt es nahe, die klimatischen Verhältnisse der Vorzeit daraufhin zu prüfen, 
ob sie vielleicht die gesuchte Erklärung bieten. Eines der hervorstechendsten 
vorzeitlichen klimatischen Phänomene, das in dem in Frage kommenden 
(Gebiet besonders stark zum Ausdruck kam, brachte die Eiszeit, eine ungemein 
starke Eisablagerung in den Polarländern. Nach den Schilderungen, die uns 
die Geologen von diesem Phänomen geben, hat während desselben ganz Nord- 
Europa unter einer zusammenhängenden, Hunderte von Metern dicken Eisdecke 
begraben gelegen, und immer neue Eismassen schoben sich von dem damals 
viel umfangreicheren skandinavisch-finnischen Lande herunter. Ueber den 
nördlichen und mittleren Theil Grossbritanniens (der Südrand Englands blieb 
frei) bis an die Rheinmündung und unsere deutschen Mittelgebirge, an denen 
sich der Eisrand stellenweise 400 und 500 Meter hoch hinaufschob, und weiter 
östlich bis tief in das Innere Russlands hinein, bis Kiew, drangen diese Eismassen, 
alles Leben unter sich erdrückend. Der Südrand der grössten Eisausbreitung 
während der Eiszeit deckt sich nun fast genau mit dem Nordrand des Gebietes 
endemischer Lumbrieiden (und damit endemischer Regenwürmer überhaupt). 
Dieses Zusammentreffen ist zu genau, als dass man an einem direkten 
Zusammenhang zwischen der Verbreitung der Lumbrieiden und der grössten 
Eisverbreitung während der Eiszeit zweifeln könnte. Wir haben uns demnach 


19* 


180 (rebiete ohne endemische Terrieolen. 


die Ausbreitung der Lumbriciden über Mittel- und Nord-Europa folgendermaassen 
vorzustellen: Als nach Verlauf der Eiszeit der mächtige Eispanzer, der ganz 
Nord-Europa und Theile von Mittel-Europa überdeckte, von den Rändern 
her allmählich abschmolz, liess er ein totes, ödes Land zurück, in dem auch 
keine Spur von Regenwürmern mehr zu finden war; alle Lumbrieiden, die 
vor der Eiszeit in diesem Nordgebiet endemisch gewesen sind, waren ausgestorben. 
Erst durch Einwanderung aus den südlicheren, freigebliebenen Landen empfing 
dieses vom Eise befreite, noch öde Nordland eine neue Terricolen-Bevölkerung; 
aber nur verhältnissmässig wenige Arten, und fast nur solche, die wir als 
vielfach verschleppte bezw. peregrine Formen kennen gelernt haben, wanderten 
in das herrenlose Gebiet ein. Wahrscheinlich ist diese Neubesiedelung in 
hohem Grade durch den Menschen gefördert worden — inwieweit, das entzieht 
sich allerdings unserer Kenntniss. Die seit dem Zurückweichen der glacialen 
Eismassen verflossene Zeit ist, mit geologischem Maassstab gemessen, sehr 
kurz; sie genügte jedenfalls nicht für eine ausgiebige Bildung neuer Arten. 

So erklärt es sich, dass wir nördlich von der oben (bei der Schilderung 
der Verbreitung der Fam. Lumbrieidae, p. 149) skizzirten Grenzlinie fast nur 
verschleppte und peregrine Formen vorfinden, während das südlichere Europa 
noch die zahlreichen endemischen Arten aufweist, die sich hier in weit zurück- 
liegender geologischer Periode entwickelt, und, unberührt durch die vernichtenden 
Eismassen der Eiszeit, bis auf unsere Tage erhalten haben. 

Gegen diese Hypothese scheint der Reichthum der Alpenländer an 
endemischen Formen zu sprechen; denn auch den Alpenländern hat die Eiszeit 
eine starke Vergletscherung gebracht. Diese Ueberlegung hat mich lange 
davon abgehalten, dem Gedanken von jenem eiszeitlichen Einfluss Raum zu 
seben; da aber eine andere Erklärung für die eigenthümliche Verbreitung 
endemischer Terricolen in Europa nicht zu erbringen war, so habe ich schliesslich 
versucht, mich auch mit diesem Einwurf abzufinden. Jedenfalls brachte die 
Vergletscherung der Alpenländer zur Eiszeit keine so umfangreiche, und vor 
Allem keine so kontinuirliche Eisdecke zuwege, wie wir sie für Nord-Europa 
annehmen müssen. Vielleicht blieben, wenn auch viele Gletscher ihren Fuss 
weit aus den Alpenländern herausstreekten, zwischen den Gletschern kleinere, 
vielleicht nur oasenartige Gebiete, in denen sich mit einer Vegetation auch 
Kolonien der alt eingesessenen Terricolen halten konnten. Vielleicht auch 
waren die jetzt anscheinend nur in den Alpenländern endemischen Terricolen 
zur Eiszeit in den eisfreien Nachbargebieten, etwa in Nord-Italien, zu Hause 
und sind erst mit dem Zurücktreten der Vergletscherung die kurze Strecke 
in die Alpenländer hinein gewandert. Dass sie jetzt nur in den Alpenländern, 
nicht mehr in den benachbarten Gebieten angetroffen werden, mag mit der 
intensiveren menschlichen Kultur dieser Tiefebenen-Gebiete erklärt werden. 

Einer Erörterung bedarf noch das Vorkommen einer anscheinend 
endemischen Art in Norwegen, des Helodrilus norvegieus Eısen. Die Selbst- 
ständigkeit dieser Art ist nicht ganz sicher. Jedenfalls ist sie der stark 
peregrinen Art H. constrietus (Rosa) nahe verwandt, vielleicht nur eine lokale 
Rückschlagsform derselben '). Wir haben diese Form wohl als eine der ersten 
Spuren der Neubildung einer dem Gebiete eigenthümlichen, endemischen 
Terricolen-Fauna anzusehen. Die Zeit, die seit dem Zurücktreten der glacialen 
Eismassen verstrichen ist, ist immerhin beträchtlich genug, um eine derartige 
Neubildung, wenn auch nicht einer ganzen Fauna, so doch einer einzelnen 
schwach gesonderten Art, erklärlich erscheinen zu lassen. 

!) Vergl. W. Micnartsex: Die Lumbrieiden-Fauna Norwegens und ihre Beziehungen; 


in Verh. Ver. Hamburg, 3. F. Bd. IX p. 11. 


Inhalt. 


ARIEWOrL Lernen n.. 
Allgemeiner Theil . N le 


Lebensweise und Ausbreitung . ENTE 
Abhängigkeit der Ausbreitung von der Kerr eise A. Sonderung 
des ganzen Materials nach den biologischen Verhältnissen 1. Biologische 
Hauptgruppen und Uebergangsgruppen 1. 

Terricole Oligochaeten: Selbständige Wanderung 1. Passiver Örtswechsel 2. 
Verschleppte Formen und Weitwanderer: Peregrine Formen 2. Endemische 
Formen mit sehr geringer Verbreitung 2. Wandlung der Formen im 
Laufe der Zeitder Ausbreitung 2. Ausbreitungshindernisse 3. Zugänglichkeit 
der verschiedenen Festlandsgebiete: Ausbreitungsmöglichkeiten 3. Ver- 
schiedenheit der Ausbreitungsmöglichkeiten in verschiedenen geologischen 
Perioden 3. Beziehung zwischen recenter geographischer Verbreitung 
und diesen verschiedenen Ausbreitungsmöglichkeiten 3. Zusammen- 
setzung dieser Oligochaeten-Abtheilung 3. 

Limnische Oligochaeten: Besonderheit der Ausbreitungsweise 3. Weite Ver- 
breitung der Arten und Gattungen 3. Phyletisch hohes Alter limnischer 
Formen 4. Schutz von der Konkurrenz der fast ausschliesslich terricolen 
jüngeren, verbreitungskräftigen Formen 4. Ausbreitungsweise 4. Zusammen- 
setzung dieser Oligochaeten-Abtheilung 4. Ursprünglichkeit der limnischen 
Lebensweise und sekundäre Anpassung 4. 

Marine Oligochaeten: Seltenheit rein mariner Vorkommnisse 5. Verhältniss- 
mässig junge Anpassung in Folge Einwanderung littoraler Formen in 
die Meerestiefe 5. Bevorzugung der Uferzone 5. Anschluss dieser 
Abtheilung an die der littoralen Oligochaeten 5. 

Amphibische Oligochaeten: Anschluss dieser Abtheilung an die der terricolen 
bezw. die der limnischen Oligochaeten 5. Vortheilhaftigkeit amphibischer 
Lebensweise für die Ausbreitung 5. 

Littorale Oligochaeten: Lebensbedingungen des Meeresstrandes, Wechsel des 
Salzgehaltes, reichliche Nahrung, geringe Konkurrenz 5. Rein littorale 
Formen 6. Vorwiegend littorale Formen 6. Hospitirend littorale 
Formen 6. Günstige Ausbreitungsbedingungen 6. Weite Verbreitung 
der Arten und Gattungen 6. 

Brackwasser-Oligochaeten: Anschluss dieser Abtheilung an die der littoralen 
bezw. die der limnischen Oligochaeten 7. 


imasung Ausbraitanes 3.0 2 NV 
Absolute und relative Ausbreitungsschranken durch klimatische 
Verhältnisse bedingt 7. Verschiedenheit des Einflusses klimatischer 
Verhältnisse bei praekultureller Verbreitung und bei Verbreitung in 
Folge Verschleppung durch den Menschen 7. 
Konkurrenz zwischen verschiedenen Formen . . . - 
Anzeichen des thatsächlichen Vorhandenseins einer Konkurrenz 
zwischen verschiedenen Formen 8. Kampfesmittel 8. Verschiedenheit 
der Gebietsformen 9. Expansionsgebiete, reduzirte und zersprengte 
Gebiete, Reliktengebiete, beschränkte Gebiete, isolirte Gebiete 9. 


Seite 


| 


| 


182 { Inhalt. 


Vermehrungsverhältnisse und Ausbreitung . . .... 9 
Vortheilhaftigkeit ungeschleehtlicher Vermehrungsweise für die 
Ausbreitung 9. Vermehrung durch Regeneration gewaltsam zerstückelter 
Individuen 9. Bedeutung der Zahl der Jungen. die aus einem einzigen 
Cocon hervorgehen 9. Beziehung zwischen der Dauer des ‚Jugend- 
stadiums und der Ausbreitungsfähigkeit 10. 


Verschleppung durch den Menschen. .°. .........8.-10 


Beginn dieser Verbreitungsweise: Praekulturelle Verbreitung 10. Verschleierung 
der praekulturellen Verbreitung in Folge Verschleppung durch den 
Menschen 11. Nothwendigkeit der Klarstellung der Verschleppungs- 
verhältnisse 11. 

Direkte Beobachtung der Verschleppung: Spärlichkeit und Unzulänglichkeit der 
in der Litteratur enthaltenen Angaben 11. Liste von lebend mit Pflanzen 
in Hamburg eingeschleppten Oligochaeten 12. Bedeutung dieser Liste 
als Thatsachen-Probe 12. Grosse Zahl altbekannter Arten in dieser 
Liste 12. Formen dieser Liste sehr wenig charakteristisch für die Fauna 
des Herkunftslandes,. meist sehr weit verbreitete, nahezu kosmopolitische 
Formen 13. 

Merkmale von Verschleppungsvorkommnissen: Vorkommen im Bereich der gärt- 
nerischen oder agrestischen Kultur 15. Verschleppbar hauptsächlich ; 
kleinere oder mittelgrosse Formen, grössere Formen und Riesen-Formen | 
nicht verschleppbar 13. Sehr weite und sprungweise Verbreitung übersee, 
sporadisches Auftreten weit entfernt von dem Gebiet, das als das Haupt- | 
quartier der betreffenden Gattung anzusehen ist 16. Verschleppung 
überland 17. Ueberwiegendes Auftreten der Verschleppungsformen in 
den Zentren des Handelsverkehres und ihr Zurücktreten und Fehlen in 
den dieser Kultur ferner liegenden Oertlichkeiten 17. 


Merkmale endemischer Vorkommnisse: Auftreten einer Anzahl nahe verwandter 
Arten, die lediglich in einem enge begrenzten Gebiet vorgefunden 
wurden 17. Heimathsberechtigung beim Auftreten von Varietäten-Reihen 
oder -Gruppen einer einzigen, weit umfassenden Art in einem eng 
begrenzten Gebiet 18, 

Phyletischer Charakter des erfolgreich verschleppten Materials: Zahlenverhältniss, 
in dem die verschiedenen Gruppen an der erfolgreichen Verschleppung 
betheiligt sind (Tabelle) 18. Vorherrschen der jüngsten Zweige gewisser 
Entwicklungsreihen unter den erfolgreich verschleppten, fast vollständiges 
Fehlen der Grund- und Mittelelieder jener Reihen 20. 

Praekulturelle Heimathsgebiete des erfolgreich verschleppten Materials: Fast aus- 
schliesslich der nördlich gemässigten Zone und den Tropen angehörig 20. 

Spärlicher Beitrag zur Verschleppungsfauna aus den südlichen Gebieten 21. 

Ziele der Verschleppung: Die von schwächeren Konkurrenten bewohnten Gebiete 
und alle (rebiete ohne endemische Terricolen 21. Verschleppungsziele der 
Lumbrieiden des nördlich-gemässigten Gebietes 21. Verschleppungsziele 
der tropischen Formen 22. Verschleppungsziele südlicherer Formen (?) 22. 
Verschiedenheit der sich gegenüberstehenden Gebiete in der Fähiekeit, 
die eingeschleppten Formen zurückzuweisen 22. Gegensatz zwischen 
dem tropischen Afrika und dem tropischen Südamerika 23. Durch- | 
dringung der tropischen Kontinentalmassen durch Einschleppungsformen 
ziemlich genau in Proportion zu der Durchdringung von Seiten der 
modernen Kulturvölker 23. 

Besiedelung durch eingeschleppte Regenwürmer: Bildung einer kleinen, lokal sehr 
beschränkten Kolonie 24, Einfluss der Bodenkultur auf den Kampf 
eingeschleppter gegen endemische Regenwürmer 24. Verdrängung 
endemischer Regenwürmer durch eingeschleppte und schliessliche Aus- 
rottung der ersteren 24. Beziehung des Häufigkeitsverhältnisses zwischen 
eingeschleppten und endemischen Formen zu der kommerziell-landwirth- 


ne a 


Inhalt. 


schaftliehen Bedeutung des Fundortes 25. Weitere Ausbreitung ein- 
geschleppter Regenwürmer vom Einschleppungszentrum aus 25. 

Blick in die Zukunft: Zunahme des Bereichs der Einschleppung mit der Aus- 
breitung der Kultur 26. Einfluss botanischer Versuchsstationen 26. 
Zunahme der Intensität der Verschleppung 26. Resultat: zonale Ver- 
breitung verhältnissmässig weniger Arten, stärkere Verschleierung des 
Bildes praekultureller Oligochaeten -Verbreitung 26. 


Kritik der Fundortsangaben ... REN N. 

Unzulänglichkeit der von Händlern Hhermuttelien Firdertan 

gaben 27. Irrthümliche Angaben bei Material, das mit Pflanzen von 

bestimmter Herkunft zufällig eingeführt wird 27. Beispiele 28. Schluss- 
foleerung 30. 


Spezieller Theil .... 
Das System der Oligochaeten 


Unerreichbarkeit eines idealen, vollkommen Akkickichen Systems 31. 
Nothwendiekeit einer genauen Rechenschaftsablage über den Werth der 
systematischen Grundlage, auf der die geographischen Feststellungen 
beruhen 31.‘ Das zu Grunde gelegte System 31. 

Die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den Familien der Oligochaeten: 
Allgemeine Anordnung der Familien 32. Einfachere Organisation 
ursprünglich oder dureh Rückbildung entstanden? 32. Anordnung der 
Gonaden 32. Sonderung der Verwandtschaftsgruppe der höchsten 
Familien Moniligastridae-Lumbricidae nach der Gonaden-Anordnung 32. 
(Gemeinsame Wurzel der höheren Familien: Haplotaxis 33. Nomenelatur 
der Gonaden-Anordnungen in den höheren Familien, einschliesslieh der 
Haplotaxiden 33. Verwandtschaftliche Beziehungen der vier höchsten 
Familien untereinander und zu den Haplotaxiden 34. (resonderte und 
gemeinsame Ausmündung der Samenleiter einer Seite 54. Bedeutung 
der Gürtel-Lage 34. Stellung der Gattung Criodrilus 34. Verwandt- 
schaftliche Beziehung der höheren Familien zu den niederen 35. Lumbrieine 
Borstenanordnung 35. Stellung der Fam. Alluroididae 35. Stellung 
der Fam. Lumbrieulidae 35. Erstes Auftreten der Gonaden - Vermehrung 35. 
Verwandtschaftsbeziehungen der niederen Familien untereinander und zu 
den höheren 36. Vermittelndes Glied: Fam. Phreodrilidae? 36. Etwaige 
Ahnenfamilien der Phreodriliden: Fam. Naididae 36. Verwandtschaft 
der Fam. Naididae mit der Fam. Aeolosomatidae 37. Unsicherheit der 
Feststellung über die Verwandtschaftsbeziehungen der niederen Oligo- 


chaeten 37. Skizze der Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den 


Oligochaeten-Familien 37. Inwieweit ist diese Skizze als Stammbaum 
der Oligochaeten-Familien zu betrachten? 38. 

‘Die verwandtschaftlichen Verhältnisse innerhalb der Oligochaeten-Familien: Lücken- 
haftigkeit unserer Kenntniss derselben 38. Erörterungen über die 
einzelnen Familien oder Familien-Gruppen eng an die Erörterung der 
geographischen Verbreitung anzuschliessen, in den nächsten Abschnitt 
einzureihen 88. 


GeographischeVerbreitung der einzelnen Seee- 
chaeten-Gruppen ...... N, 


Anordnung des Stoffes: Ungleichheit der sy Kianistischen W erthigkeit Na in der 
einzelnen Kapiteln erörterten Gruppen 39. Gliederung der einzelnen 
Kapitel 39. 

Erläuterungen zu den Tabellen: Erste Kolumne: Systematische Liste der Familien 
(Unterfamilien). Gattungen und Arten 39. Zweite Kolumne: Angabe 
über die Lebensweise 39. Unsicherheit vieler dieser Angaben 39. 
Dritte Kolumne: Fundortsangaben 40. Vierte Kolumne: Kritik der 
Fundortsangaben 40. 


183 


IV 
—] 


23 


9 


184 

Familie 
Familie 
Familie 
Familie 
Familie 
Familie 
Familie 


Familie 
Familie 


Familie 


Systematik: Allgemeine morphologische Verhältnisse: Aaothädrilige Kor des 
männlichen Geschlechtsapparates 67. 


Inhalt. 


Aeolosomatiden . 
Systematik 40. Tabelle 
Naididen . Be hd 
Systematik 41. Tabelle 
Phreodriliden!. . . . 
Systematik 46. Tabelle 
Tubieidens 2 27° 
Systematik 47. Tabelle 
Enchytraeiden .... 
Systematik 5l. Tabelle 52 
Lumbriculiden . . . 
Systematik 60. Tabelle 
Haplotaxiden . Rs 
Systematik 64. Tabelle 


Alluroididen 
Moniligastriden . 
Systematik 65. Tabelle 


Megascoleciden . 


megascolecine Form 67. 


Unterfamilie Acanthodrilinen 


Systematik 69. Tabelle 


Unterfamilie Megascolecinen . 


Gruppe Octochaetinen-Trigastrinen . 
Tabelle 108. 
(ruppe Ocnerodrilinen-Eudrilinen 
Tabelle 118. 


Systematik 81. Tabelle 
Systematik 106, 


Systematik 115. 


41. 


61. 


64. 


65. 


Dal 


Sb. 


(Geographische Verbreitung 41. 


Geographische Verbreitung 


Geographische Verbreitung 45. 


46. 


(Geographische Verbreitung 51. 


(reographische Verbreitung 5 
(reographische Verbreitung 6 


(reographische Verbreitung 


Geographische Verbreitung 66. 


Stammbaum 68. 


(reographische Verbreitung 76. 
“ 


Geographische Verbreitung 10 


Gruppe Glossoscoleciden-Lumbriciden 


Systematik 125. 


64. 


Mieroscolecine, balantine und 
Perichaetine Borstenanordnung 67. 
nephridischer Zustand 68. Wurzelform 68. 


Pleeto- 


1: 


Geographische Verbreitung 115. 
reographische Verbreitung 124. 


Tabelle 130. Geographische Verhraitnie 145. 


Die Oligochaeten-Faunen der einzelnen Gebiete 


Gebiete der limnischen und littoralen Oligochaeten . 
Kenntniss 
Hinweis auf die Erörterungen bei der Besprechung 


Unzulänglichkeit der Versuche, 


alleemeine Thiergebiete festzu- 


stellen 151. Nothwendigkeit der Sonderbehandlung der Oligochaeten 151. 


Weitere Spezialisirung der Gebietseintheilung nach biologischen Gruppen 
der Oligochaeten 151. Möglichkeit einer einheitlichen Gebietseintheilung 
nach rein biologischen, nicht systematischen Thiergruppen ? 


151. 


Ver- 


schiedenheit der Ausbreitungsfähigkeit einer bestimmten Thiergruppe 
Die vielen im Laufe der Erdgeschichte 
aufeinander folgenden Ausbreitungsmöglichkeiten von einer T'hiergruppe 


in verschiedenen Perioden 151. 


nur zum Theil benutzt, von verschiedenen Thiergruppen nicht immer 
Verschiedenes Ausbreitungsresultat verschiedener Thier- 


dieselben 152. 


gruppen bei gleicher Ausbreitungsgelegenheit, aber ungleichen Chancen 


des Konkurrenzkampfes mit 
(rebietes 152. 


(rebiete verschiedener Thiergruppen 152. 


den 


Ureinwohnern 


des zu erobernden 
Partielle Uebereinstimmungen in der Begrenzung der 
Verschiedene Werthigkeit der 


verschiedenen Oligochaeten-Gruppen für die Sonderung und Charak- 


terisirung der Gebiete 152. 
sonderung 153. 


Unzureichende 
theilungen 153. 


über 


die Verbreitung dieser 


der Verbreitung der einzelnen Gruppen 153. 


Positive und negative Faktoren der Gebiets- 


Ab- 


40 


65 


67 


153 


Gebiete der terricolen Oligochaeten .. . 


Inhalt. 


Terricole Formen der niederen Familien 153. Verbreitung der 
terricolen Enchytraeiden nur durch allgemeine Klima - Verhältnisse 
beschränkt 153. Karte: Gebiete endemischer Terrieolen 154. Für die Charak- 
terisirung der Gebiete nur die höheren Familien zu berücksichtigen 155. 

Nordamerikanisches Terricolen-Gebiet: Charakterformen 155. Begrenzung des 
(Gebietes 155. Beziehungen zum westindisch - zentralamerikanischen 
Gebiet 155. Beziehungen zum gemässigt - eurasischen Gebiet 155. 
Beziehungen zum australischen Gebiet 155. 

Westindisch-zentralamerikanisches Terricolen-Gebiet: Zusammensetzung aus einem 
kontinentalen und einem insularen Theil 155. Begrenzung des Gebietes 156. 
COharakterformen 156. WVermittelung zwischen dem nordamerikanischen 
und dem tropisch-afrikanischen Gebiet 156. Fragliche Beziehung zum 
tropisch-südamerikanischen Gebiet 156. Relikten-Vorkommnisse 157. 

Tropisch-südamerikanisches Terricolen-Gebiet: Begrenzung des Gebietes 157. 
Charakterformen 157. Beziehung zum zentral- und nordamerikanischen 
(sebiet durch limnische Formen vermittelt, direkte Beziehungen zu 
anderen Terricolen-Gebieten fehlend 157. 

Chilenisch-magalhaensisches Terricolen-Gebiet: Begrenzung des Gebietes 157. 
Charakterformen 157. , Beziehung zum süd-afrikanischen Gebiet 158. 
Relikten-Vorkommnisse 158. 

Gemässigt-eurasisches Terricolen-Gebiet: Charakterformen 158. Begrenzung des 
(rebietes 158. Beziehung zum östlichen Theil des nordamerikanischen 
(rebietes 158. Beziehung zum nördlichen Theil des indo-malayischen 
(rebietes 159. Relikten - Vorkommnisse 159. Tyrrhenisches Sonder- 
gebiet 159. 

Tropisch-afrikanisches Terricolen-Gebiet: Begrenzung des (sebietes 159. Charakter- 
formen 159. Beziehungen zum westindisch-zentralamerikanischen und 
zum vorderindischen Gebiet 160. Relikten -Vorkommniss? 160. 

Süd-afrikanisches Terricolen-Gebiet: Begrenzung des Gebietes 160. Uharakter- 
formen 160. Indirekte Beziehung zum madagassischen Gebiet durch 
limnische tropisch-afrikanische Formen vermittelt 161. Beziehung zum 
chilenisch-magalhaensischen Gebiet 161. Relikten-Vorkommnisse 161. 
Beziehung zum tropisch-afrikanischen Gebiet? 161. 

Madagassisches Terricolen-Gebiet: Begrenzung des Gebietes 161. Charakter- 
formen 161. Indirekte Beziehung zum süd-afrikanischen Gebiet 161. 
Relikten-Vorkommnisse 161. Beziehung zum vorderindischen oder zum 
neuseeländischen Gebiet? 161. Seychellen-Sondergebiet. zum mada- 
gassischen (Gebiet gehörig? 161. 

Vorderindisches Terricolen-Gebiet: Begrenzung des (sebietes 162. Charakter- 
formen 162. Beziehung zum neuseeländischen Gebiet 162. Beziehung 
zum tropisch-afrikanischen Gebiet 162. Beziehung zum ceylonischen 
und zum indo-malayischen Gebiet 162. 

Ceylonisches Terricolen-Gebiet: Gegensatz zum vorderindischen und innige 
Beziehung zum australischen Gebiet 163. Charakterformen 163. Ver- 
mittelnde Stellung zwischen dem australischen und dem indo-malayischen 
(ebiet 163. Beziehung zum vorderindischen Gebiet 164. 

Indo-malayisches Gebiet: Begrenzung des (rebietes 164. Charakterformen 164. 
Uebergreifen der Charakterform Pheretima auf das eeylonische, vorder- 
indische und madagassische, sowie auf das australische(?) Gebiet 164. 
Sondergebiete innerhalb des indo-malayischen Gebietes 164. Beziehung 
des südwestlichen Theiles zum ceylonischen und vorderindischen Gebiet 164. 
Abweichung der Grenzlinie dessüdwestlichen Theilesvon derWarrace’schen 
Linie 165. Untergeordnete Bestandtheile der indo-malayischen Terrieolen- 
Fauna 165. 

Australisches Terricolen-Gebiet: Begrenzung des Gebietes 166. Charakter- 
formen 166. Alleinherrschaft der Wurzelgattung Notiodrilus in Zentral- 


185 


. 153 


186 


Gebiete ohne endemische Terricolen . . . Ru 


Inhalt. 


und Nordwest-Australien 166. Hauptquartier und Entstehungsherd der 
Megascoleeinen-Reihe 166. Beziehung zum nordamerikanischen Gebiet 167. 
Beziehung zum ceylonischen Gebiet 167. Beziehung zum neuseeländischen 
und zum vorderindischen Gebiet 167. 

Neuseeländisches Terricolen-Gebiet: Begrenzung des (rebietes 167. Charakter- 
formen 167. Die Zuordnung der Chatham-Inseln 167. Beziehung zum 
vorderindischen Gebiet 167. Fragliche Beziehung zum madagassischen 
Gebiet 168. Beziehung zum australischen Gebiet 168. Neu-Kaledonien- 
Sondergebiet, zum neuseeländischen Gebiet gehörig? 168. 


Schwierigkeit der Feststellung über das Fehlen endemischer 
Terrieolen 168. Ursachen des Fehlens endemischer Terrieolen 169. 

Gebiete jüngeren geologischen Alters: Chinesisch-Mongolisch-Tibetanisches Gebiet 
ohne endemische Terrieolen 169. Wasserbedeekung in jüngerer Vorzeit 170. 

Weit isolirte ozeanische Inseln: Eintheilung der ozeanischen Inseln in solche, 
die seit ihrem Bestehen oder wenigstens seit der Zeit, da zum ersten 
Mal Terrieolen zu weiterer Verbreitung gelangten, isolirt waren, und 
solche, die als losgelöste Festlandspartien anzusehen sind 171. 

Inseln des Pazifischen Ozeans: Aleuten, Sachalin, Kurilen, Japan, 
Formosa, Philippinen, Molukken, Sunda-Ins., Neu-Guinea 171. Ins. des 
Bismarck-Archipels 171. Salomo-Ins. 171. Neu-Hebriden 171. Loyalty- 
Ins. 171. Norfolk-Ins. 171. Neu-Kaledonien, Neuseeland 171. Chatham- 
Ins. 171. Hawaii-Ins. 172. Marianen 172. Viti-Ins. 172. Samoa-Ins. 172. 
Tahiti 172. Marquesas-Ins. 173. Juan Fernandez 173. Herkunft der 
Terricolen-Faunen dieser Inseln 175. 

Inseln desIndischen Ozeans: Tasmanien. Sunda-Ins., Öeylon, Madagaskar, 
Seychellen 173. Christmas Ins. 173. Minikoi 173. Nikobaren 173. 
Mauritius 174. Rodriguez 174. St. Paul 174. Herkunft der Terrieolen- 
Faunen dieser Inseln 174. 

Inseln des Atlantischen Ozeans: Antillen 174. Falkland-Ins. 174. 
St. Helena 174. Fernando Naronha 174. Kapverdesche Ins. 174. Kanarische 
Ins. 175. Madeira 175. Azoren 175. Bahama-Ins. 176. Bermuda- 
Ins. 176. Herkunft der Terrieolen-Faunen dieser Inseln 176. 

Inseln des Nordpolar- und des Südpolar-Meeres 176. 

Gebiete der Ausrottung endemischer Terricolen in Folge Einschleppung peregriner 176. 

Gebiete mit ungünstigen klimatischen Verhältnissen der Jetztzeit: Gebiete, die unter 
kontinuirlicher Eisdecke begraben sind, Grönland 176. Wüstenbezirke, 
Zentral-Australien 176. 

Gebiete mit ungünstigen klimatischen Verhältnissen der jüngeren Vorzeit: Nord- und 
Mittel-Buropa mit lediglich peregrinen Formen 177. Herkunft und Ver- 
breitung dieser Formen 177. Vernichtende Wirkung der eiszeitlichen 
Eismassen 179. Neubesiedelung nach Verlauf der Eiszeit 180. Alpen- 
länder und Eiszeit 180. Anfang der Neubildung einer endemischen 
Terricolen-Fauna 180. 


168 


ut 


(Sag "ya 'p Jewiayın ' e'NOA IUISIAA) UaWIOJ 'yasıaa "Jjaıa 13d1U19 assıuuwoyuoa-Sbunddajyossaa 
© 9 'uadla 'n © “yasıaa “aepialgun] eagejupng 'n Cavım) geiuaang SNILUPNZ 


RAY © 


N. 
\ 


| > FR 
M CHR 
.n ’ 


HR 


"I O8 


“uabunnen-uapıgenyAyou7 191888013 Jadıuıa "gay “Jdoag 


BUIWONEM 'Snyjlolgun] 


o.% 


3 


aW "BU3SIHEUIIW 


"II oe 


et 
’ 


F 
EN 


EEE ne 


*( o'yIoA ayasıwapus "yjaylamZ e'NloA ayosıwapug) uahunyen-uapınseßijuom 'p ‘ıglay 'doag 
BpIMeug | ajseäklodnZ 


d 


ER, 


J9/segowsag 


"III SYle4 


Bee 


we Are 
ri 


( o' 
« X3]09SEMOR ' 


Nom ayastwapug "yaylam7 Ke’joy ayasiwapug) ushunyen-uaunlupoyjueoy 'p 'Qlay "12089 
eulayeW "x ewanyojdıg ‘» Snjupoyjueay "addnıg-Snjuploey 


» 
x 


x 


Er 


ddnıg-ejony) 


) 


Sddnıg-snjuponon 


"AI Nıey4 


Co MloA ayosiwapus "yapıamZz © 'YioA ayosiwapug) usbunyen-uaulgajoosehayy U1ASSOI8 


p ıgıaa “12099 


eJaey90J0dıq 


Xal09seda | 


"A OyYIEA 


‘Cola ayosıwapus "YaylamZ 2 "YoA ayosıwapug) ayıay-uauinsehis] 'p "glay “1oag 
“e eiajodez * ® Eipleaojdig “ eajsedoysipng * 2 1ajsedoyig 


» » . 


‚Su 
Cena 
ER PER 


Banane... ET 


& 


y, 


"IA O41ey 


'C o'yloa ayasımapua "ylaylamz $'Yl0A ayasıwapug) uaßunyen)-uaurıpolsusg 'p 'Igay "1dosg 
"+SniUpouueN ‘ ®SnjLUpoaewakd 


» v 


* +BiUadojeuan ‘ © SNILPOIPION 


» 


"IIA S4184 


om £ 


“ - s Te 
23 n 
f j f e 
N b 
’ wa £ Fit: De De tz 
3 Yu ge N; 2 = 


& j 


ee SG ei 


u 
rd A 


De = 
“; 


i» 
« 
De De a ee sr Ka 


(oo —"jenbe ‘ 91113] *'YoA 'WapUJ) uobunyen)-uap198j0950SSoj1) 'p 'Igiay "209g 


"- snoukhy '- SMHPIIE) “e Helga dsossog ‘ y sniydouediedg 


Rn | ® 2 
"+ addnıg-snaeyooaoıy * S snjupıydäjg 


b 


- euly 


"XI oJıey 


Karte X. 


(J ‘ 


0 AB i 9 
IL Di SW 
BL I, 


v 
. 
” . 

- Inle ] 
Sem 
wrı 

iS .. I 
‘Fr, } 

“1, | 

a B “ { 
RER. 

Er i 


m — ei 
5 


1 a 
u. 


Geogr. Verbreitung der Lumbriciden 


Endemische Vork. e Zweifelh, endemische Vork, © 
Grenze d, grössten Eisverbreitung während d. Eiszeitumgm 


Vork, gleicher Art verbindend 


on 


R. Friedländer & Sohn in Berlin. 
In unserm Verlage ist erschienen: 


Das Tierreich. 


Eine Zusammenstellung und Kennzeichnung der 
rezenten Tierformen. 


Herausgegeben 
von der 
Königl. Preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 
in Verbindung mit der 
Deutschen Zoologischen Gesellschaft. 


Generalredakteur: Franz Eilhard Schulze. 


Lieferung 10. 


Oligochaeta 


bearbeitet von 


W. Michaelsen 


(Hamburg). 


lin starker Band von XXIX und 575 Seiten mit 13 Abbildungen. ' 
Gross Lexikon-Oktav. 


Oktober 1900, 


Preif/85 Mark. 
rIAAMAGn E 


FF Re EL FETT, | BRARRANT LI ee | aa ana BEFFEELERTN 


BRRRTHEROTT Pan LH An Sanhgnnat BIT p 
B.’”° | N “ Tr Ün IR TI | annanzrAtnet" a Bee 


.. n- _ Aaron. RE 
RR B = Auert re E 
4 [| vun Er & 2 [. 53 mn. — BRERT af WEITE NE smyafra> F 
II LITE) an Raarskiahhbähr Ins En TE 5 
’ 5 [} nn ll . 3 un in m e 
ii r ||| Les ARENA Te ar‘ :5 "a Hin "anRE, 
an [4 aRR \ BETE ns am ar 4 ’ .- 
@ Ne aaE| Bim.gi - YARA, aa Il PA 
.» v van aa, RER Am RR .- .. a, 
‚ B Ion and ana af er: NELEr - An z 
ara er « a4, Ra DRS RAN Na ara Ber A an RR = 
a Aal AL PURE ARRARR, N Wr Yrrrr! DSL AB N =, 
\ 1% ” Rn f 
a ame Trog 


An“ en 


‘ N 
i „* m‘ Sp. h Yr 
an“ IN R m | | \g BAnastıl ® 7} I 248% en, ERARBERAR 


nd Pa 


r „ana F LH 
J re 8 it tir ar‘ ENTER n.mali A aansaAı ha 


ı Srusssalhamn ut an... : ARRRAL A ein UM 


Er MIT „Zaiite aaa U QAHAARAA m , 
7% m? “-, 4 a \ / Be ß 
m All as neu A TYY Al} - - a MERERE LEBE 
« ERRAAN En  AREE 
munaaaaa tn N L=SD g A. „NBAKRRRE 
a al ale ‘. „. TR 
aan 
Mfg, MIN . Mia u. 
LYLL Cha} s230 MEERTLIL aan nur! 7 [ TR 
i BET „| wi ‘ NND u = - l rast rr\ 
Reua IFRTIT NAARAL "an ern nn Ay AAN AA x Bee Aal 
BENNY e- ann FA. 2 ar I vnr Eure Niannn a IH a 
De IE] / AALRANIEBARSTERERFORR Bahhpannn. ARALLLIHARAZ 
ne £:; en MM (a Maas, u Val -Y Won NAAR Pe Wer ES Dr. WL " 
ALLLELLITT DON, LER aaa 8 Anal gen... 1, 20 ans a a. hehe 


N ann BERLIN SafRfnn Ra 
INNERE Yo. an 


BAAR JRA AmAMAA Un AAN, Sun 
SER Us REIT LU N WIR DEE 
I TT een Dublin anrte;, N 


| 2 
Ar AU \ N Dannnam ten 
DS | OMU gu 
E 


.. Fa. ng Sn aaa ran ah v 
nam na tl m a, 
abÄA, S A, BSSSEE aer mann. N ON A 


-ang, 


naMen. am n 
RN To Rat ie an 
FR Alan RL. L. ann KA, AN Nauyr 
mas 57 uch Saar An R UYILN NAT am el LIT Tr x gar 
- N DARAN el Pr Pi ladehicles } —surunn BERLIN, ae ä arnAR OT, RAR" 
2 aarnsh-hraah EN | ar Ge HA,,a® ErT‘ aanan 02 LE n. \» nu ind &2 - 


me" _ ” LU 2 200 r m _ au 3.20 mt Eu mt .  « ee nn ai [4 ni j | 

22 anna n Ianı Pır % RX Au. = EPPFLPEPPRLTL "Lok PFEILE LI a pn 
um h ne AERATR ar| Ser Ji ie ”“n - sr Car > 

A SErna. 0. „ar TTrıran Ba N) AAGERRX, IRBEEE ara Dane, mann 
Yaakir LE FR IP # FE Bin ar, An iu. Tr LT A AngMaala > ® .- 

.» Aa an hl a.u72- 
N\ > an I ar Kann RR » aa NL F j gar 
AMaaa un..\ Ray, 


FTTLENTT Hm 


ar SRESaaen Den 41) ? Nm MA U ar Nanene AAN ü In & ee Un SE num 
PP a LT pn . rl g rt L 
re REN REI Yan OIRERR 12 TINTEN Haan 


'Y Sa Nk,, et Fir N 
PL 3 Aa, rp EEE Ay) 
IBAN rl 1 NT St aaa [ SERFFLELSEHEELLLE a, ER 
ur } a m A i un a‘ 
BE LTE 7 ANA AN POTT aba SNBANZ m 
um \ j „.n NARn.. 4 Man 
aaa ar Kae lr Tr par PA 
> Tr ® i \ EEE II Sara, A as 17 WAABAAUNAT Su ar 
ARMDS N JUN. WR, ITS TTTTYIT yarı \L Yıyr 
aan SpA TLEEE RN er yeniaitunmt sun Aa all 
i 1 4 | 
APRIL I, SITE RA: “- .. Ö E > wer. I} ı Pdal.L1 17% k haallaah 
BI; Y.- LLETF S ‚= aHaLm AN en aaa 
R, Araaa =r22> “* ‚Rush nn Yan 
4 [ f N Be er 62.8 = 2 ER 
ELF F Era APR B.TGEs 


! 


; f aA 
SFFEHPE ER he „al MAIL, a BASEL 
N REN) = an ER rer 
id Ar NEN PAUARIG RER ‚ANAAMULUAST 2 


in, Woleieltie 


aha N | sarast "ak 
en ai 2 fL[ u Als ET Tr an 
nem RR 


BLTN 
ni En N, Nan 1» IT LITER a“ 
LT BIEaZER aiamas IHELeELIE und u MISHEBEF EN. BETT LrrT 


4] an 
"BAAMRRUBRN + ARSABÄAME AN a aaa AAN n 


ar una Re  _ 4 1 RA » 
IK a5 RER LUNG m BAAAM RTL 
ui , L > aa na‘n» f gi | N} „F , 
A x r x PmBm amrAnNu,P m A ” y | 
AM NAN “; A'n, B.., EM aa Kin Tau nA, aan ana 


im