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Full text of "Die Germania von Tacitus"

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I 






HARVARD COLLEGE 
LIBRARY 




THBGIFT OF 

HERMANN HAGEN HOWARD 



IN MEMORY OF 
HISMOTHEIl 

ANNA H. HOWARD 




Die Germania 

von Tacitus 

ausfuhrlich erklärt 



Dr, L, Cmtze, 

gymnasialdirector a. d. 



C»p. 1~X. 



Leipzig t 1868> 

Yerlag von M. G. Pribe 



Lf i. 



ni 



/ 




/H^^i^yrt^^L^t.fx^ y/, T^i^Mi^'i-^^ 



Druck Von C. W. Volli^atli in Leipzig. 



Professor Br. Adalliert Kuhn 



bochachtungBTolUt zugeeignet 



dem Verfasser. 



Lf 













i4'„,t*^,., }/, Tt^v^it- 



a C. W. VolUath in Ltipslg. 



Vorwort. 



hl I I < I » I « I 



Der hohe werth der Germania des Tacitus für auf- 
hellung des germanlseheti alterthnms ist seit alter und 
neuer zeit vielfältig anerkannt*). 



^ Im spätem mittelalter wird die scbrift mehrmals „aureus 
libellus" genannt. Schöttel berichtet: Der treffliche Römer Cor- 
nelius Tacitus hat die sitten unserer Yorfahren zwar kürzlich, doch 
aufs fleissigste beschrieben (Massm. Torw. XII). 

J. Grimm: Durch eines Römers unsterbliche schrift ist ein 
morgenroth in die geschichte fieutschlands gestellt worden, um 
das uns andere yölker beneiden (Colshorn, myth. XIV); Bunsen: 
Die Germania ist das gemüthlichste und menschheitlicbste werk 
des Tacitus und zugleich von glucklicher, weil liebeYoller for- 
Bchung getragen (Gott in der gesch. II, 599) ; Waitz : Tacitus ent- 
warf das bild der zustände der Deutschen, ihrer sitte, yerfassung, 
ihres privaten und Öffentlichen lebens und ist für uns der grund 
und anfang aller genaueren forschung des deutschen alterthums 
geworden (verfassungsgesch. ed. I, II, Xlt). Es ist ein buch, in 
dem jede zeile, wie yon dem ernsten sinn und scharfen blicke, 
80 yon dem Interesse d6s autors für den gegenständ, yon der 
liebe, mit welcher die arbeit unternommen ist, zeugniss gibt. 
Fast um ein halbes Jahrtausend später hätte unsere darstellung 
beginnen mfissen, wenn wir dieser grundlage entbehrten (yerfas- 
suogesch. ed. 2, I, 21); v, Peucker: Tacitus, der geistreichste un4 



TI 

Fragen wir nach den bis jetzt erschienenen erklä- 
rungen dieser schritt, so urtheilt W. Pfitzner ganz rich- 
tig : Noch immer scheint uns die Germania ein räthsel, 
das noch des lösers wartet; es muss erwünscht er- 
scheinen, wenn jemand von neuem seine kräfte an der 
Germania zu versuchen unternimmt und das wissen- 
schaftliche Publikum mit ausführlicher erklärung und 
kritischer Sichtung desselben erfreut (zeitschr. für die 
alterthumswissensch. 1847. N. 7). Prof. H. Schweizer 
sagt 1860: Ohne scheu dürfen wir Orelli das lob spen- 
den, dass von den ganzen ausgaben der Germania keine 
für die sachliche erläuterung und für eine lebendige 



gewissenhafteste römische geschichtsschreiber, hat in seinem un- 
sterblichen werke dem deutschen yolke ein denkmal errichtet, wie 
kein anderer geschichtschreiber des alterthums irgend einem 
fremden Yolke (das deutsehe kriegswesen I, 4); G, Weber: Der 
berieht des grossen röm. geschichtschreibers über die sitten und 
gebrauche unserer Yoreltern ist ein wahrhaft „goldenes buch** far 
die german. urzeit; — das werkchen ist eine reine und reichhal- 
tige quelle der erkenntniss des german. wesens nnd seins, die 
gmndwurzel des geschichtl. lebensbaums unseres Yolkes (Germa- 
nien in den ersten Jahrhunderten*; s. 137); G. Freytag: Die Ger- 
mania ist so sehr die hauptquelle über die älteste gesch. der 
Deutschen, dass wir den werth aller andern nachrichten aus frü- 
herer und nach später zeit danach schätzen müssen, ob sie die 
Schrift des Taeitus beistimmend ergänzen,' oder ob sie ihr wider- 
sprechen (bilder aus dem mittelalter. Lpz. 1867); Münscher: Unter 
allen Schriften des griech. und röm. alterthums ist für uns als 
Deutsche keine bedeutender als die Germania des Taeitus. Sie 
ist ein ehrend enkmal sowol für die tüchtigkeit unserer vorfahren, 
wie für den hohen und unparteiischen sinn des Römers, dem in 
dieser beziehung kein anderer mann des heidn. alterthums gleich 
kommen möchte (Programm 1863). Massmann nennt die Germania 
das grossartigste aber auch räthselhafteste aller der geschichts- 
schreibung und Yölkerkunde anbelmfallendeB werke des classisehen 
alterthums (vorw. X). 



VII 

fl 

ftnschaxiung des altgermaniscben lebens, soweit die kennt- 
niss desselben auf diesem werkchen beraht, mehr, keine 
so yiel geleistet habe als die Orellische, dass die mei- 
sten commentirten ausgaben und gerade die neuesten 
in diesem stücke kein lob, eher scharfen tadel verdie- 
nen (Programm). Und noch 1862 äussert Jessen: Für 
die kritik der Germania haben grosse Verdienste Tross, 
Tagmann, Massmann, Haupt u. a. Eine reihe schwie- 
riger und zweifelhafter stellen bleibt einer glücklichen 
divination aufbewahrt Was aber die Sacherklärung be- 
trifft, so wird der leser und lehrer von den bisherigen 
ausgaben noch vielfach im stich gelassen; die älteren 
ausgaben bis 1820 entsprechen nicht mehr dem jetzi- 
gen Stande der Wissenschaft, und aus später zeit treten 
eben keine durchschlagende und abgeschlossene lei- 
stungen entgegen (zeitschr. für das gymnasial w. 1862). 

Der gründ ist in verschiedenem zu suchen. Sehr 
richtig sagtPfitzner: In hermeneutischer hinsieht möchte 
die Germania noch immer zu den schwierigeren Schriften 
des Tacitus gehören, sowohl was die Verbindung der 
inneren gedanken in ihrer aphoristischen gestalt be- 
trifft, als auch wegen ihres ganzen Inhalts und der 
ganzen art und weise, wie sie sich uns darbietet (zeit- 
schr. für alterthumsw. 1847). 

Nicht weniger richtig bemerkt Münscher : Der grund 
der scheu vor der Germania liegt, wie mir dünkt, in 
den eigenthümlichen Schwierigkeiten, welche die erklä- 
rung derselben bietet. Sie erwachsen nicht sowohl aus 
der dunkelheit der spräche, obwohl auch die spräche 
des Tacitus manches eigenthümliche und dunkle hat, 
als aus der unbekanntschaft mit den Verhältnissen, 



VIU 

welche in der 6ckrlft geschildert werden, aus der un« 
bekanntscbaft mit den Sitten und anscfaauung^n unserer 

• 

vorfahren, — Vi^le lehrer, welche übrigens tüchtige 
philolog. und histor. kenntnisse besitzen, entbehren der 
Vorkenntnisse und scheuen sich daher, eine schrift zu 
behandeln, deren inhalt ihnen in vieler bezlehung dun« 
kel ist. Bei manchen lehrern dürfte sogar der grund 
ihrer scheu vor der Germania nur darin liegen, dass 
ihnen die kenntniss der hülfsmittel, durch welche die 
erklärung der Germania gefördert wird, zur zeit noch 
fehlt (Programm). 

Bei dieser läge der dinge habe ich es für zeitge- 
mäss und förderlich gehalten, die resultate der neueren 
forschungen über das germanische alterthum, so weit 
sie in besonderen wissenschaftlichen werken (von den 
brüdern Grimm, von W. Wackernagel, MüllenhofiT, Mann- 
hardt u. a.) und zerstreut in Zeitschriften und pragram- 
men (von M. Haupt, Wol£^ Fr. Münscher (Marburg 1^63 
und 1864) u. a.) vorliegen, speciell in einem commen- 
tare über die Germania übersichtlich zu verwerthen. 
Aber hiermit hielt ioh meine arbeit noch nicht iur ab- 
gethan. Sie musste, nach dem gegenwartigen stände 
der historischen Wissenschaft, wie derselbe durch M. 
Duncker, Th. Mommsen, S. Ourtius vertreten ist, den 
blick auch überhaupt auf das ganze indogermanische 
gebiet, insbesondere die resultate richten, die durch die 
neuere sprach vergleichende metbode (durch Bopp, A. 
Kuhn, Benfey, Schleicher, Pictet u. a.) gewonnen sind, 
sie musste allen faden nachspüren, die ia spräche, 
Sitte, religion und recht irgendwie eine gemeinsame 
indogermanische wurzel, oder wenigstens sichere ver- 



f 

wandtschaft mittlem indogeirisu urvolk*) und anclereA 
alten Völkern nachweisen, Erst auf 4iesQ weise wir4 
das germanische volk in seiner welthistorischen stel-^ 
lung ^nd bedautung kUr hingestellt, ein bliok in 
den culturstand des gemeinsamen urvolkes dabei ver« 
gönnt und insbesondere für die Germania des Tacit^a 
ein tieferes verständniss erschlossen. Die alteren aus-* 
gaben und erkläxungen der Germania konnten v> die- 
ser beziehung dem rechten Standpunkt der wiasenscbiaft 
nicht entsprechen, aber auch die neueren ausgaben 
(von Finck, Mosler, Low, Krit3, Tschafen) sjond sammt^ 
lieh in dieser beziehung ganz ungenügend, üinige 
Programme nur von prof, Schweizer (Zürich 1860 und 
1892), für deren freundliche Zusendung ich dem berrn 
Verfasser von herzen dankbar bin, fassen einigermsMen 
mit mir ubedreinstimmend die frage ins äuge, geben 
aber, ihrem zwecke gemäss, mehr andeutungen als ein^ 
gehende ausführungen , haben mir aber bei meinen 
durch zweimalige erklärung der Germania in der prima 



—t » ■ »» ■ 



*) Eiostweilea glaube ich daasdbe doch mit gewicbUgea 
autoritätcn in Asien Sachen zu müssen, wenngleich professor D. 
Th. Benfey zu Göttingen neuerdings behauptet: „Seitdem es 
durch gedogisehe untersnebvngeu feststeht» dasa Eur&pa sdi 
nudeul^baren ^e&teu der wohnsitz tpr 9i(|n8eben ws^t «erfalleu 
alle gründe, welche man bisher für die einwanderung der Indo- 
germanen ven Asien aus geltend gemacht- hat, In ihr nichts. Mir 
sobeineu weaigstesß überwiegeude gründe dsfür su pprepheu« 
dass bei weitem eher Europa der ursitz der Indogermanen sei, 
ja ich hoffe, ihn einst specieller mit einiger Wahrscheinlichkeit 
naehweiseu zu können.** Yrgl. Torwort zu Fiek's wörterbuob der 
Indogerman. grundspracbe* Göttiugeu 130^, IX. Ich bedaure» 
diese treffliche schrift erst nach Vollendung der arbeit zur band 
bekommen m haben, wesshalb sie von mir nur theilweise in den 
zuai^tzea beni:^t^t w<er4eo keante. 



^ 



des gymnasiums zu Corbach im jähr« 1855 und 1857 
▼eranlassten , durchaus selbstständig begonnenen for- 
schungen den ermunternden beweis geliefert, dass ich 
den rechten weg betreten. Ich bedaure freilich, hier 
nur erst einen theil meiner arbeit bekannt machen zu 
können, da sich die gewählte methode, je weiter ange- 
wandt, immer überzeugender bewährt 

Nur durch consequente anwendung dieser methode. 
gelingt es, aber viele stellen, deren deutung bisher 
ganz irrig oder schwierig und schwankend war, in den 
meisten ßllen eine sichere entscheidung zu geben. 

Die vergleichung mit den bisherigen ausgaben und 
erklärungsschriften der Germania wird zwar eine sorg- 
fältige berücksichtigung derselben, überall aber eine auf 
umfassenden Studien beruhende selbstständige forschung 
beweisen, wodurch in manchen fragen neue und er^ 
freuliche resultate gewonnen sind. Dass aber fast 
sämmtliche ausgaben, commentare und andere ein- 
schlagende werke verglichen und deren mitunter von 
einander abweichende angaben oft wörtlich mitgetheilt 
werden konnten, habe ich der grossen liberalität zu 
verdanken, mit der herr hofrath Dr. Hock die benutzung 
der bibliothek zu Göttingen und herr oberbibliothekar 
Dr. Bemhardi die benutzung der bibliothek zu Cassel 
gütigst gestattet haben, wofor diesen geehrten herren 
auch öffentlich tiefgefühlter dank dargebracht sei. 
Ausserdem habe ich aus den Vorlesungen über die 
Germania von den herren proff. M. Haupt zu Berlin 
und G. Waitz zu Göttingen, welche ich habe einsehen 
können, dankbar einige notizen entnommen und mit 
beifagung der betr. namen wörtlich angefahrt Eine ver- 



••- ■ 



XX 

gleichung mit den Sitten und gebrauchen neuerer un- 
cultivirter Völker ist absichtlich fast durchweg ausge- 
schlossen, um die arbeit nicht noch mehr zu erweitern, 
so interessante vergleichungspuncte sich auch hätten 
verzeichnen lassen. 

Es bedarf kaum der hinweisung, dass gerade die 
gegenwärtige politische regeneration Deutschlands drin- 
gende veranlassung bietet, der erklärung der Germania, 
deren grundanschauung mit die Überzeugung des Ver- 
fassers von der grossen zukunft des deutschen Volkes 
ist, allen eifer zu widmen. Denn mit recht bemerkt 
Mützell: Zu einer nicht blos idealen bildung soll man 
die Jugend leiten, sondern auch zu dem eintritt in die 
gegenwart des nationalen lebens, indem man deutsche 
gesinnung pflegt und sie zur einsieht in den historischen 
entwickelungsgang des deutschen lebens fahrt. Nirgends 
aber ist das bild vollständiger, anschaulicher und lebens- 
voller gegeben als bei Tacitus, dessen mittheilungen 
über die ältesten zustande Deutschlands das meiste 
licht verbreiten. 

Wenn W. Pfitzner sagt : Nach so vielen vorarbeiten 
werden mit recht an eine neue bearbeitung des Tacitus 
hohe anforderungen gemacht; wer beruf dazu und das 
bedürfoiss fühlt, muss auch mit allen innem erforder- 
nissen dazu ausgerüstet ans werk gehen: so mögen 
sachkundige darüber urtheilen, in wie weit dies bei mir 
der fall sei. Im ganzen lege ich die textrecension von 
prof. M. Haupt meiner erklärung zu gründe. 

Ich schliesse mit einem worte Gerlach's : Das buch 
des Tacitus über Deutschland, ein werk des ersten 
Jahrhunderts, muss als das älteste denkmal der deut- 




^^.^ 



öl 

sehen gescbiclite betrocbtet werden. Seinen InliäU zu 
erforschen, seine dankelheiten zn enthüllen, seine seher- 
sprüche zu deuten, ist ftSr den Deutschen eine heilige 
Pflicht und so vollen wir &uch nimmer rasten Do£h 
ruhen, damit unserer jagend das yerständnlss geöflhet 
und ein gemelngnt alles rolkes «erde, welches nur in 
dem treuen festhalten an den tugenden der Täter seine 
Zukunft begründen und den stolzen bau deutschen 
Tolksthams errichten kann (verhandll der philologen zu 
Hannover. 1865, 104). 



\ 



I. Allgemeiner TheiL 

In commune de omninm Germanonim origine et 

moribiis. cap. 1 — 27^). 

Cap. L 

Cap. 1 — 5: de origine, 

Cap. 1. Sinleitung, Die grenzen. -Daran wird eine bemerkung 
über die beiden grenzflüsse, den Rhein und die Donau, 
geknüpft. 

omn» erinnert an Gäsars anfang de b. g. I, 1: 
Galita est omnis divisa in tres partes ; ib. Herzog. Germ, 
omnis, d. h. Germanien in so weit es ein ganzes bildet. 
Tacitus nennt also nicht alle gegenden, in welchen 
Germanen wohnen, sondern nur die, in welchen sie frei 
und selbstständig wohnen. Ausgeschlossen sind die 



*) Die Überschriften der codd. weichen unter einander etwas 
ab Cod. Periz.: de origine situ moribus ac populis Germanor.; 
codd. vaticc. 1862 u. 1518: de origine et situ Gcrmanorum u. s. w. 
Ebenso haben die ausgaben verschiedene Überschriften; einige 
(z. b. Ern.-Oberl., Koch, Passow, Relhan, Hess, Diltbey, Low, 
Orelli u. a.): de situ moribus ac populis Germaniae; andere (z, b. 
Halm, Haase, Tschofen u. a.): de origine situ moribus ac populis 
Germaniae. Haupt und Kritz haben einfach C. C. Taciti Germania. 
Ob das wort situ von Tac. herrühre, ist sehr zweifelhaft. Da die 
lesarten von einander abweichen, so deutet dies offenbar auf ein 
schwapken in der Überlieferung hinsichtlich dieses punktes hin. 
YrgL Münscher, programm t. j. 1863. 8. 10. 

1 



Stämme, die das linke ufer des Rheins bewohnen (ob- 
gleich er sie cap. 28 mit aufzählt) ; auch berücksichtigi 
er nicht die, welche die agri decumates unter röm. 
herrschaft inne haben. Münscher. Tacitus gibt dem- 
nach hier die grenzen der Germanen in politischem 
sinne an. Germanien umfasst nach ihm das weite ge- 
biet zu beiden selten der Elbe, von dem Rhein bis zu 
der Weichsel, und von der mittleren Donau nordwärts 
bis nach Skandinavien. Müllenho(f bei Haupt 10, 289. 
So sind die grenzen Germanlens auch noch wesentlich 
im angab, i^dioht Vidsith, hersg. von Grein, bestimmt. 
Omnis ist nachgesetzt, weil auf Gejrmania der ton liegt; 
vergl. dagegen Sali. Jug. 13 : per omnem Africam fama 
divulgatur. Walther. 

a Gallis: hier die röm. provinz Gallia, deren bewoh- 
ner vorzugsweise Gelten waren. Sie grenzte an Ger- 
manien von der mundung des Rheins bis zum Bodtn- 
see. Von da begannen die Wohnsitze der Rätier in 
Vindelicia, Rätia und Noricum, die den hauptbestand- 
theilen nach auch celtisch waren. Die Wohnsitze der 
Rätier bildeten die grenze vom Bodensee bis zum Mons 
Cetil!« , dem heutigen Calenberg. Forbiger III, 447. 
Münscher. Diebedeutung des Wortes Galli ist unsicher; 
verschied«i)e erkläningen gibt Wolshaupt. Fr. K. 
Meyer, die kelt. Ydlker«chafte« , 1863. b. 21, glaubt, 
Gallus bedeute vielleicht „fremder*'. Die lesart Galliis 
bei Lips., Conring., Gronov., Ern., Seeb. u. a. ist unzu- 
lässig, wie schon Brotier bemerkt hat. 

Raetisque et Patmoniü. Die Codices lesen Rae (Rhae) 
tiisque; auch alte ausgg.: Ficbena, Conring., Rhenan.» 
Lip9., Oronov. Raetiae im plur. aber ist zur zeit des 
Tacitus den Römern nicht bekannt. Walther. Darum 
lesen mit recht Cellarius, geog. ant..I. 2, c. 8, Walch, 
Passow, Seeb.« Panckoucke, Haase, Halm u. a. Raetis 
od<er Bhaetis. In haadschriften und auf denknaälem 
kommt die Schreibart Raeti und Rhaeti vor. Zeuss, 



3 

^rmmt. celt. 50; Niebuhr, röm. gesch. I, 125; ZeuB8, 
die Deutschen 228; Curtius, griech. etym. I^ 154. Griech. 
findet sich 'PaiToi, 'Paixoi. Niebuhr« röm. ges^b. I, 
113 ed. 2; Röhs, s. 66, sagt, der name komme TieU^lcht 
Tom gall. Rait, eine gebirgige gegend, her; ebenso 
Hess. Wäre das wort Keltisch, so ist die Schreibart 
ohne h gerechtfertigt. Hess, obsl, Ritter, J. Bekker, 
Orelli, Döderl. u. Bach ziehen die lesart Raeti3 vor; 
auch lesen so die ausgg. von Walther, Ruperti, Brotien 
Relham, Gruber, Döderl^ Haase, Haim, Tross. Wie da^ 
lat. tegula in ziegel, breve in brief überging, so Baetift 
in deutscher zunge in Riez. Einige halteti die Bätifir 
für Etrusker: Niebuhr a. a. o.; O. Müller, Etrusker I, 
168; Steub, die urbewohner Rätiens, 1842; andere für 
Kelten. Zeuss, die Deutschen; Rettberg, kirchfngi99cl|. 
Deutschi, i, 40; Klein im phllolog. 5, 120; Mommsen 
erUirt sich nicht bestimmt. 

qne — et Diese partikeln (xe — wil) »rfgf n eine 
genauere Verbindung der begriffe unter sieh, a(s mit 
den vorhergehenden werten an; cp. 3 monumentaque 
et tumulos; cp. 7 effigiesque et signa'; cibosque et hör- 
tamina ; cp. 15 senibusque et infirmissimis ; 28 Rhenum- 
que et Moennm; ann. 4, 34 fossamque et vallum. Ru- 
perti. A Gallis Rheno, a Raetis et Pannonüs Danubio. 
Die Pamwmer wohnten im östlichen theile voiii Oester- 
reich, in Steiermark, einem theile von Ungarn, SJavp- 
ttien und Bosnien. Sie waren iüyrischen Stammes und 
schon unter Augustus den Römern unterworfen. Schweizer. 
Cap. 43 sagt Tacitus, dass ihre spräche von d-er celtir 
sehen und germanischen verschieden sei. Vergl. Dio 
Cass. 49, 36. 

Bhen». Einige halten den namen Rhein für deutsch. 
J. Grimm sagt einmal, die ableitung von rinnan ist 
aufzugeben, weil in Rhenus ein langes e vorkommt: 
rhinan, taogere, hat näheres reeht: Der begrai^pende 
Strom. Grammat. I, ed. 2. s. 67. Ebenso Graff, althd. 



Sprachschatz und Schmeller baier. wb. unter d. w. 
Nach Kuhn, westph. sagen I, 128 — 130, ist der Rhein 
auch als grenzfluss zwischen der ober- und unterweit, 
aufgefasst, also als todtenfluss. Im III. th. der grmmt. 
s. 385 leitet Grimm den namen von hrinan, mugire, 
sonare her, so dass Hrin, später Rin, der brausende 
wäre. Latham glaubt, s. 14, die ableitung von rem sei 
möglich, so dass Rhein der reine fluss sei. Ammon 
und Bäumlein, comment. zu der Germ. s. 15, nehmen 
noch die ableitung von rinnen an. Andere dagegen 
halten den namen mit recht für keltisch. Kymr. heisst 
das verb. rhain, rhaint das rinnt, fliesst, der fluss. Scr. 
Wurzel rn. Diefenbach, celt.* I, 156. Kuhn, ztschr. I, 
380. Die wurzel ri bedeutet im scr. gehen, fliessen. 
RSnos heisst demnach nichts anderes als fluss. Glück, 
die gall. namen der flüsse Rhein und Main erklärt. 
München 1865. Schon das h bei den Römern scheint 
auf fremden Ursprung zu deuten, sowie das bei dichtem 
stets lang gebrauchte e. Ausserdem ist bekannt, dass 
von den Kelten, die wol am frühesten aus ihrer hei- 
math in Asien sich losgelöst, in Europa eingewandert 
sind und ganze strecken deutschen bodens eingenom- 
men haben, viele fluss- und bergnamen in Deutschland 
benannt worden sind: Main, Tauber, Donau, Itter, Tau- 
nus. Grimm, gesch. d. deutschen spr. 656, kleine sehr. 
II, 79; Kuhn und Aufs, zeitschr. für vergl. sprachf. 
I, 156. Der name Rhein kommt auch in Gallia cisalp. 
vor; Plin. H. N. 3, 16, 10; Sil. It. 8, 599; er findet sich 
auch sonst in Deutschland. Haupt. Die erste spur von 
der künde des flusses Rhein ist bei*Herod. 3, 115. 
Zeuss a. a. o. 13. Im mittelalterl. latein HrSnus, auch 
Renus. Glück s. 8. Analog heisst bei den Indern der 
Indus Sindhu, scr., d. h. fluss. Pictet, les origines 
Indo-Europ^ens, Paris 1859. I, 119. Indus incolis Sindus 
appellatur. Plin. 6, 20. Sind heissen auch noch andere 
flüsse. Grimm, abh. der berl. akad. 1859, 52. Im Kopt 



heisst der Nil lapo, der gehende. Bohlen, das alte In- 
dien II, 458, im hebr. ^H]. Die ital. llussnamen Sarnus, 
von der scr. w. sar, s^e movere, ire, fluere, und Arnus 
von der w. ar, se movere, ire gebildet, haben dieselbe 
bedeutung. Glück s. 5. Albis nihil significat nisi flu- 
viom. Hess, obss. III, i. 

Danubio. Danubius hat kurzes u; die Gr. schrieben 
Aavoußio^ blos um dem y-laut auszuweichen. Grimm, d. 
spr. 527. Der name ist ein fremdes wort, Grimm, 
grmmt. III, 385, und zwar ein celtisches, Rettberg I, li, 
insbesondere ein zusammengesetztes. Irisch heisst dana, 
gäl. dan, intrepidus, fortis, audax, hibern. üb, afgh. oba, 
ubu, lett. uppe, scr. und zend ap, lat. aqua, goth. ahva, 
ahd. aha, altn. ä wasser. Gurtius, griech. etym. II, 56; 
Förstemann, die deutschen Ortsnamen, 1863, S. 30. 31. 
Danubius ist demnach der stark laufende ström. Zeuss, 
grmmt. celt. 994. Akg. 752; deutsche stamme 12; 
Diefenbach, goth. wb. I, 85 ff.; Glück, die namen des 
Cäsar, s. 91. 92. Dieselbe bedeutung hat auch bei den 
Griechen der schon bei Hesiodus 4« 48 vorkommende 
thrakische name Hister (xaXXip^e^po^). Yster heisst 
wälsch lebendig, hitzig. Vergl. Rhodanus, nach Zeuss, 
grmmt. celt. 13, von der altir. w. reth cursus, currere; 
nach Pictet I, 145 von der zend-w. radh, fluere. Eine 
andere, nicht begründete ableitung vom ossetischen 
don, fluss, gibt Hess und andere bei Fickler (die Do- 
nauquellen 1840. s. 67) angeführte autoren. Die bei 
Fickler sonst angegebene erklärung aus dem kelt. do- 
nuw, Strom, oder^vom deutschen thon, der in der ge- 
gend seines Ursprungs gefunden werde, oder von do == 
two (zwei) und ah oder ahw, bach, fluss, sind ganz ver- 
werflich. Das osset. don, wasser, fluss (Pictet 1, 141) 
ist ganz rein eranisch; pers. dann, fluss, kann mit scrit. 
dann, tropfen, verbunden werden, wie Justi in s. hdb. 
der zendsprache thut; man kann aber auch an die 
scritw. dhanv, rinnen, denken. Spiegel meint, ob Da- 



nabius damit zu Verbinden, wolle er anderen zu entt 
sebeiden öberlässön. Kuhn und Sohleicher, beitr« z'ur 
verg'l. spraehforschung IV, 426. Schon die alten suchten 
den namen zu erklären. Ukert, Germ. 149; cf. noch 
Welshftupt 110 f. Der kelt. name Danubius wird bei 
den Hörnern zuerst von Cäsar genaünt: de b. g. 6, 25, 
die quellen der Donau aber wurden ihnen erst unter 
Tiberiud bekannt. Nipperdey hat die form DaAubroi 
beibehalten, wie auch mit cod. Fi die meisten codd. und 
ausgg. der Germania. Diese form ist zwar, wie die auf 
dieselbe weise abgeleiteten kelt namen Abnoba, Gor« 
duba, Mandübii, Duncker, origg. Germ. 44, nicht unricih- 
tig, allein die ächte form auf Inschriften und alten 
mlinzen ist Danuviüs, wie auch einige codd. bei Mass* 
mann und Ritter und einige ausgaben, z. b. die von 
Haase, Halm, Finck, Ritter, Tschofen lesen. Ahd. ist 
die form nätionalisirt Tuonawa z. b. a. 855 bei Pertz, 
mon. Germ. i< 369, Haupt, ieitschr. 4, 101, mhd. Tue* 
nouwe. Nibel. 1228, 8; 1285, 4 (vergl. Grimm, deutsche 
grmmt. I, 116, 8. aufl., Graff, ahd. sprachsch. 5, 488). 
Serb. heisst der nainei Xhinavo. In griech. und lat 
Sprache sind die männlichen, in der deutschen spräche 
die weiblichen flu^snamen regel. Dort überwiegt die 
personification der flussg^tter, hier die der frauen unä 
nixen. Grimm, grmmt. 8, 386. Donau und Rhein äbri^ 
gens werden bei den alten Schriftstellern als grene* 
Düsfie oft nebeneinander genannt. Seneca quaestt natt. 
6, 7. Horkel. 

a Sarmatis. Die Sarmaten, ein scythisches volk, in 
Galfzien und an der Wolga, bilden die grundlage des 
slayischen Tolkes und haben sich schon früh zwischen 
die Östlichen Germanen eingeschoben ; sie mögen schon 
im 1. und 2. iahrh. neben Sueven wohnen. Grimm, 
gesch. d* deutschen spr. 171. 172. 22?. Einige leiten 
den namen von sara, steppe. Weishaupt. Ptolem. 11, 11: 
rriv S4 avoiToXrv TcXeupav opf^et i olko vtfi e(pi()|xevir)^ im- 



^pofTJc (8c. Tou Aavouß{ou) 7upb( xa uicepHetpieva 2ap{JLaTixa 
opnq StoaTaffi^. Särinatcn und Daken Terknöpft Tacit. 
auch bist. 4,S4. 

Dacis, Strabo und Tacitus halten die Daken nicht 
für gemeinsamen Stammes mit den Germanen, dagegen 
aber Grimm (über Jornandes und die Geten 1846, 36). 
Sie wohnten ursprünglich in Asien ; dann finden wir sie 
im heutigen Siebenbürgen, in der Moldau und Walla- 
chei, Grimm, d. sp, 179. 225, zwischen der March und 
Theiss. Nach Curtius, de reb. Alex. 7, 7, hatten sie 
reiter mit fussvolk verbunden. Die fussgänger liefen 
für den gegebenen fall so schnell wie die pferde; da- 
her der name: Daci, Davi, Dahae. Er kommt von scr. 
dhav, laufen, dhava, ein rasch sich bewegender, vielbe- 
schäftigter mann, dhävaka, ein laufer, rennen Leo, bei 
Kuhn, zeitschr. 3, 182. Bestätigung erhält diese deutung 
vielleicht noch dadurch, dass die Dänen, im mittelalterl, 
latein auch Daci genannt, schon bei dem geogr. Eaven. 
und dann öfter das beiwort veloces erhalten. Leo, Vor- 
lesungen über die gesch. des deutschen Volkes und 
reiches I, 87. 88. Im griech. findet sich Aaai, Aaoi, Aa- 
xo£. Die weibl. pluralform kommt vorzugsweise bei 
fernen Völkern vor: allmählich strebte man die weib- 
liehe mit der männlichen form zu vertauschen; Procop. 
hat Gothi, Jornand. Gothi und Ostgothae. Grimm, abh. 
der berl. akad. 1859, 52 (hist-phil. cl.). 

mutuo metu, sc. a Sarmatis. Ruperti. Tb hi av- 
tfitaXov Ho(^ [jLOvov tciotov sc $vpipiax£av. Thucyd. 8, 11. 
Civitatibus (Germanor.) maxima laus est, quam latissi- 
mas circum se vastatis finibus solitudines habere. Hoc 
proprium virtutis existimant, expulsos agris finitimis ce- 
dere, neque quenquam prope se andere consistere; si- 
mul hoc se fore tutioreö arbitrantur, repentinae incur- 
sionis timore sublato, quum bellum civitas aut illatum 
defendit, aut infert. Caes. de b. G. 6, 23. 



8 

mantibus^ sc. carpaticis a Dacis. Zwischen land- 
Schäften und gebieten, wo Völker oder stamme sich von 
einander abschlössen, gewahren wir durchgängig natür- 
lichen grenzlauf. Grimm, kleine Schriften II, 39. Die 
scheide zwischen Völkern machten seltener ins land vor- 
geschrittene flüsse, gewöhnlich Waldung, oder hohes ge- 
birge. Gaue und kleinere bezirke werden schon öfter 
durch flüsse und bäche, aber häufiger durch Waldung 
geschieden, daher begegnet dafür oft der name Scheid. 
Grimm,. rechtsalterth. 541; myth. 51 ; Vilmar, die alterth. 
im Heiland 119. Namentlich heissen in Hessen viele 
bergrücken der oder das Scheid. Förstemann, die deut- 
schen Ortsnamen. 1863, 49. Germ. cp. 30: Chatti ini- 
tium sedis ab Hercynio saltu inchoant (Harz bedeutet 
wald, Grimm, kl. sehr. II, 39); cp. 32: Rhenum,,qui ter- 
minus esse sufficiat; cp. 40: Nuithones fluminibus aut 
montibus muniuntur ; cp. 43 : Dirimit Sueviam continuum 
montium jugum. Caes. b. g. 6, 10: siva, infinita magnitu- 
dine, quae appellatur Bacenis — pro nativo muro objecta 
Cheruscos ab Suevis prohibuit. Bei dem drängen der 
Völker mag die grenze oft geschwankt haben. So stritten 
Chatten und Hermunduren um die auf der grenze lie- 
genden Salzquellen. Tac. ann. 13, 87. Auch im mittel- 
alter machen häufig wälder die völkerscheide. Termini 
nostri (Franconum) et illorum (Saxonum) paene ubique 
in piano contigui, praeter pauca locä, in quibus vel sil- 
vae maiores vel montium juga interjecta utrorumque 
agros certo limite disterminant. Pertz, Einhardi vita, 
II, 446. ib. II, 676. Silva Northolt separat Baioariam 
et Bo'emiam. Monumenta boica 28, 421. a. 1010. In 
einer Urkunde v. 1. 1053 heisst es : hinc ad fontem, ubi 
duae provinciae dividuntur, Suevia et Franconia. £inh. 
c. 12: Lechus Bojoarios ab Alamannis dividit; cp. 15: 
Sala fluvius, qui Turingos et Sorabos dividit Grimm, 
kl. Schriften II, 39—41. Britannien und Schottland wer- 
den durch einen grossen wald gesondert. Saxo Gr. 27. 



9 

Scheidegebirge sind übrigens mehreren Völkern heilig 
nnd oft Opferstätten. Ritter, erdkunde II, 79. 903. Grimm, 
myth. 51. 'ETceiiq piaXa izoWol pteTo^u ovSpea te oxioevta, 
S'dtXaaoa tc 'iix'iieacoL, Hom. II. 1, 156. Paus., 4, 1, gedenkt 
der xolgio^ vaTOQ zwischen Messenien nnd Laconica. In 
Island occupirten die ansiedier grosse landstrecken, wo- 
bei die natürlichen grenzen, rinnende wasser, oder berge 
nnd hügel beobachtet wurden. Leo, in Raumers bist, 
taschenb. 1835, 410 f. 

Im übrigen ist in den worten mutuo metu aut 
montibus noch die bei Tacitus oft vorkommende allite- 
ration zu bemerken; Germ. cp. 7: ante aciem agunt, ad 
miratione praesunt; 16: connexis et cohaerentibus ; 45: 
cingi cludique; 16: discreti ac diversi; 12: ignavos et 
imbelles; 27: lamenta et lacrimas; 38: nationibus no- 
minibusque ; 17 : proxima pars pectoris patet ; 3 : terrent 
trepidantve. Andere beispiele aus Tacitus verzeichnet 
Weinkauff, de Taciti dial, qui de orat. inscribitur. Cöln 
1827, 19 ff. 

separatur; Germ. sep. Sylleps. Bötticher, lex Tac. 

Lxxvra. 

Oceanus begreift bei Tacitus die Nordsee und das 
Nördl. eismeer; cp. 44: mare pigrum ac immotum. Die- 
fenbach, goth. wb. sagt, das gäl. oiche, wasser, erinnere 
an Oceanos; Scheuchzer meint, das ägypt. ok e anx, 
brod oder nahrung zum leben, sei passende bezeichnung 
für den die erde umgebenden himmelsstrom , wie für 
einen ausfluss desselben, den Nil, die bedingung aller 
fruchtbarkeit für Aepypten. Zürich, monatsschrift 1858. 
in, 317. Windischmann behauptet richtig, die griech. 
lexicographie kenne die formen oxeavo^ und oyinv (He- 
sych.); der ersteren entspreche das sanscr. neutrum 
okas, Wohnung, aufenthaltsort, räum, und daher sei 
oxsavo^ der geräumige, der aufenthalt der gewässer; 
der zweiten das sanscr. masc. ogha, augha in der be* 



10 

deutnng ftat und ogad, neutr., dad wasser (die ur^agen 
der arischen Völker s. 5. 6). 

amSü = circuit, circumdat. Bott. lex. Tac. I, 57. 

m»s. Nach Servius zu Virg* Aen* 6, 626 ist sinua 
omne id, quod curvaturam facit. Da nun hier von gren- 
zen die rede ist und dabei das verbum complectens ge-» 
braucht wird, Tacitus überhaupt nur vom umfange 4^^ 
landes Germania spricht, so sind hier unter sinus sicher 
landzungen zu verstehen, inprimis Chersonesus cimbrica. 
Orelli; terrae sinuatis (in Septentr.) littoribus. Dübner. 
Germ. cp. 37 eundem Germaniae sinum proximi Oceano 
Clmbri tenent; cp. 29, 4 sinus ipiperii = agri decu- 
mates; cf. Agr. cp. 23. So Passow, ßuperti, Greverus, 
Bötticher (lex. Tac. '431), Kiessling, Ritter^ Bach, Ger- 
lach, Orelli, Döderleln, Muller, Kritz. Dilthey dagegen, 
ferner Bredow (sinus Rheni, Amisiae, Visurgis, Albis), 
Bühs, Walther, Becker, Altenburg, ed. 1825, Pichon, Hess, 
Günther, v. Gruber nehmen sinus für meerbusen (non 
vere! Ritter). 

imularum mmensa spatia: die länder der Suionen^ 
cp, 44, und der Sitonen, cp. 45, d. h. Norwegens und 
Schwedens, galten als inseln. Gruber, Weishaupt, Dübner, 
Bach. Der ausdruck ist unmöglich von Britannien, oder 
kleinen inseln am ausfluss des Rheins und der Elbe zu 
nehmen, wie Dilthey, Kapp und Günther wollen. Mehr 
oder weniger unrichtig erklären folgende: Kiessling: 
Insulae Danicae; Tschofen: sehwedisch-norwegische in- 
seln und halbinseln; Brotier und Relhan: Scandinavia 
et Gningia; Bredow : ins. ad ostium Rheni Amisiaeque 
sitae ; Bach : de terris Daniels, Norvegicis, Suecicld, for- 
tasse etiam Finnicis, qtias Romani verae illarum naturae 
parum gnavi pro inöulis habebant extra orbem positis. 
Bei Oberlin fehlt insularum. — fmmensus ist hier nicht 
unermesslich, sondern von noch ungemessener grosse. 
- In demselben sinne cp. 2 immensus Oceanus. Becker. 



fl 

nufer cogmiis quibuBdam gtmiilms ac regUms^ AblatWus ; 
mit einigen in neuerer zeit (neuerdings, im geg^nsats 
zur künde der vorzeit) bekannt gewordenen königen. Kritz. 
Nuper, id est^ paucis ante saecuHs« Gic. de N. D. II| 50; 
Germ. 3 : nuper additum bellum, wo nuper wenigstens 150 
iahre zurückweist. Tac. bist 4, 17 sagt Civilis ; nuf^r caeso 
Q. Varo im i. 60 und bezieht sieb auf das, was im L 9 
geschehen war. Die feldaüge (bellum) unter Drusus, 
12 a. Chr., Tiber., 5 a. Chr^ und Germanicus, 16 p. Chr. 
(Grm. 34, 4)„ brachten künde (aperuit) von den Völkern an 
den weithin gestreckten küsten des Oceans. Bach will 
nuper weniger richtig nur im allgemeinen von neueren 
expeditionen ; Orelli sagt: probabiliter hoc referas ad 
Brusi expeditionem a. u. 742; J. Bekker: de Tiberii ex- 
peditionibus. 

gentibus ac regibu$, d. h. Völkerschaften ohne könige 
und mit solchen; cp. 10 rex vel princeps civitatis; 
cp. 12 regi vel civitati; Waitz, deutsche verfassungsgesch. 
ed. 2. I, 274. Akg. 2; alte einrichtung war das könig- 
thum nur bei den nördlichen stammen, den Germanen 
auf der skandin. halbinsel, den Gothen, Markomannen, 
Quaden, Hermunduren (Germ. 43: Gotones regnantur; 
44 : von den Suionen : unus imperitat) , von denen das 
nuper gilt. Bei den südlichen und westlichen Stämmen, 
schon den Herminonen und Sueben, ist der spätere Ur- 
sprung historisch nachzuweisen. Bethmann-HollWfg, 
über die Germ, vor der Völkerwanderung 52; Waltz ed. 
2. 1, 274 f. Uebert, de Tacito, summo rer. gest. scriptore, 
1864, 17 bemerkt, der satz sei durch eine ellipse zu er- 
klären: idque inde scimus, quod nuper cogniti sunt 
quäedam gentes ac reges, quos bellum aperult. 

apemü, Aperire = notum facere ; saepius quam Li- 
vlus usurpat eam vocem Tac. hoc sensu (rarius Cic. 
aliique). Bötticher, lex. Tac. 64. Agric. 22, 1 Tertius ex- 
paditionun^ annus novas gentes aperuit Aperire wird 
sonst nteidt von ländern gebraucht Hist. 2, 18; 4, 20; 



12 

sie et ovoiyvuvai ap. Graecos. Ruperti; rarius. Bötticher 
1. I. 64. Passow p. 85. 

Bhenus. Nachdem die grenzen bezeichnet sind, 
kehrt Täcitus zu den im anfange angeführten beiden 
grenzströmen zurück und giebt kurze nachricht von 
ihrem Ursprung, lauf und ihrer mündung. Es steht die- 
selbe also nicht so ganz ohne Zusammenhang und nutz- 
los hier wie Luden, I, 700, meint. 

Raeticar, Älpiumy vom St. Gotthard bis zur Ortles- 
spit'/e. Gallorum lingua Alpes montes alti appellantur. 
Isid. Hisp. or. XIV, 8. Sic Pyrenaei ap. Aus. epist. 24 
appellantur Alpes. Hess, obss III, 1. 

modt'co flexu geht nach Greverus, Döderlein und 
Münscher auf die westliche wendung des Rheinstromes 
vom Bodensee bis zur Rheinbeugung bei Basel (vergl. 
auch Ruperti und Becker; male! Imm. Bekker); nach 
Dilthey, Walther, Gerlach, Weishaupt, Ritter, Kiessling, 
Orelli, Haupt und Kritz auf die biegung des Rheins bei 
Arnheim, von der man jedoch kaum modico würde sagen 
können (Greverus); nach I. Bekker und Schweizer ist 
bei dem worte wol richtiger mehr an die richtung des 
Stromes im allgemeinen als an eine bestimmte ausbie- 
gung zu denken. 

versus ist participium, Passow, Hess, Orelli, Kritz, 
da in — versus als pleonasmus nur bei Livius, nicht 
bei Tacitus vorkommt, und entspricht dem adit. Ernesti, 
Ruperti, Brotier und Gerlach nehmen versus unrichtig 
als praeposition. Ritter stimmt diesen zwar bei, streicht 
aber m; cod. Mon. omis. versus. 

septentrionali Oceano ist hier zunächst die Nordsee, 
aber weiterhin auch das Nördliche eismeer ; cp. 44. 45 ; 
Kiessling glaubt irrthümlich, es sei hier auch die Ostsee 
darunter verstanden. 

miscetur, vermischt sich ; das wort sehr passend für 
den Rhein gewählt (J. N. Schmidt; Hess), bezeichnet 



13 

trefflich den ruhigen abfluss des Rheins und die sofor- 
tige Vermischung mit dem meere im gegensatz zu dem 
erumpat, welches von der Donau gesagt ist, die weithin 
in das meer ihr wasser sichtbar behält; nach Plin. XL 
millia passuum longit. Kiessl, cf. ann. 1, 6. Caes. sagt 
ebenso vom ausflusse des Rheins nur influit lieber- 
haupt aber athmet die bei Tacitus oft vorkommende 
dichterische darstellung überall bewegung und leben: 
cp. 1. Danubius — adü; cp. 5 nee afflrmaverim, nuUam 
Germaniae venam argentum gignere; cp. 7 terra vento- 
sior — qua Pannoniam aspicit ; cp. 27 sepulcrum caespes 
erigü; 30 Chattos saltus hercyn. prosequitür simul atque 
depomt; 33 urgentibus imperii fatis. 

molU bezeichnet, nach Münscher, den mit erde be- 
deckten boden gegenüber den kahlen unfruchtbaren 
Alpen, inaccesso vertici Alpium; clementer edito, poet. 
= assurgens, das sanft ansteigende im gegensatz des 
praeceps. vrgl. Ritter. Ann. 13, 38 coUes clementer assur- 
gentes ; Sil. It I, 274 clementer crescens jugum ; Colum. 
II, 2 collis clementer et moUiter assurgens. Döderlein, 
im progr. von 1832 und ed. 1847 sagt ähnlich, mollis, 
dem saxosus gegenüber, beziehe sich auf die natürliche 
beschaffenheit des bodens, cljm. edit., dem arduus ent- 
gegen, auf die äussere form des berges (cf. Bach); 
Orelli will mollis, weniger gut, nicht de solo non saxoso 
genommen wissen, er hält es homonym niit clementer 
ed. Kritz dagegen erklärt moUi i. e. non saxoso, humun- 
que fertilem habente. Fickler, die Donauquellen, s. 31, 
will mollis von einem gebirgsrücken gesagt wissen, der 
keine scharfen eckichten conturen zeige. 

Ahnohae. Die codd. lesen Arnobae oder Arbonae, 
Massm^ und ebenso die alten editionen. Nach Em. und 
Bach schrieb zuerst Hermolaus Barbarus in der ed. von 
1497 in margine Abnoba, welche lesart von den edd. 
Benedict, z. b. v. i. 1507, in den text aufgenommen 
wurde. Rhenanus hat in der ed. von 1519 noch Arno- 



14 

bäe, 1583 hat tr aber Abnobae. Sehon C<mring sagt 
äatu recte! Passow liest noch Arnobae, Hess ist zwei- 
felhaft, obss. I., «önst haben die neueren ausgg. Abno- 
bae:' Gronov., Erti.-Oberl, Walch, Ritter, Diithey, Tross, 
Orelli, Seebode, Bach, Döderl^ Halm, Haase, Haupt; nw 
Moöldr Best f&lschiich Aunobae. Der name Abnoba ist 
durch inscfhriften gesichert , vergl. die angaben bei 
PicMer, s. 35 — 37 und sonst bei Zacher in Ersch' und 
Grubers encycl. bd. ©1, 217, kommt auch bei Plin. und 
Ävienus (def^r. orb. v. 437 Abnoba mons Xstro pater 
est, cadit Abnobae htatu flumen) vor und Ptolemaeus 
hat 'Aßvoßata Spiq. Abnoba ist nach Duncker, origg. 
Germ., u. a., gewiss richtig, ein keltisches wort. Abnoba, 
gäl. abhainn, gen. abihne, wald, Silva fluminis, flusswald, 
weil ihm die Donau entquillt (oritur Danubius in Silva 
Nigra inter montes Rasseck et Briglrain. Ukert, Germ. 
117; Orelli), oder vielmehr, weil ihm der Rhein ent- 
strömt. Zeus«, grmmt. celt. 70. Latham glaubt, s. 18, 
der name erklaere sich vielleicht aus dem kelt. ben — 
«bh, head of the waters ; Hess sagt : quid vero sibi haec 
vox (Abnoba) velit, nemo facile dixerit. Man darf hier- 
bei noch an das scr. wort avani, fluss, irl. aban, cymr. 
awon, von der w. av, ir% erinnern. In Ind. ist Avant! 
name eines flusses. Pictet, les origines Indoeurop. I, 
137. Ein zweiter, später, und zwar schon in der tab. 
Peuting, hervortretender name des btr. bergwald^s ist 
Silva Marciana. Man hat diesen namen mit dem deut- 
schen -marca, grenze, zusammengestellt, Fickler i. 1. 
45 f., indem damals dieses Waldgebirge Suevia und AUe- 
mannia geschieden, wie es noch heut den schwäbischen 
und allemannischen volksscHag trennt. Aber Grimm, 
d. sp. 499, kl. sehr. II, 32, meint, Silva Marciana heisse 
selbst schon „schwarzwald" (Montenegro) und marki 
mtüsse bedeutet haben, was ags. nayrc, altn. myrkr, te- 
nebrosus. Schweizer 5. Der von PHnius und Taeitus 
gegebenen nachricht über den Ursprung der Donau- 



15 

quellen folgen nun , mehr oder weniger ßelbststäadig, 
die meisten späteren scbrifteteller. Fickler. 

pluri». J. H. Nolte, quomodo permulti, qui ap. Taa 
leguntur loci ^mend. Amat. 1851, 19; Pluris recipe. So 
liest u. a. Haase, Halm, Haupt. Andere plures. Passow, 
Kritz. 

marcj goth. marei» ahd. meri, slav. more, hibern. . 
mor, scr. w. mar, mrje, morior (maru, die wüste), mor- 
bus, marceo, {jLapaivo (lasse verwelken); goth. maur-thr, 
caedes; mare bezeichnet demnach das meer als un- 
fruchtbar, aTpuysTov, als den tod der Vegetation. Curtius, 
griech. etym. I, 29. Pictet, les origines Ind. Europ. 1859. 
I, 110. Bopp stellt scr. väri, wasser, zu mare, dagegen 
aber spricht schon die Verschiedenheit der qoantität 

sex meatihus. Plin. 4, 24 Danubius in Pontum sex 
tluminibus evolvitur. Die angaben der alten classiker 
über die zahl der Donaumündungen schwanken jedoch 
zwischen 2 — 7, sowie auch über die schiffbarkeit der 
mündungen. Forbiger III, 326. Bei Herodot ''I<yTpO(; tcsv- 
Taarofio^. cf. Krusii diss. de Istri ostiis. Vratisl. 1820. 

Meatus bei dichtem und Schriftstellern des silb. 
Zeitalters anstatt cursus. Claud. de b. get. bifido meatu 
divisus {Ihenus. 

erumpat. Donec steht mit dem conjunct., wenn der 
ausgesprochene gedanke von einem zweiten, nur im 
sinne behaltenen abhängig gedacht wird; hier also: 
donec eo progredittrr, ut erumpat, 31, 4 donec exsanguis 
virtus tam därae virtuti impares faciat; 40, 4* Kritz. 
Das silberne isieltalter fasst viel« Verhältnisse, diß dLe 
classtsche spräche als bloss äu^serliche Verbindung von 
thatsacfaen nimmt, als inneren <N%iisalnekus. Erumfot 
lesen u. a. die ausgaben von Rhenan., Lips., Seeb., Gerl., 
Orelli, Haase, Halm, Haupt; Tagngiann, comment. s. 89; 
erumpit dagegen cod. Turic, ed. Gronov., Passow, Dilthey, 
Kapp, Low, J. Bekker. Ernesti glaubt, sowol der indic. 
als der conj. sei richtig, ebenso Hess und Kiessling mit 



16 

hinweisung auf Bottich, lex. Tacit. Dieser sagt, p. 109. 
110: a Tac. junguntur recta or. quaedam conjunc^iones, 
quae alias plerumque solum indicat. postulant: donec 
erumpit (al. erumpat). Panckoucke. Anders Ritter. 

septmum enm os; die partikel enim wird von einigen 
erklärern für überflüssig gehalten. Ritter bemerkt: 
septima Danubii pars aquarum paludibus hausta cum 
meatus juste vocari non possit, scriptor pergit septimum 
os (eine siebente mündung); part. enim, post septim. 
interposita in ed. Spirensi, Rhenan. et hinc in alias 
translata, minime opus est; auch Schweizer, progr. 5, 
hält sie für unwesentlich. Sie fehlt u. a. in den ausgg. 
von Haase, Haupt, Halm, Kritz, Tschofen; auch schon 
in ed. Norimb. Andere erklärer aber wollen sie un- 
nöthigerweise beibehalten wissen; Kiessling: Taciti enim 
haec mens est: sunt quidem Danubii revera Septem 
Ostia; tamen sex tantum in Pontum erumpunt; nam 
septimum paludibus hauritur. Sie steht u. a. in den 
ausgg. von Lips., Passow, Ern.-Oberlin, Dilthey, Walther, 
Hess, Relhan, J. Bekker, Low., Döderl., ed. 47: Plene: 
septimum enim os vel brachium saltem, quod Danubio 
esse constat, numerare omitto, quia non erumpit, sed 
hauritur. Auch Thiersch hielt sie für nothwendig. 
Schweizer, s. 5. 

hauritur. Mannigfache bilder und beziehungen 
zeichnen die darstellung des Tacitus aus; cp. 3 car- 
mina, quorum relatu accendunt animos ; 6 pedites missi- 
lia spargunt; 17 detracta velamina spargunt maculis; 
22 animus ad magnas cogitationes incalescat; 26 sola 
terrae seges imperatur; 36 pacem nutrierunt. Mützell. 



17 

Cap. n. 

Cap. 2 — 5: de origine Germanorum. 

Cap. 2. Die Germanen sind Ureinwohner. Aeutsere (historische) 
gründe; 1. weil Wanderungen nur zu schiffe stattgefdn- 
den haben, der Ocean aber weder in früherer, noch 
gegenwärtiger zeit zu diesem zwecke befahren ist; 
2. kdner würde ein milderes klima mit dem rauhen Ger- 
maniens haben vertauschen wollen; 3. einheimische göt- 
tersagen sprechen dafür; a) die sage Ton Tuisco; daran 
knüpft sich (durch ceterum) eine bemerkung über den 
namen Germania. 

Cap. 3. b) Die sage von Hercules; daran knüpft sich eine bemer- 
kung über den barditus. Als eine entgegenstehende 
ansieht wird (durch ceterum angeknüpft) die sage von 
Ulysses erwähnt, der Tacitus keinen glauben beimisst. 

Cap. 4. ynner^r grund; physiologischer beweis. 

ipsos^ Das pronomen dem. ipse bezeichnet oft, wie 
hier, die bewohner im gegensatze zu einem lande. 
Agric. 13 ipsi Britanni. Nach Becker ist es, irrthüm- 
licherweise, überflüssig. 

mdigenae. Die scr.-w. ist gan, gignere; davon natus 
= gnatas, progenies, indiges, indigetis; ir. ingen, filia, 
skand. kundr, iilius, ahd. chint Pictet 1. 1. II, 361. Dem 
Tacitus erscheinen die Germanen indigenae, auch theil- 
weise noch Mannert III, 474. Die beweise des Tacit. 
für seinen allerdings nicht mit apodictischer gewissheit 
ausgesprochenen satz — er hat crediderim — sind na- 
türlich unzutrefTend, denn er meint, zu wasser habe man 
nicht nach Deutschland kommen kihmen wegen des 
schauerlichen und unbekannten meeres und zu lande 
habe man inicht nach Deutschland kommen wollen^ in 
das garstige, unfruchtbare land mit rauhem himmel- 
strich. Planck, über die götter der alten Deutschen 
nach Tac. Germania; in theolog. Jahrbüchern 1866. 
Nach Grimm zweifelt aber heute niemand daran (vrgl. 
auch Zacher bei Ersch und Grub. b. 61, 272), dass die 



18 

Germanen irgend einmal aus Asien eingewandert sind. 
Sprache, glaube, sitte Und selbst germ. sagen geben 
beweis dafür ab, zumal die spräche. Die familie bildet 
die grundlage des Staates. Wir finden, wie namentlich 
zunächst Adalb. Kuhn nachgewiesen hat (zur ältesten 
geschichte der indogerm. Völker. 1S45. s. 3 ff.; desgl. 
abgedr. in Webers ind.. Studien I, 1850; Curtius etym. 
n, 24. 34) unter den indogerman. (oder besser, nach 
Cürtiuö, indoetirop.) sprachen eine Vollständig^ Überein- 
stimmung in den ausdrücken, welche die verschiedenen 
glieder derselben bezeichnen, ein beweis dafür, dass die 
familie bereits eur geltung. gekommen sein musste, ehe 
die indogerm. Völker sich trennten. Spiegel, in der allgem. 
monatsschr. für wiss. und lit Braunschw. 1853. 185. Der 
vater heisst scr. pitär, zend. pata, sem. 2^^, gr. Tcariqp, 
lat. pater, goth. fa — dar, ahd. fatar. Die wurzel des 
^ört^s iftt pa, resp. pä, erhalten, ernähren, schützen, 
herrschen, wovon auch die indischen grammatiker diis 
wort ableiten. Bopp, vrgLgrmmt. 1,462, III, 189; Kubti, 
zeitschr. für vergl. sprachf. XIV, 108; Benfey, Orient u. 
Oeoid. I, 237; Schteicher» compend. der vergl. grmmt 
1861, I> 175 ; Pictet tl, 348. 349. Vater ist demnach d«r 
schützendem gebietende^ der ernährer» herrscher. Bopp 
ni, 189. Die umtter: 8«r. mätr, t^'yjttjp, mater, ahd. muo- 
tar heisst die echafE\snde <» ordnende; „matar, mutter, 
fasse it^h als gebärerin, indem ich es nicht mit den in»- 
tischen grammatikern von man, ehren, ableite, isondem 
von der wurzel mä, messen^ welche mit der praep. nis, 
aus, schaffen, hervorbringen bedeutet und auch wol 
ohne praep. dieser bedeutung fähig sein mnss^ Bopp 
III, 189. Der sokn: scr. sünu, zend. hunu, uCt^, goth. sü- 
um, von der w. su parere, gign^e ^^ der gezeugte. 
CurUw, etym. I, 2. ed. 353; Pictet II, 301. Die tmiMer: 
scr. duhiti, 2end. dugh^^dhar, perfii. dokther (Ltnk, ur- 
ifrek I, 169) gt. ^rtrfxt^p, goth. dauhtar, ahd. toh — tar, 
litt dak-H^» slät. dueter. Dte w. des ^(irteB ist scr. 



1» 

duh füt dhugh, melken, tochter ist also die melkerin. 
Kuhn; Bopp, TiergL grmmt. I, 2. ed. IM. 616; Lassen 
anthol.^ssiiser« 6. v.: ^^quae molgendi officium halmt in 
▼etustit familiae infttitutione." Bopp i. L 299. Ebenso 
Beafey, M. Mulier, Pktet U, 863. 364. Dagegen sagt 
Bopp I, 2. ed., 299: ,,Meikerin kann allerdings duhkar 
bedeuten, mir ist es aber nicht wahrscheinlich, dass die 
tochter «ur ^eit des hirtehlel»ens als die melkerio be- 
nannt sei. Lieber wurde ich duhitar als weiblichen 
sftugling &ssen; am wahrscheinlichsten ist, dass die w. 
duh in der tochterbenennung causale bedeutung habe» 
also sangen bedeute und deiimiich duhitar urspr* weib- 
liche person im allgemeinen und somit auch mädcben 
bedeute.'' Bopp, vergl. grmmt. I, 2. ed. 299. 363; III, 
189. Der bruder: sor. bhrätr, zend. bra^r, grieeh. (p()T)ril|P 
(Hesych.), lat frater, goth. brothar« ags. brodhor, sl. bra- 
tru. Bopp I« 2. ed. 94; Curtins, etym. I, 2. ed. 272; 
Scfaleiden, unsere urväter, in Westerm. ill. monatsh. 1^66, 
892. 393 ; wahrscheinlich kommt dfts wort too dier scr.-w. 
b*ar, b'r, tragen, erhalten, so dass der bruder ale der er- 
halter, als der mutter, der Schwestern und jungem bruder 
stütze nach des vaters tode erseheint. Bopp III, 190 f.; 
Pictet 11, 362. 363. Die schwister: ecr. svasar (sra— 8(t)ar), 
sotor, goth. svistar, zu der w. su, sü, gebären» gehörig, 
so dass das wort femina, ursp. gebärerin, bedeutet 
Bopp ill, I9I4 Nach Justi jedoch (über die z«isamiki«(i- 
set&ung der nomina der indogerm. spr. Oott. 61, 135) 
ea— -vastar, die mit (dem bruder) wohnende. Die widUe: 
scr. napti, lat nepti, ahd. nift. Benfey, Oooid. und Orient 

I, 234; über yerschiedene abieitungen des Wortes Pidtet 

II, 855. Die wniwt: sor, vidhavä, goth. viduvö, aus der 
sor. praep. tI für dri, dis^ zei^ und dhara^ mann. Jueti 
a. a. o. 135. Das volk: scr. pulu, tcoXu^, tcouXu^, popülue, 
embr. pupel, ahd. fölh, ags. feie ; yrgl. Schieiden a. a. o. 
393. Für den gemeinsamen Muser- und sckigtbau der 
indoiterdi. Tftlker geben fblgemde denselben gemeinsant 



20 

Wörter zeugniss: haus: scr. dama — s (ved. dam), zend. 
dema, gr. 56|jio^, domus, slav. domü, celt. daimh; vergl. 
gr. h£^o, bauen, 5e[jiac, bau des leibes, dominus, haus- 
herr, scr. dampati. Grimm, d. sp. 402, kl. sehr. I, 139. 
Curtius, etym.I, 2. auf!., 211, vielleicht von der scr.-w. dam, 
verbinden. Pictet II, 236 f.; scr. veca-^s, zend. vic, gr. 
FotKO^, vicus, goth. veihs, ags. wich, alts. wik, ahd. wich; 
Curtius, etym., 2. aufl., 149, in Ortsnamen des 7. jahrh. 
Förstemann, die deutschen Ortsnamen 1863, 100 (vergl. 
nhd. Weichbild). Die thüre: scr. dvära, gr. Wpa, lat. fo- 
res, goth. dauro, ähd. turi. Benfey a. a. o. 245; Momm- 
sen, röm. gesch. I, 16; Schieiden a. a. o. 393. 394. Das 
schiff im scr., griech. und deutschen vau^, nawe, Be- 
necke-Zarncke s. v. schiff, geht über die trennung der 
Stämme hinaus. Bohlen, das alte Indien II, 140; Momm- 
sen, 1. 1. 16; Pictet II, 180; ebenso die namen' des ru- 
ders, scr. aritram, ^eTfxo^, remus, tri — re— mis ; Pictet II, 
180; axe am wagen, scr. akshas, a^ov, a|i— a|a, axis. 

Die Deutschen mussten offenbar schon so lange im 
lande niedergesessen sein, dass bereits alle künde von 
ihrem einzuge verschollen war und nicht mehr zu Ta- 
citus ohr gelangte. Wann die deutschen Stämme sich 
aus der indischen heimath losrissen, wissen wir nicht, 
aber lange vorher, ehe Römer und Griechen des Volkes 
erwähnung thun , viele Jahrhunderte vor Christus (nach 
Zacher bei Ersch u. Gr. 61, 271, etwa 1200 vor Chr.) 
muss die abtrennung des germ. Stammes vom arischen 
geschehen sein. Hier muss man nach Jahrtausenden 
rechnen; jedenfalls liegt der Zeitpunkt hinter aller ge- 
schichte. Justi über die urzeit der Indogermanen , in 
Raumers hist taschenb. 1862, 340. Ruperti weist (ver- 
altete) ansichten über die abstammung der germanen 
nach« 

adveniihus ei hospüns sind verschieden erklärt. Nach 
Kritz geht advent. auf einwanderung aus der ferne, 
hosp. der nähe; cp. 28 credibile est, etiam Gallos in 



21 

Germaniam transgressos ; cp. 43 Gothini et Osi — alieni- 
genae. Thudichum (erkl. zur Germania, in: der altd. 
Staat, von Fr. Thud. 1862) nimmt adv. von colonien, 
oder feindlichen einfallen durch eroberer, hosp. von Yor- 
übergehendem verweilen zum zweck des handeis. Aehn- 
lich Walther, Günther, Becker und Gerlach (adv. be- 
zeichne certas sedes, hosp. peregrinationes, durchzüge; 
Gerlach übers.: durch einwanderung und gastlichen 
verkehr; letzteres nicht entsprechend. Orelli). Kiess- 
ling: Haec vocabula arctissime conjungenda et signi- 
ficant diuturniorem peregrinorum apud Germanos com- 
morationem; ebenso Bach, und auch Halm will in den 
betr. Worten nur rhetorische amplification sehen 
(sitzungsber. der k. baier. acad. der wiss. 1864, 12). Das 
richtige haben sicher Ruperti und Döderlein getroffen. 
Jener sagt: advenae, qui immigrant ut certas inter eos 
et perpetuas sedes figerent, hospites, qui in peregrina- 
tionibus ad eosdem delati et hospitio excepti restitissent 
Abstr. pro concr. et plural. ad diversa simul tempora 
spectat. (Bach : propter aliar. gentium) Döderlein : advent. 
eorum, qui irrumpunt in alienas nationes et armata 
manu novas sedes capiunt ac tuentur, ut Skovüoi; hospi- 
tiis autem eorum, qui voluntate incolarum recipiuntur, 

ut (JL^TOlXOl. 

nec — et, oSts (|Jit|T8) — xe, et non — et verbindet 
die Satzglieder genauer. Passow; cap. 7 nec regibus — 
et. Bamshorn, grmmt. ed. 2, p. 820; Spitta de Taciti 
in compp. et enuntt. ratione. Gotting. 1866, 127; dieser 
vergleicht bist. 3, 1 nec numerum — et 

classibus. Tacitus denkt an colönisation der Phöni- 
kier, Phocäer u. s. w. Bethm.-HoUweg, über die Germ. 
vor der völkerwand., eine einwanderung von Süden zur 
see, Waitz; Völkerwanderungen kennt er nicht; classib. 
ist hier lebendiger als das gewöhnliche mari. 

advehebantur ; zeugma = terra adventabant et navi- 
bus advehebantur. 



22 

ultra ntqm 9k dixerim ^^udversm , der imermessliclie 
jenseits des europ. festlandes liegende und so zu sagen 
diame(;ral entgeg^engesetzte, Wex, Orelli. Dass adversus 
in dieser bedeutung und nicht feindlich, wie Bitter, 6re- 
verus und Roth, oder unwirthlich, wie Luden, oder uns 
entgegenströmde, wie Gronov., Kiesel, und Becker, oder 
gar der widerstrebende, wie Bredow will, zu nehmen 
sei, erfordert ultra und der zusatz utque sie dixerim, 
der anzeigt, dass die bedeutung etwas ungewöhnliches 
habe. So Pichena, Passow, Walther, Hess, Gerlach, 
Tschofen. Clc. Somm. Sc. 6 ayersa terrae pars; Acad« 
q'. II, 39 Dicitis etiam esse e regione nobis, e con- 
traria parte terrae , qui ad versis vestigiis Stent contra 
nostra vestigia, quos Antipodes vocatis. Der höhere 
norden erschien den Römern lange zeit als jenseits der 
grenze der menschheit; auch Britannien wird eine an- 
dere weU genannt. Horkel. So erschien dem Römer der 
Ocean gleichsam auf der andern seite der weit. Poteti, 
dieser rorzüglichste it. erklärer des Tacit, äbersetzt richtig 
Tocean immense (i per dir cosi) sotto un altere cielo. 
Stromberg, die sehr, des Tac. übers. 1816. III, 2. Aei- 
dalius, OluTcr und Grotefend halten aversus für besser, 
Lipsius vermuthet obversus ; dem Acidal. folgte Thiersch 
und conj. aversus oc. ab orbe nostro raris navibus adi- 
tur. Döderl. ed. 1847. Nichts der art ist nothwendig. 

utque sie dixerim, pro: atque, ut sie dixerim adver^ 
sus. Ritter. Notanda est particulae que trajectio. Dial. 
de or. c. 34 utque sie dixerim. 

raris. Tacitus setzt adjectt. anstatt der adverbia 
nicht selten zu einem im satz Yorkommenden nomen, 
wie bei dichtem, vom verbum abgezogen, wodurch die 
rede grössere kraft bekommt. Grysar, über die eigen- 
thümlichkeit des Tac 1854, 15. cf. 6, 1; ann. 2, 87. 
Bötticher, lex. Tac. 37. 

erbte nostri =» Romani imperii. Agric. 12, 3 dierum 
spatia ultra nostri orbis mensuram. 



l 



28 

fraeieir, i. a ut praeter mitftam. Es ist hier das 
praeter, was nicht gew()hiilichy auf den ganzen sata be- 
zogen , während es sonst nur auf ein einzelnes nomen 
geht; cp. 44 praeter vires armaque. 

hwrridi, i. e. ventis valde agitati. Kritz. 

Asiat maxime quam dicimus minorem ; Afrka <»: pro- 
vineia, terra Garthag. Passow. 

peteret. Mente addend.: habitandi causa. Kiessl. 
Ritter findet in dem worte eine gewisse acurologie des 
Schriftstellers. Es ist zu beachten, dass peteret der po- 
tentiaiis der Vergangenheit ist ; wer hätte wol aufsuchen 
wollen, t(( av JTcopevexo; i. e. nemo petit 

v^orwum terris; cp. 5 silvis horrida aut paludibus 
foeda. Hör. odd. 4, 5, 26 horrida Germania. 

asperam coelo. Die nachrichten der röm. Schrift- 
steller über das klima Deutschlands lauten ungünstig. 
Tao* Germ. 4 frigora atque inediam assuefiunt; cp. 5 
quos plurimum hiemis occupat ; bist. 1, 51 asperam mi* 
litiam toleraverant ingenio loci coelique; 2, 80 germa* 
nica hiberna coelo ae laboribus dura. Cic. de prov. 
eonsul. XII: quid Ulis terris asperius: quid incultius 
oppidis? quid nationibus immanius? Seneca, natt 
quaestt 3, 6 constat Germaniam — abundare rivis et 
Quminibus; quia ooelo humido utuntur ne aestas quidem 
imbribus caret De prov. div. 4. Perpetua (Germanos) 
hiemai triste coelum premit, maligne solum sterile su* 
stental» imbrem oulmo aut frondedefendunt, super durata 
glaoie stagna persultant, in alimentum feras captant 
Sorrenda iniquitas coeli. Seneca Med. 712 Bub axe 
frigido suceos legunt — Snevi. Dagegen wird von den- 
selben und anderen Schriftstellern in Widerspruch mit 
jenen beschreibungen von Deutschland gerühmt, dass 
es ergiebig an getraide und futterban und im höchsten 
grade geeignet zu Viehzucht sei. Tac. Germ. 3 satis 
ferax — pecorum fecunda; cp. 26 nee enim cum über- 
täte et amplitudine soll laborare contendunt. Caes. b. g. 



i 



i 



24 

6, 24 ea, quae fertilissima sunt Germaniae loca circom 
Hercyniam silvam. Plin. h. n. 17, 3 nam quid laoda* 
tius Germaniae pabulis? 

Es werden eine menge Waldungen erwähnt. Caes. 
b. g. 3, 28 continentes Silvas ac paludes; Tac. ann. 
2, 5 Germanos juvari silvis, paludibus, brevl aestate et 
praematura bieme; Florus 3, 10 in saltus ac paludes 
gens omnis diffugerat. In dieser menge von Waldungen 
sucht man die Ursache eines veränderten klimas zu finden; 
aber man darf sich Germanien doch nicht so überwie- 
gend aus wald und sumpf bestanden vorstellen, da auch 
häufig von weiten ebenen, angebauten gefilden, Städten, 
dörfern und weilern die rede ist. Arago hat im gegen- 
satze gegen andere physiker nachgewiesen, dass die 
temperatur des erdballs seit 3000 jähren keine änderung 
von *Vioo eines grades erlitten haben könnte, indem er 
durch 42 beispiele entkräftet, die winter seien ehemals 
strenger gewesen, als jetzt/ Das klima ist seit wenig- 
stens 2000 iahren dasselbe. Zacher, bei Ersch und Gr. 
61, 332. Allen jenen beschreibungen der Römer wird 
die spitze genommen, wenn wir erwägen, dass es Römer 
sind, von denen jene beschreibungen stammen, welchen 
im gegensatz gegen ihr mildes südländisches klima das 
Deutschlands rauh erscheinen musste. Hostmann, alt- 
germ. landwirthschaft 5, 30 — 42. Pfahler, handb. deutscher 
alterth. 1864^ 461. Welter 30, 31: Link, die urweit n, 146 
(dieser nimmt aber doch an, dass die Witterung zur zeit 
des Tac. in Deutschland kühler gewesen sei, als jetzt). 
Auch im mittelalter (Aen. Sylv.) und noch in der 
neuesten zeit herrscht in Italien eine ähnliche ansieht. 
Nach Göthe, werke 12, 28 s. 15, glaubt der Neapolitaner 
noch jetzt im besitze des paradieses zu sein und hat 
von den nördlichen ländern einen sehr traurigen begriff, 
sempre neve, case di legno (immer schnee, hölzerne 
häuser). Hostmann a. a. o. 






L«H 



25 

tristem culiu, hier menschenwerke : bauten, Strassen, 
anpflanzangen. Thudichum ; Döderlein weniger treffend : 
H. e. ad incolendum, non ad colendos agros; Kritz besser: 
Caltus h. L complectitur omnia, quae homines sive 
agrum colendo, sive aedificando ad ipsam terram addünt 
Die asynd. Verbindung der adj. informem etc. ist kräftig. 
Hess. Bötticher lex. Tac. 89. 

not si, ausser etwa dann , wenn. Cod. P. si ; tres 
vaticani nisi si, einige nisi sibi; Bötticher lex Tac. 94 
nisi si, elfiiT el; st minime abundat, sed significat no- 
strum.etwa, ambiguitatem verbis adjungit. Walth. obss. 
in Tac. I, 10 Noster, cum aliquid revera esse narrat, 
simplici nisi utitur. Ann. 1, 2. 3. 7. Hess. 

sü. Während peteret der pot,ent. der vergangenh. 
ist, quem olim petiisse putas, Wex, einladungsschr. zur 
säcularfeier der Schweriner schule 1853, schliesst sich 
Sit als allgemein gültige bemerkung eng an die attribute 
inform., asp., trist., ist also gleich: quae nulli placere 
potest^ nisi (tristem cuique, nisi cui illa patria sit). Wex. 

carmmilms antiquis. Carmen, alt. casmen, entspricht 
genau dem scr. casman, preislied, die scr. w. ist gaiis, 
narrare, laudare, celebrare. Pictet II, 479. Der Inhalt 
dieser von Tacit. erwähnten alten lieder betraf, wie er 
selbst angibt, einen gott, deum, und einen menschen, 
filium, Mannum. Die carmina antiqua der Deutschen 
überhaupt, deren dasein durch unsere stelle beglaubigt 
wird, scheinen demnach auf eine art epischer lieder 
hinzudeuten, in denen göttliches mit menschlichem und 
umgekehrt vermischt ist. Dafür sprechen auch andere 
beweise. Die nachricht des Tacitus ann. 2, 88 canitur- 
que(Arminius) adhuc barbaras apud gentes, deutet Grimm 
in der myth. 339 zunächst nur auf den göttlichen Irmin, 
und Schweizer, s. 7, stimmt ihm darin bei, indem die 
altgerm. lieder wol durchweg mythisch, fast religiös 
gewesen seien. Diese anschauung bestätigt die von 
Amm. Marc. 31, 7, 11 gegebene mittheilung: Barbari 



26 



vero (L e. Gothi) Maiorum («= semideorum» quorum pri- 
mus fnit <xaut =3^= Wodan) laudes clamoribus stridebant 
in€onditis» Wie mir soheint, deutet Grinun in der gesch. 
der deutschen ap. 614 obige bei Tac angeführte stelle 
aber riohtiger in folgendem allgemeineren sinne: dM 
lied feierte gewisa Armm tiaten; ea mochte siofa aber 
mit den gesängen früh zugleich der preis des älteren 
gMts oder halbgottes Irmin vermischen, den Armins 
name selbst voraussetzt I>a8s niiulich jene altgerm. 
lieder auch lieder sein konnten, in denen vorzugsweise 
die tbaten der fürsten oder beiden besungcai wurden, 
scheint mir aus folgendem klar dargethan werden %n 
können. Bei den alten Indern gab es Sänger des kC* 
nigs, die sein lob verkündeten ; sie waren zugleich anna- 
listen und Chronikenschreiber des reiohs. Bohlen, das 
alte Indien II, 54; vrgL II, 339; Ea war indiaehe dtte, 

die Stammbäume der fürstlichen famiUe bei ho<^seiten 

• 

aufauzählen, und ibre^ barden sind mit der kenntnias 
der vorfahren, die in alten heldenliedern veirzeiobnet 
sind, beauftragt Lassen, ind. alterthumskunde I, 494. 
Bei den Griechen sind entsprechend die xXia diy&päv. 
Homer. Dass nun auch bei den alten Deutschen alte lieder 
ihre beiden besangen, beweist die angeführte steUe In 
ann. des Tajcit (vrgl. Wackern., deutsche Utgesoh. s. &) 
und spätere nacbrichten. Paul Warnefr. de gest Langob. 
1, 27 berichtet: Alboin vero ita praeclarom looge late- 
que nomen percrebuit, ut hactenus tarn etitam a^ud 
Baioariorum gentem quam Saxonum sed et attos ^usdem 
linguae homines eins liberaJitaa et gloria beUerumque 
felicitas et virtus in eorum carminibus celehretur. Eitüh, 
vita Gar. M. 29 Barbara et antiquissima earmina» quibua 
vetemm regum actus et bella canebantur, scripsit me* 
moriaeque mandavit Noch im mittelalter heiast es in 
einer abgedruckten handaehrift der pariser bihl: Sunt 
autem alii, qui dicuntur jaculatores» qui cmUmit gmi^ 
frmcifitm. Diese atelle führt über Jomi^ndes, der beiden- 



17 

lieder der 6othen erwähnt (de reb. get ep. 4 41. 49. 
34. 26. Grimm, d. sp. 480) hinaus bis zu Tac. Germ. 2. 
Jahrb. des Vereins der alterthumsfr. des Rheinl. 1868, 
144. Dr. Le; glaabt die bei Tac. erwähnten alten ge- 
diehte hätten nur durch das sinnlich wahrnehmbare 
metrum der alHtirtOurn ohne anfeeichnung sich im ge* 
dächtnisse des volkes erhalten können. (Ley, die metr. 
formen in der hebr. poesie. Lpz. 1866, 8.). Und auch 
Zöpfl (deutsche volks- und staatsgesch. , 2. aufl., 1844, 
II, 10 akg. 2) meint, diess sei vielleicht der foll gewe- 
sen ; Schweizer, s. 7, behauptet, es seien lieder gewesen, 
in denen seit uralter zeit je zwei theile durch alUtera- 
tion gebunden, in ähnlicher weise, wie das noch selbst 
in den ältesten altdeutschen liedem, im Hildebrandslied 
und Muspilli, geschehen. 

qmd nmim apud iUos memoriae et annaUum gmus [est] ; 
diesen satz haben Bhen., Pichena 1607, Conr.^ Lip&, 
Gronov., Seebode u. a. unnöthigerweise in klammern. 
KiessL sagt richtig: Memoria latius patet quam anna- 
les, qui sunt libri continentes brevem temporum» homi* 
num, gestarnmque rerum memoriam. Ueberlieferung 
von Uteraturwerken, z. b. d. zendavesta, durch das 
gedäohtniss ist, wie aus den verschiedenen sprachen 
hervorgeht, die alt-^Hd&germanische art der Überlieferung. 
So werden die heil. Schriften der Perser mit manthro 
bezeichnet Die wurzel ist man, denken, mit der auch 
fidnrci^ zu vergleichen. Den begriff des gedenkens ent* 
halten auch Wörter wie |&vi^p.iQ9 memini, memoria. Spiegel, 
Studien über d. zendavesta, in zeitschr. der deutsch- 
morgenl. gesellsch. IX, 179. 180. Etwas gewagt, meint 
Lauth, das germanische runen-fudark, 1857, 181, man 
könnte aus der erwähnung der annales (sc. libri) an 
dieser stelle, die denn doch auch hätten geschriebene 
gewesen sein können, auf den gebrauch der schrift bei 
den Germanen damaliger zeit schliessen. Halm will in 
den werten memoriae et annal. gen. nur eine redneri- 



28 

sehe amplificatioD sehen (sitzungsber. der baier. aka- 
demie der iK^iss. 1864. II, 1. 11), Schweizer ein h Sia 
&001V, ich möchte das memoriae doch mehr auf die lob- 
lieder, in denen vorzugsweise die göfter (hier Tuisco), 
annales in denen vorzugsweise die menschen (hier 
Mannus) besungen wurden, bezogen wissen. Kritz be- 
merkt gar zu allgemein: memoria h. 1. est subjectiva 
recordatio, quum mens redit ad antiqua tempora ; anna- 
les sunt monumenta verbis composita, quibus illa re- 
cordatio adjuvatur. 

Tuiscanem deum — voeentur. Schon Caesar spricht 
oberflächlich von dem glauben der Germanen an götter; 
genauer berichtet Tacitus aber die götter und göttinnen 
derselben. Hist. 5, 17 dii Germaniae; Germ. 8 deae; 
9 deorum nomina; 10 ministri deorum — precari deos 
— sacrificare diis; cp. 45 mater deum. Einzelne gott- 
heiten unterscheidend sucht er römische namen auf 
dieselben anzuwenden (interpretatione romana. cp. 43); 
er nennt cp. 9 Mars, Mercurius, Hercules ; 43 Castor und 
PoUux; cp. 9 Isis; mit deutschem namen cp. 2 Tuisco, 
mit keltischem cp. 40 Nerthus. Auch götter einzelner 
deutscher stamme erwähnt Tacitus; Germ. cp. 39 
Senmonum regnator omnium deus ; 45 Aestiorum gentes 
matrem deum venerantur; ann. 13, 57 ^Hermunduri Marti 
ac.Mercurio sacravere. 

Will man den mythus von Tuisco und Mannus ver- 
stehen, und zugleich entscheiden, ob dieser Tuisco terra 
editus als gott im eigentl. sinne zu nehmen sei, oder 
ob nicht vielmehr blos als held, als stammheros, Planck 
a. a. 0., so muss man die altindische mythologie zu 
hülfe nehmen. Schon Schweizer sagt, s. 8, um des 
Mannus willen müssen wir unsern blick auf die asiatische 
Urheimat richten, und ebenso bemerkt Bietet, nach be- 
sprechung des indischen mythus von Manu, on a sou- 
vent signal6 la remarquable coincidence de cette tra- 
dition indienne avec celle des anciens Germains, qui 



d'apres Tacite, se disaient descendus de Mannus» fils d<s 
Tuisco ou Tuisto. II est bien a regretter que Thisto- 
rien romain ne hous ait transmis aucun detail de plus 
sur ce qu*en racontraient les carmina antiqua qui les 
celebraient. Toutefois Fidentitä des ttaditions ne sau- 
rait etre mise en doute. Versuchen wir nun die'deutung, 
die sich nothwendig an eine bestimmte gestalt der in- 
dogerm. mythen anschliessen muss, wenn sie auf glaub- 
würdigkeit anspruch haben will. Die ältesten Urkunden 
des indischen glaubens sind die lieder der Veden; sie 
setzen uns in jene urzeit, wo der indogermanische 
sprachstamm noch brüderliche gemeinschaft pflog. Bun- 
sen, gott in der geschichte, II, 75. 991 ; Lassen 1, 766. Die 
sage von Tuisco und Mannus ist nun sicherlich ur- 
sprünglich keine über den Ursprung des germanischen 
Volkes gewesen, sondern, wie aus allgemeiner Überein- 
stimmung mit der indischen sage hervorleuchtet, eine 
über den Ursprung aller menschheit, ein stück kosmo- 
oder anthropogonie, eine sage, die an eine dunkel vor- 
gestellte asiatische örtlichkeit geknüpft, später bei den 
Germanen eine besondere beziehung zu dem Ursprung 
dieses volkes erhalten hat und darum eine ethnographische 
genannt werden kann. W. Wackernagel in Haupts zeitscbr. 
6, 15 — 20 ; Jessen, in d. zeitscbr. für das gymnasialwesen 
von Mätzell, 1862, s. 65; Waitz, deutsche verfassungs- 
gesch. ed. 2. I, 9. Nach den Veden bereitet nun Tvasch- 
tar, „der bildner, Schöpfer", die hochzeit seiner tochter 
Saranju, „der eilenden, stürmischen'*, der dunkeln sturm- 
wolke ; er gibt ihr den Vivasvat, „den leuchtenden**, das 
licht der himmelshöhe, zum gatten. Licht und wolken- 
dunkel zeugen nun .zwei Zwillingspaare: Yama*), den 



•) Von Yam, bändigen «=« der bändiger, der fürst der unter- 
weit. Benfey bei Ersch u. Gr. 17, 188. Benfey, Pantschatantara 
U, 364. Nach Bansen, gott etc. II. 128, zwiUing genannt, weil er 
sonaeDgott der unterweit sei. 



i 



f 



dm »WfBmgsbmder , fennelkss, und Yumi, 4i6 2*wiÜi4^-^ 
st^hwe^ter, das erste menüchenpaar^ die Btammelterti de& 
metlschenge6<ihle<^l)t6 , berufen, dasselbe fortl^opflanaen. 
Darauf yet^ch-wifidfet die mtitter, Saranjü. Werber, itt- 
dtöche stüdieti II, 40B; Roth \ik der Zeitlohn der deut- 
schen ni6rge<i^l. gefsellBCh. 4, 424 f. Das zweite Zwillings- 
paar sind die beiden Acvin, „die rossebändiger^ in den 
Veden der nn^rgeh- und abendstern, d^en dioeknren 
gleich, wie sie dann denselben ähnlidi au<^h diYÖ irä- 
pitä heissen. Benfey, glossar. zu den hymne» das 
Säma-Veda. Lpz. Brockh. 1848, s. v. 

Yama erhält Tom Vivasvat das richteramt der 
menschlich'eii handlangen, der bruder Yama*s aber, 
Mann, antheii an der Schöpfung und zugleich ist dieser 
auch geset^geber und elnrichter des geordneten lebens 
wie die sonne lenkerin der gestirne und regeler des 
naturgesetzes. Der indische Yama machte diesem nax)h 
schon früh dem Manu platz. Roth a. a. o. ^ 4SI ; Lassen 
I, 518; Bunsen, gott in der weltgesch. III, 409 f.; Bohlen, 
das alte Ind. I, 238. Dem indischen Yama entlsprieht 
im zendaresta Yima, der ursprünglich als erster mensoh 
und konig regierte. Spiegel, comment über d^ Avesta 
1864, I, 56; vrgl. Pictet 11, 625. Yima macht in der 
iran. siage zugleich die erde sich füllen mit geschdpfeh 
aller att, er ist Stifter des aekerbaues und erster ver- 
einiger der menschen zum geselligen gemeinwesen. In 
der iran. aberlieferung ist des Vivasvat als sonne ver^ 
gessen. Sie gab ausserdem das amt des bram. Manu, 
den sie beseitigte^ ihrem Yima. Diese Abweichungen 
dürfen nicht auffallen, denn auch schon im Veda liegt 
die sage zerstört in brueh^tÜGk4Hi vor und auch sonst 
zeigt sich nach Bopp, vergl. grmmt. I, ausg. 2, s. 64, 
Zusammenhang der zend. und indischen mythologie, 
der aber wegen Vergessenheit der mythen in einzelnen 
fallen nur noch sprachlich fortbesteht. In gleicher, wenn 
auch verstümmelter weise finden wir nun auch in im- 



Sl 

serem deutschen mythus reminteoen^en An den indisöheli 
mytimB. Um so mehr, i$, das brüderp^ar Yama und 
Mantid nicht bloss in Indien und zum theil in Iran, 
sondern auch in det* gnechidchen mytholo^ie, unter dem 
namen Minos und Rh&damanthyd, gleichfalls hervortritt 
wie Windischmann, ursagen des arischen volkes 11, 
näher nachgewiesen hat. 

Den deutschen Tuisco, der nach Tacit. ein gott» 
nicht ein held ist, Grimm, myth. ed. 3, 318, vergleichen 
wir nun dem indischen Yama. Den ersten beweis neh- 
men wir aus dem namen selbst her. Die meisten 
codd. bei Massm. lesen Tuistonem, auch P., welcher 
verderbt sonst noch Tristonem, Tirstonem, Tistonem hat; 
andere codd. lesen Tuiscopem (st und sc werden in den 
handschriflen oft verwechselt. Grimm, d.sp. 467.). Fr. Bitter 
hat Tristonem in den text aufgenommen; darüber sagt 
Deycks (Ind. lectt. in Acad. Monast 1854, 5) triste pror- 
sus, quo nemo unquam usus est, nom'en dum veteres 
sequitur libros vitiose scriptos, Perizonium illum« Lips. 
liest Tuistionem. Bleiben wir bei den beiden angeführten 
lesaften Tuist. u. Tuisc. stehen. Zacher urtheilt (bei Ersch 
und Gr. 61 , 334) : Tuisto ist die handschriftlich allein 
sichere form, hinter welcher die andere ungenügend 
beglaubigte lesart zurückstehen muSs. Und auch Müllen- 
hoff sucht zu beweisen, Haupt 9, 258, dass es die am 
besten begründete lesart sei. Grimm dagegen, In der 
myth. ed. 2, 176 u. 318, und Zeuss, die Deutschen 72, 
behaupten, die allein richtige lesart sei Tuiscanem, falsch 
dagegen sei Tuistonem. Schon Hess meinte: Utrum 
Tuistonem, an Tui«conem sit proferendum, adhuo du» 
btue sum. Tuistmt/em lesen die ausgaben von Rhenan«, 
Pichena, Conring, Gronov., Brotier, Hess, Relhan, Pan- 
ckoucke, Koch, Latham, Altenburg, Bach, Haupt, Pinck, 
Kritz, Tschofen (angenommen auch von Müllenhoff bei 
Haupt 9, 223; WaUz I, 9, ak^. 3, 249. 259; Müller, in 
der übers.) Thuistonem : Dip., Bred., Sdebw Tmäomm ; «ed. 



32 

Norimb. (Hain II, N. 15223) in bibl. Gotting., Commt. 
Althameri (1536), Brenzii (1629), Ruperti, Walch, JSpeng- 
1er, Passow (ut in re incertissima), Ern.-Oberlin, Dilthey, 
Ritter, Walther, Pichon, Grimm, Massm., J. Bekker, 
Tross, Döderl^ Orelli, Haase, Halm. 

Tulsto erklärt sich folgendermaassen : Tvist heisst 
angels. filium duplicatum, altn. tvistra, in duas partes 
separare. Tuisto wäre demnach der zwilling. MüUen- 
hofif bei Haupt 9, 259. Tuisco würde sich sprach- 
lich ebenso erklären lassen. Lachmann zuerst hat diese 
deutung gegeben (u. a. in seinen vorll. über deutsche 
literaturgesch.) : Tuisco = Tvisco, zwisco adj. zu zwisc 
oder zwisch, zwiefach, geminus, ^föupio^, so dass an einen 
der Dioskuren zu denken wäre. Grimm, myth. anh. 
XXIX.*). Jessen spricht die ansieht aus, die ableitung 
des namens Tuisco oder Tuisto vom stamme „zwei" sei 
in sprachlicher hinsieht evident, in sachlicher sehr ent- 
sprechend. Mützell, zeitschr. für das gymnasialwesen 
1862, 65. 

Nach Bunsen, gott etc. III, 483. 484, fasst Lachmann 
die natur des gottes sö auf, dass es eine gottheit sei, 
die beide geschlechter in sich vereinige. Nach Planck, 
a. a. o. 53, aber erklärt Lachmann tivisco als den zwie- 
fachen, als den terra editus, der aber zugleich auch gott, 
himmlisch sei; also wäre, setzt PI. hinzu, die doppel- 



*) In der abhandlang über die Tanfana, Ber. der berl. acad. 
1860, billigt Grimm Lachnianns' ansieht nicht mehr. — Die von 
Schweizer (progr. 1860) „schüchtern versuchte** dentung des 
Tuisco mit dem ved. Tvashtar (nom. Tyashtä) scheint uns nidit 
zutreffend, wenn er gleich wiederholt an sie zur prüfung er- 
innert; cf. Kuhn, zeitschr. XIII, ;^4. Vor ihm hat schon Leo 
diese erklärung gegeben. Dieser stellt sogar die wilikürliche 
behauptung auf, der ind. name laute mit anderer personalsnb- 
stantivbildungssylbe Tuisto und erklftrt das wort durch „Schöpfer**, 
Yom thema tvaksh. Leo, vorll. I, 201. 202. 



33 

natur der ältesten götter (bei den Ariern aucb sonst 
häufig) angedeutet, wie ja selbst Zeuss noch in Kreta 
geboren wird. Müllenhoff endlich, bei Schmidt, zeitschr. 
8, 216,' sagt im allgemeinen : wir müssen bei Lachmanns 
erklärung beharren : der doppelte, zwiefältige, gleichsam 
ein zweilmgy geminus (als der von Himmel und Erde ge- 
borene. Münscher). Die deutung als androgynisch, von 
einigen angenommen (da von ihm, obwol vaterlos und 
ohne seines gleichen, geschlechter ausgehen, Simrock, 
myth. 15; Tobler bei Frommann dialecte 5, 17; \\racker- 
nagel bei Haupt: 6, 19 ; Müllenhoff ebend. 9, 259 ; Zacher 
bei Ersch u. Gr. 61, 376), ist aber jedenfalls fallen zu 
lassen , denn bei der geschlechtsdopppelheit der alten 
götter ist nach Schelling nicht daran zu denken, dass 
in einerlei wesen widernatürlich beide geschlechter ver- 
einigt seien, sondern das jede persönlichkeit oder so zu 
sagen jede stufe in der götterfolge durch eine männlich 
weibliche gottheit zugleich bezeichnet war (lieber die 
götter von Samothrake s. 38 f.). Der germanische Tuisco 
ist also der zwilling, gemellus, als bruder des Manu ge- 
nannt, wie auch der indische Yama als bruder des 
Manu oft als .^gemeUus'' erwähnt wird, oder er hiess so, 
weil er Gott und zugleich terra editus war Vermuthliöh 
hiess es im Indischen von ihm, er sei dvita d. i. zwie- 
fach, gerade wie von Agni gesagt ist : 

Es steigen unsre lieder ' ' 

zu Agni — der zwiefach ist. Unsterblicher und Sterblicher, 

Hymnen des Säma-Veda, herausg. v. Benfey 1848, sub 
V. dvitä. Noch jetzt kommt in Indien der name Dwitsch 
(zweigeborner?) für einen aus dem heidenthum durch 
die taufe zum christenthum aufgenommenen vor. Ba- 
seler missionsmagaz. 1866, 160. Nehmen wir nun sehon 
nach der äusseren benennung den germ. Tuisco als 

identisch mit dem Ind. Yama an, so auch aus ande- 

8 



34 

re» Inneren gründen, die in dem folgenden enthalten 
»ind *), 



*) Bessel (Pytheas s. 238) bemerkt, die erklärung des wortes 
¥uisco sei räthselhaft; Horkel, zu unsicher als um die lesart be- 
stimmen zu können; Fielet ) la nature de Tuisoo ou Tniisto egt 
9ueerQ inoerHine, ^u rot>sc»nt^ de ce nom II, 6jl^. ISb 9»9^ 4ie 
yqi^^chie^^nstejn Brkl^un|f.^^^ v^rsucW, Qriww 9elb«t bat, ^<x vid 
wir wissen, 5 erklärungen angenommen; 1. von tiv, himmel, U- 
visco, ayij., der himmlische; myth. 318, ed. 3, 319; diese ableitung 
gab zuerst „scharfsinnig*' Zeuss s. 7^. Grimm, myth. ed. 3, t76. 
Nach Tobler bei Frommann, dentsohe dialecte 5^ 17, und Mtlllei»« 
\fiOff b^i Schmidt» atschr. 8, 1^16, paset. da^u aber nicht gut tejrra 
ß4it^fi) ausserdeo^ hätte dann Tac. Teusco schreiben müssen. 
Mül^nh. b^i Haupt 9, 260. 2. Tiudisco, der von Tiu oder Zio ab- 
stammende. Grimm, myth. anh. XXIX. N. 176; W. Müller, gescb. 
und System der altdeutschen reUg. 232; Colshorn, myth. 207; 
laus», die Dentsolken 72; Bunsen, gott etc. III, 483. 484; La^ 
tA^PP. 2^ Pl9AQk ^ : TwcQ kann wol lueimen der göttliche (tiu 
ist mU 4in„ divu3 Yer^^aAdt)« 3., TTistCQ mag der sonst verlorene, 
damals vorwaltende beiname eines der ^ros^en götter sein, den 
der germanische stamm als seinen obersten ahnherrn und Stifter 
betf achtete. Am wahrscheinlichsten ist er Wuotan. Grimm, myth. 
204 (wie ancll schon Zeuss annimmt a. a. 0.)^ 4. Wie wenn daa 
vKfft K^^kürot i^V(9 aftf Tiudiaco, gotl>. ^iNMisca, hochd. Wfr 
tjWQi, ^V V^^ deiR yfiiili^ (tMnd^ i\o%) aelbst geborene? myth., ^kUr 
han^ XXI$. (Plai^ck, s. 53: daa wort scheint eher mit Tiu, thiu- 
disk verwandt und würde eben das volk bedeuten, das einen volks- 
vater anerkennt. Ritter nimmt an, die lesart Tuisto oder Tuisce sei 
aus Tedesco und Teutsche, welche namcQ^ab^rTacitus nicht geji^nn^ 
hab^, ent^run^en. Hattemer, über urspr. und bedeutung des 
Wortes Teutsch, Schaffh. 1847, 3, glaubt, die lesart Tiutonem sei 
dj|% ricM&gt, TMskmnem «ntbehre jeder grundlage; Tinto. aber 
^aJt»J9t ^W^. a)WldArt^Q)^^ gewandea entkleidet Teuto). 5. Liqsse. 
siph d;e lesart der h^ndschriften Tristo zur gewissheit erheben,, 
so iSge die erklärung Thrlsto, der kühne, starke, nahe, ags. fpriste, 
alts. thrfste, dreist, lat. tristis, severus, saevus. Grimm, über die 
gMln Tanfana. Ber). moDatsber. 1860, 296. Schweizer bemorlit 
di^segeili 41^ hmmi Thmto iat alolMar nicht zur gewteshelt z« er- 
hj^U^A^ AVAae^ iißßexf^ Erkj^uog^« bev^erken. wir noch folg^oAe^ 
über Tuisco fite, geäusserte auslebten. Bessel, Pytheas 238 ff., 
meint: da die codd. Tristonem oder Tuistonem haben, so ist da- 



95 

denm terra edittm. Die öemiatien halten sich dem- 
nach für antöchthönen , weil der gött in thi^m lande 
geborefA Sei. Nach Planck, 59, etlnnerf das terra edftds 
an die alten riesengcs^chlechter, die von der erde 
stÄtomen. Schon das edittfs konnte anf dichterische 
mittheilung der sage deuten; Hör. I, 1 Maecenas ed^e 
regibus. Wie sich Tacftus den nrsprang des gotte» aus 
der erde vorstellt; erzählt er nicht irelter; es ist die an- 
sieht jsülSssig, entweder aus bäumen, odet atis febm. 
Mtllenhoff bei Sclu»idt 8, 210. Beide vörsfellüngeA 
kommen nämlich bei den indogermanischen Völkern vor. 
Weicker, grfech. myth. I, 782. 

Nach den Veden entsprösst >ow6l der gott Agnis 
afe die menschheift überhaupt im UdoUe. Bei den Grie- 
chen heisst es nach einer pelaffg. sage : knt ^reov H ittr 

ShnqTOi^ yho^ thi, Asios» bei Paus. 8, t2 und axösetdem 
entsteht nach Hesfod. das eherne geschlecbt hc iac^iav, 



rin eine verderbte lesart für Furistonem zu yermutlien; eine deut- 
sche überEretzung ded später vorkotmsfendcn regnator oäntium, 
d«^ erster», deffffirsten d^r g&itev, gleich dem Ifhtr, „dem alürailer'S 
ii» dcor Silda äso bra^ ^ priocepa do^rutn.» Bwbs,. ^BklSimog deir 
1K^ erstea c«^ der Qerm., fragt: S<41te irieUelclit aua d^m namen 
des gottes Tyi^ Tiv, T;cg, Thuisk entstanden sein? 

Cbnrin^: forte scribendum Tuisconem aut Tuitsconem, ut po- 
pulafi' lingira sit dictüs'ITWske. Lefbnitz meint Tufetö sfei Tettt 
Q4et Teotates; ebesso dfe übeüdcftzang der Genm ed. AHtnbUTg 
1796, 67. Scfasid sdUSgt YCur Thiudans vx letsa^ Relhani bemerkt 
aber dazu : at id a vetezum libr. soriptia mmis re^edit» . Qebaur 
will sogar Tutiscottem , gentis deum, gelesen wissen et Ernesti, 
Walther; und noch. Tschofen in seiner ausg. 1866 meint: to oder 
CO in Tuis/o oder TnUcö sef vieHrfchf arbgcfcürrzt atfs tot, cot = 
gott! Bach sagt: ftyrtaase legimcL Ttiiliboiietti »» gontis condito- 
rem; iu in nomiAib« Gesn» Tuisto, N«ltbo«eä, c. 40,- Suiones. 44, 
pro diphthongo habendunt. AufaUender weise nimmt Luden 
Tuisconem als a^dject. zu Mannunk <» der deutsche Mannus. Gro- 
tefend meint, Tuisto sei Mars; andere, er sei die sonne, Blannus 
fcr mond ci, Ütuperü. 

3* 



36 

aus eschen. Sonst wird noch die Rhaea t!5aia (t5iQ, das 
Waldgebirge) genannt, und von Adonis erzählt, er sei 
aus einem bäume entsprossen. In Italien wird eine 
gens virum truncis et duro robore nata bei Virg. Aen. 
8, 313, oder bei luv. Sat. 6, 11 werden homines rupto 
robore nati genannt. Nach deutscher sage stammen die 
Sueven aus einem walde : inde initia gentis. Tac 
Germ. 39. Finn Magn. erklärt die stelle dahin, dass die 
Semnonen von dem walde abstammten; Liebrecht, zu 
Gervasius v. Tilb. otia imp. 68, sagt: Sowie (nach spä 
terer sage) die Sachsen, w(> die schönen mädchen auf 
den bäumen wachsen (Curtze, volksüberl. aus dem fur- 
stenth. Waldeck 1850, 278; denn die sage ist nach 
der deutschen myth. aufrecht zu erhalten trotz dem, 
was Prutz, deutsches mus. 1860, 432, dagegen vorbringt). 
Auch in einem märchen der 1001 nacht wachsen auf 
den fliegenden inseln mädchen auf bäumen anstatt der 
fruchte, „wie noch in Sachsen*', bemerkt v^ d. Hagen, 
Schwanensage 33. Ja, hat man doch selbst das wort 
Germani von germinare herleiten wollen, weil die Deut- 
schen auf bäumen gewachsen sein sollen. Grimm, myth. 
ed. 3, 537. 538. Ich möchte annehmen, dass diese anschau- 
ung von der herstammung der menschen aus bäumen wol 
zu des Tac. zeit die am meisten gangbare gewesen sei. 
Oder die menschen entstehen aus feben. Diese ansieht 
kommt bei den Hebräern, 5. Mos; 32, 18; Jes. 51, 1, 
bei den Griechen, Find. Ol. 9, 41, bei den Römern, 
Ovld. Met. I, 400, vor. Sie findet sich aber auch bei 
den Germanen. Da heisst es von dem ersten könig 
der Sachsen: 

Da Aschanes mit seinen Sachsen 
aus dem harzfelsen ist gewachsen 
war mitten in dem grünen wald 
ein springbrünnlein süss und kalt. 
Grimm, myth. ed. 3, 537 und der name der Sachsen 
selbst stammt nach der Überlieferung von sabs, d. i. stein» 



87 

saxum, ab. Grimm, a. ai. o., wie denn auch Aschanes 
anf ask, esche gedeutet ist Simrock, myth. 84. Alles 
dies deutet auf ein gemeinbewusstsein der menscbheit 
in der urzeit unseres gescblechtes. Preller, die Vorstel- 
lungen der alten, bes. der Griechen, von dem Ursprünge 
und den ältesten Schicksalen des menschl. geschlechts. 
Philolog. 1852. VIT, 9. 11, 14. 

Es könnte Terra in unserer stelle aber vielleicht 
auch persönlich und thätig gedacht werden. Dann 
müsste als vater des Tuisco der himmel angesehen sein; 
so ist nach der griech. myth. auch Gaea mit dem Ura- 
nos verbunden und sie erzeugen das urgeschlecht» 
MüUenhoff bei Schmidt 8^ 210. Merkwürdig ist die über- 
einstimmung mit jener griech. sage, nach der Pandora, =» 
die erde, mit dem Zeus den Graikos erzeugt habe. 
Preller a. a. o. 9. Seltsam ist die ansieht Hattemers: 
terra editus sei eine Übersetzung von Teuto und die 
ursprüngl. bedeutung von dem stamme tut „erde, land''; 
über den Ursprung und die bed. des Wortes teutsch. 
1847, 13. 4. 

fiUum Mannum. Wenn noch Klopstock und Herder 
Mannus unter die deutschen gottheiten aufnahmen, 
Ammon und Bäumlein, erkl. der Germ. 25, so sagt da- 
gegen schon Grimm: man darf zu Mannus das scr. 
Manus und manushja hinzuhalten, myth. ed. 3. s. 319, 
und Schweizer behauptet direct, Mannus entspricht dem 
indischen Manu. Kuhn, zeitschr. 13, 234 (€j)enso Zacher 
bei Ersch u. Gr. 61, 376). Nach indischem mythus ist 
Manu der bruder des Yama. Ob Mannus in der germ. 
myth. als söhn des Tuisco erscheint, oder ob nur Ta- 
citus ihn als solqhen auffasst, ist schwer zu entscheiden. 
Leicht möglich jedoch, dass er schon in der germ. 
mythe überhaupt als söhn a*8cheint, da er in der alt- 
persischen sogar ganz übersehen ist. 

Ueber die ableitung des wertes Mannus hat Grimm 
folgendes, myth. 768. 544. XXVI: der name muss für 



98 

acht doutscb geltdd und zugleich iadiBch. Vielleieht 
bes6ichn6t er 4a8 denkende w^sen, von der wurzel xnan, 
munom, iMfiFende bezeichnung des gottes wie des gott- 
erechaffenen menschen und eicher vom höchsten alter. 
Goth. mann und manna, dialect, man, mannin, Schmeller 
baierisch w. b. 2, 601, Frommann 3, 470 mentschin. Ana 
dem adj. mannisks, mannisco, mennisco, mensch'*'). 
Sunrook, myÜL 16» Curtius in der gn etym. 84 bemerkt : 
Manu heisst urmensch, Mana der denkende (von der w. 
man, welche im scr. meinen bedeutet und in dem 
snbst. man — ag, animus, |iivo^, W^W^t im lat. memini 
reminiscor« mas, goth. gamun — an, gedenken, enthalten 
iat) bedeutet mensch. £ine vollere form lautete einst 
Manvat Kuhn, zeitschr, 4, 94 ; Pictet II, 632. Von Manu 
sind abgeleitet manuja und manuschya, Manus söhn, 
mensch. Weber, ind. Studien 1850, I, 194. In einem 
deutschen gedichte des mittelalters heisst es; 

Mennor der erste was genant 

Dem diutische rede gol tet bekant Pict II, 622. 
originem c(mdüore8que.WB,s die den beiden betr. per* 
sönlicbkeiten vom Tacitus zugeschriebenen eigenschaf- 
ten betrifft, dass sie urheber (originem bezieht sich 
nämlich als abstr« in collect sinne als prädicat sowol 
auf Tuisc. als Mannus, Hess, Buperti, Dilthey, Kiessling, 
Welshaupt, DöderL, Tschofen, und nichts wie Mone irr- 
thämlich annimmt, originem auf Tuisconem und condi- 
tores aufMannum**) und ordner, condltores, des volkes 



*) In der schrift über den urspr. der spräche jsagt Grimm: 
manudscha, goth. mamuska, ahd. mannisco, nhd. mensch darf mit 
gutem grood aof einen myth. ahnen Manna, Mannas, den schon 
Tacitas bezeugt, anf einen indischen könig Manas zurückgeleitet 
werden, dessen w. man, denkeiv« ist, und wozu unmittelbar auch 
manas, (x^voc, mensch fallen. Kl. sehr. I, 275. V6, 

**) Es widerspricht dies schon der natur der partikel que, 
welche ^ verschiedene begriflTe gleichsam zu einem zusammen- 
fasst. Zu beachten an unserer stelle ist fibrigens die verbiDdung 



S9 

seien («tipple um^ D&derL), S6 stbnmt 'nMito^ hier mit 
der indischen mythe wieder überein. Atth bei den In* 
dem wind dem Manu antheil an der Schöpfung Zuge- 
schrieben, sowie er auch bei ihnen gesetzgeber und 
eturichter des geordneten staatlichen lebens det men- 
schen ist. Und se Nrte bei den Indern der stammvatet* 
und seine nachkommen > die menschen, dür<lb das eine 
wort Mann« bezeichnet tirerden, so finden wir auch bei 
den DeuttNshen in Mannus gleiche betseichnung für 
Stammvater und geschlecht Aber auch mit dem griech. 
Minos und selbst dem Agypt. Menes tritt mit Manus 
und Mannus bald mehr, bald minder tUsammenhi&g 
hervor. Der ind. Manus ist zugleich welser und den- 
kender gesetfegeber und könig wie der grlechi Minos, 
Kuhn, zeitsohr. 4, 9L 101. 121$ Simrook^ myth. 15; 
Buttmann, comment aoad« Berol. 18S0/21; das«, hisi. 
phiL 205; Pictet II, 622. Wie Yama, der bruder dee 
Manu, bei den Indem todtenkOnlg ist^ so idt Minos bei 
den Griechen tödtenrlchter. Mannhardt, die götter dea 
deutschen und der nordischen Völker 58. Diä rollen 
wechseln hier bei den beiden brüdem, wie daii mituttter 
der fall ist, da sie ursprünglich identisch waren, tretet 
II, 628. Pictet schliestit seine betr. aueeinand^rsetzung 
a. a. o. mit den werten: tl est difficile de se refue^r il. 
reconnaitre entre les personnages de Manu et de Minos 
un rapport trop frappant pour dtre purediettt fortuit, 

durch que am ende des satzes; wir finden davon noch beispiele 
cp. 3 constitutum nominatumque; cp. 5 serratos bisatosque; 
cp. 18 passuram ausuramque; Agric. 10; Ü; 37; 40; 43; bei Plin.' 
ist eine solche Verbindung am ende des satzes B6)xt öfV, böi Cic. 
nach Reisigs Torl. §. T^Z p. JtU gar nicht Und bei andercM autoren 
wenigstens nur massig, wenn man Livius ausnimmt, aus dem sich 
gleichfalls xiele derartigen stellen anfuhren lassen. Bei Sali, findet 
sich die betr. verb. nur an zwei stellen Cat. 8, 1 ; Ing. 94, 5. Es 
liegt in solchen Verbindungen oft etwas Schwunghaftes, rhetori- 
sches. Vergl. den treulichen aufsatz über que voü Greißler im t'hi- 
lolog. X, 97--113. 



40 

bien que le dernier ait ete compl^tement söpar^ de la 
tradition du d61uge. 

Fanden wir bisher in dem mythus von Tuisco und 
Mannus unverkennbare $puren einer Übereinstimmung 
mit indischen anschaungen, so giebt uns unsere stelle 
doch auch veranlassung einer Verschiedenheit der Ger- 
manen und Inder zu gedenken. Bei den arischen In- 
dern, die sich in eine unzahl einzelner dorfschaften 
auflösten, fehlte das bewusstsein eines volksganzen, 
eines Vaterlandes. Lassen, Ind. alterth. II, 5. Nicht so 
bei den Germanen. Bei ihnen drückte sich bei aller 
uralten Zersplitterung und obwohl ihnen ein gemein» 
samer name, der alle stamme umfasste, fehlte, das be- 
wusstsein ihrer Stammeseinheit doch durch verschiede- 
nes aus; Zacher, bei Ersch 61, 335; 1. durch den my* 
thus des gemeinsamen Stammvaters Tuisco (wie es auch 
heisst Galli se omnes ab Dite patre prognatos praedicant. 
Caes. b. g. 6, 18; Bethmann-Hollweg 23; Waitz, ver- 
fassunsgesch. I, 2. auf!., 1865, 9); H. Rückert, deutsches 
nationalbewusstsein im mittelalter, in Baumers bist, 
taschenb. 1861. 347 f. 355 „ein beweismittel von grösster 
b^^deutung"; 2. dadurch, dass Arminius nach Tacitus 
liberator haud dubie Germaniae heisst, dass seine tha- 
ten in liedern besungen werden, ann. 2, 88; dadurch 
3. dass Arminius von diis patriis, göttern aller Deut- 
schen, ann. 1, 59, spricht und communes dei bist 4, 64 
erwähnt werden. Grimm, d. sp. 793 f.; 4. die Trevirer 
und Nervier sind stolz auf ihre germanische abstammung. 
Germ. 28. Rückert a. a. o. 352; 5. durch gleiche spräche, 
Sitte und glauben. Peucker, das deutsche kriegswesen 
II, 1; 6. durch bündnisse unter gleichberechtigten, 
meist stammesverwandten Völkerschaften. Germ. 38. 
Bethm.-Hollweg 69. Endlich 7. ist in der germ. Über- 
lieferung conditoresque ein anklang von einem einheits- 
bewusstsein der deutschen stamme wahrzunehmen. Für 
die spräche hat sich wenigstens so hoch^ hinauf als das 



41 

gothische reicht, ein gewisses gefühl von einheit aus- 
geprägt Bei Ulfilas kommt schon das wort thiudiskd, 
Gal. % 14, vor, was das gesammte volk betrifft im ge- 
gensatz zu den einzelnen stammen. Rettberg, deutsche 
kirchengesch. I, 13 f. lingua theotisca wird Synod. Tu- 
ron, a. 813, erwähnt. 

Trotz dieser spuren nationaler einheit wurzelt aber 
bis auf Carl d. gr. das eigentliche leben des Volkes in 
pT>litischer, kriegerischer und mehrfach in religiöser hin- 
sieht in den einzelnen Stämmen, Rettb. 14, die vielfach 
ihre sonderinteressen verfolgen. Peucker a. a. o. I, 2. 
Aehnlich stellten die Griechen im bewusstsein ihrer Zu- 
sammengehörigkeit und nationalen einheit sich den 
Nichthellenen entgegen, aber zu einer politischen ein« 
heit sich zusammenzuschliesseh war ihnen unmöglich; 
ihre ursprüngliche Stammesverschiedenheit war älter, 
als ihre einwanderung aus Asien. Schömann, griech. 
alterthümer II, 1. 

Manno tres filios assignant — vocenfur. Bis hierher 
ist der von Tacitus berührte mythus anthropogonisch 
und allgemein indogermanisch; erst mit den söhnen 
des Mannus tritt er in die besondere germanische 
nationalsage ein. Zacher a. a. o. s. 376. Uebrigens 
finden wir es öfter in ethnogon. sagen, dass nicht der 
gott als der erste in der reihe, als der vater der eigent- 
lichen Stammväter angesehen wird, sondern dass diese 
erst von seinem söhne abgeleitet werden. Waitz, ver- 
fassungsgesch. I, 10 akg. 1. Ueber die von Tac. be- 
richtete stammsage ist folgendes zu merken. Nach in- 
discher Überlieferung kommen aus den gliedern des 
Mannus die 4 stände des Indervolkes. Der hier bei Ta- 
citus erwähnte, schon den Römern des 1. Jahrhunderts 
kund gewordene germanische stammmythus von Mannus 
und seinen 3 söhnen muss bereits aus Asien mitge- 
bracht sein. Wackernagel bei Haupt 6, 15 — 20; Grimm, 
d. sp. 768. Der mythus musste bei den Germanen im 



42 

i. jahrh. der christL zeitr. aber schon so dunkel sein, dass 
ihn nur die phantasie zum unterschied der stramme gebrau- 
chen konnte. Grimm a. a. o. 890. Erwfigt man nun 
dabei) dass geschichtlich auch weiter nicht die geringste 
spur einer solchen auffiussung der yolkseintheilung zu 
finden ist, dass diese namen wenigstens im seitalter 
des Taoitus nicht existirteti und vielleicht auch nie 
namen einselner bestimmter Völkerschaften gewesen 
sind {Bredow, übers, der Germ. 1809, anm. s. 99); e?- 
wägt man femer, dass auch Taoitus selbst bei der 
eigentlichen besprechung der verschiedenen deutschen 
Völkerschaften auf jene eintheilung nicht die leiseste 
räcksicht nimmt, so wenig als Ptolemaeus; erwägt man 
endlich, dass es weder den alten, noch den neueren 
gelungen ist, eine localisirung dreier solcher Völker^ 
Stämme zu stände zu bringen (vrgl. Waitz 1, 11, akg. 8), 
während die anzahl derselben stets grösser als 8 ge<> 
wesen, namentlich der gothische, oder gothisch-vanda«- 
lische stamm ganz übergangen ist, und ihre sitze nie nach 
Ocean, Rhein und mittelländisch zu unterscheiden sind, 
bei Tacitus aber doch das ganze volk gemeint sein 
soll: so darf man behaupten, dass die Ingaetonen, 
Istaevonen und Herminonen gar keine Völkerschaften 
sind. Dies sagt Tacitus selbst in gleich folgendem 
Satze, aus dem hervorgeht, dass diese eintheilung schon 
.damals im bewusstsein des Volkes gar nicht lebendig 
gewesen ist, ja dass es diese sage gar nicht als acht 
anerkennt. Die sage ist wahrscheinlich durch Pytheas 
überliefert und unverstanden durch einen römischen 
Interpreten auf das von 3 selten her bekannt gewordene 
land angewendet Aber wie ist sie zu deuten? Gelingt 
es, eine deutung zu finden, die mit der indischen mythe, 
nach der aus Manu die 4 stände entstanden sind, über- 
einstimmt, so wird eine solche die allein richtige sein. 
Und hier giebt nun ein gedieht der älteren Edda den 
trefflichsten aufiichluss. Dieses läset nämlich von Heim- 



43 

dallr unter dem namen Bifgx die koaelite, bnuern und 
edle abstammeu, weesbalb ihn schon W. Müller mit 
Tuisco, als dem Stammvater der menschen, verglichen 
hat, altd. rel. 232*) (eine spätere modification sagt^ 
ritter, freie und knechte stammten von Japhet, Sem 
und Ham. Grimm, myth. 540). Wir haben demnach 
bei den Ingaevonen, Istaevonen und Herminonen, die 
von Mannus abstammen sollen, wie bei den Indem, an 
eine innere eintheilung der stände zu denken, deren bei 
den Germanen 3 zu nennen sind: ein königlicher, ade- 
liger und freier: $raell, karl, iarl (angs. thraelas, ceor- 
las, eorlas), nobiles , ingenui , servi. Tac. Germ. 25. 42. 
Simrock, Edda 430. Lex. Alam. : optimates, medii, servi. 
Grimm, r. a. 208. 228. 280. Nithard 4, c. 2 von den 
Sachsen: quae gens omnis in tribus ordinibus divisa 
consistit: sunt enim inter illos qui edhilingi, sunt qui 
frilingi, sunt qui lazzi illorum lingua dicuntur; latina 
vero lingua hoc sunt: nobiles, ingenuiles atque serviles; 
adelige, freie, hörige; Waitz I, 17; auch in beziehung 
auf die eingehung der eben zwischen den verschiedenen 
ständen herrschen bei Indern und Germanen gleiche 
reebtssätze und sitten. Leo, vorll. I. 159. 160 akg« 

Für eine solche deutung der von Tacltus unter dem 
. namen als söhne des Mannus angeführten Ing^ Ist und 
Herm. erklärte sich Bessel, Pytheas 197 — 237; und 
ZeusS) die Deutschen 70 ff. Waitz freilich nennt den 
versuch von Bessel, statt stamme an unserer stelle stände 
zu finden, ganz unglücklich I, 9 akg. 5*). Eine weitere 



*) Aach Weinhold I&bbI Taisco mit Heimdallr zasammenfallen. 
Haupt 7, 49. 

*) Ich verzeichne hier kurzweg einige sonst über die namen 
Ing.« Ist and Herm. ausgesprochene ansichten, um deren wunder- 
bares aaseinandergehen vor äugen zu stellen und darzuthun, dass 
Leo recht hat, wenn er sagt, die namen haben viel zu deuten 
gegeben, aber trete aller deutuagen sind sie dunkel gedüeben. 
VorL I, 206. Grimm sagt: e qaorum nominibas proximi Qceano 



44 

deutung kann kaum versucht werden. Sollte man In- 
gaevones auf das konigsgeschlecht deuten dürfen, da 



Ingaevones, medii Herminones, ceteri Istaeyones ist eine schwie- 
rige stelle. Gesch. d. spr. 775. Bei den Angelsachsen werden 
dem Yoden bald drei, bald sieben söhne zugeschrieben. Dies ist 
auffallend genug und spricht far unverkennbaren Zusammenhang 
der stammsage des Tacitus mit späterer Überlieferung. Die na- 
men der söhne giebt Tacitus nicht an. Es ist nicht ganz sicher, 
sie aus der benennung der entsprossenen Völker zu folgern. Ein 
altdeutscher name Ingo^ mit welchem auch Ingumar, Ingurat com- 
ponirt sind, wird früher gelautet haben Ingawo, Inguio, weil sich 
bei Tacitus mehrmals Inguiomerus findet. Dazu stimmt das alt- 
nord. Ingvi, der beiname des Freyr. Es hängt ihm etwas gött- 
liches an. 

Istaeyones lesen die edd. yon Pichena, Gronov., Ern.-Oberl., 
Walch, Brotier, Walther, Ritter, Ruperti, Hess, Eiessling, Pichen, 
Passow, Ritter, Dübner, Seebode, J. Bekker, Orelli, Haase, Tscho- 
fen; Iscaevones: Grimm, Massm., Wex, Halm; Grimm spricht sich 
für diese lesaxt aus myth. ed. 3, seite 323, Zacher dagegen, bei 
Ersch etc. 61, 217. Nach Grimm macht Istuio die grösste Schwie- 
rigkeit. Liest man Iscaevones und folgt daraus Iscvio, Isco, so 
Hesse sich an den nord. Askr, den erstgeschaffenen menschen 
denken. Nenius hat: Primus homo venit ad Europam Alanus cum 
tribus filiis suis — Hisicion, Armenon, Neugio. Deutlich ist Neng^o 
verderbt aus Engio, Enguio, und Armenon aus Ermino. Hisicio 
spricht für Hisco, Isco. Alanus ist entstellt aus Manus. Grimm, 
myth. anh. XXVII; s. 205—207, vorr. VII. (vergl. myth. ed. 3, 
Seite 323—326). 

Henmnones. Die meisten codd. lesen Herminones, einige Her- 
miones. Zacher sagt: für die richtigkeit der zuerst genannten 
lesart sprechen gewichtige gründe; diese lesart haben die aus- 
gaben von Rhenan., Pichena, Lips., Conring, Walther, Passow, 
Walch, Ruperti, Grimm, Dübner, Hess, Tross, Massm., Orelli, 
Haase, Kritz, Döderl., Halm, Tschofen, Grotcfend bei Hess obss.; 
Hermiones lesen: ed. Norimb. (Hain II, n. 15223) in bibl. gotting., 
Koch, Brotier, Altenburg, Relhan , Kiessling, Ritter, See- 
bode, Bach, Pichon, J. Bekker (Passow: facile potuerunt Hermi- 
nones corrumpi in Hermiones). Grimm äussert sich darüber fol- 
gendermaassen : in Herminones ist die aspiration von Tjacitus hin- 
zugefügt (Die Römer fügten einzelnen deutschen namen h hinza, 
die mit dem selben vokal beginnen, während sie es in anderen 



45 

auf den germ. Ingu das sich in die mythische vorzeit 
yerlierende schwedische königshaus der Ynglingar seinen 



nicht thaten, z. b. Eerminoncs , Hermunduri, dagegen Ariovistus. 
Glück, die namen bei Caesar, s. 13.) Goth. Airman. ahd. Irman, 
Irmin, Erman, ags. Eormen, altn. lormun, wozu das Hermun in 
Hermunduri passt. Dieser balbgott Irmin muss eine ansgebreite- 
tere verebrung als des Mannus übrige söbne genossen baben. 
Grimm, mytb. 20%. Irmin hat neben seinen brüdern Ine und Isc 
weit eher das ansehn eines göttl. heros als eines reinen gottes. 
So oft Yolksstämme nach einem ihrer berühmten ahnen den namen 
empfangen, ist dieser ein yergötterter mensch, eia balbgott, nie- 
mals ein rein göttliches wesen. Auch Irmin wird in liedern ge- 
feiert sein. Ib. 210. 2U. 

Simrock, myth. ed. 2. s. 16, behauptet, die söhne des Mannus 
selbst sind verdunkelte götter; von Istio oder Iscio wissen wir 
nichts; Inguio erscheint fast nur in dem ags. runenlied; die götter 
erscheinen gleich in einer trilogie s. 18; doch haben die söhne 
des Mannus auch vielleicht nur ethnischen gehalt s. 171. 172. 
327 f. 

W. Wackernagel möchte fragen, ob Ingo und Isco, da beide 
sylben als patronymische ableitungen gebraucht werden, nicht ur- 
sprünglich auch nur appellative, werte blos für den begriff des 
Stammvaters gewesen sein könnten. Haupt 6, 20. Wolf, zeitschr. 
for deutsche myth. III, 143. 144, meint: Für Ing müssen wir eine 
ursprüngliche namensform mit anlautendem a annehmen Ang, eine 
nasalirung von Ag, scr. aj, gr. avco, den versammler, der die se- 
ligen Väter in seiner halle versammelt. 

Schweizer sagt: Alles spricht dagegen, dass die ableitungsr 
sylben ing und isc personificirt seien, Irmin aber nur volk be- 
deute. Wir haben bestimmte Überlieferungen, dass Ingvs mit 
Freyr, dem zeugenden gott, in Zusammenhang steht, und ebenso- 
wenig lässt sich leugnen, dass in Imin, Irman ein allerdings ver- 
altetes göttliches wesen vorliegt, wir werden ihn schwer auf Wo- 
dan oder Ziu, Hercules deuten können. Kuhn erinnert an den in- 
dischen Aryaman, den keltischen Eremon, dagegen spricht sich 
aber die grammatlk aus. Das wort weist auf eine wurzel ar^ 
orior, einen mächtigen; in Ingvs ist „der bewegliche"; über 
Istvs haben wir keinerlei bestimmte anschauung; sicher wohnt 
ihm ein allgemeinerer begriff inne, der das wort zum beinamen 
eines grossen gottes geeignet machte. Progr. 1860, 10. — Später, 
in Kuhns zeitschr. XIII, 234, fragt er: Sollte Ingus auf Agnis 



46 

Ursprung hinleffet? Mannhardt, götter 248. Dageg-en 
sieht Wackemagel, bei Haupt, in Herminonen kriege- 



und Eniian auf Aryamscn gehen, da Manntts Manu und Tuifito 
etwa Tyastar ist? Istus bleibt freilich ein räth&rel. Planck meint, 
8. 54, dass die drei namen der Mannussöbne theilweis'e an die 
Völkertafel, Genes. fO, 4, die kinder Gomer*s erinnern, Iscävoncn 
an Aschkema, Irmin an Thog-arma scheint ein glücklicher blick 
J. Grimms zn sein. 

Üeber Herminones insbesondere hat Müllenhoff folgendes*. 
Nach dem zengniss der völkertafel hiess der 3. bruder Ermfn 
oder Irrain ; es mnss aiso sowol bei Plinius und Mela alff bei Tk- 
citus Herminones gelesen werden, wenn die handscfariften bei 
jenen auch nur Hermiones bezeugen. Hanpt, zertscbr. 9, 249*. tfnd 
dabei sagt Schweizer: Gewiss hat MüHenhofi' in der deutung die- 
ser namen im ganzen das richtige getrofibn, wenn er si^e als 
MeratUche auffasst, die dann natürlich, weil sie nicht bearerchnun- 
gen von einzelnen Völkern* sind, allmälig verklingen. Kuhn, zeit- 
schr. 1864. Mannhardt sagt (götter II, 51. 59. Wt. 2ff5 f.): Das 
alterthum nannte einen gott oder göttlichen beiden Irinc, nach 
welchem die milchstrasse Iringesweg benannt wurde und die 
Sachsen efnen gott Hirmin nannten. Eine sSuI& des gottes Irmin 
lag im Osning bei Detmold; ein gestirn hiess von ihm Irmines- 
wagen. Neben Irmin muss früher eine form Irm oder Irmo, noch 
früher Irfmo , Arimo da gewesen sein , wovon Irmin , Armin ver- 
mittelte form ist. Ürmin Ist ein kriegerisch dargesteHter gott, ein 
lichtes himmelswesen. Der name erklärt sich durch das goth. 
airman, ags. eormen, irmen „aHgemein**; es wohnt dem worto 
irmin stets eine beziehung auf das Volk, auf die natton in ihrer 
gesammtheit bei; es ist der gott danach wahr seh einlidii ein be- 
Schützer der nation als solcher gewesen. Da bei den Indem die 
milchstrasse als seelenweg gedacht wird, so wird man annehmen 
dürfen, dass er wie sein bruder Ing Stammvater und' nationalgott, 
seelenfaerrscher zugleich war. Mit grosser Wahrscheinlichkeit hat 
sieh in ihm der name Aryama der urzeit erhalten, der nach in- 
dhseher mythojogie das reich d^r seligen beherrscht und dessen 
pfiid die milchstrasse war. Die Kelten haben in alter zeft den- 
selben stamragott unter dem namen Eriman, Birimo verehrt; nach 
ihm führte das grüne Erin (Irland) den namen und in Wahrheit 
enthalt der name der Iren, wie Iran, den alten stammnamen dbr 
Arier. Aryama mag einst der gemeinsame gott aRer Arier ge- 
wesen sein. Ifach Wolf (beitr. zur deutschen mytfa. TL, 1D5. f OT) 



risohe, adeHge Völker, und deutet sie auf erouin, Armi- 
uiua <>" kouigr. 



ist Innin entweder Donar, oder Wuotan. Wöste sagt, er mag 
Wodan oder Donar sein, eine einzelgottheit steckt ia ihm; er ist 
vi«Mei<ht deos nniTersalis , der über den particuktrgGttem sieht. 
Frommann, dial. 5, 354. Nach W. Müller, syst, und gesch. der 
altdeutschen rel. 299, hat man Irmin auf den kriegs- u. schwertgott 
Ir oder Er (hertr) zurfrckführen wollen. Grimm, d. sp. 345, spricht 
sieh dagegen aus; Tr^. auch Simrock, myth. 9^. Geht, wie aus 
dem Torhergchenden zu ersehen ist, die erklärung über die be- 
deutung der Ing., Ist. und Herrn, sehr auseinander (cf. noch 
Schweizer s. 10), so sind auch die ansichten derjenigen for- 
scher, die in den fr: namen geographische bezeichnungen sehev, 
gleichfalls von einander verschieden. Barth sagt, 377 , IngaeTonen 
und Herminonen seien nur geographische namen ; er betrachtet 
sie aber nur als geburten des gedichtes, über welches hinaus ihr 
lebe* nicht reiche. Wietersheim, zur vorgesch. der deutsch na- 
tion 49. Wachsmuth (uationalität 16) dagegen hält dafür, Ingaev., 
IstacT. und Hermlnones seien schwerlich das resultat wiHkürHch 
erdachter hypothcsen, die 3 hauptäste schienen schon auf eine 
mehrtheiligkeit von dem grundstamm hinzudeuten. Mone, hei'- 
denth. II, 7, deutet die 3 angaben auf die späteren Sachsen, FVan« 
ke», Bohwaben; J. Grimm, in der ersten ausg; der giMomatik 
auf Saehee» und Erlesen, Franken, Alamannen oder 8cliwiil>e»;^ in 
dev praet zur ausg. der Geri»aMia des Tae^ auf Franken, SlaohseB 
und Thüriniger (ebenso Horkel>, in der geseh. der d. sjMraek«^ 
7!e& 8^e, sagt ec, ea halte »ohwer, den bestand der IscäTonen, 
IngäY. und HöxmdnoB«!! genam aosogeben; man könne sio aur 
f flthfin« !(. Sieger Huimt an ,• dasa die staxnmeage damhaua auf 
diei s«rdiW6stL stäipiiie Giemiaiueiis beschränkt wäire< und in den 
Frankem , Fneaen und SbLohsen die aUea IstäiYonen', ingftv. uod 
Uerminonen zu suchen selten. Haupt 11 , 176' E Sehweiser be* 
haaxfMk dagegei^y pregR. all, ^ess sei nicht überzeugend, es 
sttlbat spiiekt sich später (jokhrbU f. pkilol. und pädl \S%%, HT t) 
dahin aste, istATQuen. seien die späteren Franken; es kadte' aber 
sckwep, die stamme zu ^eoiatislren,, welche djen Sagfiyoaen xtndc 
und fieranlnonen entsprärchem Pfabter, im bandbuoh deittsclMF 
altevth. 184, ft, ineinft, bef geograph. anffassung seien die IngSv. 
a» meeresbewohaer, die Istaeyenen «mlweder die niederländer 
edev die weetbewehnev, dm Bkominonen aber die beiwohnet do9 
mitteUandiesi. Gena. äjinlich. äusseit skb Waite^ vorteeun^egeeeh* 



48 

Die drei namen : Ingaev., Istaev^ Herminones deuten 
nicht allein in der bezeichnung medii und proximi, da 
sie dem mediterranei und proximi des Plinius ent- 
spricht, auf eine ähnliche alte liederquelle, aus der die 
mittheilung genommen, hin, sondern besonders auch die 
in ihnen unverkennbar hervortretende alliteration*): Isc;, 



ed. 2, 11 : Die Ingävonen sind an den küstender Nordsee, die 
Istaevonen am Rhein, die Herminonen im innern Deutschlands; 
sie treten, nur unter anderen namen, als Sachsen und Friesen, 
Franken, Alamannen oder Schwaben auf. Nach Kritz gehörten zu 
den Ingävonen die Friesen, Chauken und Teutonen, zu den Her- 
minon. die Sueven, zu den Istaey. die Sigambern, Ubier, Tencie^ 
rer. u. a. Endlich sagt y. Sybel (das deutsche königth. 2): Man 
hat mit recht in neuerer zeit darauf verzichtet, bei jedem einzel- 
nen Volke die abstammung desselben von Herminonen, Istaevonen 
f 

etc. zu erörtern. Verkehrt sind die ableitungen der betr. namen 
bei Bredow, übers, s. 100, Wilhelm, Germ. 89, Kiessling, Relban 
und Wersebe: die Istaevonen als aussenbewohner, Ingaevonen 
als Inwohner (nach Grotcfend „Ingauer") zu erklären; ebenso ver- 
kehrt wollen Titze, Brotier und Relhan anstatt Herminones Her- 
mivones lesen und diese als herumwohner erklären. 

*) Alliteration, vermöge welcher Wörter mit gleichen anfangs- 
buchstaben an die spitze oder auch an andere stellen der zdle 
gesetzt wurden, kommt in der ältesten pocsic, die für das gehör 
und nicht für das äuge bestimmt gewesen ist, bei den verschie^ 
densten Völkern vor : bei den Hebräern in sämmtlichen dichtungen 
des Pentateuch, und der ganzen zeit bis auf David auch in bebr. 
gesetzesformeln (vrgl. allit. poesien der Hebr. Neue jahrbb. für 
philol. und päd. 1865, 69 ff. und genauer bei Ley, die metr. formen 
der hebr. poesie 1866, 6, 10, 124 f., 161 ff., 211), bei den Griechen; 
Näke de allit serm. lat. 410, Ley 46 (der beispiele der all. in 
griech. Wortverbindungen aufzählt: adtxeiv a$ue{av, ßctaüLcuco^at 
ßaaiXeCav etc.); bei den Römern (Näke de allit. scrmonis latinl. 
Rhein, mus. 1829, 324 — 418) u. a. auch in segenssprüchen des 
Gato. Bergk im pbiloL XXI, 586. 595. Sie soll sieb auch bei den 
Chinesen finden und ähnliches im Scrit vorkommen. Seit der äl- 
testen zeit aber ist sie auch in die deutsche spräche und diehi' 
kunit eingewurzelt. Grimm, r. a. 6 f. Sie wird schon in der äl- 
testen zeit bei namen von verwandten gern angewendet: Thns- 
nelda und Thnmelicus, mutter and söhn; InguiomSrus und Armi- 



49 

Ing, Ermin (Ermin, Airman, Irmin, Irman wechseln in 
deutschen mundarten. Wackernagel a. a. o. 116). Es 
darf hei Taßitos ein 

Iggvjans jah Istvjans jah Airminans gödai 



nias, oheim und neffe; Scgimerus und Segestus, brüder; Vannius 
und Vangio. MüUenhoff bei Haupt 7, 527; Simrock, mjth., ed. 2, 592. 
Auch die eigennamen der heldensage haben gleichen anlaut : Sige- 
mund, Sigelind, Sigfried; Ganther, Gernot, Giselhör; in der 1. und 
2. sylbe: Herbrant, Hadubraot; in der 2. s. Chriemhild, Brunhild, 
Swanhild. O. Vilmar, reste der alHt. im JNibelungenl. 1855, 4; Sim- 
rock, myth. 592 ; Rochholz, alem. kinderüed 24, ebenso ist sie in den 
namen der 3 obersten götter Wodan, Vili, Ve und in den namen der 
ersten menschen Askr und Embla. Ebendas. 18. 19. (auch in hebr. 
Personennamen kommt all. yor; z. b. Jubal, Jabal, Tubal. Neue jahrbb. 
f. phil. 1865, 71). Allit. namen Ton beiden aus dem mittelalter führt 
Zingerle, die allit. bei mittelhd. dichtem, 1864, 19 an. ausserdem 
zeigt sich allit. schon in runen- Inschriften. Lauth, d. german. 
runen-fud^rk. 1857, 73 akg., sonst in 2 kleinen allit gedichten 
aus der heidnischen zeit. Grimm, über 2 entd. ged. aus der zeit 
des heidentb. Berlin 1842 ; Ley, die metr. formen in der hebr. 
poesie 12, 13; im Hildebr. und Hadubr. W. Müller bei Haupt 
III, 449—452, Trgl. M. Rieger in der Germ. v. Pfeiffer IX, 303, im 
Heliand, Rettberg, kgesch. Deutschi., 1, 249 ; man hört es der allit. 
im Heliand noch an, dass das ganze gewiss zum vortrage in der 
Volksgemeinde bestimmt und die stäbe des verses, nach alter 
weise durch anschlagen an die Schilde begleitet wurden; in lat. 
gedichten des X. und XI. Jahrb., herausg. von Schmeller und J. 
Grimm s. 20, im Beownlf, vrgl. altd. leseb. yoa Simrock, 1 — 5, im 
wessobrunner gebet; Latham 22, Simr. a. a. o. 27; in der Edda, 
Simrock, Edda 367 ff. ; Lüning, Edda 12 f. Die hoch- und niederd. 
poesie überhaupt beruht in der ältesten zeit auf diesem Systeme, 
wie schon Leo 1840 dargethan hat. MüUenhoff, allgem. monats- 
sehr. 1852, 347 und findet sich allit. oft in mittelalterl. gedichten; 
J. V. Zingerle, die alliter. bei mittelhochd. dichtem. 1864, 8 ff. — 
Allit. ist auch von bedeutung in ^er finnischen poesie (J. Grimm 
in Höfer's zeitscbr. I, 21. 22), dergestalt, dass achtsylbige zeilen 
durch 2 oder 3 anlaute der einzelnen worte verbunden werden. 
Alliter. kommt selbst in deutschen gesetzen und Urkunden vor 
und ist auch da beachtenswerth. Grimm, r. a. 6 ff. Grimm, grmmt. 
I, 2. ed. VII, dessgl. in friesischen und angelsächs. gesetzen; 
Mone, heidenth. II, 73; 113; Heyne, in der Qero)- YOn Pfeiffer IX, 

4 



50 

voraasgesdtzt werden. Haupt 7, 528; GHnitn, myth« 
825; wgl. aueh gdttin«. gel. anz. 1S37, n. 1S0. Zeuss, 
grmmt. celt, hiermit übereinstimmend, sagt 923: AstSO^ 
nant initii^. propria formaß p<»^t. gerB^, jain. tiun, cum 
celebrabant carminibus antiquis deos. 

voceisänr. Wenn EritB, proleg. p, i^ daraus folgeim 
zu dürfen glaubt, dass Taoitus die relationen der Oep- 
manen in ihrer spräche verstände^ mid mit ihnen ver- 
^ßhrt ha^;)ep müsse, so. scheint ^y vergei^s^fi ^u habeij^ 
4f^S[S di^el^e gepqg pa^liri^btw in 4em römischen 
Oemnaniafi einziehen konnte, dessen ein^wohner zu Tar 
citus weiten sehon in hohem ^rade romanisirt waren. 
JFesseny zeitschr. fü^ das gymnasialw. Berlin 1862, 61. 
X>m^ ^li^f l^atf ^.riii^ fe^^ht, we^n er »ngibt, durcl) dep 
fiOPJ. dwtfl T*cit fin , 49^98 er i\e. b^tr. pacftricUt »w 
als angäbe anderer berichte. 

qnidam affirmant. Bis hierhin ist nur eine sage Ton 
den S söhnen des Mannus berichtet, jetzt tritt ein ge- 
g^^n^a^ eiq^ pämlicb ein Uencht. uljer yersc^iedeiie iip 
tfltrWicÄeti l^heo e3ci3tii:^n4^ v^ll^ersobaften (vcf^a non^ingi). 
Uiitep (pndam sind nadh Münscher römische oder grie- 
chische Schriftsteller zu verstehen, wie ep. S quidam 
pplnantur sicher solche sind. 

tu fH lii^f^iß. vetMSifß(t^ sc, fi^ri sol^tr Mi^ cod. ^^r. 
und 2 90dd. Vi^t lesen Bhenan, Picheua, Conring, (S?o- 
nov., Oberl., J. Bekker, Seeb., Kiessling, welcher die 
lesart yertheidigt: quidam autem, licmtia vetustatis. Der 
sinn bleibt derselbe. Ip dem aus der t;tWAeiV . der stamm- 
v^W flßSi ^9\^^^ ^^tßpringe^den widerspryche geg<|n 
die aqssfl^e de9 mythua von Tuisco von der mheä 
d«irt8cher naiion erblickt Tacitus mit recht eine licentia 
vetustatis^ wovon nicht die rede sein könnte, wenn die 
e^onymoi d^r Marsi u. s. w, für brüd^r der stamnavätqr 



443, iaiKchtsfermdA auf Island; Daklmaaa, gesch. Dftaem. il, 937*; 
ia alt«n aoigaisäoks. rfttbseln. Haupt, zeHschr. XI, 448. Xn, »3^ 



dßr &)g^¥,, Ist. n»d ü^rrn. gelten könnten. Tapitw 
D?eint ^]9ß mt der cirY?$,bnung i^frAfarsi ^te. ?iwbt VQJtere 
4 bauptvpJKer p^b^n jep^n 3 my^hfsQheo st^n^ipe?. w}ß 
Qrtm«», wyith. 336, W4 auph Orel}} wil^imnat, son^l^rp 

namen der mytl|ii9iQh|^n tr^lqgiß n^qh gi^^glpa^ W*r«i. 
Ufld n^a^ dew ^^j^ftiHTOf^t^aügi^ 9ei8«r iffprte df^»|f man 
ftftf ß|)«i^ S^fx vigle gorttftrft^vgti? §ppi)y^Qi scl^y.?i?f^. 
|lfSlle^fep|r J^^i Sch.ißldt $b '^13. H|eri?^H vfr^f wpsfj^jfge^^ 
9^$^§l^ sicji W#tz, yß^ff^uns^e^, ed. ?. I, IQ, a^g, S|: 
Ißl^ ]|^;9 4^We ^t^^ß nl^jb nilt J. e^rii^ip, g^yt^^. ajujji. 
X3tVJ, ge?pj|, ^. ii. spr. II, 489 1^0 yernt^ften, fils |j^^^ 
Tftfi. fjag^n woJl^», au^jb w4ew *l8 die cJr^j S<4mmP 
b^t^Q^ iljre stw^a^yllte?? % sph^^ c|^9 M^A^W^ ^^Sge- 
get^^n, öies^ §§}pn aÄso ^(^ 3, fei^W 7 P^^jae ^^»l^^t 
ip0P4e^, 90ft(ierp ; i^ig^tplf^ »t^jpipe (p^i^r yöjkep^pbftfteip?) 
|:p.ppfl(5n ij^^n wgp^qng 9^1,1316 ^^iscb^nglii^ef |iH<?b 
unpaitt^J\)j^r aip den goö un^ Wan^qs i^t. ^if^ ^Ql<^W 
^jfiikU Wie d€|^^ ^n 4ßr t\^i hffiß^ßo^^ ^i^ ftW4. W# 
ß^s^h^. ^tftPiwe ^e^^igst^fl^ i}if jLÖivjgsg^gfihlp^t }jnfpf?r 

heri^t^^, W?t. fipTöcbli^ng^n J, .?6Ö: §0 machte; Wfta in 
g^gl^^Kl ^je fvW^ein 4^r b^rü^n^itßp »^c^i^Mcb^n Iftpd^^jj, 
a^ipgi^t Mnd Hqrs^ ^u Ur-UiTTßwJcplii W<MiJ»p'?!. 9.?.<\?' )^. 
f^^l. J, 15: Er^nt ft9t#m (H^ngist p^ H.) #jlii Vfctigypi. 
cirin» p^liW" Viittar, PW^« Pftter V^cta, <f^Ju? P^W ^^^f»»» 

defÄ orM ßip4 Pi^W 4^P Tbimoup et ^L Mj^nnp^ wie 
ftriflM»* Paytl^. 397, nocb v^fpigpr, ^jlp p4. WPm W^^^' 
hai»t, ßruh^p, P;^ch, Qr^Jli, Kritik, ^«1(1«? apitte|inxep: 
fimino <V^^i sontjerp ^ypR i^infqft gotfie"] ^i^ftllftnljpff a. 
^, a; W^H» ?,xy; Ukprt, (Jtejra^. 4?? ; Ringer ^3Lca5t^^pt 
19, 177; §*^ej?pr, j^ftr^. fiir pWL 1;. pM^ J86^.» Jl^ 
5|r«il ^i.^ i^Kiht Ift^t^r ß^^Vß^i S0P4ern fl,^C!fr .«^n^p.^i^9 

4' 



'' f* '.« 






82 

vetust. nicht die rede sein, und weil von diesen völkem 
nicht in carminibus antiquis überliefert sein könnte. In 
der 2. aufl. der verfassungsgesch. spricht Waitz „von 
dem gotte** und scheint *hier an den Tuisco zu denken. 
Die ed. bip. conjicirt an unserer stelle anstatt deo: de 
eo, nach Ruperti, irrthümlich, non male! 

Marsos. Ein eponymus Marso muss als mythischer 
ahnherr gegolten haben. Grimm, d. sp. 619; er kommt 
in alten namen vor, z. b. Marsiburg. Zeuss 86. Der 
name ist nicht sicher zu erklären. Pfahler, deutsche 
alterth. 12., Adelung und Orelli nehmen eine Verwandt- 
schaft mit „marsch"' an, so das Marsi marschlandbe- 
wohner seien, so auch Bredow, Ammon und Bäuml., 
Ruperti, Weishaupt und Tschofen; das ist sicher falsch. 
Schweizer, s. 11, denkt an das goth. marzjan, ahd. mer- 
ran, ärgern, verwirren. Das wort ist noch bei den Dith- 
marsen erhalten. Die Marsen nahmen theil an der 
Varusschlacht. Tac. ann. 2, 25. In den annalen des 
Tac. kommen sie häufig vor, nicht mehr in der Germ, 
und werden nach Tac. überhaupt von den Schriftstellern 
nicht mehr erwähnt; sie mögen sich unter dem namen 
Cherusci verlieren. Grimm, d. sp. 623. Ihr gebiet be- 
fand sich an der oberen Ruhr, vielleicht sind sie den 
östlichen Marsigni verwandt. Grimm, d. sp. 830. For- 
biger III, 407. Man darf sie nicht nördlich von der 
Lippe suchen, wie Ledebur, Bructerer, zwischen der Ems 
und Weser in der gegend von Osnabrück, oder, wie 
Ukert, an beiden selten der Ems, sondern südlich von 
der Lippe. Zeuss, die Deutschen 86. Wletersheim „über 
die Marsen*^ (berichte d. sächs. gesellsch. für wissensch. 
Lpz. 1849, 175), Grimm, d. sp. 619, Seibertz, zeitschr, f. 
vaterl, gesch., neue f. VI, Nipperdey, ann. I, 51. Marsi 
ist wahrscheinlich ein gesammtname für mehrere kleine 
Stämme, welche ein gemeinsames heiligthum, das tem- 
plum Tanfanae, hatten, sowie auch die 3 folgenden na- 
men umfassendere namen sind, neben denen noch die 



53 

besonderen zu ihnen gerechneten, ihnen näher ver- 
wandte Stämme bestanden. Waitz, verfssg. ed. 2» I, 
138. 139. 

GambrmoB. Gambriyii werden nur dies ebe mal 
in der Germ, erwähnt; überhaupt nur bei Tacit. und 
Strabo 7, 1, 3 rocfxaßpiovioi (melius rapioßpfouvot). Waitz 
a. a. o. I, 11. Der name fuhrt vielleicht auf einen goth. 
eponymus Gambrus, ahd. Gambar zurück. Im ahd. 
heisst ein adj. kambar, strenuus, audaz; in der longo- 
bard. stammsage kommt als stammfrau eine Gambara 
vor. Grimm, d. sp. 768. 619; myth. anh. XXVL Schwei- 
zer 11. Die Gambrivii scheinen eins mit den Sigam- 
bem*). D. sp. 525. 830. 777. 778. SovyaiJLßpot icXi^ofoy 
olxouyrec '^ou Ptvou. Ptolem. Sigambri, qui sunt prozimi 
Rheno. Gaes. Sie wohnten am Rhein zwischen der 
Lippe und Sieg bis nach Westphalen. Grimm, d. sp. 
520. Das wort soll mit dem scr. su = bene zusammen 
gesetzt sein. Zeuss, grmmt. celt 17, Holtzmann, in 
Pfeiffers Germ. II, 215. Grimm jedoch hält es für gleich 
mit Siggambri, Sigugambri „die siegreichen". D. sp. 
463. 520. 830. Pfahler a. a. o. 11 ; Zeuss, die Deutschen 
436. Gegen die vermuthung Förstemann's, dass Sigam- 
bri für Siganavarii stehe, spricht sich Schweizer bei 
Kuhn, Xin, 234, aus. Später sind sie zu den Franken 
gehörig. Zeuss^a. a. o. 328. Tross liest Gambrinios; 
Mosler Gambrunios. Beide lesarten sind unstatthaft 

Suebos, Ihr ahnherr ist Svef, Suäp. Grimm, d. sp. 768. 
Die Suevi, ein grosser deutscher völkerstamm, waren nach 
Tacit Germ. cp. 45 vorzugsweise in Osten ansässig, da- 
her auch die Ostsee mare Sueb. genannt. Es sind unter 
ihrem namen gemeint die Markomannen, Quaden, 
Semnonen und Hermunduren. Schweizer 11. Es ist 



*) Kiessliog: Mcmorabilis est h. 1. in cod. Stnttg. scripturae 
yarietas : marsos si, gambri(v)os, ut Tacit. scripsisse videatur Mar- 
808, Sigambrios. Kftrcher im bdb. der alten class. geogr. 1S29, 
8. 62 bemerkt zu Gambrivii: sind ein unbekanntes volk. 



94 

nftok sMh guten zeaghissen Suebo^ hiebt Saeros bu 
sihrbib^fi, wie Bbenatl^ Pichenb^ Pässbw, Broü«r, Wkilob, 
Hess, Piöhon, J. Bekker, Kritz lesen. Schweittöt 11 J 
Haupt, ieitsehh % 257. Der nisme wird yersefaiMeri ab- 
geleitet; VÖD sbhweben« ufastät uiübferfahren. Rettberg, 
kgk 1, 14 ; Süeu^ d. Ci 55 ; MommBen^ rdai^ gesdh., 2. aafli, 
III, 828; Unruhige Wanderlust, nach art dii nomaden, 
idt allerdingd bei den DeuMcheti uralt. Leo^ in Räumers 
hieti tbscUenb. 1885^ e. 381; Weinbold^ ilord. leben 368. 
Bie angdf. ableituäg des nslmekis ist aber etymel. un- 
statthaft, e^^elzer 1& Qtitktn gibt 2 erklärühgen, 
grmmt. I, 25 : die friedlichen ; d. sp. 322 : die f^eieii^ die 
sui pfoprU) deutsches wb. süb Franke => die selbätän«- 
digen, utiabhängigedw 616 habto den nämen von den 
siat. nafehbam erhUtem D. Bp. 226. 342. 490. Wait2; 
at a. o. I, 14 ärkg. 1^ glaubt Grimms ansieht, dass der 
name Ten den Slaven gegebeh sei, bei äehon deshMb 
udhaltbar^ weil er dann schwerlich unter dem volke ge^ 
haftet, wie dies bii dein SehwäbenfiiiheU der ßill. Nach 
Sehwiize^, Si 11, lässt sich am wenigsteh ge^en Wadker^- 
nagtsis deütung bei Hab|>t 6^ 258^ einWendeti. Dieber 
siebt tämlieh die wurfiiel im sor« suap, gn utc« lat. söp« 
ältA. sofi^ alts; sueban üdd deutet auf einen Spottnamen 
durtb li&chbarn. Leo will den namen \4h scKtW. srap, 
schlafet, sVapayami^ idh s^hl&fere ein, tödte = opfere, 
herlditeti; foigUeh SchWsbeh ^ bpferer*(vorlesi 1, 196) { 
viril FoAiger III, 394i Sie sind ubHgens liicht Slkven 
wie \ki ai Ukert, Oemi. 138) angeüommen. 

Yändäkos lesen einige cedd; und die ausgaben toiI 
Rhenad«^ CohHng^ Lips., Oronov.) Brätlet^ Hess^ Ritter, 
Walther^ Relhan^ Oberlih, KiessL, Panckoucke^ J. Bekkei*, 
Fihck, Halft), Krits. Passow hat VoMaUw^ ebenso Ru« 
perti, Walch und Dilthey. Der ahnherr Vandal ist uns 
verdühkelt. iörimm, d. sp. 76d, myih. 2l0. Vandäios, wie 
mehrere codd. iese% lasst auf einen Vandil schliessen. 
Schweizer halt dies fiir die aehte leiart) sie ist aUfige- 



Miisämaiiti, Ot^Wi, DödeH^, Ba(sb, äaase'Catttill belWMti 
I, 10, n. 3). Bei Pliniüä w^tüen diese tölkel*stftäii&e 
Yiftditi gt^haftht. Vindili verhält Sibh äu TUtidill Wie 
tse !^li A&\i, Antoinius 2U Irmiü, Grltem^ d. &p^ 883^ 
tü^tb. ed. 3, 8B7. GHmm eagt tu d^t leluteti stellet 
beide formeü gisbOren tn winden und weüdeii. WuetM 
biese üi tei'ecbieaefiäü namen der w^tidelbde^ WAm^ 

derfade ; äüeh Diltbey^ Breddw und 2düs8 eü^bdü in dem 
nämeii Väbdäli die vomellutig ^s wandelb^ 6der wati- 
dems; Scbweifeet dag^^gen sägt', 12: di^ wtii-^d liegt itl 
wenden, sei es nud, daSä die ViEittdUtt die h^egtickiHi 
sei es, dass sie die grerusendm Völker sind. Vielleicbt 
ist, nach Grimm, Yeneti aus Vandali entstanden. Sehe- 
tensack, über Thrakien, 1861, 39,^ stellt die ansieht auf, 
der name Vandali sei aus Vehedovali, „anwohher der 
Veneter", fentspruhgen, da sie früher am venet. m'eei*- 
buseil woiinten. Wie dem nun sei, in einzelnen ätid. 
eigeünamen, z. b. Wandietlberlit, Wändalmar, hat sicli clie 
benennung dbs Volkes erbalten. tlir siiz wair ur- 
sprünglich in der gegend, wo die ^Ibe entspringt (t>\6 
Öass. 'Pei 5i o ''AXßio^ hc öuav^aXucov opov. Grrimmt i, 
sp. 476) zwischen der Öder und Weichsel; spater zo- 
gen sie n«;ch ti^i Döüäü, d. ä^; 832, ^bt-bigfer III, 392, 
gfÜnd^n öig^n^ reithi Ih Gallien ühd Btii^iin^ bfid 
dü'ibgen txAeiit nach Afi-iSÄ ütid Cäi'tlist^o, d. 1^. 476-^78. 
S^bOft iA 8. und 9. Jährh. w^Hen Slaveii ufad Wittd^ 
deü vet'fetböÜenei^ Vabdäleh ^l^itebgesetzi MQlbnböff 
bei Haupt 12, 047. 848. 

bera et aimqüä homiU. Küti sui^pÜn Ktibt, ^^I 
TaeittiS bie^ l^ein eigenes urtheil aüs^pr^che ; J^s^iü 
ablär mäebt dagegen geltend, es rtiöcbtiä .S{>räebli6h käufh 
zulässig sein, dasö, da vöb affihnäht erst eiti accus; t. 
inf. deo 6i*toS abhängig äei, zu v6ra nothihk Slb ^liiit 
ergänzt werdeii köbn^, uüd dann mit ^dditüfn zu eindih 
von äfAtmatit kbbäbgigen ädc. c. Inf. zü^üäsgekfehrt 



56 

werde. Viel natürlicher ist es, bemerkt er richtig, dass 
Tac. auch hier, wie oft bei solchen punkten, die auf be- 
richten beruhen, nicht gegenwärtige zustände beschrie- 
ben, sondern nur das wiedergegeben, was er erfahren 
hat^ ohne sein urtheil hinzuzufügen, dass also auch bei 
Vera nomina' der infin. zu ergänzen ist; jedenfalls 
könnten Marsi und Gambrivii schwerlich vera nomina 
heissen, da diese namen zu Tacitus zeit verschwunden 
zu sein schienen« Zeitschr. für gymnasialw. Berlin 1862» 
68. Kiessling findet in der hergebrachten interpunct. 
Schwierigkeiten und ändert desshalb,. wie auch Döder- 
lein ed. 47, ein punctum nach nomina löschend. 

ceterum h. L non est übrigens, sed idem quod graec. 
hi, sed. Wex 1. 1. 

Germaniae vocabulum recens. Diese worte bilden Jam- 
bici, wie cp. 40: vectamque bubus feminis; 41: Her- 
mundurorum civitas. Hexameter kommen vor cp. 39 
Auguriis patrum et prisca formidine sacram; cp. 45 
Suionibus Sitonum gentes continuantur; cp. 52 Laus 
quam Tencteris equitum sie instituere. Rudolphi, obss. 
grmmt. et critt 42. Ueber hexameter bei Tac. vergl. 
Reisig, vorless. ed. Haase 546. 547. 

reems, nämlich als name des gesammten landes, der 
gesammtnation ; nam olim ii tantum, qui primum Rhe- 
num Iransgressi Gallos expulerunt, ac nunc Tungri vo- 
cantur, Germani appellabantur. Döderl. Es ist grund- 
satz, dass ein volk seinen namen sich nicht selbst er- 
theilt, sondern dass er ihm von umwohnenden nach- 
barn ertheilt wird, zwischen welchen es auftritt. Grimm, 
gesch. d. d. sp. 153, 773 ; Wietersheim, zur urgesch. 87, 
Es ist dies ganz natürlich, da es dem nachbar nicht um 
den namen der einzelnen theile eines Volkes, sondern 
um einen gesammtnamen zu thun ist. Dies wird auch 
durch eine spätere notiz von Beda, bist. 5, 9, bestätigt : 
a vicinia gente Brittonum (Anglo-Saz.) corrupte Germani 



57 

Tocantur. Nach Tacitus ist der name bei belgischen 
stammen entstanden und von den Tungern auf alle hin- 
ter ihnen sitzenden stamme übertragen. Der name 
ging wahrscheinlich von Kelten aus. Diefenbach, goth. 
w.-b. I, 403; Mommsen, röm. gesch., 2. auf!., I, 529; 
ni, 220. Er scheint undeutsch, weil er niemals im 
munde unserer vorfahren selbst geführt wird, weder bei 
angelsächs.» noch nordischen dichtem auftaucht. Grimm, 
d. sp. 787. Alles weist darauf hin, dass der name von 
den Galliern her zu den Bömem kam. So schon Ade* 
lung, älteste gesoh. der Deutschen 145; Waitz, d. ver- 
fassungsgesch. I, 24. Nun heisst im wälschen gair 
schreien, ger, garm der schrei, garmwyn der kriegs- 
mann, der rufer in der Schlacht, ßoijv iya^o^. Dieses 
wälsche garmwyn, das in der form ganz dem gälischen 
gairmean, rufer in der Schlacht, entspricht, ist der name 
Germanus. Er scheint trefflich für einen beiden in der 
Schlacht, für den rauhen Deutschen, Galliern gegenüber, 
zu passen, um so mehr, da ihm der barditus oder fre- 
mitus ausdrücklich zugeschrieben wird. Als ungestüm 
tobende krieger erschienen den Tungern die belgischen 
Gallier und mit diesem namen wurden sie von ihnen 
belegt, der dann hernach auf andere deutsche stamme 
und allmälig von den Römern auf alle übertragen 
wurde. Grimm, d. sp. 787. 

Die betr. ableitung des namens ist zuerst von H« 
Leo bei Haupt 5, 514 (dann auch in den yorless. 1, 191 ff.), 
ausgesprochen und dann von anderen angenommen : 
von Schweizer: Germani, in Kuhns zeitschr. II, 157: 
Das resultat unserer Sichtung wird am ende dasselbe 
sein, welches durch J. Grimm und Leo begründet ist; 
sonst noch von Rettberg, kgesch. I; Bunsen, gott etc. 
n, 600 H. Rückert in Raumers bist, taschenb. 1861, 396; 
E. W. Weber, de Mercurio, praecip. Germ. vett. deo, 
Weimar, 1850, 12; Pfahler, deutsche alterth. 1864, 8; 
Zacher bei Ersch 61, 334; Münscher I, 18; von Horkel, 



58 

Orellif Ki'it^. AuQh mk dc&eitit diise ftbleitttng zu- 
treffende 

Die dbleitung des nami^ttB der Germähen aus dem 
k^ltiBcben wibd dadtii^h uAti&rdtetzt , dasö äl^ Gallier 
zuerst dad b^dürfnil3ii einpfinden muBig^len, die iiadhbära 
mit einem unter^tsheideiidefi tameii zü benetinen; dass 
die ei&dting matti dtie ih vielei^ oeltischen nkmm 
vorkbikimetidö ist (Cetiomani, Poemani; vergl» Waitz I, 
Xn ; 2 ed« 27)^ während männi döütdöh ist (Mat6ömanni, 
Alanhannl) *). Geg'^n die an^en^mmen'^fe abü^itnög aus 



*) Nach Bonterwek in Pfoiffers Germ. I^ 380 kommt der name 
von dem im altnordhumrischen erhaltenen ceir, lärm, getöse. — 
Waitz bemerkt, yerfassungsgesch., zu der oben besprochenen abL 
a^us dem k&lt.: die bedeutung kann zweifelhaft sein: nach Leo, 
Oritom tufei-, öach Pott, etym. ifoicsch. ll, 5^4 oHleUU, nach ZeuöS, 
grthttt. O^lt. II, 73J» und Mahn, übier dfen ürsp. uhd d; b^ödeut. des 
nalnens Ge^itiaiien» s. 30, nächbütH. 

1. Die Wörter gairm« garm werden unter die scr. wurzd gr 
einzureihen sein, unter welcher Bopp in seinem glossar gairim, 
clamo, beigebracht hat. Schweizer in Kuhns zeitschr. II, 156 t, 
Vrgl. mt)i Lettner ib. Jtl, 165. 

% Elli6 SLtiAtrb deuiting des ftat^^^ Ge^toähus auis deM e<öl- 
tiscbifa trägt Zeuss vor« weil, wenn Lee und Grimm recht hittea^ 
es Germnani heissen müsste, Grmmt« eeitv 735: Simplicier erift 
interpretatio, qua nihil significayerit nomen nisi vidnot. Est enim 
noil solum cimbr. ger yicinus (p. 654, 685), sed etiam hibern. yet. 
gair, gäl. gair, yicinia. Atque si Cuiii a'djöct. ctäfi l*^fh6tus (^, i\) 
bend ^ttadrät ^6m^il Cehöm^iii, noh alitbi^ ^tiidrabit kioili^h Ger- 
itiSilii cum gerj gair contraria^ eignifioationifc. Die tylH man be^ 
deutet, nach Zeuss 791 » klein i Germanus sei also « kleiner naclk- 
bar« Holtzmann, a. a. o. 41, spricht sich gegen diese abl. aus. 

ä. Nach einer mittheilung Lübkers im reallex. (s. y. German.) 
soll das Wort Ö^rifkähi keltisch seid und Wahrsckeiillich ,.waldbe- 

wohner^* bedöütdu; 6r \drd dM wert demiiäch Von der kdtis^faen 

Wurzel ftr in der bedeütuiig befg und der kelt ableitQBgssylbe 
man, also bewobner des Waldgebirges ableiten. So ist atfek die 
abl. bei J. Beck, gesch^ der Teutschen. Hannoy. 1850, I, 7, an- 
gegeben. 

4. ttöne leitet deü üatHeti, ähhlldti wie Zeuss, tod deM kyihh 
^er, HalSie, and dem kyMt^ taäöit, yölk, ab, bo dft^^ alAb G^Wttnl 



dem eeltisöbeti st^richt sich Holtematin ans: diii Kelten 
und Gc^rthänen, 9^ veil Täcitus doch die bedeutung des 



V i u • trf 



nahes "volk, nachbarn sei (über den urspr. n. die bed. des namens 
det'äiaiiöü. Ö^rl. Itb4, J^O). 

4* f. BHtig: Ich ktiüt>fe- dfts wort an dils sörW. hata, häti-» 
maliy&s mit dem betriff: blendebd weiss ; in Indien und A^jrpieil 
wurde die dunkelfarbige bevölkerung Ton einem eingewanderten 
Yolke helleren colorits unterjocht. Monatsschr. des wissensch. 
Vereins zu Zürich, I. 142—145. Hitzig hat hier das richtige ver- 
l^hiti Sohweiaer it. Es wil'd seinä ansieht fßr den heimischen 
Ursprung des lieortes nichts etweisen. Waitz I« 24. 

5. Isldör origg* 14, 4, 4: Propt^^ fecunditaiem gignendorum 
po^ulorum Gerihiania dicta est. Noch Aventinus leitet den namen 
Yon gemiiniBite h^r wie Hute (leute) von lititah, creseere, richtif^ 
abgeleitet werden. BimrOek, myth. 94. Auch Oerrasins deutet 
darauf hin; Germania a germinaudo populos sie dieta^ Otia imp. 
ed. Liebr. 68» 

6. Die ableitung d^s namens aus dem lat. gerttiani (Ukert« 
GertUi 78« glaubt, Tac» habe das wort in diesem sinne genommen) 
"* ä8feX96( ^ Yv^9toi4 die Achten (Kdten), di^ PlutarOh Mar. 24 
und Strabo 7^ 17 (Fin^iot öl repifjiavdl xätoc tfj^ *]?U)(tti(lov 8idXext«i) 
haben, sowie ton den neueren HoUdmanu, Gelte, uäd Kelteä und 
in Pfeiffers Germ. 1S64, 1 tf:, Ritter und Grimm eine Zeitlang in 
seiner äusg. di^r Germ, uhd graimt. 3. au4. I, 10« ist schwerlioli 
zfdftBsil^, eumal Tacitus dt^ entiiyhüng bei den belg. stammen 
angibt. Leo bei Haupt 5, 514; H. Rückert in Ra^nier'^ bist 
täsdheib. 1861, 396; Hitrig a. a. o. I, 142 f.; Müusch^r I^ 18; 
Mahn, ftber den namen der Germ. 13. 16. 28. Wie ich au6 Schwei- 
zer, Bi 12, ersehe, findet BeloW iu s. beitr. zur ges^h. der Genoi 
Breslau lese, und KCin^berg iti s. buche über die G^rm. in dem 
Worte die bezeichnung „brüder", welche ansieht abär schon Bran* 
des in äi buche 6ber das ethnogr. Verhftltn; dei* Kälten und Germ, 
widerlegt hat. Pott« et. forsch. 11^ 533> hält eiue abl. d^i nam^bes 
der Görmi aus cL^m üt. für Tdllig vorkehtt uhd üngerieimt« Waitz, 
I« 26, für so unhaltbar, diLss ^an dabei liicht zu t<irweilefl braucht. 

7. Die rlehtigkeit der von G6lzioger und Waekbrnagel (deut- 
sebed I7bt snb Irmindebt uhd bei Haupt 4, 460) ve^süöhien ab^ 
leitttug ton Irmiil uhd der praepos. ga« g'^rmannft t^d Volksgenosse 
ürl iinerw6i8li€b> Menscher 17» Schweis^r 12, hat schwisrlioh aus- 
rtefti flttf littstimbiung. Waitfc I, 24. 

8. Der name Germani wird endlich ganz verkehrt aus deni* 



60 

Wortes hätte angeben müssen (45), und weil das wort 
vor Cäsar nicht nachgewiesen werden könnte (48). Auch 
Lindenschmit, die alterth. zu Sigmaringen, s. 85, nennt 
die deutung missglückt und unstatthaft. 

Der name Germanus kommt bei den Bömern zum 
ersten male in den Fast. Caplt. im j. 222 vor: Galleis 
Insubribus Germaneis spolia reddunt; vorausgesetzt, 
dass der letzte name nicht später hinzugefugt ist. Polyb. 



sehen Sprachelementen gedeutet. ^ Schweizer, Germani; in Kuhns 
zeitschr. II, 157. Er kommt nirgend als einheimischer vor; er ist 
nicht aus gcr (einer Charakter, deutschen waffe) und mann zu- 
sammengesetzt, so dass Germanus speermann, kriegsmann be- 
deute, wie Wirth, deutsche gesch. 44, Panckoucke 6,95, Greyerus, 
'progr. Oldenb. 1850. 1, und andere wollen (Dietrich, runenschatz 
49, hat: speermannen; ags. ver, grundbedeutung : beschirmen fyytay 
SpxoO; iiQ ersten Jahrhundert und vorher hätten die Kömer, da 
für ger noch ges, gais gesagt wurde, Gaisamanni oder Gaiso- 
manni Ternommen auch, galt ger in Germani offenbar kurz. Eben- 
sowenig Ist die ableitung vom ahd. werra (franz. guerre), wehr- 
mannen, wie Brotier, Gutmann, Wex und Kritz annehmen, noch 
die von dem longob. arimannen, germ. heermannen (goth. harjis, 
heer) oder wehrmannen wie Goldast, Göller, in act. soc. gr. I, 44, 
Moser, Savigny, gesch. des röm. rechts im mittelalt. I, 8, Wex, 
prgr. 1853, 6, Luden, gesch. 1, 163, wollen, zulässig. Vrgl. Grimm, 
grmmt, 3. aufl., 11. Heermann konnte zu Tacit. zeit nur Hario- 
mannus oder Ariomannus lauten; Schweizer bei Kuhn 11, 158; 
überhaupt ist eine Zusammensetzung in diesem namen nicht recht 
wahrscheinlich. Helferichs ansieht aber, Germanen, Arimannen, 
für pflüger zu nehmen, hat nach Waitz, I, 24, am wenigsten an- 
spruch, gehört zu werden. 

Ueber andere ableitungen des namens ist noch zu vergleichen : 
Rühs, erkl. 98, Spengler 54, Ammon und Bäumlein, comment. zu 
Tac. de situ 1817, 13. 14, die Germania des Tac. von Bülan, 
Weiske und v. Leutsch. 1828, 55; H. Müller, über den namen 
Germanen. Progr. Würzb. 1841. Eine schöne übersieht giebt 
Waitz I, 24 ff., 2. aufl., wie ich ersehen habe, nachdem ich die 
Toranstehende Übersicht der hauptsache nach längst niederge- 
schrieben hatte. Bornhack, Ursprung und bedeutung des namens 
„Germanen", schnl-pr., Nordhausen 1865; habe ich nicht einseben 
können. 



61 

n, 22 erwähnt Gäsaten, die Liv. 21, 38 semigermanae 
gentis nennt. Auch im sclavenkrieg, 73 — 71, werden bei 
Sali, fragm. Germanen erwähnt. Bei Cäsar kommt dann 
der name oft vor; de b. g. 1, 2 stellt er die Germ, den 
Helvetern, 6, 21 den Galliern gegenüber. Zu Ciceros 
zeit ist der Name Germani für Deutsche schon geläufig, 
so wie zu Augustus zeit der name Germania ffir das 
land. Diefenbach, origg. europ. 190. Bei den Deutschen 
selbst ist der name erst von den Römern her in ge- 
brauch gekommen und zwar zuerst in geograph. be- 
deutung. Denn ^ie Römer begriffen unter Germanen 
alle Völkerschaften rechts vom Rhein, auch Slaven mit. 
So noch von Einhard gebraucht. Dahlm. forschungen. 
Dass Tacitus sagt, die Deutschen selbst hätten den na- 
men geführt, könnte leicht ein versehen sein. Die 
Deutschen indessen, welche des lat. kundig waren, mö- 
gen in der bezeichnung ihres Volkes sich den Römern 
gegenüber dem fremden Sprachgebrauch gefügt haben, 
ohne dass er in die deutsche spräche selbst und die 
heimische Überlieferung aufgenommen ward. Horke]. 
Yielleicht besassen die deutschen Völker im alterthum 
überhaupt keinen einheimischen gesammtnamen ; denn 
die annähme Hattemers, sie hätten Teutonen geheissen, 
fallt mit seinem irrthümlich angenommenen gotte Teuto 
anstatt Tuisco. Vor dem namen des Volkes gilt der 
der spräche diutisca zuerst belNotker, ungefähr seit 800 =: 
vulgaris, im gegensatz zu der gelehrten lat. spräche. 
Hattemer über den Ursprung etc. 8. Der name, zuerst 
von der spräche gebraucht, wurde dann später aufs 
Volk übertragen. Die geltung des namens Deutsche tritt 
erst ungefähr im 12. jahrh. hervor,' so altn. Thydskar; 
gewiss unrichtig sagt H. Rückert in Raumers bist, 
taschenb. 1861, 402, wahrscheinlich sei Theudisk als 
oame des volks schon in älterer zeit in Umlauf gewe- 
sen. Waitz I, 28 akg. Mit Tuiskö übrigens hat der 
name deutsch eben so wenig zu schaffen, als mit Teu- 



tonsn. Diftf^nbaob, origg, eurv 190^ lÖJ, Grii»?». ö, ^ Jfl. 
Dasa ia der that kein gf^row^ftm^r najn§ t^ flßn 
DßutseliQ» äUfir^r ?^it in ge^^a^cfe w%v, ^pkUt s^wh 
dajraus l)©stätig»ng, dass öie na^ht)<^ry^lker un$ ftpi y^f- 
aobi^den benennen. Bsi ^^m 4än. Mstoril^ $AXo hciV^- 
sm die Deutschen AH^piann^n, ^ie si^ ayofe noch g«- 
g^nvjirtig so von d«n Ffanzo^P genannt werd^p; ^^i 
de» Engländern finden wir di^ ]t)e?iejphnupg Qerwftn, 
b«i den ItaUenera Tedeßoc^ Vi^UeicJifc l?^de^tet thi^difea 
etwa, fm g^gen^ate 2« d^m ^lav, NQine^, sturnmÄr (öie 
Slftven nenne© die Germ, sx? , veU ^ sie die de^^ji^i^ebe 
eprae)i>e »icht; yerfttehen, Mahn a. a, o. J7), dte de»fc- 
HqU redenden ader sphlechthin die redeiW«». Freiließ 
^ißd die Dettteehen eigentlieh die einheimi^eheiit le^le, 
voiksgeni^s^en, gentiiee. von tbiuda, diota, gen9- Pi^ftw- 

baiQh 1. l,; Waitz J, 2l8; Hatteroer, über virsprung, l^e^- 

deutung und ftchrelh^og de9 worfeee te^tiscb, Scbi^ffh. 
1847. liueae, die «»uaeo unserer vQ?fabrw vind ihr^r 
^amiftgQtter, Scjptaffh? 1856, 

imper. j)er Mme Germania kennte a^ Tap, mPw 
nuT dajiD för i^ew gelten, wenn mftn uen in etwa» wei- 
terem ftinne . d, fe. ^en vielleicht %5fi -^ ?(lö jR^^ren hier 
nahni. g. jiäoHert ar a. <?. 349. Vergi. fther »up. ep. I. 

acmtum, 8/9. e9se affi^njant Waebte^ nimmt e4diere 
in der bedeut^ng bin»nfögen vnd s^pwies^t dann da?an«> 
daas der nai»e i^euteebland frnber und ftUep ge^^eeep 
nei; Rühe 9; efi hei§st WeiP aber einen nwpen gaben, 
den das land frqher nqpb niebt gehabt be^t; Wei^ a. ß^ 
q. i ; e^bon Qranov. arWärt e&i dnpcb datuipa, impaeitw». 
S)a liegt darin def begriff deiß nenen. Hanpl, Nofl»^ 
andere Ov. ^^t 5, 524 ^^ qupid aj^ aUJs e^H^^i ii^ltx^r. 
WaHher. Weishaupt b^t unnöthigerweiee JOlödeflM^inB 
CQnjectur superaddUnm in den te^t a9fgen>9n^]R;ien* 
Ztechr. f. d* alter(^ Ton Caeear 1847, n- tM Lipeiv^ 
wollte auditnn^; der bergebr. text iet aber ni<ibt zn an^ 

dern. Vebrigene iBt vpcab. recens et nv^p^r ^d4iitj^Mi^ 



•- .nr» 



oratio bimembr, wi^ sit bei Taa m i^r Q^vm, Qf( jf^t- 
koipmt, %* b. cp, 4 magna eorpora et tantum ad ^o^p^«^ 
tarn valida ; 5 pe^nia^a ^citi^rei» «t diu notar^ ; IQ '^w- 
didi et QuUo mo^ilnJU e^pi^M eQiitacti;^p. 13 robvifttioribu« 
ao jam pridojpa pr<])baU«; 41 flum^n i^ioUtom Qt no^nm 
olim. 

(141 prte^ ilii»tifn ifumgTtm^ Qa^s, b. g. It, 4> 1- 
Sie peperiebat, pJieroaque S^l^afl esüe oi^# 4^ ^^«rm^'^, 
RhoniunquQ tW^nsdiwtQs — Qalloa qui Qft iQQa ipcAle- 
FCffifct, eicpuüsae; §, 19 Coi^u^as, EibqrQP09 , -Oaerae^o^, 
Baemanoi^, qui mno nomine (rerwmt app^ilaI>4^^r arbitrari 
ad XL milia. Sietse alfio vi^ar^Qn die yqd Ta^itus liiQr 
fpcnanubton Tankern. 

m wwM Twf^fi «c. Yoceotiür, Walth«r, ßaderl, Mftil^r, 
Bötticber lex. Tac. LXXIX. QrelU; »iobt, wi« PiMib^y, 
6ün4;hfir, Kieasliog ^rgäne^n: vooaBftur. cf. 3Q, 3 qui 
Chaniusci (Yooatl sunt), nuae vocantup; 41, % ^^»nm 
(sc aecutus sum). Ac wiU Jeaaezi, mi ro^t, e^t^iad^i? gan? 
geliilgt, wie We35, adw mit ut veptauacl^ti wift$j^n, da^t 
eine selbstatändige ^OTrelatioQ ^u dd» |et?(ten i¥etrtf^|L 
tanc fiermani bergctSteUt werde. Ut qdoc leseii liMAß 
und Qafan nach dem cod. Pontani. Nolte (qu<^9^Q44> 
permulti looi ap. Tac. emejstdd. Am^i, 1^1, 19); bfuiao» 
leet ut nunc in (fc auno QrelU mtttari^ non d6t»<?bAt; «i 
qffüd m^tandam irectiiis (^ J^xokC. Ac au«6 t^9(b^n Eri^.r 
OberL, DUtbey, PaÄSo^w\ Heas, Hawt, KrH?« Ei^ifi^ 
ondd. und edd. kabea unpasaend ap tuoe t^. QU.nc, Pa^i^. 
Bie n^eisteii codd. leae^ Tungri, Z Tbingfi, 3 tQttti^gH 
u. «. w. Bie Tungepn 9ind deutsober abkunft, T^Q. t^i^t 
2, 28; sie lebte» im belg;. gebiet« Agri^ 36 Satay^orum 
ooboftes ac TiiBgrorum. I>ie W9rme^ bäder ffu Sp^^ 
lagea btei den Tanger». Plin. 31, %, 8. Tvi^gri, qi^H^B 
tOaUiae, haJ>et fontem inaignem plurifttiß bid>Us ßteUfip- 
tem. Tungo», beut TeoDkgern, swi^eb^ff lUüittif^b ¥^^4 
Mastpioht, fiiJiirt noch deo nam^B der Tmvgeri^ Im 
aing. lautet der naofte des volkes Tmg^r» ^nvftQ^;^ 



64 

grmmt. I, 152. Grimm hält das wort verwandt mit gi- 
tengi, bitengi, d\e ein verlorenes tingan, tang, tungun 
voraussetzen, wozu auch zunga, lingual gehöre. Mit 
bezug auf das letzte wort könnte tungar, ahd. zungar, 
aussagen linguosus, clamosus, was jenes gairmean und 
garmwyn sogar erreicht. Möglich also, dass Germani 
geradezu Übersetzung von Tungri war. Grimm, d. sp. 
788. Zu lingua (von lingere) wird eine nebenform din- 
gua bestanden haben. Wie nun aus dlingua, dingua, so 
wird goth. tungo aus vorausgegangenem tlungo ent- 
standen sein. Höfer, zeitschr. 4, 99. Der Ursprung des 
z anstatt t wird wol in das 7. jahrh. fallen. Grimm, 
gramm. I, 156. Andere ableitungen des namens Tun- 
gern gibt Weishaupt 134 ff. und 5 gänzlich verkehrte 
Ammon und Bäumlein 28. 

ita nationis nomen — evaluisse paulatm. Ita in com- 
parativem sine: so, auf diese weise. Haupt Nationis 
n^ non gentis ; der name als der einer einzelnen Völker- 
schaft, nicht der eines ganzen volkes gelangte zur gel- 
tung für die gesammtheit. Münscher I, 14. Natio der 
gens gegenübergestellt hat bei Tacitus, wie auch in 
einzelnen fällen bei Cicero, z. b. Verr. 4, 49, immer den 
begriff eines untergeordneten theiles, während gens die 
gesammtheit bezeichnet. Bötticher, lex. Tac. 218.; 
cp. 4 populos — gentem; cp. 14 nationes — genti. 
Gruber; Rühs; Dübner; Dilthey; Ramshorn, syn. n. 489; 
Herzog ad Caes. b. g. 6, 10. Sonst bleibt sich Tacitus 
bei der begriffsbezeichnung der gens nicht immer gleich ; 
gens wird von Tacit. wie von Cic. auch mit natio gleich- 
bedeutend gebraucht, z. b. cp. 22 gens non astuta; 
cp. 34 aliae gentes. Gruber. Tacitus schrieb über ver^ 
hältnisse, welche mit den römischen nichts gemein ha- 
ben und noch dazu nicht als augenzeuge, sondern nacli 
fremden beriöhten, daher wohl das schwanken zu er- 
klären. Köpke, forschungen 13. Holtzmann fasst na- 
tionis an unserer stelle nicht richtig als gesammtname, 



65 

gens als appellativ. a. a. o. Aeltere philologen, z. b. 
Popma (lex.), nehmen natio überhaupt für genus aut 
universitas. 

Die von Acidalius ^vorgenommene änderung (Ger- 
lach sagt irrthüml. in d. verhandl. der philologen in 
Hannover 1865, 104: conjecit Thiersch) für nm gentis 
in gentis zu schreiben, welche von Göller (Acta soc. 
graec. I, 45), Wernsdorf, Bunsen (gott etc. II, 450) ge-* 
billigt und von Ernesti, Pichon und Kritz in die aus- 
gaben aufgenommen ist, scheint unnöthig; schon Bro- 
tier sagt: nihil mutaverim. Die ausführung von Kritz 
wird beseitigt, wenn man gentis nicht des volkes, son- 
dern eines volkes übersetzt. Joh. H. Voss wollte anstatt 
Ern.-Oberlins und der bip. lesart nationis nomen in no- 
men gentis geändert wissen (Bredow's Germ. 102): na* 
tionis in nomen gentis. Weishaupt will lesen: nationis 
ingentis ; * Kiessl. : ita cognationis nomen non gentis, 
Tschofen setzt sogar in den text: nationis nomen ex 
nomine gentis. Vergl. noch über die stelle Hess, obss. 
in, 3. Schon Weltmann, werke des Tac. deutsch VI, 
XXXVIII, sagt richtig: es bedarf hier gar keiner Ver- 
änderung. 

evaleseere, durchdringen, zur geltung kommen. Jessen. 
Recte comparatur ^cvucav. Thuc. I, 3. Kiessl. Der volle 
g^edanke ist: ita Germanorum nomen, quod nomen na- 
tionis, non totius gentis, evaluisse, ut — primum a 
Victore — vocarentur. Walther; Jessen. 

omnes: die gesammtheit deutscher Völker. Haupt. 
Seil, nationes Tungris consanguineae. Döderl. Der 
sinn ist offenbar: anfangs hiessen die Tungern (dieser 
name hatte die von Caesar oben angeführten besonde- 
ren namen verdrängt und galt jetzt für alle jene Völ- 
kerschaften) Germanen; von ihnen, die siegreich in 
Gallien eingedrungen waren (a Victore), wurden alle 
Stämme jenseits des Rheines mit demselben namen be- 
nannt und zwar (ob metum), um durch binweisung auf 

5 



66 

die noch rückwärts sitzende stammesverwandtschaft 
desto mehr zu schrecken, und so ging d^r natne des 
Stammes auf das ganze volk über, wurde von diesem 
selbst angenommen und gebraucht. Rettberg, kg. I, 13; 
vrgl. Waitz I, XII, 2. auf!., 25; Dübner; ausserdem zu 
vergl. Hess, obss. II, 5 — 7, v. Woltmann, werke des Tac. 
VI, XXXVIII. 

a Victore. Einige erklären „nach dem Sieger" ; Walch 
emendd. Liv. 79, Dilthey, Rudolphi; es ist dieses aber 
wegen des folgenden bedenklich. Der gegehsatz zu 
dem a se ipsis sind die omnes: die gesammtheit nimmt 
den namen an, den erst ein theil geführt Waitz I, 26. 
Es ist demnach a Victore vtco tou vtx7\<yavT0^, non ex no- 
mine victoris, nach dem Sieger, «Tcb to5 viXTjcjavro^. 
Ritter; Nolte, quomodo permulti loci Tac. emend. Amst. 
1851, 19. Die worte können dem zusammenhange nach 
nicht wol anders verstanden werden als von denen 
(den Germanen), die vorher als Sieger über die Cel- 
ten bezeichnet worden sind. Münscher, Orelli, Bach, 
Gruber, Müller, Schweizer. Andere fassen a Victore 
unrichtig als Römer: Longolius, ed. bip., Kiessling, 
Holtzm. (Kelten etc. 42). Es ist dies aber rein un- 
möglich, vrgl. Schweizer, Hitzig, monatsschr. I, 142, 
Mahn a. a. o. 11. 14. Waitz, 2. aufl. I, 26. In seiner 
ausg. der Germ, sagt J. Grimm: malim ductare. Nihil 
tamen mutaverim, si Victor populum romanum signifi- 
care possit, Tungris fratrum nomine blandientem. An- 
ders urtheilt er jedoch gött. gel. anz. 1837, 167. Andere 
emendiren, da die lesart a Victore Schwierigkeiten mache: 
a victo: Leibnitz, J. Grimm, gesch. d. deutsch, spr. II, 
785, Bunsen, gott etc. II, 450, oder a victis : Muretus, Clu- 
ver, Wex, progr. Schwerin 1853, Rudolphi, obss. in Tac. 
g. 21, Bredow, der a Victore „für unsinn'' erklärt. Uebers. 
der Germ. 102; auch Schweizer ist nicht gegen die 
lesart a victis, in Kuhn's zeitschr. II, 156 (anders im 
Programm). Beide emendationen aber sind unnöthig. 



«7 

Gruber ; Strombeck, werke des Tac. äbers. III, 3 akg. 4 ; 
Münscher. Noch andere emendd. fährt Passow an p. 87, 
cf. auch Waltber. Huschke schlägt a üctore, Gronov. 
a Yictrice vor „ut referatur ad nationem*'. Die stelle 
überhaupt wird von Hand, Turs. 4, 360, aber doch nicht 
ganz richtig erklärt, er sagt: Primum Galli vocabant 
omnes citra Rhenum habitantes nationes Germanorum, 
qui se vicerant» nomine, postea hae nationes sibi nomen 
virtutis ipsi arrogabant 

ob metutn. Es macht dies wort eine gewisse Schwie- 
rigkeit; es bedeutet beim Tacitüs sonst „aus furcht" 
und das passt nicht zum Sieger. Waitz I, 26. Die er- 
klärer fassen das wort hier daher in dem sinne „um 
furcht zu erregen; i. e. metus (Gallis) faciendi causa: 
Weishaupt, Orelli, Kritz, Ritter, Münscher; ob metum 
sc. faciendum : Döderl. oder injiciendum : DübncF-; ut m. 
facerent: Schweizer. Was nach Tacitus „ob metum," 
um furcht zu erregen, geschah, war, dass die Tungrer 
die stammgenossen jenseits des Rheins alle mit dem- 
selben namen nannten, den sie führten ; durch hinweisung 
auf sie als ihre Volksgenossen wollten sie furcht einflössen. 
Waitz I, 26; Schweizer 13; Döderl. ed. 1847. Aber das 
furchtbare liegt nicht in dem namen, wie Gerlach, Bran- 
des, Zeuss, 60, Grimm, d. sp. II, 786 wollen. De la 
Bleterie emendirt unnöthigerweise ad metum. Brotier. 

mox eti€m = deinde, postea; cfl 10, 1; 26, 2. In 
dem etiam liegt, dass später ein nicht erwarteter, ein 
auffallender gebrauch des wortes aufgekommen sei. 
Münscher. Was Tacitus auf die autorität anderer (der 
ganze satz ist von adfirmant abhängig) berichtet, hat 
keinen anspruch, für unbedingt richtig zu gelten. Es 
ist viel wahrscheinlicher, dass der name nicht von einer 
einzelnen Völkerschaft ausging, sondern gleich die all- 
gemeine bedeutung hatte, die ihm später zukam. Doch 

ist es möglich, dass er am Niederrhein entstand, wo 

5* 



V 



\ 



/ 



68 

die Gallier zuerst mit den Deutschen in berährung ka- 
men. Waitz, ed. 2, I, 27. 

invento nomine. Der sinn von invento nomine ist 
dadurch, dass diese worte zwischen a seMpsis und vo- 
carentur stehen, genau bestimmt. Sie können nur 
heissen : mit dem namen, welchen die diesseit des Rheins 
gebliebenen glieder der gesammtheit bereits vorfanden. 
Rühs; Luden I, 595; Orelli; Münscher. Gerlach sagt, 
invento geht auf Tungern und kann streng genommen 
nicht mit vorgefundenem übersetzt werden, doch w^rd 
der sinn nicht wesentlich dadurch geändert. Nach Gre- 
verus zeigt inv. nur an, dass der name nicht ursprüng- 
lich war. Wex, prgr. 3, 5, übersetzt: den sie bekom- 
men; Walch: nach dem aufgefundenen; Müller: nach- 
dem aufgekommen; Walther = recepto, angenommen. 
Anton und Arndt übersetzen erfundenen; ebenso Thu- 
dichum, der deutsche Staat 168 — 170; Haupt; Schweizer 
erklärt s. 13 : invent. nomen gleichbedeutend mit fictum 
nomen „erfunden", mit rücksicht auf die am rechten 
ufer wohnenden. 

a se ipsis. Die letzte nachricht kann nur in sehr 
beschränktem sinne wahr sein; Deutsche, die zu den 
Römern kamen, mochten sich und ihr volk Germani 
nennen und daher erklärt sich der irrthum, aber daheim 
ist der name nie in gebrauch gekommen; erst die 
späteren römisch gebildeten geistlichen Schriftsteller 
des mittelalters haben ihn gebraucht, aber nie war er 
volksthümlich. Waitz ed. 1. I, XIII. Lips. wollte: a re 
ipsa invento, Brotier aber schon bemerkt dazu: male 
emend. Lips. a re ipsa. 

Germani vocarentur. Das wort Germani fehlt im cod. 
Bamb. Mit Lünemann setzt es daher Kiessling in 
klammern. 



69 



Gap. m. 

FtUsse apud eos et Heretilem memarant, primumque om- 
nmn virorum fortmm, ituri in proelia, eununt. 

Wie die indogerm. sprachen im schoosse Asiens 
wurzeln, so ist diess auch mit der mythologie der indog. 
Völker, insbesondere der griechischen und germanischen 
der fall. Wolf, vorr. zur zeitschr. f. myth.; Schömann, 
gr. alterth. II, 117; E. W. Weber, de Mercurio, praecipuo 
Germ, vett deo 10. Alle berührungspunkte der s. g. 
klass. und der indog. myth. sind sämmtlich natursym- 
bolischen Inhalts. Es folgt daraus von selbst, dass die 
abtrennung auch der Germanen aus ihren ursitzen zu 
einer zeit stattgefunden haben muss, wo der indogerm. 
stamm sich zu ethischen göttergestalten noch gar nicht 
emporgeschwungen hatte. Weber, zeitschr. d. deutsch- 
morgenl. gesellsch. VIII, 389. 390. 

Der Charakter der indogerm. mythologie ist licht- 
cultus. Der begriff des göttlichen bildete sich aus dem 
des lichts, und gegenständ der ältesten götterverehrung 
waren die erscheinungen des lichts. Diese treten am 
deutlichsten und wohlthätigsten in dem erleuchteten und 
erwärmenden tageslichte, der sonne, und in der nacht 
in den Sternen, auch sonst in blitz hervor: daher war 
der sitz der götter in der luft und im himmel. Mann- 
hardt, götter 67; Lassen I, 755. 756; Justi, im Orient 
und occid. von Benfey II, 45. Die götter führen bei 
den Indern die namen devas. Alle indogerm. stamme 
haben die benennung aus der urzeit in ihre späteren 
Wohnsitze mit heräbergenommen. Dem sanscritworte 
d^va, djo, nom. djäus, himmel, himmelsgott, entspricht 
Zsu^ = Ato^, aus djeus = dyäus; lat. diovis, deus, Ju- 
piter aus Diu— piter = div pater, litth. de was, altpr. 
deiws, irisch dia, bei den deutschen stammen hat sich 
nur der altnord. plur. tivar, ahd. zio erhalten ; das angels. 



70 

Tio, Tives schliesst sich am nächsten an. Das Stamm- 
wort lautet scr. und zen<L div, leuchten; somit war der 
älteste gemeinsame gott des indogerm. urvolks Div 
(nom. Dyaus, gen. Divas), der himmel (eigentlich der 
glänzende*). Ihn riefen die ved. sänger als Dyaush 



*) Rochholz in Pfeiffers Germania VI, 391 : Der auf der weide 
seinen tag und seine nacht zubringende nomade sucht die götter 
nicht hinter den mauern, sondern über sich im unbegrenzten 
himmel. Hier sind sie ihm noth wendig die leuchtenden und er- 
lauchten, und so werden sie genannt in allen arischen sprachen. 
Aus der w. div , leuchten , entspringt scr. dewas (ursp.. daivas), 
diras, dcus. Leo Meyer (Kuhn, zeitschr. 7, 17): Im scr. heisst 
diy, subst, himmel; der nom. ist dyäus, dessen Identität mit dem 
gr. Zeuc, Aioc, lat. Jupiter, deutsch Zio, goth. Tius längst bekannt 
ist; Wörter, die früher den himmel bezeichneten, der selbst vom 
glänzen benannt wurde. Auf denselben Ursprung zurück kommt 
bekanntlich die altindische bezeichnung für gott: deira, das ur- 
sprünglich wol nicht den himmel .selbst, sondern zunächst den 
„himmlischen** bezeichnete und dem das griech. deo (aus Aeto, 
dei/o, Set/o) und das lat. deo (aus deo, dev5, deiY5) genau ent- 
spricht, mit denen also unser „gott'* in engem zusammenhange 
steht, das urspr. auch „den glänzenden**, dann wol „den himm- 
lischen** bezeichnete. Unmöglich ist nicht, dass das goth. gu$a 
sich nicht auch erst auf die (yielleicht indische) nebenform jut, 
jynt, sondern unmittelbar auch auf jenes dyut stützt. Max Müller 
(Torles. über die spräche, übers, von Bötticher, 1863, 10): die 
meisten namen der indischen und griechischen götter sind nichts 
als poetische namen, die nach und nach eine von ihrem ersten 
erfinder gar nicht in betracht gezogene göttliche persönlichkeit 
annehmen. So bedeutet Zeuc ursprünglich „den hellglänzenden 
himmel**. 

Adalbert Kuhn dagegen behauptet, die Zusammenstellung des 
lat. deus mit Zevc yerbiete das sanscrit, wo dem Ziu in Zevc das 
entsprechende djaus (himmel), dem deus «» ^ebc das entsprechende 
devas, gott, sei. Haupt 11, 231— -235; Kuhn, zeitschr. 6, 445. Bühler 
(Orient und Occid. von Benfey I, 508; II, 338): deoc kann nicht 
aus der w. diy entstanden sein. Curtius leitet es aus der w. dec 
flehen, anbeten; so dass es nach Döderlein gl. 2500 „der ange- 
betete** wäre, etym. , 2., anfl. I, 230. Curtius ist aber selbst un- 
sicher dabei; (in der 2. anfl. I, 213 behauptet Curtius aber auch, 



71 

pita^ d. i. himmelvater, gott des hellleuchteaden» blauen 
himmelsgewölbes neben seiner gemahlin Mätä Prithivi, 
d. L mutter erde, an (gerade wie im Homer Zeu KOLTtfi 
yf xe |iiTTi]pj. Doch ist die gestalt des himmelsvaters in 
den veden schon etwas verblasst. Mannhardt, die 
götter 57; vergl. Benfey, Indien, bei Ersch etc. 17, 159. 
164; Bopp, vergl. grmmt., 2. ausg., I, 252. 253; Curtius, 
etym. II, 94. 187 ; 2. aufl., I, 213 ; Pictet II, 663. 

Die altgermanische mythologie bewahrte ganz den 
boden altarischer naturanschauung, insbesondere, wie in 
der vedischen mythologie, den UchtcuUus. Zacher, in 
Ersch mid Gr. 61, 376. Unvordenkliche zelten hindurch 
verehrten die Deutschen die aus dem hirtenleben her- 
gebrachten einfachen naturgötter, während bei andern 
Völkern Vielgötterei eintrat. Grimm, kl. sehr. II, 403. 
Nach Caesar b. g. 6, 21 beteten die alten Deutschen 
die sonne'*'), den mond und den feuer- (blitz-) gott, 



de^ sei durchaus vom scr. div zu trennen). Vielleicht stammt es 
aus einer indogerm. urform dhia, in scrit die wurzel dhi, denken, 
weise sein, oder dhi glänzen. Windischmann (fortschr. der spra- 
chenknnde, 1844, 17) führt ^thq und deus auf eine w. dhä Tiäi\\iA 
zurück, wonach beide mit dhätar, der Schöpfer, gleichbedeutend 
seien; das ist aber nicht richtig, vergl. Roth in der zeitschr. der 
deutschen morgenl. gesellsch. 1847, I, 66. Auch im Aeschylus ist 
wie allen tief ersehenden Griechen der ältesten zeit, Zeus allein 
der eigentliche gott im höchsten sinne des wertes. O. Müller, 
Eumeniden s. 189. Man kann nicht umhin, zu bewundern, wie 
Zeus neben andern göttern als vater der götter sich im bewusst- 
sein der nation in kraft erhalten hat. Wclcker, myth. IT, 179. 
Die Verehrung des Zeus und seiner götterschar ist arisch. Dev 
kern des arischen gottes stammt aus altarischer naturansehauoDg. 
Bansen, gott II, 202. lieber de was, deo« und deus vergl. noch 
Grinmi, myth. ed. 3. p. 176; Pictet II, 652. 653. 

') Wie nach Herodot I, 216 die Massageien und nach 7, 223; 
I, 131; 4, 188 die Perser und libyschen nomaden; bei den Persern 
finden sich zahlreiche beweise der Verehrung der sonne, z. b. opfer. 
Rapp, in der zeitschr. der deutsch, morgenl. gesellsch. 1865, 19, 
72. — In indischen sagen wird der spune Verehrung erwiesen. 



72 

Donar, an. Es würden auch andere zu nennen gewesen 
sein, auf die sich des Römers aufmerksamkeit aber nicht 
erstreckte. Grimm, a. a. o. Auch bestimmte Überliefe- 
rungen sprechen für jene genannten 3 naturgötter. 
Schweizer 22. Es bricht in der gedachten stelle des 
Caesar die naturanschauung also noch ganz klar durch 
und noch 50 jähre nach Caesar erkennt man in den 
Schilderungen des Tacitus sehr deutlich, dass der licht- 
cultus bei unsem altvordern vorherrschend war. Als 
einst der könig der Ampsivarier, Bojocal, die Römer 
flehentlich um land fiir sein volk anrief, schaute er zur 
sonne empor und fragte sie, als ob sie gegenwärtig sei. 
Tac. ann. 13,55. Spätere spuren von einer heidnischen 
Verehrung der sonne und des mondes und der gestirne 
bei den Germanen weist Grimm in der myth. ed. 3. 
s. 666 nach. Von den nördlichsten Germanen berichtet 
Tacitus, sie nähmen im glänze des abendroths die ge- 
stalt der götter wahr und erblickten ihre strahlenden 
häupter, cp. 45, ja Tacitus führt uns die beiden zwillings- 
sterne Castor und Pollux, die den arischen A^vin, welche 
als Zwillinge den Dioskuren analog und wahrscheinlich 
morgen- und abendstern bezeichnen (Benfey bei Ersch 
und Gr. 17^ 169. 170), als gegenstände göttlicher Ver- 
ehrung an. Mit unrecht stellt Planck, s. 56, die frage: 
sollte die Luna des Caes. nicht die Taciteische Isis sein 
können? Der Vulcan des Caes. kann leicht der deutsche 
Mars oder Donnergott sein. Richtig aber setzt er hinzu : 
die sonne (sol) freilich will sich mit Odin nicht so leicht 
einen lassen. Erst Tacitus, der durch die wiederholten 
eroberungszüge der Römer schon genauer als Caesar 
über deutsche zustände unterrichtet war (W. Müller, 
relig. 2), zeigt uns auch andere anthropomorphisirte, in- 



Benfey, Pantschatantara 11, 281. Auch das ganze vorderasiai hcl- 
denthum stand auf der stufe des gestirndienstes. Ztscbr. d. d. 
morgenl. gesellsch. 7, 467. Bei den Gr. erwähnt ihn Hermann, 
gottesd. alt., cd. 2, 7. 



73 

dividuelle göttergestalten *). Bei nennung der götter 
aber war es der darstellungsweise der Römer weit mehr 
angelegen, durch freie Übertragung (interpretatione Ro- 
mana. Germ. 45) halbe deutlichkeit zu erlangen, als 
durch beibehaltung barbarischer ausdrücke der nachweit 
einen dienst zu erweisen. Grimm, myth. ed. 3 s, 108, 
Es ging mit den deutschen götternamen wahrscheinlich 
wie. mit den namen der deutschen berge, von denen 
Mela sagt: montes, quorum nomina vis est eloqui ore 
Romano cf. Ruperti ad Tac. Germ. cp. 9. Tacitus scheint 
aber keine benennung römischer gottheiten ohne vor- 
sieht und Überlegung zu thun. Da übrigens die Römer 
schon lange mit Germanien verkehrt gehabt und römi- 
sche legionen am Rhein seit jähren unter deutschen 
Völkern gestanden hatten, so ist anzunehmen, dass die 



*) Zacher äussert bei Ersch und Gr. 61, s. 376: Es würde 
eine grosse kurzsichtigkeit verrathen, wenn man die Wandlung 
der german. mythologie in die zeit zwischen Caesar und Tacitus 
setzen wollte; Grimm hat durchaus recht, wenn er sagt: Ich kann 
Caesars worte für nichts als eine halbwahre, allgemein gehaltene 
ansieht nehmen, die gegen Tacitus bestimmtere aussage weder 
andere götter verdächtigen, noch viel weniger einen elementar- 
dienst unter den Germanen darthun mag, und ähnlich äussert sich 
Weinhold (bei Haupt 7, 74) folgendermaassen : v. Sybel (entst. d. 
d. königth. 68) hat, auf Caesars angaben gestützt, die ansieht ge- 
äussert, die germ. gottheiten seien erst durch berührung des 
Volkes mit Kelten und Römern zur persönlichkeit gelangt. Und 
Mannhardt (götter 71, 72) meint, dass in der periode zwischen 
Caesars 'erobcrung in Gallien und Tacitus zeit die deutschen 
götter in der anthropomorphose bedeutend fortgeschritten seien, 
welche bedeutende Umwälzung mit den durchgreifenden Verände- 
rungen in der lebensweise des volkes zusammenhingen uad mit 
dem steten kämpfe der neuen feinde, der Römer, herbeigeführt 
seien : gegen diese beiden ansichten wird jeder protest einlegen, 
welcher die tiefe Verwandtschaft unserer mythen mit denen der 
anderen indogerm. stamme kennen gelernt hat, die durchaus auf 
eine frühe und ausgeprägte götterbildung auch bei den Germanen 
hinweist. 



1 



74 

deutschen gottheiten schon bevor Tacitus schrieb, mit 
den römischen verglichen und schon römisch gedeutet 
waren, so dass er wol nur der gangbaren auffassung 
folgte. Horkel. 

Dieses vorausgeschickt, wird es nichts auffälliges 
haben, wenn wir in Hercules an unserer stelle zunächst 
einen indischen gott nachzuweisen suchen, was um so 
nöthiger erscheint, als dadurch die eigenthümliche ger- 
man. bedeutung des röm. Hercules an unserer stelle 
sich in ein durchaus klares licht setzen lässt. 

Schon Mannhardt behauptet (Germ, mythen), der 
mythus von Hercules sei theilweise indogermanisch. 
Schweizer, zeitschr. für alterthumswiss. 1850, sp. 493, 
leitet den namen Heracles von der scr. wurzel svar mit 
der grundbedeutung hell*). Der gott aber, der bei den 
alten Indem dem Hercules enspricht, ist Indra. Indra 
ist den alten Indern der höchste gott, der gott des 
leuchtenden himmels, der gewitter, er hat den donner- 
keil; zugleich ist er der kämpfende gott, der gott der 
schlachten und fährt auf seinen mit falben rossen be- 
spanntem wagen. Lassen I, 757 f. Indra aber vergleicht 
sich dem Hercules in verschiedenen zügen. 1. Wie 
Hercules gegen Geryones und andere riesen kämpft, so 
Indra gegen Vritra, er ist Verethragna, Vritra == da- 



*) Die etym. deutung des namens Heracles von Krause in der 
zeitschr. für die österr. gymnasien 1866, 29% ist mir nicht vor 
äugen gekommen. Zacher, alfab. des Wulf. s. 97 und Preller, 
myth. 2, lii nehmen übrigens an, dass der cultus des Heracles 
bei den Griechen und in Sieilien orientalischen Ursprungs sei. 
Jacobi im handwb. der myth., 396, meint aber noch irrthümlich, 
dass sogar indische sagen, die ihrem wesen nach dem hellen. 
Heracles verwandt waren, in der griech. Heraclessage früher oder 
später hätten ansammenfliessen können. — Nebenher sei hier be- 
merkt, dass nach Mannhardt, götter 58, der griech. Oupovoc der 
altind. gott Vamna sei, der seinen namen von var, vri, bedecken, 
umhüUen, habe, und so werde auch Uranos in der poesie als der 
„bedeckende" aufgefasst. Vergl. Leo, vorl. I, 15. 



i 



75 

monen-tödter „mit hundertknot'gem donnerkeil". Sama- 
Veda, Bcnfey I, 3, 2, 2, 5; 1, 3, 2, 4, 1. Rig-Veda; Benfey, 
or. und occ. II, 239. Auch das zend. verStragna be- 
deutet Vritra — tödter, und auch dieses beweist den 
Zusammenhang der zend. und indischen mythologie. 
Bopp, vergl. grmmt. 2. ausg. I, 64. 

2. Indras wafTe ist der donnerkeil, Hercules' die 
keule; 3. Indra ist der gott der schlachten. Er wird 
vor beginn des.kampfes angerufen und als vorbild ge- 
priesen. Samaveda, ed. Benfey, I, 4, 1, 5, 6: 
Den vor dem feind die kämpfenden geschlechter, 
den im gespann die stürmenden anrufen, 
den in der Schlacht, den in der wagen stürme 
die priester feiern, Indra ist es, dieser u. s. w. 
Samav. Benf. 1, 3, 2, 3, 7: 
Auf schmücket unsem Indra aus, der anzuflehn in jeder 

Schlacht ; 
Samav. 1, 2, 4, 6: 
Indra rufen in grösserm kämpf, Indra wir in kleinem 

an, den blitz schleudernden kampfgenoss; 
I, 3, 2, 7: Den Indra rufen wir im schlachtenkampfe 
flehend an. cf. auch Samav. Benf. II, 9, 3, 2. Ein alt- 
ind. lied sagt: Indra sei unser Vordermann, er schütze 
allenhalben uns. Weber, abh. der berl. akad. phil. bist, 
cl. 357. Im Rigveda, ed. Rosen, heisst es : Indram cantu 
laudate, laudate multos hostes vexantem. I, 5, 1; 2. 
Qui in certamine te invocant, voti compotes fiunt. I, 8. 
Wie Indra, so ist nun auch wahrscheinlich Hercules 
Victor vor dem kämpfe von den Römern angerufen. 

Die ähnlichkeitspunkte werden noch schärfer her- 
vorspringen, wenn wir den deutschen gott, der sich 
unter Hercules an unserer stelle verbirgt, näher be- 
trachten. Denn dass Hercules hier nur Interpret, romana 
genannt werde, ist im allgemeinen oft schon ausge- 
sprochen worden, von Bredow, Gerlach, Ritter; wie es 
denn die Römer überhaupt liebten in den göttern frem- 



76 

der Völker nur ihre eigenen zu ünden und diese den- 
selben zu substituiren. £s ist dieser Hercules der deut- 
sche gott Thunar. 

Der deutsche Donar hat vom scr. thema dhvan, 
tönen, seinen namen bekommen. Wolf, zeitschr. I, 55. 
Grinim sagt, myth. ed. 3, 130, nur ein einziges unmit- 
telbares zeugniss nennt uns den deutschen gott Thunar' 
im j. 743 als einen der grössten deutschen götter. In 
der bekannten abrenuntiationsformel heisst es: Ec for- 
sacho — thunaer ende uuoden ende saxnote. Massmann, 
die deutschen abschwörungsformeln. s. 5. Später haben 
sich noch andere Zeugnisse gefunden. In einem ge- 
dichte aus der zeit CarFs des gr. heisst es: nee illi 
auxilio Thonar et Woten erunt, Haupt 12, 463 und 
sonst wird Thor auch noch in heilssegen aus dem 
8. jahrh. angerufen. Haupt, zeitschr. 1866, 193. Er 
wurde auf bergen und in ^ wäldern verehrt , daher die 
namen: Thunresberg (in Westphalen 1100), Donners- 
berg in der Rheinpfalz, Donnerbuhel, Thorsbjörg (Mannh., 
germ. m. 235; Grimm, m., ed. 3, s. 154 f.). 

Das wesen des Thunar wird aus sagen, gebrauchen 
und mythenresten erkannt. Ad. v. Bremen sagt: Thor, 
inquiunt, praesidet in aere, qui tonitrua et fulmina, ven- 
tos imbresque, serena et fruges gubernat. Grimm, 
myth. 120. Wahrscheinlich richtete das deutsche hei- 
denthum an den donnergott (einen schwachem Zeus 
oder Jupiter, Grimm, myth. ed. 3, p. 150) die bitte um 
regen, wie die Griechen an Zeus (^aov, uaov, o t^Ckt ZeS. 
Anton, elc ioL\yz. 5, 7.), wie die Römer an Jupiter (Petron. 
cp. 44 Jovem aquam exorabant), denn bei den Esthen 
hiess es noch im 17. jahrh.: „lieber Donar, gib frucht- 
bare zeit und süssen regen.'' Grimm, myth. 119; ed. 3, 
s. 159. 160. Der deutsche donnergott wirft keilförmige 
steine, s. g. donnerkeile vom himmel herab. Die nord. 
mythologie legt ihm einen wunderbaren hammer (urspr. 
stein) zu, den er gegen die riesen schleudert. Saxo 



77 

stellt denselben als eine keule, ohne griff dar. Grimm, 
myth. 124; ed. 3, s. 164 f. Vor allen bäumen war ihm 
die eiche geweiht. Bonifacius zerstört den robur Jovis 
bei geismar. Nach der Edda hat Donar ein gespann 

f Böcke vor dem wagen. Grimm, myth. 126. 

Dabei aber ist zu bemerken, dass einzelne eigen- 

^ Schäften verschiedener götter in einander greifen; was 

hier von einem derselben gilt, kann dort auf einen an- 
deren übertragen sein. Grimm, myth. 151. 

Mit diesem deutschen Donar aber fallt aufs ge- 
naueste Indra, der gewittergott, zusammen. Mannhardt, 
germ. m. s. 1; Wolf, beitr. II, 314; Grimm, myth. ed. 3, 
vorr. XXIX. Weniger ist er dem deutschen Wodan zu 
vergleichen, wie Fr. Ritter thut. Jahrb. des Vereins von 
alterthumsfreunden im Rheinlande 1863, 80 f. Uralte, 
bereits unter dem muttervolk in Asien gangbare Vor- 
stellungen liegen dem Thormythus zu gründe. (Denn 
grössere Übereinstimmung mit dem germ. alterthume 
als bei Finnen und Mongolen dürfen wir überhaupt in 
den urverwandten indischen und zendischen mythen 

\ suchen. Grimm, myth. ed. 3, vorr. XXIX.). Bei den ved. 

Indem gewahren wir sie zumeist an Indra geknüpft 
Mannhardt, die götter, 231. Wie Donar die dursen be- 
kämpft, so kämpft Indra gegen Vritra und Bala, er ist 
der Vritra = Dämon en-tödter. Indras waffe ist der don- 
nerkeil, Thonars der hammer. Leo in Wolfs zeitschr. 
I, 55. Vorless. I, 24. Indra wird geradezu der donnerer 
genannt. Sama-Veda, Benfey II, 4, 2, 14, 3. 

Mit seltener einmüthigkeit haben, ausser Grimm*), die 

1 *) Jakob Grimm deutet .Hercules verschieden; io der ersten 

ausg. der myth., 8. XI sagt er nur ganz im allgemeinen, unter Her- 
cules sei nach röm. Interpretation ein deutscher gott zu versehen ; 
8. ;^03 räth er auf Saxnot; in der gesch. d. d. sp. 349 scheint er 
ihn mit Donar zusammenzustellen, aber s. 657 mahnt ihn der 
name Irminld an die silva Herculis sacra. Tac. ann. 2, 12. In 
der myth., % ausg., 32S— 336, sucht er nachzuweisen, dass unter 



78 

neueren mythenforscber, den Hercules Saxanus, als mehr 
dem röm. cultus zufallend, bei seite lassend, in Hercules 



Hercules der göttliche held Irmin, auch Iring geheissen, der söhn 
Wotans zu verstehen sei. Diesem stimmt Münscher, I, 19, bei 
und auch Quitzmann, relig. der alten Baiwaren, 142, erachtet 
diese deutung als der Wahrheit am nächsten kommend. Rieger, 
bei Haupt 10, 183, meint gleichfalls, Hercules sei nicht ohne fiig 
auf Irmin als schlachtengott gedeutet, doch sei diese deutung 
nicht nothwendig 185. 188; dann sucht er beide meinungen, dass 
Hercules Irmin und Thor sei, zu vereinigen. An unserer stelle, 
cp. 34 u. ann. 2, 12, sei er Irmin, cp. 9 der Germ, könne er kein 
anderer als Donar sein. Cf. Schweizer I, 14. Horkel sagt: die 
beziehungen auf Saxnot, Irmin oder Donar, haben alle etwas tref- 
fendes, wodurch eine sichere deutung erschwert wird. Latham 
sagt, Hercules sei wahrscheinlich Thor s. 50; ebenso Panckoucke 
6, 96. Zacher ist der ansieht, bei Ersch u. Gr. 61, 370, unter 
Hercules sei vielleickt der hammertragende donnergott zu verste- 
hen. Allgemein gehalten sind folgende ansichten. Deycks, prgr. 
V. 1854, leugnet, dass einer von den germ. hauptgöttern den na- 
men von Hercules hätte tragen können. Dagegen erinnert Schwei- 
zer, s. 14, daran, dass er bei Cic. Tusc. I, §. 28 tantus et tam 
praesens deus heisse, und schon bei Herod. II, 44 ist er gott und 
auch heros rcß oX\>)jltc{c^ (HpaxXet) duo\>ai ck oc^oevaTU), -n^ Ifkxi^ «k 
i^pttt; vrgl die fast gleichlautende stelle bei Paus. 2, 11, 7. Die 
ersten, welche bei den Griechen den Herakles durch feierliche 
Opfer als gott ehrten, waren die Athener. Jacob! , handwb. der 
myth. 430. Dilthey behauptet, es sei unter Hercules irgend ein 
deutscher nationalgott oder heros verstanden. Gerlach: irgend 
eine im deutschen göttersystem dem Hercules entsprechende per- 
sönlichkeit; Horkel: es ist zweifelhaft, ob man ihn in der reihe 
der deutschen götter, oder der deutschen beiden zu suchen hat. 
Eine sichere entscheidung scheint unmöglich; Walther: cogita de 
deo Germanorum patrio, quem Romani similem Herculi intellexe- 
runt numine et cultu, eodemque nomine adpellaverunt; Dübner: 
non hunc ipsum, sed heroem similem Herculis Graeci; Brotier: 
Hercules est vir, stupenda vi grandlbusque factis insignis; Bach: 
Haud düble Hercules cum German. nescio quo deo sive beroe 
Graeci Herculis haud dissimili a Romanis pcrmixtus est; Kriiz: 
antiqunm aliqnem heroem Germanorum interpr. Romana pro Her- 
cule habuit Tacitas. Neuerlich nennt Baumstark die ganze er- 
wähnung des Hercules eine fabelei des Tacitus! Eos I, 57. 



79 

den deutschen Thunar erkannt. Zeus8,die Deutschen 23.25; 
W. Müller, altd. relig. 44; 241. 244; W. Müller, versuch 
einer myth. erkl. des Nihell. 143; MüllenhofT, de antiq. 
Germ, poesi chor. 7. 12. 15; Simrock, handb. der myth. 

I 192. 294, ed. 2. 271. 286; Mannhärdt, germ. m. 229; 

! Greverus, progr. 20; H. Rückert, deutsche culturgesch. ; 

' Colshorn, myth. 149; Wolf, beitr. II, 107; Wackernagel, 

gesch. der deutschen lit. 8; Schweizer, progr. 14; jahrb. 
für phil u. päd. 1862; Thudichum, der deutsche Staat 174. 
Thor aber erschien den in Deutschland stehenden 
römischen legionen oder sonst colonisten an den deut- 
schen grenzen mit dem Hercules vergleichbar aus fol- 
genden gründen : 1. Thor trägt als waffe einen hammer 
(bei Saxo eine keule, clava, was ihn dem Hercules ähn- 
licher macht, Simrock, myth. 285, ed. 2, s. 257. 264 ; der 
hammer ging später in eine axt, Wolf, zeitschr. 2, 296 ; 
8, 105, in der christlichen zeit in ein f über, Mannhardt, 

I germ. m. 24) wie Hercules eine keule. Die deutung 

des taciteischen Hercules als Thunar wesentlich auf 
sein attribut als keule zu stützen , dazu gab die weite 

"' Verbreitung römischer Statuetten gerade des keulentra- 

genden Hercules in ganz Deutschland besondere veran- 
lassung. Die weite Verbreitung dieser römischen idole 
macht zum wenigsten wahrscheinlich, dass der Germane 
in dem keulenträger das bild einer einheimischen gott- 
heit wieder zu finden glaubte. Mannhardt, germ. m. 229. 
Und auch den Römern der Varusschlacht und der nächst- 
folgenden zeit schien der kraftvollste der deutschen 
götter mit dem hammer oder der keule in der band 
nur auf Hercules deutbar, und Tacitus erzählt wie sie 
ihn besangen, wenn die Germanen nach den von Thunar 
beschützten Sippen in das treffen zogen. Dem beere 
voran trug man des gottes Symbol, wahrscheinlich die 
keule oder den hammer. Mannhardt, götter 207. 

Ausser der keule hat aber Hercules mit dem Thor 
noch anderes gemein ; 2. den bei Tac. Germ, erwähnten 



\ 



80 

Herculessäulen entsprechen Thorssäulen, welche noch 
häufiger vorkommen würden, wenn sie das mittelalter 
nicht in Rolandssäulen verwandelt hätte. Simrock, 
myth. 294 f. 

3. Thor ist bekämpfer der Dursen, feindlicher riesen 
(W. Müller, altd. rel 237), wie Hercules des riesen An- 
täus, der giganten. 

4. Thor bekämpfte auch die Midgardschlange , wie 
Hercules die lernäische schlänge. Simrock a. a. o. 

5. Die vornehmste that des Hercules war die, dass 
er in den Hades stieg und den Cerberus mitbrachte; 
Hom. Od. 11, 623; so geht auch Thor in manchen my- 
then in die unterweit, am deutlichsten in der mythe 
von Utgartloki (Simrock a. a. o.). 

6. Hercules war bei den Römern, wie bei den Grie- 
chen, Schatzgott, der glücksbringer ; ebenso Thor bei 
den Deutschen; Jacobi, handwb. der myth. 426. 428; 
der orakelsuchende würfelte im heiligthume des Hercules 
in Griechenland und Etrurien. Jacobi a. a. o. 

7. Wahrscheinlich ist wie Indra auch Hercules 
Victor vor dem kämpfe angerufen und dem Tacitus 
muss bei den Süddeutschen auch Thor noch als kriegs- 
herr erschienen sein, wie auch bei den Norddeutschen 
vor der überwiegenden geltung des Odin und Tyr der 
gedanke an den einfluss Thors auf das geschick der 
heerzüge nicht ganz verschwunden war. Es wird eine 
Silva Herculi sacra bei Tac. ann. H, 12, ein heiliger 
hain, erwähnt, in welchem sich vor dem kämpfe mit 
den Römern auf dem Idistavisofelde die zu Arminius 
stossenden stamme vereinigten. Thor aber wurde be- 
kanntlich auf bergen und wäldern verehrt : Thuneresberg 
u. 8. w. Mannhardt, germ. m. 235; Simr. myth. ed. 2, 256. 

Tacitus sagt nun ituri in proelium Herculem ca- 
nunt. Haben wir oben gezeigt, dass Indra von den 
Alt-Indern vor dem kämpfe angerufen wurde, ist nach- 
gewiesen, das Indra der römische Hercules und Her- 



81 

cules der deutsche Thor gewesen ist, so wird daraus 
auch sicher angenommen werden dürfen, dass auch 
Hercules und Thor vor der Schlacht angerufen seien, um 
so mehr, da auch hei den Griechen in der heroenzeit. 
heim heginn der Schlacht zu ehren der götter lieder 
angestimmt wurden. Peucker, das kriegswesen der 
Deutschen II, 224. Von der anrufung Thors vor der 
Schlacht lassen sich fihrigens bei den Deutschen auch 
noch spuren nachweisen. 

Zunächst wird die sitte eines kriegsgesanges im 
allgemeinen bei den Germanen von Tacitus auch sonst 
erwähnt: bist. 4, 16 ut virorum cantu, feminarum ulu- 
latu sonuit acies'^). Specieller deutet die anrufung gött- 
licher wesen später Amm. Marc. 31, 7, §. 11 an, indem 
er berichtet: Barbari (Gothi) majorum (d. i. der Ansen, 
Äsen) laudes clamoribus stridebant inconditis. Aus der 
christlichen zeit haben wir bestimmte Zeugnisse der 
anStimmung von gesängen vor der Schlacht, begreif- 
licherweise in christlichem sinn. 

In der Schlacht bei Hastings wurde 1066 ein lied 
» angestimmt: Cantilena Bolandi (= Herculis = Thunar?) 

inchoata, ut Martium viri exemplum pugnaturos accen- 
deret inclamatoque Dei auxilio proelium consertum bel- 
latumque est. Peucker a. a. o. II, 224; cf. Hess, obss. 
III, 4. 1167 heisst es von der Schlacht von Tusculum: 
Archiepiscopus vexillum in murum accipiens signoque 
dato maximis vocibus cantum Teutonicum, quem in 
hello Teutonici dicunt, videlicet: Christus qui natus, 
Christ der du geboren ist, etc., omnes laetantes super 
4 Romanos irruerunt. Muratori, Rer. Ital. scriptt. t. 17 

' c. 1147. Die germ. schlachtlieder in christlicher Um- 

gestaltung zum lobe der h. Maria reichen bis tief ins 



*) Auch von den Lusitanem erzählt Diodor 5, 34: '£v rote 

6 



Mittelalter. liUicIenschroit, alterth. s. 85. ^. In 4er 
scUacht am berge Turon 1189 eilten Peutsc^e un^J 
Franzosen in die schl^^pht unter dem gesan^ge des Kyrie 
eleison und ihrer Imen: 

Di^ kristen in got fro 

ir leisen si sungen do: 

he^f uns daz gotes grap! 

adjuva nos Peu9 et st^QCtuip sepul^uip! 
Ein anführer sagt bei Serratius (am ende ites 12. 
Jahrb.), Haupt 5, 187: 

got sul wir alle vlShen, 

daz er uns helfe huite 

wider die ungetouffte liute. 

In der Schlacht am Hasenbühel 1298 sang man: 
In gottes namen Taren wir etc. 

In der kaiserchronik heisst es: 
ir wicliet sie sungen 
sam da ein burc ist gewunnen. 

Auch im 13. jahrh. war es wol allgemeiner ger 
brauch, ein kriegslied anzustimmen, vergl. überh. HofT- 
mann v. Fallersl., gesch. des d. kirchenliedes 43. ed. 2. 
I, 17. 43. 70. 71. 

Noch zur zeit Carls XII. pflegten die Schweden 
unter anstimmung eines geistlichen liedes, z. b. eine 
feste bürg cet, gegen den feind zurücken. Rühs, erkl. 
143. 144. Dass Gustav Adolf einen gesang vor der 
Schlacht bei Lützen anstimmen liess, ist bekannt. 

Nach alle diesem ersieht man, dass der schlachtge- 
sang noch beständig wie in der ältesten zeit ein religiöser 
war. Somit ist hinreichend und entschieden bewiesen, 
dass Hercules an unserer stelle für den deutschen gott 
Thonar steht*). 



*) £8 darf hierbei aber nicht unerwAhnt bleiben , dass SQDsi 
afierdings bei dem römischen gott Jupiter die idee dßs donner- 



9S 

In bezug auf den ron J. Grimm u. a. über den 
ausdruck vir (primum vrrorum) erhobenen zweifei ist zu 
bemerken, dass der ausdruck eben so wenig gegen die 
gottheit des Hercules spricht wie wenn Venus eine fräu 
genannt wird dies gegen deren gottheit spricht; Müllen- 
hoff de poesi; dabei ist zu bemerken, dass in der Edda 
Thor mit demselben worte des Tacitus benannt wird: 
vagnaverr, wagenmann (ags. ver, alts. ahd. w€r, lat. vir, 
scr. vfra). Auch primus findet sich wörtlich als bei- 
name Thors: Einher! = der held xaT? ^SöX'^v. Mannh., 
germ. m. 229. 28ft Ausserdem heisst es im wesso- 
brunner gebete: 

enti do was der eino 

almahtico cot 

manno miltisto. Wackem. leseb. 
Und ganz gleich wird auch der gott Indra mann" ge- 
nannt: Wohlan! lasst ttns Indra preisen, den preiswür- 
dfgen mann. Sama-Veda. Benf. I, 4, 2, S, 7. Die an- 
sieht von Kritz, dass Hercules kein gott, sondern ein 
heros*) ffeu inclytus vir fortis geweseti, widerlegt tref- 
fend Jessen mit den worten: Die herausgeber haben 



gottes he^rrscht. Er ist bei den d^chtero Toii<ans Ov. H^r. 0, 7; 
Metam. 1, 170. Und auch bei den Germanen muss man sehon im 
4. jahrh. unter dem Jup. den deutschen Thunar gefunden haben, 
denn es vurde damals schon der 5. Wochentag dies Jovis, Tbunares 
da<!, abd. Donarestae, übertragen. Sk;hon im 5. jahrh. wurde dieser 
ale feiertag begangen und noeb Bonifacius verbietet den Pranken 
u^d Tb^ringenn die opfer für den Jupiter d. h. Thunar und die feier 
seines festes. Mannhardt, die götter 188. Bei Eliglus (f 659) heisst 
es: nuHus diem Jovis in otio observet. Grimm, myth. anh. XXX. 
Der indic. pagan. hat XX: de ferris qnae faciunt Jovi vel Mer- 
curio; Grimm, myth. abergl. XXXII. Auch Saxo Tersteht unter 
Jupiter den einheimischen Thor: Thor cunfi scepti^o Joyem ex- 
pliziere Yidetnr. Grimm, myth. 236; Golshorn, myth. 149. 150. 

*) Auch Münscher glaubt, irrthümlich, Tac. habe berichtet,* 
die Germanen besängen bei dem vorrücken in die schlacht Her- 
cules als den ersten aHer heielen, I, 18« 

6* 



84 

sieb bei diesen werten kaum eine deutlicbe Vorstellung 
von ibrer bedeutung gemacbt. Der germ. Hercules soll 
also eine bist, persönlichkeit gewesen sein, wie etwa 
Arminius, den nach ann. 2, 88 ebenfalls lieder feierten. 
Nun aber ist es kaum möglieb, dass ein held aus den 
früheren zelten der Vereinzelung und Zersplitterung der 
völkersebaften eine so allgemeine geltung erlangt bat, 
dass er von allen Germanen beim beginne der seblaebt 
besungen wurde; ferner würde ihn Taeit. in diesem 
falle ohne Zweifel bei seinem wahren namen genannt 
haben ; endlieh wird einer historischen person auch kein 
hain geheiligt. Ann. 2, 12. Da wir nun wissen, dass 
Griechen und Römer, wohin sie kamen, eine höhere 
gottheit mit ihrem Hercules identificirten, der auch bei 
den Römern wirklicher gott war, kein blosser heros, so 
ist nicht zu zweifeln, dass dasselbe auch in Deutschland 
geschehen sei, besonders da sieh in dem Thor ein ent- 
sprechendes heldenideal findet. Zeitsehr. f. das gymna- 
sialw. Berlin 1862, 65. 

et — memarant. Durch et, welches mehr zu memorant 
zu beziehen ist, wird auf das frühere (cp. 2) quidam hin« 
gewiesen. Rudolphi a. a. o. Bei memorant suppliren mit 
recht Münscher, Bredo v., Hess, Baumstark : seriptt. Romani ; 
Barby (de consilio, quo Tac. lib. de situ cet. conscrips. 
BeroL 1825, 7) und Kritz jedoch: seriptt. Graeci; Gerlaeh u. 
Weishaupt: Romani et Graeci (nach Gerl. besonders wol 
Plin); Döderl. u. Bach: Romani sive Graeci scriptores 
vel omnino homines, praesertim cum positum sit pron. 
eo8, non se ut c. 39 ; quanquam paulo post Germani in- 
telliguntur, qui Herculem canunt; Ritter: scripores; 
Kiessl.: homines; Becker, sicher falsch, Gerniani; Wal 
ther sagt in certam potius famam Tacit. exprimit. 

primum; sie preisen ihn als den ersten. Dilthey, 
Gruber, Günther, Schweizer. Ad primum supple: eum. 
Kritz. 

<mmium virürum fortium, Lips. setzt nach fort, ein 



85 

punctum; schon Bhenan. jedoch hat die richtige inter- 
punct. : ein punkt. erst nach canunt Auch missbilligen 
schon Pichena und Conring die interp. des Lips., weil 
\ sonst nicht stehen würde : sunt illis haec carmina. 
Orelli erklärt, wol nicht richtig, semideorum atque 
heroum; übrigens ist vir etymolog. mit dem sanscrit- 
worte vira heros oder vara, der gemahl, zu vergleichen ; 
beide Wörter sind von der wurzel var, arcere, abzuleiten, 
wie auch das deutsche wort held von helan, bedecken, 
schützen. Pictet, origg. II, 197. 

ituri in proelia canunt Kein zug war heiliger, als 
wenn das volk ins treffen ging. Den kämpfenden sind 
die götter nahe, zu den göttern kommen die gefallenen, 
die feigen werden ihnen geopfert, cp. 12. Der tag der 
Schlacht ist der heiligste und erwünschteste, wo sich 
jeder nach väterlicher Sitte schmückt. Germ. 6. 31. 38. 
43. 45. ann. 2, 14. Amm. Mai-c. 16, 12, 6. 24. Opfer 
wurden zuvor in hainen gebracht und nächtliche freu- 
denmahle angerichtet (ann. I, 65. Eist. 4, 14; 5, 15) 
wenn loose es nicht hinderten, Caes. b. g. I, 50, cTder 
heilige Zweikämpfe wurden gekämpft. Germ. 10. Die 
einzelnen familienglieder waren gegenwärtig, die priester 
trugen die bilder und Signa ins treffen. Müllenhoff, de 
poesi. So fand auch heiliger schlachtgesang statt Hist. 
2, 22. 4, 18. Mit unrecht denkt Kritz hier an gesänge 
wie zur ehre des Arminius, ann. 2, 88, 3. Auch bei 
den Griechen wurde vor dem angriffe geopfert und der 
schlachtgesang Tcaiav ?|xßaTiqpioc angestimmt. Wachs- 
muth, hell, alterth. II, 1, 392. Solche schlachtgesänge 
kommen auch bei den Spaniern, Sil. Ital. 10, 230, Briten 
Agric. 33, Thraken Tac. ann. 4, 47, Lusitanern Diod. 
6, 34, Galliern vor; Liv. 38, 17 ad hoc cantus inchoan- 
tium proelium et ululatus et tripudia, et quatientium 
scuta in patrium quendam morem horrendus armorum 
crepitus: omnia de industria composita ad terrorem. 

sunt Ulis haec quoque carmina. Auch diese worte 



1 



8» 

zeigen, ias^ nur eine Unterbrechung der rede stattge- 
funden hat. Rudolph! 37. Haeo = talia, ejuemo^i^ 
Kritz; Schweizer; AUenburg; cum empbaBi: dieße, den 
üomern wohl bekannten schrecklichen gesänge; Bael»; 
Orelli; Schweizer. Haec, ut de re paene in opnspectu 
posita; nam baritum plurimi Romanorum audiyeraut 
fandoque celebrabant. Döderlein. Köchly eonj. anstatt 
haec: in acie. Verhandll. der philol. zu Hannover 18^, 
104; Tschofen: Herculea; auch Halm nimmt aneiose an 
dem haec und meint, es werde ein alia, heroica oder 
bellica erwartet. Sit^ungsber. d. baier. akadr 18, s. 27. — 
E^ne änderung scheint jedoch nicht notbwendic* Die 
Germanen hatten also carmina dreifacher art: 1. car* 
mina antiqua; 2. gesänge, in denen sie vor der scblaoht 
die götter anriefen; 3. haec carmina. Weishaupt. 

rdat^J vertrag. Gruber; Schweizer in den jahrbb. 
In dieser seltenen bedeutqng atebt das wort nur liocb 
einmal in den bist. 1, 30. Uebrigens wird dasselbe nur im 
6. cas. gefunden. Joachim, Nonnulla de eloc. Tacit Görl. 
1862, 20. 

baräitum. Die meisten und besten eodd. bei Massm. 
haben barditum, einige baritum; cod. Arund, falseh: 
Blaiidicum; bei Veget. u, Amm. Marc, findet sich barri- 
tum. Die lesarten in den ausgaben schwanken. Barrünm 
lesen Ern.-Oberlin, Walch, Spengler, Roth, Anton» J* 
Bekker, Fichop, Tschofen; baritwn: RhenaQ.» Gomi&t 
Althameri 1536, Brenzius 1629, Passaw^ Hess» Walther, 
Gruber, Ruperti, Grimm, Kiessl., Bach, Döderl«, Orelli, 
Massm., Facciolati (baritus im lex.). Barditum: ed. Norimb. 
(Hain IL N. 15223; in bibl. Gotting), Pichena, Gonr.» 
Brotier, Lips.*), Gronov., Relhan, Gerlach, Gäntber, 
Dübner, Lünem., Tross, Seebode, Altenburg, Hasse, Halm, 
Haupt, Finck, Kritz, Horkel, Müller, (8chel)er im lex. 

*) Lips. ed. 1606: Place! tanen nunc magia barhüm, qaae 
mera yox nostrus, quibus beren aut baeron clamare, vooem tollere. 



87 

Barditus). Ritter hat die worte qüöm barditum vocant 
alft dpät^ren ztisat^ in klammem, weil das wört bardi- 
tus, als von barden abstammend, bei Tacitüs nicht an- 
genommen werden könne und das röm. barHtus gleich- 
falls nicht pSLSse. Auch Walther, Kiessl., Orelll und 
Klotz verwerfen der erwähnten O^^^enfalls unrichtigen) 
ableitung willen die lesart. Zacher bei Ersch etc. 61, 
S70 nennt sie die handschriftlich allein beglaubigte leS- 
art, die auch von MüUenhorf)^, bei Raupt, 9, 241, von 
Wackernagel, deutsche literaturgesch. I, 9 und Von Ko- 
berstein, grundriss cet, ed. 4, I, 17, gebilligt ist. BaritUs 
leiten Grimm (r. a. 855. STt\ Schmitthenner, deutsches 
w.-b., Rähs 144, Dübner Vom Mes. Worte bärla, clamare, 
ab. Diesen sinn hat aber das wort im fries. nicht, wie 
Richthofen im lex. nachweist, vrgl. MüllenhofP bei Haupt 
9, 241. In der myth. 372, akg. ** schliesst Orimm aus ba- 
ritus auf ein barid, clamor. Im deutschen w.-b. s. v. 
Bar, baren denkt er an das deutschte baren, schreien, 
von dem baritus abzuleiten sei. So schön LlpS., Ade- 
lung 388, Bredow, Ruperti, Weishaupt 146, Hess, Koch, 
Kiessl., Döderlein, Fretmd. Bar ist eine art des gesangös bei 
den meistersängern, baren heisst beim orgelspid Schnar- 
ren (barpfeife) Diefenb., orr. Eitr. 249. 250. Neuerlich 
macht Dr. Bollensen auf eine altindische wurzel bhar 
aufmerksam, welche schreien, singen bedeute, wie im 
afad. baren singen, bar gesang,> baritus sehlachtgesang 
der G^manen bei Tac. 3 (ob barjathus?) zu tage liege; 
bhara heisse altind. der jubelruf, jubelgesang, ein zuruf 
der ermunterung zur Vollziehung einer that. Zeitschr. 
der deutsch, morgenl. gesellsch. XVIII, 601. 602. Wenn 
man die lesart baritus als riehlig annimmt, so passt 
diese ableitung aus dem Indischen vortrefflich. Pictet 
II, 190 verzeichnet ein scritwort bhara, Schlacht. Gänz- 
lich verkehrt ist Anton^s (in der übers, der GermO an- 
skbty baritus sei ein verstümmeltes wort« welches war- 
lied, kriegsgesang heisse. 



f 



88 

Barütus. MüUenhoff ist der ansieht, das wort bar- 
ditus sei vielleicht von dem isl. worte bardi, nord. 
bardhi, clypeus abzuleiten, welches wort von berja, fe* 
rire, pulsare (praet. bardi; nach Mannhardt, germ. m. 
223, von bera, gestandum) herstamme. MüUenhoff de 
poes. Chor. 19. 20; desgl. bei Haupt 9, 241^ Schweizer 
nennt diese ableitung sinnig und auch Grimm im w.-b. 
unter Bar spricht sich für diese ableitung des wortes 
von bardhi aus; ebenso Wackemagel in der litgesch. 
s. 9, und Münscher I. Es würde demnach barditas 
„Schildgesang'' sein. Waitz I, 384, akg. 3*). Hierzu 
möchte wol das murmur objectis ad os scutis ganz gut 
passen. Und trefüich 'Stimmt dazu auch eine stelle der 
Edda (bei Simrock, übers, der E. 119): 

Ein eilftes kann ich, soll ich zum angriff 

Die treuen freunde führen: 

In den schild sing' ich's, so ziehn sie siegreich 

Heil in den kämpf, heil aus dem kämpf, 

Bleiben heil, wohin sie ziehn. 

RunenL, Havamal str. 157. 
Holtzmann, die Kelten und Germanen 92, hält barditus 
für ein deutsches wort, von bard, Sänger. Festus da- 
gegen sagt: barditus gallice cantor appellatur, qui vi- 



*) Nicht unpassend hat man auch hingewieseu auf Elene %i : 
vordttQ and bordnn hofon herecumbol, d. h. mit Worten und 
schlacbtgesftngen (Schweizer: Schilden (?)) erhoben sie das heer« 
zeichen, und auf Andreas 1306: 

cene unter cumblum cordre micle 
to tbäm orlege ordum and bordum 
d. h. die beiden drangen kühn unter der schaar zu der schlaebt 
mit Worten und borten. (Bord sind carmina, schlachtgesfingeO 
Es ist die vermuthung ausgesprochen, dass die hier genannten 
lieder solche gewesen seien, wie das in der Edda oben angeführte 
runenlied. Simrock, Edda 428. 429. Zusammenschlagen der 
Schilde über den häuptern bei anfang der schlacht kam bei Gal- 
liern vor. Caes. b. g. 38, 17. Desgl. bei Liguren und Ambronen. 
Plntarch. Lindenschmit, alterth. 86. 



rorum fortiaiu laudes canit. Nach Grimm w.*b. s. v. 
Bar, baren hat aber barditus mit barden nichts zu thun; 
aach schon Buperti sagt vox non derivanda a bardis* 
Latham bemerkt zu dem worte barditus : no derivatives 
of it are known und Kritz : quid significet obscurum vo- 
cabulum dici nequit. Dass das wort übrigens ein nicht 
lat sei erkannte schon Amm. Marc. 20, 4: quem bar- 
bari barritum vocant und Festus nennt dasselbe aus- 
drücklich barbaricum (Amm. Marc. 2&, 7), Aus der la* 
tinisirung dieses deutschen wortes, wie anderer (z. b. 
frameas cp. 6, glesum cp. 45, Alcis cp. 43) ist wol zu 
folgern, dass Tacitus der germ. spräche nicht kundig 
gewesen ist, wiewol Kritz p. 2 das gegentheil annimmt. 
Cf. Jessen in der ztschr. für das gymsw. 1862. 60. 

Was nun die natur des barditus betrifft, so sagt 
Tac. selbst, dass der barditus carmina, lieder, und doch 
gewiss von bestimmten Inhalt, gewesen sind, aber sie 
waren sicher von den Schlachtliedern, in denen .be- 
stimmte götter vor dem treffen gepriesen und angerufen 
wurden, verschieden*). Tacitus selbst sagt .von ihm 
objectis — ad os scutis fractum murmur affectatur. Wahr- 
scheinlich waren es demnach einzelne abgebrochene 
töne, die stossweise wiederholt wurden, nur der kurze 
anruf eines gottes, wie später noch in christlicher zeit 
vorkam (cf. unten). Und so konnte dieser Schlachtruf 
eben so gut cantus trux bist. 2, 22 (= barditus, clamor 
bellicus. Ruperti), oder trux sonor, ann. I, 65, truces vo- 
ces, Amm. Marc, als clamor genannt werden. Veget. 



*) Wunderbarerweise will Döderleia diese Verschiedenheit 
durch die bezeichnuDg barditus oder baritus ausgedrückt wissen. 
Es beisst bei ihm: Ula carmina, quae antequam in proelium pro- 
ficiscerentur caotan solebant, barditus; contra bariius in ipsa acie 
cantabatur ad accedendos animos. Noch unhaltbarer ist die an- 
sieht von Tross: diifert barditus, qui est relatus carminum (der 
Vortrag) a baritu, qui est clamor bellicus et quidem Romanornm 
eüam. 



96 

de re mii 3, I8> beschreibt ihn nähet: olfttnor autem, 
quem barritum vocant, prius non debet attoUi, quam 
aci0d utraque se junxerit Imperitomm etiim vel 
ignavorum est, vociferari de l^tige, cum hoste» terre- 
antur, si cttm telorum ictu clamoris terror accesserit. 
Noch genauere beschreibung gibt Amm. Marc. 16, 12, 43, 
wo von dem dienst d^r barbaren im romischen beere 
die rede ist, 357 a. Chr. : clamor ipso fervore certaminum 
a tenüi susurro exorieiiij9 paullatim adulescens, ritu ex- 
toUitur fluctuum cautibus illisorum. Sicher ist dieser 
barditus gemeint, wenn es später heisst: clamor in 
Goelum tolUtur, pugna summa virtute conseritur; Pertz, 
mon. germ. I, 5S6, oder vom jähre 891 : clamore exhor* 
tationis dato, praesidium inimicorum irrumpunt; ib. J, 
603 ; in den ann. fuld. bei Pertz I, 408 heisst es : Clamor 
a Chrtstianls in coelum attollitur, nee minus pagani 
more suo clamantes signa horribilia per castra move- 
bant Im Waltharius steht v. 183 Tunc undique clamor 
(kriegsgesohrei) ad auras tollitur (Haupt 9, 156). Neo- 
coms erzählt von den Dithmarsen (ed. Dahlmann I, 917) : 
Als awerst de kundsehoppen meldet, dat de Nordelber 
ankamen, fangen se mit grotem geschrei den krieg an, 
schiahn sick doreh de vinde. 

Aehnlich sagt Herod. von den Persern 9, 59: ßc^ 
T« xal oiiAi^ imfic<t^ läc dcvttpTtoaopisvoi tov< '^EXXijva^. Aueh 
bei den Griechen fand ein kriegsgeschrel iXaXiQittb^ 
II. 4, 436, oder aXaXa statt, wie es dann bei Pind. frgm. 
225, Boeekh, heisst: 'AXoXa, itoX^piov ^^aTVjp, ^^v 
?cpoo{|jLiov. 

Wenn oben schon angenommen wurde, dass der 
barditus ala inhalt wahrscheinlich die anrofung eines 
gottes gehabt hätte, so finden wir. dafür in chrlstlteher 
zeit sicher zu beachtende hinweise. Es wird uns von 
den Gothen berichtet» ein kriegsgeschrei bei ihnen habe 
gelautet : Fröja armSs^ domine miserere. August ep.. 178. 
Der bericht wird dem Vigilius Tapsus aus dem 5. jabrb« 



91 

zugeaehrkibeD. Pfeiffer, Gerin. II, 448. Im Liidwigelied^ 
heisst es: 

The kunning reit kuono. Sanglioth firano 
Job alle saman eungun. Kyrie khon. 

Sang was gisungua. Uig uuat bigannaii. 

Wahrscheinlich war Einer der Vorsänger und die an- 
deren folgtein. fan 16. oder 11. jahrh. wird eriiählt: cives 
— ubi Araris flttvtus Rheno consociatus decurrit — 
Kyrie eleison cantantes more fidelium militum pro^rat- 
tium ad bellom salieiido ingressi sunt Rhenum. Acta 
8att<^t. seHpftt. 1. 1, 170. Um so mehr möehte ich in dem 
Kyrie cet. eine hinweisung auf den Inhalt des barditus 
aih^hmen, als ich sehe, dass auch schon Bach den bard. 
dem fr. Worte verglichen und dabei noch auf die wetke 
Fr. Schlegels V, 258; 8, 9t hingewiesen hat. Hierhin 
gehört auch was Panckoucke zu unserer stelle beibringt 
(VI, 96): Saint Germain ^v^que d*Auxerre, du temps de 
Oblld^ric, en Bretagne, se mit ä la tSte des Anglais 
cöntre les Pictes et les Saxons — et commanda aux 
Anghkis de erier tous ensemble et de toutes leurs forces 
au commencement de la bataille aUeluia. 

Den gebrauch dieser lieder zur Weissagung er- 
kannte Tacitus selbst, indem er berichtet, man habe 
aus ihrem stärkeren oder schwächeren erklingen den 
atfsgang der Schlacht, sieg oder niederlage, vorher ver- 
k&ndigt Vrgl Grimm, myth. 9, 1065. Ihre zauberhafte 
Wirkung dem glauben der Germanen nach erkannte er 
aber nicht. Simröck, myth. ed. 2, 399; doch sagte er: 
accendunt animos*). Nach ags. Überlieferung Hessen die 



*) Nach Caesar b. g. 3, 92, be^aanen auch die Römer die 
seUacht com clamore, nach Tacit hit 4, 18 Jedoch cum silentio; 
im 4. jabrh. aber stellt Amm. Marc. 31, 7 den barritas, den sie 
von den Germanen angenommen, dem schlacbtgesange derselben 
gegenüber: Romani qnidem voce nadique Martia coilckientefif , a 
minore solita ad msgorem attolli , quam gentUitate appellant 
Barritum, yii'es validius erigebant Barbari (uothi) vero majorum 
laades clamoribns stridebant iDoonditii, 



92 

Normannen ihrem heere eine wunderbare fahne vor* 
tragen, aus deren zeichen sie sieg oder besiegung ab- 
nehmen konnten; die alten Polen weissagten sieg aus 
dem wasser, das, in ein sieb geschöpft, ihrem beer, ohne 
durchzulaufen, vorausgetragen wurde. Grimm, m. ed. 
3, s. 1065. 1066, 

ipso cantu auguranfur. Liv. 4, 37: clamor indicium 
primum fuit, quo res inclinatura esset. Excitatior cre- 
briorque ab hostibus sub latus, ab Romanis dissonus, 
impar, segnis, saepe iteratus, incerto clamore prodidit 
pavorem animorum. Kritz: ex solo sono, quo cantus 
perficitur. 

terrent etwn trepidantve (oder auch); terrere, xagaa- 
aeiv^ trepidare bezeichnet den sinnlichen zustand, kör- 
perliche Unruhe als zeichen der furcht. Döderl., syn. 
II, 203; III, 325. Si timide atque ignave sonuit, trepi- 
dant; sin fortiter et strenue, terrent. Walther. Apn. 
I, 25 pavebant terrebantque. Caes. b. g. 7, 84 multum 
ad terrendos nostros valuit clamor. Zu beachten ist 
noch die hier hervortredende alliteration; Germ. 37 
molem manusque; bist. 4, 2 tristes ac truces; andere 
beisp. bei Hess, obss. III, 5; Naeke de all. serm. lat. 
Rhein. Mus. 1829. 

prout sonuit acies; ut virorum cantu, feminarum ulu- 
tatu sonuit acies. Tac. bist. 4, 18. Acies = exercitus 
instructus. Veget. 3, 24. Mit recht verwerfen Orelli, 
Symbb. crit. 1819, 9 und ed. 2. der Germ, in den opp., 
Hess und Tschofen die interpunction, welche Rhenanus 
hat und noch bei Passow ist: prout sonuit, acies. 

nee tarn voces illae, quam vH^tutis coneentus videntur, 
Mützell macht aufmerksam . auf den Wechsel der con- 
struction, wo gleichartigkeit der denkform regelmässig 
und natürlich gewesen wäre; cp. 5 nuUa affectione, sed 
quia; cp. 15 non multum venationibus, plus per otium 
transigunt; 20 idem apud avunculum, qui ad patrem. 
Mätzell I, 96. voces, töne, justus cantus. Ritter. Illae 



subj. per attract. pro illud (quod acies sonat, sive ille 
barditus. Kritz). Sententia loci est: si quis audit cati* 
tum illum, non multonim virorum voces audire sibi Ti- 
detur, sed unum sonum concentumque accipit, ita ut 
unius virtutis in Omnibus vigentis sonus concentüsque 
videatür. Walther. Bach. Concentus ist nom. plur. Müller. 
Orelli. Die angef. lesart bei: Pichena, Gronov., Ruperti, 
Hess, Passow, Gerlach, Gruber, Panckoucke, Massmann, 
Kiessling, Orelli, Grimm, Bach, Döderl. ed. maj., Finck, 
Eritz. Eine andere in den codd. nur zweimal vorkom- 
mende lesart ist: 

nee tam vocis ille — videtur. Diese ist aufgenom* 
men von Rhenan., Conr., Lips., Ern.-Oberl., Pichon, J. 
Bekker, Altenburg, Halm, Haase, Haupt. Schweizer in 
in den jahrbb. für phil. u. päd. und im progr., s. 15, 
sagt: diese lesart ist entschieden vorzuziehen, da nur 
so sinn in die stelle kommt; auch in der zeitschr. für 
alterthumswiss., herausg. v. Caesar, 1850, n. 48 wird sie 
gebilligt. Münscher äussert dagegen ganz richtig: da vo- 
ces töne, gesang bedeuten kann, so ist kein grund, von der 
überlieferten lesart abzuweichen, wenn gleich die lesart 
vocis einen deutlichen sinn giebt. Und auch Halm meint 
sitzungsber. s. 29, so bestechend diese lesart auch ist, 
so kann sie doch wegen des Singulars vocis nicht als 
völlig überzeugend erscheinen. Liest man vocis, so 
darf auf die allit. in dem entgegenges. subst. virtutis 
aufmerksam gemacht werden; 19 ne tanquam maritum, 
sed tanquam matrimonium; 46 victui herba. vestitui 
pelles. 

virtutis; anstatt dieses Wortes haben 2 codd. mentis. 
Diese lesart hält Kiessling für beachtenswerth ; Brotier 
aber sagt mit recht zu derselben: Non ita bene und 
Lips.: quod haud praeferam vulgatae. 

asperitas sani, bist. 2, 22, 2 temere subeuntes cohor- x 
tes Germanorum cantu truei. 

fraetnm, was in einzelnen abgebrochenen tönen ohn« 



Verbindung hervorgestossen wird. Dilthey. Vrg, Aen. 3, 
556 fractae ad littora voces. Idem fere quod fragor, 
vel fremifeae Caledoniam incolentium. Agr. 33. Döderl. 

gravior vox, tieferer schall. Haupt. 

ad os; eigenthümlicher gebrauch der praepos. cp. 4 
ad impetum; cp. 18 ad delicias; 20 apud avunculum, 
qui ad patrem; 22 ad cogitationes. Müt^ell. 

eeterum; cancludit digressionem et ad rerum ordinem 
reductt Spitta 1. 1. 157; es knüpft nsch der digression 
über den bardüus wieder eine sage an und ewar die 
Ton Ulysses, als eine sage, auf die von Tacitus weniger 
gewichrt gelegt wird. 

ÜUxem; ein cod. liest Ulyssem; die erste lesart ist 
nach Walther die richtige; der name Ulixes soll näni- 
vom tusfc. üluxe (Plut. Mar. 20 OuXf^ou toüt^otiv 08ua- 
rfw^) herkommen. O. Müller, Etrusk. 11, 279 vrgl. noch 
Schneidewin zum Ibyc. 139. Dass wir an dieser stelle 
eine römische Übersetzung deutscher Überlieferungen 
vor uns haben, unterliegt wol keinem zweifei, wenn 
gleich die berichterstatter hier nur an den griech. Ulysses 
gedacht haben werden ; es handelt sich nun nur darum 
zu erforschen, woran die römische Interpretation an- 
knüpfte. Es darf hier nicht von vornherein behauptet 
wwden: die sage von Ulysses ist ungegründet, wie Al- 
tenburg thut. 1825. 

Nun ist in Deutschland Orendel name eines beiden, 
von dem eine späte Überlieferung, die zuerst 1512 au 
Trier gedruckt wurde, vieles zu erzählen weiss. Oren- 
del (in der Edda Oerwandil, wahrscheinlich der wan-* 
delnde 0er; nach Zacher, das goth. alftibet, s. 37, Oren- 
del, Earendel wohl das wesen des strahlenden lichts; 
nach Uhland, d. myth. vom Thor s. 47, aber wot nich< 
richtig: der mit dem pfeil arbeitende, anstrebende) 
Orendel ist der sage nach der söhn des königs Eigel 
von Trier, nach dessen namen noch manche seltsam 
geformte felsen am Rhein den namen Eigelstefne führen. 



9» 

Or^u^el z^p^ aus der Bfaeing^end nach dem Orient; 
unt^rwegis irrte er auf vielen meeren umher, endlich IßiU 
er Schiffbruch und rettete sich nackt durch di^ ßße 
schwimmend. Ein flsc^her, namens Eise (Iso), der eine 
unterirdische wohnung hatte (wie auch Odysseus in der 
Unterwelt gewesen), nahnfi ihn auf. Nach Jerusale^i gß-^ 
langt, befreite er die königin des landes, fr^ ß^etde, 
von ihren vielen freiem uixd heirathete sici. {üif^ser 
Orendel soll der älteste aller beiden geweae» ^iiv In 
nordischen eddasagen wird er als begleiter de$ gi^tt^a 
Thor aufgeführt; ein besonders hell leuqhtendi^s gefstirn 
hat den beinamen Oerwandilszahn. In der grafsqhlkfli 
Hohenlobe liegt ein ort OrendelsaL 

Orendels abenteuer haben überraschende ähnUcb" 
keit mit den fahrten des Odysseus in der Odyssee, so 
d)^p$ die meidung des Tacitus, Ulysses sei auch pi^ch 
Deutschland gekommen und habe die Stadt Askel^upg 
gegründet, wo ein ihm geweihter altar seine anwesen- 
heit bezeuge, sich auf Orendel beziehen mag. Mann- 
hardt, die deutschen götter, s. 261. Zacher hat in betreipf 
der tacit. Odysseussage folgendes : Die sageufüUe reic];^t 
zum theil bis in die asiatische urheimath hinauf, die 
Siegfrieds- und thiersage und jener noch im Orendel 
des 12. jahrh. haftende mythus von Iso und Isa, den 
schiffenden göttern, zu welchen auch der Odysseus des 
Tacitus cp. 3 gehört haben mag. £!vsch und Gruber 61, 
s. 371. J. Grimm fragte in der myth. ed. 3, s. 34(^: 
Sollte die sage von Orentils Irrfahrten so alt bei uns 
sein, dass in Orentil und Eigel von Trier jener Ulysses 
und Laertes zu suchen wären, den Tacitus an unsern 
Rhein se.t^t? Aber in der vorrede bemerkt er XXV: 
In unaerm heldenhuch haben die abenteuer Wolfdiete*- 
richs und Orendels, jedes in seiner weise, auffallende 
ähnlichkeit mit zügen der Odyssee; aber solche helden- 
irrfahrten scheinen episches überall vorwaltendes ge- 
melngut. JMünscher dagegen s^gt, s. 19: Es lag gar 



96 

nicht fern, dass griech. oder röm. Schriftsteller, welche 
alles fremde auf das einheimische zurückzuführen such- 
ten, in dem abenteuernden helden ihren Ulysses und in 
den Eigelsteinen altäre, die an Laertes, den yater ihres 
helden, erinnerten, wiederzuerkennen glaubten. Dieser 
ansieht stimme ich bei und auch K. Silberschlag, im 
deutsch, museum von Prutz 1861 n. 50. und 1862 n. 2, 
glaubt, die sage von Orwandil sei schon Tacitus be- 
kannt gewesen und er wolle es nicht irestreiten, dass 
sie an Odysseus erinnere (er selbst mag sie aber lieber 
auf Hercules deuten, was sicher falsch ist, wovon später). 
Nachdem diess vor einem jähre niedergeschrieben ist, 
finde ich nachträglich bei Planck, über die götter der 
alten Deutschen nach Tac. Germ, in theol. jahrbb. 1866, 
s. 54, das kurze zustimmende wort: An die Odyssee er- 
innert die sage vom könig Orendel und seinem söhn 
Eigil. 



*) Die deutung des Tacit. Ulysses auf Orendel findet aber 
auch gegner. Schweizer im progr., s. 15, sagt: es ist eine sehr 
unsichere deutung auf Orendel; k&nnte nur nachgewiesen werden, 
dass schon zu Tacitus zeit der naturmythus in dem maasse histo- 
risirt worden sei. Möllenhoff (Schmidt, hist. zeitschr. 8, 200) : Es 
rouss unter dem Ulixes eine deutsch mythische person verborgen 
sein; ich möchte nicht an Orendel (myth. 348) denken, da aUe 
heroenmythen nach Tacitus entstanden. Orelli: Ulixes non pot- 
est componi cum rege Orendel, ut Gr. fecit p. 349. £. H. Meyer, 
bei Haupt 12, 387, glaubt, gleichfalls Grimm entgegen, der uralten 
epischen gmnd annimmt, dessen fabelgewebe an die odyssee er* 
innere, das gedieht Orendel habe seine wesentlichen bestandtheile 
unmittelbar aus dem leben und wissen der gegenwart und der 
geschichtc der zeit entnommen und sei nur mit dementen der 
sage zu einer odydsecartigen erzählung yerbunden. Es sind an- 
dere deutungen hervorgetreten. J. Grimm (deutsche spräche 530) 
äussert : Unter allen Deutschen scheinen gerüchte von uraHer em- 
rvanderung aus Asien nachzuzncken, die sich bald an Alezander, 
bald an Troja, Priamus und Aeneas zu knüpfen suchen. Schon 
zu Tacitus zeit wurde das rhein. Asciburgium auf Ulysses und 
Iiaertes bezogen, also hatten die Überlieferungen der Franken 



qnidam (jipmatänr: vd Graed, vel etiam Romani 
(PHn.) Graecos söriptores sequentes. Kritz. 



(es Sigambern) bereits uater den Germanen des ersten Jahrhun- 
derts .Wurzel ' geschlagen ; es ist also der sage höheres alter zu- 
zuschrbiben als die besonderen benenhungen einzelne!: stamme 
anzeigen. So sagt Sigebertus gembl. (Pertz 8, 300): Originem 
gentis Dostrae, regni seil. Francorum, notificemus ex relatu fidell- 
majorum. Post illud formosae Trojanae civitatis excidium victo- 
ribus graecis cedentes reliquiac Trojanorum cum Aenea ad fun> 
dendum romanum Imperium ad Italiam perrcxit, pars una scilicet 
duodecim milia,' duce Antenörc in finitimas Pannoniae partes se- 
eus Maeotidas paludes perrenit, ibique civitatem aedificayerunt, 
quam ob memoriam Sicambriam vocaverunt; cf. Pertz 8, 302: 
Franci Sicambria (<»■ Pannonia) egressi consedere secus Rhenum 
in oppidis Germaniae. Im übrigen sagt Grimm, myth. ed. 3, 
s. 339, schwerer sei es, über Ulysses eine ansieht zu fassen, als 
über Hercules. Wackemagel, litgesch. s. 1, sieht in der erzählung 
einen beweis der erinnerung an die asiatische heimat der Ger- 
manen. K. L. Roth (in Pfeiffers Germania I.) weist gleichfalls auf 
die schon im 7. jahrh. bei den Franken vorkommende Trojasage 
hin und macht darauf aufmerksam, dass nach longobard. sage 
Wodan in Griechenland gelebt habe und glaubt, Ülyxes sei unter 
diesem unermüdlichen wand^^^r' Wodan zu finden; es sei dieser 
als Stammheros in Asciburg, einer asenburg, verehrt. Wilhelm 
Grimm dagegen glaubt, die stammsage der Franken sei nie na- 
tional geworden; altdän. heldenlieder s. 431. Ueberhäupt kann 
die Verbreitung der sage nicht als ein argument der Wahrheit 
dienen. Lit. centralbl. 1857, n. 4. 

Uebrigen's wollen wir hier noch nebenbei bemerken, dass 
O'dysseus und Telegonus au^h schön in der ital. sageiigeschichte 
viel genannt werden Bei Hesiod. theog. 1011 kommt Telegonus 
als söhn des Odysseus bei den Tyrrhenern vor. Auch erzählen 
sagen von Cumae und Crotona von Odysseus. Ja selbst an spa- 
nischen küsten wnsste man von Odysseus und seinen abenteuern 
zü'erzfthlen. Strabo I, 22; 3, 14^. 157; Preller, griech. myth. 11, 
331. 332; O. Müller, Etrusker 11, 270. 

Simrock versucht folgende deutung (myth. s. 369; cd. 2, 314 f.): 

' Nach dem was Tacitus Germ. cp. 3 von Ulyxes berichtet, scheint 

er den mythus von Skiold oder Skeaf vernommen zu haben. Das 

wesentliche der Überlieferung, die als angelsächsische, dän. und 

len|g;obard. stamnisage auftritt und vielfache Umbildungen erfahren 

7 



m 



; ' ,*i ' 



fabulQso;.,q^em poQtaa multls fabulis exoriiarunt, 
Kiessl., fabulis pleno ut Hör. carm. I, 22, 7 fabulosue 
Hydaspes. Döderl. 



hat, ist: ein neugeborncr knabe mitwaffen umgeben landet in 
steuerloscm schiff, auf einer garbe schlafend in Angeln. Die be- 
wohner des landes nehmen ihn als wunder auf, nennen ihn nach 
der garbe Skeaf (manipulus frumenti) und wählen ihn zum könig. 
Auf demselbeu schiffe wird er i/ach seinem tode den wellen über- 
lassen. In seiner letzten auffassung ist er zur sage vom schwan- 
ritter geworden. Ask, die gehöhlte eiche, scheint Askiburg, die 
schiffstadt (Noatun). Hatte Tac^tus die sage yon Skeaf vernommen, 
so war er wo! befugt, sie auf die nah verwandte Ulyxessage zu 
deuten; denn auch er landet schlafend; es war das land der 
todten, aus dem er kam. Der älteste bericht über Skeaf ist der 
des Adelwerd bei Kemble: Scef cum uno dramone advectus est 
in insula Occani, quacdicitur Scani, armis circumdatus, eratque 
valde recens puer ab incolis illius terrae ignotus, attamen ab eis 
suscipitur et ut familiärem diligenti animo eum custodierunt et 
post in regem eligunt; cf. Leo, über Beowulf s. 20. 2\. Sonst 
heisst es: Sceaf, de quo Saxones vocabantur, primus inhabitator 
Germ^niae, oder urkönig der Angelsachsen. Angels. ged. von 
Grein s. 413. 415. Müllenhoff bei Haupt X, 283. Schweizer sagt, 
progr. s. 15: Diese erklärung Simrocks ist sinnig, aber ohne ge- 
währ. Vergl. über Sceaf, Mannhardt, götter s. 251. Sagen vom 
schwanritter sind lokalisirt am Rhein; ib. 252; nach Leo, Beow. 20, 
überall Grimm, myth. 218. Vorw. XIII. 

Mannhardt (in der zeitschr. für mytb. 4, 93) 'dpricht einmal 
die ansiebt aus, es sei bei dem tacit. Ulysses vielleicht an einen 
altsächs. gott IVeio, den gott des reichthums, zu denken, der dem 
wesen nach dem nord. Vali, einem lichtgott, nahe stehe. Nach 
Schweizer, s. 1 5, ist diese ansieht schon sprachlich übel begründet. 

Fr. Schlegel versucht eine andere deutung. In seiner gesch. 
der alten und neuen lit I, 284. 249 (werke I, Wien 1822) sagt er: 
Von einem altern Odin finde ich in unserm Germanien eine ein- 
zige spur bei den alten Schriftstellern, die aber allerdings merk- 
würdig ist. Tacitue erwähnt einer sage, dass der wandernde 
Ulysses auch nach Deutschland gekommen sei und dort die 
Stadt Asciburgium erbaut haben solle. Die alten pflegten bei sol- 
chen Zusammenstellungen einen viel bestimmteren begriff zu habeq, 
als wir voraussetzen. Sie sahen dabei nur auf die allgemeine 
idee einer gottheit oder eines beiden« Ulysses war der allgemeine 



99 



hnnc Oceanum. cf. 2, 1. ' "' 

Asdburgium, Das wort ist ein zusammengesetztes: 



begriff eines wandernden beiden; ibm selbst oder seinen söhnen 
wurden noch im fernen westen abenteucr und kolonien zugeschrie- 
ben; wo sie nun immer bei den wesüicben oder nordischen Völ- 
kern sagen von eingewanderten heldcn der Östlichen oder südlichen 
weit trafen, da hatten sie gleich ihren Hercules oder Ulysses ^ur 
band, woran sie jene fremde nationalsag^. anknüpften. Die erii^- 
nerung ihres Ursprungs und ihrer ersten einwanderung aus Asien 
war bei den nordischen Völkern nicht ganz verloschen. Eine sage 
dieser art, von einem aus fernen landen eingewanderten helden 
nach Deutschland, musste also zu Tacitus zelten noch bekannt 
sein, und es Hesse siph glauben, da^s selbst der name dieses al- 
tern Odin, wenn die deutsche sage ihn so nannte, den Römer an 
den griech. Odysseus erinnert und um so mehr auf die gewalt-« 
same Zusammenstellung geleitet ha^. — In der Edda heisst Asgard 
Odinsbürg. Schlegel, ind. bibl. II, ^; s. 169. 176. Vrgl. Ammon 
uAd Bäumlein s. 32; Spengler s. 56; Weishaupt. 

.^ I>le ansieht Schlegels steht n;cht vereinzelt .jda. Weitläufig 
ist die Identität des Ulysses und Odins dergethan in Jonae Raqiji 
tract. bist, geogr. , quo Ulyssem et Outinum unum eundemque 
esse ostenditur. Hafn. 1701. Ebenso denkt Göttling, über das ge- 
schichtliche im Nibelungenliede p. 31, und Möne, heidenth. s. 9, 
an Odin. OreUi- sagt dazu: frustral und auch Grimm spricht sich 
myth. 3, 339, gegen diese annähme aus. und selbst schon Rühs 
sagt, die annähme sei ohne alle Wahrscheinlichkeit. Schliesslich 
stehe hier auch noch Geijers betr. wort: Odin soll wie Odysseus 
viele Völker und länder besucht haben und die vermuthung, dass 
beide möchten verwechselt sein, dürfte nicht zu kühn scheinen. — 
Odysfieus kann der deutsche. Odin i sein; dass ein Asburg nach 
seinem namen benannt werden sei, bringt diese vermuthung der 
gewis^eit nahe> Geijer, Schwedens urgesph. s, 366. 367 akg, 8. 
Zweifelhaft spricht sich Bach über den mythus aus : Hanc quoque 
a Graeculis Romanisve üctam esse fabulam vix licet dubitare. 
Ünus ex Germariorum heroibus sive diis Ülixi aüt factis aut no- 
mine quödammodo ansam illius fabulae dedisse vldetur, fbrtasse 
Odinus. Schweizer äussert (jahrbb. für phil. u. päd. 1862, 118) 
den Ulixes wissen auch wir nicht, bestimmt auf deutsche sage zu 
beziehen, wie manche gethan und scharfsinnig begründet haben. 
Andere crklärer verzweifeln an jeder deutung. W. Müller (rolig. 
6. 396) meint, es lasse sich über die deutung keine sichere an- 

7* 



1«0 

aus asc und burgus. Anstatl^ des « coippQsitipnsYOcals f 
i9t 3jon8t in fr^nkfsch^^i. quell^bis. ins $-ti^J* j^hrh. o 
häufiger: Lango bardi, Maroboduus; im 8. jahrh. a 
Ascapah. Grimm, grmmt. II, 246. Das wort ask hat 
die verschiedensten auslegungen gefunden. Diejenigen, 
von welchen die wii;)£liche anwesenheit des Ulysses in 
Germanien angenommen wurde, leiteten das wort von 
ao>ceiv und mgyo^ ab.- Münscher 20; andere dachten 
allen ernstes an aoxo^. Horkel. Schweizer s. 15. Nach 
Grimm sollen die formen Ask, Isk, Esk zusammenfallen 
und haben in, ' AosaßqppYtov apa, Riesengebirge und Asci- 
burgium am Rhein tiefste wurzel geschlagen, und lassen 
sich von Iscio, dem Stammvater der Iscaevonen oder dem 
eddischen Askr deuten. Gesch. der deutschen spräche 
768. 825.' Myth. 1214 Auch Müllenhoflf, in Schmidt's 
zeitschr. 8, 260, glaubt, Askeburg sei- von Iscio benannt 
(unter Iscio sei Wodan verstanden und habe dieser um 
so leichter für den gründer des altars gelten können, 
als er auch für den gründer des Volkes gelte). 

Simrock deutet das wort aus ask, gehöhlte eiche, 
dann schiff selbst (altn. askr, ags. äse. Zacher a. a. o. 
s. 366) und so scheint ihm Asciburgium sohiffstadt 
(Noatun) benannt; myth. s. 369; schon Rühs, 141, er- 
klärt: Schiffburg, ebenso Tschofen, 50, und Schweizer 
in den jahrbb. für phil. u. päd.; lange vor diesen auch 
schon Eccard ad leg. saL p. 50. Hess. Insbesondere 
äussert auch noch Müllenhoff, ask heisst auch das daraus 
gezimmerte schiff. In der lex. sal. ist ascus gleich na- 
vigium, und ascoman heisst pirate. Asciburgium mag 



sieht gewinnen; Orelli behauptet: Difficillium explicatu est, ad 
quem Germanor. deum Tel beroem haec spcctant Latham sagt 
p. 31 : lipon the names Ulixes and Laertes J can throw no light 
and suggest notbing satisfactory. Weishaupt schon: Qnlnam he- 
res sub hoc nomine (Ulis.) lateat, nescitur; Hess: Ulixes Genua- 
oorum codem referri 4ebet, quo Hercules et Laerte% in nuinerum 
nempe fabularum. 



101 

iüimerbin söhitfburg bedeuten; und so' fand dort der 
Römer leicht einen altar des Laert^s und Ulixes. S^ul- 
lenhi. bei Schmidt 8, 260. " 

^pdere ^leitejn das wort, hier weniger pas^lich und 
glaubhaft, YOQ.asch, esphe.CRühs), und, ask, ahd. fraxi- 
nus, mhd. asch, ags. ask (grmmt 3, 369) iajb allerdings 
dei^ heilige ^auni der Deu,tschen; Zeuss„die Deutschen, 
8, k Das wort /ist weit ve.rhreitet. Aegypt heilst aske, 
ak^zie, hebr. 'Yi% baiun, ag&^ ash^ die esche als vorzüg- 
lichster bäum. Bunden, Aegypt. 5. buch, ^s. 1^64. 

Ortsnamen werden ispilst nicht selten von esche 
und eiche in^bezug zu den göttern gebildet; ags. kom* 
men vor Ascburne, Ascesburuh; Kemble 360; Leo, 
rectit. 13. -: - . 

Burgus gehört zu den' Wörtern deutscher spräche, 
die voti den Römern aib frühesten vernommen und selbst 
in die ihre eingelassen würden. 'Täcitus schrieb Asci- 
burgium und, nach teutoburgiensis' saltus ahn. I, 60 zu 
schliesSen, Teütäburgium, ahd. Diotpuruc; Grimm, sp. 
792. Asciburg und Teutöburg aus dem! 1. jahrü. sind 
mit einer' an ge^issheit grenzenden Wahrscheinlichkeit 
für deutsch zu halten. Förstemahn, die deutsci&en orts- , 
namen. 1863, 294. Bei Amm. Marc, findet sich, 18, %\ 
Qüadriburgium,' bei Ptölem. ' Aq'kißoupYtov. ' Förstemann, 
altd. naiüfenbäch, 1859, 110!^ Prödop. de aedif 4; 6; 7 
hat mehrere Ortsnamen auf ßöupyoc z. b. Mapeßoupyoc. 
In den von Römern aufbewahrten eigennamen ist noch 
keine spur von der ahd. labialordnung, sondern es gilt 
vielmehr die organische g^othische: die tenuis in Mena- 
pif,* Luj^pia, die media in burgf , Baduhenna, Longobard[i 
u. s. w. Grmmt. I, 128. Die bei Caesar, Plin., Tac. 
überlieferten eigennamen halten in der regel den goth. 
consonantismus nach der ersten lautverschiebung fest 
z; b. anlautend bürg in Asciburgium. Giüihm , gesch. 
der spr. 483. Griech. icupyoc, maced. ßupYOC, Pictet II, 



102 

194, goth. baurgs, ahd. puruc, pure,, mhd. burc,, alts. 
burkg, ags. byrig (frnz. bourg, jengl. borough). 

Das goth. wort baurgs kommt von bairgan, ahd. 
bergen: bürg ist demnach die bergende, schützende 
Stätte, wie arx, von arcere abgeleitet, auf der höhe ge- 
baut, gegen den ersten änlauf schützend. (Curtius, 
etym. I, 267, ed. 2, 272; goth. bairga 9\)Xaaa(.), ahd. be- 
rec, berg, goth. baurgs, Stadt, bürg, 9paxTov Tzokic^OL. 
Aesch. sept. 63 ; ^paaao schliesse ein, mache fest). Ul- 
filas verdeutscht einmal tcoXi? durch baurgs; Veget. im 
4. jahrh. hat castellum parvum, quem burgum vocant*). 
Mian hält Tcoj^tc zu den scrit. puri für pari mit der Wur- 
zel par,„ welche fülle^ gewimmel.gedcänge beaeichnete, 
worauf, sich später, der .begriff Stadt,, auch, ohne diese 
sinnliche Vorstellung entwickelte; Curtius, etym. 1, 2.aufl., 
78. 253. Vielleicht entspricht dem, sq*,, puri 4f^s ,griech. 
TcupYQj, maked. ,§upYO«;. Stßdi ijst auch, ursprünglich, nuf 
locus und in Ortsnamen , ist, auch nur die§e,bede.mtung 
anzuijehmen, um so mehr,,. dj|, die .meisten örter j(mf 
Stadt nie Städte in unserem sinne gewesen sind. Das 
wort reicht weder ai;;f,,8i,lt^r, noch ^n verbrei,tung im ent- 
ferntesten an das wort Äewt> Förstem.,, die. ortsnanapn 98, 
Burg wurde allgemach später nur iip ^nger.n .sinne 
st/äts für arx genommen, ,Grinvn, grmmt^III, 418, Peupkßr 
III, 422,. 433 wie auch ^ursiprüjp glich iroXi^ jist, was später 
axpoTüoXKj heisst. C. F. J}ermann, griech. ap^iquit .3, 77, 
Einzelne bvirgjen . w^r^ep befestigt, gi^wei^en, seLa , , aber 
an ^Städte, wie sie. die Römer, kannten«, ist nic^t zu.,dep- 
k^n. . Waitz I, 111. Die bürg de^ Segestes ist ann. 
I, 57, das castellum bei der regia des Marobod ajifl.. 2, 
56, castella des Vannius sind ann. 12, 29 erwähnt Als 



*) Nach Schreiber, bist, taschenb. III, 160, 162, erhielten unter 
Severus die bewohner der damals an den grenzen des röm. reiche 
angelegten wartthürme der militär-colonlen den namcn bürger 
(burgarii, sc. militcs). 



103 

grossere deutsche Städte emporblüheten , blieb ihnen ^ 
häufig, der alte name bürg (Strassburg, Regensburg, 
Magdeburg u. a.), daneben aber auch berg (Nürnberg, 
Baniberg), Grimm, grmmt. II, 307; gesch. der d. spr. II,' 
700; deutsches w.-b. sub v. bürg; Diefenbach, goth. w.-b. 
baurgs. In den Ortsnamen ist das wort nicht selten entr 
stelH; aus Siborgohusun wird Silberhausen, aus Ruod-^ 
burgorod Ropperode; Pörstemah, d. ortsn. 150: Das wort- 
burg scheint ursprünglich ein masc. gewesen zu sein, 
da die Römer burgus als masc. gebrauchten. Holtz- 
mann, die Kelten und Germanen 98. 

Ascibur^ium lesen ed. Norimb. (Hain II. n. 15223) 
commt. Althameri 1536; Rhenan., Pichena, Brenzius, 
Conr., Gronov., Lips., Ruperti, Hess, Brotier, Walther, 
Walch, Panckoucke, J- Bekker, Relhan, Orellt, Döderl, 
J. Grimm, Seeb., Gerlach, Massmann, Pinck, Kiessl.; es 
ist die beglaubigtere lesart und findet sich auch Tac. 
hist. 4, 33, so dass der name unzweifelhaft fest steht. 
Passow. Bei'Liv. 23, 27 kommt eine span. Stadt Ascua 
vor. Ascibürg. ist wahrscheinlich das heutige Asberg 
unweit Mors (Cellar., Oberl., Dilth., Wilhelm, FÖrstemänri, 
altd. namenb. 1859, HO, Forbiger 111,250) hart am 
Rhein, zwischen Gelduba und ianten, etwa der Ruhr- 
mündung gegenüber"; die Römer hatten daselbst eine 
kleine Station. Müllenhoff bei Schmidt 8/260. Astibur- 
gium lesen Tross, Low 79, Ritter (in cod. Leidensi al- 
tera manu ascripta, ab aliis adoptata). Weishaupt, 50, 
denkt dabei an das bask. asta = felsenstadt. Schade 
nur, dass die lesart so wenig beglaubigt ist! 

hodieque; cod. Tur., cod. P. und edd. Puteol. ac Be- 
roaldi. Seeb. Die meisten oodd. hodie. Nach Aug. «teht: 
hodieque für hodie quoque oder etiam : auch heute noch. 
Vellejus hat es zuerst und nachher wurde es Sprachge- 
brauch. Haupt. Bei Tacit. steht es nur dies ^in.ö mal; 
aus.Vellej. hat Hand 3 stellen und ebensoviel aus Plin. 



vn 

BeirCic. Vini Liy. steht äodiequie*<in' der^ bedeutung- 4on{ 
h^ute noeb. Spkta, de Tacito in enunt. >ratione. 102; f 

nominatumque ; hier wird nach einigen erklären), z.fb/ 
Passe w und Gruber, der griech'. name, den Ulysses dem 
orte gegeben haben soll, verloren gegangen sein und 
daher .mit cod. A bei Haupt eine lüdLe angenommen. 
Pontan. hat keine locke, aber am rande steht: deest 
Nach Pichena, Walch, Walther, Kiessling, J. Bdkker ^ und 
Kritz fehlt nichts, es gehört zu Asciburgium. Andere 
codd. (B. C. bei Haupt) haben dcoxiicupY^v und hiernach 
auch die edd. von Lips..,€onring, Bretter , Ruperti>und 
Bach. Diese lesart ist aber jedenfalls verdorben ; Ger- 
lach, Gruber, Schweizer in den jahrbb. Schon Pichena 
sagt : ut glossema praetermisi, praecessit Ascib. Melanch- 
thon wollte: 'OSuoaiTuvpyiov, aber das ist nicht griechisch 
und griech. namen werden auch so nicht eingeschoben; 
Grimm, myth. ed. 2. 343. 347. Bhenanus liest daruTcvp- 
Ytov; Grotefend will 'AxpiffiTcupYtovi Seebode klammert 
das wort im texte ein. Ueber die ganze frage äussert 
vor kurzem Halm: Es erscheint fraglich, ob nach no- 
minatumque eine lücke anzunehmen sei Denn wenn 
auch der name Asciburg sicherlich ein acht germani- 
scher gewesen ist, warum sollte es als unmöglich er- 
scheinen, dass ein griechischer oder römischer antiquar 
oder etymolog, der von einem german. Odysseus gehört 
hatte, in dem namen bei dem anklang an &ox6^ und 
TcvpYO^ einen griechischen gewittert und darauf weitere 
combinationen gebaut habe? Dass im cod. Pont, am 
rande von anderer band ein zeichen eines verderbnisses 
oder einer lücke steht, oder dass in geringeren hand- 
Schriften nach nominatumque eine lücke gelassen oder 
ein griechischer name eingesetzt ist, hat keine bedeu- 
tung; denn es beweist nur, dass man nominatutnim 
sinne „benannt, so genannt worden'* nicht verstanden 
hat Sitzungsber. s. 31. 

ara, ein denkmal. Haupt. Solin. 25: Ulixem Cale- 



f05 

doaiae 'Tap|)ulttm- manifestat ara* Gricecis > Htteris inseriptä 
vatoj A«alog heisst es von Jason: HaL9^ouaiv SXXa Te 

*Iaffovo^ &voixei|x^vo\>^ Seixvuouatv 

quin etiam; starke sprachliche freiheit; cp. 8: inesse 
quin etiam; cp. 14 pigrum quin imo; 30 durant siqui- 
dem. Mützen I, 97. 

Ulixi; dativ. auctoris statt ab Ulixe, weil mit diesem 
altar die anwesenheit des UL selbst in Germanien be- 
>viesen werden soll. Becker sagt: ein vom Ulyxes ge- 
weihter altar (ebenso übersetzt Walch) und zwar aus 
dem gründe, weil quin etiam anzeigt, dass hier ein 
ganz besonders triftiger beweis gegeben werden . soll, 
warum auf die sage, dass Ul. nach Germ, gskommen 
sei, einiges gewicht gelegt werden dürfe. Der dat auct. 
ist eine bei Tacit. nicht ungebräuchliche ausdrucksweise, 
Münscher; Germ. 16 populis habitari; 34 classibus na- 
vigatos; aun. 15. 41 aedes Statoris Jovis vota Romulo; 
ann. II, 7 ara Druso sita. Suet. Octav. J. ara Octavio 
consecrata. Em., Hess., Perizon. ad S. Min., Ruperti, 
Passow, Günther, Weishaupt, Gruber, Dübner, Bach, 
Orelli, Döderlein. Dilthey dagegen, Ritter, Luden, Kritz 
und Tschofen und eine recens. im liter. centralbl. 1861 
8. 216 nehmen Ulixi unrichtig für den einfachen dativ; 
ähnlich Walther; Kiessl. : in Ulixis honorem. 

manumentnque et tumulos; ein cod. Neap. liest einfach 
monumenta in confinio germaniae gentis inscripta litte- 
ris; Massmatm bei Haupt II, 571. lieber que -^ et cf. 
cp. f. Es ist hier nicht ein h' 5ia Suoiv, wie Walther, 
Becker und Bach wollen ; mon. und tum. sind nicht die- 
selben begriffe, sondern verschiedene Unterarten eines 
gattungsbegritfes ; monumenta grabdenkmäler, tumuli 
grabstätfen (Orelli: hünengraber) also 2 bekannte be- 
gHffe, einander erklärend und ergänzend. Gerlach. Schon 
Pichena gibt an, dass unter den beiden Wörtern ver- 
schiedener sinn Sei. 'C. L. Roth» nimmt irrthümtlchi an, 



t06 

et tumulos sei ii^YT|Tixd^ hinzugefügt: denkmäler, nam^ 
Ikb^gt'abbägel; Orelli sagt, auch nicht ganz zutreffend, 
monumenta generalem magis notionem exprimit 

tumtdus; bei. den Germanen war es sitte, einen 
dicken stein auf das grab äer länge nach mit inschrift 
zu legen; Schmitz, eifelsagen I, 66. Der zweck dieser 
hügel war offenbar, die aufmerksamkeit der vorüber- 
gehenden odier am ufer vorüberfahrenden in höherem 
gradie zu erwecken, wesshalb es noch insbesondere ge- 
schah, die grabmäler, um sie desto augenfälliger zu 
machen, auf anhöben oder längs den heerstrassen zu 
errichten ; es lag darin gewissermassen eine aufforderung 
an die überlebenden, ihrer todten eingedenk zu bleiben 
und sie zu ehren. Liebrecht, philol. XX, 378. Die Wich- 
tigkeit und bedeutung der grabhügel hat Ritter (vor- 
halle) gezeigt Asien ist ihre heimath, von da dehnen 
sie sich durch gatiz Osteuropa bis zum Rhein, auf der 
andern seite bis zu Indien aus. Wir finden sie bei 
öriechen, Germanen, Slaven; der gebrauch ruht ohne 
zweifei auf religiösen auslebten über die fortdauer nach 
dem tode. W. Grimm, über runen, s. 266. 267. 

Tumulu^, sepulcrum, heisst goth. hlaiv (Ulfil.), alts. 
bl^o (Heiland), mhd.le; (haug, altn. haugr) dies gehört zu 
dem lat. clivus, ist eiu weit durch die german. sprachen 
verbreitetes wort für hügel mit dem übergange eines 
künstlichen, eines grabhügels. Förstemann, die deut- 
schen Ortsnamen. 1863, s. 44. Es* wird ihrer öfter er- 
wähnung gethan. lubemiis, ut corpora christianorum 
Saxonum ad cimiteria deferantur et non ad tumulos. 
Pertz III, 4d; tumuli paganorum veterum Slavorum. 
Barthold, gßscb. von Rügen I, 580. Placitum in eadem 
sylva ad tumulum, qui dicitur Walinehaug. Urk. v. j. 795 ; 
Gunzenld. Biterolf 5744. Post hoc Claudius Drwus, cujus 
Mogontie est tumulus 1, TrusilSh. Glosse deß 9. jahrh, 
bei Pfeiffer, Germ, I, 81 ff.; 95. Leo rectt 66, 67. 



m 

Laertae; inscriptiODem vel flnxerat vel agnpscere 
sibi Visus erat Graeculus aliquis. Orelli. 

Graects litterü, Wackernagels ansieht hierüber ist 
folgende (bei, Haupt, 9, 570. 571): »Es ist gewiss, dass 
bereits 5,, bis 6 Jahrhunderte vor Christus bernstein aus 
dem gerro. norden nach Griechenland und im 4. jal^rh. 
nach Massilien gegangen, und wenn es durch andere 
Untersuchungen ;;u einer, an gewissheit grenzenden 
Wahrscheinlichkeit erhoben ist, dass runenschrift der 
german. Völker auf dem griechischen (doriBch-äol.) alfa- 
t)et beruht (vrgl. auch Lauth, Bunen-fudark» s. 18Q) und 
dass die Verpflanzung desselben etwa im 5. jahrh. müsse 
geschehen sein, so verbinden sich diese zwei thatsachen 
^.m besten und von selbst in der erklärung, dass eben 
^er handel ^wischen Germanen und Griechei^land auch 
a^^lass (Qr 4^^ mittheilung der griechischen schrift gewesen. 
Die nachbarn, der Germanen, die Gallier, besassen ein 
a^afpet, das ia der gleichen Verwandtschaft zu dem 
griechischen s^nd und hier, ist die ^nnsiihme. natürlich, 
d^ss ihnen ^^.ss^lbe durch ^die bewohner der griech. 
hande^sstadt Massilia zugekommen sei." Wenn Strabo 
übrigens 4, 181 sagt: fiX^Xi^voi^ xaTeoxeuaae xouc Toj^a- 
TO^, SffTS xai xi au|xß6Xaia'EXXirjviOTt Ypa96iv, so ist 4ies 
offenbar nur von einzelnen Galliern gesagt; Grimm, Bunen 
S.34; wie gleichfalls wenn auch von den Helvetiern gesagt 
wird, sie hätten sich griech. buchstaben bedient: Gae8.b.g. 
I, 29: in castris Helvetiorum tabulae repertae sunt litteris 
graecis confectae. Andere ausleger dagegen wollen hier 
nicht an eigentlich griechische schrift, sondern nur an 
griechische btichstaben gedacht wissen. Schon Lips. 
sagt: litteris fortasse, vis credo lingua, und Walch über- 
setzt : mit griech. schriftzeichen ; sie meinen, inschriften 
mit griechischen buchstaben hätten wirklich da gefun- 
cen sein können. Weishaupt; Relhan; Gruber; Mün- 
scher. So ward z. b. auch in Gallien zu Vaison im 
vocpntischen gau eine in keltischer spräche mit gewöhn- 



liebiem! griethisöhön- äfabet geschHläb'ene inöiihrift ge- 
funden; diese schriFfwar ton Massilia zugeführt. Monim- 
^eb.'röm. ges^h-^II, 211.' Wahrscheinlich' denkt auch 
BrOtier nur an griech. buchstaben» wenn^r sagt: vicinia 
et commerciis eaisdem literas accepere Germäni, und 
Kritz^ der behauptet, Grä^ca inscriptio haud dubie non 
ftiit. • .... i 

Eine dritle ansieht ist die, es seien nicht wirklich 
griechische buchstaben ,- sondern nur den griechischen 
(altdor.) verwandte, nämlich mrdetruseische gewesen. 
Moftimsen: die nordetrusc. alfabete auf Inschriften; in 
den tnittheiL der äntiquar. gesellsch. in Zürich. ' 1858. 
VIL Ihm stimmt Schweizer bei s. 16. 

Endlich hat man die 'stelle, und wie auch ich 
glaube, mit recht, auf runen gedeutet Bei W. Grimm, 
über runen, s. 33, 123, heisst es: Es werden hier ganz 
deutlich runensteine auf grabhügeln, wie sie im norden 
TOlrkommen, beschrieben. Tacitus nennt diese buch- 
staben ganz natürlich griechische, da die Übereinstim- 
mung der runeti und der gothischen buchstaben mit 
d^n griechischen zugestanden wird: Auch Fr. Schlegel, 
Mon«', Rühs und Zacher bei Ersch u. Gr. bd. 61, 369*) 
wollen die stelle^ auf runen bezogen wissen , und nach 
Schweizer reichen jedenfalls runen zu zauber und lobs 
vor Tacitus zeit zurück ; s. 16. Dagegen einwerfend 
bemerkt Dübner : nescitur an illo jam tempore Germanis 
in usu fuerint runae.et Gothicae litterae, und Horkel: 
0s steht dieser ansieht entgegen, dass sich runensteihe 
Ton so hohem alter nicht nachweisen lassen. Im allgem. 
sprechen sich nuch Panckoucke, VI, 97, Orelli und 
Schweizer geg^n runeti aus. Dahlmann' bemerkt, bist. 



II, 4 ij < , > 



*) Es ist zweifelhaft, ob Massmann an unsere stelle gedacht 
habe, wenn er sagt: Die Phönikier brachten den Griechen die 
buchstabenschrift, die Ton hieraus vielleicht auch als runenschrift 
zu den fern ab sitzenden hercyuischea Germanen gelangte. 
Massmann, die Völker des mittelmcers und der ostsec 1859, s.' t' 



m 

forscjiungen 1, 172, die .mit g^iecbiscber sc^hrift bezeich- 
neten denkmale, von denen Tacitus vernahm «dass sie 
sich in Rhätien fänden, XrA^mcn runiscbe gewesen «sein. 
Allein dar griech, Schrift und spräche von der griech. 
Mas$ilia aus, wo man 3 sprachen redete, zu den Gal* 
Hern gedrungen war,, da auch celt Völkerschaften , in 
Bbätien vor alters wohnten, so geht die ganze hbffnung^ 
hier ursprüngliche, d.h. wenigstens eine nicht von Ro« 
mern oder Griechen abgeleitete schrift zu finden, iwieder 
rückwärts. Einzelne unrichtige voraussetsungen in die* 
sen mittheilungen werden Aber berichtigt 1. durch 6ei« 
jer, Schwedens urgesch. 1826, 129. 366 akg. 6.:. Die 
hfigel b'ei Tac. cp. 3 sind wahrscheinlich grabhügel ge- 
wesen, und es ist wenigstens nicht unmöglich, dass die 
s..g. griech. insckriften runen waren, da 4ie runen 
wj^rklicb die grösste ähnlichkeit mit dem äUesten griech. 
alfabete haben. — Runensteine mit wirklichen zeichen 
vom heidenthum vermisst man nicht gänzlich; sie sind 
in familiengrabhügeln gefunden; 2. durch Lauth, das 
germ. runen-fudark. 1857. s. 181: Den german. runen 
muss man jedenfalls eine vorchristliche zeit anweisen. 
Dies steht in vollem einklange mit der bedeutung jener 
runen-namen, die sämmtlich auf eine kulturstufe fried- 
lichen hirtenlebens hinweisen, ohne desshalb eine ge- 
wisse bildung auszuschliessen. 

.,!> Endlich bemerkt noch W, Grimm, runen. s. 33, 
scheinbar lasse sich einwenden, es wären diese an«id>er 
sudlichen grenze Deutschlands gesehenen denkmäler 
eeüische gewesen. 

Was die lokalität betrifft, so sagt darüber Lauth a. 
a..o* 182^ es lasse sich die stelle, wie der schriftkundige 
Römer,^' ann. 11, 14, selbst andeute, ebensowohl auf 
Germanien , als auf Rhätien beziehen. Und Mommsen 
bemerkt a. a. o., der bericht des Tacit. könne recht wohl 
auf denkmäler von Tyrol und der Ostscbweiz bezogen 



IM 

in confinio: die agri decumates cp. 28. Becker. Bach. 

adhuc exstare, weist auf einen jüngeren Schriftsteller, 
wahrsch. Plin. (de bellis Germ.) hin. Kritz. 

quae neque eonfirmare, neque refeUere. Dem Schrift- 
steller scheinen die werte des Liv. in dessen vorrede 
vorgeschwebt zu haben : ea nee adfirmare, nee refellere, 
in animo etc; auch Liv. 5, 21 steht: haec — neque ad* 
firmare, neque refellere operae pretium est. Ern., Dilth., 
Hess. Gronov. wollte desshalb auch, wiewohl ohne grund, 
an unserer stelle atffirmare mit auslassung des argumentis. 
Walther dagegen sagt: Haec e Livii praefatione sumta 
minime adfirmaverim. 

demere fidem; auch bist. 2, 50. Früher nur bei Rich- 
tern; Gruber. Non: credendo vel haud credendo; hoc 
enim diceretur neget vel tribuat fidem, id quod legeniinm 
est ; sed : amplius confirmando vel refellendo ; quod mu- 
nus est historicorum. Ergo se quidem nihil aliud sequi 
ait, quam Germaniae descriphonem ; sed accuratiorem an- 
tiquitatis germanicae mdagatianem aliis se relinquere. 
DödeH. Ritter dagegen, falsch, de legentibus. 



Cap. IV. 

Ipse (vergl. cp. 2. Ipso9) steht, um den *gegensatz zn 
der vorhergehenden ansieht anderer schriftsteiler aus 
zudrücken. » i- 

aini aliarum. Alle Codices haben diese lesart. Ru- 
dolf, a. 863 (Massmann sagt unrichtig Meginhard), wen^ 
det die stelle auf die Sachsen an und liest: nee ullis* 
aliarum gentium. Lipsius, Ernesti und Walch halten 
alHs für überflüssig, da es durch dittographie aus nullis 
oder durch Wiederholung aus aliarum aufjgekommen sei> 
Halm glaubt, sitzungsber. s. 30, es sei aus elftem alten 
assimilationsfehler der urschrrft nuUis aliis nationibus 
hervorgegangen; Cluver, Walther, Tross und Ritter 



111 

lassen aliis weg, Lipsius (ed. 1606), Coilring, Rtip^^i, 
Weishaupt, Finck, Haase, Haupt, J. Bekker setzen es 'iii 
klaäimernv' Piohena meint: forte nuUis alienigenärutn 
nat, was nicht passt ; Passow glaubt, Tacitus habe tiullts 
aliis nisi popularibus connubiis mixtos sagen wollen; 
Nolte 1. 1. will emendiren pro nullis uUis aliar. Rhenanus; 
GronoY. und Döderl. behalten die herkömmliche lesart 
bei und auch Orelli sagt: noli suspectum habere, aliis. 
Ganz mit recht. Die Verdoppelung scheint hier absieht* 
lieh mit emphasis zur hervorhebung des alias gebraucht 
zu sein. Bach. -^ nullis omnino aliarum. Orelli; wie 
bei Plato Phaed. 278 iv SXkouusv^ aXXov ^uxaic* £^s ist 
beizubehalten. Hess, Haupt, Günther, Walther, Krltz, 
Münscher, Baumstark, Müller. £s ist kein blosser plieö* 
nasmus; alia connubia sind schon fremde heirathen, 
&Woxgm; dadurch aber wurde noch nicht die reinheit 
des blutes beeinträchtigt, sondern erst, wenn es auch 
heirathen mit fremden, nicht germanischen Völkern 
waren. Aliarum tritt also erklärend zu alias. Jessen^ 
Kiessling*). 

mßei nach Kiessling ühd.Kritz von guten dingen, 
^enen schlechte beigemischt werden. Passow dagegen 
behauptet mit recht: non adhaeret notio rei in pejus mu*^ 
tatae, sed mixtae tantum et non jam sincerae, und ebenso 
sagt J. Becker*, non in deterius mutatos, sed ita ut gentis 
sinceritas admixtp aliarum gentium sanguine >perde^ 
retur. .^i 

sinCeramt proprium, ^uismilem. Die vollkommene eigen- 
thümlichkeit der Germanen ausser allen zweifei zu setzen, 
bekräftigt.Tacitus dadurch, dass er hinzufügt, sie seien eine 
gens sincera, propria, sui similis. Propria bezeichnet viel- 
leicht die scharfe trennung der Germanen von den anderen. 



.*) Walther: sunt connubia» quae alia natio cum alia invicem 
init, igitur connubia invicem externa et peregrina. Döderl. : ge- 
mioata est voi^ alias ex more prisco orationem tcoXvicruToec ornahdi, 
eitiawsi alterum redundet. 



112 

Völkern im allgemeinen , sincera (hist. 4, 64 8inceru§ 
populus, spätere latinität) hinsichtlich der abkunft, sui 
similis hinsichtlich der Ton anderen verschiedehen kök*- 
perbildung. Gruber. Gronov. sagt: tria majoris affirma- 
tionis et ^|X9aae4>c^oeptv, ed. Em.' Halm nimmt nur 
rednerische amplification an; sitzungsber; s. 12. Riess- 
ling möchte statt propriam mit cod. Arund, propterea; 
im cod. Bamb. steht perpetuam et sine. Brotier. Beide 
lesarten sind verwerflich. 

extitisse, d. h. von anfang gewesen. Haux^. 

idem habitm torponm, : der natürliche körperbau. Wex 
ad Agr. 11," Kiessl. cf. cp. 46 Sarmatarum habitus, die 
äussere ähnlichkeit. Hess. Weishaupt. Das Aeussere. 
Kritz. Reisende bemerken, dass, je uncultivirter ein 
volk, um so mehr sei bei allen jene bemerkung zu 
machen; dies ist aber nicht so scharf wortlich zu neh'^ 
men. TJebrigens trägt auch nach Humboldt die intel- 
lectuelle cultnr am meisten zur Verschiedenheit der ge- 
sichtszuge bei einem volke bei. Humb. voyage I, 46ft: 
Röhs 147. 

' tanto hwmhmm nnmero; nam quo major numerus, eo 
faciliOT diversitas. Kritz. cp. 19 in tam numerosa gente; 
cp, 35 tan) immensum terrarum spatium non tenent tau'^ 
tum Chauci, sed implent. Caes. b. g. 5, 12 homtnum est 
infinita multitudo, creberrimaque aedificia Jul. Solin. 
pol. 3S- dives virorum terra, frequens populis numerosis 
et immanibus. ' ' 

Wir hören wiederholt von Germaniens zahlreicher 
bevölkerung, und wenn wir in betracht ziehen, wie 
zahlreich sie in Völkerwanderungen uns entgegentritt» 
und welche heeresmaSsen gegen die Römer aufgestellt 
wurden, so scheint E. M. Arndt recht zu haben, dass' 
damals wenigstens Vi des jetzt cultivirten landes in cultur 
gewesen sein müsse. Die zahl der Cimbern und Teuto- 
nen wird auf 300,000 geschätzt Plut Mar. 11; Liv. Ep. 
68; Eutr. 5, 1. Ariovist ruft 120,000 thsna -über den 



113 

Rhein. Gaes. b. g. 1, 31; ein theil der Ueberrheiner 
stellt 128,000 wehrmänner ins feld, Gaes. 2, 1 — 4; aus 
Aduatica werden 53,000 mann verkauft^ Gaes. b. g, 2, 33. 
Die Sueven sandten jährlich 100,000 m. aus; der Si- 
gambern werden ^0,000 m. über den Rhein gefuhrt; 
Usipier und Teuchterer werden auf 430,000 m. ge- 
schätzt Die Bructerer sollen im kämpfe 60,000 m. ver- 
loren haben. Germ. 33. Das beer des Marbod zählte 
74,000 m. Hostmann , altgerm. feldwirthschaft s. 37 ; 
Waitz I^ 18 akg. 3. Wir treffen also zur zeit des Ta- 
citus eine zahlreiche bevölkerung, die in festen Wohn- 
sitzen angesiedelt ist und von ackerbau und Viehzucht 
sich nährte ^und deren rechtliche und agrarische Ver- 
hältnisse bereits zu solcher durchbildung gelangt waren, 
dass wir annehmen müssen, dieser zustand habe schon 
Jahrhunderte hindurch gedauert. Hostmann, s. 6. Nicht 
mehr auf der stufe des hirtenlebens stehen die Ger- 
manen zur zeit des Tacitus, schon die ahnen der indo- 
german. Völker waren ein sesshaftes, ackerbautreibendes 
Volk. Waitz I, 33. 

Das gebiet des damaligen Deutschland, soweit es 
bei den Römerkriegen in betracht kam, berechnet 
sich auf etwa 8800 Qm. Nehmen wir nun mit E. M. 
Arndt an, dass Vs cles landes noch waldboden ge- 
wesen sei, so wird dies für das damalige Deutschland 
für ziemlich zutreffend zu halten sein. In Norwegen 
und Schweden leben auf der Dm. 340 menschen, in 
Deutschland müssen in der alten zeit aber mindestens 
1000 auf sie gerechnet werden *). Hostmann a. a. o. 39. 






*) T. Bethm.-Hollw., über die Germanen etc. s. 18 f., ist, wie 
es scheint mit unrecht, anderer ansieht. Er sagt: in tanto homi- 
nam numero beweist nicht gegen eine durme bevölkerung, denn 
an sich waren es viele, deren völlig übereinstitnmende gestalt 
Tacitus davon überzeugte, dass sie ein eigenthümlicher und un- 
vermischter volksstamm seien. Die volkszahl war dftnn in folge 
des ganzen culturzustandes , wie u. a. di^ v^rhftUnissmftssig ge- 



114 

liUden sagt : im allgemeinen darf behau]^tet werden, 
dass Teutschland nicht schwach bevölkert gjewesen sei, 
weil überall die freibeit heirrsohte und die landwiirth- 
sohaft von freien grumdbesitsieni betrieben isuvde. 

idem. finnige codd. haben: idexn omnibus; anctore 
idem: oiQuibus; Rudolf: idem pene CMoanibna; alte aus^ 
gaben: ii^Vf^ Omnibus. PasstOw, Hess^ Ruperd, Diltbe)^, 
IVIafismann,. Orelli lesest idem : Omnibus, Ebenso Kiees- 
Ixng und Qerlach, welche dieee intevpunetion mit* grim- 
den vertheidigen. Und ehi reeeBS. in dec ^eitsichr. far 
daa altQrth^ 1847, s. 112Q, sa^t: schon das habilus cor- 
parum, nicht corp<^ria, s^igt den weig der erklärung. 
Idem Omnibus lesen aber doch Rheman. U^^})» Lipsfrus, 
Gxwaov,, Oberl, BrotieF, Weishaupt, Watther, Waleh, 
Tross, Panckoueke, Piebon, J. Bekker, Seeb., Döderl«, 
Biacfa, Ritter, Fin<^k, Haupt, Halm, Haase; einer dieser 
interpp. vertheidigt diese interpunot., weil sonst im 
2. satz omnlbuis überflüssig und ohne omnibus der evste 
saiU naangell^aft sei. Für idem omnibua scbeittt a«ch 



rio99 YpVuizM dev kk das weeivöttk. rekh eiBwandsrnden nationen 
bewe.lsen. Vaudalen und Alanea kamen nur SOiCMH)- nach. Afrika. 
Aber die zunähme der bevölkerung ging rasch 7on statten. Wir 
ha1)en' afs gi^ihd dafür an^tigeben ausser der jugendkraft und 
ffiflfe dcfr ^nten naiffon, die keuschen tmd desih^alb frucfiitbnrciren 
ohoa (Tan. I&se^eoa matrimenia; 19 septa padfciüa — pauoiBsIttia 
ad;altena) die gesoade erziahang der kiader (Genn. 30 eadem la- 
venta, similis proeeritas^ pares vididaeque miscentur ac robora 
parentum liberi refcrunt), überhaupt der familiensinn, den Tacit. 
bewundert in vergleich mit der entartung seiner landsleute. Diese 
eigettthümBchMiten hal^^n iiefa bis auf den heutigen tag erhalten ; 
daher entsendet Deutschland auswanderer, wahrend Spanier, 
Franaosea und Italiener dasu weder bedüüftiia^, noch trieb 
haben. 

Klemm, germ. alterthumsk. 26 f.: Wie gross die zahl der 
Germanen zur zeit der Römer gewesen, ist nicht moglicb anzu- 
geben. Daa.land war nicht so angebaut« hatte nicht so sablreiohe 
stftdte^ ea wurde nicht daaran gedacht» die bevölkerung aa heben. 
Tac« aber nennt Germ. Yolkreicb, 



Jav. sftt 13, 164 zu sprechen: CaeruXa quis stupuit 
Germani Irnnina? flavam caesariem, et madido torquen- 
tem cornua cirro? Nempe quod haec Ulis natura est 
aimiius ta»a> Beachtenswerth ist aueb da» wort des 
Ca^urn^ Fl«cc. decla^. 11: Miramur hanc lejgpem esse 
»aturae^ ut in subolem traoseant formae, quas qu^si 
descriptas species custodiunt. Sua cuique genti etiam 
fafies manet RutiU auat Gerno^aniafi vultus et flava 
prooeritas Hispaniae ; non eodem omnes colore finguntur. 
Divoraa sunt mortalium ^enera, n^o tarnen est suo 
goneri diisshniliß. 

truc09 amli Schon die Gallier gestanden den ]3<o- 
mern: se ne vultum quidem atque aciem ooulorum 
(Gerinanorun;^) ferre potuisse. Gaes. b. g. I, 39. Juven. 
4k, 147: Torvi Sigambri. Plutarcb,, Mar. 11, erwähnt bei 
cto^ Gimbern XopoTcomy; mv &|i4AiaT(i)v (sonst beiwort der 
löwen). 

eaendet oculi Die blauen äugen findet man bei den 
m^stCDr nordischen Völkern ; Vitruv, 6, I ; sie sind viel- 
leicht aus der Urheimat gebracht Weishaupt 155. Ari- 
stotelas dagegeiv schreibt die bläue der äugen der kälte 
ztt; Diltbey; und nach Link (die urweit I^ 140) iiaben die 
hk äugen sieb? allerdings erst in Europa bei dem german. 
stamiise gebildet Bei Hör. Bp« 16, 7 heissen die Deut- 
schem caerulea pubee ; Juvenal 13, 164 : Caerulea Germani 
lumina; Ausortqs, opp. 7^ 5, erzahlt von einem sphwäb. 
mädeben oculos ca^ula>» flava eomas. Wacfasmuth, na- 
tional, 8. 9, meint, d^s oaerul^ blaue oder graue äuge, 
bezeichne wol eben nicht das vergissiBeiBnicbjt farbige 
uui sanftblickende augiß. 

Zur zeit der höfischen dichiung bat die blaue färbe 
der äugen ihren wevth verloren; man* liebt sie braun, 
aber hell und klar: 

zwei äugen braun nach jEalkenart 
darin das weisse sich nicht spart 

J. Falke, zeitsohr, fm deutsche kulturgesch. 1857 

8* 



116 

s. 392. Auch in Volksliedern, Uhland I, 301: iunge mit 
schwarzbraunen äugen; 549: landgraf auf Hessen mit 
seinen braun euglein klar ; ein mädchen mit brun äugen 
klar; II, 734 wirtin mit Iren braun äuglein. Mittler, 
volksl. 864: schwarzbraunes äuglein; 600, 624, 638, 684; 
mit braunen äugen 510, 864. Dabei werden aber auch 
blaue äugen daselbst erwähnt 579: mit ihren blauen 
äuglein schön; 647: diese mit ihren blauen äugen. Bei 
E. M. Arndt, Wanderungen mit Stein, ausg. 2. s. 142 f.: 
die tochter Scharnfeorst's blond, mit den wirklich schö- 
llen himmelblauen Thusneldaaugen (vrgl. s. 72) wie man 
sie von einer tochter des Harzes und der Weser aus 
dem Cheruskerlande sich so gern einbildet, und wie da 
schöne blondlockige mädchen noch heute zu schauen 
sind. Klemm, germ. alterthumsk. s. 32 : Die äugen sind 
bei allen Saterländern blau; auch die deutschen bewoh- 
ner der österr. monarchie zeichnen sich durch blaue 
äugen aus. Link, die urweit 1, 140, sagt : die Deutschen 
hatten zu der Römer zelten alle blaue äugen ; jetzt fan- 
gen sie schon an, seltener bei ihnen zu werden. Der 
blauäugige stamm vermischt sich so sehr mit dem 
schwarzäugigen, dass der unterschied vielleicht einst 
ganz aufhören wird. B. Böckh meint, die eigenthüm- 
liche bläue der äugen sei unter den germ. stammen 
noch mehr verbreitet als das lichte haar, finde sich aber 
doch weder bei dem grössten theile der Germanen, noch 
auch bei diesen ausschliesslich. Zeitschr. fGr völker- 
psych. und sprachwissensch. von Lazarus und Steinthal. 
Berl. 1866. IV, 293. 

rutilae e(mae. Tac Agric. 11. rutilae Caledoniam 
habitantium comae Germanicam originem asseverant. 
Calpurn. Fl. decl. 11. rutili sunt Germaniae vultus; 
Sen. de ira: rufus crinis et coactus in nodum apud 
Germ. Sil. It. auricomus, rufus Batavus. Glaud. de b. g. 
419 flavi Sicambri; Martial. flavorum genus Usipiorum; 
Luean. : flavi Suevi ;, Procop. Wandali xp^oeiSet^. FoT^iHa 



117 

l^if) Xeuxol ta oi&|xara t^ dai Kai to^ x6|xac ^av^ot. Fla- 
VU8, ^avS^oCi blondgelb wie Stroh; rutllus, wi^o^, feuer- 
roth. Dilthey. ^Vrgl. Gerlach: es gibt natürlich schat- 
tirungen. Galen., comm. in Hippocr. de diaeta: Tivi^ 
ovopiaSovfft Touc rspjjiavovc ^äv^ovc koi xoiye oux ovtoc 
^av^oi&(;, iav dbepißä^ t(( &^oi xaXeiv, dXXa icu^ou^. Die- 
fenb., orig. Europ. 163. Zeugnisse in grosser zahl bei 
Ukert, geogr. 3, 1, 198. Gerlach 55 ff. Zeuss 51. Tief- 
blondes, goldiges haar, |av^ >^My wurde auch bei 
Griechen in früher zeit sehr geschätzt, Eur. Med. 976, 
und später selbst künstlich erzeugt, wodurch es, we- 
nigstens bei dem weibl. geschlecht, in misscredit kam. 
Hermann, griech. antiq. III, 16. 18. Bekker, Charikles 
III, 248*). Das blonde haar war den Römern allgemei- 
nes zeichen der Deutschen. Grimm, kl. sehr! III, 205. 

Die Germanen verwendeten besondere Sorgfalt auf 
die haare; sie rötheten sie (Diod. 5, 28. Plin. 28, 51. 
vrgl. Grimm, r. a. 283, Klemm 59) durch eine gewisse 
seife (sapo soll ein deutsches wort sein. Grimm, bei 
Haupt 7, 460). Gothische und longobardische könige 
bedienten sich wegen ihrer haare des beinamens Fla- 
vius. Von der tochter Carls d. gr., Theodrada, heisst 
es: cedit crinibus aurum. Pertz II, 398. Gelbes haar 
galt auch im mittel^lter bei den Deutschen für eine 
Schönheit. Die dichter sind voll vom lobe dieses haares, 
das sie goldfarben, goldglänzend, gleich gesponnenem 



*) Hochblondes haar war auch in Rom mode; auch hier färbte 
man die haare durch seife roth. Ov. ars. am. 3, 163, Mart. 8, 33; 
14, 25, ja, man kaufte ächte german. haare, die man den gefärb- 
ten vorzog. Ov. amor. I, 14, 45. Caligula lies^ die Soldaten zum 
trinmph röiheu. Suet. Calig. cp. 47. Caracalla trug, um sich den 
Germanen beliebt zu machen, einen blonden und nach germ. art 
geschnittenen haaraufsatz. Herodian 4, 7. Wackernagel bei Haupt 
9, 556. Weinhold, deutsche frauen 141. 459. Becker, Gallus, hrsg. 
von Rein 3. ausg. II, 194. Rothes haar gehört zu den Schönheiten 
der Tzscherkessinnen. Rühs 149. 



118 

goMe h§^ßlck^f>l^. V%]k§, ^e^m^hf. füir oHlt^ja^eaeh. 1S&7, 
8. 398, ^emß 5J, WßinhoJä, dwteche frmen 449. A, v. 
EeUer, l^ßtiqf^f^litsspiplß des 15. jahrb. <469. 519; Nibell. 
3|CSr. lioa I^ann^r: ibf gßßHf^ bftar war siFden gieieh; 
m mtirmsc^. ^. 9B: c(m hMr geel ^juaeh^n. B£ih$ UM). 
Eil» ki^^teiD wi i;^}k»m haar (149^^ Beunebron. yoq 
Lenz, beitausg. v. Dieeslbi^fih. 1849, 128. Im 18>. jabrh. 
h^9t 60 : (€i0rmam) sunt fimnosi eoi^ati et eosoa flau!. 
Be ori^ cet WacX€«:vu b^ Sm^i 4, 489. No&b zu katfier 
§igi$munds seit war es VioraugsweiM den DemtsciiAB 
eig)en: be&pbau die keyserliekioii gaelgefiurwten haar. 
Hak», ooU. mofi. 419. Von ki^iser MazimiliaB wird ^r- 
zabU, doßs er ein senderliob scjbon gelb bMr gehabt 
habe. IKubß 152. Goldfarben haar wird eoich io fip&r 
ter^n Volksliedern und sagen häufig erwähnt. 6<dd- 
f$.r]beq baai*: Ne^ deutsche Ued^r, 1>593» b^i Wol% zeit- 
scbr. 11, ?1^, l^ie pflegt iW gelbes l^aar. Ubland, yplk$]. 
I, 104. 141. 142. 2^0. Mi^tJpr, v<^H|y5l. 67. 82. llft *?7, 
58S, goldgelbes haar, 181, goldfarben 51Ü. 5^; h,^w 
ase Qaps', Grimm, ijo^rch^n I, 65, geele M^r Jb. ?»7, 
golden h., wie sonnf^nstrs^blei^ 419, haar sq gläa^^d ^wi^ 
sQppenstjrahlep 418; g^denes lo^k^nhaar; Sahnrftaj, vort:s- 
gel}X, w de;* EJfeJ I, 139. Pn njö^en junge, hiad giäja 
kriuse haar. Wpßstf bei FromuiaTyi, di^l ?, 558. Selbst 
in eiufon ^irobeuUedi& komn^t vor: 

w|t8 bU^ lem goldgelb ba;^r und blauer ai^g^ii piiar, 
alles vergeht im tod. Dilthey. Rühs 151. 
Recht germanisch ist, dass auch im norden blondes 
oder wenigsten^ braunes baar haben musste, we;r für 
schon uud e4el ^.ngesehep sein wollte. Schwarze? haar 
und schwarze äugen galten für hässhch. Weinhold, nord. 
leben. 81. 181. 182. Helja trug ihr haar, das wie geld 
glänzte, so lan^;, dass sie sich darin hüllen konnte. 
Weinhold, die frauen 141. In dän. und schwed. volks- 
liederu gilt gelbes haar als zeichen weiblipber scbou- 
heit. Rühs 142. 



119 

Wenn d«n dunkelfailNgeii Griechen und Römern als 
gegensatz die blanden Germanen in die augen fielen, 
80 ist das in der natnr des volkes begründet geweMn. 
Deon noch jetzt ist die helle färbe von augen and haar 
geltend geblieben, wo die Deutschen sieh gegen ml- 
sefaung mit Niohtdeutschen abgeschlossen haben, z. b. 
im Böhmerwalde, in Siebenbürgen, am Monte Bosa, in 
Ungarn gegen die bergstadt Kremnitz. Wolf, zeltechr. 
I, 2Ai. Wachsmuth, deutsche nationallt 957. Auch heut* 
zutage sind im allgemeinen die bewohner des südlichen 
und mittleren Italiens, Griechen (bei diesen mag auch 
im alterthum die schwarze färbe wol die hftufigsle ge^ 
wesen sein. Befeker, Gfaarikles III, 248) und Spanier 
dunkeiferbiger als Ober-Italiener, Nord&anzosen und die 
meisten Germanen, namentlich die am wenigsten ge- 
mischten sächsischen, friesischen und skandinavischen 
Stämme. Zeitschr. für vöÜLeppsych. und sprachwiss. von 
Lazarus und Steintkal. 1866. IV, 291 293. Dagegen 
findet sich gegenwärtig in den ländem am Rhein, Main, 
Neckar ein mehr auf mischung als auf klimatische ein- 
wirkung deutende dunkelfiirbigkeit der haare und der 
augen sehr häufig. Denn goldgelbe haare und blaue 
augen sind heutzutage nicht bei vielen bewobnern des 
südlichen und mittleren Deutschlands ^u finden. Mün- 
s<^f. Auch joltten unter den blonden Engländern sind 
ganz dunkfslfarbige fttmilien häufiger, als die angaben 
der alten erwarten lassen. L. Diefenbaoh in Kuhn's 
zeitschr. für vergl. sprachf. 4, 38S ff. Aisf die änderung 
hat namenilidi mischung mit Wälscheo ui^d die Ver- 
deutschung der Slaven, sonst auch Impfung und selbst 
veränderte lebensart .eingewirkt Diefenbach, origg. Burop. 
164. 165. Wachsmuth, national. 257. Rühs 153. Die 
erwähnte gleichmässigkeit der Germanen bei Tacitus 
ist auch der civilisation gewichen. Latham s. 31. Es 
fehlt hier aber überall an genauer Statistik der physlo- 
gnpmie. Diefenb. a. a. o. 164. Im übrigen wird auch 



120 

häufig den Gelten rothes haar zugeschrieben, Holtzmann, 
die Gelten und Germ. 56. 57, mehr oder minder blonde 
haare und blaue äugen. Diefenbach, origg. Europ. 162. 
In Nordfrankreich ist blond selten. Ebend. 165. Merk^ 
würdig ist', dass bei einigen stammen graue äugen für 
schön gelten. Shakesp*, edell. v. Verona, gray as glas. 
Rühs 148. 

magna earpora; vrgl. 20, 1 nudi ac sordidi in hoc 
artus in haec cotfora, quae miramur, excrescunt, bist. 5, 

18 Germani immensis corporibus ; 4, 14 procera pueri- 

t!a; ann. I, 64 Cheruscis procera mämbra; Agric. 2 
magni artus; Caes. de b. g. 1, 39. 4, 1. 2, 30 Germani 
ingenti magnitudine corporum — , immani corporum 
magnitudine homines; Hirtius de b. Alex. 40 mirifica 
Corpora Germanorum; Quinct declam. 3, 13 inusitata 
corporum magnitudo ; Amm. Marc. Älamanm grandissimis 
corporibus freti ; Vell. Pat. 2, 106 Caucharum — immensa 
Corpora; Glaud. de N. Gens. Hon. 452 ingentes Ckerusci; 
Sid. Apoll, ep. 8 Burgundto septipes. Selbst bei Josephus, 
b. jud. 2, 16, erwähnt Agrippa die länge und grosse der 
germ. körpen cf. Diefenbach, origg. Europ. 198; Zeuss, 
die Deutschen 50. Es versteht sich, dass die Germanen 
nur im verhältniss zu den Römern riesenmässig er- 
schienen. Rühs 153. Im mittelalter finden sich gleich- 
falls entsprechende beispiele. (Garolus Magn.) corpore 
fuit amplo atque robuste,^ statura eminenti, quae tarnen 
justam non excederet — nam Septem suorum pedum 
proceritatem ejus constat habuisse mensuram. Einh. vita. 
Pertz 1,455; cf. 1,273 Garolus Septem namque suis lon- 
gus erat pedibus; statura ejus erat in longitudine octo 
pedum suorum (J. Turpini de vita G. M. bist 20). Die 
grosse des Gothen Maximilian wird auf 8 f. angegeben. 
Jul. Capit. Max. d. 6. Noch in der zeit des kaisers Si- 
gismund fiel hoher wuchs auf als ein merkzeichen der 
Deutschen: wo findet man unter allen volgsen derglei- 
chen leute! — das ist ein ander geschlecht der men- 



121 

• 

sehen y dann unser ertriche geboren. Hahn, coli mon. 
419. Im 13. Jahrhundert heisst es von den Thüringern : 
populus numerosus elegantis staturae et fortis corpore. 
Wackem. bei Haupt 4, 492 und ebend. 480 Germaniae 
nationes sunt multae immania corpora habentes. Bei 
Macchiavelli heissen die Deutschen: huomii di bella 
statura. Bit. della Alamagna. Man fand in gräbem des 
Thüringerlandes gerippe von 6 — 7 f. länge, im Eichstädt. 
ein Skelett von 7 f. 1 z. Klemm, germ. alterth. s. 30. 
Aristoteles erklärt die grosse aus dem klima. GerlsR^h 
8. 60. Menschen in einfachem naturzustande, bei ein- 
facher lebens- und beschäftigungsart waren noch vor 
2 — 400 jähren kräftiger. Rühs 155. Weishaupt 155. 
Nach Wachsmuth, deutsche nat 118, haben nicht allein 
die verdeutschten Wälschen und Slaven die zahl der 
mittleren und kleinern Staturen vermehrt^ sondern auch 
schlechte und karge nahrung, abstumpfende sitzarbeit, 
aucli kartoffeln und branntewein haben dazu beigetragen. 
In Nordsachsen und Westfalen ist nach ihm noch ein 
kräftiges geschlecht, vergl. s. 257. 258. Herm. Conringii 
de habitus corporum germanicorum antiqui ac novi 
causis. Heimst ed. 3. 1666 p. 1 — 11. Die ansieht des 
Plin. 7, 16, cuncto mortalium generi minorem in dies 
fieri mensuram, scheint nicht begründet. Relhan. 

et tafUum ad impetum vaUda, Acidalius wollte ohne 
noth et in sed umgewandelt wissen. Brotier. Gegensätze 
werden auch wol einfach verbunden, ohne sed und at. 
Bach,.ann. 2, 14, 5. (Germanorum) corpus ut visu tor- 
vum et ad brevem impetum validum, sie nulla vulnerum 
patientia. Hist4, 29 apud Germanos inconsulta ira; ios 
in viribus habent; Pomp. Mela 3, 3. Sen. de ira I, 11 
Germanis quid est animosius? quid ad incursum acrlus? 
quid armorum cupidius? quid induratius ad omnem pa- 
tientiam? Die worte bezeichnen ungefähr dasselbe, was 
von den röm. dichtem als furor teutonicus beschrieben 
wird, Luc. Phars. 1, 255; Claud. de b. g. 292, der mit 



123 

der grosse der lei^ber in Verbindung «tehi Oeriach. 
Wilde Völker erschlaffen, wenn die erste kraMussernng 
ohne erfolg ist; so sind z. b. die Kalmüefeen beim 
ersten angriff die geherztesten; wenn sie widerstand 
finden , ergreift jeder die flucht Mhs 158. Die Deut- 
schen konnten nicht aushalten,, weil sie bei den auf- 
griffen zu hitzig waren. Altenburg. Impetus ist äugen- 
blicfeKebe anstrengung im kriege, Un gegensatz zu labor 
und operum patlentia. v. Oruber. Haupt willi weniger 
gilt, Impetus nicht vom «in^rt)f verstehen , sondern ganz 
allgemein tm gegensatze von labor und op. pat. Neuer- 
lichst äussert Spitta treffend (de Tac. in enunt etc. p. 111) 
über die stelle : Parum reete explicuisse Kritzimn : eadem 
patientia, quae pugnae atque Impetus, primo obtutu pa- 
lam est eo, quod patientia impetns absurdum est. Et 
profecto plane opposita sunt duo enuntiata, cum in al- 
tere de solo agendo, in altero de solo patiendo sermo 
Sit neque aliud quicquam potest inter ea cogitari com- 
mune, quam notio roboris, de quo diversie modis in 
utraque sententia agitur. Sunt et hoc looo duae cogi- 
tandi rationes -^ et prorsus illae contrariae — in unum 
contractae; id quod in hunc fere modum vertas: ihre 
gestalten sind gross und nur zum anstürmen kräftig; 
nicht in gleichem maasse können sie mühe und arbeit 
ertragen. (Germ. 85 item falso Kritz). 

jM^nrk oiqiM opemm tum eadem paifmtia sc. üs est* 
Kritz. Im übrigen ^nd die auslegungen der Wörter lal>. 
et opp. sehr verschieden. Bach : lab. et opp. versantur 
in tolerandis inc<Mnmodi8 qualibuscunque et praecipue 
in castris exstruendis; cf. ann. i, 85. Münscber: sie be- 
ziehen sich wol auf die arbeit und thätigkeit eines län- 
ger dauernden krieges und die geringe ausdauer der 
Germanen in diesen Stöcken wird ihrem eifer und ihrer 
kraft beim angriff entgegengesetzt. Jessen stimmt dem, 
und mit recht, bei (76). Kritz nimmt, sicher falsch, la- 
bor nur von ländlichen arbeiten, cf. 26. 3. 46, 5. 16, 2 



f23 

aBHUit inerüftm; Heas und Rupert im aligemeinen von 
sehwereB arbeiten ; Koch und Altenb«rg von h&ueKehen 
arbeitern, Walther de opere ac labere caetrorum munien- 
doram. Caee. fo. g. ep. 9 si^gt vita ORMiie in venationi- 
bu8 atque in stndiie rei militaris consietit: al^ parvults* 
labori ac doritiae Student 

palMitfMi. Mire DAderl.: neutnim adjeetivi et plurale 
est RitteF. 'Sehon die eteHung des wortes eadem läest 
das nieht zu. Greveras. 

mMmeqne skim aeHumqu^ tokrare, naralioh' beides 
nicht In einem wärmera, von dem ikrigen so sehr ver- 
schiedenen himmeisstrieh. Dieser umstand richtete auch 
die Gimbern zxx gründe. Polyaen 8, 10 Moipio^ Ki(ir 

xoSfia Si xal {jKiov ouSapiäc« Pl^t Mar. 26. Frontin. ü, 2. 
Ebenso rechneten darauf die Romer in den kriegen mit 
den Deiitschen, bist. 2, SB, Germanos -^ mutationem 
soli eoeMque non toleraturös.^ Hist 2, 98 wird erzählt 
wie die Germanen dureh italische hitze hingerafft wur- 
den. Es ist daher woi übertnetbung von Appian, bist, 
rom. 4, 3 , dass die Germanen des Arieviet kälte eben- 
sogut eis die hitze yertrügen. Rüh)B 15^. 

ffigora gehört zu coelo, ined. zu solo. Diese beiden 
subsl. sind von assuerunt abhängig. Assuev. cum aeous. 
ist dichterisch. Virg. Aen^ 6, 832. Haupt Es ist also 
dabei nieht toler. zu suppliren, wie Gruber, Döbner und 
Krit&K wollen, üebrigens hatte man fiber die kälte und 
Witterung Germaniens übertriebene sagen. Rü^s 164. 
Gewöhnlich nimmt man an, dass Deutschland vor 2 Jahr- 
tausenden viel kälter gewesen, aber dass durch anbau 
die Witterung bedeutend milder geworden sei« Gibbon, 
bist. I, 285 fuhrt dafSr an, der Rhein und die Donau 
seien in der ältesten zeit oft gefroren gewesen; das 
ist aber auch gegenwärtig der fall; 2. das rennthier 
habe damals Deutschland bewohnt; dies ist aber ein 
irrtflram. Ueberhaupt ist es unerwiesen, dass der «nbau 



i 



124 

auf die Verbesserung des himmelsstrichs einen so grossen 
einfluss habe. Rühs 166. Dass die damaligen winter 
durchaus nicht so strenge waren, bestätigt die angäbe 
des Vellejus, dass im j. 5 p. Chr. die Römer den som- 
merfeldzug im nördl. Deutschland bis in den Deeember 
ausdehnen konnten. VelL Pat 2, 105. Trajan Hess 
(104 n. Chh) eine brücke über die Donau bauen, um 
den Übergang im winter zu erleichtern, wenn der fluss 
nicht zugefroren war. Dio Cass. 68, 23. Mamertinus 
(292 p. Chr.) paneg. M. Aug. dict c. 12: hiems ipsa 
tempedem veris imitata est. Der Rhein trocknete so 
aus, dass er römische schiffe nicht tragen konnte. Tac. 
bist 4, 26. Hostmann, altgerm. landwirthsch. 5. Dazu 
kommt, dass man in der gegend von Trier von dem im 
monat März von neuem bestellten feldern noch reichliche 
erndten gewann. Plin. 18, 49, 4. Auch das satis ferax 
cp. 5 widerspricht. Das klima, das sich im ganzen im 
lauf der zeit gleich geblieben, hat sich vielleicht nur in 
einzelnen gegenden geändert. Rühs 167. Jacobi, de 
rebus rusticis veter. Germanor. 1833, I, 15. 17. Moreau 
de Jones, Untersuchungen über die Veränderungen, die 
durch die ausrottung der wälder in dem phys. zustande 
der länder entstehen , ä. d. französ. übers, von .Widen- 
* mann, Tüb. 1828, s. 67 ff., nimmt jedoch an, die kälte 
damaliger zeit sei ärger, als jetzt gewesen. 

inediam, Dilthey: mangel an ackerbau mochte wol 
nach einer fehlgeschlagenen jagd oft die lebensmittel 
selten machen und an hunger gewöhnen. Rühs dagegen 
besser: sie litten wol nicht eigentlich hunger, sondern 
sie konnten sich mit schlechten lebensmitteln begnügen. 
Appian sagt, dass den Germanen beim mangel gras als 
nahrung diente, wie pferden zweige. 

sohve. Die partikel ve hat trennende kraft und 
ist hier nöthig, da frig. zu coelo, ined. zu solo ge- 
hört Passow. Dilthey. Kritz. Bötticher sagt darüber 
im lex. Tac: ve quoque copulativam vim adsumit 



125 

nonnunquam, at Germ. 4 jcoelo solove. Periz. hat fölsch- 
lieh soloque. Ein anderes homoeotel. cp. 29 terrae 
suae solo et coelo; 40: quid sit id; cf. Weinkaaflf de 
Tacito dialogi, qoi de or. inscrib., auctore. 1857. p. 27. 
Homoeotel. mitigata Germ. cp. 12 equoram pecorumque ; 
15 somno ciboque; 18 passuram ausuramque; 20 prae- 
sidiis castellisque ; 26 equitum peditumque ; 28 occuparet 
permutaretque ; 45 cingi cladique. 

adsueverunt. Die codd. haben auch die form assue- 
runt. Tacitus gebraucht contrahirte und nicht contrah. 
formen; in den reden zieht er die uncontrahyrten als 
die umständlicheren und feierlichem vor. Reisig, vor- 
less. herausg. von Haase p. 227, akg. 271. Adsueverunt 
lesen Rhenan., Pichena, Gronov., Conring, Ern.-Oberl, 
Brotier, Lips., Passow, Hess, Walther, Dilth., Günth., 
Grimm, Massm., Gerlach, Döderl., J. Bekker, Seeb., Orelli. 
Ässuenrnt dagegen Tross, Halm, Haasse, Kritz, Tschofen. 
Nolte 1. 1. p. 20 sagt: assuerunt. recipiendum. 



Cap. V. 

Cp. 5— ;27 de maribus. Einleitung. Das land. cp. 5. 

A. Die Sitten des öffentlichen lebens; cp. 6 — 15. 

B. Die Sitten des häusHchen lebens. cp. 16 — ^7, 

A. a) das kriegswesen, cp. 6—8; • 

b) das reUgionswesen. cp. 9— tO; 

c) das rechUwesen, cp. 11 —-15. 

Cp. 5. So wie dem ersten theile de origine als emleiiung eine all- 
gemeine bemerkung über die grenzen yorausgeschickt 
ist, so hier dem theile de moribus eine allgemeine be- 
merkung über das land, 

1. natürliche beschaffenheit und klima; 

2. a) pflanzen-, b) thier-, c) mineralreich; 

daran werden bemerkungen über handeis- und geldver- 
hältnisse geknüpft. 

Terra = ahd. airtha, von der würz. ar. M. Müller, 
Yorlesutigen. s. 366. — aliquante steht oft für non parum, 



}2§ 

Ern;.« (s= bona sui parte. Bitter) «ur bezeicbnung des 
ufitersdiiedes, daher bei cornj^arativea u. superl. Differre 
enthält einen eomparativen^ begriff. Haupt. Sdoieller er- 
klärt: zieOkliek ¥iel. Kritz: haud parusi, satis multum. 
Haadi Turs. p« 254 : aliquot in partibias. *-*- Male. J. Befe- 
ker.. Waltber: seriptor simplieiter dicit aliquod discrimen 
' esse^ neque tarnen parvum aut magnum. Dies ist nicht 
richtig; revera enim terra species miriium differt^ idque 
Taeit ignmare non potuit. Kiessling^ Mit unrecht hält 
auch WoltOQAna die erhL Ernestifs mit nicht wenig, gar 
' viel fuf, gäozlieh falseh. Werke des TaciLVI, XLV. Nach 
MuDseher sollen die worte zur entschuldigung dienen, 
wenn das nachfolgende» wenig gönstige urthail nieht 
überall zutreffeB» seilte. Es scheint dies weniger zuh 
treffend. ^ 

in %mw$r9¥mi sc^ aestimantibus^ IMKunacher, ut c|^ 6. 
Agr. 11. DöderJL 

silvü h^rriim aut fßl. fo^üß ao^ est Sil^a kommt nach 
Legerlotz, Kuhn's zeitschr. 8, 208, von der scr.-w. svar 
glänzen, leuchten, so dass dadurch das holz als das 
brennende bezeichnet wird. Die wälder und sümpfe 
Germaniens sind gleichsam sprichwörtlich geworden; 
Tac. ann. 2, 3^ jutMl €tenxtaMe> sifvid', {»«ladibus, brevi 
aestate et pi^aönbatüra ht^tme; ton. 2, 19 tÜtvsB quoque 
profunda lacus ambibat. Caes. b. g. 4, IS Sigambri se in 
solitudines ac Silvas abdideraatr 4, 19 liberos, uxores 
suaque omnia in Suvas depMuerao^; aan. 2, 8 lacus 
inde et e^eaftun» usqtre ad Aitiislftm pervehHur; 1, 6(1 
legfönes p^r läcitrs reift G^rmanldus. Mel)ft 3, 3, 3 terra 
multis impedita fluminibus, muliis montibus aspera et 
magna ex parte sUvis ac paUdibus invia. Speciell wer- 
den erwähnt die Sllira Hereynia, Teuioburglensis, Mar- 
ctana, Caedia, Ba^«ntd. Ldir 81. Mmpfe, d!e Mge grosser 
Waldungen. Buperti. 

Horrida hsäasi hisr nieht starrend, es musg dem 
foeda eatspreoheow PUn. 10, 67. Haupt Diese angaben 



i 



127 

be»ehei> «ieb auf einen vesk&ltalssmäsfiig klein«» Iheil 
DeutseblandSy aul die f^egead zwisohen den mäaduogien 
dea Rh/eins bis nordaufwärtt» zur £m^ «ind £lbe« welche 
gebend der haupüiSchftiiplatB der rönt kriege wai^» auf 
die die aelulderungeii noab jetzt paesen^. Hoatmatun, 
aHgenn. landwirtbsoh. 3w £9 iat öbeifall in aosohlag zu 
brin^i», dass die Bom^r UQwillhürHoh stets die geseg- 
neten länder am mitteimeere als B»aaa84iab ihrec beurtbei- 
l«n® nehnikexiw Auf wald deute» nocb jetzt die vielen 
bergnamen auf hart» d. k wald, oder auf loh ^ vrgiL För- 
steiDann, namenb. und Meier» züvch. ortsnameiK Viele 
wieseogrände erianero noeh jetzt durch ihre namen 
Ried^ Lacihe, Abev See an ebemaUgeft sumpf. Thudichura, 
der altd. Staat 110. Uebrigens durfefi wir bei der gan- 
zen zeiclimung i^ieht veirgessen, dass Tac. ein Itadier ist, 
obgleich wiir zugebea dürfen, daas Germ, zu setner zeit 
durchs bodencultup ascb nicht sehr gehoben war. Sehwei- 
zeor 16i 

Jmmiim entspricht diem paiudibua und erklärt es 
Mber^ 'ventosior dem sUvis. Buperti. KiessA^ Hujnjdior 
ist zutreffend a«f geigenden des Niederrheias nack 
Friealand hiBb Munsober« Gsilias# Pen' piwaJL baei läa^er- 
desnsiiDesi. koatnteD die i^ateijaeff iHir SBljAn» wo wirkUish 
geographische sonderimg in mehrece theile atettgefusideB 
haiL Weishsiu^ 1^8. Herzog ad Gaes. b. g. Iw 

Mü^an'or, nämlicht die gegead gei^^a Norikum und 
Panttcmieiv Low. Ef ist aiebt t]K>ckener ata gegaasatz 
zu huEUi.^ wie Lips^ Hartm., Weish^,. Dilth. und Low wol- 
leaw Vrgl. Kritz; es ißt gewissermaaasea soviel wie 
silvestris, Hess» gebii^p^, hocbgelege», rauh. Becker. 
Diia ändsEung von Lipaius, weloba auch Kinehmaiei* 
und CHuver bUligtet, in Yestieosior« ist zu verwer&ir; 
Brotier ; wena auch €k>nr]iii(g sagt veatieosior iortasse 
nfterito inrolMmt Cluvev. 

Mm fffao}. Trosfi nimmt aa;ti8y weU die nöthige 
nähere bezeichnung fehle und weil bei Tac« nur aegetes 



128 

vorkomme, für das adverbium ; ed. 1841, progr. 1828, 3L 
Ganz falsch. Schon Bach warnt, saus als adverb. zu 
nehmen. Das wort steht vielmehr far segetibus. vrgl. 
cp..26 und bist. 5, 7. Ferax wird mit ablat., gen. und 
4at construirt; hier mit dem dativ, weil sata nicht na- 
tur*, sondern kunsterzeugniss ist Haupt. Auch Passow 
sagt, satis sei an unserer stelle eher der dativ; es werde 
nur die möglichkeit bezeichnet, vrgl. Döderl. syn. 4, 331. 
Vig. Georg. 2, 222 terra ferax oleo. Gruber. Buperti. 
Weish. So werden auch fecundus und infecundus c. da- 
tivo gesetzt. Sali. lug. 17. Corte. Cluver und Conring 
wollten lieber sati; ed. Em. Ritter vertheidigt den abl. 
Er sagt cum genit. significat copiam satorum ibi adesse, 
cumdat satis prosperandis terram esse idoneam. Kritz 
und Münscher nehmen satis gleichfalls als ablat Das 
lat. sero, sevi, satum ist mit der scritw. san, geben, zu 
vergleichen: das goth. sSths vergleicht Bopp mit scr. 
säti,. gäbe, die man der erde anvertraut. Pictet II, 99. 

ftrax werden wir nicht im vollsten sinne nehmen 
wollen wenn wir bedenken, dass die menge unansehn- 
lichen Viehes den Germanen die liebsten reichthümer 
waren. Schweizer. Dass die alten Germanen ackerbau 
trieben, geht aus Tacit. mehrfach hervor 26 ; frauen und 
knechte hatten die sorge dafür 15 ; das volk bringt den 
fürsten geschenke an feldfrüchten (fruges) ib. ; es finden 
sich gruben unter der erde als behälter derselben 
cp. 16; hörige zahlten getraide 25; mutter erde ist be- 
schützerin des feldbaues. Gerlach. Schon Caesars nach- 
richten beglaubigen diese angaben, de b. g. 4, 19 und 
6, 24. Dass unsere urväter bereits ackerbau betrieben, 
stellt auch die spräche entschieden fest, wenn gleich 
Mommsen, röm. gesch. I, 2. ed. s. 15 f. zweifelhaft ist 
Sie beweist, dass das getraide und die benutzung des- 
selben als brodfrucht bereits in vorhistorischer zeit be- 
kannt gewesen sein müsse, ehe die verschiedenen Völker 
eich trennten. Ausdrücklich genannt werden gemanische 



129 

getraidearten nur von Plin. und Tacitus an 2 stellen. 
1. Gente. Taclt. sagt cp. 23: Potui bumor ex hordeo 
aut frumento. Gerstenbau hatten die Germanen schon 
vor der einwanderung nach Deutschland mit mehreren 
Völkern gemein. Das ergibt sich aus den in verschiedenen 
indog. sprachen vorkommenden benennungen für gerste. 
Unser hochdeutsches wort gerste, angels. gerst, ahd. 
gersta ist vom griech. xföy], lat hordeum, nicht zu 
trennen. Zacher, bei Ersoh und Gr. 61, 353. Curtius, 
etym. I, 125. II, 195. Schweizer 17. Das w. fuhrt auf 
eine wurzel ghard. Curtius, gr. et ed. 2. s. 143. Das s 
kann im Deutschen eingeschoben, oder im lat. ausge- 
fallen sein: wenn xpt^ hierher gehört, so müsste man 
wol annehmen, dass es in folge von dissimilation für 
Xgtüyi aus x(^^^ stehe. Schleicher, comp, der vergl. 
grmmt. 61. I, 200. Nach Buttm. ist xpiä^ mit xpuoc 
oxpioei^ verwandt, wie hordeum mit horreo, horridus, 
wegen der rauchen struppigen gestalt. Pape. Im goth. 
heisst gerste baris, im nord. barr, ags. bere, von bairan, 
tragen und demgemäss ganz allgemein „fruchte dem 
von ferre abgeleiteten lat. far entsprechend, so dass gerste 
gatragidi Kax iSoxiqv. Schweizer. Klemm ist darum der an- 
sieht, hier sei schon im alterth. meist aus gerste bereitet, 
wie der ahd. name pior andeute. AUgem. culturwiss. 1855. 
331. Im scr. und zend ist der name für gerste java, litth. 
java — is, gr. C*«, Ssta (vergl. Cu^ov, jugum). Sie wächst 
auf mehreren indischen Inseln wild. Bohlen, das alte 
Ind. II, 113, insbesondere auch in Mesopotamien. Momm- 
sen, röm. gesch. 1, 15. 16. ed. 2. Plin. schon versetzt 
die wilde gerste nach Indien, Moses von Chorene nach 
Armenien. Link, die urweit I, 213. Vollständige, aber 
verkohlte gerstenkörner sind in pfahlbauten* gefunden. 
Lindenschmit, alterth. 177. 

2. Waizen. Plin. h. n. 18, 10 unterscheidet frumentum 
et hordeum. Tac. cp. 23 sagt: Potui humor ex hordeo 

aut frumento. Das frumentum in die^^r stelle ist bald 

9 



180 

auf roggen, bald auf waizen, bald auf dinkel^ bald auf 
hafer bezogen worden. Da es aber durch aut dem hord. 
nebengeonduet , so kann ea hier nur, *wiewol sonst oft 
im aUgemeinen aiAB getraide überhaupt.^-- von froi vrgl. 
friiges, fru^tus *^ im engeren sinne, gleich dem hordeum, 
eine besondere getraideart, also nur walzen bedeuten. 
Damit stimmt die deutsehe benennung bei Ulfilas fiberein ; 
er übersetzt das griech. oito^ (in der vnlg. frumentnm) 
durch hvaiteis; das goth. hvadtele, ahd. btieizi, litthi 
kwetys, ist serit pveta, weiss "*)« Rühs, a 170, wiU iriv 
thumlich das wort aus dem angels. hvaet, kräftig, stark 
erklären. Das gr. ic\igo^ ist leti püijii, von der w, pas, 
engl, furmety und scheint , ebenfells zunächst im allge- 
meinen getraide zu bezeichnen. yrgL. Curtius, etym. I, 
2. ed., 368. Das sonst für waiaen gebrätsohliohe wort 
triticum, welches aus tero gedeutet wird, Benfey w. lex. 
Grimm, d, spr. I, 63 =f das zu zerreibende, oder durch 
zerreibung erhaltene <a terendo, quod e spicis teratur. 
Yarro) will Ascoli, Kuhn, zeilschr. XIII, 451, aus scr. tri, 
erhalten, im sinne von ernähren, wie pä^^vi, pä-r-bulo, 
pa-^oi ^u pa (von pita), also ernährend, zur emährung 
gehörend, erklären • t— Der waizen wird bei den Römern 
oft frumentum genannt, wie im deutsehen der roggen 
körn. Jaoobi, de rebus rust. 33; es geht dies klar aus 
cp» 23 hervor, in welchem Tacit. sagen will, dass der 
Deutsche hier häufiger aus gerste, als aus waizen 
beireite. Jacobi 1. 1. 34. Tachofen 52. cp. 4$ werden 
fructus dem frumentnm wahrscheinlich in dem sinne 
entgegengesetzt; dass andere arten des waizen darunter 
verstanden werden. Jaoobi It 1. 84. Röscher aber meint, 
ob waizen zu des Tadt zeit schon so bekannt gewesen 
sei, ate es auA Tae. cp. 23 und 45 scheinen könnte, sei 
nicht so ausgemacht. Er denkt an einkom. Röscher, 



■ . > ■ I » I 



*) Bopp, TFgl. grmmt. I, ) ed., 109t sofern dieser (waizen) 
nach der weissen färbe benannt ist 



J81 

berioht über verhancilungen der g, der wiss« zu Leipzig 
1858. Schweizer s. 17. Herodot erwähnt schon bei den 
Hyperborä^m wsAwn 4^ 33 ; er wird auch in der bibel, 
80 wie in den homer. aohriften genannt; er fand sich 
wahr^Gbeinlich in Asien wild/ liink, di^ urweit I, 211. 
Bei den Bonnern gab es n^ehrere waizenarten. Buperti, 
alterth. I, 410. Gerösteter walzen kommt schon in ur- 
alten deutseben opferstätten vor, Linden schmit, alterth. 
zu Sigmaringen, 172, 177, auch in gräbern der provinz 
Saoh^n, Ledebur, königl preuss. museum. 1838, 13, voll- 
ständige körner in pfahlbauten. Lindenscbm- a, a. o. 

3^ Hafer. PHn. 18, 44: Primum omnium frumenti 
vltiutn avena eät, et hordeum in eam degenerät ^it ut 
ipsa frumenti sit instar, quippe Cum Oermaniae populi 
serant eam, ne<^ue alia pulte viyant. Hafert>rei scheint 
als nahrungsmittel uralt. Gerlach 80. Haferbrei blieb 
noch bis mindestens zum 13. jahrh. die gewöhnliche 
nahrung armer leute. Zacher bei Ersch u. Gr. Gl, 355; 
aber auch dä.s brodbaöken Scheint schon zu Tac. zeit 
bekannt gewesen zu sein. Zacher a. a. o. Halbgedchro- 
tenes haferbrot ist in uralten opferstätten gefunden. Lin- 
denschmit, alterth. zu Sigm. 172. In Westphalen geniesst 
man theilweise noch jetzt baferbrod. Die alten Gelten 
bereiteten aus hafer hier. Uebrigens sind gerste und 
hafer ftir kältere gegenden zum anbau geeignet, da sie 
kürzere zeit zur reife gebrauchen. Oolumella 2, 9, 16: 
seritur (alterum genus ordei) quin pfnguisslmis, sed ffi- 
gid^ locis circa Martium mensem. Jacob! I. 1. 88. Auf 
den anbau des hafers mögen die Germanen wo! selbst- 
ständig gerathen sein, denn sein name ist l^ein deutseh ; 
ahd. haparo, afts. havoro, altn. bafri, mhd. habere. Zacher 
352. Jacobi 40. Grimm in der gesch. d. spr. 66 hat 
schlagenden nachweis über den Zusammenhang des na- 
mens dieses getraldes und des lat. namens des bockes ge- 
geben. Kuhn, beitr. z. vergl. sprachf. II, 878; auch Pott 

9* 



132 

glaubt, hafer sei „gefressenes", wie caper (haper) der 
„fresser", zu derselben wurzel xarro, ib. IV, 73, gehörig. 

Es wurden demnach bei den nordwestlichen Völkern 
Germaniens, denn zunächst von diesen gilt, was Plin. 
und Tac. von Deutschland erzählen, zu des Tacit. zeit 
drei getraidearten : gerste, waizen und hafer angebaut, 
vielleicht auch speit (dinkel). 

Roggen (mitunter auch kom genannt; vrgl. die scrit. 
w. jrr, conterere, das zu zerreibende. Pott, in Kuhns 
beitr. zur vergl. sprachf. 4, 93) erwähnt als erzeugniss 
des germ. bodens zwar Plin. 18, 40; die stelle ist aber 
zweifelhaft ;[ er wurde im alterthum nicht gebaut. Momm- 
sen, röm. gesch. I, 2. auf]. 805 akg. Link, die urweit I, 213. 
Er kam wahrscheinlich erst im mittelalter aus Asien, 
und zwar aus der Mongolei, nach Europa. Link, urw. 
I, 214. II, 288. 297. (Nach Zacher bei Ersch u. Gr. 61, 353 
wahrscheinlich erst im 6. jahrh. durch die Slaven zu 
den Germanen). 

Bohnen, Inseln in der Nordsee hiessen von den vielen 
daselbst gezogenen bohnen Fabariae. Plin. 4, 27. Faba 
muss aus fagba, bohne aus bagbana hervorgegangen 
sein ; zu fagba, bagba, die einer wurzel angehören, lehrt 
uns dann das gr. 9aYeiv die rechte wurzel: fagba war 
essbare frucht. Grimm, kl. sehr. I, 288. Ili, 157. Auch die 
hülsenfrüchte gehören ursprünglich Westasien an; Link, 
urw. II, 297. Pfund de antiquissima apud Italos fabae 
cultura ac religione. Berol. 1845. 

Auf uralte getraidebenutzung zu mehl in Germanien 
weist auch das scrit. wort malana, das reiben, mahlen, 
das griech. (xoXiq, lat. mola, litth. malunan hin. Kuhn, zur 
ältesten gesch. der indogerm. Völker. 1845, 14 ff. Auch 
sind uralte mühlsteine der reinsten art in Deutschland 
gefunden worden. Lindenschm. alterth. 172. Das früheste 
zeugniss deutschen ackerbaues gibt Pytheas (320 a. Chr.). 
Auf seinen reisen an die nordwestl. küste Germaniens 
war es ihm aufgefallen, dass man das getraide in gros- 



183 

sen gebäuden ausdrosch und nicht, wie es bei südlichen 
Völkern der fall war, auf freiem felde. Strabo 4, 5, 5 tov 
51 otTov — iv o&cot^ (xsYaXoic Tuicrouat, auYxo|i.io5<VTov 5e3po 
TcSv ^axucjv. Hostm. 7. 8. Von ackerbau der Usipier, 
Tencterer und Sueven spricht Caesar b. g. 4, 1. Beim 
einfall in das land derSigambern liess er getraide nieder- 
mähen (?rumentis succisis4,19). Qie freien Germanen aber 
bauten ohne besonderen fleiss (agriculturae non Student 
6, 22), ver^L Thudichum 112. 113. Dass getraidebau in 
grosser ausdehnung betrieben, beweist wol auch der 
jahrelange äufenthalt .der römischen beere im Innern 
Deutschlands; sie würden sich nicht dahin gewagt haben, 
wenn die mittel tu ihrer Unterhaltung nicht das land 
selbst dargebracht hätte. Welchen werth die Germanen 
auf ackerbau legten, geht auch daraus hervor, dass sie 
in masse den Rhein überschritten und sich auf gall. bo- 
den niederliessen , weil er reiche erndten bot' Caes. b, 
g. I, 31. Hostmann 7. Der kaiser Commodus legte den 
Morkomannen einen tribut von getraide auf. Dio Oass. 
22, 3. Anton sagt (gesch. der teutschen landwirthsch. 
I, 25) : man baute zwar roggen (?), vielleicht auch waizen, 
allein dies mochten wol nur sommerfrüchte sein, da der 
boden zu kalt war, um Wintersaaten wagen zu können. 
Man machte zwar mit solchen in den gegenden, welche 
die Römer in besitz hatten, versuche, allein Plin. erzählt, 
wie es misslang, wie zu seiner zeit die Wintersaat gänz- 
lich erfror. Plin. 18, 49. Das letztere aber ist kein all- 
gemein gültiger beweis. Jacobi a. a. o. 42. 43. So müssen 
wir denn mit Langethal annehmen, dass die meisten 
fruchtbaren ebenen und thäler Deutschlands ^ zur zeit 
des Tacit. bereits bebaut und bevölkert waren. Zacher, 
bei Ersch u. Grub. 354. 

firugiferarum arborum mpatiens. Agric. 12 solum — 
patiens frugum. Tross und Halm emendiren an unserer 
stelle patiens; auch Ruperti sagt: h. 1. scribendum pa- 
tiens. Mit unrecht. Finck liest (im)patiens; Ritter meint 



134 

« 

9(^1^ i^re^t m^t^t in wid^r^pr^cb, da bler «uf too ^iniQm 
tJ^^U^ (^TOfHOmi? die r^§ nei ; ^i^gfi erWÄrupg i«t *lS^€>r 
k^ipeswegß b^grund^t; auch «icljit flift ansic;))^ ßrotiejr'a 
tvmc eni.ia acriora )Qng|Qraqua ^a^t fngorai ci;in> t^rri^ 
ailYls ^iQrr^r^t Sif^ bav^o^e 9in(} yi^JipQ^r ai) unP^r^ 
8t^ll0 iQ) r^ipißch^a siQQie gemeint, veücj^e s$aa€| ' ff äQbt# 
na<4^ art 4(9r 9Mäl$ndiac]iie» trag^o, wi dab§r di^ ^od 
fapt al)ßn ba^^ausgeb^rn befb^halt^Ä« l^awr t ipapati^ns gansi 
g€ifecbtfertigt,Krit3&.Kws8l,Orem. Bdlei?« gibaterfc^P ^awQte 
maw 5tu Tac, a#W i« G^ri». no<?h ni^bi Sixbveiz^r. ÄMr 
die HiFSph^ batt^ J^loh biß 5jum Jlh^in« vor^aw«»*, Bf U9- 
8icb«r- 4uf limtl^äpfal, agi^^fUa poma, «p. 23, «immt biar 
Tapitw sa wf n\g rQcHf iqM, wie auf frijg. arb^i^s Qp, 10 

im d€iut«cl\?» mn : ßi^bep ^nd buQben. ÄtönftQbar. Mass- 
manp fragt: ^pde in Qriipmü ^4^ fragiferarmogue ? 
Moslar liest Ohn^ aU^ han^af^hrif^V auptoritat fruotuoaa- 
r^m. Ob fri:wjbt abd- fr^bt, von fruAtqp barkomme, odejr 
ob a$ aifl deutscbap wrt sei, \^i mgavi^a. B^nftoka. wb. 
Daü ^QJ?t baun^, goth. bag^mp bad^u^ wabraaheialich 
uraprüagUQb 4^r vrapbsqnd^, B«pt barh, br)^, vacbsen, 
(Glimm, kl spbr. III, IW dankt an bagwn ^ bauan, 
aadiflca;rej| ßopp, vargl, grmmt III, \7% J>ie maiatan 
obatfrüchte führen ^ade^t8aba naman, abw zu Owla dea 
gn aaH warep ßia schon jabrbunderta hindureh allgemein 
gulttg- Wie ^i, mögan prtaAaman aai«, die iron de» 
obatzuobt b^nrüh/en, ^. b- Fiifapalzunga ip Baieora» im 
1(1 jajg^rh,, voa poJjiap, in^pfaa d^r birnraisar? Jm Leaaab- 

thale iat ein Qr^ Pirrpain, birpbawm. Frommaaa, dial 
V, 162^ Piribo^m« in) 9, jabrb., För^temann, die dantaahaii 
ort,9name^. 140. Aahnlieh sind dia naman Affoltiera von 

aphal und dem celt. tra (griech. Apvc) fp^ bäum» apfal^ 
baumi Qrin|i|i, d- sp. 22, 1012. Sab^ai?ier 17 ; Hoatmann 
56» Affaltra kommt schon iip 8. jabrb. vor und ist jatat 
ha^fig Ortsname. Försteniann, ort^iu, W. Apfel gebort aa 
afa (apa, äqqa, aba> ahya) die saftige fr^obt, wie pomnm 



185 

Btt poto. Waebernagel bei Haupt II, 557. Wenig wahr- 
sdieiiilich meint Fett jedoch, es sei niekt uamögUeh, 
dass pomum und unser apfel als aahrungsinittel aufge- 
fasst wären; .man solle päbulum, futtw, vergiotehen. 
Kuhn» beitr. zur vergl. spracht 11, 414 Aus welehem 
lande die obstveredlang auerst ausgegangen, steht 
sehw^rlieb noch zu ermitteln. Sie findet sich aohon bei 
Griechen und Römern. Pott, in Kuhns beitr. II, 401, 
Gartenbau und obatzu^ht scheinen die Deutaehen bald 
nach Taoit den roca. nachbarn abaulerncaL Grimm a. a* o. 
Utilirigcw erwähnt bis dahin Plin. nur kirschen am 
Rhein. 15, SQ; in Belgien aber äpfel und bimen 15^ 15, 
auch Weinbau konunt früh vor. Ante Tiberium rhae- 
ticia uvia prior mensa erat; Plin.; rhaet trauben werden 
bei Strabo gerühmt 4, 6, §. 8. Den legionen am Rkeln 
erlaubt PrQhus ut vitea haberent vinumqne confic^rent 
Flav« Vop. Prob. 18. Wenn die annähme richtig ist, 
daaa weäsq überall ein einheimisches getrank sei, ao 
duirfta der we^inbau ate nraU angenommen werden. 
W^stemiwn» allgem. mooatssekr. 18lS4 

peemtum ftcvni^ Die tndegena Völker hahra für 
den gattungsbegriff vieh und für elnzeline haualhiere 
übereinstimmende namen : beweis also durch die Sprach- 
wissenschaft^ dass die hausthiere nicht erst in Deutsch- 
land cigentbum der Germanen geworden sind^ soudern 
dass, sie dieselben, aus Asien mitbi:aQhten u»d schon da^ 
mals ein ackerbautreibendes Tolk waren. Kuhn, in We- 
bers Ind. Studien 387 — 34ft Vrgl. Mommsen, röm. gesch. I, 
2. ed., 15, Lassen I, 531, Zacher bei Ersch u. Gr. 6t, 350. 
Auch der geseHscbaftlicbe zustand der Vedenländer zeigt 
uns ein mit. ackerbau und festen wobnaitzen verbundenes 
hirt^üleben einsselner arischer stamme, wdche durch ge- 
melnsamkeit der spräche sich gegenseitig als die „Aryas", 
die edeln, anerkennen. Bunsen, gott in der weltgesch.If, 102. 
In sämmtlichen urverwandten sprachen treffen einzelne 
Wörter für vieh s^usammen : scr. und ^send pacu,. gr. icövy 



136 

lat. pecu, altpr. pecku, goth. faihu, ahd. fihu, ags. faoh, 
8caDd. fe, Lassen I, 814. Kuhn, zeitsehr. III, 47. Grimm, 
gr. II, 452, gesch. d. spr. 1020. 1021, kl. sehr. I, 127. 128. 
Die Wurzel ist scr. pa, pasco, sl. pasu, goth. fahu weiden 
daher pecus „das weidende tliier''. Mannhardt^ germ. m. 
586. Grimm sagt, zu icaopiai stimmt die scrit' w. pä, 
cibare, sustentare, folglich weiden. Grimm, kl. Schriften 
I, 128*). 

Der allgemeine aasdruck pecus, pecora umfasst nach 
Ruperti oves, nam opponuntur ne armentis quidem, und 
so sagt auch Lachmann im rhein. museum 1839, 6, 109, 
beim hirtenleben war das peculium, vieh, namentlich ein 
besonders nutzbares thier der gattung, die zuerst ge- 
zähmt ward, ein schaf; auch Strombeck und Walch 
übersetzen unsere stelle: an schafen reich. Dem ent- 
spricht es, wenn es im j. 859 heisst: boves, vacce, de pe- 
coribus capita20; Volz, cuUurgesch. 137, und wenn der 
Yocab. s. Galli 889 pecore durch scaf giebt. Hostmann 
77, Volz, culturgesch. 135. Pott bemerkt: pecus bezieht 
sich meistens auf kleinvieh, wie schafe, daher ital. pe- 
cora far schaf. Kuhn und Schleicher, beitn zur vergl. 
Sprachforschung II, 195. 



*) Curtius, etym. ed. 2y 253 sagt, zu der w. pa schützen ge- 
hört TccSC, heerde; es wurde frfiher (noch bei Grimm, kl. sehr. III, 
136) sehr verkehrt mit lat. pecu, scr. pacu, goth. faihu, verglichen, 
mit dem"" es nichts zu thun hat, da k nicht zwischen vokalen aus- 
fällt; etym. ed. I, 236 leitet er pabulum, pascor, pastor von scr. w. 
pä, erhalten. Härtung will pecus von scr. pami, hütea» ableiten, 
woher uoqjiiQv, in weiterer bedeutung, ic^Tcafjiai, pabulum, pasco. 
Religion der Römer II, 150. Benfey vergleicht, wenig glaubhaft, 
zu diesen Wörtern die scr. w. pa^, goth. fahan, capere und mW 
insbesondere das goth. faihu zu fi^han , fangbares vieh stellen. 
Petit, les orig. II, 13 scheint das zu billigen. Diefenbach and 
Dieterich ab^r wollen faihu lieber von fa, erwerben, ableiten, so 
dass es besitz, eigenthum bedeute. Diefenb., goth. wb. I, 350. 351. 
Dieterich, Runen 16. Gruber meint ganz falsch, pecus sei ursprüngl. 
das wolltragende vieh, von tc^xoc, icoxoc, die wolle. 



137 ^ 

Andere dagegen nehmen das wort pecus in weite- 
rer bedeutung f&t kleinere vieharten überhaupt. Dilthey ; 
Zacher bei Ersch 61 , 333. Hess : oves , hirci , caprae ; 
Tscbofen, auch Schweine. Brotier erweitert die begriffs- 
bestimmung noch, er sagt pecora sunt oves, caprae, 
boves, jumenta etc., armenta maxime boves. Und aller- 
dings ist unter pecus auch zuweilen kuhvieh mit ver- 
standen. Relhan. Hostmann 29. Pecus begreift an unserer 
stelle wahrscheinlich auch die pferde mit. Man kann^ 
im allgemeinen beistimmen, wenn Kiessl. sagt: recte 
Hartmannus I, 11, pecora interpretatur omnis generis 
animalia dome&tica, non solas oves, hircos, capras, quae 
appellantur pecudes. Noch im 13. jahrh. heisst es von 
Lothringen : peeudibus et armentis fecunda, Haupt 4, 487 
und von Thüringen: armentis et gregibus valde plana. 
Germ. 12 setzt Tacitus equorum pecorumque entgegen, 
cp. 21 armentorum ac pecorum. 

pkrumque = maximam partem ; Kiessl, seheint noch 
ausnahmen anzudeuten ; vrgl. Jacohi , de reb. rust. 27 
Lips.: malo pleraque, ebenso Ruperti; Bredow u. Alten- 
burg haben diese lesart mit in den text aufgenommen 
— sie ist aber nicht anzunehmen ; pleraque würde sich 
auf die theile beziehen. 

improeera sc. sunt. Hess. Orelli. Kritz ; das w. geht auf 
pecora und ist hier ein Wechsel des subjectes anzuneh- 
men (cf. 6, 4 : docentur — agunt ; 20, 1 alit — delegan- 
tur), es ist also hinzuzudenken pecora sunt Passow, 
Dilthey, Orelli, Gruber, Dübner, Hess, Kiessling, Mün- 
scher, Tschofen. Döderlein sagt : Per antiptosin (Krüger 
lat. gr. §. 715 und 670) pro improcerorum paulo auda- 
cius quam ann. 14, 16: species carminum — non uno 
ore fluens. Kritz: Tacitus, ut vitaret ingratum sonum 
improcerorum malüit integri enuntiati forma uti. Sin 
corruptum sit, speciose emendavit Schneidewinus (Ind. 
schol. in acad. 6. Aug. 1841, p. 4): sed plerumque in 
improcera. coli. Justin 44, 1. Hispania in omnia genera 



138 

frugom feeuodit est. Das naohfolgende wort armentis 
sohatnl fär die erat angegebene erkläraag au spireehen. 
SeUiQg auppUrt habet, glgnit, weil plerumque stehe, 
cf. Bup* Hess in den obss. wideriegt diese ansieht Noch 
weniger zn billigen ist die ansieht von F. A» Wolf, der 
improa auf terra beziehen wollte, ad ann. 1, 10, obgleich 
ihr Hess, Paasow und Bach zustimmen, auch Reteig 
seheint sie zu billigen. Vorlese, ed. Hasse 637. Ann. 2, 72 
werdev^ armenta et nominatim Frisonum modioa genannt. 
Caes, de b. g. 4, 2, 2; jumenta a Germanis parva (al. 
prava) atque defermia. Plin. 8^ 70: Plurimum laborts. 
Celum. 6, 24 eae (voccae) sunt humilis staturae. Gassiod. 
Iq^bt die grosse der alam. «chsen. Var. hist, ä, SOl Bco^ 
tter: At eur magna hominum oorpora, peeorum impro- 
qera? Causa, ni fallor, quod hconines validis ezereitiifi^ 
viti^ Uberrima e4 omnibua oiuris vacua, copiosia pingui- 
busque cibis largo potu in magnitudinem exeresennt. 
Qontra peeora. pluvtis, frigore^ gelu diu rtgida minueren- 
tur sine ea frontis glorla, quae adeo vivide emicsA in 
iis Omnibus loiois, ubi eerenum sndumque est oaelum, 

m wnmnHs mus iMoit. Boves parabantur ad aran^ 
dum; inde arimenta dicta» pMtea tertia Utera extrita. 
Varro L. L. 5, 19, 96. Kuhn, zeitaehr. für vcargl. sprachf. 
5, 9i9|. (Festus, 4 jahrh., leitet das wort von arma.: quod 
esit idosieum ad opus arra^ofum; das könnte nmr r^m 
pferde gesagt werden ^ was sonat aUerdings aueh so 
vorkommt. Gruber.) Armenta baseichneli der etymo* 
logie naeh thtere «um pflügen, immer also nur gr^s^ 
sere wie Oiehseoi pferde. Pott, beitr. zur vergl. spraehf. 
von Kuhn und Sehleieber H, 1911 Ritter und Rupert! 
nehmen an, dase hier unter armeota equi und boives su 
verstehen seien, auch Münsidier be%ieht es mit auf p£9rde» 
Gewiss mit unrecht KiessUng hat richtig: esi univevso 
peeorum numero unum everum genua eximit. Belhian, 
Ko(4i, Taebofen, Zaober (bei Ersoh etc. 33): rindvieb; 
Baeh: beves. 



t89 

Im^ß (Bopoa fit hQoor variAnt «lu Xac. 5. 6, ^ 
Qotti^h^ir, \0:^. Tac, 234) pulchritudo ^ piaguitu^^p^ et 
Qitorß« Jßmi, Brfi4.> £(«i98, AUenb^ OreUi; bopor coQsUt 
corpQn« wikg^itudm« , nitorc^ et toroip babUu, l^que ^i 

g^Deri m IMiiBL, propnufii. Krii^ ; omnii^ eorporis puimtudo, 
m^i9 tamm afi ^xtemum aplen^orfip. Uox, od. 9, 11, 9. 
KU^rt. Anseb^JiiQbkeU und fwtigjieii v. Grub^r; d^ 
aiQpHs Ac forooibi}« ft^ptlbus at 4e 8up$i:bia qb^^isque 
coUi^. Wwuh. Scjhw^rUcb riobtig DoderL : Honor |td ^cm- 
b< l9iQri9 ppqppiQp iP^fepepdmQ, tono« iUo« Qt truoes. Nam 
Qfiutiis Ifontü^ bo^or dioHur. SU. It 4. 757. 

flipnVi /rttnit's, Picbepii d^ «oüp corpibws accipU; ßacb^ 
bonor autt glprii. frontia ey^pn. ad oomw ; poetiop co^p^A 
YOftayit Ern. H«9f. Döbn^r. Krit^. OreUi;*) achöixeci a,«- 
sehen der atiro =7» gr03«e bobf der hörp^r: Tsebofw- 
Sicher nicht gut: eigenthümlicher blick. Döderi* Glor. 
frontis imt^fff^fcim; addita. WaUher, Roth, Selling, Bacb ; 
Evi &di Suoiv; seine ausaeicbnung, den scbmqck dar stirnef 
Ephem. litt. Halens. 1822; Uebert 1.L14 met^^nyoti, pro eorr 
nua, quaehonore«! et glopiam parani PodeHeln riebtig: 
ad coraoa spectare videtur, quae minera et informlus cq?^ 
Yata fuerint quam Itaüeorum bcum, IMgehomtee Hud- 
v!eh sieeh nämlich sehr ah gegen die gewaUigee thtc^re« 
welche Italien erzeugte. Ruckert, das deutsche ^olk. 
1860. l 9. Im OMenburgisohiMi und im südlii^ien Uän- 
aterlande findet aich nun eine eigene raoe rindyieh, ohne 
unterschied des alters und gesehlechta, die sich dadurch 
auf eine unachöne wei&e auaaeiehnet, dasa ihr die hönier 



' 1 1 "' 1 ^ 



^> BUfthe]^ meint, ea würden dem deataoken ideh die iiörner 
Qi<;^^ $^n7^ ab^e^ptocl^e^« «9o4<^^ nur ^vq^bü xtf^d J^k^ d^x9fi\h^, 
Eb^nsQ B^rtl^, Gniber; Qr^Jli : spl^h^,^ die j^nei) 39m Si^hqi^clc ge- 
reicl^en. Dessgl. Bredow. Nach Hartmann ist der sinn der gan- 
zen stelle: Germania abnndat pecorlbus, sed maiimam partem im- 
procens, ita at ne boves quidem corporis proeeritate et dignitate 
^tqn^ coromim ma^ltndiae praeeteat e#. Kiesel 



fehlen. Vielleicht hat Tacitus davon gehört und diese 
auffallende ersoheinung schien ihm merkwürdig genug 
erwähnt zu werden, um so mehr, da das ital. vieh von 
grauer oder weisser färbe sich durch besondere grosse 
der hörner auszeichnete. Schwerlich ist die mittheilung 
des Tacitus aber auf alles rindvieh in Deutschland an- 
zuwenden, denn deutsche ochsen, auf der saule des An- 
tonin in Rom haben gar stattliche hörner. Frommann, 
dial. III, 497. Volz, kulturgesch. 135. Hostmann 29. Mun- 
scher. Uebrigens waren, wie im alten Deutschland, in 
den salfränkischen gegenden racen von hornlosen kühen 
auch auf den britt inseln häufig und daher gäl. maol, 
ungebömt (=» kuh) genannt; Leo, bei Haupt II, 159 
vrgl. 504; jetzt noch häufig in Schottland: Pott in beitr. 
zur vergl. sprachf. von Kuhn u. Schi. 1861. II, 58. (Nach 
Pott ist über hörnerlose rinder zu vergl. Badlof, bildungs- 
gesch. 11.) Auch jetzt gibt es deren noch in ein- 
zelnen gegenden Deutschlands, z. b. in der nähe von 
Jena; Jacobi 1. 1. 29; im Oldenb. bei dem Städtchen 
Vechta. Greverus 21, 

Beweise für das Vorhandensein verschiedener thier- 
arten Alt-6ermaniens finden sich in der spräche. Das 
gr. wort ^p, öol. 9iqp, lat. ferus erinnert an die w. im 
zend dvar, laufen, welche passen würde. Curtius 6t I, 
2. ed., 231. 

Hausihiere. Die Zähmung der thiere liegt über die 
geschichte hinaus. Volz, kulturgesch. 18. Schon in der 
urzeit der indogerm. Völker waren fast alle unsere ge- 
wöhnlichen hausthiere vorhanden; den ein&chsten be- 
weis dafür gibt die Sprachwissenschaft, indem sie für 
die einzelnen arten derselben durch alle indogerm. spra- 
chen dieselben beneunungen nachweist. Zacher, bei Ersch 
u. Grub. 61, 350. Die meisten thiernamen sind jedoch 
bei aller einheit nach der auswanderung aus Asien doch 
modificirt, Diefenb., origg. Eur. 347. Aelians angäbe 
(bist. anim. 16, 20), dass unsere bausthtere, schafe, ziegen. 



141 

ochsen sich in den indischen gehirgen wild fanden und 
dort ihre heimath zu suchen sei, kann wol auf Wahrheit 
beruhen, wenn gleich Link, urweit I, 178, daran zweifelt. 
Bei Tacit. wird genannt: 

1. das p/crd. Scrit. acva — s, aus akva -s, zend. aspa, 
gr. 77C7co^ aus fxxo^ für Ztfo^ (Bopp, vergl. grmmt. I, 2. 
ed., 1857, 15. 34), lat. equo — s, altgall. epo, walach. epa, 
litt, as'wa (stute), wahrscheinl. goth. aihvus, altd. und 
alts. ehu (Heliand 12, 6), ags. eoh, hibern, ech. Gurtius, 
etym. I, 26. II, 49. Grimm, gr. 3, 325. Diefenb., goth. wb. 
1, 28. Kuhn, zeitschr. 1, 493. Zeuss, grmmt. celt I, praef. V.*) 
6rimm, kl. sehr. III, 155 f. Die Wurzel ist nach Gurtius, 
etym. II, 43 und ed. 2. 1, 24,. sowie auch nach Schleicher 
compend. I, 204, wahrscheinlich ak, celeriter incedere, 
laufen. Bopp, vergl. grmmt III, 415. 416 sagt as—va — p, 
pferd als renner; vrgl. das wurzelhafte as — u schnell, 
gr. oxuc (equus, imco^, ehu). Nach Grimm stammt das 
goth. aihvus oder aihvs von eigan, aih und sage nichts 
anderes als das getriebene, geweidete thier; scr. as*va, 
lat« equus, agere, zend as'pa, welches die brücke schlage 
zu Zjcko^ für Zsizo^. Kleine sehr. 1, 129. 

Althhochd. wird pferd auch meiden, meidem genannt. 
Pfeiffer, das ross im altd. s. 2. Grimm, grmmt. 3, 325, 
hält diesen namen zum goth. maithms (ags. mädhm), bei 
Ulfilas geschenk, weil ehemals besonders pferde ge- 
schenkt wurden. Später aber, gesch. d. spr. 30, ver- 
muthet er, dass in dem worte der begriff pferd sein 
möchte, da es im mhd. deuj;lich eine gattung von pfer- 
den sei. Grimm, kl. sehr. II, 183. Wahrscheinlich hängt 
es mit der scrit. w. mad, laetari, fröhlich, brünstig sein 
zusammel[i. Pictet, bei Kuhn, zeitschr. 6, 184. Aus diesen 



*) Wo im griech. ein tc steht, ha^t die lat. spr. ein q, im fall 
das wort überhaupt beiden sprachen angehört : icoto? qualis , tUvcz 
qainque u. s. w. O. Müller, Etrask. I, 17. Stcoimh seqnor, oirrofjiat 
oculns. Döderl. syn. 3, 291. Das lat. epus hat sich noch im namen 
der pferdegÖttin Epona erhalten. O. MüUer, Etr. I, 17. 



ut 

sprachlichen beweisen iat man nun zu dem echlu^ee ge- 
langt, dass dt« Indogermanen, beror sie eich trennten, 
das pferd gekannt haben mü88en7 F* Jiisti : fiber die Ur- 
zeit der Indogermanen ; in Raumer's hiat. taschenb. 
1862, 315. 

Nach dem Orientalisten Michnelia i9t das pfefd in 
Persien und Armenien, Bohlen, das alte Indien II, 73, nuch 
Schlosser und Link (urw, I, IW) genauer am schwarzen u. 
kaspisehen meere einheimisch. Welcher, grieoh. myth. 
I, 64. Bei Herpdot, 3, 106, werden indische pferde er- 
wähnt; nusgezeiohnete pferde fanden sich in Thessalien; 
ib. 7, 196; in Griechenland wurden die pferde aua- 
schliesslich zum ziehen oder tragen der menschen ge- 
braucht Hermann, griech. antöq. 3, 67. Von der Pferde- 
zucht bei den Römern spricht Rqperti ron^^ alterth. I, 
442. 443. Link (urweit 1, 195) glaubt, schwerlich mit recht, 
das pferd gehöre zu den später gezähmten thieren^)» 

Germanische pferde werden bei den alten Schrift- 
stellern oft erwähnt. Caes. de b. g. 4, 2 nennt sie de- 
formia; vrgl. 7, 65. Tacit. erwähnt sie oft; ep« 6, 4 equi 
non forma, non reloeitate conspieui; 10, 3 proptium 

*) Da9 wort ross^ a)t4- im 13« jahrh. ors, a^s. hors, ei^gL horse 
wird gewöhnlich von hro, laufea, abgeleitet. Dietrich, runensch. 
176. Andere aber (Pott, Benfey) stellen es 2u dem scrit. hresch, 
hinnire; sonst auch wol zu dem scrit. rasika, pferd, Toa rasa, ge- 
fßhl, leldenschaft, gemöthabewegQBg^ was Ar das geföhlvoUe tMer 
mcht q^pM8^4 er^^h^in^. K«|^o^ z^its^r. 6, i^^ Das alU&d, bros 
ist yielfSltig in Ortsnamen vertreten: Hrosbach, Eosseberg, Hros- 
dorf (säpimttich im 8. jahrh.); Forstemann, d. Ortsnamen 143. ßei 
(jlfilas kommt kein name für pferd vor; ros wird bei Otfried schon 
fr&hzeitig für esd, überhaupt fOr ein thier, auf dem man reitet, 
gebraacht Schlegel , ind. bibl. 1893. I, UO. Pf$ri ist ein &m4* 
wort; Iat veredus (aus Tcho rheda?) paraYeredus-aicotpaT-^vereda», 
nebenpfetd« mL paratedw, abd, pherlrit» pheril« verg^. J. Qrimm, 
grmmt. 3, 328) geach. der spr. 31. Pfeiffer, das vw» i» altd, I, 
W<^ zeitaobr. fftr njth« 8, 78« SttU wird Tom gftL steod, schaell 
lauleto, abgeleitet« Leo^ bei Haapt 2, 911 ; daa passt« an depa acrit. 
haja, pferd, von bi. achaeli Uafen. Lassea, alterth. I, :SXVI1I. 



148 

gentis, «qacFum praesagia ac monitus exp^riri; 12, 3 
equoTum peeorumque nuqaero oonvicti multabaatur ; 
Ift) 2 uxori maritufl offiert frenatum equum; 32, 2 imter 
familiam et jara suooaaaionum equi traduator; si^ wer- 
den für götterwagen in heiligen liainen gehalten : 10« 3 
pressi saoro cnrru; op. 32 Teneteri -^ equestris disci- 
piinae arte praeoellunt (cf. Gaea. b. g. 6^ 12); 3& Chau- 
ois piurimum virorum eqnornn^que. Es gab eine menge 
wilder pferde. Plin. 8, 16 Septentrio fort et equorum 
gregcm ferornm ; Strabo &, 6 8gfi06i h* "kXicv^ xai ßncoix; 
aYp^ouc* Sp. Bonif. 122 Inter cetera agreetem cabaUum 
aliquaiitos comedere a^junzisti, plerosque et domestieum ; 
hoc nequaquam fieri deinceps sinae; 142 etiam et fibri 
et lepores et equi eilvatioi malte amplius vitandi. Pipin 
schenkt 762 an Fulda ^in landgut in Schwaben ; ee um- 
faaste 23 famiiien leibeigener, 52 pferde, 80 wilde pferde, 
28 lidi> hintersasaen. Rettberg, Urchengeseh. I, 607. 
Schannat. trad. fuld. N. 19. p. 10. Jacobi L L 21 — 26. 
Ekkehardi bened, ad menB, 1Z7 feralis equi earo ; Wins- 
beke 46 ein vol in einer wilden stuot Klndling. münst. 
beitr. 1, 21 (1316) vagi equi. Wackern. bei Haupt U» 560. 
Hostixu 74. Im j* 1371 erUaes der kaiaer einen landfirieden, 
in welchem wilde pferde des reiohs erwähnt werden. 
Seibertz, urkundenb. westf. II, n. 824, quellen zur weetf. 
gesch. II, 46. Eine eigenthümliche art wilder pferde, 
kleiQ» %ber dauerhaft» gab es noch im 16u jafarfa. in der 
ukermarkischen haide haufenweise. Thomas Kaataow II, 
422. Barthold, geaoh. von Bügen I, 74 Man fieng sie 
in Pommern in schlingen. Buhs 221. Ktemm, alterth. 132. 
Noch Yor einigen jähren wurden in Westphalen in der 
gegend jon Duisburg wilde pferde gezogen. Jacobi, de 
jeb. vet. Germ. 1838, 23. In Island sind die pferde noch 
jetzt klein ; auf einen mann hält man daher 2. Dahlmann, 
gesch. V. Dänem. II, 273. 

Im mittelalter werden pferde namentlich bei Sachsen 
als tribut erwähnt und war die Pferdezucht bei ihnen 



144 

sehr bedeutend. Der dichter Heliand macht die hirten, 
die den stem Jesu sehen, zu pferdehütern. Grimm, grmmt. 
3, 325. Haupt Saxones — equos 300 reddere in tribu- 
tum promittunt. Pertz I, 117. Saxones (ca. 758) equos 
300 pro munere daturi. Pertz I, 141. Marah als stamm- 
sylbe für Personennamen ist vorzugsweise bei Sachsen 
zu finden. Wachsmuth, deutsche national. 68. Auch waren 
namentlich thüringische pferde unter dem Frankenreiche 
sehr geschätzt, ib. 

2. Rindvieh. Kuhn sagt: das rind ist bereits aus der 
asiatischen heimath mitgewandert wie die namen des- 
selben in allen verwandten sprachen ausweisen. Lit. 
centralbl. herausg. von Zarncke. 1862, 823. 

a. Die kuh scr. gö*), von der würz, gam, gehend, 
wandelnd, eilend, pers. gaw, gr. ßo/^, lat bov, ahd. chuo, 
nhdeutsch kd. Kuhn bei Haupt 6, 123, zeitschr. 1,493. 
Curtius, etym. H, 64. Pehlvi gao, im zend queen, engl, 
queen, im Eichsfeld quene. Ritter» Vorhalle. 323. Bei Co- 
lumella steht ceva entstellt für kuh. Dilthey. 

b. Der ochse, scr. ukshan, goth. auhs — us, ahd. ohso ; 
Grafif, althd. sprachsch. 1, 140 vrgl. grmm. 2, 207, cambr. 
ych, armor. oben, boves. Zeuss, grmmt celt. 147. Das 
wort steht vielleicht in Zusammenhang mit ok, joch, 
goth.juk, gajukCeSyoc, uksi also der ins joch gespannte. 
Dietrich, runensch. 27. 

c. Der ^ier, ved. sthüra — s, stark, gr. xaupoc, lat. 
taurus, umbr. turu, arab.taur — un, hebr.sör, goth.stiur — s, 
altn. thior. Curtius, etym. 186, H, 264. Kuhn, zeitschr. 
I, 515, beitr. zur vergl. sprachf. II, 491. Im zend ent- 
spricht s'taura lastthier. Bopp, vergl. grmmt. I, 2. ed., 141. 
d. Die ferse scr. vr'sa. Grimm, deutsches wb. sub farr^*). 

*) gd bedeutet zugleich terra, wodurch es sich an das gr. 
yoiy YT) schliesst; Grimm, myth. ed. 3, 631. kl. Schriften III, 148 
aber zu dem deutschen gavi, gau, wird ohne fug yr, faCa gehalten, ib. 

**) Dietrich leitet das goth. siier von raupoc zu ^p, ahd. tior, 
isL tiur, mit vorgeaetztem s. Runensch. 326. Bunsen weist anf das 






145 

Die kuh war bei den Indern ein geweihtes thier, 
auch in Aegypten ; sie zu tödten war schon von Manu 
verboten ; nur die milch von ihr war erlaubt. Man hatte 
schon gopa, d. h. milchhüter (w. pa, beschützen). Lassen 
I, 297. 808. Schlegel, ind. bibl. II, 3, 288. In Griechen- 
land waren grössere heerden von rindvieh nicht selten; 
das rind galt daselbst vorzugsweise als Werkzeug des 
ackerbau's. Hermann, gr. alterth. 3, 67. Bei den Römern 
wurden kühe häufig gehalten. Klemm, germ. alterth. 167. 
Deutsches rindvieh und die erzeugnisse davon werden 
nicht selten erwähnt. Caes. 4, 2 jumenta (Germaniae) 
prava et deformia; 4, 1 neque multum frumento, sed 
maximam partem lacte atque pecore vivunt ; 6, 22 major 
p'ars victus eorum in lacte, caseo, carne consistit. Tacit. 
ann. 4, 72 modica (apud Frisios) armenta sunt; Germ. 
40, 4 Dea vecta bubus feminis (kühe wurden bei der Ger- 
manen demnach für heilig gehalten. Hostmann 29; die 
kuh war der göttin Nerthus heilig: Waitz) ; cp. 18 uxori 
maritus affert — munera — junctos boves. Es wurde 
damals wol nur die kuh zum zugthiere für wirthschaft- 
liche arbeiten benu<izt, wie das auch in Italien der fall 
war. Hostm. 28. Diese germ. thiere waren der grössten 
anstrengung fähig. Caes. 4, 2. Auch später wurden sie 
in Deutschland noch zu den ländl. arbeiten benutzt. 
Vernum tempus erat et arandi opera instabant, junctis 
bubus foras ad arandum processerunt. Vita Ludgeri 



ägyt. SR, giralTe, hin, hebr. sor, stier, ar. th'aur, scr. sthuras, 
engl, steer, goth. stiur. Bunsen, Aegypt. V. buch. s. 164. Ferse 
will Diefcnb. , goth. wb. I, 60, vom semit. stamm phar ableiten. 
Rmd will Curtius, etym. 116, durch scr. crn-g-a-m, hörn, cornu, 
goth haurn, ahd. hrind, rind mit cervus als das gehörnte thier er- 
klären. Kuhn sagt noch, zeitschr. 4, !257, 'vas hat die bedeutung 
leuchten; usra, der rothgelb glänzende strahl, usrä, die kuh, ge- 
hören vielleicht zu einer wurzel. 

üeber verschiedene namen der butter vrgl. Orimm, d. spr. 
695, grmmt. 3, 463; Weinhold, nord. leben 313; Hostmann 74. 75, 

10 



Pertz II, 421. Die göAtin Gefion pflügte mit 4 ochsen. 
Edda 241. Für die trefilichkeit des rindvielifi in Süd- 
deutsohland sprioht, daas der Ostgothe Theoderich ale- 
mann, vieh zur Veredelung des seinigen kommen Hess. 
Oassiod. var hlst. 3, 50 Alamannprum boves videntur 
praetiosiores propter corporis granditatem. vrgl. Wachs-' 
muth , deutsche national. 68. Eine -kuh galt nach bur- 
gund. gesetz 1 sol. (=p 3 thlr.), eine bessere 1% sol. 
Waitz. Der wagen des königs wurdp von stieren ge- 
sogen, ein gebrauch, der sieh bis ins mittelalter erhal- 
ten hat. Grimm, r. a. 262; myth. 630. Hostm. 20*). In 
den gesetzen der Alemaninen, Burgunden und West- 
gothen werden rinder erwähnt Carl d. gr. befiehlt, cap. 
de villia, auf allen seinen m^eierhöfen heerden von milch-^ 
und jochkühen zu halten. Klemn^, culturwiss. t8S5, 67. 
Bei den Angelsachsen, so scheint es, wurden nur ochsen 
sum pflügen und wagenziehen gebraucht Leo, rect 125, 
dies war auch im 13. jahrh. noeh in Dänemark der üill. 
Bostm. 73. 74. ÄnerechMU gab es Siehon zu O&esars aeit 
in Deutsehland und noch bis 1000 p. Chr. in Baiern ; in 
England bis 1466; gegenwärtig giebt es deren nur noch 
in grodi^ow'schen gouvernement in Russland, von Kobel, 
Wildanger. 1850, 218. 

3. Das sdktmi. Germ. 45, 2. (Suevi) fbrmafl aprorum 
gestant Scr. &u, gr. u^ (ou), lat au (sus q^od vc- Vairo 

1. 1. 5^ 19, 96 ed. O. Müller.) goth. svein, ahd. su, von 
der w. SU, scr. savämi, generare, gebären (porca — parere). 
Rossbach, die ehe, s. 311. Kuhn, zeitschr. 11, 214. Cur- 
tius, etym. I, 2 ed. 343. Nach Grimm, kl. sehr., wird skr. 
^ukara erklärt su — kara zeugend, tsxvotcoio^ (Pott I, 215) 
m& enim nihil genuit natura foecundius. Cic. de n. D. 

2, 64. Es war den tellurisohen gottheiten heilig; Ross- 



*) Nach Wacbsmuth, deutsche national. 68, galt ein wagen mit 
ochsen bespannt in der karoling. zeit nicht mehr for anständig. 
Ba wercten auch bald pferde zum ziehen gebraucht. Leo, lex sal. 
3iS, 1 Si quia caballum, qui oarrucam trahit, furayerit. Hostm. 73. 74. 



147 

bach 103. Eber soll ein ägypt. wort sein. Bunsen, Ae- 
gypten V, 1, 126. ahd. epar, ags. eofor, altn. iöfur.^ Grimm, 
kl. sehr. III, 157. Bei den Indern wurde den Schweinen- 
der geringste werth beigelegt. Lassen 1, 297. In China und 
ganz Hinter-Indien aber ist das schwein das vornehmste 
hausthier. Ritter,^ erdk. 4, 938; 1101. Die alten Aegypter 
sahen das schwein für ein unreines thier an; es wurde 
nur der mondgöttin und dem Dionysos geopfert; arme 
ieute bildeten Schweine aus teig und opferten sie. 
Herod. II, 47. Klemm, oulturwiss. 1855, 156. Bei den 
Griechen gehört das schwein, als zu blossem genusse 
dienend, erst einer späteren culturstufe an; Hermann, 
gr. alterth. 3, 67 ; übrigens gab es in Griechenland zahl- 
reiches schwarz- und rothwild. Hermann a. a. o. 3, 11. 
In der röm. landwirthsch. war die Schweinezucht von be- 
deutung und wurde sorgsam beachtet. Klemm, oultur- 
wiss. 156. Schweinezuoht ist bei den Germanen sicher 
in ausgedehntem maasse betrieben, wozu durch die 
grossen eichen- und buchenbestände treffliche gelegen- 
heit gegeben wurde. Die frucht der eichen und buchen 
hies€^ ecker (goth. akran, überhaupt frucht). Westphalen 
war schon bei den Römern zur zeit'des dichter» Mar- 
tial durch seine Schinken berühmt. Epigr. 13, 54. Ein 
edict Diocletians v. j. 301 bestimmt den werth eines 
röm. ®. (24 1.) westfäl. Schinkens nach heutigem gelde 
zu 2 thlr. 6 gr. Hostm. 76. Die lex. sal. legt grosses 
gewicht auf Schweinezucht. Tit. II— XIV. In den malb. 
glossen werden drei Schweinesorten erwähnt: prima, 
mediana, tertia. Haupt, zeitschr. II, 165. Unter Carl d. 
gr. werden innumerae porcorum oatervae genannt. Pertz 
II, 398. Auf einer jagd bei Aachen erlegt Carl der gr, 
799 viele wilde säue mit dem wurfspiess (missile fer- 
rum). V. Kobell, der wildanger. 1859. s. 109. Im mittel- 
alter bildete Schweinefleisch selbst bei vornehmen die 
gewöhnlichste nahrung. In mittelalterlichen gedichten 

werden dem kühnen muth des ebers oft die beiden ver- 

10* 



148 

glichen: wie möchte er küener gesin alsam ein eber> 
swin. T^ib. 1883, 3. Küene als ein swin. Lanz. 3546. 
Grimm, kl. sehr. III, 174. Koscher, nationalökon. I, 250. 
Belgien versah in alten Zeiten einen theil Italiens mit 
gesalzenem Schweinefleisch. Strabo 4, 4, §. 3. Auch in 
Britannien war die Schweinezucht im "tnittelalter bedeu- 
tend ; es werden heerden bis zu 1200 stück angegeben. 
Leo, rect. 125. 

Die eben angeführten thierarten werden bei Tacitus 
in der Germania speciell genannt ; es ist keinem zweifei 
unterworfen dass auch noch andere zu damaliger zeit 
in Germanien vorhanden waren. Darüber mag es er- 
laubt sein, in einer anmerkung das nähere genauer an- 
zuführen *). 



*) Das schaf, Dass unter dem bei Tac. oft vorkommenden 
worte pecus nicht selten schafvieh zu verstehen sei, ist oben, cp. 5. 
bereits angeführt; auch aus dem gebrauche der wolle zu dem im 
cp. 17 erwähnten sagum dürfen wir auf Schafzucht bei den Ger- 
manen schliessen. Mit höchster Wahrscheinlichkeit aber namentlich 
auch aus der spracht. Scr. heisst schaf av — is, avi — kas, gr. ^tc 
für o/=t?, lat. (umbr.) ovis, litt, awis; ahd. awi, owi (auw— i, avicula), 
mhd. owe. Benecke-MüUer wb , engl, ewe; in Voralberg noch jetzt 
au. Frommanu, dial. 5, 486; schafstall ist im goth. avister. Im 
scrit. bedeutet avis zugethan; gewiss wurde das schaf als günst- 
ling, pflegling von seiner Sanftheit benannt. Curtius, etym. 358; 
2. ed. 350. Nach Aufr. und Kuhn, zeitschr. 1, 34, dürfte die w. 
in av helfen, schützen zu suchen sein; schaf wftre demnach 
„Schützling", welches zu seiner wehrlosen natur passt.^ In Skan- 
dinavien heisst runi der hammel; es ist dies wol mit dem scrit. 
lirana, gr. apv&? zu vergleichen. Weinhold, nord. leben, s. 43. 
Grimm, kl. sehr. 1, 129 will das ahd. ouwi, litt, awis, lat. ovis vom 
goth. eigan und lat. agere, weiden, ableiten. Er weist dabei auf 
das gr. TtpoßaTov, das vorschreitende thier, das vom hirten getrie- 
bene hin. Diese ableitnng aber ist wenig zusagend. 
Schafe als gehütete hausthiere werden schon bei Manu erw&hnt. 
Lassen I, 298. In Griechenland machten schafe den frühesten 
reichthum eines griech. Viehzüchters aus JloXXa Sl oi TcpoßaT* lavLt 
U. 14, 122. Die alten Römer verwendeten auf die zucht der 
schafe grosse Sorgfalt; wir finden bei Cato, Varro, Virgil u. a. 



149 

numero gaudent^ i. e. multitudine pecorum armento- 
rumque. Hess. Caes. b. g. 6, 35, 4 SugambH magno pc- 



die Schafzucht erwähnt. Klemm, colturviBS. 1855, s. 164. Nach 
Strabo 4, 4, §. S haben die Beigen grosse schafe. Da die Deut- 
schen mit Beigen kriege geführt haben, Gaes. b. g. I, 1, und pe- 
coris cupidissimi genannt werden, b. g. 6, 35, so werden sie ge- 
wiss auch schafe nicht verschmäht haben. Jacobi 1. 1. 30. Mit un- 
recht schliesst Latham, s. 33, aus dem umstände, dass in der Germ, 
nicht greges und wolle speciell erwähnt werden, es habe damals 
bei den Germanen schafe nicht gegeben. Zum ersten mal werden 
schafe in Germ, erwähnt bei Vop. Prob. c. 14 qnibus illeprimum 
obsides imperayit; qui statim dati sunt; deinde frumentum, po- 
stremo etiam vaccas et oves. 893: in Boivaria — hiemps aspera 
— oves et aves perditae. Pertz I, 409. Frisching ist ein merk- 
würdiger ausdruck, der schon in unserm alterihum das zum opfer 
dargebrachte lamm, oder seh wein bedeutet; Grimm, wb. s. v.; ahd. 
friscing, victima, hostia, victima ovina. Graif, alth. sprachsch. s. v. 
Im inner n Deutschlands scheint die Schafzucht weniger ausge- 
breitet gewesen zu sein ; es werden später immer nur kleine hecr- 
den genannt und in den volksgesetzen wird das schaf einer kuh 
a» werth gleich gesetzt. Hostm. s. 30. Im 12. jahrh. heisst es bei 
Joh. sarisberiensis (f 1182): ovibus i^ratanter obviam gradieris, 
dum capram vites. Grimm, myth. 

Agnus, vielleicht aus avi — gnus, vom schaf geboren. Kuhn, 
zeitschr. I, 33. Lamm ist wahrscheinlich ein keltisches wort. In 
gäl. dialecten heisst luim, leim, laim die milch, leimhan, laimhan 
das lamm; es ist als wenn wir sagen wollten: milcherchen; an 
bezeichnet nämlich das deminutiv. Leo, bei Haupt II, 511. 

Der esel. ovoc für oatoq, asinus, ags. assen, altn. asni; litt, 
asilas, j^oth. asilus, Grimm, wb. Das wort ist ein lange beste- 
hendes gemeingut und keine erborgung aus dem lat. Grimm, mo* 
natsber. der berl. akad. 1862, 841. Ben?ey und Pictet halten das 
wort für semit. Ursprungs. Curtius, etym. I, 359 dagegen nimmt 
eine indogerm. doppelform asnas und as—la— s an. Weber knüpft 
asinus an scrit. as^itis schwarz und asa — s, asche, aber ovoc ist 
von asinus nicht zu trennen. Gurt. ib. 

Ziegen, scr. adsch, gr. ayetv, agere bedeutet weiden, adscha, 
at£, alyo^t sind benennungen des geweideten, getriebenen viehs, 
der fahrenden habe. So heisst auch geit (geiss) da^ geweidete 
thier, altn. gaeta, custodire. Grimm, kl. sehr. I, 127. 129. Ein an- 
derer stamm ist in capra, armor. gavr. Zeuss, gr. celt. 297, nicht 



150 

coris numero, cujus sunt cupidissimi barbari, potiuntur. 
Auf niederen culturstufen mri mehr auf die menge des 



mit Varro vop c^rpere ab?iuleiten. Grimm, kl. sehr. 130. Stier 
stellt die möglicbkeit hin, dass zicchä und ziga mit dem scr. chaga 
zu identificiren seien. Hesych. verzeichnet $((a lakon. '«= «rg. Kuhn, 
zeitschr. 11, 210. Pott hält diese vergleiehung jedoch für schwie- 
rig, üluhn, heitr. zur vergl. sprachf. 4, 68. In Griechenland treten 
Ziegen auf felsigem bodft) hervor, Hermann, gr. alterth. 3, 67, kommen 
auch bei Römern vor. Ruperti I, 447. Ziegen mussten auch früh 
in Deutschland bekannt sein, denn aus ihrem fett (ex sevo ca- 
priQP) und buchena^h^ wurde diQ zum röthen der haare dienende 
salbe bereitet. Plin. 2$, pl. Galen de simplit. med. p. 90. Ziegen 
machten einen grossen theil der german. heerden in älterer zeit 
aus. FJav. Vop. Aure). c. 10. \Yeinhold, nord. lehen. 43. In spä- 
teren quellen wird eine geringere anzahl erwähnt. Hostm. 30. 
Ferae caprae. Pertz II, 4^9- ßioe «iege galt nach burgund. gesetz 
Vs 8ol. •<!¥ 1 thir.; auch im ^1- gesetsi wird ihrer erwähnung ge- 
than. tit. 5. 

Der hwi4* Scr. Qva, st. ^van, ved. ^uan und cun, gr. x\>v, 1yd. 
x«v (xvi«iv, xuvo?) canis, hibern. cu, cun, hund. Zeuss, grmmt. ceH. 
44. 303. Gurtius, ety«. 2 ed. 146, B©pp, vergl, grmmt. I, 2. ed. 3Ä, 
Kuhn, zeitschr. I, 3)4; 9, 144; tva^sen I, 3Q1, Schleicher, compend. 
der vergl. grmmt. 1861, I, 173. 2^9. Das wort kommt wahrschein- 
lich von einer w. 9vi odei? cu her, die zeugen heisst, es bedeutet 
also das zeugende und gebs^rende thier. Patt» in Euhn's beltr. zur 
vergl. sprachf. III, %%^ Grimm bringt daa wort hund mit dem 
goth. hii^than, capere« fangen In Zusammenhang, so dass kund das 
fangende thier wäre. Wb. s. v. Anger und schon in grmmt. 11, 35. 
Dach mit unrecht, wie Pott nachweist; vrgK Kuhn und Schleicher, 
beitr. etc. III, 289, Pott und Diefenbach zweifeln mit re^t nicht 
an der gemein san^koit des wertes hund mit scr. 9¥an, canis. 
Aegypt. heisst der hund uhor, uhar; ar. hrr «« hirrire, das knur- 
re« der hunde. B^uns^n, Aegypteni Y, 145. Die heimath der hunde 
is^, nach den alten, T^ordindien. Link, die urw. I, 199. Indische 
ja^dibunde waren so vorzugl-iich , dass sie schon bei Persern eia- 
geführt wurden; es waren seJcher auch in Babylon. Herod. 1, 192. 
7, ^87. Man unterschied schoii l^irten- und haufihunde, (Lassen, 
I, 300. In Gri^^henji^d iat der hund schon bei Homer treuer 
Wächter dee hauses oder begl^itei^ des maanes. Von den Gimbern 
sagt Plin. 8, 61 Canes def^ndere Cimbris caesi;9 domus eorum 
plaustris impositas. Pi^^ Gerviapcn, ein Jägervolk , hatteaakhcr 



1 



151 

yiehes, auf höheren auf die qualität gesehen. Jessen. 
Cid. Tusc. 4, 31 gaudere (Wohlbehagen erntenden), decet, 



schon sehr frühzeitig hunde, zumal da sie bei so vielen Völkern 
und namentlich bei Galliern oft erwähnt werden. Oppian, Cyneg. 
I, 367 — 75; Ükert, Germ. 180. Sigambrische hunde wurd^ selbst 
in 'Rom zur jagd benutzt. Gratian Falisc. Cyneg. 2^)2 fiostm. 
30. 78. Lex Bajuw. 19, 9 Canem, qui curtem dofnini sui defendit, 
hovawarth dicunt. 

Die maus, Scr. müs, gr. fjLu^, lat. mus, ahd. müs, poln. mysz 
(scr. w. muB heisst stehlen. Bopp, vergl. grmmt. I, 2. ed., 100). 
Kuhn, zur gesch. der indogerm. Völker s. 9. Lassen I, 814. Wie 
dem Apollo als früblingsgott, so war die maus auch* dem Rudra 
der Inder geweiht. 

(Hatten. Die rattö kannten nach Link, urw. II, 163 die alten 
nicht; sie soll am kasp. meer und in Nordpersien einheimisch sein). 

Katzen, Im scr. lautet der name für katze, ahd. catta, ganz 
anders, nämlich märjära. Man hat dijuraus geschlossen, dass 
die katze erst später, nach der sprach trennung, ztim hausthier 
geworden sei. Indcss ist der name doch auch im Orient ziemHch 
verbreitet; im georg. khata, fm osset. ga^de. Das stammw. ist 
altb. gadhwa (im Avesta gadhwa, im armen. katoV. Spieg'el, com- 
ment.' über d. Avesta. 180^4. I, 255). Die katze kann somit 
gleichfalls zu den thieren gerechnet werden, deren natoert in den 
indogerm. sprachen ziemlich aflgemcin wiederkehren. Spiegel, bei 
Kuhn, zeitschr. 13^, 36(f. Förötemanh, bei Kuhn, äseitschr. I, 501.* 

Katzen kommen bei Indern als faatrsthiere vor. Bohlen I, 189*; 
katze und maus werden im Pantschatantarat erwähnt, Benfey If, 
18; nach Herodot scheinen sie atich iü Aegypten als hausthiere 
gehalten !i, 6(); bei den Griedien scheinen sie nicht einheimisch. 
Hermann, gr. alterth. 3, 68 ; bei den Germanen werden sie tirfeüftd- 
lich nicht erwähnt, Zacher a. a. o. 35Qf, unsere ahnen scheinen sie 
Bifcbt geka^nft zu haben. P. Justi, über die urzeit der Indiogerm, 
in Raumer's bist, tasdhenb. I<8i62, 320; die zahme katze scheint 
erst im nüttelaltor über Europa verbreiftet, Link, urw. I, 200. 24*7, 
wahrscbeinM^h erst durch die Araiber, welche sie aus Afrika, wo 
sie einheiittiseh i>s^, mitbraichten. Justi a. a. o. Arfstait ihrer be- 
Ireiten in dem« älteste» z^iitenr Aiastetl;ae die häuser von m^sen. 
Jacobi 1. I. 32. 

Die ^M, Der n^ime ist bei Indern, Griechen und I>eutscheii> 
derselbe. A«8ki<nd 1861, 134. scr. hansa, gr. x<xv, x^* ^^^' (b)an6er; 
Kuhn, ztschr. 7, 397; dltd. ganta^ Plin. tO, 5'3', au'ch jetzt noch so 



152 

laetari non decet; es scheint, dass das nachgestellte 
gaudere die abgeschwächte bedeutung des blossen be* 
Sitzes hat. Jessen, 






plattdeutsch; Curtze, volksüberlieferungcn aus dem furstenthum 
Waldeck. s. 465. Nach dem Ausland 1861, 134 scheint der namc 
ursprünglich ghangsa gelautet zu haben und laut nachahmend ge- 
wesen zu sein. Im IIb. mirac. S. Genulfi,«n. 46, Diefenb. origg. 
europ. 347, steht : a candore Tel sonitu vocis morc rustico gantae 
vocantur. Im 15. und 16. jahrh. ganiz, gantze, sächs. gos, ahd. 
ganser. In eigennamen Gandestrius bei Tac. ann. 2, 88 nach der 
emend. J. Grimms in der zeitschr. für hess. gesch. II, 155. Gan- 
daricus bei Jornand. Diefenb. orr. europ. 349. An den namen gans 
heften sich übrigens nach Pott mancherley etymolog. bedenken 
und Schwierigkeiten. Kuhn, beitr. zur vergl. sprachf. 4, 85. f. Die 
gänse sind anwohner des Ganges; sie gelten dort für klug und 
muthig. Schlegel, ind. bibl. 1823, I, 94. Dem geschrei der gänse 
(poln. ges) wurde in Alt-Indien eine heilige bedeutung zugeschrie- 
ben; dem schwan auch bei den alten Deutschen. Lassen I, 786. 
Gänse finden sich in Aegypten, Herod. 2, 37, in Thessalien fand 
gänsezucht statt. Herman, gr. antiq. 3, 68, in Rom waren sie eine 
beliebte speise, Ruperti I, 353. In Germanien muas die zucht der 
gänse in ausgedehnter weise betrieben sein, da von den Marinern 
jährlich grosse heerden gen Rom getrieben wurden, wo nament- 
lich federn sehr gesucht waren (32 loth kosteten 20 ggr. Hostm. 77). 
Ausserdem wurden ganze cohorten der in Deutschland stationir- 
ten beere von ihren anführern auf die gänscjagd geschickt Plin. 
10, 53. Hostmann 77. Wiskemann, antike landwirthschaft. 85. Die 
federn wurden von den Germanen zu polstern und betten ge- 
braucht. Strabo 4, cp. 4, 3i Fleisch und federn der gänse werden 
auch in der lex. sal. erwähnt. Waitz. 

Die ente. Scr. äti (eine art wasservogcl), gr. vfjaaa für vf.xY« 
Schwimmerin, lat. ana— t — s, ahd. anut, anit, litt, antis, ags. ened, 
Kuhn, zeitschr. 7, 179; in der lex. sal. p. 30 ansare, ansera, Kuhn, 
beitr. 4, 87. Das wort ist vielleicht aus dem lat. entlehnt. Kuhn, 
beitr. ,4, 87. Curtius will beim entengcschlecht bleiben, eine 
grundform anadja annehmen, das scrit. ati aber verwerfen und 
auf auffindung der wurzel verzichten; etym. 2. ed. 284. Zacher 
glaubt, die ente gehöre zu den ältesten begleitern der menschen; 
bei Ersch u. Gruber 61, 350. Bei Tac. ann. 2, 7 kommt ein chatt. 
fürst Arpus vor, welches wortso viel als cnterich, anas mas bedeutet; 



153 

eaeque solae opes; ops, gr. ojjiitvT], scr. w. ap, adi- 
pisci, possidere; inops scr. an — apnas. Pict. II, 398. Die 



noch heutigen tages heisst dieses. thier in vielen gegenden erpel. 
J. Grimm, zeitschr. f. hess. gesch. II, 156. 

Hühner, Unser hahn, goth. hana, bezeichnet den krähenden 
vogel, setzt also ein verlorenes verbum hanan voraus, das dem 
scrit. kan, lat. canere entsprach und dessen ablaut goth. hon, ahd. 
huon, nhd. huhn. Grimm, kl. sehr. I, 288; monatsber. der berl. 
akad. d. w. 1862, 841. Pott meint, canere biete sich um so drin- 
gender zur erklärung als gallicinium, Cic. divin. II, 4, stehender 
ausdruck vom krähen des hahns sei. Kuhn und Schi, beitr. zur 
vergl. sprachf. 4, 80. Auch Bopp stimmt bei: scr. sans aus kans, 
sagen, han — an, hahn, als singender vogel, vrgl. cano. Bopp, vergl. 
grmmt. 3, 389. Und schon Dieterich fragte: hahn mit canere zu- 
sammenhängend? Runenschatz 182. Zacher glaubt, das huhn ge- 
höre wahrscheinlich schon zu der ältesten gesellschaft des men- 
schen; bei Ersch u. Gr. 61, 350. 

In Griechenland richtete man die hähne zu den beliebten 
wettkämpfen ab*,, der hahn vcrräth seinen persischen Ursprung 
noch durch seinen beinamen: Tuepcrixos aX^xtcdp; Kratin; icepaixb^ 
opvt^. Aristoph.; auch versetzt Athenäus die heimath der hühner 
nach Pcrsien. Herman, gr. alterth. 3, 68. Link, urw. I, 203. Das 
krähen der hühner bedeutet bei den Römern unj^lück.. Terent. gal- 
lina cecinit; auch bei den Deutschen. Grimm, myth. 659. Gallinae 
und anseres in Brittannien. Caes. d. b. g. 5, 12. Hähne wurden 
in Deutschland zu opfern gebraucht. Grimm, myth. 636; zins- ' 
hühner kommen schon in der lex. Alam. vor. 22. Hostm. 30. 78. 
Eier und hühner entbehrten die Germanen wol nie. Die goth. 
form für c! ist addi, glänzenden erweis für das hohe alter dieser 
form liefert das scr. anda; bei den goth. nachkommen in der 
Krimm hiess das ei ada (Grimm, kl. sehr. III, 145) altn. (i^Qy gr. 
oüov, neugr. aCyov ib. 

Bienen. Das scrit hat eine menge compp. vorn mit madhu, 
honig, für die bereiterin desselben. Pott, beitr. zur vergl. sprachf. 
von Kuhn u. Schi. II, 265. Aber auch das lat. wort apis kommt 
aus der scrit. w. pi, pa trinken, wonach es also trinkerin bedeu- 
tet; ahd. bia. Grimm, wb. Imme, impi ist gleicher herkunft. Kuhn, 
beitr. II, 265 — 267. Bienen werden im Pantschatantara erwähnt, 
Benfey 155. 118. In Griechenland war bienenzucht ein eigenthüm- 
licher reichthum mancher gegenden; sie geschieht schon bei He- 
siodus in körben. Hermann, gr. alt. 3, 68. Schon Pytheas fand 



154 

Variante eaque (ed. Monac.) für eae wäre hart, obwol 
Passow da2u sagt haud male. Findet die attract. statt» 



im hohen norden anwendung des honigs ztt metberehung. Strabo 
4, 5, §. 5. Thraker erzählten dem Herodot, dass in Germanien 
bienen seien, 5, 10. Zu Plinius zeiten gab es am Rhein bienen- 
hänser, alvcaria apium. Plin. 19, 4S; vidi Jam in Germania oeto 
pednm longitudine fava. ib. 11, 14. Jacobi 1. 1. 33. Bienenzucht 
ist bei den ält4(8ten Germanen schon aus dem gründe sieher an- 
zunehmen, da man met trank. Wachsmuth, national. 15; Barthold, 
Rügen I, 85. In Boioaria apes. Pertz I, 409. Ein biencnstock galt 
nach burgund. gesetz 1 sol = 3 thlr. Waitz, 

fVild. Wenn Weishaupt behauptet, Tacit. erwähne wild über- 
haupt nicht, so ist diese behauptung zu beschränken, da er uros 
nennt, Ann. 4, 72. ^rip (äol. (^p. Grimm, kl. sehr. III, 149) ist das 
lat. ferus; unser thier gehört aber nicht dahin, sondern ist das 
goth. dins. Kuhn, zeitschr. 7, 172. Ur, ovpo^, hängt vielleicht mit 
dem scr. uru, evpu^ zusammen; es ist dies wahrscheinlicher, als 
dass man es mit dem isl. oer, schwed. yr, wild, identificire. Die- 
terich, runensch. 25. Corn, ors. Zeuss, grmmt. celt. 143. Macrob. 
sat. 6, 4 uri gallica vox est, qua feri boves significantur. Kuhn, 
zeitschr. I, 501. Celt. segh genannt; scr. sahas, robur, yis; somit 
wären bei de;i Gelten diese thiere von der stärke benannt. 
Glück, die namen des Caesar. 152. Germania gignit insignia boum 
ferorum genera; jubatos bisontes, excellcntique vi et velocitate 
uros. Plin. 8, 15; cf. Caes. 6, 28. ürorum cornibus barbari septen- 
trionales potant. Plin. 11 , 45. Uri aber schon zu Tacit. zeiten 
seltener. Ann. 4, 72. Aquis grani — Karolus ad venatum bison- 
tium vel urorum in nemus ire parat. Pertz II, 751. II, 489. 497. 

Scheich (riesenhirsch) noch 943 genannt; Pfeiffer, Germ. 6, 230; 
ein grimmer schelch. Nib. Lachm. 122 str. 880. 

Der hirsch. Cervus, y.tpai6^, gehörnt, ist mit dem dieutscben 
hiruz übereinstimmend. Benfey, Orient und oceid. I, 197. Cervo- 
rum agmen zu Carls des gr. zeit erwähnt. Pertz il, 395* eornigeri 
cervi (unter Ludwig). Pertz II, 489. 

Das elenihier. Alces, mhd. eich, Caes. b. g. 6*, 26. 27. Noch 
im 14. jahrh. in Deutschland. Hostm. 71. Klemm, germ. alterth. 
10; Zacher, das alfab. des Ulf. 88; Pfeiffer, Germ. 6, 228. 

Der wolf, Scrit. vrkas, von vra^c, zerrcissen (wie X^wv von lu 
der zerreissende. Weber, Ind. stud. II, 334) zend vt^hkas, litt vil- 
käs, slaVi vlükü, gr. Xuxo^ für /Xuseoc; lupus, goth. Yolfs, lat. vulpes. 
Pott, ctym. ferschangen 1, 149. Cnrtiua, eiym., 2. ed., 14^. Härtung, 



155 

so werden die beiden begriffe in eine nähere verwandt- 
Schaft gestellt; die gleichheit des genus gibt zu erken- 
nen, dass der gattungsbegriff des erklärenden wertes 
auch für das erklärte gültig ist, steht dagegen das pro- 
nom. im neutrum, so drückt dies eine wesentliche Ver- 
schiedenheit beider begriffe aus. Reisig, vorless., herausg. 
von Haase. s. 321, akg. 333. Die von Tacit hier ge- 
gebene nachricht bezeichnet ein volk, das den ackerbau 
noch nicht auf eine höhere stufe gebracht hat; es ist 
damit zugleich etwas über den culturzustand der alten 
Deutschen und ihre beweglichkeit zum kriege gesagt, 
da hirten leichter ihre sitze ändern als ackerbauer. 
Schweizer. Wackernagel bei Haupt II, 559. Im übrigen 
ist bei allen alten Völkern heerdenbesitz der älteste 
reichthum gewesen. 

Die ältesten Vedaht^nen legen sehr oft auf das ge- 
deihen der heerden ein hauptgewicht und gedenken 



re%. der Römep II, 192. Kuhn, zeitschr. 9, 143. 7, 175. 20. Die 
ableitung vom scrit. vrika ist theils bejaht, theils verneint. Spiegel 
bemerkt, es ist kein zweifei, dass scrit. vrika altb. vehrka, litt, wil- 
kas ein und dasselbe wort ist; auch das goth. vulfs kann zu die- 
sen^ werte gehören. Pagegen hat Weber Xuxoc mit der scr. w. 
lunc, zerreissen, zusainme;];Lgestellt; für lu^us ist eine passende w. 
in scr. lup, rumpere, irrumpere. Kuhn, zeitschr. für vergl, sprachf. 
XIII, 366. Auch Schleicher will lupus und vulpes von scr. vrika 
getrennt wissen. Kuhn, beitr I, 6. Curtius aber hält lupus und 
Xvxo^ zusammen. 

Wenn bären^ wölfe^ luchse in der Germ, des Tacitus nicht ge- 
n^i\nt sind, so glaub^ auch Qcrlach ganz richtig, es sei daraus 
nicht zu schliessen, dass sie zu Tacit. zeit in Germanien gar nicht 
da gewesen seien, s. 76. 

Der hose, Scr. sasa, von sas, springen, has — on ist also das 
springende thier. Bopp, vcrgl grmnit. 3, 389. 390. Hasen waren 
bei Römern eine'gescbät&te speise. Rupert! I, 353. Bei den Grie- 
cbep. und Germanen spielj^ sie im aber glauben eine rolle. 
Grimm, myth. 654 f. . *^ 

Die Otter, Scr. udra, im Avesta udra, ags. oter, ahd. otter, 
böhm. vydra, litt. mdra. S|»egel, commcnt. über d. Avesta. I, 327. 
Gortivs, etym. I, 2. aofl., 223. 



156 

seltener des ackerbaues: den Ariern ist hiernach also 
vorzugsweise ein hirtenleben zuzuschreiben. Auch nach 
dem 4. buche des Mahabarata ist heerdenbesitz früher 
ein wichtiger theil des reichthums. Lassen I, 531. 298. 
vrgl. Holtzmann, ind. sagen 1,6. Heerden werden als haupt- 
besitz nicht nur der Brahmanen, sondern auch der kö- 
nige geschil(^ert. Noch gegenwärtig ist aus der alten 
zeit die neigung bei den Indern geblieben, grosse vieh- 
heerden zu besitzen. Bohlen, das alte Indien. II, 114. 
Obwol nun das hirtenleben bei den Indern wie bei den 
Indogermanen überhaupt vorherrschend gewesen sein 
muss, so darf man ihnen doch nicht nomadenleben im 
strengen sinne des wortes beilegen; sie wandern mit 
ihren beeren, bauen aber zugleich land an, wo sie ver- 
weilen. Lassen I, 815. Da nun in vieh hauptsächlich 
der reichthum der vorzeit bestand, so vertrat es bei den 
alten Völkern in frühester zeit die stelle des geldes. 
Man findet sogen, viehgeld als anfang des geldwesens 
bei Persern, Griechen, Römern und Germanen in ähn- 
licher weise. Bei den alten Persem erscheint vieh als 
geld und zwar namentlich bei bussen. Spiegel, Avesta 
I, 90 ff. Soetbeer in d. forschungen zur deutschen gesch. I, 
209. Bei den Griechen werden erwähnt rüstungen, hun- 
dert, andere 9 farren werth. Hom II. 6, 234. ein drei- 
fuss, 12 rinder werth. IL 23, 700. cf. II. 2. 449. 21, 79. Od. 
I, 431. II. 2, 106. 705. 9, 154. 14, 122. 20, 221. Wachs- 
muth, hellen, alterth. II, 1, s. 36. 71. Noch bei Drako 
kam geldbusse in vieh vor. PoUux DI; 60. Metallmünzen 
wurden zu derselben zeit mit dem bilde eines stieres 
geprägt. Dass bei den Römern in ältester zeit vieh die 
stelle der spätem münze vertrat, ergibt sich 1. aus dem 
beibehaltenen namen pecunia (Plin. 18, 3: pecunia ipsa 
a pecore appellabatur*); 2. daraus, dass die dem Staate 

*) Varro d. L. 1, 17 pecunia a pecu; pecas ab eo, quod per- 
pascebat, a quo pecunia univcrsa, quod in pecore pecunia tum 



157 

zu zahlenden bussen ursprünglich, bis z. jähre 324, in 
einer anzahl von rindern oder Schafen bestanden. Kleinere 
vergehen wurden mit 2 Schafen, grössere mit 30 rindern be- 
straft (forschungen s. 596). Ein rind galt gleich 10 Schafen. 
Mommsen, röm. münzwesen. 169. 175. Daraus ging für 
den Staat ein besitz von vieh hervor (peculatus). 3. Um 
den Übergang vom viehgelde zum metallgelde zu ver- 
mitteln, wurde seit Severus auf die abgewogenen metall- 
stücke, die als tauschmittel galten, der' Stempel eines 
ochsen oder schafes gesetzt. Plin. 18, 3 Servius rex 
ovium bovumque effigie primus aes signavit; 33, 13 
signatum est nota pecudum, unde et pecunia appellata. 
Ruperti, röm. alterth. II, 736. Das älteste röm. metall- 
geld waren erztafeln mit dem Stempel eines rindes. 

Bei den Germanen hat ebenfalls vieh als tauschmittel 
eine längere zeit hindurch den dienst des geldes haupt- 
sächlich vertreten müssen, ehe durch röm. einduss all- 
mälig der gebrauch des metalles und geldes aufkam. 
Hostmann 28. Erst seit dem ende des 4. jahrh. war 
mehr und mehr bei den meisten german. stammen an 
die stelle des ursprünglichen viehgeldes die werthbe- 
stimmung und rechnung nach metall|;eld getreten. Soet- 
beer, in den forschungen zur deutschen gesch. IV, 243. 
Vor allem giebt die spräche beweise für das frühere 
Vorhandensein des viehgeldes. Wo wir jetzt in unserer 
bibelübersetzung das wort „geld"*) lesen, da hat die 
goth. Übertragung des Ulfila meist das wort faihu. Marc 
14, 11 apY^piov Sou^at = faihu giban; X9'hl^^'^^ sx^vts^ 
faihu habandans; Köpke forschungen 197. Altdeutsche 
glossen zu Cassel geben pecunia durch fihu. Im alts. 
Heliand ist fehu, Matth. 6, 19 ne uuillent feho uuinnani, 



coAsistebat pastoribus. cf. Varro 5, 19. §. 95 Cassiod. 7, 32 pe- 
cunia a pecudis tergo nominata. vrgl. Mommsen, röm. gesch. 1, 
2. aufi. 8. 172. akg. 20; 181. akg. 

*) Nach Rühs, 192, »^ das geltende; münze ist bekanntlich 
das lat. moneta. 



158 

im angels. feoh, vergl. glossar bei Scbmid, angels. gesch. 
573, la dot paternelle fader-fio, Pictet, les origines IF, 
37, im altfries fia, im altnord. und isl. fe der gewöhn- 
liche ausdruck für geld. Auch ist fe altd. runenname 
zuerst für vieh', dann für geld. Dieterich, rnnensch. 16. 
Pfeiffer, germ. 6, 392. W. Grimm, über runen 235 f. 
Kirehhoff, das gath. runenalfab. 1851, 26. Selbst in an- 
deren Worten tritt diese erscheinung hervor ; fries. heisst 
sket vieh und geld, goth. skatts, meidm, ags. mädem 
ross und schätz, Haupt 9, 549, slav. skotu, skotina ju- 
mentum» pecus, Pictet, les origines II, 37. Diese Über- 
einstimmung spricht dafür, dass das viehgeld bei allen 
germanischen Stämmen uraltes herkommen gewesen ist. 
Zacher, bei Ersch und Grub. 61, 351. Der name pecus, 
vieh, identificirte sich so sehr mit geld, dass der name 
des letzten, fe, die Stammsilbe des fenning oder pfennigs 
wurde. 'Seibertz, landesgesch. von Westfalen I, 3, 110; 
Rühs 192; die ableitung von dem kelt. penn genügt 
Rieht. Forschungen zur d. gesch. 1860, 215. Isl. heisst 
peningar, vieh, guter. Ruh». Insbesondere bezeugen 
viehgeld bei den Germanen auch die alten busszahlun- 
gen. Nach Tacit bestanden diese in einer genau be- 
stimmten zahl stücke vieh, cp. 21 luitur homicidium 
certo armentorum ac pecorum numero; cp. 12 levioribus 
delictis pro modo poena equorum pecorumque *) numero 
convicti multantur. Die Germanen behielten buAsanfiätze 
in viehgeld auch dann noch längere zeit bei, nachdem 
sie schon das röm. silbergeld kennen gelernt hatten**). 



*) Ans dieser stelle lässt sich mit recht schliessen, das? also 
auch pferde und schafe als gegenstflnde des tansehes galten; in 
betreff der pferde ist diess auch daraus zu schliesser, dass diese 
als besonders werthgeschätzte geschenke galten, cp. 15. Linden- 
schmit, alterth. 167. 

**) Chlotar legt den besiegten Sachsen einen tribvt von 500 
kühen auf. Fredeg. c 74. Die lex. Saxon. bestimmt den werth 
der verschiedenen solidi und anderer gcldwcrthe in rindern und 



159 . 

Noch Otto d. gv. legte viehbussen auf; viva pecunia 
kommt noch in den gesetzen Wilhelms I. vor; Boscher, 
nationalök. I, 214. In einem weisthum v. j. 1338 heisst 
es: er soll büssen 60 Schilling guter pfennige — und 
einen falen ochsen mit aufgerachten hörnern, vrgl. Grimm, 
grmmt. 2, 28. Diefenb., goth. wb. I, 350. Kuhn, herab* 
holung des feuers 206. Rochholz, volkssp. 76. Es spriehl 
für viehgeld unsere stelle ,^ nach der vieh gratissimae 
opes sind. Caesar sagt, 6, 35, pecoris barbari sunt cu- 
pidissimi. Bei den Dänen bildete noch im 12. jahrh. 
viehstand das einzige vermögen. Dahlmann, gesch. I, 131. 
Bei den Isländern wird der besitz noch jetzt nach dem 
werthe einer kuh bestimmt Weinhold, nord. leben 117. 
Bei den Lappen sind rennthiere der grösste reichthum. 
Campe, reisebesebr. 1831, I, 74; es galt bei denselben 
auch geronnene und ^erstnckelte milch als eine art 
münze. Grimm, d. spräche 1016. Pfeiffer, germ. 6, 392. 



8chafen. Für den Römer galt nach cod. 4, 44, 9 die yorschrift: 
pretii cansa non pecania numerata, sed pro ea pecoribus in so- 
lutum consentienti diatls contractus non constituitar irritus; im 
norden wurde der werth einer kuh als rechnungaeinheit genom- 
men. Wilda, strafrecht der Germ. 33. Wackernagel bei Haupt 9, 
559. anm. 103. Umgekehrt galt im mittelalter pecunia so viel als 
pecus. Lex Fris. add. 11 equam vel quamlibet aliam pecuniaro. 
Die Lex Ripuar. und deutsche urkk. des 7. und 8. jahrh. nennen 
pferde als kaufpreis. Grimm, r. a. 586. Metham mhd. nseiden, ein 
pferd, reioktbum, schätz; vrgl. Vilmar, alterth. im Heiland 52 ff. 
In allen slav. sprachen heisst' das vieh skot, auch im fries. sket, 
vieh und geld, im goth. skatts, im hd. scaz, geld. Wackern. 549. 
die Deutschen haben das wört schon im abgezogenen sinn, goth. 
skatts, nhd. schätz. Grimm, kl. sehr. I, 127. Vielleicht hat auch 
ops ein rindvieh bedeutet, auhsus (durch aspiration de« h fir f). 
Wackernagel bc^ Haupt 2, 559« Nach Schweizer ist diese erklä- 
rung 2^0. fein; Grimm sagt: man erwäge opes und ovis, wobei 
opilio oyilio vermittelt. Grimm, d. spr. 28. Das wort Schilling 
hängt mit skilan und schuld zusammen. Wer getodtet hatte, ward 
schtddig, busse zu bezahlen und der werthbetrag derselben er- 
hielt demnach den namen „skilling." 



j 



, 160 

In Tyrol heisst noch jetzt guet = grossvieh; z. b. er 
hat sein guet geschlagen. Fromilnann, dial. 5, 443. Hort- 
rieh (ahd. cortar, grex) gilt von dem bauer in der 
Schweiz, der der reichste an besitz ist, insofern er den 
grossten Viehbestand hat. Rochholz, kindersp. 115. 116. 
Auch das wort geld war früher nicht nur mänze, son- 
dern besonders auch bewegliches gut. Grimm, r. a. 565. 
Wie selten das geld in der urzeit war, zeigt auch der 
umstand an, dass man sogar mit eisen bezahlte und 
auch vielleicht münzen aus diesem metall hatte; noch 
im 9. jahrh. heisst es tremenses ferro valientes. Wirth, 
deutsche gesch. I, 98. et gratissimae = et quidem. Kritz. 

argentum et aurnm. Einzelne metalle sind gemein- 
gut der indogerm. nationen. Mommsen, röm. gesch. I, 
2. aufl., 17. Scr. arguna oder arjuna, licht, weiss, Schle- 
gel, ind. bibl. I, 242, aus rag' una umgestellt, von der 
w. rang färben, rag' leuchten; daher rag- atas weiss, 
rag' ata Silber; osk. aragetud, Hofer, zeitschr. 4, 274, 
lat. arguo, mache klar, argentum, corn. arghans. Zeuss, 
grmmt. celt. 177; dahin gehören auch apyo^, apyiQ?, 
dpYTSi^ glänzend, hell schimmernd, ap-ppo^, Silber, Lassen 
I, 655. Curtius, etym. I, 2. aufl., 157. Pictet, les 'origines 
I, 159. Beckmann, das electron, s. 23. 

Die ableitung des deutschen wortes silber, goth.. 
siluber, ags. seolfor, ahd. silapar, ist ungewiss; es ist 
das weisse metall. Dieter, runensch. 282. Pott denkt 
an das scr. sitabha, blanc-brillant et camphre. Pictet 
I, 159. Grimm, wb. s. v, blei. Die namen der metalle 
sind nach Grimm, deutsche spr. 9 flf., acht deutsch, be- 
rühren sich aber mehr mit griechischen und slavischen 
als lateinischen. 

anrtim; scrit. w. ush. (uro, üstum) osha, ardor, au- 
rum(aus — u— m) ,das brennende, glänzende, feurig leuch- 
tende metall; litt, auxsas, preuss. ausin (acc). Lottner, 
bei Kuhn, zeitschr. 7, 180. Crecelius bei Höfer, zeitschr. 
4, 106. Vrgl. Kühn, zeitschr. 4, 256. Pictet I, 157. Bopp 



161 

vergl. grmmt. I, 2. ed., 47. Das griech. xP^^^c, scrit. 
hir — ana — m, zd. zar — anu, goth. gold; Wurzel scrit. 
ghar, glänzen ; gharta die grundform für die europ. na- 
men. Curtius, etym. I, 2. aufl. 185. Pictet I, 154 f. Gold 
ist ein deutsches wort und wird wol denselben begriff 
ausdrücken wie das von der w. usch abgeleitete aurum*). 
Klemm alterth. 19. Wolf, zeitschr. 3, 359; es ist das 
gelbe, glänzende metall. Grimm, wb. s. v. blei. . Schon 
Rühs, s. 183, sagt: gold wahrscheinlich von der gelben 
oder glühenden färbe; angels. glowan, skand. glöa, 
briller, bruler. Pictet I, 155. Die Germanen brachten 
die acht deutschen Wörter gold und silber aus ihrer 
urheimath mit, mindestens aus einer zeit, in welcher 
sie noch mit den Slaven ein ganzes ausmachten. 
Schweizer, jahrbb. für philol. und päd. 

prapüime an irati dii negaverint. Die codd. schwanken 
zwischen propitii an, oder propitiine an. Propitii an le- 
sen die edd. von Pichena, Rhenan., Lips., Seeb., J. Bekker, 
Panckoucke, Hess, Kiessl., Passow, Dilth., sonst die 
commentt. von Conring, Althamer (1536), Brenzius. Pro- 



*) Paul Diac. p. 8 s.v. aurum : quidam ad similitudinem auro- 
rae coloris nomen traxisse existimant; alii a Sabinis translatum, 
quod illi ausum dicebant. Höfer, zeitschr. 4, 107. Aurora, für au- 
sosa, hat gleichfalls den stamm us, urere'; Curtius, etym. 1, 367. 
368; äol. a/oc oder auu? wol aus auau? herzuleiten; altit. aus. 
Benfey, wurzel lex. 2, 233. Ueber Eos vergl. Mannhardt, götter 60, 
Müllenhoff und Grimm wollen aurum von ae8> ayas herleiten. 
Gr., deutsche spr. Kuhn, ztschr. 2, 301. Curtius 1, 172 glaubt, das gr. 
Xptjaös sei wahrscheinlich mit x^wpo?» gelblich, verwandt. Hesych. 
hat x^o^vös, )ipyio6q. Auch eisen will Grimm auf eine vermuthete 
Wurzel asan, als, isam :=» leuchten, glänzen, leiten wb. s. v. eis 
und eisen. Blech von blühen, splendere, also glänzendes metall. 
wb. 8. V. blei. Blei alts. pliu, bli color, alts. bli coloreus, das 
blaue, bläuliche metall. Grimm, kl. sehr. III, 127. Rühs nimmt an, 
stahl sei vermuthlich vom schwed. worte stel, starr, abzuleiten. 
s. 186. Tschofen meint, sehr irrig, silber sei vielleicht verwandt 
mit oTtXßo«. 

11 



pitiine an dagegen e4 Norimb. (Hain N. 15228 ; in bibl. 
Gotting.), Böderl^ Gerlach, Orelli, Kritz, Haupt, Haase. 

Die entscheidung gibt Ramshorn, grinint. p. 714 
Bach. Anstatt utrum — an setzt Tacit. gewöhnlich nur 
da9 eine an, oder statt dessen sogar ve^ z. b. ann. 6, 54, 
Grysar, über die eigenth. des Tac. styls. 21. Bötticher, 
lex. Tacit p. 435. (cf. Hess, obes. II, 8). Propitü wird 
meist von göttern gebraucht — irati dii ißt formula so- 
lennis. Hess 1. 1. Si irati, seu cui propitü sunt Di. Gic. 
ad Att. 8, 16. 

Ein bedeutsames wort. Colshorn, myth. 56. Seite 
dictum. Kuperti. Schon in Pantschatantara, ed. Benfey, 
heisst es, II, 115: durch des goldes anbliok wird selbst 
des gwten herz bewegt. In Ardschuna*s reise etc. ed. 
Bopp (episode aus Mahabar.) 1824, 30: auf erlangung 
4^r reichthün^er ist gegründet die höUe ganz ; Sehnsucht 
nach gut ist schn^erz. Virg. A^n. 3, 56: quid non mor- 
talMi* pectora cog is, auri sacra fames. Oy. Met. 1, 1^0 effo- 
diun^ijir opes, irritamenta malorum. Die vprstellupg, d^9 
das gold ein erzeugniss der iinstern unterweltsgpttheUi^Q 
sei, geht durch unser ganzes alterthum. Weinhold, bei 
Haupt 7, 29. Neocorus sagt chron., I, 205, des geldes, 
welches eine anreizung alles ungelückes ist, kann man 
wol entberen und bi dem wessel, wo er vor olders ge- 
brucklich, bliven loten. In diesfem allgemeinen sinne, 
als eine geschichtliche notiz ist auch die Bemerkung 
des Tacitus aufzufassen. Er will weder auf Römer sa- 
tirisch hinweisen, wie Dilthey, Ruperti und Welshaupt 
annehmen, noch will er moralist sein. Low 85. 

vmam Germaniae aurum gignere^ quis mim scrtUatuS' 
Der betrieb des bergbaues im europ. westen und der 
metallarbeiten durch Phöniker und auch durch Griechen 
bestand sicher schon lange vor ausbreitung der röm. 
herrschaft. Diefenb., origg. europp. 175. Wann und wo 
bei den Germanen zuerst metall gefunden ist, lasst sich 
nicht sagen, Hess. Caesar erwähnt bei ihnen vergoldete 



163 

oder vielmehr versilberte hörner von auerochsen als 
trinkhörner; de b. g. 6, 28; wie solche auch schon bei 
Thrakern vorkommen; Xen. anab. 7, 3, 16; auch werden 
künstliche arbeiten mit runen gefunden. Nach Tacit., 
ann. 11, 20, betrieben Römer silbergruben im gebiet 
der Mattiaci (der gegend von Wiesbaden, beim dorfe 
Neurod, im lande der Chatten). Diese waren ihm, als 
er die Germania schrieb, vermuthlich noch nicht be- 
kannt Dübner. Später ist nicht wieder die rede davon. 
Soetbeer, in den forschungen 4, 349. Plin. weiss von 
einem bergwerk in Baden. Nach Florus, 4, 12, schätz- 
ten die Sueven gold und Silber. In den berichten über 
den zug der Cimbern und Teutonen finden wir keine 
besondere erwähnung des begehrens der Germanen nach 
gold und Silber, auch noch bei Caesar wird nur gesagt, 
dass sie die hörner der auerochsen mit Silber einfassten. 
Nach Caesar, 4, 2, geben aber die Sueven fremden kauf- 
leuten zutritt, damit sie gelegenheit haben, zu verkaufen, 
was sie in kriegen erbeutet. Ihre geldliebe bezeugt aber 
auch Florus zu Aug. zeit. 4, 12. Bei Trevirern kommt 
soldbezahluiig vor. Caes. 5, 55. Dieses scheint die be- 
gierde nach geld verstärkt zu haben. Claud. unterstützt 
den Armin, mit geld, Tac. ann. 2, 16, Domitian den Cha- 
riomer. Dio Cass. 67, 5. Zur zeit des aufstandes der 
Bataver wird gesagt, die Germanen seien alle durch 
geld gewonpen. Hist. 4, 76. Germ. 42 bemerkt Tac, geld 
sei eine bedeutende Unterstützung. Dies setzt nothwen- 
dig eine schon weit verbreitete anwendung des metall- 
geldes, insbesondere für kriegsdienste in damaligem 
Deutschland voraus; es wird dies noch insbesondere 
aus ann. 2, 13 bezeugt. In soldzahlungen also und 
häufigen geschenken der röm. kaiser an germanische 
truppen und fürsten wird für die ersten Jahrhunderte 
unserer Zeitrechnung die hauptsächlichste quelle des 
Zuflusses edler metalle nach Deutschland zu suchen 
sein. In den ersten 2 Jahrhunderten wird namentlich in 



164 

den gegenden, die nahe anoi Rhein und der Donau lie- 
gen, sich ein Übergang von der nationalwirthschaft zur 
geldwirthschaft angebahnt haben. Mit den nördlichen 
Provinzen und den östlich wohnenden Germanen mag 
geld durch kaufleute aus den röm. provinzen direct da- 
hin gelangt sein; es mögen aber auch aus diesen ent- 
legenen gegenden manche krieger im röm. beere ge- 
dient oder an beutezügen in die ferne theil genommen 
und gold- und silbermünzen mit zurückgebracht haben. 
Was aber ältere Zeiten betrifft, wie die nördlichen 
Germanen an der Ostsee in besitz des goldes gekom- 
men, so wird dies durch bernsteinhandel geschehen 
sein. Die Germanen an der Ostseeküste haben bern- 
stein gegen gold schon viel früher ausgetauscht, bevor 
sie mit Römern in feindliche oder friedliche berührung 
kamen und gehört der handelsweg von den griech. co- 
lonien am schwarzen meer nach den nördlichen bern- 
steinländem dem fernen alterthum_ an. Soetbeer, for- 
schungen zur deutschen gesch. 1860. I, 218 — 228. 244. 
IV, 333. Den mangel eines leicht handbaren werth- 
zeichens zu ersetzen, bediente man sich schon früh na- 
mentlich der spiralförmigen armringe, ahd. armpouc; 
als erstes acht deutsches geld sind die nordischen gold- 
bracteaten zu betrachten. Hostmann 72. üebrigens mag 
wol mehr die armuth Germaniens an gold und silber 
Ursache gewesen sein, dass die einwohner so wenig von 
diesen metallen besassen und sie so sparsam gebrauch- 
ten, als ihre hochherzige Verachtung derselben. Becker. 
Im anfange des mittelalters finden wir süberbau im fich- 
telgebirge erwähnt. In der einleitung zu seinem evan- 
gelienb. sagt Otfried: 

zi nuzze grebit man ouh thar er inti küphar 

ioh, bi thia meina! isina steina; 

ouh thärazua fuogi silabar ginuägi. 

Soetbeer, forsch. 4, 349. 
Auf sehr frühe goldwäscherei vielleicht aus den neben- 



165 

Aussen des Rheins lassen deutsche sagen schliessen. 
Waitz. Urkundlich hören wir jedoch von flussgold erst 
im 5. jahrh. und im 9. sagt Otfried (Krist 1, 1, 72) le- 
sent thar in lante gold in iro sante. Wackernagel, bei 
Haupt 9, 554. Soetbeer, forsch. 4, 349. Ueber frühe gold- 
wäschereien der Schweiz vergl Mommsen, nordetrusc. 
alfabete. 245. 

haiidperinde afficiuntur. Viele codd. lesen haud proinde; 
so auch die ausgg. vonPichena, Passow, Hess, Dilthey, Ru- 
pert!, Walch, Bach, Günther, Orelli. Haud perinde versch. 
codd. und dann (zuerst) Rhenan, ferner Lips., Em. Oberl., 
Ritter, Massmann, Gerlach, Walther, Kiessl, Tross, Haase, 
Halm, Gronov., Döderl., Seeb., J.Bekker, Pichon,Panckoucke; 
auch Conring, Althamer (1536) und Müller sprechen sich 
für diese lesart aus. Die beiden wörter werden oft ver- 
tauscht, so dass kaum ein bestimmtes urtheil über die rich- 
tigkeit der lesart abgegeben werden kann. Reisig, vor- 
less. ed. Haase 428, akg. 416. Seyfert, Pal. Cic, sucht 
einen unterschied festzustellen, aber mehr scharfsinnig 
als wahr. Die erklärung ist sehr verschieden*). Viele 
erkl. nehmen die worte als vergleichungspartikel und 
denken entweder an eine vergleichung mit den Römern 
oder andern Völkern, oder an eine vergl. zwischen pos- 
sessio und usus. Weish. 164 und Walther = non ad- 
modum; Thiersch oux outco^, ou Toaov (Act. Phil. Mon 
III, 466), Bötticher Lex. Tac. haud ita valde, haud ma- 
gnopere; nicht sonderlich, Müller (übers. 1862); nicht 
sehr : Greverus, eben nicht sonderlich : Orelli ; sie machen 
sich nichts sonderliches daraus : Planck ; nicht eben, nicht 
sonderlich: Münscher; besitz und gebrauch wirkt auf sie 



*) Hess, obss. III, 7 : Probatur Walth. pariter ac mihi interpr. 
ab Orelli proposita; Kiessl. et Rup. laudatis variis interprr. quae- 
nam ipsis vera videatur , non ckcernunt; Gruber duplici modo ex- 
plic. videtur, aut: haud perinde ac fieri solet, ac nos Romani; aut: 
possessione haud perinde et usu, quae explic. ipsi verlor, mihi 
falsior videtur. 



166 

nicht 'Wie sonst. Forschungen z. deutschen gesch. I, 218. 
Für diese Völker hat weder ihr besitz, noch ihr gehrauch 
besonderen reiz. Für trennung der beiden begriffe 
spricht theils das et, theils das nachfolgende, woraus 
folgt, dass für die meisten Deutschen in Wahrheit weder 
besitz, noch gebrauch dieser schätze bedeutung hatte. 
Bülau, s. 75. Haud aeque (possessionem non quidem re 
spuunt,usu tarnen non gaudent.) Kritz. Ebenso Völcker, der 
freiheitskr. der Bat. 91. Dessgl. J. N. Schmidt, zeitschr. für 
gymnasialw. 1863, 70. Diese erkl. würde nur dann ge- 
rechtfertigt, wenn alle Germanen nach dem besitz trach- 
teten, den gebrauch aber vernachlässigten. Münscher. Non 
tantopere ac nos Romani : Gronov., Dfibner, Kiessl, Tscho- 
fen, Strombeck ; ac nos Romani et omnes fere nationes : 
Bred., Bött. Lex. Haud perinde ac ceterae nationes orbis 
terrarum: Becker; non eodem modo delectantur ut re- 
liqui mortales: Perizon; utque alii: Döderl. Non tanti 
faciunt, quanti Romani, aliique populi: Jacobs, Kilo der 
Römer 319. Zu dieser vergleichung findet sich aber im 
vorhergehenden gar kein anlass. Münscher. Der abso- 
lute gebrauch von haud perinde ist bei Tacitus sehr 
häufig, c. 34. Agr. 10; bist. 2, 84; 4, 62 u. a. Der satz 
mit quamquam enthält ebetiso eine restriction des be- 
sitzes als des gebrauches. Jessen. Das richtige scheint 
mir in folgender erklärung : Germani possessione et usu 
nobilium metallorum non omnes eodem modo afficiun- 
tur, i. e. Germani a Rheno remotiores minus, fluvio 
autem illi propiores majüs Ulis pretium statuunt. Hart- 
mann ; cf. Kiessl. Nach den ausdrücklichen Worten des 
Tac. trachtet nur ein theil der Germanen nach besitz und 
gebrauch. Münscher. 

est videre; est c. infin. früher nur bei dichtem; bei 
Tacit. noch einmal. Agr. 32.^ Gruber. Es ist kein grä- 
cismus, wie Bött. lex. Tacit. 101 und Kritz wollen, son- 
dern ein archaismus. Cato de re rust. : est interdum 
praestare. Als archaismus vermeidet es Cic. und doch 



167 

hat er es wenigstens mit ut. Orator 59. Sali. Jug: 110, 3. 
Auch bei späteren Schriftstellern kommt es T<>r. Haupt. 

argewlea t>asa; der Germania magna, die frei von 
röm. herrschaft und bei alter Sitteneinfalt blieb, blieb 
selbst ein bescheidenes maass von gewerbthätigkeit fast 
gänzlich fremd. Wackernagel a. a. o. 540. Ausser den 
silberbescblagenen trinkhörnern des Cäsar werden bei 
Herodian, 4, 7, noch silbergestickte mätitel erwähnt 
Wackern. bei Haupt 9, 557. Sonst zog man gold zum 
schmuck vor. Die ringe, to»ques, und fibulae waren 
meist von erz, öfter aber golden als silbern. Wackern. 
.a. St. 0. 540. 

printfpibus cf. ad cp. 11. 

legaHs oi primipibkis muneri data, sc. a Romanis po- 
tissimum. cp. 13 (comites) expetuntur legationibus et 
muneribus ; 15. gaudent finitimarum gentium donis, quae 
publice mittuntur, eliecti equi, magna arma, phaleräe tor- 
quesque ; 21 gaudexrt muneribus. Fertz I, 346. Rex Frau- 
corum ad Martis campum dona publica solemnfHer sibi 
oblata aceipiebat. Pertz II, 593 Hlüdowious Imperator 
factus dona eorum (legatorum) suecepit. Pertz II, 228 
Ludowicus — rex — iter iniit ad Winodos — gentiles 
legatos direxerunt in Saxoniam et miserunt ei mune^a 
et obsides; Pertz II, 611 vinum et annona. 

m alia viUiate: Eini^ codd. haben utilitate. So lesen 
nun auch die ausgg. von Rhenan (1519), Lipe., Moster, 
Kritz. Miller sagt irrthümlich : nur Kritz hat in ak uti- 
litate. Periz. will utilitate, oder: muneri data non in 
alia vilitate quae humo finguntur ; Em. sagt t präeferrem 
util., si utllitas pro usu dioeretur et libri faverent Auch 
eine recens. der ed. Kritz im lit. centralbl. 1861, 216 billigt 
utilitate. Andere codd. les«ti vMäte. So auch die edd. von 
Em. Oberl., Hess, Ruperti, Paseow, Trose, Walther, Gerlach, 
Ritter, Grimm, Massm., Kiessl., OreMi, Panckoucke, Haase, 
Pinck, Halöft, Haupt (Walch u. Müller übersetzen == wöhl- 
feilheit, In gleicher gering«chätzung. DOderlein : unwerth). 



s 



168 

Kritz sucht ausdrücklich zu beweisen, dass vilitate eine 
falsche lesart sei; im silbernen Zeitalter bekommt vili- 
tas aber auch die active bedeutung: gerin gschätzung. 
Jessen a. a. o. Köchly empfiehlt nobilitate (cf. verhandll. 
d. philol. 1865, 105. Müller). J. N. Schmidt glaubt aber mit 
recht util. u. nobil. seien unstatthaft. Jahrbb. f. phil. u. päd. 
Ebenso Schweizer. In alia = pari; Walther, Ruperti, 
Ritter, Relhan, Brotier; der sinn ist: in derselben ge- 
ringschätzung. Jessen. Genau wäre freilich in alio pre- 
tio; aber dieses pretium ist vile und so verbindet Tac. 
die nähere bestimmung mit dem zu bestimmenden in 
ein wort. Schweizer, jahrbb. In der äusserung von ge- 
ringschätzung Silberner geräthe möchte eine etwas ten- 
dentiöse bemerkung in hinblick auf das leidenschaftliche 
trachten nach kostbaren geräthen zu Rom zu finden 
sein. Sie stimmt aber nicht mit den sonstigen nach- 
richten über die habsucht der Germanen, die wir bei 
Tacit. und später sehen; so sagt noch Herodian 6, 7 
und 1, 6: die Germanen sind ganz besonders nach geld 
begierig und niemals schliessen sie frieden mit den Rö- 
mern, ohne sich geld zahlen zu lassen. Und Tac. selbst 
bemerkt cp. 42: geld sei eine nicht minder wirksame 
Unterstützung. 

proxmi sc. ripae Rheni et Danubii:. Orelli, Haupt 
Beschränkung der obigen behauptung. Münscher. Dö- 
derl. sc* nobis vel ripae Rheni Danubiique, ut plene 
cp. 17. cp. 23. Ruperti nobis (ut propior cp. 41). Tacit. 
konnte so allgemein sprechen, weil vorher von geschen- 
ken der Römer die rede war. Ritter. Wie diese be- 
wohner (proximi) überhaupt mehr romanisirt waren er- 
sieht man auch aus cp. 17, 3 ; 23, 1 ; 4, 1, 2. Caes. b. g. 
4, 3. Tacit. unterscheidet grenz- und binnenvölker mehr- 
mals sehr scharf. Schweizer 18. 

commercio'nim, d. h. cum Gallis Romanisque cf. cp. 24. 
Agr. 28. 39. Rup. Handelsverkehr kann nicht ganz un- 
bedeutend gewesen sein, wiewohl er im ganzen wahr- 



169 

scheinlich erst nach den röm. kriegen. des 1. Jahrhun- 
derts seinen aufschwung genommen hat. Cp. 17 sagt 
Tacit, dass tiefer im innern Germ, wenig verkehr sei, 
indem dfe Germanen Schmucksachen nicht kauften, auch 
nicht wein; daraus geht hervor, dass die proximi ripae 
solchen handelsverkehr hatten. Cp. 41: Den Hermun- 
duren war erlaubt in der ganzen provinz zu handeln. 
Mehr aber kamen römische handelsleute nach Deutsch- 
land und holten deutsche producte, namentlich bernstein 
cp. 45; ausser bernstein: pelze, gänse, federn, marsischen 
Schinken, gelbe haare, seife. Weish., Orelli. Bestimmter 
werthmesser war vieh, doch wurde auch metall ge- 
braucht, sowie auch spiralförmige ringe, von denen nach 
bedürfniss stücke abgeschnitten wurden, Waitz. Bei man- 
chen den Römern näher . stehenden Stämmen hielten 
sich fortwährend kaufleute auf, z. b. : bei Markomm. ann. 
2, 62; die Sueven haben kaufleute bei sich, damit sie 
ihnen kriegsbeute abkauften. Caes. b. g. 4, 2, 3. 

formas, gepräge, stücke, Sorten. Mützell zu Curt. 
p. 407. Quinct. I, 6, 3 numo, cui forma publica; formae 
binariae, ternariae, die münzen selbst. Gruber. Sen. de 
benef. 5, 29 denarius — formae publicae. 

agnoscunty ut probos genuinos et praecipui valoris; 
eligunt, aliis pecuniae generibus praeferunt. Rup. Pro 
vulgari probe norunt. Orelli. 

interiores, ulteriores; cp. 17. 

simplicius et antiquius, ist spätere latinität, anstatt 
etwa more simpliciore. Haupt. 

permutätione mercium; nomadenstämme, sowie rohe 
ackerbauvölker wenden gewöhnlich viehgeld als tausch- 
mittel an. Das älteste allgemeine tauschmittel bei allen 
Indogermanm war das heerdenvieh, rinder und schafe. 
Mommsen, geschichte des röm. münzwesens. 1860, 169. 
Nach Pausan. 3, 12 soll noch zu seiner zeit in Indien 
nur tauschhandel gewesen sein. Solcher war auch bei 
Griechen, wo für wein, erz, eisen, leder: stiere und scla- 



170 

ven gegeben wurden, Hom. II. 7, 472 flF. Wachöttmth, 
hellen, altetth. II, 1, 71. Angeblich verbot ein gesetz 
des Lykurgs den kauf und gestattete nur tausch. Justin 
3, 2 emi singula non pecunia, sed compensatione mdr- 
cium jussiti Röscher, nationalök. I, 206 f. Unter einander 
und mehr im binnenlande übten auch die Germanen zur 
befriedigung des nächsten bedürfnisses nur gütertaus<)h ; 
als kaufmittel dienten rinder, pferde, alles vieh mehr, 
als Waffen. Eigenes geld besassen die Germanen nicht. 
Die runden goldbleche mit bildern, die man oft in nord. 
gräbern findet, sind amulete, nicht münzen. Waaren- 
Umsatz, um des gewinnes willen, hat das volk erst im 
verkehre mit fremden gekannt, dieser führt den ge- 
brauch des geldes mit sich und darum musste man sich 
desselben an der grenze bedienen. Wackernagel bei 
Haupt 9, 546. 557. Boehme, comment. de commerciorum 
ap. German. initiis. Lips. 1751. 

pecuniam veterem et diu notam. Die Römer scheinen 
ihre barbarischeji handelsfreunde gern mit falscher oder 
schlechter münze betrogen zu haben; so erklärt sich, 
dass die Germanen nur gewisse arten geldes anzuneh- 
men pflegten, altbekanntes, oder von solchem gepräge, 
das die Verringerung des werthes verhinderte. Wackern. 
a. a. 0. 557. Die Germanen aber schätzten alte münzen 
und zogen sie auch desshalb vor (eligunt et probant), 
weil sie von besserm silbergehalt waren und Tac. be- 
merkt mit recht, dass die Deutschen den republ. denar 
dem neronischen vorzögen, was seine Worte besagen. 
Mommsen, röm. münzweeen 771. Die Deutschen nah- 
men also vorsichtigerweise immer nur silb«r- oder gold- 
münzen von höherem feingehalt an. Zeugniss geben 
die meisten funde röm. münzen in Deutschktnd und an 
den ostseeküsten ; daher werden auch dieseits des Rheins 
und der ehemaligen agri decumates so wenig röm. 
kupfermünzen gefunden. Soetbeer, forschungen zur d. 
gesch. 221. Uebrigens findet man sonst viele röm. 



171 

münzen in Deutschland, hauptsächlich von Hadrian bis 
etwa 500. Waitz. Vrgl. Klemm, alterth. 143 ; Schreiber, 
bist, taschenb. III, 402. Die klage über Schlechtigkeit 
der neuen münzen war bei den Römern sehr alt ; schon 
Plaut, stellt die novi nummi und novi mores in eine 
classe *). 

serrati = denarii, quorum exterior ora in serrae 
modum est incisa. Eckhel, doctr. n. n. in prolegg. §. 16, 
münzen mit ausgezahntem rande, die nicht wohl zu be- 
schneiden waren. Eckhel war der ansieht, dass die ge- 
zahnten denare in die zeit Roms 564 — 655 fallen; Bor- 
ghese, dass dieselben in den ersten jähren des 7. jahrh. 
ihren anfang nehmen und vor Sulla wieder aufhörten; 
Friedländer, dass gezahnte münzen nicht vor dem j. 600, 
mehr aber noch um das j. 700 geprägt seien. Momm- 
sen nimmt an, dass noch unter den kaisern gezahnte 
denare gemünzt seien. Mommsen, gesch. des röm. münz- 
weSens. 472. Der grund dieser prägungsweise ist nicht 
klar. Rühs 195 ff. Soetbeer, forschungen 221. Serratus 
ist familienmünze, die älteste vom j. 564. Die serrati 
hatten einen deutschen namen: saiga, saica, seica, sei- 
cata, d. h. gesägte. Es wird ihrer nicht selten noch im 
beginne des mittelalters in den rechtsbüchern der Ala- 
mannen und Bftiern er^ähnung gethan. Wackernagel 557. 
Rühs 195 f. Die saiga hat denselben werth wie der denarius 
bei den ripuar. Franken und ist ursprünglich mit dem 
alten röm. denarius identisch. Nachdem schon Schilter 
(*hh. zu Königshovers strassb. chron.) zur erkläuterung 



*) Gold und silber war bereits in sehr früher zeit als tausch- 
werkl^eug gebraucht. 1. Mos. 24. Goldmünzen kommen aber erst 
unter David vor. Kupfermünzen in Italien in ältester zeit, bei 
den Griechen erst zur zeit Philipps von Maced. In Griechenland 
soll silbergeld in der mitte des 8. jahrh., gold viel später üblich 
geworden sein. Die Römer schlugen 2ö9 v. Chr. das erste silber- 
geld, 62 jähre später die ersten goldmünzcn. Röscher, national« 
ökon. I, 215 f. 



J 



172 

der saiga an die nach Tac. bericht bei den Germanen 
beliebten nummi serrati erinnert hatte und demgemäss 
saiga durch „säge" erklärt hatte, ist auch J. Grinim, d. 
grmmt. 3. aufl. I, 103, dieser deutung beigetreten, ohne 
sie indess mit voller bestimmtheit als unzweifelhaft hin- 
zustellen.' Soetbeer, forschungen II, 329. 356 — 358. Es 
ist merkwürdig, dass sich noch in späterer zeit für de- 
narius der ausdruck „saiga" findet, was ursprünglich 
eine gezahnte münze bedeuten soll, saiga ist unser 
heutiges säge. Wackernagel wb.*). 

hiqaii. Plin. 33, 3, 13. Nota argenti fuere bigae 
atque quadrigae et inde bigati quadrigatique dicti. Bi- 
gati, ein grosser theil der ältesten münzen, sind silber- 
denare. Müller, münzgesch. I, 12. Serrati und bigati 
sind also münzen aus der zeit der republik oder der 
ersten kaiserzeit nnd wird durch sie ein gegensatz be- 
zeichnet, mit den durch Nero devalvirten denaren, die 
allerdings im röm. reiche zwangskurs hatten, von den 
freien Germanen aber nicht angenommen wurden. 
Mommsen, gesch. des röm. münzw. 472. 756. Jessen, 
zeitschr. für das gymsw. 1862, 72. 73. Aus dem 1. und 
2. jahrh. finden sich röm. denare in Deutschland in 
menge, goldstücke nur selten. Mommsen a. a. o. 767. 
818. Eigene münze fehlt im freien Germanien fast ganz; 
am frühesten hat die geldprägung der westl. Kelten 
hier eingegriffen, die sogen, regenbogenschüsseln. Momm- 
sen, röm. münzw. 688. Erst die fränkischen könige 
prägten geld mit ihrem bilde. Wackernagel bei Haupt 
9, 557. 

argentum quoqne magis quam aurum. Wie wenig ein 
rohes . und armes volk sehr kostbare goldstoffe recht 



•) Cic. Verr. I, 42 und Suet. Aug. 33 erwähnen eine lex. Com. 
uummaria, welche Ulpian im cod. so angibt: quicunque nummos 
aureos partim rascrint, partim tinxerint, ucl finxerint. Daraus 
geht also hervor, dass man in Rom geld Verfälschung recht wohl 
kannte. Gruber. 



173 

brauchen kann, bezeugt die nachricht des Tacitus, dass 
die Germanen lieber Silber als gold im verkehr annah- 
men. Röscher, nationalök. I, 215. Bei Plin. heisst es von 
den Römern 33, 3: equidem miror populüm romanum 
victis gentibus in tributo semper argentum imperitasse, 
non aurum, sicut Carthagini cum Kannibale victae ar- 
genti pondo annua in quinquaginta annos, nihil auri. 

sequuntur = ex^etunt, cupiunt. Weish.,Dübner, Gruber, 
Hess. Vrg. Ecl. II, 62. 56. 

affectione. Die meisten codd. lesen affectatione, an- 
dere und einige alte ausgaben affectione. Die lesart 
affectione ist wol der lesart affectatione vorzuziehen, in- 
dem sie allein dem sinne entspricht. Affectio ist die 
erreguug des gemüths, welche, wie Tacitus sagen will, 
durch das Silber nicht besonders hervorgerufen wird; 
affectatio animl wäre ein streben des gemüths, was durch 
sequuntur schon im wesentlichen aiisgedrückt und also 
überflüssig wäre. Münscher; vrgl. auch Ritter. Schon 
Gerlach: a Taciti mente alienum; und auch Schweizer, 
jahrbb. sagt: affectat. dürfte kaum richtig sein, da ja 
nur gesagt werden soll, dass die Germanen nicht aus 
einem innem gründe die silberlinge beziehen. Affectione 
Jesen darum richtig Pichena, Lips., Em. Oberl, Passow, 
Hess, Tross, Gerlach, Walther, Rup., Döderl., Kiessl., 
Grimm, Massm., Ritter, Panckoucke, J. Bekker, Orelli, 
Pichon, Haase, Haupt. Affectatione: Rhenan., Commt. 
Althameri (1536), Kritz, Müller, Seeb. 

numerus, die grosse anzahl. Bülau, s. 76, nimmt das 
wort für numeratio, namentlich weil facilis dabei stehe. 

fadlior = aptior. Lips. hat unnöthigerweise faciliori. 

promiscua ac vilia^ Halm : gewöhnliche (ordinäre) und 
geringe (wohlfeile) »dinge; Strombeck: gemeines und 
wohlfeiles; Roth: allerlei und geringe dinge. Das neutr. 
plur. häufig substant. Mützell I, 87. cp. 19; 22. 26. 28. 32. 



174 



Cap. VI. 

Cp. 6 — 8. Das kriegsfvesen. 

Dies handelt Tacitus desshalb zuerst ab, weil die Ger- 
manen vorzugsweise ein kriegerisches volk waren, dann 
aber auch, weil die Römer mit ihnen schon viele kriege 
gehabt hatten. 

Cp. 6. 1. ausrüsiung; a. angriffswaffen ; b. schutzwaffen. 2. be- 
standtheile des heeres; a. reiterei; b. fussvolk; c. ue^o 
«VtTCTcot; d. hundertschaft. 3. kampfweise, Bemerkungen. 
Durch die erwähnung des eisens als metall wird un- 
gesucht der Übergang von der einleitung, wo am Schlüsse 
von gold und silher die rede war, zu dem 2. haupttheilc 
vermittelt. 

ferrum superest; superest heisst oft im reichen maasse 
vorhanden sein; apud eos abundat. Dübner; abunde 
suppetit. Hess. Tschofen. Wex, Agr. 44, 2. Germ. 26, 3 
superest ager. Es gehört der ausdruck dem gewöhn- 
lichen leben an, erst von Livius an wird er eigenthum der 
Schriftsprache. Haupt. Vrgl. hist. 1, 51, 3. Schon (Jurch 
dieses wort wird zugegeben, dass eisen theilweise im 
gebrauch war. Hess. Peucker H, 94. Germ. cp. 31, 3. 
Chatti annulum ferreum gestant; 30, 3 peditem — ferra- 
mentis — onerant; 45 apud Aestyos rarus ferri, fre- 
quens fustium usus; cp. 43, 2 Gothini ferrum eflfodiunt 
(an den ufern der March in Mähren. Peucker 2, 94). 
Um das wort eisen zu erklären, kann man ein eisan, ai% 
leuchten, glühen, brennen muthmassen und an das scr. 
vas, leuchten, oder an us, leuchten, brennen, lat. urere, 
ussi denken. Den glänzenden metallen sind gleiche naipen 
zugelegt. Grimm, wb. sub erz und esse. Vrgl. Pictet I, 
162. Aus ais ging auch im ablautsverhältniss die fort- 
bildung eisarn (eisen) hervor, ein fingerzeig, bei den 
Deutschen müsse bronze allerdings früher in gebrauch 
gewesen sein, als eisen. Grimm, d. sp. IQ. Die ergie- 
bige benutzung der metalle überhaupt hat aus Asien 
ihren ausgang genommen. Lindenschmit, die alterthümer 



175 

• 

ZU Sigmaringen. 1860, 154. Nach Qurtius aber, etym. 
I, 2. aufl., 221, ist es zweifelhaft, olf die Indogermanen 
VGT ihrer trennung das eisen gekannt haben. Durch 
die Gotben und weiter südlich wohnenden celt. stamme 
scheint die bearbeitung des eisens im nordosten Deutsch- 
lands bekannt geworden zu sein; auch die Gelten in 
Noricum werden als geschickte Stahlarbeiter gerühmt. 
Norisches eisen war schon in der urzeit bekannt. Ov. 
Met. 14, 711 durior ferro, quod Noricus excoquit ensis. 
Klemm, culturwiss. 190; Peucker II, 96. Was die Ger- 
manen ah metallwatfen hatten, besassen sie erhandelt 
von grenznachbarn , namentlich dem belgischen Nori- 
cum. Schreiber, taschenb. für Süddeutschi. 1839, 144 f. 
Aber sie hatten eisen auch durch tauschhandel in der 
frühesten zeit von den Römern. Lindenschmit, alterth. 
167. 168. Schon die Cimbern besassen übrigens rüstung 
aus eisen. Plut. Mar. 25. Die Germanen haben sich früh 
auf Verarbeitung der erze verstanden, denn, wenn sie 
auch nur wenig eisen und gar kein gold und Silber ge- 
graben zu haben scheine», weil ihnen die arbeit zu be- 
schwerlich und eines freien mannes nicht würdig deuchte, 
so verarbeiteten sie doch das eisen schon sehr gut, wie 
aus diesem cap. 6 der Germ, hervorgeht. Grimm, d. sp, 
10. Das gewerbe der sehmiede stand in hoher achtung, 
leibeigene durften es nicht treiben. Klemm, culturw. 213. 
Obwol die Deutschen nun metall besassen und es zu 
verarbeiten wussten, Waitz I, 38 n. 1, so war ihre krie- 
gerische ausrüstung zur zeit des Tacitus doch ärmlich, 
weil, ihnen eisen aus dem röm. reich zu bringen, gewiss 
schon früh verboten und zur zeit der herrschaft der 
Römer der besitz von wafTen innerhalb ihres bereichs 
nur den im dienste stehenden Soldaten erlaubt war. 
Lindenschmit, alterth. 120. cf. Tac. hist. 4, 17. Unter 
Caesar mögen die germ. hülfstruppen noch zum theil 
ihr§ mangelhafte einheimische bewaffnung geführt haben. 
Lindenschm. 121. Noch später sagt K. Marcian (cod. 



176 

4, 412) perniciosum namque Romano imperio et prodi- 
tioni proximum eSt, barbaros, quos indigere convenit, 
telis ut validiores reddantur, instruere, und Probus sogar 
muthete ihnen zu:\ut gladiis non uterentur, Romanam 
expectaturi defensionem , si essent ab aiiquibus vindi- 
candi. Vopisc. 14. Im beginn der Völkerwanderung wurde 
die Waffenrüstung der Deutschen wieder reicher, nach- 
dem ihnen auch da noch besonders Noricum das eisen 
gab, Wackern. bei Haupt 9, 552, und zur zeit des Ho- 
norius die germ. Soldaten ihre erhaltenen waffen in der 
band behielten. Lindenschmit 121. Zu dieser zeit hatten 
die Germanen es in der schmiedekunst schon weit ge- 
bracht. Peucker II, 96. Und besonders hatten die Van- 
dalen den ruf, treffliche Waffenschmiede zu sein, Cassiod. 

5, 1, wie auch die Longobarden zur zeit Alboins. P. Diac. 
1, 27. Grimm a. a. o. So viel ich finde, erwähnt zum 
erstenmal Otfried I, 1 eisengruben: 

zi nuzze grebit man ouh thar 

er inti kuphar 

joh, bi thia meina! 

isina steina. 
Im älteren mittelalter war das material, woraus die 
Waffen gefertigt wurden, vorzugsweise eisen und stahl. 
San Marte, zur waffenkunde des älteren deutschen mit- 
telalters. 1867, 6 f. 

ex telorum genere. Tela sind angriffswaffen zum 
hauen, stechen, werfen: spiesse, Schwerter, pfeile, wurf- 
spiesse, Streitäxte. Low 87*). Arma sind schutzwaffen: 



*) Joh. Strauchius de armis Germanorum priscorum. Lips. 
1,651. G. Achenwall de veterum Germanorum armis ad Tue.' Germ, 
c. VI. Gotting. 1755. Schirlitz, die deutschen waffennameiK Starg. 
1844. Nach Schirlitz ist telum wurzelbaft verwandt mit rf^e, 
tiqXou, reCvc»; während arma seine wurzel wol in apco füge, passe 
an, hat. O. Müller aber sagt: Etr. I, 17: die wafTennamen der 
Römer sind oflTenbar ungriechisch, Varro 1. 1. V, 23 arma ab ar- 
cendo, quod his arcemus hostem. Serv. ad Virg. Aen. 4, 495 arma 



177 

heim, hämisch, panzer, Schild. Schirlitz, die deutschen 
waffennamen. 7. Low. 87. Cic. gieht an (Caec. 21) : arma 
alia ad tegendum, alia ad nocendum. Germ. 29 tela at- 
que arma; 33 armis telisque; Liv. I, 43 arma: galea, 
clipeus, ocreae, lorica, omnia ex aere ; haec ut tegumenta 
corporis essent. Tela in hostem hastaque et gladius. 
Die nachrichten des Tacitus über die bewaffnung 
der Germanen lassen vieles zu wünschen. Baumstark, 
Eos. 1864, 42. Uebrigens wurde der jüngling in der 
Volksversammlung mit den waffen bekleidet und trat 
damit in die gemeinschaft des volkes ein ; von der zeit 
legte er die waffen dann nicht mehr ab ; sie begleiteten 
ihn durchs leben, ja bis ins grab. Waitz I, 31. 

eoUigiiur. Tacitus sah demnach selbst solche Waf- 
fen. Kr. 

rari gladns, . Bari darf nicht zu sehr urgirt werden, 
wenn gleich bei der ganzen masse der wehrhaften man- 
Schäften gladii nicht zu suchen sein werden, Linden- 
schmit, alterth. 186, sondern nur bei den reichsten und 
vornehmsten. Schon bei den Alt-Indern werden schwert- 
'bewaffnete, Sama-Ved. Benfey II, 9, 3, 1, 3, und breite 
Schwerter erwähnt. Bohlen, das alte Indien II, 62. Von 
den Cimbem berichtet Plutarch, Marius, [t^&\0Li^ ixfio^xo 
xal ßocpetaic piaxa^pat^. Nach Procop, b. g, trugen die 
fussvölker der Gothen ^£90^ ts xai aoTüföa xal ir^exvv 



suDt proprie, quae armos tegUDt; armos vero antiqui httmeros 
cum brachiis vocabant. Fest. Für das deutsche woriwaffe fehlt eine 
Wurzel. Leo leitet es daher aus dem celt. Mit gwaef, stoss, stich 
ist zusammengesetzt gwaetton (elgentl. stechstab) speer, spiess, 
jede Stosswaffe. Ferienschr. I, 59. 

*) Varro, 1. 1. V, )24, §. 116 gladins, c in g commutato, a clade, 
qnod fit ob hostlum cladem gladium. — Im corn. dial* clethe; cambr. 
cledyf. Zeuss, grmmt celt. 161. 164. Gladius, das messerformige 
Schwert zu hieb und stoss, ensis, das gerade zweischneidige 
Schwert zum hiebe. S. Marte, zur waffenk. 124. tOiatjoLipoL hängt mit 
fxaxofxac, klccxt), scr. mahmä, mahje protcgo, mahas, Opfer, macto 
zusammen. Curtius, etjm. I, ;^91. 

n 



178 

eva. Ta^» selbst sagt^ cp. 18 « uxori maritus offert mu^ 
nera scütüm cüiki frameä gladioqae ; cp. 24 juyenes ititer 
gladiös 6^ saltu jaciüiit. Det naikie Ob^rueci^ €p. 36, 
deutet auf schtv^ert. Grünm^ mythw ed. 3, d. 839. Heruli 
^^^ pLO^otpotpopoi. Grimm, d. spr» 470. D&s goth^ hairüB, 
alts. heru, ags. heoru, altm hiörr, gehört wol mit dem 
goth. harji^, altbd. heri^ ags. bere^ exercitu^ zu der 
Wurzel iw^itd^ x^pat^siv. Gurtius, etym^ 22. 234 M&llen- 
hoff bM Haupt 12, 311. Nach Pictet ist das goth. hai- 
rus, ser. ciri^ vM der W. oar, laedere. Auch Suardenes, 
GrifniB, d. spr. 781, uud Saehsei^ (sahft, sahsnöt) erinnert 
wn seh'^ertw H* Anno, S36: Vrä den m^zttrm a4eo wahsin 
wurden si<l gebeizsitt sithsin. Das ahd» stck'd von sue- 
riLfi =3e s^mersto, diso urlsp. schwort als die aUuner- 
zende d. h. verwundende hauptangriffswaffe. Wei^aiKk 
In de« Ei^dalied«Hi bedeutet ittink dafS seh Weit ^ ein be- 
weta, dasiä diebe wa^e tob eisen; Weiilihold, taord. leben 
92. 93. Sagt Tac. feswar c|>. # ferruito noh süperest, bo 
heisst es doch e^. 43 Gotbini effedi^ixant fetirum^ Es 
gab v^fschiedeite arten voti echweb-terii; Germ-. 48 Ru- 
gitls et Lemoviil — ibrdtree ghiHii; bei dei^ Sioattibem * 
wafen ^bd gekrümitit. Glaud. de Itod. Stil. 1, 222» Kim- 
bern ubd r^iter des AHovist bitten sichwere Schwerter. 
Diö Cass. 38, 49. Pltit M^n 2&. In ^^ heidn. •seit wa- 
ren die dehwefler d6r -Germania zut z;eit «der röm. Im- 
peratoren nicht verschieden von denen, welche die röm. 
soMateh fünften. K^emm, «ulturwiss. 227. In spate^rer 
z^Vt tt*eteti >heröchied^(6 foi^hyön hfel-Vor. ft>. Däis getttt. 
kürze schwiert ist einschneidig, es scheint 2 — 4 f. lang 
gewesen, ein messer oder messerhaltiges bell, wie sie 
in den hefLdengr-äbern gründen werden. Diese eind so- 
wto<l vion brbntse als von «iscfn. Feucket* li, 155. In bvl4* 
dtetrtisthietl jgt-äÜJÖrn hat rtiati feiiierne sch'^rter In todten- 
bäümen getündeh. Klemih, culturw. 189. In der mero- 
ving. zeit findet sich das schwert in zwei arten: das 
lange^ zweischneidige nur zum hiebe taugliche scbwerl^ 



179 

spatha (major gladius. Veget. II, 15) und das kurze für 
stoss und hieb praktisch, semispatha, unserm hirschfänger 
nicht unähnlich. Lindenschm., alterth. 7. 8. Nach S. Marte 
aber schon früher, s. 126 f. Das langschwert wurde von 
der linken achulter herab nach der rechten hüfte getrar 
gen, fjiaxocipa (A/xxpa luapTjpT^fJLevv) Tcaga xo &£§iov icXsupov; 
Strabo 4, 4, 3, das halbschwert demnach an der linken 
(vrgl. jedoch S. Marte 131, der aus Walthar beweist, 
da3S damals semispata an d^r rechten hüfte getragen). 
Das Schwert hieng vermittelst eiaes riem^en am gürtel 
(gurtun sih iro swert ana. HildebrandsL). In der Schlacht 
kam es erst an die reihe, nachdem die wurfwaffen ge- 
braucht. Weinhold, nord« leben. 200. Die führung ge- 
schah mit der rechten. S. Marte 140. 

Das Schwert war der dritte haupttheil der german. 
ausrüstung; cp. 18 scutum cum framea gladioque {Odins 
gaben sind Schwert, hielm und panzer. Simrock, myth. 
ed. 2, 193) und wurde wahrscheinlich beständig getra- 
gen; sp. 18: nihil autem neque publicae neque privatae 
rei nisi armati agunt. Amm. Marc. 17, 12 Quadi — eductis 
mucronibus, quos pro numinibus colunt — juravei«. Pertz 
I, 386 Dani jurabant ad ritum gentis suae per arma. 
Schwerter werden in ripuar., alamann. und burgund. 
gesetzen erwähnt. Lex rip. tit. 57, §. 2; 58, §. 18. Im 
mittelalter war es das recht eines freien mannes, wafien 
zu tragen. Grimm, r. a. 772. Si quis servum vult liberum 
faoere — tradit iili libera arma, scilicet lanceam et gladiura. 
Gesetze Wilhelm's (1966 — 14)87) ; fiehmidt, angels. gesetze 
III, 15. s. 356. Durch strafurtheil wurde das recht, ein 
schwiert zu tragen, abgesprochen. Grimm, r. a. 288. In zug 
wunde 1566 einem meineidigen das urtheil gesprochen, 
er solle kein lander gewehr noch waffe tragen, denn ein 
ahbrochen bymesser. Züricher monatssehr. III, 142. Zu 
dem lheerg«wäte (gewede, abd. kiwäti, wät, vesds; 
heergewäte »= vestis bellica) gehört 1. ein pferd; 2. «in 
seh wert; 3. ein kriegsgewand, ^a^^bsensp. I, 22, §. 4; 



180 

So sal de vrowe to herwede irs mannes en sverd geuen 
unde dat beste ors unde dat beste barnasb ; Cnut's ge- 
setze bei Schmidt, angels. ges. III, §. 6. s. 318; Müllen- 
hoff bei Haupt 12, 311 Habeat quilibet primorum quo- 
libet anno duos equos, unum gladium, quinque lanceas, 
unum cuspidem, unum scutum. Daher ist der werth zu 
erklären, den man einem Schwerte beimass. Ein Schwert 
mit scheide galt im ripuar. gesetze 7 kühen gleich, eins 
ohne scheide dreien. Peucker II, 143 Ros, schilt, sper, 
habc^ und swert machent guoten ritter wert. Freidank, 
ed. W. Grimm s. 93. 6 — 9. Treit sper, messer, unde 
swert, die doch sint kleines nutzes wert Boner. '28. Im 
Nibell. und sonst im Karolinger Sagenkreise kommen 
besondere namen berühmter Schwerter vor. Klemm, cul- 
turwiss. 192 f. Auch beim femgericht spielt das Schwert 
eine rolle, indem es auf den tisch gelegt wird. Wigand, 
femger. 378. 421. 525. 555. 557. Bei hochzeit und braut- 
führung trugen die Friesen der braut ein schwert vor, 
zum zeichen, dass der mann gewalt über ihr leben habe. 
Klemm, culturw. s. 226. Es sind nicht selten namen 
mit dem worte gebildet. Altn. Hiordis ; im Beovulf 2158, 
2162 Heorogär; im ahd. scheint heru eher ausgestorben. 
Im mittelalter haben Schwerter oft ihre namen und gehen 
als werthvolle erbstücke von geschlecht zu geschlecht 
S. Marte 142. 

majorihus lancm utuntnr. Die älteste nationale waffe 
unseres alterthums, den streühammer, aus vlias oder feuer- 
stein gefertigt, Mannhardt, götter 190, erwähnt Tacitus 
nicht « Diese waffe erhielt sich wol am längsten bei den 
reinen unvermischten Germanen. Wo Germanen neben 
und unter fremden wohnten, nahmen sie mit fremden 
Sitten auch fremde waffen an. So z. b. am Unter- und 
Mittelrhein; vrgl. über die Ubier cp. 28. Schreiber, ta- 
schenb. 1839, 151. Isl. hiess diese älteste waffe hamar, 
fels, klippe, weil sie aus stein. Dieterich, runenschatz 186. 
Später wurde diese ursprüngliche steinwaffe gegen ei^en 



181 

vertauscht. Schreiber a. a. o. 1840, 78. Klemm behaup- 
tet, es habe steinerne, eherne und eiserne Streitäxte ge- 
geben; alterth. 249. Schwerter, Speere und Streitkolben 
kommen schon bei Indern im Mahabar. vor. Ardschuna's 
reise; herausg. von Bopp, 40. Varro bei Gell. noct. att. 
15, 30 lancea hispanicum verbum. Festus dagegen: a 
Graeco dicta, quam illi Xoyx'^Qv vocant. Nach Diod. 
5, 30 gallic. verb. : XoYxat, olq iy&hoi (Galli) Xapcfac 
xaXouoi. Pictet II, 206: En scr. cala; 201): en scr. lanka 
designe seulement une brauche d'arbre et c'est lä, en 
effet, ce quetait la lance k son &tat primitif. Neu- 
griech. Xavt^a ist roman., ital., bask. lancia. Diefenb., 
origg. eur. 373. Sisena bei Non. 18, n. 26 sagt, lanze 
sei ein gewehr der Sueven (lanceis petere hostem. Sis. 
bist. 4). Tertullian erwähnt ein lanceare, lanze schwin- 
gen, frnz. lancer, werfen*). Lanze bedeutet demnach 
ein wurfgeschoss. Rühs glaubt, 206, das wort sei wahr- 
scheinlich gallisch un,d durch vermittelung der Römer 
zu den Germanen gekommen. Lancea als waffe der 
Bataver erwähnt Tac. bist. 2, 29. Florus spricht von 
lanceis der cimbr. frauen. Diefenb. a. a. o. 373. Nach 
A. Rieh, ill. wb. der röm, alterth., übers, von Müller, ist 
major lancea ein langer, leichter Speer mit breitem 
platten köpf und dient als pike oder wurfgeschoss (zu- 
gleich zum stossen und zum ^eitwerfen. Münscher); 
nach Brotier: la halebarde. Ihre länge wird auf 14—18 
f. angegeben. Peucker II, 225. Der Schaft dazu wurde 
aus fichten, linden, eschen, eiben und hainbuchen ge- 
arbeitet. Peucker II, 141; S. Marte 166. Die lanzen« 
spitzen werden aus eisen, elenknochen, bronce und stein 
gefunden. Peucker II, 173. v. Ledebur, das röm. museum. 

*) Nach Isid. 18, 7, 5, 6, von einem in der mitte des Schaftes 
angebrachten schwungriemen entstanden: dicta lancea, quia aequa 
lancc, id est aequali amento pondera vibratar. In deutschen 
glossen wird lancea durch lanze glossirt. Diefenb. a. a. o. Als röm. 
waffe nennt sie PUn. 15, 30. Tac. bist. 1, 79: 3, 27. Eine beson- 
dere art scheinen lanceae aetolae. 



182 

10. 66. 97. 106. 71. 129; auch waren sie wol von auer- 
ochsenhörnern gemacht, Plin. 5, 11, his später metallene 
in anwendung kommen. Peucker II, 178. Waffen (tela) 
mit hartgebrannter dpitze, praeusta, erwähnt bei den 
Germanen Tac. ann. 2, 12. Schild und lanze werden im 
ripuar. gesetz gleich 2 küheq geschätzt. Peucker II, 143. 
Obwol wir eine genauere beschreibung der hier von 
Tacit. erwähnten lanze^ nicht haben (A. Rieh, ill. wb. 
der röm. alterth., übersetzt von Müller, und Gerlach), so 
wird man doch nicht irren, wenngleich Münscher, 24, 
zweifelhaft ist, wenn man annimmt, dass es dieselben 
Waffen gewesen sind, die er sonst hastas ingentes ad 
vulnera facienda quamvis procul, ann. I, 64; oder prae- 
longae hastae II, 21, enormes h., ann. 2, 14 (praelongae 
hastae militen eminus fodiebant. bist. 5, 18) und Lucan., 
6, 259, longa Teutonum arma nennt. Bach. Lips. Anders 
Brot, und Walther: Lanceae usu et forma videntur di- 
versae fuisse ab hastis; auch Orelli behauptet, jedoch 
irrthümlich: ex h. L apparet, Tac. hastas a lanceis di- 
stinxisse. Nach Ammian. Marc. 17, 12 hatten auch die 
Quaden im 4. jahrh. longiores hastas und im 6. werden 
die Sachsen als armati iongis lanceis erwähnt. Widuk. 
res g* Sax» I, 9. Pertz, 5, 421. Hludowicus — erat bra- 
chiis fortissimis, ita ut nullus ei in arcu vel lancea sa- 
gittando aequierare poterat Pertz II, 594. Diese län- 
geren lanzen, hastae, gere. Weinhold, nord. leben 192, 
waren nun ferner wol sicher die bei Caesar b. g. III, 4 
erwähnten fränkischen gaesa: hostes ex omnibus parti- 
bus signo dato decurrere, lapides gaesaque in vallum 
oonjicere. Kuhn, zeitschr. 9, 179. Das kelt gaesum be- 
stand ganz aus eisen. Pollux 7, 33 ; Hesych. : yaiaoc, i^- 
ßoXiov oXoafSiTjpov. Schon im zend. ist gaesu name einer 
Waffe; Pictet II, 207. Bei Polyb. werden VoLua&xoi er- 
wähnt; Serv. zu Virg. hat gesa, hasta virilis; es ist ahd. 
ger, ags. gar, altn. geir. Holtzmann, Kelten und Germ. 
104. Serv. zu Vrg. Aen. 7, 662: Galli viros fortee gae- 



18S 

SOS vooant. 6äl. coir, hasta (quiris, geti\ geert) Zeuss, 
grniint. celt. 64. Goth. gais (gaisa, hastae). Qrimm, grmmi 
III, 442, abd. gais (in &aisericu8, Radogalsus) Zeuss, 
grmmt. celt 64. agls. gar, nord. gelr, mhd. ger (in Ger- 
hart, Gernot u. a. Müller -Ben. sab Ger.) ea fuorten 
scbarpfe gliren die riter uzerkoren. Sifrit der fuorte ir 
eenen wol zweier spannen breit. Nib. Dieser wurflspeer 
war wurf- und stosswafife, es herrschte aber aur zeit des 
Sid. Appoll. der gebrauch zum wurf noch bei weiten^ 
vor. S. Marte 162. Der ger wurde wahrscheinlich aus 
eschenholz gemacht; denn ags. heisst äse hasta, äse 
berend, ein krieger. Grimm, wb. asch. Auch ger heisst 
esche. Wcinh,, nord. leb. 206. Den langen ger scheint 
jedoch ßchpn Taqit. von 4er framea zu vintergchei^eq. 
Kl^wm, ftltertb. iHf Dübner sagt wol mit recht; M9,r 
jores lanoeae «rant latiori euspide; frameae, angusta. 
Schon Lips. hat richtig: breves hastas Tac. frameas 
vocat. 

hastas vel ipsorum voeabulo frameas. Vel ?= seu; ap. 
Cic. inauditum. Günther. Weishaupt. Kurz yor Titelt. 

nennt Juvenal 13, 78 ÖJartis frame^-ip. In K}§n ^.pi). upd 
hißt, des Tdcit wird di« frame^ von Tacit. seltsamer 
weise nicht erwähnt, was, nach Becker, doch wol ge* 
schehen wäre, wenn diese waffe von efgenthümlicher 
art gewesen wäre. In der Germania kpmmt sie 5 maj 

vor; cp. 11 in conoilip co»$Wwt armati, m plap\jit ^ßx\•• 
tentia frameas Qoncutiunt; 13 eöufcp fraroeaque juvenentj 
ornant ; 14 comites exigunt -^ illam cruentam vietricem- 
que frameam ; 18 maritus offert munera soutum cum 
framea gladioque; 24 nudi juvene^ — inter glaijioß se 
atque infe^tas frameas saUu iaciun<;. Bei G^lUiW, Ift ?$f 
kommön fram^Äö unter d^m nf^xnßf^ der telorum und ja-' 

culorum vor. Später findet man das wor^ nur seitens 
bei zwei kirchenvätern , Isidor und Gregor von Tours, 
bei Saxo Grammat., dann bei Notk^r, im WaJtarliede und 



184 

zuletzt bei Servatius (im 12. jahrh.) 330: Do wart sin 
muot verwandelt: 

er ilte gote gehorsamen 

ze diu, daz er den framen 

deste minner en vorhte 

got ein niwez zeichen worhte. Haupt 5, 88. 
Sonst kommt das wort noch in deutschen namen vor: 
Sigifrem, a. 790; 802, mit dem nord. Siggeir, ags. Si- 
gegar im gründe gleichbedeutend. Haupt 7, 383. Fram- 
nildis, Framberta*) (Berta kühn). Weinhold, deutsche 

*) Bei den Germanen bat lange Jahrhunderte die sitte wie bei 
den Griechen gegolten, dass jeder nur einen, ihm ausschliesslich 
angehörigen namen trug. Anders war es bekanntlich bei den Rö- 
mern. Becker-Marquardt, röm. alt. 5, 10. Sog. zunamen kamen 
bei den Deutschen urkundlich häufig erst im 12. jahrh. auf. Grimm, 
kl. sehr. III. Wie bei den Griechen wird der grossvater den na- 
men gegeben haben ; gerne wird auch der name des mutterbruders 
(avunculus =» der kleine grossvater) gewählt. Waitz I, 63. Der 
enkel bekam gewöhnlich den namen des grossvaters, doch wird 
auch der name des vaters bei dem söhne wiederholt. Grimm, d. 
spr. 478. Die ältesten namen der Deutschen gehen eigentlich alle 
zurück auf die begriffe von krieg und sieg, macht und rühm. 
Nicht selten sind sie von beutegierigen vierfüsslern (bär, wolf), 
oder vögeln (adler, rabe) entnommen. W. Wackernagel, *^Tcea 
irrepoevTa. Ein beitr. zur vergl. myth. Basel 1860, 18. Viele mit 
wolf gebildete namen in Baiern zählt Quitzmann, die heidn. relig. 
der Baiwaren, 1860, 31. 32, auf. Das ideal des mannes war der 
held; darum ist dies oft in den mannesnamen ausgedrückt. Die 
deutsche spräche gestattet bei namen Zusammensetzung, ja diese 
ist bei den Deutschen fast ausschliesslich sitte, wie dies auch im 
scrit. und griech. der fall ist. W. Wackernagel, die german. Per- 
sonennamen; im Schweiz, mus. für bist, wissensch. 1837, 118. 
MüUenhoflT, monatsschr. 1852, 328. Aufr. und Kuhn, zeitschr. I, 98. 

1. Einfache namen. Scara, agmen, acies; davon Scarius, Scbc- 
rilo. Pfeiffer, Germ. 3, 120. Ags. Billing, sächs. Billung, von bil, 
secuHs. Mannhardt, de nominib. propr. German. Berol. 1857, 18. 
Zusammensetzungen mit wigo, miles, propugnator: Guntwic, Hut- 
wie, Ortwic. Mannhardt, 1. 1. 8. Hluduwic, frank. Chlodowich «« 
ruhmkampf, ruhmvoller kämpfer. Weigand, kl. wb. sub Ludwig «> 
xXuTC(iaxoc. Ahd. patu, altn. bödh, in eigennamen fuhren auf ein 



185 

frauen, s. 16. Frame heist im spanischen noch gegen- 
wärtig der wurfspiess. Gruber. Orelli. Man findet das 



goth. badus, kämpf; Baduhenna, Marobodaus. Lottner bei Kuhn, 
zeitschr. 7, 50. 11, 193 (ags. beado, lat. baduere. scr. va^hf schla- 
gen ib.; Bado, pugna? Grimm, grmnit. II, 449). Hildi, Schlacht; 
Hiltiprant. Grimm, grmmt. 2, 459. Gundja das ahd. gund, f. 
Schlacht, ist mit dem scr. gudh, kämpfen, zusammengestellt. L. 
Meier bei Kuhn, zeitschr. 7, 17. Das goth. vinno, ahd. yinna, die 
Wurzel im nhd. gewinnen, findet sich in Winfried, der friede 
schafft durch kämpf, der sieger. Dieser name mochte zu kriege- 
risch lauten, daher wurde er in Bonifacius verändert. Bettberg, 
kirchengesch. I, 334. Sieg; Sigiwalt, Sigireih, Sigiwart. Mannhardt 
1. 1. 18. Sikifried, friedcbringer durch sieg. Weigand, sub sieg. 
Goth. harjis, ahd. hari, beer, in der Zusammensetzung yermuthlich 
blos miles (J. Grimm bei Haupt 3, 144): Araharius, adlerherr, 
Chariomeros, heerberühmt; Gumoharius (guma? homo) mannheer; 
Heriprant, heerbrand (Grimm, grmmt. 2, 459), Diothari, yolk 
beer, Walthari, gewaltheer. Chariovalda, d. i. ahd. häriwalto, heer- 
walt, heerbcamter. Weigand, sub herold; Ariomannus (aitd., alts., 
und aitn. heriman, hercman) heermann (Arminius bei Tac. dagegen 
aus einem unbekannten deutschen worte. Weigand); Ariovistus, 
heerweiscr. Ra(e)ginhari =■ rathheer d. h. rathvoUer krieger. Wei- 
gand, kurzes deutsches wb. sub Bein. Von ande feind, rächer 
(ando Notker, anti Kero) Andwin, Andowalt, Andagis. Ettmüll^r, 
lex. zum Wartburgkrieg. Zusammensetzung mit waffenarten a. goth. 
gais, gehört yermuthlich zu ger: Gaisaricus. Grimm, grmmt. 2, 
455; Radogaisus, Gero (Kero), Kerhardt, ein speerträger (mit dem 
Speere aueharrende, tapfere. Weigand sub Ger) Grimm, grmmt. 
3, 443. Kernot, lanzenspiel, Dictger, volklanze, Ariogaisus heer- 
lanze, PlergSr, heerlanze', Hruodker oder Hruodger (goth. rhads, 
rühm) ruhmlanze, gerberühmt, Liudger, yolklanze. Zeuss, grmmt. 
ceit. 64. Edgar, ahd. ötker, wurfspiess (zum schütze) des besitz- 
thums, Weigand sub Edg. MüUer-Benecke , ger. Osgär, angels., 
Ansigär, alts., göttlicher speer, d. h. herrlicher kämpfer. Weigand 
sub Oskar. Adalgis, geschlechtlanzc, tapferer; Winiger, freund des 
spiesses. Archiy für hess. gesch. 1860, 384. b. Goth. hairus, alts. 
heru, davon Cherusci und Hcruli; altn. Hiordis, im Beowulf 2158, 
21 62 Heorogär ; auch das einfache Hiör kommt yor, Müilenhoff bei 
Haupt 12, 311, sowie yon sahs Saxones; Widukind Chron. p. 610 
cultelli nostra lingua sahs dicuntur ideoqc^e Saxones nuncupatos, 
quia cultellis tantam multitudinem fudissent, c. Framea, Sigifrem 



186 

wort auch im portug. und Italien., aber es ist zweifeU 
haft, ob als noch gangbarer oder alterthümlioher aus^ 



a. 790; 802; Framnildis, Framberta, s. oben. Framhardas, Fram« 
bertos, Gramengardis bei Irmino. Grimm, d. spr. 513. d. Helm, 
schätz, Thiothelm, Adelhelm. Mannhardt 1. 1. 16; Anshelm (qai 
deorom rebas praesidet; ib. p. 17.) Wilhelm (engl, noch wield, füh- 
ren, tragen), der den heim trägt (E. M. Arndt, köln. zeitung 1858. 
Nov.), Hilmir, Helmrich, Helmolt, Helmperaht. Mannhardt 1. 1. 18. 
Prunihelm, bmnja, lorica. Grimm, gr. 2, 451. d. schild: Rando 
(pars pro toto). Nach Grimm, wb. s. ▼. antracb, eignen sich Ar- 
pns, entricb (Arpus, princeps Chattomm. Tac. ann. II, 7) und Gan- 
destrius (emend. von Grimm für Adgandestrius, princeps Chatto~ 
rum, wie noch Haase liest. Tac. ann. 2, 88, zeitschr. für hess. 
gesch. IT, 155 f. gesch. der d. spr. 478 akg.), gänserich, zn helden- 
namen. Mitunter werden die namen auch Tom herrscheramt her- 
geleitet: Gawirich, pracses pagensium; Richwart, regni admini- 
strator; Thiodcuning, Diotrfch, Uodalrtch, Mannhardt i. 1. 10. 13. 
15. Die namen Heribrant, Hiltibr., Hadubr. haben sämratlich ver« 
wandte bedeutung: heerklinge, kampfschwert. Uhland, der mythus 
yon Thor. 212. Hruodpert, ruhmglänzend, Weigand, sab Robert, 
üeber namengebung im allgem. ist noch Grimm, d. spr. 153 f, za 
vergleichen. 

Auch die frauen der Germanen härteten sich ab gegen den 
eindruck der Schlacht und nahmen nicht selten thätigcn antheil 
am kämpfe. Auch In ihren eigennamen drückt sich diese freude 
am kämpfe aufs entschiedenste aus. Haduwic, ahd., Hedwig, mhd., 
glückskampf, krieger. kämpferin, Weigand s. v. Hedwig. Heiida, 
die hcldin, Vcleda, die Jungfrau der wahlstatt; Alahilt, der kämpf 
im tempcl; Weinhoid, deutsche frauen. 16. W. Wackemagel, Perso- 
nennamen. 108. Andere namen deuten direct auf krieg : Horilind, 
heerschlange ; Kerlind, lanzenschlange (die durch ihren speer 
furchtbare kämpferin) ; Gerhilt, die den ger im kämpf führt, Mah* 
thild, machtkampf (d. h. gewaltige icämpferin. Weigand s. y.), 
Framengaudia, Framendrudis, Grimm, d. spr. 513, Framberta (Berta- 
kühn). Nach W. Wackernagel bei Haupt II, 558 ist hierher auch 
der name der gattin des Sesithakos, Rhamnis, bei Sirabo 7, i, zu 
ziehen. Kertrud, die mit der lanze vertraut, Fredegundis, schütz- 
kämpf, Ohunigund, geschlechtskampf, Thusnelda d. i. Tharsinhelda 
s« Thursinhilda, riesenkampf, Adelheid von heado, edel im kämpf. 
(Weigand im deotschen wb. erklärt Adeiheid sicher nicht richtig 
durch sirablead an geschlecht; er nfnmt aa, heit sei etammsUbe 



187 

druck, Rühs 207. Nach Strombeck (des Tac. werke übers, 
ni, 7) heisst im hoUänd. noch jetzt der dolch moord 
priem und noch Horneck bedient sich des wortes fram 
für lanze. 

Saxo grmmt skandirt das wort framea — w für uuu, 
wie es richtig bei Juvenal 18, 78 vorkommt. Das wort 
ist deutsch, den Römern unverstanden, die erklärung 
schwer; Grimm, d. spr. 519, nach Horkel die ableitung 
ungewiss. Wackernagel wollte das wort aus dem goth. 
fram, vorwärts, erklären, so dass framea die vorwärts 
strebende waffe sei. Deutsche personennamen 106. Vrgl. 
framis, ulterius. Diefenb., goth. wb. I, 352, framea, die 
nach vorn bewegte waflPe. Schirlitz, waffennamen 16, 
Später erinnert Wackernagel an das goth. hramjan 
(Uliil.), fränk. adhramire, adframire, lex. sal, figere, be- 
festigen ; es sei framea somit die haftende und heftende 
waffe, das ags. deminut. franca für frameca, wurfspiess, 
so dass die Franken, eben wie die Sachsen, ihren na- 
men von einer charakteristischen waffe erhalten hätten. 
Wackern. bei Haupt II, 558. Müllenhoff denkt an die 
praepos. fram aTCO, das verb. framjan perficere, ags. 
fremian und meint das wort sei passend zu einer stoss- 
und wurfwaffe (telum perficiens, die volleridende und 
bohrende waffe) wie Tacitus die framea beschreibe; es 
sei das schmale zweischneidige eisen, nicht sowohl die 
ganze lanze mit dem Schaft Haupt 7, 383. Schweizer 
äussert, das wort sei leider etymolog. nicht ganz klar, 
die von Müllenhoff festgehaltene frühere äusserung 
Grimms *), dass framea zum adverb. fram, altnord. framr. 



von ^hd. heitar » strahlend). Bouterwek bei Pfeiffer, Germ. I, 393. 
Sollet haben frauen ihre namen auch von göttlichen Jungfrauen. 
Mannhardt 1. 1. 9. cf. Weinhold, nord. leben 273. 

*) Grimm fällt es schwer in der framea, wie Wackernagel 
will, ein spannendes und haftendes Werkzeug zu sehen; er möchte 
die namen der cigenthümlich frflnkischen waffe framea, ags. france, 
altn. fracka, welche sich in der bedeutung jaculum, misfiile finden. 



188 

audax, gehöre, sage ihm am meisten zu und habe die 
meiste Wahrscheinlichkeit unter den verschiedenen mög- 
lichen etymologien. Progr. u. jahrbb. Auch Münscber 
scheint sich, s. 24, für diese ableitung zu entscheiden. 
Es fragt sich, welche art von w äffe war die framea. 
Tacit. bezeichnet sie näher so: angusto et brevi ferro, 
sed ita acri et ad usum habili, ut eodem telo prout ra- 
tio poscit, yel cominus vel eminus pugnent. Bei Gellius 
kommen frameae, wie oben gesagt, unter den telorum 
und jacalorum vocabulis vor. Ein glossar bei Maji Coli, 
erklärt frameae, hastae longissimae. Diefenb. orr. eur. 
344. Isidor origg. 18, 6, 3 und Augustin ep. 120 und in 
Psalm. 149 erklären framea durch gladius ex utraque 
parte acutus = spata, langschwert. (Passow schon sagt 
dazu: satis indocte! S. Marte: es fallt dies auf! s. 25.) 
Greg, von Tours nennt die framea, 7, 46; 3, 15; 2, 27, 
securis oder bipennis, Procop bezeichnet sie durch tc£- 



auf den namen des volkes zurückleiten, nicht umgekehrt, den volks- 
namen aus der waffe erklären wie bei Sachse, vrgl. Weigand, 
Franke. Zugleich spricht er sich dahin aus, das jaculum vertrage 
sich mit dem tacit. eminus ferire, d. spr. 513—517, und ebenso 
im wb. sub Franke; vrgl. Herm. Müller, jahrbb. des Vereins von 
alterthumsfr. im Bheinlande 1863, 100.. Leo Meier sucht darzu- 
thun, dass framea zu der wurzel des lat. premere gehöre und die 
„drängende** bezeichne. Dieser ableitung will Grimm, mit recht, 
nicht zustimmen. Wb. sub Franke. Rühs sagt, das wort ist mit 
grosser Wahrscheinlichkeit von ramen, treffen, zielen abzuleiten. 
207. Bach: quum framea hodieque in lingna Hlsp. sit. missilc, 
wurfspiess , vocabulum illud per Gothos ad Hispanos translatnm 
esse censent. Pfrieme ist mit frramea unverwandt. Weigand, 8. 
pfriem. Die erklärung und Übersetzung (auch bei Roth s. 4) durch 
pfrieme ist verwerflich; sie findet sich noch bei Schreiber, bist, 
taschenb. 1839, 138, Zschackwitz, Herald, 1735, 318, Spengler, 58, 
Achenwall de vet. German. armis 19» v. Ledebur, k. mos. 155, 
Hess. Vrgl. Schweizer 18; Weishaupt. Schirlitz, die waffennamen, 
sagt lö, es sei vielMcht das jetzige pfrieme; ebenso Grnber, Dil- 
they, Tschofen. Bredow erklärt es direct durch pfciem, pfram. 
Brotier: Frameas dictas faisse a cnspide, quao pfriem appellatur, 
obserrat Ditbmarus. 



189 

Xex\)(;,- Notker übersetzt schwert, ebenso der dichter des 
Waltharius v. 1012; 1372. Grimm, d. spr. 514 ff., deutsche 
glossen: swert, ingspiess. Diefenb., or. eur. 345, Graff: 
suert. In der Edda kommt svida, framea, vor, wie 
brandr, für schwert, auch svidja, framea, für sense. 
Dietrich bei Haupt 5, 215. Es mag bei diesen bericht- 
erstattern die Vorstellung des Speers übergegangen sein 
in die des wurfbeils (ahd. bial, alts. bil, entspricht der 
scr. w. bhil = spalten. Weigand, wb. sub heil) und 
Schwertes, da sich im lauf der Jahrhunderte natürlich 
auch das geräth umgestaltete. Grimm a. a. o. Linden- 
schmit sagt, so überzeugend Grimms gründe seien, so 
sei doch die Schilderung des Tacitus für eine wurfaxt 
völlig zutreffend, besonders sei dafür das breve et an- 
gustum ferrum bezeichnend; alterth. s. 16. Es trete bei 
den Waffennamen oft Verwirrung und willkürliche Ver- 
wendung ein. Grimm hat aber gewiss darin recht, wenn 
er behauptet, zwischen gladius und framea trete ein 
deutlicher unterschied hervor: framea sei hasta oder 
minor lancea^ d. sp. 514. Das schmale und kurze eisen- 
stück (angustum et breve ferrum) unterscheidet sie von 
der grösseren lanze. Schweizer s. 18. Tela brevi^ er- 
wähnt Tacit. ann. 2, 14. Es gab bei den Germanen 
kürzere und leichtere spiesse. Weinhold, nord. leben 192. 
Ritter meint, unter tela brevia sei die framea zu ver- 
stehen, aber auch unter den enormes et praelongae ha- 
stae ann. 2, 21 , welches letztere entschieden falsch ist. 
Walther sagt nur im allgemeinen, sie seien h'astae; 
Brotier, mit unrecht, la longue pique ; ebenso irrig Bach, 
enormes hastae, richtiger missile pilum ; Waitz 1, 40 n. 1 : 
die frameae werden in den geschichtsbüchern hastae ge- 
nannt und (gleichfalls nicht zutreffend!) als ingentes 
enormes, praelongae bezeichnet. D^ese langspeere waren 
grösser als die framea. S. Marte 158. Der alte name 
framea verschwand und ger trat dafür ein. Rühs 207. 
Haupt Der ger zerfiel In einen schweren und einen 



190 

leichten. Diefenb« or. eur. vrgl. oben. Was Tacitus von 
der framea sagt, dürfen wir auch auf den nordgermani- 
schen spiess anwenden. Schon Lips. sagt framea mägis 
est ad exemplum hastae sive spiesse nostrae, breviore 
tarnen ligno. Das ahd. spioz, mhd. spiez, kommt von 
spiutan, werfen, wie jaculum von jacere, ^£koQ von ßaX- 
Xeiv, nord. skot von skiota, mittere, jaculari. Dietrich bei 
Haupt 7, 182. Irrthümlich meint Schiriitz, die waffen- 
namen s. 14, spiess komme vom altd. spitan, stechen, 
her. Weigand weist auf d. angels. spreot, engl, sprefc, 
hin und nimmt an spioz sei urspr. s. v. a. spross, baum- 
schoss» staAge. Im Hildebrandsliede kommt sperü wer- 
pan und bretdn billiu vor, was gan.z zur beschreibung 
des Tacitus passt. Grimm a. a. o. Im Ruol. 1. 231, 5 die 
beiden warfen mit spiessen; andere beisp. bei S. Marte 
163. Der spiess, die uralte waffe der manschheit und 
auch der germanischen stamme, war handlich für fuss- 
kämpfer und reiter. Weinhoid, nord. leben 192. Linden- 
schmit, alterth. 17. Beim kämpf zu ross war der Speer 
seit der ältesten zeit nur Stosswaffe. S. Marte 170. Der 
Schaft war meist aus escbenholz^ 4a8 sich leicht schnitzen 
Hess, daher hiess nord. der spiess selbst askr; Weinhold, 
nord. leben 192 (auch ger hiess esche. ib. 206), ags. ä«c, 
hasta. Auch im Hild*ebrandsliede kommt einmal ask für 
Speer vor (Hom. pieiXivov Syx^Cj aska füf esch^enlanzte; 
götting. gel.anz.1860. 1, 207). Goth.hiess speer ask. Diefenb., 
goth. wb. I, 77. Auf das hohe alter des spiesses liusst 
sich aus der thatsache schliessen, dass der spiess als 
waffe des Odin angeführt wird. Weinhold, nond. leben 192 
(Thor führt den hammer, das bell, Frey das Schwert; 
ib.). Am ende des mittelalters führt Patricias Sinensis 
die buche, fagus, an als denen hartes holz scu Speeren 
und wurfspiessen nützlich sei. H. Contzen in Granerts 
forstl. blättern. 1863,' 193. 

Die framea war nach all diesen auseiaavdersetzuii- 
gen demnach ein leichter spiess, aber mit epitzigem, 



191 

kurzen eisen beschlagen, um sich dessen in der nähe 
und ferne zu bedienen ; Hendel, arohiv für schützenges. 
1802. I, 120 ; S. Marte a. a- o. 125^ insbesondere war sie 
reiterwaffe. Mit unrecht trennt Peucker. II, 139, Speer 
und framea. Waitz I, 10 n. 1; speer, lat sparum, ags. 
spere, 6kand. spari, die Wurzel davon ist vielleicht sor. 
spar, kämpfen. Pictet 11, 208*). 

Nach Gerlaeh war die framea eine waffe an einer 
langen stange mit einem kurzen scharfen eisen, gewöhn- 
lich zum «tosse, sei4)ener zum würfe. Nach 6. Marte, 
s. 158, bestand der echaft aus einer schwereiü hölzernen 



*) Lisch hält die celte für framen. AndeutuBgen über die 
altgerm. und slav. grabalterth. Mecklenb. 1838, dessgl. Barthold, 
gcsch. vob Rügen 1, 58?. Ebenso Peucker, das kriegsw. II, 164 
bis \t\. Dieser sagt*. Ftattie, in Etiglaftd eelt, elfte t?urf-, st«»8- 
und hiebwafi^, deutsche nationalwaiBs-, findet sich ulilreich in 
deutschen gräbera,.(OreUi : in mehren deutschen gF&born I) in ItaJ. 
und Frankr. nur selten. Die frame ist aus dem streitkeil hervor- 
gegangen, war in ihrer ürform aus stein ; selten wird sie in eisen 
gefunden. In bczug auf ihre grosse ist grosse Verschiedenheit, 
Tacitiüs hält sie f^ sö wichtig, das« &r sie be^hrcibt. Schreiber, 
hist. tascbenb. 1839. 138. 145 Mid WeiiAold, mord. leben, wider- 
sprechen der anficht, dass die framen celte seien. Stalin in «einer 
würtemb. gesch. dagegen hält sie, nach der beschreibun^, die er 
von der frame gibt, gleichfalls für celte. Er sagt: der streit- 
meissel, fVamea, die Am freien Germanen cigcnt'hiQmliche stoss- 
und wurfwaife, Wtlthe Ib^n feiu«h in «msetien g^egendcn ^cfa^ii an 
v<er8ohledclnen orten aJütegcgrafoen bat, iv^ar eiivQ irt beilförmig ige* 
arbeiteten kurzen keiles, 4uis kupfererz ^^egessofn, mit kerben ver- 
sehen, durch die er In eine schaftspalte eingelassen und befestiigt 
wurde, dessgleichen an der seite, mit obren und riemen, mittelst 
welcher die waffc, weöYi sie geschleudert war, zurückgezogen 
wterdien konnte. Wfirtemh. §fes<A. 1*841, I, 17, f. Nach v. Ledelbur 
sind ^aven aeässdfaafte Wtftrkaeugie mit scfaafUoob, besohr. des k. 
rauseums; Beri. 1838, 260; and werden inbronco gefunden; s, 127. 
150. 153. Barthold meint, aus erz gegossene lanzenspitzen mcissel- 
oder heiiförmig abgestumpft, in ^räbern gefunden, seien vielleicht 
die ilramfeU dtjs *racittfs. <5e^ch. von Küg^n 1, 582. Vergl. sonst 
no«(h «her frttmba fil&mte, enK^ufWis«. L^p%. 1954,98; €fber spiess 
ib. I, 31; 259— 283. 



192 

Stange mit einer starken 1 bis 1*/« f. langen handbrei- 
ten zweischneidigen spitze von eisen. Sie war haupt- 
waflfe in den Volksunternehmungen; selbst reiter ge- 
brauchten sie als angrififswaffe und daher auf ihre all- 
gemeinheit zu schliessen. Grimm meint, es scheine 
vergebliche mühe, die schlanke, leichte frame von der 
schweren francisca zu unterscheiden und beide eisen- 
massen dem ehernen gall celt entgegensetzen wollen, 
es sei an uraltem, ununterbrochenen Zusammenhang 
deutscher stamme und festerm und losern Zusammen- 
hang derselben nicht zu zweifeln. D. spr. 519. Der be- 
merkung Münschers, die framea diente nicht zum weit- 
werfen, da hierzu besondere missilia gebraucht worden 
seien, unter denen wir uns wol vorzugsweise Speere zu 
denken hätten, kann ich nicht beistimmen. Vrgl. unten 
unter missilia. In einem ags. liede heisst es: mid his 
francan ofsceat; Speere und beil waren waffe zum 
schiessen und werfen; Grimm d. spr.; im Hildebrandsl. : 
speru werpan. Dazu passt Tacit. bemerkung eminus 
pugnant sc. framea (bist. V, 18 aber auch praelongis 
hastis eminus militem fodiebant). Die frame scheint 
mit einem riemen versehen gewesen zu sein. Bei Liv. 
37, 41 kommen jacujorum amenta, bei Cic. de orat. I, 57 
amentatae hastae vor. Kr. Die framfe war der stete ge- 
fährte des freien mannes im hause, wie im waldfelde 
und in der Volksversammlung; cp. 11 in concilio consi- 
dunt armati; si placuit sententia frameas concutiunt. 
Ebenso spielen mit dem spiesse die männer bei gelagen 
in norden. Weinhold, nordd. leben 192. Nach Seneca 
lernte schon als knabe der Germane den dünnen Speer, 
die frame, schwingen. Sen. ep. 36 in Parthia arcum, in 
Germania protinus puer tenerum hastile vibrat. Auch 
nach deutschen gesetzen wurde der speer von jedem 
freien geführt Legg. longob. Pipini regis XLII: arma, 
id est scutum et lanceam. Mit unrecht scheint S. Marte, 



193 

158, die wurfspiesse von der framea unterscheiden zu 
wollen. 

ita acri; acutum würde nur ein spitziges eisen be- 
deuten ; die framea aber war gewiss zugleich vorn spitzig 
wie ein dolch und an der Seite scharf wie ein Schwert, 
was beides in acre liegt; ita muss man in bezug auf 
acri qualitativ wie sie, in bezug auf habili, quantitativ 
wie tam fassen. Döderl., syn. 3, 248. 

ratio, die umstände, insofern sie erwogen werden. 
Kiessling. 

scuto conterUus; scutum, von der scrit. w. sku, sku — 
no — mi tego, oxsut), kleidung, oxuto^, haut, cutis ; altengl. 
scua, umbra, caligb, ahd. skiura, receptaculum, horreum, 
mhd. schiure. Curtius, etym. 1, 128; 2. aufl. 154. Pictet 
II, 224. Die' einfachste bezeichnung des Schildes war, 
ihn als den „deckenden, schützenden'' zu fassen*). Auch 
unser deutsches schild sucht, wol nicht unrichtig, Auf- 
sess durch eine scrit. wurzel chad, welche decken heisst, 
zu erklären; davon ind. cardis, decke, schütz, haus, skil- 
du — s ; der Wechsel von r und 1 ist gewöhnlich. Armor. 
heisst Schild scudo. Zeuss, grmmt. celt. 186. Nicht un- 
passend stellt ferner Dietrich das goth. skildus, ahd. 
seilt, alts. scild mit dem noch gebräulichen schwed. 
skyla, dän. skyle, bedecken, beschützen zusammen, so 
dass es auch hiernach eigentlich „das bedeckende" wäre. 
Dem stimmt v. Peucker bei, II, 112, auch Weishaupt und 
Schwenck (s. Schirlitz s. 19). Weigand sagt, die wurzel 
ist dunkel. Gleiche bedeutung hat das lat. wort clipeus**). 

*) Varro 1. 1. 5, 24, §.115 leitet ganz falsch scutum a sectura, 
ut secutum, quod e minute consectis tabellis. Grimm sagt, d. spr. 
222, scutum, gr. axOToc» bedeutet leder, daher schild, der mit leder 
bezogen ist (allzu künstlich! Schweizer s. 19); ebenso Schirlitz, 
20, Braun, über die Schilde der alten. Ann. für nass. alt. u. gesch. 
1857, 3, 63, Dilthey, Weishaupt, Tschofen und Freund im lex. 

**) clipeus, gr. xaXuirra», xX^Trrcd, clepere, hüllen, bergen; zu 
diesem stamme gehört clipeus ; goth. hlifan, bedecken, nord. hlifa, 
davon nord. hilf, hlifd, schild, welches in form und bedeutung 



194 

Schild kommt a-ucb ßonßt unter 4em n^m^o rand, oder 
linta vor; vergl. unten. 

Per scliild WfM* 4iß ^Ue^te und wichtigste schütz- 
wafle des ki-iegep u<id fast aUep, a\ich den wilden völ- 
karn d&$ firdkreis^e yon ^nheginn gemeinsam. S. JVfarte 
$3. Schilde werden schon im A. T. erwilhnt (bei Jos^^,); 
di^ lödier führte« kreisrunde Schilde; t>ei den Persern 
bestanden sie aus llepbtwerk. Herod. 7, 61. Bernd, das 
wwpeuwßie»- 1841, 9. Der schild der alten Aegypter 
war kleiner und grösser aus holz, mit behaarter rinds- 
haut über»ogen, Klemm, wlturwi?^. 369. Per schild der 
Sriechen w^ breisruödi sie sollen ihn von den Baby- 
loniera empfeugeu haben. Berod,4, 180; pach Ifirchmann, 
ges^hichte der arbeit und kultur s. 87, lernten sie ihn 
von dea Aegyptem kennep« Pie äU^^tep denkmäler der 
Aegypt4er, Griechen und Römer zeigen fast keine apderen 
waffep ala ?ebwert und schild» Peucker II, 112. Die 
Schilde der fifU^B Grieche» und Itie-liener w^ren vorzugs- 
weiße %\)9 rindshaut von mehreren lagen. Klemm, cul- 
t«rv. 37$, Sßhild up4 spießs sind die grupdlage der 
hewaffnufig 9U schütz und truj^; Germanorum cohortes 
— super humerps $cutii, quatieptium ; bist. 2, 22 ; Germ. 
13: WMtQ fraweifcQue juvepem oruant; man trug den 
$<shild ^u fq^e und zu pferd; eques scuto coptentus 
^. 6; die reiter der Cimbern pur m^chtep eine aus- 
uabm«) Plut, M^r. ep- 25. Mit speer und schild yiSiV 
jeder krieger bewaffnet, mit ^chwert, ps^nzer und heim 
nur wenige. W^ckernagel bei Pfeiffer, Germ. 4, 134 f. 
Im Ludwigslied: tho nam her skild indi sper. Bei ge- 
richts- und anderen Verhandlungen wurde noch bis ins 
6. jfthrb. schUd und speer von den freien eingeborenen 
getragen. Lindenschm., alterth. s. 30. Als dritte waffe 



dem M. clipen^ entspricht K. Schwenck im rhein. mos. tt, 151. 152. 
Yrgl Kuhn, zeilsobr, 1, aa). Piktet II, 224. Schon Serv. Vrg. Aen. 
U, 9^9 erklärt d9>9 vort sq. Die »bleitan^ yon y^^^^^^^i aushöhlen, 
yr^l<Qh^ Aecb B;ra,^Q |. 1, anfüM, ist tiufzu^eben. 



193 

trat noch das schwort hinzu: cp. 18 maritas offert uxori 
munera — scutum cum framea gladioque; Procop er- 
zählt von den Gothen: o£ jcsSot a7cavT6< oSts TO^a ouxe 
Sopara exovxs^ aXXa ^190^X6 xal doic^&a ^^ouotv &caaToi 
xai TcAexuv. Im Iwein beisst es: 

wan man noch hundert ritter siht 
die alle tiurre sint dan er • 
ze swert ze schilte und ze sper. 

Simrock, altd; leseb. 67. 

Bei den Herulern erwähnt Schilde Dio Cass. 88, 45 ; bei 
den Franken Agathias 2, 5. Nach Procop, I, 27 tragen 
d. reiter der Goth. nur Speere und Schwerter. 

Der Stoff, aus dem die Schilde gemacht wurden, die 
grosse derselben und ihre forna wechselten mit den ver- 
schiedenen Zeiten und Völkern. Ursprünglich war bei 
den Germanen der Schild aus ruthengeflecht, wie bei 
den Persem (nach Xenoph. und Hesych. s. F^^ai), mit 
einem Überzug von feilen. So bei den Aduatikern einer 
german. Völkerschaft in Gallia belg. Caes. b. g. 2, 33: 
partim scutis ex cortice factis aut viminibus intextis 
quae subito, ut temporis exiguitas postulabat, peUibus in- 
duxerant. Oder die Schilde waren auch ohne lederüber- 
zug*), nach Tac. ann. 2, 14, 2 ne scuta quidem ferro ner- 
voque flrmata, sed viminum textus, sed tenues fucatae 
colore tabulae (oder aus bemalten brettern). Ganz ähn- 
liche Schilde sind in gräbern im würtemb. aus der 
christlichen zeit gefunden. Lindenschm., alterth. 115. 116. 
Koch bei Franken und Alemannen gab es Schilde aus 
holztafeln, vorzüglich aus lindenholz. S. Marte a. a. o. 
86. Geflochtene Schilde finden sich auch bei den öst- 
lichen Stämmen , namentlich den Roxalanen. Strabo 7. 
Auch bei den Griechen scheint der name IxioL für schild, 
z. b. bei Eurip., gleichfalls auf die anfertigung aus ruthen 
in der früheren zeit hinzudeuten, Peucker 11; wie dies 



*) Daratif deutet wahrscheiDlich auch das spätere „vnbehutet 
vnd vnbezo^en.** Eneidt y. 8753. 

13* 



I 

i 



196 

ebenso bei den Latinern der fall gewesen ist; Virg. Aen. 
7, 632: flectunt salignas umbonum crates. Braun 1. 1. 
70. 71. Der griecb. name atyl^ deutet wol auf einen 
Überzug aus ziegenfeil, vergl. Scbirlitz, waffennamen 20. 

Nacb Grimm deutet der name Bastarnen auf bast- 
scbilde bin, d. spr. 460 fF., quos — crudi mora corticis 
armat. Val. Flacc. Argon. 6, 97. Und im Hildebrandsl. 
(Wackern. leseb. I, *, 68) beisst q^s heuuun harmlico 
buitte scilti, unte im irö lintün luttilö wortum ; d. b. die 
aus lindenbast oder lindenzweigen geflocbtenen scbilde. 
Scbweizer 19. Grinim wb. sub bast. Der geflocbtene 
scbild verschwand später und wurde durcb bölzerne er- 
setzt, Yorzäglich aus weichem, meist aus lindenholz, 
daher in den meisten geVman. sprachen, z. b. im angels. 
und nord., linde für scbild. Weinhold, nord. leb. 206. 207. 
209. Dietrich bei Haupt 12, 237. Lünings wb. zur Edda. 
Tac. ann. II, 14 tenues colore fucatae tabulae. Caes. b. 
g. 2, 33 ex cortice facta scuta. Angelsächsisch ist lind- 
viga, oder lindviggend = beschildeter krieger. Aus 
holztafeln zumeist der linde, höchstens mit einem leder- 
überzug (pellis superaddito ligno: Walther) waren die 
Schilde noch zur meroving. zeit gefertigt. Lindenschm., 
alterth. 31. Mit dem Speer zusammen war ihr preis nur 
auf 2 solidi bestimmt; ib. 32. Die gebrauchten thier- 
feile, Caes. b. g. 2, 33, sind nach Bernd rindshäute ge- 
wesen, wappenwiss. I, 19; es werden aber auch schaf- 
feile zur anwendung gekommen sein, da später nach 
angels. gesetzen verboten war, die Schilde mit hammel- 
fellen zu überziehen (ne lecge man sceapes feile on 
scyld. Schmidt, angels. ges. 2, 18). Im Waltharliede kommt 
ein clipeus septemplex und triplex, also mit drei- und 
siebenfachen häuten überzogen vor und erinnert an das 
homer. aSyß^ iTnroßoeidv. 

Die form. Die altgerm. scbilde bedeckten den gan- 
zen leib; Tac. ann. 2, 14 immensa barbarorum scuta, 
der grosse der körper entsprechend (bei den Grieche^ 



197 

a[ji9^ßp6TT) olckI^. II. 2,389; 11, 32), sie waren daher ge- 
gen 5 f. lang und gegen 2 f. breit. Auf münzen und 
der an ton. säule erscheinen sie lang viereckig, meist 6-, 
auch 8 eckig. Bernd, wappenwiss. 1, 13. Lindenschmit, 
alterth. 116. Das eckige wird regel gewesen sein. Im 
Lippe-Detmoldischen wurde ein aus ruthen geflochtener 
und mit leder überzogener, weiss und roth streifenweis 
gemalter schild gefunden, der 5V2 f. lang und 4 f. 4Vj 
zoll breit und oben und unten etwas zugespitzt war. 
Klemm, culturwiss. 377 (aus Dorow, opferstätten und 
grabhügel II, 94). Rotunda scuta werden Germ. cp. 43 
als eigenthümlichkeit der Lemovier erwähnt. Schweizer 
19; auch Inder und Griechen hatten runde schilde (su- 
xuxXo^. Wachsmuth II, 1, 365). Bei den Römern war 
scutum der längliche Schild, langschild, clipeus der klei- 
nere rundschild. Freund, lex. ; S. Marte 84. 85 ; vrgl. je- 
doch Mommsen, röm. gesch. I, 2. aug. 412. akg. Bei 
späteren Germanen waren die Schilde lungrund. Bernd, 
wappenwiss. I, 14. Im 6. jahrh. werden die Schilde der 
Sachsen parva genannt. Pertz 5, 421. Zu den Zeiten der 
fränkischen könige zeigen sie, wenn auch verändert in 
der form, doch denselben Charakter und dieselbe b^- 
deutung, welche Tacitus dieser waflFe der alten Germa- 
nen beilegt. Lindenschmit, alterth. 30. 

Seit dem 9. jahrh. wurden die Schilde der reiterei 
aus eisen gefertigt, was bis dahin nur ausnahmsweise 
vorgekommen war. Peucker II, 123. Weinhold, nord. leb. 
209. Im mittelalter waren sie von metall, mit gold und 
gestein verziert. Nibl. 746: ein lichter schilt von golde. 
Schirlitz 19. Ein goldener schild wurde Carl d. gr. mit 
in sein grab gelegt. Lindenschm. 33. S. Marte will schon 
für die älteste zeit bei den Germanen zwei von einander 
verschiedene arten unterscheiden: wandartige mit grellen 
färben bemalte, ann. 2, 14 und bronceschilde ; a. a. 0. 
85. 86. 

Was die färbe betrifft, so sagt Tac. scuta (German.) 



198 

tantum lectissimis coloribus distinguunt. Die Germanen 
legen also besonderen werth auf sie. Den scut. lect. 
color. entsprechen, ann. 2, 14, tabulae colore fucatae. 
Die Sitte, die Schilde durch färben auszuzeichnen, fand 
sich schon bei den ältesten Aegyptern, Klemm, cultur- 
wiss. 360, und bei den Griechen, Eur. Phon. 142. 1115. 
Nach Homer war der schild des Achilles mit färben und 
figuren bedeckt; auf dem schilde des Agamemnon war 
Gorgo. II. 11, 86. Bei Hesiod. ist der schild des Hercules 
mit färben bemalt. Wie Diodor, 5, 30, sagt, hatte auch 
bei den Galliern ein jeder seinen eigenen bemalten 
Schild. Kopp, ursp. der Wappen. 6. Weisse Schilde führten 
die cimbr. reiter. Plut. Mar. 25 (^p6ol(; hi Xsuxoii; cjxCX- 
ßovTs^); Cic. de orat. 2, 66: demonstravi digito pictum 
Gallum in Mariano scuto Gimbrico distortum. Nigra 
scuta erwähnt Tacitus bei den Hariem; Germ. cp. 43. 
Klemm meint, culturwiss. 377, die anderen Völkerschaf- 
ten hätten, je nach dem stamme, ihre eigenthümlichen 
färben an den Schilden gehabt. Man liebte besonders 
die weisse oder rothe färbe. Weiss war die färbe des 
friedens, roth die des krieges. Weinhold, nord. 1. 206 f. 
Im ganzen mittelalter dauerte die Sitte, die Schilde zu 
bemalen. Die friesischen gesetze nennen braune; im 
asegabuch heisst es: Wir (Priesen) sollen unser land 
wehren mit dem braunen schild wider den hohen heim 
und den rothen schild. Rühs 217. Die Schilde der Sach- 
sen und skandinav. Völker waren roth, fränkische schilde 
im 5. jahrh. weiss, in der mitte goldgeld. Sid. Apoll, ep. 
4, 20; goldvarben Schilden erwähnt Servatius (12. jahrh.). 
Haupt 5, 137. Vrgl. Gudrun 173. Nib. 1755. 1776. Wal- 
thar. bezeugt, dass die schilde von holz, mit leder über 
zogen, zum theil bemalt und mit buckeln versehen wa- 
ren. S. Marte 89. Bei Wolfram von Eschenbach und 
andern epischen dichtem jener zeit kommen zahlreiche 
stellen vor, wo von schön bemalten Schilden die rede 
ist. Bernhard von Clairvaux bemerkt in seiner ermahnung 



199 

an die tempelherrn : depingitts hftstoil et dlipeos. Jahrbb. 
des Vereins in Mittelfranken. Nümb. 18Ö8, &2. Ob die 
Schilde gestreift oder mit gewesen abzeicben versehen 
waren ) ist nicht ausgemacht. Sehweia^r s. 19. Wahr- 
scheinlich waren schon in der älteren zeit die familien- 
geschlechter durch die färben der Schilde unterschieden 
ja es scheint, dass durch das bemalen derselben bereite 
nationalfarben angegeben werden. Peücker li, 17 ff. 112. 
Rühs bemerkt, 218: Schon bei den Griechen gab et 
allerlei bildliche darstellungen , gleichsam wappen auf 
den Schilden, woran man sie erkannte. Schon bei ihnen 
scheinen sich die einzebien Völkerschaften durch die färbe 
d^r Schilde unterschieden zu haben. £ur. Phon. 1115: 
dos weifissehildige beer der Archiver. Zeichen auf die 
Schilde zu machen, sollen die Kcu*er zuerst erfunden 
haben. Herod« 1, 171. Diese erlernten dae vielleicht von 
den Assyrern. Layard, Ninive. II, 338. Braun sagt 1. L 
68 überhaupt, schon im alterthum erkannte man die 
beiden und nationen an den Schilden. 

Im einfachen bemalen der Schilde bei den Germanen 
ist nach Hanpt, Dilthey und Eichhorn, deutsche Staats« 
und rechtsgesch. I, 341, ein verspiel der nachmaligen 
adeligen Wappen zu sehen. Ebenso nach Brotier und 
Braun 1. L 68. MIchelsen findet den Ursprung der Wappen 
darin, dase es hausmarken gewesen, die auf den Schild 
gesetzt. S. Marte 103. Wappen erscheinen bereits in 
den bildern zum Sachsenspiegel und dann auf siegeln 
des 13. jahrh. als schildbemalung. Klemm, culturwiss. 380. 
Die Schildmalerei der ritter greift ohne zweifei in ein 
hohes alterthum, wenn Wir diese kunst auch schon den 
alten Germanen zuschreiben wollen ; Tac. Germ. 6. 
Pfeiffer, Germ. II, 463. S. Marte 115. Im volksepos er- 
scheint Hildebrand mit drei wolfen im Schild als Stamm- 
vater der wölfinge. W. Grinun bei Haupt 12, 206. Im 
NibL 873 : 



I 



200 

Do het der herre Liudger 
uf eime schilde erkannt gemalt eine 
kröne von Si^ides hant. 
Die bei Amm. Marc. 16, 12, 6 erwähnten insignia scu- 
torum waren vielleicht hausmarken. Waitz. Die ände- 
rung von Jacobs, an unserer stelle anstatt lectissimis 
laetissimis = vividis zu lesen, ist völlig unnöthig; bist. 
3, 47 lectissimas Liburnarum i. e. exquisitissimas. Bach. 
Die erkl. von Kr., lect. sei grell, ist willkürlich. Aehn- 
lich gibt Diodor 5, 30 den Galliern ^upeouij 7CS7cotxiX[i.svoi)(; 

Auf dem marsche wurde der Schild an der linken 
Seite getragen olctzi^ vfi Xaia TcXGupqi 7capt)«SpTr|Tai. Agath. 
bist. 2, 5. Die schildriemen, durch die band und arm 
trugen, mögen in der regel von leder gewesen sein. S. 
Marte 97. Beim anfange der Schlacht schwang man sie 
über die schultern: cohortes Germanorum cantu truci 
— super humeros scuta quatientium: Tac. bist. 2, 22 
(TzöiVtiy der kleine Schild von TcaXXo, schwingen. Schir- 
litz 20). In der Schlacht bildeten die Germanen häufig 
eine phalanx und hielten die Schilde über den köpf. 
Gaes. b. g. I, 52. 

Der Schild wurde bei den Germanen als das zeichen 
eines freien mannes betrachtet, Tac. Germ. cp. 13; 18 
und bei den Spartanern**) und Deutschen als ein vor- 



*) Farben kommen auch schon auf thongefässen der alten 
Germanen vor. v. Ledebur, kön. mus. in Berlin. 1838, 52. 56. 71. 
179. Man hat an german. umen stellen von lichtgelber (früher 
wahrscheinlich weisser) färbe gefunden. Lindenschm. 144. 147 f. 

**) Bekannt ist das gr. wort: -»i rotv, rj iizX täc s. unten. Bei 
den Römern galt es für schände, den schild, als hauptwaffe, in 
der Schlacht zu verlieren. Hör. od. II, 7, 10 — relicta non bene par- 
mula. Noch später wurde der verlust selbst mit dem tode be- 
straft : miles, qui in hello arma amisit vel alienavit, capite punitur. 
Pand. 49, t. 16. 1, 3. §. 13. Si scutum, galeam, gladium alienavit, 
desertori similis est. 1. 14. §. 1. Bernd, wappenw. 8. Bei den Rö- 
mern wurde auch der verlust der feldzeichen für eine unaustilg- 



2M 

züglich theures erbstück sehr geachtet.. Bernd, wappenw. 
1841, 9. Auch noch im mittelalter stand er hoch in 
ehren : Sun, du solt wizen, daz der schilt hat werdekeit 
und eren vil. Winsbecke. Des Schildes ampt geit ere; 
im ist bereit werdecheit. Minnelied von XJlr. von Lich- 
tenstein. Schirlitz 19. In heidn. zeit wurde der holz- 
stoss beim leichenbrande mit Schilden geschmückt und 
mit dem todten den flammen übergeben; in späterer 
zeit legte man ihn mit ins grab; in christlicher zeit 
wurde er in der kirche aufgehangen. Lindenschm. 35. 

eqties — pedües; hypallage sing, et plur. ann. 3. 46 
eques — pedites; enall.num.: eques ann. 4, 73. 74. bist. 1,88; 
pedes cp. 30. hostis Germ. 14. poet. dicendi genus. Hess. 

missilia. Tacitus selbst gibt bist. 5, 17 näher an, 
was unter missilia zu verstehen sei; X.saxis glandibus- 
que ceteris missilibus praelium incipitur. Noch im Nibell. 
verlangt Brunhilde, dass Günther einen ungeheyren stein, 
den kaum 12 recken tragen konnten, werfen solle. Rühs 
203. Bei den Indern gab es geworfene waffen und ge- 
schossene, wie pfeile (astram). Weber, ind. stud. 1850, 
I, 10. Bei den Griechen werden Xt^oßoXot erwähnt. 
Wachsmuth, alterth. II, 1, 401. Haubitze, aus böhm. 
haufnice, welches ursp. „Schleuder für steine". Weigand 
sub haubitze. 2. Germ. 46: Fennis sola in sagütis spes 
und Strabo erklärt ausdrücklich von den Germanen 
XpwvTat Ss xat to^oi^ xat Svtoi xai a9ev56vat^. Caesar er- 
wähnt^ Wurfgeschosse unter dem namen tela b. g. I, 46 
Caesari nuntiatum est, equites Ariovisti — tela in no- 
stros conjicere. Auch in den bist, des Tac. 4, 29 begeg- 
nen wir deutschen bogenschützen. Die zahlreichen in 
Deutschland aufgefundenen pfeilspitzen aus^ feuerstein, 
eisen und selbst aus thierknochen weisen den gebrauch 



bare schände gehalten, Dionys. Hai. 10, 4H, Caes. b. g. 4, 23. 5, 
29, b. civ. 1, 54, und die standartenträger, die sie verloren, wur- 
den zuweilen am leben bestraft. Liv. 2, 59. 



202 

des bogens und der pfelle bei den Germanen ins höchste 
alterthum. S. Marte 178; sie wurden wahrscheinlich zur 
jagd gebraucht. Lindenschmit, alterth. 27. Mit unrecht 
sagt Roch in seiner ausgäbe der Germ., es sei nicht 
glaubwürdig, dass die alten Deutschen bogen und pfeil 
gehabt hätten ; auch behauptet irrthümlich Wietersheim, 
urgesch. 1852, 65, bei den Sueven und Germanen seien 
bogen nicht bekannt gewesen; richtig dagegen sagt 
Gerlach, s. 94, schleudern, pfeil und bogen verstehen 
sich von selbst. Bei den Galliern bestätigt sie Caesar 
7, 31, bei den Belgiern Strabo 4, 4, §. 3. Der kleine söhn 
des Civilis schoss mit pfeilen. Tac. bist. 4, 61. Procop. 
legt sie vielfach den späteren Gothen zu 2, 87; 88; 103 
und ebenso Claudian de laut. Stil. 1, 111. dessgl. Amm. 
Marc. 22, 8 und Jemand, sp. 5. Die lex vislgoth. er- 
wähnt, 9, 2, 9, im beere sagittis instructos sowie in der 
lex rib. 36, 11 und vita Lamberti c. 10 sagittae cum 
pharetris vorkommen. Waitz, verfassungsgesch. II, 477. 
Bei den Alemannen erwähnt sie Amm. Marc. 14, 10; 
bei den Longobard. zur jagd. P. Diac. 5, 83. Auch bei den 
Angelsachsen waren bogen und pfeil kriegswaffe. S. 
Marte 180. Carl der gr. befahl: quod nuUus in hoste 
baculum habeat, sed arcum. Capit. Asqufgr. a. 813. Pertz 
III, 189; ut quisque caballarius habeat arcum et phare- 
tras cum sagittis, ep. Car. Im j. 812: totius Äquitanf^ie 
clerus antequam ei crederetur magis equitationi, bellicae 
exercitationi, missilium vibrationi quam operam dare 
noverat divino cultui. Pertz 11, 616. Noch im 11. und 
12. jahrh. werden sagittarii genannt. 

Die rane yr hat die bedeutung pfeil, nord. yr nur 
bogen. Das wort ist identisch mit unserm eibe, ahd. 
iwa, angels. iv, taxus (taxi magna in Gallia Germania- 
que copia est. Caes. b. g. 6, 31). Ducange : Ivas — aptum 
genus spiculis et arcubalistis. Georg v. Ehingen: arm- 
brosten vnd yben; a. 1338; wan er wü birszen, sal er 
han einen iwenbogen; ein armbrost (»= arm.- rüstung, 



203 

wol gewiss nicht aus arbalista, wie Weigand will) mit 
ein ibogen, Grimm, wb. I, 465. 3, 426. AUqs beweis, 
dass der bogen in frühen zelten aus taxusholz gemacht 
sei. Rühs gibt an; wahrscheinlich auch ausweiden; 
s. 205. Bogen und pfeil wurden auch als jagdgeschoss 
durch die armbrust verdrängt. Rühs 200. Ahd. der scuzzo 
= pfeilschussgeübter, bei Notker (f 1022). Weigand. 
Vergiftete wafTen kannte man schon zur zeit des Ar- 
minius. Tac. ann. 2, 88. Uebrigens legt Ovid. Trist. 4, 

1, 77 auch den Geteh giftpfeile bei; hostis habens arcus 
imbutaque tela veneno und Greg. v. Tours, 2, 9, den 
Franken sagittas — inlitas herbarum venenis. Grimm, 
kl. sehr. III, 205. 206 ; sie kommen auch bei den Angel- 
sachsen vor, Beda, bist. eccl. 2, 9. Rühs 211. In der lex 
sal. 20, §.1,2 wird erwähnt sagitta toxicata; in der 1. 
Baiuw. II, c. 6 heisst es: si quis cum toxicata sagitta 
alicui sanguinem fuderit, cum XII solidis componat. S. 
Harte 187. 188. 

Vergiftete pfeile kommen schon bei den alten In(fern 
vor, Diod. 17, 103, dessgl. bei Scythen (Scythae sagittas 
tingunt viperina sanie. Plin. 10, 53, 115), bei Griechen, 
Odyss. I, 261, bei Parthern; Klemm, culturwiss. 54. 

Das eigentliche Vaterland der bogen und pfeile ist 
der Orient; in der regel werden die bügel aus hörn be- 
standen haben. S. Marte 181. Bogen und pfeile werden 
schon im A. T. erwähnt. Bei den Indern hiessen die ge- 
schossenen waflfen astram, von as, jacere, Pictet II, 209, 
oder scr. calja — m, sagitta, das gr. x-^Xov. Curtius, etym. 

2. aufl. 137, (scr. cari, das gr. x-^Xa. Kuhn, zeitschr. 
14, 91). Pfeil heisst scr. pilu, lat; pilum, ags. pil (vrgl. 
TcaXXd). Pictet II, 209); ihre form ist ziemlich gleich. S. 
Marte 186. Pfeile kommen bei Indern vor, Benfey bei 
Ersch und Gruber 17, 239, im Maha-Bar, Ardschuna's 
reise ed. Bopp 55; pfeilschleuderer nennt Sama-Veda. 
Benfey II, 9, 3, 3, 2 u. 3. Die Skythen werben tjCTüOTo- 
^otat genannt. Grimm, über den gebrauch des bogens, 



i 



204 

abh. der Berl. akad. p. 33. In altäpypt. sculpturen und 
gemälden finden wir bogen und pfeil als einen wesent- 
lichen theil der bewaflFnung. Klemm, culturw. 315; bei 
den Griechen waren sie hauptwaffe ; Theobald, de armis, 
quibus heroes ex Homeri descr. utebantur. Cass. 1831, 
22. Klemm 1. 1. 316; bei den Römern erst nach dem 
2. pun. kriege eingeführt. Peucker II, 173. Bohlen, das 
# alte Indien II, 62. 

Vrgl. noch Müllenhoff, allgem. monatsschr. 1852, 344. 
Lindenschmit, alterth, 26. Klemm, culturwiss. 1854, 318. 
Als eine der ältesten wafFen, die unter missilia mit 
begriffen wird, ist auch 3. die keule, clava, anzusehn. Sie 
kommt bei asiat. und afrik. Völkern, bei den Indern und 
Griechen vor und wird von Tacit. auch als bei den Fin- 
nen gebräuchlich erwähnt, Germ. cp. 45, und sonst als 
deutsche waffe genannt. Virg. Aen. 7, 741 Teutonico ritu 
soliti torquere cateias; Amm. Marc. XXX 1. 7: Barbari 
(V e. Gothi) ingentes clavas in nostros conjicientes am- 
bustas. S. Marte 195. 106 Endlich gehört hierhin auch 
4. die Schleuder. Sie wird achon im A. T. (Rieht. 20, 16; 
2 Chron. 26, 14) erwähnt. Sie kommt unter den waffen 
der Griechen schon in den ältesten Zeiten vor und sie 
mögen dieselbe aus ihren asiatischen wojinsitzen mit- 
gebraucht haben. Bei Homer in untergeordneter be- 
deutung, wird sie später namentlich im pelop. kriege und 
nachher oft als waffe genannt. Die geschosse bestanden 
theils aus steinen, theils aus gebrannter erde, theils aus 
metall. W. Vischer, antike schleudergeschosse. Basel, 
1866, 3 — 6. Bei den Römern scheint in der älteren 
kriegsgesch. ihre anwendung nirgends von bedeutung; 
seit dem 2. pun. kriege bedienten sie sich fremder 
schleuderer. ib. p. 5. Ruperti II, 903. Die Schleuder 
kommt auch bei den Germanen (auf der Antonin. säule) 
vor und war im norden sehr gebräuchlich. Rühs 203. 
Bei den Franken finden sich schleudern noch gegen das 
ende des 6. jahrh., auch werden sie noch im Nibell er- 



205 

wähnt. Peucker II, 160. Bei Sidonius Apoll, epp. 4, 20 
kommen auch wurfäxte, secures missiles, vor. Rühs 202; 
gegen ende der merowing. periode kamen sie nach und 
nach mehr ausser gebrauch. S. Marte J92. Uebrigens 
wurde auch der leichte ger, die framea, missile genannt. 
Diefenb., orr. eur. Irrrthümlich aber versteht unter missilia 
an unserer stelle S. Marte 158, 159 nur kurze oder längere 
wurfspiesse u. ebenso Münscher vorzugsweise Speere. 

sparguntj poetisch; Virg. Aen. 12, 51 nos tela fer- 
rumque haud debile dextra spargimus. Poet, redeweise 
bei Tacit. sehr häufig. Uebert, de Tac. summo rer. gest. 
scriptore. 1864, 13. 

plura Singuli: einzelne waren im Stande mehrere auf 
einmal zu werfen; dies ist aus ihrer ausserordentlichen 
körperkraft erklärlich. Roth übers, irrthümlich : der 
mann hat mehrere bei sich. vrgl. Peucker II, 182.. Fast 
alle codd. haben plura^ue; so lesen auch Rhenan., Lips., 
Gronov., Tross, Halm, Haupt, Kritz, Haase (auch commt. 
Althameri 1536). Nolte 1. 1. pluragwc recipiendum. Nur 
zwei codd. lesen plura; dies haben die ausgg. von Bro- 
tier, Hess, Walther, Ruperti, Ern.-Oberl., Kiessl, Walch, 
Seeb., Pichon, Orelli, Panckoucke, J. Bekker, Ritter, Ger- 
lach, Der letztere vertheidigt mit recht plura, indem er 
sagt, es gehöre zu spargunt gleichsam als appos. ; stehe 
quBy so sei es mehr zu immensum vibrant zu beziehen, 
was gegen den sinn wäre. Walther: additum que quan- 
quam non ineptum, inutile saltem est. Ernesti schon: 
plura melius quam aliorum pluraque. Müller ist der an- 
sieht, das komma hinter singuli sei zu tilgen, wie es 
auch bei Kr.^icht steht. Döderl. hat gegen alle codd. plures. 

atque = et quidem. Kr. 

m immensum; Ritter lässt in weg, als des Tacitus 
stilweise entsprehend; ann. 3, 30. 4, 27; 6, 37. 

vibrant. Catull. 36. Virg. Aen. 8, 524. Plin. 8, 23. 
Pila librare: ann. I, 64. Anstatt vibrant wollte Heinsius 
lieber librant; eine änderung ist jedoch nicht nöthig. 



206 

nudi* cp. 24 nudi iuvenes — inter gladios se — 
saltu iaciunt; bist. 2, 22 cohortes Germanorum subeun- 
tes — more patrio nudis corporibus. Nocb im 3 jabrb. 
focbten die Germanen, wie früber, mit unbedecktem 
baupt gegen die Römer ; Herodian 66 i^ T^fi-va^ Ta<j xs- 
9aXac auTov, ja selbst nocb im 6. jabrb. wird von den 
Franken gesagt, sie sind bis auf die büften nackt yu|j.vqI 
hi Toc öTspva dal xat m voTa \id)Ufi v!\<; oa(f\)o^, Agatb, 
bist. 2, 5. Peucker 2, 64 f. 

Offenbar ist diese nackbeit bier nur eine kriegeri- 
scbe maassregel, um leicbter zu kämpfen. Es liegt in 
dem gegensatz nicbts, als dass die germ. leicbtbewafT- 
neten entweder obne mantel kämpften, oder durcb die- 
sen docb nicbt bebindert wurden. Die nuditas ist bier 
keine andere, als die der ital. und griecb. feldarbeiter. 
Voss zu Virg. Georg. I, 299 nudus ara, sere nudus! 
(Ospou^ 'PIJLvb^ 6pYaaa[i.svo^ (jceToc t«5v oUstciv. Plut Cato. 
3. Aucb ist kein grund vorbanden in bist. 2, 22 die more 
patrio nuda Corpora der Germanen vor Placentia anders 
zu erklären, oder aucb die nudi iuvenes beim scbwert- 
tanz ; Germ. 24. Wackernagel, bei Haupt 5, 559. cf. Mül- 
lenboflF ib. 10, 557. Die meisten erklärer bezieben die 
nuditas daber mit recbt nur auf den Oberkörper: Kocb, 
Diltbey, Güntber, KiessL, Dübner, Tscbofen. Rotb übers, 
im unterkletde. Döderl. : b. e. tunicati ac non loricati 
ad exemplum Graecorum y^|j.v(5v nudos dixit in compa- 
rationem peditis Bomani, nullo ambiguitatia metu. Ne- 
que usquam in monumentis Romanorum ut in columna 
Antonini plane nudi repraesentantur Germani. Waitz 
erklärt I, 36 leicbt bekleidet, Hess levi vestimento in- 
induti. Mit unrecbt will Ritter durch die bemerkung 
des Tacitus einen gegensatz zwiscben reicben und 
armen angedeutet wissen. Auch in Griechenland wurde 
ein mann ohne obergewand für nicht viel besser 
als ein nackter angesehen y^|jlvoc h v^ yiyz^^Coitf. 
Hermann, griecb. alterth. UI, 93. Paul Diac. erwähnt, 



207 

I, 10, dieselbe erseheinung bei den Herulern; entweder 
um leichter zu streiten, oder um zu zeigen, dass sie 
wunden verachten, kämpfen sie nackt; wahrscheinlich 
dies nur, um leichter jsu kämpfen. Schweizer 19, Auch 
Franken und Alemannen kämpften nur mit hosen ^>edeckt. 
Lindenscbmit 87. Von gallischen Soldaten wird gleich- 
falls erwähnt, dass sie nackt, bis zur hafte entkleidet, 
„blos mit einer schürze" in den kämpf gingen, Linden- 
schm. 87. Georg von Fronsberg nannte seine deutschen 
Soldaten „nackte Icnaben", und Althamer erzählt, dass 
noch zu seiner zeit (im J6. jahrh.) die kriegsleute das 
oberkleid ablegten, und leicht bekleidet gegen den feind 
rückten. Rühs 213*). Von den Galliern sagt Liv. 22, 46 : 
Galli super umbilicum erant nudi; 38, 21: nudi pugnant. 
sagulQ. Isid. etym. 19, 24, J2 sagum gallicum no- 
men est (auch nach Strabo. Ruperti, röm. ?tlterth. I, 314); 
dictum autem sagum quadratum eo, quod apud eos pri- 
mum quadratum, vel quadruplex esset Altenburg sagt, 
sagulgm von sagus, a, um, dicht gemacht durch die ar- 
beit der bände, vqq qaiiTO, daher sagulnm; Wiskemann 
aber, antike landwirthsch. 1859, 82, richtiger, das wort 
soll ein keltisches sein, indess ist die ähnlichkeit mit 
dem hebr. p\ll (vrgl. Gesen, lex.) upd dem griech. aaxxoc, 
oayjjia u. s. w. nicht ?u verkennen. — Im griech, hat man 
nur die form ci.yo(; al^ masc. hei Polyb., Plutarch (nur . 

•) Auch in anderen friedlichen Verhältnissen wird von der nu- 
ditas der Germanen gesprochen. Caes. 6, ^1 : pellibus aut parvis 
rhenonnm tegimentls uiebantur, magna corporis parte nuda; i, 1 
in eam se consuetudin^m adduxeraiit, ut locis frigidissimis neque 
vcstihus praeter pellcs habeant quidquam (quorum propter qxi- 
guitatem magna est corporis pars aperta). Tac. Germ. 10 in omni 
domo nudi ac sordidi excrescunt. Dio Cass. h. r. 38, 45 fxeivoi 8l 
5i^ Y\>jjLvol t6 TcXeroTov e{a(. Pomp. Mela 3, 31 nudi agunt anteqnam 
puberes sunt. — Germaais magna exparte non tegumenta corporum 
proviia »unt, Qon suilbgia adversus perpetuum coeli Trigorem. Sen. 
de ira I, 11. cf. de nuditate cqrporum temere Germania afficta 
disquis. Gebaueri vestig. p. 364 sq. 



20S 

1 mal neutr.), bei Eniiius sagus {Cic. dagegen saga su- 
mere, ad saga ire, in sagis esse). Flutarch nennt odt-f«; 
ii^tOL orpixTiuTixTiv , NoiliuB, 538, sagum vestimentuni 
militare. Das deminut. sagulum ist absichtlich hier 
desshalb gebraucht, weil der kriegsmantel kürzer ge- 
n'esen zu sein scheint und weniger weit, um nicht zu 
behindern. Bei den Rötnern hiess sagum und sagulum 
ein wollener, rucken und schultern bedeckender Über- 
wurf, der von Soldaten und geringen leuten getragen 
wurde. Zacher a. a. o. s. 362. Wackernagel bei Haupt 
9, 535 irrt wol darin, wenn er meint, die röm. schriftst 
nennen nur um des Stoffes und der färbe willen den 
germ. Überwurf sagulum. Schweizer s. 19. Im westen und 
norden Europa's war das sagulum das herrschende klei- 
dungsstück. Die Beigen (aa-p] ipepouai. Strabo 4, 196), 
die Ligurer (ftxävai; xai aä.^avQ. Str. 4, 202}, die Iberer 
(Liv. 27, 19) tragen sie, auch Gallier und Germanen; 
Diefenb. origg. eur, 170; Tac. Germ. 17: tegumen Omni- 
bus sagum ; Mela 3, 3 viri sagis velantur aut libris ar- 
borum quamvis hieme saeva; auch bei dem Ubiern und 
Nerviern werden sagula erwähnt. Tac. bist. 5, 23. Caes. 
b. g. 5, 42. Noch im 6. jahrh. heisst es vom Sachs, heer 
vestiti erant sagis. Widuk bei Pertz 5, 4, 21. Zur zeit 
Carls des gr. wird verordnet: decrevimus quoque, ut 
presbiteri vel diaconi non sagis, laicorum more, sed ca- 
Bulis utantur ritu servorum dei: Capit. 742. Pertz III, 17. 
Im 9. jahrh. schenkt kaiser Ludwig seiner dienerschafl 
(inferioribus) saga fresonia omnimodi coloris. Petz II, 
762. Wenn Künsberg, Wanderung durch das germ. al- 
terth. 1861 , das gall. sagum als allgemeine tracht der 
Germanen betont, so hat er übersehen, dass die griech. 
und röm. Schriftsteller dasselbe überhaupt als eine tracht 
der barbaren, namentlich der Lusitaner, Liguren, Äga- 
thyrsen erwähnen und Tacit. so selbst das sagulum. 
Schleicher in beitr. zur vergl. sprachf. III, 374. 

Die sagen, grobe friesmäotel, werden aus der wolle 



209 

der SPhafe bereitet. Hostmann, 1- !. 77, hei Strabo 4, 4 
§. 3. ■^ S'sp^a zfOLfsut [J.EV, äxpi[j,aXXo; B^" ä^ -rjc touc Sa- 
öeE; arLycui E^uipafvouaw, ou? Xa(i>a; xoiXoiJOLv, Leinwand 
und Wollweberei war durch Griechen nach (Jallicn ge- 
bracht. Wiskemann a. a. o. 82. Neocorus 1, 150: Se {die 
Germanen) bedeclten sich alle mit einer jacken (sagum), 
der se mit hefften, rinken, der se de nicht hebben, mit 
dornen thosamen hefften und stecken.*) 

Die färbe des sagums wird verschieden angegeben: 
schwarz bei den ernsten Iberern; Liv., 27, 29; bunt bei 
den prunkliebenden Kelten [Virg. Aen, 8. 660; virgatis 
lücent sagulis). Bei den Galliern werden die weissen 
priesterlichen gewande den rothen der römischen köni^e 
entgegengesetzt. Diefenbach, origg. eur. 413. 414. Bei 
den Nerviern werden saga versicolora erwähnt. Tac. hist. 
5, 23. Sagum war schon in ctass. zeit kleidersioff, ebenso 
im mittelalter, itat. saya, span. u. I'ranz. sayette. 

hms = leviter induti; Diltbey; non impediti vel ha- 
biles sc. ad missilia summa vi vibranda. Gruber. Kritz. 
Periz. erklärt leicht missverständlich: nihil praeter leve 
sagulum gerentes; Hess besser: veste hreviore eaque 
leviore induti. 

cuUiis; de vestitu et ornatu militari, weil im ganzen 
cap. vom kriegswesen gehandelt wird; Ritter, Kritz; de 
ornatu armorum. Rup. In demselben sinne bei Suet. 



•) Pelze auK wolle kommen bei den Indern schon in ihren 
epischen gcdicbten vor. Bohlen 11. 76ti. Die chlamjs ist ein ur- 
sprünglich ÜlyriscbeB, maked. wie thessal. nalionalklcid und wurde 
im südl. Griechenland erst zur zeit der Sapptio bekannt. Mit ihr 
hat das sagum sowol die form als auch die art gemein, wie C9 
durch dio flbula auf der Schulter festgehalten wird; auch das kleid 
in EtruricQ und Rom, eine neuerung, sei es nun von der chlamja, 
oder wie Strabo will i, 197, aus dem norden durch Gallien zu 
den Italienern gekommen. O. Müller, Etrusk. I, 2l>j f. Neben dem 
sagulum werdeu von Tacit., hist. 2, 30, schon beinkleidcr (braccae, 
tegnmen barbarorum) bei den Germanen erwäbnt. Hygin 1.7: 
hi, qni arclo proiimi annt, braiis utuntur, Peucker II. ST. 
U 



310 

Caes. 24; vahrscheinlicli mit beziehung auf die Römer, 
die aus hochtxiuth prächtige w&fTen hatten. Tac. hiBt. 

1, 88. Hess. Dilthey und Kiessl. nehmen cultus. nicht 
passend in einem allgemeineu sinne. 

Uclissimis, cf. sub scvto. 

dislinguunt kann hier zwiefach verstanden werden. 
Jahrbb. 119. Es kann bedeuten 1. dass die Schilde unter 
6ich durch erlesene färben unterschiedea werden und 

2. dass die Germanen die einzelnen Schilde durch die 
erlesensten färben abtheilten d. h. auf der Oberfläche der- 
selben verschiedenartige stellen hervorbrachten. Bernd, 
wappenwissensch. I, 265. Die erste auslegung schdnt 
den Vorzug zu verdienen. Hess. Vermuthlich zeichneten 
sich die alten Deutschen durch die verschiedenartigen 
farbigen Schilde aus, um dadurch zu erkennen zu geben, 
zu welchem anführer, district und zu welcher feimilie sie 
gehörten. Koch. Aus den annalen geht hervor, dass nur 
vornehme Schilde hatten. Die söhne wahrscheinlich die- 
selben wie die väter. 

lorica: quod e loris de corio crudo pectoralla facie- 
bant. Varro I. 1. c. 24 §. 116. Tat ann. 2, 14: aon lo- 
rica Germano, non galea. Panzer hatte sicher nar der 
adel und die Vorkämpfer. Lindenschmit, alterth. 87. Nach 
Tac. hist. 1, 80 aber (cf Strabo 7, 3, 17> hatte man unter 
den östlichen Germaaea lederne und eiserne panzer 
wahrscheinlich durch Slaven erhalten. Weinhold, nord. 
leben 209. Weinhold urtheilt über die entstehuDg des 
panzers: als Schild nicht mehr zur deckung des ganzen 
körpers zu genügen begann, suchte man ein kleid, das 
als wehr dienen könnte: man erfand den panzer. Wein- 
hold a. a. 0. Der lederpanzer heisst kürass. aus franz. 
cuirasse, provenc. coirassa, vom lat. corium, fraz. cuir. 
Weigand, sub kürass. Panzer werden übrigens schon im 
Avesta erwähnt. Spiegel, commt. über d. Avesta I, 337. 
Später machte man auf den panzer ringe oder schuppen ; 
noch jünger Bind nach Weinhold ganz eiume ringpao- 



zer. Weinh. 210. Lindenschmit 87. 88. Schon im Beow. 
werden ringpanzer erwähnt. S. Marte a. a. o. 25. Lori- 
cae hamatae, (Virg. Aen. 3,, 467 lorica conserta hamia) 
ferreae kommen echon um die mitte des 5. jahrh. vor. 
Peucker 2, 98—104. Goth. heisßt panzer brunjo, Ulfll 
Eph. 6, 14; ahd. prunja, mhd. brüne. Nibel. 1728, altn. 
brynna, agB. byme. Grimm, wb. s. v. Nach Weinhold 
stammt der ausdruck von den Slaven , altslav, branito 
jto\e[j.£iv; Grimm aber bringt das wort wol richtiger zu 
brennen, als die glänzende, leuchtende wehr. Weinhold, 
nord, leben 209. Schirlitz 22. — Nach S. Marte soll das 
wälsche bran, pectus, dem worte zu gründe liegen, p. 28. 
Im Hildebrandsliede heisst der panzer hringäi gurtun 
sih irö swert ana, helidös, ubar hringd; der name, weil 
panzer aus metallringen bestanden. Schirlitz 22. Die 
dichter der heldensage haben das wort „ringe" häufig 
für hämisch. Die naraen panzer und hämisch sind fremd. 
Schweizer, jahrbb. Panzer wird irrthümlich bei Rühs von 
panse, bauch, hergeleitet. 219. Nach Weigand ist das 
wort entlehnt aus dem gleichhed. ital. die panciera, 
mitteil, panzerea, eig, = der den unterleib bedeckende 
theil der rüstung, vom ital. die pancia, franz. pance = 
wanst, bauch, Harnisch, mhd. harnaach, v. kymr. hai- 
arnaez, eiaengeräth. Weigand; nach Diez soll es aus dem 
kymr. baiarn := eisen, frnz. harrais herkommen, ihm 
stimmt S. Marte bei, waffenk. 8; nach Holt/mann ist es 
schwer zu glauben; mittellat. harnascum, altfrnz. harnas 
sei gewiss älter. Holtzmann, Kelten und Germanen. 105. 
Panzer und heim gehörte bei den Germanen zu der rei- 
cheren ausrüatung. Ebenso im norden. Weinhold 11)1. 
Der gebrauch der ringpanzer ist sehr alt und reicht weit 
über das mittelalter. Schon Diodor, 5, 30, erwähnt ihn 
bei den Galliern und auch schon Sidon. Apoll. III, ep. 4 
thut seiner erwähnung. 8. Marte, zur waffenk. 1867, 24. 
tiix um' uUerive. de exigua copia agitur semper 

Tac. ponit particula' . disjunct; hist. 1, 83 unus alterve; 



212 

aiin. 3,47. Part 5«« indicat, saepe aliquid factum; bist. 
2, 75 unuB alterque i. e. multi. Ph. Spitta: De Tac. in 
comp, enunt. ratione. Gotting. 1866, 34. 35. 

cassis aut galea. Isid. origg. 18, 4 cassis de lamina 
ferrea, galea de corio. Forcelliiii, Noch etwa im 13. jahrh, 
gafeae de corio. Haupt 7, 210. Dieser unterschied ist 
nach Rühs wol schwerlich gegründet; Dilthey sagt, es 
hedarf poch des beweises. Nach Haupt kommt es auch 
umgekehrt vor. Der unterschied ist nicht auszumitteln. 
Ruperti, alterth. d. Rom. I, 334. Es konnte cassis viel- 
leicht der heim der reiterei, galea der der fusssoldaten 
sein. Caes. 7, 45. Tacit. hält an unserer stelle den un- 
terschied noch (est, obgleich die Römer in den letzten 
Jahren der republik unter galea jede art von heim, unter 
cassis den ehernen verstanden. Münscher. Schilitz, 21, 
glaubt, was schwerlich richtig ist, das wort cassis ge- 
höre wol zu >taö3iTepoc, zinn. Galea, ags. colla. nord, 
kollr, ir. galiath, galeatus, stehen nahe am scr. jälikä, 
rüstung, panzer; jal noch naher steht das cymr. galo, 
umgeben, bedecken, gal, bedeckung. Aufr. und Kuhn, 
zeitschr. 5, 31. 7, 184. Pictet 11, 228. Schirlitz hat die 
wunderliche ansieht, galea gehöre zu gallus, weil der 
heim ähnlichkeit mit eint'm hahnenkamme habe. S. 21. 
heim, goth. hilms, Ulfil. Eph. 6, 17, ahd. heim, isl. helmr, 
ital. eimo, span. yeimo, ruas. schlem, nächst dem Schilde 
die wichtigste Schutzwaffe, Bernd, wappenw. I, 55, kommt 
von ahd. helan, bergen, schützen, decken. Weigand sub 
Helm. Simrock, myth. ed. 2. s. 338. Bernd H, 349 f., 
Schirütz 21 (Grimm, myth. ed. 3 8. 432: heim gehört 
zu helan, wie huot zu huotan, tegere; isl. heisst hilma 
=^ bedecken. Dieterich, runenschr. 172). Helm ist also 
bedeckung, schirmbedeckung. Das wort ist in roman. 
und slav. sprachen übergegangen. Das goth. hilan ist 
im lat. col — in occulere, schützen, wie im mhd. helid, 
held, der schützende. Schweizer; im scr. kommt carman 



215 

von ear, tegere, 1. der schütz, 2. der heltn. Mannhardt 
de nom. vett. Germ. 17; cf. Pictet n, 228. 

Bei den Griechen wurden noch zu Homers zelten 
die helme aus stierhäuten bereitet, der name üdvet] be- 
deutet urspr. hundsfell, dann feil, endlich heim; noch 
zu Alexanders zeit fand man sie aus roher ochsenhäut. 
Nach Herodot 7, 77 — 79 hatten die Colcher hölzerne 
helme xmväx? S^Xtva?; Bernd I, 55, 56; die Milyer aber aus 
leder. Bernd 11, 349 f. Auch bei den Germanen bestan- 
den die helme in den frühesten zelten einfach aus kopf- 
häuten der auerochsen, des hirsches, elenns; vrgl. Dio 
CasB. 38; so auch noch im mittelalter, doch nicht all- 
gemein. Peucker II, 107. Seit dem verkehr mit den Rö- 
mern, besonders aber seit der Völkerwanderung, waren 
sie metallen und schön geziert und glänzend. Schirlitz 
21. In der regel aber war man in der urzeit ohne kopf- 
bedeckung: Germano non galea. Tac. ann. 2, 14. Noch 
zur zeit des Tacit. trugen nur einzelne — vix unt alte- 
rivi galea — wahrscheinlich fiirsten, heerführer und 
reiche krieger, Waitz I, 254 akg. 2, vielleicht als beute 
gewonnene helme. Auf der antooin. säule sind die Ger- 
manen immer mit unbedecktem haupte dargestellt, doch 
kommt unter den trophäen ein heim vor. Rühs 220*). 
Im Beowulf finden wir den heim bereits als eine wehr, 
die keinem krieger fehlen darf. S. Marte a. a. o. 58. 
Die kimrischen reiter aber trugen helme mit offenem 
rächen von grausamen thieren. Plut Mar. Sie haben 
diese sitte gewiss nicht von den Römern oder Kelten 
entlehnt. Weinhold a. a. o. 212. 

Zu Carls d. gr. zeiten waren lederne helme bereits 
ein integrirender theil der bewaffnung. Peucker II, 107. 
Sowol bronzene als lederne waren rund. Die alten helme 
aber waren keine turnierhelme , sondern eherne oder 

*) Bei den Persern gingen die könige barhaupt in den kämpf. 
Xenoph. anah. I. 




214 

eiserne mutzen, *elche nur den oberkopf deckten, und 
an welche erst im 12. jahrh. eine spanne zum scliutzd 
der nage geschmiedet ward; der völlig geschlossene 
heim kommt erst im 13. jahrh. zur herrschaft. Weinhold212. 
Der gebrauch der Aetaftflscfie wird zuerst den Cartern 
zugeschrieben, Herod. I, 171, dann den Lyciern; bei 
Eurip. Hippomed. kommt o >EVito-)L69(ic vor. Liv. 9, 40 
erwähnt bei den Sabinern galeae cristatae, quae speciem 
magnitudini corporurti adderent; tiei den Römern wurden 
pfau- und straussfedern zu solchem schmuck verwendet: 
picturatas galea» Junonia crista ornat avis. Claud. de 
sexto con. Hon. 575, Plin. 10, 1. Rupert!, rom. alt, 2, 899. 
Bei Sil. It. 17, 524 erscheint ein Punier mit rothem feder- 
busch; auch Cimbern trugen solche. Im Walthar. 334: 
imposuit capiti rubras cum casside cristas. 

Bei den verschiedenen Völkern desalterthums kommt 
aber noch eine andere erscheinung bei den helmen vor. 
Man brachte nämlich zur kennzeichnung und Unterschei- 
dung auf den helmen verschiedene bilder an. So trug 
bei den Griechen u. a, Memnons heim daa bild eines 
vogels. Bernd I, 55. 70. An den kimbrischen reitern 
fielen die gähnenden thierrachen und wunderlichen brust- 
bilder auf den helmbüschen auf. Plut. Mar, 25; vielleicht 
gehören hierher auch die bei den Aestiern, Germ. cp. 45, 
erwähnten eberbilder. Der eher war den alten Germanen 
ein der gottheit geweihtes thier und es setzte daher der 
glaube das bild des ebers als schützenden talismann auf 
den heim des kämpfers; so oft im Beow. S. Marte 58. 
Eigentlicher helmschmuck scheint erst im 13. jahrb. auf- 
gekommen zu sein. Ein bild auf der spitze des helmes 
findet sich zuerst bei Wolfram Parz.39, 16.736, 10 u.b.w.; 
Willeh. 611, 403, 23—27: 

Man sah da wunder gogolen 

von tieren und von vogelen 

vf mannegem helme veste. 



219 

Loben girln : 

Aa schilt an heim und in panier 
Tas geeniten und gemalet manictaner 
vische und vogel. Bernd I, 62. 63. 

Nibel. : uf helmen diu liebt schinende mal. Nibel. 1943, 4. 
W. Grimm bei Haupt II, 251. cf, S. Marte a. a. o. 77. 78. 
Besonders reich an Schilderungen des helmachmucks ist 
U. V. Lichtenstein. Ebendas, 

Der heim iat nächät dem Schilde die wichitigste 
schutzwaffe. Bernd I, 55. Lanze und schild kosteten nach 
ripuar. gesetz 2 Schillinge oder 2 kühe; ein brünje 
allein 12 Schillinge odtr l2 kühe, ein heim 6 Schill. Die 
ganze rüatnng eines mannes wurde den wertb von 33 
Bchtllingen oder 66 kühen gehabt haben. Rühs 221. 

tqui Hon forma, non vehdtale conspicut. Caes, b, g. 7, 65 
sagt von Seinen deutschen hülfsvölkerni minus idoneis 
equia utuntur und 4, 2 nennt er jumenta prava atque 
deformia, aber ibid. quotidiana exercitatione summi la- 
boris, d. h. ausdauernd. Die germ. pferde scheinen durch 
das klitna gelitten zu haben, Volz, culturgesch. 134, auch 
sind sie wol desshalb unansehnlich, weil es auch wilde 
pferde gab, die nicht in freien ebenen, sondern In Wäl- 
dern bhhi wartutig und pQsge aufwuchsen ubd so immer 
fVisch« zähhiuh^ T^rlah^en. Pltn. 18, 16. VTacketnagel 
bei Häilpt 9, ^. Bilthey. Rühs 22l. Auch ächlecht6 
Btjllle im hinter, GaM. 6, ZS, itaochten das ihrige dazu 
beittagen. Sie öcbe!n6A den rusSischtin und polnischen, 
di« theilveise noch Jetzt UM sind, tiicht unähnlich. Gefun- 
dene pFerdeknöbheh Zeigten, daäs sie klein gewesen sind. 
LedebUt, das köbigLninseüm. fierl.1838, s. 155. Sine sehr 
kleine tki^e von pf^rdfen findet sich noch Jetzt auf den 
ShötUndä-tnseln. Ib. 39. &ä igt hicht zu bezweifeln, dass 
galllSdihe pfferdÄ In Oei-m. eingeführt worden; martih, 
ein« det ältesten beuetinÜhg:eb fiir pferd, Ist in Gallien 
dAhetW, iSritaili, gesch. d. bpr. I, 31, Wackern. a. a. o. 561, 
vrgl. dkgiigiäh HostmaAh t3. Weigand, kl. deutsch, vb. 



218. 

Bub mähre, marach, lex. alamm. 69, altkeit, marka bei 
Pausan. 10, 19, 4 = pferd. Maroboduus, der Suevenkönig, 
hiesa, wie MüUenhoff richtig gesehen hat, deutsch Mara- 
batha, lTOü6[(.axo;. Zeuss, grmmt. celt. 825. Schweizer 20. 

Caesar lernte die deutBchen pferde aber in der 
Schlacht bei Parsalus schätzen, und sie inussten nicht 
schlecht sein, da 8U0 deutsche ceiter 5000 römische in 
die flucht schlugen. Die Pferdezucht verbesserte sich, 
80 dass einige Jahrhunderte nachher Vegetius (Ars mil. 
6, 6} den Römern anrieth, sich thürinp. pferde wegen 
ihrer dauerhaftigkeit anzuschaffen: Turingos et Burgun- 
diones injuriae tolerantes. Volz, culturgesch. 136. Auch 
die friesischen werden als solche gerühmt, die sich durch 
ihre Schnelligkeit auszeichneten. Veg. ars veter: 4. 6. 
Hermenfried, der könig der Thüringer, schickte dem Theo- 
dorich herrliche schimmel, Cassiod. var. h. 4, 1. Thüring, 
pferde rühmt auch Jornand. de rebb. get. 4. Rühs 222. 
Helden besitzen kluge pferde und reden mit ihnen; in 
der Edda, in mittelalterl. ged., bei Homer; ähnliches 
findet sich in den dichtungen der Serben, Neugriechen 
und Litthauer. S. Maite 201. Sie bekommen eigene na- 
men; ib. 202, 

Sdilet gebrauchten die Germanen nicht; neque eo- 
rum moribus turpius quidquam aut inertius habetur, 
quam ephippis uti. Caes. b. g. 4, 2; und dass diese auch 
den Römern erst aus Griechenland gekommen, zeigt 
das wort ephippium. Schweizer. Das deutsche wort satte), 
Weigand (wb.) fragt woher? scheint vom lat. sedile, sitz, 
herzurühren. Rühs 224. Zu merovingischer zeit war der 
gebrauch des satteis unter den deutschen stammen be- 
reits allgemein. Lindenschmit, alterth, 36, S. Marte 226. 

Die benutzung des pferdes zum zugthier für wirth- 
schaAliche arbeiten scheint einer jüngeren zeit anzuge- 
hören, Hostmann 28. Schon in der lex sal, aber, 38, 1, 
wird gesagt; si qui,'i cabaJJum, qui carrucam trahit, fu- 
raverit. In urk, des 7. und 8, jahrh, gelten pferde als 



217 

kauf- und tauschpreis. In Volksgesetzen wird das ross 
an werth zehn bis 12 mal so hoch geschätzt, als eine 
kuh, d. h. 10—12 sol. 

sei nee. Non crebro legas locos quales Germ. 6: 
sed nee variare, et ann. 4, 26: sed neque Blaesus; at- 
que neque vero, ceteroquin ap. Lat. usitatiasimum , ne 
uUo quidem loco invenitur. Spitta, de Tacit. enunt 123. 

variare gyros — posterior sit- Die in den besten hand- 
schriften, z. b. cod. Periz., überlieferte lesart aed nee 
varietate gyros ist offenbar verderbt. Münscher. Haaae 
liest darum varietate gyrorum. Noite schlägt varietatem 
gyrorum vor. Archiv für philo). Suppl. 1852, s. 623. Ueber 
Passows variegare vergl, Hess und Jen, Litzeit 1818 col. 
268. Mosler liest variatos g. Am besten ist die lesart 
einiger codd. : uariare. So lesen die ausgg. von Pichena, 
Rhenan.. Lips,, Gronov., Conring, Ern.-Oberl,, Hess, Wal- 
ther, Passov., Walch, Seeb., Dübner, Tross, Orelli, Kiessl,, 
Grimm, Bach, Gerlach, Halm, Haupt, Kritz, J. Bekker, 
Tachofen, Becker (Anmm.), Am eingehendsten ist die 
stelle von Periz,, Miitzell (zeitschr. I.), Gerlach, Weis- 
haupt, Münscher, Becker, C. v. Raumer, Kritz und Gre- 
verus, die aber mehrfach von einander abweichen, be- 
sprochen. Das einzig richtige hat wol v. Jan getroffen. 
Nach ihm will Tacitus, dem zusammenhange der stelle 
nach, nichts anderes sagen, als: die germanischen pferde 
Bind nicht besonders schön und schnell, aber man rich- 
tet sie auch nicht zu Spielereien (variare gyros) ab, wie 
die unsrigen; wenn es aber darauf ankommt, in ge- 
schlossenen reihen gerade aus oder in einer einfachen 
Schwenkung zu reiten, so sind sie gut zu brauchen. Ta- 
citus will in der ganzen stelle nur von der brauchbar- 
keit der deutschen pferde im kriege sprechen. 

agant sc. Germani ; subjecto tacite mutato ; cf cp. 5, 
2 gaudent. Kr. 

dextros, geschickt; conjuncto erbe = conjuncti, in fest- 
geschlossener kreisbewegung. Von dem retten in der 



«8 

fronte ist der sprang zu einer Bchwenkung ohne Störung' 
dfeaef fronte keinesweges so gross; und wenn man Sagft, 
ein so schwieriges kunststück pasäe nicht für die deut- 
schen pferde Bo steht davon in del- stelle nichts ; v, Jan, 
Eos 1864, 8. 76 ff.; 319 f. Diesem gemäss ist die inter- 
panctfon einzuriehten; ganz entgegen ist die bei Haase 
gewählte, wo nach conSpScui ein punct steht, cnncto orbe ; 
vulgBta lectio inepta cuidam interpolatori debetur, sagt 
Tross. Halm ■will für ouncto lieber juücto. 

Der erklärung v. Jans steht die Peuckers am näch- 
sten: die Germanen dehnten die Ausbildung ihret pferde 
nicht, vlie die RÖmfer, auf volten (gyros) aus, sondern 
sie machten ehtweder ihre angriffe gerade aus, oder 
umschwärmten den feind mit einer (techts?) biegung in 
ufttmtertirOchenem dichtgeschlOB^enen kreise, v, Peucker 
kriegsverf. der Deutschen. Bei Erm. Nig. 11, 496, Pertz 
378 heisst es giros dat quadrupes varios. 

nee = ne quidem. feitter. Tac. aim. 2, 82. 

«I morem nostrum; Virg. Georg. 3, 182. 

w nemo posterior sit, BC. eo, juxta quem equitat. 
KieSsl., Dübner, OfeÜi. Günther nimmt irrthümlich an, 
det- compar. stehe poet. für den euperl. 

m tiHiveritim aestitnattti. Walbh, Kiessl. und Grysar, 
8p. des Tac. 26, nehmen eä als eine art däL absoU dem 
gtieeh. nachgöbUdet; trgl. Wei ad AgTic. 11.; Gruber 
für einen dativ comtnodi; Haupt dagegen sagt rich- 
tig, es sei ein solcher dat. absoi. nicht, sondern er hänge 
TOta dem begriffe dbs verb. subst. ab. KritZ: si quis 
aestlmat = si longe plurimas nationee spbctas ; Kiessl. : 
si in Universum aestimes; vi-gl. Roth s. 3. Agr. s. 202. 
Hess: si in Universum aestimare velia, 

plus penes peditem roboris. Chattis omne robur In pe- 
dite cp. 10. In Deutschland war auch noch lur zeit 
der älteren Frankenkönige die hauptkraft des heeres 
itt» fusävotk; Lindenschmit 38; gewiss nicht Wegen der 
vieleB walduttgcn und sümpfe, wie RupÄrti will. Sprach- 



1 



lieh unrichtig will Holtzinann erklären: upd mit dieseM 
(dem fassTolk) gemischt, fechten 9ie. Er will equitei 
ergänzen; numerus soll sich darauf beziehen und cen- 
teni der name der relter sein. Es seien urspr. 100 reiter 
aus Jbdem gaa gcweSen und daher haben centeni die 
bedeututig reiter bekommen, und zugleich bezeichne es 
eine ehre, einen angesehenen stand. Jahrbb. im Rbeinl. 
1864, heft 36, s. 15. Dies Ist aber historisch nicht zu 
erweisen. 

Eoque „und darum", Abi. des grundes. Kr. Mün-- 
scher. 

miati proeliantur cod. P.; Massm. miiti sc Germanl; 
Bach; vrgl. Gruber, Rup. Tac. spricht von der eigen- 
thümlichen einrichtung der Germanen, reiterei und fuss- 
volk gemischt kämpfen zu lassen. Schon Epaminondas 
hatte bei dem beere der Thebaner ganz dieselbe ein- 
rlchtung. Xen. hlst. gr. 7, ä Tue^ol ajjuTncoi. Es wurden 
leichtbewaffnete der reiterei zugegeben, die bei der rei- 
terei hintenaufsassen und zum fechten hin absprangen. 
Wachsmuth. II, 1, 401. Diese einrichtung fand sich auch 
bei den Galliern, Caes. 7, 18, insbesondere den Bastar- 
nen, LItl 44, 26 ; bei Flut Aem. PHUt. 12 werden laxfa^tüo. 
genannt, Orimmj d. sp. 460, und schon CaeBat- erwähnt sie 
bei deii Gürmanen 1, 48: genü6 faM brat pugiiae, quo 
B« Oermahl bseriuerant — tantft erat bomm exerclta- 
tione celeritäs, tit lufois equorum säblCTati cursam ad>> 
aeqilarent Diese katnpfart fattO Hieb noch nBcfah«* b«i 
den Gothen, Pfocop. b. g. 4, 3ft, sonst bei deutBcheu 
färsten, Amm. Marc. 16, 12, buch im rfitaiteben beer« 
im bürgerkriege fand sie efAgang, insbeBondere ahmte 
sie Caes&r in ^ Schlacht b«i Phasarlas «ach, b. ctt. 
3, 70, 64. Ausserdem hatt« er sie so wirksam gefunden, 
dass er sich schon im g«H. kriege BOleb« l^mpfn zu 
TerscbkSTen suchte, b. g. 7, 65. ^ 13. Bei den Germanen 
springen noch später in der Schlacht bei Stmsburg die 
fQrsten dw DeutscMn mit Ihrem ^efiilge Tob den pOir- 



220 

den, um gleich den ihrigen zu fusse zu kämpfen, Lin- 
densctimit a, a, o. 8. 39; so schon bei Tac. Agr. 35. 
Amm. Marc. 16, 12. 21 — 22. Müllenhofif glaubt, man 
irre nicht, wenn man das knappenweBen des mittelalters 
von dieser einrichtung herleite. Haupt 10, 550. Plass- 
maiin dagegen sagt, mit recht, das sei doch noch nicht 
so entschieden zu behaupten. Forschungen zur d. gesch. 
3, 232. MüUenhoff nimmt ferner an, solche fussgänger 
hätten fanthjans geheissen, mhd. vende, ahd. fandlo, ags. 
fedn, fussgänger. Die wurzel des wortes ist dieselbe 
wie im scr. pathin, pfad, gr. raTo;, näml, path oder panth, 
gehen. Grimra will von jenem altd. worte die röm. worte 
fante, fanteria ableiten. Haupt 10, 550 f. vrgl. Weigand, 
sub Fant, der jedoch schwerlich mit recht das lat. infans 
damit in Verbindung bringt. 

definitur et numeras. Die „allerdings nicht leicht aus- 
gedrückte" (Zacher) stelle ist verschieden aufgefasst. 
Rühs, Kritz, v, Peucker II, 32, Jessen, Horkel, Bahn 1, 14 
(die meisten ausleger: Ritter) haben diese worte auf die 
zur Unterstützung der reiterei ausgewählten jünglinge 
fdelectos juvenes) beziehen wollen. Das ist aber mit 
dem zusammenbange der stelle und deren ganzem sinne 
nicht vereinbar. Thudichum s. 29. Münscher 26. 27, 
Ritter, jahrbb. der altertbfr. in rheinl. 1864, XXXVI, 13. 
Waitz, verfassungsgesch. I, 32; ed. 2 I, 156. MüUenhoff 
bei Haupt 10, 45, 550, will die worte auf die gemisch- 
ten fussgänger und reitercorps, nicht auf das ganze beer 
zusammen beziehen. Dieser annähme aber fehlt der si- 
chere grund, Waitz I, 156, und ist eine solche einrich- 
tung historisch nicht nachzuweisen, Schweizer s. 20. 
Orelli will darunter die hundert verstehen, die bestimmt 
gewesen seien mit den reitern gemischt zu kämpfen. 
Die beste auslegung ist jedenfalls die von Münscher ge- 
gebene. Wach eingebender besprechung der stelle sagt 
er B. 27: darf man, während vor dem satz „definitur et 
numerus" der genitiv: peditum delectorum vorhergeht 



221 

nicht diesen, sondern nur den genit. peditum (des fuss- 
volke im allgemeinen) hinzudenken? Sollte es nicht zu- 
lässig sein, bei einem schriltsteller wie Tacitus, der sich 
oft kühn ausdrückt, zu numerus den alten begriff pe- 
ditum, welcher so zu sagen der ganzen stelle zu gründe 
liegt, statt des nächstvorhergehenden genitivs hinzu- 
denken? Wird diess als zulässig zugegeben, dann stimmt 
' die stelle aufs beste mit den raittelalterlichen Zeugnissen 
überein, so dass Tacit. nicht blos gegen den Vorwurf 
des irrthums geschützt ist, sondern sogar auch hier den 
rühm behauptet, die sitten der Germanen in treffender 
weise geschildert zu haben. In den nächsten Jahrhun- 
derten nach Tacit. finden wir nämlich das fussvolk, den 
heerbann, nach hundertschaften abgetheiit, während iur 
die reiterei, die aus den gefolgeschalten gebildet wurde, 
eine solche abthellung nicht bestand. Die einrichtung 
war also genau so, wie sie Tacitus mit den worten 
„centeni — honor est" beschreibt, nur dass er sie von 
den delecti zu behaupten scheint. Münscher s. 27. 25. 26. 
Vergl. noch über die stelle Grimm, d. sp. 4ttl ff. Waitz 
in der 2. ausg. der verfassungsgesch. spricht sich auch 
dafür aus, dass die angäbe sich auf die kriegerische 
mannschalt überhaupt beziehe, also jede hunderte ur- 
sprünglich als hundert mann zum beere stellend gedacht 
ward und Zacher bei Ersch etc. 383 meint: Waitz wird 
im wesentlichen recht haben. 

Nebenbei sei bemerkt, dass Förstemann, die deut- 
schen Ortsnamen, 1863, s. 306, angibt, das wort huntari 
lebe in den Ortsnamen in keinem beispiele, während 
gau und mark trotz des Unterganges der gauverfassung 
noch immer als letzter theil in namen begegnen. 

pagis; das wort ist mit nrrf^-i] zusammengestellt. 
Baumstark zu Caes. b. g. I, 12, s. 17; schwerlich mit 
recht; armor pow, Zeuss, grmmt. celt. 159, 125. Das 
■wort gau, goth. gauja, altind. gav, f., erde, kommt nach 
3unsen von gä, schaffen, Aegypten 5, 151 (ägypt. kahi, 



222 

erde. Ib.), gauja aus gavja, gau und land, scrt. gOMi. 
Gurtius I, 2. aufl. 162 ; Bopp, vrgl. gTramt. 1, 2 ausg. 255, 
griech. y^ alt yaia aus yaj'ia., hängt zusainnien mit dem 
lat. humo, X'^P-^i'i X.^üv, altind. lisham; Benfey, orient I, 
613. 617 ; Kuhn, zeitschr. 7, 16. 8, 119. Weigand, der gau. 
Nach Pictet II, 15. 16 geht gau und f^ auf einen stamm 
zurück, der urspr. weide, weidegebiet (nach Förstemann, 
ortsn. 63 urspr, feld) bedeutet. Das lat. wort pagus ist 
unbestimmter bedeutung, bezeichnet aber im römiechen 
Sprachgebrauch stets die unterabtheilung eines grössern 
ganzen. WaiCz, forschungen z. d. gesch. II, 400. Eine 
.gens, Völkerschaft (staatlich organisirte civitas) zerfallt 
in mehrere unterabtheilungen , pagi, bei Tacit. das ge- 
biet einer hundertschalt*); also nicht ein selbatständiges 
gemeinwesen, sondern der theil eines in sieh verbun- 
denen ganzen. Thudicbum 28. Waitz [,33; 51. ed. 2. 
142. 143. 157. Wilda, das etrafr. d. Germ. 128. Pagi konnten 
Bfiin, was in alam- Urkunden huntari genannt ist und 
zwar deutlich als unterabtheilung der gaue; der cente- 
narius hiess hunteri. Grimm, r. a. 532; d, sp. 491. Ängels. 
heisst gau skir (shire), das in 10 teodings, dieses wie- 
der in 10 tunas, wohnstätten, zerfiel. Grimm, r. a. 532. 
Kach Waitz 1, 144, ed. 2, sind die shires der Angelsach- 
sen, welche auf dem boden Brit. von den einzelnen 
Deutschen begründet wurden, gerade so wie die späte- 
ren deutschen gaue zum theil aus den alten gebieten 
der Völkerschaften hervorgegangen. 

iWjM« ipsum : eo ipso nomine — centenorum. Dübn. 
BC. vocabulum Döderl. Gruber und Waitz I, 32 nehmen 
die Worte als accus., während sie ein doppelter nom. 
sind. Krüger, gr. grmmt §. 52. ßamshom, lat. gr. 2W ff. 
Mützell I, 91. Weishaupt. Sic graece xoXeioä'aC tl Kiessl.; 
recte : Hess obsQ. ni, 8. Es heisst ganz einfach : diese 

*) Bchwelzer, jahrbb. für pbll. und pSd. ist anderer ansieht. 
BetbmaDQ-HoUweg will es dahingeateltt sein Usseo, ob jemals die 
lahJ der lu stelleadea krieg«r wiikUctt huadeit gewesen, s. U. 



US 

schaaren (heeresabtheiltingen) heissen centeDt (natürlich 
gab es ein deutschee^wort dafür] und was anfangs btoB 
zablbegriff war, ist nun ein technischer, zugleich ehreo- 
ToUer name geworden. Waitz I, ed. %., 155 akg. 2. 

primiH» mimerMs: primo h. 1. aptior. Bach; so liest 
auch z. b. Low, Panckoucke. vi^L Kamsb. gr. 1. 900. 

iwmen et houor. Hendiad. ^ nomen honorificui^. Gro- 
ber, Weish,, Bach. Einen ehrennamen dieser krieger 
können wir nicht nachweisen; es ist hier vielleicht ein 
irrthum des Tacit. Haupt. Bitter nimmt an, die ehre der 
hundertschaft habe vielleicht darin bestanden, dass sie 
bei dem milltär den zweiten giad nach der reiterei ein- 
genommen habe. 

acies per eutieos corhponilur. Hier erst beginnt die 
eigentliche beschreibung der kampfwme der Germanen. 
Münscher. Acies, das eigentliche volksheer. Die schlachte 
Ordnung bestand in einzelnen heerbaufen von tiefer auf- 
stellung (cunei), die sich leicht zu «nem grossen keil 
vereinigte, um mit dem so verstärkten stoss die feind- 
lichen linien zu durchbrechen und bildete hierin mit 
der TÖm. linienstellung, welcher aufgelöst tirailleur- 
schwärmer voraufgingen, den entschiedensten gegeneatz; 
T. Peucker II, 206 ff.*). Bas volksheer bestand aus be- 
sonderen gruppea, die in schlach tordun g eben so viele 
einzelne, neben einander stehende und Sbch Wechsel'- 

•) Waitz II, 477 : Im beere standen die a ch wer gerä steten fuBS- 
rciter mit Schwertern oder wie sie auch beiseen framcn und ntreil- 
äitcD oder auch mit Speeren bewaffnet, mit Schilden, helmun und 
hämischen Aeifni«ite beisammen; die leicblbewaflheten wahrschein- 
lich mit pfeiloD oder kleinen spiessen versehen , bestanden nur 
atw liten und hörigen. Die reitcr, deren es niemals viele gab, 
w%rsn reichere, angeseheo« mStuer, gewiss solahe, welche den 
könige zm pecsfiolicbem dienate verpflichtet waren.. vrgL Wirtb, 
gescb. t, 337. Veg^t, III, 19 cuneus dicitar multitudo pedituni quag 
inncta acie primo angnstior, deinde latior proccdit et advergario- 
rum ordioes rumpit, qula a plnrlbus hi unum locum tela mittaa- 
tur, qauD rem militea neminuit capnt porolnwik 



/ 




3B^^^^V 








224 








eeitig deckende keile bildeten. Peucker 11, 213. 


Becker. 



GeriD. cp. 7; non casus — turmatn aut cuneuin faeit; 
bist. 5, 18, 1 Bructerorum cuiieus tranavit; 4, 16: Frisios, 
Batavos proprüs emieis componit; propr. wol jedes volk 
in einem besonderen keil (Völcker, der freiheitskampf 
der Bataver. 1863. s. 47); 4, 20 Batavi in cuneos con- 
gregantur. Schon den Indem war durch göttliche fügung 
in den gesetzen Manu's befohlen, die krieger in gestalt 
eines keiles, mit der spitze voraus in der gestalt eines 
ebers, vorrücken zu lassen. Hütten, die gesetze Manu's 
c. 7, s. 187. Bei den Griechen wurde, nach Aelian 18, 4, 
wol keilförmige kolonne nach dem vorbilde der Scythen 
und Thrakier zur anwendung gebracht. Man nannte 
eine solche keilförmige schlacbtreihe ^[i.ßo)iOV. Xen. Hellen. 
7, 5, 22. Selbst die Römer kannten die keilf. schlacht- 
reihe: Caesar legiones quatuor in cuneos dispertit, Tac. 
ann. I, 51; man nannte sie caput porcinum. Zeiss, röm. 
altertb. 1843, s. 398. Die Cimbem wendeten diese Schlacht- 
ordnung bei Vercelli an. Plut, Mar. 25. 26. Cunei wer- 
den auch bei den Galliern und Spaniern erwähnt, Liv. 
22, 47. 39, 31, bei den Deutschen unter a. bei den 
Bruclerem, Tac. bist 5, 18, bei den Alamannen, Amm. 
Marc 16, 12; im j. 554 bei den Franken, Ägath. de imp. 
Just. U, t. 7 p. 32, in form eines dreiecks, aciem Francor. 
comparat j{j.ßöX(^ sive SeXruTt^, 9C(£k]( av aiiToii; avio^ xe- 
faXiilv r^ ow^^ast äTtotuirwoas^ai, Pass. Sie ward bei 
den Franken, wie auch bei den Angelsachsen, noch im 
9, jahrh., ja selbst noch in der Schlacht bei Hastings 
1066 in anwendung gebracht. Peucker I!, 207. 213, 341. 
vrgl. Pertz I, 323. Richeri bist, bei Pertz 5, 572 a. 888 
factum cunei mititaris acumen bestes ingreditur. Saxo 
grmmt. gibt an, die keilförmige heeresstellung sei in 
der Urzeit auch bei den nordischen stammen und noch 
64S in Dänemark gebräulich gewesen. Hist Dan, VI. 

Diese keilförmige Schlachtordnung ist demnach ur- 
alt bei den Germanen; es wird dieses aber auch aus 



225 

folgendem bewiesen. Wodan ist es, der seinen lieblin- 
gen, um ihnen zu macht zu verlielfen, die kriegskunst 
und namentliei» die von ihm erfundene (Peucker II, 231) 
schlaclitordnung mitttieilt. Schon jenen Hadding unter- 
wies er wie er die rotten keilförmig aufstellen müsse. Saxo 
gr. 171. Simrock, myth. 226, ed. 2 s. 204 Selbst der bei 
den verschiedenen Völkern gleichförmig' gebildete name 
deutet das hohe alter der einrichtung an: Inder, Grie- 
chen, Römer und Germanen nannten die keilkolonne 
den eberkopf (caput porcinum. Veget, de re mil. 3, 19, 
in Skandinav. swinfylking, Saxo grmmt. , well sie die 
gestalt eines eberrüssels nachzuahmen schien). Auch 
Agathias vergleicht sie einem Schweinskopf. Simrock, 
myth. 226. Waitz I, 381. 

Münacher weicht von einer solchen erklärung ab. 
I^-B- ; '. üie Worte per cuneos bezeichnen nicht, daas die 
Germanen keilförmige heeresabtheilungen gebildet hät- 
ten, sondern das wort cuneus bezeichnet nur eine ab- 
theiiung des fussvolkes, wie turma der reiterel. Diess 
erhellt aus den worten des folg. cap. non fortuita con- 
glob. cuneum aut turraam facit. Vergl. jene stelle. Ruhs 
glaubt, der cuneus sei nur mitunter gebräuchlich ge- 
wesen, nicht beständig; s. 226. Zu vergl, ist noch im 
allgem. Luden III, 314. Bei Peucker ist die form eines 
cuneus abgebildet II, 218. Vergl. noch Herzog zu Caea. 
b. g. 6, 40. J. G. Weinmann's abhandlung de cuneo mi- 
litari Romanor. Reutl. 1770 habe ich nicht gesehen. 

cedere toco consüii, quam fortnidmis. Die meisten er- 
klärer (Passow, Günther, Hess, Dilthey, Weishaupt, Eritz, 
Ritter, Rupert! , Bach, Altenburg, Tschofen, Selling (cf. 
Hess obss. etc. 11. 12), Roth, Agrlc. p. 140. 248, Bötti- 
cher, lex. Tac. I, 39, Grysar. s. 16) supplirea potius oder 
magis. Haupt sagt, mit recht, es ist hier keine ellipse, 
quam dräckt schon in sich vergleichung genug aus ; 
auch Kiessl., Walther und Schweizer wollen nichts sup- 
pliren. Jalirbb. (quam = in dem grade wie), Progr. Ann. 



226 

i2, 11. Ita Cherusci Chariovaldara fuga aimulata in loca 
saltuosa deductum fuderunt. Dieselbe Sitte war bei den 
Scythen. Lucian Tox. cp. 36. Tcap' -fiiAiv Be auve^si; oE 
ic6Xe]Xot xat r eTOXaüvofAEv aXXoii; ■>] ÜTOx^opoüjjiev ^movrot^. 
Herod. 4, 120. Ebenso war ea bei den Parthern; Hör. 
od. I, 19, 11; 2, 13, 17. 

corporit =' caesa corpora. Kr. Auch jetzt noch 
bei den Irokesen, Türken und Tataren. Rup. VrgJ. Nibell. 
9165, (2342). Günther de Endegeri corpore referendo: 
Kie dienest wart so guot, bö den ein vriunt Vriunde 
hach dem tode tuet 

dubiis; euphem. für schlachten mit ungünstigerem 
erfolge; Hess: quomm eventus adhuc incertus est. 

referunl: de iis, qui saucios aut occisos ex acie ad 
agmen novissimum (das hintertreffen) portant; Flor. 1, 
18, 10 postremuB fugientium ipse rex a eatellitibus hu- 
mero saucius in armis referebatur. Gruber. Brotier : 
sane ut feos patriia sepulchris conderent. 

scntimi reliquisse. Das griech. wort t) tiiv i] im. -m^ 
ist bekannt. Meier und Schömann att. process. s. 365. 
482. Mater Lacaena: cum hoc aut in hoc redi. Aueon. 
ep. 24. Epaminondas letaliter apud Mantin. saucius et 
reveraus eK acie conquirebat solicite acutum; quod cum 
vidisset propius, laetior vi vulneris interit. Amm. 
Marc. XXV. j^icmSsc, Polyäen. 11, 3, 10. Relicta non 
bene parmula. Hör. od. II, 7. 10. Bei den Franken ge- 
hörte es zu den schwersten, mit 15 Schillingen zu ver- 
büssenden beleidigungen : si quis homo ingenuus alio 
improbaverit, quod scutum suum jactasset et fuga lapsus 
fuisset et non poterit adprobare DG den., qui faciunt sol. 
XV, culpabilis judicetur. Lex. Sal. ante tit 33. Peucker 
II, 33. Es war auch sächs. landrecht i wer treulos be- 
redet wird, oder heerflüchtig aus des reiches dienste, 
dem vertheilet man seine ehre und sein lehenrecht. 
Der Schild war das zeichen eines freien mannea; Germ, 
cp. 13. 18 und ein theurea erbatück auch bei den Grie- 



k 



SS7 

chen. Euperti. vrgl. noch Grimm r. a. 644. Wllda, germ. 
strafr. 785, Eichhorn, d. staatsgesch. 349. 

flagüium. Gell 1, 17. Ira angels. gedieht Beowulf 
wird ein ähnlicher ausspruch wie liier gethan. Haupt. 
Noch in sagen wird darauf angespielt. Rochholz, sagen 
II, 151. 

nee avt sacris adesse auf concilittm intre ignommioso fa». 
Der Verlust war also nicht blos eine Schmach, wie bei 
Griechen und Römern, Münscher, sondern schloss auch 
von allen religiösen feierlichkeiten, so wie von allen 
polit rechten aus. Der von den genossenschaften freie? 
männer ausgeschlossene durfte keinen umgang mit ihnen 
haben, ibreo Versammlungen, gerichten and im heiden- 
thani ihren opfern ijicbt beiwohnen, musste, wenn er 
ibaen auf dem wege begegnete, auBweichen. Grimm, 
r. a. 731. Von den religiösen feierlichkeiten wurde er 
deasbftlh ausgeschlossen, weU die schlacbt in begleitimg 
der gottheit vor sich geht und weil der feige den ge- 
meipdefrieden bricht Vorspiel yon acht und bann. 
Schweizer, jahrbb. Wenn Wilda, strafrecbt der Germ. 
1842, B. 134, behauptet, dem OreUi beistimmt, der feige 
sei rechtlos gewordep, so hat mit recht Walt? eine sol- 
che behauptung modificirti er sagt, verfassungsgesch, \ 
ed. 2,.e. 398 akg. 2, die worte des Tacitus deuten nur 
an, waa tpättr als rechtlosigkeit erscheint. Friei^losig- 
keit (d. h. der schütz, den jemand in der staatlichen 
wbinilung bat, wird ihm genommen) erwähnt Tac. nicht, 
nur des ausschlusses von der Volksversammlung und 
den opfern, wenn jemand den echild weggeworfen bat, 
wird gedacht 

AuBBchluss von belligen und religiösen gebrauchen, 
namentlich auch von opfern, fand auch bei anderen völ- 
kei;n statt: ICafK^tsu (Scythae, quibus multa cum 6er- 
manis compiUDia) tqu^ äSuc^cavTct^ töv tepüv äicefpYouoLV 
ap. Nlcolamn. Gronov. Bei den Galliern Caes. 6, 13: 
Druides — (li qui aut priviatus aut publlcus eorum de- 



228 

cretö non etetit, sacriftciis interdicunt. Haec poena 
apud eoB gravissima. Protho soll nach Saxo grmmt, ver- 
ordnet haben: Si quie in acie primus fugam capesseret, 
a communi jure alienus existeret, d, h. das gemeine 
landrecht soll ihm genommen werden. Bei den Römern 
stand todesstrafe darauf: qui In acie prior fugam fecit, 
spectantibus militibus propter exemplum capite punien- 
dus est. Dig. XLIX, 10, 6. Grimm, r. a, 731. Nach ale- 
mann, recht war es im mittelalter sitte, z. b. 1481 
in Waldstetten, dass, wer top dem feinde floh, vom 
leben zum tode gebracht wurde und seine nachkommen 
bis in das 3. geschlecht ehrlos machte. Osenbrüggen, 
das alam. strafrecht im mittelalter 1860. 8. 399. 

conciliutn bedeutet wol jede Volksversammlung zur 
Verhandlung Öffentlicher angelegenheiten, sei es hun- 
dertschafts-, bezirks-, oder Stammesversammlung. Mün- 
scher. Dahn I, 84. Brotier: male cod Kapp, cousilium 
(so liest jedoch auch ed. Rom.}. 

ignomimoso, äifp-u, qui honore externe sive politico 
privatus est; contra infamia hvi;if-t\\s.inc est ejus, qui ho- 
nore interno sive morali privatus est; Döderi. syn. IV, 
194; h. 1. ignominia ob ignaviam notatus, Kr., Hess, alias 
activa signif. ignominiam affercns. Kiessl. Es ist der 
feige, der im kämpfe seinen schild weggeworfen. Grimm, 
r. a. 731. Ein solcher wurde in schweren fallen auch 
wol in sümpfe versenkt. Germ. 12. Dilthey, 

multiqiie; die part. que knüpft hier die folge aus 
dem vorhergegangenen an; Kritz; que valet: unde 
factum est, ut; Spitta de Tao, in comp. etc. rat. Gott. 
1866, 37. 

bellontm infamiam, i, e. infamiam hello partam. Weish., 
opponitur bellorum decus cp. 11. 32. Becker sagt da- 
gegen mit grund: bellorum gehört zu superstites und 
nicht, wie es eigentlich sollte, zu infamiam; ebenso 
Bach. Hess. Auch Döderi. übers.; gar mancher, der den 
krieg überlebte; ebenso Walch: viele aus schlachten 



k 



229 

entronnene; Müller: die kriege überlebten. Kr. sagt: 

utrumque commodatn habet seatentiam; bellor, super- 
stit. praefero. 

laqueo finierant. Finier. nimmt Günther als aorist. ; 
Kritz spricht sich mit recht dagegen aus. Es ist hier 
die frage aufgeworfen, ob diese Verbrecher durch den 
tod mit dem strick von anderen bestraft seien, oder ob 
sie sich selbst aufgehangen haben. DöderL, Becker und 
Luden I, 732 nehmen die stelle nicht vom freiwilligen 
tode, sondern als strafe. Auch Wilda, strafr. der Deut- 
schen 8. 155, fasst die stelle so, dass die feigen wie 
feinde den göttinnen geopfert und dann im haine auf- 
gehängt worden sein. Er will die stelle nicht auf fried- 
losigkeit, sondern rechtlosigkeit beziehen. Der friedlose 
durfte gar nicht in der gemeinde weilen, was hier doch, 
ungeachtet der ausSchliessung von den Volksversamm- 
lungen angenommen zu sein scheint. Dem friedlosen 
wurde schon erspart, wenn er die schände, von den 
seinigen verachtet zu sein, nicht ertragen konnte, band 
an sich zu legen. In den deutschen rechten wird die 
flucht aus dem kämpfe unter den gesichtspunkt eines 
verrathes an den kampfgenossen gestellt. Ebendas.987. Es 
war allerdings ältere Sitte, Verbrecher an den bäumen 
aufzuhängen. Im Schwabensp. 170 w. 1U7 L. findet sich 
„richten mit der wide", aber aus dem Sachsensp. ent- 
nommen. Schon in dem ältesten Strassburger stadtrecht 
ist §. 19 laqueus, das seil, genannt. Osenbrüggen, das 
alamann. strafrecht im mittelalter 1860, s. 87. Auch ge- 
schichtlich wird die strafe oft erwähnt; im jähre 842; 
ut 140 capitis amputatione plecteret, 14 patibuio pen- 
deret; innumeros membrorum praecisione debiles reddit, 
Pertz 1, 440; 894: comitem Longobardorum — laqueo 
in quadam arbore suspendit. Pertz I, 612, In Eresburgo- 
truncantur et suspenduntur, Pertz I, 618, Die strafe 
kommt schon bei den Griechen vor, ävafftaDpoüvPlat. Gorg. 



2S0 

i7t, Bit ist mehr orientaliscb. Herod. 6, 30. thuc. I, 101. 
X«noph. Anftb. 3, 1, 12. Hermann, griecb. altertb. 3, 338. 

Nichts desto weniger entspricht es den uraltgerma- 
nischen anschauungen mehr, wenn wir annehmen, dass 
sUh jene ehrlosen zur sühne selbst aufgehangen haben. 
Wer sich erhängte, brachte sich nämlich der gottheit, 
insbesondere dem* Wodan zum opfer. Mannhardt, germ. 
m. 270. So erklärt auch schon comment. Althameri in 
Tac. Germ. 1536. p. 106. 107: Infamiam, quam e hello 
retulerunt propter fugam et scuti amissionem, laqueo 
finierunt, se ipsos suspendendo; ebenso Panckoucke : 
ont mis fin ä leur honte en s'etranglant. Müller übers. : 
haben der schände durch den sträng ein ende gemacht. 
Und auch der lat. ausdruck änier. lässt nur diese auf- 
fassung zu. Gerade so nimmt auch die volksreligion 
der Inder den -Selbstmord für ein selbstopfer, durch 
dessen darbringung man sich die gnade der götter er- 
wirbt. Benfey, pantschat, II, 471. Somilake sagt, ib. II, 
193: Ich will mich an diesen bäum hängen und meinem 
namen ein ende machen ! — Nachdem er sich so ent- 
schlossen, wand er sich einen strick aus darbhagras, 
befestigte eine schlinge um seinen hals und ging zu 
einem zweig. Auch weiber der Teutonen hängten sich 
an stricken aus ihren haaren auf. Flor. 3, 3. Val, Max. 
6, 2, 3. Rühs s. 236; jedenfalls mit ein beweis, dass das 
selbstopfer ein nicht ungewöhnliches gewesen ist. 

Ueber die Vorbereitungen der Germanen zu einem 
kriege im allgemeinen spricht sich MullenhofT de poeai 
Chor. ant. Germ. p. 13 aus. 



Cap. vn. 

4. An/ukrer im kriege; %. kflnige; b. herzöge. 

5. Jntriebtmitfel ztir tapferkeit: a. der glaube an die gegenwart 

der götter; b. bitderartige k riegsz eiche n ; c. aufstellang 
nach Verwandtschaft; d. mitwirkung der frauen. 

reges ex nobililale sumunt. Das volk der Inder war in 
viele kleine stamme g^etlieilt und hatte seine könige; 
wohin es drang, brachte es aus seinen ältesten sitzen 
eine über den zustand der patriarchalischen familie 
hinausgehende form der herrschafl mit. Der könig hat 
verschiedene namen: 1. vicpati, der herrscher der vic 
oder Volksgemeinde. In der ersten Silbe ist das gr. 
oLxoi;, goth. veihs, ags. vic, sächs. wik, deutsch wich; in 
der zweiten pati; da dieses von pä abstammt, welche 
beschützen heisat, so liegt nrsp, in dem worte pati der 
begriff eines beschützers*). Zend vic paitis, herr eines 
Orts: gr. TcaTrp, scr. pitar, lat. pater, der beachützer einer 
familie, eines Vereins von familien, eines herschers von 



') Eb ist das gr. -xaai/;, in Sii3T:avta,, SetmÖTQ;, worin das acr. 
dam pati, dominus familiae. Pictct II, 381. 332. Goth. ist fa^s, 
Büchs. fad damit zuvergJeichcD. Mannbardt, de nom. vett. Germ. 
e. 10. Grimm, kl. sehr. I, 141. BaaiXew Q'io aus Xao, urspr. Xo/o) 
wird „Yolksfuhrer" erklärt. L. Meyer bei Kuhn, zeitschr. 8, 284, 
Grimm, kl. sehr. I, 128: Man darf glauben, dass ßaaiiEvt mit ^iaii 
verwandt, den hirten des voiks bezeichne und selbst scr. pati, gr. 
TOOK ursp. diesen sinn hatte. — Neuerdings erfreut sich eine an- 
dere etjmoiagie vielen beifalls. Kuhn hat zuerst, ind. stud. I, 334, 
paoiXeus auf den atamm ßaivio und ko ^ Xafa (Aän;) stein zurück- 
geführt, wonach es „stcinbetretcr" Messe, mit rücksiebt auf die 
altgerm. und keit. sitte, dass der künig sich dem volke auf einem 
stein zeigt. Curlius scheint dies nicht hinreichend erwiesen, und 
die andere ableitung einfacher, Rtjm, l, 2. ed., 335. Fictet jedocji, 
II, 3'Jj f., stimmt der fr. ableitung bei und bringt eine stelle bei, 
wo es von den Schweden hcisst: Stabat ergo novitcr clectus rex 
in lapidc und setzt hinzu: on sait, d'aprcs Tacite, Germ. 7, qa'Ü 
en Üüt ainsi chez les anciens Germains. In diesem cap. ist aber 
dodi keine spur davon. 




ländern. Litth. 'wiess paü, vornehmer herr, landesherr; 
altpr. wais patti, maitresse de la maison. Pictet. II, 382. 
Lassen, ind. alterth. I, 795. 807. 2. Die gewöhnliche be- 
nennung fiir könig war im scr. räj', von rag', räjan, re- 
gere, richten, also eigentlich der ricbter (zend. ragi, roy- 
aume. Pict. II, 392). Lat. rex, goth. reiks (UlflL), Ober- 
haupt, gäl. righ, kymr. rhi, häuptling, nobilis. Das kö- 
nigtbum erscheint hier schon auf einer höheren stufe. 
Lassen I, 808, Diefenbach, origg, europ, 436; vergl, noch 
CartiuB, etym. II, 313. Pictet II, 392 f. 

Soweit unsere berichte zurückreichen von dem ersten 
auftreten germ. stamme an, zur zeit der Bastarnen, der 
Kimbern und Teutonen, wie zur zeit des Cäsar, er- 
scheinen spuren von königthum bei den Germanen. 
Dahn, die könige der Germ. I, 24 f. Waitz I, ed. 2., 
275 f Für das alter der könige bei den Gotben 
sprechen die königsverzeichnisse, welche auf die götter 
zurückführen. Germ. 2: quidam, ut in licentia vetustatis, 
plures deo ortos afßrmant. KÖpke, forscbungen s. 29. 
Ausser dem schon oben angeführten goth. namen reiks 
für könig, finden wir noch goth. das wort kuni, ags. cy- 
ning, altir. cuiniu, abd. cbunni (kuning), alts. cunni, altn, 
konüngr, princeps gentis (paterfamilias, rex). Leo, rect. 
139. Das wort kommt zunächst vom abd. kunni, ags. 
cyn, altn. kyn, familia, gens, tribus. Kuning bedeutet 
demnach den aus einem kuni, d. h. geecblecbt, welches 
des namens werth ist, entsprossenen. Waitz I, ed. 2., 303 f. 
Grimm, r. a. 230. 265. Köpke 47. Mannhardt, de nom. 
V. Germ. 9. Schweizer 21 König ist urspr. s. v. a. ge- 
scblechts-, Stammesoberhaupt, gleichsam spitze der edeln, 
aus denen die Germ, die könige wählten, Weigand, sub 
könig. Greg. M. homil. 10: In Persarum Francorumque 
terra reges ex gmere prodeunt. Waitz II, 93. Die wurzel 
ist im scr. jan (dschan) geboren werden, wovon y^voj, 
genug, britt. geni. Lottner bei Kuhn, zeitschr. 11, 180. 
Weigand; vrgl. Zeuss, grmmt. celt. 44, er räth falsch auf 



die w. gen, gne yifmsvia, nosco. Der bei Ullilas vorkom- 
mende name thiudans, thioden, heisst volksherrscher, 
der dem ganzen volke. d. h. einer 'völkerachafl Torge- 
setzt ist, sie leitet. Waitz 1, ed. 2., 304. 

Wie zu Cäsars zeiten aber auch freistaaten bei den 
Germanen bestanden, so war diess auch noch zu Tac. 
Zeilen der fall. Welche form die ältere sei*), läsat sich 
aus den quellen nicht beantworten. Dahn, s. 24. 25. Die 
stellen, in denen Tac. von res, regnum, regia stirps 
handelt, sind ziemlich zahlreich. Es erhellt daraus, dass 
Tac. bei den Germanen republicaniscbe und monarchi- 
sche formen dargestellt , neben einander gefunden hat, 
Waitz I, 274, dass keine von beiden als regel, keine als 
ausnähme erschien, daher diese gesensätze oft hervor- 
treten. Wo er von allgemeinen germ. einrichtungen 
spricht, richtet er seine rede so ein, dass sie für beide 
formen zutrifft, cp. 1 nuper cognitis quibusdam genti- 
hus ac regibus d. h. zu Staaten mit und ohne könige; 
cp. 10 quos — rex vel princeps civitatis comitantur; 
cp. 11 in conciüo mox rex vel princeps civitatis andiun- 
tur; cp. 12 pars mulctae regi vel civitati. Tac. spricht 
von reges, "regi, regnari, aber niemals nennt er das acht 



*] Ea wSre aber widor alle analogie der gescbichte, wenn das 
liÜDigthum der urzcil der GermaneD fremd and erst durch spä- 
tere einflüese von aussen ihnen aufgcdrän^ oder von grund ans 
unigebiidet wäre. Ich glaube eine doppelte entstehung des kö- 
nigthums anoehmen zu müssen: 1. ursprünglich als ausdruck der 
sCammesoinheit In Verbindung mit dem myth. ansehn eines edeln 
gcsehlcehts, Tielleicht auch mit einem gemeinschaftlichen beilig- 
thum, wie hei den Gothen; 3. in den späteren Umwälzungen durch 
Usurpation einzelner stamm es fü raten und hecrführer. Bethmann- 
HoUweg e. 57 f Tbudichum sagt dagegen, 8. 67, das königtbum 
ist bei keinem germ. volke von anfang an dagewesen. Vorgl. über 
die verschiedenen meinungen. Waitz I, 273. J. A. A, Zvuicke de 
regibua Germ, antiq. ad Tac. Gorm. 7. Haue 1749 in notit. Her- 
muad. II, 119 uad Sicfert de vctt. Germ. geat. regibua ad Tac. 
Germ. cp. T. Ncobrand ISIS habe ich nicht gesehen. 



234 

germ. königthum ein regnum, um es Ton dem absola- 
tismas des rßm. Imperium, oder dem oriental. regnum 
zu unterachetden ; cp. 37 regno Arsacis acrior est Ger- 
manorum libertas. Dahn a. a. o, 24. 25. Eöpke, forschun- 
gen 7. Die meisten Völkerschaften, namentlich die west- 
lichen, mit welchen die Römer vorzüglich zu thun hatten, 
waren freistaaten und haben sich zum grossen theil {in 
ganz Sachsenland) bis zum ende des 8. jahrh. als solche 
behauptet. Nur einzelne von jenen Völkerschaften hatten, 
wenn das in kriegszeiten übertragene heerführerarmt 
dazu gelegenheit gab (J. v. Müller, allg, geseh. 8, 7) 
zeitweise iönigsherrschaft, wie dies z. b. Tac, ann. 11, 16 
von den Cheruskern, 12, 29; 2, 63 von den Hermun- 
duren angibt. Andere könige wurden nur durch röm. 
einfluss eingesetzt und erhalten: Marcomannis et Quadis 
vis et potentia ex auctoritate Romana. Germ, cp, 42. 
Die Römer begünstigten die königl. macht, weil sie 
durch dieselbe einfluss gewinnen und Zwietracht stiften 
konnten. Auch gelang ihnen dies; ann, 2, 62. 

Der republikanischen Verfassung schreibt Tac. die 
grössere Widerstandskraft der Deutschen gegen die Rö- 
mer zu: quippe regno Ärsacis acrior est Germanor. li- 
bertas. Nur bei den östlichen stammen, wie bei den 
verschiedenen stammen der Lygier, bei Gotonen, Ru- 
giern, Lemoviern (Germ. 43, 6) fand sich ein uraltes 
ständiges und befestigtes königthum vor (Montesquieu, 
esprit des lois 11, c, 8; v. Sybel, königth. 49; Grimm, 
d, spr. 580; Stalin, würtemb. gesch. I. 20. B,-Hollweg 52; 
Thudichum 58. Kritz, prolegg. 23). Mit unrecht wird von 
Luden I, 163 königl, würde bei den Germanen über- 
haupt bezweifelt. Besonderes kennzeichen der königa- 
würde cp. 43: erga reges obseqnium. 

Die könige erlangten ihre würde nur durch die 
wahi der volksgemeinde ; reges ex nobilitate — siimutu. 
Sumere ist das deutsche kioson. Schweizer 21. Die btr. 
Worte lassen sich scheinbar in doppelter weise erklären; 



^ 



235 

entweder: „aus dem adelstande", oder „mit rncksicht 
auf höheren grad des adels". In beiden fällen aber ist 
der adel Vorbedingung für die gelang:un^ zur könige- 
würde. Fragt man, welche von beiden erklärungen den 
Vorzug verdiene, 80 spricht alles für die letztere. Zwei- 
fellos nicht aus der gesammtheit des adels wird der 
könig gewählt, sondern aus der etirps ^egia^ welche 
allerdings zum adel gehört, aber einen höheren adet in 
anspruch nahm als alle übrigen adeUfamilien ihres Vol- 
kes, So erbaten sich die Cherusker von Rom den Ita^ 
licus, Tae, ann. 11, 16, einen bruderssohn des Armi- 
nius, zum kÖnig, weil er der einzig überlebende aus der 
stirpB regia ihres volkes sei und gleich im folg. cap. 
sagt Tac. von demselben Italicus „quando nobilitate ■ 

omnes anteiret". Damit stimmt auch bist. 4, 13 Julius ■■ 

Paullus et Claudius Civilis regia stirpe multo ceteros I 

antetbant-, und ebendas. heisst es 4, 55 Classicus nobi- 
litate opibuBque ante aliosi regium illi genus et pace 
belloque clara origo. Veliej. Paterc, II, 118 nennt 
den Arminius juvenem genere nobilem. Ferner bezeugt 
Jornand, de reb. get. 29 Alaricum, cui erat post AmaloB 
secunda nobititas, dass bei den Gothen die königsfamilie 
der Amaler durch die prima nobilitas ausgezeichnet ge- 
wesen sei. Auch Saxo gr. 7, 268 spricht von einer ra- | 
gia stirps bei den alten Dänen. Und so ist der hericht *\ 
des Tacitus auch durch den oben erklärten namen 
„kuning" bestens bestätigt, Schweizer, jahrbb. Das« l 
die königswahl bei jedem germ. volke, wo es könige 
gab, an eine bestimmte adelsfamilie geknüpft war, geht I 
ausser aus ann. 11, 17 auch aus cp. 42 der Germ, her- 
vor, wo ein nobile Marobodui et Tudri genus erwähnt 
wird. Wenn nun diese stirps regia durch ihren höheren 
adel hervorragte, so ergibt sich mit nothwendigkeit, 
dass es schon in jener frühen zeit adelsgrade, d. h. i 
höhern und niedern adel gegeben habe. Namentlich ist 
auch Germ. 13 von einer insignis nobilitas die rede; 1 



236 

und auch nobilitas, cp. t8, ist nicht auf jeden nobilis im 
allgemeinen, sondern auf höheren adel zu beziehen, 
worauf paucis deutet. Endlich ist ex nobilitate — ex 
■virtute eine bessere antithese, wenn wir der eigenschaft 
der -virtus die nobilitas gleichfalls als eigenschaft (in dieser 
bedeutung ist bei Tac. nobil. immer z. b. cp. 11; 13, 18, 
nie in der bedeutung adelstand) entgegensetzen und ex 
in der bedeutung des maasstabes ,,nach", oder „gemäss" 
nehmen. So nehmen Ritter, Kiessl,, Walch, Ruperti, Bach, 
Orelli, Kritz ex wie ex oft z. b. cp. 9 ex magnitudine ; c. 12 
ex delicto , 34 ex modo virium : nach maasgabe des 
adels und aus der mitte der adel. geschlechter. Waitz 
I, ed. 2, 298 n. 5. v. Sybel 133; B.-Hollw. 53; Köpke 
28. 29. So sagt also Tac: den adeligsten wählen sie 
zum könig, den tapfersten zum heerführer. H. Brandes, 
ober die nobiles des Tacit. Ber, d. germ. ges. an d. univ. 
Leipz. 1863, s. 38 ff. Vrgl- sonst noch über die stelle 
Eichhorn, deutsche Staats- und rechtsgesch. I, §, 14; 
Becker, anm, 49; Savigny, beitr. z. gesch. des adels 
8. 4. Hess obss. 1, 13. Bei Übertragung der kön. würde 
pflegte die Volksversammlung nur einen aprössling der 
edeln geschlechter, deren zahl nicht gross gewesen zu 
sein scheint (Germ. 18 exceptis ad modum paucis. qui 
oh nobilitatem pluribus nuptiis ambiuntur) zu berück- 
sichtigen, in der regel einen aus dem geschlecht der 
vorfahren, ja wol dessen nächsten verwandten und zwar, 
wie mit Zuversicht anzunehmen ist, auf lebenszeit. Die 
Gothen wählten aus dem geschlecht der Amaler (Araa- 
lorum nobilitas), die Vandalen aus dem geschlecht der 
Asdingi. Thudich. 60. Erblichkeil') in dem angedeuteten 

•) Die erblichkeit ist jedoch nicht strenge, weil das volk sein 
recht der wähl oder Verwerfung nie aufgab und der vorgäoger 
mit die wähl hatte. Thudich. 61. Der Vandalcnkiinig Giserich 
aber führte durch testament in seinem geschlecht die Primogeni- 
tur ein, Bethm. - Hollw, 53 f. Auch die Mcrovloger herrschten 
erblich. Grimm, r. o. 331. Notam, gcatcm Francorum reges ei 



\ 



237 

sinne kann daher für einen grundzug des germ. könig- 
thums gelten. Münscher 28. Wer zuerst zum könige 
erlioben wird, erwirbt den nachkommen ein solches recht, 
begründet eben ein königl. geechlecht; Waitz I, 2. ed. 
293. 294, doch ist in eigenthümlicher weise erbrecht 
und Wahlrecht verbunden. Ib. 298. 

Der neue konig wurde auf einen schild gehoben 
und, damit er von jedermann erblickt werden könnte, 
3 mal im kreise des versammelten volkes herumgetra- 
gen. Tac. hist. 4, 15 erat in Canntnefatibus stolidae auda- 
ciae Brinno, claritate natalium insignis .... inposi'/Hs sculo, 
more gentis et sustinentium humeris vibratus dux eli- 
gitur. Paul. Diac. 3, 35 Agilulfus, congregatis in unum 
Longobardis ab omnibus in regnum apud Mediolanum le- 
vatus est. Cassiod. V. hist. lU, 31 indicamus parentes 
nostros Gothas inter procinctuales gladios more majorum 
scuto supposito regalem nobis contulisse dignitatem. 
Ann. ad a. 750 (Bouquet 5, 33) Pipinus seoundum mo- 
rem Franconvm electU3 est ad regem et unctus .... et 
elevatus a Francis in regno ano. Pertz I, 64. 65. 68. Pi- 
pinus in regem elevatur. Nach Zosimus 3, 9, 4 wurde 
diese Sitte auch von den Römern bei der thronbestei- 
gung Julians angewendet. Völcker, der freiheitskrieg der 
Bataver 44. Später hörte diese gewohnheit bei den Ger- 
manen auf, oder sie wurde durch die von der christl. 
kirche vorgeschriebene feierlichkeit der salbung ersetzt. 
Grimm, r. a. 234. 237. 942. Brüder und söhne theilten 
die würde des königs und hiessen insofern regales, 
Ämm. Marc. 17, 12. Dem volke räumten auch die Ka- 
rolinger eine stimme bei der succession ein. B.-Hollw. 52. 

Die befugnisse und p/lkhtett des königs i 1. cp. 11 in 
conciiio — mox rex vel princeps andiuntur auctoritate 
suadendi magis quam jubendi. Der könig ist darauf 

Buccessionc habere. Fulco v. Gheime bei Flodoard hist. Rem. IV, 
5. — Hie and da finden eich zwei kÖnige. Trgl. Tac. ano. 12, 30; 
13, H. Schweizer, prgt. 31. 



angewiesen, das volk von der Zweckmässigkeit der zu 
ergreifeDden maesregelti und zu erlassenden besetze zu 
überzeugen, seine Zustimmung zu erbitten, nachdenj er 
dieselben mit vorbereitet iiat; cp. 44 precario jure pa- 
renii; da penes plebam ajbitrium; cp. 11. Uebrigens 
ihre stimme gewiss von gewicht: auäruntur, 2. Dem Kö- 
nige war die vorstandschaft in den geriehlen gewiss mit 
jedem fürsten gemein, daher z. b. später Ätbanarich 
Thervingorum judex hiess, (B,-Hollw. 52 f,). Und da 
nach cp. 12 pars mulctae regi vel clvitati zufiel, so hat 
er auch wahrscheinlich die betr. beamten zu bestellen. 
Diese pars mulctae war später das s. g. fredum, frie- 
densgeld, wodurch der durch ein schweres verbrechen 
verletzte frieden gesühnt wurde. Der könig erscheint 
also, da in seinem namen recht gesprochen und voU- 
strecjct wird, als oberster beschützer des rechtszustandes. 
Thudichum 63. 64. Waitz I, ed. 2., 306. 3. Priesl&Uche 
rechte kommen dem könige nicht zu*). Waitz I, 305. 
Es gab besondere Staatspriester (y. Sybel 138) cp. 10 
sacerdos civitatis ; ib. sacerdos ac res vel princeps ; 
cp. 11 sacerdotes ^ mox res vel pr. Amm. Marc. 28, 5 
apud hos generali nomine rex adpellatur hendinos — 
sacerdos apud Burgundios omnium maximus sijiistus. 
Hiermit aber ist nicht ausgeschlossen, dass ihm, wie 
bei allen Völkern der alten weit diess bei den föraten 
und köuigen der fall war, auch eine mitiwirkmig bei den 
opfern und heiligen handlungen zustand ; cp. 10 ei^uos 
sacerdos ac rex vel princeps civitatis comitantur, hinni- 
tusque ac fremitus observant, Waitz I, 169. 4, Der kö- 



*) Anders Grimm, r. a. 243, dem &ber nur wenige beistimmen, 
Dahlmann aber, gescb. Dan. 1, 169, sa.gt von dSmscbcm köoig- 
thum: königBrecht war: oberopferer, obcrrichlcr und oberteldherr 
za sein. Mit dem christcntbum ging der priegterliche charahtcr 
TörVoren , mit diesem die Übung eines unmittelbaren stfafrachtl. 
amtes, was ur«prüBglich bei den germ. yölkeracbiften zusammen- 
hing, von welcbem man indees in Danemarii keine spur .findet. 



nig ist ßkrer des notoAeer«» oder hitte, wie man folgern 
dart einen heerführer zu bestellen. Waitz I, 170; 2. ed. 
I, 310. Grimm, r. a. 243. v. Sybel 153. 135. Köpke 10—12. 
Thudich, 62. vrgl. Tac. ann. 2, 46. Und in dieser be- 
zieiiung wird auch an unserer stelle von den königen 
gesprochen, nicht aber wie Günther meint reges ad 
pacem, duces ad bellum spectant. 5. Der konig, dem ver- 
muthlich der grösste grundbesitz zustand, Waitz I, 171, 
hatte auch wol eine ansehnliche gefolgeachafi, da sie nach 
Germ. 13 für ein erforderniss des glanzes im frieden 
und des Schutzes im kriege gehalten wurde. Münscher29. 
Die macht des konigs. Macht und bedeutung des 
königthums in ältester zeit ist mit voller bestimmtbeit 
nicht anzugeben. Wir mögen es wol dem heroischen 
königthum in der griech. geschichte vergleichen, in wel- 
chem die persönlichkeiten der herrscher wesentlichen 
einfluss ausüben. Waitz bei Schmidt, zeitschr. 3, 34 ff, 
Die könige hatten bei den Deutschen nicht eine unbe- 
schränkte und wilUtürhche gewalt, wie man eine solche 
sich bei den Römern dachte und wie sie sonst bei den 
meisten barbaren erschien; cp. 7: Dec regibus infinita 
aut libera potestas; cp. 43 Getönes regnantar — non- 
dum tarnen supra Ubertalem ; ann. 13, 54 in quatuvm Ger- 
mani regnantur. Waitz I, ed. 2, 292. 293. Der könig er- 
scheint gewisaermaassen als die quelle aller ehre, wenn 
seine gunst, im Widerspruche mit den rechtlichen Vor- 
stellungen des Volkes, freigelassene über freigeborene 
und selbst über edele erhebt; cp. 25 liberti — in iis 
gentibuB, quae regnantur — super ingenuos et super 
nobiles ascendunt. Beschränkt aber wird die gewalt der 
könige durch die Volksversammlung; Waitz 1,312. 313; 
(cp. 11 concitium; ann, 1, 55 consensus gentis) die über 
krieg, frieden und gesetzgebung beschliesst. Köpke 9. 10. 
Schon bei Cäsar, 5, 27, versichert Ambiorix, könig der 
Eburonen, sua esse ejusmodi imperia, ut non minus ha- 
beret juris in se multitudo, quajn ipse in multitudinem. 













2/jO 


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^" 




Und dass die macht der 


könige in 


frieden 


gering ist. 




geht 


auch 


aus 6, 23 


hervor. Noch 


später zwangen 


die 



Franken ihren könig Chlotarich, sie wider seinen willen 
gegen die Sachsen zu führen. Greg. Tur. 2, 27. 4, 14. 
Bühs 247. Burgunder setzen ihre könige bei misswachs 
ab. Amm. Marc. 28, 5. Ein strengeres konigthum aber 
war bei den Skandinaviern; cp. 44 unus imperitat, nullis 
jam exceptionibus ; 45 uno differunt, quod femina domi- 
natur, In tantum non modo a libertate, eed etiam a Ser- 
vitute degenerant. Auch die Germ. 42 erwähnte koniga- 
herrschaft über Markomannen und Quaden darf wol als 
ungermanisch und freiheitsfeindlich bezeichnet werden, 
da Tac. von ihr sagt vis et potentia ex autoritate ro- 
mana. Münscher 28. 

Die übrige Staats- und getneindeverfassung ist aber 
durch das dasein der könige nicht gestört und ganz so, 
wie in den freistaaten beschaffen. Erst später, als die 
herrscher anängen, ein volk mit dem andern zu zwin- 
gen, wurde es anders. Thudichum 62. 63. Einkünfte des 
köuigs. Diese waren : I. ertrag seines eigenthuras ; 
2. kriegabeute (cp, 14 materia munificentiae per bella 
et raptus); 3. ein theil der strafe; cp. 11 pars mulctae 
regi; 4. freiwillige geschenke an vieh und feldfrüchten 
aus den gauen und von ganzen Völkern ; cp. 15 mos est 
ciritatibus ultro ac viritim conferre principibus vel ar- 
mentorum vel frugum; vrgl. Grimm, r. a. 243; 5, ge- 
schenke von benachbarten Völkern an pferden, waffen, 
haisschmuck, pferdeschmuck und Silbergeschirr; cp. 15 
gaudent praecipue (reges) flnitimarum gentium donis — 
electi equi, magna arma, phalerae torquesque; 6. tribut 
von zinsbaren königen bezog z. b. Ariovist; Low t)4 f. 
Ueber könige noch zu vergl. Grimm, d. sp. 180. 627. 599. 
Massmann in den jahrbb. f deutsches alterth, 10, 65 ff. 

infiniCa auf libera poteslas. Brotier: auf bene Rhcnan. 
1533 et recentiores. In vett. edd. ae libera, auch Ru- 
pert! ^ Longe deterius. P&ssow. Lege auf lib. Nolte 1. 1. 



241 

De part. aut synon, conjungente v. Roth. Tac. syn, p. 15 
Hand Turs. I, 540. Infinita, quae nullie finibus circum- 
scripta, libera ex solo arbitrio pendens; illa habet vim 
objectivam, haec subject, Kiessl. Bach. Infin. = sine 
modo, lib. sine vinculo; Walth. Infin. finibus limitibusve 
non circumscripta, si non temporis (perpetiia) saltem 
modi (absoluta) ac libera potestas est. Rup. Günthers 
auslegung infin. de tempore, libera de potestate ist nicht 
richtig. Hess, obsa. I, 13. 

diices ex virlute sumunt. Dux bezeichnet nach röm. 
Sprachgebrauch jeden heerführer. Dieselben männer, 
die sonst reges, proceres, principes heisaen, können, so- 
fern sie als heerführer erscheinen, auch ducea genannt 
werden; so Marobod und Armin. Dahn, die könige der 
D. 64 Tacitus will an unserer stelle, wie auch anderwärts 
wo er den rex mit princeps oder civitaa verbindet, die 
bei den Germanen vorflndlichen nach der verfassungs- 
form einander entgegengesetzten kÖnige und anführer 
des heeres von einander unterscheiden: ducea sind ober- 
anführer des heeres im freistaate. Thudiehum. An eine 
gleichstellung beider herrscherwürden ist hier durchaus 
nicht zu denken. Waitz bei Schmidt, zeitschr. 3, 13. Ein 
wesentlicher unterschied zwischen den königen und den 
duces (nach Latham 43 ags. heretoga; dessgl. nach 
Münscher = altd. herizoho, Zugführer. Weigand: ahd, 
herizogo aus herizoho, alts. heritogo, aus heri, heer und 
ahd. ziohan, der mit dem beere auszieht, daher = heer- 
führer, vorgesetzter des heeres) : während bei der wähl 
des königs auf das geschlecht gesehen wird, entscheidet 
bei der wähl der herzöge vor allem die kriegstüchtig- 
keit. Waitz I, 250. Bei der wähl der letzteren war man 
nicht auf adet eingeschränkt, ein herzog konnte auch 
aus bloss freien genommen werden. Grimm, r. a. 229, 
276. Die wähl zum dux konnte an sich in monarchi- 
schen wie in republikanischen Stämmen vorkommen, 
jedenfalls dann, wenn sich mehrere stamme verbanden; 
IS 



1 
1 



vr 



242 

so ist Armin dux der Cherusker und der mit ihnen ver- 
bundenen Stämme gewesen (Strab'o 7, 1, 4 'Äpfisviou roS 
;:oXe[).apx'^5*'>'''^°C ^"^ ■'^°'^S X'lP°üaxoLi; ; Tac. ann. 2, 44). Nicht 
selten nahm man solche männer, die bei den Hörnern in 
diensten gestanden hatten, z. b. Arminius, Civilis, Göller, 
acta soc. gr. I, 59. Nach Waitz ist es wahrsclieinlich, 
dasa sich die wähl an die fürsten hielt, dass aus der 
zahl der fürsten einer zur leitung des kriegs berufen 
ward, I, 59. Die wähl geschah bei den Canninefaten 
durch erhebung auf den Schild: impositusque scuto 
more gentis et sustinentium humeris vibratus dux eli- 
gitur. Tac. bist. 4, 15. Diese sitte kam später auch bei 
den königen zur anwendung und erhielt sich bis ins 
mittelalter. Grimm, r. a. 234—237. 942. Waitz bemerkt 

1, 251 : wenigstens dann, wenn der könig erhoben ward, 
dessen geschlecht noch keinen ansprach auf herrschaft 
hatte. Die Sachsen erwählten ihren herzog aus ihren 
fürsten durchs loos, Beäa h, eccl. 5, 10. 

Es scheint, dass der eigentliche heerführer immer 
nur einer war; cp. 7 ducis jussu. So war bei den Mar- 
sen Mallovendus dux, Tac. ann. 2, 25, Brinno bei den 
Canninefaten. Tac. bist. 4, 15. Zu Cäsars Zeiten kommen 
aber auch 2 vor; b. g. I, 37. Thudichum 56. Dass der 
herzog nur auf die erforderliche zeit erwähit wurde, 
versteht sich in republ. volkastämmen wol von selbst, 
wird aber auch durch das beispiel des Armin, Tac. ann. 

2, 88, bestätigt. Noch deutliclier sagt es Beda h. eccl. 
5, 10 antiqui Saxones ... tempore belli ducem sequun- 
tur, peracto autem hello rursum aequalis potentiae omnes 
fiunt satrapae, d. h. principes. Münscher. 

Ueber die macht des herzogs weichen die nachrich- 
ten des Caesar und Tacit. von einander ab, Nach jenem 
hatte er für die zeit des krieges dictator. gewalt und 
das recht über leben und tod; b. g. 6,23; nach diesem 
führte er das volksheer mehr durch beispiel als durch 
befehl und durch Strafgewalt. ß.-Hollw. 52. Und die 



243 

straffere dlsciplin der ehattischen duces wird als seltene 
ausnähme hervorgehoben; cp, 30 rarissltnam nee nisi 
ratione disciplinae concessam, plus reponere in duce, 
quam in exercitu — audire praepositos. Tac. ann. 1, 68 
ist erzählt wie Armin, der dux, dem imr ein recht des 
rathes zusteht, seinen kriegsplan gegen Ingiomer und 
das heer nicht durchzusetzen vermag. Dahn 66. 67. Ta- 
citus redet von der thätigkeit der herzöge viel ausführ- 
licher, als von der der köuige, wol desshalb, weil bei 
den westlichen stammen, welche den Römern mehr be- 
kannt waren, königsherrschaft selten vorkam, also die 
wähl eines herzogs öfter vorkommen musste'). Mün- 
schor. Zur zeit Carls d. gr. sagt poeta Saxo 772 p. 228 
variis divina modis plebs (die Sachsen) omnia habebat 
quot pagoS tot paene duces. Waitz III, 114. Den fürsten 
aber, vor allen denen, die an der spitze der Völkerschaft 
standen, worden geschenke dargebracht, cp. 15. 

exemplo polius quam imperio, i. e, exemplum edendo 
= ita se gerendo ut ceteris exemplo sint. Kritz. Rex 
vel princeps — audiuntur auctoritate suadendi magis 
quam jubendi potestate; cp. 11, 4; sine cura ducum 
abire, ann. 1, 68, 2, 14; Germanos non juberi, non regi, 
sed cuncta ex libidine agere; bist. 4, 76. Ita Sifridus, 
Guntherus ceterique reges in Nibel. carmine fortitudinia 
exemplo praesunt magis quam imperio; quin imo Vol- 
cherus virum fortem regi non semper fore obtempera- 
turum dielt, ubi minus deeora jusserit. Nib. 9181, Orelli, 
symbb. Gruber glaubt irriger weise exempto und im- 
perio seien dative. Ebenso Weish., Bach und Döderl. 
{seil, sumpti, quod ex sumun't repetendum) vrgl. Ritter. 
Ueher die interpunct. und ausl. auch zu vergl. Woltman'n, 
Tacit. werite VI, XL VI, Walther und Ruperti. 



') Mit unrecht nehmen einige erklärer, x. b. Höhs, ducea für 
□ ntergeornete befehlshaber. Wirth 29. Vrgl. Thudichum 56. Grimm, 
r. a. 752 note, Eicbhorii, deutBcho Staats- u. rechtsgesch. 14b, n. p. 



244 

S! j>rompti (thatlvriil'tig, kampfbereit), si cimspicui, si. 
Die Wiederholung der partikeln dient zur lebendigen 
gliederung der rede; cp. 11 prout aetas — prout decus, 
prout facundia. Mützell I, 95. 96. Gradatio per asynd. 
Kr. Anaphora; dial, de or. 9 si — si ^ si denique; 
Germ. cp. 19 und 37 non — non — non; 19 und 37 
ne — oe — ne; 18 idem — idem; hoc — hoc — hoc; 
sie — sie; in haec — hoc — haec — hos; 7 unde — 
unde, hi — hi ; 14 illum — illum. W^nkauff 1. I. 3«. 31. 

si aganl, i. e, sie forte agunt; cp. 13 si comitatus 
emineat; c. 14 si civitas torpeat. Bach. 

admiradone sc. sui. Dübn.; ist nur -wiederaufnähme 
von exemplo und steht dazu im verhültniss der Steige- 
rung. Kiessl. Münscher. Ezemplum und imperium zeigen 
die thätige einwirkung, admirato den erfolg bei den ge- 
horchenden. Gerlach. 

neqtie — neque — tiequidem; cp. 44, 4 non — non — 
non — nequidem. 37, 3; vrgl, Mützell zu Curtius p. 144 
ed. min, Gronov. : scribe: ne — qm'dem. So lesen die edd. 
Yon Ern. Walth., Rup., Grub., Walch, Pichon, Döderl., 
Orelli, J. Bekker, Panckoucke, Haase, Kritz. Nee (oder ne- 
que) quidem ; Ehenan., Pichena, Conr., Lips., Hess, Dil- 
they, Bach, Seeb., Kiessl,; diese lesart vertheidigt Hess, 
obsB. III, 9, sie ist aber matt und unpassend. Reisig, 
TOrll. ed. Haase Ö8Ö. Passow vertheidigt die lesart. 
Spitta dagegen 1. 1. 142; rectissime monet Haase ad 
Beisig schol, lat. adn. 497 apud recentiores scriptores 
quum saepissime nee pro ne quidem dictum sit, facillime 
has duas dicendi rationes commisceri potuisse. Bött. lex 
Tac. 315: nee quidem pro et ne quidem; er ließt nee 
verb. quid. 

anmadverlere = supplicio afficere; bist, 1, 46, 6. 4, 
49. Barth 4, 372, Münscher 30; sine ullo, ut videtur, ap. 
al- Script, exemplo. Bött. lex. Tac. 48; ist späteres latein. 
Haupt; animadvertere, sc. in aliquem. Ita tarnen ut vi- 
tae necisque potestas maneret penes magistratum ; Caes. 



245 

b. g. 6, 23 cum bellum — niagiatratUB, qni ei hello 
praesint, ut vitae necisque habeant potestatem, deligan- 
tur. Relhan. Morus : supplicia, a magistratu decreta, sa- 
cerdotes manu sua a condemnatis sumpserunt, — De belli 
tempore accipienda. Kie3Bl. 

neqiie mncire, ne verberare; a gravioribuB poeniB ad 
leviores descendit h. 1. oratio. Rup. Ueber diese et 
spricht auch G, G. Nitzsch, ind. schol. Kil. 1832, 4. 5. 
Diese beiden strafen sind dem altd. leben sonst völlig 
fremd. Waitz I, ed. 2., 383. In älterer zeit war das 
geisselu strafe der sclaven. Oaenbrüggen, das alam. 
atrafr, 186Ü, M Auch bei Gr. und Römern die strafen 
der aclaven durchaus Itörperlich, da bei ihnen im gegen- 
satz zu den freien der sciave allemal mit dem körper 
büsst. Becker, Gallus II, ed. 3. v. Rein 145. 147. Bei 
den Römern war das verberare den centurionen erlaubt; 
Orelli; daher der hass der Soldaten gegen diese; ann. 
I, 23, 2. 31, 3. Kr. 

socerdotihis. Sacer - do - 1 , der das opfer darbrin- 
gende. Kuhn, zeitBchr. 9, 106. Ehe die spätere stren- 
gere kastenordnung bei den Indern hervortrat, ist als 
älteste form des priesterthums eine höhere befahigung 
der anbetung der götter und insbesondere Verrichtung 
der Opfer zu bemerken. Ein mit diesen eigenschaften 
begabter mann wurde puröhbita, ein bei dem opfer vor- 
angestellter genannt; als ein wirkliches amt, eine würde 
tritt das priesterthum erst nach der vedischen zeit ein. 
Lassen I, 795. Einen eigentlichen priesterstand gab es 
in der ältesten zeit bei ihnen nicht, Pictet II , 690 und 
ind. kästen existirten noch nicht zur zeit des indogerm. 
gesammtstaates. Schweizer 21. Nach den Veden opfert 
jeder hausvater oder patriärch und, wo möglich, nie 
ohne „den schmuck des liedes". Bunsen, gott etc. II, 103. 
Auch bei den Griechen gab es einen eigentl. priester- 
stand nicht, insofern damit ein solcher stand geraeint 
ist, der sich als bevorzugter Inhaber einer tieferen kennt- 




246 

niaa von den göUecn und dea göttl. dingen geltei^ 
machen weiss; sonst vollziehen die priester namenfl 
die Schlachtung des opferthiers, sprechen die gebet^'l 
und verrichten sonstige heilige handlungen zu bestimrti- 
teo Zeiten in dem heiligthunv der gottheit. Schönjann, 
gr. alt- 1'. ?^' 374. ßei manchen tcmpeln gab es priester 
und priesterinnen 379. Ja, priester zogen auch woL mit 
zum eigentlichen kämpf, niclit bloss zur Verrichtung 
priesterlicher dienste im feldeaus; Wachsmuth, hell. 
alt. II, 1, 375, ebenso bei den Römern. Ruperti 11, 5,^ 
5<i7. Die Etrusker wählten hei ihren bundesfesten einen 
ihrer edlen zum oberpriester; die hauptpriesterthümer 
waren bei ihnen in einem bestimmten geschlechte erb- 
lich. MiiUer, Etrusk. II, 3, 2, 8. Etruac. priester zoger 
mitunter mit in den krieg. Ebend. II, 107. Etwas ähn- 
liches kommt bei den Britanaeo vor. Tac. ann. 14, SOl 
Das leben der alten Römer ist so tief mit religiösen 
dementen verweht, dass fast keine wichtige handlung 
ohne hinzuziefeung der götter yorgenommen wird: krieg 
frieden, geburt, ehe, tod -nfurde mit opfern begangen; 
jedes haus hatte seineu privatgottesdienat, der baushe;rr 
war priester. Rossbach, röm. ehe. 1Ö9. Bei den RÖniqrn 
waren priester schon unter Roraulus und Numa. Riy 
II, 566, Gerifian. priester werden bei Tacit wenig« 
nannt, ob-^ol mehrfach Veranlassung dazu gewesen j 
Tacitus kennt bei den Germ, priester, aber keinen eig?| 
heben priesterstand ; Waifz 1, 172; auf die staatlichen vef-" 
hältnisse üben sie aber keinen einduss aus. Waitz [, ^8i -* 
Cp. 10. spricht Tac. von einem sacerdos civitatis; nebea 
ihm steht aber das haupt des Staates und zwar sowp| 
in köiiigJichen, wie in republikanischen Staaten (sficef- 
dos ac rex vel princeps civitatis); beide begleiten ijie 
heiligen rosse, tragen die Symbole der götter aus dem 
hain in die sc)ilacbt und beobachten ihre auspicj^ji. 
Aber auch die weltlichen proceres sind neben den sa- 
cerdotes als richter und gläubige der auS{>iciGn heryor* ■ 



247 

gehoben. Der sacerdos civitatis ist aber auch bei loos- 
befragungen über das künftige schicltsal thätig: si pu- 
blice consuletur sacerdos civitatis — ter singulos (sur- 
cuioB^ tollit, sublatoa interpretatur, cp. 10. Ausserdem 
aber werden priester noch im allgemeinen erwähnt und 
zwar Bpeciell bei ausübung des Strafrechts in krieg und 
frieden. In der friedlichen Volksversammlung kommt 
den priestern ein gewisses ahndungsrecht zu: in conci- 
lio Silentium per sacerdotes, quibus tum (in coocilio) et 
coercendi jus imperatur. cp. 11. Die priester geboten 
also schweigen, d. h. sie verkündeten den anfang der 
Verhandlung und zugleich den besonderen frieden, der 
in solcher Versammlung herrschte, den thingfrieden. 
Eben dieses ist der grund, dass die priester auch hier 
eine strafbare gewalt üben; der brach des friedens er- 
scheint als Verletzung der götter, und ihre diener haben 
zu wachen, dass sie nicht erfolge, wenn verübt, dass 
sie sühnung finde. Und da volk und heer dasselbe, so 
gilt dort derselbe grundsatz. Waitz I, ed. 2., 326, Vom 
Btrafrecht während des krieges vfird gesagt: ceterum 
neque animadvertere, neque vincire, ne verberare qui- 
dem, nisi sacerdotibus permissum. Wie cp. 11 vom ding- 
frieden, so ist hier vom heerfrieden die rede. Die ding- 
stätte trägt den opferaltar und mit opfer und heiligen 
handlangen wird das gericht feierlich eröffnet. Daraus 
ist es erklärlich, dass priester die Verletzung des heili- 
gen friedens im namen der gekränkten götter büssea 
müssen. Sie vollstrecken die strafe nicht allein, sondern 
sie verhängten sie auch, Münscher 31. Rugerti nimmt 
unrichtig an, um die strafen milder zu machen und dasj; 
sie geduldiger ertragen würden. 

Ebenso mochte der bruch des wol bei den göttern 
beschworenen heerfriedens im namen der götter durch 
den priester bestraft werden. Die todesstrafe wurde als 
ein dem durch das verbrechen gekränkten gott ge- 
braohtea opfpr angesehen und consequent mögen auch 



?48 

leibesetrafcn durch fessel und ruthe im felde von dem 
priester vollstreckt worden Bein, da man leichter den 
göttern als den menschen ein so strenges recht über den 
!eib des freien einräumt. Dahn 83, Noch in der lex 
Vi3ig, wird gesagt, die prügelstrafe mache den freien 
mann dem sclaven gleich. 

Grimm, r. a. 751 und Wilda, strafr., haben die so 
verschieden gedeuteten nachrichten richtig gedeutet. 
Waitz I, ed. 2., 326. N. 3. Wilda insbesondere sagt, Caes. 
h. g. 6, 23, gibt dem herzog ausdrücklich eine bestimmt 
eingreifende disciplinargewalt: Tacitus scheint durch 
die wahrgenommene Strafgewalt der priester — die sich 
nur auf erhaltung des gottesfriedens bezog — zu dem 
irrthum verleitet zu sein, sie jenem völlig abzusprechen. 
Das ne verberare quidem zeigt hinlänglich, dass Tac. 
hier das röm. kriegswesen vor äugen hatte. Wilda, das 
strafr. d. Germ. 23!). Das verberare war bei den Rö- 
mern den centurionen erlaubt. Orelli. 

Neben diesen priestern finden wir noch einen be- 
sonderen priester der Nerthus; es ist ihm ein besonde- 
res religiöses Vorrecht gegeben: est in insula Oceani 
castum nemus, dicatumque in eo vehiculum, veste con- 
tectum; attingere uni sacerdoti concessum; cp. 40. Sonst 
begegnen wir noch einem priester im heiligen haine der 
Nahanarvalen , muliebri ornatu. cp. 43; umgekehrt tra- 
ten nordische dienerinnen der götter auf. Grimm, m., 
ed. 3, 86. 

Ohne zweifei lag den priestern ausser den genannten 
geschäften die Verrichtung feierlicher gebete, die wei- 
hung der könige und leichen, vielleicht auch der eben, 
die abnähme der eide ob. Grimm, r. a. 271. myth. 60. 
61. ed. 3, s. 80. 

In der liter. wird der deutsclien priester selten ge- 
dacht; Tac. ann. \, 57 nennt bei dem altare der UbtV 
einen Germanen, Seglmundus, als priester; Strabo 7, f\^ 
4 nennt Äißu? -üv Xircuv [epeü;. Ämmian. Marc, erwähnt ^- 



249 

einen priester der Burgunden, Eeda, 11, 13, der Angel- 
sachen, Jordanes, c. 4, der Geten oder Gothen. In allen 
beschreibnngen der heidenbekehrun^en ist dann nicht 
weiter von priestem die rede, da treten könige und für- 
sten hervor. Waitz. 

Es gab im deutschen alterthum verschiedene namen 
für priester. Goth. gudja, der gott dienende fron:ime 
mann, Dass dieser ausdruck heidnisch ist, folgt aus dem 
altn. yodi, pontifex, ahd. cotini, priester; es wird damit 
das wort tribumis glossirt {Diut. I, 87). Dass das wort 
die bedeutung tribunus haben konnte, zeigt, nach Grimm, 
den genauen Zusammenhang zwischen priester- und 
richteramt ') , Waitz I, 25!), der vorzüglich in einem an- 
dern der hochd, mundart eigenthümi. ausdruck hervor- 
bricht: öwa, ea bedeutet nicht bloss weltliches, sondern 
auch göttliches gesetz und daher ist cwart, eowart der 
pfleger, hüter des gesetzes; im 12. jahrh. ist ewarte 
ganz synonym mit priester. Im Heliaod kommt vor: 
wihes ward, templi custos. Der ausdruck wizago wird 
mehr gebraucht, weil der priester zu strafen (wizen) 
hatte; freilich schwankt das wort auch in die bedeutung 
des scbauens und wahrnehmens (videre) hinüber. Sim- 
rock, myth. , ed. 2., 534. Auch kommen die ahd. aus- 
drücke harugari und parawari (aus liaruc und paro, hain) 
vor. Mit der einluhrung des christenthuras drangen 
fremde benennungen ein, was bemerkenswerth ist. Orelli. 
Die Angelsachsen nahmen in verkürzter form das lat. 
sacerdos auf: sacerd; im Heiland 150, 24 zeigt sich 
biscop, später wurden aus jipeußÜTepo; priester, aus papa* 
pfaflfe allgem. benennungen. Grimm, myth. ed. 3, 78 ff, 

') Ebenso Simrock, myth. 528. Möller, relig. S3; ähnlich v. Sy- 
bel 79. SO. Thudichum dagegen sagt; Aur keinen fall kam ihnen 
im frieden eine gerichta barkeit zu, nur Verletzungen des ding- 
friodena aliodeten sie. 87. Bethm.-flollw. Ö8. öS. Der priester hatte 
den gottesfrledcn in der gcmeindcvcrsammlung zu wahren, Germ, li, 
und übte inaofcrn einen beschrankten einQuss im Staate. 



250 

Bemerkenswerth ist, dass die goth. priester pileati Wes- 
sen, im gegensatz zu capillati, dem übrigen theile des 
Volkes, und dass sie während des opfers ihr haupt mit 
hüten bedeckten. Grimm, r, a. 271. myth. 60. 61, 

Aus dem Vorhandensein der tempel und opfer in 
christlicher zeit folgt, dass auch priester vorhanden wa- 
ren. Bei Beda (bist, eccl 2, 13) wird gesagt: non licet 
pontiflcem sacrorum vel arma ferre, vel praeterquam in 
equo equitare. Ep. Bonif. 82. Serr. VS: Sacrilegi pres- 
byteri, qui tauros et hircos düs paganorum inimolabant; 
cp. 25: Presbyter Jovi immolans. Grimm, myth. 60. 61. 

Von einem geburtsatand mit ausschliesslichen prie- 
sterrechten, einer abgeschlossenen sogen, priesterkaste 
ist bei den Deutschen keine rede. Weinhold, n. 1. 327. 
Caesar sagt, b. g. 6, 21, sie haben keine Druiden, welche 
dem gottesdienat, vorstehen; vrgl. 6, 13; 6, 16. Simr. 
myth, ed. 2, 532; dass sie überhaupt keine mit der lei- 
tung der gottesdienstl. gebrauche betrauten beamte*) 
gehabt hätten, sagt er nicht, sowie er ihnen auch nicht 
die Sitte des opferns abspricht. Die germ. priester nun, 
deren die Germanen nach Tac, hatten, waren wol vom 
Volk erwählt (der sacerdos civitatis aber war wol sieher 
vom Staate ernannt. Dahn 80). So heisst es z. b. vom 
Sigimundus, dem söhne des Cherusk. Segestes: sacerdos 
apud aram Ubiorum creatiis, Tac. ann. 1, 57, ob vom 
Volke oder von den priestern wird nicht gesagt"). Auch 

*) Grimm glaubt, äas pricsteramt könne bei den Germanen 
erblieh gewesen sein; mytli 60. Ohne dies zu/agcben, meint doch 
aoch V. Sybel, die scharfe, bestimmte götterlehre habe die noüi- 
wendigkeit eines priesterstandes mit sich gebracht. KÖnigth. BS. BS. 
Darin stimmt ihm Pfeiffer bei, Germ. I, 222, Bei den Indern muss 
der erste Hchritt zu kästen gewesen sein, dass das amt des pah- 
robita ein erbliches wurde. Lassen I, 803. 

'•) Besetzung des pricsterthums durch ko/iI kommt bei Homer 
auch in Troja vor. Schomann 11, 377. In Rom crgäuztcn sieb be- 
kanntlich die priester früher durch eigene roo/i/, seit dem gcsets 
des iribuug Cn. Dom. wählte sie das volk. Voll. Fat. 'i, 12. 



251 

Jornanrles berichtet, dass priestet; und könige aus dem 
edelstande erwä,h],t würden. Wii;th, gesch, I, 188, Simrock, 
myth. 528. Göller, Acta soc. gr. I, 67. 

Von den insignien und der tracht der prieater wird 
nichts gemeldet. Grimm, m, 60, Bei den griech. prie- 
stern darf unverschnittenes haar bei allen angenommen 
werden; die färbe der kleidung war wol in der regel 
weiss. Schömann, II, 384. 

Es gab auch priesterinnen. Bei den Indern werden 
devadäsis, götterdienerinnen erwähnt, Bohlen I, 274; bei 
den Griechen kennt schon Homer eine gewählte prie- 
sterinn. Hermann, gr. alterth, ed. 2, s. 209. Kimbrische 
und goth. priesterinnen sind verbürgt. Strabo 7, 2. Eunap. 
excerpt. c, 46: £ix_e Ss £xäöT7] 9uXt] ^ Esp^a; xal Espeta;. 
Die kleidung der cimbr. priesterinnen beschreibt Strabo: 
nptJfi-avTei; C^psicti TcoÄLOtptj^e; , xapTrctcfvoi; ^axtiSa? in- 
TCäTüopjnjuevcti. , ^üff[Jict laXxcivt gfpvsai, Yi>().v67co5ec. Wirth, 
gesch. I, 187. Bei den fränkischen stammen zeugen für 
prieaterinnen die namen Electrudis, d. i. hehre frau des 
heiligthums (alah), Änstrudis, d. i. götterpriesterin. Haupt- 
thätigkeit der priesterl, frauen: 1. Weissagung. Cimbf. 
priesterinnen deuten das geschick aus dem blute der 
geopferten kriegsgefangenen; in der Woluspa spricht 
eine seherin als pnesterin: 

Allen edlen gebiet ich audacht, 

Hohen und niedern aus HeimdaUs geschlecht; 
Vrgl. Müller, relig. 52. Simrock, übers, der Edda 3., 
Müllenhoff bei Haupt 9, 127. 2. gesang und tanz, 
worauf aus späteren Volksgebräuchen zu schliessen ; 
3. sie nahmen theil an Umzügen; 4. sie verrichteten 
opfer. Weinhoid, deutsche frauen. 68, Im norden heissen 
sie gydja, welchem namen gudh, gott, zu gründe liegt, 
Noch jetzt heisst die pathin gode, was daran erinnert, 
dass die pathen im mittelalter ihre pfleglinge den glau- 
ben lehren musaten, also fast priesterliches amt über- 
nahmen, Simrock, myth. ed. 2, s, 538, 



non gwmf in pomam: sc. noxiorum, sed in oltionem 
deorum delictis laesorum. Orelli. Praeposita negandi 
vocula augetur negatio, ut irae del satiefaciat. Rup. 

vehili Deo imperante. Ms. Arundel. deo inspirante. 
Brotier. Ist keinenfalls richtig. Es könnte der gott, der 
dem priester das strafen erlaubte, Wodan, sein, da die 
todesstrafen im engen zusammenhange mit der religion 
standen und namentlich ist zu vermuthen, dase die 
strafe des hängens in einem nahen bezuge zu diesem 
gotte stand, In Deutschland war es nämlich Sitte, den 
Verbrecher zwischen 2 wöIfen, den heiligen thieren des 
gottes Wodan, aufzuhängen. Müller, reJig. 194. Auch 
nach nord. mythen nahm Odhin nicht selten unmittel- 
bar antheil an den schlachten. Er ist daher wol der 
gott, quem adesse bellantibus credunt. Als er den Had- 
ding in der keilförmigen Schlachtordnung unterwiesen 
hatte, stellte er sich unter die reihen und erlegte die 
feinde. Saxo 17. Simrock 232; ed. 2, 209. Irrthümlich 
nimmt Weishaupt hier als den betr. gott Tuisco an. 
Horkel dagegen glaubt, es sei zunächst an Wodan oder 
Zio zu denken, Lodhuwico et Karolo — visum est, ut 
rem ad episcopos sacerdotesque, quorum aderat pars 
maxima, conferrent, et illorum consultu veluti ummne 
lUvino harum rerum exordium atque auctoritas prodere- 
tur. Nidhardi hlst. Pertz II, 668. Als ritter vertrat St. 
Martin den alten kriegsgott. Seine eappa und sein man- 
tel wurde zur zeit der merowing- könige dem beere 
vorausgetragen. Wolf, beitr. zur myth. I, 40. Auch in 
deutschen sagen hat sich die anschauung, dass ein gott 
den krieg leite, erhalten. Anstatt des gottes zieht ge- 
wöhnlich ein lieblingsheld desselben aus einem berge, 
ehe der krieg ausbricht; so kaiser Carl d. gr. aus dem 
Odenberg bei Gudensberg. Grimm, deutsche sagen 26. 
Nach Panzer rührt sich beim herannahenden kriege 
kaiser Friedrich im Untersberg. Simrock 237. — Bei den 



253 

Griechen stand den kriegen vorzugsweise Zeus vor. 
IL 7, 175. 

effigiesqwe et Signa quaedam ; i. q. effigies quoque ; 
paulo ioferius cibos^we. Bach. Die Inder hatten als feld- 
zeichen der reiterei einen draciien auf einer Stange. Sie 
führten ihre kennzeichnenden und unterscheidenden bü- 
der meist in fahnen: einen elephanten, fische, den pfau, 
büffel, eher, löwe. Bernd, die wappenw. I, 248 — 250. Der 
persischen könige heerzeichen war ein goldener adler, 
ihr wappenhild. Xen. Cyrop. 7, 1, 4 Aegypter liesaen 
thierbilder auf spiessen vor der linie tragen, damit ein 
jeder sich danach richten könnte und wüsste, zu wel- 
cher Ordnung er gehörte. Auch Römer hatten zu feld- 
zeichen frühzeitig thierbilder auf Stangen, die sie im 
kriege vorantrugen, ausser dem adler namentlich den 
wolf*), das pferd, den eber, Plin. h. n. 10, 5, Marina be- 
schränkte sich auf den adler, der seitdem auch das erste 
und vorzüglichste legionszeichen blieb. Veget. 2, 13 
primum Signum totius legionis est aquiJa. Bernd I, 89. 
vrgl. Habel, über die feldzeichen des röm. heeres. Ann, 
für Nass. alterth. u. geschichtsf, 1837, III, 191. Catulua 
hatte 31 feldzeichen: dracones. Eutrop. h. r. 5, 2. Es gab 
besondere signiferi. Veget. II, 7. Thierbilder als feld- 
zeichen kommen nach bildlichen darstellungen in tri- 
umphbogen auch bei den Galliern vor. Lindenschmit, 
alterth. 86. 

So hatten nun auch die germ. Völker ihre bestimm- 
ten feldzeichen: die Cimbern einen ehernen stier; Plut. 
Mar. 23; die Teutonen drachen. Apoll. Sid. carm. 2, 232. 

') Schon Homer vergleicht die kämpfenden helden mit wü- 
thenden wÖlfen, U. II, 73. 16, 15ß, und es ist bcgreiäicb, dass bei 
den Rümern das blutgierige tbier als lupus martlua, martialis, dem 
kriegsgott heilig und sein bild auf dem feldzeichen stand. Plin. 
h. 11. lü, 4, 5. Etue wülfin säugt die itwillinge, d. h. sie flöast 
ihüen kriegerischen muth ein. Dies der sinn der bekannten sage. 
W. Gritnm hei Haupt 12, 345. 



254 

233. Die Usipeo haben ihre feldzeichen, Signa inilituHi, 
Caes. h. g. 4, 15, dessgl. die Tungern. Tac. hist. 4, 16. 

Fragen wir nun, was unter den effigiesque et signa 
an unserer stelle zu verstehen sei. Das que deutet an, 
dass sich diese worte unmittelbar an das nächstvorher- 
gehende anschliessen und drücken aus, dass die Ger- 
manen, dem glauben an die gotter entsprechend, d. h. 
um die nähe derselben zu veranschaulichen, bestimmte 
bilderreiche kriegszeiehen in die Schlacht tragen. Muu- 
scher, Es scheint doeh sicher, dass Tacitus durch das 
wort efftgies etwas von den signiis verschiedenes habe 
bezeichnen wollen. Müllenhoff erklärt das wort daher 
durch magtnes ferarum, welche symbolisch die götter be- 
zeichneten, Müllenhoff, de poesi chor. Germ, 13. Es 
stimmt ihm Schweizer bei, progr. 13, jahrbb. 120. Kritz 
und Ritter erklären effigies gleichfalls durch imagines 
ferarum, formas puta aprorum, ursorum, urorum (Orelli). 
Vrgl. auch Wolf, zeitschr. 2, 77. Peucker II, 187— 1!K) 
glaubt, effigies schienen die nationälbilder der verschie- 
denen Stämme gewesen zu sein, 

Signa erklärt Müllenhoff als attribute der gÖtter 
z, b. lanze (-speer) des Wodan, hammer des Thunar, 
Schwert des Ziu oder Heru. Müllenhoff i. 1. 13. Dessgl. 
Schweizer. Simr, , myth. ed. 2, 530. Beide Wörter (effi- 
gies und Signa) übersetzt Strombeck durch; „bilder und 
gewisse zeichen", Walch; gotterbilder und geweihete 
zeichen; Zacher: thiersymbole und feldzeichen (bei Ersch 
und Gr. 386), Lindenschmit a. a. o. 69: symbole und 
thierbilder; Waitz 1, 2. ed. 383: thierbilder und derglei- 
chen. Entschieden falsch nimmt Altenburg signa für 
erbeutete feldzeichen und ebenso falsch sagt Bach signa 
et atia qualiacunque belli insignia esse possunt et in- 
primis signa hoatibus erepta. Longoliua, Ruperti, Hess, 
Grimm, Orelli (in symbb. und ed. 2) nehmen hier ein 
SV hm büoh an, so dass effigiesque et signa für effigiata 
Signa, bestimmte bilderartige kriegszeiehen stände, wie 



255 

cp. 17 maculae pellesqne für maculatae pellea. Walther, 
Altenburg, Bach, Spitta 1. 1. 55 sprechen sich dagegen -aus. 

Bleiben wir zunächst bei dem ausdruck sfgna stehen; 
um den begriff klar festzustellen, müssen wir etwas 
weiter ausholen. Es gab eine zeit, wo man noch keine 
götterbilder hatte; man fühlte aber das bedürfniss, sich 
die gottheit, die man verehrte, durch ein sichtbar bild 
zu vergegenwärtigen. Ehe man bilder hatte, gab es 
daher Symbole: gegenstände der verschiedensten art: 
thiere, gewächse, steine und geräthe, an die sich die 
Vorstellung einer näheren beziehung zu dieser oder jener 
gottheit knöpfte. Was liian als Symbol detselben be- 
trachtete, oder worin man ihr numen erkannte, das hing 
von mancherlei Ursachen ab. Schömann, gr. alterth. II, 
156. 157. Zum symbol für die noch in eibfalt, beson- 
ders die nnr von ihren heerden lebenden Völker eignen 
sich thiere als die nächsten gegenstände ihres Verkehrs, 
auch durch beobachtung der Überlegenheit mancher 
thiere dazu vermocht, Weicker, gr. myth. I, 59. 61 oder 
auch nicht selten durch die ahnung einer näheren 
beziehung zwischen dem wesen des gottes und der na- 
tur jener thiere. Schömann a. a. o. 157. Der kreis der 
thiersymbole aber ist verschieden nach der natur der 
länder und der entwickelnng der vötker: bock, stier, 
wolf sind im hirtenleben entstanden. Weicker a. ft. ö. 61. 
Nicht selten Bind den göttern wilde thiere zugesellt, 
wenn es nicht geschah, wo das volk noch in wälAern 
hauste. Grimm, d. sp. 124. 

Die Symbole der götter bestanden bei den Germanen 
nun aus den bildern der ihnen geheiligten thiere. Tac. 
hist. 4, 22, 3 : Hinc (apud Bomanos] veteranarum cohor- 
tum Signa, inde (apud Germanos) depromptae sifvis lu- 
cisve ferarum magines ut cuique genti inire proelium mos 
est Diese dienten also zu heerzeichen (chumpal) and 
da die heerhaufen nicht durch znfall zuBammengewürfelt 
waren, sondern ans verwandtschaftlich verbundenen ge- 



256 

schlechtem bestanden, so können wir hier den Ursprung 
des Wappenwesens finden, denn diese thierbilder erschei- 
nen später als geBchlechtawappen. Unter dem bUde 
dieser thiere standen also die götter an der spitze der 
geschlechter. Simrock, myth. 530. Es waren demnach 
vielleicht thierbilder, wie sie auf der columna Trajani 
und Antonini abgebildet waren, die auf Stangen getra- 
gen wurden. Sie waren heilig und vertraten gleichsam 
die stelle der gottheit, die man beim kämpfe gegenwär- 
tig wünschte. Grimm, r. a. 263. 

Nach den uns erhaltenen Überlieferungen vertreten 
bei den Germanen den gott Freyr und seine Schwester 
der ochse und eher*), Grimm, myth. 194, den Wodan 
die sehlange und der wolf) (myth. 64S)), den Thonar 
der bär'") und der bock, vielleicht den Ziu der widder 
{Schmidt, zeitBchr. 8. Müllenhoff de poesi 13). 



•) Eber werden schon von Taoit. Germ. 45 als insignc der 
Aest^er erwähnt: ineigne superslitionis formaa aprorum geslant. 
Der eber als symbol der frucbtbarkeit war dem Freyr heilig. 
Müller, rel. SQ. 270. Schon die Kelten hatten Standarten mit ebern 
als feldzeichcn. Mannhardt, germ. m. 90. Ob die in England aus 
Beowulf nachweisbare aitte, eher auf helmen zu tragen (Grimm, 
Anircas 28. 29. Leo zn Beow 18) aus dem cuit, des Freyr abzu- 
leiten, oder ob sie, da Tacit. denselben gebrauch bei den Aestyeru 
erwähnt, auf die mater deum, also auf Frey a 7u beziehen, ist 
nicht zu entscheiden. Müller, rcUg. 272. Auch daa gcrm. altcrth. 
liebte abbilder dieses heiligen thierce auf helmen zu tragen. 
Grimm, Elene, 260; Mannhardt, g. m 90. Auch Thor muss diesen 
heim getragen haben. Der eber war das bild grösater tapferlieit, 
dabor oft in nameni Eberbilt, Eberlint, Epurswiat. Wcinbold, 
frauen 12. 

") Der alte, dem wolf eigcnthümliehe, aber auch von beiden 
geführte name Isangrim, wird zunächst durch scharf wie ein 
schneidendes schwert erlilärt, aber auch auf einen furchtbaren, 
Bcbreckenerregcndeo heim, den er trSgt, gedeutet, der dem alt- 
nord. oegishidmr entspricht; damit würde Wolfhalm (Pöratemann, 
namenb.), Wolfhclm, angels. Vulfbelm übereinstimmen. W. Grimm 
bei Haupt 12, 205. 

*") Noch in später zeit erscheint bei aufzügcn ein Icnabc in 



257 

Hiernach nehme ich nun an, daas unter Signa eben 
diese thierbilder zu verstehen seien, aumal Tacit selbst, 
bist. 4, 32, 3, die ferarum imagines der Germanen den 
signis Romanorum gegenüberstellt und da noch Widukind 
von den heidn. Sachsen I, 11 er/.ählt; Hie accipiuns 
Signum quod apud eos (Saxones) habebatur sacrum, leo- 
nis atque draconis. Pertz 5, 422. Müller, relig. 70. Waitz 
T, 383 not. 7. So übersetzt auch Müller signa durch 
eine art zeichen (von thieren) und auch Münscher nimmt 
Signa als kriegszeichen, „bilder von wilden thieren". 31. 

Fragen ■wir nun, was unter effigies zu verstehen sei. 
So viel steht Test, das effigies nicht eigentliche bilder 
von göttern gewesen sein können, Dübn., Döderl. , da 
Tac. cp. 9 von den Germanen mittheilt, deos non in 
ullam humani oris speciem assimilare. 

Ich glaube, dass effigies die attribute der gÖtter be- 
deuten, deren oben einige angeführt sind. Es darf da- 
für angeführt werden, dass noch später bei Widukind 
I, 11 bei den Sachsen von einer effigies aquilae volan- 
tis die rede ist, worunter, zum unterschiede der aigna 
leonis atque draconis, wahrscheinlich nur das flügelpaar 
des genannten vogels zu verstehen ist wie es bei Sil. 
It, heisst 6, 37 clausamque aquilae adorans effigiem 
und dass noch in meroving. zeit ein mantel als Symbol 
des kriegsgottes dem beere vorausgetragen wurde. Wolf, 
beitr. I, 40. 

Die effigies und signa aber lassen schon eine fertig- 
keit, bilder und gestalten aus holz zu schnitzen oder 
aus stein zu meisseln vermuthen und diese kunst konnte 
sich bis zu einem gewissen grade vervollkommnen. Stein- 
waffen und anderes geräth, dass man In grabhügeln 

einen bär verlileidet und stellt den Thanarvor. Grimm, myth. 745. 
MüllcDboff a. a. o. 23. Anf dem brnstbarDiEch der IrmeasSnle soll 
ein bär zur andeutung des mutbea abgebildet gewesen sein , wie 
Meibom, rer. germ. 111, 9 behauptet; es ist dies jedoch zu beiwei- 
fi^ln. Wiith. gesch. I, 107. Auch in bocksgestalt erscheint na- 
mentlich bei aufzüeen zn Weihnachten Thunar. Mannbardt, ger. 
mythen. 23S. 

17 



258 

findet, zeigen eine nicht ungeschickte behandlung 
schwieriger Stoffe. Grimm, myth. 79. Wie es scheint, 
■waren die betr. zeichen gefärbt. 

Mit der annähme des christenthums verschwanden 
die alten feldzeichen der germ. stamme und es traten 
an die stelle der wahrscheinlich von priestern, Münscher, 
auf Stangen getragenen thierbilder, fahnen, „banner" ge- 
nannt. Schon der goth. stamm der Thervinger trägt 376 
vexilla. Solche vexilla, Amm. Marc, 31, 5, wurden dem- 
nächst mit volksemblemen und Symbolen der christl. 
kirche geschmückt. Doch kommen auch noch zuweilen 
die alten thierbilder vor; Item die von Arnstete hatten 
einen adiler in oren banir (1475). Erfurt, chronik bei 
Haupt 8, 310. Bei den Wenden wurden draehen auf 
Stangen gesteckt in tempeln aufbewahrt. Bernd I, 270. 

quaeilam. Durch diesen zusatz scheint Tacitus an- 
zudeuten, dass die bilder zwar nicht beliebige, sondern 
je nach den volksstämmen verschiedene waren (Mün- 
scher), keinesweges deutet er an, dass Tacitus selbst 
nicht recht wisse, wie diese sigoa beschaffen gewesen 
seien, wie Greverus annimmt, s. 26. 

detracta Ivm; detracta sc. arboribus a sacerdotibus, 
Grimm, rayth. 80. Sacra autem haec signa erant, quia 
in lucis numinibüs dicatis asservata. Orelli. Diese kriegs- 
zeichen wurden also in friedenszeiten in den heiligen 
hainen an bäumen aufgehangen aufbewahrt; Tac. er- 
wähnt eine Silva Herculi Sacra; in Jütland ist ein Thorlöf, 
Thorslund = Thorshain. Mannhardt, germ. m. 231. 232. 
In solchen hainen wurden auch die den feinden abge- 
nommenen feldzeicben aufgehangen: cerni adhuc Ger- 
manorum in lucis signa romana, quae dis patriis suspen- 
derint. Tac. ann. I, 51». vrgl. Peucker 11, 187—190. Aehn- 
lich wurden auch bei den Griechen die wafTen der 
feinde als trophäen den göttern geweiht und an bäumen 
oder hölzernen säulen aufgehangen. Schömann, antiq, 
jur. publ. Graecor. 371. 



£58 

praeaptivm fortitudinis incitamentiim. Ein antrieb zur 
tapferkeit lag schon in dem vortier angegebenen glau- 
ben, daas die gottheit im kämpfe nahe sei, welcher 
durch die mitgenommenen bilder noch erhöht werden 
sollte ; ein zweiter antrieb liegt in der aufatellung nach l'a- 
milien und Verwandtschaften, ein dritter in dermitwirkung 
der frauen bei dem kämpfe. Münscher. Es ist bei dieser 
aufzählung eine gewisse gradation unverkennbar. Eudol- 
phi. Die interpunction bei Haupt ist anderen vorzuziehen. 

tiirmam aut cuneum, i. e. equitum aut peditum ma- 
num. Hess; Ritter. Kritz. Hist. 1, 79 wird pedestria 
pügna und turma und 5, 16 agmen und cuneus einander 
gegenüber gestellt. Gruber. Münscher sagt mit recht, 
cuneus habe zugleich den nebenbegriif einer durch 
Zwischenräume abgesonderten abtheilung, wie aus hist. 
5, 16 Civilis haud porrecto agmine, sed cuneis adstitit 
und ann. 1, 51 Caesar avidas legiones, quo latior popu- 
latio foret, quatuor in cuneos dispertit, hervorgehe. Nach 
Drakenb. ad Sil. It. 4, 144 wird cuneus auch wol von 
reiterei gebraucht. Hess. 

familiae. Wo das wort im gegensatz zu propinqui- 
tates steht, bezeichnet es das engere verhältniss der 
Verwandtschaft, propinquitas das weitere. Germ. 18 In- 
tersunt parentes et propinqui; die propinqui sind aber 
doch blutsverwandte; cp. 20 quanto plus propin-quorum, 
quo major afflnium numerus, tanto gratiosior seneetus. 
Vrgl. Bethm. HoUw. 36. Thudichum 94. 

Die eigenthümliche einrichtung der Germanen, dass 
die schlachtreihen nach familien geordnet wurden und 
söhn, bruder und neife an der Seite des vaters. der 
hriider und oheime fochten, die wahrscheinlich durch 
schüdfarbe kenntlich waren {Peucker 2, 213), dieser hohe 
sinn für familienheiligkeit (gar zu äusserlich glaubt Hor- 
kel den grund dieser erscheinung darin finden zu dür- 
fen, um den Wetteifer der einzelnen stamme zu nähren) 
und der hinweis, dass das gemeinwesen aus gescMech- 
17* 



260 

l:ern und atümmeii müsse entstanden sein (Cnes. b. g. 
6, Ü2 principes gentibus cognationibitsque, qui una coierant, 
agros attribuerant) lässt auf eine periode schliessen, die 
jenseit unserer keantniss Hegt. KÖpke, Forschungen 33 
Es ist darum nicht zu verwundern, dass wir dieselbe 
t'innchtung bei den alten Indern finden. In Samaveda 

1, 4, 1, 5. 6 (Denfey) heisat es: 

Den vor dem feind die kämpfenden geschleckter, 
den im geapann die stürmenden anrufen, 
den in der schlacht, den in der wagen stürme 
die priester feiern, Indra ist es etc. 
Auch bei den Griechen herrscht bei aufstellung der 
kriegSTolker das verwandtschaftliche vor. Nestor ver- 
langt, dass nicht allein jedes volk, sondern auch jeder 
stamm wieder abgesondert nach seinen geschlechtern 
kämpfe, II. II, 362 xpiv' avSpa; k/xicl 9ÖXa, xazd ipp'i^TpG:;, 
MC 9pi^Tpi] qjpTjTpTjiptv apYj-pj , 9ÜXcc Se 96X01^. Wachsmuth 

2, 368. Die geschworenen kameradschaften bildeten 
noch später innerhalb der phalanx kräftigepfeiler; Peucker 
2, 208. Tpia, heisst es bei Dicaearch p. 112, Tcap' "'EXXijat 
>coi.viJviac ^^"H, ^ätpa, tppaxfioi, ^uXt). Hermann, griech. 
alterth. III, il. 

Die aufstellung nach Völkerschaften bei den Ger- 
manen erwähnt Caesar schon bei Ariovist: Germani 
suas copias eduxerunt generatimque constituerunt b. g. 
I, 51 (die paraphr. hat xctta qii'Xa^ wie es auch von Cy- 
rus heisst xati ipvXa ä.tfd'^ix'. touf itcxouj. Cyrop. 8, 3, 25, 
wobei gewiss wieder die geschlechter bei einander ka- 
men). Was Caesar von der Schlachtordnung des Ario- 
vist erwähnt, erzählt er auch in anderer beziehung von 
den Galliern 7, lU Galli generatim distributi in civitates. 
Dass bei den Germanen dieses syatem sich lange er- 
halten habe, ist nachweisbar. Eine erlnneruug daran 
ist es, wenn in der ältesten aufzeichnung des alamanni- 
Rchen rechts von den yeschieckiern des heeres die rede 
iBt, wo die Versammlung des volkes gemeint ist. Waitz 



261 

I, 79, Die Gothen waren auf ihrem zuge ohne zweife! 
nach geschlechtern und Stämmen gruppirt. Köpbe, for- 
schungen 47. (Nach Waitz I, 80 ist dies aber nicht ganz 
sicher.) Paul. Diaconus erwähnt, 2, 9, dasa nach tongo- 
bard. gesetz im liriege jeder freie mann im 6. jahrh- 
mit seiner fara erschien; er erltlärt dies wort durch ge- 
neratio, prosapia und ist dies also ein Überbleibsel jener 
älteren herresverfassung. Bethm.-Hollw. 36. 37 Dei den 
\ besetzt die magenschaft, wie sie im kämpfe 
mgestanden hat, die maegthe, das erstrittene 
land (v. Sybel 41); kaiser Leo (Tactica c. 4, §. 39) er- 
klärt es für sehr klug, wenn man in, der schlacht brü- 
der neben brüder, freunde zu freundep stellt. Rühs 248. 
Der 18jährige dithmarsche bauer gehÖtt vor allen din- 
gen seinem geachlechte an, welches sich, es müsste denn 
äusserst schwach sein, in mehrere klüffte, d. h. hausge- 
nossenschäften, familiae, theilte, die oft in vielen kirch- 
spielen zerstreut wohnten. Diese Verbindung, die sein 
stolz und seine schutzwehr war, war auch seine 
fessel. Er musste der Sippen, der klufftvettern, der ge- 
schlechtsfreunde wohl und wehe in verschiedenen kirch- 
epielen mitberathen und theilen, d. h. vielleicht mit ein 
paar hundert familien. Neocorus s. 545 — 547. ed. Dahl- 
mann. Bei den Dithmarsen griff der familienverein noch 
bis ins 17, jahrh. tief in die familien- und heerverfas- 
sung ein. Peucker I, 34 f Dass im felde neben ein- 
ander focht, wer zusammen die heimische mark be- 
wohnte, ist die Ordnung, welche der Höchsckolte noch bis 
1746, die Serben noch im letzten Türkenkriege beob- 
achteten. T. Sybel, königth. 16. 19. 

et propinquitates. Nolte behauptet irrthümlich 1. 1. re- 
cipiend. familiae aiit propinquit. Nach propinq. setzt die 
ausg. von Passow falsch ein punctum, weniger gut ein 
seraic. Ritter. Orelli, Haupt, Haase; besser ein komma 
DÖderl. 

Propinqui waren nicht allein beim beere, sondern 



262 

auch in staatlichen Verhältnissen wichtig; in ihrer ge- 
genwart wurden ehen geschlossen, ehebrecherische wei- 
ber ausgestoseen : coram propinquis expellit (feininam) 
domo maritus, 19, 1, quemquam agnatis necare, flagitium 
ly, 4. Dem beleidigten fiel pars mulctae, oder den 
verwandten desselben zu, propinquis ejus cp. 12. An 
Vaters stelle macht der propinquus wehrhaft: juvenem 
ornant scuto frameaque vel pater, vel propinquus cp. 13; 
der verwandtschaftliche grad der geissein verpflichtet 
die familien um so fester; auch schwestersöhne gehören 
dazu. Köpke, forschungen 32. 33. Auf die uralte fami- 
lienheiligkeit deutet auch hin, dass eine eigene göttin, 
Sif (goth. slbja, ahd. sippia, geschlecht, Verwandtschaft), 
Vorsteherin der familien ist, welche in beziehung auf 
Thor, den einweiher des familienlebens, steht. Wolf, zeit- 
schr. 11, 332. Thunar ist nämlich zugleich ehegott und 
kampfgott. Wolf, heitr, I, 80. Es besangen ihn die alt- 
germ. sänger unter Vortrag seines Symbols, des harn- 
mers, in die Schlacht ziehend, als den herrlichsten aller 
helden{?), den Schützer und vertheidiger der heimath 
und des familien glucks, während frauen und kinder un- 
mittelbar in deren nähe weilten. Wolf, zeitschr. II, 77. 
Bülau sagt, s. 111, sicher mit unrecht, propinquitates 
gehe vielleicht auch auf markgenossenschaft, 

et in proximo pfijnora. Et in initio sententiae simul 
copulae partibus valet: und auch; nam illud quoque, 
quod uxores, liberi, parentes certantibus adsunt, maxi- 
mum est incit amentum fortiter pugnandt Spitta, 1. 1. 104. 
Pignora, die liebsten verwandten, die man als geissein 
zurücklässt. Quint. 5, I, 1, §. 33. Haupt: Liberi, uxores, 
etiam parentes; Tac, ann. 15, 57 carissima suorum quis- 
que pignora; bist, i, 18, 4 Civilis matrem suam soro- 
resqiie, simul omnium conjuges, parvosque liberos con- 
siBtere a tergo iubet; hortamenta victoriae vel pulsis 
pudorem. Von den Dritten beisst es anu. 14, 34 animo 
Ita fero, nt conjuges quoque testes victoriae secum tra- 



263 

herent plaustrisque imponerent; cf. Agric. 38, von den 
Thraciern ann. 4, 51 adsistentes plerisque matres et conju- 

ges earumque lamenta addunt animos. Schon Caesar, b. g, 
I, äl, erzählt vom heere des Ariovist: Germani — omiiGin 
aciem rhedis et carris circumdederaot — eo mulieres 
imposuerunt, quae passis crinibus implorahant, ne se in 
servitutem Romanis traderent; es werden hier also zwei- 
rädrige karren und vierrädrige wagen, mhd. wakun, reita, 
erwähnt. Beide dienten zur befestigung der schlacht- 
linien und zum schütz der weiber und kinder. Host- 
raann 6. 8. Die gerra. weiber nämlich hatten hinter der 
schlachtreihe ihren stand und nahmen hier auch die 
gefangenen feinde in empfang. Strabo p. 2Ü4; Müllen- 
hoff und Scherer, denkmäler deutscher poesie etc. 263. 
Auch bei den Cimbern wagten die weiber von ihren 
wagen herab vertheidigung. Plut. Mar. 19, 27. Flor. 3, 4. 
Die Vandalen hatten die sitte noch 100 jähre nach der 
gründung ihres reiches in Africa, dass weiber zu wagen 
mitzogen, Procob de b. vand. II, 2, 3 und von den Ost- 
gothen heisst es noch unter Theodorich: o tuv Fot^üv 
Xeu; etjrexo, ■Kcdhtxq ts xat Yuvaiita? ev T»l^ ä|Ji(xS*^S .^V" 
^E^EVOL. Procop. de b. g. I. Im mittelalter wird mit 
verdoppelter hitze und hartnäckigkeit gestritten, wo die 
frauen dem kämpfe zuschauen. Erec. 1), 67. Lanzel 5275. 
Gudrun 644. 1441. Tr. Kr. 4157, Grimm, myth, 37Ü. Unter 
den Longoharden kam es oft vor, daas sie weiber be- 
waffneten, auch gothische frauen vertheidigten sich. 
Weinhold, frauen 41. Klemm, germ. alterth. 231. Hel- 
dinen sind stedess bi den Ditmerschen vele gewessen, 
also dat ock in jungester weile vele hämisch und wapen 
angelegt und manck den mennern gestanden boven vnd 
aver fruwiiche natur und vermögen gekrigt. Neocorus 
1, 135 ed. Dahlmann. Und noch in der neueren zeit 
hat es nicht an' einzelnen frauen gefehlt, welche am 
kriege theil genommen. 

Im Zendave&ta heisst rathaestäo, d. h. auf dem 



wagen stehen d , ein krieger. Ratha heisst auch im 
scr. wagen und es folgt djiraus, dass dieser gebrauch 
den arieclien Indern schon in ihrer ältesten zeit 
angehörte. Lassen I, 812. Zur zeit des Käliddsa war 
der gehrauch eingeführt, dass der könig von bogentra- 
genden (javana) frauen in seinem gefolge beim heere 
hegleitet ward. Nach Megasthenes begleitete den könig 
auch auf der jagd eine anzahl bewaffneter frauen. Lassen 
I, 812. 

Die ansieht von Kritz, dass die sitte der theilnahme 
von weihern am kämpfe wahrscheinlich nicht hei allen 
german. Stämmen vorgekommen sei, und dass sie we- 
nigstens nur im defensivkriege angenommen werden 
dürfe, wird nach unsern auseinandersetzungen schwer- 
lich als richtig anerkannt werden können. 

ululatas. Tac. bist. 4, 18, 5 ut virorum cantu, fe- 
minarum ulutatu souuit acies; ann. 4, 5i illis extrema 
jam Salus et adaistentes plerisque matres et conjuges 
earumque lamenta addunt animos. Amm. Marc. 16, 11, 8; 
28, 5, 6 nennt ipsum clamorera bcllicum Alamannorum 
et Saxonum ululatum lugubrem. Vielleicht ist dieser 
ululatus der öXoXuyJj sacrae femin. graecar. zu verglei- 
chen. Hermann, gr. alterth. §. 28, 17. Wolf meint, es 
sei hier vielleicht an wechselgesang zu denken. Lais 
27, 189. Müllenhoff, de poesi etc. 14. Weinhold, frauen 41. 
Schweizer sagt, der ululatus entspricht dem kriegsge- 
sange der miinner. Wackernagel vermuthet, der ululatus 
der frauen sei nicht blos heulen, sondern zaubergesänge 
während der schlacht. Haupt. Uebrigens kommt ulula- 
tus von frauen häufig vor. Virg. 4, 667; 1), 477; plango- 
ribus femineis ululant 2, 488; cf, PHn, ep, 6, 20. Unde 
fem. ululatus, unde vag. infantium. Chiasmus; cf cp. 11 
auctoritate suadeudi magis quam jubendi potestate ; cp. 13 
expetuntur legationibus et muneribus ornantur. Die 
nicht gute lesart ulul. femin. haben Rhenan. min. u. a. 
Hess, obBs. L III, 10. 



265 

audiri. Ritter spricht sich achon in seiner ausgäbe 
gegen dies wort aus, hält es der concinnität der rede 
wegen für ein glossem und setzt es im text in eine 
klammer; und noch neuerlich hat er sich dahin ausge- 
sprochen, rhein. mus. 1865, XX, 199, audiri sei ein 
gramniat. Schnitzer; es sei hier eine ellipse anzunehmen, 
die nicht den geringsten anstoss errege, da das locale 
linde den begriff venit oder ad aures accidit dem leser 
von selbst zuführe; ähnlich sei cp. 4 unde habitus. 
Diese leichte ellipse habe ein alter leser zu erklären 
versucht, dabei aber einen argen fehler gegen die lat. 
structur begangen, da kein lateiner unde audiri für unde 
audiri potest oder solet, oder für unde est audire sagen 
dürfe. Döderlein bemerkt dagegen: quod si intolerabilis 
esset talis inflnitivus tarnen mallem andires scribere, 
quam cum Rittero glossam adorari. Tschofen hat das 
wort gesperrt gedruckt; Kritz verändert es, als eine 
corruptel, in auditur; Schweizer fragt, ob es so geän- 
dert werden dürfe? Jahrbb. 120. Reisig aber glaubt, 
der infin. hist. nach dem rel. unde könne hier unbedenk- 
lich angenommen werden, denn wenn zwar weder Sali., 
noch Liv. den gebrauch des inf. hist. auf andere con- 
junctionen als ubi und postquam ausdehnten, so thue 
dies doch Tacitus; ann. 2, 4; 12, 51; 3,26 Grysar 
sagt ebenso (zeitschr. f. österr. gymnasien IV, 784) die 
stelle ist unbestritten; beider angäbe einer noch in der 
geijeawart bestehenden sitte braucht Tacitus einigemal 
den inf. mit ausgelassenem solet, wofür sich bei den 
früheren hist. kein beispiel aufweisen lässt (vergl. Bill- 
roth). Hess, Weishaupt, Günther, Gruber, Münscher 
sagen, der inf stehe in dem sinne auditur (80 Kiessl., 
Euperti), oder audiri est, solet, potest; (so Bach); Dö- 
derl.i aut addendum, aut supplendum: solet. Walther: 
est inf, hist. pro: audiuntur; Hess obss. III, 10; haec 
structura comparanda videtur cum graec. o^ev äxoÜE3^a% 
i. e. ucre ^xei^ev äxoÜEa^aL Die beste erklärung gibt 



266 

Jessen (ztschr, fiir das gymnsw. 1862, 75. -76): der inf. 
sei zu erhalten, da, wenn ein solcher inf, nach relativen 
Partikeln cum, ubi, unde stehe, dies keine nebensätze 
mehr seien, sondern mit der lebhaft einschreitenden 
conjunction in der bedeutung eines demonstr. mit et ein 
selbstständiger hauptsatz anfange: in der nähe sind die 
Pfänder; von da lässt sich hören. Unbedenklich haben 
desshalb audiri im text Rbenan, Ern.-Oberl,, Hess, Haase, 
Passow, Gerlach. Audiri hier im sinne: erschallen, er- 
tönen; denn nur so passt es zu „unde" und bezeichnet 
einen Vorgang, der auf die kämpfer einwirkt. Münscher. 

hi — hi. Die Wiederholung des pronomen dient zur 
lebendigen gliedernng der rede; cp. 14 exigunt — illum 
bell, equum — illam frameam; cp. 18 hoc vinculum — 
haec arcana sacra, hos deos; idem in pace — idem 
In proelio; cp. 25 suam sedem — suos penates. MQtzell 
I, 95, 

Ai testes. Im Waltharius rühmen die beiden den 
frauen ihre thaten. Haupt 9, 160. Das masc, wird an 
unserer stelle vollkommen berechtigt durch das voran- 
gehende infantium neben feminarum, wie sehr in Wirk- 
lichkeit auch die kinder eine untergeordnete rolle ein- 
nehmen, oder ganz zurücktreten. Jessen. Sanctissimi, 
unbestechlich, zuverlässig. Münscher. 

laudalores, sc. rerum fortiter gestarum. Bach. 

vulnera ferunt: regresst vulnera ostendunt; Günther. 
i. e. vulnerati se conferunt; Kritz; ist aber poetische 
ausdrucks weise. Bach. 

numerare; cum gaudio, tanquam virtutis documenta. 
Ita fere recte Lips. Döderl. ; laetae et cum admiratione. 
Ritter. Nolte 1. 1. enumerare magis quadrat quam nu- 
merare. 

exigere. Rhenanus corrigirte 1533 nach einigen hand- 
schriften ex(s)ugere; diese lesart nahmen dann Pichena, 
Conring, Lips. (ed. Amst. 1672), ed. Bip., Panckoucke, 
Koch und Mosler an; Mone vertheldigt sie (gesch. des 



^ 



267 

heidenth. II, 31), Pichon will sie dem exigere vorziehen; 
Strombeck übersetzt „auszusaugen'*, billigt sie also. 
Kommt die Sache nun zwar im alterthum vor, II, 4, 218 
al]x' iini.\>t,rfla.q , Dilthey, so passt das exBugere an un- 
serer stelle doch durchaus nicht. Im allgemeinen ist 
anzunehmen, dass leichter aus exigere exsugere ent- 
standen sei, als aus exsugere exigere, Weishaupt; rich- 
tig bemerkt schon Ernesti: pavent magie convenit verbo 
exigere, quam exsugere in quo misericordia potios est 
quam fortitudo; treffender noch sagt Bülau, s. 115, ex- 
sugere verträgt sich nicht mit piagas, was keine offene 
wunden bezeichnet. Geverus will es nicht gelten lassen, 
weil es nur bei vergifteten geschossen nöthig sei, die 
bei den Deutschen nicht vorkämen (?). Im allgemeinen 
bemerkt Brotier zu der correctur des Rhenanus: male 
und Hess (obss. I,) zu der lesart; merito nunc explosum. 
Es kommt nun auf die richtige Interpretation des 
exigere an. Mehr oder weniger irrthümlich sind fol- 
gende auslegungen; des Lips, : requirere cum expro- 
bratione; des Erotier: exigere et expostulare, si ignavi 
illaesique rediissent, aut indecora vulnera accepissent; 
des Kiessl. i verba ferunt et numerare admonent, ut exi- 
gere potius eo sensu accipiatur, quo pecunia vel merces 
debita vel imperata exigi dicitur. Kitter exigunt: anxiae 
et solUcitae. Schweizer exigere ist mehr explorare cu- 
randi et obligandi causa (Kritz); sie prüfen die wunden 
nach dem orte. Jahrbb, Das richtige scheint mir schon 
Gronov. getroffen zu haben, wenn er exigere erklärt: 
taxare et dignoscere, numerare et expendere atque com- 
parare inter sc vntnera cum laude ejus, qui majora et 
honestiora tulerit. Ebenso Günther, Dübner, Low und 
Orelli. Ganz ähnlich ßötticher lex. Tac. 184 exigere, 
i. e. diligenter examinare, cujus vulnera sint leviora, 
cujus graviora et honestiora; ita recte. Hess. Genau 
prüfen und beurtheilen. Münscher. Was nun die sache be- 
trifft, so ist folgendes zu bemerken. Im scr. ist der älteste 



namc für arzt bishaj und bheshaja. Das compos. a,Ijischanj 
existirt noch und heisst maledicere, objurgare, auch ver- 
binden; abishanja Verbindung, specieller: Verwünschung, 
beschwörung. Die alte heilkunst bestand vorzüglich in 
bescbwörungen und Zauberformeln. Kuhn, zeitschr. 5, 
26—29. Solche zauberlieder, durch die geheilt werden 
sollte, finden wir einstimmig bei Indern, Italienern und 
Germanen. Justi, über die urzeit der Indogerm. in Rau- 
mers bist, taschenb. 1862, 323. Die wurzel sanj ent- 
spricht dem goth. sakan, lat, sagana, zauberin, mit sagax 
verwandt; irisch heisst aighe hexe. Kuhn a. a. o. Wir 
dürfen also bei den Alt-Indern vorzugsweise franen als 
arzte annehmen *). Aehnlicbes wie hier von german. 
frauen wird von spartan. und röm. frauen berichtet, 
Plut. Pyrrh. 29: 'Hftüvovto 8s xcti xpo^ufiEa y/d äpeTTJ ^rapa 
5iva[iw oE Aa)(£Sai|j.cvto[ xal izoL^rfixi aE YuvaixEC^, öpe'Touaai 
ßs'Xf] xai öLifa itai xoröv Toti; Seop-evoL^ Trpojip^pDuaat xal 
ävaXa[jiß(ivouaai toÜ? TtTpfjaxotievou;. Ael. v. 
hist. 12, 21: de lacaenis matribus filiorum vulnera in- 
epicientibus. Besprechungen, s7i:aoiSa£, von wunden wer- 
den schon bei Hom. Od. 19, -457 erwähnt. Schümann, 
gr, alterth. II, 307. Von rÖm. frauen berichtet das be- 
*] Dass arzncikunsl aber bei den Indern auch schon Früh ds 
eine Wissenschaft betrachtet sei, bezeugt das Kcr. vaidya, arzt, 
eigentlich gelehrter, weiser; von Tcda, Wissenschaft, von der w. 
vid, noscere. Der name vaidya kommt schon im Eam.ijana vor. 
Dass er uralt sei, erhellt auch aas dem litth. waistas, arzt. Ebenao 
ist im germanischen vom goth. vitaii, acire, das ags. wita, nord. 
TJtkr, magus, vates, aga. vitega, ahd. wb.igo. Kuhn, zeitschr. 5, 
ii. iä. Das lat. mederi hat man wohl mit dem scr. medh, obviam 
irc, convician, maledicere verglichen; medicus wäre demnach, der 
die krankheit durch Zauberformeln bcBchwürt, So hat auch iaoiiai 
scr. jävay, von yn, arcere, averlero eine ganz gleiche bedcutung. 
Pictet 11, IJ4J. 645. Fast überall im alterthuni ist übrigens der 
priestor und arzt in einer person. Pictet a. rt. o. Krankheit ala 
strafe gottes ist nur durch gebet, Opfer, geheime Ucder zu heilen. 
Weinhold, d. frauen 65. Ärzncikunde war bei den Griechen vor- 
ingBweiae der pflege priesterl. gescblechter anvortraat Wachs- 
iHQtb U, 2, 486. 



Behauen der wunden Ael. v. bist. 7, 11. Nach Liv. 8, 18 
wurden 170 vornehme römische frauen vemrtheilt, weil 
sie beschuldigt waren, ihre miinner vergiftet zu haben. 
Dass dies auf zauberische weise geschehen sei, zeigt 
sich in der ganzen stelle, namentlich auch in den wer- 
ten secuti indicem et coquentes quaedam medicamenta et 
recondita alia invenerunt. Kuhn, westphäl. sagen 1, 141, 
Auch bei den Germanen galt nun jede brankheit 
als angriff einer dunkelen macht; die heilkunst war der 
versuch, mit hülfe der guten götter die bösen aus dem 
eingenommenen orte zu vertreiben. Sie ist nur mög- 
lich durch gebet und beschwörung, Zauberei, durch opfer 
und sinnbildliche handlungen, durch anwendung gott- 
geweihter kräuter und steine. Darauf gründet sich das 
ganze heilverfahren des heidenthums. Weinhold, nord, I. 
389. 390, Die arzneikunde des heidenthums, halb prie- 
sterlich, halb zauberisch fallt priestern, hauptsächlich 
aber frauen zu, die heilmittel bereiten, und wunden 
verbinden. Grimm, myth., ed. 3, 991; 1103. Frauen 
sind ihrer natur nach zu Wärterinnen der siechen und 
schwachen bestimmt, dann aber auch wegen ihrer der 
göttlichen einwirkung besondere empfänglichen geistes- 
anlagen. H. Rückert, das deutsche volk. 1S50. I, 31. In 
einem merseburger heidn. heilspruch, haftlied beim knü- 
pfen und lösen der bände zu singen, hier auf erlösung 
eines gefangenen gehend, heisst es: vormala sassen 
fraum (idisi) her und hin; einige hefteten haft, einige 
hielten das beer auf, einige pflückten reiser zu knie- 
stricken. Grimm, myth. 344; ed. 3, 1180. Simrock, altd. 
leseb. 20. 21. Noch im ganzen mittelalter üben frauen 
die heilkunde, haben sie von den gottern und scheuten 
sich nicht vor den wunden der männer, Walthar. 1405; 
Erec 726; Iwein 5609, Lanz 2194. Weinhold, d. frauen 65. 
Simrock, myth. 542; ed. 2, 547. Ja selbst in der neuesten 
zeit hat es bei den Völkern, die völlig oder theilweise 
germanischer abkunH. sind, nicht an einzelnen frauen 



270 

gefehlt, welche die kriegslager aufgesucht haben, um 
die verwundeten zu pflegen. Münscher 33. Und die an- 
wendung der zaubere! auf die heilkunst treiben unsere 
weisen frauen noch jetzt. Simr. myth. ed. 2, 537. 30. 
Auch im norden waren die weisen frauen, welche durch 
das land zogen, die gottheit mit den menschen vermit- 
telnd, auch die ärzte; sie sangen die Sprüche und den 
segen, ritzten und schnitten die runen, befragten über 
kranke das Schicksal und brauten zauberische tränke, 
und waren bei wundärztlichen geschäften thätig. Wein- 
hold, Dord. I. 389. 390. Als Wundärzte waren sie selbst 
noch in späterer zeit daselbst thätig. Eühs 251. Dass 
Tacitus diese bemerkungen besonders gemacht habe, 
um auf einen gegensatz gegen die römischen frauen 
aufmerksam zu machen, wie Orelli und Kritz annehmen, 
ist hier nicht zulässig. 

cibos. Nach nord. mythen waren Walkyrien Jung- 
frauen, die Wodan aussandte, um die beiden, denen 
blutiger tod im kämpfe beschieden war, zu beschützen 
und nach Walhalla zu führen; in Walhalla aber sind 
sie zugleich mundschenkinnen. Diese myth. frauen sind 
gewiss von menschlichen entnommen. Ettmüller, die 
weisen frauen 10. 12. Da die weiber den kämpfern auch 
speise brachten, so vertraten sie zugleich die stelle un- 
serer spätem marke tenderinnen. Low. 

horlamma. "Von den thrakischen frauen heisst es 
Tac. ann. 4, 51 plerisque matres et conjugee earumque 
lamenta addunt anlmos; bei den Dritten sind conjuges 
testes vietoriae, ann. 14, 34; bist. 4, 18 Civilis — omnium 
conjuges consistere a tergo jubet, hortamenta vietoriae. 
Gronov. erklärt; cibos eis ministrant et verbis stimulos 
ad virtutem addunt; ed. Ern. Walther: cibos cum hör- 
taminibus; hortamina h. e. verba et quaecunque alia ad 
pugnam adhortantia Aehnlich Orelli: cibos pugnanti- 
bus apportant simulque eos ad virtutem adhortantur. 
Stellen aus mittelalterl. Schriftstellern, in denen die wir- 



271 

kung;, die der gedanke aa die frauen auf den kämpfen- 
den ausübt, geschildert wird, führt Grimm an, myth. ed. 2, 
370. Ebenso Kritz. Von den Romern wird in betreff der 
hortamenta gleiches erzählt. Liv. 7, 11 pugnatum haud 
procul porta Collina est totius viribus urbis, in conspectu 
parentum conjugumque ae liberomm, quae magna, etiam 
absentibus, hortamenta animi, tum subjecta oculis; simul 
verecundia misericordiaque militem accendebant. Koler 
verstand an unserer stelle unter hortamenta wein, 
Triller sogar hordei vinaü 

geslant; zeugma, Orelli. Kritz. Pabst, ecl. Tac. 340. 
Gestare bei dichtem und Schriftstellern des silbernen 
Zeitalters für portare, adferre. Weish. ; in einzelnen stel- 
len auch bei Liv. und Cic. Böttcher, lex. Tac. 222. 

Rudolphi zieht mit unrecht den letzten satz cibos — 
et hortamina zu cap. 8. 



Cap. vm 

Antriebsmittel zur tapferkeit (Forte.), mitwirkung der fraueD. 
e. Wahrsagerinnen (die besonders im kriege gebort 
werden). 

Dieaes cap. bildet den schluss der Schilderung vom 
kriegswesen. Da Tacit. am ende des vorig, cap. der 
mitwirkung der frauen erwähnt hat, so weist er in die- 
sem cap. zur bestätigung des gesagten auf einige er- 
folge hin, welche die frauen durch ihre einwirkung auf 
die männer im kriege erreicht haben. Leider ist uns 
von diesen erfolgen keiner näher bekannt. Münscher. 

memoriae proditnr; über die constr. vergl, Roth zu 
Agric. 131. An Zeugnissen für bewiesene tapferkeit der 
frauen, insbesondere auch germanischer frauen, fehlt es 
nicht. Justin. 1 , 6 pulsa cum Persarum acies paulatira 
cederet, matres et uxores earumobviam currunt. StraboIII, 
sagt Ton den ligiiren: die weiber folgen nicht nur in 



ft 



L 



272 

die gefahren ües krieges, sondern sie nehmen, wenn es 
nothwendig ist, auch theil an i!em kämpfe selbst. Von 
cimbr. frauen erzählt Flor. III, 3; nee minor cum uxori- 
bUB eoruni pugna, quam cum ipsis fuit: cum objectis 
undique plaustris atque carpentis altae desuper quasi 
turribus, ianceis contisque pugnarent; cf, Plut. Mar. 27. 
Auf dem schlachtfelde der Chanen wurden viele getödtete 
frauen gefunden: Ev raii; vExpoEc tüv ßopßäpuv xai y^^ai- 
xüv aüfiaTa u^tXiajAEva sups^. Dio Cass. 71 , 3. Unter 
Oaracaila tödtete sich, 200 jähre später, eine gefangene 
frau der Alamannen. Dio Cass. 77, 14. Im 3. jahrh. p. 
Chr. heisst es: ductae sunt et decem mulieres, quas vi- 
rili habitu pugnantes inter Gothas ceperat. Flav. Vopisc. 
DiT. Aurel. 34; cf. Rühs 255; Müllenhoff und Scherer, 
denkm. deutscher poesie etc. 263. Solche erscheinungen 
brachten immer aufs neue die alte sage von den Ama- 
zonen in erinnerung, die Paul. Diaconus, an die iiusserste 
grenze Deutschlands setzte, Sie berührte sich mit den 
nordischen Bchildjungfrauen, skialdmayjar, welche kei- 
nenfalls auf rein mythischen Vorstellungen beruhen. 
Lindenschmit, alterth. 89. 

obiectu peclornm; objectu anstatt partic. ut distinctu, 
ann. 6, 28, fortuitu, Germ, 10; Hess obss. I, 14; Bötti- 
cher lex. Proleg. 57; se ipsas periculis pngnae (hostibus) 
objiciendo; Brotier; Anton; Bred.; Weish. ; Dilth. ; Ritter; 
Kritz; Becker; Simroek, myth., ed. 2., 535. Allein wenn 
man erwägt, dass die worte „constantia precum" und 
„monBtrata captivitate" nur in beziehung auf die ihrigm 
gesagt sein können, so '«hd man geneigt sein auch bei 
„objectu pectorum" dieser beziehung den vorzug zu 
geben. Möglicherweise hat Tac. damit andeuten wollen, 
dass sie lieber von der band der ihrigen den tod finden, 
als in die gefan genschaft der feinde gerathen wollten. 
Münscher; Günther; Oretli; Dach; Passow; Gruber; 
Hess, cf. obss. III, 10; Walther; Klein (übers.) Döderl. ; 
Kiessl; Altenburg; Schweizer. Caes. b. g- '. 5* = Mu- 



lieres (Germanor.) milites passia crinibus flentes implo- 
rabant, ne se in servitutem Romanis traderent; cf. Fron- 
Sn, strateg. 2, 8, U. Als in der schlacht bei Aix die 
bronen zurückgeworfen, stürzten die weiber den Oie- 
aenden und Verfolgern entgegen und ertrugen verstüra- 
ilungen. Plut. Mar. 19. Val. Max. 6, cp. I, §. 3. 
Halm sagt, sitzungsber. 22, da der ohjeclus pecto- 
rum als ein incitamentum pugnae erscheint, so ist viel- 
leicht noch eine dritte deutung, die uns auch poetischer 

lünkt, möglich: dass die mütter und gattinnen ihre 
offene farust hinhielten, gleichsam fragend, ob sie die, 
äie sie gesäugt, die ihre kinder aufgenährt hätten, der 

.nechtschaft preis geben wollten. Indem sie so söhne 
und männer an das erinnerten, was sie von ihnen em- 
pfangen, erwarteten sie Vergeltung in der stunde der 
tißchsten gefahr. — Ich gestehe, dass mir diese erklä- 

:ung doch ku gesucht und für die betr Situation zu 

lünstlich erscheint. Darin aber stimme ich bei, wenn 

Halm sagt: die zwei letzteren auffassungen gehen von 
3er ansieht aus, dass pectorura im buchstäbl. sinne zu 

fassen und nicht etwa poet. ausdruck für corporum sei. 
Wäre diese annähme zulässig, so wurde die einfachste 
erklärung sein, dass sich die frauen mit ihren leibern 
den wankenden und zurückweichenden reihen entgegen- 
geworfen und so versucht haben ihrer flucht ein ziel 
«iel zu setzen. Spina sagt, de Tac. in comp. etc. ra- 
tione 1)6: et objectu pector. et monstrata: unum quod- 
que membrum pari modo ponendo et singulatim ad 

inimum adducendo dilucidus quidam et poeticus color 

luperfunditur. 

nommii =^ respectu, oder in feminis suis. Grub., Kritz; 
sie feminis accidat. Kiessl.; für ihre weiber: Guttmann; 
feminar. = matrum, uxorum, filiarum, sororum: Ru- 
pert!; Altenb. suppl. quam suorum; wegen der ausge- 

leichneten liebe der Deutschen zu ihren frauen fürchten 

le deren gefangenschaft mehr noch, als ihre eigene, 

la 



274 

Achnlich heisst es bei Callinua, fragm. I, 6 Bergk, [iä- 
^sö^ai yric Tispi xott TtaLÖuv xo'jp'.S'.-^i; t' ä)i6xou SuujjLsvfoiv. 
cl'. Aegch. Pera. 3W5 ff. 

efficadits obligetUur: sich stärker gebunden fühlen; 
Kritz; ac. ad fidem aervandam. Weiah., Altenb. 

civüatiim, d. h. ataatlich organiairte Völkerschaften 
Waitz I, 140; es entaprechen sich gens und civitas; 
cp. 13 nee solum in sua gente cuique, aed apud flniti- 
mas quoque civitates id nomen. 

puellae nohiks. Mobiles lesen alle handschriften mit 
ausnähme des cod. P., der allein nubiles hat Heinaina 
conjicirte nubiles, ed. Oberl. Huet billigte diese con- 
jectur und Haupt hat sie in den text aufgenommen ; 
Schweizer stimmt ihm bei, Jahrbb. 1862, 120. Da diese 
leaart aher durch die handschriften weniger verbürgt 
ist, der nachdruck dem zusammenhange der stelle nach 
offenbar auf pueüae qnoque liegt und das wort nobilea 
beigefügt ist, weil man besonders bei weiblichen geis- 
selo auf vornehme abkunft sah, durch das nobiles auch 
die nubiles keineswegs ausgeschlosaen zu sein brauchen, 
so sprechen sich insbesondere Low, Müller, Roth und 
Kritz für nobiles aus {ein rec. im lit. ctralbl. 1861, 216 
billigt die hersteilung dieser lesart durch Kritz; Schwei- 
zer jedoch sagt, die festhaltung sei unglücklich. Jahrbb. 
120). Brotier äussert unentschieden; sed et nobiles esse 
potuere. Auch lesen nobiles fast alle ausgaben: ßhe- 
nan., Conr., Dithm., Ern.-Oberl., Lips., Walch, Walther. 
Dilth., Rupert!, Passow, Grimm, Pichon, Panck., Seeb,, 
Masam., Bach, J. Bekker, Ritter, Kiessl., Finck, Troas, 
Haase, Döderl., Halm, (irrthüml. sagt Gerlach, er lese 
nubiles), Mosler, Despois. Geissein zu stellen war schon 
bei den Griechen nicht ungewöhnlich, Wachsmuth II, 1, 
198, und zwar wie Ilerod., 6, 73, sagt: tou? itWfJTo) 
ä|fou? xai Tt\oÜT<i) x«i fhzl, wie sie auch die edelsten 
und vornehmsten Jünglinge und Jungfrauen vorzugsweise 
bei menschenopfern für tauglich hielten. Wachsm. II, 2, 



275 

224. Auch Kleonyraos von Sparta nahm von den Me- 
tapontinern Tuvaixaf xap^^vouc Tri; ^vSo^ÖTaTac als 
geissein, Athen. 13, 28. Dass gerade frauen als geissein 
bei Römern gegeben seien, beweist das beispiel der Cloe- 
lia und anderer geissein; Liv. 2, 13; Flor. I, cp. 10. 
Hafidrubal forderte von den spanischen konigen weiber 
und kinder als geissein. Polyb. 10, 35, 38. Dass eben 
vornehme geissetn bei den Deutschen gegeben wurden, 
bestätigt Tacitua an einer anderen stelle; bist. 4, 28: 
Civilem immensis auctibus universa Germania extollebat 
societate mbitissmis obsidum firmata (durch einflussreiche. 
Thudichum 80; Peucker I, 48); bist. 4, 79; orabant au- 
xilium Agrippinenses, oflFerebat uxorem ac sororem Ci- 
vilis et filiam Classici, relicta sibi pignora societatia. 
Augustus forderte, wahrscheinlich von den Deutschen, 
weib], geissein : Snet. Oct. 21 : a quibusdam novum genus 
obsidum, feminas exigere tentavit, quod negligere marium 
pignora sentiebat. Germ. 20: filii sororum obsides exi- 
guntur, A mm. Marc, erzählt, 17, 12, 16, von den Quaden 
accitoa ex intimis regni procerum ßlios obaidatus pignore 
— tradiderunt. Waitz 1, 190. Und noch im Nibell. wer- 
den die töchter der fürslen als geissein gegeben. 4793; 
5535. 

Die frauen standen überhaupt bei den Deutschen in 
hoher achtung, wenn gleich sie wenig rechte hatten. 
Als könig Rudolf 925 die Stadt Auga (Eu), erstürmte, 
wurden alle männer niedergemacht, die frauen aber un- 
berührt ge'issen. Nach deutschem rechte genossen die 
weiber alb zeit an ihrem leibe und gute frieden, Sach- 
sensp. 2, 66. Weinhold, d. frauen 139. Wahrscheinlich 
wurde der frau diese achtung zugewendet als etwas 
körperlich schwachem, geistig starken. Ebend. 149. In 
diesem sinne wurde auch tÖdtung und Verletzung einer 
frau weit schwerer bestraft, als diejenige eines mannes: 
quia femina cum armis se defendere nequiverit, dupli- 



276 

cem compositionem accipiat. Lex. Baj. tit. 3, cp. 13. §. 23. 
Peucker II. 25. 

messe quin etiam sanclvm aliquid et providum. Tacit, 
geht nun nach erwähnung, dass die edelsten frauen im 
kriege als geissein gegeben, zu den Ursachen über, 
■warum die frauen so hoch geachtet wurden. Altenh. 
Sanct. et prov., i. e. divinum et futura praesentiens. Em.; 
Bach; Hess; Günther; etwas reines und unantastbares 
und vorahnendes: Münscher; ut omnes paene populi. 
Eup. Cic. de div. 2, 57 mens provida rerum futurarum. 

Je weiter wir in das alterthum zurückgehn, desto 
abhängiger ist zwar das weib vom manne, aber auch 
eine um so würdigere Stellung nimmt es in der familie 
ein, einen um so grössern einfluss hat es auf die ge- 
Btaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse*). Dieser 
satz muBS als ein allgemein gültiger für den ganzen 
indogerm. stamm aufgestellt werden. Das weib der nr- 
zeit ist gebieterin über sclaven, herrin des knmes, daher 
bei den Griechen**) SEU-xowa (SsöTOivac fuvaixa? öesaa- 
W. Hesych.); bei den Römern matrona, domina, Ru- 
perti 1,385; vor allem aber ist es durch seine prophet. 
und dichterische gäbe ausgezeichnet. Bei den Germa- 
nen wird die divination vorzüglich von frauen vorge- 
nommen **"); bei den Römern mahnen die zahlreichen 



*) Weinhold, d. franen 68; die kräftige frische des lebeng 
Uess das sinnliche und geistige glcichm^ssig entfalten. Dieselben 
frauen, deren antworten man hörte, batteil kein recht und keine 
stimme in den tleinsten dingen, dasselbe weib ist eine erkaufte 
Sache, die verkauft, vcrscbenkt, verbannt werden kann; ist also 
mittel sinnlichen bedürfaisses und wird als Werkzeug sacbe und 
und doch etwas göttlicbcs. 

*"} Dcber die geachtete Stellung der griech. frauen ist lu ver- 
gleichen Hermann, alterlh. 3,43 — 44; dagegen aber auch Becker, 
Chariklcs III, 2iS. 

'") Den alten ludern ist das weih der Inbegriff alles dämoni- 
schen, widerhaarigen; wenigstens sind die meisten appcllativc auf 
gegner, feiod, b&sewicht, unhold, dämon fem. generis. Anderseits 



mytholog, Beziehungen, bei den Doriern die delph. prie- 
Bterin daran, daas das weib hier dieselben funotionen 



gefaeo die Wörter für weib selbst mehrfach auf wörler zurück, 
welche „lieblich sein, lieben" bedeuten; i. b. yöscha. Weber, 
berl. akad. der w. 1858, hist. cl. 350. 351. Die frauen werden bei 
Manu noch gcringGchätzig- bebandelt, erhalten aber später eine 
Tiel höhere Stellung- als bei den wilden Völkern; sie sind nicht 
mehr die sclarinncn ohne recbte und scbutz; in den heiligen bü- 
ehcrn wird achtung vor ihnen gefordert und in alten gedicbten 
sind viele beispiele zarter liebe und ancrkennung; aber die hohe 
achtung deutscher Völker vor den frauen findet sich hier doch 
nicht. Wuttkc, gesch. des hcidenlhums II, 41)9. 470. Bei den Grie- 
chen gehörten die sibj'llen (vrgl. Wachsuiutb II, 2, 27ä), seherische 
frauen, sehr froher zeit an. Der name ist griechisch ^ ZeÜi, 
rat:j8ch!aBs, nach äol. mundart. Die Sibyllen verschwinden später 
hinter der Pythia (vrgl. über sie Wachsm. II, 2, 265), welche durch 
eine äussere naturkraft in den ekstatischen zustand versetzt wird. 
Eine solche Weissagung beruht so wenig auf betrug als auf wei- 
sem nachdenken, sie ist wesentlich das kind ekstatischer zustände, 
welche nicht nothwendig mit voller bewusstlosigkeit verbunden 
sind, wie die der helUehcrinncn, und keineswegs eine gesunde 
geistige ricbtung des besonnenen wachen lebens ausscbliessen. 
Es giebt nachweislich eine gäbe des schauens im mensehengeiate, 
welche von seinem besonnenen denken und bewusstsein verschie- 
den, aber keineswegs mit ihm in Widerspruch. Bunsen, gott etc. 
II, 279 ff. Nach Mai Müller, vorless. 18B3, 346, ist das worl Si- 
bylia oder Sibula ein deminutiv des ital. sabus oder sabius, weise; 
ein Wort, welches zwar bei den classikcra nicht vorkommt, aber 
in den ital. dialekten eiistirt haben muss. Sibyüa bedeutet dem- 
nach weise frau und das deminutiv machte sie zu einer greisin. 
Weloker, in der griech. myth, II, 11; 22; 24 hat folgendes: MävTi; 
führt auf ekstase zurück. Was abuungen der einzelnen sind, stei- 
gerte sich in dem anerkannten scher zur vision oder zur wahr- 
sagerei. Wer im urthell über divination, prophetie, vision, hell- 
sehen noch so ängstlich wäre, wird doch den glauben an die 
ausserordentliche gäbe des sehers, der in ihm selbst ist, nicht für 
alle zelten leugnen wollen und dieser glaube wird zureichen, um 
übernatürlich zu wirken. Ueber diese moglichkeit religiöser cr- 
scheinunged im zeitaJter der ersten Pythien absprechend zu 
nrtheilen, steht uns nicht zu. Die traurige gesehichte des Irvin- 
gianismus lehrt uns verzückte woiber kennen und eine grössere 



gehabt habe. Aus jener uralten zeit ist den Doriern, 
den Germaneo und Römern die hohe achtung vor dem 



kraft und gesandheit dea geistes iat den Sibyllen xam theil und 
den Druidmnen der Gallier, die aach vision plötzlich Offenbarun- 
gen ansstleBsen, zuzutrauen und unserer feleda und Aurinia 
und genossen. Mit rasendem miind , sagt Hemkleitos , verkSndet 
die Sibylle ungeziertc reden, aber dea gottes voll. Piaton sagt in 
(iButa und [iahsoSai hätteu prophetinnen vielea getfain. Die apo- 
fitelge schichte apricbC von einer natStüsni, £xouoci tnEÜiin Jli^iäioi, 
die wahrsagte. JJet glaube an Unfehlbarkeit der walirsagungen 
gründete sich auch mit auf gemachte erf3hrung;en in einzelnen 
fSUen, die in bcwundcrung setzten und debntc sieb aus durch 
frcude des menschen am wunderbaren. Preller, myth. der Or. 
und R. I, 175: Prophet. Offenbarungen überkamen nach den äUe- 
eten Gagen meist frauen und Jungfrauen seit der Kassandra in der 
troj. gage; verwandte gestalten sind die Sibyllen, deren eigent- 
liche heimath Kleinasien, die cumäische, erythr. und Tiele andere, 
deren weiBaagnageu und sagen von Asien nach Griechenland und 
Italien sieb verbreiteten. Eühs 257: Bei allen Völkern wurde die 
crforschung der zukunft vorzugsweise wcibern zugeschrieben, 
was sich wol aus ihrer zarteren kürperl. Organisation und dem 
weitern Spielraum ihrer ei nbi 1:1 ungs kraft erklären l3s9t. EttmüUer, 
die weisen franen 19: Bei einigen weissagenden Tranen war die 
gäbe der Weissagung gewiss nur wirknng des gesteigerten nh- 
nungavermögens, bei andern, und gewiss der mehraahl, beruht 
die Weissagung auf bcobachtung verschiedener zeichen, erscbei- 
nnngen und Vorgänge in der belebten und unbelebten natur. Bei 
den einfliresreichstcn mochte sie eine folge kluger combination 
bereits vorhandener und ihnen bekannter ercigni^se und umstände 
sein, das crgebniss wohlbedachter bereehnung. Manche ^abcn es 
in mehrdeutigen werten. Haupt: Die sittl. ehrfnrebt vor der rein- 
heit des weibl. geschlechts trug zu dem glauben bei. Noch in 
der lit. des. m. a. tritt diese achtung hervor. Die ritterlich keit 
des m. a, hängt damit zusammen. Die frauen beschäftigten sich 
mit arznciltunst und diese hängt in ältester zeit mit Zauberei zu- 
sammen. Aber auch die physiolog begabung der frauen trug 
dazu bei. Ahnungen sind den frauen mehr eigen; clairvoyance 
ganz ausschliesslich. J. Grimm, m., ed. 3, W\: Das einbildengi- 
vermOgen der frauen ist wärmer und empfänglicher, von jeher 
wurde In ihnen eine innere, heilige kraft der Weissagungen ver- 
ehrt; das renaögeli des schlaf wandclns zeigt sich noch beule 



279 

eibe geblieben. Eossbach, die ehe 7. 11,38, Die schon 
[bei TacitüS hervorgehobene frauen Verehrung zeigt sich 
lUch in späteren bestimmun gen deutscher volksrechte. 
Jrimm, myth., ed. 3, 369. 

Bei den Juden verkünden nur propheteti weissa- 
ungen, bei den Griechen befassten sich mit erforschung 
,nd Verkündigung der Zukunft beide geschlechter; die 
;ötter bediehen sich bei ihnen männlicher und weib- 
icher boten; bei den Germanen dagegen werden nur 
rauen zu dem amt des weissagens auserlesen und nur 
ils ausnähme treten männer auf, z b, Gripir, Mimir. 
Jrimm, myth, 225. EttmüUer, weise fr. 3. 4. Der aus- 
{»ruch des Tacit. ist doch wol sicher nicht nur auf ein- 
lelne frauen zu beziehen, wie Kiessling will. Keinen- 
lills ist darin eine Ironie zu finden, wie Künsherg an- 
ämmt, was schon Boot, over de Germ, van Tac. in 
wrslagen en mededeelingen der k. aUad. van weten- 
ichappen, VII. Ämsterd. 1863, 81 richtig bemerkt hat. 
3a.es. b. g. I, 50: apud Germanos ea consuetudo, ut 
Öatres familiae eorum sortibus et vaticinationibus de- 
ilararent, utrum proelium committi ex usu esset, neo 
le. Diese frauen waren vielleicht besonders dazu er- 
Ȋhlt. Grimm, myth. 234. 235. Tac. hist. 4, 61 vetere 
l-apud Germanos more, quo plerasque feminarum fatidi- 
'< cas et augescente superstitione arbüranlur deas. Suet. 
I Vit. 14: vaticinante Chatta muliere, cui velut oraculo 
i acquiescebat. Clem. Alex, ström. 1, 360: Elol Se jtai 
ritapi Fepfiavot; a£ tepai xa>oüp.evat 7uvat)ce{, ai ■ji:oT:a[j.(3v 
Äivai; TTpocß^^iTouffai xai feujjiiTwv 6Xi,Yp.oi^ itai .'l^öqjot; tsx- 
((.atpovtai, xai izgo'iscTzl.^oMai tol [j-ÄXoMta. Auch die Celt.en 
befragten namentlich über krieg die frauen. Polyaeo., 
Btrateg, VII. Bei den AHyekachsm gebot ein gesetz um 



pBsBteBthcils bei frauen. vrgl. Wciahaupt 1%. Es sei 
lerlrt, dasB auch Ijeierei vorzugsweise von frauen, 
B, »TWBBÖbt wird. Wuttite, d. abergl, 189. 



280 

980: incantantores autem, magoe, pythonicos et venefi- 
C08 nee ne idolorum cultores acriter oportet constrin- 
gere vel etiam ex patria ejicere. Äethelred's ges. Schmidt, 
angels. ges. 237. Schon zu Tac. zeit sah man also die 
frauen für etwas heiliges und prophetisches an, man sah 
in ihnen menschliche abbilder der göttin Frouwe, daher 
auch Yon ihr der name „frau". Wolf, zeitschr. II, 330. 
Strabo schildert die tracht der weissagenden frauen 
(7, 2): weissbehaart, durch hohes alter ehrwürdig; ihr 
Bchneeweisses haar hüllte schultern und rücken tief 
hinunter, aber nicht in zierlichen locken eingehüllt, Ihr 
untergewand war blendend weiss; darüber aber trugen 
sie ein gleichfarbiges leinenes oberkleid. Ettmüller a. a. 
o. 15. 16. Noch im Nibell. treten weissagende frauen 
auf; Nib. 2!I0; 601; 6099. Orelii, symbb. und ed. Tac. 
Nib. Str. 73 und 1571. Grimm, m. 84; 368. Auch im 
heutigen Volksglauben leben die frauen fort als Wahr- 
sagerinnen, noch jetzt treiben sie das gewerbe des 
wundenbesprechens, der anwendung der Zauberei, Sim- 
rock, myth. 533. Die schwarze Gret prophezeit: Müllen- 
hoff, sagen 585. 586. Junge mädchen haben an ge- 
wissen abenden und stunden die gäbe des Sehens; 
Wolf, zeitschr. I, 87 f., bei einer mordfinsterniss, ebendas. 
3, 60. Die Seherinnen mussten mit haselruthe und stab 
versehen sein. Rochholz, sagen II, 170. Bemerkenswerth 
ist die erbliche fortpflanzung der weissagungsgabe ; sie 
geht von der mutter auf die älteste tochter über. Grimm, 
anhang zur myth. LXV. Es gibt geschlechter, die sich 
dadurch auszeichnen, aber auch einzelne menschen, 
denen das vermögen zu weissagen angeboren ist. Grimm, 
m. 640; anh. 996. Ebenso wie auch später die hexen- 
kunst wol von der mutter auf die tochter erbt. Wuttke, 
abergl. 113, 

Da sich das heidenthum bei den Skatulinaviem länger 
als in Deutschland hielt, gab es auch später eine menge 
weiser frauen bei denselben, die gleich göttinnen ver- 



381 

ehrt -wurden; als weissagende Jungfrauen werden er- 
wähnt: Irpa, Thorgedr, die den beinamen hatten hörga 
brüdr, nympha tocorum, aber auch gud, numen. Niala c.89. 
Ettm. 24. Auch hei Isländern waren Valen, Wahrsagerin- 
nen, in ansehen. Rühe 258. 

Die allgemeine benennung für weissagende frauen 
war, wenn man auf die menschenfreundliche, hülfreiche 
eigensehaft dieser frauen sah, der name Idisi, Itist') 
(eine solche Idisi, nympha, war Veleda. Grimm, spr. 656); 
wollte man die entgegengesetzte eigensehaft bezeichnen, 
so nannte man sie hagazusi, verk. hazusi, unser hexe"), 
Ettmüller 3. Als verkünderinnen der zukunft stehen sie 
unter den Nornen, als Zauberinnen unter Wodan, dem 
erflnder der zauberei. Ettm. 5. Sonst heissen sie noch 
kluge, weise frauen, altn. späbonor (späkr. ahd. spahi, 
prudens), mhd. wisiu wip. Nib. 1473, 3, 1483, 4. Grimm, 
myth. 226. 

consilia aul responsa. Hist. 4, 65 1 delectus e propin- 
quis (Veledae) commlla rexponsa^ue ut Internuntius numi- 
nis portabat. Plut. de virt. mul. 246: 'Ek toÜttou SieTsXow 
^epC TB xo).e'[i,ou xai etprvvjc ßou^euöjuEVoi. [lexä xüv yuuatxtSv 



*) Der Bömer bezeichnet das Schicksal durch das woit fatum, 
das ausgesprochene, Der plur. fata ward von den späteren Rö- 
mern als weibl. sing, genommen und so entstanden die fatae oder 
fcen der roman. TÖlker, die ebensowohl schöpfer als rerküridi- 
gerinnen des Schicksals sind, Sie haben mit den weisen frauen 
thiirme, schlösier und berge gemein. Ettmüller a. a. o. 9. 

") Haupt sagt so: Zauberer erscheinen selten; ahd. hazus, 
hazusa, seltene form ist bagar.uaa; die wurzcl nord. hagr, dcxter, 
artiflcLOSUs; daraus entstand hexe. Im alten heidcntbum war 
lauber und weissagen gottesdienet. Anders wurde es seit ein- 
fühmng des Christen thnms. Die heidonbekehrer leugneten die 
alten götter nicht, erklärten sie aber für tcufel, sie leugneten 
nicht die Zauberinnen, erklärten sie aber für diennerinnen des 
tcufcls. Der teufel ist dem Germanenlhum ganz fremd. DIfil. 
übersetzt Siji[(iOTioi durch unholdo. Die ersten bexenverbrcnnungen 
kommen im 10. jahrh. vor. Vrgl. Soldan, gesch. des hexenweseaa. 



xai Ta Tipoc Touc aujjLfjLiixouc ä[).(pißoXa 5t' ^iteCvuv ßpaßeüo-j- 
TE?. Lip8. ed. Oberl. Die rathschläge und antworten 
bezogen sich wol heBonders auf krieg und frieden; vrgl. 
oben; Caes. I, 50; apud Germanoa ea consuetudo — ut 
matresfamilias eorum sortibus et vaticinationibus decla- 
rarent, utrum proelium committi ex usu esset, nee ne. 
Auch bei streitiglieiten zwischen bundesgenoasen galt 
das gutachten der weisen frauen als ausspruch des 
Orakels. Pomp. Mela III , 6. Es wird somit den weis- 
sagenden frauen ein grösserer einfluss auf staatliche 
Verhältnisse beigelegt, als den priestern. Waitz I, 251). 
Consulta ist der rath, den sie aus eigener menschücher 
ansieht geben, responsa die Verkündigung, die ihr pro- 
phet. geist aussprach; in dieser beziehung ist responsa 
auch sonst solenner ausdruck. Gruber. Kritz nimmt, 
eicher hier nicht passend, consulta als rathschläge, um 
die man nicht befragte; ebenso Ritter. 

Wenn übrigens jedes wort, das Odin sprach, zu 
einem verse ward, so muasten auch seine, des erfinders 
der runen, ausspräche, die man durch loosung fand, ge- 
Btabt sein, oder doch nach dem princip des Stabreims 
gefunden werden. Eigentliche orakel wie die consulta 
und responsa der Veleda, Tac. bist. 4, 65, können gar 
nicht anders als gestabt gedacht werden- MüllenhofF, 
ftUgem. monatBSchr. 1852, 347. Wenn dies gegründet ist, 
so werden auch die sonstigen consilia und responsa 
mit dem Stabreim versehen gewesen sein. 

vidmus sub Vespasiam Veledam. Sollte es zu gewagt 
erscheinen, in der hier hervortretenden allit. einen ab- 
sichtlichen anklang an die Sprüche der Veleda zu sehen Y 
VidimuB, sc. nos Romani et bis temporibue. Ruperli. 
Barby 1. 1. 9, als gefangene im triumph. Grimm, m. ed. 
3,84. Die meisten herausgeber und erkl. der Germ. 
(Passow, Dilthey, Dübner, Haase, Haupt, Kritz) nehmen 
an, Tacitus habe die Veleda zu Rom gesehen, und es 
Mi dAt Satz: diu apud — habitam apposition zu Vel&d. 



^im 



283 

Vlünsclier hat diese ansieht am eingehendsten vertreten; 
ir sagt: das wort vidin:ius hat den hauptlon und liezeich- 
let, wie mir dünkt, eine Steigerung zu dem vorherge- 
lienden. Tacit. will nämlich, scheint ea, ßagen, dass er 
;ine solche Seherin — und sie war vielleicht die be- 
Jeutendste — mit tiymen auyen gesehen habe, weashalb 
dann die worte diu — habitam als attribut zu Vel. auf- 
zufassen sind. Um jedoch einem möglichen irrthum, als 
wäre Vel. die erste erscheinung der art gewesen, zu 
iH.'gegnen, setzt er zu vidimus berichtigend hinzu: sed 
et olim. — Andere herausgeber und erklärer (Walther, 
Ritter (ed. min.), Gerlach, Massmann) sind der ansieht, 
die angeblich in apposit. gestellten worte enthielten für 
den gedanken die hauptsache (nos, qui nunc vivimus, 
meminimus sub divo Vespasiono fuisse cet.); es ist dies 
ebenso entschieden ausgesprochen von Jessen in der 
Zeitschr. für d. gymnasialw. 1862, 62. Dieser ansieht 
stimme ich bei und glaube demnach, der ton liegt auf 
dem worte sub divo Vesp. ; im gegensatz dazu steht 
sed et olim. Hiermit lässt es sich sehr wohl vereini- 
gen, dass Veteda als gefangene zu Rom gesehen worden 
sei. Einige erklärer haben irrigerweise aus dem fr. 
Satze schliessen wollen, Tacit. sei in Germanien ge- 
wesen; vrgl. Weishaupt, Welter, de fid« Tac. p. 8. Pas- 
EOw. Hess. Günther sagt, andere Römer hätten sie in 
Germanien gesehen ! Bötticher im lex. Tac. XVIH drückt 
sich unbestimmt aus: Veledam Tidetur Romae vidiese, 
nisi illud vidimus Veledam ad omnes potius Romanos 
referre mavis. 

Zwei codd. lesen Uoledam (diese lesart bat Tross 
angenommen), einer Valedam, die meisten Veledam, 
einige Velledam. Die lesart Veledam ist jedenfalls rich- 
tiger als Velleda, Veleda lesen darum die ausgg. von 
I'ichena, Rhenan., Lips. , Brenz (1625)), Conring, commt. 
Althameri, 1536, Dithmar, Ern.-Oberl., Hess, Dilth., Rel- 



284 

han, Kiessl,, Haase, Döderl., J. Bekker, Gerlach, Moaler, 
Despois, Kritz. 

Die Penult, iet bei Stat. silv. I, 4, 90 kurz : captivae- 
que preces Veledae. Becker schreibt demnach Veledä. 
Grimm hält diese Schreibweise für richtiger als die bei 
Dio Cass. 67, 5: BeXtjSo, wonach Walch in seiner übers. 
Velöda schreibt. Ritter macht für diese accentuation 
geldend, dasa der name in der alten Florentiner hand- 
schr. des Tac. 6 mal Velaeda und nur einmal bist, 5, 22 
Velede geschrieben werde. Er glaubt desshalb, jahrbb. 
des Vereins der alterthumsfr. im Rheinlande 32, II, der 
name sei überalt Velaeda zu schreiben und in der pro- 
8od. des Stat. sei nur eine dichter, freiheit zu erkennen. 
Auch Fiedler sagt, jahrbb. für philol. und päd. 1864, 
heft XXXVir, die mittlere sylbe sei als eine lange aus- 
zusprechen, da Dio Cass. BeX^Sk schreibe und an 6 stei- 
len die Florent, handschr. Velaeda lese. Ich glaube 
aber es sei Gerlach beizustimmen, der meint, die lesart 
Veleda sei durch die meisten codd. beglaubigt und 
nicht zu ändern; p. 15. Hess sagt, diese lesart werde 
auch durch bist. 4, 61 bestätigt; obss. III, 1(1; und schon 
Conring bemerkte, die lesart Veleda sei richtiger als 
Velleda. 

Der name hat sehr verschiedene deutungen erfah- 
ren. Walther meint: wahrscheinlich von wola, völa. 
Wahrsagerin; Grimm, m. 227 (ed. 3, 374): Veleda mag 
mehr als eigenname, mag wirkliches appellativ sein und 
mit dem altn. Vala'), vielleicht mit der benennung der 

•) Vala iat nord. wahraagerin, seherin. Pfeiffer, altnord. lescb, 
1S60, 339. Edda, Simr. 47: schweige oicbt, Wala, ich will dich 
fragen, bis alles ich weiss. — Ebendas.: Du bist keine Wala, 
kein wissendes wcib. Man dachte sich die wölcn, laubcrhafCc 
Wahrsagerinnen, das land durchziehend, von haus zu haus aus 
thor klopfend, um den meneehen zu weissagen. Uer name kommt 
Tieltcicbt von atvelja, wählen; Simrock, Edda 372. Eh ist ungc- 
wiss , nie Valu oder Volva etymoL la erklären. tJebcr die form 



285 

Valkyrien verwandt sein. Aehnlich Wackernagel, im 
schweia. museum 109: der name ist wol eher ein bei- 
name als eigentlicher name und vielleicht der einfachere 
germ. name für Valkyrja (wahlkieaerin), denn wal ist 
abiaut von vilja. Tacil. berichtet wiederholentlich, Ve- 
leda sei von den Deutschen als eine göttin angesehen 
worden. Niebuhr leitet den namen von wola, völa, 
Wahrsagerin, ab und entscheidet sich daher für die les- 
ari Voleda. Rh, mus. 2, 3, 360; Gerlach stimmt da- 
gegen p. i5. Vrgl. Völker, der freiheitskampf der Ba- 
taver 1863, 108. EttmüUer a.a.O. s. 24 sagt: der name 
Veleda scheint fast amtsname, wenn man ihn zu Vola, 
VÖlva, ahd, Walawa, hält. Nur in Zusammensetzungen 
findet er sich noch: Waladamarka, name einer Gothin. 
Jornand. 48. Grimm, m. ed. 2, 85. Waladericus, trad, 
corb. p. 364. Bunsen gibt folgende erklärung (gott in 
der gescb. 111,452): Edda bedeutet urgrossmutter, elter- 
mutter, vrgl. atavua. In Wöluspa finden wir die weis- 
sagende erzählerin, „die alte" Wala oder Wöla genannt. 
Es wäre nicht unmöglich, dass die benennung der be- 
rühmten Weissagerin Veleda jene priesterin „als weissa- 
gende eitermatter" (Wöla -edda = Veleda) bezeichnete. 
Müllenhoff in der allgem. monatsschr. 1852, 339 und zur 
runenlehre 55 sagt: Wenn man sich nur des Tacit. diu 
apud plerosque numinis loco habita und an das nee 
tanquam deas erinnert, kann Veleda auch sehr wohl ein 
blosser ehrenname sein. Mit dem altn. vala hat der 
name nichts zu schafTen; denn goth. würde Veleda Vi- 
•itha geschrieben; abzuleiten ist der name von viijan 
/eile, altn. vild, gratia, benevolentia; er bedeutet also 
wohlwollen, gute und ist nicht sowohl ein ursprünglicher 
lame, als ehrender beiname. Mannhardt, germ. myth., 

ies oamens soIti sagt Grimm, m. 87: entweder »tebt hier töIq 
ür Vulva oder es lässt sich die ältere form »ala, geniti» völu, 
>el]BUptea. Beiden würde ein abd. 'Walawn oder Wal& entspre- 
ihcu. Simrock, Edda 373. 



286 

nennt diese erkläruag^ sinnreich und zutreffend und auch 
Schweizer findet sie richtig, progr. a. 22. und jahrb. 
1S62, 120. Weinhold eritJärt Veleda = Jungfrau der 
wahlBtatt; deutsche frauen, s. 16, Müller, altd. relig., 
53. 54 sagt: der name wird arei einfachsten von dem 
wälschen gweled abgeleitet, welches sehen bedeutet ; 
Veleda, die seherin, ist also für appellaüv zu halten und 
sie empfing den namen vielleicht nicht ohne zuthun 
gallischer -Völkerschaften*}. Dieser erkläruog möchte 
ich beistimmen. 

Tacitus erwähnt die Veleda, die 69 lebte (Low), 
mehrfach. Hist 4, 61 : ea virgo nationis bructerae late 
imperitabat, vetere apud Germanos more, quo plerasque 
feminaram fatidicas et angescente superstitione arbi- 
trantur deas; tumque Veledae auctoritas adolevit: nam 
„prosperas Germanis res et excidium legionum" prae- 
dixerat; ib. 4, 65: als die CÖluer mit den Tenctern ein 
bändniss schliessen sollten, entboten sie, im j. 70, arlii- 
trum — Ci\"ilem et Veledam, apud quos pacta sancien- 
tur. Sic lenitiB Tencteris legati ad Civilem et Veledam 
missi cum donis, cuncta ex voluntate Ägrippini 
perpetravere; sed ooram adire, alloquique Veledam i 
gatum; arcebantur aspectu, quo venerationis plus 



*) A.Qd«re srklärangen verdienen keine besehtnng, z. b. ka- 
ton'a : d«r namc bezeichnet eine watäbcwohDorin, von wcldc, der 
wald. Anton, übers, der Germ, ommeni, b. 99. Grätcr in der 
Idana, 1816, 6, macht daraus gar die Wale (hcie) Holda. Dilthey- 
Nach Rühs, 260, ist Velleda ein uralter gcrm. wclhl. eigenname 
von wille oder wel, wohl, oder toth angele, vela, gut, roicbtbuiB 
abstammend. Herrn. MüUor sogt, es sei sebr wahrschcinlicb. da« 
der name Veleda durch Bü^Si; oder BekiiBt] autgcliiart werde. 
Die propbet. Veleda werde eine pricBtcrin der Artemis geweacn 
sein, die tod ibren geschossen ß^Ect benannt sei, wie Apollo 
BiXtin^ inn seinem' geschoBs benannt sei. Jahrbb. des Tercins 
von altertbumsfreandcn im Bbeinl. Bonn 18t>3, tiS. Nach Alling 
erklärt noch TÖnnieB (übers. 1816) allen ernstes Velleda V«elwset, 
Viel wisse rin I 



287 

esset; ipna edita in turre*); delectua e propinquis coa- 
sulta responsaque ut Internuntius numiiiis portabat; 5, 
22 praetoriani triremeii Quniine Lnppia donum Veledae 
traxere. 

Fiedler nimmt an, äasa der wohnsitz der Veleda 
nicht sehr weit von der mündung der Lippe aufwärta 
gelegen haben könne, wo damals die Usipier wohnten; 
er glaubt, der sitz brauche nicht nothwendig bei den 
Bructerern zu suchen sein, wie Ledebur, Bruct. 319; 
thue. Fiedler, über den wohnsitz der Veleda; in den 
jahrbb. d. Vereins f. alterth. im Rheinl. 1864, heft XXXVIL 
Absonderlich ist die meinung von MeinderB, Veleda 
habe ihren wohnsitz auf den Extersteinen bei Hörn im 
Lippischen gehabt Ammon und Bäumlein 33. 

Dieser bructer. Veleda gingen andere Wahrsagerin- 
nen voran. Germ. 8: olim Albrunam et complures alias. 
Nach Brotier fehlen die worte habitam — et complures 
im cod. Vat. 2964. 

otim. Aehnlich eagt Tac. hist. 4, 61: vetere apud 
German03 more, quo plerasque feminarum fatidicas ar- 
bitrantur. 

Atbruiiam. Eine anzahl codd. liest Äurittiam; auch 
cod. P., dieser hat als 2. lesart Albriniam; einige codd. 
haben Albrunia, einige Albruma; unus cod. Farnes.: 
Fluriniam, Offenbar verderbt. Mosler liest Albrectiam, 
ohne alle handschr. auctorität; vrgl. über die betr. lea- 
arten Tagmann de Taciti Germ. app. crit. Vratisl. 1847, 
14; 51); 60. Gerl.. Massm. 

Auriniam lesen viele ausgaben: Norimb., Rhenan., 
commt. Ältham. 1536, eine deutsche übers, der Germ. 
v.J. 1535, Mainz bei J, Schöffern, Pichena, Brenzius, 
Lips., Conr., Dithm., Ern.-Oberl., Walther, Waich, Passow, 

*) EttmüUcr a. a. o i: die Veleda wohnte tief im walde, auf 
einem hohen thurme, war also hagazus (s. 13). Daa wort gehört 
zu hagan, hag =- Hagazuei wird ttlso die cingaliegtc, toq andern 
meu Beben abgeBondcrlc bezeichnen. 



28S 

Ruperti, Brotier, Hess, Panckoucke, Dilthey, Kiessl., Koch, 
Ritter, Tross, Altenburg, Üöderl.. Bach, Dübner, Pichon, 
Günther, Grmim, Halm, Haase, Massmann, Gertach, 
Finck, Relhan, Orelli, J. Bekker, Despois. 

Wilh. Müller will das i in Äurinia aus dem wä!- 
Bchen rhin, geheimnlss, zauber, rhiniaw mit geheim- 
nisscn umgehen, zaubern rechtfertigen und erklärt Äu- 
rinia für ein appellativ, eine mit geheimnissen umge> 
hende, zauberkundige frau. Müller, altd. rel. 54. Bunsen 
(gott etc. III, 452) sagt: Äurinia ist nichts anderes als 
die „runen kundige", weissagende, woher unser Alraune. 
Seibertz (landes- und regentengesch. Westphalens I, 3, 
90) meint, Äurinia oder Älirunia scheine mehr gattungs- 
name zu sein, Adelung glaubt Äurinia sei für alraun 
verderbt. 

So viel ich weiss, hat zuerst Lipsius darauf auf- 
merksam gemacht, dass die lesart Äurinia uusicher sei; 
er sagt putem fuisse Aluriniam, und diese lesart billigte 
Seebode; Passow schlug AIrmia vor und diese conjectur 
hielt Bach am passendsten, wenn überhaupt geändert 
werden solle, Vrgl. Dilthey und Rup. Auch Grimm 
behauptet, die lesart Auriniam sei nicht sicher. Grmmt. 
I, 99. Später äussert Grimm (myth. 227 f., ed. 3, 375) : 
Ali mag unter den händen der Schreiber sich leicht in 
Au verderbt haben und runa in rinia; so hätten wir 
Aliruna, wofür Tac. leicht Alioruna schreiben durfte, 
Jomandes berichtet nämlich vom gothenkönig Filimer: 
repperit in populo suo quosdam magas muiieres, quas 
patrio sermone aliorumnas (al. aiyrumnas, haliurunas. 
aliorunas, aliurunas) is ipse cognominavit. Forschungen 
zur deutschen gesch. 1860, 258. Aliruna, wie Keisler le- 
sen möchte, Dithm., heisst (Grimm, m., ed. 3, 1175} die 
germanische weise frau, weil sie aljaruna und in ge- 
heimen, dem gemeinen manne unverständlichen Worten 
redend zugleich der schrift und des zaubers kundig ist; 
die goth. runa, die ags. runcräft war ihr eigen. Ali kana 



nur bedeuten: anders, fremd, was nicht vulgär und 
profan ist, also den begriff von runa noch erhöht. 
Äliorune ist die ags. Vallcyrie. Grimm, vorr. z, myth. 
VII. Auch EttmüUer sagt, weise fr. 14; 24, Aurinia ist 
verderbt, schwerlich Übertragung eines deutschen na- 
mens, etwa jöMrun? Der iiame hiess wol eigentlich 
Aljaruna, die fremdes, geheimniss raunende, flüsternde; 
von all und riuna, raun, runum. Anton und Spengler 
übersetzen „Alraune". Alraunen werden bei den alten 
Deutschen teufels-priesterinnen genannt, weil sie durch 
raunen und murren ihre anworten geben, Rochholz, 
sagen II, 43, und insofern liesse sich die von einigen 
gebilligte oder aufgenommene lesart Alurinia oder Al- 
runia*) wol rechtfertigen. Müllenhoff meint, 8. 565, Al- 
brinia verdiene den vorzug vor Aurinia. 



*) Grimm, mytb. ed. 3, 3Tfi: mit runa werden viele frauen- 
namcn gebildet, abd. urkk. bieten Alaiün, Alerüna, moa. boica, 
ahn. Oelrun; alrüna, Graff 2, 523, heutzutag ahaan, ist aua der 
bedeutung eines weissagenden teuflischen geistea in die einer 
„wurioli' nbergog-angen. Hans Sachs, 4, 3, 34, schildert noch die 
Alraun als eine am Scheideweg begegnende göttin. Grimm, m., 
ed. 3, 1153. Ennemoser (der magnetismua im Tcrbältniss zur na- 
tur und relig. 120) sagt; die celtiscbe Alrune ist der älteste all- 
gemeine namo der Wahrsagerinnen und heiligen frauen bei den 
Germanen. Alrune hiess buchstäblich : all - oder vSelwisscrin. 
Grimm, m 583. Dilthey; Kiessl.; Rup. — Schmeller, b.iicr. wb., 
hat: Alraun bedeutet einen teuflichen (weissagenden!) geist. In 
der Presbnrgcr gegend sagte eine alte frau: an aoraunel was 
(weiss) alles im voraus, dorum sag i, i bin a a°raunel, denn wo 
an Unglück gcschiabt, gspür ia in allen glidcrn. Sonst kommt das 
wort in dem sinne eines teuflischen geistes, eines kleinen männ- 
chcns, welches grossen reichthura und glfick verleiht, vor. Scham- 
bach, v?b. der niedera, mundart 1858, Kuhn, sagen aus Weatpha- 
len II, 27. Von jemandem, der aehncll reich geworden war, sagte 
man in der gegend von Dortmund: de hat'n arün; Kuhn a. a. o. 
Wer glück im spiele hat, von dem beisst es in Norddeutschland: 
der bat eiocn Alrun in der lasche; Kuhn und Scbwartz, nordd. 
sagen 423; der hat einen Alraun im leibe, tirimm, mävchen I, 437, 
1» 



290 

Schliesslich glaubt auch Horkel, die lesftrt Avfl 
sei nicht sicher, es aei vielleicht Aliruna, odei 
liclie form zu setzen, und an die alraunwurzel zu denJ 
Der im .). 826 vorkommende name Alarun (Mai 
1, 495; mon, boica 1127) erinnert an diese weise fr^Ä 
Hiiupt sagt, mit Au ist nichts anzufangen; Müllenä^ 
Aurinia ist unsinnig. Monatsschr. 1852; Greverns; 
lieh, dass in diesem worte der name Alrune durch i 
wechselung und unkunde des Tacit. versteckt M 
Orelli sagt noch von der Aurinia: nusquam alibij 
morata und Döderi. nihil de ea aliunde notuin. 

Aus all diesen gründen hat nun in der neuereal 
eine andere eniendation des namens vielen beifallj 
funden. So viel ich sehe, hat dieselbe zuerst W. Wat^ 
nagel vorgebracht. Er bemerkt: runa (gr. Spews^ 
zeichnet alles, was mit der geheimnissvollen 9ohei|j 
glanbens oder aberglaubens gesprochen wird : 
herin; Childeruna ist schlachtzaoberin, Fridurun, sc^ 
■/aub. Das älteste beispiel ist die von Tae, 
AlbTÜita, elfenzauberin. Freilich unentstellt hat dl^ 
nanien keine von den bekannten handschriften desJ 
citus; gleichwol zweifle ich keinen augenblick aul 
richtigkeit der emendation. Wackernagel, Schweiz, j 
seum 183!), lOW. Deutsche litgesch. 13. Eingeheaö 
vertheidigt diese lesart dann MüUenhoff folgendei 
sen: viele eigennamen sind mit rune zusammengeBdj 
durch die auf run componirti n namen wird den persc 
die sie trugen, die kraft beigelegt, die der 
zauberzeichen innewohnt; Beadarüne, kampfrone; Ba 
9110, ahd. Patarün; sonst noch HiUrun, Runhilt, virgi 
runica praedita (Oberleitner, die nord. runen nach ij 
jegren, Wien 1848, führt sonst noch als weibemai 
die mit ruD zusammengesetzt seien an Alrun, A)c( 



In Kärnten spricht man von Alfraueu. Vcrnalchen, Jtlpeosagcit^ 
Schmirl. de AlrunU Gernmnoruni. HaUae 173«, bat wc 



291 

Gudrun, KriBtrun, Solrun; Grimm, m. 3, 1175 Fridurun); 
Albrnne kann m&n für einen ehrennamen haiten: ein mit 
der runenkraft der e!be, ein mit zaubermacht und Weis- 
sagung begabtes weib, Eiben und zwergen wirJ die 
f;aba der Weissagung zugeschrieben. Grimm, myth. 264. 
Bei Suchenwirt heisst es: die mag triegen wol der alp. 
Grimm a. a. o, Albrune ist eher verbreitet als die 
irennung der stamme sich in der sogen. Völkerwanderung 
vollendete; es geht dies aus der Übereinstimmung des 
Wortes in seiner bildung und bedeutung hervor. Im 
Norden kommt Älfrun vor. Ällgem. monatsachr. 1852, 
;128— 339; zur runenlehre 51. Der im j. 836 vorkom- 
mende name Albrun (Meichelb. n. 596) und a. 960 bei 
Schannat tr., n. 583, zeigt an, dasa diese Zusammen- 
setzung nicht ungewöhnlich war. Wann diese Albrune 
gelebt hahe, wissen wir nicht. Haupt. Aibrunen sind in 
Westfalen kluge frauen; Kuhn, westph. sagen I, 148; 
sie wohnten vor alters in höhlen. Wolf, beitr. I, 461. 

Die besprochene emendation ist in den text aufge- 
nommen von Haupt und Kritz, gebilligt von Schweizer, 
Münscher, Müller (in der übers.), Simrock, myth., ed. 2, 
530. Zuletzt billigt sie noch J. Becker und versucht da- 
für im rh, mus. XIX, 637 einige bestätigungen zu geben. 
Er sagt, das wort sei zusammengesetzt aus 2 theilen, 
FÖrstemaun im altd, namenb. I, 283 gebe z. b, den na- 
men Bruna, auch habe man auf grabsteinen den namen 
gefunden. Noch früher stelle sich Piraucobruna in einer 
bonner inschr. zur seite; AI sei wol auf das fränkische 
Athal mit Förstem. zurückzuführen, Adalbrun bei Gold- 
ast habe contrah, wol Albrun gelautet. Bei Jordanes sei 
vielleicht Alibrunas zu lesen und ein Zusammenhang 
mit dem namen der Tacit. Albruna anzunehmen*). Ohne 



*) Sicher gana verfehlt will S. Cassel, wcimar. jabrbb, II, i 
akg. 3B, statt Anrinia (= Alb-runa) Norinia oder Naurinia = Nc 
bui Tac. loBCD. Matmhardt, gem. m. 583. 



292 

allen diesen ausführuiigen vollständig zuzuBliniinen, hnltc 
doch auch ich die Wackernagelsche emendation Albruna 
für sehr annehmbar. Einige monographien aus dem 18. 
jahrh. über Veleda und Aurinia verzeichnet Klemm, 
germ. alterth. 343. 

compluris haben die meisten codd. und die ausgg. von 
Melanchth., Brotier, Waither, Relhaii, Bach, Gerl., Oberl,. 
Trosa, J. Bekker, Döderl. ; cf. Tagm. de Tac. G. app. crii. 
91. Tac, liebt alte formen. Walth. Eine anzah! solcher 
acc. auf is gibt Bötticher, lex Tac. 13, an; ■/.. h. ann. 2, 
14 tenuie; 12 militaris; 14 enormis; 67 pluris. Einige 
neuere edd. lesen an unserer stelle mit cod. V. complu- 
rea, z. b. Passow, Kiessl.' Welche franen Tac, hier vor 
der Veleda gemeint habe, ist nicht bekannt. 

non adulatione, sc. ut nos; Kritz, Die Römer ver- 
götterten z. b. die Schwester des Caligula (Dio Cass. 
59, 11) und die tochter des Nero Sabina Poppaea, Tac, 
ann. 15, 23; 16, 21. 

facermt: eximia emphasis in verbo facerent. Bach. 
Senatus per adulationem fackbat deas, ut Drusillam Ca- 
ligulae sororem. ; Juv. X. nos te, nos, fortuna, deam fa- 
ciraus coeloque locamus. Rup. Facerent ist eine Stei- 
gerung des arbüranlur deas; hist. 4, 61. Münscher. 

Auch später werden noch andere Wahrsagerinnen 
bei den Deutschen erwähnt, die theilweise ihre namen 
von den ihnen zugeschriebenen eigenschaften zu tragen 
scheinen. Dio Cass. nennt (ap. Xiphil. LXVII, 15) unter 
Domitian Fävva (al. Fauva) Ttnp^e'vcn; fieta ttjv BeXt^Bgcv 
i-i Tfi JteX-rtx^ Seiä^ouia. (vrgl. Suid. s. v. S^eiaSo-jaa). Das 
wort Ganna kommt noch im j. 71)9 in einer Urkunde vor. 
Grimm 64. Ettmüller nimmt an, der name komme von 
ginnan (gann, gunnum) allicere, decipere und entspreche 
daher dem beinamen des Apollo Aoqiat^; weise frauen 
24. Nach Grimm lässt er sich am natürlichsten auf 
das nord. gan, ars magica, zurückführen ; myth. 85 (ed. 3 
ist er davon abgegangen). MüUenhofl', zur runeu lehre 55, 



7m 

Anton erltlärt diesen namen einfach durch weib und 
erinnert an ^um^, kun. queen. Und allerdings ist ^uirj], 
böot ßiva, goth, qvens, ahii. chona, preusa. ganna. Ebel 
in heitr. zur vergl. spracht von Kuhn und Schleicher 
11, 159. Die w. gan zeugen, gebären, hat im goth. die 
formen kin (wovon unser kind), kun (kuni geschlecht) 
und qven (qveins, ehefrau, als gebärende, vrgl. y\ifii). 
Bopp, vergl. grmmt. lU, 169. Dan. kone, engl, queen. 

Bei den Chatten weissagte Chalta mulier dem Vi- 
tellius sein Schicksal: vaticinante Chatta muÜere, cui 
velut oraculo acquiescehat. Suet. Vitell. 14. Grimm, d. 
sjir. 572. Chatta heisst hier wol ein chattisches weib, 
ohgleich Chattus als beiwort sonst nicht vorkommt. 
Rühs 263. 

Eine solche weise frau war auch wahrscheinlich das 
weib, welches dem Drusas entgegentrat und ihm sein 
bevorstehendes lebensende weissagte. Suet. Claud. I. 
Dio Cass. 55. Müller, altd. relig. 54. 

Gambara war nach Paul. Diacon. mulier quantum 
inter suos (bei den Longobarden) et tngenio acris et 
consüiis provida, de cujus in rebus dubüs prudentia 
non minimum conlidebanC. Das ahd. gambar, strenuus, 
trifft nur einen theil der bedeutung; gambri heisst sa- 
gacitas; demnach ist Gambra nicht eine kriegerische, 
sondern gescheidte und beredte frau. Müllenboff, xur 
runenl. 55. 

Im 5. jahrh. wurde unter den Franken ein prophet. 
weib gleichsam wie ein göttliches wesen angesehen und 
mit geschenken überhäuft. Greg. Tur. 7, 44. Rühs 263. 
Im j. 577 zog Guntheramnns — eine frau zu rathe „ha- 
bentem spiritum phitonis, ut ea, quae erant eventura, 
narraret". Im 9, jahrh. wird eine Theoia, die aus Äle- 
mannien nach Mainz gekommen war, erwähnt. Pertz I, 
365. Der name ist vielleicht verkürzt; er kann aber 
auch ein geschäft bedeuten, das deuten, auslegen meint. 
Grimm, myth. Ettmüller meint, 24, der name gehöre zu 



I 



294 

thiuda, Volk, und sei wahrscheinlich für heidnisches waib 
gebraucht. Diese erklärung sagt wol zu. 

Saxo grmmt. spricht, 121, von einer perita augurii 
femina, quae Salomonia cpiscopi parochiam suis vatici- 
niis non minime turbavcrat, Nam certatn consumma- 
tionis seculi diem aliatjue quasi divinitus sibi revelata 
— pvaedicavcrat. Synodali judicio publicis cafsa Hagel 
lis. — Ao 877 Judaeus — sycophanta erat et magicis 
praestigiis iiicantationibusque mentes hominum delude- 
bat. Pei'tz I, 589, Auch der name Elecir^iilii', d. i. Alah- 
trudis, weist wol auf eine weise frau hin. Grimm, d. sp, 
537. Selbst noch in neueren sagen ist von Sibyllen die 
rede. Simrock,myth., ed. 2, 537. 



Cap. IX. 

cp. 9. 10. J>as reHgionswesen. 

cp. 9. 1. Verehrung der 3 gölter Wodan, Ziu und Thor 
durch Opfer; 2. cült der göttin Ies; 3. TOn götlertcmpcln 
und hildcrn. 

Die erwähcung der wahrBagorinncn im 8. cp führt 
ungesucht za dem rcligionswcscn im Ü. cap. über. Vrg!. 
Miinscber de Tbc. üerm. Marb. 1857, 5. Darin aber 
möchte ich Münscbcr tiieht beistimmen, wenn er im progr. 
T. j. JSB4 sagt, Tacit. habe sieb darauf beacbrSnltt, sei- 
' nen landeicutcn nur die wichtigsten abwcichnngen des 

germ. boidenthnms von der gölte rverchrung der Oriechcn 
und Römer zu beschreiben. Eine solche cinGeilige absieht 
liegt dem aulor hier doch durchaus feru. 

Deorvm maxmt Merairium cohmf. Das 9. und 10. cap. 
findet sich fast wörtlich in der transl. Alexandri von 
Rudolf (a. 863) und bei Ad. Brem. aus Einhard auf die 
Sachsen be/o^en. Pertz II, 675 ff. Einseitig ist die an- 
sieht Antons und Ruperti's, welche glauben, Tac. spreche 
hier fast nur von den göttern des krieijes, da der inhalt 
der capp. 6—15 sich fast nur auf krieg beziehe. 



293 

Es ist oben zu cap, III. schon angeführt, dass wir 
die deutschen götter bei Tac. meist interpretatione ro- 
mana, cp. 43, unter römischen namen, finden, und dass 
der Ursprung aller mythologie und folglich auch der 
germanischen in Asien zu suchen sei. Wir nehmen zu- 
vörderst mit Job. Clericus und Keysler an, dass hier 
unter Mercurius interpr. rom. ein deutscher gott und 
mit anderen, dass Wodan (Odhin) darunter zu verstehen 
sei; dieser aber ist der indische gott Rndra*), rud, der 
regenspendende. Kuhn bei Haupt 5, 488. Rudra ist der 
vater der winde, der stürme; er glänzt wie gold, wie 
Sonnenschein, ein bild, das von dorn wolkenhimmel, der 
durch abend- und morgensonne beschienen wird, herge- 
nommen ist. Wolf, zeitschr. I, 55. Der name Rudra hat 
sich als göttername bei den Deutschen gar nicht erhal- 
ten, aber in dem angels. worte rodor, der himmel, ist 
das wort noch in seiner ursprünglichen bedeutung. Leo, 
in Wolfs zeitschr. I, 61. Da übrigens die ältesten göt- 
tergestalten der indogerm. völker ihren ausgaug aus 
naturbetrachtung nahmen, so finden bei den grösseren 
göttern häufig berübrungen statt: Wodan, der indische 
Rudra, vereinigt desshalb auch viele züge des Indra in 
sich. Mannbardt, götter 72. Wolf, beitr. II, 77, Dass 
unter dem röm. Mercurius der german. Wodan verstan- 
den werden müsse, dafür liegen, wenn auch nicht sehr 
zahlreiche (Wolf, zeitschr. 3, 392), so doch die klarsten 
beweise vor. Schon Lipsius hat das erkannt und J. 



*) Autfallend genug ist, dass Snorri in Ynglinaga Odhin als 
einen aus Asien hergekommcncQ höfdingi und hermadhr anführt. 
Grimm, m. 201. Auch Saüo weiss, dass Odhin seinen alten s\\z 
in Griechenland, oder hestimmter in ßyzanz = Thrakien, hatte, 
wiLs auf seine abkunft aus dem fernen Osten deutet. Grimm, d, 
epr, 772. Aehnüch sagt Paul Diac. von Wndan; qoi non circa 
hacc tempora sed longe anterius. nee in Germania, sed in Graecia 
fuisHC perhibetuT (in Graecia •= Thracia), Grimm, d. spr. 770. 
Dahlmanu, forsctiungen I, 205. Holtimann, Germ, u. Kellen II. 



Grimm aufs bestimmteste nachgewiesen, Die behaup- 
tung vou Greverus „über alle die von Tacitus angetülir- 
ten gölteniamen lässt sich nichts zur gewisshcit, ja 
nicht einmal zur Wahrscheinlichkeit bringen, was nament- 
lich auch von dem im texte folgenden Mars, Hercules 
und Isis gilt", beruht nur auf unkenntnias. Bei Paul. 
Diac, de gest. Longob. I, 10, heisst es: Wodan sane, 
quem adjecta litiera Gwodan dixerunt, ipse est, qui apud 
Romanos Mercurius dicitur et ab universis gentibus ut 
dens adoratur. Schon lOÜ jähre früher heisst es in der 
vita Columbani (aus der ersten hälfte des 7. jahrh., in 
act. Bened. sct. 2,26. Grimm, m. 34); Suevi ajunt, Deo 
8U0 Wodano, quem Mercurium vocant alü, se velle litare. 
Hengist, der Angelsachse, sagt: colimus maxime Mer- 
curium, quem Woden lingua nostra appellamus; Grimm, 
m. 91 ; Zeuss, d, Deutschen 21. Im indic. superst. (743); 
XX de feriis, quae faciunt Jovi vel Mercurio. Grimm, 
m. anh. XXXII. Coluerunt (Waxones) eos, qui natura 
non erant dii: inter quos maxime Mercurium vereban- 
tur, cui certis diebus humauis quoque hostiis litare cou- 
sueverant. Rudolfs trausl. S. Alexandri; a. 863 ; Peitz II. 
675. Immolant (Franci?) — ad arbores Jovi vel Mer- 
curio. Predigt aus der zeit Carls d. gr. ; Haupt 12, 
439. 442. 

Als im 4. jähr, die 7 tägige planetenwoche auch 
bei den Deutschen (Franken) eingang fand, benannten 
sie den 4. Wochentag den tag des Mercur, frnz. Mer- 
credi. nach ihrem gotte Wodan und daher heisst mitt- 
woch noch heute engl. Vednesday, angels. Vodenesdag, 
Mannhardt, götter 108. Die christlichen prediger der 
früheren zeit betrachten Wodan offenbar als den repräsen- 
tanten des heidenthums und er kommt desshalb bei 
ihnen sehr übel weg; Mercurius enim homo fuit mise- 
rabilis, avarus, cnidelis, impius et superbus heisst es in 
einer Omelia XII de kal Jan. Lauth, runenfud. 8(». An 
ihn erinnern noch jetzt manche ausdrücke und Sitten im 



297 

votke. Die 7 aterne. welche am növdl. himmel den ba- 
ren bilden, heissen iiiederl. Woenswagen ; in Hessen findet 
sich ein Wuodanesbcrg 1154, Gudenesberg bei Bonn 1131, 
Grimm, m. 102; 103; im Zobergäti ein Gudansberg oder 
Wodansberg; Meier, sagen aus Schwaben, 290; Wachs- 
niuth, national. 23 ; bei Geismar in Hessen stand die Wuo- 
taneseiche; Eettberg I, 344) {nach Grimm: donnerseiche). 
Wodan tritt unter allen gÖttern am meisten hervor: bei 
Nordmännern, Alemannen, Longobarden; warum sollte 
bei Franiten, Gothen und den übrigen sein dienst aus- 
geschlossen gewesen sein? In Niedersachsen pflegt man 
einen büachel getraide auf dem felcie stehen zu lassen, 
„dem Woden" für sein pFerd; Grimm, m. 104 f. In Pom- 
mern sagt man: de Wod tueht. Pfeiffer, Germ. I, 101. 
Tacitus nennt diesen gott den hauptgott der Ger- 
manen; fragen wir hier, warum alle Schriftsteller bei 
deutschen Stämmen (Longobarden, Schwaben, Aleman- 
nen, Sachsen), wenn sie des Woden erwähnnng thun, 
die notiz beifügen, es sei der röm. Mercur. Während 
Schelling (über die gotth. von Samothrake 66) behaup- 
tet, Taciius bezeichne mit recht den Wodan durch den 
Mercur, sagt Kemble (Saxons in England I, 338): Why 
the interpretatio Romana fixed upon Wodan as the cor- 
responding god to Mercury, we doo not clearly See; 
Latham 47. Die Ursache lag in folgendem: 1. Römische 
Roldaten, welche zuerst die Germanen kennen lernten, 
glaubten in unserm Wodan Mercur wiederzufinden, weil 
von ihnen auch der hauptgott der Gallier, mit welchem 
sie früher in berührung gekommen waren, für Mercur 
gehalten wurde; Grimm, myth. ed. 3, 108. Caea. b. g. 
6, 17: deum maxime Mercurium colunt (dies ist ohne 
zweifei der celt. (walisische) Gwydjon. Haupt); vielleicht 
Schwebte dem Tacit. die stelle des Caesar vor, aber er 
hat diese nachrichten von den Galliern nicht auf die 
Deutschen übertragen; Waitz. 2. Mercuriua (Hermes) war 
seelenführer, psychopomp; er geleitete die schatten zum 



HaäeB wie Wodan das wütende beer der todten anführt 
und in aeine halle geleitet; Mannhardt, götter 107. 
3. Wotan ist gleich Mercur der gott der kaufleute. In 
einer Schrift des mittelalters wird Mercurius. Voden an- 
glice, deus mercatorum genannt; Grimm, m. 110. Als 
solcher wie Hermes bä-vag iiav, Odyss. 8,335, trägt er den 
^ißSop, caduceus, ahd. glossirt wunachilgerta (d. h. glück 
verleihende gerte), die wol nach ihm benannt ist, Zeus.=, 
die Deutschen 24 ; Mannhardt a, a. 0. 107, Nach Becker, 
Chariklea I, 96, hat schon Böttiger vasengem., h. 2, lOS, 
darauf aufmerksam gemacht, ciass mit dem hermesstahe 
der glaube an die wünschelruthe zusammenhänge. Wo- 
tan (Odin) und Mercur (Hermes) gleichen sich auch ins- 
besondere 4. durch den von Ihnen gleichmässig getra- 
genen wünschelhut (Tce'taao;; Grimm, m. 261; 507; ed. 3. 
432 akg. '•) d. i. den zaubermächtigen, unsichtbarma- 
chenden hut (vrgl. K. P. Hermann, über die hadeskappe). 
Zugleich ist, 5. Wodan, ebenso wie Mercnr, der er- 
finder der schätzehäufenden würfel, Colshorn, deutsche 
myth, 90; Grimm, m., ed. 3, 958. und der erfinder der 
buchstaben; Grimm, vorr. zur myth. Xlf; vrgl. s. 547. 
Horkel. So gleicht also unser Wuotan, Odin, als erflnder 
der runen, Grimm, m.ed. 3, 1176, dem Hermes und Mercur, 
Grimm, m. ed. 3, 150. Im übrigen könnte es den Römern 
auch angenehm gewesen sein, einen ihrer untergeord- 
neten götter als den obersten gott bei den Deutschen 
zu sehen. Waitz. E, W. Weber in seinem progr. de Mer- 
curio, praecipuo Germ. vet. deo. Vimar, 1850, bestreitet 
die Identität des Mercur mit Wodan; er nimmt vielmehr 
irrthumlich an, Tacit. verstehe unter Mercur den deut- 
schen Irmin; s. 5, 9.'). Auffallend nur ist, dass Jupiter 

") Wenn eine alte gloase, (irimm, m. tdn, sagt, dass WoJaii 
boi den Römern Mars beisse und auch andere nachrichtcn melir- 
fach den Mars nennen, wo -wir gewöhnlich dci^ an Wodans stell« 
geset/lcn Mercurius erwarten oollten, so erklart sich dies am 
besten daraus, dass Mars aicb gerade in bedeatenden punctea tnil 



^ 



299 

nicht genannt wird, und Meiciir, der bei den Römern 
eine gottheit 2, ranges ist, hier der vornehmste, müxi- 

mus, genannt wird, dem allein menschen ojifer fallen, 
während Mars und Hercules sich mit thieren begnügen; 
Grimm, m. 84, Die auslaasung des Jupiter aber hat 
augenscheinlich darin ihren grund, dass sein cuUus bei 
den Völkern, die Tacitus zunächst kannte, dem des Mer- 
cur nachstand; die nördlichen, entlegeneren stamme 
widmeten umgekehrt dem donnergotte ihre hauptsäch- 
lichste Verehrung; Grimm, m. 84. Donar ist Zeuss ver- 
gleichbar, doch nimmt auch er die zweite stelle ein; 
Grimm, vorr. XII. Vrgl, m, 93. Es darf aber hierbei 
noch bemerkt werden, dass es den Römern überhaupt 
gefiel, bei den Germanen nur die bei den Römern un- 
tergeordneten götter zu suchen und zu finden, 

Wuotan althd., \\'odan altniederd., Guodan longobard., 
Gudan westph, , Odhin altnord., kommt von dem ahd. 
verbum watan, wuot, altn. vadha, ödh vadere, meare cum 
impetu ferri. Hiernach scheint Odhin das iillmächtige, 
alldurchdringende wesen, qui omnia permeat, der all- 
durchdringende geist der natur; Grimm, m. 94 ; ed. 3, 120; 
gesch, d. spr. 690; 691; Diefenh., goth. wb. I, 216; 
Müller, relig. 182; Sirarock m. 206; m. ed. 2, 185 ; Schwei- 



Wodan berQbrt. Es ist nämlich Mars nicht allein kriegs- und 
siegsgott, sondern auch Schützer der feldfrüchte und heerden (im 
märz ßiiden umzüge der Salier statt), wie diesa auch schon Här- 
tung, relig. der Römer 2, 13ä — 157 aitseiaandergeBCtzt hat; Kuhn 
bei Haupt 5, 472—434; Rochbolz, kindersp, 482. Der name Mars 
schJiüSBt sich entweder unmittelbar an Manilas an oder ist zu- 
sammcnziehung aus MaTors, wurzel mri ^ marnt, der tödler. 
Ebendas. Wodan ist kriegs- und eradtcgott. Im mai ist frieden: 
alle stände orgoboo sich dem frieden „halten Maien". Rochholz, 
kindersp. 481. iua. SOS. Mars wurde Torzüfiücb von den Gothen 
verehrt, Jornnnd, c. 5; er scheint Wodan zu sein; Müller, relig. 
96; 195; er kommt aucb bei den Alanen vor; Amm. Marc. 31, I; 
Müller, a. a. o. B6. 



300 
Mr progr, 23.') Art«m y. Bremen sagt c 233- 
•ä est foror -, belli gerlt, hominique minislral virtot 
contra inimico,. Er denkt also znnächst .„ wölb ) 
Beb im kämpfe bethäligt. Der „ame ist demnach 1 
engste mit ,wntb" verwandt und bedeutet daher i 
..stnrmiseh schreitenden". Die Vorstellung von IbmJ 
vom wmde den ansgang genommen. AI. „„nmoal 
er m der sage von der wilden Jagd und vom »Ute», 
heer erhallen. Der glaube an die erstem Ist vorauf" 
m Norddentsehland häolig, Wolf, beitr II 162 
zweite im deutschen Süden. Im norden ' spricht"" 
davon, der Wode, der Wonj.äger jage. Sagen aber , 
poet. Umschreibungen von naturvorgängen. Die hui 
des Wodan sind in Inf, verwandelte meu.ehenseol 
Manuhardt, götter 96. 111. Wodans mantel l.t derf 
neckte himmel, sein brellkrlmplger bot die woike 4 
weisses ross (der scblmmelreiter") bedeutet gleich^ 

.» ■' """'"•S««»" »8'^ »b „ „ich, „ab,, lieg, der wuraU J 
.»., da.al,d. ,™,, „r,prai,el a„i„a,, ,,„„„,, „°„, "j!?« 
.... und da,o, d.„ „„e. Wuo,.,, ,1.,;. Odinn Z W 
,.11... H.f.r. ..l,..br. ,, ,u. s.bl.,cl.r (i, K."." " 
We ,.h kei.c g,„„g, t,„j„g„g ,;„ ji„ !„,„,„ j^_ 

i« »^datd"'i:° .,::::;" :;"?, :. itiT'r ■■■"•"! 

naupt s. 472 f. hier berührt er nirh mii r»^, i-i. ^ ^ ■" 

Pferd.,... d„ ...f.. ,„ ,„ „,r i:.".;;":. ^!r,:;.„". 



301 

die wölke, die der wind vor sich hertreibt, Mannhardt, 
götter 90, die der gott reitet oder jagt. In der erschei- 
nung der wilden jagd mischt sich stürm, blitz und re- 
gen; sein cbcr bedeutet wind; Mannhardt a. a. o. 97. 
Auch der ewiye Jude findet seine erltlärung in den Wan- 
derungen dpK Odhin, Simr m. 252, die sich am einfach- 
sten aus seiner ursprüngl. natur tila stürm- und wind- 
gott erklären; in den epischen gedd. der Inder heisst 
wata, der wind (welches wort auch wurzelhaft zu Wuo- 
tan, Odhin stimmt, welche nur ein suffli angesetzt ha- 
tien), häufig Satagas, Sadagatis, der immerwandernde; 
Kuhn, sagen aus Westphalen II, 33. Bei Saxo gr. wird 
Wodan viator indefessus, in der Edda Yegtatnr, Gäng- 
iiädr, der wegeamüde Wanderer (später der ewige Jude) 
genannt; Rochholz, sagen II, 307. 

Nach heidnischer Vorstellung ist Wodan aber auch 
Ordner der kriege und schlachten. Ad. v, Bremen sagt 
cp. 233 : Wödan hella regit hominumque ministrat virtutem 
contra inimicoB. Wodanem sculpunt (Sveones) armatum 
sicuti nostri Martern sculpere solent. Bei Saxo heisst er 
37 Othinus armipotens, 138: auctor aciei corniculatae. 
Nicht verwundern darf also, wenn er mit Ziu oder Tyr, 
dem eigentlichen deutschen kriegsgott, verwechselt wird ; 
Grimm, m. 95; ed. 3, 122. Wodan überhaupt ist der all- 
mächtig schaffende gott, von dem jegliches gedeihen, 
vorzüglich aber sieg, das wünschenswertheste gut fiir 
kriegerische völker, abhängt; Grimm 1)8.99. Seine Ver- 
ehrung muss in undenkliche zeit, lange über die erste 
nachricht hinaufreichen, die uns von Römern über den 
Mercursdienst berichtet. Das maxime scheint auf etliche 
andere götter hinzudeuten; Planck 56. 

CM! cerii's diebiii — lüare fas est. Certi dies bestimmte, 



bcziebeni Moiitanus. volksabcrgl. 1858. Auch knecht Ruprecht, 
Hruodperaht, der rhumbcglänzte, wird auf Wodon zurückg-oführl ; 
Kuhn, zeitschr. 5, 4K1. 



302 

festgesetzte tage, Cic. ad Ätt. 2, 6 aute certum dielS 
Sie deuten auf eine regelmässig wiederkehrende zetfl 
walirscheinlich ist hier an die 4 grossen wendepunkH 
des jaiires, welche nach Grimm, s. 38, mit Wodan.] 
enger Verbindung stehen, zu denken, nämlich an ä^ 
maifest, die sommer-sonnenwende, herbstzeit und ' 
ter-sonnenwende, insbesondere das letzte oder iuelCed 
am 21. december. Münscher. Im norden opferte mffl 
Odin vorzüglich vor jedem kriege; Ad. Brem. c. 2 
bellum imminet Wodani immolant, Müller, relig;. 20) 
wie man auch bei den Griechen vor der schlacht uif 
nach dem siege, beim auszug und vor dem angriff t 
lagerter städte opferte; Lasaulx, ges. sehr. 265. 
wurde aber von den Griechen auch sicher bei ai 
ordentlichen gelegenheiten zur sühne geopfert, 
bei ihnen wurden die opfer iu bestimmten mondesnUlä 
naten und monatstagen, iv xat; xa^xoücai; -rjfii^potic,,, 
zu bestimmten stunden gebracht; Hermann, gr. altet^ 
2, 287. LasauU 265. 266. 

Im übrigen bemerkt Grimm, m. 113 akg., beachtunj 
der Zeitabschnitte bei <^en alten Germanen müsse schdM 
daraus folgen, dass nach Tac. Germ. 9, für die MercurC 
opfer terti dies festgesetzt waren und es sei anzunehmefl 
dass die Germ, von frühester zeit an die siebentagwochl 
nach den reihen und folgen des moudwechsels gekanQJ 
haben, wenn gleich die benennung der tage und Herta 
anordnung ihnen offenbar aus der fremde zugabrsöl 
worden. 

h'lare. Hess und Münscher nehmen das wort 1 
glücklich opfern, ein heilbringendes opfer darbringe 
(xaXXiEpeiv). Da es jedoch hier im gegensatze zu animalibj^ 
placaTit steht, so nehme ich es einfach mit Kiessl. für iid 
molare. Bei Isidor im chron. Goth. p, m. 166: tdolis ii 
lare, diis litare, ist freilich durch immolare ein schlacht] 
Opfer, und durch litare ein trank- und fruchtopfer be^ 
zeichnet ;Grimm, m. 690. 



303 



fan est, während dies nach Tacitus urtheile und 
seinen Zeiten nefas ist; J. N. Schmidt; zeitachr. f. gyms' 

humanis quoque hof^lm. In dem quoque liegt, dass 
liem Mercur ausserhalb der oerti dies auch thieropfer 
dargebracht seien, Kritz, 

Die Verehrung der götter durch Opfer, welche eine 
gewisse reife der entwickelung voraussetzt, wesshalb 
wir sie nicht bei allen rohen naturvölkern antreö'en, 
Wuttcke, I, 130, ist bei den Indogerm. uralt. Nach in- 
discher anschanung bedürfen die götter der Stärkung 
und ernahrung wie alle endlichen wesen; die götter 
haben demnach etwas vom opfer, ihre kraft und Selig- 
keit wird dadurch erneut und erhöht; Maha-Bharata. 
Ardschuna's reise; herausgegeben von Bopp, 40; Wuttke, 
gesch. des heidenth. II, 343. 344. Im griech. alterth. ist 
es bedürfniss, dem gotte durch gaben und zeichen zu 
nahen in frcude zur dankbarkeit, in noth, um zorn ab- 
zuwenden und ihre gunst zu erwerben ; Welcker, myth. 
II, 50. 51; Hermann, gr. alterth. II ^ 85; 195. Bei den 
Germanen schiebt man der gottheit menschl. leiden- 
scbaften unter, sucht sie wenn sie zürnen zu beschwich- 
tigen, oder lässt sie, wenn sie gütig gegeben haben, 
wieder geniessen; Müller, relig. 154. 

Im Scr. hat man für opfer 2 wörter: dhu und jag, 
l'ict. H. 705; das erste bedeutet nach Lassen ein opfer 
im feuer und findet sich noch im griech. ^u, lat. fio; 
im scr. hat sich die form dhu nicht erhalten; Lassen, 
ind. alterth. I, 788. Nach Pictet II, 703, 705. und Cur- 
tiu8 P, 233 dagegen gehört das scr. hu zu dem griech. 
xü-u und bezeichnet urspr also ein trankopfer (projicere, 
effuudere, libare): und allerdings ist das Soma-opfer fast 
die einzige form des Opfers in ved. zeit; Wuttke, geach. 
der heidenth. II, 344. Jag bezeichnet im allgemeinen 
ein opfer, die götter durch opfer verehren; wobei das 
griech. Stio? 2U vergleichen ist, welches diesen allge- 



iVI. I 

ISS I 






meinen sinn des wortes noch ausdrückt; Lassen I, 788. 
789; Curtius, gr. etym. I^, 156. Im scr. heisst aber auch 
makha, maha, m , opfer, namentlich auch opfcii liier Zu 
derselben w. makh mag auch das scr. mämahyate, 
schlachten, opfern, gehören und ist noch in p.äx''ii \>-'^X°' 
p.ai, y-är/aifOL, mactare zu finden. Kuhn, xeitschr. 4, 19. 
Andere ausdrücke für opfer verzeichnet Pictet II, 703 ff., 
namentlich das scr. wort hhr, ofFerre, ^pöo^opct, cymr. 
oferen, ags. offrung, ahd. opfar. 

Von den arischen Indern wurde insbesondere in 
feuer ausgelassene butter, bavis oder havja, geopfert. 
Im Rigveda hat havya bereits die bedeutuiig opfergabe, 
allein sie bestand doch allein in flüssigen gegenständen, 
homa bleibts stets auf das trankopfer beschränkt; Auf- 
recht in Kuhn's zeitschr. 14, 271. 272. In der ältesten 
Zeit ihres hirtenlebens musste den Indern der besitz der 
rinder der wichtigste aller reichthümer sein und durch 
eiD Opfer davon brachten sie den göttern das werthvoUste, 
vas sie besassen. Lassen I, 7i)l. Nachher kam das so- 
maopfer hinzu, in einem berauschenden getränke beste- 
hend, welches aus einem aufgusse auf zermalmte gerste 
und andere körner mit beimischung des aus der soma- 
pflanze (eine asclepias) gepressten saftes bereitet war — 
also eine art hier. Lassen I, 789. 

IHensrhmopfer kommen bei allen Völkern des alter- 
thums vor; Grimm, m.. ed. 3, 38, sie sind nach Wuttke, 
gesch. des heidenth. I, 136, die höchste sittl. Offenbarung 
des religiös, bewusstseins und thatsachlich nicht bei den 
rohesten Völkern, lieber die zeit, wann das mnischmopfer 
bei den Indern vorgekommen sei, sind die Ansichten ver- 
schieden. Leo nimmt an {bei Wolf, zeitschr. L 61). dass 
bis auf die entwickelung des Rudradienstes zum Civa- 
dienste blutige opfer nicht vorkamen, erst dem Civa 
seien, wie dem germ. Wodan, menschen geopfert; vrgl. 
Lassen I, 789. Nachdem Colebrooke (essays I, 61. 62) 



305 

das menschenopfer der vedischen 7eit direct abgespro- 
chen, ist es durch Roth in der sage wenigstens factisch 
nachgewiesen (Weber's, Ind, Studien I, II), ebenso durch 
Wilson „on human sacrifices in the ancient religion of 
India"; Essays 2, 247 — 69. Erst M, Müller hat in seiner 
bist, of anc. Sansc. lit. 419, 420 die vermuthung ausge- 
sprochen, dass das menschenopfer in der that bei den 
alten Indern eine rolle gespielt habe. Und darauf hat 
Weber, über menschenopfer bei den Indern in der ved. 
zeit (zeitsch, der deutsch-morgenl. gesellsch. XVIII, 262 
bis 287) naher nachgewiesen, da8=i es im altind. ritual 
eine gewisse rolle gespielt, bei den Indern so gut ge- 
wesen sei, wie bei ihren europ. Stammbrüdern (273); 
und es sei die von Pictet in abrede gestellte thatsache 
doch bereits in der urzeit als wahrscheinlich anzuneh- 
men; beitr, zur vergl. sprachf von Kuhn und Schleicher 
IV, 292; Wuttke, gesch. d. heid. II, 355; Lasaulit 252: 
Somadev, märchens. I, 55. 88; Im Ramayan. ist ein bei- 
spiel, Sonst im Rigved. — Sanh. ed. Rosen, p, 44; 
Somadev. Brockh. 41 ; Aitareya Brahmanam ; Haug II, 90. 
Man nahm dazu, wie in Deutschland, meist fremd- 
linge und feinde; Bohlen, das alte Ind. I, 303. 305. Die 
opfer aber mussten ohne fehl sein. Mills hist of brit. 
Ind, I, 271. Rühs 319. Später durften die ind. ksha- 
triyas ihre opfer von teig formen. Bohlen I, 303. 305. 
In China kommen noch jetzt menschenopfer vor. Aus- 
land 1861, 1051. Bei den Persem erwähnt sie Herod. 7, 
113. 114. Bei den Aegyptern sind sie nicht zu leugnen. 
Diod. I, 88. Lasaulx, stud. des class. alterth. 251; zu 
Herodots zeiten aber waren sie aufgegeben. Bohlen I, 305. 
Bei den Phönikem bezeugt sie Diod. 20, 14. Nirgend 
aber bluteten fürchterlichere menschenopfer als bei den 
abgött. Stämmen der Semiten. Lasaulx 249. Die Scylhen 
brachten menschenopfer dem Mars, Herod. 4, 62, insbes. 
gefangene der taur. Iphigenie. Herod. 4, 103. Menschen- 
opfer kommen auch sehr früh im ältesten cultus und 
10 



I 



J 



306 

vereinzelt noch in bist, zeit bei den Griechen vor; Rühs 
3IÖ; Wachsmuth, hell, alterth. II, 2, 224 f.; Schömann 
i\, 222; Hermann IP, 56. Voss, antisymb. ri, 452, lässt 
sie zu ihnen aus dem Orient Itommen, Böttiger in den 
ideen zur kunstmyth. 3S5, aus Phönilcien. Sie treten in 
seltenen fällen ein und werden leicht factlsch umgangen. 
Hom. II. 23, 134, werden bei dem leichenbegängnissc 
des Patroklos an der stelle der nächsten angehörigen 
feinde geopfert. Vor der Schlacht bei Salamis opferte 
Themistocles 3 Perser. Plut. Them. 13. ÄaxeSai[i.ov6u; 
^■ir|(Jiv o ' ÄroXXDSupoi; TÜ "Apii Süsw ctM^pÜTTOUi;. Porphyr, 
de abst. 2, 55; Preller, gr. myth. I, 208. Bei den Arka- 
diern finden sie sich noch zur zeit des Theophrast. 
Bohlen, 6. alte Ind. I, 305. Eine grosse zahl von böi- 
spielen, die bei den Griechen menschenopfer als sühn- 
opfer beweisen, zählt Lasaulx, die sühnopfer iler Gr, u. 
Römer, in den stud. des. cl. alt. 244 — 248, auf. Nicht 
selten vertreten haaropfer als sühnopfer die steile des 
menschenopfers, wenn diese heziehung auch oft aus 
dem bewusstsein geschwunden; Hom. II. 23, 144; von 
frauen der Ilygiea dargebracht, Paus. 2, 11, 6; Aesch., 
choeph. 8, 165; Sophocl. El. 448 ff. Vrgl, Wieseler, über 
haaropfer; im philol. 8, 711—713. Wachsmuth II, 2, 234. 
Mit der milderung des volkethums scheinen auch sonst 
andere stellvertretende opfer vorgekommen zu sein; 
Wachsmuth 11,2,226; so stellvertretende thieropfer wie 
bei den Äegyptern, Wachsbilder, kuchen in gestalten von 
tbieren, oder sonstige gegenstände. Lasaulx a. a. o. 
255 — 258. Die literatur der betr. Schriften weist Her- 
mann, gottesd. altertb. der Gr., ed. 2, 1858, 157 nota i 
nach. 

Die bei den Römern vorkommenden menschenopfer 
Waren fuskischen Ursprungs. Es war ein barbarisches 
Schauspiel, als die Tarquinier auf einmal 307 gefangene 
Römer ihren göttern schlachteten. Liv. 7, 15; 22, 57- 
0. Müller, Etrusk. II, 108. Den in etrusk. biichern ge- 



nannton inferi et avertentes dei wurden menschenopfer 
geboten. Macrob. 11, 16. Noch 639 wurde in Rom we- 
gen eines incestes veatal. Jungfrauen auf dem forum 
boarium ein Gallier und eine Gallierin, ein Grieche und 
eine Griechin lebendig begraben. Plut. quaestt. 83. Jui. 
obseq 97. Erst im j. 07 a. Chr. wurden durch einen 
aenatsbeschluss menschenopfer verboten. Plin, 30, 1. 
Gruber. Dessen ungeachtet Hess der dictator J. Caesar 
a. 46 xwei menschen auf dem marsfelde, Augustus nach 
besiegung des Antonius eine anzahl Senatoren und noch 
Nero mehrere der ersten männer des Staats hinopfern, 
Lasaulx, die sühnopfer der G-r. und Romer; in den Stu- 
dien des clasB. alterth. 248. Später vertraten bei den 
Römern menschenopfer hauptsächlich pflanzen, mohn- 
köpfe oder puppen. Grimm, m. 690. 

Die cultivirten Gallier bannten gleichfalls menschen- 
opfer. Caes. b. g. 6, 16; Mela 3, 2. Nach Dionys. Halle. 
I, 38 opferten die Keltm noch zu Beiner zeit menschen 
Diefenb, orr. eur. 183. 

So ist es denn nicht zu verwundern, dass auch die 
Germanen opfer und insbefiondere menschenopfer brach- 
ten*). Im allgem. bezeugt freilich Caes. b. g. 6, 21 von 
den Germanen sacrificiisnon Student; studere aber ist hier 
im sinne von a^iäüSsiv, mit eifer betreiben, im gegensatze 
nämlich zu den Galliern, zu nehmen. Für das vorzüglich- 
ste opfer galt den Deutschen das menschenopfer; dessen 
darbringung wird fast bei allen deutflehen stammen be- 
zeugt. Es liegt den blutigen opfern der alten Deutschen 
etwas anderes als grausamkeit und Verwilderung zu 
gründe: dankbares gefühl nämlich, dem zornigen und 
gnädigen gott das höchste geben und bieten zu müssen, 
was er uns gab, 'das leben, oder wovon es rinnt, das 

*) Anton sagt 1799: Eiost kanute ich mich nicht übcrzcugcti, 
dass die Germanen menschenopftr gehabt hätten. Näheres bietet 
wahrscheinlich G. Schütze, de crucntis Gcrmanar. victimis. Lips. 
1714, Ich habe diese Schrift nicht erlangen können. 



308 

blut. Grimm, der arme Heinrich 201. Das mensclieii- 
opfer ist überall der gipfelpunkt des heidn. cultus. 
Wuttlie, d. deutsche abergl. 103. Menschenopfer schei- 
nen insbesondere als sühnopfer zu gelten, welche ent- 
weder die grollenden götter, oder die todten in der 
unterweit versöhnen sollten. Müller, relig. 76. vrgl. Sim- 
rock, myth., ed. 2, 520. 

Im allgem. bezeugt menschenopfenopfer Tac. ann. 
1,611ucis propinquis barbarae arae, apud quos trihunos 
ac primorum ordinum centuriones mactaverani. Menschen- 
opfer bei einzelnen deutschen Völkerschaften. Cimheni 
hängen röm- gefangene an bäumen auf; Oros. 5, 15. Bi'i 
den Hermunduren equi, viri — occidioni traduntur; Tac. 
ann. 13, 57 (Semnones) caeso publice (für das volk) ho- 
mine celebrant barbari ritus horrenda primordia. Germ. 39. 
Heruler versöhnten die götter durch menschenopfer. Pro- 
cop. de h. g. II, 14, Ennod. de vita Ant. Haupt. 12, 406. 
Von den Gothen heisst es, Jornand. cp. 5., quem Martern 
GoM( semper asperrima placavere cultura; nam victimae 
ejus mortes fuere captorum, opinantes bellorum praesuleni 
aptius humani sanguinis efTusione placandum. Von den 
Scimilinaviem wird berichtet, Procop, de b. g. 2, 15, ^ouoi 
8b ^vSe^Ex^tiTctTa CEpeia TcivTU xal iva.yiZovai' tüv h£ [speCuv 
09101 xh xäXXia-uow äv^puTco; itt^vi — toütov fäp t^ "Äpäi 
^üoudiv, iK&l ^söv aÜTOv vo{j.i^ouai fLeYiotov eEvau Von den 
Thüringern heisst es, Bonif. ep 25, hoc quoque inter alia 
crimina agi in partibus illis dixisti, quod quidam ex 
fidelibus ad immolandum paganis venundent niancipia; 
die bekehrten FrankeH opferten gothische weiber und 
kinder; Procop, 11, 25. Die Sachsen opferten von den 
gefangenen den 10. mann nach bestimmung des loosea; 
capit. de Sax. 9. (vrgl, Grimm, m. 600). Auch nach der 
vita Wolframi (t 720) wurden die -zu opfernden menschen 
bisweilen durch das loos bestimmt. Dieselbe erschei- 
nung finden wir bei den Esthen und Slaven. Mone, hei- 
dentb. I, 70. Bei den Friesen war es gesetz, lex Fris. 



tit. 42, qui fanum effregerit — immolatur diis, quorum 
templa violavit. Von den Normannen heisst es {bei Hugo 
V. St. Quent,, um IflOO) eacrificabant olim Thur — , cui 
non aliquod pecudum neque pecorum — litantes domim, 
sed sanguinem mactabant homiiium. Die Normänner und 
Dänen schlachteten jedes jähr 99 menschen im monate 
Januar zur zeit des königs Henrich des Vogelstellers, 
Ditm. chron. Merseb. ed. Mader 1. I, 10, dabei ebenso- 
viel pferde, hunde, hähne; es war offenbar ein sühnopfer. 
Müller, reüg. 76. Ein jährliches opfer von menschen 
mit hunden kommt auch bei den Schweden vor. Ad. 
Brem. bist, eccl c. 234, 62*). Es findet sich bei allen 
heidn. Deutschen, Slaven u, Preussen, Wuttke, abergl. 103, 
Die spuren von opfern, welche sich in christlicher 
zeit zeigen, sind unbedeutend. Blutige opfer wurden 
von der geistlichkeit zu sehr verfolgt, als dass sie nicht 
bald hätten erlöschen müssen. Doch ragt in irgend 
einer gestalt der gedanke und die wirkl. ausführung 
dieses opfers noch bis ins mittelalter hinab, wo z, b. 
kinder bei grundlegung von bürgen, Städtemauern etc. 
lebendig eingemauert werden. Wuttke, abergl. 103. 104. 
Auf dem concil zu Rheims 625 wird die theilnahme an 
der heidn, sitte des opfers verboten; es erscheint dabei 
die zahl der opfernden mitten unter den Christen noch 
als gross, Rettberg, k. g, I, 299. Serm. VI. Bonif. 
§. 1. p. 200 omnia sacrificia paganorum sacrilegia sunt. 
Bettb. I, 408, Unter Carl d. gr. wurde der tod gedroht: 
81 qais diaboto sacriöcaverit et in hostiam more paga- 

*) Von Haralt HUdetand beisst es bei Saxo VII, 138 animai 
ci (Othiuo), quas ferro corporihus ejecissct, pollicitus tradiiur und 
Yill, 146 eideni se progtatorum manes muneri loco dedlcatarum 
pollicitus. Müller, rclig. lOÜ. Diese sittc hatte aber ioEOfern 
einen tieferen grund, als nach dem altDOrd, glauben alle in der 
Schlacht gefallenen von den Vatkyrien geleitet zu Odhin in seine 
«olinung Valhöll kommen, wo sie essen und trinken; es ist ein 
rcrsöliDungsopfer für den todtengott. Müller 108, 



4 



310 

nornm daemonibus obtulerit. Pertz I, 48. Waitz, ver- 
fassungsges. IH, 124. 

Man- opfcFte in Deutschland hauptaächUch kriegage- 
i'angene, Verbrecher und verkaufte knechte. Wirtb, gesch. 
I, 201; Dühner; Schweixtr 23; Grimm, myth. P, 40; 
Wuttke, abergl. ItlG. Opfer aus dem eigenen volk finden 
sich nicht. 

Warum diese blutopfer? Blut ist nach anschanung 
der alten die seele; I. Mos. 17, 11; 5, Mos. 12, 13. Blut- 
mangel galt als aufhören des lebens; daher bedürfen 
die alles erschaffenden und erhaltenden götter ihres 
geblütes. Rochholz, in Pfeiffers Germ. 6, 385. Irrthiim- 
lich glaubt Weishaupt: weil räer menech das vorzüglich- 
ste geschöpf sei. 200. Vielleicht spricht ausführlicher 
darüber Vent, commentt. de hostiis humanis antiquo ma- 
xime tempore immolatis. Vimar. 1826. 1834. Laeaulx 
sagt, es sei heidn. anschauung, dass das im blute dar- 
gebrachte leben, oder die darin dargebrachte seele die 
Versöhnung bewirke; die sühnopfer der Gr. u. R. 236. 

Eigenthümliehe opfergebräftcke. Der bei den heidn. Vi- 
kingen grausame gebrauch, kleine kinder in die luft zu 
werfen und mit der Speerspitze wieder aufzufangen, iat 
ein nm kriegsglück dargebrachtes menschenopfer. Mann- 
hardt, germ. m. 228. Aus Procop. wissen wir, dass eine 
art des menschenopfers bei den Nordgermanen darin 
bestand, dass man den /.um tode bestimmten in die 
dornen warf. Darauf bezieht sich die westfdl. drohung 
wenn ein mädchen spät am sonntag spinnt, also die 
heiligkeil des tages bricht, es komme auf den dorne- 
busch. Mannhardt, die götter 10. In alter zeit mögen 
auch dornen zum osterfeuer genommen und mit ihnen 
Opfer verbraunt sein. Wolf, zeitschr. IH, 365. Man opferte 
in haihen und auf bergen. Opferaltäre waren aus rasen 
oder grossen steinen erbaut. Low 103. Auf einem altheidn. 
grossen opferheerde zu Schlichen in der prov. Sachsen 
hat man unter einer menge von thierknochen auch in 



\ 



311 

3 theile zerlegte menschenschäilel g-efunden. Klemm 373; 
V. Ledeb., das königl- mus. im schlo'^se Monb. Berl. 1838, 
156. Haruc, harug heisst ahd. eine scblacht- oder opfer- 
stätte; hairus, alts. heru, giadiug, eigentlicli der btutver- 
giesaer, Schlächter. Woeste, bei Frommann dia!. 5, 350. 
Piot be<)eutet opferaltar, der einst im walde stand. 
Simr., niyth. 387. Davon wahrscheinlicb die in Wäldern 
oft vorkommende Ortsbezeichnung; die betten. Bei allen 
opfern wurden bei den Deutschen mahle gehalten'), wie 
in späterer zeit auch bei den Griechen. Wacham., hell, 
alterth. II, 228. Die abgeschnittenen köpfe und übei> 
bleibsei der thier- und auch der menschenopfer hing 
man an heiligen bäumen auf: truncis arborum anteßxa 
ora. Tac. ann. I, 61. Müller, relig. 52. Es fanden beim 
opfern, wie es scheint, gesänge und tanzbewegungen 
statt. Greg. m. dial. 3, 28. Longobardi — more suo im- 
niolabant caput caprae ei (diabolo) per circuitum curren- 
tes et carmina nefanda dedtcantes. Vrgl. MüUenhoff, de 
pOeSi cet. p. 12. In dem opferhain zu UpSala erschollen 
naeniae inhonestae. Äd. Brem. 144. Müller, relig. 52. 
Auch betete man vorzüglich bei den opfern. Ebend. 67. 
Das wort opfer wurde in unserer spräche erst durch 
das christenChum eingeführt und stammt aus dem lat. 
offero, offerre, welches wahrscheinlich im scr. bhr seine 
Wurzel hat; ahd. hat sich aus opfarön auch ein subst. 
opfar erzeugt, mhd, oppher. Ueberall weichen die älte- 
ren heidn. benennungen. Die älteste allgem. verbreitete 
für den begriff „gott durch opfer verehren" war blötan; 
Ulfilas; blötan fraüjan, deum colere; schweriich: grau- 
sam opfern. Ahd. pluozan, immolare, victimare. Grimm, 
m. 22. 23. ed. 3, 31 ff. Abthun, facere, conficere, thun 
= opfern, älteste, noch ins heidenthum reichende be- 

•) Es ist den deutselien göttern elgentiißmlich. dass sie selber 
opfermahle halten, auR btut und elngcweidcn wciasagcn, mit runen 
bezeichnete Stäbe schütteln und das looB befragen, wie es der 
eingaag 4^r H/miskTidba geschehen Usst, Simr. SOO. 



J 



312 

bedeutung scheint die des sclilachtens der opferthiere, 
ß^S"v. Griaim, wb. s. v. abthun uod anthun. Litare, auch 
facere c. abl. Vrg. Ecl. III, 17. 

Martern jilacant. In den ältesten nachrichten wird 
Mars oder Ares als ein liauptgott der german. Völker 
ausgezeichnet und gleich neben Mercur gestellt. Tac. ann. 
13,57. Hermund uri Marti acMercurio sacravere; hist. 4, 64: 
Ubii comunibus deis et praecipuo deorum Marti grates 
agimus, Procop, von den Gothen; "Apst ^uouaiv ^rcet ^söv 
auTov vo[iCSouct,v \i.4yiaTav ewai. Wer ist bei den Germa- 
nen dieser gott Mars? Dübner bemerkt: Martern alü 
Tyr esse putant, alü Thor. Niebuhr, röm. gesch. I, 94 
meint, es sei Thor. Wolf, beitr. 1, 128, Colshorn, myth. 
205, Völcker, freiheitskampf der Bataver 112 und Horkel 
erkennen in ihm den Zio der Deutschen; Grimm hält 
dies für -wahrscheinlich; myth. i)3; ed. 2, 179. 

Der älteste unter allen gerra. göttern hiess goth. 
Tius, ags. Tiw, ahd. Zio, altn. Tyr; er war der gott des 
lichten hiramelsgewölbea, der vater himmel, welcher dem 
laut und begriff nach dem ved. Dyaus (von der w. dio, 
leuchten), dem griech. Zeu;*) (d. h. Ajsu;) und röm, Ju- 
piter (für Djuspater) genau entsprach. MannharJt, götter 
57, 58. Simrock, myth. 315. 316. ed. 2, 291; Grimm, d. 
spr. 402. Nach diesem gott führte der 3. Wochentag bei 
den Angelsachsen den namen tivesdag, engl, tuesday; 
in Schwaben und Baiern heisst er ziestag, Grimm, m. 
ed, 3. 113, ahd. ziwestac, und auch unser dinstag ist 
aus tag des Tiu verderbt. 

Das wenige, was wir von diesem gott wissen, be- 



*) Cartin?, etjm. I, 203, voa Zeit; ist Seöc zu trennen ; wurzel 
ist Ci/, Sro( hell, 5cr. div, div-ja-mi glänze, div leuchte u , iljäus 
Moiinei, himmelsgott, devas, gott, deua, divus, altn. tivar, göltcr. 
helden, ahd. Zio; rrgl. Lassen I, 7,13. Zeü;, böol. Acut, bedeutet 
urBp. der vom leuchten benannte himiael; coeluin. td xoQov. das 
himmeisge wölbe. Ck. de nat. deorum 2, 2ä hoc sublinii; can- 
deni, quem invocant omnea Jovem. Kuhn 7, 2U. II, 233. 



r 



313 

richtet uns TacitU8 Germ. cp. 39. Zwischen der Elbe 
und Oder wohnte im ersten jahrh. der hauptstamm der 
Sueven, Semnonen, d, h, fesseler. Sie gaten sich für 
die ältesten und edelsten der Sueven aus. Zu festge- 
setzter zeit kommen sie in einem walde zusammen, als 
ob da des Stammes anfaog, „ihr Ursprung". Diese Sem- 
nonen wanderten später nach süden aus und Hessen 
sich als Schwaben nördlich vom Bodensee nieder. Ihren 
nationalgott brachten sie in die neuen sitze mit und wir 
lernen nun seinen namen kennen: Zio, denn die Schwa- 
ben werden im 9. und 10. jahrh. ziuwari, d. h. raänner 
des Zio genannt und die Stadt Augsburg führte vom 
culte des gottes den namen Ziesburc. Ein Tiesdorf 
kommt in der niederschl. elbgegend, ein Ziesberg im 
Weimarschen vor; in einer urk. v. jähre 1135 wird ein 
Thiu-thorp genannt; Erhard, urkk. 18. Eine ahd. glosse 
zio = Wirbelwind zeigt, dass der gott über lufterschei- 
nungen gebot. Da der himmel die strahlen des lichts 
wie des blitzes aussendet, die strahlen mythisch mit 
Schwert und pfeil verglichen werden (wesshalb die na- 
men dafür in den indogerm. sprachen oft dieselben sind), 
so gelangte man dazu, den Zio zu einem schwert- und 
kriegsgott zu machen, woher er auch am 3. Wochentage 
an die stelle des Mars trat. Schon zu Tacit. zeit mag 
diese krieger. seite an Ziu besonders hervorgetreten sein, 
denn neben iMercur (Wodan) wird ein deutscher Mars 
häufig erwähnt, dem kriegsgefangene als opfer fielen. 
Als kriegsgott führte Tius, Zio, den beinamen Arhvua, 
ags. Earh, Ear, sächs. Er, Erch, Ir, d. i. strahl, pfeil, 
oder goth. Hairu, sächs. Cheru, Heru d, i. schwert, wo- 
von Cherusci, Grimm, m. \ 185. Desshalb heisst der 
Dinstag in mehreren landschaften Baierns Erchtag, Irtag. 
Mannhardt, götter 263. Quitzmann, die heidn. relig. der 
iiaiwaren 1860, ti8. Von Zio scheint Sahsnot, d. i. der 
schwerteswaltende, nicht verschieden- Obwo! Zio der 
höchste gott der german. urzeit, der himmelsgott, blieb 



^ 



314 

er in der erinnerung: doch nur als echwertgott. Maoo- 
hardt, götter 41 ; Müller, relig. 87. Grimm, m. 132, 134. 
ed. 3, 177 £F, Wir finden den cult des achwertgottes 
bei den Gothen, Tenkterern, Cliatten und Hermunduren 
und bei Scandinaviera überhaupt. Quitzoiann, die beidn. 
rel. der Baiwaren 74. 

Berctilem. Auf eine unbegreifliche art wird durch 
Krhz der dritte gott entfernt. Schweizer, jahrbb. für 
philo!. Auch Ritter läSBt in seiner ausg. das wort als 
ein glosseoi weg, weil Hercules bei Tacit. nur ein heros, 
nicht ein gott sei. In seinen bemerkungen zu Tacit. im 
rhein. mus., 1865, XX, 199, sagt er: In drei sätzen führt 
Tacitus die ihm bekannt gewordenen 3 götter der Ger- 
manen unter röm. namen vor: die hauptverebrung galt 
dem Mercnr, Wodan, die nächste dem Mars (Thysdagr?), 
ein theil opfert auch der Isis (Erthus); die künstlerische 
gestaltuiig der rede wird aber durch et Herc. vernicbtet. 
Zu diesem formellen anatoss kommt ein sachlicher. Tac, 
hat cp. 3 Hercul. als ersten der kriegsheldeo, als heros, 
halbgott aufgeführt: hier als gott. Die entstehung die- 
ses Zusatzes ist einer erinnerung an cp, 3 zuzuschreiben 
und einer oberflächlichen auffassung des da gesagten. 
Der alte glosaator wähnte, Tac. habe einen gott der Ger- 
manen vergessen und wollte seinerseits dieses versäum- 
nias gut machen. Halm sagt, sitzungsber. 30, es kom- 
men nur wenige spuren von glossemen in der Germania 
vor, vielleicht nur cp. 9. et Herculem. schon durch die 
Wortstellung nach der lesart der besseren handschrifteu 
verdächtigt. Münscher äussert: Dass diese worte in 
einigen bandschriften fehlen, und in den übrigen, in 
welchen sie vorkommen*), eine durch nichts zu erklä- 
rende auffallende Stellung hinter dem worte: placant 
haben"), erweckt den verdacht, dass sie nicht von Ta- 



'] In Papd Ra. Magsm. 
*^ Sa liest Tichofeii. 



315 

citus, sondern von einem seiner ei'klärer herrühren. 
Unzulässig sind sie freilich nicht. Jessen ist der an- 
sieht, aus der etellung dieser worte gehe die mögtichkeü 
hervor, es seien die worte in den urcodex von einem 
abschreiber mit beziehung auf cp. 3, 1 hinzugefügt. 
Wollte m:in aber eine solche möglichkeit bei jedem 
Schriftsteller, der nur auf einem uroodei beruht, kriti- 
schen äoderuogen zu gründe legen, so würde dadurch 
der grossten Willkür thür und thor geöffnet Planck, 
über die germ. götter bei Tac. {theol. jabrbb. 54) führt 
die betr. stelle ohne die worte ac Herculem an. 

Die lesart, weiche den handEchriften am nächsten 
kommt, Herculem ac Martern, ist beizubehalten. Im 
ganzen heidenthum tritt eine trias der hauptgötter her- 
vor: Mars, Mercor, Jupiter; Zio, Wuotan, Donar; Grimm, 
m. 119; Bettberg I, 360; Caesar: Sol, Luna, Vulcanus; 
Tac. Gtrm. 9 Mercurius, Hercules, Mars als Odin, Thor, 
Tyr (Wuotan, Donar, Zio) zu deuten. Simrock, myth. ^ 
171. 172. Mülienhoff, de poeai chor. 7; 15. Rieger bei 
Haupt X, 183. 184. In der bekannten abrenuntiations- 
formel aus dem 9. jahrh.: Kc forsacho ailum diabolea 
uuercum and uuordum Thunaer ende uuoden ende Sax- 
nöte. Massm., abschwörungen 1. Pertz 3, 10. Mülleohoff 
und Scherer, denkm. deutscher poesle 153. In einem 
mittelalterl. gedichte heisst es: 

ApoUinem, Jovem, Mercurium: 

daz sind der beiden götte, 

der cristän gespötte*). 

') Eine trias gottl. gestalten kommt bei Griechen, RömerD, 
Kelten, GentituiGD und Slaisn vor, die wir bis zur indischen Tri- 
tniirti xurücJifübren können, otme dadorcb za der folgerung zu 
kommeD, jene vÖlker hätten dieselbe voii einander entlehnt. Quitz- 
munn, die hcido. reüg. d. Baiwaren. ISSO, 2. Die zahl 3 ist über- 
haupt bei den Germanen beilig: es gibt 3 demente, 3 Jahreszei- 
ten. Weicker, gr. myth. 32. Auch in dcni märchen Rpielt die 3 
ciaa rolle; io doa märchca bal Grimm 1 kommen Tor: 3 rieseii 44i 



I 




318 

concessie richtig durch caique deo sacris und im aTlgem. 
hat auch Simrock recht, wenn er, m. ed. 2, 522 meirrt, 
Taclt. könne damit die den genannten göttern Mars und 
Hercules geheiligten thiere meinen. Dem Frey hätte 
tnan nicht den bock, dem Thor nicht den eher darge- 
bracht- Dahei ward auch auf das aiter des thieres, so- 
■*ie auf die tUrbe desselben, wie bei den Griechen, Schöm. 
n, 2t0, und auch darauf gesehen, dass es nicht mensch- 
lichem gebrauche gedient habe. Simr. m. 519; ed. 2, 522. 
"Wahrscheinlich mussten die opferthiere auch unversehrt 
sein, wie dies gleichfolls bei den Griechen, Schöm, 11, 



ans VAS für «ioer tdiergaUung das opfer zq ncbmen eei, m^sUins 
davon ab, was für cioem gutle geopfert wurde; Wacham. II. 'i, 
329; es g3,b lici ihoca liier diese, dort jene Observanz, welche 
thiere besUmmteD göUero geopfert werden durfton oder mussten. 
Schöm. II, 207. Welcker, griccb. mjth. 11, 52, sagt: dadurch, dias 
man das fleisch der thiere verzehrte, erlitt das opfer eine ab- 
BC hw Schon g , und es ist diess vielleicht mit Ursache, dass es mit 
auawahl und bestimmung der thiere n:ich vcrscbiedcnhcit der 
götter so streug genommen wurde. Hermann, gr. altcrth. U, I4S: 
einzelne gotter bei den Gr. verlangten bestimmte thiere, deren 
tod ihnen angenehm zu sein schien. Lasaulx: man opferte bei 
den Gr. nicht jedes thier jedem gotte. Nach O. Mfviler, Etrusk. 
n, 37, war in den ocberunt. büchcm die merkwürdige meinung 
ansgesprocben, dass, wenn man bestimmte thiere bestimmleit göttci'ii 
opfere, die scele göttlich und den geaetzen der Sterblichkeit cut- 
zogen werde. Arnob. adv. gent. 2, 62 Etruria pollicetur libris in 
Achcrunt. certorum anlmaiinm saiiguine numinlbus certis dato di- 
vinas animas ßeri et ab legibus mortalitatia abduci. Harluu^. rclig. 
der Römer II, 61, berichtet: im gegcnsatz zu den todäBmächtea 
war bei den Kömern dem fürsten des llchts, Jupiter, die weisse 
färbe heilig; ihm fielen wcUsc opfer; weisse rosse waren sein 
Viergespann, weiss musslc die mutze seiner pricster sein, weiss 
die kleidung der coosuln, wenn sie bei ihrem amlsantrltt den gott 
im capitol begrüssten. Ochsen, eber und wldder durften ihm irieht 
geopfert werden. Den indischen oberen göttcrn sind gleichfalls 
besondere thiere zugeeignet: dem Vrschnu der adler, dem Sivas 
der stier, seiner gcmüblin Dnrga der tieger; der Sonnengott fährt 
auf einem wagen, der von 7 rossen gezogen wird. Schlegel, 
werke ni, 57. 



> 



208; 281, mit ausnähme von Sparta, der fall war. Wache- 
muth a. a. o. 229. Mone glaubt, concese. anim. seiwi 
solche, zu deren Opferung durch ein gutes omen der 
betr. golt seine zuetimrnung gegeben; gesch, des hel- 
denth. 2, 20. Schon bei den Indern war der glaube, 
dass ein Opfer, bei dem etwas verfehlt wird, dem untetr- 
nehmer selbst zum verderben gereicht. Schlegel, werfee 
III, äO. Die opferthlere wurden bei ihnen in der reget 
durch erstickung getodtet oder durch einen ■schlag hinter 
die Ohren. Weber, ztschr. d d, m. ges. 18, 270. 

Die hauptsächlichsten opfer, soweit der blick reicht, 
sind fhieropfer. Hermann, gr. alterth. Ill, ed. 2, U8, Thier- 
opfer sind dem jäger und krieger natürlich, sie sind 
hauptsächlich dankende, aber auch sühnende; Grimm, 
35; aber eigentlich nur hausthiere waren opferbar; GHmm, 
m. 385, ed. 3, 632 wie im allgem. bei den Griechen, 
Wachsm. a. a. 0.229, mit ausnähme des pferdes; Schö- 
mann II, 205. Irrthümlich sagt Klemm, germ. alterth, 
373, es seien bei den Germanen Ihiere aller art geopfert, 
Thieropfer kommen bei allen Völkern vor. Im allgem. 
bei den Chinesen. Ztschr. d. d. morgenl. gesellsch. 4, 229. 
Auch sind sie bei den Indern keineswegs so selten Als 
Lassen glaubt. Roth, raünCh. gel. anz. 1848, I, 479 f. 
Vor andern ist hier zunächst das pferdeopfer in beträcht 
zu ziehen. 

1. Pferdeopfer. Das pferdeopfer der Inder Ist be- 
schrieben in Rigv. I, 22 und 6, 7, wird in Ramay. I, 12 
asva medha, Schlegel, ind. bibl. I, 84, werke III, 31, im 
Sama-Veda II, 7, 3, II, 1, hunderte der pferdeopfer In 
Ardschunas reise, herausg. v. Bopp 2, im Mahab. ib., er- 
wähnt. Pferde- und schafopfer kommen bei Haug, Aitar. 
Brahm. II, 90. 91 vor; es werden pferdeköpfe als weih- 
gahe gebracht, Roth, zur lit, u. gesch. d. Weda. 99. Ross 
find, ziege, schaf und menschen sind die 5 opferthiere 
*"i'^' sS°X''l^ '^^' ^'^'^ alten Indern. Weber in zeitschr. d, 
d, morgenl. gesellsch. 18, 262 ff. Das pferdeopfer war 



das bedeutendste, BeTifey, beiErsch 17, 186, nach Wutt 
gesch. des heidenth. II, 351 ale symboI. abschwäcbd 
der tieferen idee an stelle der selhstopferun^. Vor < 
Schlachtung des pferdes wurde dem Pusha eine zi^ 
geopfert. Die 3 bei den alten Deutschen gewühnliels 
opfer fanden sich daher ebenfalls bei den alten Ind« 
Lassen I, CHI. Pferdeopfer kommen besonders in ns( 
Ted. zeit häufig vor, da man glaubte, sie verliehen i 
Lassen I, 792 f. 81H. Schon im Kalikapurana koj 
men die pferdeopfer selten vor; später sind sie völ 
ausser gebrauch und wir sehen sie endlich nur n^ 
symbolisch dargestellt, Bohlen I, 272. Die färbe 
rosse musste bei den Indern wo möglich wem 8ein;i 
weisse rosse aber den göttern beilig und mehr im 1 
sitz der grossen waren, so wurden solche nur als o^ 
selten gebracht, Bohlen, das alte Ind. I, 272. 
pferdeopfer bei den alten Ind. vor, so wurden gewffl 
lieh in feierlicher zurüstung grosse gebracht; Grinj 
m, 383; ed. 3, 43; 630. Lassen 1, 50. Das ZendaT«^ 
gibt an, es sei bei den turam'schen königen gebraiH 
pferde zu opfern, um sieg zu erhalten; Lassen I, 3 
bei den Persern erwähnt pferdeopfer Xenoph.Cyrop. 8.3.3 
bei den Scylhm Herod. I, 216. Bei den Massagelen wird i 
pferdeopfer der sonne gebracht, weil man dem rasq 
fiten gotte das rascheste thier opfern müsse; Lasal 
sfihnopfer 267. Bei den Griechm kommen pferdeopfer i 
die Oussgötter und Poseidon vor, Wachsmuth a. a, 0.3 
2, 229 f.; Hermann, gr, alt. HI, ed. 2, 65 n. 10. Sie i 
den als entsprechende Symbole für das wesen des inU 
gottee und der flussgötter angesehen. Schöm. II, 217, ■ 
Wenn dem Zeus Toxaris in Athen ein weisses rosa | 
opfert wird, so erinnert das vielleicht an asiat. i 
Hermann a. a. o. 152. Bei den Römern werden nur UM 
Neptun und Mars pferdeopfer gebracht. Lasaulx 267^ 
In der älieaten zeit scheinen nun auch bei (' 
Girmanen vornehmlich pferdeopfer vorgekommen zu e 



was für die germ. atäinme besonders charakteristisch ist. 
Das pferdeopfer war unaern vorfahren das heiligste; 
Fan/.er, baier. sagen II, -448. Das älteste und zwar ein 
wichtiges zeugniss für die bedeutsam keit und anwen- 
dung dieses opfers giebt Tacit. ann. 13, 57. Er meldet, 
dass die Hermunduren die pferde der besiegten Chatten 
opfetien: diversam aciem Marti ac Merciirio sacravere, 
quo voto eqvi, viri, cuncta victa occidioni dantur. Sollten 
die rosse vor den männern genannt sein, um auszu- 
drücken, dass jene dem Ziu, diese dem Wotan gefallen? 
Denn dem Mars wurden ja thiere gebracht, Grimm, m, 
588, akg. Bei Dietm. v. Merseb. p. 12. 13 heisst es: 
In pago Selon (Seeland) dicitur, equos immolant. Ohne 
zweifei ass man pferdefleisch bei den opfern allgemein 
vor einführiing des christenthums, Simr. 243, was bei 
den neubekehrten anstoss erregte. Darum wurde dies 
den Thüringern untersagt. Ep. Bonif. 25 inter cetera 
agrestem caballum aliquantes comedere adjunxisti, ple- 
rosque et domeaticum; hoc nequaquam fleri deinceps 
sinas; p. 87 eqni silvaticl multo amplius vitandi. Vrgl. 
Rettberg, kgesch. I, 418. Equus in cibo non licitus, Pertz 
11, 129; a. 853 fames magna in Saxonia, ita ut multi equis 
alereniur. Pertz II, 229. In Baiern wird noch gegenwärtig 
zu Ostern den pferden zur ader gelassen; das ist wol 
ein stellvertretendes opfer. Pfeiffer, Germ. 1, 77. Die sage 
von der rosstrappe, wo man ein ross habe schlachten 
wollen, bewahrt noch lebendige erinnerung an alte ross- 
opfer. Kuhn, nordd. sagen 170. Rossberge, rossfelder 
sind Opferplätze solcher art. Itochholz, sagen II, XLII. 
Pfeiffer in der Germ 1,77; 79 berichtet; in Baiern und 
der Schweiz gibt es rossberge; wurden auf ihnen der 
sonne rosse geopfert? Strabo sagt,' die Massageten 
hätten die sonne angebetet und ihr pferde geopfert. 
Pferde sind ihrer lebendigkeit wegen uralte attribute 
der sonne wegen ihres raschen laufs. I'anzer, baier. 
sagen etc., theilt mit, II, 52, dass noch gegenwärtig i 
31 



M 



322 

Baiern bUder atia wachs von pferden, ochsen und kQfl 
in kircheti geopfert werden. 

Eine eigenthümliche sitte wird von den alten InäS 
berichtet. In einem hymnus Indra's heisst es, 
ijass Aga, Cigrn und Japu dem Indra pfertlekOpfe als Ö 
auf dem schlachtfeide dargebracht hätten, R^th, zui*^ 
und gesch. der Weda !)1. Kuhn, nordd. sagen 490. Ü4A 
das abschneiden des hauptes der opferthiere im allgl 
Grimm, m, 41. Interessant ist nun auch hier die üM 
einstimmung der ind. Sitte mit germanischem gebrauM 
Lienn auch hei den Germanen wyrden vorzugsweise ff 
hävpler der pft-rde-, die bei dem opfer nicht verzehrt \. 
den, den göttern dargebracht; sie wurden wol an büj 
gesteckt oder gehängt. Cäcina sah, als er sieh < 
schauplatze der varianischen niederlage nahte, auf bam 
Stämmen equorum artus simul truticis arborum antwk 
ora. Tac. ann. I, 61, Es waren dies keine anderen/ 
römische, welche die Deutschen in der Schlacht erhtfi 
und ihren göttern dargebracht hatten. Grimm, i 
42. Den alam. gebrauch bezeugt Ägathias ed. honn. 1 
finrou? -CE xcti ßo«; xai aXXa a-nra (j.up£a xapaT»|Aoiül 
^^eia^Quot. Von den Bni-gunden heisst ea bei ^M 
p, 86 Luic (Marti) praedae primordia vovebantur, i 
truncis suspendebantur exuviae. Bei Greg, m, , dial 
28, ep. 7, 5 heisst ea: ut de animalium capitihus ^tH 
ficia sacrilega non exhibeant; bei Saxo gr. 75 I 
vor: immolati Am equi abscissum caput. 

Verschiedene Ortsnamen deuten auf diesen gebntl^ 
der Opfer von pferdeköpfen hin. In Baiern kommen f 
namen „Thierhaupten'", „Rossbaupten", Quitzmann, 
Wolf, ztschr. 2, 241, vor; ein bauernhof in Mais (Tyrtj 
heisst: beim „Rosskopfer". Dieser name scheint i 
rtpferstätte anzudeuten. Wolf, ztschr. I, 286. Pertz II, '. 
ad locum. qui nuncupatur capiit cabatifriiim. Wenn '{ 
Süd- und Norddeutschi, der pBngstspruch der kiuder n 
eineb pfferdekopf zum geschenk verlangt, so gescbS 



rukta 38. I^is rindsopfer war bei ihnen ein gev 
liches. Lassen I, Clin. Man brachte kuhopfer ?.u i 
der Durga und anderer gottheiten an ihren bestimd 
festen. Bohlen, das alte Ind. I, 257. Dem Varanas opfl 
man schwarze ochsen. Weber, über omina. Abb. d.Berl.^ 
396. Bei den Ph6nik£7ii wurden stiere, rinder. schafböcl 
schaflämmer geopfert. Ztschr. d. d. morgenl. ges, 1^ 
Stieropfer werden bei den Griechen zu verschiedq 
Zeiten erwähnt. Wachsmuth II, 2, 228. Sie waren; 
stattlichsten von allen; Schöm. 11, 308; am häufig! 
nahm man rinder, schafe, ziegen oder Schweine; 
mann III, ed. 2, 148; dem Zeus brachte man vorz^ 
weise stiere, besonders weisse. Lasaulx 267. In ünH 
war die weisse färbe bei den opferstieren sehr gescld 
in Falisco omnis aqua pota candidoa boves facit. 
kemann, antike feldw. 70. Nach der schlacht am Tr^ 
wird ein opfer von 300 ochsen und ausserdem -i 
viele weisse ochsen dem Jupiter als Opfer gebn 
Liv. 22, 10. 

Das rindsopfer kommt nun auch bei den Ger 
vor. Bei den Alamannen bestätigt es Agathias : ßöat? X 
TOf*,oiiVT£C ImlSsui^ovau. Bonif, ep. 82, erwähnt priester^ 
tauros et hircos düs paganorum immolant. Greg.M.e(^ 
76: boves solent in sacriflcio daemonum multos ooci<|^ 
Grimm, m. 30. Dem Fro bluteten hauptsächlich st^ 
Woif, beitr. I, 112; im Norden fielen dem Thor opfer-J 
stieren, Mannhardt, germ. m. 10. Das rind war 
Donar und auch Fro geweiht; beide götter haben i 
gleiche beziehungen. Wolf, ztschr. III, 210. Aber l 
dem Wodan bluteten stiere"), eher und gänse und 1 

') Aelinlioh erzählt Procop. de b. g. 3. 14 von den elav.J 
tencn und Anten Sebu [ih yäp to» rris äorpamls Siifiioupyi* 
Tbit itüpiov fiövo'j nirbv vofi£(;ouatu diai ko.\ Süouoiv awnä piot « 
UpEid anavTa. Mannh,. germ. n. 10 akg. Aach die Eflthen gebr^ 
tea EU tbicropfern fette ocfasen nad doB vieb lom kriegetil 
Jedes blatBopfer warde bei ihnen durchs loos beBÜtnint. P 



325 

den beim opfermahl verzehrt, während man ihm die 
hdnpter der thiere weihte. Wolf, beitr. I, 62. Wodan ist 
der gott des ackerbau's und der von ihm unzertrenn- 
lichen Viehzucht, und so werden ihm vorzugsweise rin- 
deropfer gefallen sein. Namentlich ist es ein unzweifel- 
haftes opfer, wenn zu pfingsten ein ochse umhergeführt 
lind geschlachtet wird. Kuhn, nordd. sagen 503. 510. 
Von dem wilden heere heiest es, dass es kühe zum 
Opfer verlange. Kuhn 276, 3, Mannhardt, germ, m. 49. 
In einer Urkunde v. j. 782 sagen die Sachsen, sie ver- 
sprächen ihrem kriegsgott Wodan: ik tifti in ur, tu skapa 
un tat rof {allen raub). Volz, culturgesch. 133. 

3. Eberopfer. Eberopfer erwähnt bei den Aegyptern 
Herod. 2, 47. Schweineopfer gehören mit zu den älte- 
sten bei den Griechen; Schom. 11,216; sie kommen im 
eleusin. cult, Preller, gr. myth. I, 493, auch im cult der 
Afrodite vor, Wachsm. II, 2, 230, vorzugsweise im cult 
der Demeter. Scham. II, 207. Panzer, haier. sagen II, 497. 
Das ahd. friscing wird hostia, holocaustrum übersetzt. 
Grimm, m. 30, ed. 3, 44. Im sal. geeetz war ein höhe- 
rer Strafsatz für das stehlen des zum opfer bestimmten 
ebers gesetzt. Rettb. 1, 280. Im norden war der dem 
Freyr gebrachte sühneber ein leierliches opfer, und in 
Schweden wird noch jetzt alle julabende brod und ku- 
chen in ebergestalt verbacken. Grimm, m. 30. 31. In 
ajtd, gesetzen machen 6 mutterschafe und I eher eine 
heerde aus; Mone, schliesst daraus, dass 7 wol die 
opferzahl am julfeste gewesen. Mone, heidenth. I, 259. 
An alten opferplätzen finden sich eberzähne. Quitz- 
mann 241. 

4. Widfteropfer. Bei den Indern wird ein ziegen- oder 
Schafbock, auch ein mutterschaf als opfer erwä,hnt. 

d. beidenth. 1,70. Im kaii ton Bern findet man an einigen häusern 
am dacbgiebei einige ausj^etroclinetc oder von holz geschnittene 
ocbsenböpfe. Die sage gehl, die heiden hätten damit ihre häuser 
Tor fcucr sicher gestellt. VernalekeD, alpeanagen 333. 



A 



Weber, omina 396: bei den Griechen TpaYoc xai » 
Aristoph. Plut- 820. Wachsmuth 11, 2, 229; Suid.^j 

^o(, XV^' Ilermaiiu [II, 148. 150, Eine deutsch« 'S 
künde vom jähre 782 erwähnt als opferthiere; 
Volz a. a, o. Im norden waren schafe gewöhnliche ( 
ihiere. Weinhold, nord. leben 43, Quitzmann 241. 

5. Ziegenopfer. Aus der herrschaft Wodans über i 
regen erkläre es sich, dass ihm bisweilen ziegen kI^'I 
bilder der wölke geopfert werden. Im j. 579 opfer 
die Longobarden den dätnonen unter gesang und ' 
das haupt einer ziege; war es auch ein Wodanac 
Mannbardt, götter 128. üotiif. ep. 82 sagt bircofi j|] 
paganorum immolabani. In sagen bringen jäger ] 
hirten ziegen als Opfer. Panzer, baier. sagen 11, 
In opferbrSuchen hat sieb der Ziegenbock als 0[rf 
thier erhalten. Panzer II, 504. Das deutsche heideotl 
verlangte vorzugsweise männliche opferthiere*). Griffl 
ra. 31 ; ed. 3, 47. Bei den Esthen werden quellenoj 
gebracht: den wetterquellen namentlich ziegenb< 
käpfe. Wolf, ztachr. II, 118, Ziegenopfer schon in J 
gypten. Herod. 2, 42. In Attika opferte man der Artei 
Ziegen, Wachsm. II, 2, 231). anderwärts, auHser i 
dauruB, dem Asclepios und dem DionysoB. SobSni 



6. Ihiitileopfet: Nach Wolf, ztschr, 1,70, ist auch d«rt( 
hei d. Ucucschen ein opferthier; Grimm, m., ed. 3, 632 j] 
neint die^. doch mit unrecht. In Schwaben ßndensich b 
spuren von hundsopfern. Panzer II, 516. Um weibnad 
opferten Dünen U.Normannen jährlich 99 hunde u. i 
Rochholz, kindersp, 231, In Sparta opferte man 
EuryaloG hunde, Wachsm. a. a. o. 230, auch der He) 

*) Bei den Griecbcn wurden den göttern männliche, dea ll 
tinncii weibliche thiere dargobra^ilil; II. S, 103; dorn HdiftS J 
wcisaliches inSnalichiis . dci' erde ein Bcbwarzes weiblichen Li 
Orimm, m,. ed. 3, 47 akg, "). 



027 

und dem Ares. Schöm. II, 206; Heimatin III, ed. 2, 149. 
Bei den Hörnern erwähnt Varro hiindchenopfer. Pan'ter 

n, 519. 

7. Eichhörnchen. Muthmaasalich wurden auch eich- 
hörnchen einstens als Opfer benutzt. Wolf, zeUschr. 3, 365. 
Das eichhörnchen stellt sich der rothen haare wegen zu 
Donar.' Wolf, beitr. I, 74. 

8. Günse bluteten dem Wodan und wurden beim 
opferinahle verzehrt; Wolf, beitr. I, 62. Bei den Griechen 
wurden sie vorzugsweise der Isis geopfert. SchÖm. 11,206. 
Kbenso bei den Römern. Vitruv. praef. lib. 8. 

9. Hähne sind opferthiere und gelten als Donars 
Vögel; Wolf, ztschr. I, 70, vrgl. 408: 2, 328, daher in 
einigen gegenden noch jetzt gern über dem erndtekranz 
befestigt. In Deutschland opferte man dem teufel ein 
schwarzes huhn. Müller, relig. 220. So oft die Esthen 
etwas schlachten und wäre es nur ein huhn, so legen sie 
ein stück davon hinter den viehstaü zum Opfer. Grimm, 
m. CXXV. Auch bei den Griechen kommen hähne und 
hühner häufig als opfer vor. Schöm. 11, ?06, 

10. Habichle sind Odins heilige thiere und werden 
bei begräbnissen geopfert'). Müller, relig. 209. 



■) Ausser thieropfem kommen hei den Germanen auch trank- 
opter, wie bei Indern das soaoaopfcr und bei kriechen, Wachsm. 
n, 2, 232, Schöm. II, 203, trankopfer tor. Dem Wodan eine liba- 
lion Ton hier dai'aubriagen , war alte und weit verbreitete sitte. 
Der h. Cülumb;tn traf t>cliwaben oder Alemannen, die im begriOe 
wjren, tjeni Wudan, „den andere Mercur neimen", ein opfer zu 
bringen. In der njitte stand eine kufe mU SH mans bier. Vita 
Colunib. Müller, relig. SU. Die Finnen hatten ein opfer für baus- 
gelstcr. Von Jedem sudbioi' und jedem backend brad wurden die 
erateit gaben gereicht, ehe man es selbst versucht; auch g^b cm 
neuer hausbewohner ein opfer von aali, bier und brod. Bei jedem 
BChmausc k)jte man den baustjöttcrn etwas zurück und milchopfer 
waren (iir sie gcwuhnlicb. Mone, heidenth. I, iti. 

(Jetraide und hlunien als opfer iu bi'iuf,'en, geziemt sich fnr 
ackerbauer, Grimm, m. üä. 36. Ariatotel. hält das darbringen der 



4 



S2S 

Heidn. opTer liesseti sich lange zeit unter dem "BOJ 

nicht ausrotten, weil sie mit festen zusammenhiagj 
und zuletzt unverstandene sitte wurden, Grimm, m. I 
Nicht selten treten kirchweihfeste an die stelle groB| 
heidn. opferfeste. Wolf, zeitschr. I, 442. 

Orte, wo in heidn. zeit geopfert wurde, werden seifl 
Bonif. 6, §. 1, p. 200 genannt: sacrilegia sunt, qid 
iramolant super petras, sive ad fontes, sive ad arbpg 
Jovi vel Mercnrio. 

Pars Siievortim. Nach altem Sprachgebrauch. 
ann, I. 44; 2, 26; bist. I, 2, sind unter Suevi die Sue«^ 
Völker an der Donau, die Quaden, Morkomai 
rlsken, Hermunduren zu verstehen, wenn nicht eine i 
here bestimmung hinzugefügt wird, nicht die fem i 
westlich wohnen, die die Nerthus verehren, MüIlQDJ 
bei Schmidt, zeitscbr. 8, 235. 

hidi sncT-ificat. Wie die götter, ao beruhen auch | 
germ. göttinnen auf naturanschauung. Die nähreffl 
wölke, die strahlende sonne, die fruchtbringende eiv 
sind von grauer vnrzeit her als göttliche mütter 1 
trachtet, aus denen sich dann die andern individuelt| 
göttinnen heraus gebildet haben. Mannhardt, götter ( 

eretlinge der feldfrücbte für die älteste art der opfcr überhaU 
LaBikuIi 263. ErsÜinge der erndte werden in Atheu der Oem^ 
dargebracht. Preller, gr. myth. I, 478. Fruchtopfer bei finW 
erwSbiit WacLfim. 11. S, 233: mohn, waiaen, gerate, erbBön t 
linse». Kclifim. 11. :fOO. Wer wollte kugaeii, dass zu Tacit. J 
ecbon nebin den thicropfern die weniger glänzenden fruehtom 
stattgeluniitn. deren spuren so weit herabreichen? Schwelq 
prgr. 23. BpI den Germanen werfen noch jeizt kinder kranx- i 
bluncnbüsclicl ins wasBcr nnd rufen dabei. Itocbbolz, kindergp. ti 
Aaderu'ürts tbun dies die im meere badenden Trauen. Kuhn, ii 
i(H. Schambiicii und Miiilur, sagen, n 81. In Süd Tjrol wc 
zu gewissen zelten (am Wodansfest im berbst) mohnkrepfcn 
kuchen (iO aucli bei Griecben, Scli5m. 3, 201, Waclism. 2, 7, 1 
gebacken aU rest von gerin. opfern und fustmahlcn; Siiiir.,.^ 
ed. 2, 523. Die krepfcn werden namcntlii'b mit bonig, mobn I 
kaaunten gefüUt. Wolf I, 7M. 



329 

Ueber die an unserer stelle von Tac. erwähnte göttin 
Isis herrschen die verschiedensten ansichten; ihre er- 

wähnung hat zu verschiedenen monographien veranlas- 
sung gegeben'). Die älteren erklärer ergingen sich in 
den verschiedensten vermutbungen. Rupert! schon sagt; 
Isis dici vix potest quot et quam vanas peperit con- 
jecturas; Passow: quem non exercuit Isis inter Germa- 
nos! ingentem vanarum conjecturanim numerum novis 
accumulare nolo; Kritz: mira Isidis in Germ, comme- 
moratio longe miriflcissima genuit opinionum commenta. 
Die älteren ausleger und geschichtsschreiber, z. b, Bro- 
tier und ed. Altenburg 1789, 79, Barth fanden in ihr 
die ägypt. Isis. Ein älterer erklärer bemerkt dagegen ; 
Isis, quae quomodo ex Aegypto in Germaniam transvecta 
*stt, si quis recte explicuerit, magnus mihi erit Apollo, 
Cluver, Ruperti, Dilthey, Gruber, Bach, Tschofen mein- 
ten, es sei wo! der cultus des mondes (Lunae) darunter 
verborgen, Barth der sonne und des mondes §.43. 
Koch nimmt an, Tac. habe auch bei den Deutschen den 
rÖm. Isisdienst zu finden geglaubt. Kritz sagt: in re 
inc&rla et obscnra nobia maxime arridet Ritteri sententia. 
Horkel, 702, behauptet: das über den suev, Isisdienst 
gesagte vermögen wir nicht zu erklären. 

Die erste spur zu einer richtigen erklärung fand 
Grimm. Er fragte in der myth., 164 — 169: sollte der 
name, unter welchem die Sueven die von den Römern 
der Isis gleichgesetzte göttin verehrten, 'ollte nicht 
wenigstens eine ihrer nebenbenennungen Holda sein? 
Sie lieht den aufentbalt in see und brunnen; mittags 
badet sie im see und verschwindet, fährt auf einem 
wagen wie Nerthus; ihr jährlicher umzug bringt frucht- 

') Bachuysen, de laide magna Deoruin matre. Zerbet 1729. De 
Fontemi, conjectui'es sur le culte d'Isis eo Germanie. Mem. rle l'acad. 
lies inscr. 173». Boehme, de Iside a Stievis «lim culta. Ups. 1718; 
cf. Wcishaupt, RühB und Klemm, gern, altcrth. 305. AuNserdem 
iit lu lergl. Reichcl, de Isidis ap, Rom. cultu. BcrolMSiS. 



barlceit; sie h&i aufzieht über den feldbau, gAm ' 
NerChus und Isis. Äehnlicb ist es bei Berchta. In i 
dritten ausg, dcF m.. seCat er, 1136, hinzu: itir cuHl 
lägst sich mit leljftndlger Überlieferung eines im mtttt 
alter foptdauernden cultus verbinden, und, 244, i 
unerwähnt bleiben darf, tlass Aventin, welcher die tai 
IsiB in eine frau Eisen verwandelt, die nachrioht 1 
ihrem eult erweitert. Bestimmt drüekt 8ich dann MüHvl 
hoff aus (Schmidt, zeitschr. 8, 238): ieh halte | 
die frouwa der Donausueven, eine magna mater (ft 
Herod. 11, 59: 'liig Ss ian x^Ta ttjv EUtjvuw fWai 
iY)(LT]rrjp). Simrock ging einen schritt weiter. Er eagj 
im Orendel und S. Oswalds leben wird ein mytb. sehilS 
Iso, mhd. Ise, Eieo. und im Aventin eine frau Eise i 
währt. Von dieser frau Elsen wird nun angeführt, i 
sie den könig Schwab habe daR eisen schmieden lebr^ 
zugleich lehrte sie das getraide säen, mähen, mohld 
backen. Es ist unter ihrem namen die verborgene eM 
gÖttin, die wir als Nerthus, als Freyja u. s. w. keniU 
gelernt haben, verehrt worden. Und so findet Simr« 
Hertha, die Spinnerin 105 und myth. 401, ed. 2, 387. 
namen der göttin Isis als acht deutschen in dieser ( 
Eisen ; nur die form Eisen uud die beziehung auf i 
n)el:all hält er für entstellung des Aventin, was i 
Kuhn, der ihm sonst beistimmt, nicht zugeben 
Wolf, ztschr. 3. 3!H. Darauf entdeckte mit glück Zws)k 
goth. alfab. 85, 86, Vorr. IX, in der tacit. Isis die de] 
sehe göttin ha. Er sagt: in goth. form würde dai 
aller Wahrscheinlichkeit nach Eisa. ahd. Isa, und Ei^ 
heissen; vergleicht man das goth. iusiza, visan, a1|i^ 
usli feuer, mhd. üaele asche, dann gelangen wir z 
verbum inaa, Jat. uro. für uso'). Der name bedeuttj 



■1 Die scrlt. w. i 
i>»ien «. 160. 161. Ai 
herrsche«, iat nidbt i 



t ush, US. urere. Curtiiis, ityiii. I, 367; 
Jas BCr. worl ist, bcrrin, vom stainlDalJ 
1 denkcii. Bohlen, das »lU lii^. U, 4&S. 



deniDftch glänzendes, 'leuchtendes wesen. Ihm stimmt 
Mannhardt bei, bei Wolf, ztschr. II, 317. Und ausführ- 
licher äussert er sich, götter 237, 361 f., dahin: "Tacii. 
irrt, wenn er den erwähnten götterdienst für einfn aus- 
ländischen, ägyptischen hielt. Die göttin hiess wahr- 
scheinlich Isa. goth. Eisö, mhd. Isc, d. h. die glänzende, 
eine lichtgottheit. Das schiff war das naturbild ihres 
wolkengefährts, in welchem sie über die weiten des 
himmels segelte; auch Freyr hat ein solches schiff = 
lichtstrahlende wölken. Da die Romer ihrer Isis auch 
ein schiff beilegten, so war es für sie natürlich, die 
deutsche Isa für diese göttin zu halten. Die wolbenfrau 
ist des Sturmgottes gemahlin, die im windgebraus v<w 
ihm flieht; sie erscheint in den zwölften; Frija ist ihr 
ältester name. Sie gedieh znr himmelskönigin, hatte 
die herr^chaft über die winde, wölken, blitz, sonne; aie 
steigt /,ur erde und so lag die Verschmelzung mit der 
erdgÖttin nahe. Zur zeit der Wintersonnenwende hält 
sie als solche ihren umzug, wie später im frühlirg. 
Dann bekommt sie ethische gestalt in der Fria, d. h. 
die liebende, freundliche. Schon im k. jahrh. findet 
sich nach ihr der Frietac benannt. In der Ukermark und 
Ältmark ist noch erinnerung an die Frija; in anderen 
landschaften hat sie andere namen ; in Mecklenburg 
Gode, in der Mark Hera oder Herke; in Th'Jringen und 
Hessen Holda, in Oberdeutschland Bertha') (berahta, die 



■) Bcrhta, Holda, Harke, Fricb lassen es kaum noch zweifel- 
haft, (laas diese nur verschiedene namon für eine gotthcit sind, 
ifuhn, nordd. sagen i83. vorr. XXUl. Da diesea Ritter niclil 
wiisste, so Bngt er. Griiam irre, wenn er unter der Isis ffoUa ver- 
muthc. Ritter selbst behauptet, der wahre deutsche natnc für Isis 
sei Erth»! Auch KiessL meint: admodum pfobabilia est sentoodi 
Barthii, Isidütn esee Hertham. (Das Ertha oder Hertha ver- 
derbte lesart für NerMius sei, wird KU cp. 41) nachgewiesen.) Die 
^ütgerm. götlioaen erscbeinca alle als umtiicbeude , einkobrcnde 
götter mütter, von denen das meoscbl. gescblccht die geschUte und 




m 

glänzende), Isis (Isa). Mannhardt, die götterTO. 271, I 
Auch schon Klemm sah unter der Isis die Freia; gerifl 
alterth. 283, dessgleichen Müllenhoff, de poesi chor. 8,.^ 
Wolf, beitr. I, 179, Dübner; Zacher um so mehr, da wlij 
neben Nerthus Niödr, so neben Freija ein Freyr i 
scheine, dem ein loo neben der Isa entspreche (Zach^ 
alfab. 85; hei Ersch 17, 377). Nach Mannhardt 
birgt Iso wahrscheinlich dieselbe gestalt in sich wie t 
nar, wodurch die Isa als wolkengöttin passend mit i 
nar, dem gewittergott, in Zusammenhang gebracht v 
Mannhardt, bei H'olf, zeitschr. 2, 317. In übereinatiÄ 
mung mit dem vorausgehenden sagt Schade, die götfl 
erscheint unter verschiedenen namen, je nach räumlichl 
und zeitlicher Verschiedenheit als Nerthus, Holda, Bercgj 
Nehalennia. Schade, Ursula 72. 99. Panzer meint, hai^ 
sagen II, 464. neuen Stützpunkt gewinnt die vergleichu^ 
der Perahta mit der tacit. Nerthus und Isis durch ( 
In baier. sagen II, 117, hervortretende Eisenhertha. Di^ 
erscheint hier ganz als erdenmutter wie sie um weit 
nachten in eine kuhhaut gehüllt hervortretend umza 
unter den menschen hSlt. Schön bei den Aegyptero i 
die kuh der Isis heilig und Nerthus fährt mit kühej 
Und endlich bemerkt Jessen: die menge personen- 
ortsnamen (z. b. auch in Baiern; Quitzmann 117) viS 
der Wurzel is, die sich unmöglich alle auf isen. d. i 
eisen, zurückführen lassen, bestätigen das vorkommet 
einer alten göttin Isa, welche Grimm nur tastend. Sin 
rock, Mannhardt mit voller Sicherheit aufführen. 0^ 
möglich konnte Tacitus eine deutsche gottheit wegi 
einiger ähnlichkeit in der erscheinurig ohne weitere 
Isis nennen, von welcher er wusste, dass es eii 



künstc dCE haiisbaltes und acberbaiis erlernt, unter verschiedoad 
beiiehungcn und benennungen: Nerthus, Holda. Pernhti 
Schiff und pflii!,' waren symbole der fnirhtsiieudendcn gotthd 
Ihr culi erinnerte Taeii, an das navigium Isidis. Protest. 
1858. N. I. 



333 

gottheit war, deren Verehrung erst in neuerer zeit nach 
Rom übertragen war*). Man kann ala, sicher annehmen, 
dass Tac. den namen selbst vorgefunden bat. Mutzell, 
zeitachr. für das gymsw. 1862, 66*'). Planck meint, 54, 
dass die Isis die erdenmutter, die göttin der fruchtbar- 
keit sei, lasse sich leicht wahrscheinlich machen, und 
schon Geijer behauptet, Schwedens urgeach. 367 akg., 
Mercur. Hercul. und^Isis seien gewiss nicht die röm., 
sondern die deutschen gottheiten. Kritz bemerkt, Ner- 
thum Isidi assimulari, auch Quitzmann sagt, 121, die 
göttin Isa habe die grösste ähnlichkeit mit der nordsuev. 
Nerthus, und G. Zimmermann, sie sei dieselbe göttin 
wie Nerthus. De mutata Sax. vet. relig. 1839, 11. 
Allen diesen letzten ansichten ist, wie oben gezeigt, 
beizustimmen. 

7mde causa, causal. ac. Bit; cf. 13, 3 quibus primus 
locus; 19,3: ne ulla cogitatio ultra; 39, 4 tanquaoa inde 
initia; 45, 3 quae natura. Kritz. 

pereyrino sacro; der dat. für den genit. bei Tac. nicht 

*) Der m^Bt, cult der ägypt. Isia kam erat zu Sulla'a zciteii 
nach Rom. Auch in Corinth war ihr cult und namentlich wurde 
ihr zu ehren jährlich ein schiffszug veraaEtaltcC. Rcthe! 1. 1. 13; 
21; 67. Orte Gri^cbenlands, wo leistcmpel, Ferzcichnet H. Sauppe 
in der vorr. zu hymn. in la. Turici. 18i2. 

") Waitz stimmt der deutschen Eisa nicht zu, weil die alten 
auf das wcsen, nicht auf namenagleicbhcit gesehen hätten; aber 
og sei allerdings eine deutsche gottin unter lata, viclteicbt die 
Freia tu suchen, Schweizer, progr. 23, fürchtet, dass Zacher in 
der Eisa nicht das richtige gctroffeu habe und meint, jahrbb,, 
Isia acheine nicht ein deutscher oder deutsch anklingender name, 
wie manche forscher angenommen hätten; sie möchte aber der 
Herthus nahe kommen. Jeasen bemerkt, irrthümlich, die Verschie- 
denheit der attribute zeige, dass Tac. die Isis und Nerthus jeden- 
falls sich als verschiedene gedacht habe. G, Güttinger, ausländ, 
iSüä, 9i6 f., meint, es sei unter ihr die rom, Cerea zu verstehen; 
Grimm stellt, m, ed. 3, 275, die schon von Dithmar geäusserte 
ansiebt auf, man könne an die gottin Zisa oder Ciaa denken, 
welche ehemals zu Augsburg verehrt sei; Orclli hält diese gottia 
für erdichtet. 



selten; cp. 16 suffugium faietni; ann. 2,64 cftusaB 1 
Hess, obes. III, 11. RühB und Günther nehmen an, 1 
deute den cult anf die äg^pt. goCtheit; Grimm und Schi 
aagen richiig, dass aas der fremde eingeführte 
käum in dem namen Isis'), da bei Mercur, Mars und ti(^ 
cules, deren namen gleichfalls ungermanisch aussei 
massten, nichts auffiele; fremdartig: scheine nur zeicHtl 
und büd des schiflfes, weil ihn dies an das röm. i 
gium erinnerte; myth. 158, ed. 3, 236. Schade, Uren^l 
In Rom fand nämlich am 5, märz jeden Jahres b«i wjfl 
dcreröffnung der schifffahrt eine feierliche prooeSBiJ 
statt, wobei der Isis ein schiff dargebracht •wati 
Lactantii inatit. I, cp. II. In Griechenland war eine i 
löge feiep. Schade 72. 

comperi. Cic. ad div. 5, 5, 3 ex multis audivi, 
comperisse me ncm audeo dicere; cp. 46 incompertutä 
meine erkundigung^n führten zu keinem genüget 
resultat. Baumstark, Eo3 40. Jessen; weder dieser t 
druck, noch der cp, 35 accepimus zeugt für «inen u9j 
mittelbaren verkehr mit den Germanen. Vergl. dagegi 
G.Freytag, aus dem mittelalter; 1867, 30 ff.; dieser suQJ 
zu beweisen, dass Tac. in Deutschland selbst durch i 
sönl. verkehr den Stoff zu seiner schrift- erhalten h»l 

Signum inmodumlibnmae figuraium: symbolum. Weifl 
haupt. Das Signum Isidia war ein schiff (liburna), 
offenbar ^u heiligen umEÜgen diente. MannhArdt, • 
Wolfs ztscbr. II, 817. Wollen wir den hier «rwährt 



*) Jesseo dagegen: Der Qame der deutaclien gäCtin Isa 4 

innorte Tacit. so uuflSllig an die ägypt. Isia, dnss er nicht v 
konnte, den cultus für auslindiscb zu halten; da er aber dt|i 
Veranlassung und zeit der oinführung nichts cr&brcu kADRla, ; 
Bpricbt er dies aoH und will durcb die überetnülimmung des « 
bols mit dem symhol der BgTpt, Isia beweisen, dass dor eult^ 
denfitlls Dus1ändt8ch«ii urnprungs sein müsse. Aber auch 
glaubt, mbtig, daa fremde liege Tacitus nielit Konohl i 
namen, als dem Symbole. 



99s 

cult verstehen lernen, so mässeu wir auf spätere Zeug- 
nisse achten. Daea er in Schwaben, dem äpätereh äitze 
der alten Sueven, urnl am Niederrhein wurzelte, davon 
liefern spätere berichte heweis. Etwa um das jähr 1133 
wurde in einem walde bei Inda (Ripuarien) ein schiff 
gezimmert, unten mit rädem versehen und zuerst durch 
vorgespannte seüer und weber an seilen bis nach Aachen 
und dann nach Mastrieht gezogen, wo es mit mast 
und segel geziert wurde. Wo es im Jande herumge- 
zogen wurde, erscholl musik und es entstand zulauf der 
weiber. Wo es anhielt, war iVendengeschrei, Jubelgesang 
und tanz um das schiff bis spät in die nacht. Städte 
öffneten die thore und zogen ihm entgegen. Grimm, m. 
158. 162. Beweis, dass im 12. jahrh. das heidenthum 
noch keineswegs ausgetilgt war. Schade, Urs. 72. Ein 
ulmer. rathsprotokoll v. j. 1530 hat das verbot; item es 
soll sich niemanh mer weder tags noch nachts ver- 
liuzen, verkleiden noch einig fastnachtkleder anziehen, 
auch sich des henimfährens des pflngi' und nüit den 
schiffen enthalten. Grimm, m, 163. Und noch gegenwärtig 
hält man zu Ulm in der fastnacht zuweilen einen sol- 
chen umzug mit einem in einen Schlitten oder auf ru'!- 
len gestellten schiff. E. Meier, sagen lius Schwaben 874. 
Rochholz, kindersp. -228. Derselbe tag, an welcheßi bei 
den Römern der 5. märz gefeiert wurde, gerade dieser 
tag erscheint auch bei dem umzuge, welchen die tubin- 
ger weingärtner 1584 begingen, bei welchem ein theil 
der knaben ein seil vor sich hinziehen mussten, während 
eine andere ahtheilung zurückzog. Meier, sagen 2, 378. 
Simrock, m. 405. In Steiermark wird bei Umzügen ein 
schiff an einem seile wie eine pdugschaar von mädchen 
gezogen. Pfeiffer, Germ. 5, 50. 51. 

Alles deutet auf den dienst einer mütterlichen gott- 
heit, die dem ackerbau und der schifffabrt, der liebe und 
ehe hold war, und die friedlichen kfinste lehren mochte. 
Simrock, m. 4(V1; Wolf, beitr. I, 72. Schiff und pflüg 



336 

beruhen auf derselben altheidn. idee: auf d«r sioht| 
werdung; einer wohlthätigen, gütigen gottheit beim i 
derbeginn des ackerbaues oder der schifffahrt unter j 
menschen, die sich ihr allenthalben mit freudenb^ 
gungen nahten. So müssen zu Tacit. zeit die Sm 
ihre göttin durch umtragung ihres schiffes gefeiertS 
ben. Grimm*). Durch die weher und Spinner wirdfl 
göttin des spinnens, Bertha und Holle, geehrt, Kochn 
kindersp, 143. 144. 

Auf das hohe alter des in späteren bruchabfi 
bei den Germanen hervortretenden Isa-cultus deateeJ 
gendes. Schon Grimm hat die nachricht bei Taq 
von dem navigium Isiilis mit dem feierlichen 
ehren der Athene an den Panathenäen zusammengeri 
(Philostr. de vitis sophist. 1. 2, cp. 2), ebenso Schade^^ 
sula, und der deutliche Zusammenhang zwischen T 
Athene und der deutschen Isis ist unverwerüich. 1 
wird der feierliche umzug mit dem schiff gehaltenJ 
dessen stelle auch der pflüg tritt und Athene war jal 
erfinderin dieses ackergeräths; ihre heiligen pflögej 
ben unter religiösen gebrauchen das Signal zur aiu 
Preller 136, Ebenso lehrt nun frau Eisen getraide | 
mähen, backen und das stellt beide göttinnen in | 
Verwandtschaft auch mit Holda, Bertha. A. Kuhnj 
Wolfs zeitschr. 3, 391. Das zur ehre der Athene.] 
hergeführte schiff bewegte sich zu lande durch untu 



*) Rocblioli deutet das schiff auf das zur göttiü 
rende scbifT, deren reich d.-is Heclengcfildc hcisst. worin 
Bchaaraii pUti babeu. Von dem freudeu schiff, welches dit% 
geborenen trägt, ist ein nalurgemäascr schritt zu dem 1 
und geieterBcbifr, auf dem man über die todtenatröme z 
uatte. Im deutschen suden hatte der aarg die form des 9 
Dämlich des sogen, einbaums. Rocbhalz, Gagen I, 30~55, Sein 
zcr sagt, das schiff — hier im binaenlande — dürfen t 
ohne weitei'es als ein sjmbol des fabrzeugcs nehmen, auf w^V 
göllcrweseu das luftmeer dttrchsegelten. Progr, 83. 



337 

triebwei'k zuerst zum tempel der Demeter und dann auf 
die bürg. Grimm, m, 163. Die Demeter aber {= Fi] 
(j.Y'Tijp) ist erdengottlieit mit epecieller beziehung auf die 
cultur des bodens; als solche war sie von der gerste, 
die namentlich in Eleusis für das älteste körn galt, ^sl- 
äupo^ genannt; sie sorgt für regen, hiess ?äv>r] wegen 
des reichen erndtesegens, ist göttin der heerden, erfin- 
<lerin des pflugs. Preller, gr. myth. I, 464. 474 — 476. 

Auch das spricht für das alter des cultus, dass er 
in gleicher weise sich bei den Römern findet. So wie 
das fest der Isis bei den Römern am 3. märz vorkam, 
so an demselben tage bei den Germanen; sowie die 
priester der röm. göttin Isis linigeri, weil sie leinenes 
gewand trugen, Messen, Schade, Ursula 80, so spielen 
auch im germ. cult die weber eine besondere rolle; so 
wie sie seihst linigera hiess, so heissen auch die ma- 
rienfäden unser L. Frauen sommer der göttin Freia ge- 
■webe; Eochholz, sagen 143. 15S; so wie im röm. cultus 
frauen am cultus theil nahmen, so auch bei den Ger- 
manen; sowie dort das schiff vorkommt, eo auch hier 
Ja, da ihr cultus aus Aegypten nach Rom gekommen, 
Jacobi, myth. Ix. (Varro 1. 1. 5, cp. 9 principea du coe- 
lum et terra, qui in Aepypto Serapis et Isis) und diese 
die indische Deva, x^ovtn] [J.'^^'njp, T^iIJ^t'^P ist, C. Ritter, 
Vorhalle 57; 58, so könnte man ihren cult schon in das 
indische alterthum versetzen. Ich halte dies um so 
mehr für glaubhaft, da Finn Magn,, lex. myth,, zu Isidie 
navigium, berichtet; eodem vel sequente die Indt Dur- 
gae deae feriam consecrant, ipsius navigium summis cae- 
riraoniis deducentes. Liebr. zu Gervas. v. Tilb. otia im- 
perial. 167. 

Nach all diesem steht fest, dass Baumstarke urtheil 
(EosI, 58), Tacitus verfällt wegen des Isisdienstes in eine 
heillose vermengung des Germanischen und Römischen, 
in eine romanhafte träumerei, nirgends ein begreifen 
des ganzen, auf völliger unkenntniss dieser dinge beruht. 



A 



838 

Ifbumeu, poet. pro liburnicae, Dübner; Orelli; 
bei Caea, b. civ. 3, 9. 

docet, i- e. certis argumentis probat Hess. 

adveclam; wortspielend ausgedrückt; Simr. m. 4 
bezieht sich auf die liburna und Isis. Walther. Trc,J| 
4, 84 haec de origine et advectu dei celeberrima. 
editionen lesen adjeclam. Emendundum advectam 0]M 
yiderat Muretus. Brotier. 

ceterum enthält den begriff des gegensatzes, 
will sagen: nach dem vorhergehenden könnte mafl 
warten, dass die Germanen götterbilder hätten; deiQB 
aber nicht so. Münscher. Die den Germanen 
thümliche götterverehrung bezeichnet Tac. zuerst i 
tiy, indem er bei ihnen das Vorhandensein von 1 
und götterbildern verneint, sodann positiv, indejÖj 
bildlose Verehrung in hainen erwähnt. EbendftB. 

nee cokiberf. pahrUbiis tteos neijue. Spitta de Tac i 
126: nec — neque; Germ, 9. hiat, 4, 31; ann. 2, Zj-i 
que — nec bist, 2, 35; ann. 1, 32 soll euphoniaa-j 
versis modis inserviunt; ad sensum nulluni discit 
claudicant, quae de similit. nec — neque et oute - 
Walcher. ad dial. 29. Naturgottheiten sträuben siel 
gen gemauerte kirchen. Eochhoiz, sagen 2, 21)8. 
germ. gottheiten, in wald und auf der berghohe | 
wärtig, bedürfen in den ältesten zeiten keiner gebw 
Wohnung. Tempel der Germanen, wenn darunter^ 
bäude verstanden werden sollen, leugnet Tacitt 
unserer stelle, da man sie als der grosse der hitiu 
sehen für unwürdig erachtete Als die Germanen i 
aber anmä,lig an bestimmten orten fest niederliflf 
und selbst häuser bezogen, lag der gedanke nahe, 
für die götter bleibend wohnstätten zu errichten. 
es ist wohl sicher anzunehmen, dass schon zur zeit'j 
Tacitus für einzelne gottheiten tempel erbaut sind. ? 
erwähnt ann. I, 51 ein templum Tanfanae bei den 1 
sen, welches wahrscheinlich auch den Chatten und i 



^9 

ruskern gehörte und bemerkt davon: solo aequatur. 
Dieser aosdruck deutet doch eher auf ein gebäude, als 
einen hain, Simrock, 425, ed. 2, 525; Grimm, m, 57. 
Miinscher. In der gesch. d. d. Sprache, 232, denkt Grimm 
bei Tanfana an eine bausäule, im wh. sub forst äussert 
er, Tanfana stehe in gemeinschaft mit dem welschen 
tan, ir. teine, feuer, tandjan, zünden; es werde hier das 
heilige feuer gestanden haben, denn Tanfana sei 'EoTiot, 
Vesta. Grimm, kl. sehr. 11, 403. Und wenn Tacit. cp. 40 
erzählt, die göttin Nerthus sei templo zurückgegeben, 
90 nimmt Grimm, myth. 50, das wort in seiner eigentl. 
bedeutung; Simr. 425; ed. 2, 525 meint, es sei mindestens 
darunter ein obdach liir den mit tüchern verhüllten wa- 
gen der göttin zu verstehen. Mögen demnach einzelne 
tempelgebäude zu Tac. zeit vorgekommen sein, so wa- 
ren sie doch nicht die regel, sondern die götter wurden 
nur in hainen verehrt. Auch ist in volkssagen von kir- 
chen und tenfelsbauten, deren giebel offen bleibe, noch 
eine spur von jenem non cohibere parietibus deos zu 
sehen. Es ist darum auch nicht anders zu erwarten, 
als dass die ältesten ausdrücke unserer spräche für die 
Wohnhäuser der götter: alhs, wih, haruc, paro, Simr. m. 
ed. 2, 525; 529, von dem begriffe des heiligen haines 
sich noch nicht losreissen, sondern von diesem ausgehen 
und erst unmerklich in die Vorstellung einer steinerbau- 
ten Stätte übertreten. In späterer heidn. zeit werden 
tempel ausdrücklich bezeugt, doch dürfen wir sie uns 
den grossartigen tempein der Griechen und Römer ge- 
genüber nur sehr bescheiden denken: aus holz und 
zweigen um den heiligen bäum gefügte hütten. Simr. 
ra. ed. 2, 528. Orelli. Aus dem 3. und 4. jahrh. nach 
Täcit. fehlen alle nacbrichten von tempein in Deutsch- 
land. Im 5. Jahrh. kommen delubra, templa und fana 
unter Burgunden, Longobarden, Alemannen vor. Die 
Vita 8. Eugendi (t um 510; bei Mabill. actt. Ben. I, 570) 
erwähnt superstitiosissimum templum; vita Willehardl 



A 



340 

(t 789, Pertz 2, 381) fana in morem gentilium cirtfi 
que erecta; vita Ludgeri, anf. 9. jahrh., 1, 8 delffl 
destruere coram oculie patehantur; inventum in 
aurum et argentum. Vrgl, Grimm, geBch. d. d. epd 
117. Der indic. superat. spricht von casulis. i. e. 
Tempel wurden zerstört 353—577. Rettb. I. 286. 
germ. tempel ist noch zu vergl. Klemm, alterth. 339. 3 
Müller, relig. 65 und später sub v. nemus. 

In betreff der germ. tempel berichtet Cic. ganz j 
liches von den Persem, derep, 3, 9: Persae (delubra) i 
faria putaverunt; eamque unam ob causam Xerxeajj 
flammari Atheniensium fana iuasisse dicitur, quod i 
quorum domus esset omnis hie mundus, inclusos pai 
bus conlineri nefas esse duceret. cf, Herod. I, 131, ElM 
erscheinen auch bei den Griechen im Homer die teö] 
noch selten in vergleich mit der menge der vorauf 
setzenden opferstätten. Welcker, myth. 2, 53. Der'l 
brauch der tempel trat auch bei ihnen erst allmälig i 
Herm., gr. gottesd. alterth., ed. 2, 90. Nitzsch, 
91 : tempelhäuser sind gewiss ein ferneres von blo 
altären und hainen. Ebendas. 

Auch bei den Römern kam erst später temp« 
vor. Plut. Num. 8. 

iieqw in iillam kumani oris spEciem assrnrUare. 
der götter waren den Indern der ältesten zeit ganz*] 
bekannt und vrerden in den epischen gedichten hSa 
selten erwähnt, selbst im Mahab. nur einmal. Nach ( 
gesetzbuche waren priester, welche bei götterbiltS 
dienten, von den opfern ausgeschlossen, die den götf 
und dem Manu dargebracht wurden, Lassen I, ^ 
Wuttke, gesch. der heidn. rel. II. 387. Auch bei j 
ältesten Aegyptern und Griechen war der götterdtj 
bildlos; Schöm. 11, 156; bei den letztern vertraten j 
terbilder nicht selten Symbole, z. b. scepter, 
Stäbe, deren bedeutung und Verehrung in die sitec 
zelten des bildercultus hinaufreicht. Bötticher, der bafl 



841 

Kultus der Hell. 232. Vom Stoiker Zeno heisst es: 
xTuaYopeuei xal vaov)^ olxoSopietv xal aYocXjjiaTa T6)CTatvetv] 
(jinQ^iv yojf efvai a^wv tqv S'eov >caTaax€uaa|JLa. Becker- 
Marq. IV, 69. Justin bat recht, wenn er sagt, alle götter 
seien unter dem bilde von Speeren verebrt worden. 
Ebend. 234. Von den Juden erzählt Tac. bist. 5, 5: 
nulla simulacra urbibus suis, nedum templis sinunt Selbst 
die Scythen duldeten keine götterbilder. Massm., Münchn. 
gel. anz. 1848; 1, 784. Von den Römern sagt Varro 
(August, de civ. dei 4, 31) antiquos Romanos plus annis 
centum et septuaginta deos sine simulacro coluisse. 
Rossbach, röm. ehe. 33; Becker-Marquardt IV, 43; bis 
dabin verehrte man sie auch hier unter der form von 
Symbolen. Ebendas. Dasselbe sagt Plut. Numa 8. So 
bedurften denn auch bei den Germanen die götter, ihrer 
natur nach, in der ältesten zeit keiner bilder. Nach und 
nach aber wurde das wesen der götter immer mensch- 
licher, persönlicher. Tacitus nennt uns bereits eine 
grosse zahl individueller götter*). Gleichwohl war der 
individuelle götterbegriff keineswegs so stark, dass man 
plastische gestalten klar darzustellen gewusst hätte; 
Mannhardt, die götter 72. 

Was Tacit. in unserm cap. im allgemeinen sagt 
versichert er cp. 43 für den besonderen fall: nulla si- 
mulacra, und ist kein grund, dieser Versicherung glauben 
zu versagen. Grimm, m. 72, ed. 3. s. 71 f. Das wirk- 



*) Ganz gleich ist es bei den Griechen. In frühester zeit ge 
nügten Symbole; je mehr aber eine anthropomorphistische vor- 
stellungsweise herrschend wurde — lange vor Homer — desto 
natürlicher war es, dass man jenen Symbolen wenigstens eine an- 
deutang von menschengestalt gab. Die ältesten götterbilder wa- 
ren von holz, oft aus dem holz, zu dem die betr. gottheit in nä- 
herer beziehung stand. Schömann, gr. alt. II, 160—163. Auch die 
Sabiner scheinen ihre götter ohne götterbilder nur durch symbole 
verehrt zu haben, so den Mars durch einen aufgepflanzten heiligen 
Speer, die Vesta durch heiliges feuer. Ruperti, alterth. II, 461. 



342 

liehe dasein von bildsäulen zu jener zeit in Pfttiti 
laud, wenigstens in dem den Römern zunächst gelq 
nen theile, wäre ihren erkundigungen schwerlich < 
gangen. Tacit, kennt nichts als Signa und foirr.as dej 
rum (den speer Wuotäns, den hamnier Donars. 
Schwert des Ziu. Simr. m., ed. 2, 529; cf. cp. 7. 9. 
hist 4, 221, wie es scheint, geschnitzte und ge^arbte, i 
zur gottesverehrung symbolisch gebraucht und bei jj 
■wissen anlassen herumgetragen wurden. Grimm, m. | 
Aber es folgt daraus nicht, dass in der damaligen ^ 
Stellung die götter menschenähnlicher gestaltung \ 
mangelt hätten, ohne das wären götter. denen menaf 
liehe begebenheiten beigelegt werden, rein undenkbjj 
Grimm, a. a. o. Simr. m., ed. 2, 530. Sollten die I 
fachen Völker der urzeit vertrauen zu ihren gStti 
fassen, so mussten sie vöUig nach dem bilde der i 
sehen selbst gedacht sein. Grimm, kl, sehr. 11, 459. 
spur von götterbildern scheint aber bei Tacitus selbjf 
schon vorzukommen. Wenn er nämlich von derNerth^ 
cp. 40, erzählt, sie sei auf einem wagen umhergefütU 
wenn von ihren kleidern geredet wird und davon, 
sie gebadet sei, so musste sie doch wol ein bild h^bf 
zum wenigsten musste etwas einem bilde ähnliches 1 
banden sein, das die göttin darstellte. Müller, rel, < 
Simr. m-, ed. 2, 531*). — Ist ein später bei den < 
manen erwähntes £6aMov s^ äp-öSiic nicht ganz das i 
hiculum veste contectum, worauf unsichtbar die göt^ 
herumgeführt wird? Grimm, m, 75. Es ist darum zu v 
muthen, dass der wagen der göttin eine bildsäule baj 
Simr. m. 526. Es bleibt möglich, dass das innere, 
Römern minder zugängliche Deutschland hin und wie^ 
bildsäuten bewahrte. Grimm, m. 73. Die erste nach] 



*) Zacher bei Ersjh und Ür. ; 
waren zu Tac. zeit entweder nocli , 
den enten anfangen vcrbandeu. 



34S 

düng der götter in menschengestalt aber war sicher 
roh. Die bilder mögen oft nur versuche einer mehr 
sinabildlichen als wirklich rein menschlichen darstellung 
gewesen sein; es gab aber überhaupt nur wenige göt- 
terbilder ; sie werden erst^ erwähnt, als das heidenthum 
sich schon dem Untergang näherte. Wackernagel bei 
Haupt IX. Das älteste zeugniss vom Vorhandensein von 
götterbildern findet sich bei den heidn. Grothen in der 
2. hälfte des 4. Jahrhunderts. Athanarich (f 382) befahl 
die bildsäule auf einem wagen, ^oavov iZ aixa^Y]^, vor 
den Wohnungen der des christenthums verdächtigen 
herumzuführen. Sozom., bist« eccl. 6, 37. Bei den Fran- 
ken beisst es im 5. jahrh. von Chlodovigs taufe: sunt 
enim — dii, quos coUtis, ex lapide aut ligno aut ex. 
metallo aliquo sculpti. Greg. tur. h. Fr. 2, 29 — 31. Zu 
anfang des 6« jahrh. werden götzenbilder eines tempels 
in der nähe von Goln erwähnt Wackernagel a. a. o. Im 
j. 612 trafen Columban und GaDus am Boden- und Zu- 
riobersee verehrt tres imagines aereas et deauratas. 
Bei den alten Sachsen werden idola manu facta, aurea 
et argentea, aerea s. lapidea vel de quacunque materia 
erwähnt Bonif. ep, 121. Im Norden heisst es: nobilis- 
simum illa gens templum habet, quod Ubsola dicitur — 
in hoc templo statuas trium deorum veneratur populus. 
Ad. V. Brem. 

Childebert hatte befohlen, in seinem reiche alle 
götzenbilder zu zerstören. Pertz, legg. 1^ n. 1: praeci- 
pientes ut quicunque de agro suo, ubicunqi&e fuerit, si- 
mulacra eonstructa vel idola daemonibus dedicata ab 
hominibus facta non statim abjecerint vel sacerdotibus 
haec destruentibus prohibuerint, datis fid^jussoribus non 
aliter discedant Waitz, verfassungsgesch. II, 77. Wo 
christliche kirchen an die stelle heidn. tempel traten 
(nunc ecclesiae fulgent ubi fana colebant antiquL Pertz 
I, 270), pflegte man, was sich von götterbildern noch 
UQzerschlagen erhalten hatte, aussen einzumauern, theils 



um die beiden dem neuen dienste zuzuführen, theils J 
den sieg des Christen tliums zu veranschaulichen, i 
die heidn. götzen aus dem tempel verwiesen hai 
Simrock, m. 527. Die meisten biider scheinen aus hif 
gewesen zu sein; einige wurden vielleicht bemalt, 
kleidet und mit gold überzogen; doch mögen auch ( 
nerne vorgekommen sein. Grimm, m. 80. Es ist 1 
überall nachzuweisen, ob sie wirklich den Germu 
angehört haben, oder den Slaven, Gelten und Römcl 
Müller, rel. 10. Abbildungen von heidn. germ. gQta 
bildern gibt Wolf in seinen beitr. zur myth. I. Es t 
rohe menschenköpfe aus stein neben denen 
Ein ganz gleiches findet sich an der ruine der klosd 
kapelle zu Owerbe im fürstenthum Waldeck. Dies klai 
ist im 11. jahrh, gestiftet. 

adaiimilare lesen viele codd., die meisten aBBinttfi 
auch schon Rudolf (9. jahrh.). Adsimulare die au^ 
ben: Rom., Gronov., Walther, Panckoucke, Spald. Ala 
bürg, J. Bekker, Orelli, Gerlach, Pinck, Haase, Ha] 
Kritz. Assimilare: Gruter, Rhenan., Conr., Lips., 
Passow, Hess, Tross, Bach, Ruperti, Dilthey. Grafi 
Massm., Steuber (in Jahns jahrbb. II. 1110), DSdtj 
Ritter, weil simulnre hier nicht passend (Passow, Bu 
Kiessl, : ob sotum codd. consensura praefero ; 
obsa.: forma assimulare minus usurpata est; Bött I 
Tac. 45: rectius fortasse scribitur adsimilare. 

tx magnilndine, i. e. magnitudini consentane^ 
Kiessl.; dignum magnitudine coelestium; Dübner. 
aber ist für eine idealisirte, subjective anschauungl 
Schriftstellers zu halten. Müller, rel. 43. 

bicos ac nemorn come.rranl, sc. diis. non lempla. 1 
scher. Nach Döder!., syn. 11, 90, entweder durch 1 
zeugm. zu erkl. : lucos habent et nemora conBeci 
oder durch eine prolepsis: nemora consecrant ut ', 
sint. Zu dieser ansieht äussert aber mit recht Bottlcll 
lex. Tac, Prol. 80, est zeugma: lucos (habent) et n« 



345 

consecrant, nam lucos per se sacros esse constat. Die 
beiden worte kommen häufig vor: cp. 45 nemora lucos- 
que; cp. 10 nemoribus ac lucis; 7 Signa, detracta lucis; 
43 ap. Naharvalos antiquae religionis lucus; ann. I, 61 
lucis propinquis barbarae arae. Es werden haine be 
sonderer götter genannt: lucus, quem Baduhennae vo- 
cant. ann. 4, 73. 

Lucus scheint nach Cic. de leg. 2, 8 constructa a 
patribus delubra in urbibus habento : lucos in agris, ein 
auf gleiche weise wie delubrum von den Augurn aus- 
geschiedener platz zu sein, wie er denn in der that sehr 
häufig nur als ein theil von Silva und nemus bezeichnet 
wird. Bach. Ov. Met. 5, 265 silvar um lucos circumspicit 
antiquarum. Cato ap. Prise. 14, 629 lucum Dianium in 
nemore Aricino dedicavit ; Liv. 24, 3 lucus, ibi frequenti 
Silva et proceris abietis arboribus septus laeta in medio 
pascua habuit; Prop. 4, 9, 24 lucus ab umbroso fecerat 
orbe nemus. Bei den Römern scheint lucus daher ge- 
wöhnlich ein ort, der sich durch höhe und dichtigkeit 
der bäume, oder mehr noch ein ort, dessen einförmig- 
keit durch einen teich oder quell unterbrochen wird, 
der die bäume nährte aber auch einen freien räum er- 
zeugte, in welchem der götteraltar leichter bemerkt 
werden konnte und dabei anmuthig war. Darum er- 
scheint die ableitung von lucere oder lucare die rich- 
tigste: lucus, eine lichte stelle im dichten walde. Här- 
tung, rel. der Römer I, 148 f Döderleins ableitung von 
luere, contr. luicus, sc. locus, ein sühneplatz, scheint 
weniger passend, wenn sie gleich noch Bach für 
sehr wahrscheinlich hält und Völcker, der freiheitsk. d. 
Bat. 1863, 64, sie beibehält. Die bedeutung sühne- 
platz ist wol auf die loca argeorum, aber keineswegs 
auf die geheiligten haine anzuwenden. Härtung a. a. o. 
Grimm stellt das wort irrigerweise mit uXi] zusammen ; 
vrgl. Curtius, etym. 341, ^ 335; es ist das ags. leah, 
das ahd. loh, litt, laukas, feld, wie das scr. löka, im Veda, 



34fi 

freier plutz. Lottner bei Kuhn, zeitachr. 7, 186. SebW 
zer jfthrbb.; Leo. rect. 86, Vermehrt ist die abldmi 
bei Bredow a üxt), crepusculum. Lucus hat den 1 
griff der heiligkeit vor nemus voraus oder wenigst«! 
in höherem grade; Tib. 3, 3, 15 quid prosunt 
nemora in domibus sacros imitantia lucos; Tac. G^tt 
39 Silva auguriis patrum sacra. Lucan. 3, 399 in obJ 
diene Masstüae: lucus erat — hie barbaro ritu ■ 
deuui, structae diris altaribus ar&e — humanis lustratl 
cruoribus. Claud. de laud. Stil. 1, 228 loci vetusta i 
ligione truces; robora numinis iustar barbarici — lerliB 
secures. Es ist wol nicht zutreffend , wenn Halm )q 
ac nemora eine rednerische amplification nennt; a. &. o. ] 
Ein ahd. löh, lucus, findet sich noch häufig in oi| 
namen. Förstern., die deutschen ortan. 1863, 58. 

nemiis. Tac, Germ. 40 castum nemus; bist, 4, 
sacrum nemus. Nemus, griech, v^fjiei«, ve'p.0?, goth. I 
man. alts. nimid — alle diese Wörter einigt das i 
nam, neigen, sich neigen, der Verehrung wegen, Picd 
II, 691, davon nanias, Verehrung. Die thiere der heer^ 
neigen ihre häupter zur weide hinab und der nehmen^ 
neigt sich dem gegenstände zu, den er nehmen " 
Das lat. nemus schliesst sich genau an das scr. i 
so wie d. celt. nemet (beiligthum, Venant. Fortun. 1, J 
templum, ir. naomh sanctus, neim headh, geweihtes, dfl 
kirche gehöriges land. an. Aus dem begriff des n«^ 
gens, sich neigens geht der der Zuneigung. Bricht Gchql 
in nemus im verhältniss zu vo[jl7] der begriff der kühl 
und erquickenden waldweide hervor, so findet er eeiq 
weitere bestätigung durch vana, wald. Unsere vorfahrt 
weideten ihre heerden nicht auf kahlen steppen, sondeifl 
auf den bewaldeten bergen Hochasiens, darum wuj 
der hain auch ihr erster tempel, denn wo anders bättd 
8i« die gottheit erkennen und sich ihr näher wäbiu 
mrigen? Weber, ind. stnd. 1850, 1, 338 f. Vrgl. Kubj 
zejtschr. I, 380. Wälder und haine waren durcli Ifaj 



347 

gebeimnissvollen schatten geeignet in der seele diie ah«* 
nung göttlicher nähe zu erwecken. Schöm., gr. alterth. 
II, 168. Schon Döderleln hatte erkannt, syn. 2, 93, dass 
nemus wol ursprünglich nicht sowol halA als VQ|iTi weide« 
platz, ein durch sein grün und seine schatten angeneh- 
mer, erquicklicher ort sei, der für den aufenttoit der 
götter weHb sei. Vrgl. Völcker, der freiheitskampf der 
Bataver. 64. Varro 1. 1. ed. 0. Müller, 5, 6 i 36 sagt 
ubi pecus posset pasci, saltus nominaruB,t. Haec etlaoi 
Graeci vopia^, nostri nemora. Grimm dagegen, kl. sehr. 
I, 132 sagt: unser goth. nima, ahd. nimu, mhid. 
nehme, schliesst sich deu begriffen caplo, tpllo, pasco 
an; nimid bezeichnete einen heiligei^ wald des alter- 
thums oder die weide und entspricht diein lat^ nemus, 
gr. v^(jLOC. Noch ahd. drückt nens^n ausser cape^e aucb. 
das sinnliche carpere, vellere, abfressen, abweiden des 
grases. Vrgl. mytL, ed. 3, 614 

Beide Wörter, lucus upd nemus, finden, sich jMkt 
selten als Synonyma. Virgl. ecL 8, 86 per nemora atque 
altes sacroa imitantia lucos; Ovid. nemua secretaque 
Silva ; Gurt. 7, 23 nemora quoque lucosque sacros ; Plin. 
4, 26 domus iis (Hyp,erb.oreis) nemora lucique. Im all- 
gemeinen findet sich auch für den begriff heiliger hain 
Silva Sacra. Germania cp. 3ä 

Germanische namen für Iuqus und nemus (vrgl. 
Grimm, m, • 57 ff.) : 

1. goth. alhB, fßin.; alts. alah, Heiland; ags. alb, 
scheint sich noch in dem gewöhnlichen al, in der ^ette^». 
Zwinger, burgzwinger erhalten zu haben. Leo^ rect. 44^ 
Curtius, etym. 103. Da der Wechsel zwischen r und 1 un- 
verkennbar ist, so scheint das goth. alhs dem lat. arx 
(areea) äXx, aXdXxew, abwehren, zu entsprechen. Grimm, 
grmmt. S, 428. wb. sub AI. Aufname fremder Wörter 
war den Deutschen nothwendig und natürlich; sie ver- 
änderten aber nach ihrer spracheigenthümlichkeit 
Grimm, grmmt. 3, 557. De^ lucus reli^ionis — via nu- 



M8 

mini Äkii (als gen. von alx) hat Grimm versucht mit 
alah zusamrnenzuatellen. D. sp, 115.*) Ulfilaa übersetzt 
vaöc, Matth. 27, 6, Cepöv, Marc. U, II, durch, alhs. Im 
Ileliand Itommt alah vor 3, 29. Der dichter des Cädmon 
hat, 202, 22, alh häligne, der heilige tempel, 2. tplA, 
Eepöv, Ulfil., 3, 15. Nach Diefenbach, goth. wb. I, 138, 
ist wih, nemus, alte, wih, sacer. Wihu, abgekürzt wih, 
ist oft noch in eigennamen, besondere altfränkischen. 
Chlodoveus, HIodvihuB, goth. Alavivus, ahd. Alawih ; ahd. 
Hliuwiho, d. i. nemus sacrum umbrosom. MüllenhoEf, bei 
Schmidt, hist. zeitschr. 8, 210. 3. Ein entschieden heidn. 
ausdruck ist hamc; in den glossen Hrab. wird bald fa- 
num, bald delubrum, bald lucus so übersetzt; in Diut. 
I, 492" nemus. Das ahd. harug scheint nur noch in den 
holst, namen Negenharrie und Tiefharrie erhalten zu 
sein. Förstern., die deutschen ortsn. 55. 4. Synonym 
mit baruc ist das ahd. paro, ags. bearo, baare, nuditas, 
Calvities, ein nur mit gesträuch bewachsener, von hoch- 
stämmigen bäumen blosser ort im walde. Paro könnte 
demnach dem wortsinne nach einen baumentblössten, 
zum gottesdienst bestimmten waldraum bezeichnen. 
Aach das lat. lucus war eine gelichtete, heilige wald- 
stelle; parawari heist der priester. Diefenb. , goth. wb. 
I, 262; Grimm, wb. sub baare; vrgl. Quitzmaon 215. 
Das wort tempel bedeutet zugleich wald. Grimm, m. 
ei. 3. 59; batn ist aus hagan entsprungen; der urspr. 
sinn des wortes einfach der „des feldes". Kuhn, ztschr. 
1864, 230. 



*) Die erkUruDg ist aber imoiGr noch unsicher. Nach Zacher 
entspricht alhs der bedeutung nach ?ollkoiiiincn dem gi*. äXaoi 
aad wirii auch wol etym. damit zuiammenhängcn. Alba würde 
sich zu ilgan. leachten, brennen verhalten, wie loh zn liuhnD. 
goth. alf. 95. Völcker I. I. G4: aaitUB bringt man mit salirc zn- 
■ammeQ, voraprung der ebene, ÖXoo; mit öiXXoixoic der bergwald, 
forst. Forst iat nach Grimm, wb, s. v. forst, nicht jeder wald, 
■oadern binowald,. berrenwald, fronwald. 



349 

Durch lange Jahrhunderte und bis zur einführung 
des cbrigtenthuma hielt der gebrauch an, die gottheit in 
heiligen wäldern und bäumen zu verehren. Claudian 
de I. Stil. I, 288 erwähnt lucos vetusta religione truces 
et Fobora numinis instar barbarici. Agathias (t vor aS'Z) 
ßagt, 28, 4, von den Alamatmen S^vSpa te yip CXäaxovcai 
xol fiZif OL ]coTa(tüv, xoti Xö^ouc xoi ^ifAy^iii xal toÖtoic 
uffTtep oaut hfänsi; vrgl. Leo, Raumers bist, taschenb. 
1835, 399. 401. Von den nordl. Franken im 7. jahrh. 
berichtet die vtta S. Amandi (f 674), actt. Ben. sec 2, 
p. 714, Amandus audivit pagam esse, cujus loci habi- 
tatores arbores et ligna pro deo colerent atque fana vel 
idola adorarent; — ubi fana destruebantur , Btatim mo- 
nasteria aut eccleeias construebant Grimm, m. 44. 
setze eifern gegen die betr. Verehrung; Conc autissiod. 
a. 586, can. 3 non licet inter sentes aut ad arbores seu 
rivos vel ad fontes vota exsolvere; capit de Saz. 20 si 
quis ad fontes aut arbores vel lucos votum fecerit, aut 
more gentilium obtulerit et ad honorem daemonum co- 
mederit; cp. 21 si qais ad lucos votum fecerit Grimm, 
m. 69. Conc. Frcf. a. 793 de arboribus et lucis destruen- 
dis canonica autoritas observanda est. Conc. Nannet. 
can. 20 summo decertare debent studio episcopi et eo- 
rum ministri, ut arbores daemonibus consecratae, quas 
vulgus colit et in tanta veneratione habet, ut nee ra- 
mum vel surculum inde audeat amputare, radicitus ex- 
cidantur. Klemm, 329. Unter den Sachen und Frieien 
währte die Verehrung der haine noch bis ins ll.jabrb. 
Deutsche pflanzensagen. Gea. v. ritter v. Berger. 1864, 
264. Von den Sachsen sagt Rud. v. Fulda: nam et fron- 
dosis arboribus fontibusque venerationem exhibebant. 
Pertz I, 676. A. 723 Beisorum alü ligois et fontibuB 
clanculo, alü autem aperte sacrificabant Pertz (vita Bon.), 
n, 343. Karlus Fresonum regnum penetravit, lucos et 
fana subvertit. Pertz I, 114. In England verordnete Cnut 
(um 1017) and ve forbeddad eoroosttice aelcne haSden- 



350 

ecipe; haedenscipe bid, $aet man idola weordige, !Paet 
18, $aet man weordige haedene godas and sutinan odde 
mönan, fyr odde flöd, waeter-wyilas odde stänas, odde 
aenige cynnes wudu treöwa (feuer oder flut, quellen oder 
steine, oder irgend eine art von bäumen). Im ll.jahrh. 
Hess ein bischof von Bremen in seinem sprengel bäume 
ausrotten; lucos in episcopatu suo, in quibus — errore 
veteri immolabant, Buccidit. Vita Meinw. cp. 22. Bei 
den Finnen werden noch 1223 erwähnt luci ac delubra 
deputata olim ritibus paganorum; Mone, heidenth. 1, 46, 
Von den Hotsteinern sagt Helmold chron., ed. H. Ban- 
gert I, 47, lücorum et fontiutn — multiplex error. Von 
den preuss. Litthauern heisst es im 17. jahrh. : iussi a 
LascoTio arbores excindere , invitissimi id , neo prius 
quam ipsemet inchoaret, feeerunt, deos enim neraora 
incolere persuasum habent Lasicz de diis Samagitar. 
1615. Haupt I, 138. Ein hain von eichen bei den SlaTen 
wurde 1156 zerstört, Roth, übers, der Germ. 6, 

In den hainen waren vermuthlich noch besonderf 
bäume geweiht. Ad. v. Brem, erzählt von den Schweden 
lucuB tarn sacer (iis) est, ut singulae arboreB divinae 
credantur. Grimm, m. 47, Noch 1658 wurde in Tyrol 
processio annua ad arborem verboten. Wolf, ztschr. 4, 35, 

Unter den geheiligten bäumen stehet oben an die 
eiche. Grimm, m. 374; *, 617, Montanus, volksbr, und 
abergl. 159. Tacitus nennt zwar nicht ausdrücklich die 
eiche, noch sonst einen einzelnen bäum, er mag aber 
doch wol bei erwühnung der haine die eiche als heili- 
gen bäum im sinne gehabt haben. Plin,, bist. n. 16, 44, 
Lucan und Ctaud, de 1, St. nennen eichen (robora) aus- 
drücklich. Was ein schriftsteiler des 2. jahrh. vom cultus 
der Gelten sagt, kann auch auf die deutschen und alle 
urverwandten Völker angewendet werden : KeXtoi oißouai 
|iEV ifct, aya.\\t.a. bi Äi-Oi; xsXTMtöv ihIjtiXt Spü{. Max. Tyr, 8. 
Grimm, m. 40. Die eiche war dem Wodan geweiht, 
darum wurden auch geopferte pferde an ihnen aufge- 



331 

hangen. Montanus, volksgebr. 160. In christlicher zeit 
ist von der eiche oft die rede. In der vita Wilibaldi, 
Pertz II, 243, heisst es : arborem quandam mirae magni- 
tudinis, quae priSco paganorum vocabulo appellatur ro- 
bur Jovis, in loco qui dicitur Gaesmere — , succidere 
tentavit (zwischen 725 — 731). Helmold berichtet aus der 
nähe von Stettin: erat ibi quercus ingens et frondosa 
et fons subter eam amoenissimus, quam plebes simplex 
numinis alicujus inhabltatlone sacram aestimans vene- 
ratione coiebat. Barthold, gesch. von Rügen. I, 564. 
Eine heilige eiche im 12. jahrh. bei Wölmeln in West- 
phalen. v. Spilcker, beitr. z. deutsch, gesch. 2, 121. Die 
eiche war auch bei den Esthen heilig; man begoss eine 
solche einmal im Jahre mit frischem thierblut und hing 
am johannisabend krüge an ihren zweigen auf. Wolf, 
ztschr. 2, 118. Sonst waren esche, hasel und holunder 
(sambucus) ahd. holantar, bäume, die Verehrung genos- 
sen. Grimm, grmmt. 2, 530. Ja, noch jetzt findet man 
in Tyrol einen heiligen bäum, eine lärche; aus ihrer 
nähe wollte man aus scheu weder brenn-, noch bauholz 
holen. Wolf, ztschr. 4, 35. Auch in Nordfinnland werden 
noch gegenwärtig bäume für heilig gehalten. Mone, 
heidenth. I, 43. 

Im übrigen wohnen die götter in den hainen; sie 
haben hier ihre altäre, an den baumästen hängen thier- 
häupter, hier wird gotterdienst gehalten und werden 
Opfer gebracht und die götter um rath gefragt (lucorum 
vel fontium auguria. Bonif. cp. 44); da ist Volksver- 
sammlung, gericht. Grimm, m. 43. Klemm 325. Ein 
solcher hain durfte von profanen nicht betreten werden, 
ein heiliger bäum nicht seines laubes und seiner zweige 
beraubt, auch nicht umgehauen werden*). Bei den 

*) Ovid. amor. 3, 1, 1 Btat veius et multos incaedna silva pc^.r 
annos; credibile est, ilU numea inesse loco; fons sacer in raedio. 
Luc. Phars. 3, 399 lucus erat longe nunqnam yiolatus ab aeYQ, 
Grimm, m. 3, 614. 



352 

Esthen galt es für ruchlos, in einem heiligen baine et- 
was abzubrechen, so weit sein schatten reicht (ut umbra 
pertingit. Grimm, r. a. 57. 105); sie nehmen nicht ein- 
mal erdbeeren hinweg, manche begraben ihre todten 
dahin. Petri, Estbland 2, 120. 

Verschiedene, zur zeit des christenthums noch vor- 
kommende benennungen für wälder sind auf heidnische 
zeit zurückzuführen. Im jähre 779, Pertz 2, 377, Silva, 
quae fuit thegathon (t' ä-ya^öv, eine benennung der 
höchsten gottheit) Sacra; im j. 1143 sacrum nemus; 1175 
Silva Sacra; 1065 im Elsass heiligeforst; dat hillige holt; 
Kindl. münst. beitr. 3, 636; bei Thüringern und Sachsen 
im anf. des 13. jahrh, ein heiliger forst. 

Der glaube, dass in hainen götter wohnten, hat sich 
in manchen gegenden noch fortgeerbt: im walde woh- 
nen in den märchen riesen und zwerge; in Tyrol hat 
das volk die geliebtesten Stätten seiner andacht in Wäl- 
dern; der name Wallfahrtsort selbst kommt von wald- 
fahrt; ein ort heisst waldrast, ein anderer Mariahilf im 
Grünwalde, ein dritter Maria von der linde. Wolf, ztschr. 

I, 324 ff. In Dithmarschen heisst ein ort „Götzenhain". 
Ebend. 2, 75. Selbst der ausdruck, ein fest „begehen" 
statt feiern, deutet auf alten waldcuttus. Mone heid. 

II, 103. Es ist bekannt, dass man in den gewölben go- 
thischer dorne die laubdächer des alten cultus wieder- 
zufinden meint. Horkel. 

Baumcultus war bei allen volkern der vorchristlichen 
weit verbreitet, welche eine gewisse stufe religiöser sit- 
tigung erreicht hatten. Bötticber, der baumcultus der 
Hellenen. 495, Baumcultus kommt schon bei den In- 
dem vor. So heisst es im Somad., ed. Brockh. 101, wer 
in diesem bäume als gottheit wohnt, dem bin ich in 
frömmigkeit ergeben; oder 102: hier in diesem lust- 
haine, mitten in einem baumkreise wohnt der gott der 
götter. Selbt innerhalb aler Städte hatten die Inder auf den 
platzen und an den ecken der Strassen heilige bäume 



353 

mit altären darunter; Böttiger 505. Der baumcultus bei 
den Orientalen reicht überhaupt in unvordenkliche Zeiten 
hinauf. Bei den Assyrem bezeugen bildwerke und schrift- 
liche andeutungen die göttl. Verehrung geheiligter bäume. 
Die Perser haben guter und böser gottheiten bäume. 
Das Zendavesta verordnet, man solle zu den bäumen 
treten, welche Ormuzd gegeben hat, und sie als rein 
und heilig anflehen, namentlich die cypresse; Bött. 
506—510. Auch bei den Aegyptem bestand ursprünglich 
baumcultus, später in hist. zeit freilich vorherrschend 
thierdienst, B. 498, und selbst bei den Israeliten finden 
sich sichere spuren davon 5. Mos. 33, 16; 2. Mos. 34, 13; 
2. Rieht. 6. 11; Jes. I, 29. Bött. 520 ff. Bei den Griechen 
ist dieser cultus schon bekannter. Er ist durch bild- 
werke und Schriften bezeugt. Es wird eine menge hei- 
liger haine genannt, welche zur feier der feste und 
mahle bei den Hellenen gedient. Bött. 181 ; Hermann 
* 66. Noch M. Tyr. weiss, dass gr. landleute in ihren 
Pflanzungen das stammtheil eines lebenden baumes als 
ländliches götterbild des Dionysos verehrten; B. 103; 531, 
es fielen solchen h. bäumen doch sogar menschenopfer 
und wurden lichter unter ihnen angezündet 48. 49. Als 
heilige bäume gelten u. a. der Ölbaum, die eiche (hat 
hohes alter im hell, cult 407), die platane 107; 111 ; 119. 
An den heiligen bäum, der durch attribute etc. als tem- 
pel des numen bezeichnet war, durfte niemals das heil 
gesetzt werden. 198. Haine hatten bei ihnen asylrecht. 
184. Bei den Röfn..,i feierte man gleichfalls in h. hainen 
feste mit opfern, und wurden hier orakel befragt 183. 
Baumcultus ist bei den Römern selbst noch durch Pro- 
perz, Plinius u. a. bezeugt. 531. Theodosius verbot noch 
im 4. jahrh. die Verehrung heiliger bäume. Und auch 
noch spätere concilien verlangen, dass nicht allein die 
götterbilder, sondern auch die haine aller orten ver- 
nichtet würden. B. 531—533. 

deorum numinibus. Tac. ann. 2, 12, 1 Silva HercuU 

n 



354 

Sacra; 4, 78; 5 lucus, qtt^m Badutehtiae vocant; ©erm. 
c^. 40, 5 Nerthi castum niemus; ann. I, 5t, 1 templum, 
quöd Tanfanae vöcabant. 

secretum illud. Die ganze stelle ist mit? einigeü Ver- 
änderungen anfgenommen von Rndolf v: Fnlda (f 868) 
bei Fertz 2,675; vielleicht mittelbar alnderd^oh'er ; Grimm, 
m. ed. 3, 0f. Di'e erklärung ist eine z^i'efach^. Dithmar, 
Koch, Kchon, Bötticher (lex Tac. 4205, G^imm, öiyth. ed. 
3, M, Waitz I, 16, ed. 2, 46 n. 1, Baumann (jahrbb. für 
phil. LXXrX. LXXX, 261), Thudichum nefhmen das wort 
für recessus, secretum loci; Mötzell, Walch, Roth, Bühs, 
Gerlacb, Pfahler; Döderl. (jene& geheimnissvolle wesen), 
G. Weber (Germanien in den ersten Jahrhunderten, föfr: 
jenes unerforschliche wesen), L. H. O. Mülle**, Bach, 
Kritz, MüH'scher nehmen es für gottheit. Am entschie- 
densten und ausführlichsten hat sich Jessen für die 
erste aüölegung ausgesprochen. Er b'ettierkt : „abgesehen 
davon, dass^ (wenn secretum für unsichtbares wesen ge- 
nommen wird) der gedanke etwas* zu monotheistisch 
iBt, las'st er sich sprachlich nicht rechtfertigen; Die an- 
knüpfting mit que weist auf eine erweiterung des^ vor- 
angehenden aussprirchs hin; dann kahn secretum nicht 
das geheimnissvolie , unbegreifliche wesen* bezeiiA'ilrett, 
Sondern als ein concretum das Vom gemeinen* verkehr 
ausgesonderte, sei es ein ort, oder eine saehe'; endlibh 
iBt reverentiä mehr die heilige scheu vor öi'tern und 
gegenständen, als die ehrfurcht gegen götter, kann aber 
jedenfalls nicht, wie sola mente bist. 5; 5, ein wirkliefter 
ablat. instr. sein. Der wahre sinn der steile ifet: sie' be- 
zeichnen mit götternamen jene orte, die sie nur in oder 
vermittelst ihrer heiligen scheu als heilige und gehelm- 
niösvolle anerkennen und scheuen." Nichtsdestoweniger 
schliesse ich mich denen an, welche daB wort s^er^tum 
für geheimnissvolles, unbegreifliches Wesen halten. Man 
kann nach wirklicher altgerm. anschnuung von ihren 
g'öttern doch ksum etwas zu monotheistisches darin 



finden und ausserdem war dein Tacit auch ein solch 
retnerer oult schon von den Juden her bekannt; hist 
2, 7&. Bezeichnet die anknüpfung durch qüe zwar im 
»Dgemeinen ganz richtig: eine erweiterung des voran- 
g^ehenden ausspruohs, so dt>ch keineswegis immer; es| 
tiann, wie Geisler in s. aufsatz über que im philol. X, 
ft7 — 115 nachgewiesen hat, recht gut auch verschiedene 
zustände, die nicht als gegensätze gelten sollen, so ver- 
binden, dass nur ihr gleichzeitiges bestehen neben ein- 
ander ausgedrückt werden soll. Das von Jessen über 
reverentia bemerkte ist im allgem. richtig, dass aber 
reverentia auch ehrfurcht gegen götter bezeichnen: kann, 
beweist klvir eine stelle des Tac selbst; bist. 2, 78 est 
Judaeam inter Syriamque Carmelus ; ita vocant montem 
deumque; nee simulacrum deo aut templum, sed tradi- 
dere majores aram tantum et reverentiam. An dem 
abl. instr. kann hier bei einem Schriftsteller des silb. 
Zeitalters nicht anstoss genommen werden. Ich nehme 
daher mit Mützell und Tagmunn, 38, ati , dass secretum 
hier adjeotivisch neben iliud steht, und bin mit Mün- 
scher der ansieht, dass es hier ein von der sichtbaren 
weit abgeschiedenes, d. h. über ihr stehendes geistiges 
wesen bedeutet. Secretum wird mehrmals in dem sinne, 
was sich der sinnl. Wahrnehmung entzieht, gebraucht, 
z. b. cp. 28. secreta pectoris; (wenn gleich es auch bei 
Sen. ep. 41 als secretum loci vorkommt). Dazu kommt, 
dass, wollte man secretum als abgelegenen ort nehmen, 
wie Münscher richtig bemerkt, die sätze, deren prädicate 
consecrant und appellant sind, eine tautologie enthalten 
würden. Die betr. nachricht des Tac. muss aber noth- 
wendig mit den vorhergehenden Sätzen im zusammen- 
hange betrachtet werden. Die zwei theile des letzten 
sattes bilden einen bestimmten gegensatz gegen die 
zwei theile des vorhergehenden. Den parietibus ent- 
sprehen in diesem satze die lud ac nemora, dem assi- 
mulare in speciem humani oris das secretum, quod sola 



356 

(sie allein) reverentia vident. So gibt es einen ganz 
passenden gedanken, was auch schon Jessen zugibt. 
Zu den beiden negationen: sie haben keine tempel und 
keine götterbilder, bekommen wir die entsprechenden 
Positionen: sie haben häine und verehren ein unsicht- 
bares wesen. Secretum übersetzt demnach schon Walch 
richtig jenes unerforschliche, und Bach erklärt sanctum 
illud numen sive mysterium, quod abditum est humanis 
oculis; Eritz: incomprehensibilis illa numinis vis. 

Das wort gott*) zu erklären hat seine Schwierig- 
keit: das goth. gud, nordd. gud, ags. gott, ahd. cot, ur- 
deutsche form des Stammes guda ; die scrit w. ist gudh 
(guh), verborgen. Ist nun gutßs der verborgene, so auch 
hierin, nach Ebel bei Kuhn 5, 231 f., die erklärung der 
betr. stelle des Tacitus. Nach Leo ist in unserer stelle 
der eigentliche naturdienst individueller göttlicher per- 
sonen ausgedrückt. Raumer, bist, taschenb. 1835, 401. 

sola reverentittf quasi sola mente, non oculis, ut quod 
non posito simulacro oculis conspici possit Günther; 
cf. Ritter; incolas horum nemorum, deos, sola mente 
venerantur, non oculis vident, ut nos simulacra in nostris 
templis dicata. Orelli. Non male verteris rever. andacht. 
Döderl. ; nur in der anbetung (andacht), nicht mit äugen. 
Roth. 

videntj geistig sehen ; diese bedeutung hat das wort 
mitunter; Münscher; reverentiae sensu perfusi mente 
vident, seu intelligunt; Kiessl. 



*) Nach Bopp, yergl. grmmt. I, 2. ed., 63, stützt sich das per», 
kuda, gott, auf q'a — d'äta: durch sich selbst geschaffen. Leo 
Meyer findet, gott. gel. anz. 1864, seite 1846 die zurückfübrang 
des god als „sich verhüllender, unsichtbarer *\ auf das altind. 
gudh, YerhüUen, welche z. b. auch im lex. zum Beovnlf vod 
Heyne 1863, sehr u awahrscheinlich. Ueber andere abll. des wortes 
gott ist Pictet zu vergleichen II, 658—661. Pictet selbst will das 
wort Yon der w. hu, sacrificare, ableiten, so -ass gott ein weseu 
sei, dem geopfert wird. 



357 

lieber die ganze stelle von ceterum etc. an äussert 
Grimm, m. ed.. 3. vorn XLUI, deutscher art ist ange- 
messen sinniger ernst, der sie dem eitlen entführt und 
auf die spur des erhabenen leitet; das hat schon Tacit. 
wahrgenommen, vergl. ceterum etc. cp. 9. 

Etwas überschwänglich schliesst Plank. 57. 58 aus 
unserer stelle : die deutschen götter sind nur namen für 
ein an sich unnennbares geheimnissvolles wesen. Diese 
herrlichen worte rücken das germanenthum hoch über 
alle anderen heidenvölker, rücken es hart an das juden- 
thum und die pforten der geistesreligion , deren Über- 
schrift Joh. 4, 24 lautet: gott ist ein geist. 



Cap. X. 

4. Aaspicien. a. zeicbendeutung; b. tbierorakel: vogelstimmen, 
YOgelflug, pferdewiehern- und schnauben; c. Zweikampf. 

Auspicta ist hier allgemein zu fassen, nicht, wie Bup. 
will, ratione belli ; davon spricht Tac. später : est et alia 
observ.; vergl. das nähere über ausp. unten. Der wünsch, 
Über die zukunft höhere Offenbarung zu erhalten, lag 
in der anerkennung menschlicher Unfähigkeit, zukünfti- 
ges zu wissen, in dem bedürfniss zu erfahren, auf welche 
weise der mensch der billigung und des Segens der 
götter sich getrösten, wie er handeln solle und unglück- 
liche ereignisse von sich abwehren könne. Zu diesem 
zwecke finden wir bei allen Völkern die verschiedensten 
mittel angewendet. 

sartes ut qui maxime (Rudolf und Ad. v. Brem. : quam 
maxime) observam. Schon in der frühesten zeit finden 
wir bei den Deutschen zeichendeutung; die meisten 
zeichen haben die Deutschen mit den Griechen und 
Römern, ja mit morgenländischen Völkern gemein; sie 
beruhen auf älterer Verwandtschaft aller europäischen 



35g 

Völker; Grimtn, m. -649. Die änwenduttg des iodsefi fin- 
den wir zuerst in Babylonim; die betr. lehren (ganzen 
von einem volke zum anderen. E. Curtius an Geizers 
moiiatsschr. 1864, da. Bhabdomantie oder das weissagen 
nach gelegten oder genvorfeiien «täben (komomt auch 
schon bei den Juäm vor: Hos. 4,42; £zech. 'S!, 21. 
Duncker, gesch. des alterth. I, ääl. Aehnliches zeigt 
sich bei den Seythen, Sie banden ^weidensrtäbchen in 
büschel, legten dieselben auf die erde, ^streuten sie 
auseinander, verbanden sie \t^ieder und weissagten dann 
daraus. Herod. 4, 67. Massmann, imünxib. gel. ana. 1848, 
I, 784; W. Grimm, runen 299. Dithmar *ghmbt «oig^r, 
die Deutschen hätten ihre art des loosens von den Scy- 
then erlernt. F. Magnussen, runamo 135, führt an, dass 
bei den Persern geweissagt wird, indem man aus meh- 
reren kleinen mit schrift tfeaeidhneten Stäbchen einzelne 
aufgreift und diese dann mit gewissen zufällig gewähl- 
ten figuren in einem buche zusammenhäU. Auch die 
Chinesen gebrauchen zur Weissagung kleine mit Charak- 
teren versehene stabchen; kommt dreifmal hinter ein- 
ander ein glückliches zeichen, so ist 'das Orakel dem 
frager günstig. Mültenhoff, allgem. monatsschr. 1862, 
3i6 ff.; vrgl. Maigraf^ de relig. Synica diss. quatuor, cp« II 
de usu sortium, quas Synae ad res iaustas et infaustas 
indagandas .antiquitus adhibebant et eliam imnc 'adfai- 
bent; ib. cp. 3: sortium origo ad Coelum et Terram re- 
vocatur. Zeitschr. der 4eutsch-morgenI. «geadlsch. 4, 286. 
Das loos wird bei den Chinesen seit den ältesten zelten 
angewendet, namentlich bei kriegst»nternehmungen. iMe 
wurzeln der pflanze schi werden in häufen gelegt und 
unter dem aussprachen gewisser wovte greift man mit 
der hftnd hinein und aus der zahl der gegriffenen srtuoke 
wird die gesuchte antwort gedeutet. Wtrttke, gesch. des 
beidenth. II, 72. Bei den Indem ist eine art des gottes- 
urtheils das loos: der angeklagte mnss eins von zwei 
looisen, welche recht und unrecht bedeivten, aus einem 



» 



geffasse herausgreifen. Pit^lmaba erwähnt Jt ^Boten lAet 
emfefrü^xxng diesem l^ooise. Entweder soll em iBilber^es 
loos das recht und ein bleiernes das unrecht bedeuten, 
Okier auf einem birkenblatte ivird ^as recht mit weisser, 
SfvLf leinem zweiten das t&«ireoht mit «ohwarsser ifs^xbt ge- 
malt und beide Matter In erde gebüüt. Stongler, 4jm 
inti. •gottesurthei'le. ztschr. d. d. nvorgcn^l. ^Igiscritßoh. iX, 
677. Nicht selten war die anwendung des leoses «zpt 
Wahrsagung bei den thiecktti (xXiQpofjiavTe^, >|jiavtQ)et] iSux 
^irfcdv). Der name xXTJpo^ wird :gewiss richtiger ven 
xXav, s^rschneiden, 'kleine »zweige abbreclien, W.fGrimm, 
ruoen 2%>, uls mit I>öderl., hom. gioss. 3, 124, ven yi- 
Xeatrai abgeleitet. 'Diese art >der manttk iflt .:weiit ver- 
breitet, Hermann, »gotlesd. alt. :186, umd von höchstem 
alter, mit dem Oriente d^krch die 'kütitcfnlamder Kkinv 
asiens vermittelt;. E. OürtiuB, in Gelzevs prot monatsbl. 
1864, 94 ; vrgl. Ritter, erdk. II, i907. üOass im lat. soi:>tes 
i&c jede art von orakelsprüchen geisagt wird, dieut^t 
g^iohfalls^auf frühere s;11gemeinhett des looses. Sdhöm., 
gr. alterth. II, 264 if. «Schon in der hom. zi^t wurde in 
der entscheidung 'durch dais loos eine art gottesurtheil 
erkannt. II. 7, ISSt Ix '&' il^pe xXrpö^ xuv^, ov ap' Id«- 
Xov oi-rot, AravTo<?. Phrlol. II, 387 ff.; cf .11. 3, 316; Find. 
Pyth. 1, 190 lAavttc opv^saa xal xXopoiat ^OTüpOTceov 
Upc^. Pauly, realencycl, <divitta4>io. Selbst zu Dodona 
w«fr .'Sfpäter eine art kleromantte. Wer da6 loos zog, der 
befräjge&de oder ein priester, ist nicht zu eifkennen. 
Sohöm. il, 293. Sortilegien kannten auch idie Römer. 
■Soldan, hexenpr. .^d. Die «tortes der .Romer waren 
kleine stäbe von eichenholz mit alten buehsltaben — 
sortes — in robore, insculptae puiscarum literarum mo- 
tis; Cic. de div. 11, 41. Geijer, Schwedens urgesch. 1826, 
117. Diese spruehtäfelohen wurden gemisoht und ge- 
zogen, g^ltisn in älterer zeit als fremd, finden sich auch 
in anderen ital. Städten. Eecker^Marquardt iV, 108. Aus 
denselben gegenden, woher den Hellenen ihre zeichen- 



360 

lebre aus dem Orient gekommen ist, sind gleiche an* 
regungen auch nach Italien gekommen. E. Gurtius a. 
a. o. 99. 

Von den Germanen heisst es nun bei Gaes. b. g. 1, 
50, 4 apud Germanos ea consuetudo est, ut matres fa- 
miliae eorum sortibus et vatioinationibus declarent, 
ütrum praelium ex usu esset, nee ne; cf. ib. 43, 7. 1, 53. 
Spätere sitte bei den Germanen wird durch alle Jahr- 
hunderte be-^^eugt. Bei den Alanen erwähnt Amm. Marc. 
31, 2 schlanke ruthen mit gewiss.en geheimen zeichen: 
futura mlro. praesagiunt modo; nam rectiores virgas vi- 
mineas coUigentes easque cum incantamentis quibusdam 
secretis praestituto tempoi'e discernentes , aperte quid 
portenditur, norunt. Grimm, d. spr. 159. In den Statut. 
Bonif., 33 p. 142 Würdtw., heisst es: si quis presbyter 
aut clericus auguria vel divinationes aut somnia sive 
sortes seu phylacteria, id est scripturas, observaverit. 
Müller, rel. 104. Aehnliches berichtet die vita Bon. von 
den Hessen, bei Pertz. Serm. 15, §. 1, p. 217 incanta- 
tiones et sortilegos exquirere non.licitum. Bettb., kir- 
chengesch. I, 408. Goncil. autissod. a. 578, c. 3 non li- 
cet ad sortilegos vel auguria respicere, nee ad sortes, 
quas sanctorum vocant. Müller, rel. 111. Vita Ansgarii 
cp. 30 sortibus statuerunt, utrum dii eorum eis vellent 
auxiliari. Missis sortibus neminem eorum, qui eis sub- 
sidio esse vellet, reperire potuerunt. Vita Eligii (f 683 
od. 689)11,16 contestor, ut nullus paganorum sacrilegas 
consuetudines observetis, non divinos, non sortilegos — 
interrogare praesumatis. Grimm, m. XXIX. Indic. superst, 
743, XIV de divinis vel sortilegis. Lex Fris. I, 14 duo 
tali de virga praecisi, quos tenos vocant, quorum unus 
signo crucis innotatur, alius purus dimittitur — unus- 
quisque illorum Septem favit suam sortem , i. e. tenum 
de virga et Signet suo signo, ut eum tarn ille quam ce- 
teri, qui circumstant, cognoscere possint. Vrgl, Müller, 
rel. 111. Von den Rugiern heisst es bei Saxo grmmt. 14, 



361 

p. 288 tribus ligni particulis, parte altera albis, altera 
nigris in gremium sortium loco conjectis, candidis pro* 
spera, furvis adversa signabant. Ahd. kommt bei Otfried 
der 16z, hlöz, goth. der hlauts vor == ngiittel (mit einem 
zeichen versehenes, auf den zufall hingeworfenes und 
wieder aufgenommenes, später nur gezogenes Stäbchen) 
zu Schicksalsbefragung, zur erforschung des götterwil- 
lens. Das wort entspross aus dem ahd. hliozan, mhd. 
liezen = aus zeichen oder durch werfen bezeichneter 
gegenstände und deren fallen weissagen ; im mhd. taucht 
dann Idzen, unser loosen das loos werfen auf. Weigand, 
wb., Grimm, m. », 1064. Bei Otfried 4, 1, 1; 4 v. 126 
keworfenez loz; vrgl. Notker 33, 1; 67, 35. 

Seitdem die christliche gesetzgebung den gebrauch 
der sortes beschränkte, Wilda, d. strafr« d. Germ. 972, 
galt das loosen nur für erlaubt als ein gottesurtheil, 
wo eine rechtliche ungewissheit zu heben war. So 
im altfries. gesetz ; Pfalz, die gottesurth. 9. 10. Als aber 
dieser gedanke nach und «nach wich, musste die anwen- 
dung wegfallen ; gesetzliche Vorschriften über das loosen 
sind nicht gar häufig. Hamb. stadtrecht um 1270 en 
loot werpen; Rigisches ritterrecht aus dem 14. jahrh. 
delen mit gelote; schwed. gesetze 1296 das loos und 
Stab sollen schlichten; ebenso in Island und Norwegen. 
Homeier, über loosen ; in her. der Berl. akad. 1853, 762 
771. Im Neocorus ed. Dahlm. II, 231 wart dat loosz 
geworpen. In Baiern wurden noch 1611 ungereimte 
segen und sortilegia ernstlich verboten. Panzer, sagen 
II, 266; Zauberer erkennt man daran, die da glauben 
haben an das lozbuch. Panzer II, 262. 

Ein noch gegenwärtig auf der insel Hiddensen vor- 
kommender gebrauch erscheint bedeutsam, weil er die 
oben im fries. gesetze erwähnte losbereitung vollständig 
wiedergiebt, und befestigt die annähme^ dass jene signa 
und nordischen marken nicht beliebige, für den äugen* 
blick , gewählte zeichen gewesen sind. Noch jetzt wer- 



j 



^62 

äön auf der insöl üffedom gewisse genriinSe^teiBen 
jährlich zur nüt^ung unter die buuem TierlooSt fltirbh 
kleine mit Hkufemarken bfezetchnetö ötöckchfen, kaT^ki 
genannt. Böme'fei- 771 — 774. In -^flei^efibeii ieei8>6, flie 
Tacitus erwähnt, weirden noch jetzt \oose bfei öih'ern 
spiele der Preshurger jtigend geworfen. Wolf, zftschh I. 
Eine erinnening an das alte looswerfen noch in d^r 
g'egenwart ^berichtet auch Montanus, volfcsbr. IW. Das 
ioosWahrsagen geschiöht auf folgende weisse: man 
schneidet auf mehrere holzstäbcheti gewisse zeich«ti, 
rüttelt sie ddtcheinander und wirft sie Vlann in die höhe. 
Je nachdem nun die zeichen nach oben ot liegen kom- 
men, wird das verborgene gedeatöt. Aehnlidhes berichtet 
Vernäl^keti, alpens. 114. In der Schweiz gehen mäd- 
cli'en am Lti'ciena'bend (Lucie erinnert an Bertha, flie 
leücjitende) um mitternacht an einen bach, wo weiden- 
bäume stehen, schneiden die rinde des baumes hiflb 
wegj m'achen datauf auf die innnere iseite des söhnittes 
ein ' lucierikreuz und erst am neujahrstage wird aus den 
räthselhäften Zügen die Zukunft Torhergesagt. 

Die Slaven loosten mit schwarzen und weissen 
Stäbchen; flie letzteren waren die glücklichen. P. Saxo, 
ed. Müller 827.*) Loosung findet statt bei Lappländern, 



' ^) Efe taoag "hier -ali^effihrt werden , das's eine andere art des 
löiy^^H's weiügstdnB beweist , es -sti das loosen übcirhaupt 'bei den 
Deutschen sehr gebvänchlich gewesen. £s iatdie im mitteialter 
uad noch jetzt gebr0jachl)cbe art des loosens „ das hälmkin zie- 
hen'^ Mich hat ein halm gemachet fro. Walth. v. der vogelw.; 
dessgl. bei Fischart „das hälmlizieben". Hochholz, kinders|>. iVO. 
17^. StaMer, hklmli. Mdne, heMehth. II, W/. Boiitft kommt Yor, 
dJiAss <ein loos nach d«r Hinge igessogen wird. Zu pfingsten mükt 
die jagend Ton Wahratadt bei Oerbisfelde ein loos, wer von wei- 
denstäben den grossten Stab bekommt Kuhn u. Schwarz, nordd. 
sagen 282 f. Das loos entscheidet beim ballschlagen und sonsti- 
gen spielen. Rochholz, ksp. 390. 398. 415. 418. In Mecklenburg 
werden stüöke 'ron Qcun<iriei hak ins wasser geworfen uitd 



wenn gefv^t Wird, welcl^m »gott ^oi^fert ^^enten sollen 
Mone, heidenth. I, 35; es wird aueh gern ibdi theiän. 
Isländern an^gewiendet. Le^, Raumers ^hlst tascthenb; 
1835, SM. C^f q»i 4ncMm&; ioditt. ellipt. : (obserrant xxt % 
qui maxime obs. Hess; Kiessl.; Bach. Das \oob w^ ,t^v^ 
ehrwürdTgste art aller Weissagung. Bs g«b £ ^weisen : 
der priester oder ^hausTater waif das lobe and d^eutiefte 
das gefa^te|)e selbst, oder er hielt es ider parte! zum 
ziehen hiti. Tae. beschreibt die erste art. GHmm, m. ', 
1064. 

s^tium emsuetudo g(inpkx; nem ^multa afte, ut wp. 
Rom. LoBgol. Es «fehlt un^ähtige mal das verb. subst., 
namentl. bei'&cfaiiderungfen; mit voranst. dds subj. 'e{>.'S!3 
cibi 'SimiOloäs; mlit nadhst. des sübj. dp. 47 tegumto 
omtfibus'sagum; 19 paucissima — ^adüUerta. Mütz^Il I, «SS. 

vitgäm "^ spar^funl; ähtiliüh bei den Vtaene^nktn; 
Cic. de div. TI, 41. Weish. 

frwgiftrae. Macrob. 11, 6 stählt die bäume auf, <dite 
bei den Römern glüekliehe >ware^ti und dias diüid fy*u4ht* 
tragende bäume. ^W. Grimm, rünfen ^296. ^Frugifera Ist 
aber Mer nicht ein fruohfttrag'ender bäum rfa^h iföto. 
auffass^ng — nicht ein obsttragenildefr b>aimi %ie Tsohö- 
fen, oder ein apfelbaüYn, wie Döderleita will — d«lm 
nach dl>eser gibt es, wie cp. 5 besagt, Sök^her in Ger- 
manien nicht — sondern nach german. auffassnng. 
M'üllenhöfr, zur runenl. '1852, 28. 2)9. Bs tst hi<$l*bei 
aber afuch nicht ah wilde Obstbäume , w!e i. h. Bölot, 
ote'r de Germ. v. ''tac, in versiegen en mede^Jeelingen 
der Iton. a^ad. van wetenschajupe» ; xeve^de ileel, Amst. 
1863, 72, wtU, AU denken, da solohe für unheilig galten 
und toan silöh'zu diesem fefierliehen zweck gewiss atitAi 
nützlichdr und werthvofler bSu/ne bedlWltie. Hosttnafnn, 
landwirthsch. 56., Grimm, m. 617 ed. 3, 617, Müllenh., 



däratis geweisseigt. Wtttlke, ^ergl. 48. >Se]b8t durch Uamen 
sucht maa-das sbfaidrsul %vl et*l6ti$che&. R^chhote, küp. 173. 17^. 



864 

zur runen>l. in allgem. monatsschr. 1852, 28, Horkel, 
Zacher bei Ersch 61, 333 und Thudichum 180 erklären 
sich für eiche und buche. Zum ahd. puocha, ags. böc 
stimmt die Urverwandtschaft deß lat. w. fagus und des gr. 
97)y6c, Zeuss, grmmt. celt 43, die zu der scritw. bhaj, 
griech. <^ar(&t^ fallen, weil ihre frucht zur speise und 
nahrung des viehes gereicht*). Eichen und buchen tra- 
gen eckern, d. i. frucht; goth. akran, >eap7c6c; akran 
eigentl. wol was das feld trägt? von akrs, acker. Grimm, 
gr. II, 337. Weigand, ecker. Vorzüglich die buche galt 
ihrer eckern wegen für fruchttragend; Weigand, buche 
Eiche und buche sind zugleich acht deutsche bäume 
Grimm, grmmt. 3, 377; r. a. 506. 507; myth. 617, 1185; 
1587; wb., buche. Curtius I, ^ 171; MüUenhoflF, monats- 
schr. 312; Simr., m. ed. 2, 543. Mächtige eichen waren 
im lande der Chauken und im hercyn. walde. Plin. 16, 2. 
Zunächst sind also eiche und buche gemeint. Nach 
Weigand, wb. sub buchstab, wurden auch Stäbchen von 
andern fruchttragenden bäumen in gleicher weise ge- 
braucht; es kommt nämlich im altnord. neben bökstafr 
noch blos der stafr = Stab und buchstab vor. Wackern., 
litgesch. 12. Von sonstigem weichholz, welches ausser- 
dem zu heiligem gebrauch unbrauchbar, nur hasel, ho- 
lunder und Wacholder (bei Plin. erwähnt). Schweizer .24. 



*) Im griech. bedeutet 9T)yoc eiae eichenart, im lat. fagas, 
buche; in der Urheimat also überhaupt nur eiuen bäum mit ess- 
baren fruchten. Kuhn, ztschr. 4, 84. Curtius, etym. 1, 2. ausg., 
171. 268. Galen sagt: ol ßoXavoi — xa\ t9 yc icaXaicv, iSc 9aaiv, 
&izh ToiiTcov (Jiovcdv di^Ccov ol avdpcoicoi. Hermann, gr. alt. 3, 10. Die 
betr. cicbelspeise gab 9T]y6$, i. e. quercus esculus. K. Ritter, Vor- 
halle 390. Die eiche war ein heiliger bäum, weil die rothe borke 
an Thunars feuerstrahl erinnerte. Mannh., die götter 191. — Auch 
für birke finden wir im osten und westen identische namen: scr. 
bhürja, ahd. biricha, litt, berzas, sl. bercza. Lettner bei Kuhn, 
ztschr. 7, 23. — Uebrigens werden von Plin. besonders grosse 
lärchcn in Deutschland erwähnt; Wiskemaon, ant. laodw. 44; lat. 
pyrus, wfilsch pyr, die f&hre. Sparschuh, kelt. stud. 9Z* 



365 

Wenig zutreffend bemerkt Grotefend, Hess, obss. I, 16, 
frugifera arbor non nimis urgenda et haec referenda ad 
arbores sacras, quarum ramis etiam nupc dies festi or* 
nantur — v. c. pentecostale f. betularum, natale Christi 
abietis ramiB. Hess. Rop. 

decisam in surculos amputani, Döderl. übersetzt : si€i 
zerschnitten in reiser; muss heissen: sie zerlegten ihn 
in stäbeben. Mullenhoff, allgem. monatsschr. 1852, 31?, 
surculos. Ritter: würfel; Rühs, Orelli und Döderlein: 
kerbhölzer; Pfalz, die germ. ord. 19: runenstäbe; Grimm, 
wb.: käbel, ein holz zum loosen, gewöhnlich mit runen-* 
artigen zeichen versehen; W. Grimm, runen: ein wei- 
denzweig. Es ist tenus im fries. gesetz, goth. tains, ags. 
tan, niederd. teen, hd. zein, Stab. Mullenhoff, allgem. 
monatschr. 27. Nach späteren reminiscenzen zu ur- 
theilen, ward weidenholz dazu genommen ; nach einem 
alteng], gedieht aus dem 13 jahrh. (nach den ronen- 
buchstaben) ein lindenspon, W Grimm, runen 310, viel- 
leicht auch haselstäbchen , ebend 12. Der haselbaum 
ist nämlich von uralten zelten her heilig gewesen, v. 
Altenburg, myth. und sagen Tirols. 1857, 392. 

notis quibusdam discretos. Die Stäbchen werden durch 
gewisse zeichen unterschieden ; also jedes Stäbchen 
mit einer nota versehen. Was sind diese notae? Hor- 
kel meint: wie man sich die zeichen vorzustellen hat, 
bleibt ungewiss; Kritz sagt: eae notae utrum fueriot 
litterae sive runae, an figurae varia forma, an simplices 
iineae, incertum est. Rühs, Döderl., Orelli, J. Bekker, 
Planck nehmen notae nur als zeichen für ja und nein ! 
und bestimmen die zahl der Stäbchen auf 6, .vaa 
denen 3 mit ja, 3 mit nein bezeichnet seien. Münscber. 
Becker nimmt 3 Stäbchen mit je einem bejahenden, 
oder einem verneinenden zeichen an. Walther und Rup. 
geben nur im allgem. an: intellige Signa prohibentia 
aut permittenda. Wilhelm Grimm zuerst, runen 296 bis 
307, findet, dass ein gewisser Zusammenhang der loQSQ 



I 



lAit den- inneti stattfftricl. Ihm glimmt J; G*rimm. m; % 
tW64f, Z'Ächef a. a. oi 868, 3<iÄ, Lauth, das g6rmi mnen^- 
flldark, 1867, 186 bot; Nach Schweizer sind ntin die 
ttötae unzw>e^f6lhaf^ ftinenv s> 24 tmd auch Jessen satgt; 
es ist kein grund, TKrarum es mi'cht btiohstiibdii , di h. 
^iHiei^ Mtk sollte. J. 6¥imi3Q[ nimmt dann ferner an, 
nach dem a^tnord. raun, experimentuiii, reynu* templÄre, 
habe dasi verb. riunan alier waüpsoheinlichkeit nach die 
bedeutung sorutari, experiri, demnach s6i' rün, röna das 
geheirnfnlssYcHe, der- interpretaition bedürftige sicrif^hen. 
Grimöi, m. 1174, d. sp. 157; Lauth, dkis' geim. runen- 
fffdärfc 1857, 7. Das wort ist mit dem deutsche« zeit?- 
wort raunen, ins ohr raunen, aufs engste verwandt. 
Mannhardfd, götier 176. Diese s^^h^rift bestand a/us se»k- 
rechten und schräigeiis an oder dürcK die senkrechten 
gesetzten hnieu; S^ehleicher, die* deutsche ^r. 92! 9S. 
Oberlöitner , a> a. o. 47. Dije gestalt dieser rune» ver- 
rlkii unverkennbaAf, däss sie aus dem griechisch^phönik. 
tflfa^et herstammen ; zu welcher zeit aber und auf wel- 
chem wege sie zu den Germanen' gelangt sein mögen, 
liegt noch- im dunkehr, Zacher, t^ei Erseh und 6r. 6t, 
869^ wahrseheinlibh du^h handelswege über das schwarze 
meor. Die ruiien; liotai^ characteristicae, aÄiautzetohen, 
wurde» efingeschnitten odter geritzt in» Stäbe, meistens 
Vuohenzweige; daher aüiB der ai^wendung der bti^en- 
itftboben umdef wort buchstabe*) in der bedeutung 
,^laut2eichen^ ManBbaft<dt; ^ÖVdev 176. Und' ebenso ging 
AUS detQ nameift des' bafuihefl^ „die but^he*", dernamte des 
8C&friftwet<kea „das buch'' hierrvor. Zacher 369. Der aus* 
äfütck des Hordens fär ritzen ist^ ristä, setndefe^, daher 
rlzan- scindere; scribere, alts. und ags. wriftan , seindere, 
s^ribene. MtiUenhoff, a. a. o. W. Grimm 78. Die runen 



*) Auch die Schotten nannten ihre bnchstaben feadba <«» holz ; 
im wallisischen bedeutet der ausdruck coelbren zeichenst&lie, die 
mit d'etr g6tm. runen^täbchen wol identisch gewesen sein wek'dlän. 
Jbatttb. a* a. o' 8. 



36r 

dietiten nntt daau-, den anlavvd einea wort^fi' zu iMoeicäv 
»en , welches Yevmoge des sd^eix; stabreinvs odeo^ der, 
alliteration die grundlag« eiaes spvHchs bildet Da- der 
ältesten rumen, die schon zm einer zeät existirten, wdcbft 
der trennung^ d-er giermaai stamme^ vdraufging, än sdurbl 
116 waren, so schevnt sIcIk damachi aHok die zahl» dev 
spinicbe auf 16 zu stellen; wekbe entweder als* zusagend 
oder als verbietend gedeutet werden konnteb. Dässr kbüi^ 
die alliterationt, d. h^ dtor anlaut zweier oder drei«» 
Worte eines aus 2 halbzeilen; bestehendien' vetses» die 
formelle grundlagei dies urgerma«» versea bildete, ist b«^ 
hannt,- und ans« der Edda« ztb bewciBea, ^Ms ^^ l^os-» 
staK (stab =» zweigatuick, zweigsohoss, so auch in bucfa^ 
Stab. Weigand) YOvnehmHch. mit runen in diesem sinne 
vetseihen war. Hierin' stimmen^ Simi^ook, myth. 528,. ed^ 
2, 54S; zur Edda 428^ Weitnrhold^ novd. leb. 408^ MMdn-^ 
hofp, zur runenii, atigtem. monatsachr^ 862, 3t3,. LiHeni' 
eron, zur runenl ebend. Ii86 ff., und« l^ünsoher überein*); 
Es fehlt- abev auoh>nix^tan<älteren<hfst; amikutulngea^die 
dier riebtigkeit dieser aufiTlusdung zur bestäAiguag dienen^ 
Ammiart Marc, lässig. 3f, 2, zum loosen« die^ Alanen an^ 
wenden virgas, eaaque cum* iiioantarafeintisi quilbciMKfauml 
diacernentesi Die incantämenta desrAmill. gMchen deo 
not»ei de«! Tacit, jien«ir druckt sie nach inhajlt,' dieser 
iiaoh de^ aeiohien^ aus. I>e8 einen incattiamenta sind 
»aubersfrüche, dies andern notae siiid Mohmr als- amdrudk 
der zaubeirfbrtnelii'.' und auch> noch Bab. MauruS sttgt 
in einer f^ili^fai nicht Yöllig gesicherten stelle : (Geimani)^ 
cUTh' quibtfS (iitteris) cärmüna sua incantationesquie sc 
divinartttonea procufant» qui adlnuc paganis« rititius invol«^ 
runtur, Grimm, runen 84. 821 Mit diesef naobrioht 
stimmt auch die, dass pUnenc u. a? bei pi^bezeiuagen 

*) Weigand: die bedeutung des w. rune für schriftzeiciieQ 
eDtVrickelte sich leiobt aus dem begriff ^^ebeiiluu9S*S' ,4iMalliche 
redea*', weil (Met aeicbeo nrspi^iogL geheimdissTioU zir leoffwerflM) 
und Weissagung gebraucht wurden; wb. sub^rda^'nf» 



368 

vorkamen; Oberleitner, die nord. runen. 1848, 44. Be- 
merkt zu werden verdient hier, dass in der alten Edda 
frauen die ronen schneiden und lesen; die an das 
Schwert gewöhnte hand war zu dieser arbeit zu unge- 
lenk. W. Grimm 51. Verschiedene erklärer sprechen sich 
entschieden dagegen aus, dass an unserer stelle durch 
notae runen bezieichnet würden : Walther, Ruperti, Kiessl., 
Orelli. Der letztere sagt: noli intelligere cum nonnullis 
de litteris sive runis, sed de variis segmentis ac lineis. 
Runen nun in dem angegebenen sinne als anlaute 
zeichen bestimmter Wörter, möglicherweise abkömm- 
linge des phöniz-europ. alfabets, wodurch ein Zusam- 
menhang mit den ostvölkern zu muthmassen, müssen, 
da loosung allgemein bekannt war, eine traditionelle be- 
deutung gehabt haben, können demnach keine geheim- 
Schrift gewesen sein *\ da nach Tacit. nicht nur priester, 
sondern auch jeder aus dem volke damit umzugehen 
wusste. Die Interpretation war nur so möglich, aber 
nothwendig, wo es einen besonderen fall zu entscheiden 
gab. Liliencron und M üllenhoff a. a. o. Bäumlein, Un- 
tersuchungen über das gr. und goth. alfab. 10. Das 
buchstabirende lesen und schreiben lernten die Germanen 
erst von den Griechen und Römern, als sie zu diesen 
in verbindunng traten, übten es aber schon im 4. jahrh. 
n. Chr. Daneben aber dauerte der gebrauch der runen 
als Wortzeichen noch lange fort. Weinhold, nordd. leben 
408. Erst mit der neuen, insbesondere durch einfüh- 
rung des christenthums geforderten schrift, kam auch 
das fremde wort schreiben, das lat. scribere, auf. Schlei- 
d. deutsche spräche. 92. 93. Ueber das alter und den 
gebrauch der runen in Skandinavien ist zn vergl. Ober- 
leitner, die nord. runen. 1848, 43. 



*) W. Schiegel nimmt Bicher falsch an, däss runen vorzügUch 
nar priestenrerabredungen bekannt; rune heisBe gebelmniss. 
Werke 182:2, I, %ii, 252. 



369 

super candidaim vestem. Hier die eigenthümlichkeit 
der praepos. super zu beachten; cp. 25 super ingenuos 
et super nobiles ascendunt; cf. cp. 28; 30. 31. 32. 33. 43« 
Mützell I, 89. Candida vestis, ein weisses linnen, laken. 
Mannhardt, götter 177. cp. 27 struem nee vestibus, nee 
odoribus cumulant; 40,3 vebiculum veste contectum. Die 
Candida vestis findet in dem durch nord. gesetze mehrfach 
überlieferten werfen der loose i skaüt (mhd.sköze, unser die 
schoosz für schürze) treffliche bestätigung. Schweizer 24. 
fernere ac fartuito. Fortuito liest nur ein cod., P., 
kommt aber schon bei Rudolf (9. jahrh.) vor; die andern 
codd. haben fortuitu. So lesen die ausgg. von Gerlach, 
Passow, Buperti, Hess, Walther; fortuito dagegen Pi- 
chena, Conr., Em.-Oberl., Lips., Walch, Kiessl., Bitter, 
Tross, Orelli, Massm., Haase, Halm, Kritz. Temere ac 
fort, est quasi formula, etiam ap. Cic. obvia de off. 1, 29. 
Tusc. I, 49. Temere proprie sine certo ejus, qui agit, 
consilio, fortuito de eo, quod caeco aliquo casu aliunde 
oblato fit. Rup. Temere ad homines imprudenter agen- 
tes, fortuito ad rem quae fit casu. Bach. Temere spar- 
gere gleicht dem altnord. brista teina, concutere virgas. 
Grimm, d. spr. 159. 

mox: hierauf, deinde, tum, e2xa. Weish. Gruber. Hess. 
eonsuletur lesen verschiedene codd.; M. consulentur, 
B. consulatur. Die edd. lesen dessgl. verschieden ; Bhe- 
nan., Pichena, Conr., Lips., Imm. Bekker, Panckoucke, 
Low: consulatur (was Halm billigt, Bacb dagegen sagt: 
Bhenan. imprudenter mutavit), Muret und Mosler con- 
sultatur (was auch Brotier gefallt), Walch u. Halm consu- 
litur; die meisten eonsuletur: Ern.-OberL, Passow, Bro- 
tier, Hess, Grimm, Passow, Walther, Gerl., Kiessl., Rup., 
Müller, Bach, Döderl., Orelli, Haupt, Kritz. Passow ver- 
theidigt das futur. und nach ihm Ritter: wenn von 
Staatswegen die frage gestellt werden soll : quoniam tum 
cum sortes observantur, consultatio instat, futura est, 

aptius est futurum. Ebenso Ernesti. Döderl. erklärt es: 

24 



870 

£av aufxßoüXtinriTäi und verweist auf Nägelsb. in Hom. 
II. 243, Krit;z sagt: futurum .pendet ex praegressa sor- 
tium praeparatiome, quam sequitur ipsa consultatio. 
Grotefend und Lünemann halten das fut hi^ nicht für 
passend; Lünemann desshalb nicht, weil si-sin anstatt 
sive-sive ständen und darum der subj. folgen müsse. 
Hess, obss. I, 17. Haase und Tschofen lesen consulte- 
tur. Dafür spricht sich entschieden auch Halm aus mit 
folgenden Worten: Tacitus hat den bekannten gebrauch 
des .conjunetivs bei wiederholten handlungen in rergan- 
genen zelten in< der Germania in Terbindung mit si 
auch auf das praesens ausgedehnt, so dass si mit dem 
conjunct. ganz einem griech. ^v, oder ora> entspricht; 
cp. 7. 13. 14. 17. 35. Für die herstellung des consul« 
tetur spricht auch der umstand, dass Rudolfus sich fol«- 
gender wendung bedient (Pertz, mon. Germ. 11, 675): 
si publica. consultatio fiat. Ermuss demnach consultare 
gelesen haben, jih dem sinne berathen, irrthümlich für 
befragen. Sitzi^ngsber. der baierschen akad. 1864, 29 f. 

saoerdo8 civitatis. Der priester weissagt, daher wir 
zago; doch mehr noch, weil er zu strafen hatte: wlzen; 
indessen schwankt dieses auch in vid^re^ schauen, wahr- 
nehmen, niederd. wikken. Wurzel ist goth« reihan, wei- 
hen, sacrare, wie veihs, ahd. wih, heilig bedeutet. Simr., 
myth. 531. Wenn nun gleich hier nur sacerdos cMtatis 
und nicht saceirdotum aliquis genannt wird, sa ist doeb 
daraus nicht zu sehliessen, dass die einzelnen Staaten 
nur einen priester gehabt hätten. Kiessl.; cf. ep. Ift priiv« 
ceps civitatis; cp. 13 principum aliquis. 

ipse, d. h. ohne hinzuziehung des priesters. Münscher. 

paterfamliße, Familia, hausgenossenscbaft, Yon 4er 
Wurzel des im oak. erhaltenen verbums fama-um; woh-» 
nen. Lange, räm. alterth. 83. Das wort pater-fomilias 
ist ohne zw^ifel ein späteres wort. Plautus hat mater- 
familias öfter, paterf. nicht ein einziges mal. Eadiofen, 
das mutterreoht 1861, ä Die genit form auf as^ welehe 



6hi Cod. liat, iöt tdbM ttiöht mehr bei LnereÄ. Üebri- 
gens katiti tnäli nicht sag'eii , daäs di6 form fsimilias 
veraltete, vielmehr ging der gebrauch von familiae nur 
von gramtaat. speculatiott atiö, die keineswegs allge- 
meine geltnng erlangt. Eö iöt hierbei bei jedem ein- 
zelnen Schriftsteller in fragen , welche form er wählte. 
Aus Liv., Seneöa, Colom. geben beispiele von familiae 
GronöV. und Ürakenb. zu Liv. 34, 2-; auch Tac. hat 
Germ. 10 und dial. c. 22 die form auf ae. Reisig, Vor- 
less., heransg. von Haase 65. Akg. 41. Eö kann in der 
ältereu form eine kleine andeütung des alterthümlich 
ehrenfesten gelegen haben. Cie., Com. Nepos und Pliti. 
d. ä. haben immer familias, Bött. lex. Tac. 193 j Quintil. 
bat diese form nur einmal, fiudolf liest an unserer stelle 
paterfamiliaö ; nach Bött., iei. Tac. 193, hat fac. diese 
form nie angewendet. 

£inige der wichtigsten famillenopfer kann bei den 
Indem nur der hanävater verrichten; Bohlen, das alte 
Ind. It, 141; der hausherr als priester der familie ver- 
richtet bei Ihnen die 5 grossen sacramente. Rossbaeh, 
die ehe 199. Ebenso verrichtete bei den Gtiechm der 
hausvater för seine familie opfer und gebete und in 
froheren jähren opferten auch, die könige und später die 
maglsirate für den Staat, ohne dass sie desshalb den 
priestem zugezählt werden dürften. Hermann, gr. alt. 
III, ed. 2, 205; Schöm. U, 366, Wachsm. II, 2, 301. Auch 
bei dtiti Röfnem war in den ältesten Äeiteü der hausherr 
zugleich auch der priester und verrichtete die häuslichen 
opfer bei familienfesten , ländL feierlichkeiten u. s. w. 
Becker, Gallu«^ herausg. von Bein, II, ^. auSg, 3^; Ter gl. 
Becker -^Marquardt IV, 165. 209. Die«fe priestersehaft 
gründete sich darauf, dass jede familie eine Selbststän- 
dige religiöse gemeinde war. Cic. pro domo, 41, quid 
est sanctiusy quid omni religione munitius, quam domus 
uniaseujusqitie eivium? Hic'arae sunt, hie föci« bic dii, 

penates; hie sacrae religiones, caerimoniae continentur j 

?4* 



372 

hoc perfugium est ita .sanctum on^ifiitfus,, ut.inde abripi 
neminem fas sit. Cato r. r., 143, scito dominum pro 
tota familia rem divinam facere. In der hist. zeit aber 
neigte sich das übergewicht auf seite der Staatspriester 
und der privatcultus erlosch mehr. Bossbach, ehe 13; 14. 
Assmann in seiner gesch., 24, glaubt, dass. sich durch 
die von Ts^c. angegebene Stellung d,es .hausvaters schon 
ein grundzug des deutschen individualiso^us zu ta|ge 
lege; jedenfalls, ersieht man hieraus, nach Grimm, m. ^ 
80, eine merkwürdige beschränkijinß der priestergewalt 
und ein zeichen, wie weit. in dem eigentlichen privat- 
leben das recht des freien mannes ging. Dass auch 
familienmütter das loos befragten, zeigt die stelle. bei 
Caesar, b. g. I, 50 (cf. cp. 8). 

precattLs; das part. praet. der deponent. hat oft prae- 
sensbedeutung, bei einigen z. b. oper^ri stets; Haupt; 
Ba^h, Hess, obss. Ratnsh. §. 171, p. 455.; es entspricht 
hier dem folgenden suspiciens. . pje einfachste weise, 
wie sich der mensch in beziehung zur gpttheit setzt, ist 
das gebet. Ueber die art und weise des betens bei den 
Germanen gibt es nur wenige nacbrichten. Naph Grimm 
sind es hauptsächlich folgende : das coelum suspiciens be- 
zeugt Tacitus '^). Simrock bemerkt dazu,,4ie holden schau- 
ten nordwärts, weil dort die wohnungeii der götter; myth. 
ed. 2, 28; 518. Ferner ist zu yermuthen ein neigen 
des leibes: henni ec laut; Saem. 126'^: ihr (der sonne) 
neigte ich mich (von luta, inclinare). Die Longobarden 
beteten ein verehrtes zieg^nhaupt an submissis cervi- 



*) Döderl. £a8st dies aad^rs auf; er sagt: coelum saspici^as 
non tarn reverentia, quam ne eligere surcolos possit; Münscher: 
theils um dadurch ferner den beistand der götter zu erflehen, 
theils um jede absiebt beim aufheben der Stäbchen auszuschliessen. — 
Ich halte die auffassung Grimms für die richtige und erinnere an 
Luc. 18, 12 xal oreXcdviQ^ oux tJdeXKv ov9k 't6\ic ^9^aX|ioic vk tov oupa- 
vdv ^Tc^pau Keinenfalls aber kann man. eine doppelte at>0icht xtn" 
t erstellen, wie Münscher thut. 



i 



"^ 



S73 

citus;* Dial. Greg. 3, 28 Löngobärdi, priscum gen- 

tllitatis ritutti "tenentes — , bestiae simulacro, quae 

vtilgo vipöra Ti6minattir, 7?ecfg6awf colla, quae clel)ite suo 

debebant flectere crfeatori. Vita. S. Barbati (+ 683). 

Auöh" kniebeugen wird erwähnt : hodie inveniuntur ho- 

mines, qui cum novilünium primö viderint flexis genihus 

adörant vel deposito capucio vel pileo inclinato capite 

honorant alloquendo et suseipiendo. N. de Göw, registr. 

superstit. (vor 1415). Grimm, m. 20. 21. 401. ed. 3, 28 ff. 

Die einfachen naturvölker stellten sich gott vor wie 

einen tkter und könig; weil der im kämpf unterliegende 

vor d^m sieger- auf die knie fiel, die bände streckte, 

den nacken bog, der unterthan vor seinem könig, ebenso 

kniete, faltete und beugte sich der mensch vor gott. 

Grimm^, kl. sehr. Ili 459; Wuttke, gesch. des heidenth. 

I, 126 hält däfüi', das niederwerfen beim gebet sei eine 

Symbol, form, durch die der mensch gewissermaassen 

setn^ selbständige besonderheit aufgebe. Niederfallen 

und neigen war auch gewohnheit der Christen: te bedu 

hnigan; Hei 47», 6. 48, 6; te drohtine hnigan 58, 12. 

Händelalten der Deutschen beim gebete wird im 4 jahrh. 

erwähnt und kömmt bei Göthen in Widern vor; im 

mVtteialter oft; es soll ein zeichen sein, da«s man wie 

eiia 'sclave alles von gott erwarte. G. Fr: Vierordt, de 

jun6tarani iti t)recfiindo manuüm origine indo-germanica. 

Carölsruhae 1851, 16. 27. 35. 37. Bei einem minnesän- 

ger h^isst es: thein hende ich valde, mit triuwen al 

gertide uf ir fuesse. Schlegel, ind. bibl. 11, 83. 69. Es 

ist 'nicht unmöglich, dass' die bekehrten Christen heidn. 

^ebtäufche bei ihrem gebete bewahrten. Arnkiel erzählt, 

I, 179, also haberi unsere vorfahren ellhorn auch heilig 

gehalten; wo sie denfeelben unterhauen (d.h. äste stutzen) 

liMsstert, haben sie vorher piflegen ein gebet zu thun — 

welches theils mit gebeugten knien, entblösstem haupte 

und gefältelten händen z^ur thun gewohnt. Grimma m. 375. 

Man wendet sich beim 'beten -riadh' Osten; was^ zur 



.'^ 



374 

rechten ist, ist Sudeo, zur Unken Norden. Grimin, d. «pr. 

I 

983. Ich vermutbe dßTOMch, sagt Grinun, 4x6 oachrich- 
ten über 4as b^ten 4er altea Deutsq^^^^i^sammenfi^^-* 
send, dass d^mit blick^a gen ,]^iixm;i9l, aeigung det lei- 
b^s, bändefaUep, bniebe-ngen, baupt^ntblps^ea verbunden 
war. Mytb,, ed. 2, 28. Jfacb liixidenschmH, alterth. zu 
Sigmaringen, 6, bieit man aqcb ein sd^wert beim gebeto 
in bänden* Leo vermuthet, die gebete hätten in ge- 
stalten Worten statt gehabt. MüUenhoff, allgem. monats^ 
sehr. J852, 348, . ^ , 

Einige der erwähnten gebrauche finden wir sehen bei 
den eilten Indern* Die alten Inder wendeten ihr gesiebt 
beim beten der aufgehenden sonne zu, so dasg vorn 
also gleichfalls osten und was zur rechten M^den» zur 
Unl^en norden ist. Lassen I, 78; Rietet II, 301. Die 
Inder legten die hände ausgestreckt vor der brüst ^u-^ 
sammen, wie sie auf a^en bildwerii^en erseheinen und 
es im Mahabar, 4, 2206; 5, 7117 erwähn* ^ird- Vier- 
ordt 1. 1. 13, 14. Schlegel, werke, ed. Bookiug IH, 30. 
Man l^ann sphon hier^^s auf das altpr s^uch der andern 
germ^ gebrauche einen schluss maeheii. Um $o mehr, 
da wir i. b.. auch schon bei den A$gypi^fn finden, daas 
auch sie den blick und die arme ?;ur erde gebogen vor 
einem gott^ erscheinen, auch beim ^ernpisdienste in 
Rom ein?^^lne knieepd, andere in gebeugter steUuug 
beteui Qppsli d^JSi ulte wund^rUnd der pyrnmiden, 1868, 
145. Bei den (rneeAeM unternahm <m|^n in der guten %eit 
nicht deicht ^twas wiehtiges ohne gebet Qei anrufqng 
der, himmlischen götter hohlen die (^riechen die hände 
empor*) und wandten sich nach ost^n; bei dringenden 
gebeten um schütz und hülfe kniete man nieder, pder 
wa^f sich zur einle; sonst betete man stehßnd« Schö- 
mann, gr, alt. II, 23Q. C< Fr. Hermann sf^gt^. »Iterth. III, 



; ' T) Pseudo^rist. . de mnndo . o. 6 ic^a« q1 dborsCYOfUv dk X^^lP^ 



i^ 



375 

ed. 2,115 koieende ftteUun^ bei den Qriecbeki sei iils 
ausländischer brauch zu betracht^ii. Atieh bei denBömem 
riehtet man iiieh beim gebete nach osten'^), im tempel 
naoh dem altar und bilde des gottes. Härtung, rel. d. 
R. I, 174< Im übrigen hob man bei Gr. und R. öinen 
oder beide Urme zum himmel ^mpor, wenn die bitte an 
die himmlischen war (demnach auch wol den blick (?) 
»X cöelum Sttspiciens), senkte sie zur erde, wenn sie 
den unterirdischen galt. Härtung a. a. o. Eigentliches 
handefalten als zeichen der andacht ist keine antike 
geberde. Becker, Chärikles I, 249* Nach Vitrar, praef. 
üb« 8 j beteten iii Kom zur Isid: in terra pi'ocnmbentes 
manibus ad coelum sublatis. Becker^ die rön^. Tötivhände 
aus den Rheinlanden. Frkf« 1862, 16l 

In der ältesten zeit; die dem zabismns am nächsteh 
stand, pflegte man vorzugsweise in der stille der nacht 
unter freiem himmel mit unbedecktem hiinpte die götter 
bei allen bedeutenden momenten des lebens anzurufeb. 
y. Lasaubc, die gebete der Gr. und Römer. Studien dei^ 
elass. alt 1854, 150. 151. 

ter smgulos toM. Die zahl 3 spielt im cult und 
aberglanben bei den alten Völkern, eine rolle**); bei In^^ 
dein und Griechen tritt sie böi libationen hertor 
(wasser, mildh^ honig) ; Schwartz, poet. natuflrailschauung 
der Gr.^ Rom.) Deutschen. 54* Die Griechen spien beim 
anbliok eiiles rasenden menschen dreimal in den bnsen. 
Theocfi 6, 39. Bei den Römerti sebeiht 3 einö heilige 
zähl gewesen zu sein; Tib. ly 3, 11 iUa Mcras pueri 
sortes ter sustulit; 1^ 2, 55 ter dictis despue öarmini^ 
bts,; öf. Hör. od. 3^ 23, 3^ Grimni, m. 634 Nach deut^ 



*) £tei Pkutt« Cure. I, 1, 70 beisst es aber; Sä deos salutas 
dextroyersum censeo ^ und Plin. b. n...28, 2 in adorando dexteram 
ad oscuium referimus, totumque corpus circumagimus, quod in 
laetQifi feeisde Galli religiositifi credunt. 

**) J. F. Ried^ttär, bedenkliebe und gefbeimniasitolle tM drei 
üi tkeologleis, faiitonds et |Mlitkis; ed. 4. Lips. 1732v 



376 

schem aberglauben vertreibt man vrarzen: man. geht 
dreimal zum wacbholderstranoh, schneidet 3 ästchen, 
jegliches dreimal beinahe durch und spricht etc. Wolf, 
zeitschr. 4, 115; gegen wespen: nimm 3 schossll 80fi(?X 
3 schossli ruthen, 3 schossli wermuth; ib, 4, 121; vrgl. 
4, 107. Dreierlei ^olz macht behextes wasser frei; Grimm, 
abörgl. 651; dreimal wird vor einer hexe ausgespuckt; 
6r. a. a. o. 756. Katzen und hunde muss man, damit 
sie sich gewöhnen, dreimal um das haal fuhren. Wolf, 
zeitschr. 3, 312. Bei besegnungen nimm 3 oder 9 re* 
gen Würmer, 3 oder 9 pfötchen, 3 oder 9 wicken (loosung) 
von hagschlöpserlie ; Wolf, zeitschr. 4, 111. In Schweden 
wird dreimal beim nächtlichen überschreiten eines un- 
heimlichen Wassers gespuckt. Grimm, m., abergl. 40. 
Frocillus se praesente de se ter sortibus consultum di- 
cebat. Caes. b. g. 43, 7*- 

Unsere stelle ist verschieden aufgefasst Ferizonius 
glaubt, die Stäbchen seien hingeworfen und eins nach 
dem andern aufgehoben und wieder hingelegt, ebenso 
sei zum zweitenmal verfahren; zum drittenmal' erst sei 
nachgesehen, welches zeichen auf dem oberen theile des 
Stäbchens gewesen und hiernach sei die deutung ge- 
geben. Hess, obss. III, 12. 13. Becker meint, es seien 
nur 3 ruthen gewesen und jede sei einmal aufgehoben 
(anmerkungen zu Tac. Germ.). Ritter nimmt an, die 
„würfer' seien dreimal planlos ausgebreitet (ebenso Gru- 
ber) und dann jedesmal ein stäbcheii aufgehoben: — 
wird von Münscher treffend widerlegt. Mannhardt, die 
götter 177, sagt, es seien je drei buchstäbchen aufge- 
nommen. Orelli hat die richtige auslegung. Schon in 
den symbb. exeg. 1819 und in der 2. ed. des Tacitus 
heisst es bei ihm : er nahm die Stäbchen eins nach dem 
andern auf und zwar ter, also dreimal einzelne (dreimal 
je eins'; Walch). vrgl. Hess. Es sind al^p im ganzen 3 
looshölzer, die befragt wurden. Ter sagt Tac.,. weil das 
günstige loos sich dreimal wiederholen musste. Haupt 



377 

Diese anffassung billigt MüUenhoff, allgem; monatssehr. 
1852, 313, Wolf, ztschr, 4, 1108, Weither, DöderL; Krit»; 
Münscher« Dieser setzt hinzu, wahr^heinlicb: sei t^mt 
jedem aufheben eines Stäbchens aüfblieken und gebet 
vorhergegangen. 

9ingulos> Waitz glaubt annehmen zu dürfen, alle 
Stäbchen seien 3 mal aufgehoben und befragt, wenn 
gleich die worte des Tacit. nicht ganz deutlich seien; 
es scheint dies aber dem sublätös zu widersprechen, 
da darin doch wol liegt, nicht alle seien aufgehoben; 

sublatos seciindum impressam not am interpretatur. Eigen- 
thümlich der gebrauch des secundum. Mützeli I, 89 
vrgl. cp. 26 secundum dignationem. Da jedes Stäbchen 
Interpretation nöthig hatte, so folgt, dass eben so 
viele besondere zeichen da waren als gebraucht wurden. 
MüUenhoff a. a. o. 314. Es wäre unmöglich gewesen, 
aus drei buchstaben zu weissagen, wenn diese buchsta^- 
ben niöht wie die runen namen gehabt und diese namen 
begriffe enthalten hätten. Sim'r. m. ed. 2; 543;. 

interpretatur. Diese deutung setzt 'künde ded lesens 
voraus, was an und für. sich niöhts geheimnisvollem War: 
denn die rünen 'sind kieine.g'eheimsGhrtft^ abör durch die 
Unwissenheit der menge würden sie <e6. WeinhöM, nord: 
leben 53. Wie im lat. sortilegiüih , sortileguGT für Weis- 
sagung, Weissager, so hat unsere spraohe das wort hliö- 
zan, mhd. liezenfür äugurari (hliozari, augur, divijiatöl').^ 
Grimm, m. 584. 

si prokibueruHt; Moser, osnab. gesch. I, 51. sc. diL; 
dazu sagt Fassow: vix.recte; Periz., WeislL, Rüp. und 
Dilthei suppliren sortes, surculi; Hess; Tschofen. Bach: 
surculi sive nota« snroülis impressae. Kiessl.: surculi 
seusortes et ita dii: Ueber die Verbindung des a6tiyi 
prohib. mit dem pass. permissuD^ vergl. Matth. zu ßici.> 
pro Lig. 5. Tac; Germ. 44 ministrantlir — : adjüiiguilt. 

nuUa in eademre^in eundemdiem (Eudölf : ip'sa die) 
eonsuüatio (befragung), scldeeerni^lur. Wvö^deu. demnftoh 
runen gefunden, die auf den besonderen üeQI keine an- 



378 

Wendung: oder deütnng ^üli^Bsen, 80 fund auf diesen tagt 
kdina weitere befragong der götter statt; flöndt konnte 
man jedd rune als anlaatzeiehen ihres eigenen namen 
nehmen^. 60 dAsil dieser ddn äusspinjucfa deS glattes ehtr^ 
hielt. Es genügte auf die frage ein ja oder nein! da 
die runennamen for den kreis des alten lebenS voUstän- 
dig genug amschrieben. Münenhoff346. M enniem ümn. 
Oaiiz ähnHoh galt es bei den Orieehen als ein zeichen, 
dasii es dem gotte nicht gefalle^ an dem tage ein Ora- 
kel zu geben, wo die Opferpriester gefunden hatten« 
dass ein thier nicht gesund und fehleitos. Sohömann II» 
281. < Anders war es bei den Römern* Bitter« Allen 
Völkern ist es übrigens eigen, gewisse tage bald aus 
dem einen, bald aus dem andern gründe für glucks- 
oder Unglückstage 2u halten. Schon bei den Israeliten 
beisst es, L Mos. 19, 26: ihr sollt nicht, auf vogelsohrei 
achten, noch tage wählen. Tagwählerei kennt bei den 
Griechen schon Hesiod. Erg. 765-^829; Schöixi. II« 329. 
In unserer stelle schon die erste ahdeutung von tag- 
wählerei bei den Germanen. Später tritt sie weiter aus- 
gebildet hervor. Indic. de ferüB,< quas fadunt Jovi vel 
Mercürio; 6rimm/m. 180; Vita Eligii (f 683 oder 668) 
11, cp. .16 nuHus ad inchoandum opas diem vel lonam 
attendat; B. v. Worms (f 1024) interrog.: est aliqnia, qnl 
dies observaTit-et Innam et menses. Grimm, anh. XXX. 
XXXin. Eine handschrift zu Basel aus dem 15. jafarb« 
besagt observationes dierum sunt vere ydolatrie. Grimm, 
XLV. Hiilcmar I, 656 sunt et qui öbservant dies in mo- 
Üone itineris et in.inchoatione aedificandae dorous. In 
Tyrol gibt es noch jetzt 42 verworfene: tage; in Nord- 
deutschland zählt man 39 unglückliche tage, in Hessen 
wird ebenfalls der 1. mal gefürchtet, in England der 28. 
decbr^; v. Reiniberg-Düriiigsfekl, das festl. jähr 1868, 
295. Noch jetzt bat man bei den Bsthen Wahrsager und 
tagwäbler; di^tägwäbler werden haupts&ehlich um feld- 
batt befragt Mone, beidentk^ . I, 78. 

' I' • >> ■•/.'ll,<'/ .t/1' !•>• .J.l' »•«•'<aJ>l ■■ 



879 

stn fer$m$mm »= aln permiserunt Portes. Ditth. \ So 
fragte derkönig der Schweden, aIs AziBkar ibs laind ge^ 
kommen war; um das ohriatentb^im zu predigen, die 
götter, WAS ibr; wille sei und :da das loos für dMselben 
entschied, trug der könig die satdtördeni TbUie 'vor. 
Waitz I, ed, 2, am 

üdhuc^ i. q. praeterea, insuper; Bach. Ueber die 
Stellung der part Müt^. I, 89. 90: ep. 29 adhuc itelrrae; 
19 melius quidem adhue; 22 adhuc secreta« 38. 

/?de9^ beglaubigung. Kritz; eonsensus eUm veritate, 
praecipue in auspiclis.' Cic. off. I, 7. Hess; consefisni 
cum sorthim ej^itu, quo hae sancÄrentur; senstis est: 
post sortes auspieia' adhuc requiruntar tämquam magii 
fida quam sortes. Döderl. Est ausdplciis effecta per^ 
auask), rem, de qua consultatio sit futora, feliciter esse 
oessuram» Kiessl. 

iUud t^ lUa notissima eonstt^udo nostra; Exitz; nt 
ap. Graee, ao. Born. Bup<; quemadmodum ap. Rom. .Baeb; 
Birdviloquentia ; cp., 31 tgnominiosum id geiAi; 13 hbec 
dignitas^ hae vires. 

eiUm hki ut apud nos Bomae. Doderl. 

atiiptftortNfi^). Taa nennt hier drei arten d^ ttuspi«* 

*) Die ursprüngliche beneeming scheint aaguriott gewesen zn 
sein. Serv« ad Vürg. Aen. I, 402 hoe interesV iaier augntium :et 
aqspicinni, qued aagurittia.et peilturet oeriia atibns ostenditnr, 
auspicidm quali)>et avi demonfltratiur e*. non peütoir, quod ipsum 
tfMoen species augurii eM. la dieser engere» bedeutaag sagt: Cic. 
de div. XI, ^ omnes reges, populi» national utaatar ansspieiia 
Attspicima kam nur hinzu, um den begriff des etymologisob ver* 
dunkelten älteren wortes mit neuer yerstftndliehkeit su bezeiob» 
neu; man war sich des zueamnuenhanga nicht mehr bewusst^ den 
gur mit gustare und dem griech. ywitv^ ytMoxitn bat. A'uf deuteoh 
Ut dieselbe wurz^ in den aeüwortern kiesea.und hosten und hie« 
aen ist in der filteren spräche so wähl sehen -als schmecken «ab» 
strackster prüfen, wählen« yornehmen. SeiT. nu/Virg. 5, :52a, M» 
dor <^ig. S, 9, ja auch Bartuag, relig. d.Ete^ li 99 und Müller, 
Etrnsk. II, 112, erklären irrig auijurium lür MBammeBgeaetrt ndt 



880 

cien bei flen Germanen: 1. aus den stimmen tand dem 
finge der Vögel; 2. aus dem wiehern und schnauben der 
rosse; 3i auq dem z#e(ikampf.> aüspicia ist tiicht, wie 
Döderleih übersetzt, vorbed^ut«ng»en; sönderii "^rorÄeichen, 
goth. faiöpalflim, < T<p(xc* ' MSllerihöff a: a. o. 311» > - 

Anspielen finden sich schon bei den Inäern; wieWöbl 
s\b vorzugsweise stemis befragen/ so ist doch auch die 
beacbtung des vogelfiuges nicht 'unbfekanftt.' Im Ba- 
mayana heisst es: hae aves tibi' declaraht horrend um 
perictrlum imminere. ^Schlegel, ind. tiibl. 1826 ^ II, 224: 
Im Maha-Bhar. : alles deutet Unglück an, der vögel fing, 
der thiere schrei i die zeichen des himmelsv Höltzmann, 
ind. sagen I, 40. Im Pantschatant. II, 142. 158 wird der 
vogelzeichen und der deutung des vogelschrei's erwähnt. 
Es gibt' 2 ind. hyriinen, welche anruftmgen an einen 
vogel, cakuri, cakuntä, enthalten, dass er seinen heil- 
bringenden ruf dem hatise zur rechten erschallen lassen 
nköge. Später wird' der vogel: 'kapinjala genannt und ist 
wahrscheinlich unser kükuk. Weber, ind; stud* I, 117. 
Wo geier und habichte schreien, ist es bei den Indem 
ein böses onieri. Weber, abh. der berl. äkad. 1858, 331. 
Die HinÄusi halten auBserordentlieh -viel auf Vorbedeu- 
tungen und vogelflug. Rühs 323. Bei den Persem gaben 

gerere.) Wv Wackern; Epea ptr. 2^ Langb, r5ib. ftltertb; 250 nieint, 
liacfa den gewöfanlfehsten zeithen, die^' beobäichtclt vftid gedeu- 
tet werden, näeh^dM aves*, Belagen 'solehe tnänner anspiües oder 
angores; j^uapices iDSofeni sie die beobacbtuiig anistelleii (sec- 
ere); augares insoferfi- sie die bedeutnng der aVes auslegten. 
Bier zweite bestlindtheil dea wertes auguHnm ist wol nicht von 
gerere abznleiteb,- isher v^n garrire; walir8cheinll^b'>kbmMt er Ton 
einer im lat. sonst i^ersbhollenen wurssel, sofr. ghns'h, prenuntiare, 
verkünden; sonaeb nnterscbeiden'sicfa etym. auspiciütti und augu- 
rium, sind' aber tbeils synonyto gebraueht^ tbMltfiri dner ifttym. 
nicht begründeten weise nsuell untek^ohieden. J. Griibm bemerkt, 
kl. scbr. I, 123, anspicium « nrspüdglicb auf Vogelschau (av^s'— 
see -^ ere) und' yogel wähl bezogen, galt ^alimälig ton jeder art 
Weissagung und weihe, woftir eben wohl vlerfüssige thier^ und 
unbelebte' Sachen diensam'Wareo. - > . .> vi .i 



^ 



381 

habichte (oder 9,dler, fpiQXs^) . mit geiern streitend ein 
omen. Herod. 3, 76. Bei den Hebräern wird gewarnt, 
den vogelflug zu beachten: 5 Mos* ip» 10. Er (Mosßs) 
verbot allen aneganc^ vogelfluc, stimnje oder sanc. ,Rji;^d^ 
weltchron. 114**. Benecke-MüUer sub aneganc. Bei den 
Griechen waren es vorzugsweise die vögi^l'^), von den^n 
man meinte, dass die götter durch sie den, mjen&chqn 
zeichen zu geben geneigt seien. Die Togelschau kam 
zu ihnen aus dem Orient durch die küsten Kleinasiene. 
E. Cuirtius, in Geizers prot. monatsbl. 1864, 94. Man 
sah bej . den Griechen nicht blos auf den flv^ der vögel^ 
sondern auch auf ihre stimme. Es kommen hauptsäch- 
lich raubvögel : adler, II. 24, 310, reiher, B. 10, 274, an- 
derswo habichte, falken, geier in betraqht. Raben, krähen 
und Strandläufer geben hauptsächlich durch ihi;e ßtimr 
men orakel. Sqhömann, gr. alt. II, 251 — 253;. Wachsnji^ith 
II, 2, 278 f.; Hermann III, .ed» 2, 234. Die Gr^^.ch^p 
hatten eine umfassende olovtanxTfi. Suid.; Grimm, m. 656. 
Xenoph. sagt in den mem. I, 1, 4 ot (xiv icX-elotoi '9aaiv 
\)k6 rs x&v opvÄöv xai xm aTCovrovriov dbcoTp^Tceo^at ts 
xai Tuporp^iüGo^aL Die Weissagung aus vögeln hatte eine 
um so grössere ausdehnung, als diese nach allen ein^» 
zelheiten ihrer lebensart mit Sorgfalt beobachtet wurden. 
Herrn, ä. a; o. 234: :i)i^ tususische . lehre (oSovoaxomxv) 
T^X^) war vollständiger . Mpd scharfsfinnig^r als dlß rö* 
mische (Clia de div. II, 36, <76: nos admodnmr ' paucis 
avibus utimur); Müller, Etrusk. II, 189.33. Strabö sagt", 
die Römer seiner zeit begnügten sich rot^ 2ißuXX9)(; )uih]- 
a|i.oic ycoci toi^ 'n>^^vL)eot<; ^eoTcpoTc^oi^ Sia xs 'OTcXa^x^^^ ^ 
opvt^e&xc xai 5coair][idi(dv ; Cic. de div. I, 1%^ 28 nam ut 
nunc extis, quamquam id ipsum minus quam olim (geht 
besonders auf die blütezeit der republik) ^ sie tum avi- 
' , ' • ;-''M 

*) cpvi^, gotb. ara, ahd. aro, mhd. arn, aar, adler , hat nach 
Ebel die wnrzel op, (opvujxO) so dass der vogel als „aufstrebender** 
bezeichnet wäre. Curtius, etym. 2. ausg. 312. 



$82 

bu8 magnäe red itnpetHH Kolebant. O. Müller, £tr. 1^ 
13; 14. Festus: o«(;m^ sived App. Claud. esse ait, quae 
ore canetites faciant äuspiciüm, ut corvus, combt, 
noctua; alites, quae alid aat volatu nt buteo, aquila, 
Vulturiüs, pictis Martins et parra in oscinibnd et aüti- 
büs; Rnperti 11, 426. 427 (bei Vtg. Aen. S, 361 lin- 
gnae et praepetis omnia pennae). Diese lehre kam 
wahrscheinlich von den Tuskem. O.Müller, Etr. 11, 189. 
Cic. de nat d. 11, 64 erwähnt gleichfalls oscines et ali- 
tes; Amm. Marc, rertheidigt diese ansp. c. 21 Ins 
einzelne gehende nachridhten über die anspielen durch 
Vögel bei den Rötnem gibt Becker-Mafqnardt IV, 358 flf. 
Statins gibt in der Theb., 6 513, drei Ursachen an, 
durch die vogeldentungen werth erhalten: a. weil der 
Urheber der weit die kraft in die vögel gelegt habe; 
b. weil tögel einst tnenschen gewesen ; c. weil bei den 
vögeln sich teinheit befinde. 

Auch bei den deutsehen heiien galten vögel für boten 
der gotter und für verkfinder wichtiger naehrichteii. 
Den ersten naohweis liefert Tac« in unserer stelle. Nach 
ihm gibit es dafür noch allgemeine und besondere be«- 
weise. Proccp. de b. g. 4,. 20 sagt: vom könig der 
Warner, Hermigisel, outoc av'i]p opvcv uva ixi &^vSpov tt 
KBÜiipLi^ipii eZ&s Koii noXXa xp(Dao\>aav toic xapoSaiv 9\/i^ 
iqKKOKev^ ^ •'ix^ilviil^SrXw. Tcoaop^ovta v)[jL8pai^ uarepoy (es 
waj also: ein mbe, oder eine krähe); Qrunmi m. 656. 
Bübs;338. Greg; Tur. 7^ 20 et cum iter ageret^ ut con- 
auetuda est .barbarorum, auspidft^ ipteodere coepü sc 
dicere« sIM esse contraria. Bligius !(t683 oder 66S^. nach 
Grimm 649 oder 659) nullus observet egrediens aut in^ 
gredieaaa domum^ quid sibi occurrat, vel si aliqua tox 
reclamantis fiat, aut qualis avis cantus. — Nee in iti- 
nere positi aliquas aviculas cantantes attendatis, Grimm 
XXIX. tn4ic. superst. XIII: de auguriis vel avium vel 
equorum vel bovum stercore^ Grimm XXXII. In den 



S8» 

gesetzeü der Visigothen hles8 es,A»2,5, qaictinque stiniill)^ 

quibiis augures vel auguria obserrare contigerit, qum* 

quagenis publice subjioiantur verberibtis coercendi. 

H. Vintlers'blume der tugend^ 1411: so i^lssen didde 

das TOgelscbrei auszulegen; Grimm LH; 1492 die dd 

gelauben — an vogeischray ; Wolf, ztschr. 1, 6. NeocOirus 

1, 89 Se (die Deutschen) bebben upt vlitigst vnd sebr 

vele up der regele geschrie gemerket Eine handschr. 

aus dem 16. oder 17. jahrh. gibt an Weisung, da vögei 

als in besitze vieler gebeirnnidse angesehen werden, wie 

man deren gesang verstehen könne. Wolf, ztschr. 3, 331. 

Nicht alle vögel übrigens sind fähig und würdig^ 
eine göttliche vorhersagung auszurichten, nicht die zah- 
men, im hause, die gleich den vierfüssera desselben 
nicbt Unabhängigkeit genug . von der einwirkung des 
menschen, zu wenig Verbindung mehr n^it den uberirdi,'' 
sehen haben. Auf bestimmte einzelne wird besonders 
geachtet; zweierlei dinge werden als vorbedeutsaoa .«rQ 
ihnen angenommen; die stimme and der ilug; jedocb 
nur bei wenigen das eine als das ändere, wie z. b. bei 
den Römern der plcus JDAartius, dcfr ;feroniu8« die parra« 
bei den germ. Völkern der rabe, die krähe, der kukuk: 
gewöhnlich galt nur das eine von. beiden* Die, npeisten 
Vögel sind oscinee, oder nur; aUtes. Das ^icben^ das 
die Vögel mit. üug und stimme .g^ben, ist entweder )si^ 
gutes, oder ein böses, verkündet glück oder Unglück. 
Einige sind stets glucks- (bei den Deutschen mäuse- 
falke, Schwan), einigre stets unglöcksvögel (nächteule). 
Gewöhnlich aber kann ein vogel bald glucks-, b^ld un- 
glücksvogel sein: der ales je nach der grössern oder 
geringern anzahl,. der oaeen je nach dem klang seiner 
stimme, namentlich aber je nach dem ales oder &Btfen 
zur rechten, oder zur linken Seite fliegt, oder rtlftl. 
Dieser unterschied wurde bei den Römern von den au- 
gurien auf die ausplcien übertragen, Daa rechts, und 




384 

links ist' wej8ßntlich . eins, mit ä&n gegensätzen des son- 
nenlaufs, , Osten und westen. Waokernagel, Epea pter. 

.Wie, es bei den Indern ViOrschriften gab, nach wel- 
cher Seite man sich heim opfer wenden solle, so beach- 
tete man auch, nach welcher seite der Togelflug erfolgt 
^ar. Weber, ind. stud. 1850. I» 117; über omina; berl. 
akad. 1858, 317. 323. 325. 377. 390. 

Die Griechen richteten hei der rogelschau das 
antlltz nach norden, auch die Italiener dachten sich die 
götter in norden wohnend, vorzüglich aber finden wir 
diese heiligung des nordens bei den german. Völkern. 
Nach norden hielten die Griechen bei der Vogelschau 
ihr antlitz gerichtet: so war osten, der aufgang der 
sonne, ihnen zur rechten, der westen zur linken seite. 
Die zeichen zur rechten waren ihnen gute, die zur lin- 
ken böse. Hermann, gr. alterth. a. a. o. 234. Pictet II, 
496 f. Denselben unterschied zwischen rechts und links 
wie die Griechen und aus demselben grund und anlass 
machen die Germanen und die halbgerm. vÖlker des 
mittelalters. Darin jedoch weicht unser alterthum von 
dem griech. ab, dass, wenn der vogel vorüberfliegt, nicht 
die Seite von der er kommt, sondern diejenige entschei- 
dend ist, nach welcher hin er den weg nimmt. Petr. 
bles. (t um 1200) ne eures si a sinistra in dexteram 
avis 8. Martini volaverlt, Grimm, m. 649. Es wird be- 
achtet, ob die Vögel rechts*) oder links fliegen. Simr., 



*) Die rechte seite scheint bei den verschiedensten dingen in 
betLtschland von bedeutung. Singt's einem im rechten ohr, so 
bedeutet das gute dinge, im linken böse; Wolf, ztschr. 3, 311. 
Wenn eine frau zu markte geht und des morgens zuerst an den 
rechten fuss den schuh anthut, so wird sie theuer verkaufen. Alte 
weiber-philos. bei Wolf, ztschr. 3, 313. Kommt man zuerst mit 
dem linken fuss in ein haus, so geht es einem übel. Temme, sagen 
aus Ost-Pr. Beisst einen das linke äuge, so gibt es Unglück. 
Vernaleken, alpens. 403. Grimm, m. 1071. Auf der linken seite 
sind teufel, auf der rechten engcL Wolf, ztschr. 4, 30. Beisst 



I 



385 

m. 541 ; Grimm, m, 1083 ; d. spr. 983. Die Römer dage- 
gen kehrten bei der Vogelschau das angesicht nach Sü- 
den , den rücken nordwärts und zwar weil auch ihnen 
der norden der sitz der götter ist: sie wollten die 
dinge gleichsam auch vom Standpunkte der götter aus 
betrachten. Den Römern und Etruskern verhiessen die 
linken Vorzeichen glück; Pictet II;, 497. Cic. de div. 2, 
39 nobis sinistra videntur, Grajis et barbaris (i. e. Cili- 
cibus, Pisidis, Lyciis) dextra meliora. vrgl. Festus: si- 
nistrae aves. Plaut. Epid. II, 2, 1. O. Müller, Etr. II, 
II, 126. Uebrigens hat bei den Römern auch die nördl. 
richtung gegolten und dann brachte links gleichfalls 
böse zeichen, rechts gute. Festus: dextra auspicia laeta ; 
bei dem raben und der parra beständig so. Meist wört- 
lich aus Wackern. Epea 28 — 32. In deutschen sagen 
kommt als beachtenswerth vogelfliegm^ oder vogelschrei vor. 
Panzer, baier. sagen II, 262. 
1. arnum voces. 
Ehe wir nun die einzelnen vögel namentlich auf- 
führen, deren stimme oder flug beachtet worden ist, sei 
bemerkt, dass nicht bei allen Völkern, selbst verwandten 
nicht immer, wenn gleich oft, die gleichen vögel beachtet 
werden. Wackern. Epea 24. 

a. Die krähe. Scr. krus, ägypt. krou, hebr. br*, — gr. 
xpa^o, xpo^o, lat. crocito rufen, schreien, krächzen — 
krähe, altn. krä. Bunsen, Aepypten, b. 5, 150; durch 
nachahmung der stimme benannt; Lottner bei Kuhn, 
ztschr. 11, 196 ags. cräve — creön, creövon — craven, 
krähen ; engl, crow, crew, crown. Grimm, wb. I, 896. 257. 



einen die linke band, so gibt man bald geld aus. «Wolf, ztschr. 4, 
30. Hexen muss man mit der linken schlagen. Meier, sagen aus 
Schwaben 515, Wolf, ztscbr. I, ?41. 253. Aber es findet sieb auch 
einigemal, dass die recbte ffeite weniger beilbringend sei: juckt 
einem das rechte äuge, so deutet das auf weinen, das linke auf 
lachen. Wolf, ztscbr. II, 103. 3, 175. Anders nber in Stendal. 
Kuhn und Schwartz, sagen aus Nordd. 463. Wolf, ztscbr. 3, 175« 

25 



Max Müller, vorl. über' die sprachwise., äberä. von Böt- 
tiger 1863,374 giebt an, käraya, das im scr. kurava, 
ein« schlechte stimme habend, erklärt ■werde, sei eine 
blosse dialekt. corruption fflr icrava; das scr. wort könne 
von käru uod dieses von krl abgeleitet sein. 

Schpn bßi . .d^n Indem heisst es: gibt eine krähe, 
nachdem sie eitiq rothe schnür erlaset ynd sich auf dem 
dache eines hauses iiiedergelassen hat, einen laut yod 
sich, so wird das haus niederbrennen. Schwartz, die 
poet. naturanschauungen der Gr., Rom. und Oeutsebea. 
lQfi4. XIV. Bei Römern und Gerniauen wird die krähe 
als weissagevogel genaaot. Wa,ckern. 24 Virg. Ecl. I, 
18 saepe sinjetra cava prt^edixit ab ilice comix. Georg. 
I, 388 tun> cornix plena pluviam vocat improba voce; 
cf. Her. od. 3,. 27, 15; Cic. de dtv. I, 39. Bei den Ger- 
manen erwähnt die krähe als weissagevogel zuerst Bur- 
card von Worms (1025) p. 198 credidisti, quod quidam 
credere soleqt, dum iter aliquod faciunt, si coriiicula 
ex sinistra eorum in dextram Ulis cantaverit, inde spe- 
rant habere prosperum iter. Grimm., d. spr. 984. Joh. 
Sarisber. (f 1J82) de nug. curial. 1, 13 quid «ornix Jo- 
quatur, diligenter ausculta. Petr. Weg. (t um 1200) cp.65 
de jucundci g|oriai)tur hospitio sl a sinistra in deztram 
avis sanoti Martini volaverit =:= dl« krähe; Grimm, m. 
XXXVIII Reineke de vos cp. XII : do he-to band sunt« 
Mertens vogel vornam, he reep, gud hiiyl, eddel vogel. 
kere hierher dienen flöget, un flech to myner rechten 
syde. Pdda', Simr. 108, geschwätziger krähe soll nie- 
mand voreilig trauen. Wigalois: sowie vil diu brä ge- 
rief — derungloube in nicht betreue. — Krähenschrei 
um ein haus bedeutet noch jetzt leiche und sollte es 
nur ein viehaterben sein; Grimm., obergl. 496. In Gla- 
ru8 sind krähen »odverk und ende vögel. Vemaleken, al- 
pens. 402. Im poema de Cid. heisst es, 11, 12, ovieron 
1^ corr(eia. di^g^ra et Bioiestra. Bei der krlihe wird bei- 



[ 



887 

I 

Bles, stimme und flug, als beachtetiswerth erwähnt. Simr. 
rayth. ed. 2, 546. 

b. Der ar; goth. ara, ahd. arn, adler. Curtius, etym. 
I, 313. Den Griechen oben an steht als weissagevogel 
der adler j 11.8, 247; 12, 201; Aesch. Pers. 205 und ge- 
mein mit diesen haben ihn die Römer, Virg. Aen. I, 394, 
Liiv. 1, 34 u. Germanen; Grimm, m. 1083. 1086; Wackern. 
24. Hartlieb, 1455, es sind lüt, die gross glauben haben 
an den aren und mainet, je wan er taschenhalb (d. h. 
zur Seite, wo die reisetasche hängt) fliegt, es soll be- 
deuten gross glück. Grimm, m. LXl: Tu^ßTjvol aexov 
axououac Porph., de abst. III, 4, p. 221. 

c. Der kukuk; lat cuculus, zuerst bei Martial und 

Juvenal ; nach Diefenb. soll schon das lat. wort aus dem 

celt. cugol entlehnt sein ; Kuhn und Schi, beitr. z. vergl. 

sptachf. II, 143, altn. gaukr, mhd. gouch, engl, cuckoo, 

magyar. kakuk, walach. kuku, neugn xoxxuycxc. Das wort 

ist durch nachahmung der stimme zu erklären; Kuhn, 

ztsch. 11, 169. 221. In hymnen der alten Inder wird 

der kukuk angerufen: lass deinen glücklichen ruf zur 

rechten unserer häuser erschallen, bewahre uns vor 

diöben. Wolf, ztschr. 3, 219. Der kukuk ist demnach 

nicht allein l)ei den Germanen weissagevogel, wie Wackeir- 

nagel annimmt, s. 25. Bei den Longobarden dient der 

kukuk als Vorbedeutung. Paul diac. de g. L. 6, 55. 

Rühs 833. Caesar heisterb. 5, 17 (a. 1221?) quidam 

converöus, cum — avem, quae cuculus dicitur — cre- 

briuseantantem audiret, vices interruptionis numeravit ^ 

et viginti duas inveniens, easque quasi pro omine acci- 

piens pro annis totidem vices easdem sibi computavit: 

eia, inquit, certe viginti duobus annis adhuc vivam. 

Keinem vogei Wird allgemeiner die gäbe der Weissagung 1 

beigelegt, als dem kukuk. Grim, m. \ 640 ff. Er steht 

zum Donar und Freya in naher beziehung. Noch jetzt 

sind reime an den kukuk häufig im munde des Volkes : 



i 



388 

kukukes knecht, 

I 

sääg du mie recht, 

buu lange sali ick lewen. Grimm, m. 390. 391. 
Die reime an den kukuk, mitunter von einander etwas 
abweichend, finden sich in Schwaben, Meier, reime 27, 
in Schleswig, Müllenhoff, sagen 480, 509, in Nieder- 
Sach&en, Grimm, m. 398, Wolf, ztschr. 3, 231, in der 
Schweiz, Rochholz, alem. ksp. 79, in Hessen, Lyncker, 
hess. sagen 123, in Strelitz, Firmen., germ. völkerst. 3, 68» 
in Westphalen, Woeste 5, in Waldeck, Curtze, volksüberl. 
282, 283, im Harz, Wolf, ztschr. 3, 413. Auch in Griechen!, 
kennt das volk betr. reime an den kukuk, Wolf, ztschr. 
3, 234; Grimm, m. 2, 1222, so wie die deutsche sitte, 
dass bauren sich niederwerfen und wälzen, wenn sie 
zum ersten male im frühling den kukuk rufen hören, 
gleichfalls bei den Gr. herrscht,« wenn sie zum erstenmal 
eines weihen ansichtig werden; Aristoph. av. 498; Mann- 
hardt bei Haupt 12, 400. Der kukuk ist einem der 
höchsten götter, wahrscheinlich dem gotte der liebe und 
des ehesegens heilig, wie bei den Griechen der Juno; 
Wolf, beitr. I, 441, ztschr. 3, 255. Er steht zur Freya 
in naher beziehung. Wuttke, abergl. 34. Daher kommt 
es wol, dass er den ledigen mädchen weissagt, wie 
lange jähre sie nnverheirathet bleiben sollen: in Han- 
nover, der Wetterau, in England, Wolf, ztschr. 3, 256, 
in Schweden, Grimm, 390, in Waldeck, volksüberl. 283; 
im Böhmerwalde ist der kukuksruf am hochzeitstage 
glückverheissend. Wolf, ztschr. 3, 283. Die weite Ver- 
breitung des frühlingsorakels in ländern germ. abkunft 
weist jeden gedanken an entlehnung aus der fremde zu- 
rück und lässt ahnen, dass eine gemeinsame quelle (der 
cult einer gewittergottheit unter dem (indo?) german. 
urvolk) da war, dem die deutsche wie griech. sitte ent- 
stammen. Wolf, ztschr. 3, 234; vrgl. Grimm, LXXV, 
197, 228. LXXXU, 374. 904. Die Sprüche an den kukuk 
enthalten uralt^ erinnerungen. Meier, reime IX. Naph 



k 



389 

[annhardt hat der kukuk bei unsern vorfahren göttl. 
erehrung genossen. Wolf, ztschr. 3, 211 ff. 

d. Der rabe. Scr. kärava, gr. xopa^, lat corvus, wa- 
ich. korbou, ahd. hraban, ags. hraefn, von der w. kar 
nit der bedeutung de« tönens der mannigfaltigsten art, 
m scr. ka — a, leniter sonans, Kuhn, ztschr. 3, 45. 8, 
122. 123. 9, 163; Curtius, etym. I, 2. aufl. 141, Weigand, 
wb. Nach Dietrich von der w. hra, rufen. Varro de 
. 1. 5, 11, §. 75 pleraeque volucres ab suis vocibus, 
at haec: upupa, cuculus, corvus, ulula, anser. 

Eine kleine indische Schrift, kakajariti, besagt die 

bedeutung des rabengeschrei's oder der rabensprache; 

gibt der rabe einen ton von sich, so kann man daraus 

das loos erkennen. Schiefner, monatsber. der berl. akad. 

1860, 159. Bei den Indern war dem stern Saxis = Sa- 

turnius der rabe geweiht, der allenthalben das anzeichen 

des Unglücks, der trennung und der regenzeit war. 

Bohlen, das alte Indien II, 248. Im Orient überhaupt 

galt der rabe als unglücksvogel. Grfmm, 658. ''Apaße(; 

xopixov axoioDcjt. Porph. de abst 3, 4, p. 221, Bei den 

Griechen übt Apoll die Weissagung durch ihn, er wird 

desshalb ÄTcoXXövot; axoXou^ot; genannt und steht auf 

dessen dreifuss. Welcker, gr. myth. II, 366. Die Platäer 

achteten auf raben. Paus 9, 3, 1, 3. Heraclides, um 328, 

berichtet, in Cyrene sei ein weisser rabe, Xeuxoc x6pa$, 

von übeler Vorbedeutung erschienen. Panzer, baier. 

sagen II, 407; 412. Noch jetzt geben in Griechenland 

raben durch ihr geschrei ein zeichen des todes. Wachs- 

muth, das alte Griechenland im neuen. Bonn 1864, 106. 

Bei den Römern heisst es, Plaut. Aulul. 4, 3, 1 non te- 

raere est quod corvus cantat mihi nunc ab laeva manu, 

simul rudebat pedibus terram et voce crocibat. Grimm, 

m. 647. Ruperti, alterth. II, 434. 435. In der Edda Saem. . 

184 b ist der dunkele rabe ein glückszeichen für den 

krieger. Ebend. 651. Simrock, Edda 193. In Vintlers 

blume der tugend, 1411, heisst es: wenn der rapp kopp 



^ 



390 

(si corvus mctet), daz tütt ain lieh. Grimm LV Der 
rabe auf einem hause Bchreiend, darin kranke, bedeutet 
tod. Grimm, abergl. 120. Er verkündet noch heute krieg 
und tod, weil er das thier des alten kriegsgotteß Wotan 
!3t, Wolf, beitr. 2, 428, eelbat in litth.. wend. und russ. 
liedem, Schade, Ursula 71. Er ist von übeler Vorbedeu- 
tung, darum sieht man nicht gerne, wenn er einem über 
den weg fliegt. Wolf, beitr. 11, 431. Im Elsass ist er 
Unglück verkündend, Wolf I, 406, dessgl- in Tyrol. v. 
Älpenb., sagen; 1857. 386. In sagen verkünden raben 
die mittel, durch die blinde wieder zu äugen kommen. 
Grimm, m. 390. Dem baierschen bauer ist der rabe 
glücksvogel; sein geschreh s'grath, s'grath! — Willi — 
hraban ist des gottes Odhin siegbringender rabe. Roch- 
holz, alem. ksp. 82. Aus provenc. dichtem hat Dlez, 
leben der Troub. 22, 23 beispiele von weissagenden 
raben und der krähe. Grimm, m. 658. Aus den ange- 
führten heispielen aber erhellt, dass der rabe nicht allein 
bei Römern und 'Germanen weiesagevogel ist, wie 
Wackernagel annimmt. Epea 24. 

e. Die tister; ahd. agalstra, bei Opitz agelaster; diese 
form gestattet an galan, singen, zu denken, argaian, in- 
cantare, so dass agalastra den schreienden zaubervogel 
bedeutet. Grimm, w.-h. Eine Züricher papierhdachr. t. 
j. 1393 aargt: du seit nicht globeo an der agelster 
schrien; Grimm I-X. Elstern sind meist unglücksvögel ; 
Meier, sagen aus Schwaben; 515. Wenn die elater des 
nachts um ein haus schreit, so giebt es bald einen todten; 
an der Mosel, Wolf, ztschr. I, 240 ; in Westphaleo, Wöste, 
54; Kuhn, herheiholung des feuers 31, Vemalekea, al- 
pens^ 402. Wenn die elstern schreien, dann gibt es an- 
glück; in Hannover; Wolf 2, 107. Ein bemer Volkslied 
heisst: der aegerist verkündet strit, schieit's wiggli, isch 
der tod nit wit. Firm. 2, 582. Schreien elstera im hofe, 
so bedeutet es gaste; Grimm. LXX, 73; CV, 889; CLV, 
1028; schreien sie im kraskenhause und man sieht sie 



391 

^m, 80 ist die bedeutung gut Gdnittil20.158. Wolf,ztsch. 
, 310. Auch bei d6n Mongolen wird aus dem geschrei 
er el8tern geweissagfc; Kuhn, westph. sagen. II, 51. 
V^ackernagel a. ä. o. sagt, die elster öcheine nur bei den 
Jrermauen als weissagevogel vorzukommen. 

f. Die döhle. Lebhaftes geschrei der dohlen verkün- 
iet bevorstehendes unwetter, Schambach, wb. der niederd. 
3pr., unter daieke 

g. Der speeht Spaihan, ahd. spehon, explorare; ahd. 
spahl, prüdens. Vidleicht gehört hierher specht, deir 
kluge vogel. Grimm, grmmt. I, 53*) Specht, wörtlich 
der spähende, weisfeagende vogel, hiess darum |JLspo\j>, 
weil er eine vollatitige bnenschenstimme; Grimm, Ur- 
sprung der spr. 19. Er iöt den altital. Völkern ein hei- 
liger vogel und galt ihnen für den vogel des Mars; 
Grimm, 388, 658: ^ 638; bei den Sabinern brachte er 
auf einer säule stehend orakeL Dionys. HaL I, 14. Rühs. 
Der schrei eines grünispeohts deutet regen an (in den 
Cevennen, Wolf, ztschr. 2, 418). Der specht ist Röniern 
und Qetm. als weissagetrogel gemein ; Waökern. 24. 

h. Das kiihnä Bei den Chinesen bedeutet das krähen 

der hühner das aussterben einer, fanirlie. Wuttke, gesch. 

des heidenth. 11^ 35. Bei den Römern gilt das krähen 

eines huhns als unglückszeichen ; gallina cöcinit : Terent, 

Phorm. 4, 4^ 27- PulUs regitur imperiunoi romanum , hi 

jubent acieö ; Plin. h. n, 10, 24 ; hier galt das huhn nicht 

als hanflgeflügel ; Wackern. 24. Aufch bei den Deutschen 

gilt das krähen des huhns vielfältig noch, jetzt als un- 

glückszeichen. Grimm, abergl. 83. 105&. Volksüberl. aus 

Waldeck 403. Wenn ein hahn ins haus kräht^ so zeigt 

das einen todesfall an. Wuttke 33. 

i. Die tule. Or. Met. 5, 550 foedaque fit volucris, 
ventari nantia Itictus^ ignavus bubo, dirum mortalibus 



*) Nach Kuhn, ztschr. 6, 349, eher mit dem engl, speckled, 
gefleckt, in gemeinschaft, Grimms ableitpng ziehe ich vor. 



i 



,i>AilJ 



omen, Radevicus fris. 2, 13 ululae, upupae, bubones toto 
anno tectie funebria personantes lugabri voce aures 
omnium replerunt. Grimm 272, m. 668. Stellt sich eine 
eule aufg haus, schreiend und hoch überfliegend, so muss 
jemand sterben ; abergl. 789. Der eule ruf bedeutet ster- 
ben. Firmen. 2, 582; Wolf, ztschr, 4, 30; Rochholz. alem. 
lisp. 76. Wuttke, abergl. 33, Panzer II, 293. Ebenso 
noch gegenwärtig in Griechenland. Wachsmuth, das alte 
Griechenl. im neuen. Bonn 1864, 106. Schreit bei tage 
die nachteule, so kommt feuer. Abergl. 1016. Aus Über- 
einstimmung myth. anschauungen ist derselbe glaube 
vom unglückverkündenden käuzlein bei den eingebornen 
in der gegend von Adelaide in Australien; Pott, in Kuhns 
zeitschr. 2,421 f., dessgl. auf den Philippinen; Rühs 331. 

k. Wenn mten quaken', so bedeutet es ungestümes 
Wetter; abergl. 1612; Wolf, ztschr. 3. 313. 

1. Der donnerziege (heerschnepfe) ruf zum ersten mal 
vernommen zeigt den menschen ihr Schicksal an; Wotf, 
ztschr. 3. 221. 

m. Die bewohner der insel Nordmarsch halten die 
schwarze drossel für einen unglücksvogel. Rühs 334, 
2. avium volaltu. 

Bei den Indern heisst es, wem unheilverköndeDde 
vögel sich auf ein haus setzen, der opfere. Webe^,^ bert, 
akad. 1858, 325. Bei einzelnen opfern der Inder wurde 
vogelflug mit in betracht gezogen; Bohlen, das alte Ind. 
I, 273. Der mlatus des Tacit. ißt nach deutscher aa- 
schauung mehr von dem erscheihm gewisser vögel, das 
heil oder unheil verküidet, zunehmen; Müllenhoff, all- 
gem. monatssch. 1852, 312. 

Bei den Deutschen gibt es aus späterer zeit ver- 
schiedene nachWeisungen, dass vogelflug beachtet wurde. 
B. V. Worms (f 1024) p. 198 c dum anxii fuerant hospi- 
tii, 8i tunc avis, qnae muriceps vocatur, viam, per quam 
vadunt, ante se trans volaverit, se illi augurio et omini 
inagis committunt, quam d«o. Grimm, abergl. XXVlIt 




393 

Bonerii fabb. ed. Beneckt p. 204 die vogel machtens 
offenbar, die hie fliegent. Hartlieb, buch aller verbotenen 
kunst, 1455, es sind lewt, die meinent, wenn einem die 
vogel fliegen zu der rechten band, so soll es bedeuten 
grossen gewinn und grosses glück, und wan sie fliegen 
zu der glingen selten, so soll es ungelück und vertust 
bedeuten. Grimm. LIX. 

a. Der kukuk. Paul diac. 6, 55 meldet vom Longo- 
barden könig Hildebrand: cui dum contum, sicut moris 
est, traderent, in ejus conti summitate cuculus avis vo- 
litando veniens insedit, tunc aliquibus prudentibus hoc 
portento visum est significare ejus principatum inutilem 
fore. Grimm, m. 392. 

b. Der räbe. Der flug der rabcn ist weissagend. 
Rochholz, sagen I, 331. Die raben sind Wodans vögel 
und Unglück verkündend. Wuttke, abergl. 32. 33. Man 
sieht es nicht gern, wenn der rabe einem über den weg 
fliegt, Wolf, beitr. 2, 428. Wenn sich raben zeigen, so 
bedeutet es Unglück (Kärnten), Wolf, ztschr. 3, 29. Ra- 
benschwärme sind vorboten eines krieges. Mannhardt, 
die götter 168; Wuttke 33: wenn sie in der luft gegen 
einander fliegen. Dagegen aber heisst es auch : erschei- 
nen raben beim opfer, so ist es ein günstiges zeichen. 
Heimskringla I, 219. Rühs 332. 

c. Elstern. Wenn elstern auf die erde herabfliegen, 
80 stirbt bald jemand; Wolf I, 240, dessgl:, wenn sie 
sich auf ein haus setzen, Meier, sagen alus Schwaben 
n. 289, Kuhn, sagen aus Westph. 2, 51, in welchem ein 
kranker liegt ; in Glarus ; Vernaleken, alpens. 402. Flie- 
gen elstern um ein haus, so bedeutet es fremde gaste ^ 
Grimm, abergl. 889; ein unglück; Wolf, ztschr. I, 289. 

d. Die schwalbe. Die Griechen glaubten von der 
schwalbe, dass sie in einer unbekannten spräche rede und 
verborgene dinge wisse. Rühs, 332. Nach deutschem 
abergl. hat glück, wen des frühjahrs die erste schwalbe 
im fluge sieht. Grimm, abergl. 1086. L'hirondelle est 



Tin oiseau d'heureux presage. Grimm, abergl. 9. Meid«n 
schvalbon das haus, so wird bald jemand darin sterben. 
WDttke, abergl. 33. 

e. Der storch. Adebar, glücksbringer; Schambach, 
niederd. wb. 1858, adebar. Rochholz leitet den namen 
auder, contr. aus ödeb^ro, von öt, opes, oder vom angels. 
uad, proles, her, und bemerkt, dass nach waatl. gewobn- 
heitsrechte der todtschlag eines Storchs dem eines men- 
schen gleich geachtet werde. Alem. ksp. 83. Grlram 
dagegen stellt im wb. I, 176, adebar mit einem gemuth- 
maassten goth. addi, ovnm, der eigeborene zusammen, 
Wer den storch sieht allererst einkehren, und heisst ihn 
willkommen, dem thut das jähr kein zahn weh. Grimm, 
abergl. 1003. Sieht ein mädchen einen storch fliegen, 
so kommt es auf einen brautwagen. Kuhn u. Schwartz, 
nordd. sagen. 451; Rochholz, kindersp. 87. Je nachdem 
man den storch auf dem rechten oder linken fusse er- 
blickt, ist er für oder gegen die wünsche der menschen. 
Rochholz, ksp. 87. Wenn der storch auf einen Schorn- 
stein baut, so lebt der betr. hauswirth lange und wird 
reich. Wolf, ztschr. 3, 310. Es ist der beilige vogel des 
Thunar. Wolf. 2, 91. In Dänemark schaut das dienstvolk, 
ob es den storch zuerst im jähre fliegend oder stehend 
treffe. Grimm, abergl. ISOf; m. 658. 

t Die eule. Bei den Indern ist es ein zeichen, wenn 
eiae eule über ein hnus fliegL Weber, abh. der berL akad. 
1858, 323. Bei den Griechen ist y\ctZ^ PircaTat sprtch- 
wörüicb von glück Plut. Th«n, Nach Josephus, alterth. 
18,. 6, weissagt ein Gecmane. weil sich ein ubu (bubo) auf 
einen bäum setzte, unter welchem Agrippa stand, diesem 
glück. Sonst gilt dieser vogel in germ. abergl. mehr als 
Unglücksvogel. Horkel 494; vergL oben s. 392, 

g. Dw ««j«r. Swie tiI der mtisare umbe geflouc, 
der nngloube in nifat betronc Grimm 650: Bertold; so 
gIoub«nt etilche an den niaMam. 



\ 



395 

Tl. Der flug der donnerziege (heerschnepfe) verkündet 
je^witterregen. Wolf, ztschr. 3, 221. 

i. Das huhn. Fliegt eine gelbfüssige henne über 
einen gelbsüchtigen, so ist er verloren; abergl. 549. 
[NB. Der hahn ist ein weises, vorschauendes thier. Wolf, 
beitr. 2, 440). 

k. Der gänserich; zu welcher Jungfrau sich zu andreas- 
abend der gänserich dreht, die bekommt einen mann. 
Grimm, abergl. 847 ; CIL Wenn schwane und gänse sich 
waschen, gibts regen. Wolf, zeitschr. 3, 313. In der Gu- 
drun verkündet ein schwimmender vogel den frauen ihr 
Schicksal (wahrscheinlich ein schwan; das christenthum 
hat ihn zu einem engel gemacht. Wolf, beitr. I, 307). 
Ausser den angeführten vögeln gaben auch andere 
Orakel*). 

proprium gentis. Koch: unser auctor nimmt haupt- 
sächlich rücksicht auf die Römer, die niemals von pfer- 
den Prophezeiungen annahmen, Dübner: velut Persa- 
rum : dass dem Tacit. das pferdeorakel der Perser be^ 
kannt gewesen sei, wie Kiessl, annimmt, ist doch zwei- 
felhaft. 

equorwn praesagia ac monitvs. Ruperti nimmt hier ein 
heudiadyoin an; dessgl. Becker. Cic. div. 1, 31 qui ante 
sagit quam oblata res est» dicitur praesagire, i. e. futura 
ante sentire ; monitus peculiariter de diis usurpatur, qui 
oraculis, somnüs, auguriiS/ portentis etc^ voluntatem suam 



^ Wenn der vogel caradrius einen siechen ansieht , muss er 
sterben. Predigten aus dem 14. jabrh. bei Haupt 7, 147; Grimm, 
Freid. LXXXVI; Weinbold, mittelbocbd. leseK 108. Dieser meint» 
es sei der brachvogel. Dieselbe erxählung in einem griech« phy- 
siologus; Wolf, beitr. 1, 319; Aelian var. bist. 17, 13 ed. Jacobs. 
Auch menschen geben zeichen: alte weiber und priester geben 
Übeln angang, wo! als unkriegerische personen. Simi*., m. 541 ; Nieten 
gibt zeicbea; Hartlieb 1455. Grimm liXII; abei^l. %^ 437, ^. 
schon bei den Griechen; Wachsmuth, bell. aUertbs II, 2, 2S0, 
dessgl Ohrenklingen; ib. 



m 



396 

declarant. Hess. Monitus ist ermahnung zu etwas und 
ermahnung an etwas; Döderl., syn. I, 164, meist von 
bösen und widerwärtigen Vorzeichen, abmahnung'en. 
Gruber. Ritter; Stromb. übers. Weissagungen und War- 
nungen. Tac bist. 1 , 3 monitus fulminum. Das pferd 
ist eine der bedeutungsvollsten gestalten des thiermythus. 
An Zeugnissen des pferdecultus in der ältesten periode 
des arischen volkes, der sich nachher aber mehr bei den 
Westariern als Ostariern behauptete, mangelt es nicht. 
Dafür tritt bei den letztern mehr die kuh hervor. Lassen 
I, 301. 303. Im allgem. war das pferd bei den Indem 
nicht ausgezeichnet, es wurde mehr zum fahren als rei- 
ten bei ihnen gebraucht. Von den bei ihnen vorge- 
kommenen pferdeopfern ist oben s.319 gehandelt. Zu dem 
Seite 322 erwähnten gebrauche, pferdehäupter an bäume 
aufzuhängen, ist hier nachträglich zu bemerken, dass 
derselbe auch bei den alten Griechen und sonst bei Wenden 
vorkam, um Viehseuchen abzuwenden. C. Wachsmuth, 
das alte Griechenl. im neuen. 1864, 62. 

Den assyr. cult eines im tempelhof zum dienste des 
assyr. gottes Sandan gehaltenen heiligen pferdes, ähn- 
lich wie bei den Germanen, bezeugt Tac. ann. 12, 13. 
Wolf, ztschr. 2, 262. Sandan war ein Sonnengott und 
wurde von den Griechen dem Heracles verglichen. Der 
cultus war über den grössten theil des vordem Asiens, 
Lydien, Cilicien, Phönikien verbreitet. Von dem pferde- 
cultus bei den Scythen sprechen hippomolog. sagen, von 
den Massageten berichtet ihn Herod. I, 216. Ueberhaupt 
waren alle die Völker dem pferde zugethan, welche 
streitbar. Es werden morgenländische weise rosse er- 
wähnt. Wolf, ztschr. 2, 270. 

Bei den Griechen wird den rossen des Achill toetssa" 
gimg beigelegt; II. 19, 408; augurien von gefangenen 
pferden erwähnt der hom. hymn. in Apoll. 231 ; cf. Baehr 
ad Herod. 3, 84. 

Bei den Etruskem wurde, w«nn ein neuer magistrat 



397 

:i die provinz zog, auf die begegnung von p.ferden und 
»chsen geachtet. O.Müller, Etrusk. II, 118; Grimm, m. 
>55. Bei den Germanen ging die heilighaltung der pferde 
lUerdings weit; Simr. 513; bei Weissagung aber wurde 
tf^orher ein opfer nicht angestellt, weil die betr. thiere 
schon auf öflfentL kosten den göttern unterhalten wur- 
den. Simr. 240; ed. 2, 522. Die bei Tacit. erwähnten 
rosse waren wahrscheinlich einem gotte geweihte pferde; 
Müller, relig. 55; dieser gott wird der Sonnengott Freyr 
gewesen sein, dessen geheiligte rosse, die im umkreise' 
seines tempels gehalten wurden, niemand besteigen 
durfte. Müller, rel. 270; Grimm, m. 377*). Die im tem- 
pel Fosite's erwähnten „animalia pascentia'*, vita Willibr. 
(t 739) w^aren wahrscheinlich andere thiere ; vrgl. Grimm, 
m. 144. Der indic. superst. pag. XIII: de auguriis equorvm. 
Cp. 16 des indic. handelt de cerebro animdlium. Sollte 
man aus den häuptern ge weissaget haben? Müller, rel. 
83. Noch im 7. jahrh. spuren von pferdeoräkeln bei den 
Germanen : ait episcopus : tollite frena de capitibus eorum 
(equorum) et pergant, ubi dominus voluerit. Kluge pferde 
kommen nicht selten in gedd. des mittelalters vor. Die- 
trichs von Bern ross weint, weil es seinen herrn in noth 
sieht; Elken ausfahrt 135,- über Rüdigers ross in Nibell. 
Klemm, alterth. 365. Namentlich werden auguria der 
pferde bei Slaven erwähnt. Von den Slaven auf Rügen 
erzählt Saxo gr. 14, p. 321 peculiarem albi coloris equum 
possidebat (numen), cujus jubae aut caudae pilos con- 
vellere nefarium djicebatur. Nunc soll sacerdoti pascendi 
insidendique jus erat, ne divini animalis usus quo fre- 
quentier, hoc vilior haberetur. Auspicia per eundem 
equum sumebantur cum bellum adversum aliquem pro- 
vinciam suscipi placuisset. Grimm, m. 381. 382. Barthold, 
gesch. von Pommern und Rügen I, 195. 556; I, 552 stellt 



*) Auch nach Wackernagel, £pea 27, werden die weissagenden 
pferde bei den Germanen rosse der sonne gewesen sein, 



f'' 




Barthold den betr. gott dem Ai^es öder Mavors gleich. 
Auch bei den Pommern wird die befragung eines 
schwarzen rosses erwähnt; Grimm 381. ed. 3, 627. Temme, 
sagen aus Pommern und Rügen 1840, 49. 

Bei den Clsthen musste das betr. pferd Über einen 
spiess schreiten, wenn es Orakel geben sollte. Mone, 
heidenth. II, 232. Viele sagen, in denen weisende thiere 
erscheinen, beweisen, dass der glaube an die wahrsager- 
gabe der rosse bis in die christliche z6it herüberreicht. 
Quitzmann 238. Pferdecultus war auf gleiche weise bei 
Gelten, Deutschen und Slaven. Grimm, m. ed. 3, 626. 

iisdem nemorib'us ac lucis; den gÖttefn geheiligten; 
vrgl. cp. 9. Ritter in seinen bem. zu Tac. im rhein. 
mus. 1865, XX, 210, 211 sucht zu beweisön, dass hier 
nach dem Sprachgebräuche des Tac, das& nämlich bei 
Verbindung eines pron. durch einen localen ablat. die 
praep. m niemals fehle, den er durch viele stellen zu 
bestätigen sucht, in zu lesen sei, wenn die Verbindung 
auch sonst nicht gegen die lat. structur Verstösse. 

candidi Serv. ad Virg. Georg. 3, 82 aliud est oan- 
didum, id est quadam nitenti luce perfusum esse, aliud 
album, quod pallori constat esse vicinum. Döderl., syn. 
3, 193. Unter allen färben galt weisse färbe für die 
edelste. Grimm, m. 378; ed. 3,623. Weisse pferde ötan- 
den bei vielen Völkern in ansehen. Jacobi, de rebb. 
rust. vett. Germ. 26. So schon bei den Persem. Herod. 
1, 189, ib. Baehr 11, 55. Bei den Indern mussten die zu 
opfernden rosse wo möglich weiss sein. Benfey, bei Ersch 
und Gl*. 17, 186; Agnis ingreditur candidis equis. Rigved.- 
Sanh. ed. Rosen 1, 35, 3; te advehunto, Indra, fulvi equl; 
Rigv. 24, 29. Die sonnenrosse sind weiss oder schwarz, 
Somav. ed. Brockh. 122. Das himmelsross Kalighi der 
indischen mythologie, auf den Vischnu am ende der tage 
geritten kommt, ist weiss gleich dem Schimmel des rei- 
ters der apocalypse 19, 11—16, der zum jüngsten gericht 
kommt. In der griech. mythologie werden leukippen er^ 






$d9 

wähnt, Castor und PoUux ritten auf weissen rdssen; 
Flor. I, 11. Just. 20, 3. Bei den Römern geschah der 
Processus consularis auf das Capitolium auf weissen 
rossen und in weisser toga; Griüim, r. a. 261; verkehrt 
sagt Kiessl. ob celeritatem. Strabo berichtet, dass die 
Veneter demDiomedes ein weisses ross geopfert; Grimm, 
m. 383. cf. oben s. S20. Das wei^e ross war bei den Ger- 
manen sehr geschätzt. S. Marte, zur waflfenk. 208. Theo- 
drada, filia Caroli M., sedebat in nivea pulcherrima ca- 
ballo. Perlz II, 398. Fahles ross; Edda, Simr: 176, Heims- 
kringla 5, 258 ed. Schoning; vrgl BeoW. apfelfaio, 1706; 
4325; apfelgrau ross 2180; Nib. 384; Grimm, m. 628; 
Weinhold, h. leb. 47. Könige zogen auf weissen rossen 
sitzend ein. S. Marte, jfcur waffenk. 208. Des weisse^ pferdes 
gedenken die weisthümer oft: 3, 301, 311, 831, 857. 
Grimm, m. ed. 3, 623. Othin reitet, nach Saxo, auf 
weissem pferde und ist mit weissem Schilde bedeckt. 
Grimm, m. ed.3,891. Wuotans ross war weiss, dafür sprechen 
zahlreiche stellen: das ross des wilden Jägers und des 
führers des wütenden heeres ist fast durchgängig weiss ; 
der in den sagen erwähnte Schimmelreiter ist Wuotan; 
Wolf, beitr. I, 22. Gott Odhin reitet den ächtfüssigen 
Schimmel Schleipnir, vrgl Wolf, ztschr. 2, 414. Dem 
Fro werden nach Quitzmann, heidn. rel. der Baiw., weisse 
rosse in hainen gefuttert. Das helpferd, wahrscheinlich 
des Wotans tod^spferd, ist weiss noch bei Abr. a. s. 
Clara. Bei den Ungarn war die sage, dass sie Panno- 
nien von den Vandalen in besitz genommen durch synib. 
Übersendung einer schölle erde, wassers und grases und 
diese hatten symbolisch geschickt ein weisses pferd. 
Chron. Turon. 2, 3; Wolf, ztschr. 2, 266. 

Weisse rosse waren noch in christlicher zeit äu prö- 
fangebrauch verboten, wie es in heidn. zeit bei den Ger- 
manen der fall war. Wir sehen dafaus, wie andauernd 
sich ein solcher brauch erhält, der einst schon dem 
Tacit. bekannt geworden war. Rochholz, Sagen U, XLIl, 



400 

Das weisse ross spielt überhaupt in der ganzen 
literatur eine rolle. In sagen heisst es: wer nicht ist 
wie der himmel, den holt der teufel aufm Schimmel; 
Kuhn, sagen aus Westph. 57, 58. Pilatus spricht: so 
reit ich auf einem schimmel hinein (in den himmel). 
Simrock, kinderb. 450. Nach dem Volksglauben . erscheint 
der. h. Georg, der schutepatron der kriegsleute, stets auf 
einem weissen rosse. Vernaleken, in Pfeiffers Germ. 
IX, 472. In sagen erschienen verstorbene, wenn sie von 
den überlebenden heftig beweint werden, und entführen 
ihre ruhßstörer auf weissen rossen. Vernaleken, österr. 
mythen 76. 

In der po^ste: manich appelgra march; Roth. 860; 
apfelgra so schein das ross schwanritt 864; mein gra- 
wes ross; Uhland, volksl. I, 209, 226, 383, mein grauw 
pert I, 249; mein apfelgraw ross I, 259, 387; mein 
valben blasse. I, 317. Alpfelbraun ross, Mittler volksl. 
80; apfelgraue, 128, mein graues ross 145, appelgroe 
282. , In prosa: apfelgrahe hengst; Grimm, weisth. 2, 730; 
wb. apfelgra. An witgen hengst saal föl streilang ha. 
Haupt, 8, 352. Ein weisser hengst — ein silberfarbenes 
ross; Stier, ungar. märchen 50, 57. Ein rabe mit 4 
weissen hengsten; Grimm, märchen I, 48; ein wagen 
mit 4 schimmeln bespannt I, 98; er ging mit seinen 
schimmeln I, 224; ein schimmel und ein weisses pferd, 
das man laufen lässt, zeigt eine stelle an, wo eine kirche 
erbaut werden soll; Müllenhofif, sagen aus Schlesw. 112; 
vrgl. 567. Im deutschen recht werden weisse pferde 
beim einreiten der herrschaft (oder ihres boten) ins 
land erwähnt, nach einem weisth. v. j. 1560; Grimm, r. 
a. 257 (in Franken) ; in der grafschaft Ziegenhain heisst 
es : wenn ein mann am gericht klagen will, soll er kom- 
men mit eime wizen zelderperde, daz ane flecken si; 
Ebend. 361. Könige zogen auf weissen rossen ein und 
belehnten auf weissen rossen sitzend; Grimm, m. 378. 
Pie nürnberger weinausrufer mussten am St. Urbans- 



k-i 



401 

ge auf schimmeln den umritt halten. Rochholz, sagen 
XLIL Die grafen von Jülich mussten bei einem jagd- 
ig sitzen auf einem einäugigen weissen pferde. Grimm, 
eisth. 2, 772; der obereigenthümer eines waldes an der 
ifel musste bei Streitigkeiten auf einem weissen ross 
rscheinen. Ebend. II, 580. In gebräuchm^ Auf schimmeln 
eschehen die wettritte, die das landvolk zu ostern beim 
ierlesen veranstaltet und zu pfingsten beim mairitt; 
Las besagt der kinderreim: pfingstschimmel, pfingst- 
ünimel. Die kirchenheiligen Georg, Michael und Martin 
jverden auf eirem Schimmel reitend dargestellt; Rochholz, 
^agen II, XLIL Ein Schimmelreiter ist das Wahrzeichen 
des strassburger münsters. 

Warum wird auf die weisse färbe bei den rossen 

solch gewicht gelegt? Menzel im Odhin gibt die er- 

ktärung: die weissen rosse sind personificationen des 

sommers ; so wie bei den Griechen die schwarzen des 

winters. Rochholz, sagen II, XLIL Nach Mannhardt, 

germ. m. 624, lässt die weisse färbe vermuthen, dass 

sie dem sonnengotte geweiht waren. Hierzu passt die 

stelle aus Justin 1, 10: nam et solem Persae unum deum 

esse credunt et equos eidem deo sacratos ferunt. Auch 

bei rügischen Slaven hatte, nach Saxo, die gottheit pe- 

culiarem albi coloris equum. Grimm, m., ed. 3, 627. 

Nicht ganz mit unrecht sagt Dithmar, die Germanen 

hätten den cult der weissen rosse von den Völkern des 

Orients gelernt. 

mortali opere corUacti; opus gewöhnlich in abstracter 
bedeutung von der willenlosen mechan. thätigkeit der 
thiere; Döderl., syn. I, 13; nuUo hominum opere; Gün- 
ther; Hess. Contacti, notio contaminandi inest.. Kiessl. 
Nur zum dienst der götter bestimmt, duldeten sie keinen 
ird. reiter. Simr. m., ed. 2, 513. Aehnlich durften in den 
meisten fällen die opferthiere bei den Griechen nicht zu 
dienste der menschen gebraucht werden; a^^S oderaS- 
pr»] (ßouö, ?jv ouTCo uTcb Suybv iQYayev avYjp. II, 10, 293. Herrn., 



■^ 



402 

gr. alterth, III, ed. 2, 148. Mosler liest falsch (ur con- 
tacti — - contracti, 

pre-ssös sacro eurru. Dichter, ausdruek für junctos 
sacro cuiTui. I'ressi jugo gemuere juvenci; Ov. met. 
1, l'i4; pressi temone equi 14, HI9, pressi bo^es; Ov. am. 

1, 2. 14. cf. Heyne ad Tib. 4, iü, 3. Gronov. vermuthet 
anstatt pressos prensoe; aber schon Markland verthei- 
digt die herk. lesart, Stat, silv. p. 15, und Brotier sagt zu 
Gronovs vergeschl. prensos — male! Walther, Sac, cur- 
rus; cf. cp. 40 vehiculnm Nerthus. 

Ttx vel piince]is civiiatis. Thudichum 39: es ist kei- 
neswegs nöthig zu übersetzen: der oberste des Staates, 
sondern es kann heissen: oder ein oberster des Staates, 
so wie auch ann. 2, 7, Arpus, princeps Chattorum uti.) 

2, 88 Gandestrius, princeps Chattorum sich übersetzen 
lässt ein oberster der Chatten, vrgl. Becker: einer der 
gräfen, oder Hehler der gaue. Jessen in der zlBchr. I. 
gymsialw. macht mit recht auf sprachliche Schwierigkeit 
g-egen diese auffassung aufmerksam; und Dahn, die kö- 
nige der Germ. 67 f, sagt: in cap. 10 bezeichnet prin- 
ceps mit seltener bfsiimmtheit den repubükan. vorstiml 
des Staates, nicht einen blossen adeligen oder gefoigs- 
führer: „der priester mit dL'm könip; in monarchi Beben, 
mit dem grafen in republikan, Staaten". Ebenso SybeV 
königthm. 55. Tacit. spricht hier bestimmt von einem 
fürsten des Staates, der Völkerschaft, dass doch darunter 
niclits anderes als das baupt einer solchen verstanden 
werden kann; er stellt ihn dem könige zur seite , der 
bei andern stammen als herrscher eben einer gaDzen 
Völkerschaft erscheint. Waitz I, 244. 245. Das polit. haupi 
der volksyemeinde — sei dies ein könig, oder ein häupt- 
ling. Münscher Sie erscheinen hier als die Vertreter 
des Volks oder Staates, als die, welche ein besonderes 
Interesse an dem haben, was der rathschluss der gÖtter 
verhängt bat. Waitz, 257 C. Vel, i. e, vel ubi rex non 
esL Kritz. 



cotnitanlwr. Katürlich werden die rosse nicht darum 
den heiligen wagen gespannt anii in einer pompa. 
.fgeführt , damit sie schnaubten und wieherten ; aber 
2nn sie es thaten, wurde es wohl beachtet. Schweizer24. 
kfnnitusque ac fremilua. Hinaire onomatop. vom pferde, 
ie batatus vom schaf, hirrire vom hund. Höfer, ztschr. 
157; philo). 3, 385. Döderl., syn. I, 156, Oberdeutsch: 
eissen, baier. hechezen, schles. hijern. Prommann, dial. 
, 34. 35. Es müsste eigentlich stehen quorumque hin- 
itus ; eine art zeugma; Haupt; oder et quorum hiani- 
us — obs. Bach. In der betr. stelle der tranal, S. Alex. 
lei Pertz 11, 674 f. wird diese mittbeilung des Tac. von 
>uhlice aluntur — comitatur weggelassen; beweis, dass 
iiea damals längst abgekommen. Liv, 2, 64 fremitus 
hinnitusque equorum. Bei Erm. Nig. in honor Hlud. Caes. 
V. 451 infelix nimium protinua binnit equus, quo clamore 
movent custodes agmina castris vocis ad himiitum. Pertz 
II, 475. In der legende des h. Servat, aus der mitte des 
13. jahrh. heisst es, Haupt 5, 191, surrexit propere, habet 
obviam quandam et tenebrosam silvam daemonibus ut 
dieunt gentilium olim dicatam, quam ingressus quasi 
fremitum equorum, rugitum leonum, aliarumque vocea 
diversas bestiarum sensit, in quorum medio „succurrite" 
audivit. Dempster, antiq. rom. 3, 9; equos hinnitu et 
acriore et ferooiore fremitu victoriam ominari etiam nunc 
mihtibus persuasum est. Grimm, m., 645. Kriegern galt 
das wiehern, ahd. hueidn, mhd. weien, als ein Vorzeichen 
des Sieges, und wenn sich die rosse ihrer muthigen 
stimme enthielten, der niederlage. Gnmm, m. ed. 3, 624- 
Es mögen in Deutschland mehreren gottheiten rosse ge- 
heiligt und Weissagungen damit gepflogen sein, nament- 
lich dem Frouwo, dem Wotan. Grimm, m. 382. Dass das 
pferd ehemals in grossen ehren gestanden, geht auch 
daraus hervor, dass beiden sich nach ihm benennen: 
Hengiat und Hors. Grimm, m. 376. Das pferd ist noch 
jetzt ein bestimmt weissagendes thier, wie schon im 



deutschen heidenthuiTi. Wuttke, derdeatsche abergl, 31. 
Ks heisat /,. li.: so man ein pferd hört wiehern und 
schreien, so soll man zuhören, Wolf, ztschr. 3, 313, auch 
nach der rockenphilosophie, da es glück hedeutet; Grinnm. 
m. LXXVI; 239. Noch gegenwärtig gehen mädchen in 
der Lausitz um d. 24. decbr. an die thüre des Pferde- 
stalles und horchen, ob ein ross wiehert; geschieht das, 
so vermählen sie sich im nächsten jähre. Mannhardt, 
germ. m. 624; Grimm, m. 645; ed. 3, 1067. Abergläu- 
bische horchen weihnachts 12 uhr auf Scheidewegen, an 
gren/.steinen ; vermeinen sie Schwertergeklirr und pfer- 
dewiehern zu hören, so wird im künftigen frühjahr krie^; 
entstehen. Grimm, m. 645. In einem volkstiede bei 
Mittler heisat es, 81*8: 

Da fieng des Jägers rösslein an 
zu schnarchen und zu schnauben; 
der Jäger dacht in seinem muth: 
das jagen, das wird werden gut. 
In märchen geschieht alles, was das schiramelchen 
gesagt hatte; Grimm, märchen 1, 225. Ein pferd weis- 
sagt. Stier, Ungar, märchen. 1857. 18. In Osnabrück 
ist es ein glückliches zeichen, wenn man einem reiler 
begegnet; Klemm, alterth. 305; in Schwaben soll man 
umkehren, wenn ein pferd auf dem antritt zu einer reise 
ohne näheren grund viel wiehert, „weinelt", es bedeutet 
nichts gutes. Birlinger, volksthüm). aus Schwaben 121. 
Bei den Esthen heisst es: geht das pferd mit gesenktem 
köpf einher, so verzweifelt man an der genesung eines 
kranken. Grimm, m. 35; CXXt. Mannhardt bemerkt 
dazu, g. m. 624. bei den Deutschen ist nichts derartiges 
bekannt. Bei den Slaven ist der glaube, es werde sich 
etwas ungewöhnliches begeben, wenn jemand ausreiteC 
und das ross scharrt; auch stolpern des rosses ist ein 
übeles anzeichen. Mannh., germ. m. 624. Rosse weis- 
sagen auch bei den Slaven; darüber ist zu vergleichen 
Uarus, zur slav. runenfrage. 1856, Ditmar. Script, rer. 



405 

■ 3v, J, 382; H. Bangert ad Helmod. chron. Slav. XII. 

• t nach der ansieht der nordischen Völker hatten 

pferde. weissagende eigenschaften , wie viele bei- 

e in den isl. sagen und im aberglauben der schwe- 

. - be^weisen. Rühs 335. 

r T>ass rosse weissagen, kommt schon bei den Indem 
Cs heisst bei ihnen: wenn ein rind oder ross 
. x\xm in die luft schnopert, da opfere nian. Weber, 
/r omina p. 380. Im Pantschatantara, ed. Benfey, II, 
V , wird darauf angespielt, indem bemerkt wird, keiner 
•. ite auf frauenbitten etwas thun, sonst wiehere eins, das 
r ht pferd sei, und zur unzeit schere man das haupt. 
.ffallend berührt sich mit dem deutschen glauben an 
j Weissagung durch pferde der persische; Herod. 3, 84 
y i\> av ?jnüO(; iqXiov sTCavaxÄXovTOC TupwTOC f^'^i'^^rfOLi, Hor- 
1; vrgl. Xen. Cyrop. 8, 3, 6; anab. 4, 5, 35. Herod* I, 
. >9, 190; 2, 11. Im buche Hiob 39, 25 heisst es, das 
. ierd rieche den streit von ferne; Plin. berichtet, h. n., 
; luos pugnam praesagire. Es ist wol nicht zu bezwei- 
fln, dass ausser diesen pferdeorakeln auch noch andere 
aiere *) in ältester zeit anzeichen gaben, da dies bei ein- 



*) Begegnet ein här, so ist dies ein gutes zeichen. Chcmn. 

rockenpsllos. Grimm, LXXII, n. 1)28; auf Andreasabend achten die 

mägde, woher die hunde beUen : aus der gegend kommt ihr brau- 

gam; Grimm 964, CLII. Hält der heulende hund den köpf in die 

höhe, so bedeutet das feuer, oder genesung eines kranken ; gegen 

die erde, einen sterbefall. Grimm, 1019. CLV. Wuttke, deutscher 

abergl. 1860, 31. Hunde zeigen durch ihr geschrei todesfall an, 

Grimm 600, unglück LXXIV. n., 159; cf n. 433. Schon rabbi Ba- 

chai, ausl. des 5. b. Mos., theilt mit, dass die rabbinen gesagt 

hätten, wenn die hunde heulten, so kämen engel des todes. Wolf, 

ztschr. I, 408; 409. Ihre, de superst. 82 si felis, vulpes, lepus, 

cänis oceurrat, dies inauspicatus habetur. Grimm, m. 652. Sck/vei" 

nen zu. begegnen ist unheilvoll; Wuttke, abergl. 32; schafheerden^ 

bedeutet glück. Ebend. 32. 

Es gab einen guten und einen bösen angang, d. h. des beim 
anfange eines weges, eines unternehmen^ für eine yorbedeutun^ 



zeliien alten Völkern und aus der deutschen gegenwart 
nachgewiesen werden kann. 



gehaltenen entgegenkommens. Der anging iet gut, wenn du bei 
der eiche einen nolf hörst heulen. Simr. , Edda 154. Bertold, 
pred. 58; Müll er- Ben ecke, aneganc : so glauhoot etliche, dass eia 
wolf guöten anegdne habe. Vintlers binme der tng. 1411; Grimm 
LU, ■viele glauheo, es pring grossen frura, oh in des morgens ein 
wolf kum. Und schoo Job. sarisber. (f liS3) sagt lupo obvia con- 
gratulaberis und Petr. hiea. (t um 1200) cp, 65 ne te illorum errare 
involvas, — qui de jucundo gloriantur si eis lupus occursaverit. 
Alte weiberphiloe. bei Wolf, ztsehr. 3, 310; Maniih., götter 168, 
Panzer II, 259. Zingerle, tir. sitten 189; begegnet ein wolf, so 
ist dies ein glöckszeichen. Der wolf ist ein tapferes thier und 
fl&ssl also muth ein. Grimm, 654: Der glaube, dass der woU 
glück Tcricibend sei, erhält dadurch seine erklärung, sobald wir 
wissen , dass der wolf das heilige thier des Wodan war, also auf 
sieg deutete. Müller, rel. 20. Starkes wolfagebeul am frühen mor- 
gen bedeutet pest, oder hungersnoth. Grimm CXXIU. 

ShiT und hinch sind glückszcicben, AUc weiberphiloa. bei 
Wolf, ztsehr. 3, 310; Grimm, n. 128; LXXIl. 

Baaten bringen Unglück , wenn sie begegnen. Job. saristvr- 
(t llSl) leporis timebas occursum. Grimm <aVi. 653. Fetr. Um. 
(} um 1200) ep. tiä aomnia ne eures, nee te illorum errore involTss, 
qui occursum Icpnris timent. Bertold, pred. p. 58 so ist dem der 
hase über den weg geloufen. Im jähr 1411 heisst es: yiele glau- 
ben, ein has pring ungclucke. Grimm LH; dessgl. HarClieb UäS; 
Grimm LXI; Wolf, ztsehr. 1, 6. Älbertini, narrenscbatz 1617, US, 
abergläubische erschrecken, wenn ein haas über den weg ISnft; 
Grimm, fi54. Wenn ein baas begegnet, so ist das ein übeles zei- 
chen, Wolf, ztscbr. 3, 310. Dies gilt auch bei den Slaven. WuUke, 
abcrgl. 32. Der haasc bat auch bei den Griechen eine Vorbedeu- 
tung; Weleker, myth. 2, 138; Grimm, m. 1072—1086. Der baase 
ist ein feiges, furcblsames thier und daher Ist sein begegnen ent- 
mutbigend. Grimm <)ü4. 

Wenn ein /ac/ii begegnet, «o bedeutet das eine glückliche 
reise; In Litthauen. Grimm CXXV. 

Wenn kalzen ihr essen nicht fressen, so wird das körn Iheucr. 
Grimm LXXXIl; eine über den weg laufende katzc Tcrköndel 
Unglück; Wut'tkc 31. Ihre hohe gellunE in der wahraageret iiat 
offenbar darin ihren grund, dass sie das thier der Freya, der 



407 

tnajar fides, sc. quam quod ex hinnitu ac fremitu 
TiorutQ capitur. Bach. 



ctisten gottheit dar Deutschen war. Wuttke 3!. Schon bei den 
riechen als weissagend erwähnt. Welcker, myth. 2, 128. 

Hat eine matis am kleide , genagt , so bedeutet das unglück; 
rimm LXXV. 

Lässt sich ein Heimchen hören, so stirbt jemand. Grimm, GVII; 
3 tritt Unglück ein CLX, 1128; vrgl. n. 608; glück LXXIX. 

Eine spinne morgens auf dem rocke bedeutet glück; Grimm, 
j^XIII; Wolf, ztschr. 3, 311; Wuttke 35. 

Bienenschwärme atis hauö sich anhängend bedeuten feuersbrunst. 
jrrimm^ abergl. 160: Wuttke, d. abergl. 35. Da kam ein imb ge- 
logen — das dütet frombde gaste, d. h. feinde; 1386; Wackern. 
iescb. Grimm 661. Auch bei den Kömern hatte das erscheinen 
von bicncnschwärmen bedeutung. Plin. 11, 18; Dio Cass. 54, 53. 
In betreff des altets der bieneüzucht kann ich hier zu dem 
auf Seite 153, 154 beigebrachten folgendes beifügen. Die frühesten 
semit. und arischen Urkunden^ das buch Hieb, die Vedas, die 
ägypt. scolpturen und papyri wie die gesänge Homers bestätigen, 
dass die menschen schon frühe die bienenzucht für häusl. zwecke 
betrieben und die darstellung der bienen in ägyptischen hiero- 
glypheh, wo sie als Sinnbild des königthums vorkommen, zeigt 
klar, dass ihr haushält ihit einem monarchen an der spitze be- 
kannt war. Ferner ist ein bienenstockj der auf einem sehr alten 
grabe im ägypt. Theben abgebildet ist, ein beweis von der bie- 
nenzucht daselbst und legt zeugniss davon ab, wie früh sie, selbst 
historisch, ein besonderer zweig der menschlichen bctriebsamkeit 
geworden wai». Athenäum; cf. Ausland 1866, s 840. 

Das alter der 'bienenzucht bei den Deutschen hat schon in 
einer der frühesten altdeutschen Urkunden eine art dichterischer 
Verherrlichung gefunden. Aus einer heidelb. handschrift aus dem 
10. jahrh. hat Pfeiffer, 1866, eiuen bienensegen herausgegeben. 
Spuren des heidenthums sind jedoch darin nicht wahrzunehmen. 
DiesS kann nicht auffallen; d6nn obwol die bienen, und zumal der 
zur metbereitung dienende honig (das älteste deutsche, goth. wort 
für honig ist melith, n.) den germ. Tölkern von ältester zeit be- 
kannt waren, so ist doch eigentliche bienenzucht erst mit dem chri- 
stenthum aufgekommen und des honigs, mehr noch des wachses 
wegen insbesondere von der kirche mit grosser Sorgfalt betrieben. 
DftS Ausland, 1866, p. 882. 

Ausser dieseu arten von Torbedeatangen gab es noeh andere: 



i 



408 

sed haben einige codd., Rc (Meginh. hat sedetiam) ; 
in andern guten handschriften fehlt es; die meisten ausg-gc. 
haben es: Rhenan., Lips., Pichena, Conr., Ern.-Oberl., 
Pichon, Walch, Hess, Walther, Seeb., Haupt, KiessL, Dö- 
derl., Mosler, J. Bekker, Kritz, Passow, Ritter. Kiessling 
vertheidigt es, ebenso Kritz, Ruperti und Hess, obss. I, 
17 ; in, 13 quia haec ellipsis h. 1. durior Sit. Haase und 
Halm haben es mit gesperrter schrift. Gerlach schliesst 
es in klammern. Es fehlt in den ausgg. ed. Rom., Dübner, 
Bach, Massmann, Orelli. Wahrscheinlich ist es einge- 
schoben. Die energie des ausdrucks gewinnt durch aus- 
lassung und der gegen satz tritt schon an sich scharf 
genug hervor; Ramsh. 831, Bach. Gerlach 17, 107. vrgl. 
noch Passow p. 15; Dübner; WeinkauflFp. 46. Spitta 1. 1.: 
etiam quoque absorbetur, quanquam non saepe id inve- 
nias: Germ. 10: non solum apud plebem, apud proceres, 
apud sacerdotes. Nonnulli inseruerunt sed ante verba 
apud proceres, incertum an recte; quanquam fateor ap. 
Tac. me hoc uno loco hanc juncturam invenisse. Certe 
sie opus est mutatione facilius videtur addere etiam quam 
sed; sed quomodo excidere potuerit, aegre intelligitur. 
Neuerdings glaubt Halm, es sei das sed mit Thomas 
nach proceres einzusetzen. Sitzungsber. 30. Tross be- 
merkt : Ceterum Periz. speciosa sane conjectura ita hunc 
1. censuit emend.: nee ulli a — sed apud proceres: sa- 
cerdotes enim ministros — putant. 

apud; bei Tac. die anaphora häufig. Walther zu ann. 
I, 10; Bött. lex, prol. 60. 

proceres sind im gegensatz zu plebs die angesehenen 
und im gegensatz zu den sacerdotes die durch weltliche 
macht, amt oder adel mächtigen. Dahn, die könige 61. 62. 
Nach Thudichum, 77, kann es sich auch blos auf den 
vorhergehenden rex ac princeps beziehen, da z. b. auch 



Die Wahrsagerinnen der Sueren weissagten z. b. aus den wirbetn 
der flösse und dem geräuscb der wellen. Fiat., Caes. 19. Rfibs 336. 



L 



409 

,Titi. 1, 55, proceres mit den principes völlig in einem 
ixme genommen werden. Sybel, königth. 204> sagt ge- 
^en Aschbacli, welcher^den titel proceres als bezeich- 
n"ung eines erbadels fassen will, wäre fast hinreichend 
Isid. etym. 9, 1: proceres sunt principes civium vel ci- 
-vitatis, quasi procedes. Grimm's ansieht ist, wo es kö- 
nige und priester gab, muss auch eine sonderung der 
freien in 1. edle, 2. blos freie höchst wahrscheinlich wer- 
den. Tac. unterscheidet proceres und sacerdotes cp. 10; 
bei den Markomannen sind sie TcpoToi, bei den Quaden 
optimates; Grimm, r. a. 268. 

se enm mtnistros; sc. sacerdotes, welches vorhergeht. 
Münscher. 

illos conscios; diess lässt sich überhaupt auf die wei- 
senden thiere ausdehnen. Simrock. myth. 540; consc. : 
divinorum consiliorum; Dilthey, Hess, Günther; deorum: 
Em., Walther, Kiessl. Döderl. Dichter. Tib. 3, 415 con- 
scia fibra deorum. 

est et alia = etiam ; cp. 39 est et aiia luco reve* 
rentia; cp. 31; 44. Mützell I, 90. 

bellorum eventus explorant. Die eiforschung des kriegs- 
glucks beruht auf der Vorstellung, dass der sieg nicht 
von der kraft des menschen, sondern von dem willen 
der götter abhänge. Münscher. "^ 

eommittunt, ein eigenthümlich technischer ausdruck 
zur bezeichnung des zusammenstellens zweier kämpfer 
der gladiatoren zum Zweikampf, Dilthey; Kiessl., Gruber; 
= ad decertandum mittunt. Kapp. Suet. Aug. 45 quos 
(pugiles latinos) committere cum Graecis solebat. 

Tacitus erwähnt hier nun des Zweikampfs zwar 
nicht als eines orakels, wie Rogge, über das gerichtswe- 
sen der Germanen 1820, 205 und Waitz I, 415 akg. 1 
annehmen, sondern in der that nur rein als eines attspi- 
cium, wie Dahn, Studien zur gesch. der germ. gottes- 
urtheile 1857, 3 und diesem beistimmend Pfalz, die germ. 
gottesurtheile 1865, 19, richtig bemerkt hat. Ebenso 



\ 




» • • 



410 

kommt Zweikampf als ächicksalsfofschung für den ftus- 
g&ng der schlacht oder des krieges auch bei den Oftl- 
liernvor*). Lindenschmit, altetth. zu Sigmar. 84. Gleioh- 
wol möchte der Zweikampf doch schon in der ältesten 
zeit zu detl ordalien gerechnet werden dürfen, Phiüijjs, 
über die Ordalien bei den Germ. 1847. 8 ff., Pfalz 12, da 
schon Tacit. aägt, deum adesse bellantibus credunt, cp. 7, 
da der Zweikampf in späteren deutschen gesetzen als 
Judicium dei (1- Langob., Baj.), als pugna deonim (1, Baj.) 
und im friea. techt geradezu als ordäl genaiint und In 
Christi zeit als heidn.sitte bezeichnet wit-d. Pfalz 18. Auch 
wird im jähre 1095 ausdrücklich erwähnt, dass bei einem 
Zweikampfe der eine propitiante deo sieger geworden 
sei. Grirnin, r. a. 928. Dazu kommt, dass er ganz im 
krieger. chatakter der Deutschen wurzelt und auch bei 
anderen Tölkern als gottesurtheil angesehen ist. Denn 
können wir diese auffassung auch bei den Indern nicht 
nachweisen, wenn er daselbst erwähnt wird, Nalus, carm. 
sanöcr. ed. P. Bopp, 1819, 177 (singulari certamine sit 
placatio aut tua aut mea) oder in Somadeva, ed. Brocbb. 
37, so findet sich die idee des gottesurthells doch schon 
bei den Griechen, wo seiner erwähnt wird, hamentlich bei 
Menelaos II. 3, 98, der sagt: üTZKoripif ■tffjia'* 'iiva.xoi xai 
(toLpa T^TuxToi. — ZaÜ ava Bö^ ■riöotröni- Röstow und 
Köchljr, gesch. des gr. krlegswesens. 1858, 3. Philolog. 
II, 387 f. Auch II 7, 74; 3, 276 wird des Zweikam- 
pfs erwähnung getban, und Strabo 8, 3, p. 357 ed. CaSaUb. 
nennt ihn ÜSoc w ita^aioV töi» ' EXX-fivd)» j wahrscheinlich 
beliebt, um das blUt der gefährten zu sbhoheii. Schö- 
ihänn, antiquitates juris publicl Graecor. 1838, 368. Eben 



*) Für die ableitang des nortes kämpf bietet dal lat. campoB 
keinen aohalt als an campus Martina in Rom. Es wäre nber denk- 
bar, dMB die Deutscbcn trotz ihres wortreichthumfl für kämpf: 
hadu. wie, streit, ein rQin. nort aufgenommen bStteo; dach Ist 
dies niiricber; Grimm, wU. 



411 

galt der zwfelkäTiit>f älö gbtteisürtllöil bei den Ketten 
1 bei den Slaven. Pfalz 1. 1. 28,*) 

Um so mehr möchte ich glauben, dass der zwei- 
mpf aucli als ordal in der ältesten Zeit bei deti Ger- 
aneii bekannt geweöen sei, da anch andere götteiur- 
leile als bekannt bei ihnen angenommen werden dür- 
jn, wenn wir sie gleich erst später bei ihnen erwähnt 



*) Gesohichtliche nachrichten yort vorgekommeheii Zweikämpfen 
£ur entscheidung yon zweifelhaften fragen finden sich bei den ver- 
schiedensten Völkern: bei den Chinesen, Wuttke, gesteh, des hei- 
denth. II, 203 eincelnkämpfe entschieden den krieg ; bei den Grie^ 
chen entschied der kämpf zwischen Pittakos von Mitylene und dem 
svth. anführer Phrynon den besitz des sigeiscfaen Jandes; Schöm.; 
gr. alt. II, 8. Bei den Römern gehört hierhin der kämpf der Ho- 
ratier und Curiatier, Liv. I, 23. 24, zwischen einem Gallier und 
Tit. Manlius. Liv. 7, 10. Scipio Afric. lies« zwei spanische fürsten 
ihren thronsttcit durch ein turnier entscheiden. Liv. 28, 21. Här- 
tung, die rel. det* R. I, 52. Nach Piutarch, vita Mar. 25; wurdfe 
von d€^ Cithbem den Römern um länderbesitz ein kämpf ange- 
boten; Leo, Raumers bist, tadchenb. 1835, 418—420. Bei den 
Deutschen wird ein zweikämpf sfchon zur zeit des Varuö erwähnt ; 
Vellej. Pat. 3, 118; aus heidn. z^it nennt Greg. Tür. bist. Franc. 
2, 2 einen germ. Zweikampf und sonst komhit eid solcher auch oft 
aus späterer zeit vor. Phillips, die ord. bei dfen Deutschen, 1847, 
9. 28. 

Der gerichtliche Zweikampf, wbseiltlich von dem bei Tac. er- 
wähnten verschieden, ünger, dier ger. zweik. bei den gerrii. Völ- 
kern, in deü göttinger studiert 1847, il, 553 ff., trat bei den Dfcut- 
sbhen in mancherlei gestalt auf. JPfälz, 8. Häufig findet man ge- 
richtl Zweikämpfe auif der landesgreiize torgendmihen , weil der 
grenzrauta jedetn der streitet* Sicherheit gewährte. Grimih, kl. 
sehr. II, 5S. üebrigens findet der ger. zweik. sich hiebt ibl sal. 
r^cht,&üch nicht bei Gothen und Angelsachsen, Waitz I, 415, akg. 1. 
Im Norden ist er oft benutzt, auf halbgesetzl. wege eih uhgesetzl. 
ziel zu «rreicheti. Wcihhold, nord. leb. 297. Itt Island und Nor- 
wegen wurden die gerichtl. Zweikämpfe uni daß jähr 1011, 11 jahr'e 
nach dnführung des chriätenth.; abgeschafft; 'sie Wurdbn als heidn. 
Sitte betrachtet. Dahim. I, 156. 157. — Mayer, der Zweikampf ehe- 
dem nnd jetzt, Wieü 1860, bietet wenig histor. stöff; 



f ? 



finden, 80 die fenerprobe*), vasserprobe, und im all- 
g^emelnen .überhaupt feststeht, dass die gotteaurtheila 



*} Alle gotteanrtheile sind heidniacb und stammen ans dem 
höchsten allerthum, Grimm, r. a. 909. Bei den Indern heisaen sie 
diTJa, d. h. göttlicher ansspruch. Benfey bei Ersch u. Gr. 17, 230. 
Weit Terbreitet ist die feuerprabe; bei den Indem schon in der 
ved. Periode angewendet und zwar zeigt sieb als die filtere form 
die des schreitend durch feuer, erst in späterer zeit kam das tra- 
gen glühenden metalU anf. Scblagintweit, die gottesurtheile der 
Indier 18116, 7. 9 ff. Im gesetzbuch des Manu wird das feueran- 
greifen mit der hand, iu späterer zeit das tragen eines glühenden 
eiscDS erwähnt. Pfalz, d. gerro. ord. !!. Das wesentliche bestand 
darin, dass der angeklagte ein glühend stück eisen 7 schritt weit 
in den mit blättern umwickelten bänden tragen muss; Blender, 
die ind, gottesurtheile ; ztschr, der deutach-morgeal. gesellsch. IX, 
662; cf. Weber, ind. st. I, 566. Grimm erwihnt bei den Indern 
barAiss durchs fener gehen; r. a. 925; Bohlen, das alte Indien 

I, 38. Bei den Griechen hommt die fenerprobe bei SophocI. Antig. 
364 mit deh werten: (luSpou; atpELv x^fdCi xci\ Tcüp Si^pitEti, vor; 
Hermann, gr. alterth. III, §. 23, 10. Philol. II, 394; 4. 208. Pictet 

II, 458. Feuerprobe war auch hei den Kelten einheimisch, glü- 
hendes eisen tragen. Pfalz 23. Ist die feuerprobe bei den Dcnt- 
scben aus heidnischer zeit urkundlich nicht nachzuweisen, ao ist 
es doch höchst wabrscheinlieh , dass sie damals bereits bei ihnen 
existirte. Pfahl 21. Sebon im eapit. t. j. 803 heisst es ad navem 
Tomeres ignites Judicio dei examina'ndus ; oder novem continuos 
passua super ignitoi vomeres faciat nudatis pedibua; im jähre 876 
kommt Judicium ferri candentis vor; nach dem ripuar. gesetz 
musste der des diebstahls beschuldigte knecht die band ins feuer 
halten. Pfalz, 3. Unter Ludwig, dem söhne Ludwigs des Oent~ 
sehen, trugen 10 mann das glühende eisen mit entblöister hand. 
Phillips, die ordalien 4. Agobard, bisehof von Lyon (f 840), 
■cbreibt u. a. contra damnabilem opinionem putantium diflni judi- 
cü, veritatem vel Ignibus Tel aquis vet cvnftictu armorttm pateGeri 
Im Tristran heisst es, 1573t, nu nemct daz iien uf die bant, als 
ir uns habet vorbenannt, als belf in got zu dirre not. In der 
LQbeck'ichen cbronik t. j. 1399 glüend eisen tragen; Pfalz 5; 
Dethleff zn Neocorus, 4<t5, und als bl den olden Ditmarschen ock 
in mangel aoderer probatiou dat gottes recbt, wo se et gewöhnet, 
,.mit dregung des gloyeoden isern in ijebruke gewesen", ging 
mau up ein godosredit, dat glalnde baudlsern to dregende. 1479 



'n'V>a.T uTält und den indogermanisclien Völkern bekanni 
v-esen sind, Waitz, I, 416. 



; CS in Island ein goUeegericht, dass ein mann oder eine tra\' 
^Ibtaendea eisen trug, Dahlmann 11, 19B. ebenso bei den Danen, 
illips 11. Bei den Friesen wurde das eisen von dem taufatein 
s zu dem altare getragen. Pfalz, 5. 

Diesem urtbei) durchs eisen lässt sieb nicht desshaib da» 
ichstc altertlium abstreiten, weil die Germanen heineu überBiis!i 
1 eisen gehabt, Germ, fi; so liel der geheiligte rechts gebrauch 
rforderte, konnte immer vorhanden sein. Grimm, r. a. 913. 

Feuerprobe liommt auch bei Arabern und Japanesen vor. 
.^ictet II, 457. 

Watserprobe fand sich schon bei den alten Indem, Boblen. 
da.« alte Ind. II, 59; im gesetzbuch des Mann: die band ins Wal- 
ser taueben. Pfalz, 22. Sie soll noch jetzt in einigen gegendcn 
Indiens an heiligen quellen lorkommeu und wahrscheinlich autli 
bei den Aegyptern gewesen sein, Bohlen 11,59. Bei A^n Hebräern 
wird das gottesurtheil des eiferwassers erwähnt; 4 Mos. 5, 27. 
Auch den Griechen war die wasserprobe nicht fremd. Diod. II, SU; 
Strabo 8, 389; Macrob. 5, 19; Pbilol. II, 396. Bei den ÄngeJsachten 
hcisst es^ et »\ Judicium aquae frigidae sit, tum iumergatur uii:i 
ulna et dimidia in func. Aethclstan's ges. (GZä^SiU) bei Schmidt, 
aogels. gcs. 144. Unter Ludwig dem frommen kommt a. H59 Ju- 
dicium aquae ferventis vor; in der lei Sat 76, 1 manum suam in 
acneum mittere. Im J 1083: si' servus occiderit hominem ... si 
se inaoecntcm probarc voluerjt judicioque aquae frigidae sc ce- 
purget. Carl der gr. u. Ludw» der fr. verboten die wasacrprobt. 
Pfalz 26, Im Sachenip. aber kommt als strafe 7or, I, 39, in vneii 
wallepdcn ketel te gripcn. Noch im 16. u. 17. jahrh. kam sie bi- 
kanntlich bei ibexcn in anwcndung. Grimm, r. a. 925; Pfalz 31. 
Sie fand sich auch bei Kellen, Pfalz 23 und Slaven, Phillips i, atit r 
nicht in heidn. zeit. Pfalz, 33, In Island war es gotlesgericht, äas- 
ein mann oder eine frau die band in daen kessel mit siedendem 
Wasser steckte. Dahlmann II, iM. In frieiland ward der kessii 
au der kirchhofmauer aufgehängt und der priester stand auf der 
mauer und weihte ihn. Pfalz 7. 

Die feuer- und wasserproben sind demnach in bereich der 
iudogermanischen Völker Verwandtschaft seit den ältesten zeitcn 
hdmiach. Pfalz 24. Die vermnthung li^t nahe, dass die Germa- 
nen lelhil diese proben aus ihrer asiat. heimatb mitgebracht 




314 

praejudiciwn, vorentscheiiiung. Münsclier; Periz ; Kiessl.; 
Rupert!; Walch. Praejud. ist Torentscheidung, die gün- 
Btigen ausgang des kriegea als eigentliche entscheiduiij; 
hoffen Hess. Grimm, ra. p.928. Bach. Strombeck übers, irr- 
thümllch Vorbedeutung. Cod. vat. 4498 liest pro iudicio. 
Brotier. Caee. b. c. Pompeius enim nullo praelio puisus 
vestri facti praejudicio demotus Italia excessit. Suet. Jul. 
23; Cic. Verr. 3, 65. Auf Vorbedeutungen und vorzeicheu 
achteten auch die Inder. Pantschat. ed. Benfey 11, 127. 134. 



haben und darauf weist offenbar die gru(idauffassu.ng der feuer- 
und wiisscrprobe im gcsctzbuch des Manu bin. Pfalz 22. 

Auf der insel Madagasear wird feuer- und wauserprobe nnri 
ein trank von einer nuss als gottesurtheil io anwcDduug gebracht. 
Kv. missionsmagaz. Basel 1.SK5, S3. 

Scbliesslich Bei noch erwähnt, dasa bei den Friesen 3,1s gottcE- 
urtheil der geweihte bissen Torkominl, welcher der indischen 
probe mit reiss entspricht. Phillips, die ordalu 11); Pfalz 10. Bei 
den Angelsachsen besteht der probcbisseu in einem bissen ger- 
stenbrad oder käse; es kam darauf an. ob jemand deo binseD 
hinunterschlucken konnte oder nicht. Schmid, angels. ges. Aetholr. 
ges, 8, 22; seile 24Ü. Cnut. I, 5, §. 2; glossar 6M. Das dabei gc- 
spr. gebet hiess: fac eum domine in visccribus anj,'ustari, cjusque 
gutlur conclude, ut panem vcl caseum istum in tuo nomine saiicii- 
ficatum devnrare nOD posslt. 

In Westafrika müssen diejenigen eine giftige bolinc tct- 
eehluckcn. die im verdachte sind, Qincn angesehenen maan getödtct 
zu haben. Ev. missionsmag. Basel ISSS, 128. Nach einer sage 
soll Carl der gr. die entscheidung des Streites seiner söhne um 
die kröne an einen hahncukampf geknüpft haben, der dadurcti 
eine art gottusurthcil wurde. Solche hahncnkimpfe sind über 
alles german. gebiet verbreitet. Wolf, beitr. 



Zusätze. 

Cap. I, 

S. 5. Das nordische elf^ fluvius, stimmt zu AHis» 
Elbe; Förstemann, die deutschen oftsiiamen. 18^3, 3^. 
S. 10: smtts, landzunge. HhU, Tac. Qerm. Hplmia^ 1863. 
S. 11. heüum aperuü: cum Rittero intellexerim omnia ea 
bella, quae Dru&o, Tiberio, Germanico ducibus gesta 
sunt. Hult. S. 12. Raettcar Alpium: Alpis (pl. Alpes) kelt. 
alp = hochgebirg, Piefenb., Celt. I, 18, auf die weisse 
des hohen schneegebirges deutend, echeint es verwandt 
mit dem sabinischen alp^s, lat albus, weiss. Modico 
flexu: quaerendum sit fortasse, nonne spectaverit Taci- 
tus omnem eum Rheni cursum, qui est inde a Mogon- 
tiaco urbe. Ibi enim Rhenus, postquam laticir j^m factus 
est, in occidentem flectere incipit. Hult. Vers^f,s, particip. 
Huit. S. 14. Abnobß = wasserland, von abhaina, gen. 
aibhne, fluss und ibh. gegend. Aunoba ist dasselbe von 
ean, wasser und ibh. gegend, Arnoba dagegen bedeu- 
tet bergland, von aran, berg. OJjßrmüJler, deutgeh- feelt. 
wörterb. Lpz. 1866. 

Cap. II. 

S. 17. /jpsos: Ritter glaubt (Rh. m,u8. 1865, 195) Gex- 
manos sei als erklärende glosse zu ipsos von frei;aäer 
band hinzugefügt. S. 18. Prof. Be^fey erklärt sai-«»?/, 
söhn, gewiss richtig „ein zeuger, ein zeugungsfähiger, 
ein kind männlichen geschlechts, dagegen duh-i-tar, 
tochter, das mädchen, als eine „milch gebende", „ein 
kind zu nähren bestimmte", ein kind weiblichen ge- 
schlechts. Vorw. zu Fick's wb. der indpg. grundsprache. 
Gott. 1868. VII. S. 22. Mutare quaerebant: apud aureae 
aet. Bcriptt. non facile inveneris v. qua^ero hoc pipdo 



416 

usurpatum. Hult. Ailnersnn, feindlich. Hult. S. 29. yawa 
gilt, wie es scheint, als der erste mensch, der den weg 
des todes öffnete und nun der könig der seligen ist im 
himtnel; sein name bedeutet „zwillmg", und ein zwilling-s- 
paar, gezeugt von dem licht und dem wolkenhimmel, 
war der Ursprung des menschengeschlechts. Später wird 
er unter die grossen götter gerechnet. Er ist da offen- 
bar verwandt mit Agni. Wuttke, gesch. des "heidenth. 
II, 250; 307. Scr, jämi verschwistert, lat. geminus. Finck, | 
wb. s. 60. S. 32, Twsconem: Hult. S. 40. Indische Staaten 
haben keine wirklich engere Verbindung unter einander 
gehabt; sie waren nie ein ganzes, nie ein bundesstaat 
und nie ein Staatenbund. Wuttke II, 511. S. -41. Manno 
tres filios assignant: Dei Manu werden meist nur drei 
kästen genannt: priester, fürsten (krieger), volk (erwer- 
bende); aber die elemente sind embryonisch schon in 
den ältesten zeiten da. Wuttke II, 319; 320. S. 49. 
ÄUileralion ist deutlich beabsichtigt in einem altnordi- 
schen heilssegen aus dem S. Jahrhundert mit anrufunfr 
Thors in runenzeichen. Haupt, zeitschr. 1866, 194. S. 56. | 
Den kexameter Auguriis patriim et prisca formidine sa- 
cram, Germ. cp. 39, entlehnte Tacit. nicht, er schrieU 
ihn selbst. Grimm, m. I, 42. Boot, over de Germania 
von Tacit. in: verslagen en mededeel. der kon. akad. 
Amst. 1863, 79. S. 57. Aus dem namen der Germanen 
vom kelt. gaimr würde folgen, dass die Germanen ihre 
schlachten stets mit gewaltigem geschrei, schlachtrul^ 
tosenden gesängen begonnen haben, also wol dem von 
röm. autoren oft erwähntem baritus. Zacher bei Ersch I 
61, 271; vrgl. erkl. S. 89 ff. S. 61; vrgl. K. L. Rotli. 
über das alter den Germanetmamens in der literatur; 
Pfeiffers Germania I, 156. S. 65, Non gentis : Ritter will 
diese worte, als eine glosse, aus dem texte geschieden 
wissen (Rh, mus, 1. 1. 197). S. 66. Statt a victore will 
Ritter (1. 1.299) e victore, Hult will victore duTch R/Imtr 
erklären, S. 68. Anstatt ipn's will Ritter ipsi lesen, (1.1.208]. 



417 

Cap. HL 

& 71. anoi. *. Der dienst der Mnme hat in Indien 
niemals aufgehört; nocb gegenwärtig empfängt sie -wie 
im altertlmm bei dem anfganf« daa eomnopfer nod eine 
eigene secte, die der Saurae, veretirt einzig dieses Ge- 
stirn. Bohlen, d. alte lad. 1, 139. S. 74 Indra, nach Rotii 
abgeleitet von indb, idh, entzünden, leuchten lassen, 
bedeutet „der leuchtende", oder „der bimmelsbelle" ; nach 
Benfey von Inda „der regnende"; er ist der erste und 
bezbw. höchste gott In Big-Veda, der gott des hellen 
himmelsgewölbee, der götterfürst, der blitz esschleuderer. 
Er fährt mit goldfarbigen rossen; seine waffe ist der 
donnerfceil; er spaltet die wölken mit dem blitz, dass 
sie regen geben; er ist das mit dem dunkel kampfeu'lc 
licht Wottke, heidenth. II, 242. Indpas waffe, der don- 
nerkeil, hat die gestalt eines kreuzes — nämlich eines 
steinernen Streithammers, bei dem der stiel durch die 
öBhung des kopfes hindnr^ gesteckt ist Dass des 
nordischen dtMinergottea Hur waffe diesdbe gestalt hat, 
ist wol nicht blos zofälüge ähnHchkeit. Kahn in Hofers 
zeiUchr. U, 176. Wattke II. ttö. 

S. 86. BgriiH». HniL Udatu scheint nor bei Tac. 
Toczokommen. Holt S. 87. Quem bmrdäum vecmU; Ritter 
sacht ZQ beweisen, diese worte seien ein glossem (1. I. 
tOä). 8. 90. Den doaMr beßtau finden vir bei Griechen. 
Bdmeni and Asiaten ebenso wie bei den Gelten, Galliern 
and Gennaoea, deren farehtbares bardit den Bitmern 
gnoenhaft klang. Lir. 3^ 17. Tac bist 2, 22, 8. Har:e 
zm waffenk. 1867, 310. S. 92. Ijm aaUn, bei Oc würle 
ateben: ex ipso caato. Holt 8. 93. Statt vätmtit concen- 
tu liest mk Hoder HbU: wtoUn. S. d4. Grmitr mz CIc 
de orat. I. d9; 251 ab acutissüno sono osqne ad graii-t- 
simimi sonam-ToceiD rec^üant Ueftraun: haec v&x 
argent tet Holt S. 106. r«Mtfa>. Der Bcblnsiel 7mi 
läWDg Aa tngß aber bnnen^äber scheint last mcbr in 




418 

Indien, am rothen meer, in Palästina zu suchen. Köln. 
zeit, I8t>7, n. 239, Das goth. hiaiv grab (ursprüng-I- 
grabhügel) ist durch iautverachiebung das lat. clivus. 
Weigand, wt>. 

Cap. IV. 
S. 110. Alm aliarum; Ritter glaubt (1. 1. 210) non 
aliis aliar. gent. würde das richtige treffen. S. 115. Cae- 
rulei ochU. Die Schilderungen des Tac. passen ganz auf 
die niedersächsischen bauern : hier finden wir noch immer 
blaue äugen, röthlich blonde haare und grosse gestalter, 
welche der alte Römer in seiner Germania hervorhebt. 
Guthe, die lande Braunschweig und Hannover; verg-l. 
Europa 1867, s. 360. S. 120 Magna corpora. Das alter- 
thum gab den heroen überhaupt grössere lange; Hero- 
dot. dicit, 9, 83, post pugnam Plataeensem reperta esse 
ossa icsvTaTTfjxeo? ivSpöi; i. e. viri 7'/i pedd, Rhen. magni. 
Similia de Sig^urdo, Sigfrido, aliis. Baehr ad Herod. I, 68. 

Cap. V. 

S. 129. Weigand, s. v. hier, leitet das wort hier vom 
lat. bibere; Pinck, wb. 117. glaubt, das wort gehöre wol 
zu 9cr. pä, trinken; zivu, m-co;, potum. Die Indogermanen 
haben schon in der ältesten zeit feldfrucht als lebeus- 
mittel gebraucht, indem sich ein getraülmamm , eanscr. 
jawa. yerste, litth, jawai, gr, ?£(X in Ost und West findet, 
Lottner bei Kuhn 7, 20. Unsere vorfahren fütterten 
demnach die rosse zuerst mit gerste, später mit hafer. 
Weigand, harn. — Die cuUur des waizens ist von der 
gegend ausgegangen, welche zwischen den bergeu von 
Oentralasien und der Mittelmeerregion liegt. In dieser 
gegend ist derselbe sowol in alter als neuer zeit in 
dem zustande gefunden. Ausland 1867. n. 50. S. 131 
Hafer war den alten Aegyptern, Juden und Indern un- 
bekannt; das lat. avena scheint aus hafer entstanden; 
liafer wSch,'!t wild in Oestreich. Ausland 1867,52. 8.131 
Das Vaterland des roggetts ist wahrscheinlich am schwär 



419 

zen meer. Aus!, s. 52. Die slav. vöIker brachten im 6. 
jabrh. p. Chr. den roggen und seinen anbau nach Deutsch- 
land und von den Franken lernten die im nördl. Deutsch- 
land lebenden Sachsen im 8. jabrh. den waizen und 
dessen anbau kennen. Damals war also der boden 
schon so entwässert und die Wälder so g;elichtet, dass 
-Wintersaaten ausdauern konnten. Von nun an wurde 
roggen und waizen gebaut. Kirchmann, gesch. der ar- 
beit und cultur. 1858, 11. Die alten Deutschen kannten 
kein brod, sondern nur haferbrei ; das brodbacken schei- 
nen sie erst von den Römern kennen gelernt zu haben. 
L. 1. 20. Korn, afad. das chorn, goth. kaum, getratde. 
stimmt nach Weigand mit dem lat. granum, fruchtArerti, 
fcenifrucht. Korn von scr. jar zerreiben? lat. granum st. 
gamum. Finck, wb. 8. 57. Frucht vom thema frug, ge- 
messen; fruges, fructna; goth. bruk-jan genlessen; ib. 132, 
S. 134. Baum soll auch nach Weigand ursprüngl, bau- 
holz bedeuten; nach Finck, wb. 130, gewächs, von bhu, 
werden, sein. Das wort obst ist vielleicht iibereinstim- 
mend mit dem griech. öicöpa = frühherbst. Weigand. 
obst Jmpfm, ahd. impbön, ags. impian., ist aus dem 
griech. ^-9tfTsueiv entlehnt; 1. sal. inpotus, pfropfreis 
Weigand, impfen. Äpfel, welsch afal, lett abhols, soll 
nach Weigand eine warzel mit obst haben. S. 135. Kir- 
sche, ahd. kirsa (zuerst im 10. jahrh.) aus dem roittellat, 
cerasea, gr. xepoLsCa ^= kirschbaum, d. h, wol bäum mit 
homartigem iruchtkerne {ydgai), mit Steinfrucht, welche 
besonders in Cerasns wuchs, den Römern schon seit 
Luculi bekannt. Weigand. Kirschen scheinen nach Grie- 
chenland erst aus östlichen und südlichen gegend«i) 
eingeführt Hermann, gr. alt. III, 13. S. 135. Bei der 
zahlreichen bevölkerung Indiene war der ackerbau sehr 
ausgedehnt, aber in ziemlich rohem zutande; tnehzvcht 
unzweifelhaft in der ältesten zeit die hauptbeschäftigung. 
Wuttke, d. heidenth. II, 436. S. 138. armentum, groBs- 
vieh; rind, pferd; airman = gross. Finck, wb. 14. An 
2T" 



^ 



420 

die zend. form^ axpm, ffetd, Schliesst sieh das afglutK 
ä?pa. das per&., kurd. und ftrm&n. asp; das UM. aszva, 
welche» entsohisden zu dem arisctten akTa» gicliöirti zeigt 
deutlich, dass das arwort sich als aoLches auch: ita Aga 
slav. Stämmen, erhalten sit^ Tomi Indus l^ zur Wdeb- 
sel gerettet hat; auch b«i den Keitea waar da« wort. 
Epoiia, bsi den Galüertir die göttin der pferde, Eporedo- 
rix, name bei Caesar, städtenamen Eporedia, jetzt Ivxea. 
Das Ausland ISGO', s. 997. S. 142. Das wttft roat^ ahd. 
hroe, stimmt mit dem lat. curs-ue, und. ross wäce dem- 
nach lautlich uQd begrifflichi gleich dem franz'. coursier. 
Ebendas. — Pferd; die deutschen formen pferit, pheirit, 
pherfriet, parfrit, pareverit, parafrit, parafret lassen sich 
bis ins 9: jahrh. urltundlich verfolgen. An sie schHeast 
sich das mittellat. par^drus, im 5. jahrh. parafoedtis; 
daran das spä;tröm. paraveredus, d^ h. das cxtrapost^ 
pferd (vom griech. Tcapä = neben) das« nebsnpferd, zu 
dem sehon frühen bal Ausonias und flfarttal «rsehelndo- 
den einfachen postpferd, dem verSdus. Dieses aber ist, 
wie die reda, der vagen (verwandt mlb d«m lat- not« 
und deutschem rad) nach ausdnüeklichem zeagoiss der 
Körner ein altgallisches und nioht aus ceda and dem 
lat. veho zusammengesettztes wort. Aus der kaisi. röm. 
postsnstalt, wie sie in dem ersten jahrh. unaereB zeil- 
rechaung siabivom Eupbiet bis zur NordBceiauegebildely 
ging der officielle kunstausdiructr in- di< germsn. und 
romani mundvrten; di« ^sniwnen ' wandelteui den ktlt- 
rcimiseb-grieoh. klang in parafred, phariti pferd. Da»Aa»- 
latidlSS6,999. Saa/eA/mt ser.päla-ka, pferd; gi.lcMkof, la(, 
pullus; goth. fulK. Finok, wb. ft. 115. 8. Ikk. kvh. Da» 
kalb biöi Ulfitas kalbö ^=> junge kuh«. alhdi d>« halbi, 
ags. ceal£ Merkwürdig ist daä ser. balabba, elaGasten- 
kalb. Aufil. 1867,. 158: Der odue, nach Pmck, «b, 26;. 
von sor. uksGh, tsäufetn, spresgen, netzen; UtiL jau-ti-B, 
ochs«. Fittek, 14(>. Vbcca von: vik, hrwUen. 158i Die 
ffrne von vaj-s, bejfeo^tenf 164 S. \iS.. Eber, „dar 



\ 



4StV 

m 

ötÄike^ vfgl. Äg«. öfbr, kräWg. ^ittctt, l^b. s. ft S. i4ft 
Das ÄCÄa/l Ulfil. übersetzt, e^. Jdh. t äfjivo<! durcli vfthrtid, 
Widder, das griech. icp6|Qßrov. regelmässig durch lämb, 
ebenso opiQy, Luc. IQ, 3. Schaf ist ahd scä^ ag9.. seeap ; 
möglich, dass es mit gotb. skaban = scheren,, zusam- 
menhängt. Auch im scr. urna,. die wolle und ura,^ das 
schaf. Baa Ausland 1867, 160, Lit skapa-s^ hamxnel^ 
von skap verschndden, unser schöpf. Finck,. wb.lSOj 181. 
E$th Der name esel hat etwas my^erioses« Die arische 
grundform ist jedenfalls a«. Wie? wenn in diesem 
Worte schon unser langohr steckte? Die ohreple heisst 
lat. asio (gr. oto^, von ou^r ohr)- das ohr heisat gpth. 
auso; auch das lat. auris entstammt eineoai aUeit ausifl^ 
das in aus-cultare noch hörbar. An sich ist ea nich Utn- 
wahrscheinlich, dass. ein scharf beobachtendes natncvoUk 
das ganze thier nach jenem im strengsten sinne des 
Worts hervorragenden merkmal bezeichnet hättd Im 
hebr. ^san hÖi;en, os^n ohr, chald. udna. Das Ausland ^ 
1866, 924—927. S. 149. tit^t. Das scr. agya wohl ywk 
ag, treiben, fuhren. Fick, wb. dc^r indog, grundspr» 3; 
das scr.. chaga wohl von skag,, hinken, wegen, dis^ stei- 
fen ganges; 178. S. 153. Der \ahiy auch slav^ pjetel, 
der Sänger, von pj^ti, singen. Weigand. Das ei hiesa 
- kelt. ugh. Weigand. S.. ISSL Drme,, altd. treno^ schon im 
scr. druna, biene. Ausl: 1867,, 161. Wespe vom scr« 
vasp. weben; lat vespa, lit. vapsa, ahd< wafsa. Finck, 
wb. 161. S. 154. Der hirsch; zend. crva für ^araya hör- 
nern. Finck^ wb; s. 20. s. 155. Die 9tter, Ob von der w.. 
und (mil eingeschob. n)= feucht sein? Weigauid., — 
vrgl. Finck, wb. SSpo, s. 21. Die mikke ist dem anaehn 
na(^h verwandt mit dem scr. makschika, zend. makschi, 
lat. musca, russ. mucha, Ib^hih. maucha. Weigand. Die 
miefei^meiMe) ; das wott i^el^ht biis li«f i» A^h : ^ei^. mur, 
zend. moirina) gr. p/oppi^, welsch ttKir^, ir. meir^, gö^b. 
wahrsch. miur, engl; mire, dän.niyre. aJtn, mätü, Wei- 



422 

giuid, miere. S. 161. Gotd; scr. hätakft, aus hata = barta 
golden, m. gold. Fibck, vb. s. 66. 

Cap. VI. 

S. 178. Lat msis, scr. asis, leitet auf den uralten 
gebrauch metallener waffen. Mommsen, röm. g^eschichte 
2. aufl. I, 17. Bopp: vergl. -würz, as, werfen, ensie, 
achwert als 'geschwungen werdendes. III, 382. S. 181. 
lacerare, verletzen; lancea. Finck, wb. 151. S. 182. kasla: 
ob mit asta identisch? von as werfen; goth. gaisa, adhd. 
ger, goth, gazda, Stachel. Finck. wb. s. 67. S. 184. Noch 
jetzt gebe« die Griechen den namen nach dem des gross- 
vaters. Wachsmuth, das alte Griechenl. im neuen. Bonn. 
1864, 77. S, 191. Speer, sparus, sparnm, schon bei Varro, 
Sali-, Cic. als gallische w.affe bei Festus. Das wort muss 
den' Kfimern schon früh von ital. Kelten zugekommen 
sein. Es ist io brltt. sprachen unbekannt, dagegen in 
allen deutschen sprachen gebräuchlich ; ahd. sper, ags. sper, 
ahn. spiSr. Holtzmann, Kelten und Germ. 111—^191 akg. 
Die frame hauptsächlich zur Zertrümmerung des feindl. 
Schildes bestimmte wurf-, stoss- und hiebwaffe, den deut- 
schen Stämmen eigenthümlich , findet sich, nach Pütz, 
gesch. des mittelalters, 1862, 21, in acht german. hugelo 
oder keilgräbern vom Rhein bis zur Weichsel, von Böh- 
men und Schlesien bis zur Nord- und Ostseeküste in 
den Eibgegenden, Thüringen und der Lausitz. S. 194. 
Capitul. r ut nollus ad mallum vel ad placitum intra pa- 
triam arma i, e. sevtHm et lanceam portet. Kemble, ho- 
rae ferales. Lond. 1863, 206. S. 216. 'loröfiLaxoc. scr. 
a^vala name eines priesters, von akva, ross. "iTcitoXot 
grieqh. mannsname. Finck, wb. 245. 

Cap. vn. 

S. 253 : Herod. erzählt, 1, 195, dass jeder Babylonier 
einen stab, auf dessen spitze ein abzeicben, das bild 
eines apfels, eines adlers etc. getragen; es war eine 
heilige sitte. das lynUtot eines schützenden gottes oder 



423 

dämonen mit sich zu tragen. Böttiger, baumcultus. 8. 
239. S. 256 anm. *. Ecidemon, ein thier, das Feirefiz 
auf dem helme trug, Müljer, : nähd. wb. s. v. S. 268 akg. 
Bei den Römern war in alter zeit der pater familias 
auch der arzt des hauses, wie hoch Cato. Becker- Mar- 
quardt 5, 162. Das deutsche wort arzt ist wahrschein- 
lich von Archienes, einem berühmieri arzte bei Juv. 6, 
235 entlehnt; es verdrängte den ahd. ausdruck lähhi, 
goth. lekeis. Weigand, arzenei und arzt. S. 279; cf. 
Schell, de Tiresia Graecorum vate. Lips. 1851; Tiresias 
verstand sich namentlich auf alle geheimnjsse des vo- 
gelflugs. Preller, gr. myth. 11, 337. 

Cap! Et. 

S. 289. In der Alraunhöhle lebt ein Weibchen, Alraun 
geheissen. Panzer, baier. sagen I, 2. S. 306: verg!. R. 
Suchier, de victm. human, ap, Graecos, Han. 1848. S. 307. 
Ueber Menschenopfer bei den Römern yergl. Becker-Marq. 
IV, 202. 203. S. 340. Neque in ullam qris speciem adsmu- 
lare. Bei den Römern beginnt mit der periode der Tar- 
quinier die erste entwickelung hellenischer kunst; man 
fing in dieser zeit an, die götter nach griechischer Sitte . 
in menschlicher gestalt zu bilden, während mäh sie so 
lange unter der form von symbojen verehrt hatte. Tarq. 
Prise, soll die ältesten Statuen der götter haben machen 
lassen. Becker-Marq. IV, 43. August, de civ. dei 4, 31: 
Varro antiquos Romanos plus quam CLXX annos deos 
'. sine simulacro colulsse ait. Rüperti II, 461. 

Cap. X. 

S. 364. Birke, scr. bhurja, ditmars. bark, ahd. pircha. 
Finck, wb. 126. Pitu-däru, fichte, tcitu^, von pi? strotzen, 
schwellen; ib. 126; fagus, 91]y6^, ags. boc, goth. boka, 
ahd. puocha von bhag, zutheilen, bes. speise ; buche also 
ein bäum mit essbarer frucht. Finck, wb. 127. S. 405. 
Ca/mmittutU. Manche sehen hier die älteste spur von den 
duellen der Deutschen. Vergl. Tac. Germ. ed. Altenb. 
1786. 82. 



B t ri cht'i g« II ge n 



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8* 7 ^<,>2 ¥« 0. L.SpT) st. £pY). . 

^ ^0 M .,^ y- u. 1. Gei^m^i^ieii st i^^npan^. 

J^8 ^, 3 y. 0. l. avoiv .st, j^pofv. 

— ^ 4 V. u. 1. Pictet IJ, 622 st. Pictet. 

S3 ,, liß Y. 0. I. d a s s dt. das. 

36 „ 2 T. u. l. 3, ß37; st. 3, 637 

39 „ 5 V. ti. 1. derartige et. derartigen. 

77 ,, 4 y. 0. }, Qeismar st. geisqiar. 
113 „ 6 y. 0. 1. Ten elfterer st Teucbterer.' 
„133 „18 y. u. 1. Markon^nnen ^t. Morkomannen. 
„ 137 „ 18 y. u. 1. Jacobi st. Jaoofal. 
„ 143 „ f V. u.'l: reb. rust. st. reb. 
„146 „ 3 y. 0. l Tbeodorich st Theoderioh. 
,, |$2 ^ 21 y^ u. L sAatt, Hermann, st. statt. Hermao. 
„ 158 „ 6 y. u. 1. schliessen st scblicfiser. 
„ 174 „ 7 y. 0. 1. TCeCol st iceCo. 
„ 187 „ t y. 0. 1. moord- priem st moord prim. 
„198 „ 15 T. o. 1. 8. 1<6, es st «.16. Es. 
„,f(|6 „ I y^ Ow L alam. st alamni. 
„ ^i ^ 9 y. u. l S tälin ft Sitali^t. 
„264 „ 16 y. 0. L ululatus st ulutatus. 

iL 

„298 „ 9 y. u L Vimariae st Vimar, 
,y 324 „ '5 y. 6. I. akad. 1858 st akadi 
M 331 „ 4 y. II. 1. Dass St Das. 
rt a64 „ W y, tt. 1. 12; yon tt. 12. Von 
„ 282 „ 7 y» o. i omiaa st omoia. 

Andere kleine y^rseben wolle der gßn. leser selbst yerbessern. 



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A fine of ÜTO eents a day ia inourred 
b7 retaining it beyond the speoified 
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Fleaae raturo promptly.