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Die
fiesammtliteratur Niederlaflds,
oder
Leben und Wirken der holländischen
Schriftsteller
seit dem
dreizehnten Jahrhundert bis auf unsere Zeit.
Für Deutsche^ bearbeitet
von
Dr. Friedrich Otto.
Hildburgljausen, Amsterdam und Philadelphia.
Vorlag des bibliographischen Instituts.
1838.
w%.
VreemUling! dat stipje — ja, dat is ona Neörland!
Klein is 't, maar rijker nog daii heel Europa;
Rijker ia wijzen , in staatsliän en lielden,
Rijker ia dichters , die de ed'len bezingen.
Spandaw.
Vorrede,
Bei Bearbeitung dieses, die Gesammtliteratur der Niederlande umfas-
senden Werkes ward die Literärgescliichte von N. G. Van Kampen
zu Grunde gelegt. Dasselbe ist für Gelehrte aller Fächer, für Biblio-
theken und Freunde der Literatur bestimmt. Es enthält gegen drei-
zehnliundert niederländische Sclmftsteller mit ihren Biographien,
nebst Angabe der literarischen Verdienste inid Werke derselben, so
wie die Quellen, aus welchen diese Nachrichten geschöpft sind. Bei
jedem Artikel ist die Periode, in welche die Wirksamkeit des darin
behandelten Gelehrten fällt, mit römischer. Zahl bezeichnet, zu wel-
chem Behuf sich eine kurze Uebersicht der Hauptepochen der nieder-
ländischen Literatur angegeben findet. Hierauf folgen die Hauptregeln
der holländischen Aussprache in Beziehung auf die von dem Deut-
schen abweichende Aussprache der hoUäntlischen Eigennamen.
Für den Werth des hier zu Grmide liegenden Werkes bürgt der
Name des berühmten Verfassers, der bereits früher als Herausgeber
des Magazins für Literatur, Wissenschaften und Künste,
und der mit Prof, Tijdeman herausgegebenen Mnemosyne, so
wie als Verfasser einer Geschichte der französischen Herr-
schaft und der Niederlande rühmlichst bekannt, sich dm-ch seine
. 1
Geschichte der niederländischen Literatur, welche das
neueste und vollständigste über diesen Gegenstand erschienene Werk
ist, ein bleibendes Verdienst, nicht allem um sein Vaterland, sondern
auch uin die gebildete Welt überhaupt erworben hat.
Wegen des grossen Interesses, welches die gelehrten
Niederlande stets dem Auslande einflössten, das den For-
schungen derselben in allen Zweigen des menschlichen
Wissens so unendlich viel verdankt, darf der Bearbeiter des
vorliegenden, zur Bequemlicldieit des Nachscldagens alphabetisch ge-
ordneten Werkes, welchem derselbe diejenige Brauchbarkeit zu geben
bemüht war , die seinem Lehrbuche der russischen Literatur eine gün-
stige Aufnalmie erwarb, sich schmeicheln, durch Herausgabe dessel-
ben eine von den deutschen Geleluten längst gefühlte Lücke aus-
zufüllen.
Otto.
IJebersielit
der
Hauptepoclieii der niederländisclieii Literatur.
I.
Von dem Anfang der niederländischen Literatur bis zur burgimdischen
Herrschaft; v. 1250—1433.
IL
Anfang der Gelehrsamkeit und Ausartung der Sprache, oder von der
Erfindung der Buchdruckerkunst bis zur Errichtung der Universität zu Leyden;
V. 1433 — 1575.
III.
Blüthe der schönen Wissenschaften und Künste, oder von der Errichtimg
der leydener Universität bi^ zum Frieden von Münster im J. 1648.
IV.
Fortschritt der Naturwissenschaften und zunehmende Sucht des Aus-
ländischen.
Hoher Flug der Sprachgelehrsemakeit und Arzneikunde und Verfall der
niederländischen Dichtkunst; v. 1713 — 1780.
VI.
Wiederaufleben der niederländischen Dichtkunst; Verbesserungen in der
Theologie und Kanzelberedsamkeit; v. 1780 — 1820.
Hanptregeln
der
holländischen Aussprache.
c lautet vor e, i, y fast wie ts.
q — — u wie kw.
A- — wie SS.
t ■ — in lateinischen Wörtern wie ts.
M — wie ü.
ij (früher y) lautet fast wie ei.
y lautet wie i, ist aber wie q und x kein acht holländischer Buchstabe.
z — — s.
Verdoppelte Vocale.
aa lauten wie ein gedehntes a.
ee — — — — e.
uu — — — — ü.
Diphthonge.
au lauten
wie au.
ei —
— ei.
eu —
— ö.
ie —
— langes i.
oe —
— — u.
ou —
fast wie das deutsche au.
ui —
wie eu.
aai —
— äi.
aau —
— äü.
eett —
— eü.
uoi —
— öi.
Triphthonge.
ieu lauten fast wie iü.
oei — wie üi.
Abkürzungen.
's steht anstatt des, z.B. In 's Gravenhage, im Haag.
* — het, z. B. 't Hertogenbosch, Herzogenbusch.
'■ — te, z. B. f Amsterdam, zu Amsterdam.
A.
j%.a (VI.) *) — ... Van Der — schrieb
Geschichten: „des Krieges v. J. 1793",
„Wilhelm's V." und „der Statthalter".
Abrahams^ (IV.) — Galenus —
geb. 1622 zu Zierikzee in Zeeland, gest.
1706, war Arzt, zuerst 1645 zu Leyden,
seit 1646 zu Amsterdam, und einer der
berühmtesten der sog. Liebesprediger un-
ter den Mennoniten **). 1648 daselbst als
Prediger dieser Gemeinde förmlich ange-
stellt, machte er mit s. Landsmanne, dem
namentlich des Hebräischen kundigen Adam
Boreel, Bekanntschaft, von welchem er
den damals sehr verhassten Socinianismus
angenommen zu haben scheint. Dieser Um-
stand veranlasste einen Theil s. Gemeinde,
sich von ihm abzusondern und eine eigene
Kirche in einem die Sonne genannten
Gebäude zu errichten , während die ihm
Treugebliebenen sich in dem Lamme u.
im Thurme versammelten. Dies war
auch die einzige Spaltung, welche in die-
ser Gemeinde wegen der Lehre entstand,
wogegen hinsichtlich der Kirchen zu cht
unendlich viele kleine Unterabtheilungen
u. Gemeinden in der damals sehr zahlrei-
chen mennonitischen Kirchengeselischaft
existirten; so zählte diese zu Haarlem allein
14,000 Seelen, mehr als zwei Dritttheile der
gegenwärtigen Bevölkerung, und in Fries-
land gehörten wohl ein Dritttheil der Ein-
*) Die hinter den Nameu stehenden röm.
Zahlen zeigen den Zeitraum an, in vrelchem
der Schriftsteller lebte. (S. die vorangeschickte
„Uebersicht d. Hauptepochen d. niederl. Li-
teratur".)
'♦) Liebesprediger heissen Diejenigen,
welche, ohne akademische Studien der Theo-
logie, die Bibel aus eigenem Antriebe eitrig
studirten und dadurch der Gemeinde mit Un-
terricht u. Erbauung vorangehen konnten.
wohner zu derselben. Uebrigens war Ab ra-
hamsz von untadelhaften u. liebenswür-
digen Sitten und , luigeachtet s. geringen
Vermögens , sehr wohlthätig. Seine Schrif-
ten bestehen, ausser der „Vertheidigung
s. Kirchengesellschaft" (Amst. 1699), in
einer ,, christlichen Sittenlehre", welche da-
mals bei den Streitigkeiten über Lehrsätze
wohl zu wenig Beachtung fand; in einer
„Abhandl. über den vernunftgemässen Got-
tesdienst" ; in „vierzehn Reden über das
Gleichniss von dem verlorenen Sohne" (wo-
von die drei letzten nach s. Tode erschie-
nen) , und in noch einigen kleinen theolo-
gischen Aufsätzen. Das Studium der heil.
Schrift war nicht allein s. Hauptbeschäf-
tigung, sondern auch s. liebste Erholung.
Dieses Zeugniss gibt ihm der streng re-
formirte, aber unparteiische u. gemässigte
De La Rue. (S. dessen „Gelehrt. Zee-
land", p. 168, 169.)
Abresch (V.) — ... — geb. 1699
zu Hessen -Homburg, gest. 1782, war
Rector, zuerst zu Middelburg, dann zu
Zwolle, und Herausgeber „kritischer An-
merkungen" zu Aeschylus (1743, 1763,
3 B.), zu Thucydides (1753, 1755),
zu Aristänetus (1744), und zum N.
Testament. Ausserdem schrieb er noch
,,über des Heilands Versuchung in der Wü-
ste" (1765) u. über „Obadia" (1757).
Ackersdijk (VT.) — W. E. — Her-
ausgeber der „Beschreibung des Dorfes
Loemel u. dessen Umgebung, nebst Nach-
richt über den zur Vereinigung des Rheins,
der Maas u. der Scheide unternommenen
Nordkanal" (Nimwegen 1808), worin auch
die Geschichte des durch die Infantin Isa-
bella Clara Eugenia zur Ableitung
des holländischen Handels nach Brabant
angelegten Eugenien - Kanals von
1626 vorkommt. Dieses Werkchen ward
durch die Trennung jenes zum Gebiete
3 Adelbold
von Herzogenbusch gehörenden Dorfes u.
durch die Aufmerksamkeit, welche die An-
legung des genannten Kanals erregte, ver-
anlasst.
Adelbold (I.) — ... — Bischof von
. Utrecht, verfasste im XI. Jahrh. eine „Le-
bensbeschreibung Kaiser Heinrich's II.*' u.
andere prosaische Werke in lat, Sprache.
(S. Burmann, Traj. Erud. , p. 1, 2.)
Adenez (I.) — ... — mit dem Bei-
namen Le Roi (wahrscheinlich weil er
Wappenkönig war). Herzog Heinrich III.
von ßrabant liess ihn in Musik u. Dicht-
kunst unterrichten. Er brachte mehrere
Ritterromane in französische Verse, womit
er sogar s. Roman ,,Cleomades" beginnt,
der Robert, Grafen v, Artois , gewidmet
ist, und auf welchen Fauchet wegen
schöner Gleichnisse vielen Werth legt. Es
ist zweifelhaft, ob Adenez blos Copist
Desjenigen war, was Heinrich's Toch-
ter, die sich 1272 mit Philipp, König
V. Frankreich, vermählte, und ihre Freun-
din Bianca ihm dictirten, oder ob er
selbst Verfasser dieses Gedichts ist.
Aegfidius (II.) — Petrus — v. Delft,
einer der Freunde des Erasmus, dich-
tete lateinisch. Er betrauerte in Versen
den Tod Kaiser Maximilian's I. u. er-
klärte das Remedium Amoris von Ovid.
Nicht zu verwechseln mit ihm ist:
Aeg^idius (II.) — Petrus — v. Ant-
werpen, der v. i486 — 15S3 lebte u. eben-
falls lat. Dichter war, sich aber nicht über
die Mittelmässigkeit erhob.
Aeneae (VI.) — ... — berühmter
Mathematiker, verf. ein vortreffliches ,, Re-
chenbuch für die niederländische Jugend",
welches von der Gesellschaft : „Zum all-
gemeinen Besten" herausgegeben wurde,
u. begleitete Van S winden nach Paris
zur Regulirung der neuen Maasse u. Ge-
wichte.
A^ricola (H.) — Rudolf — geb. 1445
zu Baflo in den Ommelanden, bildete sich
zu Groningen u. Löwen, ward daselbst
mit 21 Jahren Magister der freien Künste,
besuchte hierauf Frankreich u. Italien, wo
damals durch die vielen aus Konstantino-
pel geflüchteten Griechen, in Folge der
Einnahme dieser Stadt durch die Türken,
die schönen Wissenschaften mit Macht wie-
der aufzuleben begannen. Namentlich ver-
weilte er zu Ferrara unter dem Schutze
des Hauses von Este, welcher Hof im
folgenden Jahrhundert auch dem Ariosto
und Tasso zur Freistätte diente. Bei
Agricola 4
Theodorus Gaza, einem jener Flücht-
linge , lernte er griechisch ;- das Lateini-
sche lehrte er selbst (in Italien!), u. fes-
selte durch seine Beredsamkeit u. philoso-
phischen Kenntmsse die Aufmerksamkeit
aller italienischen Gelehrten. Zwei Deut-
sche, Dirk V. Pleiningen, Staatsdie-
ner des pfälzischen Kurfürsten, u. Jo-
hann V. Dalberg^ Bischof von Worms,
wurden hier s. Freunde u. hatten vielen
Einfluss auf s. späteres Leben; denn als
er nach s. Rückkehr einige Jahre zu Gro-
ningen den lehrreichen Umgang s. altern
Freundes, Ganzevoort, genossen hatte,
u. ihm damals die Leitung der lat. Schule
zu Antwerpen angetragen wurde , gab er
gleichwohl einem fast gleichzeitigen Rufe
nach Heidelberg, zu s. Freunden, den Vor-
zug. Hier stellte er die griech. Literatiu"
für Deutschland her, und trug ungemein
viel zur Bildung des Geschmacks für die
Alten bei, die den Todesstoss der Mönchs-
gelehrsamkeit geben mussten; denn Agri-
cola u. s. berühmten Zeitgenossen lern-
ten die alten Sprachen nicht, wie so viele
spätere Gelehrte, nur wegen der Wörter,
sondern hauptsächlich wegen der Sachen.
Um die Sphäre s. Studien ganz auszufül-
len, lernte er nach dem Beispiele Gan-
zevoort's noch in s. spätem Jahren die
hebräische Sprache von einem Juden , u.
wandte sie zum bessern Verstehen der heil.
Urkunden an. Er hielt auch, nach dem
W^unsche s. Freunde, zur Abwechselung
Vorlesungen in Worms. Doch Deutsch-
land konnte sich nicht lange des Lichtes
erfreuen, das auf diese. Weise, von den
Niederlanden aus, sich demselben mittheilte.
Agricola starb in seinem 40sten Jahre,
nachdem er nur drei Jahre das Amt eines
Professors bekleidet hatte. Seine Leichen-
rede ward von J oh. Reue hl in gehalten;
der noch grössere Erasmus verkündete
s. Ruhm (in Adagio : Quid cani et balneo) ;
ein Italiener, Namens Hermolaus Bar-
bar us, sagte von ihm, dass Deutschland
in diesem einzigen Manne so viel Lobens-
würdiges vereinigte, als Latium u. Grie-
chenland zusammen ; ein anderer berühm-
ter Italiener, Paulus Jovius, schrieb
eine Lobrede auf ihn. Ungeachtet man-
cher Uebertreibungen S.Freunde istAgri-
c o 1 a jedoch als einer der ersten u. gröss-
ten Wiederhersteller der Wissenschaften
zu betrachten. Er war auch lat. Dichter.
(Vgl. s. Gedichte mit denen von Dirk
L a u r e n s von Nimwegen bei Peerlkamp,
5 Agylaeus
„Lebensbeschreib. niederl. lat. Dichter",
lieber s. Leben u. ein \ erzeichniss seiner
Werke: Foppens, Bibl. Belgic. T. II.
p. 1079, 1080. Saxe, Onomasti Liter.
T. II. p. 470, 471. ..Biographien nieder-
länd. Männer u. Frauen-' p. 40 — 51.)
AgylaeiiS (II.) — Hendrik — war
bemüht, die Kenntniss des kanonisclien u.
Civil -Rechts aus dem Alterthume zu schö-
pfen, übers, den Nomo- Canon des Pa-
triarchen Photius aus dem Griechischen
(Basil. 1561) und gab Justinian's und
Kaiser Leo's Novellen (Par. 1560 b. Ste-
phan u s) heraus. Er war aus Herzogen-
busch, musste jedoch, als Vertheidiger der
Freiheit, sich der Schwärmerei s. Lands-
leute entziehen u. starb 1595 als Raths-
herr zu Utrecht.
Aiguillon (III.) — Francjois D' —
aus Brüssel, gab 1614 eine Optica her-
aus , die vor N e w t o n's Zeiten sehr ge-
schätzt \var.
Aitzeina< (IV.) — Lieuve Van —
friesischer Edelmann , geb. 1660 zu Dok-
kum , ging von der Poesie zur Politik über
u. ward Resident der Hansestädte im Haag.
Seine ersten Werke: ,. Bericht der nieder-
ländischen Friedensverhandl." (Lat. 1654)
u. „Hergestellter Löwe, oder Discours über
das in den J. 1650 u, 1651 (1652) Vor-
gefallene" waren nur vorausgehende Pro-
ben s. grössern W^erkes: „3taats- und
Kriegs - Angelegenheiten der vereinigten
Niederlande", w elches eine kostbare Samm-
lung von Staatsdocumenten , u. ausgezeich-
net ist durch Fleiss, Wahrheitsliebe und
Unparteilichkeit des Verfassers, der ein
Zeitgenosse aller berichteten Begebenhei-
ten war u. ohne welchen die glänzendste
Periode der niederländ. Geschichte (von
1621 — 1668) nur unvollständig bekannt
sein würde. Dieses wichtige Werk erschien
im Haag v. 1669 — 1672. 7 Thle. Fol. u.
v. 1657 - 1671. 14 Thle. 4. , welche letz-
tere Ausg. für die vollständigste gehalten
wird; fortges. v. Lambert Sylvius v.
1669 bis zum Frieden von Nimwegen im
J. 1679. Amst. 1685. ; eine weitere B'orts.
bis 1687, ebenso wie die v. Sylvius,
1 Thl. Fol., scheint weniger Werth zu
haben. Competente Richter aus früherer
u. späterer Zeit, Bayle sowohl als Saxe,
Pars, Foppens u. Wachler, vereini-
gen sich in dem Lobe des Aitzema, der
von Männern aller Parteien geachtet war.
„Er war", sagt Bayle, ,. ein braver
Mann, religiös, leutselig, wohlthätig ge-
Albinus
6
gen die Armen u. in der Politik wohl er-
fahren. Er sprach deutsch, französisch,
italienisch und englisch." (S. Bayle,
Dict. Art. Aitzema. Pars ,, Namenrolle
batav. u. holl. Schriftsteller" p. 113—117.
Foppens, T. II. p. 813. Saxe, Onom.
T. IV. p. 265, 266. Wachler „Gesch. d.
bist. Forsch, u. Kunst" I. Thl. 2. Absch.
p. 771, 772.)
Alberti (V.) — Johannes — geboren
1698 zu Assen im Drenthischen , gest. 1762,
studirte zu Franeker unter L. B o s , und
erwarb sich hierauf alle die Kenntnisse,
welche einem würdigen Priester des gött-
lichen Wortes nicht allein nothwendig,
sondern auch nützlich sind. Von Homer,
Xenophon, Philo, Josephus u. den
Kirchenvätern , so unentbehrlich für die
Kritik des N. Testaments, und von vie-
len andern Autoren machte er Auszüge u.
benutzte sie zu der Ausgabe des W örter-
buches von Hesychius, wovon er den
ersten u. Ruhnkenius, nach. s. Tode,
den zweiten Theil herausgab. Wytten-
bach (Opusc. T. L p. 562, 563, -627.)
nennt ihn einen Mann , der unter den nie-
derländischen Theologen die grösste Ge-
lehrsamkeit im Griechischen besass. 1740,
als Hemsterhuys Prof, d. Theologie zu
Leyden ward, hielt Alberti daselbst s.
Antrittsrede „ über die Verbindung der
Theologie u. Kritik". Bereits 1725 hatte
er „Observationes Sacrae in N. T." her-
ausgegeben, welche s. ausgebreitete Kennt-
niss u. passende Anwendung der profanen
Schriftsteller beweisen, u. 1735 erschien
s. ,, Glossarium Graecum in N. T. libros".
Albinusi (V .) — Bernhard — ( W e i s s)
berühmter Prof. d. Medizin zu Leyden,
wohin er 1702 von Frankfurt a. d. O. be-
rufen ward, u. dessen Leichenrede Boer-
have 1721 hielt.
Albinus (V^) — Bernhard Siegfr. — ■
Sohn des Vorigen, geb. 1697, gest. 1770,
studirte zu Paris unter Winsle w und
Vaillant Anatomie und Botanik, ward
Lector der Anatomie zu Leyden und in
der Folge, nach dem Zeugniss s. Zeitge-
nossen, der erste Anatom von Europa. Er
hielt s. Antrittsrede : „de Anatomia com-
parata", einen damals noch sehr wenig
behandelten Gegenstand, der später Cam-
per u. in unsern Tagen Cuvier unsterb-
lich gemacht hat. Nach s. Vaters Tode
ward er sogleich Prof. der Chirurgie und
Anatomie u. eröffnete sein Amt mit einer
Rede: „über die wahre Methode der Un-
Albiiius
Alkemade
8
tersuchung des menschl. Körpers". Hier-
auf folgten bald s. Beschreibung des von
Rau dieser Universität geschenkten Ca-
binets, mit dessen Lobrede (1725), die
Werke des Vesalius nebst Boerhave,
die berühmte Abhandhmg „über die Kno-
chen im menschlichen Körper" (1726), die
Beschreibung der Muskeln (1734), die der
Adern u. Pulsadern, der Eingeweide (1736),
u. eine Abh. über die Farbe der Neger
(1737). In demselben Jahre begann er
mit der Abbildung der Knochen s. grosses
Werk: ,, die Abbildung u. Beschreibung der
Theile des menschlichen Körpers", wovon
der berühmte Graveur Wandelaar die
Platten lieferte. Beide, sowohl Beschrei-
bung als Platten , werden als Meisterwerke
betrachtet, die Niederlands Kunst u. Wis-
senschaft zum Ruhme dienen. 1744 gab
A 1 b i n u s eine neue Ausgabe u. Beschrei-
bung der anatomischen Platten des ital.
Arztes Eustachius, aus dem 16. Jahr-
hundert, die zuerst 1712 wieder aufge-
funden u. durch Lancisi (doch mangel-
haft) herausgegeben wurden. Da diese
ihm jedoch, was die Ausführung betraf,
nicht ganz gefielen, so setzte er mit Wan-
del aar das Werk, wovon er in den Ab-
bildungen der Knochen eine Probe gege-
ben hatte, fort, und so erschienen 1747
s. noch nicht übertroffenen „Abbildungen
des Skelets u. der Muskeln des menschli-
chen Körpers". Drei Platten stellen das
Skelet auf einem und einem halben Fuss
Höhe vor , 25 die verschiedenen Muskeln
mit den dazu gehörenden Knochen. Al-
binus trug selbst die Kosten dieser Aus-
gabe, die sich auf nicht weniger als 30,000
Gulden beliefen. 1748 gab er in demsel-
ben grossen Format die Abbildung der
Gebärmutter einer hochschwangern Frau,
1751 die eines Fötus, der eben geboren
werden soll, u. 1753 die der Knochen in
Lebensgrösse, ebenso vortrefflich u. durch
denselben Künstler besorgt, heraus. Von
1754 bis 1768 erschienen noch acht Bü-
cher akademischer Abhandlungen mit Be-
schreibung s. Präparate , u. 1757 eine Ab-
bildung der Chilusröhre. Albinus
war, ungeachtet dieser mannigfaltigen Ar-
beiten , für die Anatomie u. Chirurgie ein
fast ebenso grosses Orakel, wie Boer-
have, dessen einfachen Grundsätzen er
huldigte, für die Arzneikunde. Seine ei-
gentlichen Entdeckungen konnten, nach-
dem der Umlauf des Blutes u. des Chilus
in der ersten Hälfte des 17. Jahrb. gefun-
den, u. bei den gesammten Bestrebungen
der Anatomen nicht sehr zahlreich sein,
aber er hat die s. Vorgänger bedeutend
vervollständigt, wie s. Annotationes aca-
deraicae beweisen. Seine hinterlassenen,
mehr ausgewählten als zahlreichen Samm-
lungen von Präparaten , vereinigt mit de-
nen von Rau u. später von Van D o e -
veren (1783), bilden das höchst ausge-
zeichnete anatomische Cabinet ander
leydener Universität, welches 1820 durch
den Ankauf der Sammlung von Brug-
mans fast noch verdoppelt wurde. (S.
die kurze u. sachreiche Eloge de Mr. Al-
binus in der Bibliotheque des Sciences et
des beaux Arts pour 1771. T. XXXVI.
p. 416 — 465., anonym, aber wahrschein-
lich von Prof. AUamand, Collegen des
Albinus.)
Albinus (IV.) — Frederik Bernh. —
jüngerer Bruder des Vorigen, gest. 1778,
ward s. berühmten Bruder 1741 als Le-
ctor u. 1747 als Professor der Anatomie
u. Chirurgie zum Gehülfen beigegeben, u.
nach dessen Tode auch Professor der Phy-
siologie, deren damaligen Standpunkt er
in s. ausgezeichnet kurzen u. vollständigen
Schrift: ,,de Natura Hominis" angab. Bei
dem Antritt s. medizinischen Lehramtes
behandelte er einen alltäglichen, aber wich-
tigen Gegenstand : ,,über die Annehmlich-
keit, den Nutzen u. die Noth wendigkeit
des Spazierengehens".
Alkemadc (IV.) — Cornelis Van —
geb. 1654 zu Rotterdam, gest. 1737, be-
schrieb die Gewohnheiten des Mittelalters,
z. B. „das Kampfrecht" (1699), ,,Feier-
lichkeiten der Begräbnisse" (1713) u. „die
niederländischen Tischgebräuche " (1732).
Ausserdem gab er 1699 ,,Melis Stoke's
Reimchronik" u. ein Werk „über die Gold-
u. Silbermünzen der Grafen u. Gräfinnen
von Holland" (Delft 1700) heraus. Lange
Zeit wurde er für den Verf der ,,Reira-
chronik Aon Klaas Kolijn" gehalten, wel-
ches jedoch Van Wijn widerlegt. (S.
dessen „Histor. Abendstunden" p. 142)
Nach einem Briefe Prof. Kluit's an Prof.
Te Water (in dessen „Häuslichem Le-
ben" I. Tbl. 2. St.) ist wahrscheinlich
Reinier de Graaf der Verf. dieser fal-
schen Reimchronik. Dass Männer, wie Van
Mieris, Huydecoper, Wagenaar
u. A., Alkemaden für fähig halten, der
Verf. derselben zu sein , ist ein glänzender
Beweis s. grossen Kenntniss der niederlän-
dischen Alterthümer. (S. Van Wijn's
9
Allamarid
Alphen
10
Unheil über ihn in den „Histor. Abendst."
p. 149.)
Allainand (V.) — ... — aus Lau-
sanne, gest. 1787, war zuerst Gouver-
neur einiger jungen Leute u. Schüler des
grossen 's Gra vesande, dann 1747 Pro-
fessor zu Franekcr und 1749 zu Leyden.
Er bereicherte die Beschreibung der Vö-
gel Buffon's (in der hoUänd. Ausgabe
des grossen Werkes desselben) mit vielen
wichtigen Anmerkungen, grösstentheils aus
der reichen Sammlung des Statthalters,
welches auch der französische Verf. dank-
bar anerkannte. Dieses Cabinet hatte da-
mals einen sehr geschickten Aufseher in
Vosmaer, der verschiedene Gegenstände
desselben der Welt bekannt machte.
Allard (IL) — ... — aus Amster-
dam, gest. 1544 zu Löwen, ohngerähr 50
Jahre alt , war ein für s. Zeit gelehrter
Theolog, aber sehr erbittert gegen die
Protestanten. Er scheint in einiger Hin-
sicht dem Muster u. der Lehrvveise Rud.
Agricola's gefolgt zu sein, aber wenig
Geschmack zu besitzen, wie s. auf sich
selbst verfertigte Grabschrift : Tota tegit
tellus, «jui tellus tota vocatur, beweist.
(S. Verzeichn. s. Werke bei Foppens V.
I. p. 38, 39. Wagenaar, Amsterdam,
IIL Thl. Fol. p. 196, 197.)
Almeloveen (IV.) — Theodoor
Jansz. Van — geb. 1657 zu Mijdrecht,
1697 Prof. d. schönen Wissenschaften und
1702 der Medizin zu Harderwijk, gest.
1712, gab 1705 die „Fasti Consulares", den
Strabo, Celsus (1687), die Aphorismen
des Hippokrates, den Coelius Au-
relianus (1709) u. die Briefe des Ca-
saubonus (1709) heraus.
Alphen (VI.) — Hieronymus Van —
geb. 1746 zu Gouda, 1768 Dr. d. Rechte
zu Leyden, dann Procureur- General bei
dem Gerichtshofe von Utrecht, hierauf
Pensionär von Leyden u. endlich Rath u.
Thesaurier- General der Union, ward 1795
bei dem Einfall der Franzosen s. Amtes
entlassen und lebte seitdem im Haag. Ei-
ner der vorzüglichsten Dichter seit dem
Wiederaufleben der niederländ. Dichtkunst,
zeichnete sich Van Alphen auch als Psy-
cholog, Moralist, Jurist, Theolog u. Kunst-
kenner aus. Schon 1771 u. 1772 erschie-
nen „Proben erbaulicher vermischter Ge-
dichte" von ihm, in Verbindung mit dem
haarlemer Pensionär P. L. Van De Ka-
steele; hierauf folgten 1777 „Gedichte
u. Betrachtungen", 1779 „Niederländische
Gesänge", 1781 s. „Kleinen Gedichte für
Kinder" (die viele Auflagen erlebten und
in Alier Händen sind) ; dann s. „vermisch-
ten Aufsätze in Prosa u. Poesie, mit Ge-
sängen der Liebe, und Cantaten" (z. B.
,,die Schlacht auf Doggersbank", welche
die reinste Liebe zum Vaterlande athmet,
vor allen aber „der Sternenhimmel" , der
das Herz mit Zauberkraft ergreift), wel-
che letztere unübertroffen sind. Van Al-
phen ist der Schöpfer dieser Art nieder-
länd. Gedichte. Nach einer langen Pause
erschienen (1801 u. 1802) s. „Proben von
Liedern u. Gesängen für den öffentlichen
Gottesdienst", von welchen einige in die
kurz dai-auf herausgekommenen „Evange-
lischen Gesänge für die reformirte Kirche"
aufgenommen sind. — Um Van Alphen
als Dichter beurtheilen zu können, muss
man ihn als Menschen u. als Kunstkenner
betrachten. Schon von Jugend auf war
er eifrig der Lehre s. Kirche zugethan,
schrieb 1775 eine Vertheidigung einiger
Lehrsätze der protestantischen Religion
gegen Eberhard, und legte 1786 die
„Grundsätze s. Glaubensbekenntnisse.s" dar;
s. „Christlicher Zuschauer", s. Werkchen:
„Predigt das Evangelium allen Wesen, eine
Staatsmaxime im Reiche der Wahrheit u.
Tugend" (1802), und sogar, in gewissem
Sinne, s. „Anzeige der Trefflichkeit des
Moses als Gesetzgeber über Solon u. Ly-
kurg", zeugen von s. Eifer für das Reich
der Wahrheit u. Tugend, der ihn Chri-
stus u. Christenthum als den Mittel-
punkt der menschlichen Wissenschaften be-
trachten lässt. Diese religiöse Gluth be-
seelt ihn, er mag die Offenbarung, die
Natur, die Liebe oder das Vaterland be-
singen. Stets findet er den Grundton für
s. Lied in s. Herzen , und dieser mit dem
Höchsten n. Heiligsten verwandte Ton löst
sich in entzückende Accorde auf. Was
ihn von Trip u. andern Dichtern der vo-
rigen Periode, denen sich religiöses Ge-
fühl nicht absprechen lässt, unterscheidet,
ist Kunstgefühl u. Geschmack. Zu
den Lieblingsgegenständen s. Studiums ge-
hörte die Aesthetik. Bereits 1778 gab er
den ersten u. 1780 den zweiten Theil ei-
ner Bearbeitung von Riedel's ,, Theorie der
schönen Künste u. Wissenschaften" heraus,
worin sich bei grosser Belesenheit überall
feiner Geschmack u. strenge Kritik zeigen.
(S. s. „Briefe an Hrn. Perponcher" 1779.)
Diesem Werke folgten zwei Abhandlungen:
„über die Mittel zur Verbesserung der nie-
11
Alting
Anslo
12
derländisclien Poesie und über das Ange-
borne in der Poesie". — Fassen wir Van
A l p h e n ' s Verdienste kurz zusammen , so
finden wir, dass er es war, der s. Lands-
leuten zum Theil die Höhe zeigte, auf
welcher sich damals die deutsche Poesie
(unter Geliert u. Klopstock) befand ;
dass er die Cantate zu einer nie gekann-
ten u. nie wieder erreichten Höhe brachte,
den rechten Ton den vaterländischen Ge-
sängen (wie z. B. auf den Tod Prinz Wil-
helm's I.) wiedergab, in dem religiösen
Liede Wärme des Gefühls u. Stärke der
Phantasie mit reinem Geschmack zu verei-
nigen wusste, während s. biegsamer Geist,
der in dem Sternenhimmel Stoff zu den
erhabensten Betrachtungen gab, u. worin
er das Herz durch Beschauung des Unend-
lichen im Räume (in der ,, Hoffnung der
Seligkeit" besang er das Unendliche in
der Zeit) zum höchsten Enthusiasmus und
zur kühnsten Hoffnung hinreisst, auch fass-
lich u. angenehm für das vierjährige Kind
zu dichten verstand : Verdienste , die so
gross sind, dass sie den Namen Van Al-
phen's bei allen Freunden der Poesie u.
Religion verewigen. ( S. W. Geysbeek
„Biogr. Anthol. u. Krit. W. B." I. Th.
[der Sternenhimmel], p. 23 — 28.)-
Altin§^ (IV.) — ... — geb. 1618 zu
Heidelberg, gest. 1679, Prof der oriental.
Sprachen zu Groningen, ward der Frei-
denkerei beschuldigt. (Vgl. Maresius
u. Voetius.)
Amandus (IT.) — ... — von Zierik-
zee, Professor zu Löwen, schrieb: ,,Chro-
nicon e mundi exordio ad ann. 1534",
Antw. 1534, welches Werk er den „Pro-
birstein und die Jagd nach historischer
Wahrheit" nannte.
Amersfoordt (VI.) — Jacob —
gest. 1824, ein Schüler van der Palm's,
Professor (1816) der orientalischen Sprachen
zu Harderwijk, (1820) der Theologie zu Fra-
neker, war ein ausgezeichneter Orientalist,
dessen Dissert. inaug. : de Variis Lectioni-
bus Holmesianis Locorum quorundam Pen-
tateuchi Mosaici (1815) ein wichtiger Bei-
trag zur txeschichte der Kritik der Ueber-
setzungen des A. Testaments ist.
Ampzing (HL) _ . . . — Prediger
zu Haarlem, gab eine „Beschreibiuig von
Haarlem", der er einen „niederländischen
Sprachbericht" beifügte.
Anastasio (III.) — Olivarius a St.
— (oder De Crock), gest. 1674, ein
brabanter Dichter des 17. Jahrb., schrieb
„lehrreiche Gespräche der Thiere".
Andreas (HI.). — Valerius — geb.
1588 in dem Dorfe Desschel in Brabant,
gest. 1656, studirte griech. u. lat. Litera-
tur zu Antwerpen, ward 1612 Prof. der
hebräischen Sprache zu Löwen , 1628 der
Rechte u. 1638 Bibliothekar daselbst, gab,
ausser einer Ortsbeschreibung der Nieder-
lande, mehrere kleinere literarische Werke
heraus, begründete aber s. Ruhm durch
s. Literargeschichte, betitelt „Bibliotheca
Belgica" (1623, 1643 zu Löwen 4.), wor-
in er die berühmten Niederländer bis auf
seine Zeit und ihre Schriften durchgeht.
Fran9ois Sweerts beschuldigte ihn des
Plagiats, doch mit Unrecht, da s. Athe-
nae Belgicae 1628, also 5 Jahre später
erschienen, vielmehr findet diese Beschul-
digung gegen Erstem Statt. Andreas
rächte sich durch eine um die Hälfte ver-
mehrte Ausgabe , welche die Grundlage
des ausführlichen Werkes von Foppens,
das im 18. Jahrh. erschien , bildete. Wie
parteiisch auch gegen die Protestanten
abgefasst und viele Schriftsteller von ge-
ringem Verdienste enthaltend , ist jedoch
diese Literargeschichte, besonders für die
südniederländischen Provinzen , unschätz-
bar.
Andreas (III.) — Willem — von Ant-
werpen, Botaniker.
Ang'e (VI.) — Jeau Teyssedre L' —
Prediger der französ. Gemeinde zuerst zu
Haarlem , dann zu Amsterdam , machte
sich durch s. im Februar 1808 gehaltene
„Lobrede auf Sebald Fulco Johannes Rau"
bekannt, der, zwei Monate früher gestor-
ben , s. Freund und College war. Diese
Rede, welcher Bild er dij k einen Trauer-
gesang auf diesen grossen Kanzelredner
folgen Hess, ist als Werk der Beredsam-
keit, so wie als Beitrag zur Literarge-
scliichte von Wichtigkeit.
Anslo (IV.) — Reinier — geb. 1622
zu Amsterdam , nahm in Italien , wohin er
sich 1649 begab, den katholischen Glau-
ben an , ward vom Papste mit einer gol-
dnen Medaille u. von der Königin Chri-
stine von Schweden mit einer goldnen
Kette beehrt, und starb 1669 zu Perugia.
Vondel nennt ihn einen Dichter von
„zierlicher Nettigkeit". Unter s. frühem
Gedichten zeichnet sich die „Pariser Blut-
hochzeit" aus. Die Charaktere desselben
sind gut gezeichnet u. die Leidenschaften
meisterhaft in Bewegung gesetzt. Anslo
13
Aiitoiii
Autonides Van Der Goes 14
schien traurigen und düstcrn Sujets den
Vorzug zu geben; so ist s. Gedicht: ,,Die
Pest zu Neapel", voll von Schilderungen,
die das Haar sträuben machen , und dabei
für den Gegenstand zu weitläuftig. Ausser-
dem besang er heilige Gegenstände,
wie z. B. den Märtyrer Stephanus, u.
verfasste eine Anzahl von 77 biblischen
Randglossen. Vornehmlich auf diese bezieht
sich das schöne Gedicht von Brandt:
„Auf das Dichten von R. Ansio". Seine
Poesien erschienen 1713 zu Rotterdam von
J. De Haes, und enthalten, ausser den
genannten , noch eine Menge vermischter
Gedichte, z. B. Siegestempel für Fried-
rich Heinrich, Lobgedichte auf Chri-
stine V. Schweden, auf den Frieden
zu Münster, das neue Amsterdamer Rath-
haus u. s. w. , Geburts-, Hochzeits- und
Leichengedichte (auf Hooft, Van
Baerle, Vossius u. Mazarin, letzte-
res lateinisch, äusserst bitter).
Antoni (iL) — ... — Verf. einer
ungedruckten Chronik der Niederlande bis
auf Philipp den Guten, welche mehr
als 1100 J. umfasst u. eine Menge Urkun-
den enthält.
Antonides Van Der Ooes (IV.) —
Joannes — (eig. Jan Antonisz), geb.
1647 zu Goes in Zeeland. Vier Jahre
später Hessen sich s. Eltern zu Amsterdam
nieder. Schon frühzeitig zeigte er Nei-
gung zur Dichtkunst, wollte jedoch zuerst
die lateinische studiren, bis Vondel's
Ruhm ihn zur holländischen antrieb. V o n-
del entlehnte, um ihn anzufeuern, einige
Regeln aus dessen erstem Werke von Be-
deutung, dem Trauerspiele „Trazil, oder
das überrumpelte Sina", einem Werke
von Geist, das aber wild und ungeregelt
ist, und worin unter Andern ein Erzprie-
ster der Sinesen vorkommt, der den Kai-
ser gegen zwei Christen warnt, nach dem
Beispiel von Montezuma, Atabaliba,
und die ganze Geschichte von Mexiko und
Peru, die er dem Kaiser erzählt. Mit 20
Jahren gab er' s. „Bellona an Bart", ein
Gedicht auf den Frieden von Breda im
J. 1667 heraus, welches besonders durch
glänzende Einbildungskraft und ausseror-
dentlich fliessendes Versmaass ausgezeichnet
ist, worin aber zu viel Gebrauch von der
alten Götterlehre gemacht ist, welche ein
solcher Gegenstand höchstens nur in Ver-
gleichungen duldet. Antonides, durch
den allgemeinen Beifall angeregt, beschloss
jich noch in einem andern vaterländischen
Gegenstande zu versuchen und wählte da-
zu den Ijstroni, der damals Amsterdam
die Schätze aller Welttheile zuführte. Die-
ses Gedicht ist eines der besten, welches
die Niederländer in der beschreibenden
Gattung besitzen. Wie lebendig ist in
dem ersten Buche die Beschreibung der
Gebäude längs des Ij ! Wie mannigfaltig,
neu und kräftig sind die Bilder! Wie be-
seelt der Dichter Alles, was er berührt!
Wie wird ihm Alles Stoff zur Verherr-
lichung des Vaterlandes ! Wie betrauert
er (bei dem Anblick des westindischen
Hauses) den Verlust Brasilien's, der kaum
durch Eroberungen im Osten wieder er-
setzt wird ! W ie verherrlicht er (im 2ten
B.) die niederländische Schifffahrt! Da
sehen wir den Geist von Atabaliba (den
letzten regierenden Sohn der Sonne, durch
Spanicn's Henker gemordet) auf Peru's
Strande wehklagen und spuken! Nieder-
ländische Schiffer sehen ihn mit einer blu-
tigen Fackel daher schreiten ! Er erzählt
ihnen s. Schicksal , die blinde Goldsucht
der Spanier, in Versen, die des grössten
Dichters würdig sind. An einer andern
Stelle besuchen wir die Morgenlande, so
üppig durch die Sonne mit allen Schätzen
des Pflanzenreichs begabt, und sehen diese
Schätze, mit all der Gluth der Poesie ge-
färbt, uns vor Augen geführt. Dort durch-
waten wir mit dem Dichter das Sandmeer;
die Fluth , durch den Wind aufgewühlt,
bedeckt die Karaeele, und wir freuen uns
mit unserm B^ührer, nach diesem aben-
teuerlichen Zuge, über die Rückkehr in
das Vaterland ; doch er zeigt uns noch
den Tribut , womit Europa's Länder den
vaterländischen Strom bereichern, u. zieht
uns mit sich nach dem äussersten Norden.
Bei so vielen Schönheiten ist der Ij ström
jedoch nicht frei von grossen Älängeln,
aber Mängeln, die von üppiger Fülle,
nicht von Armuth oder Schwäche zeugen.
A n t o n i d e s ' Bilder sind zwar etwas weit
gesucht, nicht immer passend, s. Styl ist
zuweilen hochtrabend , anstatt erhaben ;
der Missbrauch der alten Götterlehre ist
hier noch mehr bemerkbar als in der Bel-
lona; sogar ist der dritte Gesang ein
durchaus unnötliiges und mit dem Uebri-
gen schlecht zusammenhängendes Anhäng-
sel, die goldene Hochzeit von Thetis u.
P e 1 e u s , auf welcher luiter andern Strö-
men auch das Ij erscheint, und s. Vorzug
über die andern gegen die Seine auch aus
dem Grunde zu behaupten sucht , dass
15 Antoiiides Yan Der Goes
Arminius
16
Pythagoras grosse Geheimnisse in s.
Namen (dem Buchstaben Y, oder wie man
jetzt schreibt , Ij ) aufzufinden wusste !
Konnte der Dichter, nachdem er so hoch
gestiegen war , so tief fallen ! Doch in
dem vierten Buche erhebt er sich wieder,
betrachtet die Aaterländischen Dörfer (wir
sehen sie während des Lesens), beschreibt
mit all dem Enthusiasmus der Vaterlands-
liebe die Grossthaten der Amsterdamer,
legt jedoch dieselben unglücklicherweise —
einer wahrsagenden Wassernixe in den
Mund , die „ein kostbares Geschmeide um
den Kais hat , mit weissen Perlen
von Schellfischaugen, niedlich
und hübsch schattirt!" — Kleine
liebliche Schilderungen , wie z. B. ein Lie-
beshandel ^ die Winterbelustigung auf dem
Ijstrom u. s. w., beschliessen dieses Werk,
das mit allen seinen Fehlern fortleben
wird , so lange man niederländisch spricht
und die Amstelstadt von dem Ij bespült
wird. — Ausser diesen drei grossen Wer-
ken schrieb Antonides noch verschie-
dene kleinere Gedichte, von denen viele,
unter andern „die Ankunft von De Ruiter's
Leiche im Vaterlande", den Stempel des
ächten Dichters tragen. Noch müssen wir
des herrlichen poetischen Briefes an Ou-
d a a n erwähnen , der den Titel führt :
„Ursprung von des Landes Unglück".
Der Dichter, entrüstet über die von den
Sklaven Ludwig XIV. verübten Greuel,
steigt hinauf zur Quelle, die Holland und
die Freiheit so tief unter jene Bande von
Leibeigenen erniedrigt hat : es ist die Skla-
verei französischer Sitten, Sprache u. Ma-
nieren. Der grosse Dichter, der hiergegen
so ernstlich w arnte , dachte nicht , dass
diese heillose Nachahmung bald nach je-
ner Zeit erst recht beginnen würde. —
Der Ruhm, den Antonides durch s.
,, Ijstrom'' erlangte, erhob ihn aus dem
Stande des Apothekers, wozu er von s.
Vater bestimmt war, zu dem des Arztes,
wozu er sich in Utrecht geschickt machte;
S.Freund u. Gönner Buysero verschaffte
ihm die nöthige Unterstützung und sorgte
weiter für s. Glück; er verschaffte ihm
einen Posten bei dem Secretariat der Ad-
miralität zu Rotterdam. Antonides,
dadurch aller Nahrungssorgen enthoben,
verheirathete sich 1678, starb jedoch schon
1684, erst 37 J. alt. Er hatte einmal
die Absicht , den Apostel Paulus zum
Gegenstande eines Heldengedichts zu ma-
chen , gab sie jedoch später auf. Einige
haben Antonides mit Statius, Von-
del mit Virgil verglichen, doch scheint
dieses Verhältniss nicht ganz richtig zu
sein; denn steht der zeeländische Dichter
nur dem Verfasser der Thebais gleich, so
gleicht Vondel Virgil nicht, u. erreicht
der holländische Sänger Maro, so steht
gewiss sein glücklicher , erhabener Zög-
ling (der ihn bei längerem Leben erreicht
haben würde) in einem geringern Abstände
von der Vollkommenheit, als Statius. —
Die Gedichte des Antonides erschienen
in einer von D. Van Hoogs traten be-
sorgten und mit des Dichters Biographie
versehenen Sammlung, Amst. 1714, 1748.
4. (S. den kritischen Artikel Antonides
bei J. De Vries, ,, Gesch. d. niederländ.
Dichtkunst" I. Th. p. 269— 278. „Biogra-
phien niederl. Männer u. Frauen" I. Th.
p. 233 — 241. Ausgewählte Stücke aus s.
Gedichten findet man bei Siegenbeek,
„Proben niederl. Dichtkunde" p. 225 —
263 , u. die Vorrede zu diesem Werke
p. LXV— LXXII, enthält eine Kritik über
ihn.)
Anziaux (VI.) — N. — Prof. der
Chirurgie zu Lüttich , Mitglied mehrerer
gelehrten Gesellschaften in Niederland,
Frankreich und Deutschland , verf. eine
Dissertation sur l'operation Cesarienne et
la section de la Symphyse du pubis und
einen Recueil d'observations chirurgicales,
I. Vol. 1816.
Arcerus (HL) — ... — ein Friese,
gest. 1604 zu Utrecht, bearbeitete J am-
blich us, zog sich jedoch wegen zu ge-
wagter Conjecturen Tadel zu. Er suchte
in einer latein. Ermahnung s. Landsleuten
Geschmack für die alte Philosophie einzu-
flössen.
Arents (IV.) — Thomas — lebte v.
1652— 1700, war Mitglied des von Pels
errichteten Kunstvereins: Nil Volentibus
arduum, und Verf. mittelmässiger Trauer-
spiele u. vermischter Gedichte. (S. Wa-
genaar „Beschr. v. Amst." Th. III. fol.
p. 251. De Vries „Gesch. d. niederländ.
Dichtkunst" Th. I. p. 259.)
Arminius (111.) — Jacob — geb.
1560 zu Oudewater, gest. 19. Okt. 1609,
Prediger zu Amsterdam, dann 1603 Nach-
folger des F. Junius als Professor zu
Leyden , bestritt 1604, wie Koornhert,
die Lehre Caiviu's über die Gnadenwahl
u. Verstossung und ward, der Stifter der
sogen. Arminianer oder Remonstranten. (S.
Art. G Omar US.)
17
Arnald
Aurelius
18
Arnald (VI.) — George D' - (Ar-
naldus), geb. 1711, gest. 1740, grosser
Rechtsgelehrter u. Literat, der schon mit
dem 4. Jahre holländisch und französisch
sprach und schrieb , bereits mit kaum 12
Jahren Homer, Virgil, Sallust,Thu-
cydides, Pindar u. Horaz las, latei-
nische und sogar griechische Verse machte,
und unter Hemsterhuys (der auch s.
Leichenrede hielt) und Wesseling sich
gebildet, in s. 28. Jahre Professor ward.
(S. De Wal Orat. p. 62, 6S. Annotatt.
p. 341-349.)
Arntzenius (V.) — Johannes — geb.
1702' zu Wesel , wo s. Vater Rector war,
der einige Jahre darauf nach Arnheim zog
und später nach Utrecht ; in letzterer Stadt
bildete sich der junge Arntzenius unter
Cannegieter u. Düker. 1726 wurde
er Rector zu Nimwegen und 1742 Prof.
der Beredsamkeit u. Geschichte zu Frane-
ker. Er gab 1733 Aurelius Victor,
1738 den Panegyricus auf Trajan
des Jüngern Plinius, 1753 den des Pa-
catus Drapanius heraus, und schrieb
1725 über „das Färben der Haare" und
über „das röm. Bürgerrecht des Apostels
Paulus" in zwei zusammen herausgegebe-
nen Abhandlungen. Er starb 1759. Un-
ter den 12 Gelehrten dieses Namens, die
alle als lat. Dichter sich versuchten, ist
er in diesem Punkte der vorzüglichste.
(S. Peerlkamp p. 459. und Biblioth. des
Sciences et des Beaux Arts T. XHL [an-
nee 1760] p. 243, 244.)
Arntzenius (V.) — Hendrik Johan
— Sohn des Vorigen, Prof. d. Rechte zu
Groningen, versprach in s. Instituta Juris
Belgici civilis eine vollständige Sammlung
des Personenrechts in Niederland, die je-
doch unvollendet blieb. Seine akademi-
schen Reden verbreiten auch über man-
chen Punkt des röm. Rechts Licht. 1762
erschienen s. Gedichte.
Arntzenius (V.) — Otto — Oheim
des Vorigen, lebte v. 1703—1763, war
lat. Schullehrer zu Utrecht, Gouda, Delft
u. Amsterdam, u. besorgte eine gute Aus-
gabe von Dionysius Cato.
Arntzenius (VI.) — Robert Hendrik
— gest. 1824, war Reichsadvokat zu Haar-
lem. Als zu Ende des 18. Jahrh. die da-
mals eben errichtete Gesellschaft für
Sprach - u. Dichtkunde einen Jubelgesang
für die in so vielen Hinsichten merkwür-
dige Periode ausschrieb, ward die hierauf
bezügliche Ode von Arntzenius mit ei-
ner ausserordentlichen silbernen Medaille
gekrönt. Er theilte diese Ode in zwei
Gesänge, um vielleicht wegen der grossen
Fülle des Stoffes einen Ruhepunkt zu ha-
ben. Sie enthält sehr viele Schönheiten
und befindet sich in dem I. Th. der Werke
der Batavischen Gesellschaft für Sprach -
u. Dichtkunde. In der Versammlung der
leydener Abtheilung der holländischen
Gesellschaft für schöne Künste und Wis-
senschaften ward von ihm ein Gedicht auf
Haarlem's Heldin, Kenau Hasselaar
(eine Nachahmung des berühmtenEpigramms
von Van Alphen, w elches sich bei V a n
Kampen Th. II. p. 381. angegeben fin-
det), u. später ein anderes, betitelt: ,,die
zur Vollkommenheit förderliche Menschen-
kenntniss" , jenes in Alexandrinern, dieses
in lyrischem Versmaasse vorgetragen. Nach
der Wiederherstellung Niederland's machte
er sich noch durch kleinere, zum Theil
allegorische Gedichte, bei Gelegenheit
dieses grossen Ereignisses, und durch eine
Ode auf Kaiser Alexander vortheilhaft
bekannt. Bald nach s. Tode erschienen s.
nachgelassenen Gedichte im Druck.
Apollonius (III.) — Laevinus —
beschrieb Peru ziemlich getreu und aus-
führlich.
Aurelius (II.) — Cornelius — (eig.
nur Bruder Cornelis von Gouda ge-
nannt, welches letztere er, von Gold ab-
leitend , ins Lateinische übersetzte u. sich
Aurelius nannte). Er trat frühzeitig in
den Augustinerorden zu Stein am Leck
bei Schoonhoven, welches viele Gelehrte
besass und viel für das Abschreiben der
alten Classiker that. Cornelius war
ein fruchtbarer Schriftsteller , sowohl in
Poesie als Prosa. Sein „Dankgedicht an
den Grafen Heinrich von Nassau" wegen
s. Besiegung der Gelderschen, ist ein Ge-
spräch zwischen Vesta und Neptun über
die Ueberschwemmung. Von anderer Art
war seine Ode: „Schmerzen der Jungfrau
Maria". Ein Streit mit Neomagus oder
Geldenhauer über die Frage, „ob
das Land der Batavier in Geldern oder
Holland zu suchen wäre"? gab Veranlas-
sung zu s. Werke: „de situ et laudibus
Bataviae". Seine Gedichte waren damals
berühmt, und Kaiser Maximilian, sein
Landesherr, beehrte ihn dafür mit einer
Lorbeerkrone. Auch schrieb er zwei Bü-
cher von Reden in Briefen vermischten
Inhalts und ein Lobgedicht auf Karl V.;
ferner einige Gelegenheitsschriften , als:
19
Aurelius
Baarle
20
„die Erzählung des Utrechter Krieges'',
und das Leben einiger Heiligen, „Feld-
herrnkrone" oder „über die Pflicht eines
guten Feldherrn" Leyd. 1568, bei Ra-
phelengius von Vulcanius herausgege-
ben ; über den Ruhm und das Elend der
sieben freien Künste, über das Lob des
Hauses Wassenaar, eine Betrachtung
des traurigen Zustandes der Kirche u. die
Hoffnung auf ihre Wiederherstellung durch
Papst Hadrian VI. Allard von Am-
sterdam, der Beide gut kannte, sagt, dass
Cornelis der Lehrer des Erasmus
gewesen, und wundert sich, dass dieser
so wenig oder fast nichts von ihm er-
wähnt, wiewohl sie in Briefwechsel stan-
den. Wahrscheinlich wird sich dieser Un-
terricht auf einige Anleitung , gefällig
Briefe zu schreiben, beschränkt haben.
Plötzlich hörte jedoch dieser zuvor leb-
hafte Briefwechsel auf, wahrscheinlich in
Folge des Argwohns, den Erasmus durch
s. freimüthigen Tadel der Laster der Klö-
ster bei den Mönchen erregte, so dass sie
verboten, mit diesem derKetzerei ver-
dächtigen Manne zu correspondiren.
Die lat. Gedichte des Aurelius sind zu
Paris 1497, und eine Klage des leidenden
Jesus zu Antwerpen 1562 (u. öfter) er-
schienen.
Aykeina (IL) — Tjalling — schrieb
eine v. 1533—1536 gehende ,, Chronik der
Ommclande".
B.
Baarle (HI.) — Kaspar Van — geb.
1584 zu Antwerpen, kam, ein Jahr alt,
mit s. Eltern, welche Verbannung der
Sklaverei und dem Gewissenszwange vor-
zogen, aus der eroberten Stadt nach Hol-
land, studirte Theologie zu Leyden, ward
Prediger auf Oberflakker, Unterregent in
dem Staatscollegium zu Leyden und seit
1617 Prof. der Rhetorik, doch durch die
Partei, die sich 1618 ans Ruder drang,
wegen s. Religionsmeinung (als Begünsti-
ger der Remonstranten) abgesetzt. Er
wählte hierauf die Arzneikunde zu s. Le-
bensunterhalt, widmete sich aber haupt-
sächlich der Philosophie, in welcher Wis-
senschaft ihn (1631) die weniger befange-
nen u. staatskundigen Curatoren der Uni-
versität zu Amsterdam auch als Professor
beriefen. Hier begann seine Freundschaft
mit Ho oft und Tesselschade, doch
auch zugleich von Zeit zu Zeit eine Me-
lancholie, die endlich 1648 s. Leben ein
Ende machte. Van Baarle liebte die
lat. Dichtkunst über Alles; doch sobald
Liebe oder die Natur ihn beseelten, floss
auch s. holländische Dichterader reichlich,
wie man in mehreren lieblichen Gedichten
sieht, die mit allen Erzeugnissen der
Schule Hooft's eine gewisse Leichtigkeit
u. Gefälligkeit gemein haben. Desto auf-
fallender ist es , dass dieser Dichter in s.
lat. Poesien öfters dunkel, zuweilen schwül-
stig und meistens zu gelehrt ist; dass er
stets die ganze Mythologie und was nur
immer von der alten Geschichte möglich
ist, in s. Gedichte einzuflechten sucht, u.
vor Allem, dass er zwei junge Freunde
der holländischen Poesie abhold zu ma-
chen suchte, nämlich Van Der Burgh
und Broster huizen, beide bei Hooft
u. Ersterer auch bei Vondel u. Wester-
baan gern gesehen*). — Seine lat. Ge-
dichte erschienen 1655 bei Blaau, von
welchen die auf Tesselschade unter
dem Titel „Tessalica" verfassten eine
Ausnahme von der oben bemerkten Dun-
kelheit machen. (S. diese Ausg. IL Th.
p. 428 — 438.) Hier, wie überall, wo s.
Herz sprach , war Van Baarle lieblich
und sogar hinreissend, wie die herrlichen
UebertragungenBilderdijk's bei Schel-
tema in der Biographie der beiden Schwe-
*) Jacob Van Der Burgh, Herausgeber vou
H o o f t' s Gedichten in 12., Mar Rath des Herrn
Van Brederode, dann Secretär der mün-
sterscheii Friedeusgesandten, und später Ageni
Ihrer Hochmügenden zu Lüttich. Brosterhuizen
scheint, zufolge Hooft, der ihn unsern
Brosterhuizen nennt, ein gebildeter Manu
gewesen zu sein ; ausserdem ist nicht viel von
ihm bekannt. (S. Scheltema ,,Rede über die
Briefe von P. C. H o o ft" p. 118, 119.). Beide
Dichter scheinen einander sehr zugethan und
von liebenswürdigem Charakter gewesen zu sein.
Van Baaile nennt eie :
Par eocium, sine feile prob um, sine lite
modcstura.
Et nnnquam rupti biga sodalitii.
21
Bachiene
Baldaeus
22
Stern p. 174 175, 178 — 183, 194-196
beweisen. In letzterer, auf Tesselt-
jet's Auge, ist wieder zu viel Verstand,
Mythologie und Gelehrsamkeit. Dies ist
jedoch s. schwache Seite als Dichter und
besonders zurückstossend in s. eiskalten
„Hymnus auf Christus". (S. Poem. T. I.
p. 3.) Ausserdem erschien ein historisches
Werk von ihm , betitelt . „C. B a r 1 a e i ,
Rerum per octenniura in Brasilia, gestarum
ä Joanne Mauritio, Comite, Historia"
Amst. 1647. fol. Diese, wohl allen Schrift-
stellern über Brasilien bekannte Geschichte
gibt, ausser einem historischen Bericht
über die Thaten des Helden, auch inter-
essante Nachrichten über den Zustand
von Brasilien in diesen Zeiten u. die Sit-
ten der Eingeborenen^ besonders der T a-
pujas, die damals Bundesgenossen der
Niederländer waren. (S. über ihn De Vries
p. 135-143.)
Bachiene (V.) — Willem Albert —
geb. 1712 zu Leerdam, gest. 1783, war
Professor zu Mastricht u. gab unter dem
Titel : „ Heilige Geographie " , eine sehr
fleissig zusammengestellte , aber ein wenig
zu ausführliche Beschreibung des jüdischen
Landes und der damit in Verbindung ste-
henden , angrenzenden Provinzen (Utrecht
1738-1768. in 3 Theilen u. 8 Abtheilun-
gen, 1769 ins Deutsche übersetzt), dann
eine „Kirchengeographie" (das. 1778, in 5
Abth.) , worin die Eintheilung der Nieder-
lande nach Classen und Synoden befolgt
ist, heraus. Ausserdem besitzen wir von
ihm eine 1764 vei-fasste Rede: „de Ar-
ctissimo Astronomiae et Geographiae Con-
nubio".
Badts (V.) — ... De — schrieb in
flämischer Sprache eine Abhandlung: „lie-
ber die Mittel , die fremden Bäume und
Pflanzen in den Niederlanden einheimisch
zu machen" , wofür er das Accessit er-
hielt. (Vgl. Art. Seghers.)
Bajus (III.) — Michael — (D eBay),
geb. 1513 zu Ath im Hennegau, gest. 1589
zu Löwen, Prof. der Theologie in letzte-
rer Stadt und berühmt wegen s. theologi-
schen Gelehrsamkeit , ward von Philipp
II. 1563 mit dem altern Corn. J an s eni us
auf die Kirchenversammlung von Trident
gesandt. Er stellte über den dunkeln
Punkt der Gnaden wähl aus Augustinus
geschöpfte Lehrsätze auf, und ward des-
halb 1567 von Papst PiusVI. verurtheilt,
welches Urtheil Gregor XIII. 1579 be-
stätigte. Es scheint, dass Bajus den
strengen Lehren Calvin's über den freien
Willen, die allgemeine u. besondere Gnade,
die Prädestination u. s. w. , mehr oder
weniger zugethan war ; Einige behaupten
jedoch, dass die Ursache s. Verurtheilung
nicht in der Lehre, sondern in s. Abnei-
gung vor der scholastischen Beweisart u.
in s. bessern Schreibweise zu suchen sei.
Bajus unterwarf sich dem Ausspruche
Rom's , doch mit augenscheinlichem Wi-
derwillen u. bewies , dass man einige s.
Lehrsätze boshaft verdreht und andere so-
gar in das Werk eingeschoben hatte. Ob-
gleich man s. Stimme erstickte , so lebten
jedoch s. Meinungen unter s. Schülern fort.
(Vgl. die Art. Lessius u. Jansenius;
auch Dewez Hist. Part, des Prov. Bel-
giques p. 282.)
Bakker (V.) — Pieter Huyzinga —
ein Stromdichter, geb. 1718 zu Amster-
dam, gest. 1801, war ein gebildeter Kauf-
mann , der, wie so Viele damals , die Poe-
sie zur Erholung übte ; doch mit der seich-
ten Manier s. Zeitgenossen nicht zufrieden,
strebte er s. grossen Landsmann Ho oft
in Poesie u. Prosa nachzuahmen. Er ist
sehr bilderreich und zuweilen kräftig. Un-
ter s. Gedichten, wovon der erste Theil
1773, der zweite 1783 u. der dritte 1790
in 8. erschien, zeichnen sich folgende aus:
„Betrachtungen der vaterländ. Ströme";
„Verbannung der Dichter", in 3 Gesän-
gen ; „auf Amsterdam" , eine Uebersetzung
von Higt's schönem Frühlingsliede (aus
dem Lateinischen) , und ein Gedicht auf
Martinus Scriblerus.
Bakker (VI.) — A. — Professor zu
Groningen, ein Vertheidiger des thierischen
Magnetismus, dessen er sich mit gutem
Erfolge als Heilmittel bediente, bestreitet
Doornik's und eines Ungenannten Ab-
handlung in der Schauburg: über die
Wahrscheinlichkeit der Abstammung des
Menschen aus dem Geschlechte der Affen,
wonach der Neger der Urmensch, der ge-
bildete Europäer nur eine verderbte, krän-
kelnde Race wäre.
Balck (VI.) — Dominicus — lebte v.
1684 — 1750, war Jurist, der wenig her-
ausgab, sich aber als Lehrer auszeichnete.
Baldaeus (IV.) — ... — Prediger
zu Ceylon, vertauschte die prächtigen Na-
turschauspiele dieser Insel mit einer Pre-
digerstelle in dem stillen Geervliet, und
gab eine für jene Zeiten sehr verdienst-
liche „Beschreibung der ostindischen Kü-
sten, Malabar und Coromandel, so wie
23
Balderik
Barbeyrac
24
des Eilandes Ceylon" (Amst. 1672. fol.,
C. De Witt dedicirt) heraus. Beseelt
für die Ausbreitung des Christenthums, sah
jedoch Bai da US ein, dass sein Bemühen
nicht den gewünschten Erfolg haben könne,
so lange ihm die Religionslehre der Hindus
unbekannt wäre. Er nahm daher einen
der gelehrtesten Braminen zu sich in sein
Haus, lernte Sanskrit u. wusste sich ächte
Original abschriften ihrer heiligen Bücher
zu verschaffen. (S. d. Vorrede Jones Wer-
kes.) Bald aus fügte s. Werke nicht al-
lein eine „malabarische Sprachlehre", son-
dern auch eine sog. „Entdeckung der Ab-
götterei der ostindischen Heiden" hinzu,
worin man viele ihrer B'abeln aus den
Pouränams , dem Ramayan und dem Ma-
habharat findet, die Niemand hier, wohl
aber in den späteren Schriften eines Son-
nerat, Jones und W i 1 k e n s suchen
würde.
Balderik (1.) — ... — Bischof von
Doornik, gest. 1112, verf. ein von Clo-
vis bis 1070 gehendes „Chronicon Came-
racense", welches 1615 herausgegeben
wurde.
Baien (IV.) — Matthys Van — gab
1677 eine ,, Beschreibung von Dordrecht"
heraus, aus welcher viel zu schöpfen ist
hinsichtlich der berühmten Männer dieser
Stadt, und die die frühern Beschreibungen
u. Geschichten von J. Van Beverwijk
u. J. Van Oudenhoven weit übertrifft.
Bang^ma (VI.) — O. — zu Amster-
dam im Fache der Seefahrtskunde ange-
stellt und Mitglied des Instituts, hat sich
als Mathematiker bekannt gemacht.
Banniii;;^ (III.) — • ■ • — l^t« Dich-
ter, dessen „Vermischte Gedichte" 1637
zu Leyden erschienen, aber nichts Em-
pfehlenswerthes besitzen. So führt P e e r 1-
k a m p ein fast unglaubliches Pröbchen von
verdorbenem Geschmack daraus an, indem
Bannin g Jemandem wünscht, dass,
wenn er lüge, ein Wall fisch ihn
aussaugen möge. Was durfte man
nicht Alles im Lateinischen sagen!
Barbeyrac (V.) — Johan — geb.
1674 zu Lausanne, gest. 1744 zu Gronin-
gen, Prof. der Rechte, die er zuerst zu
Berlin, dann zu Lausanne und endlich zu
Groningen lehrte. Er übersetzte D e
Groot's u. Puffendorf f s classische
Hauptwerke (über das Recht des Kiieges
u. Friedens, und über das der Natur und
der Völker, 1706, 1712, 1734. 4.). Die
beste Ausgabe s. De Groot ist von 1759
zu Leyden, s. Puffendorff 1754 zu
Amsterdam erschienen. Er übers, ferner
Cumberland's Abhandlung über die
Naturgesetze ins Französische , begleitet
mit vielen erläuternden Anmerkungen,
welche dieselbe auch für das nichtjuristi-
sche Publicum brauchbar machen, lieber-
haupt war Barbeyrac einer jener nütz-
lichen Schriftsteller , welche den Erzeug-
nissen der eigentlichen Gelehrten allge-
meinen Eingang zu verschaffen suchen u.
eine verhasste Aristokratie aus der Ge-
lehrten-Republik verbannen. Er zog sich
die Ungunst Vieler, besonders die der
röm. Kirche durch s. „AbhandL über die
Sittenlehre der Kirchenväter " zu , deren
Schwäche u. Mangelhaftigkeit, besonders
als Grundlage der Mönchstugend, und
nutzlose Enthaltsamkeit er klar zeigte.
Seine Werke sind folgende: 1) Puffen-
dorff's grosses Werk, übersetzt unter
dem Titel : „Le Droit de la Nature et
des gens" 2 Th. 4. , mit einer Vorrede u.
Anmerkungen. 1706, 1712, 1734. Der letz-
tern Ausgabe sind die akad. Reden beige-
fügt, welche von Barbeyrac 1717 zu
Lausanne u. 1721 zu Groningen gehalten
wurden, 2) Auszug aus Puffendorff:
„Les devoirs de l'homme et du citoyen"
1 Th. 8. 1707, 1735. 3) Zwei Abhand-
lungen von N o o d t aus dem Latein, ins
Französische übersetzt, 1707. 4) „Traite
du jeu " , worin er diesen im Leben so
wichtigen Gegenstand gründlich untersucht,
1709. 5) ,, Antrittsrede zu Lausanne über
die Verbindung der Jurisprudenz u. Ge-
schichte", 1711. 6) ,, Briefe in dem Jour-
nal des Savans", 1712, 1713. 7) Uebers.
einer Rede von Gronovius, 1714,1731.
8) „Discours sur la nature du sort" , ge-
gen vier französ. Briefe von Tencourt,
1714, 1735. 9) „Discoui-s sur l'utilite des
Sciences et des lettres"; zu Lausanne ge-
halten, 1714 zu Genf u. Amsterdam, und
zum dritten Male 1731 gedruckt ; hol-
ländisch mit drei andern, 1744. 10) Ue-
bers. der fünf ersten Theile von Tillot-
s o n ' s Predigten aus dem Engl, ins Fran-
zösische. Bertrand und Beausobre
haben die spätem übersetzt. 11) „Discours
sur la permission des loix", 1715, hollän-
disch 1744. 12) Uebers. eines lat. Briefes
von Leibnitz über s. Bearbeitung des
Puffendorff, 1716. 13) „Discours sur le
benefice des loix", 1716, holländ. 1744.
14) „Antrittsrede zu Groningen, über das
passende Studium der Jm-isprudenz", 1717.
25
Bareiidszoon
Baimach
26
15) „De G r o o t mit Barbeyrac's No-
ten" 8. 1719, Termchrt 1735. 16) „Rede
bei Niederlegung s. Rectorats" 4. 1721,
1724, Amst. 1729, Paris, Leyden 1730,
zum Beweise, dass die Geistlichkeit kein
Recht hat, die bürgerliche Obrigkeit, auch
wenn sie verkehrt handelt , von der Kan-
zel herunter zu tadeln, 1721, ho 11. 1744.
17) Uebers. von Bijnkershoek über
den gesetzlichen Richter der Gesandten,
sowohl im Civil- als Strafrechtlichen, 1723,
1730. 18) „Defense du droit de la Com-
pagnie des Indes Hollandaises contre les
nouvelles pretentions des habitans des
Pays - Bas Autrichiens, 1725. 19) „Traite
de la morale des peres de l'Eglise , oü,
en defendant un article de la Preface sur
PufiFendorff, contre l'Apologie de la mo-
rale des Peres du P. Ceillier, on fait di-
verses reflexions sur plusieurs matieres",
1728. 20) „Recueil de Discours sur diver-
ses matieres importantes, ti'aduits ou com-
poses par lui avec l'Eloge historique de
feu M. Noodt", Amst. 1731. 2 Voll.
21) „Discours traduit du Latin de M. J.
W. Hector sur la juste defense de l'hon-
nenr, oü l'on traite en particulier les
Duels", 1731. 22) „Histoire des anciens
traites, ou Recueil historique et chronolo-
gique des Traites repandus dans les Au-
teurs Grecs et Latins, et autres Monumens
de TAntiquite , depuis les tems les plus
recules jusques ä TEmpereur Charlemagne",
fol. 1739. (Der Verf. hatte die Absicht,
dieses Werk noch bedeutend zu vermeh-
ren und zu verbessern , Avie aus einem
Exemplar erhellt , welches , von ihm mit
Anmerkungen versehen, später in den Besitz
des gelehrten Abresch gekommen ist.)
23) ,, Traite philosophique des Loix natu-
relles , par Richard Cumberland , traduit
du Latin p. M. Barbeyrac." 4. 1744.
24) Einige Briefe , herausgegeben nach s.
Tode V. Puttman, 1772. Barbeyrac
beabsichtigte auch eine Ausgabe des Ju-
venalis.
Barendszoon (IIL) — . . . — Be-
gleiter des Heemskerk auf der Expedi-
tion nach Nosvaja Semlja (1596).
Barlandu.«) (II.) — Adriaan — geb.
1488 zu Baerlant in Südbeveland, gest.
1542, schrieb: „De rebus gestis Ducum
Brabantiae", Lov. 1532, Brux. apud F.
Foppens, 1665.
Basnage (IV. u. V.) — Jacob —
geb. 1653 zn Ronen, gest. 1723, einEmi-
grc, später Prediger zu Rotterdam u. im
Haag , verf. „Annales des Provinces Unies
depuis 1648 jusqu'en 1676", la Haye 1719.
fol.; eine „Kirchengeschichte" (zum Theil
gegen B o s s u e t ) ; eine „Geschichte der
Juden"; ,.jüdische Alterthümer". (8. VVach-
1er II. B. I. Absch. p. 94, 243.)
Bast (VI.) — J. De — Canonikus
V. St. Bavo zu Gent, besass eine ansehn-
liche Sammlung röra. u. gallischer Alter-
thümer u. Münzen , u. verfasste : „Recueil
d'Antitjuites Romaines et Gauloises, trou-
vees dans la Flandre proprement dite"
1804. in 8. u. 4., 1809 mit 2 Anhängen
in 4. vermehrt; „Recherches historiques
sur la langue Celtique , Gauloise et Tu^'
desque, 1815, 2 Th. 4.
Baster (V.) — Job — Arzt in Zee-
land, untersuchte verschiedene Seepflanzen
und Insekten u. deren Fortpflanzung ; be-
sonders zeigte er den Nutzen der Fühl-
hörner der Insekten ; er beschrieb auch
den chinesischen Goldfisch und den für
Holland so gefürchteten Pfahlwurm. Bei
Gelegenheit einiger Proben über den Bau
des Weizens glaubte er in der Bildung
neuer Fruchtkeime, wie später Fontana,
die Folgerung einer stets geschäftigen or-
ganisirenden Naturkraft zu finden. 1760
gab er „Observationes miscellaneae de
Animalculis et plantis marinis et eorum
variis seminibus" heraus. Er hielt die
Zoophyten u. Schwämme noch für Pflan-
zen.
Baudius (III.) — Dominicus — geb.
1561 zu Ryssel, doch v. s. Eltern, welche
Alba 's \ erfolgung flohen, zuerst zu Aa-
chen erzogen , dann zu Genf unter Beza
gebildet , hielt er sich kurze Zeit in Ley-
den, dann aber vorzugsweise in Frank-
reich auf, bis ihm 1602 die Professur der
Beredsamkeit zu Leyden übertragen wurde,
worauf 1611 die Anstellung als Historio-
graph von Holland erfolgte. Er starb
1613. Seine Reden, Briefe und besonders
die in einem erhabenen Style verfasste
„Beschreibung des Waffenstillstandes"
zeigen ihn als einen der besten lat. Pro-
saisten. Auch s. Gedichte gehören zu den
besten s. Zeit. Aber s. moralisches Be-
tragen verdunkelte durch Völlerei, Wol-
lust u. lächerlichen Hochmuth alle s. Vor-
züge. (S. „Biographien ausgezeichneter
niederländ. Männer imd Frauen" IV. Th.
p. 240-250.)
Baunacb (VI.) — ... — jung ge-
storben in BMesland, verf. den Roman:
„Betje Guizing".
27
Bayle
Bayle
28
Bayle (IV.) — Pierre — geb. 1647 in
der französ. Grafschaft Foix , der Sohn ei-
nes reformirten Predigers, trat mit 20 Jah-
ren zu Toulouse zum katholischen Glauben
über, nahm jedoch schon nach einem und
einem halben Jahre die Religion s. Väter
wieder an, worauf er sein Vaterland ver-
liess, sich zu Genf, Ronen und Paris auf-
hielt und endlich Prof. der Philosophie zu
Sedan wurde. Als zu Anfang der Verfol-
gung Ludwig XIV. 1681 diese Univer-
sität aufgehoben wurde, musste Bayle s.
Fortkommen ausserhalb Frankreich suchen.
Gr. Paets zu Rotterdam wirkte ihm da-
selbst eine Professur der Philosophie und
Geschichte mit 500 Gulden Gehalt aus.
Hier machte Bayle sich sogleich durch s.
„verschiedenen Meinungen über die Kome-
ten" bekannt. Der Komet des J. 1680
setzte als ein vermeintlicher Vorbote des
Unheils ganz Europa in Bewegung. Bayle
erhob sich gegen diesen Aberglauben, aber
nur der kleinste Theil des Buches handelt
über diesen Gegenstand; dagegen verthei-
digt er den sonderbaren Satz, dass Gottes-
leugnung der Gesellschaft vortheilhafter
sei, als Abgötterei und Aberglaube. Die
Veranlassung dazu ist weit gesucht, und
lässt vermuthen , dass Bayle den Kome-
ten nur benutzt habe, um seine Meinungen
über gewisse Dinge zu veröifentlichen. Man
hat diesen Satz manchmal angewandt, zum
Beweise, dass auch die wahre Religion für
Bürgerwohl überflüssig sei. Bayle scheint
jedoch die Folgen s. Satzes nicht in ihrer
ganzen Wichtigkeit vorausgesehen u. selbst
gefühlt zu haben, dass s. Satz keineswegs
ohne Tadel bleiben konnte; wenigstens
nannte er sich nicht, sondern nahm den
Namen eines französischen Katholiken an.
Die Verfolgung der Reformirten, die nun
durch Widerrufung des Edicts von Nan-
tes 1685 den höchsten Punkt erreicht hatte,
veranlasste Bayle, eine philosoplüsche Er-
klärung über die Worte in dem Gleichniss
bei Lukas: „zwingt sie hinein zu gehen,"
dessen sich die Katholiken zur Rechtferti-
gung ihrer Verfolgung bedienten, zu schrei-
ben. Hierin Averden die ausdrücklichen
Sätze einer allgemeinen Duldung ge-
predigt; etwas, das damals noch so wenig
beliebt war, dass selbst die franz. Emigres,
Opfer dieser Unduldsamkeit, Bayle des-
halb belästigten. An ihrer Spitze stand der
Prediger Jurieu zu Rotterdam, ehemali-
ger College Bayle's zu Sedan, ^er s.
Freund heftig kritisirtc, als hätte er nicht
Duldung, sondern Gleichgültigkeit gelehrt.
Doch dies war nur das Vorspiel der Ver-
folgung, welche Jurieu gegen Bayle an-
regte, indem er ihn namentlich aus seinem
Werke über die Kometen der Gottesleug-
nung beschuldigte. Nach verschiedenen
Verhandlungen mit dem Kirchenrath u. der
Regierung ward Bayle von König Wil-
helm HI. 1693 s. geringen Gehalts be-
raubt und s. Amtes entlassen. Bayle ar-
beitete nun eifrig an der Beendigung eines
Werkes, nämlich: des ,.historischen u. kri-
tischen Wörterbuches berühmter Staats-
männer und Krieger", welches s. Namen,
hauptsächlich jedoch in der Literatur, ver-
ewigen sollte. Dieses Werk verdient un-
ter den philosophischen Werken eine Stelle,
weil darin verschiedene zarte Punkte ziem-
lich ausführlich und im Allgemeinen die
Geschichte auf philosophische Weise be-
handelt ist. Es erschien zuerst 1696. Ju-
rieu, s. unversöhnlicher Feind, suchte die-
ses Werk , das in Frankreich verboten war,
auch in Niederland zu unterdrücken , wo
es jedoch nur bei Ermahnungen und dem
Widerruf einiger Artikel blieb. Eben diese
Artikel veranlassten , dass die Ausgaben,
wie die Amsterdamer von 1740, worin sich
dieselben unverändert befanden , auch am
meisten gesucht waren. Nächst dieser Aus-
gabe wird auch die Rotterdamer v. 1720
sehr geschätzt. Die 2. Auflage des WB.
erschien 1702, wohl um die Hälfte ver-
mehrt. Saxe (Onomast. Lit. T. V. p.
317, 318.) irrt sich, die Ausgabe v. 1702
die erste zu nennen, u. die Ausgabe v.
1734 als zu Amsterdam gedruckt anzuge-
ben, obgleich sie zu Paris oder zu Tre-
voux besorgt wurde. Bayle ward nicht
mehr belästigt und starb 1706. — Sein
WB. unterschied sich von den meisten
Werken dieser Art durch einen hier und
da lebendigen , sogar wohl auch scherz-
haften Styl. Tiefe Gelehrsamkeit, einen
Schatz von Bücherkunde, so wie Sach-
kenntniss kann man Bayle nicht streitig
machen. Dass aber s. Raisonnements un-
ter dem Scheine vollkommener Unterwer-
fung unter die heil. Schrift , dem Unglau-
ben, welchen er zu begünstigen schien, in
die Hand gearbeitet haben , ist ziemlich er-
wiesen. Besonders in zwei Punkten gab
er Anstoss, nämlich: in s. Vertheidigung
der Lehre der Manie häer und der der
Pyrrhonisten. Es lässt sich nicht ver-
kennen, dass er die Meinungen beider auf
das Kräftigste darstellt, und nur obenhin
29
Bazelinus
Bekker
30
beantwortet, welches, wenu wir Ihm glau-
ben sollen , nur deshalb geschah , um die
Nothwendigkeit der Ofleubarung, bei der
Unsicherheit der Vernunft, um so stärker
hervortreten zu lassen. Namentlich machte
er sich dadurch B'einde, dass er den Cha-
rakter David's in das ungünstigste Licht
stellte, während er ihn einen grossen
Heiligen nennt. Durch diese Ironie Avard
Bayle leider das Vorbild von Voltaire,
der sie jedoch noch höher trieb. Uebri-
gens war Bayle in s. Privatleben äusserst
massig, eingezogen u. sehr uneigennützig.
Er schätzte , s. Gehalts gänzlich beraubt,
dennoch s. Freiheit so hoch, dass er die
Anerbietungen und Geschenke von mehre-
ren Grossen nicht annahm , wie er früher
die Professur zu Franeker, obschon viel
vortheilhafter als s. Posten zu Rotterdam,
abgelehnt hatte. Ausser s. Zwisten mit
Jurieu war er auch mit dem berühmten
Leclerc in Streit verwickelt. (S. „Bay-
le's Biographie"", verf. v. Des Maizeaux,
vor der Ausg. v. 1730 s. WB. , u. beson-
ders 1732, 8. Kürzer findet man sie in
den „Biogr. niederl. Männer u. B'rauen",
X. Th. p. 1 — 47. Ein grosses Werk ge-
gen ihn schrieb C r o u s a z , wovon F o r -
mey einen Auszug lieferte. Diesen Aus-
zug übers. Hai 1er ins Deutsche, Götting.
1750.)
Bazelinus (V.) — Joannes — Jesuit,
gest. 1626, schrieb: „Annales Flandro-
Galliae", welche, eine Periode von 1300
J. umfassend, bis 1611 gehen. Huideco-
per setzt ihn Avegen s. Unparteilichkeit
über den fläm. Historiker M ei j er. (S. des-
sen „Anmerk. zu Melis Stoke", HI. Th.
p. 502.)
Beaumont (HI.) • — Simon Van ■ —
zuerst Pensionär von Middelburg , dann
Mitglied der Generalstaaten u. Abgesand-
ter nach Polen, Schweden u. Dänemark,
hierauf Pensionär von Rotterdam (1634),
verf. hoUänd. u. lat. Gedichte unter dem
Titel: „Horae succisivae", welche 1638
im Druck erschienen. Er starb, 80. J.
alt, 1654.
Becanus (HI.) — Goropius — leitete
in s. „Origines Antwerpianae" die deut-
sche Sprache unmittelbar aus dem Para-
diese ab, u. setzte ihr Alter über das der
hebräischen Sprache. Aehnliches , doch
nicht so übertrieben, suchte S. VanLeeu-
wcn in s. „Beschreib, v. Leyden" p. 202
— aufzustellen (S. Pars „Namenrolle d.
bata V. u. holl. Schriftst." Leyd. 1702. p. 351.)
Becanusi (IV.) — Willem — geb.
1608 zuYpern, gest. 1683, Verf. v. Idyl-
len und Elegien , welche mit denen von
Hosschius 1688 u. 1700 in einer Samm-
lung erschienen u. Christinen, Königin
von Schweden, dedicirt sind, deren Nieder-
legung der Krone, um zur katholischen Re-
ligion überzugehen, der Dichter sehr preist.
Die Idyllen sind religiösen Inhalts, wie
auch grösstentheils die Elegien. Sein Styl ist
zart, einfach u. s. Gegenstande angemessen.
Wenn auch nicht ganz auf gleicher Stufe
mit Hosschius u. WaUius stehend, so
wetteifert Becanus jedoch mit ihnen. In
der Schilderung des von s. Mutter ausge-
setzten Kindes Moses u. des von Maria
so ängstlich gesuchten 12jährigen Jesus,
ist er, was Phantasie u. Ausdruck betrifft,
ungemein anziehend. 1636 bewillkommte
er den Cardinal - Infanten Ferdinand bei
s. Siegeseinzug.
Beek (VI.) — ... Van — stellte mit
Prof. Moll mehrere wichtige Versuche mit
der galvanischen Elektricität an, worüber
berichten: 1) Journal de Physique, 1820.
T. XC. 2) Journal of the Royal Institu-
tion, T. X. p,188. 3) Thomson's An-
nais of nat. Philos. , Oct. 1821. T. II. p.
288. 4) Edinburgh philosoph. Journal, Jan.
1822. No. 11. p. 83. 5) Memoirs of the
Astronomie. Society of London, T. I. 6)
Journal de Physique, T. XCIV. p. 379.
7) Edinburgh Philos. Journal, April 1822.
T. IX. p. 167.
Beekbuis (VI.) — ... — Verf. ei-
ner ,, Lebensgeschichte Jesu", die sich in
den Werken der Gesellschaft: „Für das
allgemeine Beste" befindet.
Beets (VI.) — J. — Apotheker zu Haar-
lem, schrieb 1815 eine ,,Volkscheraie".
Beka (I.) — Johannes De — Canoni-
kus zu Utrecht, beschrieb um 1350 die
„Geschichte des dasigen Stiftes", die, von
Willebrord, dem Missionär im 7. Jahrb.,
bis 1346 gehend, Joan van Arkel und
dem holl. Grafen Wilhelm IV. dedicirt
und 1611, 1643 u. 1702 in Matthäus'
„Analecta" abgedruckt ist. Ein Werk voll
Fabeln. (S. Foppens, T. I. p. 576. Pars
„Namenr." p. 41 — 43.)
BeklCer (IV.) — Balthazar — geb.
1634 zu Warschuizen in den Ommelanden,
wo sein Vater Prediger war, studirte zu
Groningen und Franeker, war hier einige
Zeit Rector der lat. Schule, und erhielt
1657 einen Ruf nach Oosterlittens , einem
31
Bekker
Bellamy
32
Dorfe in Friesland. Durch s. Diensteifer
sich den Hass einiger seiner Coilegen zu-
gezogen, sah sich Bekker der Ketzerei
beschuldigt. Er hatte nämlich Geschmack
anDescartes' Philosophie gefunden; von
ihm daselbst, und zu Franeker, wo er
1665 und 1666 Dr. der Theol. und Pre-
diger wurde, verfasste Lehrbücher verdäch-
tigte man mit dieser neuen Philosophie.
Bekker leugnete dieselbe nicht ab, ver-
theidigte sie aber als nicht der Religion
zuwider. 1668 gab er die Schriften : „Ge-
reimte Kinderlehre" und „Abgeschnittenes
Brod für Vorgerückte" heraus. Sein 1670
zu Leeuwarden erschienenes Buch: ,, Feste
Speise der Vollendeten" ward, so wie dem
Verfasser, verboten, junge Leute in deinem
Hause zu unterrichten. Dies veranlasste
ihn , Franeker zu verlassen , und 1675 als
Prediger nach Loenen zu gehen, von wo
er später nach Weesp als Feldprediger u.
1679 nach Amsterdam berufen ward. Hier
kämpfte er gegen den Aberglauben , indem
er die thörichte Furcht vor Kometen , bei
Gelegenheit des grossen Kometen v. 1680,
angriff. Dies war jedoch nur die Einlei-
tung zu s. Werke: „Bezauberte Welt,
d. i. gründliche Untersuchung der Meinung
hinsichtlich der Geister , deren Art , Macht,
Regierung und Handeln, so wie das, was
die Menschen durch die Kraft u. Verbin-
dung derselben thun" , Franeker 1691 , 8.,
später Amsterdam , 4. , worin er unverhoh-
len erklärte , die Wirksamkeit des Teufels
auf Erden durchaus nicht zu glauben, ob-
gleich er dessen Existenz , aber als macht-
los und beschränkt, anerkannte. Man hat
aus seinen Ausdrücken gefolgert, dass er
auch an keine guten Engel glaubte, wie-
wohl er sich darüber nie deutlich ausliess.
Die Veranlassung seiner Meinung lag in
Descartes' Philosophie. Dass solche
Ideen und Lehren damals gewaltiges Auf-
sehn machen mussten, war natürlich. Die
Synode setzte ihn ab ; die Regierung von
Amsterdam bestätigte dieses Urtheil, Hess
ihm jedoch bis zu seinem Tode, der 1698
erfolgte , seinen Gehalt. Auch ward er
aus der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen,
was ihn jedoch nicht hinderte, musterhaft
religiös in s. Gefühlen zu sterben, Bekker
war der Erste , der durch jenes Werk den
Glauben an Gespenster, Teufelskünste, Be-
schwörungen und Bezauberungen gewaltig
erschütterte, obgleich die Deutschen diese
Ehre T homasius zuerkennen. (S. Saxii
„Onomast." T. V, p. 173. „Biograph.
niederl. Männer und Frauen," III. Th. p.
285 — 307. M 0 s h e i m , „Instit. Hist. Ec-
cles. Saec. XVII." Sect. II. Part. 2. C. 2.
§. 35, p. 987.)
Bekker — Elizabeth — s. Wolff.
Bellamy (VI.) — Jacobus — einer
der vorzüglichsten Schöpfer der niederlän-
dischen Dichtkunst, war von schweize-
rischer Abkunft. Sein Grossvater Hess sich
nach vielen Reisen zu VHssingen nieder,
wo er seinen Sohn nicht mehr fand, der
sich daselbst bereits früher verheirathet
hatte und mit Hinterlassung einer Wittwe
und eines 5jährigen Sohnes gestorben war.
Seine Mutter gab ihn zu einem Bäcker in
die Lehre ; aber sein« Seele schwebte oft
in dem endlosen Räume, während die Kun-
den auf Brod warteten. Prof. T e Water,
damals Prediger zu VHssingen, hatte hie-
von Kenntniss erhalten und nahm sich des
jungen Mannes an, dessen Erstlinge er,
wenigstens was die Sprache betraf, cor-
rigirte. Er ermuthigte ihn und sandte
einige seiner Proben an den haager Kunst-
verein: „Kunst wird durch Arbeit erlangt".
Doch Te Water that mehr: als er des
Jünglings Eifer, sich den Wissenschaften
zu widmen , wahrgenommen , brachte er
durch Lambrechtsen Van Ritthem
und andere edle Menschenfreunde die Mit-
tel zusammen, um den Vielversprechenden
1779 vom Bäckerofen weg und 1782 auf ^
die Universität Utrecht zu bringen. Seine
erste Manier war die Anwendung der My-
thologie, besonders bei Hochzeitsgedichten ;
doch ward ihm dieser Unsinn bald zuwider.
Es scheint, dass Van Haren 's Geusen,
die ihm Te Water verschaffte, einen
wunderbaren Eindruck auf ihn gemacht u.
ihm von acht poetischer Schönheit eine
Idee gegeben haben. Zu Utrecht öffnete
sich ihm eine neue Welt. Diese Stadt be-
fand sich damals in einer für die Poesie
vortheilhaften politischen Gährung. Man
suchte nämlich die alten städtischen Vor-
rechte vor 1674 wieder zu erneuern. Die
Bürgerschaft war mit einem grossen Theile
der Nation misvergnügt über die Führung
des englischen Krieges und entrüstet ge-
gen die Briten wegen der Plünderung auf
St. Eustatius. Dabei war Bellamy Haus-
genosse eines der heftigsten Volksführer in
diesem Geiste, des bekannten Qu int On-
daatje. Konnte es nun anders sein, dass
der von Poesie und Vaterlandsliebe glü-
hende Jüngling in Versuchung gerieth, die
Leier für Niederland anzustimmen? Er
33
Bellamy
Bellamy
34
that dies, und die „Vaterländischen Ge-
siinge von Zelandus" waren der Erguss
dieses jugendlichen Enthusiasmus. Sienmuss-
ten , theils ^vegen ihres iiinern Werths,
theils ^vegen der damals noch ungewöhn-
lichen kühnen Dichtungsart, theils wegen
üebereinstimmung mit dem damals herr-
schenden Geschmack, allgemeinen Beifall
finden. Sogar die Staatsregierung von
Vlissingen, des Dichters Geburtsort, der
er sie dedicirt hatte, nahm sie wohlgefäl-
lig auf und verehrte ihm dafür ein Buch-
geschenk. Der Ton ist wahrhaft kräftig;
er verräth den ächten , originellen Dichter
(wie hoch z. B. steht der Gesang: „An
das Vaterland" über den gleichmässigen,
sanftfliessenden Versen dieser Zeit 1) und
athmet Entrüstung gegen alle Feinde des
Vaterlandes. Ein wenig früher war eine
Auswahl aus seinen „jugendlichen Gesän-
gen' erschienen, die eben so sehr Anmuth
und Lieblichkeit mit feinem Geschmack und
Harmonie des Ausdrucks paaren, als die
andern Kraft und Kühnheit zeigen. Viel-
leicht veranlasste diese Verbindung von
zwei so verschiedenen Eigenschaften, an-
fangs Bellamy mit G l e i m zu verglei-
chen , obgleich er versicherte, damals
Gleim noch nicht gelesen zu haben. In
wie weit die Alten und spätere Dichter
auf sein Genie gewirkt haben, ist schwer
anzugeben. Es scheint jedoch , dass dieser
Einfluss nicht besonders gross war. Ge-
lehrt war Bellamy eigentlich nicht, und
er bedauerte, dass eine zu späte Bekannt-
schaft mit den Meisterstücken Griechen-
land'» und Rom's ihn so mancher Schön-
heit beraubte, womit er seinen herrlichen
Verstand hätte nähren , stärken und ver-
edeln können. Zum Theil ward dies durch
den Umgang mit Rau, Kleyn, Hin-
löpen u. A., denen er viel zu verdanken
hatte, vergütet, Männer, besonders der
erstere, von ausgezeichnet feinem Ge-
schmack und durchdrungen von den klas-
sichen Schriftstellern. Vermuthlich war es
Kleyn, der ihn auf die besten deutschen
Schriftsteller aufmerksam machte, von wel-
chen sich einige nicht zu verkennende
Nachahmungen in seinen Gedichten finden,
wie z. B. in der „Ode nach einem Sturm"
von M o s e s M e n d e 1 s s o h n , in dem „va-
terländischen Mädchen" und in dem „va-
terländischen Jüngling" (von K 1 o p s t o c k).
Von holländischen Dichtern scheint er zu-
erst Cats und vermuthlich auch Vondel
u. A. gelesen zu haben. Doch die schalen
Gedichte des 18. Jahrb. bis auf s. Zeit u.
der herrische Ton der Kunstveroine waren
ihm zuwider. Sein gesunder Verstand , s.
schöpferischer Geist, sein ungezwungener
origineller Humor konnten sich unmöglich
mit jenen eiskalten Gesetzen und Regeln
vereinigen , welche nichts als unfruchtbare
Mittelmässigkeit hervorbrachten. Es ist
sogar Avahrscheinlich , dass diese Abneigung
ihn den so jämmerlich gemissbrauchten Reim
für die Poesie weniger nothwendig erach-
ten Hess: wenigstens ist er der Erste, der
mit Van Alpheii (doch noch glücklicher
als dieser) die niederländ. Poesie mit reim-
losen Gedichten, worin er ein Meister
war, bereichert hat: s. Proben in diesem
Fache beweisen zur Gnüge , dass die holl.
Sprache, von einem av irklichen Ge-
nie behandelt, für diese Dichtungsart
nicht minder geeignet ist, als die deutsche,
und dass man es hauptsächlich der Nicht-
beachtung u. Verachtung dieser Dichtungs-
art durch niederländ. Kunstrichter zumessen
muss, wenn man in derselben, nach Bel-
lamy, durchgehends so unglücklich war,
wobei jedoch keineswegs die thörichte
Sucht zur Nachahmung unberufener Schrift-
steller auszunehmen ist, welche meinten,
dass diese Manier doch nicht so unbequem
sein könnte u. daher den niederländ. Par-
nass mit Stümpereien überluden. Doch
Hesse sich dasselbe nicht auch gegen die
Fluth von Reimen sagen , mit denen man
Vondel, Antonides oder Hoogvliet
nachzuahmen glaubte? — Nach Heraus-
gabe dieser zwei Sammlungen , beide ohne
den Namen des Verfassers , gab Bellamy
erst unter seinem Namen Gesänge heraus.
Diese sind grösstentheils ernster, anziehender,
als s. öfters fröhlichen luid unschuldig tän-
delnden jugendlichen, und dennoch
sanfter, als s. kriegerischen vaterländischen
Lieder. Die Herausgeber von B e 1 1 a m y ' s
Ehrensäule, die ihn sehr gut kannten,
meinen, dass er damals schon eine Ahnung
seines nahen Todes hatte. Kräftig, schön,
und minder durch noch übrig gebliebene
Nachlässigkeiten mehr oder weniger der
Zierde beraubt, ist auch diese Sammlung.
Man findet darin die meisterhaften Stücke :
„Hier liegt mein Dämon in dem Grabe" ;
„Wir haben eine Schwester auf Erden ge-
funden" und andere, die allen gebildeten
Niederländern bekannt sind. Ersteres ist
selbst mehr oder weniger zum Volksliede
geworden. Den Ton dazu (die Klage einer
unglücklichen Geliebten) fand Bellamy
2
35
Bellamy
ßellamy
36
in seinem Herzen. Er liebte bereits zu
Vlissingen ein über ihn in Stand erhabenes
Mädchen, welches durch seine Verhältnisse,
wie es scheint, gezwungen, 1780 im Be-
griif stand , sich mit einem Andern zu ver-
heirathen, der plötzlich starb. Hierauf be-
gann Bellamy seine Bewerbungen und
fand Gegenliebe. Auf der Universität, in
iVIitte aller Zerstreuungen und Beschäfti-
gungen, blieb Bellamy dieser Geliebten
treu, und widmete ihr, unter dem Namen
PhyUis, eine Menge Gedichte, die von
einer sowohl reinen als feurigen Liebe
zeugen. Allein Umstände, der Wille ihrer
Eltern und die noch nicht gesicherte Sub-
sistenz B e 1 1 a m y ' s verhinderten diese Ver-
einigung. Er war noch nicht zu jenem
Stande gekommen , worin er \'ielleicht eine
Zierde der Kanzel würde geworden sein,
und durch Beredsamkeit, wie jetzt durch
Poesie, sich würde ausgezeichnet haben — ■
als eine starke Erkältung seine sonst feste
Constitution untergrub u. den jugendlichen
Dichter, bereits der Ruhm des Vaterlandes,
im J. 1786, erst 28 Jahre alt, wegraffte. —
Seine nachgelassenen Gedichte (wenigstens
eine Auswahl derselben) wurden 1790 einer
neuen Auflage der „Gesänge seiner Jugend"
die seine Freunde besorgten, beigefügt.
Ausserdem hat er einige treffliche Sachen
geliefert in den „Proben für Verstand, Ge-
schmack und Herz", die 1784 zu Utrecht
erschienen und unter andern das Meister-
stück : „Röschen" enthalten , w elches , in
empfindsamem erzählendem Tone, ein ganz
vaterländisches , ja ganz zeeländisches Ge-
dicht ist, indem es niederländische Natur,
niederländischen Charakter und dabei zu-
gleich Gefühle u. Empfindvmgen schildert,
die der menschlichen Natur allezeit und
überall eigen sind. Obgleich es den eigent-
lichen Namen Romanze nicht führt , so hat
es gleichwohl für den Niederländer das-
selbe Interesse, das für Spanier und Ita-
liener die romantischen Gedichte haben,
die ihre alten Volkssitten schildern. Dieses
Meisterwerk ist allgemein bekannt, wobei
noch zu bemerken ist, dass die höchste
Einfalt darin den Stempel dem natürlich-
sten, wärmsten Gefühle aufdrückt, dass
keine Ausschmückung darin vorkommt, die
nicht der Gegenstand nothwendig erfordert,
und dass bei der grössten Abweichung von
den Sitten, Gewohnheiten und der Denk-
art der Alten , sich gleichwohl die gefeiert-
sten derselben dieses Gedichtes nicht
schämen dürften, welches einen vollkom-
menen Beweis von Bellamy 's geläutertem
und veredeltem Geschmack liefert. Bel-
lamy's Gedichten widerfuhr die für ein
niederländ. Werk seltene Ehre einer Ueber-
setzung ins Deutsche. Sie Avurde zu Wien
1790 gedruckt. In der That artete Bel-
lamy's Geist sehr dem der damaligen
deutschen Schule nach, und J. P. Van
Cap pellen vergleicht ihn, in einer bei
dem Institut gehaltenen Rede, treffend mit
Holty. Bellamy ist einer der belieb-
testen Dichter seiner Nation: man weiss
seine Meisterwerke auswendig. Die meisten
Gesänge sind 1816 zu Haai'lem durch L o os -
j e s in einem Bändchen in Taschenformat
neuerdings herausgeg. worden; man ver-
misst jedoch darin ,. Röschen", als sei es
nicht von ihm. Als Kunstkenner und
Prosaist machte sich Bellamy auch rühm-
lichst bekannt in dem zu Utrecht erschie-
nenen ,. poetischen Zuschauer", worin er s.
Dichtertheorie entwickelt. ZAvei s. Pre-
digten (eine frühere, mehr Kriegs - als
Kanzelrede, zvir Ermuthigung der Theil-
nahme in den damaligen Waffen- Vereinen,
wurde wenig bekannt) sind nach seinem
Tode durch den damals vlissingschen,
nachheiigcn dordrechter Prediger Kui-
pers mit einer trefflichen Einleitung,
welche die Anlage und Bildung Bella-
my's behandelt, 1790 zu Vlissingen un-
ter dem Titel: „Zwei nachgelassene Pre-
digten V. J. Bellamy, mit einer, ihn be-
treffenden Vorre4e" herausgegeben worden.
Bellamy 's auf der Universität gehal-
tene Probepredigten, welche sich sehr
von der damals noch üblichen trocknen
dogmatischen Manier entferntexi, indem
tiefes Gefühl und Kraft der Sprache sich
darin mit religiösem Ernste paaren, zeigen,
dass er ein Sterne einst hätte werden
können, wiewohl es zweifelhaft ist, ob
ein Sterne damals auf der holländischen
Kanzel würde Glück gemacht haben. Seine
Begriffe von Toleranz u, allgemeiner Bru-
derliebe waren zu jener Zeit noch selten
(S. über Bellamy: „Denksäule auf das
Grab von J. Bellamy", von W. A.
Ocker se und A. Kleyn, geb. Ockerse,
p. 10 — 18, vgl. mit p. 20. „Mnemosyne"
IV. Th. p. 245—271. Proben seiner Ge-
dichte enthalten z. B. De Vries „Gesch.
der nieder). Dichtkunde" II. Th. p. 297
— S07. Witsen Geysbeek ,. biographisches
u. s. w. W. B." I. Th. p. 255 — 270.
Van Kampen II. Th. p. 391 „Röschen".
Ueber s. reimlosen Gedichte s. „Denksäule"
31
Belle
Bernouilli
38
p. 43 — 45; eine Probe bei V. Kampen
^y. 388. N. [«].)
Belle (V.) — Jan Van — schrieb
einen „kurzen Abriss der holländischen
Sprachlehre" 1755.
BeUegsarAe (V.) — Gabriel Du Pac
De — ein Franzose und sog. Jansenist,
inachte sich als heftigen Gegner der Je-
suiten durch eine ,. Abhandlung über die
Bulle Unigenitus" (1755), durch die Samm-
lung von A r n a u 1 d ' s Werken , durch einen
Anhang zu der von Van Espen u. durch
eine ,, kurze Geschichte der Utrechter
Kirche" bekannt. (S. Saxe Onomast. T.
VIII. p. 217, 218.)
Bemmelen (VI.) — A. Van — ein
geschätzter reformirter Kanzelredner.
Bening^a (II.) — Sicko — gab eine
von 1492 — 1529 gehende „Friesische und
Grönini^sche Chronik".
Bergr (V.) — F. R. De — ein Beam-
ter von Brüssel u, Verf. einer gekrönten
., Abhandlung über das Rom. Recht in den
Niederlanden".
Ber§^ (VI.) — Ahazueer Van Den —
dessen „Lehrbuch der biblischen Geschichte
für die Jugend" an 40 Auflagen erlebte.
Berkbey (V.) — Joannes Le Francq
Van — aus Leyden, das er in dem kraft-
vollen Gedichte: „Das verherrlichte Ley-
den", vorgetragen in der Spitalkirche am
8. Oct. 1774 bei der 2ten Säcularfeier der
Befreiung, besang. Er bekleidete den neu
geschaffenen Posten eines Lectors der Na-
turgeschichte daselbst, hauptsächlich zur
Erklärung des Naturaliencabinets , welches
Prof. Allamand durch ein Geschenk s.
eigenen Sammlung zuerst angelegt hatte.
Er machte vorzugsweise die Naturge-
schichte Holland's zum Gegenstande seiner
Forschungen. Die drei ersten Theile der-
selben enthalten die Naturgeschichte des
Landes im Allgemeinen , des vierten Theiles
erstes Heft (wobei es blieb) jedoch nur
die Beschreibung des Rindviehs, welches
letztere von Kennern aber weniger geschätzt
wird. Ausserdem schrieb Berkhey noch
folgende Gedichte: „Väterlicher Abschied
an meinen Sohn" (der im ersten englischen
Kriege zur See ging); ,,Der Seetriumph
<ler batavischen Freiheit", 2 Theile, bei
Gelegenheit der Schlacht auf Doggersbank
1782 (sehr mangelhaft) ; früher bereits das
durch den haager Dichterverein: „Kunst-
liebe spart keinen Fleiss" gekrönte „Lob
der Dankbarkeit"; der Säculargesang :
..Das erniedrigte u. verherrlichte Graven-
haag" 1776; „ehrbare Probeküsschen";
„Proben von dem Vermögen der hoUänd.
Dichtkunst zur Harmonie", zu finden in
den Werken des leydener Diclitervereins:
,, Kunst wird durch Arbeit erlangt," I. Th.
p. 233. Dieses Gedicht war in der That
ein Beweis von der Empfänglichkeit der
holl. Sprache für Klangnachahmung , doch,
muss es nicht sowohl gelesen , als recitirt
werden. Einige Nachahmungen des Ge-
töses der Handwerker, z.B. der Blech-
schmied, Drescher, Hufschmied,
Bäcker u. s. w. , sind vortreiflich. W.
Geysbeek, der im Allgemeinen L e
Francq Van Berkhey Aiel zu streng
kritisirt, nennt dieses Gedicht ein eitles
Spiel mit Klangnachahmungen von
Wörternmeist ohne Sinn. Später
erschien seine „Batavische Menschlichkeit",
das schlechteste von seinen Producten, u.
ein (weit besseres) „Trauergedicht auf Wil-
helm V." Berkhey war in seinen Aus-
drücken zwar weniger gebildet u. Sonder-
ling, aber dessenungeachtet hatte er etwas
Originelles. Loosjes, obgleich in po-
litischen Meinungen ganz verschieden von
Berkhey, hat durch die Herausgabe s.
„Nachgelassenen Gedichte" u. des „Geistes
s. Schriften" (1813) dem Andenken dieses
niederländ. Dichters und Prosaisten, der
hohen Werth auf das Altvaterländische
setzte, sein Recht widerfahren lassen.
Berkhout (VI.) _ a.J. — Mitglied
der Provincial-Commission Aon Nordhol-
land u. Prediger zu Zaandijk, gab eine
von der nurdholl. Schulcommission sehr bei-
fällig aufgenommene „Probe einer kurzen
Geschichte des niedern Unterrichts in Nie-
derland" Amst. 1824.
Bernard (V.) — Johan Steven —
geb. 1718 zu Berlin , Arzt zu Amsterdam,
besorgte Ausgaben von mehreren griechi-
schen mcdicinischen Schriftstellern v. 1743
— 1757, nämlich: von Demetrius Papa-
gomenus, Hypatus, Psellus, Palla-
dius, Synesius und von Thomas Ma-
gister, dem Grammatiker.
Berneville (I.) — • GuIUebert — fran -
zös. Minnedichter am Hofe Heinrich' s III.
Bernouilli (IV.) — Jean — geb. 1654
zu Basel, 1695 auf Empfehlung des Mar-
quis de L'Hopital zum Prof. d. Mathe-
matik nach Groningen berufen , 1705 aber
wieder nach Basel zurückgekehrt, wo ei
nach dem Tode s. Bruders, Jacques,
eines ebenfalls berühmten Mathematikers,
als Professor der Mathematik an dessen
39
Bernouilli
Bidloo
40
Stelle trat , machte während seines Aufent-
halts in Groningen folgende Entdeckun-
gen: Brachyotochrone oder linea celer-
rimi descensus (1697), welche die noch
schwierigere, bekannt unter dem Namen
des Isoperimeters, u. einen heftigen Streit
zwischen den beiden Bernouilli's veran-
lasste , der wieder grossen Einfluss auf die
Fortschritte der Mathematik hatte, und
Jean B. Gelegenheit gab, Aerschiedene
Schriften abzufassen, worin er seine Ent-
deckungen bekannt machte. Hieher gehö-
ren die über Synchrona, über die Ex-
ponentialrechnung, über die linea ae-
tjuabllls recessus, über die maxima et mi-
nima, über den radius osculi u. s. w. (S.
über ihn u. s. Geschlecht: Lalande „Bi-
bliogr. Ästron. " p. 299. „ Commercium
Epistolicum Leibnitzii et Bernouillii''' T. I.
p. 45, 101, 105, 186, 247. U. p. 60, 64,
86, 183, 221, 228. Reland's „Galathea",
herausgeg, v. P. Bosscha. Bossut ,, Es-
sai sur l'Histoire generale des Mathemati-
ques" T. II. „Joannis Bernouillii Opera"
T. I. p. 179, 231. De Luc „Traite des
niodificatlons de l'Athmosphere" T. I. p. 22.
Van Kämpen Th. III. p. 289. Moll's
,, Beitrag zur Gesch. der mathemat. Wiss.
in den Niederlanden im 18. Jahrh.)
Bernouilli (V.) — Daniel — Sohn des
Vorigen, war 1700 zu Groningen geboren.
Irrig nennt Grand-Jean de Fouchy
ihn einen Schweizer (Eloge de Dan. Ber-
nouilli, Hist. de l'Acad. des Sciences, 1782).
Zu s. Lobe als Mathematiker wird es hin-
reichen , zu sagen , dass er in vielen Hin-
sichten der Mitarbeiter sowohl , als der
Freund des grossen Leonard Euler war.
Daniel B. verliess in s. Jüngern Jahren
die Niederlande , folgte einem Rufe an die
Akademie zu Petersburg, von welcher er
eine der grössten Zierden war und wo er
bis 1733 blieb , dann zu Basel lebte und
daselbst bis 1782 denselben Lehrstuhl ein-
nahm , der s. Oheim u. Vater so berühmt
gemacht hatte. (S. über ihn u seine Werke:
Bossut „Essai sur l'Hist. gener. des Ma-
them." T. II. p. 109 sqq. Montucla
„Hist. des Mathem." T. IV. p. 289 et pas-
sim. Obiges Werk von Fouchy, p. 102.
Lalande „Bibi. Astron." p. 299.)
Bertel (III.) — ... — Abt von
Epternach, gest. 1607, Verfasser einer
,.Historia Ducatus Luxemburgensis" Colon.
1605, 4.
Bertholet (III.) — ... — ein Je-
suit, verf. ebenfalls eine Geschichte von
Luxemburg, zwar mit vieler Gelehrsam-
keit, aber sehr langweilig und in einem
schlechten Style.
Bertius (III.) — ... — zuvor Re-
monstrant, dann zu Paris Katholik ge-
worden, besorgte eine für jene Zeit gute
Ausgabe des Ptolemäus.
BetoiiW (VI.) — Johannes In De —
ausgezeichneter Geschichts - und Alter-
thumsforscher , verf. mehrere Werkchen
über die bei Nimwegen gefundenen Alter-
thümer und Münzen.
Beuikie (V.) — ... De — Arzt zu
Brüssel, untei'suchte chemisch die Erdarten
behufs des Anbaues der Haiden und die
giftige Eigenschaft des Bleies. Die Ab-
handlung ist in flämischer Sprache ge-
schrieben.
Bevel (VI.) — M. J. S. ~ Mathe-
matiker , der eine neue Ausgabe von E u -
1er 's Algebra besorgte.
Bevere (III.) -^ Cornelis De — Aon
Ludwig XlII. von Frankreich geadelt,
beschäftigte sich neben seinen mannichfal-
tigen Staats - und Gesandtschaftsgeschäf-
ten mit den Wissenschaften , besonders mit
lat. , französ. und holländischer Poesie, so
wie mit Geschichte und Alterthümern. (S.
Baien p. 222.)
Bever-wijk (IV.) — Jan Van —
schrieb über die Stadt Dordrecht (Dordr.
1640).
Beverwrfjk (III.) — Johan Van —
gest. 1647, war nicht allein Arzt, sondern
auch Magister der (damals vorzugsweise
sog.) freien Künste, dabei in Jurisprudenz
und Politik erfahren , deshalb 1627 u. 1628
Schöppe u. Rath, u. mehrmals von Seiten
des Staats nach den Staaten von Holland
abgesandt. Als niederländ. Literat ver-
dient er Erwähnung w egen seiner Schrift :
,,Ueber die Vortrefflichkeit der Frauen"
(Dordr. 1643); wegen seines ,, Spanischen
Xerxes" eine Vergleichung der Thaten
der alten Holländer mit denen der Griechen
(1639); wegen des „Anfanges Holland's
in Dordrecht" (1640) u. wegen s. holländ.,
griech. und lat. Gedichte.
Bicker (VI.) — Lambert — Arzt zu
Rotterdam, schrieb für die utrechter Ge-
sellschaft: „Uebcr die jetzt so vielfaltigen
Nervenkrankheiten" (1785), u. erfand einen
neuen verbesserten Dampfmesser, (S.
,,Neue Abhandlungen der rotterd. Ge-
sellsch." I. Th. 1800.)
Bidloo (IV.) — G. — Professor zu
Leyden, als Nachfolger Stuck 's, ist all-
41
Bilderdijk
ßildcrdijk
42
gemein bekannt durch seine anatomischen
Platten, Avclche Lair esse's Kunst ver-
schönert hat. Er zernliederte die Augen
des Maulwurfs, der Blindschleiche u. einiger
Insekten, und beschrieb den Leberwurm
der Schafe.
Bilderdijk (VI.) — Willem — Nie-
derland's grösster Dichter, geb. 1756 zu
Amsterdam, gest. den 18. Dez. 1831,
machte schon auf der Mutter Schoos Verse.
Er studirte Jurisprudenz auf der Univer-
sität zu Leyden, widmete sich jedoch auch
der Theologie und IVIedicin und erwarb
sich eine gründliche Kenntniss der alten
und fast aller bekannten neuern Sprachen,
der Geschichte, Alterthümer, Geologie
u. s. w. Sein erstes Erscheinen in der
Reihe der holländischen Dichter ward durch
eine Preisfrage des leydener Dichterver-
eins: „Kunst wird durch Arbeit erlangt,"
1776 „über den Einfluss der Dichtkunst
auf die Staatsregierung" veranlasst. Dieser
wenig versprechende Stoff w ard von Bil-
derdijk auf eine Weise behandelt, wo-
von man in der hoUänd. Poesie noch keine
Muster kannte. Der Anfang ist kühn und
edel, das glücklich gewählte Vorbild des
Tyrtäus, der die furchtsamen Spartaner
zu Felde treibt und dadurch den Fall von
Messina veranlasst, trägt ungemein zur
Belebung und sogar zur Beantwortung des
Gegenstandes bei, wiewohl sich anmerken
Hesse, dass Tyrtäus mehr auf die Kriegs-
Iiihrimg als auf die Staatsregierung Ein-
fluss gehabt hat. Aber ein Dichter braucht
dies nicht so genau zu nehmen. Dasselbe
Glück, das Feith hatte, ward auch ihm
sechs Jahre früher (1777) zu Theil : er er-
hielt einen doppelten Ehrenpreis für ein
Gedicht in drei Gesängen über die „wahre
Liebe zum Vaterlande", nämlich den ersten
u. dritten, den zweiten bekam s. Freun-
din De Lannoy. Nun stieg Bilder-
dijk von Stufe zu Stufe. 1779 kam s.
Uebersetzung des Königs Oedip von So-
phokles heraus. Dies war die erste
Probe , um die Niederländer mit dem Geist
und der Form der Griechen aus der Quelle
bekannt zu machen, und dadurch die bis-
her durch sklavische Nachahmung franzö-
sischer Muster so tief gesunkene Poesie
wieder herzustellen. Jedoch behielt er den
Reim , den er sehr in Schutz nahm , bei.
Es scheint, dass das Vorbild Bilder-
dijk'» im Gegensatz der Bestrebungen
BeUamy's und s. Freunde das Meiste
dazu beitrug, um den Reim als nothwen-
digen Bestandtheil der niederländ. Poesie
beizubehalten, Dass jedoch Bilderdijk
auch reimlose Gedichte schreiben konnte,
hat er in seiner „Erheiterung" (1779) hin-
länglich bewiesen. Er gab dadurch selbst
gegen sich den strengen Kunstrichtern,
welche nicht allein die Hexameter, sondern
auch die so natürlichen Jamben und an-
dere reimlose Versmasse aus der hoUänd.
Poesie verbaiuien w ollen , die Waffen in
die Hände. 1784 besang er „Odilde", u.
1785 erschienen s. „Blümchen". Bilder-
dijk legte sich damals hauptsächlich auf
das erotische Fach, worin er sich mit
grossem Glück versuchte. Dann bearbei-
tete er mit Feith Van Haren 's Geu-
sen, vor welchen jedoch nur sein Name
steht (1785). Nach dieser gemeinschaft-,
liehen Arbeit entfernten die politischen
Ereignisse, die heftigen Unruhen in Nie-
derland und die Bewegungen der Parteien
beide Dichter von einander. Bilderdijk
war für die Partei des Prinzen, während
Feith der patriotischen Partei eifrig er-
geben war, für die er nicht allein mit
Worten, sondern auch thätig auftrat. Kein
Wunder also , dass die Revolution von
1787 ihm einen solchen Beschluss, wie
Feith, nicht einflössen konnte, s. Leyer
aufzuhängen. Gleichwohl sinds. poetischen
Erzeugnisse zwischen 1787 u. 1795 nicht
zahlreich ; nur die Uebersetzung des „Oe-
dipus zu Kolona" (von ihm „Oedip's Tod"
genannt) von Sophokles zeichnet sich
darunter aus und ist ein würdiges Gegen-
stück zu seinem früher übersetzten Koni g
Oedip desselben Meisterdichters. Mit
1795 begann die zweite Epoche von Bil-
derdijk's Leben. Bisher hatten Jugend,
Ruhm, vortheilhafte Verhältnisse und Um-
gang mit vaterländischen Kunstfreunden
s. Seele in einer heitern Stimmung erhalten,
die er nunmehr , und wie es schien , für
immer verlor Mit dem Hause Oranien
verliess er auch das Vaterland, s. Beruf
als Advokat und schwärmte als Verbann-
ter in England und Deutschland umher.
Zu Braunschweig musste er sich von Un-
terrichtgeben in den verschiedenen Wissen-
schaften, die er kannte, seinen Unterhalt
erwerben. Er sah sein Vaterland einer
Partei und Grundsätzen zur Beute, die
er verabscheute. In Deutschland nahm s.
orthodoxe Religiosität nicht minder Anstoss
an der zügellosen Denkungsart, welchöH
gerade damals den höchsten Gipfel erreicht
hatte, und in der That so weit ging, dass
43
Bilderdijk
Bilderdijk
44
man sich des Namens eines Christen
schämte. Dies Alles konnte auf den ge-
fühlvollen Dichter s. Wirkung nicht ver-
fehlen. Er wurde schwermüthig, unzufrie-
den mit s. Schicksal und mit den Menschen;
er zeigte immer mehr einen tödtlichen Hass
gegen die Grundsätze von Freiheit der
Völker u. F'reiheit des Denkens, u. selbst
einen Hass gegen Deutschland und Alles,
was Deutsch war oder dem ähnelte, ob-
gleich er in Braunschweig gastfremidschaft-
liche Aufnahme und sogar Unterstützung
von dem Herzoge fand. So ward hier der
Grund gelegt oder vielmehr die Saat ent-
wickelt, welche früheres emsiges Studiren
in ihn gestreut hatte, von der Krankheit
der Seele , mehr noch als des Körpers , der
Hypochondrie, deren oft höchst sonderbare
Wirkungen sich in seinen Urtheilen über
die grössten und edelsten Männer und die
heiligsten Interessen der Menschheit zeigen,
wodurch er so weit unter den Punkt wahrer
Humanität herabsinkt, als er sich auf der
andern Seite durch ein ausserordentliches
Genie erhebt ; ein Geist , der Alles um-
fassen. Alles schildern kann, dessen Adler-
blick ungehindert durch Zeit und Raum
und die Geisterwelt dahin schwebt; der
die hoUänd. Sprache ganz in seiner Gewalt
hat, der dabei der erste Dichter, u. (was
Genie betrifft) der erste Sprachkenner Nie-
derland's , origineller Philosoph , Jurist,
Geolog und Arzt ist, und der mit aller
s. Trefflichkeit und Mangelhaftigkeit als
psychologische Erscheinung vielleicht in
keinem Jahrhundert seines Gleichen gehabt
hat. — Das Missgeschick der Verbannung
schien in Bilderdijk das dichterische
Feuer mit neuer Gluth zu entzünden , wel-
ches in den sieben Jahren der Ruhe , viel-
leicht durch andere Beschäftigungen, einiger-
massen erloschen Avar. Damals verfasste
er die meisten Stücke aus seiner „vater-
ländischen Oraniensucht", besonders jenen
herrlichen ,, achten März zu Tjondon", der
Delille's Homme des Champs in einen
holländischen BVeund des Landlebens ver-
wandelte (1803). Vielleicht ist dieses
meisterhafte Gedicht der Vollkommenheit
näher, als das französische Original. Wäh-
rend seiner Verbannung gab er noch die
Sammlungen ,, vermischter Gedichte" (1799,
zwei>Theile) und „Poesie" (1803, 1807,
vier Theile) heraus. In den letzten befin-
^en sich auch Gedichte von einigen seiner
Schüler und Freunde. Unter den vermisch-
ten Gedichten bemerkt man vor Allen die
herrliche Bearbeitung von sechs Ossian'-
schen Gesängen. Die tiefe Schwermuth,
welche den schottischen Dichter beseelt,
stimmte so gut mit der des niederl. über-
ein! sie war jetzt ebenfalls der Grundton
seiner Gesänge geworden. Später gab er
auch eine Uebersetzung des ganzen „Fin-
gal", in zwei Theilen, mit einer Abhand-
lung über denselben , u. alle übrigen klei-
nen Gedichte Ossian's heraus. Ferner
erschienen noch zwei Theile „Allerlei"
(1804). Zu Anfang des J. 1806, unter
dem Rathpensionär S c h i m m e 1 p e n -
n i n c k , als die Gemüther abgekühlt waren,
kehrte Bilderdijk ins Vaterland zurück,
nicht 1799, wie die Galerie histor. des
Contemporains (T, II. 1. Part. p. 137)
irrig angibt. Dies erhellt auch aus ,^den
fünf Gedichten auf der See bei meiner
(Bil d er d ij k 's) Rückreise nach dem
Vaterlande, die sich in den Mannichfaltig-
keiten der hoUänd. gelehrten Zeitschrift:
Letteroefeningen v. J. 1806 p. 220, 264,
311 u. 358 befinden. Sein erstes Erzeug-
niss seitdem war ein Meisterwerk : „Die
vier neuen vermischten Aufsätze", in Prosa
und Poesie. Welche herrliche Gedichte
darunter sind nicht der ,. Achilles auf Scv-
ros" und einige andere ! Welch ein Feuer
und Leben ! Es schien , als ob die vater-
ländische Erde den bereits 50jährigen Dich-
ter mit neuer Gluth und neuer Kraft be-
seelte , obschon sein Körper sehr gebrech-
lich war. Das Unglück von Leyden 1807
ergriff ihn tief und gab ihm nicht allein
den Stoff zu einem Gedicht, voll male-
rischer, jedoch etwas zu schauerlicher
Scenen , sondern auch Gelegenheit zu einer
edlen Handlung. Er bot eines s. Meister-
werke: „Die Krankheit der Gelehrten",
durch Subscription, zur Unterstützung der
Verunglückten an. In diesem Werke sieht
man, wie ein wahrer Dichter sich auch
des undankbarsten Stoffes bedienen kann.
Zu den am schönsten ausgeführten Par-
thieen gehören: die Verjüngung des alten
Aeson durch s. Töchter, welche ihm das
Blut abzapfen und jugendliches wieder ein-
giessen. König Ludwig, in Gesinnung
ein Holländer, fragte Bilderdijk um
diese Zeit in verschiedenen auf Literatur
bezüglichen Angelegenheiten um Rath, u.
ernannte ihn zum Präsidenten der zweiten
Classe des von ihm gestifteten und noch
bestehenden Instituts der Künste u. Wissen-
schaften. Bilderdijk glaubte, dass jetzt,
nachdem Wilhelm V. gestorben, seine
45
Bilderdijk
Bilderdijk
41)
Verpflichtungen gegen das Haus Oranien
aufhörten, und er allein dem Schicksale,
das die Napoleoniden begünstigte, nicht
widerstehen könnte; er war daher mit wah-
rer Zuneigung und mit Eifer dem tugend-
haften Fürsten zugethan. Zahlreich waren
nun s. Werke, zum Theil im Verein mit
denen s. zweiten, kunstliebenden Gattin,
Katharina Wilhelmine Bilderdijk: un-
ter andern drei Theile Trauerspiele;
„Wilhelm von Holland'' (Graf Wilhelm 1.);
„Elfride" (von s. Gattin) ; „Kormak" (von
Bilderdijk, die Geschichte des Ulysses
unter Ossian's Landsleute versetzt), mit
einer Abhandlung über das Trauerspiel;
„Cinna" (von Bilderdijk, nach Cor-
neille) u. „Iphigenia in Aulis" (nach Ra-
cine, von Mad. Bilderdijk). In der Wahl
dieser beiden Stücke sieht man , dass Dich-
ter u. Dichterin sehr die französ. Sprache
liebten u. ihr huldigten. Bilderdijk feierte
König Ludwig's Thronbesteigung in ei-
ner Ode, worin man den Messias besin-
gen zu hören glaubt, und als 1808 Lud-
wig s. Residenz nach Amsterdam verlegte,
feierte Bilderdijk dies mit einem Trauer-
spiele, „Floris der Fünfte" betitelt, wor-
in er diesen Grafen, nach der Wahrheit,
als den Beschützer der Volksfreiheit gegen
die kleinen Tyrannen des Feudalsystems
darstellte. Nach Ludwig's Niederlegung
der Krone, als Napoleon Hollands Na-
men aus der Liste der Völker strich,
brachte Bilderdijk Sr. k. k. Majestät
s. Huldigung dar, und besang auch 1810
zu Amsterdam dessen Vermählungsfeier.
Hierauf erschienen die Uebersetzungen der
j,Loblieder des Kallimachus" und des ,, Ver-
suchs über den Menschen' von Pope (letz-
tere sehr frei). In den „zerstreuten Ge-
dichten" (1809) findet man eine sehr gelun-
gene, abgekürzte Nachahmung des Pervi-
gilium Veneris, einiger Oden von Horaz,
einen Sieggesang von Pindar. ein Paar
Stücke von Theokrit u. Ovid, eine An-
zahl Gedichte von Boethius u. den An-
fang der „Iliade", welche er auf die ihm
eigenthümliche Weise, d.h. frei, aber mit
Beibehaltung des Geistes u. der Kraft des
Originals übersetzte. — Auch erschien von
ihm der fünfte u. eilfte Gesang der Odys-
see in einer metrischen Uebertragung, u.
eine griechische u. lateinische Antho-
logie. (S. über seine philolog. Verdienste:
„Peerlkamp's schöne Vorrede zu Ooster-
dijk's Uebersetzung des Horaz. in Be-
ziehung auf Bilderdijk 's Nachbildungen".)
Seine eignen Gedichte sind aus verschie-
denen Zeiten u. von verschiedenem Werth.
Inzwischen hörte die Melancholie, derei»
wir oben erwähnten, nicht auf, an s. Ruhe
zu nagen , u. wurde noch verstärkt durch
den Veilust von fast s. ganzen Familie ;
sie raubte ihm den Schlaf u. bedeckte diese
schöne Welt vor ihm mit einem Flor, durch
welchen er die Gegenstände nur düster be-
trachtete u. keinen Strahl von Freude für
sich selbst empfangen konnte. Dies offen-
barte sich bereits in den Titeln s. Schrif-
ten. Seine „Herbstblätter" (1808, zwei
Theile) sollten die Abnahme s. dichterischen
Kraft beweisen , bewiesen jedoch nur die
seiner heitern Laune. Es sind darin viele
treffliche, sowohl eigene, als nachgeahmte
Sachen. Denselben Mangel wollte das
Publicum an s. „Wii]terblumen" wahrneh-
men, obgleich jenes' göttliche Feuer ihn
seit s. Rückkehr ins Vaterland mit neuer
Kraft zu beseelen schien. Dies beweisen
s. „Kunst der Poesie", worin er die (fast
vergessenen) Rermvereine des vorigen Jahr-
hunderts in herrlichen Versen dem Spott
der Nachwelt überlieferte ; sein „Hollän-
disch", welches, als Gedicht betrachtet,
ein Meisterstück, aber höchst parteiisch
und unbillig über Deutschland ist, gegen
dessen Sprache u. Schriftsteller er heftig
eifert. Dies Gedicht möge Entschuldigung
in s. Kränklichkeit finden; aber die Ent-
heiligung , die er an der Menschheit und
an dem sittlichen Gefühle in „Nero an die
Nachwelt" begangen hat, wird weder Zeit-
genosse noch Nachkomme ihm je vergeben !
Letzteres Gedicht bezweckt nichts weniger
als eine Entschuldigung des Nero,
u. erneuert Seneca's Vertheidigung des
Muttermordes ohne Nothwendigkeit. Und
diesem Gedichte folgt ein „Abschied", 1811
in der hoUänd. Gesellschaft der Künste u.
Wissenschaften zu Amsterdam gehalten,
worin er mit edler Bescheidenheit seinen
Jüngern Kunstgenossen Recht widerfahren
lässt, u. mit einer sehr prophetischen Pro-
phezeihung von HoUand's künftiger Aufer-
stehung vom Tode, in den es damals ver-
senkt war, endigt, die jedoch die franzö-
sische Censur unterdrückte, seitdem aber
besonders erschienen ist, u. worin man die
edelsten Gefühle für das Vaterland u. einen
unbegreiflichen Blick in die Zukunft be-
wundert. Hatte denn B i 1 d e r d i j k die zwei
Seelen, von welchen Xenophon redet? —
Inzwischen hatten sich auch s. äussern Um-
stände verschlimmert: Ludwig hatte den
41
Bilderdijk
Bilderdijk
48
Thron aufgegeben, Napoleon Holland
einverleibt, und den Dichter des Gehalts
beraubt, welchen der König ihm angewie-
sen. So brachte der Dichter die drei Jahre
der niederländischen Sklaverei auch in
bangen Sorgen hin u. Hess darin (ausser
den Winterblumen) nichts als eine unbedeu-
tende „Luftreise und Planetenentdeckung"
u. seine merkwürdige, meist aus Saussure
und De Luc geschöpfte „Geologie"' im
Druck erscheinen. Nach der Revolution
von 1813 stimmte dann auch sogleich s.
Leier mit der anderer bataAÜscher Dichter
in „Holland's Befreiung'^ ein, worin, unter
andern , obiger Schluss des Abschieds ge-
funden wird; „Willem Frederik, König
der Niederlande, Festgesang" (im März
1815, bei der Thronbesteigung Sr. Maj.);
„Kriegsgeschrei" und „vaterländische Her-
zensergiessungen bei Napoleon's Lan-
dung, Fortschritten u. Niederlage". Diese
drei Gedichte waren zum Theil von ihm
und s. Gattin. Ungeachtet dieser Thätig-
keit wollte sich Bilderdijk schon in
das Reich der Todten versetzen , indem er
nach seinen Herbst- u. Winterblumen nun
noch „Affodillen" (Grabesblumen, 1814) er-
scheinen Hess, worin unter Andern die
„Ehe" und „das wahre Gut" in dichte-
rischer Schönheit prangen. Er schien je-
doch bald w ieder aufzuleben , w enigstens
erhob 1817 der Todte das Haupt von s.
Ruhekissen , und brachte die „ neuen
Sprösslinge" an das Licht, worin man
s. erneutes Leben selbst in drollichten Ge-
dichten (dem „Lauscher oder 1. April")
wiedererkannte. Li den „Thieren" sucht
er einen alten lächerlichen Glauben , der
unter Andern die Taube zu einem Teufel
macht, aufzufrischen, und wusste ihn mit
aller Gluth der Poesie , deren er empfäng-
lich war, auszuschmücken. Unaufhaltsam
strömte nun des Dichters verjüngte Ader,
die Amsterdam (von dessen Bewohnern u.
Regierung s. Denkweise u. eine vereitelte
Hoffnung ihn entfernte) verlassen hatte,
um sich zu Leyden niederzulassen. Das
„Weiss und Roth" (die grauen Haare
des Dichters mit dem Gesicht s. Gattin,
als Lilien mit Rosen gepaart) u. die „neuen
poetischen Mannichfaltigkeiten" hatten
sicherlich ihren Werth, verschwanden je-
doch ganz bei dem ,, Untergang der Welt",
den fünf ersten Gesängen eines meisterhaf-
ten Heldengedichts aus der Zeit vor der
Sündtiuth. Bilderdijk, der sich bereits
als Niederland's Pin dar u. Sophokles
gezeigt hatte, erschien hier als dessen
Homer oder vielmehr Mi 1 ton. Welch
eine Welt ist die, in welche der herrliche
Dichter uns führt! Hier verderbte Söhne
von Adam durch Kain und Seth, aber
noch voll der ursprünglichen Riesenkraft;
dort ein heiliges Paradiesgeschlecht, das
aber, durch irdische Schönheit bethört, eni
Titanengeschlecht erzeugt hat, dessen
Kampf mit dem noch rohen Erdbewohner
Bilderdijk mit einem Feuer malt, das
allen Reichthum der holländ. Poesie zur
Schau stellt. Wer weiss nicht Kain's
Gebet bei der Geburt s. ältesten Sohnes
auswendig? Wen hat die treffliche Episode
von E 1 p i n e u. ihrem himmlischen Gelieb-
ten nicht tief gerührt? Dieses Gedicht, das
als Fragment schon eine sehr hohe Stelle
einnimmt, würde, vollendet, gewiss das
grösste Dichterwerk Niederland's sein. In
s. ,, Frosch- u. Mäusekrieg" erschienen s.
witzigen Ausdrücke u s. geistreicher Styl
ganz für diesen Gegenstand geschaffen.
Um diese Zeit erschienen von ihm noch:
Persius „Sittengeisseln'- 1820; „März-
violen" 1821 (worin einige Heldinnenbriefe
und Nachahmungen von Horaz sich aus-
zeichnen) ; „Grillenlieder," 1822 u. später,
3 Theile; „Felsenklänge," 1824. Diese
Sammlungen enthalten eine Menge poli-
tischer , theologischer Gedichte und einige
schöne Nachahmungen der Alten. Als
Sprachkenner stellte Bilderdijk (unter
Andern) ein neues sinnreiches System über
das Geschlecht der Substantive auf. Unter
s. zahllosen Kenntnissen darf man vielleicht
s. allgemeinen u. holländischen Sprachkunde
die erste Stelle einräumen. So tief, wie
er, sind sehr Wenige in das Heiligthum
der Sprache eingedrungen, wobei ihm s.
unglaubliche Kenntniss der europäischen
Sprachen (selbst von Ossi an 's ausgestor-
bener Sprache) und einiger orientalischen
besonders zu statten kam. Es gehörte
nicht weniger als eine solche Gelehrsam-
keit, zugleich aber auch kein geringeres
poetisches Genie dazu, als das Seinige, um
die „Abhandlung über das Geschlecht der
Substantive" zu schreiben, die zuerst nur
ein Entwurf (1809) war, später mehr aus-
gearbeitet (1818) und endlich mit einer
„Geschlechtsliste der Substantive" be-
reichert wurde (1822). Sein System ist
eben so neu, als reich in Folgerungen; es
enthält aus dem Wesen der Sprache, so
wie aus philosophischen Untersuchungen
der Gegenstände in Beziehung auf unser
49
Bilderdijk
Blanchard
50
Denk- u. Sprachvermögen fjeschöpfte feine
Unterscheidungen der drei Geschlechter u.
der zu ihnen gehörenden Wörter. Beson-
ders in der Unterscheidung des sächlichen
verdient s. Werk studirt zu werden. Auch
in vielen Anmerkungen hinter s. Gedichten
(z. B. hinter dem Frosch- u. Mäusekrieg)
beurkundet er ungemeine Sprachgelehrsam-
keit und ausserordentlichen Scharfsinn in
der Etymologie, die man stets bewundert,
obgleich sie wohl ein wenig zu weit ge-
sucht erscheint. Schade, dass Bilder-
dijk sogar in Beziehung auf Sprache un-
verträglich ist, indem er sich nicht ent-
hält, Männer, die in einem Punkt von ihm
abweichen , gröblich zu schmähen. Man
sollte beinahe an die zwei Nachtwächter
von Geliert denken. Eine neue uner-
klärliche Eigenheit dieses seltnen Genies !
Bilderdijk schrieb zu den von ihm über-
setzten Trauerspielen von Sophokles
Vorreden und Anmerkungen. Seine Ab-
handlung über das Trauerspiel, welche
1808 erschien , befindet sich im zweiten
Theile seiner Trauerspiele. Die hinter der
Uebersetzung von Fingal befindliche Ab-
handlung über Ossian von ihm, so wie
s. Beiträge zur dramatischen Poesie kamen
1823 heraus. — Als juristischer Schrift-
steller hat er sich durch s. „Observationes
et Emendationes" bekannt gemacht. (S. Ga-
lerie historique des Contemporains T. II.
1. Part. p. 134—142.) '
Bilderdijk (VI.) — Katharina Wil-
helmina — berühmte Dichterin u. Gattin
des Vorigen , die an der Spitze der hol-
ländischen Dichterinnen glänzte, gab die
meisten ihrer Gedichte zugleich mit denen
ihres Gatten heraus. Unter den Trauer-
spielen sind von ihr „Elfride" u. (die über-
setzte) „Iphigenia". Die Gedichte, welche
sie allein herausgab, enthalten das treff-
liche Gedicht: „Die Ueberschv\emmung in
Geldern", 1809. Ihre „Gedichte für
Kinder'' erreichen jedoch die von Van
Alphen nicht. Wie ihr Gatte in seinem
„Untergang der ersten Welt", so hat sie in
ihrer trefflichen Uebersetzung des „Ro-
drigo der Gothe" von S o u t h e y ihr
Meisterwerk geliefert. Sie wurde 1816
durch die gelehrte Gesellschaft zu Gent
mit dem ersten Preise auf die Schlacht
von Waterloo gekrönt. (S. vorigen Art. u.
die Galerie historique.)
Bivul (VI.) — . . . Moreau De —
zuerst Mitglied der zweiten »ind dann der
ersten Kammer, ist ein tieissiger Bearbeiter
der Wissenschaften und Uebersetzer des
„Vitruvius".
Bizot (IV.) — ... — ein Franzose,
schrieb : „Histoire metallique de Hollande"
(Paris 1687, Amst. 1688. Supplement, Amst.
1690), welche durch Van Loon's Werk
mit Recht verdrängt wurde.
Blaeu (III.) — Willem Jansz — geb.
1571, gest. 1638, ein gelehrter Buch-
drucker, Geograph und Mathematiker zu
Amsterdam , ein Schüler und Freund des
Tycho Brahe, wurde durch seine treff-
lichen „Globen" und „Karten" allgemein
berühmt. Besondere Verdienste erwarb er
sich auch um die Astronomie. Er mass
längs des Strandes den Abstand des Texel
bis zur Spitze von Holland, u. bestimmte
die Polhöhe an den beiden dieser Strand-
linie mit einem Zenith - Sector , den er
wahrscheinlich von T y c h o ' s Sternwarte
mitgebracht hatte. Alles hierauf Bezüg-
liche verbrannte mit s. Druckerei 1672.
Blaeu ist auch Verfasser vieler interessan-
ter Werke , unter andern einer sehr schönen
Anleitung zum Gebrauche der Globen,
welche von Hortensius, damals Prof.
der Mathematik zu Amsterdam, aus dem
Lateinischen übertragen wurde. Gerard
Mercator hatte schon früher, jedoch nach
den Beobachtungen der Alten, in Nieder-
land Globen verfertigt, die man damals
für die besten hielt. Blaeu verfertigte
die seinigen nach dem damals ganz neuen
Sternkatalog des Tycho u. den Beobach-
tungen der portugiesischen und niederlän-
dischen Reisenden. Nach der Zeit B l a e u ' s
haben keine in Niederland verfertigte
Globen gleiche Berühmtheit erlangen kön-
nen. (,S. über Blaeu: G. J. Vossius „de
Scientiis Mathematicis" C. 42. p. 40. Pi-
card „Voyage d'Uranibourg" p. 195, in
den „Memoires de l'Acad. des Sciences"
1666—1699. T. VII. Lulofs „Einleit.
zur Untersuch, des Erdballs" p. 51. Van
Beeck Calkoen „Allg. Geogr. Ephe-
meriden" Th. I. p. 627. F o p p e n s „Bibl.
Belg. in voce".)
Blaeu (III. und IV.) — ■ Joannes —
Sohn des Vorigen, ein nicht minder be-
rühmter Mann, als s. Vater, begann schon
in der dritten Periode ein Prachtwerk :
„Atlas majox-, sive Cosmographia Blaviana",
welches aber erst 1662 im Druck erschien.
Blanchard (IV.) — Nicolaus —
(ßlancardus) geb. 1625 zu Leyden, als Kind
s. Vaters durch einen Sturz vom Pferde
u. seiner Mutter durch die Pest beraubt,
51
Blanchard
ßockenberg
52
war ein Schüler des Box hörn, Golius
u. Salmasius, 1645 Prof. der Geschichte
am Gymnasium zu Steinfurt, 1650 am Athe-
näum zu Middelburg und Historiograph von
Zeeland, 1669 Prof. der griech. Sprache
u. Geschichte zuFraneker, und gab 1649
„Curtius", 1650 „Florus", 1668 „Arrian"
über Alexander, 1683 dessen andere
Werke, das Handbuch des „Epiktet", das
Wörterbuch ,,Harpokration's" u. 1690 den
„Thomas Magister" heraus. Blanchard
starb 1703.
Blanchard (IV.) — Steven — (auch
Blankaart und Blancardus genannt)
ein Sohn des Vorigen, war aus Middel-
burg gebürtig, studirte Botanik u. Medi-
zin, u. Hess sich 1674 zu Amsterdam nie-
der. Er schrieb 1676: „Tractatus novus
de Circulatione sanguinis per fibras, nee
non de valvulis in eis repertis" , Amst. 12. ;
1680: „Collectanea Medica physica", Amst.
8.; 1686: „Ueber den Gebrauch u. Mis-
brauch des Thees" , u. ausserdem noch in
s. Muttersprache : „Die neue umgestaltete
Anatomie; Cartesianische Akademie ; Praxis
der Medicin u. Chemie; Kunstkammer der
Chirurgie; Von Podagra u. Gicht, Fer-
mentation u. Skorbut ; Ueber die Kinder-
blattern , Raupen , Würmer , Maden und
fliegenden Thierchen ; Herbarius oder Kräu-
terbuch ; Lexicon Medicum ; Idea Medicinae
praxeos; Jahrregister von medicinischen
Beobachtungen und Wirkung der Medika-
mente". Blanchard, den Ha 11 er
(„Bibl. Botanica" L. VIH. n. 797. p. 636)
einen grossen Ausschreiber nennt, war ein
eifriger Anhänger der Pathologie von Boe-
Sylvius. (S. DeLaRue „Gelehrt. Zee-
land" p. 13.)
Blanken d. ä. (VI.) — Jan — ^ Was-
Blanken (VI.) — ■ Arie Jz. — > serbau-
Blanken (VI.) — Jan Jz. — 'kundige.
Blassiere (VI.) — J. J. — Mathe-
matiker.
Bleiswijk (IV.) — Dirk Van — lie-
ferte aus alten Sammlungen eine „Beschrei-
bung von Delft".
Bleuland (VI.) — J. — Prof. der
Medicin zu Utrecht, gab sehr genaue Ab-
bildungen der innern Seite der Därme, u.
hinterliess ein sehenswerthes Cabinet ana-
tomischer Präparate.
Blijenburg (III-) — Adriaan Van —
geb. 1560 zu Dordrecht, gest. 1599, Raths-
herr und Oberschulze daselbst, folgte in
s. Oden und Elegien Horaz, doch be-
sonders Catull, und mit Glück.
Blijenburg^ (III) — Damas oder
Thomas Van — Halbbruder des Vorigen,
sammelte nur Gedichte anderer lat. Dichter
moralischen und verliebten Inhalts, unter
dem Titel: „Cento Ethicus" und „Venus
Blyenburgica". (S. Peerlkarap p. 170 —
175.)
Blijenburg^ (III.) — Adriaan Van —
auch Schultheiss von Dordrecht, gest. 1630,
gefälliger lat. Dichter , der auch schöne
und gelehrte lat. Briefe schrieb, die aber
nicht gedruckt sind. Baien nennt ihn
einen beredten Literator, Altei'thumsforscher
und wackern Dichter.
Bochius (IV.) — Joannes — Jesuit,
geb. 1555 zu Brüssel, gest. 1609 zu Ant-
werpen, machte Reisen nach Italien, Polen
und Russland und verfasste meiätentheils
Gelegenheitsgedichte auf die spanischen
Landvögte, und Umschreibungen der Psal-
men. Foppens nennt ihn den nieder-
länd. Virgil.
Bockenberg^ (III.) — Pieter Cor-
nelisz. — geb. 1548 zu Gouda , dessen
Eltern diese Stadt wegen ihrer Anhäng-
lichkeit an die katholische Religion ver-
liessen und nach Utrecht gingen. Der
Sohn studirte zu Löwen u. wurde Priester
zu Loo in Westflandern. Von da begab
er sich nach Köln , dem Sammelort der
aus Holland geflohenen Geistlichen, ward
später Pastor zu Cassel in Flandern (1577),
und wollte nach Rom gehen, aber eine in
Italien herrschende Epidemie veranlasste
ihn , Wien , Ungarn und Böhmen zu be-
suchen. Er trat in den Jesuiten - Orden,
wurde Hauskaplan bei Fürst Wilh,elm
von Bayern, ging hierauf nach Mailand
zum Erzbischof Karl Borromäus; doch
S.Veränderlichkeit führte ihn nach München,
Augsburg und von da in s. Vaterland zu-
rück , wo er sich zu Leyden niederliess.
Aber auch hier gefiel es ihm nicht ; er
ging nach Varik im Gelderschen , worauf
er wieder , nach vielem Umherschwärmen,
in Gouda bei s. Mutter ankam. Hierauf
begab er sich nach dem Haag , ward da-
selbst 1588 Protestant und heirathete 1591
eine bemittelte Frau. Er wurde auf Ol-
denbarneveld's Empfehlung Historio-
graph der Staaten von Holland, setzte die
Genealogie der Grafen von Holland,
der Bischöfe von Utrecht, der Häu-
ser Bredero und Wassenaer auf, und
schrieb eine allgemeine Geschichte bis zum
J. 1570 und eine Geschichte der letzten
Zeiten der röm. Republik bis zum J. 1609.
53
ßoddaert
Boerhave
54
Die Ursache s. Feindschaft gegen D o u z a
lag in der sogen. Jalousie de metier, weil
dieser auch hoiländ. Jahrbücher schrieb.
Bockenberg erlebte den Sturz s. Be-
schützers nicht, sondern starb 1617. (S.
über ihn : Walvis „Beschreib, von Gouda"
p. 293 — S08.)
Boddaert (V.) — Pieter — geb
1694 zu Middelburg, gest. 1760, ein ge-
lehrter Kenner der vaterländischen Alter-
thümer, gab ausser der hoU. Uebersetzung
von Crebillon's Trauerspiel „Atreus u.
Thyestes" drei Theile erbaulicher Ge-
dichte 1726, 1751, 1761 heraus. Unter
s. ,, nachgelassenen vermischten Gedichten"
zeichnet sich der Hirtengesang „Dafne"
aus.
Bodel (T.) — Jean — geb zu Arras,
einer der Ersten, die das Schauspiel in s.
frühesten rohen Gestalt bearbeiteten. Man
hat von ihm ein Stück, betitelt: „Le feu
de St. Nicolas", worin ein Engel, St. Ni-
kolas, ein christlicher Ritter, ein Moham-
medaner, der König von Afrika, s. Sene-
schal, vier Admirale (Emire?), Auberon,
ein Herold, ein Gastwirth, Räuber und
Kerkermeister u. s. w. vorkommen. Hierin
lässt sich der schwache Anfang des ro-
mantischen Schauspieles erkennen. Ausser-
dem scheint Bodel auch die „Schlacht von
Roncevaux" in einen Roman gebracht und
einen „Abschied an die Bürger von Arras"
gedichtet zu haben.
Boerhave (V.) — Herman — geb.
den SO. Nov. 1668 zu Voorhout bei Ley-
den, wo s Vater Prediger war, der ausser
Herman noch zwölf Kinder hatte. Der
junge Boerhave, zur Theologie be-
stimmt , fand zu Leyden Gönner in J.
Trigland, Dan. Van Alphen und J.
Van Den Berg. Mit Eifer widmete er
sich der Theologie, indem er die Kirchen-
väter chronologisch las , der Mathematik
und Philosophie, worin er, zufolge einer
Dissertation über den Unterschied zw-
schen Seele und Körper , die sogar eine
Widerlegung Spinoza' s entliielt, 1696
Dr. wurde. Für sich selbst studirte er
Jurisprudenz u. Politik. Diese ausseror-
denliicheii Anlagen veranlassten s. Gönner,
ihm auch das Studium der Medizin zu
empfehlen, das er, nach Art s. theologi-
schen Studiums . ebenfalls chronologisch
betrieb, indem er mit Hippokrates
begann. 1693 ward er Dr. der Medizin
zu Harderwijk, gab jedoch keineswegs
den Plan auf, im Dienst der Kirche nütz-
lich zu werden, als ein unvermuthetes
Zusammentreffen mit einem tollen Eiferer
gegen Spinoza, den er durch die Frage,
ob er Spinoza gelesen , verstummen
machte, und der ihn deshalb als Spino-
zist ausgab, ihm Widerwillen gegen einen
Stand einflösste, in welchem man durch
eine unschuldige Aeusserung so leicht ver-
ketzert werden konnte. Hierauf widmete
er sich vorzugsweise der Arzneikunde;
doch verschaffte s. Praxis anfangs ihm we-
nig Einkommen , weshalb er nebenbei Un-
terricht in der Mathematik geben musste.
1701 stellte ihn Van Den Berg als Le-
ctor in der Theorie der Arzneikunde an,
welches Amt er mit einer Rede zur An-
preisung der Hippokratischen Me-
thode eröffnete. Er wurde dadurch das,
was B a c 0 für die Naturphilosophie war,
der sie aus dem Labyrinth der Specula-
tion auf den einfachen und ebenen Weg
der Wahrnehmung zurückführte. Er griff
damit die künstliche, aber falsche Theorie
des Sylvius und den Missbrauch an,
den man von der Chemie in Beziehung
auf Heilkunde machte; und wiewohl er
sich zur sog. iatro-mathematischen
Schule geneigt zeigte, so betrachtete er
jedoch in der Praxis das Leben als ein
System von Kräften, keineswegs als ein
passives Werkzeug, und pries die Ein-
fachheit, wodurch Hippokrates sich
unsterblich gemacht hat , als den Stem-
pel der Wahrheit an. Sein Ruhm
begann nun sich auszubreiten, hauptsäch-
lich durch s. unsterblichen Lehrbücher :
„Institutiones medicae" (von 1708 bis 1746
6mal zu Leyden, 1722, 1737 u. 1747 zu
Paris gedruckt) und ,, Aphorismen", nach
Hippokrates (v. 1709 bis 1742 5mal
zn Leyden, v. 1720 bis 1747 5raal zu Pa-
ris u. 1751 zu Löwen gedruckt). Beide
W^erke wurden in die meisten europäischen
Sprachen , ersteres sogar auf Befehl des
Mufti zu Konstantinopel ins Arabische über-
setzt. 1709 wurde Boerhave ord. Prof.
der Ai'znei - u. Kräuterkunde, bei welcher
Gelegenheit er über die „Einfachheit der
verbesserten Arzneikunde" sprach. Auch
zeigte der Erfolg die Richtigkeit s. Me-
thode. Tausende von Kranken strömten
von allen Seiten herbei, um s. Hilfe an-
zurufen; tausend Andere (unter welchen
der berühmte Prinz Eugen, Papst Be-
nedict Xni. u. der König von Preussen)
fragten ihn schriftlich um Rath. Boer-
have hatte in vielen Fächern die ersten
55
Boerhave
Boerhave
56
Männer Europa'«, wie Hemsterhuys,
Schaltens und Albinus zu Amtsge-
nossen ; doch Niemandem hatte die Uni-
versität die beispiellose , nie wieder ge-
sehene Anzahl von Studenten, die sich zu
s. Zeit auf 3000 belief, so sehr zu ver-
danken, als Boerhave. Und welche
Schüler befanden sich unter ihnen ! Ge-
rard Van Swieten, der würdige und
treffliche Erklärer s. Lehrers, zu dessen
Aphorismen er die berühmte Erläuterung
herausgab ; Albert van Haller, be-
rühmt als Dichter, aber noch grösser als
Untersucher des menschlichen Körpers,
der Boerhave's „Praelectiones acade-
micae in proprias institutiones" (Götting.
1739) herausgab ; Karl v. Linne, die
alle nach Leyden gekommen waren , um
Boerhave zu hören. Die Grossen der
Erde , z.B. Peter d. Gr. und Herzog
Franz von Lothringen, nachher Kaiser
von Deutschland , beehrten ihn mit ihrem
Besuche. Von dieser Zeit an fand eine
gänzliche Umwälzung in den medizinischen
Studien statt ; die zahlreichen Schüler des
niederländ. Hippokrates verbreiteten
die Ideen und Lehrweise ihres Meisters
durch ganz Europa, wozu sehr viel bei-
trug, dass Boerhave auch als Botani-
ker und Chemiker so luigemein gross und
der erste s. Zeit war. 1718 ward ihm
die Professur der Chemie übertragen , die
er mit einer Rede : „De Chemia suos er-
rores expurgante" antrat. Er ging hier
und in s. „Elementen der Chemie" (1732,
4.) den Mittelweg zwischen Sylvius, der
die Arzneikunde auf chemische Principien
gründen, und dem berühmten Stahl, der
Chemie und Arzneikunde ganz von einan-
der trennen wollte, indem Boerhave den
rechten Punkt angab , wo Chemie und
Arzneikunde zur Erreichung der heilsam-
sten Zwecke sich vereinigen müssen. Vor
Boerhave wurde das Feuer durchge-
hends nur für eine Modifizirung der StofEe
gehalten; er dagegen dachte an einen be-
sondern Stoff, der sich in Wärme, Licht
und Verbrennen durchgehends vereinigt,
sich jedoch auch zuweilen von einander
getrennt kundgibt. Er entwickelte dies
in s. vortrefflichen „Abhandlung über das
Feuer", die dem berühmten R u m f o r d zu
dessen wichtigen Entdeckungen Veranlas-
sung gab. Sehr viel verdankte auch
Boerhave die Botanik und der botani-
sche Garten in Leyden, in welchem noch
ein ehrwürdiger, von ihm gepflanzter Baum
das Andenken dieses zweiten Begründers
des botanischen Gartens lebendig erhält.
Zweimal wurde derselbe zur Zeit Boer-
have's vergrössert, und in dem doppel-
ten, von ihm herausgegebenen Katalog
(1710 u. 1727, mit Kupfern) findet man
bei'eits eine Beschreibung von 4000 Gat-
tungen. Sein eigenes Landgut an dem
haarlemer Kanal bei Leyden (das noch den
Namen des grossen Mannes führt) schmückte
er mit allerlei Gewächsen aus. Bei den
damals herrschenden verschiedenen Mei-
nungen über die Geschlechtsmerkmale der
Pflanzen nahm er die des leydener Pro-
fessors Her man an, der die Frucht für
das beste Merkmal erklärte; doch verei-
nigte er damit die Systeme von Rau und
Tournefort, u. beachtete zugleich die
Stamina, wodurch er der Vorläufer Lin-
n e ' s wurde , der auf diese , wie auf die
pistilla s Geschlechtssystem der Gewächse
baute. Zufolge eines der competentesten
Richter, des Franzosen Fourcroy, der
nach Lavoisier wohl am meisten zur
Bekanntmachung der neuern Chemie bei-
getragen hat, ,, konnte man unmöglich in
den regelmässigen Untersuchungen Boer-
have's und in den neuen, dadurch ver-
breiteten Meinungen den Ursprung der
vorzüglichsten spätem Entdeckungen über
die Bestandthelle der Pflanzen verkennen".
— Durch eine geregelte und einfache Le-
bensweise , durch massige Körperbewegun-
gen, durch Heiterkeit des Geistes, ange-
nehmes Leben auf s. Gute bei Leyden u.
Erholung durch Musik brachte er s. so
thätiges Leben bis auf 70 Jahre. Erstarb
den 23 Sept. 1738 und fand einen wür-
digen Lobredner in Albert Schulten s,
s. Freunde u. CoUegen. Sein Name war
so allgemein bekannt, dass ein aus einem
andern Welttheil kommender Brief die Auf-
schrift trug: „An Boerhave in Eu-
ropa". — Zu s. eigentlich medizinischen
Werken gehören ausser den oben genann-
ten : „Tractatus de lue Aphrodisiaca",
1728, föl. „Praelectiones de morbis Ner-
vorum", L. B. 1761. „De Morbis Oculo-
rum" Gott. 1750 (herausg v Hai 1er).
„Consultationes Medicae", Gott. 1744 (v.
demselben). „Epistolae ad J. Bassand",
Vindob. 1778, 12. Ausserdem gab er die
Werke von Drelincourt, Amst. 1727,
4.; von Piso, 1718, 4.; von Vesalius
und Eustachius, 1725, 1726. (mit Albi-
nus); die anatomischen Werke des alten
Arztes Aretäus Cappadox: „de Caus-
57
Boe-Sylvius
Bondt
58
sis et signis Morborum", L. B. 1731, fol.
heraus , und besorgte eine Ausgabe des
„Botanicon Parisiense" (1727) von dem
französ. Botaniker Vaillant. (S. über
Boerhave H. Kosteloot's „Lobrede auf
Boerhave", im 5. Theile der Werke der
holl. Gesellschaft der schönen Künste und
"Wissensch. u. „Lebensbeschreib. der nie-
derländ. Männer u, Frauen" 11. Th, p.
134—154.)
Boe-Sylvius (IV.) — Fran^ois De
La — geb. 1614 zu Hanau, ward 1637
Dr. der Medizin zu Basel, seit 1642 Arzt
zu Amsterdam und seit 1658 Prof. d. Arz-
neikunde zu Leyden , wo er , nachdem er
s. zweite Frau 1669 an der in einer
Rede von ihm beschriebenen Pest verloren
hatte, 1672 starb. Er war ein Mann von
grossen medizinischen Kenntnissen und der
Erst«, welcher die von H a r v e y gemachte
Entdeckung von dem Umlauf des Bluts in
Niederland , wenigstens zu Leyden , be-
kannt machte. Auch in der Anatomie war
er sehr geschickt. Aber bei allen s. Ta-
lenten und Kenntnissen war s. neue , auf
chemische Entdeckungen und philosophi-
sche Ideen des Jahrhunderts gegründete
Pathologie, welche die Systeme des Ga-
len u s und Van Helmont verwarf und
aus diesen und dem desDescartes her-
vorging, sehr nachtheilig für die Arznei-
kunde, um so mehr, da sie in ganz Eu-
ropa Eingang fand; doch hatte sie auch
viele Gegner, wie z.B. in Drelincourt,
La Mort, Pitcairn, Schoock und
Broen. Die von Sylvius verfassten u.
zu Amsterdam bei D. Elze vir 1642 er-
schienenen Werke enthalten: „Disputationes
Medicae, de Methodo medendi, L. II.,
Praxeos Medicae Idea nova, L. III. cum
Append. , Opuscula Varia . Oratio inau-
guralis de Hominis cognitione", habita,
L. B. 1658. „De Medicamentis Chymicis
Theses, Epistola Apologetica adversus A.
Densingium; Oratio de affectus epidemü",
a. 1669.
Boey (HI ) — Cornelis — aus Zie-
rikzee, Rechtsgelehrter zu Dordreeht, Ad-
vokat - Fiskal u. Procureur - General über
Holland und Zeeland, wird von De La
Rue (Gelehrt Zeeland p. 171.) einer
der edelsten Geister s. Zeit und
ein guter lat. u. deutscher Dich-
ter genannt, der auch einige Gedichte
von Cats in latein. Verse übertrug. Die
Kenntniss der lat Sprache war damals so
geliebt zu Dordreeht, dass Mädchen von
elf Jahren, wie z. B. Anna und Maria
Van Beverwijk, sie schon verstanden.
Zu ihnen gehörte auch Boey's Gattin,
Anna Y a n B 1 o k 1 a n d.
Boisot (III.) — ... — aus Brüssel,
Botaniker.
Bollluis (V.) — L. Van — verdienst-
licher Sprachkundiger, der 1776 eine
„kurze Anleitung zur Kenntniss der Or-
thographie, Redetheile und Interpunction
der holländischen Sprache", die später öf-
ter gedruckt wurde, herausgab.
Bollandus (HI.) — Johannes — ans
Tillemont, der Fortsetzer und Hauptver-
fasser des von Heribert Van Ros-
weyde (gest. 1629) aus Utrecht be-
gonnenen und auf 14 Folianten berechne-
ten Riesenwerkes : „Lebensbeschreibung al-
ler Heiligen der römischen Kirche", welche
nach den den Heiligen geweihten Tagen
des Jahres geordnet, jedoch nur bis zum
11. Oct. 1786 fortgeführt wurde. Nach
ihm wurden Bollandisten die Jesuiten
in Brabant , namentlich Henschen aus
Vearad und Daniel Papenbroek aus
Antwerpen genannt, weil sie nach dem
Plane von Holland obiges Werk mit
verfassten. (S. Foppens p. 470, 584.)
Bolt (V.) — Hendrik — Rector zu
Amsterdam, war lat. Dichter um 1770.
. Bondam (V.) — Pieter — geb. 1727,
Rector zu Kampen, Zutphen , Professor
zu Harderwijk und 1773 zu Utrecht, Hi-
storlograph von Geldern , lieferte interes-
sante Beiträge zur Kenntniss der frühern
Geschichte durch s. ,, Abhandlung unge-
druckter Stücke zur Aufhellung der vater-
ländischen Geschichte" und „Urkunden-
buch der Herzöge von Geldern und Gra-
fen von Zütphen". Seine nicht heraus-
gegebenen Stücke betreffen meistens die
gelderschen und Stiftssachen von 1576 —
1778. Er spendete Van De Spiegel's
Werke grosses Lob , und nahm nicht ein
Stück in s. Werk auf, das auch bei die-
sem gefunden wurde. Bondam erhielt
auch Beiträge von Kluit. (S. dessen
Vorrede zu s. III. Th. p. XIH, XVII.)
Bonn (VI.) — A. — Prof. d. Chirur-
gie zu Amsterdam , schrieb eine classische
Abhandlung über die Verbindung der car-
tilago pubis, den Mangel der vordersten
Wand der Blase und die Verrenkung des
Arms und Schenkels.
Bondt (VI.) — ... — Chemiker, ge-
hört zu den amsterdamer oder holländ.
Chemikern, welche das gaz olefiant u. s. w.
59
Bontekoe
Borger
60
entdeckten. (S. „Memoire sur la natura
des sulfures alcalins , par M. M. Deiman,
Paats Van Troostwijk, Nieuwiand et
Bondt, dans le Journal de Physique, Juin
1792, p. 409. Annale« de Chimie T. XIY.
p. 311. Journal de Physique T. XLIII.
p. 321. Neues Journal der Physik, B. I.
p. 243. Nouv. Experiences et Observa-
tions sur divers Objets de Physique.)
Bontekoe (III.) — ... — machte
1618 eine Entdeckungsreise nach Indien,
deren Erwähnung geschieht in den von
der niederländ. - ostindischen Compagnie
1646 in 2 Theilen in 4. herausgegebenen
Reisen.
Bontekoe (IV.) — ... — Arzt im
Haag, Vertheidiger der Krankheitslehre
von Bo^-Sylvius.
Bontius (lU.) — ... — Botaniker.
Bor (in.) — Pieter Christiaansz. —
von den Staaten von Holland 1615 zu ih-
rem Historiographen mit einem für die
damaligen Zeiten sehr ansehnlichen Jahr-
gehalt von 600 Gulden ernannt , nimmt
unter den Sammlern niederländ. Geschich-
ten die erste Stelle ein. Er starb 1635
zu Haarlem, 76 J. alt. Sein Werk : „Ur-
sprung , Anfang und Fortsetzung der nie-
derländ. Kriege'- (Leyd. 1595, 8 B., 1601
die drei folgenden , vermehrt bis 1584,
fortges. Amst. 1621; ferner 1626, 1630,
1636 fortges. bis 1600, und in XXXVU
Büchern, 4 Theile fol. , mit zahlreichen
Beilagen und ächten Stücken ; Register
1640; dann Amst. 1679, schönerer Druck,
4 Theile; Auszug in Reimen l6l7, mit
Kupfern , von geringem! Werthe) erregt
unsere Bewunderung und ist die Quelle
für spätere Schriftsteller, namentlich für
Ho oft. Ausserdem schrieb er noch: , .Be-
lagerung von Herzogenbusch", im Haag
1630, 4. ; ,, Fortsetzung zur Chronik von
Carrion" (1576—1619), 1632, und die
dramatischen Sachen: „Apollonius und
Tarsia", in Prosa. B o r ' s Sprache istr
rauh, s. Styl ohne Frische, aber s. Treue,
Genauigkeit und Unparteilichkeit machen
ihn zu einer Autorität, namentlich in Be-
ziehung auf die Geschichte von Utrecht.
Boreel (III.) — Johan — geb. 1577
zu Middelburg, gest. 1632, studirte Ju-
risprudenz u. Theologie, unternahm eine
Reise nach dem Orient, wo er (zufolge
des Zeugnisses von P. Cunäus) einen
so grossen Schatz von Büchern sammelte,
wie ihn nie oder selten unser Welttheii
gesehen hatte. Auch kannte er Nieman-
den, bei dem mehr Hülfsmittel zum He-
bräischen zu finden waren , als bei Bo-
reel. Er sandte Cunäus ein Exemplar
des berühmten M a i m o n i d e s zu . (S. Pro-
oemium Cunaei in Republ. Hebraeorum.)
Jos. Scaliger sagt von ihm : Borel est
un gentil garcon. S'il eüt demeure da-
vantage en Syrie , il eüt amasse toute
la bible en Syriaque ou en Arabique.
(S. Scaligerana p. 63.) De Groot,
den Uebereinstimmung der Studien in Be-
ziehung auf Jurisprudenz , Theologie und
Sprachkunde mit Boreel eng verbunden
zu haben scheint, bezeugte ihm s. Freund-
schaft in einem schönen Hochzeitsgedichte,
worin er diese Freundschaft mit der von
Lälius zu Scipio vergleicht. Man er-
sieht zugleich aus diesem Gedicht, dass
Boreel, nicht zufrieden, nur Fragmente
aus dem Alterthum aufzusuchen, auch den
Zustand des damaligen Jahrhunderts und
die durch die Zeit in den von ihm berei-
sten Ländern veranlassten Veränderungen
aufmerksam zu erforschen suchte, und dass
er England , Frankreich, Italien, Deutsch-
land, Konstantinopel, Aegypten, Syrien
und Palästina besucht hatte. (S. Grotii
Poemata p. 109 — 111.) Es scheint je-
doch , dass die wichtigen Staatsämter,
welche Boreel nach einander bekleidete,
indem er Pensionär von Middelburg, Staats-
secretär und zuletzt Rathspensionär von
Zeeland war, ihm nach s. Verheirathung
keine Zeit zu weitern Forschungen bezüg-
lich orientalischer Literatur übrig Hessen;
doch verdient Boreel ein vorzüglicher
Kenner derselben genannt zu werden.
Borg^er (VI.) — Elias Annes — geb.
1785 an der Joure in Friesland , zeichnete
sich frühzeitig durch s. Kenntnisse aus,
ward 1807 Lector der theolog. Literatur,
zufolge einer glänzenden Vertheidigung ei-
ner Erklärung des Briefes an die G a 1 a -
ter, die ihm die Würde eines Dr.'s der
Theologie verschaffte, 1812 ausserord.
Professor, 1815 ord. Prof. der Theologie
zu Leyden, vertauschte jedoch 1817 diese
Professur mit der der schönen Literatur,
verheirathete sich 1815 u. 1819, verlor
aber beide Gattinnen, denen auch er schon
1820 nachfolgte. Wir besitzen von ihm
zwei Theile „Predigten", wovon der 2.
Th. nach s. Tode erschien, auf welche
hauptsächlich mit s. Ruhm sich gründet.
Seine „Erklärung des Briefes an die Ga-
later" u. seine lat. Rede „über die Pflich-
ten des Excgeten" verrathen, bei allem
61
Borght
Bosch
62
Genie des Verfassers, die Schule des- Van
Voorst. Vk^elch ein Kenner der Alten
er auch als Kritiker war. zeigt unter An-
derm die gelehrte ßeurtheilung von P e e r 1-
kamp's Xenophon Ephesius. Doch
s. grösste Stärke lag in s. lat. Styl, in
dem pragmatischen Vortrage der Geschichte
u. in der deutlichen Darstellung der schwie-
rigen Punkte der Philosophie. In Bezie-
hung auf lat. Styl hat vielleicht Niemand,
mit Ausnahme des Muretus, so ganz
das Eigenthümliche, Charakteristische von
C i c e r § getroffen wie Borger. Als prag-
matischen Geschichtskenner haben ihn s.
von der holländ. Gesellschaft der Wissen-
schaften gekrönte Abhandlungen : „Ueber
den Nutzen der pragmatischen Behand-
lung der Geschichte" (1815) und „über
die grössere oder geringere Freiheit der
Einflechtung von Reden in die Geschichte"'
(1819), so wie s. 1817 gehaltene Antritts-
rede „über den Lehrer der Geschichte als
Diener der göttlichen, Vorsehung" unsterb-
lich gemacht. Im Fache der neuern Phi-
losophie hat s. lat. ,, Abhandlung über den
Mysticismus" (1820) grosse Verdienste.
Mit dem System Kant's beginnend, stellt
er in derselben Fichte'su. Schelling's
Philosophie viel einfacher, deutlicher und
selbst anziehender dar, als die Verfasser
selbst. Diese vortreffliche Abhandlung hat
in Deutschland weniger Eingang gefunden,
als sie verdient. ,, Vi eileicht, " sagt Van
K a m p e n , „war sie zu deutlich , zu fass-
lich, d. h. für einige sog. Philosophen,
die ihre Nichtigkeit hinter leeren Phrasen
verbergen, nicht tief genug geschrie-
ben." — Ueberall zeigt Borger s. Alles
erfassenden Geist , wovon er , um mit
T o 1 1 e n s zu reden, die Funken als Staub-
gold um sich her ausstreute. (S. über ihn
die meisterhafte „Lobrede auf Borger
von Van Der Palm". Vgl. Art. Palm).
Bor^bt (III.) — Willem Van Der —
(A Castro) zeichnet sich durch Erhe-
bung über alle brabanter Dichter s. Zeit
aus. Man sieht deutlich in diesem Manne
eine tugendhafte Seele u. guten Geschmack,
Entrüstung über den Todtenschlaf der
Belgier in jenen Tagen, Abneigung gegen
ausländische Sitten und die lächerliche hö-
fische Kleidung jener Zeiten (seine Sa-
tyre war in dieser Beziehung bis auf das
letzte Viertel des 18. Jahrh. anwendbar).
Auch sind s. Ideen u. Erfindungen keines-
wegs verwerflich; er lässt Jemanden in
einem Spiegel (der Selbstkennt niss)
überall umherreisen und Jeden seine Ge-
brechen in demselben schauen. In der
Beschreibung des Schlafs ist er sehr poe-
tisch. Doch war s. Flug wahrscheinlich
für den damaligen Geschmack seiner Lands-
leute zu hoch, so dass er wenig bekannt
und erst durch Willems (II. Th. p.
77 — 86.) aus der Vergessenheit gezogen
wurde.
Borgllt (V.) — Joannes Franciscus Van
Der — Verf. einiger niedrigen Trauer-
spiele für die antwerpner und lierschen
Kammern.
Bos (IV.) — Lambert — geb. 1670
zu Workum in Friesland, gest. 1717, war
1697 Lector und 1707 Prof. der griech.
Sprache zu Franeker. Er verfasste einen
„Leitfaden der griech. und röm. Alterthü-
mer" , der nicht allein in Niederland, son-
dern auch in Deutschland sehr geschätzt
war, da er Reichthum von Sachen mit
Kürze u. Deutlichkeit vereinigt; „Ellipses
Graecae", 1702, 1713, 1728, 1748 u.s.w.,
wodurch er sich als Sprachkenner berühmt
machte ; eine vortreffliche kritische Aus-
gabe der sog. 70 Uebersetzer des A. Te-
staments , mit Schollen und verschiedenen
Lesarten, 1790. 2 Th. 4. (S. Vrie-
moet, Ath. Frisiacae p. 723 — 727, wo
Bos wegen s. Moralität, Bescheidenheit
u. Einfachheit sehr gerühmt wird.)
Boscb (VI.) — ... Van Den — Ge-
neral , beschrieb in einem vortrefflichen
Werke ,,alle niederländischen Besitzungen
in Asien, Amerika und Afrika" (im Haag
u. Amsterdam 1818, 2 Th. 8., nebst Atlas
in fol.) , worin er , oTine irgend ein Sy-
stem vorzugsweise zu vertheidigen, sich je-
doch am meisten für das alte aussprach
und kräftig die frühei'e holländ. Verwal-
tung in Indien gegen die Schmähimgen
von Raff eis iji Schutz nahm.
Bosch (VI.) — Jeronymo De — geb.
1740 zu Amsterdam, gest. 1811 , war zum
Apotheker bestimmt, widmete sich aber
dem Studium der Alten, namentlich dem
der lat. Dichter unter Burmannus Se-
en ndus, welches ihn unter Andern mit
Gerard Hooft, dessen Leichenrede er
1770 hielt, bekannt machte. Font ein,
Stinstra und vor Allen Wyttenbach
feuerten ihn zum Griechischen an. 1773
wurde De Bosch, statt Wagenaar,
erster Secretär am Secretariat von Am-
sterdam. Diese einträgliche Stelle ver-
schaffte ihm die Mittel zur Vergrösserung
s. Bibliothek, welche nach s. Tode, 1811,
63
Bosch
Bosscha
64
für eine sehr hohe Summe verkauft wurde.
Für die Beantwortung einer von der Ge-
sellschaft der niederländ. Literatur zu Ley-
den „über die Erfodernisse einer Lobrede"
gestellten Preisfrage, erhielt er den gol-
denen Ehrenpreis. 1781 stellte die kurz
zuvor errichtete zweite Gesellschaft von
Teyler die Frage: „welche die besten u.
deutlichsten Kennzeichen für die Regeln der
Dichtkunst wären?" Hier war De Bosch
in s. Element. Er, der feurige Freund und
Verehrer der Alten , der bei V i r g i 1 und
Horaz zu Hause war, Homer als einen
Halbgott ansah, er konnte nicht anders,
als diese Muster, die Abdrücke der Natur,
an die Stelle der kalten Regeln anpreisen.
Dies that er denn auch mit Kraft und
Beredsamkeit und dadurch , dass er zeigte,
welchen Gebrauch die Alten, besonders
V o n d e 1 , von diesen Meistern des Schö-
nen gemacht hatten. (Vergl. seine ,, Ab-
handlung über die Regeln der Dichtkunst"
Haarlem 1783, welche eine treffliche Lehre
für angehende Dichter ist.) So ist De
Bosch schnurstraks Van Alphen entge-
gen, der überall nur Regeln giebt. Der
Verf. jener Abhandlung gab später, als
Fortsetzung derselben, einen „Abriss der
Schönheiten in der 1 1 i a d e " , um seinen,
der alten Sprachen unkundigen Landsleu-
ten gleichsam die Anwendung s. oben aus-
gesprochenen Ansicht zu zeigen , und ge-
wann auch dadurch den goldenen Ehren-
preis. Er machte denselben 1801 dem
Deutschen Tiedemann über die Frage
streitig: „Avelchen Einfluss die Dichtkunst
zur Bildung der Äfenschheit geäussert?"
1783 erhielt er den silbernen Ehrenpreis,
als er, mit Wyttenbach, den Glauben
der alten heidnischen Welt über die Un-
sterblichkeit der Seele historisch unter-
suchte. 1793 verfasste er eine treffliche
Gedächtnissrede auf s. Freund , den aus-
gezeichneten Arzt und Literaten H. G.
Osterdijk. 1798 wurde er Curator der
leydener Universität, u. zehn Jahre spä-
ter , auf Befehl des Königs Ludwig, ei-
ner der Gründer und eines der ersten Mit-
glieder des kön. Instituts der Künste und
Wissenschaften. De Bosch starb 1811.
Sein Ruhm, befestigt durch die angeführten
Werke und hauptsächlich durch eine An-
zahl vortrefflicher lateinischer Gedichte,
von denen viele der Freundschaft geweiht
waren , wurde durch Van L e n n e p ' s un-
vergleichliche Lobrede 1817 ausgesprochen
und letztere von Westerbaan ins Hol-
ländische meisterhaft übertragen. (S. Mne-
mosyne, VHL St. p. 1 — 63.)
BoSCll (VI.) - Bernardus — geb.
1746, gest. 1803, war 1779 Prediger und
machte sich zuerst bekaiuit durch s. Ge-
dicht: ,,der Eigennutz". Hierauf mischte
er sich in politische Zwiste, wurde 1787
abgesetzt, 1796 Volksvertreter und 1798
politischer Schriftsteller. Er begann eine
Auswahl von Lavater's Werken u. eine
neue Ausgabe von Vondel zu veranstal-
ten ; beide blieben aber unvollendet.
Bosman (IV.) — Willem — beschrieb
die „Gold-, Zahn- und Sklavenküste"
nach eigner Anschauung und mit naiver
Einfalt, die überall das Kennzeichen der,
Wahrheit trägt.
Bosscba (VT.) — Herman — geb.
1755 zu Leeuwarden, gest. 1819. Sein
Vater war Secretär des Gerichtshofes von
Friesland. Zu Deventer unter Ruardi u.
Wassenbergh gebildet, der s. väterli-
cher Freund wurde, und dem er nach
Franeker folgte, wo er auch in Schra-
der einen trefflichen Lehrer fand, wurde
er 1779 Rector zu Deventer, und hier
war es, wo s. gefühlvolles lat. Gedicht
an Van Ommeren, über den Tod s.
ersten Gattin, ihn auch als Dichter be-
kannt machte. Wegen s. patriotischen Ge-
sinnungen wurde er 1788 des Amtes ent-
lassen , jedoch 1790 Prorector zu Harder-
wijk. in ersterem Jahre hatte er mit
Wassenbergh die Uebersetzung der
Biographien des Pinta rch begonnen, die
er 1805 beendigte. Er hatte vorzugsweise
die Römer zu s. Aufgabe gewählt. Auch
die berühmten Vorlesungen Blair's,
Sß hiller 's Abfall der Niederlande und
dann Denon's Reise fanden in ihm einen
gewandten Uebersetzer, und er fügte der
zweiten Ausgabe von Blair auch Anmer-
kungen hinzu. 1795 wurde er Prof. der
Geschichte u. alten Literatur zu Harder-
wijk, wo er unter Anderm s. ,,Bibliotheca
ciassica" herausgab, die ein gutes Hand-
wörterbuch der in den classischen Schrift-
stellern zu findenden Eigennamen ist.
1804 wurde Bosscha Professor zu Gro-
ningen, 1806 Rector zu Amsterdam und
1807 Professor am amsterdamer Athenäum.
Bereits früher hatte er sich (1786) durch
s. „Musa Daventriaca", durch die Ver-
herrlichung der Friedens von Amiens (1802)
und durch ein Gedicht: ,.auf Niederlands
Wiederherstellung" an den König (1814)
rühmlichst bekannt gemacht. Als latein.
65
Bosscha
ßoxman
66
Dichter besang er unter andern K o s t e r ,
den Erfinder der Buchdruckerkunst, und
als lat. Redner zeichnete er sich durch s.
Antrittsreden zu Harderwijk (1795) „über
das Studium der alten Schriftsteller'' und
dann „über das Lesen der Dichter, als
Anfang des Studiums der schönen Litera-
tur", zu Groningen (1805) über die „kul-
tivirten Sitten u. Gelehrsamkeit der Nie-
derländer", und zu Amsterdam „über den
Handel" und „den Nutzen der Geschichte
des Mittelalters" aus. Nicht minderes
Verdienst erwarb sich Bosscha in s.
Geschichte der Umwälzung von 1813 in
Holland , deren Einleitung vor Allem kurz
und sachreich ist und einen sehr ange-
messenen Vortrag enthält.
Bosscba (VI.) — P. — Sohn des
Vorigen, gab die „Galatea von Reland"
(1809), die „Captivi des Plautus" und
später den Apulejus heraus.
Bosveld (VI.) — Pieter — Prediger
zu Dordrecht, dessen körperliche Gebre-
chen ihn der Kanzel entzogen, zeigte in
s. Schriften (namentlich in s. Erklärungen
der Briefe des Paulus) überall den offe-
nen, unparteiischen Wahrheitsfi-eund. Sein
hinterlassenes Werk : „Zeitmesser , oder
kurzes, chronologisches Verzeichniss der
heil. Geschichte", ehrt nicht allein den
Verfasser, sondern auch das Vaterland,
und würde, in einer mehr ausgebreiteten
Sprache als der niederländischen , B o s -
veld's Namen allgemein berähmt ma-
chen. In dem ersten Theile befindet sich
der eigentliche Chronometer, oder das
chronolog. Verzeichniss des A. u. N. Te-
staments; im zweiten wird die ägyptische
Zeitrechnung unparteiisch und gründlich
untersucht ; im dritten Aerbreitet der Verf.
ein neues Licht über die persischen Anti-
quitäten, Glaubenslehre, heil. Schriften
und die Person des Zoroaster; der
vierte behandelt das Alter der Babylonier
und anderer asiatischer Völker, so wie
einige Begebenheiten des N. Testaments.
Das Ganze hellt die früheste Geschichte
des Menschengeschlechts auf, das, zufolge
der naturhistorischen Bemerkungen Cu-
vier's, keineswegs so alt ist, als man
nach orientalischen und ägyptischen Fabeln,
trotz der Autorität der Bibel, hat behaup-
ten wollen.
Boudetfijn Van Avesnes (I.) —
• •• • — Bruder des Jan Van Avesnes, Gra-
fen von Hennegau, ist Verf. einer Chro-
nik dieses Landes in französischer Sprache,
gedruckt zu Antwerpen 1693. fol.
Boudewijns (IV.) — Michael —
ein noch unterhaltender Dichter aus Ant-
werpen.
Boubon (IV.) — . , . — eine der
ausgezeichnetsten Schauspielerinnen der
alten amsterdamer Bühne.
Bouilliei* (V.) — . . . — schrieb An-
merkungen zu Hiob (1758).
Bouricus (III.) — Hector — aus
einem in der Gelehrsamkeit glanzvollen
Geschlecht, dessen Vater, Jakob, als
Rechtsgelehrter in den schweren Zeiten
des Span. Krieges Friesland grosse Dienste
leistete , während er selbst, durch Reisen
in Belgien , Frankreich und England und
durch den Umgang mit Casaubonus
gebildet, von 1620 bis 1624 Professor zu
BVaneker, dann Griffier u. bald Raths-
herr am Gerichtshofe von Friesland und
Mitglied der Generalstaaten wurde. Er
starb 1636.
Bouricius (IV.) — Johannes -
Sohn des Vorigen, ebenfalls Rechtsgelehr-
ter und Rath am Gerichtshofe von Fries-
land.
Boxhorn (III.) — (...) — aus Bergen
op Zoom, ward 1632, 19 J. alt, Prof. der
Literatur, 1640 der Rechte und 1648 der
Geschichte zu Leyden. Der Kanzler
O X e n s t i e r n berief ihn nach Schweden.
Er schrieb unter andern eine „Allgemeine
(Welt - u. Kirchen -) Geschichte v. Ch. G.
bis 1650"' ; eine „Niederländische Ge-
schichte"" , hauptsächlich in Beziehung auf
Kirchensachen, worin er -Näelc, sonst un-
bekannte Nachrichten mittheilt, gab Plau-
tus, Cäsar, Plinius, Tacitus, Ju-
st inus und Dionysius Cato heraus,
und verfasste eine Erzählung der Einnahme
von Breda im J. 1637. j(S. die lange Lis-
te seiner Werke bei Foppens Th. II. p.
841 — 843.)
Boxinan (VI.) — A. — aus Gorin-
chem , hielt in der gelehrten Gesellschaft :
,, Bescheidenheit und Aufklärung" verschie-
dene interessante Vorträge, wie z. B.
j,Die Dichtkunst, Bildnerin und Geschicht-
schreiberin des Menschengeschlechts." (S.
Mnemosyne Th. VI. u. VII.). Seine
Gedichte erschienen zusammen 1823. Kraft
und Kühnheit des Gedankens und Aus-
drucks charakterisiren diesen noch leben-
den Dichter, dessen „Dampf boot" auch
ins Deutsche (noch in Handschrift) über-
tragen wurde. In s. Trauerliede: „Gel-
61
Braam
Brandt
68
dern's Ueberschwemmung" wetteiferte er
mit Lulofs. Dass s. Seele auch eines
tiefen Gefühles fähig ist, beweisen die
zwei ausgezeichneten Gedichte auf die
Vermählung und den Tod s. Schwester,
welche obige Sammlung s. Gedichte be-
schliessen.
Braam (VI.) — P. Van — Buch-
händler zu Dordrecht, gost. 1819, betrat,
als latein. Dichter, die Bahn s. Freundes
De Bosch, doch mehr in vertraulichen
als erhabenen Liedern.
Braam Houekgeest (VI). — ...
Van — gab eine Beschreibung s. Ge-
sandtschaftsreise durch China zu Philadel-
phia 1795 in französischer Sprache heraus,
welche ein Gegenstück der fast gleichzei-
tigen des Briten Macartney ist.
Brandt (III.) — Johan — geb. 1559
zu Antwerpen, gest. 1639, besorgte eine
Ausgabe des Cäsar, und verfasste, nach
Cicero, eine „Lebensbeschreibung be-
rühmter Männer.
Brandt (IV.) — Gerard — geb. 1626
zu Amsterdam, gest. 1685, war zum vä-
terlichen Stande eines Uhrmachers bestimmt,
aber die Liebe zur Poesie erwachte schon
frühzeitig in ihm , indem sie ihn in s. 17.
Jahre ein Fach wählen Hess, das damals,
wie mühsam auch, in Holland sehr beliebt
war, — zum Trauerspiele. Ein Stück,
betitelt „der sich verstellende Torquato"
(welches zu Rom spielt , jedoch mit gänz-
licher Veränderung der Geschichte u. so-
gar der Namen) hat eine auffallende Aehn-
lichkeit mit Shakespear's „Hamlet"
und war, zufolge Van Baerle, kein
Jünglings-, sondern ein Mannes werk. Van
Baerle war jedoch ein besonderer Gön-
ner von Brandt, dem er s. Tochter,
Suzanne, zur Gattin gab, nachdem
Brandt, angefeuert durch die Liebe, s.
Handwerk aufgegeben und sich in \ier
Jahren zum Theologen gebildet hatte. Er
wurde nacheinander Remonstrantenprediger
zu Nieuwkoop, Hoorn und Amsterdam.
Seine spätem Gedichte sind alle ernster
Art, religiöse oder moralische (sogar in
den Hochzeitsgedichten moralisch und er-
baulich) , Leichen - und vermischte Ge-
dichte. Aber s. grösste Berühmtheit er-
langte er durch S.Epigramme, bei wel-
chen die von Vondel, auf grosse Män-
ner, ihm zum Muster dienten. Am glück-
lichsten war er in den Darstellungen der
zwölf ersten röm. Kaiser, worunter die
von Cäsar, Augustus, Otho u. Ti-
t u s sich besonders auszeichnen. Fast glei-
ches Verdienst haben die Epigramme auf
Germanicus, Seneca und andere be-
rühmte Männer, sowohl aus der Kirchen-
ais auch vaterländischen Geschichte. Von
letztern nennen wir die auf Wilhelm L,
DeGroot, DeRuiter u. Körten aar.
Auch nannte Vondel ihn einen guten
Epigrammatiker. Als Dichter kam
ihm die Kenntniss der alten Literatur zu
Statten , die er unter s. Schwiegervater ~
sich erwarb; doch scheint Hooft, u. vor
Allen Vondel, die er Beide feurig Hebte
und nach ihrem Tode verherrlichte, seine
vorzüglichsten Muster zur Nachahmung
gewesen zu sein. Seine Gedichte wurden
1688 von s. Söhnen herausgegeben; eine
neue Auflage derselben erschien 1725. —
Brandt war auch einer der besten Pro-
saisten s. Jahrhunderts. Bereits 1647» in
s. 21. Jahre, schrieb er eine Leichenrede
auf Hooft, voll jugendHchen Feuers und
Lebens, jedoch von einem noch wenig ge-
läuterten Geschmack u. überfliessend von
der Ueppigkeit, welche jedoch der strenge
Quintilian so gern bei jungen Schrift-
stellern entschuldigt. Es scheint, dass
Brandt schnell dieses allzu Blumenreiche
in s. Styl fühlte und verminderte, da er
selbst den kraftvollen, aber zuweilen dun-
keln Styl des von ihm so bewunderten
Hooft keineswegs sklavisch nachahmte.
So ist z. B. in s. Reformationsgeschichte
der erste Theil durchgehends sehr gut
geschrieben, jedoch die drei folgenden,
worin die Streitigkeiten zwischen A r mi-
ni us und Gomarus, deren Folge, die
Dordrechter Synode u. s. w. sehr breit
erzählt werden , verfallen zuweilen in
tockene theologische Abhandlungen und
Wortstreite. Dieses Werk führt den Titel :
„Geschichte der Reformation und andere
Kirchengeschichten in u. über Niederland"
L Th. Amst. 1671. IL Th. 1677. III. u.
IV. Th. 1704. Sie wurde auch ins Fran-
zösische und von Cumberland ins Eng-
lische übersetzt. Die abgekürzte Geschichte
der Reformation ist im Cbronikenstyl und
geht nur bis zu Ende des 16. Jahrhunderts,
Amst. 1658, 8. (S. aus dem grossem
Werke die in Siegenbeek's Proben
holländ. Beredsamkeit befindlichen Aus-
züge [im 2. St. p. 79—112.]). Hohem Flug
nimmt s. Styl in der Bio graphie (von
Niederland's grösstem Seehelden) des Hm.
M. De Ruiter, Amst. 1686, 1699 u. s. w.
fol. , worin sich Brandt gelbst eine un-
69
Brandt
BroekJiuizen
70
vergängliche Ehrensäule gesetzt hat. Doch
auch hier trifft Brandt der Vorwurf, dass
er zuweilen zu weitläuftig geworden , und
sehr zu bedauern ist, dass in der neuen
Ausgabe dieses sonst vortrefflichen Wer-
kes (von Engelberts, Anist. 1790, 6
Th. gr. 8.) jene leicht zu beseitigende
Breite nicht vermieden worden ist, wo-
durch es mehr ein Handbuch des Volkes
hätte werden können. Ausserdem verfasste
Brandt noch historische Werke, die je-
doch weniger durch Styl u. Beredsamkeit,
als durch Genauigkeit sich auszeichnen,
nämlich : „ Geschichte von Enkhuizen",
(1666); „Geschichtskalender"; „Geschichte
des Prozesses von Oldenbarneveld , Hoo-
gerbeets und De Groot". Rühmliche Er-
wähnung verdienen ferner s. schön ge-
schriebenen Biographien von Vondel und
Ho oft. Erstere befindet sich hinter
dessen (besten) Gedichten oder Poesie
(Amst. 1682, 4. II. Th.) und letztere vor
der Ausgabe von 1704.
Brandt (IV.) — Kaspar — ein Sohn
des Vorigen, gest. 1696, 54 J. alt, ist
als Kanzelredner , Dichter und Historiker
bekannt. Er schrieb „10 Predigten über
das Vaterunser" (Amst. 1703). Vortreff-
lich ist s. Betrachtung über „das jüngste
Gericht", worin der Ton der Art des
Gegenstandes , dem Schrecklich - Erhabe-
nen, vollkommen angemessen ist. Eine
dauernde Ehrensäule setzte er sich durch
s. „Biographie H u g o D e Groot 's", Hess
sie aber unvollendet, worauf sie von
Adriaan Van Cattenburch entspre-
chend fortgesetzt wurde. (Vgl. De Vries,
Th. I. p. 301 — 304.)
Brandt (IV.) — Johannes — jünge-
rer Bruder des Vorigen, gest. 1708, 48 J.
alt, beschrieb das „Leben des Paulus" in
37 Predigten (Amst. 1724, 4.). Seine
Gedichte, welche sanfter und weniger
ernst als die s. Bruders Kaspar sind,
befinden sich in K. u. J.Brandt' s Poe-
s i e (1724, ein Bändchen in 4.).
Brandt (IV.) — Gerard — der zweite
Sohn des berühmten Gerard, ebenfalls
Prediger, wie s. Bruder, gest. in s. 25.
Jahre, noch vor s. Vater, verfasste „32
Predigten" (Rott. 1685, 4.), die, wie die
s. Brüder, einfach, voll Kraft und zweck-
gemäss sind.
Brechten (I.) — Klaas Van — nach
Bilderdijk (Th. III. p. 129. seines
„sprachlichen und poetischen Allerleis"} :
Ciais Verbrechten, aus Haarlem, ist
einer der ersten Uebersetzer in die Lan-
dessprache, namentlich des französischen
Romans aus dem sog. Fabelkreise „der
runden Tafel", von König Arthur und
seinen zwölf Helden, und des aus dem
zweiten Fabelkreise von Kaiser Karl d.
Gr. und seinen Helden (wie Wilhelm v.
Oranien). (S. Van Wijn, „historische
Abendstunden" p. 264, 265.)
Bredero. S. Co st er.
Breg^gen Paau^r (VI.) — P. Van
Der — Remonstrantenprediger zu Amster-
dam und später im Haag, gab mit seinem
Amtsgenossen Stuart Predigten über J o-
seph heraus.
Brink (VI.) — Jan Ten — ein Schü-
ler des L u z a c , war zuerst Rector der
lat. Schulen zu Harderwijk, dann Profes-
sor daselbst und zu Groningen , luid be-
reicherte die holl. Literatur mit Ueber-
setzungen der Medea des Euripides
von Plato's Crito und Sokrates
Apologie, von Xenophon's Denk-
würdigkeiten jenes Philosophen, der Bio-
graphie des altern und des Feldzugs des
Jüngern Cyrus, der Catilinaria von Ci-
cero und von SaUust's Krieg gegen
C a t i 1 i n a. Ausserdem gab er mit B o s -
sc ha und Van Lennep zu Amsterdam
eine Zeitschrift (Bibliothek) für die alte
Literatur heraus (die jedoch, wegen Man-
gels an Unterstützung einging), worin
sich interessante Aufsätze u. Uebersetzun-
gen aus Herodot, Thucydides, Lu-
cian, Cicero u. A. befinden.
Brink (VI.) — A. — Verbesserer des
katechetischen Unterrichts.
Brinkutan. S. Streck.
Broeke. S. Paludanus.
Broekhuizen (IV.) — Joan Van —
war zum Apotheker bestimmt, wählte je-
doch den Kriegsdienst, um Zeit für s. li-
terarischen Studien zu gewinnen. Ueberall
führte er Properz mit sich und war so
glücklich, als Waffenbrüder zwei Kunst-
freunde (De Haas und Van Bergen)
zu finden. Er stieg bis zum Hauptmann,
ward 1697 , nach dem ryswicker Frieden
ehrenvoll , mit Beibehaltung s. Soldes,
entlassen und starb 1707 auf s. Landsitze
zu Amstelveen. Seine holländischen Ge-
dichte , ausgezeichnet durch Lieblichkeit
und treue Schilderungen der Natur, er-
schienen zuerst 1684, und 1711 vermehrt
von D. Van Hoogst raten. (S. Pro-
ben bei De Vries). Als lat. Dichter er-
warb er sich den Namen des holl. P r o -
3*
71
Broeii
Brugmans
72
perz, und besorgte sehr geschätzte Aus-
gaben vonProperz (1702) und Tibull
(1708), worin er jedoch Seal ig er 's Ein-
theilung der Gesänge gefolgt ist, die erst
durch Heyne eine gänzliche Veränderung
erfahren hat. Peerlkamp, der Broek-
huizen einen vollendeten Dichter nennt,
erzählt von ihm folgende Anekdote: Bei
Gelegenheit der Leichenrede s. Freundes
F r a n c i u s auf De Ruiter hielt Broek-
huizen den ausserordentlichen Zudrang der
Menge, Vielehe aus Achtung für De Rui-
ter oder aus Neugier, den berühmten
Francius zu hören , sich versammelt
hatte, am Eingang der neuen Kirche da-
durch ab , dass er nur Diejenigen einliess,
welche ihm lateinisch antworten konnten.
Broen (IV.) — ... — Arzt zu Rot-
terdam und Gegner von Boe-Sylvius'
Krankheitslehre.
Broes (VI.) — W. — Sohn des am-
sterdamer Predigers Petrus Broes (zu
s. Zeit berühmt durch das Werk : „die
nachdenkenden Christen") und Bruder des
früh verstorbenen Professors Broerius
Broes, war zuerst Prediger zu Voor-
schoten , dann zu Leyden und Amsterdam,
und machte sich berühmt durch eine sehr
passende Predigt bei Gelegenheit von
Leydens Unglüek (1807), um die bestürz-
ten Bürger von dem Verlassen der Stadt
abzuhalten, sowie durch spätere, zu Am-
sterdam erschienene, Predigten zum Be-
weise für „die innere Wahrheit des Chri-
stenthums aus dem Inhalte der Evangelien
selbst". Sein Styl ist kurz, gedrängt u.
kräftig, doch deswegen auch zuweilen
dunkel. Alles verräth den originellen
Denker , den Mann von Verstand und Ge-
fühl. Ausserdem wird ihm das im J. 1822
im Haag erschienene Werk : ,, Geschicht-
liche Untersuchung über die äussere Ver-
einigung der Protestanten in den Nieder-
landen" zugeschrieben. Nach diesem Werke
und Ypey's und Dermout's „Kir-
chengeschichte" kann man sagen, dass der
Sauerteig von 1618 u. 1619 hinwegge-
nommen ist!
Brouwer (HI.) — Hendrik — be-
rühmter Seefahrer, der durch eine mehr
südliche Fahrt (1642) den Stürmen in den
Strichen des Feuerlandes entging.
Browne (VI.) — ... — englischer
Prediger zu Utrecht, schrieb eine philo-
sophische Abhandlung „über die Gleichheit
^er Menschen" (1793).
Brugiuans (VI.) — Sebald Justinus
— s. Vater war Prof. der Mathematik an
der Universität zu Groningen und be-
stimmte s. Sohn zu demselben Fache, je-
doch im Militär ; aber die Neigung des
Jünglings war mehr auf die Naturwissen-
schaften gerichtet, weshalb der Vater ihn
Medizin studiren Hess. Schon mit seinem
18. Jahre wurde er Dr. der Philosophie,
zufolge einer Beschreibung der Fossilien
in der Umgegend von Groningen (wohin
s. Vater, nach der Geburt dieses Sohnes
im J. 1763, sich begeben), und zu dersel-
ben Zeit Avurde s. Abhandlung „über die
Ausrottung schädlicher Pflanzen" von der
Akademie zu Dijon gekrönt. Zwei Jahre
später erhielt er von der bordeauxer Aka-
demie den Ehrenpreis für s. Abhandlung
„über die Kennzeichen des Absterbens der
Eichen" , und 1785 von der zu Berlin für
die „über das Unkraut" ; alle in französi-
scher Sprache geschrieben. 1785 wurde
er auch Dr. der Medizin zu Groningen,
zufolge einer Abhandlung „über die ei-
gentliche Beschaffenheit des Eiters", den
er als eine Absonderung kennen lehrte.
Noch in demselben Jahre bot man ihm,
jedoch vergebens, die von Van Swinden
erledigte Professur der Physik an. Sein
Ruhm hatte sich nach Leyden verbreitet
und mit s. 23. Jahre wurde er bereits aus
dem Seminar von Franeker als Prof. der
Botanik nach Leyden versetzt, wo er
durch s. Antrittsrede die „genaue Kennt-
niss der einheimischen Pflanzen" empfahl.
Ein Jahr später (1787) erhielt er auch
das Lehramt der Naturgeschichte. 1795
ward ihm die Professur der Chemie pro-
visorisch und 1800 definitiv übertragen.
Bei dieser Gelegenheit rühmte er die Ver-
dienste des H. Boerhave (welchem er
in ausgebreiteten Kenntnissen und Schärfe
der Kritik glich) als Chemiker. 1794
machte er sich sehr verdient um die
Unterbringung der kranken Hanoveraner
in dem grossen Hospital zu Leyden. Nach
der Umwälzung entwarf er einen Plan für
den Sanitätsdienst des Heeres und trug sehr
viel zur Bearbeitung der batavischen Apo-
theke (1805) bei. Brugmans unterhielt
inzwischen, zum Nutzen der Wissenschaft,
enge Verbindungen mit Frankreich und
dessen ausgezeichneten Gelehrten. Hie-
durch lernte er auch N a p o 1 e o n ' s Bru-
der, Ludwig, kennen, noch ehe derselbe
als König von Holland eingesetzt war,
nach dessen Thronbesteigung er s. Leib-
73
Rrugmaiis
Bruiue
74
arzt u. Generaldireclor des Sanitätsdienstes
der Armee wurde, wofür er schon früher
durch eine grosse Apotheke und ein chemi-
sches Laboratorium im Haag gesorgt hatte.
Leydens Universität hat ihm zu verdanken,
dass sie weniger durch die Einverleibung mit
der französischen Universität gelitten, als zu
befurchten war, und dass sie ihre Biblio-
thek und andere Besitzthümer ungeschmälert
behielt. (S. Annal. Acad. Lugd. Bat. 1815,
1816, p. 4.) In diesen Jahrbüchern (p. 6
u. 7.) befindet sich auch eine vollständige
Rechtfertigung Brugmans, der zu Ende
des J. 1813 durch Leidenschaftlichkeit und
Parteilichkeit als Anhänger der Franzosen
verdächtigt ward, so dass es sogar einigen
s. Feinde gelang, ihm das Rectorat der
Universität abzunehmen. Doch der er-
lauchte Fürst , den man nicht lange irre
führen konnte , erkannte bald die grossen
Verdienste Brugmans' und den Nutzen,
den er den Wissenschaften , dem Staate
und der Armee gebracht hatte und noch
bringen würde. Hiervon gab er bald glän-
zende Beweise nach der Schlacht von Wa-
terloo , indem er einen Plan zu Brüssel
entwarf, um die vielen Verwundeten von
Freund und Feind unterzubringen, so dass
die Armee und vielleicht das Land vor
einer Fieberseuche bewahrt wurden , wo-
für er als Anerkennung von dem Könige
von Preussen den rothen Adlerorden er-
hielt, und indem er später die naturhisto-
rischen Schätze , das Cabinet des Statt-
halters, welches die B'ranzosen 1795 aus
Niederland weggeführt hatten, grössten-
tbeils wieder zurückbrachte. Dieses Ca-
binet, welches von dem König der ley-
dener Universität geschenkt Avorden und
den Kern des prächtigen naturhistorischen
Museums ausmachte, wurde durch Brug-
mans unermüdete Sorgfalt auf einer Reise
in Deutschland (1818) noch ansehnlich
vergrössert. Auch ward durch ihn der
botanische Garten um die Hälfte ver-
grössert und mit einer Menge neuer Ge-
wächse bereichert. 1814 hatte er bereits
zu Haarlem den Ehrenpreis für eine Be-
schreibung des Typhus davongetragen.
Schade, dass Brugmans nichts mehr ge-
schrieben hat ; aber s. mannigfaltigen Ge-
schäfte, sowohl s. Lehramtes in drei Fä-
chern, als die Leitung des Sanitätsdienstes
bei der Armee Hessen ihm dazu keine Zeit
übrig. Es wäre zu wünschen , dass einer
oder mehrere s. Zuhörer s. so ausge-
zeichneten Vorlesungen über die Naturge-
schichte, worin sich Gelehrsamkeit, Ge-
schmack, Kritik, anziehender Vortrag und
edle Gefühle vereinigten, dem Publicum mit-
theilen wollten. Brugmans starb plötz-
lich den 18. Juli 1819. — Dieser be-
rühmte Arzt, Chirurg, Anatom, Botani-
ker und Chemiker ist auch Erfinder des
Indifferentialpunktes zwischen beiden Mag-
netpolen und einer neuen Methode , die
Abweichung der Magnetnadel durch einen
eisernen Stab und einen dazu verfertigten
Kompas zu finden. (S. „Tentamen philo-
sophicum de materia magnctica , ejusque
actione in ferrum et magnetem^', Fran.
1765 , 4.) Vollständige Nachrichten über
Brugmans Leben und Wirken sind in
den Lobreden zu finden , welche , durch
Prof. Van der Boon Mesch und Dr.
Capadose verfasst , von der hoUänd.
Gesellschaft der schönen Künste und Wis-
senschaften mit Gold und Silber gekrönt
wurden (s. Th. VIL St. 2. ihrer Werke),
und in der von Van Kampen (zum Theil
aus französischen Quellen) verfassten ,, Bio-
graphie von S. J. Brugmans" (in den va-
terländischen Studien für December 1819,
Mancherley, p. 737 - 753).
Bruin (V.) — Claas — geb. 1671
zu Amsterdam, gest. 1732, verf. ausser
Bibel - und Sittengedichten , ,, biblische
Schauspiele in Versen" und das „^^eben
von Paulus".
Bruin (V.) — Fräulein De — als
Schauspielerin von Stijl und Andern ge-
rühmt.
Bruin (V.) — Van Oosten De — aus
Haarlem , verf eine „Beschreibung von
Haarlem" (1765, Fol.), eine lat. Abhand-
lung „über die väterliche Gewalt bei den
Römern" (1751), und eine „Dissertatio
de progressibus , quos per solum rationis
lumen et Ethicis doctrina fecerunt morta-
les, qui revelationem divinam prorsus igno-
rarunt", L. B. 1758, 4.), wofür ihm die
goldene Ehrenmedaille zuerkannt wurde.
Bruine (IH.) — Johan De — der
Jüngere (nicht zu verwechseln mit De
Brune), Dr. d. Rechte, jung gest. 1649,
schrieb : „Wetzstein der Vernunft , oder
Hilfsmittel , um von allen vorkommenden
Dingen richtig urtheilen zu lernen". Dieses
zur Erholung geeignete Werk ist mit Ver-
nanftsprüchen und Gedichten vermischt.
(Der, 1672 erschienene 2te Theil ist nicht
von ihm und seiner unwürdig.) Vielleicht
war von beiden genannten Dichtern noch
75
Bruining
Bruyn
T6
Jan de Bruine, Verf. von „Gedichten"
und „Minnegedichtchen" zu unterscheiden.
(S. De Vries, Th. I. p. 226.)
Bmining (VI.) — Gerbrand — verf.
1) in französischer Sprache eine „Beschrei-
bung vom Haag und von Rotterdam," war
2) Mitarbeiter an dem „Wörterbuche der
holländischen Sprache", schrieb 3) fast
gleichzeitig mit Weiland über die „Sy-
nonymen der holl. Sprache", und 4) ein
„geographisches Wörterbuch". Ausserdem
gab er viele andere kleinere Werke, so
wie Uebersetzungen in holl. u. franz. Spra-
che heraus.
Brune (III.) — Johan De — geb.
1589, gest. 1644?), Rathspensionär von
Zeeland, machte sich durch s. Embleraata
bekannt, die von De Vries (Th. I. p. 187
— 189) sehr gerühmt werden, und über-
setzte die „Psalmen David's" aus dem He-
bräischen ins Holländische so getreu, dass
ein Voetius und andere Kenner sich dar-
über höchlich verwunderten. Seine zahl-
reichen Werke, von welchen sich in De
La Rue's gelehrtem Zeeland (p. 20 — 23)
ein Verzeichniss befindet, sind zum Theil
in Prosa geschrieben und grösstentheils re-
ligiösen u. moralischen Inhalts, M o o n e n
rühmt namentlich s. „Banketwerk guter
Gedanken" (Middelb. 1660).
Bruning^S (VI.) — Christiaan — einer
der grössten Wasserbaukundigen, vielleicht
der grösste.
Brimings (VI.) — Christiaan — d.
Jüngere, Wasserbaukundiger.
Bruning'fl (VI.) — Koenraad Lode-
wiik — Wasserbaukundiger.
Bruyn (IV.) — Cornelis De — aus
Hagenau, einer der berühmtesten Landrei-
.senden aus dem Ende des 17. Jahrhun-
derts, der, mit den Taverniers, The-
venots und Chardins zu vergleichen,
von 1674 — 1693 Italien, Kleinasien, Kon-
stantinopel, den Archipel, Egypten u. Sy-
rien besuchte, alle merkwürdigen Ansichten
abzeichnete und in Kupfer stechen Hess,
welches den Werth dieses Werkes bedeu-
tend erhöht. Es fuhrt den Titel : „L. de
ßruyn, Reisen durch die berühmtesten
Theile von Kleinasien nach Scio, Rhodus,
Cyprus u. s. w. , wie auch den vornehm-
sten Städten von Egypten , Syrien und
Palästina", Delft 1698, Fol. Seine zweite,
1701 unternommene und 1707 beendigte
Reise ging von Archangel über Moskwa
durch Russland nach Persien, von da über
Cochin, Ceylon und Batavia, und über
Persien zurück. Dieselbe ist nicht allem
über die russ. Völker , sondern vor Allem
auch über die Ruinen von Persepolis sehr
ausführlich, in deren Abbildung er jedoch
mit C h a r d i n abweicht und Letzterm fort-
während widerspricht. Wie viel Autorität
auch der französische Reisende mit Recht
geniesst, so darf man doch einem Aagen-
zeugen, der diese Ueberreste mit dem Auge
eines Malers sah, auch wohl einigen Glau-
ben schenken. Einen Theil der in Stein
ausgehauenen Bilder nahm er sogar mit
sich und legte sie in dem Cabinet des
Fürsten von Braunschweig - Wolfenbüttel
und bei dem Bürgermeister W i t s e n nieder.
Auch diese Reise, welche unter dem Titel :
„Reisen über Moskwa durch Persien und
Indien" zu Amsterdam 1714 erschien, ist,
wegen der Abbildungen , sehr interessant.
Beide Werke waren damals die besten
pittoresken Reisebeschreibungen nach dem
Orient. — De Bruyn hatte das Unglück,
in den Verdacht zu kommen, dass er der-
selbe Cornelis De Bruyn wäre (ein
Hagenauer wie er), der als Mitschuldiger
an dem Mordanschlag des berüchtigten
Van Der GraafF auf Johan De Witt,
in dem Urtheil des Gerichtshofes von Hol-
land (29. Juni 1672) mit begriffen war,
sich aber demselben durch die Flucht ent-
zogen hatte. Diese Meinung herrschte all-
gemein im Osten , denn als der Reisende
derselben zu Smyrna aufs Bestimmteste
widersprach , wollte man ihm kaum glau-
ben; er hatte sowohl dort als zu Livorno
und Venedig, ohne es zu wissen, stets für
diesen Mann gegolten , und man wurde
darin bestärkt, weil er in Gesprächen über
die damaligen Staatshändel immer mit ei-
niger Leidenschaftlichkeit die Partei des
Prinzen von Oranien nahm. Er bewies
jedoch zuerst aus dem Unterschied der
Jahre , dann aus dem Stillschweigen aller
Hagenauer, die ihm im Orient begegnet
waren , über diesen Vorfall , und endlich
durch ein Zeugniss aus s. Vaterstadt die
Falschheit dieser Beschuldigung, und er-
klärte, dass Derjenige, der ihn mit ge-
nanntem Cornelis De Bruyn für eine
und dieselbe Person halte, kein ehrlicher
Mann sei ; woraus erhellt , dass sogar alle
Prinzlichgesinnten den Verworfenen, der sich
an dem Vater des Vaterlandes vergriffen
hatte, mit der tiefsten Verachtung betrach-
teten, und aller Verdacht von Geroein-
schaft mit demselben wie die Pest flohen.
(S. De Bruyn's ,, Reisen durch Klein-
77
Burgundius
Burnian
78
asien" u, s. w., Delft 1698, p. 388-390,
u. Van Wijn auf Wagenaar, Th.XIV.,
p. 64.) Hr. Ackersdijk bemerkt, dass
die Lobgedichte der so geachteten Männer,
wie Francius, Broekhuizen, Vol-
lenhoven und besonders J. Brandt
Gerardsz., Remonstrant, wie Vollen-
h o V e n reformirter Prediger im Haag (von
welchen wenigstens Brandt sicherlich
keinen Mörder De W i 1 1 ' s gepriesen haben
würde), alle vor De Bruyn's Reise-
beschreibung gestellt, die Beschuldigung
hinlänglich widerlegen. Auch hatte D e
B r u y n Bekanntschaft mit dem geschätzten
Schriftsteller Peter Rabus, wie aus
dessen „Büchersaal" (Mai 41. Juni 1699)
hervorgeht, und dieser hat ebenfalls De
Bruyn's Vertheidigung (s. „Büchersaai"
für Nov. u. Dec. 1699) so siegreich übernom-
men , dass Niemand sie widerlegen konnte.
Burg^undius (111.) — Nicolaus —
geb. 1586 zuEnghien im Hennegau, studirte
zu Gent u. Löwen die schönen Wissen-
schaften, erhielt 1627 von Maximilian
von Baiern einen Ruf als Prof d. Rechte
nach Ingolstadt, ward hierauf Rath u. Ge-
schichtsschreiber von Baiern u. des Hauses
Oesterreich, und, nachdem er nach zwölf-
jähriger Abwesenheit nach Niederland zu-
rückgekehrt, 1639 zum Rath von Brabant
ernannt. Als Geschichtsschreiber ist er
zur span. Partei zu rechnen, jedoch nicht
mit Strada und noch weniger mit Ver-
haer zu vergleichen, indem jener in s.
Standpunkt (aus Rom) Alles verdammt, was
nicht alt- oder neukatholisch ist, und dieser
dieselbe Beschränktheit nicht einmal in das
Verdienst eines schönen Lateins einhüllt.
Burgundius dagegen ist so unparteiisch
und dabei so kräftig im Vortrage , dass
Hooft nicht Anstand genommen, einige die-
ser schönen Anreden, welche er s. handelnden
Personen in den Mund legt (und die nur
ausgeschmückt , nicht erdichtet scheinen),
mit einiger Abänderung zu übersetzen. Es
herrscht in dem Style dieses Mannes Nach-
druck mit Lebendigkeit u. Annehmlichkeit
gepaart. Er bediente sich viel der Schrif-
ten des Viglius Van Aytta, mit dessen
Geist der seinige einige Aehnlichkeit ge-
habt zu haben scheint. Seine Werke sind:
„Historia Belgica, ab ann. 1558, ad ann.
1567" (Ingoist. 1629, Col. 1608), und „Hi-
storia Bavarica, seu Ludo^-icus IV. Im-
perator" (Ingoist. 1636, 1645, 1705).
Ausserdem hinterliess Burgundius auch
einige juridische Werke.
Burman (IV.) — Pieter — zur Un-
terscheidung von s. Neffen, der Aeltere
genannt, war der grosse Gegner von Le
Clerc und der Enkel und Namensvetter
eines im 30jährigen Kriege aus der Pfalz
vertriebenen Predigers, der sich zu Leyden
niederliess , und dessen Sohn
Burman (IV.) — Frans — gest. 1679,
1662 Prof. d. Theologie zu Utrecht und
ein Mann von grosser Gelehrsamkeit war.
Er lehnte einen Ruf nach Leyden ab. Grä-
vius, s. Freund, meldete s. Lob. Einige
beschuldigten ihn des Spinozismus,
wogegen ihn s. jüngster Sohn verthei-
digte. Er hinterliess folgende zwei Söhne :
Burman (IV.) — Pieter — der älte-
ste, geb. 1658, gest. den 31. März 1741,
Prof. der schönen Wissenschaften zu Utrecht
und Leyden, gab eine Menge (meistens
kleinerer) Schriften , Abhandlungen (unter
andern zur Verherrlichung der Waffen der
Bundesgenossen im Kriege v. 1702 — 1713,
u. zur Vertheidigung der Schaubühne, wo-
durch er sich den Hass der utrechter
Geistlichkeit zuzog), Leichenreden (unter
andern auf Broekhuizen u. Grävius),
Streitschriften in grosser Anzahl (denn
Peter Burman war von ungemein zank-
süchtiger Natur) und alte Classiker heraus,
nämlich: Phädrus (1698 u. 1727), Ho-
raz (1699, mit den Noten von Rutger-
sius), Vellejus Paterculus (1719),
Quintilian (1722), Valerius Flac-
cus (1724); ausserdem den schott. Ge-
schichtsschreiber u. Dichter Buchana n,
bekannt wegen s. vortrefflichen lat. Styls
(1725); dann Ovid (1727, s. berühmteste
Ausgabe) , die kleinern lat. Dichter (1731),
Sueton(1736)u. Lucian (1740). Nach
s. Tode erschienen s. Ausgaben von Virgil
(1746) u. seiner Gedichte (1748), die
von s. Neffen , dem Jüngern Burman,
besorgt wurden. '(S. Saxii Onomast.,
T. V. p. 466 — 476). Bei der grossen
Sprachkenntniss und Scharfsinnigkeit Bur-
man's darf man nicht verkennen, dass
er u. seine ganze Schule mehr die Wörter
als die Sachen der Alten aufzuhellen such-
ten, und dass der Leser, der die Griechen
und Römer studirt, nicht nur eine Varian-
tenlese zu sammeln, sondern um s. Ge-
fühl, s. Geschmack und s. Herz zu ver-
edeln und Menschen- und Sachkenntniss
zu erlangen, dazu in diesen und ähnlichen
Ausgaben wenig Hilfsmittel antreffen wird.
Burman (IV.) — Franciscus — jüng-
ster Sohn des utrechter Professors Franz
t9
Burman
Bussche
80
Burman, geb. 1671, gest. 1719, war
1705 Prediger zu Amsterdam, 1715 Pro-
fessor zu Utrecht, und ebenfalls von eini-
ger literarischer Berühmtheit. (S. Bur-
ma nni, Traject. Erud. , p. 50 — 55.)
Blirman ( V. ) — Kaspar — aus
Utrecht, Sohn des alten Peter Burman,
ein Rechtsgelehrtcr u. Rathsherr des Stadt-
raths daselbst , gab , zur Literärgeschichte
der nördlichen Provinzen, das ..gelehrte
Utrecht," unter dem Titel: „Trajectum
Eruditum, Yirorum doctrina illustrium qui
in urbe Trajectensi nati sunt, sive ibi ha-
bitarunt , Vitas, fata et scripta exhibens,"
Traj. ad Rhen. 1738, 4., und ausserdem:
„Utrechter Jahrbücher", (s. Saxii Ono-
mast., T. VI. p. 73.) heraus.
Burman (V.) — Pieter — zur Un-
terscheidung von s Oheim, dem leydener
Professor Pieter Burman, gewöhnlich
Burma nnus secundus genannt, war der
tSohn des Professors der Theologie, Franz
Burmann, geboren zu Amsterdam 1714,
gest. 1778. Bereits 1735 ward er, nach
Beendigung s. akademi-schen Studien , an
die Stelle des Wesseling als Prof. d.
Beredsamkeit, Geschichte u. (1741) Poesie
berufen , folgte jedoch 1742 einem Rufe
an das Athenäum nach Amsterdam als Stell-
vertreter von DOrville. 1754 besorgte
er eine verbesserte Ausgabe der Gedichte
und Briefe des Lotichius; 1760 gab er
den Aristoph eines, mit einer Vorrede u.
den Noten von B er gier und Dukker,
ferner Cl. Claudiani Opera, ad mem-
branarum veterum fidem castigata, cum
notis integris M. A. Delrii, H. Claverii et
Th. Dempsteri , auctioribus N. Heinsii , et
ineditis P. Burmanni, SjUoge Variet. Le-
ctionum, Lactantii Elegio de Phoenice,
vulgo Claudiano adscripta, cum Curis se-
cundis N. Heinsii, et adnotationibus P.
Burmanni Secundi," gr. 4., dann 1761 die
„Rhetorica ad Herennium," u. 1759 — 1773
s. „lat. Anthologie" in zwei Theilen in 4.
heraus, welche letztere eines s. vorzüglich-
sten Werke ist. Besonders ausgezeichnet
war Burman als lat. Dichter. Erzogen
von s. Oheim, dem leydener Professor,
wurde er schon frühzeitig in die Kenntniss
der alten Dichter eingeweiht. Nach An-
nahme der Professur an dem Athenäum
legte er sich vorzugsweise auf die Ent-
Avickelung der Schönheiten der lat. Poesie,
wozu er unter den Alten Properz, unter
den Neuern Lotichius wählte, und durch
diese Vorlesungen eine Schaar von Jüng-
lingen bildete, welche sich der lat. Leyer
mit Lust u. Liebe widmeten. Seine eige-
nen Gedichte wurden 1774 u. 1779 (eine
2. Sammlung) herausgegeben. Burman
glühte von Liebe für s. Land u. die Frei-
heit. Er besang Brederode, das Haupt
des berühmten Geusenbundes, Pascal
Paoli, den Helden von Korsica gegen
die Oberherrschaft von Genua u. Frank-
reich, und übergab die Ungeheuer, welche
die De Witts in einem Aufstande, Calas
unter dem Schein des Rechts , ermordet
hatten , dem Fluch der Nachwelt. Dem
Gedicht auf Brederode geht eine an-
ziehende Einleitung voran ; der Dichter,
auf s. Landsitze am Rheine durch das
sanfte Stromgemurmel in Schlaf gewiegt,
sieht im Traume eine der Gesanggöttinnen,
Kalliope, erscheinen, die ihm im Namen
der Freiheit aufträgt, zum zweiten Jahr-
hundert des Geusenbundes dessen Helden,
Brederode, zu verherrlichen. Im Ge-
dicht selbst sind jedoch die Reden im Ver-
bal tniss des Ganzen zu lang. — Burman
vergrösserte auch den botan, Garten in
Amsterdam, über welchen er die Aufsicht
hatte. Er verfasste eine „Ceylonsche
Flora", besorgte eine verbesserte Ausgabe
des Kräuterbuches von Amboina des Rum-
phius, u. lieferte eine Beschreibung von
hundert seltenen afrikanischen Gewächsen
und der Kupferstiche von westindischen
Pflanzen des Pluymer. Von s. wSohne,
dem Jüngern Burman, erschien eine
neue „ ostindische Flora" , mit Angabe
der indischen Pflanzenthiere u. einer Ein-
leitung zu einer „Flora von Südafrika".
Der von dem altern Burman hinterlassene
„Commentar zu Properz" ward von L o u w
Van Santen 1780 herausgegeben. (S. üb.
ihn: Saxii Onomast., T. VI. p. 533—
535, und Vriemoet Athen. Frisiac. , p.
827-831.)
Burrus (II.) — . . . — lat. Dichter
zu Brügge.
Burtin ( V. ) — ... — lieferte die
Oryktographie von Brüssel, gab einen Be-
richt von s. in dieser Beziehung unter-
nommenen Reise von Brüssel nach W^averen,
und ward durch den Teyler's Verein
für die Abhandlung ,,über die Revolutio-
nen u. das Alter der Erde" gekrönt.
Bassche (II.) — Herman Van Den —
geb. 1468 zu Münster, gest. 1544, war
einer der besten lat. Dichter vor Janus
Secundus. Eines s. ausgezeichnetsten
Gedichte ist das, worin er Westphahlen
81
ßutkens
Bijns
82
den Vorzug vor Griechenland u. Italien
gibt.
Butkens (III.) — Christoffel — ein
Mönch , der in s. „Trophees sacrees et
profanes du Duche de Brabant" Beweise
grosser Staatskunde und Genealogie gab.
Obgleich von Einigen wegen s. Forschun-
gen u. seines Vortrages gepriesen, wird er
jedoch von den Niederländern absichtlicher
Untreue im Verfälschen von Urkunden (in
den „Annales Genealogiques de la Maison
de Lijnden") beschuldigt.
Buys (VI.) — ... — Kaufmann u.
einige Zeit J^ector der Physik bei der Ge-
sellschaft: „Felix Meritis", zu Amster-
dam, beantwortete die von der im J. 1785
errichteten Gesellschaft: „Für das allge-
meine Beste" , gestellte Preisfrage eines
., Schulbuchs der Volksnaturkunde'' (1798),
wofür er die doppelte goldene Ehrenme-
daille erhielt. 1818 veranstaltete er dar-
aus einen Auszug, unter dem Titel: ,, An-
fangsgründe der Physik", uffd 1811 hatte
er bereits eine „Volksnaturkunde" zur Aus-
rottung des Aberglaubens bei dem gemei-
nen Manne verfasst. Mit den H. H.
Van Marum u. Van Dijk gab er in
den Abhandlungen der haarlemer Gesell-
schaft eine Erklärung des „Echos zu Mui-
derberg".
Buysero (IV.) — Dirk — ein vor-
nehmer Mann aus Vlissingen, Secretär die-
ser Stadt u. Rath an der Admiralität auf
der Maas, ein Beschützer des Antoni-
d e s , schrieb eine Menge Lustspiele oder
Possen (worunter eine Uebersetzung von
des T erenz Heautontimorumenos und eine
Nachahmung von Plautus Amphitryo),
z. B. „Harlekin" (1719); „Betrügereien
von Schapyn" ( nach Moliere ) ; „Ent-
führte Geschwister" und „Geschwister
oder die bekehrten Ehestandshasserinnen"
(1716); „Schönste, oder der Entsatz von
Scheveningen" (1717); „Minne- u. Wein-
krieg," Schäferspiel (1719); „Triumphi-
rende Liebe," Friedensspiel; „Verliebter
Poet," Fastnachtsspiel (1721); dann die
Trauerspiele : „Arete" (1692) u. „Astarte"
(1693). Buysero, mehr Begünstiger der
Poesie, als selbst Dichter, konnte so we-
nig wie andere hoUänd. Dichter den rech-
ten Ton des Lustspiels treffen, die in
diesem Stücke wohlgethan hätten , die
Franzosen, namentlich Moliere, mit Bei-
behaltung der eigenthümlichen Volkssitten,
nachzuahmen.
Bijnkerstaoek (V.) — Cornells Van
— geb. 1673 zu Middelburg, gest. 1745,
Präsident des hohen Rathes von Holland
u. Zeeland, ein ausgezeichneter Jurist, gab
1697 ein Werkchen über die „Contracte"
heraus, worauf eine ganze Reihe grösserer
u. kleinerer Schriften folgte, welche von
dem Prof. Vicat zu Lausanne gesammelt,
1761 zu Genf u. 1766 zu Leyden in
2 Theilen Fol. u. in 6 Theilen in 4. im
Druck erschienen. Als Publicist war er
ein eifriger Anhänger derjenigen Partei,
welche gegen die überwiegende Macht der
Statthalter anstrebte, . '
Bijns (II.) — Anna — Nonne zu Ant-
werpen, welche um 1520 blühte, unter-
wies die Jugend im römischen Gottes-
dienst, und war die eifrigste Widersacherin
der Reformation, welche sie in Versen be-
kämpfte, die keinesweges so flach sind,
als man von ihrem Jahrhundert erwarten
sollte. Während die Klostergeistlichen des
15. u. 16. Jahrh. in ihrer Einsamkeit eine
weit reinere holländische Prosa schrieben,
als die Rhetoriker (Ypey, p. 397, 398),
ihre Zeitgenossen , die das Hochdeutsch
der Regierung nachzuahmen suchten; wäh-
rend, oder kurz nachdem Jan Brugman
sich als Kanzelredner einen Namen er-
worben hatte, den das Sprichwort „könn-
tet Ihr reden wie Brugman" (vgl.
Wagenaar's „Amsterdam," p. 153, 154,
in Fol.), noch auf die jetzige Zeit bewahrt
hat, erhob sich Anna Bijns auch über
dieselben in dichterischem Werthe. Doch
sind ihre schönsten Stellen nicht diejeni-
gen, wo sie gegen die Reformirten u. die
Reformation eifert, sondern wo die grossen
Wahrheiten von Allem , besonders der
christlichen Religion, sie beseelen. (S.Probe
bei De Fries, p. 34.) Andererseits darf
aber auch nicht unbeachtet bleiben, dass
die Geistlichkeit diese Nonne über die
Massen gepriesen hat. Elichius Bucha-
rius übers, ihre Gedichte noch vor der
hoUänd. Ausgabe , die wir besitzen , ins
Lateinische, und man verglich sie mit der
griech. ,,Sappho", die wunderlichste Zu-
sammenstellung, die sich denken lässt.
83
Calkoen
Camper
84
c.
Calkoen (VI.) — Van Beeck — geb.
zu Amsterdam, gest. 1811, war Theolog,
dann Prof. d. Astronomie zu Leyden u.
später zu Utrecht, gab eine vom Tey-
1er' s Verein gekrönte Widerlegung des,
meistens auf ^tronomischen Principien
ruhenden, Systems von Dupuis: „über
den Ursprung der Religionen", namentlich
in Beziehung auf das Christenthum , dann
in Zeitschriften verschiedene Bemerkungen
über astronomische Gegenstände, beson-
ders über den Kometen von 1807, und das
schön geschriebene philosophische Werk-
chen: Euryalus, „über das Schöne",
heraus.
Calftaff (I.) — ... — von Maer-
lant unter die frühesten niederländischen
Dichter gezählt.
Camberlijn (VI.) — Ritter J. B.
G. — belgischer lat. Dichter, von dem
sich verschiedene Aufsätze in den „Anna-
les Belgiques" (1821 u. 1822) befinden,
z. B. : „in caedem Egmondi, Typographia
Costeriana, Wilhelme Arausiaco Principl"
u. s. w.
Campagpae (VI.) — H. D. — be-
schrieb 1815 u. 1816 Java u. den asiati-
schen Handel der Niederländer in Asien.
Camper (V.) — Pieter — geb. 1722
zu Leyden, gest. 1789 im Haag, war der
Sohn eines Predigers von Bata\äa u. hatte
schon in s. Jugend ungemeinen Eifer zum
Zeichnen, worin er sich unter geschickten
Lehrern ausbildete. 1746 wurde er Dr.
d. Phil. u. Medizin, bei welcher Gelegen-
heit er in der erstem eine Abhandlung
„über das Gesicht," in letzterer „über
einige Theile der Augen" vertheidigte.
Nachdem er Reisen nach London, Paris
u. Genf unternommen, erhielt er in letz-
terer Stadt seine Anstellung als Prof. d.
Philosophie, Medizin, Chirurgie u. Anato-
mie zu Franeker, die er mit einer Rede
über „die beste Welt" antrat. Man er-
sieht hieraus Camp er 's mannigfaltige
Kenntnisse. 1755 ging er an das amster-
damer Athenäum u. 1763 nach Groningen.
In den letzten Jahren s. Lebens legte er
s. akademisches Amt nieder u. wurde Mit-
glied des Staatsrathes, worin er sich durch
Heftigkeit gegen die sogen. Patrioten von
1787 auszeichnete. — Camper kauin ein
Genie genannt werden. Ohne s. vielen
Verdienste um die Chirurgie (durch s. Ab-
handlung über die Brüche u. Bruchbän-
der), um die Geburtshilfe (durch s. Ver-
suche zur Prüfung des Nutzens der Sym-
photomie u. zur Erklärung der Wirkung
der Natur in dem descensus testiculorum
an der Leibesfrucht), um die Arzneiwissen-
schaft (hinsichtlich der Behandlung der
Kinder nach der Geburt, des Verhinderns
der Kinderblattern u. der Viehpest) u. s. w.
zu gedenken , wollen wir nur s. grossen
Verdienste als vergleichender Anatom er-
wähnen. In Betreff des Menschen brachte
er die neue Idee der Gesichtslinie auf, die,
auf der horizontalen Mittellinie des Kopfes
ruhend , bei den Idealen oder Götterbil-
dern der Griechen (dem Apollo, der Venus
u. s. w.) einen perpendikulären , bei den
europäischen Nationen fast einen rechten,
bei den Morf|olen, Malaien u. Amerika-
nern einen mehr schiefen, und endlich bei
den Negern einen sehr spitzen Winkel
bildet, während die Seelenkräfte in den-
selben verhältnissmässig abnehmen, wie der
Winkel kleiner wrd. Trotz einiger Be-
denken , die man dagegen vorbringen könn-
te , dass z. B. nicht allein dieser Winkel,
sondern auch die Plattheit des Schädels
bei der Würdigung der Seelenkräfte in
Betrachtung kommt , wurde C a m p e r ' s
Meinung in Europa so allgemein angenom-
men, dass man darnach in der. Schweiz
eine Reihe von theils wahren, theils er-
dichteten Gesichtsformen aufstellte, die sich
von dem Frosch bis zum idealen Apollo
erstrecken. Gegenwärtig haben jedoch die
meisten Naturforscher dieses System als
nicht vollkommen allen Verschiedenheiten
entsprechend aufgegeben. Aber Camper
hatte um unser Geschlecht noch mehr u.
grössere Verdienste. Er zeigte in ver-
schiedenen Proben, dass die natürliche
Vollkommenheit des Menschen über den
Thieren weniger in dem offenen, nach oben
gerichteten Blick, als in der aufrechten
Stellung und den willkürlichen Bewegun-
gen besteht; er wderlegte die Meinung
jener sog. Philosophen, welche das Gehen
der Thiere auf vier Füssen für die natür-
liche Anlage unseres Geschlechts hielten,
und legte sich zu diesem Endzweck haupt-
sächlich auf das Studium des Orang-Outang,
der Affenart, welche unserem Geschlecht
85
Camper
Capellen
86
zunächst kommt, die er dreimal sehr genau
zergliederte u. eigentlich bekannt machte.
Er bestimmte den Unterschied zwischen
dem afrikanischen u. asiatischen Elefanten
u. Rhinoceros, bei jenem nach der Anzahl
der Backenzähne , bei diesem nach den
einfachen oder doppelten Hörnern, ohne
s. Beobachtungen über das Flusspferd u.
llennthier zu gedenken. Bereits drei Jahre
früher, ehe Hunt er *) die Luftröhre in
den hohlen Knochen der Vögel bekannt
machte, hatte er diese Wahrnehmung nach
Amsterdam eingesandt. Er hielt die Röh-
ren für das Fliegen des Vogels, wie Hun-
ter für das Athemholen geeignet. Er
nahm das Gehörswerkzeug der Fische u.
die Eigenschaft der Zwitterthiere wahr,
um diese Werkzeuge im Wasser zu schliessen
u. auf dem Lande zu öffnen. Hinsichtlich
der untergegangenen Thierarten war er der
Vorläufer von Cuvier. Noch immer sind
merkwürdig s. Beobachtungen über den
Mammouth u. über die versteinerten Kno-
chen im Petersberg bei Maastricht, die er
für KrokoQilsknochen annahm. Cuvier
hält sie für Knochen einer riesenartigen
Hagedis, Fügt man diesem Allen noch
Camper's Verdienste um die Erläuterung
der alten Schriftsteller (Aristoteles,
Plinius, Galenus U.A.), über die Zoo-
logie hinzu, so erscheint er in einem Glän-
ze, der nur Wenigen in s. Fache zuTheil
geworden ist. Ausser den vielen anatomi-
schen u. medizinischen Werken , verdient
noch s. „Dissertation sur la meilleure forme
des souliers" einer besondern Erwähnung,
die er wahrscheinlich weniger wegen des
Gegenstandes selbst, als zur Bestätigung
folgender Behauptung schrieb, welche er
in dem avant-propos derselben aufstellt:
J'ai voulu prouver que le sujet le moins
important, füt-il un soulier, un sabot etc.
devait devenir interessant entre les mains
de quelqu'un qui le possederait ä fond, et
en parlerait avec connaissance de cause.
(S. J. Mulder, „Oratio de meritis P.
Campen in Anatomiam comparatam," Gro-
ning. 1808.)
*) Dessen Katalog des anatomisch - patholo^-
»cheu Museums des Collegiums der Wnndätzte ia
Londoa wurde vou Prof. Jäger u. dem Her-
ausgeber dieses Werkes aus dem Eoglischen ins
Deutsche übersetzt, und erschien von Ersterem
bearbeitet u. mit Anmerkungen begleitet 1835
im Druck.
Cannegfieter (V.) — Herman — geb.
1723 zu Arnheim, 1750 Prof. des Civil-
und 1752 des Natur - und Völkerrechts
zu Franeker, war einer der berühmtesten
Rechtsgelehrten in Beziehung auf die zu
diesem Fache gehörende Kenntniss des
classiscben Alterthums, und schrieb „Ob-
servationes Juris Romani" , welche, in vier
Bänden, einen Schatz von Gelehrsamkeit
enthalten.
Canter (HL) — Willem — aus Utrecht,
ein Schüler des Macropedius, der, aus-
gezeichnet durch frühe Studien u. wissen-
schaftliche Reisen durch Brabant , Frank-
reich, Italien, Deutschland, schon in s.
34. Jahre starb. Er war ein gelehrter u.
scharfsinniger Kritiker, Uebersetzer und
Erklärer der Cassandra von Lykophron
(welches dunkle Buch damals besonders
beliebt war, dem auch Scaliger und
M e u r s i n s ihre Aufmerksamkeit widmeten).
Ausserdem übersetzte er einige Sittensprüche
der Pythagoräer, den Stobäus, Aristi-
des und, andere kleinere Schriften aus dem
Griechischen , besorgte Ausgaben von A e -
schylus und Sop ho kl es, und zeigte in
s. 1564 zu Basel erschienenen „Neuen Les-
arten" einen Schatz neuer Lesarten. Ca-
stalio nennt ihn jedoch einen allzu kühnen
Verbesserer der Alten. (S. Burmanni
„Traj. erud." p. 59 — 70. F o p p e n s
„Biblioth. Belg." T. I. p. 394.) Sein Bru-
der , Theodorus, erreichte ein viel
höheres Alter. Dieser war Mitglied der
Staatsregierung von Utrecht, musste je-
doch 1611, der Neigung für die Römisch-
gesinnten und die span. Regierung beschul-
digt, die Provinz verlassen, worauf er in
Brabant u. Friesland umherirrte, u. 1617
in der Verbannung starb. Auch er war
ein Kritiker, doch das Unglück, das ihn
zu verfolgen schien, hat uns s. Schriften
beraubt.
Capellen (IH.) — Alexander Van
Der — Herr von Aartsbergen, geb. zwischen
1590 und 1600, gest. 1656 zu Dordrecht
und begraben zu Berg - Ambacht , war in
s. literarischen Laufbahn, unter Andern,
ein Schüler des Erasmus im Arabischen,
wie aus der Leichenrede erhellt, dieVos-
s i u s auf diesen berühmten Gelehrten hielt
(p. 17). Hierauf in die Ritterschaft von
Zutphen berufen , erhielt er durch Heirath
die Herrschaft Aartsbergen bei Berg -Am-
bacht im KrimperwaEird , wonach er von
den holl. Geschichtsschreibern, auch von
Wagenaar, durchgehends genannt wird.
87
Cappelle
Castellio
88
Als Mitglied der Generalstaaten wohnte
er 1650 der bekannten Commission nach
den holl. Staaten bei, um dieselben zur
Einigkeit mit Ihren Hochmögenden u. dem
Prinzen , hinsichtlich der Abdankung des
Kriegsvolkes, zu bewegen. Er ist bekannt
durch seine „Denkschriften" von 1621 bis
1654, welche mit dem unglücklichen Kampfe
Friedrich's, erwählten Königs von
Böhmen, auf dem weissen Berge bei Prag
beginnen und mit dem ersten Frieden mit
England im J. 1654 endigen, Sie wurden
1778 zu Utrecht durch den bekannten Jun-
ker Van der Cape Uen „tot den Marsch"
herausgegeben , um s. Ahnherrn von der
Beschuldigung zu rechtfertigen, als ob er
ein Anstifter u. Rathgeber W i 1 h e 1 m ' s II.
bei dessen gewaltsamen Massregeln gegen
einige hoUänd. Staatsmänner gewesen wäre.
In der That geben diese Denkschriften den
klarsten Beweis von Aartsbergen's ge-
mässigter Denkungsart, der, wiewohl ein
eifriger Anhänger des Hauses Oranien
und Wilhelm's IL, keines weges, das Un-
geregelte in dessen Handlungsweise gut
hiess (s. „Gedenkschr." Th. II. p, 274,
275). Er hatte sogar die Freimüthigkeit,
Wilhelm II. an das Loos Karl's II.
von England zu erinnern, Uebrigens ent-
halten diese Denkschriften , deren Styl je-
doch nicht ausgezeichnet und die Sprache
mit vielen geldernschen Provinzialismen
vermischt ist , sehr viel Wissenwerthes über
die statthalterliche Regiening Friedrich
Heinrich's und Wilhelm's II.
Cappelle (VI.) — Jan Pieter Van —
aus Zeeland , in s. Jugend zu Leyden , je-
doch später zu Amsterdam wohnhaft; ein
Mann, der Liebe für die Schriften der Al-
ten mit Eifer für die Mathematik u. Physik
paarte , und sich der nützlichen Arbeit w id-
mete, die hinterlassenen Werke in diesem
Fache aufzuhellen. Er gab die „Mecha-
nica" des Aristoteles, ein schweres Buch,
heraus , und schrieb über die Brennspiegel
des Archimedes, über die Verdienste
von Hypatia und mehrere Gegenstände,
in einem reinen u. fliessenden holländ. Styl.
Zu Amsterdam hielt er für einige Liebha-
ber sehr beifällig aufgenommene Vor-
lesungen über Chemie. Nachdem er einige
Zeit den Posten eines Präceptors an der
lateinischen Schule zu Amsterdam bekleidet
hatte , wurde er am Athenäum dieser Welt-
stadt als Prof. der holländ. Literatur an-
gestellt, welches Amt er mit der schönen
Antrittsrede „über die Verdienste der Am-
slerdammer um die Beförderung und Ver-
vollkommnung der holländ. Literatur" er-
öffnete. Einige Zeit darauf wurde er auch
Prof. der vaterländischen Geschichte. In
diesen für ihn neuen Fächern zeigte er
schnell ganz zu Hause zu sein, und zugleich
damit, so viel als möglich, auch s. altes
Lieblingsstudium zu verbinden, wie aus
den „Beiträgen zur Geschichte der Wissen-
schaften u. Literatur in Niederland'* (Amst.
1821) hervorgeht, worin er das Leben
von Simon Stevin, Cornelis Dreb-
bel und die Verdienste des Prinzen Mo-
ritz als Mathematiker, des G. A. Bre-
dero, ßoerhave und 'sGravesande
als Physiker, und den Einfluss der holländ.
Literatur auf die deutsche untersuchte,
Carolus (III.) — Johannes — Pro-
cureur - General in Friesland, schrieb:
„De i-ebus a Robles Billaei in Frisia gestis
Commentarius" 1572, Libiü IV.
Caron (III.) — , . . — s, Lucas.
Carpeutier (HI.) — , , . Le — ein
Geistlicher, der nach Holland floh, daselbst
die Religion änderte und in dert Ehestand
trat, später wieder zu der alten Kirche
übergehen wollte, wovon ihn nur die Liebe
zu seinen Kindern , die er hätte verlassen
müssen, zurückhielt, gab eine chronolo-
gische „Geschichte von Kämmerich u. dem
Kämmerichschen", mit vielen Genealogien,
heraus , welche die Römischgesinnten von
Süd -Niederland für abscheulich verfälscht
erklärten.
Carrion (II.) — Lodewijk — ein
Spanier, Prof. der Rechte zu Löwen,
machte sich durch s. Ausgaben der Ar-
gonautica von Val. Fl accus, desCen-
sorinus und der Fragmente desSallust,
so wie durch eine „Sammlung alter Les-
arten" und zwei solcher Sammlungen mit
Verbesserungen bekannt. Berühmte Ge-
lehrte seiner und der folgenden Zeit je-
doch , z. B. ein Heinrich Stephanus,
Justus Scaliger und Lipsius rühmen
ihn nicht.
Cassander (IL) — Georgius — geb.
1513 zu Brügge, gest. 1566, ein sehr ge-
mässigter urtd bescheidener Theolog , aber
ein prosaischer lat. Dichter.
Cassel (VI.) — ... — 'ein Deutscher
von Geburt, unlängst gestorben, war Bo-
taniker und Professor zu Gent.
Castellio (L) — Filips Wouter Van —
von Ryssel, lebte zu Ende des 12- Jahrb.,
und brachte die Thaten Alexander d. G.
in ein Heldengedicht von 10 Gesängen, das
89
Castro
Cats
90
er „Alexandreis" nannte (s. Pcerlkamp,
.,De Vita ac Doctrina Poetarum Belglca-
runi , in Corameiitatiouibus Societatis Re-
gia« Bruxellensis" Bruxell. 1822, p. 13—15).
Castro (III.) — Joannes A — ein
Miiiorit aus Brabant, dichtete die „unver-
stellte Liebe des Himmels".
Cats (III.) — Jacob — geb. 1577 zu
Brouwershaven in Zeeland , ward Dr. der
Rechte zu Orleans , 1621 Pensionär von
Middelburg (welches Amt er einem gleich-
zeitigen Ruf zum Prof. der. R. zu Leyden
vorzog), und 1625 von Dordrecht, 1627
Gesandter des Staats in England, wo
Karl I. ihm einen Ritterorden verlieh, u.
1636 ward ihm die hohe Würde eines Raths-
pensionärs von Holland zu Theil. Von
nun an wenigstens schien er der Poesie
Lebewohl sagen zu müssen ; doch die Muse,
der er huldigte, blieb ihm bis zu seinem
82. Jahre treu, obschon er in den unruhigen
Tagen Wilhelm II. zwischen der Un-
gunst des Hofes und der Unzufiiedenheit
der Staaten von Holland sich Bahn brechen
musste. Aber s. einnehmender friedlicher
Charakter wusste ihm das Wohlwollen u.
die Achtung aller Parteien zu bewahren.
Von s. hohen Verstände zeugt die Anrede,
die er nach des Prinzen Tode in der
Grossen Versammlung, welche die erste
statthalterlose Regierung 1651 hielt, an-
ordnete. Nachdem er 1652 zum zweiten
Male (jedoch in ungleich verwickeitern
Verhältnissen, als das erste Mal) eine Ge-
sandtschaft in England (bei Crom well)
bekleidet hatte , legte er in s. 75. Jahre
s. hohen Würden nieder, und lebte auf
Zorgvliet beim Haag im Genüsse der schö-
nen Natur für Gott, die Nachwelt u. sich
selbst. Er starb 1660, fast 83 J. alt. —
Jacob Cats war, wie sich nach den von
ihm bekleideten Würden erwarten lässt,
ein Mann von seltener Gelehrsamkeit. Er
verstand Griechisch, Lateinisch, Italienisch,
Spanisch, Französisch und Deutsch. In
dieser Hinsicht glich er Hooft u. Huy-
gens. Wenn diese (namentlich der Letz-
tere) oft nur für den ausgewählten Kreis
der Eingeweihten dichteten, der ihre kühnen
Wendungen, veralteten oder verbesserten
Worte und Redensarten verstehen konnte,
wollte C at s Volksdichter sein , und hat
diese Absicht so gut erreicht, dass mehr
als ein Jahrhundert nach seinem Tode „das
Buch von Vater Cats" bei ehrbaren Bür-
gern aus dem Mittelstande das erste Buch
nach der Bibel war. Kein Wunder, denn
er bediente sich fast überall der Sprache
des gemeinen Lebens , und wählte Bilder
und Ausdrücke aus demselben zur Ver-
schönerung und Erklärung s. Gedanken.
Natürlich kommen demnach wohl einmal
einfältige , ja platte Ausdrücke vor ; seine
Reime werden , um verständlich zu sein,
hie und da langweilig und monoton ; aber
dieses Alles wird durch schöpferische
Einbildungskraft , unerschöpflichen Witz,
welche ihm einen seltenen Reichthum von
Bildern verschaffen , die nicht aus dem Al-
terthurae, nicht aus fernen Landen, son-
dern aus der Natur des täglichen Lebens
genommen sind, vergütet. Damit verband
Cats eine ausserordentliche Menschen-
kenntniss. Shakspeare, sein Zeitge-
nosse und von einer ganz andern Anlage,
so dass man Beide nicht mit einander ver-
gleichen kann , übertraf ihn , wie fast in
Allem , namentlich bei weitem in der Schil-
derung der Leidenschaften ; doch hält Cats
in der Darstellung des gewöhnlichen Le-
bens sehr wohl einen Vergleich mit ihm
aus. Wie viele Regeln der Weisheit fin-
det man hier nicht aus der tiefsten Kennt-
niss des menschlichen Herzens geschöpft!
Es ist, als wenn der Rathspensionär, weit
entfernt , s. Leben in Staatssorgen zuge-
bracht zu haben , nur ein ruhiger u. un-
bekümmerter Beschauer der menschlichen
Handlungen im täglichen Leben, besonders
von dem, was das Treiben junger Leute,
die Freuden und Beschwerden des Ehe-
standes und die Charaktere der Ehegatten
betrifft, gewesen wäre. Wie angenehm,
treuherzig und natürlich weiss er auch zu
erzählen , s. Lehren der Weisheit in das
gefällige Gewand der Erzählung einzuhül-
len ! Hierbei kam ihm ein Schatz von Vor-
bildern aus der altern und neuern Ge-
schichte vortrefflich zu statten, und Cats
weiss ihn durchgehends sehr glücklich s.
Gegenstande anzupassen. Sein ,, Trauring"
ist in dieser Hinsicht ein Meisterstück ; es
ist eine Reihe auf den Ehestand bezüg-
licher Schicksale ; doch herrscht darin we-
niger Erfindung und Bilderreichthum , als
in dem „Ehestand", vielleicht dem Meister-
werke des Dichters , worin er in 6 Ab-
schnitten nacheinander die Jungfrau, Ge-
liebte, Braut, Frau, Mutter und Wittwe
in Erzählungen , Gemälden oder Gesprächen
schildert. Eine der schönsten Stellen darin
ist die Liebe von Rosette und Galant, voll
innigen Gefühls , natürlicher Gemälde und
angenehmer Erzähiungsweise, welche die
91
Cats
Caudenberg
92
Geschichte zweier Liebenden enthält, die
auf einer wüsten Insel einander Alles sind.
Es ist derselbe Zustand, der inWieland's
Oberon vorkommt, aber der Dichter fand
das Geheimniss, uns innig zu rühren und
unser Interesse daran ohne Zauberei, ohne
Maschinerie oder unglaubliche Wunder zu
fesseln. Die Erzählung endigt traurig u.
lässt den Leser in einer sanftwehmüthigen
Stimmung, die ihm theuer ist. Cats war
vor Allem Sittendichter. Darum Hess
er sich so oft zu vertraulichen, unpoetischen
Ausdrücken herab , damit er durch den
gemeinen Mann verstanden werden und
dieser s. weisen Lehren befolgen konnte.
Wie bei dem Homerischen Nestor, floss
ein StromSvon Honig von den Lippen des
Greises. Seine spätem Werke : „Alterthum
und Landleben, Einfallende Gedanken,
Hofgedanken, Sarg für die Lebendigen,
Gespräch zwischen dem Tode und einem
alten Manne, und zwischen der Seele und
dem Körper , Achtzigjähriges , Zwei und
achtzigjähriges Leben, und Gedanken in
schlaflosen Nächten" (in welchen die Tu-
gend der Gastfreundschaft und Freigebig-
keit aus biblischen Mustern und Sprüchen
erklärt wird), die Frucht s. stillen länd-
lichen Aufenthaltes auf Zorgvliet, sind mehr
moralisch und zeugen von des Mannes
vortrefflichen, auf Religion gegründeten
Grundsätzen und von s. menschenfreund-
lichen und wohlthätigen Gesinnungen ; doch
man würde Unrecht haben , diese mehr
ernste Stimmung allein s. vorgerückten
Jahren zuzuschreiben , die ihn der Fröh-
lichkeit abgeneigt machten. Cats war
auch in seinen frühern, mehr den Freuden
dieses Lebens gewidmeten Gedichten stets
streng sittlich, so dass man auf ihn in
vollem Maasse die französische Dichterregel :
„la mere en prescrira la Iccture a sa fiUe"
anwenden kann. In allen s. Schriften, be-
sonders in s. „Spiegel der alten u. neuen
Zeit" nimmt er auch durch „Sprichwörter"
die Weisheit früherer Zeiten zu Hilfe, und
erklärt sie auf s. Weise, um s. Lesern die
wahre Philosophie des Lebens zu zeigen.
Wir zweifeln auch nicht an dem segens-
reichen Einfiuss, den die Leetüre dieses
Dichters für die Tugend und guten Sitten
während mehr denn einem Jahrhundert,
wo er allgemein in Ehren gehalten wurde,
auf den Charakter der Nation gehabt hat.
Ausserdem ist er Verf. des wenig bekann-
ten „Bienenbuches" , worin er die Art und
Behandlung dieser Thiere beschreibt. —
Nicht allein die Inländer, sondern auch
die Ausländer verkündeten s. Ruhm ; so
nenntihn Val erius Andreas einen Dich-
ter von Lieblichkeit, der durch s. Geist
u. Verstand zur Regierung der Republik
geschaffen war ; so vergleicht der römisch-
katholisch gesinnte Geistliche F o p p e n s in
s. „Bibl. Belg." (Th. I. p. 508.) Cats,
als Dichter, mit Virgil u. Ovid, und
bemerkt, dass er bis zu s. fast hundert-
jährigen Alter, wie unkatholisch er auch
war, in s. in der Volkssprache verfassten
Gedichten über den jungfräulichen u. ehe-
lichen Stand keusche Ohren auch nicht im
Mindesten beleidigte. Cats dichtete auch
einige wenige, aber schöne lat. Gedichte,
z. B. s. ,,Emblemata" u. das Gespräch
zwischen Anna u. Phyllis in der „Jung-
frauenpflicht", in welcher Borr ich ius,
Prof. d. Poesie zu Kopenhagen, unver-
gleichliche Kunst fand. (S. dieses Zeugniss
bei De La Rue „gelehrt. Zeeland," p. 353,
u. ferner über Cats in demselben Werke
p. 205.) Huygens und Westerbarn
feierten s. Leichenbegängniss mit Lobge-
dichten; De Decker konnte nicht be-
greifen, wie ein so sehr mit Staatsgeschäf-
ten überhäufter Geist im Stande war, so
viele Dichterwerke zu liefern, die ein gan-
zes Leben zu erfordern schienen. — Seine
Werke erschienen 1655, Fol.; 1658 (doch
damals noch nicht vollständig, denn der
Dichter fügte in s. letzten Lebensjahre
das „Zwei u. achtzigjährige Leben" bei ;
1700, 1712, 1724, Fol.; 1659, 1665, 4.;
1720, fünf Bändchen, 8.) Eine letzte Aus-
gabe 12. besorgte Feith, Einzeln er-
schienen diese Bändchen in kl. 8. mehr-
mals, auch noch bei Lebzeiten des Dich-
ters, z. B. „der Ehestand", 1632; „der
Spiegel der alten u. neuen Zeit", 1652;
„Gedanken in schlaflosen Nächten", 1710.
(S. über Cats De La Rue u. Foppens
a. a. O. „Biographien von Männern u.
Frauen," I. Th. p. 170. Van Effen, „hol-
länd. Zuschauer," IL Th, p. 49, u. Feith,
„Vorbericht" vor der letzten Ausgabe s.
Werke.)
Cattenburch (V.) — Adriaan Van —
Remonstrant, vermehrte das Werk von
Ph. Van Limborch „über die systema-
tische Theologie" (1726), ohne zur scho-
lastischen Dunkelheit, welche damals die
Jahrbücher der Reformirten bezeichnete,
s. Zuflucht zu nehmen.
Caudenberg^ (UI.) — Pieter — aus
Antwerpen, bekannt als Botaniker.
93
Caudron
Christiaan
94
Caudron (HI.) — Guilllam — aus
Aelst in Flandern , dichtete in eben so
schwülstigem Style wie s. Zeitgenosse Jean
Vos, doch sind s. Verse viel rauher. (S.
Willems, Th. II. p. 103 — 106.)
Ceratinufii (II.) — Jacob — aus
Hoorn, gest. 1530 in der Blüthe s. Jahre,
war Lehrer des Lateinischen u. Griechi-
schen zu Doornik u. Löwen, gepriesen von
Erasmus u. Junius, und gab ein Werk-
chen über die „griech. Aussprache", eine
vermehrte Ausgabe des „Griechisch - Lat.
Wörterbuches" von Aldus (15^4), u.
eine Uebersetzung zweier Gespräche von
Chrvsostomus heraus.
Cerisier (V.) — ... — schrieb ein
„Gemälde der niederländischen Geschich-
ten", welches ganz zum Nachtheile der
Statthalter u. zum Vortheile jener Staats-
partei, die bis 1787 in Holland das Staats-
ruder führte , verfasst war. Viele neue
Ansichten und besonders Forschungen im
Fache der alten Geschichte, wie von Kluit,
muss man darin nicht erwarten. Zwar
nimmt er einigerraassen mehr als Wage-
naar auch die übrigen Provinzen in s.
Plan auf, aber in Kenntniss der Sachen
kommt er diesem nicht gleich, obschon er
versichert, Schriften benutzt zu haben, die
zur Zeit, als Wagen aar s. Geschichte
schrieb, noch nicht vorhanden waren. Man
erzählt, dass er von s. Buchhändler durch
Pfändung gezwungen worden sei, die spä-
tem Bände seines Werkes zu liefern. Das-
selbe wurde sehr frei durch eine geübte
Feder übersetzt u. verbessert.
Ctaapeauville (HL) — Johan — geb.
1551, gest. 1617, war Geistlicher zu Lüt-
j* tich, u. verf. eine Sammlung der Schrlft-
■^ steller über dieses Bisthum u. dessen Ge-
schichte , unter dem Titel : „Episcoporum
et Rerum Leodiensium Scriptores varii,
cum Notis et Censuris", Leodii, 4. , 1612,
1616, Tomi III., woraus die Kirchenge-
schichtschreiber Fi sen u. später Foulon
viel entlehnten.
Castelain (I.) — George — geb. zu
Gent, gest. 1474 zu Valenciennes, sehr be-
rühmt zu s. Zeit u. sogar noch im 16.
Jahrhundert, war nach Jean Molinet
„in drei Sprachen bewandert, ein
sehr geübter Redner u. unvergleichlich für
s. Zeit, der unzählbare Gesänge auf das
glanzvolle Haus Burgund gedichtet hat".
Es erschienen von ihm „Liedchen, Salo-
monische Sprüchwörter, Trauer- und
Lustspiele, Virgilische Verse und Pro-
saische Gedanken", deren Name sogar bis
zum Papst gedrungen ist. Wegen dieser
Verdienste schlug ihn Karl der Kühne
zum Ritter n. machte ihn zum Induclaris
oder Geschichtschreiber des Ordens vom
goldnen Vliesse. Der Historiker OH vier
De La Marche nennt ihn s. Vater,
Meister u. Freund, die Perle u. den
Stern aller Historiker; Jean Le
Maire führt ihn als ein Muster an, dass
man sich in der französ. Sprache eben so
lieblich u. kräftig ausdrücken könne als in
der italienischen, die jedoch damals schon
einen Boccaccio gehabt hatte, u. noch
Macchiavelli u. Guicciardini be-
sass. Zahlreich sind s. Werke u. zum Theil
gedruckt, wie z. B. „le temple de la ruine
d'aucuns (quelques) nobles malheureux
taut de France, que d'autres nations etran-
geres, ä Timitation deBocace" (Paris 1517),
u. jjl'Histoire du bon Chevalier, Mess. Jac-
ques De Lalaing, frere de la toison d'or"
(Brux. 1634, 4.). Man sieht darin die
Beschreibung des Ritterschlags der Vliess-
ritter. Ferner: „les Epitaphes d'Hector et
d'Achilles avec le jugemcnt d' Alexandre le
Grand" (Paris 1525, 4.), und „Chroni-
ques abregees, par Jorges L'Avanturier"
(diesen Namen hat er von s. vielen Reisen
in s. Jugend), Paris 1723, 8. Ausserdem
befinden sich von ihm noch eine Menge
Werke im Manuscript auf der burgundi-
schen Bibliothek zu Brüssel , unter andern
eine Geschichte oder vielmehr Lobrede auf
Herzog Philipp den Guten und zwei
Werke über Karl's des Kühnen Tha-
ten, nebst dem Unterricht eines jungen
Fürsten , um sich vor Gott u. der Welt
gut zu betragen.
Cliasteler (V.) — . . . Marquis De —
erhielt 1778 den Preis für die Beantwor-
tung der Frage über „die Veränderungen
der Wohnsitze der Niederländer", und
schrieb 1779 einen „Plan zu einer allge-
meinen Geschichte der Ostreich. Nieder-
lande", und 1788 über die Göttin „Ne-
halennia".
Chevalier (V.) . . . Abt — Astronom.
Cliokier (III.) — Surlet De — ein
lat. Gelehrter, schrieb Anmerkungen zu
Seneca.
Cltristemeifer (VI.) — ... — Verf.
einiger guten Erzählungen.
Christiaan (VI.) — ... — aus Hori
oder Huy bei Lüttich , früher Prof. am
Athenäum zu Brüssel, später Conservateur
95
Christinaeus
Clericus
96
des Arts zu Paris, verf. das grosse Werk :
„Mecanique industrielle".
Christinaeus (III.) — Paulus —
geb. 1553 zu Mecheln , gest. 1631 , war
Pensionär dieser Stadt, commentirte die Ge-
wohnheitsrechte von Mecheln, u. gab ,,Prac-
ticarum Quaestionum decisiones" heraus.
Cliristinaeus (III.) — Johan Ba-
ptist — (Christijn) Kanzler von Brabant,
der die Gewohnheitsrechte von Brüssel mit
einer französ. u. lat. Uebersetzung und
einem Commentar , nebst den Lehnrechten
von Brabant, u. besonders eine „Jurispru-
dentia heroica sive de Jure Belgarum circa
nobilitate et insignia", beide zu Brüssel
1689 herausgab.
Ciarisse (V.) — J. — geb. 1770 zu
Schiedam, widmete sich zu Leyden und
Utrecht der Theologie, trat 1792 in den
Kirchendienst, ward hierauf Prediger zu
Doorn an dem Stift von Utrecht, u. 1797
zu Enkhuizen. Als Jüngling war schon s.
feuriger Geist für alles Schöne u. Grosse
eingenommen; er besang Schiller, der
damals noch nicht s. volle Höhe erreicht
hatte, u. legte sich mit Eifer auf die Er-
zeugnisse des Geschmacks u. der Gelehr-
samkeit der altern u. neuern Völker. Eine
unbegreifliche Bücher- u. Geschichtskennt-
niss %var die Frucht s. Anstrengungen u.
eines glücklichen, Gedächtnisses ; Menschen-
kenntniss u. Ueberredungskraft waren die
Folge eines noch tiefern Studiums. Seine
Kenntniss im ganzen Umfange der theolo-
gischen Studien verschaffte ihm 1803 einen
Ruf als Professor nach Harderwijk, wo er
s. Posten mit einer Rede „über das un-
auflösliche Band zwischen den Lehrsätzen
u. Sittenlehren des Evangeliums" antrat.
1804 ward er nach Franeker als Prof. d.
Theologie u. nach Groningen für die Phi-
losophie berufen; er beschloss jedoch Har-
derwijk nicht zu verlassen. Nothgedrun-
gen war dies letztere dennoch der Fall,
als Napoleon, mit einem Federzug , die
beiden Universitäten Harderwijk u. Fra-
neker (Franeker, die Pflanzschule für
Leyden!) 1811 vernichtete. Clarisse's
Talente als Prediger erwarben ihm kurz
darauf einen Ruf nach Amsterdam, wo
er bis 1815 blieb , und hierauf ward er
als Prof. d. Theol. nach Leyden berufen.
Hier hielt er s. Antrittsrede ,,de theologo
vere liberali," wovon er selbst das Vor-
bild gab. Nach Brugmans Tode (1819)
wurde ihm durch die Curatoren der Uni-
versität der Lehrstuhl der Naturgeschichte
bis zur Rückkehr Reinwardt's über-
tragen. Ein schöner Beweis s. vielseitigen
Gelehrsamkeit ! — S. theologischen Schrif-
ten sind folgende: Abhandlung „über den
heil. Geist" ( 1795 ) ; „Denkwürdigkeiten
aus dem Leben der Apostel" (1797), eine
Fortsetzung des bekannten Werkes von
Bergen; Abhandlungen ,,über die Kraft
des aus den Wundern entlehnten Beweises
für die Wahrheit u. Göttlichkeit der Evan-
gelienlehre" und „über den Beweis für die
Göttlichkeit der Evangelienlehre aus der
christlichen Sittenlehi'e" , beide mit dem
goldenen Ehrenpreis gekrönt von der haa-
ger Gesellschaft zur Vertheidigung des
christlichen Gottesdienstes ; Abhandlung
„über die Mittel zur Verhütung des Leicht-
sinns in Grundsätzen u. Sitten ," ebenfalls
mit dem goldenen Ehrenpreis gekrönt von
der Gesellschaft für das allgemeine Beste ;
3 Bände „Predigten" (1801, 1810 u. 1817),
worauf ein Band „öff"entlicher Reden für
Jünglinge" folgte, welche treffliche Lehren,
feine Menschenkenntniss u. schöne Bibel-
erklärungen enthalten. Im Allgemeinen sind
Clarisse's Predigten voll mannichfaltiger
Gelehrsamkeit und scharfsinnigen Bemer-
kungen, die den Mann von Genie verrathen.
Clercq (II-) — ■ Jacob Du — geb.
1424, der Sohn eines Rathsherrn Phi-
lipp's des Guten, in der Kanzlei von
Douai, Ryssel u. Orchies, verf. eine v.
1448—1468 laufende Chronik in altfran-
zösischer Sprache, welche sich auf der bur-
gundischen Bibliothek zu Brüssel befindet.
Clericus (IV.) — Joannes — (Jean
Le Clerc), geb. 1657 zu Genf , widmete
sich schon frühzeitig der Theologie, worin
er den Begriffen der Remonstranten folgte.
Um diese kennen zu lernen, Hess er sich
1683 in Holland nieder, da man in Genf
noch zu wenig Freiheit Männern s. Den-
kun.gsart gestattete. Die Remonstranten,
nicht wenig geehrt durch solch einen ge-
lehrten Ankömmling, beriefen ihn 1684 als
Prof d. Philosophie an ihr Seminar zu
Amsterdam. Sein Hauptfach war die Theo-
logie; doch auch um die schönen Wissen-
schaften hat er sich durch eine Ausgabe
des Li vi US, der Fragmente der Lust-
gpieldichter Menander u. Philemon,
und der „Ars critica" in der Bearbeitung
der alten Schriftsteller bekannt gemacht.
Gelehrte, wie Bentley u. der alte Bur-
ma n, tadelten an Le Clerc S.Oberfläch-
lichkeit, Irrthümer u. Mangel an Kritik,
namentlich Letzterer in einem, dem Ge-
97
Cleynaerts
Cluverius
98
bildete« unwürdigen Tone. Obschon Le
Clerc in Sprachkenntniss unter Bur-
man stand, so zeichnete er sich jedoch
durch grosse Belesenheit, angenehmen fran-
zösischen Vortrag u. durch die von ihm
u. Bayle zuerst eingeführte Manier aus,
die literarischen Erscheinungen in dazu
bestimmten Monatsschriften in französischer
Sprache zu beurtheilen, eine Manier, wel-
che auch den gebildeten Laien in der Li-
teratur mit den Alten bekannt machte.
Ausserdem rerfasste er eine „Histoire des
Provinces Unies des Pays-Bas, depuis la
naissance de la Republique jusqu'a la Paix
d'Utrecht et au traite de Barriere conclu
en 1716," Amst. 1723, 2 Vol. Fol. ; Hol-
ländisch 1730, 3 Theile, Fol., fortges.,
V. P. Le Clerc bis 1751. Dieses Werk
ist von Parteilichkeit nicht frei zu spre-
chen, denn Le Clerc war ein eifriger
Protestant, ein Frevuid von religiöser und
bürgerlicher Freiheit (S. über ihn: „Bio-
graph, niederl. Männer u. Frauen," IV.
136—161.)
Cleynaerts (IL) — Nicolaas — aus
Diest, ein Mann, nicht allein in der griech.
u. lat. , sondern auch in der hebräischen
u. arabischen Literatur bewandert, gab
„Institutiones Linguae Graecae. (Par. 1563,
4. et 8. ; Francof. 1562 et 1602 ; Heidelb.
1529 et 1607; Leyd. 1642, und mehrmals
mit Anmerk. v. Sylburg, G. J. Vos-
sius u. A.) heraus. Diese Anleitung zur
Erlernung des Griechischen enthält auch
eine Tabelle zur Kenntniss des Hebräi-
schen. Um das Arabische gründlich zu
erlernen, setzte er sich grossem Ungemach
aus, indem er mit seinem Freunde Joan
Vasäus aus Brügge 1535 nach Spanien
u. Portugal, u. 1540, zur Aufsuchung ara-
bischer Manuscripte, die damals noch sehr
selten in Europa waren, nach Afrika ging.
Hier begrüsste er den Kaiser von Marocco
auf arabisch. Er übers, zuerst die Bibel
ins Arabische , um den Mahommedanern
Lust zum Christenthume einzuflössen, ward
deshalb verfolgt u. aller s. Bücher beraubt,
rettete sich aber nach Spanien, u. starb
1542 zu Granada in dem berühmten Schlosse
Alhambra.
CUgnett (IV.) — Jacob Arnoud —
fand mit J. Stern winke 1 aus den kost-
baren Ueberresten des Alterthums den Ge-
schichtsspiegel von Ma er laut auf,
gab denselben vermehrt, mit einer interes-
santen Vorrede , so wie den T e u t h o -
n i s t a voll Van der Schueren, später
(1819) unt. d. Titel: „Beiträge zur alten
niederl. Literatur", den „Esopet" (eine
Sammlung alter äsopischer Fabeln), u.
„St. Gerdenminne" von Willem Van
Hiilegaertsberg heraus. Ausserdem
machte Clignett uns in der Vorrede
zum „Teuthonista" mit dem , unter den
moralischen Schriften zu Anfange des 14.
Jahrb. sich auszeichnenden überaus selte-
nen „Laienspiegel" bekannt, einem Werke,
Avovon nur zwei Exemplare vorhanden zu
sein scheinen 5 das eine im Besitz von
Sternwinkel, das andere von Hoff-
m a n n aus Fallersleben, Prof. an der Uni-
versität Breslau , aufgefunden , der wäh-
rend s. Aufenthalts in den Niederlanden
im Jahre 1821 sehr viel für alte niederl.
Literatur gethan hat, indem derselbe auch
einen, wohl anderthalb Jahrhunderte spä-
teren, mehr asceti sehen Laienspiegel
entdeckte. (S. über diese beiden moralischen
Lehrbücher Bilde rdijk's „Sprachliches
u. poetisches Allerlei", I. 135 — 144. III.
123 — 127.)
Clusius (III.)— Karel — (De L' fi-
el use) geb. 1526 zu Arras, gest. 1609,
bildete sich auf Reisen in Deutschland,
Frankreich, Spanien, Portugal u. England
zum Botaniker, und ward hierauf Inspector
des botan. Gartens zu Wien. 1587 begab
er sich nach Frankfurt, wo er amtlos, mit
einer Pension von dem Landgrafen von
Hessen unterstützt, lebte, bis er 1593,
bereits 67 J. alt, einen Ruf als Prof. d.
Botanik nach Leyden erhielt. Diesen Po-
sten bekleidete er noch 16 Jahre, und
starb gesättigt, wie Meursius sagt,
von Jahren u. Ruhm. Sein Bild prangt
im leydener, von A. Cluyt angelegten
Pflanzengarten : sein Grabmal wurde , wie
das von Scaliger, aus der aufgehobenen
Frauenkirche in die Peterskirche überge-
setzt. Seine Beschreibung der„Plantae Ra-
riores et Exoticae, Aromata et Medicamenta
ex India orient. et Medicamenta Simplicia
ex novo orbe delata" (Antw. 1601, u. Lugd.
Bat. 1605) ist s. vorzüglichstes Werk.
Clutius (HI.) — A. - gab 1634 eine
Abhandlung über das Uferaas (Ephemeris)
u. den Maikäfer heraus.
Clutius - (III.) — T. — lieferte
1697 eine Beschreibung der Bienen.
Cluverius (IIL) — ... — geb. 1580
zu Danzig, gest. 1623, war ein Schüler
Scaliger 's, den er nach einer Reise
durch Polen u. Deutschland zu Leyden be-
suchte, u. sich auf s. Rath von dem ihn
4
99
Coccejus
Comines
100
weniger ansprechenden Studium der Rechte
zu dem der Geographie wendete. Er ging
von da nach Brabant, um Lipsius zu
sehen; doch dieser war abwesend, und
C luver ins ward von Räubern ausge-
plündert. Nachdem er Ungarn und Böh-
men bereist hatte und bei dem Kaiser in
Ungnade gefallen war, kehrte er nach
Leyden zurück , sass auf Verlangen des
kaiserl. Gesandten einige Zeit im Gefäng-
niss und durchreiste nach s. Loslassung
Grossbritannien , Frankreich , Deutschland
u. zu Fuss ganz Italien u. Sicilien, kehrte
jedoch sodann wieder nach s. geliebten
» Leyden zurück , wo die Staaten von Hol-
land ihm eine Pension von 400 Gulden
verliehen. C 1 u v e r i u s war ein Geograph,
nicht nach Art der jetzigen Stubenge-
lehrten, sondei-n, gleich den Alten, aus
eigner Anschauung der Orte selbst. Er
verstand u. redete griechisch, lateinisch,
deutsch, holländisch, französisch, eng-
lisch, italienisch, böhmisch, ungarisch u.
polnisch. Ausser s. „Allgemeinen, alten
u. neuen Erdbeschreibung" besitzen wir
auch von ihm eine Schilderung des alten
Deutschlands. (S. Meursius, Athen. Ba-
tav., p. 292.)
Coccejus (IV.) — Joannes — (Kock)
geb. 160^ zu Bremen, gest. 1667, als
Prof. d. hebräischen Sprache 1636 nach
Franeker berufen , u. 1643 als Prof. d.
Theologie nach Leyden versetzt, war ein
Vertheidiger des Descartes u. Gegner
von Voetius über den Sabbat. Seine
in lat. Sprache geschriebenen theologischen
Werke erschienen 1689 zu Frankfurt a. M.,
1701 zu Amsterdam in 8 Theilen Fol., u.
s. „Opera Anecdota et Philologica" 1706
zu Amsterdam in 2 Theilen. (S. Art.
Voetius.)
Coddaeus (lU.) — Willem — geb.
1575, gest. 1619, ein Nachfolger des
Raphelengius u. Prof. zu Leyden, des-
sen gelehrte Vorlesungen nicht wenig zur
Beförderung der hebräischen Sprachkennt-
niss beitrugen.
Colins (III.) — Pieter — schrieb über
die Häuser Enghien, Bourbon u. Lu-
xemburg.
Coinhaire (VL) — B. M. N. —
französ. Dichter zu Lüttich, Mitglied mehr,
gelehrt. Gesellschaften, unter andern der
Society libre d'emulation daselbst, dichtete
verschiedene Idyllen, von denen sich aus-
zeichnen: „A mou reduit champetre, 1'^-
tang, le sage vieillard, la Rose.
Coinmelm (IV.) — Geschichts-
schreiber Friedrich Heinrich's u.
d. Niederländischen Krieg sthaten
während seiner Regierung (Amst. 1651).
Seine „Beschreibung von Amsterdam" (1694)
ist die ausführlichste, über diese Stadt er-
schienene.
Commelin (IV.) — Johannes — geb.
1629 zu Amsterdam, ge.st. 1693, vereinigte
die Würde eines Prof. d. Botanik am
Athenäum daselbst mit der des Rathes
dieser Stadt, welche ihm Wilhelm III.
1672 verlieh. Er machte den 1682 zu
Amsterdam angelegten botanischen Gar-
ten zu einem der ausgezeichnetsten in
Europa und gab eine Beschreibung von
dessen vorzüglichsten Gewächsen, so wie
von den Pflanzen der malabarischen Küste
(in s. „Hortus Malabaricus") , wozu unter
Andern Van Reede, VanDrakestein
beitrugen, heraus. Erstere Beschreibung
ward von s. Neffen
Commelm (IV.) — Caspar — gest.
1731, Mitgehülfe des alten Ruysch, bis zu
zwei Theilen Fol. (Amst. 1697 u. 1701)
vermehrt. (S. über beide Commelin's:
Wagenaar, „Beschr. v. Amsterdam" HI.
240.)
Comines (I.) — Filips De — aus dem
Hause der Besitzer dieses flämmischen Städt-
chens entsprossen, war lange Zeit im Dienste
zuerst von Karl dem Kühnen, dann
von Ludwig XI. , dessen Feind , u. hat
uns in französischer Sprache die beste u.
lebendigste, v. 1467 — 1498 laufende Be-
schreibung von dem merkwürdigen Wett-
streit dieser beiden Fürsten u. von dem
Feldzuge Karl VIII., Ludwigs Sohn,
nach Italien hinterlassen. Er wurde nach
Ludwigs Tode in den Kerker geworfen,
doch seine geschickte und männliche eigene
Vertheidigung beschämte s. Neider u.
setzte ihn wieder in des Königs Gnade
ein. Obgleich des Französischen, Spani-
schen u. Deutschen kundig, fehlte ihm
jedoch die Kenntniss der lat. Sprache, und
dessenungeachtet verglich Lipsius diesen
Mann, der, gleich Xenophon u. Poly-
bius, nicht aus den Büchern, sondern aus
sich selbst schöpfte , mit den besten alten
Geschichtsschreibern. Sein Werk erschien
mehrmals, am besten 1747 in 4 Theilen
in 4., und wurde ins Italienische, Spani-
sche, Deutsche u. Holländische (v. Ki-
liaan) u. zweimal ins Lateinische über-
setzt. (S. Foppen s, IL 1027, 1028.
Priestley, „Vorles. über die Geschichts-
101
Conde
Costa
lOi
künde", holl. Uebers. mit Anmerk. , von
einem gelehrten deventerschen Freundes-
kreise, Th. I. p. 350, 35 1.)
Conde (1.) — Jean De — Verf der
Erzählung: „Les Chanoinesses et les Ber-
nardines", welche eine heftige Vertheidi-
gung der Minstrels oder Menetriers gegen
die Dominikaner ist.
Conrad (VI.) — F. W. — Wasser-
baukundiger.
Cooman (HI-) — Johanna — Gattin
des Johan Yan der Mecrschen,
Rentmeisters von Zeeland, und eine der
Freundinnen des Cats, der sie in s.
Frau „die zeeländische Perle" wegen ih-
res Geistes, ihrer Bescheidenheit u. ande-
rer Tugenden nennt. In der „Zeeländi-
schen Nachtigall" befinden sich von ihr
mehrere Gedichte an Cats, Anna Roe-
mersd., Abraham Van der Mijle
u. A. (S. De la Rue , „Gelehrt. Zee-
land'-, p. 27 u. 342. Scheltema „Ueber
die Töchter von Roemer Visscher", p. 132.)
Coopmans (VI.) — Gadso — aus
Franeker, verf. das lat. Gedicht: „Pe-
treis" (1807), oder „Lobgedicht auf Peter
d. Gr."
Copes (IV.) — Hendrik — geb. um
die Mitte des 17. Jahrh. zu Herzogen-
busch, seit 1668 Griffier der Lehn- u.
Zollkammer daselbst , ein Freund der al-
ten Erdkunde, schrieb über das alte Volk
der Toxandrier, entdeckte Steine mit
alten römischen Inschriften bei St. Mi-
chielsgestel, u. machte eine wissen-
schaftliche Reise nach Italien, wo er viele
Bibliotheken u. Cablnette von Alterthü-
mern besuchte , u. kostbare Manuscripte
von Suetonius, Valerius Maximus,
das Chronicon Matthaei Palmerii u. S t e -
phanus Byzantinus von dort zurück-
brachte, die er freundschaftlich Grävius,
Perizonius, Cuper u. Berkellus
mittheilte. In Italien u. Deutschland er-
warb er sich viele gelehrte Freunde, in
letzterem unter Andern den grossen Erd-
kundigen Cell ar ins. Copes ertrank in
s. Geburtsstadt 1708.
Cordes (in.) — Simon De — machte
V. 1598—1600 mit Jacob Mahn u. Se-
bald De Weert eine vergebliche und
unglückliche Entdeckungsreise nach der
Südsee. (S. über ihn u. die von den hier
genannten Seefahrern gestiftete Brüder-
schaft d. ungebundenen Löwen:
Moll , „Abh. üb. einige frühere Seereisen
der Niederländer", p. 105 — 119.)
Cornelissen (VI.) — ... — Botani-
ker zu Gent, unternahm die Vertheidigung
der beiden Genter Brauer u. Volksführer
im 14. Jahrhundert (der Artevelles).
Corver (V.) — . . . _ ein Schüler u.
Rival des Punt, führte zuerst einen mehr
natürlichen Ton in der Schauspielkunst
ein, und unter seiner Leitung bildeten sich
auf der neuen Bühne zu Rotterdam Bing-
ley u. Wattier +).
Costa (VI.) Isaac Da — Sohn reicher
israelitischer Eltern aus Portugal, ein Schü-
ler des B i 1 d e r d i j k , dessen Freund u. tiefer
Verehrer er ward (s. das Gedicht: „An
Bilderdijk, in „D a C o s t a ' s Poesie", Thl. I.
p. 65 — 70), wagte in s. 18. Jahre die
poetische Uebersetzung des schwei'sten
Trauerspieles der Griechen, der Perser
des Aeschylus. Welch eine Kraft besitzt
diese Uebersetzung ! Wie oft schimmert
die ganze Stärke des alten Barden durch
das neuere Gewand durch ! Wie glück-
lich ist namentlich die Uebertragung einer
Erzählung aus den sieben Helden vor
Theben dieser Uebersetzung beigefügt!
Einige Jahre später bereicherte Da Costa
die niederländ. Literatur mit einer Ueber-
tragung des Prometheus von demselben
Trauerspieldichter, worin die geringen Män-
gel, welche noch in dem früheren Werke
die Jugend des jugendlichen Uebersetzers
verricthen, verbessert sind. Dieses erha-
bene Stück war durch s. herrliche Sprache
u. tiefen Sinn ganz für Da Costa ge-
eignet, den nichts, was gemein oder all-
täglich in der Poesie ist , anziehen kann,
der stets Gegenstände der höchsten Art
besingt u. als Grundsatz aufstellt, dass
bei der Berührung der poetischen
Leier sich die tiefsten Geheim-
nisse des Herzens offenbaren (S.
Vorrede vor Da Costa's „Poesie" p. I.)
Wie hat er die Empfindung der Seele, die
ihn zum Dichter weiht, nicht verherrlicht
in s. meisterhaften Liede: „Gefühl"! (S.
„Poesie," Th. L p. 144 — 147.) Seine
schwärmerische Begeisterung Avard noch
erhöht durch die Ansicht, welche Bilder-
dijk ihm beibrachte, dass alle neuern
Ansichten , sowohl Im Religiösen als Poli-
tischen, eine Ausgeburt der Hölle seien,
gegen welche anzukämpfen man sich grosses
*) Vgl. Otto, „über die Schauspielkunst der
Holländer," im nürnberger Friedens- u. Kriegs-
Kourier v. 9. März 1832.
4*
103
Coster
Cras
104
Verdienst erwerbe: aus diesem Gründe
schloss er sich in der Idee um so fester
an s. so lange misshandeltes Volk an,
welches in s. Augen den Vorzug des Al-
terthums u. den, allein da zu stehen in s.
Gefühlen, haben musste. Und so verewigte
er es in dem unnachahmlichen Gedichte:
„An Israel", auf die glänzendste Weise,
u. spornte es zur Vollkommenheit an. Die
östliche u südliche Gluth, durch die Ab-
kunft des Dichters erzeugt, vermählt sich
in s. Gedichten mit der Kraft u. Tiefe des
Nordländers, und vielleicht ist nie feuri-
gere Huldigung der holländ. Poesie
dargebracht, als durch ihn, der auf zwei
andere Sprachen wenigstens eben so ge-
naue Beziehung zu haben schien , und in
dessen Mund ihr Lob also unparteiisch ist u.
einen doppelten Werth erhält. (S. „Poesie",
Th. I. p. 127 — 130.) Seine Gedichte,
unter welchen sich Uebersetzungen oder
Nachbildungen aus Ovid, Camoens u.
Lamartine befinden, zeigen ihn als einen
der ausgezeichnetsten niederländischen Sän-
ger , dessen Sprache voll dichterischen
Feuers u. Harmonie ist. Ein 1818 aus-
gesetzter Preis für die beste Tragödie rief
s. „Alfons von Portugal", u. ein zwei-
ter Preis s. „Montigny und Diatrice"
hervor, die zu Amsterdam u. im Haag mit
grossem Beifall aufgeführt wurden.
€<H»ter (III.) — Samuel — Arzt,
schrieb etwas geregeltere Schauspiele, als
S.Freund Bredero, und ist in gewissem
Sinne der Ben Johnson Holland 's,
dessen Zeitgenosse er auch war. Brandt
sagt von ihm (doch wohl nicht ganz be-
gründet) , dass er den grössten Dichtern
die Krone hätte streitig machen können,
wenn er s. geistigen Einfälle hätte bear-
beiten wollen.
Coxie (in.) — R. — aus Mecheln,
Botaniker.
Coijer (IV.) — Balthazar — beschrieb
eine: „Reise unter der Suite des Hrn.
Koenraad Van Klenck, ausserord. Gesand-
ten der Generalstaaten u. des Prinzen von
Oranien bei Sr. Zarischen Majestät von
Moskwa", Amsterd. 1677. J. Scheltema
nennt sie interessant u. erkennt sie als
eine Autorität an. (S. Scheltema, „Peter
d. G." Th. I. p. 18. und „Russland u.
Niederlande" I. 313, 374.)
Crane (VI.) — ... De — Professor
zu Franeker , erwies der Literatur einen
wesentlichen Dienst durch s. mit interes-
santen Noten vermehrte öffentliche Rede :
„De Vossiorum et Juniorum familia.''
Cras (VI.) — Hendrik Constantijn —
geb. 1739 zu Wageningen, gest. 1820 zu
Amsterdam, studirte zu Leyden die Rechte
u. lernte daselbst Elias L u z a c in s.
vollem Werthe kennen. Seine Doctor-Dis-
sertation (1769) hatte die Vertheidigung
von Cicero's Rede für Cäcina, von
Einigen, was die juridische Controverse
betrifft, nicht ohne Grund angegriffen, zum
Gegenstande. Diese Schrift machte den
jungen Rechtsgelehrten so vortheilhaft be-
kannt, dass ihm zwei Jahre später (1771)
die Regierung von Amsterdam zum Prof.
des Civil- u. (1785) des Staatsrechts berief.
Seine Antrittsrede ,,über das Verfahren
der bürgerlichen Regierung in der Beför-
derung des Handels" ward mit allgemei-
nem Beifall aufgenommen u. ins Französi-
sche u. Holländische übersetzt. Die Be-
weise von Achtung, welche ihm die Re-
gierung u. Bürgerschaft von Amsterdam,
so wie s. Collegen u. Zuhörer zu erken-
nen gaben , waren so gross , dass er be-
schloss, ihm gewordene Rufe nach Utrecht
u. Leyden abzulehnen. 1788 wurde er auf
einige Monate durch die Revolutionärs vom
22. Januar, s. Postens entsetzt, aber nach
der Umwälzung vom 12. Juni wieder in
denselben eingesetzt, u. sogar mit dem
Entwurf eines neuen Gesetzbuches beauf-
tragt. Cras hielt sich stets in der Mitte
der beiden einander hassenden u. verfol-
genden Parteien, getreu den ewigen Prin-
clpien des Rechts , der Wahrheit u. Frei-
heit, abhold dem Kriechen vor Despoten,
aber nicht minder abgeneigt dem Schmei-
cheln des herrschenden Pöbels oder dessen
Leiter, der Demagogen, obgleich er phi-
losophisch das Princip der Gleichheit un-
tersuchte. 1796 erhielt er den Ehrenpreis
von der Stockholmer Akademie für das
„Lob von Hugo De Groot;" ein Stoif, der
zur Beschämung Niederlands zuerst von
einer ausländischen Gesellschaft ausge-
schrieben wurde, und es würde unverzeih-
lich gewesen sein, wenn ein Ausländer den-
selben am gelungendsten behandelt hätte.
Die treffliche Bearbeitung desselben durch
Cras (meist aus juristischem Gesichts-
punkte) kam dieser Erniederung zuvor,
und erhob, was für Niederland ein Pran-
ger hätte werden können , zur Ehren-
säule. Seine philosophischen Abhandlun-
gen befinden sich unter denen des Tey-
1 ersehen theologischen Vereins. Kern-
105
Crock
Cypriaan
106
per, s. berühmtester Zohoier, verkünde-
te s. Lob.
Croclc. S. Anastasio.
CroCUS (II.) — Conielis — aus Am-
sterdam, gest. 1550, Director der lat.
Schulen zu Amsterdam, schrieb ausser An-
leitungen zur Erlernung der lat. Sprache
ein Schauspiel aus der heil. Geschichte u.
einige theologische Werkchen, zum Theil
moralischen Inhalts, zum Theil zur Be-
kämpfung der sogen. Ketzer. Einen Ruf
von dem König von Portugal an die Uni-
versität zu Coimbra ablehnend , ging er
nach Rom, vvo er in s. 50. Jahre — von
Loyola selbst zum Jesuiten geweiht wur-
de. Er starb jedoch kurz darauf.
Croininelin(VI.) — ... VanWicke-
voort — Botaniker.
Croon (IV.) — ... — ein Pater, der
in s. Gedichten der Manier von C a t s u.
P 0 i r t e r s , jedoch mit weniger Glück,
folgte. Die Sucht zu allegorisiren , bei
C a t s durch eine reiche Ader originellen
Scharfsinns unterstützt, verfällt bei diesem
selten in Regellosigkeit; Croon dagegen
sucht nicht allein in Allem sinnbildliche
Bedeutungen, sondern zergliedert auch die
täglichen Gegenstände bis in das kleinste
Detail, um darin allegorische Bedeutun-
gen zu finden, wie die Coccejaner da-
mals mit dem A. Testament es machten.
In demselben Verhältniss , wie Poirters
zu Cats, steht Croon zu Luiken.
Croon (IV.) — P. — brabanter Volks-
dichter u. Geistlicher, der in der zweiten
Hälfte des 17. Jahrh. lebte u. in der IMa-
nier des Cats dichtete.
Cruser (II.) — Herman — aus Kam-
pen , war Arzt u. gab eine Erklärung des
Hippokrates (Basel 1570), eine lat.
Uebersetzung der kleinern Schriften des
Galen US u die Biographien des Piu-
tarch (das. 157S) heraus. Er legte sich
später ganz auf Jurisprudenz, ward Ge-
heimerath bei den Herzögen von Geldern
u. Cleve, und starb, als er des letztern
Tochter nach Preussen begleitete, zu Kö-
nigsberg.
Cunaeus (in.) — Petrus (Van der
Kun) — geb. 1586 zu Vlissingen, gest.
1638, war der Sohn eines Kaufmanns, stu-
dirte zu Leyden, zuerst unter Arminius
und Gomarus, und zu Franeker unter
Drusius Theologie, dann wieder zu Ley-
den die Rechte, und wurde schon 1611
zum Prof. der lat. Sprache , hierauf der
Politik u. 1615 der Rechte an der Uni-
versität zu Leyden ernannt. Bereits in s.
Jugend geisselte er die damals so zahlrei-
chen Pedanten gewaltig in s. „Sardi Ve-
nales," gab 1612 die Cäsars von Ju-
li a n u s u. Anmerkungen zu N o n n u s her-
aus. 1617 erschien s. tiefgelehrtes Werk :
,,De Republica Hebraeorum (Lugd. Bat.,
apud Raphelengium , 1632, LibrI IV.),
welches in mehrere Sprachen, unter an-
dern ins Holländische übersetzt wurde.
Dieses , besonders auf den religiösen Zu-
stand der Hebräer sich beziehende Werk ist
sehr anziehend u. in zierlichem Latein ge-
schrieben. P. Burman, sonst sehr karg
mit s. Lobe, rühmt ihn als ,,die mit at-
tischem Golde vereinigte Lieblichkeit".
Ausserdem besitzen wir von ihm einige ju-
ristische Schriften u. Abhandlungen, z. B.
die auf Leydens erste akademische Jubel-
feier im J. 1625. (S. Saxii „Onomast."
p. 329. Foppens, „Bibl. Belg." p. 830.)
Cunäus war, s. eigenen Geständniss zu-
folge , kein Dichter , obgleich einige zer-
streute lat. Gedichte von ihm vorhanden
sind. Burman gab 1725 s. Briefwechsel
heraus. (S. über ihn: De La Rue, „Ge-
lehrt. Zeeland," p. 116-120 u. Kok,
„Vaterl. Wörterb.," Th. X. p. 574-577.)
Cunaeus (V.) — ... — aus Leyden,
erfand im J. 1746 dieLeydensche Fla-
sche (nach dem Orte der Entdeckung
so genannt), wodurch die Kenntniss der
Elektrizität einen bedeutenden Schritt wei-
ter gebracht wurde, indem man ihre Wir-
kungen im Grossen besser nachahmen
konnte.
Curten (VI.) — P. - Mathematiker.
ClirtiuS (VI.) — . . . Donker — Kan-
zelredner.
Cutliberson (VI.) — ... — machte
die grosse Elektrisir- Maschine für Tey-
ler's Stiftung, verbesserte mit Van Ma-
rum ein früheres Instrument (s. , .Be-
schreib, ein. ungemein grossen Elektrisir-
maschine," Haarl. 1785, 4., und „Erste
Fortsetzung" u. s. w. von Van Marum
u. Cuthberson), und schmolz den Ei-
sendraht, wozu früher stets eine Batterie
gebraucht wurde, mit einer Flasche. (S.
Cuthberson, „über die Elektrizität", Th.
III) Auch erfand er eine neue Luft-
pumpe (S. „Beschreib, einer Luftpumpe".)
Cypriaan (IV.) — Abraham — Sohn
eines amsterdammer Wundarztes, ward zu
Utrecht Doctor, Arzt zu Amsterdam, 1690
statt Stuck Professor zu Franeker, schlug
einen Lehrstuhl mit 2000 Gulden aus, legte
107
Daebnan
Decker
108
1695 s. Amt zu Franeker nieder, und er-
warb sich vielen Ruhm in der Chirur-
gie, namentlich durch Erweiterung des
Bauchringes bei der Bruchope-
ration. (S. Vriemoet, „Athen. Fris.'
p. 699 — 701.)
D.
Daelman (IV.) — Karel Ghislain —
geb. 1660 zu Bergen im Hennegau, gest.
1731 , hinterliess eine „Gottesgelehrtheit"
in 9 Theilen, welche in den theologischen
Seminaren der katholischen Niederlande in
ziemlichem Ansehn stand. (S. Dewez,
..Bist. Generale/' T. \TI. p. XXXIX ;
Foppens, .,Bibl. Belg." II. 1165.)
]>aendel8 (VI.) — ... — schrieb
über den Zustand der ostindischen Be-
sitzungen der Niederländer (im Haag, I8l4,
fol. mit drei Beilagen) , worin er die Ver-
waltung des General - Gouverneurs Gijs-
bert Karel Van Hogendorp zu recht-
fertigen suchte. (S. Art. Hogendorp.) Hier-
auf erschienen (das. 1815) „Unparteiische
Anmerkungen", gegen Daendels u. den
freien Handel gerichtet.
Bainen (VI.) — C. H — war be-
müht, die Verbesserung der Höhenmessung
durch das Barometer (wie De Luc vor-
schlug) in einer Formel auszudrücken. S.
C. H Damen, ,,Diss. Phys. et Meth. de
inontium altitudine Barometro metienda,"
H. C. 1783, 8. Wichtiger ist s. Abhand-
lung über den Luftballon.
Damtiouder (II.) — ... — Pensionär
von Brügge, und 30 Jahre Mitglied des
Steuerrathes , umfasste in s. Schriften die
Civil- u. Criminal-Rechtspflege. (S. dies,
bei Foppens, II. 766, 767.)
Damianus (III.) — . . . — ein Jesuit
aus Arras, verfasste die Geschichte s.
Ordens.
Dandelin (VI.) — ... — Ingenieur,
führte den Focale parabolique des Que-
telet weiter aus, und schrieb noch zwei
andere Abhandlungen : „Sur la Resolution
Generale des equations" und „Sur l'Hy-
perboloide de revolution" , welche sich
sämmtlich unter den Abhandlungen der
brüsseler Akademie abgedruckt finden.
Dapper (IV.) — Olfart — lieferte
Beschreibungen von Amsterdam (1664),
Afrika u. den afrikan. Inseln (1668), Ame-
rika (1671) , Natolien u. Arabien (1681),
Syrien u. Palästina (1677), Morea u. dem
Archipel, welche Dasjenige, was man da-
mals über diese Länder wusste, ziemlich
gut, doch zuweilen ohne hinlängliche Kritik
zusammengestellt enthalten.
!Davids (VI.) — ... — Arzt zu Rot-
terdam, dem die Ehre gebührt, zuerst die
Kuhpockenimpfung daselbst u. in den Nie-
derlanden eingeführt zu haben.
Becker (III.) — Jeremias De — Sohn
eines Kaufmanns , geb. 1609 oder 1610 zu
Amsterdam , gest. 1666 , ein gefühlvoller,
von Vondel „zierlicher Dichter" ge-
nannt, dessen vorzüglichste Gedichte häus-
liche Gegenstände besingen, z. B. „An
meinen zu Batavia verstorbenen Bruder";
„an meine Mutter" (bei dem Tode s. Va-
ters), und „Charfreitag, oder Gedichte auf
das Leiden Jesu". Die Verfolgung der
Waldenser, durch tollen Eifer für Roms
Kirchenlehre veranlasst , entrüstete ihn so
sehr, dass er das Elend derselben mit
glühenden Farben malte. De Decker
überliess sich jedoch nicht allein den Er-
giessxmgen s. gefühlvollen Herzens; er
trachtete auch, s. Geist durch nützliche
Kenntnisse zu bereichern , wovon s. Ge-
dichte an vielen Stellen zeugen. Erzogen
von s. Vater, der aus Liebhaberei Ge-
schichte trieb , lernte er von selbst Latei-
nisch, Französisch, Italienisch u. Englisch,
u. verfasste zu s. eigenem Gebrauche eine
holländische Sprachlehre. In der
ironischen Manier Aon E r a s m u s gab er
ein „Lob der Geldsucht" in Versen her-
aus. Sein Gedicht an den Morgen: „die
Sonne ^^iederum ei'scliienen" u. s. w. ver-
dient eine Stelle neben Kamphuizen's
„Morgenstunde des Mais". Viel Aufsehen
machten zu jener Zeit s. Epigramme;
Wagenaar meint, dass er darin den be-
sten holländischen Dichtern gleichkam oder
sie übertraf; De Vries urtheilt jedoch
hierüber minder günstig. (S. über ihn s.
Verehrer De Vries, der ilun ein eigenes
Werkchen gewidmet u. auch in s. „Gesch.
d. niederl. Dichtkunst," Th. I. p. 193 —
202 mit vielem Lobe von ihm gesprochen hat.
Wagenaar's „Amsterdam," III. 249,250.
Siegenbeck's „Proben niederl. Dicht-
kunst," p. LX— LXV, 183-218.) Die
beste Ausgabe der Poesien Decker's
I
109
Deene
Despautere
110
ist von Brouerius Van Nibeck, mit
der Biof^raphie des Dichters, 1726, 4.
Beeae (II-) — Eduaard De — ein
Zeitgenosse der Anna Bijns, dichtete die
„wahrhaftigen Fabeln der Thiere", ein
Meisterstück des 15. Jahrh. u. dieser Art
in holländischer Sprache.
Deiman (VI.) — Johan Rudolf —
iVxzt zu Amsterdam, gehört zu den am-
sterdammer oder hoUändisehen Chemikern,
welche das gaz olefiant etc. entdeckten.
(Vgl. Ai-t. Bondt u. „Annales de Chimie",
T. V. p. 276.) Auch machte er zuerst
die Gi-undsätze Kant 's hinsichtlich des
Einflusses der kritischen Philosophie auf
die Naturkunde in einer Rede über die
Grundkräfte nach Anleitung von Kant be-
kannt. (S. Van Hemert's „Magazin d.
krit. Philosophie".)
Deken (VI.) — Agathe — geb. 1741
zu Amstelveen, gest. 1804, die unzertrenn-
liche Freundin von Mad. Wolff, mit wel-
cher sie niederländische Sittenschilderungen
u. s. w. herausgab. 1804 erschienen von
ihr „Lieder für den Bauernstand". (S.
ausführlich Art. Wolff.)
Dellebarre (VI.) — ... — ein zu
Leyden ansässiger Franzose, verfertigte ein
verbessertes Mikroskop.
Densing (I^O — Antoni — geb. 1612
zu Meurs, gest. 1665 zu Groningen, ward
1634 Doctor, 1639 Prof.d. Mathematik, Na-
tur- u. (1642) Arzneikunde zu Harderwijk, in
letzterer Eigenschaft 1647 nach Groningen
berufen, 1652 Leibarzt des Prinzen Wil-
helm Friedrich von Nassau, Statt-
halters von Friesland u. Groningen, ver-
fasste viele medizinische und theologische
Werke, worunter Uebersetzimgen aus dem
Persischen u. Arabischen, u. heftige Streit-
schriften gegen De La Boe-Sylvius.
Sein vorzüglichstes physiologisches Werk
handelte über die Ernährung u. Fortpflan-
zung. (S. die Biographie desselben u. ein
(7 Spalten einnehmendes) Verzeichniss s.
Werke bei Foppens, „Bibl. Belg.", I.
71 — 75).
Dermout (VI.) — F. J. — Hofpre-
diger im Haag, nimmt unter den niederl.
Kanzelrednern eine der ersten Stellen ein,
und dessen herausgegebene Predigten (von
welchen die über Paulus zu Athen
meisterhaft sind) zeugen von eben so viel
Kenntniss u. Geschmack, als Ideen-Reich-
thum u. grosser Beredsamkeit.
Descartes (HI.) — Rene — suchte,
21 J. alt, 1617 zu Amsterdam ein Asyl,
ging 1619 nach Deutschland, kehrte 1621
nach Holland zurück, trug kurze Zeit
unter Moritz die Waffen, Hess sich aber,
nachdem er Brabant, die Schweiz u. Italien
bereist hatte, 1629 in Holland förmlich
nieder, wo es ihm so gefiel, dass er in
einem Briefe an Balzac (s. bei Tho-
mas, „Eloge de Descartes" — Oeuvres,
T. IV. p. 127) darüber Folgendes sagt:
„Gibt es ein Land in der Welt, wo man
iFreier ist, ruhiger schläft, weniger Gefah-
ren zu fürchten hat, wo die Gesetze besser
gegen Verbrechen wahren, die Vergiftungen,
der Verrath, die Laster weniger bekannt,
u. mehr Spuren von der glücklichen u.
friedlichen Unschuld unserer Väter übrig
sind? Warum seid Ihr doch so verliebt in
Eure Luft von Italien? Die Pest verun-
reinigt sie, die Hitze ist unerträglich, die
Abendluft ungesund, die Nacht voll von
Raub und Mord. Fürchtet Ihr den nor-
dischen Winter? Selbst in Rom könnt
Ihr Euch mit all dem Baumschatten u.
den Fontainen nicht so gegen die Hitze
schützen, als hier mit einem guten Kachel-
ofen oder Kamin gegen die Kälte." Ver-
folgt von Voetius, der Descartes einen
Gottesleugner schalt, suchte er nach mehr
als 20jährigem einsamen Aufenthalte, ab-
wechselnd auf Endegeest bei Leyden u.
zu Amsterdam, ein Asyl bei der Königin
Christine von Schweden. Seine vor-
züglichsten Werke kamen jedoch in Hol-
land heraus, z. ß. 1636 s. „Mechanik",
1637 s. Abhandlung über die „philosophi-
sche Methode", s. „Geometrie", s. Abhand-
lung „über die Lufterscheinungen u. Diop-
trik", s. „metaphysischen Betrachtungen",
1644 s. „Anfangsgründe der Naturlehre"
u. 1646 s. Abhandlung ,,über die Leiden-
denschaften", von welchen Werken beson-
ders die Metaphysik u Naturlehre eine Re-
volution in den Wissenschaften bewirkten.
Despautere (IL) -- Joan — aus
Ninove in Flandern, von Einigen der nie-
derländ. Priscianus genannt, war
Schullehrer des Lateinischen zu Ryssel,
Herzogenbusch, St. Wy-noxbergen u. Co-
mines , wo er 1520 starb , und verfasste
zuerst eine ausführliche lat. Sprachlehre,
unter dem Titel: ,,Commentarü Gramma-
tici, in quibus Rudimenta, Grammatica,
Syntaxis, Prosodia, de figuris et tropis,
Par. 1537, typis Henrici Stephani, Lugd.
1563", welche später von Adolf Van
Meetkerke abgekürzt u. besser geord-
net wurde.
111
Desroches
Divaeus
112
Desroches (V.) — ... — geb. i74o
im Haag, gest. 1789, Historiker, der zu-
erst Director einer Schule zu Antwerpen,
später beständiger Secretär der belgischen
Akademie und eine Ihrer ersten Zierden
war, schrieb mehrere Abhandlungen über
die ältere belgische Geschichte, die er
später abgekürzt in lat. Sprache heraus-
gab, und hatte den Plan, die ganze Nie-
derländische Geschichte in 4 Thei-
leu (4.) französisch herauszugeben, jedoch
erschien davon nur der I. Theil , der die
Zeit vor den Römern umfasst. Die Aka-
demie ertheilte ihm 1769 — 1771 dreimal
den Ehrenpreis für Abhandlungen , in Be-
Treff des alten Zustandes von Niederland,
über die Stäi'te in den siebzehn niederlän-
dischen ProAdnzen und im Lütticherland ;
über die Grenzen dieser Landstriche zwi-
schen dem vn. u. IX. Jahrhundert, und
über den bürgerlichen u. kirchlichen Zu-
stand dei'selben während des V. u. VI.
Jahrhunderts. Letztere enthält eine treff-
liche Aufklärung hinsichtlich des spätem
Gottesdienstes der heidnischen Vorfahren
der Niederländer. Hierauf folgten Abhand-
lungen über die Grafen von Löwen u.
das ,, Testament von Remigius", über die
alte „sächsische u. belgische Sprache,"
verglichen mit dem Etruri sehen, und
über den ,, Kriegszustand der Niederlande
von 1100—1500" (Französisch) 1793.
(S, Dewez, .,Hist. Generale de la Bel-
gique." T. vn. p. LXVH, LXVHL)
l>e"Wez (VI.) — ... — früher Unter-
präfect von St. Hubert, dann TJnterrichts-
Commissär u. Jnspector der Athenea, jetzt
Secretär der belgischen Akademie, schrieb :
1) Histoire Generale de la Belgique de-
puis la Conquete de Cesar, Brux. 1806,
1807, 7 Vol. 8. 2) Histoire particullere
des Provinces Belglques, sous le Gouvei--
nement des Ducs et des Comtes , pour
ser\ir de Completement a l'Histoire Ge-
nerale, Brux. 1816, 4 Vol. 8. 3) Abrege
de l'Histoire, Brux. 1817, un Vol. 8. Se-
conde Edition, revue, corrigee et augmen-
tee, 1819. 4) Dictionnaire Geographique
du Royaume des Pays-Pas, Brux. 1819,
un Vol. 8. 5) Geographie du Royaume
des Pays-Bas, Brux. 1819. 25 Edition
augmentee, 1820. 6) Histoire du Pays de
Liege, 2 Vol. 8. Brux. 1822. 7) Rheto-
i'ique extraite de Ciceron, ou Principes
generaux de l'art de parier et d'^crire,
commun ä toutes les langues, Brux. 1818,
un Vol. 8. Dewez füllte eine wesent-
liche Lücke aus, indem er aus alten Chro-
niken, die Wenige mehr lesen, eine gut
geschriebene, unterhaltende und ziemlich
ausführliche Gesclüchte von Belgien zu-
sammentrug, die jedoch in den alten Zei-
ten viel umständlicher ist, als in den neuem,
besonders in den Zeiten nach dem zwölf-
jährigen Waffenstillstände bis zum Tode
der Maria Theresia. Dagegen wird
die denkwürdige Regierung Joseph's u.
der Aufstand unter diesem Kaiser umständ-
lich beschrieben. In dem zweiten Werke
erzählt der Verf. die besondern Schicksale
der verschiedenen Provinzen, ausgenommen
Brabant, welches ihm bei dem ersten zum
Leitfaden diente. Gleichwohl veranlasst
ihn die Art s. Gegenstandes mehrmals zu
Wiederholungen aus s. Allgemeinen Ge-
schichte.
Diemerbroek (HI.) — Job Van —
in der IV. Periode Prof. d. Anatomie zu
Utrecht , gab daselbst ein anatomisches
Werk mit guten Abbildungen heraus, und
zeichnete sich als ein ächter hippokratischer
Arzt durch s. Behandlung u. Beschreibung
der Pest zu Nimwegen im J. 1635 aus.
Biericx (VI.) — ... — ein Fiam-
mänder, schrieb sehr geschätzte „Memoires
sur la Ville de Gand" , 2 Vol. 8.
Dieu (III.) — L. De — geb. 1590 zu
Vlissingen, gest. 1642, war französischer
Prediger daselbst , dann zu Middelburg u.
Leyden, wo er Vorlesungen über Theologie
an dem damaligen Waa Ischen Staatscol-
legium hielt, lehnte den Posten eines Hofpre-
digers u. ord. Professors zu Utrecht ab , u.
gab eine „Hebräische Sprachlehre" mit einem
kleinen Wörterbuche der Wurzeln dieser
Sprache (1626), eine ,,Hebi-äische, Syri-
sche u. Chaldäische Sprachlehre" (1628),
eine ,,Uebersetzung der Offenbarung von
Johannes aus dem Syrischen" (1627),
Anmerkungen zu einigen Stellen des A. u.
N. Testaments, aus alten orientalischen
Uebersetzungen erläutert, und „Rudimenta
Linguae Persicae, acc. duo priora capita
Geneseos Persice", L. B. 1639 heraus.
(S. De La Rue , „Gelehrt. Zeeland ",
p. 116— 120. Bayle, „Dictionnaire",
Art. De Dieu.)
Dilft (III.) — Van Der — ans Brüssel,
Botaniker.
Divaeus (H. ) — Pieter — geb.
1536 zu Löwen, gest. 1581 zu Mecheln,
schrieb : „De Antiquitatibus Galliae Bel-
gicae sub Romanis", Antwerp. Plant. 1566
et 1584, u. „De Antiquitatibus Brabantiae,
113
Dodonaeus
Does
114
et Rerum Brabanticarum", L. XIX,, Antw.
1610, 4., worin er ausführlicher, genauer
u. weniger fabelhaft war , als s. Zeitge-
nossen, aber in einem fast unlesbaren Style.
Dodonaeus oder Dodoens (II.) —
Rembert — friesischer Abkunft, aber zu
Mecheln 1518 geboren, erweiterte s. Kennt-
nisse auf Reisen durch Frankreich u. Ita-
lien, ward Leibarzt der Kaiser Maximi-
iian II. u. Rudolph IL, wohnte lange
zu Köln 11. Antwerpen, von wo er 1582
als Professor an die leydener Universität
berufen ward u. daselbst 1585 starb. ^Sein
Hauptwerk: „Historia Stirpiuin" (meisten-
theils aus einem medizinischen Gesichts-
p(uikte), erschien zuerst in 5 Abtheilungen
zu Antwerpen in der Druckerei von P 1 a n-
tijn V. 1566 — 1576 u. zu Köln 1580 u.
1583, später in ersterer Stadt zusammen
1644 in SO Büchern (lateinisch u. hollän-
disch mit Holzschnitten) in Fol. Dieses
grosse Kräuterbuch "enthält , wie sich von
einem Botaniker des 16. Jahrhunderts er-
warten lässt, viele Irrthümer; auch er-
reicht er als Naturkenner s. Zeitgenossen
Konrad Gesner nicht, doch war er
der erste Botaniker von Ruf in den Nie-
derlanden. Ausserdem verfasste D o d o -
näus eine „Isagoge Cosmographica de
Sphaera, sive de Astronomiae et Geogra-
phiae principüs", Antw. 1584, 8., u. gab
eine verbesserte lat. Uebersetzung von Pau-
lus Aegineta 1546. (S. über s. Werke
bei Foppens,!. 1064» wo sie vollständiger
angegeben sind, als bei Meursius, „Athen.
Batav.« 125.)
Does (III.) — Junker Johan Van Der —
(Jan US Douza) geb. 1545 auf s. Fami-
lienherrschaft Noordwijk, gest. 1604, war
einer der achtungswürdigsten Vertheidiger
niederländischer Unabhängigkeit. Er hatte
es mit Demosthenes u. Erasmus ge-
mein, dass unredliche Vormünder nach s.
Erbe strebten u. ihn zu entfernen suchten;
doch glücklicher, als jene beiden, vereitelte
er ihre Ränke. Unter der Obhut s. müt-
terlichen Grossvaters, Franz Van Nijen-
rode, zu Delft , bildete er sich unter
Hendrik Junius vornehmlich in der lat.
Poesie, die er über Alles liebte, bezog
hierauf die Universitäten Löwen u. Douai,
und begab sich mit Lucas Fruitier,
aus Brügge, einem sehr wissbegierigen, aber
weniger bemittelten Jüngling , nach Paris.
Hier lernte er mehrere ausgezeichnete Ge-
lehrte kennen. Ins Vaterland zuiückgeru-
fen, ging er, auf Ersuchen s. gelehrten
Freunde, schnell wieder nach Paris, liess
sich jedoch kurz darauf durch Heirath in
Niederland nieder. Wilhelm \. sandte
ihn nach England , um bei Elisabeth
Hilfe anzusprechen, juid übertrug ihm 1574
die Vertheidigung Leydens gegen die Spa-
nier. Es ist bekannt, wie tapfer u. mit
welch günstigem Erfolge er dieselbe lei-
tete. Auch als erster Curator erwies er
der Universität unschätzbare Dienste. Nach
des Prinzen Ermordung begab er sich ins-
geheim wieder nach England, um bei Eli-
sabeth Hilfe zu suchen, für welche er
grosse Bewunderung hegte, und der er,
nachdem sich die Unterhandlung mit Frank-
reich über die Souveränetät zerschlagen
hatte, die Oberhoheit antrug, worauf Le i-
c est er 's Gesandtschaft erfolgte. Als er
1591 Mitglied des Hohen Rathes von Hol-
land geworden, hatte er den Schmerz, s.
zwei ältesten vielversprechenden Söhne (s.
die folg. Art.) vor sich zu Grabe tragen zu
sehen , und starb selbst 1604 in einem Alter
von 59 Jahren. Janus Douza, allgemein
bekannt durch s. lat. Gedichte, beschrieb
die Geschichte von Holland in lat. Versen,
welche er mit s. ältesten Sohne in eine
schöne lat. Prosa übertrug. Natürlich war
hier die Bahn zu brechen, und \'iele Dinge
mussten daher in dieser Geschichte der
holländischen Grafen einem mehr kritischen
Zeitfache vorbehalten bleiben ; gleichwohl
kämpften die D o u z a ' s mit vielem Glück
gegen die Schwierigkeit, welche ihnen das
Gemisch von Wahrheit u. Dichtung bei
den alten Chronikenschreibern in den Weg
legte. De Groot u. A. begrüssten denn
auch diesen ersten Versuch einer hollän-
dischen Geschichte mit (vielleicht über-
triebenen) Lobpreisungen. Die poetische
Bearbeitung erschien im Haag 1599, 4., die
prosaische zu Antwerpen bei Plantijn, 1601
in 4. Vgl. Meerman „auf De Groot's
Parallelen", Vorrede XVI, XXIII,
XXXII, Th. m. p. 398 — 407.) Als
Kenner der Alten war Douza ausgezeich-
net, so dass Meursius ihn „eine leben-
dige Bibliothek , ein lebendes Museum"
nannte. Doch er war mehr als ein Ge-
lehrter, der blos neue Ausgaben veran-
staltet, nichts aus eigenen Schätzen zu
Tage fördert: er war lat. Dichter u. Pro-
saist des ersten Ranges unter s. Zeitge-
nossen. Er dichtete anfangs in ernster,
dann in mehr fröhlicher Manier; s. Leier
war dem Vaterlande, der Liebe u. seinen
Freunden geweiht. Seine Gedichte erschie-
115
Does
D'Orville
116
nen zuerst zu Antwerpen 1569, dann zu
Leyden 1575, 1577, 1584, 1586, 1603 u.
1609 (von Scrivcrius^ unvollständig.
Die Sammlung enthält Epigramme, Ele-
gien , Satyren , Oden , dem Oldenbar-
neveld gewdmet, zum Theil auf die Be-
lagerung von Leyden, zum Theil zu Ehren
der Königin Elisabeth (Odae Britanni-
cae), Epoden (in Jamben), Echo, Lei-
chengedichte (unter andern u. vor Allem
auf s. Sohn), poetische Briefe, Minnege-
dichte u. s. w. Als Prosaist ist er ausser
s. Jahrbüchern durch s. vielen Briefe an
gelehrte Männer berühmt; denn er war^
wie Meursius (Athenae Batavae p. 89)
sagt, nicht allein bei Nord- oder Süd-
Niederländern, sondern auch bei Franzosen,
Deutschen, Engländern, Italienern, Böhmen,
Polen, sogar bei den europäischen u. asiati-
schen Griechen bekannt. Man wirft ihm
jedoch eine allzugrosse Sucht nach alten Re-
densarten aus Plautus vor, den er vor-
zugsweise liebte. Von s. Leistungen als Kri-
tiker zeugen s. Werke über Plautus, Ca-
tullus, TibuUus, Propertius, Hora-
tius, Sallustius u. Petronius Arbiter.
(S. über diese Werke u ihre Ausgaben:
Siegenbeek ,„Oratio de Jano Douza",
p. 90 — 94, u. Foppens, I. 546, 547.)
Iloe(9 (lU.) — Jan Van Der — Sohn
des Vorigen, geb. 1571, von s. Zeitge-
nossen als einer der ersten Köpfe bewun-
dert, der Hugo deGroot nahe kam,
war Director der neu gestifteten Bibliothek
zu Leyden, Herausgeber von Catull, Ti-
buU u. Properz (1579), Verf. vonAnmer-
kungen zu Petronius Arbiter (1594),
sogar zu Plan tus (1596), Lehrer Fried-
rich Hein rieh's, in den Alterthümern,
dem röm. Recht u. der Mathematik wohl
bewandert, und starb an der Abzehrung
in Folge grosser Strapazen auf Reisen, im
J. 1597. Jan Van Der Does war auch
ein vortrefflicher Dichter. Sein grosses
Lehrgedicht: „Ueber den Sternenhimmel''
in 5 Gesängen, rühmt Daniel Heinsius
sehr. Ferner schrieb er : „Vermischte Ge-
dichte" (Sylvae), Elegien, Oden, Jamben
u, Epigramme, so wie auch eine Antwort
von L y n c e u s auf den Heldinnenbrief der
Hypermnestra, bei Ovid, welche zu-
sammen 1704 in einem Theile erschienen.
(S. Peerlkamp, p. 163 — 169.)
Does (in.) — George Van Der —
der zweite Sohn von Junker Johan,
auch ein grosser Reisender, und durch einen
sehr schönen Brief aus Konstanti-
nopel bekannt, starb, wahrscheinlich auf
dem unglücklichen Seezuge v. 1599 unter
s. Verwandten Pieter Van Der Does.
(S. Siegenbeek, „Oratio etc." p. 126
— 133, 138 — 141. In dieser gelehrten
Rede und den beigefügten Anmerkungen
findet sich alles weitere Wissenswerthe über
Douza u. s. Söhne u. deren literarische
Verdienste. Ueber Douza u. s. ältesten
Sohn: Meursius, „Athen. Bat.", p. 88
— 91.)
Does — ' Frans — J die andern
Uloes — ■ Theodorus • — j Söhne von
Douza, ebenfalls Literaten.
Does (IV.) — Johan Van Der — gab
1668 eine Beschreibung vom Haag heraus.
Doeveren (IV.) — Wouter (Gaul-
therus) Van — Prof. d. Medizin zu Gro-
ningen u. Leyden (1771) , wo er s. An-
trittsrede über ,,die Verdienste der Neuern,
welche der jetzigen Arzneikunde den Vor-
zug vor der alten geben", hielt, und 1778
s, Rectorat mit einer interessanten Rede
,,über die durch Arzneimittel erzeugten
Krankheiten" niederlegte, war ein eifriger
Vertheidiger des Impfens, und Derjenige,
den man wählte , den Statthalter Wil-
helm V. zu impfen. Doeveren starb
1783, und fand in s. Amtsgenossen Sau-
di fort, an den er einen Brief über den
glücklichen Erfolg des Einimpfens der Kin-
derblattern zu Groningen schrieb , einen
würdigen Biographen.
DoornUi (VI.) — J. C. — philoso-
phischer Naturkundiger, gab eine Probe
zur Erklärung der metaphysischen Grund-
sätze von Kant's Lehre der Kräfte, u.
behandelte in diesem Geiste mehrere be-
sondere Theile der Naturkunde. Fast alle
diese Abhandlungen befinden sich in Van
Hemer t's „Magazin der kritischen Phi-
losophie". Doornik u. ein Ungenannter
in der Schauburg suchten die Abstam-
mung des Menschen aus dem Geschlechte
der Affen wahrscheinlich zu machen, wo-
nach der Neger der Urmensch, der gebil-
dete Europäer nur eine verderbte , krän-
kelnde Art sein sollte , wurde aber von
Prof. Bakker zu Groningen trefflich wi-
derlegt.
D'OrviUe (V.) — ... — geb. 1696,
wurde von s. Vater, einem reichen ham-
burger Kaufmann, auf die leydener Uni-
versität geschickt, wo er 1721 Dr. d.
Rechte ward, worauf er wissenschaftliche
Reisen nach England , Frankreich, Italien,
Sicüien und Deutschland unternahm, und
I
117
Drakenborch
Driessen
118
überall einen reichen Schatz von Manu-
scripten u. Alterthümem sammelte, wes-
halb ihm die Professur der alten Literatur
an der berühmten Schule zu Amsterdam
(1730) übertragen wurde, welchen Posten
er 1742 anBurmannus Secundus ab-
trat. Seine „Miscellaneae observationes "
(Amst. 1732 — 1739. Novae 1741), wovon
er selbst nur die letzten Theile herausge-
geben hat, enthalten nur einzelne Sachen
von D'Orville u. zum Theil die aufs.
Reisen gesammelten literarischen Schätze.
(S. Ruhnk. „Elog. T. Hemsterhusii ",
p. 60, 61.) Die Ausgabe s. wohlausgear-
beiteten Werkes über Sicilien erlebteer
nicht mehr, da er 1751 starb. Sein Freund
u. Nachfolger Burman besorgte dieselbe
1764. (S. Wagen aar, Amsterdam, III.
Fol. 242.) D'Orville gab auch einige
zerstreute lat. Gedichte, so wie die von
s, Bruder Peter (gest. 1739) heraus.
Drakenborch (V.) — ... — geb.
1684, gest. 1748, gab 1704 eine gelehrte
Abhandlung über den „Präfecten der Stadt
Rom" (1752 abermals gedruckt) heraus,
und wurde 1707 Dr. d. Rechte zufolge
einer Abhandlung über ,,das Amt des Prae-
fectus praetorio unter den röm. Kaisern".
Durch diese beiden Schriften zeigte er s.
grosse Kenntniss der röm. Geschichte, die
er dann auch durch Herausgabe von „Silius
Italicus u. Livius" glänzend an den Tag
legte. Die letztere, mit den Anmerkungen
vieler andern Gelehrten (1738) bereichert,
ist ein Meisterstück, das Le Clerc's Li-
vius weit übertrifft und fortwährend in
ganz Europa in hohem Ansehen steht.
Drapiez (VI.) — ... Naturforscher,
der 1821 über die „Geologie der Provinz
Hennegau" schrieb.
Drebbel (HI.) — Comelis — aus
Alkmaar, ein Mann von grosser Erfindungs-
gabe, u. bei allen s. Zeitgenossen nicht
allein wegen s. vielen optischen Kunst-
stückchen, sondern auch hauptsächlich (wie
Einige wollen) durch s. Erfindung des
Thermometers, der noch zugleich Ba-
rometer war, berühmt. Auch verbesserte
er das Miskroskop, und war Kupfer-
stecher u. Erfinder des Rothfärbens. Kep-
ler nennt ihn jedoch einen Windmacher,
der s. Glück in England u. am Hofe Ru -
d 0 1 p h ' s II. vergebens suchte , und nach
Van Capelle (s. dessen „Beiträge zur
Gesch. d. Wiss. u, Lit. in den Nieder-
landen") eignete er sich mit Unrecht die
Erfindung des Thermometers zu, den er
bei Zacharias Jansen 1620 gekauft
hatte. Da s. Zeitgenossen, selbst in Gedich-
ten, voll von Drebbel's Lob (S. Her-
kens „Alemaria literata"), von dieser Er-
findung nichts erwähnen, so bleibt die-
selbe wenigstens zweifelhaft. (S. über ihn
die (kurze) Lebensbeschreibung in den
„Biographien niederl. Männer u. Frauen",
Th. VI. p. 74 — 77.)
Drelincourt (IV.) — Karel — geb.
1633, gest. 1697, Prof. d. Anatomie zu
Leyden, als Boerhave's Lehrer berühmt,
und von Ha 11 er ein Meister in dieser
Wissenschaft genannt , welches Lob er,
unter andern, durch s. „anatomischen Be-
obachtungen über die Eingeweide" glänzend
rechtfertigte, bestritt die Pathologie von
Boe- Sy Iv ins.
Drenouter (III.) — ... — aus Brüg-
ge , Botaniker.
Drieberg^en (V.) — Johannes —
remonstranter Theolog, übersetzte u. ver-
mehrte das Werk von Prideaux: „das
A. u. N. Testament vereinigt", und schrieb
ein Werk über „die Verdammung u. Ver-
gebung", ein Punkt, der zwischen den
Remonstranten und Reformirten in Hader
überging.
Driessen (V.) — Antonl — Prediger
zu Mastricht u. Utrecht, dann Professor
zu Groningen, wo er 1748 starb, war
im vollsten Sinne ein Verketzerer, der fast
Niemanden, den er im Verdacht hatte, von
dem systema abzuweichen, verschonte.
Obgleich er am Buchstaben der gewöhn-
lichen reformirten Begriffe mit aller Macht
hing , so war er dennoch dem protestanti-
schen Geiste der freien Untersuchung schnur-
straks entgegen. Ueber die geringsten Ge-
genstände, die mit der christlichen Glau-
bens- u. Sittenlehre nicht einmal in Ver-
bindung standen , wie z. B. über die „Pe-
rioden der Bestätigungen in der Offenba-
rung von Johannes", führte er mit äusserster
Bitterkeit Streitigkeiten, die , wie so viele
andere , zeigen , dass man in jener Zeit
Alles in dem Glaubenssystem haarklein un-
tersuchte, u. nur an die Hauptsache, Liebe
zu Gott u. Menschen , nicht zu denken
schien. So hatte Driessen Streit nicht
allein mit V e n e m a über die allgemeine
u. besondere Gnade, worin dieser berühmte
Mann nach dem Beispiele s. Lehrers Vi-
t r i n g a , der Lehre der Gnadenwahl Ei-
niger mit dem allgemeinen Wohlwollen
Gottes gegen Alle zu vereinigen suchte; —
über den sog. Werkbund, den Gott mit
II»
Driisiii
s
Dullacrt
120
Adiuii {;(>s<;liloSSoii liiilicii sollte, wovon tlic
IJükI iiic.lils fiuäliiit. , der ;il)cr von i-incni
<;iM>issi'H rninrkcr IMoIcssor (Moppen
l)Ui{; im 17. Jiilnli. /iii-rst. htliaupU-l. wur
<lr, und <lrii spiUcr (Jococjns u. seine
Anliiinf^er , so %\io die V ort inner iiul-
slelllen, wo^ef^eii jedocli Viirinjjii u.
Vene Ulli niiltiMten und •/.u{;leicli leinten,
«Iiiss der IMenscli nur uiitteihiir «iiii
Adanr« l''iill, un mittel bar we;j;en s. ei-
(fenen Verderl)ens {ieslndt würde. Der-
{ileirhen licIirsiKze waren viel zu redlieU
Hir Dri essen, «li'r nielit iiiiCliörle, vor
Allen Veiiema als renionslrantiseli {gesinnt
(eine entset/lielie Heselnildifinnf; in jeueu
'ratzen!) dar/ust eilen. (N>;l. Art. I^ampe.)
llriUMillN {\\l.) .lolianues (.lau
Van l>er Drieselie) {;el). 1550 /.u Ou-
denaarden, l>ildi-te si<d> zu CJent \i. liöweii.
Sein >ater (oljile der {;ereiui;;teu Leine ti.
{TiUfi als Verbannter naeli Knelaud ; seine
Mutter war kallioliseli, blieb im Vater-
Innde u. rief ilu(>n Sohn zu siel». Kr folf^te
dem Vater, winde I57i^ l'rof. d. oriental.
tipraehen zu Oxford, IST? zu Leyden u.
I5t^5 zu Kraueker. Orusius, ein Kreund
ISeu l i{ier 's, tliat viel tür die Kennt niss
der liebräisehen Sprache, und war nicht
nllein in Krie>land n. {janz INiederlaud,
sondern auch in vi<'len liiindern l'^in>pa's
beiiiinnt. Seine Spiaeh-ielelirsaniki-it war
.HO bekannt, <lass man ihn ausser IM a r n i x
u. A. zum l'ebersetzer iler Hibel bestim
lueu wollte, weUliem jeiloeh <lie Synode
von Siiilhollaud ent>ie<ieu >\ar; denn Oru-
sius hatte wt><ieu s. INlässifiuuf; viele l<'einde.
Ueber versehiedene lliieher des \. 'l'esta
meuts hat er laicht verbreitet, und nicht
allein eine hebräische Sprachlehre,
sondern auch n\ehrere >V«M'kcheu zur l"'r
klärunj;' {;ewisser Theile ilorselben heraus
•iCficben. Kr brach die l?alu\ tVn- ilie sprach-
liche Krkläruufi des \. 'l\\>ita\uenls , vM>zn
jedoch die '/.eil noch nicht reif war. Als
Theolof; halte er viele >Viderwärtijikeilen,
nameniHch > ou Sxbrand l.ubbertsz.,
.^eiinMu KoUcfien, auszusieben, blieb jedoch
ein \uhan«;er der {iemässi{;ien l'arlei u.
bewahrte s. Uuluu. Des Tapisuius beschul-
dijit, antwortete er: ,, Ich habe allein we-
jieu de» prolestnutischen Gottesdienstes
mehr Schaden jiclitten, als alle ujeiue Geji-
uer zusammen, welche dieser Gottesdienst
reich, so wie mich arm i:emacht hat." (S,
über ihn u. s. zahlreichen Schriften: Vrie -
«noel, ..Athen. Kris ". Ueov. l TtüS, p. 4^>
»iiiriiuiN (III.) — Hubert — Geist-
licher zu Dtreclit, der die strenfje genfer
KirchcMZucht missbilli^^te , indem er keinen
Katechismus {gebrauchte n. die hohen lieln-
stück(^, auf welche man damals so sehr
hielt, für unnütz erklärte. Auch erkannte
er die volli' Autorität der Obrij^keit in
Kiroh(M\sachen an, welche die Predif^cr der
herrschend<>n lleli<;ionspartei (als ihrer geist-
lichen Herrschaft zuwiderlaufend) zu bc-
st'hneideu suchten. (S. über Duifhuis:
,,l{iogrripliien niederl. IVliinner u. l<'raiien",
TU, J., u. Scheltema's „vermischte Schrif-
ten", Tb. I., St. 2., p. 124— lfi7. Letz-
lerer \( Mgleicht ihn in IMässigung u. Recht-
lichkeit mit K rasmu s u. M e I a nc hl hon.)
Iluiiii (V.) — ... — brachte das Le-
biMi von Jacob dem Erzvater in Keime
(1752).
Illiün (V.) — Izaac — ■ der Uival von
l'unt in der Schauspielkunst, wiewohl
Duim mehr in ernsten, erhabenen Kolleu
sich auszeichnete.
Ilukor (V.) Karel Andreas — geb.
KiTO zu Unna in der Grafschaft Mark,
bildete sich um 1690 zu Franeker unter
Koell H. l'erizonius, ward 1700 als
l'rof. d. Ilereilsamkeit u. Geschichte nach
Herborn berufen, vertauschte aber diese
Würtle mit der eines (.'onrectors im Haag.
ICinige Zeit darauf starb l'erizonius u.
antwortete auf s. Todtenbette ilen Cura-
toren auf ihre Krage, wen er für würdig
halt«
iSachfoljier zu sein? Buruiau
zu Utrecht oder 0 u k e r. K u r m a n (A. A.)
erhielt hierauf den Kuf, doch Düker folgte
ihm zu lllrecht 171(», und bekleidete die-
selbe Würde, wie zu Herborn, bis zum
.1. 17.S4, als er li-± J. alt, schwach und
kränklich, einen ehrenvollen Abschied er
hiell , »uul sodann zu Ijsselstein u. Vianen
noch aclitzehn Jahre lebte, bis er, ein
Greis u. blind. 1752 starb. Düker ist
durch Herausgabe von Klerus (^1722 u.
1744), >or Allem aber durch die von
Thucxdides (17^P. dessen Bearbeitung
nicht allein liefe Gelehrsamkeit , sondern
auch !Mulh u. Ausdauer erheischte, bekannt ;
auch schrieb er verschiedene Anmerkungen
zu D r a k e n b o r c h ' s L i v i u s , Ü u d e n -
dorp's Suelonius (1751), Aristopha-
nes (,l7t?0) u. andern Autoren. (S. Saxii
..Onomast... T. VI. p. 267, u. Laudatio
G. A. Dukerii.)
HilUncrt (IV.) — Heyman — geb.
livH» . >i Kouerdanu ein Schüler des Kern
brandt in der Malerei, trieb mit Krfolg
121
Dunibar
Effen
122
Musik. Du; scliönen Künste bcfieuiideten
iliii auch mit der Dichtkunst, worin er
>icii durch malerische Schilderungen aus-
zeichnete. D. Van Hoogstraten gab
1719 dessen Gedichte in 1 Bändchen her-
aus; sie enthalten: 1) Geistliche Gedichte,
2) Lobgedichte auf herausgegebene Bücher,
3) Leichen - und Grabgedichte , 4) ver-
mischte Gediclite. Dullaert war ein ver-
trauter Freund \on Oudaan, doch auch
von Volle nhoer, Antonides u. Moo-
neu gern gesehen.
Dunibar (V.) — Gerard — Secretär
der Stadt Deventer, lebte v. 1681 — 1744,
und gab in lat. Sprache eine Sammhuig
ungedruckter Schriften, nach Art des Wer-
kes von Matthäus, aus dem spätem
Mittelalter , unter folgendem Titel : ,,Ana-
lecta , seu vetera aliquot scripta inedita",
Deventr. 1719-1723, III VoL u. in hol-
I ä n d. Sprache ein Werk über die Schick-
sale s. Vaterstadt, betitelt: ,.Das kirch-
liche u. weltliche Deventer", 1732, Fol.,
wovon der 2. Theil von s. Neffen besorgt
wurde , heraus.
Duym (III.) — Jacob — aus Löwen,
ein Militär, der 1584 in spanische Gefan-
genschaft gerieth, u. an den Folgen daAon
achtzehn Jahre kränkelnd , in s. Erbitte-
rung gegen Spanien ein „Gedenkbuch"' in
6 Schauspielen, enthaltend: den Mord des
Prinzen , die Belagerung von Leyden , die
von Antwerpen , die Einnahme von Breda
u. einen, Oldenbarne veld dedicirten
Beweis, dass ein guter Krieg besser ist,
als ein erheuchelter Friede, herausgab.
Seine Vaterlandsliebe und Geschichtskunde
flbei-treffen jedoch bei weitem s. Verdieji-
ste als Dichter, die sehr mittelmässig sind.
(S. Kantelaar u. Siegenbeek, „Eu-
terpe«, p. 107 — 111.)
Dijk (M^.) — Jacob Van — ein Kärner,
von dessen Lebensumständen durch Van
Kampen nicht viel bekannt geworden ist,
machte sich durch verschiedene Gedichte von
fröhlicher oder erhabener Art bekannt, und
erhielt öfter von Dichter- Vereinen, unter
andern von dem haager: „Kunstliebe
.spart keinen Fleiss", den goldnen Ehren-
preis. In dem witzigen Gedichte : „der
vergnügte Arbeitsmann" , beklagt er sich
ironisch über das Loos, welches ihm die
glückliche Gefühllosigkeit seiner Mittage-
löhner versagt, und ihn dadurch nur, im
Bewusstsein unbefriedigter Bedürfnisse, un-
glücklich gemacht hat. Später soll er ein
kleines Amt zu Nieuwerkerk an der Ijssel
erhalten haben, welches ihn wenigstens
dem Stande des Tagelöhners entrückte.
Man hat von ihm ein 1791 herausgekom-
menes Gedicht in Versen von 10 u. 11
Sylben: „der Auszug Israel's aus Egypten"
(Haarlem 1791), worin einige schöne Stel-
len vorkommen (s. z. B. B. \T. S. 168 —
170 die Beschreibung der Passatwinde u.
Anziehungskraft der Ebbe und Fluth, bei
Van Kampen II. 403.). Van Dijk's
Verse sind fliessend, doch ist noch viel zu
viel Prosa in s. langen Gedicht. Obgleich
die haager Gesellschaft ihn mit dem grossen
Landsmanne Poot vergleicht, so besitzt
er jedoch die bezaubernde Natürlichkeit,
Naivetät und Lieblichkeit desselben in kei-
ner Beziehung. Indessen ist es fast un-
begreiflich, wie Van Dijk, bei s. gerin-
gen Anleitung, zu so vieler Naturkenntniss
kam, die man in s. Werken wahrnimmt.
K
Eck (IV.) — Cornelia Van — aus
.\rnhcim , gest. 17S2. war Prof. d. R. zu
Franeker (1685) u. Utrecht (1693), und
erwarb sich einen bleibenden Ruhm durch
s. Hauptwerk : ,.Principia Juris Civilis se-
cnndum ordiuera Digestorum", Franeq. 1689.
Traj. 1694, 1697, nebst 2 Reden über die
., Vereinigung der Dichtkunst mit dem Stu-
dium des röm. Rechts". Selbst Hub er,
s. Gegner, rühmt ihn als einen gelehrten
Mann und Kritiker. '
Edmond (II.) — ... — Secretär der
^i<:r brabanter Herzöge, Verf. einer unge-
druckten Chronik, -vrelche von Antoni
bis Philipp d. Guten, über mehr als
1100 J. geht, und eine Menge ächter
Stücke u. Urkunden enthält.
Effen (V.) — Justus Van — geb.
1684 zu Utrecht. Sein Vater, der Lieute-
nant war, bestimmte ihn zum Kriegsdienst,
doch legte er sich auf Jurisprudenz und
wTirde zu Leyden 1727 Dr. darin. 1714
begleitete er Hrn. Van Duivenvoorde
als zw eiter Gesandtschafts - Secretär nach
England, um Georg I. bei s. Thronbe-
steigung zu beglückwünschen. Hier lernte
123
Effen
Elzevier
124
er Swift' s Tale of the Tub kennen,
u. übers, dieses launige Werk ins Franzö-
sische, worin es unt. d. Namen von „Conte
du Tonneau" allgemein bekannt ist. Seine
gründliche Kenntniss der französ. Sprache,
die er so gut, wie s. Muttersprache schrieb,
verschaffte ihm die Gunst der Grossen.
So ging er 1719 mit einem deutschen Für-
sten nach Schweden, 1727 als erster Ge-
sandtschafts-Secretär mit dem Grafen Van
Weideren wieder nach England, wo er
bereits Mitglied der k. Gesellschaft der
Wissenschaften war, und nun mit einer
goldenen Ehrenmedailie geschmückt wurde.
5fach s. Rückkehr ins Vaterland erhielt er
einen Posten zu Herzogenbusch als Commis
der Landesmagazine, wodurch er sich in
Stand gesetzt sah, zu heirathen , starb aber
bald darauf im J, 1735. — Van Effen, im
vollsten Sinne ein Mann von Geschmack,
kann der Schöpfer des wahrhaft schö-
nen holländischen Styles genannt
werden. Sein Misanthrope (1711),
eine Nachahmung in französischer Sprache
des so allgemein geachteten englischen
Spectator, s. Zeitschriften „Journal litte-
ralre, Courrier politique et galant, Nouveau
Spectateur Fran9ois" und andere französ.
Werke zeugen von vielem Geist ; aber unter
s. Zeitgenossen hat er s. Namen durch den
„Hollandschen Spectator" (1731 — 1785)
verewigt. Hier sah man zuerst einen un-
gezwungenen, natürlichen holländischen Styl
nach dem Vorbilde der unsterblichen fran-
zös. Prosaisten dieses Jahrhunderts. Nie-
mand ist vielleicht, was Wahrheit u. Zier-
lichkeit eines mit attischem Salze gewürz-
ten Styles betrifft, Addison näher ge-
kommen, als Van Effen in diesem mit
Recht von Simon Stijl für classisch ge-
haltenen Werke. Die sog. Agneschens
waren drei Abhandlungen, worin eine hol-
ländische bürgerliche Liebesgeschichte un-
nachahmlich naiv beschrieben wurde. An-
dere (doch, wie Van Kampen sagt,
vielleicht nicht bessere) Sitten Hessen sie
in Vergessenheit kommen, bis S ch eite-
rn a sie daraus wieder hervorgezogen hat.
(S. dessen „historische u. literarische, ver-
mischte Schriften" H. Th. 2. St. S. 140—
185.) Nicht allein Gegenstände aus dem
gewöhnlichen Leben behandelte Van Ef-
fen darin, sondern verbesserte auch, gleich
seinem Vorbilde Addison, den Geschmack
des Volkes durch richtige Urtheile über
Poesie, z. B. über den Aran und Titus
von Jan Vos („Holl. Spectator" I. 190
— 192), und den Arsaces von Huyde-
coper („Holl. Spectator" IV. 262, 263),
über den Missbrauch der alten Götterlehre,
das wahrhaft Erhabene u. s. w. (s. unt.
and. , Aufsatz 217 im 2. St. des IV. Th.,
S. 477—490. der 2. Ausg., Amst. 1756.) —
Van Effen's Biographie betindet sich
in den „Biogr. niederl. Männer u. Frauen"
Vn. 120—147. u. von P. A. Verwer vor
der 2. Ausg. des Spectators (1756, kl. 8.).
Ggeling^ (VI.) — ... — gemüthli-
cher Kanzelredner zu Leyden , bekannt
durch s. „Weg der Seligkeit", 2 Theile.
Eikelenlierg (V.) — Simon — geb.
1663 zu Alkmaar, gest. 1738, gab nütz-
liche Beiträge zur Kenntniss der Schick-
sale von Westfriesland (unter d. Titel:
„Gestalt von Westfriesland vor 1300",
Alkmaar 1714, 4.) im Allgemeinen u. von
s. Geburtsstadt insbesondere („Alkmaar u.
seine Geschichte", Alkmaar 1739, 4.) her-
aus. Nach s. Tode erschien s. „Chronik
von Egmond".
Binde (IV.) — Jacob Van Den —
(Jacobus Eyndins), ein Militär, geb.
zu Delft, gest. 1614, schrieb eine bis 1296
gehende „lat. Chronik über Zeeland", die
erst nach des Verf. frühem Tode heraus-
gegeben wurde.
Siising^a (VI.) — ... — Verfertiger
eines sehr künstlichen Planetarium, von
Van Swinden beschrieben.
£kama (VI.) — ... — Prof. zu
Leyden, unter dessen Leitung das berühmte
Observatorium daselbst errichtet ist.
Klst (lU.) — WUlem Van Der — aus
Flandern, gab 1622 einige Gedichte geist-
lichen u. andern Inhalts heraus.
Elter (VI.) — ... — geb. zu Woestho-
ven , hat sich unter den niederländ. Dich-
terinnen durch einige kühne Gedichte in
den „poetischen Gemälden" (1801) vor-
thellhaft bekannt gemacht.
Elzevier (VI.) — K. — gab (1761)
„Probe einer neuen holländischen Sprach-
lehre" heraus.
Elzevier (in.) — Abraham u. Bo-
naventura — zu Leyden, Buchdrucker er-
sten Ranges in Europa , in der gelehrten
Welt allgemein bekannt durch ihre vor-
trefflichen Ausgaben der alten Classiker,
gaben auch geographische Beschreibun-
gen der verschiedenen Länder von Europa
heraus, welche (mit der hebräischen Re-
publik von C u n ä u s , der griechischen von
Ubbo Emmius und der römischen von
Scriverius) 32 Bändchen in kl. 12.,
125
£menes
Erasmus
126
unter dem Namen von Respublicae oder
Staaten, ausmachen. Dazu kommen noch
16 Bändchen von andern Buchhändlern. Der
Werth dieser Arbeiten ist, nach den Verfas-
sern, ungleich ; doch wurden sie zu jener Zeit
sehr gerühmt und sind gegenwältig, wie
Wach 1er („Gesch. d. histor. Forschung
u. Kritik", B. I. Abth. 2. S. 723) bemerkt,
zu sehr vergessen u. zu wenig geachtet.
(S. Van Kampen Ilf. 646.)
Emenes (IV.) — Jacob Van— (1635
— 1679) verfasste Anmerkungen zu Vlr-
gil, welche nach s. Tode in 3 Theilen
herauskamen. Broekhuizen rühmt sie.
Emmius (UI.) — Ubbo — geb. 1547
zu Grietzijl in Ostfriesland, wegen s. An-
hänglichkeit an Calvin 's Lehre 1588 zu
Norden in s. Vaterlande als Rector abge-
setzt, aber 1594 nach Groningen berufen,
wo er 1614 einer der ersten u. berühm-
testen Professoren auf der neu errichteten
Universität wurde und 1625 starb. Er
ist der wahre u. classische Geschichts-
schreiber von Friesland , auch Verf. der
Biographie des Grafen Wilhelm Lud-
wig, Statthalters von Friesland, .dann
einiger kleinerer Schriften über die friesi-
schen Alterthümer, eines chronologischen
• u- staatswissenschaftlichen Werkes u. einer
geographischen und politischen Beschrei-
bung von Alt-Griechenland. Seine, in gu-
tem Latein geschriebenen', Werke sind:
1) Rerum Frisicarum Historiae Decades,
Franeq. , Arnhem , Gron. , L. B. 1596 —
1615 ; ganz zu Leyden bei Elzevier, 1617,
mit d. W. : de Frisia et Frisiorum Repu-
blica , Gull. Lodovicus , Comes Nassovius,
Gron. 1621 , 4. 2) Historia nostri tem-
poris, Gron. 1722. 3) Opus Chronologi-
cum No\-um, Gron. 1619. 4) Appendix
Genealogica , ibid. 1620. 5) Vetus Grae-
cia illustrata, 1626, 1632, und in dem
Thesaurus Antiquit'atum Graecarum von
Grono^^us, T.IV. (S. Foppens IL 1150,
1151 und Wachler L 2, 757—760.)
Engellierts (VT.) — ... — schrieb
(von 1796 — 1799) über den ursprüngli-
chen Zustand der vereinigten Niederlande
bis auf die gräfliche Regierung, wozu
Van Wijn u. A. wichtige Beiträge liefer-
ten, und vertheidigte in emem besondern
Werke die Ehre des niederländischen Vol-
kes. Ersteres Werk führt den Titel: ,,der
ursprüngliche Zustand und die Geschichte
der vereinigten Niederlande" (Amst. 1784 —
1799, 4 Theile) und betrifft blos die Bata-
vier, die er ausführlich, doch, wie es scheint,
mit zu viel Vorliebe schildert. Engel-
berts trieb die Zeichnen - und Malerkunst,
und hat selbst einige Platten für dieses
Werk gezeichnet.
Eng^elbard (VI.) — Nicolaus —
General- Director von Niederland's Indien
und Gouverneur von Java's Nordostküste,
verfasste eine ,,Uebersicht des Zustandes
der niederländ. Besitzungen in Ostindien,
unter der Verwaltung des General - Gou-
verneurs Herman Willem Daendels , zur
bessern Kenntniss u. Würdigung von des
Mannes willkürlichen und eigenmächtigen
Regierung" , im Haag und zu Amsterdam,
1806, 8. Die Stellung des Verfassers gibt
den Geist zu erkennen, in welchem dieses
Werk abgefasst ist, wie auch die Befug-
niss , welche derselbe hatte , um gegen
Daendels seine Stimme zu erheben.
£piscopius (III.) — Simon — (Bis-
se ho p) remonstrantisch gesinnter Theolog,
gab 1634 eine „Unterweisung in der Theo-
logie" heraus, welche von Vielen als ein
Meisterstück einer freien und biblischen
Denkweise angesehen w^rde.
JBrasmuS (IL) — Desiderlus — dessen
eigentlicher Name (nach der Mode jener
Zeiten , als man noch keine eigentlichen
Familiennamen hatte) Gerrit Gerrits -
zoon war, trug mehr als irgend Jemand
am Ende des 15. und zu Anfange des 16.
Jahrhunderts zur Wiederherstellung der
Wissenschaften u. des wahren Geschmacks,
zur Verbannung des schlechten Mönchsla-
teins und des Mönchswesens bei. Sein
Vater, Gerrit Elias, wohnte zu Gouda,
seine Mutter, Elisabeth, zu Siebenbür-
gen. Sie gebar ihn ausserehelich zu Rot-
terdam am 28. Oct. 1467, während Ger-
rit in Rom war und dort in den geist-
lichen Stand trat. Seine Blutsverwandten
nahmen sich jedoch des Kindes an und
brachten es, nach einigen verlorenen Jah-
ren, als Chorsänger zu Utrecht, in s. eilf-
ten Jahre auf die Schule in Deventer, die
damals mit Recht vor allen berühmt war.
Agricola nahm schon bei einem Besuch in
dieser Schule die ausserordentlichen Fähig-
keiten des Knaben wahr und prophezeihte
in ihm einen grossen Mann. Hegius bil-
dete ihn nicht allein in der lateinischen,
sondern auch in der damals noch so wenig
geübten griechischen Sprache, und der scho-
lastischen Philosophie war er schnell voll-
kommen Meister. Als die Pest, die Eu-
ropa um 1480 heimsuchte, nicht allein s.
Mutter, sondern auch mehrere s. Bekann-
127
Erasmus
Brasmus
128
ten wegraffte, kehrte er nach Gouda zurück,
doch hier starb auch s. Vater und über-
liess ihn habsüchtigen Vormündern, welche,
gleich denen über Demosthenes, sich
mit dem Eigenthum ihres Mündels zu be-
reichern und ihn zu diesem Zwecke nur
für ein Kloster (damals ein Tempel der
Dummheit) geschickt zu machen suchten,
wo er mit einer kleinen Mitgift für s. Le-
ben versorgt sein sollte. Der erste Plan
hierzu, in einem geistlichen Erziehungs-In-
stitut zu Herzogenbusch gelegt, wo er
zwei Jahre blieb , wurde ebenfalls durch
die Pest vereitelt. Ein zweiter ward im
Kloster Sion bei Delft, und ein dritter in
dem von E mm aus oder zu Steene bei
Gouda, versucht, wo Erasmus, theils
durch Versprechungen, theils durch schmei-
chelhafte Vorstellungen, theils durch Dro-
hungen und wirklich angewandten Zwang
endlich das Klostergelübde ablegte. Hier
blieb er fünf Jahre, sich über den Verlust
s. Freiheit mit der \ielen Zeit tröstend,
die andere Mönche dem Müssiggange oder
der Unzucht, er dagegen (wiewohl s. Le-
bensweise durch böses Beispiel auch nicht
ganz tadellos war) dem Studium der alten
Schriftsteller und der lateinischen Dicht-
kunst wdmete, und lernte zwei wissen-
schaftliche Männer aus Gouda, Willem
Hermansz. und Cornelius Aurelius
kennen , welcher letztere ihn auf die in
den Werken der Kirchenväter zu finden-
den Schätze aufmerksam machte. Doch
vor Allem waren diese Leidensjahre durch
die Schickung der ewigen Vorsicht segens-
reich für die Menschheit, weil Erasmus
darin die damaligen Klöster, diese Höhlen
der Faulheit und Zügellosigkeit, in der Nähe
kennen lernte und nachher mit solchen star-
ken Zügen malte, dass die Reformation da-
durch nicht wenig befördert ward. End-
lich sah er sich aus dieser Prüfung erlöst.
Der Bischof von Kamerijk wählte ihn 1491
zu s. Geheimschreiber auf einer Reise nach
Rom, um daselbst den Cardinalshut zu er-
halten *). Doch die Unbeständigkeit dieses
Kirchenhirten, der überdies s. Absicht ver-
fehlte, veranlasste Erasmus, s. Aufent-
halt in Paris zu nehmen, zu der Zeit be-
rühmt als einer der vornehmsten Sitze der
scholastischen Philosophie und Theologie.
Hier trieb er auch wieder Griechisch, doch
musste er aus Mangel an Büchern und
Lehrern in dieser Sprache grösstentheils
s. eigner Führer sein. Inzwischen machte
er einen Ausflug nach Kamerijk zu s. Gön-
ner und nach Holland. Zu Paris hatte er
wenig Ansehen, dessenungeachtet wurde
ihm durch den englischen Grafen von
Montjoye eine neue Laufbahn eröffnet.
Er begab sich nach England, wo er sich
schon damals, doch besonders in der Folge,
als er bei einem spätem Besuche daselbst
in dem mit Recht berühmten Thomas
M 0 r u s einen Herzensfreund fand , sehr
wohlgefiel. „Bei den Engländern", pflegte
er zu sagen, „ist der Triumph wahrer Ge-
lehrsamkeit". Das erste Mal jedoch wurde
er daselbst, wie es scheint, nicht in seinem
Werth erkannt. Er ging zum dritten Male
nach Paris und zog seitdem eine Zeit lang
(zu Anfange des 16. Jahrh.) hin und her
in den Niederlanden (besonders nach Lö-
wen) , in Frankreich und England. Im
J. 1508 ging er nach Italien , wo damals
die Wissenschaften und schönen Künste
unter den Medicis u. andern Beschützern
in voller Blüthe standen ♦). Hier ver-
tauschte er s. Mönchsgewand mit des
Papstes Erlaubniss mit dem eines Welt-
priesters, besuchte Bologna, die Pflanz-
schule für Freunde des römischen Rechts,
Venedig, Padua, Rom, wo er s. Neigung
für die griechische Sprache durch den Um-
gang mit Musurus und Karteroma-
chus befriedigen konnte und sich wahr-
scheinlich daselbst niedergelassen haben
würde, wenn nicht Heinrich VIIL, der
1509 den englischen Thron bestieg, ihn
zu sich gerufen hätte. Nun zog er Eng-
land Italien vor (obgleich man ihn zu
Turin zum Dr. der Theologie gemacht
hatte), und schloss den bereits erwähnten
Freundschaftsbund mit Morus. In Eng-
land schrieb er eines seiner meistgelesenen
und in die meisten Sprachen übersetzten
Werke : „das Lob der Narrheit" (Enco-
mium Moriae) , worm er vor Allem die
Geistlichen und Mönche furchtlos durch-
hechelt. Auch machte er daselbst Bekannt-
schaft mit dem gelehrten Italiener A m m o-
n i u s. Nach einem fünfjährigen Aufent-
halte kehrte er 1514 in s. Vaterland zu-
rück und wurde Rath seines Landesfiirsten,
*) lieber die Jünglingsjahre von Erasmuu
8. Scheltema'g „vetmischte Schriften" , 1. St.
S. G4, 100.
♦) S. Roscoe'a „Biogr. von Leo X.", 4 Th.
gr. ö. , ins Holländische übersetzt mit Anmer-
kungen von Henke.
129
Erasmus
Erasmus
130
des (damals noch unmündigen) Erzherzogs
Karl. Nunmehr war s. Ruhm bereits so
fest begründet, dass die grössten Gelehr-
ten und alle Fürsten, weiche die Gelehr-
samkeit beschützten , ihn mit Lobeserhe-
bungen überhäuften und zum Theil zu sich
nöthigten. Aber Erasmus, der die Frei-
heit über Alles liebte und vielleicht fürch-
tete, durch die blutigen Kriege dieser
Periode in Verlegenheit zu kommen, oder
zu Etwas gegen s. Gefühl gezwungen zu
werden , wählte s. Aufenthalt vorzugs-
weise zu Basel, einer freien Stadt in der
»Schweiz , wo er die letzten zwanzig Jahre
s. Lebens grösstentheils zubrachte, obgleich
er dann und wann auch Löwen u. Frank-
reich besuchte. Doch ward es ihm mög-
lich, s. ihm theure wissenschaftliche Ruhe
in dieser an grossen Ereignissen schwan-
gern Zeit zu bewahren. Die Reformation
von Luther brach aus und nun rief man
von allen Seiten, dass dieser das Ei
ausbrüte, welches Erasmus gelegt
hätte. Gleichwohl schloss sich Eras-
mus nie öffentlich an die Kirchenverbes-
serer an. Seine Furchtsamkeit war davon
keinesweges die alleinige Ursache. Die
Moralität war bei ihm die Hauptsache im
Gottesdienst ; Alles, w as dagegen verstiess,
wie das schändliche Leben und die heil-
losen Lehren der Mönche, die Idee, dass
äusseiliches Gepränge, Wallfahrten und
Feste den wahren Gottesdienst ausmachten,
bekämpfte er unerschrocken , und verthei-
digte deshalb anfangs die Reformation bei
den Kurfürsten von Mainz und Sachsen,
als Luther die Ablasskrämerei angriff,
und feuerte ihn selbst an ; besonders ge-
fiel es dem grossen Manne, dass Luther
sich auf die Vernunft und heil. Schrift,
nicht aber auf die päpstlichen Bullen be-
rief *). Als aber der Reformator selbst
unduldsam ward , als er durch Uebertrei-
bung der zu jener Zeit besonders nütz-
lichen Lehre von der Kraft des Glaubens,
im Gegensatz der öfters misverstandenen
guten Werke, so weit ging, die Freiheit
des menschlichen Willens in Abrede zu
stellen, trennte sich Erasmus, der jetzt
seinerseits L u t h e r ' s Lehre als schädlich
für die Moralität ansah, ganz von ihm;
und es war eben dieser Punkt, worüber
er (auf dringendes Verlangen der mäch-
tigsten katholischen Fürsten) gegen ihn
schrieb*^. Auch sah der edle Mann, der
selbst sanft von Natur, s. Gegner nur mit
feinem Spott strafte, die Heftigkeit, den
Zorn und die Hitze, wodurch Luther
sich allzu oft hinreissen Hess , ungern,
und warnte ihn davor bereits im J. 1519**).
Endlich war dem Freunde der Wissenschaf-
ten und Künste die Leidenschaftlichkeit
zuwider, womit die Bilder in den Kirchen
heruntergerissen und zertrümmert wurden.
Erasmus, viel zu aufgeklärt , um die
ungereimte Fabellehre der Legende selbst
durch schöne Malereien verewigt zu sehen,
wollte einen Mittelweg einschlagen und die
Wände der Kirchen mit Darstellungen aus
dem Leben von Jesus verzieren***). Eras-
mus misbilligte auch die abscheuliche Un-
verträglichkeit, die Andersdenkende zum
Feuer verdammte, schlechterdings u. ohne
Ausnahme. „Es ist", sagte er, „gegen
alle Billigkeit, dass man das P'euer zur
Bestrafung des L-rthums anwende, es sei
denn, dass daraus Aufruhr und Missethaten
entspringen, die den Tod verdienen f)".
Er zeichnete sich in dieser Hinsicht vor
Calvin, der S er v et verbrennen Hess, u.
selbst vor Melanchthon aus, der diese
Greuelthat guthiess. Besass auch dieser
Niederländer all das Feuer und die Kraft
nicht, welche Gott zur Ausführung des
grossen Vorhabens Luthern verlieh, so
irrt man jedoch, wenn man glaubt, dass
er sowohl an Verstand als Sittlichkeit ei-
nigermassen unter ihm stand. Zufolge die-
ser Gesinnung konnte denn auch dem grossen
Manne der Bildersturm zu Basel, der da-
selbst 1529 Statt fand, nicht angenehm
sein. Dennoch sah er darin mehr Schwär-
merei und tollen Eifer, als Heiligenbilder-
') S. Roscoe, „Leo X.", Th. III. S. 256,
257. Seckendorf, ,,Histoire de la Refor-
liiation", Vol. I. ann. 1520, §. 35.
*j „Lasüt uns gestehen" , sagte er anders-
wo, „dass der Glaube die Herzen rechtfertigt,
d. h. reinigt, vorausgesetzt , dass wir zugeben,
dass Werke der Liebe zur Seligkeit nöthig
sind und der wahre Glaube nicht unfruchtbar
sein kann." Diese von Munting in den
,, Seltenheiten aus den Zeiten der Reforma-
tion" ( S. 145) angeführte Stelle kommt vor
in Erasmu» Werke: ,,de Amabili Ecclesiae
Concordia".
**) S. Erasm. Epist. L. VI. p. 245. XIII.
p. 442. XXI. p. 279.
'♦*) S. Roscoe, IV., 104, 105.
+) S. Seckendorf a. d. O. ann. 1524, §. 80.
5
131
Erasmus
Erasmus
132
Schändung; denn anderswo spottete er über
die Bilder , die sich nun so geduldig unter
die Füsse werfen lassen, da sie doch vor
VIters , wie es hiess , bei der geringsten
Beleidigung bereit waren, sich durch ein
Wunder zu rächen. Er begab sich daher
nach Freiburg im Breisgau und fuhr fort,
sich daselbst eifrig mit den Wissenschaf-
ten, der Ausgabe der Kirchenväter, von
Aristoteles, üemosthenes und andern
classischen Schriftstellern zu beschäftigen.
Jm J. 1553 erhielt er ein Geschenk von
200 Gulden von den Staaten von Holland.
Aber für die Cardinalswürde, die ihm
Papst Paulus III. zu verleihen gedachte,
wollte er keinen Schritt thun. 1536, im
69. Jahre s. Lebens, starb dieser ewige
Ruhm von Niederland, ausserhalb demsel-
ben, in s. geliebten Basel, ohne abergläu-
bisches Gepränge, allein auf Gottes Gnade
in Christo vertrauend. Seine treuen Freun-
de Amersbach, Frobenius (der Druk-
ker s. Werke) und Episcopius, um
derentwillen er nach Basel gekommen war,
ernannte er zuVollziehern s. letzten Willens;
sie mussten s. Güter zur Unterstützung von
Greisen , Armen , zur Ausstattung junger
Mädchen und zum Studiren bedürftiger
Jünglinge anlegen *). — Erasmus hatte
dreierlei Feinde : die Mönche, gegen wel-
che er s. ganzes Leben hindurch unermüdet
geschrieben und gesprochen hatte; einige
übertriebene Protestanten , die , besonders
in letzterer Zeit, ihm s. Mässigung und
Rechtlichkeit nicht vergeben konnten, und
einige Schulgelehrte s. Zeit, die, sei es
aus persönlichem Hasse oder dass er ihres
beschränkten Wissens spottete, kein lat.
Wort zu gebrauchen, als das in Cicero ge-
standen, ihn mit Schmähungen u. Lästerun-
gen überhäuften. Von ersteren war solches
keinesweges zu verwundern. Er bekann-
te, zufolge des Zeugnisses Aon Melanch-
thon, dass Luther zwei grosse Sün-
den begangen hätte: „dem Papst
nach der Krone und den Mönchen
nach den Bäuchen zu greifen**)".
In Jedermanns Händen sind s. witzigen „Ge-
spräche", durch welche er dem Papst-
und Mönchsthum (welches er stets sorg-
fältig von dem Katholicisnuis unterschied)
vielleicht eben so viel Schaden gethan hat, als
der Reformator. Man lese nur s. „Francisca-
ni oder 7rroj;fo-7rAor(Tioi", s. ,,Concio sive
Merdardus", s. „Pex'egrinatio Religionis"
ergo", s. ,,Cünvivium Religiosum", s. „Nau-
fragium" u. A. , worin er nicht allein die
Misbräuche der röm. Kirche scharf tadelt,
theils in einem strafenden , theils in einem
scherzenden Tone *) : sondern auch den
ächten, wahren Gottesdienst in Tugend u.
göttlicher Gottesfurcht bestehen lässt, und
an der Seligkeit der braven Heiden so
wenig zweifelt, dass er ausruft : Heiliger
Sokrates! bitte für uns! und dann
begreift man leicht, wie ein löwensches
Priesterheer**), aus Auftrag der Facultät
an dieser Universität, eine Anzahl irriger,
schändlicher und ketzerischer Sätze aus s.
Werken sammelte, dass die zu Paris einen
ähnlichen Schritt that, und dass die Kir-
chenversammlung von Trident s. Werke auf
das Verzeichniss der verbotenen Bücher
setzte. Eben so natürlich ist es, dass ein
Mann , der sich um des Volkes willen
an die Gemeinschaft s. Kirche hielt, die
den freien Willen gegen Luther's
Uebertreibung vertheidigte, der nichts als
Beilegung des Zwiespaltes suchte, und der
gesagt haben sollte: „ich würde mich zu
den Arianern halten, wenn es die Kirche
nur gethan hätte", dass solch ein Mann den
heftigen Luther amEnde s. Lebens wenig
zufrieden stellgn musste, so dass demzu-
folge Erasmus noch sehr der Kennt-
niss Christi ermangelte ***), und dass
nach hundert Jahren der reformirte Pre-
diger Jakobus Leeuwius zu Rotter-
dam auf der Kanzel Erasmus einen Li-
bertin imd Freigeist , der aller Reli-
gionen gespottet hätte, nennen durf-
te f). Die dritte Classe von Feinden,
welche keinen religiösen, sondern einen
wissenschaftlichen Hass gegen ihn hatte,
war keinesweges die gelassenste. An ihrer
I
^*) S. Monting a. a. O. p. 55.
'•) S. G. Arnold, ,, Gesch. il. Kirchen ii.
Ketzer", Fol. 11. Th. S. ü07.
*) Er wagte unter Anderm in letzterem zu
sagen, dasa ein Schüfbrüchiger nicht wohl thun
würde, den heil. Petrua anzurufen, weil er
bereits ertrunken sein könnte, ehe der Heilige
sich seines Auftrages bei Gott entledigte , 80
dass CS am Besten wäre, den allgemeinen Va-
ter unmittelbar selbst anzurufen. Colloq. Edit.
Elzev. 1G77, p. 183, 184.
**) S. J. Henteuius, bei Foppens, II. 233.
'•♦) S. G. Arnold a. a. O.
+) S. Schelteraa's ,, vermischte Schriften",
S. 107.
133
Erasmus
Erasmus
134
Spitze stand der herühmte Italiener Ju-
lius Cäsar Scaliger. Weil Erasmus
in s. ,,Ciceronianus" die Abgötterei, mit
Cicero, die sich damals aus Italien über
Europa verbreitete, angegriliVn hatte, nann-
te Scaliger ihn einen Betrunkenen, einen
Vatermörder, kurz, einen abscheulichen Bö-
sewicht *). So führte man zu jener Zeit
Avissenschaftliche Streitigkeiten ! Man muss
die Gelassenheit von Erasmus bewun-
dern, der in allen diesen Zwisten nie die
Grenzen der Mässigung verliess , ausser
gegen die Mönche, die geschworenen und
um so gefährlicheren Feinde des Christen-
thums und der Sittlichkeit, da sie , gleich
den Pharisäern von Alters her, ihre Bos-
heit, Unwissenheit, Ünseligkeit unter dem
Mantel von Frömmigkeit und Rechtlich-
keit verhüllten. So diese (im Streit
mit Luther), sagt er**), die Ober-
hand bekommen, bleibt nichts
mehr übrig, als eine Grabschrift
für Christus zu schreiben; er wird
dann nicht wieder auferstehen***).
Unter den Zeitgenossen von Erasmus,
mit welchem dieser vortreffliche Mann ver-
*) S. Bayle, Dict. Art. Erasme.
") S. Epist. Erasmi, 24. Maii 1520.
*'♦) Folgende Liste enthält die voTEÜglich-
steu Werke und L'ebersetzungen dieses celte-
iieu Mannes, die erst durch s. Freund Fre-
beuiuB 1546 in Druck erschienen:
I. Theil. Wissenschaftliche Aufsätze:
De duplici Copia Verborum ac Reruin, L. II.
Uebersetzung der Sprachkunde von Theodo-
rua Gaza.
Syntaxis , sive de Constructione.
Uebersetzung einiger Werke des Lucianus.
De Ratione conscribendi Epistolas. (Uebcr
den Briefstjl.)
De Pueris institueudis , de Ratione studio-
rum, de Civilitate morum puerilium. Declamatio
in Laudem Mediciuae, liber Parabolarutn, L'eber-
setzungen aus Libanius, de Colloquio (1522);
dieses Meisterstück von Styl, Scharfsinn, ge-
sundem Verstände und theologischer Aufklärung,
aus diesem Grunde auch mehrmals verboten,
wurde doch in einer Anzahl von 24,000 Exempla-
ren verkauft. De recta latini graecique sermonis
l'rouunciatione (er vertheidigte die gewöhnliche
Aussprache des Griechischen gegeu den ver-
weichlichten Dialekt der Neugriechen). Cice-
roniauus (das Werk, welches ihm so viele
Feinde machte). Uebersetzuugen aus Galenuti
und zwei Trauerspiele des Euripides (Hekub^
und Iphigeuia); eine Erklärung der IVux
lies Ovjdius ; Epigramme und andere Gedichte.
II. Theil. Adagiorum Chiliades IV. (Vier-
tausend Sprüchwörter — 1500 zu Venedig bei
Aldus gedruckt — , wissenschaftlich und mo-
ralisch bearbeitet; eines s. besten W'erke).
III. Theil. XXV III Bücher, oder 1299 Briefe
(mit einem Anhange von noch 517) , unschätz-
bar für die Kenntuiss s. Lebens und s. Zeiten.
IV. Theil. l'ebersetzungcn aus Plutarchus;
Encominm Moriae (Lob der Narrheit), eine Sa-
tyre voll Geist und Witz, vor Allem auch ge-
gen die Geistlichkeit gerichtet, da, wie er sagt,
die Welt noch durch Ceremonieu und mensch-
liche Satzungen in tiefen Schlaf versenkt war,
in England im J. 1510 in einer Woche ge-
schrieben, und 1512 iu Frankreich gedruckt.
Panegyricus Philippo I. ( dem Schönen ) dictus.
Institutio Principis Christiani ad Carolum V.
Declamatio de Morte. Quaerela Pacis. Lin-
gua. (Ueber den Gebrauch und Misbrauch der
Sprache, ein Werkchen, in der katholischen
Kirche streng verboten.! De senectutis iucom-
modis Carmen. Liebersetzungen aus Isokrates
und Xenophnii.
V. Theil, enthält kleine fromme Aufsätze in
Prosa und Poesie, von denen selbst die Feinde
des Erasmus bekennen müssen, dass sie mit
einer Lieblichkeit abgefasst sind , die man bei
s. gottesfurchtigen Zeitgenossen nicht findet.
Enchiridion Militis Christiani (das Wort En-
chiridion ist hier doppelsinnig und kann auch
einen kurzen Degen bedeuten) ist darunter Mohl
das vorzüglichste ( gedr. 1503 ). Unter diesen
Aufsätzen ist die Christiani matrimonii insti-
tutio zu Rom verboten.
Der VI. Theil enthält das N. Testament mit
der Erklärung und den Anmerkungen zu dem-
selben (151Ü), Leo X. dedicirt. Erasmus
achtete Leo als Beschützer der Gelehrsamkeit
hoch, und dies Hess ihm die verderbten Sitten
dieses Kirchenhirten und s. Hofes iibersehen,
die sicherlich schreiend abstachen von dem ihm
gewidmeten iV. Testament. Oder wollte Eras-
mus vielleicht eine beisseude Ironie darunter
verbergen, wie Voltaire, als er s. Maho-
med Papst Bencdictus XIV. dedicirte ?
VII. Theil. Paraphrase des N. Testaments.
Durch beide Werke hat Erasmus für die
gründliche Kenntuiss der Urkunde des Chri-
stenthums bei Gelehrten fast denselben Nutzen
gestiftet als Luther bei dem Volke durch s.
hochdeutsche Uebersetzung. Diese Goldmine
wurde von Beiden zugleich , voo verschiedenen
Seitea , bearbeitet. Man weiss , dass das N.
5*
135
Erasmus
Erpeiiius
136
trauten Umgang und Briefwechsel unter-
hielt, verdienen, ausser den bereits ge-
nannten italienischen Gelehrten, der ge-
lehrte Venetianische Buchdiucker Aldus
Man'utius. Thomas Morus, Corne-
lius Aurelius, s. älterer Mitschüler, u.
Christoffel Longolius besonders Er-
wähnung. Der Erste hat verschiedene
Werkchen geschrieben, wie z. B. bei Ge-
legenheit einer Streitfrage, die zu London
Testament ^■or Erasmus und Luther so gut
als ein unbekanntes Buch war, und grosse Gefahr
lief, ein verbotenes Buch zu werden. Die lö-
wener Theoh)gen (deren Universität damals schon
der Sitz der Finstemiss war), tobten hauptsäch-
lich gegen das IV. T. des Erasmus.
VIII. Thcil. Uebersetzungen aus Kirchenvä-
tern, als aus Chrysostomus , Athapa^ius, Ori-
genes und Basilius. Wie für das N. T. , so
brach Erasmus anch die Bahn für die Kennt-
uiss der Kirchenväter, gleichwie er denn auch,
ausser der Sammlung s. Werke , mit grossem
Fleigse und Mühe die sehr ausgebreiteten Schrif-
ten von (152G) Iren aus, (1519) Cyprianus,
(1536) Origenes (mit einer Einleitung), La-
ctantius (de Opificio Dei) , mit Anmerkungen,
(1529) Ambrosius, (1522) Hilarius, (1516)
Hieronymus, u. (1529) Augustinus (beide
mit Anmerkungen), (1530) Chrysostomus
und (1532) Basilius herausgegehen hat.
Der IX. Theil enthält Vertheidigungsschrif-
ten von Erasmus gegen s. Feinde.
Biese Werke sind von J. Le Clerc (Cleri-
CU9) hei dem berühmten Buchdrucker Vau der
Aa zu Leydcn im J. 1703 in 10 Theilen wieder
gedruckt worden, denen alsdann noch einige
Streitschriften gegen Luther, Ulrich von
Hütten und andere kleine Schriften hinzu-
gefügt sind. S. Foppens, ,,Biblioth. Bel-
gica", p. 233 — 237.
Ausserdem erschienen noch mehrere von ihm
zur Herausgabe besorgte griechische und latei-
nische Autoren, die er besonders liebte, wie
(1531) Aristoteles, (1533) Demosthenes,
(1532) Terentius, (1519) Cicero (de Officiis
et Quaestiones Tusculanae) , (1531) Livius,
Seneca, (1525) Pliuius 'd. Aelt.), Sueto-
nius, (1517) Curtius, (1533) Ptolemäus,
Aelius Spartianus und Diony siu s Cat o.
Man fragt sich : wie war ein Mann im Stande,
80 viel zu arbeiten , da gegenwärtig ein Ge-
lehrter , der uns z. B. eine gute Ausgabe des
Aristoteles geben wollte, schon genug für s.
Leben und s. Ruhm gcthan za haben glauben
würde.
aufgeworfen wurde: ,,über die Insel der
ßatavier" ; „eine Vertheidigung von Ba-
tavien's Ehre" , und „die Kaiserskrone,
oder über die Pflichten eines gtiten Kai-
sers" (wofür Kaiser Maximilian ihn
eines Lorbeerkranzes würdig hielt), später
1586 mit einander von dem Prof. Vulca-
nius zu Lejden herausgegeben. Ferner
hat man von ihm: ,,über die berühmten
Männer und Namen in Holland"; „über
die Thaten des Hauses Wassenaer", (H.
S. in der leydener Bibliothek) und andere
Werkchen , noch in Manuscript.
Eremita (IH. ) — ■ Daniel — geb.
1584 zu Antwerpen, gest. 1613 zu Livor-
no, geachtet von Scaliger, Casaubo-
nus u. Gruterus, trat zu Florenz in
Dienste des Grossherzogs Cosmo de Me-
dicis, und reiste in solchen an viele
deutsche Höfe. Seine „Vita aulica et ci-
vilis" erschien von Grävius 1701 mit ei-
nigen kleinern Stücken. Auch s. Reise an
den Hof des Kaisers Rudolf \l. und an-
derer Fürsten hat er beschrieben. Sein
Latein ward sehr geschätzt.
Erinerins (V.) — J. — machte sich
durch s. „Zeeländischen Alterthümer" um
die zeeländische Geschichte verdient.
ErpeniujS (in.) — Thomas — (Van
E r p) geb. 1584 zu Gorinchem, gest. an der
Pest 1624 zu Leyden, hatte sich der Theo-
logie gewidmet, legte sich aber auf Sca-
liger's Rath ausschliesslich auf die orien-
talische, namentlich a r a b i s c h e Literatur,
unternahm zu diesem Zwecke eine Reise
durch Europa, und lernte zu Venedig, wo
er mit Türken Umgang hatte, auch Tür-
kisch, Persisch und Aethiopisch.
Sein Ruf im Arabischen war bald so gross,
dass für ihn (1613) der Lehrstuhl in die-
ser Sprache zu Leyden errichtet wurde,
mit der Erlaubniss, auch lebende orienta-
lische Sprachen zu lehren. Wegen des
Mangels gedruckter Werke in dieser Spra-
che errichtete er selbst eine Druckerei da-
für. Wir verdanken diesem unermüdlichen
Gelehrten (dessen \ orlesungen die Lust
zu diesem Studium so anregten, dass nicht
allein Theologen , sondern auch Mediziner
und Juristen sich des Arabischen be-
fleissigten, wie z. B. die beiden zeeländi-
scheii Staatsmänner Bor eel und De Bru-
ne, von denen der Erstere a\if Reisen
durch Afrika und Asien eine Menge in-
teressanter arab. Manuscripte entdeckte, die
später zum Theil an Erpenius kamen),
nicht allein eine arabische Sprach-
137 Esciuy Van Heiiienoord
lehre und Rudimenta. sondern auch eine
hebräische, chaldäische und syrische, so
wie die Ausgabe mehrerer arabischer Schrift-
steller, als: Lok man, (1615) ,, arabische
Sprüchwörter", (1614) die ,. Geschichte
Joseph's" aus dem K oran, (Lugd. Bat.
1717) die ,, Geschichte der Saracenen"
von El-Makin, mit einer lat. Ueber-
setzung. Seinen Plan , den ganzen Koran
herauszugeben , vereitelte der Tod. Des
Mannes Ruhm war so ausgebreitet , dass
der Erzbischof von Sicilien, ja der König
von Spanien, ihn mit den schönsten Ver-
sprechungen dahin einluden, um einige alte
Urkunden , die Niemand entziirern konnte,
zu erklären; der Kaiser von Marocco be-
wunderte die Zierlichkeit des arabischen
Stjles s. Briefe (S. Meursius, ,,Athe-
nae Batavae". p. 801 — 803. und des verst.
Prof. Amersfoordt zu Franeker ,, Oratio
de studio Litt. Arabicarum", Harderw. 1816,
p. 14 — 18.) (namentlich üb. d. Werth s.
Rudimenta.)
Escury Van Heinenoord (VI.) —
Baron H. CoUot d' — Curator der Uni-
versität zu Leyden u. IMItglied der Ver-
sammlung der General-Staaten, zeichnete
sich als lat. Dichter, besonders in Herol-
den aus. Dieser eifrige Beschützer der
Wissenschaften und vaterländischen Lite-
ratur verf. das gelehrte Werk : „HoUand's
Ruhm in Künsten und Wissenschaften",
und behandelte in s. Gedichten (Carminum
Fasciculus) allerlei Gegenstände, auch aus
den neuern Zeiten, in lateinischer Sprache.
Unter andern ,, Antonius Hambroek, Kenau
Hasselaer an die haarlemer Fi'auen" ; und, in
den Heldiiuienbriefen , „die Mutter Gustav
Wasa's an ihren Sohn", bereits Verthei-
diger der schwedischen Freiheit; ..Gustav
Adolf an s. Truppen", ,,Ebba Brahe", mit
der Antwort, „Egmond an Sabina Van Boi-
jeren", s. geliebte Gattin, „Anna Boleyn
an Heinrich VIH.", ..Abassa an Haroun al
Raschid", ihren Bruder u. künftigen Mör-
der, ,, Peter der Grosse", „auf den Tod des
Prinzen Friedrich", „Jenner" u. s. w. Ein
Gedicht gegen den berüchtigten Parny,
Verfasser des gotteslästerlichen Gedichts :
.,Guerre des Dieux anciens et modernes",
athmet ganz den niederländischen gottes-
fürchtigen Geist.
EiSdre (VI.) — J. — Mathematiker.
Espen (IV.) — Zeger Bernard Van —
geb. 1646 zu Löwen, Lehrer des kanoni-
schen Rechts da.selbst . bestritt die unum-
.«chränkte Herrschaff des röm. Hofes u.
Everardi
138
der geistlichen Gewalt über die welt-
liche, so wie die Grundsätze der Jesuiten.
Deshalb von unversöhnlichen Theologen
verfolgt , verliess er sein Vaterland und
suchte zuerst zu Mastricht, dann zu Amers-
foort ein Asyl, wo er 1728 starb. Seine
Werke, worunter das „Jus ecclesiasticum
Universum" das vorzüglichste ist, .sind 1748
zu Köln u. 1753 vollständig zu Paris (unt.
d. Namen Löwen) in 4 Th. Fol. ge-
druckt, und mit den Anmerk von Gibert
über das kanonische Recht bereichert.
Ueber s. Leben findet man viele Einzeln-
heiten in dem Büchelchen von Bachusius
(Kanonicus zu Brügge, gest, 1779): „De
Zcgero Bernardo V an Espen". (S. ..Dict.
Hist. des Pays-Bas". I. 179- 180. De-
vvez, Hist. Partie. IV. 292, 293.)
Espinvy (HI.) — Filips — (1552^
1633) verf. eine genealogische Geschichte
von Flandern (mit vielen Beilagen).
Estius (III.) — Willem — (Van Est)
geb 1542 zu Gorichem, gest 1613, Kanz-
ler der Universität zu Douai, ist Verf. des
sehr gerühmten Werkes: ,, Erklärung der
Briefe des Paulus" (1631).
Everardi (II.) — Nicolaas — Vater
der berühmten Dichter dieses Namens,
worunter Janus Secundus, geb. zu
Grijpskerke in Zeeland, gest. 1532 zu
Mecheln, ein sehr berühmter Rechtsgelehr-
ter, wurde Dr. jur. 1493 zu Löwen, 1508
Mitglied des hohen Rathes zu Mecheln,
1510 Vorsitzer des Gerichtshofes von Hol-
land im Haag, und 1528 Vorsitzer des
hohen Rathes zu Mecheln. Man hat von
ihm eine zuerst theilweise zu Löwen, dann
durch s. Söhne verbesserte, im J. 1552
herausgeg. „Topica" oder Sammlung recht-
licher Beweisgründe, und „Consilia, sive
Responsa juris", Lov. 1554. Antw. 1577
u. 1643.
Everardi (II.) — Adriaan Marius —
ältester Bruder von Janus Secundus,
Kanzler von Gelderland u. Zutphen, gest.
1568 zu Brüssel, übertrug eines der Bü-
cher von Lucianus in lat. Prosa und
einige Gespräche in lat Vermaass. Ausser-
dem schrieb er noch Elegien, Epigramme,
Briefe und ein Trauergedicht auf s. Bru-
der Jan.
Everardi (II.) — Nicolaas Grudius
— der zweite Bruder von Janus Se-
cundus, lebte in Brabant und wurde von
Karl V zum Geheimschreiber des Ordens
vom güldenen Vliess ernannt. Seine Mo-
ralität luid Talente erwarben ihm allge-
139
Eyck
Feitama
140
meine Achtung. Er schrieb ausser einer
„Apotheosis" des Grafen Maximilian van
Buren noch gottes fürchtige Ge-
dichte, unter dem Namen „Negotia",
vielleicht deshalb, weil er dieselben nicht
als Zeitverlust angesehen haben wollte. Er
starb 1571 zu Venedig. Eine Inschrift
unter s. Bildnisse sagt , dass s. Gedichte
dem grossen lat. Dichter Vida sehr gefielen.
Eyck (VI.) — Simon Speijert Van
Den — Prof. der höhern Mathematik und
Naturkunde zu Leyden, hat verschiedene
hierauf bezügliche Werke und lateinische
Gedichte geschrieben, wovon die Note das
Verzeichniss enthält*).
Eysson (IV.) — Hendrik — Prof. zu
Groningen, Natur- und Arzneikundiger,
beschrieb den Knochenbau der Kinder.
F.
Faber (VI.) _ Timeus — Prof. zu
Franeker, von De Wal ein vollkom-
mener Rechtsgelehrter genannt.
Fahrenheit (V.) — Daniel Gabriel
— aus Danzig, erfand in Holland einen
bessern Thermometer, der daselbst u.
in England noch in Gebrauch ist (wie der
von Reaumur durchgehends in Frank-
reich und Deutschland). Er kam 1701 nach
Amsterdam auf ein Comptoir, fühlte sich aber
zu einem andern Beruf bestimmt und legte
sich auf das Verfertigen von Werkzeugen,
besonders Barometer u. Thermometer , die
er zu einer vorher unbekannten Vollkom-
menheit brachte. Er war der Erste, wel-
cher vergleichende Thermometer verfertig-
te; auch füllte er zuerst die Thermometer
mit Quecksilber; zuvor gebrauchte man Al-
kohol, welches auch bei vielen noch lange
in Gebrauch war. B^ahrenheit erfand
auch einen Areometer, später verb^-
sert, unter dem Namen Areometer von
Nicholson u. Gravi nieter von Guy-
ton M o r V e a u bekannt. Auch schrieb er
einige in den ,,Philosophical Transactions''
befindliche Abhandlungen.
Falkenburg^ (II.) — Gerrit — aus
Nimwegen , gab die Dionysiaca des N o n-
nus 1569 heraus.
Feitama (V.) — Sybrand — geb.
1694 zu Amsterdam, gest. 1758, zuerst
zur Theologie u. dann zur Handlung be-
stimmt , legte sich ganz auf die Zeich-
nen- und Dichtkunst, und erwarb s. Ruhm
bei der Nachwelt durch die metrische Be-
arbeitung von Fenelon's Telemach u.
Voltaire's Henriade. Er übertrieb
Horazens Lehre, denn er brachte mit
ersterem mehr als dreissig Jahre und mit
letzten« wohl zwanzig Jahre zu. Seine
*) Orationcs diiae — de vi Matbeseoe sub-
liminris , quae ceniitar in Physica, Astronomi-
ca alütique Discipliiiis et Artibus perficiendis
et de studio Hydraulices inprimis in nostra
Rep. excnleiida (L. B. 1797). Institutioues Phy-
sicae, in usiim auditorum digestae, L. B. 1800
(ein Handb. für s. Vürlesungen). Anfangsgründe
der Differential- und Integralrecbnung , Ley-
den 1803. Dann noch verschiedene Abhandlun-
gen in dem ,,Ivunst- und Literatur - Boten",
z. B. über die Kräfte, durch welche der Zu-
stand der Körper, hinsichtlich der Festigkeit,
Flüssigkeit und elastischen Flüssigkeit bestimmt
wird (1^00, Nu. 339), und Anhang zu dieser
Abhandlung (1802, No. 34). Zwei Briefe über
den Electro - Magnetismus und Abh. über den-
selben (1821, IVo. 20, und 21. Jan. 1822, No.
15, 16 u. 17), im J. 1823 besonders herausge-
geben. Auch in der Bibliotheque universelle
(Oct. 1821) : Experieuces sur l'Electro - Magne-
tisme, und (AoiU 1822) Me'raoire sur TElcctro-
Magnelisme , et principalement sur la maniere
par laquelle on peut expliquer, jusqu'ä un
certain de'gre de vraigemblance , plusieurs phe-
nomenes magne'liques.
Gedichte: De ingenii humani praestantia
et sagacitale in variis artibus ac disciplinis,
raaxime in Mathemalicis , Physicis atque Astro-
nomicis conspicua, L. B. 1808. — De Natura,
L. B. 1810. — De Nihilo nobis penitus cognito
in rerum Natura, sive de arctis , qui humanae
quarumvis rerum Cognition! positi sunt, limi-
tibus , L. B. 1818. — De Lumine , tanquam
primo agcnte in Mundo spectando, im , , Lite-
ratur-Boten" für 1823, No. 13. Dann noch
verschiedene jugendliche und Gelegenheit» -Ge-
dichte, ein Gedicht an den König im J. 1816.
Endlich war noch 182G unter der Presse : Poema
de Deo. Hymnus in Deum. Poema in Län-
dern Geometriae, et de Mentis humanae facul-
tatibuÄ et immortalitate. Zu Haarlem, bei
>■. Loosjes.
141
Feith
Feith
142
Gedichte, keine Ergiessiingen eines glühen-
den Herzens, waren zierliche und treffliche
Verse, worin die erste Frage war: dulden
die Sprachregeln diesen Ausdruck ? die
zweite : betordert er die Schönlieit des
Verses? die dritte: ist er poetisch? Da er
keine andere Beschäftigung hatte, als über
die Kunst zu denken und zu sprechen , so
ging er s. eigenen Gedichte und die s.
Kreunde mit unerbittlicher Strenge durch.
Sein Zeitgenosse De Kruyff erkennt ihm
mit Recht mehr Verstand und Kritik, als
Kühnheit, Erfindung u. Phantasie zu ; doch
galt er bei s. Zeitgenossen als Dichter für
ein Orakel. Als Uebersetzer betteissigt er
sich nicht immer der Treue , indem er
■z. B. die meisten Stellen der Henriade,
welche den katholischen Gottesdienst prei-
sen, veränderte. Die henliche Prosa des
Krzbischofs von Kamerijk brachte er in
treffliche Heldenverse. — Als Trauerspiel-
dichter trat er schon in s. Jugend mit
dem „Fabricius" auf. Er verfasste so-
dann die Trauerspiele: „Titus Vespa-
.•lianus" u. „Romulus"', ausserdem ein alle-
gorisches Stück : „Die triumphirende Poesie
und Malerei" (1720—1724). Die eiff
darauf folgenden Trauerspiele von ihm wa-
ren Uebersetzungen aus dem Französi-
schen. Seine dramatischen Werke kamen
ohne den Namen des Dichters, aber mit
s. Devise: „Studio fovetur Ingenium", im
J. 1735 in 2 Theilen in 4. heraus.
Feith (ni.i — Everard — aus El-
burg in Geldern , verfolgte meistens und
endigte s. Laufbahn in Frankreich. Er
suchte in s. Homerischen Alterthü-
mern die Lebenszeit Homer 's zu be-
stimmen. (S. Saxii „Onomast." IV. 125.)
Feith (VI.) — Rhijnvis — geb. 7.
Febr. 1753 zu ZwoUe, v/ard 1770 Dr. d.
Rechte zu Leyden , bald darauf Bürger-
meister in ZwoUe u. dann Steuereinneh-
mer daselbst , gab bei herannahendem Alter
s. Amt auf, um auf s. Landgute bei ZwoUe
den Musen, s. Freunden u. sich zu leben.
Um das J. 1778—1782 war er der Freund
u. mehrmals Preisbewerber mit der Ba-
ronin De Lannoy, und zu der nämli-
chen Zeit durch Kunstliebe sehr an Bil-
derdijk gefesselt, der jedoch in der Poe-
.sie einen andern Weg einzuschlagen schien.
Feith las u. liebte die Deutschen
und hat nicht wenig von der Farbe ihrer
Poesie angenommen. Seine ernste, mehr
oder weniger zur Schwermuth gestimmte
Seele beschäftigte sich am liebsten mit
den erhabenen Gegenständen der Religion
und des Vaterlandes, luid mit der Betrach-
tung der Natur aus einem religiösen und
philosophischen Gesichtspunkte. Er er-
klärt sich hierüber in der Vorrede zu s.
Grabe. ImJ, 1779 erhielt er von dem ley-
dener Kunstvereine: Kunst wird durch
Arbeit erlangt, eine goldne Ehrenme-
daille auf das Heil des Friedens,
und war seitdem mit einem der ausge-
zeichnetsten Mitglieder des Vereins , Jan
De Kruyff, bis zum Tode durch die in-
nigste Freundschaft verbunden *). Der
Krieg von 1780 weckte Feith's ganze
Vaterlandsliebe, wie die von Bell am y,
auf, und veranlasste s. den Ruhm der al-
ten Holländer Aerherrlichendes Siegeslied
zur Jahresfeier des Sieges auf Doggers-
bank (1782). In demselben Jahre erhielt
Feith den Preis von dem haager Dichter-
verein für das Gedicht K arl V. bei der Ab-
tretung der Niederlande an Philipp, s.
Sohn. Demselben haben wir auch s. herr-
liches Gedicht ,,an die Freiheit" und das
„an mein Vaterland" zu verdanken. Als der
Verein: Kunst wird durch Arbeit
erlangt, das Lob De Ruiter's vor-
schlug, sandte Feith, ganz durchdrungen
von Enthusiasmus für Niederland's edelsten
Helden, eine Ode und ein ausführliches Ge-
dicht in Alexandrinern ein. Letzteres ward
der goldenen, die Ode der silbernen Eh-
renmedaille würdig ei-kannt; doch Feith,
mit der Ehre zufrieden, schlug die dop-
pelte Ehrenmedaille aus; die zartfühlenden
Vorsteher des leydener Dichtervereins stell-
ten dem Dichter hierauf die Exemplare der
Ehrenmedaillen in einer silbernen Dose zu,
auf welcher das Bildniss des Helden mit
einer Aufschrift in getriebener Arbeit sich
befand, welche den Dichter der nämlichen
Unsterblichkeit versicherte, wie den wür-
digen Gegenstand s. Gedichte. In der
That gehören diese zwei Gedichte, beson-
*) Es scheint, daas die seiitimeutale
Manier in Prosa u. Poesie, zu der Zeit au3
Deutschland herüber geweht, auf Feith eini-
gen Einfluss gehabt hat, denn s. beiden Ro-
mane ,, Julia" (1783) und ,, Ferdinand und Cou-
stantia" (1785) , wie schön und lebendig auch
geschrieben , tragen davon unverkennbare Spu-
ren. Doch wichtigere Angelegenheiten heilten die
Nation von diesem Fieber der Verweichlichung,
der Folge (wie in Deutschland) von Erschlaf-
fung durch lange Ruhe
143
Feith
Feith
144
ders das ausführlichere, zu den besten des
Dichters , woran gewiss der schöne Stoff
auch viel Antheil hat. Die hierauf gefolg-
ten Zwistigkeiten mit Joseph II. und die
Aussicht auf einen Landkrieg entlockten s.
Feder die kühne Ode: „an die Feinde
Niederland's" und das „Volkslied in der
Manier des Tyrtäus", während der Bund
mit Frankreich (1785), welche Macht nicht
ohne eigene Opfer den Kaiser zufrieden
gestellt hatte, den Dichter antrieb, dieselbe
zu besingen. Die äussere, später in Nie-
derland hergestellte Ruhe veranlasste ihn,
mit Bilderdijk das Meisterstück des O.
Z. \an Haren, die Geuzen, in Styl u.
Sprache (die schwächste Seite) umzuarbei-
ten und in einem äusserlich angenehmen
Gewände herauszugeben. Competente Kri-
tiker sind der Meinung, dass der Van
Haren anklebenden Rauhheit von Bil-
derdijk u. Feith auf das Trefflichste
abgeholfen worden, obwohl nicht, ohne
dass hie u. da Einiges von der Kraft ver-
loren gegangen ist *). Die hierauf eintre-
tenden Landeshändel entfernten beide , im
J. 1784 noch so eng verbundenen Dichter,
Feith n. Bilderdijk, einigermassen von
einander. Der Erstere war mit Leib und
Seele der Staatspartei zugethan, und hat
davon mehrere Beweise gegeben, z.B. in s.
Gedicht : „an die edlen Bürgerschaften von
Zwolle und Hattem" ♦*) , „an die vater-
landsliebenden Regenten von Niederland",
„Ehrenkrone für Niederland's würdige Re-
genten", und besonders durch das kurze,
aber schöne Gedicht : „an meine Leier",
bei der Umwälzung von 1787, welches
von Entrüstung glüht über die Theilnahme
des Fremdlings an den Bürgerzwisten, in
s. Art und aus s. Standpunkt betrachtet
nicht minder vortrefflich, als der „Lei-
chengesang auf das Grab von Niederland'',
von Helmers. Feith hielt s. Wort.
Nicht allein während der Herrschaft von
1787 bis 1795, sondern auch nach der
Umwälzung des letztgenannten Jahres, de-
ren Tendenz zur Vernichtung der nieder-
ländischen Unabhängigkeit ihm bald ein-
leuchten musste, dichtete er keine vater-
ländischen Gesänge mehr, ausgenommen
einen einzelnen wehmüthigen Laut ,,bei
der Erinnerung an das Vorgeschlecht"
*) S, De Vries, „Gesch. d. nieder!. Dicht-
kunst", II. 207. (X. 2.)
•') a. a. O. ü3, 6'J, 78.
(1804), bis die grossen Ereignisse von
1812 u. 1813 den sechzigjährigen Sänger
die Leier wieder ergreifen Hessen ; er selbst
konnte sie nach einem Vierteljahrhundert
wieder dem Recht u. der Wahrheit weihen !
Der von ihm damals angegebene Ton
(„der Fall Napoleon's") und die Dedica-
tion des fünften Theiles s. „Oden und
Gedichte" an den damaligen souveränen
Fürsten (1814) beweisen, dass das alte
Feuer in dem Dichter noch nicht erloschen
war, und dass s. Herz stets nur für die
Ehre, das Glück und Bestehen s. Landes,
nicht für eine Partei als Partei geschlagen
hatte. — Bis hierher betrachteten wir
Feith als vaterländischen Sänger.
Aber wie feurig er auch s. Vaterland lie-
ben mochte, die Gottesfurcht hatte in
s. Herzen noch tiefere W^urzeln geschlagen.
In allen s. Dichtungen herrscht ein from-
mer Ton, der dieselben veredelt hat. Gleich-
wohl ist es keinesweges der systemartige
Ton von Trip, Voet u. Schutte; es
sind keine Reden in Versen , sondern Er-
giessungen des durch die Betrachtung oder
Erwägung von Gottes Grösse und Wohl-
thaten in der Natur, Vorsehung und Of-
fenbarung getroffenen Herzens. Diese Ge-
dichte machen in der Sammlung der „Oden
und Gedichte" den grössten Theil aus.
Wir erwähnen nur die glänzende Ode:
„an den Menschen". Nicht geringer ist:
„Gottes Barmherzigkeit" (1783). In den
spätem Gedichten ist meist Alles religiös,
da Feith, w iew ohl stets ernst , mit zu-
nehmendem Alter die Welt immer mehr aus
dem Gesichtspunkte der Religion betrach-
ten lernte. Man kann jedoch nicht ver-
kennen, dass, wie sehr auch Erhabenheit
der Ideen, Kraft der Ausdrücke und kühne
und edle Bilder diese Poesien auszeichnen
und beleben, dennoch dann und wann eine
gewisse Einförmigkeit darin gefunden wird,
vielleicht durch die gleichartige Behand-
lung derselben Gegenstände. Feith hat
auch zwei Cantaten gedichtet: „die
INlenschenliebe" und die „Widerwärtig-
keit" (Onweder), welche jedoch den Can-
taten des Van Alphen nicht gleich zu
kommen scheinen. — Ausser der Ode hat er
sich im Lehrgedicht und der drama-
tischen Poesie versucht. Das „Grab"
erschien 1792 und zeigte s. Stärke in die-
ser Gattung von Dichtungen, welche unter
den Händen der täglichen Dichter nichts
weiter als gereimte Prosa werden. Auch
ist dieser Stoff ganz für diesen Dichter
145
Feith
Feith
146
des Gefühls und der Schwermuth berech-
net. Es ist nicht allein die schwarze Dü-
sternheit des Grabes, die er malt: die
sanfte IMorgenröthe der Ewigkeit wirft
darauf beständig einen lieblichen Schim •
mer , ein rosenfarbenes Licht. Der Geist
hat etwas von Young, doch ohne des-
sen glänzendes betrügliches Genie. Wohl-
angebrachte Episoden beleben dasselbe,
gleich wie das_ „Alter" (1803), worin
unter andern die treffliche S(jhilderung
des frischen, grünenden Alters, dem kin-
dischen Greisenalter nach einem kränkelnd
zugebrachten Leben gegenüber, nebst dem
schönen Lobe des Cats , sich auszeichnet,
welches durch das Bild einer Mutter, die
ihrer eitlen Tochter vergebens Geschmack
an diesem Dichter der Natur und guten
Sitten einzuflössen sucht, lebendig darge-
stellt wird. Der Schluss des „Grabes",
eine Betrachtung der Unsterblichkeit, er-
hebt sich zu einem hohen lyrischen
Tone. In der Versification übertreffen we-
nige niederländische Gedichte diese zwei
Lehrgedichte in dem nach dem Stoffe be-
rechneten, Sanftfliessenden , welches auch
den Gefühllosesten hinreisst und fesselt.
Feith gesteht selbst, dass s. „Grab"
ihm eine Erholung war und von ihm mit
besonderer Liebe bearbeitet ist *). In den
letzten Jahren hat der alte Dichter (aber
in dessen Auge das Feuer der Jugend
lebt) zwei neue treffliche Lehrgedichte:
die „Einsamkeit" und die „Welt",
herausgegeben, in welchem erstem jedoch
ein Lob der Klöster und selbst des le
Trappe in Verwunderung setzt. — Nach
s. Anlage zu urtheilen, musste ein Dichter
wie Feith, indem er das Trauerspiel be-
arbeitete , dazu vaterländische oder reli-
giöse Gegenstände zur Behandlung wäh-
len. Gleichwohl ist kein einziges Stück
aus der niederländischen Geschichte von
ihm hervorgebracht worden. „Thirsa, oder
der Sieg der Religion", wird von Vielen
für s. Meisterstück gehalten (1784). Der
Gegenstand ist der bekannte Fall der Israe-
*) Dasselbe ist von einem Deutschen, einem
in holländischen Diensten stehenden Officiere,
Namens P. F. L. v. Eichstorff, in deut-
sche Alexandriner übersetzt worden, und be-
findet sich in dessen „deutscher Blnmenlese
aus niederländischen Dichtern, nebst einer Ab-
handlung über die niederländische Poesie",
Leipzig, 1826, in 8. (bei Wienbrack).
litin mit ihren sieben Söhnen, aus den
Zeiten der Maccabäer und des Antiochus
Epiphanes. Um desto besser die Einheit
zu bewahren, wird vorausgesetzt, dass be-
reits sechs Söhne den Märtyrertod gestor-
ben sind; den siebenten hat der Tyrann
noch am Leben gelassen, um ihn durch
Versprechungen und Drohungen zur Ab-
götterei zu verleiten ; doch die Ermahnun-
gen der edlen Mutter (Thirsa) und der
Einfluss der Religion siegen über die Furcht
aller Körperschmerzen , und der Jüngling,
bald durch s. Mutter begleitet, fällt als
ein Schlachtopfer der heidnischen Verfol-
gungssucht. Man sieht, wie einfach dieser
Gegenstand ist, in der griechischen Ma-
nier; es gebricht demselben keinesweges
an trefilichen Stellen und die Poesie ist
schön. Von ähnlicher Axt ist s. „Lady
Johanna Gray" (1791), die man als eine
Märtyrin für die geläuterte Religion, unter
der grausamen Maria in England, an-
sehen kann. Doch ist zu sehr, schon im
Anfange, der Ausgang vorauszusehen. Viel
lebendiger ist die : „ Ines de Castro "
(1794), wovon der Gegenstand, die gehei-
me Ehe des portugiesischen Königssohnes
Don Pedro mit einem Landmädchen, der
Mord dieser Unschuldigen durch Adelstolz
und falsche Politik , und die Wuth des
Gemahls, aus derLusiade des Camoens
hinlänglich bekannt sind. Auch hier ist
es dem gefühlvollen Dichter sehr geglückt.
Mitleiden für das unglückliche Schlacht-
opfer und Entsetzen vor Pedro's Rache
einzuflössen. Geringer scheint der: „IMu-
cius Cordus", ein Gelegenheitsstück, das
zur Zeit der französischen Revolution ge-
schrieben und bei der holländischen im J.
1795 herausgegeben wurde. Die hochtra-
benden Worte jener Zeit<sind darin nicht
gespart. — Als Kunstkenner u. Kunstrichter
ist Feith nicht weniger verdienstlich,
denn als Dichter. Man kennt s. goldgekrönte
Abhandlung über das Heldengedicht
(1781) *). Seine ausgezeichneten wissen-
schaftlichen Briefe (1784 u. später Amst.
1792, 6Theile; der IL, III. ü. IV. Th. der
neuen Ausgabe in kl. Format) und Bei-
träge, mit Jacobus Kantelaar her-
ausgegeben (worunter ,, Etwas über das
Trauerspiel"), welche beide so sehr zur
Läuterung des Geschmacks und Befreiung
des Genies aus veralteten Fesseln beige-
*) S. Th. VI. der kl. Ausgabe s. Briefe.
147
Fisen
Fontaine
148
tragen haben; nicht zu gedenken s. ge-
krönten Preisschriften, bei gelehrten Ge-
sellschaften, über Gegenstände der Philo-
sophie und Religion , z. ß. über den Ein-
fluss der Staatsregierung auf die Religion;
über die Nothwendigkeit religiöser Begriffe
für Tugend und Sittlichkeit bei civilisirten
Völkern, beide bei Te vi er 's theologi-
schem Vereine zu Haarlem; und über den
Beweis für die Wahrheit und Göttlichkeit
des Evangeliums, aus den Wunderwerken
des Heilandes und s. Apostel entnommen,
bei dem haager Vereine zur Vertheidi-
gung der christlichen Religion. (S. über
Feith, „Galerie des Contemporains".)
Fisen (HI.) — Bartholomeus — be-
schrieb : ,,Flores Ecclesiae Leodiensis, sive
Vitae Sanctorum et Aliorum, qui rariori
virtute eam Ecclesiam ornarunt, Rijssel
1647", und „Historia Ecclesiae LeocÜen-
sis", Vol. I. (bis 1252), Vol. II. (nach des
Verfassers Tode, bis 1612), Lüttich 1696,
Fol.
Finnin (V.) - Phil - Arzt, gab
1769 in französischer Sprache einige Nach-
richten über Surinam und das niederländi-
sche Guyana.
Focquenlirocb (III. oder IV.) —
A. Van — ein im 17. Jahrh. zu Amster-
dam lebender Arzt, der auf der Küste von
Guinea starb, weil er vielleicht lieber Verse
als Recepte schrieb , machte sich durch s.
„Riesenstreit" , „Liebe im Krankenhause"
und ., burleske Aeneide" bekannt. Seine
Gedichte erschienen 1723. Was man in
s. sog. „ burlesken Heldengedichten " am
meisten komisch findet, ist die Verkleidung
der alten Helden u. Götter in gewöhnliche
Menschen unserer Zeit, und zwar gröss-
tentheils vom gemeinsten Schlage. Fokke
verbesserte jenen Styl später in Prosa,
indem er die rohen Ausdrücke wegschaffte,
jedoch alles in dieser Verkleidung Lachen-
erregende beibehielt.
Fokke ISimonsz (VI.) — Arend —
geb. 1755 zu Amsterdam , Sohn des be-
kannten Kunstgraveurs Simon Fokke,
ward 1778 zu Amsterdam Buchhändler, er-
hielt aber später ein Amt am Archiv zu
Amsterdam. Es ist schwer anzugeben,
miter welche Rubrik s. Werke gehören,
die weder Romane, noch Geschichte, noch
eigentliche wissenschaftliche Abhandlungen,
sondern Karrikaturen der Geschichte
und Literatur voll Geist, Gelehrsamkeit
und Humor sind. Fokke ist der Callot
und Hogarth der niederländischen Lite-
ratur. Ausser einigen ernsthaften Werken,
die von einer ausgebreiteten Gelehrsamkeit
zeugen (wie z. B. ^,Katechlsmus der Kün-
ste und Wissenschaften", 11 Theile in 8.),
machte er sich hauptsächlich durch s. hu-
moristischen Vorlesungen bei der Gesell-
schaft Felix Meritis in s. Geburtsstadt
bekannt. Seine Komik bestand meistens
in einer Parodie ernsthafter Gegenstände,
worin er sich jedoch stets, mit löblicher
Strenge des Heiligen und Ehrwürdigen
enthielt (sogar in der Biographie von Z.
E. Arlmanes, Freiherr vom Scheol
und Gehenna, überschritt er diese Gren-
zen nicht). Vornehmlich war die alte Fa-
bellehre u. Geschichte Gegenstand s. lau-
nigen Darstellungen; so trägt er in der
„humoristischen Reise durch Europa" und
„in dem Büchelchen des Kamins" die Ge-
schichte von Frankreich u. England auf
eine Weise vor, die selbst dem ernstesten
Gelehrten ein Lächeln abnöthigen muss ;
und in dem (trefflich ausgeführten) Alma-
nach „ Ernst und Scherz für das acht-
zehnte Jahrhundert" (1801, 1802, 1803)
die Geburt der Minerva u. s. w. Auch
erläuterte er verschiedene Redensarten mit
unnachahmlichem Witze, und s. „Ironisch-
komisches Wörterbuch" ist ein Schatz
witziger Bemerkungen. Durch s. Meister-
werk: „der moderne Helikon" (1802)
verdrängte er das Sentimentale ganz,
welches damals jedoch schon stark im Ab-
nehmen war. Oft bediente er sich, um
das Lachen zu erregen, der platten Volks-
sprache, die er vortrefflich anzuwenden
verstand. Nicht oluie Glück übersetzte er
(z. B. in s. Almanach) mehrere Poesien
von Anakreon und Moschus. Fokke
verlor mit der französischen Herrschaft s.
meisten Unterhalt und starb im J. 1812.
Fokkeus (IV.) — ... — schrieb über
die Stadt Amsterdam (Amst. 1662).
Fontaine (I.) — Jean De La — • lebte
im 14. Jahrh. , war aus Valenciennes und
ein Zeitgenosse des Froissart, schrieb,
mit Anspielung auf s. Namen, das französ.
Gedicht : „ Fontaine des amoureux de
science " , herausgegeben von L e n g 1 e t
Du Fresnoy. Seine Wissenschaft
war der Stein der Weisen (l'oeuvre
d'or) , womit er alle Krankheiten u. Qua-
len zu heilen meinte. Dieses Gedicht, worin
Wissenschaft, Rede und Natur als sinn-
bildliche Wesen vorkommen, vollendete er
1413. Der französische Styl der Verse ist
für jenes Zeitalter ziemlich blühend.
149
Foppens
Froissard
150
Foppens ( V. ) — Johan Frans —
seb. 1689 zu Brüssel, gest. 1761, Prof.
der Philosophie zu Löwen, Canonicus zu
Brügge und Erzdiaconus von Mecheln, ver-
mehrte u. führte die von V'alerius An-
dreas begonnene „Bibliotheca Belgica,
sive virorum in Belgia vita scriptisijue il-
lustrjum Catalogus, continens scriptores e
Valerio Andrea, A. Miraeo, F. Sweer-
tio, aliisque, recensitos, usque ad annum
1680", Brux. 17S9, II Vol. 4. bis auf s.
Zeit (1739). Dieses Werk enthält eine
.sehr grosse Anzahl Biographien von he-
rühmten Männern und Verzeichnisse ihrer
Werke, die man zum Theil anderswo nicht
»o beisammen findet, aber auf der andern
Seite auch eine Fluth von unbedeutenden
Nachrichten über raittelmässige Schrift-
steller, meistens Geistliche aus Belgien,
welche der Erwähnung u. Abbildung (denn
auch damit ist das Werk versehen) un-
Avürdig sind. In der Vorrede befindet sich
eine Ermahnung des Censors oder Bischofs:
vor Allem keine Ketzer zu preisen, da der
heil. \ ater solches ausdrücklich verboten
hätte und es von ihnen ja auch nichts zu
preisen gäbe. Zum Glück hat jedoch
Foppens, obgleich er verspricht, sich
pünktlich daran zu halten, dieses nicht
immer gethan, sondern mehrmals an Pro-
testanten verdientes Lob gespendet, ob-
gleich man ihn nicht immer als einen un-
parteiischen Beurtheiler und kritischen Wür-
diger der Verdienste anerkennen kann. —
Ausser obiger Fortsetzung der Geschichte
der niederländischen Literatur haben wir
von ihm noch: „Batavia Sacra, sive Res
gestae Apostolicorura virorum". „Auberti
Miraei Opera Diplomatica et Historiae,
edita , adnotationibus illustrata , aucta",
1723, 1734, Fol.
Forestus (III.) — ... — aus dem
alten und blühenden Geschlechte der Fo-
resten zu Alkmar , geb. 1522 daselbst,
berühmter Arzt zu Alkmar und dann zu
Delft, wo er bei der heftigen Pest 1557
durch grossen Eifer sich auszeichnete, hat
sehr vollständige Wahrnehmungen über ver-
schiedene seltene Krankheiten und neue
Heilmethoden angegeben, und sich beson-
ders gegen den damals herrschenden und
noch jetzt nicht ganz ausgerotteten Wahn,
die Kennzeichen aller Krankheiten in dem
Urin zu entdecken (in s. Buche „de incer-
to urinarum judicio") ausgesprochen. Er
verfasste ausserdem : „Observationes et Cu-
rationes Medicae", Libri XXXII. Lugd.
Bat. apud Raphelengium, 1589 — 1610,
IV Vol. Fol. — „Observationes et Cura-
tiones Chirurgicae", Libri IX. JI Vol. Fol.
Forestus starb, des Lebens satt, 1597.
(S. ausführlich C. Sprengel ,.pragra.
Gesch. d. Medicin", III. Th. VUI.Abschn.,
§. 88.)
Four (VI.) _ ... — Prof. der Ma-
thematik zu Lüttich.
Fournier (VI.) — Karel Lodewijk —
aus Ypern in Westttandern, hinterliess
,, Schauspiele und Poesien" (gedr. 1821,
6 Theile) in flämischer Sprache, in denen
man vergebens attisches Gold sucht. Eins
s. Gedichte heisst „die Sündfluth". Schau-
spiele von ihm sind: „der Schuhtiicker";
„Kummer in Reichthum".
Franc (I.) — Martin Le — Dichter
aus dem 15. Jahrh., widmete Philipp dem
Guten ein sinnbildliches Gedicht : „Estrife
(Streit) de Fortune et de Vertu", wahr-
scheinlich noch auf der burgundischen Bi-
bliothek zu Brüssel zu finden.
Franciw^ (IV.) — Petrus — (Pieter
De Frans) geb. 1645 zu Amsterdam,
1674 Prof. der Beredsamkeit u. Geschich-
te, u. 1686 der griechischen Sprache, starb
1704, berühmt als Kenner der Alten und
als Redner und Dichter, namentlich durch
das lat. Trauergedicht auf De Ruiter
allgemein bekannt, welches er später ins
Holländische übersetzte (s. Brandt, „Le-
ben De Ruiter's", p. 1009, und Art.
Broekhuize n). Auch besang er den
Sieg De Ruiter's über die französische
u. englische Flotte bei Kijkduin (1673).
in des Gegenstandes würdigen Versen , u.
ausgezeichnet ist sein Lobgedicht auf An-
to nides.
Fresinga (III.) — Reinico — schrieb
„Memorien der denkwürdigen Dinge, die
in den niederländ. Provinzen von Fries-
land, Oberijssel, Omlanden, Drenthe, Gro-
ningen und Lingen geschehen sind", in den
Analecta von Dumbar (1576 — 1582);
merkwürdig hauptsächlich wegen des Ab-
falles von Rennenberg.
Froissard (I.) — ... — geb. um
1337 zuValenciennes, Canonicus u. Schatz-
meister des Capitels zu Chimay im Hen-
negau und des heil. Petrus zu Rijssel,
lebte lange am Hofe Eduard IH. und
Richard IL, und schrieb auf Veranlas-
sung des Robert, Herrn von ße auf ort,
s. ungemein lebendige und naive „Chronik
der französischen Geschichte" seit 1326
bis 1400, welche hauptsächlich die Kriege
151
Fruitiers
Ganzevoort
152
zwischen den Engländern und Franzosen
behandelt, und mit Verbannung des frühern
dürren Chronikenstyles, die Sitten u. Denk-
art jener Zeiten schildert. Das Werk er-
schien zu Paris 1503 - 1505 u. 1518, im
Englischen 1523 , von dem berühmten
Sleidanus in lat. Sprache abgekürzt
(Paris 1537 u. mehrmals anderwärts), u.
durch Pötten Van Der Loo ins Flä-
mische übersetzt*). Doch Froissard
war auch Dichter, ausgezeichnet in Balla-
den, Ringel-, Liebes- und Hirtengedich-
ten. Seine Gedichte , 1362 begonnen und
1394 beendigt, haben zum Theil sonder-
bare Titel, wie z. B. „Le Paradis d'amour,
le Temple d'honneur, la Fleur de la Mar-
guerite , la Prison amoureuse , Chansons
rojales en l'honneur de Notre-Dame, Plal-
doyer de la rose et de la violette" u. s. w.
Fruitiers (II.) — Jan — (lebte zu
Ende dieser Periode) , gebürtig aus Mid-
delburg, Bittschriftenmeister des Prinzen
von Oranien , lieferte eine Uebersetzung
von Jesus Sirach und „kleine Lieder",
die nicht ohne Verdienst und in einer rei-
neren Sprache, als gewöhnlich in diesem
Zeitalter, abgefasst sind. (S. De Vries,
I. 42 - 44.)
Fullonius (II.) — Willem — aus
Hagenau, von Albert von Branden-
burg, Herzog von Preussen, zu s. Rath
berufen, schrieb (um 1540) lateinische
Lustspiele, die gewiss nunmehr vergessen
sind.
G.
Oabbema (IV.) — Simon Abbes —
aus Leuwarden , Geschichtschreiber von
Friesland, gab (1 55 4) Petronius Arbi-
ter und das Privilegium Veneris,
nebst einigen andern erotischen Ge-
dichten, und (1661) die Briefe von Vi-
glius Van Aytta an Hopperus her-
aus. Seine Geschichte von Friesland, oder
„Nachricht von Leuwarden" (von 1190
bis 1573) erschien zu Gouda 1703.
Oaleuus (HI.) — Mattheus — ka-
tholischer Geistlicher aus Westkapelle in
Zeeland, lebte in der zweiten Hälfte des
16. Jahrb., ward 1564 als Prof. der Theo-
logie nach Douai berufen, wo er auch die
hebräische Sprache lehx-te. Zur Be-
lohnung s. Eifers erhob ihn der König von
Spanien zum Kanzler dieser Universität,
die er, als zum Studium der Theologie s.
wallonischen Unterthanen bestimmt , be-
sonders beschützte. Seine Werke sind alle
dogmatisch, im Geiste der katholischen
Kirche, ausser drei Leichenreden, dem Le-
ben von WiUebrord, dem berühmten Be-
kehrer der Friesen, einer Ausgabe derRhe-
torik des Alcuin US (Zeitgenossen Karl's
d. G.) , und der Biographie des Diony-
sius Areopagita. Er starb 1573, erst
45 Jahre alt. (S. De la Rue, „Gelehrt.
•) S. Foppens, II. 643. Diese Chronik
wurde von Engverrand De Moustrelet
bis zum Tode PhilippH des Guteii im J.
1167 fortgei-etzt.
Zeeland", p. 147, 148. — P^oppens, 11.,
865, 866.)
Ganzevoort (II.) — Wessel — aus
Groningen , der berühmteste Schüler des
Thomas a Kempis im Kloster der heil.
Agnes bei Zw olle, bildete sich weiter in
dem damals so berühmten Köln, legte sich
auf die scholastische Philosophie, besuchte
die Universitäten Heidelberg, Löwen u.
Paris u. die Kirchenversammlung zu Basel,
ward von s. Gönner Della Rover e, da-
maligem Papste Sixtus IV., nach Rom
gelockt, nahm jedoch weder W ürden noch
Vortiieile an , luid bat nur — um eine
vollständige hebräische und griechi-
sche Bibel, mit der er in s. Geburtsstadt
zurückkehrte. Durch das Studium der
scholastischen Philosophie hatte er dieselbe,
fast zwei Jahrhundert vor B a c o , verach-
ten lernen ; auch sah er wohl in der Bibel,
dass das damalige Christenthum nicht das
der Offenbarung war. Wegen s. Klarheit
,,das Licht der Welt" genannt (im
Gegensatz der Scholastiker) ward er
später für den Vorläufer Luther 's ge-
halten. Doch gegen den Strom zu schwim-
men, kam ihm zu gefährlich vor; er bil-
dete lieber im Stillen einige Jünger, denen
er s. Lehren mittheilte, vor Allem Ru-
dolph Agriko l a. (S. Mosheim, In-
stitut. Hist. Ecclesiast. Saec. XV. T. IJ.
§. XXV. p. 627. Einige der zahlreichen
Manuscripte von Ganzevoort sind ver-
loren, andere durch Mönciie verbrannt;
das Ucbrigc ersclüen zu Groningen I6l4
153
Garnier
Gerard
154
11. zu Amsterdam 1617. Bereits viel früher
(1522) Avaren einige s. kleinen Schriften:
,.Farrago rerum theologicarum" genannt,
mit einer Vorrede und Lobrede L\ither's,
zu Leipzig herausgekommen.)
Oarnier (VL) — ... — Prof, zu
Gent, Verf. mehrerer mathematischen Lehr-
bücher und einer Schrift über die Ma-
schinerie, zu linden in den Werken der
brüsseler Akademie.
Craubius ( V. ) — Hieronymus David
— geb. 1705 zu Heidelberg, seit 1731
Lector der Chemie und Prof. der Medicin
u. Chemie seit 1734 zu Leyden , war der
Nachfolger von Boerhave. 1775 legte
er mit Ehren s. Amt nieder u. starb 1780.
Er erwarb sich mit Recht den Namen
eines „summus Pathologus". Seine ,,In-
stitutiones Pathologiae iNIedicinales" (1758)
sind hiervon ein sprechender Beweis. Auch
verdient s. Werk : ,.de Regimine Mentis,
quod estMedicorum", L. B. 1764, alles Lob.
C^eeraai'd. S. Thomas.
Oeldenhauer (II.) — Gerard —
aus Nimwegen, wovon er auch wohl den
Naraen No vi omagus trägt, zuerst Geist-
licher unter dem utrechter Bischof Phi-
lipp von Burgund , dessen Leben er be-
schrieb , begab sich hierauf , als er Pro-
testant geworden, von Löwen nach Mar-
burg, wo er Geschichte lehrte. Auf einer
Reise nach Wittenberg wurde er (1542)
von Räubern ermordet.
«eider (VI.) — J. De — zuerst Prof.
am Hotel des Pages König Ludwigs
von Holland, dann an der Kriegsschule zu
Delft und seit 1819 zu Leyden, verf. eine
„mathematische Geographie" (2 Th. 8),
nach dem Plane von Guthrie, und eine
„Anleitung zur theoretischen und prakti-
schen Geometrie", gr. 4., sehr gepriesen
von Meermann, indessen ,, Jahrbüchern
des Königreichs Holland", mit einer Karte,
1809. Enthusiastisch für s. Fach einge-
nommen, widmete er s. Leben ganz dem-
selben *).
*) Seine übrigen Werke sind: ,, Anfangsgründe
der Arithmetik", 1793. ,,Abhand]. über die Te-
legraphen", 1794 ,, Ewiger Kalender", IfiOO.
,, Mathematische Abhandlungen", 1801. ,, Astro-
nomische und physische Erdbeschreibung", 1802,
II. Th. 1807 , als Anleitung zu einer Ueber-
setznng von Gnthrie's mathematischen Vor-
lesungen, I. u. II. Cursus, 1808, 1809. „An-
fangHgründe der Geometrie", 1810, 2. Aufl.
Cremma (II.) — Reinier — aus Dok-
köm in Friesland, von Karl V. sehr ge-
achtet, berühmt als Geograph u. Mathe-
matiker, hinterliess: „Arithmeticae Practi-
cae Methodus" , Antw. 1570. „De Prin-
cipiis Astronomiae et Cosmonomiae et Cos-
mographiac deque usu Globi Cosmogra-
phici"; „Charta, sive Mappa Mundi", de
Annuli Astronomici usu" caet. „De Lo-
corum describendorum ratione", caet.
Oenuna (II.) — Comeiis — Sohn
des Vorigen, Prof. zu Löwen, erlangte
grössern Ruf als s. Vater, und schrieb
über den grossen Kometen des J. 1577.
Crenois (V.) — Graf De St. — be-
schrieb in einem Buche in Folio (Monu-
mens Anciens) eine grosse Anzahl nie-
derländischer Urkunden, die sich in
den verschiedenen Archiven der südlichen
Provinzen damals befanden , wovon jedoch
sehr viele, besonders zu Rijssel , zur Zeit
der französischen Revolution vernichtet
wurden.
Oentius (III.) — ... — persischer
Sprachkenner, gab Saadi's „Rosengarten"
(Saadi Gulistan, Pers. et Lat., Amst. 1655,
Fol. Lat., 1687, 12.) heraus.
Gerard (VI.) — ... — Secretär der
brüsseler Akademie *) , dann Auditeur bei
der Rechenkaramer zu Brüssel, bearbeitete
mit Glück die „Geschichte Süd- Nieder-
lands". Ausserdem gab derselbe eine 1786
zu Brüssel vorgelesene Untersuchung über
die „burgundischen Münzen in den Nie-
derlanden" , und über ,,das zu Dornik im
J. 1391 gehaltene Begräbniss eines Ritters"
1817. „Geometrische Analysis", eine Anleitung
für Geübtere, 1813. „Die ersten Grundsätze
der Arithmetik", 2 Th. , 1812, 1814, 2. Aufl.
1818. 1819. „Beweis über die positiven und
negativen V^erhältnisse der Grössen" , 1816.
,, Geometrie für die Infanterie u. Cavalerie", 1816.
,, Abhandlung über den Gebrauch von Halley'a
Sextaut", 1817. „Anfangsgründe der Algebra",
1819. „Höhere Geometrie", 2 Theile. „Dif-
ferential - , Integral - und Variationsrechnung",
3. Th. — Auch nahm De Gelder thätigen
Antheil an den Feldausmessungen im König-
reich Holland, womit General Rraijenhoff
1798 beauftragt war, und wovon 1813 ein aus-
führliches Werk nebst Karte erschienen ist.
(S. Art. Rraijenhoff.)
*) S. Otto, „Rückblick auf die belgische
Akademie", im Correspondeuten v. u. f. Deutsch-
land V. 14. Dec. 1833.
155
Gerdes
Goedaart
156
in den Werken der Akademie 1788 heraus.
Aus s. hinterlassenen Schriften, welche,
vom König Wilhelm angekauft, im haa-
ger Reichs-Archiv aufbewahrt Averden, tritt,
wie der Archivar De J o n g e bemerkt , in
Beziehung auf Geschichte , Literatur und
Alterthumskunde der Name Gerard glanz-
voll hervor.
G-erdes (V.) — Daniels — geb. zu
Bremen, studirte 1719 zu Utrecht, war
1724 Prediger zu Wageningen, 1726 Prof.
zu Duisburg , 1735 Prof. d. Theologie zu
Groningen u. dann Mitglied der Akademie zu
Berlin, starb, 67 Jahre alt, 1765. Er ist ein
sehr fruchtbarer Schriftsteller, der, unter
andern, vermischte theologische
Schriften, an denen viele andere Ge-
lehrte mit gearbeitet haben , zu Duisburg
von 1732 — 1738, so wie später zu Gro-
ningen: ,, Denkwürdigkeiten hinsichtlich der
Uebergabe der augsburgischen Confession" ;
,, Blumenlese von Stücken, die sich auf Li-
terargeschichte, besonders der Kirchenre-
form, beziehen"; ein ,,Compendium Theo-
logicaeDogmaticae"; „Jahrbücher derKir-
chenreform" (1744 — 1752) : „Scrinium An-
tiquarium sive Miscellanea Groningana nova
ad Historiam Reformationis Ecclesiast. prae-
cipue spectantia", 1748, acht Theile 4.
herausgegeben hat. (S. .,Biblioth. des Scien-
ces et des Beaux Arts", T. XXIU (1765)
P. L p. 257 — 261.)
Crescbier (HI.) — ... — Pater, aus
Brügge, dessen Sittenpoesie, genannt: „der
Weltprüfstein", emc freie Nachahmung aus
dem Lateinischen, gewissermassen in der
Manier von Cats gedichtet ist.
©esscher (VI.) — D. Vau — Wund-
arzt zu Amsterdam, schrieb ein „allgem.
System der Wundarzneikunde".
"Oeuns (VL) — M. Van — Prof. d.
Medicin zu Utrecht, eine Zierde s. Facul-
tät, schrieb dem Zellengewebe eine höhere
Bestimmung zu.
Creuns (VI.) — Steven Johannes Van
— Sohn des Vorigen u. s. Amtsgenosse
an der Universität zu Utrecht , berühmt
als Botaniker.
Crliewiez (III.) — George De —
Conseiller du Roi , Referendaire en la
Chancellerie de FJandre, dessen „Institu-
tions du Droit Belgique" aufs Neue 1758
zu Brüssel herausgegeben wurden.
«iselbert (IL) — ... — Kanzler
Boudewyn's des Tapfern, schrieb eine
Chronik von Herman und Rykhilda im
Hennegau und Flandern, bis auf Bou-
dewyn's Tod (ohngefähr ein Jahrhundert
umfassend), welche 1783 Marquis v. Cha-
s t e 1 e r herausgab.
Criselinus (IL) — ... — geb. bei
Ostende , verband alte Sprachkenntniss u.
das Studium der lat. Dichter (Pruden-
tius u. Ausbnius) mit der Arzneikunde.
Ooddaeus (HL) — Conradus —
Prediger zu Vässen , ein merkwürdiger
Dichter des 17. Jahrh. , der schon damals
die Sylbenmaasse der Alten auf die holländ.
Sprache überzutragen versuchte. In der
Vorrede s. 1656 den Staaten von Geldern
gewidmeten ,, Neuen Gedichte ohne Reim"
(Harderwijk, ia lang 4.) vertheidigt er
den Gebrauch des reimlosen Maasses, mit
Beziehung auf Gesner, der im 16. Jahrh.
schon deutsche Hexameter gemacht
hatte. Seine Verse sind jedoch sehr hart
und steif, und oft prosaisch, wie dies s.
„Schaubühne der alten Welt", welche eine
kurze Schilderung der vornehmsten alten
biblischen Personen gibt, beweist. Auch
hat Goddäus die Psalmen in verschie-
dene ungereimte Sylbenmaasse gebracht.
Noch nennen wir s. „Schwanengesang",
„Höilenbrand" , „Vermischte Gedichte",
letztere zum Theil s. Freunde Martinius
gewidmet.
CrOde'wijk (HL) — Margaretha Van
— ' eine sehr gelehrte Frau, die Italienisch,
Französisch, Englisch, Griechisch, Lateinisch
verstand , und die Anfangsgründe der he-
bräischen Sprache lernte, um nicht allein
das N. , sondern auch das A. Testament
in der Ursprache lesen zu können. Ausser-
dem liebte sie Dicht-, Gesang- und Ton-
kunst ; sie zeichnete, malte u. stickte mei-
sterhaft , besonders Landschaften , Blumen
und W asser partien. Sie starb 1677, fünf-
zig Jahre alt.
Oode'HTJk (HL) — Pieter Van —
Vater der Vorigen, verf. mehrere Gelegen-
heitsgedichte auf die merkwürdigen Ereig-
nisse jener Zeit, als: auf die Eroberung
von Breda (1637), und Tromp's Sieg in
den Dünen (1639) , eine Trauerklage auf
den Tod des friesischen Statthalters Hein-
rich Kasimir von Nassau (1640), auf
die Eroberung Sas van Gent (1644),
den Tod Friedrich Heinrich's (16*7)
und den Münster sehen Frieden(1648),
so wie auch ein „Lob der Frauen". Er
starb, 76 Jahre alt, 1669.
Ooedaart (IV.) — Johannes — Ma-
ler zu Middelburg, verfasstc aus eigenen,
während drcissig Jahren angestellten Be-
157 Gocdenhuizen
iibachtunjren eine „Metamorphosis Natura-
lis'-', oder „historische Beschreibung" der
Würmer, Fliegen und anderer dergleichen
Thierchen, die er auch nach der Natur ab-
zeichnete. Die zwei ersten Theile dieses jetzt
sehr seltenen Werkes wurden 1662 u. 1667,
der dritte , nach s. Tode , von Prof. D e
Mey gedruckt, welcher Gelehrte es einer
lateinischen Uebersetzung würdigte (1668),
und endlich ward dieses Werk (eine , wie
Hr. Van Kämpen bemerkt, seltne Ehre
für ein holländ. Werk) auch ins franzö-
sische übersetzt (Amst. 1700, 3 Th. 8.),
und zu London Ton M. List er abgekürzt.
Bei der Abbildung der äussern Form rich-
tete Goedaart hauptsächlich s. Aufmerk-
samkeit auf Insekten und Vögel. Jedoch
fanden einige s. Ansichten über die Yer-
wandelungen der Insekten Widerlegung
durch Swammerdam.
Goedenhuizen (III.) — Casabona —
Botaniker, der die Carduus Casabonae aus
, dem Orient brachte.
Croens CHI-) — Van — Prof. zu
Utrecht, behauptete 1775 den verfälschten
griechischen Styl der Schreiber des N.
Testaments, ward darüber angegriffen und
genöthigt, sich mit der Autorität von Chry-
sostomus, Erasmus, Camerarius,
Casaubonus u. Hemsterhuys zu ver-
theidigen.
• ©oeree (IV.) — Willem — geb. 1635
zu Middelburg, war Buchhändler u. schrieb
verschiedene nützliche Werke, die von aus-
gebreiteter Belesenheit zeugen, unter an-
dern: „Jüdische Alterthümer" (Amst. 1690
u. 1700, 2 Th. Fol.); „Mosaische Ge-
schichte", 4 Th. Fol. Beide Werke mit
Kupfern ; zwei Fortsetzungen der „Re-
publik der Hebräer" von C u n ä us; ausser-
dem noch „Kirchen - und Weltgeschich-
ten", 4., und einige Werke über die Ma-
ler- und Baukunst.
Golius (III.) — Jacob — aus Ha-
genau, berühmter Orientalist und Prof. zu
Leyden, hatte bereits früher, noch bei Le-
benszeit seines Lehrers Erpenius, eine
niederländische Gesandtschaft nach Ma-
rocco begleitet, und daselbst nicht wenige
Manuscripte aufgefunden, unter andern die
Jahrbücher von Fetz und Materialien für
die Geschichte der Sherifs. Nach Er-
penius Tode besuchte Golius, indessen
Amt er folgte , die Geistesproducte der
Araber noch näher an der Quelle. Eine
Reise von vier Jahren nach Aleppo , Ara-
bien Mesopotamien u. Konstantinopel ver-
Gomarus
158
schallte ihm einen unschätzbaren Vorrath
der ältesten u. seltensten Manuscripte, weil
die Türken s. Kenntnisse als Arzt, die er
uneigennützig anwendete, mit Hochachtung
vergalten, so dass der Sultan ihn sogar zu
s. Geographen erhob. Eine Frucht dieser
Reise war das giosse Arabische Wör-
terbuch, w elches in der Kenntniss dieser
Sprache eine neue Periode eröffnete, und
noch, nach so vielen Fortschritten dieser
Wissenschaft, von den Gelehrten mit Nutzen
gebraucht wird. Auch von der persi-
schen Sprache, die er nicht vor s. 54.
Jahre lernte, schrieb Golius ein vollstän-
diges Wörterbuch, welches dann 1669 zu
London gedruckt wurde *). Im Chine-
sischen hatte er es in der Kenntniss der
Bücher so weit gebracht, dass er im Stande
war, den Atlas von China vermehrt her-
auszugeben. (S. über Golius, Amers-
foordt, „Oratio de studio Litt. Arabica-
rum", Harderw. 1816, p. 13.)
Oolins (III.) — Pieter — Bruder des
Vorigen, wurde katholisch u. Karmeliter,
und war in demjßtndium der arbischen
Literatur nicht miTOer thätig. Er vollzog
eine Mission nach dem Orient , sowohl zu
Aleppo, als in Palästina, stiftete ein Klo-
ster s. Ordens auf dem Berge Libanon,
und wirkte hauptsächlich mit zur Heraus-
gabe der arabischen Bibel zu Rom
(1671). Er starb zu Surate. Seine Re-
ligionsveränderung that der innigen Freund-
schaft beider Brüder keinen Abbruch , und
der Mönch rühmte sich, dass die Achtung
vor dem Namen Golius ihm eine solche
günstige Aufnahme im Orient verschafft
hätte. Er übersetzte ,,die Nachfolge Jesu
Christi" von Thomas a Kempis aus
dem Lateinischen ins Arabische, und aus
dem Arabischen ins Lateinische einen Band
mit arabischen Sprüchen, einen Theil des
Korans u. s. w. (S. Foppens I. 188.)
Cromarus (III.) — Franciscus — aus
Brügge in B^landern. auf den Universitäten
Deutschlands und Englands gebildet, seit
1587 Prediger zu Frankfurt und seit
1594 Prof. zu Leyden, widerlegte das
Schreiben des Arminius gegen den Streit-
punkt der Gnadenwahl u. Verdammung.
Als Moritz auf die Seite der Contra-
*) S. Persisches Lexicon vor Castel-
li's Lexicon Heptaglotloii , Loud. 1G69, 1689,
Fol. oder: Willmet, p. 194. (S. Art. W Ul-
me t.)
159
Gorkum
Graevius
160
R e m o n s t r a n t e n trat , loderte der Kir-
chenstreit in hellen Flammen auf. Die
Synode zu Dordrecht ward zusammenbe-
rufen, die Schüler des Arrainius (Remon-
stranten) Avurden verurtheilt, und die C a 1-
vinische Lehre von Staatswegen einge-
führt. Die Geschichte dieser Streitigkei-
ten ist von beiden Parteien natürlich sehr
verschieden dargestellt. Zu den remon-
strantischen Schriftstellern gehört der alte
Uitenbogaard, zu den Contra-Remon-
stranten Trigland*).
eorkum (VI) — L- M. Van — Verf.
einer „Beschreibung der Stadt u. des Stadt-
gebietes von Turnhout" (Mecheln 1790)
und „Kurze Darstellung von Alt -Nieder-
land" (Brüssel 1789). Beide Werke im
brabanter Dialekt.
Gorlaeus (HI.) — Abraham — geb.
1549 zu Antwerpen, lebte später zu Delft,
wo er 1609 starb, erwarb sich um Mün-
zen , Ringe u, geschnittene Steine der Al-
ten einiges Verdienst. (Foppens, I. 1,
2. Wachler, B. I. Abth. 2. S. 711.)
Ooropins (II.) --^Johan — (Beca-
nus) geb. 1518 zu Ifflvarcnbeek, gest.
1572, schrieb über den „Ursprung von
Antwerpen", u. fand sowohl die nieder-
länd. Sprache als auch die Philosophie des
Orpheus in der Arche des Noah. (Fop-
pens, II. 649. Er hiess eigentlich Jan,
u. war aus Gorp, einem Weiler bei Hil-
varenbeek , gebürtig )
Oorter iV.) — David De — Prof.
zu Harderwijk u. Leibarzt der Kaiserin
von Russland, gab 1749 einen „kurzen Be-
griff" u. ein „System der Arzneikunde"
heraus. (Er unterwarf nicht allein die
Muskeln, sondern auch die andern Kör-
pertheile dem Naturgesetz, u. unterschied
sich dadurch von Boerhave, der das
Lebensprincip der Alten zwar nicht, wie
Stahl, für die Seele, aber doch auch
für nicht ganz körperlich hielt.) Ausser-
dem lieferte er auch eine Beschreibung der
inländischen Gewächse.
') Uitenbogaard' 8 Kirchengeschichte er-
schien zu Rotterdam 1647. Der Verf. starb,
nach merkwürdigen Schicksalen, als remonstran-
tischer Prediger im Haag 1644, in einem Alter
von 87 Jahren. Sein Gegner Trigland,
aus \ ianen , war Prediger zu Amsterdam v.
IfilO — 1634., hierauf Prof. zu Lejden, wo er,
71 Jahre alt, 1654 starb. Seine Kirchen ge-
schieht en erschienen zu Leyden 1650.
Goudtaoeven (III.) — WouterVan —
Verf. einer „Chronik von Holland", die
von 1449-1620 geht u. von De Clerc
bis 1636 fortgesetzt wurde.
Ooudoever (VI.) — Antoni Van —
zuerst Rector zu Zwolle, trat, als Pro-
fessor nach Utrecht berufen , 1816 s. Amt
mit einer Rede: „De antiquis historicis cum
recentioribus comparatio" an. Unter s.
Lehrer und nachherigen Collegen Van
Heus de vertheidigte er 1803: „Disputa-
tio Phiiologica de Polybii laudibus".
C^otidriaan (VI.) — Adriaan*Fran-
9ois — Wasserbaukundiger.
^oudriaan Arieszoon (VI.) —
B. — Wasserbaukundiger.
Crovertsz. S. Nemius.
«raaf (IV.) _ R. De — Arzt zu
Delft, entdeckte die Kunst, in die Gefässe
einen gefärbten Stoff zu spritzen, um den
Umlauf des Blutes zu zeigen.
Oraevius (IV.) — Jan George —
geb. 1632 zu Naumburg, gest. 1703, ge-
bildet in Sachsen u. zum Theil zu Deventer
unter Jan Frederik Gronovius, u.
zwei Jahre lang zu Amsterdam unter Mo-
rus u. Blondei, ward Professor 1656
zu Duisburg, 1658 statt s. nach Leyden
berufenen Lehrers Gronovius zu Deven-
ter, u. 1661 zu Utrecht, wo er, ungeach-
tet wiederholter Rufe nach Amsterdam,
Leyden, Venedig u. Heidelberg, blieb. Er.
war ein Gelehrter von sehr liebenswürdi-
gem Charakter, wie dies s. Devise : „si ^is
amari ama", u. die von einem Gelehrten
ihm gesetzte Grabschrift : „er war der
vorzüglichste Gelehrte s. Zeit, nach Aller
Urtheil , ausser dem seinen" , bezeugen.
Seine Zuhörer trugen ihn auf ihren Schul-
tern zu Grabe. Broekhuizen nennt
ihn einen grossen, ja den ersten
Mann in der classischen Litera-
tur; Düker: das Haupt der Ge-
lehrten s. Zeit; Fabricius: einen
Mann, über alles Lob erhaben und
von ausserordentlicher Gelehr-
samkeit. (S. Bayle, „Lettres", T.'lL
p. 375. Burman „Traject. Erudit.",
p. 112 — 116.' Saxe, „Onomast." T. V.
p. 35, 36. 39.) Seine Sammlung der röra.
Alterthümer erschien unter dem Titel :
Graevii, ,, Thesaurus Antiquitatum Ro-
manarum", Ultr. et L. B. 1694 — 1699;
Venet. 1732, XII. Vol. Fol. Ausserdem
besorgte G r a e v i u s eine Ausgabe folgen-
der Autoren, mit Anmerkungen sowohl von
sich als von Andern: Lucian's Soloe-
IUI
Gramniaije
Gravesande
(02
cista (1648), Hesiod (1649), Justin
(1649), Sueton (1672), Florus (1680),
Catull, Tibull und Properz (1680),
Cicero's Briefe (1677), namentlich die
ad familiäres (nochmals 1693, und mit den
Noten von ihm allein 1689, 11 Theile in 12.)»
die an Atticus (1684, ebenfalls in 11
Theilen ) , Cicero's Abhandlung über
die Pflichten (1688) und dessen Reden
(1699 ; alle diese Werke des lat. Redners
nicht allein mit s. eigenen Anmerkungen,
sondern auch mit denen früherer Gelehr-
ter). Ferner: Julius Cäsar (1697) mit
den Erklärungen von Dionysius Vos-
sius, nebst verschiedenen Werken von
Meursi US, Petit, Ferrarius, Juuius,
Hu et u. A. Sein Augenmerk war, nach
Homer, Philostratus und die Politik
des Aristoteles herauszugeben, aber er
wurde darin, wie in der Biographie von
Wilhelm III., wozu er mit einem Jahr-
gehalt von 1000 Gulden angestellt war,
durch den Tod unterbrochen. (S. Bur-
manni Traj. Eiud., p. 116 — 121.)
Grammaije (HI.) — Jan Baptist —
von Antwerpen , doch aus einem geldern-
schen Geschlechte, Geschichtschrei-
ber der Südniederlande, ein uner-
müdeter Forscher, der die historischen
Quellen in s. Vaterlande aufspürte , Hol-
land, Deutschland, Italien u. Spanien be-
suchte , von Seeräubern gefangen , ver-
schiedene Gegenden Afrika's sah , die er
auch beschrieb, nach s. Rückkelu- von den
Erzherzögen mit Eiiren überhäuft wurde,
sodann noch einmal Mähren, Schlesien u.
andere Theile von Deutschland bereiste,
starb 1631. Seine „Geschichten u. Alter-
thümer von Namur" entsprachen jedoch
nicht den von ihm gehegten Erwartungen,
indem er z. B. die Grafen von Namur bis
zur Zeit Salomo's hinaufführt. Ueber
Brabant u. Flandern u. deren Städte, ins-
besondere Breda , über Mecheln und Ka-
merijk erschienen s. Untersuchungen zu
Löwen 1708 in 2 Theilen, Fol. Auch bei
diesem Historiker muss man, so wie bei
vielen brabanter Geschichtsforschern s. Zeit,
keine grosse Gelehrsamkeit u. Mittheilung
wichtiger Berichte suchen, die jedoch unter
einer Menge von Märchen u. auch wohl
Unwahrheiten ^die sie auf guten Glauben
annahmen) , begraben sind. Seine Berichte
über andere Welttheile tindet man in s.
„Diarium Argilense", Ath 1622, 8.; „Afri-
ca illustrata" , Tornh. 1622 ; „Asia sive
Historia Universalis Asiaticarum Gentium
et Rerum domi forisque gestarum'" (!),
Antw. 1604, Francof. 1611, 4. (S. über
ihn Foppens, I. 568^ — 570. De\yez,
,,Hist. particuliere des Provinces Bclgi-
ques'-, T. III. p. 276, 277.)
Crratama (VI.) — Seerp — geb.
1757, seit 1783 zuerst Advokat, dann Kauf-
mann zu Harlingen, 1798 nach Harderwijk
u. 1801 als Prof. des Naturrechts nach
Groningen berufen (s. ausführlich: „Ga-
lerie historique des Contemporains"', T. V.
p. 194, 195), ist durch eine Menge juristi-
scher Schriften, unter andern durch s. An-
trittsrede zu Hardei'wijk „über die späte
u. wenig fortgeschrittene Bildung der Rö-
mer, wie a"US ihren Gesetzen zu ersehen",
u. später durch s. „Juristisches Magazin"
bekannt geworden.
€rraven\reert (VI.) — J. Van 's —
übersetzte mit Glück Homer's Iliade u.
Odyssee in holländische Verse.
Crravesande (V .) — Willem Jacob 's
— geb. 1688 zu Herzogenbusch, schien sich
zuerst den schönen Wissenschaften zu wid-
men, denn er begann 1713 im Haag ein
Journal Litteraire, welches er bis 1722
fortsetzte. Im J, 1715 ging er als Ge-
heiraschreiber der niederländ. Gesandtschaft
nach London, wo er sich mit Newton's
Philosophie bekannt machte. Hierauf ward
er 1717 als Prof. d. Mathematik u. Astro-
nomie an die Univei'sität zu Leyden be-
rufen, wo er eine Antrittsrede; „De Ma-
theseos in Omnibus scientiis, praecipue Phj -
sicis usu, nee non de Astronomiaeperfectione
ex Physica haurienda" hielt. Er war der
Erste, welcher sich das Verdienst erwarb,
Newton's Philosophie auf dem Continent,
■v^enigstens in Niederland einzuführen. Schon
1720 (Newton lebte noch) gab er s.
„Physica Elementa Mathematica experi-
menlis confirmata sive Introductio ad Phi-
lüsophiam Newtonianam" (L. B. 1720, 1721,
II Vol.) heraus, welche 1725 u. 1742
wieder gedruckt u. 1723 zum Gebrauche
der Universitäten abgekürzt wurden (auch
diese Abkürzung wurde 1728, und von s.
Zuhörer Allamand 1744 wieder abge-
druckt, so wie auch ins Französische u.
Holländische übersetzt. Diese Elementa
physica werden einen ausschliesslichen Werth
behalten, weil darin Alles auf mathema-
tische Beweise gegründet ist. 1727 gab
er „Anfangsgründe der allgemeinen Ma-
thematik" heraus. 1730 ward ihm der Un-
terricht der bürgerlichen u. Kriegsbaukunde
in der holländ. Sprache, u. 1734 der Lehr-
163
Greeve
Gronovius
164
stuhl der Philosophie übertragen , ^vorauf
er 1736 eine „Einleitung in die Philoso-
phie, umfassend Logik u. Metaphysik"
herausgab *). Hierin lag jedoch s. Stärke
nicht, aber wohl in der „Experimental-
physik", die erst seit s. Zeit in Nieder-
land über alle Muthmassungen u. Hypo-
thesen den Sieg davon getragen hat. Sein
,,follis hydrostaticus" gab eine sichtbare
Vorstellung von den Gesetzen des Gleich-
gewichts der Flüssigkeiten. Seine Werke
verbreiteten grosses Licht über verschie-
dene Zweige der Naturkunde. So ist z. B.
Das, was er in s. nachgelassenen Werken
über die Luftpumpen sagt, noch das
Beste, was man über die Theorie dersel-
ben hat. Er besass in hohem Grade die
Gabe , Werkzeuge zu erfinden oder zu
verbessern, um abstracte Lehrsätze der
Physik anschaulich vor Augen zu stellen.
Auch erwarb er sich grosse Verdienste um
den Wasserstaat, indem er mit s, Collegen
Wittichius u. dem Geometer Cruquius
einen Plan zur Correction der Merwe ent-
warf, 's G r a V e s a n d e starb 1 742. (S.
„Oeuvres Philosophiques et Mathematiques
de M. G. J. "s Gravesande, ressemblees
et publiees par J. N. S. Allamand, qui y
a ajoute Thistoire de la vie et des ecrits
de VAuteur", Amst. 1774, 4., 2 Vol.)
Greeve (VI.) — Egbert Jan — um
1754 zu Deventer geboren, glänzte als
Orientalist zu Franeker. Er war Selbst-
denker u. glaubte das lange gesuchte Maass
in den hebräischen Gesängen, besonders in
den Schriften der Propheten , gefunden zu
haben. Schon zu Deventer gab er (1788
in 4.) die letzten Capitel von Hiob mit
Anmerkungen heraus , und fügte eine Ab-
handlung über die hebräischen Sylben-
maasse, namentlich die von Hiob hinzu.
Später wandte er s. System auf J es a las,
JVahum u. Habakuk, begleitet mit einer
lat. u. holländ. Uebersetzung, an. Gelehr-
te ersten Ranges betrachten jedoch s.
System als eine scharfsinnige, aber einer
Grundlage ermangelnde Hypothese. Er
starb 1811. Sein Freund Feith, der
•) S. Saxe, Onomast. T. VI. p. 225, 226.
Te Water, Narratio de Acadeinia, Lugd.
Batav., p. 207. J. N. S. Allamand, Oratio
de vero Philosopho. Dictionnaire historiqnc
de Prosper Marc band, T. 11. p. 214— 248.
J. F. Von Cappella, „Beiträge zur Ge-
schichte der Gelehrsamkeit u. Wissenschaften
in NicdcTland", Amst. 1802, p. 200 — 297.
Dichter, ehrte s. Gedächtniss durch eine
kurze Lobrede (jedoch niclit unter diesem
Titel).
Crregporius Von St. Vincenz (HL)
— . . . — geb. 1584 zu Brügge, trat 1604
in den Orden der Jesuiten und starb 1607
zu Gent. Er lehrte Mathematik zu Lö-
wen, und bemühte sich vergebens, die Qua-
dratur des Zirkels zu finden, machte aber
bei dieser Gelegenheit mehrere nicht un-
wichtige Entdeckungen.
Grelee (L) — Jaquemar — geb. 1290
zu Ryssel in Flandern , schrieb beissende
Satyren in französischen Versen gegen die
Grossen u, Geistlichen. Am Ende s. Bu-
ches sieht man Fortuna's Rad, über wel-
chem ein Fuchs steht, mit Hochmuth u.
List auf beiden Seiten, die ihm versichern,
dass er nicht fallen wird , da er zwei
Geistliche neben sich habe.
Crronovius (Hl.) — Jan Frederik —
geb. 1611 zu Hamburg, begab sich mit
2i Jahren nach Groningen, um unter Mat-
theus die Rechte zu studiren, unternahm
gelehrte Reisen nach Holland, England,
Frankreich u. Italien, und wurde zuerst
an das Athenäum zu Deventer, dann an
die Universität zu Leyden berufen , wo er
sich durch s. Gelehrsamkeit u. kritische
Bearbeitung der Alten grossen Ruf er-
warb. 1639 erschienen s. „Observationes"
in 3 Theilen zu Leyden, 1643 s. Werk
„über die Sestertien der Römer", dann
Aulus Gellius, 1665 Livius, 1682
Seneca's Trauerspiele und 1680 s. Aus-
gabe von Hugo de Groot's Werk: „de
Jure Belli et Pacis", nicht zu gedenken
vieler kleinerer Schriften. Sein Livius
wird , sowohl was Kritik des Textes , als
die Noten betrifft, für s. Meisterwerk ge-
halten. Er war für Livius, was Lip-
sius für Tacitus und N. Heinsius für
Ovid war. (S. Biblioth. Lat. Fabricii.
T. I. p. 285.)
Oronovius (IV.) — Jacob — (Jan
Frederiksz.) geb. zu Dordrecht, Prof. d.
Geschichte 1672 zu Pisa und 1679 zu
Leyden, wo er 1716 starb. Broekhui-
zen, Burman und andere competente
Richter stellen ihn , was Gelehrsamkeit
betrifft, tief unter s. Vater (s. den vorigen
Art.) Er machte sich durch Herausgabe
folgender Autoren bekannt : P o 1 y b i u s
(1670), eine s. besten Ausgaben, die s.
Ruhm begründete; Tacitus (1673), Li-
vius (1679), Pomponius Mela (1685),
Cicero (1692 vollständig, nur die Ausg.
105
Gronovius
Groot
166
V. Gruterus einigermassen revidirt und
bequemer eingetheilt) , A ra ni i a n u s M a r-
cellinus (1693), Makrobius (1694),
Harpokration (1696), die alten (sog.
kleinern) Geographen (1697), Sueton
(1698), Phädrus (1703), Arrian (1704),
Gell i US (1706), die Kirchenväter Mi-
nucius Felix und Cyprianus gegen
die Abgötter (1709), und noch viele an-
dere kleinere Schriften (s. Saxii Ono-
mast. T. V. p. 179 — 183, worin auch zum
Theil s. Gelegenheitsschriften genannt sind.
Er hatte mit Perizonius einen heftigen
Streit über das griech. Wort, welches für
das Aufhängen des Judas gebraucht
ist!!!). Wie Grävius um die röm. Al-
terthümer, so machte sich Gronovius
um die griechischen durch s. „Thesaurus
Graecarum Antiquitatum" (L. B. 1697,
1702, XII Vol. Fol.) verdient. Auch als
Rechtsgelehrter zeichnete er sich aus durch
s. ,.Histona Pandectarum authentica"(1685,
1730) und durch die Vergleichung der
florentinischen Handschrift der Pandekten,
zu welchem Zweck er s. Reise nach Italien
unternahm.
Crronovius (V.) — Abraham - Sohn
des Vorigen, gest. 1775, gab Justin (1719,
2. Ausg. 1760), Pomponius Mela (1722,
1748), Aelian, die Variae Historiae
(1731), die Natura Animalium (1744)
und Pomponius Mela (1743), meist
mit Anmerkungen von Andern, heraus.
Crroot (11.) — Gerrit — eigentlich
Geert Groote (Gerardus Magnus), geb.
1340 zuDeventer, studirte zu Paris, ward
daselbst Magister der freien Künste, er-
hielt zu Köln u. Aachen das Amt eines
Kanonikus, legte sich auf scholastische
Philosophie und die sogen, schwarze
Kunst, verbrannte jedoch nach einer zu
Deventer überstandenen Krankheit die hier-
auf bezüglichen Bücher. Er legte s. Ka-
nonikat nieder , blieb einfacher Diakonus
und predigte in der Landessprache unter
allgemeinem Zulauf eine reinere Moral, wo-
durch er sich von den Mönchen Verfol-
gung zuzog. Dies und s. schwacher Kör-
per nöthigten ihn, s. Predigen aufzuge-
ben. Er widmete sich nun allein dem
Jugendunterricht, der in Mönchslatein u.
Griechisch bestand , und die Bibel , die er
unentgeltlich vertheilte , war der Zweck
s. Unterrichts. Auch gab er in einer be-
sondern Anstalt jungen Mädchen Beschäf-
tigung in Handarbeiten. Er starb erst
44 Jahre alt, und vermachte s. ansehn-
liches Vermögen der Brüderschaft: Pratres
in commune viventes, so wie s. für die
damalige Zeit bedeutende Bibliothek, durch
welche die Kenntniss der Bibel und der
profanen Schriftsteller sehr vermehrt ward.
Aus der von ihm schon 1730 gestifteten
Schule zu Deventer, welche mit der be-
rühmten gröningschen Schule wetteiferte,
und an der im 15. Jahrh. Hegius, der
Lehrer des Erasmus stand, gingen viele
berühmte Männer hervor, z. B. Papst H a-
drian VI., R. Langius, Cäsarius
(s. Saxe, Onomast. T. III. p. 102 und
Bayle in voce) und Ascursius, ein
gelehrter Buchdrucker (s. Delprat, in
dem Rec. auf der Recens. , Nov. 1823,
S. 433 — 447).
«root (III.) — Hugo de — geb. 1583
zu Delft, bezog schon in s. zwölften Jahre
die Universität zu Leyden , disputirte in
s. vierzehnten zur Bewunderung der gröss-
ten Gelehrten , die ihn damals schon mit
Erasmus verglichen, wurde, als er 1598
Oldenbarneveld nach Frankreich be-
gleitete, von Heinrich IV. mit dessen
Bildniss u. einer goldenen Kette beschenkt,
zeigte sich schon frühzeitig als ausseror-
dentlicher Kritiker und lateinischer Dich-
ter, und, nach s. Verheirathung mit Ma-
ria von Reigersbergen im J. 1608,
durch die Abhandlung: „de Mare libero"
als zukünftigen Gesetzgeber des Staats-
rechts. Hier führte die Vaterlandsliebe
ihn zur Aufstellung unbestreitbarer Wahr-
heiten. In der Schrift : „de Antiquitate
Reip. Batavicae" (Lugd. Bat. 1610, 4.)
Hess er sich zu der unrichtigen Behaup-
tung verleiten, dass Niederland stets, selbst
von fränkischen und spätem Fürsten un-
abhängig gewesen. De Groot, für diese
Schrift von den Staaten, denen er sie wid-
mete, belohnt, erhielt 1611 von den Ge-
neral-Staaten den ehrenvollen Auftrag, die
Geschichte der Republik zuschreiben,
den er mit Enthusiasmus annahm, so dass
dieses grosse Werk, wie Casaubonua
berichtet, bereits 1613 vollendet war. Doch
die Kirchenstreitigkeiten beraubten die Welt
noch lange dieses Geschenkes, Man weiss,
wie sehr De Groot darein verwickelt war.
Wegen s. unablässigen Bemühungen, diese
Streitigkeiten zu beenden , wurde er mit
Oldenbarneveld und Hogerbeets
ins Gefängniss gesetzt und mit Letzterra zu
ewiger Gefangenschaft verurtheilt, worin
er jedoch nicht aufhörte, für Christenthum,
Wissenschaft und Vaterland zu arbeiten.
6 *
167
Groot
Groot
168
Durch die Klugheit s. musterhaften Gattin
aus Loevestein befreit , arbeitete er in
Frankreich s. Apologie , unter dem Titel :
„Apologeticus eorum, qui HoUandiae West-
frisiaeque et vicinis nationibus ex legibus
praefuerunt ante quae evenit" (1618. Par.
1622, zu Hoorn holländisch) aus, deren
Gründe s. Verfolger nicht widerlegen, wohl
aber das Werk verbieten und Lebens - u.
Vermögensstrafe gegen den Verf. ausspre-
chen konnten. Richelieu 's Feindschaft
— vielleicht niedrige Eifersucht auf un-
erreichbare Grösse — beraubte De Groot
der ihm verliehenen Pension von SOOOLivres.
Er begab sich daher wieder ins Vaterland,
und hoffte, dass der Groll geschwunden
sein würde, welches aber nicht der Fall
war, weshalb er, ungeachtet Hooft's
Vermittelung, den edlen Verbannten im
Lande zu behalten, 1631 nach Deutschland
fliehen musste. Zu Hamburg wurde er von
dem schwedischen Reichskanzler Oxen-
stierna, der ihn (namentlich wegen s.
Werkes „de jure Belli et Pacis") zu wür-
digen wusste, zum Gesandten in Frank-
reich ernannt. Diesen Posten bekleidete
er von 1635 bis 1645 mit Eifer u. Treue ;
doch als er durch einen ihm beigegebenen
Agenten in s. Ehre sich gekränkt fühlte,
nahm er s. Abschied , kam selbst nach
Schweden, starb aber, auf der Rückreise,
nach einem ausgestandenen Sturme, zu
Rostock. Solch ein unstätes Leben , so
viele Widerwärtigkeiten musste der Mann
in s. Verbannung aus dem Vaterlande er-
dulden, der die Perle an Niederlands Eh-
renkrone war ! Sollte man nicht denken,
dass dieses ihn mit Bitterkeit gegen das-
selbe erfüllen, und die Geschichte des Va-
terlandes, an welcher er s. ganzes Leben
hindurch arbeitete, namentlich die Ge-
schichte von Prinz Moritz, dem Haupt-
urheber s. Unfälle , einige Spuren davon
getragen haben musste? Bei gewöhnlichen
Geistern wäre dies natürlich gewesen und
würde sogar bei ungewöhnlichen Menschen
einige Entschuldigung finden; doch Hugo
De Groot war über allen Hass erhaben.
Die „Jahrbücher" und „Geschichte von
Niederland", wovon jene eine kurze Skizze
der Umwälzung, von ihrem Anfang bis zur
Regierung von INI o ritz, letztere diese
Regierung selbst bis zum Waffenstillstand
(1588 — 1609) enthalten, strömen nicht
allein in dem Lobe der Anfänge, welche
die Republik gründeten , sondern auch in
dem der nassauischen Helden über. Es
ist sogar merkwürdig, dass De Groot in
s. fünf Jahrbüchern (deren einziger Fehler
ist , dass sie zu kurz sind) , die Thaten
Wilhelm I. nur berührt ; in s. achtzehn
Geschichtsbüchern dagegen die preiswür-
digen Kriegsthaten des Moritz ausführ-
lich meldet. Erst nach s. Tode kam die-
ses Denkmal des Genies („Annales et Hi-
storiae de Rebus Belgicis" , Amst. 1657,
Fol. 1658 , 8. , bei Blaau) , gepaart mit
tiefer Gelehrsamkeit und unermüdlichem
Fleisse, heraus, und wurde durch s. Sohn
den Staaten von Holland gewidmet (so
waren die Zeiten verändert ! ). Da die Be-
gebenheiten vor 1588 nur kurz angeführt
werden, so macht das Werk von Hooft
mit dem von De Groot ein treffliches
Ganzes aus, indem es von 1555 bis 1609
geht. De Groot ist, so wie Hooft,
dem Style des Tacitus gefolgt und des-
halb hie und da wohl ein w enig dunkel ; doch
lohnt es sich der Mühe, die man anwen-
den muss, um den Sinn zu ergründen, denn
dieser Sinn ist meist tief und wahr. (S.
Wach 1er, Gesch. d. histor, Forschung
u. Kunst, p. 784-788.) Unparteilich-
keit zeichnet ihn über Alles aus , und
gleichwie der grosse Mann in der Religion
jeder Partei gab, was ihr zukam, und bei
den Katholiken das Gute nicht übersah,
so dass er gern eine Vereinigung der Chri-
stenheit bewirkt hätte; so liess er auch
den Spaniern und Spanischgesinnten mehr
Recht widerfahren , als irgend ein Schrift-
steller der Republik. Mit einem Worte,
er hatte sich auf jene Höhe geschwungen,
von welcher ein Geschichtschreiber auf die
Thaten der Menschen herabschauen muss.
Welcher von den Historikern hat schöner
die Ueberwinterung auf Nowaja - Semlae,
die Schlacht bei Nieuwpoort beschrieben?
Bentivoglio will in dieser letztern zu
sehr Dichter sein; De Groot beschreibt
diese Schlacht ganz nach Art der Alten.
Auch in der Erzählung des zwölfjährigen
Waffenstillstandes erkennt man den Staats-
mann w ieder. De Groot schrieb auch
eine besondere Geschichte der „Belagerung
von Grol" im J. 1627. — Als Alterthums-
kenner, Literat u. Patriot gab De Groot,
nachdem er 1597 den Doctorhut empfan-
gen hatte , zwei Jahre darauf s. Anmer-
kungen zu dem schweren Martianus Ca-
pe IIa, eine lateinische Uebersetznng eines
Werkes von Stevin: ,, über die Hafenauf-
findung", 1600 den Aratus und Anmer-
kungen zu Lucanus, 1623 Stobaeus mit
169
Groot
Groot
170
einem Anhange dramatischer giiechisclier
Fragmente heraus. Die lange Vertheidi-
gung von Ostende begeisterte ihn zu einem
t reiflichen Heldengesang, nach Art einer
Prosopopöe der belagerten Stadt. In s.
,,Adaraus exul" (mit einigen andern heili-
gen Gedichten 1601 unter dem Namen
Sacra herausgegeben) versuchte er eine
neue Art von Trauerspiel, aus unsern heil.
Schriften entlehnt, worin Vondel später
so sehr sich auszeichnete, während dasselbe
Trauerspiel gewissermassen Milton das
Muster zu s. verlorenen Paradiese gab.
Sein ,, Christus patiens" (leidender Christus)
war ein zu erhabener Gegenstand für das
Trauerspiel; auch erlagen s. Kräfte dar-
unter. Aber in dem ,,Sophampaneas" oder
„Joseph am Hofe", so schön von Vondel
übersetzt, begünstigte der dramatische Stoif
s. Dichtertalent. Er umschrieb poetisch
die Geschichte von Jonas und andere
Bibelstellen. Auf diese Weise besang er
die Religion imd deren Helden; aber auch
das Vaterland erwärmte s. edle Brust. Er
verherrlichte in s. j,Silvae" die nassaui-
schen Helden, den Freiheitskrieg (nach
Bor), die Belagerung von Leyden , die
Schlacht von Nieuwpoort, den Prinzen Mo-
ritz, die letzte Seeschlacht von Heems-
kerk, den Waffenstillstand. Wir spre-
chen nicht von s. andern vermischten Ge-
dichten , worin er unter andern die Be-
schäftigungen des gewöhnlichen Lebens u.
den täglichen Hausrath auf das Glück-
lichste in lateinische Verse einzukleiden
wusste, bemerken aber nur noch mit einem
Worte, dass s. Uebersetzung der zwei
griechischen Trauerspiele von E u r i p i de s :
Phoenissae u. Hippolytus, welche noch bei
s. Leben , und die der „griechischen An-
thologie", welche erst 1795 von Jeronyrao
De Bosch herausgegeben wurde, von
gründlicher Kenntniss beider Sprachen nicht
allein, sondern auch von einem feinen poe-
tischen Gefühle zeugen , das die Schön-
heiten der Alten zu fühlen und fühlen zu
lassen verstand *). Im Allgemeinen war
•) Ueber die Bildung und literarischen Ver-
dienste De Groot'a findet man viel Gutes,
unter Anderen, bei Meerman, in der Vor-
rede zu dessen übersetzter (und zugleich im
Originale herausgegebener) ,,Vergleichung der
Republiken", Harl. 1801. und in der vortreff-
lichen Lobrede von Cras auf De Groot's
g;i>-Ghische Anthologie. Der I. Thei! erschieu
De Groot's Geist so ganz von d ALeetü-
re der Alten durchdrungen, dass er in den
meisten seiner Schriften, wo der Gegen-
stand solches nur einigermassen erlaubte,
reichliche Beispiele aus denselben darein
verflocht, auf die Weise wie Plutarchus
und Montaigne, welches ihm jedoch
von Einigen den Tadel zuzog, dass er
mehr Literatur als Philosophie besässe. —
Hugo De Groot, der wegen s. unpar-
teiischen Betrachtung aller Religionssyste-
me von einigen Eiferern für einen Katho-
lischgesinnten, für einen Socinianer, ja für
einen Gottesleugner gehalten wurde, wandte
in der Verbannung, ungeachtet s. mannig-
faltigen juristischen , archäologischen und
andern Arbeiten, s. Zeit dazu an, die Er-
klärung der heil. Schrift auf die gramma-
tische Erklärung und den Zusammenhang,
nicht auf Systeme oder scholastische For-
men zu gründen. Seine Anmerkungen zum
A. und N, Testament, besonders zum Evan-
gelisten Matthäus *), waren , wie s.
1795, der II. 1797, der III. 1798 und enthält
den Text der Anthologie mit der Uebersetzung
von Grotius. Der IV. Th. erschien nicht
vor 1810, und enthält, ausser den Anmerkun-
gen von Salmasius (der De Groot's lite-
rarische Verdienste angriff , dafür aber von
V 0 n d e 1 ' 8 scharfer Geissei in dem bekann-
ten Verse :
O Farizeeusche grijns, met schijngeloof ver-
nist, etc.
gestraft wurde), auch einen Theil des Com-
mentarius von De Bosch, wovon die Fort-
setzung und der Schluss nach s. Tode von Prof.
Van Lennep in einem V. Th. herausgegeben
ist, der noch Supplemente u. Register hinzugefügt
hat. — Ueberall führt De Bosch die Ver-
dienste De Groot's als Uebersetzers mit
Feuer und Herzlichkeit an; er sagt in s. Zu-
eignung an Heyne vor dem II. Th. , dass
diese ausführliche Art der Ueberarbeitung mit
vollkommener Beibehaltung des Sinnes, so dass
das Original in der Uebersetzung neue An-
muth und Zierde erhält, als über die Kräfte
des menschlichen Verstandes gehend betrachtet
werden müsste , wenn nicht De Groot's Ge-
nie die Möglichkeit davon bewiesen hätte.
*)^De Satisfactione Chrifti, advcrsus Soci-
num , 1617. Annotat. in Vetus Testamentum,
3 Vol. Paris. 1614. In IV. Evangelia, Amst.
1644. In Acta et Epistolas Apostolorum, Paris.
1646. In Epistolas Canonicas et Apocalypsin.
Amst. 1630. Opera omnia Theologica , Amst.
apud Blaau , 1670.
ni
Groot
Groot
172
früherii0in(l spätem erklärenden Werke,
und s. Abhandlung über den „Antichrist",
der Anfang einer unparteiischen Erklärung
der heil. Bücher, und nachdem mit dem
Tode des grossen Älannes Neid und Par-
teilichkeit beschwichtigt wai'en *) , erkann-
ten alle wahre Gelehrte in ihm den grossen
grammatischen Erklärer , obschon s. Mei-
nung hinsichtlich des Antichrists und der
Bedeutung der Propheten keineswegs über-
all Eingang fand. Doch es war nicht
allein als V er besserer der theologi-
schen Studien**), sondern auch als
Vertheidiger des Christenthums, dass
Hugo De Groot alle Gelehrte s. Zeit
hinter sich Hess. Sein im loevensteinschen
Kerker und zum Gebrauche der niederlän-
dischen Seeleute verfasstes Gedicht: „Be-
weis für die wahre Religion" , trug er in
lat. Prosa über, unter dem Titel: „Be-
weis für die Wahrheit der christlichen Re-
ligion" , ein Werk , w elches zweimal ins
Französische, ins Holländische, Englische,
zweimal ins Deutsche, ins Dänische, Grie-
chische, Persische (durch die katholischen
Missionäre nach dem Orient) , Arabische
(durch Pococke, auf Kosten von R.
Bayle), Malaiische, Chinesische u. s. w.
übersetzt ist. De Groot zeigt darin zu-
erst den später so oft mit gutem Erfolg
betretenen Pfad, die Wahrheit und Gött-
lichkeit des Christenthums aus Thatsachen
zu beweisen , und das Aeussere mit dem
innern Beweise zu vereinigen. Obgleich
denn auch sein letztes Capitel (gegen die
mahomedanische Religion, welche man da-
mals noch sehr mangelhaft kannte) weniger
befriedigend ist, so war er dagegen, wenn
über jüdische Lehrsätze gesprochen wird,
ganz auf seinem Gebiete; vielleicht hat er
jedoch in den beigebrachten Thatsachen
aus den Kirchenvätern ein wenig zu viel
auf ihre Autorität vertraut. — Auch als
Rechtsgelehrter nimmt De Groot, na-
mentlich in der Theorie des Rechts,
eine der ersten Stellen ein. Sein Werk:
„de Jure Belli et Pacis" erschien zu Paris
1625, 4. (Amst. 1632, 1642, 8. und un-
zählige Male nachher*). Gustav Adolf,
der grösste Held s. Zeit und dabei ein
vortrefflicher Staatsmann, bediente sich
desselben als Handbuch und nahm es stets
in s. Zelt mit. In ganz Europa ist dieses
Werk ein Orakel , nicht allein der Ge-
lehrten, sondern auch der Cabinette in Be-
ziehung auf Völkerrecht gew orden , und
hat zu einer Menge Erklärungen inner-
und ausserhalb der Niederlande Veranlas-
sung gegeben, worunter die des Prof. Bar-
be} rac zu Groningen zu den besten ge-
hört**). Einige tadeln in demselben eine
Menge Allegate, die mehr von der Bele-
senheit , als von dem eigenen Urtheile des
Verf. zeugen sollten , wiewohl dieselben,
auch nur als Beiträge zur Geschichte von
der Denkweise der Völker über Contro-
versen des Rechts, noch immer von Wich-
tigkeit sind. Rousseau hat De Groot
in s. ,,Contract social" heftig angegriffen
und beinahe als Feind liberaler Grund-
sätze ausgeschrieen. Doch Rousseau war
ein Freund der Freiheit auf dem Papiere
und schrieb viel Überdieselbe; De Groot
war es in s. Herzen und wTisste für sie
Gefängniss und Verbannung zu ertragen.
Kurz vorher, als er so die Grundsätze des
Völkerrechts entwickelte, hatte er (noch
in dem loevensteinschen Kerker) das po-
sitive Landrecht von Holland auf eine
Weise vorgetragen, die jetzt noch als Mu-
ster betrachtet wird. Diese „Einleitung
in die holländische Rechtsgelehrsamkeit"
ist in der Landessprache behufs ausüben-
der Rechtsgelehrter und Sachwalter ge-
*) Wie sehr De Groot, noch ausser a.
politischen Verfolgung im Vaterlande , Neid u.
Lästerung verfolgten, darüber s. Bayle, Art.
Gro ti U8.
**) Prof. Van Voorst, einer der ersten
jetzigen Ausleger von Europa, erkennt De
Groot als Ausleger der H. S. die erste Stelle
zu, und vergleicht ihn, in der trefflichen la-
teinischen Rede über diesen Gegenstand , mit
£ rn e 8t i.
*) Es vrar Ludwig XIIL gewidmet. Man
hat von demselben eine deutsche und hollän-
dische , zwei englische , zwei französische und
eine schwedische Uebersetzung (S. Biographie
De Groot's von Brandt und Catten-
burch u. „Biogr. uiederl. Männern. Frauen",
IL 11.). Zu Rom wurde das Buch zuerst gün-
stig aufgenommen und gelesen; doch der Geist
der Finsterniss siegte auch in diesem Falle
und stellte dasselbe auf die Liste der verbo-
tenen Bücher, wegen falscher Lehrsätze,
wegen Unwahrheiten, Wucher und
des Haltens von Kebsw eibern. S.
Foppen 8, T. I. p. 493.
*•) De Groot mit Noten von B a rb e y r ac,
in 8. (2. vermehrte Ausg. 1735).
173
Groot
a rutcrus
174
schrieben *). Man sagt, dass dieselbe zu-
erst zur Unterweisung s. Dieners W. Van
De Vjcide bestimmt war. Zwei Jahr-
liunderte haben den Werth dieses vortreff-
lichen praktischen Werkes nicht vermin-
dern können; der berühmte Prof. Van De
Kressel gebrauchte es als Leitfaden s.
Vorlesungen über das heutige hollän-
dische Recht, und allegirte es noch im
J. 1800 in s. ausgezeichneten ,,Theses Juris
HoUandicae". Berühmte Rechtsgelehrte
schrieben Erklärungen dieser Einleitung,
wie z. ß. G r ö n e w e g e n , später S c h o-
rer. Lulius, B. und P. Van Spaar
und J. Van Der Linden erläuterten es
in ihren juristischen Observationen
(1776 ff., in vier Bänden). Dreissig Fra-
gen , von diesen Männern gestellt , beant-
worteten der genannte M r. W. S c h o-
rer und H. Van Wijn im J. 1776.
(Ueber die Verdienste DeGroot's als
Rechtsgelehrter hat Gras in der oben an-
geführten Lobrede auf Grotius gehan-
delt.)
Oroot (IV.) — Pieter De — Sohn
des Vorigen, geb. 1615, Verbannter mit
s. Vater, an vielen Körperschmerzen lei-
dend, im Dienste fremder deutscher Für-
sten, dann, ins Vaterland zurückgekehrt,
1660 Pensionär von Amsterdam, 1667 Ge-
sandter in Schweden , Pensionär von Rot-
terdam, Gesandter in Frankreich und hier-
auf (im Juni 1672) einer der Gesandten
über die Capitulation des Landes,
unter dem Schein des Friedens mit Frank-
reich; später verbannt, des Hochverraths
angeklagt, jedoch hiervon unter Wil-
helm in. freigesprochen, kehrte er wieder
in das Vaterland zurück u. starb 1678 auf
s. stillen Landgute **). Darf man sich
wundern , dass Jemand , bei einem .siechen
Körper, mit so schwierigen n. undankbaren
Geschäften belastet, sich nach Ruhe, nach
i'inem friedlichen Leben sehnte ? Dieses
Verlangen zeigt sich denn auch in den
wenigen, aber schönen Gedichten, die wir
von ihm besitzen. (S. die Rede des ehrw.
Westerbaan in dem von Van Kampen
herausgegebenen „Magazin für Literatur,
Wissenschaften u. Künste", Th. 111. p. 66.
Ferner, über ihn als Dichter, den sehr
ausführlichen Artikel bei De Vries, I.
242—250.)
Oruterus (IIL) — Janus — (Jan
De Gruyter), geb. 1560 zu Antwerpen,
lebte von s. vierten bis zu s. neunzehnten
Jahre in England. Von da ging er nach
Leyden, war Schüler des Lipsius und
ward Dr. d. Rechte. Hierauf begab er
sich nach Frankreich u. nach verschiede-
nen Ländern Europa's. Als Professor nach
Heidelberg berufen, verlor er Alles und
auch s. Bibliothek bei der 1622 erfolgten
Plünderung der Stadt durch die Baiern,
welche so viele Schätze alter u. deutscher
Gelehrsamkeit theils vernichteten, theils
nach München u. Rom wegführten. Einige
Zeit hielt er sich zu Strassburg auf, ward
hierauf als Prof. d. Geschichte u. grlech.
Sprache nach Groningen berufen , starb
jedoch , ehe er diese Stadt erreichte. Zu
Lejden hatte er sich zum Alterthumskenner
gebildet; durch .Scaliger u. Welser
unterstützt, sammelte er die zu s. Zeit
bekannten lat. Inschriften : eine grosse Auf-
gabe, deren Lösung sich später eine be-
rühmte französ. Akademie zu einem ihrer
Hauptzwecke setzte *). Eine Menge von
Ausgaben lat. Autoren erschien durch s.
Sorge oder erhielt einige Aufhellung. Zu
den ersten gehört Cicero, so sorgfältig
revidirt, dass Ernesti dieselbe s. Aus-
gabe zu Grunde legte (1618), Livius
(1609), Seneca (1594); zu den andern:
Plautus, Sallust, Florus, Velle-
jus Paterculus, Martial, Tacitus,
Plinius d. J., die Historiae Augustae
Scriptores. Die besten spätem Heraus-
geber haben s. Verdienste anerkannt: Dra-
kenborch wegen Livius, Decker we-
gen Florus, ßurman d. J. wegen Ci-
cero. Zu s. übrigen Werken gehören:
„Thesaurus criticus" (Francof. 1602),
„Chronik der Chroniken" (1614), unter d.
Namen von Joannes Gualterus, eine
„Blumenlese" (mit mehr Gelehrsamkeit als
Geschmack veranstaltet) von alten u. neuern
Weisen, Strassb. 1624, 2 Th. Fol. (S.
•) S. Foppen s, T. I. p. 105, 106. •) Die Acade'mie des iuscriptioiis et belle!«
•') De Groot wurde voa dem Advokaten Lettres. Das Werk des Gruterus führt den
Van M iddelgeest vertheidigt in einer Rede, Titel: ,,In8criptioues antiquae totius orbis Ro-
woriu mehrere Stellen von Beredsamkeit vor- mani in absolutissimum corpus redactae", Hei-
kommen, u. die man in Scheltema's „ver- delb. 1603. Gravi us hat davon 1707 zu
inisrhteu Schriften", Th, III. Abth. 2, findet. Amsleidam eine neue Aasgabe besorgt.
175 Grijpskerken
über ihn: Foppens, I. 548, 549. Saxii
Onomast. IV. 7 — 9)
Crrijpskerken (TU.) — Junker Ja-
cob Van — schrieb ein vortreffliches Werk
„über die Grafschaft Zeeland", enthaltend
eine Darstellung der alten Staatsverfassung
derselben. Es blieb jedoch Manuscript,
wurde aber mehrmals abgeschrieben und von
den Professoren K 1 u i t (in s. „Historia cri-
lica Comitatus Hollandiae") und Te Water
(„Bund der Edlen", IV. St.) benutzt, er-
vvähat und gerühmt. Auch De J o n g e ,
Substitut-Arcbivar des Reichs, ist im Be-
sitze einer solchen Abschrift.
Cruepin (VI.) — Jan — geb. 1715
zu Vlissingen, Schöppe und Rath daselbst,
gest. 1766, ein Kenner der Griechen u.
Römer, verfasste französische u. holländi-
sche Gedichte, und machte sich durch s.
beissenden aber wohlverdienten .Spott auf
die schlechte Psalmenreimerei des Da-
theen (vgl. Art. Mar nix) bekannt, wel-
ches , ausser den mehr ernsten Bestrebun-
gen des Predigers A n d r i e s s e n zu Verc,
wahrscheinlich viel beigetragen haben mag,
dass diese Verunstaltung von David 's
unsterblichen Gesängen (anderthalb Jahr-
hundert zu spät !) durch eine schöne poe-
tische Bearbeitung (1759) ersetzt wurde.
Haas
1T6
(S. Mnemosyne, VI. St., p. 179 —
202 )
Ouicciardini (II.) — Lodovico —
NelTe des berühmten ital. Geschichtsschrei-
bers, gest. 1589 zu Antwerpen, verfasste
Italienisch eine „Beschreibung der Nie-
derlande", und zeigte, wie sehr die Ita-
liener noch in der Kunst des Vortrags über
den Niederländern standen. Das Original
erschien zu Antwerpen 1567, die hollän-
dische Uebersetzung von Kiliaan 1612, die
lateinische zu Amsterdam 1613, Fol. u. 4.,
und 1660, 8. Minder berühmt und be-
kannt sind s. „Denkschriften der vornehm-
sten Begebenheiten in Europa und beson-
ders in Niederland".
ßulielini (III.) — Hadrianus — (Ha-
drian Willemsz.) aus Vlissingen, ein
Jüngling, widmete sich zu Leyden unter
Scaliger und zu Paris unter Casau-
bonus mit dem grössten Eifer der orien-
talischen Literatur, starb jedoch noch
sehr jung daselbst , sehr betrauert von s.
beiden Lehrern.
©uyse (I.) — Jacob De — Verf. einer
französischen Chronik von Hennegau.
©uyse (I.) — Nicolaes De — ein Ver-
wandter des Vorigen, schrieb die Schick-
sale der Stadt Bergen, so wie eine
Chronik der Grafen vom Hennegau.
H.
Haaf (VI.) — G. G. Ten _ Arzt u.
Chirurg zu Rotterdam , gab die Beschrei-
bung einer Menge Krankheiten und ver-
schiedener Heilmethoden.
Haafner (VI.) — J. — (oder Haf-
ner) beschrieb s. Leben unterhaltend in
folgenden Reisebeschreibungen über Indien :
,. Schicksale und frühere Seereisen" (nach
des Verf. Tode 1820 herausgegeben) ;
„Fussreise durch die Insel Ceylon" (1810);
„Reise in einem Palanquin" (1808); ,, Reise
nach Bengalen u. Rückreise nach Europa"
(1822) , ebenfalls durch s. Sohn, nach des
Vaters Tode, herausgegeben. Diese, auch
ins Deutsche übersetzten Werke haben das
Verdienst , die Greuel der Engländer auf
dem Festlande Indien's und den Schauder
erregenden Mord von Millionen von India-
nern durch Hunger (um so greulicher , da
er kaltblütig geschah) den Nachkommen
in ihrer ganzen scheussiichen Gestalt über-
liefert zu haben , so dass nun entschieden
werden kann, ob Raffles und andere
Männer einer mit Missethaten überladenen
Nation Recht haben , die Niederländer in
Indien vor dem Auge Europa's auf das
Schmählichste zu schänden.
Haan (V.) — Abraham De — geb.
1707 zu Amsterdam, ein Hirtendichter, er-
nährte sich durch Unterricht im Zeichnen
u. starb 1748. Seine Leier ertönte von
einfachen natürlichen Tönen. ( S. De
Fries, II. 165 — 169. ,, Hirten- u. ver-
mischte Gedichte", 1757 von der Dichterin
Van der W i 1 p herausgegeben.)
Haar (VI.) — J. Van Der - Wund-
arzt zu Herzogenbusch , verbreitete viel
Licht über die Verrenkung des Armes und
des Schenkels, über das Abnehmen der
Gliedmassen, über hydrops ovarii u. die
Klumpfüsse.
HaaJS (V.) — Frans De — Enkel des
Gerard Brandt, geb. 1685 zu Rotter-
dam, gest. 1723, widmete s. geringes Ta-
177
Haas
Hall
178
lent der biblischen Poesie , u. ist durch s.
..Judas der Verräther" (1714) u. s. „Jonas
der Bussprediger' (1720, 4.) bekannt.
Haas (V.) — Frans De — ein Ver-
wandter der berühmtea Lucretia Wil-
lielmina Van Merken, geb. 1708 zu
Rotterdam, gest. 1761 , war Sittendichter,
bekannt unter Anderm durch s. „Verherr-
lichtes u. Erniedrigtes Portugal" (1755),
eine Erzählung des Erdbebens zu Lissa-
bon, und s. „Umschreibung des verlorenen
Sohnes", in s. „Erbaulichen Gedichten".
De Vries vergleicht diesen hochgeprie-
senen Reimer (als einen Contrast) mit dem
fj Dichter W. Van Haaren.
Hackman (V.) — . . . — gab An-
merkungen zur Genesis, Exodus u. Le-
viticus (1735) heraus.
Haen (V.) — Antoni De — Prof. u.
Leibarzt zu Wien, Erklärer der Krank-
heitslehre s. Lehrers Boerhave, Heraus-
geber einer vortrefflichen „ratio raedendi",
u. mit Van Swieten u, Jacquin Be-
gründer einer holländ. Schule der Arznei-
kunde u. Chemie daselbst , welche den
holländ. Namen in Oestreich's Hauptstadt
verewigt hat. Haen war ein sehr scharf-
sinniger Mann, der jedoch früher der Theo-
rie, auf Kosten der Erfahrung, folgte, wie
z. B. in s. Ansichten über die Einimpfung
der Blattern. Dieses heilsame Schutzmit-
tel, durch die berühmte Reisende, Mary
Wortley Montague, aus der Türkei
nach Europa (1718) gebracht, wurde dreissig
Jahre später von dem amsterdammer Arzt
Tronchin in den Niederlanden einge-
führt, der an s. eigenen Sohne davon das
erste Beispiel gab. Gleichwohl fand das-
selbe lange Zeit keinen Eingang , wozu
religiöse Vorurtheile mitwirkten , welche
noch in der folgenden Periode von der
Kanzel aus bekämpft werden mussten.
Haer (in.) — Floris Van Der — aus
Utrecht, gest. 1634 zu Löwen, 87 J. alt,
verf. eine „Darstellung der niederländischen
Unruhen" in einem bessern Styl , als der
brabanter Geschichtsschreiber \ e r h a e r .
Er war am Hofe der Erzherzöge gern ge-
sehen u. hielt zur span. Partei. (S. Fop-
pens, L 278.)
Hagren (IV.) — Johan Van Der —
geb. 1651 zu Leyden, gest. 1739, war
Prediger zu Amsterdam u. stellte sehr ge-
naue Untersuchungen über die Chrono-
logie, vor Allem die kircliliche , beson-
ders über den P aschal cyclu s der orien-
»al. u. Occidental. Kirchen an.
Habn (V.) — Johan David — Prof.
d. Medicin zu Utrecht (1763), nach Ley-
den berufen 1775 , wo er 1784 starb.
Ha'itsina (V.) — ... — Herausgeber
der arab. Poesien von Ibn Doreid (1773),
u. Uebersetzer von Genesis (1766),
Exodus (1771) u. Jeremias (1769).
Haie (f.) — Adam De La — mit dem
Beinamen: Le Bossu, verf. im 13. Jahrh.
ein holperichtes Schauspiel : „Le Mariage
ou le fou", worin 6 Personen, unter an-
dern ein Ritter u. Hirten vorkommen.
Halitgar (L) — ... — Bischof von
Kamerijk, lat. Schriftsteller des 9. Jahrh.,
hinterliess religiöse Schriften. Die griech.
Sprache war ihm so wohl bekannt , wie
die lateinische , u. s. Gesandtschaften an
dem Hofe von Konstantinopel beweisen,
dass er auch in der Politik bewandert
war.
Hall (VL) — Maurits Cornelis Van —
aus Vianen , studirte zu Utrecht u. Ley-
den, ward hier Dr. d. Rechte, liess sich
hierauf als Advokat zu Amsterdam nieder,
wo er sich durch grosse Beredsamkeit aus-
zeichnete. 1795 wurde er Oberrichter u.
1798 vom Volke zum Repräsentanten ge-
wählt. Nun erklomm s. Ruhm als eines
der ersten niederländischen Rechtsgelehrten
schnell den höchsten Gipfel. Doch Van
Hall lebte nicht allein für s. Beruf oder
die Politik. Er war einer der ersten Be-
gründer der Gesellschaft: Tot Nut van 't
Algemeen (für das allgemeine Beste) u.
trug auch als Vorsitzer zum Gedeihen die-
ses wohlthätigen Vereins bei. 1813 stand
er als Oberstlieutenant an der Spitze des
Landsturms. Folgten Helmers u. Loots
mehr ihrem Genie oder den Neuern, so
scheint Hall, der die Alten genau kennt,
sich dieselben zum Muster genommen zu
haben. In s. beiden prosaischen V^erken :
„Plinius Secundus" u. „Mcssala Corvinus"
hat er eine neue und ihm eigene Form
angewendet, um die meisten Schriften des
römischen Alterthums und dessen berühmte
Männer seinen nicht gelehrten Landsleuten
auch durch eingeflochtene , sehr fliessende
poetische Uebersetzungen lateinischer Dich-
ter kennen zu lehren. Seine andern in
einem Bande enthaltenen Gedichte , von
verschiedenem Inhalt, sind zum Theil Denk-
male der Freundschaft, die ihn mit Kins-
bergen, Feith und andern berühmten
Landsleuten verband; männlicher Ernst u.
feiner Geschmack zeichnen dieselben aus.
179
Hall
Hamcomius
180
Hau (VI.) — F. Van — Verf. einer
von der Gesellschaft für Sprach- u. Dicht-
kunde gekrönten Preisschrift auf Johan
de Witt.
Halma' (V.) — Fran^ois — aus Lan-
gerak, Buchhändler zuerst zu Utrecht, dann
zu Leuwarden, und verdienstlicher Sprach-
kundiger , gab ( mit Verbesserungen ) ein
noch geschätztes „Wörterbuch der hollän-
dischen und französischen Sprache" 1710
heraus.
Hamaker (VI.) — Hendrik Arendt —
Prof. zu Leyden, legte sich, nachdem er
schon in der griechischen Literatur durch
s. „Lectiones Philostrateae" grosse Tüch-
tigkeit gezeigt hatte, auf die orientali-
sche, während er die griechische , latei-
nische und die, von ihm gründlich gekann-
ten, neuern occidentalischen Sprachen nur
als Hülfsmittel s. Lieblingsfaches benutzte.
Vor Allem war er bemüht, die Geschich-
te und den frühern u. jetzigen Zustand
des Orients aus den Quellen selbst auf-
zuhellen, u. wie willkommen musste ihm da-
her, nach zweijährigem Aufenthalt zu Fra-
neker an dem Athenäum , der Ruf nach
Leyden, als Ausleger des Legats von War-
ner, dieses reichen Schatzes von 1300
orientalischen Handschriften , sein ! Schon
s. Antrittsrede: „de Religione Mohamme-
dana, magno bellicae virtutis apud Oiien-
tales incitamento" , zeigte s. ßelesenheit
in den orientalischen Schriften, die er seit-
dem noch weit mehr hat blicken lassen
«lurch s. kritische Angabe eines Theiles
der historischen, zu dem Warnerschen
Schatze gehörenden Handschriften; ein
Werk, dem er grösstentheils s. Leben ge-
widmet hat, und welches diese zu lange
vernachlässigten Reichthümer der gelehr-
ten Welt zur Schau stellen wird. Die
von Humbert, einem zu Tunis ansässi-
gen Niederländer, zu Karthago gemachte
Entdeckung von Steinen mit alten puni-
schen Inschriften gab Hamaker neue
Gelegenheit, s. seltene Kenntniss der Spra-
chen und Sitten des Alterthums zu zeigen.
Nicht nur machte er, zufolge der hebräi-
schen und andern verwandten Sprachen,
das punische Alphabet bekannt, son-
dern wusste auch , aus diesen sonst wenig
wichtigen Inschriften , eine Menge That-
sachen in der alten Geschichte zu erläu-
tern, um Andern interessante Winke zu
geben, und die Existenz von zwei zuvor
unbekannten Gottheiten: Tholath und
T h 0 1 e d ans Licht zu bringen *). Ausser-
dem hat er sich durch die Bildung eines
Schülers wie Uylenbroek Verdienste er-
worben, dessen unter ihm vertheidigte Dis-
sertation über den arabischen Geographen
Ibn Haukai eine Meinung, die selbst
von Männern wie Ouseley u. Sylvestre
de Sacy angenommen, als ungegründet
darstellt, indem er beweist, dass nämlich
das Werk des genannten Schriftstellers zum
Theil einer noch vorhandenen persischen
Handschrift gefolgt ist, welche dieselben für
eine Uebersetzung oder sogar für einen
Auszug von s. Arbeit hielten. — Die Kennt-
niss Hamaker 's in der alten u. neuen
Geschichte u. Erdbeschreibung kommt voll-
kommen seiner erstaunenswürdigen , selbst
Persisch, Türkisch u. Aethiopisch umfassen-
den Kenntniss in den Sprachen gleich.
Hamcomius (HL) — Martinus —
(Hamkemen), gest. 1607 nach «inem thä-
tigen Antheil, den er in Religions- und
Bürgerzwisten dieser Zeiten , und zwar
zum Besten der spanischen Partei und ka-
tholischen Religion nahm. Er meldet selbst
in einem s. lateinischen Gedichte , dass er
dreimal aus s. Vaterlande verbannt und
einmal in einem Gefecht besiegt wurde;
dass viermal eine Stadt, worin er belagert
ward, überging, und er sich einmal daraus
mit Schwimmen retten musste, ohne dass
dieses Alles s. Muth, noch s. Treue zu
schwächen vermochte. Zufolge Foppens
(IL 855.) verdient er um so viel mehr
Lob, als er sich selbst gebildet hatte.
Seine „Frisia , seu de Viris rebusque Fri-
siae illustribus" , in zwei Büchern verfasst
u. 1620 zu Franeker gedruckt, ist zum
Theil in Prosa, zum Theil in Versen über-
setzt. Ausserdem hat er noch ein „Theatrum
Regum, Pontificum et Principum Frisiae"
verfasst, welches zu Amsterdam mit dem
Uebrigen zusammen gedruckt wurde ; doch
den Werth dieser Werke kann man daraus
ersehen, dass er s. Geschichte mit Friso
beginnt, den er 313 Jahre v. Ch. G. re-
gieren lässt, welches beinahe Dasselbe ist,
als ob Jemand die niederländische Ge-
schichte von dem fabelhaften Bato, oder
•) Am Ende der Schrift Hamaker's über
dieseu Gegenstaud ist ein Epiinetriim s. Amts
genossen Reuvens, worin dieser einige Hy-
pothesen, z. B. dass die Steine aus dem alten
Karthago sein sollten u. s. w. weuiger erwie-
sen findet.
181
Hamelsfeld
Haren
182
die franzosische von Franc us, dem Sohne
Hector's, beg^innen wollte.
Hamelsfeld (VI.) — Ijsbrand Van
— einer der eifrigsten Mitglieder der pa-
triotischen Partei, bei der Umwälzung 1787
zu Utrecht seines Amtes als Prof. ent-
lassen, hielt sich dann zu Leyden auf,
^vurde 1795 Mitglied der ersten National-
versammlung, und lebte nachher amtlos
zu Amsterdam. Unter s. zahlreichen Schrif-
ten sind zu nennen : s. „Biblische Geogra-
phie" , ein für Bibelfreunde sehr nützli-
ches, mitFleiss u. Gelehrsamkeit geschrie-
benes Werk ; s. „ Biblische Geschichte ''
(2 Th.), inid die „Allgemeine Geschichte
der christlichen Kirche", in 20 (und mit
Ypey's Fortsetzung 26) Bänden. Er
führte dieselbe bis auf die Zeit der Re-
iormation. Dieses Werk ist brauchbar,
aber allzu ausführlich. In demselben ist
jetzt aufgenommen s. im J. 1789 u. spä-
ter, nach dem Muster von Michaelis,
verfasster ganzer Band der heil. Schriften
des A. u. N. Testaments, mit Anmer-
kungen für nicht Gelehrte, worin man,
bei vieler Kenntniss der Sprachen u. Sit-
ten, gleichwohl zu sehr die Spuren des
ehrwürdigen Alterthums vermisst.
Hanewinkel (VI.) — S. — Predi-
ger zu Vierlingsbeek , jetzt zu Ravestein,
verf. eine „historisch - geographische Be-
schreibung der Stadt und des Gebietes
von Herzogenbusch", mit einer neuen Char-
te , Nimwegen 1803 , das vollständigste
Werk über diesen wichtigen Theil der
Provinz Nordbrabant, und besonders genau
hinsichtlich der Angabe der Orte des Ge-
biets.
Harduinus (III.) — Justus — aus
Gent , verwandt mit Zeveotius und ein
Freund des L i p s i u s , ist durch eine An-
zahl geistlicher, aus den Psalmen, dem
hohen Liede u. s. w. entlehnten Gedichte
bekannt. Seine Verse sind fliessend und
naiv.
Haren (V.) — Willem — aus einem
alten adeligen Geschlechte in Friesland,
geb. 1710, Landamtmann von dem Bilt,
sass mehrmals in der Versammlung der
Generalstaaten und war zur Erhebung
Wilhelm IV. (1747), dessen besonderer
Freund er war, sehr behülflich. Bereits
1742 , als zwei streitige Parteien in der
Republik bestanden, von welchen die eine
auf Beobachtung der Verträge, welche mit
Oestreich zur Aufrechthaltung der weib-
li'^hen Erbfolge geschlossen wurden, und
auf Widerstand gegen Frank reich's un-
rechtmässigen Angriff ihrer Macht drang,
die andere den Nutzen des Staates, in der
Bewahrung einer vollkommenen Neutralität,
— jedoch mit Uebertretung der geschlos-
senen Ucbereinkunft — • gelten Hessen, er-
hob sich Van Haren laut gegen diese
nur allzu gewöhnliche politische Ketzerei,
und bewies, gleich Rom's beredtestem Con-
sul, dass das Nützliche nie von dem Recht-
lichen getrennt werden könne. Vier Ge-
dichte, worunter drei Nachahmungen der
berühmten Oden des H o r a z : „Integer
vitae, scelerisque purus", „Delicta majorum
immeritus lues" und „Justura et tenacera
propositi virum", dienten dazu, um, trotz
der Schwierigkeiten, die edle Stimmung der
Nation zu erregen oder zu unterhalten.
Mit Bewunderung nimmt man darin eine
in Niederland ganz ungew öhnlictie Sprache
in der Mitte des 18. Jahrh. wahr: eine
Sprache, voll Gefühl, Kraft , dichterischen
Feuers, und jenes erhabenen Tons, welchen
Horaz, den Van Haren nachahmte, von
s. Dichter forderte. Van Haren schil-
dert s. Gemüth und s. Denkweise in dem
ersten derselben, welches er an Imhoff
richtet, jenen berühmten General-Gouver-
neur des niederländischen Indiens, der des
Landes Ansehen mit so viel Glanz aufrecht
hielt. Schade, dass der Dichter, durch
lügenhafte Berichte, den greulichen Mord
der Chinesen im J. 1740 zu billigen scheint.
Das längste und berühmteste dieser Ge-
dichte, der Leo ni das, hat vielleicht den
wenigsten poetischen Werth. Das Gedicht
enthält einen Wortstreit zwischen Leoty-
chides, der Sparta der Gewalt des
Xerxes unterwerfen will, und Leoni-
das, der solches missbilligt u. auf klugen
Widerstand dringt. Die Einleitung ist ganz
prosaisch , doch der Ton hebt sich all-
mälig ; -säelleicht absichtlich ist die Sprache
des Leotychides ungemein matt, ver-
glichen mit der des Leonidas; und der
herrliche Schluss setzt dem Werke die
Krone auf*). Man kennt den Erfolg von
Van Harens Bemühungen. Trotz allen
Widerstrebens der Partei, welche die Neu-
tralität zu behaupten suchte, wurden Ma-
ria Theresia die durch Verträge ver-
sprochenen Truppen zugesendet ; nach u.
nach verwickelte man sich mehr und mehr
*) S. Proben in Vau Kämpen II. 141,
Note r.
183
Haren
Haren
184
in Krieg; Frankreich eroberte die östrei-
chischen Niederlande und machte sogar
einen Einfall in die vereinigten Nieder-
lande; hierauf stand das Volk auf, ver-
nichtete die statthalterlose Regierung und
rief Wilhelm IV. aus. So wurde der
feurige Wunsch Van Harens erfüllt, der
sich noch einige Zeit lang der wiederher-
gestellten statthalterischen Regierung, doch
nur kurz des Lebens s. Freundes, des
Prinzen, erfreuen konnte. Er bekleidete
hierauf noch den Posten eines Abgesandten
an den Hof des Regenten zu Brüssel, des
Prinzen Karl von Lothringen. — Van
Haren war jedoch nicht allein lyrischer*),
sondern auch Heldendichter. Sein grosses
Werk Friso, König der Gangariden u.
Prasiaten , urafasst eine ganze versificirte
Geschichte, allein auf die alten friesischen
Voikstraditionen und Chroniken des Win-
semius u. Anderer gestützt, deren Un-
gereimtheit Ubbo Emmius hinreichend
bewiesen hat. Auf solche Fabeln im Hel-
dengedicht zu bauen', ist fast eben so, als
wenn man Francus, den Sohn des Rek-
tor, aus Ilium nach Frankreich bringen
u. dort das Lilienreich stiften lassen wollte.
Ein Heldengedicht darf doch nicht ganz
aus der Luft gegriffen sein ; es muss sich
auf einige historische Wahrheit gründen,
welche nach Belieben mit s. Erfindungen
auszustaffiren und zu verzieren, natürlich
nachher dem Dichter freisteht. Ueberdies
verstösst der Friso jeden Augenblick gegen
die Sitten und Gewohnheiten der Völker,
die er schildert. Friso, ein Rajah aus
Hindostan, und s. Oheim Truphis, be-
ten den Gott des Zoroaster an, und
der letztere leitet dabei s. Abkunft von
Bacchus ab; der Rajah Charsis auf
Ceylon und alle andere indischen Fürsten
beten Jupiter an; Alle haben griechi-
sche Namen u. Sitten ; in Bengalen , bei
der Mündung des Ganges, ist ein Wald
von hohen Tannenbäumen u. was
dergleichen mehr ist. Was die Franzosen
couleur locale nennen , fehlt gänzlich im
Friso, sowohl in Indien, als in Nieder-
land , wo der Held ein Asyl sucht ; nur
von Rom sind die Sitten wohl bewahrt.
Doch wir müssen von diesem wenig gele-
') Wir erwähuen s. herrliches lyrisches Ge-
dicht: „das menschliche Leben" , zu finden
in dem ,, Friesischen Bienenkorbe" u, von D e
V r i e H aufgen ommcn .
senen Gedicht einen kurzen Abi'iss geben.
Der Plan scheint dem T e 1 e m a c h des F e-
nelon entlehnt. Friso, Sohn des Stavo,
eines Königs der Gangariden , wird durch
einen Tyrannen Agram m es des Thrones
beraubt; er findet auf s. Flucht, an der
Mündung des Ganges, s. Oheim Truphis,
einen Philosophen von der Religionssekte
des Zoroaster, der sich vor ihm ver-
birgt unter dem Namen Leomaat; sie
suchen und finden ein Asyl auf der Insel
Taprobane (Ceylon) bei dem Könige Char-
sis, einem alten Freunde von Truphis.
Friso hat hier Gelegenheit, einen gefahr-
lichen Aufruhr zu dämpfen und das Haupt
der Empörer zu vernichten ; doch nach
Charsis Tode wird dieser Dienst von
dessen Sohn und Nachfolger Cosroes,
einem feigen und hochmüthigen Fürsten, mit
der lasterhaften Pasiphae vermählt, übel
vergolten. Friso u. Truphis verlassen
die Insel , nachdem sie einen Aufruhr zu
ihrem Besten gestillt haben. Die Flotte,
die sie nach Indien zuiückführt , strandet
auf der cannanischen Küste, wo der hel-
denmüthige Jüngling abermals den Fürsten
Orsines, einen Abkömmling des Cyrus,
aus den Händen von Aufrührern befreit,
welches ihm jedoch durch die Hülfe des
Oberpriesters der Magier leicht gemacht
wird , und dafür des Fürsten Tochter,
Atossa, zur Gattin erhält. (Diese Liebe
wird zärtlich und gleichwohl zart beschrie-
ben.) Damit Friso nach Rom kommen
könne, muss sich gerade ein Kundschafter
jener Republik, Proculus, zu Pasargada
befinden. Alexander kommt auf s. Rück-
zug aus Indien dahin, lässt Orsines, in
Folge falscher Beschuldigungen eines ehr-
losen Kastraten , hinrichten , und würde
dasselbe Loos Friso u. Truphis haben
erfahren lassen, wenn diese nicht, durch
Ptolomäus gerettet, mit dem Römer (aus
Persien) zu Schiffe die Flucht nach Rom
genommen hätten (wie ? dies erfährt man
nicht ; inzwischen durchkreuzen sie Arabien
u. kommen nach Tyrus). Die Beschrei-
bung der Begebenheiten von Rom in dieser
Periode (dem Jahrhundert Alexander' s)
sind chronologisch richtig, und namentlich
Van Haren geglückt, deshalb, weil ihm
diese Geschichte u Sitten besser als die
andern bekannt waren. Aber um von Rom
nach Friesland zu kommen, werden wieder
sonderbare Ereignisse erfordert. Truphis
gibt sich (warum jetzt erst , wird nicht
angegeben) Friso zu erkennen; dieser
185
Haren
Haren
186
findet s. Mutter, die durch eine Reihe von
Ereignissen nach Cadix gekommen war,
wieder, und beschliesst , mit ihr zu Pto-
lomäus, seinem Retter u. Freund, nach
Egypten zu segeln; doch ein heftiger Sturm
treibt ihn in den atlantischen Ocean ; sie
gelangen zu der Insel Vectis , treffen dort
einen gewissen vertriebenen britischen Prin-
zen Arge nto rix, der ihnen das Land der
Alanen , an der mittlem Rheinmündung
(das jetzige Niederland) als ein sicheres
und wünschenswerthes Asyl anräth. Friso
folgt dem Rathe, kommt zu den Alanen,
erlöst sie , mit Hülfe eines Engels , von
Oromasdes , von einem feurigen , Vernich-
tung gebärenden Drachen aus dem Ab-
grunde, und wird (da er nun auf dem
Wege ist) durch den Engel nach der Hölle,
dem Strafort der Verdammten, geführt, der
in der Weise Fenelon's, jedoch schwä-
cher, beschrieben wird. Gleichwohl sieht
man mit Vergnügen darin den Dichter, der
zugleich Edelmann und Volksführer war,
gegen den Zweikampf u. die Erfindung der
Folter wohlverdiente Strafen zuerkennen.
Von dort zurückkehrend wird er, wegen
s. Verdienste, von den Einwohnern als
König anerkannt und so der Gründer u.
Namengeber des Volkes der Friesen. —
Wenn diese Dichtung (der es in einzelnen
Partien nicht an Lebendigkeit der Einbil-
dungskraft gebricht) in der Ausführung
durch die Kraft poetischer Sprache unter-
stützt wäre, so würde daraus bei all dem
Abenteuerlichen und Unwahrscheinlichen,
gleichwohl ein interessantes, ja bezaubern-
des Gedicht haben entstehen können ; aber
in dem Friso, besonders in der ersten
Ausgabe, sieht man das Fehlerhafte des
poetischen Vortrages. Der Mangel
desselben macht, dass dieses Gedicht, bei
dem besten Willen, zwanzig Mal aus den
Händen fällt. Hart wie Metall sind die
V' erse ; sie tragen den Stempel einer noch
rohen, ungebildeten Sprache; man glaubt
sich ins 16. Jahrhundert zurückversetzt,
und es scheint, dass Spiegel, wenn er
ein Heldengedicht gemacht hätte , ohnge-
fähr so geschrieben haben würde. Die
Verbindung der Sätze ist zuweilen beinahe
französisch , so dass man eine seltsame
Uebersetzung aus einem oder dem andern
französischen Dichter zu lesen glaubt. Da-
bei leidet das Ganze an üblem Geschmack.
Beides macht den Friso zuweilen unver-
ständlich. Jn der seitnern Ausgabe in 4.
findet man jedoch mit angenehmer Ueber-
raschung die meisten dieser Stellen ent-
weder erträglicher gemacht oder fliessender
geworden, abgekürzt oder gänzlich weg-
gelassen. Diese Ausgabe, von zwölf in
zehn Gesängen zusammengezogen , enthält
dagegen verschiedene schöne Stellen, die
die erste gar nicht hat : ein deutlicher
Beweis, wie nützlich es ist, lange Gedichte
wieder durchzusehen, namentlich bei Den-
jenigen, welche mehr dichterische Anlage,
als Uebung in ihrer Muttersprache haben,
wie dies unbezweifelt bei Van Haren
der Fall war. Doch das Auffallendste bei
der Sache ist, dass die erste Ausgabe in 8.,
die von dergleichen harten , übellautenden
Stellen w immelt *), von dem grossen Sprach-
kenner (und Dichter) Balthasar Huy-
decoper corrigirt ist, während der Dich-
ter, bei der so merklich verbesserten zwei-
ten Ausgabe, nur s. eigenen Genie u. Ge-
fühl für das Schöne gefolgt zu sein scheint.
Gleichwohl sind bei weitem noch nicht
alle Härten , alle gezwungene und dunkle
Constructionen auch aus der Ausgabe in 4.
(die 1758 , und also siebzehn Jahre später
als die in 8. in Druck erschien) ver-
schwunden. Noch immer sticht in dieser
Hinsicht der Friso unvortheilhaft von den
Werken Van Winter 's u. Van Mer-
ke n ' s , ja sogar von denen F e i t a m a ' s ab.
Doch dieser Mangel wird durch viele Schön-
heiten vergütet. Der Friso ist reich an Ge-
mälden, worunter viele schon von De V r i e s
angezeigt worden. (Dabei müssen wir vor
Allem nicht vergessen, dass die Ausgabe
in 4. mehrere neue Gemälde enthält). Wir
sahen bereits, dass Van Haren die Liebe
des Friso und der Atossa gefällig be-
schreibt ; s. Anrufung der Liebe (der keu-
schen Venus Urania), zu Anfange des
6. Buches, ist wahrhaft, erhaben und zeigt
schön das edle Gemüth des Dichters, wel-
ches diesen Himmelssprössling von ihrer
unkeuschen Schwester, die Fenelon,
Van Haren 's Vorbild, so sehr zur Schau
gestellt hatte, wohl zu unterscheiden wuss-
te **}. Die Charaktere übrigens sind
entweder absichtlich schlecht, wie z. B.
Agram mes, Torymbas, Bagoas,
oder vollkommen tugendhaft , wie Friso,
•) Z. B. I. B. in 8. S. 20. V. 355. V. 383 ff.
II. B. S. 43. V. 75, 97 ff. III. B. S. 103.
V. 577. IV. B. S. 51. V. 112 ff. S. 129. V. 433.
V. B. S. 166. V. 475 u. s. w.
••) VLB. V.l. S.182, in 8. Von Kampen.
II. 148. Note y.
18t
Haren
Haren
188
Truphis, Orsines, Papirius, und im
Allgemeinen alle Römer, — die sanfte»
Schattirungen zwischen gut und böse, diese
Mannichfaltigkeiten von Charakteren, wo-
durch Homer und Tasso sich so sehr
auszeichnen, hat Friso nicht. Die Nei-
gungen sind edel u. gut; die Hinneigung
zu einer republikanischen Regierung ist
durch das Rom gespendete Lob sehr be-
merkbar ; dennoch erkennt der Dichter
weislich an , dass die Republik für keine
grosse Staaten vortheilhaft ist *). Die Fa-
bel des Gedichts hat wenig übernatürliche
Wesen; nur in den zwei letzten Büchern
wird der Held unmittelbar durch den Him-
mel beschützt, und sogar in die Hölle ein-
geführt. Hier lässt Van Haren (in dem
letzten Gesänge der Ausgabe in 4.) Friso
von einem Engel (nach dem Beispiel des
Virgil) die Schicksale s. Nachkommen,
namentlich die des niederländischen Auf-
standes gegen Spanien , und der Prinzen
von Oranien bis auf Wilhelm V. schauen,
worin das glückliche Gemälde, dass diese
Niederländer, Friso' s Abkömmlinge, s.
alles Vaterland in Indien und Taprobane
wieder erobern werden , obenhin berührt
ist, jedoch eine weitere Ausführung ver-
dient hätte. — Van Haren war zum ly-
rischen Dichter (weit mehr als zum Hel-
dendichter) geboren, und hätte er sich an
dieses Fach gehalten , so würde Nieder-
land vielleicht einen P i n d a r oder T y r-
t ä u s in ihm gefunden haben. Sehr richtig
hat Voltaire s. besondern Verdienste in
dieser Beziehung gewürdigt (wiewohl er
wahrscheinlich kein Wort von ihm im Ori-
ginal lesen konnte) :
Demosthene au Conseil, et Piiidare au Pamasse,
L'auguste Liberte marche devant tes pas;
Tyrtee a dans ton sein repandu son
audace.
Et tu tiens sa trompette, organe des combats.
Haren (V.) — Onno Zwier Van — ■
geb. 1713 zu Leeuwarden , durch s. Ab-
kunft u. eigne Geschicklichkeit zu ver-
schiedenen Staatsämtern berufen, Ober-
amtmann von Stellingwerf , und nachher
Felddeputirter im französischen Kriege von
1745, bevollmächtigter Minister des Staats
bei den protestantischen Schweizer-Canto-
nen , General - Commissär der schweizer
Truppen im niederländischen Dienst, ausser-
ordentlicher Abgesandter zum Friedenscon-
gress zu Aachen (1748), und bevollmäch-
tigt (als Repräsentant Prinz W i l heim s IV.)
zur Reguliruug aller Angelegenheiten der
Lande, die durch den Frieden zurückge-
geben wurden, Mitglied der General-Staa-
ten, des Staatsraths und der Admiralität
von Amsterdam, — war, wie s. Bruder,
ein grosser Freund u. eifriger Vertheidi-
ger der Interessen Wilhelms IV. Nach
dem Tode dieses Fürsten und der Frau
Statthalterin, seiner Gemahlin, hatte Van
Haren, von dem Schauplatz der Welt ent-
fernt u. aufs. Landgut in Friesland zurück-
gezogen, viele Unannehmlichkeiten, wie z. B.
einen wiederholten ( olFenbar angelegten )
Brand in s. Hause, wodurch er s. Bibliothek
u, viele wichtige Papiere verlor, — und vor
Allem einen sehr unangenehmen Process mit
s. nächsten Umgebungen über die Beschul-
digung eines Verbrechens, das selbst bei
Heiden für das allerabscheulichste galt,
welche Beschuldigung Einige einer Hof-
kabale zuschreiben. — Van Haren hat
sich unsterblich gemacht durch s. Geu-
z e n *) , ein vaterländisches Gedicht , oder
von Feit h u. Bilderdijk eine „Samm-
lung vaterländischer lyrischer Gesänge"
genannt. Dieses Meisterwerk wahrer Poe-
sie durchdringt, wo man es auch auf-
schlägt, eines Jeden Herz mit warmem Ge-
fühl für Vaterland, Freiheit, Menschen-
werth, Frömmigkeit und Tugend. Van
Haren stellt sich auf einen hohen Stand-
punkt ; er überschaut die Welt, die Mensch-
heit im Grossen und jauchzt dem Siege
der Niederländer zu , weil er eine Stufe
ist zur Erhebung unseres Gescldechts durch
Leiden zum Glück und zur Vervollkomm-
nung. Seine grosse Kenntniss fremder Län-
der u. Völker thut ihm dabei, sowohl in
den Vergleichungen, als in den Schilde-
rungen grosse Dienste. Das Gedicht, zu-
erst 1769 unter dem Titel : ,,das Vater-
land", dann 1771 und 1776 zu Zwolle
(ein Nachdruck 1772 zu Amsterdam) unter
dem Namen der Geuzen herausgegeben,
beginnt mit Niederland's Unterdrückung
durch die Spanier, der Darstellung der
Bittschrift der verbundenen Edlen, — Al-
ba's Ankunft u. Grausamkeiten, und geht
dann über zum Hauptgegenstande, der An-
*) In den Zeiten Van Haren 's Maren
Freilieit u. Republik noch Synonymen.
•) Ein Scliiinpfname der Protestanten , der
eigentlich „Bettler, Laiul.^trcicher" bedeutet.
189
Haren
Harlsoeker
190
kunft der Geuzen vor dem Briel und
der Eroberung dieser Stadt. Von hier an
verlässt der Dichter die Geschichte und
flicht eine Anzahl Episoden ein, wie z. ß.
den Traum des Prinzen , ihm durch Gott
zugesandt, und der die zukünftige Grösse
Niederland's dem Auge s. Seele zeigt
(7—12. Gesang); De Rijk's Gesandt-
schaft nach England ; die Erzählung von
llozemond; Erinnerung an Adelheide
(22. 23. Gesang) u. s. w. — Die Ankunft
der Prinzen in Holland beschliesst das Ge-
dicht *) , welchem man, mit Ausnahme des
Aniiiugs, ungern den Namen eines Helden-
gedichts versagen würde ; wenigstens ist
das Sylbenmaass durchaus kein Hinderniss.
Wer hat das Gesetz vorgeschrieben, dass
alle Heldengedichte in monotonen Alexandri-
nern geschrieben sein müssen? Wenigstens,
wenn man Tasso's „befreitem Jerusalem"
diesen Namen nicht streitig machen will,
sveil es in Strophen von acht Zeilen gedich-
tet ist, so findet man auch keinen Grund,
Van Haren's Geuzen, in das sehr
schön zu lesende Sylbenmaass von zehnzei-
ligen Couplets gebracht, und das sonst
alle Erfordernisse eines Heldengedichts in
hohem Grade besitzt, diese Benennung zu
entziehen. Ueber das Nähere dieses Pracht-
juwels niederländischer Poesie verweisen wir
auf Das, was De Vries (Gesch. d. nie-
(ierl. Dichtk. U. 207 — 227) so trefflich
darüber gesagt hat. Wir bemerken nur
dies noch, dass Das, was Willem V au
Haren selbst für den früher fast unles-
baren Friso gethan hat, durch die beiden
Wiederhersteller der holländischen Dicht-
kunst, Bilderdijk und Feith, für die
Geuzen gethan ist, die jedoch (beson-
ders die Ausgabe von 1776) auch nach
der äussern Form viel höher standen, als
tler Friso. Doch hierdurch ist diese Aus-
gabe nun zum Theil das Werk dieser
beiden Herren, anstatt Van Haren's,
geworden. Obgleich Beide beinahe fast
gleichen Theil an demselben hatten, hat
dennoch Bilderdijk s. Namen allein
vorgesetzt. — Van Haren hat noch mehr
Gedichte , w orunter sehr schöne , verfasst,
grösstentheils vaterländischen Inhalts, näm-
lich die lyrischen Gesänge: „die Frei-
heit", „der Handel", „der Ackerbau", „die
Erscheinung", „die Impfung", „der Kauf-
mann", „der Staatsmann", „die Gei-
ster"*), „Lebewohl eines alten Vaters an
s. Sohn, der auf dem Kriegsschiffe, der
Argo, fährt", Probe einer Uebersetzung
aus Pope's „Versuch über den Menschen",
„der Messias", „Lobgesang auf die INInsik",
und zwei Trauerspiele : „Wilhelm der Er
ste" , und ,,Agon , Sultan von Bantam".
Ausserdem hat Van Haren noch einige
Werke in Prosa geschrieben, wie z. B.
„Biographie des J. Kamphuis, von Ja-
pan" (ein sinnbildliches Werkchen, auf
Niederland anwendbar), ,,Vei"such eines
alten Mannes an die Jugend von Nieder-
land, über Esra IIL V. 12., bei dem
Anfange des dritten Jahrhunderts der Union
im J. 1779, Neujahrswunsch an meinen
jüngsten Sohn im J. 1778 , und Leichen-
rede auf Wilhelm IV".
Wlartog (VI.) — H. De — Mathe-
matiker.
Hartsinck (V.) — Jan Jacob —
gest. 1778 (einer der Commissäre der am-
sterdammer Bühne) , verfasste das Lust-
spiel: „der Minderjährige".
Hartsinck (V.) — ... — aus Am-
sterdam, gab Nachrichten in niederländi-
scher Sprache über Surinam und das
niederländische Guyana.
Hartsoeker (IV.) — Nicolaas —
wetteiferte in den Naturwissenschaften mit
den berühmtesten Männern s. Zeit. Er w ar
1656 zu Gouda geboren, zeigte früh eine
unbegrenzte Neigung zu Allem, was mit
der Astronomie nur einigermassen in Ver-
bindung stand^ und trieb eifrig Mathematik.
Hierauf legte er sich auf das Verfertigen
von Mikroskopen. Die damit angestellten
Untersuchungen führten ihn, vermittelst an
der Lampe geschmolzener Glaskügelchen
zur Entdeckung der Thierchen im männ-
lichen Saamen, woraus er den Ursprung
des Lebens erklären zu können glaubte,
und worüber er mit Huygens beinahe in
Streit gerathen wäre hinsichtlieh der ersten
Entdeckung. Huygens hatte Hartsoe-
ker im J. 1678 mit nach Paris genom-
men und verschaffte ihm daselbst Zugang
bei den berühm.testen Gelehrten und wis-
senschaftlichen Instituten. Unter Andern
erwarb er sich auch die Freundschaft des
Cassini, für den er, nach vielen ver-
Rnst mijne lier, Oranje komt.
*) Dieses Gedicht zeichnet eich vor den übri-
gen an VortrefTlichkeit aus. S. De Vries,
p. 229.
191
Hartsoeker
Haverkamp
192
geblichen Versuchen, ein Teleskop von
60 Fuss Brennpunkt verfertigte. Auch
entdeckte er, dass man durch Vereinigung
mehrerer Magnetstäbe die Kraft der ein-
zelnen verstärken konnte. 1679 verheira-
thete er sich in Holland und kehrte 1684
wieder nach Paris zurück, wo er zwölf
Jahre blieb. Er hielt sich nicht, wie
Leeuwenhoek,an eine einzelne Untersu-
chung, sondern s. feuriger Geist strebte,
die ganze Natur in Hypothesen zu um-
fassen, wovon man wohl das Ungegriindete
später eingesehen hat, die aber stets durch
neue Untersuchungen der Wissenschaft
Nutzen brachten. So lehrte er zwei Haupt-
stoffe, der eine flüssig, unendlich, unzer-
trennlich, stets in Bewegung; der andere
aus verschiedenen kleinen Körpern be-
stehend, die in dem ersten Hauptstoffe
herumschweben. Er hatte die erste (ge-
wiss noch dunkle) Vorstellung des später
von Buffon mit so glänzender Beredsam-
keit vorgetragenen Lehrsatzes , dass die
Himmelskugeln ausgeworfene Stücke des
brennenden Körpers der Sonne seien, be-
schränkte jedoch dies nur auf die Kometen.
Er glaubte an bildende Seelen, die nicht
allein die verlorenen Körpertheile wieder
erzeugen, sondern auch die Saamenthier-
chen bilden ; ja er glaubte die Bewegun-
gen der Planeten dergleichen bildenden
Seelen zuschreiben zu müssen. Von N e w-
ton's Lehre der Anziehung, welche s.
beiden Lehrsätze geradezu vernichtete, war
er ein erklärter Gegner, und im Allgemei-
nen nichts weniger als gemässigt in s.
Zwisten. Die grössten Männer s. Zeit,
einen Huygens, Bernouilli, Newton,
Leibnitz, schonte er nicht, doch wollte
er auch s. Hypothesen nicht für unfehlbar
angesehen wissen. Fürstengunst ward ihm
in reichem Maasse zu Theil: Peter d. G.
wollte ihn 1699 mit sich nach Russland
nehmen; der Landgraf von Hessen -Kassel
und der Kurfürst von der Pfalz machten
sich einander die Ehre streitig , ihn an
ihrem Hofe zu haben; er folgte des Letz-
tern Rufe als Prof. der Philosophie zu
Heidelberg. Leibnitz stellte ihn zu Ha-
nover dem Kurfürsten Georg I. (später
König von England) und der Kurprinzessin,
berühmt durch ihre Liebe zu den Wissen-
schaften , so w ie der Kurfürstin von der
Pfalz , s. Beschützerin , vor. Nach ihrer
Reise nach Italien (der Kurfürst war
früher gestorben) kehrte Hartsoeker
nach Niederland zurück , Hess sich zu
Utrecht nieder, wo er 1725 In einem Alter
von fast 70 Jahren starb *).
Hasselt (VI.) — ... Van — machte
über die alte niederländische Geschichte
Mittheilungen , die er aus alten gräflichen
Berichten geschöpft hatte.
Hasselt (V,) — Jacob Copes Van —
zeigte in einer 1760 geschriebenen „Disser-
tatio de usu atque autoritate Juris Civilis
Romanorum in Geldria" , dass vor Alters
die Einwohner von Geldern kein geschrie-
benes Recht hatten, und dass man erst im
14. Jahrh. die Verordnungen der Herzöge
zu sammeln anfing. Das röm. Recht, wie
sehr vielleicht schon früher in Kraft, und
woraus vielleicht die geldcrnschen Ge-
wohnheitsrechte ihren Ursprung entlehnten,
wurde erst von Karl dem Kühnen 1473
bei der Errichtung des Gerichtshofes zu
Arnhcim in Kraft gesetzt.
Havart (V.) — ... — persischer
Sprachgelehrter, gab den ,,persischen Baum-
garten" , Amst. 1688, 12, und „den per-
sischen Geheimschreiber" heraus.
Haverkamp (V.) — Sigebert —
1718 Prediger zu Radt am Haringvliet in
Oberflakker, als er die Vertheidigung der
Christen von Tertullian mit verbesser-
tem Text u. einer fortlaufenden Erklärung
herausgab. Zwei Jahre später wurde er
Lector der griechischen Sprache zu Ley-
den u. 1721 Prof. daselbst. Gross ist die
Anzahl s. Schriften **) , meistens über die
Münzkunde u. Uebersetzungen aus
dem Italienischen, behufs des grossen
Thesaurus Rerum Italicarum, eine Fort-
setzung des von Rom u. Griechenland von
Gronovius u. Grävius. Die vorzüg-
lichsten davon sind: Lucretius (1725),
Flavius Joseph US (die am besten be-
arbeitete Ausgabe dieses Schriftstellers ),
Eutropius (1729), Dionysius Perie-
*) S. 8. Lebensbeschreibung (aus den Eloges
des Fontene)le) in den „Biographien nie-
derl. Männer u. Frauen", II. 174 — 193. Seine
Werke im Französischen sind: ,, Essai de Diop-
trique", Par. 1694. ,,Principeti de Physique",
Par. 1696. „Conjectures Physiques", 1707, 170H.
,,Ecclaircissemens eur les Conjectures Physi-
ques", 1710. en suite 1712. ,,Recueil de plu-
sieurs Pieces de Physique", 1722 (gegen New-
ton). Er war Mitglied der Akademien von
Paris u. Berlin.
**) S. das Verzcichniss derselben bei S a x e,
Onomast. T. VI. p. 347 — 350.
193
Havermans
Hecmskcrk
194
getes (1736), Orosius (1738), Sallu-
stius (1742). Er versah den Thesaurus
Morel lian US, eine Sainiiilnng von Älüuzen
der römischen Familien, mit einer fortlau-
fenden Erklärung (1734, 1752, 3 Th. Fol.)
u. schrieb über die Aussprache des Griechi-
schen (1736 , 1740). Ausserdem verfasste
er eine ,.Introductio in historiam patriam"
(Leyd. 1739, 8.), u. hielt eine Rede über
den interessanten Gegenstand: „Von dem
Anstände des Redners, oder der äussern
Beredsamkeit".
Havermans (IV.) — Adriaan —
schrieb eine „kurze Darstellung u. Nach-
richt von der Geschichte Brabant's", Leyden,
1652. (S. Pars, „Namen-Rolle", p. 104.)
Heda (II.) — Willem — aus Alphen,
Geheimschreiber Philipp 's des Schönen,
Canonicus zu Utrecht u. Erzdiaconus zu
Arnheim, gest. zu Antwerpen 1525, setzte
die Utrecht er Chronik vonBeka fort.
Er galt zu s. Zeit für einen Alterthums-
kenner, und die spätem Jahrhunderte, in
die s. Chronik fiel, schlössen natürlich viel
Fabelhaftes aus, welches die frühere Ge-
schichte von Beka hatte. Ausserdem schrieb
er: „Genealogia seu Panegyricus Austria-
cus", voll Fabeln (natüi-lich, um dem öst-
reichischen Adelstolz zu schmeicheln), und
„Biographien der britischen Missionäre zur
Bekehrung der Heiden". Diese Handschrift
ist verloren. (S. Foppens, 1. 405, 406.)
Heemskerk (Hl.) — ■ Johan Van —
geb. 1597, Neffe des berühmten Admirals
und Verwandter Hugo De Groot's,
studirte V. 1617—1621 die Rechte zu Ley-
den. Hier gab er die niedliche Samm-
lung von Gedichten, freier Nachahmungen
Ovid's, heraus, welche unter dem Titel:
„Minnekunst, Liebesgedichte, Vermischte
Gedichte", ohne Namen des Verf. erschie-
nen, und die von Burman und ßroek-
huizen sehr gerühmt wurden. Schel-
te ma nannte zuerst Heemskerk als den
Verf. derselben *). Diese freie Bearbei-
tung ist ein getreues Bild der amsterdam-
*) In einer eigenen Abhandlung in der Ge-
sellschaft Felix Meritis , gedr. in des Verf.
„Vermischten Schriften", I. Th. 3. St. S. 49—
144. He em ske rk ahmte die ,,Ars amandi", dag
,,Remedium Amoris" u. die „Amores" Ovid's
nach. Diese Sammlung, nach der damaligen
Mode bei Liederbüchern , in lang 12. gedruckt,
erlebte bereits 1626 eine 2. Auflage. Die er-
stere ist Anna Roemeredocbter Vis sc her
gewidmet.
mer Sitten vor 200 Jahren, woraus erhellt,
dass in dem damaligen Verkehr der jungen
Leute eine gewisse Ungebundenheit statt
fandj wovon sich auch bei andern Dich-
tern dieser Jahrhunderte Spuren finden,
während zugleich in dem Volke eine Nei-
gung für Gesang herrschte, der noch bei
keinem Fremden Nahrung zu suchen brauch-
te, sondern sich auf einheimische Erzeug-
nisse beschränken konnte. Heemskerk
rühmt die Liedchen von Breero, Van
Hooft, Koster, Cats , ^ Hein sius,
Huygens, Doublet, Verbürg und
Brosterhuizen (s. „Minnekunst", 2. Aus-
gabe, S. 116 -119). Später Hess er sich
als Advokat im Haag nieder , diente der
ostindischen Gesellschaft und wurde 1640
Schöppe zu Amsterdam, wo er 1656 starb.
Als Rechtsgelehrter hat er viele Verdienste
um die Verbesserung der Criminal-Rechts-
ptlege, hinsichtlich der Folter , die er ab-
geschafft oder wenigstens sehr gemildert-
haben wollte , um die Insolvenzerklärung,
die langwierigen Processe und die Strafe
der sog. Hexenmeister. Diese letztern Ge-
genstände behandelte er in s. ,,Batavischen
Arkadia" (Amst. 1637 , dann [vermehrt]
1639, mehrmals, namentlich im Haag 1756,
gr. 8.), einer sonderbaren Mischung von
Ernst u. Scherz, welche die Erzählung
einer Lustreise einiger jungen Leute durch
Südholland, besonders zwischen dem Haag
u. Leyden enthält, auf welcher Gegen-
stände der Alterthuras-, Geschichtskunde
u. Rechtsgelehrsamkeit, und — Galanterie
in den Gesprächen der Reisegefährten be-
handelt werden. Diese „Arkadia" gefiel
so sehr, dass sie eine neue Art von lite-
rarischen Producten in der holländischen
Sprache erzeugte, unter welchen die „Wal-
chersche Arkadia" von Gargon, die
„Südholländische" von Bruin, und die
,,der Umgebungen von Harlem" durch
Loosjes die meist bekannten Nachahmun-
gen Heemskerks sind. Der Styl ist
leicht, fliessend u. wechselt angenehm nach
Maassgabe des Stoffes ab. Lu blink fand
die Prosa von Heemskerk nicht minder
reich an Bildern als die Gedichte des
Cats. Auch findet man hier einige Poe-
sien eingeflochten , worunter sich die Sie
geslieder auf die Eroberung von Ma -
stricht \\. Rhijnberk auszeichnen.
Heemskerk (III.) — Jacob Van
berühmter Seehcld u. Entdeckungsreisen-
der, suchte 1596 die nordöstliche Durch
fahrt nach Amerika vergebens.
195
Heerckmans
Heinsius
196
Heerckmans (HI.) — Elias ~
Dichter des ,. Lobes der Seefahrt" (in 6 Bü-
chern , Amst. 1635. Eine Geschichte der
Schifffahrt in Versen, von den frühesten
Zeiten an; jedes Buch umfasst eine Pe-
riode. Das Werk ist mehr als historischer
Beitrag zu diesem , damals für die Nie-
derländer besonders wichtigen Stoffe, denn
als Dichtwerk der Beachtung werth).
Heerfcens (V.) — . . . _ aus Gro-
ningen (1725 — 1801), lateinischer Dich-
ter, gab unt,er Anderm 1760 eine „Reise
nach Venedig" in lat. Versen , dem sehr
gebildeten Grafen Van Lijnden gewid-
met, heraus, dessen Empfehlungsbriefe ihm
in Italien vielen Zutritt bei Gelehrten u.
Bibliotheken verschafft hatten. Heerkens
scheint s. Reise in einem sehr üblen Hu-
, mor beschrieben zu haben. Keine Beschrei-
bung von Naturscenen , w orin das Land,
„wo die Zitronen blühen", so ausgezeich-
net ist! Alle Mühseligkeiten der Reise be-
klagt er , und fliegt fast über die Alpen ;
Kunstwerke allein , wie z. B. das Amphi-
theater zu Verona, die Kirchen von Vi-
cenza und das Antlitz fürstlicher Personen
können s. Unzufriedenheit versüssen. (S.
.,Biblioth. des Sciences et Beaux Arts",
T. XIII. (\nnee 1760), p. 474—480.)
Hegpius (II.) — ■ Alexander — Lehrer
in der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. auf
der durch Gerrit De Groot 1370 ge-
stifteten Schule zu Deventer, der er dreissig
Jahre mit Ruhm vorstand. Nur s. Pflicht
u. der Bildung sich auszeichnender Schü-
ler lebend , hinterliess er wenig Schriften.
(S. Foppens, I. 44, 45. Erasmus in
Adagio : Quid cani et balneo , w orin das
schönste Denkmal, welches Hegius sich
errichtet hat.)
Heide (IV.) — A. De — zu Middel-
burg (1684) gab eine anatomische Abhand-
lung des Schaalfisches , und zwei Jahre
später die des Bandwurms, des Leberwurms
der Schaafe, die der Medusa und des Um-
laufs des Blutes in den Fröschen heraus.
Heinsius (HL) — Daniel — geb.
1580 zu Gent, begab sich mit den Seinen
schon in s. Kindheit nach den vereinigten
Niederlanden in Folge der Uebergabe s.
Geburtsstadt an die Spanier. Seine erste
Bildung erhielt er im Haag, von wo er mit
s. Vater nach Middelburg in Zeeland und
von da nach Franeker in Friesland zog.
Zu Leyden widmete er sich der Jurispru-
denz; doch, da er mit s. neunten Jahre
bereits Verse machte, und durch s. schnellen
Fortschritte in der Literatur die Freund-
schaft des grossen Scaliger gewann,
ward ihm in s. 23. Jahre ein Lehrstuhl
in der griechischen u. lateinischen Litera-
tur, u. dann die Aufsicht über die öffent-
liche Bibliothek übertragen. 1618 zeigte
er sich als Geheimschreiber der Abgeord-
neten des Staats bei der Synode von Dord-
recht in keinem günstigen Lichte : er
eiferte sehr für die Unverträglichkeit u. die
Verurtheilung der Remonstranten. Er war
ein Mann von grosser Gelehrsamkeit, als
Sprachkenner, Kritiker u. lateinischer Dich-
ter durch ganz Europa berühmt. Sein
Wahlspruch war gleichwohl (ein Beweis
s. vielumfassenden Geistes): Quantum est
quod nescimus ! Er starb 1655. Als nie-
derdeutscher Dichter ist er wohl nicht so
allgemein bekannt, hat jedoch auch in dieser
Beziehung sich Verdienste erworben. Die
Gedichte sind verschiedenen Inhalts: Hel-
dengesänce ,,auf Heemsk e r k's Sieg
u. Tod bei Gibraltar"; „auf die Belagerung
von Lejden und Ostende"; Minnelieder
und Elegien an Anna Visscher, und
Allegorien nach Art des Cat's; (Cu-
pido's Amt, und Embleraata der Liebe
genannt), ,, Lobgesang auf Bacchus", worin
der Gebrauch und Misbrauch des Weines
angegeben wird *) , und — (unmittelbar
darauf folgend ! ) „Lobgesang auf Jesus
Christus" , mit einer ausführlichen Erklä-
rung. Die grösste Ehre, welche Hein-
sius widerfahien konnte, war, dass der
Verbesserer der deutschen Poesie, Martin
Opitz, die letzten Stücke desselben in
s. Muttersprache übertragen hat ; und ein
deutscher Schriftsteller sagt ausdrücklich :
„dass die Freundschaft des grossen D a-
niel Heinsius (zu Leyden , wo er sich
einige Zeit aufhielt) Opitz hauptsächlich
zu dem sinnreichen und weisen Dichter bil-
dete, der er später wurde" **). Deutsch-
land hat demnach die Anfönge s. gegen-
wärtigen Reichthums im Fache der Poesie
Niederland zu danken ; denn Opitz zeich-
nete sich, zufolge des einhelligen Zeugnisses
aller Kenner der deutschen Literatur, vor
allen Dichtern des 17. Jahrhunderts aus,
und wurde das Vorbild, worauf im 18.
*) Er schickte Um zur Durchsicht oder zum
Verbrennen an P. Scriveriue; doch dietier
gab ihn heraus.
*♦) S. Jörden'8 Lexic. deutscher Dichter
u. Prosaisten, Art. Opitz.
197
Heinsius
Helmers
198
Jahrhundert die Verbesserer der aufs Neue
gesunkenen Poesie die Dichter wiesen. Als
Bearbeiter der alten Sprachen war s. Ruhm
jedoch noch grösser. Als er in Seal ig er
einen ausgezeichneten Lehrer gefunden, wid-
mete ersieh hauptsächlich dem Griechi-
s c hen, worin er eine Menge Autoren von Zu-
sätzen reinigte oder aufhellte. Er begann mit
Anmerkungen zu Silius Italiens, gab
hierauf Theocritus heraus, jedoch man-
gelhaft (1604), dann Hesiodus, die Poe-
tik des Aristoteles, die Paraphrasis
des Apollonius Rhodius zur Ethik
des Aristoteles, Maximus Tyrius,
Theophrastus, Clemens Alexandri-
nus, und unter den Römern Ho rat ins,
Seneea und Terentius (alle v. 1603 —
1629). Ausserdem erschien von ihm eine Be-
schreibung der Politik des Aristoteles,
„heilige Unterweisungen zumN. Testament",
in 20 Büchern, zwei Trauerspiele „Auria-
cus" (Oranien), und ,.Herodes der Kinder-
mörder" , ein Theil lateinischer Gedichte,
Reden, (unter Anderm das Lob des D o u z a ,
an dem er sehr hing, des Prinzen Moritz
u. Gustav Adol phs) und eine Erzählung
der Eroberung von Herzogenbusch.
Sein Ruhm verbreitete sich überall hin,
besonders bei Völkern , die er verherrlicht
hatte; Gustav Adolph machte ihn zu
s. Rath u. Geschichtsschreiber; die Re-
publik von Venedig , der er Glück ge-
wünscht hatte bei Gelegenheit des Bünd-
nisses mit Niederland, decorirte ihn mit
einem Ritterorden. Doch der gelehrte
Casaubonus nennt ihn stets mit einem
Schein von Geringschätzung: pusillum Sca-
liserum. (Die Liste s. Werke s. bei Fop-
pen s, L 227, 228. Seine niederländi-
schen Poemata sind von s. Freunde Scri-
verius gesammelt u. 1616, 1618 u. 1622
zu Amsterdam herausgegeben. Auch D e
Fries („Gesch. d. niederl. Dichtkunst"
L l3l — 134) spricht mit Lob von ihm).
HeinsiuiS (IV.) — Nicolaas — (Da-
nielsz) geb. 1620 zu Leyden, gest. 1681,
war Prof. zu Leyden und machte schon in
s. 17. Jahre vortreffliche lateinische Verse.
Auf s. mannigfaltigen Reisen von 1642 —
1670, nicht allein in Schweden, wo er
Abgesandter des Staats war, in Deutsch-
land u. in Italien , sondern auch nach
Frankreich, England u. Russland, war er
unermüdlich beschäftigt , durch Sammlung
u. Vergleichung von Handschriften für s.
Lieblingstudium, namentlich dem Ovid's,
der gelehrten Welt nützlich zu werden
(s. Peerlkamp, „de Vita Belgarum qui
Lat. Carmina composuerunt", p. 392). In
spätem Jahren wählte er das stille Vianen,
um s. literarischen Schätze zu ordnen u.
zu bearbeiten. Seine vortrefflichen An-
merkungen zum Ovid sind nach s. Tode
in der grossen Ausgabe dieses Dichters
durch den altern Burman (1727) aufge-
nommen. Er selbst gab auch diesen Dich-
ter mit sehr verbessertem Text heraus,
s. Beschützerin Christine von Schwe-
den gewidmet, die ihn sehr achtete und ihn
zum Ankauf von Büchern nach Deutschland
u. Italien sandte, jedoch nachher sich der
Uebernahme derselben weigerte, wodurch
Heinsius beträchtlichen Schaden erlitt.
Er war einer der besten lateinischen Dich-
ter s. Zeit, und legte bei Herausgabe seiner
Gedichte so viel feinen Geschmack, Scharf-
sinn u. Fleiss an den Tag, dass man ihn den
Sospitator der Dichtkunst nennen könnte,
welchen Namen er insbesondere in Beziehung
auf Ovid verdiente. Seine ersten lat. Ge-
dichte, die er, 25 Jahre alt, zu Paris her-
ausgab , sind sehr selten geworden , und
weichen von der spätem Ausgabe deshalb,
weil er unaufhörlich daran verbesserte,
sehr ab. 1666 kam eine vollständigere
Sammlung s. Gedichte zu Amsterdam her-
aus , fand jedoch wenig Absatz , wegen
der Misgunst s. Feinde, so dass keine neue
Auflage mehr davon besorgt wurde. Diese
Feinde waren, zufolge Peerlkamp (1. 1,
p. 391 — 396), einige engherzige Theo-
logen, schlechte Dichter, und übertriebene
Englischgesinnte (denn Heinsius konnte
die Engländer nicht leiden). Zwei der-
selben , einen Fiskal von Holland , C o r-
nelis Boy, und Dr. Planter zu Breda,
stellte er in s. „Saturnalien" an den Pran-
ger. Er gab mehrere alte Schriftsteller,
von deren Geist er ganz durchdrungen
war, heraus, unter Andern: Claudia-
nus (1666). Nach Ruh nken ins war er
im Verbessern der Dichter glücklicher, als
der Prosaisten.
Meliners (VI.) — Jan Frederik —
Kaufmann zu Amsterdam, von hoher Bil-
dung, widmete s. Müsse der Poesie u. Hess
1788 bei Uylenbroek in dessen „poeti-
schen Handschriften" s. „Nacht" drucken,
die ihn bereits als einen Dichter von aus-
gezeichneten Anlagen erseheinen liess. 1790
kam s. „Sokrates" in drei Gesängen her-
aus , der jedoch damals wenig Aufsehn
machte , da man der poetischen Lebensbe-
schreibungen müde war, und vielleicht
199
Helmers
Helniers
200
(^vie^vohl ohne Grund) fürchtete, dass
diese auch eine von dem gewöhnlichen
Schlage sein würde. 1798 erschien von
ihm „Dinomache', die Befreiung Athen's
behandelnd ; doch der eigentliche Ruhm
des Dichters begann mit den 1801 ge-
dnickten „poetischen Gedenkbildern". Wie
viele Perlen schimmern darin! Die „Ode
an Buonaparte" (im J. 1799), eines Ho-
raz nicht un^vürdig, ist eines der erha-
bensten Erzeugnisse der niederländischen
Poesie, voll Feuer, Geist und Leben. Wer
kommt da als Sieger aus dem Osten?
fragt sich der Dichter; wird er das Un-
geheuer der Anarchie besiegen? Hierauf
wendet er sich zum Helden selbst u. bittet
ihn, im Namen Europa's, der Menschheit,
diese blutdürstigen Ungeheuer, welche die
Civilisation damals wieder mit fast türki-
scher Wuth bedrohten , zu zügeln und
Ordnung u. Freiheit herzustellen ; und er
gelobt ihm hiefür den Dank der Nachkom-
men, u. einen Platz neben Wilhelm I. u.
Teil, während er, im entgegengesetzten
Falle, ihn nicht undeutlich mit dem Fluch
bedroht, der auf Marius ruht. Wenn
man dieses Gedicht verdammen könnte,
weil es den Namen des später so verhasst
gewordenen Mannes an der Stirn trägt u.
s. Lob enthält, so bedenke man, dass Alles,
was loyal n. gemässigt in Europa dachte,
zu der Zeit in Napoleon s. Erretter
gegen die Jakobiner erwartete. Und nun
der Vers: „der Dichter" von Helmers,
diese sprechende Schilderung eines ganz
andern Wesens, als das, was mau noch
dreissig Jahre zuvor in Holland so nannte,
eines Wesens, welches die edelsten Ge-
danken und Vorstellungen, womit s. Brust
schwanger geht, sich auszudrücken be-
müht! In dem Gedicht ,,an die Freiheit"
bezeugt Helmers s. Abscheu vor jener
Misgeburt , welche die damaligen franzö-
sischen Tyrannen unter jenem Namen ver-
götterten , und welche nichts als viel-
köpfige Gewaltherrschaft war. Er zeigt
die unwidersprechliche Wahrheit, dass auch
in Monarchien Freiheit wohnen kann, wählt
jedoch dazu sehr unglücklich das Beispiel
von China ; denn gerade in China ist der
Mensch durch Tyrannei ein niedriges u.
kriechendes Wesen, ohne Gefühl des eige-
nen Werthes, geworden. — Das lyrische
Gedicht: „James Cook" hat eine schöne,
wahrscheinlich von Camoens entlehnte
Erdichtung. Der Geist des Südpols sieht
den kühnen Briten s. Heiligthurae nahen:
er erscheint, gebietet dem Verwegenen zu
fliehen, und weissagt ihm s. Schiffbruch
an Sandwich's Strand. 1806, kurz vor
der Vernichtung der holländischen Republik,
Hess Helmers in dem damaligen Wo-
chenblatte: „der Stern", jenes herrliche
„Fragment eines ungedruckten Trauer-
spiels" erscheinen , worin , unter dem Na^
men von Griechenland, der Untergang Nie-
derland's in den stärksten Farben geschil-
dert und die Nation aufgerufen wurde,
mit dem Wrack zu wuchern gegen
i h r e D r ä n g e I-. Man kennt die dadurch
geweckte allgemeine Begeisterung und die
Anhänglichkeit an's Vaterland, die dieser
Gesang erhöhte*). 1809 u. 1810 erschie-
nen . in 2 Theilen , andere Gedichte von
Helmers, wovon besonders der 2. Th.
dem vaterländischen Herzen wohlthut. Die
beiden Oden : „an den Ruhm" , der aus
Niederland entflohen war, und ,,Ermuthi-
gung"', über dessen beispiellos tief ge-
sunkenen Zustand, wurden, noch ehe die
französische Censur die Presse in Fesseln
legte, bekannt gemacht: wie würden sonst
Verse , wie die darin enthaltenen , ihrem
argwöhnischen und spähenden Auge ent-
gangen sein! Doch in dem sonst ausneh-
mend schönen , bilderreichen „Cato zu
Utika" Avird das Lob des Selbstmordes u.
das Zurückwünschen der stoischen Lehre,
weil sie ihn predigte, zum Anstoss. Auch
in dem Gedicht : „ Sittenlehre " , wie in
dem ,. Jesus' von Nazareth", in den nach-
gelassenen Gedichten, hat Hel-
mers zu sehr s. Abneigung vor dogmati-
schen ReligionsbegrilTen blicken lassen :
wenn gleich auch in letzterm Gedichte herr-
liche Stellen vorkommen, die von der hohen
Idee zeugen, welche Helmers sich von
dem Stifter unserer Religion, als Sitten-
lehrer, gemacht hat. Dieses Gedicht, oder
vielmehr der rührende u. wahrhaft reli-
giöse Schlussgesang hinter demselben, war
auch der Schvvanengesang des Dichters.
Schon lange war er der französischen Po-
lizei ein Dorn im Auge. Man wusste, dass
er, der alle Fremdherrschaft verabscheute,
1795 einen Leichengesang „auf das Grab
von Niederland" verfasst hatte, dass er
der Dichter war von dem so berühmten
*) Es ist merkwürdig , dass die Griecheu
sich in neuerer Zeit buchstäblich in derselben
Lage befanden, M-orin Helmers, unter ihrem
Namen , die Holländer von läü6 schildert.
201
Helmers
Helniont
202
„Fragment au die Griechen", und von so
vielen vaterländischen Liedern , die alle
Abschen vor der Zwirjghcrrschaft athnie-
ten, und endlich, dass er allen diesen
die Krone aufgesetzt hatte durch seine,
aus dem glühendsten Herzen entquollene
..Holländische Nation", ein Gedicht voll
Feuer u. Leben, wovon vielleicht der Ge-
genstand zu reich war für die Behandlung
in sechs Gesängen. Auch scheint die Ein-
theilung in Älaterien: „Sittlichkeit, Hel-
denmuth zu Lande , zur See , Schifffahrt,
Wissenschaften und schöne Künste" ein
wenig zu methodisch; doch es würde Ein-
seitigkeit u. Vorurtheil verrathen , wenn
man viele Schönheiten ersten Ranges die-
sem Gedichte absprechen wollte , welches
die Nation nicht allein mit Enthusiasmus
aufnahm, sondern auch seitdem mehrere
Auflagen erlebte, worin die durch die Cen-
sur verstümmelten Stellen wieder herge-
stellt wurden. Die Episoden ( und dass
das Gedicht fast ganz aus Episoden be-
steht , ist die Schuld des Gegenstandes )
sind durchgängig vortrefflich gewählt u.
sehr gut ausgeführt. Wem sind die von
Beyling, von Claasens, von Adeka
und Afron nicht bekannt*)? Mit einem
Worte, Freiheits- und Vaterlandsliebe be-
seelen dieses Gedicht von Anfang bis zu
Ende : u. dies wollte die damalige Regierung
nicht, welche die Holländer zu zwingen
beabsichtigte, Neu-Franzosen zu sein, um
sie die ruhmvollen Tage ihrer Väter ver-
gessen zu machen. Man versichert, dass
schon Befehl zur Gefangennehmung Hel-
mers aus Paris gegeben war, als der
Tod ihn am 26. Februar 1813 derselben,
so wie allen weitern Verfolgungen entzog.
Er erlebte also nicht mehr die Befreiung
s. Vaterlandes, die er so feurig gewünscht
und besungen hatte, eine Befreiung, wel-
che noch in diesem Jahre Statt fand. —
Wenn Begeisterung für die Kunst u. das
Schöne, Gefühl für das Höchste u. Edel-
ste der Menschheit, und tiefe Kenntniss
von den Gegenständen, die er besingt,
•) Wegen Beschränktheit des Raumes führt
Van Kämpen aus den drei Sammlungen von
Helmers („Gedichte", 1809 u. IBIO) „IVach-
gelassenen Gedichten" (nebst einigen aus den
„Poetischen Denkbildern", 1814 u. 1815, 2 Thle.).
der „Nachlese von Gedichten" , 1815 , und den
„üeukbildern", nur Das an , was ihm vorzugs-
weise schön dünkt.
den wahren Dichter allein bilden mussten, so
mnss man Helm er s unter die grössten
Dichter, nicht allein Niederland's, sondern
vielleicht auch der neuern Zeiten rechnen.
Aber er liess sich zu sehr von s. Gegen-
stände hinreissen, statt ihn zu beherrschen.
Er revidirte u. feilte , wie es scheint , zu
wenig die Werke, die aus s. Feder flössen;
daher Fehler, wie z. B. in dem Dichter,
wo Petrarca im ersten Couplet ein
Jüngling ist, und im zweiten silb er-
weisse Haare hat. Die grosse Kenntniss
Helmers in Allem, was die neuere Li-
teratur enthält, vornehmlich aus fremden
Ländern, welche ihm durch Reisebeschrei-
bungen, seine Lieblingslektüre, genau be-
kannt waren , verleiteten ihn oft zu un-
nöthigem Entlehnen von Bildern aus entle-
genen, weniger bekannten Gegenden, wel-
che er eben so gut in s. Vaterlande oder
in der Nähe desselben hätte finden können,
wie z. B. in dem Gedichte an s. Kunst-
freund Falck, für den er jenen „Säcu-
himsgesang" verfasste, „der mit dem Nia-
gara anhebt, der mit Dounergetöse herun-
terstürzt auf das Wrack des Vaterlandes
am Ende des 18. Jahrhunderts" *). Um ein
Wrack, nicht zu zertrümmern, sondern so-
gar zu zermalmen , würde ein Wasserfall,
wie der des Rheins genügen ; und das
Wrack bestand doch noch? Mehr Züge
dieser Art, wo das Ungeheure, Uebertrie-
bene von dem Dichter anstatt des Grossen
gewählt wird, selbst Spuren des Unver-
standes u. hie u. da von hartem u. ver-
nachlässigtem Versmaasse, entstellen diese
sonst vortrefflichön Dichtungen; doch der-
gleichen Mängel sind , im Vergleich des
Vielen , welches darin glänzt , nur we-
nige **).
Helinont (HL) — Joan Baptista Van —
aus einem alten adeligen Geschlechte, geb.
1577 zu Brüssel, hatte bereits mit 16 Jah-
ren s. Studien zu Löwen beendigt, die
ihm jedoch mit Sokrates nur die kost-
bare Wissenschaft verleidet hatten (so un-
*) S. „Nachgelassene Gedichte", IL Th.
p. 165.
•*) Helmers hat das Glück gcliaht , von
drei ausgezeichneten Dichtern u. einem Ge-
lehrten eine Huldigung zu empfangen, die,
mit 8. Gedichten, s. Andenken vcrcMigen wird,
u. worin man weitere Nachrichten über ihn
findet, nämlich von Van Hall, H. H. n, B.
Klyu u. Meijer, 1815.
203
Helu
Hemert
204
bekannt bei den stolzen Schulgelehrten
jenes Jahrhunderts) , dass er , im Verhält-
iiiss zu dem Vorhandenen, nichts wuss-
te. Von nun an mehr die Beschaffenheit
der Dinge untersuchend, legte er sich auf
Theologie, Philosophie, ja Zauberei, ohne
jedoch befriedigt zu werden. Solch ein
Mann konnte auch an dem damaligen me-
dicinischen Schlendrian kein Behagen fin-
den. Er verwarf daher die Autorität der
Alten , in so weit sie blos Autorität war,
und trachtete darnach , der Arzneikunde
durch die Chemie, die sich damals gerade
aus dem Chaos der Alchemie herauszu-
wickeln begann , einen bessern Weg zu
bahnen. Man nannte ihn deshalb Philo-
soph us per ignem. Selbst s. Irrthümer
sind für die Wissenschaften von Nutzen
gewesen, so wie die s. Zeitgenossen Des-
cartes. Wie dieser durch Voetius, so
erfuhr Van Helmont Widerw artiges
durch die römischen Verketzerer, u. konnte
sich nur durch einen feierlichen Widerruf
Desjenigen aus dem Gefängniss retten , was
in s. Buche: „über die magnetische Heilung
der Wunden" , für ketzerisch gehalten
wurde. ( S. Foppens, I. 570, 571. —
„Biographien niederl. Männer u. Frauen",
V. Th. p. 274 — 280.)
Hell! (1.) — Jan Van — Verf. der
„Brabanter Thaten", aus 3 Büchern u.
fast 10,000 Versen bestehend, übersetzt in
lat. Verse von H. C. De Dongel berghen,
im 17. Jahrh. (s. Paquot „Hist. Litt, des
Bays - Bas" , p. 103) ; das Gedicht hat den
Sieg s. Landsleute über die Geldernschen
bei Woeringen durch Herzog Jan von
Brabant im J. 1288 zum Gegenstande.
Helu erzählt, was er gehört u. gesehen
hat, und ruft, gleich zu Anfange, Gott
zum Zeugen der Wahrheit des von ihm
Gesagten an , indem er sich auf diese
Weise gegen alle Beschuldigung dichteri-
scher Ausschmückung verwahrt. Seine
Schilderung Herzog J a n ' s zeigt uns den
ächten Ritter jenes Jahrhunderts ; er ist
ein Löwe, vor dessen Stimme die kleinern
Thiere die Flucht ergreifen ; die Feinde
sind Eber, welche weder Jagdspiesse noch
Schwerter scheuen. Die Reiter ruhen nach
dem Kampf auf „Betten von Helmen u.
Platten". Helu ist also mehr Dichtei",
als er sein will , während Andere ver-
gebens Apollo u. die Gesangsgöttinnen an-
rufen, um ihre Prosa in Poesie zu verwandein.
Helvetius (V.) — Jan — einer der
besten lateinischen Dichter dieser Periode,
starb 1772. Ein Bewunderer u. Schüler des
Jüngern Burman, verherrlichte er dessen
Kenntnisse u. Vaterlandsliebe, womit erden
Verfall der Gelehrsamkeit durch den zu-
nehmenden Luxus, beschrieben hat. Frank-
reich, als der Mittelpunkt dieser Modenarr-
heiten , welche anhaltende und würdigere
Studien verdrängten, wird darin mit unge-
wöhnlicher Kraft u. einem beinahe prophe-
tischen Vorgefühle angeredet, dass es näm-
lich in s. nahen Fall Niederland mit sich
ziehen werde. Diese Sprache ist im J. 1772,
fünfzehn Jahre vor der französischen Re-
volution , gewiss sehr merkwürdig. (S.
die von L. Van Santen verfasste Bio-
graphie desselben in der „Nouvelle Biblio-
theque Belgique.)
Heinelaers (HI.) — ... — aus dem
Haag, ein Schüler des Lipsius, beschrieb
die Münzen (von Cäsar bis Hera-
klius) aus dem Cabinet des Herzogs von
Aremberg, mit viel Kenntniss u. Ge-
schmack.
Hemert (VL) — Paulus Van — geb.
1756 zu Amsterdam, reformirter Prediger
zu Baren, dann zu Wijk bei Duurstede,
und 1790 Prof. der Literatur u. Philoso-
phie bei den Remonstranten in Amsterdam,
in Folge einer von Teyler's theol. Ver-
eine gekrönten Abhandlung über einen Ge-
genstand, der mit s. Briefwechsel, den er
mit Prof. B o n n e t über den Gebrauch der
Rede in religiösen Dingen früher führte,
übereinstimmte. 1795 machte er zuerst
Kant 's Philosophie (4 Theile, 8.) s.
Landsleuten bekannt, worauf 1799 das „Ma-
gazin für die kritische Philosophie" (6 Thei-
le, 8.) folgte. Kant's Meinungen wur-
den jedoch von zwei Seiten angegriffen.
Feith hielt dieselben in s. „Briefen an
Sophie" für weniger übereinstimmend mit
dem Christenthume; Wyttenbach, in
dem letzten Stück s. „Bibliotheca critica",
für mehr oder weniger ungereimt. Die
Anhänger der kritischen Philosophie (Dr.
Deiman, die Dichter Kinker u. Hel-
mers) trennten sich gegen diesen doppel-
ten Angriff. Kinker trat gegen Feith,
in s. Briefen an Sophie, in einem zu schar-
fen Tone auf. Länger u. heftiger war
der Streit von Seiten Van Hcmert's u.
Wyttenbach's in des Letztern Philo-
mathie und des Erstem Briefen gegen
den leydener Professor ( 1810 ). Dieser,
des Streites müde, antwortete nicht mehr,
fand aber in dem damaligen zierikseeschen
Rector Mahne Hülfe, der „Epistolae So-
205
Hempel
Hemsterhuis
206
dalium Socratlcorum Philomathiae" heraus-
gab. Nun sammelte Van Hemert alle
s. Kräfte in dem „ironischen Nevijahrsge-
schenk" (1814) siegreich gegen s. alten
Gegner. Nützlicher , als in diesem hefti-
gen Federkriege, zeigte sich Van He-
mert, seit s. Aufenthalte zu Amsterdam,
als eifriger Beförderer und Serretär der
Gesellschaft der Wohlthätigkeit , wozu
er u. s. alter Freund Kinker möglichst
beigetragen u. sich dadurch bei der Nach-
kommenschaft wahrhaft verdient gemacht
haben. 1807 u. später gab Van Hemert
noch eine „Lektüre beim Frühstück und
Theetisch" heraus, in welcher er in einem
leichten, populären Style (worin er in der
That ausgezeichnet ist) die Grundsätze s.
Schule u. Kant 's moralische Erklärung
der heil. Schrift allgemein anziehend zu
machen suchte.
Hempel (H.) — Gerrit — geb. 1466
zu Gouda, war 1512, 1515, 1517, 1522
u. 1530 eines der Mitglieder des Stadt-
magistrats. Er erfand einen Himmelsglo-
bus von neuer Construction, u. eine leich-
tere Methode, die Sterne zu messen. Sein
Werk: ,,Astrolabii Fabrica tarn universalis
quam particularis stellati"' ward 1619 zu
Arn heim gedruckt. (S. Foppens, 1.362,
und Waivis, „Beschreibung von Gouda",
p. 229.)
Henusterhuis (V.) — Tiberius —
geb. 1685 zu Groningen, bezog schon in
s. l4. Jahre die Universität daselbst, stu-
dirte unter Bernouilli Mathematik, be-
gab sich wegen Perizonius nachLeyden,
wo er auf Ansuchen der Curatoren die Hand-
schriften der Bibliothek ordnete, und ward
durch die allgemeine Stimme, in s. 18. Jahre,
zum Nachfolger des Jak. Gronovius in
dem Lehrstuhle der griechischen Literatur
begünstigt, musste jedoch wegen besonde-
rer Rücksichten Sigebert Haverkamp
weichen. Gleichwohl wurde er 1704, erst
19 Jahre alt, Prof. der Mathematik und
Philosophie zu Amsterdam, wo er mit dem
lateinischen Dichter Huizen u. den bei-
den Alterthumskundigen Bergler u. Kü-
ster Bekanntschaft machte. In s. 21. J.
gab Hemsterhuis Julius Pollux her-
aus, doch der englische Kritiker Bentley
zeigte ihm , bei grossem Lobe , gleichwohl
die ünvollkommenheiten davon in einer
Menge Verbesserungen von griechischen
Lustspieldichtern. Fast hätte diese Täu-
schung dem Jüngling Abneigung gegen die
kritische Behandlung der Griechen einge-
flössi ; er erkannte s. Misgriffe , ermannte
sich jedoch bald, folgte dem Beispiele des
Bentley, las , mit den ältesten begin-
nend, die classischen Schriftsteller mit kri-
tischem Augej und studirte nicht nur die
eigentlich gelehrten , sondern auch die
mehr wissenschaftlichen Werke der Alten.
Seine Verdienste um die griechische Spra-
che verschafften ihm 1717 die Professur
derselben zu Franeker und 1740 zu Ley-
den , wobei er noch vaterländische Ge-
schichte vortiug. Den grössten Ruhm er-
warb er sich durch Einführung einer ver-
besserten Lehrart der griechischen Spra-
che u. der mehr sachlichen Erklärung der
alten Schriftsteller. Seit Scaliger's Zei-
ten, in denen die griechische u. lateinische
Literatur vereint blühten, hatten die grossen
Männer, deren sich die Niederländer rühm-
ten , bis auf Gravi US beide Sprachen
mit gleichem Eifer bearbeitet. Zu Ende
des 17. Jahrhunderts hatte der Einttuss der
französischen Gelehrten, eines Le Clerc
u. Anderer, die mehr im Lateinischen als
im Griechischen bewandert waren, eine
eben so unbillige als bequeme Vorliebe für
erstere Sprache eingeführt. Hemsterhuis
bemühte sich, der nachtheiligen Gewohnheit
durch Vorlesungen und Beispiel entgegen-
zutreten , und legte sich daher vorzugs-
weise auf das Griechische. Er zeigte, wie
imendlich viel Schönheiten dem Leser der
Römer, welcher die Griechen nicht gründ-
lich kennt , entgehen müssen ; er bewies,
dass die Sprache jener grösstentheils aus
dem äolischen Dialekte der Griechen gebildet
ist ; aber er dachte dabei auf ein Mittel,
das hierzu so mühsame Studium der grie-
chischen Sprache zu erleichtern. Er führte
die Sprache auf wenige Wurzelwörter
einer Sylbe zurück, und s. „System der
Analogie, Ableitung u. Zusammenstellung",
welches die zahllosen Regeln u. Ausnahmen
der alten Sprachforscher verdrängte, zeigte
nicht allein die schöne griechische Sprache
als ein vollendetes Gebäude, sondern auch
die einfachste Manier, ihre anscheinend
verwickelte Wortforschung kennen zu ler-
nen. Die Erfahrung bestätigte die Ent-
deckung des Hemsterhuis, u. als die
wahren Gelehrten in ganz Europa sie früher
oder später erkannten, wurde die griechi-
sche Sprache im 18. Jahrhundert, beson-
ders in den Niederlanden, in Deutschland.
England u. Frankreich mit einem Eifer u.
mit einem Erfolge betrieben, deren sich
selbst die Morgenröthe der classischen Lite-
207
Hemsterhuis
Hemsterhuis
208
ratur kaum rühmen kann. Wenigstens war
die neue Methode für die Sachkenntniss
ungemein förderlich. Schon lange war die
kritische Behandlung der Alten mehr ein
nutzloser Streit über Worte, als ein Hülfs-
niittel zur Kenntniss der Sachen geworden.
Hemsterhuis erweiterte ihre Sphäre u.
fährte ein freies Studium ein , wobei man
nicht blos über die Schale stritt, sondern
auch den Kern zu gewinnen suchte. Ge-
wiss lag in der Methode des Hemster-
huis nur der Keim dieser mehr sachlichen
Behandlung : er selbst legte, wie es scheint,
noch zu viel Werth auf die Worte allein;
gleichwohl athmct in seinen , zwar nicht
zahlreichen, Schriften offenbar der Geist,
welcher die Werke s. Freunde u, Nachfolger
beseelt und die neuere Sprachgelehrsamkeit
PO vortheilhaft von der alten unterscheidet.
Er selbst machte s. System der Analogie
nicht durch den Druck bekannt, sondern
überliess dieses s. Schülern. Ausser s. Ju-
gendarbeit über Julius Polin x (1706)
gab er ausgewählte Gespräche von L u-
oianus (1732), dessen Werke mit einer
neuen Uebersetzung (1743) (unvollständig
geblieben), den Plutus des Aristopha-
nes(l744), Xenophon Ephesius*,
Hesychius u. Thomas Atticista her-
aus. Ausserdem schrieb er noch auf den Rand
von Ausgaben vieler Autoren s. Anmerkun-
gen. Vielleicht wundert man sich über die
kleine Anzahl, vielleicht auch über die Wahl
der herausgegebenen Werke: jedoch grosse
Bescheidenheit, und der Wunsch, nichts als
Dasjenige, was der Vollkommenheit so viel
als möglich nahe kam, zu liefern, war da-
von die Ursache, Hemsterhuis starb
1766. Das Glück , welches ihm in Mitte
der Wissenschaften, s. Lust, ein 82jäh-
riges Alter hatte erreichen lassen, gab ihm
auch unter s. Schülern einen Lobred-
ner *) , dessen Werk wegen des reinen
u. gefälligen lateinischen Styls für unnach-
ahmlich gehalten wurde, ehe noch deren
Verf. selbst duich s. Schüler Wytten-
b a c h eine dergleichen Huldigung empfan-
gen hatte **).
*) Die Verbesserungen u. Zusätze zu diesem
Schriftsteller, die Hemsterhuis meist nach
Vermuthuiig hinzugefügt hatte , wurden durch
eine Handschrift, welche später D'Orville
fand, fast alle bestätigt (s. Ruhnkeuii,
,,Elog. T. Hemsterhusii" , p. 15). So gross
war der Scharfsinn des Hemsterhuis! Ei-
nige halten jedoch s. System der griechischen
Analogie für allzu einfach, da die Sprache
nicht ganz aus sich selbst, sondern auch aus
nndern gebildet sein muss, movou ihre Zusam-
meujiteHiMig Spuren tragen muss. Dies mögen
die Gelehrten entscheiden !
*) Elogium T. Hemsterhusii , Auetore Da-
vide Ruhukenio, 1768. Edit. secunda, 1789.
Zuerst genannt: „de perfecta Critici forma ia
T. Hemsterhusio conspicua", woraus das meiste,
Hemsterhuis Betreffende, hier entlehnt ist.
*') Eine Parallele zwischen Hemsterhuiu
u. Schaltens befindet sich im Art. Schul-
ten 8. — Hinsichtlich des Systems der Ana-
logie ist noch zu bemerken , dass es auch von
Valckenaer angeuommeu wurde, wie s. ,,Scho-
lae in N. T." beweisen ; doch vor Allem ist
die Thesis merkwürdig, welche sich hinter J.
H. Koppier's „Observata Philologica" (1771
unter ihm zu Leyden vertheidigt) befindet:
,, Lingua Graeca Tiberio Hemsterhusio , qui
illam per annos fere LXX excoluit, probabiliter
videbatur ex suo velut solo enata. Voces qui-
dem Orientales in illam fuerunt invectae , sed
vel per Palaestinos Mercatores , vel per ad-
venas ex Oriente. — Gegen die Meinung, dass
Hemsterhuis diesem Systeme s. Nachfol-
gers, nämlich: Alles aus dem eigenen
Wesen der griechischen Sprache zu
schöpfen, völlig S.Zustimmung gegeben habe,
führt Bibliothekar Geel, in s. „Anecdota Hem-
sterhusiana" Praef., verschiedene Bedenken an.
Neuere Untersuchungen haben in der That
nicht allein den genauen Zusammenhang zwi-
schen griechischer u. orientalischer Bildung ge-
zeigt , sondern auch den Ursprung vieler grie-
chischen AVorte u. Sprachformen aus orientali-
schen Sprachen auf eine Weise dargethan, die
nicht wohl blos an das Einführen durch Kauf leute
oder Reisende denken lässt , indem die Grie-
chen denn doch sicherlich aus dem Orient, wo-
her sie gekommen u. ihre Bildung erhielten,
viel übrig behalten haben müssen. — Bei s.
Lucianus ist grösstentheils die Uebersetzung
\ou J. Matthias Gesuer benutzt, so dass
der Ausdruck: ,,ucue Uebersetzung" nur zum
Theile gilt. Unvollständig geblieben
ist die Ausgabe auch nur , in so fern es die
Bearbeitung von Hemsterhuis betrifft; die-
selbe ist später durch J. F. Reitz (1743, ia
3 Theilen) beendigt, wozu dessen Bruder um-
ständliche Register hinzugefügt hat. Hr. Geel
hat einen Anhang zu den Noten von H em s ter-
liuis zu Lucianus herausgegeben. Zu Xeno-
phou Ephesius, Hesychius, Thomas
209
Hemsterhuis
Hemsterhuis
210
Hemsterbuis (V.) — Frans — Sohn
des Vorigen, geb. 1720, gest. 1790, machte
während s. Lebens wenig Aufsehen , weil
er, wie Saxe sagt, zu sehr das XixO^s
ßttLaui; liebte. Sein Name schwebte nicht
auf Aller Lippen, wie der s. Zeitgenossen
D'Alembert, Diderot u. Helvetius,
die nicht verdienten, in s. Schatten zu
stehen , aber viel Aufsehen machten durch
den vornehmen Ton , mit welchem sie
das Heiligste u. Beste antasten durften
und durch ihre Verbindung mit Vol-
taire, dessen allzu berühmte Feder sich
gern zur Erreichung seiner Absichten da-
mit beschäftigte, ihren Ruhm zu verbrei-
ten , wie denn auch s. Schriften ii. die s.
IMitarbeiter (vor Allem ihre unnützen Bü-
chelchen gegen die Religion) in der dienst-
Magister gab Hemsterhuis Anmerkungen
heraus, ohne jedoch den ganzen Teit zu revidiren ;
von Ersterem findet mau die IVoteulu den ,,0b8er-
vationes miscellaneae", von den Letztern in den
Ausgaben von AJberti u. Bernard. — Fol-
gendes ist das Verzeiohniss der Werke des
Hemsterhuis, so weit sie Van Kampen
bekannt geworden, nämlich: ,, Julius Pollux",
1707. — ,,Luciani Colloquia selecta" (mehrmals
gedruckt). — ,,Ari8tophanis Plutus" (1T14). —
Anmerkungen zu Xenophon Ephesius in
den „Observationes miscellaneae". — Anmer-
kungen zu Johannes Chrysostomus, in
,,RapheIii Observationes in N. Test." — Sechs
akademische Reden, — über Paulus (von
Valckenaer 1748 herausgegeben); „de Linguae
Graecae praestantia ex ingenio Graecorum et
moribus probata" ; ,,de Litt, humauiorum stu-
diis ad mores emendandos virtutisque cultum
conferendis" ; „de Mathematura et Philosophiae
studio cum literis humanioribus conjungenda" ;
,,in obitum Campegii Vitringae filii"; „in obi-
tum Arnaldi". — Ferner viele zerstreute An-
merkungen in Alberti's Hesychius , Er-
liest i's Callimachus, im Lextcon Platoni-
cum von Ruhnkenius, Bernard's Tho-
mas Magister, Burman's Propertius (von
Van Sauten vollendet). — In den ,,Auecdo-
ta Hemsterhusiana", von Geel im Staube der
leydener Bibliothek aufgefunden, sind meist
Anmerkungen zu Lucianus, doch auch zu
Julius Pollux, Harpo cration, die ,, Cä-
saren" von Kaiser J u 1 i a n u s und Apollo-
nius Rhodius. Wahrscheinlich befinden sich
auch verschiedene Anmerkungen ohne Namen
in den ,, Miscellaneae Obsert'ationes" u. 9. w.
von Hemsterhuis.
fertigen Presse des amstcrdamer Buch-
händlers Marc Michel R e y bis ins Un-
endliche vervielfältigt wurden. Doch zu
dieser Classe von Leuten, die ihre Un-
kunde u. Oberflächlichkeit durcli Unver-
schämtheit verlarven, gehörte Hemster-
huis nicht. Kr war nicht, wie jene Männer,
wenig bekannt mit den Sprachen u. Sitten
des Alterthums, über welches sie von oben
herab ihre Aussprüche erliessen ; im Ge-
gentheil , welch eine Schule konnte für
ihn, um Kenntniss des Griechischen u. La-
teinischen zu erlangen, geeigneter sein, als
die s. Vaters u. von Ruhnkenius? Der
Letztere war es, der ihm die Liebe für
Plato einflösste, welche ihn seitdem nie
verliess, wiewohl er sich weniger bestimmt
dem literarischen Beruf widmete , sondern
ein Amt bei des Landes Steuern beklei-
dete, welches ihm jedoch zu s. gelehrten
Lieblingsstudien Zeit liess. Glänzen wollte
er durchaus nicht; still, gleich einem sanft
rieselnden Bache, lloss s. Leben dahin,
und erst nach s. Tode beginnen die Nie-
derländer ihren grossen Landsmann (nach
dem Beispiele der Franzosen u. Deutschen)
zu würdigen. Er hat, ausser einem wohl-
gelungencn Briefe über die Bildhauer-
kunst an De Smeth, verschiedene Dia-
logen nach Art des Plato geschx-ieben,
unter welchen „Aristee, ou de la Divi-
nite", und „Sophyle, ou de la Philosophie"
die berühmtesten sind. Mit Recht sagt
VVyttenbach von ihm : „Er hatte s.
eignen Geist ganz nach Plato gebildet;
er hat in s. französisch geschriebenen
Werkchen, die abstractesten Controversen
der Metaphysik so angenehm u. deutlich
dargestellt , dass man zweifelt , was mehr
zu bewundern ist, des Mannes Scharfsinn
oder die ursprüngliche Sokratische Lieb-
lichkeit; dass man wenigstens Plato selbst
im Französischen reden zu hören glaubt."
In dem Aristeus beweist er, auf neuen
Pfaden, die Existenz Gottes; in der So-
phyle bekämpft er die damals so allge-
meine Meinung der Materialisten.
Hemsterhuis schrieb seine Dialogen
französisch. Die holländische Sprache, so-
wohl in Prosa als Poesie , war damals zu
einer solchen Tiefe herabgesunken, die
französische dagegen , durch die unsterb-
lichen Bemühungen von Montesquieu,
Buffon u. Rousseau zu einer solchen
Höhe gestiegen, dass man es dem Manne
von feinem Geschmack, dem Zögling der
Griechen , weniger übel nehmen konnte.
211 Hemptinne
Heringa
212
wenn er zu s. philosophischen Untersu-
chungen nicht die Sprache, welche die
neuen Scholastiker zur Barbarei verunstal-
ten, isondern die des Verf. der „Natur-
geschichte" und „Emil's" wählte. Seine
Bilder , deren er sich , nach dem Beispiel
s. grossen Meisters , bedient , sind durch-
gehends neu , stets passend, z. B. des Fa-
dens der Spinne mit dem gesunden Ver-
stände, in der Sophyle (p. 6 — 8), und
des Boots an den Ufern eines grossen Stro-
mes, welches von der Strömung des Was-
sers, wie der Adler durch die der Luft, von
selbigem fortgetragen Nvird, mit der Seele des
Menschen, die durch Gemeinschaft mit Gott,
die Tugend desselben ausübt (am Schluss
des Aristeus). Seiner Sprache brauchte
sich kein geborener Franzose zu schämen. — •
Von s. Werken gibt Wyttenbach (Opusc.
T, I. p. 576, 577) an: ,, Lettre surune
piece antique du Cabinet de M. de Smeth", la
Haye 1762, fig. — „Lettre sur la Scnlp-
ture a M. de Smeth", Amst. 1769. — „Sur
les Desirs", Paris 1770. — „Lettre sur
l'horame et ses rapports", 1772. — «Sur
le Caractere de M. Fagel", Paris 1773,
8. — „Sophyle, ou de la Philosophie",
1778. — „Aristee, ou de la Di\-inite",
1779. — „Alexis, ou l'Age d'or", Riga
1778, 12. Zusammen 1792 zu Paris, wo
auch 1809 eine neue Prachtausgabe der
sämmtlichen Werke des Hemsterhuis
im Druck erschienen ist.
Hemptinne (VI.) — ... — Apothe-
ker zu Brüssel , schrieb (1817) über die
Anwendung des Dampfes in den Fabriken
und in der Haushaltung.
Hendrik (Heinrich) HL (L) — Her-
zog von Brabant u. Schwiegervater Phi-
lipp's des Kühnen, unter dessen Regie-
rung (v. 1248 — 1260) die französische
Dichtkunst blühte, war nicht allein Min-
nedichter in der Art der Troubadours, son-
dern schuf auch in einem gewissen Sinne seine
eigene Schule. Seinen Gedichten fehlt kei-
nesweges Lieblichkeit. (S. Probe bei Van
Kampen, HL 3.)
Hendriks (IH.) — J. — friesischer
INIathematiker, dessen Kenntnisse in diesem
Fache zum Sprüchwort wurden und ihm
zu Anfang des 17. Jahrhunderts einen Jahr-
gehalt von 1200 Gulden von den General-
Staaten verschafften.
Henkel (VL) — Wessel Albert Van
— geb. zu Leyden, zeichnete sich in der
Erklärung der Bibel aus. Einige Abhand-
lungen . voll Gelehrsamkeit u. Kritik , in
der „Bibliothek der theologischen Litera-
tur", machten auf den einfachen Landpre-
\ diger von Grootebroek- aufmerksam , der
1815 an das Athenäum zu Franeker und
1818, nach dem Tode von Nuys Van
Klinkenberg, an das von Amsterdam
berufen wurde. Sein Predigtstyl ist, — wie
es sich von einem so gründlichen Erklärer
erwarten lässt — gelehrt, ohne jedoch
dadurch das Rührende und Gemüthliche
ausser Acht zu lassen.
Hennert (V.) — Johan Frederik —
ein Deutscher von Geburt , doch durch
langen Aufenthalt in Holland eingebürgert,
war Prof. d. Philosophie zu Utrecht. In
s. „Auserlesenen Abhandlungen", aus den
Schriften der berliner Akademie übersetzt,
finden sich auch eigene Aufsätze und Bei-
lagen , die alle fasslich und populär , zum
Theil sogar angenehm geschrieben sind.
Hinsichtlich der Scharfsinnigkeit zeichnet
sich die vielleicht nicht ganz unparteiische
Untersuchung der Philosophie des Spi-
noza aus, welche daselbst in einem sehr
günstigen Lichte erscheint.
Hennert (VI.) — . . . — Naturkun-
diger zu Utrecht, beantwortete eine Preis-
frage über die Theorie der Höhenmessung
durch das Barometer, beschäftigte sich mit
der Untersuchung der Bahn des im An-
fange dieser Periode entdeckten Planeten
Uranus, und schloss, dass man für die
Strahlenbrechung keine unfehlbaren Regeln
feststellen könne, da sie nach Ort und
Jahreszeit verschieden sei imd daher jeder
Astronom dergleichen Regeln auf s. Wohn-
platz beschränken müsse.
HerinckX (IV.) — Willem — geb.
1619 zu Helmont, Oberhaupt der Missio-
nen in Holland, 1677 Bischof von Ypern,
gest. 1678, machte sich durch eine ,, Summa
Theologiae Scholasticae et Moralis , ad
raentem S. Bonaventurae Doctoris Sera-
phici" (Antw. 1678, 1704, IV Vol. Fol.)
bekannt.
Hering^ (VI.) — ... — Verf. der
„Schaubühne der alten u. neuen Staatsereig-
lüsse des Vaterlandes" , 1789 u. später.
Hering'a (VI.) — J. — Prediger zu
Nijkerk auf der Veluwe und zu Vlissingen,
Prof. u. Universitätsprediger zu Groningen
und zu Utrecht , legte sich mehr auf Bil-
dung von Schülern, als auf Schriftstellerei,
wiewohl s. Bearbeitung von Bergen 's
„Denkwürdigkeiten aus dem Leben Jesu,
mit praktischen Anmerkungen", eines der
beliebtesten Hausbücher des Niederländers
213
Heringa
Heurnius
214
wurde. Seine populäre Erklärung der Berg-
rede Jesu, von der Gesellschaft: Für das
allgemeine Beste mit Gold gekrönt,
ist eine schöne Ausarbeitung. Sein letztes
Werk: „der geistliche Rathgeber" ist für
die Pastoral-Theologie von Wichtigkeit.
Hering'a (V.) — Adriaan — Arzt zu
Leeuwarden, gest. 1779, theilte „kritische
Anmerkungen" und „Verbesserungen zu
mehreren, meist griechischen Schriftstellern"
mit
Herman (IV.) — J. — Apotheker zu
Brüssel, gab 1652 einen Katalog seines,
mit seltenen Gewächsen bereicherten, Gar-
tens heraus.
Hermannus (11.) — Willem — ver-
fasste das „Bellum Geldricum" (mit dem
bekannten Herzog Karl, bis 1509).
Hermansz (II.) — Willem — aus
Gouda, einer von den Freunden des Eras-
mus, Neffe des Aurelius, wurde, fast
gleichzeitig mit Erasmus, Mönch in dem
berühmten Kloster Stein. Erasmus be-
zeugt: den Verstand und die Ge-
lehrsamkeit dieses Jünglings, mit
Bescheidenheit gepaart, stets be-
wundert zu haben U.S.W. Seine, wie
es scheint, übertriebene Bescheidenheit war
Ursache, dass nur wenig von ihm das Licht
sah. „Du kannst Alles", schrieb ihm Eras-
mus vergebens, „so Du nur Muth dazu
hast." Ohne s. Wissen gab Erasmus
eine „Sylva odarum" von ihm heraus, wel-
che von den pariser Studenten mit unbe-
schreiblicher Begierde gelesen ward. Ausser-
dem dichtete er eine „Expostulatio Christi
moralis" ( Antw. 1559), „Hieronymi
Vita et passio", ein Gedicht auf St. Bavo,
den Schutzheiligen der haarlemer und gen-
ter Kathedralen, und eine Uebersetzung
des geldernschen Krieges ; ferner übersetzte
er einige Fabeln A e s o p ' s aus dem Grie-
chischen in's Lateinische, und scheint auch
selbst einige Fabeln gedichtet zu haben;
auch hat man von ihm noch eine Anzahl
Briefe. Aber die Schüchternheit, s. herr-
schender Charakterzug, war Veranlassung,
dass er zuletzt dem verfolgten Erasmus
untreu wurde. Als nämlich Erasmus
ihm s. Werk : „Adagia" mit der Bitte über-
sandte , darüber s. Urtheil ihm Avissen zu
lassen, schrieb dieser, sein hier gewiss
feigherziger Freund, da es nur einem ver-
traulichen Briefe , nicht dem Publicum,
galt : „Ich bin verlegen , wie ich unsern
Erasmus zufrieden stellen soll. Ich fürch-
te sowohl zu sprechen, als zu schweigen."
Armer Mann mit aller s. Gelehrsamkeit!
ruft Van Kampen aus. — Hermansz
starb 1510. (S. Erasmus, Epist. 34,
394 ad Cardin. Epist. 395 ad Henr.
V. d. Berg, Epist. 410, adCorn, Aurel.,
445, ad Guil. Hermann.; auf die Be-
richte über Aurelius und Hermansz
zusammen in Wal vis „Beschreibung von
Gouda", 4., p. 233—244.)
Hesdin (V.) — ... — Wappenherold
von Namur, schrieb über König Zwen-
tibold von Lothringen, Sohn Kaiser
A r n u 1 p h ' s zu Anfange des zehnten Jahr-
hunderts, und über Herman von Sach-
sen, Gemahl der Rykhilda vom Hen-
ne gali.
Hesselink (VI.) — Gerrit — geb.
1755 zu Groningen, studirte daselbst Theo-
logie, Philosophie u. Naturwissenschaften,
wurde 1778 Magister Artium u. Dr. der
Philosophie , 1781 Prediger zu Bolsward
und in s. 31. Jahre Prof. der Theologie
und Philosophie zu Amsterdam an dem Se-
minar der Mennoniten. Damals erschien s.
„erklärendes Wörterbuch", welches ihn be-
kannt machte. Ausser verschiedenen Preis-
schriften, als: „über die Verbindung zwi-
schen der Mosaischen und christlichen Re-
ligion" ; „über Zweifelsucht u. vorschnelles
Urtheil" ; „über den Einfluss der bürger-
lichen Regierung auf die Religion" , und
einigen naturhistorischen Schriften, hat er
auch, ausser s. Fache, eine mit Recht ge-
schätzte „holländische Prosodie" heraus-
gegeben.
Hes.selS (V.) — Frans — geb. 1680
zu Rotterdam, gest. 1746, ein Freund von
Broekhuizen und Reland, und von
Burman sehr gerühmt, liftte die alten
Dichter so sehr , dass er mit s. Freun-
den den Geburtstag Virgil's feierte.
Einige s. Gedichte befinden sich in den
„Deliciae poeticae" von Van Santen.
Er führte den Titel eines Prof. zu Rotter-
dam und wurde später Domherr zu Utrecht.
Heule (III-) ■ — Christiaan Van —
ein Messkünstler, verf. 1626 eine ,,Gram-
matica oder Sprachkunst".
Heurnius (III) — Joannes — der
erste Prof. d. Medicin an der Universität
zu Leyden, geb. 1643 zu Utrecht, kannte
mit s. eilften Jahre kaum die Buchstaben,
holte aber später durch unablässiges Stu-
diren und auf Reisen nach Frankreich und
Italien, wo er solch einen Ruhm erlangte,
dass der venetianische Gesandte zu Kon-
stantinopel ihn mit sich nehmen wollte.
215
Heusde
Higt
216
Alles nach. Zu Pavia bot ihm der be-
rühmteste Professor s. Tochter zur Ehe
an, worauf gewiss eine Professur erfolgt
sein würde ; aber er fürchtete, nicht ohne
Grund, die Eifersucht und Dolche der Ita-
liener. So ging er nach zwölijähriger Ab-
wesenheit schleunigst nach Utrecht zurück,
und ward 1581 nach Leyden als Prof. be-
rufen, welchen Posten er zwanzig Jahre
lang, bis zu s.. Tode im J. 1601, mit Ruhm
bekleidete (s. Meursius, „Athenae Ba-
tavae", p. 135, 136). Seine medicinischen
Werke umfassen eine Erklärung des H i p-
pokrates und eigene Abhandlungen über
verschiedene Theile der Arzneikunde.
Heusde (VI.) — Filips Willem Van —
(1806) Professor zu Utrecht, wo er den
Geschmack für die ächte pragmatische
Bearbeitung der Geschichte und für das
Schöne, welches er so trefflich in s. „Ora-
tio de pulchro" (Ultraj. ad Rhen. 1818) zu
schildern wusste, beförderte, zeichnete sich
unter Wyttenbach's Schülern durch
ein „Specimen criticum" zu Plato aus;
auch schrieb er eine „Diatribe in Civitates
antiquas". Das Resultat s. langwierigen
Untersuchungen über Plato wird bal-
digst zum Druck erwartet.
Ueujssen ( V. ) — Hugo Franciscus
Van — katholischer Geistlicher im Haag,
verfasste folgende, ursprünglich latei-
nisch geschriebene, sodann ins Hollän-
dische übersetzte und mit vielen Anmer-
kungen vermehrte, von J. Van Rhijn
herausgegebene Werke , welche alle für
den Kenner der Kirchengeschichte und Al-
terthümer der vereinigten Niederlande von
Wiciitigkeit sind und 21 Bände umfassen,
nämlich: „Balavia Sacra", Antwerpen 1713
u. 1716, 3 Theile, 4. „Geschichte oder
Beschreibung des utrechter Bisthums", Ley-
den 1719, 3 Th. „Alterthümer und Stif-
tungen des eigentlichen Südhollands und
Schielands, 1. Th. 8., des Rheinlandes",
und wohl vorzüglich die „von Leyden,
Delfland, Kennemerland, Amstelland, Nord-
holland , Westfriesland , Zeeland , 2 Th.,
Fricsland, Groningen, Drenthe, dem Bis-
thum Deventer, der Stadt und dem Ge-
biete Herzogenbusch" ; endlich ein A n-
h a n g A on Drakenborch und Beschreibung
der bischöflichen Münzen und Siegel von
Utrecht von F. Van Mieris, Leyden
1726.
Heuter (III.) — Pontus de — (H en-
tern s) geb. 1535 zu Delft, Canonicus zu
Gorinchem, verliess, dem durch Luraey
veranlassten Morde der katholischen Geist-
lichen daselbst kaum entronnen, s. Vater-
land und begab sich nach St. Truijen.
Er schrieb eine „Holländische Orthogra-
phie" (bei Plantijn 1581), die „Ge-
schichten des Burgundischen und Oestrei-
chischen Hauses", wovon s. „Geschichte
der Niederländischen Trennungen" (1564
— 1575) eine Fortsetzung ist. Die ,,Res
Burgundicae" erschienen 1583 und die ,,Res
Austriacae" 1598 zu Antwerpen. Obige
Fortsetzung ist der spanischen Partei gün-
stig; doch so sehr war die Presse in Bel-
gien gedrückt, dass die drei, dieselbe aus-
machenden Bücher, wegen einiger freimü-
thigen Ausdrücke, nicht nur bis 1649 un-
gedruckt und bei den Franziskanern zu
Brüssel verwahrt blieben, sondern auch
nach ihrem Erscheinen unterdrückt wurden.
Heyden. S. Thymo.
Heylen (V.) — P. J. - Prof. d.
Philosophie zu Löwen, behandelte das „ge-
schriebene Recht in Belgien" vom 7. bis
zum Anfang des 13. Jahrhunderts , und
etwas später (1782) über „alte Römische
Denkmäler" in Belgien.
Keyningen (V.) — H. Van — Pre-
diger zu Ryswyk, machte sich durch bibli-
sche Arbeiten bekannt.
Heyns (III.) — Pieter — südnieder-
ländischer Dichter, brachte einen aus Or-
telius „Erdbeschreibung" gezogenen
,, Spiegel der Welt" in Reime. Sein Sohn
Zacharias, ein Drucker zu Z wolle, war
ein besserer Dichter, bekannt durch s.
„Emblemata" (s. De Fries, I. 49, 50,
52 — 57).
Higt (V.) — Ernst Willem — geb.
1723 zu Dokkum, bildete sich zu Franeker
unter Valckenaer und zu Amsterdam
unter Burmannus Secundus, ward
1749 Rector zu Alkmar und starb 1762.
Seinen Ruhm erwarb er durch ein in tro-
chäischen Versen abgefasstes Gedicht: „in
reditum veris", von Huyzinga Bakker
in's Holländische übersetzt. Auch über-
setzte er Bion u. Moschus in lateini-
sche Verse, welche sich bei Valckenaer
(1781) und in den „Deliciae poeticae'' von
Van Santen befinden. Einige ausge-
wählte Gedichte der noch un gedruck-
ten von ihm, hat Ypey 1803 zu Har-
derwijk herausgegeben. Higt bearbeite-
te auch die niederländische Sprache und
Poesie, und Ypey, der Verf. der „Ge-
schichte der niederländischen Sprache",
217 Hillegaersberg
stellt ihn '^p. 553) selbst, in dieser Hin-
sicht mit Van Haren in eine Reihe.
Hillegaersberg (I.) — Willem Van
— einer der holländischen Improvisatoren
des 14. Jahrhunderts, hinterliess ein Ge-
dicht ,,über die Hoekschen und Kabel-
jauwschen *) Zwiste", welches zuerst 1817
in De Jonge's „Abhandlung über die
Hoekschen und Kabeljauwschen Parteien"
(p. 269 — 280) bekannt gemacht wurde.
Dieses kurze Gedicht schliesst mit mora-
lischen Ermahnungen zur Eintracht. Zu-
folge C 1 i g n e 1 1 ' s „Vorrede zu den Bei-
trägen für die alte Niederländische Lite-
ratur" existirt von Hillegaersberg ein
117 Gedichte enthaltendes Manuscript.
Hinlopen (V.) — Nicolaas — ver-
dienstlicher Sprachkundiger, gab Huyde-
coper's Probe von Sprach- und Dicht-
kunde, mit Anmerkungen bereichert, heraus.
Hinlopen (VI.) — J. — einer der
vertrauten Freunde Bellamy's, von Kö-
nig Ludwig zum Staatsrath und Ritter
des Ordens der Union ernannt, gest. 1808,
hat wenig oder nichts herausgegeben, war
aber nach den Verfassern der „Denksäule
auf Bellamy" ein sehr glücklicher Nach-
ahmer und Uebersetzer der Alten, und hat
ein schönes poetisches Portefeuille hinter-
lassen. Er bildete mit Bellamy, Rau,
Kleyn, Carp, Ockerse und einigen
Ändernden utrechter Freundeskranz.
Dieser, so wie der ohngefähr zehn Jahre
früher zu Göttingen bestandene Dichter-
kranz der Jünglinge Stolberg, Voss,
Hölty, Bürger, Leise witz, Miller
u. A. hatten ungemein vielen Einfluss auf
die Poesie ihres Vaterlandes. (S. Van
Cappellen's schöne Vergleichung zwi-
schen Bellamy und Hölty, p. 12.)
Hoboken (IV.) — Nicolaas — aus
Harderwijk, gab eine gute „Anatoraia se-
cundinarum" des menschlichen Körpers
(1675) u. bereits früher (1670) der Kühe
heraus.
Hoekstra(VI.) — ... — Verf. einer
„Lebensbeschreibung der Apostel, in den
Werken der Gesellschaft: „Für das allge-
meine Beste".
Hoeufft (VI.) — ... — gefälliger
HoUebcek
218
*) Huksch und Kabeljausch bezeichnen
Factionünamen der Anhänger der Gräfin Mar-
garet ha von Baiern und ihres Sohnes, %rel-
che im 14. u. 13. Jahrhundert viele Unruhen
iu Holland erregten.
lateinischer Dichter, gab 1801 Louw Van
Santen's Gedichte, zum Theil nach
dessen Tode heraus.
Hoeven ( IV. ) — ... Van Der —
hellte die Alterthümer der vereinigten Pro-
vinzen, besonders von Holland auf, in s.
„Urkunden-Chronik von Alt-Batavien, Alt •
Friesland und Frankenland" (I. Th. im
Haag 1645, IL Th. Leyden 1646, Fol.),
die x9ii dem J. 99 v. Ch. bis 863 n. Ch,
geht , in welches Jahr damals gewöhn-
lich die Entstehung der Provinz Holland
gesetzt wurde. Hoeven widerspricht je-
doch dieser Annahme und zeigt im Ganzen
viel Kritik.
Hoeven (^T.) — A. Des Amorie Van
Der — Remonstrantenprediger zu Rotter-
dam , vorzüglicher Kanzelredner, der sich
Chrysostomus zum Muster genommen.
Hoffer (III.) — A. — Herr von Bom-
menede, Bürgermeister von Zieriksee imd
Rentmeister der zeeländischen Domäne, geb.
1589, gest. 1644, ist durch mehrere theo-
logische übersetzte Werkchen, und hol-
ländische Poemata CAmst. 1635, 4.,
mit Kupfern) bekannt. (S. De La Rue,
p. 179 — 182.)
_ Hofman (IV.) — ... — schrieb 1654
einen „ Wörterschatz " , später sehr ver-
mehrt und verbessert von dem amsterda-
mer Arzt Meijer in 3 Theilen, eine Er-
klärung von Bastard - , Kunst - und ver-
alteten Wörtern enthaltend.
Hogendorp (>VI.) — Gijsbert Karel
Van — schrieb „Abhandlungen über den
ostindischen Handel", 1802, wovon der
2- Th. das Cap der guten Hoffnung, nach Aus-
zügen aus den besten Reisebeschreibungen,
genau kennen lehrt ; ,, Beiträge zum Staats-
haushalt", zum Dienste der Generalstaaten
gesammelt, welche sehr gut geschriebene
Berichte „über die Statistik des neuen
Königreichs der Niederlande" enthalten.
Hollandes (IL) — Jan De — be-
schrieb den „Aufstand zu Gent gegen Karl
V." (1547), herausgegeben in den Analecta
von Hoynck Van Pape ndrecht.
Hollebeek (V.) — Ewald — schrieb
„Akademische Rede über die Verachtung
der Offenbarung in Niederland, und die
Hauptursachen derselben (s. „Biblioth. des
Sciences et des Beaux Aj-ts", T. XXIII,
P. I. (1765) p. 265), zu welchen letztern
die Presse des Marc Michel Rey gehört,
aus der V o 1 1 a i r e ' s und s. schamlosen
Nachfolger Werke (meist mit d. Druckort
London) zahlreich hervorgegangen.
219
Homberg
Hoofman
220
Homberg (IV.) — Willem — Che-
miker, geb. 1652 zu Batavia, erhielt zum
Theil s. Erziehung zu Amsterdam u. liess
sich später in Frankreich nieder. Er nahm
unter den frühern Chemikern der franzö-
sischen Akademie mit Geoffroy u. den
beiden Lemerys eine ehrenvolle Stelle
ein. Die Boraxsäure und den Phos-
phorus, der s. Namen trägt, zählt man
unter s. ■vornehmsten Entdeckung^. Er
starb 1715 zu Paris. (S. Eloge de M.
Homberg, Memoires de l'Acad. Royale des
Sciences-S 1715, p. 82.)
Homessen (V.) — • .. . — gab eine
„Erklärung des 19. Psalms", 1769.
Honert (V.) — Taco Hajo — geb.
zu Hendrik Ido Ambacht, Prediger zu
Amsterdam und dann Prof. zu Leyden,
schrieb ein Werkchen unter dem Titel :
„Die wahrhaftigen Wege, welche Gott die
Menschen führt", worin er die Noth wen-
digkeit der Offenbarung zu beweisen sucht.
Honert ( V. ) — Jan Van Den —
Sohn des Vorigen , geb. 1693, gest. 1758,
vertauschte den Handel mit der Theolo-
gie, wurde Prediger zu Katwijk, Enkhui-
zen und Haarlem, Prof. zu Utrecht und
Leyden, machte sich bekannter als s. Va-
ter, und s. Einfluss war so gross, dass man
ihn den Papst von Niederland nannte. Als
solcher wollte er denn auch das Anathem über
Zwingli aussprechen, den er ins. „Insti-
tutiones Theologiae didaqtico-elenchticae"
(1735) einen Pelagian nennt. Als Coc-
cejaner bewies er hinsichtlich der Voe-
tianer eine zur damaligen Zeit verdienst-
liche Mässigung, frischte jedoch den Streit
über die allgemeine und besoadere Gnade
wieder auf in s. „Dissertatio de gratia Dei,
non universal!, sed particulari", zeigte aber
durch s. gemässigtes Betragen gegen Van
den Os, dass er aus Ueberzeugung han-
delte. Dessenungeachtet beschuldigte man
ihn in so fern der Unredlichkeit, „dass er
die dordrechter Synode nicht zur ständigen
und unverbrüchlichen Regel des Glaubens
aufgestellt hatte." (S. Ypey, VH. 137
—142, 381—392. VIH. 57, 61, 172—174.)
Honert (HI.) — Rochus Van Der —
geb. 1572, ein Staatsmann, der für Dordrecht
in der V^ersammiung von Holland sass, und
zweimal nach Schweden und Polen zur
Abschliessung eines Waffenstillstandes zwi-
schen den beiden Kronen, den er glück-
lich zu Stande brachte, abgesandt wurde.
Ausserdem war er Curator der lateinischen
Hochschule, und dichtete, in der Manier der
Rhetoriker, die Trauerspiele: „Thamar",
und „Moses, der Gesetzsammler" (s. Ba-
ien, „Dordrecht", p.215), Leyden 1611.
Hoofman (IV.) — Elizabeth —
grosse Dichterin und eine der gelehrtesten
Frauen Niederlands, geb. 1664, zeigte
schon früh grossen Eifer für die Wissen-
schaften (sie soll schon mit ihrem sechsten
Jahre gedichtet haben) , welches ihre El-
tern veranlasste, sie von dem Conrector
S 1 0 r m zu Haarlem in den alten Sprachen
unterrichten zu lassen. Hier machte sie
für ein Mädchen erstaunliche Fortschritte,
und hatte in fünf Jahren die vornehmsten
lateinischen Historiker und im Griechischen
Aelianus, Anakreon und sogar Pin-
darus gelesen. Mit ihrem "sechzehnten
Jahre machte sie lateinische Verse und gab
poetische Uebersetzungen aus Anakreon
und Horatius in holländischer Sprache.
Seitdem fand sie ihr Vergnügen und ihre
Erholung in der lateinischen und holländi-
schen Dichtkunst bis zu ihrem Tode, be-
sonders in der letztern. Sie bedurfte die-
ser Erholung, denn die Widerwärtigkeiten
ihres Lebens waren gross. Für die aus-
gezeichneten Geistesgaben, die sie besass,
verlor sie häusliches Glück und bald auch
Vermögen , durch die Schuld ihres Gatten,
Pieter Koolaert. Diese Ehe schien,
wegen gleichen Standes und einiger Kunst-
liebe des Mannes , nur alles Heil zu ver-
sprechen: — Francius u. Broekhui-
z e n , Freunde und Kunstgenossen der Dich-
terin , verherrlichten dieselbe mit Gedich-
ten ; — doch die unselige Sucht, zu glän-
zen, verleitete Koolaert, nach und nach
all sein Vermögen und das s. Gattin zu
verschwenden , so dass sie , sechsundfunfzig
Jahre alt, sich mit ihm nach Kassel bege-
ben musste , um , entfernt von ihrem Va-
terlande, von ihrem theuren Haarlem, das
Gnadenbrod eines deutschen Fürsten zu
essen ! Und gleichwohl liebte sie diesen
Urheber ihres Unglücks nicht allein im An-
fange ihrer Ehe, als sie den Jammerton
eines gebrochenen Herzens bei Gelegenheit
einer gefährlichen Krankheit ihres Mannes
anstimmte, oder ihn in ihrer Jugend inmit-
ten des Vaterlandes und des Ueberflusses
an s, Geburtstage mit frischen und duften-
den Dichterblumen bewillkommnete: nein,
auch im Auslande, als die Zeit ihre Haare,
wie den Gipfel des benachbarten Meissner-
berges, mit Schnee bedeckt hatte! Sie
tröstete sich in fremden Landen , wo ihr
Gatte den Posten eines Commerzien-Direc-
221
Hooft
Hooft
222
tors bekleidete, mit der vaterländischen
Dichtkunst über ihr Unglück: sie besang
den Landgrafen , ihren VVohlthäter , und
s. Sohn, den König von Schweden, der sie,
aus Dankbarkeit dafür , a erhungern üess,
und starb endlich, 72 Jahre alt, in grosser
Dürftigkeit. Alle diese Gelegenheitsge-
dichte zeichnen sich durch wahre dichte-
rische Gluth, Gefühl und Phantasie vor der
Menge von Gedichten dieser Art aus , wo-
mit vor und nach dieser Zeit der nieder-
ländische Parnass überschwemmt ward. In
glücklichern Jahren hatte sie zu einem
Keste, welches ihr Gatte Peter d. G.
und der Katharina gab, diesen „Atlas
des Nordens" besungen. Doch es waren
nicht allein Gelegenheitsgedichte , die sie
unsterblich machen. Ihre „Schaubühne der
Verwüstung", die Unbeständigkeit alles
Irdischen darstellend, wird von einem com-
petenten Kunstrichter*) mit Recht unver-
gleichlich kühn, erhaben und er-
greifend genannt. Es sind Betrachtun-
gen, gleich den bekannten ,,Trümmern"
von Volney, doch, nach langem Umher-
irren in den Hallen des Todes , in einer
viel tröstlicheren und freudigem Aussicht
endigend , die ihr die Religion zeigt.
Hooft (III.) — Pieter Corneliszoon —
Schöpfer der holländischen Prosa , begab
sich nach gemachten Studien zu Leyden
nach Italien, von wo er an die Kammer:
In Liebe blühend, jenen berühmten ver-
sificirten Brief schrieb , welcher , w ie der
von Addison aus demselben Lande (ein
Jahrhundert später) ein bleibendes Denk-
mal der Dichtkunst ist. Der Genius Ita-
liens war ihm, dies bezeugt er, in der Ge-
stalt einer jungen Frau am Arno erschie-
nen. Nach drei Jahren kam er (1602) zu-
rück und gab in demselben Jahre bereits
das sanftfliessende Schauspiel ,, Granida"
heraus , w orauf zehn Jahre später die
Trauerspiele : „Gerard Van Velzen" und
1617 ,,Baeto" folgten, welches letztere
weit mehr Schönheiten enthält, und worin
man besonders jenen trefflichen, des Dich-
*) Prof. Siegenbeek in s. Abhandlung
über Elisabeth Koolaert, geb. Hoof-
man, „Euterpe''', 2. St. p. 122 — , heraus-
gegeben, nebst der Sammlung ausgewählter Ge-
dichte von ihr , im J. 1774 , von ihrem Bluts-
verwandten W. Kops. Ein Fragment aus der
,, Schaubühne der Venvüstung" befindet sich
bei Van Kampen I. 478, 479.
ters würdigen Jungfrauen-Chor bewun-
dert, der das Elend der Verbannung schil-
dert. Hooft war auch Minnedichter, der
als solcher zum Erstaunen die Biegsamkeit
und Lieblichkeit zeigt, deren die hollän-
dische Sprache fähig ist. Sehr verschieden
ist das Maass seiner Minnelieder, aber fast
stets wohllautend und dem Gegenstande
angemessen. Doch ist dies ihr einziges Ver-
dienst nicht. Mit der Annehmlichkeit Ana -
kreon's verbindet Hooft seinen oft
schalkhaften Verstand, und zuweilen, wenn
der Gegenstand es erfordert, empfindsame
Zartheit. Seine Gesanggöttin ist bald sinn-
lich, wie die von Tibull (z. B. in dem
unbeschreiblich lieblichen Liede: „Heilige
Venus" u. s. w.), bald wieder erhaben, wie
die von Petrarca, und es ist schwer zu
entscheiden, welche Art ihr besser geglückt
ist. Da Hooft gerade zu jener Periode
in Italien war, als Marini die Poesie zu
entstellen anfing, so darf man sich nicht
wundern , dass seine Dichtweisc davon ei-
nige Spuren trägt. (S.Gedichte in 12.,
p. 118, 127, 131, 177.) Inzwischen muss
jeder Unparteiische anerkennen, dass diese
Mängel nur gering sind und bei weitem
überwogen werden durch die ungemeine
Lieblichkeit, mit welcher er die Sprache
sowohl als die Poesie bereichert hat. (S.
a. a. O. p. 109, 128, l47, 262 — ein
Hochzeitgesang auf s. Freundin Tessei-
schade: „Kupido streng von Herrschaft...",
eine schöne, allerliebste Schmeichelei, voll
Phantasie , Reichthum an Sprache und mu-
sikalischem Wohllaut — .) Mitten in die-
sen Studien und der Abfassung s. histori-
schen Werke (deren wir weiter unten ge-
denken) schloss Hooft s. Tage in Frie-
den, ohne an den heillosen Bürgerzwisten
jener Tage Theil zu nehmen. Im J. 1609
als Drost von Muiden und GooUand ange-
stellt, theilte er sein Leben zwischen ge-
treuer Pflichterfüllung und dem Dienst der
Gesanggöttinnen. Er war zweimal ver-
heirathet, mit Christina Van Erp,
und Leonora Hellemans. Tief traf ihn
der Tod seiner . ersten Gattin (1624) und
zweier Kinder, doch fand er in der zwei-
ten vollkommenen Ersatz. Liebe, Freund-
schaft, Kunst und Wissenschaft verschö-
nerten noch 20 Jahre (v. 1627 — 1647)
s. Leben. Das Schloss zu Muiden, wo er
sich fortwährend aufhielt, wurde ein Sam-
melplatz der edelsten Geister , und hier
war, so zu sagen, der Brennpunkt, von
wo die Strahlen der Poesie, der Sprach-
223
Hooft
Hooft
224
rcinigung und überhaupt der schonen
Künste und Wissenschaften für Niederland
ausgingen. Dieses Schlcss, wechselsweise
mit der Stadt , war der Vereinigungspunkt
dieser, aus vertrauten Freunden bestehen-
den amsterdamer Dichterschule, wo T e s -
seischade als Königin den Vorsitz führte;
wo Huygens, Van Baarle, und dann
und wann auch Vondel ihren Ruhm be-
sangen , wo sie alle Feste zierte , Allem
den gefälligen Ton der ächten Bildung gab,
und die Burg zu Mulden zu Niederlands
Helikon oder Parnass erhob. — Hooft
schrieb „sprachkundige Beiträge", die bei
Hoogstraten in s. „ Geschlechtsta-
belle", und später vermehrt von Ten
Kate in s. Hauptwerk in Druck erschie-
nen. Er verwarf alle Fremd- u. Bastard-
wörter, und obgleich er in dieser Hinsicht
wohl zu weit ging, so hatte er doch sei-
nen guten Grund dazu; denn die Sprache
hatte (um dieses Gleichniss zu gebrauchen)
einen gleich kräftigen Verbesserer nöthig,
wie der Gottesdienst Luther, der lieber
etwas zu viel, als zu wenig aufräumte.
(S. Ypey, „Gesch. d. niederl. Sprache",
p. 465.) — Als Historiker nimmt Hooft
eine der ersten Stellen ein. Vorbereitet
hierzu durch funfeigmalige Lesung des
T a c i t u s , schrieb er eine „Geschichte Hein-
rich d. G.", worin man zuerst den Ge-
schichtsstyl in treffenden, grossen Schilde-
rungen, unter andern der Beschreibung
der „St. Bartholomäusnacht" wahrnimmt.
Hugo deGroot wünschte der Asche des
grossen Königs Glück , solch einen grossen
Historiographen gefunden zu haben, und
Ludwig Xni. beschenkte Hooft dafür
mit einer goldenen Kette , mit dem S t.
Michaelisorden, und erhob ihn und s.
Geschlecht in den Adelstand. Dieses Werk
erschien 1626, dann Amst. 1638, 4., 1652
in 12. In s. „Unglücklichen Verhältnissen
der Erhebung des Hauses Medicis" wer-
den die Unglücksfälle eines fürstlichen Ge-
schlechts dargestellt, welches das Empor-
steigen von Kaufleuten zu Souverains mit
häuslichem Kunimer schwer gcbüsst hatte.
Diese zu Amst. 1649 und dann in s. Wer-
ken erschienene Schrift, ist jedoch die am
wenigsten vollständige unter s. historischen
Werken. Die Krone s. Ruhmes, u. was ihn
bei allen Völkern und Zeiten verewigen
wird, sind s. „Niederländischen Geschich-
ten", von 1555 bis 1584 (bis zum Tode
Wilhelm I.). Sie erschienen zuerst 1642,
mit der Fortsetzung 1654, 1656, mit der
Biographie des Historikers von Brandt
1677, neue u. beste Ausgabe 1703, alle
Fol., von den Professoren Siegenbeek,
Simons u. Van Ca p pelle mit Anmer-
kungen in 8., I. Th., 1820. Neunzehn
Jahre brachte er mit demselben fast ohne
Unterbrechung zu. Dieses für jeden Nie-
derländer classische Werk übertraf durch
Bündigkeit, Kernhaftigkeit, philosophischen
Blick, unparteiische Würdigung der Saclien
(indem es selbst dem Feinde Recht wi-
derfahren lässt), reine Sprache, Erhaben-
heit und Geist des Vortrages , nicht allein
alle niederländischen, sondern auch alle da-
maligen historischen Werke, und unter de-
nen, seit dem Wiederaufleben der Gelehr-
samkeit, kommen ihm nur Macchiavelli
u. Guicciardini gleich, und de Thou,
der ihn vielleicht übertrifft. Doch auch s.
Mängel dürfen nicht übersehen werden.
Er wählte sich Tacitus zum Vorbilde,
und folgte diesem kräftigen, aber zuwei-
len gedrängten und dunkelen Schriftsteller
ein wenig zu viel. Wiewohl diese Ge-
schichte für den holländischen Prosastyl
und für die Sprache eine neue und bessere
Epoche eröffnete, so verfällt jedoch s.
Sucht, nichts als acht holländische Wörter
zu gebrauchen , dann und wann ins Lächer-
liche. In dem Plane des Werks hat Hooft
für den Leser das Unangenehme, die Er-
zählung genau nach der Chronologie ein-
zurichten. Dessenungeachtet wird dieses
Werk für Jeden, der es unternimmt, et-
was im Holländischen zu schreiben, stets
unentbehrlich bleiben. Man lernt daraus,
die Geschichte mit herrlichen Lehren der
Weisheit zu verknüpfen, den Geschichts-
styl mit Auswahl bilderreicher Ausdrücke
zu verschönern, und findet dort den Pro-
bierstein ächter holländischer Wörter, von
welchen viele der Autorität des Hooft
bedürfen , um von unsern neuern Puristen
nicht für Germanismen ausgeschrieen zu
werden. Mit dem Einweben erdichteter
Reden fügte er sich der Mode der Alten
und dem Geschmacke s. Jahrhunderts, wie-
wohl sie, nach Wachler's Zeugniss, voll-
kommen dem Charakter der Personen u.
Zeiten angemessen sind *). Mehrere Theilc
dieses Werkes weichen den Alten in der
Kunst der Darstellung nicht. Herrlich,
und Tacitus vollkommen würdig , ist die
*) S. Wachler's ,, Gesch. d. histor. For-
schung U.Kunst", GötUng. 1813, I. B. II. Abth.
225 Hooft Hoogvliet 226
Einleitung. Der Mord zu Naarden , der genau angegeben : wir wollen hier nur von
Entsatz von Leyden, der Einzug von Don öem Style dieser Briefe sprechen. Es ist
Juan in Brüssel, die spanische und f ran- nicht zu verkennen, dass viele nach der
zösische Furie zu Antwerpen, die \er- Lampe riechen, d. h. dass sie in einem
nichtung von Parma' s Brücke vor dieser zu gesuchten, weniger ungezwungenen
Stadt sind mit treffender, und, nach der Style abgefasst und voll von Bildern u.
Art des Gegenstandes, bezaubernd schö- witzigen Ausdrücken u. Wortspielen sind
ner, anziehender oder grausenerregender (wie z. B. der 313. Brief: an Rochus
Wahrheit beschrieben. Seine Nachrichten Van Der Hoonaert, der 202. B. : an
über Amsterdam, wo s. Vater und s. Ver- Tess elschade). Ungeachtet dieser Aus-
wandten bei der Regierung angestellt wa- schmückungen, die ihm gleichsam zur zwei-
ten, sind besonders ausführlich, genau u. ten Natur geworden , sieht man überall den
wahr. (S. W a g e n a a r , Vorrede des VI. Biedermann , den Freund von Wahrheit,
Th. der vaterländ. Gesch. p, VII.) *). — Tugend und Recht, den Vertheidiger der
Als Prosaist nimmt Hooft die erste Stelle Unterdrückten, den feingebildeten Men-
ein. Seine Briefe sind durchgehend« schenkenner und Staatsmann. (S. Br. 176,
Meisterstücke in ihrer Art. Mehr als 200 286.)
derselben befanden sich bereits bei den Hooft (V.) — Gerrit — Secretär der
Werken dieses grossen Schriftstellers , als Bürgermeister der Stadt Amsterdam , er-
der amsterdamer Schöppe Gerrit Van regte viel versprechende Hoffnungen als la-
Papenbroek noch eine fast dreimal so teinischer Dichter; wenn nur der Tod ihn
starke Anzahl derselben zusammenbi-achte, nicht schon in s. 18. Jahre (1786) weg-
die ausser den bereits bekannten, von dem gerafft hätte!
gelehrten und feinen Huydecoper 1738 Hoo^evecn (V.) — ... — Rector
herausgegeben wurden. Die Wichtigkeit zu Delft, ausgezeichnet durch Gelehrsam-
dieser Briefe für Staats- und Literärge- keit, besonders im Griechischen, verfasste
schichte und Literatur im Allgemeinen, den Commentarius auf das Werkchen von'
die Nachrichten über den Charakter der F. Vigerus: „de idiotismis Graecae di-
Tesselschad e, des Huygens, Van ctionis", 1766, 3. Ausg., auch in Deutsch-
Baarle, DeGroot,Vossius, Reaal, land von Z eun e herausgegeben ; und ein
Justus Baek undHooft's selbst, ist von Werk: ,,de Doctrina particularum Linguae
Scheltema in dessen Abhandlung über Graecae, H Voll., 4. (S. Wyttenbach,
Hooft's Briefe (auch zu finden in dessen „Vita Ruhnkenii", p. 563, Opusc. L)
„Vermischten Schriften", H. Th., 1. St ) Hoog^ht (V.) — . . . Van Der — Pre-
diger, gest. 1716, gab 1696 „Kern der
hebräischen Sprachkunde und Wortfügung",
*) Wälirend Klemigkeiten aas andern Spra- und 1705 eine „Hebräische Bibel", die
chen ins Holländische übertragen wurden , hat sehr gebraucht wurde , heraus.
Hooft in keiner Sprache einen Uebersetzer ge- Hoo^StratCn (IV. u. V.) — David
fanden, und selbst Schiller, der denselben Van — Arzt, dann Lehrer an den lateini-
Gegenstand behandelte, kannte ihn nur aus sehen Schulen zu Amsterdam bis zu s.
der deutschen Uebersetzung von Wageuaar. Tode 1724, vereinigte das Studium der
Schade, dass das allgemeine Vorurtheil gegen holländischen Sprach- u. Dichtkunde mit dem
die holländische Sprache auch diesen Schrift- der lateinischen, und schrieb ,, lateinische
steller beseelte, so dass er es nicht der Mühe Gedichte", die, in Elegien verliebten In-
werth hält, für die Geschichtsschreiber in die- halts bestehend, von P. Vlaming 1728
ser Sprache dieselbe zu erlernen! Aber im Hol- herausgegeben wurden. Ausserdem ver-
ländischen ist mit dem Wiederaufleben des Ge- fasste derselbe (1700) zuerst eine „Ge-
schmackes für wahre Poesie und lebendigen schlechtsliste von selbstständigen Nenn-
Prosastyl auch der Eifer für Hooft wieder Wörtern".
erwacht. Prof. Siegen beek weckte ihn durch HoOj^liet (V.) Arnold — geb.
8. Rede über „Hooft, als Dichter und Ge- zu Vlaardingen, zeigte als Buchhalter zu
Schichtsschreiber" (Leyden 1800), durch s. ,,Pro- Dordrecht s. ersten poetischen Versuche s.
ben holländ. Beredsamkeit" (2 Th. 1T99 u. 1809). Freunden, die ihm riethen, sich auf das
Prof. Ypey hat ihm in s. „Gesch. d. niederl. Studium der Alten zu legen. Er machte
Sprache" ausgezeichnet Recht widerfahren las- sich daher die lateinische Sprache zu eigen
sen, p. 451 — 459. und übersetzte in Versen Ovid 's „Fasti",
8
22T
Hoogvliet
Hopperus
228
1729. Obgleich noch weit von Vollkom-
menheit entfernt , machte diese Ueber-
setzung doch so viel Aufsehen, dass 1732
eine 2. Auflage davon erschien. Mit Ruhm,
aber ohne Vermögen , ging er nach Vlaar-
dingen zu s. Eltern zurück und wurde
Gold- und Silberhändler. Am Sterbebette
s. frommen Vaters fasste er, auf dessen
Wunsch , den Plan einer poetischen Le-
bensbeschreibung von Abraham dem
Erzvater, und so entschied die religiöse
Regung des alten Hoogvliet vor-
nehmlich die Richtung, welche die nieder-
ländische Poesie im 18. Jahrhundert neh-
men sollte. Gross u. reich ist dieser Ge-
genstand , mit angemessener epischer Frei-
heit behandelt. Er bearbeitete das ganze
Leben Abraham 's auf die Weise der al-
ten cj kuschen Dichter und der Achilleis
von Statins, und musste daher viele auch
weniger poetische Partien in s. Plan auf-
nehmen, während ihm zugleich die Ein-
heit, dieses grosse Erforderniss eines Hel-
dengedichts, fehlte*). Gleichwohl hat er
in so weit die Vorschriften des Horaz be-
folgt, als er die Lebensbeschreibung des
Heiden nicht mit der Geburt beginnt. Der
Schauplatz des Gedichts öffnet sich in
Egypten , wohin sich der Erzvater bege-
ben hatte, um der Theurung in Kanaan
2U entgehen, und bei Gelegenheit s. be-
kannten Schicksale daselbst erzählt er dem
Könige s. frühern Lebenslauf (3. Buch).
In diesen drei ersten Gesängen sind die
poetischen Licenzen der Geschichte am
zahlreichsten. In den neun letzten Gesän-
gen wird der Erzählung von Moses Schritt
vor Schritt gefolgt ; dieselben enthalten
viele prosaische Stellen , sind jedoch dabei
voll wahrer poetischer Schönheiten. Be-
sonders zeichnet er sich in den Beschrei-
bungen aus ( schwach ist er dagegen
in der Charakterschilderung). Der ge-
schmackvolle De Vries rühmt unter An-
derm die Beschreibung Egypten's, der man
den Untergang von Sodom im 7. B, hinzu-
fügen kann. Mit Recht ist das 10. B. be-
*) Er ruft im Anfange — wer sollte e§ glau-
ben? — die theologischen Schriftsteller als 8.
Muse an , und sagt:
Gelehrte Männer! lehrt mich Bibel-
wahrheit schreiben.
Doch gleich darauf folgt eine Anrufung Gottes
selbst, die anendlich besser ist und an die von
Mi 1 ton erinnert.
rühmt wegen der herrlichen Schilderung
von Abraham's Emptindungen bei dem
Befehl des Opfers von Isaak. Schon der
Anfang ist feierlich u. sanft anziehend ; er
versetzt uns sogleich, wie eine schöne Mu-
sik, in die passende Stimmung, um diese
grosse Geschichte zu beschauen. Die zwei
letzten Bücher .sind (mit Ausnahme eines
schönen Gleichnisses im Anfange des 12.)
wenig mehr als gereimte Prosa. Mit allen
Mängeln dieses Gedichts sprach dasselbe
den Geschmack s. Zeitgenossen, die der
moralischen Seite des Lehrgedichts vor
der Gluth der wahren lyrischen oder epi-
schen Erhebung den Vorzug gaben, zu
sehr an, um jenen allgemeinen Beifall zu
finden. Dazu gesellte sich das Verdienst,
worauf man damals besonders , als auf das
Höchste in einer Dichtung, zu sehen an-
fing : eine ausgezeichnete Versification.
Durchgehends herrscht in Hoogvliet's
Alexandrinern eine gehörige Abwechse-
lung ; sie fliessen leicht und wohllautend,
doch nicht eintönig, dahin. — Hoog-
vliet hatte das Glück, die ganze Fülle
s. Ruhmes zu geniessen und ihn nicht zu
überleben. Auch seine zeitliche Wohlfahrt,
die einige Zeit minder günstig war, ver-
grösserte sich zusehends ; er verheirathete
sich 1735 (bereits 48 Jahre alt), und er-
reichte ein Alter von 76 Jahren. Ermu-
thigt durch den allgemeinen Beifall , be-
schloss er, sich an die Lebensbeschreibung
des Heilandes zu w agen , fühlte jedoch da-
zu gewiss s. Kräfte zu schwach. Ein Theil
s. hierzu gesammelten Materialien ging un-
ter dem Titel von „Evangelischen Ver-
suchen" in s. „Vermischten Gedichte"
über (1738, 1753), worunter sich einige
schöne Stücke befinden. Aber Hoog-
vliet musste, am Schlüsse s. „Abraham",
weder an die Ehrensäule gedacht haben,
welche nach s. Tode die Meinung viel-
leicht noch Jahrhunderte mit Glorie um-
geben würde, noch s. Werk mit dem ei-
nes Homer, Virgil und O v i d vergli-
chen haben.
Hopperus (II.) — Joachim — sehr
berühmter Rechtsgelehrter, geb. zu Sneek,
bildete sich daselbst, zu Haarlem u. Lö-
wen, besuchte Frankreich, und wurde 1549
Prof. d. Rechte zu Löwen, und von 1566
— 1576 Siegelbewahrer der niederländi-
schen Angelegenheiten bei dem König zu
Madrid. Ausser s. Hauptfache waren ihm
auch die schönen Wissenschaften nicht fremd,
wie aus s. Vorlesungen über den (selbst
229
Hopperus
Houttuyn
230
von Cicero für sehr schwer erklärten)
Timaeus von Plato erhellt. Hier ent-
stand s. Freundschaft mit Vi gl ins, des-
sen College er in dem grossen und bald in
dem geheimen Rath zu Mecheln war. Kö-
nig Philipp gebrauchte ihn vornehmlich
zur Errichtung der neuen Universität zu
Douai , welche für die wallonischen Nie-
derländer bestimmt war. 1566 rief ihn
Philipp nach Spanien, von wo er jene
merkwürdige Correspondenz mit Viglius
(s. Art. Viglius) führte, und wo er bis
zu s. bald nach 1576 erfolgten Tode voll-
kommen in des Königs Gunst blieb , der
ihn zum Herrn vonDalem und Ritter
machte. Von s. zahlreichen juristischen
Werken sind die vorzüglichsten: „Isagoge
in veram Jurisprudentiam", Libri Vlll.
„Seduardus, sive de vera Jurispruden-
tia", Libri XU. „Ferdinandus, sive
de Institutione Principis", Lib. I. Antw.
1590, Fol., et Brunsv. 1656, 4. Ausser-
dem schrieb er ein interessantes Werk über
die Revolution unter Philipp, unter dem
Titel: ,,Recueil et Memorial des troubles
des Pays - Bas du Roy (von des Königs
Abreise bis zum J. 1566), herausgegeben
von Hoynek Van Papendrecht in den
„Analecta Belgica" (1743).
Hopperus (HI.) — ...—- Botaniker,
Hess die Sonnenblume aus Madrid kommen.
(S. Annales generales des Sciences Phy-
siques, Brux. 1819, p. XXVII. et suiv.)
Hörne (IV.) — Johan Van — geb.
1621 zu Amsterdam, Sohn eines General -
Gouverneurs vom niederländischen Indien,
ging nach zu Utrecht beendigten Studien
nach Italien , wo er eine Zeit lang unter
den Venetianern diente und verschiedene
Seereisen machte, wurde zu Basel Dr. d.
Medicin, hierauf Prof. der Anatomie und
Medlcin am Athenäum zu Amsterdam, dann
(1653) an der Universität zu Leyden , wo
er 1670 starb. Er war sehr gelehrt, ver-
stand sieben Sprachen, und machte wich-
tige Entdeckungen in der Kenntniss des
menschlichen Körpers. (S. Foppens,
„Bibl. Belgica", II. 662.) Seine Werke
sind : „Epistola de Aneurismate", in J. Bar-
tholini Hist. anatom. Aneurismatis dissecti.
Panorm. 1644, 8. „Novus Ductus Chy-
liferus", L. B. 1652, 4. „Microcosmus,
seu brevis Manuductio ad Historiam cor-
poris humani", L, B. 1660, 1665. Lips.
1675, 12. .i^Miy.QOT^x^t] , i. e. brevissima
Methodus Chirurgiae", L. B. 1663, 12.
Lips. 1665. „Botalli Opera Medica et
Chirurgica, repurgata et methodicc dispo-
sita", L. B. 1660, 8. „Galenus de Ossi-
bus Gr. et Lat. cum Vesalii, ceterorumque
Exercitationibus", L. B. 1665, 12. „Pro-
dromus Observationum circa partes geni-
tales in utro(iue sexu", 1668 , 12. „Obser-
vationes Anatomico - Medicae" , Amsterd.
1674, 12.
Hortensius (II.) — Lambert — ei-
nes Gärtners Sohn (woher nach der dama-
ligen pedantischen Gewohnheit s. Name)
aus Montfoort , übersetzte den P 1 u t u s ,
die Wolken u. die Ritt er (Utrecht 1557)
des Aristophanes, mit Anmerkungen.
Ferner schrieb er einige satyrische und
Hochzeitsgedichte. Er stand der lateini-
schen Schule zu Naarden vor, zur Zeit
des schrecklichen Blutbades durch die Spa-
nier im J. 1572. Schon war s. natürlicher
Sohn (er war Priester) vor s. Augen er-
mordet und das Herz aus dem Leibe ge-
rissen ; schon war der Dolch auch auf ihn
gezückt, als die Dankbarkeit eines vor-
maligen Schülers, der zufällig unter den
Spaniern diente, ihm das Leben rettete
und Bossu überredete, ihn gefangen zu
nehmen. Der Veilust s. Vermögens war
ihm gleichgültig, nur wünschte er s. An-
merkungen zum Lucanus zu retten. Er
beschrieb das naardensche Blutbad als Au-
genzeuge, starb jedoch schon im folgenden
Jahre.
Hosscilius (in.) — Sldronius — geb.
1596 zu Merckhem bei Dixmuiden , gest.
1653 zu Tongeren , lateinischer Dichter,
nach Baillet der schönsten Jahrhunderte
Rom's würdig, erhielt den Namen des
zweiten Ovid, obgleich er nur geist-
liche Gegenstände besang. Die sechs Bü-
cher s. „Elegien" (Antw. 1656, 1688, 1700)
enthalten viele schöne Gedichte. In den
neun ersten vergleicht er das menschliche
Leben mit einer Seereise, einem nicht al-
lein oft bearbeiteten Gegenstande, sondern
der auch hier viel Genie erfordert, um
nicht, neunmal verändert, monoton zu wer-
den. Diese Klippe verstand jedoch Ho fi-
sch ins glücklich zu umschiffen.
Houttuin (IV.) — Adriaan — schrieb
„Relpubl. Batavae (bis auf die Zeit der
Grafen geführt), L. L" Hag. Com. 1689,
gewidmet dem Rathspensionär F a g e 1. (S.
Pars, „Namenrolle", p. 125.)
Houttuyn (V.) — ... — Arzt zu
Groningen, gab 1761 einen von Gelehr-
ten sehr geschätzten Commentar über
die Naturgeschichte von Linne.
8*
231
Houwaert
Huber
232
Houwaert (HI.) — Ja» Baptist —
aus Brüssel, Rath und Rentmeister von
Brabant, gest. 1599 in einem Alter von
68 Jahren, schrieb vier Tauerspiele: „Mars
und Venus", „Aeneas und Dido", „Nar-
cissus und Echo", „Leander und Hero",
ferner: „der Hof von Pegasus", in 16 Bü-
chern, und noch einige kleinere Werke.
(S. dieselben bei Foppens, I. 571, und
De Vries, I. 53 Note.)
Hoynck Van Papendrecht (V.)
— Cornelis — geb. 1686 zu Dordrecht,
Priester im Haag, dann Secretair des Erz-
bischofs von Mecheln , Generalvicar und
Kanonikus daselbst, wo er 1753 starb. Er
schrieb die „Geschichte des utrechter Bis-
thums nach der Reformation", vornehm-
lich um die sogen. J ans eni st en in nach-
theiliges Licht zur stellen , welchem Gegen-
stande er auch noch sechs Briefe widmete.
Unter dem allgemeinen Namen von ,,Ana-
lecta Beigica'' gab er: eine Lebensbeschrei-
bung des Viglius Van Zuichem Van
Aytta, von ihm selbst beschrieben, mit
gelehrten Anmerkungen des Herausgebers,
das Testament, die Genealogie u. s. w.
dieses Staatsmannes , ausserdem dessen
interessante „ Nachricht vom Zehnten "
und die wichtigen Briefe des Viglius
an Joachim Hopperus, seinen Freund,
damals am Hole von Madrid, von welchen
Wagenaar in s. „Vaterländischen Hi-
storie" viel Gebrauch gemacht hat. Im
2. Th. befinden sich ausgewählte Briefe
von Viglius an verschiedene Personen,
das französische Büchelchen des Hoppe-
rus über den Anfang der niederländischen
Unruhen, und die Bücher des Jan Ba-
ptistaDeTassis über denselben Gegen-
stand (v. 1559— 1598), und endlich eine Ab-
handlung von dem Herausgeber über die
von Philipp d. Guten in Holland er-
richtete Rechenkammer und Gerichtshof.
Der 3. Th. beginnt mit einer Abhandlung
über die Uebergabe des Stifts von Utrecht
an K a r 1 V. (aus einer Handschrift zu Lö-
wen), eine Liste vornehmer utrechter Geist-
licher, eine Sterbeliste von Geistlichen zu
Breda , ein Urkundenbuch und Sterbeliste
des Domcapitels zu Geervliet, und andere
weniger interessante Stücke; zum Schluss
die „Memoires de Jean d'HoUandes
6ur la revolte des Gantois en 1539 contre
Charles V.", und das Urtheil Kari's
gegen diese Stadt. — Das Werk ist in 3
Theilen in 4. im Haag bei G.Block 1743
herausgegeben. (S. „Dictionn. historique
des Pays-Bas.", T. H. p. 124, 125.)
Huber (IV.) _ Ulrik — geb. 1636
zu Dokkum in Friesland, gest. 1669, Prof,
der Beredsamkeit u. Geschichte zu Frane-
ker, und 1636 auch der Jurisprudenz, war
ein Muster von Fleiss , indem er von 6 Uhr
des Morgens bis 8 Uhr Abends öffentlichen
mid Privatunterricht ertheilte , und dabei
noch eine grosse Menge von Werken her-
ausgab. 1665 folgte er Wissembach
als Prof. der Rechte, und erhielt, wie die-
ser, 1667 den Titel : Professor priraarius.
Grossen Ruhm erwarb er sich durch meh-
rere lateinische u. niederländische Schrif-
ten über das friesische Landrecht.
Seine Vorlesungen über das Civilrecht nach
Justinian's Institutionen, und über das
römische u. heutige Recht, nach den Pan-
dekten , waren für Friesland von classi-
scher Autorität, und verdienten auch, allein
hinsichtlich des röm. Rechts, Ausleger wie
Thomasius und andere ausgezeichnete
Juristen. Er begründete in Niederland
den Unterricht des Staatsrechts. Sein
College u. Lobredner, Vitringa, rühmt
s. Massigkeit , und dennoch , obgleich kein
Theolog, liess er sich in theologische und
liteiärische Fehden ein mit Roell, P e-
rizonius und Van Eck. Die Anzahl s.
Schriften nimmt in Vriemoet's „Athen.
Fris." sechs Seiten ein. Seine erste war
eine wissenschaftliche Abhandlung „de ge-
nuina aetate Assyriorum, et regno Medo-
rum", Fran. 1662; hierauf folgten „Di-
gressiones Justinianeae" (1670); „de Jure
Civitatis", L. III. 1672, 1684, 1694, 1708,
1752. ,,Positiones Juris Contractae", Fran.
1682; ,.Auspicia Domestica Exercitatio-
num", 1682 (unter Anderm eine Verglei-
chung des friesischen Rechts mit dem rö-
mischen); ,, Heutige Rechtsgelehrsamkeit",
Leeuwarden 1686, 2 Th., dritte Ausg.
vermehrt von Z. Hub er, 1726, 4. Ausg.
1742 ; „Institutiones Historiae Civilis",
Voll. III. 1692, 1703 (sehr getadelt von
Perizonius); ,,Eunomia Romana, sive
Censura Censurae Juris Justitianei", Fran.
1700, 1724; ,.Opera niinora" , Ultraj.
1746, 2 Voll. 4.
Huber (V.) — Zacharias — Sohn
des Vorigen, geb. 1669, gest. 1732, zu-
erst Advocat, dann Prof. zu Franeker,
1716 Rathsherr am Gerichtshofe von Fries-
land, gab vermehrt das niederländische
Werk s Vaters über die ,, Friesische Rechts-
gelehrsamkeit" (1726), und .,Dissertatio-
233
Hubert
nes Juridicae et Philologlcae", Fran. 1702
u. 1706, 2 Voll. 4. heraus. (S. Vriemoet,
„Ath. Fris." 711 — 715).
Hubert (UI.) — Antoni De — Schöppe
von Zieriksee , ein Dichter des z\yeiten Ran-
ges dieser Periode, gab durch s. poetische
Bearbeitung der Psalmen einen nöthigen
Unterricht für alle Freunde der holländi-
schen Sprache , und nahm Theil an der
holländischen Uebersetzung der Bibel. Diese
Uebersetzung , das einzige Gute , welches
man der Synode von Dordrecht zu danken
hat, machte durch die Richtigkeit und
Schönheit ihrer Sprache , wobei man festen
Regeln folgte, beinahe so viel Aufsehen,
als Luther durch s. deutsche ein Jahr-
hundert früher, und hatte Einfluss genug,
um die zweite Person der einfachen Zahl
der persönlichen und besitzanzeigenden Für-
wörter (du, dijn) ausser Gebrauch zu brin-
gen. (S. De La Rue, „gelehrtes See-
land", p. 181 — 183. Scheltema, „Rede
über Hooft's Briefe", p. 66, und Ypey,
„Geschichte d. niederl. Sprache", p. 461.)
Hudde (IV.) — ... — Bürgermeister
zu Amsterdam, gest. 1704, verdient einen
ausgezeichneten Platz unter den Mathema-
tikern, Astronomen und Staatskundigen s.
Zeit, der zuerst die Geometrie des Des-
cartes in Schwang brachte. Leibnitz
bezeugt, dass er Vieles entdeckte, was
später von Andern auch ans Licht ge-
bracht wurde. (S. Wagenaar, „Beschr.
V. Amsterdam", III. 239.)
Hudson (III.) — Hendrik — ein Eng-
länder, ward für niederländische Rechnung
auf Entdeckungsreisen ausgesandt, auf de-
nen er den nach ihm benannten Hudsons-
fluss n. die Provinz Neu-Ni ederland
(Neu -York u. Neu -Jersey) entdeckte.
Hues (I.) — ... — aus Kamerijk,
schrieb eine Art Satyre auf Heinrich HJ.,
König von England , unter dem Titel :
„La male honte".
Hulibald (I.) — ... — aus St. Amand,
Mönch und berühmter lateinischer Schrift-
steller des 9. Jahrhunderts.
Hulshoff (V.) — Allard — geb.
1734 zu Groningen, 1755 Dr. d. Philoso-
phie , berühmter Mennonitenprediger zu Am-
sterdam (von 1760 bis 1795) , bekannt
durch s. philosophischen Schriften. Schon
1758 gab er eine ,, Beschauung der be-
sten Welt' heraus, worin er zu beweisen
suchte, dass das System von Leibnitz
und Wolff die Grundsätze der natürlichen
Religion zu untergraben Veranlassung gab.
Huydecoper 234
1760 erschien von Johannes Petsch
eine philosophische und theologische Ver-
theidigung der besten Welt. Hulshoff
hatte eingesehen, dass Leibnitz der
menschlichen Freiheit zu nahe trat; Petsch
beantwortete dies, indem er ihn einen Pe-
lagianer und Socinianer nannte , gegen
welche man damals den weltlichen Arm
anrufen konnte. Hierauf liess er 1764,
1765, 1767, 1770, 1773 u. 1789 verschie-
dene philosophische, zum Theil gekrönte
Abhandlungen folgen. Hulshoff strebte,
sich stets so deutlich und populär als mög-
lich zu machen. Dieser tiefdenkende Phi-
losoph, der während des grössten Theiles
s. Laufbahn in gewissem Sinne Ratio-
nalist war , nahm am Abend s. Lebens
die Hauptartikel des christlichen Glaubens,
zufolge der alten Erklärung der Prote-
stanten , einfach an. In diesem Geiste sind
die „vierzehn Predigten", die nach s.
Tode erschienen , abgefasst. Menschen-
kenntniss und Kraft des Ausdrucks, zu-
weilen malerischer Vortrag u. schöne Wen-
dungen, die den ursprünglichen Denker
verrathen , sind die Hauptverdienste dieser
geistlichen Reden, unter welchen sich, nach
dem Urtheile competenter Richter, die
über die Jahreszeiten besonders aus-
zeichnet. Sie findet sich in den „Proben
niederländischer Beredsamkeit" von Prof.
Siegenbeek aufgenommen. (S. W. De
Vos, ,. Leben und Charakter des Allard
Hulshoff", Amst. 1795, 8.)
Hulthem (VI.) — ... Van — Bota-
niker, zuerst zu Gent, dann zu Brüssel
Griffier der Generalstaaten, schrieb einen
interessanten „Discours sur l'Etat ancien
et moderne de l'Agriculture et de la ßo-
tanique dans les Pays-Bas", 60 pages.
Huiinaeu!^ (III.) - Augustijn — geb.
1521 zu Mecheln , Prof. d. Theologie zu
Löwen , machte sich unter den Bearbeitern
des Aristoteles einigen Namen.
Huydecoper (V.) — Balthazar — geb.
1695 zu Amsterdam , aus dem patricischen
Geschlechte der Huydecopers Van
M a a r s e V e e n , war Schöppe zu Amster-
dam und Drost von Texel , und hinterliess
als Sprachkenner s. Volke zwei Meister-
werke , nämlich : eine neue sehr verbes-
serte Ausgabe des alten Reimchroniken-
.schreibers Melis Stoke, und die „Probe
von Sprach- und Dichtkunde" zu Von-
del's Uebersetzung derVer Wand-
lungen des Ovid. Die Ausgabe von
Melis Stoke bearbeitete Huydecoper
235 Huydecoper
nach 5 Handschriften, die er selbst mit
den Buchstaben A, B, C, T u. U an-
führt. Van Wijn glaubt (in s. „histor.
Abendstunden", p. 282), dass er in s. Ab-
änderungen hie und da ein wenig zu streng
gewesen sei, und lieber allein der Hand-
schrift A, als der besten, hätte folgen sol-
len. Wie dem auch sei, so zeugen nicht
allein die Stoke gewidmete Kritik, son-
dern auch der reiche Schatz von Anmer-
kungen des Herausgebers, sowie die unter
dem Text, besonders unter dem Titel von;
„ausführlichem Anmerkungen, Anhängen,
Verbesserungen und Zugabe" von unge-
meinem Fleisse u. Scharfsinn. Das zweite
Sprachwerk wird für Huydecoper's
Meisterwerk gehalten. Es enthält fortlau-
fende Anmerkungen zu Vondel's Ueber-
setzung von Ovid's Verwandlungen, doch
nicht allein zu Vondel's Styl, sondern
auch zu den darin vorkommenden Worten,
deren Angemessenheit, Gebrauch bei alten
Schriftstellern u. s. w. Man sieht deutlich,
dass Huydecoper diese Uebersetzung
nur als ein Magazin gebraucht hat, um
darin die ausgezeichneten, aus dem Schatze
s. Sprachgelehrsamkeit geschöpften An-
merkungen niederzulegen. Das Werk kam
17S0 in 1 Theil in 4. heraus, u. erschien 1782
u. folgende Jahre sehr verbessert von dem
ieydener Sprachkenner Frans Van Le-
lyveld, und nach dessen Tode von Ni-
colaasHinlöpen in Druck, Huyde-
coper u. Lelyveld haben sich hier ein
Denkmal errichtet, welches dauern wird,
so lange die niederländische Sprache ihre
Reinheit behält und die Nation auf deren
Bewahrung bedacht ist. — • Huydeco-
per war einer der ersten niederländischen
Sprachkenner; doch auch als Dichter hat
er sich bekannt gemacht, namentlich durch
s. Trauerspiel ,, Achilles", worin unter die-
ser Titelrolle der berühmte Schauspieler
Punt unter dem Zujauchzen von ganz
Amsterdam auftrat*). Sein „Oedipus" ist
eine schwache Nachahmung eines längst
vergessenen Werkes des Alterthums von
Corneille, den er vergebens über Vol-
taire's „Oedipe" zu erheben suchte. Weit
besser ist der „Arsaces", dem der gelehrte
Van Effen (ins. „Holland. Zuschauer",
Th. IV. S. 262, 26S) wohlverdientes Lob
Huygens
236
spendet. Ausserdem hat Huydecoper
die Satyr en u. Briefe des Horaz sehr
fliessend und natürlich übersetzt, aber hier
und da wohl ein wenig zu sehr den Hol-
länder gezeigt, wie z.B. in der 5. Satyre,
oder in der Reise von Rom nach ßrundu-
sium durch die pomptinischen Sümpfe, die
auch zu viel von der Reise mit einer hol-
ländischen Treckschute hat. (S. „Satyren
u. s. w. des Horatius von B. Huyde-
coper", Amst. 1737, p. 42.)
Hliyg^ens (HI.) — Constantin —
Herr von Zuylichem, geb. 1596 im
Haag, erhielt von s. Eltern eine sorgfäl-
tige Erziehung. Von den Musen zum Lieb-
ling erkoren, liebte er schon mit s. 5.
Jahre den Gesang , lernte schnell die Zi-
ther und Französisch, weniger schnell La-
teinisch, bis ihn jedoch bald die göttliche
Beredsamkeit eines Cicero und noch mehr
die Poesie, die er (in s. Muttersprache)
bereits mit unwiderstehlichem Hange trieb,
befeuerte ; dabei wurde er in der Natur-
philosophie , in der griechischen Sprache,
worin er so reissende Fortschritte machte,
dass er sie sogar sprach und darin dich-
tete, ferner in der Kriegskunst, im Fech-
ten, Reiten, Voltigiren, Schwimmen und
in andern Körperübungen , von s. Vater
im Zeichnen, in der Miniatur- u. Oelma-
lerei, im Rechnen und in der Buchführung,
ausserdem in der Mathematik und dann
auch in den Anfangsgründen der Rechts-
gelehrsamkeit unterrichtet*). Hierauf wurde
er auf die Universität zu Leyden geschickt,
wo er jedoch nur kurze Zeit (bis 1612)
sich aufhielt. Eine Reise an den Hof Kö-
nig Jakob's von England, zu welchem
Zwecke er die auf dem Continent noch
wenig bekannte englische Sprache lernte,
lehrte ihn den Umgang mit Fürsten und
Grossen. Nach seiner Rückkehr ward er
(1619) als Gesandtschaftssecretär dem be-
kannten Aerssens Van Sommelsdijk,
der das Freundschaftsbündniss mit Venedig
befestigen musste, beigegeben. Auf Be-
fehl s. Eltern zurückgekehrt, ohne Flo-
renz, Rom und Neapel gesehen zu haben,
worüber er noch in s. Alter s, Schmerz in
reizenden Versen crgoss, ward er wieder
nach England gesandt, wo er den be-
rühmten Mathematiker D r e b b e 1 kennen
lernte. Nach Moritzens Tode erhielt
*) S. ,,Närnb. Friedens- und Kriegskurier
V. !>. März 1832 „über die Schauspielkunst der *) S, C. Hngenii, „de Vita propria",
Holländer" vom Herausgeber dieses Lesikoos, Harl, 1817, p. 1 — 18.
237
Huygens
Huygens
238
er den ehrenvollen Posten eines Gehet tn-
schreibers des neuen Statthalters, Prinzen
FriedrichHeinr ich's, den er 62 Jahre
lang mit der grössten Treue bekleidete.
Auch ins Lager folgten ihm die Gesang-
göttinnen , wo er viele Gedichte verfasste,
die er später unter dem Titel: ,,Moraenta
desultoria" („Musestunden", 1625), und
„Kornblumen" (1658 u. 1672) herausgab.
Kurz nach s. Vaters Tode (1624) ver-
mählte er sich mit Susanna VanBaerle.
Das Leben dieser vortrefflichen Frau be-
sang er in einem s. besten Gedichte, „Ta-
gewerk" genannt, weiches das edle Ge-
präge eines Mannes trägt, der sich von der
Last eines wichtigen Amtes nirgends lieber,
als bei Frau und Kindern , und bei den
Wissenschaften erholte Bei Ho oft und
Tesselschade brachte er viele glück-
liche Tage zu und weihte ihnen manches
Gedicht. Vielleicht wäre (ohne Verschie-
denheit der Religion) s. Ehe mit der hol-
ländischen Corinna geschlossen wor-
den, wenigstens sagt der verliebte Van
ßaerle voll Spott: „Sie ist die Eure,
Konstantin! Als Ritter weichet Ihr dem
Fussknecht". Aber auch alle diese Theuren
und Freunde sähe er vor sich zu Grabe
tragen : das grösste Unglück des hohen
Alters! — Vor Allem war Hofwijk s.
Lust u. sein Leben; Hofwijk, welches
noch, unter der Menge von Lusthäusern,
die zwischen Leyden , Delft u. dem Haag
sich erheben , in aller s. altfränkischen
Einfachheit (so wie es sich vor zwei Jahr-
hunderten in Kupfer vor Huygens Werke
befindet) den Namen s. Besitzers ins Ge-
dächtniss zurückruft. Auch diesem Lieb-
lingsaufenthalte widmete er ein schönes Ge-
dicht. Hier empfing er s. Freunde , na-
mentlich die aus Amsterdam u. Mulden, zu
unschuldiger Kurzweil oder steifem Ernste,
zu gymnastischen Spielen, nicht zu Kar-
tenspielen. Nach dem Tode Friedrich
Heinrich's, s. Freundes und Gönners
(1647), sähe er sich, in mannigfaltige Ge-
schäfte verwickelt, diesem Lustorte ent-
rückt, indem er Gesandtschaften nach Brüs-
sel, Paris (zu Ludwig XIV.), England
(zu Karl II.) und endlich (1665, in ei-
nem fast 70jährigen Alter) nach dem Für-
stenthume Oranien unternahm. Es glückte
ihm, letzteres s. rechtmässigen Herrn zu-
rückzugeben , und nach vierjähriger Abwe-
senheit kehrte er endlich heim, that hier-
auf noch eine Pilgerreise nach dem alten
Stammhause der nassauischen Helden, und
begab sich zum vierten Male mit Wil-
helm 111., der kurz nach. s. Rückkehr nach
England wieder in die Würden s. Väter
eingesetzt ward, Huy gens sah nicht al-
lein s. Sohn an s. Stelle als Geheiraschrei-
ber des Prinzen angestellt, sondern erlebte
auch die Rettung des Staats durch den
jungen Helden von Oranien und den
wiederhergestellten Frieden (1678). Jni
J. 1686 starb der glückliche Greis, 90
Jahre alt. — Huygens, ein gründlicher
Kenner der lateinischen, griechischen, fran-
zösischen , englischen , deutschen , italieni-
schen und spanischen Sprache, dichtete in
allen diesen, oder übersetzte daraus. So
übersetzte er z. B. die englischen Gedichte
des John Donne, die König Karl I.
für unübersetzbar hielt , in schönes und
oft fliessendes Holländisch , so wie viele
Spruch Wörter, unter dem Titel; „Spa-
nische Weisheit", aus der Sprache des
Cervantes u. Calderon. Seine eige-
nen italienischen, oder lateinischen, oder
englischen Gedichte trug er zusveilen in
s. Muttersprache über. Durch diese An-
eignung fremder Schätze musste die kaum
gebildete Sprache sehr bereichert werden;
doch ist deshalb Huygens manchmal steif,
unpolirt und schwer zu verstehen; dagegen
der Inhalt sehr oft reichlich lohnend *).
Huygens ist mit Ho oft und Vondel
vielleicht der erste holländische Dichter.
Nicht, als ob alle Sachen, die er anführt,
ihm zugehörten ; wenige Dichter waren rei-
cher an Uebersetzungen u. Nachbildungen ;
aber die Form ist ihm ganz eigen : er
stempelt Alles, was er schreibt, mit s.
eignen Genie. Von zwei grossen Mängeln
ist er jedoch nicht frei zu sprechen: Nie-
drigkeit in Ausdrücken u. Unzüchtig-
keit, wenigstens Undclikatesse der Sprache.
Dies beweisen viele s. ,,Epigrammata" (in
8 Büchern) und der Schwank von Trijntje
Cornelis, der anstössig ist. Koop-
m a n s bemerkt jedoch sehr richtig (in C o n-
stantijn Huygens, als Mensch u.
Dichter betrachtet, in No. 4 u. 5
der Monatsschrift: „Letteroefeningen" [Stu-
dien der schönen Wissenschaften] für 1809),
dass Huygens, trotz dieser Ueppigkeit
s. Feder, nie in Zügellosigkeit ausartete,
wovon man sich jetzt durch die seitdem
') S. z. B. „Tagewerk" 137. („Kornblu-
men", p. 405. Ausg. V. 1658.) Bei Van Käm-
pen, Th. I. p. 152.
239
Huygens
Huygens
240
herausgekommene, von ihm selbst verfasste,
poetische Lebensbeschreibung vollkommen
überzeugt*). Dass Huygens sich viel
mit Dem beschäftigte , was besonders ihn
betraf, kann nicht geleugnet werden *♦).
Dies beweisen s. „Hofwijk" , s. „Tage-
werk" und viele andere Stellen in s. übri-
gen Gedichten. Endlich verdient Huy-
gens in s. Wortspielen keine Nachahmung,
die einige s. besten Werke entstellen, wie
z.B. die durch die Abwesenheit des
Drostes verfehlte Reife. Dies geht
*) S. ,,Sermonuin de Vita Propria L. II."
cura Peerlkamp, Harl. 1817, mit einer achö-
nen holländ. l'ebersetzung von L o o sj es. Fer-
ner: F. H. Peerlltamp ,,über die zwei er-
sten und zwei letzten Lebensabschnitte von C.
Huygens". Letteroefeningeu , Mai 1817 u.
Januar 1818.
**) Huygens hat jedoch auch viele Ge-
dichte verfasst, die auf ihn selbst oder seine
Freunde keine Beziehung haben , z. B. ,,das
prächtige Mahl", an s. Freund Cats, eine
Satyre auf die damalige Kleiderpracht, im
Geiste Juvenals. „Batava Tempe" (,,Vor-
wäldchen beim Haag"), worin zwei Liehende
mit vieler Naivetät geschildert werden. »?Sit-
teubilder", nur von Huygens bearbeitet, ge-
wistiermassen die Charakterschilderungen des
Theophrastus, aber mehr auf die Stände
als auf die Personen bezogen. Ein König,
Dichter, Büttel, Bauer und geckenhafter Hof-
manu gehören unter die am meisten gelunge-
nen. Hinter denselben befinden sich ,, Städte-
stimmen" , oder poetische Darstellungen der
holländ. Städte und einzelner Dörfer. „Von
Allem" , oder vermischte Gedichte von sehr
mannigfaltigem Inhalt. Das Gedicht ,,an die
freien Niederlande" ist sehr schön. Auch viele
Kleinigkeiten von wenig oder keinem Werth,
z. B. eine , ,011a podrida" aus Holländisch, Fran-
zösisch, Italienisch, Spanisch, Lateinisch, Eng-
lisch, Deutsch und Griechisch, worin der Dich-
ter wahrscheinlich s. Sprachgelehrsamkeit auf
einmal zur Schau stellen wollte. Auch eine
Lebersetzung aus Guarini's „Pastor fido".
„Religion". ,, Augentrost an Parthenina" (Frau
Lucretia Van TreUo), ,,über die Ver-
finsterung ihrer Augen". Der Dichter hat in
den Noten eine ausserordentliche Belesenheit
in den alten Schriftstellern, die er anführt, an
den Tag gelegt. Seine Absicht war, zu zeigen,
dass meist alle Menschen blind sind im Er-
kennen ihrer wahren Interessen. Die oben an-
gegebenen ,,Epigrammata" u. s. w.
so weit, dass er am Schlüsse s. „Tage-
werks" nicht unterlassen kann, Wortspiele
auf den s. Gattin gegebenen Namen, Sterre
(Stern) , deren Tod er betrauert , zu ma-
chen. Doch haben wenige Dichter die
Kraft und den Reichthura der holländischen
Sprache so sehr gezeigt, wie Huygens,
wie dies z. B. die vielen Namen beweisen,
welche er , nach Maassgabe ihrer verschie-
denen Eigenschaften, der Sonne gibt*).
Huygens (IV.) — Christiaan — Sohn
des Vorigen , geb. 1629 , zeichnete sich
schon in s. Jugend, namentlich in der Ton-
kunst , doch vor Allem durch die Wimder
der Natur und ihrer Gesetze gefesselt , in
der Mathematik aus, so dass man ihm,
wenn wir s. grossen Vater glauben , den
Beinamen Archimedes gab *'). Mit s.
13. Jahre begann er Mechanik zu trei-
ben, wozu er besonders grosse Lust hatte,
und in s. 17. begab er sich auf die Uni-
versität Leyden , besuchte Dänemark , Eng-
land , Frankreich, wo er 1655 Dr, d. Rechte
wurde und zu Paris sich niederliess , da
ihm C o 1 b e r t einen ansehnlichen Jahrgehalt
und einen Platz bei der Academie der Wis-
senschaften verschaffte. Hier blieb er v.
1666 — 1681 , brachte jedoch die letzten
Jahre s. Lebens in s. Vaterlande zu , und
starb im J. 1695 , neun Jahre nach s. Va-
ter. — Bei Aufzählung s. Verdienste müs-
sen wir zuerst s. mathematischen , dann
s. naturhistorischen und endlich s. astro-
nomischen Entdeckungen erwähnen, wobei
wir uns jedoch hier nur auf Angabe der
wichtigsten beschränken können. Zu den
erstem gehört s. Erfindung der Pendel -
u h r. Das Buch , worin dieses Uhrwerk
beschrieben wird , dedicirte er 1658 den
Staaten von Holland '**). In der Natur-
kunde verbesserte er das System des Des-
c a r t e s über die Ursache der Schwere,
bahnte gleichsam zur Erfindung der Schwer-
kraft die Bahn, und entdeckte das dop-
pelte Barometer. Wie glücklich war
*) S. „Vorwäldchen", p. 94. Bei Van
Kampen, Th. I. p. 158. IVotcp.
♦') C. Hu genii ,, de Vita propria". Ed. Peerl-
kamp , L. II. p. 75 , 7G. Der bescheidene Va-
ter verschweigt es , dass er der erste Lehrer
s. Sohnes war.
*'*) S. über Huygens, als Erfinder der
Pendeluhren , eine Abhandlung des Professors
Van S winden, in den Werken der 1. Kl.
des Instituts, III. Th.
241
Huygens
Idsinga
242
er nicht ia Entdeckungen hinsichtlich der
Schwere der Luft, der Grade der Kälte
und der Ursache der sogen. Nebenson-
nen! Als Astronom zeigte er den Nutzen
von Jäagern Teleskopen, und s. Cosmo-
theoros, ein erst nach s. Tode heraus-
gegebenes Werk , verräth tiefe Blicke in
die Ordnung des Weltalls. Er erfand ein
Instrument zur Erklärung der Planeten-
bahnen , und gab 1690 eine Abhandlung
über das Licht heraus. Doch vornehmlich
hat er sich berühmt gemacht durch s. „Sy-
stema Saturnium" (1679) , worin die Ent-
deckung des so merkwürdigen Ringes des
Saturnus und eines dritten Trabanten die-
ses Planeten beschrieben ist. Von s. zahl-
reichen Schriften, namentlich der „Opera
varia", Leyden 1682, 4., zum Theil nach
s. Tode („Opera reliqua", Amst. 1728, 4.)
herausgegeben , verdienen folgende eine be-
sondere Erwähnung : ,,Horologium oscilla-
torium , sive de motu pendulorum , ad ho-
rologia aptato, demonstrationes Geometri-
cae". „De causa gravitatis". „De vi cen-
trifuga". „De coronis et parheliis". ,,Di-
optrica". „Traitedela lumiere". „Systema
Saturnium" (1679). Sein frühestes Werk
(1651) war: ,,Theoremata de Quadratura
Hyperboles , ElUpsis et Circuli". Auch
gab er, zum Gebrauche für Liebhaber des
Spiels , eine Abhandlung über die Berech-
nung in demselben in holländischer Sprache
und algebraisch bearbeitet heraus. Seine
Handschriften vermachte Huygens der
leydener Universität. Van S winden
lernte dieselben zuerst kennen , und die
Curatoren der Universität übertrugen Hrn.
Uylenbroek die Untersuchung und Her-
ausgabe derselben. Auf Befehl des Königs
der Niederlande sollte zuerst der Brief-
wechsel von Huygens mit Jjeibnitz und
dem Marquis De l'Höpital auf Kosten
des Landes gedruckt werden. (S Le-
bensbeschreibung des Huygens, doch
kurz u. oberflächlich abgefasst, in den
,, Biographien niederl. Männer u. Frauen",
n. Th. p. 227 — 232. — Einen edeln Zug
von Huygens Charakter führt Van Kam-
pen (fh. lU. p. 293) an: Als die neue
Analy sis durchzudringen begann, war
Huygens bereits bejahrt; er hatte grosse
und wichtige Entdeckungen ohne dieses
Hülfsmittel gemacht. Es gibt Gelehrte,
die Das , was sie nicht kennen , verachten,
und die da wähnen, dass Das, wozu sie
keine Lust oder Zeit haben, es sich zu eigen
zu machen, auch keine Beachtung verdiene.
Huygens handelte anders. Vielleicht
fühlte er sich selbst gross genug, um über
Neid und Eifersucht erhaben zu sein. Er
sah mit Bewunderung und Vergnügen die
Fortschritte, welche die Mathematik durch
Leibnitz, Newton u. die ßernouil-
lis machte. Er gab dies in den unzwei-
deutigsten Ausdrücken zu erkennen , und
sagte voraus, was man noch ferner von
diesen grossen Entdeckungen zu erwarten
habe. So dachte Huygens im 64. Jahre
s. Alters, zwei Jahre vor s. Tode!).
Hyperus (L) — Andreas — nach s.
Geburtsstadt Ypern so genannt , geb. 1511,
gest. 1564, war katholischer Theolog, be-
suchte Paris, Deutschland, England, und
ward 1542 reformirter Professor zu Mar-
burg, wo er vorzugsweise Homiletik lehrte.
(S. ßayle, „Dictionn. Art. Hyperius".)
I.
Ides (IV.) — Evert Ysbrandts — aus
Glückstadt, Gesandter Peter d. G. in
China (v. 1692 — 1695), beschrieb s. Reise
durch Sibirien in holländischer Sprache,
unter d. Titel : „Dreijährige Reise nach
China, zu Lande, von dem moskowitischen
Gesandten E. Y. Ides", Amst. 1704, 4.
In dieser Reise findet man interessante
Nachrichten über die Tungusen und
Mammu thszähne , welche er aus dem
Munde der alten sibirischen Russen gehört,
dass nämlich dieses Thier, einem Elephan-
ten ähnlich, sich vor der Sündfluth, als
es in Sibirien noch wärmer war, daselbst
aufgehalten haben soll, und hierauf, nach-
dem sich das Klima verändert hatte , unter
der Erde , durch die Kälte vor Verwesung
bewahrt worden sei. Man sieht also, wie
wenig die Meinung der jetzigen Geologen
in dieser Beziehung Anspruch auf Neuheit
machen kann.
Idsinga (V.) — J. H. Van — schrieb :
„Staatsrecht der Vereinigten Niederlande",
2 Th. Fol. , welches wichtige Erläuterun-
gen über die Geschichte des Staatsrechts
enthält. Der Verf. widerlegte hier zuerst
die bis dahin herrschende Meinung, als ob
die Niederländer von den Bataviern bis zu
243
Immerzeel
Isaac
244
Karl V. stets ein freies Volk, während
die gräfliche und fürstliche Macht allezeit
durch das Ansehen des V^olkes beschränkt
gewesen seien. Kluit übergab diese That-
sache mehr der Pubücität in s. „Historie
der holländischen Staatsregierung".
Inunerzeel d. J. (VI.) — J. — ein
bekannter Dichter zu Rotterdam, ward
zu Dordrecht geboren, bekleidete 1805
einen Posten bei dem Ministerium des
Innern im Haag, widmete sich jedoch
seitdem dem Buchhandel. Immerzeel
hat grosse Verdienste um die holländische
Poesie. Die diesem Dichter eigenthümiiche
Laune ist nicht selten mit tiefem Gefühl
gepaart, und zeigt sich, unter Anderm, in
dem schönen, acht niederländischen Ge-
dichte: „Hugo Van 'T Woud", welches
die Sitten , das Glück und die Unglücks-
fälle dieses Holländers schildert. Wenn Hol-
land in M es schert 's „goldner Hoch-
zeit" eine Vossische Luise besitzt, so
hat es in diesem Gedicht einen Hermann
undDorotheaGöthe's, welchen ersieh
auch zum Muster nahm. Ausserdem dich-
tete er: „Hoiland's Wassernoth im J.
1809". „Für Geistigaufgeräumte", 1813,
voll fröhlichen Humors, „die Mutterliebe",
in 4 Gesängen, frei nach dem Französi-
schen, 1819, und s. übrigen Gedichte,
1823, 2 Theile. Ueber letztere Sammlung
sagt ein geschmackvoller Kunstrichter Fol-
gendes: „Schön ist diese Sammlung im All-
gemeinen. Man kann es Immerzeel,
wegen s. Originalität kaum vergeben,
dass er so oft Uebersetzungen von minder
ausgezeichneten Sachen geliefert hat. Seine
Romanzen: „Leyden entsetzt", „die Flucht
H. de Groot's", „Paris Urtheil", „Trijn
von der Lemgrube", „Attala's Tod" u. s. w.
sind sehr malerisch und lebendig ge-
dichtet. Die Gedichte: „Die Hoffnung",
„Fortuna", „Gelassenheit", ,, Mütterlicher
Kummer", „Werth der Mutter" u. s. w.
athmen ganz den Geist eines Tollens,
dem sie zur Ehre gereichen würden. Un-
ter s. lyrisches Gedicht: „Jan Luiken"
würde Bilderdijk getrost s. Namen
setzen können. Aber einzig in ihrer Art sind :
„Lottchen zu ihres Vaters Geburtstag",
„Lottchens Hochzeitstag" und „Lottchens
Wochenbett", besonders das Erste ganz;
und die Schilderung des holländischen
Morgen in demselben ist als eines der
Meisterstücke holländischer Poesie zu be-
trachten". Das Land in den ,, Geistig-
aufgeräumten" ist wahrhaft komisch und
stellt die prosaische Seite des Land-
lebens poetisch dar. Seine Romane:
,,Balthazar Knopius" und „der Blinde" sind
ebenfalls humoristische Dichtungen. Auch
hat man von ihm noch eine fliessende
Uebersetzung von Delille's Gedicht: La
Pitie, unter dem Titel: ,,das Mitleiden",
eine dergleichen von s. ,,D i t h y r a m b e auf
die Unsterblichkeit der Seele", eine andere
von Renouard: „Sokrates im Tem-
pel von Aglaura", ein Gedicht, welches
die Gesellschaft für Sprach - und Dicht-
kunde mit der ungewöhnlichen silbernen
Ehrenmedaiile krönte ; „Religion die Stütze
der bürgerlichen Gesellschaff' und andere
kleinere , öfters Gelegenheitsgedichte.
Ing^eu (III.) — S. — ein Dichter
zweiten Ranges (s. „Euterpe", p. 112 — 125).
Ing^enhousz (VI.) — ... — Natur-^
kundiger u. Chemiker, geb. 1730 zu Breda,
brachte die meiste Zeit s. Lebens in Eng-
land, Frankreich u. Deutschland zu, und
starb zu Wien, wo er mit der Tochter
des Baron Jacquin verheirathet war. Er
machte zuerst den Versuch mit dem Ver-
brennen des Eisens im Oxygene, erfand
ein neues Eudiometer (s. Brief von
ihm an Pringle. „Philos. Transactions",
Vol. LXVI. p.257), u. bereicherte P riest-
ley's Entdeckung von der Verbesserung
der Luft durch die Gewächse, mit der
wichtigen Bemerkung , dass die Pflanzen
die Luft in wenigen Stunden , doch nur
bei Sonnenschein, reinigen können, des
Nachts dagegen eine schädliche Luft ex-
haliren , und dass diese Kraft nur in den
Blättern der Gewächse existirt. (S. Ex-
periments upon Vegetables'", Lond. 1779
und s. Lebensbeschreibung in T h o m son ' s
„Annais of Philosophy", September 1817,
Vol. X. p. 161.)
Iperen (V.) — ... Van — gab An-
merkungen zum Propheten Ob ad ja und
zudem hohen Liede, 1776. (S. Will-
met, „Abhandl. üb. d. Zust. d. Orient.
Literatur in Holland während des 18
Jahrb.", p. 218-227.)
Isaac (IL) — der Vater und Johan
Isaac der Sohn — aus dem Dorfe Stolk-
wijk im Krimpenerwaard , lebten gleich-
zeitig mit Koster um 1440, waren zu-
folge De Groot u. französischer Schrift-
steller*) die Schöpfer der Chemie.
*) Angeführt bei Meerman in s. Anmer-
kungen zu De Groot'8 Verfleichungen der
Republiken, III. Th. p. 15&— 160.
245
Isaac
Jansenius
246
Ihre Versuche waren von solcher Wich-
tigkeit, dass Theophrastus Paracel-
sus im 16., und Boylc im 17. Jahrh. die-
selben nachmachten und die Ehre der Er-
findung erhielten, während die bescheidenen
Holländer (die \YahrscheinIich in Flandern
ansässig waren) vergessen wurden. Die
Werke dieser beiden Isaac's, die man
bei Meer man aus Lenglet Du Fres-
noy (Th. III. p. 157) angegeben findet,
sind (von Isaac dem Vater) „De triplici
ordine Elixiris et Lapidis Theoria", Bern.
1608. „Opera vegetabilia, ubi de Quintis
essentis agitur". „Mineralia opera, seu de
lapidePhilosophico", Middelb, 1600. „Opera
Universalia et vegetabilia", Arnh. 1617.
,,Secreta revelatio Operationis manualis'-,
caet. „De lapide Philosophico", Francof.
1669. „Manus philosophorum secreta et oc-
cultata", caet. „Opus Saturni". .,Rariores
Chemiae Operationes", Lips. 1814, ins Hol-
ländische übersetzt. (Auch die vier letz-
ten sind von Isaac, zufolge Meerman
p. 157, obgleich p. 158, durch einen Druck-
fehler, Joh. Isaac bei denselben steht). —
Von Johan Isaac (s. Sohne): „Frag-
menta Chemica, e Combachio edita",
12., Geismar. 1647.
Isselt (III.) — Michael \'an — aus
Amersfoort , ein Priester , entfloh bei der
Revolution nach Köln, begab sich hierauf
nach Nimwegen, und als dieses 1591 vom
Prinzen Moritz eingenommen wurde, nach
Hamburg, wo er bis zu s. Tode (1597)
bei einigen italienischen Kaufleuten Dien-
ste leistete. Er verfasste eine „Historia
rerum memorabilium in Belgia sub Phi-
lippo II. Hispaniae Rege, ab ann. 1566
usque ad 1597", die, wie sich leicht ein-
sehen lässt , nicht sehr unparteiisch ge-
schrieben ist.
Jacquin (V.) — ... — ■ aus Leyden,
bereicherte durch s. auf Kosten des deut-
schen Kaisers gemachten Reisen nach Ame-
rika und durch s. botanischen Schriften
die Wissenschaft.
Jaü I. (I.) — Herzog von Brabant,
regierte von 1260 — 1294, war ein deut-
scher Minnesänger, von dem man mehrere
Liederfindet in Manesse's, durch Bod-
mer 1758 u. 1759 zu Zürich herausgege-
benen Sammlung, woraus erhellt, dass die
schwäbische Sprache damals auch in Nie-
derland gesungen ward, ( S. Probe bei
Van Kampen Th. III. p. 8.)
«Fanigon (V.) — Fran9ois Michael —
ein französischer Flüchtling, gest. 1730,
unternahm eine ., Statistik der Vereinigten
Niederlande". Das Werk ist unvollendet,
und gibt in zwei Bändchen (1729, 12.) nur
die allgemeine Einleitung. Der Verf. ward
durch den Tod verhindert, die Beschrei-
bung der verschiedenen Provinzen zu lie-
fern. (Ueber die Fortsetzung dies. Werks
s. Art. W a g e n a a r.)
Jansen (III.) — Zacharias — wohnte
zu Middelburg in Zeeland, erfand daselbst
um das J. 1590 die Fernröhre, die da-
mals nicht länger als 15 oder 16 Zoll
waren , wovon die ersten Prinz M o r i tz
und Erzherzog Albert zum Geschenk er-
hielten. Um 1610 oder 1618 erfand er
mit s. Sohne die grossen Teleskope u.
zusammengesetzten Mikroskope.
«fansenius d. Aelt. (III.) — Corne-
lius — geb. zu Hülst 1510, gest. 1576,
seit 1568 Bischof von Gent , schrieb eine
„Uebereinstimmung der Evangelien", und
„Anmerkungen zu den Psalmen und Sprü-
chen" (1549, 1569, 1589).
Janseniu.^ (HI.) — Cornelius —
(Cornelis Jansen) geb. 1585 zu Acquoy
bei Leerdam , seit 1617 Prof. d. Theolo-
gie u. 1635 Bischof von Ypern, starb 1638.
Er war ein grosser Gegner der Protestan-
ten, und nahm es dem Könige von Frank-
reich (in einer herausgegebenen Schrift:
„Mars Galliens") sehr übel, dass er die
Ketzer in Deutschland u. Niederland un-
terstützte. (S. Bayle, Dictionn. Art.
Jansenius.) Auch führte er wegen der
Behandlung der Katholiken in Herzogen-
busch einen Federkrieg mit dem bekann-
ten Voetius. Doch s. hinterlassenes
Werk: Augustinus, worin er die Lehre
dieses Kirchenhirten hinsichtlich der mensch-
lichen Freiheit und göttlichen Gnade dar-
stellte, ward 1641 von Urban VIII. u.
von Alexander VII. verdammt und ein
gewaltiger Zankapfel in der römischen Kir-
che, indem Jansenius Lehre eine Menge
Anhänger in Brabant und Frankreich fand,
zu welchen Pascal, D'Arnauld u. Ni-
247
Japix
Joncktys
248
cole gehörten, welche die Autorität des
Papstes nicht anerkennen wollten. Diese
Anhänger, von ihren Gegnern mit dem Na-
men Jansenisten benannt, lehrten die
Prädestination u. forderten strenges Busse-
thun. Ihre Gegner waren namentlich die Je-
suiten, welchen sie eine verderbliche Sitten-
lehre vorwarfen. Obgleich Clemens XI.
1705 diesen jansenistischen Anhang zum
dritten Maie verdammte, so dauerte je-
doch diese Reibung in der katholischen
Kirche bis auf unsere Zeit fort. (S, über
Jansenius: Foppens, I. p. 204 — 209,
und „ Biographien niederländ. Männer u.
Frauen", III. Th. p. 190—197.)
Japix (III.) — Gisbert — (Jacobs)
ein berühmter friesischer Dichter, lebte v.
1603 — 1666 zu Bolsward, wo er Schul-
lehrer war, erhob sich durch gründliche
Kenntniss s. Muttersprache und des ver-
wandten Holländischen , so wie durch das
Studium der Meistersänger in letzterem,
eines Hooft, Vondel, Huygens u. A.,
über die meisten s. damaligen CoUegen.
Er war nicht allein von s. Zeitgenossen,
dem als Literaten u. Geschichtsschreiber
bekannten Gabbema, sehr geachtet und
gerühmt, sondern auch BVanciscus Ju-
nius kam aus England nach Bolsward,
um sich von dem Dichter in der friesischen
Sprache unterrichten zu lassen. Seine Ge-
dichte (Friesche Riimlarije — wie
Ypey in s. „Gesch. der holländ. Sprache"
p. 513 — 515 angibt) enthalten Minnelie-
der, Gespräche, vermischte Stücke und
52 Lieder von David, in fi'iesischen Ver-
sen. Die erste und beste Ausgabe ist zu
Bolsward 1668, zwei Jahre nach dem Tode
des Dichters herausgekommen; die zweite,
zu Leeuwarden 1681 durch Gabbema
besorgt, ist mit einigen Stücken in Prosa
vermehrt, doch in der Orthographie und
ausserdem voll grober Fehler. Man hat in
neuerer Zeit mehrmals neue Ausgaben die-
ses Dichters angekündigt. Prof. E v e r-
wijn Wassenbergh hat s. Biographie
u. Schriften in einer lateinischen Abhand-
lung, welche in den ,, Beiträgen zur Kennt-
niss des FViesischen Dialekts" eingerückt
ist, u. Prof. Rinse Koopmans in einem
holländischen , im „Magazin für Wissen-
schaft, Kunst u. Geschmack" von War-
nars befindlichen Aufsatze bekannt ge-
macht. Ypey, der diesen Dichter in dem
angeführten Werke p. 514 — 527 ehrenvoll
erwähnt, stellt ihn, für s. Land, als Sprach-
reiniger u. Dichter mit Hooft gleich.
Jaricbs (IL) — Sybe — verfasste
eine „Friesische Chronik" , welche vom
Apostel Thomas bis zum J. 1435 geht,
und 1725 von Brouerius Van Nidek
herausgegeben wurde.
Jeune (VI.) — . . . Le — Arzt zu
Verviers, schrieb eine Flora der Umge-
gend von Spaa (doch ohne die Krypto-
gamen).
Joncktys (III.) — Daniel — geb. zu
Dordrecht, Arzt u. Schöppe zu Rotterdam,
schrieb 1651 gegen die Folter, deren
schreienden Misbrauch er bewies und we-
nigstens Mässigung verlangte. Auch
trug er viel zur Abschaifung der Hexen-
processe bei (s. Scheltema, „Ver-
mischte Schriften", I. Th. 3. St. p. 63).
Er übersetzte mehrere Werke des be-
rühmte! breslauischen Arztes Sennert aus
dem Lateinischen ins Holländische. Zur
Erholung schrieb er in holländischer Spra-
che (worin auch s. andern Werke ver-
fasst sind ) ,, Liebesgedichte oder Röschen's
Aeugelein", voll artigen Witzes und lieb-
lich ; doch wählte er einen Gegenstand,
der nothwendig auf die Länge monoton
werden muss, denn wie geschickt u. sinn-
reich der Dichter auch sein mag, so kann
er unmöglich einen ganzen Band hindurch
dem Leser für nichts weiter als zwei schöne
Augen Interesse einflössen. Er mischt zum
Theil Prosa in s. Gedichte nach Art des
Dumoustier („Lettres ä Emilie sur
la Mythologie"). Dass Joncktys noch
etwas A'on der alten Gewohnheit des Mit-
telalters u. der französischen Schule des
Dürfe hat, um die Liebe haarklein aus-
zukramen, kann man schon aus der Vorrede
s. Werkes: ,, Liebesgedichte auf die an-
ziehende Liebenswürdigkeit des schönen
Röschens, nebst einem Beweise, worin die
Liebesreize am meisten bestehen", entneh-
men. Letzterer ist eigentlich Prosa , mit
vielen Versen durchflochten. De Vries, der
ins. ,, Gesch. d. niederl. Dichtkunst", Th.I.
p. 202 — 207 Proben von diesem Dichter
gibt, ist von den Schönheiten s. Gedichte
entzückt. Van Kampen jedoch findet,
dass s. Darstellungen Alles, nur nicht neu,
sind , und s. ganzes Verdienst nur in der
Lieblichkeit des Ausdrucks besteht. Ausser-
dem verfasste Joncktys noch das Ge-
dicht : ,, Heutige Venus und Minerva, oder
Streit zwischen denselben" (über den P^ang),
Dordr. 1641.
Jon§^ — Hadrianus De — s. H. Ju-
ni u s.
249
Jonge
Junius
250
Joiig^e (VI.) — J. C. De — Substitut-
Archi\ ar des Reichs , zeigte sich als ein
würdiger Schüler des Van Wijn durch
s. interessanten Untersuchungen über die
Entstehung der Hukschen u. Kabel-
jauschen ZAviste, durch s. Lebensbe-
schreibung des Floris, Vogts von Hol-
land während der INIinderjährigkeit Flo-
ris V., und durch s. Geschichte des be-
rühmten Seehelden Evertsen.
Jor1>Out (IV.) — Paul — aus äem
Hennegau, gest. 1693, war kaiserl. Leib-
arzt u. gab eine „Allgemeine Arzneikunde"
heraus.
Jordens (VI.) — Gerard David —
lateinischer Dichter, geb. 1714 zu Deven-
ter, gest. 1803, schrieb: „Gellia'', ein
schönes Liebesgedicht (1763), und „Jo-
seph", ein Heldengedicht (1795). ( S.
Peerlkamp, ,,de Belgis qui Latina Car-
mina composuerunt" p. 505 — 509.)
Juuius ( II. ) — Hadrianus — (De
Jo n g) , einer der grössten Lateiner des
16. Jahrhunderts, geb. 1511 zu Hoorn,
bildete sich zu Haarlem , Löwen u. Paris.
Zu Bologna wurde er Dr. d. Medicin . die
er mit vielem Ruhm in England ausübte,
und dann königl. Leibarzt in Dänemark.
1564 kehrte er nach Haarlem zurück, wel-
cher Stadt er die Ehre der Erfindung der
Buchdruckerkunst wieder verschaffte. Bei
der Belagerung dieser Stadt (1572 u. 1573),
wo viele s. zum Druck fertigen Schriften
zu Grunde gingen, entfloh er und diente
dem Prinzen von Oranien als Arzt. Hier-
auf lebte er zu Arnemuiden in Zeeland,
wo er 1575 starb. Seine vorzüglichsten
Werke sind : ..Emblemata et Aenigmata",
Antw. Plant. 1565. „Nomenclator" (W. B.
in 7 Sprachen), Plant. 1567, 1577. Fran-
cof. 1599. ..Lexicon Graeco - Latinum",
Basil. 1548, Fol. ,,Adversaria" (vermischte
Schriften), VI Bücher. ,,Commentarius de
anno et mensibus et Fasti" , Bas. 1556.
,,Adagia" (Sprüchwörter, Nachlese zu de-
nen von Erasmus, 800 an der Zahl),
Bas. 1558. „Philippeis, seu Carmen he-
roicum in nuptias Philippi II. et Mariae
Reginae Angliae* , Lond. 1554, 4. Drei-
zehn Jahre nach s. Tode erschien s. Haupt-
werk: „Batavia", über den alten Wohn-
sitz der Batavier u. Franken, worin man
auch die berühmte Stelle über Koster*)
findet (L. B. 1588, 4. Dordr. 1652). Er
schrieb dieses Werk als Historiograph von
Holland. De Groot bekennt, dass dieses
Werk und die Chronik von Douza ihm
fast alle Materialien zu s. antiquarischen
Schriften über Holland geliefert haben.
Der Styl desselben ist jedoch rauh. Fer-
ner: „Poemata", Antw. Plant. 1599. Ausser
diesen Originalwerken übersetzte er: Eu-
napius, über das Leben der Sophisten;
Hesychius von JVlilet; die Symposia-
c a von Plutarchus, und die medicini-
schen Fragstücke von Cassius latro-
sophista. Der letztern Uebersetzung
fügte er den griechischen Text bei. Noch
gab er mit Anmerkungen heraus: Plau-
tus, Virgilius, Horatius, einen Theil
von Seneca, Plinius, Nonius Mar-
cellus u. Fulgentius. Auch besorgte
er einen Auszug der besten Anmerkungen
von Eustathius zuHomerus, in einem
Theile, den er „Füllhorn" nannte und der
1558 zu Basel bei Froben gedruckt
wurde. (S. über Junius, Foppens,
p. 14, 16. Saxe, III. 234, 628. „Bio-
graphien niederl. Männer u. Frauen", IV.
328 — 334 )
Junius (HI.) — Franciscus — ein
Franzose aus Bourges, geb. 1545, gest.
1602, wird nach mannigfaltigen Verhält-
nissen u. Schicksalen 1592 Prof. d. Theo-
logie zu Leyden , wo er bis zu s. Tode
blieb. (S. „Biographien niederl. Männer
u. Frauen", VI. 136—147, und Meur-
sius, Athen. Batav. p. 163.)
Junius (V.) — Franciscus — zweiter
Sohn des Vorigen, geb. 1587 zu Heidel-
berg, war zuerst Soldat, widmete sich je-
doch nach dem Frieden den Wissenschaf-
ten, besonders dem Griechischen, Hebräi-
schen , Lateinischen und der Mathematik,
wählte sodann den geistlichen Stand und
ward auf Empfehlung De Groot's 1617
Prediger zu Hillegondsberg; doch nach
einigen Jahren, bei der Verfolgung der
Remonstrantischgesinnten des Amtes ent-
setzt, reiste er "nach Frankreich (1620)
u. England, wo er dreissig Jahre blieb u.
Bibliothekar bei dem berühmten Grafen
von Arundel und Erzieher dessen Sohnes
wurde. Hier legte er sich auf das Stu-
dium der angelsächsischen u. andern alten
nordischen Sprachen , namentlich des Go-
thischen, Cimbrischen (der Muttersprache
6. Dccbr. 1831 den Anfsatz : ,, Mainz und Haar-
*) S. Närnb. Friedens - n. Kriega-Kurier v. lern" von Otto.
251
Junius
Kantelaar
252
der Schweden, Dänen u. Isländer nebst
aller ihrer Töchter) und Alt - Friesischen.
Ein auf Veranlassung des Grafen geschrie-
benes Werk „über die Malerei der Alten"
(gedr. 1637 zu Amsterdam bei Blaau)
war eines der ersten über diesen Gegen-
stand und von ihm selbst ins Holländische
u. Englische übersetzt. Um 1650 liess er
sich zu Amsterdam, hierauf im Haag nie-
der, wo er eine „Harmonie der Evange-
lien" herausgab, und sich alsdann auf eine
noch wenig bearbeitete Wissenschaft, die
vergleichende Sprachkunde, beson-
ders zur Aufhellung der Sprachzweige des
deutschen Stammes, legte. 1651 gab er
ein „Wörterbuch" der Sprachwurzeln und
„Willer amus Umschreibung des hohen
Liedes" 1655 heraus. Hierauf begab er sich
wegen des Studiums der friesischen Landes-
sprache nach Friesland , und brachte zu
diesem Zwecke zwei Jahre zu Molquerum,
Hinlopen, Workum , hauptsächlich aber zu
Bolsward bei Jap ix zu. Später trieb er
eifrig Alt-Gothisch , und gab die berühmte
Uebersetzung der Evangelien des gothi-
schen Bischofs Ulphilas, dieses kost-
bare und damals einzige Denkmal des äl-
testen bekannten Zweiges des germani-
schen Sprachstammes (es ist bekannt, dass
der unermüdete Angelo Mai nunmehr
auch zu Rom beträchtliche Fragmente der
übrigen Bibelübersetzung aufgefunden hat),
welches sich von der Mitte- des 4. Jahr-
hunderts unserer Zeitrechnung datirt, nach
dem berühmten in der königl. schwedi-
schen Bibliothek befindlichen sog. Codex
argenteus mit der angelsächsischen Ueber-
setzung der vier Evangelien aus dem 8.
oder 7. Jahrhundert, und ein gothisches
Glossarium im J. 1665 zu Dordrecht her-
aus. Im J. 1675 kehrte er wegen Unter-
suchung von Manuscripten nach England
zurück, und starb zu Windsor bei s. Nef-
fen IsaakVossius. (S. De Crane,
„Oratio de Vossiorum Juniorumque fami-
lia", p. 27, 28, 33, 34. Nott. p.57et seqq.).
K.
Kainpen (VL) — N. G. Van — S.
Vorrede dieses Werkes.
Kamphuizen (in.) — Dirk Ra-
faelszoon — geb. 1586 zu Gorinchem, stu-
dirte zu Leyden, wo er Ar min ins An-
hänger ward. Deshalb verfolgt und von
dem unglücklichen Ledenberg (Barne-
veld's Freund) zum Prediger befördert,
ward er 1619 abgesetzt und musste sich
einige Zeit zu Norden in Ostfriesland auf-
halten. Ungeachtet harter Verfolgungen
ward s. feurige Menschenliebe dadurch nur
noch vergrössert : er unterstützte die Dürf-
tigen von s. Armuth , stand den an der
Pest Sterbenden bei und begrub Leichen,
die Jeder floh. Von da zog er nach Har-
lingen, doch auch hier nicht sicher, da
niedrige Habsucht die 500 Gulden verdie-
nen will, die auf Entdeckung des Men-
schenfreundes gesetzt sind , begibt er sich
nach Ameland, wo jedoch die Luft ihm
nicht zusagt, und endlich nach Dokkum,
wo es ihm vergönnt ist, die letzten Tage
s. mühseligen Lebens zu beschliessen. Er
starb daselbst 1626. Während s. Aufent-
halts zu Harlingen u. Dokkum schrieb er
s, „Erbaulichen Gedichte", jenes unver-
gängliche Denkmal christlichen Glaubens
und lauterör Tugend. Ausser dieser Samm-
lung (woraus die Mai-Morgenstunde
als eines der schönsten Lieder bekannt u.
berühmt ist) schrieb Kamphuizen auch
eine poetische Umschreibung der Psal-
men. Sehr richtig bemerkt ein berühmter
Kunstrichter, dass die kräftige, sinnreiche,
bündige Manier dieses Dichters das Werk
s. eigenen Genies war, das sich durch
keine Widerwärtigkeit beugen liess.
Kantelaar (VI.) — Jacobus — geb.
1759 zu Amsterdam , widmete sich auf
dem Athenäum daselbst mit solchem Eifer
den Wissenschaften, dass Schultens ihn,
mit den vorzüglichsten Zeugnissen ver-
sehen, auf die Universität zu Leyden über-
gehen liess , wo er sich bald die Freund-
schaft und Achtung des Ruhnkenius u.
Valckenaer erwarb. Ausgerüstet mit
orientalischer und occidentalischer Sprach-
kenntniss kehrte er zurück, ward Prediger
bei den Reformirten zu Westwoude u. bald
darauf in den schönen overysselschen Flek-
ken Almelo berufen. 1781 schrieb er ein
„Specimen Academicum in quaedam N. T.
loca". Fortgerissen von der Volks-Partei,
legte er, als der Adel 1787 durch Preussen
den Sieg davon trug, s, Amt nieder, ging
nach Amsterdam, wo er ausschliesslich den
Wissenschaften lebte. Hier schrieb er un-
253
Kasteele
Kate
254
ter Anderin die schöne „Abhandlung über
das Hirtengedicht", welche 1791 von der
Gesellschaft : ,, Kunst wird durch Arbeit
erlangt", gekrönt und in den 2. Theil der
„Werke der Gesellschaft für schöne Kün-
ste u. Wissenschaften" aufgenommen wur-
de. 1793 hielt er in der Gesellschaft:
„Für das allgemeine Beste", eine Rede
,,über den Einttuss der wahren Aufklärung
auf das Loos der Frauen", welche er mit
Anmerkungen versehen herausgab, und be-
gann mit Feith die Beiträge über al-
lerlei Gegenstände der schönen Wissen-
schaften, welche zur Bildung des Ge-
schmacks viel beigetragen haben. Am 20.
Juni 1794 hielt er auf den Tod Schul-
tens in der oben erwähnten Gesellschaft
(Kunst u. s. \v. ) jene berühmte Lobrede
auf s. Lehrer, welche, mit Ausnahme der
von Van der Palm auf Borger, die
beste in der niederländischen Literatur ist.
Die Revolution von 1795 entrückte Kan-
teiaar diesen friedlichen Beschäftigungen.
Von Overyssel zum Mitglied der National-
versammlung gewählt, war er durch sie-
gende Beredsamkeit bald eines der Häup-
ter der gemässigten Partei. Doch über
rohe Gewalt und physische Kraft ver-
mochte Beredsamkeit nichts. Mit Hülfe von
Soldaten ward er mit den andern Häup-
tern der Gemässigten am 22. Jan. in's Ge-
fängniss und erst den 12. Juni durch eine
neue Revolution in Freiheit gesetzt. Ob-
gleich wieder zu Staatsämtern berufen,
lehnte er dieselben ab , und gab sich (ein
sonderbarer Entschluss für einen solchen
Geist) dem Effektenhandel hin. In den
letzten Jahren s. Lebens wurde er durch
Körper - u. Seelenleiden zu anhaltender
Beschäftigung unfähig ; doch gab er noch
mit Siegenbeek die literarische Zeit-
schrift „Euterpe" heraus, worin er unter
Anderm die Biographien von mehreren we-
niger bekannten niederländischen Dichtern,
so wie ein Gedicht auf Schi minel pen-
nin ck gab. Kantelaar starb 1821. Zu
bedauern ist , dass so wenig von ihm bis
jetzt in Druck erschien, doch liess Prof.
Siegenbeek die baldige Herausgabe einer
von ihm veranstalteten Sammlung s. ver-
schiedenen Werke hoffen.
Kasteele (VI.) — Pieter Leonard
Van — Pensionär von Haarlem, als solcher
ein grosser Beschützer der Volks - oder
patriotischen Partei und einer von Denen,
welche das Regierungs-Reglement für Haar-
lem entwarfen. 1787 wurde er des Amtes
entlassen, erschien jedoch 1795 wieder auf
dem Schauplatz, und in die Nationalversamm-
lung berufen, zeichnete er sich im Finanz-
fache aus, bei welchem er in allen Regie-
rungswechseln , auch unter Ludwig Na-
poleon, der ihn achtete, angestellt blieb.
Er starb 1811. Kasteele, vortheilhaft
als Dichter bekannt, schrieb (mit Alphen,
s. Freunde) eine Sammlung „E^rbaulicher
Poesien" , worunter sich mehrere vortreff-
liche Kirchenlieder, die auch zum Theil
unter die evangelischen Gesänge der re-
forniirten Kirche aufgenommen sind , wie
z. B. „Jesus Herrlichkeit" , „Jesus Ge-
burt" befinden. Während er amtlos zu
Haarlem lebte , trug er einige Gesänge
Ossian's aus Macpherson's Ueber-
setzung in holländische Hexameter
über; ein gewagtes Unternehmen, welches
ihm aber, nach dem Urtheil der Kenner,
geglückt ist, wie nicht minder die von ihm
1798 gegebene Uebersetzung von Klop-
stock's u. Wieland's Oden.
Kasteleyn (V.) — Pieter Johannes —
geb. zuBreukelen, war Apotheker, ein] tüch-
tiger Chemiker und Dichter. Ausser einer
sehr gelungenen Uebersetzung des deut-
schen Trauerspieles C o drus von Croneck
und anderer Stücke deutscher Dramatiker
schrieb er die Trauerspiele: Eduard HL
und Olintes, so wie zwei Theile ver-
schiedener Poesien , worunter Oden und
das Lehrgedicht ,.ein fester Glaube an die
Vorsehung", im 7. Th. der Schriften von
der leydener Gesellschaft: „Kunst wird
durch Arbeit erlangt". Er starb , nach
einem nicht glücklichen Leben 1793, erst
43 Jahre alt.
Kate (V.) — Lambert Ten — geb.
1674 zu Amsterdam, lebte still u. zufrie-
den, in ehelosem Stande, von Unterricht
in der Mathematik, im Rechnen und Buch-
fuhren. Er war der Erste, welcher den
wahren Ursprung der holländischen Spra-
che untersuchte. Bereits 1708 schrieb er
einen Brief an s. Freund V er wer, der
zwei Jahre später unter dem Titel : „Ueber-
einstimmung zwischen der gothischen und
niederdeutschen Sprache" erschien; ein
Büchelchen, welches selbst von Schlegel
in den heidelberger Jahrbüchern mit ver-
dientem Lobe erwähnt wird. Nachdem er
Mösogothisch , Fränkisch , Angelsächsich,
Hochdeutsch , Isländisch u. Friesisch mit
dem Holländischen und die für Ihn unzu-
länglichen Vorarbeiten eines Hoogstra-
ten. Kok, Winschoten, Nyloe, Se-
255
Kate
Kemper
256
wel u. Verwer verglichen hatte, wurde
die Juniussche Ausgabe der berühmten
Uebersetzung der Evangelien von Ulphi-
las (S. Art. Junius) eine reiche Fund-
grube für seine Untersuchungen. Er be-
handelte die Sprache wie die Gegenstände
der Maler-, Bildhauer- u. Tonkunst, wor-
in der Künstler das ideale Schöne auf-
sucht*). Aus diesem erhabenen Standpunkt
betrachtet, mussten Regelmässigkeit und
Wohllaut in der Sprache ihn besonders
fesseln. Nach sehr interessanten angestell-
ten historischen Sprachforschungen grün-
dete er, mit der Fackel der Philosophie in
der Hand , gleich s. Zeitgenossen H e m-
sterhuis u. Schultens, die Sprache
auf die Analogie und regelmässige
Ableitung, und wurde dem zufolge be-
reits der unbekannte Vorläufer der vor-
trefflichen Werke eines Adelung, Vater
und anderer philosophischer Sprachkenner.
Seine 1723 in zwei Theilen in gr. 4. er-
schienene „Anleitung zur Kenntniss des
erhabenen Theiles der holländischen Spra-
che" ist ein classisches Werk, welches in
philosophischer Hinsicht und durch scharf-
sinniges Eindringen in den Geist der all-
gemeinen Sprachkunde, später nur von
Bilderdijk's „Geschlechter der Nenn-
wörter", und in musikalischer Auseinan-
dersetzung der Laute allein von K 1 i n-
ker's „Abhandlung über die holländische
Prosodie" übertroifen wird. Aber Ten
Kate, ein Jahrhundert früher, brach die
Bahn , und noch nennen sich die grössten
Sprachkenner, wie alle die des 18. Jahr-
hunderts, mit Dankbarkeit seine Schüler.
Er starb 1732. — Ausser s. grossen Sprach-
werke gab er noch einige andere , meist
theologische Schriften heraus , nämlich :
♦) Ten Kate war eiu vorzüglicher Kenner
der schönen Künste , vertraut mit dem Maler
Huisum, dem er eine bessere Methode der
Blumenmalerei an die Hand gab, und mit dem
berühmten Bildhauer Xavery, in dessen Ate-
lier er einen Blitze | schleudernden Jupiter , den
der Künstler nicht treffen koonte, in kurzer Zeit
zu dessen Verwunderung aus dem Marmor her-
vorrief. (S. T Olli US, „Abhandl. über Ten
Kate" p. 32 , 31 , aus welcher man die schöne
Stelle von Ten Kate in dessen ,, Anleitung
zur Kenntniss des erhabenen Theiles der hol-
ländischen Sprache" , worin er die ideale uud
kunstgerechte Behandlung der Sprachgelehrsam-
keit anpreist, am besten , erklären kann.
,,den Schöpfer und seine Regierung aus
seinen Schöpfungen zu erkennen" , nach
dem Englischen; — „Abhandlung über das
Leben und Sterben" , nach dem Französi-
schen des Mornay, 1728; — „Drei wich-
tige Betrachtungen des Gemüths", 1728; —
„Das Leben unseres Heilandes Jesus Chri-
stus, oder Uebereinstimmung der vier Evan-
gelisten", 1732 (nach Ten Kate's Tode
herausgegeben). Noch befinden sich in
der Bibliothek des Athenäums zu Amster-
dam vier Theile in Fol. Handschriften
von ihm , welche enthalten : „Abhandlung
über die Lautkunde" (musikalisch behan-
delt, schon von 1699); — „über das Er-
forderniss der Dichtkunst" ; — „mathema-
tischer Entwurf der Schreibkunst" (1702);
— ,, Briefwechsel mit H. Van Limborch"
(im Haag) ; — ,,über das Verhältniss der
menschlichen Glieder" u. s. w.; — „Ab-
handlung über das ideale Schöne der Ma-
ler, Bildhauer und Dichter" (1724 in fran-
zös. Sprache erschienen), und endlich ,5Er-
örterung und Beschreibung von Zeichnun-
gen". (S. über Ten] Kate: „Siegenbeek's
Museum" L Th. p. 1—37. H. Th. p. 202
— 219.)
Keessel (VT.) — Dionysius Gode-
fried Van De — geb. 1738 zu Deventer,
studirte zu Leyden , arbeitete zuerst als
Advokat am haager Gerichtshofe, ward
hierauf 1762 als Professor nach Groningen
u. 1771 nach Leyden berufen, welcher
Universität er 45 Jahre lang zur Zierde
diente, während s. Vorlesungen eine Menge
der geschicktesten Juristen bildeten u. er
zu s. Zeit wahrhaft der niederländische
Scävola war. Er starb 1816. Seine
Verdienste hat s. College Van Voorst
in einer ,, Oratio de Consensu Principum
Europaeorum in profitenda Religione Chri-
stiana" (p. 30 — 33) bei der jährlichen Er-
wähnung der Ereignisse der Universität
sehr beredt gewürdigt. Ausser sechs Re-
den über s. Fach hat er Lehrsätze zur
Erklärung von De Groot's „Einleitung
in die holländische Jurisprudenz" (1800,
in 4.) herausgegeben.
Kemp (IV.) — Abraham — gab 1656
eine ,. Beschreibung von Gorinchem".
Kemper (VL) — Jan Melchior —
geb. zu Amsterdam , bildete sich auf dem
Athenäum unter Cras u. Wyttenbach
zum Juristen und Literaten, wurde 1798
Prof. zu Harderwijk, 1806 Prof. des Ci-
vilrechts zu Amsterdam, und 1809 des Na-
tur- u. Staatsrechts zu Levden. Wie er
257
Kempher
Kiliaan
258
diesem Berufe entsprochen, bezeugen s. zahl-
reichen Zuhörer; ^vie er damit die feurig-
ste Vaterlandsliebe und die grössten Auf-
opferungen für das Vaterland verbunden
hat, dies möge die Geschichte bezeugen.
^Vährend ein Stassart eifrig die Gardes
dhonneur für s. Herrn und Meister aus-
suchte, %virkte ihm Kern per mit Lebens-
gefahr entgegen. Als die Revolution be-
wirkt war und Kern per \mter glänzenden
Aemtern die Wahl hatte, trat er wieder in
s. Posten als Prof. zu Lejden ein , und
nur darum nahm er in der Versammlung
der Staaten eine Stelle an, um Niederland
durch ein neues Gesetzbuch von den
Gesetzen Napoleon's zu befreien, wel-
che Bestrebungen , wie es scheint , nicht
ganz fruchtlos sein werden. Seine akade-
mischen und andern Reden , sowohl in la-
teinischer als holländischer Sprache , ath-
men eine männliche Beredsamkeit, worin
er eine der Stützen in Niederland's Ver-
sammlung der Staaten ward. Er trug
zweimal in dem Teylerschen Verein den
Preis, das zweite IMal den goldenen da-
von: „über den Einfluss der Staatsereig-
nisse seit fünf und zwanzig Jahren". Wer
K e m p e r , diesen Mitbefreier Niederland's
von dem französischen Joche , der im Juli
des J. 1826 starb, näher kennen lernen
will, der lese Van der Palm 's Lobrede,
Klijn's Grabrede, Siege nbeek's, den
23. Sept. 1824 in dem grossen Hörsaale
der leydener L^niversität dargebrachte la-
teinische Huldigung, welche sich in den
Annalen dieser Universität, und in"s Hol-
ländische übersetzt, in der Neuen Mne-
mosyne der Herren H. W. und B. T.
Tijdemann im V. Th. p. 303 — 335 be-
findet.
Kempher (V.) — G, — verfasste
unter Anderm : „Chronik der Aebte von
Egmond" (Alkm. 1732, 4); „Vierte Säcu-
larfeier der leydener Universität" (1725,4.);
, .Beschreibung von Japan" (Amst. 1733,
Fol.) ; „Schäfergedichte" (Leyden 1732, 4.)
und Uebersetzung der Hymnen von Pru-
dentius (Amst., 8.).
Kerckring^ (IV.) — Theodor — aus
Hamburg, Arzt zu Amsterdam, gest. 1693,
beschrieb die nach ihm benannten Klappen
des Darmkanals in s. „Specilegium anato-
micum" (Amst. 1670), und verfasste eine,
gute Beobachtungen enthaltende „Osteo-
logia foetuum".
Merseboom (VL) - Willem — Ma-
thematiker.
Kesteloot (VI.) — ... — vorher
Arzt zu Rotterdam und im Haag, dann
Professor zu Gent u. College des Kluys-
kens, zeigte in s. „Lobrede auf Boer-
have", besonders in den Noten, einen Schatz
medicinischer Kenntnisse.
Keulen (II u. III.) — Ludolf Van —
geb. 1539 zu Hildesheim, gest. 1610, hielt
sich in Holland auf, war Prof. des Fe-
stungsbaues zu Leyden u. schrieb : „Von
dem Zirkel; Tabellen der Sinusse, Tan-
genten und Secanten", zuletzt „vom Zins"
(2._Ausg. Leyd. 1615, nach s. Tode von s.
Wittwe, Adriana Symons, besorgt; die
1. Ausg. erschien 1596 zu Delft, dem Prin-
zen Moritz dedicirt). In diesem Werke
befinden sich auch s. „Künstlichen Fragen",
worin er viele Kenntnisse der Analysis u.
Geometrie s. Zeit an den Tag gelegt hat,
und von welchen der Mathematiker Lau-
rens Praalder, Lehrer an der Stiftung
der Frau Van Renswouds zu Utrecht,
später Auflösungen gegeben hat. Ferner :
,, Arithmetische und Geometrische Funda-
mente", Leyd. 1616, wovon ein Jahr früher
S n e 1 1 i u s eine lateinische Uebersetzung,
und das Buch über den Zirkel 1619 in
lateinischer Sprache herausgab. Das von
Keulen berechnete und durch eine grosse
Menge Zahlen ausgedrückte Verhältniss
des Umfanges zum Diameter des Zirkels,
bekannt unter dem Namen der Ludolf-
schen Zahl, hat demselben einige Be-
rühmtheit erworben. (S. Kästner's geo-
metr. Abhandl. , 2. Samml. , Gott. 1791.)
Kicl£X(VI.) — ... De— Apotheker zu
Brüssel, verfasste eine Flora dieser Stadt,
machte meteorologische Beobachtungen da-
selbst, u. unternahm 1822 mit dem Ma-
thematiker Quetelet eine Reise nach der
merkwürdigsten, zu wenig bekannten, Höhle
von Han in den Ardennen, auf den Gren-
zen von Namur, Lüttich u. Luxemburg.
Kiliaan (III ) — Cornelis — geb. zu
Dulfel in Brabant, 50 Jahre Corrector der
P laut ijn sehen Druckerei, benutzte s.
Müsse dazu, mehrere lateinische Epigram-
me zu verfertigen, Comines u. Guic-
ciardini in's Lateinische zu übersetzen
und sein berühmtes „Wörterbuch der hol-
ländischen Sprache" zu schreiben, welches
den damaligen Zustand dieser Sprache
sehr gut kennen lehrt. Kiliaan, 1607
in einem Alter von ohngefähr 70 Jahren
gestorben, ward wegen dieses Werkes das
höchste Lob der Zeitgenossen und Nach-
kommen zu Theil. Lipsius sagte von
9
259
Kinker
Kirckhoff
260
ihm: „wer Holländisch liebt, muss Kiliaan
lieben"; Huydecoper nennt ihn: „die
einzige Fackel, an der wr gegenwärtig
unsere Kerzen anzünden müssen", und
Ten Kate, der Kiliaan's Wörterbuch
das allervortrefflichste nennt, sagt;
dass sein Lob nicht genug vergrössert
werden kann. Die frühern Ausgaben
dieses Werkes waren Ton 1588 u. 1598 ;
die dritte, von 1599 zu Antwerpen, Avurde
von dem Verf. selbst revidirt und für die
beste gehalten. Die darauf folgenden von
1623 u. 1632 zu Utrecht w^erden eben-
falls für gut gehalten, doch die beste ist die
von Van Hasselt, Utrecht 1772, 2Thei-
le , 4. , mit interessanten Anmerkungen u.
Anhängen von dem Herausgeber.
Kinker (VI.) — Johan — geb. 1764
zu Nieuw er-Amstel , widmete sich der Ju-
risprudenz und trieb als Lieblingsstudiura
Philosophie und Dichtkunst. In letzterer
zeichnet er sich durch einen philosophischen
Schwung aus, neigte sich jedoch anfangs
mehr zur Manier der Franzosen, deren
Sprache u. Literatur er vollkommen Älei-
ster ist, und übersetzte unter Anderen die
„Tempelherren" des Raynouard (1805).
Sein erstes, nicht unberühmtes niederlän-
disches Trauerspiel : ,,Almanzor und Zähra"
erschien 1804. Er übersetzte Schiller's
,, Jungfiau von Orleans" und ,,Maria Stuart"
in ungereimten Jamben. Kinker war mit
Van Hemert der vornehmste Beschützer in
Niederland von Kant' s Philosophie. Seine
Uebersicht derselben ist sogar in's Französi-
sche übersetzt worden. Zu den Gegenstän-
den, welche ausser der Philosophie s. Geist
am meisten beschäftigten, gehörte die Theo-
rie der Sprache , besonders in musikalischer
Hinsicht, und man kann sagen, dass, wie
Bilderdijk in der Etymologie, so Kin-
ker in der Lautlehre der Sprache die
erste Stelle einnimmt. Hiervon gab er
einen glänzenden Beweis durch die gelehrte
Abhandlung: „eine Probe der holländi-
schen Prosodie, nach dem Rhythmus und
dem Metrum der Alten, in so weit beide
in der holländischen Poesie eingeführt
werden können". Sein Gefühl für Musik
veranlasste auch s. Lob des Haydn, den
er schön besungen hat, dann die Poesie,
zwei Gedichte, die s. Schüler, der Artil-
lerie-Lieutenant von Eichstorff, in's
Deutsche übersetzt hat*). Kinker be-
*) P.F.L. V. Eichstorff, „deutsche Blu- einer Abhandlung über die nieder!. Poeile",
menlese aus niederländigchen Dichtem, nebst Leipzig, IPM. b. Wienbrack.
sang auch 1801 das neue Jahrhundert,
1802 den allgemeinen Frieden, und hatte,
in den ersten Jahren nach der Revolution,
den vorzüglichsten Antheil an der politi-
schen humoristischen Zeitschrift: ,,der Wie-
derkäuer" (Her kaauwer ), worin er im
Allgemeinen die Politik im Grossen als ein
Mittel betrachtet, die Menschen zu den
Begriffen zu erziehen, die nach s. Mei-
nung die höchsten und wahren sind, und
die er, wie aus mehreren s. Gedichte er-
hellt, in dem Orden der Freimaurer zu
finden glaubt. Kinker ging 1818 als
Prof. der Philosophie und niederländischen
Literatur nach Lüttich.
KJnshot (HL) — Caspar — aus Ha-
genau , befand sich im Gefolge der Abge-
sandten zum münster 'sehen Frieden, starb
aber schon zu Anfang s. politischen u. li-
terarischen Laufbahn im J. 1650, erst 25
Jahre alt. Er Avar der vertraute Freund
von Nicolaas Heinsius, und unter
den zahlreichen Gesandten bei diesem Frie-
denscongresse w ar K i n s h o t als Literat,
namentlich von dem Cardinal Chigi, nach-
herigem Papst Alexander VII., sehr ge-
achtet. Von den neuern Schriftstellern rüh-
men diesen lateinischen Dichter: Hoeufft
(„Parnassus Latino - Belgiens " , p. 181),
Peerlkamp (ib. 324 — 330) u. Collot
D'Escury („Holland's Ruhm", IL Th.
p. 85, 86. Anmerk. , p. 227, 262) um
die Wette. Seine von Jacob Grono-
vius 1684 herausgegebenen Gedichte ent-
halten in vier Büchern : 1) „ Religiöse
Gedichte", 2) „Elegien und Eklogen",
3) „Waffenthaten" , 4) „Vermischte Ge-
dichte". Darunter scheinen sich Gedichte
auf den Entsatz von Leyden und den mün-
sterschen Frieden auszuzeichnen. Die Be-
scheidenheit dieses Dichters war so gross,
dass er s. Gedichte verbrennen wollte; da
aber schon zu viele derselben im Umlauf
waren, so gab er einem Freunde den Auf-
trag , eine Auswahl daraus zu veranstalten.
Äirckhoflf (VI.) — . . . Ritter De —
geb. 1789 im Limburgischen, verfasste einige
sehr geschätzte medicinische Werke, näm-
lich : , .Dissertation sur l'air athmosph^rique
et de son influence sur l'^conomie animale",
Strasb. 1811, 4., 2. Ausg. Maastr. 1816,
8. „ Observations m^dicales faites pen-
dant les campagnes de 1812 et de 1813,
261
Kist
Kluit
262
ou Histoire des maladies observees k la
grande armee Francaise, lors de ces Cam-
pagnes", Maastr. 1814, 8., 2. Ausg. 1822
bei Van Schoonhoven zu Utrecht iii's
HoUändische übersetzt von Dr. Van der
Bosch aus Rotterdam. „Hygiene mili-
taire", Maastr. 1815 (2., sehr vermehrte
Ausg. 1823) , in's Holländische übersetzt
von Dr. Milius zu Amersfoort. „Obser-
vations pratiques sur la fievre adjnanii-
que" , Anv, 1818 , 8. „Abhandlung über
den militärischen Sanitätsdienst", Utr. 1822,
8. Ausserdem schrieb De Kirck ho ff, un-
ter Anderm, über „Plica Polonica", „Gan-
grene nosocomiale" , eine Art von Phthi-
sie muqueuse , welche Aufsätze sich in der
raedicinischen Zeitschrift „Hippokr ates"
u. anderwärts zerstreut finden.
Kist (VI.) — Ewald — geb. 1762 zu
Woerden, 1796 Prediger zu Arnhem und
1797 zu Dordrccht, wo er bis zu s. Tode
1822 allgemeine Liebe u. Achtung genoss,
war wegen s. Strenge, Gemüt hlichkeit u.
seines tief ergreifenden Vortrags berühmt,
und verband mit ersterer die schönen Kün-
ste u. Wissenschaften, welche das Leben
verschönern und das Gemüth veredeln. Mu-
sik , Kenntniss der Alten , ihrer grossen
Dichter, Redner u. Philosophen, so wie
die der neuern Zeiten, trugen zu s. Bildung
bei, und daher der sichere Styl, jene darin
herrschende Deutlichkeit und Zierlichkeit,
welche Van der Palm, wie er öffent-
lich bezeugt hat, zum Muster gedient ha-
ben. Seine literarischen Verdienste be-
weisen unter Anderm: ein Theil Reden
über allerlei Gegenstände der Beredsam-
keit, Philosophie u. Literatur; s. Lobrede
auf den geistreichen und gelehrten Buch-
händler u. lateinischen Dichter VanBraam,
und s. Lob Geliert's in der Mnemo-
syne. Als Prediger, in s. Hauptfache,
gab er „Predigten über Gottes Tugenden"
(Amst. 1803) und andere Predigten heraus.
Einige s. nachgelassenen Predigten sind
von s. ältesten Sohne mit einer Biographie
des Vaters herausgegeben worden.
Kist (VI.) _ . . . — Verf. folgender
Romane : „Junker von Blankenheim", „der
wiedergefundene Ring des Gyges", „Eduard
von Eichenhorst" , „ die Wunderbrille " ,
„Barend von Porderen" u. einiger andern,
unter welchen der mehrmals in Druck er-
schienene „Ring von Gyges", eine Samm-
lung niederländischer Charaktere oder häus-
licher Scenen, zu welchen der Verf. ver-
mittelst des bewussten unsichtbarmachenden
Ringes den Zutritt hat, bei weitem den
Vorzug Aerdient.
Klerk (I.) — Nicolaas De — aus
Antwerpen, setzte in s. „Brabanter Tha-
ten" die Geschichte von ßrabant bis zum
J. 1350 fort.
Kleyn (VI.) — Johan Pieter — der
zweite Freund Bellamy's, bekleidete
einen Posten am Gerichtshofe zu Arnhem u.
machte sich vortheilhaft als lyrischer Dichter
bekannt. Er besass in s. Gattin, A. Kleyn,
geb. Ocker se, eineKuustgenossin, welche
mehrmals ihre Leier mit der seinigen er-
tönen Hess , und 1809 s, „nachgelassenen
Gedichte" herausgab. Sein früher, 1805
erfolgter Tod hinderte ihn, eine vollstän-
dige Theorie der Kunst, wenigstens
der Dichtkunst zu schreiben, von welcher
jedoch einige Fragmente in der von Van
Kampen u. Tijdeman herausgegebenen
Mnemosyne, nämlich: ,,Ueber die schö-
nen Künste und Wissenschaften im Allge-
meinen und die Dichtkunst u. Dichtkunde
im Besondern" (im ersten), „über das Epi-
gramm" (im zweiten) und „über das Schä-
fergedicht" (im vierten Stück) sich befin-
den und des Dichters ausgebreitete Bele-
senheit beurkunden. (S. auch das 1. St.
p. XI und Kleyn's Biographie im „Re-
censeuten auch der Recensenten" für 1807,
No, 2, p. 85.) Die innige Freundschaft,
die Bellamy für Kleyn hatte, ist aus
dem Gedichte: ,,an meinen Kleyn",
welches sich in derselben Sammlung (im
2. St. p. 105—109) befindet, zu ersehen.
Klilikenbergr (VI.) — Dirk — Ma-
thematiker.
Klinkhamer (V.) — ... — be-
schrieb das Leben des Apostels Petrus
(1725) in Versen.
Kluit (VI.) — Adriaan — geb. 1735
zu Dordrecht , widmete sich zu Utrecht
den alten Sprachen u. der Literatur, ward
Präceptor der lateinischen Schulen zu Rot-
terdam, hierauf im Haag, 1764 Rector zu
Alkmaar, 1769 zu Leeuwarden, 1770 zu
IVIiddelburg , dabei Lector der Beredsam-
keit u. griechischen Sprach©, 1776 Pro-
fessor daselbst, u. 1781 Prof. der Archäo-
logie zu Leyden, welches Amt er mit einer
Rede „über das Recht der Niederlande
zum Abfall von Philipp" antrat, welche
Ariele Gegenschriften veranlasste. Acht u.
zwanzig Jahre kämpfte er muthig u. , von
s. Standpunkt aus, consequent gegen
den Vert heidiger der Souveränetät des Volks.
Nachdem er schon als Rector zu Middel-
9*
263 Kluyskens
bürg in Flandern und Brabant verschie-
dene Materialien gesammelt hatte, gab er
nun s. gelehrtes Werk: „Historia Critica
Comitatus HoUandiae et Zeelandiae" in
4Th. in 4., 1780 u. 1189 einen Leitfa-
den zu s. Vorlesungen „über das alte nie-
derländische Völkerrecht-', u. 1790 u. 1791
s. „Geschichte der Bündnisse des Verei-
nigten Niederland'^'' heraus. 1785 hatte
er die Souveränetät der Staaten von Hol-
land vertheidigt, 1793 s. Bedenken über
die französischen Rechte des Menschen ge-
äussert, und 1794 Anmerkungen zu dem
Kriege mit England von 1780 (zum Vor-
theile der Engländer) geschrieben. 1795
ward er durch die Partei der ausschliessen-
den Freiheitsfreunde s. Amtes entlassen,
jedoch 1802, bei Gelegenheit des Friedens
von Amiens , durch die nachsichtigere
Staatsregierung >vieder in dasselbe einge-
setzt. König Ludwig, der s. Grund-
sätze besonders gutheissen musste, über-
trug ihm 1806 den neuerrichteten Lehrstuhl
für Statistik. Doch nicht lange erfreute
sich die Universität von Neuem des Un-
terrichts dieses gründlich gelehrten Man-
nes; er kam jämmerlich bei Leyden's un-
vergesslichem Unglück im J. 1807 um's
Leben. Die Frucht wahrscheinlich s. amt-
losen Jahre war das trefflich gearbeitete
Werk : ,. Geschichte der holländischen
Staatsregulirung", welches jedem unent-
behrlich ist, der eine richtige Kenntniss der
alten Gesetze u. Staatsfornien Niederland's
zu erlangen wünscht. K 1 u i t hat als
Kenner des holländischen Staatsrechts sei-
nes Gleichen nicht , denn er ist durch-
gehends gründlicher, und in diesem Punkte
ausführlicher als Wagenaar. Ausserdem
schrieb er noch ein unter die guten Werke
über die Theologie zu zählendes unter dem
Titel: „ Vindiciae Articuli 6, ?), to",
in welchem er vornehmlich die Erklärung
der schwierigen Arbeit der Volkszählung,
worin sich Lucas bei der Geburt Christi
versucht, zum Zweck hatte.
KluyskeiiN (VL) — ... — Prof. zu
Gent, dabei erster Officier de sante der
niederländischen Heere, Mitglied des Insti-
tuts der Niederlande und der ärztlichen
Commission von OstHandern , gab heraus :
„Abhandlung über die Kuhpocken" ; eine
medicinische Zeitschrift unter dem Titel :
,,Annalcs de litterature medicale etrangere":
,, Memoire sur la fievre inflammatoire ty-
phoide qui a regne dans la Province de
la Flandre Orientale" (1817); ,,Disscrta-
Koning
264
tion sur l'ophthalmie contagieuse, qui regne
dans quelques bataillons de l'Armee des
Pays-Bas" (1809). Ausser s. aus dem
Englischen des Darwin besorgten fran-
zösischen , mit Anmerkungen bereicherten
Uebersetzung der ,,Zoonomie oder Ge-
setze des organischen Lebens" , hat er
noch mehrere kleinere Abhandlungen ver-
fasst, die sich theils in den Werken des
Instituts , theils anderswo zerstreut finden.
Klyn (VI.) — Hendrik Härmen —
geb. 1773 zu Amsterdam , war Zuckersie-
der, u. machte sich vortheilhaft als vater-
ländischer Sänger bekannt. 1809 besang
er die Sternkunde, 1812 die Triften.
Grössern Ruhm erwarb er sich durch s.
Trauerspiel Montigni, welches sich fort-
während mit dem grössten Beifall auf der
Bühne erhält. Auch war er Mitheraus-
geber der nachgelassenen Gedichte von
Helm er s. Klyn zeichnet sich als Dich-
ter vor s. Bruder Barend (s. folgenden
Artikel) in dem Erhabenen und Kühnen
aus , und schildert daher mehr das Histo-
rische oder grosse Naturscenen.
Klyn (VI.) — Barend — Bruder des
Vorigen , geb. 1774 zu Amsterdam , eben-
falls Z.uckersieder u. vaterländischer Dich-
ter, unterscheidet sich von s. Bruder mehr
durch das Sanfte u. Sentimentale , indem
er friedliche Charaktere u. häusliches Le-
ben , insbesondere alte holländische Tu-
genden und ehrwürdige Gebräuche , und
zwar treffend schildert. Seine, meist we-
niger umfangreichen Gedichte sind , wie
die s. Bruders, unlängst in einem Bänd-
chen in Druck erschienen.
Hnoop (VI.) — . . . — Mathematiker.
Koen (V.) — Gysbert — Rechtsge-
lehrter zu Harlingen u. fleissiger Bearbei-
ter der alten Sprachkunde, gab 1766 einige
W^erkchen über die griechischen Dialecte
in derselben Sprache , mit Anmerkungen
versehen , namentlich : „Gregorius Corin-
thus de dialectis" heraus.
Köhler (V.) — . . . — bearbeitete
Abulfeda's Werk über Syrien.
Kok (IV.) - A. L. — schrieb 1649
eine ,, kurze holländische Sprachlehre".
Kolbe (V.) — ... — gab eine für jene
Zeit nicht schlechte „Beschreibung des Kaps
der guten Hoffnung" zu Amsterdam 1727
in 2 Theilen Fol. mit Kupfern heraus.
Kouing' (VI.) — Cornelis De — lie-
ferte eine „Beschreibung von Haarlem".
Koning (^ I-) — Jacobus — Griffier
bei dem Friedensgericht zu Amsterdam,
265 Konijnenburg
Koornhert
266
{^est. d. 3. April 1832, schrieb, nachdem
er das Technische der Buchdruckerkunst
erlernt hatte, nacli zwanzigjährigen Studien
hinsichtlich dieses Gegenstandes, eine von
der haarlenier Gesellschaft der Wissen-
schaften im J. 1816 gekrönte Abhandlung
über „Haarlem's Anspruch auf die Erfin-
dung der Buchdruckerkunst von Laurens
Koste r". Diese, später noch durch meh-
rere Anhänge vermehrte Schrift wurde
auch abgekürzt in's Französische übersetzt.
Eine von der Regierung von Haarlem 1822
ernannte Commission zur Feststellung der
Zeit dieser Erfindung setzte dieselbe zwi-
schen 1420 u. 1425, und ordnete die vierte
Säcularfeier im J. 1823 als dem Mittel-
jahre von beiden, an, bei welcher Feier
auch Koning, der durch s. Abhandlung
dieselbe veranlasste, eine goldene Medaille
überreicht wurde. Van Kampen spricht
sich im I. Theile s. Geschichte der hol-
ländischen Literatur (p. 32. Note d) über
diesen Gegenstand dahin aus, dass Gut-
tenberg u. Scheffer blos Yerbesserer
einer Kunst gewesen seien , welche in den
Niederlanden zuerst das Licht der Welt
erblickt habe , theilt jedoch daselbst die
Bedenken mit, welche ein geachteter brüs-
seler Gelehrter dagegen erhebt (s. Nürn-
berger Friedens- u. Kriegs -Kurier v. 6.
December 1831 den Artikel: Mainz und
Haarlem, von Otto).
Honijnenburg^ (VI.) — J. — Prof.
an dem Remonstranten- Seminar zu Am-
sterdam, schrieb vermischte Aufs-ätze
(Amsterd. 1818) z. B. „über die Ehrsucht",
,,über das moralische Schöne", „über die
Vollkommenheit der Geschichte und des
Geschichtschreibers".
Koopmans (VI.) — Rinse — Prof.
an dem Mennoniten-Seminar zu Amsterdam,
gab s. in der Gesellschaft Felix Meri-
tis gehaltenen Reden 1819 zu Amster-
dam in zwei Theilen heraus , wovon der
1. Theil meist philosophischen Inhalts ist,
der 2. aber zum Theil über die nie-
derländischen Literaten ( K a m p h u y z e n ,
Huvgens u. G. Jakobs) handelt.
Koornhert (III.) — Dirk Volkerts-
zoon — geb. zu Amsterdam, wohnte vor
dem Ausbruche der damaligen Unruhen in
Holland zu Haarlem , wo er sich durch
Kupferstechen ernährte, und dabei aus Ei-
fer für religiöse Untersuchungen Lateinisch,
u. ausserdem Musik, Gymnastik und auch
Philosophie trieb. 1562 war er Staatsse-
cretär zu Haarlem. 1566 suchte er das
öffentliche Predigen der rcformirten Reli-
gion daselbst zu befördern, \ind ward des-
halb in's Gefängniss gesetzt , nach dem
Haag gebracht, wo sein Leben in Gefahr
war. Es glückte ihm jedoch , das Land
zu verlassen, wo Alba's Inquisition re-
gierte. Bei der Revolution kehrte er zu-
rück, und erhielt das ehrenvolle Amt eines
Secretärs der Staaten von Holland. Treu s.
Grundsätzen von Wahrheit, Recht u. Tu-
gend , nöthigten ihn die Verfolgungen des
Bösewichts Lumey, den er entlarvte, zu
fliehen, er kehrte jedoch nach dem genter
Frieden zurück. Nun konnte er, von
Oranien beschützt, ruhig in s Vater-
lande wohnen bleiben, dem er alle s. Kräfte
zur Vertheidigung religiöser Freiheit weih-
te. Dem zu Folge ward s. Leben auch
unstät, er hielt sich abwechselnd zu Haar-
lem, wo er das Notariatsamt annahm, zu
Delft und Gouda auf, wo er am 29. Octo-
ber 1590 starb. Koornhert war Phi-
losoph im wahren Sinne des Wortes, doch
nicht für den Freund neuer Systeme, son-
dern für das Volk. Um die Philosophie
der Alten auf den vaterländischen Boden
zu verpflanzen , übersetzte er C i c e r o ' s
Werk „über die Pflichten", „den Trost der
Philosophie" von Boethius, und war
bemüht, im Geiste des Erstem eine Sit-
tenlehre abzufassen, wobei die noch un-
gebildete holländische Sprache ihm grosse
SchN-Nierigkeiten in den Weg legte, die er
jedoch glücklich zu besiegen wusste. Als
Dichter hat er wenigere Verdienste, indem
er s. sehr gesunde Philosophie nur in oft
ungleiche Reime brachte. Doch auch hierin
war ihm die noch nicht biegsame Sprache
hinderlich. Um sie zu einem glücklichen
Werkzeug der Gedanken zu machen , ar-
beitete er mit der verdienstlichen Rede-
kammer zu Amsterdam: in Liebe blü-
hend — er war eines ihrer thätigsten Mit-
glieder — an einer Grammatik, von wel-
cher er die Vorrede schrieb, und die 1584
in Druck erschien. Eines s. besten Ge-
dichte hat den Titel : „Gebrauch und Mis-
brauch irdischer Güter", und ist eine Art
von philosophischem Gedicht. Höher würde
s. Ruhm als Dichter steigen, wenn man
ihn wirklich als den Dichter des alten
Volksliedes : „Wilhelmus von Nassau" an-
sehen dürfte, worauf jedoch, wie es scheint,
Aldegonde grossem Anspruch hat. Der
grösste Theil s. Werke (Amst. 1630, 3Th.,
Fol.) besteht aus religiösen Streitschrif-
ten. Auch gab er eine Uebersetzung der
267
Kooten
Laet
268
Odyssee. (S. über Koornhert als phi-
losophischen Schriftsteller die schöne Ab-
handlung von Siegenbeek, und über s.
Leben: Wagenaar, „Amsterdam", Th.
Iir. p. 202, 203 und „Biogr. niederl. Män-
ner u. Frauen", II. 103 u. f.)
Kooten (VI.) — Theodorus Van —
in die Bürgerzwiste von 1787 verwickelt,
dann Reisegefährte von Jan Valckenaer
nach Spanien, starb 1813. Seine „Deliciae
Poeticae" (1792 — 1803), eine Sammlung
mehrerer Dichter und von Van Santen
begonnen , werden unter die besten latei-
nischen Dichterfrüchte unserer Zeit ge-
zählt, und man zweifelt, ob die Sieges-
palme hierin Van Santen oder ihm ge-
bühre.
Kootwijk (in.) — Johan Van —
beschrieb s. Reise nach dem Gelobten
Lande.
Kops (VI.) — ... — zuerst Mennoni-
tenprediger zu Leyden, dann Commissär
des Ackerbaues, u. 1815 zum Prof. der
Oekonomie zu Utrecht befördert.
Krafit (V.) — J. L. — Verf. einiger
nicht unverdienstlichen „Fabeln", dessen
Hauptverdienst jedoch in der Reinheit der
Sprache besteht.
Kraijenlioff (VI.) — C. R. Th. —
General , berühmt durch s. angewandte
Mathematik (namentlich auf das Kriegs-
wesen), dessen hydrographische Un-
tersuchungen, nach dem Urtheil des Prof.
Moll, eines der wichtigsten Werke sind,
welche in der letztern Zeit in Niederland
erschienen.
Krul (III. ) — Jan Hermanszoon —
ein Schmied, bekannt als Dichter der „Pa-
piernen Welt" (Amst. 1646) , folgte dem
sanftfliessenden, jedoch einfachen Style des
Cats, u. schrieb (zufolge Wagenaar 's
„Amsterdam", III. Th. p. 245) einige
Trauer- u. Lustspiele.
Kruyff (VI.) — Jan De -• zuerst
Fabrikant, dann Friedensrichter zu Ley-
den, ein Freund von Feith u. Van der
Palm, gest. 1822, machte sich durch das
schöne Gedicht: „die Hoffnung des Wie-
dersehens", und durch einige ausgezeich-
nete Inschriften bekannt. Ausserdem schrieb
er eine von der Gesellschaft für Sprache
u. Dichtkunde gekrönte Lobrede auf Cor-
nelis Pieterszoon Hooft, u. eine noch
ungedruckte Uebersetzung des 4. Buches
von Virgil's „Aeneide''.
Kuiper (IV.) — Gijsbert — (Gis-
bertus Cuperus) aus Hemmen in Gel-
derland , Professor u. dann Bürgermeister
zu Deventer , ein grosser Liebhaber der
Archäologie und Numismatik , dem compe-
tente Kritiker ausgebreitete Belesenheit u.
feinen Geschmack zuerkennen , schrieb :
„Observationum Librilll., in quibus multi
auctorum loci explicautur et emendantur,
varii ritus eruuntur, et numi elegantissimi
illustrantur" , Ultr. 1670; — „Apotheosis
Honieri" , Amstel. 1683, wovon sich für
Ungelehrte eine Abbildung und kurze Be-
schreibung in Pope 's ,, Essay on Homer'%
vor dessen Uebersetzung der Iliade p. 80.
der londoner Ausg. v. 1718 befindet. (S.
Saxe, Onomast. T. V. p. 175-178, der
ein Verzeichniss s. Werke gibt).
Küster (IV.) — ... — aus der Graf-
schaft Lippe, Prof. d. Literatur, zuerst zu
Amsterdam, dann zu Berlin und später,
Katholik geworden , zu Paris , gab ausser
mehreren archäologischen Abhandlungen
Jamblichus über das Leben von „P y-
thagoras", mit einer lateinischen Ueber-
setzung (1707), dann den Lustspieldichter
Aristophanes (1710) heraus, durch wel-
che letztere Ausgabe er sich grosse Ver-
dienste erwarb, und unterwarf die Ausgabe
des Herodotus von Gro novius (1715)
einer strengen Untersuchung.
Kuyper (VI.) — G. — Chemiker.
(S. Art. Van Marum.)
L.
üaet (in.) — Johannes De — aus
Antwerpen, beschrieb die „Neue Welt" in
allen ihren Theilen , besonders die Be-
sitzungen der Spanier u. Portugiesen, und
schrieb gegen De Groot „über den Ur-
sprung der amerikanischen Völker", indem
er denselben älter angab als dieser. De
Groot antwortete in einem beissenden
Tone, seines langen Bartes u. schlechten
Lateins spottend. Beide Abhandlungen er-
schienen 1643. Auch war Laet einer der
besten Mitarbeiter an den Respublicae
Aon Elze vier, für welche er Portugal,
Spanien, Frankreich, Niederland, Polen
(mit Litthauen, Preussen u. Lieflaud), die
Türkei, Persien und Hindostan beschrieb.
269
Lambrecht
haiinoy
270
Diese Werkchen bilden gewissermasscn eine
Taschenbibliothek der Erdbeschreibung des
17. Jahrhunderts.
liambrecht (IV.) — Jan — ein Dich-
ter von einigem Ruf aus Brügge. Er be-
sang den „Pyrenäischen frieden" und pa-
rodirte in einer s. Possen die lächerliche
Sucht nach dem Französischen , welche in
unserer Zeit die gebildeten Stände in Bel-
gien fast in Franzosen umgewandelt hat.
Iiambrecbtseu (VI.) — N. C. —
Herr von Ritthem, gest. 1823 in hohem
Alter zu Middelburg, war einer der Mit-
arbeiter der Anhänge und Nachlesen zu
Wagenaar, und lieferte über die Alter-
thünier des Vaterlandes viele Aufsätze in
den Werken der zeeländischen Gesellschaft
der Wissenschaften , unter andern : „über
das entdeckte Grab Wilhelm II." oder „Flo-
ris der Landvoigt", über „De LaRue*,
und die „Beschreibung von Neu-Nicder-
land" , worin die frühere Geschichte der
holländischen Colonien in Nordamerika,
besonders das später in Neu- York um-
getaufte Neu-Amsterdam, dessen Ursprung
beinahe vergessen ist und der sich in den
Carrikaturen von Washington Ir-
win g wiederfindet, aufgehellt wird. Auch
im 3. Th. p. 127, 129 der Schriften der
Gesellschaft für niederländische Litera-
tur zu Leyden befindet sich von ihm
ein Aufsatz: „über die Redekammer zu
Middelburg". .
liampe (V.) — Frederik Adolf — geb.
1683 zu Detmold, war v. 1720 — 1727
Professor der Theologie zu Utrecht und
seit 1726 der Kirchengeschichte, u. hielt
sich in den religiösen Spaltungen s. Zeit
zu den Coccejanern. Da er jedoch da-
bei auch s. eigenen Ideen geltend machte,
so erhielten s. Anhänger den Namen der
Strengen. (S. Ypey, „Gesch. d. christ.
Kirche im 18. Jahrb.", VII. Th. p. 142—
144, 229 — 266, 371 — 376.)
I^ange (II.) — ■ Karel De — aus Brüssel
(oder, nach Andern, aus Gent), gab die
„Officia", den „Cato", den „Laelius"
und die „Paradoxa" des Cicero heraus.
Ijan§^endijk (V.) — Pieter — geb.
zu Amsterdam , lebte die meiste Zeit zu
Haarlem, nachdem er s. Jugend in küm-
merlichen Verhältnissen mit s. Eltern in
Amsterdam und im Haag zugebracht hatte.
Hierauf folgte eine unglückliche Heirath,
wobei er s. Gewerbe des Damastwebens
u. Patronenmachens vernachlässigte, wo-
durch s. Umstände sich bis zu s. 66. Jahre
wenig verbiesserten. Zuletzt stellte iim
die Regierung als Stadtgeschichtsschreiber
an, und schuf ihm ein sorgenfreies Aus-
kommen bis zu s. 1756 erfolgten Tode.
Die Natur schien ihn zum Lustspicldichter
bestimmt zu haben, denn schon in s. 16.
Jahre schrieb er das bekannte Stück: „Don
Quixote auf der Hochzeit von Lamancha",
nach dem berühmten Roman von Cer-
vantes, welches fortwährend mit den
später vom Verf. angebrachten Verbesse-
rungen mit Beifall aufgeführt wird. Noch
mehr durch Humor ausgezeichnet ist der
„ Krelis Louwen " oder ,, Alexander der
Grosse auf dem Dichtermahle". Langen-
dijk war nicht allein Lustspieldichter,
sondern versuchte sich auch in den mei-
sten niedern Gattungen der Poesie. Im bur-
lesken Style folgte er jedoch zu sehr dem
üblen Geschmack des Focquenbr och,
und im ernsten ist er oft matt und zu-
weilen nichts mehr als Reimer von Ge-
schichten, wie z. B. in s. ,, Lebenslauf der
Erzväter", „Grafen von Holland in chro-
nologischen Gedichten", u. „Biographie Wil-
helm I.", welche beide letztern er als
'Factor für die haarlemer Redekammer :
„Treue muss sich beweisen", verfasste.
Er beschrieb auch die Umgebungen von
Cleve u. machte Epigramme in der
Manier des Huygens, u. gute Hirten-,
Fischer- u. Bauernlieder. Nur ein
Trauerspiel erschien von ihm , nämlich :
„Julius Cäsar und Cato", die Uebersetzung
eines mittelmässigeu , jetzt vergessenen
französischen Stückes, Lange ndijk's
sämmtliche Gedichte sind in 4 Theilen in 4.
herausgegeben , mit Ausnahme der „Gra-
fen von Holland", der andern Geschich-
ten in Versen und der „Beschreibung von
Cleve". Von s. „vermischten Gedichten"
hat De Vries Proben raitgetheilt. (Ueber
ihn als burlesken Dichter s. D e Vries,
„Gesch. d, niederl, Dichtkunst", IL 64 —
66. Der „Aeneas m seiner Sonntagsklei-
dung" ist eine der vielen Parodien von
Virgil, wie deren auch Frankreich und
Deutschland besitzen.)
liang^evelt. (S. Macropedius.
Ijangius (III.) — ... — aus Gent,
Botaniker.
IJaiinoy (V.) — Juliana Cornelia Ba-
ronesse De — geb. 1738 zu Breda, wo
der Adelstolz ihrer Familie es unter seiner
Würde hielt, den Geist der Tochter ge-
hörig auszubilden. Aber die Natur liess
sich nicht fesseln. Das Mädchen lernte
2tl Lansberghe
für sich selbst Französisch , Englisch und
ein wenig Lateinisch, unter der Leitung
des Prof. Schonck, und die französische
und holländische Poesie wurden ihre Lust.
Katharina IL, der sie eines ihrer Werke
in französischer Sprache widmete, belohn-
te sie mit ihrem Beifall. Hierauf gab sie
die Trauerspiele „Leo der Grosse" (1767),
die „Belagerung von Haarlem" (1770) u.
, Cleopatra'' (1776) heraus, Stücke, wel-
che damals sehr gepriesen wurden, 1780
erschien von ihr eine Sammlung Gedichte,
worunter z. ß. das „Gastmahl", eine Sa-
tyre auf die damaligen Gastereien; ,.die
wahre Liebe zum Vaterlande", wofür ihr
von der leydener Gesellschaft der Sprach-
und Dichtkunde der zweite, u. Bilder-
dijk der erste Preis zu Theil wurde.
..Gesänge von Tyrtäus", „Augustus am
Grabe Alexanders", „Lebewohl des Regu-
lus", „Curius an die Gesandten der Samni-
ter''. Ihr Gedicht: „Karl V. an Philipp II."
erhielt nach dem mit Gold gekrönten Ge-
dichte von Feith den Ehrenpreis von
der haager Gesellschaft für Dichtkunde *).
Ihre andern lyrischen Gedichte haben das
Lob der Dankbarkeit, das der Vertheidiger
von Leyden (Van der Does, Van der
Werff u. Van H out), und den wohl-
thätigen Einfluss der Dichtkunst auf die
Religion zum Gegenstande. Diese aus-
gezeichnete Dichterin starb 1782 zu Geer-
truidenberg. Kurz vor ihrem Tode ver-
ordnete sie, alle ihre übrigen Gedichte zu
verbrennen, welches von ihrem Bruder nur
allzu buchstäblich geschah. Was davon
gei-ettet wurde, gab Bilderdijk 1783
heraus. Man findet darunter namentlich
eine „Ode auf des Landes Vertheidiger"
(die doggersbankschen Helden im
J. 1781), voll Feuer, Gefühl u. Leben,
Lobgedichte auf ihre Trauerspiele von Bil-
derdijk, Feith, Limburg, Loncq,
U-'' len b r oek u. A.
Iiansberglie (III.) — Matthys —
aus Gent , Astronom , entwickelte eine
Theorie der Bewegung der Himmelskugeln,
worin er zur Zeit der Verfolgung des Ga-
lilei den Muth hatte, sich für das Sy-
stem von Coperniku.s zu erklären.
Lebroussart
272
*) Kurz daranf starb die Dichterin , so dass
Feith die Nachricht, wer s. Mitbewerberin
war, und von ihrem Tode zu gleicher Zeit
erhielt. (S. „Nachgelassene Gedichte", p. 132,
J50.)
IJaprei (III.) — Jacob — aus Mid-
delburg, Zeitgenosse von Jansen, mit
dem er gleichzeitig, aber zufällig, die T e-
leskope u. Mikroskope erfand und
sie zu verbessern suchte. ( S. De La
Rue, „Gelehrtes Zeeland", p. 299—304,
die Bekanntmachung der Stadt Middelburg
selbst über diese Erfindung, und das Zeug-
niss des Abgesandten Boreel an P. Bo-
rellus, aus dessen Werk: ,,de vero Te-
lescopis Inventore", p. 25 — 37.)
K<aunay (V.) — ... De — Natur-
kundiger, schrieb über den Orichalcus
der Alten.
]jau\reren1)ur^h (M.) — . . . —
entdeckte mit den sog. amsterdamer oder hol-
ländischen Chemikern Deiman, Bondt,
Nieuwland, Paots van Troostwijk
unter Anderm das Gaz olefiant. (S. j,Jour-
nal de Physique", Juin 1792, p. 409.
„Annales de Chemie", T. XIV. p. 311.)
liavallee (VI.) — ... — aus Kor-
trijk, jetzt zu Paris, schrieb mehrere, von
dem französischen Institut mit Beifall auf-
genommene Werke z. B. „Geometrie de-
scriptive" , in 4.; „Theorie du Dessein",
in 4.
I<e1)roussart (VI.) — ... — ein
Franzose, geb. 1747 bei Beauvais, seit
1778 Prof. d. Rhetorik am königl. CoUe-
gium zu Gent, 1784 in gleicher Eigen-
schaft zu Brüssel , u. später Prof. der Li-
teratur, besorgte die besten Ausgaben der
„Annalen" von Oudegherst, und be-
reicherte dieselben mit kritischen u. ge-
lehrten Anmerkungen. 1787 erhielt er von
der brüsseler Akademie den goldenen Eh-
renpreis für eine Lobrede auf Karl, Her-
zog von Lothringen, Landvogt der östreichi-
schen Niederlande, einen von den Belgiern
sehr geliebter Fürsten. In den neuern
Denkschriften dieser Akademie findet man
neun interessante Abhandlungen von s.
Hand, welche sich auf die Geschichte der
Süd-Niederlande, meist auf Flandern , be-
ziehen, unter andern: „Dissertation sur
le Comte d'Alost". Er starb 1818 u. hin-
terliess einen Sohn, der sich vorzugsweise
auf französische Literatur gelegt hat. (S.
..Literärgeschichte der 2. Cl. des niederl.
Instituts", — wovon er Mitglied war, —
Werke, II. Th., p. X — XII, 1820, u.
,, Schriften der brüsseler Akademie").
lioliroussart (VI.) — ... — Sohn
des Vorigen , schrieb einen ,.Dialogue en
vers" bei Gelegenheit eines Besuches des
Rathsherrn Fran9ois de Neufchä teau
2T3
Leclerc
Lennep
274
in Belgien ; ein Gedicht : „les Beiges",
das von dem französischen Institnt geprie-
sen wurde und den von einem Verein zu
Aalst ausgesetzten Preis erhielt, und ein
Schauspiel: ,,le Corsaire", nach Lord By-
ron. Auch war er IVIitarbeiter an der zu
Brüssel erschienenen ,, Galerie des Con-
temporains'', einem geschichtlichen Werke,
welches sich die schwierige Aufgabe setz-
te, von den berühmten, bekannten oder
berüchtigten ^Männern unserer Zeit in al-
phabetischer Ordnung Nachricht zu geben.
Ijeclerc(IV.) S. Art. Clericus. Sein
mit Anmerkungen versehenes, — zu Am-
sterdam 1703 in 4. erschienenes ,,Nou-
veau Testament, traduit sur l'Original
Grec" hielt man den Lehren des Sabel-
lius u. Socinus günstig, weshalb man
es zu verbieten suchte.
]Leeu"weii (IV.) — Simon Van —
geb. 1627 zu Leyden, gest. 1685 im Haag,
war Untergreffier des hohen Raths von
Holland u. Zeeland, ein iMann von uner-
müdlicher Thätigkeit, doch nach Einigen*)
von wenig Ki'itik und Genauigkeit, behan-
delte in s. ,,Batavia illustrata" den Ur-
sprung, Fortgang, die Sitten, den
Ehren-, Staats- u Gottesdienst
von Alt-Batavien, und den Adel u. die
Regierung von Holland (1685), schrieb über
Leyden u. ein ,. Römisch - Holländisches
Recht", und besorgte eine schöne Ausgabe
des ,, Corpus Juris" in Fol. 1663, aus wel-
cher die Handausgaben von 1654, 1681 u.
1700 entstanden sind.
lieeu'W^enlloek (IV.) — AntoniVan
— aus Delft , entdeckte durch das Mi-
kroskop unter Anderm die Kügelchen im
Blute, die Cochenille - Lisekten , die Infu-
sionsthierchen , und besonders die Thier-
chen der Samenfeuchtigkeit, worauf Har t-
soeker ein neues System baute, welchem
später Buffon grösstentheils gefolgt ist.
Diese Entdeckungen setzten um. so mehr
in Erstaunen, da Leeuwenhoek nicht
auf die gewöhnliche Weise sich gebildet
hatte, so dass der Bürgermeister Hudde
von Amsterdam, selbst ein grosser IMathe-
matiker, von ihm sagte: „Das, was allen
Mathematikern u. Naturforschern entgan-
gen ist , blieb einem Ungelehrten , wie
Leeuwenhoek vorbehalten."
liClyveld (V.) — Frans Van — ver-
dienstlicher Sprachkenner zu Leyden , der
1782 zuerst eine verbesserte Ausgabe von
Huydecoper's ,, Probe von Sprach- u.
Dichtkunde" besorgte.
Ijeinming^e (11.) — .fohannes De —
Verf. einer „Gröningschen Chronik" v. 1110
— 1436.
liemmius (H.) — Levinius — aus
Zierikzee , studirte zu Gent und w idmete
sich zu Löwen der Medicin u. Theologie.
Nach dem Tode s. Frau trat er in den
geistlichen Stand, ward Kanonikus zu Zie-
rikzee, wo er 1568 starb, nachdem er
40 Jahre als Arzt prakticirt hatte. Er war
von schöner Gestalt und heiterer Laune,
wodurch er s. Patienten oft mehr als durch
Tränke heilte. Sein Sinnspruch : ,,Rerum
irrecuperabiliura summa felicitas oblivio",
stimmt hiemit überein. Er schrieb über
„die verborgenen Naturwunder', „über die
Beschaffenheit des Körpers", ,,über Wohl-
verhalten nach Körper und Seele", ,,über
das vorgesteckte Lebensziel", ,,über un-
schuldige Seelen- und Körperfreuden", „Er-
klärung der biblischen Gleichnisse, von
Kräutern u. Bäumen entlehnt'', „dasW^ahre
und Falsche der Sterndeuterei" , und gab
eine „Beschreibung von Zeeland". Auch
als Botaniker wird er sehr gerühmt. (S.
Foppens, T. IL p. 792. De La Rue,
„gelehrtes Zeeland", p. 187, 188.)
lienncp (V.) — Johan Daniel Van —
Prof. der Philologie u. Literatur zu Gro-
ningen u. Franeker, ward 1724 geboren
und starb schon 1771. Er war ein aus-
gezeichneter Schüler des Valckenaer,
und besorgte eine Ausgabe des „Raubes
der Helena" von Coluthus (1747), die
sog. „Briefe des Phalaris" mit einer latei-
nischen Uebersetzung, nach s. Tode von
Valckenaer (1777), so wie (1778) dessen
,,Analogia Linguae Graecae" herausgege-
ben. Sein ,,Etymologicon Linguae Grae-
cae" erschien erst 1790 durch den harder-
wijker Prof. Scheltema zu Utrecht im
Druck.
I<ennep (VI.) — David Jacob Van —
geb. 1774, Prof. am Athenäum zu Amster-
dam, ein vortrefflicher lateinischer Dichter,
dessen „Rusticatio Manpadica" eine Samm-
lung gefälliger Gedichte ist, und der als
Redner unter den Ersten glänzt in s. „Be-
schreibung der verschiedenen Epochen des
Ursprunges, der Blüthe u. des Verfalls der
Literatur" *). 1809 gab er s. schöne Aus-
•) Z. B. nach Mattheus „de Nobilitate", *) Euterpe, von Kantelaar u. Siegen-
S a X e , Onomaet. IV. .555. b e e k.
275
Leo
Leusdeii
276
gäbe der „Herolden" von Ovidius und
Sabinus (1812 vermehrt) heraus. Um
s. lateinischen Styl zu würdigen , bedarf
es blos der Erwähnung s. „Lobrede auf
de Bosch""). Neue Verdienste um den hol-
ländischen Prosastyl hat sich Van Len-
nep auch durch s. herrliche „Lobrede auf
Van Swinden" erworben.
X<eo (II.) — Gerardus — (eigentlich
Leeuw) war der dritte Freiuid des Eras-
mus, der s. Beredsamkeit und Gelehrsam-
keit sehr rühmt, und einer der ersten Buch-
drucker zu Gouda , der s. eigenes Werk :
„Gesta Romanorum moralisata" 1480
druckte. Ausserdem schrieb er eine „Crea-
turarum moralisatio".
Iieoninus (II. u. III.) — Elbert —
(De Leeuw) aus Bommel, 1550 zu Lö-
wen zum Dr. creirt, war wegen s. grossen
Gelehrsamkeit u. Bescheidenheit, wie ehe-
mals Atticus, bei Staatsmännern aller
Parteien beliebt, und Wilhelm I. als ge-
mässigter und unterhandelnder Staatsmann
von unschätzbarem Werthe. 1581 wurde
er Kanzler von Gelderland, 1584 Mitglied
der Gesandschaft nach Frankreich, um
Heinrich III. die Oberhoheit anzubieten.
Er starb zu Arnhem 1598 , in einem Alter
von 79 Jahren, und hinterliess folgende
Schriften über das römische Recht: „Com-
mentarii de Usufructu, de Jure Emphy-
leulico, in Libr. IX. Codicis, Centuria
Conslliorum, Emendationum sive Observa-
tionum, Libri VII". Die ,, Centuria" wur-
den noch während s. Lebens 1584, die
übrigen nach s. Tode (1600 — 1610) her-
ausgegeben.
liernutius (III) — Janus — aus
Brügge, ein Freund desLipsius, wurde
asf s. Reise nach Artois vom B'einde ge-
fangen , und musste sich mit einer schwe-
ren Summe loskaufen. Nach s. Befreiung
brachte er s. Leben auf einem Landgute
zu, und schrieb ..Ocelli", „Basia", j^Ele-
gien" (1579) , „Epigramme" u. „Idyllen".
In den .,Basia" übersetzte er Vieles aus
griechischen Schriftstellern, oder ahmte
lateinische Muster nach.
licsage Ten Broek (VI.) — . . ,
*) Es ist merkwürdig, dasa Lennep's Ge-
burt von Bosch besungen wurde, desseu ,, Le-
ben und Tod" s. dankbarer Schüler so treff-
lich beitchriebea hat. S, „Galerie historique
des Contemporaias", Tom. VI. 2 part. p. 243.
— Notar zu Naaldwijk, ein Werber der
Jesuiten.
liescailje (IV.) — Catharina — eine
damals sehr gefeierte Dichterin, Tochter
des Dichters und Buchhändlers Jacob
L e s c a i 1 j e ') , scheint V o n d e 1' s grosse
Meinung von ihr nicht gerechtfertigt zu
haben, wie dies ihre Uebersetzungen oder
Nachahmungen französischer Schauspiele
von Rotrou u. Corneille beweisen. Aus-
serdem gab sie eine Sammlung „Vermisch-
ter Gedichte" heraus, die sich nicht über
das Mittelmässige erheben. (S. Wage-
naar, ,, Beschreib, von Amsterdam", Ili.
Th. Fol , p. 250, 253. De Vries, „Ge-
schichte der nlederl. Poesie", I. Th, p.
258, 290.)
I^essiuS (III.) — ... — ein Jesuit
aus Brecht bei Antwerpen (1554 — 1623),
bestritt die Meinung des Bajus über die
Prädestination. Die Universitäten zu Lö-
wen und Douai verdammten s. Schrift als
mit dem halben Pelagianismus betteckt,
worauf sich Lessius auf den Papst be-
rief, und s. Sache endlich günstig ent-
schieden ward.
l^ette (III.) — • • • — schrieb Anmer-
kungen zu den Gesängen von Debora
u. Moses, und beschäftigte sich mit der
Archäologie der Israeliten.
Iieupenius (IV.) — Petrus — Pre-
diger zu Amsterdam, schrieb „Anmerkun-
gen über die holländische Sprache" (1649).
Ileus (II ) — Arnold De — ^ geb. zu
Beläil bei Ath im Hennegau , machte E u -
klides s. Landsleuten bekannt, und ward
als Arzt und Mathematiker von Iwan
Wassiljewitsch dem Grausamen
nach Moskau berufen, wo er 1571 bei dem
Einfall der Tataren in den Flammen ums
Leben kam. (S. Dewez, „Hist. Partie.'-,
der jedoch den Brand Moskau's unrichtig
ins Jahr 1575 setzt. Vgl. Laconibe,
„Abrege Chronologique de THistoire du
Nord", p. 439.)
lieusden (IV.) — Johannes — geb.
1624 zu Utrecht, daselbst als Professor
1699 gestorben, lehrte das Jüdisch-
Hebräische zu Amsterdam, und gab un-
ter Andern! folgende Werke heraus : „Bi-
blia Hebraica, adjecta sunt judlcia tum
Professorum Leydensium, tum Rabbinorum
Amstelodamensium". Amst. typis Joseph
Atthiae Judaei, 1667, 2 Vol. 8. „Versio
*) Poeta Laureatuä von Kaiser Leopold.
271
Leyden
Limborch
278
LXX Interpretura", Amst. 1683. „ No-
vum Testamentum Graecum", Traj. 1675;
.,Clavis Graeca N. Test., cum annotatio-
nibus philologicis", Traj. 1672. 8.; „Cla-
vis Hebraica et Philologica Vet. Testam.",
Lejd. 1673; „Hebräische und chaldäische
Sprachlehre'-, Utr. 1688 (ins Englische,
Deutsche u. BVanzösische übersetzt) ; „Le-
xicon Hebraeo- Latinum", 1687, 8. (S.
V erzeichniss s. Werke bei B u r m a n ,
„Traject. Erudit.", p. 187 — 191, wo auch
p. 185 u. 186 eine Skizze s. Lebens vor-
kommt)
lieydeii (IL) — J. G. Van — ein
haarlemer Karmelitermönch , schrieb drei
Chroniken : von den Bischöfen von Utrecht
und Grafen von Holland bis 1417, von den
Aebten von Egmond bis 1524 , und (in den
,.Analecta" des Matthaeus), von den
Herren von Broderode bis i486.
I*eydekker (IV.) — Jacobus — geb.
zu Middelburg 1656, Prediger zu Ritthem,
an der Wilhelmstadt, zu Heusden und zu-
letzt zu Middelburg, wo er 1729 starb,
verfasste eine „Kirchengeschichte" (Dordr.
1691, Grön. 1731, 8.), und verfocht die
Rechtgläubigkeit s. Kirchengesellschaft ge-
gen den Papst. Er vertheidigte die dordrech-
ter Synode gegen Brandt' s Geschichte
der Reformation, und feierte 1719 die Sä-
cularfeier dieser Synode, unter dem son-
derbaren Titel: „Triumph der göttlichen
Wahrheit, Gnade, Friede (!) imd der
Reiter auf dem weissen Pferde". Wie s.
Bruder (s. folg. Art.) schrieb er gegen
Bekker, auch wieder unter dem wun-
derlichen Titel : „Der philosophische Teu-
fel" (1692). Doch s. am meisten geschätz-
tes Werk ist : „Adam , Moses und Chri-
stus'^, oder „Erzväterliche, jüdische und
christliche Alterthümer, seit der Welter-
schaffung bis 1700-', Middelb, 1702, Grön.
1732, 4.
lieydehker (IV.) — Melchior —
Bruder des Vorigen, geb. 1642 zu Mid-
delburg , studirte zu Utrecht unter V o e -
tius, zu Lejden unter Coccejus und
Spanheim, ward 1678 als Professor nach
Utrecht berufen, und starb 1721. Sehr
zahlreich sind s. Schriften , besonders zur
Vertheidigung der kirchlichen Orthodoxie,
unter Andern gegen B. Bekker. Er
schrieb unter Anderm einen „Kern der
Theologie", eine „Vertheidigung der refor-
mirten Lehre", eine „Geschichte der Janse-
nisten", und ein Buch über die „Republik
der Hebräer". De La Rue, der in s.
„gelehrten ZeelaHd", p. 54 — 56 eine voll-
ständige Liste s. Werke gibt, sagt, dass
dieselben nicht allein bei Protestanten , so-
wohl in Niederland als Deutschland (in je-
ner Zeit) , sondern auch bei Katholiken
viel Beifall fanden.
Iieydekker (IV.) — Cornelia —
Schwester der beiden Vorigen, aus Mid-
delburg, war der hebräischen Sprache
kundig, und schrieb einige erbauliche
Werkchen.
Iieydis (I.) — Philippus A — (oder
Von Leyden), geb. zu Leyden, zuerst
zum geistlichen Stande bestimmt, und Pa-
stor zu Zieriksee; doch 1369 zu Paris zum
Prof. d. Rechte ernannt, wurde er beson-
ders durch seinen Vortrag des kanoni-
schen Rechts berühmt. Später erhielt er
eine Stelle als Kanonikus im Hennegau,
wurde Rathsherr bei dem Grafen Wil-
helm V. von Holland aus dem baierischen
Hause, und seit 1373 Generahacar des
utrechter Bisthums. Als er sich in Auftrag
des Herzogs AI brecht von Baiern nach
Rom begeben, wurde er mit einer reichen
und ansehnlichen Präbende des Bisthums
Utrecht beschenkt. Er starb 1380 zu
Utrecht, und vermachte s. für jene Zeit be-
deutende Bibliothek s. Geburtsstadt Ley-
den. Sein Hauptwerk: „De Cura Reipu-
blicae et sorte principantium" (Leyd. 1516,
Fol. , eine spätere Auflage ist voll Fehler),
ward bei der Gelegenheit veranlasst , als
Wilhelm V. in s. ersten Jahren durch
das Verschenken s. Domänen den Weg zu
den schweren Lasten bahnte, welche spä-
ter die Einwohner drückten. Auch ist die-
ses in gutem Latein abgefasste Werk für
die vaterländische Geschichte u. die Kennt-
niss der Entstehung der hukschen und ka-
beljauschen Zwiste von Wichtigkeit. Aus-
serdem schrieb er „Tractatus Juridico-po-
litici, quibus accessit auctoris vita et index
legum ad quas scripsit" , Amst. 1701 , 4.
(s. Foppens, p. 1036), von welchen
einer „de formis et semitis Reipublicae gu-
bernandae" handelt. (S. H. W. Tijde-
man (gekrönte) „Abb. üb. d. buk. u. ka-
belj. Parteien", Leyd. 1815, p. 35 — 46.)
JDexius (VI.) — ... — verdienstlicher
katholischer Theolog.
Kiievens (III.) — ... — gab 1574
Gregorius von Nyssa heraus.
Iiimborcb (IV.) — Filips Van —
ein geachteter Remonstrant und Freund
des Locke, gab 1660 Briefe gelehrter
Männer, meist theologischen Inhalts, spä-
2T9
Linibourg
Lipsius
280
ter ein theologisches System, welches sich
durch Mässigung auszeichnete, und s. be-
rühmtes Werk : „De veritate Religionis
Christianae amica collatio cum erudito Ju-
daeo" (Goud. 1687, 4.) heraus, wodurch
er jedoch den Zweck , die Juden zu be-
kehren , nicht erreichte.
liiinliourg' ( V. ) — Robert De —
Naturkundiger, der über das Land von
Luxemburg, Lüttich und Halle, und über
die Fossilien der Niederlande Wahrneh-
mungen mittheilte.
liinden (HL) — Johan Antonides Van
Der — Arzt zu Enkhuizen, dann (1639)
Professor zu Franeker, und seit 1650 zu
Leyden , schrieb eine „Physiologie und
Theorie der Fieber", welche ganz von der
des Galenus abwich. Früher war dieser
Gelehrte ein grosser Vertheidiger der Al-
ten, besonders des Hippokrates, dem
er sogar Kenntniss von dem Umlaufe des
Bluts zuschrieb , obgleich derselbe erst von
Harvey entdeckt wurde.
Iiinden (VI.) — Johan Van Der —
ausgezeichneter practischer Jurist u, Ue-
bersetzer mehrerer Werke.
Itinshoten (HL) — Jan Huygen Van
— geb. zu Haarlem , hielt sich dreizehn
Jahre in Indien auf, beschrieb s. „indi-
sche Reise 1596", welche 1598 ins Deut-
sche und 1599 ins Lateinische übersetzt
wurde , worin er unter Anderm bemerkt,
dass die Ananas keine ursprünglich in-
dische Pflanze , sondern von den Portu-
giesen aus Brasilien dahin verpflanzt wor-
den ist. Er machte auf dem enkhuizener
Schilfe: der Merkur, zuerst die Ent-
deckungsreise der nordöstlichen Durchfahrt
(1594) als Conunis mit, und entdeckte die
Waigazstrasse und die M a a 1 s o n s -
in sei. 1595 unternahm er mit De la
Dale eine neue, aber minder glückliche
Reise nach dem Norden als Obercommis,
von welcher dieser muthige Seefahrer nach
Enkhuizen zurückkehrte, u. daselbst 1611
starb. (S. G. Moll, „Abhandl. über ei-
nige frühere Seefahrten der Niederländer",
p. 1 — 38.)
liipsiius (HL) — Justus — einer der
frühesten Professoren an der Universität
zu Leyden , ward 1547 in einem Dorfe
zwischen Brüssel u. Löwen geboren. Schon
mit s. zwölften Jahre machte er lateinische
Verse. Auf einer Reise nach Italien lernte
er den grossen Latinisten Muretus ken-
nen, der ihn sehr schätzte. Er lebte zu
Rom in dem Hause des wohlbekannten
Cardinais Gran v eile, besuchte hierauf
die Franche-Comte u. Deutschland, wor-
auf er, in s. Vaterland zurückgekehrt, den
Ruf nach Leyden erhielt und annahm, be-
sonders um sich des persönlichen Umgangs
mit D o u z a zu erfreuen , den er schon
kannte und hochschätzte. Doch Levden
sollte ihn nicht lange behalten; s. Herz
zog ihn nach s. Heimath, und unter dem
Vor wände, die Wasser von Spaa zu ge-
brauchen, verliess er die Republik 1592,
und kehrte nicht wieder zurück, da Phi-
lipp H. u. die Staaten von Brabant sich
beeiferten, ihm den Lehrstuhl der Ge-
schichte zu Löwen anzubieten. Hier ward
er, wiewohl mehr Stoiker als Christ, Ver-
theidiger der unglaublichsten Wunder und
der Verketzerungen, worüber der edle
Koornhert gegen ihn auftrat. D o u -
za's Geist war durch s. Freundschaft für
Lipsius in diesem Punkte so befangen,
dass er diesen Schritt dem Holländer und
Protestanten übel , und den Vertheidiger
der LKpiisition in Schutz nahm. (S. Sie-
gen beek, „Laudatio Jani Dousae", p.
109.) Lipsius starb 1609 zu Löwen.
Um die Literärgeschichte , die lateinische
Sprache u. Alterthümer hat er grosse Ver-
dienste. Er beleuchtete , zur Erklärung
des Polybius, das römische Kriegswe-
sen in allen s. Theilen, erklärte einzelne
Stücke aus Cicero, Varro, Properz,
Valerius, und besorgte eine Ausgabe
von Vellejus Paterculus; doch seine
Jjieblingsschriftsteller waren Seneca (der
Philosoph) u. T a c i t u s. Mit einer blin-
den Liebe, die keine Mängel sieht, hing
er an Ersterem und an der stoischen Phi-
losophie überhaupt, für welche er auch
eine Manuductio und drei Bücher über
ihre Physiologia schrieb, auch so viel als
möglich ihre Lehre in das glänzendste Licht
stellte. Ueber Tacitus verbreitete er
ein ganz neues Licht , und noch ist s. Aus-
gabe davon , nebst s. Anmerk\uigen zu
diesem Geschichtsschreiber unserer Väter,
dem Zergliederer des Herzens der Tyran-
nen , von der höchsten Wichtigkeit, und
würde allein hinreichen , den Namen von
Lipsius zu verewigen. Auch schrieb er
sechs Bücher über die Staatswissenschaft,
staatswissenschaftliche Cluster in zwei Bü-
chern , und eine Beschreibung der Stadt
und Universität von Löwen. Man sieht,
dass Lipsius namentlich die lateinischen
Schriftsteller des silbernen Jahrhunderts
von Rom liebte; und in der That ist s.
281
L'isle
Loon
282
iStjl kühn, kräftig, doch auch kurz, zu-
wpilea gesucht und niclit lieblich , wie der
s. Lehrers Muretus, der sich die gol-
dene Zeit von Rom zum Vorbild genom-
men hat, so dass man s. Leetüre jungen
Freunden der Wissenschaften nicht genug
empfehlen kann. — Seine Werke bestehen,
zufolge der Ausgabe von Balthasar Mo-
retus (1637), in 6 Theilen Fol. Der
erste enthält kritische Sachen, abweichende
Lesarten, Verbesserungen von und Anmer-
kungen zu alten Schriftstellern (meistens
in den Text aufgenommen), und ein VVerk-
chen über die reinere Aussprache des La-
teinischen ; der zweite , s. mannigfaltigen
Briefe; der dritte, s. archäologischen Ab-
handlungen, s. Löwen und s. Vertheidi-
gung der brabanter Wundererzählungen;
der vierte seine staatswissenschaftlichen
Schriften , s. „Manuductio ad Stoicam Phi-
losophiam" und „Physiologia Stoicorum" ;
der fünfte s. T a c i t u s und der sechste s.
S en e ca.
I<'isle (I.) — Richard De - (Lille)
aus Ilyssel , lebte um 1300 und schrieb
eine allegorische Erzählung über „honte et
puterie" , woraus die tiefe Sittenverderbt-
heit jenes Jahrhunderts erhellt.
IiObeliiiS (in ) — Matthias — Leib-
arzt Wil hei m 1. , verf. das grosse Werk:
„Plantarum seu Stirpium Historia", Lond.
1572, 1655, 4. Antw. 1576; (nach dem
Zeugniss dieses grossen Botanikers zählte
man 1576 in den Niederlanden mehr Pflan-
zen , Bäume und Sträucher , als in Grie-
chenland, Spanien, Deutschland, England,
Frankreich und Italien) und „Kräuterbuch
oder Beschreibung von allerlei Gewächsen,
Kräutern , Sträuchern und Bäumen , von
Matthias Lobel, Arzt der fürstl. Ex-
cellenzen", zu Antwerpen bei Chris tof-
fel Plantijn 1581 in Fol. (Mit Abbil-
dungen versehen.)
IjOChem (VI.) — ... Van — zu De-
venter, ist unter die noch lebenden Dich-
ter zu zählen.
I'Ogger (VI.) — ... — Wundarzt zu
Leyden, vortheilhaft bekannt durch meh-
rere von der haarlemer Gesellschaft der
Wissenschaften gekrönte Preisschriften.
IiOngolius (II ) — Christoffel — aus
Schoonhoven (oder aus Mecheln), einer der
Freunde des E r a s m u s , der den Styl des
Cicero, aber die Sachen des altern Pli-
nius liebte, durchreiste zur Erklärung der
Naturgeschichte des Letztern Italien, Frank-
reich , die Schweiz , Deutschland , Spanien
und England. In Italien war er sehr ge-
achtet u. ein Freund des Cardinais Bembo.
Auch Er asm US schätzte ihn hoch, und
wechselte Briefe mit ihm über s. Cicero-
nianismus. Longo lius starb 1522 zu
Padua, 33 Jahre alt. Er war einer von
denjenigen Gelehrten, welche nach der
Gewohidieit der damaligen Zeit alle, oder
doch die vornehmsten Wissenschaften zu
umfassen strebten. So schrieb er unter
Anderm das Lob des Plinius, Erklärun-
gen zu dessen Naturgeschichte , eine Ge-
schichte der Gewächse, eine Rede zum
Lobe König Ludwig XII. und der fran-
zösischen Nation , Erklärungen über das
Civilrecht, Gedichte und Briefe (natürlich
Alles in lateinischer Sprache).
JLong^olius (II.) — Gysbert — aus
Utrecht, widmete sich der Medicin u. den
Wissenschaften , hielt sich einige Jahre zu
Deventer als Schuldirector und Stadtarzt
auf, bis er in den Dienst des Erzbischofs
und Kurfürsten Her man von Köln trat,
der, wie Longolius, im Geheimen der
Reformation anhing. Vielleicht veranlasste
ihn Letzteres, einen Ruf nach Rostock an-
zunehmen, er starb jedoch, ehe er diesem
folgen konnte, zu Köln 1543, erst 36 Jahre
alt. Religionshass verweigerte ihm ein ehr-
liches Begräbniss ; s. Freund , der Kurfürst,
gab ihm dasselbe zu Bonn. Er gab Plau-
tus, Cicero's Briefe und die lateinische
Uebersetzung des P hi los trat us (das Le-
ben von Apol lo nius) heraus, vermehrte
ein griechisch - lateinisches Wörterbuch,
schrieb Anmerkungen zu Ovid's Werken,
zur ,,Rhetorica" bei Herennius, Cor-
nelius Nepos, Lauren tius Valla,
und übersetzte einige moralische Werke
des Plutarch ins Lateinische.
IJOOn (V.) — Gerard Van — • ent-
wickelte die vaterländische Geschichte aus
einer ihrer Aveniger geschätzten, aber gleich-
wohl N-sichtigen Quellen: — aus der Nu-
mismatik, in S.Werke: ,, Niederländische
Geschichtsmünzen", im Haag 1723, 4
Theile, Fol, von Van Effen 1732 ins
Französische übersetzt; begann jedoch da-
mit erst von der Regierung Philipp II.
an. Auch für die frühere Geschichte war
er nicht unthätig. Seine „Urgeschichte
Holland's" (im Haag 1734, 2 Tk, Fol.),
und „Ursprüngliche Regierungsart von Hol-
land" (Leyden 1744) sind sehr gelungene
Werke von Dem . w as w ir über die Zeiten
vor und unter den ersten Gi'afen Merk-
würdiges wissen. Später bewies er die
283
Loos
Loosjes
284
alte Lehnsabhängigkeit Holland's vom deut-
schen Reiche (Leyden 1748), wogegen je-
doch später Huydecoper so heftig auf-
trat.
liOOS (II.) — Cornelis — (Callidius)
um 1540 zu Gouda geboren, vertheidigte
die katholische Religion in s. Werke: „De
spiritu vertiginis utriusque Germaniae in
Religionis dissidio", 4., 1579, 1580, 1581,
liess jedoch so viel Mässigung blicken, dass
die Katholiken ihn für einen halben Ketzer
hielten. Ausserdem schrieb er : „lUustrium
Germaniae utriusque scriptorum Catalogus"
(1581, 8)ti der, wie Foppens sagt, fast
nur die Geburtsorte der Schriftsteller an-
gibt.
liOOSJes (V I.) — Adriaan — geb. 1761
zuHaarlem, wo s. Vater Mennonitenpredi-
ger war, widmete sich dem Buchhandel
imd erwarb sich darin einen Namen, so-
wohl durch die zahlreichen , in s. Verlage
erschienenen, als auch von ihm verfassten
Werke. Er war einer der eifrigsten Pa-
trioten jener Zeit, welches er bereits 1786
durch s. Trauerspiel: ,,Gevaarts u. Gijze-
laar" und durch eine Menge kleinerer
Schriften an den Tag tegte. Dieser pa-
triotische Eifer entfremdete ihn jedoch we-
der s. Berufe, noch den Wissenschaften.
Von s. Kenntniss der vaterländischen Ge-
schichte , der alten Sprachen u. Literatur
hat er, noch kurz vor s. Tode, durch die
Uebersetzung der Biographie von Huy-
gens, durch ihn selbst verfasst,
in fliessenden holländischen Versen rühm-
liche Proben gegeben. Dabei war er un-
gemein thätig für das Wohl seiner Neben-
nienschen , besonders s. Stadtgenossen ;
alle nützliche Einrichtungen fanden in ihm
einen feurigen Vertreter , besonders die
haarlemer Gesellschaft: Für das allge-
meine Beste. Vor Allem liebte er s.
Vaterland und die Religion. Vergebens
suchte er 1806 durch eine Bittschrift an
den gesetzgebenden Körper dem durch
Einsetzung eines fremden Königs drohen-
den Schlage der holländischen Unabhän-
gigkeit zuvorzukommen 5 1813 und später,
bei Wiederherstellung des Hauses Oi'anien,
ertönten s. Jubeilieder. Von s. Frömmig-
keit hat er in s. zahlreichen Werken, so-
wohl in Prosa als Poesie, die schönsten
Beweise geliefert; noch im letzten Jahre
s. Lebens besang er mit Enthusiasmus den
Helden des Reformationsfestes (1817). Er
starb plötzlich zu Anfange des Jarires 1818.
— Loosjes Werke sind sehr zahlreich,
doch nicht alle von gleichem Werthe. Als
Dichter hat er viel fjr das Schauspiel ge-
arbeitet, das er sehr liebte, aber keines
s. Stücke wurde aufgeführt. Einige der-
selben haben ausserordentliche oder ergrei-
fende Ereignisse aus dem häuslichen Le-
ben zum Gegenstande, wie z. B. „der
Untergang der Stadt Roemerswale", „Ame-
lia Fabricius" (das Unglück von Delft im
J. 1654), und „Ebba Niels", Bei allen
s. Dichtungen folgte er vorzugsweise der
Manier der Franzosen, für deren Literatur
er sehr eingenommen war, und aus welcher
er unter Anderm die ,,drei Naturreiche"'
von D e 1 i 1 1 e , mit gelehrten Anmerkungen
übersetzte. Eines s. letzten und besten
Werke: „der letzte Seezug des Admirals
de Ruiter", in sechs Gesängen , ist daher
auch wenig verschieden von den Helden-
gedichten des 18. Jahrhunderts. Obgleich
er sich darin genau an das Historische
hält, und nichts Fabelhaftes, nichts Wun-
derbares, und wenig Episoden die Erzäh-
lung beleben, welche auch im Uebrigen
nicht mit den zahllosen Funken dichte-
rischen Vortrags glänzt, womit ToUens,
wiewohl ebenfalls der Geschichte getreu,
jedes Blatt s. Nowaja Semlja hellleuch-
tend strahlen lässt, so liest man jedoch
,, de Ruiter's letzten Seezug " mit Ver-
gnügen ; der vaterländische Gegenstand,
der wahr und mit Feuer dargestellte Held,
die wohlangebrachten Episoden, die uns
durch Mannigfaltigkeit nicht verwirren, die
vaterländische Giuth des Dichters, die er
s. Lesern mittheilt , und viele schöne Verse
sichern diesem Gedichte (welches beson-
ders bei s. Erscheinen in den traurigsten
Tagen der französischen Tyrannei Aller
Aufmerksamkeit fesselte) einen bleibenden
Werth. Im J. 1816 besang er in einem
herzlichen Tone die mehr ruhmreiche, als
entscheidende „Schlacht bei Algier". Nach
s. Tode erschienen s. nachgelassenen Ge-
dichte in zwei Theilen. Als Prosaist ist
Loosjes nicht minder ausgezeichnet. In
s. trefflichen „moralischen Erzählungen"
(Haarlem 1804, 3 Theile) findet man acht
niederländische Charaktere nach dem Le-
ben geschildert , unter denen wir nur an
„Sara Houttuin" und an alle in dieser
Erzählung vorkommende Personen erinnern.
Seine „Susanna Bronkhorst" (Haarl. 1806,
6 Th.) ist eine niederländ. Clarissa , mit
einem Lovelace u. einer Sinclair, und einer
der besten niederl. Romane. Hierauf wählte
der Verfasser eine andere Gattung von er-
285
Loosjes
Loots
286
dichteten Erzählungen , nämlich in zusam-
menhängenden FamiliengemäUlen die leben-
digen Darstellungen der Sitten s .Vorväter
vom Anfange des 17. bis tief in das 18.
Jahrhundert. Die ersten dieser zwei Ro-
mane: „Maurits Lijnslager" (Haarl. 1808,
4 Tb.) und ..Hillegonda Buisman'' sind die
besten, weil der Stoff Avichtiger und an-
genehmer ist, indem sie die schönste und
kräftigste Periode der Nation umfassen;
dagegen mussten die folgenden: „Robert
Hellemans' und ,. Johannes Wouter Blom-
mestein" schwächer sein, weil sie eine Pe-
riode des Verfalles und der Einschlurame-
rung der Nation schildern. Ein Gemälde
aus dieser letztern: „Junker Reinoud Jan
Vin Golstein auf Scherpenzeel", schildert
einen geldernschen Edelmann aus den Zei-
ten des französischen Krieges von 1793 u.
1794, in Briefen, wie die Susanna Bronk-
horst. In s. historischen Romanen dienen
die eben nicht ungewöhnlichen Schicksale
von Leuten aus dem bürgerlichen Leben
zum Leitfaden , um die ausgezeichneten Be-
gebenheiten und Thaten der grossen Män-
ner aus dem damaligen Jahrhundert damit
zu verknüpfen, und lebendiger, als im ge-
wöhnlichen historischen Style, darzustellen.
Auch Ausländer, wie Milton, Galilei,
kommen darin vor. Aber einen bestimmten
Plan darf man in ihnen nicht suchen; das
Bestreben, das häusliche Leben der Nie-
derländer getreu darzustellen , lässt ihn
viele minder wichtige , ja kleinliche Um-
stände aufnehmen. Dessenungeachtet wer-
den diese Werke, namentlich die zwei er-
sten , bei dem Niederländer , der alte Sit-
ten und Tugenden liebt, stets in Ansehen
bleiben. Eine andere Art historischer Ro-
mane waren die in Gesprächen, worin
er der Geschichte noch getreuer blieb, \yie
in dem „Frank Van Borselen" und ,,Ja-
coba Van Beijeren,, (1770, 1791)*), in der
„Charlotte von Bourbon" (1792), dem
,,Hugo de Groot und Maria Van Rei-
gersbergen" (1794), der „Louise De Co-
ligny" (1803), dem „Johan De Witt"
(1805), „Arnold Geesteranus und Susanna
Van Oostdijk", den „Römischen Antiken
von Freiheits - und Vaterlandsliebe" (1798).
— Hofman Peerlkamp, Rector an
den lateinischen Schulen zu Haarlem, spä-
ter Professor zu Leyden, hat dem Anden-
ken seines Freundes durch eine kurze und
kräftige Rede Huldigung dargebracht.
KiOOts (VL) — Cornelis — gest. im
Haag den 10. October 1834 in einem Al-
ter von 70 Jahren , als Dichter und Pa-
triot berühmt, war zur Handlung bestimmt,
beschäftigte sich jedoch frühzeitig mit Poe-
sie und schon in s. vierzehnten Jahre mit
dramatischen Versuchen. VondeTs Pa-
lamedes und Satyren, sowie eine prosai-
sche Uebersetzung von Tasso waren die
einzigen Gedichte, die er lesen konnte. Die
damaligen poetischen Verhältnisse in s. Va-
terlande , die das Genie so manchen Dich-
ters weckten, blieben auch nicht ohne Ein-
fluss auf Loots. Er schrieb anonym va-
terländische Herzensergiessungen in dem
Geiste der vor dem September 1787 in
Holland herrschenden Partei. Diese Ge-
dichte wurden von Nomsz in eine Zei-
tung eingerückt, welches den jungen Dich-
ter mehr und mehr ermuthigte, auf dieser
Laufbahn fortzuschreiten. Bei Uylen-
broek eingeführt, erwarb er sich einige
Kenntnisse und kam mit Helmers in Ver-
kehr, dessen Bekanntschaft ihm in jeder
Beziehung nur vortheilhaft sein konnte').
Diese Bekanntschaft ward später noch ver-
trauter, da Loots sich mit dessen Schwe-
ster verheirathete. Von 1795 an machte
er sich durch folgende patriotische Gedichte
bekannt: „Der Sieg der Niederländer bei
Chattam" (1799), die „Volkswuth, oder
der Mord der De Witte" (1802), und die
,,Batavier zur Zeit des Julius Cäsar" (1805).
Dieses letztere war ein kühnes Unterneh-
men in jener Zeit, wo Napoleon Hol-
land Gesetze vorschrieb ; denn während
ToUens ,,Lucretia" in Amsterdam nicht
aufgeführt werden durfte, gab Loots je-
nes dramatische Gedicht heraus, worin ein
Barde den Bataviern, die im Begriff sind,
sich mit Rom zu verbinden , das Unglück
und die Schande von solchen ungleichen
Bündnissen mit glühenden Farben , mit
Zügen aus der neuesten Geschichte des
übermächtigen Frankreichs malt, und ih-
nen Befreiung von der erniedrigenden Bun-
desgenossenschaft verheisst. Auch entging
er wegen dieses Gedichts, sowie Hel-
mers wegen s. „Fragments eines nicht
herausgegebenen Trauerspiels" nur durch
•) S. „Erlanger Mitt«-o»hsblatt" vom 26.
Aug. 1835 den Anfsatz: Jac ob a Tan B e i je-
ren (Baiem) , von Otto,
*) S. Lo 0 1«' Vorrede im I. Th. s. Gedichte;
eine Art Aatobiographie des Dichters.
287
Loots
Lublink
288
Vermittelung des Königs Ludwig der von
Napoleon gegen sie beschlossenen Ver-
liaftung. Seine Muse beschränkte sich je-
doch nicht allein auf vaterländische Gegen-
stände ; auch die höhern Angelegenheiten
der Menschheit begeisterten dieselbe. Seine
„Zwingherrschaft" (1800) ist ein Gegen-
stück zu Helniers „Freiheit". Kühn ist
s. „Gesang bei dem Begijnien des 19. Jahr-
hunderts"; sanfter (zufolge des Gegenstan-
des) der „Allgemeine, zu Amiens geschlos-
sene Friede". Zweimal war Loots in
poetischen Preisschriften bei der Gesell-
schaft für Sprach- und Dichtkunde der
Mitbewerber von Tollens: in „Hugo
De Groot" (1804) blieb er Sieger, und
erhielt die goldene, wie Tollens die sil-
berne Ehrenmedaille ; im ,,Lobe E g m o n d's
und Hoorne's" (1806) trug dagegen Tol-
le ns die erste Siegespalme davon. Unter
der fi-ahzösischen Oberherrschaft besang
Loots die holländische Sprache u.
die Säcularfeierder amsterdamer
Börse. Bei Holland's Befreiung liess er
s. Stimme mit andern vaterländischen Sän-
gern zu ihrer Verherrlichung erschallen.
Der König wohnte 1814 dem Vortrage ei-
nes Gedichts bei, welches Loots bei die-
ser Gelegenheit verfasst hatte. Auch
brachte er um diese Zeit dem Andenken
Helmers (1814) und seiner Gattin (1817)
eine Huldigung dar. Auf Verlangen des
Staatsdieners Falck, eines Freundes der
Literatur, besang er 1814 die Greuel des
Sklavenhandels, und aus eigenem An-
triebe das ,jLob des Bürgerstandes". Die-
ses Gedicht, dessen Inhalt vor Allem den
ächten Holländer, der müde des Adelstol-
zes und zu stolz ist, um nach den nichti-
gen Verdiensten zu kriechen, die allein
von den Vorvätern entnommen sind, so
trefflich schildert , beschreibt unter Anderm
in einer seiner glänzendsten Stellen die
Reise Alexander's von Amsterdam nach
Zaandam im J. 1814. Doch diese Episode
gehört nicht hierher, da Alexander nur
Peter ehren wollte, der sich daselbst mit
einem bürgerfichen Gewerbe beschäftigt
hatte. Unter den „neuen Gedichten" von
ihm ist das Lob Friedrich Heinrich's
ausgezeichnet. Loots sammelte alle s.
Gedichte in vier Theilen (1816—1817),
worauf 1821 noch eine zweite Sammlung
(„Neue Gedichte") folgte. Unter densel-
ben befinden sich auch viele von geringem
Werthe. Wie war es z. B. möglich, dass
ein Loots bei s. kleinern Sachen neben
dem lieblichen Gedichte an Feith (Ged.
1. 176) auch das triviale an Jeronimo de
Vries (das. 178) setzen konnte!
I<OUvrex (IV.) — Mattlüas Willem
Van — geb. 1665 zu Lüttich, gest 1734,
war im Civil- und Kirchenrecht sehr be-
wandert, und gleich einem Orakel um
Rath gefragt. Einen Beweis davon gibt
ein Process Fenei on's, worin Louvrex
der Anwalt s. Gegners war. Der grosse
Erzbischof hört dies, bittet, die Schrift
des lütticher Rechtsgelehrten lesen zu dür-
fen , überzeugt sich daraus von s. Unrecht,
steht ab von s. Forderungen und übersen-
det Louvrex die Sammlung aller seiner
Werke mit einem sehr verbindlichen Schrei-
ben , worin er ihn um s. Freundschaft bit-
tet. Dieser Zug ehrt eben so sehr das
Herz des Verf. des Telemachs, wie den
Verstand des Juristen. Seine Werke ent-
halten , ausser s. Anmerkungen auf die
„Observationes et res judicatae" von D e
Mean, eine Sammlung von Schriften,
welche das lütticher Landrecht und die
Beziehungen dieses ßisthums zu andern
Mächten, die Erwählung der Dekane in
den Kathedralen betreffen, theils in latei-
nischer, theils in französischer Sprache.
Letztere, die ,,Dissertationes Canonicae
etc.", sind 1729 Fol., die Sammlung über
das lütticher Landrecht von 1714 — 1735
in 3 Theilen Fol., und nochmals, vonBou-
dew ijn Hodin vermehrt, in 4 Th. Fol.
zu Lüttich 1751 gedruckt. (S. .,Dict.
Hist. de Pajs-Bas", T. IL p. 39, 40,
68, 69.)
liUblink d. J. (VI.) — Johannes —
einer der vornehmsten Wiederhersteller der
neuern niederländischen Literatur , ward
1736 geboren, und starb 1816. Seine zu
Rotterdam 1823 in 2 Theilen vom Buch-
händler Immerzeel herausgegebenen Ab-
handlungen zeigen von feinem Geschmack,
klarem Urtheil, Liebe zur Religion, phi-
losophischem Blick, und einem Stjle, der
nichts Hochtrabendes hat, sondern wie ein
stiller, lieblicher Bach dahin fliesst. Die
darin behandelten Gegenstände sind von
verschiedener Art; es waren bei der Ge-
sellschaft: Concordia et Libertate gehal-
tene Reden. Der erste Theil, der mehr
vermischten Inhalts ist , enthält unter An-
derm die „über die Fröhlichkeit" , worin
Lublink seine eigene Scelenstimmung,
die Frucht eines reinen Gewissens, schil-
dert; der zweite Theil hat meist die Ver-
theidigung der christlichen Religion ; die
289
Lucas
Lulofs
290
wechselseitige Beziehung der Philosophie,
Dichtkunst und Beredsamkeit, und andere
moralisch - philosophische Stoife zum Ge-
genstande. Auch als poetischer Ueber-
setzer war er nicht unverdienstlich, wie
dies einige Fabeln von Geliert bewei-
sen ; doch vor Allem gehört er unter die
Uebersetzer in Prosa , w eiche die Literatur
ihres Landes wahrhaft bereichert und dem
durch sie übersetzten Schriftsteller Ehre
angethan haben. So trug er Geliert's
moralische Lehren, Stolberg's Reisen,
Thomson's Jahreszeiten und besonders
Y 0 u n g ' s Nachtgedanken trefflich ins
Holländische über. Auch s. ,. Briefe", die
1803 erschienen , sind sehr anziehend.
L üb link fand in Weste rbaen einen
würdigen Lobredner.
üucas (III-) — . • . — schrieb mit
Caron über Japan.
liuiJkeii (IV.) - Jan — (1649—1712)
in s. Jugend ein Freund der Ergötzung,
Hess er s. Gefühl in der „deutschen Leier"
ertönen , einer Sammlung von Liedern,
welche, einzelne ausgenommen, keines-
wegs so anstössig für die Sittlichkeit sind,
als man bei s. übermässigen Strenge glau-
ben sollte, womit er dieselben nach gänz-
licher Aenderung s. Denkweise zu vernich-
ten suchte. Styl und Versmaass in diesen
Poesien sind fliessend und angenehm; nur
die Sprache ist nicht immer gewählt. Lui-
ken's Genie verfiel nun auf die Aetz- u.
Gravirkunst, worin Kenner s. originelle
und kräftige Manier sehr rühmen. Er be-
schränkte sich vorzugsweise auf biblische
oder religiöse Gegenstände, z.B. in seinen
Folio- und Quart -Bibelplatten, und eine
Menge kleiner sinnbildlicher Werke, die
von dem Künstler selbst mit entsprechen-
den Versen strenger Sittlichkeit , doch
nicht frei von Mysticismus, versehen sind.
Man kennt s. „Geistlichen Hausrath , Je-
sus und die Seele, des Menschen Begin-
nen, Mitte und Ende u. s. w." Uebrigens
war Luiken einer der edelsten Menschen,
allein streng gegen sich selbst, von un-
begrenzter Wohlthätigkeit gegen Andere.
liUlofs (V.) Johannes -7 geb. 1711
zu Zütphen, gest. 1768, Prof. der Mathe-
matik und Astronomie zu Leyden, gab ein
nützliches W erk unter dem Titel : „Intro-
ductio ad cognitionem atque usum utrius-
que globi" (1743 u. 1748), dann in hol-
ländischer Sprache eine ,, Einleitung zu ei-
ner Natur - u. mathematischen Beschauung
des Erdballs" (Leyden u. Zütphen 1750),
welches Kästner in Göttingen in's
Deutsche übertrug, heraus. Ausserdem
hat Lulofs grosse Verdienste um den
Wasserstaat, durch s. astronomischen Be-
obachtungen , Feststellung der Länge des
Secundenzeigers, und durch s. Werk über
die Weinvisirkunst, die er in Auftrag der
Staaten von Holland schrieb.
liUloffS (VL) — Barteid Hendrik —
geb. 1787 zu Zütphen, ward 1809 zu Gro-
ningen Dr. d. Rechte, später Advocat, und
unter der französischen Regierung Substi-
tut des kais. Procurators am Gerichtshofe
daselbst. Dabei legte er sich mit Eifer
auf deutsche Literatur. Schiller und
Voss wurden s. Lieblingsdichter, von wel-
chem Letztern er die naive Louise in hol-
ländische Prosa übersetzte. Diese und an-
dere poetische Arbeiten verschafften ihm
1815 den Lehrstuhl der niederländischen
Literatur zu Groningen , den er mit einer
Rede „über die Verbindung der eigenen
Literatur und Sprache eines Landes mit
dessen Unabhängigkeit" antrat. Einige
jugendliche Mängel darin, die dieser Rede
von einer Seite , die in Allem , was dem
Deutschen nachartete, nichts als Verder-
ben und Untergang für niederländische Li-
teratur sah, eine sehr ungünstige Beur-
theilung zuzog, veranlasste ihn zu einem
Federkrieg, den man nur mit s. Jahren
entschuldigen kann. Edler drückte er bei
dem Hinscheiden s. einzigen Kindes und s.
Gattin die Gefühle aus, die dasselbe s.
tief bekümmerten Herzen einflösste. Er
suchte für diesen Verlust Zerstreuung in
unermüdlicher Arbeit, widmete sich dem
Studium der mit dem Deutschen verwand-
ten oder daraus hervorgegangenen Spra-
chen, namentlich der alt friesischen,
englischen, dänischen und schwe-
dischen, die er nebst den alten, jetzt
ausgestorbenen Dialekten in einer „Skizze
einer Uebersicht der deutschen Sprache,
oder der germanischen Sprachzweige' ver-
glich ; ein Werk voll gelehrter Forschun-
gen und feiner Bemerkungen. Kurz dar-
auf gab er eine „Anleitung zur niederlän-
dischen Rhetorik" heraus, und erhielt den
Preis für eine von der Gesellschaft der
schönen Künste und Wissenschaften aus-
geschriebene „Lobrede auf Wilhelm I."
(S. „Galerie hist. des Contemp.", T. VI.
2. partie, p. 343 f.) Diese verschieden-
artige und emsige Thätigkeit liess ihm,
wie es scheint , wenig Zeit zur Poesie,
wenigstens zur Durchsicht und Herausgabe
10
291
Lazac
Maalson
292
s. Gedichte übrig, gleichwohl erschien von
ihm 1820 ein schönes Gedicht auf die
Ueberschwemmung in Geldern. Ausge-
zeichnete Erzeugnisse s. Muse sind unter
andern s. Gedichte : die „Abendphantasieen"
und der „Ostindienfahrer", welche in dem
„Musenalmanach" eingerückt sind. Lu-
iofs besitzt, bei einer lebendigen Einbil-
dungskraft, eine grosse Gewalt über die
Sprache und zugleich die bei den Hollän-
dern seltene Kunst der Declamation in ei-
nem sehr hohen Grade.
liuzac ( VI. ) — Joan — geb. 1750 zu
Leyden, bezog bereits mit s. 14. Jahre die
Universität daselbst, ward 1768 Dr. d.
Rechte, dann Advocat im Haag und spä-
ter Mitredacteur des „Französischen ley-
dener Courant" , welche Zeitung seitdem
die am meisten gelesene in Europa wurde.
Er verfocht die heilige Sache der j^meri-
kaner, genoss die Ehre, der Freund eines
Washington und Adams zu werden,
erhielt vom Kaiser Leopold die goldene
Denkmünze, und schmeichelhafte Briefe von
den Höfen von Polen u. Preussen. Auch
s. Vaterland , für welches er 1785 u. 1786
eine grundgesetzliche Wiederherstellung
wünschte, Hess ihn nicht unbelohnt; er
wurde 1785 Valckenaer' s, s. Lehrers,
Nachfolger als Professor der griechischen
Sprache und vaterländischen Geschichte
zu Leyden. Nach der Revolution von 1795
ward er wegen s. gemässigten Ansichten
s. Amtes entsetzt, und 1798 s. „Courant"
verboten, doch 1802 mit Kluit wieder
reactivirt, mit welchem er am unglückli-
chen 12. Januar 1807 das Leben verlor.
Luzac's Verdienste als Literat beruhen
nicht allein auf einen gründlichen Un-
terricht der griechischen Sprache, son-
dern auch auf drei Sammlungen sog. Ex-
ercitationes academicae , welche er 1792
u. 1793 herausgab, auf der Ausgabe der
Fragmente von Callimachus, die Val-
ckenaer hatte erscheinen lassen, und auf
dessen Abhandlungen über den Juden u.
Philosophen Aristobulus, Bearbeiter ver-
schiedener Werke der Alten. Seine eigenen
„Lectiones Atticae" wurden nach s. Tode
von s. Schüler Sluiter, und in dessen
„Lectiones Andocideae" Luzac's Samm-
lungen über diesen griechischen Redner
herausgegeben.
liUZac (V.) — Elias — von Abkunft
ein Franzose, aber in Niederland geboren,
schrieb mehrere Werke in französischer
Sprache über das Natur- und Völkerrecht
und über die Statistik. Seine Bearbeitung
von Wolf f 's kurzem Begriff des Natur-
und Völkerrechts (177j2) und hinterlassene
Abhandlungen über das Natur - , Civil -
und Staatsrecht (1802) verdienen alles
Lob. Das aus 4 Theilen bestehende Werk :
„La Richesse de la Hollande", welches un-
ter diesem weniger genauen Titel die Ge-
schichte des Handels und der Schifffahrt
der Niederländer seit den fiühesten Zeiten
enthält, Avovon Luzac das Manuscript
kaufte, ist von einem in Niederland an-
sässigen Franzosen , und besonders in der
holländischen Uebersetzung oder vielmehr
Bearbeitung von Luzac („Holland'sReich-
thum") ein Meisterstück. Ueber s. Werk-
chen: ,,Sur le bonheur, ou nouveau Systeme
de jurisprudence naturelle" (Amst. 1820)
s. Prof Cras, „Notice sur la Vie et les
Berits de Luzac".
Ijynden (VI.) — ... Baron Van —
ein Schüler Wyttenbach's, schrieb
eine Abhandlung über Panaetius den
Philosophen, von welchem Cicero das
Muster (und vielleicht mehr) s. Meister-
werkes „über die Pflichten" entlehnte.
Van Lynden, 1808 zum Doctor promo-
virt, ward später Curator der Universität
und des Athenäums zu Franeker.
liyoiinet (V) — ... — französischer
Emigre , ansässig im Haag, war ein treff-
licher Kunstzeichner und unermüdeter Na-
turforscher. Er gravirte zu Trembey's
Werk: „Memoires pour servir k l'histüire
d'un genre de Polypes d'eau douce a bras
en forme de cornes (Leyd. 1744 , 4.) die
Platten , und bereicherte die Wissenschaft
durch s. zuerst gemachte Entdeckung der
doppelten Fortpflanzung der Blattläuse u.
durch Zergliederung einer Raupe bis in
ihre kleinsten Theile.
M.
IVIaaijen (III.) -
1611 das nach ihm
Eismeere.
— Jan — entdeckte
benannte Eiland im
Maalson (III.) — Fran9ois — (eigent-
lich Maakschoon) Arzt, doch mehr als
Staatsmann berühmt, war Pensionär von
293
Maaswijck
Maerlant
294
Enkhuizen , Mitglied der Staaten von Hol-
land für Westfriesland , welches er zu ei-
ner besonderen Provinz zu erheben suchte,
zweimal Abgesandter nach England (1575
u. 1585) und 1587 nach Deutschland, ver-
eitelte in selbigem Jahre Leicester's
Anschlag auf Enkhuizen , und war einer
von Denen , welche die berühmte Kirchen-
ordnung von 1591 entwarfen, die so viel
Macht der bürgerlichen Obrigkeit verlieh.
Auch im Griechischen war er sehr bewan-
dert, und man hat noch viele Briefe von
ihm , die er in dieser Sprache an G e m m a
schrieb , mit dessen Antworten. Aber be-
sonders zeichnete er sich als Begünstiger
der Seefahrt aus, womit, wie er wohl ein-
sah , Holland , aber besonders Enkhuizen,
stehen oder fallen musste. Er half mit
Rath und That an dem „Spiegel der See-
fahrer" s. Stadtgenossen Lucas Jans-
zoon Wagenaar, und beförderte unge-
mein die Reisen nach Nowaja Semlja,
weshalb auch eine der zuerst entdeckten
Inseln s. Namen führte.
JWaaS'VI'ijck (IV.) — Pancratius —
(Maasvicius) aus Leyden , geb. 1658,
gest. 1719, Lehrer des Lateinischen zu
Delft und im Haag, gab 1694 die Kriegs-
listen von Polyänus mit s. Anmerkungen
und die von Casaubonus, so wie auch
verschiedene Erklärungen zu Virgil heraus.
Macquet (V.) — Jan — geb. 1731
zu ßrouwershaven, gest. 1798, Arzt und
Bürgermeister zu Zieriksee , machte sich
als strenger Kritiker der Werke niederlän-
discher Literatur, durch s. „Poetischen
Erholungen" (1772 — 1779, 3 Theile),
woraus wir das Hirtenlied „Koridon" er-
wähnen, welches ohne ideale Schönheit
ist, und durch s. Werk über die Krank-
heiten in der Bibel , die er medicinisch be-
urtheilt und erklärt, bekannt.
mCacropedius (II.) — George —
(Langeveit) aus Herzogenbusch, bil-
dete zu Utrecht viele Schüler, und war
nicht allein im Griechischen und Lateini-
schen, sondern auch im Hebräischen, Chal-
däischen und in der Mathematik sehr be-
wandert. Dabei schrieb er erbauliche
Trauer- und Lustspiele, Sprach-, chrono-
logische und religiöse Werke, sowie zwei
Abhandlungen über die Dialektik und den
Briefstyl. Er starb 1558. (S. Foppens,
1.340. Saxe, IIL 235. Burman, 200 —
203. Bei diesen findet man das Verzeich-
niss s. [jetzt vergessenen] Werke.)
Maerlant (I.) — Jacob Van — er-
ster mehr bekannter niederländischer Dich-
ter, geb. 1235, gest. ISOO zu Damme in
Flandern , wo er den Posten eines Schrei-
bers bekleidete , ward wegen s. Gelehr-
samkeit von s. Zeitgenossen als ein Wun-
der angesehen. Da die damalige Sprache
sich noch nach fremden Mustern bilden
musste, so übersetzte er mehr, als er .selbst
verfasste. Zu diesen Uebersetzungen ge-
hören eine „Reimbibcl", oder uralte Ue-
bersetzung der Bibel , nach Comestor
(einem französischen Gelehrten des 12. Jahr-
hunderts, von dem man sagt, dass er die
Bibel aufgegessen habe). Maerlant trug
dieses Werk , eine Sammlung der Bibel-
schriften des A. Testaments , und eine Har-
monie der Evangelisten aus dem Neuen,
in flämische Reime über, nebst der Ge-
schichte der Zerstörung Jerusalem's von
Josephus, als einer sehr passenden Fort-
setzung zum N. Testament. Ausser dieser
ältesten Bibelübersetzung übersetzte er
auch eine Naturgeschichte aus dem Latei-
nischen von Albrecht von Keulen, —
wahrscheinlich arbeitete er dies Werk mehr
aus unter dem Titel: „Blüthe der Natur
oder des Bestiaris" ; — Sittensprüche
von Aristoteles; eine „Geschichte des
trojanischen Kriegs" *) ; eine „Lebensbe-
schreibung von Franciscus dem Heili-
gen", und endlich s. Hauptwerk, den „Hi-
storischen Spiegel" aus dem Lateinischen
von Vincent De Beauvais, das zum
Theil von J. A. C lignett, und J. Steen-
winkel 1784 und 1785 herausgegeben
wurde. Es enthält eine allgemeine Ge-
schichte bis auf Maerlant's Zeit. Von
ihm selbst besitzen wir zwei Sittengedichte :
„Wapen-Martijn" u. ,,Verkeerde-Martijn"
(nach den ersten Worten der Gedichte so
•) Hiervon ward ein intere§9antes Fragment
Von dem Alterthumsforscher J. C. Acker sdijk
zu Rotterdam (s. ,,Neue Werke d. Gesellsch.
für uiederl. Literatur" , T. I. St. 1.) aufgefun-
den , welchea die bekannte Geschiclite von
Troilus und Ciessida, aus Dares dem
P-hrygier , welche auch Shakspeare Stoff
zu einem Schauspiele gab , enthält. Es ist be-
merkenswerth , dass scArohl die mittelalterlichen,
als auch spätere romantische Dichter stets den
Geschichten des Pseudo- Dares den Vorzug
vor denen des Homer gegeben haben. Sollte
hierin nicht ein Beweis liegen für die innere
(nicht zufällige) Verschiedenheit der classi-
sehen und romantischen Poesie ?
10*
295
Mahne
Mander
296
genannt) , worin des Verf. richtige Den-
kungsart über die damals so verkehrten
Verhältnisse der Menschen und die eigent-
liche Würde des Adels deutlich durchleuch-
tet. Diese Gedichte sind zufolge Ypey's
,, Gesch. d. niederl. Sprache", p. 325, im
J. 1496 zu Antwerpen gedruckt, jedoch
Jetzt sehr selten. P'erner dichtete M a e r -
1 a n t „die drei Gerten" (oder Zweige,
woraus das Kreuz aufgewachsen sein sollte),
gedruckt zu Antwerpen l480 u. 1550, und
ein Gedicht, genannt: „von dem Lande
über dem Meere", um 1291 , eine Auffor-
derung zu einem Kreuzzuge gegen die Sa-
racenen , welche damals Acre , das letzte
Bollwerk der Christen in Palästina, er-
obert hatten. (S. Van Wijn, p. 297.)
Aus allem Dem erhellt, dass Maerlant
wohl mit Recht den Namen des Vaters
perdeutschenDichter, d. i. Schrei-
ber (oder Schriftsteller) trägt, da er fast
alle Gegenstände des Wissens damaliger
Zeit behandelt hat.
Mahne (VI.) — Willem Leonard —
Lieblingsschüler Wyttenbach's, zuerst
an den lateinischen Schulen zu Amersfoort,
dann zu Zieriksee, und 1817 als Prof. zu
Gent angestellt, zeichnete sich durch eine
Schrift über den peripatetischen Philoso-
phen Aristoxenus (1793) aus. Ferner
erschien von ihm : ,,Crito , sive Dialogus
de literarum inprimis Latinarum studio
recte colendo", und die Biographie s. Leh-
rers Wyttenbach (1823).
MatlU (in.) ■ — Jacob — unternahm
mit Simon de Cordes u. Sebald de
Weert v. 1598 — 1600 eine vergebliche
und sehr unglückliche Reise nach der Süd-
see. Man fuhr nach unaussprechlichen Müh-
seligkeiten durch die Magellanische Strasse.
Von den sieben Schiffen kam nur eins zu-
rück, die übrigen fielen dem Feinde oder
den Japanern in die Hände. (S. Moll's
Erzählung dieser Seereise in dessen „Ab-
handlung über einige frühere Seezüge der
Niederländer, p 105 — '119, besonders
wegen der von diesen Seefahrern gestifte-
ten „Brüderschaft des ungebundenen Lö-
wens".)
Maire (III.) — Jacob Le — entdeckte
1616 durch die Strasse Le Maire und
längs des Caps H o o r n einen viel beque-
meren Weg , der die beschwerliche Fahrt
durch die Magellanische Strasse be-
deutend abkürzte.
Maire (I.) — Jean Le — zu Bavay
im Hennegau geboren, daher sein Bei-
name: der Belgier, brachte einengros-
sen Theil seines Lebens in Frankreich im
Dienste mehrerer Herren und dann von
Anna von Bretagne, Königin von Frank-
reich , zu. Er dichtete jedoch auch einen
Leichengesang auf Philipp den Schö-
nen, im Namen von dessen Schwester,
der Landverweserin Margaretha von Oest-
reich, die 1530 starb. Auch gab er auf
Verlangen dieser Fürstin s. „Illustration
de la Gaule Belgique", und bei ihrer Ver-
mählung : „la Couronne Margueritique"
heraus. Man hat noch von ihm : „drei
Erzählungen von Cupido und Atropos" ;
eine Antwort König Ludwig' s XII. an
Hector von Troja, und „Epitre de
l'amant verd" (eines Papagai's der Herzogin
Margaretha).
Malapert (III.) — Carolus — aus
Bergen im Hennegau (1581 — 1630), ein
Jesuit, Prof. d. Mathematik zu Douai, vor-
trefflicher lateinischer Dichter eines Trauer-
spieles ,,Zedekia", von Trauergedichten
auf das Leiden Christi, vermischter Ge-
dichte (Antw. 1616 u. 1634) und von 2
Büchern „über die Winde". In dem
Trauerspiele ist er feierlich , folgt jedoch
zu sehr S e n e c a. Sein Gedicht über die
Winde ist eine Beschreibung eines Sturms,
der 1606 in Belgien viele Verwüstungen
anrichtete , und den er der göttlichen Rache
zuschreibt, weil das Volk, anstatt in die
Kirche zu gehen, sich den Vergnügungen
ergeben hatte. Die Darstellung nähert sich
dann und wann den Grenzen des Gemei-
nen , ist jedoch zusveilen lebendig und na-
türlich , wie z. B. in der Beschreibung ei-
nes Knaben , der im Sturme s. Tauben
verloren hatte. Im 2. Buche wird die Ent-
stehung der Winde behandelt. (S. Fop-
pens, I. 157 u. Peerlkamp, 23 — 238).
Mauieranus (II.) — Nicolaas — aus
Luxemburg, Poeta laureatus, doch kein
Southey, prophezeite, aus Dankbarkelt
für diese ihm widerfahrene Ehre, Phi-
lipp U. eine ungestörte, glückliche Re-
gierung, ein goldenes Zeitalter und die
Wiedereroberung von Jerusalem und An-
tiochicn. (S. Peerlkamp, p. 49.)
Mander (III) — Karel Van — geb.
1548 zu Molebeeke in Flandern, suchte in
freien Provinzen, zuerst zu Haarlem und
dann zu Amsterdam, ein Asyl , wo er 1604
starb. Er übersetzte die Iliade u. Vir-
gil's Werke; s. Styl ist der der Dialek-
tiker und voU von Bastardworten. Nach
Foppens (Th. I. p 163) schrieb er auch
29T
Manger
mehrere Trauer- und Lustspiele. Am mei-
ste» machte er sich jedoch als Maler und
Biograph der Maler bekannt.
Mang^er (V.) — ... — Sohn eines
Professors zu Mastricht , war selbst Prof.
der orientalischen Sprachen zu Franeker,
übersetzte die Geschichte Timur-Beg's
ins Lateinische , mit Noten , und benutzte
dabei Schulten«, anGolius gesandte
und unter den Papieren von H ernst er-
huis gefundene Anmerkungen. Ausserdem
erläuterte er 1782 Hosea. (S. VVill-
met, 211 — 215.)
Mann (V.) — ... — der berühmte Abt,
schrieb über die Häfen, worin Cäsar
sich nach Britannien einschiffte, und eine
„Naturgeschichte der Seeprovinzen", wel-
che eigentlich eine physische Ortsbeschrei-
bung von Westflandern ist. Er untersuchte
die Nordsee und die Fischerei in derselben,
die Sundfluthen, die Sandbänke und Ebbe
und Fluth des mittelländischen Meeres, die
marees aeriennes oder den Einfluss von
Sonne und Mond auf die Atmosphäre u.
s. w. , welche Untersuchungen der b rüs-
seler Academie eingesandt wurden. (S.
Dewez, Rapport über deren Werke u.
die neue Sammlung derselben.)
Klarcgpraf (IlL) — George — be-
schrieb Brasilien, dessen natürliche Be-
schaffenheit , die Gebräuche und Sprache
der Bewohner dieses Landes und von Chili.
(S. Art. Piso.)
Jüarchand (V.) — Prosper — ver-
fasstc ein „literarisches Lexicon", 2 Theile
Fol., nach dessen Tode herausgegeben von
Prof. AI lern and zu Leyden, der sich we-
gen des , s. sterbenden Freunde gegebenen
Versprechens, der undankbaren Mühe un-
terzog , die kleinen Stückchen Papier,
worauf das Werk geschrieben war, in Ord-
nung zu bringen , die kleine Schrift mit
Hülfe eines Vergrösserungsglases zu lesen
und auch ein solches für den Setzer des-
selben zu besorgen , das erste Werk,
welches, wie er sagt, mit einem Mi-
kroskop gedruckt ist. (S. „Bibl. des
Sciences et des Beaux Arts", T. IX., 1.
part., p. 196-199.)
marche (L) — Oiivier De La — wiewohl
ein Burgunder von Geburt (1427) , brachte
er doch den grössten Theil s. Lebens in
den Niederlanden am burgundischen Hofe
zu , und starb 1501 zu Brüssel. Sein am
meisten bekanntes Werk sind die „Me-
moires v. 1435—1499", Lyon 1561, Fol.,
Gent 1567, 4., später mehrmals, und unter
Margaretha von Oestreich 298
Andern» zu Löwen 1648 in 4. gedruckt.
Man lernt aus diesem Werke die Lebens-
weise des burgundischen Hofes genau ken-
nen. Auch in Versen schrieb er Mehreres,
z. B. das Leben und den Tod Karl's d.
Kühnen, unter dem Titel : „Chevalier
deliber^", dann: „le Parement ou le
triomphe des Dames, Poeme des VIL dou-
leurs de la Vierge Marie, et autres ou-
vrages pieux" (in der Bibliothek des Es-
curial) . le' Miroir de la Mort etc.".
Jflarck (V.) — Frederik Adolf Van
Der — (1719 — 1800), Prof, zu Gronin-
gen, verstiess durch s. Natur recht, ei-
nestheils gegen die Rechtsgelehrten , die
ihren Justini an über Alles liebten und
fürchteten, dass Marck's Lehre das röm.
Recht verkürzen könnte, anderntheils ge-
gen die Theologen, welche von dem Na-
turrechte Nachtheil für die christliche Of-
fenbarung fürchteten. Diese beiden Par-
teien, deren Hass gegen Marck wohl
nur darin s. Grund hatte, dass er gegen
Voetius die gänzliche Abhängigkeit der
kirchlichen Macht von der bürgerlichen auf-
stellte, veranlassten 1773 s. Absetzung; er
ward jedoch sogleich nach Lingen berufen.
(S. ,,Vaterl. Gesch ". Fortsetzung zu Wa-
genaar, XXIV. Th. p. 337 — 351.)
IMIaree (VL) — ... — Naturforscher
zu Löwen, schrieb über die geschwefelten
Metalle.
MareSius (IV.) — Samuel — (Des-
marets) geb. 1599 in der Picardie, gest.
1673 , Prediger zu Herzogenbusch u. hier-
auf Prof. zu Groningen . ein heftiger Geg-
ner von De Groot. Labadie und den
Vertheidigern des 1000jährigen Reichs, war
25 Jahre lang mit Voetius in Streit,
vereinigte sich jedoch später mit diesem
gegen Alting und Coccejus. (S. Art.
Voetius.) B a y 1 e fand die Liste seiner
Werke gewaltig gross; er hatte die Ab-
sicht, dieselben in 4 Th. Fol. herauszu-
geben. Die meisten betreffen die Theo-
logie,
Margparetba von Oestreich (II.)
— Tante Karl's V. und Land Verweserin
der Niederlande bis 1530, war eine Be-
schützerin der Wissenschaften , und nament-
lich für französische Literatur eingenom-
men , die sie in Niederland einzuführen
suchte. Sie schrieb selbst sehr gut Fran-
zösisch für jene Zeit, unter andern eine
Geschichte ihrer Unglücksfälle, den Ver-
lust ihres Gemahls, ihres einzigen Sohnes
und Bruders, so wie einige Gedichte in
299
Marne
Marre
300
einer Sammlung , die sich auf der brüsse-
1er Bibliothek befindet. Sie liebte auch
sehr Tanz und Musik. Ihr Papagai ward
von Jean le Maire, dem Belgier,
unter dem Namen: „I'amant verd" besun-
gen. Einige ihrer Lieder zeugen von wah-
rem Gefühle und Empfänglichkeit für die
ernste Seite des Lebens. Es scheint, dass
sie einen Unbekannten zu einer Ueber-
setzung in das Französische des deutschen
Gedichts ihres Vaters, Maximilian,
worin dieser unter dem Namen Theuer-
dank s. eignen Thaten beschreibt, ver-
anlasste. Wenigstens ist die Uebersetzung,
welche, nach der Handschrift des Herrn
Gerard, früher auf der Bibliothek der
Sorbonne vorhanden war, ihr zugeeignet,
und wurde, zufolge des Schlusses der Zueig-
nung, zu Mecheln 1528 verfasst. T heuer-
dank ist darin mit Chiermerciant über-
setzt.
Marne (V.) — Jan Baptist De — ein
Jesuit, geb. 1669 zu Douai, gest. 1756 zu
Lüttich , schrieb eine „Geschichte der Graf-
schaft Namur", die von Paquot als die
be^t geschriebene aller niederländischen Ge-
schichten , ja fast als die einzige gerühmt
wird , welche diesen Titel verdient , da die
übrigen nur Jahrbücher sind. (S. „Dict.
hist. par TAbbe de Fell er", T. IL p.
60. 61.)
marnix (III.) — Filips Van — Herr v.
St. Aldegonde, war sehr früh ein feu-
riger Patriot und acht christlicher Mann,
der Verf. des C o m p r o m i s s, oder des Bun-
des der vereinigten Edeln, weshalb er, bei
der Ankunft der Spanier, nach Deutsch-
land entfliehen rausste. Hier war er die
rechte Hand des grossen Wilh e Im I. von
Oranien , und schrieb die meisterhafte Sa-
tyre: ,, der Bienenkorb der h. röm, Kirche"
(die niederländischen „Lettres Provincia-
les"), worin bereits ein hübscher holländi-
scher Styl sich des Stoffes des Mittelalters
zu entledigen suchte. Man kann auch für
sehr wahrscheinlich annehmen , dass um
das J. 1569 von Aldegonde das bekannte
Volkslied : „Wilhelm von Nassau" gedich-
tet ist. — Nach der Staatsumwälzung von
1572 war Aldegonde des Prinzen Dol-
metscher auf der ersten freien Staatsver-
saramhing zu Dordrecht. Später von den
Spaniern gefangen, ward er auf Verwen-
dung des Prinzen endlich gegen Mondra-
gon ausgewechselt. 1575 hatte er an
der misglückten Friedensunterhandlung zu
Breda , 1576 an der besser geglückten zu
Gent Theil , und ward hierauf noch zu ver-
schiedenen wichtigen Staatsverhandlungen
u. Gesandtschaften, namentlich 1575 in Eng-
land, 1578 auf dem Reichstage von Worms u.
1 580 in Frankreich , um den Herzog von A n-
i o u zur Uebernahme der Regierung der
Niederlande zu nöthigen, verwendet. So-
dann vertheidigte er Antwerpen gegen
den Herzog von Parma. Nach der Ue-
bergabe dieser Stadt, die ihm die Vereinig-
ten Niederlande sehr übel nahmen, wid-
mete er sich vorzugsweise theologischen
Studien, übersetzte die Psalmen in hol-
ländische Verse, und zwar unendlich bes-
ser, als die holperichten Reime Datheen's
(vgl. Art. Guepin), von denen zwei Jahr-
hunderte lang Niederland's Dome wieder-
hallen mussten, und begann eine neue hol-
ländische Uebersetzung d. Bibel.
Er starb 1598 in einem Alter von 60 Jah-
ren. (S. s. Biog. V. Prins in den „Le-
bensbeschreib. niederl. Dichter und Dich-
terinnen", von der Gesellschaft: „Kunst
wird durch Arbeit erlangt", Th. I. Te
Water, „Bund der Edeln", IlL 43-90.
„Biog. niederl. Männer und Flauen", IV.
128—136. Foppens, II. 1036 — 1038,
und das. die Liste s. Werke.)
Marre (V.) — Jan De — geb. 1696
zu Amsterdam, brachte s. Jugend auf der
See und in Indien zu. Weder das rohe
Matrosenleben, noch die Grausamkeiten,
deren sich die Niederländer damals gegen
die Eingeborenen schuldig machten, konn-
ten die Seele dieses braven und gottes-
fürchtigen Mannes verwildern. Inmitten
der stürmischen Meere der südlichen He-
misphäre, unter dem üppigen Himmel und
Angesichts der majestätischen Berge von
Java, blieb De Marre der sanften Muse
s. Landsleute getreu, und beschrieb darin
Batavia in 6 Büchern. Man würde dar-
in vergebens ein lebendiges Gemälde der
Tropenländer erwarten ; es ist mehr ge-
schichtlich u. topographisch. In ähnlicher
Weise ist seine „Ehrenkrone für das Cap
der guten Hoffnung". Seine „Betrachtun-
gen über Gottes Weisheit in der Ordnung
der Geschöpfe" tragen Beweise s. Gottes-
furcht. Ueber s. sog. Hofgedichte.- Rust-
wijk, Groeneveld, Boom u. Bosch
s. De Vries, IL 115. Als Dramatiker
ist De Marre vor Allem durch s, „Jacoba
Van Beijeren" (von Baiern) bekannt,
ein Stück , welches sich durch s. interes-
santes Sujet und durch fiiessende Verse
lange auf der Bühne erhielt. Sein „Mar-
301
Marree
Mattheus
302
CU8 Curtius" ist weniger bekannt und aucli
von geringerem Werthe. De M a r r e lebte
von 1736 bis zu s. 1763 erfolgten Tode
zu Amsterdam , wo ihn die Regierung mit
einem ziemlich einträglichen Posten be-
günstigte.
marree (VI ) — ... De — gab Be-
richte über die Küste von Guinea.
martinet (V.) — Jan Floris — ge-
bürtig aus Deurne, einem Dorfe bei Her-
zogenbusch , war Prediger , zuerst zu Edam,
dann zu Zütphen , und schrieb eine „Na-
turgeschichte' (1778), für alle Classen
von Lesern berechnet, ein Werk, das in
der That in Niederland nicht allein mit
der grössten Begierde gelesen ward, son-
dern dem auch, wie Hr. Van Kampen
bemerkt, die höchst seltene Ehre der Ue-
bersetzung in's Deutsche widerfuhr.
Die angenehme , unterhaltende Schreibart,
eine Menge interessanter Sachen, sichern
demselben, vor Allem mit den Anhängen
und Anmerkungen von De Vries ver-
mehrt, einen bleibenden Werth, und selbst
der ausgezeichnete Ulkens hat dieses
Werk, auf einen Theil abgekürzt und mit
den spätem (sehr mannigfaltigen) Ent-
deckungen bereichert , neuerdings einer
neuen Ausgabe nicht unwürdig gehalten.
Ausserdem wurde es in's Englische und
sogar in's Spanische übersetzt. (S. A.
Van Den Berg, „Lebensberichte von
Martinet", 1796.)
IIKartiiiuS (UL) — Franciscus — geb.
1611 zu Kampen, und gest. 1653 als Pre-
diger zu Epen, ein von H o o f t gerühmter
Dichter, schrieb ein Trauergedicht „über
das Leiden Christi', welchem der „Triumph
der Auferstehung" und einige (zum Theil
fröhliche ) vermischte Gedichte folgten.
Die 3. Ausg. s. Gedichte erschien zu Rot-
terdam, ohne Angabe des Jahres.
Jflarum (VJ.) — Martinus Van —
Arzt zu Haarlem und Lector an Teyler's
Stiftung, ein geschickter Chemiker und
Physiker, verbesserte Sengwerd's grosse
Luftpumpe und richtete dieselbe mit der
gewöhnlichen so ein, dass beide jetzt nicht
allein die Luft verdünnen, sondern auch
verdicken können. Auch verfertigte er
eine tragbare Feuerspritze. (S. „Erste
Fortsetzung der Versuche mit Teyler's
Elektrisirmaschine", Haarl. 1787, 4.)
Masius (IL) — Andries — aus Len-
nik bei Brüssel, ein Jurist, trieb ausser
Latein , Griechisch und den neuern Spra-
chen auch Hebräisch und Syrisch, schrieb
eine „syrische Grammatik" (Antw., b. Plant.
1750), übersetzte Verschiedenes aus dem
Syrischen und ein Werk des Kirchenvaters
Basi lius.
Jflasseeuw (IL) — Christiaan — aus
Warneton (1469 — 1546) , schrieb eine
,, Chronica raultiplicis Historiae utriusque
Testamenti", Libri XX. Antw. 1540, wor-
an er 50 Jahre arbeitete,
Mastenbroek (VI.) — Fenna —
Verfasserin von Erzählungen , liefert in
ihrem Roman „Wilhelmina Noordkerk"
eine gelungene Darstellung niederländischer
Sitten.
Matelief (III.) — ... — ein Seefahrer,
gibt Nachrichten über das damals noch
wenig bekannte Indien (1607).
Mattheus d. Ä. (III.) — Antonius —
geb. 1564 zu Frankenberg in Hessen, Prof.
der Rechte zu Herborn , Marburg (1606)
und Groningen (1625), gest. 1637, schrieb
Anmerkungen zu den Institutionen und
CoUegia Juris, und kleinere Abhandlungen
über besondere Materien des röm. Rechts;
— ein Mann, von Foppen s der Papi-
nian s. Jahrhunderts genannt, der
das seltene Glück hatte, noch bei Lebzei-
ten s. vier Söhne als Professoren in ver-
schiedenen Fächern auf vier Universitäten
angestellt zu sehen.
Mattheus (HL) — Antoni — der
zweite Sohn des Vorigen, geb. 1601 zu
Herborn, gest. 1654, ist berühmter als s.
Vater, ward 1628 nach Harderwijk und
1634 nach Utrecht berufen, und zeichnete
sich vor Allem in der Bearbeitung des
Strafrechts aus. Sein „Commentarius de
Criminibus ad Libr. XLVII et XLVIII.
Digestorum , cui adjecta brevis et succincta
juris municipalis interpretatio'' (Traj. 1644,
4.; 1661, 4. Vesal. 1672, 1700, Colon.
Rauracorum 1715 , 1727. Dusseldorp. 1732.
Genevae 1760. Antwerp. 1761) ist zwar
nach einem imvoUkommenen System , je-
doch ziemlich vollständig bearbeitet. Er
brachte die Grundsätze des röm. Rechts
mit den niededändischen Gesetzen in Ue-
bereinstiminung , und zeigte in diesem
Werke einen philosophischen Kopf und ein
menschliches Herz, während zugleich sein
Werk sich durch reiche Belesenheit und
einen männlichen Styl auszeichnete. Für
die an die Regierung von Utrecht gerichtete
Dedication desselben erhielt er 600 Gul-
den. (S. eine Liste s. übrigen Werke bei
Saxe, „Onomast. Liter." T. IV. p. 408,
303
Mattheus
Meerman
304
dessen Angabe vollständiger ist , als die
von Burman („Traj. erud." p. 217.)
Mattheufit (HI.) — Johan — älterer
Brnder des Vorigen , ebenfalls Prof. der
Rechte, zu Kassel.
Mattheus (III.) — Koenrad — (1603 -
1638) Bruder des Vorigen, Prof. d. Me-
dicin zu Groningen.
Mattheus (lU.) — ChristofFel — (1608
— 1647) Bruder des Vorigen, Prof. d. Me-
dicin , der griechischen Sprache und Logik
zu Harderwijk.
Mattheus (IV.) — AntonI — der dritte
berühmte Mann dieses Namens, Sohn des
utrechter Professors, geb. 1635, gest. 1710,
Professor 1660 zu Utrecht und 1673 zu
Leyden , war ein unermüdeter Schriftstel-
ler über Niederland und Herausgeber ei-
nes sehr alten unbekannten Schreibers über
den „Krieg zwischen Utrecht und den
Drenthern" (Leyd. 1690), der alten „Chro-
nik von Egmond" (1692), zweier Schrift-
steller über Amersfoort, einer alten
„Chronik von Brabant bis 1485" (1707),
und des für die Geschichte des Mittel-
alters sehr wichtigen W^erkes : „Veteris
Aevi \nalecta" (Leyd. 1698 — 1710, 10
Th. 8., und im Haag 1738, 1740, 6 Th.
4.), welches über vieles minder Bekannte
aus der niederländischen, besonders utrech-
ter Geschichte nicht allein, sondern auch
aus der allgemeinen Geschichte und Geo-
graphie Licht verbreitet. (S. Burman,
„Traj. Erud." p.- 221 — 226. Saxe,
„Onom. Liter." T. V. p. 75.) Eines s.
besten Werke sind die „Fundationes et
fata ecclesiarum dioecesis Ultrajectinae", L.
B. 1703. (S. Burm. 1. c. p 227.) Aus-
serdem schrieb er noch: „De Nobilitate,
<ie Principibus , Ducibus , Comitibus in
Comitatu HoUandiae et Dioecesi Ultra-
jectina" , Libri IV. Amst. et Lugd. Bat.
1686 (worin er Urkunden u. andere ächte,
unbekannte Stücke mittheilt), und: „De
Jure Gladii in Dioecesi Ultrajectina" , L.
B. 1689.
MauricfuS (V.) - Jan Jacob — geb.
1692 zu Amsterdam, gest. 1768, war nicht
allein in gelehrten , sondern auch in prak-
tischen Wissenschaften so ei-fahren , dass
man ihn zuerst zum Pensionär von Purme-
rende, dann zum Residenten der General-
staaten zu Hamburg und später zum Ge-
neralgouverneur von Surinam erhob. Er
vert'asste das Trauerspiel ,,Sesostris", wel-
ches mit grossem Beifall aufgeführt wurde;
ausserdem ein Gedicht auf den „leidenden
und wieder erstandenen Heiland" (1714),
„Seegesänge, Poetische Erheiterungen,
wissenschaftliche vermischte Aufsätze und
juristische Erholungen".
Mean (IV.) — Karel De — Herr
von Altin, aus Lüttich, lebte von 1604
— 1674, bekleidete ansehnliche Posten, und
zeichnete sich dnrch s. Eifer gegen die
Ketzer aus. Sein Hauptwerk: „Jus Civile
Leodiensium, Romanorum aliarumque gen-
tium", wovon die beste Ausgabe zu Lüttich
1740 in 8 Theilen Fol. erschien , wurde
durch Louvrex's Anmerkungen ausführ-
lich erläutert.
Meertoeecb (III) — Adriaan Van —
verfasste eine „Allgemeine Geschichte des
16. Jahrhunderts" (und bis 1620), zum Ge-
brauche der katholischen Niederländer, ge-
gen Van Meteren und andere Refor-
rairte (Antwerp. 1620, Fol).
Meerman (V.) — Gerard — geb. 1722
zu Rotterdam u. Pensionär dieser Stadt,
widmete s. ganzes Leben, das er nur auf
49 Jahre brachte, und s grossen Schätze
den Forschungen der Wahrheit und Wis-
senschaft. Ausser einem Werke über die
höhere Mathematik (die Fluxions-Rechnung)
und einigen kleineren juristischen Schriften
trat er 1751 mit s. ,, Thesaurus Juris Ci-
vilis et Canonici" vor das gelehrte Publi-
cum. Dieses Werk , eine Sammlung von
Werken französischer und spanischer Juri-
sten, kam bis 1755 in 7 Theilen Fol. her-
aus , und \vurde , neun Jahre nach dem
Tode des Verfassers, 1780 von s. gelehr-
ten Sohne, Johan Meerman, mit einem
8. Theile oder Supplement fortgesetzt.
Doch besonders hat sich Meerman in
Europa durch s. „Origines Typographicae"
(1761) bekannt gemacht, indem er darin
die Ehre der Erfindung der Buchdrucker-
kunst für Haarlem und Koster in An-
spruch nimmt, wiewohl Mangel an nöthi-
ger Kenntniss des Technischen dieser Kunst
ihn annehmen liess, dass Koster nur höl-
zerne Buchstaben gebraucht hätte , wäh-
rend später Koning bewies, dass er sich
metallener bediente.
Meerman (VI.) — Johan — Sohn des
"Vorigen, geb. 1753 im Haag, bildete sich
zu Leipzig und Göttingen unter Ernesti
und Heyne, zu Leyden unter Ruhnke-
n i u s , V a l c k e n a e r luid P e s t e 1 , und
ward 1774 Dr. jur. , bei welcher Gelegen-
heit er eine interessante Dissertation schrieb:
,.Ueber die Lösung des vormaligen Reichs-
verbandes zwischen dem heil, römischen
305
Meerman
Meetkerke
306
Reiche und den Staaten der Vereinigten
Niederlande", welche Lösung er besonders
in dem augsburger Vertrag von 1548 fin-
det. In demselben Jahre erschien auch s.
gelehrte Abhandlung: „Ueber das hollän-
dische Staatsrecht. Hierauf besuchte Meer-
man Grossbritannien, Frankreich, die
Schweiz, Italien und Deutschland. 1787
ging er mit s. Gattin abermals nach Gross-
britannien, und d\irch Preussen und Oest-
reich wieder nach Italien, namentlich nach
Neapel und Sicilien (1791 , 1792) , worauf
er sich nach der in s. Vaterlande statt-
gefundenen Staatsumwälzung nach dem
Norden von Europa und nach Dänemark,
Schweden , Russland und Polen begab
(1797 — 1800). Die Früchte dieser Reisen
machte er in drei Werken über die ge-
nannten Länder bekannt. Meerman war
Schöppe s. Vaterstadt, Mitglied der Ver-
sammlung von Holland und mehrmals Prä-
.sident der Generalstaaten , eifrig dem Statt-
halter und der alten Regierungsform zuge-
than, und blieb daher von 1795 — 1802
ohne Anstellung, wurde aber hierauf Prä-
sident der Departementalregierung von Hol-
land und als solcher ernannt, um die vor-
trefflichen hamburger Armeneinrichtungen
in Niederland einzuführen. 1806 bewill-
kommnete er König Ludwig innerhalb
der Grenzen der Provinz , bei welchem er
in grosser Gunst stand und zum Kam-
merherrn und Director der Künste und
Wissenschaften ernannt wurde. Alle diese
Aemter versah er bei s. unermesslichen
Reichthum ohne Belohnung. Auch Na-
poleon schätzte und ehrte ihn , indem
er ihn zum Senator und Offizier der Eh-
renlegion ernannte. Da er sich durch den
bei diesen Ernennungen gewöhnlichen Eid
gebunden glaubte, ging er 1813 nach Pa-
ris zurück, welches ihm natürlich viele
Feinde zuzog. Nach Napoleon' s Sturz
in's Vaterland zurückgekehrt , blieb er ohne
Amt und starb 1815. — In einem Alter
von dreissig Jahren unternahm er s. ,, Ge-
schichte des Grafen Wilhelm 11. von Hol-
land , römischen Königs". Er betrachtet
diesen Fürsten sowohl in s. Regiervmg über
Holland , als auch über das deutsche Reich,
und dabei den Zustand von Beiden: die
Sitten, Gewohnheiten, Religion, Staats-
verfassung und Gesetze. Auch dieses Werk
ist reichlich mit Beilagen und Beweis-
stücken versehen und ein sehr wichtiger
Beitrag zur Geschichte des 13. Jahrhunderts.
Ausserdem haben Geschichte und Literatur
M e e r m a n eine Menge mehr oder weni-
ger wichtige Schriften zu verdanken, wie
z. B. die „Vergleichung zwischen den
Bündnissen der Achäer, Schweizer und
Niederländer" , welche von der Academie
der schönen Wissenschaften in Paris ge-
krönt wurde; DeGroot's „Vergleichung
der Republiken von Athen , Rom und Nie-
derland", zufolge eines Manuscripts des
grossen Mannes herausgegeben, übersetzt
und mit sehr gelehrten und interessanten
Noten versehen (im letzten Theile befin-
det sich eine Uebersetzung , in reimlosen
Versen, von den „Rittern" des Aristopha-
nes); „ungedruckte Briefe von De Groot
an Oxenstiern" (1807); „Bericht der er-
sten Reise Peter d. G. in Holland" (1811),
seitdem durch Scheltema's Werk ver-
dunkelt; „Geschichte der Belagerung von
Leyden unter Jan Van Beijeren (Jo-
hann von Baiern), im J. 1420"; eine
„Vergleichung zwischen Josua, Antonin
dem Frommen und Heinrich IV." (1807),
und „Beweise der göttlichen Weisheit in
der Geschichte" (1806). Als Dichter ist
er minder ausgezeichnet , denn s. Hexame-
ter sind rauh , holprig , ohne Wohllaut,
sowohl in der Uebersetzung von Klop-
stock's „Messiade" (die jedoch mit sehr
schönen, zu Wien gestochenen Kupfern
verziert ist) , als auch in dem Gedichte
„Montmartre", welches einige sehr gelun-
gene und für jene Zeit gewagte Stellen
enthält, indem er Napoleon die Ver-
dienste der Holländer vor Augen führt,
und ihn ermahnt, diese zu schonen. (S.
das treffliche „Elogium Johannis Meer-
manni", Amst. 1817 von Gras, und den
Art. über ihn in der „Galerie historique
des Contemporains", T. VIL p. 37 — 40.)
REeersch (V.) — ... Van Der —
remonstrantischer Professor zu Amsterdam,
übersetzte die Kirchengeschichte des Eu-
sebius, mit erläuternden Anmerkungen.
meesa (V.) — ... — beschrieb die
inländischen, besonders friesischen Ge-
wächse , und machte sich auch durch eine
Abhandlung über die Moospflanzen u.
den Nutzen der Kräuterkunde vortheilhaffc
bekannt.
meetkerke (II.) — Adolf Van —
ein Gelehrter aus Brügge, der auch im
niederländischen Freiheitskriege keine un-
bedeutende Rolle als Chef des Rathes von
Flandern zur Zeit der Trennung von Spa-
nien, und als Abgesandter zu der mis-
glückten Friedensunterhandlung zu Köln
307
Mellants
Merken
308
(1579) gespielt hat, deren Verhandlungen
er 1580 zu Antwerpen herausgab. Nach
der Einnahme s. Vaterstadt durch Parma
ging er in 4je nördlichen Provinzen, schlug
sich zur Partei Leicester's, folgte dem-
selben nach England, und starb 1591 zu
London, wo man in der (alten, 1666 ab-
gebrannten) St. Pauls - Kirche eine sehr
ausführliche Grabschrift fand, die s. gan-
zen Lebenslauf umfasste. Meetkerke
schrieb : „De veteri et recta pronunciatione
Jjinguae Graecae (Brug. 1565. — Brug.
et Antw. 1576), gab die Idyllen yon
Moschus und Bion (Löwen 1572) her-
aus, und übersetzte Theokrit's Epi-
gramme in's Lateinische.
Mellants (HL) — Peeter — bra-
banter Dichter des 17. Jahrhunderts, ein
Karthäuser, dichtete die Lebensbeschrei-
bung des Heil. Bruno, und „die Kreuz-
züge", 1693.
Jllenll (VL) — ... — ein Schüler
Willmet's, unlängst gestorben, ist durch
eine Abhandlung über Antara bekannt.
Mennesier (I.) — ... — französi-
scher, in Niederland geborener. Dichter
des 13. Jahrhunderts, war Orateur und
Chronikenschreiber ron Johanna, Gräfin
von Flandern, und bearbeitete den Roman
,.Perceval le Gantois'', der 1530 zu Paris
gedruckt wurde.
Mercator (11.) — Gerard — geb.
1512 zu Rupelmonde in Flandern, be-
Üeissigte sich der Dialektik unter Macro-
pedius, der Mathematik und besonders
der Erdbeschreibung , für welche letztere
Wissenschaft s. Wohnort Antwerpen sehr
geeignet war. Er verfertigte einen für jene
Zeit vortrefflichen Atlas, und besorgte
eine verbesserte Ausgabe des Ptolemäus.
Karl V. u. Wilhelm, Herzog von Jü-
lich u. Cleve, schätzten und ehrten ihn.
Auch schrieb er ein Buch ,,über die Schö-
pfung und Bildung der Welt", als Einlei-
tung zu s. Atlas , welches die Verketzerer
jener Zeit wegen schädlicher L-rthümer hin-
sichtlich der Erbsünde verdammten. Mer-
cator legte sich auch auf die mit s. Haupt-
studium so verwandte Chronologie. Er
starb zu Duisburg, wohin er sich wegen
der Unruhen in s. Vaterlande begeben
hatte, im J. 1594. Seine vorzüglichsten
Werke sind : „Tabulae ac Descriptiones
Geographicae Orbis universi" , Duisburg
1595, 4., zuerst in getrennten Karten her-
ausgegeben. „Globi terrestris sculptura",
1541. „Globi coelestis sculptura", Lov.
1587. ,,De usu annuli Astronomici", Lov.
1552. „Chronologia a mundi exordio ad
ann. 1568". „Harmonia Evangelistarum",
Duisb. 1592, 4. Ausserdem erschienen von
ihm Erklärungen über den Brief Pauli an
die Römer, einige Capitel des Ezechiel
und die Offenbarung des Johannes, wor-
in er eine unbefangene Denkweise an den
Tag legte, welche man damals Ketzerei
nannte.
Merken (V.) — Lucretia Wilhelmina
Van — eine der grössten Dichterinnen Nie-
derland's, geb. 1722 zu Amsterdam, von
mütterlicher Seite aus dem Geschlecht Van
Baerle u. Brandt, verheirathete sich
erst in ihrem 46. Jahre mit Nicolaas
Simon Van Winter, und Beide ver-
edelten u. bildeten wechselseitig ihre poeti-
schen Talente aus. Noch unverheirathet
gab sie das Lehrgedicht : „den Nutzen der
Widerwärtigkeiten" heraus. Eigene Un-
glücksfälle (deren besondere Umstände nicht
allgemein bekannt sind) gaben ihr zu diesem
Gedicht, zufolge des ersten Verses: ,,Ik
zing, door druk geleerd, het Nut der te-
genspoeden" Veranlassung. Als Lehrge-
dicht ist dieses eines der besten, welches
die Niederländer besitzen. Hierauf folgte
(1766) der David und eilf Jahre nach
ihrer Verheirathung (1779) der Germa-
nicus. Beide sind Heldengedichte, wenn
man auch Lucan 's Pharsalia dieses Na-
mens würdig hält. David ist keine poe-
tische Lebensbeschreibung, denn die Dich-
terin beginnt ihre Erzählung mit David 's
Erhebung zum Schwiegersohne des Königs,
und endigt dieselbe mit s. Thronbesteigung ;
sie enthält also eine Handlung: die
Flucht David's vor Saul. Esfehlt
darin das Wunderbare , welches ein Hel-
dengedicht (im Sinne der Alten) zu einem
Heldengedicht stempelt, aber ohne diesen
Mangel besitzt der David ungemein viel
Werth, u. ist eines der schönsten hollän-
dischen Gedichte des 18. Jahrhunderts, in-
dem der Ton, die ganze Haltung desselben
die Aufmerksamkeit fesselt und uns in
eine angenehme, schwermüthige Stimmung
versetzt. Der Ger mani cus wird durch
den competenten Kunstrichter De Vries
(„Gesch. d. niederl. Dichtk." IL 262.) über
den David gestellt, und zwar mit Recht
hinsichtlich der Ausführung der Einzeln-
heiten, nicht aber, wie Hr. Van Kampen
meint, was den Plan des Werkes betrifft.
Den Gegenstand dieses Gedichts bilden die
Streifzüge des Germanicus mit s. Rö-
309
Merken
Merula
310
mern in das Land der freien Deutschen, zu
Land u. zu Wasser. Frau Van Winter
war jedoch in der Wahl der Periode, worin
ihr Held auftritt, unglücklich. Obgleich
Gerraanicus allerdings ein liebenswür-
diger Held ist, so ist er es jedoch nicht so-
wohl den Deutschen gegenüber, als viel-
mehr im Vergleiche der verderbten Nach-
folger des Romulus, unter Denen er als
ein Stern erster Grösse glänzte. Sein häus-
liches Glück mit Agrippina (damals eine
sehr grosse Seltenheit in Rom) , die Ab-
neigung des Tiberius gegen den Hel-
den , s. ergreifender Tod in der Blüthe s.
Jahre durch diesen Tyrannen, und die An-
kunft s. von der betrübten Agrippina
begleiteten Asche : diese Scenen , welche
Tacitus fast zum Dichter erheben, bilden
den anziehendsten Theil von Germani-
cus Geschichte; und gerade diese hat die
Dichterin zum Theil, oder nur als unter-
geordnete Theile behandelt, oder ganz aus
ihrem Plane ausgeschlossen , .der sich nur
mit s. Kriegsthaten bis zu s. Triumphzuge
in Rom allein beschäftigt. Dagegen ent-
hält es jedoch auch schöne und treffende
Partieen u. Stellen, wie z. B. die Liebe
des Helden zu s. Gattin, die Schilderung
der See in dem 4. Buche, des Opfers für
Jupiter, des teutoburger Waldes, der
Schlacht zwischen den Deutschen und Rö-
mern , des Sturmes , der die Flotte des
Germanicus befällt (13. B, 341.), des
Rückzuges des Helden über die Alpen (16. B.
438 u. 441.) und s. Triumphzuges in Rom.
Doch das Ganze widerstrebt unserm Ge-
fühle u. entbehrt der Einheit ; aber nicht
zu verkennen ist , dass , besonders in den
letzten Gesängen , mehr eigene Erfindun-
gen angetroffen werden, als im David
(z. ß. im 13. B. 339). Aber das Wun-
derbare ist sowohl hier, als im David
ausgeschlossen, der als Ganzes mehr Ein-
druck auf uns macht, als viele der ver-
schiedenen Partieen in dem Germanicus.
Ausser diesen Gedichten schrieb Van Mer-
ken Trauerspiele, von welchen am meisten
bekannt sind : „Belagerung und Entsatz
von Leyden" und „Jacob Simonsz. De
Rijk*'. Das erstere zeichnet sich mehr durch
das reiche , allgemein bekannte Sujet , als
durch die Behandlung ans , die einiger-
massen dabei zurückgeblieben ist. Für den
mehr sanften Geist von Frau Van Mer-
ken war dieser Gegenstand in der That
zu tragisch. De Rijk dagegen, der edle
Gefühle zur Schau stellt, war passender
für sie. Man weiss, dass dieser Haupt-
mann der niederländischen Haufen , einer
der ersten Vertheidigcr der Freiheit , von
den Spaniern gefangen, lange Zeit nach-
her, mit einigen Andern, unter denen
Marnix, gegen Mo ndragon ausgewech-
selt wurde. Reqnesens suchte diesen
Punkt der Capitulation zu umgehen , und
wollte endlich De R i j k allein freigeben,
der jedoch grossmüthig dieses ausschlägt
mit den bekannten Versen :
'K begeer de vrijheid niet ten Koste van
mijn eer,
Geef inij mijn Ketens weör.
In der Darstellung dieses Wettstreites zwi-
schen Interesse, Ehre und Pflicht war die
Dichterin sehr glücklich. Von ihren übri-
gen dramatischen Arbeiten sind zu bemer-
ken: die ,, Camisards", der Kampf det
braven Protestanten in Frankreich gegen
Ludwig XIV.; „Maria von Burgund",
die sturmbewegte Minderjährigkeit u. Em-
pörungen der Demagogen unter dieser Für-
stin , Tochter Karl's des Kühnen;
„Louisa D'Arlac" versetzt uns nach Flo-
rida, und schildert die Rache für einige
durch die Spanier ermordete französische
Protestanten. Dieses Stück erregt wenig
Interesse , so wenig wie „Sibylla von An-
jou", Gemahlin des letzten Königs von Je-
rusalem, aus den Zeiten der Kreuzzüge,
und „Gelonide", ein Stück aus den schön-
sten Zeiten Griechenland's , die Aufopfe-
rung der Mutterliebe darstellend. Dieses
letztere ist , nach dem Muster der Alten,
mit Chören versehen , eine damals , vor
mehr als einem Jahrhunderte, ungewöhn-
liche Erscheinung.
MEcrula (III.) — Paulus -- geb. 1558
zu Dordrecht, gest. 1607, studirte zu Ley-
den , besuchte Frankreich , die Schweiz,
Italien , Deutschland u. England , widmete
sich nach s. Zurückkunft der praktischen
Jurisprudenz, ward 1592 Prof. d. Geschichte
zu Leyden, als Nachfolger des L i p s i u s,
u. 1598 Reichshistoriograph. Er schrieb
eine Menge Werke, die nebst s. Biogra-
phie in Baien 's „Beschreibung von Dord-
recht" (p. 208 — 210) angegeben sind.
Ausser Eutropius (1592) gab er auch
noch die Fragmente von Ennius heraus,
schrieb die Biographien von Erasmus u,
Franciscus Junius und verschiedene
historische, archäologische, topographische
u. juristische Werke , unter andern eine
politische u. Kirchengeschichte der ersten
311
Messhaert
Meursius
312
zwölf Jahrhunderte nach Christus, wo-
von Willem Meruia die Fortsetzung bis
1600 in holländischer Sprache lieferte. Nach
Baien ist das Meiste Manuscript geblie-
ben. Meruia war auch in der Geogra-
phie gründlich erfahren. Seine „Cosmo-
graphia generalis, L. III. Particularis IV.",
Europa, Spanien, Frankreich u. Italien
enthaltend (Amst.1605, 1621, 1636), ist ein
für die damalige Zeit ausgezeichnetes Werk.
Messhaert (VI.) — N. — Menno-
nitenprediger zu Rotterdam , schrieb eine
Vorlesung über „den vollkommenen Red-
ner", bei Eröffnung der Versammlung der
holländischen Gesellschaft der schönen Kün-
ste und Wissenschaften 1821 gehalten, eine
Abhandlung, worin das Muster die Regeln
bekräftigt.
IfEesschert (VI.) — Willem — aus
Rotterdam, dessen Gedicht: „die Schlacht
von Waterloo" von der holländischen Ge-
sellschaft der schönen Künste u. Wissen-
schaften den goldenen Preis erhielt. Grösse-
ren Fortschritt in der poetischen Di-
ction, welche die rotterdamer Dichter die-
ses Jahrhunderts in hohem Grade besitzen,
zeigt s. Gedicht „auf die Gesellschaft der
Wohlthätigkeit", u. ein Meisterstück darin
ist s. allerliebstes Gedicht : „die goldne
Hochzeit", welches durch Einfachheit des
Plans, wie durch treffliche Ausführung der
Details, Nai^etät des Ausdrucks u. Ver-
edelung der Sprache des gemeinen Lebens
für die Niederländer Das ist , was die
„Luise" von Voss für die Deutschen ist,
wiewohl beide Gedichte wegen des in bei-
den Ländern herrschenden verschiedenen
Geschmacks — des Idealen in Deutschland,
des Realen in Niederland — nicht vergli-
chen werden können.
meteren (III.) — Emmanuel Van —
geb. 1535 zu Antwerpen , ein Neffe von
Ortelius, gest. 1612 zu London, wo er
seit 1583 niederländischer Consul war,
schrieb über die niederländischen Re-
volten vom Anfang der burgundischen Re-
gierung in Niederland , vornehmlich seit
1555, der Abdankung Karl' sV., bis 1612.
Besonders lesenswerth ist dieses Werk hin-
sichts s. Vaterstadt und alles Dessen, was
den Handel betrifft (er selbst war Kauf-
mann) , z. B. des ganzen Handelsvertrags
zwischen Heinrich VII. und Philipp
dem Schönen, 1495 geschlossen. Van
Meteren ist im Allgemeinen weit mehr
gelesen als Bor, welches besonders s. we-
niger langweiligen Style zugeschrieben wer-
den kann. Sein Werk fuhrt den Titel:
„Historia Belgica nostrl potissimum tempo-
ris ad annum usque 1598", hierauf in hol-
ländischer Sprache, 1599, 1605, 1608,
1610, 1611 (zuDanzig), 1614, 1623, 1638,
1647, 1652, 1660; auch zu Gorinchem,
10 Theile 8., in's Deutsche übersetzt,
1614, 1640 u. 1669, 2 Theile Fol., und
in's Französische, im Haag 1618, Amst.
1670 (wo p. 32 — 35i obiger Handelsver-
trag). Dieses Werk ward bis 1619, und
später von Bau dar t bis 1624 fortgesetzt.
Metius (III.) -^ Jacob — aus Alk-
mar, Verbesserer der Teleskope u. Mi-
kroskope.
mietius (III.) — Adriaan — Bruder
des Vorigen, aus Alkmar, von 1597 bis
1635 Professor zu Franeker , gab die
„Sphärenlehre" in 5 Büchern u. „ein Sy-
stem der Astronomie" in 3 Büchern , so
wie noch einige andere mathematische
Werke heraus. Er starb in hohem Alter,
und ward in s. Grabschrift Hipparchus,
Ptolemäus, Alphonsus von Kastilien
u. Tycho Brahe gleichgestellt.
Meursius (III.) — Johannes — geb.
1579 zu Loosduinen, ein trefflicher Archäo-
log, erläuterte in s. 16. Jahre den fast
unverständlichen Lykophron, ward 1610
Professor zu Leyden und 1611 Historio-
graph von Holland, musste jedoch wegen
s. Anhänglichkeit an Oldenb am eveld
s. Vaterland meiden, und folgte einem Ruf
als Prof. d. Geschichte an die dänische Uni-
versität zu Soroe, welches Amt er von 1625
bis 1639 bekleidete. Seine Feder war so
fruchtbar, dass er sich rühmt, während er
Professor zu Leyden war, mehr griechische
Autoren herausgegeben zu haben , als alle
übrigen Professoren zusammen in den er-
sten 50 Jahren des Bestehens dieser Uni-
versität. Ausserdem verbreitete er visl
Licht über die griechischen, besonders athe-
niensischen Alterthümer, Gesetzgeber, Ge-
setze , Spiele , Tänze u. s. w . Eines s.
vorzüglichsten Werke ist eine Sammlung
aller merkwürdigen frühern und spätem
Nachrichten über die drei berühmten In-
seln Cypern, Kreta u. Rhodus. Auch
die vaterländische Geschichte bearbeitete
er mit Glück , gab jedoch darin durch s.
Freimüthigkeit Anstoss. So musste er s.
„kurze Geschichte des Waffenstillstands",
seiner ,, Geschichte Niederland's unter Al-
ba" (1614) ganz umgearbeitet hinzufügen.
Meursius war nach Einigen zu sehr
bloss Sammler: es fehlte ihm reifes Ur-
313
Meij
Minellius
314
thell , klares Ordnen und fester Gesichts-
punkt zur Betrachtung des Behandelten ;
doch erkennen ihm Gravi us u. Corsi-
nus bedeutende Kenntnisse, Fleiss u. Be-
obachtungsgabe zu. Die Liste s. zahlrei-
chen Werke gibt er selbst in s. Lebens-
beschreibung r,.Athenae Batavae" p. 192 —
198, jedoch nur bis zu s Rufe nach Soroe),
dann Foppens, Th. L p. 689 — 691,
Saxe, „Onomast." T. IV. p. 84 — 86,
„Analect." p. 574, und Wachler l. B.
2. Abth. S. 708.
Meij (IV*.) — Joan De — abstam-
mend aus einem angesehenen flämischen
Geschlecht, geb. 1617 zu Middelburg, be-
suchte England , Frankreich , die Schweiz
u. Deutschland, begab sich 1643 als Pre-
diger nach St. Eustathius , wo er in hol-
ländischer, französischer u. englischer Spra-
che predigte. 1645 zurückgekehrt, ward
er 1649 als zehnter Prediger nach Mid-
delburg berufen. 1652 war er Prediger zu
Mecheln bei den holländischen Abgeordne-
ten in der Chambre mi-partie zur
Beilegung der noch schwebenden Mishel-
ligkeiten mit Spanien, und 1676 Prof. d.
Theologie u. Naturphilosophie zu Middel-
burg. De Meij starb 1678, ausgezeich-
net durch Rechtlichkeit und Mässigung.
Seine Werke sind zu Middelburg 1681 u.
zuDelft 1704 in einem Foliobande gedruckt.
Ausser verschiedenen Werken schrieb er
1661 eine „Physiologia Sacra".
Meijer (II.) — Jacobus — geb. 1491
zu Vleteren, bildete sich zu Paris unter
Despautere und unter Erasmus, be-
gab sich zuerst nach Ypern, dann nach
Brügge und starb als Pastor zu Blanken-
berg 1552. Er verfasste : .,Flandricarum
Rerum T. X. de Origine, Antiquitate etc.
Coniitum Flandriae", Brug. et Antw. 1530.
„Chronicon Flandriae", Norimb. 1538, 4.;
auch abgedruckt in den „Commentarii sive
Annales Flandrici", L. XVII. Antw. 1561,
Francof. 1580. Es geht bis zum Tode
Karl's des Kühnen. Seines Bruders
Enkel, Filips, hat dieses Buch bis 1617
fortgesetzt. (S. Foppens, I. 528, 529,
1038, und Dewez, „Hist. Part, des Prov.
Belg." T. III. p. 275.) Auch schrieb
Meij er einige lateinische Gedichte.
MEeijer (IV.) — Laevinus — Jesuit,
geb. 1655 zu Gent, gest. 1730 zu Löwen,
schrieb ein lateinisches , später von ihm
auch in's Holländische übersetztes Lehr-
gedicht „über den Zorn", welches sich
durch Reinheit des Ausdrucks, und in der
Uebersetzung durch sehr fliessende Verse
auszeichnet.
Helfer (VI.) — J. D. - geb. an
dem.selben Tage, wie Tollens, Mitglied
des IVational-Instituts, in welchem er mit
ihm um den Altersrang loosen musste , ist
durch s. „Esprit des institutions judiciai-
res" (jetzt in 6 Theilen vollständig)
In - und Ausländern als philosophischer
Rechtsgelehrter und Geschichtsforscher be-
kannt. Auch hat er einen vorzüglichen
Antheil an dem von Tijdeman heraus-
gegebenen Briefwechsel von Rechtsgelehr-
ten. Seine Prozessverhandlung für Lud-
wig Napoleon, Graf von St. Leu, wel-
cher auf den Pavillon bei Haarlem An-
spruch machte , enthält mehrere Proben
gerichtlicher Beredsamkeit.
Jüicliault (I.) — Pierre — Secretär
Karl's des Kühnen, schrieb die Ge-
dichte: ,,le Doctrinal de Cour", in Prosa
und Versen, ,,la danse aux aveugles", u.
eine Trauerklage auf den Tod der
Gräfin Charolois, Karl's Gemahlin.
HieriS (V.) - Frans Van — aus
Leyden , ein eifriger Sammler für die va-
terländische Geschichte, gab 1726 zu Ley-
den die „Beschreibung der bischöflichen
Münzen und Siegel von Utrecht", 1732
im Haag die „Geschichte der niederländi-
schen Fürsten", in 3 Theilen, 1740 die
alte „Chronik von Holland", 1748 zu Ley-
den eine ,, Abhandlung über die Lehnbar-
keit der Grafschaft in Holland", die „Ant-
werpener Chronik", 4., 1753 — 1756 in
4 Th. Fol. zu Leyden das „Grosse Ur-
kundenbuch der Grafen von Holland, Zee-
land und der Herren von Friesland", 1757
in 8. eine ,, Abhandlung über die Zusam-
menstellung der Geschichte, namentlich der
von Holland", 1759 in Fol. „Urkunden,
Privilegien, Gnadenbriefe, Rechte und Frei-
heiten der Stadt Leyden", und 1762 —
1770 in 3 Th. Fol. „Beschreibung der
Stadt Leyden" heraus.
mUlius (V.) — ... — Professor zu
Utrecht, schrieb „Rudimenta Linguae Per-
sicae hodiernae, in Dissertationibus selectis",
L. B. 1743, und gab für den Handgebrauch
die griechische Uebersetzung des A. Testa-
ments mit verschiedenen Lesarten aus der
leydener Bibliothek heraus.
Minellius (VI.) — Johannes —
(Lehrer an einer lateinischen Schule zu
Rotterdam), besorgte von Salin st, Te-
renz, Virgil, Horaz, Ovid u. s. w.
(1653) Ausgaben, die wegen der Sacher-
315
Miraeus
Monceaux
316
klärungen für den ersten Schulunterricht
von Nutzen waren.
Miraeus (HI.) — Aubertus — (La
Mire) geb. 1573 zu Brüssel, Siegelbewah-
rer u. Bibliothekar s. Oheims, des Bischofs
von Antwerpen, dann Generai-Vicar dieses
Bisthums, ein Mann von ungemeinem Fleisse
und unermüdlicher Thätigkeit, hat \iele
Verdienste um die Erforschung der kirch-
lichen Alterthümer des südlichen Nieder-
lands, besonders was die geistlichen Orden
betrifft. Sein Styl ist jedoch matt, und
er besitzt weder Kritik noch Geschmack,
aber desto mehr Aberglauben. Auch schrieb
er „Elogia illustrium Belgiae Scriptorum",
Antw. 1609, 4. Er starb 1640.
Modderman (VI.) — ... — gab
1810 Nachrichten über Deutschland.
Moens (VI.) — Petronella — Wittwe
Van Streek's, eine berühmte Dichterin,
welche unlängst den 50. Jahrestag ihres
Dichtersieges feierte. Sie ward 1763 in
einem friesländischen Dorfe, wo ihr Vater
Prediger war, geboren. Mit ihrem vierten
Jahre des Gesichts beraubt, wurde sie
nichts destoweniger eine Dichterin, welche
aus der Erinnerung ihrer frühesten Jugend
die Schönheiten der Natur mit Lebendigkeit
schilderte. Zu Bergen op Zoom, wo sie
später lange Zeit wohnte, gab sie mit Ber-
nardus Bosch verschiedene prosaische
u. poetische Werke heraus. Es erschienen
1788 ihr „Ehrenkranz für Aardenburg",
welchen Ort ihr Vater " zum Aufenthalt
wählte, als sie zwei Jahre alt war, — 1789
„erbauliche Gedichte", — 1791 die Ge-
dichte: „Oldenbarneveld"; „die Ge-
brüder De Witt"; „Hugo de Groot",
— 1794 „Gedichte vermischten In-
halts", — 1798 „Früchte der Einsam-
keit", und 1803 gab sie Loosje's Ge-
dichte von dem „Reichthume, dem Mittel-
stande und der Armuth" heraus. Wahr-
scheinlich hat Petronella Moens noch
mehrere Gedichte verfasst , da keine voll-
ständige Liste ihrer Werke bekannt ist.
Auch als Verfasserin von Romanen ist
sie geschätzt , worin sie sich eines poe-
tisch-prosaischen Styls bediente, der je-
doch ein wenig zu blumenreich ist , ob-
gleich ihre mannigfaltigen Werke dieser
Art sich durch edle und rein religiöse Ge-
fühle auszeichnen. Gegenwärtig lebt diese
gefeierte Dichterin zu Utrecht.
Molanus (II.) — Joannes (Ver-
meulen) geb. 1533 zu Ryssel, legte sich
auf scholastische Philosophie und Theolo-
gie, war Professor, königlicher und päpst-
licher Curator zu Löwen, und starb 1585.
Er verfasste ehie Menge Schriften über
philosophische , kirchengesclüchtliche und
auf Legende sich beziehende Gegenstände,
die „Jahrbücher von Löwen" (die jedoch
nicht gedruckt und nur bei Valerius
Andreas angegeben sind) und über „Mi-
litia Sacra Ducum ac Principum Braban-
tiae", Antw. Plant. 1592, 8.
Molinet (I.) — Jean — Bibliothekar
der Margaretha von Oestreich,
Tante Karl's V., Historiograph der bur-
gundischen u. östreichischen Fürsten, und
Canonicus von ü. L. F. zu Valenciennes,
wo er 1507 starb, schrieb eine, von 1474
— 1507 laufende Chronik (eine Fort-
setzung von Chastelain's Geschichten),
welche ungedruckt geblieben ist und sich
früher in der Bibliothek der doornikschen
Hauptkirche befand. Ausserdem brachte
er den Roman de la Rose in Prosa, auf
Verlangen Philipp 's, Herzogs vonCleve.
Seine „Faicts et Dicts " sind zu Paris
1537, und die daraus gezogenen Gedich-
te daselbst 1723 gedruckt. Vor Zeiten
sah man in der Kirche zu Valenciennes s.
Portrait mit einer französischen Unter-
schrift, worin er Apollo' s u. der Mu-
sen Liebling und ein zweiterOvid
genannt wird.
Moll (VI.) — . . . — Professor zu
Utrecht, ein würdiger Schüler des De-
la m b r e, machte wichtige Versuche mit der
galvanischen Elek tricität, worüber
das Journal de Physique, 1820, T. XC,
das Journal of the Royal Institution, T. X,
p. 188, Thomson's Annais of nat. Phi-
los., Oct. 1821 , T. II, p. 288, das Edin-
burgh philosoph. Journal, Jan. 1822, Nr 11,
p. 83, die Memoirs of the Astronomical
Society of London, T. I. , das Journal de
Physique, T. XCIV, p. 379, und da.s
Edinburgh Philos. Journal , April 1822,
T. IX, p. 167 berichten.
Momma (IV.) — Wilhelmus — aus
Hamm , als Prediger nach Middelburg be-
rufen, ward als Neuerer vom Prinzen Wil-
helm III. wieder abgesetzt.
Monceaux (II.) — Fran^ois — Herr
von Froideval, aus Artois, lateinischer
Dichter, Gesandter des Herzogs von Par-
ma in F' rankreich, wo er ausser einer poe-
tischen Umschreibung des hohen Liedes,
den 44. Psalm, auch ein „Paradies" und
eine Beschreibung s. Landgutes herausgab.
31t
Moniot
Muller
318
Jfloniot (I.) — ... — aus Arras, viel-
leicht ein Mönch, französischer Minnedich-
ter, der um das Jahr 1250 lebte.
Mona (VI.) — J. B. Van — aus
Brüssel, Dr. d. Medicin, Prof. der Physik
u. Chemie an der Universität zu Löwen
und Mitglied vieler gelehrten Gesellschaf-
ten, hat eine „Pharmacopee manuelle*' u.
,,Pharmacopee generale", so wie auch ein
„Journal de Chimie et de Physique" in
6 Theilen 8. herausgegeben. Ausserdem
übersetzte er das Werk von Davy, unter
dem Titel : „Elemens de Chimie philoso-
phique".
Montanus (II.) — Paulus — (Van
der Berghe) Rathsherr zu Utrecht, ein
Vertheidiger der spanischen Partei, schrieb
ein geschätztes Werk : „de Jure tutelarum
et curationura'' (nach des Vaters Tode von
s. Sohne herausgegeben), Lugd. Bat. 1597,
P'rancof. 1607 u. Hagae Comit. 1656.
nioiitanus (III.) — Petrus — aus
Delft, Prediger in dem Nieuwen Hoorn,
gab eine Neue Kunst, genannt die
Sprach kunst (Sprachlehre) zu Delft 1635
heraus. (S. Pars, ,, Namenrolle" p. 153.)
Wunderlich sind die Namen , die er den
Buchstaben gibt.
lUontanus (IV.) — Amoldus — lie-
ferte in s. „Wundern des Ostens" die Ge-
schichte Ostindiens, von den fabelhaften
Eroberungen des Bacchus u. Sesostris
an, bis auf die der Niederländer, und
fügte den Merkwürdigkeiten des Landes,
Klimas und der Volkssitten die Helden-
thaten der niederländischen Admirale und
Seeleute in diesen Gegenden, eines Van
Noort, Van Nek, Matelief, Van
Der Hagen, Spilbergen, Bontekoe
u. A. hinzu.
Moonen(IV.) — Arnold — geb. 1644
zu ZwoUe, 1668 Prediger an dem Har-
denberg u. 1679 zu Deventer, wo er 1711
starb. Mit dem Geiste und den Sprachen
des Alterthums vertraut, braucht Moonen
viele Ausdrücke von Virgil ins. Hirtenge-
dichten, worin man niederländische Ge-
mälde sieht , die jedoch für das Hirtenge-
dicht weit weniger passen, als die anziehen-
den , abwechselnden Gefilde oder Berge
von Griechenland , SiciJien , Italien oder
der Schweiz, während die Sitten der hol-
ländischen Bauern durchaus nichts Ideales
haben. Viele dieser Hirtengedichte sind
Allegorien und verherrlichen Gegenstände
der Bibel oder Freunde des Dichters. Die
darin vorkommenden Anspielungen auf
Kriegs - oder andere politische Vorfälle
schwächen jedoch den rein poetischen Ge-
nuss dieser ländlichen Gesänge. Moonen
gab s. erste Sammlung von Gedichten 1700
unter dem Titel : ,, Heilige Hirtengedichte,
Hirtenlieder, Hochzeits-, Geburts-, Lei-
chen-, Grabes-, Sitten-, Bilder-, Lob-,
Kling - , Vermischte, biblische Gedichte u.
Uebersetzungen" heraus. Eine Ausgabe
s. nachgelassenen Gedichte besorgte Poot
1720. Als tüchtiger Sprachkenner zeigt
sich Moonen in s. „Holländischen Sprach-
lehre, zum Gebrauch von In- und Aus-
ländern, nach mehreren Schriftstellern und
Anmerkungen bearbeitet und herausgege-
ben", 1706. Diese Sprachlehre vvar (zu-
folge Y pey , „Gesch. d. niederl. Sprache",
p. 537) ein Handbuch für alle Freunde
der Sprache während mehr denn drei Vier-
teln des 18. Jahrhunderts. Moonen war
auch ein für s. Zeit nicht unverdienstlicher
Kanzelredner, wie dies z. B. s. schönen
Predigten „Paulus zu Athen", ,,Paulus
unter den Heiden" beweisen.
SEoonen (V.) — ... — süd-niederlän-
discher Dichter einiger Allegorien.
Morgester (VI.) — ... — Mathe-
matiker.
Morinus (V.) — ... — Professor
der orientalischen Literatur zu Leyden u.
dann zu Amsterdam, geb. 1625 und gest.
1700, bearbeitete den samaritanischen
Text der fünf Bücher Moses.
Mort (IV.) — J. La — Professor der
Medicin zu Leyden , bestreitet die Krank-
heitslehre von Boe-Sylvius.
niouskes (I.) — Philippus — geb.
zu Gent u. gest. 1282, gab eine gereimte
„französische Geschichte" voll Märchen her-
aus , die mit H e 1 e n a ' s Raub beginnt und
den ganzen trojanischen Krieg be-
schreibt. Man leitete damals die Franzosen
von Franc US, Hektor's Sohn, ab).
lüulder (VI.) — J. — ausgezeich-
neter Chirurg, Professor der Medicin zu
Franeker und zu Groningen, gest. 1810,
bekannt durch s. Lobrede : „De Meritis
Petri Camperi in Anatomiam compa-
ratam" (Gron. 1808), vollbrachte glück-
lich zwei der schwersten und selten vor-
kommenden Operationen : die Ablösung des
Schenkels an der Hüfte und die Wegnah-
me des ganzen Kniegelenks.
ItluUer (VI.) — J. N. Statins —
dessen „Abhandlungen über den Selbst-
mord", vorgetragen in der Gesellschaft:
319
Munniks
Felix Meritis, vou derselben 1817 im
Druck erschienen.
muimiliS (IV.) — J, — geschickter
Chirurg, machte sich durch s, „Chirurgia
ad praxin hodiernam adornata" bekannt.
Muntinck (IV.) — Abraham — Arzt
und Professor der Botanik und Chemie zu
Groningen , der nach vielen Reisen durch
Europa die gröninger Universität mit einem
schönen Garten bereicherte. Er war selbst
ein iieissiger Beobachter, und s. „Wahres
Studium der Pflanzen" (Amst. 1672, 4)
für jene Zeit ein sehr gutes Werk. Auch
schrieb er 1681 über den Skorbut.
Muntinck starb 1685. (S. „Dict. histor.
des Pays - Bays", Anv. 1786, T. II. p. 92,
93. Sein Vater, Heinrich M., gab 1646
einen „Hortus Botanicus" heraus.)
Muntin^he (VI.) — H. — geb. 1752
in dem gröningschen Dorfe Termunten,
studirte 1766 zu Groningen, unter Schrö-
der, die orientalischen Sprachen, ward
1775 Dr. der Theologie, 1789 Prof. der
Theologie u. Kirchengeschichte zu Har-
derwijk und 1798 zu Groningen, welches
Amt er mit allgemeinem Beifall, auch wegen
s. gemässigten, aufgeklärten und wahrhaft
liberalen Denkungsart, bekleidete. Seine
„Geschichte der Menschheit nach der Bibel"
(1. Th. Amst. 1801 , XI. Th. im Haag
1817), welcher die alte hebräische Ur-
kunde zu Grunde gelegt ist, enthält viele
wichtige Ideen. Noch als Professor zu
Harderwijk gab er die vortreffliche hol-
ländische Uebersetzung des Buches
H i 0 b , von Schultens, die der Verf.
unvollendet gelassen hatte, mit s. Fort-
setzung heraus. Muntinghe allein
kommen s. Uebersetzungen der Psalmen,
der Sprüchwörter u. des Prediger
(1804, 1805) mit Anmerkungen zu, worin
der Uebers., nach dem Urtheil der Kenner,
sehr glücklich die Mitte zu halten wusste
zwischen sklavischer Anhänglichkeit an das
alte Kirchensystem u. dem ikarischen Fluge
der höhern Kritik. Auch schrieb Mun-
tinghe eine „Dogmatik". (S. „Galerie
bist, des Contemporains'^, T. VII. 1. Part.
p. 191, 192.)
Idurmellius (II.) — Johannes — aus
Roeremonde, Conrector u. Rector der la-
teinischen Schulen zu Münster , wo er die
verbesserte Lehrart einführte, von 1500
bis 1515 zu Alkmar und dann zu Deventer
bis zu s. 1517, wahrscheinlich durch Gift,
erfolgten Tode; ein Mann, dessen Schrif-
ten zahlreicher als die s. Lehrers Hegius,
Musschenbroek 320
das Gebiet der Sprach - und Dichtkunde,
der Kritik, der scholastischen Philosophie
und Pädagogik umfassten, und der mit als
Wiederhersteller der alten Literatur be-
trachtet werden kann. (S. Foppens,
T. II p. 699, 700.)
Musius (IL) — Cornelis — (Muis)
lateinischer Dichter, geb. 1533 zu Delft,
•studirte zuerst zu Löwen, dann zu Paris
u. Poitiers anfangs Theologie und schola-
stische Philosophie, legte sich dann jedoch
auch, zur Erholung, auf die Poesie des
Jahrhunderts von Augustus, die er mit
Glück nachahmte. In's Vaterland zurück-
gekehrt, lebte er 36 Jahre ungestört als
Priester in dem St. Aagten - Kloster zu
Delft. Der 70jährige gemässigte M u s i us ,
der bei der, 1572 ausgebrochenen Revolu-
tion der schrecklich gemishandelten Prote-
stanten nach Leyden floh , wurde von dem
schändlichen Lumey auf die grausamste
Weise ermordet. Seine Gedichte sind
alle ernsten und zum Theil religiösen In-
halts, nämlich: „Oden \md Psalmen",
„über die Flüchtigkeit der Zeit", „Lob
der Einsamkeit" und einige „Loblieder
auf Heilige". (S. „Biogr. niederl. Män-
ner u. Frauen", IV. Th. p. 305— 308.)
Musschenbroek rv.) — Pieter —
aus Leyden, lebte v. 1692 bis 1761, war
zuerst Professor zu Duisburg, dann seit
1723 zu Utrecht, und nach 1740 zu Ley-
den, wo er Mathematik u. Naturphiloso-
phie lehrte. Seine physikalischen Ver-
suche und Entdeckungen finden sich in
folgenden Werken von ihm zerstreut: „Ele-
menta Physico-Mathemalica" , Traj. 1726,
8. et L. B. 1741, 8. „Dissertationes Phy-
sicae experimentales, geometricae de Magne-
ta" etc. L. B. 1729, 4. „Tentamina ex-
perimentorum naturalium" , ibid. 1731 , 4.
,,Institutiones Physicae" , L. B. 1734, 8.
1741, 1748, 8. (Im J. 1739 in holländ.
Sprache : „Anfangsgründe der Naturlehre",
auch in's Französische übersetzt von Mas-
suet: „Essays de Physique" , 1739, 4.
2 Vol.) „Introductio ad Philosophiam Na-
turalem, ex edit. J. Lulofs", L. B. 1762, 4.
2 Voll. Ferner in den „Ephemerides rae-
teorologicae, Ultraj. anni 1729, b. Dissert.
phys. et mathem." L. B. 1729. Mus-
schenbroek, wie wohl ein höchst ver-
dienstlicher Physiker, besass jedoch den
Scharfsinn 's Gravesande's nicht. Seine
Stärke bestand mehr in Anstellung von
Versuchen und Beobachtungen. Besonders
321
Mutzenbechei-
Nannius
322
verdienen s, meteorologischen und magne-
tischen Untersuchungen grosses Lob. Seine
Versuche über die Haarröhrchen sind merk-
\'vürdig. Er erfand das Atmometer und
Pyrometer, und bediente sich bereits der
Elektricität zur Erklärung des. Regens.
Noch verdient s. 1730 zu Utrecht bei Nieder-
legung s. Rectorats gehaltene „Oratio dea
Methodo instituendi experimenta Physic"
bemerkt zu werden, so wie überhaupt die
mehr analytische Methode in s. Schriften.
Auch übersetzte Musschenbroek die
Versuche der Mitglieder der florentinischen
Akademie: del Cimento, in's Lateini-
sche, und gab sie, mit Anmerkungen be-
reichert, heraus. Sein Bruder Jan Van
Musschenbroek war ein ausgezeichne-
ter Instrumentenmacher, und es sind noch
Werkzeuge von ihm vorhanden, die besser
sind, als man sie jetzt in Niederland ver-
fertigen kann. (S. Saxe, „Onoraast. "
T. VI. p. 262, 263, 679, u. T e Water,
„Narratio", p. 38.)
Mutzenbecher (V.) — .,._ lu-
therischer Prediger im Haag, erklärte ver-
schiedene Stellen des N. Testaments aus
dem von ihm herausgegebenen grossen
„Wörterbuche zur Septuaginta von Bie hl"
(1779).
Muylwijk (III.) - Matthys Van —
ein dordrechter Dichter, gab nach s. Reise
nach Rom s. „Ausländischen Krieg oder Römi-
sche Liebessiege" heraus. Auf diese etwais
unsittlichen Gedichte schrieb er religiöse,
aber von geringerem Werthe.
MEijle (III.) — Abraham Van Der —
geb. 1558 , gest. 1637 als Prediger zu
Dordrecht, schrieb eine Abhandlung „de
Antiquitate Linguae Belgicae" (Lugd. Bat.
1611), worin er zuerst die überraschende
Aehnlichkeit der holländischen Sprache mit
dem Persischen gezeigt hat.
N.
JVaaldwiJk (II.) — Jan Van — der
berühmte letzte Anführer der Hoekschen,
verfasste die „Alte Gouda'sche Chronik"
oder Geschichte von Holland, Zeeland,
Friesland u. Utrecht, welche von dem er-
sten Grafen von Holland bis 1477, zum
Tode Karl's des Kühnen geht, und
später bis zum Tode Philipp's IL, mit
Anmerkungen bereichert, von Petrus
Scriverius fortgesetzt wurde. Obgleich
nicht unparteiisch , verw arf N a a 1 d w i j k
jedoch die Märchen , womit alle frühern
Chroniken angefüllt waren.
IVaarssen (III) — Johan Van —
(Narsius) aus Dordrecht, zuerst remon-
strantischer Prediger zu Grave, doch hier-
auf Arzt , wozu er sich in Caen bildete,
ward Leibarzt Gustav Adolph's und
dabei s. Historiograph. Er reiste nach
Moskwa, folgte Gu stav Adolph nach
Deutschland und liess sich in Preussen nie-
der, um während des Königs Aufenthalt
daselbst s. Thaten besser vernehmen zu
können. Van Narssen war holländischer
sowohl , als französischer und lateinischer
, Dichter, und besang vornehmlich die Gross-
thaten s. Beschützers in : „Riga devicta",
Riga 1625 ; „Poemata Suedo - Borussica,
Moschovitica , Miscellanea" ; „Gustavidos,
sive de Bello Sueco - Austriaco , L. III.",
Hamb. 1632 (die letzten Feldzüge Gu-
stav's in Deutschland); „Miscellanea,
L. X."; „Gustavus saucius, Tragedia, Re-
gis Funebria". 1635 ging er, in den hol-
ländischen Dienst zurückgekehrt, als ausser-
ordentlicher Rath von Indien nach Bata-
\"ien, wo er zwei Jahre später starb. (S.
Paquot, „Memoires pour servir ä l'Hi-
stoire litteraire des Pays-Bas", p. 172,
und Baien, „Dordrecht", p. 214.)
ÜTaeranus (HI.) — Samuel — ein
Dichter aus Dordrecht, der in einem Lied-
chen hinter s. erbaulichen Banquet
oder Ehe - u. Hochzeitsgesetzen das in der
holländ. Poesie selten vorkommende Vers-
maas , dessen sich später Bürger in s.
Leonore bedient hat, nämlich das von
acht Versen, anwendet, wovon der 1. u. 3.,
2. u. 4., 5. u. 6., 7. u. 8. auf einander
reimen, welches eine für das Ohr angeneh-
me Wirkung hervorbringt.
SiTannius ( 11. ) — Pieter — geb.
1500 zu Alkmar, Rector daselbst, dann
Professor zu Löwen, wo er studirt hatte,
gest. 1557, gab Anmerkungen auf Ci-
cero's Reden gegen Verres, auf ein-
zelne Schriften von Livius, VIrgil,
Horaz, den Kirchenvater Ambrosius
und das A. Testament, einige lateini-
sche Reden über die damaligen Zeitum-
stände, und Uebersetzungen (aus dem
Griechischen in's Lateinische) aus De-
ll
323
Nauta
Nieuport
324
raosthenes, Aeschines, Plutarch,
den Kirchenvätern Athanasiiis, Basi-
lius und Chrysostomus heraus. (S.
Foppens, Th. II. p. 994, 996.)
IVauta (V.) — Simon — Prediger zu
Wolvega, verfasste eine gute Leichenrede
auf Onno Zwier Van Haren 1779.
(S. Ypey, p. 557.)
IVeedham (V.) — ... — Abt, so
bekannt durch s. Entdeckungen mit dem
Mikroskop, schrieb über die Bienen
u. Ameisen.
UTeets (III.) — Huberts — süd- nie-
derländischer Dichter (1635).
]irelis (V.) — Cornelis Franciscus De —
Abt , später Bischof von Antwerpen , ein
sehr gelehrter Alterthums - u. Geschichts-
kenner, nahm an den Arbeiten der brüsse-
ler Akademie thätigen Antheil, wovon 1773
8. Betrachtungen über ein altes Denkmal
im Dornikschen u. 1776 über verschiedene
Punkte der niederländischen Geschichte
zeugen. Er betrachtet hier die Geschichte
aus einem pragmatischen Gesichtspunkte,
den Charakter und die Sitten der Belgier
zur Zeit der Römer u. s. w. In einer s.
Untersuchungen leitete er den Namen Bra-
bant von Propontii ab, welcher die-
sem Lande von den Römern gegeben sein
sollte. 1790 gab er ein Werk, auf der
einen Seite lateinisch, auf der andern
französisch, betitelt: „Belgicarum Rerum
Prodromus , sive de Historia Belgica ejus-
que Scriptoribus praecipuis Commentatio"
heraus, worin er den Grund zu einer Li-
teratur der Süd-Niederlande im Fache der
Geschichte legte. Dieses Werk ist jedoch
unvollendet geblieben.
HKTeniiuS (IL) — Johannes — (Jan
Govertsz) aus Herzogenbusch, ein Geist-
licher und später Schullehrer zu Köln,
Nimwegen , Herzogenbusch u. Amsterdam,
verfasste eine Uebersctzung des Till Eu-
lenspiegel in lateinischen Versen.
IVierstrasz (VI.) — J. L. — rot-
terdamer Dichter, der Sänger des Erlö-
sers, wurde von der antwerpener Ge-
sellschaft für das Besingen von Rubens
und das „Lob des niederländischen Fleisses"
mit der goldenen Medaille gekrönt u. seit-
dem durch s. „John Howard" u. an-
dere Gedichte, nicht minder durch Dich-
tergluth als durch Menschenliebe ausge-
zeichnet, mit Recht hochgeachtet.
Meuhof (HL u. IV.) — Johan —
(Nieuwhoff) gab die Beschreibung s.
Gesandtschaft nach China, worin er unter
andern die alte Hauptstadt Nanking be-
suchte (zu Amst. 1664, 1665, Fol. 1666,
deutsch, in 4.) heraus, welche von s. Bru-
der Heinrich mehrmals, so wie s. „Bra-
silianischen See- und Landreisen" nebst
„See - und Landreisen durch verschiedene
Gegenden von Ostindien", wobei sich un-
ter andern eine ausführliche Nachricht von
der Stadt Batavia befindet, (beide zu
Amsterdam 1682, Fol. mit ausgezeichneten
Kupfern) in Druck erschienen.
lITieupoort (V.) — Willem Hendrik —
(Nypoort) dessen Geburtsjahr u. Her-
kunft unbestimmt ist, war ein Schüler des
Perizonius, hielt sich zu Utrecht als
Lehrer auf, u. gab 1712 s. Erklärung
der Gebräuche der alten Römer
unter dem Titel : „Rituum qui olim apud Ro-
manos fuerunt succincta Explicatio" zu
Utrecht heraus, welche wegen des Reich-
thnms an Sachen und bequemer Uebersicht
stark gebraucht ward und eine Menge Auf-
lagen erlebte, nämlich: 1716, 1723, 1734
(durch Otto u. Reitz), 1746, 1774 zu
Bautzen, 1713, 1733 zn Strassburg, 1738
zu Berlin, 1767 (mit einer Einleitung von
Gesner) u. 1784. Ausserdem erschien
von ihm noch eine, jedoch weit weniger
bekannte und gebrauchte, „Römische Ge-
schichte".
]¥ieuport (VI.) — ... De — Com-
mandeur des Malteserordens , vor einigen
Jahren Mitglied der zweiten Kammer der
General - Staaten , zufolge Moll vielleicht
der grösste Mathematiker Niederland's, lern-
te noch in hohem Alter so viel Griechisch,
dass er in die neuen Denkschriften der
brüsseler Akademie „ Animadversiones in
Platonem" lieferte. Auch als lateinischer
Dichter ist er sehr glücklich, gab jedoch nur
einzelne Stücke heraus , unter andern in
den Annales Belgiqnes v. Febr. 1822 das
schöne Gedicht: „Mathesi Eucharistium",
und sang D. J. Van Lennep, zum 28.
Dec. 1818, zu: „Responsus ad versus, qui-
bus literarum Academiam Bruxellis primum
ingressus, ipsam allocutus est". .Seine ma-
thematischen, seit 1780 bis 1820 in den
Denkschriften der brüsseler Akademie er-
schienenen Abhandlungen sind : ( A n c i e n s
M6moires.) ,,Sur les codevelopp^es des
courbes; sur la propriete pr^tendue des
voüte en chainettes ; sur luie machine pro-
pre ä lever des fardeaux considerables."
(Nouveaux Memoires. ) „ Esquisse
d'une Methode inverse des formules inte-
grales definies; sur la propriöte generale
325
Nieuwelant
Nieuvvold
326
des ElHpses et desHyperboles; sur l'Equi-
libre des corps qui se balancent librement
sur un fil flexible, et sur celui des corps
flottans; sur la theorie des probabilit^s au
jeu; Reflexions sur des notions fondamen-
tales en Geometrie." Im J. 1806 wurde
eine mathematische Abhandlung von ihm
an das französische Institut eingesandt,
welches dieselbe in s. Schriften abdrucken
liess.
STieu'welant (III.) — Willem Van
Den — (,1584—1635) schrieb 8 Trauer-
spiele (für die Kammer: der Oelzweig
oder Levkoje): ,,Saul, Claudius,
Domitius, Nero, Livia, Cleopa-
tra, Sophonisbe und Soli man", die
nicht ohne Werth sind; der Nero ward
1618, auf Staatskosten, zu Antwerpen mit
grossem Beifall aufgeführt , wie auch das
schöne Lehrgedicht : Von dem Men-
schen, oder über die Eitelkeit der Welt,
das Elend des Lebens und die Ruhe des
Todes. (1621). Nieuwelant vsar zu-
gleich Maler und besuchte Italien.
llTieuwenliuyzen (VI.) — ... —
ein wahrscheinlich noch lebender Dichter,
verfasste ein Gedicht auf Buonaparte,
1802.
ÜITieuweiitijt (IV.) — Bemard —
aus Purmerend, Arzt u. Verf. des „Rech-
ten Gebrauches der Weltbeschauungen"
(Amst. 1716, 4.), welches eine Teleologie,
oder, wie der Verf. in der Vorrede sagt,
eine Scopologie ist, um die weisen Ab-
sichten Gottes in der Schöpfung anzuzeigen,
und worin beinahe Alles, was man damals
über die Natur wusste, zusammengestellt
ist, weshalb es auch in's Deutsche und
Französische übersetzt wurde. Wahrschein-
lich war dieses Werk, worin er das Stu-
dium der Naturwissenschaften mit der Re-
ligion in Verbindung bringt, hauptsächlich
gegen Spinoza u. dessen Anhänger ge-
richtet.
STieuwland (V.) — Petrus — Theo-
log, Verfasser „exegetischer Ergötzungen".
STieuwland (VI.) — Pieter — geb.
1764 im Diemermeer, ward von s. Vater,
einem Zimmermanne, in den Anfangsgrün-
den der Rechen - und Messkunst unter-
richtet, und machte schon in s. siebenten
Jahre Verse, die einen nicht mittelmässi-
gen Geist ankündigten. Bernardus De
Bosch nahm ihn zu sich; s. Bruder Je-
ronimo unterrichtete ihn im Griechischen
und Lateinischen, und Aeneä in der Ma-
thematik. Bereits in s. dreizehnten Jahre
konnte er den Vorlesungen der Professoren
am Athenäum beiwohnen. Hier waren T ol-
lius u. Wyttenbach s. Lehrer, unter
welchen er 1780 Proben s. Kenntnisse durch
Abhandlungen über Terenz und (1783)
über den weniger bekannten Stoiker Mu-
sonius ablegte. Er begab sich nach
Leyden, um noch Ruhnkenius zu hö-
ren , ward Candidat der Philosophie und
widmete sich unter Van S winden ganz
der Mathematik , so dass ihm 1787 das
Amt eines Professors zu Utrecht angetra-
gen wurde, das er jedoch zu Gunsten
Hennert's nicht annahm. 1788 gab
Nieuwland einige s. spätem, trefflich
gelungenen Gedichte heraus, unter wel-
chen s. „Orion", wie dieses Gestirn selbst
unter den es umgebenden Himmelslichtern,
sich auszeichnet. 1789 wurde er zu Am-
sterdam Lector der Mathematik, Astrono-
mie und Seefahrtskunst, und 1792 Prof.
der Mathematik und Physik zu Leyden.
1797, drei Jahre nach s. Tode, nachdem
ihm acht Monate früher s. Gattin und s.
kaum gebornes Kind vorangegangen waren,
erschien ein Bändchen Gedichte von ihm,
worin sich eine Elegie auf jene befindet,
die zu den besten gehört und dem schö-
nen Gedicht Haller's, auf den Tod s.
Doris, am nächsten kommt. Diese Samm-
lung enthält noch eine Menge lieblicher
Gedichte auf s. Gattin ; die frühere be-
steht mehr aus Uebersetzungen alter grie-
chischer und lateinischer Dichter. Unter
s. Uebersetzungen ist die des „Täubchen"
von Anakreon unübertrefflich, welche
sich in der Sammlung von 1787 (p. 73,
und bei De Vries, p. 317— 319) befindet.
Als Mathematiker war er nicht minder
ausgezeichnet ; er gab mit Van S w i n-
den den ,,Almanach für Seeleute", so wie
auch eine Abhandlung „über das Bestim-
men der Länge auf der See" (1787) und
1792 den 1. Th. eines „Lehrbuches über
die Seefahrtskunst" heraus, welches durch
s. frühen Tod unvollendet blieb. (S. über
ihn u. s. Werke: „Galerie histor. des
Contemporains" , T. VII. 2 partie, p. 292,
293. Van Swinden's „Leichenrede auf
Nieuwland", Amst. 1795, und die Vor-
rede von De Vries vor der kleinen Aus-
gabe s. Gedichte, 1824.)
UTieuwold (VI.) — Jan Hendrik —
geb. 1737, seit 1770 Prediger zu Warrega,
einer der ersten und vorzüglichsten Ver-
besserer des Unterrichts, hat sich durch
Einführung der Lautirmethode und durch
11*
327
Nodell
Nuck
328
eine Menge nützlicher Kinderschriften un-
vergesslich gemacht (S. „Allg. Wörterb. der
Künste u. Wissenschaften von G. Nieu-
wenhuis", No. 2. p. 119 — 123, worin
besonders die Unterrichtsmethode des
Nieuwold, und der Plan, den er dabei
befolgte, sehr gut entwickelt sind.)
IVodell (VI.) — Jan Adam — Rector
zu Rotterdam, ein gelehrter Mann und la-
teinischer Dichter, dessen drei Sammlun-
gen Gedichte (1775, 1794 u. 1796 her-
ausgegeben) Peerlkamp sehr rühmt.
lüToel (VI.) — ... — Professor am
Athenäum zu Luxemburg, Mathematiker.
KToinsz (V.) — Jan — geb. 1738 zu
Amsterdam, legte sich blos auf Poesie, die
ihn bei s. sorglosen Lebensweise in dürf-
tigen Umständen im St. Peter - Hospital
1803 sterben Hess, obgleich er die Bühne
mit vielen sehr gelungenen Stücken berei-
cherte. Zu s. besten Trauerspielen ge-
hören: „Cora", nach der bekannten Er-
zählung aus Mar montel' s „Incas'' (durch
Kotz ebne 's spätere Bearbeitung von der
Bühne verdrängt); „Zoroaster" (die
viele Verehrer und Gegner fand); „die
Herzogin von Coralli", und „Maria
von Lalain". Letzteres wurde in der
Wage scharf kritisirt, doch gibt der all-
gemeine Beifall , den es lange Zeit fand,
besonders durch die grosse Schauspielerin
Wattier in der Titelrolle, und des Bing-
ley als Parma, diesem Stücke, worin der
Geist des 18. Jahrhunderts und dabei eine
gewisse Gluth der Freiheits- und Vater-
landsliebe herrscht, Anspruch auf mehr
als Mittelmässigkeit. Von geringerem Wer-
the ist „De Ruiter", welches grössten-
theils gereimte Dialoge oder Monologe in
Prosa enthält. Auch übersetzte Nomsz
mehrere französische Stücke, unter andern
Racine's herrliche „Athalia", in nie-
derländische Verse. Als Lustspieldichter
stellte er in s. „Jähzornigen" acht hol-
ländische Charaktere dar, besonders einen
altfränkischen Amsterdamer, dessen uner-
schütterliche Kaltblütigkeit sich wahrhaft
possierlich ausnimmt neben dem stürmischen
Wesen eines aufbrausenden Nebenbuhlers.
Weniger gelungen ist s. Heldengedicht
„Wilhelm I." (Amst. 1779) zu nennen,
da es fast nichts Anderes ist, als die in
fliessenden Versen gegebene Geschichte
einer Periode, so sehr geeignet, selbst den
Historiker zum Dichter zu machen. (Vgl.
De Fries, II. 294.)
KiToodt (IV.) — Gerard — aus Nim-
wegen , geb. 1647 , glänzte als Rechtsge-
lehrter (seit 1671) an der hohen Schule
daselbst, ward 1679 nach Franeker, 1683
nach Utrecht und 1686 nach Leyden be-
rufen, wo er 1725 starb. Noodt that
viel für Natur - und Staatsrecht. Seine
Werke wurden zweimal von ihm selbst
(1713 u. 1724) und hierauf, zehn Jahre
nach s. Tode, von Barbeyrac in 2 Th.
Fol. , und mit der Biographie des Verfas-
sers bereichert , herausgegeben. Zu den
vorzüglichsten derselben gehören : „Pro-
babilia Juris", Leyd. 1674, 1679, 1691,
1704, IV Bücher. „Oratio de causis cor-
ruptae Jurisprudentiae" , Traj. 1689, 4.
„De foenore et usuris L. lU." Leyd. 1698.
,,De Jure summi imperii et lege Regia",
Leyd. 1699, in's Französische (von Bar-
beyrac) und in's Englische übersetzt.
„Julius Paulus, sive de partus expo-
sitione apud veteres" , Leyd. 1700, 1710.
„De Religione ab Imperio jure gentium
libera", 1706, in's Holländische, Deutsche,
Französische u. Englische übersetzt. (S.
Burmaa, „Traject. Erud." p. 249— 253,
Vriemoet, „Athen. Fris." p. 587 —
596.)
ÄToort (HL) — Olivier Van — umse-
gelte V. 1598 — 1601 die Welt, u. folgte
dabei Magellan u. Drake.
KToydekijn (I.) — ... — von Mae r-
lant unter die frühesten niederländischen
Dichter gezählt. Bilderdijk hat einige
Fragmente von ihm aus einer, auf der
königl. Bibliothek befindlichen Pergament-
Handschrift in s. „Sprach- u. Dichtkun-
digen Mannigfaltigkeiten" herausgegeben.
Eines davon ist wahrscheinlich aus der
Mitte des 13. Jahrhunderts, als die Ritter-
schaft noch im üppigsten Flor war, und man
findet darin eine Vergleichung zwischen
ritterlichem Muth und Gluth, welche
ganz zum Vortheil des erstem ausfällt,
besonders auch deshalb , weil derselbe,
ausser dem Gut , auch Frauenliebe
verschafft.
Xuck (IV.) — Antoni — 1690 Pro-
fessor zu Leyden, beschrieb die Wasser-
gefasse, die Ol aus Rudbeck 1651 ent-
deckt hatte, und verstand dieselben so gut
zu füllen und zu behandeln, wie Andere .'
die Blutgefässe; eine Kunst, die hernach
verloren ging, jetzt ausser Gebrauch gekom-
men ist, und in späterer Zeit wieder als et-
was Neues zum Vorschein gebracht wurde.
(S. Vriemoet, „Athen. Fris.'^ p. 699.
Boerhave, ,,Praelect. cum Not. Halleri"
329
Numan
1.576. E. Sandifort, „Mus. anat. acad.
L. B." praef. p. XI.)
IKTuman (III.) — Philipps — Secretär
von Brüssel, daselbst 1617 gestorben, ver-
fasste unter andern einige Gelegenheits-
schriften, den ,, Kampf der Seele" u. s. w.,
Brüssel 1590, 4. _(S. Foppens, II. 1040.
Kantelaar u. Siegenbeek, ,,Euterpe",
p. 126—128.)
IVyenburg^ (V.) — Egmond Van Der
— Verf. einer „Reise nach Egypten, Sy-
rien und dem gelobten Lande" , welche
Heyman 1720 herausgab, und worin sich
über den Süden von Palästina und den Berg
Sinai einige neue Nachrichten befinden.
Oosterdrjk
330
Urijendaal (V.) — Laurens ■ — latei-
nischer Dichter , besang den Sieg auf der
Scheide im J. 1631 , aber in einem allzu
schwülstigen, nicht wahrhaft erhabenen
Tone.
ÜTyhoff (VI.) — . . . — Professor zu
Harderwijk, gab eine Schrift „über den
Spinozismus", 1804 eine Uebersetzung von
Tieftrunk's Werk „über den Staats-
haushalt" heraus , der er eine wichtige
Abhandlung ,,über den Eudämonismus" hin-
zufügte.
ISTyloe (V.) — ... — schrieb eine
Anleitung zur holländischen Sprache.
o.
Ockerse (VI.) — ... — widmete
sich dem geistlichen Stande, war 1797 u,
1798 Mitglied der zweiten National - Ver-
sammlung , seitdem Prediger zu Limmen,
und später Hauptredacteur der Zeitschrift :
„der Stern'', bei der Gesellschaft der Wohl-
thätigkeit. Er schilderte in s. „Früchten
und Resultaten eines sechzigjährigen Le-
bens" s. eigenes Leben. Sein „Entwurf
zu einer allgemeinen Charakteristik" (1788
bis 1797 , 3 Theile) charakterisirt einen
durch Welt-, Menschenkenntniss und aus-
gewählte Leetüre in den verschiedenen
Charakteren der Völker, und besonders des
niederländischen Volkes, dem der 3. Theil
gewidmet ist, gründlich erfahrenen Mann.
Der Schluss des 3. Theiles enthält revo-
lutionäre Charakterzüge, welche damals
vorherrschend waren. Später schrieb die-
ser geistreiche u. wahrheitsliebende Schrift-
steller in s. „Napoleonischen Reden" eine
Art von Philippica gegen diesen Eroberer.
Ogier (III.) — Willem — brabanter
Dichter des 17. Jahrhunderts. (S. Wil-
lems, IT. Th. 2. u. 3. St.)
Omalius (VI.) — . . . D' — schrieb
einen „Essai sur la Geologie du Nord de
la France", Par. 1809.
Oinmelius (II.) — Henricus — schrieb
über den geldernschen Krieg (Marb, 1542.)
Ommeren (VI.) — Richeiis Van —
geb. 1746, gest 1798, Rector zu Amers-
foort und seit 1785 der lateinischen Schu-
len zu Amsterdam, wo er s. Stelle mit der
Rede : „de prudente veterum poetarum
lectione optima \irtutis altrice" antrat.
1789 erschienen von ihm zwei Reden, wor-
in er Horaz in der ersten als Mensch,
und in der zweiten als Bürger von Rom
charakterisirt. Seine 1778 herausgegebene
Sylvia enthält nach Peerlkamp's Ur-
theil Stücke, welche Janus Secundus
gemacht zu haben, wünschen würde. Unter
s. übrigen , sehr zerstreuten Gedichten ist
das auf den Tod von H. A. Schultens
(1793) eines der schönsten. Ausserdem
gab Van Ommeren eine Blumenlese aus
den lateinischen Liebesdichtern heraus, und
war Mitarbeiter an der „Bibliothek der alten
Literatur". (S. Pcerlkamp, „de Belgis
qui Latina Carmina composuerunt", p. 489
— 493.) Die vielen Jünglinge, deren Ge-
schmack er zuerst weckte, fanden später
in den Vorlesungen von Wyttenbach
und im Umgange mit De Bosch die beste
Anleitung zur Bildung ihres lateinischen
Styls, sowohl in Prosa, als in Poesie.
Op den Hoef (V.) — Nicolaas Wil-
lem — ein Wundarzt zu Amsterdam, geb.
1715, gest. 1765, schrieb die Lustspiele:
„Die Jungfrau nach der Mode", „der ver-
mählte Philosoph", und „Timon derMen-
schenhasser".
Opineer(II.) — Pieter — geb.l526i
gest. 1595 , verfasste ein „Opus Chrono-
graphicum orbis universi usque ad ann.
1580", Antw. 1611. und eine „Geschichte
der Märtyrer von Gorinchem". (S. Fop-
pens, I. 48, 174. II. 996. Wachler,
„Gesch. d. bist. Forsch, u. Kunst", I. B.
2. Abth. p. 730, 731.)
Oosterdijk(VI.) — H. G. — Arzt zu
Amsterdam, übersetzte Einiges von Homer
und Horaz; letzterer erschien von ihm zu
331
Orlers
Oudaan
332
Haarlem 1819, herausgegeben vonPeerl-
kamp.
Orlers (III.) — Jan — Geschicht-
und Ortsbeschreiber Leyden's.
Ortelius (II.) — Abraham — geb.
1527 zu Antwerpen, gest. 1598 daselbst,
widmete sich nur den Wissenschaften. Sein
Hauptwerk: ,,Theatrum orbis terrarum"
(Antvv. 1570) erwarb ihm den Namen des
Ptolemäus s. Jahrhunderts, einer
Zierde s. Geburtsstadt, ja der
Welt. Ausserdem schrieb er: „Aurei sae-
culi imago" (1598), ein Gemälde des
goldnen Zeitalters, welches er in den
Wäldern des alten Deutschlands (zur Zeit
des Tacitus) findet, und eine ,, Reise
durch Belgien" mit Vivianus (1588).
Ortelius war Geograph Philipps II.
Lipsius rühmt in einer Grabschrift s.
B'estigkeit, Rechtlichkeit, treue Freund-
schaft u. Friedensliebe, und bezeugt, dass
er ohne Streit, Frau und Kinder
lebte. (S. Foppens, p. 3.)
Orval (I.) — Gillis D' — schrieb die
Biographien der Bischöfe von Lüttich.
Os (V.) — ... Van Den — Prediger,
ward durch einen höchst willkürlichen Aus-
spruch der overysselschen Synode als irre-
ligiös abgesetzt.
Otto (V.) — Everard — geb. 1685
zu Hamm , zuerst Professor der Jurispru-
denz zu Duisburg, 1720 nach Utrecht be-
rufen, von wo er 1739 nach Bremen, ^als
Mitglied des Rathes dieser freien Reichs-
stadt, sich begab. Er war ein Vielschrei-
ber, dessen mannigfaltige Werke, worun-
ter eine Anzahl die Erläuterung römischer
juristischer Schriftsteller und Alterthümer
im Allgemeinen zum Gegenstande hat, sich
nicht immer durch Gründlichkeit empfehlen ;
doch ist das Lob, welches Hugo s. ,, Ab-
handlung über die zwölf Tafeln" zollt,
zur Würdigung s. Verdienste im Allgemei-
nen bemerkenswerth. Wenigstens gebührt
ihm der Ruhm, die Statistik als eine
besondere Wissenschaft von der Politik
oder Staatswissenschaft getrennt u. daiin
Unterricht ertheilt zu haben. Auch lie-
ferte er zur allgemeinen Staaten-
kunde, nach Art der alten Republiken
von Elze vi er, einen Abriss, der jedoch
nicht vollständig ist, da er nur den Süd-
westen von Europa umfasst.
Oudaan (IV.) — Joachim — war eine
Stütze der Gesellschaft der Collegian-
ten, welche zum Schutze der verfolgten
Remonstrantischgesinnten von den Brüdern
Van der Kodde zu Rheinsburg gestiftet
wurde. Obgleich s. Geburtsort Rheins-
burg und der Stand s. Eltern ihm keine
gelehrte Bildung zu versprechen schienen,
so erlangte er dieselbe doch durch den
berühmten Scriverius, dem er dagegen,
als dieser hochbejahrt erblindete, zum Vor-
leser diente. Es ist sonderbar, dass junge
Dichter damals mit einer der schwersten
Gattungen der Poesie, dem Trauerspiele,
ihre Laufbahn eröffneten. Oudaan be-
trat dieselbe in s. zwanzigsten Jahse mit
„Johanna Gray", der berühmten Für-
stin , welche während der Religionsverfol-
gung in England, zur Rache für die be-
leidigte Thronsucht Marien s, das Schaffet
bestieg. Oudaan hatte nämlich, voll re-
ligiösen Eifers, die Absicht, der Heldin
Vondel's, Maria Stuart, eine pro-
testantische, grössere Heldin gegenüber zu
stellen. Die Absicht war löblich, minder die
Ausführung. Bewundert man in Vondel's
„Maria Stuart", bei allem Mangel an Plan u.
Anordnung, die fliessenden Verse, so sind
dagegen die Verse Oudaan's rauh und
steif, besonders in deri Chören, und ausser-
dem ist das Stück mehr ein religiöser
Wortstreit über die Wahrheit des katho-
lischen Glaubens. In dem „Konradin"
hatte er ein ähnliches Augenmerk, nämlich,
den Misbrauch der päpstlichen Gewalt zu
zeigen ; doch auch hier findet sich der
ächte dramatische Geist nur in dem wahr-
haft tragischen Anfang, wo die beiden
Fürsten von Schwaben und Oestreich durch
allerlei Anzeichen ihren nahen Tod ahnen,
den Konradin hochherzig verachtet. Aber
dieses deutet zugleich völligen Mangel der
Intrigue an, da man schon zu Anfange des
Stücks das Ende weiss. Doch ist „K o n-
radin" besser als „Johanna''. Ou-
daan's Absicht soll bei „dem verworfe-
nen Hause von Eli" mehr religiös, als
poetisch gewesen sein; er wollte näm-
lich das Nichtige der Ceremonien , durch
unwürdige Geistliche vollzogen, zur Schau
stellen. Dieses Stück hat grössere Schön-
heiten , als die beiden vorigen , und O u-
daan, der diese als unreife Producte ver-
urtheilte (welchem Urtheil sie jedoch ent-
gingen), wählte s. „Haus von Eli" nicht
unwürdig der Nachwelt. Die Verse sind
fliessender, der Knoten interessanter. —
Oudaan war der Staatspartei, welche den
anders Denkenden ausser der herrschenden
Kirche den meisten Spielraum gab , am
stärksten zugethan, und verherrlichte des-
333 Oudegherst
halb den grossen Johan de Witt mehr
als irgend ein niederländischer Dichter, In
der zweiten Abtheilung s. Gedichte, die
den sonderbaren Namen von „Staatsfallen"
führt, sind die meisten ruhmreichen Er-
eignisse der ersten statthalterlosen Zeit,
besonders die glorreiche Unternehmung auf
Chattam, mehr als einmal besungen. Sehr
schön ist das Gedicht : ,,der Löwe ver-
söhnet mit Britannien*'. In der „Religions-
und Pflichtübung" ist, bei vielem Unpoe-
tischen, viel Gutes, worin man, dort war-
me Vaterlandsliebe und die Liebe zur
Freiheit in Religion und Bürgerstaate, hier
eine strenge Sittlichkeit bemerkt. Den
schändlichen Mord an den D e \V i tt s wagte
er in einem Schauspiele zu brandmarken,
und er scheute sich nicht , den hochver-
ehrten Calvin als Urheber des gericht-
lichen, an Servetns vollzogenen Mordes
darzustellen, und diesem die Märtyrerkrone
zuzuerkennen. Mit einem Wort: Oudaan
war der Koornhert des 17. Jahrhun-
derts. Auch war s. Dichtungsart hart
und rauh , wie in den Meisterstücken des
•Letztern , doch ist er weniger zu ent-
schuldigen, da er die grossen Muster vor
sich hatte. Oudaan' s dramatische Poesie
ist zu Amsterdam 1712 , so wie s. Poesie
daselbst in demselben Jahre von Van
Hoogs traten in 3 Theilen, und hinter
der letztern mit der Biographie des Dich-
ters vermehrt, herausgegeben.
Oudeg^herst (U.) — Pieter — aus
Rjssel , dem wallonischen Flandern , wes-
halb er auch in s. Muttersprache, dei^
Französischen, schrieb. Er war Statthal-
ter der Landvogtei von Flandern und starb
zu Madrid. Seine „Annales de Flandre"
endigen mit dem Tode Karls des Küh-
n e n und sind regelmässig geschrieben,
doch bemerkt man darin Aberglauben und
Mangel an Kritik.
Oudendorp (V.) — Frans Van —
geb. 1696 zu Leyden , zuerst an den la-
teinischen Schulen zu Nimwegen u. Haar-
lem angestellt, betrat 1740 den akademi-
schen Lehrstuhl zu Leyden mit einer Rede
über den interessanten Gegenstand: „die
literarischen Verdienste des J. Cäsar".
Bereits vor dieser Zeit hatte er sich durch
mehrere Ausgaben alter Autoren bekannt
Overstege 334
gemacht, nämlich: des Julius Obse-
quens (1720), Lucanus (1718), Fron-
tinus (1731) und namentlich des J. Cä-
sar (1737), seines Lieblingsschriftstellers,
um welchen er sich so grosse Verdienste
erworben hat, dass s. Ausgabe desselben
noch bis heute für die beste holländi-
sche gehalten wird. 1757 erschien s.
Suetonius; bereits 1745 hatte er das
von Papenbroek der Universität ge-
schenkte Legat der Alterthümer beschrie-
ben. 1752 hielt er eine Leichenrede auf
Wilhelm IV. und 1759 auf die Frau
Statthalterin. Er starb 1761. (S. Saxe,
„Ononiast." VI. 336, 337. Te Water,
„Narratio", 219.) Oudendorp arbeitete
dreissig Jahre an den Werken des Apu-
1 e 3 u s , wovon fünf und zwanzig Jahre nach
S.Tode (1786) der erste Theil von Ruh n-
k e n i u s herausgegeben wurde , nachdem
er 16 Jahre unter der Presse gelegen.
(Vgl. Wyttenbach, „Bibl. Grit." UL,
1., p. 111.) Die zwei andern Theile die-
ses W^erkes erschienen 1824 im Haag von
dem gelehrten J. Bosscha, mit s. Noten
bereichert. Mithin war diese Ausgabe
vier und fünfzig Jahre unter weges !
Oudenhoven (IV.) — Jacob Van —
schrieb eine „Geschichte von Dordrecht"
(1664), und über „Haarlem's Wiege"
(1671) ; gab eine „Beschreibung von Heus-
den (1651) und der Stadt und des
Gebietes von Herzogenbusch" (zuerst zu
Amsterdam 1649, und aufs Neue ver-
mehrt zu Herzogenbusch 1670 ; beide in
4.) heraus.
Outrein (IV.) — Johannes D' — aus
Zeeland, bildete sich zu Franeker zum
geistlichen Stande, ward 1685 Prediger zu
Oostzanen, 1687 zu Franeker, 1691 zu
Arnhem, 1703 zu Dordrecht, und 1708
zu Amsterdam, wo er 1722, fast 60 Jahre
alt, starb. Unter s. sehr zahlreichen Schrif-
ten hat Um am meisten bekannt gemacht
s. „Abriss der göttlichen Wahrheiten", der
13 mal gedruckt und in's Französische,
Englische und Malaische übersetzt wurde.
Overstege (HI.) — CornelisVan —
gest. 1661, von Adriaan Van Nispen
der „holländische Martialis"genannt, schrieb
geistliche und weltliche Gedichte, die 1661
in Druck erschienen.
335 Paats Van Troostwijk
Palm
336
P.
Paats Van Troostwijk (VI.) -
... — geschickter Chemiker, gehört zu
Denen, welche sich unter dem Namen der
amsterdamer oder holländischen
Chemiker, z.B. durch Entdeckung des
gaz olefiant, rühmlichst bekannt machten.
(S. Art. Bon dt u. „Annales de Chimie",
T. V. p. 276.)
PaaiiW (III.) — ... — Botaniker.
Pa1>8t Tot Bingrerdeii(VI.) — . . .
Van — Verfasser einer von der Gesell-
schaft für Sprach- und Dichtkunde ge-
krönten „Lobrede auf Erasmus".
Paddenburg (\1.) — . . . Van —
Romanschriftsteller.
Pag^enstecliers (V.) — die beiden —
der älteste, aus Bentheim, Professor zu
Groningen, geb. 1659, gest. 1716, machte
sich durch einen Streit mit Bijnkers-
hoek bekannt. Der Titel s. Streitschrift
zeigt von wenig feinem Geschmack. —
Der zweite (um 1700) schrieb eine Erläu-
terung des Rechtsgelehrten Pomponius.
Palm (V.) — K. Van Der — verf.
eine ,, holländische Sprachlehre für die Ju-
gend'^ (1769).
Palm (VI.) — Jan Hendrik Van Der
— Niederlands grösster Redner, geb. 1763
zu Rotterdam, widmete sich der Theolo-
gie und dem Studium der orientalischen,
classischen und der meisten europäischen
Sprachen , aus welchen er sich die Blüthe
der Literatur , sogar ihre besten Romane
zu eigen machte, um einen reinen, gefälli-
gen und dabei natürlichen, einfachen hol-
ländischen Styl zu erlangen. 1784 ward
er Prediger in dem Dorfe Maartensdijk im
Stift von Utrecht*), hierauf Hausprediger
bei dem reichen zeeländischen Edelmanne
Van De Perre, auf den er, nach dessen
Tode , eine treffliche Lobrede verfasste,
und ein Jahr nach der Revolution von
1795 ward er zufolge einer Uebersetzung
einiger Lieder David 's und des Predi-
gers als Professor der orientalischen Spra-
chen nach Leyden berufen. Hier machte
er sich zuerst allgemein als trefflicher Kan-
*) IVicht zu St. Maartensdijk in Zeeland,
wie die Verfasser der „ Galerie historique "
(T. VII. 2 partie, p. 359) durch eine Verwech-
selung der beiden Dörfer angegeben.
zelredner bekannt. Einige seiner ausge-
zeichneten Predigten, z B. „über den Tod
des Moses", und die 4., 5. u. 8. des
I. Theiles (1808) derselben, sind aus der
ersten Periode Van Der Palm's. Schon
damals entzückte er s. Zuhörer durch einen
zu der Zeit in der holländischen reformir-
ten Kirche noch ungewöhnlichen und fast
einzigen Styl, durch gründliche Erklärung
und liberale Denkweise. Von s. Kenntniss
der orientalischen Literatur und s. Bered-
samkeit auch in der lateinischen Sprache
gab er einen glänzenden Beweis in s. Rede
(bei Niederlegung s. Rectorats) „über M o-
hammed", die er später noch in's Hol-
ländische übersetzte, und in s. holländi-
schen Abhandlungen „über die arabische
Literatur". 1799 wurde ihm der neue Po-
sten eines Agenten der Erziehung
übertragen, den er sieben Jahre rühmlichst
bekleidete. Als in demselben Jahre das
Vaterland von den Engländern und Russen
geräumt wurde, beauftragte die vollziehen-
de Gewalt Van der Palm, die darauf
bezügliche Festrede im Haag zu halten.
In der Eigenschaft als Agent der Natio-
nal-Erziehung ( so viel als Minister des
öffentlichen Unterrichts) trug er auch zur
Feststellung einer gleichförmigen Ortho-
graphie bei. 1801 ward er zum Mitgliede
des Rathes der Innern Angelegenheiten er-
nannt, und blieb dies auch unter Schim-
mel p enninck' s Verwaltung; doch die
Ereignisse von 1806 machten ihm die Rück-
kehr zu s. alten Wirkungskreise wünschens-
werth. Diesen Wunsch hatte er bereits in
der Vorrede zu s. vortrefflichen , mit An-
merkungen versehenen Uebersetzung des
Jesaias (1805) angedeutet, und König
Ludwig erfüllte denselben. Van Der
Palm bestieg im September desselben Jah-
res den Lehrstuhl der Theologie (die orien-
talischen Sprachen lehrte Rau), und
sprach über den „geistlichen Redner, als
Dolmetsch der heiligen Bücher", worin er
s. Gedanken über die nothwendige Ver-
bindung zwischen treuer Schrifterklärung
und geistlicher Beredsamkeit zu erkennen
gibt. Im December 1807 starb Rau, und
nun ward Van Der Palm aufs Neue das
Fach der orientalischen Literatur übertra-
gen. Ludwig erhob ihn dabei zum Mit-
gliede des Instituts und zum Sprecher des
337
Palm
Palm
338
von ihm gestifteten Ordens der Union.
Hier war es, wo Van Der P alm 1808
in einer Rede bei der Jahresfeier dieses
Ordens s. Beredsamkeit durch kurze Lob-
reden auf die verstorbenen Ritter glänzen
liess. Von dieser Zeit an hielt er bei den
verschiedenen Gesellschaften, deren Mit-
glied er war. Reden, welche diesen Na-
men in der That verdienen, und mit den
vielen Vorträgen, welche diesen Namen
tragen , gar keine Vergleichung zulassen.
Unter andern bewundert man s. ,, Natur-
gemälde aus dem Buche Hiob", s, Ab-
handlung „über die wahre Art der Bered-
samkeit", und, einige Zeit darauf, s. „Ab-
riss von Cicero 's Beredsamkeit", beson-
ders aus der Abhandlung vor Li gar ins
erläutert. Nach dem Sturz der französi-
schen Regierung war Van Der Palm
der Erste , der mit einer „Patriotischen
Herzensergiessung" auftrat, worin mit
Enthusiasmus die Vortheile der gewonne-
nen Freiheit geschildert wurden. Kurz
darauf erschien der „Friede Europa's".
In diesen beiden Schriften, so rein in Spra-
che , als erhaben im Styl , nähert sich der
Vortrag der Poesie, und man kann beide
als Lobreden jener merkwürdigen Ereig-
nisse betrachten. In derselben Weise ist
auch s. grösstes Werk, das seines Gleichen
in der holländischen Sprache nicht hat,
die ,, Historisch-rhetorische Denkschrift von
Niederland's Wiederherstellung im J. 1813'',
zufolge einer Preisausschreibung des Ritters
von Kinsbergen. Sallust war dabei
als Muster angegeben, und kein nieder-
ländischer Schriftsteller war diesem grossen
lateinischen Geschichtsschreiber so nahe ge-
kommen, als Van Der Palm. Es ist
jedoch keineswegs jene dunkle, mit veral-
teten Wörtern oder gesuchter Kürze prun-
kende Schreibart des Römers, die Van
Der Palm sich zum Muster nahm; er
gehörte nicht zu dem sklavischen Rei-
gen der Nachahmer, von welchen
H o r a z redet : er wählte von Sallust
nur den kernhaften , männlichen , spruch-
und sachreicheu Styl, und nur einmal be-
diente er sich der Freiheit, die s. Behand-
lung des Gegenstandes (einer „historisch-
rhetorischen Denkschrift") ihm liess , um
eine Rede eigner Erfindung den handeln-
den Personen in den Mund zu legen. Sein
Werk ist ein Ganzes; es umfasst die
Veranlassung, den Anfang und das Gelin-
gen des Aufstandes durch eigne Kraft,
nicht die durch Bundesgenossen erhaltene
Hülfe , noch die ganze Befreiung des Va-
terlandes. Die Charakterschilderungen, be-
sonders die von Napoleon, Hogen-
dorp, Faick, Van Der Duyn und
Kemper, das Gemälde von Amster-
dam, das von der Fürsten Einzug im J.
1814, verrathen den Meister. Man sieht
aus diesem Meisterwerke auch , dass die
holländische Sprache für den Rhythmus
oder numerus oratorius sich trefflich eig-
net. Ein schönes Beispiel davon gibt die
berühmte Periode : „In Amsterdam lebt
Alles von dem Handel", und namentlich
der Schluss: „Allen gibt der Handel ent-
weder Schätze, oder Ueberfluss, oder Wohl-
fahrt, oder Brod*'. In der Sprache ist
nicht allein die höchste Reinheit, Reich-
thum und Wohllaut zur Schau gestellt,
sondern jeder Ausdruck ist auch angemessen
und richtig: und diesem Allem wird die
Krone aufgesetzt durch eine Wahrheit und
Feinheit des Gefühls und des Urtheils,
welche Natürlichkeit und Einfachheit mit
Würde und der gewähltesten Bildersprache
zu vereinigen wusste. — Hierauf widmete
sich Van Der Palm ganz s. Berufsge-
schäften, der Exegese und der Kanzel.
Gleichwohl gab er noch von Zeit zu Zeit
Abhandlungen , unter welchen wir z. B.
nur die „über das Buch Hiob" und ,,über
das Vernachlässigen der Regeln der Kunst",
denen von ganz Niederland Beifall zu
Theil ward, erwähnen. Doch auch diese
wurden vielleicht noch übertroffen durch
s. „Lobrede auf Borger", worin ihn die
Freundschaft beseelte. Van Der Palm
allein konnte so von Jemand reden, der
mit ihm durch vertrauten Umgang, durch
Geist, Genie und Uebereinstimmung des
Studiums verbunden war. Unter den Schrift-
stellern der Beredsamkeit nimmt Van Der
Palm jetzt die höchste Stelle in Nieder-
land und eine der höchsten vielleicht in
Europa ein. Deutschland, welches s.
klaren und für Kraft und Genauigkeit so
geeigneten Styl metaphysischen Träume-
reien geopfert hat, kann unter den jetzt
Lebenden hinsichtlich des Vortrags Nie-
manden ihm gegehüber stellen ; in Frank-
reich mögen Einige ihm im Style gleich
kommen, doch in den Sachen erreicht ihre
Oberflächlichkeit selten s. vielumfassende
Kenntniss, während die Engländer die-
ser Zeit die Schönheiten des Styls mehr
beschiänkt in der schönen Literatur su-
chen , und in der ernsten durchgehends
weniger auf den Styl achten. Selbst C h a 1-
339
Palm
Paludanus
340
mers, einer der besten Kanzelredner, kann
zwar als Redner mit ihm wetteifern, als
allgemein verständlicher Kanzel-
redner kann er es jedoch gewiss nicht,
und von Exegese, worin Van Der Palm
so stark ist, zeigt sich bei Chalmers
keine Spur. Der Gang der Studien des
Van der Palm und besondere Neigung
scheinen ihn mehr auf das A. Testament
hinzuweisen ; mit unnachahmlichem Reiz
schildert er die friedlichen Zelte der Erz-
väter, oder die Grösse des gegen fast alle
Unglücksfälle des Menschen kämpfenden
Hiob, oder David 's Gefangenschaft, und
Salomo's Weisheit und Herrlichkeit (s.
Lieblingsstoff) und die wohlthätigen Wun-
der des Elias, oder die brüderlichen Opfer-
mahle Israel 's in s. goldenen Tagen,
oder die Vortrefflichkeit der alten Offen-
barung; aber dessenungeachtet ist er nicht
minder ausgezeichnet in s. Schilderungen
und Abhandlungen, die er dem N. Testa-
ment entlehnt. Schon die erste, mit Recht
berühmte Predigt, in dem 1808 erschiene-
nen I. Theile s. Predigten: „die Betrach-
tung über Jesus", ist stets für ein unver-
gleichliches Meisterwerk gehalten worden.
In wie vielen besondern Beziehungen er-
weckt er unsere Bewunderung und Liebe
für Jesus! Wie treffend stellt er ihn dar
in seinen Wundern , in seinen Leiden , in
seinem Charakter, in seinen erhabenen
Sprüchen, in seinen Gleichnissen! Wir er-
wähnen hinsichtlich der letztern nur die
berühmten Predigten „über den verlore-
nen Sohn" und „das Gleichniss vom Schatze"
(V. Sechstel, No. 6. VL No. 3.) Wie
hinreissend schildert er Paulus in seiner
Bekehrung , Erwählung zum Apostel und
vor Agrippa! — Die besonderen Lehr-
sätze des N. Testaments werden nicht
minder treffend dargestellt, und sogar das
dunkle Buch, die Offenbarung Jo-
hannis, die Klippe, an welcher so viele
Schrifterklärer strandeten, empfängt bei
Van Der Palm ein neues anziehendes
Licht. (II. Sechstel, No. 1.) Nie-
mand kommt ihm an Thätigkeit gleich,
was die Aufhellung der Bibel betrifft, 1806,
1807 u. 1819 hielt er vor einem gebilde-
ten Auditorium Vorlesungen über einige
Naturscenen im Buche Hiob, über Da-
vid als Dichter und über die Rich-
tung des Buches Hiob. Diese für das
Publikum bestimmten Schriften w aren nicht
angefüllt mit zusammengehäuften Anmer-
kungen , und schreckten nicht ab durch
Auskramung von Gelehrsamkeit, sondern
dienten dazu, das Gefühl für das Schöne
der hcbräisclien Dichter auch bei gewöhn-
lichen Lesern zu erwecken ; ein Zweck, den
Niemand besser zu erreichen wusste , als
Van Der Palm, dessen ästhetischer Ge-
schmack so fein ist. Das Wochenblatt
,,Salomo*' war für denselben Zweck be-
stimmt, und zugleich zur ungezwungenen
Einprägung der nützlichen Sittenlehren,
aus den Sprüchen geschöpft, die dabei
exegetisch erläutert wurden. Die „Bibel
für die Jugend" (1811 u. später) enthielt
eine unterhaltende Erzählung der biblischen
Geschichten , nicht ^^allein für Jünglinge u.
Mädchen, sondern auch für Erwachsene.
Seine Vorreden, namentlich zum II. Th.
s. „Predigten" (1809) und zum IX. Theile
dieser „Jugendbibel" sind ebenfalls wahre
Meisterwerke. Endlich krönte Van Der
Palm s. Ruhm durch die vortreffliche
Bibelübersetzung (mit ganz neuen
Anmerkungen), ein Werk, von allen Ge-
lehrten aufs Höchste gepriesen, und wo-
von das Ganze, das A. Testament in vier
Abtheilungen und das N. Testament in
zwei Abtheilungen, nunmehr vollendet ist.
Seine oben angegebenen meisterhaften Ab-
handlungen sind seitdem noch vermehrt
worden durch Abhandlungen „über das
Mittelmässige", durch die 1823 zu Haar-
lem bei der 400 jährigen Säcularfeier der
Buchdruckerkunst gehaltene Rede, durch
die bei dem 200jährigen Jubelfeste von
Leyden's Entsatz und bei der Gedächt-
nissfeier Kemper's in der Gesellschaft
Felix Meritis, im Deceraber 1824.
Letztere , eine herrliche Lobrede , ist ein
Pendant zu der auf Borger. Van Der
Palm, der alle von ihm berührte Gegen-
stände, wie Politik, Theologie, alte Lite-
ratur, Geschichte, beseelt und belebt , bei
dem und durch den Alles eine anziehende
Form annimmt, gibt in s. Prosa das treff-
lichste Muster eines schönen, harmonischen
Styls und einer blühenden Darstellungs-
weise.
Paludanus (V.) — Bernardus — (ei-
gentlich Ten Broeke) legte nach grossen
Reisen tiurch Europa, Asien und Afrika
ein Kunstcabinet von Naturalien an, wel-
ches viele Fremde nach Enkhuizen zog,
um etwas, das damals noch so selten war,
zu sehen. Grosse Gelehrte und angesehene
Fürsten standen in Briefwechsel mit ihm
und bereicherten s. Sammlung mit ihren
Beiträgen. Er ward 1550 zu Stcenwijk
341
Papius
Paulus
342
4;eboreii, 1580 Dr. der Philosophie und
Mediciii zu Padua , und erhielt von Kaiser
Rudolph, der Gelehrte und besonders
Naturforscher sehr schätzte , den vorneh-
men Titel eines Comes Palatinus oder
Pfalzgrafen. Zurückgekehrt von s. Reisen
iiess er sich zuerst zu Zwolle, und hierauf
als Stadtarzt zu Enkhuizen nieder. 1591
ward er nach Leyden berufen, lehnte je-
doch auf Bitten s. Mitbürger diesen Ruf
ab. Paludanus hat nur „erklärende An-
merkungen zu Linschoten's Reise"
(1596) geschrieben.
Papius (in.) — Andries — aus Gent,
gab 1575 Dionysius Alexandrinus
Werk : ,,de situ orbis", mit der Erklärung
von Priscia n US u. Musäus heraus.
Paqtuot (V.) — Jan Natalis — Pro-
fessor zu Löwen , schrieb eine „holländi-
sche Literärgeschichte" in 3 Theilen Fol.,
in 18 Theilen 8. , welche viel ausführli-
cher, aber, was die Zahl der Artikel be-
trifft , weniger vollständig ist , als die von
Foppens in 2 Theilen in 4., und welche
den Titel führt: ,,Memoires pour servir ä
l'Histoire litteraire des XVII Provinces
des Pays-Bas, de la principaute de Liege,
et de quelques contrees voisines" , Louv.
1763-1770. (S. SaxiJ, „Onomast."
T. VI. p. 247.) Ausserdem gab er 1781 :
„Historiae Flandricae Synopsis ab anonymo
Scriptore circa anno 1162 exhibita, anno
1643 primum edita", — die ,,Histoire du
Comte de Namur" von De Marne,
vermehrt mit der Biographie des Ver-
fassers, — und den „Traite de l'Origine
des Ducs et du Du(;he de Brabant, par
De Vaddere", mit historischen und kri-
tischen Anmerkungen bereichert heraus.
Pareau (VI.) — ... — Professor zu
Utrecht , gab allgemein geschätzte „He-
bräische Alterthümer" heraus , und beant-
\vortete (nach dem allgemeinen Urtheil vor-
trefflich) in einer, von Teyler's theolo-
gischem Vereine mit Gold gekrönten Preis-
schrift die Frage : „über die Mythen in
der Bibel" verneinend. Beide Werke wur-
den 1824 wieder gedruckt. Ausserdem er-
schien von ihm. 1822 „Institutio interpre-
tis Vet. Test.", welche, nach Einigen, für
das A. Testament Das liefert, was Er-
nesti zu s. Zeit für das N. T. geleistet
hat.
Pars (IV.) — Adriaan — machte sich
um die Alterthümer von Katwijk, wo er
Prediger war, durch s. Werk: „Die Kal-
ten, Vorfahren der ßatavier oder die bei-
den Katwijks" (Lugd. 1617, 8.), so wie
um die Literärgeschichte durch s. „Index
Batavicus, oder Namenrolle der batavischen
und holländischen Schriftsteller, seit J,
Cäsar", (Leyd. 1701) verdient.
Pasor (III.) — George — zu Fra-
neker, besorgte 1632 eine mittelmässige
Ausgabe von Hesiod, wobei er sich in
der Vorrede über die Herausgabe eines
Aveltlichen Schriftstellers entschuldigen zu
müssen glaubt, und gab ein „Wörterbuch
zum N. Testament" heraus.
Pasteur (VT.) — Jan David — schrieb
ein Werk „über die Säugethiere".
Pater (V.) — Lucas — geb. 1707,
gest. 1781, ein Schüler Feitama's, ver-
fasste die Trauerspiele: „Cajus Grac-
chus" 1785, „Gustavus" „Isaak oder
die Vorstellung des Heilandes" (nach Me-
tast a s i o) , „das unbewohnte Eiland", nach
Murphy, und das allegorische Stück
„ Leeuwendaal " ( auf den Frieden von
Aachen).
Paulus (II.) — ... — (k Mediobur-
go) aus Middelburg, geb. 1445, begab
sich nach Italien, wo er in dem goldenen
Zeitalter dieses Landes, in der Mitte der
grossen Männer lebte, die die Zeiten von
Lorenz von Medicis zierten. Zu Lö-
wen hatte er Medicin und Mathematik
studirt, und in letzterer solche Fortschritte
gemacht, dass J. C. Scaliger (der Va-
ter des grossen J. J u s t u s) ihn den
vorzüglichsten Mathematiker sei-
nes Jahrhunderts nennt. Doch legte
die Medicin den Grund zu s. Berühmtheit
in Italien. Er wurde zuerst Leibarzt des
Herzogs von Urbino, hierauf, durch
dessen und Kaiser Maximilian's I. Be-
günstigung, Bischof von Fossombrone,
und später, unter den Päpsten Julius V.
u. Leo X. , sogar Vorsitzer der laterani-
schen Kirchenversammlung. Italien, so
stolz auf sein Latein, hörte, wie
Scaliger bemerkt, oft mit Bewun-
derung ihn seine Reden halten.
Seine Grabschrift rühmt, ausser s. Gelehr-
samkeit, auch s. besondere und aus-
gezeichnete Frömmigkeit u. Sanft-
mut h. Er starb zu Rom 1534 in einem
Alter von 89 Jahren. Die von ihm ge-
schriebenen Werke scheinen unbedeutend
zu sein. Ein Verzeichniss derselben, so
wie eine kurze Biographie des Verfassers,
findet sich bei De La R u e , „Gelehrt.
Zeeland" Th. I. p. 72 — 74.
343
Paulus
Pels
344
Paulus (V.) — Pieter — gab 1775
eine Erklärung der Union von
Utrecht, und später eine Abhandlung
über den „Nutzen der Statthalterregierung"
heraus.
Pauw (V.) — ... De — Domherr zu
Utrecht , machte sich als Herausgeber von
Hephaestion (1727), der „Hierogly-
phica" von Horapollo, Anakreon
(1737), Quintus Calaber (1734),
Theophrastus (1737), der Briefe des
Aristänetus (1737) und der Trauerspiele
desAeschylus (1745) bekannt, und
schrieb , kurz vor s 1749 erfolgten Tode,
noch „Anmerkungen zu Pindar" (1747).
Seine Kritik war sehr scharf und kühn.
PauwelS (V.) — ... — südnieder-
ländischer Dichter einiger Allegorien.
Peckius (II.) — Pieter — geb. 1529
zu Zierikzee, 1554 Dr. der Rechte zu Lö-
wen, 1562 Professor daselbst, und 1586
Rathsherr des hohen Raths zu Mecheln,
verfasste verschiedene auf Jurisprudenz be-
zügliche Schriften , welche zusammen 1647
zu Antwerpen in Druck erschienen , u. 1666
u. 1697 wieder aufgelegt wurden. Seine
Werke waren zu dieser Zeit sehr gerühmt,
und eines derselben von A. Vinnius mit
Anmerkungen herausgegeben. (S.B ayle,
ad vocem , und La Rue, „Gelehrt. Zee-
land", p. 190, 191. Eine Liste s. Werke
gibt Foppens, p. 1000).
Peckius (in.) — Petrus — Sohn des
Vorigen, geb. zu Löwen, ward schon früh-
zeitig wegen s. Geschicklichkeit als Ge-
sandter der Erzherzöge Albert und Isa-
bella an Heinrich IV, und an Kaiser
Matthias geschickt. Ersterer war sehr
für ihn eingenommen und nannte ihn den
weisen Flammänder. Spottend, wahr-
scheinlich über seine Jugend, fragte ihn
Heinrich: ob Albert keinen Andern
hätte, den er an ihn schicken könnte? Der
Jüngling antwortete : „Mein Herr schickt
Weise zu Weisen, Thoren zu Thoren, und
mich zu Ihnen , o König !" Auch ward er
zur Commission abgefertigt, welche das
Recht der Erbfolge in den Herzogthümern
Jülich , Cleve und Berg untersuchen sollte.
1616 ward er Kanzler von Brabant und
Mitglied des Staatsrathes. Als solcher
suchte er zur Zeit der Religionsstreitig-
keiten in Holland die geflüchteten Remon-
stranten durch die schmeichelhaftesten Ver-
sprechungen auf die spanische Seite zu zie-
hen, welche jedoch an der Liebe Uiten-
bogaard's und der Seinigen zu dem un-
dankbaren Vaterlande abprallten. Kurz
darauf sandte man ihn nach dem Haag,
um die Vereinigten Niederlande durch
schöne Anerbietungen wieder unter die Ge-
walt der Erzherzöge und Spanien's zu brin-
gen ; ein Auftrag , der ihm natürlicherweise
nicht glücken konnte. Unter so vielen
wichtigen Geschäften vergass Peckius je-
doch, wie Foppens sagt, die Musen
nicht, und gab ein lateinisches Gedicht:
„Votum pro studio humanitatis" (Antvv.
4.) heraus. (S. Foppens, IL 999-1001,
und Wagenaar, „Vaterl. Geschichte",
Th. X. p. 417, 418.)
Peerlkamp (VI.) — Hofman — ein
Friese, von J. De Bosch mit der wah-
ren lateinischen Poesie bekannt gemacht,
war Präceptor zu Haarlem, Rector zu
Dokkum, zu Haarlem, und daselbst, unter
Anderm , Herausgeber des Xenophon
Ephesius, der „Lebensbeschreibung von
Huygens", Vei'fasser einer, beider brüs-
seler Academie gekrönten Preisschrift über
„die niederländischen lateinischen Dichter",
und hat sich durch s. Kenntniss der Lite-
ratur und s. schönen lateinischen Styl des
ihm unläng.st übertragenen Postens eines
Professors der Literatur an der Univer-
sität zu Leyden würdig gezeigt.
Pelletier (IV.) — Kaspar — aus
Mlddelburg, gest. 1659, Arzt, Schöppe u.
Rath daselbst, gab eine, jetzt selten ge-
wordene Walchersche Flora heraus,
unter dem Titel : „Plantarum tum patria-
rum, tum exoticarum, in Walchria, Ze-
landiae Insula, nascentium synonyma", Mid-
delb. 1610, 8.
Pels (IV.) — Andries — aus Amstei-dam,
gab 1668 „Dido's Tod" in drei Briefen
heraus, stiftete die Kunstgesellschaft: Nil
Volentibus arduum, worauf er jene
Briefe, als mit den dramatischen Regeln
des Aristoteles und Horaz im Wider-
spruche, verwarf. 1677 bearbeitete er
den Brief des Horaz an die Pisonen
(die .,Ars Poetica") nach den Sitten und
Begriffen dieser Zeit, und gab 1681 (s.
Todesjahr) den „Gebrauch und Missbrauch
des Schauspiels" heraus. Als Bewunderer
des französischen poetischen Styls, der s.
Lieblingsregeln am nächsten kam, erklärte
er sich gegen den erhabenen , aber weniger
regelmässigen V o n d e 1. Was würde er
wohl, hätte er ihn gekannt, von Shak-
speare gesagt haben? Antonides, bei
V o n d e r s hohem Alter das Haupt der
freien niederländischen Schule, führte einen
345
Periander
heftigen Streit mit P e 1 s , dessen Manier
sich alhnälig, wenigstens im Trauerspiele,
Eingang zn verschaffen anfing.
Periander (II.) — Aegidlus — aus
Brüssel, übersetzte Till Eulenspiegel
in lateinische Verse.
Perizonius (IV.) — Jacob — (V o or -
broek) von einer Familie aus Bentheim,
jedoch zu Appingadam im Gröningerlande
1651 geboren, dessen Vater 1672 als Pro-
fessor zu Deventer starb. Der Jüngling
bildete sich zuerst unter Gijsbert Kui-
per, dessen Tiiebe zur Alterthums- und
Münzkunde sich wahrscheinlich schon hier
dem Schüler mittheilte. Von Deventer be-
gab er sich nach Utrecht, wo ihm der
Unterricht von Grävius zu Theil wurde.
Der Krieg von 1672 rief ihn nach Deven-
ter zurück ; nach s. Vaters Tode gab er
die Theologie auf, um allein den schönen
Wissenschaften zu leben, studirte noch
einige Zeit zu Leyden , ward 1681 Con-
rector zu Delft, 1682 Professor der Ge-
schichte und Beredsamkeit zu Franeker,
und 1693 zu Lejden. Er war ein Mann
von grosser Gelehrsamkeit und Scharfsin-
nigkeit, der nach Wahrheit strebte, sich
aber durch eine zu hohe Idee von s. eig-
nen Werthe nur allzu oft zu heftigen
Fehden mit den trefflichsten Gelehrten s.
Zeit, wie z. B. mit Hub er, Francius,
Küster und Le Clerc hinreissen Hess.
Besonderes Lob verdient Perizonius da-
durch, dass er in trockener Wortkritik
(von so Vielen für das Höchste in der al-
ten Literatur gehalten) keineswegs allein
s. Heil suchte, sondern hauptsächlich in
der Kenntniss der Sachen und des Geistes
des Schriftstellers. Seine Vorlesungen, be-
sonders über die Allgemeine Geschichte, wa-
ren stets stark besucht, und er bemühte
sich, s. Schülern ein tiefes Gefühl von der
Wahrheit der Geschichte, auch für sich
selbst, nicht blos als Hülfsmittel für an-
dere Wissenschaften , einzuflössen ; er be-
sass nicht die unter den Gelehrten (na-
mentlich jenes Jahrhunderts) so allgemeine
Parteilichkeit für die alte Geschichte auf
Kosten der mittlem und neuern, und er
hielt die goldene Mittelstrasse zwischen der
Leichtgläubigkeit seiner und der Zweifel-
sucht unserer Zeit. Kurz, Perizonius
besass alle Eigenschaften des pragmatischen
Geschichtsschreibers, und s. Schriften über
einzelne Theile dieser Wissenschaft zeigen,
was er überhaupt vermochte , und bestä-
tigen das oben Gesagte. In s. (sehr schwie-
Perponcher 346
rigen) „Origines Babylonicae et Aegyptia-
cae" (L. B. 1711) und in s. „Dissertatio
de Romana Republica" (die letzte der
„Dissertationes VIL" L. B. 1713, in 12.,
und „Orationes", L. B. 1740, besonders
„de fide Historica contra Pyrrhonismum",
a. 1702) *) hat er Beweise von seltenem
Scharfsinn gegeben, die jedoch keineswegs
bis zur Verwerfung aller Autorität der al-
ten Schriftsteller ausarten. Aus der neuern
Geschichte behandelte Perizonius die
wichtige Periode zwischen dem Anfange
des 16. Jahrhunderts und dem Tode
Karl' s V in der Manier De Thou's.
Es ist merkwürdig, dass er misbilligt, sich
der Allegate zu bedienen, und fordert, dass
man einem ehrlichen Manne auf s. Wort
glauben müsse und nur in zweifelhaften
Fällen Beweise verlangen dürfe , da ja mit
den Allegaten so leicht Betrug begangen
werden könne.
Perponcher (VI.) — Willem Emery
Baron Van — verfasste eine Menge Schrif-
ten, in der edlen Absicht, das Glück s.
Nebenmenschen , welches er nur durch die
Religion für erreichbar hielt, zu befördern.
Unter Anderm begann er 1776 die neue
Uebersetzung des A. Testaments von M i -
c h a e 1 i s in's Holländische überzutragen, mit
dessen Anmerkungen und ausführlichen Vor-
reden, besonders vor der Genesis, worin
Perponcher den Geist des Urbuches an-
zugeben sich bemühte. Für s. Kinder gab
er eine ,,neue Geographie" nebst noch ver-
schiedenen andern Werken über die prak-
tische Erziehung heraus. Die unruhigen
Zeiten von 1787, in welche er als Mit-
glied der Regierung und Staaten von Utrecht
mit verwickelt war , hemmten einige Zeit
s. literarische Thätigkeit, welche jedoch
kurz vor dem Anfange dieses Jahrhunderts
mit erneuter Kraft hervortrat. In dem
„heidnischen Stoicismus^' sammelte er die
grossen Muster dieser Religionssecte , die
er nach den Erfordernissen der jetzigen
Zeit modificirte. In ,,den Leuten der ge-
bildeten Welt" führte er uns, auf die an-
genehmste Weise, ihre Angelegenheiten u.
Pflichten vor Augen. 1805 kamen die „Bi-
*) Diese Schriften verdienen eine neue Auf-
lage und besonders Verbreitung in Deutschland,
da FerizouiuH Weise zu sehen, so sehr
von der der jetzigen Deutschen, mit Ausnahme
Wachler'e, abweicht. (S. Vriemoet,
„Athen. Fris." p. 625—640.)
347 Perponcher
belstudien, Muthmassungen , Winke", und
als Auszug aus denselben , s. „Gemälde von
Gottes Wege mit dem Menschen" heraus.
Hierauf folgten 1806 und später s. Ueber-
setzung der Briefe von Paulus und s.
„Geist des evangelischen Christenthums".
1814 erschien der fünfte und letzte Theil
eines von dem würdigen Verfasser herausge-
gebenen, meistentheils religiösen, vermisch-
ten Werkes , unter dem Titel : „Sprüche,
Aufgaben, Vorschriften, Grundsätze". Diese
letztere Abtheilung des Werkes erzählt die
merkwürdige Abführung des Schriftstellers
als Geissei nach Paris, dessen Loslassung
durch Vermittelung des Königs Ludwig,
und die wahre Schilderung der Einnahme
jener Hauptstadt durch einen Augenzeugen.
Der würdige Greis, 1815 zum Curator der
utrechter Universität ernannt , widmete der
studirenden Jugend einen Studienplan,
wobei er sie zugleich auf ihre Pflichten auf-
merksam machte. Um dieselbe Zeit erschien s.
nach der Manier des Bitaube in Prosa
abgefasstes Heldengedicht „ J o s e p h", wor-
in man , bei vielen schönen Partieen , je-
doch auch für ein Gedicht zu viel Rheto-
rik wahrnimmt (eine lästige Klippe, an
welche auch der „Telemach" stiess), wenn
man dieses Werk , wider Willen des Ver-
fassers, für ein Gedicht halten will. End-
lich erschien in demselben Jahre s. Todes
(1819) s. „Untersuchung über den Ur-
sprung und den Fortgang der Verwilde-
rung und Civilisation unter den Menschen
und Völkern", eine Art von Uebersicht
der aus einem religiösen Gesichtspunkte
betrachteten Geschichte. Man sieht , dass
Perponcher auch, ausser der Religion,
andere Wissenschaften beai'beitete , welche
er jedoch nur als Mittel zu jenem Zwecke
betrachtete. Die Religion war für ihn Al-
les, und er schöpfte sie allein aus der Bi-
bel. Die Lehre des Christenthums war
ihm deshalb so theuer, weil er dieselbe
als ein grosses. Alles umfassendes Drama
ansah, dessen Lösung das Herrlichste ist,
das man sich vorstellen kann: die Glück-
seligkeit des ganzen Menschengeschlechts,
wobei Gott dann Alles in Allem ist ! Dar-
um war ihm auch die Lehre der Versöh-
nung so theuer, weil er sie als das einzige
Mittel zum grossen Endzweck betrachtete,
für welchen Gott sich selbst geoffenbart,
und für seine Geschöpfe sich geopfert
hatte. Die innige Ueberzeugung P e r -
poncher's durchdringt alle s. Schriften
und gibt ihnen eine Salbung, die s. Styl,
Petit
348
obgleich scheinbar unregelmässig, etwas
hinreissend GeföUiges verleiht, wovon die
Veranlassung nicht in der äussern Hülle,
sondern in dem innern Gehalte liegen muss.
Sein genanntes Lehrgebäude stellt er ab-
sichtlich , wohl am meisten in den „Bibel-
studien" und in dem „Gemälde von Got-
tes Weg", doch auch in den meisten s.
andern religiösen Schriften zur Schau (s.
unter Anderm die von Prof. Roijaards aut
s. Tod gehaltene latein. Rede). Als Dichter
hat Perponcher sich besonders charak-
terisirt durch eine Sammlung , worin die
reinste Liebe für die Tugend in einem ge-
fühlvollen, namentlich für die Schönheiten
der Natur empfänglichen Herzen durch-
strahlt. Seine Gedichte sind x'eimlos. Der
„zeeländische Kornbau" ist das ausführ-
lichste darunter. Sie erschienen, in einer
zweiten Aufgabe, zu Utrecht 1808.
Perrenot (V.) — Abraham — geb.
1726 in der Schweiz, gest. 1784, war
Mitglied des Raths des Prinzen von Ora-
nien, und schrieb eine academische Ab-
handlung „über das Verbot der Begräb-
nisse in den Städten und Kirchen", eine
Gewohnheit, welche die Gotteshäuser in
Gewölbe der Verwesung (so ganz entge-
gen dem Geiste ihrer Stiftung!) verwan-
delt; — ferner eine Abhandlung „über die
väterliche Gewalt bei den Römern" (1775);
„Consideration sur l'Etude de la Jurispru-
dence", Utr. 1776, 8. (s. Saxii „Onomast."
T. IV. p. 103. T. VL p. ISO, 131. T.VH. p.
130), u. für das Stolpian'sche Legat „über
die vollkommene Ethik der Offenbarung'.
Auch ward er für den Verfasser einer
Schrift, betitelt: „Betrachtungen über die
Bestrafung eines gewissen schändlichen Ver-
brechens" (Utr. 1799) gehalten.
Pestel (V. u. VI.) -^ Frederik Wil-
lem — berühmt durch s. classisches Werk
über das Naturrecht (1773) und durch
s. „Commentarii de Republica Batava", 1
Vol. 8. 1782 (vermehrt) 3 Vol. 8. (abge-
kürzt 1790). Seine Vorlesungen zogen
viele Zuhörer nach Leyden, dessenunge-
achtet ward er 1795 abgesetzt, und zwar
von Leuten , welche Denk - und Redefrei-
heit mit lauter Stimme verkündigten.
Petit (HI.) — Jan Frans Le — aus
Bethune, zuerst Griffier daselbst, später
wegen der Religion in den nördlichen Pro-
vinzen wohnend, versuchte eine statisti-
sche Beschreibung s. Vaterlandes, unter dem
Titel: „Niederland's Republik", Arnhem
1615, 4. , und verfasste: „La Grande Chro-
349
Petri
Pluymcr
350
nique ancienne et moderne tl'Hollande,
Zt'laiule etc., jusqu'ä la fin de l'an 1600".
Pctri (11. u. III ) - Sjoerd (Suffi-
dus — ein friesischer Gelehrter, geb. 1527
zu Dokkiim, gest. 1597, war Bibliothekar
nnd Geheiraschreiber des Cardinais G ran-
velia, 1574 zu Löwen zum Dr. d. Rechte
creirt , lehrte daselbst die griech. Sprache,
und erhielt 1577 einen Ruf als Professor
nach Köln , wo er starb. Er verband die
alte Literatur mit der Jurisprudenz, gab
eine lateinische Uebersetzung einiger mora-
lischen Abhandlungen von Plutarch her-
aus, begann eine Ausgabe des Cicero,
von dem er jedoch nur die ,,Officia", den
.,Cato", den „Lälius" und die ,, Paradoxa"
bearbeitete, und gab eine Geschichte von
Friesland , unter dem Titel : „de Antiqui-
tate et Origine Frisiorum" (Libri III. Col.
1590, 8) heraus, welche jedoch (da der
Verf. sehr leichtgläubig war) nicht allein
A'on Märchen wimmelt, sondern auch in
einem besondern , jedoch dazu gehörigen
Werke, viele erdichtete Schriftsteller auf-
nimmt.
Picaert (VI.) — . . . — ein junger
Ingenieur, der vor einiger Zeit in der
Maas ertrank, schrieb eine Abhandlung:
,,sur les pendules coniques", die in den
Werken der brüsseler Academie abge-
druckt ist.
PienfS (V.) — ... — aus Brüssel,
Mitglied der Redekammer: zum Grünen
und Blühen daselbst , verfasste ein nicht
unverdienstliches Gedicht: „Traueranzeige
von mancher unglücklichen Ehe" (1775).
Pierson (V.) — Johan — geb. 1731
zu Holswerda in Friesland, Rector der la-
teinischen Schule zu Leeuwarden , ward
von Ruhnkenius sehr gepriesen wegen
s. Werkes : „Verisimilia", starb jedoch
schon in s. 29. Jahre.
Piet (III.) — Boudewijn Van Der —
geb. 1569 zu Gent, gest. 1609, war Prof.
der Rechte zu Douai, welche Universität
durch ihn besonders in Flor kam. Nach
der Uebertreibung der damaligen Zeit,
welche jeden Gelehrten von einigem Rufe
sogleich mit den grossen Männern Griechen-
land's verglich, stellte man ihn, lächerlich
genug, in der Beredsamkeit dem Peri-
kles gleich. Seine Abhandlungen zu Vor-
lesungen umfassen: ,,Resp6hsa Juris, sive
Consilia"; „de Emptione et Venditione";
„de Pignoribus et Hypothecis"; „elegan-
tiores juris Quaestiones",
Pieter Theodoruszoon (IIL) —
Schüler des amsterdamer Predigers P.
P 1 a n c i u s in der Mathematik und Astro-
nomie, von welchem Merula berichtet,
dass er auf s. Reise nach Indien nicht
weniger als l4 neue Sternbilder in der
südlichen Hemisphäre entdeckte. Nach W.
Blaau scheint es jedoch, dass diese Ent-
deckung Frederik Houtman zukomme.
(S. Moll, „Abb. üb. einige frühere See-
fahrten d. Niederländer", Amst. 1825, p.
48 — 57.)
Pieterson (V.) — Hendrik — gab
1776 eine sog. „Rhapsodie der holländi-
schen Sprachkunde", eine Geschlechtsliste
der Substantive, und 1782 vier Abhand-
lungen über die holländische Sprache her-
aus. (S. Ypey, „Gesch. der niederländ.
Sprache", p. 538, 549, 558.)
Piso (III.) — Willem — Arzt zu Ley-
den, schrieb: „de Indiae Utriusque Re,
Naturali et Medica", Libri XIV., Amst.
1658. Fol. (S. Foppen s, I. 419.)
Pitcairn (IV.) — A. — Professor
der Medicin zu Leyden, bestreitet die
Krankheitslehre des Boe-Sylvius.
Plancius (IH.) Petrus — Prediger
zu Amsterdam, sehr bewandert in Geo-
graphie und Astronomie, verfasste eine
„Tabelle über die Abweichung der Magnet-
nadel", und veranlasste die Admiralität von
Amsterdam, in Vereinigung mit der von
Zeeland , die nördliche Durchfahrt zu
versuchen, nachdem die ersten Reisen um
das Cap der guten Hoffnung mis-
glückt waren. Die Fahrt ward unternom-
men und Spitzbergen und die Wai-
gatz Strasse entdeckt.
Plantijn (III.) — Christoffel — ein
Franzose , liess sich zu Antwerpen als
Buchdrucker nieder, studirte die hollän-
dische Sprache und verfasste ein hollän-
disches Wo rter buch, weichesaus sei-
ner Druckerei, damals einer der ersten in
Europa , im J. 1573 unter dem Titel :
,, Thesaurus Teutonicae Linguae" hervor-
ging.
PlUTier (V.) — J. E. — löste die
Frage : „über die Zeit des grössten Volks-
glückes in Niederland seit den Zeiten der
Franken bis auf Karl V.", zum Vortheil
der Regierung Philipp's d. Schönen.
Pluymer (IV.) — Joan — aus Am-
sterdam, Mitpächter des Schauspielhauses
und Freund und Kunstgenosse des Anto-
nides, schrieb einige Trauerspiele, von
welchen „die Gekrönte nach ihrem Tode"
(eine Bearbeitung der anziehenden Ge-
351
Poirters
Poot
352
schichte von Ines deCastro) lange Zeit
auf der ainsterdamer Bühne aufgeführt
wurde ; ferner „Pyramus u. Thisbe",
und die Lustspiele: „der Geizhals"; „die
Schule der Eifersüchtigen", und „Krispin
Sterngucker". (S. Wagenaar, „Amster-
dam", III. Th. Fol., p. 251.)
Poirters (HI.) — Adriaan — aus
Oosterwijk , ein Jesuit, der später die
schönen Wissenschaften zu Mecheln, Ma-
stricht und Löwen lehrte, dichtete in der
Manier des Cats, und wurde dadurch der
brab ant er Volksdichter. Erstarb 1674
in einem Alter von 68 Jahren. Seine
„Maske der Welt" (Antw 1647), mehr
als 25 Mal aufgelegt, s. „Heiliger Hof des
Kaisers Theodosius" (Ypern 1696), ein
Werk voll Allegorien, sind nebst vielen
andern , wie z. B. „die allerheiligsten Na-
men J. H. S. zu einem Neujahrsgeschenk"
(Antw. 1647), „dasTäubchenim Steinfelsen",
„das Leben der heil. Rosalie" hinlänglich
bekannt. Ausserdem besang er die erste
Säcularfeier der Jesuiten (1640), den Sieg
des Cardinal - Infanten (in einem Gefecht
bei Kailos 16S8) u. s. w. (S. Foppens,
T. L p. 18, und Willems, IL Th. p.
94 — 102.)
Polanen (VI.) — ... — schrieb
„Briefe über die Verwaltung der Colonien"
(Amst. 1816), worin er sich durchgehends
für die englische ausspricht , und D a en-
deis heftig angreift.
Pontanus (IL) — ... — aus Brügge,
seit s. dritten Jahre blind, war ein lite-
rarisch gebildeter latein. Dichter, u. lebte zu
Paris, wo er sich durch Unterrichtgeben
ernährte. Unter andern Gedichten schrieb
er 1512 ein Lobgedicht auf die heil. Ge-
noveva.
Pontanus (HL) — Jan Isaak — geb.
1578 zu Elzeneur in Dänemark, während
s. zu Haarlem wohnenden Eltern sich we-
gen der Verhältnisse ihres Vaterlandes zu-
fällig daselbst befanden, war also ein Haar-
lemer von Erziehung, widmete jedoch s.
Forschungen s. eigentlichen und zufälligen
Vaterlande, ward 1601 zu Basel Dr. der
Medicin , bald darauf Prof. d. Mathematik
und Physik an der Universität zu Harder-
wijk, Geschichtsschreiber der Staaten von
Geldern und des Königs von Dänemark,
und starb 1640, Seine „Geschichte von
Geldern", obgleich chronikenartig abge-
fasst, wird für ein ausgezeichnetes Werk,
und ungeachtet des von Van Spaan nicht
für überflüssig gehalten. Gleich Bor theilte
dr verschiedene Urkunden darin mit. Zu-
gleich beschrieb er den Ursprung der Fran-
ken und anderer deutschen Völker, den
alten Lauf und die Mündung des Rheins,
und andere mit der Geschichte von Gel-
dern in Verbindung stehende Gegenstände.
Auch die „Geschichte von Amsterdam" hat
er beschrieben, welche er wegen zu grosser
Ausführlichkeit in Beziehung sowohl auf
die Gebäude, Kirchen u. s. w., als auch
auf die Thaten der Amsterdamer zur See
und in andern Welttheilen gegen Pontus
De Heuter zu vertheidigen sich veran-
lasst fand. Seine „Geschichte von Däne-
mark" hält sich zu sehr an Saxo Gram-
maticus, der dem dänischen Staat ein
übertriebenes Alter, und ausführliche, aus
fabelhaften Sagen geschöpfte Geschichten
gibt. Doch verbessert Pontanus häufig
den alten Chronikenschreiber. Er verthei-
digte endlich die freie See gegen Seiden,
der damals bereits die Uebermacht der
Briten auf jenem Element geltend machen
wollte. „Nimmt man ihm s. Gedichte"
(er machte , wie so Viele, lateinische Verse),
„so würde er noch grösser sein" , sagte
der berühmte Scriverius in des Verfas-
sers Gegenwart selbst. Pontanus vor-
züglichste Werke sind : „Historiae Geldriae
Libri XIV." Amst. 1639; holländisch von
Schlichtenhorst, mit Zusätzen, 1654,
Fol.; „Origines Rerum Francicarum", L.
VI. Harderw. 1616 (zu Rom verboten) ;
„Dissertationes Chronographicae de Rheni
ostiis, et accolis populis" (gegen Cluve-
rius), Amst. 1614, vermehrt Harderw.
1617, 4.; „Historia Urbis et Rerum Am-
stelodamensium", 1614, Fol.; „Apologia
ejusdem", 1628, 1634, 4.; „Rerum Danica-
rum Historia" , bis zur Thronbesteigung des
Hauses Oldenburg, Amst. 1631, Fol.
Ferner Anmerkungen zu Plautus, Apu-
lejus, den Seneca's, Macrobius,
F lorus u. Tacitus.
Poot (V.) — Hubert Cornelisz. — ein
Naturdichter, geb. 1689 im Delftschen zu
Abtswoude , bei dem Dorfe De Keten , der
Sohn eines schlichten Landmannes, liebte
frühzeitig Musik und Zeichnenkunst, hier-
auf die Poesie , und trat mit einigen Rhe-
torikern , einem ärmlichen Ueberbleibsel der
alten reichen Kammern, die zu dieser Zeit aus
den Städten auf das platte Land herabgestie-
gen waren, in Gemeinschaft, sah jedoch
selbst bald ein, dass hier keine Fortschritte
für ihn zu machen waren. Er schlug also
den rechten Weg ein , lernte H o o f t ,
353
Poot
Post
354
Vondel und Antonides kennen, und
las auch die alten Dichter in Uebersetzuu-
gen. Es ist unbegreiflich , wie diese den
jungen Landniann zu den herrlichen Ge-
dichten aus der alten Mythologie begei-
stern konnten , die noch zu den schönsten
Perlen s. Dichterkrone gehören; aber das
Genie weiss die Schönheiten auch in dem
groben Gewände einer mittelmässigen
Uebersetzung aufzufinden. So gab uns
Shakspeare ächte Römer nach einer
Uebersetzung des Plutarch aus s. Zeit.
Als 1716 der erste Theil von Poot 's Ge-
dichten herauskam , stachen dieselben der-
gestalt von den bereits verderbten Ge-
schmack dieses Jahrhunderts ab , dass die
allgemeine Verwunderung auf's Höchste
stieg, wie ein junger Bauer so etwas
hatte hervorbringen können. Denn dass
es schön war, fühlte man noch; die Dich-
tervereine hatten ihr Scepter noch nicht
gänzlich auf dem Parnass aufgerichtet.
Nach 1716 ward dann Poot durch Kunst-
freunde so sehr gefeiert und gesucht, dass
er beschloss , s. Acker mit der Stadt zu
vertauschen , w ozu ihn , wie es scheint,
eine unglückliche Liebe noch besonders
bestimmte. Er hielt sich zu Delft (von
1723 — 1724) auf, wo er sich der Unge-
bundenheit überliess , kehrte jedoch , als
er dies wahrnahm, zu s. friedlichen Fel-
dern zurück. Seine letzten Jahre brachte
er gleichwohl zu Delft , aber nun in völ-
liger Zurückgezogenheit zu. 1732 ver-
heirathete er sich, starb jedoch schon zu
Ende des Jahres 1733 , nachdem fünf
Monate zuvor ein 13tägiges Töchterchen
ihm vorangegangen war. Der zweite Theil
s. Gedichte war 1728 erschienen , der
dritte ward nach s. Tode herausgege-
ben. Von s. sämmtlichen Gedichten er-
schien 1780 eine neue Ausgabe in drei
Theilen in kleinem Format. Seine Bio-
graphie findet sich dem dritten Theile s.
Gedichte (1734) angehängt (abgekürzt in
den ,, Biographien niederländ. Männer und
Frauen", II. Th. p. 208 — 221). — Wer
Poot in s. ganzen Fülle kennen lernen
will, wähle dazu nicht den ,, Bibelstoff",
worin er gezwungen und prosaisch ist (mit
Ausnahme der schönen Gedichte auf des
Heilandes Auferstehung und Himmelfahrt),
noch die „Gelegenheitsgedichte", denen
sich die frühern holländischen Dichter allzu
sehr hingaben, auch nicht einige „Briefe",
die einen gar zu prosaischen Gang verra-
ihen, sondern wohl s. „Minnegedichte",
voll anakreontischer Lieblichkeit, worin er
Ho oft am glücklichsten nachahmte und
vielleicht übertrotfen hat (namentlich das
classische, herrliche Gedicht: „der Mond
bei Endymion" , wovon sich einige Coii-
plets bei Van Kampen, Th. II. p. 91.
abgedruckt finden) ; einige s. „Vermisch-
ten Gedichte", wie z. B. das „Landleben",
jenes Meisterwerk beschreibender Poesie,
worin ein Funke von Ho ra zens Dichter-
feuer glüht, — das „Fröhliche Leben", die
„Reiche Armuth", ebenfalls nach Horaz,
— der „arme Reichthum" , dessen Vers-
maas ungemein fliessend ist, und dessen
einzelne Mängel man bei dem schönen Gan-
zen vergibt, — „Epi kurs Gärten" (Höfe),
worin er die Philosophie dieses bekannten
Vertheidigers des sinnlichen Vergnügens
von dem Tadel der Verächtlichkeit reinigt,
u. s. w. , — oder einige s. „Elegien",
worin das Herz redet, wie z. B. auf s.
Mutter und s. Kind, die er kurz vor s.
Tode gedichtet. — Poot zeichnet sich be-
sonders durch ungemeinen Wohllaut und
gerundete, abwechselnde Versification aus;
er übertriff't darin durchgehends selbst
Ho oft und Vondel, welche die dichte-
rische Sprache gleichsam noch schaffen
mussten. Und wenn nun diese Musik der
Sprache bei Poot mit kühnen oder lieb-
lichen Gedanken , mit neuen, aus der Na-
tur entlehnten Bildern und einem warmen
Gefühle für das Schöne gepaart geht;
wenn man an die geringe Anleitung denkt,
die ihm zu Theil wurde, und sich er-
innert , dass die erste Sammlung s. Ge-
dichte, als er noch wenige oder keine
Kunstfreunde besass, bei weitem die beste
ist, dann wird man den Satz: die Natur
bildet den Dichter, gewiss bestätigt
finden.
Popma (Tl.) — Titus — aus Ylst in
Friesland, gab den Vellejus Pater-
culus mit (zufolge Burman) ziemlich
gelehrten Anmerkungen , 1569 „Anfangs-
gründe der Astronomie", und „Tafeln über
den Globus", mit vieleni Bleiss bearbeitet,
heraus.
Popma (II.) — Cyprianus — der dritte
der Brüder, besorgte 1572 eine Ausgabe
des S a 1 1 u s t.
Popma ( n. ) — Sixtus — der älteste
Bruder, gab Celsus, „de arte medendi"
(Köln 1569) heraus.
Post (VI.) — Elizabeth Maria — geb.
1756 zu Utrecht, Gattin des Predigers
12
355
Pot
Quetelet
356
Overdorp, verfasste unter andern die
Romane: „das Land" (1788) u, „Reinhard'
(1791), die sich nur in allgemeinen Zügen
charakterisiren , und worin die Schriftstel-
lerin sich eines poetisch - prosaischen Stjls
bedient.
Pot (V.) — Willem Van Der — geb.
1704 zu Rotterdam, gest. 1783 daselbst,
ist durch s. Gedicht: „Endeldijk" bekannt.
Potter (VI.) — H. — beschrieb eine
Reise durch England.
Praedinius (II.) — Reinier — geb.
in dem Dorfe Winsum, blühte um 1535
und starb 1559 in s. 59. Jahre. Er war
Rector der gröningschen Schulen, dessen
gründliche Sprachkenntniss und Belesenheit
im Gebiet der Gesammt - Literatur Jüng-
linge, nicht allein aus den Niederlanden,
sondern auch aus Italien und Polen nach
Groningen zog, und einer der vorzüglich-
sten Bearbeiter der Etymologie der latei-
nischen Sprache, auf deren Grundsätze
Vossius später fortbaute.
Pratensis (IL) — Jason — (eigent-
lich Van De Velde) durch die Namens-
veränderung so unkenntlich geworden, dass
man ihn auch Van derMeesche und
De Praat genannt hat, war der Sohn
eines Arztes zu Zieriksee, und, wieSnoyus
von Gouda, Leibarzt von Adolph von
Burgund, Markgrafen von Vere. Er
starb 1558 zu Zieriksee. In der Medicin
und lateinischen Poesie sehr erfahren, ver-
fasste er einige Werke über Entbindungs-
kunst, vier Bücher über „die Kunst seine
Gesundheit zu erhalten", „über die Hei-
lung der Geisteskranken" und eine Samm-
lung lateinischer Gedichte.
Prinsen (VI.) — J. — Director eines
SchuUehrer - Seminars zu Haarlem für das
nördliche Niederland.
Proeurator (L) Wilhelmus — ein
Geistlicher des Klosters zu Egmond,
setzte die älteste Chronik der nördlichen
Provinzen Holland's, welche, aus diesem
Kloster zum Vorschein gekommen , gröss-
tentheils der „Reimchronik" von Stoke
zu Grunde lag, bis 1332 fort.
Pui (VL) — Meinard Simon Du —
ward 1790 Professor der Anatomie u. Ge-
burtshülfe zu Leyden , wo zu dieser Zeit
auch ein Krankenhaus errichtet wurde.
Punt (V.) — Jan — einer der vor-
züglichsten Schauspieler der amsterdamer
Bühne, dessen Hauptrolle Achilles in
dem gleichbenannten Trauerspiele von Huy-
deco per war *).
Puteanus (III.) — Erycius — geb.
1574 zu Venlo, ein geachteter süd -nieder-
ländischer Dichter, ward zu Löwen, wo
er die Rechte studirte , mit L i p s i u s be-
kannt, auf dessen Rath er einen Ruf nach
Baiern ablehnte und sich nach Italien be-
gab, wo er s. eigentlichen Wirkungskreis
fand und sich daselbst bis 1606 aufhielt.
Hierauf ward er an die Stelle des ver-
storbenen Lipsius berufen. Puteanus,
sowohl in Italien als auch in s. Vaterlande
mit Ehrenbezeugungen überhäuft , hat nur
unbedeutende, kleine Werke geliefert, wel-
che sich bei S a x e („Onomast." T. IV. p. 91
u. 92) angegeben finden. Er starb 1646.
Q.
Quetelet (VI.) — Adolf — Lehrer
der Mathematik am Athenäum zu Brüssel
und Mitglied der Akademie daselbst, ver-
einigte poetische Talente mit mathemati-
schem Genie. Er begann s. literarische
Laufbahn mit einer sehr merkwürdigen
Thesis über eine krumme Linie, die er
focale nennt, und welche Dandelin seit-
dem aus neuen Gesichtspunkten betrachtet
hat. 1822 unternahm er eine Reise nach
der so merkwürdigen, zu wenig bekann-
ten Grotte Han in den Ardennen, an der
Grenze von Namur, Lüttich und Luxem-
burg. Ende 1823 ward er von dem Mi-
nister des allgemeinen Unterrichts nach
Paris gesandt, um sich daselbst den nöthi-
gen Unterricht zur Gründung eines Obser-
vatoriums zu verschaffen. Seine lateini-
schen Gedichte, die sich in verschiedenen
Zeitschriften zerstreut finden, sind gefallig
und zart; er neigt sich vorzugsweise zur
Elegie hin. Die neuen Denkschriften
der brüsseler Akademie enthalten drei Ab-
handlungen von ihm: 1) „Snr une formule
g^n^rale pour determiner le surface d'un
polygone forma sur une sphere, par des
*) S. nürnberger Friedens- und Kriegskurier
vom 9. März 1832: „Ueber die Schauipielkiineit
der Holländer'*, von Otto.
357
Raad
Kaphelengius 358
arcs de grands ou de petits cordes dispo- coni(iues consld^rees dans le solide". 3)
ses entre eux d'iine maniere quelconque". „Relation d'un voyage a la grotte de Han,
2) „Sur une nouvelle theorie des sections eiitrepris avec M. Kickx."
R.
Raad (IV.) — George De — Predi-
ger zu Vlissingen , ein Schüler des Voe-
tius, eiferte bereits 1665 gegen den Skla-
venhandel der Neger, doch nicht aus dem
Grunde, weil diese — Menschen, sondern
weil Diejenigen, an welche sie verkauft
wurden — Papisten wären. (S.DeLa
Rue, p. 269.)
Radboud (I.) — ... — ■ Bischof von
Utrecht, gilt für einen guten lateinischen
Dichter des 10. Jahrhunderts.
Baapsaet (VI.) — Jan Joseph —
ausserordentlicher Staatsrath und Mitglied
des Instituts und der brüsseler Akademie,
ein gelehrter Geschichts- und Alterthums-
kenner, besonders in Beziehung auf die
alte Geschichte von Flandern , verfasste
folgende Schriften: „Defense de Charles
Martel, ou Precis de l'origine des Dimes
ecclesiastiques, avec l'origine des paroisses",
Gand 1806. „Memoire sur l'origine des
Beiges", 1811. „Recherches sur les In-
auguration des Princes Souverains des Pays-
Bas-', Brux. 1814. „Ueber die Erfindung
des Einsalzens der Heringe von W. Beu-
kelsz.", 1816, mit einigen Streitschriften
über diesen Gegenstand gegen den Fran-
zosen Noel; in einer derselben wird über
die holländischen Colonien in Scho-
nen (im 13. und 14. Jahrhundert) gehan-
delt. „Brief an Dotrenge über den
Ursprung der Freiherrschaften und Lehn-
rechte" (für welche Raapsaet sehr ein-
genommen ist), 1818. Alle in französischer
Sprache. Ueber das „jus primae Noctis",
1817. „Histoire de l'origine de l'organi-
sation et des pouvoirs des Etats-Gen^raux
et Provinciaux des Gaules et particuliere-
ment des Pays-Bas, depuis les Germains
jusqu'au 16. siecle", Gand 1819 (sein
Hauptwerk). „Memoire sur la lögislation
des Gaules", 2 Memoires. (In den neuen
Abhandlungen der Akademie.) Ueber den
„Ursprung der Gemeinden in den Nieder-
landen" ; im IV. Theile der Werke der Ge-
sellschaft für niederländische Literatur zu
Leyden, 8. In Handschrift befinden sich
von ihm noch : Nachrichten über die
Göttin Nehalenniaj über die Na-
tio nal-Mil i z, für die zeeländische Ge-
sellschaft, über einen alten Becher, ent-
haltend einige Anekdoten über den
Geuzenbund, auf Veranlassung des Ju-
stizministers Van Maanen, und über die
vermeintliche Göttin Sandrodiga, dem
Institut eingesandt, und über die noch
existirenden Denkmäler in Flandern, auf
Veranlassung von dem Grafen Montali-
vet, ehemaligem Minister des Innern unter
Napoleon; ferner über die flämische u.
wallonische Sprache in den an den Henne-
gau und Flandern angrenzenden Dörfern.
Seit einigen und dreissig Jahren arbeitete
Raapsaet an einem grossen Werke, wel-
ches im Manuscript 6 Theile Fol. aus-
macht und den Titel führt : „Histoire de
l'origine et des progres des droits civiles
et poHtiques des Beiges, divisee en six p6-
riodes , depuis les Germains jusqu'au 16.
siecle''. Die Geschichte der Generalstaaten
sollte von diesem grossen Werke gleichsam
nur der Vorläufer sein. Nach dem Urtheil
Einiger gibt Raapsaet, der ein grosser
Freund der alten belgischen Regierungs-
form ist , ein wenig zu sehr vorgefassten
Meinungen Raum.
Raevardus (H.) — Jacob — be-
rühmter Rechtsgelehrter aus Brügge, den
Lipsius den nieder ländischen Pa -
pinian nennt, schrieb einige kleine juri-
stische Abhandlungen.
Rampen (III.) — . . . — geb. 1572 zu
Huy, gest. 1641, schrieb eine Erklärung der
vier Evangelien (Löwen, 1632, 3 Tb., 4.).
Raphelenj^ius (III.) — Frans —
(Rauleghien) geb. 1579 zu Lancy bei
Ryssel, gest. 1597, war zur Handlung be-
stimmt, begab sich jedoch nach Paris,
Cambridge (wo er einige Zeit Professor
war) und Antwerpen , um orientalische und
classische Literatur zu studiren. In letz-
terer Stadt vereinigte er s. frühere Bestim-
mung mit s. Liebe zu den Wissenschaften,
indem er einen Theil der Druckerei des
Plantijn übernahm, die ihm dessen Toch-
ter zur Mitgift brachte. Als hierauf bei
nahender Kriegsgefahr Plantijn einen
Theil der Druckerei nach Leyden über-
12*
359
Rataller
Rau
360
siedelte , erhielt R a p h e 1 e n g i u s die Auf-
sicht darüber. Hier ward ihm wegen s.
seltenen Kenntniss der orientalischen Spra-
chen, die er durch Herausgabe verschie-
dener Werke bewiesen hat, 1586 die Pro-
fessur der hebräischen Sprache übertragen.
Er schrieb eine „hebräische Sprachlehre",
„Anmerkungen zur hebräischen Sprache",
und ein „chaldäisches Wörterbuch". (S.
über ihn Meursius, „Athenae ßatavae",
p. 140 — 142 , fast wörtlich aufgenommen
von F 0 p p e n s in voce.)
Rataller (H.) — George — ein Friese,
der in s. Kindheit mit s. Vater nach Utrecht
kam, und durch Macropedius s. wis-
senschaftliche Bildung erhielt. Nach be-
endigten Reisen nach dem Süden vyurde
er Rathsherr und Bittschriftenmeister bei dem
hohen Rathe zu Mecheln, 1565 Gesandter
in Dänemark , und seit 1569 Präsident am
Gerichtshofe von Utrecht. Nach Fop-
pens ist es schwer zu bestimmen, ob man
an diesem ausgezeichneten Manne s. Ge-
lehrsamkeit, Würde, Rechtlichkeit oder
s. Leutseligkeit mehr rühmen solle. Er
übersetzte die „Werke und Tage" von He-
siod (Frankf. 1546), die sieben Trauer-
spiele des Sophokles und drei Trauer-
spiele von Euripides (die Phönissä,
den Hippoly tus und die Andromache)
in gefällige lateinische Verse. Sein Sohn
Philipp war Griffier am Gerichtshofe
zu Utrecht, ein eifriger Anhänger von Lei-
cester und den Ultra-Reformirten jener
Zeit. (S. Ho oft, „Niederl. Gesch." II.
Th. (1656), p. 212, 241.)
Rau (IV ) — J. J. — berühmter
Chirurg zu Amsterdam, 1705 Professor zu
Leyden, machte sich besonders durch eine
verbesserte Operation des Blasensteins be-
kannt , eine Krankheit, an welcher damals,
wie man annahm, wegen des häufigem
Gebrauchs des Bieres, weit Mehrere lit-
ten, als jetzt, sowie dagegen die jetzt so
zahlreichen Nervenkrankheiten damals we-
niger allgemein gewesen zu sein scheinen.
Ran hatte Gelegenheit, die rohe Behand-
lung eines gewissen französischen Mönchs
(Frere Jaques) , der sich zu Amsterdam
auf diese gefährliche Operation legte, zu
beobachten; er zeigte das Mangelhafte der-
selben , verfertigte ein besseres Instrument,
und wurde als Operateur des Blasen-
steins angestellt, eine Function, die früher
von der Chirurgie getrennt war. Er war
so glücklich , nicht weniger als 1600 Men-
schen von diesem Uebel zu befreien. Lei-
der war auch ihm die damals noch so häu-
fige Schwäche eigen, s. Heilverfahren ge-
heim zu halten. Doch ging dasselbe nicht
ganz verloren, indem sie in Holland von
J. Denijs und in Deutschland zuerst von
Heister nachgeahmt wurde.
Rau (V.) — Sebald — Professor der
orientalischen Sprachen zu Utrecht, bildete
viele geschickte Schüler, unter welchen
Mang er zu Franeker sich auszeichnete.
Rau (VI.) — Sebald Fulco Johannes
— ein Sohn des Vorigen und nicht minder
als Sprachkenner wie als trefflicher Red-
ner, feiner Kunstrichter und gefühlvoller
Dichter bekannt. Er war der Nachfolger
von Scheidius als Professor der orien-
talischen Sprachen zu Leyden. Nach einer
in Folge der politischen Verhältnisse ver-
anlassten dreijährigen Amtlosigkeit, ward
er 1799 wieder in s. Stelle eingesetzt,
nachdem ihm kurz zuvor das Lehramt der
Beredsamkeit übertragen worden. Er
schilderte in s. Antrittsrede die Vortreff-
lichkeit der hebräischen Poesie zugleich
mit der arabischen. Schon als 19jähriger
Jüngling hatte dieser grosse Kanzelredner
eine Beschreibung und einen Auszug aus
der arabischen Handschrift des Achmed
Teifaschi (eines Aegyptiers aus dem 13.
Jahrhundert) „über die Edelsteine" gege-
ben. Die gesammelten Materialien zur
Herausgabe des ganzen Werkes wurden
bei der Explosion des Pulverschiffes zu
Leyden im J. 1807, die überhaupt den
Wissenschaften unersetzlichen Schaden zu-
fügte , vernichtet. In der Schreckensnacht
nach diesem Unglück w ar Rau mit dem
vortrefflichen Könige Ludwig unablässig
beschäftigt, das Elend der Schlachtopfer
eines Jammerschauspiels zu lindern, welches
er selbst kein Jahr überlebte. — Als Dich-
ter machte sich Rau vortheilhaft bekannt
durch eine Romanze (eine der ersten in
der holländischen Sprache): „Ewald und
Elise" betitelt, die in den von s. Freunde
B e 1 1 a m y herausgegebenen „Proben des
Verstandes , Geschmacks und Herzens" zu
finden ist; durch ein Gedicht voll Feuer
und Kraft auf den lateinischen Odendich-
ter Sarbiewski*), das auch K 1 e y n ,
*) Sarbiewski lebte unter Wladyslaw IV.
Regierung, war Beuedictiner zu PuUusk und
begab sich , als eiu Bchou berüJunter lateini-
scher Dichter, nach Rom zur Erweiterung s.
theologischen Kenntnisse. Seine ersten Ge-
361
Reaal
Reaal
362
s. Freund, in s. Abhandluns; über das Hir-
tengedicht („Mnemosyne", Th. IV. p. 10
— 14) gibt; doch vor Allem durch einen
gewählten, feinen, geläuterten Geschmack
aus den besten Mustern Palästina's, Grie-
chenland's, Rom's, Britannien's, Frank-
reich's und Deutschland's geschöpft, wo-
von er in s. herrlichen Rede zur Verglei-
chung von Hiob, Homer und Ossi an
(1799 zu Leyden gehalten) , sowie auch
durch eine Nachahmung der Klagen der
Andromache über Hcctor, aus Ho-
mer, in lateinischen Versen, die deutlich-
sten Beweise gab. Vielleicht trug diese
Vorliebe für die Alten etwas zu s. Abnei-
gung gegen den Zwang zu Reimen bei,
welche die Kunstrichter der niederländi-
schen Poesie aufdringen wollten ; in einer
zu Utrecht in einem Kreise von Freunden
gehaltenen Vorlesung erklärte er sich ge-
gen diesen Zwang, doch keineswegs gegen
den Gebrauch des Reims.
Reaal (HI.) — Laurens — geb. 1583,
war der Sohn eines angesehenen Kaufman-
nes und Vorstehers der Kanuner: in Liebe
blühend, der ihm, dem jüngsten Sohne,
eine treffliche Erziehung gab. In s. Ju-
gend befreundete er sich mit einigen der
ausgezeichnetsten Niederländer jener Zeit,
nämlich mit s. Schwager und Lehrer Ar-
min i u s . mit Oldenbarneveld, dem
jungen Hooft und Anna Visscher
(später auch mit Tesselschade). Mit
s 28. Jahre ward er nach Indien gesandt,
um die noch wenig zahlreichen Befestigun-
gen und die eben entstehende Macht der
Niederländer daselbst, die gegen Spanien,
Portugal und England kämpfen musste, zu
beschützen. Er wurde als General-Gou-
verneur der würdige Vorgänger von Koen,
dichte waren : „Lobgedicht auf den Hetmanu
Joh. Karl Chodkiewicz"; ,,üive9 Gale-
8us" (auf den von Chodkiewicz 1621 er-
fochtenen Sieg Lei Chotim), und verschiedene
Lieder. IVach Polen zurückgekehrt, wurde
er Prof. der Beredsamkeit an der Akademie zu
VVilna , wo er 1) ,,Epithalamium" auf Fürst
Albr. Radziwil; 2) ,, Idyllen" und einige
,, Epigramme " ; 3) ,,Ad Equites Polonos" ;
4) ,, Glückwunsch zu Wladyslaw's Thron-
besteigung", dessen Prediger er hierauf wurde;
5) ,,Silviludia" ; und in Prosa: ,,de acuto et
argnto"; ,,de perfecta poesi"; „de Diis gen-
tium" schrieb.
(Nach dem Polnischen des S z a m s k i von Otto.)
dem Gr.inder von Batavia (1616), wusste
durch umsichtiges Benehmen den Frieden
in Indien zu bewahren, und Flotten, mit
reichen Schätzen beladen , nach dem Mut-
terlande abzusenden. Ohne Eifersucht, die
nur kleine Geister fühlen , diente er treu
unter s. Nachfolger, und hatte nicht wenig
Theil an der Eroberung von Jacatra f 1618),
der die Erbauung von Batavia folgte.
1619 kam er nach Amsterdam zurück, und
ward mit Triumph empfangen. Doch Ol-
denbarneveld's Partei, der er zuge-
than war, zog den Kürzern, und Reaal
kam ausser Activität. Bald jedoch lebten,
besonders in Amsterdam, politische und
religiöse Freiheit wieder auf, und Reaal
ward 1625 mit einer Flotte, die sich
mit der englischen vereinigen sollte,
gegen die Spanier ausgesandt. 1626 ging
er als Gesandter nach England zur ße-
willkommnung Karl's I., ward hierauf
Director der ostindischen Gesellschaft, und
Gesandter in Dänemark, doch bei der Rück-
kehr durch die Oestreicher gefangen und
nach Wien geführt. Von da zurückgekehrt,
wurde er noch in vielen, die Stadt Am-
sterdam und das Land betreffenden Ange-
legenheiten gebraucht , wiewohl er als ein
ächter Holländer deshalb nichts destowe-
niger s. Handlung fortsetzte. Erstarb 1637.
Als Freund von Hooft und Tessel-
schade befand er sich oft in dem ausge-
wählten Kreise der amsterdamer Dichter,
und war auch selbst Dichter, der all das
Charakteristische dieser Schule : fliessendes
Versmaass und Zartheit, besass. Seine Ge-
dichte sind nie gesammelt und auch nicht
zahlreich. Auch als Naturforscher besitzt
Reaal einige Verdienste. Man hat von
ihm ein Büchelchen , betitelt : „Bemerkun-
gen oder Erfahrungen über den Magnet-
stein und die magnetische Kraft der Erde,
von dem Herrn Laurens Reaal, Rit-
ter , ehemaligem Obersten von Ostindien,
und nachherigem Rath und Schoppen der
Stadt Amsterdam", Amst. 1651. Dieses
Werkchen ist äusserst selten. Es enthält
das Vorzüglichste von Dem, was man da-
mals von der Wirkung des Magnets und
des Compasses wusste, und ausserdem noch
Anweisungen, um auf langen Seereisen hier-
auf bezügliche neue Untersuchungen anzu-
stellen. Prof. Casp. Bar laus hat die-
sem Buche lateinische Anmerkungen hinzu-
gefügt. (S. Scheit em a, Abh. über die-
sen verdienstvollen Niederländer in dessen
„Vermischten Schriften", Th. I. St. II.
363
Rees
Reinwardt
364
p. 57 — 114. Die in den „Biograph, nie-
derl. Männer und Frauen" (Th. X. p. 76
— 85) enthaltene Lebensbeschreibung von
Reaal ist sehr mangelhaft, indem sie nur
über s. Obliegenheiten in Ostindien han-
delt. Ferner: De Vries, „Gesch. der
niederl. Dichtkunst", Th. I. p. 120—125.
Die von Reaal noch vorhandenen Ge-
dichte befinden sich in der schönen Samm-
lung: „Verschiedene niederländische Ge-
dichte", 1651, welche mit einer von Reaal
gegebenen Nachahmung des Janus Se-
en n d u s eröffnet wird. In dem Minnege-
dicht war Reaal am stärksten.
Rees (VI.) — . . . Van — Professor
zu Lüttich, Mathematiker.
Reesema ( vi. ) — w. A. Van —
Advocat zu Rotterdam , schrieb eine mit
Gold gekrönte „Abhandlung über den Be-
griff poetischer Originalität", welche sich
im IV. Theile der Werke der holländischen
Gesellschaft für schöne Künste und Wis-
senschaften befindet.
Reg^enbog^en (VI.) — J. H. — Pro-
fessor der Theologie zu Franeker, später,
seit 1812, der Geschichte zu Leyden, wich
in s. „Christlichen Theologie" und in s.
„Kanzelreden" in verschiedenen Punkten
von der Lehre der Reformirten ab, ob-
gleich noch weit entfernt von den deut-
schen Neologen. Welche schnellen
Fortschritte die Toleranz gemacht hatte,
sieht man daraus, dass Regenbogen,
ungeachtet s. offenen Lengnung der Erb-
sünde , der Versöhnung in dem gewöhn-
lichen Sinne , der Dreieinigkeit und meh-
rerer anderer Hauptpunkte des kirchlichen
Systems, unbelästigt blieb. Sein Ueber-
tritt zur Geschichte war keineswegs die
Folge von Unannehmlichkeiten, sondern
der von Napoleon's Willkühr ausge-
gangenen Aufhebung der friesischen Uni-
versität, und vielleicht seiner schönen la-
teinischen Abhandlung „über die Folgen
der Kreuzzüge", die nur zu spät erschien,
um von dem pariser Institut an die Seite
von der von Heeren gestellt zu werden.
Reiffenberg^ (VI.) — F. Baron Van
. — aus dem Hennegau , Professor der Phi-
losophie an der Universität zu Löwen,
Mitglied der brüsseler Akademie, der asia-
tischen Gesellschaft zu Paris und der ge-
lehrten Gesellschaften zu Gent und Lüttich,
ist einer der ausgezeichnetsten Gelehrten
Belgiens, der sich, obgleich noch jung,
durch viele verdienstliche Werke bekannt
gemacht hat. 1821 erhielt er den ersten
Preis für s. Abhandlung: „Sur l'etat de
la population, des fabriques et manufactu-
res et du commerce dans les Provinces des
Pays-Bas, pendant les 15. et 16. siecles",
un vol. 4. Zwei Jahre später erschien von
ihm: „De Justi Lipsii vita et scriptis
Commentarius'^% Brux. 1823, 1 vol. 4.
1822 gab er das Werk von Van Der
Vynckt, „Fastes Belgiques" , 4 livrai-
sons, mit einem „Discours preliminaire",
u. „Memoires" des Jacques de Clercq,
mit Anmerkungen , Varianten , Beilagen u.
noch nicht erschienenen Urkunden heraus.
Als französischer Dichter hat Baron von
Reiffenberg ein Lustspiel: „Les Poli-
tiques du Salon", die Schauspiele: „Le
siege de Corinthe", nach Lord Byron;
„Philippe de Bourgogne ou la toison d'or",
welches 1821 auf der Bühne erschien, —
die Gedichte : ,,Les Harpes" (einige lyri-
sche Gedichte) ; „Le Champ Frederic"
(Brux. 1823), welches sehr gepriesen wird ^
— 1822 u. 1823: „L'ame et le corps"
(poeme) ; „Le Chäteau d'Orchies , nouvelle
du 14. Siecle"; „Epitres ä Talma" u. s. w.,
sowie noch viele Abhandlungen in verschie-
denen Zeitschriften und in den ,,Le9ons de
litterature et de morale" von Noel ver-
fasst. Später war er mit einem Trauer-
spiele in Versen: „Le Comtc d'Egmond"
beschäftigt, welches bereits die Presse ver-
lassen haben muss.
Reigfersberg^ (H-) — Jan — aus
Cortgene, schrieb eine 1551 zu Antwer-
pen gedruckte „Chronik von Zeeland",
welche hinsichtlich des Alters von Nieder-
land ziemlich frei von Fabeln ist, doch kriti-
sirt ihn VanDerDoes streng w egen der
noch darin vorkommenden Märchen und
des rauhen Styls. (S. „Traj. Eruditum",
p. 383.)
Reinwardt (VI.) — G. C. — Pro-
fessor zuerst zu Harderwijk , dann am
Athenäum zu Amsterdam und endlich zu
Leyden, ein Mann voll Eifer für die Wis-
senschaften, wurde 1816 von der Regie-
rung nach Indien gesandt, um auf Java
und den umliegenden Inseln aus den zahl-
losen Merkwürdigkeiten und Erzeugnissen
Materialien für die Naturkunde zu sam-
meln. Das Resultat s. unermüdeten Nach-
forschungen übertraf alle Erwartung; doch
ein femdliches Geschick schien ihn zu ver-
folgen, denn drei oder vier Sendungen
kostbarer Sachen , für das Vaterland be-
stimmt, gingen in den Wellen des Meeres
unter. Allein nichts war im Stande, Rein-
365
Reitz
Rethaan
366
wardt zu entmuthigen , der sogar eine
Reise nach den kaum beruhigten Molukken
wagte, zu einer Zelt, als die Cholera in
Indien wüthete, und dessen Eifer zur Un-
tersuchung der Vulkane ihm beinahe das
Loos des Plinius bereitet hätte. Zu
Ende des J. 1822 ward s. Rückkehr nach
Europa angekündigt , und im Mai 1823
trat er s. Professur in Leyden mit einer
Abhandlung ,.über die Vortheile, welche
die Kenntniss von Indien für die Natur-
geschichte ergeben hat"', an. Diese An-
trittsrede erweckte ein feuriges Verlangen
nach der Erscheinung der reichen Resul-
tate s. siebenjährigen Aufenthalts in Indien,
die eine der interessantesten Reisen liefert,
welche jemals unternommen ward. Früher
schon schrieb Rein wardt für die na-
turhistorische Gesellschaft zu Amsterdam
Abhandlungen ,,über die unwidersteh-
liche Neigung, welche die Naturforscher
zu ilirem Studium antreibt" (aus dem La-
teinischen) 5 „über den Vorzug der neuern
Chemie vor der altern" ; „über einige
Denkmäler des Alters der Erde", und meh-
rere andere, welche grösstentheils in dem
„Allgemeinen vaterländischen", u. ,, Neuen
Allgemeinen Magazin für Wissenschaft,
Kunst und Geschmack" zerstreut sind.
Reitz (V.) — Willem Otto — suchte
in einer kleinen Schrift: ,,Belga Graecis-
sans" (1730) die Uebereinstimmung der
griechischen und holländischen Sprache in
vielen , oft glücklichen , aber auch zuwei-
len misglückten Beispielen zu zeigen. (S.
Saxe, „Onom." in voc)
Reland (IV.) — Pieter — Rechts-
gelehrter und Rathsglied zu Amsterdam,
bearbeitete vortrefflich die „Fasti consu-
lares" zur Erklärung der Gesetzbücher der
Kaiser Theodosius und J u s t i n i a n.
Sein berühmter Bruder Adrian gab die-
ses Werk nach dem frühen Tode des Verf.
heraus.
Reland (IV. ) — Adriaan — Bruder
des Vorigen, geb. 1676 an der Rijp in
Nordholland, verliess bereits mit s. 11.
Jahre die lateinischen Schulen , worauf er
auf dem Athenäum zu Amsterdam unter
Francius, dann zu Utrecht unter Grä-
vius, Leusden und Witsen, und zu
Leyden studirte unter Spanheim. Hier-
auf war er Hofmeister der jungen Gräfin
von Portland, und erhielt einen Ruf für
Philosophie u. orientalische Sprachen nacli
Lingen , den er aber ablehnte. 1700 ward
er an die Universität zu Hardcrwijk, 1703
nach Utrecht berufen, wo er mit allgemei-
nem Beifall orientalische Sprachen und Ar-
chäologie lehrte, u., nachdem er einen Ruf
nach Franeker und sogar nach Leyden ab-
gelehnt hatte. 1718 an den Blattern starb.
— In s. Antrittsrede sprach er über einen
damals noch wenig behandelten Gegen-
stand: die persische Sprache. 1702
u. 1703 gab er „Analecta Rabbinica"
(Traject.), — 1709 „Dissertationes V de
nummis veterum Hebraeorum" caet. , —
1717 das vortreffliche Werk: „De Reli-
gione Muhamedica L. IV.", wodurch man
den so lange verkannten arabischen Ge-
setzgeber auch von der guten Seite ken-
nen lernte, und worauf Säle und andere
Koransausleger fortbauten, — ausserdem
eine Menge philologische, geographische
und historische Sachen, — „Dissertationes
miscellaneae" (Traj. 1706 — 1708, III.
Vol. 8.), wovon die 8. u, 9. des II. Thei-
les : ,,De Lingua Persica (1701) , de Re-
Hquiis vet. Ling. Pers. et de Persicis vo-
cabnlls Talmudis" handeln, — 1710 eine
„Einleitung in die hebräische Sprachlehre",
— 1708 „Antiquitates Sacrae vet. Hebraeo-
rum", und 1714 s. „Palästina" heraus, ein
Meisterwerk von Gelehrsamkeit u. Scharf-
sinn, worin Alles, was sich auf die Lage
und Denkmäler des jüdischen Landes be-
zieht, mit vieler Kritik auseinandergesetzt
wird. Ausserdem bearbeitete er das ,,Chro-
nlcon Samarltanum", von den Samaritern
das Buch Josua genannt, und begleitete
es mit einer lateinischen Uebersetzung.
Seine 1701 erschienene ,,Galatea", ein Mei-
sterstück , wodurch er (wie klein es auch
ist) sich eben so viel Ruhm erwarb , als
durch s. Schriften über die orientalische
Literatur, Ist ein in dreizehn Elegien ver-
fasstes lateinisches Gedicht, welches ganz
das dolce far niente des TIbull (beson-
ders in der dritten Elegie) athmete. Sie
ward mehrmals ohne Wissen des Dichters,
und unlängst durch Bosse ha herausgege-
ben. Eine Sammlung s. Hochzelts-, lyri-
schen , satyrischen und vermischten Ge-
dichte erschien unter dem Titel: „A. Re-
land, Poeraata, quae hactenus reperiri
poterant curante A. Perrenot", Traj. ad
Rhen. 1748. (S. Burmanni, „Traject.
Erudit.", p. 294.)
Bemaclus (IL) — • • • — lateinischer
Dichter aus Florennes in den Ardennen.
Rethaan (IV.) — Anna — aus Mld-
delburg, Tochter des Pensionär von Tho-
len und Gattin des Griffier der Admirall-
36t
Reuvens
Rietberg
368
tat, Radaus, gest. 1729 in ihrem 46sten
Jahre, schrieb einige „erbauliche Gedichte",
welche 1730 von ihrem Schwiegersohne P.
Boddaert herausgegeben wurden,
Reuvens (VI.) — C. J. C. — Pro-
fessor zu Harderxvijk und später zu Ley-
den, ein Schüler des Van Lennep,
machte sich als Archäolog uud 1813 durch
„CoUectanea literaria", meist Conjecturen
über lateinische Schauspieldichter, bekannt.
Reviits (III.) — Jacob — geb. 1587
zu Deventer , Prediger daselbst und Vor-
steher des Staats-Collegiums zu Leyden,
gest. 1659, gab „Overysselsche Gedichte
und Lieder", und eine bis 1641 laufende
„Beschreibung von Deventer", welche viel
für die Erläuterung der overysselschenAl-
terthümer Wichtiges enthält.
Beyd (HI.) — Everard Van ■ — geb.
um 1550 zu Deventer, gest. 1602, Rath
der Grafen J 0 h a n n von Nassau, Statt-
halters von Geldern , und Wilhelm Lud-
wig von Friesland, lieferte wichtige Bei-
träge zur Geschichte \on Geldern und
Friesland in s. Werke : „Ursprung und
Fortgang der niederländischen Kriege u.
s. w. seit dem J. 1566 bis 1602", Amst.
1626, 4., verkürzt bis 1583, doch aus-
führlicher von da bis 1601 herausgegeben
von J. und F. Van Den Sande, und
fortgesetzt von Ersterem, Löwen 1650 u.
öfter. Obgleich auch nicht unparteiischer
als Van Meteren, ist jedoch Reyd's
Styl lebendiger, als der von Bor und so-
gar von Van Meteren. Dionysius
V o s s i u s gab eine lateinische Uebersetzung
von diesem Werke. (S. Wagenaar,
„Vaterl. Geschichte", Th. VI. Vorrede
p. VII.)
Rbala (VI.) — Hendrik Jan — geb.
1591 , gest. 1640 , verband mit dem Stu-
dium der Beredsamkeit u. Alterthumskunde
das der Jurisprudenz.
Rhenferd (V.) — Jacob — geb. 1654
zu Mühlheim am Rhein, Schüler u. Freund
Alting's zu Groningen, hierauf Rector
zu Franeker, legte sich auf das Hebräische,
llabbinische und die verwandten Sprachen,
und unterhielt zu diesem Zweck sogar ei-
nen Rabbiner aus Amsterdam. 1682 wurde
er Professor der hebräischen Sprache zu
Amsterdam, und starb 1712. Er gab meh-
rere Werke über die hebräische Sprache
«md Alterthümer, welche sich in V r le-
rn oet's ,,Athenae Frisiacae" (p. 641 —
649) angegeben finden, so wie „Opera
philologica" (Traj. 1722), worin das „Pe-
riculum Palmyrenuro et Phoenicium" heraus.
Rlioer (VI.) — Jacob — geb. 1723,
gest. 1813, Professor seit 1745 am Athe-
näum zu Deventer, und nach 1767 an der
Universität zu Groningen , war die Haupt-
stütze der gröninger Gesellschaft : Pro
excolendo jure patrio, und gab ver-
schiedene antiquarische Abhandlungen und
Reden, nämlich: ,,Otium Daventriense sive
selecta de teraplis Romanorum" caet. De-
ventr. 1762, — „Oratio de fructu, qui ex
antiquitatis studio in omne doctrinarum
genus redit", Groning. 1770, 4., — „Dis-
(juisitio de Dorestado Batavorum, a Nor-
mannis vexato ac direpto" (gegen H u y -
decoper), — ferner Reden auf die Zeit-
umstände (den Tod Wilhelm IV. und
der Frau Statthalterin), so wie eine
Ausgabe des Porphyrius: „über die
Enthaltung von Fleischspeisen" heraus.
Ausserdem machte er sich als lateinischer
Dichter, so wie als Bearbeiter des alten
deutschen Landrechts bekannt. (S.
Saxii „Onomast.", T. VII [, p. 75 — 77,
wo s. Schriften angegeben sind.)
Rhoer (VI) - C. W. De — Pro-
fessor der Geschichte und Literatur zu
Hardcrwijk, hierauf der Rechte zu Utrecht,
gest. 1820, brach die Bahn, um die Ge-
schichte pragmatisch und philosophisch zu
behandeln, wobei ihm Voltaire's, Mon-
tesquieu's, Hume's und G i b b o n ' s
Schriften zum Leitfaden dienten. Er schrieb
eine Abhandlung „über den Einfluss des
Christenthums auf das röm. Recht". Van
H e u s d e n gab bei Stiftung der utrechter
Gesellschaft 1821 eine, später auch ge-
druckte , Lobrede auf ihn.
Riemer (V.) — J. De — verfasste
eine ..Beschreibung von dem Haag".
Rienks (VI.) — ... — verfertigte
mit Roeiofs, obgleich Beide aus dem
Bauernstande, vollständige Tele-
skope. Das jetzt zu Leyden aufgestellte
grosse Teleskop , 14 Fuss lang und 21 Zoll
breit , für welches ein besonderes Zimmer
gebaut werden niusste , scheint nach dem
Urtheile von Kunstverständigen der Voll-
kommenheit noch näher zu kommen , als
das berühmte , vierzig Fuss lange von
Herschel. Selbst Könige und Fürsten
besuchten das Atelier dieser beiden, we-
niger gebildeten, aber durch die Natur zu
Künstlern bestimmten Genies.
Rietlierg (VI.) — . . , Vau — zu
369
Rio
Rogers
370
ZwoUe, der würdige Schüler des Feith,
besang „das Glück der Liebe".
Rio (III.) — ... Del — geb. 1551 zu
Antwerpen , studirte zuerst zu Paris Rhe-
torik und Philosophie, zu Douai und Lö-
wen die Rechte, und ward zu Salamanca
Dr. der Rechte. Hierauf ward er Rath
von Brabant, Intendant der spanischen
Armee. 1580 trat er zu Valladolid in den
Orden der Jesuiten, und lehrte zu Löwen,
Douai, Lüttich, Metz, Grätz und Sala-
manca Philosophie, Philologie und Theo-
logie. Erst 57 Jahre alt starb Del Rio
zu Löwen am Steine. Er sprach neun
Sprachen, schrieb Anmerkungen zu S a-
lomon's „hohem Liede", zu den „Klage-
liedern" des Jeremias, Anmerkungen zu
So 1 in US und einige juristische Werke.
Man rühmt s. ausserordentliche Massigkeit,
indem er des Morgens früh nur ein Stück
in Wein getauchtes Brod zu sich nahm,
dann den ganzen Tag auf s. Studirzimraer
zubrachte, und sich des Abends mit Mühe
überreden Hess , etwas zu geniessen.
Robertson (VI.) — ... — der in
ganz Europa bekannte Naturforscher zu
Lüttich.
Roell (IV.) — Herman Alexander —
geb. 1653 bei Unna in der Grafschaft
Mark , war zu Groningen ein Schüler von
A 1 1 i n g , doch die französischen Waffen
vertrieben ihn von hier, wie früher von
Utrecht, und er kehrte erst 1676 nach
verschiedenen Reisen nach Niederland zu-
rück. Als er hierauf zu Leyden Span-
heim gehört, begab er sich wieder nach
Deutschland , lebte zu Hervond und Bre-
men , und ward 1680 als Hofprediger der
Prinzessin Wittwe Wilhelm Fried rieh's
von Nassau nach Leeuwarden berufen.
Als diese Fürstin gestorben war, erhielt
er einen Ruf als Prediger nach Deventer
(1682), als Prof. der Philosophie und Theo-
logie nach Franeker (1685) und der Theo-
logie nach Utrecht (1704) , wo er bis zu
s. Tode (1718) blieb. Seine akademische
Rede zu Franeker: „über den natürlichen
Gottesdienst", welche später als Abhand-
lung im Druck erschien, und eine darauf
gegründete Dissertation von G. W. Duk-
k e r , veranlasste den berühmten Rechts-
gelehrten, s. CoUegen, Ulrik Huber,
ihm den freien Gebrauch der Rede in Sa-
chen der Religion streitig zu machen.
Heftiger war jedoch der folgende Streit:
über die Zeugung des Sohnes Got-
tes, ein Streitpunkt, worüber in dem 4.
und 5. Jahrhundert des Christenthums schon
so viel Blut geflossen war, und der der
Lehre Moh amme d's, zum Unheil für die
Menschheit, so viele Anhänger gewonnen
hatte. Prof. Vitringa zu Franeker er-
neuerte diesen Streit. Roell hatte über
diesen schweren Punkt, nach s. Ansicht,
eine Schrift herausgegeben. Sowohl s.
früher geäusserten Ideen über den Ge-
brauch der Rede in der Religion , als diese
über die Zeugung von Gottes Sohn schei-
nen aus demCartesianischen Lehrsatz:
dass nichts für wahr anzunehmen
ist, als Das, was man klar und
deutlich einsieht, entsprossen zusein.
Der Streit begann 1689, und 1691 ward
Roell, von höherer Hand, in Betreff s.
Meinung Stillschweigen auferlegt; und da-
mit diese Lehrsätze nicht weiter in Hol-
land um sich griffen , mussten junge Pre-
diger vor ihrem Amtsantritt gewisser-
massen R o e 1 1 ' s Meinung abschwören.
(S. Saxii „Onomast." T. V. p. 942.
Burman, „Traj. Erud.", p. 306—312.
Vriemoet, „Athen. Frisiacae" , p. 620,
656 — 671. Mosheim, „Institut. Hist.
Eccles." Saec. XVII. Sect. II. Part. 2.
§. 33, 34, p. 986.)
Roelofs (VI.) — Arien— S. Rienks.
Roest (VI.) — Jan Van Der — re-
formirter Prediger zu Haarlem , gest. 1814,
ein berühmter Kanzelredner, dessen Styl
ungemein gebildet und wohllautend war,
der in einem hohen Grade Dasjenige be-
sass , was die Kirche Salbung nennt : ein
lebendiges Gefühl für das Wahre , Noth-
wendige und Schöne des Gottesdienstes,
das er auch Andern einzuflössen wusste.
Durchdrungen von den Schönheiten der
alten und spätem classischen Dichter und
Prosaisten, benutzte er dieselben für den
Gottesdienst , dem er sich von ganzem Her-
zen widmete. Nachsichtig gegen Alle,
streng nur gegen sich selbst, war Van
Der Roest das Muster eines gewissen-
haften Christen. Seine Reden über merk-
würdige Todesfälle, die von ihm bei Ge-
legenheit eigener häuslicher Unglücksfälle
gehalten wurden , und die „über die Freu-
den der Religion" (Haarlem 1805, 1806,
2 Theile) sind besonders geeignet , um den
Gottesdienst nur von s. liebenswürdigen
Seite kennen zu lernen und innige Theil-
nahme dafür zu erwecken.
Rogers (I.) — ■ ... — französischer
Minnedichter des 13. Jahrhunderts, der zu
Kara^rijk lebte.
3T1
Roggeveen
Rotgans
372
Vtoggeveen (V.) — ... — Entdecker
der Oster- und anderer Inseln der Südsee,
im J. 1721 u. 1722.
Roix (I.) — ... — flämischer Dichter
aus Kamerijk , lebte zu Anfang des 14.
Jahrhunderts , und verfasste ein gegen die
geistlichen Orden gerichtetes Gedicht,
Bondeau (V.) — ... Du — schrieb
in flämischer Sprache über den Zustand
der belgischen Völker vor dem 7. Jahr-
hundert, in Beziehung auf Tracht, Sprache,
Ackerbau , Handel , Gelehrsamkeit und
Wissenschaften.
Boonliuizen (IV.) — R. — geschick-
ter Chirurg, der eine verbesserte Methode
zur Heilung der Haasenscharte angab.
Botg'ans (IV.) — Lucas — aus Am-
sterdam, führte, wie Broekhuizen, je-
doch kürzere Zeit , die Waff"en für s. Va-
terland. Schon 1674, in einem Alter von
29 Jahren, zog er sich auf ein Landgut an
der Vecht zurück, wo er' 1710 an den
Blattern starb. Statt unter Wilhelm 's
Fahnen zu fechten, beschloss er, ihn in
einem Heldengedichte zu verherrlichen.
Wie konnte dies ihm aber glücken, einen
noch lebenden Fürsten in dem luftigen
Nebelgewande der Fabel, worin der Held
eines epischen Gedichts schweben muss,
darzustellen? Gleichwohl kannte Rotgans
die Regeln desselben. Um die Einheit der
Handlung, nämlich die Befreiung England's
durch Wilhelm III., zu bewahren, be-
ginnt er s. Gedicht mit der Vermählung
des Prinzen mit der englischen Prinzessin,
bei welcher Gelegenheit er (nach der Ma-
nier der Alten) die frühern Thaten des
Helden, namentlich die Befreiung Nieder-
land's, durch Einen aus des Prinzen Ge-
folge, den Grafen von Bentinck, den
anwesenden Hochzeitsgästen, auf ihr Be-
gehr, erzählen lässt. Das S. Buch enthält
die Rückreise Wilhelm's nach Holland,
dessen weitere Kriegsthaten und den Frie-
den von Nimw egen , der durch die Kriegs-
göttin gebrochen wird, welche die Furien
zur Religions Verfolgung aufruft. Die Re-
ligion, als eine Frau dargestellt, kommt
aus England herüber , um Niederland und
König Wilhelm um Hülfe anzuflehen,
die auch bewilligt wird. Wilhelm geht
mit einer Flotte nach England , wird mit
Jubel empfangen, als König anerkannt,
und hiermit endigt der er.ste Theil des Ge-
dichts. Der zweite Theil , welcher den
Krieg bis zum ryswicker Frieden enthält,
erscheint schwächer. Man sieht, dass der
Dichter, wie Voltaire, allegorische We-
sen zur übernatürlichen Maschinerie s. Ge-
dichts wählt; doch ausserdem ist er auch
sehr freigebig mit Göttern und Göttinnen
aus dem griechischen Alterthume, die sich,
wie bei Camoens, christlichen Begriffen
nähern. Schon in dem ersten Zuge nach
England wird der Held des Protestantis-
mus (denn als solcher kommt er in dem
ganzen Gedichte vor) von den Meeresgöt-
tern begrüsst. Galathea redet von ih-
rer unglücklichen Liebe, und wünscht ihm
von Herzen eine glücklichere; auch die
Flussgöttin der Themse , prächtig ge-
schmückt, kommt ihm huldigend entgegen;
doch während der Held schläft, erzählt
sie ihren Nymphen die Seeschlachten zwi-
schen Niederland und England mit Frank-
reich, von 1672 u. 1673, die so furchtbar
den Ocean in Aufruhr bringen, dass The-
tis erbleicht, Neptun der Dreizack ent-
fällt, und dieser (wiewohl vergebens) die
streitenden Parteien zum Frieden ermahnt,
aber voraussagt, dass dieser dennoch einst
auf diesen Fluthen geschlossen werden, je-
doch DeRuiter im Kampfe gegen Frank-
reich den Heldentod finden wird. Auch
Vulcan und Mars treten nach einander
— mit dem Engel Michael auf. Im 6.
Buche erscheint die Freiheit dem Kö-
nige, um ihn zur Aufhebung der Belage-
rung von Limerlk zu bewegen. Aller die-
ser Kunstgriffe bedurfte der Dichter, um
bei der Bewahrung der Einheit, zugleich
alle die Thaten s. Helden zu verherrlichen,
und in das vortheilhafteste Licht zu stel-
len. Doch eben dieses Bestreben , die re-
denden Flussgöttinnen und andere unbe-
kannte oder scheinbar allegorische Wesen,
machen die Handlung kalt , und der Con-
trast zsvischen den idealen Wesen und den
wirklich vorgefallenen Ereignissen, welche
sie verherrlichen mussten, war bei Rot-
gans Lesern natürlich stärker als bei
uns , die wir durch mehr als ein Jahrhun-
dert von Wilhelm III. getrennt sind. —
Ausser diesem Heldengedicht (dem regel-
mässigsten zuverlässig , welches Niederland
besitzt) verfasste Rotgaus die Trauer-
spiele: ,,.Aeneas und Turnus", und
„Scylla", die sich beide lange auf der
amsterdamer Bühne hielten und wesent-
liche Verdienste haben. Van Effen er-
hebt sie in dem „Holländischen Zuschauer"
wegen ihi'er Regelmässigkeit^ Wahrschein-
lichkeit und steigenden Interesses bis zum
Schluss des Stückes selbst über die von
373
Rouveroy
Ruhnkenius
374
Vondel, ja er sagt sogar (daselbst im
1. Th. p. 309), dass Holland (im J. 1732)
noch keine andern Originaltragödien be-
sass , die diese Vorzüge in sich vereinig-
ten. Vielleicht nicht minder war R o t g a n s
tur die Bearbeitung des Lustspiels geeig-
net; wenigstens hat er sich in s. „Bauern-
kirmess" als einen vollkommenen Kenner
und treuen Schilderer der Sitten des Pö-
bels in dessen lärmenden Ergötzungen ge-
zeigt. Als lyrischer Dichter hat er sich
durch s. Sittenlehren aus alten Dich-
tungen bekannt gemacht. Von s. „mis-
glückten Königsmord" hat De V r i e s eine
Probe mitgetheilt. Sein „Heldengedicht
auf Wilhelm HI." erschien 1710, die
übrigen s. Gedichte in einem Bande. Rot-
gans, dessen Verse fliessend und wohl-
lautend sind, war ein sehr verdienstlicher
Dichter, der das 17. Jahrhundert mit Glanz
beschloss und der Regierung Wilhelm HI.
zur Zierde gereichte.
Rouveroy (VI.) — ... — zu Lüt-
tich, schrieb einige „Fabeln" in französi-
scher Sprache.
Rover (V.) — Matthias — Gelehrter
zu Delft, gab 1736 den griechischen Dich-
ter Mus aus, und 1739 (L. B. ) einige
verbesserte juristische Stellen und Frag-
mente heraus. Seine schöne und berühmte
Bibliothek, die er selten verliess, wurde
1806 zu Leyden öffentlich verkauft.
Roy (V.) — ... Le — geb. 1633 zu
Brüssel, gest. 1719, war Reichsbaron, und
verfasste: Ortsbeschreibungen von
Antwerpen u. Brabant , von den Schlössern
der Adeligen und ein sog. „Th^ätre pro-
fane von Brabant" (1730, 2 Theile). Seine
„ Brabantica" erschienen 1692, und die
„Castella et praetoria nobilium", 1696 Fol.
Roijen (V.) — Adriaan Van — Pro-
fessor der Medicin zu Leyden, schrieb la-
teinische Gedichte, worunter s. „Connubia
Plantaium" , eine Beschreibung der erst
im 18. Jahrhundert entdeckten Geschlechts-
theile und Fortpflanzungsweise der Blu-
men , sich auszeichnen. Diese Sammlung
enthält noch andere auf s. Fach bezügli-
che Gedichte , so wie auch ein Jubellied
auf die zweite Säcularfeier der leydener
Universität.
Ruardi (VL) — Johannes — Schüler
des Valckenaer, zuerst Rector, dann
Professor zu Deventer und hierauf zu Gro-
ningen, hielt 1771 zu Deventer eine Rede
über die „Römische Geschichte, als Schule
der Politik", besang 1772 die Geburt des
Erbprinzen, gegenwärtigen Königs, in la-
teinischen Versen, und feierte 1779 das
zweite Säcularfest der Union von Utrecht
in einer Rede. Bei s. Antritt zu Gronin-
gen (1781) sprach er „über die aus dem
Quell des gelehrten Alterthums zu schö-
pfenden schönen Künste und Wissenschaf-
ten". (S. über ihn : .,Saxii „Onomast.",
Vol. VHL, p. 327, 328. Wyttenbach,
„Bibl. Critic", V. IL, P. III. p. 72—90.
Peerlkamp, Praefat. in edit. Xenophon-
tis Ephesii.)
Rubus (III.) — Joannes — (D e B u i s-
s o n) schrieb eine „Harmonie der Evan-
gelisten", welche von D'Arn aud inFrank-
reich herausgegeben wurde.
Rüeker (V.) — Johan Conrad —
geb. 1702 zu Windsheim, gest. 1778, Pro-
fessor der Rechte zu Leyden , und
Rücker (V.) — Johan Gerard Chri-
stiaan — geb. 1722, gest. 1780, Professor
der Rechte zuerst zu Groningen, dann
zu Utrecht, machte sich durch Abhand-
lungen über einzelne Punkte des Rom.
Rechts bekannt.
Rue (V.) — Pieter De La — Ver-
fasser folgender in diesem Werke oft als
Quelle angeführten Werke: „Gelehrtes
Zeel and, in drei Abtheilungen, welche
die Schriftsteller, Gelehrten und Künstler
aus Middelburg mit den Biographien der
vorzüglichsten unter denselben enthalten"
(Middelburg 1734); und „Politisches
und heroisches Zeeland, in zwei Ab-
theilungen , welche die berühmtesten dar-
aus hervorgegangenen Staats - und Kriegs-
männer enthalten". De La Rue maasst
sich selten ein Urtheil, am wenigsten ein
ungünstiges Urtheil über s. Helden an,
sondern führt vielmehr nur deren Lebens-
umstände und das Lob von Andern an.
Hierbei legt er jedoch sehr viel Fleiss u.
Belesenheit an den Tag, und schwerlich
dürfte darin irgend ein berühmter Zee-
länder s. Ausführlichkeit entgangen sein.
Ueber die unglücklichen Lebensumstände
dieses Schriftstellers, der in noch wenig
vorgerückten Jahren verrückt ward , sehe
man Lambr ech tsen, in den spätem
Werken der Zeeländischen Gesellschaft
der Wissenschaften.
Rubnkenius (V.) — David — geb.
1723 zu Stolpe, war zum Prediger be-
stimmt, und studirte zu Königsberg und
Wittenberg. Hier rieth ihm Ernesti,
unter Hemsterhuis zu Leyden s. Stu-
dien fortzusetzen. 1743 daselbst angekom-
375
Ruhnkenius
Ruhnkenius
376
men, ward er bald der Freund und Günst-
ling dieses Professors, und durch ihn mit
Alberti bekannt, der von ihm für seine
Ausgabe des Hesychius nicht wenig
Nutzen zog, welche Ausgabe er nach Al-
berti's Tode mit einem 2. Theile been-
digte. Ruhnkenius war, ungeachtet s.
grossen Gelehrsamkeit , keineswegs Pe-
dant, sondern ein sehr humaner, geselli-
ger Mann. Hemsterhuis war bemüht,
fhn durch eine Professur an Holland zu
fesseln , welches jedoch wegen des dama-
ligen Ueberflusses an grossen Gelehrten
sehr schwierig war. Auf den Rath s.
Lehrers legte er sich auf Jurisprudenz , u.
1752 gab er einen Beweis s. Kenntnisse
in diesem Fache durch die Uebersetzung
und Erläuterung einer griechischen Erklä-
rung der Pandekten. Von s. literarischen
Studien hatte er bereits 1749 u. 1751
eine glänzende Probe durch zwei „Episto-
lae criticae" , den ersten an s. Commilito
Valckenaer, über Stellen in den Hym-
nen von Homer u. Hesiod, den andern
an s. alten Freund Ernesti, über Cal-
limachus und Apollonius Rhodius
geliefert. Hierauf folgte die Ausgabe des
Wörterbuches von Timäus zu Plato,
mit interessanten Anmerkungen. Ruhn-
kenius hatte nun 10 Jahre in Holland
gewohnt, und war mit Land und Bewoh-
nern so vertraut geworden , dass er die
Einladung s. deutschen Freunde, die ihm
mit Zuversicht einen seiner würdigen Po-
sten versprachen , ablehnte. Nach einer
Reise nach Paris (1755), die ihm Gele-
genheit verschaffte , aus den dasigen Bi-
bliotheken die leydener Bibliothek mit vie-
len Abschriften zu bereichern , und viele
Manuscripte zu vergleichen , wurde ihm
1757 das Amt eines Lectors der griechi-
schen Literatur an der leydener Univer-
sität übertragen . worauf , nach O u d e n-
dorp's Tode, 1761 die Professur der Ge-
schichte und Beredsamkeit folgte. Er trat
dieses Amt mit s. allgemein berühmten
Rede: „über den Pedanten" an. Die Ge-
schichte trug er nach dem Muster von
Perizonius vor. 1786 gab er Ruti-
lius Lupus: über die Figuren in der
Rede (übersetzt aus dem Griechischen des
Gorgias, Lehrers des Jüngern Cicero),
und s. treffliche ,, kritische Geschichte der
griechischen Redner", 1776 eine Abhand-
lung „über das Leben und die Werke des
Longinus", und 1779 den römischen Ge-
schichtsschreiber Vellejus Pater cul US
heraus; eine Ausgabe, die Wyttenbach
s. bestes Werk nennt, und welche die von
Lipsius weit übertrifft. 1780 erschienen
Homer 's Hymnen, 1782 namentlich die
neu entdeckte an Ceres. So brachte der
grosse Mann s. Leben in literarischer Thä-
tigkeit zu, und starb 1798 an der Wasser-
sucht. — Ruhnkenius war ganz Ge-
lehrter , weniger Philosoph als s. Lehrer
oder Nachfolger. Doch im lateinischen Styl
hatte er seines Gleichen nicht unter s.
Zeitgenossen; nur Wyttenbach, den er
gebildet , war im Stande , ihm gleich zu
kommen. Seine Stärke bestand jedoch mehr
im Schreiben , als im Sprechen der latei-
nischen Sprache. Er war mit Po st el der
letzte der gebornen Deutschen , welche
HoUand's Hochschule durch ihre Talente
in ganz Europa hervorleuchten Hessen.
Von ihnen Allen war vielleicht Ruhnke-
nius am innigsten Holland zugethan. Seine
vortreffliche Bibliothek ward von dem Lande
zum Besten der leydener Bibliothek über-
nommen. (S. „Vita Davidis Ruhnkenii,
Auetore D. Wyttenbachio", Opuscula,
T. L p. 520 — 573.) Folgendes ist die
Liste s. Werke : 1) Dissertationes de Galla
Placidia Augusta, Wittenb. 1713. 2) Epi-
stola Critica I. 1749, IL 1751. 3) Tha-
lilaei, Theodori, Stephani, Cyrilli com-
mentarii Graeci T. L. et D. De postu-
lando, seu de Advocatis et Procuratoribus,
1752. 4) TimaeiJjexicon Platonicum, 1754;
sehr vermehrt, 1789. 5) Oratio de Grae-
cia, artium et doctrinarum inventrice, 1757.
6) Oratio de doctore umbratico, 1761.
7) Dissertatio de Antiphonte, oratore At-
tico, 1765. 8) Hesychii Lexicon, Vol. IL
(mit Vorrede und Anhängen) 1765. 9) Elo-
gium Hemsterhusii , 1768 (öfter gedruckt).
10) Rutilii Lupi de figuris sententiarum et
elocutionis L. II. ; accedunt Aquilae Ro-
mani et Julii Rufiniani de eodem argu-
mento. (In diesem Werke befindet sich
die „Historia Critica Oratorum Graeco-
rum".) 11) Dissertatio de tutelis et in-
signibus navium Graecorum et Romanorum.
12) Annotatio in Xenophontis memorabilaa
(Ausg. V. Ernesti, 1772). 13) Dispu-
tatio de vita et scriptis Longini, 1776.
14) Vellejus Paterculus, 1779. 15) Ho-
meri Hymnus in Cererem, mit der 2. sehr
vermehrten Ausgabe der „Epistolae Criti-
cae" 1782. Der Hymnus selbst ist 1808
wieder gedruckt. 16) Mureti Opera. 1789,
vier Theile, mit kurzen Noten und einer
Vorrede. 17) Dictata in Terentium. (Zu-
377
Rumphius
Ruysch
378
erst von Bruiis 1811 mit dem Text von
Tereiiz, und später zu Bern 1825 be-
sonders heransgegeben.) kleinere Werke
(Opuscula) ; zuerst 1807, neun Jahre nach
des Verfassers Tode, und später 1823, in
zwei Theilen , von J. T. Bergman her-
ausgegeben, der alle die zerstreuten Frag-
mente von Ruhnkenius gesammelt und
mit einer Vorrede versehen hat, wodurch
die Biographie des Ruhnkenius von
Wyttenbach sehr aufgeklärt wird. Spä-
ter wollte Prof. Mahne die ungedruckten
Briefe von Ruhnkenius im Druck er-
scheinen lassen.
Rumphius (IV.) — G. E. — be-
schrieb nach eigner Untersuchung die „Flora
der Insel Amboina".
Rut^^ersius (III ) — Johan — geb.
1589 zu Dordrecht, war ein Schüler des
G. J. Vossius, Rectors daselbst, und
setzte 1605 s. Studien zu Leyden unter
Scaliger, Heinsius u. Baudius fort.
Hierauf bildete er sich zu Orleans in der
Jurisprudenz aus, hielt sich sodann einige
Zeit zu Blois und Paris auf, und hier war
es, wo er 1613 s. Anmerkungen zum Bo-
ra z bei dem berühmten Robert Ste-
phanus (Etienne) herausgab. Als er
hierauf im Haag als Jurist practicirte, trug
ihm , dem damals kaum 23jährigen Rut-
gers, der daselbst residirende schwedi-
sche Gesandte eine Stelle als Rathsherr
an s. Hof an, welchem Rufe er auch
folgte, und sowohl bei dem Reichskanz-
ler O x e n s t i e r n als auch bei Gustav
Adolph bald in grosser Gunst stand. Als
Hofrath u. Gesandter von Schweden brach-
te er nun verschiedene Unterhandlungen
mit Niederland glücklich zu Ende, wes-
halb Gustav Adolph ihm den Reichs-
adel und eine goldene Kette verlieh. Hier-
auf ward er als Gesandter nach Böhmen,
Dänemark und Niederland, später nach Riga
zu einer Friedensunterhandlung mit Polen,
dann, zum fünften Male, nach Holland
geschickt, wo er als schwedischer Ge-
sandter blieb. Im Verlauf von nur zwölf
Jahren verrichtete er diese wichtigen und
schwierigen Geschäfte, beklagte sich je-
doch sehr, dass diese beständigen Reisen
und Unterhandlungen , deren er sich mit
Geschicklichkeit und Eifer entledigte, ihn
in s. Lieblingsbeschäftigung, dem Studium
der Wissenschaften, störten. Schon 1625,
erst 36 Jahre alt, starb er im Haag, nach-
dem er eine Sammlung vermischter Schrif-
ten über die Alten („Variarum Lectionum
Libri VI.") herausgegeben, von welcher
Baien sagt, dass er dadurch mehrere alte
Schriftsteller zuerst bekannt gemacht habe.
Auch war er lateinischer Dichter; die An-
zahl s. Gedichte ist nicht gross , aber der
Inhalt derselben ausgezeichnet, N. Hein-
sius sammelte sie, und fügte sie, wegen
ihrer geringen Anzahl , s. eigenen bei. Es
befinden sich darunter Gedichte an s.
Lehrer Vossius und Hugo De Groot.
Der alte Burman gab 1699 s. „Lectio-
nes Venusinae ad Horatium" heraus. Peerl-
kamp ertheilt Rutgers das grosse Lob,
dass ihm in s. Gedichten nichts entgegen-
stehe, als ihre geringe Anzahl. (S. dessen
„Preisschrift", p. 255, und Baien, „Dord-
recht" , p. 210 — 212. Ferner: Saxii
„Onoraast. " T. IV. und Foppens in
voce.)
RuyNbroeli (I.) — Willem — ein
brabanter Franciskaner, ward von Lud-
wig IX., dem Heiligen, nach der Ta-
tarei gesandt, um, wo möglich, den mäch-
tigen Chan der Mongolen, die damals ganz
Europa erzittern machten, in das Interesse
der Christenheit zu ziehen. Er begab sich
1253 von Konstantinopel nach der Krim,
von da an den Hof von Sartach, eines ta-
tarischen Fürsten, und so weiter über Cy-
prus nach Syrien, und war der Erste,
welcher von dem Innern von Asien den
Europäern Nachricht gab. (S. die fran-
zösische Uebersetzung vonForster's treff-
lichem Werke : „Reisen und Entdeckungen
im Norden", Th. I. p. 157.)
Ruysch (IV.) — Frederik — geb.
1638 im Haag, studirte zu Leyden und
Franeker, wo er Dr. der Medicin ward,
liess sich hierauf im Haag nieder, und
machte sich als Arzt und durch s. phy-
siologischen Entdeckungen einen so grossen
Namen, dass man ihn 1666 als Professor
an das amsterdamer Athenäum berief. Hier
erwarb er sich grossen Ruhm durch die
früher von Graaf entdeckte, von Swam-
merdam verbesserte, aber von ihm ver-
volikomnmete Kunst des Ausfüllens der Ge-
fässe mit einer gefärbten Flüssigkeit, um
den Umlauf des Blutes zu zeigen. Eine
feste Gesundheit, die ihn ein 93jähriges
Alter erreichen liess, ungemeine Geschick-
lichkeit , ein durchdringendes Auge , uner-
müdliche Geduld, Standhaftigkeit, welche
der Widerspruch Anderer nicht erschütter-
te, s. Aufenthalt zu Amsterdam, dem Mit-
telpunkte des Handels, wo so viele Gele-
genheit war , seltene Sachen zu erhalten :
379
Rije
Salmasius
380
dies Alles setzte Ruysch in den Stand,
ein Cabinet anzulegen, das seines Gleichen
in Europa nicht hatte. Nicht allein wur-
den die zoologischen Gegenstände durch
Ausspritzung vor dem Verderben bewahrt,
sondern auch der bereits eingetretenen Fäul-
niss gesteuert, und die Kunst des Einbal-
samirens der alten Egyptier schien unter
s. Händen weder aufzuleben. Auf die
Spötteleien des Neides und Vorurtheiles
auf den Rath der Unwissenheit und Be-
quemlichkeit , die ihm riethen , „sich an
das Alte zu halten, da alle diese Neuerun-
gen eines Professors unwürdig seien", ant-
wortete er blos mit : komm und siehe!
Es ward auch gesehen; alle FVemde, die
in Holland waren , beeiferten sich , den
Wundermann zu besuchen, der Leichen als
lebend zeigte. Unter diesen Besuchern
war auch Peter d. G. , der dieses Cabi-
net schon auf s. ersten Reise 1697 be-
wunderte, und auf s. zweiten Reise 1717
kaufte. Man mag sich wundern, dass der
damals bereits 79jährige Greis sich von
dieser Arbeit eines langen Lebens trennen
konnte, noch mehr aber darüber, dass er,
als das erste Cabinet, zum unersetzlichen
Verlust für die Kunst, auf der Fahrt nach
St. Petersburg von den Wellen verschlun-
gen worden, Muth und Kraft genug in
sich fühlte, ein neues anzulegen. Mit dieser
Arbeit vertraut , war ihm dieselbe nun
gleichsam zum Bedürfniss geworden. Noch
vierzehn Jahre arbeitete er für dieses neue
Cabinet imd brachte dasselbe zu einem
ziemlich bedeutenden Umfange. Zehen Jahre
nach s. Tode ward es öffentlich verkauft,
und auf diese Weise zerstreut. — Ruysch' s
Entdeckungen in der Anatomie sind gross
und mannigfaltig, wie sich von s. Behand-
lungsweise erwarten lässt; so z. B. unter
vielen andern die der Gefässe selbst, wo-
durch der Lehrsatz des Malpighi, der
das Gehirn und andere Theile für eine
Zusammensetzung von Drüsen hielt , wi-
derlegt wird. Alles brachte er durch vor-
treffliche Kupfer in den Bereich der Sin-
nenwerkzeuge. Ruysch bekleidete ausser
dem Posten eines Professors der Anatomie
und Geburtshülfe auch noch den in der
Botanik, und zergliederte die Pflanzen nicht
minder geschickt , als die Thiere. Seine
Werke , aus dem Lateinischen übersetzt,
sind, so wie s. holländischen Schriften, zu
Amsterdam 1744 in 3 Theilen 4. gedruckt.
(S. „Biograph, niederl, Männer u. Frauen",
II. Th. p. 79 — 93.)
Rije (III.) — G. — aus Mecheln, be-
kannt als Botaniker.
S.
Salmasius (III.) — Claudius — (Sau-
maise) ein Franzose aus Burgund , geb.
1596, dessen reformirte Mutter ihn gegen
den Willen s. katholischen Vaters die pro-
testantische Religion annehmen liess, ward
schon frühzeitig von Scaliger und C a-
saubonus bewundert, gab in s. 15. Jahre
Florus heraus, hörte zu Heidelberg Go-
thofredus, Gruterus, und lehnte zu
Padua u. Oxford einen Lehrstuhl ab, nahm
jedoch den durch Scaliger's Tod erle-
digten 1631 an. Christine von Schwe-
den schickte ihm einen Ruf, Ludwig XIII.
liess ihm einen Jahrgehalt von 6000 Gul-
den anbieten, um ihn zur Rückkehr in s.
Vaterland zu bewegen ; doch vergebens,
er blieb zu Leyden. Seine Gelehrsamkeit
war gross und fast alle Wissenschaften um-
fassend, doch unglücklicherweise ohne ge-
fälliges Wesen. Mürrisch und stolz, schien
er es sich zur Ehre zu rechnen, \iel Feinde
zu haben. De Groot, der ihn doch den
besten Dolmetsch des Alterthums
nannte , schmähte und lästerte er. Auch
besass er weit mehr Gelehrsamkeit, als
Geschmack oder Kritik. Er starb 1652
zu Spaa. Unter die gelehrtesten Werke
von Salmasius (dessen Ruhm als Literat
durch das Urtheil des Wyttenbach,
der ihn, Scaliger u. Casaubonus für
das grosse Triumv-irat in der alten Lite-
ratur erklärt) , gehören s. ausführlichen An-
merkungen zu S 0 li n u s („Plinianae Exer-
citationes in C. Julii Solini Polyhistora",
Paris. 1629, Ultraj. 1689, Fol.), worin in
der That em unglaublicher Schatz von
(meist unverdauter) Belesenheit aufgespei-
chert ist. (S. Saxii „Onomast." T. IV.
p. 189. Die sehr lange Liste s. Werke
bei Foppens, T. I. p. 186, 187.) Auch
als Rechtsgelehrter nimmt Salmasius eine
nicht unbedeutende Stelle ein, obgleich er
in diesem Fache mehr als einen Irrthum
zur Welt gebracht hat. Von seinen juri-
381
Salomon
Sauten
382
stischen Schriften nennen wir: „Tractatus
de Usuris", 1638. 0 iel Yerdruss zog er
sich von den Theologen zu, indem er das
gewöhnliche Zinsennehmen, damals Wu-
cher genannt, und die Leihhäuser ver-
theidigte.) „De Modo usurarum", L. B.,
Elzev. 1639. „De foenore Trapezitico",
1640. „Miscellaneae Defensiones de varüs
Observationibus et Emendationibus ad Jus
Atticura et Romanum , L. B. 1645, 8.
„Elenchus Echteseos de Mutuo", ibid.
Salomon (VI.) — G. — Arzt zu
Lejden, schrieb ein „Handbuch der Ent-
bindungskunst' , welches allgemeinen Bei-
fall fand.
8ande (IV.) — C. Van Den — gab als
Fortsetzung des Werks von Reyd eine
kurze Beschreibung des spanischen Krieges
bis zum B'rieden von Münster.
Sanden (V.) — ... Van Den — süd-
niederländischer Dichter einiger Allegorien.
Sanders (III.) — Antonius — aus
Flandern, geb. 1664, studirte zu Douai
und Löwen, besonders Geschichte, bearbei-
tete vornehmlich die Alterthümer von Flan-
dern, die Literär- und Kirchengeschichte
von Belgien, nebst der Ortsbeschreibung
einiger brabanter Städte und Klöster, die
Geschichten von Gent und Brügge. Der
Liebe zu s. Wissenschaft opferte er s.
ganzes Vermögen u. 1657 s. einträgliches
geistliches Amt zu Ypern, so dass der
71 jährige Greis in der Abtei von Afflighem
bei Aaalst eine Zuflucht suchen musste.
Sanders zeichnete sich, in Folge des
Geistes s. Religion u. s. Zeit mehr durch
Gelehrsamkeit als durch Kritik aus. Sein
Werk: „De Scriptoribus Flandricae, L.III."
erschien zu Antwerpen 1609, 4. Das be-
ste und oft citirte Werk von Sanders
ist s. „Flandria illustrata", 1641 — 1644,
Amst. bei Blaau, in dem 1672 dieses
Haus betroffenen Brande zu Grunde ge-
gangen, und von Van Zon 1735 in 3 Th.
Fol. aufs Neue herausgegeben. Die übri-
gen s. vorzüglichsten Werke erschienen zu
Brüssel, Ryssel u. Köln v. 1624 — 1644,
und im Haag 1726, zum Theil. (S. die-
selben bei Foppens, T. L p. 88 — 90.)
Sandifort (V.) — Eduard — Pro-
fessor der Medicin zu Leyden , verfasste
die Biographie s. 1783 verstorbenen Col-
legen Van Doeveren.
Sandifort (VI.) — Gerard — Sohn
und Gehilfe des Vorigen (1801) , war zu-
erst Prosector, hierauf ausserordentlicher
und endlich ordentlicher Professor der Ana-
tomie, beschrieb in s. „anatomischen Ta-
bellen" die Lage der Eingeweide von
Brust und Bauch nach ausgewachsenen
Exemplaren, und sowohl von beiden Sei-
ten als auch von hinten, und gab ein
,. Museum anatomicum Lugduno - Batavae",
Vol. IV., cum 70 tabulis, Fol. max. heraus.
Santen (VI.) — Louw Van — (ei-
gentlich Laurens, nahm jedoch den vul-
gären Namen Louw in Folge s. höchst
demokratischen Grundsätze an, worüber
in Miliin' s ,, Magazin Encyclopedique",
T. IV., No. 15, p. 7 u. 39 mit Recht be-
merkt wird : „II semble que cela tient un
peu ä la barbarie du Sansculotisme , qui
cependant etait fort au dessous de lui.
L'Atticisme et le Vandalisme devaient-ils
se trouver reunis"?) geb. 1746 zu Amster-
dam, wo sich schon frühzeitig unter de«
Jüngern Bur man s. 'poetisches Talent ent-
wickelte. Hierauf studirte er zu Leyden
die Rechte. Nach 1795 ward er Curator
dieser Universität, welche ihm, wie man
sagt, die Errichtung eines Lehrstuhls der
holländischen Sprache und Literatur zu
verdanken hat. Van Santen glänzte
als lateinischer Dichter, war Burman's
Freund, geschätzt von Ruhnkenius
Valckenaer u. Wyttenbach, derHer-
ausgeber des Properz von Burman
(1780), der Gedichte des jungen Helve-
tius (1782), Josephus Farretius u.
der „Deliciae poeticae", der Uebersetzer
der Hymnen Homer's u. Callimachus
auf Ceres (1784) nebst kleineren Ge-
dichten, — der Hymnen des Callima-
chus auf Jupiter (1786) und auf Apollo
(1787), und der Verfasser verschiedener
eigener Gedichte, die zum Theil nach s.
Tode (1801) von Hoeufft herausgegeben
wurden. Ausserdem hat man von ihm noch
„Marii Servil Centimetrum" (1788). Im
Holländischen: „Roher Versuch über das
Technische der Dichtkunst" (1796). Van
Santen glänzte besonders im Minnege-
dicht, wie Hoeufft (1802), und der
Geist des Janus Secundus schien in
diesen beiden Männern wieder aufzuleben.
Leider befleckte Van Santen s. Ruhm
durch die Verfolgung des Luzac, eine
Folge s. übertriebenen demokratischen
Grundsätze. Er starb 1798, wodurch eine
von ihm beabsichtigte Herausgabe von
Catull, Tibull u. Ovid unterblieb.
Von Catull ist blos die „Elegia ad Man-
liura", als Probe gegeben, die hinreicht,
383
Sartorius
Scaliger
384
um den Verlust des Uebrigen zu be-
dauern.
iSartorius (H.) — Joannes — aus
Amsterdam, schrieb eine lateinische Sprach-
lehre, eine Sammlung von 3000 lateini-
schen Sprüchwörtern, und eine Sylva (wie
er es nannte) von Redensarten. Ausser-
dem war er sehr gründlicher Kenner s.
Muttersprache. Auch kannte er die he-
bräische Sprache , und übersetzte daraus
(unter einem erdichteten Namen) die klei-
nen Propheten. Er ward dem katholischen
Glauben abtrünnig und starb verfolgt als
Prediger der Reformirten, während Al-
ba's Verfolgungen, 1568 oder 1570 zu
Noordwijk oder Delft.
Saurin (V.) — Jacob — geb. 1677
zu Nimes, war einige Zeit Soldat, wid-
mete sich hierauf der Theologie, begab
Mch nach England und dem Haag, wo er
1705 französischer Prediger wurde. Er
machte sich durch s. zwölf Theile Pre-
digten („Sermons" 1721 et suiv. und
„Nouveaux Sermons sur l'Histoire de la
Passions de N. S. Jesus Christ", 1745,
2 Voll. 8.), die ihn als einen der ausge-
zeichnetsten Kanzelredner s. Zeit charak-
terisiren, bekannt. Seine Beredsamkeit u.
reine Sittenlehre zogen viele Gebildete in
s. Kirche, wodurch auch die französische
Sprache auf Kosten der so sehr vernach-
lässigten holländischen Sprache immer mehr
in Niederland Eingang fand. Ausserdem
erhöhte er s. Ruhm durch s. „Discours
historiques , critiques, theologiques et mo-
raux sur les evenemens les plus memora-
bles du V. et du N. Testament", Amst.
1720, 12 Voll. Sein Lehrbuch: „Kurzer
Begriff der Theologie" , war eine allge-
mein fassliche Zusammenstellung der vor-
nehmsten Wahrheiten, mit Beweisen ver-
sehen. Säur in, der als Mensch u. Christ
nicht minder achtungswürdig war, wie als
Gelehrter, starb 1730.
Sauvage (I.) — ... — aus Arras,
französischer Minnedichter des 13. Jahr-
hunderts.
Saxe (V.) — Christoifel — (Sachs)
geb. zu Eppendorf in Sachsen, als Pro-
fessor der Archäologie und schönen Lite-
ratur von Leipzig nach Utrecht berufen,
womit er später allgemeine und vaterlän-
dische Geschichte verband, begann 1759
s. in unserem Werk oft citirte „literarische
Namenliste" (Onomasticon Literarium) her-
auszugeben , worin er „die Schriftsteller
jeden Ranges und ohne Unterschied, deren
vorhandene Werke Theologen, Philologen,
Juristen, Redner, Aerzte, Dichter u. Phi-
losophen zur Tugend anleiten , in eine
Uebersicht bringen wollte, mit Angabe der
Jahre, in denen sie geblüht, oder sich
durch Ruf oder ihre Geistesproducte aus-
gezeichnet hatten." Es war zu erwarten,
dass Saxe s. Lieblingsfach auf Kosten
der Naturwissenschaften vorzugsweise dar-
in berücksichtigen , und dieses Werk, bei
der damals wenig cultivirten deutschen
Sprache', in lateinischer Sprache schreiben
würde. Daher kommt es denn auch, dass,
während darin viele verdienstliche Schrift-
steller aus der neuern Literatur, wie z. B.
der grosse Historiker Müller fehlen,
die lateinischen Schriftsteller viel umständ-
licher aufgefunden werden, als jene, und
dass Saxe oft die Namen der neuern
Schriftsteller durch lateinische Ausgänge
fast unkenntlich macht, wie z. B. Shakes-
pearius, Holbergius etc. Als Re-
pertorium für die Literärgeschichte bleibt
diese Namenliste stets von grossem Wer-
the, doch darf man sich auf Saxe 's Ur-
theile, besonders da, wo es Fächer be-
trifft, die von ihm weniger bearbeitet sind,
nicht immer unbedingt verlassen. Seine
Mittheilungen beschränken sich durch-
gehends auf das Geburts - und Sterbejahr,
auf das Jahr, worin das erste oder merk-
würdigste Werk des Schriftstellers er-
schien, und zuweilen auch auf ein Ver-
zeichniss von dessen übrigen Schriften.
Diese Namenliste, zuerst in einem Theile,
ward 1775 wieder fortgesetzt , und bis
1790 in sieben Theilen mit einem Register
(bis zum J. 1744) fortgeführt, worauf je-
doch 1802 noch ein achter Theil folgte,
der einige übergangene Schriftsteller und
die I^ortsetzung bis zum Ende des 18.
Jahrhunderts enthält. Hinter jedem Theile
befinden sich Anhänge oder Analecta. Die
Zeitpunkte, namentlich die Regierungen der
deutschen Kaiser, sind am Rande ange-
merkt. Einige Zeit nach Beendigung des
Werkes starb der Verfasser in sehr hohem
Alter. Seinen meist antiquarischen Wer-
ken hat er mit grosser Genauigkeit und
Vorliebe einen eigenen Artikel darin ge-
widmet, der sich in dem achten Theile
p. 24 — 47 befindet.
Scalig^er (HI.) — Joseph Justus —
geb. 1540 zu Agen in Frankreich , ein
Sohn des berühmten , von den Fürsten
Della Scala zu Verona abstammenden
Julius Cäsar Scaliger, begab sich mit
S65
Schaal"
Scheidius
386
s. 19. Jahre nach s. Vaters Tode nacli
Paris zur Beendigung s. Studien , alsdann
auf Reisen bis zu s. 1593 erhaltenen Ruf
als Professor nach Leyden. Sein Ruhm
war damals bereits gegründet. 17 Jahre
war dieses Wunder von Gelehrsamkeit die
Sonne von Leyden's Hochschule , wo er
1609 starb. Er verstand 13 Sprachen.
Ein Muster s. gründlichen Kenntniss der
griechischen und lateinischen Sprache ist
s. lateinische Uebersetzung des schwersten
alexandrinischen Dichters, Lykophron,
so wie ein Meisterwerk s. Werk : „De Emen-
datlone temporum" (Par. 1583; vermehrt
Lugd. Bat. 1598. Gent 1609). Dmxh s.
eminenten Kenntnisse, die er in der Ge-
schichte, Archäologie, Chronologie, Ma-
thematik, classischen und orientalischen Li-
teratur besass, bildete S c a 1 i g e r viele aus-
gezeichnete Schüler, wobei ihm die Schätze
der leydener Bibliothek, namentlich ia Be-
ziehung auf arabische Manuscripte, die treff-
lichsten Hülfsmittel boten. Zu bedauern ist,
dass Stolz und literarische Fehden s. grossen
Verdienste einigermassen verdunkelten. (S.
über ihn Niebuhr's „Rom. Geschichte",
Th.I. p. 169. Siegenbeek, „Laudatio
Jani Dousae", p. 27, 95, 96.)
Schaaf (V.) — Karel — aus Nuis,
erhielt s. Bildung zu Leyden. Er that viel
für das Studium der syrischen Sprache
durch folgende Werke : „Opus Aramaeum",
L. B. 1686, 8.; „Lexicon Syriacum", L.
B. 1717 ; „Relatio Historica ad Epist. Syr.
e Maha Thoma Script, et Epist. Syr.
adeum", L. B. 1714. Auch s. Sohn war
dieser Sprache mächtig, und unterhielt, wie
s. Vater, einen Briefwechsel mit dem Bi-
schof der St. Thomas - Christen zu Mala-
bar. Schaaf gab ausserdem mit Leus-
den das ganze N. Testament in syrischer
Sprache prachtvoll mit Kupfern heraus.
Schacbt (V.) — Joan Oosterdijk —
Sohn des leydener Professors Herman
Oosterdijk, geb. 1704, gest. 1791, seit
1728 Professor, zuerst zu Franeker in der
Philosophie, über deren genaue Verbindung
mit der Arzneikunde er in s. Antrittsrede
sprach , hierauf, seit 1729', zu Utrecht in
der Medicin, schrieb 1767 ein kurzes aber
doch vollständiges „Handbuch der medi-
cinischen Praxis" , und wendete 1752 s,
männliche Beredsamkeit zur Ausrottung der
Geheimnisse (Arcana) in der Arzneikunde
an, die oft unter dem Schilde des Ge-
heimnisses so vielen Schaden stifteten.
Schacht (V.) — J. H. — Professor
zu Harderwijk, schrieb in Folge der Feind-
schaft der französischen sog. philosophi-
schen Schule gegen das Christenthum, eine
1764 gehaltene akademische Antrittsrede
„über die Ursachen, \'sarum die christli-
che Religion jetzt mehr Feinde habe, als
früher". (S. „Biblioth. des Sciences et
des Beaux-Arts", T. XXHL P. i. (1765)
p. 253.)
8charp (VI.) — J. _ Prediger zu
Rotterdam, schrieb: „Geschichte und Ge-^
wohnheiten von Axel", Middelburg 1787
u. 1788, 3 Theile.
Scheele (IV.) - Radboud Herman —
ein overysselscher Edelmann, geb. 1622,
bildete sich auf Reisen in Frankreich und
Italien, diente einige Zeit unter den Trup-
pen des Grossherzogs von Toscana, und
widmete sich dem Studium der theoreti-
schen und angewandten Kriegskunst. Er
wohnte wegen Overyssel der grossen Ver-
sammlung bei, war stets für die Sache
der statthalterlosen Regierung, und starb
1662. Seine auch in Grävius (s. Lob-
redners) röm. Antiquitäten aufgenommenen
Anmerkungen zu Hyginus u Polybius
„über die Belagerung" erschienen 1660,
und zeigten den gründlichen Kenner der
Kriegskunst und alten Literatur. Ausser-
dem erschienen von ihm folgende politi-
sche Schriften: „Protrepticus de Pace ad
Christianos Principes" (Ermahnung an die
christlichen Fürsten zur Abschliessung des
münster'schen Friedens 1648) , — ,, de
Causis primi belli Anglici", worin er den
unrechtmässigen Angriff der Engländer auf
Niederland deutlich zeigt, — „Libertas
publica", gegen Wilhelm II. gerichtet,
— endlich „de Jure Imperii", die consti-
tutionellen Lehren einer gemässigten Re-
gierung gegen den Ultra - Royalismus des
unverträglichen S a 1 m a s i u s vertheidigend .
(S. „Biogr. niederl. Männer u. Frauen",
X. Th. p. 261-278. Saxe, „Onomast."
T.V. p. 76, 77. M. Temminck's Lob-
rede, in der von Tijdeman u. Van
Kampen herausgegebenen „Mnemosyne",
Vin. Th. p. 145.)
Scheidius (V.) — Everard — seit
1760 Prof. der orientalischen Sprachen
zu Harderwijk , schrieb eine „arabische
Sprachlehre", nach Schröder's Metho-
de , — „Oratio de eo , quod Schultensii,
post immortalia erga literas Orientales me-
rita, posteris agendum reliquerunt", L. B.
1794, — ein „Lexicon Hebraico-Chaldai-
cum manuale", 1805, (durch s. Tod un-
13
387
Scheltema
Scheltinga
388
terbrochen und von Groenewoud 1810
fortgesetzt), — bearbeitete den samarita-
nischen Text der fünf Bücher Moses, be-
gann das ganze arabische Wörterbuch von
Ginuhari herauszugeben, besorgte eine
Ausgabe von Ibn Doreid (1768), über-
setzte Green's Werk über die Genesis,
mit vielen interessanten Noten, und er-
warb sich durch eine Sammlung von Ma-
nuscripten, die er sich aus dem Orient zu
*yerschaifen wusste, grosses Verdienst. (S.
Verzeichniss s. Schriften bei Saxe, „Ono-
mast", T. VTII. p. 219—228.}
■ ScUeltema VI.) — Jacobus — geb.
1767 zu Franeker, musste 1787, als er
daselbst Advocat war, wegen s. Meinun-
gen fliehen, hielt sich zu Steinfurt auf,
ward 1797 Mitglied der zweiten National-
versammlung, 1798 durch die Revolutio-
näre in's Gefängniss gesetzt , bekleidete
nach s. Befreiung verschiedene Äemter,
wurde 1810 Friedensrichter zu Zaandam,
und befand sich sodann als Griffier bei
dem hohen Militär- Gerichtshofe zu Utrecht.
1814 hatte er bereits, durch die zu Zaan-
dam befindlichen Materialien angereizt, P e-
ter d. G. Aufenthalt daselbst 1697 u.
1717 beschrieben und in 2 Theilen zu
Amsterdam herausgegeben. Der Beifall,
den dieses Werk fand, und des Verfassers
späterer Aufenthalt im Haag, wo ihm die
Reichsarchive offen standen , veranlassten
ihn , demselben eine grössere Ausdehnung
zu geben, und alle Beziehungen zwischen
RussUnd und den Niederlanden seit den
frühesten Zeiten zu sammeln. Diese wich-
tige Arbeit umfasst vier Theile, geht je-
doch nur bis zum Tode Peter's. Er
nahm sich dabei Ho oft als Muster, und
folgte demselben vielleicht zu sehr. Diese
Nachahmung ist in dem Werke über Russ-
land, indem darin zum Theil ein gewisser
diplomatischer Ton herrschen musste, we-
niger sichtbar, als in Scheltema's übri-
gen Werken, namentlich „dem letzten Feld-
zuge Napoleon's" im J. 1815; ein meister-
haftes Gemälde, worin die hervorstechen-
den Partien weit malerischer sind , und
daher einem Histoi'iker mehr Gelegenheit
geben, seinen Pinsel in die Farben jenes
Altvaters des niederländischen Prosastyls
zu tauchen. Doch nicht allein als Ge-
schichtsschreiber, sondern auch als Bio-
graph ist Scheltema ausgezeichnet. Sein
„politisches Niedcrland", welches Biogra-
phien der holländischen Staatsmänner von
einigem Namen enthält, ist einzig in s.
Art, nicht chronologisch, sondern alpha-
betisch geordnet. Weder das kriegeri-
sche, noch das gelehrte Niederland,
welches Scheltema versprochen, erschie-
nen in Druck, und bei den mannigfaltigen
Geschäften, die s Amt ihm auflegt, ist
schwerlich Hoffnung vorhanden , dieselben
je erscheinen zu sehen. Doch s. trefflichen
Beiträge zu diesen beiden Fächei'n, beson-
ders dem letztern, zeigen, wie viel er bei
mehr Zeit darin würde haben leisten kön-
nen. Aber besitzt Niederland nicht s.
herrliche Abhandlung über Hoo ff s Briefe,
eigentlich eine Charakterschilderung s. Lieb-
lingsschriftstellers, aus dessen Briefen ge-
schöpft , woiaus man den vortrefflichen
Menschen , Beamten , Bürger und Freund
kennen lernt, und die vielleicht noch mehr
hervorragende Biographie der Töchter von
Roemer Visscher, worin Scheltema
die Kunst verstanden hat, das schöne Jahr-
hundert von Friedrich Heinrich gleich-
sam in einem Brennpunkt aufzufassen, von
welchem das edle Schwesterpaar die Zierde
und Wonne ausmachte, und wo fast alle
Genies, deren Niederland damals so viele
zählte, demselben wegen Kenntnisse, Lie-
benswürdigkeit und Talente eine wohl-
verdiente Huldigung darbrachten? Wahr-
lich! man lernt durch diese Biographie die
Gegenstände derselben und das Jahrhun-
dert, in welchem sie lebten, lieben. Und
wie viel hat Scheltema nicht ausserdem
für die Lebensgeschichte berühmter Lite-
raten gethan! So findet man in s. ,, histo-
rischen u. literarischen vermischten Schrif-
ten" Lebensberichte von Johan Van
Heemskerk, Willem Swinnas, Lau-
rens Reaal, Hubert Duifhuis, Gijs-
bert Koen und Meindert Van Tie-
nen. Unlängst hat Scheltema Nieder-
land durch die „Geschichte der unüber-
windlichen Flotte P h i lipp ' s n " verpflich-
tet, worin er, wie immer, aus s. grossen
Vorrath viele unbekannte Details mittheilt.
Scheltema ist der würdige Vertheidiger
der Ehre der niederländischen Voreltern,
und verdient unter den eifrigsten, kennt-
nissreichsten und gefälligst schreibenden
Forschern vaterländischer Geschichte keine
geringe Stelle.
Sclielting^a (VT.) — Gerlach - geb.
1708, Professor der Rechte 1730 zu De-
venter, 1738 zu Leyden, gest. 1765, war
der Lehrer von Cannegieteru. Van
Der Keessel, und gab 1747 Anmerkun-
gen zu Habakuk heraus.
389
Schenk
Schoockius
390
Schenk (VI.) — Adriamis Cornelis —
ausgezeichnet unter den noch lebenden Dich-
tern, ward zu Delft von bür^jerüchen El-
tern geboren , und verdankt s. Bildung
grösstentheils sich selbst. Seit 1795 als
Secretär bei dem Kriegsniinisterium im Haag
angestellt, gab er mit s. Freunde und
Landsmann B. Nieu wen huizen (dem,
bei dem Wasserstaat angestellten , Ueber-
setzer von Legouve's „Merite des Fem-
mes" von Uylenbroek) eine Sammlung
, von Gedichten , unter dem Titel : „Blu-
menlese", Uebersetzungen aus deutschen
Dichtern (wie Hölty , Schubart , Bürger,
Stolberg u. A.) enthaltend , die aber jetzt
schwer zu bekommen ist, heraus. 1804
ward Schenk durch Immerzeel mit
dem grossen Kiuistkenner und Literaten
L üb link dem Jüngern bekannt, dem er
einige Proben s. damals schon begonnenen
Uebersetzung von Young's , .Nachtge-
danken" vorlas. Lublink, selbst treiF-
licher Uebersetzer von Young in Prosa,
theilte ihm verschiedene Bemerkungen dar-
über mit, die Schenk dankbar benutz-
te, und 1805 erschien s. Uebersetzung der
drei ersten Gesänge. Um diesem Werke
die möglichste Vollendung zu geben , Hess
er erst 1807 den vierten u. fünften (II. Th.),
1819 den sechsten , siebenten und achten
(III. Th.) und 1823 den neunten Gesang
(IV. Th.) folgen. Die grösste Treue, die
gewählteste, lieblichste Sprache, fliessen-
des Versmaass und ungezwungener poeti-
scher Ausdruck sind die mit dem Origi-
nale wetteifernden Vorzüge s. Bearbeitung.
Schenk, der zu den Wenigen gehört,
welche die Gabe des SoUicitirens nicht be-
sitzen , hat nach s. äussern Umständen
kein beneidenswerthes Leos. Er lebt mit
einer sehr zahlreichen Familie von einem
kleinen Einkommen als Steuereinnehmer zu
Charlois , einem Dorfe , Rotterdam gegen-
über, den Namen eines geistreichen, be-
scheidenen und liebenswürdigen Mannes im
vollsten Maasse verdienend.
Sfctaermer (IV.) — Lucas — aus
Haarlem , besang trefflich W i 1 h e 1 m ' s u.
Mar Ib 0 rough's ruhmreiche Feldzüge der
Jahre 1702, 1706, 1708 u. 1709, und ward
durch Haarlem's herrliche Umgebungen zu
dem Trauerspiele: „Meleager u. Atalante"
bezaubert. Dieser Dichter erregt um so
mehr Bewunderung, da er schon mit 22 Jah-
ren am Stein, woran er s. ganzes Leben
litt, starb. Seine Gedichte wurden 1711
u. 1725 von P. Via min g herausgegeben.
Schim (V.) — Hendrik — geb. 1695
zu Maasluis, gest. 1742, dessen Gedichte
aus 4Theilen bestehen, und „BibelpoesiC
(1723), „Bibel- und Sittengedichte" (1726),
„Herrlichkeit Christi in der Kirche", nebst
andern Bibelgesängen (1731), und „poe-
tische Gemälde und Allegorien" (1737) be-
titelt sind.
Schueither (VL) — . . . _ ein
Schweizer, verliess den Kriegsdienst aus
Liebe zur Jugendbildung, errichtete eine
Pensionsanstalt zu Leyden , und war ein
grosser Beförderer des Lesens ohne Buch-
stabiren. Er starb 1806, dem Jahre der
Einführung des letzten Gesetzes für das
Volksschul Wesen.
Schölten (VI.) — ... Van Wesele —
vorzüglicher Jurist, war ein Schüler des
W y 1 1 e n b a c h , und einer der drei Verfasser
von Ludwig 's Civil-Gesetzbuch ; auch
machte er sich durch eine „Dissertatio ad
Ciceronis locum de Natura Deorum" be-
kannt.
Schomaker (V.) — Joost — geb.
1685 zu Lochern aus einer angesehenen
Familie, gest. auf s. Landgut bei Zütphen
1767, war ein ausgezeichneter Jurist, und
machte sich durch s. „Selecta . . . Con-
silia et Responsa Juris , tani ad resolutio-
nem quaestionum Juris dubie proposita-
rum, quam ad earum decisionem in con-
tradictorio, maximam partem coram illustr.
Duc. Geldricae et Comit. Zutphaniae Tri-
bunalibus ventilatarum pertinentia, collecta
et in lucem edita cum epitomis et surama-
rüs unicuique Consilio praefixis, nee non
indice rerum" (6 Thelle 4.), sowohl im
In - als Auslande einen grossen Namen.
Schoockius (III.) — Martin — aus
Utrecht, nach einander Professor daselbst,
am Athenäum zu Deventer , Groningen u.
Frankfurt a. d. O. , Schüler, Freund und
später Feind des Voetius, ein grosser
Gegner von Descartes, mit fast allen
Menschen in Streit , von V o s s i u s eine
„unverschämte Bestie" genannt, der, wie
es hiess , durch s. Feinde , die Cartesia-
ner, aber wohl eher durch s. Gläubiger
verfolgt ward, nach misglückten Aussich-
ten durch eine Heirath mit einer unbemit-
telten Frau, die er für reich gehalten
hatte, ein unermüdeter Vielschreiber über
Papstthum sowohl, als über Eier, Härin-
ge, Butter, Käse u. Bier (in lateinischer
Sprache); verfasste eine ziemlich ausführ-
liche Compilation : „die Beschreibung der
Vereinigten Niederlande" , (Belgium Foe-
13*
391
Schooiihoven
Schotanus
392
deratum), Amst. 1652, 1664, 1671. _ Doch
Ausführlichkeit scheint auch ihr einziges
Verdienst zu sein, die so weit geht, dass
der Verf. bei Angabe der verschiedenen
Stände selbst den Scharfrichter nicht ver-
gisst. (S. über dessen zahlreiche Schrif-
ten: Burman, „Traj. Erud.", p 324 —
342.)
Schoonhoven (III.) — Florentius —
geb. 1594 zu Gouda, bildete sich unter
dem Rector Traudenius, von dessen
Blutsverwandten Paulus Traudenius
die Regierung von Gouda bezeugt, dass
er der erste Wiederhersteller u.
grosse Auf ba uer der lat. Sprach-
kunde daselbst war. Mit 24 Jahren
wurde Schoonhoven Advocat zu Ley-
«len , und gab 1618 „Emblemata" heraus.
Bereits fünf Jahre früher erschienen von ihm
lat. Gedichte verschiedener Art, nament-
lich Hirtengedichte und Lobgesänge. Sehr
friedliebend von Natur, machten ihn die
Streitigkeiten zwischen Gomarus, Ar-
rainius und ihren Nachfolgern Beiden ab-
geneigt, so dass er zur katholischen Re-
ligion übertrat. (S. Walvis, „Beschr. v.
Gouda", p. 310, 3±2, 313.)
SchoonJlOVen (HI.) — Antonius —
aus der Familie des Vorigen, Canonicus
von St. Donaaskirche zu Brügge, gab den
Eutrop 1546 zu Basel heraus, und schrieb:
,,De Origine et Sedibus Francorum", ,,de
Etymo vocis Germanus" , und „De digni-
tate utriusque Imperii Orientis atque Oc-
cidentis, ac Provinciarum Romanarum". (S.
Walvis, „Beschr. v, Gouda", p. 316.)
iSchooten (IV.) — Franciscus Van —
Professor zu Leyden , schrieb einen Com-
mentar zu Descartes „Geometrie", gab
die Anmerkungen des Erasmus Bartho-
linus, von Beaune, zu derselben, wie
auch die Schriften des De Witt, Hudde
u. Van Henraat heraus, um die Methode
des Descartes allgemein bekannt zu
machen, welches ihm auch trefflich ge-
lungen ist. M 0 n t u cl a gibt VanSchoo-
ten das Lob, dass man in s. Commentar
\lles finde, was zum richtigen Verstehen
des Descartes nothwendig ist, ohne die
lästige Weitläufigkeit, die oft das Lesen
der Commentatoren langweilig macht. (S.
Montucla, „Hist. des Mathem." , T. II.
p. 148) Van Schooten's Thätigkeit
und Fleiss zeigt sich besonders durch die
Ausgabe der „Tabulae sinuum Tangentium
et Secantium", 1627, von W. J. Bleau,
deren Druck . obgleich in sehr kleinem
Format, vortrefflich ist, wobei der Her-
ausgeber bemerkt , dass Alles nach dem
Druck noch einmal gerechnet wurde, so
dass man sich fest darauf verlassen kann,
dass auch nicht ein Fehler darin zu finden
ist , welches man von den meisten neuern
Tabellen eben nicht versichern kann. Auch
gab Van Schooten „Exercitationes Ma-
thematicae" und andere Werke heraus, die
jetzt weniger bekannt sind. Er hielt s.
mathematischen Vorlesungen in holländi-
scher Sprache , welches beweist , dass er
hierin s. Jahrhundert voraus war. Nach
dem hier Gesagten kann das Urtheil über
ihn nur günstig sein, denn er hat eine
neue und höchst nützliche Methode fort-
gepflanzt, die Mathematik zugänglicher ge-
macht und ausserdem die Ehre gehabt, der
Lehi'er von H u y g e n s gewesen zu sein.
(S. Hugenii vita, vor s. Werken.)
Scborus (II.) — Antoni — aus Hoog-
straten in Brabant, suchte Cicero der
Jugend zugänglicher zu machen durch Her-
ausgabe s. „Thesaurus Ciceronianus , quo
R. Stephani Thesaurum, ac Marii Ni-
zoli Observationes methodo quadam con-
traxit" (Argentor. 1570, 4, 1580, 8. und
anderwärts), und s. „Phrases Linguae La-
tinae, e Cicerone coUectae" (Basil.). Ausser-
dem war er auch bemüht, das Studium der
lateinischen und griechischen Sprache durch
eine geregelte Methode zu erleichtern, und
schrieb in Beziehung hierauf: „Ratio di-
scendae docendaeque Linguae Latinae et
Graecae", Argentor. 1561 et 1596. Dieser
verdienstliche Gelehrte WTirde i'eformirt u.
Professor zu Heidelberg, welches er wegen
s. Lustspiels: „Eusebia sive Religio" (wie
Dewez, „Hist. Particul. des Provinces
Belgiques", T. III. p. 265 bemerkt), worin
er zeigt, dass die Religion von den Grossea
verkannt und nur vom Volke in Ehren ge-
halten wird , verlassen musste , worauf er
sich nach Lausanne begab und daselbst
auch starb. Das von ihm verfasste Werk:
„de Particulis", welches verloren ging,
soll von dem Jesuiten Tursellinus wie-
der aufgefunden und von demselben unter
s. eigenen Namen herausgegeben worden
sein (s. Saxe, Onomast. T. IIL p. 229).
Schotanas (IV.) — Christiaan —
geb. 1603, seit 1639 Nachfolger des Paso r
als Prof. der griechischen Sprache zu Fra-
neker, seit 1644 ausserord. Professor der
Kirchengeschichte, 1646 ordentlicher Prof.
der Theologie u. 1683 Prediger zu Fra-
neker. der bei so vielen und vielerlei Fä-
393
Schofanus
Schrevelius
394
ehern der Gelehrsamkeit (in ^Velche^ allen
er Werke herausgab) nocli Zeit fand , die
Geschichte s. Vaterlandes zu bearbeiten. So
verfasste er eine ., Beschreibung u, Chronik
von Friesland'' (Fraueker 1655, 4.) , eine
„Kirchen- u. Weltgeschichte von Ost- u.
Westfriesland" bis zum J. 1558 (Franek.
1658) , die sich durch Fleiss und Kritik
auszeichnet, und, als Folge des ersten
Werkes, eine ,, Beschreibung des Gebietes
von Friesland zwischen dem Flie und den
Lauwers", mit Karten und Kupfern, 1664.
In der Vorrede zu s. Kirchen - u. Welt-
geschichte gibt er s. Quellen an, beurtheilt
dieselben, erkennt die Vortrefflichkeit des
Emraius und die Mangelhaftigkeit des
Sjoerd Petri und Bernard Furme-
r i u s *) an , beklagt die Seltenheit histo-
rischer Nachrichten von Werth über Nie-
derland seit Tacitus bis Emmius und
Ho oft, und würdigt die Vorzüge u. Ge-
brechen des Letztern sehr richtig. (S.
Vriemoet, ,.Ath. Frisiacae" , p. 336 —
346.)
Schotanus (HI.) — Hendrik — geb.
1548, gest. 1606, der erste Professor der
Rechte zu Franeker, ein gelehrter Mann,
den Cujaciiis nach Bordeaux einlud, um
daselbst sorgenfreier zu leben , welches er
jedoch, auch aus Abscheu vor der Folter,
welcher damals die Rathsherren beiwohnen
mussten , ablehnte.
Schotanus (III.) — Bernard — Sohn
des Vorigen, geb. 1598, gest. 1652, Pro-
fessor der Rechte zu Franeker , Leyden
und Utrecht.
Schott (III.) — Andries — ein Jesuit
aus Antwerpen, geb. 1552, gest. 1629,
hielt sich einige Zeit in Spanien u. Ita-
lien, drei Jahre bei dem Cardinal Qui-
roga, Erzbischof von Toledo, auf, wo er
griechische Literatur lehrte, und gab Aus-
gaben und Uebersetzungen von, oder An-
merkungen zu Aurelius Victor (1579),
Cornelius Nepos(1600), Pomponius
Mela (1582 u. 1635), den Rhetoriker
Seneca(1603u. 1606), Valerius Flac-
cus (1617), Photius („Bibliothek"), Ba-
silius (Kirchenvater), Cyrillus (Bischof),
und andern weniger bekannten Schrift-
stellern.
*) Eitt Schüler des Petri und Gepier des
EmmiuR; er hatte schou 1609 — 1617 neun
friesische Jahrbücher geschrieben , deren drei
letzte von Winsenius herausgegeben wurden.
Schonten (III.) — Willem - ent-
deckte mit Jacob Le Maire 1616 durch
die Strasse Le Maire und längs des Cap
Hoorn einen viel bequemern VVeg, der die
beschwerliche Schifffahrt durch die Strasse
Magellan's merklich abkürzte.
Schonten (IV.) — Wouter — Chi-
rurg, besuchte einen Theil von Malabar,
Coromandel , Bengalen , Arracan , Ceylon,
Java und die Molucken, bewahrte uns die
erhabene That von Hambroek auf, und
ist überhaupt für die Geschichte der nie-
derländischen Kriege in diesen Gegenden
wichtig. Auch für die Geschichte von
Ceylon ist s. Werk von Interesse.
Schonten (VI.) — ... — katholi-
scher Pfarrer zu Alkmar, bewies bei der
Gesellschaft : ,,Für das allgemeine Beste",
sehr fasslich die Existenz Gottes und an-
dere Punkte der naturlichen Religion.
Schonten (VI.) — Jan — zu Dord-
recht, besang 1817 in ttiessenden Versen
die Freimaurerei (auch in's Deutsche über-
setzt).
Schrader (V.) — Johan — geb. I72i
zu Tonneweerd in Friesland, gest. 1783,
1748 Prof. der Beredsamkeit, und 1754
auch der Geschichte zu Franeker, war,
zufolge Wyttenbach, ein vortrefflicher
Kritiker, wie s. Observationes u. Emen-
dationcs auf lateinische Dichter beweisen.
Er bildete treffliche Schüler, war ein guter
lateinischer Dichter u. 1742 Herausgeber
des bekannten Gedichts von Mus aus ,,Hero
und Leander" (mit Anmerkungen von
Francius). Seine Gedichte erschien^i
1786. Ausgezeichnet darunter ist s. 1773
verfasstes Gedicht auf den Besuch Wil-
helm's V. an der Universität zu Frane-
ker, worin er gevvissermassen den Verfall
der friesischen Hochschule und den Flor
des benachbarten Groningen vorhersieht.
Sein Schüler und College Wassenbergh
hielt s. Lobrede.
Schrant (VI.) — Johan Matthias —
Professor zu Gent, schrieb ein treffliches
Werkchen : ,,das Leben Jesu«'.
Schrevelins (III.) — Cornelius —
Rector zu Leyden, sammelte mit vielem
Fleisse die Anmerkungen Anderer zu He-
siod, Virgil, Lucanus, Horaz n.
Martial, die sog. Notae Variorum, wel-
cher Manier Thysius u. Pitiscus folg-
ten , bis die französischen Jesuiten diesel-
ben in ihren Ausgaben ,,ad usum Delphini"
verbesserten , und eine geschmackvollere
Auswahl aus diesen Erklärungen veran-
395
Schrevelius
Schultens
39()
stalteten. Ausserdem erschien von Schre-
velius ein Handwörterbuch der griechi-
schen Sprache, ^velches von Gelehrten nicht
sehr geschätzt, jedoch von Anfängern viel
gebraucht wurde.
Schrevelius (IV.) — Theodorus —
verfasste ,,Harlenuim , sive Urbis Harle-
mensis incunabula", L. B. 1647.
Schröder (V.) — N. W. — geb. 1721
zu Marburg, verdankte A. Schultens s.
Bildung zum Orientalisten, dessen grosse
Verbesserung des hebräischen Sprachstu-
diums er fortsetzte. Bereits 1744 gab er
s. „ Abhandlung über die Kleidung der
hebräischen Frauen" heraus. Auch s. mei-
sten spätem Schriften (nachdem er 1748
die Professur der orientalischen und grie-
chischen Literatur zu Groningen erhalten
hatte), besonders s. ,,Institutiones ad fun-
dauienta llnguae Hebraeae"- (auf mehreren
deutschen Universitäten als Leitfaden ge-
braucht, und sogar zu Klausenburg in Sie-
benbürgen gedruckt) sind höchst nützlich
für das Studium der hebräischen Sprache.
Hierzu gehören auch verschiedene unter
s. Leitung vertheidigte Abhandlungen, die
zum Theil in Rosenmüller's ,,Synta-
gma Dissertationum phiiologicarum", theils
in einer andern, 1775 zu Leeuwarden her-
ausgekommenen Sammlung erschienen , und
zum Theil viel Licht über die hebräischen
Wurzelwörter verbreiten. Mit der Kennt-
niss der semitischen Sprachen verband er
die des Persischen u. Türkischen, und war
auch mit den cl assischen Schriftstellern
Griechenland's u. Rom's innigst vertraut.
Als Lehrer war s. Vortrag , zufolge eines
s. berühmten Schüler (VVillmet), gründ-
lich und vortrefflich , und als Herausgeber
von arabischen Werken würde er vielleicht
eine der ersten Stellen einnehmen, wenn
die folgenden ungünstigen Zeiten den Druck
des Werkes (der „Hamasa") erlaubt hät-
ten, weiches von A. Schultens begon-
nen und von Schröder beendigt ward.
Schröder gab einen „Thesaurus Linguae
Armenicae antiquae et hodiernae" , Amst.
1660, 4., und die vier ersten Capitel der
Genesis Türkisch u. Lateinisch heraus,
und machte sich (wie Schultens, Re-
land, S. Rau, Manger u. A.) durch
Abhandlungen über die Sitten, Gebräuche
u. Alterthümer der Israeliten zum bessern
Verständniss der heiligen Bücher sehr ver-
dient. (S. Willmet, „Zust. d. orient.
Lit. in Holland während des 18. Jahrh.",
p. 211—215.)
Schröder (V.) — J. W. — lieferte
Anmerkungen zum zehnten Psalm (1754)
und mehreren anderen (1781).
Schröder (V.) — J. W. A. — schrieb
Anmerkungen zu Habakuk (1781).
Schröder (VI.) — ... — Director
des Schullehrer- Seminars zu Lier für das
südliche Niederland.
Schulte ( V. ) — ... — verfasste
Anmerkungen zu Bileam's Lied.
Schulten» (V.) — Albert — geb.
1685 zu Groningen, bezog schon mit 14
Jahren die Universität daselbst, wo er
sich bald, ausser dem Griechischen, mit
dem Hebräischen, Chaldäischen u. Syri-
schen , und , zufolge der damaligen Sitte,
auch mit dem Rabbinischen vertraut machte.
Das Hebräische lernte man seit R e u c h-
lin von und nach Juden, und da man
den ganzen Sprachschatz nicht aus dessen
einzigem Ueberrest, den Büchern der Bibel,
schöpfen konnte, so folgte man den Rab-
binern und Talmudisten. (S. J. Will-
met, „Oratio de retinenda antiqua Bata-
vorum in literis Orientalibus gloria", p. 12,
14.) Natürlich schlug auch Schultens
zuerst diesen Weg ein , richtete aber so-
dann s. Aufmerksamkeit auf das mit dem
Hebräischen so verwandte Arabische (s.
Vriemoet, „Athen. Kris.", p. 762) und
vertheidigte, 20 Jahre alt, öffentlich s.
Abhandlung über den Nutzen der arabi-
schen Sprache bei Auslegung der h. Schrift.
Von Groningen ging er nach Leyden , um
Witsius, Perizonius u. Gronovius,
und nach Utrecht, um R e 1 a n d zu hören.
Als Erstling s. Studien erschienen 1708 s.
„Anmerkungen zu Hiob". Er ward nun
(1709) Dr. d. Theologie und brachte zwei
Jahre mit Untersuchung der unvergleich-
lichen Sammlung der orientalischen Ma-
nuscripte in der leydener Bibliothek zu.
Nachdem er hierauf Prediger zu Wasse-
naar gewesen, wurde er 1713 nach Fra-
neker als Prof. der hebräischen Sprache,
1729 zum Director des StaatscoUegiums
zu Leyden, und bald darauf als Ausleger
des Legats der orientalischen Manuscripte
von Warner, mit der Erlaubniss, orien-
talische Sprache zu lehren, berufen, worin
er 1732 die ordentl. Professur erhielt, die
er mit einer Rede : „De Linguae Arabicae
antiquissima origine, intima ac sororia cum
Lingua Hebraea cognatione, multisque se-
culis praeflorata puritate", antrat. Diese
Methode, die "über die heilige Urkunde
ein neues Licht verbreitete, erschien Vielen
39t
Schultens
Schultens
398
verkehrt und fand namentlicli in Herrn an
Driessen (zuerst Prediger zu Utrecht,
hierauf Professor zu Groningen, einem sehr
zanksüchtigen Manne, wie Saxe, „Öno-
mast." T. VI. p. 692 ihn nennt) und
Taco Haio Van Der Honert, der,
wie sein Sohn Johannes, mehr durch
Streitsucht als durch Kritik bekannt ist,
heftige Gegner. Schultens liess Beider
Schriften nicht unbeantwortet; aber ein
neuer , gelehrterer , mit dem Arabischen
vertrauter Gegner, nämlich J. J. Reiske,
trat nun gegen ihn auf hinsichtlich des
Nutzens , das Hebräische durch das Ara-
bische erklären zu wollen, worauf Schul-
tens in zwei Briefen an Mencke ant-
wortete. Kurz nachher starb er, 1750. —
Schultens Schriften sind zahlreich, und
umfassen theils Sprachelemente, theils ara-
bische Schriftsteller, die er herausgab, die
Briefe an Mencke und Reden, die er
von Amts wegen hielt Ausser dem Buche
Hiob, welches er in's Lateinische über-
setzte und erklärte, und dessen poetische
und antiquai-ische Schätze er zuerst öff-
nete, bearbeitete er die Sprüche Salo-
nio's (1748); gab \nmerkungen zum A.
Testament; ein geographisches Namenver-
zeichniss orientalischer Länder u. Oerter,
welches sich hinler der Ausgabe von Sa-
ladin 's Leben des Bachaeddin befin-
det ; wichtige Beiträge zu der im Haag
1777 in 4. erschienenen Ausgabe von Her-
bei ot's „ Bibliotheque Orientale"; sam-
melte Materialien zur ältesten Geschichte
Arabiens in s. „Historia Joctanidarum"
(gedruckt , aber nicht herausgeben) ; ge-
staltete die syrische Grammatik in einem
gedruckten, aber nicht herausgegebenen
Werke ganz anders; gab „Origines He-
braeae" , 1724, 1738; ,,Institutiones ad
Fundamenta Linguae Hebraeae", 1737, 4.;
„Vetus et Regia Via Hebraizandi , contra
novam et metaphysicam hodiernam", 1738,
4.;„Hariri-« (1731, 1740); „Gesta Sa-
ladini et Excerpta ex Abulfeda", 1732;
„ Florilegion Sententiarum Arabicarura " ,
1733, und „Excerpta Anthologiae veterum
Arabiae Poetarum, Lat. conversa ac Notis
illustrata, adjecta Grammatica Erpenü",
1748, 4. heraus*).
*) Eine interessante Parallele zwischen Schal-
tens und Hemsterhais gibt Van Kam-
pe n im II. Theile p. 281 u. 292 s. „Gesch.
der Lit. der Niederlande".
Scliultens (V.) — - Johan Jacob —
Sohn des Vorigen, zuerst Professor zu
Herborn, dann 1749, ein Jahr vor s. Va-
ters Tode, nach Leyden berufen, wo er
eine Antrittsrede „über die Früciite , wel-
che eine tiefere Kenntniss der orientali-
schen Sprachen für die Theologie haben
muss" hielt, war, nach dem Zeugniss s.
Sohnes, des berühmten Heinrich Al-
bert, ein noch grösserer Kenner dieser
Sprachen, als s. Vater, wovon eben die
genannte Rede den Beweis lieferte, so wie
eine Abhandlung ,.über den Nutzen der
orientalischen Sprachkunde für den hebräi-
schen Codex' (1742). Zum grossen Nach-
theil für die Wissenschaft stürzte er sich
in den Strudel der damaligen , nichts be-
deutenden theologischen Streitigkeiten, wel-
che die niederländische Kirche zu einem
neuen Kampfplatz für die scholastische Phi-
losophie des Mittelalters zu machen schie-
nen, und verschwendete s kostbare Zeit
mit Abfassung eines Buches von 844 Sei-
ten in 4. über die Katechismuserklärung
des Do. A. Comrie zu Woubrügge, suchte
jedoch zu zeigen , dass die darüber ent-
standenen Streitigkeiten nicht Hauptpunkte
betrafen.
Schultens (V.) — Hendrik Albert —
Sühn des Vorigen, machte den Geist s.
Gross vaters Albert in voller Kraft wie-
der aufleben. Schon als Jüngling zeigte
er sich durch die Herausgabe der arabi-
schen Blumenlese des El Nawaby (1772T
und des „Specimen Proverbiorum Meidani''
(1773) als einen der ersten damaligen
Orientalisten. Seine Vorliebe für dieses
Studium führte ihn nach Oxford , wo er
die arabischen Manuscripte aus dem rei-
chen Bücherschatz der Bo dl ey 'sehen Bi-
bliothek mit demselben rastlosen Fleisse
abschrieb, wie früher Ruhnkenius zu
Paris die griechischen. Diesen Reichthum,
den England ihm an diesen Schätzen bot,
machte ihm dasselbe sehr lieb , aber der
englische Stolz, der keinem Ausländer einen
Lehrstuhl auf einer der beiden Universi-
täten gestattete, veranlasste ihn zur Rück-
kehr nach Holland. Er ward zuerst Pro-
fessor am Athenäum zu Amsterdam u, er-
hielt 1779 die durch den Tod s. Vaters
erledigte Stelle zu Leyden. Hier bildete
er durch s. hinreissenden Vortrag und lie-
benswürdigen Umgang viele treffliche Schü-
ler für s. Lieblingsstudium, und gab 1788
in einer akademischen Abhandlung eine
vortreffliche Schilderung; „De ingenio
399
Schulting
Schuurmans
400
Arabum". Als Theolog begründete Schal-
tens eine bessere und mehr unbefangene
Untersuchung der Bibel; er verachtete die
scholastischen Streitigkeiten , erklärte die
biblischen Bücher nach ihrem erhabenen
Geiste, gepaart mit unparteiischer Sprach-
erklärung des Sinnes, und erhob die Schule,
die er bildete, zu demselben freien Ge-
sichtspunkte. Sein früher, 1793 erfolgter
Tod war ein um so fühlbarerer Verlust für
die Wissenschaften, da E. Scheidius,
s. Nachfolger, auch schon ein Jahr darauf
s. Schülern geraubt wurde.
ScbultinjS^ (IV.) — Antoni — geb.
1659 zu Ninuvegen , Sohn des Professors
der Literatur zuerst zu Duisburg, dann zu
Nimwegen, der 1666 noch in blühender
Jugend an der Pest starb. Antoni floh,
erst zehn Jahre alt, 1672 mit s. Mutter
vor französischer Tyi'annei nach Dordrecht
u. Leyden , wo er Literatur u. Jurispru-
denz, letztere unter Böckelmann und
Voet studirte und zum Zwecke s. Lebens
machte. 1683 Dr. der Rechte, ward er
1691 nach Harderwijk u. 1694 nach Fra-
neker als Professor berufen. Hier blieb
er neunzehn Jahre, bis die Universität zu
Leyden ihn nach Voet 's Tode zu sich
berief, wo noch s. Lehrer u. Verwandter
Noodt lebte, dessen Unterricht er viel
verdankte. Nachdem er hier noch 21 Jahre
gelehrt hatte , starb er 1734 (nicht 1773,
wie bei Saxe, V. 410 durch einen Druck-
fehler angegeben ist). Ausser s. Haupt-
werke: „über die Jurisprudenz von Justi-
nian" , bearbeitete er mit seltnem Scharf-
sinn und Fleiss verschiedene Rechtsmaterien,
z. B. in s. Antrittsrede zu Harderwijk:
„über die beste Erklärung des Rechts".
Seine akademischen Abhandlungen, so wie
die von Vitriarius auf ihn gehaltene
Leichenrede erschienen von Prof. Uhle zu
Frankfurt a. d. O., in 4 Theilen gr. 8. zu
Halle im Druck. 1799 gab Prof. Smal-
lenburg zur Probe Noten zu einigen
Titeln der Pandekten von Schulting,
1804 den ersten, 1809 den zweiten, 1820
den dritten u. 1824 den vierten Theil dieser
Noten, welche jedoch nur bis zum 27.
Buche gehen, mit Anmerkungen des Her-
ausgebers bereichert heraus. Schulting,
den Saxe den niederländischen Cujacius
nennt, war auch ein grosser Kenner der
griechischen und lateinischen Literatur und
sogar der Kirchenväter, wovon er genug-
sam Beweise gegeben hat in s. Noten zur
„ Jurisprudentia Antijustinianea " und zu
den Pandekten. Alle s. „Dissertationes",
„Orationes" und besonders s. „Enarratio"
der vier ersten Bücher der Pandekten (die
er, wie man sagt, nicht fortsetzte, um
nicht mit Noodt zu coUidiren) , und s.
,,Theses controversae " geben überall den
scharfsinnigen, feinen und gelelirten Juri-
sten zu erkennen.
ISchutte (V,) — Rutger — geb. 1708
zu Diepenheim in Overyssel , Prediger zu
Amsterdam, bekannt durch s. „Heiligen
Jahrbücher" in Prosa, und Gesänge, be-
schrieb die Reise der Israeliten durch die
Wüste und Einiges von Jerusalem (hinter
der von P o c o c k e übersetzten Reise be-
findlich).
ISchuurmans (HI.) - Anna Maria —
(oder Van Schurman) geb. zu Köln d.
8. Nov. 1607, konnte schon in ihrem drit-
ten Jahre lesen, und im sechsten künst-
lich Papier ausschneiden. Zu Utrecht, wo-
hin ihr Vater mit s. Familie zog, lernte
sie ausser der holländischen Sprache die
deutsche, französische, italienische, engli-
sche, griechische, lateinische, hebräische,
chaldäische, syrische und arabische, die
sie alle, wenn gleich nicht sprach oder
schrieb , doch hinlänglich verstand , wobei
sie noch Samaritanisch , Aethiopisch und
Persisch zu treiben beabsichtigte, hätte es
ihr nicht an den nöthigen Büchern gefehlt.
Ausserdem war sie mit den classischen
Schriftstellern und Philosophen vertraut,
und doch betrachtete sie all dieses Wissen
nur als Mittel zur Erlangung einer gründ-
lichen Kenntniss der heil. Schrift und der
Theologie, der sie sich von Jugend auf
nach dem Lehrbegriff der Reformirten ge-
widmet. Die Theologie war damals näm-
lich noch weit mehr in das ganze öffent-
liche und Privatleben verflochten , als
jetzt, wo wenigstens die Theologia pole-
mica ausser den akademischen Hörsälen
und einzelnen Gelegenheitsschriften selten
mehr vorkommt. Sie hatte damals auch
noch nicht ganz den Staub des Mittelal-
ters abgeschüttelt , und w ar noch , wie
Cats sich ausdrückt, mit schweren u.
subtilen scholastischen Streitig-
keiten belastet, worin Anna Maria sich
besonders auszeichnete. Darf man sich
daher wundern, dass solch ein seltnes Phä-
nomen von den grössten Gelehrten ihrer
Zeit, wie Vossius, Salmasius, Span-
heim, Bochart, Gassendi, Cats
(der ihr s. Hand antrug, die sie aber, weil
er 30 Jahre älter war, ausschlug) u. A.
401 Schwarzenberg Van etc.
bewundert , erhoben und bekannt gemacht
wurde ? Darf man sich wundern , dass
selbst fürstliche Personen Cdie Königsbraut
von Polen , die bekannte Herzogin von
L 0 n g u e V i 1 1 e , und vor Allen die ge-
lehrte Königin Christine von Schweden),
sie aufsuchten und solchen Talenten ihre
Bewunderung zollten? Doch endlich aller
dieser Lobpreisungen und lästigen Berühmt-
heit müde, ging Älaria Van Schur-
man, das Nichtige der scholastischen For-
men für die Theologie einsehend, plötzlich
zu einem andern Extreme über, indem sie
alle Gelehrsamkeit als überflüssig, ihre
bisherige Religion als einen todten Kör-
per zu betrachten anfing, und sich mit
dem Schwärmer L a b a d i e , der alles Wis-
sen verachtete , und sich niu' mit dem in-
nern Lichte zufrieden stellte, innig ver-
band. Sie folgte ihm in ihrem Alter nach
Holstein, kehrte aber nach s. Tode wieder
in ihr Vaterland zurück, wo sie 1678, fast
71 Jahre alt, in dem friesischen Dorfe
Wieuwert starb, ohne verheirathet gewe-
sen zu sein. Diese gelehrte Frau, welche
vielleicht nur durch Uebersättigung zum
Unsinn geführt wurde , zeichnete sich je-
doch auch durch mehr weibliche Fertig-
keiten (die sie mit den Schwestern Vis-
scher gemein hatte), aus, als: durch
Zeichnen, Malen, Sticken '(welches sie mit
sieben Jahren binnen drei Stunden er-
lernte) , durch Glas - und Holzschneiden,
Kupferstechen, Wachsbossiren (worin sie
es so weit brachte, dass sie ihr eigenes
Gesicht zum Sprechen nachbildete), ferner
durch Singen und Lautenspiel, besonders
aber durch eine so schöne Handschrift,
dass Proben davon in den Kunstcabinetten
noch heute aufbew ahrt werden. Aber diese
ausserordentliche Frau hatte auch ihre Ei-
genheiten , indem sie z. B. bei ihren Gar-
tenpromenaden Spinnen zu essen pflegte.
SchM^arzenberg; Tan Holien-
lansberg (V.)*— G. F. Thoe — ver-
fasste ein „Urkundenbuch von Friesland"
(Leeuw. 1768, 4 Theile, Fol.) nach Art
des Van Mieris.
Scotte (HL) — ApoUonius — geb.
in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhun-
derts zu Middelburg, war Pensionär dieser
Stadt und Rathsherr bei dem Hohen Rath
im Haag. Er wusste auf die glücklichste
Weise die Literatur mit s. Jurisprudenz
zu vereinigen , und war von den ersten
Geistern s. Zeit sehr geachtet. IVlit De
G r 0 0 1 stand er in freundschaftlichem
Scriverius
402
Verkehr; derselbe nahm ein Gedicht auf
den Tod s. Sohnes von Scotte in s.
Sammlung lateinischer Gedichte auf, und
machte ein Lobgedicht auf dessen Ueber-
setzung des Predigers. Hooft über-
sandte ihm s, „Niederländische Geschichte",
noch vor der Herausgabe, um darüber s.
Urtheil zu vernehmen. J. F. Gronovius
nennt ihn ,, einen Mann , unvergleichlich
an Gelehrsamkeit und Tugend", — Vor-
stius, „ein glänzendes Gestirn, einen Be-
schützer und Freund der Gelehrten", —
Cunäus seine Abhandlung: „de Jure Do-
minii" ,,göttlich." Mit diesem Letztem
führte er einen gelehrten Briefwechsel, und
mehrere Briefe von Scotte an Cunäus
über juristische und andere Materien wur-
den 1725 von P. Burman herausgegeben.
Scotte verfasste ausserdem noch einige
holländische Gedichte, welche sich in der
„zeeländischen Nachtigall" befinden.
Scriverius (HL) — Pieter — geb.
1576 zu Haarlem, gest. 1660, war ein
eifriger Bearbeiter der holländischen Spra-
che, lebte meist zu Leyden den Musen
im Umgang mit Heinsius, Rutger-
sius, Meursius, und früher mit den
alten Van Der Does und S c a 1 i g e r.
Gross ist die Anzahl s. herausgegebenen
Werke. Seine holländischen Gedichte sind
gering an Zahl, aber durchgehends zier-
lich, gefallig oder glühend von Liebe zum
Vaterlande und zur Muttersprache. Vor
Allem vertheidigte er die Ehre Haar-
lem's hinsichtlich der Erfindung der Buch-
druckerkunst; schrieb heftige Gedichte ge-
gen Metz und einen „Lorbeerkranz" für
Laurens Kost er zur zweiten Säcular-
feier s. Erfindung (1428). Ein solcher,
für den literarischen Ruhm s. Vaterlandes
so eingenommener Mann , konnte dessen
grösste Zierde, De Groot, nicht anders
als hochschätzen. Er ersann eine artige
List, um demselben, der damals im Ge-
fängniss war, Nachrichten zu geben, ver-
mittelst Probeblätter einer neuen Ausgabe
von Janus Secundus, wodurch der Ge-
fangene in lateinischen Versen von der Lage
der Dinge im Vaterlande unterrichtet ward.
Auch schrieb er ein Gedicht unter das
Portrait von Hogerbeets, welches sich
mit der Frage endigte: Wo der Lohn
für so viele Verdienste blieb? Diese
Unterschrift ward mit einer Geldbusse von
200 Gulden geahndet. (S. Wagen aar,
X. Th. p. 305, S06. Foppens, T. H.
p. 1009, 1010. wo auch ein Verzeichniss
403
Secundus
Siegenbeek
404
s. Werke gegeben ist ; und vor Allem :
„Gedichte von Scriverius, nebst einer
ausführlichen Biographie des Dichters",
Amst. 1738, 4. Diese Gedichte bestehen
ausserdem aus Gelegenheitsgedichten und
Uebersetzungen.) Um die alte Literatur
machte sich Scriverius verdient durch
Herausgabe von Vegetius, Frontinus
und anderer Schriftsteller über das Kriegs-
wesen, durch Anmerkungen zu Martial,
den alten römischen Trauerspieldichtern,
durch die Lebensbeschreibung des E r a s-
mus, und durch einige Werkchen über
die alte Geschichte des Vaterlandes.
Secundus (II.) — Jan oder Janus
— Sohn des Nicolaas und Bruder von
Adriaan Marius u. Nicolaas Gru-
dius Everardi (vgl. diese Art.), nahm
den Namen Janus Secundus zur Unter-
scheidung von s. Oheim an. Nach der
damaligen Gewohnheit Aller, die nach einer
mehr als gewöhnlichen Bildung strebten,
reiste er in s. Jugend nach Frankreich, Ita-
lien u. Spanien, wo er lateinischer Secre-
tär des Cardinal - Erzbischofs von Toledo
war, begleitete Karl V. nach Tunis, und
sohle eben denselben Posten bei dem ßi •
schof von Utrecht bekleiden, als ein früher
Tod ihn in s. 25. Jahre zu St. Amand im
Düornikschen entriss. Er war nicht allein
in der Dichtkunst, sondern auch in der
Bossir- und Hildhauerkunst ausgezeichnet.
Unter s. Gedichten werden die Basia (von
Tissot in's Französische übersetzt), als
ein Meisterwerk, eines CatuU u. T i-
bull nicht unwürdig, genannt. Ausser-
dem schrieb er „Elegiae , Funera , Epi-
grainmata, Odae, vermischte Gedichte",
zu denen auch die „Regia Pecuniae" ge-
hören , von jedem ein Buch ; zwei Bücher
lateinische Briefe u. „Itineraria III. Bel-
gicum, Gallicum et Hispanicum", zu Ley-
den von D. Heinsius 1618 herausgege-
ben. (S. Foppe ns, T. IL p. 726, 727.
Saxe, ,, Onomast." p. 149. Peerlkamp,
p. 34 — 43, der diesen Dichter con amore
behandelt. Prof. Bosscha zu Deventer,
vor s. Ausgabe der Werke unseres Dich-
ters, 1821. Baron Collot D'Escury,
in s.- gelehrten Werke: „Holland's Ruhm
in Künsten und Wissenschaften", p. 95 —
97.) Secundus prangt auf dem Rath-
hause im Haag und der giosse D o u z a
wusste s. Gedichte auswendig.
iSeg^aar (V.) — ... — Professor zu
Utrecht, gab 1775 Daniel mit Anmer-
kungen heraus.
8eghers (V.) — Pastor zu St. Le-
onard , schrieb eine Preisschrift in flämi-
scher Sprache über die Mittel, die aus-
ländischen Bäume und Pflanzen in den Nie-
derlanden einheimisch zu machen.
Servilius (IL) — Johannes —
(Knaap) beschrieb die Unternehmung
Maarten Van Rossera's auf Ant-
werpen.
Sevecotius (HL) — Jacob — geb.
1596 zu Gent, gest. 1642, ein Augustiner-
Mönch, besuchte Italien, wo er bei Papst
Urban VlI. in grosser Gunst stand, kam
1524 nach Holland zurück, ward Prote-
stant und erhielt durch P. Cunäus 1625
die Professur der Geschichte u. Beredsam-
keit an der Hochschule zu Harderwijk.
Er widmete s. Leben der Vertheidigung
der Freiheit; in s. Anmerkungen zu J. Cä-
sar von Sueton und auf Florus eifert
er gegen den spanischen Despotismus, und
in s. „Belagerung und Entsatz von Ley-
den" (1626), einem Trauerspiele mit Chö-
ren und den allegorischen Personen : Frei-
heit, Hunger und göttliche ti e-
rechtigkeit, ward namentlich die Na-
tion gegen die Spanier aufgerüttelt Er
schrieb in s. Jugend einige Allegorien w.
vermischte Gedichte, worunter sich die
Minnogedichte auszeichnen (s. Foppens,
T. I. p. 545). Auch als lateinischer Dich-
ter hat er Verdienste: so gab er 3 Bü-
cher Elegien, die Trauerspiele „Maria"
und ,, Rosamunde", das lustig endigende
Trauerspiel ,, Esther", vermischte Gedichte
und 100 Epigramme zusammen 1625 zu
Leyden heraus. Seine, in der altern Ma-
nier Vondel's verfassten Gedichte be-
sitzen viel Feuer, Kraft und Reichthum
an Bildern. (S. Siegenbeek u. Kan-
telaar, „Euterpe", p. 69 — 97. Peerl-
kamp p. 296 — 299.)
Sewel (V.) — Willem — Verfasser
einer ., holländischen Sprachlehre", 1708.
Siccauia (HI.) — ... — aus Bols-
ward , lebte von 1570 bis 1621 , war Al-
terthumskenner, und schrieb : „De Veteri
anno Romuli et Numae Pompilii", Comp.
1599; „B'astorumRom. Calendarium", Amst.
1600.
Siegrenbeek (VI.) — Matthys —
1773 zu Amsterdam, bildete sich daselbst
unter dem Rector der lateinischen Schule
Ommeren, dann auf dem Athenäum un-
ter Wyttenbach in der alten Literatur
und unter Hesseling in der Theologie,
welchem letztern Fache er sich Vorzugs-
405
Siegenbeek
Simons
406
weise widmete und Prediger der Menno-
niten zu Dokkum ward. Seine ausgezeich-
nete Kenntniss der holländischen Literatur
verschaffte ihm die 1795 unter den dama-
ligen Curatoren L. Van Santen u. J.
De Krujff errichtete ausserordentliche
Professur der holländischen Beredsamkeit,
welche er mit einer Rede ,,über den öf-
fentlichen Unteriicht in der holländischen
Beredsamkeit" antrat. 1799 ward er or-
dentl. Professor der holländischen Litera-
tur, bei welcher Gelegenheit er das An-
denken an den berühmten P. Cz. Ho oft
wieder auffrischte. Im Allgemeinen ist
durch dieses Werkchen (1800 zu Leyden
erschienen) , durch s. Abhandlung über
V 0 n d e r s Verdienste als Dichter , durch
die „Proben holländischer Beredsamkeit"
(das. 1799, 1809, 2 St.) und „Proben
holländischer Dichtkunst" (1808), so wie
durch die akademischen Vorlesungen S i e-
genbeek's in Niederland ein grösserer
Eifer für dessen alte classische Schrift-
steller geweckt worden. Nicht mindere
Verdienste hat Siegenbeek um die Spra-
che selbst. Mit Anfang dieses Jahrhun-
derts ward die Gesellschaft für Sprach-
u. Dichtkunde (durch Vereinigung der drei
Dichterveieine von Leyden, Amsterdam u.
Rotterdam) errichtet und Siegenbeek
zum ersten Vorsitzer derselben ernannt.
Eine der ersten Arbeiten dieser Gesell-
schaft, unter Mitwirkung des damaligen
Agenten der Nationalerziehung, Nieder-
land's ersten Kanzelredner's , Van Der
Palm, und mit gemeinsamer Berathung
der Gesellschaften: „Für das allgemeine
Beste" und „Niederländische Literatur"
war die Feststellung einer gleichförmigen
Orthographie der holländischen Sprache,
wozu Siegenbeek (1801) erwählt ward.
Er beendigte diese mühevolle Arbeit 1803
oder 1804 ; der Entwurf ward auch durch
die Regierung angenommen und als Norm
einer allgemeinen Orthographie festgesetzt.
Siegenbeek gab zufolge dieser Ortho-
graphie ein ,, Wörterbuch" (der zweifel-
haften oder bestrittenen Worte) 1806 zu
Amsterdam heraus. Von der erwähnten
Gesellschaft für Sprach - und Dichtkunde
erhielt er 1802 den goldenen Ehrenpreis
für s. Abhandlung „über den Wohllaut
und die Leichtigkeit der Ausspra-
che, als Gesetzgeber der Sprache" , und
1806 denselbe;i Preis „über den Reichthum
u. die Vorzüge der holländischen Sprache",
ein Meisterwerk, welches die angeführten
Eigenschaften der holländischen Sprache
durchgehends entschieden dargethan hat.
Ausserdem schrieb er noch folgende mehr
oder weniger ausführliche Abhandlungen:
über die Dichterin Kool aar t, geb. Hof-
man, (in der „ Euterpe" 1810); über
Dante, über Lorenz von M e d i c i s
(im ,,Museum"); Vergleichung von Mil-
ton's „verlorenem Paradiese" mit Von-
del's „Lucifer"; über De Groot als
Historiker (im „Institut"); Schönhei-
ten von Cats, Uebersetzungen aus Xc-
nophon u. Plato (das Gastmahl), der
Reden des Periklcs aus Thucydides;
Longin US „über das Erhabene" (1811),
Behufs s. Vorlesungen; Lobrede auf
Sl in gel and (1819), von der Gesellschaft
für niederländische Literatur gekrönt. Im
Vereine mit Kautel aar lieferte Sie-
genbeek in die „Euterpe" (Amst. 1810,
1811) interessante Nachrichten über Seve-
cotius, Heinsius, Van Der Burgh,
und mit V an Cap pelle in s. „Beiträgen
zur Geschichte der Literatur in Nieder-
land" (Amst. 1821) über Simon Stevin,
Drebbel, Maurits, C. A. Bredero,
B o e r h a V e und 's G r a v e s a n d e. Als
INIennonitenprediger hat er sich durch zwei
Theile trefflich gearbeiteter Predigten aus-
gezeichnet, unter welchen die über Na-
than' s Anrede an David, nach dessen
Missethat , wohl die schönste ist. Dass
Siegenbeek auch den lateinischen Styl
in s. Gewalt hatte , bewies er durch s.
beiden Abhandlungen in dieser Sprache,
die erste zur Feier des Friedens von Amiens
(1802), und die andere bei Niederlegung
s. Rectorats 1810, über Janas Douza
(hei-ausgegeben , L. B. 1810, mit vielen
Anmerkungen).
Sig^ebert Tan Gembloux (I.)
— ... — entlehnte aus Bai derik's (gest.
1112) „Chronicon Cameracense" viel, ja
selbst wörtlich , in s. von 381 — 1113
gehende Chronik. Er war jedoch nicht
allein Chronikenschreiber, sondern verbes-
serte auch die Vulgata nach dem Ur-
text, und schrieb eine „Epistola ad Leo-
dienses".
ISimons (V.) — Adam — durch s.
poetischen Talente und geselligen Umgang
der vertraute Freund einiger der ausge-
zeichnetsten Männer Niederland's. gab 1805
Gedichte heraus, die zum Theil Original,
zum Theil den Deutschen nachgebildet
sind, und worin man mehr Zartheit, Zier-
lichkeit, Lieblichkeit des Ausdrucks, und,
407 Sligtenhorst
im Allgemeinen mehr Schönheit als Kühn-
heit, Erhabenheit oder bezauberndes Feuer
findet. Stets bleibt er jedoch im vollsten
Sinne Dichter. Während des französischen
Druckes presste ihm die Noth des Vater-
landes aus der beklommenen Brust den be-
kannten Trauergesang: Vergesst Eure
Abkunft, o Batavier! Er erhielt für s.
patriotischen Gefühle und poetischen Ta-
lente die Professur der holländischen Li-
teratur zu Utrecht (1815). Kaiser Alexan-
der brachte er in 3 Gesängen, welche die
Geschichte seiner Thaten seit dem franzö-
sischen Einfall zum Gegenstand haben, (im
Haag 1815, 8.) s. Huldigung dar. 1814
(zu Amsterdam) hatte er „den Werth des
Menschen" besungen. Ausserdem erschie-
nen von ihm „Zerstreute Gedichte". Si-
mons ist nicht minder vortrefflicher Pro-
saist als Dichter. Seine „Erinnerung an
das Jahrhundert F ried ri ch Heinrich's"
(„Mnemosyne" , IX. Th.) betrachtet diese
so oft gefeierte Epoche aus einem so neuen
und anziehenden Gesichtspunkte, dass man
sich gleichsam in den Freundeskreis von
Hooft, Vondel, Huygens u. We-
sterbaen versetzt glaubt. Ein Gegen-
stück hierzu ist s. Vergleichung Vondel's
mit Hooft u. Cats im I. Th. der „Neuen
Mnemosyne" (von H. W. n. B. Tijde-
m a n herausgegeben). Auch ist Simons
Mitarbeiter an der mit Anmerkungen ver-
sehenen neuen Ausgabe von Hooft's
„Niederländischen Historien".
, ISligtenllorst (IV.) — ... — über-
setzte Pontanus „Geschichte von Gel-
dern".
iSloot (V.) — ... Van Der — Her-
ausgeber des arabischen Gedichts von To-
grai (1769).
Sluis (II) — Willem Van Der —
Priester zu Rotterdam , schrieb ein , 1724
von Alkemade herausgegebenes Büchel-
chen: „Junker Fransen Oorlog" (Krieg),
über den bekannten Versuch der Huk-
sehen, sich an der Maass festzusetzen.
Sluiter (VI.) — ... — Professor am
Athenäum zu Deventer, zu früh den Wis-
senschaften entrückt, gab J. Luzac's (s.
Lehrers) ,,Lectiones Atticae", und in s.
eigenen „Lectiones Andocideae" Luzac's
Sammlungen über diesen griechischen Red-
ner heraus.
Smallegange (IV.) — Matthias —
aus einer angesehenen Familie, Rechtsge-
lehrter zu Goes in Südbeveland , dessen
„Neue Chronik von Zeeland" (Middelb.
Smits
408
1696, Fol.) ausführliche Nachricht von den
Alterthümern u. Orten dieser Gegend gibt.
j^mallenburg^ (VI.) _ n. - Prof.
der Rechte zu Leyden, gab Schulting's
Noten zu den Pandekten heraus.
2§initll (III.) — Jan — reformirter
Prediger zu Nimwegen, sammelte ein Ca-
binet vaterländischer Alterthümer, nament-
lich Münzen, welches von dem Kurfürsten
von der Pfalz gekauft wurde.
I§mitb (IV.) — . . . _ Vater u. Sohn,
lieferten eine gute Beschreibung von Nim-
wegen, bei welcher, \vie Letzterer sagt,
150 Schriftsteller benutzt wurden.
Smith (VI.) — O. R. — Mathema-
tiker.
iSmits (V.) — Dirk — geb. 1702 zu
Rotterdam in niedrigem Stande , machte
schon mit 14 Jahren Verse, las bald die
grossen Meister Hooft, Vondel u. be-
sonders De Decker, mit dessen Manier
die seinige am meisten übereinstimmte,
wozu vielleicht ähnliche äussere Umstände
das Ihrige beitrugen , indem Beide gegen
die Ungunst des Schicksals kämpfen muss-
ten und Das , was sie waren , aus sich
selbst w urden , mit dem Unterschied, dass
Smits keinen kunstliebenden Vater hatte,
wie s. Vorbild. Aus den sog. Hofdich-
tern schöpfte er Vorbilder, Sprach- und
Kunstregeln, wie Poot, mit dem er Un-
kunde der alten Sprachen gemein hatte,
doch war er der neuern , namentlich der
englischen kundig, wie s. schöne Ueber-
setzung oder Bearbeitung von Pope's
„Brief der Heloise an Abälard", wobei er
jedoch eine prosaische Uebersetzung eines
Freundes zu Hülfe nahm , beweist ; aber
diese Bearbeitung ward später durch die s.
Landsmanns To Ileus in den Schatten ge-
stellt. Unglücklicherweise liess sich Smits
in den Strudel der Dichtervereine, und zwar
in einen der meist berühmten und zugleich
w enigst bedeutenden : „ Natura et Arte "
hineinziehen, wo Van Der Pot u. Ver-
stee g den Ton angaben. Man warnte
darin hauptsächlich gegen die kühne Spra-
che des Gefühls und der Phantasie. Smits
erlangte jedoch darin eine Genauigkeit des
Ausdrucks, die ihm zu s. zierlichen u. ge-
wählten Schilderungen sehr zu statten kam,
ohne s. dichterische Gluth ganz zu unter-
drücken. Hier machte er aiich mit dem
Mennonitenprediger P. F o n t e i n u. dem
Sprachkenner Josua Van Der Poorter
Bekanntschaft. 1734 erschien s. erstes
Werk: „Israels Götzendienst des Baal",
409
Smits
Snellius
410
ein biblisches episches Gemälde, worin er
die Alimacht redend in einem Himmelsrath
einführt , doch die Klippe vermeidet , an
welche Hoogvliet stiess; nicht Eigen-
schaften bilden den Himmelsrath , sondern
Throne, Herrschaften u. Engel. Die gött-
liche Rache , Pest , Gerechtigkeit und Vor-
sehung werden als Diener des Allmächti-
gen personificirt gebraucht. Sein zweites
poetisches Werk war (1740) eine, theils
biblische, theils andere Gegenstände ent-
haltende Sammlung; hierauf folgte (1743)
eine Nachahmung (zufolge einer prosaischen
Uebersetzung) von Burma n's Werk:
,,De Enthusiasmo Poetico". Da s. Posten
auf einem Weincontor zur Erhaltung einer
Frau und von. fünf Kindern nicht hinrei-
chend war, so sähe er sich genöthigt,
1746 das beschwerliche Amt als Commis-
sär zur Musterung der Kriegsschiffe zu
Heltevoetsluis anzunehmen, wo er, dem
herrlichen Rotterdam entrückt und von s.
Kunst- und andern Freunden getrennt,
gleichsam in Verbannung lebte. Wil-
helm IV. Gunst, dem er 1750 s. „Rot-
testrom" dedicirte, verschaffte ihm einen
einträglichem Posten, aber leider ebenda-
selbst, wo die Luft und die Beschwerlich-
keit des Dienstes s. Gesundheit untergra-
ben hatte. So starb dieser verdienstliche
Dichter, fast als ein Vondel gepriesen,
doch auch vernachlässigt wie dieser, nach-
dem er erst die Hälfte der Tage dieses
Fürsten des holländischen Parnasses er-
reicht hatte. — Smits Dichtungsweise ist
nicht Kühnheit oder hoher Flug ; er
schwebt selten , gleich einem Adler, über
den Wolken und überschaut von da mit
einem Blick die Erde und ihr Gewühl;
er reisst uns selten zu tiefer Wehmuth hin ;
aber er ist unbeschreiblich zart, gefällig
und malerisch, und dass es ihm an Gefühl
nicht gebricht, zeigt sich in den allerlieb-
sten Gedichten : „Wiegenlied" und „Lei-
chenkranz für mein Töchterchen" (Ausg.
1740, p. 222). Sein „Rottestrom" ist voll
lieblicher Bilder. Die Natur hatte ihn zum
Dichter geschaffen ; weder s. Stand , noch
s. Unkenntniss der gelehrten Sprachen
konnte diesen Beruf schmälern , und wo s.
Flug gehemmt ward , da waren es häus-
liche Sorgen und die drohende Feindschaft
der Gesellschaft : „Natura et Arte". Nach
s. Tode wurden von N. Versteeg und
N. West erb aan 3 Theile „Nachgelas-
sene Gedichte von S mit 's" herausgege-
ben, wovon der erste (1753) unter andern
ein Gedicht auf den Frieden von Aachen,
und die Uebersetzung des Briefes von He-
loise an Abälard, nach Pope, — der
zweite (1758) Hochzeitsgedichte, — der
dritte (1764) Geburts- u. Leichengedichte,
mit der Biographie des Dichters (von Ver-
steeg), enthält. (S. De Vries, H. Th.
p. 140, 141.)
Smits (VL) — E. — besang Maria
von Burgund in einem Trauerspiele.
Snaken1>urg^ (V.) — ... — verfasste
die ,, Lebensbeschreibung Joseph's" und
„Bibelstoffe'- (1753).
SnelUus (HI.) — Rudolf— geb. 1546
zu Oudewater, bildete sich auf Reisen in
Deutschland (wo er sich 14 J. aufhielt,
und zu Marburg Unterricht im Lateinischen
und Griechischen gab) und in Italien, Hess
sich 1578 zu Leyden nieder, und ward
1579 daselbst Prof. der hebräischen Sprache
und Mathematik, welche so ganz heterogene
Wissenschaften auch in der Folge , gewiss
zum Nachtheil einer von beiden , unter
einem Professor vereinigt blieben. Er
war jedoch mehr als Mathematiker berühmt,
und starb 1618.
SneUius (III.) — Willebrord — Sohn
des Vorigen (1591 — 1626) , fühlte schon
früh eine unwiderstehliche Neigung zur
Mathematik, obgleich s. Vater ihn zur Ju-
risprudenz bestimmte. Mit s. 19. Jahre
erklärte er öffentlich das grosse astrono-
mische Werk (den „Almagest") vonPto-
lemäus. Hierauf reiste er nach Deutsch-
land, lernte zu Prag Tycho Brahe u.
Keppler kennen, besuchte dann Frank-
reich und die Schweiz, und folgte s. Va-
ter als Professor der Mathematik. Er er-
fand zur Messung des Bogens des Diame-
ters die seither befolgte Methode, nämlich
die Messung des Dreiecks, und maass den
Bogen des Diameters zwischen den Paral-
lelen von Bergen op den Zoom und Alk-
maar , und war so , gewissermaassen , der
Vorläufer der berühmten französischen Aka-
demisten, die ein ganzes Jahrhundert spä-
ter die Länge des Meridians bestimmten.
(S. D. Van De Wijnpersse, „Oratio
de Recentiorum Meritis, speciatim Belga-
rum , in Philosophiam Naturalem", Gron.
1759, p. 28). Er gab Apollonius Per-
gäus Werk („De Sectione determinata")
heraus , zum Beweise , wie nützlich auch
für den Mathematiker das Studium der al-
ten Sprachen ist. (S. „Apollonius Bata-
vus", Lugd. Bat. 1608 u. Roberti Sim-
sonii, Opp rell. die Vorrede vor s. Ab-
411
Snellius
Someren
412
handl. über das Werk von Apollonius.)
Man verdankt Snellius hauptsächlich 3
wichtige Entdeckungen: s. Gradmes-
sung, das Gesetz der Strahlen-
brechung, und die bekannte Theore-
mas (von Snellius), Durch s. auf ei-
nem trigonometrischen Netz von Dreiecken
beruhende Gradmessung ward ein Bogen
des Meridians von Diinkirchen zu den ba-
learischen Inseln gemessen, die relative
Lage der beiden Observatorien von Paris
und Greenvvich bestimmt, und sodann die
Gradmessung durch ganz England bis nach
Unst, der äussersten shetländischen Insel,
fortgesetzt. (S. Snellius, „Eratosthenes
Batavus de terrae ambitus vera quantitate",
L. B. 1617. — De Lambre, „Astrono-
mie", T. III. p. 516. „Histoire de l'Astro-
nomie moderne", T. II. p. 92. Beeck
C al k 0 e n , über die Messung des Snellius,
in den „Allgemeinen geographischen Ephe-
mer i den" , T. II. p. 625. Fischer 's
„Gesch. d. Physik", Th. I. p. 135.) Sein
Gesetz der Strahlenbrechung ward von
französischen Schriftstellern als eine Ent-
deckung des Descartes angesehen, doch
Huygens bezeugt, dass Descartes die-
ses die Strahlenbrechung enthaltende Ma-
nuscript , welches er (Huygens) selbst
gesehen, unter den Manuscripten des Snel-
lius fand und nur zuerst durch den Druck
bekannt machte; ja J. Vossius („Isaac.
Vossii Respons. ad objecta De Bruyn et
Petri Petiti", p. 32 seqq.) sagt ausdrück-
lich, dass Prof. Hör tensi US, ein Freund
des Snellius und Herausgeber s nach-
gelassenen Werke, lange vor Descartes
in Privat- und öffentlichen Vorlesungen
die Entdeckung s. Freundes bekannt ge-
macht hatte. (S. Huygens, „Dioptrica",
Opera posthuma, T. II. p. 21. Mon-
tucla, „Hist. des Math^m.", T. IL p.
244. Besonders De Lambre, „Hist. de
l'Astron. moderne", T. II. p. 222.) Wich-
tig sind s. Untersuchungen über die Theorie
des Cirkels und das Verhältniss zwischen
dem Diaraeter und der Peripherie. (S.
VanS winden, „Messkunde", IX. B. 21.
Vort.) Zwei von ihm erfundene Theore-
mas befinden sich in s. ,,CycIometricus",
und viele andere mathematische Untersu-
chungen und Tabellen. (S. ,,Doctrinae
triangulorum canonicae libri quatuor",
Lugd. Bat. 1627.) Ueber den merkwür-
digen Kometen von 1618 gab Snellius
Nachricht in „Descriptio Cometae, qui
anno 1618, mense Novembri, primum af-
fulsit", L. B. 1619, und war der Meinung,
dass derselbe in einem Cirkel um die Sonne
liefe. (S. „Mathemata Astronomica de Co-
meta, anno 1618", Ingolstad. 1719, 4.
Kok, „Vaterland. WB.", Art. Snellius.
Meursius, „Athen. Bat." p. 297 — 299',
wo sich auch Scaliger's Gedicht auf
den von Snellius herausgegebenen Apol-
lonius angegeben findet.) Ausserdem gab
er heraus : „Fundamenta Arithmetica et
Geometrica cum eorum usu, auctore Lud.
a Ceulen, ab Hildesheim, e vernaculo
in Latinum traslata a Willebrordo
Snellio, R. !•'." Lugd. Bat. 1615. „Lu-
dolphi a Ceulen, de circulo et ad-
scriptis liber, e vernaculo Latina fecit et
annotationibus illustravit Willebrord.
Snellius, R. F." Lugd. Bat. 1619, 4.
,,De circuli dimensione , secundum logista-
rum abacus", L. B. 1614, 4. „Tiphis Ba-
tavus , sive de navium cursibus et Re na-
vali", Elz. 1624, 4. „De Re Nunimaria",
L. B. apud Rapheleng., verbunden mit ei-
nem Werke von Scaliger, über densel-
ben Gegenstand. Auch hat Snellius
noch einen Theil der Werke von Simon
Stevin aus dem Holländischen in's Latei-
nische übersetzt, und dadurch viel dazu
beigetragen, die Werke dieses grossen
Mannes auch bei Ausländern bekannt zu
machen. (S. ausführlich Prof. Moll's
,,Beit. zur Gesch der mathemat. Wiss. in
den Niederlanden im 16. u. 17. Jahrhun-
dert" bei Van Kampen Th. III. p. 121*
— 130*.) Wie viel hätte Snellius, der
unter den ersten Mathematikern aller Län-
der eine Stelle einnimmt , noch leisten kön-
nen , wenn er nicht schon in s. 36. Jahre
gestorben wäre !
Snoy (IL) — Reinier — geb. 1467 zu
Gouda, wurde nach einer Reise nach Ita-
lien Leibarzt Adolph's von Burgund,
Gesandter Kaiser Karl V. in England u.
Dänemark , und Bürgermeister zu Gouda,
wo er 1537 starb. Seine Grabschrift rühmt
ihn als Historiker, Arzt und Dichter; aus-
serdem war er Theolog und verfasste eine
Paraphrase der Psalmen, ein Werk ge-
gen Luther, ein Buch über die Dicht-
kunst (ein Paräneticon) , Karl V. gewid-
met, und eine „Historia Batavica" , bis
1519, in Versen, in 13 Büchern, über
welche De Jonge nicht ungünstig ur-
theilt.
Isomeren (IH.) — Jan Van — geb.
1622 zu Dordrecht, gest. 1676, Dr. der
Rechte zu Leydeu 1643, zuerst Schöppe
413
Someren
Spandaw
414
s. Gebiirtssfadt, 1655 Pensionär von Nim-
wegen, 1666 Griffier der Gerichtskamnier,
^\eiche die obschwebenden Streitigkeiten
zwisclien Spanien und Niederland schlich-
ten niusste, widmete s. Müsse der Poesie
und den Alterthiiniern. Er verfasste eine
„B<"''*;hreibung von Alt-ßatavien" (Nimw.
1657) und Poesien, betitelt: „Geisteser-
holungen', die nicht ohne Werih sind.
Eine gewisse Ungezwungenheit und Leich-
tigkeit der Verse ziehen den Leser an,
der zu t% eilen auch weit mehr als alltäg-
liche Ideen findet. In dem schönen Ge-
dichte: „an meine Mutter bei dem Tode
meines Vaters", spricht das Herz. Bis-
weilen folgte er der Manier des Cats.
Auch schrieb er das Trauerspiel: „Ca jus
Julius Cäsar", und übersetzte in's Hol-
ländische : Johan Gerard's „Heilige
Betrachtungen", alle mit Versen ausge-
schmückt", Dordr. 1647. (S. Baien,
„Dordr,", p. 226, 221.)
Someren (VI.) — R. H. Van — rot-
terdanier Dichter. Sein Lob S. Stevin's
ward zu Brügge mit Gold, das der hol-
ländischen Sprache zu Gent und das
des niederländischen Fleisses zu
Antwerpen mit Silber gekrönt.
iSomeren (III.) — Cornelis Van —
geb. 1593, gest. 1649, war Arzt zu Dord-
recht, und zufolge Baien (p. 217) ein
sehr guter lateinischer Dichter ; P e e r 1 -
kamp erwähnt jedoch seiner nicht.
Sonsbeeck (VI.) — W. A. Van —
aus Zeeland, Sohn eines ehemaligen Mit-
gliedes des gesetzgebenden Körpers, zeich-
nete sich 1794 durch eine Abhandlung zum
Gedächtniss des Nieuwland, und
durch eine Cantate bei Gelegenheit einer
Hochzeitsfeier aus, die eine sehr schöne
und glückliche Nachahmung von CatuH's
bekanntem: „Vesper adest", caet., jedoch
den niederländischen Sitten ganz angemes-
sen ist. Dieser vielversprechende Dichter
starb nach wenigen Jahren in der Blüthe
s Lebens.
ISpaan (IV.) — G. — gab 1698 eine
„Beschreibung von Rotterdam".
8paan (VI.) — ... — Reichsfreiherr Van
— Verfasser eines wichtigen Werkes: „Kri-
tische Einleitung zur Geschichte von Gel-
dern", worin er die allgemein angenom-
mene Fürstenreihe der sog. Reichsvögte
von Geldern und die nassauischen Grafen
aus der Geschichte ausmustert, und auf
diese Weise den Anfang der eigentlichen
geldernschen Geschichte später setzt , als
gewöhnlich. Diesem Werke folgte 1814
eine auf jene kritische Einleitung gegrün-
dete „Geschichte von Geldern", welche in
4 oder 5 Theilen die Grafen und Herzöge
bis zur Einverleibung Gelderns in die öst-
reichische Monarchie enthalten sollte, wo-
von jedoch nur der 5. Theil (Utrecht 1814),
der bis zum Tode des ersten Herzogs,
Reinaud, im J. 1343, geht, im Druck
erschien. Van Spaan zeigt darin eine
grosse Kenntniss der alten Schriften des
Mittelalters , und weiss sehr scharfsinnig
auch da, wo Andere nur der gewöhnlichen
Meinung folgen , die Fehler derselben zu
entdecken. So nimmt er nicht allein Nas-
sau's altem Hause den geldernschen Gra-
fenhut, sondern auch Nim wegen die Städte-
krone als freie Reichsstadt. Mit den Sit-
ten und Gewohnheiten des Mittelalters ver-
traut, entdeckt er aus alten Urkunden u.
Chroniken wichtige Urkunden. Dass er
hier und da in Kleinigkeiten verfällt, ist
ein von einem solchen Werk beinahe un-
zertrennlicher Fehler.
iSpandaw (VI.) — Hazo Albert —
geb. d. 23. Oct. 1775 in dem Dörfchen
Vries, in Drenthe, wo s. Vater Prediger
war, studirte die Rechte zu Groningen,
und ward 1799 Dr. derselben und Advocat
daselbst. Von Jugend auf war die Dicht-
kunst s. Erholung , und mehrere s. frühern
Gedichte befinden sich in den von Uyien-
b r o e k herausgegebenen „ kleinen poeti-
schen Schriften". Ausser zweien Dramas
erschien die erste Sammlung s. Gedichte
1803, die zweite, weit zahlreichere, 1809,
und in einer zweiten Ausgabe, 1815. Von
s. 1807 gedichteten ,,Lobe der Frauen",
in 4 Gesängen, ward 1819 eine zweite
Ausgabe veranstaltet. Die Befreiung des
Vaterlandes 1813 berührte ebenfalls s. Sai-
ten, so wie die Rettung desselben 1815
und die Ankunft der Kronprinzessin 1816.
Seine letzten „Vaterländischen Poesien und
Lieder" kamen 1817 in Druck heraus.
Spandaw, der unter den lebenden nie-
derländischen Dichtern eine der ersten Stel-
len einnimmt, hat viel Aehnlichkeit mit
T o 1 1 e n s. Häusliches Glück und Lob des
Vaterlandes sind die Lieblingsgegenstände
s. Gesänge, die mit Gluth, Lebendigkeit
und Herzlichkeit s. Leier entströmen. Selbst
glücklicher Gatte und Vater einer zahl-
reichen Familie, selbst Bürger eines freien
Staates, umgeben von einer der fruchtbar-
sten Gegenden desselben, fühlte er das Be-
dürfniss, s. Empfindungen auszudrücken.
415
Spanheim
Spiegel
416
Die Frau, deren Werth er so tief fühlte,
war nicht allein in dem ihr vorzugsweise
gewidmeten Gedichte, sondern auch mehr-
mals in s. vermischten Poesien der Gegen-
stand s. schönsten und gefühlvollsten Lie-
der. Eines s. besten Erzeugnisse ist in
dieser Beziehung die ,, Seligste Lebens-
stunde", die aus der Fülle eines tiefge-
rührten Herzens besungene Stunde, in der
er Vater wurde. Dieses Gedicht befindet
sich in dem „Musen -Almanach" für 1821.
Die zuletzt herausgekommene Sammlung
s. vaterländischen Poesien enthält einige
Gedichte von hohem Werthe , wie z. ß.
„Niederland" , in reimlosem Versmaasse ;
das „Lied Niederland's an den König";
„Verdienste" ; „Niederland's Seeruhm" ;
vor Allem: „An die vaterländischen Frauen",
ein Gegenstand , wo sich Spandaw's
Lieblingsideen vereinigten. (S. „Galerie
historique des Contemporains" , T. VIII.
p. 271.)
iSpantaeim (HI.) — Frederik — geb.
1600 zu Amberg, studirte zu Heidelberg
und Genf, hielt sich einige Zeit in Frank-
reich bei der reformirten Gemeinde auf,
ward 1631 Professor der Theologie zu
Genf und 1641 zu Leyden. Zu grosse
Thätigkeit verkürzte, nachßayle, s. Le-
ben ; er starb 1649. Unter s. theologi-
schen Werken rühmt man die ,. Dubia Evan-
gelica", bei Gelegenheit des Abfalles eines
Christen zum Judenthume. Er war sehr
orthodox. (S. Bayle, „Dictionn." Art.
Sp an heim.)
Spanbeim (IV.) — Frederik — Sohn
des Vorigen und Bruder des gelehrten
Ezechiel Spanheim von Genf, des
Herausgebers von J u 1 i a n u s , Prof. der
Theologie zu Leyden, wird von Ernesti
ein grosser Plagiator genannt. Seine
Werke erschienen zu Leyden v. 1701 —
1703, in 3 Theilen Fol. (S. Saxe, „Ono-
mast." Vol. V. p. 211.)
ISpie§^el (III.) — Hendrik Laurens-
zoon — geb. 1549 zu Amsterdam , gest.
1612 zu Alkmar, war Kaufmann in erste-
rer Stadt, aber durchdrungen von Kunst
und Wissenschaft. Als eines der eifrigsten
Mitglieder der Redekammer: in Liebe
glühend, trug er zur niederländischen
Literatur nicht allein durch die Heraus-
gabe von Melis Stoke bei, sondern auch
durch eigene Werke, worunter das philo-
sophische Gedicht: „der Herzensspiegel"
sich auszeichnet. Dasselbe ist eine Blu-
menlese der Weisheit in einem freilich zu-
weilen sehr harten Style, mit gesuchten
und manchmal in's Lächerliche gehenden
Wortbildungen und Versetzungen ; auch
sind s. Bilder u. Wortspiele oft geschmack-
los und roh ; aber dies Alles w ird durch
edle Gefühle, glühende Menschenliebe und
Streben zur Vollkommenheit, die er der
Seele s. Lesers einflösst, durch ungemeine
Stärke der Gedanken , durch Unabhängig-
keit s. Poesie von jenem ewigen Besingen
der griechischen Götter, durch schaffende
Kraft seiner an Wurzelwörtern so reichen
Sprache, worin er einen kaum zu fassen-
den Schatz gefunden , der den Rhetorikern
früherer Zeiten gänzlich unbekannt geblie-
ben, reichlich vergütet'). Das Versmaass
besteht aus gereimten Alexandrinern, und
das Gedicht aus 7 Büchern, die nach den
Musen benannt sind , wovon jedoch die
zwei letzten fehlen. Der Gegenstand des-
selben ist der Lieblingsspruch des Dich-
ters: Tugend schafft Freude, d. h.
sie ist der einzige Quell des Glückes. Be-
denkt man , wie arm damals die hollän-
dische Sprache war, in Folge des muth-
willigen Wegwerfens ihrer Schätze durch
die Rhetoriker , — wie ausserordentlich
schwer es ist, die philosophischen Aus-
drücke Plato's und anderer Weisen des
Alterthums in irgend einer Sprache nach-
zubilden, so wird man über die Kühnheit
des Mannes staunen , der es wagte , seine
Muttersprache zum Werkzeug der erhabe-
nen Metaphern von P 1 a t o und C e b e s
zu erheben. (S. z. B. das IV. B. p. 49-.)
Darf man sich wundern , dass in diesem
Kampfe zwischen dem schaffenden Geiste
und dem noch widerstrebenden Stoffe (wie
z. B. bei der Schöpfung nach Plato)
viele Fehler und Mängel übrig blieben ? —
Ausser dem Herzensspiegel hat Spiegel
noch verschiedene kleine Sittengedichte
verfasst, die meistens demselben angehängt
sind, und unter welchen Meer man mit
Recht das J u b e 1 1 i e d bei dem Anfange
des 17. Jahrhunderts ein Meisterstück von
einfacher — mehr moralischer jedoch als
poetischer — Schönheit nennt. (S. Meer-
roan, Anmerk. zu De Groot's „Ver-
gleichung der Republiken", III. Th. p. 387
*) In dieser Hinsicht hat Spiegel viel
Aehnlichkeit mit Toll ans, der ihn jedoch an
bezaubernder Harmonie, hinreissendem Gefühle,
glühender Vaterlandsliebe und Lebendigkeit der
Darstellung unendlich weit hinter sich lässt.
417
Spiegel
Spinoza
418
— S80.) Den Hauptinhalt s. kleinen Ge-
dichte bilden unter Anderm : „Letzter Wille,
Hierogljphica, Lieder auf das Vaterunser,
Neujahrs- und andere Lieder, Sprüch-
wörter-Almanach. und einzelne vermischte
Gedichte". Ausserdem schrieb er ein „Ge-
spräch der holländischen Grammatik" (1584)
und einen „Vernunftschluss" (1585), so
wie auch einen ,,Kern holländischer Sprüch-
wörter", welche beiden erstem von der
R,edekammer in Liebe glühend heraus-
gegeben wurden. — Spiegel lernte, wie
Koornhert, die gelehrten Sprachen in
spätem Jahren , und dass er sogar mit dem
Griechischen vertraut war, beweisen die
vielen, aus griechischen Schriftstellern ent-
lehnten Stellen seiner Gedichte. Gleich s.
Freunde Vi ss eher blieb er bei der alten
Kirche , doch wahrscheinlich mehr wegen
des ganz verkehrten und verfolgungssüch-
tigen Geistes , der damals noch die Prote-
stanten gegen ihre Lehrsätze beseelte , und
von denen s. vertrauter Freund Koorn-
hert beinahe das Opfer geworden wäre,
als aus Vorliebe für die römische Glau-
benslehre. Er war, wie Erasraus, Ka-
tholik, aber nicht römischer. Der Staats-
regierung war er so abhold, dass er lie-
ber Geldbusse zahlte , als Aemter beklei-
dete, die man ihm (obwohl nicht von der
herrschenden Kirche) übertrug. (S. über
ihn: Wagenaar, „Amsterdam", IIL Th.
p. 202 — 205. Seine Biographie vor dem
„Herzensspiegel", von Via min g. Meer-
man, Anmerk. zu De Groot's „Ver-
gleich d. Repub.'S IIL Th. p. 376 - 381.
De Vries, „Gesch. d. niederl. Dicht-
kunst", 1. Th. p. 57—60, 63-67.)
lSpie§^el (V.) — Laurens Pieter Van
De — schrieb 17'64 eine sachreiche „Ab-
handlung über den Ursprung und die Ge-
schichte der niederländischen Rechte", be-
sonders von Holland und Zeeland , „Ge-
schichte der Schadloshaltung der Stadt
Goes", und eine ,, Sammlung ungedruckter
Stücke zur Aufhellung der vaterländischen
Geschichte und Regierungsform, vornehm-
lich der der Union von Utrecht". In die-
sen Schriften kündigte sich bereits der
grosse Staatsmann an , der in der Folge
die Zügel der Union mit fester Hand hielt,
den letzten Schimmer von Niederland's Glanz
vor der Fremdherrschaft Europa zeigte,
und zuletzt den Einfluss der dem Unter-
gang geweihten Republik zu Wien und
Konstantinopel geltend machte.
Spinoza (IV.) — Baruch — ein Jude,
geb. 1633 zu Amsterdam, studirte von Ju-
gend auf Des cart es Philosophie, aus wel-
cher er auch s. ganzes System (wiewohl
durch eine, diesem Philosophen nie in den
Sinn gekommene Anwendung) entlehnte.
Er entzog sich allmälig der Gemeinschaft
seiner Glaubensgenossen , ward deshalb
von einem jüdischen Schwärmer auf öffent-
lichem Platze gefährlich verwundet, nnd
fiel hierauf ganz vom jüdischen Glauben
ab. Zufolge ßayle soll er öffentlich das
Christenthum angenommen haben , welches
auch durch den Namen Benedictus,
den er durchgehends führt, wahrscheinlich
wird. Von Amsterdam begab er sich 1664
nach Rhijnsburg, von da nach Voorburg
und kurz darauf nach dem Haag, wo er
bis zu s. Tode, im J. 1677 blieb, und
sich von Glasschleifen ernährte. Er scheint
von dem Rathspensionär De Witt gekannt
und geschätzt gewesen zu sein, theils we-
gen s. grossen Kenntnisse in der Mathe-
matik, die auch De Witt sehr liebte,
theils wegen der Lehre, die Spinoza in
dem ,,Tractat«s Theologico - Politicus"
(1665) aufstellte , und die dem Rathspen-
sionär nicht anders als wohlgefällig sein
konnte, dass nämlich die Obrigkeit in Re-
ligionssachen unbeschränkte Autorität habe.
Spinoza machte sich durch diese Abhand-
lung so berühmt, dass der Prinz von Conde,
zur Zeit der Jnvasion der Franzosen in
Niederland , ihm einen Freigeleitsbrief nach
Utrecht sandte und sich daselbst mit ihm
unterhielt. Auch ward ihm die Professur
zu Heidelberg angetragen , die er jedoch
nicht annahm. Er hatte wenig Bedürfnisse,
und wollte auf diese Weise lieber s. Frei-
heit behalten. Spinoza's übrige Werke
sind folgende ; „Principia Philosophiae Car-
tesianae geometrice demonstrata, L. An-
tistii Constantis, de jure Ecclesiastorum
über singularis", Alethopolil665. — „Opera
Posthuma", 1677. Unter diesen findet man
s. Hauptwerke, besonders die „Ethica",
worin s. System mehr oder weniger ent-
wickelt ist, obgleich es stets dunkel bleibt.
Spinoza irrte, aber gewiss bona fide.
(S. über ihn und s. Lehre: Bayle, „Dic-
tionn." in voce. Und dagegen : „Unter-
suchung des Lehrsystems Spinoza' s",
von Des Jariges, mit Anmerk. vonHen-
nert, in dessen auserlesenen Abhandl. aus
den Werken der berliner Akademie , I. Th.
1780. „Ueber Spinozismus", vonNieuw-
hof, etc. ,, Biograph, niederl. Männer und
Frauen", JH. Th. r. 290 — 302, woraus
14
419
Stadius
Steenwijk
420
der Alt. Spinoza in Kok. 's ,,Vaterl.
W. li." wörtlich abgediuckt ist.)
!§tadius (III.) — ... — trieb noch
im 17. Jahrhundert die Astrologie.
iStalpart Van »er ITiel (IV.) —
C. — geschickter Chirurg, der den Tre-
p a n bei dem Knochenfrass der Schienbeine
und des Brustbeines anwendete.
Stant (VI.) — . . . — Verf. eines ,,me-
dicinischen u. physikalischen Handbuches*'.
IStaring-h (VI.) — ... — zu Lochern,
ein noch lebender Dichter, dessen eigen-
thümliche DichtNveise, die Bekanntschaft
mit den Alten und Modernen mehrmals mit
patriotischem Feuer oder achtem Humor
vereinigt, sehr ansprechend und besonders
glücklich ist in der Romanze und Fabel.
Er dichtete auch Lieder, die Cantaten:
,,Ariadne", „die See", und für die physi-
kalische Gesellschaft zu Zütphen, für das
Weihnachts- und Osterfest. In dem Ge-
dichte : „An die Stadt Paris , im März
1815", glüht eine fast prophetische Ver-
achtung und Kraft.
Stassart (VI.) — ... Baron De —
ehemaliger Präfect von Vancluse, von Süd-
holland unter Napoleon, dann, unter
dem Könige von Holland, Mitglied der II.
Kammer der Generalstaaten , Kammerherr
des Kaisers von Oestreich , Ritter mehrerer
französischer, polnischer und baierscher
Ritterorden u. s. w., nimmt unter den bel-
gischen Fabeldichtern die erste Stelle ein.
Seit 1802 gab er heraus: ,.Bagatelles sen-
timentales", Brux. 1802 (in's Italienische
übersetzt) , — „Regulus aux Romains", zu
Paris gekrönt, 1803, — „Pensees de ma
petite chienne Circe", Par. 1814, — j^Pro-
menade ä Tervueren", Brux. 1816, — „Fa-
hles", von 1818 — 1823 fünfmal aufgelegt.
Man kann den literarischen Werth dieser
allgemein beifällig aufgenommenen Samm-
lung nicht bestreiten ; obgleich oft einige
politische Anspielungen , die dieser Art von
Gedichten gänzlich fremd bleiben mussten,
durchschimmern, so sind doch sehr viele
andere derselben wohl gelungen. In Prosa
erschienen von ihm: „Geographie Elemen-
taire", Par. 1803, 2 Vol. 8., 2. Autl. 1805,
— „Analyse de l'Histoire Belgique de M.
Dewez", Avignon 1810, 1 Vol. 8., —
„Discours sur l'etude de l'Histoire des Pro-
vinces Belgiques", Brux. 1817, und eine
Uebersetzung von Eckartshausen „Gott
ist die reinste Liebe", in's F'ranzösische
mit Anmerkungen; ferner noch viele Arti-
kel in verschiedenen Zeitschriften , in der
,, Galerie des Contemporains", und in Mi-
ch aud's „historischem W.B." Auch war
er Mitarbeiter an der „Statistique de la
France" und an der „Biographie moderne",
1806, 4 Theile 8.
Staveren (V.) Augustinus Van —
(1704 — 1772) gab eine vortreffliche Aus-
gabe des Cornelius Nepos, 1734.
l§tavorinus (VI.) — ... — beschrieb
s. „Reise von Zeeiand über das Cap der
guten Hoffnung nach Batavien und Sama-
wang, im J. 1768 — 1771", Leyden 1793.
ISteen^racht (IV.) — Johan — Ju-
rist , war Secretär des Admiralitätsrathes
in Zeeiand , und gab eine Erklärung von
Paulus Brief an die Galater heraus,
der eine zweite Auflage erlebte, und von
Campegius Vitringa, s. Lehrer, be-
sonders gerühmt wird. (S. De la Rue,
„Gelehrt. Zeeiand". p. 49 — 72, 77 — 85,
94 — 98, 151 — 154.)
Steenstra (VI.) — Pibo— Lector der
Mathematik am Athenäum zu Amsterdam,
schrieb unter Anderm ein früher allgemein
gebrauchtes Werk : „Elemente der Geo-
metrie" nach Euklid.
Steenwinkel (VI.) — J. — Mither-
ausgeber des „Geschichtsspiegels" von
Maerlant. (Vgl. Art. Clignett.)
Steenwijk (V.) — Frans Van —
Landsmann, Schüler und Freund des Fei-
t a m a , war hinlänglich durch das Glück
begünstigt , um sich ausschliesslich der
Dichtkunst widmen zu können , so dass s.
Leben keine besondern Schicksale enthält,
sondern ruhig wie ein Bach dahin fliesst,
wie s. Gedichte. 1748 erschien s. „Gideon",
worin es an Figuriren der Himmelsmächte
nicht fehlt, die aber durchgehends am un-
rechten Orte angebracht sind. So fahren
z. B. Wahrheit und Glaube zur Hölle nie-
der, um den bösen Geist gegen Gideon
aufzuhetzen. (S. De Vries, II. Th. p.
172 ) Sonst ist der Plan nicht zu tadeln,
die Einheit des Ganzen wird nie verletzt;
der Styl ist fliessend , der Vers wohllau-
tend und die Sprache gewählt; nur zwei
Eigenschaften fehlen: „Poesie und Ge-
schmack". Sechsundzwanzig Jahre später
gab er s. zweites Heldengedicht : ,, Claudius
Civilis", (1774) heraus, welches die Befrei-
ung der Bata\äer aus dem Joche der Rö-
mer zum Gegenstande hat; doch ist in
diesem noch weniger Dichtergluth, als im
Gideon, und es kann fast nur als eine Ver-
sification desTacitus betrachtet werden.
421
Stevin
Stinstra
422
iStevin (III.) — Simon — geb. um
1560 zu Brügge, gest. 1620 oder 1630,
war zu Leyden ansässig, Lehrer des Prin-
zen Moritz, einer der grössten Mathe-
matiker s. Zeit , dann General - Quartier-
meister der Armee und General - Inspector
des Wasserstaats , streitet mit S n e U i u s
um den Ruhm , einer der ersten Mathema-
tiker Niederiand's gewesen zu sein. Sein
Hauptwerk : „Mathematische Erinnerungen
u. s. w.'' enthält den Kern der mathema-
tischen Untersuchungen zwischen ihm und
Moritz. Auf s. Grundsätzen der
Geometrie, Algebra, Maschinen-
und VVasserleitungskunst (welche
man in jenem Werke vereinigt findet) be-
ruhen die meisten Anwendungen der Kriegs-
und Wassecbaukunde. Auf des Prinzen
Verlangen gab er s. gehaltenen Vorlesungen
in Druck, und so entstand das erste gründ-
lich verfasste Werk über die Mecha-
nik seit Archimedes. Um Stevin's
Verdienste ganz zu würdigen, muss man
sich in s. Jahrhundert versetzen, wo die
Gesetze der Bewegung, der Schwerkraft
und die Logarithmen noch nicht bekannt
waren. Zu s. vorzüglichsten Entdeckun-
gen gehören : das Verhältniss zwischen
Schwere und Kraft auf der sich neigenden
Fläche (s. Leslie, „Elements of na-
tural Philosophy", T. I. p. 67) , die wich-
tige Hypothese , worauf die Lehre des
Gleichgewichts der Flüssigkeiten beruht,
der Gebrauch der Decimalbrüche , und die
Segelwagen , die fiiiher so berühmt und
namentlich zu Scheveningen in Gebrauch
waren und deren Schnelligkeit so gross
war, dass sie den Weg von da nach Pet-
ten in 2 Stunden zurücklegten. Stevin
schrieb (mit Recht) s. mathematischen
Werke, mit Ausnahme des über die Deci-
malbrüche in französischer Sprache erschie-
nenen, in holländischer Sprache. Das vor-
züglichste derselben ist betitelt : „Mathe-
matische Erinnerungen , enthaltend : die
Studien des durchlauchtigsten hochgebore-
nen Fürsten und Herrn Moritz, Prinzen
von Oranien, und beschrieben von Simon
Stevin aus Brügge", Leyden 1608, Fol.
Ausserdem : „Die Anfangsgründe der Wäge-
kunst, beschrieben von Simon Stevin
aus Brügge", Leyd. 1586, 4. Eine „Theorie
der Reitkunst" , auf Verlangen des Prin-
zen verfasst, und ein Werk „über die Ha-
fenauffindung", welches von De Groot
in's Lateinische, und auch in's Englische
übersetzt wurde. Stevin's Werke sind
von SneUius in's Lateinische, und von
Albert Gerard in schlechtes Franzö-
sisch übertragen worden , in : ,.Les Oeu-
vres Mathematiques de Simon Stevin, de
Bruges etc. Le tont revu , corrige et
augmente p. Albert Gerard, Samiclois,
Matheraacien", Leyde 1634, Fol. (S. über
Stevin: VanCappeUe, „Beiträge zur
Gesch. d. Wiss.", 1821. J. C. Voor-
duin, „Laudatio Simonis Stevini", in„Annal.
Acad. Gandav.", 1821 — 1822. Montucla,
„Hist. des Math.", T. IL p. 179 et 658.
Bossut, „Hist. des Mathem.", T. I. p.
309 et 319. Busch, „Encyclop. d. Ma-
them. Wiss.", I. Th. p. 198. Gehler,
„Physik. W. B", Th. II. p. 503, 572.
Th.'lII. p. 169, 500, 550, 837 u. Th.
IV. p. 183. Fischer, „Gesch. d. Phy-
sik", Th. I. p. 75, 78, 145, 388, 391.
Th. II. p. 18, 384, 392, 394. Th. IV. p.
157. Van Kampen, ,, Gesch. d. niederl.
Lit.", Th.III. p. 115' — 121'. Prof.MoU's
,, Beiträge zur Gesch. d. mathem. Wiss. in
den Niederlanden, im 16. u. 17. Jahrh.")
Stewechius (II.) — Godescalcus —
geb. 1551 zu Heusden, zufolge Sciop-
pius (de Arte Critica, p. 13): „Homo
Optimus et Doctissimus", machte sich durch
s. „Commentarius in Vegetium de re mi-
litari" bekannt , welchen Schriftsteller er
zuerst 1585 zu Antwerpen mit s. Portrait,
welches den spätem Ausgaben fehlt, her-
ausgab. Scaliger sagt in den „Scali-
geranis Secundis" von diesem Commentar:
„bon et rare", und Ernesti in der „Bibl.
Latina", Tom. IIL p. 174, von Stewe-
chius: ,,Optime de Vegetio meritus".
Stevechius, ein Schüler des Victor
G 0 z e 1 m u s , w ar zuerst Professor zu Pont-
ä-Mousson, und später zu Trier; er selbst
gibt s. Geburtsort in s. Commentar p. 293,
Ed. 1585 an: „Castellum oppido Heusdensi
meo patrio solo appositum — cives nostri
nuncupant die Burg".
iStinstra (V.) — Joannes — Mennoni-
tenprediger in Friesland , bekannt durch s.
Schriften : ,.die Messianischen Weissagun-
gen" und „Fünf Predigten über die Natur
und Beschaffenheit von Christi Königreich,
Unterthanen , Kirche und Religion", wes-
halb er des Socinianismus beschuldigt ward.
Letztere reizten den Eifer einiger refor-
mirten Prediger, die schon längst die zahl-
reichen friesischen Mennoniten in Verdacht
hatten, den Begriffen des Socinus, hin-
sichtlich der Dreieinigkeit, zugethan z\i
sein, und die Toleranz in Niederland, die
14*
423
Stockmans
Stoke
424
sich sogar auf Juden erstreckte, fand nur
allein gegen die Socinianer, als Gottes-
lästerer, keine Anwendung. Die fünf
theologischen Facultäten der niederländi-
schen Universitäten und die sechs Classen
der reformirten Kirche in Friesland -wur-
den daher über Stinstra, einen Mann
ausser ihrer Gemeinschaft, zu Rich-
tern bestellt. Natürlich ward fast allge-
mein s. Absetzung beschlossen , aber V e -
nema hatte denMuth, Stinstra frei zu
sprechen. Stinstra ward abgesetzt, und
überdies gezwungen, s. Ausdrücke über un-
beschränkte Toleranz, bei Strafe will-
kürlicher Verbesserung, zu wider-
rufen. Sein Buch ward contiscirt , doch
er selbst 15 Jahre später wieder in s. Pre-
digtamt eingesetzt. Während dieser Zeit
beschäftigte er sich mit der Uebersetzung
der berühmten Romane von Richardson:
„Clarissa" und ,.Grandison". Stin-
stra war ein Mann von ausgebreiteter Ge-
lehrsamkeit, und verband damit das Stu-
dium der schönen Wissenschaften. Sein
Werk: „Alte Weissagungen in Betreff des
Messias, angewandt auf den Herrn Jesus"
wird allgemein für ausgezeichnet gehalten.
(S. über .S.Streitigkeiten: Ypey, ., Gesch.
der Christ. Kirche im 18. Jahrh.", Th. IX.
p. 137 - 164.)
I^tockiuans (HI.) — Pieter — aus
Antwerpen, seit 1643 Rathsherr in dem
hohen Rath von Brabant, gest. 1661, wird
für einen der tüchtigsten Kenner der bra-
banter Gesetze und Rechte, und dessen
Autorität in Brabant für Alles entscheidend
angesehen. Man hat von ihm: „Decisiones
Curiae Brabantiae" , Brux. 1670; — „De
Jure Devolutionis in Brabantica", 1646,
neu aufgelegt bei Gelegenheit der An-
sprüche Frankreichs auf Brabant wegen
des sog. unveräusserlichen Rechts der Töch-
ter; — 2 Abhandlungen gegen die An-
nahme der päpstlichen Bullen , und Ver-
theidigung der Niederländer gegen Vorla-
dungen vor fremde Gerichtshöfe, die je-
doch Foppe ns (T. IT. p. 1013), ein eif-
riger Vertheidiger des römischen Hofes u.
der Jesuiten , als dessen Schriften in Ab-
rede stellt. Seine sämmtlichen Werke er-
schienen 1700 zu Brüssel in 4.
Stoke (I.) — Melis — wahrscheinlich
ein Mönch aus dem berühmten Kloster zu
Egmond, nach Andern ein Priester aus dem
Stift (s. über ihn Foppens, ,,Bibl.
Belg.", T. I. p. 49. Pars, „Namenrolle
batav, Schriftsteller", p. 33. C. Burmanni
„Traject. Erud.", p. 362. Saxii „Ono-
mast. Liter.", T. 11. p. 342. VanWijn,
„bist. Abendstunden", p. 277— 284. Ypey,
., Gesch. der niederl. Sprache", p. 333 —
S40), ist Verf. einer „Reimchronik von
Holland", begonnen 1283, sicher aber erst
1305 beendigt, und Graf Wil hei m III,
dedicirt, weshalb Van Wijn zwei ver-
schiedene Verfasser und Stoke nur als
den der zweiten Hälfte derselben annimmt.
Wie dem aber auch sei, das 1. Drittel des
Werkes ist die Uebersetzung aus einer la-
teinischen Chronik in der Abtei von Eg-
mond, die 2 andern (vom 4. — 10. B.) ent-
halten die Geschichte der Zeit des Verfas-
sers , nämlich die Regierungen von F 1 o -
ris V., Johan I. und Johan II. Man
findet darin besonders wichtige und ächte
Nachrichten über den Einfall der Flamän-
der in Zeeland und Holland im J. 1304,
Holland's glorreichen Aufstand und die See-
schlacht bei Zierikzee, welche auch, was
die Darstellung betrifft, wohl das Beste
des Werkes ist, welches ferner auf den
Namen eines Gedichts, der demselben
so freigebig von Einigen (sogar durch den
in einem unpoetischen Jahrhundert leben-
den Huidecoper) gespendet wird, kei-
nen Anspruch hat. Der erste Herausgeber
dieser Reimchronik war der berühmte J.
Van Der Do es, der jedoch diese Ehre
s. Freunde , dem berühmten philosophischen
Dichter, H. L. Spiegel (Amst. 1591)
überliess. Als diese Ausgabe durch einen
unglücklichen Zufall fast ganz verbrannte,
besorgte H. Van Wouw im Haag (1620)
eine neue, minder genaue Ausgabe, als die
erste. In beiden war der Name des Ver-
fassers, sowie der Schluss noch unbekannt,
welche von Scriverius entdeckt v>Tirden,
u. mit dessen Probirstein zur G o u d a -
sehen Chronik (Amst. 1665) in Druck
erschienen. Der Archäolog C. Van A 1 -
k em a d e bereicherte hiermit die 3. Ausgabe
dieser Chronik (Rott. 1669), und fügte er-
klärende Anmerkungen hinzu, deren Werth
jedoch durch die der 4. und letzten Aus-
gabe von dem trefflichen Sprachkenner B.
Huidecoper (Lejden 1772, 3 Theile
8.) weit überwogen werden. Auch in Be-
ziehung auf Geschichte sind diese Anmer-
kungen von Wichtigkeit ; doch findet man
darin einige Lieblings-, nunmehr allgemein
widerlegte Ideen von Huidecoper ver-
theidigt, dass z. B. das alte Dorerstade
oder Dorestadium bei Hamburg lag, und
dass Holland nie ein Lehen des deutschen
425
Sirabbe
Stijl
426
Reichs war. (S. die Gesch. dieser ' Aus-
gaben bei Burman, ,, Traj. Erud. ",
a. a. O.).
Strabbe (VI.) - A. B. _ Mathe-
matiker.
iStreek (VI.) — N. C. — geb. Bdnk-
juaii, VVittwe, gest. d. 4. Juli 1828 in der
Nähe voiu Haag, übersetzte Deiiile's
„Homme de Chainps" (unter dem Namen :
„der Landmann" — Veldeling) in's Hol-
ländische, worin sie einen furchtbaren Ri-
val in Bilderdijk fand, und, ohne hin-
reichende Kenntniss der lateinischen Sprache,
Virgil's „Äcneide", die sie mit Hülfe
von Deiiile's Uebersetzung und gelehr-
ter Freunde zu unternehmen wagte , ein
Wagniss , w orin selbst V o n d e 1 und D e -
lille scheiterten.
I§trick (HI.) — A. — gab eine „Ge-
schichte von Utrecht" nach L. Horten-
sius, 1625, 4. heraus.
Struik (VI.) — A. — Mathematiker.
Struys (IV.) — Jan Jansz. — ein Se-
gelmacher aus Durgerdam, unternahm mit
17 Jahren vor 1673 drei merkwürdige Rei-
sen in- und ausserhalb Europa, wovon s.
Beschreibung 1676 zu Amsterdam in hol-
ländischer Sprache, dann 1681 französisch
und später im Druck erschien. S c h e 1 -
tema ertheilt ihm in s. „Peter d, G. "
(Th. I. p. 40) und in s. „Russland und
die Niederlande" (Th. I. p. 290) ein wohl
verdientes Lob.
Stuart (M-) — Martinus — Remon-
strantenprediger , zuerst zu Utrecht , dann
zu Amsterdam , später Mitglied der 111. Cl.
des niederländischen Instituts und Ge-
schichtsschreiber des Reichs, schrieb eine
„Römische Geschichte'- (Utr. 1792—1810
Amst., So Theile gr. 8.) , welche bis auf
Constantin d. G. geht, sich durch
schöne Charakterzeichnung, philosophische
Entwickelung der Begebenheiten und le-
bendigen Vortrag auszeichnet, und (in so
weit es die Geschichte der Republik be-
handelt) von Y. Van H a m e 1 s v e 1 d ab-
gekürzt herausgegeben wurde; — „Ge-
mälde der französischen Revolution" ; —
„Reise des jungen Anacharsis"; beide
aus dem Französischen, letztere Amst.
1794 — 1801, 10 Theile;— „der Mensch,
so wie er auf der bekannten Erdkugel vor-
kommt", eine Beschreibung der verschie-
denen Menschenarten, zufolge der besten
Reisebeschreibungen , Amst. 1802, mit vor-
trefflichen Kupfern von Kuyper (durch
den Tod dieses Künstlers inivollendet); —
Predigten ,,über Joseph" und ,,über den
Brief Jacob's", in welchen ein tiefes Ein-
dringen in s. Gegenstand , ein zierlicher
und blumenreicher Styl , reine Moral und
grosse iNlenschenkenntniss glänzen, wo-
durch der ungewöhnliche Beifall , der ihm
als Kanzelredner zuTheilward, sich leicht
erklärt. Sein Werk : „der Mensch u. s. w .",
wovon eine deutsche Uebersetzung unter-
nommen wurde , ist nicht fortgesetzt. Als
Reichshistoriograph unternahm Stuart
eine mehr pragmatische Fortsetzung von
Wagenaar's ,,vaterländ. Geschichte",
wobei er in den zwei ersten Theilen mit
dem unfruchtbaren Stoff zu kämpfen hatte,
und erst mit dem dritten sich mit s. Ge-
genstande erhebt.
Stijl (V.) — Simon — geb. 1731 zu
Harlingen , erhielt eine treffliche Erzie-
hung von s. \ater, ward Dr. d. Medicin
zu Leyden , und w idmete s. Müsse der hol-
ländischen (namentlich dramatischen) Poe-
sie, Beredsamkeit und Geschichte. Er
schrieb die Lustspiele: .,der Freier nach
der Kunst" (1753) und „Krispin Philosoph"
(1754). Als Trauerspieldichter gab er die
„Mitylener", den anziehenden , durch Th u-
cydides (Lib. III.) so meisterhaft be-
schriebenen Vorfall, als über Leben und
Tod der Mitylener durch die Volksver-
sammlung zu Athen entschieden werden
musste. Seine treffliche Declamationsgabe
verschaffte ihm in einem Liebhabertheater
stets die Hauptrolle, und a erlieh ihm selbst
später in der ersten National - Versamm-
lung, zu welcher er 1795 berufen ward,
einen gewissen Pvciz, der Alle für ihn ein-
nahm. Die Vorliebe , welche er für die
Bühne hatte , gab er in der Biographie
oder vielmehr Lobrede Punt's, worin er
jedoch gegen Corver höchst parteiisch
ist, zu erkennen. Diese Biographie befin-
det sich mit einigen andern von ihm ver-
fassten Lebensbeschreibungen in der be-
kannten Sammlung von „Biographien nie-
derländischer IMänner und Frauen". Seine
Schilderung über den Brand des Schau-
spielhauses 1772 kann als eine der leben-
digsten Darstellungen von dergleichen Un-
glücksfällen , die in irgend einer Sprache
gegeben wurden, betrachtet werden. Am
meisten machte sich jedoch Stijl als phi-
losophischer Historiker bekannt. Vor der
ersten Ausgabe s. Werkes : „über den Ur-
sprung und die Blüthe der Vereinigten
Niederlande" (Amst. u. Harlingen 1774)
befand sich eine aus dem Französischen
427
Surenhusius
Swieten
428
übersetzte Abhandlung von T u r p i n :
,,über den Ursprung und den Untergang
der alten und heutigen Republiken" (Sparta,
Athen, Theben, Karthago, Rom, Gross-
britannien), welche Stijl bei weitem über-
traf, doch scheint s. prosaischer Styl sich
nach französischen Mustern gebildet zu
haben, denen er aber die Herzlichkeit, die
feurige Liebe für das Wahre, Schöne und
Gute, von den Deutschen „Gemüth" ge-
nannt, das den Franzosen so oft fehlt,
hinzugesellte. Dieses Werk ist eigentlich
keine Geschi chte, sondern enthält Be-
merkungen überdie vaterländische
Geschichte, und hält gerade die Mitte
zwischen der allzu grossen Kürze und dem
Bilderreichen des Ho oft und der Trocken-
heit und Ausführlichkeit des Wagen aar,
so dass es bereits als Muster des Styls in
der holländischen Literatur glänzen würde,
wenn auch nicht die tiefen politischen
Blicke und die mit classischer Bündigkeit
dargestellte Aufklärung der geheimen Trieb-
federn der Handlungen, deren sich Wa-
gen aar enthielt, ihm auf eine noch höhere
Stelle unter den Geschichtsschreibern An-
spruch gäben. Die 2. Ausg. dieses Wer-
kes erschien 1776 ohne Turpin's Ab-
handlung, doch mit einem schönen Schluss-
gesang auf die Vaterlandsliebe.
Stijl stand an der Spitze der gemässig-
ten Föderalisten , kam aber durch s. 1796
kundgegebene Gesinnung als solcher in Un-
gunst, worauf er sich wieder nach Fries-
land begab, wo er 1814 starb. Er fand
in Scheltema einen seiner würdigen Lob-
redner. (S. ,, Historisches und literarisches
Allerlei", Th. L p. 165 — 190.)
Siirenhusius (V.) — ... — Profes-
sor zu Amsterdam, gab „Mischna, sive to-
tius Hebraeorum Juris, Rituum, Antiquita-
tum, ac Legum Orientalium Systema, cum
Comment. Rabbinorum, vers. Latina et no-
tis", Amst. 1698. VI Voll. Fol, heraus.
ISwammerdam (IV.) — Johannes —
geb. 1637, gest. 1680, Arzt und Natur-
forscher zu Amsterdam , schrieb 1667
eine meisterhafte akademische Probeschrift:
„über das Athemholen", dann eine Natur-
geschichte verschiedener Insekten u. s. w.,
mit Kupfern versehen, welche besonders
hinsichtlich der so ungemein feinen Zeu-
gungstheile der Bienen jenen Grad von
Vollkommenheit erreichten, dass Cuvier
(nach Verlauf eines Jahrhunderts , das so
reich an den grössten Entdeckungen ist)
erklärte, nichts lünzufügen zu können.
Ueber das grösste Geheiraniss und Natur-
wunder, die Fortpflanzung, machte S wam-
mer dam viele scharfsinnige Entdeckun-
gen und die Theorie der Entwickelung in
denselben bekannt. Doch eines s. grössten
Verdienste um die Menschheit erwarb er
sich durch die Verbesserung der Kunst des
De G r a a f , die Gefösse mit einem gefärb-
ten Stoffe auszufüllen, indem er hierzu
einen warmen Stoff wählte, der in den
Gefässen abkühlte und gerann. Die Be-
rechnung, dies zur passenden Zeit zu be-
wirken, erforderte ungemein viel Geduld
und Geschicklichkeit. Aber Swammer-
d a m beschränkte sich auf die Erfindung,
ohne sie anzuwenden, aus, wie man glaubt,
misverstandener Frömmigkeit , theilte je-
doch diese Erfindung Ruysch mit, der
sie vervollkommnete. (S. Lebensbeschrei-
bung des Ruysch in den ,,Biog. niederl.
Männer und Frauen", II. Th. p. 83.)
lSwanen1>ur§f (V.) — Willem — ein
Maler, gest. 1728 zu Amsterdam, machte
sich durch s. gehaltlosen Gedichte lächer-
lich. Schwülstigkeit und leeres Geschwätz
in Versen ward, nach ihm, ein swanen-
burgscher Styl benannt.
S'Wart (VI.) — N. — machte sich
unter den Remonstrantenpredigern durch
Herausgabe von Predigten und Erzäh-
lungen rühmlich bekannt.
l§»'vra\iLn|g;' (V.) — ... — schrieb An-
merkungen auf Bileam's Lied.
S^reerts (V.) — ... — Verf. der
„Athenae Belgicae", 1628.
Swieten (V.) — Gerard Baron Van
— geb. 1700 zu Leyden, aus einem zum
Theil katholischen in den nördlichen Pro-
vinzen, zum Theil protestantischen in den
südlichen Pro\'inzen wohnenden Geschlechte,
Er gehörte zu ersterm Zweige, studirte
unter ßoerhave, ward 1725 Dr. d. Me-
dicin , lehnte 1740 einen Ruf nach Wien
als kais. Leibarzt, aus Liebe zu s. Vater-
lande, ab, gab 1742 s. classisches Werk:
,,Commentarius in ßoerhavii Aphorismos de
cognoscend5s et curandis morbis" (V Vol.
4., 1742—1772) heraus, und ward 17^
abermals nach Wien als Leibmedicus des
Kaisers und der Kaiserin - Königin berufen,
wohin er nun auch ging, und wo er so-
gleich den ganzen medicinischen Unterricht
zu verbessern anfing. 1752 machte er den
innerlichen Gebrauch des Quecksilbers
der Welt bekannt. Er starb 1772 den
18. Juni zu Schönbrunn. Maria The-
resia Hess ihm in der Augustinerkirche
429
Swindeii
Swiiinas
430
ein Grabmal errichten, über welchem sein
Brustbild in weissem Marmor prangt. Van
S w i e t e n machte die Kaiserin zuerst auf-
merksam auf die Schädlichkeit des
Beerdige ns in den Kirchen, welche
üble Gewohnheit dann auch daselbst ab-
geschafft ward. (S. D. Van .\lphen,
Anhang zur „Beschreibung Leyden's'* von
S. Van Mieris, p. 22' — 26'.)
Sffinden (VI.) — Jan Hendrik Van
— geb. 1746 im Haag, zeigte bereits früh-
zeitig grosse Neigung für Alathematik,
ward 1766, zufolge einer Dissertation über
die Anziehungskraft, Magister der freien
Künste, und 1767 Professor der Philoso-
phie zu Franeker. Hier blieb er bis 1788,
als ihm die Professur der Mathematik,
Physik und Astronomie zu Amsterdam über-
tragen \vurde. Im J. 1770 hatte Van
S winden einen Preis „über die Magnet-
nadel" bei der Akademie der Wissenschaf-
ten zu Paris, und 1780 einen andern zu
München erhalten ,,über die Aehnlichkeit
zwischen Magnetismus und Elektricität".
Er war mit Aeneä eines der Mitglieder
der berühmten Commission zur Bestimmung
der Grundlage , worauf das neue Maass -
und Gewichtssystem beruhen sollte. Das
französische Institut , damals (vielleicht
noch) für die Mathematik der erste Ge-
lehrten-Verein in Europa, ernannte Van
S winden, den Ausländer, zur Aufstellung
eines allgemeinen Entwurfes hinsichtlich
der Wirksamkeit genannter Commission.
Dieser berühmte „Rapport fait ä l'Institut
National des sciences et arts , au nom de
la classe des sciences Mathematiques et
Physiques, sur la mesure du meridien de
France, et les resultats qui en ont ete de-
duits pour determiner les bases du nou-
veau Systeme metrique" , war nach Inhalt
und Form Niederlands und des französischen
Instituts würdig , und das darin angege-
bene, wegen s. Einfachheit sich so sehr
empfehlende, System der INIessung allge-
mein in Frankreich und Niederland in An-
wendung gebracht. Van S winden hatte
viele Mühe, um dasselbe auch in s. Va-
terlande einzuführen , welches erst nach
1812 , unter der französischen Regierung,
stattfand. Seine „Abhandlung über voll-
kommene Maasse und Gewichte" erschien
1802. Ausser verschiedenen meteorologi-
schen Abhandlungen (über die strenge
Kälte von 1776, einen Thermometer, über
die Witterung von 1779 — 1780), andern
Abhandlungen „über die Seefahrtskunst"
(mit s. Schüler Nieuwland, 1787),
„über die Magnetkraft und Elektricität"
(1772, 1784), „Positiones Physicae" (1786,
unvollendet) , und ,, Beschreibung einer
neuen Luftpumpe", hat er sicli auch in der
sog. Messkunst durch s. ,, Grundsätze der
Messkuasf (1796, neue Aufl. 1816) durch
eine „Abhandlung über die Octanten und
Sextanten", durch eine ,, Dissertation sur
la comparaison des Thermometres", worin
er vollständige Vergleichungstabellen gab,
durch eine 1795 verfasste meisterhafte
Leichenrede auf Nieuwland, doch haupt-
sächlich durch s. trefflichen Unterricht auf
das Rühmlichste im In- und Auslande be-
kannt gemacht. Mit Eifer der patrioti-
schen Partei zugethan, ward er 1798 Mit-
glied der executiven Gewalt der batavi-
schen Republik, kehrte jedoch später nach
Amsterdam zu s. Studien zurück, wo er
allgemein geachtet, in kräftigem Wohlsein
und als der Nestor von Niederland's Na-
turforschern und Mathematikern bis z\im
9. März 1823 lebte. Solch einem Manne,
der lieber gut sein als scheinen
wollte, und deshalb nie einen Orden an-
nahm, konnte es in Niederland nicht an
Lobrednern fehlen, von welchen wir Moll
(dessen Lobrede , Amst. b. Pieper und
Ipenbuur, 1824, 79 Seiten), Van
Lennep und H. H. Klijn nennen, wel-
cher Letztere in einem Gedichte (gedr. zu
Amst. b. Covens u. P. Meijer War-
nars, 122 Seiten) dessen Andenken feierte.
Hinter diesen beiden Lobreden befindet sich
auch ein Verzeichniss von Van Swin-
den's mannigfaltigen W^erken. (S. auch
die sehr wolU gelungene , anonym heraus-
gekommene „ Skizze einer Beschreibung
des Lebens und der Schriften von Jean
Henri Van Swinden, gest. zu Amster-
dam , am 9. März 1823" ; Amst. b. P. Den
Hengst und Sohn, 1825, und „Galerie
historique des Contemporains" , T. VIII.
p. 315 - 317.)
Swinderen (VI,) — ... Van — Na-
turforscher zu Groningen, Mitglied der Ge-
sellschaft für Physik und Chemie daselbst
(1802, die sich mit der naturforschenden
Gesellschaft 1803 vereinigte), hielt darin
Vorlesungen unter andern über die Kome-
ten, Elektricität, Magnetkx-aft und Galva-
nismus, Hydraulik, und gab eine „Reise-
beschreibung von Deutschland" (1810).
iSwinnas (IV,) — Willem — aus dem
Briel , Arzt daselbst und Mitglied des
Stadtraths, gest. vor 1672, beschrieb
431
Tacquet
die Geschichte des zweiten glorreichen
englischen Krieges, welche, kurz aber
inhaltreich , in 3 Heften und zusam-
men kaum 200 Seiten, die Grosstha-
ten De Ruiter's enthält, und 1668, in
einem Jahre, bereits die 3. Auflage erlebte.
Dieses jetzt sehr seltene Werkchen ward
unlängst von Scheltema, der zufällig in
Besitz desselben gelangte , der Vergessen-
Titsingh
432
heit entrissen. Es ist mit all dem Feuer
der Jugend, doch auch mit den jener Zeit
angehörenden Mängeln verfasst. Swin-
n a s ist mehr Lobredner s. Landsleute, als
Geschichtsschreiber des Krieges. (S. Pars,
„Namenrolle der bat. Schriftsteller" p.
334. Scheltema, „Historisches und li-
terarisches Allerlei", L Th. 3. St. p. 207,
201—250.)
T.
Tacquet (HI.) — ... — Jesuit, aus
Antwerpen, schrieb eine für jene Zeit ziem-
lich gute „Abhandlung über die Astronomie".
Tainier (HI.) — . . . — bearbeitete
noch im 17. Jahrhundert die Astrologie.
Tasinan (IH.) — Abel — fuhr von
dem Eilande Mauritius südlich und ent-
deckte 1642 die Inseln St. Paul u. Am-
sterdam, Van Diemensland, nach
dem damaligen General - Gouverneur des
niederländischen Indiens, Antoni Van
Diemen, nach dessen Tochter, Tas-
man's Geliebter, „Maria Van Die-
men" be»iannt; ferner: Neu-Zeeland
und drei der Freunds chaftsinscln,
Amsterdam, Rotterdam nnd Mid-
d e 1 b u r g.
TeeUinck (IV.) — Cornelia — Ver-
fasserin eines „Glaubensbekenntnisses",
welches 5 Auflagen erlebte, und weniger
wegen s. literarischen Werthes, als wegen
des Beweises des frommen Sinnes der
Frauen in jenem Zeitalter Erwähnung ver-
dient.
Teuteni (VI.) — Frans Van — Re-
monstrantenprediger zu Utrecht , bekannt
durch s. „Biblischen Darstellungen" und
die Verfolgung, die er von der Censur
Napoleon 's wegen eines harmlosen Aus-
drucks in einer s. Predigten, als hätte er
die bestehende Regierung angegriffen , zu
erdulden hatte. Van Teutem's Styl ist
zierlich und blühend.
Thomas (I.) — ... — (oder Ge-
raard) schrieb in Versen eine Abhand-
lung über die Naturkunde, und eine Ab-
handlung über denselben Gegenstand in
Prosa. In jener herrschen die Vorstellun-
gen , welche Aristoteles und P t o 1 e -
maus über das Weltall hatten , vermischt
mit den Ungereimtheiten des Mittelalters ;
die Erde ist, wie das Dotter eines Eies,
in der Mitte des Alls, die Luft voll Teu-
fel, Hexen, Kobolde, Elfen u. s. w.
(S. Van Wijn, „Histor. Abendstunden",
p. 301 — 308.)
Thomas a Hempis (II.) — geb.
in Kempen bei Crefeld, gab als Canonicus
des Klosters der heil. Agnes, bei ZwoUe,
jungen Leuten Unterricht, von welchen
W. Ganze voort von Groningen der be-
rühmteste war , und machte sich durch s.
„Nachfolge Christi", die fast in alle euro-
päischen Sprachen und unlängst von Per-
poncher und Sehr an t in's Holländische
übersetzt wurde, berühmt. Sein Latein
war keinesweges rein, so sagt er z. B.
scire exterius anstatt memoria teuere.
Thomassen A Thuessinlc (VI.)
— Professor d. Medicin , gab eine genaue
„Beschreibung der Kuhpockenimpfung".
(S. „Medicinisches Magazin", Delft 1802.)
Thymo ( IL ) — Petrus A — (Van
Der Heijden) Pensionär von Brüssel u.
Verf. einiger ungedruckten Sammlungen
über die alte niederländische Geschichte.
Thijsius (IV.) — Antoni — verfasste
in lateinischer Sprache die „Geschichte der
Seekämpfe (der Niederländer) von den
frühesten Zeiten bis zum Frieden von Mün-
ster", (s. Pars, „Namenrolle", p. 291,
302, S03), und^ die ,, Biographien und Tha-
ten der berühmtesten Seehelden von dem
Zuge von Damiette bis auf De Ruiter
und Van Tromp" (Amst. 1650. Utr.
1651. Auch lateinisch : „Belgicarum Hi-
storiarum Epitome, a 1566 ad 1648").
Thijsius (IV.) — Antoni — (1652—
1670) Sohn eines leydeuer Professors die-
ses Namens , gab 1651 den Trauerspiel-
dichter Seneca, 1659 Sallust, 1666
Gellius und 1670 Valerius Maximus
heraus.
Titsing^h (VI.) — ... — verfasste eine
„Beschreibung von Japan", nachdem er sich
lange Zeit daselbst aufgehalten hatte. Er
starb zu Paris, wo s. kostbaren Sammlungen
zuerst in die Hände eines französischen u. dann
433 ToUens Corneliszoon
ToUens Corneliszoon 434
eines englischen Buchhändlers kamen, wel-
cher letztere einen Theil derselben in I Th. 4.
herausgab, der jedoch später bei der Wittwe
J. Allart zu Delft wieder in der Sprache
des Verfassers übersetzt erschien, und uns
Japan und die Japaner genau kennen lehrt.
Tollens Corneliszoon (VI.) —
Hendrik — Hauptdichter der rotterdamer
Schule, geb. d. 24. Sept, 1780, ward früh-
zeitig zum väterlichen Gewerbe, dem Han-
del in Färberwaaren , erzogen , und daher
nur mit einiger wissenschaftlichen Bildung
uiid der französischen Sprache, sowohl in
Rotterdam als zu Elten bekannt, von
wo er in s. 14. Jahre nach Rotterdam zu-
rückkehrte, als derselbe Reiz, der das
Kunstgefuhl eines Bellamy und Anderer
entflammt hatte , auch ihn zum Dichter
machte , nämlich : der politische Zustand
s. Vaterlandes. Sein gefühlvolles Herz
schlug hoch für die Ideale, die so Viele
dm-ch die Ankunft der Franzosen im J.
1795 verwirklicht zu sehen hofften. Ob-
gleich noch fast ein Kind, ward er wegen
s. frühreifen Verstandes zum Secretär eines
vaterländischen Vereins gewählt , wodurch
er einen neuen Sporn zu poetischen Ver-
suchen erhielt, die er im Geiste jener Zeit
machte. Sein Ruhm verbreitete sich in
den Kreisen von Vereinen und bewaffneten
Bürgerschaften mehr und mehr, und wie-
wohl dies s. Vater anfangs nicht unlieb
war, so sähe dieser jedoch ein, als die
Vorliebe des Jünglings für die Poesie mit
den Jahren mehr zu - als abnahm, wie der
Vater O v i d ' s , dass die Dichtkunst kein
Brod geben konnte , und verbot ihm das
Dichten. Doch ein solches Verbot stei-
gerte, wie schon oft die Erfahrung gezeigt
hat, auch bei ihm jene Vorliebe, denn die
Natur hatte den Jüngling zum Dichter ge-
schaffen und schien ihn zum Schauspiel-
dichter bestimmt zu haben. Wenigstens
waren es nunmehr keine vaterländischen
Gesänge mehr, sondern Lust- u. Trauer-
spiele, die er nicht allein übersetzte, son-
dern auch selbst verfasste. Bis jetzt war
er, gleich einem schönen, kräftigen, saft-
reichen Baume üppig aufgeschossen , aber
Studium und Umgang mit kunstverwandten
Freunden mussten s. Talent durch geläu-
terten Geschmack bilden und veredeln.
Letztern ei'hielt er, wie Loot's u. Hel-
mers, durch den verdienstvollen Uylen-
b r 0 e k zu Amsterdam. Er war damals
17 Jahre alt. Dieser veranlasste ihn zu
einem gründlichen Studium seiner Mutter-
sprache, wobei er sich die englische und
deutsche Sprache, zwei reiche Fundgru-
ben von Schönheiten für den Dichter , so-
wie auch einige Kenntniss des Lateinischen
aneignete. Doch war er, wie Uylen-
broek selbst, noch immer parteiisch für
französische Manier und Literatur einge-
nommen. Uebersetzungen von französischen
Trauerspielen wurden daher als Dichter
ihm Hauptsache, und er übte sich damit,
zufolge s. eigenen Geständnisses, in dem
Technischen der Kunst. Die „Andromache'",
später von ihm verbessert, wird noch auf-
geführt. Unter s. andern Uebersetzungen
gehören: „Cato in Utica" und „Äbufar".
Mit s. 19. Jahre gab er eine Sammlung
aus dem Französischen übersetzter Poesien
heraus , unter d. Titel : „Probe von duf-
tenden , auf französischem Boden gepflück-
ten Dichterblumen". Wiewohl Tollens,
mit Recht, dieser frühern Manier entsagt
hat, so scheint jedoch dieselbe zur Bil-
dung s. fertigen und fliessenden Reimweise
und zur Erlangung s. Herrschaft über die
Sprache nicht ganz nutzlos gewesen zu
sein. Einen Augenblick huldigte er dem
bereits sich verlierenden Sentimentalen in
s. „Probe sentimentaler Aufsätze und Idyl-
len". Es scheint, dass die Liebe ihn mit
dieser Dichtungsart bekannt machte, wor-
in er sich besonders auszeichnet, nämlich
mit der Poesie des Gefühls und des Her-
zens , die vorzugsweise das Glück des häus-
lichen Lebens zum Gegenstande hat , wel-
ches ihm in s. Ehe so reichlich zu Theil
ward. In s. „Neuen Gesängen" und „Idyl-
len" sah man zuerst den originellen Dich-
ter , auf w eichen sich die Augen aller Kunst-
kenner zu richten begannen. Kurz darauf
folgten „Vermischte Gedichte" (Dichtlie-
vende Mengelingen) , w eiche noch mehr
von s. Fortschritten zeugten. Das Trauer-
spiel gab er jedosh noch nicht auf, indem
er nunme^ Originalstücke schrieb. So er-
schienen 1805 „Lucretia" und 1806 „die
Hukschen und Kabeljauschen". Dass er-
steres nicht ganz ohne Werth ist, beweist
das damalige Verbot, es aufzuführen, weil
man die darin vorkommenden patriotischen
und republikanischen Gefühle fürchtete.
Doah scheint dieses Fach nicht dasjenige
zu sein, wozu die Natur ihn bestimmt
hatte; denn bei vielen Schönheiten besitzen
diese Stücke gleichwohl nicht das acht
Tragische. Bald darauf versuchte er sich
im vaterländischen Liede, zweimal mit
Loots, und ward ihm in dem ersten Wett-
435 Tollens Corneliszoon
ToUens Corneliszoon 436
streite 1804 (zur Verherrlichung Hugo De
Groot's) nur der zweite Preis zu Theil,
so besiegte er doch diesen s. würdigen
Nebenbuhler 1806, als Beide den Tod
Egmond's und Hoorne's besangen.
Seitdem war Tollens ungemein glück-
lich in Darstellung vaterländischer Ereig-
nisse, sei es nun in der Form von Helden-
gesängen oder in der von Romanzen. 1807
kam s. Gedicht: „an ein gefallenes Mäd-
chen", im 2. Theile der Werke der Ba-
tavischen Gesellschaft für Spracb-
u. Dicht künde, der nunmehrigen Hol-
ländischen Gesellschaft der schö-
nen Künste u. Wissenschaften, von
welcher er lange eines der eifrigsten Mit-
glieder und mehrmals Vorstand war, her-
aus. Dieses Gedicht ist ganz in der Ma-
nier, die ihn künftig charakterisiren und
verewigen wird. Warmes Gefühl paarte
sich darin mit dem natürlichsteu und doch
edelsten Ausdruck, so wie mit der höch-
sten Reinheit der Sprache und des Styls.
Seine 1808 und später erschienenen drei
Theile Gedichte geben davon die spre-
chendsten Beweise , und lehren Tollens
erst in s. vollen Werthe kennen. Wer
kennt nicht unter den vaterländischen Ge-
dichten ,. Wilhelm I", „die viertägige
Seeschlacht", den „Triumphgesang bei dem
Siege von Nieuwpoort", den „Jan Van
Schaf fei aar", „Albrecht Beiling",
das ,, Torfschiff von Breda"; unter den
bürgerlichen Schauspielen: „die Heirath",
„die Mutter", „die Ehescheidung"; unter
den lyrischen Gesängen und vermischten
Gedichten: den „Dichter", „das poetische
Gefühl", das „Blümchen der Hoffnung"!
Wem ist die meisterhafte Uebersetzung
von Pope's „Brief der Hei oise an Abä-
lard" unbekannt! Dass von diesen Gedich-
ten bereits die 4. Auflage nöthig wurde,
beweist zur Genüge, dass Tollens der
Lieblingsdichter der Nation , und im eigent-
lichen Sinne, Volksdichter ist. Ausserdem
erschien von ihm 1809 noch eine ausge-
wählte Sammlung von (früher verfassten)
Minnegedichten. Tiefergriff ihn des
Vaterlandes Erniedrigung unter Frankreich,
wie z. B. der „Anblick aus der Nordsee"
und das Gedicht „an die vaterländischen
Dichter" (1810) beweisen. Mit Enthusias-
mus begrüsste er 1813 die Wiederherstel-
lung Niederland's in : „den vaterländischen
Dichtern" und in „dem in Familie gefeier-
ten Friedensfeste". Als 1814 Niederland's
Unabhängigkeit von Napoleon von Neuem
bedroht ward, Hess er s. ganze Entrüstung in
einem „Feldgeschrei" erschallen, das gleich-
sam der Dolmetscher der ganzen damaligen
Stimmung Europa's war. Seine Liebe für
das in Niederland herrschende Haus sprach
das „Volkslied" (1816 mit dem Preise des
Admirals Kinsbergen gekrönt) , der
Hochzeitsgesang auf die Vermählung des
Prinzen von Oranien mit der russischen
Prinzessin (1816) und das Gedicht auf die
Geburt des jungen Prinzen (1817) aus.
Hierauf folgte 1818 das 1. Bändchen von
Romanzen, Balladen und Legenden, mei-
stens aus dem Deutschen z. B. von Schil-
ler, und zum Theil aus dem Französischen
und Englischen übersetzt. Diese Ueber-
setzungen sind vortrefflich, und wenig, oft
nichts , verlieren dadurch die Originale.
1821 erschien eine neue Sammlung Ge-
dichte, worunter namentlich die ,,Ueber-
winterung der Holländer auf Nova - Zem-
bla" (Nowaja Semlja) sich auszeichnet;
ein Gedicht, welches ihm 1819 die goldene
Medaille der hoUänd. Gesellsch, d. schönen
Künste und Wiss. erwarb. Ein grösseres
Meisterwerk beschreibender Poesie hatte
bisher die holländische Sprache nicht ge-
liefert. „Dirk Willemsz.", „die spanischen
Gebrüder vor Haarlem", u. s. w., seitdem
in Musen-Almanachen aufgenommen, sind
so viele Kunstjuwelen , nach wahren Be-
gebenheiten aus der niederländischen Ge-
schichte bearbeitet, mit der sich Tollens
innigst vertraut gemacht, und deren min-
der bekannte Grossthaten er aus der Ver-
gessenheit zieht , und in dem Gewände s.
bezaubernden Verse zur Bewunderung an
die Nachwelt überliefert. — Unter den
jetzigen niederländischen Dichtern glänzt
Tollens als Stern erster Grösse. In den
Erzeugnissen der rotterdaraer Hauptdich-
ter herrscht eine unbeschreibliche Anmuth,
eine sichtbare Harmonie zwischen Sprache
und Herz, die uns Tollens, auch als
Menschen , lieb macht. Besingt er das
Vaterland und dessen Grossthaten , sei es
in dem erhabenen Siegesliede oder in dem
einfachem , aber naiven Tone der Romanze ;
welch niederländisches Herz schlägt da
nicht höher! Berührt er die heiligen Sai-
ten in unserm Gemüth, die Saiten der Gat-
ten-, Eltern- oder Kindesliebe, so fühlt
jedes unverdorbene Herz sich in eine gleiche
Stimmung versetzt. Besingt er die Ohn-
macht , um die Empfindungen , die ihn be-
seelen, auszudrücken, so weiss er, indem
er dies gesteht, unsere Seele zu entfllam-
437
Tollius
Trembley
438
men durch die glühende Sprache , die s.
vollem Herzen entströmt. Sein Vers ist
stets wohllautend, und wenige Dichter be-
sitzen poetische Diction in einem so reichen
Maasse wie er. Mit unnachahmlicher Kunst
versteht ^r die Sprache s. Gegenstande an-
zuschmiegen, und daher kommt es, dass
er auch als beschreibender Dichter so grosse
Verdienste hat. Man sieht in der „Vier-
tägigen Seeschlacht" die Kunstausdrücke
des Seewesens in die schönste Harmonie
gebracht mit der Wuth der Streiter und
der abwechselnden Todtenstille oder dem
Brausen des bewegten Oceans ; — man be-
wundert in der ,.Uebermnterung aufNova-
Zembla" den Abschied der kühnen Seefah-
rer bei der Abfahrt aus dem Texel ; die
Eisberge ; die Ausbesserung des Schiffes
in einer Hütte; die Beschäftigungen und
Zeitverkürzungen in derselben ; das Nord-
licht ; den Anbruch der Morgenstunde nach
einer mondenlangen Winternacht; das Wie-
dersehen von R i j p u. H e em s k e r k in dem
„Dirk Willemsz."; das beschwerliche Aus-
brechen aus dem Kerker und die Flucht
auf das Eis , auf die malerischeste Weise
beschrieben. — Es scheint, dass der Dich-
ter sich in dieser Schönheit immer mehr
vervoUkommt. Die wenigst gebräuchlichen,
bisher in der Dichtkunst ziemlich unbe-
kannten Wörter weiss er in solch einen
Zusammenhang zu bringen, dass sie nicht
allein erhabener und veredelt werden , son-
dern auch eine magische Gewalt den Schil-
derungen verleihen. Daher kommt es denn
auch, dass diesem vortrefflichen Dichter das,
holländischen Dichtern so seltene. Glück zu
Theil geworden ist, einige s. W^erke in
fremde Sprachen (namentlich in die fran-
zösische) übersetzt zu sehen, während er
(um alle wesentlichen Auszeichnungen zu
nennen) eine Stelle in dem niederländischen
Institut der Künste und Wissenschaften be-
kleidete. Seine Mitbürger , vollkommen
den Werth eines solchen Dichters fühlend,
wollten ihm eine Büste errichten : eine da-
zu eröffnete Subscription war bereits ge-
schlossen , als die Bescheidenheit des Dich-
ters die Ausführung verhinderte.
Tollius (VI.) — Herman — Lehrer
der Söhne des Erbstatthalters, gab 1788
den Sophisten Apollo nius (ein W. B.
zur Hiade u. Odyssee) heraus. 1809, nach
einer langen Verbannung dem Vaterlande
wiedergegeben, ward er zu Leyden als
Prof. d. griechischen Sprache angestellt,
und starb daselbst 1822.
Tolliuusi (IV.) — Alexander — aus
Utrecht, gab 1670 den Appianus von
Aloxandrion heraus.
Torremus (V.) — Abraham — Schwie-
gervater von Oudendorp, besorgte 1726
eine Ausgabe von Valerius Maximus.
Torrentius TanDerBeken(in.)
— Laevinus — geb. 1525 zu Gent, begab
sich nach beendigten Studien nach Rom,
brachte von da viele Alterthümer mit sich
zurück, und wurde Erzdechant von Bra-
bant und später von Antwerpen. Er ver-
dient besonders als lateinischer Dichter
grosses Lob, und machte, zufolge Peerl-
kanip, den Italicnern Sannazar, Fla-
min ius und Vi da den Rang streitig.
Meistens behandelt er religiöse Gegen-
stände , z. B. die Geburt und Kindheit
Christi, dessen Kreuzestod , das Leben
von Paulus; und in s. 3 Büchern (in
Form lyrischer Gedichte) : „de partu Vir-
ginis", scheint er mit Sannazar wettei-
fern zu wollen. In dem Gedicht auf die
Geburt Christi ist eine Stelle, nach
welcher (wie Peerlkamp p. 153 sagt)
Rubens s. herrliches Gemälde dieses Ge-
genstandes wohl hat verfertigen können,
wie Phidias das Bild des olympi-
schen Jupiter nach einigen Versen
Homer 's. Mit Leib u. Seele dem päpst-
lichen Hofe ergeben , schämte er sich nicht,
der Lobredner von Balthasar Ge-
rards zu werden, von dessen That, die
er mit so viel Schauder erregendem Feuer
besungen hat , er zuvor Kenntniss gehabt
zu haben scheint. Selbst die Gunst der be-
seligenden Musen ward auf diese Weise
behufs einer Lehre misbraucht, die Alles,
was nicht jnit ihr übereinstimmt, mit ewi-
gen , und , wo sie kann , auch mit zeitli-
chen Strafen bedroht. Die erste Ausgabe
der Gedichte des Torrentius (1579)
enthält nur erbauliche , die zweite (1594)
auch einige andere Gedichte. Ausserdem
hat er sich um die alten Schriftsteller
nicht zu verkennende Verdienste erworbten,
denn s. Erläuterungen zu Sueton und
Horaz werden noch heute geschätzt, na-
mentlich die zu Letzterem.
Trape (VI.) — ... — zu Lüttich,
Verf. von ,, Varietes litteraires".
Trembley (V.) — Abraham — von
Genf, entdeckte 1740 zufällig auf dem
Lustorte Zorgvliet beim Haag die Repro-
duction des in Stücke getheilten Armpo-
lypen. Die Existenz dieser Thiere war
schon früher bekannt: die „Philosophical
439
Trigland
Tulp
440
Transactions" von 1703 sprachen von den
Entdeckungen sowohl von L e e u w e n -
hoek, als auch von einem ungenannten
Engländer über die Pflanzenthiere , kann-
ten jedoch nur deren natürliche Erzeugung.
Trembley theilte s. Entdeckung dem
grossen Physiker R e a u m u r mit, der die-
selbe zuerst in Europa bekannt machte :
doch der Entdecker legte s. vollständigen
Untersuchungen dem Publikum vor in s.
„Memoires pour seivir a I'histoire d'un
genre de Polypes d'eau douce k bras en
forme de cornes", Leyd. 1744, 4. Die
Platten zu diesem Werke hatte Lyonnet
(s. dies. Art.) gestochen.
Trig^land. S. Gomarus.
Trip (V.) — Lucas — geb. 1712 zu
Groningen, gest. daselbst 1783, gilt hin-
sichtlich s. Dichterweise als Repräsentant
dieser von ihm durchlebten Periode. Er
war Rathsherr und Bürgermeister in s.
Vaterstadt. Von s. Leben ist sonst wenig
bekannt, doch hat er sich selbst in s.
Schriften als einen eifrigen Bekenner des
Christenthums und orthodoxen Anhänger
der reformirteu Kirchengemeinde und deren
Lehre kundgegeben. Seine Poesien , be-
kannt unter dem Titel: ,, Zeitgewinn in
müssigen Stunden , oder Proben poetischer
Andacht", enthalten den Eiguss s. Km-
pfindungen in der freien Natur. Trip
fühlte, wie aus der VoiTede zu diesen Pro-
ben hervorgeht, das Bedürfniss zu
dichten , und dies war viel in diesem Jahr-
hundert. Vielerlei Gedichte (alle jedoch
religiösen , ernsten Inhalts) liefert diese
Sammlung, so z. B. „Bessere Dichterlaune";
,,die wahre Freundschaft" ; „Seelenklage
über ihren geistigen Winter-' 5 „anderes
Ich, oder heilige Gemüthsumwandlung";
„die giftige Spinne" ; „Gedanken über
Jesaias LXI. v. 2", in drei Gesängen,
u. s. w. Einen Beweis von Trip 's ver-
dorbenem Geschmack geben der Anfang
„der giftigen Spinne", und die „Gedanken
über Jesaias LXI". In ersterm macht
er sich durch ein Unraaass von Naturschil-
derung, so wie durch ungereimte Ver-
gleichung lächerlich; in dem zweiten wagt
der Dichter, Gott ein Vergnügen an den
Qualen s. Geschöpfe zuzuschreiben ! Das-
selbe Gedicht enthält eine Vergleichung
des Gemüthslebens des Christen in 12 Ab-
schnitten oder sog. Monaten mit der
Geschichte der christlichen Kirche, von
der Predigt Jesu an bis zum Ende aller
Dinge. Dagegen besitzt s. „Seidenwurm"
viele Schönheiten ; die Allegorie dieses
Thieres , mit dem Menschen , namentlich
dem Frommen, verglichen, ist zuweilen
hübsch ausgeführt. Aber nichts übertrifft
das schöne Gedicht : „Gott sichtbar in
dem Unansehnlichen, dargestellt in einem
Kieselsteine, Blaubeere u. Fliege". Glück-
lich war hier Trip von den Banden s.
Systems entfesselt ; hier konnte er die Fit-
tige frei ausbreiten zum Lobe Gottes , des
Herrn und Vaters der Schöpfung, und zeigt
sich in aller s. Stärke. Man erstaunt über
die Kunst, die er in der Schilderung die-
ser geringen Gegenstände entfaltet und zur
Schau stellt.
Trominius (IV.) — Abraham — ver-
fasste mit unermüdeter Geduld eine „nie-
derländische Concordanz, oder Wortregister
der Bibel" j des N. Testaments (nach
dem Entwurf s. Schwiegervaters Marti-
nus), Grön. 1672, Fol., des A. Testa-
ments, das. 1685, 1691, 2 Theile, Fol.
Dieses, mehr nützliche als glänzende Werk,
woran er von 1662 bis 1690 arbeitete, er-
spart dem Bibelfreunde, der nur ein ein-
zelnes Wort einer Stelle weiss, viel Mühe
des Nachsuchens, und ist auch dem Ge-
lehrten dadurch von einigem Interesse, da
er die hebräischen und griechischen Worte
hinzufügte.
Tronchin. S. H a e n.
T'ulden (III.) — Theodorus Van —
geb. zwischen 1590 u. 1595 zu Herzogen-
busch (.Sohn des Nicolaas Van Tul-
den. der sich auch durch Anmerkungen
zu Damhouder, 1601 herausgegeben,
bekannt gemacht hat) , war zuerst Prof.
des Civilrechls an der Akademie zu Löwen,
und dann Mitglied des hohen Raths von
Mecheln. (S. über ihn: Juglers' „Ju-
ridische Biographie", III. B. 1. St., p. 118,
wo auch s. Werke angegeben sind.
Tuleman (III.) — ... — von Ma-
stricht, Botaniker.
Tulp (IV.) — Nicolaas — geb. 1593
zu Amsterdam, Dr. d. Medicin, seit 1622
Schöppe und Rath daselbst , gab 1635
Veranlassung zu einem mehr regelmässigen
Vereine von Aerzten und zu der Vorschrift
einer amsterdamer Apotheke. (S.
Wagen aar, „Amsterdam", II. Th. Fol.
p. 381.) 1654 ward er Bürgermeister, be-
kleidete diese Würde viermal, und zwar
einmal in dem schweren Jahre 1672, als
die Franzosen , bereits zu Utrecht , die
Stadt bedrohten , mit grossem Lobe. Er
starb 1674. Als Arzt hat er sich durch
441
Tijdeman
Ulkens
442
s. „Obsenationes medicae" (1641 u. spä-
ter) berühmt gemacht. Irrigerweise hat
man ihm die Entdeckung der bei den Ana-
' tomen bekannten vahiila coli zugeschrie-
ben, die bereits Falloppius 1563 be-
schrieb (s. Hildebrand „Lehrb. der
Anat.", III. B. §. 2066, aus einer Hand-
schr. auf d. Götting. Biblioth ) ; aber mit
Recht ist er für den Entdecker (1639) der
Chylgefässe in dem menschlichen Kör-
per zu halten, die früher Asellius in
Hunden beobachtete. (S. T h. Bartho-
lin i , „Epist. ad Olaum Wormium", 2. Cent.
1. et „Respons." Epist. 4. und über Tulp:
Dr. Thyssen's Abhandlung [die zugleich
als Beitrag zur Geschichte der Fortschritte
der Arzneikunde wichtig ist] , in dem von
Van Kampen herausgegebenen „Maga-
zin", ni. Th., 2. St., p. 191.)
Tijdeman (VI.) — Meinard — geb.
1741 zu ZwoUe, 1762 Dr. d. Rechte zu
Utrecht, ward durch eine merkwürdige
Abhandlung über den Rechtsgelehrten Mar-
cellinus 1763 Rector zu Leeuwarden,
1765 Prof. d. Literatur zu Harderwijk,
1766 des Naturrechts zu Utrecht , wo er
eine noch sehr geschätzte Ausgabe von D e
Groot's Recht des Krieges und Friedens
(1783) besorgte, und „Quaestiones et Apho-
rismi ex Jurisprudentia naturali", so wie
ein „Enchiridiura Studiosi jurisprudentiae"
verfasste. Nachdem er 20 Jahre diesen
Posten bekleidet hatte, legte er ihn, müde
des 1786 zu Utrecht herrschenden Gei-
stes, nieder, ward aufs Neue Professor,
und zwar der Rechte, zu Harderwijk, 1790
Griffier der Staaten von Overyssel , wel-
ches Amt er bis 1795 versah , worauf er
amtlos zu Kampen bis 1801 lebte, als
ihm, auf Veranlassung des De Bosch,
die Anlegung des Katalogs der leydener
Bibliothek übertragen ward. 1814 sah er
sich daselbst zum Professor ernannt, und
trug seitdem Vorlesungen über die römi-
schen Anticjuitäten Aor, wobei er sich als
SOjähriger Greis noch einer grossen Klar-
heit der Gedanken und eines in diesen
Jahren seltenen Gedächtnisses erfreute.
Tijdeman (VI.) — Hendrik Willem —
Sohn des Vorigen, Professor der Rechte
zu Franeker und zu Leyden, machte sich
ausser s. Hauptfache auch in der Statistik
und Staatswirthschaft , in der Geschichte
und Literatur durch verschiedene Werke
vortheilhaft bekannt, unter andern durch
die Preisschrift: „über den Ursprung der
Hukschen u. Kabeljauschen Zwistigkeiten",
durch eine andere über ApoUonius von
Tyana (von der zeeländischen Gesell-
schaft gekrönt und mit Lotze bearbeitet),
durch zwei andere bei der haarlemer Ge-
sellschaft gekrönt, die eine „über die
Maschinerie" , die andere „über die Ur-
sachen der Armuth in Europa" (letztere
mit Scheerenberg), und noch eine
bei der zeeländischen Gesellschaft 5,über
die Gilden".
Tijdeman (VI.) — Bernard Frede-
rik — Bruder des Vorigen , war Prediger
zu Herveld, Harlingen u. Dordrecht, und
gab von s. orientalischen Sprachgelehrsam-
keit einen Beweis durch eine Probe aus dem
„Arabischen Wörterbuche" desEbn Cha-
likan (1809).
r.
mtenbo^aard. S. Gomarus.
Ulkens (VI.) — J. A. — geb. 1772
zu Wierum Im Gröningschen , gest. 1824,
wurde 1795 Magister der freien Künste,
seit 1796 Prediger , und zwar seit 1798
zu Ernrura, und 1815 Prof. der Land-
wlrthschaft, einer bisher in Niederland nicht
fleissig behandelten Wissenschaft, welche
er mit dem besten Erfolg lehrte. Er be-
antwortete die von der Gesellschaft : F ü r 's
allgemeine Beste 1798 gestellte Preis-
frage: „über ein Schulbuch der Natur-
lehre", und erhielt ebenfalls den Preis für
eine „kurze Beschreibung der merkwür-
digsten Naturproducte", In 3 Thellen, 1805,
1806, 1807. Hierauf folgte s. „Technologi-
sches Handbuch" , in 3 Thellen , 1809 —
1819. Ferner erschien von ihm 1816 ein
„Beweis über den Nutzen und Vorthell
der Insecten", so wie ein ..Handbuch der
Oekonomle". S. Reden ,,über die Voll-
kommenheiten des Schöpfers, sichtbar In
s. Schöpfungen" , die er 1801 herauszu-
geben begann , bilden einen allgemein
verständlichen und mit den neuesten Ent-
deckungen bereicherten höchst interessan-
ten Cursus der Natur lehre u. Na-
turgeschichte, besonders in der 2.,
vermehrten Ausgabe, wovon 1813 u. 1819
die zwei ersten Theiie erschienen , denen
443 üylenbroek
noch ein 3. u. 4. Theil folgte. Auch war
Ulkens ein eifriger Vertheidiger des von
B a k k e r in Anwendung gebrachten t h i e-
rischen Magnetismus.
Üylenbroek (VI.) — Pieter Johan-
nes — Buchhändler zu Amsterdam, ein
sehr verdienstlicher Beförderer der Poesie
und Uebersetzer \ieler französischer Trauer-
spiele (in kräftigern Versen, als im 18.
Jahrh. gewöhnlich) , versammelte einen
Kreis junger Leute in s. Hause , die ihre
Kräfte unter s. Leitung in der Poesie ver-
suchten, und deren Proben er unter dem
Valckenaer
444
Titel : „Kleine poetische Manuscripte" her-
ausgab , unter welchen sich jedoch auch
sehr gute Stücke von bereits ausgebilde-
tem Dichtern befanden. Besonders zwi-
schen den Jahren 1785 u. 1795 blühte
dieser Dichterkreis , wo H e 1 m e r » und
Loots einander ihre Ideen mittheilten.
Uylenbroek's Geschmack war vielleicht
noch einigermassen zu einseitig ; aber um
daselbst verdorben zu werden, wie
ein Schriftsteller behauptet, muss man
den Keim der Verderbniss in sich selbst
tragen.
V.
Taamewijk (II.) — Marcus Van —
Verf. des „Spiegels des niederländischen
Alterthums" (v. M. Van Vaarnewijk,
„excellent Poet et Historiographe moder-
ne", Gent 1565, Antwerpen 1619 u. 1665),
welcher ungeachtet des langen und vielver-
sprechenden Titels unter aller Kritik ist.
Vaddere (IV.) — Jan Baptist De —
Kanonikus von Anderlecht , gest. 1681,
schrieb : „Tractatus de Origine Ducum et
DucatusBrabantiae'-, Brux. 1672, 4. 1784
aufs Neue von Paquot in 2 Th. in 12.
herausgegeben ; ferner Werke über die
brabanter Alterthümer, und hinter-
liess 9 Folianten Handschriften.
Talckenaer (V.) — Ludewijk Cas-
par — geb. 1715 zu Leeuwarden, ver-
fasste 1735 als Probeschrift an der Uni-
versität zu Franeker Bemerkungen „über
die Gebräuche bei dem Eide, sowohl bei
den Hebräern als Griechen , und ward in
s. 26. Jahre an die Stelle des Hemster-
huis an diese Universität als Professor be-
rufen, welche damals gleichsam die Pflanz-
schule grosser Männer für die von Leyden
war, wo er 1766 Prof. d. griechischen
Sprache und vaterländischen Geschichte
wurde, und 1785 starb. Unter s. zahl-
reichen Schriften gehören viele zur Kennt-
niss und Kritik der W^orte, durch Anmer-
kungen auf Hesychius, Ammonius,
Aristänetus u. s. w. („Glossae sacrae
ex Hesychio decerptae", 1737, „Observa-
tiones ad aliquot Hesychii If^sig'OfxrjQixäg'^'-,
„de Hygini Fragmento Dositheano Sche-
diasma" , „Ammonius de aftinium vocabu-
lorum differentia", 1739, „Adnotationes ad
A^ristaenetum", in edit. Abreschiana, 1749),
andere zu denen der Sachen („Dissertatio
de Bysso", „de Herodotea urbe Cadyti",
1737; Orationes: „de causis neglectae
literarum culturae" , Franek. 1741 , Fol. ;
„de Sacra novi foederis critica a Litera-
toribus, quos vocant, non exercenda") ;
andere haben die Erklärung eines ganzen
Schriftstellers zum Gegenstande („Vir-
gilius, collectione scriptorura Graecorum
illustratus'% Leov. 1747, Fulvius Ursi-
nus, v\ieder herausgegeben von Valcke-
naer, der dieser Ausgabe folgende Werk-
chen hinzufügte: „Epistolae ad M. Röve-
rura Juris consultum", „Iliados Liber XXII.
cum Scholiis vetustis ineditis Porphyrii et
aliorum", mit „variae lectiones Homeri et
Scholiorum" ; „Moschi Eidyllion in obitum
Bionis", mit einigen Anmerkungen; „Dis-
sertatio de praestantissimo Codice Leydensi
et de Scholiis in Homerum ineditis"; „Sche-
diasma de Epistola ad Eulogium Hesychio
praefixa, operisque inscriptione"; — Euri-
pidis Phoenissae 1755, und Hippolitus,
wobei sich die treffliche „Diatribe in Euri-
pidis perditorum Dramatum reliquias", 1767
u. 1768 befindet. Beide Trauerspiele sind
meisterhaft behandelt; — Theocritus, zu-
erst 10 Idyllen, 1772, dann vollständig
mit Bion und Moschus, 1779, und
einige endlich betreffen gewisse Zeit-
räume der Geschichte , wie z. B. folgende
Reden : „Oratio de publicis Atheniensium
moribus, pro temporum diversitate, cre-
scentis labentisque Rei publicae causis, dicta
3 Junii 1766, quum adiret Linguae Grae-
cae professionera in Academia L. Batavä",
und „Oratio de Philippi Macedonis indole,
virtutibus, rebusque gestis, causis externis
fractae Graecorum libertatis, habita Frane-
querae 1760, quum Magistratui academico
445
Valckenaer
Vallensis
446
abiret". 1790 gab Scheidius heraus:
„L. C. Valckenaeri, Observationes Aca-
deinicae, quibus via muiiitur ad origines
Graecos investigandos , lexiconimque de-
fectus resarciendos-', mit den Vorträgen
von J. D. Van Lennep. 1799 erschie-
nen: ,.Callimachi Elegiarum Fragmenta
cum Elegia C a t u 1 li Callimachea , col-
lecta atque illustrata a L. C. Valcke-
naerio". 1806 gab Luzac (Valcke-
naer's Nachfolger) dessen Werk: ,,de
Aristobulo Judaeo" heraus, und 1815 u.
1817 erschienen in Druck : „Selecta e Scho-
liis L. C. Valckenaeri in libros quos-
dara Novi Testamenti , editore discipulo
Ed. Wassenbergh", IL Voll., 8. Zu
den grössten Verdiensten Valckenaer's
gehört auch s. Antheil an den Ausgaben
Herodot's, worüber mehr bei Wesse-
ling. — Valckenaer bildet mit Hem-
sterhuis u. Ruhnkenius das berühm-
te Kleeblatt, welches gründliche Kenntniss
der griechischen Sprache und Literatur mit
einem trefflichen lateinischen Styl verei-
nigte. Im Allgemeinen lässt sich von ihnen
bemerken, dass Hemsterhuis mehr in
die tiefsten Verstecke der griech. Wort-
forschung eindrang, dass der lateinische
Vortrag des Ruhnkenius meist die Rein-
heit und den Reiz des classischen Alter-
thums zeigte j und dass Valckenaer in
Sprachbemerkungen u. scharfsinnigen Con-
jecturen zur Aufhellung alter Autoren am
glücklichsten war ; wie Wyttenbach,
ihr Schüler, dieses Alles mit philosophi-
scher Gelehrsamkeit vereinigte, und erst
in unseren Zeiten die Geschichte , welche
selbst diese grossen Männer bei dem aka-
demischen Vortrage noch nach der ge-
wöhnlichen Weise behandelten, darin mit
einem philosophischen Blick bearbeitet wur-
de. (S. die herrliche Vergleichung zwi-
schen Ruhnkenius und Valckenaer
in „Vita Ruhnkenii" von Wyttenbach,
Opusc. T. I. p. 646—653.) Die utrechter
Gesellschaft hat vergebens mehrere Jahre
eine lateinische Lobrede auf Valckenaer
ausgeschrieben. Wenn wir eine solche,
des Gegenstandes würdige besässen, so
würden wir drei Lobreden auf die drei
grossen Zeitgenossen aus der Mitte des
18. Jahrh. besitzen (denn Wyttenbach' s
Biographie von Ruhnkenius ist auch
eine Lobrede), welche die beste Gedächt-
nisssäule auf diese drei Zierden der alten
Literatur in Niederland sein würde. Man
sagt, dass der ausgezeichnete Borger
hinsichtlich Valckenaer's diesen (viel-
leicht nur durch s. frühen Tod unausgeführt
gelassenen) Vorsatz hegte, und es ist nicht
daran zu zweifeln , ob er sich würdig
Ruhnkenius u. Wyttenbach würde
angereiht haben.
Talckenaer (VI.) — Johan — Verf.
einer juristischen Abhandlung über die
Schule des Cujacius.
Talentijn (V.) — Fran^ois — Pre-
diger zu Amboina u. Banda, sammelte kost-
bare Materialien in s. „Alt- und Neuostin-
dien , oder Niederland's Macht in diesen
Ländern^', Amst. 1724—1726, 5 Th. Fol.,
mit Karten u. Kupfern. Wären diese Ma-
terialien , die zu einem schönen Ganzen
vereinigt sind, hinlänglich bearbeitet, so
würde kein früheres oder späteres Werk,
wenigstens in Beziehung auf den Indi-
schen Archipel, Valentijn nur ent-
fernt gleichkommen. Bei all den kleinen
und unbedeutenden Einzelnheiten, welche
nur für Beamte der ostindischen Gesell-
schaft Interesse haben können, ist jedoch
die Natur - und bürgerliche Geschichte der
MolukkeUj von Java, ja von dem gan-
zen holländischen Reiche in Indien darin
mit bewiuidernsvYÜrdiger Genauigkeit und
Wahrheitsliebe , zum Theil aus eigenen
Beobachtungen während eines langen Auf-
enthalts, zum Theil aus ächten Berichten
zusammengestellt, und ein Beweis von der
Brauchbarkeit und Vortrefflichkeit dieses
Werkes ist die Achtung, in welcher es
noch, nach so vielen Veränderungen, bei
Allen steht, welche sich nach Indien be-
geben wollen. Ueber die Länder ausser-
halb des indischen Archipels, besonders
Malabar, Coromandel u. Persien, wo Va-
lentijn nur aus gedruckten oder unge-
druckten Nachrichten Anderer schöpfen
musste, kann er w eniger als Quelle gelten.
Talkenier (IV.) — Pieter — dessen
„Verwickeltes Europa" (Amst. I. Th.
1675, II. Th. 1678, 4.) eine sehr aus-
führliche Geschichte der merkwürdigen Jahre
1672-1674, ganz im Geiste Wilhelm III.,
und mit billiger Entrüstung gegen die
Anmassungen Ludwig XIV. und dessen
Streben nach einer üniversalmonarchie ver-
fasst ist. Der Styl dieses Werkes besitzt
jedoch bei fielen Bastardwöitern und aller
der Weitläufigkeit B r a n d ' s , keinen von
dessen Vorzügen.
Talleiusis (III.) — Andries — (D e 1-
vaux), geb. 1569 zu Ardcnne in der
Grafschaft Naniur, studirte Philosophie u.
447
Veen
Vereul
448
Jurisprudenz zuerst zu Douai, dann zu
Löwen, wo er 1610 Prof. des kanonischen
Rechts wurde, schrieb über das Kirchen-
recht, in gleichem Sinne wie Zypäus
(s. dies. Art.).
Veen (HI.) — Jan Van Der — Dich-
ter der „Allegorien" und von dem „Adams-
apfel", gedr. 1642. De Vries führt
(Th. I. p. 226?) eine äusserst wohllau-
tende und sanftttiessende Stelle daraus an,
die zugleich die Sittenlehre enthält, dass
des Glück in keinem äussern Glanz be-
steht.
Veirac (VI.) — ... — schrieb über
die englische Krankheit und den Stick-
husten.
Velde. S. Pratensis.
Veldenaar (II.) — Jacob — zu
Utrecht, verf. unter d. Titel: „Fasciculus
temporum" eine allgemeine Geschichte, oder
eigentlich Chronik in holländischer Sprache.
Sie erschien zu Utrecht 1480, und handelt
vornehmlich über die Geschichte der Nie-
derlande, obgleich sie von der Erschaffung
Adam's u. Eva's anfängt. Boxhorn
preist in s. 1650 erschienenen Ausgabe
dieser Chronik des Verfassers gerundete
alt holländische Sprache (s. Pars,
„Namenrolle", p. 40); C. Burman nennt
ihn (mit gewaltiger Uebertreibung) einen
allberühmten Geschichtsschreiber
(s. „Traj. Erud.", p. 383), aber Andere
warnen vor s. historischen Treue (s.
Valer. Andreas, „Biblioth. Bclgic. ",
p. DLXXIV).
Velius (IV.) — Dirk — Arzt, lieferte
eine vortreffliche „Beschreibung von der
Stadt Hoonr' (1648) ; 3. sehr verb. Ausg.,
Amsterd. 1664. (S. Wagenaar's „Am-
sterdam", I. Th. Fol. Vorn p. VII -X.).
Teltbem (I.) — Lodewijk Van —
Fortsetzer von Maerlant's „Histori-
schem Spiegel", führte denselben von 1250
bis 1316 fort , schrieb jedoch mehrmals
Helu aus, und, wie man glaubt, auch
Maerlant. In s. zwei letzten Büchern
(dem 7. u. 8.) mengt er Prophezeiungen
von Daniel, dem Apostel Johannes,
dem Zauberer Merlin und der Aebtissin
Hildegard unter einander, und in dem
ersten Buche findet man einige Sprüche
des deutschen Geistlichen Y s e w i n. Seine
Sprache ist fehlerhaft und schon sehr mit
französischen Wörtern verderbt, die da-
mals zum Theil noch neu gewesen sein
müssen , weil er die Erklärung derselben
hinzufügt (z. B. popel , später gepeupel) ;
doch ist Velthem für die Geschichte u.
sogar hinsichtlich der Sprache nicht ohne
Interesse. (S. Van Wijn, „Histor.
Abendst.", p. 319. Ypey, „Gesch. d.
niederl. Spr." , p. 356.) Diese Chronik
wurde von J. Le Long 1727 (mangel-
haft) herausgegeben.
Veltwijk (III.) — ... Van — von
Brüssel, bekannt als Botaniker.
Veneina(V.) — Herman — geb. 1697
zu Wildervank im Griflüngschen, 1719 Pre-
diger, 1723 Prof. d. Theologie zu Fra-
neker, seit 1729 auch akademischer Pre-
diger, womit er 1735 den Lehrstuhl der
Kirchengeschichte verband, verfasste meh-
rere kleinere Werke, und machte sich durch
kritische Briefe an Wesseling, He ra-
ste rhu is u. Cannegieter, über die
zwei Briefe von Clemens Romanus,
durch Wetstein herausgegeben, beson-
ders aber durch s. „Kirchengeschichte vom
Anfang der Welt bis zum XVII. Jahrhun-
dert" (7 Theile 4 ) berühmt. Ausserdem
gründet sich Venema's Ruhm auf die
Erklärung über die Psalmen, über die
Propheten Maleachi, Daniel, Jere-
mia, Zacharia u. Ezechiel. Er war
einer der gelehrtesten, aufgeklärtesten u=
gemässigtsten Theologen s. Zeit, doch s.
Stj'l , sowohl im Holländischen als Latei-
nischen, war rauh und unangenehm. Er
starb 1787. Seine Lobrede hielt das fol-
gende Jahr J. H. Verschnür, s. Colle-
ge, der Scharfsinn und Gründlichkeit in
der Exegese mit einer damals seltenen
Liberalität verband. Venema legte bei
allen Rechtlichen und Duldsamen grosse
Ehre ein durch s. Betragen in der Sache
des Stinstra. Mit Wetstein hatte er
einen theologischen, aber freundschaftlich
geführten Streit über die Aechtheit von
zwei Briefen des Cl. Romanus, welche,
wie es hiess, von Epiphanius u. Hie-
ronymus angeführt, und zufolge einer
syrischen Handschrift herausgegeben
w urden. Nach W e t s t e i n ' s Tode gab
Venema 1754 in zwei Briefen an Hem-
sterhuis u. Cannegieter neue Be-
weise für die Unächtheit dieser Briefe, zum
Theil aus dem nicht apostolischen Lobe
des ehelosen Standes, (S. Vriemoet,
„Ath. Frisiac." p. 787 — 790, der auch s.
Werke angibt. Saxe, „Onomast." T. VI.
p. 694. Ypey, „Gesch. d. niederländ.
Sprache".)
Vereul (VI.) — Abraham — dessen
Gedichte in verschiedenen Sammlungen
449
Vereul
Vcrvv
er
450
zerstreut sind. Eines der besten ist das
Gedicht: „Unschuld", das 1791 von dem
leydener Dichterverein: „Kunst wird
durch Arbeit erlangt" mit der gold-
nen Medaille gekrönt wurde. Es enthält
die erhabene Schilderung einer Welt voll
unschuldiger und unsterblicher Menschen,
deren Vater s. Kindern die Sünden der
Bewohner dieser Erde, und Gottes Erbar-
men mit ihrem Betragen in sehr schönen
und wohllautenden Versen erzählt , und
deren Inhalt deutlich die Schule Klop-
stock's verräth.
Vereul (VI.) — Jan Jacob — hat
unter anderm , in dem Werkchen : „Für
Religion , Tugend und Vaterland" (Amst.
1791) die Gedichte: „an die Demuth",
„die Liebe", und die Cantate: „die Mor-
genstunde" , so wie ausserdem zwei Lob-
gedichte auf vaterländische Helden verfer-
tigt, nämlich: Herman De Ruiter, der
sich 1570 auf Loevestein für das Vaterland
opferte, und AntoniusHambroek, den
unerschrockenen Prediger von Formosa,
Niederland's Regulus.
Verliaer (HI.) — ... — (Haräus)
aus Utrecht , aber wohnhaft in den süd-
lichen Provinzen , wohin er sich aus Eifer
fv'ir den katholischen Glauben begab, nach-
dem er von s. Reisen, sogar aus Russland,
zurückgekehrt war. Er starb zu Löwen
1632. Ausser einigen chronologischen Wer-
ken , Erklärungen der Bibel und Biogra-
phien der Heiligen, machte er sich durch
„Annales Ducum Brabantiae , ac Tumul-
tuum Belgicoi'um usque ad ann. 1609"
(Antw. 1622, Fol. T. III.) bekannt. Man
hält ihn für den besten brabanter Histo-
riker; doch ist er frostig, und s. Styl hat
nicht die mindeste Farbe. Er stellt die
Geschichte des Aufstands in spanischge-
sinntem Geiste dar, und preist sogar Bal-
thasar Gerards, den Meuchelmörder
Wilhelm I. Diesen bösen Geist weiss
er auch nicht, wie Strada, durch den
Vortrag, oder, gleich Bentivoglio, durch
tiefe politische Blicke zu vergüten. (S.
Foppens, I. 294, 295.)
Verlieijeii (IV.) — Filips — geb.
1648 zu Verbroek im Lande von Waes,
wurde aus einem Landmanne, durch s.
Pastor gebildet, Professor zu Löwen, und
gab eine Abhandlung: „de corporis hu-
mani anatomia" (Brux. 1710, Amst. 1721),
welche von Morgagni und Heister
scharf kritisirt, von Hai 1er aber weniger
ungünstig beurtheilt wurde, heraus.
Terhoek (IV.) — Pieter — Dichter
eines Trauerspieles , betitelt : „K a r 1 der
Kühne", welches längst von der Bühne
zu den Marionetten herabgestiegen ist, wo
man es noch sieht.
Verltoeven (V.) — . . . _ Kauf-
mann aus Mecheln, schrieb ein durch
fliessenden u. natürlichen Dialog sich aus-
zeichnendes Lustspiel: „Die Aerndte",
dessen eingelegte Liedchen sehr anspre-
chen.
Verhoe^'en (V.) - W. F. - Kauf-
mann und Secretaris honorair der königl.
Akademie der Zeichnen- u. Baukunst zu
Mecheln, schrieb eine gekrönte Abhand-
lung über den Zustand der Handwerke u.
des Handels in den Niederlanden im 13.
u. 14. Jahrhunderte. Sie ist in flämischer
und politer Sprache, so wie in einem ein-
fachen Style geschrieben. Desroches
gab davon einen Auszug in französischer
Sprache.
Vernulaeus (IV.) — Nicolaas —
aus Robelmont im Luxemburgischen, gest.
1653 als Professor zu Löwen, ein lateini-
scher Dichter, schrieb viele Werke, Lob-
reden u. s. w. , unter andern nunmehr
vergessene Trauerspiele aus der neuern
Geschichte, von denen wr die von Schil-
ler so glänzend bearbeiteten Sujets : „die
Jungfrau von Orleans" und „Wallenstein''
bemerken.
Verschuir (V.) — ... — zu Frane-
ker, vorzüglicher Orientalist. (S. über
die Kenntniss d. orient. Literatur im 18.
Jahrhundert: H.A. Schaltens, „de stu-
dio Belgarum in literis Arabicis excolen-
dis|', L. B. 1779, und J. Willmet, „de
retinenda antiqua Batavorum in litteris
Orientalibus gloria", Amst. 1805.)
Verschuur (V.) — Forsten — stellte
Proben an über die Reizbarkeit der Puls-
adern, die ihn zu Resultaten führten, wel-
che von der Annahme Ha 11 er 's verschie-
den sind.
Versteeg (V.) — , . . _ versificirte
die Lebensgeschichte von Moses, worin
jedoch die glühende Poesie des Dichters
des 90. Psalms auch nicht einen Funken
Dichterfeuer der Seele ihres Vei-fassers ein-
hauchen konnte.
Verstehen (III.) — ... — unter den
südniederländischen Dichtern des 17. Jahrh.
mit Lob genannt, der Epigramme u. Grab-
schriften verfasste.
Verwer (V.) — Adriaan — Ten Ka-
te's Freund, schrieb eine „Idea Linguae
15
451
Vesalius
Viglius
452
Belgicae Grammatica, Poetica et Rheto-
rica", 1707.
Vesalius (ü.) — Andreas — (Von
Wesel, woher s. Voreltern, die alle
Aerzte waren, stammten), geb. 1512, gest.
1564, war schon als Kind mit Zergliede-
rung von Thieren beschäftigt, und widmete
sich dann zu Köln, Löwen und Paris der
Arzneiwissenschaft , worauf er eine Reise
nach Italien unternahm. Die Anatomie des
menschlichen Körpers existirte noch so we-
nig, dass Karl V. den Theologen der
Universität zuSalamanca die Frage vorleg-
te: ob die Zergliederung nicht in jedem Falle
eine gottlose That wäre? Inzwischen er-
nannte derselbe Kaiser ihn zu s. Leibarzt,
nachdem er zuerst mit grossem Ruhme v.
1537 — 1544 zu Padua, dann zu Pisa die
Professur bekleidete, und später, nach
einigem Verweilen zu Basel, 1546 mit dem
venetianischen Gesandten sich auf den
Reichstag zu Regensburg begeben hatte.
Er blieb auch Leibarzt Philipp's II.
Des Hoflebens müde, \'ielleicht als Nie-
derländer zu Madrid ungern gesehen, durch
das unvorsichtige Oeffnen eines Schein-
todten in Gefahr, unternahm Vesalius,
aus grosser Religiosität oder aus irgend
andern Gründen, eine Reise nach dem ge-
lobten Lande, und starb bei s. Rückkehr
von Jerusalem auf der Insel Zante, wo
er Schiffbruch gelitten und viel Ungemach
ausgestanden hatte. Vesalius hat, wie
Agricola u. Erasmns, durch die Ver-
bindungen s. Vaterlandes mit der östrei-
chischen Monarchie und der spanischen
Krone mehr auf das übrige Europa als in
den ersten Zeiten auf Niederland gewirkt.
Seine Werke sind: „De humani corporis
fabrica", Libr. VII, Bas. 1543 et 1554,
Venet. 1568, 1604, Amst. 1617, 1640,
^ Fol.; deutsch zu Nürnberg, 1580; fran-
zösisch zu Paris bei Wechel, 1569; die
beste lateinische Ausgabe ist die leydener
V. 1725, von Boerhave, 2 Th. Fol;
die Tafeln aus diesem Werke wurden
später V. Ed. Sandifort herausgegeben.
Vesalius war, als er dieses Werk schrieb,
erst 28 Jahre. — „Examen Observatio-
num Anatomicarum G. Fallopii", Venet.
1564, 4. — ,, Chirurgia magna", Venet.
1569, worin sich die auf diese Kunst be-
ziehenden Instrumente abgebildet finden. —
„Paraphrasis in librum IX. Rhazis Arabis
de affectuum singularum corporis partium
curatione", Bas. 1537, 1551, Wittenb.
1587. — ,,De Ratione propinandi radicis
Chinae decocti", Lugd. 1547. (S. Fop-
pens, T. I. p. 61, 62, und s. Biographie
in den „Biogr. niederl. Männer u. Frauen",
Th. II. p. 332 - 338.)
Tichaut (II.) — ... — gab in fran-
zösischer Sprache „Jahrbücher von Hen-
negau bis auf Karl V." heraus, die von
Rutenau vermehrt u. verbessert wurden.
Viglias Tan Zuychem Tan
Aytta (II.) — ... — ein Friese aus
edlem Geschlechte, geb. auf dem Land-
gute Barrehuis bei Leeuwarden, erhielt s.
wissenschaftliche Bildung zuerst zu De-
venter und im Haag, ging dann auf die
Universität Löwen, wo er griechische Spra-
che u. Jurisprudenz studirte. Diese Stu-
dien setzte er in Frankreich, auf der da-
mals berühmten Rechtsschule zu Döle in
der Franche Comte fort. Hier ward er
durch Briefe mit dem zu Basel lebenden
E r asmus, und durch ihn mit dem Rechts-
gelehrten Alciatus bekannt, den er zu
Avignon, und nachdem er Dr. juris ge-
worden , auch zu Bourges hörte u. selbst
zwei Jahre s. Nachfolger wurde. Später
reiste er durch das südliche Deutschland
und die Schweiz, wo er Erasmus und
dessen Freunde persönlich kennen lernte,
und nach Italien; ward Professor zu Pa-
dua , bewundert von den Italienern w egen
s. Beredsamkeit in ihrer alten Sprache;
lehnte, wie Einige wollen, einen Posten
auf Cyprus , ja sogar die Unterweisung
des damals 6jährigen Philipp U., die ihm
durch Karl V. angetragen wurde, ab, u.
kehrte 1532 in's Vaterland zurück. Un-
terwegs liess er die griech. Uebersetzung
der Institutionen, durch T h e o p h i-
lus, zu Basel bei Frobenius drucken.
Nun ward er Offizial zu Münster, bat in
dieser Eigenschaft um Hülfe gegen die auf-
rührerischen Wiedertäufer auf dem Reichs-
tage zu Worms , nahm 1535 einen Sitz
im Reichskammergericht zu Speyer, ward
1537 Professor auf der Universität zu In-
golstadt, trat jedoch wieder, bei Gele-
genheit des Streites über die geldernsche
Erbfolge, in die Dienste s. Landesherrn,
des Kaisers, dessen Anspruch auf Geldern
er schriftlich vertheidigte. 1544 wurde
er Mitglied des grossen , sogleich des
geheimen Raths, unterhandelte einen Frie-
densvertrag mit Dänemark und Holstein,
die schwierige Angelegenheit der grössern
oder mindern Abhängigkeit der Nieder-
lande vom deutschen Reiche, unter dem
Namen des burgundischen Kreises , und
453
Viglius
Viriauus
454
wurde, für alle diese Dienste, 1549 mit
dem Vorsitz des geheimen Raths belohnt.
In Sachen der Religion blieb er s. Kir-
chenverband getreu, und hatte sogar (ein
Mangel s. Verstandes, nicht s. Herzens)
keinen Widerwillen vor der Inquisition,
die damals in Niederland eingeführt wurde,
obschon er die allzustrengen Maassregeln
derselben nicht billigte. Bei Gelegenheit
der Uebertragung der Niederlande an Kö-
nig Philipp, als auch die Landvögtin
Maria, der er sehr ergeben war, das
Land verliess, ^yar er gesonnen, s. Amt
niederzulegen, doch Hess er sich durch
sie selbst und durch Philipp überreden,
in demselben zu beharren. Der schlaue
Staatsmann sah wohl schon die Folgen
des Kampfes zwischen dem Geist der Zeit
und dem des spanischen Hofes voraus !
Nach dem Tode s. Gattin trat er in den
geistlichen Stand und wurde Abt von St.
üavo zu Gent, welche Kirche er, wie die
Universität zu Löwen, mit mehreren Stif-
tungen bereicherte. In dem darauf fol-
genden grossen Kampfe war er, den der
König auch zum Staatsrath ernannt hatte,
auf der spanischen Seite und Mitglied des
angesehenen geheimen Raths, wovon Gran-
velle das Haupt war. Einmal wurde er
aus Verlegenheit , O r a n i e n zu widerle-
gen, von einer Lähmung befallen, von
welcher er jedoch wiederhergestellt ward,
worauf er jedoch bald s. Präsidentschaft
niederlegte. Die Wiederherstellung des
Alten nach dem Wüthen des Bildersturms
(der gewissermassen s. Grundsätze zu recht-
fertigen schien) konnte ihm nicht unlieb
sein, doch Alba 's grosse Grausamkeit
verabscheute er. Namentlich widersetzte
er sich ihm (wiewohl fruchtlos) bei Ge-
legenheit des zehnten Pfennigs, wovon er
den Hergang In Druck herausgab. Die
grösste , vielleicht die einzige Wohlthat,
welche Niederland dieser 6jährigen Schrek-
kensherrschaft zu danken hat, war die be-
rühmte Ordonnanz der Criminal - Justiz u.
die Art des Verfahrens in criminellen Sa-
chen , wo von , wie man glaubt , Viglius
die Verdienste mit Hopperus theilt. In
diesem Criminal- Codex , durch Alba ver-
kündet, zeigt sich nämlich keineswegs der
Geist von diesem, noch \on s. grausamen
Herrn: und selbst die Republik hat sich
später noch an die Vorschriften gehalten,
obgleich dieselben den Namen ihres ge-
schworenen Feindes trugen. Viglius sah
noch den beginnenden Triumph der Freiheit
durch den genter Frieden, starb aber vor
dem Wiederausbruche des Kriegs. Er
schrieb folgende Werke: ,,Commentarii in
Titulos X libri II. Listitut. de Testainen-
tis. Commentarii in Tit. Digest, de rebus
creditis, et ad Tit. Cod. de Edicto D.
Adrian! toUendo. Institutiones D. Justi-
niani, in Graecam Linguam per Theophi-
lum Antecessorem traductae , Bas. 1533.
Justificatio Rationum, ob quas Regina Hun-
gariae, Belgii Gubernatrix, contra Ducem
Cliviae arma sumpsit, Antvv. 1543, 8.
Viglü Epistolae Politicae et Historicae ad
J. Hopperum", 1661. zuerst von Gab-
bema, doch später sehr verbessert und
vermehrt zu Brüssel von C. P. Hoynck
Van Papendrecht herausgegeben, der
auch die Biographie des Viglius hinzu-
fügte. Wagen aar benutzte dieses Werk
in s. „ Vaterländischen Geschichte " , wo
er (in der Vorrede zum 6. Theile, p. IX,
X.) dankbar anerkennt, wie viel Aufklä-
rung er daraus für die Kenntniss der er-
sten niederländischen Zwiste mit Spanien
geschöpft habe.
TiUef agne (VI.) - . . . Baron De —
schrieb über das Lütticher Land, 1803:
„Histoire de Spa", und 1808: „Essais
critiques sur differens points d'Histoire ci-
vile et lltteraire de la principaute de
Liege".
Vinnius (HI.) — Arnold — aus dem
Haag, 1663 Prof. d. Rechte an der Uni-
versität Lej den, schrieb eine „Erläuterung
der Institutionen Justinian's" , welche so-
wohl hinsichtlich des Inhalts, als des Styls
und der Anordnung ein Meisterwerk ist,
auf den meisten europäischen Universitä-
ten als Leitfaden diente, und der leydener
Universität Im Fache der Jurisprudenz blei-
benden Ruhm verschaffte. Auch s. „Par-
titiones Juris" (ein kurzer Auszug aus der
Erklärung von D o n e 1 1 u s), „selectae Quae-
stlones" und eine Abhandlung über die
Verträge u. s. w. verdienen Erwähnung.
Er war auch mit der alten Literatur ver-
traut, wie dies s. kleinen Noten zu den
Institutionen, welche spätere Rechtsge-
lehrte zu sehr vernachlässigt haben, be-
weisen. Sein einziger Sohn, Simon, ein
viel versprechender Jüngling, der 1651
„über die Weisheit der Römer in ihrer
Gerichtsverhandlung" geschrieben hat, starb
vor ihm, in der Blüthe s. Lebens,
VirianuS (HL) — Joannes ■ — aus
Valenciennes , Kaufmann zu Antwerpen u.
Literat, ein Freund von E. Van Mete-
15*
455
\isscher
Visscher
456
ren, Guicciardini, Ortelius u. Lip-
sius, tnip; den Prediger u. das Hohe
Lied in lateinische Verse über, und gab
eine „Reisebeschreibung von einigen Thei-
len Frankreich'»" heraus.
Visscher (in.) — Roemer — geb.
1547 zu Amsterdam, Kaufmann daselbst,
war ein Bearbeiter der niederländischen
Sprach- und Dichtkunde, und führt we-
gen s. sinnreichen Aufschriften und Epi-
gramme bei Vielen den Namen des nie-
derländischen Martial, aus wel-
chem er auch viel entlehnte. Zuweilen ist
er ziemlich geistreich und artig (in der
gewöhnlichen Art), sehr oft unzüchtig (nach
s. lat. Vorbilde), gewöhnlich ungezwun-
gen und rein von Sprache, doch aber allzu
oft flach und dann u. wann affectirt. Schon
die Titel s. Gedichte, wie „Mischmasch"
u. s. w. verrathen die Sucht nach Son-
derbarem, die sich auch in dem abenteuer-
lichen Namen Tesselschade zeigt , den
er s. jüngsten Tochter (nach den vor dem
Texel gestrandeten Schiffen) gab. Er blieb
katholisch, welches nicht hinderte, dass
er mit den edelsten Geistern s. Vaterstadt,
namentlich: Hooft, Reaal \md dem da-
mals noch protestantischen Vondel ver-
trauten Umgang hatte. Die schönen Kün-
ste vereinigten die Gemüther, welche fal-
scher Religionseifer getrennt hatte. Hooft,
Douza u. A. erhoben Visscher bis in
den Himmel, doch gegenwärtig liest ihn
fast Niemand mehr. Er starb zufolge
Wagenaar („Amsterdam", HI. Th. Fol.
p. 204) im J. 1620; allein Brandt sagt,
dass Vondel noch 1625 täglich im Hause
Roemer Visscher's mit Hooft und
Reaal wegen der Uebersetzung der Troas
von S e n e c a zusammenkam.
Visscher (III.) — Anna — älteste
Tochter des Vorigen, ward frühzeitig, nach
dem Tode ihrer Mutter, Vorsteherin der
häuslichen Wirthschaft, und half dabei ihrem
Vater auch bei Verfertigung s. allegori-
schen Gedichte. Cats, Vondel, Hooft,
Huvgens und die zeeländischen Dichter
priesen sie, Letztere bei ihrem Besuch
Zeeland's, als ob die ganze Natur sich
über die Ankunft der Amstelnymphe
freute Hier machte oder erneuerte sie
die Bekanntschaft mit Cats, dessen ein-
fache Dichterweise , wie es scheint , mehr
mit ihrem Geschmack übereinkam, als
die erhabenen Töne von Hooft, Huy-
g e n s u. Vondel, welche ihrer Sciiw e-
ster Tesselschade mehr zusagten. Zu-
folge des trefflichen Biographen beider
Schwestern begab sich Anna bei Gele-
genheit von Cats Erwählung zum Pen-
sionär von Dordrecht, nach dieser Stadt,
wo sie bald darauf (1624) die Gattin des
Dominions Booth Van Wezel ward.
Zu Dordrecht wurde ihre Freundschaft
immer inniger mit Cats: der Dichter, der
ihren VVerth kannte, sandte ihr einige s.
Werke zur Durchsicht, unter andern s.
Allegorien, die so sehr mit ihrer u. ihres
Vaters Dichtungsweise übereinkamen*), und
verherrlichte sie durch mehrere Lobge-
dichte. Anna dagegen schätzte sich glück-
lich , dass sie weder reich noch arm war,
weder Neid noch Hass kannte und viele
Freunde zählte, die durch ihren Geist eine
Zierde ihres Vaterlandes w aren ; doch am
meisten fühlte sie sich durch die Freund-
schaft des Cats, der Blume der Zee-
1 ander, beglückt. Unter den Gedichten
von Anna ist besonders das schöne Ge-
dicht auf die Flucht Hugo De Groot's
zu erwähnen, welches Vollenhove über
die Poesien aller Dichterinnen erhob, und
das De Groot selbst so gefiel, dass er
es in treffliche lateinische Verse übertrug.
Anna überlebte ihre Schwester u. gelehr-
ten Freunde, ausser Cats, und starb,
67 Jahre alt, im J. 1651. Auch sie muss-
te, wie ihre Schwester, für so viele Ga-
ben der Natur den Tribut an das Unglück
entrichten und ihren erwachsenen Sohn
zum Grabe geleiten. (S. über Anna den
folgenden Art. von ihrer Schwester Tes-
selschade, u, Scheltema, „die Töch-
ter Roemer Visscher's", p. 15 — 23, 106
— 129.)
Visscher (HI.) — Maria Tesselscha-
de — erhielt den Namen Tesselschade
wegen des Schiffbruchs, den ihr Vater im
•) Cata widmete ihr unter andern ein Ge-
dicht, welches Scheltema allein in einer
seltenen Ausgabe in 12. auffand, und worin
er, nachdem er einige Frauen genannt, die
sowohl durch Tugend u. Sittlichkeit, als durch
Geistesbildung ausgezeichnet waren (zur Wi-
derlegung Derjenigen , welche gelehrte Studien
an diesem Geschlechte tadeln), Anna Vis-
scher als Beweis anfuhrt , die er als die zehn-
te der neun Gesanggöttinnen und die
vierte der drei Graz ien preist : ja, die
alle die Gaben dieser zwölf Göttin-
nen in sich vereiiiigte. (S. Schelte-
ni.T, ,,\nna u Maria Tessrlschade," p. IG, 17.)
457
Yisscher
Vilriarius
458
Texel ein Jahr vor ihrer Geburt erlitt.
Sie erwarb sich frühzeitig alle ihr Ge-
schlecht zierenden KeiintnJs.se u. Vorzüge,
und der alte R o e m e r hat sich durch diese
sorgfältige Erziehung, die er s. Töchtern
gab, weit mehr, als durch s. IVIischmasche
und Allegorien verewigt. Singen, Musik,
Tanzen, Zeichnen, Sticken, Bossiren, Ma-
len , Dichten , die Kenntniss der italieni-
schen und französischen Sprache : dies Alles
machte dieses Mädchen zum geistreichsten
und gebildetsten ihrer Zeit, während sie
mit allen diesen Fertigkeiten weit ent-
fernt blieb von gewaltiger Gelehrsamkeit
(die Hooft Schulmeisterei nennt), welche
Anna Maria Schnur m ans den Lieb-
reiz ihres Geschlechts raubte, und wäh-
rend sich die edelsten Geister des Landes
um Anna und Tessel schade schaar-
ten. Beide flohen keinesweges den Ehe-
stand , wie Schuurmans; Beide verei-
nigten eine milde Religiosität mit Abnei-
gung vor Frömmelei, in welche Jene ver-
fiel, und hielten sich an die katholische
Kirche , ohne sich von dem vertrauten
Umgange und der Freundschaft mit Pro-
testanten abhalten zu lassen, die ihrerseits
alle Bitterkeit des Sectengeistes, der dieses
Jahrhundert vergällte, vermieden, um dem
Schönen, Liebenswürdigen, dem Geschmack
und dem Verstände ihre Huldigung darzu-
bringen. Maria Tesselschade verehe-
lichte sich 1623 mit Allard Van Krom-
balg, der in Militärdiensten gestanden
zu haben scheint , und Hess sich mit ihm
häuslich zu Alkmar nieder. Die grössten
Dichter, wie Hooft, Vondel, Huy-
gens sangen ihr Hochzeitsgedichte, und
die ausgezeichnete Frau blieb, gleich dem
trefflichen Mädchen, die vertraute Freundin
vor Allem des Drosts, von Huygens u.
bald darauf auch von Baarle. Diese
Freundschaft währte bis zum Tode, und
war allein im Stande, nur ausser der Re-
ligion einigen Balsam zu giessen in das
tief verwundete zarte Herz der Tessel-
schade, als zuerst ihr geliebtes Töch-
terchen an den Blattern starb und kurz
darauf ihr Gatte durch Schwermuth s.
Kinde folgte. Auch die Wissenschaften
boten ihr Trost, und sie unternahm nun
eine grosse , ihres Jahrhunderts würdige
Arbeit : die Uebersetzung von T a s s o ' s
„befreitem Jerusalem" in holländische Verse.
Diese scheint unvollendet geblieben zu sein,
muss jedoch, wenn wir dem Zeugnisse ihrer
Zeitgenossen auch nur zur Hälfte Glau-
ben schenken, vortrefllich gewesen sein.
Gewiss ist wenigstens, dass Tessel-
schade eine Sanftheit und Rundung in
ihren Gedichten besass , welche in jener
frühen Periode der niederländischen Poesie
noch nicht allgemein war, und die sie nur
ihrem Freunde Hooft u. s. italienischen
Mustern verdankte. Man lese nur das
schöne Gedicht : „Wilde und milde Sän-
gerin", um das Liebliche , ihrer Weise zu
bew undern. (S. dasselbe bei S c h e 1 1 e m a,
p. 67 — 69, und De Vries, L B. p. 62,
63.) — Huygens, von ihren Freunden
der am meisten orthodox Reformirte, suchte
sie zum Uebertritt zu bewegen, doch Schel-
te ma sagt mit Recht, dass die damaligen
Reformirten viel zu unduldsam u. erbittert
waren, um diesen Uebertritt zu verdienen.
Seine Versuche blieben ohne Erfolg, stör-
ten jedoch die gegenseitige Freundschaft
nicht. Es ist zweifelhaft, ob Huygens
Tesselschade den Hof gemacht habe,
gewiss ist dies jedoch von Van Baarle.
Allein sie blieb einer zweiten Verbindung
abgeneigt , und auch dies that keinen Ab-
bruch der uneigennützigen Freundschaft
dieser edlen Menschen. Die Vertraulich-
keit dieses Umganges ward noch vermehrt
durch die Veränderung ihres Aufenthalts
von Alkmar nach Amsterdam (1642), wo
sie durch einen Zufall das Unglück hatte,
ein Auge zu verHeren, welches Van Baar-
le in Versen betrauerte. In ihrem Alter
arbeitete sie noch an der Uebersetzung
des ,.Adonis" von Marini; ein wunder-
licher Geschmack fjr Den, der Tasso zu
würdigen wusste. Doch hatte vielleicht
Hooft ihn s. Freundin mitgetheilt, welche
den Schmerz hatte, 1647 s. Tod zu be-
trauern. Kurz darauf hatte sie den dop-
pelten Schmerz , Van Baarle und ihr
einziges noch übrig gebliebenes Kind zu
verlieren. Dies brach ihr Herz, und sie
starb 1649 in dem Alter von 55 Jahren.
(S. über Alles', was Tesselschade und
ihre Schwester betrifft: Schelteraa's
vortreffHche Abhandlung: ,.Anna u. Maria
Tesselschade, die Töchter von Roemer Vis-
scher", Amst. 1808, welche eine sorgfäl-
tige und höchst interessante Zusammen-
stellung alles Wissenswerthen über dieses
edle Schwesterpaar enthält.)
Vitriarius (IV.) — Johan Jacob —
Prof. d. Natur-, Staats - u. Völker-Rechts,
zuerst zu Utrecht, dann seit 1720 zu Leyden,
wo er das Rectoratsamt der Universität
in ihrer glänzendsten Zeit wahrnahm, war
459
Vitringa
Vlacq
460
ein Aintsgenosse von A. Schulting,
dessen Leichenrede er hielt, und starb 1745.
(S. Te Water, „Narratio de rebus Acad.
Lugd. Bat. saeculo XVIII.")
Vitrin§^a (IV.) — Campegius — geb.
1659 zu Leeuwarden, gest. 1722, studirte
daselbst u. zu Leydjen, Avurde 1680 Prof.
d. Orient. Sprachen zu Franeker , womit
er 1682 u. 1693 Kirchengeschichte und
Theologie vereinigte, erhielt 1698 einen
Ruf nach Utrecht, den jedoch König Wil-
helm III. für ungültig erklärte, weil Vi-
tringa der Lehrweise des Coccejus
folgte , und ersetzte ihn durch einen ge-
wissen Pontanus, aus keinem an-
dern Grunde, sagt Burman, als
weil er der Schwager von Hubert
Roseboom, Präsidenten des hohen
Raths von Holland undZeeland,
war, der bei dem König in grosser
Gunst stand, ( S. Burman, „Traj.
Erud,", p. 273.) Als nach des Königs
Tode (1702) dieser Ruf Vitringa's er-
neuert wai-d, schlug er ihn nun seiner-
seits aus, wofür er von den Curatoren der
friesischen Universität, der er sich nun
für immer gewidmet, edelmüthig belohnt
wurde. Vitringa war eine Säule der
Orthodoxie, wie sie sich in s. Zwisten mit
Roell zeigte. Obgleich durchgehends hin-
sichtlich der sinnbildlichen Bedeutung des
A. Testaments der Meinung des Coccejus
anhangend, wagte er jedoch dann u. wann
von ihm abzuweichen;, wie in der Erklä-
rung von Ezechiel's Tempel. Unter
s. vielen Schriften zeichnet sich s. Erklä-
rung des Jesaias aus, eine Schatzkam-
mer von Gelehrsamkeit, — doch vielleicht
beraubt jenes Geschmacks , jenes Gefühls
für das Schöne und Dichterische , Avelche
unerlässlich sind zum Vei-stehen dieses herr-
lichen Sehers u. Dichters. Von Vitrin-
ga's Schriften nennen wir: „Commenta-
rius in Lib. Prophet. Jesaiae", Leov. 1714,
1724, Fol. Vol. n. 1724; noch zu Her-
born, Basel, 1721, 1732; in's Holländi-
sche übersetzt 1739, 6 Th. 4.; deutsch,
verkürzt und mit einer Vorrede v. Mos-
heim, Halle, 1749, 2 Th. 4. Zu s. vor-
züglichsten Werken gehören ferner: „Ob-
servationes Sacrae", Fran. 1683 — 1717,
6 Voll. 4. „Hypotyposis Historiae Chro-
nologica et Sacrae a M. C. usque ad suara,
Saec. I.", Fran. 1708, 1716, 1722. „Apho-
rismi , quibus Fundamenta 1. Theologiae
comprehenduntur", Fran. 1688, 1690, 1693,
1702, 1714; auch holländisch 1696, 1708,
1717 , 1735. Nach s. Tode wurden noch»
von ihm Erklärungen über das Lied
von Moses, den Propheten Z ach arias,
die Briefe an die Römer, an die Ga-
later, anTitus, über den „verborge-
nen Sinn der Wunder Jesu Christi" und
„Allegorische Ausführung über die sechs-
tägige Schöpfung", zum Theil von s. Col-
legen Venema herausgegeben. (S. Vrie-
rnoet, „Athen. Fris.", p. 606 — 624.)
"Vitring^O' (V.) — Campegius — der
jüngste Sohn des Vorigen , geb. 1693,
lehnte 1715 einen Ruf an das Gymnasium
nach Zerbst ab, ward Professor zu Frane-
ker , starb jedoch schon 1723 , noch kein
Jahr nach s. Vater, und machte sich we-
niger durch s. Schriften, als durch s. Vor-
lesungen berühmt; doch hat man von ihm
noch eine „verkürzte natürliche Theologie".
VlacQ (III-) — Adriaan — stammt
aus einer angesehenen Familie aus Gouda
und lebte in der ersten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts. Erbrachte die von Jo hn Napier
erfundenen Logarithmen, welche Henry
Briggs praktischer machte, in allgemeinern
Gebrauch. Man kennt ihn fast nur aus s.
Werken , welche folgende sind : „ Arith-
meticaLogarithmica", auch mit einem fran-
zös. Titel : „Arithraetique Logarithmetique,
contenant les Logarithmes de 1 ä 100,000,
en ceux des Sinus etc., en eilf Ziffern,
a Gouda, chez Pieter Rammaseyn", Folio,
1628. Diese grossen Logarithmen - Tafeln
wurden lange Zeit für die besten gehal-
ten, und besitzen auch noch jetzt, unge-
achtet Scherwin's, Callet's, Vega's
u. A. Arbeiten einen grossen Werth. „Tri-
goncmetria artificialis, sive magnus canon
triangulorum Logarithmicus ad decadas se-
cundorum scrupulorum constructus", Gou-
dae 1633, Fol. Dieses Werk, eben so aus-
führlich als nützlich , war so selten ge-
worden, dass Vega dasselbe 1794 ab-
drucken liess. „Trigonometria Britannica,
sive de Doctrina triangulorum libri duo",
von Briggs und Gillibrand, durch
Vlacq herausgegeben, Gouda 1633, Fol.
„Tabulae Sinuum, Tangentium et Secan-
tium, et Logarith. Sinuum et Tangentium
et numerorum ab 1 ad 10,000", Goudae
1636, 8., welche die ersten Logarithmus-
Sinus-Tafeln in der gegenwärtig gebräuch-
lichen Form waren. (S. De Lambre,
„Hist. de l'Astron. mod." , T. I., p. 545 u.
T. II., p. 420 seqq. Maseres, „Scripto-
res Logarith.", T. I. p, XII. Kästner,
„Gesch. d. Mathem.", Th. III., p. 97.
461
Vladderaccus
Voetius
462
Montucla, „Hist. des Math^m.", T. II.
p. 27, nennt i irrigerweise Vlacq einen
Buclihändler. Busch, „Encyclop. d. ma-
theui, VViss.", p. l47. Lalande, „Astro-
nom.", p. 4102. De Lange Van Wijn-
g aar den, ,. Gesch. d. Herren von Gouda",
Th. II. p. 166, zählt Vlacq unter die
berühmten Goudaer , und sagt , dass er
Sinustafein herausgegeben. Vlacq that
aber mehr 5 er berechnete sie.
Tladderaccus (II.) - Christopho-
rus — geb. im Dorfe Geffen im Gebiete
von Herzogenbusch, Rector der lat. Schu-
len zu Amersfoort u. zu Herzogenbusch,
wo er M a c r 0 p e d i u s Nachfolger war.
Sein Studium betraf hauptsächlich Ci-
cero, aus welchem er Phrasen, die für
den ßriefstyl passend sind , so wie sog.
„Polyonyma" (Antw, , b. Plantijn , 1586,
1597, die Polyonyma nochmals 1604) her-
ausgab. Vor letzterm Werkchen steht eine
Dedication an die Regierung u. Gemeinde
von Amersfoort , der er Versöhnung
mit dem katholischen K önig und
dauerndes Glück wünscht. Sehr
merkwürdig ist in dieser Zueignung das
Lob der damaligen Liebhaberei für die
alte Literatur zu Amersfoort, die so gross
war, dass fast Jeder Lateinisch u. Grie-
chisch verstand, da sogar Kinder, die man
zu Handwerkern bestimmte , zuvor in die-
sen Sprachen unterrichtet wurden. Auch
die Sorgfe für die Armen wird darin ge-
rühmt. — Von s. zwei Söhnen war Pe-
trus, der älteste, Nachfolger s. Vaters an
der Schule zu Herzogenbusch, dann Prie-
ster zu Oorschot, Dichter eines geistl.
Schauspiels, „Tobias" (Silvaeducis, 1595)
und — eines Leichengesanges in epischen
Versen auf Philipp II. (ibid. 1600). Der
andere Sohn, Johannes, war nicht allein
in der alten Literatur , sondern auch in
der Musik und Zeichnenkunst sehr geübt.
Ausser Epigrammen, zum Lobe s. Geburts-
stadt, hat er in einem poetischen Dialog
(„Calvinus"), die Reformirten mit Schmä-
hungen überhäuft und unter Anderm die-
selben auch als gefährlich für die
Throne dargestellt. (S. über Vater u.
Söhne Foppens, „Bibl. Belg.", T. I.
p. 181. T. IL p. 639, 1017.)
Wlaming (V.) — Pieter — Freund,
Stadt- u. Kunstgenosse von Wellekens,
ward 1685 zu Amsterdam geboren u. wid-
mete sich der Jurisprudenz. Aber er liebte
die stillen ländlichen Schauspiele mehr, als
den Gerichtssaal. 25 J. alt , gab er mit
Wellekens eine Sammlung „poetische
Erholungen " und später „ Hirtenlieder "
heraus, die nicht ungefiillig sind, worin
man jedoch die Einfalt Theokrit's,
oder das sanfte sittlich Schöne von Gess-
ner nicht suchen muss. Er ahmte mehr
die Italiener des 16. Jahrh. nach, u. über-
setzte auch Sannazar's „Arcadien".
Als Herausgeber guter in - u. ausländischer
Werke verdient er eine ehrenvolle Erwäh-
nung. Ausser der „Arcadia" gab er die
lat. Gedichte des Kanzlers L'Höpital,
den Herzensspiegel von Spiegel, die
GedichtevonL. Scher m er, der wie Vla-
ming die ländlichen Scenen liebte, und
die Rhetorik von D. Van Hoogstraten
heraus. In s. spätem Jahren wurde er
durch das Amt eines Buchhalters bei der
ostindischen Compagnie mehr oder weniger
von der Poesie abgezogen. Er entwarf
hierauf eine Beschreibung und Ge-
schichte von Amsterdam, und hatte
dazu bereits 'viele Materialien gesammelt,
als 1733 ein Nervenschlag s. Leben endig-
te. (S. W a g e n a a r „Amsterdam" III. Th.
p. 255. De Vries, IL Th. p. 56—58.)
Vleesclilioudere (IV.) — . . . —
kathol. Geistlicher, dichtete (1660) reli-
giöse, einfache Gesänge im Geiste s. Kirche.
Vloten (VI.) — . . . Van — legte in
s. Bibelübersetzung die Saat zu vielen neuen
Ideen, die er zum Thell auch in s. Theo-
logie u. Anwendung der Bibel, in einem
Versuche zur Uebereinstimmung der sog.
Neologen (1804) , und in s. grossen hin-
terlassenen Werke einer „ Vertheidigung
der Wege der Gottheit aus der Geschichte'-
(1807 u. später) entwickelte, zum Theil
solches s. Fi-eunden u. Schülern überliess.
Schade, dass s. geschraubter Styl diese
Lecture so oft verleidet!
Toetlus oder Voet (IV.) — Gijs-
bert — geb. 1588 zu Heusden, schon früh-
zeitig durch Gelehrsamkeit berühmt, wurde
1617 lieber Prediger in s. kleinen Ge-
burtsorte , als in dem des Arminianismus
verdächtigen Rotterdam, wohin er zu glei-
cher Zeit einen Ruf erhielt. Dies prophe-
zeite einen Verfechter der Orthodoxie, wie
Voetius es auch im vollsten Sinne des
Wortes wurde. Er war ungemein eifrig
in s. Dienste und uneigennützig. Er er-
mahnte zu gewissenhafter Religiosität und
Strenge im Lebenswandel. Hinsichtlich s.
Gelehrsamkeit sind die Meinungen getheilt.
Morhoi wirft ihm Ungenauigkelt, beson-
ders bei Anführung von Schriftstellern , u.
463
Voetius
Vondel
464
Jansenius s. schlechtes Latein vor. Er
starb 1679, 89 Jahre alt. Sein Leben
war eine Reihe von Fehden, Bitterkeiten
und Verfolgungen mit und von Janse-
nius, Maresius, Regius, Descartes,
Heidanus und Coccejus (deren Be-
schreibung in die Geschichte der nieder-
länd. Literatur gehört), worüber das Nä-
here sich angegeben findet in Saxii
„Onomast " T. IV. p. 338, 348, 364, 521.
V. Append. 559. Burmanni „Traject.
Erudit." p. 396, 426, wo auch die lange
Liste s. Werke. ,, Biograph, niederl. Männer
u. Frauen", IIL Th. p. .35 — 65. IV. Th.
p. 259—271. F 0 p p e n s . „Biblioth. Belgic."
T. I. p. 368, 369. T. IL p. 618. Bayle,
„Diction.", Art. Heidanus, Marets (Des).
Voetius (IV.) — Paulus — Sohn des
Vorigen, geb. 1619, gest. 1667, Prof. d.
Philosophie, d. griech. Sprache (1641, 1644)
u. d. Jurisprudenz (1654) an der Univer-
sität zu Utrecht, schrieb Anmerkungen zu
Musaeus, Herodianus u. Callima-
c.hus, so wie eine „Geschichte der Herren
v. Brederode".
Voet (IV.) — Johannes — Sohn des
Vorigen, geb. 1647 zu Utrecht, gest. 1713,
lehrte zuerst zu Herborn , dann (1674) in
s. Geburtsscadt die Rechte, wurde daselbst
1677 ord. Professor u. 1680 nach Leyden
berufen, wo er sich durch s. „Commenta-
rius ad Pandectas" (L. B. 1698, 2 Voll.
Fol. Hag. Com. 1704, 1707, 1716) be-
rühmt machte, der als kritische Sammlung
u. Entscheidung vieler Controversen in der
Praxis, als Pandecten des hoUänd. Land-
rechts , zuDeGroot's Einleitung , und
als Pandecten des niederländ. Rechts im
Allgemeinen einen dreifachen Werth hat.
(S. ßurman, „Traj. Erud." p.426, 427.
Saxe, „Onomast. Liter." T. IV. p. 499.
T. V. p. 186.)
Voet (V.) — Johannes Eusebius —
gest. 1778, Arzt u. religiöser Dichter, ein
Kunstfreund von Trip, schrieb: „er-
bauliche Gedichte", 1742, 1755, 1760;
„erbauliche Gesänge auf Ereignisse der
christlichen Kirche"; „vermischte Gedich-
te"; eine „neue Uebertragung der Psal-
men in Versen" (1736), welche grössten-
theils noch bei der holländ. reformirten
Gemeinde in Gebrauch ist, und „nachge-
lassene Gesänge". Dass er durchgehends
natürlicher war, als Trip, beweisen die
bei De Vries mitgetheilten Proben (p.
239 242).
Volder (IV.) — ßurkhardt De —
geb. 1643 zu Amsterdam, gest. 1709, stu-
dirte zuerst zu Utrecht, dann zu Leyden
unter Sylvius die Arzneikunde, wurde
1664 Doctor, widmete sich zu Amsterdam
der Philosophie des Descartes, ward
auf Empfehlung des Bürgermeisters Hudde
1670 Professor zu Leyden, weshalb er aus
einem Mennoniten ein französisch Refor-
mirter wurde, brachte 1674 aus England
den Geschmack für die Experimentalphy-
sik mit, und lehrte auch die Systeme von
Newton. Er bestimmte, nach dem Bei-
spiele von Ottov. Guericke, die Schwe-
re einer gewissen Menge Luft und erfand
eine neue Art von Luftpumpe, die jedoch
später verbessert wurde. (S. Wagenaar's
„Amsterdam", UI. Th. p. 237, 238.)
Volleabove (IV.) — Joannes — geb.
1631 zu Vollenhoven, 1651 Prediger, nach
einander zu Vledder , ZwoUe u. im Haag,
wo er 1708 starb. Ausser einer Menge
verschiedener Gedichte, und Leichen-, Ge-
burts - und Hochzeitsgedichten , die zu
Amsterdam 1686 im Druck erschienen, ver-
fasste er einen besonders geschätzten
„Kreuztriumph" auf das Leiden des Hei-
landes und andere Gesänge über diesen
Gegenstand, die 1740 herauskamen, u. bei
welcher Gelegenheit Vondel von dem
Dichter gesagt haben soll : „Das ist ein
grosses Licht ; aber schade, dass es ein Pre-
diger ist." Seine Predigten „über die Herr-
lichkeit der Gerechten" (im Haag, 1706)
zeichnen sich durch Bündigkeit, Reinheit
der Sprache und des Styls und gute Ideen
vor den geschmacklosen Kanzelreden jener
Zeit aus.
Vondel (III.) — Joost Van Den —
geb. 1587 zu Köln, wo s. Eltern, die Men-
noniten und wegen ihres Glaubens aus Bra-
bant geflohen waren, ein Asyl suchten, kam
schon in s. Kindheit nach Amsterdam, so
dass er also , obgleich in Deutschland gebo-
ren, jedoch nach Abkunft, Erziehung u. allen
möglichen Beziehungen ein Niederländer,
und es ungewiss ist, ob er der deutschen
Sprache mächtig war. Wie Corneille,
verdankte Vondel s. ganzen Ruhm sich
selbst, da s. Eltern nichts dazu beitru-
gen, als dass sie ihn im Lesen u. Schrei-
ben unterrichten Hessen, denn er war zum
Strumpfhändler bestimmt. Gleichwohl muss
er in s. 13. Jahre schon Funken poetischen
Feuers gezeigt haben, weil Ho oft aus
Italien an die Kammer „in Liebe blü-
hend" schrieb, dass Vondel bereits zei-
ge, was er einst sein werde. Fühlend,
465
Vondel
Vondel
466
dass die Kenntniss der Alten ein Hauptmittel
zur Beschneidung der wilden Ranken sei,
die s. Poesie , welche er zur Erholung
fleissig trieb, verunzierten, lernte er in s.
26. Jahre die lat. Sprache , die schnell
einen sichtbaren Einfluss auf s. Kunstver-
mögen ausübte. Die Spaltungen in der
Religion u. Politik hielten seit 1618 alle
Geinüther beschäftigt. Vondel, mit einem
warmen Herzen und mit feuriger Phanta-
sie begabt, nahm sich mit all dem Enthu-
siasmus , der solchen Charakteren eigen ist,
der Sache der Unterdrückten an, und Bar-
neveld's Schaffet beseelte ihn mit jener
Entrüstung, die auch Juvenal als Dich-
ter auszeichnete. Sein „Pal am ed es" war
die erste Frucht dieser exaltirten Stim-
mung und ragte durch gebildete Sprache
(eine Folge der Kenntniss der Römer)
weit über s. frühern Erzeugnisse (später
unter dem Namen „alter Reime" heraus-
gegeben) hervor. Obgleich der „Pala-
medes" erst nach dem Tode des Moritz
herauskam, so lebten doch noch zu Viele,
welche dieses Werk entlarvte, als dass der
Dichter hätte unbelästigt bleiben können.
Er musste sich einige Zeit verbergen, und
wurde nur durch die Festigkeit der ara-
sterdamer Regenz (die ihren Bürger nicht
ausliefern wollte) vor Lebensgefahr ge-
schützt und mit der kleinen Busse von
300 Gulden gestraft. Inzwischen wurde
durch den Umgang mit Hooft, Reaal
u. De Hubert (einem gebildeten Zeel an-
der) s. Geschmack immer mehr geläutert,
während der geglückte Versuch, unter der
milden Regierung Fried rieh Heinrich' s
(der sich sogar den „Palamedes" in s.
Cabinet vorlesen liess) ihm zum Sporn
V diente, um sowohl die Intoleranz s. Zeit
sinnig zu kritisiren (als Satyriker kennt
Niederland seines Gleichen nicht), als auch
die Grossthaten der alten Holländer in
jenem Jahrhundert , so reich an Glanz , in
erhabenen Heldengesängen der Unsterblich-
keit zu weihen. Von dieser Art war die
„Eroberung von Grol" das erste und kei-
neswegs das geringste; die Erscheinung
der Inquisition vor dem Cardinal Infanten
ist meisterhaft, obschon die Farben etwas
zu stark aufgetragen sind, was man der
weniger geläuterten Sprache jener Zeit zu
Gute halten muss. Die „ Städtekrone
Friedrich Heinrich's", nach der Er-
oberung von M a s t r i c h t , ist ebenfalls
voll Kunstjuwelen u. ein Meisterstück der
Erfindung ; nicht minder der darauffolgende
„Waffenstillstand zwischen Polen u. Schwe-
den". 1632 entwarf Vondel ein grosses
Heldengedicht, welches Konstantin d.
G. und den Triumph des Christenthums
zum Gegenstand hatte, doch der Tod s.
Gattin traf ihn zu tief, um an die Fort-
setzung dieses Werkes zu denken, dessen
Anfang er sogar vernichtete. Nach einer
kleinen Pause trat er jedoch wieder und
zwar als Trauerspieldichter auf: das neue
Schauspielhaus ward 1637 mit s. Meister-
werk: „Gijs brecht von Amstel" ein-
geweiht. Der Gegenstand desselben ge-
fällt dem grossen Haufen als ein Volks-,
als ein Localstück ; die Ausführung ent-
zückt den Kenner als eine meisterhafte
Nachahmung des zweiten Buches von Vir-
gil's ,,Aeneide". — Bereits im ,,Gijs-
b recht" nimmt man Anspielungen wahr,
günstig für die katholische Kirche, zu der
Vondel bald öffentlich übertrat. Sein
Biograph kann dieses Räthsel in einem
Mann wie Vondel nicht anders erklären,
als aus zeitlichen Rücksichten und Pfaffenbe-
trug ; wir , die dieselbe Erscheinung in
Stolberg, Fr. Schlegel u. Werner
gesehen haben, können uns darüber nicht
mehr wundern, sondern müssen es psycho-
logisch aus den poetischen Formen des
katholischen Kirchengebrauches erklären,
der auf Menschen von lebendiger Einbil-
dungskraft einen Einfluss übt, der sie un-
widerstehlich zwingt, ihren Verstand zu
verleugnen und am Ende Poesie für einer-
lei mit Religion zu halten. Zu diesem Ex-
trem kam es jedoch bei Vondel nicht,
der vielmehr einfach , aber fest an s. Kir-
■ chengemeinde sich hielt. Von dieser Zeit
an dichtete er nicht nur Trauerspiele in dem-
selben Geist, wie: „die 11,000 Jungfrauen"
(1639, noch kurz vor s. Uebertritt), „Pe-
ter u. Paul" (1641) und Maria Stuart"
(1641) ; sondern auch andere Stücke, „Brie-
fe der heiligen Jungfrauen" (1642). und
besonders die ,, Altargeheimnisse" (1645),
eine poetisch-theologische Betrachtung der
Messe. Das Unangenehmste für die Kunst
war hierbei , dass V o n d e l ' s Uebertritt
eine Spannung zwischen ihm und H o o f t
verursachte. Uebrigens war er unermüdet
in s. dramatischen Arbeiten , die er stets
der Vollkommenheit näher zu bringen suchte
durch Uebersetzungen aus griech. u. röm.
Trauerspieldichtern. Den Gipfel erreichte
er in s. Kunst in dem „Lucifer" (1654)
u. „Jephtha" (1659): ersteres ein erha-
benes Gemälde von dem Fall der Engel,
467
Vondel
Vondel
468
Milton's Pinsel nicht unwürdig, und mit
dem „verlorenen Paradiese", das 14 Jahre
später erschien, in vielen Hinsichten über-
einstimmend (z. B. in der Beschreibung des
Paradieses und seiner Bewohner) : das
zweite, in Versen von 10 u. 11 Sylben,
ein Werk s. 72. Jahres, noch voll Geist
u. Leben, und ganz nach den Mustern des
Alterthums. Inzwischen hatte der unwi-
derstehliche Trieb s. Genies, welches sich
zu täglichen Beschäftigungen nicht ernie-
drigen konnte, imd die Verschwendungen
eines Sohnes den Greis in Armuth ver-
setzt, und man glaubte viel zu thun, in-
dem man ihm ein Aemtchen im Leihhause
gab. Doch anstatt Pfänder einzutragen,
schrieb er Verse, und Amstel's Regenz
entliess ihn daher, mit Beibehaltung s. Ge-
halts (1668). Die letzten Jahre s. Lebens
brachte er in literarischer Ruhe zu. Der
grosse Mann starb 1679. — Dramatische
Poesie war V o n d e 1' s Hauptfach. Er
vervollkommnete die griech. Manier in den
niederländischen Trauerspielen, die vor
Allem sich durch ihre herrlichen Chöre
auszeichnen. Hierin hat kein Dichter unter
den spätem Vondel je übertroffen. Ra-
cine und Schiller sind ihm nur gleich-
gekommen. Wer kennt nicht den Mark
und Beine durchdringenden Chor in dem
zerstörten Jerusalem, der das Verschlingen
eines Kindes durch s. vom Hunger gequäl-
te Mutter nicht erzählt, nicht schildert,
sondern lebendig vor Augen stellt! Wer
kennt nicht den erhabenen Engelchor im
„Lucifer", den schönen Gesang aus dem
„Palamedes", das dünn gesäete Ge-
stirn erbleicht (nach Seneca bear-
beitet, aber mit Veränderung nach den
holländ. Sitten)! Weniger bekannt ist aus
diesem Trauerspiele die ungemein poeti-
sche Schilderung des Schicksals, womit
jedoch der Dichter wahrscheinlich die Prä-
destination Calvin's im Auge hat, imd
das melodische Siegeslied von Priamus
und der Trojaner nach dem Fall des
besten griech. Rathgebers; wer kennt da-
gegen nicht die zwei göttlichen Chöre aus
dem „Gijsbrecht von Amstel", die
Schilderung der Ehe und der unglücklichen
Mutterliebe! Doch es ist unmöglich, alle
die mannigfaltigen Schönheiten, von denen
diese Chöre, wahre Oden, voll sind, auch
nur anzudeuten. Aber es ist eine andere
Frage, ob Vondel den Zweck, den Geist
des Chors bei den Alten wohl gefasst hat.
Dieser war jedoch nicht eine blosse Zierde
oder nur eine Ausfüllung der Pause zwi-
schen den Acten : er war ein wesentlicher
Theil des Stücks, eine Darstellung des
Volkes, welches thätigen Antheil an der
Nachahmung der grossen Acte des Lebens,
wie in diesen Acten selbst hatte. Dieser
Chor sprach also auch oft mit den han-
delnden Personen , beklagte sie oder gab
ihnen Rath. Vollkommen in diesem Geist
bedient sich Schiller des Chors in s.
Braut von Messina , wo derselbe so^ar
grösstentheils zur Lösung beiträgt. Von-
del hat denselben auf diese Weise nicht
gebraucht. In s. Trauerspielen ist der
Chor nur ein poetisches Nebenwerk , wel-
ches allein mit den Chorgesängen der Grie-
chen zwischen den Acten übereinkommt,
und aus den Umständen der Helden zu poe-
tischen Aeusserungen Veranlassung nimmt.
Er wechselt damit s. oft etwas zu langen
Dialogen u. Monologen ab, und man kann
nicht verkennen, dass diese Gesänge oft
äusserst angemessen sind. Ein französi-
scher Kunstrichter (s. „Encyclopedie de
Diderot et d'Alembert", Art. Hollande,
Poesie Hollandaise) hat ihn getadelt,
dass er in den „Gijsbrecht" ein Weih-
nachtslied einfährt, welches mit dem Stück
nichts gemein hat. Doch wie schön stimmt
dieses Lied nicht allein mit dem Zeitver-
hältniss, worin es gesungen wird (Christ-
nacht) , sondern auch mit dem Verhältniss
der Personen , die es singen , überein ?
Zarte, blöde, unschuldige Jungfrauen weis-
sagen in dem Morde der unschuldigen Kin-
der gleichsam ihr eigenes Schicksal, das
sie treffen soll; und wie sehr muss noch
das Mitleid mit den Unglücklichen ver-
mehrt werden durch die Vorstellung, dass
sie in der Beobachtung ihrer Religions-
pflicht umkommen; während der Dichter s.
Absicht, die Partei von Haamstede ver-
hasst zu machen , nicht besser erreichen
konnte, als mit diesem in der ganzen Chri-
stenheit geheiligten Zeitpunkt (worin, wie
Shakspeare sagt, kein böser Geist sich
zeigen darf, sondern Alles glücklich und
barmherzig ist,) durch Mord u. Verrath
entweihen zu sehen ! Und dieser Zeitpunkt
konnte nicht besser als durch einen Chor-
gesang auf Christus Geburt ausgedrückt
werden. Im „Adam in Verbannung"
hat Vondel gerade dieselbe Idee wie
M i 1 1 o n , die ersten Menschen Gott mit
einem Morgenliede loben zu lassen , wel-
ches er dann auch in einem Wechselge-
sang Adam u. Eva in den Mund legt.
469
Vondel
Vondel
4?0
Ferner führt Vondel in diesem Trauer-
spiele noch einen Chor von Engeln und
Wächtern des Paradieses ein. Eben so
wie die Griechen (vor Allen Sophokles)
erhabene moralische Wahrheiten in ihre
Chorgesänge einflechten, so auch Vondel.
Wer kennt das Lob der Eheliebe nicht?
So wird auch in „ J e p h t h a" (4. Act) der
Gehorsam und die Selbstverleugnung treff-
lich in dem Vorbilde des Abraham ge-
schildert. In diesem Trauerspiele, viel-
leicht dem i-egelmässigsten u. zugleich einem
der schönsten von Niederland's Meister-
sängern, ist die locale Wahrheit u. Farbe
des hebräischen Alterthums besonders tref-
fend bewahrt. In dem ersten Chorgesang
hört man die Töchter des Landes, die un-
glückliche I p h i s an ihrer Spitze, ein fröh-
liches Siegeslied wegen der Siege über
Amnion anstimmen. Der zweite, nach
dem unglücklichen Vorfall, beklagt die
Unbeständigkeit des Irdischen, und denkt
mit schmerzlicher Erinnerung an J o s e p h,
Stammvater des Helden, dessen Schicksal
eine ganz andere Wendung genommen hatte,
der in den Armen s. Nachkommen all s.
Leid hatte vergessen können ! Im dritten
Act wünscht der Chor, dass Gott die un-
schuldige Tochter Jephtha's, wie früher
Moses, bewahren möchte ; auf diese Weise
überall die heilige Geschichte, die jedem
Israeliten bekannt sein musste, in die Chor-
gesänge einflechtend, gerade so, wie die
griech. Trauerspieldichter stets ihre Göt-
ter- u. Heldengeschichten durch den Chor
in Erinnerung bringen. Der Plan der Stücke
Vondel's ist dagegen selten ganz tadel-
los. Doch sogar bei den Griechen ist,
was diesen Punkt betrifft, nur Sopho-
kles ein Muster , dem man sicher folgen
kann: bei Aeschylus kämpfte der Dialog
noch gegen den Chorgesang , den ältesten
Bestandtheil , und die Zahl der Personen
war zu gering, um einen regelmässigen
Plan auszuführen; bei Euripides ist die
Handlung zuweilen eine doppelte, zuweilen
ist das Stück nichts als eine Zusammen-
stellung trauriger Umstände, ohne gehörige
Verbindung. Der Plan von „Jephtha" je-
doch, von einigen andern biblischen Stücken,
der „Jungfrauen'', der „Maria Stuart"
u. des „Gijsbrecht" (mit Ausnahme der
Erscheinung des Engels am Schluss) ist
ziemlich geglückt; andere sind mehr Ge-
schichtsspiele, woiin der Dichter sich an
die Geschichte, namentlich an die heil. Ge-
schichte gehalten hat; in einigen wird der
Eindruck der Auflösung durch eine zweite
Handlung gestört, wie im ,,Lucifer",
worin Ad am 's Fall noch kurz erzählt
wird, während das Stück augenscheinlich
(auch für den Eindruck des Ganzen) mit
der Niederlage Lucifer's sich hätte
schliessen sollen. — Als lyrischer Dichter
war Vondel (ausser s. erhabenen Chö-
ren) ebenfalls gross und ausgezeichnet. Er
wusste das Feuer, die Fülle der Gedan-
ken und die Kraft der Alten, besonders
des Horaz, sich glücklich anzueignen.
Die Griechen kannte er nicht genug; da-
gegen lieferten ihm aber die geistlichen
Dichter eine reiche Ausbeute, und die bei-
den Hauptquellen s. Studiums, Horaz u.
David, hat er, ihrer würdig, in den zwei
Gedichten : ,, Römische Leyer'' und „Kö-
nigliche Harfe" besungen, beide Nachah-
mungen des bekannten „Pindarum quisquis
studet aemulari" des Horaz. Die Gegen-
stände , die er behandelte , waren ver-
schieden ; doch nie lieh er s. Muse der
Untugend, selbst nicht der sinnlichen Liebe.
Ein Kenner hat die Bemerkung gemacht,
dass, während Ho oft u. Cats (und man
darf auch Huygens hinzufügen) trotz
ihrer feinen Erziehung mehrmals das ge-
meine Leben, dessen Beschäftigungen, Wün-
sche u. Begierden besangen, Vondel da-
gegen nur für Könige u. Helden zu dich-
ten schien. In der That durchbrach s.
Anlage alle Hindernisse, welche s. Stand
ihm in den Weg legen wollte. Es ist
wahr, einige Ausdrücke sind wohl rauh
und hart, doch in den lyrischen Gedich-
ten kommen sie am seltensten vor; hier
hält er sich fast stets auf der Höhe, wel-
che die Ode verlangt, und weiss uns ab-
wechselnd zu erheben und unser Gefühl
anzuregen. Zu dieser letzten Gattung
von Gedichten gehört das treffliche Stück:
,,C onstantinchen", u. s. w. , doch sie
sind die seltensten. Vondel's Anlage
ging mehr auf das Kühne und Erhabene,
worin er Meisterstücke lieferte. Wie ist
er so ganz in Entzückung über die Ein-
weihung der berühmten Schule zu Amster-
dam! Wie verdrängen sich da s. Bilder
in lyrischer Unordnung ! Wie strömt s.
ganze Seele in Freude aus über die Ret-
tung De Groot's und dessen Rückkehr
in's Vaterland ! Nur einmal treibt ihn Liebe
zu s. Geburtsstadt zu den Füssen Gustav
Adolph's, dass er sie verschone; dann
verherrlicht er den Strom dieser Geburts-
stadt, den bleichblauen Rhein in einer
471
Vondel
Vondel
472
herrlichen Ode. (S. ,. Poesie oder ver-
schiedene Gedichte", 168:2, I. Th. p. 340.
341.) Sowohl in Oden als Siegesliedern
besingt er die vornehmsten jener ewig
merkw-ürdigen Elreigoisse, welche die nie-
derländische Macht im 17. Jahrhundert
mehr als einmal zum Schicksalsrichter voa
Europa erhoben. Fast überall herrscht
ein dichterisches Bild, weiches dem Gan-
zen s. Gestalt gibt. So sieht der Dichter
Friedrich Heinrich im Siegespomp
von Herzogenbusch zurückkehren, fragt,
wer dieser Held sei? Ein Heros des Alter-
thums? Ein Alexander? Es ist der Ver-
nichter eines Waidungeheners, das so viele
Edle erwürgte» Mies bekommt unter den
Händen dieses wahren Dichters Körper,
Farbe u. Sprache; wir sehen die Schiach-
ten zur See und zu Lande, und frohlocken
mit den Siegern. — Das dritte Buch der
lyrischen Gedichte ist meistens dem Schau-
gepränge des von Vondel in später Zeit
angenommenen Glaubens , dem Lobe der
— Jesuiten geweiht, und durchgehends
von geringerem poetischen Werth. Das
Gedicht : „Christliche Geduld" macht hier-
von jedoch eine Ausnahme. V o n d e 1 ' s
Sonette , -wiewohl nicht die glänzendsten
s. Werke, zeigen, wie AUes, was aus s.
Feder floss , unverkennbare Spuren des
Genies. Das auf Rose las (s. ,,Poesie",
L Th. p. slSl) kann, wie glänzend es
auch auf den ersten Blick erscheint , viel-
leicht die Probe des guten Greschmacks
nicht aushalten ; aber wie treffend , wie
ganz aus dem Herzen fliessend ist nicht
das Sonett auf den edlen Cornelis Pie-
tersz. Hooft! Wie stark und kräftig
wird Rom (wovon Vondel damals noch
frei war) bei längerem Widerstand der Un-
tergang durch Gustav Adolph's Waf-
fen angedroht (s. das. p. 299)! und in
welch einem kurzen Räume wiird Alles,
was Schmeichelei je Christinen von Schwe-
den während ihrer langen Laufbahn gesagt
hat , in Vondel's Sonett : „Königliche
Idee" übertroffen (s. das. p. 308)! Doch
in Stärke dichterischen Ausdrucks stehen
die Sonette weit unter den Epigram-
men (im alten Sinne). Wir erwähnen
hier nur die bekannten Glossen auf Mas
Anielio, De Groot, Vossius, Hooft,
Jan Voä und die Brüder Grab et h.
Brandt bildete sich nach ihnen und kam
s. Meister gleich. Nicht minder glückte
Vondel die i^atyrc. Sein ernster Geist
sah in den Handlungen der Menschen mehr
das Verkehrte,' als das Lächerliche; er
ward also kein H o r a z , sondern ein J u-
venal. Die ersten Veranlassungen dazu
gaben ihm die betrübten Spaltungen in
Kirche und Staat, bei Gelegenheit der
göttlichen Gnadenwahl. Vondel weihte
s. Herz und s. Feder der unterliegenden
Partei. Die von ihm wegen des „Pala-
m e d e s" erlittene Verfolgung erhöhte s. Ei-
fer, und so erschienen eine Anzahl Ge-
dichte , die , wie scharf und voll Geist
auch, wegen der niedrigen Ausdrücke un-
ter der Würde des Dichters waren. Man
kann s. Satyren in politische und theolo-
gische eintheüen. Unter die besten der
ersten Gattung gehören die „Wagschale
von Holland'-, worin die Lösung der Kir-
chenstreitigkeiten dem Schwert des Mo-
ritz übertragen wird (1618, das. 11. Th.
p. 167) ; eine Frage der amsterdamer .Aka-
demie, an alle Dichter, mit der Antwort
(das. p. 187); das ,, Papiergeld-', geopfert
auf dem Altar der hoUänd. Freiheit (s.
das. p. 195); „Stachelschrift", an Hooft
(1630), über des Landes Zustand (s. das.
p. 201) , und ein sehr beissendes Gedicht
auf den Tod Wilhelm H. , Prinzen von
Oranien , den er darin wegen s. frühzeiti-
gen Todes für die holländ. Freiheit mit
Curtius u. Decius vergleicht. Dieses
letztere Gedicht findet sich nicht in der
sonst sehr vollständigen Sammlung von
Vondel" 5 kleinem Gedichten, die 1683
von Brandt herausgegeben wurde, w ahr-
scheinlich weil die damalige Regierung W i 1-
helm's ni. , eines Sohnes jenes Fürsten,
diese Freiheit nicht zuliess. Unter den
theologischen Satyren zeichnet sich „H a r-
p u n e" aus , über die Sucht einiger Pre-
diger, sich mit politischen Sachen zu be-
fassen, und das strenge Decretum horri-
bile gegen Calvin's Lehre, dass Gott
auch jung verstorbene Kinder ewig ver-
dammt haben sollte. Auch unter s. Hoch-
zeits-, Leichen- und vermischten Gedich-
ten befinden sich viele schöne Stücke.
Vondel bediente sich in s. jugendlichen
Gedichten , besonders in den Hochzeits-
gedichten, viel der alten Götterlehre; da-
her ist s. Hochzeitslied auf H o of t' s zweite
Vereheiichung ausserordentlich reich oder
lieber all zu üppig (s. ..Poesie", I. Th. p.
622, 640). Li späterer Zeit enthielt er sich
dessen u. neigte sich mehr zur Legende.
Sogar abstracte theologische Betrachtun-
gen, wie die der Transsubs tantia-
ti oa, nehmen unter s. Händen ein poetisches
473
Vondcl
Voorst
474
Gewand an. Die „Altargeheiranissc" sind
in dieser Beziehung ein Meisterstück. Zum.
Schluss darf nicht unbemerkt bleiben, dass
dieser grosse Mann nur aus Ueberzeugiing
oder innerem Drange und nie aus Neben-
rücksichten gedichtet hat. Hätte er es mit
der herrschenden Partei der Kirche halten
wollen , wie viel Verdruss würde er sich
erspart haben! Er wagte Amt, Freiheit u.
sogar s. Leben, um die Verketzerer und
Rechtsverdreher von 1618 zur Schau zu
stellen , und opferte den Tisch , ja die
Freundschaft von Ho oft der Ueberzeu-
gung, dass er die katholische Religion an-
nehmen musste. Ehre s. Herzen , wenn
s. Verstand auch irrte! Seine Brust
schlug stets für Religion, Kirche u. Va-
terland! (S. über Vondel die vortreff-
liche, von Brandt verfasste Biogra-
phie hinter dessen ,. Poesie" [der Haupt-
quelle]; J. De Bosch Lobrede auf ihn
in dem „Allgem. Magazin für Wissenschaft,
Kunst u. Geschmack", Th. I. St. 1. p.
506; Wagenaar, „Beschreib, v. Am-
sterdam", St. in. p. 245, 246; „Biogra-
phien niederländ. Männer u. Frauen", Th. I.
p. So — ; M. Siegenbeek, „Abhandl.
über Vondel's Verdienste als Dichter", in
den Werken der batav. Gesellsch. für
Sprach- u. Dichtkunde, Th. H. p. 36—
108; ausgewählte Gedichte von
Vondel in s. „Probe holländ. Dicht-
kunde", p. 84—162; J. De Vries,
„Gesch. d. holländ. Dichtkunde", Th. L
p. 152 — 177, und in Beziehung auf Von-
del's Verdienste als holländ. Sprachfor-
scher: Ypey, „Gesch. d. niederl. Spra-
che", p. 465 u. Brandt' s „Biographie
von Vondel", p. 77). Die Gedichte des
Vondel bestehen, ausser den bereits ge-
nannten, aus verschiedenen Uebersetzungen
(in Versen und in Prosa) griech. u. lat.
Dichter, wie Sophokles, Euripides,
(mit Hülfe s. gelehrten Freunde) Virgil,
(gereimt u. nicht gereimt) Horaz, (lyri-
sche Gedichte in Prosa) u. O v i d. Des
Letztern „Verwandlungen", von Vondel
übersetzt, haben, obgleich keineswegs s.
Meisterstück, Huydecoper Veranlassung
zur Abfassung jenes für holländ. Sprache un-
schätzbaren Werkes : „Proben von Sprach-
u. Dichtkunde" gegeben. Die zwei vor-
züglichsten Sammlungen Vondel's, und
nach welchen man ihn allein beurtheilen
muss, sind die „Trauerspiele", 2 Theile,
4. , (in verschiedenen Jahren ) bei A. D e
Wees zu Amsterdam herausgekommen,
und die „Poesie", oder „verschiedene Ge-
dichte, Heldengesänge, Siegeslieder, Lob-
und Ehrengedichte , Sonette ( lyrische
Gedichte, 3 Bücher), Epigramme, Hoch-
zeits - u. Leichengedichte , Grabschriften,
Geburts - u. Dankgedichte, Briefe, Ele-
gien, Satyren, Zueignungen, Glossen, ei-
nige kleinere Dichtungsarten , Gesänge,
vermischte Gedichte , Uebersetzungen und
Alte Reime", denen Brandt 's Biographie
des Dichters hinzugefügt ist (Franeker,
1682). Der „Johannes der Bussepredi-
ger", die „Altargeheimnisse", die oben
genannten Uebersetzungen u. andere Stücke
sind auch besonders bei De Wees er-
schienen , dessen vollständige Ausgabe des
Dichters, in 13 Theilen, 4., sehr geschätzt
und gesucht ist. In neuerer Zeit hat We-
st e r m a n mit gutem Erfolg eine neue,
nette Handausgabe des Dichters unternom-
men. Klein, aber schön, ist die aus den
Chören von Vondel's „Trauerspielen"
veranstaltete „Blumenlese" von J. De
Vries, 1820. Vor 30 Jahren begann B.
Bosch bereits eine neue Handausgabe des
Dichters in kl. 12., die jedoch nicht voll-
endet ist.
Voorda (V.) — Jacobus — geb. 1697
zu Harlingen in Friesland, war zuerst Ad-
vocat des Gerichtshofes zu Leeuwarden,
dann (1723) Lector, 1727 ausserordent-
licher und 1730 ord. Prof. d. Rechte zu
Franeker, und noch in demselben Jahre
nach Utrecht berufen, welches Amt er mit
einer Rede „über die Weisheit der Römer
in dem Gesetz der zwölf Tafeln" antrat.
Voorda (V. u. VI.) — Bavius —
Sohn des Vorigen, geb. 1729, zuerst Ad-
vocat, 1755 College s. Vaters zu Frane-
ker, u. später als Prof. d. Rechte nach
Leyden berufen , ward wegen politischer
Meinungen 1788 abgesetzt, erhielt jedoch
1795 s. Amt wieder.
Voorda (V.) — Johan Hendrik —
Bruder des Vorigen, Advocat zu Leeuwar-
den, dann Prof. d. Rechte zu Utrecht u.
später zu Franeker. (S. Vriemoet,
„Ath. Frisiac." p. 812, 813, 874, und
Saxii „Onomast.", P. VIII, p. 190.)
Voorst (VI.) — Jan Van — aus Delft,
zuerst Professor .zu Franeker, dann (seit
1799) zu Leyden, aus dessen Schule eine
zahllose Schaar von tüchtigen Theologen
und Kennern der heil. Urkunden hervor-
gegangen ist. Er hat bis jetzt wenig ge-
schrieben; aber s. Denkungsart u. Kennt-
niss zeigen sich genugsam in s. Antritts-
475
Voort
Vossius
476
rede, worin er De Groot u. Ernesti,
als Muster guter Exegeten, mit einander
vergleicht, in s. Dogmatik und in s. Schü-
lern, von welchen wir nur Borger nen-
nen wollen , dessen Erklärung des Briefes
über dieGalater und s. lat. Rede „über
die Pflichten des Schrifterklärers", bei all
dem eigenen Genie des Verfassers, die
Schule eines Van Voorst verrathen.
Voort (III.) — Jeronyraus Van Der —
8Üd - niederländ. Dichter, war Factor der
Redekammer: „die Goldblumen", zu Ant-
werpen, der ebenfalls mit Wilhelm I.
der Tyrannei Alba's entfloh. Man findet
bei Voort eine Menge Bastardwörter.
Vorstius (in.) — ... — Botaniker.
Vo8 (III.) — Jan — ein Glaser und
schwülstiger Dichter. Ohne alle wissen-
schaftliche Bildung schien dieser ausser-
ordentliche Mann Vondel die Krone strei-
tig machen zu wollen, dessen Stücken er,
als einer der Directoren des amsterdamer
Schauspieles , oft durch niedrige Kunst-
griffe zu schaden suchte, wahrscheinlich
um dadurch s. eigenen ausschweifenden
Geistesproducte besser zur Schau zu stel-
len. Obgleich von Kennern (s. Van Ef-
fen in s. „ holländ. Zuschauer", I. Th.
p. 190 — 192) s. Verse sehr gepriesen
werden, so bleibt jedoch s. Darstellungs-
weise ausschweifend u. abgeschmackt: mit
Wollust badet er sich im Blute und ver-
weilt bei dem AUergrässlichsten ; s. Cha-
raktere sind so unnatürlich und hart, dass
auch die schönste Poesie einen „Aran u.
Titus" (1641), wie sehr auch anfangs
beifällig aufgenommen, auf die Länge nicht
hätte halten können. Dieses Stück ist mit
Recht, ausgenommen bei Liebhabern des
Alterthums, vergessen. Je länger, desto
tiefer sank Vos in dieser Manier. So
folgte auf jenes Stück die „Medea", voll
von Gräuelthaten , und endlich die Posse
„Orne", worin alle Plattheiten des Pöbels
einer grossen Stadt in ihrer ganzen Gemein-
heit vorkommen. (S. Wagenaar's „Am-
sterdam" , III. Th. p. 246, 247.)
Tos (III.) — Lambert De — burles-
ker Dichter aus Brügge, der den Reich-
thum der holländ. Sprache in Verbin-
dungswörtern zeigte, jedoch auch das Ge-
meine u. Platte nicht immer zu vermeiden
wusste.
Vos (VI.) — Willem De — Menno-
nitenprediger, ein in vielen Fächern des
menschlichen Wissens und in allgemeiner
Sprachkunde sehr bewanderter Mann, und
namentlich durch s. Leichenrede auf Huls-
hoff bekannt.
Vossius (in.) — Gerard Janszoon —
geb. 1577 zu Heidelberg. Sein Vater,
Johannes Vossius, oder, wie er s.
Namen auch nach dem Griechischen ver-
änderte, Alopecius, aus Roermond in
Obergeldern, legte sich mit 23 J. auf die
Theologie, nach der Lehre der Reformir-
ten, der er mit Eifer anhing. Durch eine
der im 16. Jahrh. so zahlreichen Kirchen-
spaltungen s. Postens entsetzt (der neue
Kurfürst war nämlich lutherisch gewor-
den, und wollte nun auch, dass das ganze
Land dies werden sollte) begab sich der
Vater mit s. Frau und einem halbjährigen
Kinde nach dem gastfreien Holland, wurde
Prediger, nach einander zu Leymuiden,
Veurne in Flandern und zu Dordrecht, wo
s. Gattin und er kurz nach einander star-
ben. Gerard, die 6jährige Waise, ward
von Barbara Van DerMijle, deren
verstorbener Gatte, Jacob, in der Pfalz
sehr dem alten Vossius zugethan gewe-
sen, auferzogen. Auf den lat. Schulen,
die damals zu Dordrecht in ihrer vollen
Blüthe standen, machte er grosse Fort-
schritte, kam 1595 auf die Universität zu
Leyden, und erhielt drei Jahre darauf die
höchste Würde in der Philosophie u. den
freien Künsten ; er war der Erste , dem
diese Ehre daselbst zu Theil wurde. Hier
begann er bereits, einige Schriften Aon
Aristoteles zu erklären; man wollte
ihm eine Professur verleihen , als an den
dordrechter Schulen das Rectorat offen
und dieses G e r a r d übertragen wurde.
Fünfzehn Jahre lang stand er diesem Amte
mit Eifer vor, bildete während dem viele
tüchtige Schüler und schrieb s. „Institu-
tionum Oratoriarum Libri VI." Dieses
Werk machte ihm einen grossen Namen,
und er wurde fast gleichzeitig nach Stein-
fort als Prof. d. Theologie und nach Leyden
als Director des StaatscoUegiums für die
Theologie berufen. Er nahm letzteres Amt
an und bekleidete dasselbe vier Jahre.
Hierauf Avurde er Prof. d. Beredsamkeit
und Chronologie, lehnte einen Ruf nach
Cambridge ab , und schrieb zunächst s.
„Rhetorica" u. „ Grammatica " , die noch
auf den Schulen in Gebrauch sind. In
England, wohin besonders s. Ruhm ge-
drungen war, wurde er 1629 von Karll.
ausgezeichnet empfangen und mit dem ein-
träglichen Canonicat der Kirche von Cam-
bridge beschenkt. 1631 berief ihn die
4T7
Vossius
Vossius
4?8
Stadt Amsterdam auf ihr so eben gestif-
tetes Athenäum , welches durch ihn gleich
anfangs einen akademischen Glanz erhielt.
Hier jedoch verlor er in zwölf Jahren
acht erwachsene Kinder und darunter vier
gelehrte Söhne, Franciscus, Dichter
einer lat. Hymne auf den Triumph des M.
H. Tromp im J. 1640; Matthäus,
V^erf. der ., Jahrbücher von Holland und
Zeeland" (1635 — 1645), die nach s. un-
zeitigen Tode beendigt wurden von s. Bru-
der Isaak, dem einzigen, der dem Vater
noch übrig blieb; Dionysius, Uebers.
der „niederländ. Geschichte" von Reyd,
den, als er von Gustav Adolph nach
Dorpat berufen in Begriff stand , sich
nach Schweden zu begeben, die Kinder-
blattern in s. 22. Jahre (1633) dahinraff-
ten; — und Gerard, Herausgeber des
Vellejus Paterculus, der 1640 an
den Masern starb. Zwei Jahre früher war
die älteste Tochter des unglücklichen Grei-
ses, Cornelia, ein Mädchen, in welchem
sich alle Eigenschaften des Geistes und
des Herzens auf das Herrlichste zeigten, —
die die Kenntniss der französischen, span.,
ital. u. sogar lat. Sprache , der Musik u.
Malerei mit Häuslichkeit paarte, auf dem
leydener Meer im Eise eingebrochen und
erfroren. Der Vater, durch so vieles Un-
glück heimgesucht, fand nur noch Trost
in s. Studien, und so wurden s. letzten
Jahre in dieser Beziehung auch die frucht-
barsten. Er starb 1649, 72 J. alt. Vos-
sius trug zur Kenntniss der griech. und
lateinischen, so wie auch einiger neuern
historischen Schriftsteller viel bei. In s,
Werke über die griech. u. lat. Schrift-
steller zeigt sich eine seltne Gelehrsam-
keit: nicht einer derselben bis zum 15. oder
16. Jahrhundert, und keines ihrer Werke
ist s. Aufmerksamkeit entgangen. Auch
in der Geschichte der Kirche zeichnete er
sich aus. In s. „Theologia Gentilis",
einem Werke über den Ursprung u. Fort-
gang der Abgötterei, leitete er die griech.
Mythologie aus Palästina ab. Dieses Werk
und seine Abhandlungen über drei der äl-
testen Religionen sind zu Rom verboten.
Seine Geschichte von Pelagius Lehre
lässt diesem nur all zu oft verkannten Kir-
chenlehrer Recht widerfahren. Vossius
war jedoch nicht allein als Kritiker, son-
dern auch als Sprachkenner ausgezeichnet.
Er behandelte die Elemente der lat. Spra-
che, die Rhetorik und die Elemente der
Dichtkunst. Die von ihm verfassten Werke
sind folgende : „ Ars Historica sive de
Historiae et Historices natura, Historiae-
que scribendae praeceptis" , Lugd. Bat.
1623, 1653, 4. „De Historicis Graecis",
Lib. IV. L. B. 1624, 1651. „De Histo-
ricis Latinis", Lib. IV. L. B. 1627, 1651.
„Historiae universalis Epitonie", 1701 (gedr.
b. Blaau),, De Theologia Gentili et Phy-
siologia Christiana , sive de origine et pro-
gressus Idololatriae", Lib. IX. Amst. 1641,
1668, 4. „Historiae de controversiis, quas
Pelagius , ejusque Reliquiae moverunt",
Lib. VIL L. B. 1618, Amst. 1655, 4.
„ Institutiones Oratoriae", L. VI. 1605,
mehrmals umgearbeitet. „De Rhetorices na-
tura", 1621. „Rhetorica contracta", „Rhe-
torica" 1626. „Grammatica Latina et Grae-
ca" , während s. Lebens 4 mal aufgelegt.
„De Vitiis sermonis et Glossematis libri",
1645. „De Artis Poeticae natura", 1647.
„De Imitatione et Recitatione veterum",
Cats dedicirt, 1647. „Poeticarum Insti-
tutionum Lib. III." 1647. ,.Disputationes
XX de Baptismo , et una de Sacramento-
rum vi atque efficacia", 1648, bei Elze-
vier. Ausserdem einige kleine Schriften,
als: ,,Castigationes et notae in fragmenta
veterum Tragicorum", 1620. „Oratio de
Utilitate Historiae", 1632. „Dissertationes
de tribus symbolis, Apostolorum, Athana-
siano et Constantinopolitano" , Amst. ap.
Blaau, 1642, etc. Nach s. Tode erschie-
nen noch : Anhänge zu s. „Theologia Gen-
tilis" und den „Vitiis sermonis"; „de Ar-
tibus popularibus, de Philologia, de Uni-
versa Matheseos natura et Constitutione
Liber, cui subjungitur Chronologia Ma-
thematicorum ". Diese wurden von Fr.
Junius, dem jungem Neffen von Vos-
sius, herausgegeben. „De Cognitione sui
libellus", „de Studiis instituendis" , beide
von Hadr. Junius aus Utrecht, Rector
d. lat. Schulen zu Amsterdam, herausge-
geben. ,,In Epistolam Plinii de Christia-
nis, et Edicta Caesarum adversus Christia-
nos Commentarius", 1656. „Harmonica
Evangelica, de passione J. C", 1656, b.
Elzevier. „De Philosophia et Philosopho-
rum Sectis", 1658, von Is. Vossius her-
ausgegeben. ,,Logica", 1658. „Chrono-
logia Sacra", 1659. „Etymologicon lin-
guae Latinae", 1662 b. Elzevier, 1695
Blaau, mit Isaak' s Anmerkungen. Dies
war das Werk eines 40jährigen Nachden-
kens. „Dissertatio Epistolica de jure Ma-
gistratus in rebus Ecclesiasticis , contra
Walaeum", Amst. 1660, 4. Die sämmt-
4T9
Vossius
Vrolik
480
ichen Werke von Vossius erschienen v.
1695 — 1701 zu Amsterdam in 6 Theilen
Fol. Dazu kommen noch 33 Werke im
Manuscript, die sich in der Bibliothek der
Remonstrantengemeinde zu Amsterdam be-
finden. Man sieht hieraus, welch eijien
Schatz von Kenntnissen Vossius besass !
(S. über ibji: Foppens, T. I. p. 351.
Niceron, „Horames celebres", T. XIII.
p. 89. Wachler, I. Bd. 2. Absch. p.
726 — 728. Besonders aber : DeCrane's
(zu Franeker) „Oratio de Vossiorum Ju-
niorumque familia", p. 9 — 24, 30 — 32,
64—76.)
Vossius (IV.) — Isaak — Sohn des
Vorigen, geb. 1618, gest. 1689, der nach
des Vaters Tode die Professur der Ge-
schichte zu Amsterdam ablehnte, um den
Wissenschaften ungestört leben zu können,
war der Königin Christine Lehrer der
griech. Sprache, empfing als einer der
grössten Gelehrten Europa's durch C o 1 -
bert eine Pension von Ludwig XIV.,
ward von Karl II. zum Canonicus von
Windsor (einem blos Gewinn gebenden
Titel) erhoben , lebte von dieser Zeit an
in England und gab den „Periplus" von
Scylax (1639), Anmerkungen zu Justi-
nus (1640), Mela (1658) und Catul-
lus (Lond. 1684), so wie die Briefe von
Ignatius und Barnabas (1649, 1680)
heraus. Isaak war auch Naturforscher:
er machte zuerst die Bemerkmig, dass das
Quecksilber in einem Haarröhrchen nicht
so hoch stieg, als es in einem Glase oder
Gelasse stand , und dass in Röhren, welche
mit einander verbunden sind, die eine nur
eine Haarröhre zu sein braucht, um die-
selbe Wirkung hervorzubringen, als ob sie
es alle wären. Nach s. Tode kaufte die
leydener Universität seine Bibliothek für
36,000 Gulden. (S. Foppens, T. IL
p. 777, 778.)
Vossius (III.) — Dionysius — Bru-
der des Vorigen, geb. 1606, gest. 1633,
ein in Sprachen sehr bewanderter junger
Mann, übersetzte die Abhandlung des Mo-
se.s Maimonides aus dem Hebräischen
ins Lateinische.
Vossius (IIL) — Mattheus — ein
Bruder des Vorigen, ging in s. „Annalium
HoUandiae Zelandiaeque Libri V" (Amst.
1635) von der irrigen Ansicht aus, dass
die Niederländer zu allen Zeiten, sogar
von den Franken, unabhängig gewesen
seien. Er ahmt den Styl der alten Schrift-
steller nach , und lässt Dirk II. (im 10.
Jahrh.) eine sehr wohl gesetzte Rede an
s. Sohn über die Nachtheile des ehelosen
Lebens für einen Fürsten halten.
Vreede (VI.) — P. — Romanschrift-
steller, der eine wohlgelungene Schilde-
rung von dem Leben der holländischen
Bürger auf ihren Landhäusern an der Vecht
verfasste.
Vriemoet (V.) — Emo Lucius —
aus Emden in Ostfriesland, Prof. der he-
bräischen Sprache zu Franeker, gab ,,Athe-
narum Frisiacarum Libri II. seu Elogia
Ephororum et Professorum, cum serie Se-
cretariorum , Bibliothecarum etc." Leov.
1763, 4. und eine kurzgefasste arabische
Grammatik für Anfänger (1733 zu Frane-
ker) heraus.
Vrient (III.) — Lipsius Maximiliaan
De — geb. auf dem Castel Zandenburg
bei Vere 1559, jedoch erzogen zu Gent,
hierauf Secretär dieser Stadt und vertrau-
ter Freund des Lipsius, war lat. Dich-
ter, dessen „Epigramme" (Antw. 1603,
Ingolstadt 1607) zum Theil unter dem
Mittelmässigen stehen. Seine „Elegien"
(Low. 1614) sind besser. Ausserdem ver-
fasste er erbauliche Gedichte und eine Be-
schreibung der Huldigung des Erzherzogs
Albert und der Isa b eil a (Antw. 1602).
Vries (VI.) — Jeronymo De — ein
Schwestersohn von Jeronymo De Bosch
und dessen Nachfolger als erster Secretär
an dem Secretariat von Amsterdam, später
Griffier dieser Stadt, hatte sich ganz nach
s. würdigen Oheim gebildet, um die Dicht-
kunst nicht nach Regeln, sondern nach
Mustern zu studiren und zu beurtheilen.
Mit philosophischem Scharfsinn und achtem
Kunstgefühl entwickelte er in einer edlen
Sprache die Ursachen der schönen Blüthe
der Poesie im 17. , und ihrer Abnahme im
18. Jahrhundert; nur hinderte ihn das be-
scheidene Stillschweigen, wozu er sich in
Ansehung der noch lebenden Dichter ver-
pflichtet hielt, an einer vollständigen Ue-
bersicht und einer getreuen Würdigung der
ganzen Geschichte bis auf unsere Zeit, als
bereits das herrliche Wiederaufleben des
poetischen Geistes solche schöne Früchte
getragen hatte. Seine von der Gesell-
schaft für Sprach- und Dichtkunde (der
schönen Künste und Wissenschaften) ge-
krönte „Geschichte der holländ. Dicht-
kunst" erschien 1809.
Vrolik (VI.) — ... - Prof. zu Am-
sterdam, Botaniker.
481
Vulcanius
Waaijen
482
ViQcauiuiS (III.) — Bonaventura —
(eigentl. De Sinet, vielleicht auch De
Smit) geb. 1538 zu Brügge, gest. 1595,
begab sich nach Spanien zum Cardinal
Mendoza, dessen Bibliothekar er wurde,
kehrte nach 11 Jahren auf den Wunsch
s. sterbenden Vaters, der Pensionär von
Brügge war, zurück, fand denselben aber
nicht mehr am Leben, worauf er nach
Köln, Basel und Genf ging, und 1578 als
Prof. d. griech. Literatur zu Leyden an-
gestellt wurde. Er gab heraus : einige
Werkchen von Cyrillus, Martianus
Capeila, Arrianus über die Feldzüge
Alexanders, Fronto und andere lat.
Grammatiker, Agathias, Callimachus,
Aristoteles (de Mundo), Apulejus,
Isidorus, Theophylaktus Simo-
katta, Constantinus Porphyrogen-
neta, ein Werkchen des sog. heiligen
Cyrillus, ein griechisch - lateinisches
Wörterbuch („Poly xenos") und, was
besonders Erwähnung verdient, den Jor-
nandes über die Thaten der Gothen. Bei
dieser Gelegenheit stellte er Untersuchun-
gen über die gothische Sprache an, und
man versichert, dass Vulcanius der Erste
war, der jenes kostbare und älteste Ueber-
bleibsel des gothischen Alterthums, die
Uebersetzung der Evangelien des Ulphi-
1 a s im Möso - Gothischen , mehr bekannt
machte ; auch muss sich auf der leydencr
Bibliothek, ausser vielen andern Hand-
schriften, eine „Harmonie der vier Evan-
gelisten" von Tatianus mit einer gothi-
schen Uebersetzung befinden. (S. Meur-
sius, „Athenae Batavae", p. 103 — 105.
Foppens V. I. p. 142, 143.)
Vynclit (V.) — Lucas Joseph Van
Der — aus einem angesehenen Geschlechte,
geb. 1691 zu Gent, gest. 1779, wurde
1729 Mitglied des Rathes von Flandern,
und schrieb auf Veranlassung und Kosten
des östreichischen Staatsdieners, Grafen
von C oben tzel, eine „historische Unter-
suchung über die Landvögto und Land-
vögtinnen in Niederland" (1470 — 1765),
wovon jener Minister 1765 nur sechs Exem-
plare drucken Hess. Schlötzer sah die-
ses Werk zu Strasburg und veranlasste
davon eine deutsche Uebersetzung, die zu
Zürich 1793 in 3 Theilen erschien und als
sehr getreu gerühmt wird. Ueber die
grössere oder geringere Wichtigkeit des
Werkes sind die Stimmen getheilt. (S.
Scheltema's „vermischte Schriften",
II. Th. p. 200, 201. Die ganze Beurthei-
lung p. 177 — 201. Wachler's „Gesch.
d. histor. Forschung", IL Bd. 3. Abth. p.
1004 , 1005.) Unlängst erschienen zwei
Ausgaben dieses Werkes in Belgien, die
eine verändert und verbessert, die andere
nach dem Original. Sie wurden von den
Herren Tarte zu Brüssel und Van Reif-
f e n b e r g , Prof. zu Löwen, besorgt. Van
Der Vynckt ist unvollständig und man-
gelhaft hinsichtlich alles Dessen , was die
holländischen Provinzen betrifft , jedoch
um so wichtiger in Beziehung auf Belgien,
besonders Flandern und namentlich s. Ge-
burtsstadt Gent , indem er sehr gut den
Ursprung des damaligen Volkshasses zwi-
schen den Niederländern und Spanlern ent-
wickelt, weshalb er auch in diesem Punkte
als Commentar dienen kann für die be-
rühmte Stelle von De Groot („Annal.",
L. I. p. 4. Amst. Biaau, 1658 : „Hispanis
Belgisque etc.") über diesen Gegenstand
und für einige der Veranlassungen des Auf-
standes. Doch ist bereits von Andern be-
merkt worden, dass er im letzten Theile
s. Werkes von geringerem Interesse ist.
w.
Waaijen (IV.) — Joannes Van Der
— geb. 1639 zu Amsterdam, gest. 1701,
der neunte Sohn eines wegen des Glaubens
geflüchteten antwerpener Kaufmannes, und
Prediger zu Middelburg. Mitten im Win-
ter musste Van Der Waaijen mit einem
zweijährigen Kinde (1676) Middelburg ver-
lassen (vgl. Art. M 0 m m a), erhielt jedoch
1678 einen Ruf als Professor nach Fra-
neker. Er war bereits von 1665 bis 1672
in Friesland bekannt und geachtet gewe-
sen als Prediger zu Leeuwarden, jedoch
durch s. Mässigung dem Eiferer Mare-
sius, den er gleichwohl mit Voetius zu
versöhnen bemüht war, als Coccejaner u.
Arminianer misfäliig und sogar in Zeeland
verfolgt worden. Dessenungeachtet rächte
sich Van Der Waaijen nur durch Ver-
suche, die beiden Statthalter von Fries-
land und der übrigen Provinzen zu ver-
söhnen, welches ihm auch 1685 glückte.
Er hatte sogar eine Unterredung mit Wil-
16
483
Wagenaar
Wallius
484
heim III. , der s. in Zeelancl gegen Van
Der Waaijen gefassten Beschluss (s.
Wagen aar, „vaterl. Gesch.", Th. XIV,
p. 445 — 450) zurücknahm. Dieser war
übrigens Alles, nur nicht heterodox. Er
vertheidigte die Lehre des Teufels gegen
Balthazar Bekker und hatte Streit
mit dem amsterdamer Professer Ludwig
Wol zogen, den man der Begünstigung
der Socinianer beschuldigte. Er schrieb
gegen Van Hattem, gegen Le Clerc
und Limborch, Beide Remonstranten,
hielt es jedoch mit Roell gegen Hub er.
Auch hatte er Zwiste über Punkte von
geringer Wichtigkeit mit Witsiiis und
Joannes a Marck, seinem Collegen.
Der grosse Rechtsgelehrte S c h u 1 1 i n g
hielt s. Leichenrede. (S. über Van Der
Waaijen: Wagenaar's „Amsterdam",
Th. IILp. 233, 234. De La Rue, „Ge-
lehrt. Zeeland" , p. 106. Vriemoet,
„Athen. Frisiacae", p. 557—576).
IVa^enaar (V.) — Jan — geb. 1709
zu Amsterdam, ward zum Kaufmann erzo-
gen, v>idmete jedoch s. Mussestunden dem
Studium der Geschichte, der lat., griech.,
franz. und englischen Sprache. 1732 über-
setzte er Tillotson's Kanzelreden und
die Geschichte der Päpste. Er befleissigte
sich eines reinen holländischen Stjis und
benutzte zu s. historischen Arbeiten die
besten und ältesten Quellen. Aus diesen
entstand s. Hauptwerk: die „vaterländische
Historie, oder Geschichte der Vereinigten
Niederlande , besonders die von Holland,
von den frühesten Zeiten an bis auf das
Jahr 1751", welche er 1749 begann und
1759 beendigte. Der Verfasser, dessen
Styl zu wortreich, dabei aber doch voll-
kommen deutlich, klar und rein ist, wollte
in den ersten Theilen dieses Werkes we-
niger die Geschichte der Fürsten, als die
des Volkes beschreiben. Nach dem Er-
scheinen der vaterländischen Historie ward
er 1758 zum Historiographen und 1760 zum
ersten Secretär des Secretariats der Stadt
Amsterdam ernannt. Hierauf verfasste er
«ine 1767 zu Amsterdam erschienene aus-
führliche „Beschreibung und Geschichte
Amsterdam's", welche die frühern Werke
von Commelin u. A. überflüssig machte.
Obgleich in 3 Th. Fol. oder 12 Th. 8. zu
breit und umständlich, bemerkt man je-
doch darin einen kurzen Abriss der vor-
züglichsten Literatur, den man bei s.
Hauptwerke vermisst. 1766 prüfte er die
Aechtheit der „Reimchronik" des Klaas
Kolijn, die er, der Spur Huyd eco -
per's folgend, für falsch erkannte. Seine
kleinern staatswissenschaftlichen Schriften
beschränken sich meistens auf die Ereig-
nisse von 1748 und auf das Benehmen der
Engländer im Kriege von 1756, oder auf
die Vertheidigung De Witt's gegen P.
L e C 1 e r c q. Unter s. theologischen Wer-
ken ist durch viele Gelehrsamkeit ausge-
zeichnet s. Geschichte der christlichen
Kirche im ersten Jahrhundert, welche 1773,
in demselben Jahre herauskam, in welclvem
dieser brave, religiöse und von Jedem ge-
achtete Mann starb. Kluit, Te Water,
Van Wijn priesen ihn einstimmig. Wa-
gen aar war auch Mitarbeiter des von
Tirion unternommenen grossen Werkes:
„Gegenwärtiger Zustand aller Völker in
allen Welttheilen".
Wagenaar (H. ) — Lucas Janszoon
— geb. zu Enkhuizen , dessen „Spiegel
der Seefahrt" (Leyden 1584 u. 1585, bei
C. Plantijn, 2 Theile) lange Zeit in so
grossem Ansehen stand , dass die Englän-
der jedes verbesserte Werk über diesen
Gegenstand einen „Wagen aar" zu nen-
nen pflegten. (S. G. Brandt's „Gesch.
V, Enkhuizen", p. 310.)
^ITakker (V.) — Jacob Filips Me-
denbach • — aus Härder wijk, Conrector zu
Kampen , Groningen und dann Rector zu
Z wolle (1772, 1776, 1777), machte sich
durch lat. Gedichte bekannt.
Walaeus (IV.) — Joannes — geb.
1604 zu Koudekerke, ward 1631 Doctor,
und 1648 Prof. d. Medicin zu Leyden, wo
er jedoch schon 1649 starb. Er war ein
grosser Anatom, dessen Briefe an Bar-
th o l i n u s wichtige Versuche über den
kaum entdeckten Umlauf des Blutes ent-
halten. Seine Werke wurden 1660 zu Lon-
don von dem Schotten Irwin, s. Schüler,
in einem Theile in 8. herausgegeben. Sie
umfassen: „Institutiones compendiosae Me-
dicinae, Libri III." „Medicina practica,
brevissime tradita , L. III." „Epistolae
duae de motu chyli et sanguinis ad Bar-
tholinum". (S. D e La Rue, „Gelehrt. Zee-
land", p. 250, 251.)
Wallius (IV.) — ... — aus Kortrijk,
geb. 1599, gest. 1680, verdient durch Er-
habenheit der Gedanken und Reinheit des
Ausdrucks einen Platz unter den ersten lat.
Dichtern s. Landes. Er wetteifert mit
Sidronius Hosschius, s. altern Freuude,
um die Ehrenkrone der Poesie. Fran-
cius, der in ihm nicht den Jesuiten, son-
485
Walre
«lern den Dichter sah, ehrte ihn als solchen.
Auch Broekhuizen und der ältere Bur-
man schätzten ihn hoch. Im Epos, in der
Elegie und im Lehrgedicht (ni welchem
letztem er H o r a z nahe kommt) ist er in
der That gross.
"Walre (VI.) — Jan Van — ein Kunst-
freund von Loosjes, steht unter den noch
lebenden Haarlemern als Dichter oben an.
Auch er trieb einige Zeit den Buchhandel.
Ein sorgenfreies Leben führend , widmete
er sich s. Lieblingsfächern, der Schauspiel-
und Dichtkunst. Seine Poesien erschienen
1815 in 2 Theilen , unter dem Titel :
„Haideblumen" , und enthalten verschie-
dene wohlgelungene Uebersetzungen oder
Nachahmungen von Horaz, Martialis,
Francius, Voltaire, Friedrich d.
G., Rousseau, La Fontaine, Lang-
bein und einiger ital. Dichter , z. B. des
Metastasio und der trefflichen Ode von
MedinI: ,,das alte und heutige Holland".
1820 bewarb er sich um den Preis eines
Trauerspiels bei dem königl. niederländi-
schen Institut mit einem von ihm verfass-
ten Stücke aus der vaterländischen Ge-
schichte, betitelt: „Dirk und Willem von
Holland", und erhielt denselben.
Warner (III.) — ■ Laevinus — Ge-
sandter des Staats zu Konstantinopel , der
als Orientalist die mohammedanischen Lehr-
sätze iji Betreff Christi und des Chri-
stenthums, so wie ,, Proverb. Persicorum
centuria, Versione Notisque illustrata" zu
Leyden 1643 u. 1644 in 4. herausgab, und
vor Allem eine kostbare Sammlung orien-
talischer Manuscripte, linguistischen, poe-
tischen und historischen Inhalts, der ley-
dener Universität zum Geschenk machte,
welche dadurch , wenn auch nicht die erste,
gewiss aber eine der ersten Europa's in
diesen Fächern wurde. (S. H. A. Schul-
tens, „Oratio de Studio Belgarum in li-
teris Arabicis excolendis", Lugd. Bat. 1779;
S c h u 1 1 e n s , „de finibus Literarum Orien-
talium promovendis" ; Wilmet, ,,de re-
tinenda antiqua Batavorum in Litt. Orient,
gloria"; Pareau, ,,de ingenio poeseos
Arabicae"; Verbürg, ,,de fructibus (|uos
hucusque protulit Litt. Orient, cultura".)
Warnsiaek (VI.) — , . . _ acht nie-
derländischer Dichter, dessen Stücke sich
grösstentheils in der holländ. gelehrten Zeit-
schrift: „Vaterländische Studien" befinden.
Er verfasste auch zwei Schauspiele: „die
Flucht Hugo De Groot's" und „Pie-
ter Dirkszoo n Hassclaar", in ge-
Wasseiibergh 486
reimten Alexandrinern. Seine kleinern Ge-
dichte haben jedoch viel grössern Werth.
Das Vaterland und dessen Grosithaten und
Männer besingt er am liebsten u. besten.
Wassenaer (111.) —...._ Verf.
einer „Historischen Erzählung", einer Art
Zeitung, welche v. 1621 bis 1632 geht.
W^assenber^h (VI.) — Everwijn —
Prof. d. griech. Jjiteratur, zuerst zu De-
venter, dann (1770) zu Franeker, der s.
lange und nützliche Laufbahn bereits 1768
mit einer Lobrede auf Deventer, als
Mutter u. Pflegerin der Gelehr-
samkeit in Niederland eröffnete, gab
1783 die beiden ersten Bücher derlliade
mit einer alten griech. Umschreibung und
Erklärung heraus. 1784 schrieb er eine
Lobrede auf Schrader, s. Collegen.
Auch um die alte friesische Sprachkunde
und Literatur sind s. Verdienste gross ;
ausser s. „Beiträgen zum friesischen Dia-
lekt", s. Nachricht von dem Leben und den
Werken des Gysbert Japix (1793) hat
er noch über die Eigennamen der Friesen
(1794) und andere W^erke geschrieben,
welche sich bei Saxe (,, Onomast." T. VIII.
p. 315) verzeichnet finden. 1823 gab er
die Dictate s. Lehrers Valckenaer zu
einigen Büchern des N. Test, heraus. Zwei
Jahre früher hatte dieser Nestor der alten
Literatur das Fest s. 50jährigen Dienstzeit
mit einer Oratio Eucharistica gefeiert,
W^assenbergh bildete auch eine Schule,
aus welcher treffliche Männer hervorgin-
gen, z. B. H. Bosscha, Nodell, zu-
erst Rector zu Kampen und dann zu Rot-
terdam, Herausgeber der ,,Observationes
criticae" (1781), Richeüs Van Omme-
ren, Hendrik Waardenburg, Rector
zuerst zu Lingen , dann zu Haarlem und
daselbst 1812 noch jung gestorben, latein.
Prosaist und Dichter (Opuscula oratoria,
poetica, critica, 1812), Van Wijngaar-
den, Rector zu Kampen, früh gestorben,
ein gelehrter u. viel versprechender Mann,
Epko Epkema, Rector der lat. Schu-
len nach einander zuDokkum, Enkhuizen,
Hoorn und Middelburg, ein kenntnissrei-
cher und fein gebildeter Mann. Ausser kri-
tischen Anmerkungen zu Theognis und
andern alten Schriftstellern (in den ,,Acta
Literaria Societatis Trajectinae") hat er
von dem „Gazophylacium" von Cattie-
nus eine neue Ausgabe besorgt, so wie
von Gedike's griech. Lesebuche; endlich
hat er auch den Dichter Gysbert Japix
mit einem Wörterbuche (Glossarium) 1824
16*
487
Wastelijn
Wellekens
488
herausgegebeil. Wassenbergh ist auch
kt. Dichter ; es sind verschiedene Gedichte
von ihm vorhanden, unter andern auf die
Hochzeit s. Lehrers Seh rader.
'Wastelijn (V.) — ... — geb. zu
Maroilles im Hennegau, ein Jesuit, be-
schrieb „Belgisch Gallien nach den drei
Epochen von dessen Geschichte" , nut
Karten.
l¥ater (V.) — Jona Willem Te —
geb. 1740 zu Middelburg , Prediger zu
Vlissingen und (1776) Historiograph von
Zeeland, hierauf (1779) Prof. d. Theolo-
gie und Kirchengeschichte zu Leyden, ver-
fasste die „Geschichte des Bundes und der
Bittschriften der niederländischen Edlen
zur Erlangung von i'eligiöser und bürger-
licher Freiheit". Dieses Werk enthält im
1. Theile (1776) eine ausführliche Ge-
schichte des Bundes, -welche im 2. (1779)
fortgesetzt wird und mit dem 3. (1795)
eine ausführliche Nachricht von den Ge-
schlechtern und Thaten der meisten ver-
bündeten Edeln gibt; im 4. (1796) befin-
den sich die Beilagen. Die Begebenheit,
welche den Grund zur niederländischen
Freiheit legte , ist darin aus ächten Ur-
kunden sehr wohl auseinandergesetzt, und
die weniger bekannten Thaten und Schick-
sale der Mitglieder des Geuzenbundes ans
Licht gezogen. 1765 ei-schien zu Utrecht
s. „Geschichte der reformirten Kii'che zu
Gent". Auch gab er einen Auszug von
Wagen aar in 4 Th. in 8. heraus.
'Water (V.) — W. Te — Verf. „des
hochadeligen Zeeland's", das zu Middel-
burg 1761 erschien.
^^eert (L) — Jan De — schrieb den
„neuen Doctrinal" oder „Sündenspiegel",
weniger merkwürdig als poetisches Er-
zeugniss, denn als Gemälde des Zeitgeistes.
Es ist wahrscheinlich zu Ende des 14. oder
zu Anfange des 15. Jahrh. entworfen, als
Wicieff in England und kurz darauf
Huss in Böhmen das Unnütze des Heili-
gendienstes, der Wallfahrten und derglei-
chen predigten, ein wenig vor, oder gleich-
zeitig mit der Verfolgung der Waldenser
in Niederland , unter Philipp von Bur-
gund. (S. Boxhorn, „nieder!. Gesch.",
p. 62 — u. Huydecoper zu Melis Stoke,
1. Th. p. 413.)
llTeert (HI.) — Sebald De — unter-
nahm eine misglückte Reise nach der Süd-
see (vgl. Art. Simon De Cordes).
'Weiland (VL) — Pleter — Remon-
strantenprediger zu Rotterdam, ein Begrün-
der der neuen Orthographie und Sprach-
lehre. Zur Abfassung von letzterer erhielt
er gleichzeitig mit Siegenbeek, dem
insbesondere die Festsetzung der Ortho-
graphie aufgetragen war, vom Staate den
ehrenvollen Auftrag. Er hatte s. Tüchtig-
keit hierzu bereits bewiesen durch sein
grosses „Wörterbuch der holländ. Sprache",
welches v. 1790—1811 in 11 Theilen 8.
zu Amsterdam herauskam. Seine grössere
„Holländische Sprachlehre" erschien fast
gleichzeitig mit Siegenbeek's „Abhand-
lung über die Orthographie" , und kurz
darauf eine kleinere oder abgekürzte Sprach-
lehre. Diese Bücher wurden hierauf von
der Regierung allgemein bei dem Unter-
richt eingeführt. Später trug Weiland
noch zu dem vortrefflichen „holländisch -
französischen Wörterbuche" von L a n d r 6
und A gr o n bei , und verfasste mit Ersterm
das „Wörtex'buch der holländischen Syno-
nymen" (im Haag, 1821, I. Th.), wodurch
einem lange gefühlten Mangel abgeholfen
ward. Das Ausgezeichnete dieses Werkes
beruht auf der gründlichen Kenntniss der
Ableitung.
W^elliorn (HI.) — ... — genannt
Decker, Advocat zu Brüssel , dichtete
ziemlich fliessend.
Wellekens (IV.) — Joan Baptista —
bildete sich, wie Hooft, ein Jahrhundert
später , in Italien , jedoch nicht für das
Minne - , sondern für das Hirtengedicht.
Er ward 1658 zu Aalst geboren, schon
als Kind nach Amsterdam geschickt, wo er
die Goldschmiedekunst , zu der ihn s. El-
tern bestimmten, mit der Malerkunst ver-
tauschte , und zur Ausbildung in letzterer
eine Reise nach Italien unternahm. Hier
brachte er elf Jahre zu ; ward jedoch s.
Kunst abhold, und legte sich desto eifriger
auf Poesie. Er versetzte das von San-
n a z a r beliebte Fischerlied nagh s. Va-
terlande. Sein Leben war eine Kette von
Stein - und Gichtbeschwerden , gleichwohl
brachte er dasselbe auf 68 Jahre, u. starb
1726 zu Amsterdam, Ausser dem Fischer-
liede versuchte er sich auch in dem Hir-
ten- und Jägei'liede. Seine ersten Gedichte
erschienen mit denen von s. Freunde Vla-
ming, unter dem Titel: „Poetische Er-
götzungen" (1711), zwei andere Samm-
lungen nach s. Tode (1729) von s. Toch-
ter, unter dem Titel: „Verschiedene Ge-
dichte" u. ,, Hochzeitsgedichte", herausge-
geben , und 1737 eine vierte , „moralische
und ernste Gedichte" genannt, worin sich
489
Wenceslaus
Westerbaen
490
(p. 272) s. Gedicht auf deu Tod eines
Kindes befindet , das ein Meisterstück ron
Gefühl ist. Wellekens war, wie es
scheint, der letzte niederländ. Dichter von
Ruf, der Italien besuchte. (S. Wage-
naar's , Amsterdam" , III. Th. Fol. p.
257, und De Vries, I. Th. p. 305—311,
der auch mehrere Proben niittheilt.)
UTenceslaus van Iiuxeinbur^^
(I,) — Herzog von Brabant, ein Literat
des 14. Jahrhunderts, verfasste einige Ge-
dichte, Nvelche der Historiker Froissart
s. Sammlung, unter dem Titel Meliador,
einverleibt hat.
^Wendelin (III.) — Godfried — geb.
1580 zu Hercke im Lüttichschen, gest.
1660, bekannt als Mathematiker, der, als
Professor der Mathematik zu Digne in der
Provence, Gassendi bilden half. Seine
Tabellen über die Bewegung der Sonne
werden noch jetzt geschätzt.
"Wesseling (V.) — Pieter — geb.
1692 zu Steinfurt im Bentheimschen, stu-
dirte zu Leyden und Franeker, ward 1718
Proponent, 1719 Prorector zu Middelburg,
1720 Lector der Geschichte und Bered-
samkeit, und 1723 Professor zu Franeker,
wo er s. „verschiedenen Bemerkungen"
(Amst. 1727), die erste Ausgabe von Sam-
son's „Chronicon" (1729, 1732) und
das Reisebuch Aon Antoninus (1735)
herausgab. In demselben Jahre ward er
in denselben Fächern und für die griech.
Sprache Professor zu Utrecht , welchen er
1746 noch Natur- und röm. Recht hin-
zufügte. Er starb 1764. — Da er sich
besonders der allgemeinen Geschichte wid-
mete , so beschäftigte er sich vorzugsweise
mit der Herausgabe von Diodorus v.
Sicilien (1745) und mit Her od ot (1763),
wobei er Valckenaer zu Hülfe nahm.
Diese Ausgabe erfreut sich fortwährend des
höchsten Rufes. Ausserdem schrieb er:
,,Probabilia", Franeq. 1731. „Diatribe de
Judaeorum Archontibus", 1738. „Prae-
fatio et observationes ad Petiti Leges
Atticas" L. B. 1741. ,.Epistola de Aquilae
in scriptis Philonis Judaei fragmentis, et
Piatonis Epistola XIII." Traj. ad Rhen.
1748. „Dissertatio Herodotea", Traj. 1758,
der Vorläufer s. Herodot. (S. Saxe,
„Onoroast." T. VI. p. 419 u. über Wes-
seling's Leben: Vriemoet, „Athenae
Frisiac." p. 791, 792.)
"WessCMberg (V.) — Johan Ort^^■in
— geb. 1667 zu Neuhaus in der Graf-
schaft Bentheim . bildete sich zu Franeker
unter Perizouius, Noodt, Huber
und dem altern Vitringa, und besuchte
hierauf noch Groningen und Harderwijk,
in welcher letztern Stadt er 1687 die Doc-
torwürde erhielt. 1688 wurde er Professor
am Gymnasium zu Steinfurt, 1695 zu Har-
derwijk und 1716 zu Franeker. 1723
folgte er einem Rufe als Prof. des röm..
und heutigen Rechts nach Leyden , wo er
eine Antrittsrede über die Philosophie der
Rechtsgelehrten hielt. Wessenberg starb
1737. (S. Vriemoet, „Ath. Frisiac",
p. 776 — 781.) Seine „.Anfangsgründe des
Rechts nach der Ordnung der Institutionen
und Pandekten" sind in Holland fast all-
gemein in Gebrauch geblieben ; doch auch
s. andern Schriften („de causis obligatio-
num", und „Divus Marcus", d. h. Abhand-
lungen über die Gesetze des guten Mar-
cus Aurelius) sind rühmlichst bekannt.
Seine Werke wurden in Deutschland von
Jungius, 1746 u. 1747 in 2 Th. in 4.,
und von Puttmann, 1794 u. 1795 in 8..
gesammelt.
"Wester (VI.) — Hendrik — zuerst
Lehrer in dem Dörfchen Ten Boer u. dann
an dem Pekel - A in den Ommelanden, ein
Verbesserer des Schulunterrichts, der lang-
sam nur das Alte durch neue Schulbücher
für Kinder zu verbessern suchte, und bei
s. sanften Charakter auf diese Weise un-
endlich viel Gutes stiftete.
"Westerbaen (HI.) — Jacob Van —
geb. 1599, war zum Theologen bestimmt,
ging jedoch bei Gelegenheit der Mishand-
lung der Remonstranten , denen er sehr
zugethan war, zur Medicin über. Er ver-
heirathete sich mit der Wittwe des ent-
haupteten Reinier Van Oldenbarne-
veld, wurde Ritter, Herr von Brand wijk,
Gijbeland u. s. w. , und besass auch das
Landgut Ockenburg. Prof. Simons ver-
gleicht s. Lebensweise mit der von Huy-
gens und Cats in einem sehr anziehen-
den Aufsätze über das Zeitfach von Fre-
drik Hendrik. (S. ,,Mnemosyne", Th.
IX. p. 293 — 314.) Westerbaen hält
in seinem besten Werke: der poetischen
Beschreibung s. Landgutes Ockenburg
(in den Dünen) die Mitte zwischen der
sanft fliessenden Ausführlichkeit des Cats
und der gedrängten, sach- u. kernreichen,
aber auch zuweilen dunklen Kürze des
Huygens. Dabei gibt Westerbaen
mehr Nahrung den Sinnen: man sieht und
durchwandelt mit ihm s. Landgut ; aber
auch er nimmt jede Gelegenheit wahr , um
491
Westerbaen
Wicquefort
492
s. grosse Beleseuheit in der Ethik, Ge-
schichte, Geographie, Naturkunde und
Astronomie zur Schau zu stellen. Jede
Jahreszeit gibt ihm Stoff zu allerlei an-
genehmer und oft nützlicher Unterhaltung
für s. Leser. Die Abwechselung luid Man-
nigfaltigkeit von Ockenburg, verbunden
mit einem fliessenden Style, ziehen dem-
selben mehr Leser an als Hofwijk von
Huygens, wiewohl Manche an letzterem
mehr Geschmack finden. West erb aen's
Minnegedichte sind zierlich, ungezwun-
gen und gefällig.
Westerbaen (VI.) — W. — Remon-
strantenprediger zu Amsterdam , machte
sich durch die 1807 (1817?) unter en-
thusiastischem Beifall gehaltene Gedächtniss-
rede auf L u b 1 i n k d. J. , so wie durch
mehrere andere Reden und Abhandlungen
vortheilhaft bekannt.
Westerman (VI.) — M. — Schau-
spieler und Buchhändler zu Amsterdam,
versuchte sich mit Glück in poetischen Fa-
miliengemälden. Seine Schauspiele : die
Belagerung und Befreiung von Ley-
den, so wie eine Bearbeitung von Sc hil-
ler's „Don Carlos" scheinen nur für
den grossen Haufen der Zuschauer , oder
für diejenigen , die das deutsche Stück
nicht kennen , geschrieben zu sein. Als
Buchhändler machte sich Westerman
durch eine niedliche Ausgabe von Vondel
in kl. 12. (noch nicht beendigt) bekannt
und verdient.
~We8tp]ialen (HL) — Frederik —
besuchte aus wissenschaftlichem Eifer die
drei Theile unserer Halbkugel während 12
oder IS Jahren. 1617 wurde er zu Wien
zum Ritter geschlagen. 1620 sah er die
Pyramiden, und fand daselbst einen ver-
goldeten Fuss und Hand in Marmor, die
er 1643 der leydener Universität zum Ge-
schenk machte. Dasselbe Jahr besuchte er
auch Jerusalem. Er starb 1653 zu Alk-
maar, 72 Jahre alt. (S. G. Brandt,
„Gesch. V. Enkhuizen", p. 195 — 200. Anh.
p. 11, 12, 22-29.)
Wetstein (V.) — Karel Antoni —
Rechtsgelehrter, zeichnete sich durch Ue-
bersetzungen aus griech. Dichtern, nament-
lich aus Hesiod und Theokrit, aus.
Sein Meisterwerk ist das Gedicht: „Leida
ab Hispanorum obsidione liberata" , wel-
ches auf dringendes Bitten Valckenaer's,
der die Herausgabe besorgte , in Druck er-
schien. „Ueberall", sagt Peerlkamp
(p. 469). „athmet Vi rgil's Erhabenheit".
Hinzugefügt sind: „Carmina ejusdem ar-
gumenti ex Horatio et Propertio adum-
brata".
H^etstein (V.) — Johan Jacob —
aus einem berühmten Geschlecht zu Basel,
zuerst Professor daselbst und dann an dem
Remonstranten-Semmar zu Amsterdam, gab
„Prolegomena ad N. Testamenti Graeci
Editionem accuratissimam e vetustis Codi-
cibus Mss. denuo pro.curandam" , Am-
stelaedami 1730, 4. und „Novum Testa-
mentum Graecum cum variis Lectionibus
et Commentario pleniore", Amstel. 1751,
1752, Fol. II Vol., heraus. Die Meinun-
gen über dieses Werk sind getheilt ; be-
sonders legte man ihm zur Last, dass er
die Stellen , welche für die Gottheit
Christi sprechen, habe verdunkeln oder
entkräften wollen. (S. Saxii „Onomast."
T. L p. 225.)
^ITicqiuefort (IV.) - . . . — geb.
1598 zu Amsterdam, wohnte später zu
Paris, wo er die Reisebeschreibung des
Olearius aus dem Deutschen , so wie die
Gesandtschaft des Garcias De Silva
aus dem Spanischen , beide von Persien,
in's Französische übersetzte, ward jedoch
durch s. Unvorsichtigkeit im Schreiben
1658 von der französischen Regierung ver-
bannt, worauf er sich wieder nach Hol-
land begab , und , unter dem Einfluss D e
Witt's, eine „Geschichte der Vereinig-
ten Niederlande'- schrieb, welche von dem
letzten Jahre Fred er ik Hendrik's bis
zum Anfang der ersten statthalterlosen Re-
gierung geht, und keineswegs unparteiisch
ist. 1675 wurde er wegen Verdachts der
Verrätherei zum Nutzen Englands im Haag
in's Gefängniss gesetzt, worin er folgende
zwei Werke schrieb : „Memoires touchant
les Ambassadeurs et Rpponses aux Mini-
stres publics , par (le Ministre Prisonnier) "
Col. 1676, 12. „L'Ambassadeur et ses
fonctions", la Haye 1681, 4., Amst. 1736,
4. Aus dem Kerker 1679 entkommen, be-
gab er sich nach Celle, und starb daselbst
1682. Sein Hauptwerk, die oben genannte
Geschichte, erschien erst unter der zwei-
ten statthalterlosen Regierung unter dem
Titel : „Histoire des Provinces Unies des
Pays-Bas, depuis le parfait etablissement
de cet Etat par la paix de Munster", la
Haye 1719, T. I. (1646—1650). T. H.
la Haye 1743, Fol. (1651 ,1652.) (Vgl.
über Wicquefort: Saxii ,,Onomast."
T. V. p. 37 und Wachler, HI. Th. 1.
Abth. p. 244.)
493
Wieling
Winter
494
IW'ielini^ (V.) — Abraham — geb.
1693 zu Hamm in der Grafschaft Mark,
kam, nachdem er zu Duisburg Otto ge-
hört hatte, nach Niederland, und ^vurde
mit Bijnkershoek bekannt, durch des-
sen Empfehlung er 1727 als Professor d.
Rechte in Franeker an die Stelle von Hei-
ne cc ins kam, der nach Deutschland zu-
rückging. Sowohl diese Professur, wie
die von Utrecht, wohin er 1737 versetzt
wurde, bekleidete er mit grossem Ruhme.
Er starb 1746 durch einen unglücklichen
Fall vom Katheder. Seine zahlreichen
Schriften finden sich bei V r i e m o e t ,
„Ath. Frisiac." p. 814 — 818 verzeichnet.
Wier (H.) — Johannes — (auch Wie-
rius) geb. 1575 zu Grave , widmete sich
in Orleans der Medicin , bildete sich wei-
ter auf Reisen , war hierauf praktischer
Arzt zu Arnhem , und später Leibarzt des
Herzogs von Cleve. Er war der Erste,
der über das Ungereimte der Hexenpro-
cesse in folgendem Werke schrieb: „Hi-
stoires, disputes et discours des illusions
et impostures des diables et magiciens in-
fames, sorcieres et empoisonneurs , des
ensorcelez et demoniaques, et de la gueri-
son d'iceux. Item de la punition que me-
ritent les magiciennes, par Jean Wier,
Medecin du Duo de Cleves", 1579, 8.
Hinter diesem Werke befinden sich : „Deux
dialogues de Thomas Erastus, Docteur
en Medecine ä Heidelberg, touchant le
pourvu des sorcieres et de la punition
qu'elles merltent. Traite digne d'etre lu
de toutes personnes, specialement des ju-
ges et magistrats. Nouvellement traduit
du Latin en Francois", 1579.
m^illemsz (L) — Claes — Verf. ei-
ner Sammlung von Liebesgedichten, welche
unter dem Titel : „der Minne Lauf" er-
schienen. Van Wijn versetzt sie in's 14.
Jahrhundert, Ypey dagegen erst in's
Ende des 15ten. (S. „Gesch. d. nieder-
länd. Sprache'- , p. 380.) Man sieht hier
den Geist der französischen Troubadours
aus der Provence und der cours d'amour.
Ein Fragment daraus , nämlich die Ge-
schichte von Hero und Leander, befin-
det sich in Bilderdijk's sprachlichen
und poetischen Mannigfaltigkeiten, T. IV.,
p. 97 — 118.
IWilligen (IV.) — . . . Van Der —
bereiste 1804 Frankreich, Italien u. Eng-
land, und lieferte davon eine Beschreibung
H^illes (VI.) — ... Van — bekannt
als reformirter Kanzelredner.
Willmet (VI.) — J. - Orientalist,
Prof. zuerst zu Harderwijk, dann zu Am-
sterdam, schrieb dort „über das Gefühl
des Schönen bei den Arabern" (1794) und
„über das poetische Genie der Hebräer"
(1799), hier, bei Antritt s. Lehrstuhls
(1804) : „de retinenda antiqua Batavorum
in literis Orientalibus gloria", und 1807
„über die Verdienste der Araber zur Wie-
derherstellung der Wissenschaften im Mit-
telalter." Von s. Schülern verdienen rühm-
liche Erwähnung: Amersfoordt, Ha-
rn aker und Menil.
irinscboten (IV.) — Wichard —
Verf. des „Seemannes", eines Werkes,
welches eine gründliche Erklärung der
niederländischen Kunst- und Sprüchwörter
enthält, die aus der Schifffahrt entlehnt
sind. Es erschien zu Leyden 1681 in kl.
8. Ausserdem schrieb er auch eine, 1683
erschienene (hoUänd.) Sprachlehre.
IVinsemius (IV.) — Pierius — (Pie-
t er Van Winsum) geb. 1586, gest. 1644,
zeichnete sich nach mannigfaltigen Schick-
salen in s. Jugend , wo er sich der Me ■
dicin widmete , als Jurist , vaterländischer
Geschichtsschreiber, lat. Dichter und Prof.
d, Beredsamkeit und Geschichte an Fries-
lands Universität aus. Seine „Chronik"
oder ,, Geschichte von Friesland" geht vom
Jahre der Welt 3635 (ohngefähr 450 J.
v. Ch. G.) bis 1622 nach Ch. G. Ausser-
dem schrieb er auch eine „Geschichte von
Friesland unter Philipp IL", von 1555
— 1581, die selbst Strada's Lob erhält.
Sie erschien zu Löwen 1646, Fol. in 4
Büchern. Paquot urtheilt weniger gün-
stig über dieselbe und Huber tadelt ihn
wegen s. hochtrabenden und dunkeln lat.
Stjls. (S. Pars, „Namenrolle", p. 79;
Vriemoet, „Ath. Frisiac", p. 293 —
299 und De Wal, „Annotatt.", p. 175.)
Winter (VI.) — Nicolaas Simon Van
— geb. 1718 zu Amsterdam, gest. 1795,
ein sog. Stromdichter, bildete sich in Fei-
tama's Schule, welche dem Princip hul-
digte, dass die Sprache und der Reim die
Hauptsache seien ; aber die eheliche Ver-
bindung mit zwei hochgebildeten Frauen,
namentlich der Lucretia Wilhelmina
Van Merken stellte ihn höher. Er be-
sang den „Amstelstrom", dessen prächtige,
aber stille und steife Landhäuser, die in
dem friedlichen 18. Jahrhundert die ruhi-
gen Gewässer des Amstels bespülen. Van
Winter lebendige , gefällige , trauliche
Gemälde liefern. Ausserdem besang er die
495
Winter
Wissembach
496
Jahreszeiten , nach Thomson, und zwar
mit Glück, obgleich er, der englischen
Sprache unkundig , nur der prosaischen
öebersetzung von L u b 1 i n k folgen konnte.
Doch nicht allein als beschreibender Dich-
ter war Van Winter ausgezeichnet: auch
seine (und seiner Gattin) Trauerspiele ge-
hören zu den besseren des 18. Jahrhun-
derts. Sie heissen „Monzongo" (König
von Veragua) , das uns nach Neu-Spanien
zur Zeit der Entdeckung von Ferdinand
Cortez versetzt, u. „Menschikoff", wel-
ches nicht den Fall dieses Staatsmannes,
sondern dessen (erdichtete) Wiederein-
setzung zum Gegenstande hat. „Mon-
zongo", das bessere von beiden, kann
sich des Beifalles und Lobes des grossen
Dichters Bilderdijk rühmen.
l¥inter (VI.) — Nicolaas Simonsz. —
(P i e t e r V a n) Uebersetzer der „Aeneide"
des Virgil und einiger Oden von Horaz,
in holländischem freien , aber gereimten
Versmaasse.
l¥inter (V.) — Frederik — geb. 1712
im Cleveschen, gest. 1760, wurde 1731
Dr. der Medicin, hierauf Leibarzt des Prin-
zen Wilhelm IV., 1740 Prof. zu Her-
born, 1744 zu Franeker, 1747 zu Leyden,
nahm daselbst den Stoff zu s. Antrittsrede
aus der Lebenskraft und der Reiz-
barkeit der Fasern. Er stellte näm-
lich, zur Erklärung der Muskelbewegung,
eine von dem Leben und der Wirkung der
Nerven verschiedene Grundkraft der Fa-
sern auf, die schon der Engländer Glis-
son angezeigt hatte, und welche Haller
vollkommen bewies.
IW iselius (VI.) — Samuel Iperusz. —
aus einer angesehenen bürgerlichen Familie
zu Amsterdam geboi'en, war 1794 u. 1795
Mitglied des Comite Revolutionnair daselbst,
dann Mitglied der einstweiligen Repräsen-
tanten des Volkes von Holland, des Co-
mite für die ostindischen Angelegenheiten
u. s. w . , und nach der Umwälzung von
1813 Director der Polizei zu Amsterdam.
Er widmete sich hauptsächlich der drama-
tischen Poesie , und hat darin einige gute
Originalstücke geliefert. Bekannt sind von
ihm, ausser einer Uebersetzung des „Hector"
von LuceDe Lancival, der „Polydor"
und „Ion" in der Manier des Euripides,
in so weit die französischen dramatischen
Regeln, die Wiselius auf's Genaueste
befolgte, solches gestatten. Der „Tod
K a r 1 ' s , Kronprinzen von Spanien", wurde
zu Amsterdam aufgeführt, aber nicht mit
dem Beifalle, wie Klyn's „Montigni".
welches ein ähnliches Sujet behandelt.
Ausserdem schrieb Wiselius ein Trauer-
spiel aus der vaterländischen Geschichte:
„Aernoud Van Egmond', so wie ein
anderes aus der schwedischen (Walwais
und Adelheid, aus den Zeiten Gustav
Adolph's), und endlich verschiedene Ge-
dichte, gesammelt unter dem Titel : „Ver-
mischte und dramatische Poesien", bis jetzt
fünf Theile, Hr. Wiselius ist Mitglied
und Secretär der 2. Classe des kön. In-
stituts. Van Lira bürg ßrouwer scLgt
(in s. Abhandlung über das Nationalschau-
spiel, in den Werken der hoUänd. Gesell-
schaft für schöne Künste und Wissenschaf-
ten, Th. V., p. 71 — 73) über Wise-
lius: „Unter allen spätem Dichtern ist
kein einziger, der sich so ausschliessend
und mit einem solchen Eifer der dramati-
schen Poesie widmet, wie Wiselius."
Hierauf bemerkt derselbe Kunstrichter, dass
Wiselius die griechische Manier so viel
als möglich mit der französischen zu ver-
einigen sucht, und zu dem Ende in „Ion"
und „Alceste" zwei gelungene Nachahmun-
gen des Euripides geliefert habe. —
Auch als Alterthumskenner hat Wiselius
sich durch s. Anmerkungen zur Ueber-
setzung der Reisen von Le Chevalier
nach Troas, und der „Geschichte von
Alt - Griechenland" von De Sales rühm-
lichst bekannt gemacht.
li^isseinbacli (IV.) — Johan Jacob
— der Sohn eines Predigers im Nassau -
Dillenburgischen , widmete sich zu Herborn
der Theologie und hierauf nach dem Rathe
s. Verwandten, der Mattheusse, unter
denen er auch zu Groningen studirte, der
Jurisprudenz. Nachdem er eine Professur
zu Heidelberg bekleidet und den Grafen
von Z i n z e n d 0 r f auf Reisen begleitet
hatte, wurde er 1640 nach Franeker als
Prof. d. Rechte berufen, wo er sich für
immer niederliess und Rufe nach Herborn,
Deventer, Harderwijk, Utrecht und Gro-
ningen ablehnte. Hub er, s. Nachfolger,
rühmt ihn als einen sehr eifrigen Lehrer
und thätigen Schriftsteller, wie dies auch
folgendes Verzeichniss s. vorzüglichsten
Werke beweist: „Emblemata Triboniani,
sive leges Pandect. et Codicis a Tribo-
niano interpolatae, et ad Novi Juris ratio-
nem inflexae", bereits 1633 oder 163t zu
Groningen, und später, 1642 aufs Neue
zu Franeker herausgegeben. „Diatribe de
Mutuo", Franek. 1642 (gegen Salma-
497
Witry
Witt
498
sius). „Disputationes :id Insütuta Impe-
rialia", 1648, 1666, 1676, 1700. „Exerci-
tationes ad L. lib. Pandectarum", Franek.
1653, 1658, 1661, 1673. „— inLibros Vll
priores Codicis Justiniani', 1660, 1664, zu
Rom verboten, wegen s. Anmerkungen auf
einige geistliche Gesetze des Kaisers. (S.
Foppens, T. II. p. 667, 668. Vrie-
moet, „Athen. Frisiac", p. 36a — 372.
Saxii „Onomast.", T. IV. p. 399, 400.)
"Witry (V .) — ... De — Canonicus
von Doornikj schrieb über die Naturge-
schichte des Doornikschen, besonders über
die Mineralwasser von S a u c h o i s und über
die Elektricität.
Witsen (IV.) — Nicolaas — einer
der berühmtesten Geographen s. Zeit. Sein
Vater, Cornelis, Bürgermeister von Am-
sterdam, war ein Freund der Alterthümer
und schönen Wissenschaften. (S. Saxii
„Onomast.", T. IV. p. 548); der Sohn
erbte die Wissbegier, namentlich für Geo-
graphie und Alles, was für die Schifffahrt
und den Handel s. Geburtsstadt, wo er
ebenfalls Bürgermeister war, nützlich sein
konnte. Wir übergehen s. Wirken als Po-
litiker, als Freund Wilhelm III., als
Theilnehmer an der grossen Unternehmung,
die 1688 die englische Freiheit und das
Gleichgewicht von Europa A\ieder her-
stellte, als Gesandter nach England be-
hufs des Handels (s. Wagen aar, ,.va-
terl. Gesch.", XV. u. XVI. Th ), als Bild-
ner Peter des Grossen (s. Schel-
te ma, „Russland und die Niederlande")
u. s. w., und betrachten ihn blos als Schrift-
stellef. Zuerst machte er sich als solcher
durch s. „Alten und heutigen Schiffsbau
und Führung" (1671) bekannt ; ein Werk
von so gründlicher Gelehrsamkeit, dass
selbst der berühmte Grävius s. Anmer-
kungen über den Bau der alten Galeeren
sehr lobte. (S. Saxii „Onomast.", T.
V. p. 190, 191.) 1705 erschien von ihm:
„Nördliche und östliche Tatarei , oder
Beschreibung einiger tatarischen und be-
nachbarten Provinzen in den nördlichen u.
östlichen Theilen von Asien und Europa";
ein Werki wozu Peter d. Gr., s. Gönner,
ihm alle möglichen Hülfsmittel verschaffte,
und welches daher für die Kenntniss des
nördlichen Asiens höchst wichtig ist. (Eine
frühere Ausgabe v. 1692, welche jedoch
höchst selten ist, enthält manches Inter-
essante , das in obiger , sehr vermehrten
und verbesserten Ausgabe vermisst wird.
S. Schelte ma, „Peter d. Gr. in Hol-
land und zu Zaandam", Th. I. p. 51—53.)
Doch Witsen war mit eigener Forschung
nicht zufrieden; er unterstützte auch mit
Rath und That diejenigen Reisenden, welche
ihre Reisen zum Nutzen der Wissenschaft
unternahmen, wie z. ß. Ides.
"Witsius (IV.) — Herman — geb. 1636
zu Enkhuizen, 1668 Prediger zu Leeuwar-
den, 1675 Prof. d. Theologie zu Frane-
ker, 1680 zu Utrecht und 1698 zu Ley-
den, wo er 1708 starb , schrieb unter An-
derm eine ^ ergleichung zwischen der ägyp-
tischen Mythologie und der Religion der
Hebräer.
^Witt (III.) — Jacob De — schrieb
noch in einem 80jährigen Alter , nach der
Ermordung s. Söhne, „erbauliche Gedichte."
Witt (III.) — Johan De — dieser be-
rühmte Staatsmann war in s. Jugend auch
Dichter; er übersetzte das politische Trauer-
spiel „les Horaces" von Corneille, wor-
in alte römische Sitten dargestellt werden,
in's Holländische , aber matt und mangel-
haft. Johan De Witt, Niederlands
P h o c i o n , war nicht zum Dichter ge-
schaffen. Ausgezeichnet steht er jedoch
als Mathematiker da, und glücklicher, als
am Staatsruder würde er wahrscheinlich
s. Tage beschlossen haben, hätte er sich
dieser Wissenschaft ganz widmen können.
Seine vorzüglichste Schrift, von dem da-
maligen 33 jährigen Rathspensionär 1658
verfasst, führt den Titel : „Elementa curva-
rumlinearum" ; sie w urde von Va n S ch o o-
ten mit der „Introductio ad Geometriae
methodum" des Erasmus Bartholinus
herausgegeben, und ist bei den „Opera
omnia" von Descartes, gedruckt bei
Blaau 1683 , zu finden. Während D e
Witt das Amt eines Rathspensionärs be-
kleidete' und zwar im J. 1671, als Lud-
w i g XIV . grosse Zubereitungen machte,
um sich der Republik zu bemächtigen,
schrieb er, um den Zustand der Geldmit-
tel s. Vaterlandes so viel als möglich zu
verbessern, „über den Werth der Leib-
renten im Verhältniss zu Löserenten". Die-
ses in jeder Hinsicht merkwürdige, aber
nunmehr sehr selten gewordene Werk, w el-
ches Hudde prüfte und rühmte, gibt einen
Beweis von dem Genie Jan De Witt 's,
der, nach langer Verwaltung des Staats,
sich von den Studien s. Jugend noch alles
Dessen lebendig erinnerte , was dem Va-
terlande in spätem Tagen nützlich werden
konnte. Nur ein Jahr nach Herausgabe
dieser Abhandlung fiel der grosse Staats-
17
499
Witt
Woordt
500
mann als Opfer wüthender Parteien, die
durch den Einfall des Feindes noch un-
versöhnlicher geworden. — Ina 18. Jahr-
hundert erschienen die „Denkschriften"
(1709) und die „Briefe" (1727) Johan De
Witt 's, so wie die „geheimen Beschlüsse
der Staaten von Holland unter s. Verwal-
tung". Jan Wagen aar trat, als sich
später ein Streit über die Verdienste die-
ses unsterblichen Mannes erhoben, als eif-
riger Vertheidiger desselben auf.
Witt (V.) — C. C. De — versuchte
Salomo's Sprüche (1762) zu erklären.
l^ittewrongel (IV.) — Petrus —
geb. zu Zoutelande , 1636 Prediger zu
Zierikzee, 1638 nach Amsterdam berufen,
eiferte in s. „Oeconomia Christiana" (1655,
1661) gewaltig gegen das Schauspiel, be-
sonders gegen Darstellung biblischer Ge-
genstände, denen wir jedoch eine „At ha-
ll a" zu danken haben, die keinem Mei-
sterwerk der Alten weichen darf. V o n-
del's „Lucifer" war daher auch diesem
Feinde des Schönen ein Aergerniss und
Greuel , der nicht nachliess , gegen den
Verf. desselben zu eifern, worauf dieser
sieh dadurch rächte, dass er Wittewron-
gel unter dem Bilde einer sich krümmen-
den Schlange s. Satyre zum Opfer brach-
te. Wittewrongel starb 1662, und ein
gewisser Reimer, Namens Waterloos,
nannte ihn denAmphion desHimmels.
l¥olflr(V.) _ ... De — Süd -nieder-
ländischer Dichter einiger Allegorien.
^Wolft (VI.) — Elizabeth - geb.
Bekker, Gattin des Predigers Wolff im
Beemster, ward 1738 zu Vlissingen ge-
boren, und verband sich als Wittwe durch
die innigste Freundschaft mit Agatha
Deken (vgl. dies. Art.). Beide Freun-
dinnen hielten sich nach der Umwälzung
von 1787 in Burgund auf, wo sie ihren
Aufenthalt beschrieben. Geist, feiner Scherz
u. durchdringender Verstand zeichnen Mad.
Wolff aus. Dieses erhellt aus ihren (sonst
nüttelmässigen) „IjTischen, ländlichen und
vermischten Gedichten" (Hoornl772), na-
mentlich aus der sehr launigen Vorrede
und aus der Erzählung : „die Menuet imd
die Dominesperücke *), worin ein Kirchen-
vorsteher, der von einigen Predigern we-
gen des Tanzens auf der Hochzeit s.
Tochter getadelt, diesen Geistlichen aus
*) Dom ine, der Name eines Predigers iii
Holland.
alten Kirchenverordnungen beweist, dass
sie keine Perücken, sondern Kalotchens
(kleine runde Münzen) tragen müssen. Ernst
und Strenge im Moralischen, jedoch Frei-
heit des Denkens in religiösen Dingen cha-
rakterisirten ihre Freundin. Hieraus ent-
stand ein harmonisches Ganzes, als sie ver-
eint die unvergleichlichen niederländischen
Sittenschilderungen in das Gewand von
Romanen gehüllt, „Sara Burgerhari",
„Willem Levend" und die Briefe« von
Abraham Blankaert herausgaben.
Vielleicht haben diese beiden geistreichen
Frauen am besten die Darstellung des hol-
ländischen Volkscharakters verstanden, wie
er sich im gewöhnlichen Leben darzustel-
len pflegt. Wer kennt die fröhliche, gut-
müthige, ein wenig muthwillige, aber kei-
nesweges leichtsinnige Sara Burger-
hart und ihren Edeling, oder Abra-
ham Blankaert, das Muster eines alten
Holländers, nicht? Männer, wie Hr. R***
mag es damals wohl unter den Landjun-
kern , welche sich ganz nach Frankreich
bildeten, gegeben haben. Der ,,Willem
Levend", obschon noch mannigfaltiger u.
reicher an Charakteren, scheint jedoch we-
niger vollkommen, als die „Sara" zu sein;
die Situationen sind hie und da übertrie-
ben, einige Charaktere, wie z. B. der von
Charlotte Roulin, ein wenig über-
spannt: die Briefe von Christina Hei-
der u. Jakob a Veldenaar sind er-
müdend langweilig; aber Charaktere, wie
Martha De Harde. Alida Levend
und Christina De Vrij vergüten sehr
viel. Die „Geschichte der S. Burger-
harf erschien 1782 , 2 Th. 8. (Franzö-
sisch zu Lausanne 1788, 4 Th. kl. 12);
die ,, Geschichte von W. Levend", 1784,
1785, 8 Th. 8 (Deutsch vom Verf.
des Siegfried von Lindenberg,
1798); die „Briefe von A. Blankaert"
1787, 3 Th.; die „Geschichte der Cor-
nelia Wildschut" 1763, 6 Th. ; (alle
im Haag). Ausserdem erschienen von die-
sen Freundijinen auch sog. „ökonomische
Liedchen".
, TFolsctaoten (III.) — Gerard Van —
Probst , ein süd - niederländischer Dichter
des 17. Jahrhunderts, der in einer zum
Theil gereimten, zum Theil prosaischen
Beschreibung von Holbein's „Todten-
tanz" die Manier des Cats nicht unglück-
lich nachahmte.
l¥oordt (VI.) — Antonie Van Der —
aus Vlissingen, von Simons mit Seume
Wopkens
501
verglichen, starb jung und hinterliess eini-
ge, meist reimlose Gedichte. Er versuchte
sich , wie Klopstock, in a ielen Vers-
maassen der Alten.
üiropkens (V.) - Thomas — Schü-
ler des Le Clerc, gab kritische Anmer-
kungen zu Cicero, Sallust, Vellejus
Paterculus und anderen alten Schrift-
stellern.
IVoude (IV.) — K. Van — schrieb
eine Geschichte von Alkmaar (1658).
. 'Wijn (VI.) - Hendrik Van -- Raths-
pensionär von Gouda, später Reichsarchi-
var, ein in den Alterthümern und in der
Geschichte s. Vaterlandes höchst unter-
richteter Mann, gest. d. 27. Sept. 1831,
erwarb sich, mehr als Kluit u. Cerisier,
ein grosses Verdienst durch Herausgabe von
Anmerkungen und Nachlesen zu J a n W a-
genaar's vaterländischer Geschichte, an
welcher er wahrscheinlich selbst den mei-
sten Antheil hatte. Diese Anmerkungen,
als deren vorzüglichster Mitarbeiter der
zu Middelburg 1823 verstorbene Van
Lambrechtsen genannt zu werden ver-
dient, wurden später von dem jetzigen
. Reichshistoriographen Stuart mehr prag-
matisch bearbeitet, und sind ungleich wich-
tiger, als die 50 Bände umfassenden Fort-
setzungen eines Ungenannten , da diese
letztern blosse Compilationen sind u. alle
Annehmlichkeiten des Styls entbehren.
Ausserdem ist Van Wijn Verf. der „hi-
storischen Abendstunden" und des „häus-
lichen Lebens" 5 Werke , die als wahre
Fundgruben für die Kenntniss der alten
Sitten u. Gebräuche, so wie der Literatur
u. Alterthümer betrachtet werden können.
IVijnantS (HI.) — Gosewinus Graf
Van — Rathsherr am Gerichtshofe von
Brabant, gest. 1730, gab eine Sammlung
Decisionen dieses Gerichtshofes heraus.
^Wijngaarden (VI.) - C. J. De
Lange Van — Verf. einer „Geschichte der
Herren u. Beschreibung der Stadt Gouda"
(Amsterd. u. im Haag, 1. Th. 1813, 2. Th.
1817); ein sehr interessantes Werk, be-
sonders für die Kenntniss der Sitten und
Gebräuche des 14. Jahrh. dieser Gegend,
worauf von einer andern Hand: „Meine
Erinnerungen von Gouda" (im Haag 1821),
und „Nachlese meiner Erinnerungen von
Gouda" (das. 1822) folgten.
Wijnpersse (V.) — Dionysius Van
De — Professor zu Groningen und dann
zu Leyden, schrieb einen „kurzen Begriff
\>ylteiibach 502
der Philosophie" ; er war jedoch mehr
Eklektiker, als Selbstdenker.
IVyttenbach (V.) — Daniel — geb.
1747 zu Bern, bildete sich in Deutsch-
land u. Italien; hier war er mit der Leetüre
Plato's beschäftigt, als Hassenkamp,
einer s. Commilitonen, ihm das Wörter-
buch von Timäus mit Ruhnkenius
Anmerkungen kennen lehrte. Diese gaben
ihm so viel Licht über Plato, dass er
besclüoss, einige s. jugendlichen Bemer-
kungen dem leydener Professor mitzuthei-
len , um s. Bekanntschaft zu machen. In
Göttingen lernte er Heyne kennen; liier-
auf (1770) musste er Leyden, Ruhnke-
nius und \' a 1 c k e n a e r sehen , die s.
B'reunde wurden. Nunmehr beschäftigte er
sich mit der Herausgabe des Werkchens
von Plutarch; „über die späte Strafe
der Gottheit". Diese Ausgabe war ein
Meisterwerk und diente nicht allein zur
wörtlichen Erklärung , sondern auch zur
sachlichen s. Schriftstellers, wozu ihm die
leydener Bibliothek viele Hülfsmittel bot.
1771 wurde er Prof. d. Phil. u. Literatur
an dem Remonstranten- Seminar zu Amster-
dam, und begann die Ausgabe jenes, als
ausgezeichnet beurtheilten Werkes: „Bi-
bliotheca Critica", welches sich eben so
sehr durch den schönen und gefälligen lat.
Styl, wie durch die Gründlichkeit u. Rich-
tigkeit der Kritiken empfiehlt. 1779 wurde
er als Prof. d. Philos. an das Athenäum
zu Amsterdam berufen. Hier machte er
die Bekanntschaft von Bosch, und schrieb
s. „ Logica' ' , w orin er vor Allem eine
gründliche Kenntniss der Alten an den Tag
legte. Er untersuchte für das den For-
schungen über natürliche Theologie und
Ethik gewidmete Stolpiansche Le-
gat die Meinungen der Alten in Beziehung
auf die Einheit des höchsten Wesens (1780),
worin er namentlich zu beweisen suchte,
dass die alten Griechen darin nichts den
Juden zu verdanken haben. Mit J. D e
Bosch untersuchte er , historisch , den
Glauben der alten heidnischen Welt über
die Unsterblichkeit der Seele , mit dem
Erfolg, dass Wyttenbach, welchem De
Bosch, s. Hausgenosse, offen s. ganzen
Gegenstand mittheilte, während er diesem
von s. Vorhaben nichts merken Hess, den
goldenen , und De Bosch den silbernen
Ehrenpreis (1783) erhielt. 1794 gab er
Auszüge aus den besten griech. Geschichts-
schreibern für s. Zuhörer mit Anmerkun-
gen und eine treffliche Einleitung imter
17*
503 Wyttenbach
dem Titel : „Selecta ex historicis Graecis"
zu Amsterdam heraus. 1795 unternahm er
die Herausgabe der moralischen Schrif-
ten des Plutarch, und vollendete die-
selben 1797 nebst erklärenden Anmerkun-
gen ; ein Werk , wodurch er allein s. Na-
men verewigt haben würde. 1799 kam er
an die Stelle s. Lehrers R u h n k e n i u s
als Professor an die leydener Universität,
und gab noch in demselben Jahre eine
treffliche, ausführliche Schilderung des Le-
bens, der Verdienste um die Literatur, u.
die Schriften dieses Gelehrten heraus, wo-
von ganz Europa den Werth als Beitrag
zur Literärgeschichte und den unvergleich-
lichen lat. Vortrag bewundert. Die lange
unterbrochene „Bibliotheca Critica" voll-
endete er 1807 u. 1808, in welcher sich
jener berühmte Brief an De Bosch be-
findet. 1810 unternahm er eine neue lite-
rarische Zeitschrift: „Die Philomathie ".
Obschon man in den letzten Aufsätzen der-
selben den Zwist bedauert, in welchen
dieser verdienstvolle Gelehrte mit Van
Hemert verwickelt wurde , und der ganz
fruchtlos für die Wissenschaft war, so kann
man doch nicht umhin, die unnachahmliche
Fertigkeit Wyttenbach 's im lat. Styl
anzustaunen, der auch Gegenstände des ge-
meinen Lebens so treffend in der Sprache
der Römer überzutragen wusste. Behufs
s. Zuhörer gab er einen Abdruck von P 1 a-
to's „Phädon" , mit erläuternden Anmer-
kungen heraus. Nach langen Körperleiden
starb dieser Koryphäe der alten Literatur
Niederland's (vielleicht Europa's) zu An-
fange des J. 1820. Die vorzüglichsten s.
Werke erschienen nach s. Tode in 2 Thei-
len; ferner s. Commentarius zu Euna-
pius, 1822; 1824 durch s. Lieblingschü-
ler, Mahne, die „Lectiones quinque",
öffentliche Vorti-äge über die Geschichte
der Lehre der Unsterblichkeit der Seele.
Ypey
504
Wyttenbach's sämmtliche Werke sind:
„Epistola critica ad D. Ruhnkenium ', 1769,
„Oratio de conjunctione Philosophiae cum
elegantioribus literis", 1771 (bei dem An-
tritt s. Professur an dem Remonstranten-
Seminar). „Plutarchi liber de sera Nu-
minis vindicta", 1772. „Bibliotheca Cri-
tica", 12 Hefte, 3 Theile, 1779 — 1808
(in dem 11. u. 12. Heft die \)erühmten
Briefe an De Bosch und Van Linden).
,, Oratio de Philosophia, auctore Cicerone,
laudatarum artium omnium procreatrice ^t
quasi parente" (bei dem Antritt der Pro-
fessur d. Philos. am amsterdamer Athe-
näum), 1779. „Disputatio de Unitate Dei"
(von dem Stolpianischen Legat ge-
krönt) , 1779. „ Praecepta Philosophiae
Logicae", 1781. ,, Disputatio de Immorta-
litate Animi' (von Teyler's theolog. Ge-
sellschaft gekrönt), 1783. ,, Oratio de vi
et efficacia historiae ad Studium virtutis"
(bei dem Antritt der Professur der griech.
u. lat. Literatur, der alten u. vaterländ.
Geschichte, der Beredsamkeit, Dicht- u.
Alterthumskunde am Athenäum, für wel-
chen Posten, der vollkommen der Neigung
s. Geistes entsprach, er 1785 den der Phi-
losophie niederlegte). „Selecta Principum
historicorum", 1794, wieder gedruckt 1808.
„Plutarchi Opera Moralia", Oxon., 1793
— 1800. „Vita D. Ruhnkenii", 1799.
„Epistola ad P. C. Van Heusde" (vor
dessen Specimen criticum in Platonem),
1803. „Piatonis Phaedon " , 1810; ein
Handbuch bei s. Vorlesungen. „Annota-
tio" zum Posidonius von J. Bake.
„Philomathia, sive miscellanea doctrinae"
(3 St., 1809—1817); in dem dritten be-
finden sich die vortreffliche Lobrede auf
den letzten Sprössling des Hauses Was-
senaar, s. würdigen Schüler, und die
„Parentalia" auf andex'e Verstorbene von
s. Zöglingen.
Y.
l:'pey (VL) — Adolf — Professor
zu Harderwijk, später zu Groningen , ent-
wickelte als Fortsetzung der Kirchenge-
schichte von Van Hamelsveld das wich-
tige Ereigniss der Reformation und ihre
Folgen bis zum 18. Jahrh., die er beson-
ders beschrieb, u. hiei-auf 1819 u. später,
die „Geschichte der reformirten Kirche in
Niederland" (mit dem Hofprediger Der-
mo u t) folgen Hess. Gründlichkeit , un-
parteiische Wahrheitsliebe und Blosstel-
lung der Fehler s. Glaubensverwandten in
früherer Zeit machen diese Werke zu kost-
baren Denkmälern des Geistes, der im 19.
Jahrh. sogar Professoren der reformirten
niederländischen Kirche beseelt; ein Geist,
schnurstracks der unchristlichen Bitterkeit
entgegen, welche Helden der Wahrheit,
Ypey
505
wie De Groot n. Kamphuizen, ver-
folgte, so dass Ypey dem Gedächtnies
der alten Remonstranten von 1618 die voll-
kommenste Huldigung darbringt , während
er bei allen passenden Gelegenheiten den
Mennoniten Lob spendet, und dadurch zur
Verbrüderung im Geiste der zu lang ge-
trennten Protestanten sehr viel beigetra-
gen hat. Hinsichtlich der Sprache hat er
durch s. „Geschichte der holländischen
Sprache", welche die Gesellschaft für nie-
derländ. Literatur mit dem grössten Lobe
erwähnt, Beweise ausgezeichneter Gelehr-
samkeit gegeben. Sie ward 1821 heraus-
gegeben, und enthält ungemein wichtige
Beiträge zur Kenntniss besonders der al-
tern deutschen Sprache, welcher der Verf.
deji grössten Theil s. Werkes widmete.
Zypaeus
506
Er ist sehr für die Idee einer allgemei-
nen Menschensprache, der wir die
grosse Uebereinstimmung zwischen den
vielen, jetzt so weit von einander ge-
trennten Völkern zu danken haben würden,
und führt zu diesem Ende eine Menge
Proben aus scheinbar nichts mit einander
gemein habenden Sprachen an.
Ypey (Vl.i — Nicolaas — Prof. d.
Mathematik zu Franeker u. College des
Van S winden, schrieb unter andern
ein wichtiges Werk „über die Kegel-
schnitte".
Ysermaus (IH.) — Joannes — ein
ziemlich fiiessender Minnedichter, dessen
„Triumphus Cupidinis" 1628 zu Antwer-
pen gedruckt wurde.
z.
Zesea (IV.) — Filips Van — be-
schrieb in deutscher Sprache die Stadt
Amsterdam, das. 1664. (S. Wagen aar 's
„Amsterdam", Th. I. Fol. Vorr. p. VII
-X.)
Zillesen (VI.) — ... — Verf. einer
„Geschichte der Vereinigten Niederlande".
Zon (VI.) — P. De Wakker Baron
Van — ein geldernscher Edelmann, zuletzt
Secretär des hohen Raths des Adels , un-
längst verstorben, schrieb unter dem an-
genommenen Namen, Bruno Daalberg,
die Romane: j,Willem Hups", „die zwei
und dreissig Worte, oder die Lection von
Kotzebue", und die ,,Steenbergsche Fa-
milie" , worin , wie man sagt , eine Schil-
derung nach dem Leben des geldernschen
und overysselschen Landadels vorkommt.
Diese Romane sind voll Humor, Geist, le-
bendiger Charakterschilderung und tiefer
Menschenkenntniss.
Zurck (IV.) — Eduard Van — Con-
rector zu Haarlem , gab 1693 Anmerkun-
gen zu ausgewählten Reden von Cicero,
u. 1696 zu Horaz, in der Manier von
M i n e 1 1 i u s , heraus , die aber von weni-
gem Werthe sind.
Z-weerts (V.) — Filips — Notar
zu Amsterdam und daselbst 1774 gestor-
ben, verfertigte ein Hofgedicht auf Seh ei-
beek; die Trauerspiele: „Belohnte Tu-
gend" oder „Bestrafte Grausamkeit" (1723),
,.Semiramis" oder„Ninus Tod"(1729),
„Scipio" (1736), und eine Uebersetzung
von Voltaire's ,,Merope" (1746), unter
welchen ,,Semiramis" sich auszeichnet.
Zypaeus (HI.) — Frans — (Van
Der Z i j p e) setzte in s. Werken über
die päpstlichen Decretalen die ultramon-
tanischen Lehrsätze der Autorität der
geistlichen Macht über die weltliche in
dem Geiste Gregor's VII. und seiner
Nachfolger. Diese Lehrsätze waren da-
mals allgemein herrschend zu Löwen, und
obschon die spanische Regierung den Pro-
vinzen ihre Freiheit zurückgab, so wusste
sie gleichwohl (in Verbindung mit dem
Papste) durch die strengen Lehren, an
denen man in Löwen hing , allen Fort-
schritt der Philosophie, Aufklärung und
Freiheit zu hemmen.
Druck von F. A. Brock haus in Leipzig;.
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