Google
This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct
to make the world's books discoverablc online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe.
Äbout Google Book Search
Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs
discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web
at|http: //books. google .com/l
Google
IJber dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Uiheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nu tzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in Partnerschaft lieber Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie htsdesto trotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche Tür Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials fürdieseZwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google-MarkenelementenDas "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter|http: //books . google .coiril durchsuchen.
i
Im
DIE VOELKER
DES
OESTLICHEN ASIEN
STUDIEN UND REISEN
VON
Dr. ADOLF BASTIAN.
ERSTER BAND.
LEIPZIG 1866.
VERLAG VON OTTO WIGAND.
LONDON, TRUEBNER & CO.
flO PATERNOSTER ROW.
DIE GESCHICHTE
DER
INDOCHINESEN
AUS EINHEIMISCHEN QUELLEN
TOH
Dr. ADOLF BASTIAN.
LEIPZIG 1866.
VERLAG VON OTTO WIQAND.
LONDON, TRUCBNER & CO.
•0 PATERNOSTER ROW.
\
v . 1
Das Recht der Uebersetznnff ist Yom Verfasser vorbehalten.
Prof. Christian Lassen
dem lichtvollen Anordner und Erforscher
Indischer Alterthumskunde
ridmet
diese auf einem Nebenfelde gesammelten Materialien
in Hochachtung und Verehrung
der
Verfasser.
Vorrede.
Die Anlage dos Werkes ist in dem schon früher aus-
gegebenen Prospectus bezeichnet. Dieser vorliegende
Band begreift die Geschichte der Indochinesen, der gleich-
zeitig ausgegebene zweite die Reisen in Birma im Jahre
18(U — 62. Der dritte soll den Aufenthalt in Siam mit
Reisen in Kambodia und Cochinchina (1863) behandeln,
der vierte Reisen im Archipel, in Japan und China nebst
der Rückreise von Peking duich Mongolia und Sibirien
zum Kaukasus (1864 — 1865). Der letzte >vird eine zu-
sammenfassende Darstellung des Buddhismus der Pali texte
geben, mit vergleichenden Erläuterungen aus Foismus und
Lamaismus. Die ftlr Bearbeitung der hinterindischen
Geschichte im Lande selbst gesammelten Materialien sind
zum bei weitem grössten Theil ganz neu, doch habe ich
sorgfältig auf dasjenige Rücksicht genommen, was von
meinen Vorgängern in diesem Fache geliefert war, und an
allen Punkten, wo es geschehen konnte, ausser Anderen
Vin Vorrede.
die Beiträge Sangermano's , Cm\\'fur(rs, Richardson's, Bur-
ney's, Phayre's, Mason's, Yule's liirBirnia, sowie Loubere's,
Jones', Pallegoix' und Bowring's für Siam im Auge be-
lialten. Die Literatur über Hinterindien ist ausnehmend
beschränkt und einer vollständigen Uebersicht stellt nur
die Schwierigkeit entgegen, dass mehrere der wiclitigsten
Aufsätze in nicht leicht zugänglichen Journalen zerstreut
sind. Weshalb die indochinesische Halbinsel bislu^r so
auffallend vernachlässigt war, ist schwer zu begreifen,
denn der Boden ist ergiebig genug. Ein Blick
auf den Inhalt dieses ersten Bandes wird zeigen, wie
reich die Ernte war. Sic stand in der That reif und
brauchte ich nur rasch einzutragen, um die kurze Zeit
meines Aufenthaltes möglichst zu benutzen. Dass ich
dabei auch manches Unkraut mit aufgerafft liaben mag,
ist leicht möglich, aber auch diis Unkraut, obwohl dem
praktischen Kaufhiann werthlos, hilft dem Botaniker in
der Bestimmung der localen Flora. Sorgsames Studium
der Specialitäten musste vorläufig zur Seite gelassen wer-
den, demi ich glaubte es der euroi)äischen Wissenschaft
schuldig zu sein, zunächst wenigstens im Grossen und
Ganzen, wenn auch nur noch in rohen Umrissen, die
unverantwortliche Lücke auszufüllen, die imsere litem-
rische Kenntniss über jenen Theil der Welt bisher ent-
stellte. Eingehendere Erforschung der Einzelheiten darf
gemss bald von den Regierungsbeamten und Missionären
erwartet werden, die oft eben so viele Jahre im Lande
Vorrede. IX
zubringen, \vie es mir nur vergönnt war, Monate zu
bleiben, und unter denen es genug giebt, denen es weder
an Lust und Liebe, noch an Müsse oder Sachkenntniss
fehlt.
Der grösste Gewinn aus der Aufechliessung einer
fremden Volksliteratur Hegt darin, dass sich in ihr eine
neue Phase in der Phänomenologie des menschHchenGmstes
unserem Auge enthüllt, und dieser Gewinn wird um so
höher anzuschlagen sein, wenn sich mit ihm zugleich das
Verständniss eines so weit verzweigten Gedankengebäudes
vei'knii])ft , wie der Buddhismus, der mehr wie eine
andere Geistesschöpfung die coutinentalen Massengebiete
unseres Erdballs in ihrer geschichtlichen Ent^vicklung
beeinfiusst hat. Um in der vergleichenden Psychologie
den ursächUchen Zusammenhang der Erscheinungen zu
verstehen, bedarf es vor Allem reiner Vergleichungspunkte,
denn nur aus richtig verstandenen Verhältnissen lassen
sich weitere Folgerungen ziehen.
Für unsere westliche Cultur ist deshalb die ganz
unabhängig entwickelte des östUchen Asiens von der
höchsten Bedeutung. Beide laufen in getrennten Reihen
neben einander her und lassen in dem Studium ihrer
Proportionsverhältnisse eine scharfe Controlle der daraus
abgeleiteten Gesetze zu, während alle uns sonst bekannten
Civilisationskreise (mit Ausnahme der im vorgeographischen
Amerika untergegangenen) sich mehr oder weniger mit
dem unseren gemischt haben, indem sie entweder zur
X Vorrede.
früheren Grundlage dienten oder sich in späterer Fort-
bildung abzweigten.
Obwohl vom ethnographischen Gesichtspunkte aus
mein Bestreben hauptsächlich auf Bereicherung der Psy-
chologie mit neuen Thatsachen gerichtet geblieben ist, so
werden doch auch die historischen*) Wissenschaften man-
ches Nutzbare in den gelieferten Beiträgen finden. An-
*) Die Geschichte Kambodia*8 ist bisher noch nicht geschrieben und
die in dem betrefTendcn Abschnitte eingeschlossenen Sagen sind sämmtlich
von mir selbst aus dem Munde des Volkes aufgezeichnet. Die historischen
Daten der Archive liefern oft ergänzende Bestätigungen zu Rdmusat^s Bei-
trägen aus chinesischen Quellen. Für die siamesische Geschichte standen
mir dieselben Bücher zu Gebote , aus denen schon früher von Jones und
neuerdings durch Pallcgoix bruchstückweise Auszüge mitgctheilt sind, aber
ich hatte ausserdem noch viele andere in den Händen , die jenen beiden
Autoren nicht bekannt gewesen oder wenigstens nicht von ihnen benutzt
sind. Ueber Pegu finden sich kurze Mittheilungen bei Mason nach bir-
manischen oder auch peguanischen Autoritäten. Ich habe denselben,
neben eigener Untersuchung in erweiterter Form , noch siamesische Ueber-
setzungen beifügen können und ausserdem während meiner Reisen im Lande
Gelegenheit gehabt, die Angaben schwerer zugänglicher Bücher nach münd-
lichen Mittheilungen niederzuschreiben. In der Geschichte Birma*s musste
ich bei dem Tagoung betreffenden Artikel in der Hauptsache die Dar-
stellungsweise Burney's wiederholen, da über diese künstliche Herleitung
der Dynastie nur die eine Version in der von ihm benutzten Chronik
besteht, auf die vorläufig Jeder zurückzukommen hat. Die nationalen
Traditionen dagegen sind von mir selbst gesammelt und knüpfen sich an
die in der Zeitschrift für allgemeine Erdkunde (186 8) veröffentlichten.
Die kurzen Capitel über Aracan , die Ahorn und Singpho sind zur Ver-
vollständigung beigefügt nach den im Texte citirten Gewährsmännern , da
ich diese Stämme nicht selbst besuchte , sondern nur gelegentlich in Birma
ergänzende Nachrichten darüber einziehen konnte. Auch das Capitel über
Vorrede. XI
gesichts der grossen Masse des bisher Unbekannten, das
hier aufgehäuft ist, würde es aber ebenso unverständig als
anmassend gewesen sein, wenn ich auch schon jetzt gleich
hätte selbst versuchen wollen, dieselben in der ganzen
Tragweite der aus ihnen abzuleitenden Folgerungen ver-
werthen zu wollen. Die Gelehrtenrepublik hat das Prin-
cip der Theilung der Arbeit anerkannt, und bei den
grossen Namen, die in Europa auf dem Felde der indischen
Literatur glänzen und von denen unsere Universitäten
allein sich eines Lassen, Benfey, Weber, Brockhaus und so
mancher Anderer rühmen können, freue ich mich, die
feinere Ausarbeitung der zusammengetragenen Rohstoffe
besseren und geschickteren Händen überlassen zu können.
Ich bin deshalb auch darauf bedacht gewesen, möglichst
den Charakter der Ursprünglichkeit zu bewahren, trotz
der davon oft unzertrennlichen Folge scheinbarer Un-
ordnung und Regellosigkeit. Der Quellenforscher wird,
wie ich hoffe, damit zufrieden sein und bald das Zusammen-
Annam ist blos als Zusatz zu betrachten , denn mein Aufenthalt in Cochin-
China war zu kurz , um die hier schon in chinesischer Ausführlichkeit vor-
handenen Geschichtsbücher irgendwie gründlich und erschöpfend zu be-
handeln. Die Karen sind in der letzten Zeit vielfach Gegenstand der
Besprechung gewesen , besonders in den Berichten der Missionäre , doch
habe ich das darüber Bekannte durch manches Neue vermehren können.
Was über die Schan oder Laos gesagt ist , basirt vielfach auf Original-
mittheilung, und auch in Betreff der südlichen Staaten habe ich an ver-
schiedenen Stellen einheimischen Berichterstattern folgen können , obwohl
meine Reiseroute weiter nördlich lag.
xn Vorrede.
gehörige herausfinden, während es dem von ciiltiirhistori-
schem Interesse geleiteten Leser gleichgültig bleibt, ob er
die Namen in der einen oder der andern Form liest, so
lange sie nur als Träger mythologischer Gestaltungen
dienen. Eine übereinstimmende Schi'eibart der liinter-
indischen Worte war schwer, wenn nicht unmöglich.
Dieselben aus dem Pali oder Sanscrit entlehnten Bezeich-
nungen werden durch die Lautverhältnisse der birma-
nischen Sprache in eine andere Fonn umgewandelt, als
im Siamesischen, und deshalb erscheinen auch identische
Königsnamen in der Zusammensetzung der einen ver-
schieden von der der andern, obwohl sich beide auf den-
selben Stamm zurückfuhren lassen. Selbst Worte des
gewöhnlichen Lebens moditiciren sich nach der dialektischen
x\ussprache der Peguer, Karen, Schan, der nördlichen oder
südlichen Biimanen, und die massgebende Norm würde
schwer zu lixiren sein. Ich habe gewöhnlich vorgezogen,
die mir überlieferte Gestalt zu bewahren, und auch die
aus europäischen Autoren entlehnten Namen sind meist
so wiedergegeben, wie sie sich bei ihnen citirt finden.
Zur Orientirung ist in den Beilagen die Grundform wich-
tiger Namen beigefiigt, auf die auch mitunter in dem
Index oder schon wälirend des Textes verwiesen wird.
Bestimmtere Regeln können aber erst später bei einer
eingehenderen Besprechung der philologischen Verhält-
nisse niedergelegt werden.
Die geschichtlichen Erörterungen werden durch die
Vorrede. xni
Reisebeschrcibungen der betreffenden Länder in den
folgenden Bänden ergänzende Erläuterungen erhalten, und
besonders bleibt es der Ausarbeitung meines in Kambodia
geführten Tagebuches vorbehalten, die culturhistorische
Bedeutung der neu entdeckten Ruinenstädte zu erörtern,
die in diesem Ueberblick der allgemeinen Geschichte nur
kurz berührt werden konnte.
Obgleich für die Kartographie Hinterindien's wenig
zuverlässiges Material existirt, wird es doch mein Bestreben
sein, zur Verdeutlichung der Reiseroute bald möglichst
eine Uebersichtskarte nachzuliefern und hoffe ich dieselbe
vielleicht schon dem nächsten Bande beigeben zu können.
Diesem oder dem folgenden soll auch ein Bilderwerk zu-
gefügt werden, besonders zur Illustration der mythologischen
Verhältnisse.
Inhalt.
Uebersicht
Birma.
Die Königsdynastie Tagoung's
Die mythisch-historische Vorgeschichte Prome's
Die drei Pagan
Die Heldensage des letzten Pagan
Das Zwischenreich der Theilf&rsten
Die Geschichte Ava's ....
Die aracanische Geschichte
Die Ahorn in Assam und die Singpho
Nationale Traditionen der Volksstämnie
Die Karen and ihre Ueberliefemngen
Das angrenzende Hochland und seine Bevölkerung
Die Fürstenthümer der unteren Schau
Tenasserim mit den südlichen Staaten
Pogü.
Die Ueberlieferungen Thatung's
Die Legende Rangun's ....
Die Talein und ihre Könige
Das Königreich Tongu in Sage und Geschichte
Die Annalen Martaban's ....
Die Geschichte Hongsawaddi's .
Sdt«
1
Siam.
Vorgeschichte der nördlichen Städte
Traditionelle Erzählungen aus den Königsbucheru
Mythen der alten Hesidenzen . . . .
9
U
31
43
53
57
71
83
96
131
158
184
190
205
215
220
241
255
272
«89
309
830
XVI
Inhalt.
Die Könige dor Laos ......
Die Gesohichte Ayuthia's
Kambodia.
Der Sagenkreis der Steiiiinonuiucnte . . . .
Die Chroniken Inthapatalinri^ä .....
Zeugnii»8e der Notx'nlnnder ......
Die Dsiampa
Die HaHptHtndte der Niederungen und die neuere (ioschichte
Aunam (Tonqnin und Coehinehin.i) als Zusatz
Zeitrechnung
Beilagen .........
Register .........
Seit«
353
360
»93
429
4r)6
473
478
493
512
531
5G4
k
Uebersicht
In geschichtlicher Entwickeluug muss der Knotenpunkt des
Anfanges im Gange der Untersuchungen gelöst werden uud der
Ausgang wird nur dort sich als der richtige zeigen, bis wohin als
letztem Ziel die noch deutlich unterscheidenden FoFBchungen
zurück zu gehen vermögen.
In einem so bestimmt in Flussgebiete und Bergsysteme ge-
gliederten Lande , wie Hinterindien , nehmen die am spätesten
eingetretenen Eroberer die fruchtbaren Thäler längs der Strom-
ufer ein, wogegen sich die Hügel mit einem Gemisch wilder
Stämme füllen werden , die wir Eingeborne nennen , wenn sie in
derVergleichung als die ältesten erscheinen, die aber vorwiegend
aus den in Barbarei zurückgesunkenen Besten früherer Cultur-
staaten bestehen. Gleich Vorderindien bildet die hinterindische
Halbinsel die in das südliche Meer auslaufende Abdachung des
schneeigen Massengebirges, um das sich der asiatische Continent
gruppirt, und wie jenes, ist auch der letztere beständig durch die
zersprengten Flüchtlinge der das Innere des Welttheils bewegen-
den Bevolutionen bevölkert worden ; aber Hinterindien spiegelt
gewissermaassen in seiner Zusammenstellung mit Vorderindien
denselben Gegensatz im Kleinen, der auf einer weitern Perspective
Amerika charakterisirt, wenn in seinen geographischen und ethno-
graphischen Verhältnissen neben Afrika auf der andern Seite des
Atlantic gestellt. Gleich Amerika ist Hinterindien bis zu den
äussersten Endpunkten von gigantischen Flüssen durchströmt,
die in der Länge ihres Laufes dichtrankende Urwälder bespülen
2 Uebersicht.
und in ihre Deltas schlammige Niederungen einschliessen, während
Indien in seinen Terrassengestaltungen des Dekkhan die afri-
kanische Formation wiederholt, sie mit einer bunten Karte von
Völkerschaften bedeckend, die durch die Mannigfaltigkeit der
Varietäten in der Negerrace kaum übertroffen wird und sich um
so auffallender von seinem Nachbara abhebt, den ein ebcn-
mässig ausgeprägter Typus in seiner ganzen Ausdehnung tiber-
zieht.
Hinterindien gehört ohne Zweifel zu den geographisch jungen
Bildungen der Erdoberfläche und eben deshalb tritt in seiner
ethnologischen Erscheinung eins der altern Geschiebe mytho-
logischer und religiöser Gestaltung zu Tage, da es noch keine
Zeit hatte, sich dort mit tertiären und alluvialen Niederschlägen
zu bedecken. Der primäre Anschauungskreis des Buddhismus,
der sonst immer rasch im lebendigen Treiben der Völker-
bewegungen zerbrochen und auseinandergerissen wird, waltet
dort noch ungestört in der ganzen Majestät seiner apathischen
Ruhe , und die Colosse der Sphinxe , die riesenhaften Memnone,
die am Nil einer schon längst verschwundenen Vergangenheit
angehören, blicken auch am Irawaddi und Menam von den Tempel-
treppen auf die vorbeifahrenden Böte herab , um noch heute ihre
Opfergaben in Empfang zu nehmen. Der Boden , auf dem sie
stehen, ist neu, und scheint erst seit kurzem aus dem Meere
hervorgestiegen. Schon Louböre, bei seinem Aufenthalt im 17.
Jahrhundert, machte die Bemerkung, dass die Siamesen erst vor
Kurzem in ihrem Lande angekommen sein könnten, da der Feld-
bau noch durchgehends im Frischen betrieben wUrde, und Turpin
bemerkt dasselbe, indem Alles die Jugend der Nation (la jeunesse
de cette nation) beweise; aber auch ohne auf die einheimischen
Sagen Eticksicht zu nehmen, die überall von einer Erhebung aus
der See sprechen, die stets die ersten Städtegründungen auf
isolirte Hügelkuppen verlegen und die ihre jetzt weit im Binnen-
lande gefundenen Hauptstädte als frühere Seehäfen erwähnen,
auch ohne diese durch dichterische Phantasie durch einander
gewebten Erinnerungen hat der Reisende noch jetzt den leben-
digen Beweis, der unfertigen Niveauverhältnisse, wenn er für
Uebersicht. 3
Tage, für Wochen, fUr Monate durch Gegenden reist, in denen
die Eingebornen oft selbst nicht wissen, ob sie ein Boot oder
einen Wagen zum Fahrzeuge wählen können. Der Boden ist
noch nicht sicher unter den Füssen, und um ihn zu festigen,
fliesst auch in den einheimischen Traditionen das Opferblut, mit
dem die von Herkules geführten Tyrier ihre neu entdeckte Insel
tränkten. Als die Khund vom Berge Dodah auswanderten (heisst
es), sank die Erde unter ihren Füssen, bis Rani Ättah (die könig-
liche Urahnin) ihr Blut im Opfer hingab.
Die Nationen in Hinteriudien mögen zu leichterer Ueber-
sicht in 10 Klassen getheilt werden, die indess schon in ihren
allgemeinen Umrissen durch vielfältige Uebergänge in einander
laufen : 1) die Myammarace, mit Birma und Aracan als Repräsen-
tanten, 2) die grosse Race der Thai mit ihren Nebenzweigen,
3) die Hügelvölker der Tiefländer, als die Lava, Karien, Taung-
thu u. s. w., 4) die Bergstämme der Moi oder Kha genannten Wilden,
5)dieMon, 6)dieKhom oderKhamen, 7) die Annami tenTonquins
und Cochinchinas, 8) die Bewohner der an das Hochgebirge ge-
lehnten Thäler an den Grenzen Indiens, Tibets und Chinas,
9) die Eingebornen im Innern der malakkischen Halbinsel und
die nach den Küsteninseln als Fischer zurückgezogenen Reste,
10) die Malayen. Als Quellen der Geschichte liegen bei den
ersten Klassen, ausser ihren mündlich fortgepflanzten Sagen,
auch geschriebene Chroniken vor, deren Werth indess ein sehr
relativer ist. Die letzte gehört, wie auch in Prichard's Ein-
theilung, zu den Insulanern des Archipel.
Im Stamme der Byamma, dessen klaren Zusammenhang mit
dem der Brahmanen man unnöthigerweise wegzudisputiren gesucht
hat, liegt der Wiederklang der nationalen Tradition, die alle jene
eingewanderten Stämme der Singpho, derKhamti, der Ahorn, der
Laos aus einem himmelhohen Berge , wo sie den Göttern näher
waren, erst später in die Niederungen herabgeführt hat. Als die
eingewanderten Hindus die Wiedergeburt der Rajas aus goldnen
Kühen besorgten und die unreinen Mlech in Rajputen des Surya-
bangsa verwandelten, wurde auch der Titel Brahmane eine aristo-
kratische Bezeichnung, wie als Buimaon noch jetzt unter den
4 Üebersicht.
Kachar. Buchanan , der scharfsichtige Pausanias Indiens , hat
zwar in diesem Falle die Absicht in der Entstellung des Wortes
Mramma oder Myamma übersehen, macht aber anderswo die
Bemerkung, dass durch den Namen Brahmanen häufig, ohne allen
Zusammenhang mit den fünf oder zehn Sitzen der Kaste, nur die
ersten Einwanderer und Bebauer eines Landstriches bezeichnet zu
sein scheinen, und seit der künstlichen Abstufung der buddhisti-
schen Mythologie sind die geradenwegs aus dem Brahmanenhimmel
(„den himmlischen Regionen von Eupa'^, d. h. der Rupa Welten)
zur ersten Bevölkerung der Erde herabgekommenen Wesen die
Vorfahren der herrschenden Familien, wogegen die unterdrückten
und verachteten Hügelbewohner nach ihrer Bequemlichkeit aus
Steinen, Pflanzen, Bäumen hervorwachsen, sich von Vögeln aus-
brüten oder von Hirschkühen gebären lassen konnten , wenn sie
nicht für die directeBrut von Luftteufeln, Ungeheuern oder Affen-
dämonen erklärt sein wollten. Die Peguaner sind noch zufrieden,
ihre Vorfahren einfach aus den sechs Himmeln der Ihn (mit
Indra's Garten als Prototyp) abzuleiten, aber die stolzen Birmanen
machen höhere Ansprüche, weshalb ihnen der Kaiser Chinas auch
bei seiner Gesandtschaft (1787) mit den Figuren von acht Abha-
sara schmeichelte. Bei ihnen läuft diese aristokratische Ab-
leitung des Menschengeschlechtes wieder mit der Herleitung der
Königsdynastie aus Misimadesa zusammen, während die Pe-
guaner , die ihre erste Bekanntschaft mit den Fremden nicht aus
dem Munde heiliger Lehrer, sondern von habgierigen und raub-
Büchtigen Schiffern erlernten, dieselben als Feinde zurückstossen
oder betrügen, und schon in Gautama's Apostelfahrten als ungast-
liche Bilu oder Ungeheuer spielen. Sie werden deshalb ebenso wie
die Aracanesen (Rakaings) von den Birmanen Rakshasas oder
Dämonen gescholten, während diese sich rühmen, dass von allen
Bacen der Ponas die Byamma allein Gautama verehren und unter
den Ponas oder Pong die Brahmas der Vedas verstehen. Die
auf den Gebirgsstamm der Myu gestützten Könige Aracans stan-
den vielfach in feindlichem und freundlichem Verbände mit den
Pyu inProme, einer am Terminus, des jetzt wie früher zuMilitär-
Btrassen dienenden Passes gelegenen Stadt , die das Eingangs-
Uebersicht. 5
thorBirmas bildet. Pyu-mya undPyimya (der Plural vonPyu) wird
dann durch die in solchen Combinationen fruchtbaren Etymolo-
gisten Hinterindiens von Byamma abgeleitet. Pyu (Byu) oder
Myu (Pri oder Mra) ist nur dialektische Verschiedenheit, die
sich noch in andern Worten findet. Die birmanische Geschichte,
die frühere Verknüpfung mit den Pyu im Süden und mitdenKadu
oder Kadho im Norden zeigt, gewinnt später ihren Schwerpunkt
in den Yo, die sich, als Verwandte der Khyen, an die Karen an-
schliessen aus dem Stammbaum der Lava.
Die Geschichte der Siamesen kennt ihre Vorfahren noch als Be-
wohner der ursprünglichen llimmclsstadt, wo sie von ihrem zum
Götterreich zurückgekehrten Ahnherrn besucht werden, wie auch
die buddhistische Mythologie die Feier des Neujahrfestes mit dem
in Ehelosigkeit verharrten Brahmanen verknüpft, der jährlich zu
den Wohnungen seiner auf der Erde verbliebenen Brüder herabkam.
Bei den Kambodiern, die die ausländischen Prinzen, wie die Ti-
beter ihre Tengri'ssöhne als vertriebene Flüchtlinge aufnahmen, hat
noch die einheimische Version von den Drachengöttern das Ueber-
ge wicht. Aber auch in den nationalen Dichtungen der Birmanen
und Mon sind Prinzen vielfach an eine Prinzessin aus dem unter-
irdischen Reiche der Naga verheirathet, obwohl man in den
officiellen Darstellungen diese dem Boden entsprossene Herkunft
der Eingebornen zu verkleiden oder zu beseitigen sucht.
Die aus dem Süden gekommenen Mon (Mwon) wurden in
Pegu durch den indischen Einfluss Kalinga's in Talcin ver-
wandelt und traten über Tongu in Verbindung mit den Bevöl-
kerungen des Irawaddi - Thaies. Die verwandten Kambodier
bewahren, gleich den Siamesen , in ihrer Geschichte die Erinne-
rungen nördlicher Einwanderungen, stützen sich aber für die
einheimische Bevölkerung.der Khmr auf die Khamen boran (die
alten Khamen) oder Xong und auf die Khamen dong (Khamen
der Wälder) oderSamreh. Die übrigen Stamme derSuay kreuzen
sich in Korat mit verschiedenen Elementen der von ihnen be-
rührten Grenzländer. Während die Loi zu dem jetzt fast unter-
gegangen^Ji Volke der ^^iampa in Beziehung gesetzt werden,
vermitteln die Giaotschi den Uebergang von Annam zu den Moi,
g Uebersicht.
die denKambodiern alsPnom und denSiamesen alsKha bekannt
sind*
Die Gesehich tsbüchen der Myamma, die Mahayasuen der
Birmanen und der Kadzawang der Aracanesen, beginnen , nach
der letzten Welten tstehung, mit dem Reiche des ersten Maha-
thammada, dessen Thronerhebung durch die zunehmenden Laster
und Unordnungen für die an die Erde gefesselten Byammagyi
nothwendig wurde, und rerfolgen dann seine Nachkommen in un-
endlichen ßeilien von Königen, bis sie sie endlich durch die Zeiten
früherer Buddha's zu der Periode Gautama's herabgefUhrt haben,
wo die Verknüpfung mit ihrer einheimischen Geschichte Statt
findet. Misimadesa ist für die Indochinesen das bevorzugte
Land der Buddha's und sie erkennen an , selbst nur in Xonabut
t
(Xanapada) zu wohnen , d. h. an den wüsten Grenzgebieten des
heiligen Mittellandes, die nie oder nur vorübergehend vom Fusse
der Buddha betreten worden. Einen um so höheren Werth legen
sie deshalb auf die auch sie beglückende Einwanderung ihrer
Königsdynastien, Glieder des Sakhya-Geschlechts , die ihre llei-
math in Indien durch feindliche Eroberer zerstört sahen und nun
den von Manu den degradirten Kschatryas vorgewiesenen Weg
einschlugen. In den vonMandalay gesungenen Hymnen preisen
noch jetzt die Brahmanen den König als den direkten Abkömm-
ling von Mahadhamayadza und Mahathammada. Die Manie der
Historiographen , in ein graues Alterthum zurückblicken zu
können, hat indess auch für diese „Aussendörfer'' Chroniken
ersonnen , die noch in den Epochen vorübergegangener Tatha-
gatas spielen und die besonders plump in der birmanischen Ge-
schichte aneinandergereiht sind, wo man sich einfach begnügt
hat, ein und dieselbe Erzählung nur mit Veränderung der Namen
zu wiederholen, ohne dass die Phantasie wenigstens eine Variation
versucht hätte. Diese Geschichten gehören demselben Nichts
an, in das der damalige Buddha mit seiner ganzen Welt von
Raum und Zeit längst übergegangen ist, mögen indess der Voll-
ständigkeit wegen auch ihre Stelle finden.
Birma.
Die Königsdynastie Tagoung's.
Die älteste Geschichte Birnia's dreht sich besonders um die
Städte Tagoung, Pagan und Prome, während Ava einer viel spä-
teren Zeit angehört. Die königlich autorisirte Darstellung be-
kleidet durch die Einwanderung der himmelentsprossenen Könige
Tagoung mit einem seine Nebenbuhler verdunkelnden Ruhm,
aber die nationale Tradition scheint fester in Prome zu wurzeln.
Bald die Birmanen, bald die Aracanesen nehmen den Titel Byamma-
gyi für sich in Anspruch und schicken sich gegenseitig Colonien der
Byammagnay (kleine Byamma) zu. Die Bergbewohner, die sick
in Kyoung-sa (Söhne der Flüsse) und Toung-sa (Söhne der Htt-
gel) unterscheiden, blicken gern auf die Niederländer oder Ouksa,
als ihre Nachkommen herab, doch die ältesten Geschichtsereignisse,
die unter dem, später Assam zukommenden, Namen Wethali auf
Aracan bezogen werden, gehören eigentlicher dem alten Satung
an, das lange vor der Einwanderung der Talein in Pegu blühte.
Ehe auf die vergleichende Behandlung der drei Geschichtsver-
sionen, wie sie in Aracan, Birma und Pegu vorliegen, einge-
gangen werden kann, muss jede derselben im Besondem nach
den Quellen erzählt werden. Ich gebe zunächst, um die Be-
handlung nicht zu unterbrechen , den Inhalt der nach dem in-
dischen Muster gearbeiteten Chroniken, die bruchstückweise
schon ausBurney's und Anderer Mittheilungen bekanntgeworden
sind. Die Versionen der einheimischen Ueberlieferung da-
gegen, wie ich sie theils in Büchern, theils im Munde des Volkes
fand, haben bis jetzt noch keine Behandlung erfahren.
10 Birma.
Lange Zeit vor der Erscheinung Gautama's wünschte ein
EOnig, der über Kantbalatt und Pinjalarit herrschte, in ein Ver-
wandtschaftsverhältniss zu der Sakifamilie zu treten und Hess
deshalb bei dem Könige vonKauliya um eine Prinzessin anhalten.
Da er, als nicht ebenbürtig*), eine abschlägige Antwort erhielt, er-
klärte er Krieg und zerstörte die drei Residenzen Kauli ya, Dewadaha
und Kapilawut, die von Prinzen des Saki-Geschlechtes regiert
wurden. Die Städte wurden in späteren Jahren wieder aufge-
baut, aber während der Wirren, die auf die Eroberung folgten,
hatte Abhiraga, der König von Kapilawut, seine Truppen und
Anhänger um sich gesammelt und wanderte mit ihnen aus Mi-
simadetha aus. Nachdem sie manche grosse Ströme auf ihrem
Wege passirt hatten, gelangten sie in dem Thal des oberen Ira-
waddi zu der Stelle des späteren Tagoung und gründeten dort
die Stadt Thengattharatha oder Thengathauaga (die Priester-
stadt). Schon in den Zeiten der drei vorhergehenden Buddhas
hatte dort eine Stadt gestanden. In der Periode Kaukuson's
ftlbrte sie den Namen Tauthaya-pura, in der Gonagon's Ratha-
pura und unter Kasyapa hatte sie Thendweh geheissen. Bei
dem Tode Abhiraga's oder Thagiyamin brach ein Zwist aus
zwischen den beiden Zwillingssöhnen , Kanyazagyi (der ältere)
und Kanyazagnay (der jüngere), der auf den Rath der Minister
durch einen Wettkampf im Pagode-Bauen (einer sehr beliebten
Manier in der hinterindischen Geschichte) beigelegt werden
sollte. Der Aeltere setzte ehrlich zu Werk, eine substantielle
Steinpagode zu bauen, sah aber am nächsten Morgen, dass sein
Bruder, der ein hohes Bambugerüst mit bemalten Zeugen hatte
bedecken lassen, die seinige schon vollendet habe. So überliess
er seinem Nebenbuhler den begehrten Thron und wanderte mit
seinen Getreuen aus, den Irawaddi hinabziehend. Als sie an der
*) In einer anderen Erzählung sind die Prinzen von Koli (in Wyagrapura)
die Verachteten (weil sie von der aussatzigen Konigin Priya, die mit Rama, dem
Könige von Benares, im Walde zusammentraf, in einem hohlen Baume geboren
seien), entfuhren aber die versagten Okkhala Prinzessinnen der Sakya in Kapila-
wastu. Die vier Prinzen des Okkhala-Geschlechts wanderten aus, als Jauta Be-
nares durch Amba erhielt.
Die Königsdynastie Tagonng's. 11
Mündung des Kyendwen anlangten, fuhren sie diesen Fluss hin-
auf und verweilten für sechs Monate in Kule Toungnyo, das den
Namen Yazagyo erhielt. Auf das Ansuchen der Pyus , Kanyan
und Sit, die damals das Sunaparan genannte Gebiet zwischen
Pegu , Aracan und Pagan bewohnten , sandte ihnen Kanyazagyi
seinen Sohn Mudutseitta und baute, östlich von Guttshapanadih, die
Stadt Kyoukpadung, wo er für 24 Jahre residii-te. Nach Verlauf
dieser Zeit zog er weiter, und Hess sich in Diniawuddih oder
Pyuae-gyi in Aracan nieder, das dort von Mayayu gegründete
Königreich in Besitz nehmend. Dies Land war damals aufs
Neue in eine Wüstenei verkehrt, und die birmanische Geschichte
sagt, dass er Diniawuddi und Yakkein-myo im Yakein-to (dem
Walde von Yakein) gründete. Die Aracanesen wollen dagegen
Birma schon zur Zeit Mahathamada's erobert haben. Auch eignen
sie sich den Titel Byammagyi (grosse Byamma) an und lassen
die Birmanen nur als Byamma-Paloun gelten. Indem die Sage den
altem der beiden Brüder nach Aracan ziehen lässt , scheint sie
diesem Lande einen Vorrang einzuräumen.
Kanyazagnay hatte auf dem Throne Tagoung's 33 Nachfolger,
deren letzter Bhinnaka Yaza hiess. Als Chinesen und Tataren aus
dem Lande Tsein (im Reiche Gandalarit) einfielen und die Stadt
verbrannten , flüchtete der König mit dem Reste seines Volkes
nach dem Mali-Fluss, und starb dort bald darauf. Die Auswan-
derer theilten sich dann in drei Theile , von denen der bedeu-
tendste die 19 Schan-Staaten begründete und nach dem Könige
Bhinnaka benannte (die Zerbrochenen). Eine andere Partei ver-
einigte sich mit den Kanyan und Sit im Königreich Sunaparanta,
das von Königen des Saki-Geschlechtes , den Nachfolgern Mu-
dut^äeitta's regiert wurde. Die Uebrigen blieben am Mali zurück,
wo Naga Zein, die legitime Gattin des verstorbenen Königs, über
sie herrschte.
Um diese Zeit war es , dass Gautama in Misimadesa aufge-
treten war. Gegen Ende seines Lebens brach Krieg aus zwischen
den Königreichen Thawatta und Kapilawut. Pethanadi Kauthala,
der Herrscher des ersteren, hatte die Tochter Mahanama's, der in
Kapilawut regierte, zur Gemahlin begehrt, aber (da die stolzen
12 Birma.
Sakya*) ihr reines Blut nicht mischen wollten) in ihrer Ver-
kleidung die Tochter einer Sklavin erhalten. Als ihr Sohn With
hath-hupa sich nach Kapilawut begab, um seine Verwandten zu
besuchen, erfuhr er aus dem spöttischen Empfang zuerst den
seinem Vater gespielten Betrug und schwur blutige Rache. Drei-
mal gelang es Gautama seine Armee auf dem Wege aufzuhalten
und ihn zur Umkehr zu bewegen, aber das vierte Mal erfüllte sich
das Schicksal seines Geschlechts und Kapilawut mit zwei anderen
Städten in Thekkan wurde zerstört. So wurde die Sakya-Race
aufs Neue zerstreut, und Daza Yaya schlug den Weg nach Mau-
riya oderMweyen ein, wo er die Stadt Thendwe gründete. Nach-
dem er weiter an den Mali-Fluss gewandert war und die ver-
wittwete Königin aus seinem Geschlecht, die dort herrschte,
geheirathet hatte, gründete er erst das obere oder ältere Pagan,
und dann Tagoung oder Pinjalarit, das als Pinja Tagoung (das
fünfte Tagoung) bezeichnet wird. Unter dem Titel Thado Za-
budwipa Daza Raja (König Daza, der Erde Herr) regierte er dort
mit grossem Glänze und hatte siebenzehn Nachfolger in direeter
Linie. Auch die Regierung des Letzten derselben begann unter gUn-
itigen Auspicien. Ein Regen von Kleinodien und Gold fiel für sieben
Tage in den Strassen Tagoung's und das Land blühte im höchsten
Wohlstande. Dann aber umwölkte sich der Himmel. Verschie-
dene Plagen brachen aus und grosse Verheerungen wurden durch
einen wilden Eber angerichtet, der die Fluren verwüstete und
dem Keiner widerstehen konnte. Der König Thado Maha Yaza
hatte Khebaduta (Labaduha), den Bruder seiner kinderlosen
Gattin Keinnari Devi, zum Aingschwemin oder Erbprinzen er-
hoben und gebot ihm, sich seiner hohen Stellung würdig zu be-
*) Der Name wird von dem Ansraf ihres Stammvater» abgeleitet, als er die
Verehelichnng seiner Söhne mit Schwestern einer andern Mutter erfuhr. Wie
die Könige von Birma, heirathen auch dieTsoboa der Schanstaaten, als Ilaiiptge-
mahlin ihre Halbschwestern, um das königliche Blut rein zu erhalten, während
die Perserkönige selbst ihre eigenen Schwestern zu diesem Zwecke sich beilegten,
wie die Incas. Die Stadt Kabinlapat wurde von den Sakkharat-Prinzen dort er-
baut, wo sie einen rothen (Kapila) Hirsch oder einen Einsiedler (Kapila) mit den
Hörnern eines Hirsches oder Ochsen sahen.
Die Königsdynastie Tagoang^s. 13
weisen, und das Land von dem Verwüster zu befreien. Der Prinz
zog gegen das Ungeheuer aus, das erschreckt von dem Glänze,
der ihn umstrahlte, die Flucht ergriflF. Es schwamm durch den
Irawaddi, um zu entkommen, aber der Prinz folgte, es kreuzte
aufs Neue den Fluss und entrann in die Schan-Berge, der Prinz
stets auf dem Fusse, und durch viele Länder und Provinzen auf
seinen Hin- und Herfahrten folgte er dem Dämon, bis er ihn zu-
letzt auf dem Platze des jetzigen Prome einholte und erlegte. Der
ganze Weg von Tagoung nach Prome ist noch mit den Erinne-
rungen an diese wunderbare Begebenheit bestreut. Ueberall
zeigt man Dörfer, Bergpässe, Flussarme, die danach benannt
sind, weil hier der Eber ruhte, dort hindurchbrach, dort über-
scbwamm. Nachdem der Prinz dem Riesenthier sein Fell abge-
zogen, überlegte er, dass es ihm unmöglich sein würde, diese
ungeheure Last den weiten Weg zurückzutragen. Da er aber zu-
gleich fürchtete, dass der schon länger auf ihn eifersüchtige
König ihm auf sein Wort allein nicht glauben, und das Mangeln
des Beweisstückes zu seinem Verderben benutzen würde, so be-
schloss er dort im Walde eine Hütte zu bauen, und als Einsiedler
(Yathay) zu leben, da schon die Zeit nahe war, wo die von Gau-
tama prophezeiten Omen über die Gründung Tijakittya's sich
erfüllen sollten. Hiermit läuft die Geschichte Tagoung's in die
Geschichte Prome's über.
Nach Burney wird im Zambudipa kwon-gya, das die An-
kunft Daza Yaza's aus Centraliudien 300 Jahre vor Gautama's
Erscheinen setzt, nur die zweite Königsliste berücksichtigt.
Ausserdem sind einige Namen ganz identisch.
Die mythisch-historische Vorgeschichte Prome s.
AIb da8 Feaer des grossen Weltenbrandes erloschen war, da
wachs am Flnssnfer ein Niaungpin (Banyanenbaum) hervor, und
zwei Krähen, die auf seinen Zweigen nisteten, legten fünf Riesen-
Eier. Der Niaung-Baum wurde von einem Sturm^vind niederge-
broehen und die Eier umher geschleudert. Sie hatten ver-
schiedenes Schicksal. Das eine wurde von einer Kuh gefunden
und zum Ausbrüten warm gehalten, die anderen von einer
Schlange, einem Hahn, einem König, einem Bettler. Die daraus
geborenen BrUder trafen wieder zusammen , und da sie sich er-
innerten auf einem Baume erzeugt zu sein, beschlossen sie Ere-
miten zu werden. Nach ihren Eltern suchend , fanden sie nur
das Grab derselben, da die Krähen ihre Todten einscharren (und
auch im Westen Adam davon unterrichten). Die Söhne legten
dort in einem Monument , tiber das sich später die Schwedagon-
Pagode Rangun's erhob, ihre Insignien nieder, Kaukuson (der
Sohn des Huhnes) seinen Stab, Gonagon (der Sohn der Schlange)
sein Wasserfilter, Kasyapa (der Sohn des Bettlers) sein Ge-
wand, Gautama (der Sohn der Kuh) Haare seines Kopfes, und
Arimatheia (der Sohn des Königs) Haare aus seinen Augenbrauen.
Kasyapa wird sonst ein Brahmane genannt und auch der gleick-
namige Schüler Gautama's hat die Muschel als SjTnbol, wie
Upali Blumen und Katyayana ein Rad.
Verschieden von dieser Darstellung , die sich in der Schan-
Uebersetzung der Samein-Yangun (Rangun-Tameing oder Chro-
niken Ranguns) findet, ist die folgende :
Die mythisch-historische Vorgeschichte Prome's. 15
Als Alles noch See war, und nur der Hügel bei Rangun
hervorsah, sprossten (am Ende der vorhergehenden Kalpa) fUnf
Kya (Wasserlilien), zum Omen der kommenden Götter, empor.
Ein grosser Vogel, der darüber hin wegflog, Hess flinfEier nieder-
fallen , und aus denselben kam in der Gestalt eines Huhns Kau-
kuson, der sein Gewand, als Schlange Gonagon, der seinen Stab,
als Schildkröte Kasyapa, der sein Wasserfilter, als Kuh Gau-
tama , der Haare , als IHger Arimatheya , der seinen Unterkinn-
backen dort niederlegte. Beim Oefinen der Lilien enthüllte
jede ein gelbes Priestergewand , und wurden sie desshalb Kya
tingan genannt. Als der Untergang der Welt herannahete,
kamen fünf Götter herab, um diese Gewänder mit sich hinauf
zum Byamma- Himmel zu nehmen und vor der Zerstörung zu
retten, bis die neue Erde geformt sein würde, auf der ihre Träger
zu erscheinen hatten.
Marini bemerkt, dass die Laos die sechszehn himmlischen
Königreiche schon vorher gekannt und nicht erst von den ^infames
disciples de Xaca" gelernt hätten. Ils croyent que le Ciel est de
tout etemitö. Ils luy soümetent a plomb et en ligne direct seize
mondes terrestres, dont les plus elevez sont les plus delicieux.
Un je ne sgay quoy , qu'ils estimoient sur toutes choses estoit le
dien, qu'ils adoraient sous le nom de Mandarin. Dagegen unter-
scheidet Turpin zwei ältere Religionsanschauungen, während
r, la nouvelle doctrine ^tablit öternitö des Cieux et de seize mon-
des terrestres. "
Nachdem die neue Erde gebildet war, kamen einige Byamma,
die aus ihrem Himmel die Luft durchflogen und die Aus-
dünstung des früheren Brandes bemerkten, neugierig auf die-
selbe herab, und sahen fünf Lotusblumen emporblühen, die sie
abpflückten. Nachdem diese herrlichen Byamma die vier Con-
tinente mit dem Glanz ihrer Körper erleuchtet , kehrten sie zu
ihrem erhabenen Aufenthaltsorte zurück, aber einige, deren Ver-
dienste erschöpft waren und die deshalb von der süssen Kruste
auf der Erdoberfläche gekostet hatten, fühlten ihren Körper schwer
und konnten sich nicht wieder emporheben. Durch den Genuss
des später emporwachsenden Reis' öflfneten sich dieVerdauungs-
16 Birma.
kanäle, und indem die Gescblechtszeichen hervortraten , wurden
die Geschlechter getrennt. Sie verheiratheten sich dann in vier
Paaren. Nur einer aus den Neunen blieb unverehelicht und zog
sich in die Einsamkeit, als Eremit zurück. Durch seine zu-
nehmende Heiligkeit gewann er seine frühere Fähigkeit des
Fliegens zurück und nahm seinen Sitz im Himmel wieder ein,
pflegt aber jährlich einmal zum Besuche seiner Anverwandten
auf die Erde zurückzukommen , wo er dann mit Jubel am Neu-
jahrsfeste mit dem Rufe l'injan (der von der Gesellschaft Abge-
schiedene) empfangen wurde. Die Vermählungen hatten anfangs
Widerspruch gefunden , und die Ersten , die sich denselben hin-
gaben, wurden verfolgt und mit Steinen geworfen, weshalb sich
dieser Gebrauch noch jetzt in Birma am Polterabend erhalten
hat. Später aber wurde die Sitte des ehelichen Lebens allge-
mein, und nachdem sich das Menschengeschlecht in vier Kasten
getheilt hatte , nahmen mit den Streitigkeiten aller Arten Laster
überhand, bis zur Herstellung*) von Ordnung und Gesetz in der
Klasse der Raja oder Kschatrya der Embryo des Buddha Kau-
kuson als Mahathamada geboren wurde , um die Dynastie der
Könige zu gründen, unter denen er später selbst, als Buddha
wieder erschien und die Dhamma verkündete.
Von den 64 Mahathamada's haben 11 ihre Periode vollendet
und die Erscheinung von 13 ist noch zu erwarten. Auf den
letzten folgten 28 Könige, in drei Reichen Kokthawadi, Yazagaya
und Meitila, dann 100 Könige in Kokthawadi allein, und später
22 Dynastien in ihren respectiven Ländern , deren letzte (von
82,013 Königen) in der Heimath Gautama's regierte, dessen
Grossvater Anjana die gros«e Epoche begründete, 68 Jahre vor
dessen Geburt wie auch die Mohamedaner die für Mekka be-
deutungsvolle Aera des Elephanten mit dem Grossvater ihres Ge-
setzgebers verbinden. Nachdem der Stamm Gautama's in Kapilawut
oder Makata untergegangen war, folgte ein Geschlecht von sechs
*) Als Dach der Verdlgung der Xatrijas durch Parasu-Hama Unordnungen
und Gesetzlosigkeit auf der Erde zunahmen, drohte sich diese in die Tiefe zu ver-
senken, bis Kasyapa erlaubte, dass die von ihr Geretteten wieder Könige würden.
Die mythisch-historische Vorgeschichte Prome's. 17
Königen , das durch Susanaga von Wethali (Vater Kalasauka's)
vernichtet wurde. Dann folgt (nach dem Mahawanso) die Mauriya-
Dynastie mit Chandragupta, dem Grossvater Sri-Dharma-soka's,
dessen Sohn Rahanman (Ran-man in meiner Abschrift der Mahaya-
suen) von den Birmanen als König von Prome genannt wird,
nachdem die Residenz von Wethali (Jaintya) oder Majima dort-
hin verlegt worden. Mahatambawa in Prome soll mit dem 29.
König von Misimadetha gleichzeitig gewesen sein. Nach den
Birmanen kamen die Zanekka ponas mit Ghandagupta aus
Meithila nach dem von Yahanda bewohnten Patalibothra und
waren durch hervorstehende Zähne kenntlich , wie die Yakkein.
Auch der Name Mon oder Man wird den Peguanem als Ab-
kömmlingen Maras mit Hauerzähnen und Schlangenhaaren ge-
geben (nach Loub^re). Eine der beliebtesten Wuttu handelt
von Gautama's früherer Existenz als Prinz Zanekka. Die Bir-
manen rechnen ihre jetzige Heimath zuDsanabok (Xanabut), durch
den Fluss Tanlawuddi , den Gautama selbst als Grenze setzte,
getrennt, aber sie sind eingewandert aus Thavuttih, wo die
ersten Bhyammagyi zur Erde stiegen. In Dsanabok sind deshalb
auch nur wenige Spuren von Gautama's Sendung zurückgeblieben,
doch wird ihm der östlich von Aquee eingedrückte Fusstapfen
zugeschrieben, der die Grenze zwischen Munipur und Kachar
bezeichnet. Die Abkunft des Königsgeschlechts knüpft direkt
an die Solot-nakhon an (Enga, Magada, Kasih, Kausala, Witzih,
Mala, Zetira, Wansa, Kuru, Pintsala, Mitza, Surathena, Asaka,
Awantih, Gandara, Kambaudza).
Nach den Listen des Kapparatha - Zea herrschten vor dem
letzten Mahathammadat bis Ukkayarithmin erst 252 und dann
556 Könige; von seinem Sohn Ukkamoko, dem Urgrossvater
des Phaya Shin, in Kapilawut 82,000 Könige bis Sejathtena
oder Zejasena, von dessen Sohn Tihanu bis Thododena, Vater
des Theithdatkomaya, 33, 45 und 69 Könige (in drei Dynastien),
und von Asadatamin (die Stütze der Religion) bis Thirikama-
thika-min oder Siridamosokha werden 29 Könige gezählt in
Misimadesa, Ingatein und Meggatein mit den andern 16 Reich en,
sowie iu Baranat und Tawuthtein mit den andern 16 Reichen.
Bastimn, OttMien. I. 2
18 Binna.
In den Ländern Thanaparantatein und Theppaditadein, die östlich
und südlich vonMisimadesa liegen, verblieb Phaya (im Jahre 5000),
nachdem die Brüder Ninaunnapa den Sandaga-Kyaung gebaut
hatten , für sieben Tage in dem Eyaung (Kloster) Mahazula Pon
und Hess auf die Bitten des Tissapantara - Yathay seine Fuss-
tapfen auf dem Arhattapa-Berge, sowie er sie, auf das Gebet des
Namanta-naga , auch auf einen Fels*) am Ufer des Man-Flusses
setzte. Als er in Itunaparanta und Theppadipatein predigte,
prophezeite er die künftige Gründung Tijikitta's, die 101 Jahre,
nachdem er in Niphban eingezogen , stattfinden würde , und im
zwanzigsten Jahre starb Thado (der Herr der rothen und weissen
Elephanten) , der mit Hülfe Shin maha khattapa's die Aera ver-
ändert hatte und dessen Sohn Thadoschweya oder Asatatath im
vierzigsten Jahre seinen Schwager zur Verfolgung des Ebers aus-
sandte. Im 8. Jahre Asatatath's , des ersten Königs von Misi-
madesa, fiel das Niphan Zina Punghi's.
Auf der andern Seite des Irawaddi, Prome gegenüber,
erhebt sich der Po-uh-taun, der, mit dem Yama- Gebirge
zusammenhängend, dort in den Fluss vorspringt. Die Aus-
sicht von seinem Gipfel über die mit grünen Wäldern be-
deckten Hügelkuppen, über den majestätischen Strom, der am
Fusse vorbeifliesst und gerade da an Breite gewinnt, wo die
zurücktretende Bergkette sich in einem schlanken Halbcirkel um
die blühende Ebene Prome's herumschwingt, unter dem goldnen
Scheine der an die Erhöhung gelehnten Pagoden, wird von den
Europäern in Birma gern mit dem Siebengebirge des Rheins ver-
glichen und braucht diese Zusammenstellung nicht zu scheuen.
Dort soll Gautama gestanden und Ananda , der ein Lächeln auf
seinen Zügen bemerkte, die künftige Grösse der Stadt, die dort
in spätem Jahren entstehen würde , mitgetheilt haben. Dieser
*) Thns two flnnly founded pagodas were fixed in the rock , as if sealed
down as the Lord said : Hereafter inj religion shall be long established in the
coantries of Snnaparanta (on the Man-river) and Tampadena (Ceylon). From
thence the Phra went and arrived at the Phoeuh-hiU. To the soath-east was the
sea (s. Phajre). Durch Buddha's heilige Fusstapfen verwandelt sich Xana-pada
(das von Menschen Betretene) in Buddha-pada.
Die mythisch-historische Vorgeschichte Prome's. ig
Zug wiederholt sich beständig in der Geschichte derHinterindier.
Gautama durchwanderte mit seinen Schülern die damals noch
wüsten Gegenden, die noch unbewohnten Wälder Xanabut's, und
wenn er auf eine Stelle gelangt, die sein prophetischer Geist als
die künftige Heimath eines glücklichen Menschenlebens voraus-
sieht, dann verklären sich seine Züge zu einem Lächeln. Das
Lächeln eines Buddha aber durchzuckt als Wonnestrahl alle
Himmel und alle Welten und prädisponirt somit das günstige
Prognostikon in dein verwobenen Geschick des künftigen Staates.
Aus einem zufälligen Nebenereigniss erklären dann die Historiker
meist zugleich den Namen der Stadt, wie in Pegu Ananda das
Lächeln dort sah, wo zwei Schwäne an dem Ufer eines Sees sassen,
und der zu gründenden Stadt deshalb den Namen Hansawuddi
beilegte. In Po-uh-taun wurde Gautama durch Maulwürfe verehrt,
die , weil sie sonst nichts anderes zu geben hatten , Erde gegen
ihn sputterten. Ein kleiner Bieber schwamm vorbei , auf dem
Wasser des Oceans ti-eibend, wo er sich durch Anklammem an
einige durch Kuhmist zusammengeklebte Strohhalme flott hielt.
Jede kleine Welle drohte ihn zu verschlingen, aber doch die
Nähe des Welterlösers fühlend , suchte er einige Tropfen Wasser
nach oben zu spritzen , als Zeichen seiner Verehrung. Er war
bestimmt, der grosse König Dwattabong zu werden.
Die gesegnete Gegend Prome's war von jeher die Stätte einer
blühenden Stadt. Zur Zeit Kaukuson's hiess dieselbe Tatosnapati,
zur Zeit Gonagon's Pona-wutti, zur Zeit Kasyapa's Jona und zu Gau-
tama's ZeitTijikitta. Die Ruinen der letzteren linden sich mit ihren
dicken Thürmen und Mauern in der Ebene, die früheren aber liegen
weiter an den Hügeln aufwärts, die damals noch mit der Wasser-
fläche gleich waren, und wo man die Anlegeplätze der Schifte in
dem Hafen zeigt und auch grosse Anker gefunden haben will.
Erst als die von Gautama auf Po-uh-taun vorherverkündeten fünf
Omen 101 Jahre nach dem Niphan sich erfüllt hatten, veränderte
der Fluss seinen Lauf und zog sein Wasser von dem jetzigen
Thale zurück, denn es war prophezeit, dass ein Erdbeben , die
Bildung eines Sees an einer Landspitze , der Durchbruch eines
neuen Flussarms, das Einsiuken eines Berges und das Auf-
20 Birma.
trocknen des Meeres die Epoche bezeichnen würde,- wenn die
neue Stadt zu gründen sei. Jetzt liegt Prome viele Tagereisen
von der See entfernt, aber unter seinen ersten Königen spricht
die Geschichte stets davon als einem Seehafen.
Die birmanischen Chroniken, die, wie schon erwähnt, von
Tagoung als dem ursprünglichen Sitze ihrer Könige ausgehen,
erwähnen zur Zeit des Königs Kangazaghyee (Kanyan-raxa-gyi),
dass derselbe, während seines Aufenthalts in Kule, seinen Sohn
Mudutsitta nach Sunaparan gesandt habe, \im über die Pyus,
Kanyan und Dsit, die ihn um einen König ersucht hätten, zu
herrschen. Zu der von Mudutsitta gebildeten ConfÖderation der
Kanyan und Dsit kommen dann später versprengte Stämme der
Schan, aus dem Geschlecht des Königs Bheinnaka (der Zer-
brochene), dem letzten Könige Tagoung's. Die Dsit (wahrschein-
lich das siamesische Thet) , die auch bei Gautama's Besuch in
Yamawudditein oder Kamawudditein (Pegu) als die ursprünglich
Eingebomen erwähnt werden, hatten sich aus den von den Schan
vertriebenen Tekkabiohn hervorgebildet, und sollen sich jetzt
noch rein erhalten haben in einem Lande, das nördlich von Tayop
(China), östlich von Tayek, westlich von den Karenni und süd-
lich von luthia (Siam) begrenzt wird, also Laos bezeichnen muss.
In Thatung führten die Thet den Namen Thaukoday. Die
Birmanen pflegen auch zu sagen , dass nur die Byammagyi in
Misimadesa die wahren Byamma-dsit (reinen Brahmanen) wären,
während sie sich selbst Byamma-Palaun (Mischlinge) nennen und
das Tsalweh (brahmanisches Band) nur den Edelleuten zu-
erkennen. Die Byammagyi theilten sich ursprünglich in 102
Racen, wovon der Hauptstock , nach der Vertreibung aus Misi-
madesa, nach Birma kam, und dort werden wieder fünf Kacen
unterschieden, die Pioje, Püntaun, Pyuh, Danuh und Dsit. Die
Siamesen machen 12 Brüder, die in Baranasi geboren wurden,
zu Vorfahren der Thai , Lao , Mon , Kamen , Phama , Kha , Lava,
Karlen, Farang, Khek, Juen und Chek. Die erste Ansiedlung,
ehe QmetrB, gegründet wurde , hiess Yathay-myo (als von Ere-
miten bewohnt), und diese Stadt, in der Mitte von Ava und Pegu,
wurde von jenen spätem Rivalen vielfach als der gemeinsame
Die mythisch-historische Vorgeschichte Prome's. 21
Grundstock betrachtet, indem aus der Mischung der Einwohner
Yathaymyo's mitTagoung die Birmanen, aus der mitTathung die
Taleing abstammten. Zu der dortigen Heimath der Dsit kamen die
sich von Tagoung vor der Ankunft Abhiraga's zurückziehenden
Kanyan und Pyu. Die Ersteren, von der jüngeren Tochter ihres
verstorbenen Königs geführt, siedelten sich in morastigen Niede-
rungen an , die von der älteren Schwester beherrschten Pyu oder
Pri (die als Mru die aracanisuhen Hügel bewohnt hatten) auf dem
Pouhtaun-Berge. Bei einem Einfalle der Aracanesen aus Dinia-
wuddy wurde Tambula, König derPyus, als Gefangener fort-
geführt und die Königin- Wittwe Nang Khan zog sich mit ihrem
geschlagenen Volke auf die andere Seite des Flusses und dann
nach dem Thagya-See zurück , wo die verbündeten Kanyan und
Dsit von den Nachkommen Mudutsitta's regiert wurden. Da
diese den neuen Ankömmlingen kein Land einräumen wollten,
so kam es zu langdauemden Kriegen, aus denen die Pyus indess
schliesslich siegreich hervorgingen , besonders mit der Hülfe des
verbannten Erbprinzen aus Tagoung, den die Pyus bei sich auf-
genommen und tiefe Verehrung während seines Eremitenlebens
zollten.
Mit diesem frommen Einsiedler passirte eine sonderbare
Sache, die nicht nur von Orion und Vasishtha bekannt ist, son-
dern auch bei verschiedenen Persönlichkeiten Siams und Kam-
bodias. Eine in ihrem Trinkwasser nicht wählerische Hirschkuh
gebar ein Mädchen , das der Prinz als seine Adoptivtochter an-
nahm und unter dem Namen Bedari in seiner Einsiedelei erzog.
In der Zwischenzeit hatte seine Schwester , die Königin von
Tagoung, gleichfalls merkwürdige Dinge erlebt. Nach dem Tode
des Königs , wo sie sich ganz den Plänen ehrgeiziger Minister
preisgegeben und verlassen ohne treuen Rathgeber fühlte , hatte
sie zuweilen unvorsichtiger Weise dem Drachenkönige erlaubt,
sie zu besuchen und durch seine Gesellschaft zu erheitern. Plötz-
lich wurden aus Eiern lauter kleine Nagas oder Drachen geboren,
so dass man Mühe hatte , sie nur schnell genug auf Flösse zu
spiessen und denFluss hinabzuschicken, ehe sie aufwachsen und
gefährlich werden würden. Daher rührt auch der Name Ta-
22 Birma.
goung Tanyat. Die Königin wäre ihren Freund jetzt gern los
gewesen, aber derselbe fühlte sich zu wohl im Palast, statt ihre
Ansicht zu theilen und wiederholte regelmässig alle sieben Tage
einmal seine Visite. Die bestürzten Minister wussten keinen andern
Rath, als die Königin wieder auf eine standesgemässe Weise zu
yermählen und Hessen es deshalb durch alle Königreiche verkün-
den, dass ihre Hand frei wäre. Angezogen durch den Ruhm des
mächtigen Tagoung strömten die Prinzen von allen Seiten herbei,
um seine Krone zu tragen , aber alle hatten ihren Ehrgeiz mit
dem Leben zu zahlen*), der eifersüchtige Naga pflegte sich stets
in der Brautnacht im Palast zu verstecken und sobald er den
Neuvermählten eingeschlafen sah , kam er hervor und zerhackte
ihm mit seinem eisernen Schnabel den Schädel, das Gehirn
trinkend. Da war grosse Trauer im Lande und Alles gerieth
ins Stocken und in Unordnung. Nun lag damals in einem Dorfe
ein alter Bauer im Sterben , der seinem Sohn Moung-Poukzein
als Abschiedsworte drei wichtige Lehren gab: 1) wer rasch geht,
kommt vorwärts, 2) wer fragt, wird lernen, 3) wer wenig schläft,
lebt lange , und deren Beachtung empfahl. Dem ersten gemäss
wollte Moung-Poukzein nicht in seiner Heiraath bleiben und kam
auf der Wanderung nach Tagoung, wo er nach dem zweiten Gebot
durch Fragen von den Mädchen am Brunnen die Ursache der
Landestrauer erfuhr und als er, dem dritten folgend, im Palast
gewacht, statt geschlafen hatte, bemerkte er den in der Bodenluke
versteckten Drachenvogel , der nach dem Dunkelwerden herab-
kam , um seinen hinterlistigen Verrath zu üben. Poukzein legt«
einen Bananenstamm mit Kleidern umwickelt ins Bett und tödtete
den Drachen, als sich sein eiserner Schnabel an den zähen Fasern
festgehackt hatte und nicht zurückgezogen werden konnte. So
wurde er der Gemahl der Königin und von ihm stammten die
spätem Prinzen von Tagoung. Die ersten Zwillinge aber , die
die Königin nach ihrer neuen Verheirathung zur Welt brachte,
zeigten sich noch bedenklicher Natur, da sie blindgeboren
*) Nachdem Konig Bhartrihai in Malwa dem Throne entsagt hatte , tödtete
der Vetala Jeden neuen Bewerber , bis Vicramaditya sein Recht geltend machte,
ODter dem Versprechen eines Bali-Opfers.
Die mythisch-historische Vorgeschichte Prome's. 23
waren , in Folge eines von dem Drachen nachgebliebenen Ein-
flusses. Als Söhne Nagadasaka's traf sie deshalb auch unerbittlich
das Loos , auf ein Floss gesetzt und den Fluss hinabgeschickt zu
werden. Die ans Ufer getriebenen Säuglinge wurden von der
Milch einer Hirschkuh genährt und als sie hinlänglich gealtert
waren, um gehen zu können, machten sie ihr Floss flott und
fuhren weiter. Auf der langen Reise Ratten sie Zeit zu wachsen,
und waren schon dem Jünglingsalter nahe, als sie eines Tages
im Gestrüpp bei Sitkain festrannten und nicht weiter konnten.
Sie blieben dort längere Zeit und eine Belumah, die in der Nähe
wohnte , pflegte , wenn sie ihr Mahl bereitet hatten , daran Theil
zu nehmen. Die Brüder verwunderten sich , dass das gewöhn-
liche Quantum Reis nicht mehr, wie früher, zu ihrer Sättigung
genüge und beschlossen, genau Acht zu geben. Das nächste Mal
fühlte der älteste Bruder, Mahasambhawa , eine fremde Hand im
Reis und fragte Kolasambhawa (Ghula - sambha) , ob das die
seinige sei ? Dieser verneinte und, selbst die Hand fühlend , be-
fragte seinen Bruder. Da sie jetzt merkten, dass ein Fremder
unter ihnen sein müsse , packten sie die Hand und zwangen die
Belumah , sich zu erkennen zu geben als weibliches Belu (oder
Ungeheuer). Die Ungeheuerin , erschreckt und mit dem Tode
bedroht, versprach ihnen das Augenlicht wieder zu geben , wenn
ihr Leben geschont würde, und als die Brüder sehend geworden,
gründeten sie Meaday an der Stelle , wo sie zuerst den Himmel
geschaut. Diese Stadt liegt jetzt an der Grenze der englischen
Provinz und Pinto erwähnt das Königreich Meletay oder Meaday.
Von dort weiter schiflfend, landeten die Brüder eines Abends in der
Nähe der Einsiedelei und gingen, um ihren Reis zu kochen, nach
dem nahegelegenen Brunnen, wo sie mit Bedari zusammentrafen.
Durch sie wurden sie zu ihrem Onkel geführt, der sie bald er-
kannte, und auf der Stelle der Erkennungsscene steht noch jetzt
eine Pagode, die darum die der heissen Liebe heisst. Aus der Ge-
liebten wurde eine Gattin, indem der Eremit beide mit seiner Adop-
tivtochter vermählte. Als nachher Nang Khan oder Puih-Mi-Phaya
(die hohe Frau des Herrn), die Königin der Pyus, von ihrer An-
kunft hörte, wünschte sie selbst einen solch ebenbürtigen Prinzen^
u
JUM Iriberer VerwBndtiiehaft zo ibrem Osiieii «ad wurde dnrrh
den HhfanYalbajr wt Mahasainbhawa remihlt Sie lesidirteD in
Yatkajn jo ond dort wvde, karz naeb dem Tode MelnuMimbbawa"»,
detieo füelle Kolanambbawa einnabm, tod der K^nipn ein Sobn
geboren, der milerdeni Namen Dwattabong i^päter auf dem Tbrone
sarbiblglef da Kola^ambbawa's eigener Sobn, der naebber znr
Welt kam , ron einer Belomab fortgefftbrt wurde , um ein nörd-
Heliei K0nigreieb zu grttnden.
Maeb I^aiwien könnte Kolasambbawa mit dem Volke der Kola
im Dekkban zunammenbängen. Im GegenRatz zu Maba mu88 es
klein bedeuten , wie «icfa die birmanische Gescbicbte bei ibrer
sonntigen Wiederholung solch prinzlicher Zwillingspaare der ein-
heimischen Affexe von kyi und ngay oder kaleh bedient. In
Siam findet sich , als rerschieden Ton der Maha sakkbarat Sali-
rahana's, die s^igenannte Cholo oder Chunio- Sakkbarat, die,
obwohl von denHiamesen gewöhnlich als die kleine Aera erwähnt,
ihren Ursprung dem Königreich der Chola und deren astrono-
mischer Akademie zu verdanken haben mag. Von den Chola-
Rajas, die im 5. — 7. Jahrhundert Indien mit Tempeln bedeckten,
beisst Aditya Ben Raja der Monarch des ganzen Landes , das die
See umgiebt.
Mit Dwattabong, dem Sohne zweier Väter, beginnt jetzt die
eigentliche Geschichte von Tijikittya myo oder der Stadt Prome
(Pyu-myo), die der Thagiaming flir ihn gründete, nach dem
Modell seiner Residenz in Mahaduttattea (Tushita), indem er
selbst, von sechs Eremiten umgeben, den Stadtpfeiler setzte und
sich des Naga-Königs als Strick bediente, um die Peripherie des
Weichbildes zu ziehen. Diese Operation wird noch jetzt von
den Birmanen bei Stadtgründungen angewandt. Der Faden
muss von der reinsten Seide sein, und es wird als ein ungünstiges
Omen für Mandalay betrachtet, dass der fremde Abenteurer, der
mit der Verfertigung desselben beauftragt war, weil er ihn für
den billigsten Preis zu liefern versprach , die Hälfte aus Wolle
eingedreht hatte. Nach den mir bekannt gewordenen Einzel-
heiten der Persönlichkeit zu urtheilen , war dieser die Zukunft
eines Königreichs verknausemde Jude polnischer oder gali-
Die mytUseh-historische Vorgeschichte Prome's. 25
ziscber Herkunft. Er selbst machte indess auf eine benachbarte
Nationalität Anspruch.
Neben seiner Schwester Zandadewi heirathete Dwattabong
dieBesandi, die Tochter des Nagakönigs, der ihm so gute Dienste
bei der Stadtgründung geleistet (444 a. d.), und empfing von
ihm einen Wunderspeer, durch dessen Zauber er alle umliegenden
Länder beherrschte. Ausserdem wurde ihm durch* den Thagya-
min ein drittes Auge auf der Stirn oder, wie die Birmanen sagen»
ein schwarzer Fleck geschaffen, womit er die ganze Erde durch-
schauen konnte. Er hatte um diese Gunst gebeten, weil ihm
von einem seiner vertrauten Nats im Geheimen zugeraunt war,
dass die Belu's (Ungeheuer) beständig bei seinem Palast
ungenirt vorbeizuspazieren pflegten, und er wünschte ihnen diese
Frechheit zu verleiden. Nachdem er sie durch den Wunderfleck
zu erkennen vermochte, Hess er jeden, der ihm vor seine Blicke
gerieth , einstecken und bald hatte er ein ganzes Gefängniss voll
Belu , die er nutzbar machte und fttr sich arbeiten Hess. Nach
den Karen ist der dreiäugige Seju das böse Prinzip, der in den
Erdbeben die von seinem Bruder Yowa auf ihn geworfene Last
erschüttert, und bei der Beziehung von Siva's Stirnauge zurYoni
verlor auch Dwattabong sein drittes Auge durch weibHche Hinter-
list, indem er es mit dem von Apaitono (der krummen Frau)
gegebenen Leichentuche abtrocknete. Mit Frauen war der König
überhaupt nicht glücklich. Eine seiner Sklavinnen , zu der er
eine besondere Neigung gefasst hatte , bat ihn einst um so viel
Erde fttr ihr Eigenthum, als sie mit einem Felle bedecken könne.
Der König nahm keinen Anstand, ein so bescheidenes Gesuch zu
gewähren , aber die verschmitzte Zofe schnitt das Fell me Dido
in lauter dünne Streifen und umspannte damit Land genug, um
die Stadt Issay-Mew bauen zu können. Auch der Name des
ganzen Königreichs Thara-kettara oder Thayakittaya (Qrixetra
oder Feld des Glückes) wird von Thara oder Thä-ya (Fell) ab-
geleitet, wie die Birmanen mit solchen Etymologien überhaupt
nie in Verlegenheit sind und bei mangelndem Vorrath, dem Be-
dttrfniss zu genügen, erfinden. Die von den Asuras mit Ochsen-
häuten vertheilte Erde wird in Yischnu's Verkörperung als Zwerg
26 Birma.
fUr die Götter zurück erworben. Als Dwattabong, um einen
Palast zu bauen, einer armen Wittwe ihr einziges Keisfeld^ aus
dessen Ertrage sie täglich den Pungyi zu geben pflegte , weg-
zunehmen befahl, verliess ihn der Segen, der bisher über seinen
Handlungen geschwebt hatte, die Kraft seines Zauberspeeres
ging verloren und die unterworfenen Fürsten, die ihn nicht
länger zu fürchten brauchten, hörten auf,' Tribut zu senden.
Dwattabong schickte seine Edelleute, um denselben einzufordern,
und da keiner von ihnen zurückkehrte , weil sie alle von den
Aufständischen ermordet waren , lieh er das windschnelle Boot
seines Schwiegervaters und durcheilte damit die Erde. Doch
auch er selbst hatte nur wenig Erfolg und Hess sich bei seiner
Bückkehr durch seine Verstimmung und seinen Aerger soweit ver-
blenden , dass er in den Fluss spie. Die Drachentochter, diese
ihrem Vater angethane Schmach sehend, verschwand und bald
erschien der erzürnte Nagakönig selbst auf seinem Schlangenboot,
in das er den König hineinsetzte und mit ihm in die Unterwelt
hinabfuhr. Sein Sohn Duttaron folgte und dann der König Yan-
haun oder Ram-bhaong, aber eine mit so manchen Schandthaten
schon belastete Dynastie konnte keinen Bestand haben und
Promo erholte sich erst wieder bei ihrem Wechsel, als Yan-
man oder Ranman , der Sohn Dharmasoka's , den Thron bestieg.
Dwattabong soll zu der Zeit regiert haben, als Kalasoka, König
von Witali , die zweite Synode in Misimadesa abhielt, und Yan-
baun lebte unter Siridammasoka yonPalibrotha, dem Berufer der
dritten , an deren Ende also Rahanman nach Promo gekommen
wäre, wie sein Bruder Mahinthaten ipit Sanghamitra nach Ceylon
oder die Missionäre Sona und Uttara nach Tathung. Auch die
Geschichte Tongu's bemerkt, dass Dhammasoka Hinterindien
durchzogen habe, um den von ihm gefundenen Reliquienschatz
unter Pagoden in den verschiedenen Ländern zu vei*theilen. Die
Chinesen dagegen erwähnen aus der nächstfolgenden 2^it, dass
der gewaltige Gründer der Tsin , der die Nomadenvölker seinen
Befehlen zwang, sein Reich bis Ava ausgedehnt habe.
Der Eintritt des Königsgeschlecht« aus Palibrotha in die
Geschichte Prome's coincidirt mit derzeit, wo das weite Reich
Die mythisch-historbche Vorgeschichte Prome's. 27
Dhannasoka's zerfallen oder wenigstens getbeilt zu sein scheint.
Die Katastrophe wird auch hier durch die Machination eines
bösen Weibes, Tisbjaraxita, eingeleitet, die die vom Könige zeit-
weis übertragene Gewalt dazu benutzte, die ihr verhassten Augen
Kunala's in Taxa^ila ausreissen zu lassen. Nach den birma-
nischen Autoritäten bei Crawfurd hatte der in weiblicher Linie
Yon Gautama hergestamihte Susanaga (Vater des Kalasauka) den
Sitz der Regierung aus Rajagaya nach Vethali verlegt, unter
welchem Namen das an Sylhet grenzende Jynteah zu verstehen sei.
lieber Mithila oderTirahut regierten die JonakafUrsten in Janak-
pur, durch Janika, den Sohn Mithila's, von Ixwashku stammend.
Nach Kanman oder'Ramman regierten noch vier andere
Könige derselben Dynastie (Khanlaung, Lakkhong, Sik-
han). Tirika oder Siririt, der durch sechs Gelehrte historische
und mathematische Bücher abfassen Hess, war der letzte der-
selben und mit seinem Tode blieb der Thron unbesetzt. Ein
Priester, der durch das Studium des San in den Bedas die Kennt-
niss der Vogelsprache gelernt hatte, hörte den Hahn seines
Klosters jeden Morgen krähen: „Iss meinen Kopf, iss mich und
du wirst König!** Er befahl deshalb seinem Schüler, ihm diesen
Hahn zu Mittag zuzubereiten. Während des Bratens fiel der
Kopf herunter und da er schmutzig geworden war, ass ihn der
Schüler, weil er fürchtete, ihn in dem Zustande aufzutischen.
Da der Priester sah , dass das Geschick es so gewollt hatte , so
erzog er seinen Schüler sorgfältig und wandte all seinen Einfluss
an, ihn auf den Thron zu erheben, den er unter dem Namen
Ngatapa („Ich bin ein Anderer**) bestieg (111). Sein Nachfolger
Papiram (60 a. d.) war ein weiser Mann und schickte den Ge-
lehrten Shin-Nagatehn (Nagasena oder Nagarjuna) zu Milaenda,
König von Talaga, um mit ihm spitzfindige Fragen und Ant-
worten auszutauschen, und sein Sohn Ranmukkha war gleichfalls
wohlbewandert in den Vedas. Der folgende König, Ransinga
(21 a. d.), war schrecklich anzusehen , ganz schwarz mit rothen
Augen. Auch quälte solch ein Scheusal die Bekenner der wahren
Religion. Auf Ranmunzalinda folgte Bharinda oder Beringda,
der selbst nach Tekkatha (Takhasinla) ging, um durch dortiges
4
28 Birma.
Studium die Kenntniss der Yedas wieder in seinem Lande auf-
zufrischen. Ein anderer Verfolger des Buddhismus war Tantek
oderThaka, Grossvater des Dumindara oderThamugdara, für den
der Thagia-min in der Gestalt desPouaMahalana wieder Ordnung
in die Aera brachte (79 p. d.% die (wie auch Salavihana fand) in
Verwirrung gerathen war, seitdem sie Asatada in den Zeiten
Kasapa's verändert hatte. Sein Nachfolger Athita oder Atitya
heirathete seine eigene Mutter und wurde dafür vom Volke zu
Tode gesteinigt. Unter Zena (Narasinga) oder Supanyanagara-
chinna (dem Sohne des Naga Rasein) empörten sich die Kanyan,
die zum Theile nach dem südlichen Aracan ausgewandert waren.
Der König zog aus, sie zum GehorsaiJt zurückzuführen, und als
er auf seinem Rückwege die goldne Statue Arimatheia's in Maha-
muni sah, fühlte er sich so unwiderstehlich durch die Anziehungs-
kraft dieses Bildes gefesselt, dass er dort Monate und Jahre ver-
weilte, ohne an die Weiterreise zu denken. Soldaten und Officiere,
die sich nach ihren Familien zurücksehnten , murrten lauter und
lauter, aber der König, dem (wie Gessür Chan im verzauberten
Palast) jeder Gedanke an die Heimath aus dem Gedächtniss
entschwunden war, wanderte umher wie ein Verzückter, nur den
goldnen Buddha vor seinen Augen. Endlich machten ihm die
Minister den Vorschlag, die Bildsäule nach Prome zu schaffen,
und sie begingen die Greuelthat, den Gott einzuschmelzen , da
sonst der Transport unmöglich gewesen wäre. Der geistes-
abwesende König wusste nichts davon , als er indess das Bild
nicht mehr erblickte, erwachte er wie aus einem Traume und gab
Befehl zum Aufbruch und zur Rückkehr nach Prome. Aber mit
dieser Stadt war es jetzt vorbei. Unmittelbar nach dem Tode des
Königs brach der Krieg des Siebes aus, in welchem sie zu Grunde
ging. Die Bürger waren schon sehr erbittert durch die vielen
Gewaltthätigkeiten , die sich die aus dem Lager entlassenen Sol-
daten erlaubten, als eines Tages einem Kaufmann auf dem Markt
sein Sieb zum Beinigen des Reis durch einen Wirbelwind fort-
geführt wurde. Er lief demselben nach, ^^mein Sieb*), mein
*) Nach Schora-Bekraorsin Nogmow liegt am Bakssan ein Grab, das das
8iebgrj|b heisst, als der Erschlagenen in einem Streite , der über ein geliehenes
V
Die mythisch-historische Vorgeschichte Pronie's. 29
Sieb'' schreiend. Die Bauern und Soldaten auf dem Markte liefen
mit und von allen Seiten kamen die Leute aus den Häusern, ihnen
mit demselben Rufe folgend. Da Keiner recht wusste, warum
es sich handelte, so entstand aus der Menschenmenge ein
grosser Tumult, man packte sich beim Kopf, einePrttgelei begann
und plötzlich war das Passwort gefunden , die alte Feindschaft
der Kanyans , Pyu und Dsit erwachte aufs Neue und die Stadt
theilte sich in drei Heerlager, die sich auf das erbittertste und
blutigste bekämpften (94 p. d.). Nach langen Kriegen trennten
sie sich. Die Py us zogen nach Westen, die Kanyans nach Norden
und Hessen die Dsit zurück, die indess später gleichfalls aus dem
verwüsteten Lande auswanderten und den Fluss aufwärts nach
der Insel Johnjhlut zogen, wo sie dann das ältere oder obere
Pagan der Birmanen gründeten. Die Pyu und Kanyan trafen auf
ihren Wanderungen noch einmal zusammen und der alte Hader
drohte sich zu erneuern, als sie vorzogen, statt durch Waffen, mit
Pagoden zu kämpfen. Die Pyus, als die schlaueren, hatten ihre
falsche Pagode früher fertig und die besiegten Kanyan siedelten
sich an den rothen Uferbänken des Irawaddi an, wovon sie den
Namen führen. San Germano erwähnt den seine eigene Sprache
und Sitten bewahrenden Stamm der Konjes in den Wäldern Mie-
du's. Nach dem Abzüge theilten sich die Pyus in Tettuh, Taunio
und Krabindu, wurden aber durch die Taleings ausgetrieben und
bauten dann gemeinsam unter König Domodüt oder Samudritmiu
die Stadt Pantaun tsetja. Frische Kriege mit den Kanyan (aus
Taunia und Pandaun) zwangen sie, sich in Mendoon einen neuen
Zufluchtsort zu suchen, wo sie indess durch die Könige von Din-
jawutti so vielfach beunruhigt wurden , dass sie sich schliesslich
in die dichten Wälder curUckzogen und dort in einen völligen
Zustand der Barbarei zurückgesunken sind. Besonders sollen
sie sich in dem Hügelland zwischen Promo und Pegu finden,
aber nur schwer zu erblicken sein, da sie sich vor jeder An-
näherung eines Fremden, ausser vor den Karen, flüchten und
Mehl-9leb ausbrach. Das Königreich Benares unter Brahmadat wurde zerstört in
Folge eines Streites, der wegen eines Tropfen Honigs ausgebrochen war , wie die
Revolte Jamaica's wegen drei Cocosnüssen.
30 Birma.
yerstecken. Der Karen, der mir das erzählte , fügte hinzu,
dass sie aber vor einem Ausländer , welcher der Karensprache
mächtig, erst recht weglaufen würden, da sie ihn für einen Tazeit
(Waldteufel) halten würden. Andere sollen indess noch in der vom
König Tamotara gebauten Stadt Arimandana leben und dort, ihrem
doppelzüngigen Charakter getreu , den ihnen Gautama's Prophe-
zeihung vorhersagte, sich nur durch den Lug und Trug des Han-
dels ernähren und ehrliche Feldarbeit verschmähen. Phyh (wie
bei den Schan die Nat heissen) bedeutet alt (in Karen). Im Bir-
manischen meint Pyi einfach das Land. Mit den Paloung leben
einige Stämme der Dsit unter dem Namen Alo-loo-myo. Der Name
(Thek oder Sak)Dsit bedeutet die „Aechten oder Wirklichen" und
wird sich von den civilisirteren Pyu beigelegt sein, um sich von
ihren verwilderten Verwandten der Wälder zu unterscheiden.
Die mit den grossen und kleinen (Kanraxagyi und Kanraxagnay)
Königen der Kan (Kala oder Kara) in Verbindung gesetzten Kan-
ran (Kanyan) gehören nach Aracan.
Aus einigen der zurückgezogenen Waldstämme , die durch
entkommene Verbrecher und anderes Gesindel Zulauf erhielten,
bildete sich später, besonders am Sittaungflusse , der Stamm der
Zebain oder Yebain , die sich mit dem Seidenbau beschäftigen,
seit einer der birmanischen Offiziere aus dem Feldzuge des Königs
Tharop-piyeh gegen China Würmer- von dort mitbrachte. Da
indess die übrigen Buddhisten auf diese Mörder unschuldiger
Geschöpfe nicht gut zu sprechen sind , zeigen sie sich nicht gern
in den Städten und Alompra erliess ein Verbot, dass kein Bir-
mane in ihren Dörfern wohnen dürfe.
Die drei Pagan*
Die flüchtigen Colonisten auf der InselJohnjhlut hatten sich
in 16 Dörfern angesiedelt und beschlossen, um eine gemeinsame
Verwaltung einzuführen, aus der Versammlung ihrer Thugyi
(Aeltesten) einen Dammatajeah oder Oberrichter zu wählen,
damit er über die Beobachtung von Recht und Gesetz wache. Die
allgemeine Stimme traf Thamudirit oder Samudraraga, einen Ver-
wandten des letzten Königs von Prome, der so als Richter an die
Spitze gestellt wurde. Trotzdem waren die Emigranten in Folge
der langen Wirren in einen solchen Zustand der Schwäche und
Ermattung gefallen, dass es ihnen unmöglich war sich gegen die
wilden Thiere des Waldes zu vertheidigen , die sich alle im Auf-
ruhr zu ihrem Verderben erhoben hatten. Um nicht gänzlich zu
Grunde zu gehen , mussten «ie sich als Vasallen derselben aner-
kennen, und ihnen regelmässigen Tribut zu ihrer Nahrung brin-
gen. Täglich war ein Menschenopfer zu liefern , und nachdem
alle Kinder der Dörfer dahingegeben waren, blieb nur die Toch-
ter Dammatajeah's übrig, deren Hand dem angeboten wurde, der
das Land befreien werde.
Nach langem vergeWHchen Harren meldete sich endlich ein
Retter, der zu dem Kampfe mit den Tyrannen des Waldes bereit war,
und nachdem er das Land von den wilden Bestien gereinigt hatte,
von Dammatajeah freudig als Schwiegersohn angenommen wurde.
Er war der Sohn eines alten Gärtners am Mali-Flusse, der zu
solch hfeldenmüthiger That von einem Priester aufgefordert war,
da dieser durch seine Berechnungen herausgebracht hatte , dass
derselbe (Thado Adeittsa Yaza genannt) ein Sprosse des alten
Ci
t' :
32 Birma.
KöniggescUechtes des Thado Malia Yaza von Tagoung sei. Als
sein Schwiegervater starb , glaubte der Schüler sich selbst noch
nicht des Thrones wUrdig, sondern setzte seinen Lehrer Yathay
Tileyoung, der in Crawfurd's Liste Rasse Kyaong (der RUsi des
Klosters) heisst, auf denselben und folgte erst bei dessen Tode
in der Herrschaft. Nachdem der Drachenkönig (Naga min dau),
dessen Tochter Isindadewi er seiner frühem Gemahlin Sanda-
dewi hinzufügte, die Stadt Pagan (das alte oder obere Pagan) für
ihn erbaut hatte , wurde Piu-ming oder Phru chauti als König
gekrönt (104 p. d.).
Nach Crawfurd wurde eine von diesem Könige erbaute
Pagode als ältester Tempel Pagans gezeigt , das indess damals
an einer anderen Stelle lag. Nach seinem Sohne Timing folgte
Phyugodi oder Yain-min-jlüt (161-241 p. d.), der eine grosse
Schlacht über die Chinesen in Kambodia gewann , wie die Bir-
manen sagen, wogegen die Chinesen in dieser kriegerischen Zeit
ihres Dreireiches (San-kue) eines gemeinsamen Angriffes der
Birmanen und Laos von Süden erwähnen, um in der Vernichtung
der Ho w Han mitzuwirken , hinzufügend, dass der birmanische
König siebenmal von dem grossen Feldherrn Kung Ming gefan-
gen genommen , und siebenmal freigesetzt wurde. Dann folgten
vier Könige (Peituhn, Tilejung, Yantujih und Tanmin), worauf
drei Edelleute um den erledigten Thron stritten , der Maukaman
oder Poksanlang zufiel , dem König , dem die Sendung Buddha-
gosa's nach Ceylon zugeschrieben wird (387 p. d.). Bei seinem Tode
bemächtigte sich der Ursurper Tujaymin der Krone, bis vier der
vornehmsten Edelleute, um den steten Revolutionen ein Ende zu
machen, einen König in Tan minda erwählten und ihn durch ihre
gemeinsamen Kräfte stützten. Der achte König (Teindien, Tin-
jaumnay, Tinlyoung, Peinomin, Tinlijein, Kanlaun, Kandet) nach
ihm war Thundein min , der, um (Jen Ackerbau unter seinen Un-
terthanen zu ^beleben, das Fest des Pfluges einführte, wo der
König selbst die erste Furche zieht, und das in Siam noch jetzt
gefeiert wird, obwohl der König sich durch deti, für diesen Tag
mit königlichen Ehren bekleideten Minister des Ackerbaues ver-
treten lässt. Le roi legitime de Tonquin et de la Conchinchine
i
t '
Die drei Pagan. * 33
tout ensemble qu'on appelle Bua (sagt Loub^re) observe la
coutume d'ouvrir le premier les terres chaque ann^e et de
toutes les fonctions royales e'est presque la seule qui lui est
demeur^e.
Nach dem Tode Wabosoth , des dritten Königs , gelang es
dem Vertrauten der Königin Poppozorahen oder Popasoth-Yaban
(Fupakuraham) sieb der Herrschaft zu bemäebtigen. Als er in-
dess borte , dass der aus Furcht geflohene Prinz Schweondi in
Palin in grossem Elende lebte, lies^ er ihn zu sich einladen und
dankte zu seinen Gunsten ab. Indess hatte er die Zeit seiner
Herrschaft benutzt, seinen Namen durch Veränderung derAera zu
verewigen, 638 — 639. Bei seinem Tode Hessen sich sieben Kiesen*
geier auf dem Palastdache nieder. Auf Schweondi folgte Peitun-
ming, dann Peitaun, dann Nakve, und dann (unter dem Titel
Mienjo) ein Sklave, der seinen Herrn auf der Jagd ermordet hatte,
und dann in der königlichen Tracht zurückkehrend, seinen Platz
einnahm. Mit seinem Nachfolger Tingan wurde indess der
Scepter einem Sprossen der königlichen Dynastie zurückgegeben.
Auf seinen Sohn Tinkun folgte Uhnin, der seinen älteren Bruder,
den rechtmässigen Erben, nach Sillehmyoh verbannte. Nach
weiteren sechs Königen, Schuelaun, Tunduin, Schuemann, Manlan,
Sogin, Kaela, folgt als siebenter Piaebia oderPinpya(Bynbya), der
das zweite Pagan erbaute, 847 p. d. Einige der älteren Tempel
(mit dem Datum 850 p. d.) werden ihm zugeschrieben. Sein vier-
ter Nachfolger war (nach Tannetmin , Sallehnakuay , Theingo)
Tauntugyi Zo-Yahan oder Taungsukri, ein Gebirgshäuptling,
der das Bild einer Schlange verehrte , und deshalb von Zauk-
lojut ermordet wurde (930 p. d.). Auf Kuansojaunbiuh folgte
Jiso, der zufallig von einem Jäger erschossen wurde, dann
Schwetzo modehnung, dann Sokadeh (972 p. d.) und dann der
Liebling in birmanischer Gesqhichte und Sage , Noatasa (Naura-
tachau oder Anaurattha Säumen) oder Anorata MangxuaKraung-
phrusan, der 997 p. d. durch die von Thatung eingeladenen Priester
(unter der Führung des Kahan Ahajan) die Pagoden Pagan's er-
baute, und einen Feldzug nach China nnternahm, um die heiligen
Zahnreliquien Gautama's zu erhalten, sich aber nur mit einem
BattiftiT. OatMlen. I. 3
34 • Birma.
aus Oold und Silber gefertigten Kunstwerke begnügen musste.
Er hatte den Wunsch, auch die Haarreliquien ausSiugkhudan oder
Rangun wegzuführen, kehrte jedoch in Pruen oder Prome an der
Grenze der Raman wieder um, um nicht die Freundschaft
zwischen Mon und Ava zu brechen. Schon vor Noatasa's Zeit
gab es buddhistische Priester in Pagan , aber sie Hessen sich die
gröbsten Uebertretungen des Gesetzes zu Schulden kommen , da
sie keine Bücher besassen. Sie assen am Nachmittage , tranken
spirituöse Getränke und ritten auf Pferden, wie die rothen Lamas
Tibet's und der Tartarei. Erst nachdem der Patimok nach Tha-
tung gebracht war, führte Noatasa eine orthodoxere Sittenstrenge
ein. Der in der Unfähigkeit seines passiven Widerstandes, durch
die geschichtlichen Erschütterungen Yorder-Indiens auseinander
geschleuderte Buddhismus, nach Norden hinter die Gebirgs-
mauern des Himalaya, nach Süden in die durch die See ge-
schützte Insel Ceylon's, traf so, in einem östlichen Bogen zurück-
schweifend , auf dem noch undisputirten Terrain Hinterindiens
wieder zusammen. In Pegu findet sich noch die Keik*) oder
Jeik Kalo-arak (die Pagode der Branntweintrinker) und daneben
wird der Kalukk (Nat) Paichjaukamandon in der Form eines
Dsedi (eine spiralförmige Pagode) verehrt. In Tibet wurde
erst durch Tsongkaba's Reform die Ehelosigkeit zur Pflicht ge-
macht, und Loub^re bemerkt, dass die Talapoine derLao, die
sich verheiratheten , von den Talapoinen Siams Häretiker ge-
scholten wurden.
In der Zeit als Asoka in Patalibutra herrschte , erklärte mir
ein Mönch in Bangkok , kamen die Mahathero über Land durch
di^ Lao-Gegenden nach Siam, und unterrichteten dort die in den
Wäldern zerstreuten Bewohner, da es damals noch keine Städte
gab. Als aber später die Bücher verloren gegangen, wurden sie
von Kambodia, wohin sie von Ceylon gekommen, erneuert. Die
Chinesen wollen zuerst, durch ihre Einfälle unter den Han
*) Kheik oder Keik (Queik) ist das peguanische Wort für Pagode so wie für
die Gottheit uad wahrscheinlich dam bei deu Reisenden des Mittelalters so oft auf-
stossende Qniay oderQaaj.
\
Die drei Pagan. 85
(ü. Jahrhundert) den Buddhismus inTschinla oderKambodia ein-
geführt haben. Jetzt aber gehört Kambodia zur indischen Hälfte
der indochinesischen Halbinsel, und nurAnnam zur chinesischen.
Interesse für eine gründlichere Kenntniss der Religion, und an der
Wissenschaft mag, wie nach der Zerstörung Constantinopels in
Italien, durch die indischen Verfolgungen angeregt sein, dieviele
gelehrte Männer in die Ferne trieben und auch , wie Matuanlin
erzählt, den Sohn des Königs Mandjusri 988 p. d. nach China
brachten. Unter Sangkeem (von denThan) kamen buddhistische
Brahmanen in Tonquin an (1000 p.d.). Du Halde bemerkt, dass
die Siamesen ihre Religion und Sprache aus dem Königreiche
derThaijai erhalten hätten, das durch Priester regiert wurde und
wahrscheinlich Lhassa (Barontala) bedeute. TheBhotias Mehals
(of Kumaon) have no priests of their own caste, but avail them-
selves according to circumstances of the Services of a Brahman
or of a Lama (Traill). Die Lolos an der chinesischen Grenze
erhielten ihre Schrift von den Bonzen Pegu's und Ava's, die
dort von den chinesischen verschiedene Tempel bauten und ihr
eigenes Ritual bewahrten. Die birmanische Geschichte berichtet,
dass nach dem dritten Concil (234 a. d.) der Missionär Yaunaka-
dhammarekkhita nach Aparanta oder Birma geschickt sei , wie
Uttara und Sauna nach Suvannabhummi oder Pegu.
Nach Noatasa verläuft die Geschichte deutlich ins Fabelhafte
und erst mit Alaunsidu's Thronbesteigung und vielleicht erst
mit Narapadi-sethu wird wieder geschichtlicher Boden betreten.
Da aber Alaunsidu der König von Mienzain-myo genannt wird,
einer Stadt, die später nach der chinesischen Eroberung sui Be-
deutung aufstieg, so wird mit ihm eine neue Dynastie in Pagan
begonnen haben. Ungefähr um die Zeit von Noatasa's Tod fällt
der Zug, den ein aracanischer König von der Küste bis nach Ta-
goung gemacht haben soll, obwohl die Mode der entente cordiale
zwischen gekrönten Häuptern damals wohl noch nicilt an der
Tagesordnung war, und wenn ein im Südosten ansässiger König
Pegu's für Kolonien aracanischer Kriegsgefangener im westlichen
Sagaing Platz fand, so konnte sich das Gebiet Pagans glicht gerade
weit erstrecken. Die Chinesen haben aufgezeichnet, dass unter
36 Birma.
den Soung (960—1123) viele Gesandtschaften ankamen von den
Ftlrsten der indochinesischen Halbinsel , die während dieser
Periode ganz durch innere Kriege zerrissen war.
Erungphuson (Erung-phra-song) Nauratachau (Anarata-
raxa-chao) ist ein in siamesischer Art zusammengesetzter
Titel 9 wie viele Namen der damaligen Zeit auf ein Vorwalten
der Thai-Race im Irawaddi - Thale deuten, da das eigent-
lich Birmanische erst mit dem in Tongu gegründeten Königreich
zur Geltung kam, an die alte Geschichte Prome's wieder an-
schliessend.
Noatasa's Sohn, Zolu, suchte Yansitta, dessen künftiges
Künigthum schon seinem Vater prophezeit war, zu tödten, aber
dieser floh mit einem Jäger den Fluss aufwärts und gründete
Tihlein, wo er herrschte, bis es ihm glückte, Ngayaymin zu
stürzen und dann den verheissenen Thron Pagans zu besteigen.
Doch vermählte er zur Aussöhnung seine Tochter Schwe-eim-tih
mit Zolu's Sohn Zoziun. Nach einer Inschrift auf dem Myen-
kataung (zwischen Mellun und Magwe) wurde König Zolu oder
Saulu (1030—1056 p. d.) dort von seinem Generale ermordet.
Dann bricht die glänzende Regierung Alaunsidu's (oder
Alaun-kani-su*s) an , dem , umgeben von seinem geschmückten
Hofstaat im gold- und silberglänzenden Palaste, der Thagiamin
selber einen weissen £lephanten zuführt. Die Nat dienten ihm
und standen seines Winkes gewärtig. Alaungisu montando una
superbissima naue de Nat colla comitiva di 80,000 altri piccioli
legni si porto al luogo, dove epiantato el grande albero sacro di
quest^ isola Zabudiba, ed ivi per sette continui mese fece grandi
feste. In questo stesso luogo si porto il Principe de Nat e saluto
Alaungisu, sagt Sangermano. Als das Königreich Zambadijpa
oder Jambadwipa (das Erdenreich), die Provinzen Arimaddana*),
Dougan, Myensoung und Yengya einschliessend, flgurirt Pagan-
myo nochrjetzt unter den Titeln des Königs von Birma.
*) Vielleicht AryamandaDa, als eine d€t den Indochinesen geläufigen Trans-
potsitionen Aryavarta's, die Manu vou dem östlichen bis westlichen Ocean zwischen
die Gebirge Himandat und Vindliya setzt.
Die drei Pagan. 37
AlauDsidu unternahm einen Feldzug nach Tenasserim, um
eine dort ausgebrochene Revolution zu dämpfen, und gab dem
durch innere Kriege zerrütteten Aracan einen neuen Herrscher
(1118 p. d.), der ihm tributpflichtig blieb. Aus seiner Zeit datirt
die in Buddhagaya aufgefundene Inschrift (1105), die aber schon
von einer früheren Sendung eines Thadomin spricht. Ausser
Bassein soll er auch die Insel Ceylon, deren Gouverneur/ wie dem
von Tenasserim , das Epithet Kala (Ausländer oder Bat-bar) bei-
gelegt wird, einverleibt haben. Die Ausdehnung seiner Herrschaft
wird bis Delhi angegeben. Das Mahawanso setzt in diese Zeit
manche Beziehungen mit dem Festlande. Durch die steten Ein-
fälle derMalabars zu Grunde gerichtet, hatten sich die Buddhisten
Ceylons nach Siam gewandt und von dort Geldunterstützung
erhalten. Als mit Pollonnaruwa's Thronbesteigung (1071 p. d.)
die Ordnung wiederhergestellt war, erschienen an seinem Hofe
gelehrte Priester, die Anuradha, König von Aracan , abgesandt
hatte. Das Ansehen, das sich die Könige der continentalen
Staaten Hinterindiens in Ceylon verschafft hatten , zeigte sich in
dem Streite zwischen dem Gesandten des Königs von Sollee und
des Königs von Siam, wobei Pollonnaruwa dem letztem den Vor-
rang gab, obwohl er dadurch wieder einen blutigen Krieg auf sich
herabzog und für einige Zeit selbst seine Hauptstadt vor den
Feinden räumen mustte.
Dass das birmanische Reich in der der chinesischen Erobe-
rung vorhergehenden Zeit eine bedeutende Ausdehnung gewonnen
haben muss, geht auch aus den siamesischen Ueberlieferungen her-
vor, wo die Einführung der Chunlosakkharat ein unentschiedener
Streitpunkt ist und bald dem Phra Ruang, bald dem Phaya Krek
zugeschrieben wird, beides Figuren, die vielmehr der Mythe, als
der Geschichte angehören. Ein in den alten Büchern seines
Landes wohlbewanderter Siamese , mit dem ich darüber sprach,
bemerkte, dass die Siamesen eine Verehrung für Phaya Krek
hätten und deshalb ihm gern die Ehre der neuen Aera zuwendeten,
dass sie aber in Wirklichkeit durch Chao Anuruth eingesetzt sei,
den König der Phama (Birmanen), der alle Länder bis nach
Kambbuxa (Kambodia) erobert habe.
^ Binna.
Die birmanische Geschichte erzählt auch jetzt, dass der
König Pagan's nach China gezogen sei, um Gautama's
Zahnreliquie zu erhalten, dass diese sich aber geweigert
habe , ihren Aufenthaltsort zu verlassen. Er traf dort mit dem
Kaiser Chinas zusammen , der ihn täglich mit Speisen in Gk)ld-
und Silbergefässen versah. Als der König zurückkehrte, machte
er mit diesen kostbaren Gefässen den Priestern des E^isers ein
Geschenk, damit in ihnen dem heiligen Zahne tägliche Opfer-
gaben gebracht würden, und seit der Zeit sollen die chinesischen
Kaiser es als Pflicht der birmanischen Könige betrachtet haben,
ihnen solche Gefässe zu schicken, die auch von der Gesandtschaft
1281 als Tribut verlangt wurden. In der Sage werden die Figuren
Alaunsidu's und Anauratha's zusammengeworfen und die sie aus-
zeichnenden Thaten bald dem Einen, bald dem Andern zu-
geschrieben , bald zusammen auf denselben übertragen. Durch
Ausdehnung von Anauratha's Regierungszeit scheint auch die
Geschichte eine mit seiner Periode gleichzeitige Lücke in ihrer
Königsreihe decken zu wollen. Nach der Inschrift in Ramrih
begannen mit dem Jahre 1600 (der Aera Buddha's) die Rahan
(Arahanta) im Königreiche Arimaddana-Paukkam (pyae gyi) An-
gehen zu gewinnen, als König (A^aurasa) Anauratha-min-^au
gelehrte Männer aus Sathum zu sich berufen hätte , um die dort
durch Sonathero und Uttharathero eingeführte Sasana auch in
seinem Lande heimisch zu machen (mit der Abhitian). Die ver-
ehrten Namen der beiden Apostel, die noch in spätem Zeiten
immer wiederkehren, mögen erbliche Abttitel geworden sein, wie
die Buddhagosa's, Nagasena's u. A. m. in Kambodia.
Unter Alaunsidu's Nachfolger Kulaya oder Kyan-yeet-tha
(Kulakyamin oder Narathu) kamen fünf Rahandas vomHemawon
und bauten die Grotten des Ananda-Tempels (nanda-tsee-goon).
Dieser König soll in der Schlacht mit einem indischen Volke,
das aus Chittagbng eingebrochen, umgekommen sein (1153 p.d.),
was ziemlich mit der ceylonischen Expedition zusammenfällt.
Als Jinneatinga, sein Nachfolger, die Stadt Arimaddana-Pauk-
kam-Jama nach einer günstigeren Localität verlegte, fiel für
sieben Tage ein Regen von Kleinodien.
Die drei Pagan. 39
Nach Kriegsunglück pflegen die birmanischen Könige ge-
wöhnlich ihre Hauptstadt zu verändern , um das böse Omen ab-
zuwenden, und dies ist eine der Ursachen, dass alle Reiche
Hinterindiens eine solch grosse Zahl verfallener Residenzen auf-
zuweisen haben. Die ceylonesische Geschichte erwähnt, dass
Pakramabahu die Hauptstadt des Königs von Arimaddana (Pagan)
und Kambodia (das obere Birma der Schan) erobert habe , und
nach dem Abzüge der Feinde werden die einheimischen Astrologen
Unglück prognosticirt haben und dem neuen Könige gerathen,
seinen Thron auf einem unentweihten Boden aufzustellen. So
entstand das dritte Pagan, welches näher nach derSchwe-Zigong-
Pagode lag, als das mittlere.
Ginneatinga's Nachfolger, Narapaetago , wurde durch Nara-
patiseju oder Jeyasingha (Narapadi - Soethu) getödtet. Dieser
König, ein Enkel Alaunsidu's, wetteifert mit demselben in dem
Ruhm seiner siegreichen Unternehmungen. Die Chinesen wurden
in einer gewaltigen Schlacht bei Kosambhi vernichtet, der alten
Hauptstadt des Thaies von Nyaung-chwe, deren Reste (nachYule)
dort noch existiren sollen. Von seinen südlichen Expeditionen
zurückkehrend , wobei er die weit ins Meer schauende Pagode
auf der Landspitze Tavoy's erbaut hatte (1204), gründete er an
der Küste Pegu's die Stadt Martaban und setzte dort Alingma
als seinen Gouverneur ein. Dann unternahm er eine Pilgerfahrt
nach den heiligen Pagoden Schuemadu und Schwedagon , sich
auf dem Sittang zur Heimfahrt einschiffend. In den Wäldern seiner
Ufer fand er die Reste der Pagoden, die in langer Vorzeit das Brüder-
paar Ninaun erbaut hatte, renovirte sie und legte dann den Grund
für Tongu, wo er seinen Schwiegersohn Nandaturiya als Statthalter
einsetzte. Schon früher hatte dieser fromme König durch eine
Gesandtschaft fünf Gelehrte aus Ceylon zu sich berufen (1181
p.d.), von denen der eine ein Kambodier, der andere ein Ceylonese
war. Buchanan meint, die von ihnen gebrachten Bücher seien
(1200) aus Aracan gekommen. Eine der in Pagan gelesenen
Inschriften erwähnt aus seiner Zeit (1187 p. d.) Milchgaben, die
den Priestern gemacht wurden. Die Inschrift in Ramrih sagt
Folgendes: Als im Jahre 1724 (der AeraBuddha's) NarapadiCaesu
40 Bimu.
herrschte , berief er zu sich nach Pukam fünf Gelehrte , die alle
wohl bewandert in den Shastras waren und sie völlig im 6e-
dächtniss bewahrten : ausTaemalitti-yoasadenÖhilavunthen, aus
ELambau^tein den Sadamaliddhamathen , aus Ki^ipurasa den
Anandamathen , aus Lingadipana den Yahulathen , aus Dipidaka
den Maramathen nebst Öhapadathen , von dem dieselbe Inschrift
schon aus dem Jahre 1714 berichtet, dass er in Ceylon geweiht
worden war , als er in der Begleitung des Uttaravamathen dahin
gefolgt war. Dieser treiie Rathgeber des Königs (Pagan-min-
tora) und Schiller des Aranyavunsathen , der Schüler des Maha-
kalathen (und dieser des Dasa) , hatte sich nach Ceylon begeben,
um die Äechtheit der Schriften des Pitakat zu prüfen, und sie zu
seiner Freude richtig befunden.
In Narapadisethu, dessen Chronologie durch gleichzeitige
Zeugnisse der siamesischen Geschichte bestätigt wird, verknüpfen
sich die Traditionen der Karen durch Tavoy, die der Peguaner
durch Martaban und die der Birmanen durch Tongu.
Von dem nächsten König Zayatinganan (der Meister der
Berechnungen) oder Zeyasinha, der mit einem Fürsten der Schan
Ober Veränderung der Aera berathen hatte und den Baudhi-
Tempel in Pagan erbaute, wird das Wunder Hiskias berichtet,
dass nämlich bei seinem Tode (1212 p. d.) der Schatten der
Sonne zurückgegangen sei. Auch bemerkt Sungermano aus dieser
Zeit , dass , weil beim Tode des Königs Samanda ein Komet ge-
sehen wurde, unter seinem Softne il principe de Nat, tronco dalla
Erä 642 anni e comindo che invece di 644 si dicesse d'allora in-
nanzi Tanno 2. Auf Kyazoa folgte, nach Ousena, zur Zeit des
chinesischen Krieges Mangkhwekhye (1^33 p. d.) ui]# dann
wurde von denEdeln in dem von der Inschrift Sagain'B erwähnten
Schlachtjahre (1277) Nagatihapatae (KoayzegH) oder Narathfha-
pade gewählt, unter dem das damals in der Pracht von
1000 Pagoden prangende Pagan zum Untergang kommen sollte.
Das der chinesischen Invasion entgegengesandte Heer wurde
geschlagen, die schützenden Nats eilten durch die Luft
nach der Hauptstadt, um die Unglückspost dem Könige mit-
zutheilen. Eine Menge der Pagoden wurde zerstört, um rasch
i
Die drei Pagan. 41
Steine und Material für den Bau neuer Wälle zu erhalten. Da
aber eine Unheil verkündende Prophezeiung in dem Fundament
eines der Tempel gefunden wurde , flüchtete der König in einem
kleinen Boote, um sich nach Bassein zu retten» wo er bald darauf
starb und sein Sohn Eyozua von den Orossen ermordet wurde.
Die Chinesen , deren General (bei Marco Polo) Nestardin heisst,
eroberten zuerst Kiatfgteou und dann Ta'ikong (die Residenz des
Königs von Mientien) , das Volk der Kintchi (Goldzähne) unter-
werfend. Sie verfolgten den fliehenden Fürsten bis nach der
noch jetzt Tarop-mou (Cap der Chinesen oderTaroup) genannten
Landspitze, von wo sie umkehrten und scheinen auch Pagan bald
darauf wieder verlassen zu haben (1284 p.d.). Aus dieser Zeit
stammen vielleicht die chinesischen Forts, deren Ueberreste
Griffiths bei Thigan und Myadoung erwähnt. Als nächster Kö-
nig wird Bihatu genannt, der durch seinen Bruder gestürzt wurde,
darauf Tschosoa oder Eaasoadah, Sonit und dann schliesslich Somu-
nit oder Usana, unter dessen Regierung Tiegcr das verwüstete Land
betraten und in solcher Menge zunahmen, dass es unfähig wurde,
Menschen länger zur Wohnung zu dienen. Mit ihm endet die
Geschichte Pagans und folgt die der verschiedenen kleinen König-
reiche am mittlem Irawaddi, die der Gründung Ava's vorhergingen.
Die Anknüpfung gesehieht durch ZufÜgung zweier anderer
Namen. Nach Usana, 9er gewöhnlich für den letzten König
Pagans*) gilt, regierte, heisst es, ^nkojaedeh, der von China
gekommen und vielleicht^von China als Gouverneur eingesetzt
worden war. Unter seinem Sohne Yoseamin kam in Pagan ein
heiliger Pungyi aus Kapilawut an, Namens Thingaeboh, der
so grosse^ EinflttBS beim Könige gewann, dass seine drei Söhne
als Gouverneure in den unterworfenen Provinzen bestellt wurden.
Als später der König von Pagan selbst sich in ein Kloster zurückzog,
machten sie sich unabhängig (646 der Chunlosakkherat, 1285 p. d.).
Tinkeamin oder Athingejah baute für seine Residenz Mekkeah,
Yantinjanmin^oder Yasat-Tingan baute Mienzain undTihetbaumin
*) Bein Name steht aach schon froher in der Königsliste and wird sein Tod
oder doch das Ende der Regierung 1233 datirt, also im ersten chinesischen Kriege,
42 Birma.
oder Tihadu baute Pinlae. Indess blieben sie yereinigt und
bildeten unter sich eine Conföderation , deren Centralregierung
ihren Sitz in Mienzain hatte. Nachdem seine Brüder gestorben
waren, bemächtigte sich Tihethaumin der andern beiden Städte
(674 Ch. S.) und verlegte seine Residenz nach der neu erbauten
Stadt Panja. Nach einer andern Darstellung erhoben sich beim
Tode Somunits , mit dem die Hen*schaft t^agans erlosch , drei
Prinzen der königlichen Familie, Yasat-Tingan , Athingejah und
Tihadu, die die Städte Mienzain, Mekkeah und Pinlae verwalteten.
Sie vereinigten ihre Truppen und machten Usana, der noch als
Schattenkönig in Pagan sass, zum Gefangenen. Als dessen
Bruder Sonitha (gleichfalls Sohn des frühem Königs Tschosoa
oderNanschajosoa) sich an den chinesischen Gouverneur Uthiboa
um Unterstützung wandte, kehrten sie zurück und ermordeten
ihn. Die Bewohner Pagans wurden dann vertrieben und die
Stadt wüste gelegt, damit sie in ihren Herrschaften lieine weitere
Belästigung von dort zu fürchten hätten.
In den vonBurney benutzten Chroniken wird der Uebergang
von Pagan zu Mienzain in verschiedener Weise vermittelt. Die
den nach Bassein geflohenen König bis Taraupmou verfolgenden
Chinesen hatten von dort, aus Mangel an Nahrungsmitteln, um-
zukehren, rückten aber aufs Neue gegen Mienzain, als Kyozua,
der Sohn des letzten Königs, von drei aufrührerischen Edelleuten
entthront und ins Kloster .gesteckt wurde. Als die Chinesen
dessen Wiedereinsetzung verlangten, tiefragten die Kebellen einen
Priester, der sie an Gaukler und Seiltänzer verwies. Some of
that profession were sent for and they, exhibiting their feats
before the three nobles, repeated as customary wolds of no
meaning, a sentence like the foUowing : „ There can be no dispute,
when no matter for dispute remains. ^ Die Edelleute sahen darin
einen Wink und hieben das Haupt des Kyozua ab , worauf die
Chinesen sich zufrieden gaben, wenn sie dem Kaiser zm huldigea
bereit iirären. Damals wurden auch die neun Schanstaaten von
Birma abgetrennt. Aus dem Jahre 1297 p.d. wird erwähnet, dass
König Fatiya seinen Sohn mit Tribut nach China geschickt habe.
Die Heldensage des letzten Pagan.
lieber den Untergang Pagans leben noch viele Lieder im
Munde des Volks , wie überhaupt die Geschichte dieser Tempel-
stadt für das neue Geschlecht der spätem Birmanen zu einer
halbmythischen geworden ist. Schon der Begierung Noatasa's
hat sich die Dichtkunst bemächtigt, die um ihn und seihe Paladine
(wie die ceylonesische um die 10 Hauptleute des Königs Gamini)
einen Romanzenkranz gewoben hat, für dessen Wiederholung und
Erweiterung es den Birmanen nie an Sto£f fehlt. Aus den Helden,
als Tapferer der Tapfersten, ragtYansitta hervor, der später selbst
den Thron Pagans bestiegen haben soll und einer königlichen
Genealogie bedürftig war. Noatasa hatte sich um die Hand einer
Prinzessin von Wethali beworben und dieselbe auch zugesagt
erhalten, glaubte aber später aus gewissen Umständen zu er-
kennen, dass die Dame nicht acht, sondern nur eine ausgekleidete
Prinzessin sei. Er schickAe sie deshalb von dem geräuschvollen
Hofe fort nach einem einsamen Jagdschlosse , und sie soll dort
gegen die Liebe^bezeugungen eines armen verlassenen Naga^ der
gleichfalls sich nach Theilnahme sehnte, nicht unempfindlich
gewesen sein und selbst regelmässige Besuche zugelassen haben.
Genug, der König hörte eines Tages von seinem Hofastrologen,
dass er böse Zeichen in den Sternen geschaut, am heutigen Tage
sei der Feind des Königthums zu Pagan im Keime empfangen.
Der König, um ihn auch gleich im Keime zu ersticken y.erliess
den Befehl, jedes schwangere Weib im Lande zu tödten und zu
verbrennen, aber an das entlegene Waldhaus wurde nicht gedacht.
Nach neun Monaten verfinsterte sich wieder d^ (jesicht des
44 Birma.
Astrologen, der Feind war soeben geboren. Sogleich erging der
Befehl, alle Säuglinge*) im Lande zu tödten, und diesmal wUrde
auch Yansitta, wie der Knabe der Prinzessin genannt war, nicht
entkommen sein, wenn ihn nicht der Drachenkönig mit sich in sein
unterirdisches Reich, um ihn vor Leid zu hüten, genommen hätt«.
Der König glaubte sich jetzt beruhigt und athniete auf. Der
Astrologe sah nichts in den Sternen , da diese die Unterwelt der
Drachen nicht bescheinen. Indess Yansitta wuchs heran und er
trat in die Jahre , wo ihm das Licht der Religion nicht mehr vor-
enthalten werden durfte. Die Schlangendrachen, die von jeher
sehr fromme Buddhisten gewesen sind, fürchteten eine Sünde zu
begehen , wenn sie ihn länger bei sich behielten , und er wurde
in die Oberwelt entlassen, wo er sich bei einem Hirten verdingt«
und in freien Stunden den Lehren eines alten Mönchs zu lauschen
pflegte. Wie entsetzte sich der Astrologe, als er plötzlich eines
Morgens den längst vergessenen Feind aufs Neue aus den Sternen
hervortreten sah, in der Gestalt eines Kuhjungen. Wieerschrack
auch der König! Und schnell war der Befehl gegeben, alle
Jungen , die Kühe hüteten oder dahinter herliefen , sogleich und
auf der Stelle zu tödten. Glücklicherweise war der Naga in der
Nähe, der seinen Sprössling unsichtbar machte, so dass die
Henkersknechte vorbeigingen , ohne ihn zu sehen. Yansitta trat
dann in das Kloster ein und Hess sich weihen. Der Astrologe sah
ihn wieder, er sah ihn als Priester. Jetzt war guter Rath theuer.
Das gelbe Gewand schützte selbst den Feind des Vaterlands
gegen jede Nachstellung des Königs. Dieser aber wünschte
wenigstens den kennen zu lernen , der ihm so nefährlich schien.
Er veranstaltete also ein grosses Fest , zu dem er alle Priester
des Landes einlud, und als er umherging, seine Gaben aus-
zutheilen, erkannte er den Gesuchten an d^in goldstrahlenden
*) Pinto- erzählt, dass der See Oregantor tf#em Königreiche Savadi durch
einen die Stadt mi| 30,000 Priestern zerstörenden Feuerregen gebildet worden,
als der iCSnig durch sein Gebet zu Qniay Guator (dem Kriegsgotte) allö" männ-
lichen Kinder getödtet habe, worauf nur 85 Eremiten in der Einsiedelei desQuiay
Vogarem (des halfreichen Gottes) übrig geblieben seien, um an die 85,000 Kna-
iMD zu eritaem. . . ^
Die Heldensage des letzten Pagan. 45
Lichte y das aus seinem Munde hervorglänzte. Der Gegenstand
so vieler Sorgen war sehr verwundert, dieselben jemals erweckt
zu haben, und bat, die Prophezeiung noch einmal genau zu prüfen.
Der Astrolog rechnete und rechnete und brachte schliesslich
heraus, dassYansitta allerdings den Thron besteigen würde, aber
dass es damit noch 50 Jahre Zeit hätte und keine eigentlichen
Sorgen zu machen brauche, da der bejahrte König wahrscheinlich
in der Zwischenzeit sterben würde, ja dass es sich überhaupt erst
15 Jahre nach seinem Tode erfüllen würde. So muss es im
Grunde doch ein herzlich dummer Mathematiker gewesen sein,
dies so lange zu verschweigen , aber der König war auch jetzt
noch froh, seine Qualen los zu sein, Hess Yansitta in allen ritter-
lichen Künsten ausbilden und erzog sich in ihm den kühnsten
seiner Kitter. Er diente ihm stets treu und redlich, wie es einem
guten Soldaten geziemt, nur als er zum Hüter der reizenden
Prinzessin von Thatung bestellt wurde, trug seine Galanterie
über seine Loyalität den Sieg davon. Die Erzählung seiner
Abenteuer füllt Bände im* Birmanischen.
Wie gewöhnlich sind in diesem Sagenkreis verschiedene
Königsgestalten der Geschichte zusammengeworfen, die des Ein-
ftthrers des Buddhismus, des Eroberers Thatungs, des Siegers über
die Chinesen und des letzten Königs von Pagan , unter dem die
Hauptstadt von den Chinesen zerstört wurde. Es ist eine Maxime
der Geschichtschreiber Hinterindiens, die Zeit, wo ein Land in
Abhängigkeit fällt, mit den extravagantesten Erfindungen aus-
zufüllen, um zur nächsten Periode der Selbstständigkeit hinüber-
zuführen.
Nach der Eroberung Thatungs übergab König Noatasa die
Prinzessin Thatungdau seinen vier Helden zur Bewachung, damit
sie unbeschädigt nach Pagan gebracht würde, wo die Vermählung
Statt finden sollte. Da sie so fein und zart war, so hielt man es
für das sicherste, sie ia ein Kyot (eine hölzerne Nadeldose) zu
stecken, damit die rauhen Hände der Ej'iegsminner sie nicht
verletzen würden. Die Dose wurde genau gewogen (sie wog
gerade eine Jasmin-Blume) und dann ausgemacht, dass jeder der
Bitter sie abwechselnd für einefi Tag unter seiner Obhut haben
it Birma.
solle. Yansitta erhielt sie zuerst und trug sie sorgsam bei sich.
Gegen Abend aber, wo er sich in der Dämmerung ungesehen
glaubte , konnte er seine Neugierde nicht länger bezähmen und
gerade um nur ein paar Wörtchen mit dem Fräulein zu reden,
öffnete er ein ganz klein wenig den Deckel und blickte hinein.
Aber zugleich drang auch ein säuselnder Zephyr ins Innere und
das leichte Dämchen blies auf, so dass sie aus der Dose empor-
zuquellen anfing. Yansitta hatte ziemliehe Noth, sie sorgsam
wieder hineinzuschieben, ohne ihr ein Leids zu thun, klappte
den Deckel wieder zu und übergab rasch die Dose seinem Nach-
folger, froh, von der Verantwortung los zu sein. Aber er hatte
sich verrechnet. Ehe der andere Leibwächter sein Amt antrat,
wurde die Dose aufs Neue gewogen , und da sie ein Blättchen
mehr als eine Jasminblume wog, so gab der erzUrnte König Be-
fehl, Yansitta zu tödten. Da dieser zu den unverwundbaren
Luzunggaun gehörte, so konnte es nur mit des Königs fliegendem
Speer (hlan bian oder hlan dsakya) Ayendama geschehen und
derselbe wurde den Henkern zu solchem Zwecke übergeben.
Statt aber Yansitta's Brust zu durchbohren , zerschnitt der Speer
nur die Bande, mit denen er gefesselt war. Der sich frei
fühlende Wundermann sprang auf in die Luft, den an den Ketten
hängenden Speer mit sich führend, und griff auch noch rasch die
Prinzessin in ihrer Dose auf, die man dorthin gestellt , damit sie
Zeugin seiner Strafe sei. So wohl zufrieden , setzte er mit dem
Zauberspeer und der Prinzessin seine Reise durch die Luft fort
und kam in das Land der Kala, wo er,^ durch langes Fliegen
ermüdet, ein Schläfchen zu machen gedachte imd auch bei der
Prinzessin keinen Einspruch fand. Die neugierigen Kalas aber
hatten die Ankunft eines so sonderbaren Reisenden bemerkt und
wünschten Näheres über ihn zu erfahren. Vier ihrer Spione um-
schlichen den Baum, unter dem das Pärchen ruhte, d^n günstigen
Moment zu Raub und Mord er^ähend. Doch dieweil der Ritter
schlummerte: ^
,Es wacht sein Schild, sein Speer, sein Schwert" und der
aufmerksame Speer fiel dreimal mit grossem Getöse nieder, um
seinen Herrn zu wecken. Yansitta sprang auf und warf dc^„
Die Heldensage des letzten Pagan. 47
Speer, der sogleich nicht nur die vier Banditen , sondern alle die
Kalasy die in den verschiedenen Theilen des Waldes umher-
standen , in einer Tour durchbohrte. Indess wünschte Tansitta
nicht, in einem so ungastlichen Lande zu verweilen, er bestieg
wieder sein Luftross , bis er in den Dörfern der Youngbiah an-
kam. Er vermiethete sich dort den Priestern eines Tempels und
arbeitete zusammen mit den Pagode -Sklaven. Für ihn war
nichts zu schwer oder zu lang. Ganze Wälder hatte er im Nu
umgehauen, ein Haus im Handumdrehen gebaut und doch sahen
ihn die Priester nie anders als essend oder schlafend, so dass sie
nicht begriffen, wo er Zeit für Alles das fand. Eines Tages aber,
als er im Walde jagte, hörte er einen Vogel zwitschern, der von
des Königs Tode sprach. Auf diese Nachricht kehrte er sofort
nachPagan zurück, setzte Namananda, den einäugigen Nachfolger
Noatasa's, ab und sich selbst auf den Thron, den er mit der ihm
treu gebliebenen Prinzessin theilte. Den Pungyi's aber hatte
er ein Andenken seines Aufenthalts bei ihnen hinterlassen. Als
einst der Abt sich beklagte, dass ihre Lemonenbäume immer
nur saure Früchte trügen , ritzte er dieselben mit seinem zaube-
rischen Speer und seitdem sind sie von der prächtigsten Zucker-
sttsse.
Als Yansitta den Thron bestiegen, entstand Eifersucht unter
den übrigen Helden , und besonders Noataya zettelte Intriguen
an, um sich selbst an seine Stelle zu setzen. Als der König
diese Verschwörungen entdeckte, Hess er Noataya viertheilen
und die Stücke seines Körpers an den vier Enden der Stadt
begraben. Nabonleppae, der Bruder des Getödteten , eilte nach
Tagoung und kehrte von dort mit starker Truppenmacht zurück,
Pagan zu belagern. Trotz aller seiner Anstrengungen l^onnte er
aber keine Fortschritte machen und die Wittwe seines Bruders
theilte ihm mit, dass Alles vergebens sein würde, so lange ihr
todter Gemahl die Mauern bewaehe. Die Reste des Gerippes
wurden ausgegraben und die Stadt fiel dann ohne Widerstand.
Nachdem durch Ermordung Yansitta's seine Rache gesättigt war,
kehrte Nabonleppae nach Tagoung zurück und Alaunsidu , der
König V014. Minsaingmyo, bestieg den Thron Pagans.
i
48 Birma.
Wie mit Tagoung , verknttpft die Dichtung Pagan auch mit
Thatung.
Auf dem Gipfel des steilen Berges Keitsakuh, gegenüber ron
Thatung, lebte in einsamer Selbstbetrachtung ein Dsogih , einer
jener Eremiten , die durch die Heiligkeit und die Strenge ihres
Lebens Wunderkräfte erworben haben. Im Laufe der Zeiten
yerliess er den Körper, den er bis dahin bewohnt hatte, und nahm
eine andere Form der Existenz an. Niemand wusste davon , da
der Berg nie besucht wurde und wegen seines schroffen Abfalles
auch ganz unzugänglich schien. Ein Pungyi sah indess einst
eine Schlange (Ugon Moay), in deren (xestalt eine Schlingpflanze
oderNoay (ähnlich dem yon denlndiern verehrten Kraute Darbha
oder boa cynosuroides) gelegentlich umgebildet wurde, den Berg
herabkommen, um Wasser zu trinken, und da er, indem dies
wiederholentlich geschah, an ihrem RUcken hinaufkletterte, so fand
er den von dem Dsogih verlassenen Körper und brachte ihn mit sich
herab. Wohl wissend, welche gewaltige Kraft noch in diesem todten
Leichnam, einst die Behausung so vieler Heiligkeit, wohne, ging
er nach einer abgelegenen Stelle des Meeresstrandes und schürte
dort ein grosses Feuer an, um eineMedicin zu bereiten, wodurch
sein König Manugayaminghyi unüberwindlich und Thatung die
erste der Städte werden würde. Nun geschah es aber an dem-
selben Tage, dass ein Schiff aus dem Barbarenlande an der Küste
scheiterte, aus dem nur zwei der Fremdlinge^ die Brüder Saka-
naunkula und Kayanaunkula, sich retteten. Bei Nacht das grosse
Feuer sehend, gingen sie darauf zu und fanden den Pungyi
schlafend, sahen aber, dass eine grosse Menge Fleisch im Kessel
brodelte. Matt und ausgehungert nahmen sie, um davon zu
essen, fühlten sich aber plötzlich nach dem Genüsse einiger
Bissen in dasjenige verwandelt, was die Birmanen ein Luzung-
gaui^eanen, d. h. ein Heros, der allerlei Kraftstücke und Taschen-
Spielereien auszuführen vermag, mit det Geschicklichkeit des
Affenhelden Hanuman , dessen Figur deshalb auf Schwertgriffen
getragen wird. Die Armee des Königs von Pagan , die die chi-
nesische Invasioaaufhalten sollte, bestand vorzüglich a,)As solchen
Luzun^^uns, von zwei Generalen geführt, die mit Quecksilber
Die Heldensage des letzten Pagan. 49
im Munde 15 Ellen hoch sprangen, und Kublaikhan that deshalb
ganz vernünftig, wenn er, wie Marco Polo erzählt, Bataillone Ton
Jongleuren und Gauklern, statt Soldaten gegen den grossen
König von Mien schickte. Als der König von Thatoung hörte,
dass ihm die Zauberarznei entgangen sei , gerieth er in heftigen
Zorn und dachte sich zu rächen. Da es indess nicht leicht ist,
Solcher habhaft zu werden, die einmal Luzunggaun geworden
sind, so waren seine Bemühungen lange vergeblich, bis er endlich
auf seine Tochter verfiel , die durch ihre Schönheit die BrUder
bethören sollte. Es gelang ihr mit dem Aeltesten , der in ihren
Umarmungen seine Kraft verlor und den Philistern überliefert
wurde, die ihm denn bald den Garaus gemacht hatten. AlsSaya-
naun davon hörte, schoss er durch die Luft hinweg, von Thatoung
nach Pagan , wo er seine Dienste dem König Noatasa anbot und
sogleich unter die Ritter ohne Furcht und Tadel, mit denen dieser
seinen Hof umgeben hatte, aufgenommen wurde. Damals waren
es ausser Yansitta noch drei Helden, die an der Tafelrunde dieses
Königs Arthur glänzten, Nabonleppae, Natuayju und Nianugopi.
Jeder von diesen reitet auf einem von dem Götterkönige ge-
schenkten Pferde und die Namen dieser berühmten Race sind
Nalonjoungoung, Lemojingoung, Nalonlin und Nalonatu mashi.
Zu der Zeit, als der Heroe von Thatoung in Pagan ankam, lebte
auf dem erloschenen Vulkan Puppataun eine Belumah (ein weib-
liches Ungethüm), Pansa genannt, die der König mit allen seinen
Helden nicht zu überkommen vermocht hatte imd die er deshalb
täglich durch die Darbringung einer Blume versöhnte. Aber
selbst das war ein gefährliches Geschäft, ihr diese Gabe an-
zubieten, und nur die kühnsten Recken fanden sich dazu bereit.
Sayanaun indess kannte kein Gruseln , er ging nicht nur muthig
auf die Behausung der Ungeheuerin zu, sondern war selbst.be- i
herzt genug, ihr Herz anzugreifen und ihr die Cour zu^machen.
Niemand ärgerte sich darüber. mehr, als Yansitta, der seinen
Ruhm durch den des Ausländers verdunkelt sah, und durch Yer-
leumdungen gelang es ihm , den König zu bewegen , ihm einen
Hinterhalt zu legen , worin er umkam. Bald nach seineiar^ode
brachte die Belumah einen Sohn zur Welt, ^er dew Namen
Baitian.'OtlMien. I. 4
50 Birma.
Scfawebinjinaun erhielt. Als Noatasa später seinen grossen
Feldzug gegen Tarop-gyi (China) unternahm, vermochte er
nichts auszurichten, da die Grenze allzu stark durch Cetneksakya
beschützt war, nämlich Messer-Räder, die in steter Umdrehung
nach allen Seiten auseinanderschlagen. Alle Bemühungen seiner
Tapfem, diese schneidende Barriere zu durchdringen, waren um-
sonst, bis zuletzt Schwebinjinaun ins Lager berufen wurde. Für
ihn gab es keine Hindemisse und der glänzendste Sieg wurde
erfochten. Zur Erinnerung an denselben beschloss Noatasa, die
Pagode von Taunbiun zu erbauen und die ganze Genossenschaft
seiner Starken sollte dabei helfen, indem jedem ein Theil der
Arbeit angewiesen wurde , die in bestimmter Zeit vollendet sein
muBste. Gegen Schwebinjinaun, dessen Ruhm den Andern lästig
fiel, wurde eine Conspiration angezettelt, ihn durch alle Arten
Unterhaltungen von dem Werk abzuziehen, und es gelang, so
dass , als König Noatasa zur Inspection des Baues kam , an dem
Thurm des Schwebinjinaun ganz oben noch ein kleines Steinchen
fehlte. Wie es damals Sitte gewesen sein muss, wurde dem den
königlichen Befehlen Ungehorsamen sogleich der Kopf ab-
geschlagen. Mir wurde diese mangelnde Stelle an der Pagode
von Taunbiun (nördlich von Mandalay) gezeigt und auch sonst
häufig bei Bauwerken eine ähnliche Geschichte erzählt, wonach
daran schliesslich immer ein kleiner Defect geblieben sein soll,
gleichsam um denselben zu entschuldigen. Indess wird es wahr-
scheinlich immer ein absichtlicher gewesen sein, um das böse Auge
abzuwenden, das auch in China sehr für Gebäude gefürchtet wird,
und je prächtiger sie sind, um so mehr. Bei seinem Tode wurde
Schwebinjinaun ein Natzeim (böser Geist) und erschien als
solcher später in der Gestalt eines Büffels, um König Noatasa zu
tödten. In den birmanischen Nationaldichtungen ist indess diese
ganze Episode von den Kala's, die erst von Süden hineingekommen
ist, ausgelassen. In ihnen heisst es, dass Noatasamin, nachdem
er mit seinen Helden alle Schanländer unterwoi*fen , nach China
gezogen , um von dem König Udiboa den goldnen Zahn (Schwe-
toahTOautamtf's (der die Mode der Kintchi adoptirt haben mochte)
zu verlangen. Da Schwierigkeiten gemacht wurden , liess Noa-
Die Heldensagfe des letzten Pagan. 5X
tasamin den chinesiBchen Nat Kissandi , den Schutzgott Chinas,
aufgreifen und tractirte ihn als tätliche Ration mit einer geo*
metrisch wiederholten Tracht Hiebe*) für so lange, bis er sich
willfährig zeigte. Noatasa erreichte so wirklich seinen Zweck,
ging aber durch diese unanständige Behandlung eines Gottes
seines Ruhmes verlustig , besonders da er auch der heiligen Re-
liquie nicht hinlängliche Verehrung bezeugte. Bei seiner Rück-
kehr nach Pagan träumte er in dem Nachtlager auf der Grenze
von neun Schlangen, deren acht er tödtete, die neunte aber nicht
zerhauen konnte. Er begann bei dem Dorfe Kojajein grosse
Wasserwerke, die Nebenflüsse des Saman für die Felder der
Stadt Tschautje abdämmend, und war gerade im Bauen eines
hohen Deiches begriffen, als sich ein wilder Büffel in der Gegend
zeigte , der grosse Verheerungen anrichtete. Der König bestieg
seinen Elephanten, um ihn zu jagen, aber der Büffel war Kissandi,
der , da er seine Prügel noch nicht verschmerzt hatte , sich zu
rächen gekommen war. Der König und der Elephant sind seitdem
verschwunden. Niemand weiss wohin, und so ist dieser Herrscher
ohne Tinjein (Begräbniss).
Als nach drei weitem Regierungen Yansitta den Thron be-
stieg, so veimählte er seine Tochter Schue-eimsih an Batekora,
den Prinzen von Withila, der täglich durch die Luft zum Besuche
seiner Gattin herbeigeflogen kam, mit dem Badoscha-Stein im
Munde. Eines Tages hörte er in der Luft, wie ein Pungyi unten
auf der Erde erzählte, dass seine Frau mit dem Prinzen Sojuhn
eine Liebschaft unterhielt. Da der Genannte bucklig und sonst
verschroben war, so kam ihm die Idee so komisch vor, dass er
sich nicht enthalten konnte , zu lachen ; der Stein fiel aus dem
Munde und mit ihm er selbst auf die Erde, wo er in Stücken
schmetterte, mit Ausnahme seines Kopfes, der auf einem Bambu-
zweige stecken blieb. Nach seinem Tode trat er in den Leib
seiner Frau ein und liess sich wieder gebären als sein eigener
*) Die Missionare erzählen von Minjmanh , Köni(? von Cochinchina, dass
er Rchiffen, die nicht gut segelten , die Cangue znr Strafe anfHetaen liess und die
Götterbilder bei Regeninaugel auspeitschte.
«
«
52 Birma.
Sohn Naratisedu. Dieser König umfuhr die ganze Erde auf
einem Floss , alle Länder besuchend und überall , wo es fttr den
Ackerbau nöthig war, mit seinem Stabe Wasser aus der Erde
schlagend. Auf einer fernen Insel traf er den Durian-Baum,
und von dem Nat, der denselben als Dryade hütete, erhielt er
einigen Samen , wodurch er diese Königin der Früchte in Birma
einführte. Während seiner Abwesenheit warPagan durch Nabon-
leppae, der sich bei der Ermordung seines Bruders Noatayu durch
Yansitta nach Tagoung zurückgezogen hatte, zerstört worden,
wurde aber durch Alaunsidu, den König von Min-saing-myo,
an einer derSchwedozay^Pagode näheren Stelle wieder aufgebaut.
Das Zwischeoreich der TheilflirsteD.
Tihethaumin (Sampju-sakhen-tara-mingyi oder Takishang-
basisu) erbaute Pinlae im Jabre 646 der birmaniscben Aera oder
1285 p. d., 80 dass also alle die Namen der Könige vonPagan, die
noch nacb der cbinesiseben Eroberung genannt werden , inner-
halb eines Jahres zusammengedrängt werden müssen, wenn nicht
dieselbe während des Feldzugs 1272 oder doch 1277 Statt fand.
Nach dem Tode seiner Brüder gründete er Panya (674 oder
1313 p. d.), nachdem er durch einen grossen Sieg über die Chi-
nesen (1305 p. d.) die Unabhängigkeit Birma's zurückerkämpft
hatte. Auf Anweisung der Nat sandte er den Priester Ma-king
nach Lankadwipa, um den heiligen Withuddazanama oder Tri-
valli zu sich einzuladen. Bei Ankunft der Reliquien baute der
König die goldne Pagode , um die Aera von 5000 Jahren zu be-
gründen. In der Inschrift (die das Datum 787 giebt) führt er
den königlichen Titel Sirisudhammamaharaja. Auch inBuddha-
gaja Hess er durch den mit Priestern dahin gesandten Minister
Batha einen Tempel erbauen (1306 p. d.). Er erkannte die
günstige Lage 9 die die Stelle des spätem Ava bot, und suchte
dort eine Stadt zu gründen, wurde aber, wie es heisst, durch böse
Omina daran verhindert, da Wasserfiuthen , Sturmwinde , grosse
Fische und Ungeheuer alles am Tage Gebaute bei Nacht wieder
niederrissen. Schon der Oberkönig von Mienzain , der mit der
chinesischen Prinzessin Poaza vermählt war, hatte ähnliche Ver-
suche gemacht, aber mit gleich schlechtem Erfolg. Erst sechs
Generationen später, wenn der See auszutrocknen beginnen
54 . Birnm
wUrde, hatte das Geschick bestimmt, sollte das goldne Ava
(Aengwa) entstehen. Tihethaumin Hess deshalb in der Nähe
die Stadt Pinja oder Wisahapuja gründen, deren Gouverneur,
Tasischindidu, sich später unabhängig machte, und dessen Sohn
Zazan oder Asangkharachaurwan befestigte sich auf den steilen
Hügeln Sagain's oder Dsitgain's (680Ch. S.), um eine sichere
Position zu haben , wenn dieser Aufruhr bestraft werden sollte.
Die Könige Panja's hatten indess damals keine Kraft dazu. Auf
Tihethaumin war Chau-mwan-nach und dann Uzzana gefolgt,
der durch seinen Bruder entthront wurde (685). Erst später,
König Narassu beschloss, den Abtrünnigen seiner Gewalt wieder
zu unterwerfen und verband sich deshalb mit dem wegen Aus-
lieferung seines Vaters Sugnamphie durch den König Sagain's an
die Chinesen Rache dürstenden Sokimpua oder Tho-kheen-ba,
dem Fürsten der Schan in Mogoung, zur Eroberung Sagain's und
des davon abhängigen Tagoung. In dem letzteren lebten noch
immer in ärmlichen Verhältnissen einige Nachkommen des alten
Königsgeschlechts , und ein Glied desselben , Thado-tschen-dein,
wufde durch Zazan oder Athenkaya mit seiner Tochter vermählt
undYahula, der Sohn aus dieser Ehe, erhielt von. dem damals herr-
schenden Könige Sagain's, Thihapade oder Menbyauk, die Stadt
Tagoung zu seinem Unterhalte als Lehen angewiesen, unter dem
Titel Thado-men-byaoder Satomenchin, aber als Vasall von Sagain.
Der Thron dieser Stadt war der Gegenstand langer Zwistig-
keiten und Palastrevolutionen gewesen. Auf den Gründer folgte
Trabia oder Tarabyakri, der durch seinen Sohn Seiocdautek oder
Kyanychwa entthront, später aber wieder eingesetzt wurde.
Dann herrschten Chiozoa oder Mauparanasu und später sein
Bruder Trabia oder Uchchanapraung, während vielfacher Wirren,
unter denen es dem oben erwähnten Menbiauk, dem Enkel einer
chinesischen Prinzessin, gelang, sich des Thrones zu bemächtigen
(716 Ch. S.). Als er von der gegen ihn gebildeten Ligue der
Könige von Panja und Mogoung hörte und Tagoung rasch in ihre
Hände fallen sah, floh er vor den heranziehenden Feinden in die
Wälder des Gebirges und Sagain ergab sich ohne Widerstand.
Die reiche Beute, die sie dort fanden , reizte die räuberischen
Das Zwischenreich der Theilfürsten. 55
Schan , Bich der noch reicheren zu bemächtigen , die die Tempel
und Paläste Panja's versprachen. Sie wandten plötzlich ihre
Waffen gegen ihren bisherigen AUiirten, rückten rasch auf Panja
und erstürmten die Stadt, ehe der König Zeit hatte, sich zu rüsten.
Nachdem Alles ausgeplündert war, zogen sie mit den fünf weissen
Elephanten, die sie erbeutet, in ihr Land zurück, den Narassu
oder Najathu als Gefangenen mit sich schleppend. Das ganze
Land, wo diese wilden Horden gehaust hatten, war in eine
Wüstenei verwandelt. Besonders schwer hatte Tagoung zu
leiden gehabt und blieb seit der Zeit zu der Stelle eines un-
bedeutenden J)orfes reducirt, das jetzt noch den Namen der alt-
berühmten Stadt führt. Satomenchin hatte sich mit den von ihm
zusammengerafiften Truppen mit seinem geflüchteten Herrn in
den Wäldern vereinigt, und da er sich die stärkere Partei sah,
so fiel er über seinen Anhang her, ermordete den König und
nahm , nachdem die Schau die Stadt verlassen hatten , den er-
ledigten Thron Sagain's ein , zu dem er durch einen Ueberfall
den Panja's fügte , wo die Minister Uzzanabiau , den Bruder Na-
rassu's, auf den Thron erhoben hatten.
Satomenchin, der sich jetzt ohne Nebenbuhjer sah, nahm
das frühere Project zur Gründung Ava's wieder auf und war
glücklicher als sein Vorgänger (1364). Er starb dort im Jahre
729 (1368). Ava wurde (953) durch Narapatizisa oder Tinkea-
sojun, der Sagain neu erbaut hatte, erobert, aber durch Thegatih
oderGaunjaun, König von Niaung-yam oderTongu, (961) wieder
hergestellt, und in dem verödeten Sagain, das seitdem nur selten
wieder einen König in seinen Mauern sah, reitet jetzt Nachts
der gespenstige Bodogyi auf dem Pferde des Nat-Hauses umher.
Auf Gaunjaun folgte 967 sein Sohn Mahauparaza.
In Ava concentrirte sich jetzt, trotz der verschiedenen
Wechselfälle des Glücks , die es noch in den Kriegen mit Pegu,
China, Aracan und Tongu zu bestehen hatte, die eigentliche
Geschichte der Birmanen , deren Name seit der Regierung ihrer
die Brahmanen begünstigenden Könige von Tongu der vor-
waltende wurde, wie der der Pon oder Bon (Ponas) bei den
Schan von Mogoung. Tagoung war ein armes Dorf, Pagan lag
56 Birm».
in Ruinen und Prome blieb der Jehangir eines der Prinzen , seit
es Monun-min-äiea seinem Solme Miigetschosoa zuertheilt hatte.
Wie die Schan von Mogoung und Moniin (1526), eroberte (1554)
der König Pegu'Sy der (von birmanischem Stamme) in Tongu
(Toun ngu) herrschte, Ava, das sich 1601 durch Nyoong mentara
wieder unabhängig machte. Nachdem Alomprs die Stadt von
der peguanischen Herrschaft befreit hatte , verblieb er meist in
seiner Heimath Mozzobo. Sein Sohn Anaundopra oder Naundau-
gyi belagerte Ava, um die Rebellion seines (xenerals zu unter-
drttcken (1760). Bodophaya grflndete Amarapura, um un-
günstiger Omen wegen seine Residenz neu zu schaffen, Schwen-
senphaya aber kehrte nach Ava zurück. Tharawaddi residirte
wechselnd in Mozzobomyo, Kyaunnoun, Amarapura, Maday und
zuletzt wieder in Amarapura, und dies blieb die Residenz, bis der
gegenwärtige König (Mendun-min) Mandalay als passenden
Platz, eine Stadt zu erbauen, auswählte.
k
Die Geschichte Ava*&
Auf dem Platze der Dörfer ( Yova) baute Thadominbia (Sato-
menchin) oder Ukkamaprang, der König Sagain's und Panja's»
zwischen fünf Seen die Stadt Ingva oderAva, die mit dem heiligen
Namen Ratanapura (die Stadt der Kleinodien) geschmückt wurde
(1364 p.d.). Sein Nachfolger (1367 p. d.) Mengyitsauke (Amin-
menchoke bei Sangermano oder Manykrichwa bei Crawfurd) oder
Thimranka muss seine Igroberungen besonders ausgedehnt haben,
denn es heisst , dass die Könige Birma's Alles als das ihnen zu-
kommende Gebiet betrachteten, soweit sich die Besitzungen ihrer
fünf berühmtesten Vorgänger erstreckten , und als solche werden
genannt: Naurathamenzau , der zweiundvierzigste König von
Pagan, Mengyitsauke, der zweite König Ava's, Tschenbyu-
myoyen, der König von Pegu und Ava (1554 p. d.), Nyaungyan-
mentara, der Ava nach dem Falle Pegu's wiederherstellte (1601
p. d.) , und Alompra. Mengyitsauke annexirte Promo , dessen
König Tsauyannoung mit Hülfe derTalaings besiegt wurde, 1388.
Auf seinen Sohn Tarabyakri folgte in demselben Jahre (1401 p.d.)
Mangkaun I. oder Maugaung (Mong Bhung oder Meng-tschvai),
der Mengtsaumoun oder Gunavai , den König Aracan's, besiegte.
Während seiner Ab Wesenheit auf einem Feldzuge in Pegu machten
die Schan von Theinni einen Einfall und zogen zur Plünderung
der neuen Stadt herbei. Der rasch umkehrende König warf sie
indessen zurück und erschlug ihren Häuptling (1413). Der Sohn
des Gefallenen, der sich allein zu schwach fühlte, Rache zu
nehmen, wandte sich an den chinesischen Gouverneur, dessen
58 Birma.
Soldaten aber in einen Hinterhalt der Birmanen fielen und ver-
nichtet wurden. Unter der Regierung Chanyprusangsihasu oder
Siahassu, dem sein Vater 1422 p. d. den Thron abgetreten, wurde
Ava, während die birmanischen Truppen auf dem Feldzuge gegen
die Talain in Unter-Pegu abwesend waren, von einem chinesischen
Heere belagert, das die gefangen gesetzten Familien der Schan-
häuptlinge von Mountaun und Mokay befreien wollte. In ihm
fand sich ein riesiger Kämpfer, der täglich vortrat und die Soldaten
auf den Mauern verhöhnte, weil sich Niemand mit ihm zu messen
wagte. Ein peguanischer Kriegsgefangener, Thameimparam mit
Namen, erklärte sich aber schliesslich bereit, das Wagestück zu
unternehmen, und erstach seinen Gegner durch die schwache
Stelle des Panzers, die er ausgekundschaftet hatte (1424 p. d.).
Er hatte sich die Freiheit ausbedungen, wurde aber von den
Birmanen, als gefährlich, auf die Seite geschafft Nach Menlane,
der (787 p. d.) dem in neuen Kämpfen mit den Schan gefallenen
Siahassu folgte, regierte, nach Sangermano, ein Ausländer in
Ava (788 p. d.) und bei Crawfurd findet sich der Name Kale-
kyengo, was (obwohl mir die birmanische Schreibart nicht
vorliegt) den dummen Barbaren bedeuten könnte , wenn man die
Verbindung des siamesischen Ngo mit dem birmanischen Kala
oder Fremdling zulassen wollte. In vielen der Königsnamen
der jetzt behandelten Zeitperiode finden sich, wie in Chwa oder
Chu (Chao), Bya oder Phaya, Xang (Elephant) u. s. w. Anklänge
an die siamesische Sprache, die das von Logan vermuthete Ueber-
gewicht der nach dem Irawaddi vorgeschobenen Klane der
Laos vorübergehend bestätigen. Jedenfalls liegt in Kala der
Begriff des Ausländischen, wie der letzte König Pagan's „der
vor den Kala Geflohene " und der von Tongu „ der von den Kala
Fortgeführte "^ (Kalayamin) genannt wird. Meine siamesische
Uebersetzung der peguanischen Geschichte spricht auch gerade
um diese Zeit (750) von dem birmanischen Könige Phrachao
Farang Mangsixava und nennt seinen Sohn Suniet, als er auf dem
Throne nachfolgt, Phrachao Farang Mangkhlong, in welchen
beiden Titeln das- Wort Farang nur gebraucht sein wird, um die
nicht einheimische Abstammung dieser Herrscher zu bezeichnen.
1
Die Geschichte Ava*8. 59
obwohl damals die Europäer (Farang oder Franken) noch nicht
nach Hinterindien gekommen waren. Schon früher wird von
derselben Geschichte der von dem König von Pagan in Martaban
eingesetzte Gouverneur als ein Khek (Mohammedaner oder Malaye)
erwähnt, mit dem Namen Ali oder Alimamang.
Nach Crawfurd folgte auf Kalekyengo Manylhangay oder Min-
gyi hlagay (der grosse König, hübsch und klein) noch in demselben
Jahre (1425), in dem er den Thron bestiegen, und schon im
nächsten (1426 p. d.) wird ein neuer König Monhany mangtara
erwähnt, mit Saddamaraza zusammentreffend, der (nach San-
germano) die Aera veränderte. Sein Sohn Mangraikyanyachwa
oder Menekiazoa (Minjetschosoa), der Lehnsfürst von Prome, der
1439 den Thron bestieg, starb in dem 13. Jahre der neuen Aera.
Sein Nachfolger Narapatikri oder Sciassu (1442 p. d.) bekriegte
die Schan in Mogoung, das er eroberte. Auf das Verlangen der
Chinesen, die die tributpflichtigen Goldgefässe verlangten und nach
ihrer ersten Niederlage verstärkt zurückkehrten , überlieferte er
ihnen (1445 p. d.) den Tsoboa Thongabua (den Häuptling von
Maingmo), der Zuflucht bei ihm gesucht hatte, in Anerkennung
der von ihnen gegen da49 aufrührerische Yamithein geleisteten
Hülfe. Er residirte wechselweise in Arimadana (Pagan) oder
Paknajama (Sagain und Ava) und besiegte (1454) König Uti.
Thokyeinbua, der Tsoboah von Mogoung, schlug (1449) die an-
greifenden Chinesen zurück und verharrte in seiner Lehnstreue
gegen Birma. Den nächsten König Mahasihasura (1468 p. d.)
tödtete sein Sohn Mangkhaung II. (1480 p. d.), der einen seiner
prinzlichen Verwandten mit der Regierung Tongu's betraute
(1485 p. d.), wo bald darauf ein unabhängiges Königreich ent-
stand. Kriege zwischen Ava und Pegu werden aus dieser Zeit
von Barthema erwähnt und die birmanische Geschichte wieder-
holt (1477) die Niederlage des chinesischen Vorkämpfers in
einem Belagerungsheer vor Ava durch einen Thameinparan ge-
nannten Talein, der für den König Pegu's einen eisernen Grenz-
pfeiler in Khamti aufgepflanzt, aber von den Birmanen auf der
Rückkehr in Yamithein gefangen wurde. Mangkhaung wurde
durch seinen Neffen ermordet, Narapati, mit dem Titel Schwenan-
60 Birma.
kyanyshang (1501 p. d.), zu dessen Zeit die Schan von Munzein
oder Mogoung unter Supengha, Sohn des (Eroberers von Khum-
bat) Suhongkam , unterworfen waren , aber später unter ihrem
Häuptling Sohasua oder Sohansua Ava eroberten (1526 p. d.),
wo Letzterer (888 Ch. S.) unter dem Namen Monhanyshaupwa
regierte. Der Krieg mit den Schan hatte im 90. Jahre
der veränderten Aera begonnen. Nach Kriegen mit den
Peguem , die bis Ava vordrangen , wurde Sohansua (1541 p. d.)
durch Ranaon getödtet, der den Thron an Unbhaungchanbhwa
abtrat (1546 p. d.). Sein Nachfolger (Mobhya bei Pinto) Mo-
byanarapati (908Ch.S.X den die Häuptlinge des Hochlandes zum
König erwählt hatten (1551 p.d.), wurde besiegt durch Narapati-
zisa (Narapatigan) oder Cha kong chany sukyawytang, den Fürsten
Sagain's, und dieser (1554 p. d.) erlag dem Zinbiuschin (Tchin-
byu-myayen) oder Satomangchau, dem König Tongu's, bekannt
als Aleagar, der Brahma-König von Pegu, der schon das eroberte
Hongsavaddi seinem Reiche zugefügt hatte. In Ava, aus dem
sich die letzten Schan (1556) zurückgezogen, setzte der Eroberer
seinen Schwiegersohn Sadomenzau als Statthalter ein. Pranychun-
mangraikyanychwa , sein Nachfolger, floh nach China vor dem
anrückenden Heere des Königs von Tongu. Mit den Laos folgten
die Birmanen im Heere Pegu's nach Siam (1567 p. d.) und die
siamesischen Chroniken bemerken auch bei dem frühern Feld-
zuge des Jahres 905 , dass die Vorhut von dem Phra Chao Pre
(Fürst von Prome) und dem Phaya Phasiin (Bassein) geführt
worden sei. Der empörte König Ava's wurde (1585) im Zwei-
kampf durch den König Pegu's überwunden , der seinen dabei
getödteten Elephanten durch den seines Gegners ersetzte. Der
Sohn des Schan-Häuptling, Sukopha, der vier weisse Elephanten
aus Siam erbeutet hatte, wurde von den Birmauen vertrieben
(1587). , Theyathi oder Gaunjaun (der Sohn des Herrn über
rothe und weisse Elephanten), der unter dem Titel Nyaung Men-
darah (Nyaung ram man kri) als König von Nyaungyam regierte
(959), baute das in den langdauernden Kriegen mit Pegu fast
ganz zerstörte Ava wieder auf (1601) und wird als der zweite
Gründer dieser Stadt betrachtet. Er befestigte aufs Neue die
V
Die Qeschichtt^ Ava's. ßl
Grenzen des Reichs, Hess sich Thotsein, den abgefallenen Tsoboa
von Bhamo, der nach Yunan geflohen war, ausliefern und stellte
den verblichenep Glanz des Königthuins wieder her. Sein Nach-
folger Mahauparaza (967Ch.S.), der (1607 p.d.) Tongu eroberte,
zog nach seinersiegreichen Expedition gegen Syriam (1613) nach
Zimmay oder Jamahay , wo der Handelsagent Thomas Samuel in
Gefangenschaft fiel (1617), wurde aber von seinem Sohn Men-
deippa in Pegu ermordet (1629 p. d.). Seine beiden BrUder,
Dhamniaraza und Menrekiazoa, hoben indess in Tampi und
Kiansi Truppen aus, mit denen sie auf Ava losrückten und in
einem zu Panja abgeschlossenen Vertrage die Minister zwangen,
den König, der in Uongsavaddi seine Residenz aufgeschlagen, zu
Gunsten Dhammaraza's zu entthronen (1634).
Das Königreich der Schau von Mogoung wurde damals für
längere Zeit durch Prinzen aus Ava regiert. Marini bemerkt,
dass unter dem 1647 gestorbenen König Ava's die Langienen
des Königreiches Laos, das bei der Eroberung Pegu's und Siam's
gleichfalls unterworfen und von Tonkin abgerissen worden , sich
in ihrer Hauptstadt Langione wieder unabhängig gemacht hätten.
Während der inneren Fehden zwischen den Prinzen der birma-
nischen Königsfamilie gelang es dem Könige Pegu's, Satiihn
genannt, den seit der Vertreibung der Aracanesen und Portugiesen
an Ava gezahlten Tribut abzuwerfen und diese letztere Stadt in seine
Gewalt zu bringen (996). Später wurde die Residenz dorthin ver-
legt(1652), so dass Hongsavaddi, wie früher, nur von Gouverneuren
regiert blieb. Seit 1 648 regierte Ngadatdayaka (Menrerandameit),
Sohn des Salwon Mentaragyi, und 1658 flüchtete Younlhi, der sich
zum Kaiser im südlichen Yunan aufgeworfen hatte, aber gegen die
Mandschu nicht länger Stand halten konnte, über die birmanische
Grenze und kam von Bhamo nach Ava, wo der König ihm für
sich und seine Begleiter Wohnsitze in Sagain gab. Die noch
unter den Waffen stehenden lYuppen seines Heeres beunruhigten
vielfach die birmanischen Gebiete und rückten zuletzt bis vor
Ava, obwohl Younlhi versicherte, dass sie nicht nur ohne, sondern
selbst gegen seine jBefehle handelten. Die tapfere Vertheidigung
der Hauptstadt, wobei Mithari Katan (Mr. Cotton, wie Burney
62 Blrma.
«
meint) die aus eingebornen Christen bestehenden Artilleristen
befehligte, zwang sie zam Rückzüge , aber durch neue ZuzUge
verstärkt, griffen sie die Stadt zum zweiten Male an. Der König
hatte seine BrUder von Tongu und Prome zu Hülfe gerufen,
wurde aber in einem ausgebrocheneu Hader, da das durch die
Belagerung inNoth gesetzte Volk lauter und lauter murrte, durch
den letztem entthront und ertränkt, weshalb er auch als der
Yay-kya-rain (der in das Wasser geworfene König) in der Ge-
schichte figurirt (1661). Gleichzeitig erwähnt die siamesische
Geschichte einer durch Phaulcon gegen Ava geschickten Ex-
pedition, die aber fehlschlug (1 660).
Der Prinz von Prome bestieg unter dem Titel Mengylgyo-
gaung (Pruming) den erledigten Thron und zwang die Chinesen
zur Aufhebung der Belagerung. Bald darauf zeigte sich aber
ein tatarisches Heer unter den Befehlen des Generals Ainthiweng
vor der Hauptstadt und der König hielt es für gerathener, seinem
Ansuchen um Auslieferung Younlhi's nachzukommen (1662),
wie durchschnittlich beide Regierungen sich gegenseitig das
Recht zugestehen, solche bei ihren entflohenen Unterthanen zu
verlangen.
Durch die kräftige Hand, mit der die Kaiser der Mandschu-
dynastie das Ruder führten , begann China wieder seinen alten
Einfluss auf die Nachbarländer auszuüben und die Aussprüche
seines Kaisers besassen stets eine Autorität, welcher sich die kleinen
Fürsten gern unterordneten. Wie Dalrymple erzählt, verlaugten
sogar einst die Holländer, als sie in ihren Faktoreien Zwistigkeiten
mit den birmanischen Beamten hatten, dass die Entscheidung
des chinesischen Kaisers angerufen werden solle. Aber soweit
wollten die „Buraghmah'' verachteten Kalas gegenüber doch
nicht gehen, und die Holländer mussten alle ihre Faktoreien
räumen, deren sie damals bis nach Bhamo hinauf besassen. Die
Schan- und Laosstaaten wissen sehr gut ihre Lage als Grenzländer
zu benutzen und geben sich bald für Untei:^anen Birina's , bald
Siam's aus. Am liebsten aber stellen sie sich unter den Schutz
China's, wenn sie dort angenommen werden. Wie der erwähnte
König Yuuau's nach Birma, rettete »ich der birmanische König
\
Die Geschichte Ava's. g3
Thadominso vor seinem Bruder Taungujauk nach China, und das
Volk erzählt 9 dass am Tage seiner Flucht zwölf Krokodile über
Ava's Strassen spaziert waren , paarweise in gerader Linie von
Norden nach Süden gehend.
Auf Megyiyogoung's Sohn, Narawara, folgte (1035) sein
Bruder Mangraikyanytang , der Enkel Salwon's (1672 p. d.)» zu
dessen Zeit die Engländer die Niederlassung ihres Forts und 1753
eine Faktorei in Negrais gründeten, und dann (1076) Mangaun-
radangadayaka (1698), unter dem Pegu erobert wurde. Nach
Changphrashang (1714p.d.) oder Sirimahasihanira (1076 Ch.S.)
regierte (1731) der weise Mahauparaza (ein Palaun), der in der von
Hangermano benutzten Ausgabe der Maharazuen als der Pralaun
oder Paya Alaun (Embryo-Buddha) mit allen Tugenden und Vor-
zügen ausgeschmückt und ihm eine Regierung von 100 Jahren
zugeschrieben wird. Seine Thronbesteigung fällt aber nur
in die Zeit der peguanischen Eroberung, so dass er eine jener
hinterindischen Phantasiefiguren ist, um den Untergang des
Reiches zu verhüllen.
Nach sechs andern Königen wird der letzte (1733) Chioek-
men (Dwipidi oder Khaungthit) in den Kampf mit Pegu ver-
wickelt (1740), der zur Eroberung Ava's führte. Birma
hatte sich nach dem unglücklichen Kriege mit Manipur noch
nicht wieder erholt, dessen Künig Pamhaoceba mit seinen
siegreichen Reiterschaaren bis nach Sagain vordrang und nur
durch den geschwollenen Fluss verhindert wurde, die gegen-
überliegende Hauptstadt einzunehmen. Erbittert, umkehren
zu müssen, hieb er mit seiner Streitaxt in einen der geschnitzten
Pfeiler am Thore der Khoungmudau-Pagode , wo die Spalte noch
jetzt gezeigt wird (1733 p. d.). Seine Armee wurde von Brah-
nianen geleitet, die ihm Schutz gegen alle Uebel durch das
heilige Wasser des Irawaddi versprochen hatten, aber das Um-
wehen der im Lager aufgepflanzten Fahnen hatte schon die fehl-
schlagende Expedition prognosticirt. Während das Land unter
dem Drucke der Fremden seufzte, sammelte in der Stille ein
Patriot in dem Dorfe Mozzobo einen Anhang Gleichgesinnter um
sich, mit denen er unvermuthet plötzlich auf Ava losbrach, den
94 Birma.
•
pegoanischen Gouverneur verjagte, und jetzt jene glänzende
Siegeslaufbahn begann , die Alompra's Namen zu dem beliebte-
sten in den Erinnerungen der Birmanen gemacht hat.
Bei der Eroberung Ava's hatte Beinga Della, König von
Pegu (1752), den König Dwipidi zum Gefangenen gemacht und
mit sich nach Hongsavaddi fortgeführt. Er setzte seinen Bruder
Apporatsa zum Statthalter Ava's ein, das aber in dessen Ab-
wesenheit unter Dotatcheou durch Shembuam, Sohn des in Mont-
chabou (Mozzobo) aufgestandenen Alompra (Aumdzia oder der
Jäger) erobert wurde. Die Angriffe des denFluss herauf zurück-
kommenden Apporatsa wurden 1754 abgeschlagen und aus Rache
wurde der gefangene König von Ava hingerichtet. Dessen nach
Siam gefluchteter Sohn stellte sich in Alompra's Lager ein , fand
aber wegen seiner Annahme der Insignien der KönigswUrde
nicht die gewünschte Aufnahme und kehrte nach Siam zurück.
Der das aufgestandene Prome belagernde Beinga Della wurde
von Alompra geschlagen , der nach der Eroberung des von dem
Franzosen Boumo vertheidigten Syriam's und der Erbauung Ran-
gUB's, Pegu (1757) erobert und dann Martaban. Auch die unter
dem Schutze des Raja's von Munipur stehenden Prinzen von
Mogoung wurden zur Anerkennung Ava's gezwungen und Muni-
pur selbst unterworfen. Dann zog Alompra weiter gegen Siam,
verschied aber auf dem Wege und seine Leiche wurde von dem
Heere in grossem Pomp nach Birma zurückbegleitet (1760).
Durch Alompra's Eroberung von Rangun und Syriam wurde die
schon seit 1613 in Ava angesiedelte Colonie kriegsgefangener
Christen durch viele Nachsendungen vermehrt. In der dem eng-
lischen Negociator Baker gegebenen Audienz rühmt sich Alompra,
seine Waflfen bis an die Grenzen China's getragen zu haben, des-
sen König ihn mit vielen Kostbarkeiten beschenkte, und zeigte ihm
die gefangene Königsfamilie von Cassay , die er an seinem Hofe
mit sich umherftthrte. Der erste Einfall in Munipur (bekannt als
die Kulthakahalba oder erste Verwüstung) fand im Jahre 1755
statt, unter dem Befehl eines Verwandten des Königs, und Pem-
berton bemerkt, dass dies das erste Mal gewesen zu sein scheine,
wo die Birmanen ihren' Erfolg ganz den Feuerwaffen verdankten,
Die Geschichte Aya*8. g5
während sie sich sonst gleich den Manipuriern, nur der Schwerter,
Speere, Bogen und Pfeile bedienten. Alompra selbst vollendete
die Eroberung 1758, als er mit einer Boot-Flotille Burut Schah
bei Pulel besiegte.
Auf Alompra (Aong-jaya) oder Alaong-bhura (der embryo-
nale Buddha), der, wenn nicht im Lager, in Moschobo residirte,
folgte (1760) sein Sohn Uparaja (Auaundopra) oder Naongtan-
kri (Nandoji Praw), der Sagain zu seinem Aufenthalt wählte,
da Ava einige Zeit in den Händen des aufständischen Generals
Nattun (Meinla Raja) war.
Sein mit dem Heere aus Siam zurückkehrender Bruder Sem-
buem (Shembuam oder Sen-phyu-shin) oder Changphrushang
hatte zwar für seine anfänglich meditirte Usurpatiou Verzeihung
erhalten, nahm aber beim Tode des Nandoji-Phra seine ehr-
geizigen Pläne wieder auf und entsetzte dessen unmündigen
Sohn des Thrones (1763), um selbst denselben zu besteigen und
seine Residenz wieder in Ava aufzuschlagen. Er führte seines
Vaters Absicht aus und Hess durch den General Maha Noratha
die Hauptstadt Siam's erobern. Ayuthia wurde nach völliger
Ausplünderung zerstört, und das Land blieb für zwei Jahre den
Binnanen unterwürfig, bisPhayaTak die Unabhängigkeit zurUck-
erwarb. Bei der Eroberung Kachar's verlangte Shembuam als
Tribut eine Jungfrau und einen mit der Wurzel und anhängender
Erde ausgerissenen Baum von dem Rajah. Auf diesem Feldzuge
wurde Beinga-della, der letzte König Pegu's, in der Gefangen-
schaft hingerichtet. Bei Shembuam's Tode (1776) war sein
Sohn Chengousa oderShinkousa zum Nachfolger bestimmt, wurde
aber durch Momien (den in das Kloster geflüchteten Sohn des
Nandoji-Phra) entsetzt, obwohl dieser nur ein Werkzeug in den
Händen seines Onkels Minderajih-Plira (Maong mang oder Pa-
dungmin) oder Badonsachen war, der ihn auch kurze Zeit darauf
ermorden Hess, um sein eignes Haupt mit der Krone zu schmü-
cken. Er erbaute Amarapura als neue Hauptstadt des lindes,
und sandte eine Flotte, die aus dem Imwaddi in die Kanäle
Bassein's einfuhr, sowie eine Landarmee (unter dem Commando des
Prinzen von Prome) zur Eroberung Aracan's ab. Der König Maha-
B»iti»n, OtUsian. I. 5
66 ' Binna.
Sunda wurde nach einer verlorenen Schlacht gefangen genommen
und die Hauptstadt erobert. Nachdem 3ie grosse Statue Guadma's
oder Gautama's erheutet war, le monarque Binnan, succ^dant
aux prerogatives du grand Mogo (titre religieux de Radjah*8
d'Aracau), prit le titre de boa etladt^nominationplusorgueilleuse
de Seigneur de Telephant blanc. (Jancigny.) Auf den im Lande
vorgefundenen Prägevorrichtungen Hessen die Birmanen Münzen
schlagen, ein Versuch, den sie später wiederholten, das Wappen
des Pfau's (das auch sonst im östlichen Bengalen gefunden wird)
aufdrückend, wie überhaupt seitdem die combinirende Genea-
logie der Mra (Byi), Mauriya und Byamma systematischer ausge-
bildet wurde, im Anschluss an den Ahnherrn des Geschlechts,
in dem sich der embrvonale Buddha incaniirt hatte.
Dann rüstete der König ein Heer gegen die Chinesen aus, mit
denen er vorher Gesandtschaften gewechselt hatte , indem die Bir-
manen alles dasjenige Gebiet als das ihre in Anspruch nahmen, so-
weit Pagoden gebaut seien, da die Chinesen solche nicht verehr-
ten. Eine grosse Niederlage, von der die Birmanen gern sprechen,
soll ihnen schon 1769 bei Koung-Xoung-myo beigebracht sein,
in Folge deren die Grenzstädte der Schan unter birmanische
Oberhoheit kamen. Gelegentlich der Lolos an der chinesischen
Grenze bemerkt du Halde , dass sie ihre Schriftzüge von Bonzen
aus Ava und Pegu erhalten , die von den chinesischen verschie-
denen Tempel gebaut und den Gottesdienst nach dem Ritual
Pegu's versehen hätten. Im Jahre 1790 wurde eine chinesische
Prinzessin nach Ava geschickt, und obwohl ihr die aristokrati-
schen Füsse en miniature fehlten , doch freudig vom geschmei-
chelten Könige aufgenommen. Bei Symes rühmt sich der König
sogar, drei Prinzessinnen aus Oudeherit (Jehol in China) em-
pfangen zu haben. Mit der Gesandtschaft im Jahre 1787 schickte
der Kaiser von China acht Figuren der Brahma oder Byamha aus
seinem Palaste, die seit Schöpfung der W^lt verehrt wurden,
und der König vcm Binna sagt in seiner Antwort, dass die acht
Figuren der Abassara unter pyramidalen Dächern in seinem Pa-
laste aufgestellt worden, dass aber der höchste Gegenstand der An-
betung in den drei Welten Gautama wäre, vonjeher verehrt durch
Die Geschiebte AVa's. 67
die Sonne-entsprossenen Könige, die über die Schirm tragenden
Fürsten des Westens regierten. Die Benuas in der malayischen
Halbinsel beten zu dem Gott Pirman , der unsichtbar über dem
Himmel lebt. Als der König Birma's den 1833 vom chinesischen
Kaiser geschickten Brief beantwortete, trug er seinem Gesandten
auf, sich nach der ächten Zahnreliquie Gautama's zu erkundigen
und sie zu verehren. Schon die alten Könige Pagan's haben Kriege
darum geführt. Im Palasthofe Mandalay's steht ein chinesisch ge-
schmückter Pagoden-Thunn , der der Zahntempel genannt wird,
doch auf mein Nachfragen, ob eine wirkliche Reliquie oder nur
eine Nachahmung in demselben enthalten sei , bekam ich stets
nur ausweichende Antworten. Nach der Eroberung Ceylon's
durch die Portugiesen bot der König von Pegu ungeheure Sum-
men für den erbeuteten Zahn, aber die Geistlichkeit setzte durch,
dass dieses Product des Aberglaubens zerstört wurde. Indess, ^
obwohl er zerstampft, zu Asche verbrannt und dann in's Wasser
geworfen war, so erschienen doch bald nachher in polypenartiger
Vermehrung drei neue Exemplare , so dass wahrscheinlich auch
dem peguanischen Könige von seinem Gelde zu verhelfen war.
Unter dem thatkräftigen Könige Mentaragyi erreichte
Birma gerade zu der Zeit, die seinem Falle vorhergehen sollte,
eine hohe Stufe der Macht, und durch die moralische Stütze seines
ruhmvollen Namens gelang es in Ceylon (1800), den republika-
nischen Grundsätzen der binnanischen Sekte im Buddhismus den
Sieg über die bevorzugte Kaste der Gowi oder Ackerbauer davon
zu tragen, die das Privilegium der gelben Gewänder für sich
allein in Anspruch nehmen wollten.
Auf Mentaragyi folgte sein Sohn, der Erbprinz oder Eim-
schweming (Phagyidau oder Naung daugyi), der (1822) seinen
Sitz wieder in Ava aufschlug. Im Jahre 1823 wurde versucht,
durch Gesandtschaften ein Bündniss mit Cochinchina abzuschlies-
sen , um gemeinsam in der Eroberung Siam's zusammen zu ope-
riren. Auch schmeichelten sich die durch ihre letzten Ej-folge
ttbermüthig gewordenen Binnanen mit dem Wahne, durch eine
Allianz der unterworfenen Fürsten Vorderindiens die Engländer
aus ihren Colonien vertreiben zu können. Aber in dem Frieden
5*
68 • Birma.
von Yaudabo mussten sie (182G) nicht nur ihre Eroberungen in
Aracan und Assam aufgeben , sondern noch die Küste Tenasse-
rim's cediren. Nachdem die Engländer Molniein zum Sitz der
Verwaltung eingerichtet hatten, räumten sie das Übrige Land und
die Peguaner, die mehrfach zu ihren Gunsten aufgestanden wa-
ren, sich jetzt aber der Rache der Birmanen preisgegeben sahen,
flohen grösstentheils über die siamesische Grenze. Am Hofe
Ava's gewann damals ein Emporkömmling, der von einem Fi-
scher zum Fürstenstaude erhobene Menthagyi, (dessen Schwester
vom Könige zu seiner Gemahlin gemacht war) , einen grossen
Einfluss, und als die Unzufriedenheit unter dem Volke zunahm,
das den König duich einen ihm eingegebenen Trank seiner Sinne
beraubt glaubte, gelang es dem Prinzen Tharawaddi (1836)
seinen Bruder zu entthronen. Nachdem er den Aufstand des
falschen Tsaky am in unterdrückt hatte, kehrte er von Ava nach
der in Amarapura neu erbauten Hauptstadt zurück und residirte
dann eine Zeitlang im Palaste zu Madeh. Während seines zu-
nehmenden Irrsinns missglückte zwar die Empörung des Prinzen
von Promo, aber der Prinz von Pagan bemächtigte sich 1845 des
Thrones und nahm nach. seines Vaters Tode (1846) den könig-
lichen Titel an. Nach dem Ausbruche des englischen Krieges
wurde er entsetzt und der jetzige König (Mendun-min), wah-
rend dieEugländer im Anrücken auf die Hauptstadt waren, durch
eine Palastrevolution auf den Thron gehoben, besonders durch
die Entschlossenheit seines jüngeren Bruders, den er deshalb
zum Eimschweming oder zum Erbprinzen ernannte. Er weigerte
sich lange Zeit, den geschlossenen Waftenstillstand in einen de-
finitiven Frieden zu verwandeln, da er meinte, von rechtswegen
die abgenommenen Provinzen zurückerhalten zu müssen, denn
nicht er, sondern sein Vorgänger habe den Krieg angefangen.
Bald nach der von Vule beschriebenen Gesandtschaft des Oberst
Phayre wurde die Gründung der neuen Hauptstadt in Mandalay
projectirt.
Uer vorige Krieg erhält nach Winter folgende Version in
den Hof-Annalen: „In the years 1186 and 87the Kulapyu, or
white s^traugers of the west, fastened a quarrel upon the Lord
Die 6*»8chichte Ava's. 69
of the Golden Palace. They landed at Kangoon , took that place
and Prome , and were permitted to advance as far as Yandaboo,
for the king, from motives of piety and regard to lifo, niade no
effort whatever to oppose theni. The strangers had spent vast
sums of money in their enterprise; and by the tinie they reached
Yandaboo, their resources were exhaiistcd, and they were in great
distress. They petitioned the king, who in his elemency and
generosity sent them large sums of money to pay expenses, and
ordered them out of the country. "
Der Barbarismus, der bei jedem Anlass in der birmanischen
Natur wieder ausbrechen kann, zeigt sich in der Behandlung,
die sie bei der Dauer des Krieges den Fremden in Ava an-
gedeihen Hessen, obwohl die Meisten derselben gar nicht einmal
Engländer waren. Solchen Unterschied machte auch der Gou-
verneur Rangun's nicht, der Jeden, der einen schwarzen Castor-
hut trug, einstecken liess und ohne die zeitigen Kanonenschüsse
der Kriegsschiffe massacrirt haben würde.
In den gerichtlichen Depositionen der Gefangenen ist fol-
gende die Aussage John Laird's: „Q. How were you treated in
prison? — A. At first, the whole of the prisoners had a longbam-
boo passed between the legs , over the fetters ; so that one leg
rested on the bamboo , and the other on the platform on wich we
lay. We had no mats or pillows to lie on. Our food was not
allowed to be brought into the gaol to us by our servants, without
paying a bribe at the door. The head-gaoler informed us, that
we might be released from this State by paying among us , to the
best of my recollection , between two and three thousand ticals.
There were nine of us; we refused to pay so large a sum, and a
smaller one was taken. As far as I remember, Messrs. Judson
and Price paid one hundred ticals each. Mr. Gouger, for him-
self and two persons imprisoned along with him, two hundred
and fifty ticals."
„ Q. Were you maltreated when conveyed from Ava to Aong-
ben-le? — A. Yes; we were stripped of all our clothes, except
a pair of trowsers and a shirt ; a rope was tied round our waists,
and we were bound two and two. A keeper, who had a rope
70 Birma.
two or three fathoms long fixed to each prisoner, drove us along;
and in this manner, in the beat of the sun, and in the month of
May , we travelied , barefooted and bareheaded , to Amarapoora.
At tbis place, our feet being blistered and cut, and being no
longer able to travel, we vvere put in irons, and sent in carts to
Aong-ben-le."
Bei dem letzten engliscben Kriege war es den Fremden
nicht besser gegangen, und sogar die in Birma geborenen Ar-
menier, deren Familien schon seit Geschlechtern im Lande an-
sässig gewesen waren und weit mehr Sympathien für die ihnen
Monopole gewährenden Birmanen, als für ihre englischen Han-
delsrivalen fühlen mochten, wurden in die gräulich schmutzigen
Gefängnisse geworfen, gekettet und im Lande umhergeschleift.
Selbst die katholischen Missionäre wurden von den verschiedenen
Dörfern im Innern zusammengetrieben, und waren mit einem
schweren Holzkragen (Cangue) am Halse tagelang der glühenden
Sonnenhitze ohne Kopfbedeckung ausgesetzt, so dass Viele den
Strapazen erlagen. Der jetzt regierende König ist im Gegensatz
zu seinem unruhigen und thatendurstigen Bruder friedlich ge-
stimmt, mehr ein Mann der Bücher als der Waffen, deren Füh-
rung er auch, die Unterdrückung einiger Unruhen in den Schan-
ländem abgerechnet, bis jetzt vermieden hat.
Bemerknnfi:: Die hier und in andern Capiteln in Duplicatcn o>ier Tripli-
caten gegebenen Königen amen bebalten die Formen bei, in denen sie sieb bei
den verschiodenen Aatoritaten zerstreut finden und lassen meistens Zurückführung
auf die birmanidcbe Schreibart , wie theilweise beigefügt , deutlicli zu. luden
auf meine Abschriften begründeten Listen der Beilagen sind sie nur darnach ge-
geben. Einige sind so entstellt, dass ihre Verification selbst hypothetisch kaum
möglich wäre, denn da die Könige keinen eigentlichen Eigennamen besitzen, so
werden sie nach Titeln oder zufillligcn Beziehungen bonanut, von donen bald die
eine , bald die andere ausgewählt ist. So heisst Min-tara-gyi (Ming-taya-kri) der
grosse König des Gesetzes, Aloung-bhura (phaya oder phra) der embryonale Herr-
scher, Nyaun-dau-gyi-phra der königliche Bruder als Fürst, Zin-pyu-shin der Herr
des weissen Elephanten u. s. w. Die Transcription birmanischer Namen bietet
deshalb eigenthämliche Schwierigkeiten, weil sie so vielfach anders gesprochen
als geschrieben 'werden, und man schwankt, ob sie besser nach ihrer schriftlichen
Zusamraeosetzuog oder ihrer lautlichen Auffassung zu geben seien.
IMe aracariische Geschichte.
Als unter den Nachkommen Mahatliamada's, in dem der
Embryo des ersten Buddha der jetzigen Periode lag, der Welt-
beherrscher Waya-adz-dzyau-ya aus dem Geschlecht der Brah-
manen- Könige sein Reich theilte, fiel die von den Nat oder
Göttern gebaute Stadt Ramawati auf den Antheil des Aeltesten,
Thamuti deva (der Meer entsprossene Gott oder König). Als
der Buddha Kaukuson vorübergegangen war (als Tathagata
oder der Vorbeigegangene) und der Embryo des Buddha Gautama
(der in späterer Geburt Mandat Meng werden sollte) im Könige
Tsek kyawade herrschte, fand eine heueTheilung der Erde statt.
Der älteste Sohn (Thurya-Thauda) erhielt den mittleren Theil
des Reiches mit der Stadt Patanaga, der zweite (Tsandathanda)
den Norden und die Stadt Pintsapura, der dritte (Manithubhawas)
den Süden mit der Stadt Randapura und der vierte (Kan-myeng)
die von den Birmanen, Schan und Malay-Racen bewohnten Länder,
von Kathi oder Manipur bis nach den Grenzen China's. Als
Kan-myeng nach Ramawati kam, um sein Eigenthum in Besitz
zu nehmen, entsetzte er die Nachkommen Thamuti deva's, die
dort noch herrschten. Die Prinzessin aus diesem Hause, Thuwan
naga hlya (die Göttin des züngelnden Drachen), erhob er zu
seiner Königin, aber den letzten männlichen Erben, Maharadzan-
gj'a, sandte er fort, um die Stadt Wethali inAracan zu verwalten«
Dann versammelte er eine Menge Völkerschaften verschiedener
Sprachen aus den westlichen Gegenden Hindostans und gab
ihnen Landbesitz im Gebiete Ramawati's, wo er indess den
72 Birina.
besten Platz den Thek einräumte, einem in Aracan ansässigen
Gebirgsstamm. Kan-myeng und seine Nachfolger regierten un-
gestört in Ramawati während der langen Zeitperioden, in
denen die Gesetze Kaukuson's, Gonagou's, Kasyapa's einander
folgten, blühten und vergingen.
Während die Religion Kasyapa's noch im Stadium des Zu-
nehmens begriffen war, herrschte inUtaya maduya (der nördliche
Continent oder, nach Anderen, mit dem Thal des Hukong in Birma
identificirt) Thaga ya Deva und dann sein Sohn Maha Thagaya
(Vater von Thagaya und Ubathagaya). Zeitgenosse desselben
war in dem Lande Athet tengtsana (schaubar vorm Gesicht der
Sonne) König Dewakengtha, Vater von Mahakengtha, dem zwei
Söhne (Ken^ha und Ubakengtha) geboren wurden , sowie eine
Tochter, Dewakappha genannt. Die Letztere Hess ihr Vater
in Folge unheilverkündender Weissagungen in einem festen
Thurme*) bewahren, aber sie wurde trotz aller Aufsicht dennoch
schwanger, in Folge einer Liebschaft mit Ubathagaya, der von
seinem Bruder aus seiner Heimath vertrieben und nach Athet
tengsana geflohen war. Als Kengtha, der seinem Vater auf dem
Throne gefolgt war, davon hörte, gab er die Heirath seiner
Schwester mit Ubathagaya ZQ, aber unter der Bedingung, dass
alle männlichen Kinder getödtet werden sollten. Zuerst brachte
die Prinzessin eine Tochter zur Welt, die jung starb. Dann
folgten nach einander zehn Söhne, die es indess alle gelang,
durch verschiedene Kunstgriffe am Leben zu erhalten, trotz des
strengen Verbots. Zuletzt wurde noch eine Tochter, Engtsana-
dewi genannt, geboren. Die Söhne waren in einer abgelegenen
Provinz des Reiches aufgezogen worden, und als sie heran-
wuchsen , zeichneten sie sich in allen ritterlichen Eigenschaften,
aber auch durch einen rohen und ungestümen Sinn aus. Sie
♦) Nach einem aUen Brauche der Binnanen bleibt die älteste Tochter des
königlichen Ilansos unverheirathet und wird frei gehalten, um im Falle eines un-
glücklichen Krieges durch ihre TIand den Eroberer zu versöhnen. Sie heisst
deshalb die Prinzessin des einsäuligen Palastes , und nach der ceylonischen Ge-
schichte wird die Prinzessin Chitta von ihren Brüdern in einem solchen bewacht,
um sie ledig zu erhalten.
Die aracanische Geschichte. 73
organisirten eine Räuberbande, die durch ihreGewaltthätigkeiten
das Landvolk dermassen drückte, das» selbst aus solcher Ent-
fernung die Klagen bis zumOlfr des Königs gelangten. Kengtha,
der aus verschiedenen Umständen sie als seine NeflFen erkannte,
liess ihre Eltern in ein hartes Gefängniss werfen und snndte ein
starkes Heer aus, um sie ihm als Gefangene vorzuführen. Es
gelang ihnen indessen, zu entfliehen, und in einem Walde trafen
sie mit einem heiligen Eremiten zusammen, der ihnen für er-
wiesene Beschtttzung himmlische Waffen verlieh, womit sie
unbesiegbar wurden. Sie kehrten nach ihrer Heimath zurück,
ihre vorige Lebensweise wiederaufnehmend, und Kengtha ersann
eine List, um sich ihrer zu bemächtigen, indem er grosse Festlich-
keiten ausschrieb, zu denen das Volk von allen Seiten zu-
sammenströmen würde. Die zehn Brüder folgten gleichfalls und
wurden von den geschulten Ringern des Königs zum Wettkampfe
herausgefordert, wobei sie aber wider Erwarten den Sieg davon
trugen und dann auch den König Kengtha tödteten. Nachdem sie
sich der.Herrschaft in Athettengtsana bemächtigt hatten, dehnten
sie ihre Eroberungen bis Siam aus, wo sie Ayudzdzapura er-
bauten, und dann wandten sie ihre Waffen gegen Narinda, der
aus der Race Kan-myeng's in Dwayawati (Dwaraca Kriscbna's)
oder Thandwai regierte. Als sie mit ihrer Flotte vor der Mün-
dung des Flusses anlangten, konnten sie nichts von der Sladt
erblicken, da sie in der Luft schwebte, in Folge der Illusion
ihres schützenden Hüters, des Belu Bhihi. Die Prinzen, in Ver-
legenheit, wie sie gegen die unsichtbare Stadt vorgehen sollten,
befragten einen Eremiten (Yathay), und derselbe rieth ihnen,
den Belu durch Opfergaben zu versöhnen , da er dann der Stadt
seinen Schutz entziehen würde. So stellt es die aracanische
Geschichte dar, wogegen in einem durch Kupfer illustrirten
Buche, das ich in dem Palaste zu Mandalay sah, die Prinzen dem
Belu auflauem, als er in der Gestalt eines wilden Esels auf dem
Plat/:e der verschwundenen Stadt grast und ihn so lange knebeln,
bis er sich bereit erklärte, dieselbe herabzubringen. Auf die
eine oder andere Weise gelang es den Brüdern , sich der Stadt
zu bemächtigen, die sie dann mit einer eisernen Kette umwanden
74 Binna.
und an die Erde festbanden , woher sie den Namen Thandway
(mit Eisen gebunden) erhielt. Die Bedrückungen und Gewalt-
thätigkeiten , die die Prinzen auch dort fortsetzten , riefen eine
Revolution hervor, in der acht der Brüder umkamen. In dem
erwähnten Roman dagegen gehen sie zu Grunde, wie die Jadava,
durch ein Spielgefecht mit Schilfröhren. Die beiden Uebrig-
gebliebenen, Wathadewa und Baladewa, flohen mit ihrer Schwester
unter der Führung eines Brahmanen , der sie nach Norden ge-
leitete. In dem mit allen Schrecken erfüllten Walde Toung-up
begegnet ihnen ein Belu, die Einkörperung des Königs Eengtha,
der in das Leben zurückgekehrt ist, um seinen Mord zu rächen.
Baladewa muss mit dem Ungeheuer ringen , unterliegt und wird
gefressen. Wathadewa fällt durch den unabsichtlichen Schuss
eines Jägers, der auf seine Fusssohle abdrückt, als er im Walde
einen Busch durch verstecktes Wild bewegt glaubt. Die Prin-
zessin mit dem Puna (Brahmanen) kommen in Wethali (der
Hauptstadt Aracan's) an und werden dort mit Jubel begrüsst, da
das Königsgeschlecht Maharadzaugya's gerade ausgestorben war.
Nur eine Prinzessin, Therinpare, ist noch übrig, die der mit
Eng tsanadewi, als sein Köuigsgemahl, auf den Thron erhobene
Brahmane seinem Sohne Thundarih vermählt. Unter seinen
Nachfolgern bedeckte sich Aracan mit Städten, und Künste und
Wissenschaften begannen zu blühen. Aber mit dem Falle der
Dynastie ging auch der Wohlstand des Landes zu Grunde und
es verkehrte sich in einen Aufenthalt wilder Thiere, wo es für
Menschen nicht länger möglich war, zu leben. Die feindlichen
Ungethüme, von einem Affen und einem Hirsch geboren, waren
aus dem Himawonda- Walde auf dem Flusse Kaladan nach Khouk
tau toung hinabgetrieben. Doch von eben daher sollte auch die
Rettung kommen. König Adzdzunna von Kapilawut, der seine
Krone niedergelegt und sich nach dem Himawonda zurückgezogen
hatte, pflegte seineu Aufenthalt an der Quelle des Kuladan unter
einem Pipul-Baume zu nehmen, wo sich die wilden Thiere des
Waldes, zu seiner Verehrung, um ihn versammelten. Auch
Indamayu, eine einem Löwen verwandte Hirschkuh, kam dorthin,
und da sie in einer früheren Existenz die Gattin des Königs
Die aracanische Geschichte. 75
gewesen, geschah es, dass sie sich schwanger fühlte. Durch
eine Wasserfluth wurde sie den Kuladanfluss hinabgeschwemmt
und bei Mi-khyaung an's Land geworfen , wo sie ein Kind in
menschlicher Form zur Welt brachte. Dies wurde von einem
Häuptlinge desGebirgsstammesMru oderMyu gefunden und unter
dem Namen Marayu seiner Tochter verheirathet. Von den Nat-
göttem mit magischen Waffen versehen, befreite Marayu das
Land von den Ungeheuern , und fand beim Forthauen des Jungle
unter den Biiinen der früheren Hauptstadt noch eine Prinzessin
der Puna-Dynastie verborgen, die allein überlebt hatte. Mit ihr,
als seiner Gemahlin, bestieg er den Thron und schlug seine Re-
sidenz in Dhi-ngya-wati auf, ein Ereigniss, das in das Jahr
2()58 a. d. gesetzt wird und die historischen Zeiten der Myu oder
Pyu (Mra oderMramna) einleiten soll. Unter seinen Nachfolgern
brach eine Revolution aus und die Wittwe des letzten Königs
flüchtete mit ihren zwei Töchtern nach dem Gebirge Nilapantoung.
Dort traf sie mit Kan Radzagyi zusammen, der durch seinen
Bruder aus Tagoung vertrieben war, und flndet in ihm einen
Helfer. Die Königin und die ihm verehelichten Töchter mit sich
führend, steigt er die Ebene hinab und lässt sich in Dhi-nga-wati
(Dinjawuddi oder Piaehjih) als König anerkennen , 825 a. d.
Ihm folgt sein Sohn Thilaradza. Von seinen Nachfolgern,
nachdem die Talein das verbannte Königsgeschlecht wieder auf
den Thron gesetzt 464 p. d., führt Tsanda Thuriya oder Sanda-
turiya, der Gründer Yamawuddih's oder Yanbieh's (639), die Re-
ligion des heiligen Gesetzes ein, und soll den Stifter Bridhi Goadraa
selbst zu sich eingeladen haben, der dann weiter östlich nach Prome
zog. Die Chronik dieser Stadt dagegen setzt seine Ankunft dort,
im Einklang mit der buddhistischen Aera, um etwa ein Jahr-
tausend früher nach der Autorität des Mahayasuen , während aus
anderen Quellen geschöpfte Daten auch bei ihr diese tausend
Jahre auslassen , die nach der Einschiebung der indischen Dy-
nastie Tagoung's zur Ausfüllung des Zeitraumes nöthig wurden.
Der entscheidende Wendepunkt in der Staatengeschichte aller hin-
terindischen Länder ist das siebente Jahrhundert p. d., das mit der
bedeutungsvollen Epoche der Thang-Dynastie in China zusam-
76 Binna
menfällt, und unmittelbar auf die Vernichtung der Ephthaliten
durch Perser und Türken folgte (VI. Jahrhundert). Das Reich
der kleinen Jueitchis war im V. Jahrhundert gebrochen und
musste, wie es die Qilahara und andere Stämme bis in den
Dekkhan trieb, auch auf Hinterindien Rückwirkung ausüben.
Unter den Einflüssen der Kalukja-Dynastie im südlichen Vorder-
indien breitete sich das in Prome herrschende Königsgeschlecht
aus, dessen letzter Fürst das grosse Bild des Mahamuni nicht 79 p. d.
rauben konnte, wenn es erst durch Sandaturiya aufgestellt war.
Mit Kan Radzagyi webt sich die Geschichte Birma's in die Ara-
can's hinein, indem man die Königsdynastie auch direct von dem
über I^nd gekommenen Sakhya-Geschlecht ableiten wollte, weil
die ersten indischen Einwanderungen zur See, von denen jene
mythischen Legenden frühester Zeit reden , dort so wenig wie
in Pegu , in gleicher Achtung standen. Man sieht hier beständig
das Bestreben , das kimigliche Blut durch allen Wechsel der Dy-
nastien rein zu erhalten, indem gewöhnlich eine Königin oder
Prinzessin aus dem Untergang gerettet wird, die dann mit Hülfe
der Bergstämme, deren Häuptling als ihr Gemahl den Thron
besteigt, eine neue Aera begründet. Ist der eingewanderte
Füi-st selbst von reiner Abkunft, so mag er, um sich zu acclima-
tisiren, eine Tochter der unterirdischen Schlangendrachen heira-
then, die auch in Attika die Ureinwohner*) repräsentirten. Die
auf Krischna bezügliche Episode wiederholt sich in Assam , und
auf Siwa's Vertreibung wird der Name Molmein's zurückgeführt,
der nach Mason im Taleing heissen soll Don-^Iot-Mein-Ling**)
oder Stadt das Auge des Königs zerstörend, indem ein drei-
äugiger König (aus Thonapura oder Dhammapura) dort sein
drittes Stimauge wunderbarer Kraft verlor, als er auf Veranstal-
tung einer Prinzessin des feindlichen Thatung sich das Gesicht
*) Das giebt auch die Antwort auf Aniiot's Frage : 11 est surprcnant qne
la figiir« ou caract^re du drngon ou ^erpeDt (in den KouOuen oder der Sprache
der King) ait deux fi^ures, qiii sout le$ ä(:^ures abreg^es de l'homme. Ponrquoi
denx liommoH ä l'oppoHte du serpent? Die Schlangen am Nacken Mahadeo's
sollen (nach dem Dabistan) die elementare Natur bedeuten.
••) Der Name wird auch erklärt als die Wildemiss (mein) von Wasser-
pflanseo (moul) oder als Moulmanyaing (oder die Festung des Marmalon).
Die aracanische Geschichte. 77
mit einem von einer Frau gebrauchten Tuche abtrocknete. Als
Molmein von den Siamesen erobert wurde, hiess es, dass das
eine Auge Pegu's zerstört sei. Crawfurd sah eine dreiäugige
Figur unter den aus Aracan gebrachten in Amarapura. Bei den
Chinesen findet sich die folgende Erzählung über Ling-kwan-ma-
guenshwui (der General Ma, der Meister der Orakel) i „Als Buddha
den Chi-miau-kih-tsiang in die Welt hinabgeworfen hatte, fiel er
in den Leib Ma-kin's und wurde wiedergeboren, als der glänzende
dreiäugige (San-yen-Ling-kwan). Nachdem er den Drachen der
östlichen See erschlagen , stahl er den goldenen Speer des Herr-
schers Tszwi und wurde neu geboren als Liug-yau, wohl unter-
richtet in dem himmlischen Buche, das von Vuk-hwang->hangti,
dem Beherrscher des Windes und Feuers, überliefert war. Nach-
dem er einer neuen Umwandlung sich unterzogen hatte mit seinen
fünf Brüdern und zwei Schwestern, stahl er die göttliche Pfirsich
und wurde der Feind vonTsi-tien-ta-shing. Buddha aber stellte
zwischen Beiden Frieden her." Wie Crawfurd bemerkt, stand
früher eine indische Stadt ßamapura in der Nähe Molmein's und
Gouverneur Fitch zeigte mir alte Fundameute, die ihren Wall
gebildet haben sollen. InSiam hörte ich dieMon meist bei ihrem
classischen Namen llaman nennen. Nach meiner siamesischen Be-
handlung der Geschichte Pegu's waren die Gründer Uongsawaddi's
in der vom König Senakongkha beherrschten Stadt Romawaddi ge-
boren, die im Walde Motama's odcrMartaban's lag. In den Wäl-
dern, die die verwüstete Stätte des alten llongsawaddi (in der Nähe
des jetzigen Pegu mit seinerPagodeSchwemioh) umgeben, finden
sich ausgedehnte Steinruinen, von denen ich mit Sculpturen und
Ornamenten verzierte Bruchstücke in Kangun sah. Gesprächs-
weise hörte ich von Mad. Vinton, die auf ihrer langjährigen Mis-
sion unter den Karen vielmals die dortige Gegend besucht hat, dass
das Volk diese Kuinen über die Zeit der Birmanen und Talein's
hinaus versetze und einem Könige von Bengalen zuschreibe , der
dort mit seiner Armee durchmarschirt sei. Die birmanischen
Könige lassen an der Mündung der bei Molmein vereinigten
Flüsse, auf der Insel Goung-zay-gyoon, das Wasser für die wich,
tige Ceremonie des Kopfwaschens schöpfen, wie die assamischeu
7S Binnft.
aus der BrahniakuDd an der Quelle des Brahmaputra. Nach
der lusehrift in der Khouk-niyoo-dau-Pagode (in der Nähe Ava's)
constituiren die Provinzen Hensawuddih , Digou (Kangun), Dala,
Kosein (Bassein), Yougmya, und Mauttama (Martaban) das König-
reich Yauianyia oder Kamaniya. Die Taleins sollen von Ya-
iningatein oder Ramingatein gekommen sein, und die Ära-
caucseu leiten den ihnen beigelegten Namen Mug's von den
Magas ab, ein Brahmanen-Stamm , der von Bengalen aus nach
Osten gewandert sei. In der chinesischen Sprache wird der
Namen der Jao verehrenden Magier zu Mukh. Nach Prin-
cep ist Magha der Name einer Dwipa. Jancigny nennt Mugh
(Meugh ou Magh) une corruption deMogo, terme qui designe
uue personne sainte et qui ne devrait s'appliquer, a proprement
parier, qu'k la classe sacerdotale et au Radja. Die Orientalen
leiten (nachShea) die Magier von Magh oderMogh (excellent) ab.
In religiösen Traditionen werden die Magas oder Magier nach Saka-
dwipa versetzt. Indess kann sich der Name noch näher an die
Grossmogul anschliessen, da die halbwilden Völker immer gern
ihre civilisirteren Nachbarn nachahmen. De la Puente bemerkt z. B.
Sirian quedo al Key de Aracan , que se dezia el Mogo. Aus den
Gebirgsstämmen Mra oder Myu wurden die Marama oder grossen
Mra zu Bewohnern des „alten Landes". Ehe Aracan sich mit den
Ihum abschloss, wird Chambahio als die gemeinsame Haupt-
stadt beider Myammastämme genannt. Die bestimmte Trennung
wird 1061 p. d. datirt. In den Traditionen der (jenseits derChu-
meas wohnenden) Kukis sind sie und dieMugs die Abkömmlinge
desselben Vaters, die Mugs von dem ältesten, und die Kukis von
dem jüngsten Sohne abstammend, welcher Letztere vernach-
lässigt wurde, und deshalb den Namen Luncta oder „der Nackte"
bekam , der sich auf seine Nachkommen forterbte. Macarae be-
merkt, dass die Mugs und Kukis einander gegenseitig verstehen,
da ihre Sprache fast ein und dieselbe sei. Die Kukis üben die
Blutrache auch gegen Thiere und selbst unbelebte Gegenstände.
Sie bewahren die Leiber ihrer Todten bis auf einen besonderen
Tag, an welchem sie jährlich ihre Todtenfeste feiern, wobei sie
die Leichname verbrennen. Ausser der Khogein Pootteang ge-
Die aracanische Geschichte. 79
nannten Gottheit (der Schöpfer der Welt), verehren sie haupt-
sächlich eine niedere Gottheit, oder einen göttlichen Vermittler,
dessen Bildniss, unter einem Baum aufgestellt, Ziegen zum Opfer
erhält
Die ßhyanimagyi vertheilten sich in Misimadesa in 102 Ge-
schlechter, aber der Hauptstock wanderte in den Birmanen nach
dem Irawaddi aus. Die ursprünglichen liaceu ihres Landes sind die
Pioje, Piintaun, Pyu, Danuh und Theth. Von den Kakeiu (Ara-
canesen) leben die Yanbiaeh nahe der birmanischen Grenze, die
Man-aun an der Küste, die Zihtway auf den Inseln, die Piaehgih
im Norden des Innern, um die königliehe Residenz, die Tand-
wuay im Süden des Innern. Als vier Stämme der Birmanen
gelten die Yo, Yakain, Talein und Yuthia. In dem von den
Birmanen das alte L4ind genannten Araean waren die Mru oder
Thoungmru, die sich besonders am Mayuflusse finden (wie die
Sak am Naufflusse), von den aus Norden gekommenen Kumis aus-
getrieben, als die Myamma das Land betraten. In Tibet werden
die Httgelstämme Indiens unter dem gemeinsamen Namen Mhon
oder Mron zusammengefasst. Die Marams zwischen den Luhup-
pas und Kacharis zeichnen sich nach Pemberton durch ihre Ge-
stalt und Erscheinung vor ihren Nachbarn aus. Fremde werden
in Araean Paloun genannt, wie Kala von den Birmanen, während
diese unter Paloun einen Mischling verstehen, und nach Leyden
ist die Sprache derKukheng oder Aracanesen reiner und weniger
verdorben, als der birmanische Dialekt. Die aracanische Be-
zeichnung der Byamma-Paloun mag mit dem alten Volk derThee
bauenden Paloun in Birma zusammenhängen und Hlpon meint
Mann in verschiedenen Dialekten der Karen. Die Kajbunsi oder
Myammagyi in Chittagong, die in Bengalen Mugs heissen, wollen
von den Königen Aracan's abstanmien. Ptolemäus' Name Kir-
radia für die Küste bis zum Aracanfluss hat sich in den Kiratas
NepauPs erhalten und nach Lassen findet sich dieses Volk durch
den Mahabharata an den Lauhitja oder Brahmaputra gesetzt.
Zur neuem Geschichte Aracan's bleibt wenig hinzu-
zufügen , so dass nur kurz aufgezählt zu werden braucht. Ihr
bedeutendster Name, Sanda Thuriya oder Sandaduyamin, der,
80 ßirma.
wenn er die Mug-Aera gestiftet (636 p. d.), entweder einen zweiten
Gautama in sein Land gebracht haben wird, oder den Buddhismus
ohne ihn eingeführt hat» scheint, wie schon bemerkt, unter einer
sehr unbestimmten Chronologie zu leiden, da ihnPaton um's Jahr
701 p. d. (im 65. Jahre der Mug-Aera) sterben lässt, wogegen
(nach Phayre) Ngami, der den Anfang der aracanischen Ge-
schichte 2658 a.d. setzt, seine Regierung 146 198 p.d. angiebt
Unter ihm wurde in Yamawuttatein von den Nats das grosse Bild
Gautama's als Mahamuni gegossen , das nach andern Autoritäten
zu seiner I^bzeit, entweder im Himmel Tuschita oder nach seinem
iüJchatten verfertigt war. Auch Ceylon will ein ähnliches Ge-
schenk wie König Abgar erhalten haben. Als die Prinzessin
Mutigchen durch Kaufleute aus Madhyam oder Central-India mit
der durch Suras und Asuras verehrten Lehre bekannt wurde,
schickte sie Geschenke an Chomdanda oder Sakya, der dieselben
mit seinem Portrait erwiederte. Der berühmteste Tempel des
Mahauiuni steht in Tassisudon, der Hauptstadt des Deb Rajah in
Bhutan.
Nachdem die Dynastie Sanda Tb uriya's, die 25 Glieder zählt,
zu Grunde gegangen war, verlegte Mahasainhakhandra( Vater der
Thuriya-Taing-Tsandaya) die Residenz von Dhanjavati nach
Vai^ali oder Aracan. Mit ihm giebt die Geschichte (wie Phayre
bemerkt) das erste Datum im Jahre 151 (7.>1> p. d.). Unter
seinen Nachfolj^ern unternahm Kudhasainhakhandra (nachdem er
Chittagong erobert und Siegessäulen aufgestellt) mit seinem
himmlischen Speer einen Feldzug (überHansawuddi und Prome)
nach China (für seinen Hundsschädel*) einer früheren Existenz),
ertrank aber auf der Rückkehr (957 p. d.). Die Wittwe ver-
heirathete sich mit Häuptlingen des Mju-Stammes, die, nachdem
- • — - •
*) GltMchsam dit^ Kriniieriiiijj: an Hn früheres Noiiiadciileb«*!! seines Stammes
an den Aassenposten des Mittrlreiches , um dir Znganff«' der Grenze für den
Lehnsherrn zu hüten , wie Stnuislas Julien eine Anspielung auf die Seelen-
Wanderung in den Worten 8se-nio*8 finilet : Vonz nfave/. conible de hienfaits et
m*avez mis k la t^e de toutes les hordes. Je de^ire d*etre de siecle ä siecle un
Ghien de votre royaume et d'aboyer en gardant la porte septentrionale du fils do
Ciel
Die aracanische Gesehiclite. ^1
die Angriffe desPyu-Köüigs vonProme zurückgeschlagen waren,
durch den SchanfUrsten Thakhengbhawakje (aus Pegu) ver-
trieben wurden (976 p. d.). Anauraktadzan versuchte vergebens,
das Bild Mahamuni's fortzuführen, aber der durch den Thekstamm
erhobene König Nga Mengngatum (356) wurde durch den
König von Pagan getödtet und Anaurahtadwza (Anaurataso)
unterstützte (380) den neuen König (Khet-ta-theng), sich in
Pingtsa festzusetzen. Alaunsidu setzte Let ja nag uam oderPyu-
ta-thin-meng (der Herr der 100,000 Pyu), den Sohn des ver-
triebenen Prinzen (der seine Tochter geheirathet), wieder ein.
Das Idol von Mahamuni wurde während des Kriegs durch die
Pyu-Armee des Königs sehr beschädigt. König (Jaulaja (der
fünf weisse Elephanten besass) empfing Tribut von Hirma, Ben-
galen und Pegu (1168 p. d.). König Ananthiri erregte duich sein
ausschweifendes Leben eine Empörung und wurde durch seinen
Bruder Mengphungtsa entthront (1167 — llDl).
Die ältesten Münzen Aracan's stammen von König Taing-
khejit. Alaudnaphyu kriegte mit den Birmanen und König Radza
thugyi trieb die Talein von Süden aus. König Nankyagyi wurde
wegen seiner Tyrannei durch zwei in Büffel verwandelte Studen-
ten getödtet, die ihn bei der Verwandlung in einen Papagei als
Habichte verfolgten. König Mengdi schlug die Schan zurück
(656), trat in ein Freundschaftsverhältniss mit Ngai)ukheng,
Fürst von Thuratan, blieb siegreich gegen die Conföderation der
Schan, Birmanen undTalain, die der Häuptling desTliekstammes
gegen ihn angestiftet hatte. König Thiutsi wurde auf dem Feld-
zuge gegen Ava (752) durch Empörung zur Umkehr gezwungen.
Die Birmanen trieben (1406) Mengtsaumoun oder Jumuvai, der
1404 p. d. seine Residenz in Aracan aufgeschlagen, nach Ben-
galen und besetzten das Land 1408 noch einmal, bis sie mit
Hülfe der Peguaner vertrieben wurden (1426). Dann wurde die
Residenz aufs Neue nach Aracan verlegt (1430). Durch den
König von Thuratan wurde Mengtsaumwun wieder eingesetzt
(1457) und Tatsanphyo dehnte seine Besitzungen bis über Bengalen
aus (1460). Meng Thatoung bekriegte Tripura (1585). Durch
den nach Aracan geflüchteten Suju (Bruder des Aureugzeb)
Baatiau, OaUtien. I. g
g2 fiinna.
wurden die Aracanesen in Kriege mit dem Gouverneur von Ben-
galen verwickelt, wo sie früher »chon mehrfach einzudringen
versucht haben müssen, da der Dzedi von Dacca ihnen zu-
geschrieben wird. Aus der birmanischeu Eroberung Aracan's
stammen die meisten der Hofbrahmanen in Ava. Andere wur-
den aus Munipur zugefügt und jetzt pflegen sie auch direkt von
Benares zu kommen. Im Jahre 1825 wurde Aracan als eng-
lische Provinz besetzt.
Die Ahorn in Assam und die Singpho.
Die Chroniken der Ahorn bß^nnen (nach Robinson) mit
einer Berathung zwischen den zwei Königen des Himmels, Leng-
dun undThenkham, die beschlossen, ihre beiden BrttderKhun lai
und Khun tai als Könige auf Erden einzusetzen. Begleitet von
Khuntun, dem Sohne des Mondes, und Khum bum, dem Sohne der
Sonne , als priesterlichen Berathem , und mit zwölf Familien der
Phokun oder Burunas stiegen sie auf einer goldnen Leiter vom
Himmel herab, zum hohen Berggipfel (^harai karang, der zu-
weilen mit einer der Spitzen der Patkoi-Kette identificirt wird.
Dieser ragte bis über die Wolken empor, ähnlich den Bergen in
Shuh, auf denen (wie die Chinesen erzählen) die Hunde von der
Nähe der Sonne erschreckt werden und zu heulen beginnen,
oder in Wuh, wo die Ochsen den Mond für die Sonne halten und
ob der schrecklichen Hitze stöhnen. Die Khyen bringen in be-
stimmten Fristen die Knochen ihrer Vorfahren auf den hohen
Berg Yehautoung, von dem die ganze Welt überblickt wird, und
den Mishmis ist der Kegelberg Regam der Sitz der Geistor. Die
Jakun's in Johore erzählen , dass Gott zuerst im Himmel einen
Mann und eine Frau geschaffen, die Batin oder Könige gewesen,
und dass diese , auf Erden herabkommend und am Flusse Johore
sich niederlassend, die Menschen beherrschten.
Nach einem Aufenthalt von 14 Jahren auf dem Berge entstand
ein Streit zwischen den Brüdern. Die Minister trafen die Ver-
einbarung, dass Khun tai, im Besitze der dortigen Herrschaft
verbleiben und den Gott Chun als seinen Schutzgott bewahren
6*
84 Birma.
sollte. Kbun lai dagegen entscliloss sieh , zum Himmel zurück-
zukebren. Bucbanan giebt indess eine andere Version, dass
nämlicb Kbun lai nacb Südosten zog und sich in Nora nieder-
liess, den Gott Cbeng mit sich nehmend. Chu-kapha, der Sohn
Kbun tai's, begründete kurz nacb der Induwanya- Dynastie in
Kamrup das Königsgescblecbt der Ahom in Assam (1228 p. d.),
während die dortige Induwan^a- Dynastie von Andern mit den
Pong-Königen der Scban in Mogoung in Beziehung gesetzt und
von Sam long pha (dem Bruder des Königs Chukampba, der ihn
aus Neid über sein Kriegsglück vertrieb) abgeleitet wird (777
p. d.). In Vorder -Assam oder Kamarupa war im 12. bis 13.
Jahrhundert die Dynastie der Palas (deren bengalische Kajah in
Gaur regierten) durch die Koch beendet (in der Brahmaputrija-
Dynastie). Vor der Brahmanisirung Assam's durch den Einfluss
einer indischen Prinzessin versahen die Deodhaing den myste-
riösen Gottesdienst des Gottes Chung (aus der tibetischen Pro-
vinz der Limbus) nach den alten Büchern Bulongji, die (mit dem
Birmanischen ähnlichen Buchstaben) in einer nur Priestern ver-
ständlichen Sprache geschrieben sein sollen. Auch der Dienst
der Kameswari oder Kamathya in Kamrup war früher ein Ge-
heimdienst gewesen und wurde erst unter Rajah Debeswar
popularisirt (76 p. d.). Bald darauf wurde der Linga eingeführt
(95 p. d.). Bei den Kiranti beissen die das Opferamt der Manen
(Samkha) versehenden Hauspriester Nak-Chong (nach Hodgson).
Bucbanan bemerkt von dem Tempel derTulasi Bhuwani in Kath-
mandu: There is no image of tbis deity, which is represented by
a cabbalistic figure or Yantra. In order to impress the subjects
with awe, no person is admitted into tbis shrine, except theRaja,
the Rani, the Guru and the Pujari (who is always of the Guru's
family). PrithvviNarayan offered human sacrifices, but the deity
reprimanded bim in a dream and since then animals only are
sacrificed , wbose blood is carried into the temple by a prince or
priest.
Der assamesische Dialekt hat den ursprünglichen der Abom's
fast ganz verdrängt, doch ist es nacb den von Jenkins und Brown
gesammelten Kesten ausser Zweifel , dass ihre Sprache die der
Die Ahom in As^am und die Singpho. g5
stammyervvandten Siamesen und Laos war. Khun ist ein siame-
sisches Wort, das jetzt Edelmann, in alten Schriften aber König
bedeutet^ ebenso wie das spätere Chau (Chu oder Cha) und dann
Phra (Pha oder Phaya).
Nach Huliram Dhaikiyal Fuhkun regierte in Nura oder
Nora (östlich von Soumar) der Kajah Tscbaingla und sein
Verwandter, Tschukapha, wanderte (13. Jahrhundert) von
Khranungdjing aus, um sich in Tschuntuk niederzulassen und
Eroberungen südlieh vom Brahmaputra zu machen, worauf er
Usumu (unvergleichlich an Macht) oder Assama (Assam) genannt
wurde und sich für einen Nachkommen ludra's erklärte. Die
Lao Ho rühmen sich, dass sie früher Niemandem unterthänig
waren, als nur dem Himmel allein. Sie besassen einen grossen
Kürbiss , der (wie die Kebe der Mandan an der Erdoberfläche)
bis zum Himmel emporwuchs , so dass sie daran emporklettern
und ihren Tribut dem Himmel darbringen konnten (vielleicht
dem Sohne des Himmels, da sie damals in Yunan lebten), um
sich den an andere Könige der Erde zu ersparen. Als sie
aber einst leichtsinniger Weise die Pflanze abgehauen , fielen sie
unter das Joch Kambodia's und später in die Gewalt Viengchan's.
Bei Khun tai's Ankunft unter>varfen sich die zwölf Häuptlinge*
(BaroBhungya), die damals über Assam herrschten, seiner hohem
Würde und Bildung. Sein Sohn Chutuopha oder Chukapha (1281)
hatte schon Indra als Stammvater kennen gelernt und führte durch
eine Beihe von 48 Königen auf ihn zurück. Von seinen Nach-
folgern bestellte Chukum, aus Liebe zu einer indischen Concubine,
deren Sohn (Godahor Singho genannt) zum Thronerben, obwohl
er nach den alten Gesetzen der Ahom ganz illegitim gewesen
sein würde. Damit begann die heilige Classe der Brahmanen
Einfluss XU gewinnen und die alten Priester behielten nur ihre
Funktionen als Purohits der königlichen Familie. Die Ein-
wanderung der Brahmanen wurde besonders durch Rudru Sing,
den Nachfolger Godadha's, begünstigt (1695 p. d.). Fabian fand
auf seiner Reise(399 -4I4p. d.) brahmanische Könige in Assam,
•
die indess den Samanäern Hochachtung bezeigten. Kamrup war
zur Zeit der Ankunft der Ahom in Assam durch grosse Unordnungen
86 Birma.
zerrissen. Die Gemahlin des Köni^ Ramachandra war mit der
Umarmung des Fiussgottes Brahmaputra beglückt worden, da
aber die bösen Zungen flüsterten, dass es nur ein verkleideter
Brahmane gewesen, so zog sie sich in stolzer Verachtung solcher
Lästerungen nach dem Hofe ihres Vaters (in.Badyagarh) zurück
(1238 p. d.) und gebar dort ihren Sohn Sha-shank oderArimastha,
der später (nach Kriegen mit deniKajahPhenua von Phenuagarh)
den Ramachandra erschlug, ohne ihn als seinen Vater zu kennen
(1279 p. d.).
Nach den Sagen derSingpho oderSinboh (die sich beiNeuf-
ville linden) war ihre ursprüngliche Heimath zwischen Khamti
und der chinesischen Grenze auf dem Hochplateau des Berges
Mujaisangrabhum gelegen. Dort waren sie unsterblich und dem
Himmel so nahe, dass sie, wie die Nachkommen Seth's, mit den
Planeten Unterhaltung führten , ein höchstes Wesen verehrend,
das unsichtbar war, wie der Gott Pirman auf dem Berge der
Benua's. Als sie von dort herabstiegen und zur Selbstvcrthci-
digung das Blut von Menschen und Thieren zu vergiessen ge-
zwungen wurden, sanken sie zu dem Stande gewöhnlicher Sterb-
licher herab und ihre religiösen Anschauungen vermischten sich
mit dem Aberglauben ihrer Nachbarn. Dieser heilige Berg, wie
der in den birmanischen Sagen bei Sangermano, fällt mit dem
Maha-Meru zusammen, auf dessen erhabener Fläche der von den
vier Raja's bewachte Hofsitz Indra's in seinen Himmel ragt.
Bisa Goam erzählt über die Wanderungen der Singpho, dass
nach der Schöpfung der grosse Gossein den Menschen die ganze
Erde gegeben. Als sie sich aber trotz seines Verbotes in dem Flusse
Rham Sita wuschen, wurden sie von Raksha's verschlungen, und
nur ein Mann, Siri Jia, entkam mit seiner Frau Phaksat. Als sie
untereinem Baume ruhten, gab ihnen, aufGossein's Veranlassung,
ein Papagei das auch den Azteken in der Vögelsprache*) mitge-
theilte Gebot, nach Süden zu ziehen, mit der Warnung, den Norden
zu vermeiden , wo sie in die Hände der Raksha's fallen würden.
•) In ossetischer Sage wird Ir-barek durch die Unterhaltung der Vögel
▼OD dem Anzüge der Hundsmäuler unterrichtet.
Die Ahorn in Assam und die Singpho. g7
Sich auf dem Hügel Mu yra singra bhum niederlassend, wurden
sie die Vorfahren der neuen Menschen. Nach ISatao Goam wurde
das Menschengeschlecht in einer Sündfluth vernichtet (weil bei
dem Schlachten von Büffeln und Schweinen die Opfer versäumt
worden), mit Ausnahme von Khun litang und Chu liyang mit
ihren Frauen, die von der Gottheit den Singrabhum-Hügel zum
Aufenthalt angewiesen erhielten und die Stammeltern der Men-
schen wurden. Auch von der über die gewöhnlichen Menschen
erhabenen Classe waren zwei Wesen gerettet worden, Kai-Jan
mit seiner Schwester Giung, und sie wurden von der Gottheit
auf einen hohen Kegclberg gesetzt, mit zwei Hähnen und neun
Bambustäben. Als sie die letzteren hervorzogen , sprang Licht
heraus, die Hähne fingen an zu krähen *) und verriethen so ihren
Aufenthaltsort den Kakshasas. Die alte Grossmutter derselben
(die auch in der Hölle der Neuseeländer sitzt) suchte sie zu er-
greifen, aber sie entkamen nach dem neunten Himmel, wo sie
vergöttert wurden und seitdem von den Siugpho's Opfer erhalten.
Ihnen gehört die Deo Monroe (göttlichen Kleinodien) genannte
Perlenart, die von den Singpho's als preislos geschätzt wird.
Hieran schliesst sich eine Sage, die Marini bei den östlichen
Laos sammelte: dass die Bewohner des Himmels sich wegen
Frauen entzweiten und dass nach blutigen Kämpfen die besiegte
Partei nach einer öden Insel getrieben wurde. Sich einsani
sehend, ils se rendirent sur la plus haute montagne qui fut dans
l'isle, sur la plus haute cime de laquelle on avait plante un arbre
d'une hauteur prodigieuse, d'oü chacun s'efForyaut d'appeller sa
femme qui estait demeurt^e dans le Ciel, elles se resolurent d'en
sortir pour t^moigner leur amour, qu'elles avaient conservö. Als
ihre Nachkommenschaft zahlreich geworden, rächten sie sich
*) Als die Orang Subimba , die auf einer Reise nach Celcbes Scliiffbruch
gelitten und in ßantam verblieben waren , ihre Ansiodlungen wiederholentlich
durch Seeräuber zerötort sahen , zogen sie sich in das Innere zurück und Hessen
alle einen Eid schwören , nie wieder das Feld zu bauen oder Huhner zu halten,
da die letzten durch ihr Krähen hauptsachlich immer ihre Tersteekten Wohnungen
verrathen hatten.
gg Birma.
(wegen Gewaltangriffe auf ihre weissen Frauen) an certains
hommes noirs qui estaient d^mons. Nach Borie beten die Man-
tras besonders zu dem Gipfel des Berges Bermoni, wo sie weisse
Hühner opfera, und verehren ausserdem den Fels Batu Tra (in
Klam). Such as go there must not take fire with them , because
-if a spark falls upon the rock, it would be immediately take fire
and be consumed. Die Kasia verknüpfen nach Yule die Ent-
stehung der Sterne mit einem hohen Baume. Up this climbed a
great multitudc and when they were fairly among the branches
another multitudc came and hewed the tree. Wherefore all the
multitudc remained above, where they form a great bazar and
are the stars we see.
Als (nach Sadya Kawa Gohein) Soari Mittia die lasterhafte
Erde mit den sieben Sonnen des Meru (Noi Sao Pha) verbrannte,
blieben nur vier heilige Goheins übrig, die Zuflucht im Himmel
gesucht hatten und nachher. die Welt wieder bevölkerten, also
ganz buddhistisch. Goddard erzählt von den Lolo im Süden
Yunan's gleichfalls eine buddhistische Reminisccnz. Ursprünglich
seien zwölf Sonnen und zwölf Monde gewesen, aber der Himmels-
gott habe elf davon ausgelöscht, da sie sonst alle Dinge verbrannt
haben würden. Die Khaniti oder Kham-tai oder Bor-kamti, die
mit den Singpho's im Hochgebirge an der Irawaddi - Quelle
vereinigt lebten, ehe sie zur Eroberung Suddij<Vs mit Raja Gou-
rinath (1790) herabgedrängt wurden, gehen auf ihre alte Haupt-
stadt Myang Kamarat zurück, die sie im Kriege mit den Chinesen
verloren hätten. Kamboja, von den Eingebornen Namwuam ge-
mannt, hcisst im Sanskrit oder Pali Maha Not Korlorot Kamer,
bemerkt auch Gibson, freilich etwas unorthographisch. Aus Kara-
tih-myoh kamen die Gründer Thjitoung's zum Fischer Posuwanah
am Gyne-Fluss. Den mythischen Bhong-Radja (vielleicht in
Nora), dem die Radja Assam's Tribut zahlen sollten, glaubte
ILimilton mit den Khamti oder Abor identificiren zu können.
Das grosse Königreich der Lao long breitete sich nach den
Coehinchinesen am Flusse Cuilong jiang (der Fluss der neun
Drachen) oder Mekhoug aus (nach Louis). Ilannay setzt Kai
Khao Mau Long (die grosse und glänzende Stadt), als ds|.s
Die Ahorn in Assam and die Singpho. 89
Schan-Reich blühte, an den Schweli. Die Lao myang luan (die
königliche Stadt der Lao) gehöre jetzt den Phama, sagen die
Siamesen. Der Chao Khomerat spielt eine bedeutungsvolle Rolle
in der alten Geschichte Kambodias und selbst Phaya Krek soll
über die Xao Khamera geherrscht haben.
Als die Tartaren China eroberten (schreibt du Halde), kam
eine grosse Zahl der aus Yunan vertriebenen Flüchtlinge und fiel
über die Gebiete ihrer Nachbarn her, dieselben unterjochend.
Nebst vielen anderen wurden auch die Bewohner von Mohang
Kemarat gezwungen ihre Stadt zu verlassen. Aber vor dieser
Auswanderung standen sie in jährlichem Handelsverkehr mit den
Chinesen. Auch Wilcox spricht vom Untergange der Myang
Khamti.
Nach Maggowan kennen die Chinesen die nördliche Stadt
Utbai-thani (die königliche Stadt der aufgehenden Sonne), wo die
Einwohner bis zum 14. Jahrhundert auf schwarz gefärbte Felle
Bchrieben, wie einst dieKambodier (13. Jahrhundert) und angeb-
lich die Karen. Auch in deren Heimath Tenasserim, dessen erster
König aus der aufgehenden Sonne hervortrat, werden im 15. Jahr-
hundert Pergamentbftcher erwähnt. Die aracanesische Geschichte
nennt Kengtha (den Kansa des Mahabharata) König von Athet-
tengsana (die im Angesicht der Sonne strahlende Stadt) und
Udajapura (Stadt des Sonnenaufgangs) wurde (12. Jahrhundert),
als Nikka in Rangamati herrschte, durch Gajarpha, König von
Tripura, zerstört. Die Chinesen erwähnen (642 p. d.) die Ge-
sandtschaft des Tamo-in-to-ko-sü , der über das indische Reich
Utja oder Ufana herrschte.
Wie die Singpho*) oder Thingbau, die Kincaid mit den
Kakhyen identificirt und in deren Dialecte auch Bigandet Ver-
♦) The lan^rnn nrp of the Sinji^pho possesses many words in common with fhc
Abor, the Burmese and th«» Manipnrian dialects. The intonations are »imilar fo
Uie Burmese and its j;ranimatienl eonstruction is almost precisely the same
(Robinson). Jrnkins trennt die Singpho ganz von den Schan ab. The langnage
is entirely diflTerent (s. Mac. Cosh). Nach Brown scheint die Sprache der Garos
mit der der Sinsrpho's und ilirero Dialecte der Jili verwandt ra sein.
90 Birma.
wandtscliaft fand , maeben auch die Bkor Khamti Anspruch auf
göttliche Herkunft. Während Hannay's AnwcBcnheit in Mogaung
wurden dort Opfer gebracht zur Verehrung von drei Brüdern,
die daselbst begraben liegen, als die der Gründer der dreiSehan-
reiche von Khamti, Assaui und Mogaung. Jetzt ist die Stadt der
►Sitz des birmanischen Gouverneurs, der zugleich mit der Ueber-
wachung der Singpho beauftragt ist. Die von Hannay in der
Nähe Mogaungs angetroffenen Phwons wollten von Motoung-
Maolong gekommen sein. Die Birmanen gewannen durch ihre
Bekanntschaft mit Europäern und die dadurch erhaltenen Waffen
Uebergewicht über ihre Nachbarn, wie auch die Kachar (die
nach Fischer von demselben Stamme als die Bewohner Tripuras
sind und nach Hamilton bis zur Ankunft der Brahmanen dem
Patris genannten Aberglauben folgten) durch ihre Feuergewehre
den Nagas furchtbar wurden und sie in den Gehorsam der Purbuttie
Kachars zwangen. Der Kajah von Kachar darf nur im Bamba-
Palaste wohnen, und auch für die Wohnung des birmanischen
Königs wurden früher keine Steine verwandt. Der Kajah derBor-
Khamti (am oberen Irawaddi) hat seinen Palast zu Mautschi, von
einem Pallisadenwerk zugespitzter Bambupfähle umgeben. Der
vornehmste der beiden Kajah heisst Bura- Kajah (Buni oder
Phaya), während sein Nefle in der Eigenschaft als Kriegsminister
und General die ausübende Gewalt in Händen hat. Der Mattuck-
Kajah heisst der Bara Senapati (grosser Feldherr). Neben den
Tempeln Guduma's (Gautama) verehren die Singpho ihre in der
Schlacht get^idteten Landsleute und opfern in schweren Zeiten dem
Ningdeota(Gott der Elemente) oderNingshih. Nach Mac-Cosh trennt
die Patkoi-Kette die Singpho von ihren birmanischen Verwandten,
von denen sie abstammen. Seit der englischen Besitznahme
Assam's ist ihren Einfallen dort ein Ende gemacht. Die von den
Pilgern benutzte Strasse nach Tibet führt durch das Land der
Abor, längs des Dihong oder Sampu und wird (nach Bruce) in
16 Tagen zurückgelegt. Früher kam eine jährliche Caravane
aus Lhassa nach Chouno, uiti mit den Assamesen in Geganshur z\i
handeln.
Monay (Konandi), wo jetzt der birmanische Gouverneur resi-
L
Die Ahom in Assam und die Singpho. 91
dirt, führte früher*, im Pali, den Namen Camboza, als der Sitz
von vier Oberhäuptern , die die 9 Königreiche regierten. Jetzt
werden die unter Yunan's Botmässigkeit stehenden Städte die
neun Schan-Staaten oderKosehaupri genannt, als welche Burney
Maigmo, Tsiguen,. Hotha, Latha, Mona, Tsanta, Mowun, Kaingma,
Maing-Lyin (Msiing Lyi) und Hannay Moongniau, Hotha, Latha,
Santa, Moongwun, Sanla, Moongsai, Moongla und Moongtye oder
Moongti aufzählt. Xiochoth gründete Kothanibi oder Zengwui
zwischen Legia und der chinesischen Grenze, als die Hauptstadt
des Schan - Königreichs. Der heilige Name Khiang-Tung's ist
Khemarata, das Wilson als Kshemaraslitra (regio felix) erklärt
und darunter sind die 32 Städte der Gong begriflfen, während
Cambozatein die Schanstaaten diesseits des SaLwehn umfiisst.
Mithila ist das Land der Dsanekka-Ponas, wohin die Bir-
manen ihren beliebten Roman von Agaetha-Dsanekka und Pola-
Dsanekka, den Söhnen Maha-Üsanekka's , verlegen und die Ver-
mählung des ersteren Sohns mit der Prinzessin Thiriladevi, nach
seiner Rückkehr aus Sampanago. Aus Mithila kam derDsanekka-
Pona, der entrüstet über König Thagiwinmin's Hochmuth sich
seine Zahn-Hauer ausriss (die er nach den Mahavanso seiner
Kindespflicht opfert) und Sandagatha-miiigyi auf den Thron in
Pataliputra setzt, den Vater des durch die harten Eingeweide der
Ziege mit schwarzen Flecken bedeckten Königs Bindudaimingyi.
Die vorstehenden Zähne werden stets als ein characteristisches
Merkmal der Pona's erwähnt, ähnlich den Rakshasas, die als ge-
zähmte Begleiter Gotama's den ehrenvollen Namen Bhyammagyi
in Aracan erwarben. In den Telinga-Manuscripten (von Mackenzie)
führt derBrahmane, der dieNandas bildete, den Namen Rakshasa
und sein Gegner, dessen Schützling Chandragupta durch eine
Armee von Mlech angegriffen wird, heisstChanakya, als der Sohn
des Lehrers Chanaka. Nach der Vischnu Purana ist Maurva ein
Patronymic, den Sohn Mura's bezeichnend, und Tod stellt es mit
Mori zusammen, einem Zweig de>5 Pramara-Geschlechts der Raj-
puten, die im 8. Jahrhundert Chitore besetzten. In Assam wurden
die Moras oder Mura, {ils die Muttuck der Khamti, (verächtlich
auch Moa Mureya oder Fisch fressende Mora genannt), von den
92 Birma.
beiden Gosseins Madho deo und Sunkur deo zur Verehrung
Krischua's bekehrt, schon lange ehe die Ahom der Durga Tempel
bauten. Dieselben gewannen besonders Ausbreitung unter Nahor,
dem berühmten Gossein der Moa Mareya Muttuck, der Ushtobhoj
genannt wurde, als eine achthändige Gottheit simulirend, indem
er drei hinter ihm versteckte Schüler ihre Hände vorstrecken
Hess und dann seine eignen zufügte. Von den Marams zwischen
den Luhuppas und Kachars, in der Nähe Munipur's, wird es
gesagt, dass sie sich durch ihre Körperbildung und äusserliche
Erscheinung vortheilhaft vor ihren Nachbarn auszeichneten. Of
the three chieftams to the East of Assani, the Bara Senapatti, the
head of the Muamaria tribe is the niost iniportant. The Island
formedby the Brahmaputra and theBuriDihing is inhabited by the
Muamaria, Muram, Mattuck or Morah tribe, as theNorah-country.
The Shanchicftam of Mogaung is also calied the Norah-Rajah by
the Singpho and the same term is applied to the Shans between
Hukong and Mogaung.
Unter den Moriah oder Mariah hat sich die Verehrung des
vorzeitlichen HUgelgottes im unteren Himalaya, des starken
Bhima (Bhim Sem oder Bhimpsen), mit dem Sohne des Pandu
oder Bhishma identificirt, erhalten und er wird mit seiner Gattin
durch zwei in die Erde gesteckte Hölzer, von denen das eine
etwas niedriger ist, repräsentirt. Der Pfeiler in Allahabad ist
dem Volke als Bhima's Keule (Gada) bekannt. Die königliche
Familie der Kachar ist durch Katrik Chando von Bhim herge-
leitet, der, in das Land kommend, Hirimba, den Bruder der von
ihm gefreiten Riesin, tödtete. Vor Kalapahar, einem anderen
indischen Helden indessen, floh der Rajah Chakradaj, der die
Burgen bei Dliinapur erbaut hatte, nach Mybong in*s Gebirge.
Der Tempel des Bhima inSamye wurde 811 bereits durch König
Thisrong erbaut. Bhimo Devo (Sohn des Prat^iba Rudra Devo),
der später seinen Wohlthäter alsAnaka opferte, wurde durch den
Ruf einer Krähe zur Herrschaft über die acht Mallikas geführt,
als Ahnherr der Rajas in Sano und Bodo Kimidi (s. Frye).
Assam war schon früh ein Schauplatz der Thaten Krischna's
und seiner Verwandten. Auf seinem Garuda heranfliegend, brachte
. Die Ahorn in Assam Und die Singpho. 93
Erischna das Wasser, um das die Agnighar- oder Anigarh-HUgel
verzehrende Feuer zu löschen, und so (wie in Latium) den Platz
zur Gründung einer Süidt geschickt zu machen , die Pura (Pora
oder die Verbrannte) genannt wurde, oder, nachdem der von
Brahma stammende Raja Banh den Cultus des Mahadeva einge-
führt hatte, Lohitpur oder Sonitpur (die Stadt des Blutes). Nach
dem Sri Bhagavah erlangte der tausendhändige Banh , der Sohn
Bali's, durch seine Concerte und Balle te die GunstSiwa's in hohem
Grade und damit unüberwindliche Stärke. Zu ihm kam von
der Küste Dwarika's Anirud, gleich seinem Grossvater in Liebes-
künsten wohl erfahren. Er gewann die Zofe Chitra - likha und
durch sie die Zuneigung der Prinzessin Usa, die ihn schon im
Traume gesehen und geliebt hatte. Der König, über diese Ver-
letzung des Gastrechts erbittert, ergriff den Eindringling, vor
dessen Pfeilen die Wachen gefallen waren, mit eigener Uand in den
Gemächern seiner Tochter und warf ihn gefesselt in ein dunkles
Verliess. Durch den eifrigen Botenträger (Narada) Narot war
Krischna bald von dem Missgeschicke seines Enkels unterrichtet
und zog, von Balaram begleitet, aus, um ihn aus dem Gefängnisse
Sonitpur's zu befreien. Zu seines Verehrers Banh Hülfe kam nun
Siwa auf dem. Ochsen herbeigetrabt, aber Krischna warf durch
seine zauberische Maya solch' wirre Verblendung in das unge-
staltete Heer der Zwerge und Kobolde, dass der dreizackige Gott
genug zu thun hatte, seinen eigenen Kopf zu wahren und ting
dann an, von den 500 Armenpaaien Banh's eines nach dem
andern herunterzusäbelu, bis nur zwei übrig waren. Eben bereit
den tödtlichen Streich zu versetzen, sah er die Damen des Harems
mit zurückgeschlagenen Gewändern und verwirrten Haaren auf
sich zueilen, und als er, wie Bellerophon vor den lykischen
Frauen, mit gesenktem Kopfe zurücktrat, hatte Banh Zeit zu ent-
kommen. Siwa sandte jetzt Fieber, um das Lager seines Gegners
zu decimiren, empfing aber gleiche Gabe zur Erwiederung und
als er bei der nächsten Schlacht durch die von Krischna geblasene
Muschel das ganze Heer Banh's im panischen Schrecken über
den Haufen geworfen sah, blieb ihm nichts übrig, als den Weg
gütlicher Verhandlungen zu suchen , und aus Götterfreundschaft
94 Bimui.
versprach Krischna Verschonung seines Anbeters gegen Heraus-
gabe Aninids. Wie Rowlatt bemerkt, sollen die Abors der Hügel
nach der Zerstörung von Rajah ßhishmuk's Reich dorthin geflüchtet
sein. Nach den Traditionen der Chardwar (bei Westniacott) war
Raj ßanh vom Nermadaflusse nach Assam gekommen. Nach
dem Si-yU-ki stammt der König von Kamarupa mit dem Titel
Keöumolo (Kumara) aus der Race der Polomen (Brahmanen)
von dem Gotte Naloyen (Narayana deva). Die Rabhas in Kam-
rup verehren den Gott Rischi und sein Weib Charipeck. Die Koch
opfeni (ausser der Sonne, dem Monde und den Sternen) dem
Gotte Rischi mit seiner Gattin Jago, und die älteste Verehrung
der Siamesen war die der RUsi oder Rischi, zu denen ihr sie vom
Himmel besuchender Uralin gehörte. Zu ähnlicher Repräsentation
stellt der Gauda in Belluru den Stein des Dorfes als Gramde-
vata auf.
In Wethali, theilte mir ein Birmane mit, leben die Kossali
oder Kacharih, die Titpahi, die Zaundan, die den Gefangenen die
Obren abschneiden, die DoUn, die mit andern keinen Reis essen
noch Wasser trinken, die Mohaung, die für den Wethali-König
Sak auskochen. Der Äthan (Assam-König) in Wethali-myo ver-
theilte die verschiedenen Geschäfte des Landes unter seine Diener
und durch Vererbung entstanden die verschiedenen Geschlechter
(oder Kasten).
In Assam lebt noch die Sage von einer wunderbar mäch-
tigen und hochcivilisirten Gegend, die frühere Heimath der Ko-
litas (die alte Priesterschaft der Koch odcrKukis), in einem unzu-
gänglichen Hochgebirgsthale*) nach Norden, bis wohin aber früher
ein unterirdischer Tunnel eröffnet war, durch den die an den
•) Mohamed Bukhtyar, der Gonvernenr von Bchar, soll auf seinem Fddzuge
gefren Tibet von einer christlichen Colonie zurück jireschlajjren sein (1205 p. d.)*
Nach Khwajah Ahroud Shah Niikshbundih Synd wird im Ladak-Tha!c ein Gott,
Manih genannt, verehrt, wohl in lU-zu;? auf die himaischo Formel, wodurch Georp
den Manes zum Apostel Tibets macht. Nach dem AJaib-al Mnkhhikat verehren
einige der Tartarep und Turkomanen die Sonne, wahrend andere dem Mnni
folgen. C*est sur la doctrine de Manes, quc ce cnlte insense est fondö, sagt
Turpin von der Religion Pegn's.
Die Ahom in Assam und die Singpho. 95
Ufern des Sri-Lohit angesiedelte Colonie Verkehr mit ihren Ver-
wandten unterhielt. Den Anlass werden djizu die hoch umw^illten
Städte der Lamas gegeben haben, die dort in der vom indischen
Dorfleben frappant abstechenden Ordnung des chinesischen Bör-
gerthums wohnen, dem Gouverneur in Lhassa unterwürfig. Die
Mek im Süden des Brahmaputra kamen aus den Grenzländern
Bhutan's und Nepal's nach Measpar, und Mike ist der Name, den
die Kachar oder Bados den Khyeti geben.
Nach den Chroniken Mogoung*? (bei Pemberton) herrschten
von Khullii, dem ersten Könige von Pong («0 p. d.), 12 Könige
bis auf Murgnau (()67 p. d.). Nj\ch dem Tode desselben C*??? p. d.)
folgte sein Sohn Snkampha, der Bhamo und M'unipur eroberte
und seinen Bruder Chaunakhum zur Eroberung Assam's sandte.
Nach Sukampha's Tode (808 p. d.) folgten 10 Könige bis auf
Sugnampha (1315 p. d.), der bei der chinesischen Eroberung
(1322) nach Ava floh. Der von der zu den Khampti geflüchteten
Königin geborene Suuppha kehrte (1363 p. d.) zurück und be-
stieg den Thron Mogoung's. Suuppha (der Schan- König Soky-
anboa) zerstörte Sagain und Panya (1364). Auf seinen Nachfolger
Subungpha folgte dessen Sohn Suhungkhum, der (1474) das Kubo-
Thal eroberte. Die Birmanen erobern Pong (1512). Die Munyen
und Mogoung Schans zerstören Ava (1526). Nach Supengha's
Tode (1568) folgte Sukopha, der von den Birmanen zu den
Khampti floh, bei seinem Tode (1587) Chaukalkhum und
dann der von den Birmanen eingesetzte Chauangkhum, der in
einer Empörung entthront wurde. Die Schan adoptirten 1576
die birmanische Haartracht und Kleidung.
Natmiiale Traditionen der VolJiSNtämme.
Neben den offieiellen Chroniken der Birmanen, die sich mit
der aristokratiHchen Herkunft ihres Königs^eschlechts aus dem
heiligen Misimadesa brüsten , läuft die nationale Geschichte her,
die sich immer in bedeutungsvollen Phasen mit jener verknüpft.
Die ältesten Ereignisse werden in das obere Becken desirawaddi
verlegt, und die En^ählung steigt den Lauf dieses Flusses hinab,
von Thigayn, der Hauptstadt der Kädos, nach Tagoung, von da
nach Pagau und Prome. Noch höher aufwärts, an einem Neben-
flusse, liegt in der Nähe der Kubin-Minen Mweyen oder Maurya^
und weiter, jenseits des chinesischen Emporium von Bhamo,
an einem andern, der von der rechten Seite zuströmt, Mogoung,
wo der gesi'hätzte Serpentinstein gebrochen wird. Maurya, dem
in Aracan Mru, in Birma Pru genannten Gebirgsstamme an-
gehörig, gilt als der älteste Sitz der indischen Könige, der Ver-
wandten des von dem Murustamme seinerMutter Maurya genann-
ten Chandragupta , aber das ganze Land zwischen Mogoung und
Tagoung ist der nächste Ausgangspunkt der Goung oder
Gong, in den Gong thoungze nhit myo (den 32 Städten der
Gong) in Khian Tung, dessen classischer Name Khemarata
auch in der grauesten Vorzeit siamesischer und kambodischer
Geschichte als Myaug Komerat steht. Mogoung ist der Mittel-
punkt jenes Pon genannten Schanstaates , dessen schriftliche
Annalen mit dem Könige Khool-lie (80 p. d.) beginnen
und dessen Eroberungen Assam schon vor den Ahom, die
dort die Bodos, wie die Khamti die Laiuas, fanden, in Besitz
Nationale Traditionen der Volksetamme. 97
nahmen. Wie den Birmanen der Name der Brahmaneu , hängt
diesen Schan der der Ponas an, mit welchem Namen noch
jetzt in Ava und Pegu die vorbuddhistische Pon- und Bon-Reli-
gion Tibefs bezeichnet wird, da die Himmel der Brahmanen
oder Bhyamma in das orthodoxe Pantheon aufgenommen sind.
Die Bhwons oder Phongs im Norden Ava's werden als die Reste
des gleichnamigen Königreiches betrachtet. Sie sind verwandt
mit denKakhyens, von denen sie bei deren Einfällen in die Schan-
Dörfer nicht verletzt werden. Die Bhootas wanderten 633 p. d.
von jenseits des Schnees herüber, als die Pote oder Lepchas, und
die Tibeter, denen Birma als Meneupguiebo in Sakatra (das Land
der tättowirten Völker des Südens) bekannt ist, schickten im
7—10. Jahrhundert ihre Nomadenstämme der Sok po*) zur Ero-
berung Bengalens hinunter, dessen Bucht deshalb (bei Ibn Hau-
kai) die tibetische See genannt wurde. Bodha werden neben
den Zaath an den Indus versetzt.
Die Tibeter wurden auch mit Kambodia bekannt, und er-
wähnen es in ihren Büchern alsKanpou tschi (wie die Chinesen).
In den Deb Pal Deb's, aus der dem Andhra folgenden Dynastie
der Pala (gleichfalls Buddhisten , die 1025 p. d. Buddhatempel
in Benares bauten) werden indess schon wieder tibetische Stämme
als unterwürfig und tributspflichtig erwähnt. Die vier Stämme
Tibet's (Ngari, D'zang, Wei oder U und Kham) vereinigten sich
(313 p. d.) zu einem Staat. Nachdem die Chinesen 698 am Ku-
kinor besiegt worden, blühte das tibetische Reich, aber Kasch-
mir herrschte einst bis Yalang. Ymeutsin, König von Nantschao,
führte (808) Krieg mit Tufan.
Nach Bumey basirt die Maharägavanga (Mahayasuen) der
Birmanen besonders auf zwei Geschichtswerken , von denen das
von Moung Kula (1750) verfasste von der Erschaffung der Welt
*) Die Sokyeul (am KulciDor) oder Sifao , die von ihrem Gyaba oder Wang
regiert werden, heissen die Qya rungbo oder die eigeotlichen Fremden im Gegen-
sats KU den Bodpa in Kam. In Tibet ist das Wort phod (kräftig) durch thub ver-
stärkt (nach Schiefer). Les indig^nes de Tibet se donnent ä eax mSmes le nom de
Bod (fort) et k lenr pays Bodyul (Feer). Herodot erwähnt die Bovdut anter den
Geschlechtem der Medier. Wilson setzt Banttas an die Nordseite des Himalaya.
Basti »n, OttMlen. I. 7
98 Birnui.
bis zum Jahre 1721 reicht, das andere eine Fortsetzung des-
selben durch Päna Mengji ist. Der Hauptstolz dieser Geschichts-
werke liegt darin , genau angeben zu können, in welchem Jahre,
an welchem Tage der jedesmalige König geboren sei, womöglich
auch zu welcher Stunde , wieviel Jahre er als Privatmann gelebt,
wie \'iel Jahre als Könige und dann, was besonders >vichtig aber
bei der Schwierigkeit der Operation nicht immer richtig ausgeführt
ist, diese beiden Zahlen zusammen zu addiren und dem Leser mit-
zutheilen, wieviel Jahre er im Ganzen auf Erden gewandelt hat,
unter beigefilgter Beschreibung der Omen, die sich bei seiner Ge-
burt und seiner Erhebung in den Nathimmel zeigten. Die Gewis-
senhaftigkeit und Pünktlichkeit, mit der sie immer ausserdem die
Chronologie berücksichtigen, würde sehr zu loben sein, wenn sie
nur zu häufig selbst nicht wüssten , wo der feste Anfangspunkt
ihres fortgeführten Zählens sei. Ihrer Acren sind so viele, dass
es .oft langes Hin- und Herrathen giebt, und obwohl als Regel nur
die religiöse oder die vulgäre betrachtet werden sollte, so fangen
sie doch oft mitten in der Geschichtserzählung eine neue an, ohne
zu erwähnen, ob der eben genannte König einer der vielen Ka-
lenderverbesserer gewesen sei, oder springen auch mitten in ihren
Listen von einer Acra zur andern über, und lassen in Ungewiss-
heit , welche sie beizubehalten gedenken.
Am Ende eines Abschnittes werden die Königsreihen oft in
Listen zur Wiederholung beigefügt , wie z. B.
Mahasambhava, geboren im Jahre 60, Privatmann für
20 Jahre, König für 6 Jahre, Alter 26 Jahre, am Montag;
Kholasambhava , geboren im Jahre 66, Privatmann für
23 Jahre, König für 35 Jahre, Alter 58 Jahre, am Montag;
Dwattabong, geboren im Jahre 101, Privatmann für
35 Jahre, König für 70 Jahre, Alter 105 Jahre, am Dienstag.
Oder im Yasuen-tschop wird z. B. gesagt:
„Im 45. Jahre der zwölften Periode bestieg der junge Prinz
Tileyoung den Thron. Für 20 Jahre hatte er als Privatmann
gelebt und für 29 Jahre erfreute er sich der Königswttrde, worauf
er vom Leben abschied. Sein Geburtstag war ein Montag. Als
er den Wunsch verspürt, seine Existenz zu verwandeln, da stieg
Kationale Traditionen der Volksstämme. - 99
das Wasser im Flusse und Regen fiel in Strömen." Die Einwebung
der indischen Dynastieen inTagoung verschiebt jede richtige Per-
spective, und auch auf Pronie wurde Gautama's Prophezeihung
Übertragen, dass 1 00 Jahre nach seinem Nipban im Dorfe Patali die
Residenz Patalibothra gegründet werden würde, wohin Asoka
von Radzagyo den Königssitz verlegte.
Der erste Atuin derMahayasuen handelt von den Mahadham-
mata's, der zweite von Misimadesa, der dritte von Tagoung,
der vierte von Tyikittia oder Prome und der fünfte über Pagan,
Panja, Ava u. s. w. Ausserdem besass ein angesehener Privat-
mann in Mandalay, der Hauswirth des damals noch incognito
dort lebenden Dr. Williams , in seiner reichen Bibliothek viele
historische Werke bezüglich Pegu's, Aracan's, Zimmay*s, La-
bong's, Mon^'s u. s. w. , aber er theilte uns, halb im Vertrauen,
mit, dass die eigentliche Urgeschichte des Landes sich nicht in
diesem dickleibigen und majestätischen Mahayasuen fände, son-
dern in dem kürzeren Abriss des Yasuen-kyap. Davon konnte
ich damals, wo schon meine Abreise nahe bevorstand, kein Exem-
plar zu Gesichte bekommen, und ich weiss nicht, ob Dr. Williams
später glücklicher gewesen ist. Ich erfuhr nur soviel , dass die
älteste Hauptstadt Birma's Haiin gewesen sei , in der Nähe von
Schwebohmioh und durch ihre Salzwerke wichtig. Von dieser
zuerst durch Namanisedu beherrschten Stadt, die ein Erdbeben in
Folge blutschänderischer Ehe des Königs zerstört habe, seien die
Edelleute nach demselben Hügel ausgewandert, an dessen Fusse
jetzt Mandalay liegt, und hätten in kurzer Entfernung von dem
heutigen Madeya, ein durch seine Gärten und seine Cigarren be-
rühmtes Dorf, die Stadt Mingelaeh (Mingelay oder Klein-König)
erbaut, noch ehe die Aera Gautama's angebrochen. Erst wäh-
rend dieser wurde Tagoung Sitz der Regierung. Ich kann nicht
bestimmen , wie weit di^se Erzählung durch den Wunsch beein-
flusst sein mag, den von dem Könige neu gewählten Platz seiner
Hauptstadt mit dem Schimmer vorzeitlicher Glorie zu umgeben.
Einer der Hofschranzen erzählte mir auch, dass Gautama selbst
auf dem Hügel Mandalay's gestanden, den künftigen Palast,
wahrscheinlich mit seiner Wenigkeit mitten darin, im Geiste
100 Birma.
vorausschauend, und solche Gelegenheits-Novellen erfinden sich in
Birma ohne Schwierigkeit, besonders, wenn es zu schmeicheln gilt.
Die Gründung Halin's wird nach der gewöhnlichsten Auffassung
einem Edelmann zugeschrieben, der Kaniasagyi bei der Aus-
wanderung aus Tagoung folgte , aber sich unterwegs mit seinen
Vasallen von dem Könige trennte und mit Hülfe der Myae-thoo
jene Stadt erbaute. Bei einer späteren Gelegenheit hörte ich,
dass die Gemahlin des Königs von Haiin so hübsch und zart ge-
wesen, dass man das von ihr getrunkene Wasser in die Gurgel
und die Brust des durchsichtigen Körpers hinabrinnen sah. Sie
bethörte deshalb auch ihren Sohn, der sie nach seines Vaters
Tode heirathete. Da aber öffnete sich die Erde, die sündige
Stadt zu verschlingen, und noch jetzt soll Haiin beständigen
Erdbeben ausgesetzt sein, ja der Boden stets beim Auftreten
unter den Füssen wanken. Auch Tumansye , eine Stadt der Schan
am Engdaugyi-See, soll in einem Erdbeben niedergesunken sein.
Ein gelehrter Birmane, in der Hauptstadt geboren und er-
zogen , mit dem ich in Schwegjin zusammentraf, wo er das Ora-
kel der Stadt bildete , schien mir Haiin in die spätere Periode
der Gründung Pagan's durch die Job hinab zu versetzen, während
er für Tagoung zwar eine indische Einwanderung anerkannte,
aber nur als ein neu hinzutretendes Element der schon vorhan-
denen Eingeborneu. Andere dagegen machen diese Einwanderer
zum Kern der Bevölkerung des Landes, und überschlagen sogar Ta-
goung ganz, mit Pagan (dem oberen) als dem Ursprung beginnend.
Von den Bhyammagyi , die vom Himmel nach dem Lande Thavutti
(Savutti) gekommen und sich dort in Ragen vertheilt hätten,
wären nämlich die Birmanen von Misimadesa ausgewandert und
lange in den Wüsteneien*) von Dsanabok umhergezogen, bis
wohin Gautama's segnende Fusstritte nie vorgedrungen. Als sie
zum Irawaddi gekommen, hätten sie einen Sprossen des Sonnen-
geschlechts unter dem Titel Dhammatah zum König erhoben
und die Stadt Pagan erbaut. Diesen allgemeinen Titel führt
*) Die UeberlieferuDgen der Karen sprechen von einem dorchreisten Sand-
meer , das Anlass zn sehr angeographischen Hypothesen gegeben hat.
k
Nationale Traditionen der Volksstäiome. 101
ebenso der Oberrichter, der, wie Dejoces in Medien, von den
Dörfern in Johnjlut erwählt wurde, und später tritt auch der-
selbe Piusadih als ein anderer Sonnensohn auf, das Land von
den wilden Thieren zu säubern. Unter ihm habe man ange-
fangen, den Meizza-po mingyi, den Sohn des Thougyi (Dorf-
ältesten) Poau-myin , als Nat zu verehren, einen Mann mit einem
spiralig gewundenen Fleischthttrmchen auf dem Kopfe , der über
alle anderen Geschlechter in Tauniin hervorgeragt habe. Durch
drei spiralig gewundene ThUrmchen characterisirt sich die könig-
liche Rage in den kambodischen Sculpturen. Im Mahabharata
wird den Qaka, Tukara und Kanka das Epithet der Haarreichen
oder Gehörnten (wie Dulkharnein) gegeben und ^'ringin bedeutet
nach Lassen auch gipfelig (spitzköpfig). Ein Priester in Man-
dalay bemerkte mir über die Erbauung des alten Pagan , dass
Kanyazagyi und Kanyazangay das Land fast menschenleer ge-
funden und es deshalb mit den Bhyamma-Palaun bevölkert hätten,
d. h. einer Mischung zwischen den Nagama-myoh (den Bewohnern
der Drachinnen-Stadt) aus Tagoung, den Bhyammagyi-myoh aus
Indapatanaga (die wegen Mahathammatha's Glanz Nai-mioh
genannt werden) und den Ponah-myoh von Kapilawut. Indess
auch er sagte vorsichtigerweise nur fast menschenleer und konnte
nicht ganz leugnen , dass nicht schon ein ursprünglicher Stock
vorhanden gewesen. Dieser Wurzelstamni aber sind die Kuay
oder dieGad-Hmun (denNatZau verehrend), von denen sich noch
jetzt einige Ueberreste in den Wäldern um Tagoung finden.
Der Ahnherr der Kuay, erzählt die Sage, lebte als Holz-
hacker mit seiner Frau im Walde , und mit ihnen ihre Tochter
Sari. Diese verirrte sich mit einem Naga und gebar ein Mädchen,
das, da es Naga-ma (Schlangenweibchen) heisst, etwas von der
Drachennatur an sich gehabt haben musste. Dies trat auch bald
genug zu Tage, denn als der Sonnenkönig (Nay-min), für den es
damals wahrscheinlich noch keine Prinzessin zu verfuhren gab,
sie allzu heiss beschien, fing sie an Eier*) zu legen, und aus
*) Die Yon 32 Eiern geborenen Söhne Sangama's aus Champa wurden von
dem Könige Kosala's vemichtet. Rabu wird eine zablreiche Nacbkommensebaft
yon Crocodilen zugeschrieben, in deren Form auch Typhon (bei Aelian) erscheint.
«
102 Birra».
diesen Eiern krochen kleine Drachen aus, die die entsetzten
Grosseltern eiligst nach dem Flusse brachten und despatchirten.
Der Naga Hess das ruhig geschehen und war darüber durchaus
nicht erbittert, that im Gegeutheil Alles, um bei seiner Geliebten
und seinen Schwiegereltern in Gunst zu bleiben, baute eine Stadt
für sie, gab ihnen ReichthUmer und verbreitete Wohlstand über
das Land. Trotz alledem war er, als nicht zum Menschen-
geschlecht gehörig, nur ungern gesehen, und da er sich so all-
gemein verhasst fand, so setzte er seine täglichen Besuche aus
und kam nur bei Nacht, um das Bett seiner Ehehälfte zu theilen.
Diese aber, längst seiner Überdrüssig, versteckte einst einen aus
weiter Ferne hergewanderten Fremdling, Kissaenalin mit Namen,
der von der den Landesbewohnern anhaftenden Scheu vpr ihrem
Drachenvater frei war, in dem Palast, um ihren unheimlichen
Gemahl zu erschlagen. Er vollbrachte die That auch ohne Mühe
während seines Schlafes und theilte dann mit der Wittwe den
Thron des Landes. Der neue König unterwarf die umliegenden
Gegenden , die bisher nur von Edelleuten regiert waren , seinem
Scepter, aber sein Glück hatte keinen Bestand. Die Rache der
Naga's blieb nicht aus. Ein Unfall nach dem andern traf den
Mörder, der nach kurzer Herrschaft vom Tode hingerafft wurde.
Unter den Verheerungen innerer Kriege , unter Misswachs,
Seuchen und Hungersnoth ging das Volk zu Grunde und um das
Elend vollständig zu machen, begann der menschenfressende
Riesenvogel täglich Besuche in der Hauptstadt abzustatten und
die Leute bei Dutzenden aus den Strassen von Kathamyoh auf-
zuhacken und fortzutragen. Auf das allgemeine Jammern und
Klagen erklärte derselbe endlich , dass er sich befriedigen wolle,
wenn man ihm die einzige Tochter des Königs, die bis dahin
immer sorgsam unter dem Dache des Palastes gehütet war, zur
Beute überlasse, und da keine andere Rettung in Aussicht war,
mussten sich die Eltern zu diesem Opfer entschliessen. Schon
stand sie umgeben von den weinenden Gespielinnen auf der
Terrasse des Palastes , schon hörte man das ferne Rauschen der
mächtigen Schwingen , als auf dem Flusse drei gigantische Eier
vorbeitrieben, von denen zwei den Strom hinabschwammen, abör
Nationale Traditionen der VolksstSninie. J03
eins sich an den Bltschen verfing und am Lande liegen blieb.
Es zerbrach und aus demselben trat gerüstet und gewappnet ein
Heldenjüngling, der durch den Glanz seiner Waffen den häss-
lichen Geier verscheuchte und die Jungfrau als seine Gemahlin
heimführte« Dieser Retter, Naymintha (der Sohn der Sonne),
war von seinem Vater Thagyamin (der Sonnen-Gott oder Nay-min)
mit einer Belumah gezeugt worden, die auf einem hohen Himmels-
berge lebte, wo jener auf seiner Tagesfahrt mitunter auszuruhen
pflegte. Die von ihm gegründete Stadt Tiripanaga wurde später
nach einer günstigem Localität verlegt und Tamawnddih genannt
(unter König Theiktein). Tiripitza-myoh, vonYaunbyih aus zehn
Dörfern vereinigt, wurde unter Tiddein zerstört, der Teppa-
wuddimyoh baute.
Nach einer neuem Version hiltten die neun Bhyammagyi, die,
aus dem Himmel nach dem Lande Savuttih kommend, in Folge der
materiellen Nahrung die Geschlechtsunterschiede an ihren Kör-
pern hervortreten sahen, sich in vier Pa.ire getheilt, als die Ahn-
herrn der Birmanen , Talein , Kalas und Tayop. Die aus Misi-
madesa nach Janabut gewanderten Birmanen hätten dort aus
ihrer Mitte einen Puisodih genannten Mann unter dem Titel
Dhammatah zum Könige Pagan's erhoben.
Der Name Thagyamin (Sakhyamin), Götterkönig oder Indra,
der unter änderndem Abhiraga, dem ersten G runder Tagoung's, bei-
gelegt wird, erhält auch den Zusatz Bo (Grossvater oder Urahn), wie
als solcher in der vorbuddhistischen Dämonen - Verehrung der
erste Mensch oder specieller der ^'orfahre des Königsgeschlechts
seine Opfer erhielt. Noch jetzt findet sich in Birma manchmal
ein Nathans mit solcher Repräsentation der Pagode angebaut.
In dem Yekkan von Inau wird Thagyamin der Urgrossvater (Bay)
genannt, wenn er den Vater des Prinzen Tinjakata, den er Nachts
im Zayat trifft, nach dem Königreiche Bhamo geleitet. Nach
Hamilton führte der König von Birma den Titel Boa und wird
der Kaiser China's der Boa vonOudih genannt. Vielfach kommt
Utiboah vor. DemVua, als geistlichen Herrscher Tonquin's, steht
der weltliche als Chua (Chau) gegenüber. Indra als Sakra oder
Sakka ist der Ahnherr der Sakhya oder Sakra, deren erster König,
104 Birma.
wie in Karabodia der älteste Resident in Viswacarma^s Tempel,
aus dem Tiisehita-Himmel als Indra*s Sohn auf Erden geboren
wurde. Später liess ihn die Mythologie mit der religiösen Auf-
fassung des Buddha zusammenfallen, nachdem die Butas der
populären Dämonologie in Tulava zum Gott geworden , wie
Batho der Bado und Puthen (Putten) der Lungkhe. Die Grie-
chen kennen Boudyas, den Sohn des Spatembas, als den zweiten
König Indiens, aber während der Monddynastie der Hase heilig
ist, heisst Vikuxi (im Surjavan^a) fa^ada (Ilasencsser). Schon
Hamilton , dem eine Menge aus dem lebendigen Volksleben ge-
schöpfter Data zur Beurtheilung vorlagen, hat die Vermuthung
ausgesprochen, dass zwei Stifter des Buddhismus anzunehmen
seien, von denen der spätere, der Sakya-muni genannte Refor-
mator, ungefähr in die Zeit der christlichen Aera zu setzen sei,
d. h. der Herrschaft der nördlichen Saka in Indien, aus deren
Dwipa oder Continent auch Krischna Brahmanen holen lässt.
Kämpfer meint, dass die Siamesen den jungem Siacka mit
Buddha verwechselt. Der Babu-Daong-Tempel Anican's enthält
(nach Tytler) die Figuren Gautama's, Sakya-muni's, Sri-muni's
und Maha-muni*s.
Der noch immer beibehaltene Name Sakkharat fllr die
herrschende Aeni deutet auf den ausgedehnten Ruhm ihrer
mächtigen Gründer, den Eigennamen in einen allgemein
gültigen Titel verkehrend. Eine durch neue Einführung ab-
geschaffte Aera wurde in dieser Veränderung ursprünglich zur
Sumbut und erst später hat ein Missbrauch der Sprache auch für
sie die Bezeichnung Sakkharat bewahrt, die an sich nur bedeuten
kann, dass sie die von dem herrschenden Könige festgesetzte
Zeitbestimmung sei. Im Tibetischen zeigt schon Sakhya, als
Sang-ryas, das königliche Aflfixum. Bei Wong Pub meint Sakya
efificient virtue or able to practice virtue (s. Beale). Bei der
nachherigen Zusammenordnung der umhergestreuten und aus allen
Theilen zusammengesuchten Elemente des dann officiell und
orthodox proclamirten Buddhismus in systematischer Regelmässig-
keit wurde der jüngste Reformator zum eigentlichen Stifter und
in seine mit der Chronologie der Jainas übereinstimmende Zeit
Nationale Traditionen der Volksst&mine. 105
versetzt, während der ältere in den Buddha der früheren Periode
zurückgedrängt wurde, der nur der Sohn eines Brahnmnen war,
aber durch das bedeutungsvolle Eingreifen seines Namens in
verschiedene Entwickelungsepocheu des Buddhismus in khirer
Manifestation gegen das ausgewischte Verschwinden seiner Exi-
stenz im Nirwana protestirt. Der neue Aufschwung, den der
Buddhismus durch die indo-scythischen Könige erhielt, verdunkelte
seine Vergangenheit. L'expression Sat-tchong est la meme que
Chi-tchong, la rage des ^akyas ou les enfans de ^)äkyas (nach
Stanislas Julien). Davon werden die Buddhabilder in Cochin-
china genannt und Xi hiess im alten Laos der Priester. Unter
den als Sacae bekannten Völkern wurden gleich anfangs die Sai
am Ili- Flusse beim Aufbrechen des Reiches der Youeitchi in
Bewegung gesetzt. Ihrem Berichte über die Kriege, die zum
Untergange des Sakhya-Geschlechts fllhrten, fllgt die Dulva hinzu,
dass viele der zerstreuten Sakhya nach Nepaul geflohen seien, als
der Hphags-skyes-po, der König von Kosala, ihre Städte zerstört
habe. Während der Belagerung wurde von den Sakhya ihr
Landsmann Shampaka aus Kapila verbannt und auf seine Bitte
gewährte ihm Sakhya beim Abschiede einige Haare seine» Hauptes,
Nägelabschnitte und Zähne, aber Alles nur illusorisch. Nach
dem Lande Bagud oder Vajud kommend, wird er dort zum
König gemacht und baut Kapellen über den Reliquien. Von
Bagdad oder Babylon kehrten später die Bischöfe nach Ceylon
zurück. Aus früherer Zeit erwähnt die Dulva, dass der inChampa
residirende König von Anga den König Padma-chhen-po besiegt
und seitdem aus Magadha Tribut eingetrieben habe, bis sich
Sakyasinha*s Freund Bimbasara, der Rajagriha zur Hauptstadt
erhob , diesem Verlangen widersetzte. Wie Sinhala war (^'akala
(die Hauptstadt der Bahika) oder Wohnung der t'aka Aufenthalt
der Löwen, nach Bournouf , der davon Saggala oder Sangala ab-
leitet, das Arrian, als Stadt der Kathaioi (Xatri oder Khatti), im
Osten der Irävati setzt, Nach dem Mahabharata waren die
schwer zu besiegenden ^^aka dem f/akra (ludra) an Tapferkeit
gleich und Arjuna kämpft im siebentheiligen ^^akadwipa mit den
Bogen tragenden Fürsten. Mit den Tukhara und Kanka brachten
106 Birma.
die ^aka dem Könige von Pandava Geschenke. Nach Menander
hatten die TUrken früher Saker geheissen. Strabo erwähnt die Saka
nebst denDaai und Massageten (im Osten des caspischen Meeres)
als drei scythische Völker, die besondere Namen trugen, während
die Übrigen nur im Allgemeinen Scythen genannt wurden. Hero-
dot setzt die Sakai in Sogdiana (das Turkestan und Bochara um-
fasst). Ptolemäus zählt die Massageten unter den Stämmen der
Saka auf und der Name Sacae , den die alten Perser den scythi-
schen Völkern gaben, soll von einem Stamm derselben genommen
sein. Weiterhin (sagt Herodot) sind . die Völker der Scythen.
Die Perser nennen sie im Allgemeinen Sacai , von dem nächsten
Stamme derselben, in ähnlicher Weise wie später die Namen der
Mongolen und Tartaren durcheinander liefen. Die Scythen
eroberten (144 a. d.) das nördliche Sogdiana. Unter den No-
maden des nördlichen Sogdiana, sagt Strabo, seien die be-
rühmtesten diejenigen gewesen, die das griechische Reich in
Bactrien stürzten, und er nennt die Asioi, die Pasianoi, die
Tocli^aroi und die Sakarouloi. Sie waren von dem Lande
jenseits des Jaxartes ausgewandert und dem von den Sakai be-
sessenen Theil Sogdiana's. Bei Trogus Pompejus heissen die
scythischen Völker in Bactria und Sogdiana Sarancae und Asini
(Scythicae geutes, Sarancae et Asini Bactra occupavere et Sog-
dianos) und zu dem Stamme d«r Letztern (oder der Usun) wird
das Königsgeschlecht der Tochari gerechnet. Der Name Saka
findet sich in der Inschrift des Darius und Segestan meint Saka-
stane. Les Qakes occupaient le Sedgestan et une bonne partie
de TAfghanistan (Khanikoff). Die Inseln Abasa und Sakaia
werden in den Fluss Ser neben der Insel Öeria verlegt. Die
Chinesen bezeichnen die turanischen Nationen als Sse. Nach
den chinesischen Uebersetzungen Hyakinth's hiessen die Noma-
den der Mongolei vor den Zeiten des Herrschers Jao , bei den
Chinesen : Chunjui, dann Ssän-jun unter der Dynastie Ssä, Hui-fan
unter der Dynastie In, Jaujun unter der Dynastie Tschoi, Chunnu
oder Hunnu unter den Dynastieen Zin und Chan. Darauf führten
sie abwechselnd den Namen Ssänbi, Shushan, Tulga, Kidan, Tatan,
Mongol.
Nationale Traditionen der Volksstamme. 107
Nach der bactrischen *) Erhebung , bemerkt Strabo , wurden
die Griechen so mächtig, dass sie (nach ApoUodorus) Herren
Ariana's und India's wurden. Ihre Fürsten , und besonders Me-
•) Die Eroberungen der Turanier in Bactrien (nach der Regierung des
Eukratides) wurden ihnen von den Parthern wieder abgenommen (140 a. d.).
Nachdem die ecjthischen Hnlfstruppen den Partherkönig Phraates erschlagen
hatten (128 a. d.) > gingen die Sakarauler und Tocharer über den Jaxartes. Die
paka eroberten (129 a. d.) Bactrien und (127 a. d.) Theile Drangiana's. Arta-
bancsll. (Nachfolger des Phraates) fiel in einer Schlacht gegen die Tocharer oder
Thogarier (nach Justin). Aus chinesischen Berichten (bei Remusat) hatten die
Jueitschi (nach Besiegung der Tahia) dieAnszu (Parther) unterworfen, die damals
ohne Oberhaupt gewesen. Mithridates, König von Parthien , kämpfte glucklich
gegen die Scythen (f 88 a. d.)- Der vertriebene Sinatrukes (f 69 a. d.) wurde
durch die Sakarauler wieder auf den parthischen Thron eingesetzt. Phraates IV.
flüchtete vor einer Revolution zu den Scythen , die ihn wieder in sein Reich ein-
setzten (37 a. d.) und den Tiridates vertrieben.
Nachdem Maotun (Sohn des Theuman , der den Titel des Tschenju oder
König der Hunnen annahm) die Jueitschi (in Kansu am Hoangho) bct^iegt (208
a. d.), tödtete sein Nachfolger (Laoshang) ihren König (165 a. d.), worauf die-
selben (mit Ausnahme eines kleinen Theils , der zu den Khiang oder Kanka im
östlichen Tibet flüchtete) nach dem Iliflusse (am Balkasch) zogen und das Reiter-
volk der Sse südlich nach Sogdiana trieben. Als die benachbarten Usun oder
Usinn von den Hiongnu gedrangt wurden , schlug ihr König Kunmo die Jueitschi,
die, südwärts über den Jaxartes ziehend, die Sse nach Süden jagten (wo sie, den
Hindnkusch überschreitend, das Land Kipin oder den nördlichen Theil Ara-
chosiens eroberten) und dann die Tahia (Dahae) unterwarfen , worauf der König
seine Residenz im Norden des Oxus aufschlug. Der chinesische General Tschang-
kien traf (126 a. d.) die Jueitschi in einem fruchtbaren Lande, wo sie friedlich
und glücklich lebten, ohne Keigun^r, nach ihrer rauhen Tleiniath zurückzukehren.
Während sie früher als Bogenschützeu mit ihren Heerden umhergezogen, änderten
sich jetzt ihre Sitten. Sie waren in fünf Horden getheilt, aber Kieoutsieukio ver-
nichtete (24 a. d.) die vier andern Fürstenthümer und machte sich zum König
unter dem Namen Kouei-schu<iug. Ausserdem besiegte er die Könige von Pota
and Kipin (wo noch das Reich der Sse bestand) und unterwarf ihre Länder.
«Nachher zum zweiten Male besiegte er Thien-tchou (Indien)- Von dieser Zeit
an wurden die Jueitschi sehr reich und blühend** (Matuanlin). Hei seinem Tode
folgte sein Sohn Jenkaotchin. Die Sprache der kleinen Jueitschi ähnelte der
tibetischen (nachKlaproth). Nach den Chinesen waren die Sse und Usun stamm-
verwandt. Auf Kadphises IL (den Eroberer Kieu-tsieu-kio:«) folgten die drei
Tnriishka- Könige, mit Hushka und Gushka als Vorgängern des Maharaga Kanishka,
der (400 Jahre nach Buddha) die buddhistische Synode unter Vorsitz des Vasamitra
108 Birma.
nander, eroberten „mehr Nationen, als Alexander." Unter ihren
Städten wird, ausser Zariaspa und Darapsa, auch Eucratidia
erwähnt und Ptolemäus nennt Sagala und Euthydemia. Das
eroberte Land wurde von den Griechen in Satrapieen vertheilt
Der auch in ganz Vorderindien, von Kaschmir bis Ceylon,
uralte Cultus der Schlangengeister, den noch Alexander's
Macedonier in Taxila fanden , zog sich vor dem Eindringen der
Arier mehr und mehr in das Dunkel eines verfolgten Aberglaubens
zurück , so dass der grosse Weltendrache , den , wie der Kaiser
von China, der König von Tonquin und Cochinchina auf seinen
gelben Gewändern trägt, schliesslich in den Repräsentanten des
ahrimanischen Bösen verkehrt wurde. Bei dem durch den Fluch
der Brahmanen als Schlange vom Himmel gestürzten Nahuscha
wird an den Ammoniterkönig Nahash erinnert. In den ursprung-
lichen Mythen ist nicht Indra's Architekt Visvakarma, sondern
(Zeitgenosse des Nagarjuna) abhielt. Auf ihn folgte (40 p. d.) Abhimaoju und
dann Vigaja.
Unter der Dynastie der Tanishka erreichte die Macht der Jueitschi in
Indien ihren höchsten Gipfel. Kanishka (10 p. d.), der die vierte Synode der
Buddhisten berief, dehnte das indo-scythische Reich in Indien aus. Die grossen
Jueitschi tödteten die indischen Könige und ersetzten sie durch ihre Feldherreo.
Das Reich zerfiel nach dem Tode Balan's. Matuanlin giebt das Jahr 22? p. d.
als das Ende der indischen Herrschaft der Jueitschi. Auf Narendraditja (f 300
p. d.) folgten in Kaschmir Herrscher der weissen Hunnen (4. — 5. Jahrhundert),
bis Rai^Äditja (Anfang des 6. Jahrhunderts) die einheimische Herrschaft wieder
hersteUte.
Während die Macht der Jueitschi (im Anfange des 3. Jahrhunderts p. d.)
in Indien unterlag, hatten sie im Norden des Hindukusch sich behauptet und ihre
Fürsten ubteu Ende des 4. Jahrhunderts einen überwiegenden Einfluss auf ihre
Nachbarn aus. Erst im Anfluge dos 5. Jahrhunderts eroberte ein Fürst der
kleinen Jueitschi indische Gebiete. Vivien de St. Martin identiflcirt die weissen
Hunnen oder Ephthaliten mit den Jueitschi. König Perozes oder Firuz (König
der Sassaniden) wurde von den weissen Hunnen besiegt (480 p. d.). Sein Sohn
Kavades oder Kobad flüchtete vor einer Revolution zu dem Fürsten der weissen
Hunnen und wurde von ihm (als Schwiegersohn) wieder eingesetzt (499 p. d.).
D«imals beherrschten die Hunnen unter ihrem mächtigen König GoUas das nörd-
liche Indien. Chosroes Anuservanes (Khosru Anushirvan) brach die Macht der
Ephthaliten (529—562) und der Hest derselben wurde (568 p.d.) durch den Khan
der Turi^cn vernichtet.
Nationale Traditionen der Volksstämme. 109
der Nagakönig der Städteerbauer, der die Nakhon oder Naghara
nach den Windungen seines die Erde durchschlingenden Riesen-
körpers gründet und ihnen daher im begUnstigtsten Falle eine
spiralige Sehneckenform giebt, wie jener ersten Hauptstadt der
Giao-tchi , ehe noch ein anderer Theil der Halbinsel bewohnt
war. Bevor Visvakarma das Geschäft allein in die Hand nahm,
fand (wie bei der Erbauung Prome's) eine Art Compromiss statt,
indem Indra den centralen Stadtpfeiler pflanzte und um den-
selben , wie einst um den Berg Meru , den Schlangenkönig als
Strick umherwand, um dadurch die Ausdehnung des Weichbildes
abzuspannen. Noch jetzt, wie bei jedem Häuserbau, ist es das
wichtigste Geschäft der Wahrsager inBirma und Siam, die Spiral-
windungen des Schlangenkörpers unter der Erde zu kennen,
damit die Grundpfeiler auf die richtigen Glieder desselben gesetzt
werden. Der Eisenpfosten Delhi's ruht auf dem Kopfe des Sahes
Nag oder Vasuki (Sehlangenkönigs) und als der Tomar - Fürst
beim Eintreiben des Stadtpfeilers Vasuki's Kopf*) durchbohrte
und ihn blutig wieder heraufzog, prophezeite Vyas aus diesem
ungünstigen Zeichen den Fall der Dynastie. Auch im Buddhismus
ist es nothwendig, die verschiedenen Phasen, die die Schlangen-
verehrung durchlaufen hat, in ihren graduellen Veränderungen
auseinander zu halten, um nicht iu Widerspruch zu gerathen,
wenn man die von den frommen Missionären exorcisirten Höllen-
geister zugleich als Hüter der höchsten Wissenschaft im Mahayana
erblickt oder das sonst verfolgte Ungethüm sich als schützendes
Dach über dem Haupt des Xina wölbt. Gleich den Nagbansis in
Chota-Nagpur, deren Stammvater Bhim durch die Drachentochter
wiederbelebt wurde, rühmen sieh die Chero's und Sunaka-FUrsten
(inKikata) ihrer Herkunft von Kasyapa durch die grosse Schlange,
die in Patala herrscht, und ehe die (iebirgsstämme ihre hochfliegen-
den Adler und Geier mit sich brachten, das kriechende Gewürm zu
*) Porchase states, that tbe Rase (Raja), who foanded Delhi, by advice of
bis magicians tried the ground by driving an iron stake , wbich came up bloody,
having woonded a snake. This the Ponde (Pände or Pandit) or magician said
was a fortanate sign (s. Canningham).
110 Birma.
vertilgen, wurde der westliche Hafen Potala zum Ausgangspunkt
derSakhya Ra^e genommen. Als Janama Java, um den Tod seines
Vaters Purikhit (Sohn Judishter's) zu rächen, den Surpavatar-jog
celebrirte, flüchtete die Schlange Tukshaka zu Indra's Himmel
und bat um dessen Fürsprache. Dagegen hörte Apollonius von
den Bergbewohnern des Hindukusch, dass sie die Adler verfolgten,
um den gefesselten Prometheus zu rächen. Die von Tod bei den
Kajputen gegebenen Formen Sesh und Takshak erwähnt Hügel
auch in Kaschmir. Die Puranas erklären (nach Tod) den
Tschandragupta für einen Abkömmling der Takschakas und nach
dem Mahawanso stammte sein Mentor Tschanakja aus Taxila.
Zum Schutz gegen Schlangen wird Manasa, Sib's Tochter,
verehrt. Bei dem Feste des Nagpanchami in Gorrukhpur füttern
Jungfrauen die acht Drachenkönige mit Kuchen , die ins Wasser
geworfen wurden , während man sie im alten Italien in Höhlen
niederlegte. Nach Matuanlin sah Sangfa auf seiner Reise nach
Sumatra (983 p. d.) die buddhistischen Bettelpriester einen mit
Schlangen geschmückten Kopfputz tragen. Das Symbol des
Jaina- Heiligen Parswa ist die Schlange oder Takscha. Nach
Wilford sind die Sacshacas ein Schlangengeschlecht mit zwei
Gesichtern, die nach Belieben angenommen und verändert werden
können. Als Buddha das falsche System der Berg - Eremiten
verworfen hatte , wurde er in der Höhle Bodhimanda durch den
Drachenkönig Kacha geehrt. The wars of the Pandus and Tak-
shas, the professors of the old and new religion respectively were
typified by serpents and dragons (s.Tod). Nachdem dieNagasin
ihrem Kampfe mit den Asuras jenseits der Grenzen Jambudwipa's
besiegt waren, flüchteten sie nach dem Hinmiel der Chatu-Maharaja
und trafen dort mit Garuda oder Tarkcha (im Astika sauparna parva)
zusammen. Doch sind sieben ihrer Könige (Pandutara, Kumbha-
latara, Thatharasa, Sattawe, Thantarawasi , Bopphataka und Pa-
•
thawitaka) gegen diesen Vogel sicher, der sie sonst, wie schon
im alten Aegypten, verfolgt. Als untergeordnete Fürsten werden
(bei Low) genannt: Phothe-Mukkha, Akke-Mukkha, Latha-Muk-
kha, Katha-Mukkha. Nach der Kola- pürva-Patayam war der
im Hause eines Töpfers geborne ^alivahana ein Anhänger der
Nationale Traditionen der Volksstamme. Hl
Qramana oder Buddhisten und Verehrer des Sarpe^vara (Herr-
schers der Sehlangen), wurde aber wegen seiner Verfolgungen
durch Qiva vernichtet, indem derselbe die Könige von Chola,
Chera und Pandja schuf. Krischna bezwingt den fttnfköpfigen
Schlangenkönig Kaliya. Knef (Agathodämon oder Shis) wurde
in der unschädlichen Schlange personificirt zum Emblem der
Weisheit, Jugend, Gesundheit, Ewigkeit und Unendlichkeit.
Als die beiden Brüder Kaniazagyi und Kaniazangay nach
Tagoung kamen, fanden sie die Kuay, als die Verehrer des Tin-
gasajah, eines Dämon mit einer Haarlocke an beiden Seiten, der
auf Pferden oderElephanten ritt, und dem Schnapstrinken leiden-
schaftlich ergeben war. Die indischen Einwanderer hatten keine
Scrupel, die menschenähnlichen Geschöpfe, die sie im Lande vor-
fanden und die nicht zu der himmlischen Rage der Bhyammagyi
gehören konnten , zu ihrem eigenen Besten nutzbar zu machen
und als Sklaven zu knechten. Nur die Kookis (Kakuis oder
Ka-Kuay) der entlegenen Hügel blieben von der Unterwerfung
frei, von wo sie gelegentlich Einfälle machen, um sich für Hoch-
zeiten oder Leichenbegängnisse mit obligaten Menschenköpfen zu
versehen. Diese Kookis*), die (nach Scott) wie die Padaei
Herodots, die Alten und Kranken essen, ehe sie durch den Tod
verdorben sind, nennen sich selbst Thadoo. Die Sprache der
neuen Kookis', die ein höchstes Wesen unter dem Namen Puthcn
verehren, heisst Thadau Pao nach dem vorzüglichsten Geschlecht
und die früheren Dynasten in Tagoung führen stets den Titel
Thado, was mit dem birmanischen Affix dau für königliche oder
göttliche Bezeichnungen zusammenhängt. Nach Burney kam
ihnen dieser Titel Thado zu, weil sie als Abkömmlinge des könig-
lichen Thaki- (Sakhya-) Geschlechts Kinder der Sonne gewesen.
Nachdem Tagoung schon längere Zeit erbaut war, ging einst
ein Bürger dieser Stadt im Walde spazieren. Er hieb einen Bambu
um und war nicht wenig erstaunt, ein Mädchen darin zu finden.
Doch machte er keine Einwendungen und dort ^zwischen sieben
Bergen," wie es in dem birmanischen Liede heisst, zeugte er als
*) Die unter ilmen herrschende Sitte , vor der Ilochzcit Menscheuköpfe zu
j^igeu, wird von Suleyuian alö der Insel AI Ramny eigenthumlich beschrieben.
112 Birm».
erster Ahnherr derßafe die Joh, die dann nach dem Ehyendwen-
flusse zogen und sich in Jaunbiohpiuh ansiedelten unter ihrem
Führer Kharot. Dieser hatte mit seiner Gemahlin Weluwadi
einen Sohn Pi-joh und eine Tochter Pa-joh, die Letztere von
solcher Schönheit, dass sie das Gelüste des Königs des Landes
reizte und von ihm geraubt wurde. Darüber entstand allgemeine
Trauer und in der Berathung, was zu thun sei, beschloss ein Theil
der Joh , das Gesicht der Frauen mit Messern zu zerschneiden
und sie so sehr durch Narben und Wunden zu entstellen, dass sie
nie wieder einen Fremden anlocken würden. Die andern Joh,
von dem Jomah-Gebirge benannt, die sich zu solch barbarischem
Vornehmen nicht entschliessen konnjten , zogen nach Tilein , wo
sie sich einen König erwählten. Die Zurückgebliebenen, die
unter dem Namen der Khyen bekannt sind, führten ihren Vorsatz
aus. Nachdem das Gesicht möglichst durch Scarificiren entstellt
ist, wird das Mädchen den Hunden des Dorfes vorgeworfen und
wenn diese heulend davon laufen, so erklärt der Rath der Aelte-
sten sie für perfect. Bei einigen Stämmen soll der auch unter
den Garos bekannte Gebrauch existiren, dass der Bräutigam beim
Herannahen derHochzeitsprocession davonläuft, und seine Eltern
einen Scheinkampf zu seiner Vertheidigung beginnen, wie sonst
in mehr entsprechender Weise die Volkssitte solchen Widerstand
zum Schutze der Braut vorschreibt. Die von den Kachar's Miko
genannten Khyee besitzen den bhutanesischen ähnliche Heiraths-
gebräuche, in denen wegen der Polyandrie die Männer mehr
gesucht sind als die Frauen. In der aracanischen Geschichte
wird von dem Könige Ananthiri (1167 p. d.) erwähnt, dass er die
schönen Mädchen des Landes für seinen Harem rauben Hess und
dadurch das Volk so sehr erbitterte, dass eine Revolution aus-
brach 9 in der er umkam. Auch König Tandwaemioh verfuhr in
sehr tyrannischer Weise mit dem weiblichen Theil seiner
Unterthanen, keine Vorstellungen der vier Edelleute achtend,
bis sein Vertrauter Sadaunja heimlich Briefe an den König von
Birma schrieb und ihn zur Eroberung des Landes einlud, die
leicht glückte. Der Gebrauch , das Gesicht zu tättowiren , findet
sich auch bei einigen Nagastämmen am Brahmaputra, während
Kationale Traditionen der Volksstamme. 113
die Nagas im Allgemeinen die Tättowirung auf den Körper*)
beschränken und je nach den Figuren den Rang der Individuen
unterscheiden. Schon Conti erwähnt (1444) die Sitte des Tätto-
wirens in Macin (Birma). „Die Einwohner vonPegu machen ihren
Leib von den Scluiltern an bi.s zum Nabel voll von allerhand
Figuren, dergleichen thun sie auch mit ihren Angesichtern " (Vogel
1678). Dagegen war es zu Fitch Zeit den Peguanern verboten
sich zutättowiren, da dadurch nur die ächten Birmanen bezeichnet
werden. Die Schans sind noch jetzt am ganzen Körper tättowirt
vom Halse an, während die Birmanen sich auf die Beine be-
schränken. Die Karennih tättowiren auseinander strahlende Li-
nien auf ihrem Rücken als ihr Wappen, das die Normannen im
gespreizten Adler einschnitten. Die alten Eingeborenen Ton-
quins werden von den Chinesen als Picti beschrieben. Bei den
Birmanen, die von den Chinesen Ot-thon oder sich bemalende
I^utc genannt werden, soll das Tättowiren ursprünglich von den
Prinzen angewandt wofden sein, um ihre Abhängigen zu markiren,
und in Siam wird jeder Unterthan an der Hand gestempelt (als
Sak) mit dem Zeichen der Section der königlichen Arbeiter, zu
der er gehört. Früher aber unter König Uthong, der von den
1^0 (Lao juen) stammte, sollen die Siamescn ebenfalls tättowirt
haben. Nach Kämpfer wurden die an den Armen bemalten
Leibwächter des siamesischen Königs von den Portugiesen Bra^os
pintados genannt. Le Comtc liemerkt über das Tättowiren:
Aujourdhui Ics Pegouans partagent cettc coutume avec les Bir-
mans. Ccpendant il m'est quelquefois arrive de dcmander par
curiosite aux individus, qui venaicntmc voir, s'ilsetaicntByamma.
Atissitöt pour m'en donner la preuve et m'öter toute doute en cet
<^*gard, ils me montraicnt leurs tatouages. Das Tättowiren bei den
Birmanen , das sich über die ganzen Beine erstreckt, ist ein et-
was ernstliches und jedenfalls sehr schmerzhaftes Geschäft und
es wird in Bii-ma wie auch bei den Laos von dem Jüngling er-
fordert, dass er die Pein muthig und standhaft erträgt, aber die
•) \U se tracent des fijjnros noirrs snr la face ot se tntonont U; corpi», hoisHt
es (bei de Rosny) im Ti-ton-tsoniig-yao von den Hewohnern Japan's (W^o-nou).
Bastian, OstMien. I. 8
114 Birma.
Prinzen von Mandalay waren weniger begierig, als einst die der
Incas , eine solche Probe abzulegen , denn ich wurde beständig
von denselben um die schlafniachende Medizin der Europäer an-
gegangen, da sie vom Chloroform gehört hatten. Die Nagas ge-
brauchen auch ein betäubendes Mittel, das sie vor der Operation
einnehmen, um Nichts von derselben zu fühlen.
Das Tättowiren wird von der Tradition (bei Sheldon) einer
Königin zugeschrieben, die zugleich die lascive Tracht der Frauen
einführte, um die Männer von einem durch metallene Glöckchen
bekämpften Laster zu entwöhnen, dem (nach Pinto) auch der
Brahmakönig ergeben war, der aus Hass gegen die Frauen die-
selben tiberall mit grosser Grausamkeit martern Hess. Linschoten
erwähnt die Infibulation bei den Peguern.
Nicht nur von den Job, die jetzt als Trödler und Hausirer
im nördlichen Birma umherwandern, sondern auch von den Karen
lässt die Sage die Khyens sich abtrennen. Früher lebten die
Khyens und Karen, erzählen die letzteren, als Brüder zusammen,
aber als sie einst ein Stachelschwein erjagt hatten, verzehrten
die Karen das sämmtliche Fleisch und Hessen den später nach-
kommenden Khyens nur die Stacheln. Darauf ärgerten sich
diese und schieden sich ab. Die Karen bewahren eine Tra-
dition, dass sie früher im Besitze einer Menge Bücher waren, die
auf Felle geschrieben und einst aus Versehen von den Hunden
gefressen wurden. Die Khyens aber (nach Compstock) essen
die Hunde, um die von ihnen verdaute Wissenschaft zu assimiliren.
.Vertomanus erwähnt (1503) Pergamentbücher in Tenasserim,
früher hauptsächlich von Karen bevölkert. Nach Tavernicr war
Hundefleisch ein Leckerbissen für die Assamesen.
Die Khyens behaupten früher die Herren der fruchtbaren
Ebene Sagain's gewesen zu sein, als tartarische Emigranten
(Tajet), vom Norden kommend, sich zwischen sie eindrängten.
Sie nahmen anfangs die Ankömmlinge gastlich auf und es wurde
beschlossen, dass die beiden Könige gemeinsam regieren sollten
(wie die der Thai-yai und Thai-noi in Siam). Allmählich aber
machten die Fremden grössere Prätensionen, nahmen immer mehr
Terrain für sich in Anspruch, wollten den König der Eingebornen
i
Nationale Traditionen der Volksstamrae. 115
nicht länger anerkennen und Hessen diesen, wenn sie keine Lust
hatten sich zu Sklavendiensten zu bequemen, Nichts übrig, als
sich in die wilden Gebirge des Yoma-doung zurückzuziehen. Dort
wohnen sie jetzt unter der geistliehen Oberhoheit des Passine
am Moh- Flusse (s. Tränt), die nach den Gewittern fallenden
Donnerkeile gläubig verehrend oder (nach Malcolm) zum Gott
Aporathe betend. Ein Koch, der einige Zeit in meinen Diensten
stand und aus den birmanischen Dörfern am Khyendwen nach
Mandalay gekommen war, erzählte mir von einer Art krummer
Pfeile, womit die Khyen über Bäume hinweg oder im Ciikel um
die Ecke herumschiessen könnten , der Beschreibung nach etwa
in der von Boomerang beschriebenen Ellipse. Seine Theorie über
die Khyeen war übrigens, dass sie die versprengten Reste einer
im Gebirge verlorenen Armee Birmanen seien , wie die Karenni
sich selbst sogar für Ueberbleibsel einer chinesischen Armee aus-
geben. Der Schan-Häuptling von Mogoung, der (1363 p. d.) Ta-
goung eroberte, führt den Titel Tho-Khyen-ba und Toungnu wurde
gegründet von Karen -ba (dem Vater der Karen). The Kami
State, that they once dwelt onthe hills, now held by the Khyens
(Latham).
Hamilton erfuhr von seiner Autorität in Pagan , dass sich
auf dem Jowa- Flusse die grosse Stadt Jo finde. On its ncigh-
bourhood are many villages , inhabited by a pcople of the same
name who, he said, are very ugly, having white teeth, largebellies
and long loose hair. Nach den Berichten des Sklaven stand der
Stamm der Jo unter sechs erblichen Häuptlingen with the title of
Zabua, namelyZho, Kakhiap, Thilaen, Jo, LaunsciandTauduaen.
Die Jo sprächen einen Provinzial-Dialect der Mramma-Sprachc.
Die Gründung Pagan's war schon lange vom Volke erwartet
worden. Man wusste, dass prophetische Zeichen diesem grossen
Ereignias vorausgehen würden und man sah denselben mit Span-
nung entgegen. Da glückte es dem Edlen Maheinda, der von
der Insel Jaimbuihjoah am Khyendwenflusse her des Weges kam,
die vcrhängnissvollen Omen zu erblicken. Auf einem Pauk-
Baume sass ein Pyein-Vogel, in der Mitte ein Phoot (Guana) und
am Fusse ein Pah (Krabbe). So waren die vier P vereinigt.
116 Birma.
Als er in Tagoung Bericht abstattete, was er gesehen, erliess
König Pisohdihmin sogleich die nöthigen Befehle und Pukham
wurde erbaut. Die Gegend am Zusannnenfluss des Khyendwen
und Irawaddi wird im IMtel des birmanischen Königs noch jetzt
als Sonarapanta bezeichnet.
Die Kados oder Kadoos nennt Hannay the most intercsting
of the northern tril)es, like the Yos, oue of the old Burmese
races*), und wie die Yos in Haiin der Gründung des unteren
Pagan vorhergingen, so stehen neben dem oberen die Steinburgen
der Kados in Thigyain, was früher den Danoo (Daonai) gehört
haben mag. Die Danoo sprechen den Dialect Tavoy's, von wo
viele der aus Birma hingesandten Colonisten in späteren Kriegen
zurückgebracht sind. Sie tättowiren und von ihnen wird behauptet,
dass sie a relic of the original uncivilizcd Myamma seien. Unter
den Schan sind sie die Weber. Von den zu den Schan gerech-
neten Kadoos wurde mir in Schwegyien gesagt, dass sie meist
ihre frühere Wohnstätte dort verlassen und nach Zimmay oder
Yuthia fortgezogen seien. Eine eigenthümliche Bestätigung des
Rechtes der Kadoos, zu den ältesten pjugeborenen gerechnet zu
werden, findet sich in dem vielfach in Indien wiederkehrenden
Gebrauche, dass neue Eroberer sich von den frühern Insassen
des Bodens die Bestätigung ihrer Ilerrscherwürde ertheilen Hessen.
Bei den Kajputen drückte der Häuptling der Bhecls das Zeichen
der Tika auf die Stirn des Knjah**), die Laos bewahrten ein gleiches
Amt in Zimmay unter dem Wechsel der verschiedenen Dynastieen,
die über diese Stadt herrschten , und der König von Kambodia
so wie der von Cochinchina soll früher dem Feuer- und Was-
serkönig unter den Kadeh huldigenden Tribut gesandt haben.
Der König von Birma bewahrt in seiner Staatstracht die charac-
•) and similar in type tö wliat wo seo of the Bliiirs and Ranje Bliurs of the
prescnt day, a race known hy tradition as the oldest of Indian races.
••) Eine ähnlictic Rolh» spiclon die Mantras (oder Mintira) , von denen Boric
8a^: The Qrand Batin (Batu Kapala or adiiiinistrator of the laws) iakes part in
the election of the Malay chiofs of Johol, Sonjreioujong, Jelebu and Klam. Nach
DaUon verleiht der Sawunt der Bhooya'n den Bamra- und Gangpore - Rajas ihre
Investitur.
V
Nationale Traditionen der Volksstamme. 117
teristischen Insignien der Kadoo, wie Symes ihn bei der Audienz
beschreibt, als ein geharnischter Mann mit Flügeln an den Armen
(a gilded or probably a golden wing on each Shoulder). Durch
dasselbe CostUm wird in den Dramen der Character des Königs
ausgezeichnet, wie sich in Rom das Andenken der alten Oscier
durch die attellanischen Dramen erhielt.
Von den Kadoos aber erwähnt die Mythe, dass sie mit einem
Federstreifen der Armbeuge entlaug geboren wären, und giebt
zur Erklärung die folgende Erzählung: Zwei aus Kosali-theinpieh
verbannte Prinzen Yekkha gyi und Yekkha gelay wanderten über
die Erdoberfläche , und da das Leben der Menschen sich damals
noch auf 1000 bis 1500 Jahre belief, so konnten sie schliesslich
zum Haemawun-Walde gelangen ; dort sahen sie auf einem Baum
zwei Kenia-Vögel *) (Menschen-Vögel) sitzen, ein kenia-bo und
eine kenia-ma. Sie schössen das Männchen, wurden aber, als sie
das verlassene Weibchen mit menschlicher Stimme klagen hörten,
selbst so tief gerührt, dass sie den Verwundeten zu heilen suchten
und als er starb, ihn begruben. Aus Dankbarkeit diente ihnen die
Kenia-ma und brachte ihnen Waldfrüchte zur Nahrung* Sie wurde
später Mutter und gebar dann die Kadoo mit Fcderflügeln am
Arme. Ihr Ahnherr Dwaywuntha, der mit seiner Schwester
Setschi den später berühmten Kauschi zeugte, baute die Stadt
Haemawun myoh. Wie die Kadoo Federn am Arme, haben die
Kotbali-Leute dichte Haare auf der Brust. Pengalo-Namoo ist der
Name des bedeutendsten Platzes imOebiete der Kadoos. In einer
ähnlichen Beziehung stellten sich die von der Gottheit Babrubahan
abstammenden Manipurier zu der eingeborenen Ilace der Kasay
oder Ka-Thay und ist hier durch ihre spätere Brahmanisirung
die Dichtung weiter ausgesponnen.
Von dem Könige von Sinapaton (dem Lande derKalae) aus-
getrieben, wanderten die vier Brüder Upakantha, Seyakantha,
Mahakantha und Sonakantha mit ihrer Schwester nach Athantein,
wo Upakantha sich dem Einsiedlerleben widmete, und später
auch Seyakantha. Die Schwester Keyanatantide lebte mit ihren
*) Der Kanala- Vogel, nach dessen dchöacn Aiij^eu Asoka'ä Sohn benannt war
118 Blrma.
andern beiden Brüdern, wurde aber einst, als sie sich allein im Walde
befand, von einem Fremden, der dort hingekommen, gemissbraueht.
Sie brachte ein Stück Holz zur Welt, das die Brüder verbrannten,
die Asche in den Fluss werfend , auf dem sie herabtrieb bis zu
einem Platze, wo ein Cutch-Baum] aus ihr aufwuchs. Ihre
Schande zu verhehlen, tüdteten die Brüder ihre Schwester und
sie prophezeihte vor ihrem Tode, dass das ganze Geschlecht auf
eine schmähliche Weise zu Grunde gehen werde, indem die Be-
wohner der Stadt sicli aus dem Shapinbaume (Cutchbaum) Stöcke
schnitten und sich gegenseitig damit niederschlugen (wie in
Dvvaraka). Von Upakantha nach ihrer Schwester befragt, ent-
flohen Mahakantha und Sonakantha, um seinen Nachforschungen
zu entgehen. -Auf ihren Wanderungen trafen sie in einem Walde
mit einer Mann-Bärin zusammen und erzeugten mit ihr die Rage
der (Moi-tay) Kathay. Die Kalac wurden bei der Trennung von
den Kathay als Kalae-taundah bezeichnet. Unter Ganurshin-
rajah, dem Gründer von Kathay-myoh oder Manipur, kam ein
Pona von Hindostan, der mit einer Frau des Landes die Pona-Rage
erzeugte. Dann wurde der Dienst des Kadakrishno, Hanuman,
Kam, Lakshman eingeführt. Seitdem rühmt sich das Königsge-
schlecht der Abstammung von demPanduiden Arjuna. Mit Ulupi,
die Tschitrangada's (Tochter desNaga-Königs von Manipur) Sohn
Vabhruvahan aufzog, zeugte Arjuna (nachdem Asvamedhika) den
Iravan. Bei den ersten Entdeckern heissen die Bewohner Pegu's
die Pandalus von Mon, als Gründer des Kalaminham- Reiches.
Besonders hoch verehren die Manipurier die Tulsi- Pflanze (Piu-
sinbin) und in Amarapura sieht man stets eine solche an der
Seite ihres Hauses. Der Belu Sankassur besass so unüber-
windliche Stärke, dass er aus seinen Kämpfen mit Brahma,
Vischnu und Mjihesu stets siegreich hervorging. Einst aber Hess
er sich verleiten, seinem Weibe zu fluchen, weil sie Brahma in
ihr Bett zugelassen, und mit dieser Zorneswallung war seine
Ueberlegenheit vorbei. Seine Frau allerdings wurde in die
Pinsin-bin verwandelt und Vischnu, der Brahma's Platz eingenom-
men hatte, in einen Salagramma-Stein, aber zur Rache zwangen
sie Sankassur, die Form der Kajudin -Muschel anzunehmen, die
Kationale Traditionen der Volksstäminc. 119
vor ihnen auf der Erde liegt. Dieser Cultus hat sich auch zu
den Wilden des aracanischen Grenzgebirges verbreitet, die eine
Schlingpflanze in den Wäldern abschneiden und in ihren Nat-
häusem zur Verehrung aufhängen, oft mit einem schwarzen Stein
daneben. Das Salagramma ist die Versteinerung Vischnu's als
Ammonshom, angenagt von Vajrakita (Donnerkeil-Wurm), wäh-
rend seiner Vereinigung mit dem Gandaka-Berge (s. Mögling).
Die gemeinsame Wurzel der Karen und Khyen oder viel-
leicht ihren noch ungetheilten Stamm scheinen die Lava oder Loah
zu bilden, das Volk der Tolteken in der hinterindischen Halbin-
sel. Von den prachtv'ollen Tempelruinen Java's liegen mehrere auf
dem Berge Lawu, wo Ankavigaja mit der Dämonentochter seinen
Heldensohn zeugte, den Eroberer Bali's. In Birma sind die Lava
jetzt fast ganz verschwunden, bis auf einige Beste, die mit den
Thoungthoos untermischt leben oder nach den Laosbergen von
Zimmay hinaufgedrängt worden ; aber sie waren es, die einst die
Goldbergwerke und Goldwäschereien des goldenen Chersoneses
bearbeiteten, wovon sich noch Spuren in Schwegyien finden. In
Siam sind sie noch als ein altes Cultur-Volk bekannt und einige
der glorreichsten Namen der Vorzeit werden von der Geschichte
ihrem Geschlechte zugewiesen. Auch in Birma, das bei den
Chinesen Lawa-Mien heisst, schwebt um ihren Namen ein
Mysterium jetzt unverstandener Scheu, und ein Birmane wagt es
nie, ein von Lava bewohntes Dorf zu betreten, da er unfehlbar
von Wehrwölfen (Loowun oder Mann-Bären) gebissen und sterben
würde. Nach Sangeimano sind auch die Joh von den Birmanen
als Zauberer gefürchtet. An Wehrwolfgeschichten über Lao so-
wohl als über Lava ist Siam ebenso wie Kambodia reich, die
Rolle auf den Tiger übertragend. Von den Karenni werden die
Lava: Pray (Pyay oder Pyu) genannt, bei den Schan aber führen
sie den bedeutungsvollen Namen Manu-mano, als die alten
Gesetzgeber des Landes, die Sammlungen des Menü verbreitend.
Tritesta, der mit der Brahmanin Kali aus Kamboja verheirathet,
Java civilisirte, war Vater des Mcnu Manasa. Die Lava haben
noch in voller Kraft den bei den anderen Stämmen Hinterindiens
mehr und mehr verschwindenden Gebrauch der durchbohrten
120 inrma.
Ohren und ilire YcrgröHHcning durch Ausdehnen bewahrt. Die
AKHuniCHen ^hiuben an die Existenz eines Volkes, Harkanas ge-
inmnt , desHen Ohren so weit herabhängen , dass sie sieb darin
einwickeln können. Nach Nonnus schhifen die Ouatrecetoi auf
ihren breiten Ohren. Auch mehrere der Khastiininie haben ihre
durchbohrten Oiiren durch stetes Ausdehnen lang herabhängen
wie die Incas. J)ie Chinesen legen die Eigenschaft langer Obren
dem Kaiser IJ bei. Williams beschreibt den in Pagoung ver-
ehrten Nat mit hingen Ohren. Les habitans d'Aracan ont le front
largü et plat (bemerkt Turpin). C'est une bizarrerie de leur goüt
plutot <|u*un vice de naissance. C'est en appliquant unepla<iuede
plomb sur le front de leurs enfans, (pi'ils gatent Touvrage de la
nature. Leurs narines sont larges et ouvertes, leursoreillesHottantes
descendent jusque sur leurs cpa^iles. Auch Semler spricht vom
Aufitinden des HIei's. Dass die Siamesen den Namen Lavo als
aus Ciurken entstanden erklären, deutet gleichfalls auf die innige
He^iohung, in die sie zu iiiremheimathlichen Mutterboden gesetzt
wenlon. Ixvaku (Sohn des Manu), der Ahnherr des Gajasena
i(tn>ssvater des (tautama), bedeutet Kürbiss. Wilde Stämme der
Uiwa sollen sich noch nönllich und westlich von Myang I^m
tiuden. Westlich von dort localisiren die Chinesen den mvtbi-
scheu Wald des liimaphuu oder Ilaemawun in dem geognipbisehen
Uebirgo des llimalaya. Nach Macleod sind die Kiantung um-
gt^lHMuloa Berge mit Stämmen der I«:iwas, Ka-kuas und Ka-kuis
iH^rdkerU In den südlichen l^iosläuderu bei Zimmav sind die
l«^wa:> Aekerl^uior und üben das in uueivilisirten liludem stets
bodeulunpivolle Geschäft der Si^huiiiHle und die frühere Industrie
der luiWÄ loigl sieh mH*h in dem Numeu versi*hiedener Arten
Z*ni^. die Pha l«H\va \ Zeugt* der l-siwa'^ heisst^n. Der wilde
Suiuitti der I«aw;i in Tavov wirtl von den Karten Wa srenaunt.
Dio l^w^ iHler K^wa in Siam aln^r sind den Käiiieng ^Karen)
verw^ttdu DioShimcsoM. die sieh nie am K\»|*!e horühivn Ia:>seD,
s;!^»« dasäi 5iie den Scheitel hv^'hhalieu* wie die Lawa die gros^
Z-ehe uttd die Karvu Ja^t Knie. Die friiher ;iui den l'feni de$
Ouko ÄÄS^iJj^iwn l-aw;ji-TaIiues wanderten , uaeh Kieh;inlson Wort
tttti :^itrk den iHHlrürkuu^n der Himumea i;i entziehen. Jetit
Kationale Traditionen der Volksstamme. 121
rechnen die Birmanen die La was in gleicher Linie mit den Karen
und Toungthu zu denjenigen Völkern, die durch generatio aequi-
voca ins Leben sprangen, weil es zu Buddha's Zeit keine sie be-
treffende riadetha gab.
Die Lava (Lavü) werden von denSiamesen als gewaltige Rie-
sen beschrieben, die Speere von drei Fuss Länge mit Leichtigkeit
geschwungen hätten. Von ihnen trennten sich ihre Brüder, die
Ravo, ab und zogen nach der SeekUste. Dort aber entarteten
sie in dem heissen Klima durch MUssiggang, während die Lavo
in ihren Bergwäldern durch den steten Kjxmpf mit wilden Thieren
gestählt, an Kraft und Tapferkeit wuchsen. In gleicher Vorstel-
lungsweise sagen die Laos, dass die Gründer ihrer Nation im
Walde llimaphan lebten, wo sie die wilden Thiere ausrotteten.
Auf der Stelle des alten Lavo wurde später die siamesische
Hauptstadt Nophburi (Neustadt) gebaut. Marini erzählt v(m einer
ähnlichenTrennung zwischen den Bergstämmen und Küstenbewoh-
nern in Cochinchina. Kinh douang, der Neffe des Kaisers von China,
der den Ackerbau eingeführt hatte, wurde von ihm entlassen, um
Tonquin zu civilisiren. Seine Schwiegertochter (Au -Co) gebar
100 Söhne aus Eiern und zog sich mit der Hälfte derselben nach
den Bergen zurück (San Tinh), mit der andern Hälfte den Vater
nach der See sendend (Thui Tinh). Ucbcr beide regierte Ili-
Vuong und seine Nachkommen, bis nach der 18. Generation nur
eine Tochter übrig war, die von denen der Berge sowohl, als von
denen der Küste zur Gattin begehrt, aber den ersteren gegeben
wurde, weil sie auf den Flüssen hinabfahrend, rascher die Mit-
gift herbeigebracht hatten. Aus Rache hält Thui Tinii die See
zurück, um die Flüsse auszutrocknen, und in den Ebben und
Fluthen des Wassers sieht das Volk den Kampf der feindlichen
Gewalten.
Die wilden Stämme in dem Gebirgszuge zwischen Cochin-
china und Kambodia, die Myang der Annamiten oder die PuOm
dcrKambodier, werden von den Siamesen unter dem gemeinsamen
Namen der Klia zusammengrcfasst, und dieses Wort der Thai-
Sprache, das eine dienende und unterwürfige Stellung bedeutet,
findet sich auch den Namen vieler der um Birma wohnenden Hügel-
122 Birma.
0
\
Völker beigelegt. Von diesen sieh gegenseitig für Sklaven be-
kämpfenden Barbaren versehen sich die Kanibodier mit ihren Ar-
beitern, und sie thaten es schon im XIII. Jahrhundert, wie der
chinesische Gesandte erwähnt. Unter den Singphos bestand (nach
Neufrille) früher der Gebrauch , dass Anne und Bedürftige sich
selbst an reiche Herren verkauften und so die Klasse der Garn
Lao bildeten , aber seitdem ihre Kriege sie mit Sklaven versehen
haben, hat dieses Verhältniss aufgehört, und jetzt besitzt jeder
der zwölf Garn der Singphos oder Sinbo einen entsprechenden
Clan der Ka-koos , der für ihn die Feldarbeiten verrichten muss.
Die Khamti machen denselben Gebrauch von den Kha-Pok. Ne-
ben den Khyen finden sich die Ka-khyen , neben den Kukis die
Ka-kukis, neben den Kuae die Ka-kuae, und die von den Hindus
Naga genannten Wilden (die Nanglogai des Ptolemäus), die
sich selbst nur nach den Beziehungen ihrer verschiedenen Ge-
nossenschaften kennen, heissen bei ibren Nachbarn Ka-Phyu
(Kwa oder Qua Phyee), und würden sich so mit den eingebomen
Pyu oderMru ergänzen. DieNagas wurzeln fest in ihrem Mutter-
boden und kennen (nach Fischer) nicht die wandernde Jhoom-
Feldwirthscbaft der Kachar's und Kukis, die arva in annos mu-
tant. Die Nagas werden auch inBorNagas updAborNagas, freie
und unfreie oder freundliche und unfreundliche , unterschieden.
Die Vagina gentium der eingeborenen Kha oderPnom bilden
die östlichen Berge, und aus ihren Wäldern, wo die Betelpflanze
wild die Bäume umwindet, mögen die Sesatai oder Besadai die
wcrthvollen Blätter des Malobathron gebracht haben, das die
Kaufleute auf ihren verlassenen Lagerplätzen einsammelten.
Die gemischte Ka(,*c der Ka-shin (KaShan), die Nachbarn der
Yun, wird aus dem Zusammentreffen der Chinesin Sandi mit Muni-
duh und Vomingyayah, zwei Prinzen aus dem Kothali-Lande *),
erklärt, deren Söhne, die Stammväter derKa-shin, bei ihrer Aus-
•) Nach Buchanan erstreckte sich KoQala bis zu Gandaki (der Westgronie
Tirhut's). Komusat bestimmt Kosala (mit Sawati oder Qrawastu als Hauptstadt)
als das jetzige Oude. Nachdem diis mit den Weibern und Kindern des Usurpators
Olonashuu (der ans seiner Hauptstadt Cliapooliolo nach dem Königreiche Wei
oder Kdyala geflüchtet war) nach dem Flusse Kantowei (Gonduk) zurückgezogene
Nationale Traditionen der Yolksstämme. 123
Wanderung die drei Dörfer Miin mojoah, Apoajoah und Amae-
nojoah gegründet. Unter ihrem Kun-tha finden sich Ka ehin in
der Nähe Tagoung's. Sie opfern dem Schwoaynat Büffel, frliher
die allgemeine Verehrungsweise auch unter den Singphos, und in
Pegu selbst ist eine buddhistische Pagode über BUflFelknochen
erbaut. In Mogoung wird vor jedem grössern Unternehmen ein
BüflFel dem Natgyi geopfert.
DieKalay (KahRadeh) stammen von einigen Frauen der aus
den Bäumen hervorgewachsenen Waldmeuschen , die durch die
Liebe eines Sohnes der Bhyammagyi beglückt wurden. Die
Kalay Taundoh gleichen in der Sprache den Khampti. Die Mo-
pay sind Waldmenschen , die zum Theil in Cocosnuss-Bäumen,
zum Theil (wie Aschanes im Harz) aus Felshiöcken entstanden,
und deren Frauen von den Birmanen, die sie dort fanden, für
die Erzeugung der zu Waldarbeiten brauchbaren Karen (Ka- Yen)
verwandt wurden. Die Karen ihrerseits wieder bildeten die
rothen Karen mit Hülfe eines fliegenden Affen , in den sich eine
Bamburatze verwandelte, als sie sich bis nach der Spitze eines
hohen Bambu hindurchgefressen hatte und nicht wieder herun-
ter konnte. Die Karen selbst dagegen sagen von sich, dass
sie , die Panganioh , ursprünglich durch Yoah in allen Ländern
der Welt geschaffen seien. Die Abstammung der Menschen vom
Affen wiederholt sich in der zur Brag ssrin mo verwandelten
Luftdämonin Tibet's und in der malayischen Halbinsel. Tlie
first race in tlie jungles of Palmow are called monkey people
(Piddington). Bei den Siamesen heissen Affen Khon-Pa (Men-
schen des Waldes), und die Bergstämme Xao-Pa (Bewohner des
Waldes). P^igentliche Wilde, besonders die Papuaartigen Sa-
mong*) im Innern der malayischen Halbinsel, werden Ngo ge-
nannt, was die doppelte Bedeutung von stumpfsinnig und kraus-
Heer von dem cliinesischen Gesandten besiegt war (650 p. d.), erhielt derselbe
Geschenke von dem Könige im östlichen Indien , Shc-keoii-nia, sowie von dem
Könige von Kea-mo-loo (Kamarupa).
•) Un debris pen considerable de la race noire de Paponah vit, sons les
Doms de Samang et Büjvs , en peuple sauvage et chasscur, dans In pays mon-
tagneux des districts malais au sud du royaurae de Slam (Janciguy).
124 Biima.
haarig hat. lu der äiamesischen Fabelsammlung werden die
betrügerischen ludier besouderä als schwarzhaarig characteriBirt,
wogegen bei den Chinesen Le shuw (das schwarzhaarige Volk)
mit Pill sing (die hundert Namen) äquivalent ist. Nach den Ja-
kuns, den Sungei Llong oder Oraiig Binua (^Lenschen der Erde
oder Eingeborene), lebte im Anfang der Schöpfung eine weisse
Unka und ein weisser Siamaug auf dem Gipfel eines hohen Ber-
ges, von wo sie nachher in die Ebene kamen 'und die vier Stämme
zeugten. Die Orang Laut sollen von einem weissen Alligator
und einem weissen Delphin stammen. Nach Borie behaupten
einige Stämme von zwei weissen AflFen (Ounka puteh) ab-
zust:unmcu, während andere den Aflen für einen entarteten Men-
schen erklären. Von den ßhooyas sagt Dalton, dass sie sich
Pawun-buns, Kinder des Windes, nennen, vielleicht aus einer
Verwandtschaft zu Ilanuman, dem Pawun-ka-put, dem Sohne
des Windes. Der heilige Zahn von Ceylon ist vielfach als der
eines Aften erkannt, und auch Marini bemerkt, dass er nicht von
Thic-Ca(Xaca) selbst, sondern von einem seiner Schüler stamme,
der sich in einen Affen verwandelt habe. Kapilawutti ist die in
Affen Wäldern liegende Eremitenstiidt, umgeben von Wohnungen
der Affen (Kapila), welche, von Baumfrüchten genährte Wesen
das Prototyp für das Musterbild der Heiligen abgegeben haben.
Dag(»gen wurden (nach Mirchond) die dem Gebote des Allmäch-
tigen ungehorsamen Juden unter Ikilas ben Bahram in Affen ver-
wandelt.
Ein Pali-Gelehrter in Birma erklärte mir, dass alle dieKha-
Völker, die nach dem ihnen einwohnenden Geschicke aus Blumen,
Knollen, Wurzeln, Fruchten oder aus Felsen und Steinen em-
porgewachsen, durch die Tandaedaza oder Zeugung durchfeuchte
Wärme (wie im vegetabilischen Reiche) entstanden seien und
Waldmenschen wurden. Die Laos (bei Marini) erzählen (von
dem origine de la nation noire et blanche) , que les Mandarins
du Ciel se renfermerent dans une grande pierre, comme les vers
daus du bois et que les anges et les demons ayant entendu par-
ier des gens, qui y estoient, les demons tirent grand feu a
Feulour de cette pierre , aiin que les anges la pussent ouvrir.
k.
Kationale Traditionen der Volksstamme. 125
Que quelques-uns, aiix preinic>res atteintCB desinipressionsdufeu,
en sortirciit les prcmiers, inais aussi noirs que du cliarbon, et
que les autres, qui n'en usörent pas avec tant de precipitation, en
sortirent sans avoir est^ incommodez du feu, n'y noircis de la
fumöe.
Nach der Zerstörung der Uhernitithigen Kscliatryas salien
die Bralinianen bald die Notliwendigkeit ein, sie durch die
Schrq)fung von llajputcnstännnen zu ersetzen, die es indess nicht
mehr gelingen wollte aus dem Feuer, wie in der frommen Vorzeit,
zu erzeugen, und zu denen deshalb die indenTuranas als unrein
verabscheuten Khas oder anderer Auswurf der Mlechli das Ma-
terial liefern musste. Sie verstanden es jedoch, das Vortheil-
hafte mit dem Nützlichen verbindend, dies Geschäft zu einem
möglichst einträglichen für sich zu machen. Eine der neuesten
Productionen ihrer Kunst war die Wiedergeburt der Rajah von
Hirumbha oder Kachar, im Jahre 1790 p. d. Die beiden Brü-
der Krischna und Gobindschundra wurden in dem ganzen Schmutze
ihrer Pariah-Verworfenheit in das Bild einer goldenen Kuh ge-
steckt, und kamen als rein glänzende Krieger der Sonnenra^e
(Chettry der Suryabangsi) wieder liervor, deren Gegenwart
selbst ein heiliger Brahmane nicht zu scheuen brauclit. Das
Goldgewicht der Kuh wurde dann gern für gehabte Mühe ange-
nommen und so das Verdienst des Gebers durch die gütige^ Be-
reitwilligkeit des Empfängers noch vermehrt. Im Jahre 1528
wurde Visva Sinha, der Enkel Ilajo's, der das Koccli-Königreich
im XV. Jfihrhundert gegründet hatte, in einen Hindu der zwei-
mal geborenen Kaste verwandelt. Die Segnungen dieses Schrittes
verbreiteten sich über alle seine IJntertlianen , die man Kajbansi
nennen durfte und selbst das Land profitirte, da es den Titel Bi-
har erhielt. Ja, als man in den Tantras die Entdeckung machte,
dass der König, weit entfenit, einem verworfenen Kucchis oder
Mlech sein Dasein zu verdanken, die Frucht einer von Gott Sib
geliebten Jungfrau sei, wurden alle Glieder seiner Familie in Deb
oder Devas verwandelt. Natürlich waren die Remunerationen ent-
sprechend, denn ohne diese würden Bemühungen erfolglos sein,
wie die Lados gemerkt haben. Obgleich sie schon seit alter Z^t
*.'
126 Birma.
die dreifache Schnur tragen und von ihren Vorältern überkommen
haben, diiss sieChettries derSuryanbangsi's seien, gelten sie doch
in den Augen der Brahmanen für nicht besser als Sudras. Near
Agra , the Jaut^ by other castes are reckoned tlie same as Aheer,
although being very powerful they call theniselves Kajpoots, but
in the niountains they are considered Sudras (Hamilton). Die
Häuptlinge der noch ungebonien Hajong meinen eben die nach
Chin geflüchteten Kschatryas zu sein, wie Martin bemerkt. Nach
Hariballah wurden die von Saliwahana stammenden Nachkom-
men des Fürsten Asanti , der das Königreich Karuviri)ur stiftete,
für Suryabangsi erkannt, als sie Brahmanen eingeführt hatten.
Schon ehe die Raja's von Hirumbha als Glieder der Krieger-
kaste proclamirt wurden, existirte indess unter den Kachars ein erb-
licher Titel derBunnans genannten Adligen. Viele der tibetischen
Nevesit, die, als Chettries der Suryabangsi, die Kiratas aus Ne-
paul vertrieben hatten, nahmen, als sie vor den Newars nach den
Bergen Kuti's in Bhotiya sich zurückziehen mussten, den Titel Bur-
mahs oderVarmas als ehrenvoll an (1323 p. d.). The followers of
Buddha are usuallv called Brahmas bv the Hindus. Von der letzten
Königin der Burmah-Ra^e ist die Mal-Familie in Nepaul herge-
stammt. There is a distinctive hereditary title (Burmon) amongst
theHazai, which meets with great consideration , the Burmans
being the aristocracy , sagt Stewart. Die bei den Birmanen zum
adligen Abzeichen dienende Schnur findet sich als Phrot auch
bei den Siamesen und wird den Rüsi oder Einsiedlern beigelegt.
Nach der Vernichtung der alten Kschatrya*; schufen sich die
Brahmanen in den Agnicola ein neues Kriegergeschlecht.
•) The descrndants of Brahmans by womrn of the lower tribes , altliou^h
admitted to be Khas or impare, are called Kshatris (which terms are considered
as perfectly svnonyroous) and hare now fornied two tribes (Pauriyal aiid Sili),
but some preper Kshatris , caUed Dewkotas and L-ihaorives (froin Barili and La-
haar), have settUni in the country and intermarry with the Paaryal and Sili , all
of whom wear the thread and are cons;i»1ered as belonpirg to th«* military Trihes
(Bachanan). Raber b-itet den Namen Kaschmir s von den Khas ab. The {irreat
abori;naal stock of the inhabitants of the niountains , east of the river Kali , as
in Xepanl. is Mongol. But since the XU. Century (after the Miisulman con-
^iMBt) Imultitodes of the Brahmins of the plaia3|from Hindostan entered the
Nationale Traditionen der VollcssUimme. 127
Nach Dalton waren die Häuptlinge vonMonai und Gangpore
ursprünglich Bhooyas, die sich zur Leitung ihres Volkes aufschwan-
gen, und, indem sie sich durch Heirathen mit andern Rajah ver-
banden, allmälig in die Brüderschaft der Rajputen oder Khettris
(Kschatryas) zugelassen wurden; obwohl die Rajah von Gangpore
behaupten, dass sie durch die Bhooyas, die durch eine „Kaiser
buns" genannte Rajputen-Familie ausgetrieben waren, eingeladen
wurden, die Regierung zu übernehmen. The Gondis (in Saran-
gaddah) esteem themselvcs of great purity of race, so that in
former days, they considered the approach of a Brahman to thcir
dwellings as conveying an impurity to the spot. The titles
amongst them are Dalbehra and Magi (Frye). Die Häuptlinge
der Godah (befestigten Dörfer) heissen (bei denUriya) Patro(Ra-
jenju bei den Khond).
Die Birmanen legen grossen Werth auf die, wie sie meinen,
ihnen characteristische Art langen Haares, das auf dem Kopf
in einen Knoten aufgebunden wird, und sie blicken höhnisch auf
dag wie eine Bürste kurz geschorene Haar der Siamesen , das bei
ihnen einen Verbrecher bezeichnen würde. In Kambodia gilt
das aufgebundene und in einen Knoten zusammengewickelte
Haar für das Kennzeichen der Brahmanen, die daran z. B. immer
gleich in den Sculpturen der alten Tempel erkannt und unter-
schieden werden. „ Sie tragen ein langes ungebundenes Haar, und
auff dem Haupbt ein Bund , das mit zwei oder drei Schleuft'en
umb das Haupt gebunden", sagt Vogel von denBrahminen ander
proziniate hilla (wcstem territories of Nepaul). Converting tiie barbarians,
they communicated to tliem the rank and hononrs of tlicKsliatriaordt'r, and com-
mnnicated to the progeny of a Hrahmin with a native f(Mnale also the ranlc of
the second Order of Hindooism. From these two roots, mainly, spranjf the
ramified tribe of the Khas, originally the namo of creedless barbarians, now
the proud title of the K»hatriya, or military order of the kingdoin of Nepaul.
The ofTspring of original Kha's feniales andof Brahmins, with the honoiirs and rank
of the second order of Hindooism , obtained the patronymic titles of the flrst Or-
der. The original Kha's , thns favoured, became soon entirely devotud to the
Brahminical aystem. The Kha*s language became a corrupt diaVct of llindee.
The Elthoriaii are the descendants (more or less poor) of Rajpoots or othtT Ksha-
triitö (of the plaiiis) who aought refuge. Thpy elaira some superiority over the
Kha'd, but tlieir chii<lrcn becanii^ Kha's. The Thakuri are of royal lineage.
128 Birma.
malabarischen Küste. Die Birmanen sollen indess früher das
Haar auf dem Scheitel geschoren und erst später den jetzi-
gen Kopfknoten angenommen haben , den sie auch den Taleins
aufzwangen, die ursprünglich das Haar kurz geschoren trugen,
mit einem über die Stirn hängenden Büschel (den Japanesen ähn-
lich). Bei der politischen Bedeutung der Haartracht in Hinter-
indien adoptiren die Männer immer rascher eine neue Mode, wäh-
rend die Frauen noch in der alten Gewidinheit verharren, ^vic
sie in Xiengmai ihr Haar noch wachsen lassen, während die
Männer es den Siamesen gemäss zurecht schneiden.
\'on den Bamas (a sort of separatists from the Newars) sagt
Smith, dass sie ihr Haar wie die Bhutias abrasirten und observe
many of the religioua rites as well as civil costumes of the idola-
ters inadialect, inwhose languagethey are said to presenc thcir
sacred writings. De Bry gibt Abbildungen der verschiedenen
Haartrachten, wodurch sich Männer und Frauen in Berym nach
den Ständen unterschieden. Die Penimg*) lassen das Haar
wachsen und brechen die Vorderzähne, um nicht wie Affen aus-
zusehen. Die Tuncpiinesen schwärzen (nach Bissachere) die weis-
sen Zähne, die denen der Hunde gleichen. Bei den Khamti
tragen besonders die Frauen einen hohen Knoten. Kurze Frisur
findet sich bei den Abors, bei den Mundas, bei den Dibong, Mis-
mis u. a. m. Die Katchin schneiden ihr Haar mit dem Schwerte
auf der Slirnc ab, und weil Gautauia dasselbe that, als er sich
iui Walde zum Priester weihte und kein anderes Instrument zur
Hand hatte, so soll deshalb sein Haarwuchs die krausen Wülste
zeigen, derentwegen ihn Jones und seine Zeitgenossen (doch auch
schon Pinto) aus Aethioi)ien stammen lassen wolllcu. Nach
Kämpfer ist Vischnu das neunte Mal in der Person eines Schwar-
zen erschienen und sein Cultus von den durch Cambyses aus
Memphis vertriebenen Priestern eingeführt.
Naladhwaja, Kiijah der Kachars, gab das eroberte Mani-
pur zurück unter der Bedingung, dass ein Bambu ^um Gedächt-
•) Les chofH des Penon«?:? ont k Li cfinturo im prand nombre des p^rclots et
dos petites sonnette-?, p^erade wie die Stainme der Eiiitreborenen anf den Sculp-
tnren Nakhon Vaf s.
1-
Kationale Traditionen der Volksstamme. 121^
niss in der Hauptstadt aufgepflanzt werde, dass die Bewohner
sieh den Kopf scheeren und das Haar in Knoten knüpfen , und
dass nur kleine Gebäude errichtet werden sollten. Als die Khols,
nachdem ihre Rajah's durch die Mongolen unterworfen wurden,
von Rudihasgarh nach Ghota Nagpur auswanderten, wickelten
sie ihre langen Haare nach Art der Darweh zusammen, um durch
dieses Zeichen der Trauer den Verlust ihrer Unabhängigkeit zu
beklagen. Die in Siam als Kriegsgefangene ansässigen Juen
pflegen sich ihr langes Haar abzuschneiden, aber ihre Frisur
gleicht dann der Kathom-Blume , wogegen die Siamesen es aus-
gespreizt tragen (phom tok sek).
Die Kambodier, die früher ihr Haaf aufgebunden trugen,
wie die Juen, schneiden es jetzt wie die Siamesen. Das Gesicht
der nicht rasirten Siamesen, wie z. B. bei den Missionszöglingen,
bekommt durch die tief herabgehende Behaarung, die auch von
Finlayson bis an die Augenwinkel bemerkt wurde , gewöhnlich
einen stupiden Ausdruck. Von Tschaipe und Tschong jong, den
chinesischen Gründern des Königreiches U (die auch von Einigen
als Eroberer Japan's betrachtet werden), wird gesagt, dass sie sich
tätto Wirten, und ihr Haar nach Art der Wilden schnitten, die sie zu
civilisiren kamen. They twist her hairin aknotonthebackofthe
head, bemerkt Mouhot von den Frauen in Myang luang Phraban.
„ Die Kauren richten sich nicht streng nach der Hindureligion ;
sie ziehen und essen Geflügel und haben keine Verehrung für
die Brahminen. Der „Nau", der Dorfbarbier, welchen sie zu-
weilen Thakoor nennen, ist ihr Priester und verrichtet als solcher
die heiligen Handlungen bei allen Heirathen und andern Ceremo-
nieen. Die Verbindung priesterlicher Functionen und Verrichtun-
gen mit dem leichten Geschäft des Scheerens ist sonderbar, allein
sie rührt von der Thatsache her, dass das grosse Ceremonialgesetz
der Kauren bei jeder feierlichen Gelegenheit zu scheeren vor-
schreibt. Bei Geburten , Todesfällen und Heirathen werden die
unmittelbar Betheiligten und alle mit ihnen in Verbindung Stehen-
den am ganzen Körper reingeschoren. Was die Verfügung über
die Todten bei diesem Stamme anlangt, so erzählt man, dass
sie diejenigen, welche unverheirathet sterben, begraben, während
130 Birma.
die Körper Verheiratheter in orthodoxer Uinduweise ver-
brannt werden. Die Tonsur der männlichen Personen ist eigen-
thUmlich. Auf dem Wirbel kann das Haar lang wachsen und in
einem Knoten vereinigt werden, aber die Stirn wird bis an den
Knoten abgeschoren , und ringsherum ist ein geschorener Bing,
gleichsam als wollte man die Operation des Scalpirens erleich-
tern ; der Hintertheil des Kopfes wird ebenfalls geschoren , aber
über den Ohren und Schläfen wird das Haar lang getragen.*"
(Dalton.)
V
Die Karen und ihre Ueberlieferuugen.
Die Karen, früher kaum dem Namen nach bekannt, sind
seit kurzem das häufigst genannte und am ausführlichsten
behandelte V^olk Hinterindiens geworden. Zuerst zufällig von
Judson, der für die Mission der Birmanen ins Land gekommen war,
bemerkt, wurden sie bald der Gegenstand eifriger Nachforschungen
für die Missionäre in Pegu und Tenasserim, und der hochbejahrte
Herr Wade , dessen und seiner gleich verdienstvollen Gattin Be-
kanntschaft ich in Molmein machte, erzählte mir voll noch
jugendlichem Feuer, mit welcher Forschbegierde sie die ersten
Dörfer eines bisher nie besprocheneu Stammes betraten, und wie
wieder sie selbst, als fremde Ankömmlinge aus unbekannter
Ferne, mit gleicher Verwunderung betrachtet wurden. Dies Inter-
esse stieg auf beiden Seiten mit jedem neuen Worte, bis die
Karen alte Traditionen fanden , nach denen ihnen schon lange
die Ankunft ihrer weissen Befreier vorhergesagt war und die
Missionäre schliesslich in ihren Zöglingen das verlorne Volk
Gottes zu sehen und die zehn Stämme gefunden zu haben glaubten.
Die frischen Söhne der Berge empfingen mit Begeisterung die
neue Lehre , die die Buddhisten mit derselben Apathie von sich
abgleiten Hessen, wodurch sie schon den ehrwürdigen Dominicaner
Bonferrus disgustirt hatten, der unter dem säuischen Volk, noch
dümmer als die Schweine des heiligen Antonius , nicht länger
leben wollte. Jetzt ist der Mittelpunkt der Mission , ausser in
Aracan, besonders in Toungnu, wo der gelehrte Missionär Mason
seine ganze Arbeitskraft diesem Volke zugewendet und sie schon
9*
132 Birnia.
bis in diejenigen Gebiete verfolgt, wo Marco Polo von den Carains*)
spricht und Malte Brun Karen's erkennt. Die siamesische Aus-
sprache ist gleichfalls Karlen. Auf Ptolemäus' Karte stehen die
Kareoi, die Oneikritos als Koliakoi erwähnt, auf der äussersten
Spitze des Festlandes am Cap Komorin, und scheinen so zu jenen
ursprünglichen Eingebornen gehört zu haben, die durch die
einander folgenden Fluthen neuer Einwanderer nach allen Seiten
aus Vorderindien hinausgeschoben wurden und nur in den
weniger bestrittenen Hügelländern des öden Hinterindiens ein
eigenes und unvermischtes Dasein fristen konnten. In der
Provinz Kamnada (in Kamantha-puram) erhielt sich noch länger
die eigenthümliche Lehnsherrschaft der Setu-patti, die später den
Pandiern in Madura tributpflichtig wurden.
Die Karen sind in viele Stämme getheilt. Da man dieselben
iudess einen nach dem andern kennen gelernt und immer neue
hinzugefügt hat, so lässt sich bis jetzt noch keine allgemein
geltende Eintheilung treffen. Zuerst unterschied man zwischen
Talein - Karen und birmanischen Karen , um dadurch die Pwo-
Karen in den Thälern und die Sgau - Karen auf den Hügeln zu
bezeichnen. Zwischen beiden schwankend ist der Dialekt der
We-wa. Später erwiesen sich die Bgay- Karen in den von
Toungnu erreichten Bergen als ein weit ausgedehnter Stamm, in
roherem Zustande als ihre südlichen Brüder. Sie leben, wie
viele der Mishmi's und Naga's, in langen Häusern, die alle Fa-
milien des Dorfes gemeinsam errichten , und tragen zum Kopf-
putz über ihrem Haarkuoten einen Eberzahn, an dem sie den
Kamm befestigen. Beim Büffelopfer sprengen sie gebrannte
Wasser den Geistern der Hügel und Flüsse. Tavernier erwähnt
den Schmuck der Schweinszähne aus Bhutan und Assam.
In Aracan , wohin sich nach Sangermano (bei Symes) viele
Karen vor birmanischer Unterdrückung flüchteten, flnden sich die
Karen besonders nahe mit den Khyen verwandt und in Tavoy haben
die Missionäre eine Menge kleiner Stämme unterschieden. Nach
*) Nach Klaproth wird Yunan noch jetzt bei den Mohamedanem Central-
lUiien« Kaiayao geuauut, nach den Eingebornen des Landes.
k
9
Die Karen und ihre ITeberlieferungen. 133
Bridgeman werden die Karen (in Kweichau) Sang oder Ayaing
(wild), Heh-sang (schwarz und wild), Heh-kioh (Schwarzfuss),
Man-jin (wilde Menschen), Hang-miaou (die rothe Familie), Yan-
yin (Hundemenschen) genannt, natürlich nicht von ihren Freun-
den. Of the tribes called Kadhu, Lowa and Kuwi (by the natives
of Tavoy) the first are considered as a kind of Karaen, the Lowas
speak a kind of Siamese (s. Hamilton). Bei den Schan heissen
die Karen (Kayen) Yang oder Yen, und ein Yens genannter
Stamm lebte mit den Danoo's und Duno's zwischen Mono und
dem Salwehn. Als Yem erstrecken sich die Yein bis um Mek-
hong. Das wUrde die Karen in die grosse Familie der Kha
bringen. Sie selbst sind allerdings nicht zurück in ehrenvollem
Erfindungen. Man braucht nur zu fragen. Einer, mit dem ich
sprach, meinte, Karen möchte \ielleicht ein schöner Tänzer
heissen, denn Ka bedeute ja tanzen im Birmanischen (yen ist
htlbsch) und die Tänze in seinem Dorfe wären wirklich sehr nett.
Das ist nicht viel besser, als die Erklärung von Kaya oder Fun-
dament. Die Vorfahren der Karen wussten wahrscheinlich schon,
dass sie in späterer Zeit die Grundlage für Theorieen abgeben
würden, um sie als das ursprüngliche Volk des Landes dar-
zustellen. Nach Yule rechnen die Birmanen , ausser sich selbst,
noch sechs Racen zu den Myamma, nämlich die Aracanesen,
Talein, Khyen, Karen, Yo und Tavoyer, doch könnte das nur
unter grossen Beschränkungen gelten. Je weiter von den frühern
Centren einer freilich nur schwach scheinenden Civilisation ent-
fernt, in desto wilderem Zustande finden sich die Karen. In
einigen der rauhen Berge des Nordens gehen die Bimbia fast
ohne Kleidung, sich nur mit Baumrinde bedeckend, wie die
nacH Omnath pilgernden Wallfahrer. Auch von einigen der
rothen Karen wird gesagt, dass sie eine Holzplanke als Kleidung
trügen, um die steilen Berge hinabzurutschen. Der zu den
Mophgas gehörende Stamm der Taru, zwischen Toungnu und
Mobhya, wird von den Birmanen mit dem Namen Belu belegt,
der den sagenhaften Unmenschen zukommt, wie sie vor mensch-
licher Besiedlung in denUrwäldera hausten. Die buddhistischen
Karen -net (schwarzen Karen) oder Yang- lung wohnen in der
134 Birma.
Tgoboaschaft I^gia. Bei den Talein's heissen die Karen Ka-
doou und die Talein - Karen nennen sich Poklin (Schildkröte).
Die alten Traditionen der Pwo's, deren Priester Mol heissen,
leiten auf eine erste Königin zurück, die durch den Zauber eines
wunderbaren Diamanten herrschte. Eine besondere Verehrung
haben die Karen vor dem Natulloo (der Berg der Nat oder Belu),
den sie nie zu besteigen wagen. Die Kasia verehren gewisse
Hügelspitzen und Felsklüfte, zu denen die Geister bei Nacht
niedersteigen. (Malek Gatschan, der König der dämonischen
Nachkommenschaft von Jan und Marija, thront auf dem Kaukasus-
Gebirge.) The Khumis worship the Earth, as author of all the
possess , and also the sun in its noonday height, as the pledge of
safety from their foes. The only visible objects of worship are
two trunks, left in Clearing the forest. Von den Kyaus sagt
Latter, dass sie in verschiedene Theile ihrer Dörfer aufrechte
Steine*) stellen, die den Nats der Hügel geweiht werden. Of
the two Nats, represented by two pebbles, the male one
(Rwatsaung-Nat)guards the village, the female one presides over
the river Mayoo. Die Khonds verehren den Nadzu-Pennu (Dorf-
geist) als Stein unter einem Baumwollenbaume. The great
divinity of the Curka Coles is the sun (surij), next ranks the
moon (chandoo) and then the stars, the children of the latter
(Dunbar). Sie glauben die Wipfel der das Dorf umgebenden
Bäume von Geistern (Bongas) bewohnt, die beim Umhauen der-
selben gestört und sich rächen würden.
Verwandt mit den Karen, die in den Wäldern von
Schwegyien Toungjoh-Toungjah heissen, sind die Toung-
thoo oder Toung-tha (Söhne des Berges) aus Thaum-peh,
die sich selbst Pa-au nennen und einep den Pwo- Karen
verwandten Dialekt reden. Sie finden sich besonders zahl-
reich in Thatung und unterscheiden sich dort in die Paniin,
die im Innern der Stadt wohnen, die Krei, die neben der Pagode,
und die Lethong, die ausserhalb der Stadt im Gebiete leben.
*) Jagatma oder Jagadamba , €Le Mutter der Welt , wird in Madhusadan
durch einen flachen Stein mit aufgeätzten Figuren repräsentirt.
Die Karen und ihre Ucberliefcrungen. 135
Die Kaimong und Naimong sind über die Hügel zerstreut.
O'Riley bemerkt, dass die Toung-tboo die besten Ackerbauer in
der Provinz Amherst seien. Solche, die die wechselnde Felder-
wirthschaft im Jhoom beibehalten haben, rechnen nach der drei-
jährigen Periode ihrer Wanderungen in ihrer Chronologie. Auf
dem Mergui - Archipel fristen die Selong ihr kümmerliches Da-
sein als ächte Ichthyophagen. Die Bilu sollen, wie die Samong,
zu der papu-artigen Rage der Andaman-Insulaner gehören. An
sie schliessen sich , während die Mantras (Montr) in das Innere
zurückgedrängt sind, die Mon, ursprünglich ein Fischervolk,
deren Königreich in Pegu, nach Turpin, durch einen Fischer
gegründet wurde. The Mantras and Jacoons have constructed
themselves from the scattered aboriginal tribes of those primitive
races, who, in the Peninsula as well as all over Malasia, were
gradually forced back into the interior, ever since the twelfth
Century, in proportion as the Malays founded their Settlements
on the sea board. These tribes wander since that period in the
Valleys, on the tops of the mountains and wherever solitude
reigns. They are known under different names, those to the
North of the Peninsula Birmani and the province of Ligor, are
called Karians, towards Kedah, Perak and Salangor up to Mount
Ophir: Mantras. The Jacoons are stationed between Mount
Ophir and the meridian of the Peninsula. The Sabimbangs , the
Mooka Koonings and the Biduandas , dwell near the Cape ßo-
mania at the sources of the river Johore. The terms generally
applied to these savages by the Malays are Orang Birma or in-
habitants of the country Orang Outang (men of the woods),
Orang Bukit or men of the mountains (nach Borie).
Von ihrer frühern Verbindung mit den Khyens haben sich
noch manche Traditionen unter den Karen erhalten und Mason
bemerkt, dass ihre Leichengesänge mit einer unverständlichen
Sprache gemischt wären, deren Worte zum Theil aus der Sprache
der Khyens entlehnt seien. Bei religiösen Feierlichkeiten wird
stets nach dem Unbekannten gestrebt, da durch deutliches Ver-
stehen der Trivialitäten die Andacht nur geschwächt werden würde
und es also sicherer ist, Nichts verstehen zu lassen. Selbst in
136 Birma.
der Sudsee hat man Reste einer geheimen Sprache gefunden, ob-
wohl «s schwer zu erklären war und auch nicht zu erklären gesucht
wurde, wie sie nach den abgeschlossenen Inseln gekommen. In
Indien haben hauptsächlich die Priestersprachen des Sanskrit
und Pali das Vorrecht, die für profane Ohren unpassenden My-
sterien in sich zu begraben, aber in Assam haben die Ahorn einen
Jargon ihres früheren Thai-Dialekts für den Geheimdienst be-
wahrt. Wenn die Schan aus Ava erhaltene Religionsbücher
übersetzen, so lassen sie oft die birmanischen Worte unverändert
stehen und fügen nur ihre Erklärung hinzu, wie es die Birmanen
im Anet der Palibücher thun.
Die Khyen sollen ein religiöses Oberhaupt anerkennen , das
unter dem Titel Passine auf dem Poijou-Berge (an der Quelle
des Moh-Flusses) wohnt, und bei ihm die nach einem Gewitter-
sturm aufgesammelten Donnerkeile als Reliquien niederlegen.
Ein anderer Papst, in dessen Behausung weder WaflFen noch
schneidende Instrumente gebracht werden dürfen , lebt nördlich
von Zengwih und wird von den Sotih als höchste Autorität in
weltlichen und himmlischen Dingen verehrt. Eastward of Ram-
ree (sagt Malcolm) is a considerable sect, who maintain, that
there is one eternal god, who has manifested himself in the
different Boodhs. Einmal im Jahre (erzählt Tränt) versammeln
sich die Khyen mit ihren Familien unter dem Subri genannten
Busche *) , von dessen Früchten sie essen. Der Tod eines Ver-
wandten wird von der Familie mit Jubel begrüsst. Der Körper
wird verbrannt und die Asche in einem Korbe nach dem hohen
Yehoantoung- oder Keaungnatyne - Berge gebracht. Bei einem
aufgerichteten Dache werden Wächter bestellt, und dann ein in
Menschenfigur geformter Block, um die bösen Dämone fort-
zuscheuchen. Nach den Aussprüchen der Prinzessin Thoo-
Dhamma-Isari würde indess die Familie Solcher, die auf
*) The Juanga sacrifice to their ancestors and when tbey find a wild grrape-
vine or a plum-tree more than usually fruitful or when thej^ Chance upon a rieh
»pot in the roots or grasses npon whioh they subsist , they make an offering to
the genius loci to preserve them from bears and tigers (Samnells).
Die Karen und ihre UeberliefernDgen. 137
den Kirchhöfen wachen sollten, bis zur siebenten Generation de-
gradirt werden. Die .Karen in der Umgegend von Henzada
behaupten, ihreTodten früher begraben .und erst nachher von den
Birmanen die Sitte des Verbrennens angenommen zu haben,
dcponiren aber später auch die Asche auf einem gemeinsamen
Berge. Das Haus, wo Jemand gestorben ist, wird verlassen,
damit nicht etwa, wenn der Kelah nach dem vertrauten Ort zum
Besuche zurückkehrt, vielleicht der Kelah eines Kindes oder sonst
nicht starkgeistiger Personen sich veranlasst fühlen möge , ihm
zu folgen. Beim Forttragen der Leichen werden Solche deshalb
auch (nach Gross) durch eine besondere Art Schnur im Hause
festgebunden. The Buntars apply to the Nucaru to expel the
Pjrsachi of such men as dieaccidental death and are very trouble-
Bome by making extraordinary noices in families and occasioning
fits, chiefly in women. Die Sgau und Pwo repräsentiren bei
Leichenbegängnissen durch Fackeln den Morgen- und Abend-
gtem als die Unterwelt besuchende Geister. Ein Mann der
Vorzeit, der sich mit Gott unterhielt, hörte die Beschreibung der
zwei Wege, deren richtige Wahl jetzt der Seele des Verstorbenen
angezeigt wird. In den Leichengesängen der Rigveda wird der
Seele zugerufen , auf den alten Pfaden nach dem Aufenthaltsorte
der Väter zu ziehen. Nach Symes wohnen auf dem Berge Gnowa,
wo die Bilder der Todten aufbewahrt werden, die Munzing der
E^in (Khyen), d. h. die Eltern der Erde, durch deren Vermittlung
der Verstorbene wieder zu einem Kinde wird, wie auf dem Felde,
wenn der eine Baum verdorrt ist und ein anderer grün aus-
schlägt. Wenn bei den Dharma Bhutias Jemand in der Fremde
stirbt, so wird (wo möglich den ganzen Weg) eine Schnur gelegt,
damit seine Seele darauf nach dem Dorfe zurückkehren und sich
mit den Ahnen vereinigen möge. Unter den zu den Sgau ge-
hörenden Karen des Yunsalen- Distrikts ist die Verbrennung
selten, die Todten werden meistens begraben und, nachdem die
Verwesung eingetreten ist, bringt man die Knochen mit den den
Verstorbenen gehörigen Schmucksachen nach einem der heiligen
Hügel, die Knochenberge (Loede) heissen. Wie anderswo treiben
die Karen auch dort die wechselnde Feldwirthschaft, die Au^-
138 Bfrmft.
wähl des neuen Platzes wird durch Träume bestimmt. Die Nat
(Muchade) werden im Opoy genannten Feste bewirthet.
Beim Ausbruch epidemischer Krankheiten in einem Dorfe bar-
rikadiren alleLÄndern den dorthin führenden Weg mit einem Balken,
an dem ein schwerer Stein hängt, und wer die Barrikade passiren
sollte, würde sein Leben verwirkt haben, wenn er sich nicht
durch das Goldgewicht des Steins loskaufen kann. Dieser Ge-
brauch herrscht auch in der Provinz Tenasserim, wo Low
auf seinen Reisen einst in ein solches Dilemma kam. Vor dem
Ikginn der Feldarbeit wird in einigen Distrikten ein Gebrauch
beobachtet, ähnlich dem Genua der Naga's, die für einige Tage
das Dorf ganz in sich abschliessen, unter Auslöschen aller Feuer,
und Niemand Zutritt erlauben. Die Malayen bestreuen die Pfade
mit Ranjows, um die Füsse ihrer Feinde zu verwunden, und
die Neger mit Dornen gegen die Dämone. Nach den Karen
erneuern die Todten in (dem von Plu pho bewohnten) Plu , wo
Cpotay oder Theedo herrscht, ihre irdischen Beschäftigungen.
Die Lungkhe glauben an Städte im Himmel, wo die Todten
leben und von Bäumen Kleidung und Speise pflücken. Sündige
Karen werden in die Hölle (Lerah) gestossen und der Teufel
hiess Mukauli , als der feindlichste der Nah oder Tah-nah , un-
sichtbare Geisterwesen, die thierische Formen anzunehmen ver-
mögen. Winde werden durch die Fächer derKelipho verursacht,
Tah-yumu ist die Ursache der Elipsen. Den Vorfahren (Mukha)
werden Opfergaben dargebrächt und die alte Phibi Yau sitzt auf
einem einsamen Baumstumpf, um über die Kornähren zu wachen,
wie sie reifen. Die Newars (in Nepaul) vertrauen die Hut derselben
Fröschen an, die sie auf ihren Feldern aufsuchen und unter Ge-
beten mit gekochtem Reis füttern. Die Bgai sehen in dem
Farbenspiel eines Edelsteins den Geist, der ihn bewohnt.
Nach der Mythologie der Khyen entstanden alle Dinge aus
dem grossen Weltenei, aber die Karen sprechen, oder haben
wenigstens den Missionären erzählt, von einer Schöpfung der
Menschen durch Joah (das höchste Wesen), der drei Handvoll
Erde auswarf und aus der einen die Karen , aus der andern die
Birmanen und aus der dritten die Kala entstehen liess. Als im
A'P
Die Karen und ihre Ueberlieferongen. 139
Anfange noch Alles Wasser war, fragte Joah den Totkah-
(Linsoeh-) Vogel, wo die Erde sei. Der Vogel antwortete: „in
dem Feuerplatze Muchah's" (des ersten Wesens), und dieser
fand sieh zwischen den Zweigen eines Khlra-(Kaniinpi-) Baums,
der allein aus den Gewässern hervorgewachsen war. Auf Befehl
ging der Vogel , heimlich davon zu holen , und brachte das Ge-
stohlene dem Joah, der einen kleinen Ball (wie einen Goniin-
Samen) daraus knetete und diesen durch das Wasser rollte. Da
überbreitete sich Alles mit milchig- weisser Farbe und aus Schaum
verwandelte sich das Ganze in die feste Masse der Erde. Als
seine Gattin (Mukoli oder Manatta) einen Sohn geboren, hieb ihn
Joah in zwei Hälften und gab die eine der Mutter zurück , um
daraus die Thiere zu schaffen , während er die andere in kleine
Stücke zerschnitt, als Samen der Menschen. Mukoli lebt
weder im Walde noch im Himmel, noch in der Erde, sondern in
der Mitte zwischen allen drei. Sie hadert mit Gott über den
Tod ihres Kindes und hat in ihrem Zorn die Thiere geschaffen,
um die von Gott gebildeten Menschen zu vernichten*). Um sie
zu verderben, hat sie auch böse Leidenschaften und schlechte
Handlungen hervorgerufen und ferner aus Rache die Wissen-
schaft der Krankheiten und anderer Unglücksfälle, wodurch
Menschen sterben, gelehrt. In ähnlicher Weise stört und ver-
dirbt (bei denKhonds) die Erdgöttin (Tari-Pennu) die Schöpfung
des höchsten Wesens (von dem sie zur Gefährtin gebildet war),
called in some districts Boora Pennu (the god of light), in others
Bella Pennu (the Sun-god) and self-existing (s. Macpherson).
Die in vielen Mythologieen Asiens und Amerika's wieder-
kehrende Mitwirkung des Vogels ergiebt sich aus der natürlichen
Anschauung, dass, wo Alles mit Wasser bedeckt war, nur Fische
und Vögel exi stiren konnten, von denen der letztere zu Com-
municationen mit dem Gotte im Himmel geschickter ist, obwohl
auch dem ersteren oft genug die Hauptrolle zugetheilt wird. Als
aus der babylonischen Schöpfung die Menschen hervorkamen.
♦) Da die der Haiuthiere entbehrenden Wilden nur die ihnen furchtbaren
Banbtbiere kennen. ^
140 Birma.
flohen Adler und Walfisch, die bisher ziisammengespielt hatten,
jener in die Höhen, dieser in die Tiefe. Zum Vogel kommt natttr-
lich der aus dem Wasser hervorwachsende Baum als Ruhepunkt.
Nach den Birmanen stellt Yathandaya mit Gautama's Erlaubniss
einen gigantischen Storch als Karawit oder Karawita (Karawih
oder König der Vögel), den sie Hngct mi nennen, auf die Kuppe des
centralen Berges (oder vielleicht den durch Buddha's Bergpredigt
berühmten Geiersberg bei RaxakrU). Nach den Chippeway war
der feueräugige Riesenvogel der erste und einzigste Bewohner
des Weltalls, das das donnernde Rauschen seiner Schwingen
füllte (s. Mackenzie). Am Ende der Fluth bringt das grosse
Boot den Medicin- Vogel der Mandans. Die Krähe (Gigan)
auf dem Nyaung-pin (Banyanenbaum) der Lotus -Kalpa ist
der vielwissende Adler auf der Esche Yggdrasil. Die ein-
. äugige Krähe wird in der birmanischen Bearbeitung des
Ramayana der Vogel des Thagyamin (Bo oder Grossvater)
genannt, der "die Welt durchfliegt, um ihm täglich von den
Vorfällen im Kriege mit Lankapura Kunde über Rama und
Lakshman zu bringen. Sie besass früher eine gigantische
Grösse , da sie aber die Pungyi's beim Essen zu belästigen und
ihren Reis nach Harpyen-Manier zu besudeln pflegte , so fiel sie
bei einer solchen Gelegenheit einst in die Hände Rama's, der auch
im Dekkhan den Rishis Ruhe vor Dämonen giebt, und durch das
Drücken seiner mächtigen Faust wurde sie zu ihrer jetzigen Ge-
stalt reducirt. Die von Ravana abgestammten Katodis in Konkan
füttern bei Leichenbegängnissen die Krähen (Kava) zu Ehren
ihrer verstorbenen Vorfahren und die Korawa ziehen daraus Vor-
bedeutungen. In Vansavali rühmt sich die vierfüssige (Chatoor
Bhuj) Krähe desKulp-bur-Baumes, dass selbst der lOOOgesichtige
Brahma kein Recht habe ihren Schlaf zu stören. In siamesischen
Fabeln trifi^t die (von Khunthong, dem goldköpfigen Edelmann
verlassene) Krähe einst mit dem Nok-Jung (dem Pfau) im Walde
zusammen und neidisch seine prächtigen Farben bewundernd,
fragt sie ihn, ob er sie nicht in gleicher Weise bekleiden könne.
Der gutmüthige Pfau erklärt sich bereit, bestreicht die Krähe am
ganzen Körper mit dem schwarzen Pech des Rakh-Baumes und geht
Die Karen und ihre Ueberlieferungen. 141
dann, um das Silber und Gold zu holen, mit dem sie, wie es beim
Verzieren der Götzen geschieht, beklebt werden soll. Als er
aber bei seiner Kückkehr die Krähe vom Aas zehren sieht, fasst
er einen solchen Widerwillen, dass er sie in ihrer schwarzen
Tracht stehen lässt und so oft er ihr jetzt begegnet, schlägt er
ein £ad mit seinem Schweif. Nach einer mohamedanischen
IVadition schuf Gott in der Zeit des Moses einen weiblichen
Vogel, Enka genannt, mit einem Menschengesicht. Nach Hin-
zufügung eines männlichen Gefährten vermehrte sich ihre
Nachkommenschaft, die sich von wilden Thiereu nährte und
Kinder raubte, bis durch Khaled's Gebet dieses Geschlecht
vernichtet wurde. In der sufischen Mystik weilt die Gott-
heit Enka auf dem Berge Kaf oder (nach Azz- eddin Elmoca-
deni) Enka maghreb (Simurgh) auf einer fernen Insel, von Seen,
Bergen und Feuerflammen geschützt. Als die von ihrem Könige
Über die sieben Thäler der Contemplation geführten Vögel die
Residenz des Simurgh erreichten, erschien er ihnen bei ihrer
Wiedergeburt als dreissig Vögel und doch als Einheit (nach Fe-
rideddin Attar). Dieser frühere Rathgeber der Jins oder Genien
hatte sich das letzte Mal auf Erden an Salomo's Hofe gezeigt.
AlsYwa im Tode lag, Hess er die Birmanen vonBhamo rufen,
ihnen mit seinen Sterbensworten den Segen zu ertheilen und hatte
für die faulen Karen, die zu spät kamen, nichts mehr übrig. Gott
misebte einst das Fleisch aller Thiere *) zusammen und forderte
die Karen auf, davon zu essen, da sie dadurch sicher gegen
Schaden werden würden, aber weil der unsichtbare Na, der sich
auf den Boden hatte fallen lassen , ihnen entging , kann er ihnen
jetzt in Krankheiten Leides zufügen. Wenn in früherer Zeit
Jemand in Krankheit fiel , so pflegte Muchha zu seinem Bette zu
kommen und seine Verwandten über die richtigen Speisen zu*
unterrichten und daher haben die Aeltesten der Karendörfer ihre
*) Sing Bongo , den die von den Marwars in Sinhabhnmi getrannten Uo
(Menschen) oder Kola (neben Ote Boram in Sirma Thakur) verehren , mischte
aller Arten Speisen zu einem grossen Feste, wo jedes seiner 12 Kinder-Paare das
ihm Liebete nehmen sollte. DieUo wählten das Fleisch von Kindern ondBäffehi.
142 Birma.
richtige Kenntniss der für die Natfeste pasdenden Gerichte ent-
nommen. DieAeltesten sind zugleich die Häuptlinge, wieTurpin
auch von Siam bemerkt : Le triste privil^ge de Tage donne plus
dedistinctions, que les dignit^s. Le Mandarin ^lev^ dans un poste
Eminent, est oblige de c^der le pas a ses inf^rieurs plus äg^s que lui.
Phaya Takin (der höchste Herr) heisst Kasa-Yoa bei den
birmanischen , und Kasan-Yoa bei den Talein-Karen. Die Nats
werden von den birmanischen Karen Bgrah genannt. Wenn die
Keis-Ernte nicht vielversprechend aussieht, so schreiben die Karen
diesen Mangel der Abwesenheit des Reis - Kelah zu, der zurück-
gerufen werden muss. Der menschliehe Kelah, der sich in sieben
Existenzen manifestirt, pflegt zuweilen den Körper zu verlassen
und umher zu wandern , wo es dann uöthig wird , ihn durch den
Wi zurück zu rufen. The moral principle , which sins or acts
rightly, is thah, Kelah being the bad passions. The spirit Tso
resides in the upper part of the human head and as long, as he
keeps bis seat, no Kelah can do any mischief. But in order for
him to do it, the headmust be attended to. Its owner must attire
it handsomely and keep it out of the reach of danger. The
Kephoo is the stomach of a wizard , prowling about at night (und
auch den Malayen bekannt). The theret (the souls of men unti-
mely slain) feed on Kelahs. The Xahmus and Tahkas (spirits
of wicked men) in vest themselves with theformsof loweranimals.
„Eine grosse Klasse geistiger We8en, welche sich in viele
Unterabtheilungen bringen lassen , fassen die Karen unter dem
allgemeinen Namen Kelah zusammen. Die ursprüngliche Be-
deutung dieses Namens ist: rein, unvermischt, hell oder durch-
sichtig. Man nimmt an, dass jeder Gegenstand*) seinen Kelah
hat. Aexte und Messer, wie Bäume oder Pflanzen sollen ihren
*besondern Kelah haben. Wenn man bei drohender Missernte den
Reis -Kelah zurückzurufen sucht, bedient man sich folgender
*) In Indien verehrt der Handwerker seine Instrumente nnd der Schmied
anch im Kankasus. In der Atharva Veda werden den Opferwerkzengen göttliche
Kräfte zngescbri«ben, wie (bei Mnir) : The ladlc (jnhü) has established the sky,
the ladle (apabhrt) the atmosphere and the ladie (dhrava) the stable earth.
k^
Die Karen und ihre Ueberliefemng^n. 143
Formel : „0 komm zurück, Kelah, komm auf da» Feld ! Komm
auf den Reis ! Mit dem Samen der ausgeworfenen Art komm !
Komm aus dem Flusse Kho, komm aus dem Flusse Kaw, von der
Stelle , wo sie sich vereinigen, komm ! Komm aus dem Westen,
komm aus dem Osten! Aus dem Kröpfe des Vogels, aus den
Backentaschen des Affen , aus der Kehle des Fl^phanten u. s. w.
Komm aus den Quellen der Flüsse und aus ihren Mündungen !
Komm aus dem Lande Schan oder Burman ! Aus den Bezirks-
königreichen komm! Aus allen Kornböden komm! 0 Reis-
Kelah, komm, komm auf den Reisl"^ Sie glauben, dass alle
geringeren Thiere ihre Kelahs besitzen, mit der Neigung aus
dem jedesmaligen Thiere auszuwandern. Wenn der Kelah
mit einem Feinde zusammentrifft, so ist dasjenige Thier,
welchem er (der Kelah) angehört, dem Tode verfallen." (Gross.)
Vom menschlichen Kelah glaubt man, dass er den Körper
verlassen oder nach Belieben wandern kann. Krankheit erfolgt,
wenn er über eine gewisse Zeit hinaus, oder der Tod, wenn
er dauernd festgehalten wird. (Wade.) Umgehende Gespenster
heissen (bei den Karens) Sekhahs. Opfer werden ihnen nicht
gebracht. Es sind die Geister von Kindern oder Personen,
welche in Folge eines Unfalles nicht begraben worden sind,
oder von alten Personen, welche an Altersschwäche gestorben
sind. (CrosB.) Die Plupho (Bewohner der Unterwelt) sind die
Geister aller Personen, welche nach ihrem Tode an ihre zu-
kommenden Plätze gehen, solcher Todten, welche weder
Therets noch andere böse Geister werden. Sie gehen in ihr
eigenes Land und erneuem ihre irdischen Beschäftigungen.
Die Xahmus oder Tah-kas sind Gespenster oder die Geister
der Tyrannen oder Unterdrücker oder aller derer, welche sich
grosser Bosheit (gegen die Karen) schuldig gemacht haben und
vor Allem gehören die Burmans zu dieser Kategorie. Nachdem
sie den Körper verlassen haben, erscheinen sie in der Gestalt von
Pferden, Elephanten, Hunden, Krokodilen oder Schlangen, Geiern
oder Enten (und dies nicht etwa in Folge der Seelenwanderung,
sondern der unmittelbaren Wahl de» Geistes). Als Erscheinungen
zeigen sie sich zuweilen in Baumgrösse oder man sieht sie in
144 Birma.
tiefen Einsamkeiten der Wälder oder Jungein, ihre Nahrung
auf den Bäumen suchend. (Gross.) „Wenn der Wee den Auf-
trag erhält, den Schatten eines Verstorbeneu oder den fortge-
wanderten eines Lebenden zurückzurufen, bleibt sein Forschen in
den Regionen der Todten bisweilen ohne Erfolg. Aber um seinen
wohlwollenden Zweck nicht zu verfehlen und den gegebenen Auf-
trag auszufuhren, ergreift er wohl den Schatten einer noch
lebenden Person , der ihm vor seine Augen kommen sollte , und
indem er ihn zu der verstorbenen Person hinlenkt, giebt er diese
dem Leben zurück. Die Folge davon ist jedocli, duss die lebende
Person, deren herumschweifender Geist in einem wandelnden
Traume oder in der Stunde des Schlafes sich zu weit von seiner
Heimath weg gewagt hatte, von Krankheit befallen wird oder
stirbt. Wenn nun wiederum die letzt verstorbene Person Freunde
hat, welche die Dienste des Wee anrufen, so sucht dieser (wohl-
wissend, welche Richtung der Schatten der unglücklichen Person
genommen hat, um in deu Körper eines Nachbars zu fahren oder
ihn wiederzuerwecken) abermals rings herum nach einem im
Traum weiterschweifenden Schatten , ergreift ihp und leitet ihn
in den neu verstorbenen, und auf diese Weise ist durch eine
Reihenfolge von Todesfällen Anlass zu grossem Elend gegeben.
Hier ist noch eine Klasse von Propheten , welche Bookhos oder
Meister der Feste (die Priester der Religion) genannt werden.
Sie haben Methoden , in Kranklieitsfällen die Zukunft zu bestim-
men, übernehmen die Leitung der religiösen Ceremonieen des
Volkes oder lehren die Doctrinen von den Systemen , welche sie
bei der Gottesverehrung, den Zaubereien u. s. w. annehmen. Sie
sind nicht so gefürchtet, wie die Wee's und im Allgemeinen ge-
achteter, sie sind die Häupter der Gemeinden, aber abgesondert
von den erblichen Häuptern, obgleich sie bisweilen den Charakter
und das Amt beider in sich vereinigen."
Nach einem Märchen der Karen lebte in alter, alter Zeit
ein armer Mann zwischen lauter reichen Nachbarn. Er nahm
einst eine vom Alter gebückte Frau bei sich auf, die von den
Thüren der Reichen weggetrieben war, und deshalb gab sie ihm
drei Samen , um stets reiche Ernten zu erzeugen , wogegen sie
I)ie Karen und ihrcÜcbcrlieferungeti. 145
die Wohnungen und Felder seiner Umgegend mit Wasserfluthen
zerstörte, aus denen nur er allein gerettet wurde. Seitdem singen
die Karen bei der Ernte zur Grossmutter Bieyau.
Die Karen glauben, dass, wenn ein Todesfall durch Hexerei
verursacht ist, die Leichenbestatter, während sie mit ihren langen
Stangen den Körper auf dem Scheiterhaufen herumwinden , die
schädliche Substanz in der Gestalt eines Stückes Haut, Schweine-
fleisches oderAehnliches finden. Sie pflegen es dann den Umste-
liendeu als Beweismittel zu zeigen und suchen es zu verbrennen,
was aber nur schwer gelingt. Sollte Jemand davon essen , so
würde er für immer gegen alle Nachstellungen seitens der Hexen
sicher sein.
Nach Sangermano zerstörten die Carian bei einem Todesfalle
ihre Dörfer (wie die Neger ihre Häuser), um die gefährliche Njich-
barschaft der abgescliiedenen Seelen loszuwerden, die (nach
Marini) sich auch bei den Laos in eine £cke des Sterbehauses
zurückzielien und dort gefuttert werden müssen, um keinen
Schaden anzurichten. Nach den Ho wandern die abgeschiedenen
Geister am Tage umher, ziehen sich aber bei Nacht in die Häuser
zurück. Unter den Corar (in Tulava) werden die Vei*storbenen
zu Pysachi und quälen ihre Nachkommen, wenn diese nicht dem
durch einen Stein repräsentirten Buta Opfer bringen.
Die birmanischen Karen , die sich selbst Fanganyo nennen,
heissen Patch bei den Pw o-karen , die sich Moteh nennen. Die
birmanischen Karen bezeichnen die Karen Toungnu's als Bgay,
die Talein als Taloch und die Birmanen als Bigoh. Ausserdem
erhalten die birmanischen Karen den Namen Sobahetjay (der
König kommt) 9 weil einst ein birmanischer König auf der. Reise
nach Kangun unter ihnen Nachtlager hielt, und werden G^lahay
(die Kala kommen) oder Lotho (Kanonendonner) genannt« Bei
einem Todesfalle unter den birmanischen Karen, die die Nach-
barschaft Pegu's bewohnen, werden die Knochenreste nach dem
Verbrennen in die £rde eingescharrt, aber nach 3 oder 4 Jahren
wieder ausgegraben und auf eine in der Nähe des Hauses errichtete
Schaubühne gelegt, wo man sie mit Zeug bedeckt und mit Tüchern
umhängt. Die Knaben und Mädchen des Dorfes oder der Familie» '
V k
146 Birma
in zwei Chöre getheilt, singen dort während des Festes und an
einer an der Seite der Bühne aufgesteckten Stange wird der von
dem Verstorbenen getragene Ring an einem Faden aufgehängt,
worauf derselbe sogleich hin und her zu schwingen beginnt und
in beständiger Bewegung bleibt, ohne eine bewirkende Ursache.
Die Freunde des Verstorbenen treten dann Einer nach dem Andern
an die Stange heran und bei der Annäherung eines Solchen, der
von ihm geliebt war, fällt der Ring heraus, wenn nicht, bleibt er
unbeweglich. Dann werden alle Dinge, die frflher dem Verstor-
benen gehörten, zerbrochen und in einem bedeckten Korbe durch
einen dafür bezahlten Mann nach der Spitze des Akauntaun-
Berges getragen, wo über den Knochen sämmtlicher Verstorbenen
eine weisse Pagode errichtet und von Belu (Ungeheuern) bewacht
wird, so dass Niemand dorthin gehen kann, ohne in Krankheit
zu fallen. Als allen Karen gemeinsam und für sie charakteristisch
gilt ihr Gebrauch, aus den auf Hühnerknochen beobachteten
Löchern Vorhersagungen zu ziehen. Doch findet sich bei Purchas
Aehnliches in Camboia(Kambodia). Whenthey intend a joumey,
they use divination with the feet of a henne to know whether it
will be lucky or not.
Unter ihrer Königin Kaniamoh lebten die Ejtrennih (die
rothen Karen oder Kaya), von den Schan: Niang genannt, in
Hotelleh an der Stelle des jetzigen Ava. Als eines Tages die
Königin im Walde lustwandelte, sah sie eine silberne Blume
aus der Erde hervorsprossen und die Karennih versammelten sich
und tanzten voll Jubel um sie herum, Gott für das wohlwollende
Zeichen dankend, das er ihnen gesendet. Als der Ruf dieses
wunderbaren Schatzes zu den Birmanen drang, kamen sie herbei
und verlangten den Besitz für sich und drohten bei Weigerung
mit Gewalt, die Karennih verachtend, die nur Rattan's zur Ver-
theidigung gegen ihre Eisenspeere hatten. Aber dennoch, als es
zum Kampfe kam, behielten die Karennih die Oberhand, und
ihnen blieb stets der Sieg , bis sie sich eines Tages überreden
Hessen, dass eiserne Nägel dauerhafter sein würden,* und so ihre
Rattan's wegwarfen , um sie für bessere Wafifen zu vertauschen.
Die Birmanen aber nahmen die Rattan's auf und erwiesen sich jetzt
Die Karen und ihre Ueberlieferungen. 147
als die Starkem. Die Königin wurde getödtet und die Karennih
wurden nach Toungnu getrieben. Ungefähr siebzehn Generationen
sind seitdem vergangen , aber die Karennih werden nie mit den
Birmanen Frieden schliessen, da das Blut ihrer Königin stets zu
i^hen bleibt. Ein Theil der Karennih (unter Tawieh) flüchtete
nach der chinesischen Grenze, und der unter dem Häuptlinge
Sachrkuoscby in Toungnu angesiedelte Rest der Nation zog sich
später (in Vereinigung mit den Talia, die ihnen gefolgt waren)
vor den nachdringenden Birmanen in ihre jetzigen Berge zurück,
aus denen sie die Schans vertrieben. Ihr Häuptling Kapogyi
residirt in dem Dorfe Depott. Als im vorigen Jahrhundert Prinz
Papomen-gyi (Kotzo) oder Tologo unter den Karennih eine Zufluclit
suchte, erkannte ihn der östliche Theil des Volkes für seinen
Fürsten an und trennte sich dadurch von dem westlichen Häuptling
(Kapogyi) ab. Die von Hamilton erwähnten Karen, die 171)5 von
dem König von Ava abfielen , scheinen der geographischen Lage
nach die Karennih zu sein.
An ihrem Jahresfeste richten die Karennih vier Stangen vor
dem Hause Kapogyi's auf und verzieren sie an der Spitze mit
Blättern, so dass sie einer Palme gleichen. Sie umwandeln dann
zwei derselben und opfern Hühner, worauf sie in der den Kaien
bekannten Weise durch Zerbrechen von Hühnerknochen Vorbe-
deutungen zu ziehen suchen. Auf die Gräber ihrer Verwandten
setzen sie einen Vogel. Auch die Kamtih verehren in einem
Bambu- Pfeiler*) die göttliche Kraft, die darin einziehend, die
angebundenen Zweige beugt. Die Kagas pflanzen ihren Speer
in die Erde und nennen ihn ihren Kaj ah. Nach den Mittheilungen,
dieCapitainBumes mir machte, sind die Karennih sehr dem Braunt-
weintrinken ergeben, so dass er alle seine Geschäfte wegen
Teakholzes mit ihnen Morgens abmachen musste, weil sie am
Nachmittag stets in einem Zustande sinnloser Aufregung seien
*) Pendant la demiere nnit de Tannee, il est d'usage de planter dcvant*
les portes des maisons an bambon c^^leve an bont duqiicl est nne espece de boite,
^alement en bambon, dans laquelle on place du betel, de l'arec et du ohnux.
Cette botte est entonree de papier d'or et d'argent , sagt Tran^-hoei-dnc ron den
Gebräuchen des untern Cochinchina (s. Aubaret).
10* . '
148 Birma.
imd nur mit Specren und Schwertern um sich schlügen. Jeder,
dem man auf dem Wege begegne (erzählte mir Capitain Lloyd),
trüge auf dem Kücken einen mit Branntwein gefüllten Schlauch
und im Munde eine damit communicircnde Köhre, um keine Minute
ohne dieses begeisternde Getränk zu sein. In Zimmay, Labong und
Lagong verhandeln die rothen Karen Stocklack oder Sklaven für
Kindvieh.
Nach den rothen Karen wurden Uimmol, Erde und alle
Dinge durch Eapay geschaffen , der erst mit den Menschen zu-
sammenlebte , sie aber später ihres Ungehorsams wegen verliess
und jetzt im „siebenten Himmel weilt." DIq Karennih rühmen
sich, nur den Himmel zu verehren, weil sie nur ihn fürchten.
Eine Mythe der rothen Karen lässt alle Menschen ursprüng-
licli von einer Frau, Phabih genannt, abstammen, die in der
Gegend des jetzigen Ava lebte und durch ihre drei Söhne die
Mutter der Chinesen, derKala's und der Karen wurde. Im Norden
von DwonTalwee steht eine hohe Pagode, die Kesidenz vonPha-
bo, und noch Niemand war im Stande den krönenden Schirm auf
dieselbe zu setzen. Aber eine grosse Versammlung der Nationen
wird Statt linden, sie ist tagtäglich erwartet, und dann wird eine
Himmelsjungfrau (eine Nat-thamee) auf die Erde*) steigen, bei
deren Anblick Chinesen, Kala's und Karen in gleicher Lust ent-
brennen und mit einander kämpfen werden , bis das Blut au ihre
Kniee reicht. Die Nat-thamee wird dann um die Ursa<;he dieses
mörderischen Beginnens fragen und wenn sie dieselbe eifahren,
denjenigen der Häuptlinge zu ihrem Gatten wählen , der ihr
Schwert aus der Scheide zu ziehen vermag. In Kamrup wird
die Wiederkehr des noch lebenden Komoteswar erwartet, an der
die Göttin des Entzückens sich wieder mit ihrem früheren Glänze
bekleiden wird, und alle die Nationen der fremden Eroberer, die
den Boden des Landes drückten, die Bhoteas, Assainesen, Koch,
Yovew, durch gegenseitiges Morden vertilgt werden. Nach den
^ Höhlen Bhot's in der höchsten Gebirgslinie des Himalaya hat sich
^ Fa-IIian sah in d<{m (1183 zerstörten) Tiiinkathanago oder Tsampatha-
nago die Leiter, auf der Buddha aus dem Nathimmel auf die Erde Bur&ck-
gekehrt war.
Die Karen und ihre Ueberliefemnjjen. 149
Vyasa zurückgezogen und weilt noch dort, umgeben von seinen
Heiligen.
In den von Pegu sichtbaren Bergen lebt der grosse Heroe
(Luzunggaung) Moolay-Phaya (Morley), den die Karen ver-
ehren. Sie stellen täglich in ihren Häusern Reis für ihn bei
Seite und zu seiner Ehre tanzen sie am Vollmond. Er regiert,
von Engländern und Birmanen unabhängig, über ein grosses
Volk, wie es Solche berichtet haben, die bestimmt sind, an seinem
später in Pegu aufzuschlagenden Hofe als Edelleute zu fungiren.
Er vermag zum Himmel aufzufliegen und besitzt einen wunder-
baren Bogen, dessen Pfeil, wenn einmal abgeschossen, alle seine
Feinde tödten wird, so dass die Erde mit ihren Knochen wie ein
weisses Leichentuch bestreut sein wird. Die Zeit seines Kommens
ist noch nicht erflUlt, aber nahe an Hand. Mitunter greifen die
Kala's Jemand auf und stecken ihn ins Gefängniss, weil sie glauben,
dass es Moolay wäre. Aber sie sind stets getäuscht, den rechten
haben sie noch nie gehabt. Der erwartete Messias, den die Boo-
koos den Karen inTenasserim predigten, ist jetzt durch die I^hre
der Missionäre ersetzt und zum Theil einheimisch amalgamirt.
The great Kasyapa about to enter Nirvana having delivered
the law to the keeping of Ananda, took the robe, which Buddha
had committed to him and entered the cock-footed mountain
(Kukkutapadagiri) to enter Samadhi, awaiting the time, when
Maitreya should be born on earth. As king Ajasat arrived, the
mountain opened itself and there he saw Kasyapa holding the
robe, sitting with devout mien in the midst of it, citirt Beale aus
II wui Wah Tai Sse's Commentar. In dem Kommen des Sosiosh
wird je nach der Auffassung das Königreich dieser oder das jener
Welt besonders hervorgehoben.
In der Stadt Twantay verwickelte sich ein Boot in den
Btlschen der Schleusen , die der Obmann der Fischergilde über
den Canal gelegt hatte. Der Bootsnumn sah sich atisser St^ind
die hohe Summe der verlangten Entschädigung zu zahlen, und
bot zur Ausgleichung ein kleines Götzenbild an, das er aus dem
Schlamm aufgefischt hatte. Der Fischer, Monng Schwe La mit
150 Birma.
^^aiucn, acecptirtc die Fi^ur und stellte sie in Beinern Hause auf.
Er war so eifrig in seiner täglichen Verehrung derselben, dass
der Spruch entstand :
Phaya taka (Laienbnider)
MuuDg Schwc La,
die l^esuche häuften sieh, und schliesslich kamen Leute von allen
Seiten gleichfalls anzubeten. Der Fischer bat den Gott, ihn im
Traume zu benachrichtigen, ob er noch einen jUngern Bruder
iiätte und erhielt Anweisungen, nach welchen er in der Thai ein
zweites Bild an der bezeichneten Stelle fand, und dann, als er
neue Anfragen gestellt hatte, noch ein drittes. Die Zahl der
Frommen, die an ihn glaubten, wuchs beständig, und der birma-
nische Myohwun (Stadtrichter) erklärte sich überzeugt, dass dieser .
Heilige ein Phaya-alaun oder embryonaler Buddha sein müsse.
Der Fischer lehnte anfangs diesen Ehrentitel ab, als man ihn aber
von allen Seiten drängte, erklärte er, es von der Gottheit abhängig
machen zu wollen und es ihr zu überlassen, ob sie ihm ein
Zeichen geben würde. Als es nun geschah, dass, während alles
Volk beisammenstand, sich ein fliegendes Eichhörnchen auf dem
Hause des Fischers niederliess, so riefen alle aus einem Munde,
jetzt sei kein Zweifel mehr, dass er in der That Arimateya sei
und 1)estimmt, dicKala's ausRangun zu vertreiben. Man begann
damit, den assistirenden Commissär, eurasischer Abkunft, der
später in l'rome neue Abenteuer mit Räubern zu bestehen hatte,
zu überfallen und ins Loch zu stecken, aber die Herrlichkeit war
bald zu Ende , als in den nächsten Tagen von Rangun einige
Polizisten eintrafen und die Schuldigen zur Verantwortung zogen.
Dies geschah im Jahre 1858. Ein anderer Phaya-alaun indessen,
der sich 1860 erhob,' wurde gefährlich genug, um ernstliche Be-
sorgnisse für die Sicherheit der Stadt Toungnu einzuflössen und
Capitaiu Lloyd mus'ste ihm mit allen disponiblen Truppen entgegen-
ziehen. Nachdem er seine Leute zerstreut hatte, Hess er ihn am
nächsten Baume hängen. Die Soldaten trafen ihn mit gekreuzten
Beinen unter einem Baume sitzend und hielt er in seiner Hand
ein verzaubertes Tuch, das ihn aber nicht rettete.
In den Wäldern nahe bei Sagain lebt ScbinbarinTukkausedoh
*
Die Karen and ihre Ueberliefemngen. 151
oder der weise Mann des Tukkaun - Klosters , ein Priester , der
früher den Namen Uso führte. Er isst nur einmal täglich und
giebt nie auf Fragen Antwort. Während der regnigten Jahres-
zeit kommt er zu dem nächsten Kyaung, um dort zu schlafen,
aber während der andern Monate lebt er unter einem Baum wollen-
bäum und hat in der Nähe desselben eine bedeckte Grube» um die
ihm gebrachten Gaben, die besonders in Zeugen bestehen, und den
Überflüssigen Reis aufzubewahren. In der Tageszeit sitzt er dort
und liest in Büchern , die er aus der in dem Kloster verwahrten
Kiste mitgebracht hat Er wird Gott (Phaya) werden und ist der
einzige Mann in Birma, der so nahe zum Nibpan gelangt ist.
Fliegen kann er bis jetzt noch nicht
Diese Mittheilung wurde mir mit aller Ueberzeugung eines
Gläubigen gesprächsweise während meines Aufenthaltes in Man-
dalay (1862) gemacht Auch die chinesischen Pilger wurden
von den ihre Heiligkeit anstaunenden Indiern gefragt, ob sie noch
nicht bald fliegen könnten, denn die Erwerbung dieser übernatür-
lichen Kräfte muss der Erlangung der Buddhawürde vorangehen
und ist so ein unangenehmer Prüfstein für Competenten. Wie der
Unglaube Mihirakula's , des in Qakala residirenden Königs von
Tsekia, soll PhayaMilintba's Verfolgung gegen die Priester haupt-
sächlich dadurch hervorgerufen sein, weil er sie, die nicht mehr, wie
in alter Zeit, Wunder zu wirken verstanden, sämmtlich für Betrüger
gehalten , aber ein kambodischer Mönch erklärte mir mit grosser
Selbstzufriedenheit, wie Nagasena ihn belehrt habe, dass solche
Beweise in der jetzigen Weltperiode nicht mehr erforderlich seien.
Indess scheinen sie sich zu Louböre's Zeit noch harten Proben
unterworfen zu haben, da er von einer Klasse der Heiligen spricht,
die sich, wie die von den Griechen bewunderten Gymnosophisten,
lebendig in den Tempeln Siam's verbrannten. Der Name Phra
thian theh wird wahrscheinlich bedeuten sollen der ächte Phra-
Sian (Arimateya). Während meines Aufenthalts in Bangkok
hörte ich ein Gerede, als ob vor einigen Jahren noch etwas Aehn-
liches an den Ufern des Menam vor sich gegangen , doch konnte
ich nicht ausmachen , ob es sich nicht vielleicht auf die Schiiten
bezog, deren geistliches Oberhaupt beim Jahresfest durch zwei
*
/«•.
152 Bfrma.
Feuer zu schreiten pflegt, und die >'ielleicht in ihrem Fanatis-
mus zuweilen weiter gehen. In einer Chronik fand ich bemerkt,
dass: Xalu I. Sok 1131 (der Chunlosakkharat, dem Jahre des
Ochsen im ersten desCyklus) oder 1769 p. d. ein (buddhistischer)
Priester (Phra-Song) durch das Feuer gegangen sei, vielleicht noch
eine spätere Nachahmung des letzten Patriarchen Indiens Ban-
neyadora. Vor einigen Jahren geschah es, sagt Turpin, dass ein
fanatischer Talapoin aus Langcrwcile über die Einf(>rmigkeit des
Mönchslebens sich in einen Tempel während der Nacht zurück-
zog, um seinen Körper dem Götzen als Braudopfer darzubringen.
Er wickelte sich in Leinwand ein, die mit Theer und Pech
durchtränkt war, und zUndete sie an, dass er rasch verbrannte.
Am nächsten Morgen, als man die Thür des Tempels öflTnete,
fanden ihn seine verwunderten Collegen zu den Füssen des
Götzen. Das Gerücht dieses Oi)fers verbreitete sich ringsum
und die Leute eilten von allen Seiten herbei , dem angeblichen
Märtyrer Ehre zu erweisen. Der König Hess ihm auf seine
Kosten kostbare Begräbnissfeierlichkeiten veranstalten, denen
die höchsten Würdenträger der Geistlichkeit beiwohnten. Durch
diese Ehrenbezeigungen wurde ein Anderer verführt, sein Bei-
spiel nachzuahmen und schloss sich in den Tempel Pipli ein,
aber bei der ersten Empfindung des Schmerzes schüttelte er
rasch sein Kleid ab und kam mit einigen Brandwunden davon.
Au lieu des honneurs qu'il attendait pour prix de ee sacrifice,
il n'essuya que les railleries de ^es confr^res et le möpris du
public.
Die Reisenden des Mittelalters geben vielfache Schilderungen
von religiösen Festlichkeiten in Hinterindieu, bei denen Götter-
wagen umhergezogen wurden, unter den aus Jaggarnauth be-
kannten Greueln, die schon Bruton (1632) dort sah. Auch in
Siam bestand, wie in Ceybm, das Wagenfest, aber nicht in Laos.
In Aracan wurde, nach Pinkerton , das schwere Gerüst über zer-
quetschte Menschenkörper hingezogen, und Ribadeneyra erzählt
aus Calaminao 9 wie dann ein Priester sogleich herabgestiegen,
um Stücke des zuckenden Fleisches dem Volke zur Verehrung
j.
Die Karen nnd ihre Ueberlieferunjren. 153
vorzuhalten. Viele den Ceremonieen erinnern an die der Gats
unter den Newar, die aus den Schädeln der Menflchenopfer
trinken, oder an die Religion der schwarzen Liaina's, die in
Lhassa mit Gerippen nur spielten, aber sich in Bhutan durch das
Blasen der Kuochentronipete ein Reich erwarben.
Pinto sowohl wie Ribadeneyra ergehen sich ausführlich in
den Beschreibungen einer Menge von Sekten, die mit den an-
geführten Göttemamen auf eine fast überwiegende Beimischung
brahmanischen Cultus im Buddhismus damaliger Zeit deuten.
Von den Peinigungen der Heiligen in den Königreichen von
Tartaria, Pegu u. s. w. bemerkt Ribadeneyra, dass Einige sich
mit ihren Gott begrüben, Andere nur Wurzeln und Kräuter, oder
Ungeziefer ässen. Otras para mortificarse comen estercol de
gallina. Und weiter:
Tambien en el reyno de Pegu (que confina con el de Sian)
se sacrificar algunos voluntariamente a sus dioscs en especial
en la muerte de algunas personas principales. Quando muriö el
sopremo sacerdote de aquella gentilidad, llamado Rollin, en su
solemne enterramiento se sacrificaron algunos , para hazer mas
sumptuoso este enterramiento.
Wer Almosen versagte^ war Feind del dios de los ätomos del
Sei. In der Linga Purana sagt Vischnu: By me of old has been
created every thing, that is discemible consisting of the 24 prin-
ciples, the atoms, which in their ultimate form are eternal, have
been united and the beings spruug from my wrath (b. Muir).
Vom Reyno de Tartaria sagt Ribadeneyra, que aquel dios (que
guarda los huesös de todos que mueren en el mundo) defendra
los huesos de la serpiente tragadora, que viva en la cueva honda
de la casa del humo. Y ansi tiene en la mano unabala de yerro
para espantarla. Este dios dizen que ha sesenta y (|uatro mil
anos que naeiö de una tortuga y de un cavallero que fue rey de
los gigantes. Bei Purchas (nach Pinto) war der Gott Pachinarau
Dubaulem Pinanfaquc von der Scliildkröte Migaia und dem See-
pferde Tibreraoucan geboren vor 74,(X)0 Jahren. Für die Schild-
kröte haben sowohl die Talein, als die ihnen benachbarten
Karenstämme e''ne besondere Verehrung und enthalten sich, von
154 Birma.
ihrem Fleische zu essen. Having assumed the form of a tortoise,
Prajapati created offspring. That which he created , he made,
henee the word Eurma. Kasyapa means tortoise, hence all
creatures are said to be descendants of Kasyapa , nach der Sata-
patha Brahmana (s. Muir).
Von den BUssem in der Pagode vonTinagogo folgten einige
(nach Pinto) dem Gesetze des Götzen Situmpor Micay und legten
sich viele Kasteiungen auf. Die Anhänger des Angemacur
führten ein beschauliches Leben in Höhlen, die des Oileu Mitray
ttbten strenge Fasten. Die Taxila^oes genannten Sektirer er-
stickten sich mit Rauch (wie die Indianer der Antillen). Yimos
tambem outros da secta de hum, que se chamava (jodomem, que
acabao seus dias por andarem gritando continuamente e batendo
com a mao na boca pelos montes de dia e de noite» em vozes
inuito altas, dizendo sem descansarem „Godomem^ ate que
cahem mortos no chao, por nao poderem tomar foUego. Die
Pilger brachten nach der Pagode von Tinagogo als Opfergaben
diejenigen Dinge, mit denen sie gesündigt hatten. Die Xivaran
zerschnitten sich mit Scheermessern. In dem Tempel Urpanesendo
prostituirten Mädchen ihre Jungfrauschaft (wie einst in Babyon).
En la provincia de Calaminao hazen por el mes de deziembre
(erzählt Ribadeneyra) la fiesta de sus difuntos , en la quäl llevan
SU8 idolosenmuycuriosasandas, puestassobrecarros triumphales,
en los quales van los sacerdotes y por ganar los muchos perdones
y remission de peccados, sin obligacion a restituir los hurtados
que conceden, tirando los carros innumerables hombres los que
llevan con gran furia (wie in Messina am Fest Rosario) algunos
ministros van incensando al Idolo de la plata ricamente ädere-
Qando, que va encima, y dizen: Ablanda Senor, la pena de los
tormentos de los difuntos, porque te alaban con sueno quieto y el
pueblo responde, plega el que ansi sea, todos los dias, que nos
muestra su sol. Y en esta occasion havia muchos , que venian
vestidos con toda la curiosidad que pudian y quando los carros,
que eran 1390 se echaban en el suelo, paraque passando por en-
oüna dellos los carros los matasen , quebrandoles los huesos con
increyble dolor. Y en sacrificandose alguno luego bigaba an
Die Karen und ihre Ueberliefemngen. 155
sacerdote del carro y puestos los peda^s del destrozado cuerpo
en ima vacia de plata los sube a lös mas alto del carro» de adonde
los mostraba a todos, dizende: Rogada dios pecadoros que os
haga dignos desercomo este santo, que agora murio en sacrificio
de suaye olor, y todos postrados por el suelo respondian : rogamos
al dios de los mil dieses, que ansi sea.
Auch in Aracan beschreibt Ovington das Wagenfest und
es wird erzählt: L'idole du dieu Quiay - Paragray est promenöe
un certain jour de l'ann^e dans un grand chariot, environnä d'un
grand nonibre de prStres, vStus de satin jaune. II y a des fana-
tiques , qui se couchent au milieu du chemin pour gtre äcrasäs
par les roues de son chariot. H y a tout expräs pour d'autres
des pointes de fer attachäes k ces roues. Hs vont se fair dä-
cherir pour arroser le dieu de leur sang. On conserve pr^cieuse-
ment les gouttes de celui , qu'on peut recueillir et les prStres,
qui trouvent leur profit du fanatisme, conservent dans leur
temple les pointes ensanglant^es du char de ce dieu barbare.
Turpin sagt gleichfalls von den Aracanesen : Ds c^läbrent une
fete de morts , oft leur dövotion est poussöe jusqu'au fanatisme le
plus cruel. Une de leurs idoles est trainöe sur un lourd chariot,
que les prStres vStus de satin blanc accompagnent. Les d^vots
fanatiques se präcipitent sous les roues et leur sang räpandu est
Toffrande qu'ils croient £tre la plus agröable ä leur idole. D'autres
s'attachent ä des crochets de fer appliquäs au chariot On les
place ensuite tout ensanglantäs dans les temples, oft ils deyiennent
I'objet du culte public. Ghacun se fSlicite lorsqu'une goutte de
sang tombe sur leurs habits. Ces pieux insens^s sont rävärös
comme des martyrs. In Nepaul wird (nach Hogdson) das Wagen-
fest des Matsyendra gefeiert.
De la Mothe - Lambert schreibt das Menschenkörper zer-
mahnende Wagenfest in Bengalen (1661) einer Sekte zu, die
sich durch ihre Excentricitäten den Jaina's näherte : C'est selon
eux un crime digne de punition ätemelle d'öter ä un animal la
Tic, que dieu lui a donn^e et la crainte d'attirer un moochenm
dans leur bouche , empgche les dövots de respirer. Rarement ils
156 Birma.
alliiTnent 'uti flambcau, de peur, qu'un papillon ne vienne s'y
brfiler. IIa nettoient avec une exactitiide minntieuse Tendroit oü
ilsveulent B'asseoir, pour en öcarter les insectes, qu'ilspourraient
öcraser. C'est une oeuvre m^ritoire de raeheter la vie aux aoi-
maux, que les ötrangers destinent h leurs r^pas et quand un
Portugals a besoin d'argent, il parcourt les nies avec des oiseaux,
disant qu'il va bientot les nmuger, alors les d<^vots alarm^s lui
donncnt de Targcnt pour lui enlever sa proie.
Das in der Pagode von Tinagogo (der 1000 Götter) gefeierte
Fest (am Neumond des December) , Massunterivo genannt, ist
dasselbe, sagt Pinto, das bei den Chinesen und Japanesen Forio
oder Manejo, bei den Lequios Campas, bei den Champas und
Cauehins Ampalitor, bei den Siamesen, Brama's, Pafues und
Cacotaees Sansaporan heisst. Das Götzenbild Tinagogo, mit
ausgestreckten Armen und gekrönt, war, zwischen kleinen Fi-
guren in sitzender Stellung, in einen runden Wagen gestellt, und
weiterhin fanden sich zwölf Statuen von Riesen, die zwölf Monate
des Jahres repräsentirend. An dem Xipatit-lau (der Belustigung
der Tugendhaften) wurden die Priester, die Grepos, Tala^epos,
Rolins, Neepois, Bicos, Jacureus, Chanfaranhos in Sänften umher-
getragen und die auf den verschiedenen Wagen stehenden Priester
riefen aus: Pautixorau numilem forandache vaticur apolem
(Abranda Senhor, a pena dos mortos paraque le louvcm con
somno quieto), worauf das Volk erwiedert: Assim te apraza (que
seja em todas dias, que nos mostras o teu Sol). Die an den
Seilen ziehenden Pilger erhielten dadurch Absolution ihrer Sun-
den und wenn sich Leute vor den Karren niederwarfen , um in
Stucke gerissen zu werden, so schrie das Volk: A minha alma
com a tua (Pachito a furao). Priestei; stiegen dann eilig nieder,
um den Kopf der Schlachtopfer abzuschneiden, den sie dem Volke
zeigten, mit der Ermahnung, das Beispiel des Heiljgen nach-
zuahmen. Andere, Xixaporaus genannt, schnitten sich Stücke
Fleisch aus ihrem Treibe und warfen sie zwischen die Zuschauer,
die «ich eifrig um diese heiligen Keliquien balgten. Anderen,
di6- sich selbst ti)dteten , wurde der Kopf durch die Grepos ab-
gehauen. Andere, Nucaramoes genannt, trugen mit Unrath
Die Raren und ihre Ueberliefeningen. 157
gefüllte Töpfe und warfen den Schmutz auf solche , die Almosen
verweigerten, oder straften sie mit grosser Sünde, indem sie
selbst davon assen. Am 15. Tage war Nachts eine grosse
Illumination zu Ehren des Pagoden -Gottes Tinagogo's, der
mit einem vom Himmel erhaltenen Schwerte hinzog, den ver-
schlingenden Drachen der rauchigen Behausung zu erschlagen.
Das gigantische Götzenbild von l'inagogo hatte „os cabellos de
cafre". Die Figur der Serpe tragadoura wurde vom Volke ge-
sehmäht und mit Lanzen geprickelt ^ wie auch Krischna ihr den
Kopf zertritt, und sie im Cultus der 1000 Buddha von ihrem
frühern Ehrenplatz degradirt wurde. Die Cheros- oder Sonaka-
Füi*sten in Kikala oder Magadha rühmten sich ihrer ehrenvollen
Abkunft von der grossen Schlange, dem Könige der höllischen
Unterwelt oder Patala, der auf die Sonne zurückgeführt wurde,
als Nachkomme Kasyapa's, des Gemahls der Tochter des
frühern Schöpfers Dakscba. Tienen hecha una gran serpiente
(sagt Kibadeneyra) de vulto, cortada la cabeza y al dios de las
mil dioses, como un feissimo uegro con una hoz en ia mano y
dizen que ya aquel gran dios ha muerte a la serpiente tragudora
que moraba en la casa del humo y entonces chicos y graudes con
agiyas y alfileres grandes, pican a la serpiente y la maltratan de
palabra por ser ya venciday muerta, llamandola maldita engafia*
dora, miserable y otras palabras afrentosas. Bei dem Lciclien*
begängnisse des Königs von Slam sah Pinto zum Schutz der
Seele gegen die verschlingende Schlange auf dem Sarkophage
einen geflügelten Knaben stehen, vielleicht jenem Pfeile
sehicssenden But entsprechend, den die Priester in Lhassa nach
einem an der afrikanischen Westküste herrschenden Gebrauche
zu Zeiten in die Stadt hinaussandten.
Üas angrenzende Hochland und seine ßevölkernng.
Die Birmanen begreifen unter dem Namen Schan anch die
Siamesen nebst den andern Laos des Thay-Stammes. Kamboza-
Tein , das aus vier Haupt-Staaten zusammengesetzt war , um&sst
(nach Yule) the whole of the Cis-Salwenic Shans up i» Bamo , if
not to Mogoung. Nach der Inschrift des Königs Nga dat dayaka
(Sohn des Thalwon Mentaragyi) in der Pagode koung Mhoodan
in Ava , waren die Districte von Thibo , Nyoung-shwe und Hone
in dem Königreich Kamboza begriffen , 1650 p. d. Verschieden
von Kambozatein in ihrer Sprache sind die fllnf Tsoboa der
Shangyi , als Bamo , Momien , Mogaung , Kauntung, Momeit Die
Städte sind meistens durch Pallisaden befestigt, wie Mok-mai,
wo einer der Tsoboa von Kamboza (der Schan) residirte. Von
den Schan-Staaten ist Theini für Pferde, Thibo ftlr die Schönheit
seiner Frauen berühmt. Die zu den Shangyi gehörenden Schan
Yon Hlaytja nennen sich Thai-hau. Der in Küntung residirende
König der Yun herrscht über die Tsoboa von Monglem , Mong-
hung , Mongyan , Künhung.
Yon einer unbekannten Weltgegend her landete ein Schiff
an einer Küste , wo der herbeigeführte Häuptling , Gandaliet ge-
nannt, sich niederliess und dem Lande den Namen Tarbp-pyi
(China) gab. Als in späterer Zeit die Bevölkerung sich so sehr
vermehrte , dass der Platz zu enge wurde , wurden Colonieen in
die Fremde geschickt, und indem die Chinesen sich dann mit
den Khyen der Berge mischten, entstanden die Schan. Nach
Pinto kam Nanca mit ihren drei Söhnen aus GUmdipocau zur Be-
siedelung China's. Der türkische Khatainame lässt die Chinesen
Das asgrenieide Hochland und seine BeTOlkenmg. 159
von Kain abstammen , der mit seinen Kindern nach Morgen floh,
bis sie sich erst in dem auf zwei Seiten vom Meere und auf zwei
Seiten von Wttsten umschlossenen Lande sicher fühlten , das sie
durch eine Mauer noch mehr befestigten, (s. Zenker.) Die Pas-
sundi-Tayop (Tarop oder Chinesen) sind ein wildes Volk, das
kein Schweinefleisch isst. lieber den gegenwärtigen Krieg, der
gegen die Buddhisten aufgestandenen Mohamedaner in China,
sagten mir die Schan, die das Ausbleiben der Caravanen be-
dauerten, dass die Tarop ugih to (die Chinesen mit kurzen Röcken)
und die Tarop ugih gyi (mit langen Röcken) kämpften , weil die
ersteren dem Könige Tribut verweigert.
Die von den Cochinchinesen Lo und von den Chinesen No
genannten Stämme im westlichen Yunan verehren, ausser den
Dämonen, (als Moslem) Mohamed. Der Islam wurde nach dem
untern Tibet (Tientang, Haotang, Heh u. s. w.) von Persien
(Ba-ttt) gebracht durch die Snau-han (den heiligen Priesterorden),
und da er ausserdem von (Üampa sich nach Norden verbrei-
tet, so hat auch diese Religion , gleich dem Buddhismus, Hin-
terindien von zwei Seiten attakirt, von den Bergen des Nordens
and aus der südlichen Küste. In Vorderindien spricht man
an den Süd -Küsten von den aus China eingeführten Frucht-
bäumen und ebenso (nach Hiuentsang) im nördlichen Tscbina-
pati. Mittelalterliche Reisende erwähnen, dass der Rajah-Poursa
(Pousa) , das geistliche Oberhaupt der Talapoinen in Kambodia
und Laos, in der Grenzstadt Sombrapur wohne. Pinto nennt
die Insel Munay (am Cap Negrais) wegen ihrer vielen Tempel
und Priester den Hauptsitz des Gottesdienstes.
Obwohl die Tsoboa oder Fürsten der Schan jetzt dem Kö-
nige von Birma unterworfen und durch den Bo-mhu-min-tha re-
giert sind , dessen Stellvertreter (der Tsitkay-daugyi) in Moneh
residirt, so ist ihnen doch die Gerichtsbarkeit in ihren Stamm-
gebieten verblieben. Sie dürfen noc£ das rückwärtsgewundene
Dach *) auf ihre Schlösser setzen und dieselben durch die Spitze
*) Auch in Slam bezeichnet die Zahl der aafeioander geseilten Dächer den
Bang der EdeUente and ihre rückwärts gebogene Form erinnert an das kosmolo*
gitehe System der Jainas Ton den Qbereinauder gesteUten Schaalefl,
160 Binna«
»
des Terrassenthurnig (Pyathat), mit dem heiligejiTihoderScIiinn
gekröut, schmücken. Audi der Yaya|mlen» der königliche
Thron, ist ihnen verblieben, nebst den fünf Insignicn derKönigs-
wUrde (Meng-hmeauk-tara nga bah). In ihrem eigenen Lande
dürfen sie auch als Herrscher den weissen »Sonnenschirm entfal*
ten , aber wenn sie nach Mandalay kommen , erlaubt die Gegen-
wart der höheren Majestät des Königs der zahllosen Menge
schirmtragender Fürsten im Westen, nur einen goldenen zu er-
heben. Indessen war die Macht der l'soboa in keiner Weise so
absolut, als die des birmanischen Despoten oder des Monarchen,
der über die jetzt Thay (Freie) genannten Sklaven herrscht. Ihre
ursprüngliche Verfassung wird oft als eine Art Republik beschrie-
ben, ähnlich der aristokratischen Oligarchie der l^itchi-Prinzeu
zu Gautama's Zeit oder der Kegierung der Edolleute, die Arrian
in die Gangesgebiete setzt, während er in Pu^jab von städtischen
Demokratieen (auch aus Diodorus bekannt) spricht
Der Uäuptling von Kiang-Tung (Tsen-wi-fua) herrscht über
eine Confödemtion von zwölf Tsoboa. Das Tsoboathum von
Kian-Hung ist, erldicli, muss aber sowohl durch Ava, als durch
China bestätigt werden. Da Khambah von Manipur abhängig
ist, so residirt der Wun in Kendah. Der Gouverneur der nörd-
lichen Provinzen wohnt in Phalangaun. Die über Thounbouk
führende »Strasse heisst der Lsm ma dau gyi (des Königs Ueer-
wog). The Tliemeu or Siriam Shans arc originally from Caung-
ghan (nach ßichardson). Die Yeims finden sich , wie am Me-
khong, auch in den nördlichen Gebieten Koshanpri's. Die Alwo
gehören zu der Schan-Familie. Als Judara-Schan oder (bei StoU)
Yodhya-Schan wurden früher die Kambodier und jetzt die Sia-
mesen bezeichnet. Zu Pinto's Zeit gehörten die Silbergruben
von Xalor dem Könige von Cochinchina.
The people in the kingdom of Pong, of which Mogoung (aecor-
ding to the Birmans) or Mongmaorong (according to the Shans) was
the^capital, were called by theManipuris (Kasis, Kathi, Kassayers)
with the* name of Kubo and distinguish thcm , as thcy were de-
pendent on Manipur (Moitiiy orMiyithiyi) or on Ava, by the t^rms
Miyithiyi-Kubo or Ava-Kubo, which expressions are syuonymous
Das angrenieDde Hocblaiid und seine Beyolkernag. 161
with the names Kasi-Shans and Mrelap-Shans. From Khul-lii
(80 p. d.), the first king ofPong to the time ofMurgnau(667p.d.)
the names of twelve kings are given.
Während meines Aufenthaltes in Toungnu hatte ich Gelegen-
heit, den Schan Tsoboa von Tsaga zu sehen, der wegen Zwistig-
keiten mit dem birmanischen Gouverneur von Monay, sich unter
englischen Schutz begeben hatte, und erhielt von ihm folgende
Mittheilungen : Seine Tsoboaschaft gren/t an die von lUaeyoah und
die Stadt Tsaga wurde durch seinen Ahnherrn , Binjaebhian mit
Namen, gebaut, den das Volk in gemeinsamer Einstimmigkeit
zum Dhamm<atha-min erhob. Die Schan's in Kamboja-tein oder
Camboza-mun haben von jeher dieses Land besessen, aber ihre
neun Könige wurden durch die Birmanen unterworfen und müssen
jetzt den Befehlen desNaytwuet gehorchen. Die Sprache Tsaga' s
ist die auch in Monay herrschende, wird aber von den Inthi (den
Schan von lUaeyoah) nicht gut verstandei). Untermischt mit den
Schan*s leben einige Sclaven Völker, die keine Fürsten und da-
mit kein Band der Vereinigung besitzen. Solche sind die schwarz
gekleideten Toung too, die roth gekleideten Toung jo, die Dann
(die sich in birmanische Tracht kleiden), die Bgay und Andere.
Die sich unter zwei Häuptlingen beständig befehdenden Ka-
rennih machen verderbliche Einfälle in die Schanstaaten , das
Tsoboathum Mobye's ist fast schon ganz von ihnen zu Grunde
gerichtet und in Tsaga wird täglich mit ihnen gekämpft. An die
Thee bauenden Palouug grenzen die Ka-khyen. Die Loo der
Schan an der chinesischen Grenze (in der Nähe derYun) pflegen,
seit sie Birma unterworfen sind, sich das eine Ohr zu durchboh-
ren, so dass sie die Birmanen auf der einen und die Chinesen
auf der andern Seite nachahmen. Die Schan hatten früher ihr
Haar um den Kopf gewunden, binden es aber jetzt in einen Kno-
ten , wie die Birmanen. Von diesen lernten sie auch das Betel
Ifauen und das birmanische Kopftuch hat den frühern Turban er-
setzt. Der Pitagat ist im Binnanischen geschrieben, wird aber
mitunter in die Schan-Sprache übersetzt, damit ihn auch solche
Pungyi verstehen , die nicht in birmanischen Kyaung's erzogen
worden sind. Die Buchstaben des Schan-Alphabet's wurden durch
Baitiftn, OtUsien. I. 11
162 Birma.
Xaluu - Pungj'i erfunden, ein Priester in Monay, der zuerst das
Volk, das vorher keine Keligiou besass, im Buddhismus unter-
richtete.
Die Sehan hatten früher 99 Könige, die aber jetzt alle
Birma unterworfen sind. In ihrem eigenen I^nde lassen sie
einen weissen Schirm über sich tragen, aber in Msindalay ist es
ihnen nur erlaubt, einen goldenen zu öfinen. Auf ihrem wUsteu
Grenzgebiet vertauschen die Kareunih Schellack gegen das Salz
der Schan. Jeder legt die Waareu auf seinem eigenen Terri-
torium nieder und die beiden Parteien stehen sich oft stunden-
lang gegenüber. Wenn die eine sich stark genug glaubt, fällt
sie über die andere her, um ihren Feind in die Sclaverei zu ver-
kaufen.
Die Schan in Illaeyoah und lutaeyoah feiern ein jährliches
Fest, wobei die Geschlechter im Dunkeln zusammentrefien, um
die Heiratheu fUr das nächste Jahr zu schliessen oder noch ein
anderes zu warten. Für Fremde, die sich einmischen sollten,
giebt es Bisse statt Küsse, setzte mein Berichterstatter hinzu, der
es vielleicht versucht hatte. At the festival Chilum Chuti the
lights are suddenly extinguished and the men rush on the
women, euch man leading away the nearest female to
some private place, berichtet Raverty aus Kafiristan. Von
den innerhalb der siamesischen Grenze lebenden Lawas
heisst es gleichfalls , dass bei ihnen der Gebrauch existire, die
Jünglinge und Mädchen sich an einem bestimmten Tage im
Kyaung zusammentreffen zu lassen, um dort miteinander zu
schlafen. Ob dem Pungyi dabei, wie einst seinem kanibodischen
Collegen, die Pflicht des Tchin-Than obliegt, ward nicht gesagt.
Das goldene Bild von Illaeyoah wird bei Pest herumgeführt und
durch Gold für die Reisebeschwerden belohnt. Die Inthi sind
eine in den birmanischen Kriegen aus dem Archipel Tavoy's und
Mergui's nach den Schaniändern gebrachte Colonie. Die Danoh
im Tsoboathum Illaeyoah sprechen birmanisch, aber nicht die
'Danuh. Ptolemäus setzt die Sindoi neben den Daonoi auf Inseln.
Nach Abb^ Grosier wird in Ponceul, einem Dorfe Yunan's,
das an den Grenzen Assam's, Ava's und Laos liegt, ein Markt ab-
- Das angrenzende Hochland uud seine Bevölkerung. ] 63
gehalten für die Völker der umliegenden Gegenden, während
Fremden der Eintritt verboten ist. Zwischen Talifoa und Yong
ehang foo lag Karazan, das Marsden als Kala Schan auslegt.
The nation , called by the Cochinchinese Lao-lan-tao and by the
Birmans Lenjen, on the east of the Kamboja-river are the only
obstructions to au intercourse between Birma and Coehinchina
(nach Gibson). Die nördliche Handelsstrasse nach Bhamo fuhrt
über Marco Polo's Unciam , während im Süden Kiang-tung den
Mittelpunkt der nach Zimmay und Monay auseinanderzweigenden
Karavanen - Wege bildet. On the east of the Mekhoug-river the
State of Kiang-Hung comes into immediate contact with China
and the town of Muang-La, which is parted only by a small river
from the Chinese town of Esmok under the goverument of Shueli
(in Yunan). Dieses von Mac-Leod erwähnte Kiachta hält Yule
identisch mit Chunningfou d'Anville's. Die Entfernung von
Kiang-tung nach Munglah (Myang-La) wurde mir von einem
Reisenden auf 15 Tage angegeben, während ein Anderer nur die
Hälfte nannte. Nach den Mittheilungen eines Kaufmanns wird
in der ersten Grenzstadt eine Messe abgehalten und weiter dUrfen
die Schan in Yunan nitht vordringen. „Kiang-hung (Kienjung)
und Kiang-tung liegen beide gleich weit von Zimmay oder Kai-
may und die Entfernung zwischen ihnen beträgt acht Tage. Die
Strasse nach Zimmay fuhrt beständig durch Wald und ist höchst
gefahrlieh wegen der dort beständig geführten Fehden. Von
Kiang-hung, das amNamkong-Flusse liegt, gelangt man in neun
Tagen nach Munglah, einer grossen Marktstadt der Chinesen, wo
eine Menge Boote auf dem Nomoe - Flusse durch ihre SchiflFfahrt
den Handel vermitteln. Die Schan dürfen nur bis dahin in
China eintreten und müssen nach Beendigung ihrer Ein- und
Verkäufe von dort wieder zurückkehren. Kiang-tung ist acht Tage
von Munglah entfernt und es existirt ein beständiger Verkehr,
da die Reisenden eine Auswahl unter mehreren Wegen haben
und deshalb, wenn der eine durch Räuberbanden unsicher' sein
sollte, einen andern wählen können. Die Schan bringen Baum-
wolle, Zeuge, Lacksacl^en, um Sammet, Hüte, Wachs, Seide,
Kupfer, Eisentöpfe, Salz und Blei zurückzunehmen.''
11*
164 Rirma.
Das Geld der Schan ist von drei Arten Silber, Lan (als reines
Silber), Yowetni und Namnuini. Das chinesisehe Geld (Kui)
ist ein silberner Ball, wie ein Ei geformt Das in maeyoah ge-
schmolzene Silber nimmt zuweilen die Gestalt einer Muschel an,
was indess nur durch die verwandten Gefässe bedingt wird.
Wenn die Chinesen auf ihren Handelsreisen uachBhamo die
von den wilden Völkerschaften bewohnten Gebirge passiren,
suchen sie sich mit den Häuptlingen vorher über den zu bezahlenden
Zoll abzufinden. Hat aber Jemand im Besondem noch eine
Zwistigkeit mit ihnen , so braucht er nur einen Bambu quer über
den Weg zu werfen und die ganze Karavane wird sogleich still
halten, da eine Nichtachtung dieses Zeichens Allen sicheren Tod
bringen würde. Die Kaufleute schicken dann eine Deputation
mit einer Bittschrift an den nächst wohnenden Häuptling, dass
er sich über die Ursache des Veto ihres Weiterziehens erkundigen
und ihnen Mittheilung machen möchte. Derselbe sucht dann
mit dem Zänker ein Abkommen zu treffen, und nachdem man
sich Über die zu zahlende Entschädigungssumme verglichen hat,
kommt der Nämliche, der den Bambu hingelegt hat, ihn mit
seinen eigenen Händen zu entfernen , da Niemand anders ihn zu
berühren wagen durfte.
Zu denjenigen Stämmen in den Schaniändern, die eine ver-
schiedene Sprache, weder Birmanisch, noch Schan sprechen,
gehören die Thoungthu , Thoungjoh , die Nianglam , Niangleim,
Niangzet, die Karennih (Yanlek) oder rothen Karen, dieYan-lein
(Karenbiauk oder gestreiften Karen), die nach dem Muster ihrer
Kleider verschieden benannt werden. Die Pantung sind ein
Karenstamm, der ohne feste Wohnsitze unter den Schan
umherwandert. Die Yanglun (Karen-net oder schwarzen Karen)
im l'soboathum lllaeyoah sind Buddhisten. Die dort zei*streuten
Danoh sprechen einen birmanischen Dialekt. DieDanuh nehmen
einige von den Schan Tsoboa's unabhängige Dörfer ein und
zahlen unter ihren Myoks oder Dorfältesten den Tribut direkt
an den König Birma's. Sie sprechen eine ihnen eigenthUmliche
Sprache.
Der Schan, der mir diese Mittheilung machte, fUgte hinzu,
^
Das angrenzende Hochland und seine Bevölkertinp^. ] ()5
dass die in den Schanläudern lebenden Karen Wilde (Yan)
kiessen, wogegen die Bildlichen Karen rohe Mensehen (Tzok)
genannt würden und die Karenuih (rothen Karen) Tzok-lein.
Ein Anderer nannte im Schanlande als Stämme mit Büchern
die Taunglu, Toungthu, ChkUn, Yun, Kay, Hayjuh, Manioh
(ein birmanischer Stamm mit besonderer Sprache) und als Stämme
ohne Buch die Chang, Lem, Kaloh, Yanglam, Yangsiek, Danoh,
Pantung, Palong, Bouh, La, Kakie, Kathay, Yangling (Karen),
Yangpatung, Seiyin (in hohen Bergen), Danao (aus Tavoy). Die
Wa scalpiren ihre Feinde.
Als Stämme, die die Grenzgebirge Kiang-tung's zwischen
Birma und China füllten, zählte mir ein von dort geflüchteter
Verbrecher, den ich in einer Mission Birma's traf, die folgenden
auf: Chhün, Lui, Yun, die eine der in Zimmay ähnliche Sprache
sprechen, die Woa, die den Kopf bis auf einen Büschel in der
Mitte abrasiren, die Kako, Muzoe, Kakui, Chhkang, die zu Nats
beten, die Kalah (auf den höchsten Bergen) und die Zeitum oder
Zetium, dieGautama verehren, die Kay (von Chinesen stammend),
die Thay (von Schan stammend), die Thoungthu, die Lahin, die
Lem , deren Tsoboa in Muug (Myang) Lem wohnt. Die Häupt-
linge der Leng werden von den Birmanen als zu der Conföderation
der Taroupschan gehörig betrachtet. Nach du Halde war Myang
Lem (die Hauptstadt der Laho's) an Ava tributpflichtig. Die
Zahl der Schanstämme soll sich im Ganzen auf 35 belaufen , wie
die der Kala auf 3().
Nachdem Pinto mit dem Gesandten des Rey do Brama
Senhor do Tongu über Cabilde dos Jogues nach der Hauptstadt
von Calaminha gereist war, berührte er auf seinem Rückwege
von Bidor nach der Stadt Pavel, wo mit den wilden Calugers und
Fugaos (in kalten^Bergen wohnend) gekämpft wurde, weiterhin
das Dorf Lun^or, an der Grenze zwischen Pegu und Siam, dann
Penauchim, der erste Ort im Königreiche Janguma, dann Mag-
daleu (im Kriege mit dem Könige von Lauhos) , dann Mauchel
(der erste Platz in Pegu) und kam dann nach drei Tagen in
Martavaö an , von wo er nach der Stadt Pe^u weiter reiste , um
sich darauf in dem Hafen Cosmin einzuschiffen.
166 Birma.
Als wilde Völker erwähnt Pinto dieCalouhos, Timpates und
Bugem , dann die Oqueiis und Magores , die von der Jagd lebten
und für Salz Handel trieben, die Bumioes (mit Barten und Augen
wie die Chinesen), die Ginafongaos (in Surabasay), die ihre Nasen
und Ohren durchbohren und in den Bergen Lauhos an den See
Chiamniay grenzen, die Tuparoes, die Pavileus (in Seide gekleidet),
die die menschliche Seele mit der einen Püster füllenden Luft
verglichen , gleich welcher sie beim Tode vergehe. Die Tupa-
roes waren grosse Fresser und als ein Portugiese mehr als sie
Alle essen und trinken konnte, führten sie ihn jubelnd auf einem
Elephanten, gleich einem Heiligen umher. The Pani (primitive)
Koch (sagtHodgson) eat no tarne animal without offering it tothe
Gods and consider, that he, who is least restrained» is most
excellent, allowing the Garos to be their superiors, because the
Garos may eat beef.
Die Länder im Westen waren nach den Chinesen von den
San Miao bewohnt und alle Landschaft im Süden des Nanling
von einem andern Barbaren-Volk, das die Gebiete Yue und Nan-
tschao einnahm. Nach dem Commentator des Schuking war
San Miao (die drei Miao) der Name des Volks oder des König-
reichs im Süden der Kiang, ostwärts bis nach Kiangnan. Im
Schuking wird ein Theil des Miao- Volks durch den Kaiser Chun
verpflanzt. Die zurückgebliebenen Miao wurden Yeou Miao oder
Miaomin genannt, die verpflanzten Angesiedelten Man undY oder
die Fremdlinge im Süden und Norden. Von den San Miao der
ältesten Zeit sollen durch Verpflanzung nach San Wei die Tibeter
(Kham, Wei und Tsang) herstammen. Nach der Besiegung der
grossen Youeitschi durch die Hiongnu zogen die kleinen in die
Länder zwischen Kamoul und Tibet hinab.
In Yunan oder Vinnan (Myang Tse luang bei den Schan)
wurden die Pe-Man (weissen Barbaren) und Ou-Man (schwarzen
Barbaren) oder Cara Djang unterschieden. Die Gnai-Iao ge-
nannten Barbaren in Yunan waren zur Zeit der Han unter sechs
Fürsten (Tschao) getheilt, von denen der südlichste, nordwestlich
an Tufan, südöstlich an Tonquin angrenzend, Mümschelong
hiess und als der Stammvater der Nan- tschao bezeichneten
Das angrenzende Hochland und seine Bevölkernng. 167
Könige (der Könige des Südens) betraohtet wird. Nachdem König
Pilüko (in Tayhotsching residirend) vier der übrigen Tschao
unterworfen (8. Jahrhundert), huldigte er China. Lao (Li) meint
im Chinesischen wildes Volk und werden so auch die im Innern
Uainan's lebenden Barbaren bezeichnet. Talifu , die Hauptstadt
Nantschao's, wurde 1076 Tali genannt, nachdem unter Kaiser
Dang-due-tou (9. Jahrhundert) die Rebellen Namchieu besiegt
wurden., aber im 13. Jahrhundert herrschten die Namchiao (Le,
Diau,Kau, Nou. s. w.)in Yunan*). Das Land derPapeh, mit deren
*) Der Missionär Huot macht folgende Mittheilungen über die Bewohner
der chinesischen Grenz^rovinzen : Man kann die gesammte Bevölkerung des süd-
lichrm Yün-nän nnter zwei allgemeinen Kintheiluugen zusammenfassen : die Han-
jen, weiche sich für gesittet halten und ausgeben, und die Y-sein, welche von den
erstem Barbaren genannt werden. In der ersten Kategorie stehen die Pen-te-yen
an Zahl und Wichtigkeit in erster Reihe; sie gehören zur eigentlichen chinesischen
Ra^e nnd sind der Provinz ursprünglich fremd. Als diese Pen-te-yen hier an-
kamen, brachten sie eine Eutwickelung mit, welche die der eingebomen Y-sen
in jeder Hinsicht übertraf; deshalb haben sie auch auf diese einen dauernden
£iDflus8 erlangt und üben eine festbegrundete Herrschaft über sie aus. Da kamen
aller die Colonisten von Su-thuon in grosser Zahl in diesen letzten Jahren, frischer,
kräftiger und thatiger und sie werden ihnen bald das Loos herein, welches diese
früher selbst den Lolos auferlegt haben. Der Himmel in Yfin-n^ hat sie voll-
ständig entnervt; ihr Charakter ist Feigheit und W^eichlichkeit , Fehler, die sich
in ihrem Gange nnd in ihrem ganzen Wesen abspiegeln ; kommen sie auch ein-
mal zn Kräften , so ist es nur , um sich Ausschweifungen zu überlassen , welche
ihre Auflösung beschleunigen.
Die Hin-kia-jen und die Ho-kin-sen scheinen zu derselben Familie zu ge-
hören. Ta-ly*fou ist ihre Hauptstadt, deren ganze Umgebung sie ausschliesslich
in Besitz haben. Ta-ly-fou ist eine kleine , alte Stadt und auf einem sehr vor-
tbeilhaften Platze erbaut. Auf der Nordseite beherrscht sie den schönen See
gleichen Namens und hat fünfzehn Lieues imUmfauge und ist drei bis sechs Lieues
breit ; im Süden ist sie von hohen Bergen geschützt , welche eine Verlängerung
der Ketten Tibet's sind. Diese Berge sind so hoch, dass der Schnee auf ihrem
Gipfel mehrere Monate liegen bleibt und nicht weit davon 'schmilzt dieser Schnee
fast niemals.
Die Mnhamedaner haben sich seit vielen Jahren in dem südlichen Yün-nän
ausgebreitet, und ihr Cultus hat dort tiefe Wurzeln geschlagen. Sind sie, wie
Mehrere glauben, in dem Augenblicke gekommen, wo die Secte Ali*s einengrossen
Tbeil der Malayen für ihren Glauben gewonnen hat, oder sind sie vom Norden
1 68 ^»r™*
Königen (1471) Linhao, König von Tonquin, Krieg führt, liegt
(von der chinesischen Provinz Yunan abhängig) im Südwesten
Tscheli's , im Norden Siam's und im Osten Bimia's. Im Süden
Yunan's findet sich die unabhängige Stadt Pueul (Poel oder Phu-
kül) oder Phu-urh-fu.
Marini beschreibt das Königreich Laos, als östlich an
Tonquin und Cochinchina, westlich an Siam, sUdlich an Kam-
bodia, nördlich an Binna und die Gnai genannten Stämme
grenzend. Er sagt von dem Könige von Laos , der in Langione
herab^kommcn , als die Heere des Halbmondes ganz Asien umkehrten ? Das
sind Fragen, welche zu losen mir noch nicht möglich gewesen ist. Sie scheinen
übrigens nicht alle denselben Ursprung zu haben ; denn man unterscheidet unter
ihnen eine alte und eine neue Religion und dieser Unterschied der Religion nährt
in ihrem Lager viel gegenseitigen Widerwillen und Hass. Die Yun-naner geboren
fast ausschliesslich der alten Religion an , welche nur ein Rest des Judenthums
sein soll.
Unter den Y sen sind die Lolo's und Pai-y diejenigen, welche die erste
Stelle einnehmen. Ich vereinige diese beiden Familien, weil sie trotz der be-
trächtlichen Verschiedenheiten wesentliche Vereinigungspunkte haben. Diese
Völker sind im AUgemeinen von ziemlich sanftem Charakter ; einfach und fkirebt-
sani, fliehen sie ^ Fremden und furchten Streitigkeiten über Alles. Betritt ein
Unbekannter ihre Dörfer, so schliessen und verrammen sie sogleich alle ihre
Thüren ; was man auch sagen oder thunmag, man wird es nie dahin bringen, dass
sie dieselben öffnen. Sie bewohnten früher die Ebene, aber nach der Ankunft
der Pen-te-yen sind sie in die Gebirge zurückgedrängt worden. Diese Vertrei-
bung aus ihrem Eigenthum ist nicht durch Gewalt vollendet worden ; ihr furcht-
samer Charakter und noch weit mehr ihr massloser Hang zum Weine sind die
Ursache davon gewesen. Mit einigen Töpfen dieses Getränkes kann man die
Lolo's zu Allem machen, was man will.
Die Lolo's bebauen nur wenig den Boden und noch dazu überlassen sie diese
Sorge den Frauen. Viehzucht und Jagd sind die Beschäftigung der Männer. Sie
sind sehr geübte Bogenschützen ; mit ihren vergifteten Pfeilen könnten sie es mit
Vortheil mit den besten europäischen Jägern aufnehmen ; sind sie einmal ihrer
Beute auf die Spur gekommen, so entgeht sie ihnen selten.
Die Pai-y haben sich länger in der Ebene gehalten ; nicht als ob sie massiger
und in grösserem Wohlstande lebten als die Lolo's, aber das Gebirgsleben scheint
ihnen nicht so zu gefallen. Sie leben grösstentheils in grossem Elend und schicken
deshalb ihre Frauen und Töchter zu den Fremden , um an diese den Ertrag ihrer
Arbeit zu verkaufen. Die Fremden haben ihre Landereien in Besita genommen,
Das angrenzende Hochland und seine Bevölkerung. 169
residirte, dass er Tribut nach Tonquin geschickt habe, ebenso
wie der König von Bao aus seinen Goldminen , der Konig des
kleinen Laos und der KOnig von Ava. Seuls les rois de Co-
chinchine et de Ciucaughe refusaient toute contribution. Die bei
Kiang-tung lebenden Mutsa hängen mit den Miaotse zusammen,
deren Name Erdgeborene oder Eingeborene bedeutet. Von den
während sie selbst Jagd auf Insecten machen oder in ihren Hütten liegen bleiben
und den Schrecken des Hungers zur Beute werden. Obgleich sie Jetzt unter der
anmittelbaren Herrschaft des Kaiserreichs stehen, haben sie doeh eine getrennte
Gerichtsbarkeit behalten ; sie gehen bei einem Ton-ssen zn Lehen, welcher selbst
nur dem Lieutenant des Vioe-Königs gehorcht.
Der Cnitus der Lolo's und Pai-y scheint einfach zu sein wie sie selbst ; sie
haben keine Pagoden und stellen in ihren Hütten keine Gottheiten auf. Sic be-
gnügen sich , in einigen seltenen Zeitabschnitten dem Geiste ihre Huldigungen
darzubringen. Was ist dies für ein Geist? Diese Frage richtete ich an Mehrere,
aber sie antworteten mir immer, sie wüssten es selbst nicht. Sie haben die Idee
▼on den Strafen oder Belohnungen, welche dem Tode folgen müssen. Ich glaubte
za begreifen, dass sie ihr Paradies und ihre Hölle in die Gebirge Tibet's versetzen.
Die Si-fan und die Lisons schliessen sich den Völkerschaften Tibefs an.
Sie unterscheiden sich von den Lolo's darin, dass sie von höherem Wüchse sind ;
sie sind auch stolzer und kräftiger und besonders rachsüchtiger , haben aber mit
ihnen denselben Cultns, dieselbe Leidenschaft für den Wein.
Ausser den Stämmen , welche ich bisher angemerkt habe , kommen jedes
Jahr gegen das Ende des zehnten oder im Anfange des elften chinesischen Mondes
mehrere Caravanen Lamas hier bei uns au , welche von Tibet heruntcrstuigeu ;
sie kommen , um den Resten ihrer Vorfahren , welche , wie sie sagen , in einer
Höhle in der Umgegend von Mouany-kia-pei eingeschlossen sind , ihre Ehrfurcht
zn bezeigen. Alle haben sich zu dieser Wallfahrt durch einGelfibde verpflichtet.
So lange sie dauert , leben sie nur von Almosen , das ihnen Niemand verweigern
darf, die Armen so wenig wie die Reichen , aus dem sehr einfachen Grunde , wie
sie naiv sagen, weil es recht und billig ist, dass man ihnen, die früher selbst Be-
sitzer von Mouany-kia-pei waren und es den gegenwärtigen Ansiedlern abgetreten
haben, einen kleinen Zins entrichtet, wenn heilige Pflichten sie zurückrufen. Auf
ihrer Reise beten sie ununterbrochen , indem sie sich dazu eines langen Rosen-
kranzes bedienen, welcher in vielen Stücken dem unsrigen ähnlich ist. Nachdem
diese Pilger einige Tage in der Höhle der Vorfahren zugebracht haben , begeben
sie sich nach einer berühmten Pagode , welche Talyfu gegenüber sich befindet,
uid die sie ebenfalls als ihr Eigen thum vindiciren. Und sie verbreiten sich nicht
eher auf den Märkten, als bis sie diese Stationen besucht haben ; endlich kehren
sie im vierten Monde nach Tibet zurück.
170 Binna.
Muliao (Holzratzen) genannten Miautse riibnit du Halde die musi-
kalische Harmonie der von ihnen, wie von den Laos gespielten Blas-
orgel. Nach Louis findet sich in den coehinchinesischen Karten
ein grosses Königreich unter dem Namen I^o long verzeichnet,
dessen Hauptstadt dort amMekhong oder Ciulong (dem Fluss der
neun Drachen) läge, wo er sich Kanibodia zubeugte. Wie
durch Marini'sl^ngione wird damit Luang PhraBang(Lanchang)
gemeint sein, das sich nach Fortführung der Bewohner von Myang
Phuen bedeutend nach Norden erweitert hat, aber seit dem an
Viengchan gesetzten Beispiel hinlänglich eingeschüchtert ist, um
keine Schritte gegen Siam zu wagen. Du Halde nennt noch
Mong Fang, Mohang Chaydow und Mohang kong als abhängig
von Mohang Chiay, das von den Chinesen Mohang Vinan (Vieng-
chan) genannt wird. Bei Wusthofs Anwesenheit in Winkjan
(1641) führte der König Krieg mit Pegu und auch mit Dsiampa.
Marco Polo erzählt von denKintschi und nach Abdallah Beidhawi
nimmt man in dem Königreiche zwischen Kathay und Karadschang
die Goldplatten der Zähne vor dem Essen ab. Die an den See
Schiammay grenzenden Gynophages von Surobosoy im Gebirge
Lauhos trugen Golddräthe in den Löchern der Nasen und Ohren.
Nach den Mittheilungen des Diego deSeixas (1522) grenzte
Siam, dem neun Königreiche unterworfen waren, an Ava, Brema
und Dschangoma. Das nördlich an Muang Thay (mit Hudia als
Hauptstadt) grenzende Schau-mua(Chao-myang oder die Königs-
residenz) heisst bei de Barros das eigentliche Siam. Nordwärts
davon lagen die drei Reiche der Laos, Dschangoma oder Y^an-
goma (Yuen oder Jonaka), Schomkra Schemkran und Lauschenk
oder Lanscheng, das an Kascho oder Kauschinchina (das
China Kecho's oder Cochinchina) grenzte. Die Laos -Völker
zeigten sich nur dann dem Könige von Siam unterwürfig, wenn
sie Schutz gegen das grausame Volk der Dscheos bedurften,
Wilde, die nach Camoens Anderer Fleisch frassen und das eigene
mit heissen Eisen brannten. Dass Ramusio dort von Stiefel
tragenden Reitern spricht, die aus den mongolischen Kriegen in
Yunan zurückgeblieben sein könnten, erinnert an die Tradition
der Karennih, die sich Kaya (Ka- Ya oder Yeo) nennen und von
V
Das ancrreaeende Hochland und seine Bevölkernng. 171
der verirrten Abtheilung eines chinesischen Heeres abstammen
wollen. Nach den unglücklichen Kriegszügen theilte der Mon-
golenkaiser Tsehingtsong seinen Kriegern Ländereien aus, mit
der Verpflichtung die Miaotse im Zaume zu halten. An der
Küste lagen (nach Seixas) die Reiche Kosmo und Kambodscha.
-Westlich folgte auf das Reich Schaidoko das Reich Brema. 0
Reyno de Mamprara (aoNascente do reyno de Laojao) parte pelo
Levante com o Reyno de Cochimchina e pelo Sul com o Reyno
deSiao. AoNascente delle esta o grande Reyno de Camboja, sagt
de Couto.
Die Stadt Sisattanahut, die später Myang Luang Prabang
genannt wurde, war früher die Stadt des Herrschersitzes unter
den Lao pung khao (den weissleibigenLaos). Nur diesen, sagte
mein Berichterstatter, der selbst einer war, gehört in Wirklich-
keit der Name Lao, denn die Lao pung dam heissen Juen und
werden nur Lao Juen genannt, um sie 'von den Juen Keoh oder
Cochinchinesen zu unterscheiden. Die Birmanen unterscheiden
in Annam die Kio-Biain und Kio-Diain. Kaiser Tsin-chi-
hoang-ti vereinigte Annam mit dem Lande der Peh-Youeh (der
100 Youeh). Der Dialekt der Lao pung khao steht dem Siamesi-
schen näher, als der der schwarzleibigen Laos. In Myang Luang
Prabang besteht eine Zweikönigherrschaft, die übrigen Städte der
weissen Laos werden aber von siamesischen Officieren verwaltet,
wogegen die schwarzen Laos ihre erblichen Könige haben. Muang
Luang Phraban (the capital of Laos) pays its tribute to Siam in
ivory, eaglewood etc. It is also tributary to Cochinchina and China.
To the former it sends presents triennially and to the latter, once
insevenyears, it sends two elephants (Mac-Leod). Die schwarzen
Lao, ein bigottes Priestervolk, verachten die weissen als irreligiös
und die in Korat Seide verfertigenden Laos gehören zu den
Letzteren, da sich strenge Buddhisten zur Ermordung unschul-
diger Wttrmchen nicht hergeben würden. Die Lao dorn (die alten
Lao) leben in Prarai, wo drei Speere bewahrt werden, aber noch
älter sind die Khamen, denn die Lao entstanden erst später, aus
dem Nong (See) Seh an der Quelle des Nam khong (Mekhong).
Bei den Chinesen heissen die Lao Ai - Lao. Marini aber spricht
172 Birma.
neben den Lao *) von den Ai , als einem Tonquin unterwürfigen
Stamm. Als die gebildetsten der Lao werden die Danho, weil
mit Tonquinesen gemischt, betrachtet. In den Laosdörfern wird
Recht gesprochen durch die (wie unter den Gonds) Sena ge-
nannten Aeltesten, welcher IHtel auch aus dem Pali bei den 8ia-
mcsen als Senabodi oder Senator, besonders für Feldherm, ver-
wendet wird. Nach Turpin wurde das Königreich Jangoma von
Priestern regiert. Als verschiedene Arten der Laos wurden mir
genannt die Sisattanahut, die |Xiyangka , die Lawayawa, die
Jonaka u. s. w. Die Lao Vieug leben in Viengchan, die Lao
Phue leben in Myang Siengkran (einen halben Monat vonXieng-
mai), die Lao Tho leben an der Grenze Tonquin's, die Laol^ophai
leben an der Grenze Yunan's, die Lao Khaku leben zwischen dem
Schumaikha und dem Mili. Der Chao (Häuptling) der Lao Suay
(der tributpflichtigen Laos) wohnt in Myang Attapu (9 Tage von
Viengchan) an der Grenze der Jucn, zahlt aber Tribut an Siam
und lässt die Kha genannten Stämme für sich arbeiten.
Jenseits der Kuay und Suay leben die Ladeh, dann dieTetieng,
dann die Panong, dann die Kha (die die Flöte mit der Nase
spielen wie die Neuseeländer). Die Ho (Mann in der Spniche
der Khol) kommen von China auf dem Mekhong oder zu I^ande
bis nach den Grenzen von Laos und Kambodia. Wusthof hörte
(1641), dass die Chinesen alle zwei Jahre den Fluss herabkämen
bis Meunswae an den Grenzen Pegu's , um mit Winkjan zu han-
deln. Die holländische Gesandtschaft wurde veranlasst, weil
Kaufleute aus dem Königreiche derLouwen, das mit Japan, Siam
und Kambodia in Handelsverbindung stand, bis nach Batavia
gekommen waren (1641). Zwischen Namnoy und ßassak stand
der Grenzpfeiler, um Kambodia von dem Laosland zu scheiden.
*) Le pays de Laos (ou AMao) ^tait jadis en communication avec la Chine
(220 p. d.). II est contigu k la province de Yun-Qaa et borne au sud par rempire
d^Annam , au nord-ouest ce ne sont que des moutagnes habit^es par les barbares.
Ce pays renferme diverses tribus, dont les principales sont Ai-lao, Lac-hoan, Van-
tuong , Xi-da , Mac-da , Han-vien , Cban-man , Khong-xuong , Mai-xuong-tinh et
Batac. L'origine de ces differentes peuplades est Laoson (montagnes de Laos) et
pour cela on Fappelle le pays de Laos (s. Aubaret).
Das angrenzende Ilochland und seine Bevölkerung. 173
In einem unter dem Könige Phaya Tak im vorigen Jahr-
hundert angefertigten Kupferwerke, Trai-lok genannt, das das
Weltsystem der Buddhisten veranschaulichen soll, fand ich in
den beigegebenen Noten das folgende Itinerarium über den Weg,
auf dem Phra-Phuttha nach Siam gewandert sei. Ausgehend von
Alavina-Nakhon in der Nähe von Takkhasinla, gelangt er über
die zwischen Pataliphutro und Langka gelegenen Städte nach
Ho und berührt dann MyangJang, Xiengsen,Xiengrai,Xiengmai,
Sukothay, Phitsanulok, Kamphengphet. Von dort wendet er
sich nach Myang Ariya und MyangThai, weiter nach Lavo, Nak-
honraxasima, Jueu, Ravek, Cham und endet schliesslich in Sri
Ajuthia. Nach der siamesischen Autorität (bei Low) besuchte
Buddha auf seiner siebenten Reise Kala-Champaka oder das im
Süden gelegene Champaka des ^ali. Koppen setzt Tschampa
als den östlichsten, Kanjakubga oder Mathura als den westlichsten,
^'ravasti als den nördlichsten Punkt von Buddha's Predigtfahrten.
Mit Alavi*) wird Tibet im Pali bezeichnet, häufig aber auch nur
der untere Ilimalaya südlich vom Brahmaputra und den angrenzen-
den Schan- Bergen. Nach Hough begreift Alowi (als Theil von
Laos) die Provinzen Mohnyen , Mosit und Mokaung. Nachdem
Buddha über die Berggipfel Ugando und Mienmo zum Himmel
Thawadeintha aufgestiegen war, besuchte er clenHimawonda, um
sich in dem See Anawadat zu baden und seine Speise aus dem
nördlichen Continentzu erhalten (wie es seine birmanische Lebens-
geschichte beschreibt). Bei der Stadt Thingkathanaga auf die Erde
zurückkommend, verbrachte er die nächste Saison der Lehrzeit in
dem Lande Bhinga-thara-naga, die folgenden im Kloster Gauthita-
ron zu Thambi, dann in der Elephanten-Wildniss Palale, dann im
brahmanischen Dorfe Nala, dann in Werasora, dann auf dem
Berge Dzalia, dann im Kloster Dzetawon , dann in Kapilawut,
dann im Lande Alawi, dann in Raxagaya (Kadjagriha oder
•) Alawi (Alovi) gehört zu den 20 Königreichen mit Mithila , Wesali , Sa-
watti, Barsinasi, Kosambi, Udzeni, Tekkaschwila, Zainha, Sagala, Sandumaragiri,
Raxagja, Kapilawut, Sakita, ludapatanaga, Ukkata, Patalipnt, Zeluttara, Seug-
katbanaga, Kusinagara.
1 74 Birma.
Königshaus) , dann in der Stadt Isalia u. s. w. £in kanibodi-
sclier Vielwisser hatte zusammengeklUgelt, das« Takhasinla das
l^nd der Farang, Kabilaput der Khek, Mithila der Chin,
Inthabat derKhamen, Ayuthia der Thai, Katong der Juen und
Baranasi der Phramana sei. Auch wusste er, dass von den Schü-
lern Phra-rhuttha's, Phra-Mokhalathen der Apostel derKhek ge-
wesen, Phra Saributr der Farang, Phra Kassapa der Chek, Phra
Maha-Nakk baten (Nagathero oder Nagasena) der Juen, Phra
Kachai der Mon, Phra Upali der Phauia, Phra Sammalitheu (So-
uathero) der Lao , Phra Bothommaten der Khamen u. ß. w. Im
Ganzen wurde die Phra-Phuttha-Sasana in 112 Sprachen ge-
predigt.
Die Hinteriudier rechnen sich nicht zu den 16 Städten der
um den Bodhi-Baum gruppirten Solot-Nakhon (Magadha, Inga,
Kuru, Kasi, Kosala, Witzih, Malla, Tsetira, Wantha, Pintsala, Mitza,
Surasena, Asaka, Awanti, Gandara, Kambodza), sondern obwohl
sie die heiligen Namen gern auf die nationalen Übertragen, geben
sie zu, dass ihr Kamphuxa, Asantika, Jonaka und die Uebrigen,
ausgeschlossen vom heiligen Misimadesa, in den wüsten Grenz-
gebieten der Xonlabot lägen. Von den in den verschiedenen
Erzählungen der Djataka erwähntenKönigen haben sie die meisten
localisirt, nicht nur, wie Phaya Vitareah in Mitliila, Phaya Chu-
lani in Chamback, sondern auch unter den Laos, den Juen u.a.m.
Von einem siamesischen Beamten , der aus dem Lao-Lande
stammte, zeichnete ich die folgenden Einzelheiten über verschie-
dene in der alten Geschichte erwähnte Städte auf.
Die Stadt Xieng-Sen liegt auf einem Berge, fünfzehn Tage-
reisen von Xiengmai entfernt. Sie gehört zu den zwölf Bana
(sibsong Bana) der Maha-xai , die das Haar in einen Knoten auf
dem Scheitel zusammenbinden. Die Maha-xai sind Abkömmlinge
der Xieng Vifa und diese der Ho, die den Haarknoten am Hinter-
kopfe tragen und aus Myang Chin (China) stammen. Xieng Sen,
von den Lü bewohnt, war durch einen Thewada in dem Menam-
(Fluss-) Thale (See) Pho*) geschaffen und dort herrschte durch
*) Der sudliche Theil des Thale-sab bildet bei niedrigem WasserstaDde eine
Art See fär sich , der Taleiua-Phoke heisst.
Das angrenzende Hochland und seine Bevölkerung. 175
die Ma€ht einer himniliscben Gong der Chao Khi-Xai. Die Thai
aus Sukothay und die übrigen Nationen der Nachbarschaft ver-
sammelten sich dort, um das Bild Buddha's (Phra-Phuttba-Kub)
zu verehren. Als das Verdienst des Königs erschöpft war, kam
mit Heeresmacht der König von Sathong, der schon Xieng rai
zerstört hatte und griff die Stadt Xieng Sen an. Chao Khi-Xai
floli nach Süden und gründete Kamphengphet.
Ein Gelehrter des königlichen Archivs in Bangkok gab fol-
gende Erläuterungen über den Anfang der frühern Geschichte :
„Die Brahmaneu sind nach Siam von zwei Seiten gekommen,
theils aus Süden, theils aus Norden. Die Brahmanen des Südens,
weil sie von der Stadt Sai (Banyanenbaum) kamen , wurden Sai
genannt und ihre Bücher Saiajasat oder Saisatr (Schastra), da
Satr in ihrer Sprache ein Buch heisst. Die alte Geschichte Siam's
beginnt mit der Einwanderung zweier Küsi (Eremiten), die über
den Khao luang, einen zwischen Laos und Birma gelegeneu
Berg, aus Indien gekommen waren. Ihre Anhänger oder Nach-
kommen lebten in zehn Dörfern , Tossakama , bauten aber , auf
den vor Kriegen warnenden Rath ihrer Vorfahren, eine befestigte
Stadt, die sie Satxanalai nannten. Einer der Eremiten, der auf
Indra's Anweisung wieder zur Erde zurückkehrte, veränderte den
Namen in Sukothay oder die Glückseligkeit (Su) des östlichen
Berges (uthaja im Pali). Die herrschende Religion zu der Zeit
war ein mit brahmanischen Ceremonieen gemischter Buddhismus,
bis die reinere Form des Buddhismus von Khamen (Kambodia)
aus eingeführt wurde. Die religiösen Bücher entnehmen deshalb
ihre Ausdrücke aus dem Pali , wogegen die Bezeichnungen der
höheren oder heiligen Sprache in den älteren Büchern mid jetzt
der profanen Literatur ihren Ursprung aus demSanscrit zur Schau
tragen. Sie sagen z. B. Nirwan , wie in Indien , wogegen es im
Pali Neiban oder Nipphan heissen würde."
Der Name Laos wird am eigentlichsten von den weissen
Laos beansprucht, deren angesehenste Fürstenthümer die Städte
Viengchan undLanchan enthalten, wogegen die schwarzleibigen,
gewöhnlich Yuen genannt, bei den weissen Laos die Bezeichnung
Njun führen. Ihr heiliger Name im Pali ist Jonaka. Siam ist
176 Birma.
Myang-Tbay oder (nach Bissaclierc) Men-aug-tai. Nach Navarrete
besteht das Wort Siam aus zwei : Sieii-lo.
Die Lau Keu lcl)en in Cheung Mai, die Lau Fa (Chau fa) in
den Gebieten von Cheang In und Thong. Die Lau Phau-Thai in
den Gegenden von Sirraburri und Pathavi, die Fau-Thai sind
die ursprünglichen Sianiesen. Bei de Cruz heissen die Laos Sione
Maonc. Nach Hamilton lag der Bergwerksdistrict Boduaen mit
Gold-, Silber- und Kupfergruben (in Koshanpri) nördlich von
der Hauptstadt Leng in Ober-Laos. Die andere Hauptstadt, Meng,
wurde von dem aus demTschiai oderVinan-Gebirge kommenden
Flusse durchströmt. Die von Bissachere an der Grenze Tonquin's
erwähnten Lactho sollen mit den Chiwa in den Tarout-Sehan be-
griffen sein. Nach Hamilton hat sich unter den wilden Be-
wohnern eine Colonie civilisirter Kio der Tonquinesen nieder-
gelassen.
Während die schwarzen Laos den Siamesen ihre Königs-
dynastie gegeben haben wollen, leitet wieder von diesen Marini
die Fürsten der weissen Laos ab. Nachdem sich die Langier der
Leitung der Chinesen entzogen und sich in ihrem Königreiche mäch-
tig und furchtbar gemacht hatten, bildeten sie unter sich eine Art
Republik, welche bis zum Jahre 600 der Geburt Jesu Christi bestand,
in welchem Jahre ihr Staat monarchisch wurde. Die Siamesen
kamen später als Freunde und mit ihrer Einwilligung zu ihnen, um
das Königreich bevölkern zu helfen. Als sie nun fanden, dassdie
Luft hier vortrefflich und das Leben sehr bequem war, verloren sie
bald die Erinnerung an die Annehmlichkeiten ihres eignen Vater-
landes und liessen sich in Laos nieder und schlugen daselbst ihre
Wohnung auf. Um sich ihre Herrschaft mehr zu sichern, be-
schlossen die Aeltestcn der Langier sämmtlich, ein Oberhaupt zu
erwählen, welcher sie mit unbeschränktem Ansehen befehlige,
und den sie als ihren Herrscher anerkennen würden. Aber die-
ses Unternehmen wurde 'hintertrieben, und da sie sich Über die
Sache nicht hatten einigen können, erhoben sie unter Begünsti-
gung der Siamesen, deren Anhang sehr mächtig war. Einen aus
der königlichen Familie von Siam auf den Thron.
In der Sprache der Pei (oder Fie nach Mouhot), die die
Das angrenzende Hochland und seine BevoOcenuig. 177
Kintschi Wantschang nennen, heissen die Pape Moang-Yung.
Die der birmanischen Grenze näher wohnenden Lao galten
als Lao Ngioh (Mohang Jeng; und den Birmanen unterworfen
sind die Nioh und LU. Nach Kemusat sprechen die Chinesen
von indischen Nomaden , Yun-tou genannt, unter den Tartaren.
Von dem Schanstamme der Yun, an den Grenzen Yunan's, er-
hielt ich durch einen Handelsreisenden von Pegu ein dem bir-
manischen ähnliclies Alpliabet. Die Birmanen kennen Lau-
lau's oder Lolos (Nui) als tributpflichtig unter Kiang-hung,
neben dem Gemisch der Grenzstämme, als Yem, Kali, Putai,
Li-lun, Kapin, Kalau, Kadams, Kamu, Kämet, zu welcher von
Yule gegebenen Liste mir noch viele andere Namen hinzugefügt
wurden. Von den Lolo bemerkt du Halde , dass die Häuptlinge
von dem chinesischen Kaiser Siegel erhielten mit dem Titel Chi-fu
oder Chi-chew (Xi), unter der Bedingung, die Investitur von ihm
zu empfangen. In dem Tibetischen meint Lalo einen Mlechha
oder Barbaren (nach Koros) und dient auch zur Bezeichnung der
Mohamedauer.
Durch Jonaka wird auch in profanen Büchern das Land der
Lao pungdam bezeichnet, wozu Xiengmai gehört, aber Jonaka-
buri oder die Stadt der Jonaka (Juen) ist Myang Veh (Hue). Im
Allgemeinen werden die I-*aosländer auch Varendra genannt.
Die Chinesen nennen es Kaukhia neben Siemlo-kok (Siam).
Durch die Städte Phra Pheh und Phra Nan wurden die Nationen
der Jon von Kambodia getrennt. Myang-Nan wäre einst eine
Hauptstadt der Mon gewesen. Die ursprüngliche Heimath der
I^ps, belehrte mich ein Etymologist, hiess Myang Lanathay, an
der Grenze des jetzt Siam genannten Königreichs. Von dort
zogen die Laos an den Flüssen hinab und bildeten die Länder
der Thay, wo sie, durch Vermischung mit den Mon (Peguanern)
und Khrar (Khamen), das Volk der Sayam (Siamesen) erzeugten,
80 genannt, weil es aus drei (sam) Elementen gemischt ist.
Sonst scheint die Ableitung von Sayama (braun) eine beliebte,
sowie auch die im Mahawanso gegebene, als Uebersetzung von
Thay. In dem Titel des Königs von Siam finden sich unter den
beherrschten Völkern die Laos Von, die Laos Khao und die Laos
l(atti;ftu, Osusivu. I. . 12
178 Binna.
Xieng. Von ihnen , sagte ein Commentator, lägen die I.ÄO8 Yon
nach der Seite Coehinohina's (Myang Yon oder Yuen), die Xieng
nach Westen. Eine vom Könige selbst beaufsichtigte Redaetion
der siamesischen Geschichte fand ich eingeleitet mit den Worten
Buddha's, der Dika Xikhai, wo er von den Nationen der Jonaka
und Kampot spricht, sie characterisirend als solclie, bei denen
es keine Kasten-Eintheilung gäbe, so dass der Niedrigste zum
höchsten Kange aufsteigen und der Vornehmste zum tiefsten hinab-
sinken kr^nne.
Ueber die sogenannten Thay yai , die grossen Thay, deren
frühere Existenz nach Leyden durch alte Bauwerke im Innern
bezeugt wird, erhielt ich eine Menge der verschiedensten Aus-
legungen in Siam , von denen die meisten des Aufmerkens nicht
werth waren, da sie nur eine der Frage angepasste Antwort ent-
hielten. Unter denkfaulen Völkern werden die unschuldigsten
Fragen zu leitenden und Reisende haben darauf nicht immer ge-
nugsam geachtet. Ein mehr auf geographische Verhältnisse ein-
gehender Berichterstatter sagte , dass die Thay yai ursprünglich
an den Grenzen Assam's, als Kam-tai oder Kam-ti gelebt hätten,
und dass sie von dort anfangs nur in kleinen Mengen herabkoni-
mend, Thay noi (die kleinen Thay) genannt seien. Später aber,
als das Königreich Siam mächtig geworden, sei seinen Bewohnern
der Name Thay yai oder grosse Thay, im Gegensatz zu den Thay
noi gegeben. Die Laos, deren Länder auf dem Durchzugswege
gelegen , wären dadurch in ein Mischvolk verwandelt, während
die weiter nach Osten an den Grenzen China's wohnenden Kha
(die Putten der Lacs) ihre Raye rein erhalten hätten. Unter-
mischt mit den Laos leben dieTjek ho oderTjin ho, ein in seinen
Gesichtszügen den Chinesen (Chek) gleichendes Volk in langer
Haartracht. In der Sprache der Kamti meint Sing-phoo Mann
oder Mensch, wie phu im Siamesischen, und führt vielleicht Sing
(gleich dem birmanischen Silin) als Ehren-Epithet, wie sich
solche in den indochinesischen Sprachen leicht aus Pronomina
entwickeln, und kann dann später die Erklärung des königlichen
Thieres ans heiligen Sprachen angehängt erhalten haben. Die
fieien Miaotse heissen bei den (^hinesen Sing- oder Ye-Miaosse
i
Das angrenzende Hochland und seine Bevölkerung. 179
(wilde Miao). Thai, fügte mein Professor hinzu, meint frei, es
wird mitunter aucli Thsriy geschrieben , als ob es Geist oder Ge-
müth bedeute, aber das geschieht nur, weil durch Zufügung dieses
Buchstabens das Wort zierlicher aussieht. Eine andere Autorität
wollte jedoch wissen, dass die Laos gar nicht Thai schrieben,
sondern Tai , weil die Siamesen im Süden (tai) von ihnen wohn-
ten. Man unterscheidet so das Phuek nya (nördliche Volk oder
I^os) und Phuek tai (südliches Volk oder ftiamesen).* Im Birma-
nischen meint Tay den Pflug oder Landbau und die weissen Laos
gebrauchen Thay in allgemeiner Bedeutung, indem sie z. B. von den
Thay ban ni, ban nan, den Bauern dieses oder jenes Dorfes, reden.
Was die obige Erklärung von Thay yai betriöt, so kann die An-
wendung dieser Bezeichnung auf die Siamesen nur in neuester
Zeit gelten. Jetzt allerdings, wenn man sie nur als Tliaynoi gelten
lassen wollte , möchten sie sich beleidigt zeigen , dass man sie,
die mächtigsten aller Thaystämme , für die kleinen hielte. Das
Wort ist für sie noch nicht in die Indifi'erenz des Namens über-
gegangen, sondern bewahrt seinen inwohnenden Sinn für ihr
Ohr. Auch birmanische Schau, die ich um ihre Abkunft fragte,
sagten mit Stolz , dass sie zu den Schangyi (den grossen Schau)
gehörten. Die kleinen werden immer nur in dem Munde der Nach-
barn oder Feinde leben. Die Siamesen sprechen oft von den
Mon noi oder kleinen Peguern, und meinen damit die in Siam
angesiedelten Colonieen dieses Volkes, dereu geringer Zahl gegen-
über ihr Vaterland natürlich als cinGrosspcgu erscheint. Indess,
obwohl die Siamesen nicht zu Thay noi erniedrigt zu werden lie-
ben, so begnügen sie sich doch gewöimlicli einfach mit dem
Namen Thay, und die siamesische Geschichte erwälmt mehrfach
der Thai yai als eines besonderen Volks. Während der peguani-
schen Kriege scliickte König Phra Naret die eingewanderten
Flüchtlinge seines Volkes nach Ayuthia, um dort Ländereien zu
erhalten. Auch die siamesische Uebersetzung der peguanischen
Geschichte spricht von den Städten der Thay yai , die der König
von Ava eroberte und wahrscheinlich als Schangyi betrachtete.
Bergbaus bemerkt von den Mrclap Schau in Koshanpri, dass sie
sich einfach Thay nennen, als ob sie das einzige Volk dieses
12*
180 ßirma.
Namens wäreu. Low kcnut jiusHer Thay jay und noi noch die
Thay nai (der ilitte) und die 'J'hay nok (der Grenzen).
Im Allgemeinen jedoch gilt den Siamesen das Volk der Thay
yai für den Stamm ihrer mythischen Urahnen, die sich den durch
allzu lange Dämmerungsstunden abgestumpften Augen als gigan-
tische Gespenster auf dem grauen Nebel der Vorzeit abzeichnen.
Sie werden deshalb vielfach als hochstämmige Kecken in das Land
der Radeh gesetzt, jenes isolirten Volksstammes der östlichen
Berge , der durch den Zauber der Feuer- und WasserfUrsten die
Könige Kambodia's sowohl als die Gochinchina's zur Huldigung
zwang. Von ihm gilt der Spruch, dass das Land der freien
Laos nicht erobert werden könnte , weil Natur-Kevolutionen den
Zugang wehren. Wasser*) und Feuer springt auf Commando
hervor, und auch ihre Nachbarstämme schützen sich durch ähn-
liche Künste. Les Kemoi (sagt Choisy) qui adorent le ciel, sont
des sorciers , pour empccher les elephants et tigres de les devo-
rer. Toutes les eaux fönt mourir les etrangers. Schon Marini
kennt die Fürsten des Feuers und Wassers unter den Gebirgsstäm-
men Tonciuin's. In den Bergen der Radeh wurde in alter Zeit
einst eine mörderische Schlacht gekämpft, in der die Elephanten
bis zum Bauche im Blute wateten. Dort tiel ein mächtiger Held,
und sein Schwert, von den Radeh gefunden, wurde von ihnen
ehrfurchtsvoll unter einem Steindache bewahrt**), und wenn sie
auf demselben Kerzen anzünden, bricht Unheil über ihre Feinde
herein. C'est une tradition chez les habitans du (^iampa, que
le fondateur de leur religion qui leur a laiss(5 un livre, qu'ils
conservent tres precieusement, etait un grand homme et un fa-
meux guerrier, avec un baton d'or il arretait les tempetes, divi-
sait les eaux et commandait aux (^li^mens. Ils gardent dans leur
*) Der (nach dein Radjataran^nni) in der wasserlosen Wüste irre geleitete
Lalitaditya läwst Wasser durch Einstecken von Lanzen hervorspringen , wie der
dreiaugige Gott durch seinen Tridcnt.
♦*) iJer König von Taxila (Fhraot(?s) erzählt, wie die Hrahnianen (von den
►Sophoi der Oxydraken verschieden) <len Bacclins nnd Hercules (den Apolionins
für den egyptischen halt) durch Naturn'vohitionen besiegt nnd das fortgeworfene
Schild im Teuipel aufgestellt hatten (bei Philostratus).
Das angrenzende Hochland und ssoino Bevölkerung. Jgl
teniple un l)at<)n pr^eicusemeiit gariii , qiii selou eux peiit eneore
op^rer les meiucs merveillcs (Gagelin).
Wie die Radeh erhalten die Thay yai das Epithct khon mi
bhiin (an Verdiensten Reiche). Andere wieder sehen in den Ka-
deh oder Ladelj nur die Lawah, und das führt sie zurück zuLavo
oder Lavarata, der alten Hauptstadt im spätem Lande Siani, wo,
als Phra Kuang sein llerrscherscepter schwang, alle Könige der
Nachbarländer als Vasallen erschienen. Da dieser König zugleich
als der Erfinder der Alphabete gilt, so unterscheiden mitunter
dieSiamesen ihr vulgäres Alphabet als die Buchstaben der Lawah.
Auch scheint es den Siamesen keine Schande, sich nur den jün-
geren Bruder (nong) dieses berühmten Volkes zu nennen, oder
sie mögen zugeben, dass die Siamesen von Ayuthia nur Thay noi
seien, verglichen mit den Thay yai von Sukothay, oderSchaumu,
das schon Barros als das eigentliche Siam von Myangthay
Yuthia's unterscheidet. In den nur mündlich fortgepflanzten
Traditionen, die die Siamesen unter dem Namen Dükdamban
besonders hochhalten, wird Phra ßuang gleichfalls König der
Lawa genannt und gesagt, dass er aus dem XatLawa (Geschlecht
der Lawa) stamme.
Die Thay yai, sagt du Halde, besassen da« grosse Königreich
Myang (Mohang) Kosangpyi, im Westen von Mohang Sen, der
Hauptstadt der Laos. Es war früBer ein weit ausgedehntes König-
reich, so dass man drei Monate Zeit bedurfte dasselbe zu durch-
reisen, aber jetzt ist es nur eine weite Wald wilderniss geworden,
die mit dem Walde Pahimapan zusammenhängt. Unter dem Pa
Himaphan (pa oder Wald) ist der in die Mythe desHaemawun ver-
wandelte Himalaya zu verstehen, der den Birmanen und Siamesen
die irdische Welt der Menschen begrenzt. Die in den Puranas
und den Ramayanas erwähnte Stadt Kosampi oder Kosambae
(zwischen Oujein undRajagaha) wird auch von Buddha mehrfach
besucht. Die Koshan pyi (oder Ko-pyi daung) sind die neun
Schan-Städte des Nordens, die jetzt an China Tribut zahlen oder
vielmehr sich durch den Schutz des chinesischen Namens von Tri-
butzahlung an Birma befreit haben. Die Birmanen pflegen einen
ehrfurchtsvollen Ausdruck in ihre Stimme zu legen, wenn sie dieser
182 hirmvL.
neun Städte erwähnen , und bezeichnen sie stets als die grossen.
Das mächtige Reich, das dort bestand, wird den Thay yai zuge-
schrieben. Die von Hannay gehörten Traditionen weisen nach
dem südwestlichen Yunan, wo an den Ufern des Schwell die
Hauptstadt Khai Khao Mau Long (die grosse und glänzende Stadt)
gelegen habe. Das Königreich der Pon in Mogoung mag der
westliche Ausläufer gewesen sein, nachdem die Schan den Ira-
waddi passirten und im Osten kann es bis Talifu gereicht haben.
Ein wohl belesener Mönch (in Bangkok) erklärte Nepoh oderN«-
paul für den vornehmsten Sitz der Thay yai, die dort Phrabon Savan,
den Gott im Himmel, verehren. Der erste König spielte in einem
Gespräch, das ich mit ihm hatte, auf Adhi-Buddha au, mag aber
diesen Namen aus der europäischen Literatur erhalten haben, da
er englische Bücher liest und mehrere auf den Buddhismus be-
zügliche besitzt. Als eine der Zwischenstationen, auf der die
Thay yai nachSiam kamen, wird die uralte Stadt Kamphcngphet
betrachtet. Als die Thay noi von Myang Jakai der Thay yai nach
Sejam gekommen, hätten sie sich mit den Laos gemischt und so
das Geschlecht der jetzigen Siamesen gebildet. Die inSiam an-
sässigen Chek (Chinesen) unterscheiden die Kambodier als Thay
yai von den Thay noi oder Siamesen, in den zw ei Thay genannten
Ländern.
Verschieden von den Thay^ong (in der Provinz Chantaburi)
sind dieXong in Myang Ho-Khamen, die mitdenausUdannakaro
ausgewanderten Khamen sich mischten und so die Khamen-Khoui
erzeugten. Udannakaro oder Uttarakuru liegt von Kechtswegen
ausserhalb der Grenzen der von Menschen bewohnten Welt, und
Verständigere versicherten mir, dass man von dem Bangkok ent-
haltenden Continente nicht nach jenem andern der viereckigen
Gesichter gelangen könne. Doch nehmen sie es damit nicht immer
so genau, und wenn selbst der heilige Parasu Kama Vorder-
indiens, der doch sein Djambudvipa hätte kennen sollen, sich
als ein stümperhafter Kenner der Geographie erweist, so muss
man es den hintern Indiern nicht übel nehmen , wenn sie nicht
fleissiger in die Schule gegangen sind. Ich hatte einst eine ge-
müthliche Unterhaltung mit einem alten, freundlichen Mönche in
Das angrenzende Hochland und seine Bevölkerung. 183
Siemrab, einem Wunder der Gelehrsamkeit in seinem Distriete,
der mit Märchen und Sagen vollsteckte und mir freigebig aus
seinem Sacke mittheilte. Er erzählte von dem Chao Khomarat,
der aus fernen Landen zu der Eroberung Kambodia's herbeige-
zogen, und ich fragte ihn, wo diese fernen Lande gelegen und
aus welchem im Besonderen er gekommen. Er besann sich etwas
tlberrascht und sah fragend seinen vor ihm knieenden Lieblings-
schUler, sowie dieser ihn, an. Ja, woher er wohl gekommen sein
mag? Man tiberlegte. Ei, hiess es, er ist aus Udannakaro ge-
kommen, da oben, vom Norden, wahrscheinlich, weil, wie R^-
musat bemerkt, Outtarakourou (Yo tan pouei) le Continent
de la victoire ou de la supörioritö guerriere ist. In den Vedas
wird Uttara Kuru oder Uttara Madras nördlich vomHimalaya ge-
nannt, während es im Mahabharata eine der continentalen Inseln
bildet. Nach Wilson wird im Kadjatarangini unter Uttaracora
oder Uttarakul (Uttaracola) das nördliche Assam verstanden.
Aus Furcht vor König Lalitaditya flüchteten die Bewohner Uttara-
kuru's in die Schlupfwinkel ihrer Wälder, sich zu verstecken.
Die Lawa wurden aus Xiengrai undXiengsen durch dieLao
Khön der birmanischen Grenze ausgetrieben, die jetzt inChiang-
tung verweilen. Die Lawa, die nachNophburi kamen, sind iden-
tisch mit den in der Nähe Motama'8(Martaban) lebenden Toungsu,
und werden jetzt, nachdem sie sich mit den Karien gemischt
haben, verschiedentlich bezeichnet als Rasa oderRosu. Es giebt
unter ihnen eine rothe Art (jang den) und eine weisse Art (jang
khao), die nach der Farbe ihrer Kleider unterschieden werden.
So sagte mir ein Siamese, der wohl nur vom Hörensagen sprach
und nicht wissen mochte, dass die Toungsu der Provinz Martaban
sich selbst für spätere Einwanderer in Thatuug erklären.
nie Kilrstenthilmer der iiiilorcn Schau.
Nach den Clironikeu der südlichen Schan oder I^08, die ich
in Birina sah und die meistens schon von Kichardson niitgetbeilt
•sind, beginnt die Geschichte, ähnlich der siamesischen, mit zwei
brahmanischen Heiligen oder Eremiten,Wathooday und Tukadsiuda
(Varttadeva und Tokadanda) genannt, die durch das Blasen einer
rechts gewundenen Jiuschel die Mauern und ThUrme der Stadt
Labong (Hari jungra) aus der Erde hervorsteigen und den Gra-
ben einsinken Hessen. Die Tritonenmuscheln werden stets von
den Brahmanen, zum Theil auch von den Buddhisten, bei Opfer-
ceremonieen gebraucht, und den entgegengesetzt gewundenen
wohnt eine besonders heilige Kraft*) bei. Diese Tugend wird
nicht nur an ihren Ton, sondern schon an die Form geknüpft.
Nachdem die frommen Männer die Plätze der Tempel um-
grenzt, versammelten sie die in den Wäldern zerstreuten Ein-
gebornen und führten sie nach der neuen Ansiedelung, um in
•) Espncial value was assigrncd to the mincral harmotome or cross stone.
IMiny rolaten , that the Ethiopicns attached great ^anctity to Animonites (like th«
Ilindoos). The nummulite was the subject of many Gernian lejirends under the
nanii! of the iJauern-Pfennig or p'casant'ö niou<'yaudTeufel»g<?!d or devirs money.
In certain parte of Spain many individuals wear the Shells of tercbratulae in their
pockets, as Hpecific against cholera. The petrified teeth of ^harks were coneeived
to act a» charnis ngain.st various maladio^. Under tho name of glossopetrae they
were believed to be the tonorues of serpentn or birds. At Malta they are siipjjosed
to be those of vipers petrified by St. Paul , whüe at Krain they bore the name of
Tt'ufelsklaueu , from an idea there that the evil spirit had tom his clavrs in the
clefts and crcvices of the mountain (s. Kichardson).
i
Die Ffirsteotbfimer der unteren Schan. Ig5
Städten und Dörfern zu wohnen. Diese Gründung Labong's
wird in das Jahr 1118 der Aera Buddha's gesetzt (574 p. d.).
Nach den von Loub6re gesammelten Notizen wurden dieSianiesen
in ähnlicher Weise durch den König Prapoa in festen Nieder-
lassungen am Flusse Pourselouc vereinigt.
Nachdem Labong wohlbefestigt und mit einem Palast vereehcn
war, würdig für die Wohnung eines Fürsten, sandten die Brah-
manen an den König von Sarvathina, der in Chandapura oder
Wintian(Viengchan)residirte, und baten um seine Tochter Jama-
devi oder Ramadevi , dass sie in Labong herrsche. Dieser Zug
bestätigt die Bemerkung in der Phongsavadan Myang nya, dass
in Laos die weibliche Linie vorwiege, denn sonst sucht man in
siamesischer und kambodischer Geschichte selbst einheimische
Prinzessinnen nur immer rasch auf irgend eine Weise zu verhei-
rathen. Bei Mac Leod's Besuch in Kiang Hun führte dort die Wittwe
des verstorbenen Tsoboa die Regierung für ihren minderjährigen
Sohn, während die Siaraesen oder Birmanen einen Minister als
Reichsverweser bestellt haben würden. The country of the Lolo,
south of Yunan, is governed by a female(Goddard). Jene Königs-
tochter wird die Wittwe des Königs von Kambodia genannt, aber
in einem altsiamesischen Gedichte, das ich in Bangkok las, war
ihr Gemahl noch am Leben und entlässt sie für die wichtige
Mission der Civilisirung eines wilden Volkes, schwanger mit den
Zwillingssöhnen, die sie nachher gebar, als die Stammherrn der
künftigen Dynastie.
Auf das Verlangen Thevarasi's (des göttlichen Eremiten),
des Fürsten von Riphunxaija-Kun-Namphon, sendet der König
von I^avo seine Tochter Chama-devi , dem Kaiser von Kamphot
vermählt, dorthin, um die Religion Phra-Phuttha's zu begründen
und den Trai-Pidok einzuführen. Unter den Segenswünschen
ihres Gemahls betritt sie in der Begleitung von Priestern das
zu ihrem Empfange vorbereitete Schiff und wird längs des
Flusses durch Proccssionen aus den verschiedenen Lavo-Städten
geleitet. Auf dfem Wege baute sie die Stadt Phrabang und setzte
ihre Reise fort über Kantika, Busarata, Buran, Theburi, Bang,
Rakasiet und Raheng oder Laheng (Rahein oder Yahein). Der
186 Birma.
nächste Halteplatz erhält den Namen llatsio, der folgende (an
dem die nassen Kleider getrocknet wurden) Myang Tak, der
darauf folgende (wo ihre hungrigen Begleiter nach Essen ver-
langten) Sagnau, der nächste Putchara nakhon, der nächste Ko-
kamin. Als sie am folgenden Hastepunkte nach dem Bade aus
dem Wasser hervorkam, erschienen, in dem Glänze der aus dem
Wasser zurückstrahlenden Sonne, drei Personen männlichen
Geschlechts in ihrem Mutterleihe und ihr Herz war erfreut
Davon wird der Name Sam gnau ahgeleitet. Der nächste Platz,
wo nuni einen weiblichen Körper neben einem Bergstrom fand,
wurde Keng som poi genannt.
Diese Geschichte der Stadt Lavo oder Lava-rata , von der
ich mir leider nur unvollständige Bruchstücke verschaffen konnte,
ist mit einer Menge Idiotismen des Dialekts der Lao geschrieben.
Die Mission dieser Prinzessin war nach der Darstellung eine
civilisirende und der Ruf der alten Lawa in Lavarata (die Stadt
der Lawa), die bei den Schan die Manu-Menu, als erste Gesetz-
geber, heissen, ist auch in Siam so wohl befestigt, dass selbst
Phaya Milinth zum Xat (Stamm) Lawa gerechnet wird, sonst
aber auch alsMonla und gewi'^hnlicher als König von Takkasinla
tigurirt.
Das Datum für diese Ereignisse, das Kichardson aus dem
birmanischen Extracte der Geschichte I^ibong's 1118 der Aera
Buddha's giebt, und in dem siamesischen, worin ich die Ge-
schichte I^ivo's fand, als 450 der Mahasakkharat gesetzt wird,
ist für die vernachlässigte Chronologie dieser Länder ziemlich
genau, um eine ihrer Vorzeit angehörende Begebenheit zu be-
stimmen, da es nach beiden Berechnungen in das 6. Jahrhundert
p. d. fällt. Nachdem Jamadevi auf den Thron erhoben und von
den Brahmanen gekrönt war, gebar sie zwei Zwillingssöhne, von
denen ihr der älteste, Mahantaratha, in der Regierung Labong's
folgte und, nachdem er einen weissen Elephanten gefangen hatte,
den Titel Sen bor chin oder Herr des weissen Elephanten an-
nahm. Der jüngere Sohn, Aindavaraga, zog fort, um in dem
neu gegründeten I^gong Hof zu halten.
In späterer Zeit folgte in Labong (Haripung-Zayatyne) auf
Die Fürstenthumer der unteren Schan. 187
Benya-tliuha König Benya-men-yea (DalamaBenyatso), der seine
Residenz erst nachKiniyea und dann nach Wencongcan verlegte.
Nach Ueberschreitung des Salwehn erhielt er von Thuta-Thona,
dem Könige Pegu's, als Mitgift mit der Hand seiner Tochter eine
(.^olonie von Peguern , durch welche er die Stadt Yunsalen oder
Meinlungyi am Salwehn erbauen Hess (1838 Jahre nach Gau-
tama). Sie bildete zu Pinto's Zeit die Hauptstadt des König-
reichs Jaca^aton, war aber Anfangs Birma und dann Xiengmai
tributpflichtig. Vor der Erbauung Xiengmai's war Kiang-Hai
die königliche Residenz , deren Ruinen Mac Leod sah. In dem
alten Phrachedi der Stadt Lamphum, die durch Su-theva-rlisi
gegründet wurde, sind alte Steininschriften gefunden.
Das Fundament zur Gründung Zimmay's wurde ini
Dunkel der Mittemacht gelegt und durch König Benya-
men-yea (Bonta - thona) mit Künstlern und Handwerkern
aus Hongsavadi bevölkert, 656 p. d. Bei seinem Tode
folgte sein Sohn Natschoontaschung auf dem Thron Zimmay's
(Zama pada pur there nagara nawara raza tani) oder Nantapuri,
von Fitch Yamahey (Rama) genannt. Als die Birmanen (unter
Chaufa Suttha) Xicngm«ai zur Regierungszeit des Pha Keoh (des
Nachfolgers des Pha Koh oder Chaumyang Phaku) eroberten
(1048 p. d.), wurden sie wieder ausgetrieben durch einen Auf-
stand, den der Priester (JhauThepphasing angestiftet und geleitet
hatte. VorOngkhan, dem aus Langchan vertriebenen Bruder des
Königs, musste dieser Volksführer aber später nach Lamphum
fliehen. Erneute Angriffe der Birmanen wurden glücklich
abgewiesen. Auf (Jhau lana, der den Gatten seiner Tochter,
Nang Tum, einen früheren Priester, und dessen ehrgeizige Pläne
zu bekämpfen hatte, folgte Chao Tung, unter dem Xiengmai
durch die Birmanen zerstört wurde. Nachdem die Eroberer
wieder abgezogen waren, den Chau-tung, Bruder Chau-ha-na's,
mit sich führend, legte sich Chao Kawila (ein Laos aus Lakhong)
die Königswürde bei. Auf ihn folgte sein Bruder und dann
dessen Sohn Kawila.
Als das neu gegründete Martaban noch um seine Existenz
zu kämpfen hatte , überschwemmte es der König von Xiengmai
188 Birma.
mehrere Male mit seinen Heeren und bedrohte die junge Schöpfung,
sie im Keime zu ersticken. Die ersten Erobererkönige Ayuthia's
knechteten, nach der Unterwerfung Xiengmai's, die Laosländer
und führten ihre Bewohner als Gefangene fort. Dann kamen die
Heerzüge des Königs von Pegu, der in seiner weiten Herrschaft
alle umliegenden Gebiete verschlang. Während Pinto sich in
Odia aufhielt, kam die Nachricht, que o Key do Chiammay con-
federado cos Timocuhos, cos Laos e cos Gueos (que sao quatro
na^'öes de gente , que contra o nordeste senhoreao a mayor parte
deste sertao por sima do Capimper e Passiloco) tinhao posto cerca
ä Cidade de Quitirvao e morto o Oya Capimper fronteiro mor
daquclle arraya con mais de 30,(K)0 homens. Als nach dem Falle
Pcgu's der König von Jangoma eine Allianz gegen Toungnu ( 1 600)
mit dem König von Siam schloss, später aber mit ihm zerfiel,
wurde er von seinem Bundesgenossen zur Unterthänigkeit ge-
zwungen (1605), bis der König von Ava seine 1612 begonnenen
Kriege mit der Eroberung Jangoma*s 1615 endete. Damals
gerieth der englische Handelsagent Thomas Samuel, der in
Fitch's Fusstapfen gefolgt war, in Gefangenschaft. Nachdem
dei König von Siam die Bewohner des eroberten Chiamay (1657)
fortgetrieben, wurde das Land durch den König von Ava neu
bevölkert, war aber 1600 wieder in den Händen der Laos (von
Canjang und Chiamay).
Am Ende des 18. Jahrhunderts gelang es sieben Brüdern
mit Hülfe Siam's die Städte Zimmay, I^bong und Lagong vom
Joche der Binnanen zu befreien. Der älteste erhielt die In-
vestitur unter dem IMtel Chou-tschee-weet (Herr des Lebens),
blieb aber dem Könige Siam's tributpflichtig (nach Blundell).
Der Wiederhersteller der birmanischen Macht zwang auch Zim-
may in Sklavendienste, aber als Phaya Thak in Siam Kraft zu
gewinnen anfing, empörte sich, auf ihn gestutzt, der Statthalter
Zimmay's, Sen-pu-kan genannt (1136 Ch. S.), und trat dann in
ein L'nterthänigkeitsverhältniss zu den Königen Siam's, um von
ihnen geschützt zu werden.
Als Zalapara, die Tochter des Königs Tsomihe, in I^-
bong herrschte, besetzte Sembue-nya-kin, der König Pegu's,
k
Die Füratenthumer der unteren Schan. 189
die 8tadt und bestellte dort neben der Fürstin , der ein Theil der
Einkünfte verblieb, seinen Sohn Naratatso als Statthalter (*J20).
Alle umliegenden Länder beugten sich dem Maehtgebote dieses
Eroberers, dem die Laos seine Schlachten in Siam schlagen
helfen mussten. Labong verblieb in der Abhängigkeit unter
Pegu, bis es sich durch Tsobung davon losriss.
Low will die Abtrennung der Siamesen von den Laos 8L3
p. d. datiren. Xiengmai wurde durch Chinesen angegritten,
rettete sich aber, indem es einen Wettstreit im Pagode - Bauen
vorschlug und durch eine rasch aus Erde aufgeschüttete die
Gegner, die schwere Steine hei beigeschleppt hatten, betrog.
Einer der gefeiertsten Könige der Laos ist Gunbilanga, der
seinen wunderbaren Zauberspeer von dem Hochgebirge Zimmay's,
wo er residirte, bis nach Kangun, an die Küste des Meeres, /.u
schleudern vermochte und dadurch alle zwischenliegenden iJinder
unterwarf.
i
Tciiassciim mit den siidiichen Staateii.
Als die Länder Pegu's, Siain'« und Kambodia's noch mit
Wald bedeckt waren , trat eines Morfrens aus der aufgehenden
Sonne ein Jüngling hervor, der von den Bewohnern Tena^serim's
freudig als König begrUsst wurde , und von ihm (sagt Do Couto)
stammt das Geschlecht der Suriavas oder die Ka^e der Sonne.
Da dieser fürstliche Ankömmling zugleich ein Sohn des Himmels
und der Erde heisst, so ist das Hervortreten aus der Sonne viel-
leicht in dem Sinne Pseudo-Psalmanaazoar's zu nehmen, der (in
Hübner'sUebersetzung) von Japan und Formosa sagt, dass sie als
die entferntesten Länder des Orients die ersten seien, die von der
aufgehenden Sonne mit ihren Strahlen begrüsst werden. The
Dynastie called Kuttoora is the earliest known to have reigned
in Kumaon. The Kajahs of its line are said to have been of the
Sooraj - Bunsce origin and to have been clothed by the imagi-
nation of the Paharce, with almost divine attributes (Hatten).
Nachdem Colonieen aus Martaban und dem Osten dahinge-
kommen, wurde Tavov zuerst durch Seefahrer ausAracan erreicht,
die nach Eisen suchend dahin kamen und in DaungweoderThongive
landend, den Namen Tavoy (Dahiwch oder Messer kauf!) gaben.
Die damals gegründete Stadt wurde dur^h furchtbare Naturereig-
nisse zerstört, aber die jetzigen Bewohner Tavoy's wollen noch
oft im nächtlichen Lärmen und Getöse das untergegangene Volk
seine alten Wohnstätten besuchen hören. Aus dieser frühesten
Zeit soll die Colonie in Kalingaon stammen. In Tanau und
Mergui (Bheik oder Breit) werden dieSiamesen (Schan) als erste
Ansiedler genannt, wogegen inTeuasserim dieMon ihnen voran-
k
Tenasserim mit den BÜdlichen Btaaten. 191
gegangen wären. Nach birmanischer Mythologie gab es drei
Raksehasas, die die Mütter dreier Stämme von Dämonen wurden,
und einer derselben sind die Danu (D'hanao) oder Dumos in
Mwegyen. Die Bevölkerung späterer Zeit war vorwiegend sia-
mesisch in Tenasserim, aber im Lande selbst gelten die Mon für
die älteren Einwohner und scbliessen sich an den Grundstock der
Mantras auf der malayischen Halbinsel an. In siamesischer Aus-
sprachewird auch das dem Pali entnommene Wort für die sanscri-
tischen Weiheformeln aus Mantra zu Mon, wie solche im Birma-
nischen Manta (Mantara) genannt werden. Zu den Mon gehören
die Kambodier, alsKha-mon oder Kho-men. Der Missionär
Wade bemerkte mir, dass die Tavover unter sich einen verschie-
denen Dialekt zu reden scheinen, während sie mit Fremden sich
des Birmanischen bedienen. Sie sprechen M wie B aus, und
sagen Bien statt Mien für Pferd, R wie L, Sh wie H u. s. w. Auch
die Birmanen schreiben Myamma und sprechen Byamma. Die
Tavoyer unterscheiden, nach Hamilton, die Stämme ihres Gebirgs-
landes in Kadhu, Lowa und Kuwi.
Die Königin Mahadevi (731 p. d.) gründete die Ansiede-
lungen in Ye oder Kala-ge. Von Anoratho, dem Könige
Pagan*s, wird erwähnt, dass er eine Revolution in Tenasse-
rim unterdrückt habe, weshalb er in seinen Eroberungen auch
durch Tavoy gekommen sein wird. Später besuchte sein
Nachkomme Narapati-tsithuh diese Küste (1157 — 1190) und
Hess auf der Landspitze Tavoy die dort hoch verehrte Pagode
erbauen (1208 p. d.). Er führte eine Colonie der Tavoyer mit
sich fort und siedelte sie unter den Schaniändern in Nyoung-yuwe
an. Auch brachte er von dort die ersten Durian nach Birma und
die Siamesen erklären daraus den Namen Thavai (anbieten).
Der König Naratha Jedi Men ( 1 438 p. d.) erbaute Festungswerke
in Kola Ye. NachBarthemo im 16. Jahrhundert führte der König
von Tenasserim Kriege mit den Königen von Narsinga (im Dek-
khan) und Banghalla. Nicolo di Conti, der über die Stadt Moarazia
von Tenasserim nach Ava reiste, sah den König di provincia di
Mangi auf einem weissen Elephanten reiten. Tavoy war auch
nach dem Untergange des Königreichs Tenasserim meistens
192 Birma
seinen Nachbarn unterworfen, aber der König von Tavoy machte
sich 1752 auf kurze Zeit unabhängig.
Tavoy lag, als westlicher Seehafen, brahmanischen Bekeh-
rungsversuchen bequem, später aber gewann der Buddhismos
wieder die Oberhand. Als die diesem feindlichen Brahmanen
aufs Neue zurückkehrten, und wie sie es in Assam gethan, eine
Heerde heiliger Kühe vor sich hertrieben, damit'man sie nicht
beschädigen könnte, sprach die auf sie herabschauende Gott-
heit das Wort, wodurch sie in Steine verwandelt wurden, wie
in den Felsblöcken um den Hafen von Tavoy noch jetzt zu
sehen ist. Die Uajahs der Ha-tsung-tsa-Familie (der Kacharis
oder Kangtsa) wurden aus Assam (wohin sie von Nordosten
gekommen) durch die Kajahs von Koch Behar, denen Brah-
nianen auf Kühen voranritten, ausgetrieben und flohen nach
Hirumbha. Die Indier würden vielleicht, wie nach Pherekydes
die Egypter, eher Menschenfleisch als Kuhfleisch essen, aber in
den buddhistischen Ländern hat man keine Scrupel, es als Aas zu
verzehren. Das Schlachten einer Kuh wurde in Birma indessnoeh
unter dem vorigen Könige, ebenso streng wie Menschenmord, mit
Enthaupten bestraft und bleibt auch jetzt noch eine unerlaubte
Handlung. Acordaos de loque estaescrito en los libros de nuestras
verdadesyleyacercadelbienquehabeyzde hacer a los sacerdotes
querueganpor>'osotrosporque noperezcan por nolesdarlimosna.
Porque esto seria tan gran peccado como si matasedes unablanca
vaca, estando mamando los tetas de su madre en cuva muerte
mueren mil almas que en ella como en casa de oro estan sepultadas
esperando el dia de su promesa , en que eran bueltas en {lerlas
blancas, para bayla encima del cielo, hörten die gefangenen Por-
tugiesen als sermo del summo sacerdote beim Köy de Tartaria nach
•
Ribsideneyra. Wenn an den Festtagen die Khampti die Buddha-
bilder baden, thun (nach Dalton) die Assamesen dasselbe mit den
Kühen. Lo detti gentili (di Melibari) tengouo le vacche per loro die,
sagt (1503 p. d.) Giovan da Empoli. Die Jainas erkennen den
Vrichabhanatha (den Vater des Bharatha chakravarti) oder den
Herrn der Stiere als ihren Stanmiherrn an. Im Mallalingara-
Wuttu wird die von Bergen eingeschlossene Stadt Kayaginha,
k.
Tenasserini mit den südlichen Staaten. 193
wohin von allen Seiten Gautama's Schüler zusammenströmten,
von den Ketzern spöttischer Weise einer Kuhhtirde verglichen
und Finlayson glaubt gehört zu haben, dass Codoma einen Kuh-
dieb bedeutet. ^Die Kuh sollte geehrt und geschützt werden, da
sie den Menschen eniährt. Man muss sie als eine Mutter be-
trachten, da sie in der Milch Speise giebt, zum bequemen und
angenehmen Leben beitragend. Es giebt Solche, die ihr Fleisch
essen, aber das ist nicht besser, als das Fleisch der eigenen Mutter
zu essen. Es muss nicht gegessen werden , sondern nach dem
Tode den Geiern tiberlassen bleiben" (Niti-Kyam). Den Stier zu
tödten ist in Indien ein unsUhnbares Verbrechen und goghnas
(Stiertödter) die emiedrigendste Bezeichnung (Benfey). Als
Sivai Singha (der Bruder Hari Singha's) hörte , dass ein Heer
Rindfleisch essender Männer herannahte (da sein aufrührerischer
Bruder die Mohamedaner aus Delhi gebracht hatte), stellte er sein
Königreich unter die schützende Obhut der Göttin Kangkali
and wanderte als bettelnder Mönch umher. Obgleich sich aber
die Mohamedaner zurückzogen, verliesseu die Einwohner Har
Samaran und nahmen das Bild Kangkali's mit. Auf dem Wege
nach Nepaul geriethen sie in Gefahr, Hungers zu sterben ; da er-
schien Kangkali einem ihrer Anführer im Traume und theilte ihm
mity dass sie am Morgen einen Zuschuss an Lebensmitteln be-
willigen werde, indem sie die Erlaubniss ertheile, die Speise
zu essen , welche sich zeigen werde. Als am nächsten Morgen
eine Heerde Btiflfel erschien, wurden sie von dem Volke ge-
schlachtet, welches sich von dieser Zeit fortan den Genuss dieser
(früher unreinen) Speise erlaubte. Sie Hessen sich in dem Thale
Nepaul's nieder und erhielten den Namen Newars. Die Khutsung
oder südlichen Nagas leben von Reis und Wildpret und trinken
nie Milch, die sie, wie dieGarros, als eine ungesunde und schwä-
chende Nahrung betrachten.
When the gate of the new city of Tavoy were erected some
few years ago , an eye-witness told nie , a criminal was put in
each post-hole to become a Nat, schreibt Mason im Jahre 1860.
Hier wie bei Thatung soll der aus dem Gemordeten entstehende
Dämon die Mauern vertheidigen , wie dem für sein Vaterland
B»atiftB, OtUfien. I. 13
194 Birma..
kämpfenden König zu Wales, während in der bei der Gründung Mar-
tabau's vorgenommenen Ceremonie das Menschenleben für die Stütze
des Fundamentes nöthig erachtet wurde , mit der Ansicht serbi-
scher Baumeister übereinstimmend. In Kambodia wurden nach
den Chinesen Verbrecher in die Erde eingemauert.
Auch mit Abzug mancher Uebcrtreibungen in den Berichten
mittelalterlicher Geographen über Hinterindien scheinen doch da-
mals seine Despoten den grossen Negerschlächtem in Dahomey und
Ashantee nur wenig nachgestanden zu haben. Die Keisenden sahen
Götzen wagen (die nach Howland auch in Ceylon beim Feste Manepy
gebraucht wurden) mit derselben Wuth des Fanatismus über zer-
quetschte Körper ziehen, wie sie Juggernauth berüchtigt gemacht
hat. In Tripura wurden indess durch die Reform Qridharma's
(1512 p. d.) die Menschenopfer auf jedes dritte Jahr beschränkt
In Vorderindien , ohne von der Meria - Ceremonie zu sprechen,
wurde das jährliche Menschenopfer der Kurradee - Brahmanen
erst durch den Peishwa in Pona abgeschafft. Die Mehals brachten
jedes dritte Jahr ein Menschenopfer, bis zur englischen Besitz-
nahme. Brugi^re erzählt, dass bei dem Bau der Mauern Bangkok^s
unschuldige Sehlachtopfer eingestampft worden wären. Nach
Marco Polo tödtete man Gäste in Korazan, um einen hausbe-
schUtzenden Dämon zu gewinuen. Der Angriff des Rajah
von Karrang auf Bliling hatte zum Zweck, sich menschliche
Knochen zu verschaffen, um sein Gelübde eines Tempelbaues zu
erfüllen. Als nach der abschlägigen Antwort Cayero's König
Schambai nha jede Hoffnung verlor, die Stadt Martaban vor dem
belagernden Brahma-Könige zu retten , wurde beschlossen , alle
lebenden Seelen, die nicht im Stande wären, das Gewehr zu führen,
hinzurichten und ihr Blut dem Quiay Nivandel (Gott der Feld-
schlachten) zu opfern (nach Prevot). Im Anfange des 7. Jahr-
hunderts brachte der König von Kambodia dem Dämon Pha-to-li
ein jährliches Menschenopfer und später erzählt der chinesische
Gesandte (13. Jahrhundert) von einem Tribut, einer mit Menschen-
galle gefüllten Urne, die dem Könige Cochinchina's.zu zahlen
gewesen. On envoyait pendant la nuit, de tous cot^s, des hom-
mes, qui se rendaient daus les villes et dans les villages, et qui,
Tenasserim mit den südlichen Staaten. 195
quandils rencontraient des geus marchant de nuit, leur passaient
une corde au col et ä l'aide d'un couteau dout ils ötaient munis
leur ouvraient le flanc droit, audessousdecotes et leur enlevaient
la Yösicule du fiel (nach Kemusat). Marini erzählt. Aebnliches
von den Laos, die die Galle der heimlieh Ermordeten den Man-
darinen brächten und damit die Stirn der Elephanten bestrichen,
um sie muthig und ausdauernd zu machen. Weil Bösewichter
die Nasen, Lippen, Ohren und Haare menschlicher Opfer suchten,
um die Reichthümer bringende Boa-Schlange zu versöhnen, it is
difficult to persuade a Kasia to go into the jungle alone, generally
for fear of meeting with one of these villains , who are supposed
to hide in all solitary spots looking out for prey, bemerkt Yule.
Die blutigen Gebräuche der Vorzeit haften in der Erinnerung
und leben in Volksgesprächen fort. In Mandalay erzählte mir
ein dort gebomer Armenier in leisem Flüstern, da die Wände
Ohren haben könnten , welch' schreckliche Dinge bei der Grün-
dung der Stadt vor sich gegangen. An dem Tage, wo von sechs
auf sechs Monate eins der Thore zu beginnen war, wagte sich
Niemand aus dem Hause , denn die Späher des Königs standen
bereit Die Brahmanen hatten gewisse Namen augegeben , die,
als den Constellationen entsprechend , fUr den magischen Bund
am wirksamsten sein würden. So wurden auf den Strassen Namen
gerufen, und wenn solche, die sie trugen, unwillkürlich den Kopf
wandten, so waren sie dem Tode verfallen. Während meiues
Aufenthalts in Rangun wurde in Puizendaung von einem euro-
päischen Kaufmann die erste Dampfmühle erbaut und die Ein-
gebomen sprachen auf dem Markt« von den geheimen Er-
mordungen, die dort vorkämen. Die Steinmauer konnte nicht
eher zum Stehen gebracht werden, bis man es eingerichtet hatte,
dass ein niederfallendes Gerüst vier Menschen ersehlug, und dann
diese an den Ecken vergrub. Als ich eine Zeitlang in Jauja
lebte, auf dem Hochlande Pegu's, erbot sich ein englischer Me-
chaniker, eine Fähre über den nahegelegenen Rio grande zu
bauen, und es dauerte nicht lange, so wurde man gewarnt, dort
vorüberzugehen. Die Leute erzählten einander Schauder-
geschichten von den vielen Opfern , die dort schon geschlachtet
13*
196 B»"»»-
seien, denn wenn kein Menschenblut flösse, wie würde die Fähre
sich bewegen können. Das ganze Project missglückte schliess-
lich und die Fähre ging wirklich nicht. Die Chinesen be-
streichen die Glocken mit Blut, damit sie in Lauten reden , ob-
wohl zu Mengtseu's Zeit nur mit dem der Ochsen. Colebrooke
concluded , that the Purusha-medha (sacrifice of men) was never
any thing but typical, und Wilson führt den Ausruf des Suna-
gephas an: They will put me to death, as if I were not a man.
Wenn im Yajna eine Kuh geopfert wird, heisst es Gromedha,
wenn ein Pferd, Aswamedha, wenn ein Mann, Narmedha, bemerkt
der Dabistan und setzt hinzu, dass der Vischnuite, als Agnish-
toma, nicht eine Ziege, sondern nur das aus Mehl geformte Bild
einer solchen darbrächte.
In der Provinz Tenasserim überwiegt die Karen -Bevöl-
kerung verhältnissmässig mehr wie eine andere, da die Ein-
wanderer nur dünn der Küste entlang gesäet sind und , ausser in
den Zeiten der Tributeintreibung, die Hügelbewohner selten be-
helligen. Die Karen erzählen aus alten Traditionen, dass sie
einst eine voluminöse Bibliothek besessen hätten, die, aus
alter Zeit, auf Felle geschrieben war, aber eben deshalb das
Unglück hatte, von einem hungrigen Hunde verzehrt zu werden.
Die Religion Rajah Brahil's ging den Mantras verloren , als das
einzig noch übrige Denkmal derselben , die beschriebene Haut
der Biawah genannten Eidechsenart, zu Xangeib'eisi's Zeit von
einem Hunde zerstört wurde. In den Ländern Hinterindiens
wird meist auf Palmblätter oder, wie in Siam, zuweilen auf
chinesisches Papier geschrieben, doch bemerkt Vertomanus
(1503 p. d.): The inhabitans of Tenassari wryte on parchment
like unto ours , and not on barke of trees as doo they of Calecot.
Indessen bedienten sich auch die Kambodier für ihre Schriften
bei Anwesenheit des chinesischen Gesandten (13. Jahrhundert)
der Häute von Hirschen und Rehen. Zoroaster's Bibliothek soll
auf Häute geschrieben sein, obwohl Hamza Isfahani von der Ent-
deckung des magischen Rituals auf Baumrinden in Jai spricht.
Nach Meschalmah beu Ab-Sechuah besassen die Samaritaner aus
alter Zeit eine Thorah , geschrieben auf Häute von einem Fried-
Tenasflerim mit den südlichen Staaten. 197
Opfer. Id dem Manuscript des Buches Josua war die Haut von
einem Passah-Lamm (b. Geiger). Das schon zu Alexander's M.
Zeit in Hellas eingeführte Papyrus, dessen Bollen sich in den
Mumiengräbern finden, wurde spUter zur Charta Augusta ver«
arbeitet.
In der Zeit^Asoka's (der nach dem Mahayasuen 255 der
Buddha-Sakkharat starb) kamen die Mon von Hongsavaddi oder
Yadi nachLigor und vermischten sich dort mit den Phuek thay, als
diese später ebenfalls dort anlangten. Die in Ligor gesprochene
Sprache ist jetzt das Siamesische, aber ein Dialekt, dem vor-
geworfen wird , dass ihm die Mai-Eh und -To oder die Accente
mangelten, wie auch die Laos solche durch Dummheit ver-
gessen hätten. Auch die Moi in Baria sprechen das Cochin-
chinesische ohne Betonung und die Siamesen nennen die Sprache
derEha: Nok Jen (Vogelgezwitscher), weil sie der Sieng (Stimme)
entbehren. Im siamesischen Idiom zu Ligor werden N und L
verwechselt, so dass die Stadt gewöhnlich Lakhon statt Nakhon
ausgesprochen und jetzt mit Absicht so betont wird, da die
meisten Schauspieler (Phuek - Lakhon) von dort kommen. In
den benachbarten Idiomen finden sich ähnliche Lautverschie-
bungen.
Der Prinz Hemaxala (der Goldgestreifte), dessen Geschichte
die Siamesen in einen beliebten Roman verarbeitet haben , hatte,
von Feinden bedrängt, sein Reich Nauthaburi, in Kalinkharat
gelegen , verlassen müssen und kam auf seinen Irrfahrten nach
der Stelle, wo Srithammarat - Asoka in alter Zeit Myang Ligor
gegründet und Reliquien vergraben hatte. Diese findend, schloss
er sie in der darüber errichteten Pagode Prathaht ein und baute
die untergegangene Stadt wieder auf, als Nakhon Sri Thammarat.
In einer andern Novelle sind die in Ligor niedergelegten Reli-
quien aus Langka gebracht , als Gegengeschenk für den heiligen
Zahn, und Hemaxala mit seiner Schwester hat manche Abenteuer
zu bestehen, ehe er zum Zweck gelangt.
198 Birma.
Als Phra Thammasokharat *) , der König von Sukothay,
durch die Länder wanderte , um an passenden Plätzen Städte zu
gründen , erbaute er Ligor oder Nakhon Srithammarat im Lande
der Batta. Ptolemäus setzt die Batoi östlich von den Brachmae,
und jetzt führen die Orang Benua (Eingebornen) Sumatra's den
Namen Battas. Junghuhn hält die Balinesen für ächte Batta's
und reiht ihnen auch die Alfuren, sowie die Bugis und Makas-
saren an. Nach Burton kennen ihre Sagen eine östliche Ein-
wanderung von jenseits des Meeres her nach Sumatra. Wie
Borie erzählt, wären nach dem Tode Batin - Alam's Menschen-
fresser aus Sumatra in die malayische Halbinsel eingefallen.
The Battacks , such is the name of the people , slaughtered and
destroyed a great number of the Mantras. Sie wurden nachher
durch die WunderwaflFen vertilgt, die der Häuptling Meragalange
aus Roum erlangte , aber in späteren Zeiten the Battacks again
retumed to invade the peninsula and Batin Xangeibesi or Claws
of Iron, then governing, was completely driven back, he and bis,
into the interior. Bis zu der Zeit hätten die Mantras die Religion
des Rajah Brahil (Tuan Isa oder Nabi Isa) befolgt, der die Erde
aus einer Wallnuss schuf und den Vogel Simerani sich darauf
niedersetzen Hess, um zu versuchen, ob sie noch weich sei.
Als Singha-Rajah, König von Dantapura, in der Schlacht ge-
fallen war, flohen sein Sohn Thontha-Kuman und seine Tochter
*) Aach die Geschichte Toungnu's verknöpft ihre Pagoden mit einem Dhamma-
soka betitelten König und der im fünfköpfigen Gebirge (Pantcha circha parvata)
Mahatchina's geborene Mandjusri kam im Gefolge des Königs Dharmakara oder
Dharmakar nach Nepaui. Von piladitja, der acht Monate des Jahres auf Be-
reisung seiner Länder zubrachte , wird gesagt , dass er (ausser dem Sthupas am
Ganges) überall Sangharamas oder Klöster gebaut habe, wo er Sporen Ton
Buddha's früherem Wandel angetrofifen. Die Reliquien sollen bei den Nach-
grabungen Asoka's dem wiederaufgefundenen Schatze Dhana Nanda's entnommen
sein , eines der verbrüderten Nanda , deren Haupt Krananda (der Bruder Amog-
ha's) von Thomas (in ZusammensteUung mit Masudi's Kand) mit dem Xandrames
des Diodor und Agraraes des Curtius identificirt wird. Der Mallalingara-Wutto
berichtet, dass bei Buddha's Leichenfeier Kasyapa es auf ein Goldblatt verzeichnet
habe , dass einst ein König , Piadatha genannt , erscheinen wärde , um die von
Adzatatath niedergelegten Reliquien über die Erde zu verbreiten.
Tenasserim mit den sfidlichen Staaten. 199
Hemachala mit der Reliquie von Buddha's Zahn nach Lanka,
litten aberSchiflTbruch auf dem Diamantenstrande, wo derBorom-
mathet Thero auf dem Hügel Assakano (einem der niedem Vor-
httgel des Meru) wohnte. In der Luft schwebend sah er noch
zu rechter Zeit die Gefahr der Reliquie, die Rajah Naga sich an-
zueignen strebte, aber, obwohl er sich jenseits des Horizonts
fortgerollt hatte, auf den heiligen Befehl durch seine Unterthanen
zurückgebracht werden musste. Mit einem ankommenden Schiff
segelten sie weiter, wurden aber auf Phaya Nakh's Veranstaltung
durch einen furchtbaren Sturm überfallen, und der Capitain, der
vergebens zu den Devattas gebetet hatte, wollte schon den
Prinzen und die Prinzessin , als zwei Fremde , die die Ursache
sein möchten , über Bord werfen , als auf deren Anrufung der
Thero in der Form Supanno's oder Garuda's erschien und das
Unwetter beschwichtigte. Als der Capitain mit seiner Mann-
schaft den Thero demüthigst verehrt, erreichte das Schiff bald in
Sicherheit den Hafen Lanka's. Der König dieser Insel , hoch-
erfreut über den Zahn, gab Hemachala die nöthigen Reliquien für
den Bau Ligor's. Diese Mythe vom Diamantenstrande ist schon
durch Low mitgetheilt.
Als im Laufe der Zeiten Hemaxala's Geschlecht erloschen
und ein fremder König auf dem Throne Ligor's sass , wünschte
man die Reliquien zu haben, um die heilige Periode neu zu
gründen. Aber man fand sie durch einen bezauberten Knoten
(Pha Phayan) geschürzt, und da Niemand sie zu lösen verstand,
80 erliess Phaya Nakhon Sri Thammarat (der König Ligor's) einen
Aufruf an alle fremden Fürsten und Herren, hohe Belohnung dem
versprechend, der durch seine Geschicklichkeit die verwobenen
Maschen des gordischen Kunstwerks entwirren würde. Viele
kamen, aber keiner zum Ziel, bis Chao Kakaphasa, der Sohn des
Königs von Kumphisai, das Geheimniss entdeckte. Dann erst
war es möglich, nach dem Aufgraben der Erde , die mit Charak-
teren bedeckten Steine zu entfernen , denen gleich , die in allen
Theilen der Provinz Ligor getroffen werden.
In spätem Jahrhunderten , als Myang Lakhon von Xava ab-
hängig war, wurden Chao Mum und Chao Mu , zwei Söhne eines
200 Birma.
•
Setlii , durch den Btnmr auf der Reise von Langka verschlagen
und litten ScTiiifbruch an der Küste Ligor's. Als sie in dem
früher von den Farang bewohnten Orte nachgruben, fanden
sie Reliquien und auf Steinen eingegrabene Inschriften, wie
solches in dem Buche Phanasutr-Phrathat vorherverkündet war.
Die Auskunft, die ich geben kann, bleibt unvollkommen,
aber es war mir selbst schwer, so viel zu erhalten. An Ligor
müssen sich noch verschiedene andere Traditionen über die Fa-
rang knüpfen , wie solche sich in Hinterindien immer mehr ver-
mehren und in den Mythen der Eingebornen zu ihrem eigenen
Entsetzen, und gerade dadurch, nur grausiger und ungeheuerlicher
aufwachsen. Ich hatte mich nach dem Buche Hemaxala mehrfach
erkundigt, und da ich von einer Copie desselben in einem Kloster
Bangkok's hörte, verschob ich meinen Besuch bis auf bequemere
Müsse, da ich glaubte, dass es mir nun sicher sei. Als ich aber
später noch kurz vor meiner Abreise dorthin kam , fand ich in
dem Eigenthümer einen alten verschrumpften Mönch, der zu der
conservativen Partei der Fremdenhasser gehörte und mich mit
dem Häss seiner Augen verschlingen zu wünschen schien. Schon
bei den ersten Worten merkte ich, dass irgend eine dunkle
Prophezeiung , entweder schon in dem Buche oder nur in der
Phantasie meines Informators, Hemaxala und Ligor mit den Farang
verknüpfte, und ich durfte schon aus Höflichkeit nicht verlangen,
dass mir durch Verrath das Schicksal seines Vaterlandes in die
Hände gespielt würde. Mein vis -ä- vis aber dachte auch gar
nicht an Verrath , er war gewaltig karg in seinen Mittheilungen.
Ganz indess konnte er mir nicht entgehen , denn durch Kreuz-
fragen hatte ich oft manche Bemerkung herausgelockt, die er
aussprach , ohne es selbst zu wissen. Da indess dann ein nur
um so hartnäckigeres Schweigen folgte , so war mir meine Zeit
7.U kostbar, um ein so undankbares Tete-ä-tete länger fortzusetzen.
Doch sind solche Charaktere selten, da ich im Allgemeinen die
buddhistischen Priester immer durchaus bereitwillig fand, mir
Alles, was sie wussten, mitzutheilen. Leider war dies Alles nur
gewöhnlich sehr Weniges. Der Umgang mit den begabteren
dieser Mönche , wie man sie besonders unter den Vorstehern der
Tenasserfan mit den sfidlichen Stuten. 201
Klöster trifft , ist ein sehr anziehender. Die Sanftmuth and das
Wohlwollen, in dem Vorbilde ihres Stifters personificirt, ist nicht
ein äusseres Gewand, sondern in ihr Fleisch und Blut über-
gegangen, «nd wenn man in einsamer Klosterzelle den Worten
dieser Gandidaten des Nirvana lauscht, bedauert man nur, dass
dieselbe Religion im praktischen Leben zu Apathie und Thaten-
losigkeit führen muss.
Pegu.
Die Ueberlieferungeu Thatnngs«
In frühester Zeit war Alles eine weite See, and nur drei
Hügel ragten hervor, bestimmt fUr die künftigen Städte, Tagöung,
Tbatung undProme. König Thisaraja von Palibrotha sandte drei-
mal Explorations-Expeditionen*) aus, um an einer eben aus dem
Irawaddi gebildeten Insel zu ankern. Auf dem Landweg aus
Misimadesa kamen gleichfalls Entdecker, aber erst das vierte-
*) Unter der Djmastie TagooDg's findet sich ein König (Kaleinga-Yaza) Ka-
lingaraga (s. Lassen) , und Kalinga bozeichnet oft nicht nur das specieUe Land
der Talinga oder Kling , sondern die Seekuste überhaupt.
Die ganze Reihenfolge der KSj^ige ist (nach Bumej) die folgende :
1) Abheerija. 2) His son Kan Yiiza ngay. 3) His son Zaboodeepa Y4za.
4) His son Thengatha Ykzä, 5) His son Weippana Yiizk. 6) His son Dewata Yiaü.
7) His son Munika Y4zi. 8) His paternal uncle N»ga Y4za. 9) His yonnger bro-
ther Einda Y4zä. 10) His son Thamoodi Yäzä. 1 1) His sonDewa Y4zü. 12) His
son Maheinda Yiz4. 13) His son Wimala Yäzii. U) His son Thihanü Yäza.
1 5) His son Dengana Yäzik. i 6) His son Kantha Yäz4. 1 7) His son Kaieinga Yaz4.
18) His sonThendw^ Y4zA. 19) His son ThihalaY4zi. 20) His yonnger brother
Han-tu Y^Mk. 31) His son Wara YÄz4. 22) His son Alonng Y4z4. 23) His son
Kanlaka Yäzk 24) HU son Thuriya Y4zä. 25) His son Thengyi Ykzk. 26) His
son Taing gyi Y4z4. 27) His son Madu Y4zA. 28) His son Menlha gyi Ykzk.
29) Hisson'ilian thu thihaY4z4. 30) His sonDanengaYizii. 31) HissonHeinda
Yaza. 32) His son Manriya Ykik. 33) His son Bheinnaka Yizk.
Und bei der zweiten Dynastie : .
1 ; Thado Zabudipa Daaa Y4z4. 2) Thado Taing y&Yiai. 3) ThadoY4fha
ya. 4) Thado Tagwon ya. 5) Thado Lhan byan ya. 6) Thado Shwe. 7) Thado
Oalonn ya. 8) Thado Naga ya. 9) Thado Naga Naing. 10) Thado Ya Hanla.
11) Thado Ponng shi. 12) ThndoKyonk shi. 13) Thado Tshen louk 14) Thado
Tschen dein. 1 5) Thado Taing gyi. 16) Thado Men gyi. 17) Thado Mah4 Yiz4.
206 Pegu.
mal gelang es , den noch schwankenden Boden zur Menschen-
wohnung zurecht zu machen. Auch in Prome bildeten Kaufleute,
die zur See anlangten , eine Niederlassung. Auf dem Thatung-
Berge aber btisste ein einsamer Eremit, dessen Stillleben nur
mitunter durch Besuche eines aus dem Wasser hervorsteigenden
Drachen Weibchens unterbrochen wurde, und in der Folge grün-
dete dort der schlangengeborene Tihajasa, auch der Yathay Tiha
genannt, diefätadtDon-abon-mih, die nach der Herrschaft von fünf
Königen, unter Ingura-min, dem Leü^ten derselben, durch ein Erd-
beben zerstört wurde. Dessen Sohn erbaute die Stadt Thudama-
wuddi, wo ihm sein Sohn Thiwirit auf dem Thron folgte. Dann
regierte der König Sothakoma und nach demselben Dammathoka.
Sein Nachfolger Mahawiseah (der Sohn einer Naga und eines Wizza)
verlegte seine Residenz nach Thatung (Satung), das durch die Htllfe
der Götter so verschönert wurde, dass der König (vielleicht das
Schicksal des Polykrates fürchtend) den Thagya-min bat, doch
wenigstens Eine schlechte Eigenschaft hinzuzufügen, da sonst
die prächtige Stadt wahrscheinlich nie vor ihren Feinden sicher
sein würde. Seine Bitte wurde erhört, und seitdem hängt stets
ein düsterer Wolkenhimmel (Katün) über den waldbedeckten
Hügeln Thatung's , was demselben indess in meinen Augen nur
gerade einen besonderen Reiz verlieh , als ich bei der Ankunft
unter den gedämpften Strahlen einer drohend verschleierten Sonne
zum ersten Male auf ihre altersgrauen Pagoden blickte , die aus
dunkel belaubtem Walde am Abhänge her\'orragten.
Gautama ging über dasmitDvaway zusammengrenzende Ya-
keinpieh (Land der Yakein) nach Yamawudditein, und war deshalb
von einigen aus Yasajobieh gekommenen Byammagyi begleitet,
die, als sie sich im Lande der vertriebenen Dsit niederliessen,
daraus ihren Namen Yekkain oder Bodo-Yekkain erhalten haben
wollen. Die Mugs meinen sich denselben also zur E^re rech-
nen zu können und die Birmanen lassen ihnen diese Erklä-
rung, fügen aber hinzu, dass diese Aufwärter des Gottes eben
solche gewesen, als man noch jetzt an den Tempelthüren
sieht, d. h. hässliche Rakschas oder Yakkas mit lang hervor-
stehenden 21ähnen, und dass Einige davon sich dem Gefolge
Die Ueberlieferongen Thatang'B. 207
Gautama's angeschlossen hätten. Die Wildheit Anderer war in-
dess nicht so leicht zuzähmen, dennalsGautamainderMartaban-
Bucht landete, wurde er von den dortigen Belu *) (wahrscheinlich
den Nachkommen von Ptolemäos' Anthropophagoi) am Benjang-
Flusse mitSteinwUrfen empfangen und überhaupt so misshandelt,
dass er sich nach Thatung zum König Therematauka flüchtete, der
ihn freudig und mit grossen Ehren bei sich aufnahm. Seinem
Nachfolger Oukala wurde von zwei Brüdern die Reliquie der acht
Haare gebracht. Als später König Malemin (Sohn des Tatujasa)
in Wethali-pyih oder Thatung herrschte und das Land von un-
zähligen Belu schwer bedrängt wurde, kamen vier Johandas,
die von seiner Noth hörten , zu seiner Hülfe, um ihm das Asyl zu
vergelten, das er einst ihrem Meister gewährt hatte. Sie brachten
kräftige Reliquien, über welche die Pagode des Thatung-paya
gebaut wurde , und der nach Tiho (Ceylon) gesandte Shin Bode-
gosa beglückte dann die Halbinsel mit der heiligen Sammlung des
Pitagat, mit einem fliegenden Stifte (Kanitsascha), den Engel vom
Himmel gebracht hatten, geschrieben. Dennoch fiel Thatung mit
Halemin's Tode in Ruinen , weil der rechtmässige Erbe , Mitsiü,
als mit Aussatz behaftet, in die Wälder verbannt worden war.
Dort erhielt er indess vom Thagyamin ein wundervolles Gewand,
das durch Anlegen seine Krankheit heilte, und dann mit Zauber-
waffen versehen, erlöste er das Land von seinen Bedrückern, und
erbaute Thatung aufs Neue, als Thatung -gyi, das mit Daunu
bevölkert wurde. Seitdem erhielt Wethali-pyih erst den Namen
Thatung, wo Thaukaday durch Wajurmin gegründet wurde. Unter
König Manujasa oder Man uha kam eine neue Collection religiöser
Bücher durch den Johanda Shin Sudat aus Ceylon nach Thatung
undNoatasa, König vonPagan, der davon hörte, batumeineCopie
des damals in Birma noch unbekannten Pitagat, damit sich die
Sasana auch dorthin verbreite. Als er eine abschlägige Antwort
erhielt, rückte er mit seinem Heere vor Thatung und eroberte die
Stadt, deren Cultur und Civilisation das Staunen der Barbaren
*) In der Nahe des obeni Pagan sollen sich die Ruinen einer Beln-Myoh mit
scnlptSrteii SteiDbanten linden.
208 Pego.
erre^. Die Prinzessin Thatungda erschien ihnen so zart und
fein, dass sie dieselbe, die der König für seinen Harem wünschte,
in eine Nadeldose steckten, um sie anbeschädigt zu transportiren.
Der Pitagat wurde fortgeführt und mit ihm die Thatung bewoh-
nenden Thoungthu , um beim Bau der Pagoden in Pagan nach
dem Modell der in Thatung zerstörten zu dienen.
Nach einer einheimischen Tradition wurde unter König
Manuha der Pitagat frtther durch Shin Sudat (aus Satung) in die
Sprache der Talein, als durch Buddhagosa in's Birmanische tiber-
setzt. ShinTouatih, Buddhagosa's Schüler, soll in Beling ge-
storben sein. Low hörte von Pungyi in Martaban, dass two
priests of Buddha, called Autherati and Sonati, arrived in the Bur-
man territory from Secho (Ceylon) and were succeeded in their
Spiritual dignity by Bauddha Gotha.
Ueber die Aussendung der ersten buddhistischen Apostel
giebt eine siamesische Uebersetzung des Mahawanso folgenden
Bericht, anPhraMahintha-then's Ankunft in Ceylon anknUpfendu
Als Phra Mokhalibutditsa-then chao nach der Thutiya-San-
khyanai die Verbreitung derPhra-Phuttha-Sasana in den fremden
Grenzgebieten (Pachantha prathet) und den Aussenländem (ban
myang nok) in Betrachtung gezogen hatte, wurde fttr Katsamira-
Nakhon Phra Matxa-thika-then bestimmt, die dreifache Religion
zu begründen, Phra Maha - thepha - then fttr Mahitsamandala-
Prathet, Phra Rakkhith-athen für Vannavasi-Prathet, Phra Sona-
kathamvakkhita - then für Parantaka-Xonbot , Phra Mahatham-
Rakkhita-then fttr Maharatta-Prathet , Phra Maha-Rakkhita-then
für das Land (Myang) von Jona-loka, Phra Matxima-then fttr Hi-
mavan-Prathet, und dann zwei Phra Maha-thero, Phra Sona-then
und Phra Uttara-then fttr Suvannabhumi. Diese zogen mit je fünf
Begleitern und erhielten die Vollmacht , friester nach den Vor-
schriften des Gresetzes zu ordiniren , ebenso wie die fünf als Mis-
sionäre nach Ceylon gesandten Maha-thero.
Nun gab es damals einen Drachenköuig (Phaya Nakh),
Alavaranakharat (der Herrscher der Stadt Alowi) genannt, ein
schamloser Sünder, gräulich und wild, mit furchtbarer Macht be-
gabt. Er lies» Hagelstürme eimervoll auf das Land Katsamir«
Die üeberlief«»riingen Thatiing's. 209
herabregnen. Doch Phra-Matxalikathenehao*), durch die Luft
herbeifiiegend, entfaltete am See Alavara-Sa (der See von Alowi)
im Waldgebirge Himaphan seine Wunderzeichen (Itthirit), indem
er auf dem Wasser spazieren ging. Als die Damen des Hofes
ihn dort umherwandeln sahen, wurden sie ärgerlich, begaben
sich zu ihrem Drachenkönig und beklagten sich, dass dort ein
kahlköpfiger Bursche wäre in zerschnittenen Kleidern, der das
Wasser schmutzig und unrein mache. Als FhayaNakh die Worte
seiner Concubinen vernahm , kam er voll Zornes aus dem unter
dem Wasser gelegenen Schlangenreich (Nakhaphiphob) hervor-
geschossen und setzte alle seine Zauberkräfte in's Werk, in den
schrecklichsten und schaudervollsten Weisen, Wirbelwinde um-
herjagend , durch Stürme Bäume entwurzelnd, Berge zerspaltend
und dann mit Hülfe aller seiner Drachenunterthanen einen dichten
Nebel hervortreibend, während sie schimpften und spotteten,
schreiend: „He da, du Somana, mit deiner kahlen Glatze du!
Was sind denn deine Kleider so wie mit einem Messer zerschnit-
ten?" Der König gebot dann seinen Drachen: „Geht hin und
packt mir den Somana. Wir wollen ihn tödten.'* Der Thero
aber vertheidigte sich durch seine schützende Wunderkraft, und
nachdem er alle die Zeichen des Herrn entfaltet hatte , richtete
er das Wort an den Nakkharat, dass nichts im Himmel oderKrde
ihn schrecken würde, und bekehrte in seiner Fredigt den Fhaya-
Nakh mit 84,000 Drachen. Dann predigte er auch den Jakkha,
den Kumphan und Konthan, die in grossen Mengen um die Nach-
barschaft des See's im Himaphan-Walde hausten. Der Fantha-
kajakli genannte Jakh erlangte den Soda- Fa tiphon nebst den
weiblichen Harita-jakkhini und 500 Söhnen , die zugegen
waren. Der Thero belehrte dann die Drachen (Nakh), wie sie
nicht länger die Menschen belästigen dürften und allen Wesen
*) Der Conimentnr des ceylonischou Mnliawanso i^iebt dein Madbjii aCMadli-
jaina) noch vier Begleiter (Kassyapa, Mulakadcva, Sahasadeva und Dlian('abinaoa),
und Cunnin^ham fand Kassyapa Gota, als den lielnor de«^ ;,'aiizpn Ilimawuntn, in
einer Inschrift der BhUsa-Topen. In einer andern In^ehIift wird noch Gotipnttra
hinzngefügt nnd ein geistlicher Verwandter der Darda nnd Aldiisara (Hazara)
genannt.
Bastian, Ostaaien. I. 14
210 Pegru.
Wohlwollen erzeigen mUssten. Der gerührte Phaya Nakh (Dra-
ehenkönig) heiigte sich vor dem Mahathen und beeiferte sich, ihn
zu fächeln. AI» die Leute (Mannt) des I^andes Kat^amira mit
Opfergahen für Pliaya Nakh herbeikamen, fanden sie ihn, den
Maha-Thero verehrend, und wurden gleichfalls bekehrt, als ihnen
die Sivisupania-Sutra gepredigt worden. Der Phra Thepha-then
begab sich durch die Luft nach Mahitsamanthala-Prathet, wo er
in die Mitte einer Versammlung niedersteigend, die Thevathutha-
Sutra predigte und viele Bekehrte gewann. Phra Kakkhitha-then,
nach Vannavasi - Prathet ziehend , liess sich in der Mitte einer
Versammlung nieder, wo zur ßekelirung die Anamattakhasutra
gepredigt und Khister (Vihara) gebaut wurden. Und Phra
Thamma-Kakkhitha-then, ein Bewohner Jonaka's und in den Mo-
ralgesetzen wohl erfahren, ging nach Parantaka-Xonbot, um einer
grossen Versaunnlung die die Parabel des Feuerhaufens*) an-
wendende Sutra, Akkhikhantopama-Sutra genannt, zu predigen.
Dann gab er 37,000 aus seinen Zuhörern von dem Engelswasser
der Unsterblichkeit zu trinken und durchdrang sie mit Kühnheit
Kr liess sie die vier Makh (Megga oder Wege), die vier Phon
(Früchte) und Niphan annehmen. Von Männern gab er 1000
die Weihe und von den zahlreicheren Frauen 6000, alle aus
fürstlichem Stamm und jetzt in die erhabene Phuttha-sasana ein-
tretend. Dann ging Phra Mahathamrakkhitha-then, der die Sila-
kantha-thikun suciiend, die Isi genannte Khun fand, nach Maha-
ratthanakhon, die Mahanaratthakatsa-Xadok erklärend. Und der
Maha-Thamma-Bakkhitha genannte Phra Ariya-Chao , die Ge-
bräuche der Junaka adoptirend, bekehrte seine Zuhörer durch das
Predigen der Kala-kalama-sutr. Und der Paxima-then genannte
Phra Ariya-Uhao zog mit vier Begleitern nach dem Waldgebirge
♦) In seiner iKTÜhuiten IJcivpnMÜgft viTgloicht liiuldlia AUe», wa« sich in
den drei W'elten der Men.sehen, Nat und lirnlnna's linde, einem brennenden Feuer.
Nach der tibetischen Legende (s. Schmidt) beh'hrt die Nonne Utpala ihre
Sclifderinnen , d:vss (li(» Begehrlichkeit einer verzehrenden Feuermasse gleich sei.
Im Kaivaljanavanita wird der Schüler dnrcli die Leiden des dreifachen Feiier-
schmerzes (von den Weltgottheiten , den Kiementen und elcmentarisehen Ge-
bilden Ihim zur Krkciintnis^; «le>* Trivrntnia PakNa gefuhrt (s. Graul).
I
Die ITfberlieferunjjen Thatung's. 211
Phra-Himaphan , wo er Viele bekehrte und fünf Niederlassungen
gründete. Und Phra Sona-Tlien-Chao begab sieh mit Phra Uttara-
then nach Suphannaphum , wo vor seiner Ankunft die Phi-süa-
nani (die Schnietterlings-Geister*) des Wassers) die Gewohnheit
hatten, alle Kinder zu fressen, die in dem königlichen Palaste
geboren wurden. Da es geschah , dass Phra Sona-then gerade
zu der Zeit ankam, als ein Kind im königliehen Palaste geboren
war, so glaubten die Leute, als sie ihn sahen, dass er einer der
Gefährten derPhi-sUa-nam wäre und zu ihnen gehöre, da sie noch
die Priester (Phra-song) nicht k» unten. So bewaffneten sie sich
und kamen hcrbeigehiufen, den Mahathero zu tödten, und dieser,
der sie in voller Kriegsrüstung sah, fragte sie, was sie mit den
Waffen wollten. Das Volk erwiederte: Die Phi-süa-nam pflegen
hierher zu kommen, um die in den königlichen Behausungen
geborenen Kinder zu fressen, und Ihr gehört auch zu dieser Sipp-
schaft. Wir werden jetzt ein Ende mit Euch machen. Der Ma-
hathen sagte zur Antwort: Wir sind einSomana, die Vorschriften
(Sin oder Sila) beobachtend, und zu diesen gehört, dass kein
Wesen getödt^t werden darf, sondern Alle in glücklichem Frieden
leben mögen. Wie könnten wir ein Genosse der Phi-süa-nam
sein? Während der Mahcithero noch sprach, siehe da kamen die
Phi-süa-nam eiligst und geschwind in grossem Gefolge aus dem
Teiche hervor, indem sie nach reiflicher Ueberlegung bei sich
dachten: Haha, ich werde jetzt dies Neugeborene zerkauen und
essen. Als die versammelten Leute sie erblickten, schrieen sie laut
auf vor Schreck : 0 Herr, unser Meister, erbarmt Euch Eurer Diener.
Da sind die Phi-süa-nam gekommen, den Säugling zu fressen.
Der Mahathen schuf die Erscheinung von einer grossen Menge
Phi-süa-nam, die sich in zwei Theile theiltcn, furchtbar anzu -
«lelien. Sie umgaben den Phi-süa-nam mit seinen Begleitern von
•) Wie (Ko birmanische Psyclioloj^ie dio Seole als Leip-y:i (Scliiuottcrling)
rersinnliclit , sah ich ihr Bihl in tlersrlbon Form auf den Felsongräbern Dara*8
ein(^(ihanen. Bei llesychiiis wird die ^v/^ ein ^worfvtoy nrt^voy genannt, bei
Nicander mit den Phaläncn znsammrngestellt , sowie auch mit den Erucae oder
Kampai , wührend nach Diodor x«//;//; ein indischen Ungethfim meint. "Exaaroy
Xrtr« rr^y iSinv fpvaiyavjfjn ianv^ o uyyt'Ao^, 9] ^t'/f, o dntuwy (Macarins).
212 ^«"firu.
allen Seiteu. Als der Plii-sUa-uaiu und seine Anhänger dieses
mächtige Heer von Phi-süa-naui sahen, so fingen alle an zu zittern
und es wurde ihnen schwach uin*s Herz. Dann ergriffen sie die
Flucht und liefen davon, indem sie üherlegend dachten und
zu sich selbst sagten: ^Dieser Platz hier ist die Grenze des
den Phi-süa-nani zukommenden Gebietes." Nachdem der Ma-
hathen dies Land in seinem Umkreis beschützt und Mcher gestellt
hatte, predigte er vor der Versammlung diePhromaxalasutra und
befestigte seine Zuhörer in dem Phra TraiSaranakhom (den drei-
fach heiligen Preisungen Buddha's) und den Sin (Sila). Die
Zahl Solcher, die in die Makh und Pon eingingen, war 6<X)0.
Von Kula-Tharok (adligen Knaben; bekannten sich zur Weihe in
der Phra-Phuttha-Sasana eine Zahl von 3500 und von Kula-
Tharika (adligen Mädchen) 1500. l'nd von der Zeit an wurde
es Gebrauch, die in der Residenz der königlichen Majestät ge-
borenen Knaben Sonutaraman zu nennen, nach den Namen der
beiden Apostel.
Die Mahavasuen setzt das dritte Concil in das Jahr 234 der
Buddha-Sakkharat , nach ('unniugham*s Berechnung würde es
243 a. d. fallen.
Nach der Inschrift auf der Insel Kamree oder Kamanati,
die bei der Weihe des Tempels Kalyani simtokri im Jahre 1786
p. d. abgefasst ist, wurde die Lehre Buddha's, auf Antrieb Mog-
galiputt;itinathcu's, zuerst durch Sonathen und l'ttarathen in dem
I^nde Suvannabhumi verbreitet, im 23H. Jahre nach Buddha's
Eingehen in das Nichts. Im Jahre IGOO B. S., als die Arahanta
im Lande Pukam und in dem Königreiche Arimaddana Einfluss
gewannen, sandte ihr Beherrscher Anorathacho, erfüllt mit
Achtung für die Shastras, eine Einladung an die Gelehrten in
dem Lan<le von Sathum und brachte sie nach den ihm unter-
worfenen Ländern durch die Mitwirkung der Nachfolger Sona-
then's und Uttarathen's. Im Jahre 1714 B.S. ging Uttarajivathen,
der priesterliche Lehrer des Königs von Pukam, nach Ceylon,
um dort mit den Anhängern Mahintathen*s religiöse Erörterungen
zu pflegen. Sein zum Priester geweihter Schüler Chapada-sa-
mana kehrte während der Regierung Narapatisethu's nach Pukam
Die Ueberlieferungen Thatung^^*8. 213
zurück, im Jahre 1724, und führte die Sliastras ein, die er in
Ceylon studirt hatte.
Nach einer singalesi^ehen Darstellung kam Buddhathe-
gooseke Terunwahanse im 6. Jahre Mahananio's (dem 930. Jahr
Buddha's) nach Ceylon und kehrte, nachdem er das Buch Visuddhi-
marge und andere verfasst, nach Suvamabhunii zurück. Das Maha-
wanso erwähnt seine Ankunft unter König Mahanamo (410 bis
432 p. d.) und sagt, dass er nach derUebersetzung der singale-
sischen Atthakathain die Wurzelsprache des Pali nach Jambudvvipa
heimgegangen, um den Bo-Baum zu verehren. Anoratho scheint
nur gelehrte Männer von Thatung nach Pagan eingeladen zu
haben, um die Bücher kennen zu lernen, und die letzte Zer-
störung jener Stadt fällt wahrscheinlich in die Regierung Narapa-
tisethu's, der das ganze Land als Eroberer durchzog.
Die Bewohner Thatung's wurden vonNaurathamenzau weg-
geführt und südöstlich von Nyaung jowen, das Narapatisethu
später einer Colonie von Tavoyern zuwies (1157— IHK) p. d.),
angesiedelt, wo sie das nördliche Thatung (Thatung-ngay oder
das kleine Thatung) der Toungthu erbauten und jetzt den
Karennih Tribut zahlen. Die geschickten Arbeiter und Künstler
unter den Bürgern der eroberten Stadt waren indess nach der
Residenz geschickt worden und dort als Pagodesclaven bei der
Verschönerung der Paläste und Tempel nutzbar gemacht. Die
buddhistischen Könige haben vielfach unterworfene Stämme den
Tempeln als Sclavenvölker übergeben. Der vom Geschlecht der
Qakja stammende Ssematsiulo, König der Tuholo oder Tukhara
im nördlichen Kaschmir (600 Jahre nach Buddha), hatte den
Sclavenaufstand der Krita, die sich ihren eigenen König gewählt
hatten, zu bekämpfen, um die buddhistischen Priester gegen Ver-
folgungen zu schützen. Durch Schenkung an die Pagoden wurden
nicht nur Sachen und Thiere . sondern auch die Bewohner als
herem geweiht, wie die Minäer durch die Simeoniten.
Der Fall Thatung's ist vielfach mit phantastischen Extra-
vaganzen ausgeschmückt.
Als Manuyasa, heisst es, in Thatung herrschte, ging ein
ausländ! seh es Schiff an der Küste verloren, und nur zwei retteten
214 Pegu.
ihr Leben, Moung-gyi und Moung-ugay. Sie traten in die Dienste
des Königs, der sie nach dem Berge Popadaun (in der Nähe
Pagan's) schickte, um ihm dem Kopf eines heiligen Sogyi zu
bringen, der, wie er von einem Pungyi erfahren hatte, dort seinen
Aufenthalt genommen. Die Brüder, vollführten den Auftrag,
konnten *aber unterwegs dem Gelüste nicht widerstehen, den
Kopf, den der König zu essen wünschte, selbst zu verzehren,
und als sie es gethan, fühlten sie sich in Luzunggaun umgewan-
delt, oder Helden, denen Nicht« unmöglich ist, sich durch Stilrke
und Leichtfüssigkeit*) auszeichnend. Der König war erzürnt,
dass ihm dieZauberarzuei entgangen war, und da er solchen ge-
fährlichen Luzunggaun sonst nichts anhaben konnte, liess er sie
durch die Reize seiner Tochter bestricken und es gelang ihm, so
den Aelteren zu tödtcn. Seine Arme und Beine wurden unter
den vier Eckthürmen der Stadtmauer vergraben , sein Kopf aber
unter dem Hauptthore, seine Eingeweide unter dem Throne, und
die Befestigungen 'Hiatung's waren jetzt unüberwindlich. Das
lernte Noatamin, König vonPagan, der die Stadt berennen wollte,
bald zu seinem Schaden , denn so oft seine Sturmcolonnen zum
Angriff fertig standen, waren die Mauern plötzlich verschwunden
und nichts davon zu sehen. Gegen solche Feinde war selbst
Jansitta's Kraft nutzlos. Moung-shin-ngay aber, der aus Kache
zum Feinde übergegangen war, citirte den Geist seines Bruders,
um von ihm den Schlüssel des Geheimnisses zu erhalten. Das
Gespenst rieth ihm, die ganze Länge des Walles mit einem Blut-
strom zu tränken, von Ecke zu Ecke, die Glieder würden sich
dann wieder zusammenfinden und müssten rasch in die See ge-
worfen werden , um keinen weiteren Schaden zu thun. So ge-
schah es und die jetzt ihres Schutzes beraubte Stadt fiel dann
leicht in die Hände des Feindes.
•) Nach dem Pion-i-tien erwarb Assena das Königreich der Toiikioiie (Türken),
weil er am Höchsten gegen einen Baum sprang.
^
Die Legende Uangiiifs.
Die Heiligkeit der Sehwedagon - Pagode begründet sich
hauptsäehlich darauf, weil sie nicht nur Reliquien des letzten,
sondern selbst vormaliger Huddha's einschliesst. Nach Hough
sind diese (ausser den acht Haaren, die die Kaufleute dort
niederlegten) der Stab Kakusanda's, der Wasserfilter Gonagam-
ma's und das ßadegewand Kasyapa's. Ehe die Stadt unter eng-
lische Botmässigkeit kam , stand neben der grossen Pagode in
einem Nathause die Figur des Kabasaun-Nat, auf die Erfüllung
der grossen Cyclusperiode wartend. Die einheimischen Könige,
in deren Besitz Rangun früher war, thaten Alles in ihrer Macht,
um die heiligen Schätze zu sichern , und im Volke laufen viele
phantastische Sagen um, von den unterirdischen Seen im
Fundament und den drehenden Messerrädern, um Eindringlinge
abzuhalten , aber dennoch sollen einige Reliquien durch einen
diebsgewandten Chinesen gestohlen sein. Auch bei der Dagon
vonSyriara spricht Balbi von solchen Vertheidigungsmitteln. Auff
jeder Seite dieser Stegen auflf dem Fundament steht ein gross
Tieger von Holtz gemacht und mit sein natürliche Farben ge-
mahlet und wieder zwei mitten auff der Breyte der Stegen. Sie
haben ihre Rachen weit offen, die obere Leffzen in die Höhe gezogen
und die Zunge weit herausgestreckt, und stellen sich so grausam ,
als wollten sie ein jetzund anfallen. Und sagen die Inwohner
des Orts, sie stehen allda zur Gewahrsam und Beschul /.ung des
Bildes oder Abgottes Pagode und sobald etwa Jemand komme, der
216 P<*gu
ihn wolle beleidigen, mache er diese Tieger lebendig, die fallen
alsdann den Beleidiger an und machen jn den Garaus. Wer wil
mag es glauben, bei mir lautet es ein Mährehen gleich
(de Bry). Gewöhnlich wird in Birma und Öiam die Bewachung
von den Löwen unternommen , die Asoka auf die Sinhastambha
stellte. Tagoung entspricht im Norden dem Dagon Kangun's,
das Hamilton Tangoung nennt, wie das südliche Thatung einen
obern l)(4)pelgänger hat. Der Name Dagon wird verschiedent-
lich erklärt, soll aber aus dem Peguischen gegeben sein, wegen
einer kreuzweisen Lage von Baumstämmen an dem Gründungs-
ort. Nach Pinto wurde in Dagon der Gott der Sonnenflecken
(Frigau oder Firgau) verehrt, zu dem auch der Calaminha
betete.
Als Gautanui in einer frühern Existenz als Minister des
Königs von Kamtih-Myoh fungirte, herrschte die grösste Unord-
nung im Lande, in Folge steter Streitigkeiten zwischen den
Söhnen des Kr)nigs. Gautanui rieth daher seinem Herrn, sie alle
mit ihren Anhängern auf iMJl) Flösse zu setzen, und ohne Segel
oder Ruder den Wellen zu überlassen. Selbst die Kleidung wurde
ihnen genommen , bis der König auf wiederholtes Bitten Jedem
ein paar Hosen erlaubte und so Anlass zu dem Gebrauche gab,
dass die ausgewandeiten Taleins in Pegu mit Hosen begraben
werden. A1& die Ausgesetzten an die gegenüberliegende Küste
angeschwemmt wurden, fanden sie dort auf einer so eben aus dem
Schlamme gebildeten Insel eyien Fischer angesiedelt, der von
Ginjawuddimyoh am Gyne- Flusse dahin gekommen war. Sie
erbauten Twanteh, die älteste Hauptstadt der Talein, deren
Name noch jetzt einen so mächtigen Eindruck auf das Volk
ausübt, dass man dort selbst in neuerer Zeit an eine Wieder-
erhebung des einheimischen Königsgeschlechts dachte. Als
Twanteh unter die Botmässigkeit der Könige von Thatung
fiel, salbte ein Priester einen Spross des fürstlichen Hauses
als König von Okkala, unter dem Namen Moung-Palay und
der Thagya erbaute für ihn die reiche Hafenstadt Rangun.
Es waren 'Kaufleute aus dem Okkala -Königreiche (des Okka-
lamingyi), zwei Brüder Namens Pa-uh und Ta-pau (Tapoka
Die Legende Kan{^nn*8. 217
und Palika), die für ihre reichen Geschenke von Gautania
das werthvollere seiner acht Ha^ire erhielten. Obwohl sie ge-
zwungen wurden, zwei davon an den König von Dzeta oder
Ezeta und zwei andere an den Naga von Nagarit (der in den
Stürmen am CapNegrais hauste) abzulassen, so brachten sie den
Rest doch glücklich nach dem Tingotea-Khyun , wo sie (auf die
Anweisung des Nat Zulu) in dem Fundament der Schwedagon-
Pagode niedergelegt wurden (588 a. d.). An dieser Pagode haben
die Könige von Ilansawuddi und Maitaban nacheinander ebenso
eifrig weiter gebaut, als die ccyloncsischen an ihrer Mahathupo.
Die reichste Anweisung auf Sciaven und Land wurde ihr (1501
p. d.) durch die Königin tShin-tsau-bu (in Ilansawuddi) genhicht,
eine in schwierigen Käthselfragen erfahrene Königin von »Saba.
Als Mahamingaun, König von Ava, gegen Pcgu zog, waflnete sie
sich, als let/.te des königlichen Stammes, in männlicher Rüstung
und führte ihre Truppen in die Schlacht. Im Zweikampfe mit
Mahamingaun wurde mit dem Zerhauen des Panzers ihr liuscn
biosgelegt und der König, beschämt, mit einem Weibe gestritten
zu haben, kehrte in sein Land zurück. Später sandte er in einer
Gesandtschaft seinen weisen Mann oder seinen Hofnarren Poeasah,
der am Hofe der Königin Shin-tsau-bu viele Wettkämpfe von Witz
und Scharfsinn mit dem Talein Minkein zu bestehen hatte, und
diese beiden gelten noch immer für die Urheber der meisten im Volke
umlaufenden Bonmots. Andere machen sie zu einer Tochter des
Königs von Ilansawuddi , die von dem König von Ava entführt
wurde, undsoAnlasszu einem langen Kriege gab, den endlich ein
Friede in Yangun(Rangun) schlichtete. Daraus leiten die Birmanen
den Namen Yan goon (Ende des Streites) ab, wie auch Piaeh-
myoh oder Prome seine Bezeichnung von den Friedensworten
(Dsaga piaeh) erhalten haben soll, die dort einst die Könige von
Thatung und Pagan nach langem Kriege sprachen. DieSiamesen
erklären Rangun als Jankung oder geräucherte Fische,
Später erhob sich in der Nähe Rangun's , das durch den in
Zinimay geschleuderten Wunderspeer des Laos -Königs Gurbi-
huiga zerstört war, (lieSt<ultTaniin oderTaniin-Tajih, von einem
Kaga erbaut. Sie gelangte zu höchster Blüthe unter König
218 Pegn.
MinnaDda, der vom Thagya-Könige mit einem Do-Setja (Zauber-
8tabe) beschenkt war. Wenn er denselben auf die Erde sties»,
80 versammelten sich alleThiere um ihn, seiner Befehle wartend ;
schlug er in das Wasser, so kamen die Fische herbei, ihm zu
dienen. Für sein Stelldichein bei der auf der andern Seite des
Flussarmes in Kangun wohnenden Prinzessin Schin-nulum pflegte
er auf einem Alligator reitend seine Besuche abzustatten. Das
ist dieselbe Stadt, die unter dem Namen Kalamvobh oder Taniin-
myoh )>eim Streite um Hansawuddi von den Peguanem den
VOR Sottala gekommenen Fremden eingeräumt wurde und die
unter dem Namen von Syriam den mittelalterlichen Seeleuten
wohl bekannt war, als Schauplatz mancher rühmlichen und "vieler
schmählichen Thaten. Dort begann und endete auch die wechsel-
volle Laufl>ahn desAbenteurei^s deBrito, der, Eidam und Schwie-
gervater von Königen, sein eigenes mit der Krone geschmücktes
Haupt durch Henkershand verlor. Als schliesslich die Fremd-
linge wieder aus dem Lande verschwunden waren , erbauten die
Talein die silberne Pagode (Jeik-leik), die erste, die dem nach
langer Seefahrt ermüdeten Reisenden bei der Einfahrt in den
Hafen entgegenschaut, ehe er noch die goldene Pagode Rangun's
erblickt hat. Doch trotz der Weihe dieses heiligen Gebäudes
bleibt der Ort ein gefeiter. Dort in dem verwilderten Gestrüpp
des Jungle steht das gespenstige Dorf Don-aperan (das Frauen-
dorf), nur von Nat-tiimih oder Feeen bewohnt. Sie sind be-
herrscht von Tanliin , der Einzige männlichen Geschlechts, ein
wahrer Hahn im Korbe, der alle Söhne, die geboren werden
sollten, sogleich tödten lässt. Das Dorf ist unsichtbar für mensch-
liche Augen, und wenn Jäger, die in der Luft die Stimmen
hören, bemerken, dass sie sich in der Nähe befinden, entfliehen
sie eilig, da somut auch sie das Todesurtheil des Königs treffen
würde.
Von den verschiedenen Nationen, die das Land in Anspruch
nahmen, sollen die Kala neun Schüsseln, die Talein neun Angel-
haken und die Birmanen neun Körbe, als ihre Zeichen untereinander
vergraben haben. Die Kala werden auch mitunter genauer iden-
tificirt, indem mir von einem Patih-min (König der mohameda-
Die Legende Rangnn's. 219
nischen Indier) gesprochen wurde, der Rangun einst zur See
angegriffen habe.
In den Käthselfragen zwischen Birmanen und Peguern schrei-
ben sich, in ihrer eigenen Geschichte, natürlich die Letztern den
Sieg zu. Als der erwähnte Poeasah von Ava an dem Hof der
Shin-tsau-bu anlangte, gab ihm Minkein, der Kathgeber der
Letzteren, ein Zuckerrohr, um seinen Witz auf die Probe zu
stellen. Poeasah fing es oben zu saugen an und gab als Grund
an, dass er auf diese Weise das Beste zuletzt habe, da das
Rohr süsser und süsser würde-, je weiter er käme. Minkein da-
gegen erwiederte, dass er klüger gethan haben würde, gleich am
süssen Ende anzufangen, denn bei der Vergänglichkeit und Un-
sicherheit des menschlichen Lebens, das jeden Augenblick durch
Tod oder andere Unglücksfälle zerstört werden könne, wisse man
nie, ob das noch in der Zukunft Liegende je erreicht werde, und
handle vernünftiger, zu nehmen, was sich darböte.
Zwei Brüder, in allen Gelehrsamkeiten bewandert, bewarben
sich um die Hand der Königin Shin-tsau-bu. Als diese den älteren
Dammasedi bevorzugte, war der jüngere trostlos und konnte keine
Ruhe finden. Seine Gewänder mit magischen Vierecken bemalend,
erhob er sich in die Luft und umflog die Thürme des Palastes,
alle Arten von Unheil hervorrufend. Der König postirte Häscher
rings umher, die auf ihn lauerten und ihn, sobald er herabkam,
packten und enthaupteten. Da er indess ein mit Gatha beschrie-
benes Papier in seinem Munde trug, kam sein Kopf nach der
Stadt zurück und erzeugte dort allgemeine Panic. Dammasedi
hörte noch, früh genug davon, um ihm die Zauberformeln nach
sechs Tagen aus dem Munde nehmen zu lassen, denn sonst wäre
er am siebenten wieder aufgelebt.
IHr Tnhiii und ihre kOiiigc.
Die Talein, die uiit ihrem elassisehen Namen Ramun heissen,
bezeichnen sich selbst als Mon nnd theilen sieb in vier Ra^n,
die Miin-thu in Bassein, die Mun-<lein in Pe^u. die Mun-nia in
Martaban und die Mun-wae. Durch dialektische Ei^nfbümlich-
keiten werden die Mon-va, Mon-tein, Mon-thet unterschieden.
Sie nennen die Senjun-Insel in dem Tanniin-Lande ihre früheste
Heimath an der dortigen Küste und sagen, dass sie, von Patheen
(Bassein) im Munlande nach der heutigen Stadt Pegu kommend,
dieselbe von Yathay (Eremiten) bewohnt gefunden hätten. Nach
Phayre war Sandoway 346 p. d. in den Händen der Talein , und
Mason schliesst aus der aracanischen Geschichte , dass der ein-
gebi>me Stamm der Thodun sich in den Talein verloren habe.
Ihren ursprünglichen Ausgang nahm die Einwanderung vom
Süden. Eine der ältesten Städte der Talein, Yaymyoh, lag am
Yaytschaun, auf dem Wege von Amherst nach Tavoy, und die
Ruinen des vom König Meinwaeriuh gegründeten Donwekkeruh
oder Wageroo-my<»h finden sich am Wageroo-Flusse. Der Name
Talein weiset deutlich auf die gegenüberliegende Küste des
Dekkhan hin, wo zu der Zeit ihrer Blttthe die Andrab > Könige
den Namen Telingana's durch ganz Indien bis nach Nepaul ge-
fürchtet machten. Das ganze Dekkhan war unter der Herrschaft
von Bylemdi's Sohne, Nanda, vereinigt, 1034 p. d. Die Sprache
Telinga's oder Kalingarat's, bei den Siamesen auch Kalünkharat
(oder das Lnnd des Linga) geschrieben, hiess ursprünglich (nach
Appa Cavi) lYilinga, ^vie die Sicilier bei Apulejus. Brown bc-
Die Talein und ihre Konige. 221
merkt: ^Campbell quotes a passage from Ptolomy speaking of
the Triglyphon or three-iinaged region. In Thomas Herbert's
voyage (1638) Pegii seems to be intended in the account given
by Ptolomy. ** Schon als Ptoleniäus seine Geographie schrieb,
wurden regelmässige Seefahrten nach den Goldländern unter-
nommen, und der Hafen an der Mündung des Godavery, von wo
sie absegelten, heisst heute noch Koringa oder Kaiinga (in
Kalinga-dezam). Damals war es Palura, zu des Periegeten Zeit
Kalingapatana oder Kikakol. Als Hauptstiidt Kalinga's nennt
Plinius Parthalis. Die Birmanen führen Kaiinga*) unter den 21
grossen Reichen auf. Seit lange sind überall auf dermalayischen
Halbinsel, sowie auf dem Archipel, die indischen Kmigranten
als Klings (Kaling) bekannt. Hrowijaga Savela Kala, der (bei
seiner I^ndung in Matarem) Mendang Kamalau gründete, kam
von Kaiinga (603 p. d.) ^In Japan and the islands of the China
sea, the only name for India is Telinga or Kaiinga (as in the
ancient books)." Das Fürstenthum Banjermassin in Borneo
wurde im 12. Jahrhundert durch Ampu- Jatmika, einen Kauf-
mann von Nangkhum bhume an der Küste Coromandel, gegründet.
Als die Oraons, die zu den Gebirgsstämmen der K<ilcs gehr)ren,
durch die brahmanischen Hindus von der NtR'hbarschaft des
Ganges vertrieben wurden, trafen sie (nach Tickeil) in Chotia
Xagore das Volk der Moandas oder Hos, deren Uinlekt, wie
Mason meint, eine sprechende Aehnlichkeit mit dem der Talein
oder Moans habe. Die Marunda oder Lampaka (die Bewohner
L4imgan's in Westkabulistan) weiden (nach Lassen) von Ptolemäus
als Besitzer eines grossen Reiches am Ganges (mit den Städten
Kanjakubga und Käyi) erwähnt (bis zur Mündung reichend), wie
sie auch Oppianos (200 p. d.) als Anwohner des Ganges kennt.
Die in den Hügeln der Uriyas an dieTelingas grenzenden Gondh
hauen, wie die Peguaner und Birmanen, ihre Häuser auf Pfählen
•) Die Birmanen rechnen Kalin^a zu den 21 Orosslündcm , mit Knni,
SekkA, Kosala, Ma^adha, Siwih , Awantih, Fintnala. Witzib, Oandara, Dzetira,
Weiif^^a, Videba, Kamboza, Madda, Begga, Eu^ga^ Tbibala. Ka^mira , Ka^i,
baudawa.
222 l*«fini-
und binden, gleich ihnen, ihre Haare in einen Knoten zusammen.
The relation of thc Mon-Anani to the Vindlivan dialects »liows,
that the Dravirian traita of the fornier were wholly acquired in
Keugal and rendcrs it prohaDle, that tliey did not reach the South
by the basin of the Irawaddy, but by that of the Tsango-Hrahnia-
putra, like Ihe later 'ribeto-Hurman tribes (s. I^)gan).
Die ältesten 'rraditi<men der Talein spreclien von Colonieen, die
über das iMeer ihnen zugeführt wurden, und San Honian sagt: Segun
iioferro b)s nioradores del reyno de Pegu tienen origen j dcsoen-
dencia de aqueUos desterrados Indios, que fueron codenados {»or
el Key Salonion, a las niinas de oro y plata. Die Peguaner
wussfen nicht viel von Salonion, ehe ihnen die Missionäre davon
erzählten , aber sie kennen einen mächtigen Kaiser des heiligen
Misimadesa*), der alljährlich seine Flotten in die weiten Seen
sandte, um ihm Kunde von fernen Landen zu bringen. Sie be-
richteten ihm einst bei ihrer Heimkehr, auf der Oberfläche der
grauen WasserwUste Ktwas kräuseln und branden gesehen zu
haben, als ob ein I^and geboren werden solle. Der König, der
sein wohlwollendes Auge gern auf jedem neuen Platz bewohn-
barer Erde ruhen Hess, befahl, diesen Bericht in den Aunalen
niederzulegen und in der Schatzkammer zu bewahren. Er schied
von der Erde ab, 500 Jahre vergingen und ein ebenbürtiger
Nachfolger solch' wohlgesinnten und weisen Fürsten sass auf
dem Thion. Er fand in den Chroniken jenen Kapport, der Er-
wartuugcn rc^c machte,* und sandte ein anderes Schill' aus, um
zu sehen, ob die Vermuthung sich verwirklicht habe. Die See-
fahrer fanden an der bezeichneten Stelle eine niedrige Sehlamui-
inscl; die sich eben über das Niveau des Wassers emporhob, und
sie pflanzten dort den Pfeiler ihres Königs, um später von ihneo,
als den ersten Entdeckern, zu zeugen. Auch diese Notiz wurde
sorgtältig aufgezeichnet und der Nachwelt überliefert, da der
Boden damals noch nicht fest genug war, um ihn zur Menschen-
*) That coniitry, whlcli lii^s botwoon Ilimawat and Vindliya to tlie cast of
Vinasnna niid to the wpst ofPraynga, is rclobratod by the title of Mndhyjidesdi
nach Manu (s. Jones).
Die Talein und ihre Koni(|re. 223
Wohnung zu machen. Fünfhundert andere Jahre vergingen und
wiederum durchkreuzte ein Schiff die Meere, um nach ihrem
Padron auszusehen. Als sie dort anhmgten, war die Scene ver-
ändert. Auf der früher wüsten Insel war lebendiges und reges
Treibeu, wie in einem Bienenkorb bei Niederlassung eines neuen
Schwanns. Von allen Seiten kamen eifrig wilde Gestalten an
Flössen heran, sich mit Stangen durch die engen Wasseranne
schiebend, die sich in der lehmigen Masse bildeten, um das
Wasser von dem höüer steigenden Mittelpunkt abzuleiten. Wo
der Boden schon trocken war, wurde eifrig gearbeitet, ihn zu
reinigen und zu ebnen, Baumaterial wurde herbeigeschafft, man
war im Begrift*, die junge Erde durch eine Städtegründung äu
krönen. Die Fremden, die diesem Treiben venvundert zu-
geschaut hatten , traten jetzt heran , Einspruch zu erheben. Sie
zeigten auf die Säule, die klar ihre Rechte proclamirfe, und ver-
langten Einräumung dessen, was ihnen gehöre. Die Talein
waren überrascht und rathlos bei diesem Vorbringen der Kala.
Sie hatten die Insel nur als einen Theil ihres eigenen Landes
betrachtet, als ein neues Geschenk, das die Götter hinzugefügt,
aber es war schwierig, über den Kechtspunkt zu entscheiden.
DieseNachtlagderFürstderTalein schlaflos auf seinem Lager.
Da erschien ihm in Traumgestalt der Himmeiskiaiig und ermun-
terte ihn, guten Muthes zu sein, er würde die Zeichen verwirren
und die fremden Eindringlinge mit Hohn und Schande schlagen.
Als am nächsten Tage die Richter zur Versammlung kamen, fand
sich auch ein P<ma(Brahniane) ein, der verlangte, dass vor Allem
die Beweise geprüft werden müssten. Die Kala beriefen sich
freilich auf den Pfeiler, er aber habe vim alten Fischern gehört,
dass sie einst dort an derselben Stelle, noch lange vor der Er-
richtung des Pfeilers, eiserne Angeln verloren hätten, die im
Boden liegen müssten. Die Kala lachten ob dieser Behauptung,
aber als beim Nachgraben solche wirklich gefunden wurden,
kehrten sie beschämt um, lösten die Ankertaue ihrer Schiffe und
wurden nicht mehr gesehen. Der Pona aber, der Thagyamin*)
•) Andere »olicn in dein lielfenden Pona den Brnlimaköni^if eingekörpert,
und n.icli dem Vansavali ontsclioidot Hrahnin pl>pntalls den Streit zwischen König
224 l'egu.
in höchst eigener Person, umgrenzte nun mit der Mcssruthe den
Fhitz der neuen Stndt, Hansawuddi genannt, weil Oautama'8
Prophezeiung davon gesprochen, an einein See, wo er ein Pär-
chen Hensa- Vögel an dem Ufer bei einander sitzen sah.
Diese Erzählung erscheint in vielfachen Modificationen. Auch
die Hinnanen werden herbeigezogen, um mitzustreiten, und man
findet beim Graben unter der Säule erst Eisengeräthschaften und
tiefer noch Erbsen , um als Beweismittel zu dienen , und das
durch Erbsen gestohlene Land wird dann Pegu(Pae-koo) genannt.
Nach einer andern Mvthe war der Pfeiler schon versunken, als
der Streit entstand, und erhielten die Kala einen nahen Wohnort
angewiesen. In der Talein-Geschichte, die ich in Pegu erhielt,
heisst es einfach, dassSamein-Ihn (der König in Indra's Himmel)
das Reich Hongsawaddi den beiden Brüdern Samaleah uudWimü-
leah, di« aus Dsaunthu gekommen, übergeben habe (1160 Jahre
nach Gautama's Nibpan); aber gewöhnlich wird das dort herr-
schende Königsgeschlecht mit dem altern Thatung's verknüpft.
Nach dem Vorbild von Indra's Wohnsitz in Travastrinha sind die
Städte Pegu's und BirmaV stets im Viereck gebaut.
Capitain Duft' theilte mir freundlich die nachstehende Form
mit, in welcher er die Erzählung von Birmanen gehört hatte:
„Vor langer Zeit, als das ganze Delta des Irawaddi noch eine
grosse Bucht war, segelte der König vcm Kala-gyee über das Meer
und sah dort eine wilde Ente auf ihrem Neste sitzen. Er sprach
zu seinen Begleitern: ..Sieh da, das Wasser sinkt hier, wie
könnte sonst diese Ente ihr Nest bauen?" uud als sie näher
kamen, erschrack der Vogel und flog von dannen, und sie fanden,
dass ein kleines Stück Erde über das Wasser herausragte, gerade
gross genug, um das >Jest darauf zu bauen. Und der König
sprach: „Kommt, lasst Uns hier eine Säule errichten als Grenz-
stein, und nachdem das Wasser vertrocknet ist, wird das Land
unser sein.*" Und sothaten sie — und in ihr Land zurückgekehrt,
Indradyuinna und Koni«,' (tal Madhavu über das Kij^oiitliiimsrpclit zu d«in Tempel
Parsottam Cliutr, für dessen Bau die Schildkröten auf ihren Kucken die Steine
gebracht.
^
Die Talein und ihre Konige. 225
schrieben sie eine Urkunde dessen, was sie gethan, und legten
sie in dem königlichen Archiv nieder. Lange nachher kam
abermals ein König von Kala-gyee hierher und fand , dass das
Wasser ganz ausgetrocknet und das Land von den Taliyns be-
wohnt war, und er spnich: „Ihr habt kein Recht hier, dieses ist
mein Land — richtete nicht hier mein Vorfahr seinen Grenz-
stein auf?" Und die Taliyus erwiederten: „Das Land ist unser,
wo ist euer Grenzstein? — wir kennen ihn nicht." So suchte
der Kala-gyee-König die Säule und grub darnach an der be-
zeichneten Stelle (die Erde hatte sich rings herum angesammelt
und sie vergraben) und er fand die Säule mit ihrer Inschrift und
sprach: „Sehet, hier ist mein Grenzstein, übergebt das Land I "
Und die Taliyns wsvren besorgt und wussten nicht, was sie sagen
sollten, aber in jener Nacht erschien dem Fürsten der Taliyns
(im Traume) der Thakyamin (der Fürst der Nats) und sprach :
„0 mein Sohn, sei nicht besorgt, du sollst das Land haben.
Mach dich auf am Morgen und sag zu dem Kala-gyee-König:
Wahr, das ist dein Markstein, aber grabe unter- demselben und
du wirst sieben göldne Schüsseln und neun eiserne Haken finden,
das Sinnbild unseres Geschlechts. " Und der Fürst der Taliyns
that, wie ihm geheissen. So gruben sie unter der Säule und
fanden da die goldnen Schüsseln, und sie gruben unter den
goldnen Schüsseln und fanden die eisernen Haken, das Sinnbild
der Taliyns, und so behielten die Taliyns das Königreich, und
deshalb wurde es Pae guh oder das gestohlene Land genannt,
denn die Taliyns hatten ihr Sinnbild dort nicht niedergelegt,
sondern es kam dahin durch die Macht des Thakyamin."
Die Aussendung solcher Erforschungs-Expeditionen war den
malayischen Fürsten als Buka nagri (Ansiedelungen zu eröffnen)
bekannt und gewöhnlich mit der Jugend eines Ver sacrum aus-
geführt. Die angeschwemmten Delta's der Niederungen waren
das Recht des ersten Kommers, und so auch Pegu, la India chia-
mata la bassa (nach Hi^ronymo da Santo). Im Chinesischen ist
Pe-Quo (Pegu) die nördliche Provinz , im Gegensatz zu Se-Yan
(das westliche Land) oder Siam.
Nach der siamesischen Darstellung wurde der von Phra
BfttliAii, OttMieii. I. 15
226 Pegu.
Phuth im 8. Jahre seiner Wanderung besuchte Berg von einem
vorbeifahrenden Kauff'ahrteiscliiife , als aus dem Wasser hervor-
ragend, erblickt. Bei ihrer Ankunft in Phitthajauaklirom be-
richteten die Schiffer dem Könige Banthurajen, der sie beauftragte,
eine Säule dort zu errichten, und dieses ereignete sich 1000 Jahre
nach Buddha's Nibpan. Auf Satirajcn, jenes Königs Sohn, folgte
Banthurajen II., der in Taikala ein anderes Schiff mit allen für
eine Niederlassung nöthigen Zubereitungen ausrüstete, im Jahre
1100. Dieses aber kehrte unverrichteter Sache zurück, da es
den Platz schon besetzt gefunden. Vimalakuman und Sommala-
kuman, die durch die Vermittelung eines Eremiten mit einem
Nakh oder Draclienschlangc erzeugten Söhne des Königs Sena-
khongkha, waren, aus ihrer lleimath verbannt, in den Dienst des
Königs Athinrah vonSuthamvadi oderSathöm(Thatung) getreten,
und hatten sich von dort, vor Nachstellungen nach ihrem I^ben,
auf einem Flosse retten müssen , das sie nach der von Buddha
bezeichneten Stelle trug, wo sie die St4ult Inthachak-Myang oder
Kayat-töng, auch Hongsavadi genannt, in dem Lande der Ilaman
gründeten. Solches geschah zu der Zeit, als König Kovatham in
Arinthamburi oder Phukam und König Athinrat in Suthamvadi
oder Sathöm herrschte, im Jahre 514, während die Stiidt Roma-
vadi oder Jangkung im Walde Molama die Residenz des Königs
Senakhongkha l)ildete.
Das zuweilen nur als Kala-gyih oder Barbarenreich bezeich-
nete Land wird sonst auch Pattala genannt, und Potala könnte
Hafen bedeuten. Potalanakhon (die Stadt des Hafens) am Indus
war die Residenz Ixvaku's und seiner Nachkommen des Sonnen-
geschlechts. Von dort wanderten vier verbannte Prinzen aus, um
die Stadt Kapilawastu an dem Bhagirattiflusse zu erbauen. Da
Chennezik, der geistige Sohn Amitabha's, in Potala lebte, ehe er
Tibet, dessen Schutzpatron er ist, besuchte, so wurde die im
12. Jahrhundert erbaute Residenz des DalaiLama inLhassa eben-
falls Potala (gruhdriu oder Boot- Aufnahme) genannt. Die Linie
der Mauriya-Dynastie gehört zur Familie der^Yikja, deren Stamm-
vater Ixvaku nach Pattalene versetzt wird, bemerkt Benfey,
der den Namen Mauriya von maru oder todtes Leben (mri oder
Die talein und ihre Konige. 227
sterben) ableitet, wie die wasserlosen WUstenstrielie in der Nähe
Pattalene'ö heissen. Das später in den Hafen Potala der Sakya
verwandelte Badala (Naga Phipliob) ist die Residenz des Paya
Varun Nakharat und heisst auch (nach der Entthronung des alten
Uranus oder Varuna) wegen seiner KeichthUnier an Gold und
Silber: liiran-Vadi, wie (den Iranieru die Degradisung Indra's
vergeltend) Brahma das Epithet Hiran der von Vischnu in seinen
Avataren besiegten Giganten trägt. Ella, daughter of Iswara,
(son of the sun) was ravished by Buddha, the serpent (s. Tod).
Hence sprang the Manus. „Die Mehrzahl der Inschriften der in
Kaljani residirenden Kalukja bezeugt, dass sie Verehrer des^iva
waren, als Mahadeva. Doch beteten sie auch Vishnu, besonders
in der Form des Ebers, an und zeigten überhaupt Toleranz, indem
Pulake^i und Vigajäditja die Jaina begünstigten und Yikramä-
ditja die Lehre des Cäkjasinha. Es kamen Spuren der Verehrung
der Schlangengötter vor. Ein Mandalegvara oder Statthalter
(Sindhu genannt) leitete sich ab von den Nagavan^aoderSchlan-
gengeschlechte und hatte gelobet nach dem Heiligthume des
Schlangenkönigs zu pilgern. Andere Vornehme nannten sich
Ahija (Ahi oder Schlange). In vielen Tempeln fanden sich
Sculpturen von Schlangen" (s. Lassen). Der Schlangentempel
Ahikhatra am Indus wurde von Pilgern aus dem Dekkhan besucht.
Die im Dekkhan mehrfach verehrte Form Vischnu's in der Eber-
Avatara verkehrte sich bei der nach Tagoung vertriebenen Dynastie
in das böse Prinzip. Nach dem Tode des Königs Karkaräga I.
bekämpften sich seine Söhne Indraräga und Krischnaraga, und
unter Karkaräga II. (812 p. d.) erreichte die Macht der Rashtra-
kuta (im Tapti-Thal) ihren Gipfel und dehnte die Herrschaft über
das ganze Guzerat aus. Die Inschrift des Königs Dantidurga
(derauf die Ballabhi folgenden Räshtraküta) wurde inSan.angarh
(auf dem Hochlande des Dekkhan) gefunden (754 p. d.). In der
Inschrift Käkala's (von denJaclava imKoukan) werden (973 p.d.)
seine Siege Über Gurgara, Kola und Hfina gepriesen (s. Lassen).
Im Birmanischen bezeichnet Kala alle Fremden oder Bar-
baren, besonders die über Meer zu ihnen gekommenen, schwarze
(Indier) sowohl als weisse (Europäer), die man dann wieder durch
228 P<^
Zusätze (Kala uet, Kala pyu) unterscheidet, während Kala
(Sohloss) sonst einfach schwarz bedeutet. Die .Schwarzen gelten
dann nach den bekannt gewordenen Beispielen der faetischen
Sachlage für Diener der Weissen. Khek meint gleichfalls hostis
oder hospes unter den Siamesen, und Pin (Gäste) nannten die
Chinesen die Jung-keang oder Barbaren anfangs des Nordens
und später des Südens. Die an der Küste Aracans angesie-
delten Bengalen als Kula (Kala; yekain gelten. Der Büsser
Sphines wurde von den Macedouiern, die erniitdeniBegrüssungs-
Worte Kaijana anredete, Kalanos genannt, wie die Chinesen den
Matrosen als Tschin-tschin bekannt sind. Suleiman beschreibt
das reiche EniporiuniKalah. das damals dem Könige von Zabedsch
gehörte, und Al)ulfeda sagt, dass sein eigentlicher Name Ol-
Kalahij sei. Kala-gA'i heisstGross-Kala. Nach Kazwini wohnten
dort viele Brahmanen oder die Weisen der Indier. Die von
den arabischen Schiffen durchfahrene Malaccastrasse hiess das
Meer von Kalah oder Schelahet (s. Peschel). Im Dekkhan ge-
bot für fünf Jahrhunderte die Kalvän-Dvnastie*) und während
Satyasraya inKuntala-desa (mit Kalyan als Hauptstadt) residirte,
eroberte (am Ende des (>. Jahrhunderts p. d.) sein jüngerer Bruder
Kubja (der Kleine oder Bucklige) Vischnu Vardhana die Uaupt-
*) Die zar Zeit des Meirasthenes (der die Andarae oder Andhni südlich Ton
den CaliDgae mit der Hauptstadt Parthalis setzt) bestehende Andhrabhriya- Dy-
nastie, aiLs derPulimat (SinpolemuiosoderSri-Paliman) dasKeich des (^aUvahana
stürzte, gin^ zu Gnimle, als ^430 p. d.) Javasinha vom Rajapatra-Geschlecht der
Khalokja (in der Monddynnstii*) aus Arudhia (der Hauptstadt Kosala's) in das
Dekkhan einwanderte (nachdem der an Kaiser Wuti Gesandtschaften schickende
König Chandraprija der jüngeren Gupta in Magailha sich Kapilawa^tu's bemächtigt
hatte) und die zwei älteren Familien der Karta und Ratta äl>erwä]tigte. Lausen
bemerkt von den Kähikja: ,,Ihre grossen Erfolge schreiben diese Monarchen der
Gnade Närajann's oder Vishnu'.s , besonders in seiner Verkörperung als Eber cn,
sowie der Gun<t des Kriegsgottes Kartikeja.- In einer Inschrift rühmt sich
Jajasinha den Indra , Sohn des Krischna , au-t dem Geschlecht der Ra^^htrakäta
(Ratta) überwunden zu haben . und Abhiraga führt den Titel Thagyamin (Sakra
oder Indra). Ausserdem eroberte er den östlichen Theil des Reichs der Andhra-
bhritja und später fiel auch der Rest. Sein den Jaina's ergebener Enkel Pulake^
(489 p. il.) besiegte den König Ceylon's. Der in Bandelakhand seine Residenx
Die TaleiD und ihre Könige. 229
Stadt Vengi - desam (Vengipurain) in Telingaua. Mit Rajendra
Chola erhielten die Chola das Uebergewicht.
Als der von Prabu Gaja Baja, Nachkömmling des Arjuna
und König von Uastinapura, ausgesandte Minister Penggawa auf
der Insel *Java zwei Leichname böser Geister, Buchstabenblätter
haltend, gefunden, wurde der Bericht seiner Entdeckung bei der
Bückkehr aufgezeichnet. Nachdem Aji Saka nach Java gekommen,
sandte ein römischer Fürst Familien, die umkamen bis auf den
nach Kum zuiückkehrcnden Rest. Flüchtige Prinzen aus Rum
spielen in der Vorgeschichte der Kambodier und Malayer. Nach
Plutarch schickte Cleopatra den Cäsarion , den Sohn des Julius
Cäsar, über Aethiopien nach Indien. Die vom Könige von Ka-
iinga nach Java gesandten Familien wurden unter Karo's Herr-
schaft in Virätä civilisirt. Nach den Inschriften (650 p. d.) war
der Stammvater (Ganamegaya) der Dynastie derKesari (473p. d.)
der Oberherr (Adhipas) von Tilinga. Unter seinen Nachfolgern
führte der Eroberer Udjotaka Kesari (8. Jahrhundert) den Titel
Kalingadhipati oder Oberherr von Kaiinga. Herodot kennt die gold-
suchenden Kalanthier. „Vor grauen Zeiten, von denen man nicht
einmal das Jahrhundert zu bestimmen weiss, erbaute ihrer Häupt-
linge einer, der Batin-Alam, der König des Weltalls, ein grosses schö-
nes Schiff und segelte von Rum ab. Dieses Schiff, welches mit grosser
Schnelligkeit dahinsegelte , besass die wunderbare Eigenschaft,
aafschlagende Devagnpta der Jüngeren Gnpta (deren Aera 319 p. d. beginnt) dehnte
(400 p. d.) seine Eroberungen im Narmada-Thalc aus, Mahisvara oder Siva
(Bhairav) verehrend.
Einige Zeit nach dem Tode Vinajäditja's (Sohn des Vikramaditja) verloren
die Khalukja die oberste Herrschaft an die Ratta , welche Jnyasinha nicht voll-
ständig vernichtet hatte. Die Inschriften dieser Fürstenfamilie (1057 — 1097 p. d.)
sind meistens an Samadati in der Nähe von Pängshir gefunden , indem sie sich
auch noch später in abhängiger Stellung erhielten. Durch Tailapa mit dem Bei-
namen Vikramaditja begann (973 p. d.) die Macht der Khalukja , sich von ihrer
vorübergehenden Schwäche zu erholen. Er besiegte die Ru-ihtrakuta "nd tödtete
(985 p d.) den Prämära Munga. Sein Sohn Satja^raja oder Satja^ri unterwarf
sich Konkana und belehnte damit den Fürsten Keturaga aus dem Stamme (pl.ii-
b&ra, der früher in Sinhala oderCeylon geherrscht hatte und sich von dem Könige
der Vijädbara genannten Halbgötter ableitete (s. Lassen).
230 P«-?«
sieh g^elbst fortzutreiben. Es ankerte nach mehrtägiger Fahrt in
einem kleinen Hafen, welcher si)äter den Namen Malaera erhielt.
In diesem »Schiffe befanden sich alle zur Gründung einer Colonie
nöthigen Bestandtheile. Die Einwanderer wurden in fünf Theile
getheilt — dem einen wurde der Fuss des Johole und Komboo
angewiesen: ein zweiter fuhr deuFlussLiugu hinauf und siedelte
sich an dessen Quelle an: zwei andere drangen tiefer in das
Innere des Landes vor und Hessen sich . der eine am Klam , der
andere am Jilibon nieder. Das Schiff Katin -Alam's ging nicht
unter; es »oll sich ncch jetzt unter einem Berge der Halbinsel
befinden , - bemerkt Borie aus den Sagen der Mantras (der Nach-
barn der Sakai oder Sakkye). Nach der Chronik von Quedah
kam Mahawangsa, der erste Herrscher, aus Kum. Neben dem
von Ask ben Askan erbauten Medain lag Rumia und in Mesopo-
tamien wurden zu Cosmas' Zeit die Bischöfe Tür Indien ordinirt,
wie in Eg^pten für das abyssinische Aethiopien. Schon Alfred
M. schickte ( nach Malmesbury ) Gesandte, um das Grab des heiligen
Thomas von Alellaipur zu besuchen.
Da die Anfänge der peguanischen (beschichte in das 5. Jahr-
hundert p. d. gesetzt werden, so kiumte unter dem vorderindischen
Könige, der die ersten Schiffe zur Entdeckung des Landes aus-
sandte, der durch seine Begünstigung der Wissenschaft berühmte
Kaiser Samudragupta zu verstehen sein, dessen Name schon seine
Vorliebe fdr's Meer auszudrücken scheint. Nach der von Hari-
sena verfassten Inschrift begriffen seine Eroberungen nicht nur
Kamarup;) , sondern erstreckten sich auch über Tschittagong und
noch weiter an der Küste hinab. Benfey setzt seine Kegierung
zwischen 4(Hl-45(> p. d. , und Lasseu schon früher, etwa um
2(K) p. d. an. Aus dem Jahre 428 p.d. erwähnen die chinesischen
Geschichtsbücher die Gesandtschaft eines grossen Königs von
Kapili, Yuegnai genannt. Kapili war die am Hengho (Ganges)
gelegene Hauptstadt von Polomüen kiie vLand der Brahmaneu)
oder Tientso (Mokato oder Magadha) und erhielt in ihrem Namen
den Kuf des alten Kapilawastu leln^ndig, wohin sich als Stadt der
Kapila oder derKothen (ein zweites Vathay myoh ) einsiedlerische
Könige zurückziehen. Aus dem mittlem llen^o schickte (503)
k
Die Talein und ihre Könige. 231
König Kuoto Gesandte. Nach Cosmas Indicüpleuötcs herrschte
(550 p. d.) der mächtige König Gollas in Houunia über das öst-
liche Indien. Als nach dem Tode von lliiientlisang's Beschützer
(l'ilädityä oder Kilitie, der über die vierTientso regierte und mit
dem Kaiser Gesandtscliaften tauschte, der chinesische Bevoll-
mächtigte den Usurpator gefangen fortführte, wird gleichfalls Ka-
pili als Hauptstadt Mokato's erwähnt. Die Hauptstadt Chintou's
lag zur Zeit der Yuetchi am Fusse des Geierberges an dem Ufer
des Kapili-ho (Kapilofiusses) oder dem Heugho, beschreibt Matu-
aulin. Als ein Herrscher, der schon früher seine Eroberungen
über Assam hinaus nach Osten ausgedehnt haben soll, wird
Sucarna devi (190 p. d.), der grösstc der Andlira-Köuige genannt,
der den König von Magadha entthronte.
Zu einer ins 5. Jahrhundert gesetzten Zeit stieg ein Drache in
Gestalt eines schönen Weibes aus dem Golf von Martaban, deren
Tochter die Königin Thatung's wurde, aber ihren I)eiden Söhnen
Thamala und Wimala nicht das Erbrcclit der Nachfolge zu ver-
schallen vermochte. Diese zogen sich deshalb mit ihren An-
hängern in die sumpfigen Niederungen zurück und fanden dort,
wo das Land am höchsten war, den Pfeiler der Kala aufgerichtet,
um den sie die Eigenthümer betrogen. Nachdem die Stadt Pegu
oder Hongsavaddi gegründet war (573 p. d.), herrschten beide
Brüder gemeinsam , bis Wimala den älteren tödtete. Kheikto-
mintha (der göttliche Prinz) , der Sohn Thamala's , der sich vor
der Verfolgung zu BüflFelhirten geflüchtet hatte und dort versteckt
lebte, erwarb den Thron zurück und gründete Sittaung oderDun-
Katein. Unter den Königen Pegu's wird (599 p. d.) Katha ge-
nannt, ein Fürst, so eifrig der buddhistischen Religion ergeben,
dass seine Frömmigkeit das Land in ein Paradies verwandelte.
Niemand fürchtete die wilden Thiere, die wie gezähmt zwischen
den menschlichen Wohnungen umherwandelten, ein vielsagendes
Lob in Pegu, wo sogar jetzt unter einer geordneten europäischen
Verwaltung man nicht immer in den Häusern vor Tigern sicher
ist und in einem Orte meiner Durchreise die Dorfbewohner
aus den Betten weggeraubt waren. Die Geschichte Pegu's
spricht auch später mehrfach von Ankunft fremder Schiflfe oder
232 P^gw-
Ansiedelungen. Nach de Barros stammte seine ganze Bevölke-
rung von Schiftbrüchigen. A historia desta sua gera^ao he, que
vindo ter a costa do quelle Reyno Pegu, que entao eram terra»
hermas, hum junco da China, com tormenta se perdeo, de que
somente escapou huma mulher e hum caö com o quäl ella teve
copula, de que houve filhos, que despois os houveram della, com
que a terra se veio a multiplicar. Noch während die beiden
ersten Könige regierten , kam eine Flotte des Königs der Kala
an , der sie abschickte , um seine Rechte zu behaupten , als sein
früheres Schiff* unverrichteter Sache zurückgekommen war. Die
kaum vollendete Stadt wurde belagert, und täglich trat ein ganz
in Eisen gekleideter Kämpe aus dem feindlichen Lager vor das
Thor, einen der Tapfern zum Zweikampfe herausfordernd. Da
er auf einem feuerschnaubenden Rosse beritten war, getraute sich
keiner mit ihm sich zu messen, bis sich ein Hirtenknabe erbot, das
Wagestück zu unternehmen, wenn man ihm dafür später erlauben
würde, seine Büfl*el in dem Brunnen des Thores zu tränken. Er
setzte sich auf seinen grössten Büffel , ein kolossales Thier mit
weit geschweiften Hörnern, und ritt auf den Ritter zu. Die Gelenk-
öff'nung des Panzers erspähend, als jener zum Hiebe ausholte,
stiess er seinen Ochsenstachel hinein und errang den Sieg.
Die Brunnen sind noch jetzt in Pegu den Büff'eln zur Benutzung
erlaubt und dieses Thier, das in Vorder-Indien dem dämonischen
Mahesasur dient , besass auf der andern Halbinsel eine heilige
Weihe, derentwegen es auch von den Gebirgsstämmen des
Nordens vorzugsweise zum Opfer ausersehen wird. . In populären
Legenden wird oft der Sieg des Büff^els über den aristokratischen
Elephanten gefeiert, wie in Menangkabo der Büffel siegreich aus
dem Kampf mit Tigern hervorgeht. In Pegu ist selbst eine
buddhistische Pagode, die Pagode von Kyeikkadhath über den
Knochen eines Büft'els gebaut, die dort statt göttlicher Reliquien
eingeschlossen sind. Es wird gesagt, dass jener Jüngling, der
die Stadt befreite und später König wurde, ein ausgesetzter Find-
ling oder der vor dem Usurpator geflohene Sohn des ersten Königs
gewesen, der von der Milch einer Büffelin aufgezogen sei und sie
deshalb als seine Mutter betrachtete. Aus Dankbarkeit erbaute
Die Talein und ihre Könige. 233
er ihr dieses Monument und. begrub dort ihre Gebeine. Als ieh
in der Nähe vorbeikam , Hess ieh mich zu der Stelle hinführen,
fand aber nur eine fast undurchdringliche Wildniss desdichtesten
Gestrüpps und Unkrauts, das auf sumpfigem Boden rankte und
den morschen Steinbau bis zur Spitze überwachsen hatte. Eine
in der Nähe gelegene Pagode indessen war in ziemlichem Stande
und die Priester in dem daneben stehenden Kloster wollten von
den Büffelknochen der andern nicht viel wissen. Ebenso wenig
wird von den Priestern die Verehrung des Volkes für die Schild-
kröte*) anerkannt, die bei den Talein und benachbarten Karen
ein heiliges Thier ist. Als der in Pegu, Tenasserim und Mar-
taban regierende König der Sonne (erzählt Couto) von einem
fremden Eroberer angegriffen wurde, sollte ein Zweikampf des-
selben mit dem als Hirten (wie Viracocha in Peru) erzogenen
Prinzen, der viele Tiger und Löwen mit seinem Stocke erschlagen,
entscheiden. Als sie auf dem Kampfplatz zusammentrafen , rief
der Prinz seinem Gegner zu, dass er unehrlich handle, da seine
Leute ihm zu Hülfe kämen. Der Riese drehte sich um , um sie
zurückzuschicken, aber in dem Augenblicke, wo er den Kopf
wendete, versetzte ihm sein Gegner den tödtlichen Streich und
erwarb so sein Land durch Betrug. In der späteren Geschichte
Birma's wird von einem Talein gesprochen , der als Gefangener
in Ava lebte zur Zeit der chinesischen Belagerung und einen
Eisenritter, mit dem sich kein Birmane zu messen wagte, im Duell
durch Gewandtheit überkam.
Unter den späteren Königen, die auf dem Throne Hong-
sawaddi's sassen , wird des gottlosen Tektha oder Titzareeziah
(t 841 p. d.) erwähnt, der atheistische Lehren einführte. Ein junges
Mädchen, das angeklagt war, unter dem Discus des Indra, dem
Discus des Vischnu, dem Discus des Kelawaka, dem Discus des
Rama gebetet zu haben, wurde zum Tode verurtheilt, aber die
Elephanten wichen vor ihr zui ück und wollten sie nicht nieder-
staiApfen. Der erstaunte König Hess sie vor sich führen und ge-
*) In the kingdom of Kaiinga they have formed thn imaf^e of a tortoisc
(heisst es im Dabi^^tan). The Persian astronomors represent the conetellation
Cancer by a tortoise (Shea).
. 234 Pegu.
stattete ihr Gesuch, den häretischen Lehrern gegenübergestellt zu
werden. Auf ihr Gebet erhoben sich die Götterbilder, die auf den
Gerichtsplatz gebracht worden , in die Luft und schwebten über
der Stadt. Als dieBrahmanen aufgefordert wurden, ein ähnliches
Wunder zu wirken und sich unfähig zeigten, wurden sie von dem
Könige, der reuig zum buddhistischen Glauben zurückkehrte, aus
der Stadt getrieben. Nach den siamesischen Büchern soll dieser
König, den sie Ditsaraxa nennen und in das Jahr 681 der Aera
setzen, die Thepharaxa verehrt haben, dem Volke vertraute
Schutzgeister, die noch jetzt in Siam manche Opfergabe einstecken,
die von Keditswegen der Pagode zugekommen wäre. Die Chi-
nesen crwälinen eines an der Coromandelküste herrschenden
Königs, Hulomiento genannt, der den Kaiser der Tang-Dynastie
um Bilder des Laotse bitten liess, wohl als Ersatz für die vielen
Buddha' s, die aus Indien dorthin gegangen. Hiuenthsangfand (516)
die Bewohner von Thsanpan oder Mohotschenpho (Mahachampa)
nicht nur dem Buddhismus, sondern auch dem aus China stammen-
den Cultus des Laotse ergeben. Nach der peguanischen Chronologie
fallt dieser abtrünnige Julian mit derEinkörperungdesSchimnus
zusammen, der 821 p. d. unter dem Namen Tamo oder Lang-
dharma den Thron Tibets bestieg, und vor dessen Verfolgung die
Buddhapriester nur in den Bergen Kham's undNgari's Sicherheit
fanden. Feer schreibt dem „ culte de Siva et de Bon " einen gemein-
samen Ursprung zu. Nach Kalyana wurde König Djaloka (der
die Töchter der Nagas seinen Vergnügungen dienen liess) durch
die als Frau erscheinende Göttin Kritya zur Beschützung der
Bauddha's zurückgeführt.
Nach Assameah , dem Sohne Wimaleah's , zählt die pegua-
nische Geschichte siebzehn fromme Könige und Einer derselben
wird in einer Inschrift besonders seines Gerechtigkeitssinnes
wegen gerühmt, da er auf dem Markte eine Glocke aufhing, an
die jeder von den Grossen Bedrückte schlagen durfte, damit der
König selbst seine Sache untersuchte. Auf der Inschriff der
Glocke wird gesagt : Sollte diese Glocke in künftigen Zeiten ver-
fallen, so mögen die spätem Könige sie wiederherstellen, denn
sie ist zu dem Zwecke von mir aufgestellt, dass dem Volke Becht
Die Talein and ihre Könige. 235
und Gerechtigkeit werde und das» ich das Nibpan erlange. Um
für immer die Gesetze in Kraft zu halten , habe ich dieses ver-
dienstliehe Werk unternommen.
Nach dem siebzehnten Könige wurde Pegu von Pagan er-
obert und die steten Kriege verkehrten das Land in eine Wild-
niss, bis Akamiamum, der als Gouverneur eingesetzt war, die
Stadt wieder erbaute. Er warf bald darauf seine Lehnsiinter-
thänigkeit gegen Pagan ab und Hess sich als König krönen. Auf
seinen Nachfolger Lekkajeah folgte Keijapeah (Theijapeah), der
Weiruh, den König von Martaban, gegen eine von Pagan aus
Kaetuwathi gesandte Armee zu Hülfe rief und diese auch erhielt,
aber bald nachher seine eigene Stadt an den treulosen AUiirten
verlor, indem sein Elephant Vopanthata durch den Elephant
(Airawon) des Gegners getödtet wurde. Pegu wurde so eine
Provinz der Könige von Martaban,' von denen der achte (710) in
der Reihe (Pienjauh genannt) seine Residenz nach Hongsawaddi
verlegte im Jahre 716 Ch. S. und (748 (^h. S.) die Pagode
Rangun's erweiterte. Ihm folgte (745 Ch. S.) sein Sohn Hariaseah,
dessen Nachfolger (783 Ch. S.) Mukareah grosser Grausamkeiten
beschuldigt wird. Sein Bruder Pinjaremkeik, ein durch Fröm-
migkeit ausgezeichneter König (786 Ch. S.), wusste auch stets
Mittel und Wege, seine Feinde, denen er in offener Schlacht nicht
gewachsen gewesen, durch Kriegslist zu überkommen. Sein
Nachfolger Penjataoh handhabte die Gerechtigkeit mit grosser
Strenge gegen Menschen und Thiere, das Land von Räubereien
jeder Art zu befreien. J> vollendete den Bau der Rangunpagodc,
der nach seinem Tode (822) sein Neffe und Nachfolger Pienja-
kinteauh den Schirm (tih) aufsetzte. Ihm folgte (825) sein Neffe
Miauüiuh, ein grausamer König und dann dessen Tochter Piinja-
tauh, die ihren Namen mehrere Male änderte und unter verschie-
denen bekannt ist. Sie vollbrachte viele verdienstvolle Werke
und weihte ihr Gewicht in Gold der Pagode Rangun's. Ihr
Nachfolger (832) Upareseah war tief in den Schriften des Pitagat
bewandert. Auf einer in der Pagode Rangun's gefundenen Re-
liquie (das Modell einer goldenen Miniaturpagode) sind die guten
Werke einer Königin Pegu's aus dem Jahre 846 (1484 — 1485p.d.)
236 Pegu.
eingeschrieben, und Sparks bemerkt, dass sie eine Gemahlin des
Königs Pyniya Kyaula gewesen sein müsse. Dann fällt Pegu
unter die Brahma-Könige Tongu's und wird damit vereinigt. Ce
royaume fondö par un pecheur, il y a environ onze cent ans, fut
gouvern^ par ses rois h^r^ditaires jusqu'en 1539 qu'il futsubjug^
par les Bramas, sagt Turpin, nach dessen Bericht die früher
zu Minenarbeiten Gezwungenen sich empörten. Das Land der
Brahma's gehörte (nach Pinto) zu den 13 Königreichen, die das
Joch des gemeinsamen Monarchen abwarfen, indem sie ihn bei
einem Gastmahl in der Stadt Chaleu (in dem Königreiche Chaleu
zwischen Ava und Prome) vergifteten und sich dadurch sowohl
von Pegu als von denUebrigen unabhängig machten. Die Empö-
rung bracli zuerst in den Bergwerken aus. Nach de Faria
y Souza war das Königreich Pegu 1100 p. d. gestiftet und der
erste König ein Seefahrer gewesen. Auf seinen Sohn folgte Tarn
(mit dem Titel Banna oder Bainha), dann Kael Vea, Talanna,
Inda, Dazar, Mampla und sechs Andere bis auf Shemindoo (Shin-
min-dau).
Die Geschichte der Mon-noi beginnt in folgender Weise :
Im Jahre 522 der Chunlosakkharat der ersten Reihenfolge
(Pathom-Prixet) im fünften Monat, der neunten Nacht des abneh-
menden Mondes, am Mittwoch , als von den acht Jahren , die den
Predigten gewidmet waren , das letzte zu Ende ging , wanderte
Somdet-Phra-Khotama-Samma-Sam-Phutthi-Chao umher, um
FusseindrUcke zurückzulassen , und kam zu dem Berge Suthat-
Namarang-Sit, im Lande Hongsawaddi's, im Gebiete (Prathet) der
Raman. Zu der Zeit war das Land Hongsawaddi noch vom Meere
überströmt. Als später die Wasser aufzutrocknen begannen und
sich verminderten , da stieg ein Berg zu der Höhe von 20 Faden
auf und hatte, von ferne erblickt, das Ansehen einer Pagode
(Phra-Chedi). Wenn dann das Wasser in der Fluth sich zum
Kande der Küste zu erheben pflegte , so Hess sich ringsum ein
Kräuseln bemerken , und davon blieb dem Volke der Raman der
Name Suthat-Nabanphot. Als in späterer Zeit ein Rokfa-Baum
keimte und auf dem Berge hervorsprosste , so entstand die Be-
zeichnung Khao-Suthat-Namarangsit-Phut-kttn-ma, und diese
Die Talein und ihre Könige. 237
Worte Phut-kün-ma (es entsprang und sprosste hervor) wurden
allmälig so verändert, dass das Volk Raman den Namen Mutao
erhielt, wie sie noch heute geheissen werden. An der Stelle,
wo Phra-Puttha zwei Schwäne sah, verkündete er die künftige
Gründung der Stadt Hongsawaddi.
Als nach Phra-Phutthi-Chao'sNeibban eintausend Jahre ver-
gangen waren, hob sich der Dünensand am Fusse des Berges, so
dass ihn das Wasser beim höchsten Fluthstande nur drei Faden
tief bedeckte. Damals geschah es, dass ein Kauffahrteischiff
auf der Reise von der Stadt Phitthajanakhram nach der Stadt
Savannaphum, zwei Schwäne, Nachkommen der von Buddha ge-
sehenen, auf der Sandbank bemerkte , und die Schiffer, die Khek
waren, statteten bei ihrer Rückkehr nach Phitthajanakhram dem
Könige Banthurajen Bericht ab, der darüber die in den Trai-
Phet (drei Vedas), den Rök (Constellationen), den Ditthi (Omen)
und den verschiedenen Kamphi (Textbüchern), sowie in den
grossen und kleinen Grundlagen der Traditionen wohlbewander-
ten Gelehrten befragen Hess. Sie gaben eine aus dem Kamphi-
Chotmai-hetu gezogene Antwort, dass Phra-Phutth auf seiner
Reise nach Suthamvadi zwei Schwäne gesehen und auf der dor-
tigen Stelle die Gründung einer künftigen Königsresidenz pro-
phezeit habe, wie es auch durch das Tamra-Trai-Phet bestätigt
sei. Der König Hess eine Säule verfertigen, worauf Namen und
Daten eingeschrieben waren , und sandte dieselbe fort in einem
Schiffe, das bei dem Berge Yoei-Kabang anlegte , oder, wie es
im Siamesischen (Kham thay) wiedergegeben ward , Thi-rang-
kam-pan.
Auf Banthurajen folgte Satirajen und dann ein zweiter König
des Namens Banthurajen , der ungefähr hundert Jahre später ein
zweites Schiff mit einem Edelmann aussandte , nach der Säule
auszusehen. Zu der Zeit herrschte König Kovatham in Arintham-
buri oder Phukam , Athinvat in Suthamvadi oder Sathöm. An
die Wälder Motama's stossend, lag eine Stadt Romavadi oder
Jangkung und König Senakhongkha residirte in Romavadi.
Auf dem Berge Khreng Nakh oderNgonNakh lebte in seiner
Einsiedelei der Eremit Lomadabot, und eines Tages stieg ein
238 ^egix.
Drachenfräulein (Nang Nakh) zu dem Gipfel empor, die dort von
einem Phetjathon (einem fliegenden Zauberer) besucht wurde.
Dieser verliebte sich in sie und blieb bei ihr. Als er aber sah,
dass sie ein £i legte, erkannte er in ilir die Drachennatur und
verliess sie. Die Drachenprinzessin wnrf das Ei fort und kehrte
nach ihrem Reiche zurück. Der Einsiedler, der das Ei fand,
zog das daraus ausgebrütete Mädchen in seiner Zelle auf. Sie
war ausnehmend schön, und ein Jäger, der sie in der Wildemiss
gesehen hatte, rühmte sie vor den Leuten, bis ihr Ruf zu den
Ohren des Königs Senakhongkha drang, der sie zu seiner Köni-
gin erhob und zwei Söhne mit ihr zeugte, niich dem Stande der
Sonne bei ihrer Geburt Sommala-kuman und Vinala-kuman ge-
nannt. So oft es geschah , dass die Königin ärgerlicli wurde und
mit einer der Dienerinnen zürnte, so fiel diese sogleich todt zur
Erde , da der giftige Hauch , der ihr aus der Drachennatur ver-
blieben war, hervorbrach. Als man darauf aufmerksam wurde,
machte einer von des Königs Leibärzten einen Versuch mit Me-
diciuen, die unter ihre kosmetischen Pulver gemischt wurden,
und als sie in Folge dessen in eine auszehrende Ki^ankheit fiel
und hinsiechte, wurde es Jedermann klar und deutlich, dass sie
eine Drachin sei. Den Prinzen wurde deshalb der Ruth ge-
geben, das Land zu verlassen und in die Dienste des Königs
Athinrat von Suthamvadi zu treten. Als aber die dortige Prinzes-
sin eine Liebschaft mit Sommala anknüpfte, fanden sie ihr Leben
bedroht und flüchteten zu einem Eremiten, der ihnen vorschlug,
auf dem durch Buddha's Prophezeihung geheiligten Platze eine
Stadt zu erbauen. Die Prinzen sammelten 170 Begleiter um sich,
mit denen sie auf 17 Flössen fortfuhren und bei der Sandbank
anlegten. Als die Bewohner der ualiegenden Wälder von dieser
fürstlichen Ankunft hörten, kamen sie herbei, sich mit ihnen zu
vereinigen, so dass sich die Zahl bald auf 1000 belief. Es wurde
dann über die Anlage einer Stadt entschieden und Somdet Ama-
rintharathirat (Indra) beschloss sie darin zu unterstützen. In der
Form efnes Brahmanen aus der St^idtVattaki und mit einer Mess-
schnur in den Händen, die mit kostbaren Edelsteinen geziert war,
nahte er sich der Stelle, wo das Volk mit Arbeiten beschäftigt
I
Die Talein imd ihre Ronige. 239
war, und als er auf die gestellten Fragen hörte, dass sie die
Gründung einer Stadt beabsichtigten , versprach er seine Hülfe,
da sie sonst nicht verstehen würden, die Sache richtig anzufassen.
Als er angefangen hatte, das Weichbild abzustecken, langte ein
Schiff der Khek dort an, die, nachdem sie geankert, um den
Grund und Boden stritten, denselben als den ihrigen beanspru-
chend und sich zum Beweise auf die Steininschrift berufend, welche
dort begraben läge. Der Brahmane indess erwiederte, dass sein
Volk in schon weit früherer Zeit dort einen goldenen Pfeiler nie-
dergelegt habe und dass sie beim Nachgraben diesen unter dem
ihrigen finden würden. In der folgenden Nacht schuf Phra-ln
eine solche Goldsäule mit d^n nöthigen Inschriften , und als man
am nächsten Morgen nachgrub, wurde es so gefunden, wie er ge-
sagt hatte. Die Khek, darüber erschreckt, zogen ab und Hessen
sich bei ihrer Rückkehr in Taikala nieder, wo sie eine Stiidt er-
bauten. Die Stelle, wo der Pfeiler gefunden worden, im Innern
der Stadt Hongsawaddi , wurde Inthachakmyang von den Kaman
genannt, und als sie später dort ein Phra-Sathub überbauten,
hiessen sie ihn den Phra-Chedi-hen-lak (die Pagode, wo der
Pfeiler gesehen wurde) oder Kajat-töng.
Nachdem Hongsawaddi im Jahre 514 der gewöhnlichen Aera
gegründet war, regierte dort nach den beiden Brüdern noch eine
Reihenfolge mehrerer Könige, die mit frommem Sinn der Religion
Phra-Phutthi-Chao's ergeben waren, streng die Vorschriften
beobachteten und den heiligen Baum verehrten. Dann aber kam
ein König, der die drei Kleinodien vernachlässigte und die The-
pharak verehrte. Er Hess überall die Bilder Phra-Phutthi-
Chao's aufsuchen und in's Wasser werfen, aber ein Mädchen,
das eines derselben beim Baden gefunden hatte , ))chielt es bei
sich und verehrte es , unerschrocken die Gebote des Königs ver-
achtend. Als ihr Todcsurtheil gesprochen war, den Elcphanten *)
vorgeworfen zu werden , wollte keines der zur Wuth gereizten
*) Auch bei den Christen Verfolgungen in Cochinchina erwühnen es die Mis-
Bioimre slU eine gewöhnüche Art der Todesstrafe . dass die Märtyrerinnen den
"bilden Elephanten vorgeworfen wurden.
240 ^^^
Thiere »\e berühren. Dann aber erbo^len sieb auf ibr Gebet die
aebt Figuren bocb in die Luft, und als der König $ab, da$$ die
ketzeriM'ben Lebrer (Acban Mitxatbiti dies Wunder niebt naeh-
abmen konnten, so trieb er sie binweg und >teUte die Religion
Phra-Phuttb's wieder ber. Die frr»mnie Jungfrau aber wurde sein
königliebes Gemabl.
Im Jabre 63<J kam der birmanisebe Herrseber «Krasatr Fama)
PVa-^ao .VlankVftsu genannt, einMäebtigerinBbukam, und zog
berbei, Hongsawaddi undSatböm erobernd. Naebdem erMotama
erbaut batte, begab er sieb nacb Tavoy (Taveb), eine Stadt, die
ibren Namen erhielt , weil dort von den Eingebomen Durian-
Früebte dargebraeht ft'avay; wurden. Der Krmig fand ausneh-
mendes Wohlgefallen an dieser Fruebt und er Hess dort eine bir-
manisehe Colonie zurüek, mit dem Befehle, dass ihm jäbrlieh ein
Tribut an Durian gesehiekt werden solle. Als naeb dem Tode
des Königs der Khek Alimamang, der als SUittbalter in Motama
zurückgelassen war, sieh empörte, fiel auch der Gouverneur
Tavov's ab, da er zwischen sieh und Pukam die Mon als Schutz-
mauer gab, und die Uebersendung des Tributs wurde unterlassen.
Die Sprache der Bewohner Tavoy's ist durch diese Colonie die
binuanische geworden, und obwohl sie in Einzelnbeiten von der-
selben abweicht, ist sie doch von der Sprache der Kaman ver-
schieden.
Das KüDigreich Tongu in Sage und Geschichte.
Als Gautama auf seinen Wanderungen nach dem Lande
Jeyavatana kam , zeigte er seinem Lieblingsschüler Ananda die
Stelle, wo später Tongu gebaut wurde, sprechend: Hier haben
wir beide in einer frühem Existenz als weisse Hähne gelebt, jeder
mit 500 Begleitern , und hier haben wir uns genährt. Hier auch
werden in einstiger Zukunft meine Reliquien niedergelegt und
verehrt werden. Als sie über den Fluss gesetzt nach dem andern
Ufer, wo jetzt die Pagoden Myatöoüinauü stehen, sagte er zu
Ananda : Hier waren wir beide als weisse Hähne geboren und
hierher kamen wir, Nachts zu rasten. Hier auch werden in einstiger
Zukunft meine Reliquien niedergelegt und verehrt werden. Als
Dhammasoka, König vonPalibrotha, den verborgenen Schatz seines
Vorgängers aufgegraben, berief er zu sich die Fürsten der 84,000
Länder und vertheilte die Reliquien unter sie , mit dem Gebote,
über denselben bei der Rückkehr in ihre Heimath Pagoden zu
bauen und daneben Brunnen und Cistemen anzulegen. Die
Häuptlinge von Tongu empfingen ehrfurchtsvoll die ihnen zu-
fallenden Reliquien und legten sie in dem Fundamente von vier
Pagoden nieder, an der durch 6autama*s Prophezeiung vorher
bezeichneten Stelle.
So rühmte sich das Land schon Reliquien aus ältester Zeit,
und deshalb hörte Tachard (der auch eines sich nach der Anzahl
der Pilger accommodirenden*) Hügels an der Grenze erwähnt):
dans le royaume de Pegu, les os de Sommonakhodom partie
*) Als Buddha sich auf den l^els Pantnkambala im Himmel Thawadeintha
niedersetzte , sog sich die Oberfläche so zusammen , dass er sie mit seinem Ge-
wände bedeckte.
Bftstiftn, OttMien. I. 16
242 Pegu.
ohangös en divers m^taux, partie dans leur ätat naturel, r^pandent
un 6clat merveilleux. Ausser dieser Hauptvertheilung der
segnenden Reliquien über alle Tbeile der Erde, holte f&r König
Dewananpiyatisso in Ceylon der Samanero Sumano nicht nor
Reliquien von Pupphapura (Palibrotha) , sondern auch ans
dem Himmel Sakko's (Indra's) , des Königs der Deva. Die bir-
manische Geschichte spricht schon von früheren Pagoden, die
zur Zeit Dwattabong's gebaut wurden, und die Schwedagon Ran-
gun's erhielt Reliquien bereits bei Gautama's Lebenszeit. Auch
Thatung war auf ähnliche Bevorzugung stolz. Gautama gab bei
seiner Ankunft vier Haare dem Yathay (Eremiten) Jeik-Tiho,
der dieselben in seinen Haarknoten aufband und während seiner
Andachtsstunden herausnahm, um vor ihnen zu beten. Als unter
König Dhammapala sein Ende nahe war, Hess sich der Thagya-
min die Haare von ihm geben und legte sie nach dem Tode des
Yathay in einen Stein, der nach der Gestalt seines Kopfes geformt
war. Als König Tihajasa eine Pagode darüber zu bauen wünschte,
wollte es ihm nicht gelingen, bis der Thagyamin zu seiner Hülfe
kam und den Thagya-Paya in Thatung vollendete.
Nachdem Buddha's Leichenbegängniss in Kusinara begangen
war, kamen die Sakhya-Prinzen von Kapila, die Lichawi-Fürsten
von Wisala, die Prinzen von Allakappa, die Prinzen von Rama-
gama, die Brahmanen von Wethali und die Malwa-Fürsten von
Pawa an der Spitze ihrer Heere und verlangten von Ajasatru die
Auslieferung der Reliquien. Da diese verweigert wurde, stand
ein blutiger Vernichtungskrieg bevor, als noch im letzten Augen-
blicke dem Brahmanen Dronah eine gütliche Vermittlung glückte,
indem sich Alle mit seiner Vertheilung befriedigen zu wollen
erklärten. Der Brahmane vertheilte die Reliquien nach Becher-
massinachtTheile und benutzte einen Moment, wo die von Trauer
übermannten Könige sich ihre Brüste schlugen, um einen der
Zähne für sich zu abstrahiren und in seinem Haarknoten zu ver-
bergen. Sakra oder Indra aber, der es gesehen hatte, nahm den
Zahn zu sich nach dem Himmel, ohne dass es der diebische
Eigenthümer merkte, der, als er ihn nachher vermisste, sieb
seine Schuld einzugestehen schämte und mit dem Goldbecher,
i
Das Königreich Tongn in Sage nnd Geschichte. 243
der zum Mesaen gedient, als seinem Antheil begnügte. Was von
der Asche und Kohle übriggeblieben war, wurde den zu spät
gekommenen Fürsten von Pittali überlassen. Nach einem bir-
manischen Volkswitz sollen dieselben indess von dem Pona
Dronah gesammelt sein , der damit eiligst nach dem Lande der
Nagas gelaufen und die ganze Nacht darauf sitzen geblieben
wäre, aus Angst, dass sie gestohlen werden möchten. Am andern
Morgen waren sie aber dennoch verschwunden und an ihrer Stelle
aus etwas dem Körper des Pona Entschlüpften die Pinseng-
Pflanze aufgewachsen, die seitdem von den Brahmanen angebetet
wird. Nach Plutarch stritten die verschiedenen Staaten um die
Asche des Menander'*'), bis man sich über ihre Vertheilung
vereinbarte und in jeder Stadt ein Monument über dem zu-
gefallenen Antheil errichtete.
Als Alaunsidu's Enkel, König Narapatisedu von Pagan oder
Tampadiepa, der in einem Baum am Tavoy-Flusse eine Zahn-
reliquie gefunden, nach frommen Pilgerfahrten den Sittang-
fluss hinauffuhr, wurde er von der Bestimmung zu einer Stelle
am Paloungflusse geleitet, wo er, von dichtem Jungle über-
wachsen, die Pagoden des Brüderpaars Ninaun (aus Ninaun-
piaun) in ihren verfallenen Ruinen fand. Nachdem er sie wieder
hergestellt und auf diesem geweihten Boden eine Stadt zu erbauen
beschlossen hatte, vermählte er seine Tochter (Schwester des
Dzaejatinja-Nandaumioh)mit Nandai§uriya, den er als Gouverneur
Dzaejawundatein's in Kampamyen-joa (joa oder Dorf) bestellte
(1191 p. d.). Ihm folgte sein Sohn Minhlaßo, dessen Nachfolger
^vonlakyien seine Residenz nach der von ihm erbauten Stadt
Kyakhatvara verlegte. Dort sammelte er viele Bewohner der
naheliegenden Länder als Ansiedler um sich, zog sich aber,
durch das Aufblühen seines Reiches , auch viele Feinde zu , die
beutegierig von allen Seiten heranschwärmten. Der König
*) Zur Zeit des Periplos waren bis ins südliche Indien die Münzen des Me-
nander nnd Apollodotus in Gebrauch. Ausser der gewöhnlichen Devise des Apollo
Hess Antiochus Theos für die ostlichen Staaten Münzen mit dem Emblem des
Jopiter Aegiochns prägen. Nach Cunninghara begriff das Reich des Menander
(161 — 140 a. d.) Nysa und Taxila.
16*
244 Pegu.
indess fürchtete sie nicht. Er hatte von den Gröttem eine Zauber-
trommel erhalten , die er schlug, wenn Gefahr drohte » und so oft
die räuberischen Schan ihren dumpfen Ton hörten , flohen sie
erschreckt in die Berge zurück. Ausserdem war die Hauptstadt
von einer unüberwindlichen Mauer umgeben , die aus einer drei-
fachen Pallisade stachlichter Cactus bestand, für jeden Angreifer
unnahbar. Wagiu oder Waraerau, König von Martaban, erfuhr
das zu seinem Schaden , denn , obwohl ihm Naratiyapadsae von
Pagan, der König von China und König Towaiijumin Hülfe ge-
sandt, lag er lange Zeit vor dieser Festung, ohne Etwas dagegen
ausrichten zu können. Indess seine gewohnte Schlauheit liess
ihn nicht im Stich und gab ihm ein Auskunftsmittel an die Hand.
Er sandte einen seiner Minister unter dem Verwände, Verhand-
lungen anzuknüpfen, in die Stadt, und dieser, der länger dort
verweilte, pflegte täglich einen regelmässigen Spaziergang über
die Stadtmauer zu machen , wobei es immer der Zufall wollte,
dass sein Geldbeutel ein Loch hatte und glänzende Gold- und
Silbermünzen zwischen den Dornenbüschen hinabrollten. Solche,
die es sahen , schwiegen still , kamen aber heimlich bei Nacht,
sich ihren Fund anzueignen , und trugen aus Habgier kein Be-
denken, ihre eigenen Vertheidigungswerke niederzuhauen, da
sie sonst nicht dazu hätten kommen können. So wurden die
Talein Meister der Stadt. Eine ganz gleiche Fabel wird bei der
Eroberung Lawek's, der Hauptstadt Kambodia's, erwähnt, in
deren Dorn^enwälle die Siamesen goldne und silberne Kugeln
hineingeschossen, und hat in so fern Werth, als sie zu bestätigen
scheint, dass früher in Hinterindien solch nattlrliche Befestigungen
angewandt wurden. In dem Drama Mananhurry ist die Silber-
stadt von der Menschen weit durch eine dreifache Barriere ge-
schieden, aus Stachelhecken, flüssigem Kupfer und Belu gebildet
Die dornigen Hecken bestehen hauptsächlich aus Ziziphusjiyuba.
In Sangermano's Bericht regieren nach Saun , dem königlichen
Prinzen Pagan's, der 614 die Stadt Taunu baute, 29 Könige bis 872.
Wariru führte den König als Gefangenen mit sich fort
(13. Jahrhundert) nach Pegu, und als er dort auf seinem
Todesbette lag, berief er seine beiden Söhne, l^vongyi und
k
Dm Königreich Tonga in Sage und Geschichte. 245
l^vongelay, zu sich und sagte ihnen: Dieses Land der Raman
ist nicht das unsere. Eure Heimath ist in Jeyavatana, und dort-
hin kehrt zurück. Das ist der Wunsch eures sterbenden Vaters.
Zieht den Fluss AhsavatipauülauA aufwärts und dann folgt dem
Bache KhabouA, bis ihr zu einer vorspringenden Landspitze
kommt. Das ist der euch bestimmte Platz. Die Söhne thaten,
wie ihr Vater ihnen geboten: sie verliessen das fremde Land, um
ihre Heimath wieder zu sehen; aber sie hatten die ihnen von
ihrem Vater empfohlene Instruction nicht richtig verstanden und
erbauten die Stadt Naungbiaun an einer Stelle , wo sie beständig
von den waldbewohnenden Karen belästigt wurden. Sie verlegten
ihren Wohnort nach Dinjawuddi , konnten aber auch dort keine
Buhe finden, bis es ihnen gelang, einen der einflussreichsten
Häuptlinge unter den Eingebomen in ihr Interesse zu ziehen.
Dieser hatte in seiner Jugend in der Stadt Htieling den Unter-
richt eines Priesters genossen, war aber von demselben, der eines
Tages eine Schlange um den Hut seines Schülers gewunden sah,
angewiesen, nach Süden zu ziehen, da er dort ein grosser Mann
werden würde. Er folgte dieser Weisung, hielt sich erst einige
Zeit in Eentha auf und sammelte dann südöstlich von Eaylen
verschiedene Familien der Karen, um sich an einer Stelle, die
davon den Namen ^Ansiedlung der Karen ''erhielt, niederzulassen.
An ihm, als einem Sohn des Waldes, fanden die mit den Lo-
ealitäten weniger vertrauten Prinzen eine sehr brauchbare Person
nur Förderung ihrer Zwecke. Er durchstreifte ftti* sie mehrere
Monate lang alle die wilden Jungle des dortigen Hügellandes,
bia er endlich den richtigen Platz gefunden zu haben glaubte,
auf dem dann die Stadt Tjaukawa oder Dinjawuddi (Alt-Tongu)
erbaut wurde. Zwischen ihren Trümmern liegt jetzt ein kleines
Dorf, in der Nähe des heutigen Tongu, wohin später König Ma-
hatisedu, auf den Rath eines Priesters aus Tiho oder Ceylon,
seinen Sitz verlegte, weil die Luft dort gesünder sei. Die Nats
waren indess nicht dieser Ansicht. Denn als das Bild des Shin
Taugih dem Könige nach Tongu folgen sollte, kehrte es (wie
jener starrköpfige Heilige , der Peter des Grossen neue Stadt
verabscheute) stets nach seiner alten Behausung in Dinjawuddi
246 Pegu.
zurück. Die Nats scheinen sich übrigens dort auch besonders
wohl befunden zu haben. An den yier Ecken*) der Stadt waren
Tempel für sie gebaut, wo ihnen Feste gefeiert und üppige Mahle
bereitet wurden, während früher in Amarapura und jetzt in Man-
dalay alle diese hübschen Dinge den ungeschlachten Buddha-
kolossen zu Gute kommen, die dort die vier Eckthürme bewachen
sollen. Die Könige Tongu's fuhren vielfach den Titel Natschin
(Oöttertempel), wie die buddhistischen den yonPhrabat (heiliger
Fusstapfen) oder Phra-Phutth. Beiden kambodischen Königen
findet sich noch der Titel Patenta (Festung).
Nach Gründung der Stadt, deren eines Quartier an Karenba
(Vater der Karen) überlassen war, regierten die Brüder ge-
meinschaftlich unter Vorsitz Savongjd's oder Jakauwean-myo
(1281), aber später brach ein Zwist aus und der Aeltere
wurde durch den Jüngeren getödtet (1317 p. d.), der dann allein
die Regierung führte. Unter ihm geschah es, dass der Naga des
südlich Yon der Stadt gelegenen Teiches die Form eines sonder-
baren Fisches annahm und den Geist der Uferbewohner ver-
wirrte, so dass sie anfingen, Fische zu fangen und Fische zu essen.
Da der Naga so erreicht hatte, was er wollte, durfte er seinen
Wunsch ausführen und, die Wasser des Sees in einer furchtbaren
Fluth aufthürmend , schwemmte er die ganze Zahl der ihn in-
commodirenden Dörfer hinweg**). Alle kamen um. Nur ein
altes Weib konnte entrinnen , da sie wegen Mangels an Zähnen
nie von den Fischen gegessen hatte. Sie sah einen Säugling
am Wege liegen und riss ihn zu sich empor, um ihn in ihrer
Flucht mitzunehmen. Aber der Säugling, der schon von der
Milch der schuldigen Mutter getrunken, war bereits der Ver-
dammung verfallen , eine schäumende Welle eilte der alten Fran
nach und schleuderte das Kind aus ihrer Hand , es mit sich in
den Abgrund ziehend. Als so nach Hecht und Gesetz der sündige
*) Konig BäDthakaphai bestellte verschiedene Baksbasas, um die Seiten
der von ihm gegründeten Stadt Annratburi (Annradhapnra) zu bewachen (nach
dem Mahawanso).
*^ Nach dem Radjatarangini zerstörte der enfimte Naga-K5nig die Haupt-
stadt des Königs Nara mit allen Bewohnern in einem Oewittersturm.
Das Königreich Tongu in Sage nnd Geschichte. 247
Säugling den Höllenpeinigungen überantwortet wurde , klatschte
der vom Himmel zuschauende Urahn der Familie , aus der er
stammte, erfreut in seine Hände, und daher heisst der Platz noch
beute Apoelekkuttih. Als l^avongelay von dieser Begebenheit
hörte, kam er nach dem See heraus, und als er auf seinem süd-
lichen Ufer stand , wurde es ihm schwindlig vor den Augen und
es kam ihm vor, als ob sich nach Osten und Westen Allein von
nttauk - Bäumen erstreckten, und davon wird dann der Fluss
auch der Pattauk-Fluss genannt.
Soweit die Chroniken Tongu's. Gegenwärtig tragen die
Pungyi Sorge, dass dieNagas ihr gefährliches Spiel nicht wieder-
holen. Ein mir während meines temporären Aufenthalts in Tongu
befreundeter Priester war selten zu Hause in seinem Kloster zu
treffen. Gewöhnlich aber fand ich ihn bei dem Teiche, auf dem
er sich bei der englischen Behörde ein Eigenthumsrecht erworben
hatte. Dort fuhr jener treue Hüter der Menschen oder Fische
bewohnenden Seelen im Sturm und Bogen auf einem Flosse um-
her, sorgfältig und unermüdlich darauf achtend, dass kein un-
bedachter Leichtkopf in einer schwachen Stunde sein künftiges
Heil durch Verletzung der Ahinsa riskire.
Bei Öavongelay's Tode (1324 p. d.) führte die Wittwe die
Regierung für ihren minderjährigen Sohn , aber der ehrgeizige
Karenba beklagte sich , dass sie ihm nach dem Leben trachte,
und benutzte die Gelegenheit einer Festlichkeit, um alle Glieder
der königlichen Familie zu ermorden oder zu vertreiben. Er
setzte sich dann die Krone auf sein eigenes Haupt und übertrug
sie bei seinem Tode (1342) auf seinen Sohn Dzaejatinga, der
durch die Meuchelmörder seines Bruders Tohlayga fiel (1845
p. d.). Die Karen bildeten den Grundstock dieses Königreichs
und die mit Talein gemischte Ra(e der Karen im Dorfe Talo-
pakwa übt manche Künste der Givilisation , die ihren Brüdern
* des Waldes unbekannt geblieben sind.
König Thimpanka (der als am ganzen Leibe behaart be-
schrieben Wird, gleich einem Vorfahren der von Grawfurd und
Yule gesehenen Familie) brachte sein Beich zu einem hohen Grade
des Wohlstandes und wechselte Gesandtschaften mit den Talein,
248 P^««-
Birmanen und Yuen oder Yun. Er eroberte die fünf Provinzen von
Raebiay und griff, mit den Talein alliirt, den König von Promo,
ÖaurannauA, an, der besiegt und getödtet wurde (1370 p. d.).
Sein Sohn Punshigyi verband sieh, von Pegu zurückkehrend,
mit den Talein gegen Ava. Seines Nachfolgers Sohn war Min BouA,
der Friedenstractate mit Öafokay, König von Ava, und Byaika-uh,
König von Pegu, abschloss. Während der Abwesenheit Min
BouA's in der nördlichen Provinz Myahla überfielen die
Schan die unbeschUtzte Stadt Tongu, wurden aber vom Könige,
der ein grosses Blutbad unter ihnen anrichtete , zur Räumung
gezwungen. Der König wird wegen seiner Beförderung des
Ackerbaues und religiöser Verehrung gerühmt. Ihm folgte sem
Sohn (1392 p.d.). Der König von Pegu, Byiliaran, schloss (1428
p. d.) ein neues Bündniss mit Tongu gegen Promo. Die Stadt,
von den Peguem mit Kriegsböten und von dem König von
Tongu zu Lande mit Elephanten angegriffen, wurde erobert
und völlig ausgeplündert. Bei dem Tode des Königs von Tonga,
dessen Tochter einem birmanischen Prinzen verheirathet war,
kam Tongu in Abhängigkeit von Ava (1449 p. d.) unter der
Regierung Narapati's. Tongu wurde durch dorthin deputirte
Prinzen der königlichen Familie von Ava regiert, aber Zotut oder
Jaehlyasura (Minjug}4 Tihatuya oder Nimahatiridzaehatuya), der
Entthroner Mentrasevadi's , machte sich unabhängig (1485) in
Tongu , als er von Öitkain dahinkam , und baute die verfallene
Stadt neu wieder auf. Anfangs residirte er in Dwayawuddie am
KabouA-Bache (1502), gründete aber dann das jetzige Tong«
unter dem Namen von Ketumatie oder Besitzerin des königliche
Banners (1510 p. d.). Er zog viele Brahmanen nach seinem
Hofe, die sowohl auf ihn, als auf die Religion des Landes grossen
Einfluss ausübten. Mason , dem die erste Stimme über Tonga
zusteht, sagt darüber: On my arrival, in 1853, 1 found a round
building in the north-west corner of the city, which contained
decayed wooden images of Vishnu, and some other Hindu
gods, to which the inhabitants were in the habit, fermerly, of
making offerings ; and in the account of the eeremonies ofthe
completion of the city, it is said that Ganesa was placed on a
Das Königreich Tongii in Sage und Geschiebte. 249
BtoBe slab on the south aide of the city. In the centre was an
Image of Gaudama with the Pitakata before bim. The people
were assembied without the walle and a procession formed, with
the king at the head, wbo entered the city at the principal gate
on the eastside. When he reaehed the outer gate of the palace,
the brahmans and the chief architect exclaimed: „Let the ruler
of this land and water , the excellent king of the law, possessing
great glory, ascend into the golden palace which he has built,
that he may obsenre the ten laws of kings , that he may give
during the whole of bis lifo prosperity to religion and to the in-
habitantfl of the eountry. " At the foot of the palace steps , he
did homage to Brahma , Indra, Devas and to the three objects of
Buddhist worship, exclaiming: I worship the Buddha, I worship
ihe law, I worship the priesthood. ^
Noch jetzt trifft man mitunter Pona's , besonders aus Eathay
oder Munipur stammend , die auf ihrer Reise nach Ava auch
Tongu besuchen und, wie sie sagen, in der Absicht gekommen
sind, um(jautama zu verehren. Derselbe sei indess nicht, wofür
die Birmanen ihn ausgeben, ein Gott, sondern nur achtungs-
würdig ids der Lehrer ihres Gottes Vischnu. Der birmanische
Name für den buddhistischen Mönch ist Pungyi (Punha) oder der
grosse Pon, was allerdings wieBhun-gyi, der grosse Glanz,
erklärt 'wird, um es nicht mit Phun oder Phon (Bettler>*) zu ver-
wechseln. Die chinesischen Beisenden erwähnen im alten Kam-
bodia neben den Fo- und Taosse-Priestem eine Kaste der Ge-
lehrten, die sie Pan-ki nennen. In Mahasinghi the Godiab style
themselves Brahmans Bonso, claiming origin from aBrahman,
who accompanied the Nolo Bonso Patro into the malo (s. Frye).
Damit hängt auch der Name Bonze zusammen. De Cörös con-
sidered the Bonpas to be the oldest sect of religionists in Tibet.
In the Himalaja llie name still lingers as the designation of the
exorcists of this or that rüde or unlettered tribes, such as the
Mumi and Sunwars, sagt Hodgson.- Die Bilder der S6kte Idro-
f) Nach dem Saddharmafankara erklärte sich Pnma (Pnnna) Kasjapa ffir
einen I^Lgrambara, als er durch Räuber seiner Kleider betäubt worden.
250 Peg«-
phuDcho scheinen indess ganz lamaistisch zu sein, theils
Buddha's, theils Figuren der Dokschit Die Könige Tongu's
wurden die Brama - Könige genannt und ihr Reich OReynodi
Bimir (fica a Leste de Ava, nach Couto). They had a prinee,
called Brahma y whom they lock up to; as the Imam of their
faith and from whom descended theBrahmans, heisstesimAjalb-
al-Mukhlukat von den Hindus (s. Newbold). Nach Feiishta
erfand Brahma , ein Gelehrter aus dem Greschlecht des Bang und
Erbauer von Oude , die Künste des Schreibens und der Eiaes-
arbeiten zur Zeit Krischen's, Vater des Maharaga. From one
Brahma, resembling a gilded egg, proceededmanyBrahmaSy sagt
das Yon Jenkins übersetzte Manuscript der Ahoms. Die Ponas
in Birma folgen noch jetzt der brahmanischen Beschäftigung der
Kuhhirten und nach Windischmann veränderte Ardasiddhi seinen
Namen in Gotama (Hirt der Kühe), um auf die Führung und
Befreiung der Seelen als gebundener Thiere hinzuweisen. Nach
Purchas wurde ein Rinderfest zu Ehreü Perimal's gefeiert , des
die Indier vermutheten to be the sonne of a cow. Priesterliehe
Schmeichelei machte die Hranma zu Byamma, wie Gregor die
Angeln als Angeli begrüsste. Auf den mittelalterlichen Mttmen
von Orleans figurirt das als Fels erklärte Petersmännchen als
Birmanne. Als aus den Bavanas heissen dieByamha (derRupa)
Bon. Der indische Guru Dshu Adhischa fand seinen Sohn Pad-
mapani in einem Geistlichen aus dem tibetischen Adelsgeschieeht
der Brom.
Kurz nachdem der BauTongu's (Toungnu) vollendet war, woide
König Jaehlyasura , der den Titel Minteahschwedih oder Tabin-
schwedih angenommen hatte , in einen Krieg mit Narapati oder
Schweananjoshin-narapati , König von Ava, verwickelt, dem er
(1503 p. d.) eine schwere Niederlage beibrachte, trotz der durch den
Schan-Tsoboa Obaus herbeigeführten HtUfstruppen. Barthenu
erwähnt im Jahre 1505 eines über Ava erfochtenen Sieges. Naeh
einer zweiten gewonnenen Schlacht über die von Barinnadapali
befehligten Schan lag Ava preisgegeben und würde das ganze
Land in die Hände des Siegers gefallen sein, wenn man ihn
nicht durch die Hand einer Prinzessin versöhnt und aum Fpeden
Dm Königreich Tongu in Sage und Geschichte. 251
bewogen hätte. Ausserdem completirte er seinen Harem noch
mit Prinzessinnen Pegu's, Mochaun's, Lezen's, Bhamo's und
Zimmay's. Seine Schwester wurde an Mahauparaja, König von
Ava, verheirathet. Der Sohn seiner ersten Frau herrschte als
König vonMartaban, die übrigen in Sagain , Pagan, Ava und
Prome. Die glorreiche Regierung dieses Königs ist durch viel-
fache Dichtungen ausgeschmückt, die von seiner Liebe zu der
Tochter eines Thugyi der Dann erzählen , die später auch vom
Sonnengotte besucht wurde. Als Sinnbild des Wohlstandes, der
im Lande herrschte, überbauten Bienen die Mauern Ketumatie's
mit Honigwaben. Sein Sohn Mentara oder (Mohauparaza) Men-
trawedi (1531 p. d.) befestigte die Eroberung seines Vaters in
Pegu, wohin er seine Residenz verlegte , um besser Sorge für die
Wiederbevölkerung des verwüsteten Landes tragen zu können.
The Brames (a proud nation and valiant) are lords of Pegu,
sabdued by force of ai*ms some jears before they subdued the
Laos. Tongu wurde dem Schan Menraysihasu überlassen , der
seinen jüngeren Sohn Thiehathu oder Minkhaun zum Nachfolger
einsetzte. Der ältere Mentaraschwedi oder Htsen-phu-shen aber
gab seine Bechte erst auf, nachdem er die Krone von Pegu erworben.
Auf Minkhaun folgte sein Sohn Minaykiautin oderMinjaetingatin,
der einen grossen Palast erbaute , und dann sein Bruder Natshin
maha damayaza oder Tihatu (Tabinshwedi oder Banzinkanmin).
Er wurde durch seinen Bruder, den grossen Siegeskönig (Aleagar)
Zinphyushin (der Herr des weissen Elephanten), entthront (1550
p. d.), der dann seine Residenz nach Hansawuddi verlegte (1552
p. d.) und Ava , Mogoung , Jangomai (Ziramay) nebst dem west-
lichen Tunan eroberte. Pinto erzählt, dass der König von Ava,
verbündet mit den Savadi's und Chaleu's , den Siammon *) (die
westlich und nordwestlich an Kalaminha grenzten) Einlass ge-
geben, um die Festungen des Brama im Königreiche Tongu zu
halten.
Die siamesische Greschichte erzählt bei Gelegenheit der
*) Derselbe sah am chinesischen Hofe Gesandte des Siammon, Kaisers der
6aco8 (dessen Land an Brama und Tonga stösst) , des Calaroinham , des Somaa <
TOB Odia u. 8. w.
252 P««".
Feldzüge Narrt's , dass der König von Tonga (Phaya Tongu) die
Stadt Uongsawaddi eingenommen und mit Phaya Lac (dem
Könige der Lao) und dem Chao Myang (Statthalter) von Motama
eine Allianz geschlossen , dass aber der siamesische König Mo-
tama (Martaban) erobert habe. Der König von Tongu verbrannte
dann Hongsawaddi und entfloh, den König von Hongsawaddi mit
sich führend. Als der König von Siam nach Hongsawaddi kam,
brachte er der Pagode Phra-Phutthi-Chao-Phra-Mao-tao seine
Verehrung dar. Dann folgte er auf der Strasse nach Tonga und
wies alle Anerbietungen des Phaya Tongu und Phaya Laköng,
um Verhandlungen anzuknüpfen, zurtick. Mangel an Lebens-
mitteln zwang ihn indessen, die Belagerung Tongu's wieder auf-
zuheben. Auf seiner Expedition gegen Ava durchzog der
siamesische Eroberer das Gebiet Tongu's , ohne die Hauptstadt
zu berühren.
Auf Tihatu oder Bari-min-saun (1585 p. d.) folgte in Ketu-
matie (1598 p.d.) sein Sohn Minjaejohtin odefMahalihaturadham-
mayaja, und nach der siamesischen Eroberung Pegu's flüchteten
viele Bewohner nach Tongu, um sich dort niederzulassen. Unter
seinem Nachfolger Natschin - naun oder Tirimahadhammaraja
wurde Tongu (1607 p. d.) von dem Sohne des NauArammaha-
dhammaraja erobert, der die Mutter und die Brüder des Königs
(Minraykyautin und Minraykyauioa) nach Penya verbannte.
Ihm folgte Natschin-Nauntirichadhammajaya, der den Fürst von
Nyaungjam gefangen nahm und in Krieg mit Taniin (Syriam)
gerieth. Als die Nachricht von dem Anrücken der Portugiesen
und Aracanesen gegen Tongu nach Ava kam , liess der König
rasch Truppen ausheben , um (unter dem Befehle von Minray-
kyautin) Hülfe zu bringen , aber ehe sie anlangen konnten, war
die Stadt schon in die Hände der Feinde unter De Brito ge*
fallen und zerstört worden (1611 p. d.). Im nächsten Jahre in-
dess (1612) eroberte der König von Ava den Hafen von Syriam
und liess Tongu wiederherstellen, das fortan (1637) als eine
Provinz von birmanischen Gouverneuren, die von Ava geschickt
wurden, verwaltet blieb.
Als es den Aracanesen in Verbindung mit dem König von
Das Königreich Tonga in Sage und Geschichte. 253
Tongu gelungen war, die Macht des peguanischen Reiches zu
brechen , hatten sie den Hafen von Syriam dem portugiesischen
Piraten Philip de Brito Nicote überlassen , der mit einiger aus
Goa erhaltenen Hülfe sich zum Könige von Pegu aufwarf und
seine Tochter mit dem Könige von Martaban vermählte, während
er nach Denis vom aracanesischen König nur als Statthalter ein-
gesetzt war. Nach der Eroberung Tongu's glückte es ihm
allerdings, den deshalb Kalayamin (den von den Kalas fort-
geführten) genannten König mit sich wegzuschleppen, er musste
sich aber nach längerer Vertheidigung in Syriam der birmanischen
Uebermacht ergeben und wurde (1613) zur Hinrichtung auf einen
sein Königreich überschauenden Pfahl gesteckt, an dem er für
zwei Tage noch fortgelebt haben soll. Der König von Ava, um
weitere Expeditionen abzuwenden, schickte bald darauf eine
Gesandtschaft nach Goa.
Die Portugiesen treten mehrfach in der hinterindischen
Geschichte auf. Portugiesische Galeeren , von Gayero befehligt
(1544), wurden bei der Belagerung Martaban's von beiden
Parteien um Hülfe angegangen. Gonzalo Neto's Musketenschuss
entschied den Krieg zwischen Zotut, dem Shemin (Samein) von
Satan (Sittang oder Cittaun), und Shemindu, König von Pegu
(1547). Ihre Besitzungen waren für eine Zeit so ausgedehnt,
dass Andrea Corsali (1515) sagen konnte: Queste terre di Ben-
gala e Pegu dominano i mori Malachi i Portoghezi.' Durch ihre
Etablissements in den Häfen schlössen sie die Binnenländer vom
Meere aus, denn als Barbosa dort reiste (1519), war das König-
reich Verma, zwischen Bengalen und Pegu, senza porto di mare.
Die Talein dagegen waren als gute Seefahrer bekannt, und als
die Aracanesen Zinbiushin gegen Siam unterstützten , hatten sie
sich dafür Matrosen zur Bemannung ihrer Flotte ausbedungen.
Das belagerte Yuthia wurde (1544) durch 50 Portugiesen unter
Pereyra vertheidigt und bei den Peguern finden sich 150 unter
Juarez de Melo. Im Jahre 1605 wurde die Flotte der Aracanesen
von den Portugiesen geschlagen. Der Portugiese Kebello zer-
streute die birmanische Flotte, die (nach der Eroberung Tavoy's)
Tenawerim belagerte.
254 Pega.
In einer von mir eingesehenen Geschichte Tongu's fand ich
folgenden auf die Portugiesen bezüglichen Bericht :
Im Jahre 933 schickte Natschin-naun, derKönig.von Tongu,
nach Eiekyokanja und dem Kala (Ausländer) !^ajiA (^ajaft) von
Sanlien. In Begleitung des Kala ^ajift kam auch der Sohn des
Bakein-Königs (von Aracan) mit einer grossen Armee , um dem
goldenen Fusse Huldigung darzubringen [vielleicht nach nor-
mannischer Weise am französischen Hof]. Als die Nachricht
davon bekannt j^urde, bestellten die BrUder Minraekyautin und
Minraekyau6oa den Tiridzayjatschotin an die Stelle des Atha-
jakamanilekjahteiu und wandten auf ihrem Wege zurück, um
nach Tongu zu marschiren. Ehe aber Minraekyautin dort an-
langen konnte, bemächtigte sich im Jahre 974 NajiA, der Kalt
von Sanlien, des Siri-damma-raxa-natschin-nyaun mit allen
seinen Grossen und Edelleuten und führte sie mit sich fort Als
Minraekyautin und Minraekyau6oa nach der Stadt kamen, er-
nannten sie den Athajakamanilekjahtan zu ihrem Gomman-
danten und versetzten den Zoatimahatiridzayhataja von seinem
Platze als Niaunlontalein nach derCitadelle, um ihre Bewachung
zu übernehmen, während sie für die erledigte Stelle einen andern
Zintamin, ohne die Befehlshaberschaft der \'ier Regimenter, ein-
setzten. In demselben Jahre brach Mahadhammar^ja (der
gerechte König des Gesetzes) gegen Sanlien anf und nachdem
er dort nach seinem Belieben geschaltet hatte, siedelte er in dem
Palastbezirk Hongsawaddi's 5000 der aus Tongu nach Sanlien
fortgeführten Bewohner an und theilte sie in sechs Compagnieen,
um mit den Cavalleristen im Osten und Westen die Wache ZQ
versehen. Dann nach Tongu zurückkehrend , ernannte er den
Dzayyakyautin zum Suaysoukgyi (den grossen Bluttrinker, als
Officierstitel) und den Uttajoh zum Suaysouk (Bluttrinker). Die
Familie und die Verwandten des Herrn Kala (^a-Kula, indem
^a, wie die aristokratische Form des ersten Pronomen, auch
überhaupt einen Ehrentitel ausdrückt), sowie die des Königs von
Tongu behielt er bei sich.
Die Annalen Martaban's.
Narapadisethu, König von Pagan, gründete auf seinen Feld-
zttgen die Stadt Martaban und bestellte als Gouverneur den Edlen
Alingma, der, da er sich aufsätzig zeigte, durch ein birmanisches
Heer vertrieben wurde. Er floh nach Zimniay , kehrte aber von
dort mit gemietheten Hülfstruppen zurUck und erschlug den an
seine Stelle gesetzten Gouverneur Talapua. Er regierte dann
unabhängig, bis ihn der Abenteurer Wajumin oder Wayaeru, der
die Tochter des siamesischen Königs in Sukothay entführt hatte,
ermordete. Dieser errichtete dann das Königreich Martaban und
baute im Jahre 649 der vulgären Aera seinen Palast, in dessen
Fundament ein schwangeres Weib eingemauert wurde , an einer
Stelle, wo er drei Omen sah, einen Tiger, eine Schlange und
einen Pfau auf Eiern brütend, von denen das erste zahlreiche
Feinde, das zweite zahlreiche Schiffe und das letzte weisse Ele-
phanten bedeutete.
Dies sind die Angaben der peguanischen Geschichte , wie
ich sie in Birma fand. Als ihr Verfasser wird der Edelmann
Tameinpiatzo, der unter der Regierung Biinjaou's in Pegu lebte,
genannt, und zur Zeit Alompra^s wurde eine birmanische lieber-
Setzung angefertigt. Eine siamesische Uebersetzung der Ge-
schichtsbücher der Raman macht ähnliche Angaben.
Phrachao Alangkhachosu (oder Narapadisethu) , der König
Pukam's, der die Stadt Sathöm (Thatung) erobert hatte, baute an
einer Stelle des Waldes Pathavan , wo Buddha von den Jacks
Huldigungen [also diesmal keine Steinwürfe] empfangen hatte,
die Stadt Motama und setzte als ihren Gouverneur den Khek
(Malayen oder Fremdling) Alimamang oder Alingma ein. Das
256 Pegü.
ihm zuertheilte Gebiet grenzte uördlich an Tongpu , westlich an
die Dörfer, östlich an Siam und sUdlich an Sathöm. Als bei
Alangkhachosu's Tode sein ISohn Chattavediraxa (der König der
vier Vedas) oder Nandaraza (Zeyasiuha) den Thron bestieg, em-
pörte sich Alimamang und floh vor dem gegen ihn ausgesandten
Ueere unter dem Befehle des Generals Sihasurasena nach Hari-
punxai in den Laosländem. Mit dort erhaltener Unterstützung
gelang es ihm, den birmanischen Gouverneur Attayaphayo zu
ermorden und sich unabhängig zu erklären.
Das Rttang Phrachao-Raxathirat (das Buch der Könige) der
Raman oder Mon holt, wie gewöhnlich, weit aus, mit einer Pro-
phezeihung beginnend :
„In der Zeit, als unser Herr noch auf Erden wandelte, ge-
langte er auf seinen Wanderungen nach Aranja-prathet-tani (das
Land der Waldgegenden) , die da heisst Pa-Motama (der Jungle
von Martaban). Dort lebten acht Jacks (Rakshasa*) ) und ihnen
erschien Somdet-Phra-Phutti-chao (unser Herr, der Gott und
König Buddha) , transfigurirt in dem Glänze seines strahlenden
Angesichts (Xaphan-rangsi Ittem-phra-phak). Als die Mahajacks
(die Grossteufel) diese Herrlichkeit erblickten , wurden sie froh
und fromm. Sie sammelten die Blätter von achtPhluang-Bäumen
und erbauten einen Baldachin. Dorthin stellten sie einen weissen
Stein als Thron und luden demttthigst den Herrn und König ein,
sich auf diesem Sitze niederzulassen. Dann brachten sie die
Früchte des Waldes, sie bereiteten parfümirtes Wasser und
brachten es dem Herrn dar, sie entzündeten Oel und verbrannten
Weihrauch vor dem Angesichte des Herrn, der ihnen dann in
seiner Predigt die Weissagungen des Gesetzes verkündete , also
sprechend : Hört mich , all ihr Grossteufel hier ! der Samen des
*) Der Name Rakshasa wird den Bakhein bei|r«legt , die sk^ sonst Byam-
magyi nennen. Mehrere der bei der sweiten Synode aosgesandten Priester ffihres
den Titel Rakkhita und in einer Version der Geschichte Chandragnpta's heisst der
Brahmane der Nanda : Raxasa. In der Mythologie stammen die Rakshas and
Takshas, die die Berge und Wälder bewohnen, von Kha^a, einer der Töchter des
Daksha, mit Ka^yapa vermählt. Die Yakäha im (befolge des Kavera seigea
sich wohlwollend gegen die Menschen.
t>ie Annalen Martaban^s. 257
Verdienstes (Phollanisong), den ihr jetzt so eben ausgestreut, in
Opfergaben für Tathagata, er wird einst zu Früchten reifen und
euch in künftigen Zeiten grosse ReichthUmer im Himmel und auf
Erden sammeln. Ihr werdet als acht mächtige Fürsten wieder-
geboren werden, mit Glanz und Pracht begabt, und weithin als
Gebieter herrschen. Und diesem Waldlande (Prathet - pa) hier
ist ein göttlicher König verheissen , der in ihm die berühmte
Stadt Motama, als seine Kesidenz, erbauen wird. Nachdem der
Herr diese Worte gesprochen und das Gesetz den Jacks gepredigt,
zog er weiter, um seine Segnungen allen Creaturen zu Theil
werden zu lassen und als er bis zum Alter von 80 Jahren gekom-
men, trat er ein in das Phra-Pari-Nibphan.**
Dann, „lange Epochen später, *• erzählt die Geschichte den
Feldzug des Königs von Pakham, die Vertreibung des aufständi-
schen Gouverneurs und seine Rückkehr im Jahre 632 Ch. S. Zu
der Zeit nun wurde jener Gottessohn (Thevabutr), von dem der
Herr Buddha den Maha-Jacks prophezeiht hatte, in dem Grenz-
dorfe Koh-vahn von der Frau des Kaufmanns Mapa geboren und
Makatho genannt. Seine Schwester hiess Unruen und sein Bruder
Mukata. Die Uebersetzung lässt dann gleich die Reise nach Siam
folgen, wogegen das Original noch manche Züge aus seiner Kind-
heit einfügt. Eines Tages, als er in dem Felde seines Vaters
gearbeitet und sein Mittagsmahl in seinen Ueberwurf eingewickelt
auf die Erde gelegt habe, sei eine Krähe gekommen, die das Kleid
fortgetragen, um den Reis zu fressen, und daraus wird der Name
Magadhu erklärt. Als Makatho zum Jüngling herangewachsen
war, starb sein Vater und die Leitung des Geschäfts fiel nun auf
ihn. Mit einer Caravane von dreissig Leuten, die er gemiethet,
begab er sich auf den Weg, um Waaren nach Sukothay (Saukoday
im Birmanischen) zu bringen und dort zu verkaufen. In der
Nähe des Zollhauses, amFusse des Grenzgebirges zwischen Pegu
und Siam, ermattete einer der Lastträger, und Makatho lud den
Pack auf seine eigenen Schultern, ihn an des kranken Mannes Statt
za tragen. Als sie auf der Höhe des Passes angekommen, um-
wölkte sich plötzlich der Himmel, obwohl es mitten in der trocknen
Jahreszeit war. Ein furchtbarer Gewittersturm brach los, der
BAitian, OtUsien. I. 17
258 Pegtt.
Kegen fiel in Strömen und der Donner rollte. Ein Donnerkeil
fuhr herab, riss die Last, die Makatho auf dem Rücken trug, her-
unter und schleuderte sie weit hinweg. Er hob die Last und lud
sie wieder auf, aber ein zweites Mal wurde sie ihm entrissen, und
dies wiederholte sich, als er sie aufs Neue aufgelesen, ein drittes
Mal, mit welchem das Gepäck einen Abgrund hinabrollte. Von
Schreck ergriffen stand Makatho bewegungslos auf der Stelle, wie
festgebannt. Ua, als er nach Osten schaute, sah er den Himmel
am fernen Horizonte wie in dem Glänze einer purpurnen Mor-
genrüthe wetterleuchten, und als er den Blick nach Westen wandte,
fuhr ein blendender Blitzstrahl durch das dichte Gewölk und
zeigte ihm fUr einen Augenblick die goldenen Dächer und ThUrme
eines KTünigspalastes , der im nächsten wieder wie ein Phantom
in der dichten Finstemiss verschwand. Makatho sprach kein
Wort, aber schweigend dachte er bei sich selbst: Was mögen
diese wunderbaren Zeichen zu bedeuten haben? Was die übrigen
Packträger betrifft, so war keinem etwas Besonderes passirt, und
Makatho Hess sie wieder aufbrechen, da das nächste Nachtquartier
im Dorfe Mateva oder Nigur noch weit war. Aber gerade mit
Einbruch des Abends langten Alle wohlbehalten dort an. Sie
kehrten in dem Hause des Dorfältesten ein und hörten von ihm,
als sie über die Ereignisse des verflossenen Tages sich unter-
hielten, dass in seinem Dorfe ein weiser Mann lebe, der die Gabe
der Prophezeihung und Zeichendeutung, besitze. Auf den Bath,
ihn zu befragen, versah sich Makatho mit passenden Gaben und
Geschenken, wie er sie für angemessen hielt, und begab sich nach
seiner Wohnung. Als er ihm alles Geschehene im Einzelnen mit-
getheilt, erwiederte der Greis: „Dir ist ein grosses und kostbares
Omen (nimit) gesendet. Bringe von deinen Waaren und lege
sie aufeinander, bis sie einen Haufen bilden, so hoch als dein
Kopf; das soll meine Bezahlung sein. Darnach will ich dir die
Zeichen auslegen. "" Makatho überlegte mit sich: Alles, was ich
besitze, reducirt sich auf 30 Tical (ein Bath oder Tical ist unge-
fähr eine Rupie) Silbergeld. Was soll ich machen? In dieser
Unschlüssigkeit fiel ihm ein Termitenhügel (Chompluek) in die
Augen, von Menschenhöhe, und er legte so seine dreissig Tical als
i
Die Annalen Martaban's. 259
Opfergabe auf die Spitze der Erhöhung. Dann berichtete er dem
weisen Greise, dass sein Verlangen erfüllt sei. Ich sehe, dachte
dieser bei sich , unser Mann ist des Luges und Truges voll. Er
muss sich hohe Verdienste in seinen frühern Existenzen erworben
haben: Dann that er seinen Mund auf und prophezeite: ,, Von heute
an, für die Zukunft hin, darfst du nicht länger Lasten auf deinen
Schultern tragen , befasse dich nicht weiter mit dem Handel , es
ziemt sich nicht. Dein Platz ist unter Königen, tritt in königliche
Dienste. Im Osten sahst du aufleuchtend die Morgenröthe her-
vorbrechen. Dort im Osten, wo die Sonne aufgeht, herrscht ein
König, der dir die erste Stütze sein und dir emporhelfen wird.
Aber dass dir im Westen der züngelnde Blitzstrahl die Erschei-
m
nung eines Königspalastes erhellte, das bedeutet, dass du im
Abendlande selbst als Fürst gebieten wirst. Gross wird deine
Macht und Gewalt sein, zweifle nicht. ^ Makatho bewahrte diese
Worte in seinem Herzen und verliess mit seiner Gesellschaft am
nächsten Morgen das Dorf Mateva. Als. er nach Sukothay ge-
kommen, verkaufte er seine Waaren auf das erste Angebot, zahlte
seinen Leuten ihren Lohn und schickte sie nach Motama zurück.
Er selbst aber, dem prophetischen Worte vertrauend, blieb in
der Residenz und sah sich nach einer passenden Stelle um. Da
seine Kleider durch die Beise zerrissen und abgetragen waren,
wagte er nicht bei vornehmen Edelleuten seine Dienste anzubieten,
aber er fand Aufnahme bei dem Nai (Meister oder Aufseher), der
die EUephanten der königlichen Ställe zu füttern hatte. Makatho
zeigte sich eifrig in der Arbeit und feierte nicht. Er half dieFüsse
der Elephanten waschen und sie am Mittag wie bei Nacht re-
gelmässig mit Gras versehen. Der Elephantenhüter, der die
Pflichttreue seines Stallknechtes bemerkte, gewann ihn lieb und
so oft ihm durch die königliche Gnade sein monatlicher Gehalt
ausbezahlt wurde, theilte er mit ihm.
Nun geschah es eines Tages, dass seine Majestät, der König
Phra Ruang (Somdet Phra Ruang Chao) die Neigung fühlte, seine
Elephantenställe zu besichtigen. Von den Stufen* der zu seinem
Thronsitz führenden Treppe niederschauend, sah er Makatho un-
verdrossen den Kehricht der Elephanten zusammenfegen* An
17*
260 Pegru.
den ElephantenhUter, das Wort richtend , begnadigte er ihn mit
einer Frage, also sprechend: „Ist der Bursche da von deinen
Leuten?'' Der ElephantenhUter in demUthigster Huldigung flehte
zu seiner Majestät dem Könige Phra Ruang und crwiederte: „ Dieser
Mann, Makatho genannt, ist ein Raman (Peguer). Er ksm, um
bei dem Sclaven der göttlichen Majestät (Phra-Phutti-Chao) zu
dienen und hilft die Elephanten reinigen und füttern. Er zeigt
sieh in derThat sehr fleissig und brauchbar. "^ König Ruang fühlte
Wohlwollen für Makatho und trug dem Marschall auf, gut für
Makatho zu sorgen und ihn nicht darben zu lassen. Als König
Ruang in den Ställen umherging, hatte er die Gewogenheit auf
die Erde zu spucken, und als der Dreck durch den höchsteigenen
Speichel nach allen Seiten umherflog, sah er darunter halb ver-
borgen eine Cowric-Muschel hervorsehen. „ He, du kleiner Peguer
(Raman-noi), rief er, nimm doch diese Cowrie, die kannst du be-
halten.'' Makatho, in tiefster Huldigung zur Erde gebeugt, hob die
Cowrie auf und steckte, sie ein. Phra Ruang, nachdem ersieh
die Elephanten genug besehen, kehrte nach seinem Palaste zurück.
Was Makatho betriffst, so schwoll sein Herz vor Freude und
jubelte ob des königlichen Geschenkes. Seit der ganzen Zeit
nun, sagte er zu sich, seit ich den Elephautenställen diene, ist es
heute das erstemal, dass ich aus königlichen Händen eine Gnade
empfangen , hier diese Cowrie-Muschel ; was ich nur am Besten
damit thue? Sehr wohl, ohne Zeitverlust muss sie verwerthet
werden. So ging er nach dem Markte, um Senfsamen zu kaufen,
und verlangte für eine Cowrie (9000 — 1 0,000 Cowries machen eine
Rupie aus). Der Händler erwiederte: „für eine Cowrie Senf-
samen, für diese deine einzige Cowrie, weiss ich wirklieb
nicht wie viel zu geben." Höre> sagte Makatho, für diese meine
Cowrie, für diese meine einzige Cowrie, bitte ich nur um so
viel Samen, als au einem Finger haften bleiben werden, wenn
ich ihn in den Haufen stecke. „Meinetwegen, sagte der Kaufmann,
nimm denn. "^ Makatho aber machte seinen Finger mit Schleim
und Speichel klebrig und brachte ihn ganz mit Körnern bedeckt
aus dem Korbe heraus. Der Verkäufer verwunderte sich über
die Schlauheit seines Kunden und dachte bei sich, aus diesem
\
Die Annalen Martaban's. 261
Peguer da wird noch wohl was werden. Nachdem Makatho die
Senfsamen gepflanzt hatte, düngte er sie mit Elephantenmist,
und da er sie sorgsam bewässerte, fingen sie bald an lustig her-
vorzutreiben. Als einige Zeit später König ßuang sich wieder
in den Ställen umsah, pflückte Makatho einige der jungen Senf-
pflanzen und legte sie vor des Königs Füssen nieder. Dieser
fragte, woher sie gekommen, und als er hörte, dass sie Product
der geschenkten Cowrie seien , war er überragcht durch die Be-
triebsamkeit des kleinen Peguers und nahm ihn mit sich in den
Palast, wo er ihn unter den Küchenjungen anstellte. Er behielt
ihn im Auge, und da er noch manche Proben seiner Energie und
seiner Thätigkeit sah, machte er ilm zum Hofjunker (Khangwang)
und später zum Oberrichter. Er gewann ihn sehr lieb wie seinen
eigenen Sohn und vertraute ihm die wichtigsten Geschäfte. Als
er bald darauf in einen Krieg ziehen musste gegen die Khek
Xava (oder nach der birmanischen Ausgabe , gegen die Yun) *),
stellte er Makatho an die Spitze der Verwaltung während seiner
Abwesenheit. Da er ungehinderten Zutritt zu allen Theilen des
Palastes hatte, so entspann sich zwischen ihm und der Prinzessin
Ninto-aydan, einer Tochter Phra Ruang's, ein Liebesverhältniss.
Einer der Minister entdeckte es und drohte mit der Strafe des
Königs bei seiner Rückkehr. Als diese deshalb nahe bevorstand,
ergriflf das Paar die Flucht, 70 Palastwächter und 100 Soldaten mit
sich nehmend, die bestochen und zur Begleitung überredet waren.
Auf einsamen Waldpfaden erreichten sie in Sicherheit die Grenze
und dort kehrte sich Makatho um und huldigte seiner Majestät
dem Könige Phra ßuang, dem Beherrscher der Erde, in dank-
barer Anerkennung der Wohlthaten, die er von ihm empfangen.
Er schrieb Alles, was ihm passirt und wie es gegangen, in einem
Document nieder, das er dort zurückliess. Als Phra Ruang aus
seinem Feldzuge nach Sukothay zurückkam und von der Entfüh-
rung seiner Tochter hörte, gerieth er in grossen Zorn und sandte
Truppen aus, die Flüchtlinge zu verfolgen. Als sie zur Grenze
*) Nach R^mosat sprechen die Chinesen von indischen Nomaden , Yun-
Ton genanDt, unter den Tartaren.
262 Pegu.
kamen , waren diese indesB schon in Sicherheit und sie fanden
nur die Schriften, die sie nach Sukothay zurücknahmen. Als
Phra Ruang aus diesen die Omen erfuhr , die Makatho's Eönigs-
wUrde verkündeten, und dass dieser, vor der Erde als Zeugen,
ihm als seinem Oberherrn gehuldigt, beruhigte er sich mit einem
Schwiegersohne, dem seine Sterne einen Thron zugesichert hatten.
Makatho kehrte nicht in sein heimathliches Dorf zurück,
sondern Hess sich jn der Nähe nieder, wo seine Verwandtschaft
ihn besuchte. Er wurde bald der allgemeine Gegenstand des
Gesprächs im Lande, und überall redete man von ihm, wie er als
einfacher Händler fortgezogen und nun mit einer Prinzessin und
unermesslichen Reichthümem zurückgekommen. Als erdeshalb
eine Botschaft an Alimamang, den rebellischen Gouverneur Mar-
taban's, schickte und ihm die Hand seiner Schwester anbot, hatte
dieser keine Abneigung, sich mit dem kühnen Abenteurer zu ver-
schwägern. Erwünschte nur, als raffinirter Kenner weiblicher
Schönheit, nach der Natur zu beurtheilen, ob das Mädchen seinem
Geschmacke zusage , und Makatho versteckte ihn deshalb neben
dem Bassin, wo Fräulein (Nang) Unruen zu baden pflegte, und wo er
ungestört ihre enthüllten Formen kritisiren konnte. Da die Inspec-
tion günstig ausfiel , wurde bald darauf die Hochzeit mit grossem
Pomp gefeiert. Nicht lange nachher aber wurde Alimamang be-
denklich über den grossen Einfluss, den Makatho mehr und mehr
unter dem Volke zu gewinnen begann, und da er zugleich glaubte
durch seine Bestrafung die Freundschaft des Königs von Sukothay
Zugewinnen, so legte er einen Plan zu seiner Ermordung. Er Hess
deshalb auf den Dünen des Seestrandes ein Haus errichten, das
mit schneidenden WaflFen gefüllt und so eingerichtet war, um übej
den Gästen zusammenzufallen, wenn sie der gut^n Dinge des Festes
voll, berauscht und schlafend daliegen würden. Makatho wurde
durch seine Schwester von diesem verrätherischen Vorhaben unter-
richtet und verabredete mit seinen siamesischen Dienstiingen ge-
wisse Passwörter , womit sie sich während des Festes zusammen
verständigen würden. Um keinen Verdacht zu erregen, zeigten
sie sich eifrig im Trinken, gössen aber die Gefässe unbemerkt aus
und heuchelten dann Unwohlsein und Uebelkeit. Als das Wasser
Die Annalen Martaban's. 263
in dem vorbeifliessenden Canal zu steigen anfing, gab Makatho
seinen Leuten das Zeichen, die über die wirklich betrunkenen
Diener Alimaniang's herfielen und sie alle niedermetzelten. Alima-
mang stieg rasch auf seinen Elephanten, um zu entkommen, aber
das Wasser im Canal war schon zu hoch und auch er kam um, da
der Elephant sich durchzuschwimmen weigerte. So erwarb Ma-
katho sein Königreich im Jahre 643. Er überhäufte seine Sia-
mesen mit grossen Ehren und versammelte, im Einverständniss
mit den Somana-Xi-Phrahmana, alle Aeltesten und Angesehenen
des Landes, um sein Benehmen wegen der Nachstellungen Alima-
mang's zu rechtfertigen und sie mit seiner Ergreifung der Krone
auszusöhnen, die ihm doch als Schwager zukäme.
Als er dann eine Stadt zu bauen beschloss, Hess er am richtigen
Termin die Hora den passenden Platz glätten , worauf die schon
erwähnten Zeichen gefunden wurden, und dieRaxa-Parohit (könig-
lichen Astrologen) bereiteten dann die nöthigen Opfergaben (Phli
kam buang vuang) für den Thevada. Da Makatho indess überlegte,
dass er vor der Errichtung eines Palastes eines passenden Namens
bedürfe, so schickte er eine Gesandtschaft an Phra Buang, um
die Ertheilung eines solchen bittend. Dieser Hess ihm die
fünferlei Insignien der Königswürde zukommen, den weissen
Terrassen-Schirm (Savatraxatr), die Krone, den Säbel, den Fächer
und die Schuhe , sowie viele kostbare Gefässe und gab einen auf
Goldblättern geschriebenen Namen, der im Siamesischen Phaya
Fa Rua (der Herr des geöffneten Himmels) lautet. In der bir-
manischen Geschichte wird er gewöhnlich Wayu-min genannt.
Die siamesischen Könige baten in China um ihre Siegel, und der
birmanische König Mendaraji erhielt einen Ehrentitel in Pali
vom Kaiser von China. «Nachdem Fa Rua nach der Richtung
gegen Sukothay gehuldigt hatte, befahl er den Hora's, die richtige
Constellation für die Grundlegung des Palastes zu berechnen.
Die Gerüste des Baues wurden errichtet, um das Fundament fest-
zurammen , und alles Volk stand erwartungsvoll umher , auf den
richtigen Moment harrend. Da, gerade als eine Frau im
achten Monat der Schwangerschaft an der Grube vorüberging,
riefen die Arbeiter aus: „Jetzt ist es Zeit, die günstige
264 Pegu.
Constellation culininirt," das schwangere Weib wurde hinab-
gcstossen*) und der schwere Pfeiler fiel auf sie nieder, dass ihr
Blut uniherspritzte. Acht giftige Schlangen schlängelten sich aus
der Blutlache der Grube hervor. Sieben starben auf dem Flecke,
wo sie nach Oben kamen , die achte aber kroch nach Westen.
Der Hora zog daraus die Prophezeihung, dass acht Könige in der
Stadt herrschen und sieben von ihnen dort ihr ganzes Leben
bleiben, der letzte aber seine Residenz nach einer Stadt im
Westen verlegen wUrde.
Nach der Knuiung im Jahre 649 der Chunlo8akkharat(l287
p. d.) fixirte Fa Rua die Grenzen seines Reiches und ordnete die
inneren Angelegenheiten. Im Norden Motama's lag die Stadt
Kamalani , die Makatho bei Abwesenheit ihres Königs und der
männlichen Bevölkerung überfiel, und daraus alle Frauen mit
reicher Beute fortführte. Er heirathete des Königs Tochter und
als dieser bei seiner Rückkehr, entrüstet über den treulosen
Sabiner-Raub, mit seinem Heere vor Motama rückte, bat er ihn
zu entschuldigen, djiss er einige Dinge genommen, deren ernoth-
wendig bedurfte, und bot ihm Freundschaft an, die ein Fest be-
siegeln solle. Als der arglose König darauf einging, wurden
ihm vergiftete Speisen geschickt, wodurch er mit allen seinen
Soldaten umkam. Nach dieser Zerstörung Kamalani's oder Kan-
palene's fing die Macht des Fürsten von Motama rasch an
zu steigen, indem er jetzt fast alle Provinzen des früheren
Königreiches Meerawuddi einverleibt hatte, das früher in Kau-
kerit anMartaban grenzte und überZimmay, Labong und Lagong
gebot. Ihre Ruinen passirte ich in dem Jungle bei Tinganihnaun.
Auch in der jetzt verfallenen Stadt Miingundein (in der Nähe von.
Laydwuin) wnr sonst der Sitz eines Königs. Hamilton erfuhr,
dass der Regierungsdistrict Ye durch den Fluss Asami von
Mouttama getrennt wurde. Der Ruhm seines Zekya-Dah oder
magischen Seh wertes, das er dem Könige der Lawas in Meera-
wuddi abgenommen, hatte sich bis nach Tavoy verbreitet, und
*) Hei (1(Mn Bau der Pa^^odo Sariputra*s in Nalaka wurde dessen Antine
Rewati bei dem Menschengewühl eingestampft.
V
Die Annaleu Martabaii's. 265
der König dieser Stadt sandte zum Austausch seinen Smaragden,
der mit solcher Intensität strahlte, dass er durch alle TUcher und
Decken hindurchschien , so viel man auch immer darum wickeln
mochte. Als die wunderbare WaflFe in Tavoy ankam, war der König
sehr enttäuscht, nichts als einen rostigen alten Säbel vor sich zu se-
hen, und er schickte spornstreichs seine Boten zurllck, den Tausch
zu nuUificiren. Da König Wabgeru(Wayurain) indess eine Pagode
(Mya-thein-dau) über dem Smaragden gebaut und ihn Gott geweiht
hatte^ so konnte dem Wunsche nicht gewillfahrt werden, und die
Gesandten musstenoin verrichteter Sache abziehen. Aus Aerger war-
fen sie unterwegs das alte Schwert, das ihnen wieder mitgegeben
war, in'sMeer, aber statt zu sinken, drehte es sich umher und er-
zeugte gefährliche Wirbel. Als der König von Tavoy davon hörte,
sammelte er die besten Schwimmer aus seinem ganzen Lande, 2000
an Zahl, um darnach zu tauchen, aber so oft einer nahe kam, wurde
ihm der Kopf abgeschlagen, und so wird die See dort der Schwert-
Wirbel genannt. Tachard erwähnt bei den Tempeln Pegu's einer
Stelle, wo die Matrosen, um da^ stürmische Meer zu beruhigen, einen
Ring hineinwarfen , wie der Doge von Venedig. Nach Misarbin
Muhalhil wurden die acht indischen Schwerter in Kalah verfertigt.
Gleichzeitig mit Martaban war durch König Narapadisethu
auch Pegu zu einer Provinz Pagan's reducirt, und die Bewohner
mussten einen um den andern Monat sich nach der letzten Stadt
begeben , um die königliche Arbeit zu versehen (wie es noch in
Birma und Siam Sitte ist, gewöhnlich für drei oder auch für sechs
Monate aus dem Jahr). Zu der Zeit lebte im Dorfe Ma-ikhet ein
gewisser Akhamamom, der als Schüler bei seinem Lehrer wohnte,
aber das Kloster verliess , als er seinen Urin einen Stein durch-
löchern sah und daraus die Gelehrten grosse Dinge für ihn pro-
phezeien hörte. Nachdem er eine Frau genommen, machte er
seinem Schwiegervater den Vorschlag, dass sie unter einem
Dache wohnen bleiben wollten , um so das öflFentliche Werk ab-
wechselnd versehen zu können. Der Andere war es zufrieden,
und der Schwiegersohn machte den Vertrag, in dem er schrieb :
Der Schwiegersohn bleibt zu Hause, der Schwiegervater arbeitet,
der Schwiegervater arbeitet, der Schwiegersohn bleibt zu Hause.
266 Pega.
Der Alte las das Document drei- oder viermal durch, glaubte
Alles in Ordnung, arbeitete seinen Monat und wollte nun seiner^
scits feiern. Der Schwiegersohn aber behauptete, er hätte noch-
mals zu gehen, und berief sich auf das Papier. Dieses wurde pro-
ducirt und der Schwiegervater von der Dorfversammlung herzlich
ausgelacht, während alle die grosse Schlauheit des Schwieger-
sohns priesen. Das stieg diesem zu Kopfe, und er sah im Traume,
wie sein einer Fuss auf der Stadt Pagan und der andere auf Pakho
(Pegu) stand. Während er, um seinen angefUhi-ten Schwieger-
vater doch ein Mal abzulösen , des Königs Arbeit in Pagan ver-
sah, wurde er in der Staatsbarke verwendet, aber er brach
durch seine gewaltige Kraft alle Ruder und musste in dasYorder-
theil des Bootes placirt werden. Dort zog er die Aufmerksamkeit
des Königs auf sich , der viele brauchbare Eigenschaften an ihm
erkannte und ihn zum Tax-Collector ernannte. Später wurde er
mit der Verwaltung Pegu's betraut, und in dieser Stellung Über-
redete er die Bürger der Stadt, von Pagan abzufallen und den
Frohndienst für die Zukunft zu verweigern. Als die Nach-
richt dieser Rebellion nach der Residenz kam , wurde Prinz Che-
tukri mit einer Armee ausgeschickt, sie zu unterdrücken. Die
Peguer hatten sogleich angefangen, Mauern und ThUrme zu
bauen, um ihre Stadt eiligst zu befestigen, aber sie waren doch
noch zu weit zurück, um schon eine Vertheidigung bestehen zu
können. Auf Akhamamom's Zureden Hess sieh sein Schwieger-
vater (Matajot) mit Rattans blutig schlagen und ging in diesem
Zustande in das feindliehe Lager, vorgebend, dass man ihn miss-
handelt habe, weil er seinem Schwiegersohn von der Empörung
abgerathen hätte. Er bot sich als Führer an , um dem Prinzen
den directesten Weg nach seiner Heimath zu zeigen , leitete ihn
aber nach der Zopyrus-List*) (wie der verstümmelte Minister
Kanjakubja's den Kanishka) für mehrere Tage in der Irre um-
•) König Adzatathat überkam die Wethalifürsten durch denVerrath eines an-
geblich verbannten Brahnianen, da sie sonst (nach Gautama's Wort) wt»gen ihrer
Heobachtang des Gesetzes zu langer Bluthc bestimmt waren. Auch Raminavi
heuchelte Hache gegen den Inca, um die Festung Ollantaj in seine Gewalt xa be-
kommen.
Die Anoalen Martaban's. 267
her 9 bis er glaubte , dass die Bürger Zeit gehabt hätten, ihre
Festungswerke zu vollenden.
Als der Prinz sein Lager aufschlug, sah er in einer offenen
Halle eine königlich geschmückte Bildsäule, mit Fächer und
Schirm, die Akharaamom dort placirt hatte, um den König Pa-
gan's vorzustellen , die er aber für die Figur des aufständischen
Gouverneurs hielt und deshalb seinen Pfeil darauf abdrückte.
Der Bogen zerbrach jedoch in seinen Händen, und Akhamamom,
der, um Verhandlungen einzuleiten, aus der Stadt herausgekom-
men war, warf ihm sein hochverrätherisches Handeln vor, indem
er auf das Bild seines Herrn und Königs schiesse. Zugleich be-
hauptete er, verleumdet worden zu sein, da im Gegentheil sein
Schwiegervater derjenige gewesen sei, der die Stadt zum Abfalle
habe verleiten wollen und deshalb mit Recht gestraft worden. Um
seine aufrichtige Gesinnung zu beweisen, bereitete er ein grosses
Fest zu Ehren des Königs von Pagan , wusste aber während des-
selben Gift in den Trinkbecher des Prinzen zu schütten , so dass
dieser wenige Tage nachher starb. Die führerlose Armee kehrte
dann nach Pagan zurück. Der König beschloss einen neuen
Feldzug in eigner Person, wurde aber durch den Aufstand seines
in Lakong regierenden Bruders daran verhindert, und Akhama-
mom hatte Zeit, seine Unabhängigkeit in Pegu zu befestigen.
Der Anfang seiner Regierung war glänzend und segensreich,
aber mit dem Tode seines rothweissen Elephanten (aus der Rage
der Ubosoph) verliess ihn das Glück. Er wurde auf Lekkhajaphaju,
seinen jüngeren Bruder, erbittert, weil er ein dem Palast an
Grösse beinahe gleiches Haus erbaut habe, und dieser, seinen
Zorn fürchtend, sandte Banditen aus, ihn zu tödten. Akhamamom,
der sie kommen sah, vertheidigte sich längere Zeit, erlag aber dann
der Uebermacht, und wurde, trotz seiner Bitten um Gnade, ge-
tödtet. Lekkhajaphaju bemächtigte sich des Thrones, wurde 'je-
doch schon nach acht Tagen durch Akhexamamom, einen andern
Schwiegersohn Matajot's, getödtet, der auf die Nachricht von
seines Schwagers Ermordung herbeikam und dem Matajot die
Thore der Stadt öffnete. Dieser regierte dann als König unter
dem Titel Phrachao Tra Phaya oder Tarabya, und heirathete die
268 Pegu.
Tochter FaRua's inMartaban, dem er dafür seine eigne schickte,
in Wechselheirath.
Als Mangkriekpieng in Pagan , das damals in den Händen
der Chinesen lag, mächtig wurde und seinen Enkel Mangseso mit
einem Heere zur Eroberung Pegu's schickte , wendete sich der
König dieser Stadt um Hülfe an Fa Rua inMartaban. Die beiden
Könige gewannen eine grosse Schlacht über die Chinesen und Bir-
manen und eroberten auch die St^vdt Sathong. Tra Phaya aber
wurde eifersüchtig auf FaKua und suchte ihn durch Gift aus dem
Wege zu schaffen. FaKua indess, der die Nachstellung erkannte,
sandte die Schüsseln zurück, und Tra Phaya, als er sich entdeckt
sah , liess seine Truppen in Schlachtordnung stellen. Ein Soldat
Fa Rua's verwundete den Elcphanten des feindlichen Königs in
das Auge , so dass er floh , und Fa Rua gewann den Sieg und
eroberte Pegu, den König als Gefangenen nach Martaban schickend,
1287 p. d. Den Soldaten, dem er im Gefecht zur Erkenntniss
ein Tuch zugeworfen, das er um den Kopf band, überhäufte er mit
grossen Ehren. Diese Erzählung findet sich in der siamesischen
Uebersetzung. Das Original sagt, dass Weiruh, als er verräthe-
rischer Weise vom Könige Pegu's angegriffen wurde, zu Himmel
und Erde gebetet habe , einen goldenen Becher als Opfergabe
niederlegend. Als er dann seinen Elephanten bestiegen, habe
dieser mit dem Fusse den Goldbecher fortgestossen und derselbe
den feindlichen König zu Tode getroffen. Die Uebersetzung da-
gegen lässt den gefangenen König nach Martaban fortführen und
ihn erst später hinrichten, als er sich verrätherischer Machinationen
verdächtig gemacht. Pegu wurde nun von Martaban abhängig.
Im Jahre 655 Ch. S. erhielt Fa Rua einen weissen Elephan-
ten aus Sukothay, wo noch Phra Ruang herrschte. Dieser
Elephant, „weiss wie gekämmte Baumwolle '^ , stammte ab von
einem Elephanten des Himaphan, der sich in Sukothay mit einem
schwarzen Weibchen begattet. Da der junge Elephant nichts
frass, befahl der König die Befragung durch Gras zu versuchen.
Man legte ihm drei Bündel Gras vor, die Städte Sukotluiyf
Xiengmai und Martaban bezeichnend, und weil der Ellepbant das
letztere wählte , so wurde beschlossen , ihn dorthin zu schicken.
Die Annalen Martaban's. 269
Als man ihn auf das Floss brachte, folgte seine Mutter, und die
Leute waren in Verlegenheit, was zu thun, da sie keine Ordre
hatten, sie gleichfalls mitzunehmen. Das Elephanten junge legte
indess seinen Rüssel auf den Kücken seiner Mutter, worauf diese
umkehrte. Aber „ihre Augen standen voll Thränen". Der Kö-
nig von Xiengmai legte sich vor Martaban , die Auslieferung des
Elephanten zu verlangen, und Fa Rua, in Zweifel, was zu thun,
brachte die nöthigen Opfer, worauf derThevada-Chao im. Traume
zu ihm niederstieg und ihn ermuthigte, auf die segensreiche Gegen-
wart des weissen Elephanten zu vertrauen. Dieser wurde des-
halb unter königlichen Schirmen auf einen Hügel gestellt, mit
einem goldenen Eimer daneben, aus dem er Wasser auf die feind-
lichen Truppen spritzte, die, als sie die Stimme des heiligen
Thieres vernahmen , in Verwirrung entflohen. Nachdem er noch
eine Empörung der Söhne des früheren Königs vonPegu zu unter-
drücken gehabt hatte und daraus die Wahrheit des Sprüchwortes
erkannte, dass beim Abhauen eines Stammes auch die jungen
Schossen zerstört werden müssten, starb Fa Rua (nach einer Re-
gierung von sechsundzwanzig Jahren) im Jahre 675 Ch. S. Die
Grossen verbrannten seinen Körper und bauten über den Knochen
ein Phra-Chedi mit der Goldfigur eines Pfau's auf der Spitze. Ihm
folgte sein Bruder Mokata(Binjakuuloh oderKrunglau), der seine
Thronbesteigung dem Phra Ruang anzeigte und von demselben
den Namen Phaya Rama Pradöt erhielt. Er baute die Städte
Satong und Vahn und setzte in der letzteren den Saming (Edel-
mann) Jiramala als Gouverneur ein, blieb aber unthätig, als diese
Stadt durch den König von Xiengmai erobert wurde. Dar-
über erzürnt, benutzte sein Schwager Mongmala die Gelegenheit,
als der König mit Stricken und Netzen ausgezogen war , einen
vermeintlichen Elephanten nüt drei Hauern im Walde Molamlöng
zu fangen , die Thore zu schliessen , so dass der König nicht in
die Stadt zurückkehren konnte und von den Karen erschlagen
wurde (676). Er setzte seinen ältesten Sohn auf den Thron, dem
Phra Ruang den Titel Phra Chao Sen Myang ertheilte. In der
birmanischen Geschichte wird er Zauaubinhmaing oder Binja-
jandaeh (1320 p. d.) genannt Er bemächtigte sich der Städte
270 Pegn.
Laniphum und Tavoy (1321 p. d.), und sandte den Edelmann
Laugka zur Eroberung Tanaosi's , starb aber (682) an einer Ge-
schlechtskrankheit Unter seinem Nachfolger (1323 p. d.) Phayt
Ramatai (Byanyranda oder Byanyalau) oder Kotojaaah (Zauzeik)
kamen Siamesen aus Phetxaburi , um in seine Dienste zu treten.
Er eroberte die Stadt Marong. Bei der Geburt seiner ältesten
Tochter ereignete sich eine Mondfinstemiss und sie wurde des-
halb Chantamangkhala genannt. Der Hauptmann der siamesi-
schen Soldtruppen, Xiphone (Soaycanyoung), legte einen Hinter-
halt, in dem der König getödtet wurde, und bemächtigte sich
des Thrones (689) , wurde aber nach wenigen Tagen durch den
Edelmann Chetasongkhram getödtet, den die verwittwete Königin
Ampa und die übrigen Coneubinen des frühem Königs durch
ihre Kostbarkeiten dafür erkauft hatten« Der nächste Usurpator
Saming-Aya-Kamkong (Zauzeik oder Byanyalau) wurde durch
die Königin- Wittwe vergiftet, die Phaya Ailao (Binjatin-mein),
dem Gouvemeur von Myang Satong, ihre Hand und die Krone
Motama's anbot. Unter diesem Könige wurde die Freundschaft mit
Sukothay abgebrochen (1348 p. d.). Sein Nachfolger Phaya U
oder Phrachao Xangphuek (Binja-ou der Birmanen) schlug Ge-
neral Uphit des Königs von Xiengmai, der Satong, Takkbala,
Vahn, Sangrön und Nakhon-thöng erobert hatte, von Hotama
zurück (710) und schickte, zur Stärkung der Religion, einen
Gesandten an den König von Lankha-thavib, um die Reliquien
zu holen, über denen dann ein Phra-Chedi erbaut wurde. Der weisse
Elephant verschwand plötzlich (716), und da der König hörte,
dass sich im Walde ein anderer gezeigt hätte, so zog er hin, um
denselben zu empfangen. In seiner Abwesenheit bemächtigte
sich der Edelmann Pattaba der Gewalt in der Stadt. Der König
fand die Thore bei der Rückkehr verschlossen und die Königin,
die sie öffnen lassen wollte, wurde getödtet. Die Empörer brach-
ten dann die Frauen und Kinder derEdelleute, die sich im Lager
des Königs fanden, auf die Hauern der Stadt, peinigten und miss-
handelten sie vor den Augen ihrer Eheleute und Väter, und
drohten sie zu tödten , wenn ein Angriff gemacht würde. Bei
Nacht entfernten sich die meisten Begleiter des Kteigs heimlieb
Die Annalen Martaban's. 271
aus dem Lager, in die Stadt zurückzukehren, und jenem blieb
nichts übrig, als sich nach der Stadt Vahn zurückzuziehen. Da der
Usurpator Motama's dem König von Xiengmai Vorschläge machte,
gemeinsam die Stadt Vahn zu erobern, bot König Xangphuek dem
Könige von Xiengmai die Hand seiner Tochter an , um ihn durch
Verschwägerung zum Freunde zu gewinnen. Als bald darauf die
Königin starb, Hess er alle Bürger Vahn's sich die Kopfhaare
abrasiren, und diesen Umstand benutzte Pattaba, einige Hundert
seiner Anhänger mit kahlgeschorenen Köpfen in die Stadt einzu-
schmuggeln, die sich plötzlich früh am Morgen erhoben und der
Thore bemächtigten , so dass der König kaum Zeit hatte , auf
seinem Elephanten zu entfliehen. Er begab sich zu seiner
Schwester in Pakho oder Pegu, und verblieb fortan in dieser
Stadt (720 Ch. S.), die jetzt wieder die königliche Residenz
einer selbständigen Monarchie wurde.
' In diese Zeit fällt die Eroberung Martaban's durch König
Uthong von Siam (1350 p. d.). Bei der Austreibung derSiamesen
durch den Talein-König von Molmein heisst es, dass sie nicht
in einer Schlacht, sondern durch das Erbauen einer falschen Pa-
gode besiegt wurden. Nach Andern waren es die Birmanen , die
die Pagode Kjeik-pungoo rascher beendeten, als die Schan die
Pagode von Kjeik-tanbau. König Theha, Sohn Dhammaraza's,
oder Mukkha regierte (1426 p. d.) über die vereinigten Reiche
Pegu's und Martaban's.
AufKönigHattirazaoderByanya (1453 p.d.) folgte Dhamma-
watie oder Poparaza (1474 p. d.), unter dem der Talein-General
Thameinparau den Eisenpfeiler des Königs von Pegu an den Gren-
zen China's errichtete, aber auf seinem Rückwege von den Birma-
nen zum Gefangenen gemacht wurde (1477 p.d.). Von König Thu-
nekktsa werden seine reichen Schenkungen an die Pagode Ran-
gun's gerühmt. Bei der wachsenden Macht der Brama-Könige
wurde auchMartaban absorbirt und sein letzter Fürst, nachdem er
seine Frauen und Kinder qualvoll hatte enden sehen, mit einem
Stein um den Hals in's Meer geworfen (1544 p. d.).
Die Geschichte lloDg$a\vaddr&
Nachdem der aus Motania vertriebene (716) König Phaya
Xang Phuek oder Pienjauh seine Residenz in Hongsawaddi auf-
geschlagen, wurde diese Stadt vergrössert und verschönert (730
Ch. S.). Er begann die Erweiterung der Psigode Rangun's und
flpanzte Schösslinge des heiligen Bodhi-Baunis. Beim Treuesch war
tranken die Grossen das Blut aus der Fusssohle des Königs.
Die Regierung des Königs wurde vielfach beunruhigt durch die
■Liebesintriguen seiner Schwester Maha-Thevada» die noch in
ihren alten Tagen sich gern den Hof machen Hess und deshalb
vom Volke in Spottliedern verhöhnt wurde, sowie durch die ehr-
geizigen Pläne Phaya Noi's , der beim Tode Xang Phuek's (749
Ch. S.) auf dem Throne folgte unter dem Titel Phra Chao Raxa-
thirat. Er eroberte Motama (750) und schloss ein BQndniss mit
Monthienthong, dem Könige von Krung-Ava (Ait-Ava), als
Phrachao Farang Mangsixava, der eine grosse Armee von Phama
und Thai-yay ausgehoben hatte , mit einem Angriff drohte (753).
Als bei dem Tode des Phrachao Farang Mangsixava der Sohn
desselben, Suniet, unter dem Titel Phrachao Farang Mangkhong
gefolgt und durch die Empörung seines Bruders Mangnithat iu
anhaltende Kriege verwickelt war, rückte Raxathirat mit seinen
Peguern auf Ava ( Angva) , und König Farang Mangkhong> der
ihm keine Rüstungen entgegenzustellen hatte, schickte den Phra
Sangkharat (das bischöfliche Haupt der Geistlichkeit) , um ihn
zum Rückzüge zu bewegen. Der König, der leicht ahnte, mit
welchem Anliegen der Priester zu ihm ins I^ger käme, Hess ihn
Die Qeschichte HongBawaddi's. 273
mit absichtlicher Veraachlässigung für mehrere Stunden unter
seinem Hofgesinde stehen und dann, wie zufällig auf ihn blickend
und sich über seine Gegenwart wundernd, fragte er, wie lange
er schon da sei. „Seit dem Augenblick, wo Eurer Majestät
Augen mich erblickten,'' erwiederte der gewandte Diplomat und
begann dann eine lange Verhandlung, die schliesslich ihren
Zweck erreichte und die Hauptstadt vor einer Belagerung be-
wahrte. Als er mit seinem Heere Über das Ruinenfeld vonPagan
zog, baute Baxathirat dort eine Menge Zellen (Kudi) für die
Mönche und kehrte dann nach Hongsawaddi zurück. So findet
es sich in der siamesischen Uebersetzung der peguanischen Ge-
schichte, aber auch die birmanischen Bücher rechnen damals
Pagan oder Paukhan zu dem Gebiete Pegu's , wie aus folgender
Erzählung derselben hervorgeht.
Unter der Kegierung Min-kaun-gyi's in Ava entstand eine
Ketzerei unter den Pungyi, die Angriffe gegen den Pitakhat
schrieben. Der König stellte eine strenge Untersuchung an und
ganze Wagenladungen ihrer Abhandlungen und Dichtungen
wurden zur Stadt hinausgeführt und dort. verbrannt Eine grau-
same Verfolgung wurde über die Ketzer verhängt, und der König
liesB eine grosse Zahl der Priester hinrichten , auspeitschen oder
verbannen. Ihr Oberhaupt^ der weise Lehrer Uttamakhyoh, floh
über die peguanische Grenze nach Paukhan und begab sich
dann auf die Einladung des Königs Tijisaetijab (Sohn des Saja-
dih) nach der Hauptstadt, wo er mit grossen Ehren aufgenommen
wurde. Bald nach seiner Entfernung schickte Tadotidihtu-
damahjasa, der König von Aracan, eine Gesandtschaft mit
schwierigen Räthselfragen an den König von Ava , der , da Nie-
mand an seinem Hofe dieselben zu lösen vermochte , den König
von Pegu bitten Hess, ihm seinen gelehrten Bischof zurück-
zuschicken. Dieser weigerte sich Anfangs, dem Ansuchen
Gehör zu geben , erklärte sich aber schliesslich zur Beise bereit,
wenn für Stärkung auf derselben ihm drei Dinge von Ava geschickt
wtlrden , deren Gebittuch der puritanische König von Pegu ver-
boten hatte , nämlich Branntwein , Opium und Hanfextract Der
nach Ava zurückkehrende Bote brachte von dort das Verlangte
BmitiABfOttMUn. I. 18
274 Pegu.
und nachdem er die stärkenden Medicinen eingenommen, machte
er Bich mit. ihnen auf den Weg. An dem zur Disputation fest-
gesetzten Tage nahm der aracanische Gesandte einen kleinen
Vogel in seine Hand , den er durch den Druck der Finger tödten-
konnte, und fragte, ob derselbe todt oder lebendig sei. Sein
scharfsinniger Gegner , die List bemerkend , stellte sich auf die
mittelste der drei Stufen, die zum Throne führten, und verlangte,
dass er vorher entscheide, ob er hinauf- oder hinabsteigen würde.
Diese Vogelfrage wird schon in Gautama's LiebensbeBchreibungen
in ähnlicher Weise erwähnt. Uebrigens wird dieses Wortgefecht
nur in der beliebten Weise der Buddhisten eine Beschönigung
für das blutigere sein , in welchem Menkaun oder Maugaung mit
Oundvai kämpfte.
Als Phrachao Farang Mangkhong sich durch die Unter-
werfung von Myang Takeng und Myang Thay-yai freier fühlte,
sann er darauf, den früheren Einfall des Königs von Pegu zu
rächen und schickte Briefe an die Lao von Xiengmäi , um sie zu
einem Bündniss gegen ihren gemeinsamen Feind zu bewegen.
Die birmanischen Gesandten wurden indess auf ihrem Rückwege
durch den Gouverneur von Myang Tieng, dessen Gebiet sie
streiften, aufgefangen, nach Hongsawaddi gebracht und dort hin-
gerichtet. Nach der Eroberung von Takengj wo der vom König
Monthienthong vertriebene Naramin wieder eingesetzt, führte
Raxathirat auf dem Feldzuge gegen Phasim viele Künstler und
Handwerker fort,* die er in Hongsawaddi ansiedelte und zur Aus-
schmückung seiner Paläste verwandte. Ueber Farang Mangkhong,
der mit einer grossen Armee in Pegu eingebrochen war, gewann
er einen glänzenden Sieg , bei dem der Fluss zu Hülfe kam und
durch sein Steigen den Rückzug der Feinde hinderte , so dass
eine grosse Menge derselben zu Grunde ging. Bei seiner Rück-
kehr nach Ava wurde Farang Mangkhong von dem Chao Krung
Chin (dem Kaiser Ghina's) angegriffen und konnte dem heraus-
fordernden Kämpen desselben , Kamari genannt , nur einen ge-
fangenen Peguer entgegenstellen , da keiner unter seinen bir-
manischen Soldaten ihm gewachsen war (785). Der Chinese
war ganz in Eisen gekleidet und sein Gegner schlug ihm deshalb
Die* Geschichte Hong8awaddi*8. 275
vor» dass sie erat in ritterlichen Spielen ihre Reiterkünste zeigen
wollten, ehe sie den ernstlichen Kampf begännen. Während
dieser drehte der Peguer seinen KOrper in allen möglichen
Wendungen und Verrenkungen herum , den ihm nachahmenden
Chinesen beobachtend, um zu sehen, wo die Gelenke des
Harnisches in einander fassten. Dort versetzte er ihm dann den
tödtlichen Streich , als der Kampf begonnen. Der zweite Krieg
zwischen Raxathirat und Farang Mangkhong war ausgebrochen,
weil die Birmanen den Bewohnern von Phrahmdehn nicht erlauben
wollten, das Petroleum zu schöpfen, obwohl in dem vorigen
Frieden ausgemacht worden war, dass das SUdende der Wasser-
lachen im Berge Pratong zu Pegu gehöre und nur das nördliche
birmanisches Gebiet sei. Phra Chao Raxathirat fügte neue An-
bauten zu der Pagode Mutao hinzu, die von dem „Könige Dit*'
zuerst begonnen war, d. h. in uralten Zeiten. Unter ihm erhielt
Pegu den Namen Hongsawaddi.
Auf Phra Chao Raxathirat oder Hariaseh folgte sein Sohn
Muttareah und dann (783) dessen Bruder Pinjaremkeik. /Seinem
Sohn Penjataoh (f 822) succedirte sein Neffe Pienjakinteah
(t 825) ; bei dem Tode des nächsten Nachfolgers, Miautauh, regierte
dessen Tochter, die Königin Pünjatauk, und dann (832) Upareseah.
Diese Namen giebt die peguanische Geschichte , und unter
dem letztern wird Hongsawaddi an das Königreich Tongu gefallen
sein, dessen Macht (1485 p. d.) durch Zeyathura begründet
wurde. Die siamesische Uebersetzung, die mir zu Gebote steht,
fbllt die ganzie Zeit mit den Namen von ein paar Königen aus,
die mehr Productionen der Dichtkunst, als historische Figuren
zu sein scheinen , wie mit solchen die hinterindische Geschichte
zweifelhafte Zeitperioden zu überdecken pflegt.
Während die vereinigten Königreiche von Pegu und Tongu
von denjenigen Königen Tongu's aus birmanischem Geschlechte,
die in Pegu residiren und bei den mittelalterlichen Reisenden
die Bramakönige*) heissen, regiert wurden, fallen die mit
*) Pinto sagt , dass das Königreich Pegu von dem Hochlande Panganiraa
nmgeben sei, wo die Nation der Bramaas wohne (1546).
18*
276
am weisse Elephanten geführten Kriege , oder aber nieh
De Couto um Prinzessinnen. O Brama fez com elles pazes com
estas eondi^oes, qne o Bey de Stao ficaria sen Tasallo Ihe daria
homa filha para casar com ello e que todos os annos Ihe mandaria
dos seos principaes. Indess widersetzten sich die siamesischen
Grossen später der Einforderung dieses Tributs und erschlugen
die peguanischen Gesandten. Nach Fitch hatte der K5nig ron
Pegu vier weisse Elephanten und schickte zu solchen Königen,
die davon besassen, um sie für sich zu verlangen.
Gleichzeitig mit Darsha inPegu (1526) regierte Thengathon
in Molmein (1527). Hentara (Mentaragyi) oder Mohauparaia
(Talanga oder Para Mendara), König von Tongu, eroberte (1531)
das schon seinem Vater tributpflichtige Pegu und bemichtigte
sich Martaban's mit Hülfe einer portugiesischen Flotte, vos
Cayero befehligt Der gefangene König wurde in schwarzes
Sammet gekleidet auf einem Elephanten umhergefbhrt, mit einem ^
Strick am Halse, in Gegenwart der Königin mit zwei Söhnen
und zwei Töchtern, die von vierzig Ehrenfräulein umgeben,
herbeigebracht waren. Nachdem sie an den Beinen aufgehingt
waren , wurde der König mit Steinen belastet ins Meer gestOrzt
Bei der Eroberung Prome's wurde die Tochter des Königs voi
Ava, die die Stadt verwaltete, gefangen und Turpin erzählt: La
reine toute nue fut livr^e ä la brutalit^ du soldat eflMn^ des boor-
reaux arm^s de fouets lui d^hirerent le corps. Cregen Siam
ziehend (1544), belagerte Mentara Ayuthia und Hess es dureh
Eisen wagen berennen, auf die hohe Thttrme gebaut waren.
Nachdem der Bramakönig Melitay erobert hatte, schickte er
(1546) eine (jesandtschaft an den Calaminha*) in Timplan,
weil sich der König von Ava mit dem Siammon, Kaiser von Pno-
dalus (das Schan-Königreich der Pong), verbündet hatte. Der
Shemin von Saton (Samein von Sittang) gerieth naeh seiner
*) Nach dem Bache Sigipaton's wurde Thomms Modeliar in IndieB bit-
Sericbtet, weil er predigte , dass der Menscb gewordene Gott gestorben sei, aber
seine Lebre gewann sablreiche Anbänger im Beicbe de? Calaminha, bis dort
Terboten wnrde, dass Qott am Krenae gestorben sei. Doch hatte sich beim
Niesen der Spruch be¥rahrt, der wahre Gott ist Drei mid Eins.
i
Die Geschichte HoDgsawaddrs. 277
Mordthat in Krieg mit Shemindu, einem Sprossen des alten
Königsgeschlechts von Pegu, der seine Rechte auf die Krone
geltend zu machen suchte , aber 1552 fiel Pegu aufs Neue in die
(Gewalt Tongu'Sy wo damals Aleagar (der Brama-König Pegu's)
oder Chaumigren herrschte, der Milchbruder Mentara's, dem er
seine Siege erfochten hatte. Nachdem dieser König Ava, Mo-
goung, Zimmay nebst dem westlichen Yunan und mit Jangoma
(1556 p. d.) alle Länder der Laos sich unterthänig gemacht hatte,
eroberte er 1555 Ayuthia. In Folge von Klagen des durch Ein-
fiLlle belästigten Häuptlings von Momeit wurden die neun Schan-
staaten (Koshanpyi oder Kopyidaung) angegriffen und annectirt,
die Hauptstadt Aracan's indess vergeblich belagert.
Für kurze Zeit hatten die damals weit berühmten Brama-
Könige fast ganz Hinterindien unter ihrem Scepter vereinigt. £1
Bey del reyno de Pegu habia sido seiior de un grande Imperio,
conteniendo las ciudades y reynos de Prom, Melintay, Calam,
Bacam, Mirandu y Ava , todos poblados de los Bramos 6 Bremos,
sagt de la Puente. lieber seine Eintheilung bemerkt de Barros :
Em baixo o reyno de Brema se cham a Bremä Ovä, e logo Bremä
Tangut, depois Bremä Pram e mais acima Bremä Becä et por
cabefa Bremä Lima. Nach Sheldon wurde Pegu im Norden
durch das Land Brama, das Gebiet des Siammon und des Cala-
minha , im Süden durch das Grenzgebirge Preh ( Aracan's) und
die bengalische Bucht, im Osten durch das Land Laos, im Süden
durch das Königreich Siam begrenzt. Die Beisenden sind etwas
masslos in ihren Ausdrücken, die Macht dieser Könige zu be-
schreiben, die sie noch über den „ Gross - Türken '^ stellen.
There is not a king on earth , that hath more power or strength
than this king of Pegue, because he has 26 crowned kings at bis
command, sagt Frederick. Sie zählen ihre Soldaten bei Millionen,
und de Cruz (1555) erwähnt die zahlreichen Flotten der Brames.
Spätere Reisende erzählen aus der Zeit, wo Naret siegreich vor-
räckte, wie der König von Tongu mit grosser Heeresmacht
herabgekommen sei und den König von Hongsawaddi mit sich
fortgenommen habe , angeblich um ihn gegen die Angriffe seiner
Feinde zu schützen. Die siamesische Geschichte spricht nicht
278 ^e«n-
nur von der temporären Eroberung Hongsawaddi's durch König
Naret, sondern auch von der spätem Verödung der vormaligen
Hauptstadt, deren Paläste sich alle in Klöster verwandelt hätten.
Nachdem der König Phrachao Kateh, der ein Verwandter Naret's
gewesen, das Kloster Sanamxai gebaut, wären alle Bewohner
Hongsawaddi's Mönche geworden und die Stadt habe ihren Na-
men in Songphanburi (die Stadt des Priesterheeres) verändert
Mit dem Tode des Königs , nach einer Regierung von 40 Jahren,
sei das königliche Geschlecht erloschen.
Der Verfall trat schon unter dem Nachfolger des so hochge-
feierten Brama ein, welchem sein zum Statthalter von Jangoma ein-
gesetzter Bruder nach der Krone trachtete, indem das durch die
beständigen Kriege erschöpfte Pegu unter den verwüstenden In-
vasionen von Aracan, von Siam, von Tongu und Ava aus za
Grunde ging* Die Eingebornen Pegu's (heisst es bei Purchas)
sind, wenn noch nicht völlig vertilgt, so doch meistens in fremde
Länder geflohen. Pimenta erwähnt der Zerstörung der peguani-
schen Monarchie nach den aus Indien kommenden Nachrichten
(1598), und Boves fand (1600) die Städte zerstört, die Felder in
Wüsteneien verwandelt, und die Strassen und Flüsse voll mensch-
licher Gerippe und verwesender Leichen, nachdem der König von
den Königen Aracan's und Tongu's getödtet worden. Der weisse
Elephant des letzten Königs von Pegu wurde (nach Leblanc) von
dem Könige Aracan's fortgeführt, der dann seinem früher ein-
facheren Titel , als Palastfürst , dieses Epithet zufügte.
Die klarste Uebersicht über diese in den einheimischen
Geschichtsbüchern verworrene Periode, wo die Hegemonie
zwischen den drei Bivalenstädten wechselte , lässt sich aus den
Darstellungen der damals in Hinterindien anwesenden Europäer
gewinnen, und in vergleichender Zusammenstellung der bei die-
sen unparteiischen Zuschauem zerstreuten Andeutungen lässt
sich folgendes Kesumö ziehen. Als Bressagukan (1518 p. d.)
über Pegu herrschte, langte Anton Correa (1519) zum Abschluss
eines Friedens an seinem Hofe an. Der König wurde 1539 durch
die in den Gruben arbeitenden Unterthanen des ihm zinspflichti-
gen Para Mendara (König der Barmas) getödtet. Da die Thron-
i
Die Geschichte HoDgsawaddi's. 279
besteigung des Dacha Eupi von andern Kronprätendenten be-
stritten wurde, bemächtigte sich Para Mendara Jes Reiches Pegu
and eroberte 1544 Martaban. Nach dem auf die Zerstörung Prome's
(1545) folgenden Fall des (von Mons vertheidigten) Meletay, be-
gab sich der König von Ava unter den Schutz des Siammon
(Kaisers von Pandalus) , und erbot sich gegen Unterstützung an
Httlfstruppen Tribut zu zahlen , worauf der Bramakönig mit dem
in Timplam residirenden Calaminha (Herr der Welt) eine Allianz
abschloss. Eine Unternehmung gegen das Königreich Seyadi
schlug fehl. Von der Belagerung Siam's (1548) wurde Para Men-
dara durch den Aufstand des Shoripam Shay in Pegu zurückgerufen,
der von dem Volke aus dem Kloster auf den Thron gesetzt war,
unter dem Titel Shemindu, aber bei Annäherung des königlichen
Heeres geschlagen wurde und entfloh. Indess brach bald ein
neuer Aufstand in Martaban aus , wo der Chalagomim oder Gou-
verneur sich zum Shemindü erklärte, und als der König Para
Mendara den ihm verdächtigen Shemin von Satan oder Zatan zu
sieh rief, wurde er von diesem, der für sein Leben fürchtete, er-
mordet. Nachdem Chaumigren, der Milchbruder des Para Men-
dara, sich mit seinen Birmanen nach Tongu zurückgezogen,
wurde der Shemin von Zatan durch das peguanische Heer zum
König ausgerufen , aber die Vornehmen schlugen sich meist zu
der Partei des geflüchteten Shemindü, der bald eine hinläng-
liche Armee zusammen hatte, um die Hauptstadt Pegu anzugreifen,
und bei der Belagerung wurde der Shemin durch einen von 6on-
zalo Neto abgefeuerten Schuss getödtet (1551 p. d.). Die ge-
rechte und sanfte Begierung des Shemindü wurde durch den
Einbruch des siegreichen Chaumigren beendet (1553), der den
Shemindü hinrichten Hess und in der Nähe Pegu's eine neue
Hauptstadt anlegte (1587). Das Königreich Laos wurde 1556
erobert, ausserdem aber Kavelam, Ava, Bakkan, Tangram, Prome,
Jangoma (mit der Hauptstadt Jamahay), Lawran, Trukon, Kablan
und Siam. Die Expedition gegen Aracan (1581) missglückte
durch Einmischung der Portugiesen. Im Jahre 1564 wurde mit
einer falschen Reliquie eine untergeschobene Prinzessin Geylon's
heimgeführt. Bei dem Tode des Chaumigren (1583) folgte sein
280 Pegrii.
Sohn Pranjinoko (Pruiiginoko), der den rebellischen König Yon
Ava im Elephantenzwei kämpfe tödtete und Ava schleifen liess,
aber durch seinen Hoehmuth den ihm za Hlllfe geeilten Prinzen
Siam's erbitterte und zum Abfall veranlasste. Die Belagerang
Siam's (1586) musste wegen des Steigens des Flusses aufge-
hoben werden (1586), und der herbeigerufene König von Jan-
goma wurde durch den schwarzen Prinzen geschlagen. König
Pranjinoko schickte seinen Sohn Maupa Raja (den König von
Martaban) gegen Siam, wo er aber auf dem zweiten Feldzuge im
Zweikampf gegen den schwarzen Prinzen fiel (1590). Als der
wtlthende Pranjinoko dann sein ganzes Volk zum Kriegsdienste
pressen wollte, verödete Pegu, indem die Bewohner Mönche
wurden, und als das verboten wurde, in Wälder und Wüsten
entflohen oder sich als Sclaven verkauften. Eine in Kosmin aas-
gebrochene Empörung wurde unterdrückt» aber einige peguanische
Grosse bemächtigten sich mit Hülfe der Siamesen der Festung
Murmulan , und während der König von Promo (der Sohn des
Pranjinoko) abfiel , kam der siamesische König zur Belagerung
Pegu*8 , hob sie aber in Folge von Nachrichten aus Kambodia
wieder auf (1596). Nachdem der König von Tongu abgefallen,
kam der König von Aracan dem Könige von Jangoma in der Be-
lagerung Pegu's zuvor und erhielt den Zuzug des Königs von
Tongu, der, eine Abwesenheit seines AUiirten benutzend, den
Pranjinoko zur Uebergabe beredete und mit dem grossem Tbeil
der Schätze aus der Festung Makao nach Tongu zurückeilte, wo
der gefangene König getödtet wurde (1598). Sein als Statthalter
von Ava eingesetzter Sohn Naydu kam in demselben Jahre bei
einem Empörungsversuche um. Der König von Aracan Hess sich
in Pegu krönen , wogegen die Könige von Jangoma und Siam
den König von Tongu verfolgten , um ihm seine Schätze wieder
abzujagen. Bei der Belagerung Siriam's bemächtigte sich der
König von Ava (1613) der Stadt Pegu und verlegte 1620 seine
Residenz dahin, nachdem 1616 Jangoma wieder erobert war.
Den ersten Anlass zu den Kriegen zwischen Pegu und Siam
gab das Bild des Gottes Samsai, das peguanische Schiffer aus
Ayuthia geraubt hatten, und das die Bewohner dieser Stadt
Die Geschichte HoDgsawaddi's. 281
zurückforderten, da seit seiner Entführung wiederholter MisswachB
die Ernten zerstört habe. Der König von Pegu versagte die
Herausgabe, da der Gott absichtlich und freiwillig aus Slam aus-
gewandert sei, weil er das ruchlose Treiben der Ungläubigen
nicht länger habe ansehen können. Als datauf von siamesischer
Seite vielfache Einfälle über die Grenze gemacht wurden , zog
der König von Pegu gegen Ayüthia und fand nur geringen Wider-
stand , da der grösste Theil des siamesischen Heeres in Kambodia
abwesend war. Als König Mahashakraphatraxatirat ihm mit den
in der Eile zusammengerafften Truppen entgegentrat, trafen in
der Schlacht die beiden Könige auf einander, aber der Elephant
des siamesischen ergriff die Flucht und seine heldenmUthige
Gattin Surijothai konnte die Niederlage nicht verhindern. Der
König von Pegu oder König der Burmas (Mentaragyi) musste
damals , aus Mangel an Lebensmitteln, die Belagerung aufheben
(1553 p. d.), kehrte aber, als ihm zwei der weissen Elephanten
verweigert wurden, mit solcher Uebermacht zurttck, dass ihm
der König von Siam (Chao Xang Phuek) viere aus seinen sieben
aosliefem musste (1546 p. d.). Als dessen Sohn Phra Chao
Xang -Phuek Über Yergnttgungen das Regierungsgeschäft ver-
nachlässigte und den Wohlstand des vorher blühenden Landes
zerrüttete, unternahm der Brama-König Pegu's (Aleagar) einen
neuen Feldzug gegen Siam (1555 p. d.) und eroberte nach langer
Belagerung die Hauptstadt, die er gänzlich ausplünderte und ver-
wüstete , relinquens ibi tantum mille homines sub imperio Phra-
Thammaraxathirat olim regis Phitsilok, schreibt Pallegoix.
Dieses Phitomulok kann nicht in Birma liegen, wie Lassen ver-
mutbet, sondern ist die in der siamesischen Vorgeschichte be-
rühmte Stadt Phitsanulok an dem gleichnamigen Seitenfluss des
Menam , wo der peguanische König einen Gouverneur einsetzte,
am die eroberte Provinz zu verwalten. Ich werde hierauf bei der
Geschichte Siam's zurückkommen , nach den in Bangkok genom-
menen Abschriften. Unter der reichen Beute an Edelsteinen, die
aas dem Königreich Silon (Siam) gebracht war, sah Bidbi (1580)
auch in- grosser Kunst gearbeitete Kühe, die als Phrakoh wahr-
scheinlich aus Kambodia geraubt waren. Mit dem Auftreten
282 Peg«.
Phra Naref s wendet sich das Kriegsglttck UBd auch die €Mlter
gingen jetzt treulos zu dem Sieger über, auf dessen Seite sie im
Jahre 941 kämpften , wie die siamesischen Chroniken erzählen.
Die ruhmvollen Kriegsthaten dieses Königs , die meist sein Bru-
der Narai mit ihm theilte, setzten Pegu wie Kambodia in Schreeken.
Nach der Vernichtung Lftwek's wurde Hongsawaddi und Marta-
ban erobert und beide Stftdte von siamesischen Beamten rerwaltet
Naret dehnte seine Eroberungen bis zum Sittang aus , wo noch
jetzt die von den Siamesen errichteten Befestigungen zu sehea
sind 9 starb aber, als er ttber Tongu gegen Ava zog (1595 p. d.X
und unter den Palastrevolutionen , die in der folgenden Zeit den
Thron Siam's mit Blut befleckten, gingen die meisten Eroberungen
wieder verloren.
Fhra-Maha-Birttkthon, der als Gouverneur von Hongsawaddi
(949 Ch. S.) sich mit dem Tode Phra Naref s unabhängig machte,
schickte zum Hofe in Langka für Bestiltigung seiner KGnigswttrde
und erhielt den Titel Phra-Sri-Sokaya vongsadhammaehedi. Bei
seinem Tode folgte sein Sohn (979), aber nach neun KGnigea
starb die königliche Familie aus. Im Jahre 983 hatte Hongsa-
waddi eine Belagerung durch den Sohn des birmanischen Königs
zu bestehen, der nach Besiegung Philip's deBritos dieAracanesen
verjagt hatte.
Den von Cevlon aus betitelten König Hongsawaddi's nennt
die Geschichte Pegu's in der siamesischen Uebersetzong Phra-
Maha-Pidok-thon und macht ihn zu einer Art Salomo. Er erhält
allerlei Boten von dem Kaiser China's , der ihn durch wunder-
bare Maschinerien und bewegliche Puppen ttberraschen will, oder
von dem Könige von Ayuthia (Siam), der ihm Räthsel und ver-
wickelte Streitfragen vorlegt, aus der Jurisprudenz oder aus den
Naturwissenschaften. So fragt er z. B. , was die grOsste Zahl
von Blättern sei, die ein Baum trage, und erhält von diesem
peguanischen Vorgänger Linn^'s zur Antwort , dass keiner mehr
als zwei habe, da es ausser Monocotvledonen nur Dikotyledonei
gäbe. Zuletzt kommt auch noch eine Cresandtsehaft ans Langka
(Ceylon) , die in Siriam (Sieng) landet und mit grossen Ehrenbe-
zeigungen empfangen wird. DerPhrachao von Hongsawaddi (der
Die Geschichte Hongsawaddi's. 283
König von Hongsawaddi) schickte denPhraPhutthaKhosacharya
rasacbara nach Myang Langka, um dorther Risse von den Pa^
lasten , des Phrabat und der Viharas zurückzubringen. Die Kö-
nige von Xiengmai und Lanxang wünschten ihm ihre Töchter zur
Vermählung zu geben , baten aber erst um Auskunft tlber seine
Abstammung und sein Geschlecht, worauf er folgende Antwort
gab: ,,In dieser Pattha-Kalpa giebtesfbnfPhraPhuttha-chao, von
denen Phra Kukusontho predigte und als PhraPhuttha-chao ver-
klärt wurde , worauf er Segen tlber die Wesen verbreitend in das
Barinibban einging. Von welchem Geschlechte stanunte denn
er? War Phra Gonagon, der in seiner Gesetzv^rkündigung mit
dem Bodi-jahn gekrönt wurde, in dem Geschlechte des Phra
Kukuson nachfolgend? Als Phra Gonagon ins Barinibban einging,
wurde Phra Phuttha^Kassyapa , nachdem er das Phra Sara-phet
gepredigt, zum Phra Phuttha-chao transfigurirt, und war Phra
Phuttha-Kassyapa etwa von dem Geschlecht des Phra Gonagon ?
Nachdem PhraPhuttha-Kassjapa insNibban eingegangen, wurde
Phra Sri-Sakjamuni in seiner Gesetzverkttndigung zu Phra
Phuttha-chao. War etwa Phra Sri-Sakyamuni aus des Phra Kas-
syapa's Geschlecht ? Und doch ist es nur Alles Eins , das Ge-
schlecht der Buddha (Phra Phuttha^Yong). Wer nicht die 16,
nicht die 8 , nicht die 4 Phra Barami besitzt in den unzähligen
(Asangkhay) Nutzen der 10,000 Maha-Kalpa, der wird nicht
zom Phra aufsteigen. Unser Herr Phra Phuttha-chao, auf dem
Kleinodien-Throne am Bodhi-Baume unter dem weissen Schirm
sitzend , in der Dämmerung des Abend-Zwielichts , trieb Phaya
Maratbirat mit allen den Herrschern der Mara zurück , ttberkam
und vernichtete sie ; doch in Betreff der Abstammung aus dem
königlichen Greschlecht war damals der Zusammenhang noch
nicht nnterbrochen. In der ersten Nachtwache erinnerte er sich
seiner Familienbeziehungen und riefdie Persönlichkeiten früherer
Zeiten in seinen Geist zurück. Die Familienbeziehung mit seinem
Greschlecht war noch nicht abgeschnitten. In der mittleren Nacht-
wache empfing der Hohe das himmlische Grcsicht und das ttber-
natttrliche Gehör, aber die Phra Maha-Sommativong (die Familien-
beziehung) war noch nicht gebrochen. Dann, als in der Morgen-
284 P^«"-
wache der Hohe ttber das Phra Pitisamuhabat in der innem Ver-
knüpfung der Wechselwirkungen nachsann , dann , als das erste
Licht der neuen Dämmerung hervorbrach , dann verklärte sich
der Heilige im Somphathijahn als Phra Phuttha-chao und jede
Beziehung mit Familie und Geschlecht war unterbrochen und ab-
geschnitten. Mit dem Tage gehörte er dem (reschleehte der
Buddha an.'' Als KOnig Thudaudana seinen Sohn verhindern
wollte, in den Strassen Kapilawut's seine Nahrung zu betteln und
ihm vorwarf 9 dass ein solches Verfahren für einen Abkömmling
der glorreichen FtLrsten Thammadat unschicklich wäre, erwiederte
Buddha, dass diese Abkunft zur königlichen Familie gehöre, dass
aber das Oeschlecht der Buddha's ein durchaus verschiedenes sei
und nichts mit Königen oder Fürsten zu thun habe. Mit der
Aufnahme Rahula's in den Mönchsstand blieb dann der Dynastie .
kein weiterer Nachfolger.
Im Jahre 996 Ch. S. eroberte Sattthn (der König Pegu'B)Ava
und im Jahre 1000 stellte er den Schirm derRangun-Pagode, der
abgefallen war, neu wieder auf. Im Jahre 1652 p. d. unternahm
der König Pegu's einen Feldzug gegen China, um den Buddhis-
mus in seiner Reinheit wiederherzustellen. Dann wurden auch
die Lanjans wieder zinsbar, die 1647 aus ihrer (refangenschaft in
Pegu ausgebrochen waren und seitdem die Grenzen durch steteEin-
fälle beunruhigt hatten. Die Talein-Könige verlegten ihre Residenz
nach Ava und regierten von dort aus über Hongsawaddi. Später
aber brach in dieser Stadt eine Empörung aus, um die Unabhängig-
keit zurück zu erwerben. Taaun, der birmanische Statthalter,
wurde vom Volke getödtet und ebenso sein Nachfolger Aungnean.
Die Talein hofften (1703 p. d.) über die Birmanen zu herrschen,
und es gelang ihnen nach ihrer siegreichen Empörung (1740) Ava
zu erobern (1752), aber sie erlagen dem kriegskundigen (Alompra)
Ungsuasiah, dem Könige von Ava, der mit seinem siegreichen Vor-
dringen (1754) Pegu eroberte (1119 Gh.S.) und die ganze Menge
der dort versammelten Priester, 3000 an der Zahl, massacriren
Hess, mit Ausnahme einiger weniger, die uachMartaban und dann
nach Zimmaj flüchteten. Dann zog er weiter, umTschukiah(Siam)
zu erobern, starb aber auf dem Feldzuge (1122 Ch. S.).
Die Geschichte Hoogsawaddi's. 285
Der von Alompra zum Gouverneur Pegu's ernannte Bttnnia-
sehn hörte später, dass der eine Empörung ftlrchtende König Be-
fehle zu seiner Ermordung gegeben, und begab sich mit dem ihm
anhängigen Theil des Talein- Volkes über die siamesische Grenze.
Being-della, der letzte König Pegu's in der Gefangenschaft, wurde
1775 unter Shembuam hingerichtet. König Nyaung jam min-
theragyi erliess allerlei erniedrigende und demttthigende Verord-
nungen fUr Pegu , einen bestimmten Schnitt in Kleidung , Haar-
tracht u. s. w. vorschreibend, so dass die Bewohner haufenweise
das Land verliessen und nachSiam auswanderten. Die nationale
Erbitterung der Birmanen hatte es auch auf möglichst gänzliche
Vertilgung ihrer Erbfeinde abgesehen und sie trafen deshalb son-
derbare Bestimmungen , z. B. , dass die Häuser die Form eines
Sarges haben müssten, um durch diese ominösen Wohnungen
den Tod zu beschleunigen ; die Reisstampfer sollten in Form des
Lingam und der Mörser in der derYoni sein, wie auch König La-
litaditya den unterworfenen Turushkas eine schimpfliche Bezeich-
nung von den Genitalien auferlegt. Erst die englische Besetzung,
wenigstens nach dem zweiten Kriege, Hess das unterdrückte Volk
aufathmen. Die Provinz Amherst, als die Engländer Besitz nahmen,
war fast menschenleer, da (wie Helfers erwähnt) die Einwohner alle
vor der Unterdrückung der Birmanen geflohen waren, besonders
nach Tenasserim und Siam. In der Umgegend Ayuthia's und
Bangkok's finden sich zahlreiche Colonieen der Peguer oder Ta-
lein , die als Mon-noi (die kleinen Mon) dort bekannt sind , oder
auch als Raman.
Slam.
290 Siam.
würdigen Bonzen und Brahnianen*), ihr alle werdet Laien werden,
ihr werdet die Prieatersehaft ablegen. Die Haarlocke eures
Hauptes abschneidend, werdet ihr anfangen Thiere zu tödten und
Fische im Wasser; dann wird das Gift die ganze Erde durch-
dringen, es wird sich verwandeln und als „Arac" wieder erschei-
nen. Dann werden die ehrwürdigen Bonzen und Brahnianen
sich besaufen, sie werden besoft'en sein, jeder Mann von euch.
Dann aber erinnert euch der Worte llirathassaphon's (des mit
zehn Tugenden Begabten), um den Zorn, die Fleischeslust, die
Begierden zu unterdrücken, die euch in das Verderben bringen
würden. Eure Pflicht ist es, das Volk zu belehren und unterrichten.
Und nehmt das Feuer auf, es mit gefalteten Händen verehrend,
und tragt es in eure Stadt. Es ist das Opfer unseres Geschlechts,
seit dem Anfang der Zeiten, durch den ascetischen König einge-
setzt. Das Volk nmss belehrt werden. Bewahrt diese meine
Worte in eurem Herzen, handelt in allen Dingen, wie ich euch
angewiesen habe." Dann fügt« der heilige Büsi die Prophezeiung
hinzu: „Wenn die Jünger (Phra-Savok) und die Somana-Phrahm-
Xi nicht länger das Gesetz beachten , dann wird das Herz der
Stadt in sieben Stücke zerbrechen. Niemand wird länger Sorge
tragen. Laien (Krahat) werden Priester (Xi), Priester werden
Laien werden, Alle sich mischen ohne L^nterschied. Die noch
Verstand besitzen, wird der Tod rasch fortnehmen. Treue und
Glauben verschwinden. Keiner kann dem Andern trauen, lieber
euch selbst werdet ihr diese Leiden herabgezogen haben. Dies
ist's, was euren Ahn bekümmert, aber in zukünftigen Zeiten wird
es so geschehen."
Als der heilige liüsi seine Abschiedsworte gesprochen, erhob
er sich in die Lüfte und verschwand nach dem hohen Gebirge zu,
das der königliche Berg (Pliu Kbau luang) heisst. Dort erfüllte
er das Gesetz der Bcmzen (Somanatham) und die Gebote der fttnf
*) Nachdem der Embryo Gautuma Plira's al» Mahathammada zum ersten
Könige gewählt war, wurde er Maiiuh genannt (nach dem birraanischen Maha
Radza Wonfr). After this nien of wisdom , who desired to destroy wickedncss,
lived in hut,^ in the forest and ate only what they recived in charity. Tbey were
called Brahmans (s. Phayre).
Vorgeschichte der nördlichen Städte. 291
Jana, frei von den Lüsten des Fleisches, die er abgeworfen hatte
durch die seiner Natur einwohnende Weisheit.
Und dann berief Bathammarat die Xaphoxi-Phrahmana alle
zusammen und versammelte um sieh die Vorsteher der Familien.
Er vertheilte den Boden unter die Xaphoxi-Brnbmaneu und befahl
Jedem derselben, Banden von Arbeitern zu organisiren, für den
Bau des Walles, vorne 8 Sok (16 Fuss), 4 Va (82 Fuss) hoch,
50 Sen («000 Fuss) in der Breite und 100 Sen (16,000 Fuss) in
der Länge. Bathammarat schaute aus nach Äugurien, um die Omen
an einem günstigen Tage zu beachten , denn in seinem Aufent-
halte bei den heiligen Eremiten, seinen Vätern, hatte er gelernt,
dass am Donnerstage des ersten Monats in der sechsten Nacht des
zunehmenden Mondes im zweiten Jahre der Aera, in dem Jahre
des Drachen, ein König aufstehen würde, um das Gesetz für
500 Jahre nach dem Niphan Phra-Phutthi Chao's zu befestigen.
Er überwachte auch die Arbeiter im Steinbehauen , und den
Aufbau der Festungswerke.
Und Bathammarat, der durch seine Statur über alles Volk
hervorragte, wurde König. Als nach sieben Jahren des Mauer-
baues die Flügel der Thore, wohl verkalkt, eingesetzt waren und
der Hut der Bürger übergeben, dann liess er ein Kloster bauen
mit seinen Zugehörigkeiten und mit Zellen, als Wohnungen für die
Lehrer und die Priester, worin die zum Soda Sakkithakhanada
genannten Grade der Heiligkeit Gelangten aufgenommen wurden
und die Xaphoxi-Phrahmana. Er gründete einen Tempel (Vihan)
PhraIn8uen'8(Siva'8) und PhraNarai'8(Narayana's) und errichtete
Festlichkeiten ein, dass die Beobachtung der Vorschriften im
Gedächtniss bewahrt bleibe. Für sieben Tage abwechselnd,
nahmen sie ihre Nahrung nur nach den priesterlichen Gesetzen.
Dann wuschen sie ihr Haupt, dann bestiegen sie die Seile und
schwangen an ihnen zu Ehren Phra Insuen's, der er der Herr ist.
Und so erwarteten sie die bevorstehende Ankunft des Eremiten.
Der Eremiten-Gott (PhraDaoboth) erinnerte sich seiner edlen
Nachkommenschaft, und in den Jan Somabath eingehend, den
ersten der verehrungswürdigen und himmlischen Jana, stieg er
zum Himmel auf und begab sich durch die Luft nach dem Gipfel
29ä diam.
des mit Wald bedeckten Berges. Alle Xaphoxiphrahm beeilten
sich ihre Opfergaben zu bringen , die von Bathammarat nieder-
gelegt wurden. Dann huldigend, sagte er: „Der Diener der
beiden Herren , habe ich die Stadt erbaut , nach den Worten des
Herren habe ich sie vollendet. Ich bitte jetzt um einen Namen fUr
die Stadt." Der Eremit Satxanalai erwiederte: „Am heutigen
Tage noch werde ich aufsteigen, um den Himmel [Thevalok, als
die Welt oder Wohnung der Götter, wieTengri im Mongolischen]
des Phra-In-Savan (des Herren In am Firmamente) zu besuchen,
am heutigen Tage noch werde ich wieder niederkommen: Savan-
Thevalok sei deshalb der Name der Stadt. ^ Die Xaphoxi-Phrahm
versammelnd, richteten die heiligen Eremiten, Satxanalai und
Sitthimongkhon , ihre Worte an sie, fragend: „Wen wollt ihr
zumKönig?vveristderWUrdig8te?" Alle die Xaphoxi-Phrahmana*)
erwiederten: „Bathammarat sei unser König, er ist der Aelteste
von uns Allen." Dann sprachen die Eremiten: „Dreierlei sind
die Herren , von dreierlei Ursprung entsprossen auf der Fläche
der Erde, sie sind: der König (Krasat), der Besitzer (Sethi oder
der Reiche) und der Phrahmana, diese prangen auf der Erdober-
fläche." Dann bestätigten die heiligen Eremiten Bathammarat
und setzten ihn zum König ein, unter dem Titel Phaya-Thamma-
Raxa, und sie gaben ihm zur Seite eine Gattin königlicher und
himmlischer Abkunft, die in weiblicher Linie von Nang (Frau)
^lokhali**) herstammte, der Brahminin im Hause Rijapunxai.
Sie erhoben sie zur (ersten oder rechtmässigen) Königin im Pa-
laste des Herrschers. Und die heiligen Eremiten nach einiger
Ueberlegung sprachen so : „Noch bedarf es der heiligen Reliquien,
die Reliquien schaft't herl)ci des Schädels und der Fingerknochen
der linken Hand. Zur Zeit, als unser Herr ins Niphan einging,
erhielt ich bei der Vertheilung durch den König Sritham-Sakkharat
•) Die Xapho-Xi-Phrahm werden mitGenissen zum WasserspreDgen, wiedip
.loori dargestellt. In einer Ahsclirift wird bemerkt, dass sie die brahmaniscbe
Schnnr (Phrot) getrajren.
•*) Nach Csoma de Korosi erhielt Kolita den Namen Mngalau oder Mongo-
lyana, weil er von mongolischer Familie abstammte.
Vorgeschichte der nördlichen Stüdte. 293
diese Eeliquien [Sri Dharma Sakkharat, als Titel Ayasatru's,
wie auch Asoka's]. Sie sind uoeh unter einem Eisenbaum [ton
rang, dessen hartes Holz besonders beim Klosterbau benutzt
wird] begraben und werden durch zwei Geier bewacht, ein
Männchen und ein Weibchen. Geht denn, und hebt diese
heiligen Reliquien ! ""
Als der heilige Eremit diese Ansprache vollendet, stieg er
zum Himmel empor, durch die Luft zum Königsberge gehend,
und dort nach sieben Tagen, als seine Zeit erfüllt war, verliess
er seinen irdischen Körper.
Aber Phaya Sri - Thamma - Kaxa - Chao berief die Xaphoxi-
Brahmanen zur Versammlung, und mit ihnen berathend, sagteer:
„Lasst uns gehen und des göttlichen Herren Reliquien heben und
sie in unserer Stadt niederlegen. Eines Baumeisters bedarf es,
sie wohl und sicher in der Kapelle zu verwahren." Nun fand sich
ein Mann, Baphitsanu genannt, ein Mann mit Namen Baxiphit, ein
Mann mitNamen Barittijana, ein Mann mit Namen Ba-in unter ihrem
Haupt: diese fünf Künstler hielten eine Berathung, wie der Bau
auszuführen sei, und dann beschlossen sie und sagten: „ Wir werden
ein Werk vollenden, schöner und wunderbarer, als je ein solches
von Architecten auf dem Erdkreise ausgeführt ist." Nachdem
sie es ausgeführt (wie des weitern beschrieben ist) , wurden die
Reliquien geholt, woher der Spruch Khao rang reng (der Baum
mit des Geiers Nest) entstand, und dann verordnete der König,
dass alles Volk sein Gold und Silber brächte, damit die Künstler
die Schmucksachen des Tempels fertigten.
Wie Low bemerkt, nennen die Lao ihr Land Chi-mai (priester-
liches Gebiet) oder auch Sovannaphom (der goldene Brahma),
weil der erste König im Traume Brahma vom Plimmel herabsteigen
sah, ihm einen goldenen Pipul-Baum zu überreichen. Der ordi-
nirende Oberpriester wird Rawli von Fitch genannt. Xi (Mönchs-
priester) wird noch jetzt von den Lao in einer Weise verwandt,
um Person überhaupt zu bezeichnen, denn von Rechtswegen sollte
ein Jeder Priester sein. Für Laien haben sie deshalb auch den
Ausdruck Kbon dib, ein roher oder unreifer Mensch. Xieng meint
etwas Schräges und Schiefes, und deshalb eine Stadt , als von
294 Siani-
solchen Leuten bewohnt, die, das Kloster verlassend, vom rechten
Wege abgewichen. In Siaui heissen die Laien Bandit (Pandita)
oder vielmehr solche, denen man das Aufgeben des Priesterstandes
noch ansehen kann , da ihr Haar noch nicht gewachsen. Auch
die mehr eckigen Alphabete für profane Schriften wurden, im
Gegensatz des runden Pali , -früher Xieng genannt. Alle diese
verschiedenen Auslegungen sind jetzt in Wechselbeziehung zu
einander gesetzt, und um die ursprüngliche Wurzel zu finden,
mUssten erst die aus mehrfachen Sprachen durcheinander gewor-
fenen Elemente geschieden werden.
Die beiden hier erwähnten BrahmauinnenNangMokhali und
Nang Sari Phramani werden die Mütter der beiden Lieblings-
schüler Buddha's genannt, PhraMokhala und PhraSaributr, welch
letzterer Name im Siamesischen auch als der uneheliche Sohn
erklärt werden könnte. The Sanscrit Shi-li-fuh (Sariputra) is
equivalent to „the son of the Tsou-bird** (sari, a sort of hawk
with remarkable cyes). This was a name derived from his mother.
At first he was a disciple of the heretic Shan-cho-na, well versed
in the 18 Shastras. Auf seine Bekehrung folgte die des Tsai-
shuh-shi (Muganlan oder Muhkinlin) oder Mudgalaputra, und jeder
von ihnen führte Buddha 250 Jünger zu. Von den beiden Phra-
Rüsi wird noch erwähnt, dass sie, als das Alter der Menschen
sich bis 200 Jahre erstreckte, 16 Fuss hoch gewesen, und nach-
dem es sich auf 150 Jahre vermindert hatte, 14 Fuss. Nachdem
die 10 Familien ihre Niederlassung gegründet, wurden die Paneha-
Matscha - Kh<am (die fünf Fischerdörfer der Mitte) in eine Stadt
vereinigt mit einer Pagode über den Reliquien des Phra Saributr
und mit den Reliquien des Phra Mokhala im Hause seiner Mutter.
Die nördlichen Dörfer (Uttara-Khamani) waren ursprünglich von
den Xaphoxi - Phrahmana allein bewohnt, die, wie es vorge-
schrieben war, nur mit einander assen und unter sich Handel
trieben. Low l)emerkt, dass Utdha Tapasa oder Maha-Rischi, der
sich unter den birmanischen und siamesischen Asterismen finde,
von den Siamesen noch lebend und älter als Buddha gedacht
werde. In their histories of Phra-Pathom, he seems alluded to
under the title of Utthakhut (Assagutta im Pali).
Vorgeschichte der nördlichen Städte. 295
Als Sariputra und Maugalan, unter den Namen Upase und
Kaulithe noch Laien waren, erkannten sie eines Tages (nach der
Mallalingara-Wuttu), mit 220 Begleitern auf einem hohen Berge
stehend, das Prinzip der allgemeinen Vergänglichkeit alles Irdi-
schen und fühlten eine unbezwingliche Sehnsucht nach Belehrung.
Der heterodoxe Rahan Thinze, der damals von 550 Schülern um-
geben in Raya gaya lehrte, konnte ihnen nicht genügen, und
durch den Rahan Athadzi von Buddha's Erscheinen benachrichtigt,
gingen sie, jeder mit 220 Jüngern, zu ihm über, weshalb ihr frü-
herer Meister aus Aerger an einem Blutsturz starb. Als Sariputra
seinen Nibpan herannahen fühlte, verabschiedete er sich von
Buddha, um mit seinen Jüngern nach seinem heimathlichen Dorfe
Nalaka*) zurückzukehren, wo seine Mutter Nupatharivonihmdas
Gesetz lernte und nach seinem Tode einen Dzedi errichtete, dem
der Sakyakönig in der Mitte des Ortes einen viereckigen Thurm
mit hoher Spitze beifügte. Die im Gedränge zertretene Rewati
(Sariputra's Amme) kehrte am folgenden Tage aus dem Himmel
Thawadeintha zurück und erschien den Bewohnern in dem Glänze
einer Nat-Königin, ihre Transformation verkündend. An der Stelle,
woGautama die Nachricht von Maugalan's Nibpan erhielt, Hess er
gleichfalls einen Dzedi errichten und sein Lebensende ist im
Dhamma-Ataga beschrieben.
Nach dem ceylonesischen Verzeichniss derUeberlieferer der
Vinaya empfängt Moggaliputto unter Chandragupta die Upasam-
pada- Weihe. In der Inschrift von Andher wird (nach Cunning-
ham) Moggaliputto als geistlicher Sohn des Gotiputtra aufgeführt.
Palladji erwähnt der von Maudgaliputtra gestifteten Schule der
Vibhadjyavadinas. In der tibetischen Lebensbeschreibung Rat-
nadharmaraga's (bei Schiefner) wird in dem zu Rajagriha gehö-
renden Hüttendorfe dem Purohita des 'Königs Kaundinja-Patala
von seiner Frau Modgal ein Sohn geboren, der, weil ihn seine
•) Nala or Nalaka (a Brahmin village near Rad/^agio) was the birth place
of the gresLt disciple Tharipiitra. It seems, that thcre was there a sort of Aea-
demia , whither the learned of Radzagio resorted for discoursinfif on moral and
philosophical sabjects (s. Bigandet).
i
296 Siani.
Verwandten auf den Schooss g:enommen, Kolita und wegen Aehn-
lichkeit mit seiner Mutter Modgali's Sohn aus dem Gesehlechte
Maudgaljajana genannt wurde. Als der Arhant gewordene
Maudgaljajana sieh dem Nachdenken über seine Eltern überliess,
fand er seinen Vater als Brahmakönig, seine Mutter aber in der
Hölle, wo er bei ihrer versuchten Befreiung selbst umgekommen
wäre, ohne Ananda's Hülfe und erst durch die auf Bhagavanfs
Geheiss abgelesenen Sutras ihre Erlösung ermöglichte. In dem
DorfeNalanda gebar (nach Katnadharmaraga) die (mit den Augen
des Vogels Gracuhi religiosa begabte) (^'arika (deren Bruder
Koshthila sich zum Studium des Lokajata -Systems nach Süden
begeben hatte) einen Sohn, der wegen seiner Aehnliehkeit mit
dem Vater (dem von Süden gekommenen Brahmanen Tishja am
Hofe Bimbisara's) von dem Grossvater (dem Brahmanen Mathara)
Upa-tishja genannt wurde, von dem Vater aber ^^ariputra, weil
er der Mutter gleiche.
König Phra-Thamraa-Raxa Hess die beiden Prinzen Thamma-
kuman und Usokotkuman [Kumara, als Jüngling oder Prinz, wie
die Infanten], als Bhikkus den Trai-Pidok dreimal von Anfang
bis zu Ende durchstudiren. Da er aber unruhige Zeiten voraus-
sah und sich derHorizont mit kriegsdrohendem Gewölk umdüsterte,
so nahm er sie aus der Priesterschaft in den I^ienstand zurück.
Auf königlichen Befehl wurden die Pantcha-Matscha-Kham be-
festigt und nach dem Erbauen eines Palastes der Prinz Usokot
in der Stadt Hariphunxai als Kiinig Phaya Sri Thamma Sokkha
Rat gekrönt und mit einer Brahmanin aus jenen Dörfern vermählt
Aus den nördlichen Dörfern der Xapho-Phrahmana wurde
die Stadt Kam phaxa-Nakhon (die Stadt Kam phaxa oder KamboZÄ'
tein) errichtet und der Prinz Thammakuman als Herrscher ein-
gesetzt, eine Brahmanin als Gattin heimführend. Nach den öst-
lichen Dörfern (Burakham) wurde der Prinz Singkhuman geschickt,
um, nachdem die Xaphoxi-Phrahman einen Palast und Festungs-
werke erbaut hatten, in der Stadt Phitxabut (Phitsanunakon) den
Thron zu besteigen, mit einer Brahmanin als Königin. Diese vier
Städte lebten in Freundschaft und Eintracht beisammen, und die
Könige regierten in Frieden, die den Jahreszeiten entsprechenden
Vorgeschichte der nördlichen Städte. 297
Opfer beobachtend. Neid und Zorn war unbekannt und Alles
blühte in Frieden.
Angeblieh genauere Zeitbestimmung findet sich in folgender
Darstellungsweise des Geschichtsanfanges: Die Eremiten Satxa-
nalai und Sitthimongkhon , die bei Buddha's Geburt 100 Jahre
zählten, gründeten Savanlok im Alter von 300 Jahren.
Als die Chuulosakkharat ihren ersten Cyclus vollendet hatte,
beriefen die Rtisi oder Eremiten, in deren hundertjährigem Alter
Xinasi noch Phaya war, ihre Nachkommen zusammen, als
300 Jahre ihres Lebens abgelaufen waren, und sprachen ihre
ermahnenden Abschiedsworte im Jahre 306 der Phra-Phuttha-
Sakkharat. Im Alter von 300 Jahren war die Körperlänge 13 Ellen,
bei 200 Jahren 9 Ellen, bei 1 50 Jahren 7 Ellen. Die Bewohner
der beiden Dörfer werden von Saribut und Mokala abgeleitet,
die unter ihren Laiennamen Kolita und Upatissa auch in den
religiösen Büchern als Dorfbesitzer bekannt sind. Die Familien
der beiden brahmanischen Dörfer Kolita und Upatissa in der
Nähe Rajagaha's hatten seit sieben Generationen in Freundschaft
gelebt und ihre Prinzen hiessen nach den Dörfern Kolita und
Upatissa. Als diese, um das Heil zu finden, umherwandern,
lassen sie sich erst unter die Schüler eines durch seine Weisheit
berühmten Paribrajika Ganga aufnehmen , aber er konnte ihnen
nicht den rechten Weg weisen. Mit Assaji, einem der bekehrten
Brahmanensöhne, amHofeKapilawut's zusammentreffend, werden
sie zu dem wahren Lehrer geführt, der ihre Namen in Saribut
und Mugalan verändert.
In Betreff des Weges, den die indischen Könige und Priester
hergezogen, meint Lassen, dass sie von Silhet zuerst nach Muni-
pur und dann südlich nach Kule gelangt seien. Wie sie von
jenseits des Irawaddi weiter gegangen, zeigen die Kaufleute aus
Thay-yai oder Pamahong (Pama-Angva) bei Du Halde, die mit
indischen Waaren nach Mohang(Myang) Sen, der Hauptstadt der
Laos, kamen. Kiang Seng oder Kiang Sen (Xieng Sen) liegt am
rechten Ufer desMokhong und ist nach Mac-Leod von Kiang-tung
abhängig. Im siamesischen Städtecatalog ist indess ein Xieng
Sen aufgeführt. Khiang-Khen, der östlichste aller Schan-Staaten,
298 Siam.
trägt den liciligen Namen Thakalanita, da es, ein zweites Thak-
kasinla, die Erlernung der [in China heimischen] Wissenschaft ver-
mittelte. Da die Siamesen manche Importationen zur Vermehrung
ihrer Kenntnisse über die Länder der Laos erhielten, so sagen sie
bisweilen, dass diese ihre Khru (Guru) oder Lehrer gewesen,
aber diese Bemerkung hat nicht die ausgedehnte Bedeutung, die
Low ihr beilegen will.
Als in sieben Generati4)nen der Könige 500 Jahre in ihrer
Dynastie vorübergegangen waren, regierte in der Stadt Hari-
phunxai-Nakhon der König Aphajakha- Muni, der in höchster
Strenge die Regeln (Sila) beobachtete. Er hatte die Gewohnheit,
zu Zeiten nach einem hohen Berge hinauszuziehen, um doii das
Leben eines Einsiedlers zu führen. Auf diesem Berge pflegte
sich eine Drachenprinzessin zu erlustigen, die den frommen König
besuchte und drei Tage und Nächte bei ihm verweilte. Als sie
nach ihrem unterirdischen Reiche zurückkehren wollte, gab ihr
der König sein geschmücktes Gewand nebst einem kostbaren
King und ging dann selbst wieder nach seiner Residenz , um die
Regierungsgeschäfte zu versehen.
Als das Fräulein (Nang) Nakh sich schwanger fühlte, merkte
sie, dass das Kind in menschlicher Weise und nicht aus einem
Ei *) geboren werden würde. Sie schämte sich deshalb im Lande
der Nakh zu gebären und kehrte nach der Einsiedelei auf dem
Berge zurück, die aber von dem Könige schon verlassen war.
Als sie einen Sohn geboren, legte sie ihn, in das kostbare Gewand
gewickelt, mit dem Ringe daneben, dort nieder und floh in die
Unterwelt zurück. Ein Jägersmann, der den Wald durchstrich,
hörte das Schreien des Säuglings und brachte ihn zu seiner Frau,
die gerade selbst ein Kind geboren hatte. Bei diesem Paare
wurde der aufwachsende Prinz in allen Tugenden des Gesetzes
erzogen.
Nun geschah es, dass seine Majestät der König Phaya-Apha-
jakhamunirat Befehle an seine Minister und Edelleute ausfertigen
*) Kadrou repoit l'oeuf du serpent, und Eckhaus steUt damit dasdruidiMhe
Ovum anguinum (bei PUdIus) zusammen.
\
Vorgeschichte der nördlichen Städte. 299
Hess, dass ihm ein Schloss erbaut werden solle. So erging ein
Aufgebot dureh*das ganze Land, und jedes Haus hatte die zum
ki5niglichen Dienste Pflichtigen zu senden , um an dem Werk zu
helfen. Auch der Jäger wurde einberufen , um als Holzhacker
verwandt zu werden. Er nahm sein Söhnchen mit sich , und da
die Sonne heiss schien, legte er ihn in dem Schatten des Königs-
sehlosses nieder, das zitternd dröhnt und hin und her zu schwan-
ken beginnt. Der König (wie mit weiter Ausführlichkeit erzählt
wird) lässt über die Ursache Nachforschungen anstellen und
nimmt seinen von dem Jäger erzogenen Sohn, an den Abzeichen
erkannt, zu sich, den er mit seinem Halbbruder, dem Prinzen
Rtittikuman, zusammen erziehen lässt, unter dem Namen Arun-
raxa-kuman. Eingeschaltet ist eine Prophezeiung Buddha's, als
er einst ausserhalb der Dörfer Pantcha Matschakham sein Mahl
einnahm und ihm ein Nakh Wasser brachte : „ 0 Ananda, dieser
Drache, der Tathagata Wasser bringt, wird nach 1000 Jahren
die Aera Tathagata's erneuern. Und durch die Kraft des in
Almosen gegebenen Wassers wird kein Wasser mangeln in den
Grenzen seines Reiches, wo er als unabhängiger König keine
andere Oberhoheit anerkennen wird. Wenn mit Anisong (der
aus Verdiensten fliessenden Gnade) gegeben, erlangen auch Feuer
und Wasser die Kraft von Almosen. Wenn Tathagata für
950 Jahre in Neibban eingezogen ist, dann wird Phra-Arunarath
als König geboren werden." König Aphajakha-Muni überlegte
bei sich, dass es passend sein würde, seinem Sohne eine Stadt zu
ertheilen, und als er umherschauend, Satxanalai nur von einer
Prinzessin verwaltet sah, vermählte er mit ihr, der letzten ihres
Stammes, den Prinzen Arunaraxakhuman und bestellte ihn als
den Gouverneur der Stadt Satxanalai , unter dem Namen Phaya
Ruang.
Dies ist denn der berühmte König Phra Ruang, dem die
Einführung der vulgären Aera oder der Chunlosakkharat, die Er-
findung der Buchstaben und eine Unzahl fabelhafter Thaten zu-
geschrieben wird, wie besonders in dem Buche Rüang Phra
Ruang des Weiteren sich erzählt findet. Die hier vorliegende
Geschichte (die Phongsavadan Myang Nya) , die ihn mit einem
300 Siam.
weissen ElephaDten schwarzer Zähne beschenkt, sagt Nichts
von seineu Differenzen mit Kambodia, aber in .den Chroniken
dieses Landes erscheint er als ein Rebell , der den schuldigen
Tribut an Weisser verweigert, worauf in der angeführten Pro-
phezeiung Buddha's angespielt wird. In den populären Er-
zählungen der Siauiesen trägt er denselben Charakter, da sie
sich der unter ihm erworbenen Unabhängigkeit freuen und seit
der Zeit ihren Namen Thai oder Freie erhalten haben wollen,
was schon deshalb bedenklich erscheint, weil in der durch Phra
Kuang tixirten Periode die eigentliche Thai-Ra^e in Sayamphra-
thet noch gar nicht existirte. Indess wiederholt sich sein Name
mehrfach, da die Geschichte ihn auch auf spätere Repräsentanten
überträgt, und von den peguanischen Historikern (in siamesischer
Uebersetzung) wird er fast wie ein Titel jedem Könige Sukothay's
beigelegt. Sein Name Phra Ruang oder Phra Rung bezeichnet
seiue Abstammung von den Drachenschlangen, als Phra Lung,
wie auch die ausgeschmückten Mittheilungen, die Low über den
Pilgerort der Nang Rung im Padeng oder rothen Walde erhielt,
sich auf den Tempel der Drachenprinzessin neben dem Pa fai
(Feuerwalde) Korat's beziehen werden. EinPhaya Ruang, Sohn
einer Nakh, wird ziemlich übereinstimmend von den Siamesen als
König vonSukothay in das Jahr 625 derChunlosakkharat gesetzt
Da Phra Ruang sich ärgerte , dass seine von allen andern
Monarchen der Erde adoptirte Chronologie in Veränderung der
Aera nur von dem Kaiser von China (Krung Chin) nicht an-
genommen war, so schlug er seinem Bruder Rutthikuman vor,
eine Expedition gegen denselben zu unternehmen. Andere
sagen, dass diese gegen Magadha gerichtet gewesen. Im achten
Jahrhundert führte das Königreich in der Provinz von Shensi
und seine westlich von Sigam gelegene Hauptstadt im Speeiellen
den Namen Chin. In einem Zauber -Kahne fuhren die beiden
Brüder (Phra chao Sayam thang song oug phi nong, die beiden
siamesischen Fürsten, älterer und jüngerer Bruder) von der Stadt
Sukothay-Satxanalai ab und wurden von einem Strome reissender
Schnelligkeit durch das Geschlecht der Nakh vorwärts bewegt
Der Gott, der die Wolken beherrscht (Phalahok), war durch
Vorgeschichte der nördlichen Städte. 301
Magie gefesselt und alle die Übrigen Göttei söhne (Thevabutr)
zogen in der Begleitung der beiden Könige , die , das Wunder-
schwert und den siegreichen Bogen Sinaxai tragend, aufrecht im
Boote standen. Phra Phum und Phra Phai (der Gott der Lüfte)
Hessen die günstigen Winde wehen , um das Schiff vorwärts zu
treiben, dasMekala, die hocherfreute Göttin der See, sorgsam
gegen jeden Unfall schützte. „Als sie nach einem Monat Fahrt
sich den Küsten China's näherten, da ereignete sich ein sonder-
bares Naturphänoraen. Ein dicker, dichter Nebel erhob sich,
Alles einhüllend, so dass weder Sonne noch Mond zu sehen war.
Den Chinesen gruselte es. Es überlief ihnen eiskalt den Kücken
und ihr Haar stand zu Berge. In allen Städten China's da war
nur Zittern und Angst und Furcht und Schrecken. Und der
Kaiser von China rief die Vornehmsten seiner Edelleute zu-
sammen und hielt eine Versammlung im Palaste, um über
diese Sache zu berathen. Und es wurde beschlossen, einen
Mann, der Kunkeokantjin hiess, nach der Küste zu senden, um
dort umherzublicken, ob er etwas bemerken könne. Und Kun-
keokantjin ging nach dem Strande hinab und blickte nach Nor-
den und in die See hinaus , aber kein Schiflf* war in Sicht. Aber
siehe, da war ein kleines Boot mit zwei Siamesen darin, das
dahergetrieben kam. ^
Auf seinen Bericht erinnert sich dann der Kaiser China's
einer Prophezeiung, dass ein Siamese kommen würde, seine
Tochter zu freien , lässt die l)eiden Brüder ehrenvoll empfangen
und schickt seinen mit der Prinzessin Paithuudevi vermählten
Schwiegersohn in einem wohlausgerüsteten Schiff zurück, mit
500 Chinesen, die bei der Ankunft in Satxaualai doit eine
Porcellanfabrik einrichten. Auch hatte der Kaiser China's sein
Siegel (wie eine Tessera) in zwei Hälften zerbrochen und die eine
seiner Tochter mitgegeben, um ihre Briefe damit zu zeichnen.
Er würde dann das andere Stück daranpassen , um zu sehen , ob
sie acht seien. Aus China geschenkte Glasspiegel wurden im
Palast aufgestellt. Der Ruhm seiner Seefahrten muss zu den
Malayen gedrungen sein, da Shaher ut Nawi(Noi)den liajah von
Sumadra (Sumatra) gefaugeu nimmt und ihn in seinem Palaste
302 SiÄin.
zu Slam zum Füttern der Hühner verwendet. Nach seiner
Rückkehr wurde Phra-Ritthi-Kuman mit der Prinzessin Malika-
Thevi (die vom Bestreuen der Tempelbilder mit Mali-Blumen so
genannt war) zum Fürsten in Phixai-Xieng-mai durch Phra
Ruang eingesetzt, der zur Schenkungsurkunde aus seiner Gold-
Hasche Wasser vergiesst. Da die Lao*) um den Prinzen gebeten
hatten, so hat sieh seitdem unt^r ihnen die Sitte erhalten, dass
die Madchen den Antrag stellen (der Uebergang zur Polyandrie
ihrer nördlichen Nachbarn). Durch seine Kenntniss der Trai-
phet (drei Vedas) hatte Phra Ruang seinen Körper unverwundbar
gemacht und in Folge seiner früheren Werke lag Kraft zum
Lebendigmachen oder Sterben in seinen Worten, so dass, was er
aussprach, auch geschah. Die (Tcschichte spricht dann von dem
explodirenden Pulver der Kambodier, das, in Wasser nieder-
fallend, gefährlich wurde, nennt es aber mit demselben Namen,
den in der kambodischen Geschichte der Edelmann Dam din
führt, den der König gegen den aufständischen Phra Ruang aus-
schickt. Dieser grub sich unter der Erde von Kambodia nach
Siam durch in gefürchteten Minenarbeiten (wie sie auch die
Annamiten im chinesischen Kriege nur durch Hexenbeschwörungen
bekämpfen zu können glaubten) und tauchte in dem Kloster,
*) Von don Frauen in Xi('n<rmai sagt Grandjcaii» dass sie die Männer an
Arbeitskraft, Fleiss und Vorstand übertrafen. ..Sie besitzen ein deutliches
Uebergewicht über die Männer und können sie forttreiben , wenn sie nicht mit
ihnen zufrieden sind.** De Barros sagt vom siamesisehen Stamm der Laos por
que em esfas partes as mulheres tem melhor pareeer , qiie os homens dizem alias
qne as fcmeas sahem as primeiras mai eos niachos ao pai. Kämpfer erwähnt,
dass sie sich tättowiren , um männlicli zu erscheinen. Benfey erinnert bei den
Vorrechten, die dieFraueif unter denGaro? besitzen, an das indische Frauenreich
des Utt.ira- (nördlichen) Pandja. Nach Megasthenes wurden die Pandae von
einer Königin beherrscht und die Pandn-Hrüder begnügen sich mit einer geroein-
samen Frau. Die Prinzessinnen von Cabenda können (nach Maxwell) Jeden snr
Heirath zwingen und schlicssen ihre Manner ebenso eifersüchtig gegen das
andere Geschlecht ab, wie der König von Dahomey seine tYauen. Bei Einigen
der Sikh herrscht (nachOrlich) die Sitte, dass mehrere Brüder eine Fran nehmen
und sie gehören meist zu den Jat mi Pendjab , den Nachkommen der Jitha oder
Jetha (Jueitschi).
Vorgeschichte der nordlichen Städte 303
wohin PhraRuang sich zurückgezogen, aus dem Boden auf, wurde
aber durch sein Wort in Stein verwandelt (wie die Höflinge in
Vicramaditya's Palast bei dessen Himmelfahrt). Von einer glück-
licher ausgefallenen Grubenfahrt erzählte man mir in den Ruinen
Banon's in Kambodia. Einen gebratenen Fisch, der ihm zu gross
war, ass PhraRuang nur zur Hälfte*) und warf die andere wieder
in den Teich, wo sie lustig weiter schwamm , und dieser halbe
Fisch muss noch Junge gehabt haben, denn er schwimmt
jetzt in vielen Klosterteichen Siam's und noch mancherlei sonst
in der Einbildung. Ehe Manggalpur von den Ungläubigen in
Besitz genommen war, besass das Wasser im Teich von Jivat-
kunda die Eigenschaft, todte Körper, die hineingeworfen wai-en,
neu zu beleben.
Ausser mit Würfeln, liebte Phra Ruang das Spiel mit
Drachen , das in Siam und China von Alt und Jung mit Leiden-
schaft getrieben wird. Nachdem er einmal sieben Tage nach
seiner Art umhergewandert war, ohtie etwas zu essen, liess
er seinen Drachen steigen, der von der Schnur abriss und
fortflog bis nach der Stadt Toung-U, von einem Sclaven (Nai-U
oder Meister U) beherrscht, der durch das Glück, einen weissen
Affen gefangen zu haben, König wurde. Phra Ruang folgte
seinem Drachen bis Toungu, wo er ihn oben an der Thurmspitze des
Palastes hängen sah und in einer Sala (für Wanderer aufgebauten
Halle) vor dem Stadtthore sich zum Schlaf niederlegte. Bei
Nacht betrat er den Palast, beglückte im Vorbeigehen die Prin-
zessin mit einer ehelichen Umarmung und stieg dann zum Thunne,
ganz aus Eisen gebaut, hin<iuf, um seinen Drachen herabzuholen.
Der König von Toungu, der dort schlief, erwachte und setzte
sich im Bett aufrecht. Phra Ruang stieg auf seine Schulter und,
da er den Drachen noch nicht erreichen konnte , auch auf seineu
Kopf, und machte so einen Sclaven aus dem König, der nichts
merkte. Nachdem er den Drachen losgemacht, floh er davon.
♦) Unter don sonderbaren Dingen im Königreiche Kaiinga (erzahlt der
Oabistan) war ein Teinpeltoich, worin hineingeworfene Knochen eines Brahmanen
od^r einer Knh innerhalb eines Jahres zur Hälfte za Stein werden, während
die andere Hälfte an verändert bleibt.
304 Siäm.
Als aber die Prinzessin am nächsten Morgen ihrem Vater von
der unceremoniösen Visite erzählte, schickte dieser Boten aus,
die Phra Ruang zurückbrachten. Nachdem der König ihm
die Eingeweide herausgenommen und in einen kupfernen Kasten
gelegt h<atte, wurde Phra Kuang, der nicht wusste, wie ihm ge-
schah, wieder zur Stadt hinausgebracht. Dieser Vorfall wird als
PhoUakam (Folge begangener Handlungen) erklärt, weil in einer
früheren Existenz Phra Ruang, als Krähe, den König Yon Tongu
als Fisch entleibt hatte. „Seit dieser Zeit ist das Land Lao voll
von Phi*) (Dämonen), die die Eingeweide und Gedärme der
Menschen fressen.'' Nach Satxanalai zurückkommend, ohne zu
wissen, dass ihm seine Eingeweide herausgenommen waren,
hatte Phra Ruang ein, wie es scheint, unbefriedigendes Rendez-
vous mit den Damen seines Harems und ging dann, um in der
Fontäne auf dem Markte in der Mitte der Stadt zu baden. Dort
verschwand er**) und wurde nicht weiter gesehen. Als sein
Nachfolger in Satxanalai Wurde Phra Suttukuman durch Phaya
Rütthi, König von Phixai-Xieng-mai, bestätigt.
Nach Phra Ruaug's Tode-, fügt eine andere Abschrift bei,
brachen Krieg und Fehden zwischen den Königen aus. Das
Volk der Xiphraui verschwand allmälig und wurde in Lsiien
(Krahat) verkehrt. Sünde nahm Uesitz von ihrem Herzen, als
Soldaten und Miethstruppen nahmen sie die Refehle und Ge-
schenke der Könige an. Alles entartete ins Schlechtere, Körper-
grösse und Lebensalter wurden vermindert. Sie verachteten die
früheren Erinnerungen und behielten nur die Zauberformeln
(Mondon oder Mantradon) bei , um damit schrecken zu können.
•) Low nennt einen Stamm der Laos Phi Phob und sagt, dass er als
)Jämonenbe:>chvvorer nnter den übrigen zerstreut sei , aber Phi Phob sind eben
die Dämonen , die von den Hexenmeistern ausgeschickt werden ,. um die Ein-
geweide ihrer Feinde zu fressen. Die Nats heissen Phi , böse Nats Phi hei und
üott Zo oder Zo Phaya bei den Schan.
♦♦) Auch die Geschichte Kaschmir's berichtet von ihrem Liebting^konig
Latitaditya ein wunderbares Ver-ichwiuden : 11 s'est couch6 dans Toc^an ce Joyaa
du ciel, ainsi disent quelques uns, et d'autres: II est entr^ dans le feu, qu'il s'est
pn'»paii^, d'iiutres encore: II a passe en entier dans Tautre monde (e. Troyer).
•*. V « V. * '.
Vorgeschichte der nördlichen St&dte. 305
Ihre Häuser verfielen, ihre Geräthschaften verdarben und sie
vertauschten die Städte mit dem Aufenthalt in den von Elephanten
und Tigern bewohnten Wäldern. Dann entstand eine Ver-
schiedenheit der Sprachen und Jeder wurde seines Nachbarn Feind.
Der Nachfolger Phra Ruang's wurde von dem Edelmann
Trai-Poph-Narok zu Vorsichtsmassregeln ermahnt, da er Kunde
von feindlichen Rüstungen in grosser Ausdehnung hatte. Mit
der Vertheidigung betraut, sandte er zu den acht Hauptstädten
(huamyang) der Grenzposten, um ihre Befestigungswerke in guten
Stand zu setzen. Ein nach China geschicktes Kriegsboot kam in
sieben Monaten nach Satxanalai zurück, ,,denn zu der Zeit
kam das Seewasser in der Fluth bis nach der Stadt Satxanalai, "^
und brachte Waffenschmiede. Phrohmvithi , der auf Lüthirat in
Xiengmai gefolgt war, sandte die Uülfstruppen aus MyangLakhon,
Myang Nahn, Myang Xiengmai und Myang Pheh nach Satxanalai,
das bald darauf von Phrachao Sri Thammatraipidok und seinem
Uparat (Chao Xieng Sen) belagert wurde. Die Vorhut des
feindlichen Heeres führten die Phaya Xieng rai und Xieng ru,
den rechten Flügel die Phaya Xieng ngon und Xieng tung, den
linken Flügel die Phaya Xieng nan und Xieng fang. Der Frie-
den wurde vermittelt durch Phra Phuttha Khosa Chan , den Abt
des Klosters Khao Rang Reng in Sukhothay, auf dessen Zureden
der König Thammatraipidok sich mit der Hand einer Prinzessin
begnügte und nach Xieng Sen zurückkehrte, wo ihm zwei Söhne
geboren wurden (Traisonrat und Chat-kon;.
König Sri Thammatraipidok wusste durch seine ausgedehnte
Gelehrsamkeit, die er schon zur Zeit des Buddha Kaukuson durch
das Studium der Bücher desTraipidok erworben hatte, dass Phra
Phuttha Chao , nachdem er Almosen aus allen Theilen der Welt
empfangen , sich unter einen Samo - Baum zurückgezogen , um
seinen Reis zu essen. Da er es passend dachte , an diesem Orte
eine Stadt zu gründen, so erliess er königliche Befehle an die
beiden Beamten Cha Nakrong und Cha*) kan> bun mit dem
•) Deax oncles de Ten^likhan commandaient aax troupes de Toripiit et de
rocddent , on les appelait les Cha de la gaache et de la droite nach dem Pien-i-
tien (s. Julien).
Bastian, Ottasien. I. 20
306 öiam
Mandate, 500 Karren fertig zu machen und sie mit Gutem und
Waaren zu beladen, um eine Stadt zugrUnden. Die zwei Officiere
huldigten dem königlichen Befehle und machten sich zum Auf-
bruche fertig. Sie wurden von Kaufleuten geführt, denen die
Gegend vertraut war. Von Xieng Sen reisten sie Über die Stadt
Nahn nach Lilomphon, wo Buddha*s heiliger Fusstapfen sich findet.
Dann passirten sie den Fluss Taniim oder Menam Tanim und
kamen in der Richtung des Gebirges Luang nach der Stadt
(Myang) Savankhaburi. Nachdem sie dort in Phra Phuttha's
Tempel angebetet, setzten sie über den kleinen Arm (Kue noi) des
Flusses Trom und langten dann auf der Ebene derbrahmanischen
Dörfer an, wo einst Phra Phuttha gewandelt war, Almosen
sammelnd. Von den Dörfern der Brahmanen enthielt das öst-
liche 500 Häuser, das westliche etwas Über 100. Die Officiere
Hessen Halt machen und stellten eine Berathung an, die zu der
Entscheidung führte, dass diese grasreiche Gegend, so eben und
ruhig, wo sich auf beiden Seiten brahmanische Dörfer fänden,
wahrscheinlich die von ihrem Könige zum Bau einer Stadt be-
stimmte sei. Sie befahlen den Kaufleuten, die Wagen nach einer
Stelle zu treiben, die zum Aufsehlagen eines Lagers geeignet sei,
und errichteten zunächst das Dorf Xaphorat. Dort wurden von
den Dienern Nakrong's Ziegel verfertigt. Die Soldaten Kan-
bun's wohnten im Dorfe Xapho-Phrahm. Die Officiere schickten
Schreiben in die Dörfer an die Aeltesten, dass sie ihnen 1000
ihrer Leute senden möchten , um ihre eigenen tausend bei der
Arbeit zu unterstützen, und das Werk wurde dann in drei Theile
vertheilt, unter die Brahmanen, die Thay und die Lao.
Zur Weihe wurden die Xapho-Phrahman gerufen, um die reli-
giösen Festlichkeiten anzuordnen, die Fasten und Speisevorschrif-
teu zu regeln und Schauspiele aufzuführen. Dann banden sie das
Haupthaar in einen Knoten, stiegen hinauf auf die Seile und
tanzten zu Ehren Phra-Insuen's. Darauf trat ein Edelmann vor,
um den Platz der Stadt zu bezeichnen. Und die Brahmanen
umzogen ihn mit Schnüren, das Weichbild zu umgrenzen, und
mit der Messruthe theilteu sie den Boden. Dabei wurden dann
verschiedene Quartiere für die Brahmanen, Thay und Lao an-
Vorgeschichte der nördlichen Städte. 307
gewiesen und unter umständlichen Zeitbestimmungen der gün-
stigen Constellationen die Reliquien der beiden Mahathen, Phra-
Ubali - Then - Chao und Phra-Kirimanon, die dort ins Niphan
eingegangen, niedergelegt. Nakrong baute an der West- , Kan-
bun an der Ostseite und nachdem sie die brahmanischen Dörfer
an diesem früher Arangavasi genannten Orte mit einer Mauer
umgeben und durch Ankömmlinge aus der Stadt Riyaphunxai
bevölkert hatten , kehrten sie mit ihren 500 Karren nach Xieng
Sen zurück, den Brahmanen einschärfend, die Stadt während
ihrer Abwesenheit gut zu hüten. Der König, hocherfreut über
den abgestatteten Bericht, zog in Pomp mit einem grossen
Heere , dessen Vorhut die zu hohem Range avancirten Officiere
der Exploration leiteten, nach der neuen Stadt, die , weil er nach
der Erklärung der Brahmanen unter der Constellation Phitsanu
dort angekommen, Phitsanulok genannt wurde , sonst aber auch
Okhaburi oder Ghantabun heisst. Chantabun wird jetzt nur als
Name der südlichen Hafenstadt gebraucht, aber die kambodische
Geschichte nennt den von Phaya Krek nach Viengchan ver-
triebenen König zuweilen Phaya Chantabun (den Fürst von
Ghantabun), als jener sich in Mahanakhon niederliess und die
Ghunlosakkharat einrichtete. Nach dem Bauen verschiedener
Klöster wollte der König Traipidok ein grosses Bild Buddha's
(Phra-Xinarat oder Jina) verfertigen lassen, aber der Guss miss-
glückte beständig und die Werkleute konnten nicht damit zu
Stande kommen, bis Phra In in der Gestalt eines weissgekleideten
Greises sich von drei zu drei Tagen unter sie mischte , aber das
letzte Mal an dem Dreizack auf seiner Stirn erkannt wurde. Er
war den Arbeitern schon aufgefallen, weil er weder Wasser
trank, noch Reis ass und nie mit den Augen blinkte , als kühnen
und furchtlosen Sinnes. Als der König davon hörte , befahl er
einigen Edelleuten, die Sache zu erforschen. Sie folgten ihm
bis in die Mitte der Strasse , wo er plötzlich verschwand , und
dort wurde zum Zeichen* ein Pfeiler aufgepflanzt. Nach de Barros
fand sieh ein durch seine Grösse ausgezeichnetes Bild en hum
templo da Cidade Socotay , que elles dizem ser a mais antiga do
Reino. Pinto spricht von einer Eroberung der Stadt Sorocotao, wo-
308 Siain.
bei 500,000 Menschen umgekommen und eine Menge Gk^tzen-
bilder fortgeführt wurden, die er in dem Tempel Manicafarao sah.
Die Priester erzählten ihm , dass in einer Schlacht zwischen dem
n Santo Calaminha ''y Xixivarom Meleutay genannt, und dem „ Siam-
mon Emperador", der Quiay Nivandel auf einem hölzernen Sessel
sitzend erschienen sei und dem Erstem den Sieg gegeben habe,
und dass er seitdem immer als Kriegsgott angerufen worden,
unter dem Namen Quiay Nivandel des campo Vitau y^mss hon-
roso, que todas os outras deoses dos Moes e Siöes.*"
Nachdem sein mit der Prinzessin von Satxanaiai vermählter
Sohn Kraison inLophaburi gekrönt war, kehrte König Traipidok,
aus dessen Fusstritten Gold und Silber auf der Erde sprossten,
nach Xieng Sen zurück und setzte als Fürst von Xiengrai seinen
Sohn Xatsakon ein , der ihn bei seinem Tode auf dem Thron von
Xieng Sen ersetzte, im Jahre 1300 der Phutthasakkharat Nach
sieben Generationen starb die königliche Dynastie aus und das
Reich ging zu Grunde in, Folge der Kriege mit den Laos.
Traditionelle Erzähloogen aus den KönigsbUchern.
In Phra Raang yerknttpft sich die siamesische Greschichte
mit der kambodischen , und die Thay lassen sich gern des wei-
teren ttber diese Periode ihrer erworbenen Unabhängigkeit aus.
Als man 1500 Jahre in der Phra Phuttha-Sakkharat zählte , war
der Phaya Roi-et der Beamte, um den Tribut an Honig in Phi-
lalai einzusammeln, und der Nai Khongkrao der Aufseher ttber
den Tribut an Trinkwasser, das einmal in drei Jahren von Lavo
nach der Stadt Eamphuxathibodi geschafft werden musste. Er
hatte 300 Mann unter seinem Befehl , um die Schleusen des Tei-
ches Xupakhon in Ordnung zu halten und 101 Böte immer fertig.
Bei seinem Tode fiel die Stelle an seinen Sohn Nai Ruang, der
sich in einer frttheren Existenz durch Darbringung der acht er-
laubten Getränke an Buddha Gonagon so grosses Verdienst er-
worben, dass jedes ausgesprochene Wort von ihm zurThat wurde
(gleich des Prajapati's, der mitBhuh die Erde schafft). Auch der
heilige Vijayanarayan war mit der „authority of speech'' (Bakya
Siddhi) begabt. Als der Knabe Ruang einst auf der Heimfahrt
nach Hause gegen den Strom anrudern musste und im Selbstge-
spräch den Wunsch laut werden Hess, dass das Wasser doch
lieber nach der andern Seite fliessen möchte, geschah es so augen-
blicklich und er wurde von selbst zurückgebracht. Er wunderte
sich , schwieg aber davon und theilte es Niemand mit.
Nachdem die schuldigen drei Jahre des Tributes verflossen
waren, rttstete der Agent der Regierung 500 Karren aus, von denen
jeder 25 Krüge hielt, und zog mit einer Bedeckung von 100 Leu-
ten nach dem See. Dort angekommen, machten sie Halt und
310 SiÄm.
sahen sich nach den Aufsehern um, damit sie die Schleusen des
Wasservorrathes öfifneten. Sie erkundigten sich bei den An-
wohnern und erfuhren, dass Nai Buang jetzt nach seines Vaters
Tode damit betraut sei. Dieser auch, durch Vorübergehende von
der Ankunft des Inspectors unterrichtet, begab sich zu ihm. Als
er die Karren sah , bemerkte er , die Wasserkrtige wären wohl
ziemlich schwer, es wttrde besser gewesen sein, Körbe gebracht
zu haben. „Wie, sagte der Inspector, würden Körbe in ihren
Löchern Wasser halten können? ^ Nai Ruang erwiederte: »Ich
fürchte überhaupt, dass es das nächste Mal kein Wasser mehr für
euch geben wird. Für diesmal mag es noch sein. Ihr mögt
dann gleich seiner Majestät, dem König berichten. *" Der Inspec-
tor begann sich zu fürchten , und um den rauhen Aufseher nicht
noch mehr zu erzürnen , liess er nach seinem Verlangen Körbe
flechten, 25 für jeden Karren. Als alle fertig waren, wurden
die Schleusen geöiinet, und als man die Körbe in das Wasser
tauchte , zog man sie gefüllt heraus. Der Herr Inspector fühlte
unheimlich, er liess das Geschäft beeilen und entfernte sich
so rasch wie möglich von dem gespenstischen Ort Als sie
für das Nachtquartier am Zollhause ankamen , waren die Steuer-
beamten ungläubig und meinten, wie Körbe*) Wasser halten
könnten; als sie aber nachsahen, fanden sie alle gefüllt Da
brachen sie in Staunen aus und Alle verwunderten sich über die-
sen Mann Nai Ruang. In dem Steueramte wurde aber der ganze
Bericht in allen Einzelheiten aufgezeichnet und in den Archiven
niedergelegt Davon heisst das Zollhaus Phra Charük (das der
Notirungen). Als sie des Weges von Tük-xo weiter zogen , ver-
breitete sich durch alle Städte das Gerücht ihrer sonderbaren La-
dung, und bei det Ankunft in Kamphuxathibodi liess Phra Pathom-
masurivong den Inspector zu sich fordern, um ihm genaue Rechen-
schaft abzulegen. Als der König Alles im Einzelnen gehört hatte,
wurde ihm schwach um's Herz und er dachte : „ Ob das am Ende
der Verdienstvolle ist ? ** Er gebot dann seinen Ministem, dass dieser
♦) Die aus Thatang^ stammenden Pagodesclaven des Schweridong bei Pagan
sind berühmt , Trinkbecher aus Körben zu flechten.
TrmditioDelle Erzählungen aus den Königsbficheni. 311
Nai Ruang ergriffen und getödtet werden müsste , und sie rüste-
ten ein Heer aus unter dem Befehle des Grenerals Dam-din-Baxa.
Als Ruang von dessen Anzüge hörte , flüchtete er erst nach Phi-
chit und dann nach Sukhothay, wo er auf seinen Wunsch und
durch freiwillige Contributionen der Bürger von dem Abt des Klo-
sters als Priester geweiht wurde und nun den Namen Phra Ruang
erhielt. Als Phaya dexo khom dam din , nach Lavo kommend,
sich nach Ruang erkundigte , hörte er von den Dorfbewohnern,
dass er nach den nördlichen Städten hinaufgegangen sei. Der
Khom grub sich durch die Erde nach Savankhalok hin und fragte,
ob Ruang dort aus dem Süden angekommen sei. Die Leute er-
wiederten , wie sie nur gerüchtsweise gehört hätten , dass Ruang
sich inSukhothay befinde undBhikkhu geworden sei. Der Khom
grub sich wieder in die Erde ein und stiess aus dem Boden her-
vor, gerade in der Mitte des Vat (Klosters) , wo Phra Ruang eben
den Hof fegte. Dam din fragte ihn : „ Wo ist Phra Ruang ? *"
Phra Ruang erwiederte: „Bleib da, bis er kömmt, ^ und so ist
er noch heute dageblieben , in Stein verwandelt. Als im Jahre
1502 der König von Sukhothay starb, schied Phra Ruang , auf
Bitten des Adels und Volkes, aus der Priesterschaft aus , damit
er zum König gewählt werden konnte. Dann wurde Siam ein
für sich selbst bestehendes Land , wie der Mahavanso das Wort
Siamadesa erklärt. Siam oder Shyan ist aber der Name , den die
Birmanen den Laos geben , die Siamesen als Schan von Yuthia
unterscheidend. Turpin sagt, dass in der Sprache der Peguer
Siam frei bedeute. Im Lande selbst wird die Erklärung frei dem
Ba^- Namen Thay untergelegt, während Sayam - prathet (das
Drei-Land) das Gebiet bezeichnet, das die vom Königsberge kom-
menden Laos besetzten.
Nach denKambodiem hatte Phra Ruang die Frechheit gehabt,
mit einem Heere auf seinen frühem Herrn loszurücken, aber Phra
Pathommasurivong, von den Stadtmauern schauend, habe seine
Truppen alle dem Boden gleich gemacht, indemnochjetztSiemrab
genannten District. Später habe er aus Mitleid befohlen , dem
allein übrig gebliebenen Phra Ruang die Thore zu öffnen , ihm
gute Ermahnungen gegeben und dann zurückgeschickt. Bei der
312 8J*m.
Eifersucht y die Phra Narai in Ramerat wegen der vierhändigen
Erscheinung eines Namensvetters in Siani fühlte, wird er eben-
falls der Absendung eines Dam din genannten Hexenmeisters be-
schuldigt, der sich unter der Erde hindurch grub und beim Hügel
Nophburi's wieder an die Oberfläche hinaufarbeitete, aber in Stein
verwandelt wurde , als er halb heraus war. Von diesem Unglttck
hörend, schickte Phra Narai die verlangten Götterbilder. Die
von Ramisserat abgesegelten Schiffe der Brahmanen wurden
durch Sturm zerstreut, und das Phra Uma führende trieb nach
Kamphuxa, wogegen Phra Narai und Phra Insuen nach Ligor.
Von dort kamen sie später nach Siam (vielleicht in der Colo-
nie Birmanen , die Brugi^re zur Erbauung Ayuthia's aus Ligor
holt). Eben dahin sandte Phra Ruang (700 Jahre nach Buddha),
um das in Ceylon verfertigte Buddhabild, Phra Sihing, zu erhal-
ten, das (obwohl von Metall) stromaufwärts schwamm« Auch
soll Ramathibodi, der als kambodischer König in Ayuthia herrschte
(zu einer Zeit, wo nur Sukhothay von Kambodia unabhängig
war), Gesandte an den König von Oudia in Hindostan geschickt
haben , um Brahmanen mit den drei Veda's zu erhalten. Eine
siamesische Gesandtschaft, die nach Ceylon für religiöse Bücher
geschickt wird , erwähnt Marsden aus dem Jahre 950 p. d. , und
brahmanische Bücher sollen 611 p. d. nach Kambodia gekommen
sein , vielleicht zu den traditionellen Büchern der Laos Kadilok
gehörend , woraus Low folgern will , dass die Laos Sabäer ge*
wesen. In der altem Geschichte Siam's werden besonders iwtt
Ramathibodi erwähnt, und in der spätem noch mehr. Von JeneA
regierte der in derPhongsavadan myang nya erwähnte inSuUio*
thay, der andere in Ayuthia. Da ein anderer Commentator hin-
zufügt, dass der in Sukhothay regierende Ramathibodi früher ein
Chao Phaya Kalahom (Minister) gewesen , rebellirt und sich un-
abhängig gemacht habe , so fällt er mit Phra Ruang zusammen.
Der brahmanische Phra Ruang, unter dem Titel RamaThibodi und
Phra Ruang der Lawa, als aus dem Xat Lawa (Geschlecht der
Lawa) stammend , finden sich vereinigt in der Mythe über König
Natheya kala voranaditsa, dem Sohn des Phaya Kakkhabat, der
aus seiner Residenz Takkhasinla Maha-Nakhon ein Heer von
V
Traditionelle Erzählungen au? den K^nlgabfichern. 318
Brahmanen abschickte , um Lavo oder Lawa-rata (die Stadt der
Lawas) zu gründen und dort aus Savannaburi* geholte Reliquien
niederlegte (1003 p. d.). Der Name Phrahmana (Brahmanen)
meint hier wahrscheinlich , wie oft in den indochinesischen Dar-
stellungen, Phama (Birmanen). Die am meisten durch die Ge-
genwart Phra Riiang's begünstigte Stadt ist aber Sukhothay oder
Sacathay (wie Sacadwipa am Jaxartes). Der König der dort ge-
fundenen Stein-Inschriften führt den Namen Kamkamheng.
Zur Zeit, als Phra Ruang in Sukhothay auf den Thron er-
hoben wurde (im Jahre 1502 derAeraBuddha's), hob Srichantha-
rathibodi Truppen aus und zog nach der Stadt Savadi , von wo
er den kostbaren Glasbecher und den Traipidok mit sich fort-
nahm. Zur Stadt Xa Xieng luang kommend, holte er den
schwarzen Zahn des weissen Elephanten, mit Phra Ruang's Bild
darauf geschnitzt, wie es aus der alten Zeit von Phrachao Aru-
narath herstammte , dann den Zahn der grossen Schlange und
auch den Phra Traipidok nebst den heiligen Reliquien Buddha's,
die in einem mit Kalk fest versicherten Steingehäuse für 120
Jahre aufbewahrt dort gelegen hatten. Bei dem Tode des Königs
fiel die Regierung an Phra Maha-Phuttha-Sakhon aus königlichem
Geschlecht, der an den Ufern des See's Sano (Sumpf-Pflanzen)
lebte , damals Vat döm (das alte Kloster) genannt. In jenen Ta-
gen lebte ein Maha-Thero (ein Hoherpriester) , der sich von dem
alten Stamme Phra Ramatheph's ableitete. Dieser war in den
Besitz einer grossen Menge heiliger Reliquien gelangt , 650 an
Zahl, und hatte ausserdem zwei Schösslinge des heiligen Pipul-
Baames erlangt. Als er aus Langkha-Singhon (Ceylon) zum
König Phuttha-Sakhon in Savadi kam, nahm er den Riss des
Vat Praxetavaranam und baute einen gleichen in Ho, in der
Nähe des Quartiers Phan , vor den Thoren der Stadt Kampheng-
phet. Dieses Kloster (Vat) wurde Sanghanavat genannt. Dann
setzte er den grossen und heiligen Bodhi-Baum in einen Eimer aus
reinem Gold und trug ihn nach dem SeeNakleh, neben dem Klo-
ster Semapaknam , um ihn dort zu pflanzen. Dann lud er die
heiligen Reliquien höchster Zuflucht ein, sich dort niederzulassen,
und das Kloster wurde Phra Srimaha-Phot-Langkha (der Vat des
314
grossen und heiligen Bodhi - Baumes aas Langkba) genannt
Dann scbloss er einige Reliquien in Pagoden (Phra-ehedi)
ein 9 einige in grossen Bildern Buddha's (Fhraphuttha-Rab), an-
dere in hohen: Phra-Prangk (Eegelthiinnen in der Form des
Linga) , alles zusammen zwölf Sttick. Andere 36 Reliquien legte
er in der Statue eines schlafenden Buddha (Phra-Phutthi-saiyel)
im Kloster Pamokba nieder, ebenso 36 Reliquien in dem Bilde
des Phra-Palelai ausserhalb der Stadt Phannathummaburi, femer
36 Reliquien in dem Phra-Prangk desVat döm in derStadtNong-
Sanoh oder dem See (Nong) dejr Sump^flanzen (oder der könig^
liehe See) und femer 36 Reliquien unter den heiligen Fusstapfen
(Phra-Phutthi-bath). In der Höhle des Berges bei der Stadt Na-
khonsavan wurden 36 Reliquien deponirt, in der Höhle Kuth-
khasavan und auf dem SteinhUgel auf dem Platze der Stadt Su-
khothay gleichfalls 36 Reliquien, andere 36 auf dem Berge
Thumkeoh , andere 36 in dem königlichen Sitz Xongkeoh , dam
30 Reliquien in der Pagode des Yat Natharam und 30 Reliquien
in Phramahathat: dies waren drei Klöster in der Stadt Phitsanu-
lok. Nachdem der König 93 Jahre regiert hatte , starb er.
Im Jahre 336 der Chunlosakkharat regierte PhayaKhotama-
thevarat in Yat döm für 30 Jahre und bei seinem Tode bestieg
sein Sohn Phaya Khotapong den Thron. Er ftthrte das Scepter
mit grosser Macht und glanzvoller Majestät, bis ihm die Hora
prophezeiten, dass in Kurzem in seiner Stadt der Verdienstvolle ge-
boren werden würde. Obwohl er alle Säuglinge verbrennen lieii^
entkam doch der Verheissene durch Hülfe der Thepharak und ?rardA
nur am Körper verkrümmt. Durch Phra-In geheilt, bestieg erdei
erledigten Thron als Phra Chao-Sinthop-Amarin (t^haya Erek).
Die Chronologie ist hier, wie gewöhnlich, im höchsten Grade
verwirrt. Sie rechnet erst nach der Buddhasakkharat, und
lässt den zweiten PhraRuang, der im vorliegenden Falle deuttich
von dem ersten oder Phrachao Arunarath (dem Sohne des Dra-
chen oder der Schlange) unterschieden wird, im 1500. Jahre
derselben in Sukhothay zum Könige erwählt werden. Dann aber
soll wieder später, als der Nachfolger eines gleichzeitigen Königs
Phaya Khotamathevarat im Jahr 336 der Chunlosakkharat regiert
Traditionelle Erzählungen aus den KönigsbUchem. 315
haben. Sollte man die aracaniscbe Zeitrechnung für Buddha's
Todesjahr, die, obwohl jetzt ungebräuchlich, früher allerdings auf
der Halbinsel nicht unbekannt gewesen zu sein scheint, zulassen,
so könnten sich die beiden Aera's ziemlich vereinigen, aber dann
würde das von der Stadt Savadi erzählte Ereigniss aus der Stelle
gerückt, während es sich nach der gewöhnlichen ungefähr mit
der Fortführung des Traipidok durch den König Pagau's aus Tha-
tang oder Sathöm, welche Stadt ebenfalls, wie Hongsawaddi,
Savadi genannt wird , vereinigen Hesse. Doch herrscht die auch
in der birmanischen Geschichte bemerkbare Verwirrung, dass
die friedliche Sendung König Noatasa's , um gelehrte Männer zu
erhalten, mit der Eroberung und gewaltsamen Fortführung König
Narapadisethu's zusammengeworfen wird , da diesem in der pe-
guanischen Geschichte ein König Phra Ruang in Sukhothay
gleichzeitig ist. In der Chunlosakkharat werden verschiedene
Cyklen unterschieden. Deutlich scheint indess angenommen
zu sein, dass die runde Summe von 500 Jahren die beiden
Phra Ruang trenne, da der erste in das Jahr 1000 der Phut-
thasakkharat gesetzt wird. Solche Zahlen werden stereotyp,
wie die Chinesen von der Einführung des Buddhabildes unter
Kaiser Mingti zurückrechnen, da die Prophezeiung dieses Er-
eigniss auf 1000 Jahre nach dem Nirwana bestimmt hatte. Die
Siamesen haben noch eine dritte Manier, die Phutthasakkharat
zu rechnen , als ob sie den spätem Buddha kennten , den Hamil-
ton ungefähr um Christi Geburt ansetzt, aber bis zur Gründung
von Salivahana's Aera Spielraum erlaubt, wenn sie Buddhagosa
um 236 nach Buddha geboren werden lassen und ihm so 386 seine
birmanische Sendung ermöglichen. Einen königlichen See, Nong-
Sanoh , den die Siamesen auch als See der Sumpfpflanzen über-
setzen, habe ich in dem Ruinenlande Kambodia's auf meinem Wege
angetroffen, und der erwähnte Vat döm (das alte Kloster) könnte
der nahegelegene Tempel Phra-Keoh sein , dessen archaistische
Architectur ihn zu dem ältesten der dortigen Denkmäler zu stem-
peln scheint. Gewöhnlich indess verstehen die Siamesen unter
dem Nong-Sanoh die sumpfige Umgebung Ayuthia's, und mitunter
auch einen See bei Lophburi , so dass es als ein allgemein ange-
316 S»»«-
wendeter Name schwer zu localisiren sein wird. Ausserdem
wird Tum-keoh erwähnt, was, wenn nicht emporschwellendes
Kleinod , das grosse Kleinod bedeutet , wie Phra-Keoh das gött-
liche Kleinod. Indem nach dem Tode jenes Eroberer-Königs
nur gesagt wird, dass der König, der darauf in Vat dorn ge*
herrscht, aus einem königlichen Geschlecht hergestammt habe,
ohne aber ihn in Beziehung zu dem vorigen zu setzen , so mag
das unterworfene Kambodia damit wieder selbständig geworden
sein, obwohl gerade diese Zeit seiner Schwäche den westlichen
Provinzen, die jetzt Siam bilden, die gewünschte Gelegenheit
gab , sich ihre eigene Unabhängigkeit zu erwerben. Vat döm,
was nur das alte Kloster heisst, ist ein bei vielen Gelegenheiten
gebrauchter Name.
Im Jahre 215 der Chunlosakkharat, im Jahre des Hasen,
dem fünften des Cyclus (dem Jahre 220 , im Jahre des Pferdes,
dem letzten des Cyclus), trat Phrachao Chantaxat mit Chao fa
Pattima suda duang chan die Regierung der Stadt Lavo an , und
sie wurden bei ihrer Ankunft durch Chaofa Keoh Phraphan , die
Schwägerin Chantaxat's, begleitet. Als er das von ihm erbaute Klo-
ster Kudithong (goldene Zelle) dem heiligen Lehrer übergab, er-
baute die Königin das Kloster Khongkhavihan.
Im 220. (245.) Jahre der Chunlosakkharat regierte in der
Stadt Sathöm der König Phrachao Anonthamongxa, der im 12. Mo-
nate an seine Edlen Befehle erliess, Truppen auszuheben, um die
Stadt Lavo zu erobern. Ein Heer von 1 0000 Elephanten, 5000 Rei-
tern und 1 00,000 Fusssoldaten wurde ausgerüstet, dessen Vorhat
von Phaya Röngchittang geführt wurde. Auf dem rechten Flü-
gel commandirte Nonthakjoxu und auf dem linken Nonthakiyo-
thang. Die Reserve stand unter Poricharam. Der in einem
günstigen Momente der Constellationen von seiner Hauptstadt
aufgebrochene König erreichte in 39 Tagen die Stadt Lavo. Da
der König den Belagernden keine kriegserfahrenen Truppen ent-
gegenzusetzen hatte, sandte er die Prinzessin Chaofa Keoh Phra-
phan (die himmlische Prinzessin im Sohmueke lieblichen Ant-
litzes) in goldenem Palankine und reichem Gefolge ihrer Eären-
damen in das feindliche Lager , um sie als Band der Freund-
k
Traditionelle Krzählnngen aus den Königsbüchern. 317
Schaft dem König von Sathöm anzubieten. Dieser, von ihrer
Schönheit bezaubert/ nahm sie mit sich nach seiner Hauptstadt
zurück, und seitdem blieben die Städte Lavo und Sathöm verbün-
det, im freundlichen Austausch von Gesandtschaften.
Der in'Sathöm geborene Prinz, Phra Naret genannt, wurde
von seinem Vetter aus Lavo, Pbra Narai (Sohn der Königin Chao-
fa Pattimarukhaduangchan) besucht, entfernte sich aber nach
einem ausgebrochenen Zwist über das Reiten eines Pferdes. Der
König hatte eines Tages , als er durch eine Gallerie gehend , im
Hofe die beiden Vettern Ball spielen sah , das Gefährliche seines
Verwandten , der sich oft mit vier Armen zeigte , vorauserkannt,
konnte aber nicht seine Flucht, wobei er viele Mon mit sich fort-
führte, verhindern. Als sein Sohn um die Erlaubniss, ihn zu ver-
folgen, bat, zögerte er dieselbe zuzugestehen und gab nur auf
mehrfaches Bitten nach. Als dieser den Flüchtling auf seinem Ele-
phanten eingeholt hatte, hob er den schweren Eisenball, mit dem
er als Kind gespielt, um ihn anNarai'sKopf zu werfen. Da jener
ihm aber lächelnd bemerkte, er sei jetzt zu alt für kindische
Spiele, wandte er beschämt seinen Elephanten um und kehrte
zurück (278 Ch. S.). Die weggeführten Mon wurden in Bang
Tham und Bang Khum, Vorstädten Lavo's, angesiedelt im Jahre
231 (278) der Chunlosakkharat. Seitdem war die Freundschaft
der Städte Lavo und Sathöm abgebrochen. Als Phrachao Chan-
taxat nach einer Regierung von 27 Jahren starb, bestieg im Jahre
242 (289) der Ch. S. Phra Narai den Thron. Als Phra Naret mit
einer zahlreichen Armee zur Eroberung Lavo's herbeigekommen
und hörte, dass sein ihm überlegener Vetter den Thron bestiegen,
erschrack er und gab vor, nur wegen eines Wettstreites im Pa-
godebau sich herbemüht zu haben. Da nach mehrtägigem Bau
Narai sah, dass er nicht gleichen Schritt mit den zahlreichen Ar-
beitern seines Feindes halten konnte , setzte er den Rest der Pa-
gode durch leichtes Fach werk hinzu, und Naret, der sie fertig
glaubte, entfernte sich heimlich, die Pagode Phu kao thong (den
€k>ldberg) zurücklassend. Narai verwandelte die seine in das
Kloster Jai-xai-mongkhon (die Pracht des glorreichen Sieges).
Nachdem Narai einen Phra Prangk in Lavo gebaut, nannte er die
318 Siam.
Stadt MUangmai (die neue Stadt), und davon kommt der Name
Lophburi (Noyburi, die Neustadt). Seit der Zeit war LfOpbbari
eine Residenz. Beim Tode Narai's verfiel die Stadt und blieb
öde liegen in Verwüstung. Neun Edelleute fochten um den Tbron
und das Blut stand so hoch in den Strassen , dass es bis zu den
Sätteln der Elephanten reichte. Nach zwölf Jahren, im Jahre 311
(301) der Chunlosakkharat, gelang es Phra ChaoLuang sich des
Thrones zu bemächtigen. Er stellte Ordnung her und regulirte
den Tarif der Marktpreise. Der Palast wurde in ein Kloster ve^
wandelt und Vat dorn genannt, da er seine Residenz nach einer
neuen Stadt verlegte. Bei seinem Tode im Jahre 372 (383) der
Chunlosakkharat war das königliche Geschlecht ausgestorben
und die Hofastrologen beschlossen daher, das Augurium des
Thrones im Schwanenboote zu versuchen.
Diese ganze Darstellung, die allerdings in der offieiellen
Geschichte fehlt, giebt die wildeste Verwirrung nicht nur von
Mythe und Geschichte, sondern auch von geschichtlichen Personen
miteinander, und hat natürlich nicht den mindesten Werth, aus-
genommen um zu zeigen, wie die Volkssage mit historischen
Figuren spielt. Phra Naret ist der allerdings in Pegu erzogene
König Siam's, der durch seine Eroberungskriege das Landauf
die höchste Stufe der Macht erhob, -der hier aber in einer unter-
geordneten Stellung dem in Lavo residirenden Usurpator Nani
gegenüber herabgedrlickt ist, Falco's Beschtltzery von dem es
freilich auch in der autorisirten Version heisst, dass er mitunter
so erschienen sei , als ob er vier Arme besitze , vielleicht durch
denselben Kunstgriff, wie sich der assamesische Priester zu
einem achthändigen machte. In den Kriegen mit Hong^waddi
wird Naret gewöhnlich mit seinem Bruder, der ihm später ak
Ekathotsarot folgt, zusammen genannt und das Brüderpaar als
Naret-Narai bezeichnet. Als unter den stürmischen Kriegen innerer
Fehden das vorher reiche und glänzende Lavo verödete, und bald
die birmanische Eroberung das Königreich Siam ganz und gar
vernichtete, knUpften sich fortgesetzte Märchen an in dem Sueben
und Finden neuer Könige, und die Phantasie, die, je weiter sie
sich von dem festen Boden ablöste, einen um so ungehinderteren
Traditionelle Erzählung^en aus den Konigsbfichern. 319
Spielraum vor sich sah , wurde immer ungescheuter und kühner
in der Benutzung desselben , so dass sie zuletzt selbst noch in
neuerer Zeit China zum zweiten Mal durch einen König Siam's
erobern lässt.* Wenn sich der Verfasser bei der Chronologie über-
haupt etwas gedacht hat, was sehr zu bezweifeln steht, da er ge-
wöhnlich zwei Jahre neben einander nennt, in ganz willkürlichen
Verhältnissen, so müsste sie sieh auf die von einem spätem Könige
Siam's versuchte, aber missglückte Aenderung der Aera beziehen.
Historischer Sinn zeichnet freilich die Buddhisten wenigstens in
solchen Werken , die auf Autorität Anspruch machen , vor den
Brahmanen aus, die offen eingestanden, Königslisten je nach dem
Bedürfhiss auszufüllen und es auf Mackenzie's Wunsch gethan
haben, ist aber auch bei ihnen noch immer schlecht genug bestellt.
Eine beliebte Romanze der Siamesen , die man vielfach singen
hört, beklagt den durch Liebesintriguen verursachten Treubruch
der vorher unzertrennlichen Freunde Khun Pen und KhunXang,
von denen der erste ein berühmter Feldherr gewesen und Xieng-
mai mit allen Laosländem seinem Vaterlande erobert habe. Da ich
mich wunderte, in der Geschichte nichts darüber zu finden und
meinen Munschi darum befragte, erwiederte dieser, dass Khun
Pen's Name in den Annalen nicht aufgenommen sei, da er bei seiner
Rückkehr den König ermordet habe und so den Edelleuten ein
schlechtes Beispiel geben möchte. Jedenfalls ein sonderbares
Motiv, da jede Seite der Chroniken mit Mord und Hochverrath
gefüllt ist.
Ueber die wie Krischna's Gottheit schon in den Windeln
äffende Vierhändigkeit berichten auch die Chronikbücher Ayu-
thias: Im Jahre 994 träumte der König, dass Phra Amarin-
tharat herabgekommen wäre, Festlichkeiten anzuordnen, und
nachdem der Hora nächsten Tages seine Beobachtungen ange-
stellt hatte, wurde ein Sohn geboren, der zuerst so erschien, als
ob er vier Arme habe, sich aber nachher in seiner natürlichen Ge-
stalt zeigte. Er e'rhielt den Namen Chao-Phra-Naraxarat-Kuman
oder Phra Narai. Der König Hess danials einen See ausgraben
in der lieblichen Umgebung des Dorfes Kahomat und erbaute
dort Zellen zu Rasteplätzen. Diese waren anfangs offen, als aber
320 Siam.
einst ein junger Sama-nen (Priester), der sein Nachtlager in einer
aufgesehlagen hatte , bemerkte , dass man von Tigern gefressen
werden könnte, wurden Balken wände hinzugeftlgt, und seitdem
hiess diese Zelle Sala Chao Nen oder die Halle des Herren No-
vizen. Im Jahre 998 Hess der König auf einer Pilgerfahrt die
Thevasathan (Engelhäuser) des Phra Insuen (Siva) und Phra Narai
(Vischnu) zerstören, worauf er ein Vihan( Kloster) baute. Als d^
König die Festlichkeiten besuchte, Hess er den jungen Prinzen
Phra Narai, der damals fünf Jahre alt war, zurück, weil er etwas
unpässlich war. Derselbe lief die Treppen hinauf, um zu spielen,
und obwohl ihm sein Erzieher einen Schirm anbot, weil es regnete,
wollte er doch keinen nehmen. Als er gerade neben einer Säule
stand, kam ein Donnerkeil herabgefahren und spaltete die Säule
in zwei Stücke , aber Phra Narai blieb unverletzt und er lachte
seinen Erzieher aus, weil er sich fürchtete. Der König Hess grosse
Festlichkeiten veranstalten, um die Verdienstesmächtigkeit seines
Sohnes feierlich zu begehen. In demselben Jahre geschah es,
dass einer der ElephantenhUter mit einem Handwerksmeister in
den königlichen Ställen Schach spielte, als ein Blitzstrahl zwischen
ihnen hinfuhr und den ersten tödtete , während der andere ver-
schont blieb.
Als mit dem Tode Phra Chao Luang's im Jahre 372 (383) der
Chunlosakkharat die königliehe Ra^e erloschen war und Niemand
mehr die Religion Phra Phuttha's und das Volk (die Gemeinen
oder Pbrai Phon) beschützte, da beriethen die Phrahm - Parohit
(die brahmanischen Astrologen) miteinander und sie beschlossen,
die prophetische Entscheidung dem in einem goldenen Boote mit
den Insignien der Königswürde abgesandten Throne zu überlassen.
In dieser köuigslosen Zeit pflegte eine Bande Hirtenjungen,
47 an der Zahl, die auf den Wiesen ihres Dorfes die Kühe hüteten,
mit einander König zu spielen. Um die Mittagszeit trieben sie
ihre Kühe um einen Termitenhügel*) zusammen und dann er-
•) Eine abergläubische Verehrung für die Hügel der weissen AmeiseD findet
sich Dicht nur in vielen Theilcn Hinterindiens , sondern auch unter Negern , wo
die Aymie (der Bullamer) oder die Ma-mull (der Timmanier) darin wohnend
gedacht werden.
i
Traditionelle Erzählungen ans den Kdnigsbüchem. 321
wählten sie einen aus ihrer Mitte zum Haupte , und setzten ihn
auf den Erdhaufen, als seinen Thron. Alle die anderen Knaben
unterwarfen sich seinen Befehlen und gehorchten ihm als ihrem
Herrn. Er ernannte den Khun Intharatheph als den Officier
seiner Leibwächter der rechten Hand, und den Khun Phirenatha-
ratheph als den Officier seiner Leibwächter zur linken Hand, und
Andere als seine Edelleute. Wenn es geschah, dass die hohe Re-
gierung auf dem Palaste der Ameisen Ursache zum Zürnen gefun-
den, dann erging die Proclamation an den Henker, ihm befehlend:
„ Fähre fort und tödte mit einem Holzstück *). " Der Henkermeister
fährte fort, er schlug an den Kopf, der Kopf fiel ab. So nannten
sie es das Dorf des Ameisenkopfes (Sisapuek) seit jener Zeit.
Als Alles bereit stand für die prophetische Stimme des
Auguriums , dann traten die Phrahm (Brahmanen) , die Parohit
(die Zeichendeuter) , die Hora (die Astrologen) und die Chariya
(die gelehrten Professoren) zusammen. Sie luden die Insignien
der KönigswUrde ein , Platz zu nehmen in dem Schwanenboote,
das den goldenen Thron trug, und stiessen vom Lande ab. Der
Kahn schwamm den Fluss hinab, der Strömung folgend; als er
aber dem Dorfe Sisapuek gegenüber angelangt war, wandte sich
der Schwan an seinem Buge ans Ufer und konnte trotz aller An-
strengung der Ruderer nicht weiter bewegt werden. Da Hessen
die Edeln die Homer erklingen, die Brahmanen bliesen ihre
Muscheln, laut schmetterten die Trompeten, die Posaunen dröhnten
und im rauschenden Töneschwall klangen alle Instrumente zu-
sammen , als der Knabe , der im Spiele geherrscht hatte , fortge-
nommen wurde , um als König im Königreich zu gebieten. Das
Dorf heisst deshalb auch Bahn dek len (der spielenden Knaben).
Nach seiner Throneinsetzung, die des Weiteren berichtet wird,
verliebte er sich in ein Mädchen der peguanischen Colonie , von
der erzählt wird, dass, wenn sie monatlich ihr Untergewand
zum Trocknen aufhing, die Bienen sich auf den Blutflecken nie-
derliessen. Nachdem er sie zu seiner Königin erhoben und auch
*) Chandragupta Hess mit Ziegenhömern Hände und Füsse abhauen, die er
dann wieder ansetzte.
BattUm, OitMien. I. 21
822 ^^iam'
seine früheren Spielgenossen mit Auszeichnungen bedacht hatte,
erhielt er einen Brief des Kaisers von China, der ihm seine Tochter
(so zart, dass sie in der Schaale einer Areca-Nuss aufbewahrt
wurde) zur Ehe anbot. Um sie zu holen , lässt er eine Flotte
ausrüsten, mit der er an der Mündung des Canals beim Vat Pattih
klong für die Nacht ankerte , während das Wasser in der Flott
am höchsten stand. Bienen sehend , die unter dem Dache des
Klosters zwischen dem Schnitzwerk bauten, sprach er den Wunsch
aus, dass durch die Kraft seiner Verdienste, in gerechter Regie-
rung gesammelt, der Honig in genügender Menge herabkommen
möchte, um sein Schiff emporzuheben, dass es unmittelbar an dem
Tempel anlegen könnte. So geschah es und davon erhielt er
den Namen Phra Chao Sainam-Phüng (der König des Honigstroms).
Er setzt dann ohne Unfall seine Fahrt nach China fort, und
passirt die Vulcane (Phukaofai, die Feuerberge). Die Chinesen
lustwandelten am Strande, als sie plötzlich die Flotte heran-
segeln sahen. Der Kaiser, davon hörend, „fällt besinnungslos
nieder vor Schreck." Andere lange Excurse über die an der
Küste aufgestellten Truppen u. s. w. Als die Minister sich der
geschickten Einladung erinnern, laden sie den König ein, in der
IMgersbucht (bocca tigris) zu landen. Nach der Vermählung mit
der Adoptivtochter des Kaisers, segelte er in 15 Tagen nach
Ayuthia zurück. Als er in Betreff der Ehrenbezeigungen des
Empfanges im Scherz eine etwas rauhe Antwort gab, starb die zarte
Prinzessin des fein civilisirten China sogleich am gebrochenen
Herzen und fiel todt hin. Nach ihrem Leichenbegängniss dachte
er daran, den Canal Bangnaikrai bei Bangtrai zu graben, um eine
neue Stadt zu bauen, aber der Phra Acharya (das Haupt der Ge-
lehrten) rieth ihm davon ab , weil das Wasser noch brakisch sei,
und die Zeit, wo Buddha's Prophezeiung sich erfüllen würde,
noch nicht gekommen wäre. Dies ist eine Anspielung auf die
spätere Gründung Bangkok's und wiederholt die vielfach •wiede^
kehrende Ansicht, dass die See sich erst allmählig*) zurückzöge,
*) Lea pays des Siamois ne sont habit^ , que depoia pea de ai^les , si
Ton en Juge par le pou qu'il y eii a de defriches (sagt Lonb^re).
Traditioaelle Erzählungeo aas den Königrsbficheni. 823
um das fllr Menschen bewohnbare Land frei zu legen. Parasuram
der Brahmanen vollzog diese Procedur rascher. In dem Tempel
des Vat Sanaw Kräng wurde mir ein in verbietender Stellung
die Hände ausstreckender Phra, der Phra Ham-Samuth (der Gott
der dem Meere verbietet) genannt. Beim Tode des Königs im
Jahre 1636 derPhuttha-Sakkharat oder 427 der Ghunlosakkharat
folgte sein Sohn Thanmitkarat, der zwei weisse Elephanten'erhielt.
Er achtete streng auf Gesetz und Ordnung und regulirte Taxen
und Abgaben genau. Alle umwohnenden Nationen fürchteten
seine Macht. „Goldene und silberne Blumen Wuchsen in grossen
Mengen auf/ womit die Einsendung derselben als Huldigungs-
zeichen gemeint sein wird.
Im Jahre 469 (419) der Ghunlosakkharat schickten die Be-
wohner Hongsawaddi's Dämonen (Phi) nach Siam, die sie in ein
Buddhabild einschlössen und den Fluss, von der Stadt Thön aus,
hinabtreiben Hessen. Als die Anwohner des Flusses diese Figur
Buddha'svorUberschwimmen sahen, kamen sie von allen Seiten zu
verehren und Opfergaben darzubringen, und als sie an der Hauptstadt
anlangte, Hess der König Terrassenschirme errichten und grosse
Processionen vorbereiten, um sie nach Ayuthia zu geleiten. Aber ein
alter Peguaner*) (Baman oder Phama-ßaman), der die Verschlagen-
heit seiner Landsleute kannte, schüttelte den Kopf und sagte : „ Das
ist kein Bild unseres Herrn Buddha, sondern ein böser Geist und nur
ein schlimmer Zauber, um das Königthum nach Hongsawaddi zu-
rückzubringen. " Als der König, der in freudiger Erwartung am Ufer
stand, diese ominösen Worte hörte, begann er zu zittern und ging
schleunigst nach Hause, weil er sich unwohl fühlte. Nach Berathung
mit seinen Ministern hielt er es für wünschenswerth, den alten Mann
weiter darüber zu vernehmen ; aber obwohl er ihn überall in der
Stadt suchen und mit der Gong nach ihm ausrufen Hess , war er
doch nirgends zu finden. Nach einiger Zeit aber erzählten Kinder
in dem Dorfe Bahn Namphüng, dass ihr alter Onkel, den sie ge-
beten, ihnen den schwimmenden Gott zu zeigen, etwas Aehnliches
verfertigt habe, und der König auf weitere Nachfragen erfuhr von
*) Les devins du roi de Siam soBt toos Branies ou Peguans , sagt Lonb^e.
21*
324 SUm.
ihm , dass die auf dem Wasser schwimmende Statue nicht der
Gott Buddha, sondern nur der Sitz von Dämonen sei, um das
Land auszukundschaften. Auf seine Bitte, sie greifen zu dürfen,
erhielt er Erlaubniss. Er streute dafür Opfergaben von Reis in
die Nähe des Bildes und legte dann rasch einen geweihten Zauber-
strick (Sai din) um dasselbe, worauf es augenblicklich zu Boden
sank. Die Zuschauer, die es sahen, erhoben ein grosses Geschrei
und da entstand ein furchtbarer Lärm und Aufruhr. Alle eilten
in Hast nach ihren Häusern, weil jeder fürchtete, der verwünschte
Dämon möchte in den Canal ihrer Strasse hineintreiben. Die
ganze Stadt war in Angst und Verwirrung. Auf Befehl des Königs
wurden rasch aus alle Klöstern Priester abgeschickt, um die Han-
tras Phra Phuttha's an den Mündungen der verschiedenen Canäle
zu sprechen , die alle durch geweihte Zauberschnüre abgesperrt
wurden. Da die Figur nach vergeblichen Versuchen in keinen
der Canäle hinein konnte, so blieb sie in der Vorstadt Karaliegen.
Alles war indess in Ungewissheit, weil sie auf dem Grunde des
Flusses lag und nicht gesehen werden konnte*. Selbst der alte
Mann, der vorher so gute Dienste* gethan hatte, war getäuscht
Er war während drei Tagen mit den Polizeibeamten schnüffelnd
umhergegangen, aber zuletzt erklärte er, sie sei nirgends mehr da
und nach den nördlichen Gegenden zurückgekehrt. Doch der
König, der sich noch nicht ganz sicher glaubte, liess Fallen und
Netze in den Canäleu aufstellen und andere vorbereiten, die
man am Wassersgrunde entlang schleppen konnte. Nach meh^
tägigen AnstrcDgungen wurde die Figur zuletzt bei Paknam ge-
fangen , als sie eben ausschlüpfen wollte. Man war schnell bei
der Hand, sie nach allen Seiten mit Zauberstricken zu umschnUren
und schickte dann spornstreichs eine Depesche an den König:
„Wir haben sie, was soll jetzt damit geschehen?'' Man hätte sie
tödten , ertränken oder verbrennen können , aber nach längerer
Berathung wurde gefunden, dass solches Vornehmen „der könig-
lichen Majestät nicht zur Ehre'' gereichen würde. Das Beste
würde sein, sie ihren Eigenthümern zurückzusenden. Ueberalles
das geht die siamesische Erzäliluug noch ins Einzelne. Das Ende
war, dass man den Dämon in einen stark gearbeiteten Sarg»
Traditionelle Erzählungen aas den Königsbüchem. 325
„wohlverpicht und verkalkt" mit dichtverschlossenem Deckel,
einschloss, denselben mit Zauberschnüren umgab, die magischen
Formeln des Verbotes auszubrechen darüber sprach und die
nöthigen Opferceremonieen vornahm. Der so übel behandelte
Dämon schwamm dann schleunigst in seinem Kasten den Fluss
aufwärts und wird froh gewesen sein, wieder bei seinen Freunden
in Hongsawaddi anzulangen. Diese G^spensterfahrt muss aus
einer Zeit stammen, wo die nördlichen Laosländer dem Könige von
Pegu oder Hongsawaddi unterwürfig waren , oder vielleicht als
diePandalus von Mon das von ihnen gegründete Reich Calaminha
besassen. Les Pa Man ou huit Man sont les anciens habitans
de la Chine m^ridionale, avant que cette contr^e fut soumise
k l'empire, berichtet Klaproth. Beim Tode des Königs im Jahre
1688 der Phutthasakkharat oder 469 (419) der Chunlosakkharat
folgte sein Sohn Phaja Nusem.
Solche Excursionen gehören freilich nicht in Geschichts-
bücher, da sie sich aber einmal darin finden, so mögen sie folgen,
zumal diese, Auslassungen abgerechnet, wörtlich gegebene Ueber-
setzung einen lebendigeren Einblick in das Volksleben gewährt,
als theoretische Discussionen geben würden. Mit ihren Nachbarn
in Zaubereien zu kämpfen , war bei den Siamesen , wie im alten
Königreiche Pagan's, nichts Ungewöhnliches. So bemerkt Turpin
bei der letzten Eroberung Ayuthia's : Tandis que les Bramas r6-
pandus dans toutes les provinces faisaient la guerre aux hommes
et k la nature par les brigandages , le roi et ses ministres super-
stitieux mettaient toute leur confiance dans leurs magiciens. Les
officiers et les soldats, entrain^s par cet exemple, les consultaient
sur les moyens de se rendre invisibles afin de pouvoir attaquer
Tennemi sans en etre aper^us , et Tespoir d'apprendre un secret
qui favorisait leur lachet^ les empechoit de s'exposer k combattre
avant qu'il leureüt 6t6 riviU. L'illusion fut si forte, queTexpöri-
ence 6tait impuissante k les convaincre de la vanitä de cet art
imposteur.
Als König Thamtrailok, Sohn des Königs Phattasucharat von
Satxanalai, in Okhaburi ins Kloster gegangen war, wo Prinz
Krabapharat die Haar - Reliquien im Phrachedi Chulamuni ein-
326 8i*™-
schloBs, folgte ihm in Satxanalai sein jüngster Sohn, Chao Bo-
romrat, während der älteste (Phra Thamraxa) die Tochter des
Phra Chao Suvanraxa, des Königs von Ayuthia» heirathete und dort
suecedirte. Eine vom Kaiser von China geschickte Gesandtschaft
war von einem riesigen Chinesen begleitett der som Wettkampf
herausforderte, aber von einem Siamesen im Biigea llbefwunden
wurde. Sein Bruder und Nachfolger Boromimiathirat begünstigte
den Seehandel, der in hohem Grade unter seiner Regierung
blühte, dankte aber ab zu Gunsten seines Sohnes Voraxet-
Khuman und machte seinen Verwandten in den nördlichen
und südlichen Städten die Mittheilung, dass er in das Kloster
gehen würde.
Im Jahre 1708 der Phutthasakkharat oder 671 (420) der
Chunlosakkharat wurde Phaya Kong, dem Könige Kanchaburi's,
ein Sohn geboren, von dem die Hora prophezeiten, dass er zwarzo
einem Mann grosser Verdienste aufwachsen wiLrde, aber zugleich
so wilder Leidenschaft, um seineu eigenen Vater zu tödten. Als
der Vater bei der Geburt das Kind in einem goldenen Geisse
auffing, fiel es mit der Stirn auf den scharfen Rand und zog sich
eine später stets sichtbare Narbe zu. Die Königin übergab ihren
Sohn, den sein Vater fürchtete und gern getödtet hätte, einer
alten Frau zur Erziehung, durch die er später an den Hof des
Königs von Raxaburi gebracht wurde. Dieser war dem Könige
von Kanchaburi tributpflichtig, der Prinz indess stachelte ihn aii(
die Einsendung der Gold- und Silberblumen zu unterlassen, und
erbot sich zu Uebernahme des Oberbefehls , als der König von
Kanchaburi zur Bestrafung der Rebellion heranzog. In der Schlacht
traf er mit seinem Vater zusammen, ohne ihn zu kennen, und tödtete
ihn. Als er in Kanchaburi unter dem Namen Phaya Phan zum
König gewählt war und auch den Harem seines Vorgängers mit
übernommen hatte, ging er am Ende der ersten Nachtwache, um
seine Mutter zu besuchen , nach den inneren Gemächern des Pa-
lastes. Als er in die Halle eintrat, sass dort eine Katze, Mutter
und Junges. Das Junge schrie, weil es saugen wollte, die Mutter
aber hielt es zurück und sagte: „Schrei nicht, lass uns erst sehen,
wie der falsche Sohn bei seiner Mutter schläft. *" Phaya Phan,
Tra^tionelle Ers&hiuDgen aas den Königsbfiohem. 327
diese Worte hörend, erschrack und dachte bei sich: „Was mag das
bedeuten?" In der zweiten Nachtwache wollte er wieder gehen,
aber als er beim Stalle vorbeiging, hörte er eine Stute dem schrei-
enden Füllen sagen: „Warte noch mit dem Saugen, erst wollen
wir sehen, iria der fidache Sohn bei seiner Mutter schläft.'' Phaya
Phan fühlte kilt UJl aiuiHerz und sagte : „Wie kann das Pferd so
sprechen?" Kr kehrte nochmals um, führte aber in der dritten
Nachtwache seinen Vorsatz aus und kam ans Bett seiner Mutter,
die ihn indess an der Narbe auf seiner Stime erkannte. Als er
dadurch zugleich den begangenen Vatermord erfuhr, gerieth er
in grosse Verzweiflung, Hess seine alte Erzieherin, die ihin nichts
tlber seine Herkunft mitgetheilt hatte, tödten und berief eine
grosse Versammlung weiser und frommer Priester, um zu erfahren,
durch welche Busse er sein Verbrechen sühnen könne. Nach
ihrer Entscheidung sollte er eine Pagode bis zu der Höhe , wie
eine Taube fliegt, bauen und dadurch wurde der Pathommachedi
gegründet, zwischen Bangkok und Petchaburi, der auf den Befehl
des gegenwärtigen Königs wieder restaurirt wird und für eine
der ältesten Pagoden in Siam gilt , als auf dem Platze Sinda's
(d^r Hauptstadt der Sindoi) stehen könnte. Die dort ausgegra-
benen Thon-Medaillons ^it Buddha-Bildern sind denen bei Ta-
goung gefundenen ähnlich, und während sie in Hinterindien jetzt
nicht mehr gebräuchlich sind, ganz denen gleich, die man in der
Mongolei an den heiligen Plätzen aufgestellt sieht , in dem Ma-
terial, das den alten Assyriern nicht nur zum Siegeln , sondern
auch für Documente diente. Die Legende führt den Bau dieser
Pagode in der Stadt Nakhon-Xaisi bis auf Phaya Asoka von Patali-
bhutra zurück. Ihre Wiederherstellung wird ins Jahr 1199 der
Phutthasakkharat gesetzt. Nach dem Badjatarangini baute Asoka,
als er die Beligion Djina's angenommen, auf dem Vitasta eine
Pagode, deren Höhe mit den Augen nicht erreicht werden konnte.
Nach dem mongolischen Dsanglun prophezeite Buddha dem ihm
Erde darbringenden Knaben, dass er einst als König Asoka
84,000 Pagoden über Sarira (Reliquien) errichten würde. Asoka
ist ein auf vorragende Könige angewandter Titel , wie Bennett
aus der Malalengara (Blumenschmuck) citirt : Hereafter a prince
328 S»am.
called Piyadasa, bearing the umbrella, will become Asoka, King
of the law (Dhammaraja).
Nach dem Bau der Pagode pilgerte Phaya Phan nach Lani-
phung, um die heiligen Reliquien zu verehren, und dann nach Na-
khon Xaisi, floh aber, als er hörte, dass sein Adoptiyyater, der König
von Raxaburi, sich seiner Länder bemächtigt habe, nach der Stadt
Phrathessarat, wo er von den Edelleuten gebeten wurde, die Re-
gierung zu übernehmen. Bei seinem Tode im Jahre 669 (500)
folgte sein Sohn Phannasa, unter dem die KLrieger Nai Phlai Keoh
und Nai Phlai Ngam berühmt waren. Ihm folgte im Jahre 775
(590) sein Sohn Chaofaphimonsavang, der die Klöster Suenluen
und Sophsavan baute und im Jahre 1994 der Phutthasakkharat
oder 814 (626) der Chunlosakkharat starb. Im Jahre 906 (627)
bestieg Phra Ram Phong Banthit den Thron, der, weil die ChuD-
losakkbarat in grosse Unordnung gerathen war, sie abschaffen und
durch die wiederhergestellte Phutthasakkharat ersetzen wollte.
Im Jahre 1995 der Phutthasakkharat oder 995 der Chunlo-
sakkharat baute Sithanongxai ein Phra Chai rai (schiefen Thurm).
Er wird sonst auch der Hofnarr des Königs Phra Rama-Vong ge-
nannt und gilt den Siämesen, die leicht befriedigt sind, für einen
höchst komischen Witzbold. Im Jahre 1997 der Phutthasakkharat
(995) kam der Phra Sangkharat (der höchste Bischof) von der Stadt
Hongsawaddi herunter, sich nach der Atthakhatha zu erkundigen,
ob sie schon ganz verloren oder noch etwas davon übrig sei, und
ob es irgend Jemand gäbe , der noch in dem Traipidok verharrt
hätte. Er nahm seine Residenz in Vat (dem Kloster) Phohom.
Damals baute Ong-In (aus dem Geschlecht des Ph[\ya Kalapat),
nachdem er 35 Jahre regiert hatte, den Vat Na Phra Meru, ab
einen Pfeiler der Religion Buddha's, und starb im Jahre 900 (665)
der Chunlosakkharat.
Phra Chao Khateh , aus dem Geschlechte Phra Naref s in
Hongsawaddi stammend, Hess dieMon-noi (die kleinen Peguer)*)
*) Colonieen der Pe^rner sind vielfach zwischen Ayuthia und Bangkok, sowie
weiter unterhalb bis nach Paknam längs des Flusses angesiedelt. Die erste
Einführung datirt schon aus fi'Qher Zeit, sie vermehrten sich aber besonders seit
der letzten birmanischen Eroberung.
Traditionelle Ersählungen aus den Königsbüchern. 329
aus königlichem Blute das Kloster Sanamxai bauen und restaurirte
die Klöster Phra-Palilai und Lanmakhuih im Gebiete der Stadt
Phantkumburi. Als alle die königlichen Sclaven v.vA die Arbeits-
leute in dem Tempel Mönche wurden, erhielt die Stadt den
Namen Songphanburi. Beim Tode des Königs verödete die
Residenz (deshalb Yat döm genannt), da die königliche Familie
erloschen war.
Mythen der alten Residenzen.
Der Erbauer der Pagode von Xetuphon , zur Zeit als Kassa-
pa's Lehre blühte , ging nach seinem Tode zum Himmel ein und
wurde dann aufs Neue in einer angesehenen Familie des Dorfes
Araxakham wiedergeboren. Auf Phra In's Geheiss erbaute
Phitsanukham ( Viswakarma) *) für ihn in sieben Terrassen den
Palast von Inthapat-Nakhon , wo er von dem Volke zum König
gekrönt wurde unter dem Titel Suthatsana. Als Buddha auf
seinen Wanderungen auch dorthin kam, um Almosen zu sammeln,
fand sich in dieser Stadt ein schmutziger Bettler, ganz zerfressen
vom Aussatz. Als derselbe den Herrn vorbeigehen sah , nahm
er von dem erbettelten Reis und legte eine Handvoll in
Buddha's Almosentopf, aber einer seiner geschwungen Finger
fiel gleichzeitig aus dem Gelenk und blieb in dem Topfe. Als
Buddha, unter einem Baume ausserhalb der Stadt zurückgezogen,
sein Mahl halten wollte und den Finger zwischen dem Reis fand,
nahm er ihn erst heraus , ehe er zu essen begann , aber er pro-
phezeite , dass dieser Bettler am selbigen Platz als König den
Thron besteigen , die Aera verändern und den (brahmanischen)
Sayasat einführen würde.
*) Comme Takshaka est issu de l'oeaf de la Kadroa , Viahva-ronpa est le
prototype de rinnombrable peaple de serpents artistes et artisans , peaple qoi se
m^tamorphose k travers tous les i^gDes de la nature. Quoiqa*U füt, 4 aneöpoqne
ancienne, le grand dieu de la caste naissante de Brahmaos, sons le titre de Vishfa-
Karman , da fea comme ouvrier du monde , il flnit par etre d^lass^ et abaodonnor
a la caste des Sudras (Eckstein).
Mjtheo der alten Residenzen. 331
Der abgefallene Finger dieses Kronprätendenten mag eine
Anspielung auf den früheren Gebrauch in Kambodia sein, nach-
dem die Königin - Wittwe den Nachfolger ernannt hatte, allen
andern Prinzen einen Finger abzuhauen. Der Balläla- König
Vischnuvardhana Hess sich von Ramänuga bekehren , weil sein
Jaina-Guru von ihm wegen Verlust eines Fingers keine Speise
nehmen wollte. Der Sayasat begreift die Btlcher des brahmani-
schen Cultus, in dem Buddha selbst durchaus nicht den prinzipiellen
Gegensatz sah , wie er neuerdings von ihm verlangt worden ist.
Unter den Nachfolgern des Königs Suthatsana begann das Gold
und der Schmuck der Paläste allmälig zu verbleichen und zu ver-
schwinden, so dass zuletzt nichts übrig blieb, als die kahlen
Steine. Und mit dem angesammelten Verdienst erlosch schliess-
lich auch die Dynastie. Dies mag vielleicht eine euphemistische
Beschreibung der Eroberung Siam's unter der Sui-Dynastie durch
Kaiser Jangti sein, der, nachdem er die Empörung der Kiaotschi's
oder Tonquinesen unterdrückt hatte , bis dorthin vordrang und
in der Hauptstadt neben vielen andern Schätzen 18 Idole aus
massivem Gold gefunden, also auch wohl weggeführt habe. Auch
lieoufang führte bei der Besiegung des Königs von Liny (Fan-
tchi) 18 Ahnentafeln von Gold fort (7. Jahrhundert). Die Reste
des zerstreuten Königsgeschlechts entschlossen sich , nach dem
spätem Abzüge der Chinesen , zur Auswanderung aus der zer-
störten Hauptstadt ihres verwüsteten Landes.
Nach den Forschungen des chinesischen Gesandten, der 1295
im Lande verweilte, hatte Kambodia ursprünglich zu der chine-
sischen Provinz Hunan gehört, war aber mit der Auflösung der
Han- Dynastie unabhängig geworden. Später indess wurde es
durch indischen Einfluss aufs Neue veranlasst, Tribut zu senden
(616 p. d.). Die erwähnte Eroberung würde nur wenige Jahre
früher falllen , da die Hauptstadt Linye's 605 von den Chinesen
besetzt ward.
Als Phaya Kotathevarat, der Erste seines Geschlechts, in
Inthapat regierte , war alles Volk auf die Erscheinung des Ver-
dienstvollen gespannt, und als der von Phra In geheilte Aus-
sätzige sich in der Luft zeigte , entfloh der König und überliess
332 Siam.
ihm den Thron , den er als Phaya Krek oder Sintho-Amarin be-
stieg, sich einer Prinzessin aus der Dynastie Kotathevarat^s
vermählte und die Aera abänderte , im Jahre 206 der Chunlo-
sakkharat. Auf seinen Tod war nach drei Generationen nur
noch eine Prinzessin aus königlichem Blute übrig und diese
wurde auf den Kath zweier Sethi (Xotok-Sethi und Kala-Sethi),
die das höchste Ansehen im Volke genossen, mit Uthong, dem
Sohne des Xotok-Sethi, verheirathet.
In der tonquinesischen Geschichte wird, nach der Regierung
des vom Volke gewählten Polomtien oder Brahmanen, beim Unter-
gange des Königsgeschleehts die Tochter desTeuli auf den Thron
gesetzt und durch die Grossen mit Tschukati verheirathet (756
p. d.). Vareni schreibt: Leges et successiones Kegni in
successione mortui Regis singularem quidem sed constantem
modum praescribunt , nempe ut defuncto rege f rater natu major
evehatur adregnum, qui si nullus sit, filiusnatumaximusobtineat
et post hunc fratres ejus ordine aetatis, donec horum nemo sit
amplius superstes. Tunc demum filii fratris, qui primo regnavit,
eodeni ordine regnum adipiscuntur. Filiae autem exclusae sunt
a successione regia. In der von Kulien (263 p. d.) begründeten
Dynastie erbt die Thronfolge in weiblicher Linie.
Da eine Pest ausbrach und das Land entvölkerte, so zog
Uthong im siebenten Jahre seiner Regierung mit dem Reste
des Volks erst nach Vienglek und Hess dann an einem aus-
gewählten Platze die Stadt Ayuthia gründen, im 711. Jahre der
Chunlosakkharat. Die Birmanen, obwohl sie Yudia als die
Hauptstadt Siam's kennen, verstehen doch unter Judara-Schan
die Kambodier. In der kambodischen Geschichte wird Kota-
thevarat König von Kemarat (Kemalatain) genannt, wo die
chinesischen Kaufleute den an Ava goldne und silberne Bäum-
chen als Tribut zahlenden König Phra tschao Otong nennen.
Die Erscheinung des Verdienstvollen und seine mirakulöse
Heilung durch Indra ist ein beliebter Gegenstand in der Geschichte
der buddhistischen Siamesen, denen diese Verwandlung ihrer
aussätzigen Könige zu einer schlagenden Parabel für ihre Re-
i
Mythen der alten Residenzen. 333
ligionsgrundsätze dient. Die Erzählung wird deshalb auch in
verschiedener Weise und Ausführlichkeit wiederholt: Als die
tagtägliche Erwartung des Verdienstvollen alles Volk in höchster
Spannung hielt, kroch auch ein armer Krüppel die Heerstrasse
entlang, hoffend, seine Verehrung darbringen zu können. Ihm
begegnet ein reichgeschmückter Reiter auf stolzem Rosse, der
ihm zurief: „He, du da, wohin schiebst denn du so eilig ?^
„Herr," erwiederte der Bettler, „ich bestrebe mich aus allen
meinen Kräften, ob ich vielleicht einen Blick auf den gesegneten
Verdienstvollen gewinnen könnte." Der Reiter war der Himmels-
herr Phra In, der erwiederte: „Ja, auch wir würden uns freuen,
den Verdienstvollen zu erblicken. Du magst mir eben mein Pferd
halten, da sonst Niemand in der Nähe ist. Hier, Bettler, nimm
die Zügel, halte das Ross fest und erwarte meine Rückkehr.
Sollte ich vielleicht gar nicht wiederkommen , so gehört es mit
den Sachen darauf dir."" „Bleibt nicht zu lange, *" rief ihm noch
der Bettler nach und dann dachte er bei sich: „Sonderbarer
Mann das, mir das Pferd mit all den Kostbarkeiten hier auf
offener Landstrasse zu übergeben. Wenn er nur bald wieder-
käme.'' In dem Augenblicke bäumte das Pferd mit dem Kopf
zurück und durch den Ruck riss es den verkrümmten Arm des
Krüppels gerade , der ihn plötzlich in ein schön geformtes Glied
verwandelt sah. „Ei, was ist das?** dachte er. Er versuchte es
beim linken Arme und mit demselben Erfolg. Jetzt kam
ihm ein Gedanke , dass er wohl selbst der erwartete Verdienst-
volle sein möchte, er fühlte sich mit uugekannter Thatkraft
durchströmt. Nachdem seine Glieder alle gerade waren,
öffnete er eine Flasche , die am Sattel hing und , sich mit der
Salbe bestreichend , sah er die Runzeln und Geschwüre seines
Körpers verschwinden und sich selbst in einen muskulösen und
blühenden Jüngling verwandelt. Rasch waren die Gewänder
und die Waffen des Götterkönigs angelegt und , das himmlische
Ross besteigend , sauste er durch die Luft nach der Hauptstadt
und schwebte schon, die Krone auf dem Haupte, über dem Hofe
des Palastes, als der bestürzte und hoffnungslose König noch
eben durch das Thor das Weite suchte. Kotathevarat floh nach
334 - 8i«n.
«
dem Menam (1057 p. d. nach einigen Angaben), während die
Tochter des Bettlers Über Kambodia herrschte.
Die leichte Erregbarkeit der indischen Völker, ihre Phan-
tasieen in Wirklichkeiten gestaltend, zeigte sich noch in neuerer
Zieit auf Java, wo die Behörden in wenigen Tagen eine Strasse
auf einem hohen Berge von den Landbewohnern verfertigt fanden,
da sie in Erwartung einer Gottheit standen , die auf dem Gipfel
erscheinen würde.
Nach einer andern Version hatte König Kotabong, dem die
Hora die baldige Ankunft des Verdienstvollen verkündigt hatten,
bei sich ausgemacht, dass er Widerstand leisten würde, wenn er
gegangen käme , aber fliehen , wenn geflogen. Als er ihn über
sich am Himmel erblickte, warf er dreimal seine gewaltige Keule;
aber da diese Wunderwaffe jetzt zum ersten Male ihr Ziel ver-
fehlte, gab er den Gedanken an Vertheidigung auf und räumte
den Platz. Nachdem Phaya Krek von den Brahmanen als Phra
Chao Sinthop - Amarin gekrönt war, traf ein Gk>ttesurtheil alle
solche, die auf ihn zu zeigen wagten, sprechend: „dieser war
früher ein aussätziger Krüppel.^ Sie wurden in der nämlichen
Stellung, mit den Fingern ausgestreckt, in Stein verwandelt
Diese jetzt nicht mehr verstandene Mythe mag von den damals
die Oberhand gewinnenden Brahmanen erfunden sein , um die
stehenden Buddhabilder in der Attitüde eines Lehrers verächtlich
zu machen. Der chinesische Gesandte erwähnt, dass die Kam-
bodier keinen Widerwillen gegen Aussätzige hätten und mit ihnen
zusammenlebten, weil einer ihrer eigenen Könige ein Aussätziger
gewesen. Der kambodische König scheint in seinem Uebertritt
vom Buddhismus zum Sivaismus dem verkrüppelten Kuna-Pandja
(8. Jahrhundert) nachgeahmt zu haben, der nach seiner Ver-
mählung mit einer Prinzessin von Chola von den Jaina's abfiel
und dadurch so hübsch wurde, dass man ihn Sundara*) Paadja
*) Die Laiita vist^ra erzählt, dass, als Sakya-muni sich der Ansbussang de«
die Kräfte aller andern Wesen übersteigenden Gelübdes Asphänaka Qberliess,
seine harten Fasten ihn zu einem Skelet aasmergelteu. Les enfants des villages
d'alentonrs s'amusent k enfller des brins de paille dans ses oreilles et k les faire
sortir par la bouche et le nez. II ressemble tellement ^ancadavre, qne quelques-
Mjrthen der alten Residenzen. 335
(den schönen Pandja) nannte. Der Name des EOnigB Bindusara
wird als der Aussätzige übersetzt. Phaya Erek, nachdem er
eine neue Aera eingeführt hatte, starb im Jahre 260 der Chunlo-
sakkharat.
lieber die Ordnung der Chronologie, die besonders Phaya
Sjrek's Namen bekannt gemacht hat, finden sich weitläufige Mit-
theilungen, die aber doch, wie alle jener Zeit, sehr vage bleiben.
Da Buddha's Aera 1857 Jahre zählte, in dem Jahre des Drachen,
dem siebenten des Cyclus, trat Phra Chao Sinthop- Amarin hervor,
das dritte Jahresfest seiner Regierung zu feiern, und bestieg den
Thron Sangkhet in dem östlichen Flügel des Palastes Chatura-
mak , an einem Sonntage des fünften Monats , der dritten Nacht
des zunehmenden Mondes. Als alle die Herren und Fürsten,
die königlichen Diener und dicEdeln, die Hofleute hohen und
medem Ranges versammelt waren, tranken sie am Mittwoch, dem
dreizehnten Tag des abnehmenden Mondes, das Wasser der
£idestreue für alle Städte und Länder nahe und fem. Damals
brachte der verehrungswürdige Priester (Thero) aus dem Ge-
schlechte Nakhasena's (des Edeln unter den Nakh oder des
Kühnen gegen die Nakh) die magischen Schriften (Kahang) und
überreichte sie dem Könige. Dann in dem Jahre 1857 der
Phutthasakkharat, im Jahre 206, im Jahre des Drachen, im
sechsten des Cyclus (als im Jahre 206, dem Jahre der Maus, dem
sechsten des Cyclus) nach derChunlosakkharat, wurde die Phra-
Phutthasakkharat, die 1857 Jahre gedauert, abgeschafft und eine
neue Aera der Chunlosakkharat eingesetzt, als eine politische
Rechnung für den ganzen Umkreis des Reichs, um bis zum Ende
BUS des dieox Trayastrinsat croyant qnll avait suecomb^ ä Texc^s de ses tour-
ments, rapportent la nouvelle desamort äMayadevi sa m^re d^c^d^e, quidescend
sans dölai sur la terre snivie d*an grsLud nombre de femmes Celestes, ponr pleurer
•or le tombeaa de son Als. Als nach Znrfickweisnng des Versuchers Märahpä-
plyfin, der aus der Wüste £urückkehrende Einsiedler aufs Neue zur Stärkung
seiDer Kräfte Speise zu sich zu nehmen beschliesst , la nourrlture frugale rend en
pen de jonrs k son corps ext4^nu^ sa belle rondeur naturelle et les femmes des
▼illages environnants ne le connaissent plus que sous le nom du bei hermite ou
Sondara-sraraana (s. Lenz).
336 ^i»-
der Religion Phra Phuttha's zu währen , für die gsnze Daner der
5000 Jahre des Herrn Somdet-Phra-Phutthi-Cliao. Nachdem
König Sinthop-Amarin für 57 Jahre regiert hatte, beschloss er
seine Tage.
Nimmt man hier das aracanesisehe Datum für Buddha'»
Todesjahr (1554 a. d.) als Norm, so wQrde die Aera ins Jahr
303 p. d. fallen und die 206 Jahre ziemlich auf die sogenannte
^lahasakkharat , die ungefähr mit der Aera Salivahana's zu-
sammenfällt, zurückführen. Um die dadurch bezeichnete Zeit-
periode fanden grosse Umwälzungen in Hinterindien Statt, indes
sichTonquin (265 p.d.) von China beim Verfall der Han-Dynaatfo
losriss. Die zuerst regierende Dynastie, unter der besonden
Fan-y als grosser Reformator bekannt ist, führt den Namen FIm
und würde also wie Phaya Krek auf brahmanischen Einflofl
zurückleiten, so dass der Buddhismus, den „Prinz Kork" in Siaa
G38 eingeführt, eher ein Brahmanismus gewesen. Selbst in
China versuchte damals der Kaiser Wenti (der Sui-Dynastie) die
Kasten - Eintheilung des Volkes durchzusetzen (590 p. d.). In
Kaschmir führte Djaloka die vier Kasten mit den Einrichtungen
des Yudishthira ein. Die auf die brahmanische Religion bezüg-
lichen Malereien in den buddhistischen Tempeln, mit Scenen
aus der Mythologie Narai's , Isuen's u. s. w. , werden von den
Siamesen der Zeit vor Buddha zugeschrieben. Die Constituirung
Siam's als selbstständiges Königthum findet sich in das Jahr
855 p. d. gesetzt, wo mit dem Untergange der Fan die von ihnen
abhängigen Länder getrennt blieben. Von Phaya Krek , der als
König der Lava in dem von Hanuman gegründeten Nophburi
residirte, wird gesagt, dass er die von dem Kamboja-Monarchen
Kaou Maharat verbesserten Gesetze*) des ersten Gesetzgebers
*) Auf Nachfragen sagen aus die Siamesen, and besonders die von Tanaserey
(eines der ältesten and mächtigsten Königreiche dieser Krone) , als eine an sieh
iLlare Sache, dass vor 2024 Jahren Siam ein sehr wüstes Land gewesen, ohneFürstea,
ohne Königreich, and dass in dieser Zeit der Sohn eines Kaisers Ton China, der
sich den Sohn der Sonne nannte, and der, weil er seinen -Vater nm Krone ood
Leben bringen wollte, aus dem Lande verbannt wnrde, mit einer grossen Menge
Volkes aus China aasgesogen and saerst bei Djamba und Komboya angelandet,
Mythen der alten Residenzen. 337
Saniut Thakudum mit Zusätzen in sein Reich eingeführt hahc,
650 p. d. I^w setzt Prya Krek (Viha taraga in Juthia) ins Jahr
77 p. d., also in die Nähe des Stifters der Mahasakkharat.
Wie Tien-hoang oder Bio-linj , der Stifter der eingebornen
Dynastie Din in Tonquin, 968 p. d., war Kotabong früher
ein Hirtenknabe*), der die Kühe hütete. Als einst sein nach
einer derselben geworfener Stab wunderbarerweise in der Erde
verschwand, wurde ihm das ein Zeichen seiner künftigen Grösse
und, nachdem er König geworden, baute er dort die Stadt Batta-
bong (die verschwundene Keule), und von dem nahegelegenen
Tempel Vat Ek geht die Sage, dass er von Kuhjungen erbaut sei.
Ans dem Zauberholze eines wilden Baumwollbaums erhielt er
•{Ater eine neue Keule von unbesiegbarer Gewalt, wodurch er
seinen Namen überall hin gefürchtet machte und die umgebenden
Völker in Abhängigkeit hielt. Sie verlor indess ihre Kraft, als
er sich vermass, sie gegen den Verdienstvollen zu werfen, dem
er seinen Herrschersitz einräumen musste. Während PhayaKrek
von den Brahmanen zum Könige gekrönt wurde, folgte Kotabong
seiner fortgeflogenen Keule, um, nachdem er sein Reich verloren,
wenigstens seine geschätzte Waffe zurückzuerhalten. Die Keule
fiel nieder in der Stadt Lanxang und vertilgte sogleich , um ein
von wo er dann um das Cap herum in die Bucht von Sinm eingelaufen und sielt
bei einem gewissen Vorgebirge, Guy genannt , niedergelassen und eine vornehme
Stadt mit einem herrlichen Tempel dabei gebaut hat. Von da breitete sich sein
Volk aus im Süden von DJamba, im Norden nach der Stelle, wo jetzt die Stadt
Pitsanoeloc oder Porse-luc liegt. In späterer Zeit wurde die Hauptstadt Yudia
auf eine wunderbare Weise gebaut. Dieser Konig wird bei ihnen auch für ihren
Gesetzgeber gehalten , der alle die Gesetze des Königreichs und die Grundzüge
der Religion mit eigener Hand aufgeschrieben habe, welche denkwürdigen Bücher
noch jetzt in der Stadt Yudia in dem Tempel Watsiserhudt aufbewahrt werden.
Da nun dieser Fürst aus China verbannt war , hat er den Kaiser von China stets
als seinen Oberherm betrachtet und den Tribut eines Vasallen bezahlt. Die
8iamesen beginnen ihre Zeitrechnung mit dem Tode des Sommona Codom. Ihre
Djmastie fing 1300 p. d. zu regieren an (s. Valentyn).
•) Der ßtiaer der BaMla- Jadava war der Kuhhirte Sala , der den einen
Büsscr angreifenden Löwen tödtete.
Bastian, Otiasien. I. 23
838 Siam.
Debttt zu geben, die zehnmal 100,000 Elephanten, die ihr Gebiet
verwüsteten. Als nun bald darauf auch ihrEigenthlimer erschien,
fühlte sich der König des I^indes, Phrachao Sathanakhonhat,
unbehaglich, einen so gefahrlichen Gast beherbergen zu müssen.
Er wusste deshalb keinen bessern Ausweg, als ihn mit seiner
Tochter zu vermälilen, um hinter seine Geheimnisse zu kommen.
Diese hielt ihm so lange Gardinenpredigten über seine Ver-
schlossenheit, bis er ihr zuletzt im Vertrauen gestand, dass er
allerdings am ganzen Körper gefeit und unverwundbar sei , aber
nur so weit die äussere Haut denselben bedecke. Auf diese Mit-
theilung hin wurden heimtückische Pläne geschmiedet und zu-
letzt einer der niederträchtigsten ausgesonnen, indem die feilen
Hof bedienten sich damit beschmutzten, eine durch versteckte
Springfedem hcrvorschiessende Lanzenspitze unter einen Stuhl
zu stellen, auf dem man solche Sorgen nicht erwarten sollte.
Als Kotabong sicl\ seiner Bequemlichkeit nach darauf nieder-
liess, flog er, wie sich denken lässt, jählings wieder in die
Höhe, aber er flog so weit, dass er einen weiten Zirkel durch die
Luft beschrieb und erst in Vat Dom niederfiel , wo er seine Tage
beendet haben soll. Da seine Regierung noch in dankbarer
Erinnerung von dem, nach ihm geknechteten, Volke bewjihrt wurde,
Hess Phaya Krek, um dem allgemeinen Wunsche zu genügen,
sein Leichenbegängniss mit grossen Feierlichkeiten begehen und
baute auf dem Platze, wo der Körper verbrannt war, da« Kloster
^Saphsavan. Noch jetzt lebt Kotabong als mächtiger Held in
populären Dichtungen, die seine Kriegsthaten mit Vorliebe feiern.
Die von Prija (Paya) Krek (Kork) in Ober-Siam und Laos ver-
richteten Thatcn werden eher ihm zukommen.
In einer andern Darstellung heisst der vor Phaya Krek
fliehende König Kotathevarat (der aus königlichem Geschlecht'
Entstammte) und er begiebt sich zu seinem Sohn Phaya Melek,
der über die Städte Phisit und Phixai am Menam regiert, so
dass die Schlangenmythe sich in den Schwanz beisst. Die
Keule gehörte auch zu den königlichen Insignien der Chälukya-
Dynastie, die (nach Dowson) in den Inschriften aufgezählt
sind, als Swetätapatra (the white canopy), Varäha - länchhana
k
Mythen der alten Residenzen. 339
(the boar signet), Mayüra-pinchha (the peacock fan), Kunta
(the royal mace) und Kanaka-dandam (the golden scepter).
Nach Ferdewsi rührt die Erfindung des Streitkolbens von
Kahirman her, der damit dem Waldteufel Kahthan den Schädel
einschlug, die der Keule von Buzurdschmihir (s. Schlechta-
Wssehrd).
Bei meiner Reise in Kambodia wurde mir in einer der
Ruinenstädte die Figur Phaya Krek's gezeigt und derselbe Ta-
Phrohm (Grossvater Brahma) benannt. Diese Residenz, von
späterem Datum als Nakhon Tom, hiess deshalb auch Paten-Ta-
Phrohm oder die Festung des Ta-Phrohm. Die Brahmanen, d. h.
Eingebornen, die sich von solchen ableiten und ihr Haar in einem
Knoten tragen, sind noch jetzt zahlreich in Kambodia, und Alles
deutet darauf liin, dass sie früher von bedeutendem Einflusa
waren. Sie blicken auf die alte Burgruine Banon am Battabong-
Flusse als ihren frühern Stammsitz, wo sie in dem Dunkel der
Bergesgrotte das Augurium des Landes zogen, in wunderbarer
Weise gefüllte Wasserkrüge beobachtend. Jetzt sind sie die
Hüter des königlichen Schwertes Phra-Khan, das, als in Udong
nicht sicher genug, in der von unzugänglichen Sümpfen um-
gebenen Stadt Barai bewahrt und von den Brahmanen bewacht
wird. Von dort kommt alljährlich ihr Abgesandter, Phrohmxeh
genannt, um es, durch heilige Mantra's geweiht, in die Hände
des Königs zu legen , und bringt es dann zu sicherem Hort zu-
rück. Als die Hauptgegenstände ihrer Verehrung nannte mir
einer der Hof brahmanen die Götter Phralnsuen (Siva), derauf dem
Berge Sumen in Himaphan lebe, Phra-Narai (Narayana oder
Vischnu), den vierhändigen (wie der brahmanische Buddha nach
Kaempfer), und Phra-Kachai (Kachchayana), der mit Phra-Phuttha
in Xakhon-Langka-Sinho lebe und, um die Bücher der Bibliothek
zu hüten, ihrem Pantheon zugefügt sei. Dieser gelehrte Pro-
fessor ( Viscavarma) wird mit dickem Bäuchlein und wohlgefällig
lachendem Gesicht dargestellt, wie der japanische Gott des
Reichthums, der auch in China neben den corpulenten Buddha's
steht, und wird nicht nur dort, sondern auch (wie mir Sir Robert
Schomburgk mittheilte) in dem Höhlentempel Petchaburi-s in
22 •
340 Siam
den Lingamdienst*) hineingezogen, da unfniehtbare Frauen von
ihm Kindersegen erwarten. Schon in den buddhistisehen Böehem
wird er/ählt , dass dieser Schüler Buddha's auf seine Bitten in
einen Krüppel entstellt sei, weil er seiner Schönheit wegen die
Nachstellungen fürchtete, denen Ananda (nach dem Leng-yan-
king) fast erlegen wäre. In Siam ist gleichfalls die Anordnung
der iKilitischen Jahresfeste das Geschäft der Brahmanen , die die
richtige Erfüllung derCeremonieen beaufsichtigen müssen. Pram
thai significat Brahmenes Siamenses qui Astrologiae judieiariac
et secretis artibus operani navant(Kaenipfer). Bei dem Feste des
Ackerl)aues, dem ich in Bangkok beiwohnte, verschwanden sie
freilich fast unter den gelben Reihen der Mönche, die die Seiten
des Zeltes füllten , waren aber doch sichtlich die IIaupti>crdonen
der Feier.
Die kambodischen Brahmanen nennen sich noch im Be-
soudem die Schüler des Malia - Xeyset , des heiligen Rüsi oder
Eremiten, der unter der Kegierung Ketumalea's von Himaphan
nach Nakhon Vat kam. De Cruz bezeichnet die kambodischen
Priester als Brammen. Am Eingangsthor zu der Trümmerstätte
Nakhon Tom's schaut ein gigantisches Brahmagesicht nach den
vier Weltgegenden und soll dort ausgehauen sein , um den ver-
rathenen Drachenkrmig, der einst das Land und die Herzen der
Bewohner sein eigen nennen durfte, in seine unterirdischen Gebiete
zurückzuscheuchen. Selbst vor den Buddhatempeln auf den
Hügeln Udong's sah ich in behaglicher Ruhe ungestört Siva's
*) Ein KaofmanD, der Terschiedentiich Zimmay besucht hatte, erzählte mir,
in den dunkeln Corridoren der Pagoden grosse Linga-Figuren auf den Wänden
eingegraben gesehen zu haben. Auch in Java sind solche nichts Seltenes und
ich habe in siamesischen Tempeln charakteristisch genug geschnitzte Holzbloeke
in Haufen aufgeschichtet gesehen. Das Hauptzeichen der Jangomas war Siva's
Symbol und die conischen Pagoden Siam 's tragen auch den Dreizack. Der die
Macht der Kalaknri usnrpirende K;isnva gründete im iDekkhan (1168 p. d.) eine
Secte, deren Anhänger ihre Priester (Gangäma) als Verkörperongen der Gottheiten
verehrten. Sie enthielten sich der Fleischspeisen, beteten zum Linga Siva*»
und zu seinem Stier Nandi. eine Buchse am Halse tragend, nach einem den Aradhya-
Brahmanen entlehnten Gebranch. Kaiinga heisst Kaiungkarat oder Stadt des
Linga bei den Siamesen.
Mythen der alten Residenzen. 34 X
Nanda liegen und Blumen der Opfergaben auf dem Piedestal.
Die kambodische Geschichte erwähnt häufig des IMira Kho (des
Stiergottes; oder llerr Ochs), und der Herr Ochs, den der siamesi-
sche König von Nakhon Xaisi nach Ayuthia mitbrachte (1418),
war wahrscheinlich aus Kambodia nebst den Übrigen Götter-
bildern, die dort Pozen heissen, gestohlen. Der Tempel des
TerrassenhUgels von Bakon war mir für den Sitz dieses Apis ge-
baut, und die Mönche, die auf der TrUmmerstätte des alten Lawek
unter den Ruinen ihre Zellen errichtet hatteij, konnten mir nicht
genug von der Wunderkraft des früher dort verehrten Phra Kho
erzählen. In welcher Stadt immer dieser niedergefallen, solche
Stadt erwarb die Weltherrschaft. Als ich sie fragte, wie sie
diesen Götzendienst mit ihrer gerühmten Religion vereinigten,
und ob ihr Gautama noch vielleicht in einer nähern Beziehung
zu der Kuh seines Namens stände , drehten sie das Blatt um und
meinten, der Phra Kho wäre nur deshaU) so geschätzt gewesen,
weil sein dicker Bauch als Bibliothek gedient habe, die heiligen
Bücher aufzubewahren, und die Verehrung sei nur diesen gezollt
worden. Darüber sei ein Phra Thamnai (eine Prophezeiung
Buddha's) aufgefunden, und man habe deshalb den Krahatt
(Laien) den Cultus erlaubt.
König Kotama-Theva-Rat zog westlich nach dem brahma-
nischen Dorfe Katan jakhäm und erbaute eine Stadt in sieben
Zirkeln im Jahre 1600 der Phutthasakkharat. Nach seinem Tode
erhoben die Sethi*) seinen Sohn Phanchonkuman zum König,
mit dem Titel Phra Vaijaksa. Bei Gründung der Stadt Phra
Phichit erhielt er den Namen Kotabong und als erPhixai baute,
wurde er Phaya Müa lek (der Kernig mit der eisernen Hand) ge-
nannt. Dann wurde der Name Inthapat für die Residenz erneuert.
Kinduang-vouang, der Neflfe des chinesischen Kaisers, bjiute, als
König der Giaochi , in der Provinz Xüntei seine Hauptstadt in
*) 8ethi ist die Kaste der Vaisya , die aber bei den Buddhisten auch die der
Edelleate meint, und überhaupt neben demKönij^ a)h:in genannt vNird, ausserdem
gemeinen Volke. Ucbersetzer der siamesiäclien Geschichte haben es zuweilen
durch „Geizhals** wiedergegeben , aber nicht jeder „reiche Mann** braucht des-
halb ein geiziger zu sein und bei den Almosen gebenden Buddhisten am wenigsten.
342 Sl^m*
spiraliger Scliiieckenforni (2000 a. d.). Die Residenz wurde spä-
ter nach Hanoi verlegt und schliesslich nach Kecho, als die Kö-
nige der Li-Dynastie die Muschelstadt (Tanj Ouchh) verliessen.
Die letztere mag, wie Tschentscheng, die an der Schildkröten-
kliste in das Meer gebaute Residenz der Könige Ngannan's, ein
Hafen gewesen sein, und auf den Kohn-gatj (Ziegelhügel) ge-
nannten Untiefen liegen noch dieTrllniniern einer zerstörten Stadt
am Grunde der See.
Als Phra Chao Kolathevarat noch in Inthapat regierte, schickte
er seinen Vertrauten Khunsinghonsnkon in einem Schiffe aus, um
für seine Rechnung eine Handelsspeculation in entfernte Länder
zu unternehmen und ihm Kunde von neuen Entdeckungen zu
bringen. Mit den Gütern von 500 Kaufleuten beladen, segelte
das Schiff an einem gUnstigen Tage von Inthapat ab und nahm
den Curs uachPraphangji. Nachdem sie sieben Monate gefahren,
verloren sie ihre Richtung und wussten nicht länger, wo sie sieh
befanden. Für fünfzehn Tage herrschte völlige Windstille und
das Schiff konnte nicht gelenkt werden. Dies ereignete sich in
Folge der auf den Kaufleuten lastenden Sünden. Als sich später
wieder ein Wind erhob, war es kein günstiger. Er wuchs be-
ständig an und wüthete zuletzt als furchtbarer Sturm , der das
Schiff von den Ankern riss und von der Küste der Bucht binaus-
trieb in den grossen Ocean. Von da war es unmöglich zurück-
zukommen. Für sieben Monate flogen sie vordem Orkan, der
sie jagte, und da kam eine Stadt in Sicht, die Stadt Kuven-Na-
khon, die Residenz des Phra Kanchao, deren Häuser und Wälle
von reinem Gold und Silber sind. Voll Freude steuerten die
Schiffe auf den Hafen zu und ankerten dort. Die Matrosen und
Passagiere gingen anVLaud und zerstreuten sich über den Markt
in verschiedenen Richtungen, um Provisionen einzukaufen. Bei
der Rückkehr erzälilten einige Diener des Khunsinghonsakon,
dass sie eine Frau getroffen, die vollständig ihrer Herrin gliche,
und neugierig gemacht, begleitete er sie dorthin und fand seine
eigene Frau. Als diese ihren Gatten sah, schrie sie auf vor
Freude , umhalste ihn und beide weinten und lachten zusammen.
Dann sagte die Frau: „Ihr habt Euch verirrt und seid einen ver-
Mjrthen der alten Residenzen. 343
kehrten Weg gefahren, dass Ihr hierher gekommen. Dies ist
die Stadt Phra-Kan's , des Todesgottes. Als Du abreis'test, war
ich im Anfange der Schwangerschaft, und als die Zeit der Geburt
kam, da sandte Phra-Kan seine Diener, die erdrosselten mich
und jetzt nach meinem Tode wohne ich hier in dieser Stadt. Und
lass mich Dir Alles im Einzelnen mittheilen. 20 Pfund an Silber
wirst Du in meinem Kasten und 1 Pfund an Gold finden; ferner
sind da neun männliche und zehn weibliche Sclaven, die uns bei-
den gehören. Wenn Du heimkommst, nimmmeine jüngere Schwe-
ster zu Dir und bringe Opfer für mein Heil. Doch jetzt lausche:
diese Kaufleute, Deine Begleiter, sind alle innerhalb sieben
Tagen gestorben , denn sie haben die Stadt des Todes betreten.
Dass Du entkommst, dazu ist nur ein Weg. Bereite einen Vor-
rath von getrocknetem und gezuckertem Reis , und binde ihn um
Deinen Gürtel. Dann klettere zum Mastkorbe hinauf und beachte,
wenn Du beim Vorbeifahren an der Küste den Zweig eines Oli-
venbaumes überhängen siehst, dann ergreife ihn und schwinge
Dich hinauf. Nur so ist Deine Rettung möglich. Doch jetzt geh,
verkaufe des Königs Waaren und lass uns nicht zusammen ge-
sehen werden. Wenn Dich des grausigen Phra-Kan Auge trifft, bist
Du des Todes : er saugt alle existirenden Dinge in sich ein und
isst die Menschen für seine Nahrung." Khunsinghonsakon folgte
demRathe seiner Frau, präparirte eine grosse Menge getrocknete
Reiskuchen und nahm bei der Abfahrt die Stelle des Capitains
ein, um das Schiff längs der Küste zu halten. Die Segel vom
Winde geschwellt, glitt das Schiff rasch daran entlang, als der
Zweig eines wilden Oelbaums an den Mastbaum stiess. Rasch
ergriff ihn Khunsinghonsakon und Hess unter sich das Schiff
fortfahren, das noch sieben Tage auf dem Meere umhertrieb und
dann mit den 500 Kaufleuten in die Hölle Avichi versank.
Für sieben Tage glitt Khunsinghonsakon an den Zweigendes
Oelbaumes herab, bis er zu einer breiten Spalte kam, die den Weg
abschnitt. Zehn Tage war er dort aufgehalten und nährte sich
durch dieFrUcht« des wilden Oelbaumes. Dann sah er die Winde
eines wilden Jasmin's hervorwachsen , der sich um die Blätter
geschlungen hatte , und dem Stengel der Pflanze folgend , kam
«344 Siam.
I
• ^^
er nach weitereu sielien Tagen dem Fu88e des Baumes nahe.
Eben wollte er auf die Erde springen, aln er einen grossen Lüweu
erblickte, der unter dem Baume stand. Voll Furcht blieb er auf
den Zweigen sitzen und warf vom Morgen bis Mittiig die Früchte
der wilden Oliven auf den Löwen, bis es ihm vorkam, dass der-
selbe todt sein könnte. Als er hinabstieg und ihn schüttelte, fiel er
um. Er zog jetzt kühn sein Schwert und weidete desl^wen Fell
ab, das er über seine Schultern legte und einem engen Pfade
folgte , der durch den Wald hinführte. Nachdem er 15 Tage vor-
wärts gereist war und seine Pi*ovi8ionen fast schon aufgezehrt hatte,
kam er an ein Steueramt, und als die Zöllner ihn sahen, packteu
sie ihn und schleppten ihn herein,' um ihn in das Verhör zu neh-
men. Als sein Abenteuer an den König berichtet worden , be-
fragte ihn dieser selbst und Hess ihn wohl bewirthen. l)m
Löwenfell wurde, in kleine Stücke zerschnitten, an alle Städte
versandt, damit jede etwas zum Andenken habe. Als Khun-
singhonsakon in Inthapat ankam , war zuletzt nur soviel davon
übrig, um einen Sitztejjpich davon zu machen, und diesen erhielt
König Kotathevarat. Als er njich seinem Hause kam, fand
Khunsinghonsakon Alles genau, wie seine Frau ihm berichtet.
Der jetzt aus dem südlichen Indien verschwundene Löwe wird
in den Erzählungen als nur ein im Ilimaphan- Walde existirendes
Wunderthier betrachtet und ninmit deshalb vor den Pagoden jene
fabelhafte Gestalt an, in der er noch jetzt zu sehen ist Sein
früherer Aufenthalt im Dekkhan scheint die Ableitung von Wi-
jayai's Geschlecht zu beweisen, und wie die Könige von Ceylon
schmückten sich viele andere Dynastieen Indiens mit dem Titel
der Löwenherrscher. Auch die Häuptlinge derNats, oder wie
sie von den in drei Pali getheilten Maler, zum Unterschiede von
den Gauklern, genannt wurden, die Parahya (Parabutti) Nat«-
(oder Bergbewohner) in den Hügeln llajuiahaPs, nannten sich
Singha oder Löwen. Die Löwengesehichte des ceylonesischen
Ahnherrn ist in ähnlicher Fassung auch zu einer allgemeinen
buddliistischcn Legende geworden, indem die Birmanen erzählen,
dass der aus dem Walde in die Menschenstädte zurückgekehrte
Sohn seinem vor Schmerz gestorbenen Vater die Löwen vor den
Mythen der alten Residenzen. 345
Pagoden zu seiner Verehrung errichtet habe. Der besonders
kostbare Werth, der einem Löwenfelle als Sitz in Kambodia bei-
gelegt wurde, entging auch nicht der Aufmerksamkeit des chine-
sischen Gesandten. Nach dem türkischen Khatainame trat der
von den Ungläubigen zurückgewiesene Schamguni in einen Berg,
kam aber dann zu deren Schrecken als Löwe wieder daraus hervor.
Der Name Sakyasinha bezeichnet ihn als den Löwen aus dem Ge-
schlecht der Sakya. Die tibetische Bezeichnung alsQakja thubpa
(der Mächtige der ^^äkja) erinnert an den alten Königstitel der
Tobba, der auch im Yemen gefunden wird. Nach Megasthenes
trug (der in Kleisobora oder Krishnapura, Hauptstadt der Qura-
sena verehrte) Herakles (der seine Tochter Pandaia schwängerte,
um einen König flir Indien zu erzeugen), ausser seiner Keule, ein
Löwenfell. Mathura (Kleisobora nach Plinius) heisst bei Ptole-
mäos die Stadt der Götter.
Als nach dem Tode des Chao pendin (der Herr der Erd-
oberfläche) keiner aus dem Königsgeschlecht übrig war im
Lande Kamphut, wurde üthong, unter dessen Tritten Gold ber-
vorsprosste, von den Angesehenen des Volkes zum König er-
wählt und zog, als eine Pestilenz ausbrach, von seiner Hauptstadt
Xaxieng nach Savannathevalok (565 Ch. S.). Als er dort Alles
ruhig fand, wandte er sein Boot und schlug sein Lager auf in der
Nähe von Fangtai, wo das Volk, einen Verdienstvollen in ihm
erkennend , ihn zu der Würde eines Chao ])endin erhob. Er re-
gierte dort nach den alten Gesetzen , und als er Alles beruhigt
und geordnet hatte, gab er die Stadt Suphanrathakhirija an seinen
altem Bruder. König Uthong wurde der Ahnherr der königlichen
Ra;e. Den Platz für seinen Palast zu enge findend, schickte er
Edelleute aus, um die Gegend zu erkundschaften, und erbaute auf
einer Insel, nach den Anweisungen des dortigen Eremiten , die
Stadt Ayuthia auf einem durch Feuer geweihten Grunde. Seine
Tochter wurde einem Prinzen aus Xiengmai vermählt Nach
Andern war Uthong seinem Schwiegervater in der Regierung Cha-
liang's gefolgt, als er Kundschafter für die neue Stadt ausschickte.
Die Kuinen der alten Hauptstadt Kamphengphet sollen noch im
Walde neben der Stadt zu sehen sein, wo Inschriften gefunden wor-
i
346 8ü«.
den »ind. Unter ihren Königen wird Khun Samxon erwähnt. Auch
Nackhonsavan war einst der Sitz unabhängiger Fürsten und die
jetzt verfallenen Städte Phra-In undPhra-Phrom mögen eine bes-
sere Vergangenheit genossen haben.
Nachdem er im Jahre 712 der Chunlosakkharat seine Resi-
denz Krung theph oder Ayuthia gegründet, herrschte Uthong oder
Ramathibodi über 16 Städte. Bei seinem Tode (731 Ch. S.) kam
sein Sohn Ramasuen, der als Gouverneur von Lophburi eingesetzt
gewesen, nach Ayuthia und folgte auf dem Thron seines Vaters.
Nachdem er Kamphuxathibodi erobert hatte , bestellte er seinen
Sohn Borommaraxathirat zum Könige von Ayuthia und kehrte
nach Lophburi zurück. Als der König von Ayuthia, der Laos un-
ter>vorfen hatte, starb, folgte ihm sein Sohn, wurde aber durch Ra-
masuen, der aufs Neue von Lophburi nach Ayuthia kam, getödtet.
Als die vom König Uthong ausgeschickten Officiere, um
einen gesunden Platz für eine zu gründende Stadt zu suchen, zu
einer fischreichen Stelle des Menam gekommen waren, liessen
sie Baumstämme aushöhlen, um nach einer Insel im Flusse tiber-
zufahren. Die Edlen und Gemeinen brachen mit vieler Mühe
ihren Weg durch das dichte Gestrüpp des Jungle, die Wasser-
pflanzen der Sümpfe oder die Knäuel dorniger Büsche, die durch
eine ungehindert fortraukende Vegetation in eine unentwirrbare
Masse zusammengeballt waren. Aber als sie bis in das Centrum
der Insel gekommen waren , sahen sie dort zu ihrer Verwunde-
rung einen einsamen Eremiten, der unter einem Baume sass und
die Leute fragte, für welchen Zweck sie seine ruhige Abgeschie-
denheit störten. Als er hörte, dass der König dort eine Stadt zu
erbauen gedenke, erwiedcrte er: „Seit lange haben wir hier
gelebt, seit Phra Phutthichao, unser Herr und Gott, den Schutz
seiner Verdienste begründete und sein Gesetz verkündigte. Jetzt,
wo die Zeit erfüllt ist und die Stadt gebaut werden muss, werden
wir uns nach dem Berge Keo-Bauphot zurückziehen. Aber dieser
Platz hier, wo sich die Feuerscheite übereinandergehäuft haben,
ist kein günstiger, dies ist nicht siegreicher Boden. Geht nach
Südwesten, dort werdet ihr eine glückbringende Stelle finden»
ein Ton-Baum soll euch das Zeichen sein.'' Nachdem die Edeln
Mythen der alten Residenzen. 347
es nach seinen Worten gefunden, kehrten sie zurück, dem Könige
Bericht abzustatten, und begaben sich auf seinen Wunsch aufs
Neue zu dem Eremit, Phra Satham Kodora genannt, um ihn zu
sich einzuladen. Dieser erwiederte: „Noch werde ich nicht
kommen. Geht und holt eure Leute, dass sie mit dem Umhauen
des Waldes beginnen. Dann wenn Alles aufgeschichtet ist, und ihr
auf die Feuersäule blickt, werdet ihr das Warum verstehen. " Nach
seinen Worten wurde es ausgeführt. Die Arbeiter hieben die
Bäume um, sie in einen hohen Scheiterhaufen auf einander thUr-
mend. Dann als der Eremit ihn anzündete, da flammte derllolz-
stoss auf, glanzvoll und strahlend, die Lohe schlug empor, höher
als die höchsten Palmbäume, und die Helle leuchtete*) über
alle Nationen ringsum. Der Eremit sprenkelte Wasser, mit magi-
schen Formeln geweiht, auf die ausgebrannte Asche und sprach
dann so zu den Edeln: „Dies hier wird der Sitz einer langen
Reihe von Königen in künftigen Zeiten sein. Die Stadt, hier erbaut,
wird ein reicher Hafen werden, in dem ein Mastenwald von
Schiffen ankert; aber auch Kriege ohne Ende sehe ich kommen
und Schlachten und Blut." Nach diesen Worten des Eremiten
kehrten die Edeln zum König zurück, der sie seine Einladung
wiederholen Hess. Aber als sie am nächsten Morgen den Heiligen
suchten, war er nirgends zu finden, obwohl der König überall
nach ihm forschen Hess. Nach Ayuthia's Gründung krönten die
Xiphram den Uthong als Ramathibodi.
Uthong oder Ramathibodi ertheiltc seinem ältesten Bruder
Borommaraxathirat die Regierung Suphanburi's und seinem Sohne
Ramasuen die Stadt Ix)phaburi. Bei seinem Tode folgte ihm der
älteste Sohn auf dem Thron, der zweite regierte inTanao und der
dritte in Petchaburi. Einen Schwiegersohn erhielt er aus den
Städten des Nordens.
Als Suphanthaburi inXiengmai-Phixai regierte, traten seine
Söhne Xaijathat und Xaijasen in die Priesterschaft ein, eine
•) Die bei der Geburt des aus der Lende seiner Mutter hervortretenden
Aurva aufschiessende llaniuie leuchtete über die Erde, dass die Xatrijas er-
blindeten.
348 8»am.
Pflicht, die auch iu Siam Jedem, besonders Vornehiiieu aufliegt.
Schon Pedro de Sa weiss, dass die Kinder die Ilofsprache oder das
Balic lernen müssen. Nachdem die Prinzen erst in Phukam (Pagan)
studirt hatten, gingen sie dann nach Hongsawaddi (Viterat-llUma-
Hongsa), wo sie ein Liebes verhältniss mit der Prinzessin unter-
hielten. Um Mitternacht schlichen sie in den Palast und nahmen
die Prinzessin mit sich in ihre Mönchszelle, ohne dass Jemand
davon wusste. Und die beiden Brüder wurden verstört in ihrem
Geist und für drei Tage wanderten sie wie besinnungslos um-
her, die Prinzessin in ihren Armen tragend. Dann übten sie die
Gebete des Kammathan , die auf die Düngsakan (die 32 Theile
des Körpers) Bezug haben und thaten das Gelübde , die Erschei-
nung eines Phi (Dämon) annehmen zu wollen. Als der König
von Hongsawaddi seine Tochter vermisste, und Niemand ihm ihren
Aufenthalt mittheilen konnte, streute er Radiessamen auf seinen
Kopf und wurde durch das Keimen derselben in ausstreckender
Linie nach dem Kloster geleitet. Die Entführer wurden zum
Tode verurtheilt, baten aber, erst Proben ihrer gelernten Künste
ablegen zu dürfen. Als der König ein Wasserbecken bringen
Hess, verwandelte sich der eine Bruder in einen Fisch, der andere
in einen Wasservogel, nahm seinen Bruder in den Schnabel und
flog mit ihm davon. Der König schaute verwundert hinterher
und Hess nachsehen, obsich vielleicht ein Almosentopf und gelbes
Gewand in ihrer Zelle finde. Aber da war nichts der Art.
Als die Prinzen nach Xieugmai zurückgekehrt, traten sie aus
dem Priesterstande wieder aus, um später auf dem Throne folgen zu
können und machten in der Zwischenzeit eine Reise nach Ayuthi.%
da sie von dem Ruf der Schönheit der dortigen Prinzessin angezogen
waren und keine andere fanden, die ihnen zusagte. Sie nahmen
die Gestalt alter Thero's (Priester) an und erhielten ein Logis in
einem Vat (Kloster) in der Nähe des Palastes , wo sie durch die
Lobpreisungen, die sie hörten, noch begieriger wurden. Bei
Nacht deshalb warfen sie die Verkleidung ab, stiegen auf einem
Blumenbaum (Ton Phikun) über die Mauer und gelangten in das
Gemach der Prinzessin , die , da sie die hohe Abkunft ihrer Be-
sucher erfuhr, keinen Anstand nahm, ihnen Erlaubniss zum Wie-
Mythen der alten Residenzen. 349
dcrkominen zu geben. Als nach einiger Zeit ihre Schwanger-
schaft den Augen des Königs deutlich wurde , wunderte er sich,
wie bei den hundertfältigen Thoren und Kiegeln in den Passagen
des Schlosses Jemand Eingang gefunden hätte, und schloss, dass
es nur durch den Wasserablauf geschehen sein könne. Er Hess
in demselben ein eisernes Netz aufstellen, und als der ältere Prinz
seinen nächtlichen Gang antrat, verfing er sich darin und wurde
am nächsten Morgen todt gefunden. Dadurch wurden sie auf die
Spur seines Bruders gebracht, und da die Prinzessin, bekümmert
um den Tod ihres Liebhabers , ihre Zuneigung seinem Freunde
zuwenden zu wollen erklärte, gestattete Uthong die Vermählung
und Hess sie mit grossen Festlichkeiten, wobei die verschiedenen
Städte für ausgesetzte Wetten in Ringkämpfen stritten, feiern.
Die Statue Phaya Krek's kam freiwillig aus eigenem Antriebe aus
der Stadt Inthapat nach Sri Ayutliia und blieb dort.
Bei König Uthong's Tode folgte ihm Xaijasen auf dem Throne.
Als indes« die Prinzessin den Sohn seines Bruders gebar, trat er
diesem , als Chao Suvan Kuman , die Regierung von Ayuthia ab
und kehrte mit seiner Gemahlin nach Xiengmai zurllck, wo er
nach seinem Vater den Sceptcr führte. Diese ganze Fabel mag
eine ingeniöse Erfindung der Laos sein, um das Factum der Er-
oberung Xiengmai's durch Ramasuen zu verkleiden.
Nach den siamesischen Annalen setzt Turpin den ersten
König*) ins Jahr 1444 a. d. LoubÄre beginnt aus den in Siam
*) Der erste Konis^, von dem die Siamesen Kenntniss haben, begann 1300
nach Christi zn regieren. Besonders viel wissen sie von den Thaten des Brhama
Tjibodi, der in India regierte, zu erzählen. Obwohl Anfangs dem Kaiser von China
tributpflichtig, machten sich die Siamesen später anabhängig, bis sie vom Kaiser
Xico aus der Dynastie Yuen 1280 p. d. aufs neue nnterworfen wurden und es bis
zur Ankunft der Holländer blieben. In den ältesten Zeiten der Malayen stand die
ganze malayische Küste bis zum Vorgebirge Singapore unter diesem Fürsten, ehe
sich I160n. Ch. der malayische König Siri tocri Bowana unabhängig machte. Da
die Könige von Siam ihren Handel sehr ausdehnten , hatten sie auch viel mit den
Japanesen zn thun, die dort Jährlich grosse Capitalien von Silber in ihren Dschunken
hinbrachten und dafür Hirsch- und andere Felle einkauften , wie sie in Japan ge-
tragen werden. Manche der Japanesen blieben wegen der Fruchtbarkeit des
350 Siam.
gesammelten Naclirichten die Königsreihe mit Pra Poa Honne-
Hourittep-pennaratui-sonammc-bopitra, der (1300 B.S.) in Tschai
pappe mahanacon regierte. Nach zehn Königen folgt Ipoia-sanne-
thora-thesma-teperat, der Tasoo nacon luang (Nakhon luang)
erbaute und dann (nach zwölf Königen) König Pra-poa-noome-
thele-scri, in Lacontai am Flusse Porselouc (1731 B. S.) regie-
rend; dann nach vier Königen Ramatilondi, Erbauer der Stadt
Siam im Jahre 1894 (1349 p. d.) und später Schaupasathay
(1627 p. d.). Von Zeiten Prapoa's (des ersten der siamesischen
Krmige in den Annalen) führten die Siamesen ein wanderndes
Nomadenleben bis zur Zeit Ramatilondi's. In festen Ansiede-
lungen wurden sie (wie nfich Megasthenes die mit Wagen umher-
ziehenden Indier durch Dionysos) durch Prapoa (den 24. König)
vereinigt, der sie mit sich nach lacontai nahm, am Flusse Por-
selouc, und dann Pipeli für seine Residenz erbaute. In dem Titel
Landes dort oder Hessen sich in die Dienste des Königs anwerben. Es heisst,
dass Soniinona Codom einer ihrer ersten Könige oder der Sohn des ersten
Königs gewesen sei und dass er nach seinem Tode in einen Gott verwandelt
worden. Der Fusstapfen desselben , der zufällig von einem ihrer Priester oder
Talapoin gefunden wurde , soll der des rechten Fusses sein , der auf dem Adanis-
berg in Ceylon der des linken Fusses. Die den Gottesdienst betreffenden Gegen-
stande sind in einer nur den Priestern bekannten Sprache geschrielien , welche
die balische genannt wird. Der ehrbare Herr Abraham Rogerins »ngt, dass die
Heiden der Küste Koromandel, die in der Nähe von Paleacatta wohnen, der
Meinung sind, dass ihr Gott Hrama bald nach Sommonacodom geboren sei,
wogegen Andere Beide für denselben halten. Die Siamesen sagen weiter, das;}
die Mutter des Codom Mahamania oder Mahameria geheissen , was die gros^^e
Maria meint. Der Vater des Sommonacodom war ein König von Thevelanca
oder der Insel Ceylon. Ausser diesem Sommonacodom erwarten die Siamesen
noch einen zweiten, den sie Pranaotte nennen. Sie schreU>en ihrem Codom die
Besiegungen des mächtigen Gottes Prasouane , der an seiner Gottheit xwetfelte,
zu. Seine Bilder in den Tempeln stehen zwischen zwei Schülern, von denen der
zur rechten Hand Pramogla, der zur linken Hand Prasaribut genannt wird.
Ausser anderen Namen geben sie auch den Prapoctitsjaoe an. Sie sagen , dass
er an einem Leibweh starb , weil er zu viel Speck gegessen , obwohl sie auch
sagen, dass er durch den Pfeil eines Mannes im VerlH>rgenen getödtet sei. Anch
meinen sie, dass er gesündigt und gestraft sei, später aber den Zustand der
Glückseligkeit erlangt habe (s. V^alentyn).
X
Mythen der alten Residenzen. 35 1
Sourittep (Suriya thephada) liegt die Abstammung von dem
königlichen Sonnengeschleehte in ISiam und Birma, wie in Tenas-
serim, und Phra-Phutth ist ein oft auch Königen gegebener
Titel, sowie auch Phra-Bat (der heilige Fusstapfen). Le roi de
Siam se nomme Phat- vuong (roi Bouddha), k cause de la pro-
fonde v6n6ration , qu'ont les Siamois pour Bouddha. Chez les
Anuamites, qui ont une v^n^ration particuli<^re pour le ciel, le roi
se nomme Thien-vuong (roi Celeste), nach dem Gia Dinh Thung-
chi (s. Aubaret).
Pra-poa-noome-thele-seri mag derselbe König sein, von
dem Ribadeneyra hört<5: dizen los letrados de Sian, que un Key
de los primeros de aquel reyno , les havia dado la ley que guar-
dabau. Porque despues de vivir casado muchos anos y teuer
hijos, se fue a hazer vida solitaria y de gran penitencia en un
monte y despues de haber estado alla algun tiempo , se volviö a
SU reyno y les dio ley, la quäl contiene siete mandamientos.
Que son: honrar los Idolos, no matar, nohurtar, no bever vino,no
tratar con muger agcna, ni mentir. Y algunos entienden tan
estrechameute el no matar, que ninguna cosa viva matan. Der
religiöse Stifter wird hier also mit dem weltlichen zusammen-
geworfen, und schon in dem Titel Phra Poa (Poat), der wie hier
Phra Phutth*) (Buddha) sagen will, und in der Geschichte oft als
Ehrenbezeichnung der Könige beigesetzt wird. Ausser Phrabat,
den heiligen Fusstapfen, gebrauchen die Kambodicr noch
Paten ta (Festung) als Titel. Auch die chinesische Herkunft, die
in verschiedenen Figuren der alten Civilisatoren Hinterindiens
spukt, wird herbeigezogen. Les Chinois et les Siamois se dis-
putent rhonneur d'avoir eu Sommonakhodom pour compatriote.
Les Premiers pretendent, qu'ayant 6te envoyö par Tempereur de
la Chine en qualitö de Tambassadeur au roi de Siam, celui-ci
reconnut en lui une si grande sagesse, qu'il lui donna sa fille en
mariage et le d^clara son successeur au trone. Les Siamois
Boutiennent, qu'il ^tait fils d'un de leurs rois et qu'il fut le
meilleur roi, qui ait gouverne. Les uns et les autres s'accordent
*) Nach Masiidi war Bndab der allgemeine Titel dor Könige von Kl Kanoj.
352 SUun.
a dire, ({u'apr^s avoir regnö avcc bcaucoup de »agesse et donn^
les lois les plus belies , il abdiqua la counmoe pour se retirer
daus les bois et fit öclatcr les vertus les plus meireiUeuscs. Aebn-
licbc Volkstraditionen von einem einbeimischen Fürstensohne,
der das BUsserleben wählte, bewahren die Ceylonesen, ungeachtet
des ihnen geschrieben vorliegenden Mahawanso.
Wie U-thong (der goldene U) stehen an der Spitze vieler
Dynasticen in China , den Namen U oder Wu fllhrende Kaiser,
die das zerrüttete Reich aufs neue durch Gesetze ordnen und be-
festigen: so beim Erheben der Tschcou, Kaiser U-wang, der seinen
lasterhaften Vorgänger Scheusin entthronte, dann Ou-ti, Gründer
der Tsin (265 p. d.), Ou-ti, Gründer der Leang (502 p.d.), Ou-ti,
Gründer der Tschin (557 p. d.). Bei Du Halde führt der König
(Prachyan) von Kemarat, den er an Pamahang tribut])flichtig
nennt, den Namen Otting. Der erste König der kanibodisclieD
Mythe heisst Phra Thong.
i
Die Könige der Laos«
Was die Könige anbetrifft, die über die siamesischen Nationen
(Sayam - Phrathet) herrschen, so gab es zuerst einen grossen
König , der in« der Stadt Xiengrai über das Jon - Volk ( Jonaka-
Phrathet) regierte. Gegen ihn kam ein König aus dem Lande
Satong, und da er in der Schlacht überwunden war, so verliess
er mit seiner Familie und seinen Anhängern die königliche Re-
sidenz und flüchtete über die Grenzen von Sayam -Phrathet
Sie passirten den Fluss Pho und kamen nach dem Lande
Peb, einem wüsten Platz an dem, Kamphengphet (die diamantene
Mauer) gegenüber liegenden, Flussufer. Als sie in diesem Walde
weilten , erzeugte die Kraft ihrer Verdienste Hitze in dem Sitze
des Götterkönigs Amarintharat*), der die Gestalt eines Eremiten
annahm und als Erscheinung vor des Königs Elephanten stand,
zu ihm sprechend : „ Hier gründe eine Stadt , dies ist ein sieg-
reicher und gesegneter Platz, frei von allem Unfall.^
Der König , hocherfreut ob dieser Worte , rief seine Unter-
thanen zusammen und baute eine Stadt, die er durch Cita-
dellen und Thürme wohl befestigte. Ein königliches Schloss
auch wurde errichtet und Wohnungen für die Herren der Laos
(Phaya Lao) von edler Abkunft, eine Zuflucht für alles Volk.
Als Alles vollendet war , erhielt die Stadt den Namen Traitrüng,
*) Indra's Himmel heisst bei den Siamesen Devadfingsa oder der Himmel
der Dreiunddreissig. Nach dem Dabistan giebt es 33 Koti von Engeln , d. h.
330 Bfillionen , neben nenn Brahmanen (die bei den Jangoman die Ansns oder
Strahlen Brabma's heissen) , elf Radras oder Mahadeos , sWölf Sonnen und tehn
Kegionen.
BAtiiftn, Oiiaaien. I. 23
354 8»*m-
weil Indra der Tausendäugige sie angezeigt hatte. Der König
herrsehte dort bis zu seiner Todesstunde , und ihm folgten sein
Sohn und Enkel , bei denen die Regierung fttr vier Generationen
von Königen verblieb.
In diesem Lande lebte ein Aussätziger, am ganzen Körper
mit Geschwüren bedeckt, der das Feld bestellte, Pfeffer uhd
Liebesäpfel (Madtla) pflanzend. Er sammelte die reifen Früchte
und verkaufte sie, um seinen Lebensunterhalt zu gewinnen. An
einem der Apfelbäume, der nahe bei seiner Hütte stand, pflegte
er täglich zu urinireu , und die Samentheilchen imprägnirten die
Wurzel, so dass der Baum durch ihre Grösse ausgezeichnete
Früchte trug, weil das Princip des Lebens in ihnen schwoll.
Nun geschah es , dass die Prinzessin des königlichen Hauses ein
Gelüst verspürte , Liebesäpfel zu essen. Sie schickte eine ihrer
Dienerinnen, die umherging, zu kaufen und einen besonders gros-
sen und schönen Apfel zurückbrachte. Die Prinzessin fühlte sich
schwanger und theilte es ihrem Vater mit, der strenge Nach-
forschungen anstellen Hess, aber sich überzeugte, dass kein
männlicher Besuch bei ihr eingetreten war. Die Schwanger-
schaft schritt fort und nach zehn Monaten gebar sie einen Sohn,
der die Tanja-lekkhana (die Zeichen des Königthums) an sich
trug. Seine königlichen Verwandten beeilten sich alle um die
Wette, ihn zu liebkosen , zu pflegen und sorgsam zu hüten. Als
er das Alter von drei Jahren erreicht hatte, beschloss sein Gross-
vater, sein Prognostikon zu stellen und wünschte deshalb aus-
zumachen, wer sein Vater sein möchte. Er Hess es deshalb durch
das Schlagen der Gong verkünden, dass alle männlichen Bewohner
seines Königreichs, ohne irgend eine Ausnahme, sich auf der
Ebene versammeln sollten, Jedermann mit Kuchen und Früchten
verschiedener Art in seinen Händen. Nachdem der König im
Gebet um Erkennung des wahren Vaters nachgesucht hatte, Hess
er seinen Enkel hervorbringen und durch die Versammlung hin-
durchtragen. Der Aussätzige nun, Sen Phom mit Namen, hatte
nichts in seiner Hand, als einen Klumpen kalten Reis , aber den-
noch, als der Prinz bei ihm vorbeikam, fiel er ihm um den Hals,
umarmte ihn und begann von dem Reis in seiner Hand zu essen.
Die Könige der Laos. 855
Als die Leute das sahen, verwunderten sie sich, man hörte murren
und spotten und allgemeiner Unwille gab sich kund. Der König
von TraitrUng war im höchsten Grade beschämt und nieder-
geschlagen. Er gab Befehl, dass die Prinzessin und sein Enkel
zusammt mit dem Aussätzigen auf ein Floss gesetzt und ihrem
Schicksal Überlassen werden sollten. Das Floss aber trieb zu
der Apfelpflanzung in der Nähe der Stadt und der Aussätzige
half seiner Frau und seinem Kinde dort ans Land. Die vereinten
Verdienste dieser drei Personen zogen Amariutharat herbei, ihnen
in Körpergestalt zu erscheinen , und er überbrachte ihnen eine
Gong, deren Klang alle ausgesprochenen Wünsche erfüllen würde.
Der Aussätzige schlug zunächst die Gong, Heilung seiner Krank-
heit wünschend, und wurde in einen von Schönheit strahlenden
Jüngling verwandelt. Mit der Gong nach Hause kommend , war
seine Frau überrascht und erfreut. Sie wünschten sich Gold und
gaben es den Künstlern, um eine goldne Wiege für den jungen
Prinzen zu fertigen, und deshalb wurde dieser unter dem Namen
Uthong bekannt. In dem Jahre 681 der Lusakkharat Hess
Uthong's Vater an jener Stelle durch den Klang der Gong (wie
Putraka durch die Zeichnung seines Stabes Pataliputra) eine
Stadt entstehen, Khirixai-Xieng-Sen (der Platz, der den Aussatz
heilte) oder auch Thepha-maha-nakhon genannt, weil sie durch
die Macht der Thephajuda geschaffen war. Von allen Seiten
strömten Bewohner nach dieser Stadt, so dass sie bald volkreich
wurde. Und der König, der dort herrschte, ist inSayam-Phrathet
als der König Khiri-Xai-Xieng-Sen bekannt. Als im Jahre 706
der Lusakkharat der König Khiri-Xai-Xieng-Sen im 26. (nach
Andern im 45.) Jahre seiner Regierung starb, verschwand das
Himmelsgeschenk der Gong und wurde nicht mehr gesehen.
Der Prinz Uthong aber folgte seinem Vater und regierte an seiner
Statt. Er fasste (nach sechs Jahren) den Plan , eine neue Stadt
zu gründen, und sandte seine Boten aus, um nach einer passenden
Stelle auszusehen, wo kein Mangel an Fisch wäre. Auf ihrem
Wege nach Süden kamen die Kundschafter in die Umgegend des
SeesSano, mit Sumpfpflanzen bedeckt, und fanden ihn fischreich,
sowie iü jeder Hinsicht fruchtbar und günstig. Sie kehrten des-
23*
356 ß>am.
halb zurück und berichteten dem Könige Uthong, der mit seinen
Heerschaaren in vier Abtheilungen aufbrach, alle seine Familien-
glieder und königlichen Verwandten mit sich führend. Im Jahre
712 der Lusakkharat, im Jahre des Tigers, dem zweiten Jahre
des Cyclus, kamen sie an die Stelle, wo die königliche Residenz
erbaut wurde, die anfangs Krung-Thepha-maha-nakhon hiess und
später (nach der gleichfalls von Flussarmen umgebenen Stadt
Thaoravat) Thaoravat genannt wurde und auch Srijutthia, weil
man bei derAnsiedlung dort ein altes Paar lebend fand, von dem
die Frau Sri-Aju und der Mann Uththaja hiess*). Durch Ver-
einigung dieser drei Namen kommt die Bezeichnung Krung-
thepha-maha-nakhon-bovon-thava-raoti-Sri-Jutthaja. Tachard
bemerkt, dass Crung-si-ayu-thaya auch Crung theppa ppra ma
ha na kon genannt würde. Cela veut dire Ville angölique , ad-
mirable et extraordinaire In den 37 Jahren seiner Regierung,
nach der Krönung, erhielt König Uthong den Titel Phra-Rama-
thibodi. Es giebt auch Versionen, die die erste Anlage Ayuthia's,
das zweimal gegründet sein soll, in uralte Zeit zurückführen.
So heisst es, dass Phra-Nara-Avatan dort geherrscht habe , lange
vor der Menschwerdung Buddha's , und dies würde zu der araca-
ncsischen Mythe von der Gründung Ayuthia's durch die Prinzen
des Kengtha- Königs ein Seitenstück liefern. Interessant ist
dieser Gebrauch Avatar, der den von Batara in Java bestätigt
*) Eine ebenso g^eistreiche Erklärung horte ich in Udong-Mi-Xai über den
Namen dieser Residenz. Die gebildeten Siamesen übrigens kennen sehr wohl
die Beziehungen, in welche ihre Hauptstadt zu dem indischen Ayuthia gesetzt wird.
Sie verlegen auch das heilige Kusinagara nach ihrem Lande. ConoUy bemerkt :
The practice of giving to favourite spots the namos of celebrated foreign sacred
places is common in Oujein and elsewhere. By this simple process, the Hinda
thinks to concentrate a quantity of holiness into a sranll space and piety indulges
in the consolation of worshipping at home the objects of diffteult pilgrimage.
I>alton bemerkt von dem Mahabeer -Hügel der Bhooyas: The tntelary deity of
this hin is a favourite object of worship , and is more or less revered by all the
country. The top of the hill or rock being difflcult of access, Mahabeer has
stndied the convenience of his votaries and entered an appearance down below in
the forme of a stone , in a sacred grove or Surna (a fhigment of the primitive
forest left when the first clearance was made , as a refuge for the sylvan deities
whom the Clearing might have disturbod) at the foot of the hiU.
Die Könige der Laos. 357
Nach Fani sind die Avataren von ViBchuu's Essenz aus-
strömende Strahlen , obwohl Krischna bei seinen Anhängern als
völlige Einkörperung gilt. Der König Kambodia's fahrt die
Figur Narai's im Banner*). Ein siamesischer Brahmane, den
ich kennen lernte, behauptete, dass Uthong, der Gründer Erung-
khao's , den Namen Ramathibodi erhalten habe (ebenso wie sein
Enkel) , weil seine Vorfahren dem Sayasat (den brahmanischen
Shastra's) hohe Achtung bezeigt hätten. Der beliebte Name
Rama wird von den Brahmanen verschiedenen Königen beigelegt,
besonders Phra Suang oder Phaya Krek.
In einem vom Könige selbst redigirten und durch Dr.
Dean veröffentlichten Abriss hcisst es: ourancient capital Ayuthia
before the year 1350 p. d. was but the ruin of an ancient place
belonging toKambuja, fonuerly called Lawek, whose inhabitants
then possessed Southern - Siam or Western -Kambuja. Die von
Uthong's Vater gegründete Stadt soll in der Nähe des heutigen
Nakhon-Savan gelegen haben , und hörte ich auf meiner Durch-
reise davon sprechen , dass noch einige Trümmer in dem Walde
zu sehen seien.
Aus Xiengrai, von wo die Gründer Kamphengphet's stammten,
hatte schon früher Phra Thamma Traipidok seine Kundschafter
ausgesandt und , als sie eine fruchtbare Gegend entdeckt hatten,
die Stadt Phitsanulok gebaut. Von der Stadt Satong wird gesagt,
dass sie im Lande Mon an den Grenzen der wilden Karlen ge-
legen. Die Trennung Siam's von Laos wird auf 813 p. d. datirt.
Von der zweimaligen Gründung Ay uthia's ist die zweite den
aus Norden herabgekommenen Fürsten zuzuschreiben, die in dem
dann in der Geschichte als Hauptstadt Siam's bekannten Ayuthia
regierten und sogleich, nach Art der plündernden Räuberbanden
in den Laosländern , über ihre reichen Nachbarn herfielen und
die Civilisation Kambodia's zerstörten. Der Name Uthong mit
*) Wie der siamesische drei Pagoden oder den Elephant und der birma-
nische den Pfau. Peacock-feathers are wom on the head by Gonds (s. HaU). Als
das Geschlecht der von dem tausendarmigen Arjana stammenden Haihaya-Raja
(die in Manipora , Champayati und Mahishmati herrschten) untergegangen war,
erhob sich die Macht der Gonds.
358 s^AiD.
dem Titel Ramathibodi für den Gründer wurde , als bekannt und
berühmt, nur wiederholt. Das ältere Ayuthia wird die Haupt-
stadt eines kambodischen Fürsten genannt, der über Siam re^erte,
mit Ausnahme des abgefallenen Sukhothay, und knüpft sich des-
halb an den aus Kambodia gekommenen und zum Chaopendin
erhobenen Uthong, von dem nicht gesagt wird, wie bei den nörd-
lichen Einwanderern, dass er von einem Feinde vertrieben wurde,
sondern dass er aus einem von Seuchen verheerten Lande aus-
wanderte und der also , nachdem er seine Residenz nach einer
günstigem Localität verlegt hatte, auch die angestammten Pro-
vinzen neben den neu hinzugefügten in seiner Botmässigkeit
bewahrte. Darin findet der Name Judura oder Judaya seine Er-
klärung, mit dem die Birmanen Yuthia früher benannten, sowie
auch die Kambodier. Die Beziehung zu Vischnu folgt aus dem
Einfluss , den damals die Brahmanen nicht nur über Kambodia,
sondern, wie es scheint, auch über Annam ausübten. Auch die
später eingeführten Bilder aus dem sivaitischen Götterkreise
kamen zur See nach Kambodia und Ligor früher, als nach Siam,
da mehrfach bemerkt wird, dass sie nach dem letzteren Lande erst
aus jenen beiden herübergebracht wurden. Ueber Ceylon wogten
die Wellen der beiden feindlichen Religionen, fluthend und
ebbend. Buddhismus und Brahmanismus verdrängten einander.
In den Blüthezeiten des Buddhismus wurde der Continent mit
Buddhabildem und Büchern überschwemmt und, wenn die Chola's
die Oberhand erhielten, wie 1059 p. d. bei der Gefangennahme
des Königs Mahendra oder 1195 p. d. durch Kalingaraja's
Eroberungen, werden die Brahmanen nicht versäumt haben , ihre
Götter und ihren Cultus nach den nahegelegenen Küsten zutragen.
Mit ihnen mag auch die Anordnung der Chronologie gekommen
sein. Die brahmanischen Colonieen , die durch die nördlichen
Einwanderer in den Flussthälern angetroffen wurden, können
keine Schwierigkeit bieten, wenn in Assam schon im vierten
Jahrhundert durch Fabian Brahmanen gefunden wurden und
bereits zu Ptolemäus Zeit unter den Indrapathai nördlich von
den im Süden an die Nangalogai grenzenden Ibethingai wohnen
mochten. Die Legende führt Vicramaditya , das Prototyp brah-
Die Könige der Laos. 359
manischer Superiorität, nach Kamrup, um Subhaou zu stürzen,
und unter den Pala, besonders zur Zeit Dharmapala's, bltthte die
Verehrung Qiva's. Bald nachdem das Reich der Ponas oder
Pon den umliegenden Völkern seine Gesetze aufzwang (777 p.d.),
drang der König von Talifu in Nantschao (862 p. d.) erobernd
nach dem Süden Tonquin*s vor. Nach Ribadeneyra kamen die
kambodischen Gründer Ayuthia's aus Nakhon Tom. Los Sianos
supieron, que los fundadores deaquel reyno habian venido de una
grande ciudad , que esta fundada en un desierto en el reyno de
Camboxa que esta cerca de Sian.
<
Die Geschichte Ayuthia's.
Während die Siamesen selbst zugeben , dass in der Phong-
savadan Myang Nya Dichtung und Wahrheit gemischt sind, und
sie dieselbe nur als eine vorzeitliche Hythengeschichte betrachten,
sind sie dagegen stolz auf ihre neuere Geschichte, die im Beson-
deren die Chroniken der Stadt Ayuthia genannt werden, and
deren Chronologie nur selten Schwierigkeiten bietet Bei meinen
Besuchen des königlichen Archivs im Palaste zu Bangkok habe
ich die dicken Bände, die sie zusammensetzen, oft in den Händen
gehabt und durch die Zuvorkommenheit des Bibliothekars manch-
mal einzelne derselben entlehnt und mit mir nehmen können.
Es würde mir leicht gewesen sein, eine vollständige Uebersetzung
derselben anzufertigen, und fehlte dazu nur die Zeit Mein
ganzer Aufenthalt inSiam beschränkte sich auf etwa zehn Monate
und da mir, ausser der Erlernung der Sprache selbst, in diesem
kurzen Termin vor allen bis jetzt unbekannte Werke des reli-
giösen Faches zur Bearbeitung vorlagen, so habe ichdenCapiteln
der modernen Geschichte , aus denen das Wesentliche und be-
sonders schon das Interessantere durch Bischof Pallegoix mitge-
theilt ist, nur dann und wann einen kurzen Durchblick widmen
können. Indess hatte ich Gelegenheit, mich nicht allein zu über-
zeugen, dass der bei Pallegoix gegebene Abriss, der sich auch
beiBowring wiederholt findet, im Allgemeinen richtig ist» sondern
auch demselben in besonderen Punkten erläuternde und ergän-
zende Zusätze beizufügen , abgesefien von den collateralen Be-
stätigungen , die sich aus der nebenherlaufenden Geschichte der
Nebenländer ergeben. Für die augenblicklichen Tagesereignisse
Die Geschichte Ayuthia'«. 361
würden sich mitunter interessante Mittheilungen aus deniNongsU
Raxakitcha entnehmen lassen, ein der Hofzeitung in Peking nach-
geahmtes Blatt, das in unregelmässigen Zwischenräumen im
Palaste ausgegeben und unter den Voniehmen vertheilt wird.
Der König benutzt es als halb ofiicielles Organ, schreibt aber die
Leitartikel meist mit höchst eigener Hand. Aus der Phongsa-
vadan Myang Nya (die Geschichte der nördlichen Städte) sind
einzelne Auszüge durch den Missionär Jones gemacht worden.
Nach Gründung Ayuthia's wurde Uthong von den Brahmanen
mit dem Titel Phra Ramathibodi gekrönt im Jahr 711 der Chun-
losakkharat (1350 p. d.) Bald nach seiner Thronbesteigung
muss er das den Laos damals beliebte Waffenhandwerk wieder
aufgenommen haben , um seine neue Hauptstadt durch die aus
den Tempeln und Palästen Kambodia's fortgeführten Kostbar-
keiten zu schmücken; denn die kambodische Geschichte, aus der
ich mit Hülfe des königlichen Archivars in Udong einen kurzen
Aaszug anfertigte, setzt den ersten Einfall Ramathibodi's , zur
Zeit als König Borommalompongraxea in Nakhon Vat herrschte,
in das Jahr 1274 der Mahasakkharat (1353 p. d.). Er kehrte ein
zweites Mal im Jahre 1278, unter König Chao Karabong, zurück
und führte dann den grössten Theil der Bevölkerung als Kriegs-
gefangene mit sich fort, um sie in Siam anzusiedeln. Er schickte
eine Gesandtschaft nach China, die dort aber erst unter seinem
Nachfolger ankam (1369 p. d.) und den kaiserlichen Almanach
zurückbrachte, ein nothwendiges Requisit für den Stifter einer
neuen Dynastie, um den Kalender seines Reiches zu ordnen. Sein
Sohn Ramesuen wurde zum Gouverneur der Provinz Lophburi
bestellt. Unter den ihm unterworfenen Ländern werden Malaka,
Xava, Tenasserim (Tanaosi), Ligor (Nakhon Sri Thammarat),
Tavoy (Thavay), Martaban (Motama), Molmein (Molamlong),
Songkhla, Ghanthabun, Phitsanulok, Sukhothay, Phixai, Savan-
khalok, Phichit, Kamphengphet aufgezählt. Die letzten Namen
gehören meistens noch jetzt existirenden Städten im eigentlichen
Siam an, die zum Theil schon aus der Geschichte der nördlichen
Länder bekannt sind. Martaban wurde damals von einer Dynastie
von Königen beherrscht , die sich eine Zeit lang die Bestätigung
362
ihrer König*» würdeauüSukhothav zu holcD pflegten, al^o die dor-
tigenHerrscher für ihre Oberherreo anerkanDten. VoDdem im Jahre
1368 p. d. regiereDden Könige wird gesagt, da«s er die Freund-
ftchaft mit »Sukhothay abgebrochen , und durch die Superioritat
Ayuthia'8 musste jene Stadt ihren Einfluss verlieren. EHe Ge-
Hchichte Martaban's erwähnt gleichzeitig aus 8iam gekommene
Kriegerbanden, die in den »Sold des Königs tretend, PalmstreT4>-
lutionen anzettelten, und deshalb wohl zu denselben Abenteorem
au4 dem Laoslande gehörten, die sich in den kambodischeB
Grenzpro\inzen durch Gründung Ayuthia's ein Königreiek er-
kämpften. Die Eroberung Martaban's durch Uthong fiiUl in eine
Periode, wo diese Stadt durch innere Fehden geschwäckt war,
und der vertriebene König seine Residenz nach Hongsawaddi
verlegt hatte. Die Provinzen Tenasserim*8 mit Tavoy and viel-
leicht auch Ligor waren auf den Eroberungszügen Narapatisetha*s
temporär in den Besitz der Birmanen gekommen, werden aber
leicht in die Hände der Siamesen gefallen sein, daPagan damals
schon von den Chinesen zerstört war, und das kaum gegrtUidete
Ava genug zu thun hatte, sich seiner pltinderungssttchtigen Nach-
barn zu erwehren. Dass sich die Macht der siamesischen Könige
noch weiter hinab*), bis nach Johore erstreckte, geht aus den
malayischen Berichten hervor, und daher mag der Name Malaka
(Malakka) bei der späteren Revision der Chroniken eingefügt sein.
Auch Singapore wird als dem Könige Siam's (Boubatnya, König
von Syahamou oderSomau) tributpflichtig genannt, der, um den
Mord seines Schwiegersohnes Sanghasinga zu rächen, den javani-
schen Usurpator Paramegvara vertreiben Hess, wogegen nach
de Barros eben dieser mit Hülfe der Cellates Cingapura einnimmt
Die Geschichte Java's oder (im Siamesischen) Xava's berichtet von
Mcnak Gengga, der seine Eroberungen durch das angeheirathete
Majapabit vergrösserte , dass er den Angrifi* eines von Kambodia
gesandten Heeres zurückgeschlagen habe, und bedient sißh so
*) E porqae snbe que a terra |era del rey de Siao Ihe mandon pedir qoe
Ihe qaizesse dar com o titalo do Key , sagt Coato von dem Malakka gribidendeo
MalayenfQrsten.
k
Die Geschichte AjQthia's. 363
des aus früher bekannten Namens, während in Wirklichkeit
Kambodia damals dem in Siam residirenden Herrscher unter-
worfen war.
Bei Ramathibodi's Tode (1369) succedirte sein Sohn Rame-
suen, der, nach Pallegoix, dem Bowring folgt, für ein Jahr auf
dem Throne gesessen habe, dessen sich dann (1370) sein Bruder
Borommaraxa bemächtigt. In der mir mitgetheilten Copie wird
gesagt, dass Ramesuen bei seines Vaters Tode aus seiner Statt-
halterschaft Lophburi nach Äyuthia gekommen und dort gekrönt
sei , dass er aber , nach einem glücklichen Kriege in Kambodia
vorgezogen, in seiner, den eroberten Provinzen näheren Residenz
Lophburi zu verbleiben , und seinen Bruder Borommaraxathirat
in Ayuthia eingesetzt habe, um von dort aus die Kriege mit
Xiengmai und Laos (im Jahre 742 der Chunlosakkharat) zu leiten.
Die kambodische Geschichte nennt freilich denjenigen König
Siam's, der im Jahre 1294 der Mahasakkharat die gänzliche
Unterwerfung des Landes beendete und seinen Sohn, PhayaKrek
unter dem Titel Chao Entraraxa auf dem Throne installirte, Chao
Borommaraxa, doch will dieser Name nur besagen, dass er der
höchste Oberkönig gewesen. Das berühmte Gold-Bild Buddha's
in Pichai wurde unter dieser Regierung verfertigt (1380). Von
Tachard wird ein goldenes Colossalbild in Sukhothay erwähnt.
Auf die Sendung des Kronprinzen nach China (1376) erhielt
Siam sein Staatssiegel und den Namen Sien - lo. Auch bei der
Thronbesteigung war (1370) ein Huldigungsbrief geschickt, in
dem die Chinesen den königlichen Titel als Cham lit chiu piya
lesen. Als beim Tode PhraBorommaraxa's sein Sohn Chao Thong-
Lan sich die Krone aneignen wollte , kam Ramesuen aufs Neue
von Lophburi nach Ayuthia herab (1382 p. d.) und Hess seinen
Neffen erschlagen, um von jetzt an selbst in Ayuthia, als der
durch seine günstige Lage an Bedeutung wachsenden Hauptstadt
des Landes, zu verbleiben. Die Kriege mit den nördlichen Laos-
ländem wurden eifrig fortgeführt und nach der Eroberung
Xiengmai's zahlreiche Colonieen von Kriegsgefangenen in Batta-
bongy Sangkhala, Srithammarat , Chantabun angesiedelt. Auch
mit dem alten Reiche Kambodia war es jetzt vorbei. Um einen
364 Si«».
mit Hülfe der Juen oder Coehinchinesen versuchten Aufstand zu
bestrafen, unteruahni der König einen neuen Feldzug dahin, zer-
störte völlig, was von der Hauptstadt noch übrig war, und Hess
das entvölkerte Land als Wüstenei zurück , auf deren durch die
Behausungen vieler Menschen - Generationen gedüngtem Boden
bald ein dichter Urwald emporwuchs und ihre Existenz selbst in
der Erinnerung vertilgte. Die von mir eingesehene Geschichte
Kambodia's schweigt über diesen letzten Gnadenstoss. Aber
während sie früher Nakhon Vat und Nakhon Luang als Haupt-
stadt genannt hat, sagt sie von dem nächsten Könige, PhayaJaht,
dass er erst in Basan und dann in Panompen regiert habe, zwei
Städte, die schon südlich vom See in den sumpfigen Niederungen
liegen , wo allein die flüchtige Herrscherfamilie vor ihren blut-
gierigen Verfolgern Sicherheit zu finden hoffen durfte. Als das
Jahr des Regierungsantrittes Phaya Jaht's wird das Jahr 1306
der Mahasakkharat genannt , was genau mit dem Jahre 747 der
Chunlosakkharat zusammentrifft, in welchem die siamesische
Geschichte die Zerstörung der kambodischen Hauptstadt durch
Ilamesuen ansetzt (1385 p. d.). Mit den geraubten Schätzen
wurde (749 Ch. S.) der Bau der grossen Pagode Phukbao thong
begonnen, die noch jetzt unter den lYümmern Ayuthia's hervor-
ragt. Der Kaiser von China beehrte ihn mit einer Gesandtschaft
(1386) und als sein Sohn Phaya Ramchao auf dem Throne folgte
(1387), schickte er sogleich nach China, um seines Vaters Tod
anzuzeigen und um Bestätigung zu bitten. Ein Eunuch von
hohem Rang wurde abgeschickt, um die Investitur zu vollziehen,
nachdem die Trauerzeit für seinen verstorbenen Vorgänger pflicht-
schuldigst beobachtet worden.
Von dem Tode seines Vaters erzählt die siamesische Ge-
schichte, dass Ramesuen oderRamasan, als er eines Abends nach
dem Palaste zurückkehrte , vor sich mitten auf der Strasse die
Erscheinung eines längst verstorbenen Prinzen, Mola oder (nach
Andern) Thao Montien genannt, vor sich gesehen hätte, der auf
einem Elephanten dort gesessen und ihn unbeweglich angeblickt
habe. Der König, der ausser dem Morde seines Neffen wohl noch
ß-ndere Urgachen hatte, Gespenster zu sehen, verschied bald darauf.
Die Geschichte Ayuthia's. 365
Unter der Regierung Phaya Ramchao's (Tzoepandan) wurde
zuerst chinesisches Gewicht und Mass eingeführt. Bei seinem
Tode (1401) bemächtigte sich Intharaxa, König von Suphanna-
buri, des Thrones von Ayuthia und belehnte von seinen Söhnen
Chao Ai (den ältesten) mit Suphan, Chao Ji mit Phreksiraxa
und Chao Sam (den dritten) mit Xainat. • Der König erhielt ein
neues Siegel von China und Hess die Gewichte und Masse dort
nochmals berichtigen.
Nach ihres Vaters Tode (1418) bekämpften sich die drei
Brüder um den Thron. Chao Ai und Chao Ji beeilten sich jeder
zuerst in Ayuthia anzukommen , und auf einer Brlicke mit ihren
Elephanten zusammentreffend, fielen beide im Zweikampf, so dass
der Preis unbestritten dem Jüngsten , Chao Sam blieb , der den
Thron unter dem Titel Borommaraxathirat bestieg. Von Xainat
nach Ayuthia kommend , brachte er Kühe nebst anderen Götter-
bildern mit und Hess seinen Sohn Phranakhon Indra krönen. Von
ihm wird eine neue Verheerung der Laosländer berichtet , und
Bevölkerung Siam's mit den aus Xiengmai fortgeführten Ge-
fangenen. Da der chinesische Handel unter den andauernden
Seekriegen, die Siam mit Malakka führte, empfindlich litt und
die Kauffahrteischiffe beständigen Piratereien ausgesetzt waren,
so benutzte der Kaiser von China seine Autorität, um den beiden
feindlichen Mächten Frieden und Freundschaft anzuempfehlen
(1418). Der Krieg war entstanden, weil Sakanadhara, der König
Malakka's, die die Strasse passirenden Kauffahrteifahrer anhalten
Hess , um dem Handel Singapura's , das unter siamesischer Bot-
mässigkeit stand , zu schaden. Er soll sich später freiwillig zu
Tributzahlungen verpflichtet haben, aber die siamesische Ge-
schichte spricht unter Phra Ramesuen oder Borommatrailokanat,
dem Nachfolger Borommaraxathirat's (1434), von einer Eroberung
Malakka's (1441). Die Malayen setzen sie unter Sultan Alaweddin.
Um die Abhängigkeit loszuwerden, wird erzählt, dass er eine Reise
nach China unternommen und von dem Kaiser, dem er die Ober-
lehnsherrlichkeit angeboten, eine Prinzessin zur Gemahlin erhal-
ten. Wie Malakka musste sich auch Tavoy den Geboten des sia-
mesischen Königs unterwerfen (1467), der stets den Sieg an seine
366 3^^-
Fahnen zu fesseln wusste und der durch seine EinrichtimgeD das
eigentliche Siam umgrenzte (1460). Als der aufständische Ffiist
von Chalian oder Xalicng, nach der Eroberung Phitsanulak*s, auf
Kamphengphet marsehirte, besiegte ihn der König (1449) in
einer mörderischen Schlacht. Im Handgemenge gab der König
viele Beweise persönlicher Tapferkeit, und obwohl esvierKriegs-
elephanten der feindlichen Laos gelungen war, ihn mit nur einem
Begleiter von seinen Truppen abzuschneiden und zu umringen,
hieb er sich doch unbeschädigt wieder zu den Seinigen durch. Bei
dieser Gelegenheit wird gesagt, dass der Prinz Phra-Intharat,
der sich allein an der Seite des Königs befand, an der Stirn ver-
wundet sei durch eine Pyn genannte Waffe, womit jetzt Sehiess-
gewehre, Flinten oder Kanonen, bezeichnet werden. In chi-
nesischer Geschichte findet sich die Erwähnung solcher bekannt-
lich noch viel früher, aber diese und andere Stellen beweisen,
dass Bowring dafUr in der siamesischen Geschichte 1584 als zu
spätes Datum angesetzt hat. Uneinigkeiten mit den Cham oder
Dsiampa beizulegen, die im Interesse ihrer malayischen Ver-
wandten in Malakka, siamesische Ilandelsschiife zu kapern pflegten,
wurde die Schiedsrichterschaft des Kaisers von China angerufen
(1456). Nach den Malayen hatte Malakka unter Muzaffer Schah
den Gehorsam gekündigt. Bei dem Tode Borommatrailokanaf 8
(1472) folgte sein Sohn Phra Ramathibodi, der ein colossales
Buddha-Bild giessen Hess undPhixai stark befestigte. Unter ihm
brach die Empörung des Königs Mohamed von Malakka aus
(1500), für deren schliessliche Dämpfung der Monarch Siam*s
dem portugiesischen Admiral zwar höflichen Dank sagen Hess,
aber Nichts dafUr zurlick erhielt. Das kostbare Juwel blieb ver-
loren. II Re di Sian e principe che avanti che li Mori li ribel-
lassino con il regno di Malaccha comminciava il suo stato in
quella citta e finiva nelli monti del regno delli Guei, die vielfach
als Wilde erwähnt werden.
Die siamesische Flotte, die anfangs einen Vortheil er-
focht (1501), wurde (1502) theils durch Sturm, theils durch
Kriegslist zerstört, und eine zweite Expedition , die (unter dem
Commando Pulo Pagu's) zuAVasser und zu Lande angreifen soUte,
Die Geschichte Ayathia's. 367 .
schlug gleichfalls fehl. Sein Sohu, der unter dem Titel Borom-
maraxa (1509 p. d.) auf dem Thron folgte, begann noch grössere
Ausrüstungen, um diese wiederholten Scharten auszuwetzen,
aber ehe er damit zu Stande kam , durchflog schon das Gerlicht
von dem Falle der reichen Handelsstadt und von Albuquerque's
glänzenden Thaten die Reiche Hinteriudiens. Im Jahre (1511),
der Eroberung Malakka's durch Albuquerque (bemerkt Peschel),
begab sich Duarte Femandez als portugiesischer Bevollmächtig-
ter zu Schiff durch die Strasse von Singapur nach dem Menang
an den Hof Ayuthia's und kehrte zu Lande UberTenasserim nach
Malakka zurück, während sich gleichzeitig eine andere Botschaft
nach Martaban und Pegu verfügte. Nur mit Aracan , dessen Ha-
fenstadt Tschittagong einer Heimsuchung durch Jao da Silveira
widerstanden hatte, und mit dem Königreiche Atschin blieben die
Portugiesen auf feindseligem Fusse. Correa schloss 1519 einen
Handelsvertrag mit Pegu. Nach seinem Successor Raxakuman
(1513) folgte (1514) Xaijaraxathirat oder (nach Pigafetta) Siri
Zacabedera, der Lamphunxai eroberte (1526) und den Fürsten
von Phitsanulok gegen Xiengmai absandte. Unter seiner Regie-
rung wurde im Jahre 887 der Chunlosakkharat, Ayuthia durch
eine grosse Feuersbrunst fast ganz in Asche gelegt. Im nächsten
Jahre (888) fiel ein blutiger Regen und die Geschichte erwähnte
schon früher einer grossen Epidemie (802) und einer Hungersnoth
(805), als verderblicher Landesplagen. Beim Tode des Königs,
der den ersten Handelsvertrag mit den Portugiesen abgeschlos-
sen, wurde sein minderjähriger Sohu Jot fa gekrönt (1527), die
Königin aber, die eine Intrigue mit einem der Minister (Banbut-
sitep genanut) unterhielt, schaffte ihn auf die Seile, um ihrem
Günstling den Scepter zuzuwenden, kam Jedoch mit ihm in einer
Empörung um , durch welche sich Suriya Thai , der Onkel des
ermordeten Königs, unter dem Titel Mahachakraphatraxathirat
auf den Thron schwang (1529). Unter ihm führten Feindselig-
keiten mitKambodia, das sich damals unter den Königen vonLa-
wek neu constituirt hatte, zum Kriege, und der feindliche König
sah sich so sehr durch die siamesischen Heere bedrängt, dass er
sich zur Auslieferung seiner beiden Söhne eutschliessen musste
368 Slam.
(1532). Sie lebten anfangs als Geisseln am Hofe Ajuthia'B, ge-
wannen sich aber die Zuneigung des Königs, der einen deiBelbea
zum Fürsten von Sangkhalok einsetzte. Pinto erzählt, dasB Ple-
chau Salca (membro santo de Deos), König von Somau oderSiaD»
die Königin im Reiche Guibem unterworfen, unddass er nach dem
See Singuapamor, gewöhnlich Chiammay genannt, marschirt sei.
Turpin bemerkt bei dem Feldzuge gegen Quibem, dass die Armee
marschirt wäre sous les ordres de quatre marächaux de camp,
dont deux ötaient Turcs et les deux autres Portugals.
Unter diesem Könige begann die lange Reihe der Kriege
mit Pegu, die einen so verderblichen Ausgang für Slam nah-
men, ehe ihr gefeierter l^ationalheld als Retter erschien. Als
der Hader über den geraubten Götzen schliesslich zu offe-
nen Fcindneligkeiten geführt hatte, begann der König von
Pegu unter dem Vorwande, dem bedrängten Kambodia HfLlfe
leisten zu wolleu , ausgedehnte Rüstungen und brach im Süden
durch den Pass der drei Pagoden in Slam ein. Mahacbakraphat
stellte sich ihm in offener Feldschlacht entgegen und suchte den
feindlichen König auf, um sich mit ihm im Zweikampf zu messen.
Sein Klephant indessen, durch die gigantische Grösse des andern
erschreckt, wendete um und rannte mit dem König in's Lager
zurück. Als die Königin die Flucht ihres Gemahls sah, liess sie
sich rascli , um das Heer nicht zu entmuthigen , eine mit den kö-
niglichen Insignien geschmückte Waffenrüstung bringen und
stellte sich dem andringenden Könige Pegu's entgegen , erhielt
aber einen furchtbaren Schwerthieb, der ihr die Schulter und fast
die ganze Körperhälfte abtrennte. Sie würde vom Elephanten
gestürzt und in die Hände der Feinde gefallen sein , wenn es
nicht den beiden Prinzen, die sich in ihrer Nähe gehalten hatten,
durch heldenmUthigc Vertheidigung gelungen wäre, wenigstens
die Leiche ihrer inzwischen verschiedenen Mutter in Sicherheit
zu bringen. Aber das Geschick des Tages war entschieden, und
auch der erfahrene Feldherr Phaya Nakh konnte die Niederlage des
siamesischen Heeres nicht länger aufhalten. Der Sieger cemirte
sogleich Ayuthia und betiieb die Belagerung mit grossem Eifer,
musste sie aber aus Mangel an Lebensmitteln aufheben (1543).
Die Geschichte Ayathia^s. 3(39
Seinen RUckzug nahm er auf dem nördlichen Wege über Kam-
pbengphet Im folgenden Jahre kehrte er zurück, aber der
noch geschwächte König Siam's, der eine Erneuerung des Krieges
ftochtete, Hess sich zu einem Vertrage bereit finden (1544), ob-
wohl nach de Couto die Friedensbedingungen sehr demlitbigend
waren. Er hatte als Vasall des Königs von Pegu zu huldigen,
und ausser der Hand seiner Tochter sich zu verpflichten, als
jährlichen Tribut eine edelgeborene Dame und eine bestimmte
Zahl Kriegselephanten zu liefern. Als nach dem Tode des Königs
von Siam sein minderjähriger Sohn von dem Galan der Königin
ermordet war (1545), wurden beide bei einem Gastmahl durch
OyaPassiloko und den König Kambodia's getödtet (1546), worauf
der Talapoin Pretien den Thron erlangte.
Siam scheint sich bald von seinen Wunden erholt zu ha-
ben, denn Ayufhia wird kurz darauf als eine der blühend-
sten Städte beschrieben, in deren Hafen sich die Handelsschiffe '^)
der verschiedensten Nationen drängten. Und als Unterpfand
dieses glücklichen Wohlstandes besass der grosse König Phra
Chao Xangphuek sieben weisse Elephanten, die indess, wie
gewöhnlich in der Geschichte Hiuterindiens, ein zweideu-
tiges Geschenk der Götter waren, da sie nur neidische Feinde
herbeizogen. Nach Pinto wurde der König Siam's von der
Königin, die während seiner Abwesenheit im Feldlager einen
der Höflinge allzu sehr bevorzugt hatte , vergiftet (1547 p. d.),
und in demselben Jahre brach ein neuer Krieg mit Pegu aus, weil
die Grossen , die nicht länger ihre Töchter in den Harem eines
fremden Fürsten fortschicken wollten, die Tribut einfordernden
Gesandten erschlugen. Der König von Pegu stand bald zur
Rache fertig und umgab sich, als seiner Leibwache, mit einer
Schaar erprobter Portugiesen, unter dem Befehle des Diogo Soares
de Melle. Seine Armee zählte 900,000 Fusstruppen, 7000 Ele-
phanten und 15,000 Reiter. Mit einer Pracht und Herrlichkeit,
♦) Fn dem regen Verkehr Siam's war damals auch Japan eingeschlossen.
Alli vam os Sioes com muitos embarca^oes h csu^sl. E he tan grandc o nnmero
destas alimarias, que matan, qiie carregam, dalli todos os annos mnitos Jnncos
de seos pellames e os levam a Japan , sagt Diego de Couto.
UftBfcian, OaUsieu. I. 24
370 ^i«n
die den Pomp aller andern Könige der Erde flbertimf , u^ dieses
Barbaren -Volk einher, erzahlt Diogo de Conto. Allnlckflich
fanden nieh zur Käst luxuriöse Gebäude, vergoldet und mit Scr-
rathen gesehnt ückt, und an jedem Tage standen sie andeaHille-
plätzen neu aufgeschlagen. Sämmtliche Bedflrfiiisse wmreii toh
Pegu mitgebracht, das Bauholz, die Möbeln, die Daehsparreii, die
Thüren und was sonst immer nothwendig war. Alles wurde aof
Elephanten vorausgeschickt im Gefolge von Schmieden, Zimmer-
leuten, Schlossern, Malern, Vergoldem und Andern, zum Baaen,
zum Decoriren und zum Ausschmücken der Wohnungen. Aach alle
Vorbereitungen, um die Werkstätten einzurichten, hatten sie bei
sich, und bei der Ankunft desKönigs waren reiche Paläste zu seinem
Empfange bereit, mit zahlreichen Zimmern, Corridoren, Baikonen,
mit Kochgelegenheiten und Prunkgemächern für die Damen. Die
i^aläste waren mit starken Pallisaden zur Befestigung umgeben,
und dem Könige wurde in Goldgefässen, an denen Juwelen glänz-
ten, aufgewartet. Pferde, Elephanten, mit Gold geschmfickte
Wagen standen jeden Augenblick bereit. Das Heer erzwang den
l'ebergang über den Menam, den ein siamesisches Tnippeneorps
zu verhindern postirt war, und legte sich dann vor Ayuthia. Eine
starke Kanonade wurde eröflFnet und die Stadt würde sich ergeben
haben ohne das tapfere Beispiel einer kleinen Schaar portugie-
sischer Ritter, die den Belagerten Muth einflössten, in der Ver-
theidigung zu verharren. Da der König von Pegu die Wasser des
Flusses wachsen sah, und wusste, dass bald die Zeit der Ueber-
schwemmung eintreten würde, so suchte er durch ihre Landsleute
die Portugiesen im Dienste des Königs von Siam zu bestechen,
aber sie gaben die edelmüthige Antwort, dass kein Gold in der
Welt sie zum Verrathe bewegen würde, und dass sie bis zum
letzten Blutstropfen auf dem ihnen anvertrauten Posten verharren
würden (1548). Der König von Pegu gab sich schliesslich zu-
frieden, als ihm vier der weissen Elephanten mit dem Prinzen als
Geissei ausgeliefert wurden, und zog über Phitsanulok zurück,
unterwegs noch versuchend , die Stadt Campape zu erobern , von
wo er aber durch eine siamesische Nachahmung der chinesischen
Stinktöpfe zurückgeschlagen wurde. Neben fremden Kriegen
Die Oeschichte Ayuthia's. 371
wurde das Land auch durch innere Unruhen zerrissen. Pinto
erzählt, dass die Königin- Wittwe den Erbprinzen ermordet und
ihren Liebhaber auf den Thron gesetzt habe (1548), dass sie
aber mit ihm in einem. Tempel ermordet wurde, und dann ein il-
legitimer Bruder nebst einem Onkel der beiden letzten Könige aus
einem Kloster geholt wären, um zu herrschen (1549), was nur
eine Wiederholung der vor dem ersten peguanischen Kriege einge-
tretenen^Ereignisse seheint. Sich nach der Ruhe des Mönchstan-
des zurücksehnend, überliess der König seinem Sohne Mahinthara-
thirat die Krone, sich mit dem Priestergewand begnügend (1552).
An weissen Elephanten muss noch damals kein Mangel ge-
wesen sein, denn zwei derselben wurden als Tribut nach China
gesandt. Dort wurde aber auch bald der Untergang ihres eifri-
gen Tributträgers durch den benachbarten Staat Tung man ngau
(Mon oder Pegu) bekannt. Der König Pegu's war aufs Neue
mit einem ungeheuren Heere herbeigekommen, das auf ein bis
zwei Millionen berechnet wird, und beranntc Ayuthia (1555).
Nach dem Tode Phra Chao Xangphuek's hatte sein Sohn , den
Lüsten und Ausschweifungen ergeben , keine Kraft zum Wider-
stände. Verächtlich und rathlos wurde er von seinen eignen
Creaturen verrathen. Die Stadt mit allen ihren Schätzen wurde
eine Beate des Feindes, der Alles mit sieh fortschleppte, nur
einen rauchenden Trümmerhaufen zurücklassend. Der König
erhing sich , sein Sohn starb als Gefangener auf dem Wege im
feindlichen Lager (1556). Der König von Pegu bestellte Phra
Thammaraxathirat, den Fürsten Phitsauulok's, als Verwalter des
verwüsteten Landes und zog in sein Reich zurück.
Diesen Zustand der Schwäche des ganz zu Boden geworfenen
Siam's suchte der König von Lawek zu benutzen, um seinem ge-
fallenen Feinde noch einen Fusstritt zu versetzen. Er überzog
das verödete Land, plündernd, was noch übrig war und die hülf-
losen Bewohner als Gefangene forttreibend. Aber der Statthalter,
obwohl zu schwach zum offenen Widerstände, hatte sich we-
nigstens rasch in den Ruinen Ayuthia's befestigt, und es geLang
ihm, dieselben gegen die Kambodier zu vertheidigen (1557).
Unterstützt wurde er dabei durch seinen Sohn Phra Naret, der
24*
372 ß«*«n-
al» Geissei nach Pegu geschickt, aber von dort entkommen
war, und an den sein Vater , seine grossen Eigenschaften eri^en-
nend, schon als einen Jüngling von 16 Jahren das Filrstenthum
Phitsanulok abtrat ( 1 558). Bei einem Kriege mit Kambodia (1559)9
in welchem sein Vater (PhraChaoKrung Thai) beidemÄng^ffauf
Phanom tjangkang durch Phraxai, den König Panomphen's, ge-
schlagen wurde(1563), liessPhraNaret, obwohl er noch zu schwach
war, den Einfall zu verhindern, doch bei so manchen Gelegenheiten
schon seine kriegerischen Tugenden hervorblicken, das« der König
von Pegu, die von ihm drohende Gefahr voraussehend, ihn durch
schmeichlerische Vorwände zu sich einladen Hess, um ihn durch
Verrath zu verderben. Aber der Prinz , obwohl er voreilig in die
Falle gegangen war, erhielt noch rechtzeitig einen Wink durch
einen befreundeten Priester und fand die Mittel, sich wieder daraus
zu befreien. Er führte selbst eine grosse Anzahl der in Pegu
angesiedelten Kriegsgefangenen mit s'ch wieder in ihre Heimath
fort. Der König, auf erhaltene Nachricht, schickte eine starke
Heeresabtheilung zu seiner Verfolgung, wagte aber nicht sie
selbst zu führen, sondern Hess sich auf dem königlichen Ele-
phanten durch einen Andern vertreten. Naret, von den Verfol-
gern eingeholt, machte Halt und ordnete seine Leute zur Schlacht
Er selbst stürzte sogleich auf den Staatselephanten .los, auf
dem er den König vermuthete , und war so rasch damit fertig,
dass ein panischer Schrecken die Peguer ergriflF, die in Ver-
wirrung zurück flüchteten.
Während Naret's Abwesenheit in Pegu (1564) floh eine zu
Wiang Süa geliörende Abtheilung der Thay yai von Kampheng-
phet nach Phitsanulok und später kamen 20,000 derselben weiter
herab , um sich in Chliang Thong niederzulassen. Unter ihnen
fand sich ein aus Chi stammender Fürst und ein anderer aus
Longchemiai. Von diesen Thay yai wird bemerkt, dass ihre
Schriftzüge denen der südlichen Laos glichen. Bei seinem
neuen Feldzuge gegen Pegu (1565) befahl Naret seinen Officieren,
den Rest der Thay yai von Kamphengphet nach* Phitsanulok zu
führen und überwachte die Uebersicdlung selbst, als er später
während der Rebellion Nati^u's und Raja Songkhram's dorthin kam.
i
.Die Geschichte Ayuthia's. 373
Er schickte im folgenden Jahre (1566) alle die Thay yai, die bei
ihm Zuflucht gesucht hatten, nach Ayuthia, wo sie sein Vater in
der Umgegend dieser Stadt colonisirte.
Phra Naret widmete jetzt seine ganze Sorge und alle seine
Fähigkeiten dem Wiederaufbau des zerstörten Staatsgebäudes.
um die Grenzen zu befestigen, eroberte er verschiedene westliche
Städte und führte die gesammte Einwohnerschaft nach der Trüm-
merstätte Ayuthia's, um die Hauptstadt neu zu gründen (1567). Zur
Bestätigung seiner Königswürde schickte Phra Naret Gesandte
nach China (1569) und berichtete dem Kaiser von den über sein
Land hereingebrochenen Unglücksfällen. Er verpflichtete sich, wie
Hanuibal, sein Vaterland an Tung man ugau (Pegu) und Chan-
lap (Kambodia) für die aufgehäuften Unbilden zu rächen. Nach
einem über den Gouverneur von Xieugmai davon getrageneu Siege,
woUßi viele Edle der Laos, Birmanen, Pcguer und Thay yai in
Grefangenschaft fielen , begann er seine Angriffe auf die peguani-
schen Provinzen (1568) und erhielt während derselben eine Bot-
schaft von dem König Kambodia's, der sich ihm als Bundesge-
nossen antrug. Dem König, dem sein verödetes Land noch wenig
Mittel zur Kriegführung bot, konnte eine solche Hülfe nur will-
kommen sein ; aber als er, im Vertrauen, den Rücken gedeckt zu
haben, sich verleiten Hess, weiter in das feindliche Gebiet vor-
zudringen, fand er sich von seinem treulosen Alliirten verlassen,
der sogar über die siamesischen Dörfer und Städte, in die man ihn
als Freund eingelassen, mit verrätherischer Schadenfreude herfiel
und am Lebendigen wie Leblosen seine Wuth ausliess. Damals
schwur Phra Naret den furchtbaren Eid, den er auch ausgeführt
hat, dass er die Waff^en nicht niederlegen würde, bis er nicht
seine Füsse in dem noch warmen Blute des kambodischen Königs
gewaschen. Das Siegesglück verliess ihn nicht; denn statt
menschlicher Bundesgenossen fand er himmlische. Als er mit
den Peguern zur entscheiJenden Schlacht zusammentraf, ver-
hüllten dichte Staubwolken die Heere, so dass der Kampf unter-
brochen wurde. Da rief Phra Naret zu den Götteni (Thevada):
„Mein Zweck ist, unsere heilige Keligion zu fördern. Weshalb
vertreibt ihr nicht diese verdüsternden Wolken?" Und die
374 8"*«-
Götter erinnerten sieh ihrer Pflicht. Ein Wind sprang auf^
der die Luft klärte , und vom reinen Himmel strahlte die Sonne
auf einen glänzenden Sieg der siamesischen Waffen nieder (1579).
Der günstige Ausgang war schon durch die Omen Torheigesagt,
wie der siamesische Historiker mit Ausführlichkeit besehreibt:
Als Ayuthia von den Mon belagert wurde, träumte dem Könige
»Siam's , dass er im W^asser mit einem riesigen Alligator kämpfte,
aber ihn zuletzt tödtete, und der Hora erklärte dies Zeichen,
Sieg über seine Feinde zu meinen. Dann sah er die Sarika-
boromma-that (des Höchsten körperliche Reliquien) in der Form
einer glattschaligen Orange umherkreisen, rechter Hand (thakki-
navat), vom Süden (thaksinath) kommend und sich nach Norden
(Udom) wendend. Da ging er mit freudeerfülltem Herxen, um
anzubeten. Als er zur Schlacht aufbrach, sah er, aus Ayuthia's
Thor tretend, einen Pratu-Baum mit einem Termitenhügel da-
neben , und er nahm es für ein Zeichen in der Kruth-nana (eines
mit dem Kruth-Buchstaben beginnenden Namens) des Xaia-phum
(siegreichen Bodens). Er Hess das Lager aufschlagen und stellte
das Heer in Schlachtordnung mit den Flügeln an beiden Seiten.
Die Kriegskunst der Siamesen basirt auf der verschiedenen
Thierfiguren (hier der des Garuda) nachgeahmten Form der
Armeestellung, worüber sie ein illustrirtes Lehrbuch besitzen.
In der folgenden Sehlacht hieb Phra Naret den Uparat (zweiten
Kimig) der Mon von seinem Elephanten nieder und trieb die
Feinde in die Flucht.
Nachdem er sich noch durch Einverleibung der Laosländer
gekräftigt hatte, beschloss der König, sich seines übernommenen
Gelübdes zu erledigen. Bald überschritten seine siegesgewohnten
Truppen die Grenze (1583) und trieben ihre Feinde vor sich her,
die nur Sicherheit hinter den Wällen des stark befestigten Lawek
zu finden hofften. Diese Stadt wurde belagert und trotz ver-
zweifelter Gegenwehr erstürmt (1583). Phra Naret, im Königs-
ornate auf seinem Throne sitzend, Hess den meineidigen Fürsten
vor sich bringen und vor sich enthaupten, so dass das warm
hervorquellende Blut über seine Füsse in eine goldne Wanne
rieselte, unter dem Klange triumphirender Siegesmusik.
Die Geschichte Ayuthia's. 357
Nachdem er einen ihm ergebenen Prinzen als Nachfolger
auf dem Thron Kambodia's eingesetzt hatte , kehrte Phra Naret
nach Ayuthia zurück. Er bot jetzt die ganzen Kräfte seines Kelches
auf, um einen entscheidenden Schlag gegen Pegu zu führen (1587).
Alle Festungen fielen rasch in seine Hand , im Siegesfiug wurde
Martaban, selbst Hongsawaddi erobert und die Siamesen drangen
bis an den Sittang vor, wo sie ihren Gouverneur zur Verwaltung
des eroberten Landes einsetzten. Der Schrecken hatte Alles ge-
lähmt und Phra Naret würde keinen Widerstand gefunden haben,
die ganze Halbinsel als Sieger zu durchziehen, wenn ihn nicht
der Hülferuf des Königs von Kambodia zur Umkehr bewogen hätte.
Die nationale Partei, die ihren einem Fremden tributpflichtigen
König verachtete , hatte sich unter der Führung des verwegenen
Phaon erhoben, der zahlreiche Schaaren der wilden Chbrongs
aus den nördlichen Bergen als Miethstruppen herbeiführte.
Diese Barbaren hausten aber in so fürchterlicher Weise im
Lande, dass Freund wie Feind bald ihre Entfernung wünschten
und nur in dem Könige Siam's einen Retter erblickten. Phra
Naret hatte sie rasch in ihre Wälder zurückgejagt (1591) uud
dann, zur Erholung nach den vielen Strapazen ununterbrochener
Märsche, überliess er sich mit seinem Bruder den lange entbehrten
Vergnügungen. Das Brüderpaar, das gewöhnlich zusammen als
Naret-Narai genannt wird, die Freundschaft liama's mit Laksman
zu bezeichnen , besuchte auf Vergnügungsfahrten die Inseln des
siamesischen Golfes und begab sich dann mit einer Bootflotille
nach den Sam rai yot (den 300 Bergspitzen) auf der Ostküste
der malayischen Halbinsel, um Jagd auf Haie anzustellen (1592).
Während seiner Anwesenheit in Lamphuu berichtet die Chronik
vom Könige, dass er das Land von einem wilden Tiger befreite.
Aber dem thatendurstigeu Phra Naret Hess es keine Ruhe.
Zwar gehorchten ihm ausser Pegu die Königreiche Kamboya, La-
niaugh, Zayomay, Leegor, Parava, Thenasarim uud andere, wie
Floris sie nennt, noch aber blieb Ava zu erobern, die reiche Haupt-
stadt der Birmanen , die auf dem vorigen Feldzuge fast schon in
seiner Hand gewesen war, und er bcschloss jetzt, durch einen neuen
das damals Verlorene wieder einzubringen. Doch seine ruhmvolle
I^ufliahn war tK'tK'hlo^i^en. Schon war er bi«Tongu vorgedrungen,
als der lV>d ihn ereilte (1593), und mit seinem Athemzuge ver-
wehte auch, wie ein luftigei» Meteor, der feurige Glanz blutiger
Sehlachten und Siege, in dem, wie jene Flammensäale auf
Avuthia'H Insel, die sianiesisehe Krone über die Nebenlinder
hervorgeleuchtet hatte, selbst bis China hin, wo man die Mit-
wirkung des kriegskundigen Königs an einer Expedition gegen
Japan wünschte (1593). In seinem Nekrolog sagt der ein-
heimische Gcsehichtschreil>er , dsu^s er siegreich gewesen gegen
Phra Phrom, Phra Phitsanu, Phra Isuen, Pbra Phayu, Phra Pha-
run, Phra Phlöng, Phra Jama, Phra Phraisaph, Phra Inthon, Phra
Chantaratharat (d. h. Brahma, Visvaearma, Siva, Jama, Indra,
Winde, Feuer u. s. w.), dass er in dem Jutta-tham (dem rechten
Gesetze) verharrt habe , dass er den ganzen Pbra-Traipidok neu
in Pali abfassen und den Conimentar (Atthakatha-dika) zuffigen
LjesH , dass er viele Klöster baute und die Phra-Phuttha-Sasana
(die heilige Religion Buddha's) sehtitzte.
Mit Narct's Tode war es mit den Kriegen und Siegen vorbei.
Jetzt wurde das Blut nur in iunem Fehden vergossen, aber auch dort
floss es bald in Strömen. Schon unter Naret's Bruder und Nachfolger
Kkathotsarat gingen die meisten Eroberungen verloren , aber es
gelang ihm doch wenigstens, den einheimischen Thron zu be-
wahren, oll wohl sein Leben vor dem natürlichen Ende durch den
Dolch des Meuchelmörders abgeschnitten wurde (1601). Dann
aber folgte Mord auf Mord und der Thron wurde nur bestiegen,
um von ihm ins Grab zu steigen. Dennoch steht diese Periode
der Usurpationen und Revolutionen hoch verherrlicht in der
siamesischen Geschichte da, da in ihr der Phrabat, der heilige
Fusstapfcn Buddha's, entdeckt wurde. In einem Walde bei
l^phburi (oderLouvo) wurde ein Jäger durch ein über ihm weg-
ziehendes Seh wänepaar , den Schwanenkönig selbst, PhayaHe-
marat, wie die Dichter singen, zu der Stelle geführt, und da die
1 08 gesegneten Charakter- Zeichen erkannt wurden, so erhoben sich
bald prachtvolle Tempel und Klöster in der Umgegend (1603),
die jährlich durch unzählige Pilgerschaaren besucht wurden,
nachdem der König eine bequeme Strasse durch den Wald hatte
k
Die Geschichte Ayuthia's. 377
hauen lassen.- Auch vom König Ekathotsarat wird gerühmt, dass
er reiche Tempel gebaut, viele Ländereien zum Unterhalt von
Priestern angewiesen und Copieen von den heiligen Büchern habe
anfertigen lassen , die aus 84,000 Bänden bestanden. Bei der
Anlage des Weges» bemerkt der siamesische Geschichtschreiber,
wären zur Nivelllning Khlong Farang gebraucht worden, was wöi-t-
lich fränkische Teleskope*) bedeuten würde, doch kann Khlong
auch jede andere Art von Rohr bedeuten. Galiläi wurde erst
1609 auf die von den holländischen Brillenmachern verkauften
Femröhre aufmerksam , obwohl indess schon Roger de Baco ihre
Theorie im Schleifen der Linsen auseinandergesetzt hatte.
Wie Phra Naret häufig der schwarze König oder auch der
Feuer-Prinz genannt wird, so findet sich sein Bruder Ekathotsarat
oder Phra Narai als der weisse König bezeichnet. Er hatte den
bei ihm verleumdeten Erbprinzen ermorden lassen und der zweite
Sohn, Chao Fa, in der Chronik als einäugig bezeichnet, konnte
beim Tode seines Vatere sich nur mit dem Schwerte den Weg
zum Throne bahnen. Er erlag einer Verschwörung (1602), wo-
durch der frühere Priester und in den Trai-Phethang (den drei
Veden) wohl bewanderte Phra Sisin unter dem Titel Phra Chao
Song tham sich auf den Thron erhob. Eine Hauptursache der
Palastrevolutionen waren die unruhigen und anmassenden Prä-
torianer, die der kriegerische König Naret vorzugsweise aus
tollkühnen Japanesen oder auch Buginesen von Macassar (aus
Tanah - Bugis oder Celebes) **) zu rekrutiren geliebt hatte , die
seinen schwachen Nachfolgern aber bald zu gefährlich wurden.
In ganz Ostasien ist der Japanese der Einzige, der jene Kraft
und Entschlossenheit besitzt, wodurch ein einzelner Europäer
eine Armee apathischer Indier oder Chinesen aufwiegt. Die
Japanesen haben sich selbst schon früher vortheilhaft mit den
Europäern gemessen. Während im Zeitalter der Entdeckungen
*) Die Ma-la-len-ga-ra Woottoo zählt (Dach Bennett) unter den Waffen, mit
denen Maha-Nat den meditirenden Buddha angreift, auch Kanonen und Feuer-
waffen auf.
**) Aach 1840, nach der von den Juen erlittenen Niederlage, schickte der
König von Siam nach Bfacassar, am Soldtruppen anzuwerben.
V
378 fiuun-
die gCBtählten Seefahrer Portugals und Hollands mit Leichtigkeit
Königreiche über den Haufen warfen , gelang es einer kleinen
Schaar japanischer Gefangener, eine ganze Colonie der Holländer,
die in hohem Wohlstande aufzublühen begann, zu zerstören, so
dass seitdem bis heute die Insel Formosa den Europäern un-
zugänglich gemacht ist. Floris erzählt, wahrscheinlich als
Augenzeuge, bei seiner Beschreibung Siam's, dass 260 Japanesen,
die iSclaven des auf Befehl des Königs hingerichteten Edelmanns,
auf die Nachricht von seinem Tode in den Palast gedrungen und
sich der Person des Königs bemächtigt hätten. Sie zwangen
ihn, das Todesurtheil von vier der Angesehensten des Landes zu
unterschreiben, und sie verlangten vier der vornehmsten Priester
zur Bürgschaft, dass er alle seine Versprechen erfiillcn würde.
Die Japanesen durchzogen dann plündernd das Land und schifften
sich mit Beute beladen nach ihrer Heimath ein , ohne dass sich
Jemand ihnen zu widersetzen gewagt oder der König die Macht
dazu «gehabt hätte. Während dieser Unruhen revoltirten die
Königreiche Kambodia und Laos. Aufgestachelt durch einen
Peguer, Namens Banga-de-lau , fiel der König von Laniaugh in
Siam ein, zog sich aber vor dem anrückenden König wieder zu-
rück, da die Japanesen, auf deren Hülfe er gerechnet hatte, schon
aus dem Lande abgezogen waren. Der Tribut Kambodia's blieb
indessen aus und die Nachlässigkeit konnte nicht bestraft werden.
Nach dem Tode des Königs Phra Chao Song (1627) bestieg
der älteste seiner drei Söhne den Thron, wurde aber durch den
Minister Kalahom, mit Namen Surivong, ermordet und dieser
Hess sich unter dem Titel Phrachao Phrasat-thong als König
krönen. Er schickte eine Gesandtschaft nach Manilla , um sich
bei dem Gouverneur über die spanischen Kreuzer zu beklagen,
die in ihrem Kriege mit den Holländern auch siamesische
Dschonken verbrannt hatten (1629). Der König war ein eifriger
Buddhist und Hess (998 Ch. S.) zwei Tempel Phra-Narai's (Na-
rayana oder Vischnu) und Phra Isuen's (Siva), die er auf dem
Wege antraf, zerstören. Als die Chunlosakkharat 1000' Jahre
vollendet hatte, wollte der König die Aera erneuem lassen (1638
p. d.) , stand aber davon ab y weil der König von Angva (Ava)
Die Geschichte Ayuthia's. 379
seine Zustimmung ihrer Annahme verweigerte. Beim Tode des
Königs (1655) folgte sein Sohn Chao Fa, aber Pbra-Narai (Na-
rayana)y der zuweilen vierhändig erschienen und davon benannt
sein soll , zettelte mit seinem Oheim Sisuthammaraxa eine Ver-
schwürung an, wodurch der letztere, nach dem Morde des Königs,
auf den Thron erhoben wurde. Da der König indess der schönen
Schwester Narai's Gewalt anzuthun suchte, erschlug ihn dieser
und setzte sich die Krone auf sein eigenes Haupt, den Titel Phra
Chao Xangphuek annehmend (1656). Zwei seiner Brüder, die
Unruhen anzustiften suchten, wurden hingerichtet. Unter diesem
König gewann der griechische Abenteurer Constantin Falco
grossen Einfluss beim Hofe und, von dem König zu der hohen
Stelle eines PhayaVixaien (1657) befördert, zeigte er sich dieses
Vertrauens wUrdig, das er durch grosse dem Lande erwiesene
Dienste belohnte. Ein Feldzug nach Ava missglUckte, aber
Xiengmai musste die Oberhoheit Siam's anerkennen (1661).
Falco leitete zuerst die Beziehung Siam's zu Europa ein, wodurch
sich dieses Eeich stets unter den übrigen Hinterindiens aus-
gezeichnet hat. Auf seine Veranlassung schickte der König eine
Gesandtschaft nach Frankreich, und der gern geschmeichelte
Louis XIV. erwiederte dieselbe durch die Sendung, von der
Loub&re seinen werthvoUen Bericht veröfifentlicht hat Auch die
katholische Mission, die schon länger im Lande bestand, zog
viele Vortheile aus dieser Annäherung an die Fremden , erregte
aber auch die Eifersucht der Mohamcdaner, die den König zum
Islam zu bekehren gehofft und mit Opium berauschte Macassaren
zur Ermordung des Ministers und aller seiner Anhänger am Hofe
aussandten, aber durch die Geistesgegenwart Falco's ihr Project
fehlschlagen sahen, zumal ein Prinz von Champa das Complot durch
seine Indiscretion schon halb verrathen hatte. Eine andere Gesandt-
schaft schickte der König zu den Chinesen, die ihn als Schanlit-
poklapchiukulungpimahulukwansz begrüssten, und bat um In-
vestitur nebst Siegel (1673). Nach Cerri wurde eine Gesandtschaft
mit Opfergaben an den grossen Tempel Kambodia's geschi ck t. Der
wachsende Einäuss Falco's zog ihm viele Neider und Feinde zu,
besonders unter Solchen, denen das Eindringen ausländischer
380
Sitten entgegen war. Während der König krank in Lophbori
lag, benutzten Chao Dua und Pbra Phetraxa die Gelegenheit zum
Sturze des allgewaltigen Gttnstlings. Falco wurde ermordet, und
)>ei dem bald darauf erfolgten Tode des Königs bemächtigte sich
Phra Phetraxa des Thrones (1682). Nach Kaempfefs Darstellung
war Faleo selbst der Conspirator, der Moupi Tatso, des Königs
Schwiegersohn, auf den Thron setzen wollte und bei Entdeckung
des Coniplots durch richterliehen Spruch enthauptet wurde.
Nach D'Orleaus brach dann eine Verfolgung gegen die Christen
aus, wobei einige der peguanischen Mütter die Gesichter ihrer
Töchter durch F^inreibeu mit Kräutern oder heissen Eisen ent-
stellten , um sie vor der Verfolgung zu schützen. Vom Könige
wird gesagt: II estimait les gens demente et les voyait volontiere
dans sa cour. II avait le meme gout pour les beaux arts et s'il
ue fut ]>oint mort sitot, il avait pris toutes lesmesures nöcessaires
pour les faire passer de Paris k Siam.
Der neue König schickte eine Gesandtschaft nach Frank-
reich , um im guten Einvernehmen mit dem grosseh MonarcheB
zu bleiben, mit dem sein Vorgänger in so engen Freuudschafts-
buud getreten war (1688). Er unterdrückte (1689) die Empöruug
Thammathien's, eines Kronprätendenten, der sieh für einen Ab-
kömmling des alten Königsgeschleclits ausgab (ein peguanischer
Priester, wie Kaempfer sagt) , und hatte später noch mit einer
anderen zu kämpfen , durch einen Zauberer, Raxa-Sima genannt,
angestiftet, der durch seine Hexereien die Behörden so in
Schrecken setzte (1692), dass sich Keiner an ihn -heranwagte.
Mit Langjuin, der Hauptstadt der Laos, wurde Krieg geführt,
und durch zwei englische Capitaine (Howell und Williams) wurden
die auf dem Kambodiaäusse festgesetzten Piraten, die sich von
der chinesischen Küste dorthingezogen hatten, vertrieben (1687).
Der adoptirte Sohn des Königs, Luang Si Son Sok, wurde (1691)
zum Phra -Kaxavong-Bo von des vorderen Palastes als zweiter
König ernannt. Im Jahre 1688 wurde die Führung des Pfluges
bei dem 1588 eingeführten Feste des Ackerbaues (Rehk na) einem
maskirten Stellvertreter des Königs überlassen.
Bei Phetraxa's Tode folgte sein Sohn Chao Dua (1059 Ch.S.),
Die Geschichte Ayuthia's. Sgl
der als wollüstiger Tyrann beschrieben wird. Er war leidenschaft-
lich dem Fischen ergeben» was den strengen Buddhisten ein Gräuel
ist, und ist deshalb in der Geschichte unter dem Namen Kunluang
Len Pia (der mit Fischen spielende König) aufgezeichnet. Auch
sein Sohn führte diesen Namen. Die Chronik erzählt bei seinem
Aufenthalte in Sakonburi (1702), das9, ^Is eines Tages sein Boot
beim Angeln an einen unter dem Wasser verborgenen Baum-
stumpf streifte, er sogleich sämmtliche Steuerleute auf den vordem
Bänken niedermachen Hess.
Sein Sohn und Nachfolger Kunluang Süa (1706) Hess das
grosse Bild eines schlafenden Buddha fttr den Vat Pakmok
giessen. Er vertrieb die Cochinchinesen aus Kambodia und
machte dies Land aufs Neue tributpflichtig. Der Gouverneur der
Philippinen wünschte einen Handelsvertrag mit Siam zu schliessen
und sandte deshalb Unterhändler nach Ayuthia. Der König war
anfangs nicht abgeneigt, aber unglücklicher Weise kamen wäh-
rend ihres Aufenthalts Nachrichten von Misshandlungen, die
siamesische Schiffe inManilla erlitten hätten (1717), und in Folge
dessen wurde aller Verkehr abgebrochen.
Nach dem Tode des Königs (1732) brach ein Bürgerkrieg
aus, indem der zweite König den Erbprinzen ermordete und sich
selbst des Thrones bemächtigte. Um seine Schandthat unter
Prunk und Schimmer zu verkleiden , wandte er sich nach China
für ein prachtvolles Staatsgewand (1735). Ausser einer durch
chinesische Abenteurer angezettelten Revolution (1734), sandte der
Zorn des Himmels einen Kometen (1743), eine Feuersbrunst, die
den Palast in Asche legte (1744) und epidemische Seuch^ (1749).
Im Jahre 1114 der Chunlosakkharat, im Jahre des Affen, im
vierten des Cyclus (Vok 4 Soklll4), schickte der Phrachao
Langka (der König von Ceylon) eine Gesandtschaft nach Siam
mit Briefen und Geschenkten, um die alte Freundschaft zu er-
neuem. Er bat um den Traipidok und um Priester (Phrasong),
um den Traipidok wieder zu ordnen. Es wurde genehmigt, dass
28 Priester unter dem Vorsitz des Phra - Ubali - Raxakhana den
Traipidok nach Ceylon brächten (1752). Aus dem folgenden
Jahre (Raka 5 Sok 1115) wird berichtet, dass der Chao Phama
382
Manglong in Phukama-Phrathet regierte, wahrscheinlich ans
Vorahnung 9 dass Siam bald genauere Bekanntschaft mit diesem
grossen Erobererkönig machen sollte.
Kun 7 Sok 1117 (der Chunlosakkharat, dem Jahre des
Schweines, im siebenten des Cjclus) erhielt seine Majestät der
zweite König (Phra Maha Uparat) auf Befehl des ersten Prügel,
weil er die Hofetikette verletzt hatte , und zwar solche Prügel,
als königlich gegeben und königlich empfangen, dass er gleich
darauf im Gefängnisse starb.
Xalu 9 Sok 1119 (der Chunlosakkharat, dem Jahre des
Ochsen, dem neunten des Cyclus) wurde der neue Uparat gekrönt
Der Uparaga ist der zweite oder Unterkönig, wie im Staate der
Likhavi und Vaigali, wo auf ihn der Senapati folgte.
Khan 10 Sok 1120 (der Chunlosakkharat, dem Jahre des
Tigers, dem zehnten des Cyclus) starb der König. Der Nach-
folger Chao Fa dok düa, die stürmische Zukunft voraussehend,
übergab nach kurzer Regierung das Scepter an seinen Bruder
Chao Fa Ekathat und zog sich in die Einsamkeit des Klosters
zurück.
Gerade als nach Jahresfrist die Verbrennungsfeierlichkeiten
für die Leiche des verstorbenen Königs fertig waren, eraehien der
gefUrchtcte Manglong oder Alompra, der ohne Widerstand Siam
durchzogen hatte, mit seinen siegreichen Birmanen vor der
Hauptstadt und schloss sie ein (Pho 1 Sok 1121). Sein Tod (Ma-
rong 2 Sok 1122) befreite diesmal noch den siamesischen König
von der drohenden Gefahr, da sein Nachfolger Malok oder Mang-
lok (Naongtankri der Birmanen) sich nach Ava zurückzog»
um den erledigten Thron zu sichern. Sein Nachfolger indessen,
Sembuem oder Changphrushang, den die Siamesen Mangra
nennen, überzog Siam aufs Neue mit Krieg und bemächtigte sich
am 28. April 1767 Ayuthia's*), aus depi die schonungslose Plttn-
*) Ce fat an mois de Mars que Tarm^e des BraniAs s'avan^ jntqu*» den
lieues de la ville. Elle fat arretee dans sa marche par la mort da g^odral, qni
fat empörte par une esqninancie. On erat devoir cacher cette mort anz soldats,
et le secret n'en fat r^vele qac par la division qui ^lata parmi les chefe, qiii toi»
avoieot Tambitioii da commaDdement. Mais bieotdt r^anis iMur ramoiir da botiOt
Die Geschichte Ayuthia's. 383
derang seiner Soldaten mit folgender Feuersbrunst nur jene
Ruinen überliess, die in einer Wildniss wuchernden Gestrüppes
ils se mirent en monvement ponr aller piller le plns celebre et le plus Hohe temple
qoi füt anx environs de la capitale. Ils s'^toient flatt^s d'y troaver le pied de
l'idole qoi ^toit d'or massif ; mais le Roi de Slam avoit eu la pr^caution de faire
transporter dans son palais ce monnment da calte public, qae des barbares, quo!-
qae snperstitieax , auroient pea respecte. Les Bramas irrites qu'on leur eüt
enlev6 leur proie, s'en vengerent sur les murs du temple qolls d^molirent, et snr
les d^bris ils ^leverent nn ^diflce consacr^ k des usages profanes. Les aatres
pagodes baties autoor de la ville ne furent point epargn^es. Elles ^toient bäties
de briques, et entour^s de foss^, qoi sembloient les prot^er contre les flammes
et les assauts de rennemi. Les Elises chrdtiennes bien diflf^rentes, n'^toient
qii*un assemblage de pieux et de planches , qui etoient moins propres* k les pro-
t^er , qu'k faciliter le progr^s de rincendie. Mais malgr^ cet ^tat de foiblesse,
elles furent maintennes par la vigilance et le courage de ceux qui furent charg^
de les defeodre, et rennemi n'y mit le pied qu'aprcs qne lesChinois etlesSiamois
eorent essny^ de fr^uentes defaites. Le 7 Septembre 1766, il s'empara d*une
tonr fort ölevee k un demi - quart de lieue de la ville royale. 11 y dressa nne
batterie de canon sur la greve, ce qui le rendit absolument le maltre delarivi^re.
Le danger devenant plus pressant, on n'eut plus d'espoir que dans les Chretiens,
dont on avoit ^pronv^ la valeur hcroique dans la demiere r^volution. On leur
coofla la defense desbastions; on leur accorda trente pieces de canon, desbonlets
et de la poodre. Six mille Chinois furent charg^s de defendre la löge Hollandoise
et nne grande pagode qui y etoit contigne ; et par une faveur particuliere, on leur
flt präsent d'une somme de dix mille livres. Les Chr^tiens n'etoient que quatre-
Tingt soldats ponr defendre differens postes expos6s anx surprises d'une arro^e
nombrense. Cette roilice courageuse n'6toit point exerc^ dans la discipline mi-
litaire , ni dans le maniement des armes : nne 6p^e et un fusil dans leurs mains
anroit 6te an sc^et de d^rision aux yeux d'un soldat £urop6en. Mais malgr^
leor ioeptie , ils 6toient Tölite de Tarm^e des Siamois , et Ton n*avoit droit de se
d^er qne de Tabus de lear courage. Les premiers jours se passerent en escar-
moaches ; mais enfln l'ennemi ayant r^uni ses forces , s'empara de cinq grands
temples, qui farent changes en antant de forteresses, d'oü ils foudroyoient les
onvrages avanc^, et snr-tout J*^lise de S. Joseph, dont le toit fut perc^, sans
eaoaer le moindre accident k la multitnde qui s'y etoit rassembl^e. Le 8 D^cem-
bre on fat infonnä que les assiegeans se pr^paroient k livrer un nonvel assaut.
Aossi-töt les Chr6tiens sortirent de l'^lise au son des tambours etdestrompettes-,
Us engagerent nne action , oü ils firent an grand camage de Tennemi , qui fut
platdt vaincu par sa fhiyeor que par leurs armes. Ce premier sacc^s leur inspira
le ooorage d'dtre aggresseurs k leur tour. Ils attaquent les Bramas retranch^
dans nne pagode, rien ne leur resiste. Ils reviennent avec un ^löphant, gage
6eJatant de leor victoire. Leur nom devient redontable k rennemi , et pr^cieox
384 Siam.
noch jetzt von der einst berühmten und glänzenden Residenz
zeugen und in ihren gebrochenen Pagoden , von dichtem Epheu
k leurs ooncitoyens. Le« Portugfais eloign^s de denx petites lieoes de la r6ildeiiee
de l'Kvcque de Tabraca , donnerent aussi de brilians teiiioiinisMl^ de leur valeor.
Hb »abrcrent une multitudc de Bramas qui avoient tcntd d'escalader lear coU^ge.
l^s Brainas confus et rrbuttSi de llnutilite de leurs attaqnes, se retirerent pleiBt
d'admirntion ponr cette poignee de Chretiens , qulls redoatoieiit beaaconp plu
que cinqoante mille SiamoiA, qui o'avoient ni le conrage de lee attendre, ni de let
ponranivre dans leur retraite. II est vrai que les Chretiens, plus eoaragenx,
n*ötoient pas niieuz di^cipUnös ; et ce fut oe döfaot qai entratna la perte du quar-
tier des Fran9oi8. La garde ^toit plongee dans an profond sonuncii« lor«qae les
Bramas revenus de lenr premiere terrenr, mirent le foa k la partie anperieore ds
quartier de TBveque. Les Chrt;ticns se refugieront en foule dans l'^glise, ot \m
cris des femmos ei des enfans annon^ient nn danger dont les t^ebrcs redoo-
bloiont encore l'horrcur. Un Chrätien qui s*etoit ^eart^, tat impitoyableineBt
niassacrä. Lus autres firent une döfense opiniätre ; et quoiqne surpris, üb pars-
rent invincibles. Les cnuemis par-tout repousses , furent tentor ono attaqne as
quartier des llollandois. La roputation de leur courage attira dans lenr quartier
beauconp de Siamois et de Chinois , qui sous lenr oinbmge se cmrent k l'abri de-
la tempete. Tons contribnerent k la defense commune. Ils ^leverent des man
sur les döbris des pyramides detrnites. Les Chinois y tronverent beanoonp d'ar
gent. Les Chretiens eureut pour lenr partage des cauauz de plooibv dont Us
firent des bales. Les officiers Siamois avoieiit abuse de lenr autorite ponr laiie
de grands aiiias de graius qu*ils s*approprierent pour sc garantir de la ßuninedoBt
ou ötoit monac^ : et k force de lirc d(*8 manx dans Tavonir, on fkit cn proie ä des
manx pr6sens. On ne tronva plus de vivres pour de Targent; et lospanyres, pour
finir leurs souffrances, n*curent plus quo la ressonroe de mourir. La peste, plM
meurtriere et plus dostructi?e, exerya de nouveaux ravages. Les rues ette«
places publiques ötoient jouchees de cadavres, qnc rhorrcnr de la contagion em-
püchoit d'enterrer. Les cliicns ^galeinent devor^ par la faini, en firent lenr
pature pendant six mois. Ce fl^au ne finit qu'avec la mine entiere du pays. Les
sentinelles descendoicnt avoc des cordes du haut des mnraillcs, et aimoient nüenx
s'abandonner k la discr^tion des barbares, qned'attendreanmilien des sonftraaecs
une mort qui leur paroissoit trop lente. Les Bramas tonmereat leurs anaes
coutre la löge UoUandoise« defcndue par les Portugals et les Chinois. L'attaqoe
fut vigooreuse, et la defense opiniätre. Mais enfin la löge fut prise et r^nite ea
cendres , apr^s hutt jours d*un siege , qui fut extr^cment meurtrier. L'^iie
fut respectee pendant deux ou trois Jours, et lesPrdtres conscrverent leni^s effets.
Cet ext^rieur imposaut de mod^ration n*^toit qn'nn artifice pour engager l'Ev^ioe
et son troupeau k se soumettre. Le göneral Braraas craignoit de r^aodre da
aang inutilement. II le fit assurer qne 8*U donnoit rczemple de la soumiBsioo,
Die Qescbicbte Aynthia's. 3g5
omflorty über die verwaiste Stadt zu klagen scheinen , die später
wieder neben ihnen aufgebaut wurde , aber ihren Herrschersitz
toQ» sea eifets seroient conscrv^ et qu'on n'enleveroit qne les armes. On entama
one n^godation , et TEv^ue se rendit en personne sous la tente du Bramas. II
y fnt ref Q avec des distinctions qne sa modestie n'ambitionnoit pas. Le gen^ral
fnt prodigue en promesses , qiü ne fnrent appuy^s d'aucun ^crit. II ajonta qne
dans la nuit mSme il iroit mettre le fen an quartier des Chr^tiens : ainsi qu'il les
pr^venoit quMls devoient chercher nn autre asile. II assigna pour demeure au
Prälat une pagode, oü on lui donna des gardes pour sa sürete. II fallut souscrire
k tontes ces conditions, parce qu'on ^toit dans rimpuissance d'en obtenir de meil-
lenres. Ce fut encore nn bonbenr de les avoir accept^es. Le g^n^ral eifectua
ses menaces. Tont le quartier des Cbrätiens fut incendi^. L'^lise fut r^nite
en cendres. Le soldat entra dans le s^minaire, oü, violant la foi des promesses,
il pilla tont ce qu'on s'^toit engag^ de respeeter. Les PrStres avec leurs disciples
fnrent tratn^d au camp de l'ennemi. Un Prince de l'ancienne famille des Rois
d'Ava, commandoit dans le lien de leur d^tention, et il pourvut g^n^reusement k
lenr snbsistance. Un grand nombre de Cbr^tiennes s'^toient rang^es anpr^ d'eux,
ponr se sonstraire aux Insultes du soldat. On profita de l'^Ioignement momentan^
de leurs surveillans importuns pour marier les fillesavec les JeunesCbretiens. On
yonloit sonstraire ces vierges a la brntalite de cette soldatesque effr^nee, qui,
comme je Tai deja dit, respectoit l'union conjugale. L'Ev^que soup^nnä d'avoir
de grands tr^rs , parce quil faisoit abondamment l'aumöne , fut envoyö dans la
tonr haute occupee par le g^n^ral , oü , sous pr^texte de lui faire honneur , on se
flattoit de d^couvrir l'endroit oü il avoit enfoui ses richesses. Les autres Chre-
tiens fnrent tourment^ et d^pouilles pour avoir leur argent ; et celui ä qui l'on
en tronvoit leplns, ^toit soup^onn^ d'en avoir le plus cach6. Cette pauvretä
forc^e rendit lenr foi plus fervente ; et priv^s des biens de la terre , ils n'eurent
plus d'espoir qne dans l'b^ritage du Ciel. La ville prete de tomber au pouvoir
des Bramas , eüt ^t^ ensevelie sous ses rnines , si l'on n'eüt eu recours k la nego-
ciation , pour flechir les assiegeans d^Ja arm^ de torches pour la r^duire en cen-
dres. Les Bramas fiers de leur sup^riorit^ , r^pondirent qu'ils n'avoient d'antres
conditions k prescrire que de les recevoir k discr^tion, et qu'ils ^toientd^termin^s
k naer de tons les droits que leur donnoit la victoire. Des loix si dures fureoi^
rejet^, et U fallut recommencer les bostilit^. Ce fut le 28 Avril 1767 que la
▼iUe Alt prise d'assant. Les ricbesses du palais et des pagodes ne formerent plus
qn'u moncean de cendres et de d^bris. Les simulacres d'or des fanxdieux fnrent
fondns , et la rage insens^e de ces barbares les priva des r^compenses qui allu-
moient lenr cnpidit^. Leur propre fureur les priva de lenr proie ; et ce fut pour
se venger de cette perte , qu'ils flrent tomber leur ressentiment snr les habitans,
k qni on brüla la plante des pieds pour leur faire r^v^ler l'endroit oü leurs tr^sors
^ient Caches. On violoit devant eux leurs Alles g^missantes. Les Talapoins
Bastian. OtUsien. I. 25
386 Sitm.
verlor. Der letzte König Ayuthia's soll allein und verlassen
durch das Land geirrt und in den öden Wüsteneien , wo nur
rauchende Schutthaufen die Leichenstätten seiner Unterthanen
zeigten, dem Elende und Hunger erlegen sein. Die Birmanen
Hessen eine kleine Besatzung in Ayuthia zurilek, die sie genügend
glaubten, da in Siam Niemand übrig gelassen schien, um Wider-
stand zu leisten. Aber die Regeneration des Landes kam rasch
und unerwartet aus dem Süden, wo die Küstendistricte nur wenig
gelitten und vom Durchzuge der feindlichen Heere verschont
geblieben waren. Ein in Siam geborener Chinese, Phaya Tak
mit Namen, dessen Vater mehrfach den Posten eines Gouverneurs
bekleidet hatte (besonders in Myang Tak, das schon Loub^re
als erbliches Fürstenthum kennt), sammelte rasch in der Provinz
Chantabun eine Flussflotille , mit der er die Canäle hinauffuhr
und so plötzlich über die birmanische Garnison herfiel, dass die-
selbe ihr Heil in der Flucht suchte. Da das zerstörte Ayuthia
unbewohnbar geworden war, erbaute er zu seiner Residenz weiter
soup^onn^s de cachor des richesses, ^toient perc^ k coaps de fl^hes et de Imnoes,
et plusieurs ^toient assomm^s sons le poids des massaes. Les campagnes aiosi
que les pagodes etoient jonch^es de morts : on ne voyoit qne des cada>Te8 flotter
Bur les rivi^res , et Todeor qu'ils exhaloient attiroit des essains de mouches , qai
farent les vengeresses du pays , par les ravages qu'elles exercerent snr l'arni^
pendant sa retraite. Les grands offlciers du royaume, et les premiers favoris da
Monarqne, furent charg^ de fers, et condamnes h ramer sur les galeres. LeBoi,
t^moin du malheur de ses courtisans , tenta de se soustraire k Thorreor de leor
destin^ ; mais il fut reconnu et massaer^ k la porte de son palais. Le Boi Bonie
arrach^ du sUence de sa retraite, fut emmenö captif avec les Princes et les Priii-
cesses de son sang ; et tous , par la crainte de souffrir , dMarerent avoir cach^
des tr^ors. Lorsque la cupidit^ ne trouva plus rien pour s'assouvir, et quele
liays n'offrit plus qu*un spectacle de morts et d'expirans , Farm^ victoriense m
mit en marehe pour le P^gu. Elle traiuoit ^ sa suite le Roi de Siam, qai, an lien
de courtisans fortunes, n'avoit que les compagnons de sa capttrit^, moins malhen-
reux que lui, parce qu'ils n'avoient point <^t^ pr^ipit^ de si haut L'Ev^ue de
Tabraca envelopp^ dans la disgrace commune, fut transport6 aar nne galere. Le
d^tachement qui veilloit k sa garde , ^toit command^ par un homme qui n'avoit
rien de barbare. Sa valeur et ses Services lui avoient m^rit6 le gouvememeBt
de Tavail, poste de confiancequi justifioit le discemement da maltredmos lecboix
d'un sujet.
Die Geschichte Ayuthia's. 387
abwärts, am Flusse, eine neue Stadt, dieThonburi (Thorani oder
die Erde) oder Thanburi (die Stadt der Reichthümer oder die
Stadt der Schirme) genannt wurde, und von der noch jetzt
einige Reste an dem Palaste des Prinzen Kromluang, dem könig-
liehen Palast in dem neuen Bangkok gegenüber, zu sehen sind.
Phaya Tak scheint ein grosses Organisationstalent gehabt zu
haben, denn in kürzester Zeit gelang es ihm, wieder Ordnung in
das zerrüttete Land zu bringen. Er fand Mittel, Armeen zu re-
crutiren und auszurüsten und stellte den ganzen Umfang der
alten Monarchie wieder her. Vom chinesischen Kaiser erhielt
er auf sein Ansuchen Siegel und Bestätigung. Nachdem Korat,
Ligor, Phitsanulok und Kambodia (1767) erobert worden, unter-
warfer (1769) Xiengmai und setzte einen neuen König ein. Ein sia-
mesischer Prinz, der nach Ceylon verbannt und bei der Belagerung
Ayuthia's mit Hülfstruppen zurückkehrte, aber damals vom Hofe
zurückgewiesen war, suchte jetzt, wiewohl vergeblich, seine Rechte
geltend zu machen und wurde 1768 enthauptet. Als die Birmanen
zurückkehrten, um das empörte Land zur Ruhe zu verweisen,
gelang es ihm, sie durch geschickte Märsche zu umzingeln und zur
Ergebung zu zwingen (1777). Bei der Eroberung Satanakhana-
hut's (Viengchan) wurde das kostbare Buddhabild Phra Keoh *)
(der Kleinodien - Gott) erbeutet, das noch jetzt im Tempel des
königlichen Palastes zu Bangkok prangt (1777). Nach dem
darüber veröffentlichten Bericht des jetzigen Königs wurde diese
Jasper-Statue (1436 p. d.) in einer vom Blitze getroffenen Pagode
Chiangrai's im Königreiche Zemmi gefunden. Die Bronzestatue
eines Ochsen, auf dem Phra Insuen reitet, in dem Thevasathan
(dem Brahmanentempel) zu Bangkok , soll der viel besprochene
Phra Kho (Stiergott) Kambodia's sein.
*) Es wird von den Siamesen and Kainbodiern mit derselben Verebrnng
betrachtet , wie in Aracan und Birma das Riesenbild des Mabamuni , das den
Bat besitzt» ein nach dein Leben genommenes Portrait darzustellen. Fabian er-
zählt, dass die Statue des Maitreya (nach deren Errichtung zuerst buddhistische
Priester den Indus nach Osten zu überschritten hätten) nach der Copie eines zum
Tnshita- Himmel aufgestiegenen Künstlers (Madhjantika bei Hiuenthsang) ge-
fertigt sei.
25*
388 Slam.
Eine so ununterbrochene Kette glücklicher Erfolge scheinen
PhayaTak am Abende seines thatenreichen Lebens den Eindruck
gegeben zu haben , als ob er schon zu der Höhe eines Buddha
emporgestiegen und gleich einem solchen zu verehren sei. Daraus
soll Unzufriedenheit und Revolution entstanden sein (1780) und
der König floh in ein Kloster. Der Phaya Chakkri, der gerade gegen
die Cochinchinesen im Felde lag, kehrte, als er von diesen Um-
wälzungen hörte, rasch zurlick, und nahm mit dem Heere, worauf
er sich stützen konnte, eine so drohende Stellung an, dass die
übrigen Grossen ihm bald den Vorrang Hessen. Nach der ersten
Wahl derselben war freilich schon ein Gesandter nach China ge-
schickt, Bestätigung fUrKwah-Chang zubitten (1781), aber Phaya
Chakkriliess sich lieber erst krönen (1782) unter dem Titel Phen-
din-ton oder Phra Phuthichao luang und schickte die Gesandtschaft
an den Kaiser nachher (1786). Unter dem Vorwande, dass der
frühere König der Sicherheit des Staates gefährlich wäre, Hess er
ihn tödten, und verlegte dann seine Residenz nach dem jenseitigen
Ufer des Flusses in das jetzige Bangkok, wo schon zu Fidco's
Zeit ein kleines Fort erbaut und einige Zeit von den Sranzosen
unter Desfarges besetzt war. Das Ende Phaya Tak's bleibt nach
der Darstellungsweise der officiellen Geschichte etwas problema-
tisch, da der Richter dieses Königs der Vorfahre des jetzt regie-
renden ist, und die Historiker vielleicht noch nicht die Freiheit
der Unparteilichkeit fühlen.
Der Gründer Bangkok's , gewöhnlich als Phendin-ton (der
erste Erdenbeherrscher) bekannt, warf verschiedene Angriffe der
Birmanen von den Grenzen zurück, verlor aber die Stadt Thalang,
die bei Einbruch der Nacht (in der Zeit, wenn die Kinder
schlafen, sagt die Chronik) überrumpelt wurde (1810). Unter
ihm wurde Battabong erobert. Sein Nachfolger (1811) geht beim
Volke unter dem Namen ^Phendin-klang .(der mittlere Erdenbe-
herrscher), seit ihm (1825) der Vorgänger des jetzigen Königs
unter dem Titel Boromma-Thammikaraxathirat-Phrachao-Prasat-
Thong gefolgt ist. Unter ihm wurde das rebellische Viengchan
(Vienchac oder Banchan) oder Viengxan (1829) erobert und mit den
Cochinchinesen unter Minjmong (dessen Vorgänger einige Zeit als
Die Geschichte Ayuthia's. 3g9
Flüchtling in Bangkok lebte) Krieg in und um Kambodia geführt
(1834). Er war im Grunde nur ein Usurpator, vor dem sein
legitimer Halbbruder es gerathener fand, sich in das Kloster
zurückzuziehen, bis er bei seinem Tode (1851) das Mönchsge-
wand abwarf, um sich mit dem Königsornate zu schmücken, und
jetzt als erster König Siam beherrscht.
Er ist ein gründlicher Kenner des Pali und der buddhisti-
schen Religionsschriften, hat aber schon seit seiner Jugend,
ebenso wie sein Bruder , der zweite König , ein grosses Interesse
an der europäischen Wissenschaft genommen und liest nicht
nur englische , sondern auch lateinische Bücher. In Keligions-
sachen zeigte er die grösste Toleranz und hat den Missionären
jede Erleichterung angeboten, so viele seiner Unterthanen zu
bekehren als ihnen beliebe, den zu bildenden Gemeinden im
Voraus seinen Schutz versprechend. Schon aus dem Jahre 1834
erzählt Pallegoix, dass, als die katholischen Missionsschüler sia-
mesische Pagoden in der Nähe des ihnen von der ßegierung
geschenkten Landes demolirten, der damals regierende König
seinen Priestern, die ihn um Schutz dagegen baten, anrieth, lieber
nachzugeben und ihre Bethäuser anderswohin zu verlegen. In
dem als passende Einleitung zum Zeitalter der Encyclopädisten
nach Frankreich kommenden Antwortschreiben auf die Gesandt-
schaft Ludwig XIV. drückt der heidnische Fürst sein Erstaunen
über den Bekehrungseifer seines königlichen Bruders aus und
meint, dass die Gott allein angehende Sache der Religionsver-
schiedenheiten besser auch diesem überlassen bliebe,
Während sein Vorgänger jeder Verbindung mit Europäern
abgeneigt war und sowohl die Gesandtschaft des General-Gou-
verneurs von Indien , sowie später die amerikanische unverrich-
teter Sache zurückschickte, schloss der jetzige König durch
Bowring einen Handelsvertrag mit England, und bald darauf
gleichlautende mit anderen Staaten. Der Seehandel , auch der
der Eingeborenen , wird grösstentheils auf europäisch gebauten
Schiffen betrieben, die mehr und mehr die chinesischen Dschonken
zu verdrängen beginnen. Auch Dampfschiffe werden schon im
Lande selbst gebaut und häufig nur von Eingeborenen bemannt.
r
890 S»a™-
Zur Förderung dieser und anderer Betriebszweige trug besonders
der zweite König bei , der eine grosse Vorliebe für die exacten
Naturwissenschaften besass und verhältnissmässig genaue Karten
von solchen Provinzen anfertigte, die er mit dem Sextant in der
Hand bereist hatte.
In einer Chronik (Samut chot mai oder neuer Bericht u.s. w.)
wird bei Gelegenheit der Zerstörung Ayuthia's bemerkt: „Von
der Gründung Krung Sri Ayuthia's in dem Pi kan tho sok (dem
Jahr des Tigers, dem zweiten des Cyclus), der Chunlosakkharat
dem 712. Jahr, bis dass es durch die Phama (Birmanen) zerstört
wurde, verflossen 412 Jahre. In dieser Zeit herrschten Könige
aus drei Dynastieen : die Dynastie des Phrachao Uthong, die Dy-
nastie des Phrachao Songtham und die Dynastie des Phrachao
Prasathong oder des Chaophaya Kalahom Surivong. Khun Vo-
ravongsa, der als Phra - Phexarasa oder Phrachao Xangphuek
regierte , hatte keine Nachkommen und wird deshalb nicht als
Dynastie gerechnet. Die Zahl der Könige war 34. " Mit Krek,
als dem ersten Könige beginnend, rechneten die Siamesen (1824)
60 Könige, unter denen der Gründer Yuthia's (1350) der 27.
gewesen.
In der vom Könige selbst redigirten Königsliste werden vier
Dynastieen aufgezählt: die erste des Somdet Phra RamaTibawdih
(1351 p. d.), die 5;weite, mit Phra Chow Song Tam (1603), als
erstem König, die dritte mit Phra Chow Prasat Thong (1631) be-
ginnend, unter dessen Nachfolgern der Usurpator (1683) nicht
mit aufgezählt ist, und die letzte Dynastie, die (1782) von Somdet
Phra Bawroma Racha Pra Pooti Ywat Fa gestiftet wurde.
i.
Kambodia.
/
Der Sagenkreis der SteiDmoDiimente.
In Myang Rom oder Romavisei, nicht weit von Takkhasinla,
regierte ein mächtiger und weiser König, der, sein Volk über
die Bedrtlckungen des Uparat klagen hörend, Befehl gab (damit
Gerechtigkeit walte und nicht nach seinem Tode schlimmeres Un-
heil einbreche), dass derselbe gleich einem Verbrecher in die Ver-
bannung geschickt würde, obwohl er sein eigener Sohn war.
Das Haar geschoren, mit einem Querholz im Munde, mit einem
Holzkragen um den Hals, wurde der Prinz, Phra Thong genannt,
mit allen seinen Angehörigen und Anhängern auf ein Floss ge-
setzt und dem wogenden Meere preisgegeben. Nach der Ent-
fernung vom Lande befreiten ihn seine Frauen von den Fesseln
und das schwache Fahrzeug trieb dann leitungslos umher, ein Spiel
der Winde und Wellen. Nach langer Fahrt warfen es dieFluthen
an eine kleine Inselerhöhung, die so eben aus der Meeresober-
fläche hervorgetreten war, an der Stelle, wo die jetzige Stadt
Siemrab liegt, während alles andere Land von den tiefen Meeres-
wassern noch bedeckt war. Die Flüchtlinge stiegen auf diese Er-
höhung, Khok Talok genannt, hinauf; da sie indess das Land so
schmal und von Allem entblösst fanden, so beschlossen sie lieber
aufs Neue die gefährliche See zu versuchen , lieber auf ihr einen
raschen Tod zu finden, als in solcher Einsamkeit elendiglich zu
verderben. Weil jedoch , als sie das Floss flott machen wollten,
dasselbe in keiner Weise zu bewegen war, so nahmen sie es
für ein Zeichen , ihr Bleiben gebietend, und fügten sich in das
Unvermeidliche. Für weitere Auskunft umherwandernd , sah
894 Kambodia.
PhraThong die Zweige eines Baumes über sich niederhangen. Er
ergrifif dieselben, um hinauf zu klimmen, aber plötzlich streckten
sich die gebogenen Aeste von selbst kerzengerade in die Höhe
und hoben ihn mit zum Gipfel des Baumes hinauf, und dieser
fing an unter ihm empor zu wachsen in die Höhe, höher und immer
höher. Da Phra Thong weder herabspringen noch sonst densel-
ben Weg zurückgehen konnte, den er gekommen, blieb ihm
Nichts übrig, als von seinem gefährlichen Sitze längs des Stam-
mes hinabzugleiten, hoffend, auf die Erde zurückzugelangen.
Aber nachdem erlange daran hinuntergeklettert, fand er sich zuletzt
in einer grossen Aushöhlung des Baumes , wundersam gestaltet
und anzuschauen, wie eine künstlich verfertigte und geschmückte
Grotte. Und wohl mochte er staunen. Sie führte hinab in das
unterirdische Keich des Drachenkönigs, und zu ihr pflegte täglich
NangNakh*) (Fräulein Naga), die jüngste seiner Töchter, herauf-
zukommen, um in dem klaren Wasser des Sees ihren jungfräu-
lichen Leib zu baden. Da Phra Thong, als galanter Kitter, ihr
bei der Toilette behülflich war, geschah es, dass Nang Nakb-
Vorzeichen der Mutterschaft fühlte, und da sie sich fürchtete unter
solchen Umständen ihrem gestrengen Herrn Vater vor die Augen
zu treten, verblieb sie bei ihrem Liebsten im hohlen Baume. Der
über ihr Ausbleiben bekümmerte König schickte einen vertrauten
Edelmann, die Erde für sie zu durchsuchen. Er wanderte überall
•) In dem Radjatarangini w<;rden die Töchter der Naga's wegen ihrer Schön-
heit gerühmt und das Zusammentreffen des Königs Nara mit der Prinzessin Tom
Hofe des Nagaf ürsten Su^rava wird (in Troyer's Uebersetsang) in folgender Weise
beschrieben :
II vit alors devant lui , sortant d*an berceau de fleurs , deux jennes filles anz
yeux charmants, couvertes de voiles bleus. Blies s^duisaient les yenz par les
attrayants ornements des tiges de Iotas , des rubis et des boucles d'oreillcs , et
par une ligne delicate de collyre trac^e dans les coins blancs et gracienz de lears
yeux , ainsi que par des echarpes de soie verte qni , attach^es sur lenrs ^paales,
et d^rangees par les ondulations d'un vent doux, ressemblaient k des pointes d*iuie
belle banni^re. Ayant vu les deux femmes dont le visage ägalait la lone en
beaute s'approchant peu ü peu de lui , il cessa de manger, immobile d'une grande
pudeur. II flxait de teraps en temps , avec des regards quelque pen attentifs,
les helles aux yeux de lotus , qui plac6es devant lui mangeaient des grains et des
tooffes d'herbe sur le ri?age.
Der Sagenkreis der Steinmonamente. 395
umher, und erspähte zuletzt das Pärchen in der Höhlung. Die
Prinzessin bemerkte ihn gleichfalls und erschrack gewaltig, doch
der Höfling, ihre Angst nicht zu vermehren, war discret genug,
sich zurückzuziehen und zu schweigen. Seine Dienste waren
auch nicht weiter von Nöthen. Einer der königlichen Zeichen-
deuter hatte durch seine Berechnungen erfahren , dass die Prin-
zessin einen Ehegemahl gefunden , der ihrer würdig sei , da sie
schon in einer früheren Existenz mit ihm vermählt gewesen, und
der König, auf diese freudige Nachricht, sandte sogleich für
seinen Schwiegersohn, um ihm den Thron abzutreten. Phra
Thong wurde mit grossen Ehren empfangen und gekrönt, aber,
obwohl er alle Schätze des reichen Naga-Reiches zu seiner Ver-
fügung hatte, so gefiel ihm doch nicht dieses Leben unter der Erde
und er sehnte sich in die Oberwelt zurück. Phaya Nakh (der
Drachenkönig), seinem Wunsche zu willfahren, erbaute *) für ihn
auf dem Khok Talok die prachtvolle Stadt Nakhon Tom, die damals
Kamphuxa, oder die aus dem Wasser Geborene genannt wurde.
Dort herrschte Phra Thong alsKönigunderhobNangNakh zu seiner
Königin, der die schon mitgebrachten Frauen als Concubinen unter-
geordnet waren. Ihr zäi*tlicher Vater pflegte sie täglich zu besuchen,
sich ihres Glückes und seiner herrlichen Schöpfung freuend. Aber
er war doch immer nur ein Drache, ein Gast des unheimlichen
Schattenreiches, und die Stadtbewohner meinten, dass er nicht unter
Menschen Wohnungen gehöre. Selbst die eigene Tochter, sehend,
dass bei ihres Vaters Besuchen an Markttagen stets viel Leute in
Folge seines giftigen Athems starben , dachte auf Mittel , seine
Besuche zu verhindern , und zuletzt eutschloss sich Phra Thong,
das Bild des viergesichtigen Brahma vor dem Stadtthore aufzu-
richten. Als Phaya Nakh am nächsten Tage sorgenlos und selbst-
vergnügt einhergewandelt kam, froh der Aussicht, seine Lieben
zu umarmen, sah er vor sich das Bild seines furchtbaren Feindes,
und hatte kaum Zeit, jählings zurück in die Unterwelt zustürzen.
Dort haust er jetzt und wagt nicht mehr den Kopf hervorzu-
stecken, um alles das Schöne, was er da droben verfertigt, zu
*) Für König Titidschi erbauten die vier Nagaradscha die Pagode de»
Odsmng (Kasjapa) aus edelen Stoffen (s. flbhmidt).
396 Kambodia.
betrachten; aber auf seine undankbaren Kinder schleuderte er den
Fluch , dass von ihren Nachkommen nur solche , die mächtiges
Verdienst besässen, fähig sein sollten, in der von ihm gegründeten
Stadt zu herrschen, und deshalb ist dieselbe auch so vielfachen Un-
terbrechungen der Dynastieen ausgesetzt gewesen. Als Gundicha,
die Gemahlin des Indra Dyumna, den prachtvollen Tempel Gua-
dichaMundal gebaut hatte, betete sie zuJugunnath: Oh divinity,
let none of my offspring survive, lestbecominginflatedwithpride,
they should lay claim to the merit of having built the temple and
say: the iniage is ours (s. Stirling).
Als Samdeit Kamlong, der Sohn des Phra Thong, auf dem
Thron folgte, befahl er, damit das Ansehen seines Vaters hoch-
geachtet bliebe, die Zeichen der Schande, mit denen er in's Land
gekommen war, in Ehrenzeichen zu verwandeln, und seitdem
haben die Khamen ihre Haare kurz, ihre Ohren durchbohrt und
tragen im Munde ein Stück Holz zum Zahnstocher, um damit als
Bürste ihre geschwärzten Zähne zu reiben. Diese Sage wurde
mir von einem Manne des Volkes mitgetheilt, aber ein Mönch,
mit dem ich später darüber sprach , wollte die Erwähnung des
Landes Romavisei in dem Mienphran genannten Buche gefunden
haben, das über die von Mara, dem Gott des höchsten Himmels,
auf Mahathen Upakot gemachten , aber ohne Erfolg bleibenden
Angrifte handele. Eine andere Erwähnung findet sich in Pa-
thomma-Sompat. Nach Buddha's Tode stellte Ajatusattru über
die vergrabenen Reliquien ein drehendes Messerrad, und als
Thammasokarat später die Reliquien herausnehmen wollte, konnte
Niemand nahe kommen , da die Messer des Schwungrades nach
allen Seiten hinschlugen. Zuletzt wurde eine Gesandtschaft an
Chao Myang Rom geschickt, der einen Künstler aus Romavisei
sandte, und dieser drehte die Maschine mit einem passenden
Schlüssel auf, so dass sie stillstand. Auch die Schätze Dhana
Nanda's oder (nach Hiuenthsang) Nan tho's wurden später auf-
gegraben. Verschieden von diesem übermtithigen König, dem es
bei den Drachen nicht wohl war, erzählen die Malayen (nach de
Couto) von einem der ihrigen, dass er, nachdem er in einem
Glaskasten den Wasserkönig besucht, sich dort so heimisch ge-
Der Sagenkreiä der SteiDmonomente. 397
■
fühlt, dass er seine Tochter geheirathet, und weder durch die
Klagen seiner auf der Oberwelt zurückgelassenen Wittwe , noch
durch die Anstrengungen seiner Söhne, die auf Delphinen reitend
ihn suchten , zur Rückkehr bewogen werden konnte. Nach den
Chinesen war Hoenhoei, der erste König Funam's, der die einhei-
mische Königin heirathete, gleichfalls zur See ins Land gekommen.
Während in der obigen Erzählung das Geschlecht der hoch-
näsigen Menschen den armen Drachen nicht unter sich leiden will,
wird ihnen in einer andern Mythe mit gleicher Münze vergolten.
Als noch die weite See alles das Land bedeckte, was jetzt
Kambodia ausmacht, hob sich allmählich aus dem Wasser eine
schmale Erhöhung hervor, die Insel Khok Talok bildend. Als
Phaya Nakh merkte , dass festes Land geworden sei , pflegte er
an schönen Tagen dorthin zu kommen"^), um seinen feuchten
Körper in der Sonne zu trocknen. Auch Nang Nakh, seine
Tochter, zog sich in einsamen Stunden dorthin zurück und wurde
einst in einer solchen von Phra Amarin (Indra) gefunden, der
vom Himmel gekommen war, sich die neu entstehende Erde zu
besehen. Die Frucht ihrer Liebe war ein reizender Knabe, Phra
Ketumalea genannt, und Phra In, stolz auf seinen Sprössling,
nahm ihn mit sich in seinen himmlischen Palast. Der Leib des
lieben Jungen duftete wie eine Parfüm -Dose, versicherle mir
mein Berichterstatter, aber dennoch rochen die Götter heraus, dass
er nur ein Mensch sei, also etwa, wie in unsern Märchen der
Ogre Menschenfleisch riecht. Wenn der Sohn im Gemache seines
königlichen Vaters spielte und einer der bedienenden Götter beim
Hineintreten ihn bemerkte, so war er sicher seine Nase zu
rümpfen und zu schnüffeln, als ob etwas passirt wäre, und Phra In,
dem die Sache zuletzt peinlich wurde , und der sich seiner zwei-
felhaften Geburt, die nicht, wie in Jamaica, durch Kafleetrinken **)
entschuldigt werden konnte, schämte, schickte Phra Ketu-
*) Nach dem Sattawecha kommt der Raja Naga jeden siebeuten Tag aus
seinem unterirdischen Reiche hervor, um auf einem hohen Berge anzubeten.
**) Doch kannte man in Ostindien ähnliche Ausfluchte , wie aus Viswanatba
Panchanana's Beispiel über Schlüsse hervorgeht, wenn z. B. die Schwärze von
Mittra's Sohn ihrem Essen schlechter Geuiiine zu^escbriebeu würde.
398 Kainbodia.
malea wieder auf die Erde *) hinab mit sieben Priestern , sieben
£deln und sieben Brahmanen und ausserdem mit Phra Pitsanu-
kam (Visvacarma), um für ihn die Stadt Inthapataburi zu erbauen,
wie in Kaschmir Visvacarma und Maya als Architecten der Stadt
Pravarasena genannt werden. Die Kischi zerfallen in Devar-
shajas (Götterseher), Brahmashajas (Brahmanenseher) und Ragar-
shajas (Königsseher), und von den ersten entsprangen die Pitris,
die als Patriarchen verehrt werden , bemerkt Benfey.
Unter der Regierung Pathummasurivong's, der seinem Va-
ter auf dem Thron folgte, begannen die in dem Gebirge zerstreut
lebenden Stämme sich um die Stadt zu versammeln, und die ver-
schiedenen Theile der Erde, wie sie nach und nach mit dem Zu-
rücktreten des Meeres trocken wurden, zu besiedeln. Dieses
Trockenlegen **) des Landes wird gleichfalls Phaya Nakh zuge-
schrieben, indem derselbe, nachdem Pathummasurivong (der
Sonnenspross des Lotus) die Prinzessin geheirathet, das Wasser
aufgesogen, damit Phra In festen Fuss linde, wo Phitsanukan
die Stadt nach dem himmlischen Modell erbauen könne. Der
chinesische Gesandte (bei R^musat) hörte noch die Mythe, qu'an-
ciennement il yavaitdans la tout* du palais une f(^e sous la forme
d'uu serpent a ueuf totes, laquelle ^tait la proteetrice du royaume,
die sich jede Nacht zeige, oder, wenn sie nicht erscheine (die
weisse Frau travestirend) , den bevorstehenden Tod des Königs
anzeige. Der Zauberer Wolkow regierte als König in dem präch-
tigen Palaste der Stadt Slawensk , während er gleichzeitig als
gefrässiger Crocodildrache im Flusse lebte.
Phra Thong wurde in einer anderen Erzählung der Sohn des
Königs der Khamen dorn (alte Khamen) in der Stadt Khoverat
genannt, der, nachdem er Nang Nakh (Neak) geheirathet, im Lande
der Xong die Stadt Tom gebaut, wo die mit ihm sich niederlassen-
den Khamen durch Mischung die Khamen Xong gebildet. Neak
heisst im Kambodischen auch Otter , welches die Seen üdong's
*) Nach der Legende in Mandavi (bei Postans) wirft Indra ans Eifersucht
seinen Sohn Vikram in der Gestalt eines Esels auf die Erde hinab.
**) Als Djyotirnpa Svayambhu in dem Lotus des Sees Nagavasa erschienen
war, zerhieb Mandjusri den Berg, um den Wassern einen Ausflnse lu geben.
Der Sagenkreis der Steinmonamente. 399
füllende Thier, gleich dem Biber, bei den Indianern dieselbe Bedeu-
tung des Erdgeborenen oder Erstgeborenen hat, wie die Schlange
sonst in Indien. Nach nordischer Dichtersprache heisst das Gold,
womitdieAsen ihreBlutschuld abkauften, das Ottersgeld undFafner
bewacht es in Schlangengestalt. Im Mahabharata heirathete Pa-
rikschit , der König Ayuthia's, die Susobhana , die Tochter des
Froschkönigs Ayu im See seines Palastes. Nach der Sage der
Oraou stammte die Nägavanga - Dynastie in Chotia von einem
durch eine Schlange (Naga) beschützten Knaben ab, den ein
Brahmane am Ufer eines Teiches fand. Als in Magadha das Volk
die Vatermörder verjagte und die Residenz von Benares nach
Rayagriha verlegt wurde, trat an die Stelle Nagadasaka's der wie
Erichthonius bei der Geburt von einer Schlange beschützte Kö-
nig ^'igunaga, Sohn einer Tänzerin mit dem Fürsten der Likhavi
in Vaigali. Windischmann setzt Nahash , als Schlange des Para-
dieses, mit Nahousha in Beziehung. In älteren Geschichts-
büchern findet sich Neak oder Nak als königlicher Titel, und
nach Uodgson werden die Priester derKiranti, die die Manen
(Samkha) der Vorfahren mit Opfergaben versöhnen, Nak-Chong
genannt. Der Tanz der sechs Naga's (in demSutra der 42 Sätze)
erinnert Schiefner au die Wassergeister der germanischen Mytho-
logie und, fügt er hinzu: „Selbst der Name (Näk), den dieselben
noch jetzt in Schweden führen, scheint in einer Verwandtschaft der
indischen und germanischen Mythologie seinen Grund zuhaben.*"
Nicht nur zur See , sondern auch zu Lande soll der fremde
Gründer angelangt sein.
Der Chao Pamah (nach den Siamesen) oder der Sadeik Pu-
meah (nach den Kambodiern), d. h. der König von Birma, zürnte
seinem Sohne , der Arac trank , Thiere auf der Jagd tödtete und
in anderer Weise das Gesetz Buddha's verletzte. In die Verban-
nung geschickt, zog er mit seinen Anhängern durch Siam nach
Kambodia und fand das Land in den Händen der Dscham, deren
König in Barai residirte, eine jetzt von Brahmanen bewohnte
Stadt. Die Khamen, die mit dem Prinzen von Birma gekommen
waren , überwältigten die Dscham und siedelten sich in Nakhon
Tom an, wo bei der Geburt Pathummasurivong'slndra den Tempel
400 KambodU.
Nakhon Vat baute. Der Name des mythisehen Königs Keta-
malea wiederholt in kambodischer Aussprache den Mali-Fluss,
von dem die zweite oder, nach genaueren Autoritäten, alleinige
Dynastie Tagoung's ihren An&ng nahm. Den verbannten Prin-
zen, der Ceylon besiedelte» kennt auch De Couto als Vigia Baya,
und er bringt ihn von dem Reyno de Ajota (a que hoje chamamos
TanaQerim), wo sein Vater als der mächtigste König des Orients
herrschte (500 a. d.)» porque tinha debaixo do seu sceptro todo o
que jaz da ribeira do Gange ate Cochinehina e pelo Sertao atd
quasi 40 gra6s do Norte.
Als Phra In bei einer seiner Wanderungen auf Erden ver-
gessen hatte, weibliche Bedienung, die ihn im Himmel stets
umgab, mitzunehmen, und sich in Folge dessen einsam fühlte,
traf er mit Nang Nakh (wie Herkules mit Echidna) zusammen
und baute für seinen Sohn Ketumalea, der im Himmel nicht ge-
duldet wurde, eine königliche Residenz. Da aber Phra Ketumalea
in Erinnerung einer himmlischen Schönheit, die seine Liebe nicht
erwiederte, in Wahnsiun fiel, sandte Phra In zu seiner Heilung
und Zerstreuung PhraAnon und Phra Isuen mit vielen Thevadas.
Nach seiner Heilung kam auch Maha Phrohm vom Himmel und
weihte sieben Schiller als Phrahmana. Diese, die Vorfahren der
kambodischen Brahmanen , lebten zusammen mit den (buddhisti-
schen) Priestern, die aus den Schülern Phra Anon's hervoi^ngen
und in Nakhon Vat wohnten. Der König mit seiner Familie, für
welche Phra Isuen die Waffen hütet, bildete die dritte Kaste.
Nach einer siamesischen Mythe kamen Suvanne Haie undSuvanne
Malai , die geflügelten Töchter des auf Khan Krailat (der Berg
der drei Gipfel oder Kailasa) rosidirenden Götterkönigs, auf
Erden herab, um König Sinthong zu rauben, und als dieser wieder
aus dem Himmel entfloh, seine Gemahlin, deren Sohn später, von
den Thevadas begleitet, auf Erden zurückkam, um seinen Vater zu
suchen, und alle Widersacher mit seinem mächtigen Bogen schlug.
Als bei der Ankunft Phra Phutthakhosa's mit aller Art Alpha-
beten König Ketumalea demselben Nakhon Vat zum Aufenthalt
überlassen , zog er nach Osten und baute die Stadt Bengmalea.
Phra Ketumalea's Mutter, Nang Thevadi, war dem Könige Prom-
Der Sagenkreis der Steinmonumente. 401
ThevoDg, der in Nakhon Tom herrschte, vermählt, aher sein
wirklicher Vater war Phra In , zu galanten Abenteuern immer
fertig, wie der hellenische Zeus. Toutes les deux constituent,
mythiquement parlant, une meme femme, bemerkt Eckhaus von
den beiden Schwestern der brahmanischen Legende (im Ästika-
parva) als Vinata und Kapishi oder Kadrou (m^re d'un peuple
de Kadraveyas, de deux seq)ent8, d'honimes serpents). Dans la
Separation de ses deux njitures une d'elles, representant Torigine
Celeste, est de nature lumineuse , Tautre d'origine tcrrcstre et de
nature t^nebreuse, la Naga-Knnya, est la fille de serpent. In
dem Svayamvaraparva (des Mahabharata) finden sich Schlangen
im Gefolge der Götter, da ausser den unterirdischen andere die
Himmel bewohnen. Zu den 33 Göttern im Devadüngsa werden
drei Klassen von Göttern gezählt, als 8 Vasu, 11 Budra und
12 Aditja mit Pragapati und Indra (nach der Vrihadaranjaka-
Upanishad). Moore fUgt an ihrer Stelle die beiden Reiter (A^vi-
nau) ein. Die Mongolen unterscheiden die 8 Götter der Güter
(erkin naimanedun tengri), die 11 fruchtbaren Götter (arbannigen
dokshin tengri), die 12 Söhne der Sonne (arban chojar naranu
köbcgün)und die zwei jungen Götter (chojar salagho tengri) unter
Chormusda.
In weiter Ferne, nordöstlich von demThalesab, dem grossen
See Kambodia's, liegt das Reich Khomeratta oder das Land der
Ix)tosblumen (Khoma oder Dok bua). Die Bewohner desselben
trugen Gewänder, die aus dem Ausspreizen der breiten Lotos-
blätter verfertigt waren, indem sie die jetzt verlorene Kunst ver-
standen, aus den Fibern der Lo tospflanze Zeuge zu weben (während
die feinen Stoffe Manilla's aus denen der Ananas bereitet werden).
Kambala bezeichnet im Sanscrit den Namen eines aus Pflanzen wolle
oderLotos bereiteten Zeuges und zugleich den Namen eines Naga.
Wie Virgil spricht auch Plinius von den feinen Geweben, die die
Frauen der Serer aus den Blättern eines Baumes verfertigten.
Am Indus sah Apollonius Sandalen aus den Fasern des Byssus
getragen und die Vornehmen waren in Byssus gekleidet, der
ihnen auf den Bäumen wuchs. Nach Ilerodot benutzten die
Indier die auf wilden Bäumen wachsenden Vliesse zur Tuch-
Jt^n ti.ii), OBtiisiun. I. 2G
402 Kambodia.
Verfertigung, und Dionysius beschreibt ein Gewebe, feiner als
das der Spinne, das von den Indiem aus Blumen zusammen-
gekämmt und versponnen wurde.
Ein Prinz, dieses Königreichs Khomerat oder Khumerat,
dessen stolzer und hochfahrender Sinn sich nicht länger dem
Joche väterlichen Gehorsams fügen konnte, wanderte mit seinen
Vasallen aus und brachte dieses Volk der Khom oder Khamen
nach dem Lande Kamphuxa, wo sie die Samreh der Linchiberge
als Eingeborne antrafen und diese unter dem fremden Ftirsten-
geschlechte in Nakhon Tom ansiedelten.
Die nördlichen Khamen von Siemrab, aus ihrem Lande ver-
trieben , liessen sich unter den Dscham im südlichen Kambodia
nieder.
In dem nördlichen Udannakero*), an den Grenzen China's,
lag die ursprüngliche Heimath, aus der die alten Khamen (Khamen
döm oder Khamen boran) nach dem jetzigen Kambodia gekommen
sind. Dort regierte, als weit berühmter König, Phrabat Kavero,
und der Sohn desselben, Phrabat Songkaya, zog mit vielen Be-
gleitern nach dem Süden. Sie fanden die Länder von den Xong
bewohnt und, indem sie sich unter ihnen niederliessen , entstand
die Rage der Khamen -Khom. Sie gründeten die Stadt Kam
oder Inthapat, die bei den Karabodiem Nakhon Tom (die grosse
Stadt) oder bei den Siamesen Nakhon Luang (die königliche
Stadt) heisst, und von ilir wurde das Land Kam-Phuxa genannt,,
als durch das edle Geschlecht (Phuxa) der Kam bevölkert. Dort
regierten 1700 Könige, die Nachfolger des Phrabat Songkaya,
bis das Geschlecht ausstarb mit dem letzten derselben, einem
*) Nach Lassen war Harivarsha mit den Uttara Kurus früher ein wirklich
historisches Land , das erst später unter die mythischen Dwipas gestellt wnrdt*
und schon von Ptolemfius als Ottorokorra in Kashgar (als Theil von Serica) er-
wähnt wird. Nach dem Vansavali konnte in dem von Atih deo in Utra Khnnd
gebauten Tempel des Ullah Nath die Musik des himmlischen Chors an Indra'«
Hofe gehört werden. Die Ostia fluminin Octogorrae, ex quo Oceanus Sericos ap-
pellatur, finden sich bei Paulus Orosius. Sudlich von Scythia bis zum Indus ood
Ganges setzt Ammianus Marcellinus dieMontes Anriva et Nazavicam et Asmira et
Emodon et Opurocorra.
Der Sagenkreis der Steinmonumente. 403
Aussätzigen, der durch einen in den magischen Operationen be-
gangenen Fehler starb, als er in der Xub (Intingere im Siamesi-
schen) genannten Ceremonie geheilt werden sollte, ein ähnlicher
Verjüngungsprocess, wieerdemPelias im Hexenkessel zugedacht
war. In dieser Königsreihe wird Ketumalea akSohn desDevong-
Otcha aufgeführt, was ihn wieder zum Sohne des den Donnerkeil
führenden Indra macht. Ein anderer der Könige , Tasok-Paem,
wird der Vorfahre des Seitenzweiges genannt, der jetzt auf dem
Throne des untern Kambodia sitzt. Nach dem Erlöschen des
alten Stammes wurde vom Volke der verdieustvolle Baksoh
Chamkrong erwählt, der bei dem Tode Takekih's, des Uparats
oder zweiten Königs, das Denkmal zu Lalai baute und dem sein
Sohn Chao Hatsarath auf dem Throne folgte. Das indische
Indraprastha (oder Inthapat), die Hauptstadt des Yudhishthira,
gehörte zu den fünf Pats oder Prasthas , die von Duryodha ab-
zutreten verlangt wurden, und Cunningham übersetzt es the piain
of Indra. Auf die Dynastie derGautamas folgte die derMayuras,
bis der letzte König (Raja-päla) durch den Raja von Kumaon
(Sakäditya oder Herr der Sakas) getödtet wurde, von dessen
Besiegung Vikramaditya den Titel Sakari erhielt.
In beliebter Weise auf indischen Ursprung zurückgehend,
findet sich gesagt , dass die Khamen ursprünglicli in Myang In-
thapat lebten, einer zu denSolot-Nakhon gehörigen Stadt, von wo
der König einen seiner Söhne zur Besiedeluug neuer Länder
aussandte, und dass dieser, nachdem er Nang Nakh geheirathet,
die nach seiner Heimath Inthapataburi genannte Stadt für sich
gebaut habe.
Als der Chao Khamen (der König der Kambodier) den
Tempel vonNakhonVat restaurirt hatte, schickte er an den König
von Baranasi (Benares) und bat um Brahmanen , die er in Banon
ansiedelte, wo sie über das Augurium des Landes wachen sollten.
Die unter Pathummasurivong zur See angelangten Brahmanen aus
Myang Hindu hatten den Ramakhicn (Ramayana) mitgebracht
und übersetzten ihn erst in das Kambodische und dann in das
Siamesische. Zu ihnen gehörte Phaya Krek, der nach dem Ver-
falle Nakhon Vafs die neue Residenz Patentaphrohm oder die
26*
404 KambodUi.
Festung des Ta-Phrohm (Grossvater Phrohm oder Brahma) er-
baute und der, ehe er König wurde, Tit-Phrohm (Ditsa) hiess.
Der König Chao KirUen oder Sadeit Kon]h)n , der Sohn de«
mächtigen Königs Song Kaya, der durch seine hohen Verdienste
(phu mi bun oder lub meang bon) glanzvoll in Nakhon Tom
herrschte, wurde vom Aussatz befallen, da der durch das Aus-
bleiben des Tributes erbitterte PhayaNakh*) im Kampfe mit ihm
•) Von den Maharadjas (Grosskönigen) auf dorn Snmcm beschützt Virn-
pakcha (Rruiij? der Nagas) den Westen , Vai^varana (König der Yakeha») den
Norden , Dhritaraehtra (König der Gandlhirvas) den Osten , Vimtaka (König der
Mnhoragas) den Süden (nacli lamaiseher Mythologie). Als die Buddhisten in
Kaschmir aus Hass gegen die Shastras den Cultus der Nila-purana ah»chafllpn,
wurde das Land von d(^n erzürnten Nagas in Schnee begraben . crzühlt Kalhana.
Nach Abufazl wurden an sieben Orten in Kaschmir Schlangen verehrt, und im
Radjat'irangini wird die Aufrichtung von Karkote^as oder Schlaugenherren be-
sproclien. Mit den andern Göttern wird im Rudhiradyaya (des Kaliha-purana)
auch Sarpa-Radja (der Schlaugenkönig) ang«Tufen , indem d«T Priester die Man-
tr.'us über dem Magen des Schlaclitopfers spricht. Nach dem Foe-kue-ki gehören
die Mahoragas (Grossschlangen), Kinuaras, Garudas, Asuras , Gandharvas, Yak-
clias, Nagas und Dcvjis zu den acht Klassen übcmrdischer Wesen. Manu be-
richtet y dass die Naga-^ von den Maharchis (grossen Heiligen oder Rishi) und den
Pradjapatis (Il<Tren der Wesen) geschaffen wurden , zusammt mit den Yakchns,
Rakchasas, Pisatchas (Vampiren^, Gandhaj'vas, Apsaras, Asuras, Sarpas
(Schlangen) , Suparnas (Vögel) und den Pitris (oder göttlichen Ahnen). Unter
den vielköpfigen Schlangenkindern der Surasa und Kadru (Töchter des Dakcha)
nehmen S^cha , Vasukri und Tacliaka den ersten Rang ein. Als der Zauberer
aus iJravida die Wasser des Sees mit magischen Pfeilen zertheilt, sieht (nach dem
Radjatarangini) König Djayapida auf dem Grunde den von seiner Familie um-
gebenen Naga in Schlangcnform mit menschlichem Gesicht. Die von Juwelen
glanzenden Götter df^s siebenten Manvantira sind neben denViswas. Rndras,
Maruts , Adityas , Ayvinis die Sadhyas , unter denen die Nagas genannt werden.
Um die Zahl der 11 Rudras zu completireu, muss (nach der Linga-purana)
der Name Abi vradhna in AI» (Schiauge oder Sonne) und Vradhna (Sonne) zerlegt
werden. Als Volk bilden die „nackten*' Naga die Bewohner d<»r Berge (Näga),
entsprossen von der Schlange (Naga), die das Totem der Schlangcnindianer
bildet, wie sie auch auf dem Banner eines Aztekenstammes getragen wurde. La
montagne est Na-gah, celle qui ne marche pas , d'oü Nagah le serpent , Phabitant
de la montagne (Eckhaus). Aus Furcht vor Tarkchya flüchteten die Nagas (die
auch im alten Aeg>T)ten von den Vögeln verfolgt wurden) nach Kaschmir , wo sie
unter ihren Häuptlingen Sangka und Padnia lebten. Von Nimmbha, König der
Der Sagenkreis der Stehimoniiinente. 405
neinen giftigen Speichel auf seinen Körper gespritzt hatte, und
starb, weil er die vorgeschlagene Heiluugsmethode eines von
Himavvun gekommenen Eremiten (Rüsi) nicht annehmen wollte,
obwohl derselbe eine ebenso gute Probe mit einem Hunde ge-
macht hjitte, wie Medea mit einem Widder.
Da Nakhon Vat durch Ketsamalea an Phutthakosa über-
geben und die Macht Pathummasurivong's durch die gleichzeitige
Geburt Phra Ruang's in Siam paralysirt war, erbaute der König,
Asuras, wurde ihr Feind Gariida gefangen. Nachdem Vi^chnu-purana verkörpert
sich Viächnu ala Piirukut^a (Sohn des Manth:idu) , um die Nagas gegen die Gan-
dharvas zu schützen. Gandarioi werden von Herodot (neben den Pardoi, Choras-
mioi , Sogdoi und Dadicai) in der Armee den Xerxes erwähnt und Troyer findet
sie in dem Namen der Goryandis , aus deren Lande Deriades (Duryodhana) und
Morrlieus (Maha-radja) Hülfstruppcn gegen Haechus zogen . Unter den 56 Stammen
der Yadavas werden die Nagas (Takchas oder Schlangen) , die Asva (Haya oder
Pferde) und die C^^a^a (Hasen) genannt. Als die Nagas sich bussfertig zeigen,
wird das Opfer des Djanamedjaya unterbrochen. Nach Wilford existiren die im
Vrihatkatha an der Vitasta genannten Takcha^ila dort noch unter dem Namen
Syalas oder Schlangen (mit Jehung syal als Ilnuptstadt). Desireux de son bic>n<
^tre pour se rassurer contre Garuda , le formidable ennenii des serpens, Serha
quitta son ancien bien-etre, en faiaant de son corps un lit pour servir k Vishuu,
renneroidesAsuras, mais la penible tache de sup. orter le fardeau de la terre, qui
n*a point des bornes, lui fut impos^e par cc dien , qui connaissait en lui la force
de supporter la fatigue (Troyer). Le vrai genie de l'oeuf du monde, le grand
serpent solaire, qui l'enveloppe et qui a Ini-meme la forme de l'oeuf, est le Dhrita-
rashtra, le grand serpent, roi du paysdesTakshakas. Issus d'une fusion desAryas
guerriers avec la ra^e des Cephönes , les Takshakas sont des alliös des Madr**» et
des Kauravas , Aryas purs , mais qui adorent les dieux shivaites , fruits d'un me-
lange de doctrines. De la vieut que les Kauravas placent le Dhrita-rashtrah au
rang de leurs ancetres. Martt-anda ou le solcil des vivants , ^clos du Mrit andah
ou de Toeuf roort, est ainsi leur primitif Dhartta-rashtrah, fils de Taveugle Dhrita-
nishtrah.' Die heilige Schlange des Protrimpos galt den Preussen für unsterb-
lich, da sie sieh mit jeder Uäutung verjungte. Jormnngard, die grosse Midgard-
Schlange , wuchs , von den Äsen ins Weltmeer geschleudert , zu der Grösse der
Ananda aus. Gleich Apollo, dem Pythonbesieger, zertrat Krischna den Kopf der
tausendköpflgeu Kalinak und Bacchus schüttete in Libyen einen Hügel auf den
Lindwurm der Campe, wie der Buddha Gaya*s über dem riesigen Leib des Asuren
steht. Für Quetzaleoatl , die grüngefiederte Schlange , wurde die Pyramide
Cholula's errichtet. In Schlangengestalt führte Ophion das Heer der iigyptischeo
Götter.
406 Kambodia.
der bei den JSiamesen Phaya Kiek und l)ei den Kambodiern Ta-
Phrobm heisst, die neue Residenz Patentaphrohm und daneben
den Tempel Plira Keoh , wo das g:rüne Buddhabild (der Phra
Keoh) verehrt wurde. Das weisse Bild des Phra Kho, das bei
der Ankunft Phutthakosa's mit 1000 Arahan verfertigt war,
stand im Tempel Ban^kong, wurde aber von den Siamesen
geraubt und später nach Angva (Ava) weggeführt, wo man es in
Stücken brach , um das in seinem I^ibe eingeschlossene Queck-
silber zil erhalten, wodurch dieser Stiergott laufen konnte.
Als der Nakkharat (der Naga- König) Phaya -Phuxong die
Stadt NakhouTom für seine Tochter erbaut hatte, vermählte er sie
mit einem Gatten aus dem Menschengeschlecht, Photisat genannt.
Die Stiidt wurde volkreich und blühend und litt nur unter den
täglichen Besuchen des Gründers, der durch seine giftige Aus-
dünstung stets viele Menschen tödtete. Als der König mit seinen
Ministern über ein Mittel zur Aushülfe berieth, gab ihnen die
Drachenprinzessin, die ihres Vaters Aversion kannte, den Wink,
das Bildniss eines Kputh(Garud{i) aufzustellen, und als der Naga
beim Zurückkommen denselben erblickte, fiel er nieder und starb.
Nakkharat oder Neakhereik würde ausser seiner Pali-Bedeutung
als Dracheukönig im Kambodischen auch das bezeichnen, was
die Engländer ^the little folks" nennen, etwa König der Gnonie
oder Elfen. Die drachenfüssigen Giganten der Griechen waren
aus den Gäa befruchtenden Blutstropfen des Uranos entstanden.
Die Cochinchinesen geben den kambodischen Königen den
Titel Ncac (Nakh , was ebenso wie das auch im alten Siamesi-
schen gebräuchliche Ong Pronom und Ehrenbezeichnung ist.
Nak markirt im Siamesischen die Auszeichnung in Etwas, wie
Nak Sith (ein in Vollkommenheit Ausgezeichneter) einen Priester
meint und Nak Prath einen Gelehrten oder Doctor. Dieses Nak
hängt mit Naya zusammen , wie Nahk mit Naga. Nay meint im
Birmanischen die Sonne, im Siamesischen einen Herrn.
Als durch die Ueberraacht feindlicher Gewalten Zerstörung
über die königliche Stadt Inthapata hereingebrochen war, floh
eine Prinzessin, die einzig Ucberlebende ihres Stammes, von der
Stätte hinweg, wo ihre gekrönten Eltern als Lieichen lagen.
Der Sagenkreis der Steinmonnmente. 407
Längs des Weges, den sie wanderte, streute sie duftenden Reis
aus und die in den wüsten Wäldern hausenden Däraone, die Phi-
Phisat, kamen, angezogen durch den süssen Geruch, herbei-
gelaufen, um von solch lieblichem Reis zu essen. Die Prinzessin
aber knüpfte ihre Erlaubni^s an die Bedingung, dass sie erst
eine würdige Residenz für ihren Aufenthalt erbauten, und nannte
die neu gegründete Stadt Inthapataburi. Während sie dort als
Königin herrschte, wurde sie von ihrem altern Bruder erblickt,
der, unter einem Trümmerhaufen verkrochen, nachträglich auch
aus der Zerstörung seiner Vaterstadt gerettet war und nach dem
Abzug der Feinde den Thron wieder aufgerichtet hatte. Er war
jetzt auf der Wanderung, um eine seiner würdige Königin zur
Genossin zu finden , und wurde geblendet durch die Schönheit
seiner Schwester, die er nicht erkannte. Auch sie erwiederte
aus Wahlverwandtschaft seine Neigung, aber der geschlossene
Ehebund blieb kinderlos und bei ihrem Tode wurde ein Grosser
aus edlem Geschlecht auf den Thron erhoben, von dem die
folgende Königsdynastie sich ableitete, wahrscheinlich um die
später getadelten Verwandtschaftsheirathen, wie sie noch in
Birma gelten, vergessen zu machen.
Lange nachdem Phra-Nirat, der Photisat oder Bodhisatva,
dessen Geschichte in den Beschreibungen von Buddha's früheren
Existenzen zu finden ist, in Kambodia geherrscht hatte , wurde
dieses Land durch die Khek Cham (der ausländische Stamm der
Dsiampa) eingenommen. Während sie dort walteten , als ob es
ihr Eigenthum wäre, langte unter ihnen mit 1,100,000 Begleitern
ein aus seinem nördlichen Reiche durch Unglücksfalle ver-
triebener König an, der Chao Khamen, der ihre Rechte zu dem
Besitz bestritt. Man haderte und zankte, aber alles Disputiren
führte zu keinem Resultat. Da, durch einen Traum erleuchtet,
berief der König eines Tages eine neue Versammlung beider
Völker und erbot sich , unleugbare Beweise beizubringen , dass
der Grund und Boden seinen Vorfahren gehörig gewesen. „Das
Insignium unserer Königswürde," sagte er, „ist ein goldener
Schirm, und zwar ein solcher Schirm, der sich durch einen
geheimnissvollen Mechanismus öfifnen und schliessen lässt.
.|(),s Raiulxulia
Wenn ihr liier an dieser Stelle in der Erde naehgraht, werdet
ihr einen derartigen Öchinn finden. Das uiuss entscheiden,
denn wie würde ein harbarisehes Volk, wie ihr Cham, eine so
wunderbare Kunst erfunden haben?** Der Herr (Chao) Khauieu
hatte es wahrscheinlich durch seine Nachbarschaft zu den kunst-
fertigen Chinesen gelernt, und die entlegeneren Völker gebrauchen
in der That häutig unbewegliche »Schinne, wenn sie dieselben
nicht noch einfacher durch ein am Zweige festgewachsenes Blatt
ersetzen. Doch genug. Die Probe wurde angestellt, das Wunder-
werk des Schirmes gefunden, und die beti übten Cham zogen wie
begossene Hunde ab. Da ein solcher Schirm (Xatr) nun ein
Schirm mit Spitzen (Kampul oder Kampu) im Kambodisehen hiesse,
80 sei daher das Wort Kamphuxatr oder Kamphuxa entnommen.
Gewöhnlich wird es erklärt als geboren (xa oder Geschlecht) aus
dem Wasser (amphu oder ap) oder auch aus Kamma (Handlung) und
phuxa (adlige Herkunft) und ausserdem wird noch mannigfaltig
andere Auswahl geboten. Im Annamitischeu heisst Am-phu die
Unterwelt (infernus), quia locus ille est tenebro8Us(nachRhodes).
Von dort kommen die abgeschiedenen Seelen zur jährlichen
Fütterung zurück und werden von dem Volke an einem andern
Tage fetirt, als vi»n den Mandarinen, damit nicht die Verwandten
der Letztern den Ihrigen die Geschenke zum Tragen geben
möchten. Unterirdisch ist auch das Pat^ila oder Bandau, als
Schlaugenreich. Während Alexander M. mit den sich in ihren
Städten verbrennenden ßrahmanen und den Xatroi kämpfte, be-
stätigte er den König von Patala in seinem I^nde.
Nachdem durch Hülfe dieses Zeichens der Chao Khameu
sich auf dem Throne niedergelassen hatte, folgte ihm eine lange
Reihe von Nachfolgern, die in Nakhon Tom regierten. Der
Letzte wurde als Gefangener nach Siam fortgeführt, als Phra
Hamesuen, der Sohn Chakraphan's (Bruder des Raxathirat), der
in Krung (Ayuthia) regierte, die Stadt Nakhon Tom zerstörte.
Der Krbprinz, der damals als Uparat fungirte, floh zu den Juen
(Cochinchinesen) und befestigte sich mit ihrer Hülfe in Boribun,
wo noch sein Sohn und Enkel regierte. Durch inneru Zwist, den
weibliche Bänke veranlasst hatten, ging die Stadt später zu
k.
Der Sagonkreis der StpinnionnmeDte. 409
Grunde, und dann erbaute Phra Cheychessada die Stadt l^awek.
In der Mythengeschichte des spätem Kambodia ist dieser auch
den sichern Chroniken nicht fremde Name besonders berühmt.
Hiernach hat das mit der Auswanderung der übrigen Thay
aus Khamti gleichzeitig in Kambodia etablirte Königsgeschlecht
bis zur siamesischen Eroberung regiert, während es von seinen
mythischen Vorgängern durch eine temporäre Besetzung des
Landes durch die Dsiampa getrennt scheint.
Vier Mak oder Verdienstvolle (Khon mi bun) sind in der
Welt bei Namen bekannt. Der Erste ist Phra-Ketumalea in Kam-
bodia, der unter dem Titel Tschumpon die vier Paläste baute.
Der Zweite ist Phra Ruang von Sri Ayuthia, der auf einem fünf-
köptigen Elephanten an den Wällen Nakhon Tom's entlaug eilte,
eine wcitschallende Gong schlagend. Der Dritte ist Phaya Krek
aus Myang Chin, der einen die Menschen im Gebiete Nakhon Tom's
fressenden Kakshasa tödtete. Der Vierte ist noch nicht erschienen,
aber er wird aus Myang Farang (Europa) erwartet. Dieser ver-
heissene Vierte wird auch Phaya Mükkharat genannt.
Als Phra Ruang, Sohn des Phra Athit (der Sonne), der in Krung
Khao regierte, Worte tiefer Weisheit in Siam sprach, da fiel Kam-
bodia's Gelehrsamkeit und dieSiam's stieg empor. So hiess nach
dem Dabistiin die Einkörperung Parasu-Rama's die mudgha oder
dumme Avatare, weil luit der Erscheinung der Ramachandra-
Avatar seine Kraft verloren ging. Phra Ruang zieht zum Lande
Tschin, wie (nach Firdusi) Iskander als sein eigener Gesandter
vor Fagfur (dem Kaiser China's) erscheint.
König Pathummasurivong herrschte durch die Macht seiner
frommen Verdienste über ein weites Reich in Kamphuxathibodi,
aber er fühlte plötzlich seine Kraft geschwächt, da, als eine
Frucht noch höherer Verdienste, in Siam Phra Ruang geboren
war, eine Einkörperung des Üng-Phra-Sian (Arimathya). Der
Edelmann Etscho-Damdiu, ein mächtiger Zauberer, der in Kam-
phong Suay hauste, wurde gegen ihn ausgeschickt und brach
sich einen unterirdischen Gang bis in die Hauptstadt Phra Rujing's,
wurde aber durch das Wort dieses in Stein verwandelt. Pathum-
masurivong Hess dann Phra Ruang zu sich einladen, fand jedoch
410 Kambodia.
in der Unterhaltung dessen Ueberlegenheit aus und rieth bei
seinem Tode seinem Sohne Phra-Bath-Diohkeh oder Thao Jot-
sakhien , die von Indra vermachte Residenz zu verlassen. Als
neue wurde die Stadt Patai - Saman gebaut und dort lebte der
König, von Stantsgeschäften zurückgezogen und nur frommen
Werken ergeben. Als mit der Kraft böser Zauber (Vixa) König
Thao Vilom, der in Myang Bahn Prao regierte (und aus dem
Laoslande gekommen war), die Stadt umringte, verschmähte
es der König, ihm eine Armee entgegenzustellen und passirte
ungesehen durch das feindliche Lager, sich mit seiner schwangeren
Gattin nach den Bergen zurückziehend. Dort wurde ein Sohn
geboren, der, weil seine Mutter im Kindbett starb, von den Kam-
bodiern den Namen ChaoSeraivibol und von den Siamesen den Vo-
rakhien erhielt und der, als eine der Einkörperungen der Gottheit,
gegen alle Arten Watfen unverwundbar war. Da auch sein Vater
bald seiner Mutter zum Grabe folgte, wurde er verlassen auf
den Bergen von einem Jäger gefunden, der ihn für sieben Jahre
in sicherem Verstecke hielt, denn Thao Vilom, durch einen
Astrologen von seiner Erhaltung unterrichtet, Hess ihn überall
suchen, um ihn zu tödten. Nach dem Tode seines Feindes
wurde er erkannt und durch die Grossen mit der überlebenden
Tochter Thao Vilom's vermählt, um in Patai-Sarnan zu herrschen.
Als die Dynastie der kambodischen Könige sich ihrem Ende
nahte, wurde ein Verdienstvoller geboren, der Enkel des Königs
Takalie, und Bakseit Xamkrong genannt, weil er von Geiern
beschützt worden war, als der Usurpator, der sich damals des
Thrones bemächtigt hatte, seine schwangere Mutter tödten wollte.
Nachdem er (wie Mohammed) durch ein vorgewebtes Spinnen-
netz in der zum Versteck dienenden Höhle gerettet war, wuchs
er in der Verborgenheit des Klosters auf und bestieg den Thron,
als er beim Tode des feindlichen Tyrannen durch den Schicksals-
spruch des Königswagens erwählt worden (wie Prschemischl
durch den des weissen Bosses).
Die Ursache der VerkrUppelung des Verdienstvollen wird
oft durch die Verbrenn ungs versuche der Verfolger erklärt Auch
die spätere Geschichte kennt noch solch verstümmelte Helden.
Der Sadfenkrcis der Strinmonnmonte. 411
Die siamesische Uebersetzung dcrkanibodischen Annalen erzählt
aus dein Jahr 1674 derMahasakkharat die Empörung des Gouver-
neurs von Phratheipet gegen König Phra-Sixairaxet. In derselben
war Silasueh , ein Häuptling der Gcbirgsstämme, implicirt, der
einen Mensehen ohne Hände und Füsse, den er Ongkulirat (das
königliche Fingerglied) betitelte, mit sich führte. Er liess ihn
auf einem geschmückten Palankin unter dem Dache eines Bal-
dachin der Armee vorantragen und vermehrte dadurch die Zahl
seiner Anhänger. H parut, if y a quelques annöes, k Siam un
jeune gar^on, ne muet et si hebet^, qu'il ne semblait avoir rien
d'humain, quo la figure. Neanmoins le bruit se repandit pour
tout le royaume qu'il ^tait de la race des premiers hommes qui
ont habite le pays, et qu'il devait quelque jour devenir dieu. Le
peuple accourut de toutes partes pour l'adorer et luy faire des
pr^sents, erzählt Loub^re und der König hatte einzuschreiten, um
die Aufregung zu hemmen. Ferner nach Tosi : Les Bonzes de la
Cochinchine ayant 61eve parmy eux un enfant stupide, lemontr^-
rent au peuple comme un dieu.
Phaya Krek, der Sohn eines Sethi in Bahn TschUntien (in
der Nähe von MyangTescho), sah sich im Traume in die Himmels-
lüfte emporgehoben, wo von allen Seiten Dinge der verschieden-
sten Art, als Reistöpfe, Feuerholz, Werkzeuge u. s. w. auf ihn
zuflogen, die er sämratlich aufass. Sein Lehrer, dem er diesen
Traum mittheilte, prognosticirte, dass er schwere Krankheit vor-
bedeute, und Phaya Krek fiel bald darauf wirklich in ein heftiges
Fieber, aus dem er Jbei der Genesung am ganzen Körper ein
Krüppel verblieb. Zu jener Zeit war Sadeik Kamlong, der König
der Khamen, in Nakhon Tom gestorben, und die Jakhs der um-
liegenden Wälder, die von ihm zu Tributzahlungen gezwungen
worden waren, kamen jetzt von allen Seiten herbeigerannt, um
aus Rache das schutzlose Land zu verheeren , die Bewohner der
Städte für ihren Frass wegraubend. Als Ketter aus dieser Noth
erschien ein aus China herbeigekommener Held, den die Kam-
bodier Tambong-Kajuhn und die Siamescn Kotabong nennen.
Er überkam die Yakshasa oder Rakshasa und trieb sie nach
Yieiigchan, in dem von ihnen befreiten Lande die Krone
412 Kanibodia.
erwerbeud, iu Naklion Tom, als seiner Residenz. Im Volke lebte
damals eine aus alten Zeiten Überlieferte Prophezeiung, dass ein
Verdienstvcdler erscheinen wilrde, um die verfallende Religion
Buddha's aufs Neue aufzurichten, und alle Leute standen in täg-
licher Ervvartung der verheissenen Erscheinung. Auch Phaya
Krek wurde in der allgemeinen Aufregung mit fortgezogen und
legte sich, auf der Reise nach Nakhon Tom, zum Ausruhen an
dem Ufer des Sees Tapang-neak nieder, wo später Nakhon Vat
gebaut wurde. Dort schaute er im Traume Phra In auf prächtigem
Rosse heransprengen und als er erw achte , sah er denselben vor
sich stehen. Auf sein Geheiss badete er im See, mit göttlichen
Arzneien gesalbt, und kam als ein von Schönheit umstrahlter
Jungling in Fülle der Gesundheitskraft aus dem Wasser hervor.
Sich auf das feurige Ross schwingend, flog er im königlichen
Schmucke über die Stadt Nakhon Tom dahin, und als die ge-
fürchtete Keule Taml)ongkajuhu's sieben Mal ihr Ziel verfehlt
hatte, Hess er sich aus der Höhe hernieder und nahm seinen Sitz
auf dem Thron ein, Tambongkajuhn zu seinem Uparat (Neben-
könige) ernennend. Als später Tambongkajuhn nach dem Laos-
lande gezogen, auf das Flehen der dortigen Bewohner, die durch
die menschenfressenden Yakshasa's fast ausgerottet waren, regierte
Phaya Krek allein, und dann iiel für sieben Tage ein Regen von
(iold und Silber, von Kleinodien und Edelsteinen in Nakhon
Tom , wo alle Nationen aus den verschiedenen Theilen der Welt
zusammentrafen, um Thaya Krek zu huldigen. Wenn nun später
die Leute auf Phaya Krek zu zeigen wagten, ihn als denjenigen
bezeichnend, der früher ein Krüppel war, so wurden sie in dieser
Stellung mit dem ausgestreckten Zeigefinger in Stein verwandelt
Unter den Nachkommen Phaya Krek's herrschte Phaya Ketnmalea
als König und auf ihn folgte Taphrohm.
Während dieser Zeit war Tambongkaj uhn mit den Jakhs fertig
geworden und regierte, nachdem er sie sämmtlieh erschlagen,
als König in Myang I^ao. Da kamen an ihn Briefe mit Iltilfs-
gesuchen aus Myang Chin, denn dort hatte sich der schreckliche
Vogel Nok Insi gezeigt, der die Leute aus den Strassen der Städte
aufgriff und sie in sein Nest fortschleppte, um sie zu verzehren.
Der Sagenkreis der Steinmonnmente. 413
Gern erfüllte Tambongkajuhn das Gesuch seiner Compatrioten
und in seine Heimath zurückkehrend , bestand er siegreich den
Kampf mit dem Vogel Insi und wurde von dem dankerfüllten
Volke zum Könige gewählt. Dort verblieb er bis zum Tode,
denn als Gesandte aus Myang Farang bei ihm um Unterstützung
flehten gegen einen riesigen Jack , der in ihrem Lande aus dem
Wasser hervorgekommen war und die Menschen scheffelweise
frass, so fühlte er sich zu alt, die lange Reise zu unternehmen
und schickte seinen Sohn an seiner Statt. Dieser Prinz, der
seinen furchtbaren Gegner übermannte, errang dadurch den
Königsthron in Myang Farang und von ihm haben die Farang
(Europäer) Weisheit gelernt, so dass sie jetzt alle möglichen
Arten von Kunstwerken zu verfertigen verstehen;
Kotabong war ein Mann aus dem gemeinen Volke (Phrai);
da er aber einst, um seinen Reis zu essen, sich aus dem Zaul)er-
holze eines schwarzen Baumwollcnbaumes (Ngiu dam) einen
Löffel geschnitzt hatte, fühlte er, denselben in den Mund steckend,
sich von übermenschlicher Kraft durchdrungen, und als die übrigen
Arbeiter ihn nach dem Ende der Feierstunde zurückrufen wollten,
sahen sie ihn beschäftigt, die Gipfel der höchsten Bäume zu-
sammenzubiegen und die dicksten Stämme zu entwurzeln. Mit
einer gewaltigen Keule auf seinen Schultern wanderte er nach
l^anxang, wo das Land durch eine Million (Lan) hereingebrochener
Elephantcn (Xang) auf das Gräulichste verwüstet und zertreten
wurde. Er aber legte mit seiner Keule so wacker um sich, dass bald
reine Bahn gemacht wurde, und die Belohnung war die Hand der
Prinzessin. Durch perfide Hinterlist des seine Kraft fürchtenden
Königs fortgesandt, gründete er sich ein neues Königreich in
Siemrab neben Nakhou Vat. Als ihm dort seine Weissager (Mo-
du oder Mo-hon) mittheilten , dass der vom Volke erwartete Ver-
dienstvolle schon im zehnten Monate der Scliwangerschaft (nach
siamesischer Rechnungsweise) wachse, Hess er alle dem Gebären
nahen Frauen verbrennen , aber der gefälirliche Embryo entkam
lebendig, obwohl durch die llilze des Feuers zu einem Krüppel
zusammengeschrumpft. Ein über die Brandstätte gehender Mönch
hörte das Wimmern des Kleinen und erzog ihn im Kloster, wo ein
414 KambodU.
Wägelchen für ihn gemacht war, mit dem er sich umherrollen
konnte. Als die Ankunft des verheissenen Messias nahe war,
wurde auch er durch das zusammenlaufende Volk herbeigezogen
und fand sich zuletzt durch die göttliche Medicin des Himrael!»-
königs selbst in den gesuchten verwandelt. Als Kotabong, ihn
auf dem Pegasus in der Luft schweben sehend, seine Keule nach
ihm warf, verfehlte sie dies Mal ihr Ziel und flog in weite
Ferne fort. Kotabong, um seine unschätzbare WaflFe wieder zu
erhalten, lief ihr nach, sah sie aber bei Battabong verschwinden,
und als er nun rasch nach der üauptstiidt zurückeilte , fand er
auch diese verloren, denn PhavaKrek sass schon auf dem Thron.
Der Name Kot-tabong wird als das Geschlecht der Keule erklärt
und die Stadt Dat-t^ibong, die dieSiamesenPhra-Tabong nennen,
als der Ort, wo die Keule verschwand. Kotamgbong Kranium
meint den Ko mit der Keule (Tamgbong) des Kranium - Baumes
(Xiengxang).
Die Furcht vor dem Verdienstvollen liegt in dem Geist des
Buddhismus begründet, da Ansammlung zu hoher Vei-dienste
dieselbe Macht gewähren wird, mit der die brahmanisehen Bttsser
Erden- und Ilimmelskönige stürzten. Allzu grosse Frömmigkeit
ist deshalb gefährlich und Verständige sehen sich vor. Bei
Crawfurd's Ankunft in Ava hatte ein Kaufmann einen so höchst
prächtigen Zayat erbaut, dass er nicht wagte das ganze Ver-
dienst für sich zu behalten, sondern den König durch das Geschenk
desselben zum Partner machte.
Nach dem Pancha Jatok (zu den hasib Xat oder fünfzig
Existenzen Buddha's gehörig) regierte Photisat oder Bodhisattwa
als König Prarot oder Prarathisen in Kamphuxa. Später wurde
das Land durch die Cham oder Khek Cham in Besitz genommen,
die in kleinen Dörfern zerstreut lebten, als der Chao Khamen mit
seinem Volke aus Nord -Osten einwanderte. Dieser vergrub
heimlich in dem Erdhügel Thalok (Kok Thalok) , an der Stelle,
wo später Nakhon Tom gebaut wurde , einen mit Mechanismus
versehenen Schirm (Kamphuxatr) unter einem Thalok -Baunie,
und dann begann ein Hader mit den Cham um das Besitzrecht
zu dem Grunde, der durch die Vorweisung des goldenen Schirmes,
« •
Der Sagenkreis der Steinmonumente. 415
als Zeichen der KönigswUrde , zu seinen Gunsten entschieden
wurde. Der letzte seiner Nachfolger, die nach ihm den Thron
bestiegen, wurde unerkannt durch seinen Gärtner, Tasok poem oder
Tasong preahm, getödtet, als er in Verkleidung seine Melonen-
pflanzungen hatte besuchen wollen. Da Niemand königlicher
Herkunft übrig war, riethen die Brahmanen, denjenigen auf den
Thron zu setzen, durch welchen derselbe erledigt war, und Tasok
poem wurde zum Könige gekrönt. Sein Sohn gründete, als der
Sadeik Lawek, die Stadt I^awek. Als sein Geschlecht erloschen
war, wurde ein früherer Kuhhirte aus Battabong uuter dem Namen
Ta-Phrohm zum Herrscher gewählt, aber dieser, eine Person von
nur geringen Verdienstschätzen, wagte nicht in dem herrlichen
Nakhon Tom seine Residenz aufzuschlagen , sondern baute für
seinen Aufenthaltsort die Stadt Paten-Taphrohm. Als sich nach
seinem Tode noch ein Spross des alten Königsgeschlechts auf-
fand , bestieg dieser den Thron , und seine Nachfolger kehrten
nach Nakhon Tom zurück. Unter ihnen regierte Tao Athitvong
(der Monarch des Sonneugeschlechts), dessen Gemahlin, von
Phra In heimgesucht, einen Sohn gebar, denPathummakeson(der
König mit dem Lotushaupte). Dieser wurde erst zum Himmel
aufgehoben , musste aber wieder fortgeschickt werden , weil die
Thevadas seine Menschennatur herausrochen, und erhielt dann
den Prangka-Prasat (Tempelpalast) Nakhon Vat's für sich erbaut,
der später als Kloster für Phra - Phutthakosa eingerichtet wurde.
Die Mutter Pathummakeson's lebte abwechselnd, die eine Hälfte
des Jahres mit ihrem göttlichen Gemahl im Himmel und die
andere Hälfte mit ihrem menschlichen auf Erden.
Die spätere Ausarbeitung der Sage sucht alle die verschiedenen
Städte zusammenzuverknüpfen in mannigfaltigen Combinationen,
wie z. B. die folgende : Als unter der Regierung Tambongkajuhn's
in Nahkon Tom, Phaya Krek König geworden , baute er auf den
Rath eines alten Ministers, Ta-Phrohm genannt, die Stadt Patenta-
phrohm. Von den Nachfolgern Phaya Krek's wurde Ketumalea
durch Phra In mit Nakhon Vat beschenkt, und nachdem der
König diesen Palast für Phutthakosa in ein Kloster verwandelt
hatte, verlegte er seine Residenz nach der Stadt Lawek.
416 Kambodia.
In einer von Tachard bei seinem dortigen Aufenthalte (1687
p. d.) gehörten liegende wird das Auftreten Somnionakodom's
als Prinz des siamesischen Sonnengesclilechts mit dem Ursprung
der Religion aus Kambodia vermittelt. II y a plus de 2231 ans
disait un fameux Sancra, parlant au Roy des MystOrcs de leur
Religion, qu'une jeune tille s'etant retiree dans une affreuse forest
de Siam pour y vivre plus parfait<iment en attendant la venue de
Dieu, que les Peuples att<*ndaient avec beaucoup d'cmpressement
Sie wurde schwanger ohne ibrc Jungfräulichkeit zu verlieren,
indem Ic soleil par le ministc^rc de ses rayons forma lecorpsd'un
enfant dans sou sein pendant la ferveur de sa pri^re. Sie zog
sieb aus Scbam noch weiter in die Wälder zurllck und arriva
enfin aupres d'un grand lac entre Siam et Camboje, oü elleaecou-
cha Sans peine et sans travail (hi plus bei enfant du monde. Da
sie keine Milch zur Ernährung hatte, wollte sie sich in dem See
ertränken, mais la nature pourveut a la surete de cct enfant, qui
ötait ne le üieu si attendu de TUnivers. Car sa merc l'ayant
mis sur le bouton d'une fleur, lafleur s'cpanouit d'elle-nieme pour
le recevoir et ensuite le renferma comme dans un berceau. Das
Mädchen verschwand darauf, aber ein Einsiedler (dem ein Engel
prophezeit hatte, dass er vor seinem Ende das Kommen des Herrn
schauen wlirde) nahm das Kind aus der auf dem See schwimmen-
den Hlume (Lotus) heraus und erzog es mit Milch und Honig.
D'abord certainsRois jaloux de leur autorittSent^ndant que leurs
peuples disaient entre eux, que le veritable Roi desRois c^tait ni^
le firentchercher long temps pour letuer, quoyqu'inutilement, car
le bon Hermite s'enfuit avec cet enfant dans le Royaume de
Camboje, oü il le tint long temps cacht^ dans un desert II y
bätit ensuite un tres-beau ehäteau, dont on voit encore les masu-
res. II y demeura tnndis qu'il craignit qu'on voulut faire mourir
Sommonocodom qui faisait durant tout ee temps la une infinit<5
de prodiges, par oü le bon vieillard reconnut sa divinitö. A Tslge
de 10 ou 12 ans Sommonocodom sortit de Camboje et revint a
Siam et Ton voit encore dans une vaste campagne une assez
grande maison de pierre, que les Talapoins disaient publiquement
avoir cte batie par miracle a la seule parole de leur dieu.
Der Sagenkreis der Steinmonumente. 417
Ein in den Büchern seines eigenen Landes wohlbewanderter
Tonquinese, der durch den Unterricht französischer Missionäre
auch der europäischen Literatur nicht fremd war, führte mir das
Folgende aus den Historien an : Wie in Europa die Barbaren das
römische Reich zerstörten, so überschwemmte einst ein grau-
samer König, Tahmbao genannt, die Länder zwischen Indien,
China und Tonquin mit seinen wilden Horden. Woher er ge-
kommen , ist nicht bekannt und sein Geschlecht ist spurlos ver-
schwunden, aber während seiner Herrschaft wählte er die Resi-
denz am grossen See Kambodia's in der Provinz Tambong zu
seinem Aufenthalte, sie mit der reichen Beute seiner Siege und
Triumphe schmückend und sich selbst mit dem Titel Tien-bihn,
der Nachfolger des Himmels. Von diesem Könige Tien-bihn
rechnen die Kambodier ihre Aera.
Die Kambodier selbst dagegen zählen sie von Phaya Krek,
und auch hieraus, wie aus anderen Gründen, scheint hervorzu-
gehen, dass dieser Name nur ein Lückenbüsser ist, der noth-
wendig war, um ein gerade in der wichtigsten Epoche der Ge-
schichte gerissenes Loch auszufüllen. Dass er nicht ganz als voll
betrachtet wird, zeigt sich schon darin, dass man ihm stets nur
den Titel Phaya statt Phra beigelegt ündet. Der chinesische
Eroberer der hinterindischen Länder war der Sohn desjenigen
Kaisers, der in China die brahmanische Kasten -Eintheilung
einzuführen dachte und konnte leicht versucht sein , das bei dem
zähen Widerstände seines eigenen Volkes fehlgeschlagene Pro-
ject an einem bildsameren Material zu wiederholen. Von ihm
wird die reiche Ausstattung seiner Residenz Lojang gepriesen
und er soll Gesandtschaften von dem fernsten Königreiche des
südlichen Meeres, der Insel Tschitu, erhalten haben. Da sich
seine Dynastie besonders auf dieGoei und andere Tartaren stützte,
so ist die beabsichtigte Vergleichung mit den Hunnen verständ-
lich, und obwohl nach Desguignes das gedoppelte Kaiscrthum
der Nan-pe-tschao eigentlich eben mit dieser Dynastie enden
sollte, so mag vielleicht mein Berichterstatter erst das glänzende
Reich der Tang als den neuen Anfang des wiederhergestellten
China betrachtet haben, und so das verhasste Geschlecht des
Railiau . OsUsivu. I. 27
418 Kambodia.
tyranniächen Eroberers spurlos kommen und spurlos gehen lassen*
Die Einführung einer Aera kann für Ilinterindien von keiner
Seite passender anlangen, als von China, von wo noch später
immer die Könige ihre Almanarhe baten und erhielten. Statt
Nakhon Vat mit Siegeszeichen zu schmücken, mag es ausgeplün-
dert sein zum Besten Lojang's unter Fortführung der Goldbilder.
Während der Tang- Dynastie findet sich sogleich eine huldigende
Gesandtschaft von Kamlx)dia erwähnt, wo die eingesetzten Könige
unter schwachen Kaisern China's mit selbstherrschenden lltelD
prahlten.
Obwohl die Residenz der kambodischen Könige .erst später
nach Lawek verlegt wurde, hat doch der temporäre Glanz dieses
nachmaligen Reichs gleichfalls einen Sagenkreis um sich zu-
sammengezogen.
In I^awek stand früher , als Hüter des Reichs , ein eolossales
Buddhabild, das, als viergestaltig, der Phra Muk Buen (der Herr
mit vier Gesichtern) genannt wurde. Die von ihm ausströmende
Macht war so gewaltsam, dass Vögel, die darüber hinwegfliegen
wollten, todt zur Erde fielen. Vor demselben waren als Wachen
bestellt der Phra Kho (der Stiergott) und der Phra Keoh (der
Juwelengott). Die Thay, die damals Kambodia tributpflichtig
waren, wussten, dass alle ihre Versuche, Selbstständigkeit zu er-
ringen , fehlschlagen müssten , so lange dieses heilige Bild Ver-
ehrung empfinge. Sie sandten deshalb zwei verschlagene
Zauberer, Te Banjo und So Banjo, die sich in Lawek einschlichen.
Der eine derselben rief durch seine magischen Künste Krank-
heiten hervor, wodurch eine Menge Menschen hiuweggerafTi
wurden. Auch des Königs Sohn wurde ergriflen, und als der
König eine Belohnung ausschreiben Hess für denjenigen, der ihn
zu heilen wüsste, meldete sich der andere, der das Fehlschlagen
seiner Heilversuche dem feindlichen Einflüsse des Buddha's,
Phra-Thalcngkeng, zuschrieb, der auch so grausam sei, unschul-
dige Vögel zu tödten. Der König , in seinem Zorne , Hess die
Statue verbrennen und die Asche in den Fluss werfen, auf dem
sie nach der Stelle des jetzigen Udong schwamm. Nur die zwei
Der Sagenkreis der Steinmonnmente. 419
Kleinodiengötter*), Phra Keoh und Phr^. Koh, wurden zurückge-
lassen. Die Siamesen konnten dann ohne weitere Schwierigkeit
bis zur Hauptstadt vorrtlcken , hatten aber noch eine lange Bela-
gerung zu unternehmen , da sie auf unangreifbare Weise durch
eine dreifache Pallisadenreihe stachlichter Cactus vertheidigt
wurde. Zuletzt fanden sie das Auskunftsmittel, silberne Kugeln
hineinzuschiessen , die Habgier der Einwohner reizend , die , um
dieselben sich anzueignen, die Dornen selbst umhieben. Dann
wurde die Stadt erobert. Die Stelle, wo der viergesichtige Buddha
(Phra Si Na) gestanden, wurde zerstört^ der Phra Keoh und Phra
Koh aber wurden nach Siam mitgenommen, und von da kam der
letzte nach Birma. So erfüllte sich die Prophezeiung, dass das
Land, das den Phra Koh besitze, die Herrschaft erhalten würde,
denn das Land , das die Herrschaft erhalten hatte , machte sich
in der Beute auch jedesmal zum Besitzer desselben. Der vier-
gesichtige Grott, der im Kambodischen Phra muk buen und im
Siamesischen Phra Si Na heisst, ist nur in mythologischer Weise von
Brahma auf Buddha übertragen, da der orthodoxe Buddha diesen
Vögelmord nicht auf sich laden würde. Damit die Luftbewohner
nicht die Respectswidrigkeit begehen, sich höher zu setzen, als der
Gott des Tempels oder der König des Palastes, so setzt man in Birma
auf den Thurm eine dreieckige Spitze, Hnet-ma-na (keine Rast
für Vögel) genannt. Auch findet sich die Vorschrift, dass die
Pagode höher, als der Vogel fliegt, zu bauen sei. Dies wird auch
als Sühne aufgelegt , für unsühnbare Verbrechen , da bei der Un-
möglichkeit des genauen Masses dem Beichtvater nachher die
Entschuldigung bleibt, dass die Busse nicht der Vorschrift ent-
sprechend ausgeführt sei.
Phra In liess für seine drei Söhne Paläste erbauen , Banon
für Phra-Maha-Anon , Vat Ek für Phra Ek und Baset für Phra
Viset, die Ruinenstätten welcher drei Plätze in derProvinzBatta-
bong liegen. Von Phra-Maha-Anon, dem ältesten seiner Brüder,
•) Im Radjatarangini vertauschte König Lalitaditya die von Magadha auf
einem Elophanten herbeigeführte Buddhafigur. gegen die zwti Wunder-Kleinodien
seines Ministers T^chankara.
27*
420 Kambodia.
waren die drei Städte abhängig und ebenso Nakhon Vat mit noch
500 andern Königreichen. Als Phra-Maha-Anonthanthathen ins
Kloster gegangen war, obwohl er als Priesterkönig zu herrschen
fortfuhr, kam ihm zu huldigen Phra Cheyssada nach Banong, da-
mals der Grundpfeiler des Landes Kambodia, dessen Untergang
mit jenes Fall prophezeit war. Von dem Felsengebirge Banon's
aus baute sieh der durch Weisheit ausgezeichnete König Phra
Mahot, der letzte seines Stammes, einen unterirdischen Tunnel
bis nach Chantaiboon (Chantaburi), um sich mit Phra Ramat
Krung in Siam zu vereinigen.
Phra Cheyssada, der Sohn Phra In's, war anfangs Gouver-
neur in Kaniphong Suay gewesen, einer unter der Regierung
Sadeik Kamlong's durch Phra-In-Kuman gebauteij Stadt, die
später eine Zeit lang königliclie Residenz war, folgte aber nach
dem Tode Phra Ketumalea's, auf dem Thron in Nakhon Vat. Ihm
wird auch die Erbauung der Stadt Lawek zugeschrieben, während
andere Phra Raxa Ongkan als den Gründer nennen, oder es auch
gesagt wird, dass Lawek eine uralte Stadt sei und schon in jenen
Zeiten ])e8tandcn, wo die Köpfe der Menschen noch so dick gewesen
wie die Almosentöpfe der Priester. Einer der Könige I-*awek'8
erbaute die Stadt Prarai, geschützt durch die Zauberkraft der dort
residirenden Brahmanen, so dass weder dieCochinchinesen noch
die Siamesen in ihren Einfällen ihr etwas zu Leid anthun konnten.
Die späteren Könige Lawek's verlegten ihre Residenz nach dem
nahen Udong, wo Üng ('hau, Öng Eng, Ong Suen regierten, die
Vorfahren des gegenwärtigen Königs.
Auch über die Stadt Panompen, die in der neueren Ge-
schichte Kambodia's verschiedene Male als Hauptstadt auftritt,
besteht die Mythe, dass der Hügel derselben zu einer Zeit, wo
alles Land noch mit dem Ocean bedeckt gewesen, aus dem Wasser
emporgestiegen und immer höher geworden sei, so dass Men-
schen sich dort hätten ansiedeln können. Mit Hülfe des Königs
von Lawek wurde dann die Phrachedi (die Pagode) in Panompen
(der Hügel Pen's) durch Don-Pen gebaut, eine reiche Dame aus
der Klasse der Setlii.
In der Nähe des jetzigen Udong bestand eine alte Stadt, als
N
Der Sagenkreis der Steinmonnmente. 421
alles übrige Land noch mit Wasser bedeckt war. Auf demselben
sah der Sohn des Königs eines Tages etwas treiben und bemerkte,
dass es ein Holzstamm war, zu dem Nang Nakh hinaufgestiegen,
um sich zu sonnen und zu spielen. Dem Prinz, Prabat Ka-
vero mit Namen, schien es lustig mitzuhalten und Nang Nakh
erzählte bei ihrer Rückkehr ihrem Vater von der geschlossenen
Heirath und bat um eine passende Residenz für ihren Gemahl.
So wurde die Stadt Tom gegründet. Dies geschah vor der Zeit
des Kommens Buddha's. Die alten Kbamen (Khamen döm), die
in der neuen Stadt sich niederliessen , waren riesige Kerle, die
Felsblöcke bewegen konnten und Köpfe so dick , wie die Reis-
töpfe der Bonzen hatten.
Phrabat-Rommaret Lameatibbadeik, dessen Vater in Pateih-
Pet regierte, erbaute die Stadt Lawek, wurde aber bei der Erobe-
rung Kambodia's durch Phra Narai-Naret nach Siam geführt, und
dann, als Siam in die Hände der Birmanen fiel, nach Birma, wo
er starb. Phra Chak Sassadeh, der Sohn des Phrabat-Rommaret,
erbaute die Stadt Udong für seine Residenz. In dieser Version
ist der siamesische Feldzug aus dem Jahre 1532 p. d. mit dem
1583 p. d. verwechselt. Die erste Erbauung Lawek's wird aber
auch weiter zurückgeleitet. Als die Siamesen die Provinz von
Siemrab eroberten und mit dem PhraKoh die Bibliothek fortführten,
wurde die ganz6 Bevölkerung nach Ayuthia getrieben und der
in dem verwüsteten Lande noch übrige Rest des Volkes wanderte
aus, um Lawek zu gründen. Als in spätem Jahrhunderten auch
dahin der siamesische Zerstörer gefolgt war, flohen die Bewohner
in die Wälder der Küstendistricte , wo die Stadt Bay Incor (die
Stadt des Waldes) an der Stelle des heutigen Saigon gegründet
wurde. Nachdem diese Stadt an die Cochinchinesen verloren
gegangen war, wurde Udong erbaut durch Luang Phra Ream
(Phra Ram). Die Könige Udong's leiten sich noch von der
alten Dynastie, die in Nakhon Vat herrschte, ab. Zum zweiten
Male wurde Udong durch Paibubeh gegründet, den König
mit abgeschnittenen Ohren. Gewöhnlich wird die Haupt-
stadt Udong Mi-Xai (die Siegreiche) genannt, aber das Volk
leitet den Namen ab vom Grossvater Dong und der Gross-
4*22 Kamhodia.
mutter Xeh, die auf dem Platze des spätem Udong inienXeh(wie
Udong miXai im kambodischenProvincial-Dialect ausgesprochen
wird) ihr Feld bestellt hätten. Kambodia zerfiel früher in drei
Abtheilungeu, als Encor (Ancor oder Nakhara) toni (das grosse
I^and) oder Nakhon Vat, Encor Riet (das königliche Land) oder
Korat und Bay-F^ncor (das Waldland) oder Saigon.
Die Kambodier kennen, wie Siamesen und Birmanen, viel-
fache Legenden, um Namen von Hügeln und Flüssen zu erklären.
So wurde mir inTavisai die folgende zur dortigen Landschaft ge-
hörige Geschichte erzählt, um die Namen von Localitäten abzulei-
ten : König Retchkol hatte ausser seiner rechten Königin Saisoh,
die in Banon lebte, auch eine Goncubine, Meh ka, inMongkhon-
buri. Die Erstere, ärgerlich über die vielen Besuche der Letz-
teren, sandte in Verfolgung des Bootes, das ihren Gemahl führte,
einen Alligator, der beim Auftrocknen der Wasser zum Berge
Taphau bei Battabong w urde.
Ausser den beiden Ruinengruppen in den Provinzen Siem-
rab und Battabong finden sich noch andere Trümmerstätten durch
das Land zerstreut. Zu Kossatin am Mekong triflFt sich ein mit
Sculpturen und Inschriften verzierter Palast mit vierThUrmen um
einen mittleren, und grosse Steinblöcke sind umhergesäet, die,
wie das Volk spricht, von den Göttern dahin geworfen. In Pnom-
Paseh steht ein Steinpalast mit Inschriften, und Äuf einem Berge
in der Nähe Panompen's die Ruine von Baxeh-Beah. Zwei
Steintempel existireu in ihren Ueberbleibseln zuKamphong suay,
eine Khet Lawek genannte Mauer in der Nähe des späteren La-
wek, Stein-Inschriften in VatSulokhun und Schichten von Töpfer-
scherben zwischen dem anffcschwemmten Alluvium der Fluss-
bank in der Nähe Mot Casa's am Mytho-Flusse. Die Steinwälle
in den Wäldern zwischen Nakhon Vat und Phra Phix-ai werden
Phra Nan zugeschrieben. Zu Takeoh finden sich die Ueberreste
eines alten Palastes. Ein reicher Tempel soll früher auf der In-
sel Ko Phra Sasana (die Insel der heiligen Religion) auf dem
Flusse bei Panompen gestanden, aber versunken sein , und seit
der Zeit datirt das Volk den beginnenden Verfall seines Glaubens.
Die Sculpturen der Steinmonumente sind nachgeahmt als Schnitze-
Der Sagonkreis der Steinmonnmente. 423
reien in dem Vat Boribun, von Phaya Cheychessada erbaut.
Einen besonders grossartigen Eindruck machen die aus mäch-
tigen Quadern aufgeführten Steinbrlicken auf der früheren Heer-
strasse von Lavo nach Inthapataburi, für welche Bauart (nach Scott)
die Jynteah in Hinterindien berühmt sind. Unter den Monumen-
ten bei Siemrab ragt besonders der Tempel zu Nakhon Vat her-
vor, einst, wie Cerri schreibt,* die Peterskirche für alle Indier,
und noch jetzt mitunter von Pilgern aus fernen Ländern als Ziel
ihrer Wanderungen betrachtet. Wie Phimai oder Patai Saman
rühmt er sich, auf des Götterkönigs Geheiss durch den Meister der
Architecten Visvacarma gebaut zu sein. Er steht auf einer Basis
aus eisenhaltigem Gestein, enthält aber in den oberen Theilen
Granitblöcke, und für die Sculpturen weicheren Sandstein, aus de-
nen andere der alten Tempel ganz erbaut sind. Die Qu«idern
sind so genau aufeinandergepasst und oft durch Rillen in ein-
ander geschnitten, dass sie keines Kalkes bedurften. Die Corri-
dore des centralen Doms durchschneiden sich im Kreuz, und auch
bei den Kapellen stehen sich die vier Eingänge gegenüber.
Nach dem Vinajavastu (bei Schiefner) bewohnen die Brahmanen
(deren Gedanken nach Aussen gerichtet waren) vierthürige
Häuser, um Fremden Gaben auszutheilen. Auf den Brücken und
Gebäuden heben sich drohende Drachenköpfe hervor, aber die
Zinnen sind- überall mit der Figur des die Schlange zerdrückenden
Garuda*) gekrönt. Die Stätte des nahen Nakhon Tom wird ge-
•) Ktesias erzählt bei Aelian von den Greifen, mit denen die goldsuchenden
Arimaspen in der Wütüte kämpften, und kambodische Märchen kennen vielfach
den menschenfressenden Riesenvogel Arabiens, stark wie Irnn's Simurg. Das Ra-
japntra-Geschlecht der (^ilahara leitet sich ab von dem Könige der Vidjädhara
genannten Halbgötter Gimütavahana (dem Trügcr der Wolken) , dessen Leben
von dem göttlichen Vogel Vischnu's (Garud.i) beschützt wurde. Seine Nachkom-
men führten das goldene Bild dieses Vogols im Banner. Dieses Kriegergeschlecht
wurde aus seinen im nördlichen Kabulistan (wo ein Stamm der Kaiir den Namen
Silär führt) gelegenen Stammsitzen durch die turanischen Völker vertrieben , als
die Herrschaft der kleinen Jueitchi (500 p. d.) endete und erkämpfte sich (nach
dem südlichen Indien wandernd) eine neue Herrschaft (s. Lassen). DerKalukja-
Monarch Sa^a^ri setzte den ^ü^^linra- Fürsten Rahu als seinen Vasallen in Kon-
ka^a ein.
424 Kambodia.
legentlich von Priestern aus Juen Keoh oder MyangTschwea be-
sucht und ist nie leer von temporären Ansiedlern , die dort nach
Gold oder Sehätzen graben. Mit seinen fünf Spitzen wird der in
Nachahmung des Elephantenpalastes im Himmel gebaute Tempel
Nakhon Vat's ein Phrangka Pi-asat genannt, da er grösser ist als
ein Moradob, wie z. B. der Tempel Banon's heisst. Die Brah-
maneu behaupten, dass der letztere früher ihnen gehört habe,
und der chinesische Gesandte sagt, dass die Pa-sse (qui ne par-
tagent le repas d'un homme ctranger k leur secte et ne souffrent
pas, qu'on les voie manger) ihre eigenen Gebäude und ThUrme,
Klöster und Tempel besessen hätt-n, obwohl weniger prächtig
als die Buddhisten. Die Gebäude von Vat Ek bilden ein Mou-
don und ihre Errichtung wird einem Setthi (reichen Mann),
Mangmi genannt, aus Battabong, beigelegt, .von Andern aber,
ebenso wie Nakhon Vat, dem grossen Könige ihrer Mythen, Phra
Ketumalea (dem mit Blumeuguirlanden*) umwundenen Kö-
nigshaupte) zugeschrieben, der auf den Sculpturcn eine hohe
Spitzenkrone (un boneto de brocado de dos palmas de alto, >vie
Marti nez de la Puonte von dem König von Narsinga und Bisnaga
sagt) trägt und stets von weiblichem Gefolge umgeben ist, was
Louis auch von den spätem Königen Kambodia's, wie die Chinesen
von den altern erwähnt. Seine Begleiter auf den Bildwerken
sind die eine dreigethürmte Blumenkrone tragenden Thephakanja
oder Chao Savan, die Figiireu ätherischer Himmelsbewohner,
deren Bildnisse Phra Phrütsakam (Visvacarma) für die irdischen
Menschen malte, damit diese durch ihr Anschauen sieb mit Freude
und Frömmigkeit durchdrängen. So geschieht es , und nennen
sie sie dankbar die Pujing thuen kiri jai (Serai krab prak) oder
die Damen wohlwolleuden und guten Herzens. Die Thephakanja
als Chao Savan bewohnen die 16 Welt-Etagen über der Erde,
wo Indra über die Thevadas herrscht, und von ihnen als seinem
•) The term Maliah or Malo (hiU tracts) is a corruption of the Sanscrit-
word mala (garland) and h applied to the continuous jungles , which Cover the
surface of the eastem Ghauts (s. Frye). Mallika meint im Birmanischen ein be-
sonders kostbar geschmücktes Gewand.
Der Sagenkreis der Steinraonnmente. 425
weiblichen Gefolge umgeben ist. Mitunter kommen sie hervor,
um zur Erholung am Firmaraente zu wandeln und durchschwe-
ben dann in goldenen Palästen seine Aether-Regionen. .Von
alten Zeiten her haben ^ie Vorfahren gewisse Bilder herabge-
sandt und ihre Kinder und Kindeskinder ermahnt, auf sie zu
Behauen und sie Thephakanja zu nennen. In der Vorzeit aber
haben. die Thephakanja die verschiedenen Gegenden der von
Menschen bewohnten Erde mit ihrer Gegenwart beglückt und
von ihnen stammen Künste und Wissenschaften. Wer ihre auf
den Steinen eingegrabenen Bilder durch Berührung mit profaner
Hand entweihen sollte, wird mit Krankheit und Tod geschlagen
werden, denn über sie stehen Üämone (Phi) zur Wache, die den
Verbrecher nicht ungestraft lassen. Sie heissen auch die Kru
blahk oder Vollkommenen, da sie in den fünf Erfordernissen voll-
kommen sind, vollkommen an Haaren , Zähnen, Haut, Händen
und Statur. Ihre reiche, mit Blumen und Edelsteinen geschmückte
Kopftracht wird in den chinesischen Berichten vielfach erwähnt,
die ausser den Wunderbauten des Palastes, auch die weite Aus-
dehnung der Hauptstadt beschreiben, mit dem Grabmale Loupan's
neben dem von ihm in einer Nacht erbauten Thurm. Eine an-
dere Kopftracht zeigt zwei gewundene Spitzen, und Perceval de
Caussin bemerkt: La raison du surnom de Doul - Carnain peut
etre l'usage, de porter une couronne avec des pointes semblables
ä des comes ou la possession des deux extremit^s du monde
connu k rorient et k Toccident, ou Thabitude d'avoir descheveux
boucles des deux cotös de la tote. Der Tempel Nakhon Vat's
kann der von Low's Informatoren so hoch gepriesenen Pilger-
stätte Nang Lung (der Drachenprinzessin) entsprechen, als das
Heiligthum des Schlangeukönigs. Seine Architectur wrederholt
die Anlage eines gigantischen Stupa. Die weitere Beschreibung
der von mir besuchten Monumente wird in dem die Reise durch
Kambodia behandelnden Bande folgen.
In den Schnitzwerken des aus Holz gebauten Tempels zu
Boribun, am südwestlichen Ufer des Sees, finden sich in getreuer
Nachahmung die meisten der Darstellungen wiederholt, die in
den nördlichen Monumenten durch Steinsculpturen verewigt sind.
426 Kambodia.
Das gefallene Königsgeschleeht suchte in den entlegenen Provin-
zen, wo es auf der Flucht ein Asyl zu finden hoffte, die Erinne-
rung seiner grossen Vergangenheit zu bewahren, und Hess aus
leichtem Fachwerk errichten, was sie nicht mehr fähig waren
aus massivem Material darzustellen. Die Figur des grössten
Buddha ist aus dem Holze eines Zauberbootes gemacht, das
solche Schnelligkeit besass, um jeden Morgen*) den Priestern
den in Nakhon Vat gekochten Reis noch warm fürs Frühstück
zu bringen, und so eine grössere Entfernung zurücklegte, als die
Schweizer auf dem Rhein.
Das alte Kambodia besass (nach den Chinesen) viele befestigt«
Städte. Die breiten Mauern waren aus grossen, fest zusammenge-
fügten Quadersteinen oder Ziegeln erbaut. Im Jahre 1295 hatte
die Hauptstadt einen Umfang von 20 Li; sie war durch Wälle und
Gräben stark befestigt, man gelangte in sie durch fünf Thore,
auf den Brücken standen steinerne Statuen auf jeder Seite in Ge-
stalten von Riesen. Die Brücken ruhten auf Bogen, welche die
Form von neunköpfigen Schlangen hatten. Von Figuren in den
Händen getragene Schlangen sollten den Zugang hüten. Ueber
den Thoren waren grosse Stein-Statuen Buddha's mit fünf Gesich-
tern aufgestellt, nach Westen gerichtet. An den innem Seiten
der Thore fanden sich Figuren von Elephanten. Die meisten
Städte waren umwallt, regelmässig gebaut und während der
Nacht wurden die Thore geschlossen. Auf einem Berge in der
Nähe der Residenz lagen auf heiliger Stätte vierundzwanzig
steinerne Topen, nebst einer, die mit goldenen Platten belegt
war, und Löwen davor. Die vor den Wohnungen der Mönche auf-
gestellten Statuen Buddha's hatten acht Körper. Der Palast des
Königs ^ind die Wohnungen der vornehmsten Beamten befanden
sich in einem besondern Quartier in dem östlichen Theile der
Hauptstadt. Der königliche Palast war durch eine Brücke mit
♦) Buddha erhielt tiiglich durch die Luft sein Frühstück durch den fliegen-
den Kalaudari (der, wie aUe andern Gesandten des Königs, bei ihm geblieben und
Rahan geworden) , auf der Reise nach Kapilawut , wo es indess erst neuer Wun-
der bedurfte , um die stolzen Verwandten des Sakhyageschlechts von seiner Pro-
pheten-Berufung zu überzeugen.
Dor Sagenkreis der Steinmomim'^nte. 427
der Stadt verbunden. Der zum Palaste gehörende Park hatte einen
weiten Umfang. Um den Palast lief eine Säulenhalle, deren
Wände mit Bildern geschmückt waren , Darstellungen aus dem
Leben Buddha's zeigend. Für die Sitzungen der Minister war
ein grosser Saal bestimmt; der König schlief in einem Thurme
am Ende des Palastes. Die Innern Einrichtungen sollten sehr
prachtvoll sein, aber Fremden wurde der Zutritt erschwert.
Nach der Inschrift von Mongir dehnte der (in Mudgagiri oder
Mongir residircnde) König Devapaladeva seine Eroberungen in
das Vindhyagcbirge und bis Kambodia aus. Als sein besonderes
Eigenthum nennt er (nach Lassen) die Provinz Sri Nagara
(900 p. d.). In der Inschrift zu Benares werden mit Mahipala
zwei Söhne (Sthirapala und Vasantapala) genannt, die (1027 p. d.)
buddhistische Denkmäler errichteten. König Devapala soll nach
der Inschrift des Narajanapala die Erde von der Narmada bis
zum Himalaya und vom Berge des Sonnenaufgangs im Osten bis
zum Berge des Sonnenuntergangs Asta im Westen sich unter-
worfen haben. Unter den besiegten Völkern befinden sich die
Huna. Der Fluss Lamkikala bildete die Grenze. We find no
monumental remains of Hindus in the Dekhan earlier, than
450 p. d., about which period Jaya Sinha of the Hindu race ruled
Guzerat. There have been discovercd by Wathen and Elliot se-
veral copper plates of that period , by which Jaya Sinha confers
land on Brahmans in the Dekhan (s. Briggs). Die ältesten Mo-
numente des Dschainismus gehen bis 1032 p. d., als ein Tempel
des Adhi-Nath (oder Parswanatha) zu Abu angelegt wurde , wo
früher nur Siva - Monumente sich fanden (s. Benfey). Nach
Friedrich deuten die Inschriften der javanischen Monumente auf
das achte und neunte Jahrhundert nach ^-aka, als ihre Blüthe-
zeit. Der kambodische Ruinenkreis knüpft an den javanischen
an, und während jetzt der puritanische Buddhismus derPalitexte
in den indochinesischen Ländern sich auf das ceylonische Mut-
terland stützt, scheint in früherer Zeit wenigstens der östliche
Theil der Halbinsel vielfach von Java beeinflusst zu sein, wo die
lamaistischen Götterfiguren Tibet's , Mandjusri und die Dhyana-
Buddha's Nepaul's wieder erscheinen. Der Buddhismus erstreckte
428 Kambodia. -
sich einst weit durch den Archipel. Die Legenden auf Celebes
erzählen von der Ankunft heiliger Männer, die in goldleuchtende
Gewänder gekleidet waren, von Schirniträgern umgeben; auf der
Lord North's-Insel will man von einem Gott Pitagat gehört haben,
und auf den fernen Osterinseln stehen jene mysteriösen Coloss-
Bauten, gleichsam die Reste eines der Brückenpfeiler, über
die Quetzalcoatl nach Mexico gewandert sei und Munco Capac
zum See IMticaca. Auch nach Formosa und Japan fanden Sa-
khya-Schüler dort ihren Weg.
Die Chroniken Inthapataburi's.
(Ans dem Siamesischen.)
Die Städte Phra Nakhon Vat und Phra Nakhon Tom wurden
im Jahre 1500 der Phutthasakkharat in Xambodia erbaut.
Phra Intharathirat (der königliche Herr Phra In) träumte,
dass ein kostbares Juwel des strahlendsten Glanzes in seinem
Munde zerbrach und auf die Menschenwelt hinab in einen
lehmigen Sumpf fiel. Phra In fühlte tiefe Bekümmerniss über
diesen Verlust, da es ihm ganz unmöglich war, sich zu ent-
schliessen, herabzusteigen*, um dieses Kleinod aufzunehmen und
damit zurückzukehren. Als er beim Erwachen mit seinen
Götteraugen umhersehaute, erkannte er, dass jeder seiner sieben
Söhne, die Thevabutr*) (Göttersöhne), bestimmt wäre , hinab-
zugehen und innerhalb des Kreislaufs wechselnder Existenzen
auf der Menschenwelt wiedergeboren zu werden, und dass Einer
wenigstens von ihnen dieReligion Buddha's (Phra-Phuttha-Sasana)
beschützen werde. Da berief er die sieben Thevabutr um sich,
und als sie in seine Gegenwart gekommen, erzählte er ihnen die
ganze Sachlage, Alles, was er im Traume gesehen, und forschte
sie darüber aus. Darauf richtete er das Wort an sie und sprach :
„Wer von euch sieben Engeln will seine Existenz verwandeln
und auf die Menschenwelt hinabsteigen, um unseres Herrn
•) Thevabutr oder Gottersöhne meint im Si^imesischen einfach die Götter
in Beziehung zu Indra's Vaterschaft. Mnir bemerkt über die Hymnen desKigveda,
dass Himmel .und Erde als Eltern nicht nur der Menschen , sondern auch der
Götter betrachtet werden , as appears from the varions texts where they arc
designated by the epithet Devaputre ^having gods for thcir children."
430 Kambodia.
■
Buddha's Lehre zu besebützen?" Secbs dieser Tbevabutr fUblten
keine Neigung, in die Seelen Wanderungen einzutreten, aber der
Jüngste, Ketu - Tbevabutr mit Namen, ergab sich darein und
sagte : „Wenn es geziemend ist, unseres Herrn Buddha Religion
zu schützen, so bete ich um gnädige Hülfe in meinen Wanderungen
auf der Welt der Menschen. " Phra In war im Herzen erfreut
und durch seine königliche Gunst wurde es vermittelt, dass
•
Ketu-Thevabutr beim Herabsteigen sich in dem Mutterleibe der
Dame Thephavadi einkörpcrte , der vornehmsten Königin des
Königs Khomerat, der im fürstlichen Staate über die mächtigen
Gebiete von Kliomerat-thani herrschte. Durch die Gewalt und
majestätische Hoheit der V^erdienste des königlichen Prirfzen,
der im Mutterleibe ruhte, geschah es, dass alle solche der hin-
und herfliegenden Vögel, die sich auf der Thunnzinne des
Königin-Gemachs im Palast niederliessen , sogleich todt hinab-
stürzten. Und das war eine höchst sonderbare Sache. Und die
Gesammtheit der königlichen Minister und der Edelleute, die
grossen sowohl wie die kleinen, als sie dies sahen, traten in der
Audienz vor den König Khomerat und sprachen folgendermassen :
„Die Leute, die diese Stadt bewohnen, leben in der Beobachtung
des fünffachen -und des achtfachen Gebots (Sin oder Sila). Da-
durch wird Mitleid und Wohlwollen gegen alle Geschöpfe vor-
geschrieben. Obwohl die Unglücksfälle, die aus Sünden noth-
wendig folgen, durch angemessene Strafen gemildert werden
könnten , so würde doch immer das Glück des Allgemeinwohls
darunter leiden und Verminderung erfahren. Es ist deshalb
besser, dass der Prinz selbst die Verbrechen sühne, die er in
dem fortgesetzten Vogelmorde seit dem Tage seiner Empfängniss
begangen hat." Der Krmig folgte den Vorschlägen seiner
Staatsräthe und machte ihre Ansicht zu der seinigen, sprechend:
„ Wahrlich, der Prinz, der in der Königin Mutterleibe wächst, ist
ein Ausbund böser Laster."^ Dann befahl er, die schwangere
Königin auf ein Floss zu setzen und dasselbe flott zu machen,
damit es forttreibe. Es fand sich indess Einer unter seinen
Beamten, ein Parohit, der seine Stimme dagegen erhob und
widersprach. Des Königs Verzeihung für die Erlaubnis» zum
Die Chroniken Inthapataburi's. 431
Reden bittend, sagte er : „ Die Königin jetzt, wo sie noch schwanger
ist, zu bestrafen, würde nicht angemes.sen sein. Wenn sie in
späterer Zeit von einem Sohn entbunden sein wird, dann möge
sie aus der Stadt getrieben und fortgeschickt werden." In Folge
dieser Vorstellung veränderte der König seine Anordnung und
erst nachdem die Königin einen Sohn geboren hatte, verbannte
er sie aus seinem Reiche. Die Königin nahm den Säugling, mit
ihm in die Fremde zu wandern, aber es war ein schwieriges und
schmerzvolles Ding für sie, da sie bisher immer nur im Schoosse
des Uebei-flusses gelebt hatte und an Beschwerden nicht gewöhnt
war. Durch die Kraft der hohen Majestät, die den angesammelten
Verdiensten des zur Herrschaft über die weiten Gebiete der
Khamen (Kambodier) bestimmten Prinzen inwohnte , fühlte Phra
In warm und die Hitze immer höher in sich aufsteigen. Als er,
mit seinen Götteraugen umherschauend, die Ursache erkannt
hatt€, veränderte er' sein Aussehen und nahm menschliche Ge-
stalt an. In weisse Gewänder gekleidet, zog er die Strasse
entlang und leitete als Führer die erhabene Königin mit ihrem
Söhnchen den nächsten Weg, so dass er sie in sieben Tagen zu
der Bcrgwaldung des Phaya Fai (des Feuergottes) brachte.
Dort schuf er für sie die magische Erscheinung eines Zauber-
palastes , in welchem sie bleiben und ausruhen konnte , durch
himmlische Speisen ernährt. Dann nahm er sie auf weiteren
Wanderungen mit sich nach dem Bezirke des Khok-thalok (die
geglättete Kuppe) an der Südseite des Gebirges. Dort richtete
er eine Höhle zum Aufenthalt ein , dass die edle Frau mit ihrem
Kinde darin weile, an einer Stelle nicht weit von der Stadt Phra
Bath Xan-xum entfernt.
Als der Knabe ein Alter von drei Jahren erreicht hatte,
entfaltete sich seine Gestalt in Zierlichkeit und iSchöne, seine
himmlische Herkunft von dem Geschlechte der königlichen Götter
(Deva) zur Schau tragend. Niemand menschlichen Abkommens
in der irdischen Welt hätte irgendwie an Schönheit mit diesem
Prinzen verglichen werden können. Phra In liebte ihn mit der
herzlichsten Zuneigung, und er begab sich in der Verkleidung
eines alten Mannes zu der Königin , um sie und ihren Sohn zu
432 Rambodia.
besuchen. Als die Königin seiner ansichtig wurde, knüpfte sie eine
Unterhaltung an und fragte ihn: „Ihr gingt damals auf einmal
fort und habt Euch nicht wieder gezeigt. Es ist eiue schon lange,
lange Zeit, seit ich Euch zuletzt sah."" Phra In erwiederte und
sagte: „Wahr, so isfs. Ich kehrte nach meiner Heimath zurück.
Es ist weit von hier , wo ich wohne , aber ich erinnerte mich des
jungen Prinzen und ich bin deshalb nun gekommen, um i^n
wiederzusehen , und ich möchte Euch bitten , dass ich ihn mit
mir nehmen könnte.'' Die Königin gab zur Antwort: „Ihr wäret
lange abwesend , beinahe zwei oder drei Jahre. Ich kann un-
möglich zugestehen, dass Ihr den Prinzenknaben mit Euch fort-
führt." Der Greis entgegnete: „Wenn Ihr so darüber denkt, so
werdet Ihr mir doch wenigstens wohl erlauben, ihn einen ein-
zigen Tag bei mir zu behalten, um ihn zu liebkosen und mit ihm
zu spielen." Dagegen hatte die Fürstin nichts einzuwenden,
und der alte Mann ging hinein, um den knaben zu umarmen.
Dann aber, einen Augenblick benutzend, wo die Königin ihr
Gesicht abgewendet hatte, nahm er ihn mit sich fort, ohne dass
sie es bemerkte und, in die Lüfte aufsteigend, führte er ihn in
den Himmel der Dreiunddreissig oder der untergehenden Sterne
(Daodüiig-savnn) ein. Als der Prinz die Pracht der königlichen
Kesidenz im Himmel erblickte, wurde or ausnehmend entzückt.
So oft jedoch während seines Aufenthalts in der Engelstadt die
Thephajuda zur königlichen Audienz eintraten, fühlte sich Phra
In beschämt und im Herzen verwirrt. Er schlug deshalb dem
Prinzen vor, wieder auf die Erde hinabzugehen, aber das geüel
diesem nicht. Er schrie und weinte, weil er in der schönen
Eugelstadt des Himmels bleiben wollte. Phra In redete ihm zu
und sagte: „0, du mein liebes Prinzchen, gehe hinab und kehre
ins Land der Menschen zurück. Ich werde dort eine Stadt für
dich bauen, ebenso hülisch und prächtig, als diese himmlische
Residenz hier." Er nahm dann den Prinzen mit sich und brachte
ihn nach dem Aufenthaltsort der Königin, seiner Mutter. Auf
den dortigen Fels tretend, Hess Phra In den Abdruck seines
göttlichen Fusses (Phrabat) an der Oberfläche zurück und er ist
dort noch bis zum heutigen Tage zu sehen. Daher wurde die
k.
Die Chroniken Inthapatabnri's. 433
an dem Abhänge gelegene Stadt Phrabat-Xanxuni genannt.
Phra In spähte dann mit seinen Götteraugen umher und indem
er in der Nähe von Khok-thalok siegreichen und günstigen Boden
erblickte, beschloss er dort, als auf einem angemessenen Platze,
eine Königsstadt zu gründen , die eine würdige Residenz für den
prinzlichen Fürsten bilden würde. Er gab dann Auftrag an
Phra Phitsanukam und schickte ihn dorthin , um die Hauptstadt
Khok-thalok zu bauen. Nachdem Phra Phitsanukam das Werk
vollendet hatte, machte Phra In die neue Stadt dem Prinzen mit
seinerMutterzum Geschenk, und die in den umliegenden Wäldern
wohnenden Stämme siedelten sich mit ihnen dort an. Da ihre
Zahl indess nur klein war, dachte Phra In darüber nach, wie er
die grosse Volksmenge, die die Stadt Khomarathani bewohne,
dorthin versetzen könne. Aus den Ih'ihen herabkommend, nahm
er die Gestalt eines weissen Elephanten riesiger Grösse an und
hielt sich in der Umgebung der Stadt Khomarathani auf. Als er
beim Grasen von einem Jäger bemerkt wurde, entfernte er sich
nach der Richtung der Stadt Khok-thalok und der Jäger, der ihm
folgte, sah ihn dort plötzlich verschwinden. Die Spur seiner
Fusstritte ist noch offenkundig und sichtbar bis zum heutigen
Tage. Als der Jägersmann des Waldes die prachtvolle Stadt
erschaute, begab er sich in dieselbe hinein. Umherblickend und
Erkundigungen einziehend, erfuhr er, dass dort der Sohn der
Königin Khomerat's regiere, und war ausnehmend erfreut über
diese Nachricht. Mit aller Hast eilte der Jäger zurück , um den
Herrscher Khomerat's über Alles, was er erfahren hatte, zu unter-
richten. Der König sandte einige Edelleute aus, in Begleitung
von 5000 Leuten des gemeinen Volkes, um den Prinzen mit
seiner Mutter zur Rückkehr nach Khomerat einzuladen. Als
diese dazu keine Lust verspürte, blieben die Edeln nebst ihren
5000 Begleitern alle bei ihnen zurück. Da König Khomerat sie
nicht zurückkommen sah , sandte er neue Edelleute mit 10,000
Soldaten. Aber auch diese verblieben bei dem Prinzen, und so
eine dritte Sendung. Der König von Khomerat hob dann eine
zahlreiche Armee aus und zog selbst an ihrer Spitze nach der
Stadt Khok-thalok. Als er seinen Sohn und die Königin wieder-
Bastian, 0«tasi«iu. I. 28
434 KamtiodU.
sah, wurde sein ITerz erfreut und er drängte sie, dass sie mit ihm
zurückkehren möchten. Weil der Prinz indess sich abgeneigt
zeigte, so Hess er ihn krönen und verlieh ihm die Herrschaft
über Phra-Nakhon-Khok-thalok unter dem Titel Phra Chao Ketu-
Mala-Mahakrasat. Als Phra In davon hörte, verdoppelte er das
himmlische Reichsschwert und liess das Duplicat auf Erden
niederfallen, in der Mitte einer Volksversammlung der Kdeln,
der Minister und der frommen Männer. Am Krönungstage Phra
Chao KetumaLVs zeigten sich eine Menge von Wunderzeichen.
Dies Reichs:ichwert hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten
in dem Gebiete der Stadt Kh(»k- thalok, die nun den Xamen
Inthapat-Maha-Xakhon bekam.
Was König Khomerat betrifft, den erhabenen Vater, so nahm
er die Königin, die Mutter Ketumala's, mit S!ch in sein Reich
zurück. König Ketumala aber fuhr fort, in seinem I^nde zu
regieren, wo seine Unterthanen glücklich und zufrieden lebten.
Der Ruf dieser wunderbaren Ereignisse durchdrang alle Völker
und aus jedem Lande kamen die Könige herbei, Gold- und
Silberblumen zum Tribut darzubringen. Das Glück der Re-
gierung war nur dadurch getrübt, dass der König we<ler
Sohn noch Tochter hafte, um sein Geschlecht fortzupflanzen.
Er befleissigte sich deshalb eifrigst einer strengen Beobachtunjr
der Vorschriften (Sin), in Gebeten und Werken der Mildthätigkcit
dahinlebend. Als er für sielten Tage darin verharrt hatte, drang
die Hitze zuletzt hinauf bis zu dem himmlischen Ruhebette, das
Phra In zum Sitze dient. Nachdem er sich durch seinen Gölter-
blick mit der Ursache bekannt gemacht hatte, kam Phra In herab,
sehend, dass Ketumala diese Büssungen und Bettage angestellt
hatte, weil er einen Sohn erwünschte, sein Geschlecht fort-
zupflanzen. Phra In schlug dann einem seiner Göttersöhne vor,
in den Kreis der Seelenwanderungen niederzugehen und in einer
Blume aus der Lotos-Gattung wiedergeboren zu werden, die auf
einem nahegelegenen See blühte. Dann bewegte er den Sinn
Ketumala*s, mit seinem königlichen Hofgesinde im W^alde zu
spazieren , wo er den Prinzen in der Lotos-Knospe ruhend fand
und mit sich heimnahm, ihn zu erziehen und als seinen Sohn zu
Die Chroniken Inthnpatabnri's. 435
adoptiren. Das Kind wuchs und nahm zu unter hininilischen
Segnungen, und als der Knabe zum Jüngling gereift war, ertheilte
ihm der König Ketumala den Namen Phra ChaoPathummasurivong.
Nun geschah es eines Tages, dass Pathummasurivong (vom
Sonnengeschlecht des Lotos) sich lustwandelnd im Walde erging
und zu einem uralten Thalok- Baume kam, auf dessen um-
gestürztem Stumpfe er in einer voji den Zweigen gebildeten
Laube ausruhte.
Mit diesem Thalok-Baume hatte es eine eigenthümliche Be-
wandtniss und aus den ältesten Tagen der Vorzeit her ist die
folgende Snge davon überliefert: Einst im grauen Alterthume,
in dem Beginne der Kalpa, wann noch alles Land der Erde von
dem grossen Ocean bedeckt war, ging der König der Naga-
Schlangen (PhayaNakh), der den Namen Thao-Xomphu-Papakat
führte, zu Phra Isuen (Siva), um ihm seine Ilülfsdienste an-
zubieten. Er umschlang mit seinem Schwänze in tausendfachen
Windungen den Berg Meru, um sein Seitwärtslehnen zu ver-
hindern. Da, Phra Phai, der Engel des Windes, der ungeduldig
wurde in seinen Bemühungen, den Berg Meru umzublasen, zog
sein Schwert, dem Naga-Könige das Haupt abzuschlagen, das er
dort niederwarf. Und Phra Isuen, aus der grossen Freundschaft
und dem Wohlwollen, das er für ihn hegte, streute Zauberkräuter
auf das Haupt und verknüpfte es mit einem geheimnissvollen
Omen, den Eidesschwur darüber sprechend, dass, an welchem
Platze immer das Haupt des Thao-Xomphu-Papakat niederfallen
sollte, dort sich ein Khok Thalok (ein geglätteter Grund in
zirkelrundcr Form) erhebe und Bäume auf ihm wachsen. Und
so, weil das Ganze in einem weiten Thalok-Baum begriffen war,
nannten sie es deshalb ein „Khok Thalok." Soweit djis kambo-
dische Manuscript (in der siamesischen Uebersetzung). Auf die Be-
deutung dieser Sage des auch im östlichen Afrika heiligen Meru, die
sich in der javanischen Version mit dem verrückten Schwerpunkt *)
•) SoUte sich der unter Bezwingung der Damone zum Buddhathüme An-
strebende anderswohin setzen , als auf den centralen Diamant-Thron , so wurde
die Krde ihr Gleichgewicht verlieren, bemerkt Iliuenthsang. So bedurfte es auch
28*
43G Kambodia.
der Erde verbindet, sowie auf das abgeschlagene und von den
Händen der Jungfrauen bewässerte Haupt Brabnia's, das in dieser
Legende, wie unter dem ewigen Koma, begraben wurde, werde
ich später bei der Behandlung der buddhistischen Mythologie
zuriickzukominen haben.
Was nun Phra Pathumniasurivong betriift, so fühlte derselbe,
den geneigten Bauiustiimui erblickend, Lust zum Ausruhen, und
er sandte einen seiner Pagen nach Teppidien und Kissen, um
solche auf demselben auszubreiten. Dann legte er sich dort
nieder und fiel in Schlaf. Als der Abend herangekommen war,
fing der Thalok-Haum leise und laugsam an, sich hciher und höher
zu heben, aber der Prinz war im Schlafe nicht gestört. Der
Thalok-Baum fuhr fort, noch hi'dier aufzusteigen und schnellte
empor, als ob durch Menschenhände bewegt. Phra Chao Pathum-
niasurivong fuhr aus dem Schlafe auf und sein Herz begann
zu zittern und zu schaudern, als er sich in der schwindelnden
Höhe in den Zweigen hängen sah , ohne irgend welche Stütze.
Er hatte ruhig unter dem Laubdache zu verbleiben, bis der sich
weiter und weiter von der Erde entfernende Baum seine Be-
wegung nach aufwärts beendet hatte. Er rief nach seinen Pagen
und Begleitern, aber sie konnten seine Stimme nicht mehr ver-
nehmen. Alle seine Vasallen und Edeln, die Wachen und
Sclaven stjinden wartend da und verblieben in Furcht und
Schrecken unter dem Thalok-Baume. Als die ersten Strahlen
der aufgehenden Sonne den Thalok-Baum beschienen, fing der-
selbe an, sich tiefer und tiefer zu senken, bis er wieder sein
früheres Niveau erreicht hatte. Pathumniasurivong stieg herab
und kam zu seinen Leuten zurück, die ihn mit grossem Jubel
empfingen.
Mit der ersten Dämmerung des frühen Morgens rief Naug
Nakh (Fräulein Nakh oder die Drachenprinzessin) ihre Damen
um sich und erhob sich von ihrem Lager, um in dem Wasser des
Sees zu spielen, nachdem sie ihre Form verändert hatten. Sie
des Ausschreiten» von Arabien nach Ceylon und dann nach Siam , um durch Auf-
druckung des Fusstapfens die Her^e zu befestig«*n, von Feeukreisen umgrenzt
k.
Die Chronikm Inthapatabnrrs. 437
belustigten sieli umher zu sehwiimnen und dem Strom des Wasser-
armes folgend, kamen sie nach der Stelle des Ufers, wo Phra
Pathummasurivong lustwandelte. Dieser, die Schaar der Baden-
den bemerkend, umstellte sie mit dem Heer seiner Begleit<;r,
erhaschte das Fräulein und nahm es mit sich nach der Höhlung
des Thalok-Raumes, wo er sich mit ihr vermählte.
Als die Ehrenjungfrauen die Prinzessin ergriffen und aus
ihrer Mitte fortgeführt sahen, stoben sie jammernd auseinander
und in ihr Reich zurücktiiichtend, berichteten sie dem Drachen-
könige, was geschehen sei. Dieser sandte den Prinzen Jius, seinen
königlichen Sohn, den jüngeren Bruder der Fräulein Nakh, indem
er ihm befahl, eine Armee von Drachentruppen zu versammeln
und dem Pathummasurivong seine Beute zu entreissen. Er zog
gegen diesen undgrift* ihnan, wurde aber im Kampfe überwunden.
Phrachao Pathummasurivcmg war im Begritfe, ihn zu tödten,
schonte jedoch auf der Schwester Bitten seines Lebens und liess
ihn frei nach Myang Nakh (dem Drachenlande) zurückkehren.
Als der Prinz dort Alles, was sich ereignet hatte, seinem 'Vater
erzählte, verfiel der Drachenkönig in Nachsinnen und nach län-
gerer Ueberlegung sagte er: „Unsere Tochter gerieth in Gefangen-
schaft, doch ist sie würdig behandelt und zur Königin erhoben.
Als unser Sohn ausgeschickt wurde, sie zu befreien, unterlag er
und war preisgegeben. Aber obwohl sie es in ihrer Macht hatten,
tödteten sie ihn nicht. Im (iegenthcil, sie setzten ihn in Freiheit.
Gross sind die Wohlthaten, die sie gegen uns bewiesen haben. **
So liess er reiche Geschenke vorbereiten und beauftragte seine
Gesandten , sie an die Oberwelt zu führen und dem Könige Pa-
thummasurivong darzubringen. Er liess denselben einladen, mit
seiner königlichen Tochter in das Schlangenreich herabzukommen.
Der König erfüllte seinen Wunsch und begab sich mit seiner
Gemahlin in das Keich der Schlangen, wo er für etwa einen
halben Monat verblieb. Dann richtete Phaya Nakh das Wort an
ihn, sprechend: „Hir seid ein Menschenkind und länger in dem
Drachenlande zu bleiben, würde weder passend noch angemessen
sein. Geht denn wieder hinauf in das Land der Menschen (Myang
Mannt) , die Erde zu sehen und Eure Heimath. Es ziemt sich,
438 Kambodia.
eine Stadt zu gründen, und so oft Ihr meiner bedürft, werde ich
erscheinen und beim Baue helfen." Nachdem Phrachao Pathuni-
masurivong sich von Phaya Nakh verabschiedet hatte, nahm er
seine Gemahlin mit sich und stieg an die Oberwelt, beiuiThalok-
Baum hervorkommend. Dann brachte er die Dnw*henprinzessin
vor die Augen des Königs Ketumala, seines Adoptiv-Vjitcrs, und
er erzählte ihm Alles, was sich ereignet hatte, mit jeder Einzel-
heit. Und König Ketumala war erfreut in seinem Herzen. Dann
entfernte sieh Pathummasurivong, um mit seinen Edeln und
Grossen umher wandernd, einen geeigneten Platz zur Anlage
einer Stadt auszuersehen. Er kam bald zu der Einsicht, dass
der Platz um den Thalok-Baum alle Vortheile böte, um dort eine
grosse Stadt einzurichten. Als er für diese Mittheilung eine Bot-
schaft an Phaya Nakh schickte, kam derselbe aus der Unterwelt
herauf mit allen seinen Ilcerschaaren. Und sie bauten dort eine
grosse und prächtige Stadt, dasEigenthum des l*hrachao Pathum-
masurivong. Sie erhielt den Namen Phra-Nakhon-Tom, und
Phrachao Ketumnla begab sich dorthin, um Phrachao Pathumma-
surivong als König der erhabenen Kesidenz Tom zu krönen.
Nachdem eine lange Zeit vergangen war, segnete Phrachao
Ketiunala das Zeitliche und Phrachao Pathummasurivong weihete
die Stadt, in der sein Vater Ketumala geherrscht hatte, indem er
sie als Kloster (Vat) dem Apostel Phra Phutthakhosa (P'ra
Fut dhaghosa^ariya) übergab, zu der Zeit, als dieser von Lang-
kathavib zurückkehrte. Und aus diesem Grunde, weil Phra
Pathummasurivong, als Verdiensteswerk für den Dahingeschie-
deneu, die Stadt Khok-thalok, als Kloster eingerichtet, darbrachte,
erhielt dieselbe den Namen Phra-Nakhon- Vat (die königliche
Stadt der Klöster). Von der Zeit an für die Zukunft bestimmte
Phrachao Pathummasurivong, dass jährlich königliche Geschenke
an seinen Schwiegervater gesandt werden sollten, an den Drachen-
könig, Phaya Nakh.
Damals musste jeder Herrscher aus allen den verschiedeneu
Königreichen sich huldigend nach der Residenz Tom begeben,
der grossen und mächtigen Stadt. Durch die gewaltige Kraft
seiner Verdienste zwang Phra Pathummasurivong die Stadt
Die Chroniken Inthapatabnn's. 439
Sukothay (Siikhot'ay), einen Tribut an Wasser zu bringen, die
Stadt Talunf^ zur Einlieferung von Seidenzeugen und die Stadt
Lavo von getrockneten Fischen, als Abgabe.
Was Phaya Nakh betriffst, den Scliwiegervater des Phracbao
Pathummasurivong, so schied er aus dem Leben, und sein Sohn,
der jüngere Bruder der Drachenprinzessin, regierte an seiner
Statt.
Als Phracbao Pathuniinasurivong noch nicht sehr lange re-
giert hatte, in dem Jahre 1501 der Phutthasakkharat, geschah
es, dass Phra Kuang in der Stadt Lavo geboren wurde. Er ge-
hörte zu den Beamten des Zollhauses, um die Aufsicht über die
Wassersteuer zu führen, und er füllte das Wasser*) in Rohrkörbe, ^
als er zu Phra Pathummasurivong hinaufzog, um den Tribut zu
überbringen. Als der König sah, dass der mit Wasser gefüllte
Korb nicht leckte, so erkundigte er sich, wer derjenige wäre, der
auf soh'he Weise den Tribut bringe und Wasser in Körbe zu
füllen vermöchte, ohne dass es ausliefe. Die Thay-Leute (Phuek
Thay), die mit diesem Korb voll Wasser hereingekommen waren,
gaben dcmüthigst Bescheid, dass Phra Kuang, ein Aufseher des
Zollhauses und wohl erfahren in allen Arten wunderbarer Kräfte,
das Wasser in die Körbe gefüllt habe, um es als Huldigung dem
Könige darzubringen. Da rief Phracbao Pathummasurivong ausS
„Ein Mann mächtigen Verdienstes ist in dem Lande Thay (Myang
Thay) aufgestanden," und damit endete die Abhängigkeit der
Myang Thay vom I^ande Khamen (Myang Khemara). Phra Pathum-
masurivong wandtesich an die Thay, die das Wasser als huldigen-
den Tribut gebracht hatten und sagte: „Kommt fernerhin nicht
länger hierher, Wasser zu bringen." Das Thay -Volk kehrte
dann zurück und stattete über Alles, wie es geschehen, Bericht
ab an Nai liuang.
Um diese Zeit nun trat Dexo-Damdin (Dam-din oder der
Taucher unter der Erde), ein Grosser des Landes Khom (Myang
*) Nach den Bhadrakalis konnte Mariatalc das Wasser , ohne Gefass , in
eine Kugel ziuaniniengeballt au8 dem Teiche holen , bis sie durch die beim An-
blick der Gaudharvas erzeugten Begierden ihre Tugenden verlor.
440 Kambodia.
Khoni), vor dan Angesicht des königlichen Herrschers, der ihn
anredete und sagt«: „Alljetzo ist ein Mann geboren uisichtigen
Verdienstes; er ist aufgestanden im Lande Thjiy. Körbe füllte er
mit Wasser und schickte sie nach unserer Stadt. Nachdem ich
es gesehen, habe ich Befehl gegeben, dass sie fürderhin nicht
länger kommen sollten.** Dann brachte PhayaDexo-Damdin eine
unterthänige Bitte vor und flehte zu seiner Majestät sprechend:
„Ich werde hinziehen und diesen Nai Huang ergreifen.** Der
König aber verbot es, mit den Worten: „Thue es nicht, greif ihn
nicht, ^ aber Phaya Dexo-Damdin hörte nicht auf diese Warnungen.
Nachdem er Huldigung bezeigt und seinen Abschied genommen,
hob er eine Armee aus, in grosser Kile aufljrechend. Phaya
Dexo-Damdin grub sich in die Erde hinab. Als Phaya Uuang
davon hörte, dass ein Heer im Khamen-l^inde zu seiner Ergrei-
fung ausgezogen sei, ergriff er die Flucht. Bei der Stadt Phichiton
anlangend, schlug er sein Lager an ihren Aussenlinien auf in
einem Klosterhofe und bat die Dorfbewohner um etwas Reis und
Fisch fiir sich zu essen. Man brachte ihm mit anderen Speisen
einen Mo -Frisch. Nachdem er alles Fleisch davon abgegessen
hatte, so dass nur die Knochen übrig waren, warf er dieselben
in das Wasser. Und siehe, die Knochen belebten sich wieder
zu einem Fisch und kamen an die Oberfläche, im Wasser umher-
schwimmend.
Phaya Dexo-Damdin begab sich nach dem Hause, wo Nai
liuang zu wohnen pflegte. Dort hob er sich emi)or und stieg
heraus, die Insassen des Hauses befragend. Die aber sagten ihm
zur Antwort, dass Nai Ruaug geflohen sei und in einem andern
Dorfe lebe. Phaya Dexo-Damdin schlüpfte dann wieder in die
Erde hinunter, ihn weiter zu verfolgen.
Als es an Nai Ruang berichtet wurde, setzte er seine Flucht
fort und suchte Schutz in einem Kloster der StiidtSukothay. Dort
wurde er durch den Abt zum Mönch geweiht. Eines Tages, als
Phra Ruang herabgekommen war und den Klosterhof fegte,
schwoll die Erde auf und Phaya Dexo-Damdin stiess hervor,
dicht neben der Stelle, wo er stand. Er erkannte ihn indes»
nicht, und ohne zu wissen, dass er selbst Phra Ruang sei, fragte
Die Chroniken Intbapataburi's. ' 441
ihn: „Wo ist PhraRiiang?** ,Wart' hier ein wenig," erwiederte
Phra Kuang, „ich werde gehen und ihn rufen." So durch seine
einwohnende Kraft Hess er Dexo-Damdin verbleiben, wie er war,
halb oben und halb unten , zur Hälfte aus der Krde hervor und
zur Hälfte in derselben. Allmälig im Laufe der Zeit verlor sich
die Körperforni Dexo-Danidin's und wurde zum Stein*). Daher
rührt jenes Spruch wort: Khom dam din (der Kambodier tiiucht
unter die Erde).
In dem 1502. Jahre der Phutthasakkharat schied der Herr-
scher Sukothay's vom Leben ab, und da Niemand aus seinem
königlichen Geschlecht übrig war, so berief die Kitterschaft
(Senabodi) PhraRuang, die Regierung zu übernehmen. Phrachao
Ruang ül)eilegte dann bei sich und dachte: Phrachao Pathumma-
surivong hatte Befehl gegeben , dass Niemand fernerhin Wasser
zum Tribut bringen solle. Dennoch aber kam Phaya Dexo-Damdin
herbei, mit der Absicht uns zu ergreifen. Wir werden ein Heer
ausheben und gegen Phrachao Pathummasurivcmg marschiren.
Er ertheilte dann seine Befehle und Hess eine grosse Menge
Truppen requiriren, um alle Regimenter vollzählig zu machen.
Von der Stadt Sukothay aufbrechend, rückte er auf die Stadt
Siemrab und dann weiter nach der Stadt Tom. Als man an
Phrachao Pathummasurivong die Nachricht davon brachte, er-
wiederte dieser: „Lasst PhraRuang herbeikommen und öifnet
die Thore für ihn."
Phrachao Ruang aber hob sein Lager auf und versuchte die
Thore der SUidtzu offnen, doch war er es nicht im Stande. Als
Phrachao Pathummasurivong sah, dass Phrachao Ruang die Thore
nicht zu öffnen vermochte, beschloss er es selbst zu thun, damit
Phrachao Ruang eintreten und vor dem königlichen Angesicht
erscheinen könne. Er wiederholte also seine Befehle, sprechend:
„Oeffnet die Thore weit, dass Phaya Ruang eintreten mag und
vor dem königlichen Angesicht erscheine." Und dann mit einem
♦) Nach der Mytliologie der Qiiisquoja (auf Haiti) wurde der die Vorfaiiren
des Menschengeschleclits in der Höhle Kauta bewachende Kiese zu Stein, als er
sich an das Sonnenlicht hervorwagte.
442 Kambodia.
Male ötTncten sich säniiiitlielie Thore. Fhrachau Ruang mit allen
seiueu Soldaten des Thay- Heeres priesen die erhabene Macht
der königlichen Majestät nnd huldigten in deniüthigster Ergebung
den heiligen Tugenden des Phrachao Pathununasurivong, von
den königliehen Städten Tom und Vat bis zur Stadt Sieiurah
Alles erfüllend. Und aus der Zeit rührt der Name Sienirab (die
friedvolle Ebene der Siamesen). Nachdem Phrachao Kuang
zur Audienz zugelassen worden und nach Herzenslust angebetet
und verehrt hatte, gab Phrachao Pathummasurivong Befehl, ihn
mit allem Noth wendigen zu versehen, mit Gold und Silber, mit
Speisen jeder Art. Officiere und Edle und auch die Gemeinen
in der königlichen Armee schwelgten in grossem Ueberfluss. Als
Phaya Kuang sich verabschiedet und zur Rückkehr vorbereitet
hatte, Hess Phrachao Pathummasurivong seine Schatzkammern
öftnen, Phrachao Ruang mit Geschenken überhäufend. FaUc so-
wie Officiere und auch die gemeinen Soldaten konnten alle, was
und so viel ihnen beliebte, aus dem königlichen Schat/e nehmen
und derselbe wurde doch nicht leer. Denn gross waren die er-
habenen Verdienste des Königs Pathummasurivong.
Von einer seiner Nebenfrauen war dem Phrachao Pathum-
masurivong ein Sohn geboren, der Phrachao Krung Phala hiess.
Nachdem Pjithummasurivong einen langen Zeitnium regiert
hatte, während welches alle Majestäten ihm bestündig goldene
und silberne Blumen zu senden i)flegten, schied er vom I^hen
ab, in dem 100. Jahre seines Alters. Mit der Zeit hörte das
Reich Thay (Krung Thay) fernerhin auf, Tribut zu schicken,
weder an Wnsser, noch an Fischen. In der KönigswUrde des
Sonnengeschlechts (Surivong) folgte seiner Majestät Sohn Phra-
chao Krung Phala. Von diesem Könige an wurde kein weiterer
Tribut an Phaya Nahk bezahlt. Als der Drachenkönig bemerkte,
dass eine lange Zeit vorübergegangen wäre, ohne dass die Be-
wohner des Landes Khamen ihm Tribut gebracht hätten, so
schickteer einige Edelleute des Drachenvolkes aus, um denselben
einzufordern. Phrachao Krung Phala aber war abgeneigt zur
Bezahlung und erwiederte: „In früherer Zeit war der Vater des
Phaya Nakh der Schwiegervater meines königlichen Vaters, und
Die Chroniken Inthapataburi's. 44f3
weil gegenseitig manche Verpflichtungen bestanden, so pflegte
das Reich Khanien (KrungKhanien; einen Tribut in das Drachen-
land hinabzuschicken. Gegenwärtig giebt es keine solche Ver-
pflichtungen zwischen uns. Weshalb sollten wir gehen, Euch
Tribut zu bringen?" Als die Edeileute bei ihrer Rückkehr diese
Worte berichteten, gerieth Phaya Nakh darob in grimmigen
Zorn und stellte eine Armee auf die Reine mit der Drohurfg,
Inthapata anzugreifen. Er Hess noch eine Rotschaft durch seinen
Sohn abgehen, um den Grund der Tributverweigerung zu erfaliren,
erhielt aber nur dieselbe Antwort wie früher und gab das Zeichen
zum Marsch. Phrachao Krung Phala aber kam zur Schlacht
heraus und Phaya Nakh unterlag im Kampfe. Der König Krung
Phala nuichte ihn zum Gefangenen und hieb sein Haupt ab, wurde,
aber durch einige Tropfen des vorströmenden Rlutes bespritzt.
Die geschlagenen Regleiter des Drachenköuigs flüchteten in ihr
Land zurück. Nach einiger Zeit zeigte sich an König Krung
Phala eine aussätzige Krankheit, die über seinen ganzen Körper
ausbrach, da derselbe vom Rlute des Drachenkönigs befleckt
worden. Der König berief seine Leibärzte zu sich, aber keines
der von ihnen verwendeten Arzneimittel war von dem geringsten
Nutzen.
Nun lebte damals ein heiliger Eremit (Phra-RUsi)*) im
Walde Himaphanta, der zu seinem Rrudcr- Einsiedler, seinen
Schülern und Dienern so sprach: „Ich denke eine Erholungstour
zu machen und die Stadt Inthapat zu besuchen, in etwa drei
Monaten werde ich zurück sein." Solche Worte gesprochen
habend, flog der heilige Eremit in die Lüfte hinauf und fand sich
bald darauf in der Nähe der Stadt Inthapata, der königliehen Resi-
*) Die Phra-Rasi oder Rü.si wohnen auf der äusseren Wcltmauer, wo sie von den
dort verzeichneten Hieroglyphen die Wissenschaft ihrer (Jeheimnisse ablesen, und
obwohl sie durch ihre Wunderkenntnisse d.as Leben ewig verlängern könnten,
sich doch alle 1000 Jahre opfern , indem sie freiwillig den Scheiterhaufen be-
steigen , mit Ausnahme eines IJebrigbleibondeu , der aus der Asche die Heiligen
zu neuem Leben erweckt. Die indier versetzen die heiligen Rischi in das Sie-
bengestirn des grossen Haren , wo (bei den Finnen) Wäinämöinen , der Sobo
des Kawe, die Seelen der Abgeschiedenen empfängt.
i
444 K^iiDbodia.
denz. Dort j*ah er eiiieo weissgekleideteo Orei* und ging auf
ihn zu, sir-li stellend, als ob er von Xiehts wüsste. Er fragte ihn,
wie die Stallt dort lieisse. lier weissgekleidete Alte en%iederte:
-Diese St'idl ist Inthapat genannt, die Residenz desKönigs." -Sie
ist präehtig und lieblich diese Stadt,* antwortete derKreinit, .nur
schade, dass der König, der in ihr herrseht, am Aussatz*) leidet.
Diese Krankheit wird ihn in wenigen Jahren fortraflfen. Will er
sieh aber meiner liehandlKng anvertrauen, so kann er der Hei-
lung versichert sein und wird ein hohes Alter erreichen, in Glück
und Frieden über sein I^nd herrschend. Der Ein weich ungspro-
cei»8(xub; wird ihn kuriren." Als der weisse (treis dieses gehört,
trat er vor die königliche Majestät, und wiederholte in deniüthig-
ster Huldigung die Mittheilung, sprechend: «Ein Eremit ist ange-
kommen, der sich erbietet. Eure Majestät einzuweichen und da-
durch die Krankheit zu heilen, so dass sich das königliche Leben
bis in ein hohes Alter verlängern wird." Phrachao KruugPhala
gab Befehl, den Eremiten in den l\*ilast zu bringen. Dieser liess
einengrossen Kessel herbeiholen, schürte ein mächtiges Feuer
an, setzte dann den Kessel mit Wasser gefüllt hinauf, und als
das Wasser im vollen Sieden war, lud er seine Majestät den
grossen König ein, lierabznkommen und in den Kessel hinein zu
steigen. König KrungPhala erwiederte: „Ich verstehe noch nicht
recht. Lege erst eine Probe ab, wie es gemacht werden muss.**
Einer der EdcUeute nahm einen Hund und steckte ihn in den
Kessel. Nachdem er zu Tode gekocht war, streute der Eremit
Arznei auf den Hund und er kam wieder hcrausgesprungen, ein
noch hübscherer Hund als zuvor. Aber der König hatte dennoch
sein Hedenken und sagte: „Lass einen der Edelleute erst in den
Kessel steigen und es versuchen." Mau warf einen Edelmann in
*) Der eliiiicäischc Gesandte liemerkt von Kambodia : II y a beauconp de
lepreiix sur le» grandes rontes et quoique les hoinnies sains couchcnl et niangrent
avec eux, ils ne contractont pas le mal. U y a eii im roi, qai en a M afflig^, ses
siijets ne s'en »ont pas effrayes (s RemuBat). In Hirnia dagegen übt der Leso-
wun strenges Regiment, um jeden Angestockten ans der menschlichen (Gesellschaft
fort in die Aussatzdörfer zu verweisen. Die Cochinchinesen nennen auch im
Feldzuge 1767 p. d. den biame»ischen König einen Aussatzigen (Phong).
Die Chroniken Inthapatabnri's. 44«5
das kochende Wasser hinein. Durch die aufgestreute Medicin kam
er munter wieder hervor, ein noch schönerer Edelmann als zuvor.
Selbst jetzt nahm der König weitern Anstand. Er erliess einen
königlichen Befehl, sprechend: „Möge der grosse und heilige Ere-
mit zuerst er selber in den Kessel hineinsteigen, dann werde ich
glauben." Der Eremit legte den geweihten Schmuck der Amulette,
die er am Körper trug, ab und gab seine Vorschriften : „Nachdem
ich in dem Kessel zusammengekocht bin, mlisst ihr diese Medicin
hineinwerfen." Nachdem er solche Medicin den Händen des
Königs Krung Phala übergeben, ging er in den Kessel ein. Als
sein Körper unter dem siedenden Wasser verschwunden war,
nahm der König die Arznei und warf sie hinein, aber nur die
Hälfte. Eine Hand und ein Fuss, in Existenz gerufen, kam an
der Oberfläche hervor. Der König wollte nicht den Rest der
Wunderarznei hinzufügen, sondern befahl seinen Edelleuten, den
Kessel mit Allem, was darin war, am Fusse des Berges, südlich
von der Stadt aui^ugiessen.
Als die verabredeten drei Monate vorüber waren, und
der grosse Eremiten -Lehrer, das Haupt der Einsiedeleien, den
zur Einweichung des Königs Krung Phnla ausgezogenen Ere-
miten nicht zurückkommen sah, so befragte er alle die grossen
und heiligen Eremiten, deren es in alten Zeiten 500 an Zahl
gab, sprechend: „Unser würdiger Herr fehlt in unserer Mitte."
Die heiligen Eremiten dann durchschauten klar das Vergangene
und erkennend, was geschehen war, erwiederten: „Unser
Herr ist nach der Stadt Inthapat fortgezogen." Und der grosse
Eremiten-Oberste stieg in die Lüfte auf und versetzte sich nach
Inthapat, wo er die Bürger fragte, ob sie einen Eremiten
nach der Stadt hätten kommen sehen. Diese erzählten ihm, wie
es dem Eremiten gegangen und dass der Kessel am südlichen
Ende der Stiidt ausgegossen sei. Dort die Leiche findend, be-
lebte er sie aufs Neue, und als er den Verrath des Königs, gegen
den so wohlwollende Gesinnung bewiesen worden, gehört hatte,
sprachen die beiden Eremiten den Fluch aus , dass des Königs
Krankheit unheilbar zu raschem Tode führen und dass mit seinen
Nachfolgern die Pracht und Herrlichkeit der Stadt verschwinden
446 Kaniltodia.
Holle, bis das ganze I^nd in eine öde Waldwildniss verkehrt sein
wUrde. Dann zogen sie nach dem Iliniaphan zurück.
Da Phrachao Krung Phala in keiner Weise von seinem Aus-
satze genesen konnte , brachte man ihn mit seinen Concubinen
und seiner Dienerschaft nach dem Berge der acht Ecken, der
noch heutigen Tages Khao Ku Sen oder (im Siamesischen) Khao
Sin Chi (der Herg des gänzlich Verbrannten) heisst. Der König
litt unter seinem Aussatz bis zu seinem Tode. Die Gestalt Phra-
chao Krung Pliala's und die seiner Favoritin wurden versteinert,
und zeugen bis heutzutage [in dem Uuinenfelde Nakhon Tom^s].
Seitdem gab es nur noch für eine kurze Zeit innerhalb der
Grenzen der kambodischen (jlebiete Könige, die in Phra Nakhon
Tom residirten.^
Unter den Nachfolgern Krung Phahi's wird ein Kaufmann,
Nai Phrom, genannt, der die Residenz nach der andern Seite des
Flusses verlegte, westlich von Nakhon Tom. Er baute eine
Stadtmauer aus weichen Steinen (sila leng) und sie ist noch
heutzutage sichtbar. Nachdem er 20 Jahre regiert, schied er
vom Leben ab. Ihm folgte sein Sohn, und dann regierte ein
Usurpator, der nicht zu dem königlichen Geschlecht gehörte.
In Krankheit fallend, befragte er die Hora, die ihm prophe-
zeiten: „Ein Verdienstvoller wird geboren werden, aus dem Leibe
einer Schwangeren , der Frau eines Arbeiters in dieser Stadt."
Der König befahl dann seinen Edelleuten, dass sie alle armen
Frauen ergreifen sollten , die schwanger wären, sie wegführen
und tödten. Die liora legten Fürbitte ein und sagten : „ Schwangere
Weiber zu tödten wäre eine Handlung, deren sUndenvolle Folgen
auf lange Zeit fortwirken würden. Die Zeichen aber besagen
in ihrer Hindeutung, dass der Verdienstvolle von der Frau eines
Arbeiters geboren werden wird, die sich jetzt in der Schwanger-
schaft befindet. Sic ist ausgegangen, Brennholz zu sammeln.
Njichdem sie das Reisig aufeinander gehäuft hat, wird sie es in
ein Bündel zusammenbinden und auf den Kopf heben, um es fort-
zutragen. Wenn sie auf ihrem Wege ausruht, wird sie das
Holzbündel auf die Erde legen, es mit ihrem Kopftuch bedecken
und sich darauf setzen. Diese Vorsicht wird gebraucht, weil der
1
Die Chroniken Inthapatabnri's. 447
Sohn in ihrem Mutterleibe hoher Verdienste voll ist. Sobald
man diese Dinge vor sieh gehen sieht, dann möge die schwangere
Arbeitersfrau getödtet und fortgeschafft werden." Als der König
die Bittstellung der Hora vernommen, befahl er seinen Officieren
hinzugehen und umherzuspähen.
Nun geschah es zu der Zeit, dass eines Arbeiters Frau mit
sechs andern ihres Standes ausgegangen war, Feuerholz zu sam-
meln. Sie trugen die Bündel auf dem Kopfe, und als sie an dem
Wege zu einem Baume kamen, sassen sie unter seinem Schatten
nieder, um auszuruhen. Und jenes Weib nahm ihr Kopftuch,
breitete es über das Bündel aus und bereitete sich einen weichen
Sitz. Als die Kriegsleute es sahen, da ergriffen sie dieses
Weib und nahmen sie hinauf vor das Angesicht ihres königlichen
Herrn. Der König winkte den Henkersknechten, sie fortzuführen
und auf einer kleinen Erhöhung hinzurichten, nicht weit von dem
VatPhra-Maha-Songkrat (das Kloster seiner Eminenz des grossen
Bischofs). Heutigen Tages wird sie Don-Phra-Sri (der Hügel
des glorreichen Herrn) genannt.
Was den fürstlichen Embryo betrifft, so fand sich, als er an
das Tageslicht hervorkam, ein Geier, der mit den Schwingen
ausgebreitet, ihn bedeckte und schützte, dass er weder von der
Hitze der Sonne getroffen werden möchte, noch von dem Winde.
Nun gab es einen alten Mann, Dehe genannt, der die Kühe seiner
Heiligkeit, des königlichen Bischofs, hütete. Als er die Kühe
austrieb, wurde er von denselben zu der Leiche der Mutter ge-
führt. Dort sah er einen grossen Schwärm von Geiern und
Krähen zusammen, die alle emsig miteinander beschäftigt waren,
das Kindlein durch ihre ausgebreiteten Flügel zu sichern. Die
Sache war über jeden Zweifel erhaben. Als er näher hinzuging,
den Säugling zu besehen, fand er ihn so vollendet schön in seinem
Aussehen , dass er ihn in seine Arme aufnahm und zu dem heili-
gen Bischof brachte, der alsbald die Sache durchschaute und aus
tiefer Einsicht sagte: „Dieses Knäblein wird zu einem Mann
hohen Verdienstes erwachsen. Obwohl des Königs Majestät
aussandte, ihn zu t<)dten, so starb er nicht." Er übergab ihn
dann der Hut Ta-Dehe's, ihn mit sich heim zu nehmen und auf-
448 Kambodia
zuziehen, bis er das Alter von sechs bis sieben Jahren erreicht haben
würde. Als diese Zeit gekommen war, kehrte aufs Neue die
Krankheit des Königs zurück. Dann prophezeiten die Hora,
wahrsagend: „Der Verdienstvolle ist noch am Leben. Die Per-
son, die ihn auferzieht, lebt nach Osten in der Stadt Phon-ma-
pheu.'' So beauftragte der König seine Beamten, ihn zu er-
greifen. Sobald der erhabene Bischof und Ta-Dehe davon
hörten, gab der Bischof dem Ta-Dehe den Kath, den Prinzen
nnt sich zu nehmen und fort zu flüchten. Die Häscher aber folg-
ten ihm auf den Fersen. Als Ta-Dehe sah, dass sie ihn bald
einholen würden, so verbarg er den Prinzen in einem aufge-
trockneten Morast an dem Orte, der jetzt Kokban-banxau heisst.
Nachdem er ihn dort niedergelegt hatte, setzte Ta-Dehe seine
Flucht fort, wobei ihn die Verfolger erblickten. Als diese an
dem Sumpfe anlangten, schauten sie überall umher, konnten
aber nichts entdecken. Sie Hessen dann eine Heerde Elephanten
hinübertreiben, um alles Kraut und Gras zu zerstampfen, aber
einer der weiblichen Elephanten näherte sich dem Verstecke und
hob den Knaben in seinem Rüssel empor, während ringsumher
Alles durch die Füsse der Elephanten zusammengequetneht
wurde. Niemand konnte länger zweifeln, dass das Werk richtig
ausgeführt sei, und die königlichen Beamten kehrten nach der
Hauptstadt zurück, um ihren Bericht abzust'itten. Als Ta-Dehe
sah , dass Alle fortgegangen waren , kehrte er zurück und holte
den Prinzen aus dem Moraste hervor, worauf er mit ihm in einer
Waldwilderniss, Phrai-thab genannt, verweilte. .
Als der König die Hora zur Wahrsfigung aufforderte, sprachen
sie: „Der Verdienstvolle lebt jetzt in einer Waldwilderniss nach
dem Süden zu. " Der König liess Befehle ergehen an seine Grossen,
dass sie Truppen ausheben und die Verfolgung antreiben sollten ;
Ta-Dehe aber, der es in Zeiten bemerkte, flüchtete mit dem Prinzen
nach dem Jungle Puen. Als er dort keine Sicherheit mehr fand,
ging er südwestlich nach dem Khao (Berg) Pra-Sith. Als er da-
selbst in eine Höhle eingetreten war und sich mit dem Prinzen in
die entfernteste Ecke derselben zurückgezogen hatte, hing eine
Spinne ihr Netz vor die Oefl*nung, so dass Niemand vennuthen
Die Chroniken Inthaimtabari's. 449
konnte, daas Ta-Delie mit seinem Schützlinge sich dort finde.
Die Grossen kehrten deshalb mit ihren Truppen zurtlck, dem
Könige zu berichten , und die ganze Sache fiel in Vergessenheit.
l\i*Dehe begHb sich dann mit dem Prinzen nach dem Flussufer
bei PanoBiphenund erstieg eine Erhöhung an der Ostseite. Der
erhabene Prinz nahm dort den Zweig eines Banyanenbanmes,
den er abgäbrochen hatte , und indem er ihn pflanzte , that er ein
Oelilbde, sprechend: „Wenn es mir bestimmt ist, in künftigen
Zeiten Verdienste zu erwerben , so bete ich , dass dieser Zweig
aufwachsen und einst zn einem grossen und dicken Baume er-
starken möge. *" Dieser fianjanenbaum ist heutigen Tages noch zu
sehen. Nachdem er diesen Wunsch gesprochen , legte sieh 4er
Prinz inTa-Dehe's Schooss; ein wenig zu sohlummem. Ta-Dehe
sah einen Reiher\^ogel hembkommen und Fische fressen, mit
denen der Teich ' volK war. Er nahm es als ein Zeichen und
•
dachte bei sich: Die Truppen sind aufgeboten , sie werden
kc»romen in keisser Verfolgung und Ta-Dehe ergreifen. Er ri^ss
deshalb den Prinzen in die Höhe , ihn aufzuwecken , und sagte
warnend: „Die Soldaten sind aufgeboten, sie nahen zur Ver-
folgung.'' So flohen sie eiligst nach einem Mangobäume! Ta-
Dehe stieg hifiauf, um umherzuschauen, aber da waren keine
Soldaten noch Verfolger zu sehen. Er erblickte nur einen
Schwärm von Reihern, die herbeiflogen, um die Fische im
Teiche zu fangen. Elrleichterten Her/ens sammelte er Früchte,
und nachdem er dieselben dem Prinzeh 'dargebracht, sagte er:
„ Da sind keine Verfolger ! ^ Der Prinz überlegte bei »ich und
dachte:^ ^Ta-Dehe t&uscht uris und sucht uns zu schrecken.
Wenn vnt Verdienst besitzen und die Königswürde erlangen
sollten, wird es nöthig sein, Zucht und Ordnung zu lehren»^
Der Prinz ass dann von den Mango-Frtichten , und Ta-Dehe,
den allerhöchsten Ausspruch veinehmend , dass diese Früchte
trefflieh und schmackhaft wären, sammelte die Samen der
Miängo, nm sie mitzutiehmen. Dann gingen sie miteinander
nach einer Stelle, wo ein Dorf lag. Der Prinz fühlte sich hungrig
und ausnehmend erschöpft. Eine weissgekleidete Frau sehend,
die vor ihrem Hause stand, sagte der ]*rinz: ^Gehc, die weisse
Bastian, Oatasien. I. 29
450 KambodU.
Dame, die dort steht, um etwas Speise zu bitten, ein ganz klein
wenig Keis zum wenigsten. *" Ta-Dehe ging hin und bat ein wenig
Reis von der Frau, die ihn fragte : „ Von wo kommt mein Gross-
vater?** Ta-Dehe setzte ihr den ganzen Sachverhalt auseinander,
Alles, was sieh ereignet hatte und wie es mit dem Prinzen stand.
Die Weissgeklcidete empfing den Prinzen und fUhrte ihn bei sich
ein. Sie eilte, Fleischspeisen zu bereiten und tischte ihnen auf.
Dann Hess sie den Prinzen nebst Ta - Dehe fttr sieben Tage in
dem Dorfe bei sich verweilen.
Was nun den grossen KiSnig betrifft, so nahm seine Krank-
heit zu und w^urde schlimmer und schlimmer, bis er sieh zuletzt
auf dem Todtenbctte fand. Die Aeltesten der Edelleute und die
gelehrten Weisen hielten eine Versammlung und. befragten die
Hora, die wahrsagend antworteten: „Der Verdienstvolle ist
noch am Leben.'' Sic kamen deshalb zu dem Entschluss, die
Stimme dcsKönigswagens als Wahrzeichen reden zu lassen. Der
Königswagen ging geradeswegs nach dem Flussufer und hielt
dort an. Die Hofbeamten und die Professeren folgten dem Wa-
gen, und nachdem sie ihn mit gegenseitiger Uttlfe auf die andere
Seite hinUbergesetzt hatten , sahen sie ihn seinen Weg fortsetzen,
bis in die Nähe des Platzes, wo der Prinz *sich * aufhielt. Als
die Edcln und Grossen den Prinzen erblickten, sahen sie ihn mit
allen den Zeichen begabt, die ihn zu der FUrstenwUrde berechtig-
ten , um in der fiegierung Über ein Königreich dem Volke Glück
und Wohlstand zu versprechen. So unter dem tönenden Klang
musikalischer Instrumente luden sie den Prinzen ein, den Thron-
wagen zu besteigen und führten ihn im grossen Pomp nach der
königlichen Kesidenz der vier Seiten (Chaturamuk) in Panom-
phen , wo er gekrönt wurde unter dem Titel Phra Chao Paksi-
chamkrong, weil er als Säugling durch die ausgebreiteten
Schwingen der Geier beschützt worden war. Der König Uber-r
häufte Ta-Dehe mit Ehren und beförderte ihn zu hohem Bang,
indem er ihn als Chao Fa Talaha £k Umnatri in dem Dorfe
einsetzte, wo sie mit der weissgekleideten Frau zusammenge-
troffen waren. Die dort erbaute Stadt wurde Siaono genannt
Die Verwaltung der Steuern und Einnahmen übergab er der
Die Chtoniken Intlia|>atabari'8. 451
weissen Dame, die ihn bei sich aufgenommen. Auf dem Platze,
wo &ei^e Mutter hingerichtet worden , Hess er ein Kloster (Vat)
bauen , Vat Don Phrasni genannt, und auf der Stelle , wo er den
Banyanenbaum gepflanzt hatte, errichtete er einen Tempelhof (Vi-
han) , unter dem Namen Vat Phra-Vihan Savanra.
Ta-Dehe, nachdem er zum Chao Fa Talaha ernannt war,
pflanztedieauf derFluchtmitgenommenenMangb-Samen in seinem
Uorfe , und nachdem sie aufgewachsen waren , brachte er nach
sieben Jahren die gereiften Früchte dem Fürsten , der ihren aus-
gezeichneten Geschmack lobte. Er fragte ühao Fa Talaha, von
wo sie kämen, und hörend, dass es die auf der Flucht mitgenom-
menen seien, sagte er: „Wir waren damals sehr zornig, weil
der alte Kerl uns täuschte und erschreckte. Wir konnten damals
nieht strafen. Möge der alte Kerl jetzt selbst überlegen, in wel-
cher Weise er zu strafen ist. ^ Chao Fa Talaha flehte und bat :
^Möge meine Strafe der Tod sein. Ich hofie auf die königliche
Gnade, dass ich getödtet werden möge, ein warnendes Beispiel,
dass Keiner wieder die Etikette breche." Der König er>viederte:
„Wenn wir Euch mit solcher Strenge bestraften, würden wir die
Vorschriften der Gesetze übertreten. Wir ^verden Euch nicht
tödten.'' Chao Fa Talaha aber bestand darauf, dass sein Ver-
brechen des Todes würdig sei, und quälte und drängte mit
wiederholten Bitten, dass er hingerichtet werden möchte, be-
merkend: „Eure Majestät hat keinen Begriff von Gerechtigkeit.
Der unwürdigste Sclave wird mit Gutthaten und Ehren tiberhäuft,
und sind doch meine Vergehen in vollem Masse todeswUrdig. "
Phra Chao Paksichamkrong sagte dann : „Wenn Ihr durchaus so
meint, möge es geschehen nach Eurem Willen." Er beauftragte
dann seine Officiere, eine Matte zu bringen und auszubreiten,
dass Chao Fa Talaha darauf niederliege. Dann Hess er ihn
mit Tüchern bedecken in vielfachen Windungen j weil seine Ab-
sicht war, sich nur einen Spass zu machen, ohne den Hals Chao
Fa Talaha's zu verletzen. Nachdem er ihn dann dick über und
über mit Kleidern und Zeug hatte zudecken lassen , schwang er
das königliche Richtschwert hoch in die Luft und legte es dann
ganz leise und sanft auf den Nacken Chao Fa Talaha's. Aber,
29*
i
452 Kambodia.
als das Schwert die Kleider berührte, setzten diese keinen Wi-
derstand entgegen, und als man sie auseinander wickelte,» siehe,
da lag der Kopf abgeschnitten auf der Erde und der Delinquent
war gestorben*) (vielleicht aus Angst, wie der Hofharr des Her-
zogs vonModena beim Anrühren mit dem nassen Handtuch). Das
war eine höchst sonderbare und wunderliche Sache. Weil nun
aber der König ausnehmende Freundschaft gegen Chao Fa Ta-
laha hegte, so Hess er pnichtige Leichenfeierlichkeiten anstel-
len, seiner hohen Stellung im Range der Hofedeln gemäss.
Naclidcm die Verbrennung Statt gehabt hatte, wurden die
Knochen in dem Dorfc Muhkamphun l>egraben. Wegen »einer
hohen Verehrung, die er für Chao Fa Talaha bewahrte , liess
der König seine Tochter erziehen und erhob sie in den Adelstand.
Nachdem Paksichamkrong die ganze Zeit seines Lebens
regiert hatte, folgte eine Succcssion verschiedener Könige,
bis ein Abkömmling aus demselben Geschlechte den Thron be-
stieg, dessen Name nicht bekannt ist. Dieser König aber dachte
übel in seinem Herzen und er handelte nicht in Uebereinstimmung
mit den Vorschriften richtigen Verständnisses, von dem Gresetz
abweichend, so dass die Edelleute das Volk drückten und im
Lande umherstreifend, die Leute ihres Eigenthums beraubten.
Zu der Zeit lebte im Walde in der Nähe der Stadt ein frommer
Eremit, streng und eifrig die Sinla (Regeln) beobachtend. Er
ptlegte täglich sein Wasser in einen ausgehöhlten Stein zu lassen,
der neben seiner Zelle stand. Nun geschah es, dass ein Wald-
*) Eid äo]ch «zufallitreiii'* Tödten des NVohlthäters wiederholt sieh oft in der
hintcrindUcben (iesohichte. und auch iu der Ka^ehmirs nennt der Damara, der
Täehavravanna auf den Thron zurückfuhrt, dies die königüehe Wei*e . um ein-
gegangener Verpt1ichtnn<,'en ledig zu werden. Aid der flüchtige König HarUban*s
in Pegu aukdnimt, bi>klngt er sieh »t>er Keine Elephanten fuhrer, dass sie sich im
Unglück rej.p«'etwiilrig gegt-n ihn benommen nnd deshalb strafwürdig seien, und
die siamesischen Chroniken sprechen von einem Beamten, der bei einer Sho-
lichen Gelegenhoit in denselben Fehler gi^fallen, und nachher solehe Reue fühlte,
dass er sich cewaltsaui zur Hinrichtung drängte und die Schneide des (^erichts-
»i'hwfues \'u'i\ iii^ ,»ö iiiiii j^ii Kopi aii^chnitr, zum ^Tuss.-n «Itodaueiu** Jf * rd
schauenden Königs , der es nicht hindern konnte.
Die Chroniken Inthapataburi's. 453
bewohner (Xao pa), von der Raye clerKuai-Phau (ein Bergstamm
zwischen Kambodia und Siam), eines Tages mit seiner Frau und
Tochter im Walde Wurzeln ausgrub und dass die letzteie unwohl
wurde, als sie sich auf dem Heimwege verirrt hatten. Die El-
tern suchten für Wasser, um sie zu erfrisclien und fanden das des
Eremiten im hohlen Stein , das sie in ihrer Unwissenheit ihrer
Tochter zu trinken gaben, die sich bald darauf schwanger*) fühlte.
Die Eltern wunderten sich , da ihre Tochter nie männliche Ge-
sellschaft gekannt hatte, und waren völlig von ihrer Unschuld
überzeugt, wie auch das Mädchen auf alle Fragen botheuerte,
von keinem Manne zu wissen. Nach 10 Monaten der Schwanger-
schaft wurde ein Sohn geboren , den , als mit allen Zeichen der
Schönheit begabt, die Grosseltern bei sich aufzogen. Als er,
herangewachsen, im Alter von sieben Jahren, von den Kindern
des Dorfes im Spiele der vaterlose Sohn gescholten wurde, be-
fragte er, darüber erzürnt, seine Mutter, die ihm gestand, dass sie
keine andere Ursache ihrer Schwangerschaft wüsste, als Wasser,
das sie einst aus einem Stein im Walde getrunken, und das etwas
uriuös gerochen habe. Um nicht im Dorfe verlacht zu werden,
zog der Knabe, trotz seiner Mutter und Grossletern Bitten, in die
Fremde, um seinen Vater zu suchen, und traf im Walde den Ere-
miten, der aus der Erzählung seines Ursprungs den Zusammen-
hang ahnend, ihm anbot, in seiner Einsiedelei zubleiben, um
die Sinlaprasat (magische Wissenschaften) zu erlernen.
Ab der Eremit zum Abscheiden nach dem Walde Himaphan ent-
schlossen war, gab er seinem Schüler ein wunderbares Stück Eisen,
süss an Geschmack, das seinen Körper gegen alle Waffen unver-
wundbarmachen und Giften ihre tödtliche Wirkung nehmen würde.
Allein im Walde zurückbleibend, richtete der Jüngling einen
Gurten ein, wo er (Khao Fot) Mais und (Khao Fang) Hügelreis
*) Nach dem zur Secte der Yazdanier (Göttlichen) gehörenden Mobed
Sariish berichten (im Dabistan) die Lehrer dos Behdin-Glaubens, dassZardu8cht*fl
Vater von der Milch einer mit getrockneten Blättern ernährten Kuh genoss und
ihren Einfluss seiner Frau Dughduyah niittheilend , dadurch das Empf^gniss
seines heiligen Sohnes bowirlcte.
454 Kambodia.
zog, um CK in der »Studt Tom zu verkaufen. Eines Tiiges, als er
während der Arbeit das Einen auf die Erde gelegt hatte, kam eine
Krähe, die in fernen Landen Melonen gegessen und sass auf dem
EisenstUck , ihre Exeremcnte dort zurücklassend. In ihnen fand
der Gärtner einige Melonensamen, die er pflanzte und daraus
80 sUsse Früchte zog , dass er überall unter dem Namen Burut
tcngvan (der Mann der sUssen Melonen) bekannt war. Als
eines Tages der König im Walde lu8t>vandelte und seine Beglei-
ter fUr ihn Frucht« sammelten , schmeckten ihm diese Melonen
so wohl, dass er dem Gärtner befahl, alle Früchte auf die kö-
nigliche Tafel zu liefern und keine zu verkaufen. Als einst die
Kuh eines Nachbarn in die Umzäunung einbrach und von den
Melonen frass , konnte sie der Gärtner nicht wegscheachen und
nahm zuletzt ärgerlich sein Stück Eisen , um es nach ihr zu wer-
fen. Aber das Eisen drang direct durch den Körper hindurch, so
dass die Kuh toilt niederfiel. Der Hirte verklagte ihn, auf seine
Kuh geschossen zu haben; da aber der Gärtner darauf bestand,
nur mit einem Eisenstück, des Königs Eigenthum zu vertheidi-
gen , geworfen zu haben , so bewunderten die Richter die Wun-
derkraft dieses Eisens, und der König Hess daraus eine Lanzen-
spitze schmieden , die dem Gärtner übergeben wurde , um damit
den Garten zu hüten. Einst wünschte sich der König persön-
lich zu überzeugen , ob über seine Melonen gute Wacht gehalten
würde und kroch verkleidet durch die Hecken in den Garten
hinein. Der Gärtner aber, der ihn für einen Dieb hielt, .schlug
ihn mit der I^inze auf den Bauch, so dass erstarb.
Als die Edelleute am nächsten Morgen den König suchten, fan-
den sie seine I^eiche in dem Garten , und von Burut tengvan den
Zusammenhang hörend , versuchten sie , da Niemand von könig-
licher Abkunft übrig war, das Augurium des Thron -Wagens,
der auf die Wohnung des Gärtners zufuhr, der dann unter dem
Titel Phni Chao Surijophon gekrönt wurde. Kne ganz ähnliche
Erzählung von einem in einem Melonengarten getödteten Kö-
nige findet sich in den birmanischen Gesetzen Manu's (von Ri-
chanlson übersetzt). Die Nachkommen des Königs Surijophon
regierten in Inthapat Xakhon bis zur Zeit des Phra Chao Borommar
Die Chroniken Inthapatabiiri'8. 455
niphanthaboth , und der wunderbare Speer existirt noch heute.
Das von den Brahnianen in Udong bewahrte Schwert des Kö-
nigs (Phra Khan) soll aus einem Eisen verfertigt sein, dessen
Wunderkraft in derselben Weise durch Tödten einer Kuh ent-
deckt wurde.
Zeuß;uisse der Ncbeiiläuder.
Die Kaiiihudier und mit ihnen ihre siamesidchen Schüler
sind stolz darauf, dass ihre Namen schon von den heiligen Lippen
Buddha*s ausgesprochen wurden: Yavana-munda uudKambodja-
munda (kahlkö))fige Yavana und Kambodja) in gana mayura-
vyansika, und sie würden wahrscheinlich auch sämmtliehe Er-
wähnungen der Kambodjas in den Epen auf sich beziehen, wie
alle die indochinesischen Nationen keine Abneigung haben, die
vertriebenen Kschatryas Manuls bei sich aufzunehmen. Als zu
Sudra's degradirte Kschatryas werden genannt die Paundrakas,
Odras, Dravidas, Kambodjas, Yavanas, Sacas, Paradas, Pahlavas,
Tschinas, Kiratas, Daratas und Khayas. Troyer lindet die letztem
in den Casiri (Ab Attacoris gentes Phruri et Tochari et jam
Indorum Casirij und Cesi des Plinius, und Wilford erklärt den
Kaukasus als Khai^agiri oder Gebirge der Kliayas. Im Mudra-
rakshasa fuhrt Tschaudraguptas im BUndniss mit dem Berg-
könig (Parvate^'vara) ein Heer von Bergbewohnern, ^^akas, Ya-
vanas, Kambojas und Persern gegen Pataliputra. In der Inschrift
von Kapur-di-Giri rechnet der König die ciw Kabul loealisirteu)
Kamboja zu seinen Besitzungen, undRaghu, nachdem er den
»Sindh passirt hat, erobert das Land der Kamboj. Die Kafirs
werden Kamoze oder Kamboja genannt (nach Elphinstone). Die
Chinesen kennen seit den ersten Han das Land Kam-Kui , süd-
östlich von dem Königreiche der Zwerge , wo in langen Nächten
Perlen funkelten , und die Provinz Kham steht bei den Tibetern
in besonderer Achtung, da dort ihre heiligen Bücher, von dem
Zeugnisse der Nehenlander. 457
Cfaubilghan des Teufels verfolgt, eine Zuflucht fanden. Die
nomadisirenden Schafhirten der Kampas oder Khampa, die weit
über das östliche Tibet verbreitet sind, geben sich zu Gaukeleien
und Maskeraden her, aber in Sikkhim ist die königliche Familie
vom Stamme der Kampa. In der chinesischen Geschichte der Tang
wird Kam als die Bezeichnung der Kirgisen am Jenisei fUr Zauberer
(Schamane) erwähnt. Im Dronaparva werden die Narayanas,
als Kuhhirten, zusammen mit den Kambojas von Karna besiegt.
Wie im Mahawanso wird in den birmaYiischen Chroniken Kam*
bauza mit Arimandana(Arya-mandala'*) oder Aryavarta) zusammen
genannt. Als Kam - boza - tein (argyra chora) sich noch nicht
über seine Berge ausgedehnt hatte, gehörte dem Lande des öst-
*) Meiiu umzieht da^ Keich der Ehrwürdigen in Indien als Arya.varta.
Nach Strabo en«treckte sich Ariana «wischen Medien ,und Persien auf der einen
und Bokhara auf der andern Seite. Denys de Sainos (cito par Ktienne de Hy-
zanze) nomine les Kaspiroi avec leä UQitirot (Arienoi*) , qui sont les meines que
les Arii , 4ont les demeures sont placöes par Pline aux dernieri» limitee occidün-
tales de l'Inde , determinees par hi rivi6re de Kophenes , parmi le« quatre satra-
pies orientales do la Perse (s. Troyer). Nach Nonnus werden gegen Bacchus
die wilden Stämme der Xonthi und die schlachtfertigeu Arieni bewaffnet, sowie
die Zaori, die Jori und die Kaspirier. Ptolemäus setist die Stadt Ariaka in
Marj^iana (in die Nähe des Oxns) und die Landschaft Ariake in Indien. Tagara
in Uifiaxf] (zwischen GU)davery und Kistna) war Hauptstadt de« Siropolemios
{ßaaiktior Zioionoktaiovy Die Landschaft Aria (Haroiu bei den Persern)
wurde (nach P^oiemäus) durch den Flusa Areias bewässert. Nach Herodot
führten die Meder den Namen Arier. Plinius kennt einen seythischen Volks-
Btaniiu Ariakao. Isidoms rechnet die Landschaft Anabon als zu Aria ge-
hörig. Die Stadt 'Jkt^ayd{)(iu i) iy *AQioig wird in der Anlage dem
Alexander M. zugeschrieben. Die Provinz Aria (im westlichen Chorasan) war
(nach Arrian) vom Flnsse Anns benannt. Herodot lässt die Arier (in Aria) mit
So^diem, Chorasmiem und Parthern eine Satrapie der Perser bilden. Hesy-
chius nennt die Arier ein persisches Volk. Nach -Diodor wurde Zathrauptes
durch Eingebungen eines guten Geistes der religiöse Qesetzgeber der Arianer
(Arimaspi). Plintns setzt Ariana in die Nähe des Indus. Nach Mela grenzte
Ariene südlich an Aria. Wie Wahl bemerkt , bezeichnet Eriene oder Iran die
ebenen Länder,, im Gejrensatz zu den nördlichen Gebirgsketten vonTnran (Tau-
ms). In der Nähe der Arimi (in Cilicien) fand sich die Lagerstätte des Typhon.
Orpheus nennt im Argohaotenzuge das Volk der Arimasthae am mäotischen See.
Die Arispae wohnten an derConäuenz desAkesinas und Uydaspes. DieAriaspae
von Drangiana (in S(?ge8tan) wurden von Kyros, den sie auf einem Feldzuge durcU
458 Kambodia.
liehen Khom der Name (^'lampa oder DBchaniiWy der, immer
weiter verdrängt, zuletzt nur auf einen schmalen KUstenstreifen
beschränkt blieb , aber in den Niederungen Bengalens lange als
künigliche Eesidenz glänzte. Von Shambala (Champala) oder
Bdehbyung (der Ueimath des Glückes) stammte das Beligions-
system der Kala-Chakra, das, im 10. Jahrhundert in Central-
indien eingeführt, durch den gelehi-ten Puton mit Padma Carpo
zur Geltung gebracht wurde. Nach Pallas blicke^ die Mongolen
nach einen> von Enetkäk oder Indien verschiedenen Lande des
Südens, in dessen seligen Gefilden sie ihre Wiedergeburt ersehnen.
Bei Erwähnung der Kambodier und Javanas in den
Sutras wird es als charakteristisches Zeichen der Ra^e an-
geführt, dass unter ihnen keine Kasten bestünden, und so wird
es auch im Volke von dein alten Khamen gesagt, dass eine
Gleichheit in Geschlecht und Ursprung unter ihnen gewesen
(Xat sakuhn saniö kan) , dass sie weder Hohe noch Niedrige
(mai sung, mai tam) gekannt hätten. Sie waren unter zwei
Lebensmittol untorstütst hatten, mit einem Ehrentitel belohnt, den die Griechen
EviQ/trai äberdctzten. Nach Eratosthenes war Ariana eine atlgemehie Be-
nennung für den Länderstrich , der südlich vom indischen Meer, östlich vom
Indus, nördlich vom Paropamisos und den zn den kaspischen Pforten hinlaafendea
Gebirfcen , westlich durch die Qebirgshöhen , die , von den kaspiachen Pforten
südlich gehend, Medien, Parätakene und Persis und Parthien und Karmanien
scheiden , begrenzt wird ; doch setzt Strabo hinzu , dass der Name Ariaaa auch
auf Persien und Medien nebst Baktrien (das ApoUodorus die Zierde Ariana'z nannte)
und 8ogdiana ausgedehnt werde. Die Arii (Araohoti, Ariaspae, Arabies, Aribes)
bildeten eine Abtheilung der Ariani oder Iranier. Ana im weitem Umfange (mit
dem Land der Gedrosi , Arachotae und Paropamisadae hinzugerechnet) bildete
Ariana (s. Kannegiesser). AU Grund der weiten Ausdehnung des Namens Ariana
giebt Strabo an, dass Medi^r, Perser, Baktrianer und Sogdianer mit geringer Ab-
weichung dieselbe Sprache redeten. Der Sassanide Artaxerzes nennt sich den
König der Arier und Anarier , ein Titel , den auch die armenische Geschichte
mehrfach in den persischen Proclamationen erwähnt. Der geistliche Titel der
Vollkommenen , als Aryah , wird im Tibetischen durch Feindebesieger erkl&rt.
Nach Panini war die einfachere Form Ürja eigentlich der Beiname der dritten
Kaste ( Yai^as) , die vriddhirte (verstärkte) Form ärja dagegen Bezeichnung der
ersten Kaste (der Brahmanen) von der Wurzel arh , als der VcrehmngBwQrdigen
(s. Benfey). Die Arya sind in die vier Megga eingetreten.
Zeugnisse der Nebenländer. 459
•
Namen bekannt, die, obwohl in gewisser Beziehung im Gegen-
satz , auf dasselbe hinauskommen , da sie auf Alle gleichmässig
angewandt wurden. Tbeils bezeichnete man sie als die Khamen
edler Abkunft (Khamen phudi im Siamesischen oder Khamen
nak scheab im Kambodischen) , theils als abhängige Khamen
(Khamen myang kUn im Siamesischen oder Khamen channok sok
im Kambodischen). Alwis citirt (aus derMajjhima Nikaya) Gau-
tama's Frage : Assalayana, what thinkest thou of this? Hast thou
not heard, that in Yona and Kamboja and in other foreign coun-
tries , - there are various Ayyas (superiors) and Dasas (inferiors),
that superiors become inferiors and inferiors superiors? Die alte
Ra^e der Khamen wird als verschwunden betrachtet, doch im
Gegensatz zu den Nak nea (kleinem Volk) der Aussenposten,
legen sich die jetzigen Khamen den Titel Khamen jai oder Kha-
men tom (grosse Khamen) bei. Kam bezeichnet als Dorf die
Ansässigen den Nomaden gegenüber.
Die Angaben des chinesischen Gesandten, der 1295 p. df
.Kambodia besuchte , sind noch so deutlich in den Üeberresten
der von ihm beschriebenen Monumente zu erkennen , dass auch
seine übrigen Mittheilungen allen Glauben verdienen werden.
Ausser mit China stand Kambodia auch mit Java in inniger
Verbindung und auf dieser Insel waren den in Ardi Kasuma's
Gefolge nach Mendang Kamulon gekommenen Steinhauern und
Erzgiessem (663 p.d.) neue Colonieen von Künstlern und Hand-
werkern durch Ami Luhur (896 p. d.) hinzugefügt. Wie die
Ruinen in der Provinz Battabong zeigen , scheinen die Könige
Kambodia*s bis in ziemlich späte Zeit fortgefahren zu haben , in
Stein zu bauen, aber die mit der Schnitzperiode Boribun's gleich-
zeitigen Sculpturen tragen nicht den Stempel der Vollendung,
der in den älteren Werken an die aus dem Norden gekommefien
Architekten*) Mahabalibura*s erinnert, die nach der Ausführung
*) Nach Strabo hat Homer seine Cyklopen von den (durch Aristeas be-
sungenen) Ariinaspen entlehnt , die Uerodot als einäugig erklart. Ihrer Kunst-
fertigkeit wurde die Erbauung argivischer Mauern, wie der Ringmauer von
Mykene, zugeschrieben, und Grotefend hält sie für indische Verehrer 8iva's,
dessen Sohnitzbild noch von Pausanias auf der argivischen Burg , als Larissa,
460 Kambodia.
der begouuenen Arbeit versehwanden und vielleicht aus Taxa-
^ila*), der Stadt der Steinmetzen, stammten. \je pays**) Tak- .
8chaähila, de la roehe du serpent ou de Tartiste, ce pays qui est
le Taxila de^ Grees, a re^u son nom d'un serpent Takschaka***)
et d'uue raf;ede pontifeschthonienn, qui y instita^rent le sacrifice
(F]okhau8). ApoUonius, bei seinem Besuche des Philosophen-
KOnigrs, der Weisheit ttber KOnigswUrde setzte, sab in dem
Tempel Taxila*s die Schlachten zwischen Porus und Alexander
dargestellt. Namen griechischer Architekten, wie Xenagoras,
sind auf den Inschriften der dekkhanischen Felsentempel gelesen.
Aus griechischem Einfluss auf die indische Baukunst bestimmt
Cunningham die arische Säulenstellung der kaschmirischen
Tempel. Die Peutinger'schen Tafeln zeigen ein templum AugnsH
in der Nähe von Muziris an der Malabarkilste. Die Fernwirkung
der westlichen Astronomie wiederholt sich in dem Namen Hora
für die kr»niglicheu Astrologen. Die Horai standen den vier
Jahreszeiten vor, weshalb sie von Homer die Thttrwächter des
Himmels genannt werden und so zur Verfertigung der Ralendec
geschickt waren.
Eine religiöse Legende schreibt die kambodischen Monu-
mente dem Dhamiaghosa zu, der auf seiner Reise von Malabar
an der Küste gelandet, und Ceylon kennt Kaiinga t) als das
heilige Land, von wo es die geweihte Reliquie des Zahns empfing.
gesehen sei. Nach Ovid wurden die Cyklopen oder Kekropen aaf der Insel
Pitti'kasa in s:ei<chwftnzte Affen verwandelt.
*) Biii'trian wriling or YaTanani-lipi iiinj«t have been freely current atTaiite
(». Thomas). Die für Pnli gehaltonen Inschriften in Ka>*hkar werden Yanani
{iTiMiannt und den Griechen zugeschrieben.
V **) Les colonies commercinles de cette region de Taxila ftirent de toute
antiquite en rapport avec les cites de rOuttara-Konrn oo de la S^rique, oü noiu
rencontronä un sacerdoce de roeme natnre.
***) Kd depit de sc$ fonction*« primitifement sacrees, le Taksba (Trashtar <ni
Tn9chtnr> on Takshnka nppartient h la religion originelle dn dragoa ; les volcan»
Inl constifupnt ime forjre. il e<t le wrriteor de ce triple seipent, qai enrahit le
ciel et In terre et enveloppe Tatmosph^re.
t) lu den buddhl8ti:4chen Kfichtrm spielen die »päteni Köaige Kalinga'a als
abtrünnige Fürsten y die für ihren Verrath des wahren Glaabena bettraft werden.
ZeagnisBe der Nebenländer. 461
Der Einfluss, den Java auf das Festland ausgeübt hat, ist ver-
schieden von dem religiösen Ceylon's, mehr politischer Natur,
und hat besonders die profane Literatur bereichert durch die
Uebersetzung des Epos Inao und verschiedener Dramen. In der
siamesischen Hofsprache heisst eine Glasse Worte Kham Xava
(javanische Worte) und zeigt deutlich ihren Ursprung, wie auch
das vemaculare Alphabet der Siamesen sich näher an das Sanscrit
derKaviin-Form, als andasPali anschliesst. InKarobodia tragen
die Vomehmen, als Zeichen ihres adligen Ranges, hohe Strohhüte,
die, von Kaiapa eingeführt, in Siam nur bei Volksbelustigungen
benutzt werden, die ich aber in Java häufig unter den Eingebornen
bemerkte, in den Bildern des Palastes zu Java glaubte Mande-
vilie die Abenteuer des dänischen Kitters Ogier zu sehen , und
die von Ribadeneyra gehörte Sage nennt als Erbauer der kam-
bodischen Tempel denselben Alexander den Grossen, dessen
Nachkömmling, von den Malayen am Flusse Maladjou in Me-
nangkabo zum Könige erwählt, unter dem Titel Tri BawanallGO
p. d. Singapura gründete. Die Malayen sind ebenso adelsstoU^
wie die tahitischen Häuptlinge, deren Ausdauer und Erbitterung;
wenn sie über den Vorrang ihres Geschlechts disputiren, vor dem
nordischen Wettstreit zwischen Ottar und Agantyr nicht zurück-
steht.
VonKhmr verkürzt sichKhamen zu Khom (Kam oder Gama).
In der Van^a brahmana desSamaveda ein vedischerRischicKam-
boja Aupamanyava) ist genannt nach dem Volke der Kamboja,
dem auch der persische Kambyses (Kabujiya) seinen Namen ver«
dankt (s. Weber). Gleichfalls in Kashkar (wohin das ursprüngliche
Eriene verlegt wird) wohnten die Ketumalas , die (nach Wilford)
sich durch die Schönheit ihrer Frauen auszeichneten. Aus der
WeU König Dandaki auf den Einsiedler Kisawacha gespuckt hatte , wurde das
Land Kaiinga durch einen Regen schneidender Waffen zerstört , und unter König
Nalikcra , der die ihn zur Busse ermahnenden ßrahmanen aus Spott mit Koth-
gericbten tractirte, begrub ein tiefer Sandregen das ganze Land Kaiinga. Im
Dordsche tscliodpa spricht Tschomdande von seinem Martjrrerthnm unter einem
Könige von Kaiingka.
462 Kambodia.
Bemerkung Yaska's (in der Nirukta) folgert Roth, dass anter den,
den Arya gegenübergestellten Kanibojas die Sanseritgrammatik
Btudirt wurde, was den Dialekt des Pali bezeichnen mag, in dem
noch jetzt in Hinterindien die NongsU Khom (die kambodischen
liUcher) verfasst sind. Die ISiamesen bedieneb sich des Puli,
welches die Peguaner in ihrem Khom (oder »Sprache der Khomehts)
Maccatapasa nennen , sagt Kaenipfer. Im Mahabharata erobert
Pakasasani die Danvdas mit den Kanibojas und den Dasyus , die
in den nordöstlichen Gegenden wohnen, sowie auch die Be-
wohner der Wälder mit den Lohas, den Paramakanibojas und
den nördlichen Kishikas. Femer heisst es dort (nach Huir):
Saineya (Krishna's eharioteer) made the beautiful carth a mass
of mud with the flesh and blood of thousand Kambojas, Sakas,
Savaras(, Kiratas, Varvaras. The earth was covered with the
helmets and shayen or bearded heads of the Dasyas as with
birds bereft of their wiugs. In der Inschrift von Gimar heisst
Antiochus ein YonaKaja, wie Milinda in der Milindapprasna,
und der Mahawanso spricht von Alasadda oder Alasanda (mit
Alessandria identificirt) als der Hauptstadt des Jona -Landes.
Die indischen Astronofuen erkennen die Verdienste der
(iriechcn (Javanfis) an. Javana oder Janigyara, Jona, Javana-
charja ist eine ihrer Hauptautoritäten, und \Vhish erkennt wohl
mit Hecht in dem Souuendiener, der als Komaka bezeichnet und
Maja genannt wird, einen Magier (s. Benfey). Die von Bhatta
IJpala (der mit Indien das Land der Bhadraswas, der Kurus und
Ketumala zusammenstellt) erwähnte Yavana-pura (neben dem
Lande llomaka) wird von Kern für Alexandria gehalten. Auf
der au Javan geknüpften Völkertafel findet sich Tharshish oder
Tartessos, auf dessen Schiffen tropische Producte verführt wurden.
Der König, in dessen Lande derlltigel der von Apollonius besuchten
Sophoi lag, war von den Egyptern gegen die Griechen eingenom-
men, aber der EinflusSvder letztem zeigte sich neben dem (nach
Damascenus) griechisch geschriebenen Brief des Königs Porus
(20a.d.) in der von Aelian erwähnten Uebersetzung der Gedichte
Homer^s. Der Königstitcl Phraortc« bei Parthern und indischen
Scythen trennt den egyptischen Pharao vom brahmaniseheu Phra,
Zeugnisse der Nebenländer. 463
und der semitische Abu-Ram, der Erfinder der Sternkunde
nach Eupolemos, mit Brahma's Energie Sarasväti oder Sarai (Sarah)
vermählt y ist sowohl mit dem Rama des Suryarnn^a, wie mit
dem bieroglyphisehen Sonnengott zusammengestellt worden.
Nach B^mu6at ist Tonquin , nach Stanislas Julien ist Siaro
und nach Louis ist Kambodia mit dem Namen Funan (Phu-nam)
gemeint. In älterer Zeit war Kambodia von Funan abhängig,
bemerkt R^musat, und bei der Revolution, die Cochinchina und
die benachbarten Staaten von China trennte, wurden dort indische
Sitten und die Schrift der Brahmanen eingeführt. Als in Funan,
einer westlich von Siam gelegenen Insel, die mit Tientso im Ver-
kehr steht, die Königin Ye - Heu herrschte, langte dort zur See
ein Ausländer, Hoen-Hoei genannt, an, der, nachdem erdasl^nd
erobert hatte, Gesandte nach China schickte (227 p. d.). Unter
seinen Nachfolgern liess Fantschen seinen Verwandten Sou - we
eine Reise nach dem Flusse von Thientschou (Indien) unter-
nehmen (243) und die Erwiederung des Königs Meou - lun traf
mit chinesischen Beamten zusammen. Gesandte wurden durch
Telipomo geschickt (434), sowie durch Kia tschin jU tu ye pomo
(503). In den Dichtungen dringen unter Augustus die römischen
Legionen bis zur Besiegung der Gangariden an die Meeresküste
vor, und Virgil besingt, noch weiter greifend, die Weltherrschaft
des ewigen Rom.
Nach Wade, der für Bowring's Werk die chinesischen Auto-
ritäten consultirt hat, findet sich Siam zuerst in den Chroniken
der östlichen Tsin-Dynastie erwähnt (303 — 416), als ein Fu-nam
oder Funan genanntes Land. Nach den Chroniken der Lin
(584-622) heisst es auch Chiktu (Chihtu oder Chikdu) oder
Rothe Erde, und nach dem Tien-Hia Kuin Kwoh Liping Shuh
fuhrt es zugleich den Namen Polosha. Der unter den Tang
(620 — 900) als Chikdu genannte Staat wurde in 1jO-(o und Sien
(Tsim) getheilt, bis der letztere hinlängliche Macht gewann, um
den andern zu absorbiren, und das vereinigte Reich hiess dann
Sienlofo. The chronicles of theMing speak of the country by its
present Chinese name Sien Lo or Tsien Lo (Tsim Id). Les
Kambodjiens sont nomm<^s par les Chinois au XIII. siecle Khan
464 KamiMdüi.
pbou toche et psir lem ('hiimis aoruels TuDg pu Tschai, par les
Anuaniites Kaoiuen et par eux iiiL'iiie> Kammer ii^, Janeignv).
Im 'i. Jahrhunilert war CtLmhitze «Ohoii lap oder riiiem lap)
in z\v(;i Theile «retheilt, indem die Orang Ijiut von Cham lap
(Hler(ria tlinh an der KUiste wohnten, die <Jranjs:6unung inC*hieui
lap nach Xurden im Innern. Mnrini er/ählt die Mythe von Sau
Tiiih in den Ik^rg^'n, und Tai Tinh am Meere, die über die letzte
Prinzessin (My (.'iu> aus dem Oeschleeht lli Vuong in Streit ge-
riethen, von Tonquin, wo Au Co. die Schwiegertochter Kinh
douon^*s f Netten des Kaiser» Thau-nou). die eigeboreuen STihne
zur Welt brachte. Seit 606 p. d. wurden beide Theile unter
dem allgemeinen Namen Camboze oder Chiemlap vereinigt.
On triuive en recherehant Tetymologie du motBa-ria, que ce
pays, qui s'est appele C'o-Iue et f*han-lnp. a pu faire partie.
eomme le pretend le livre Tan-duong, du royaume de Ba-loi, qui
s'etendait au sudest dcpuis le ]Kirt de GiaoH*hi jusqii' k Xich*
tbo (Terre-Kouge). Ce royaume etait eonsiderable: il eomprenait
une grande Lle sur laquelle il y avait beaueoup de chevaux, et
qu* a eause de cela on appelait Ma-le. La eoutume du peuple
qui rhabitait etait percer les oreilles et {Kirter des ehaines en or
autour du cou ou des scins et de se draper une epaule an Heu de
p(»rtcr un habit. Dans le sud est le royaume deTu-nai.qui
apres la niort de remjtereur de diine Vinh-hui fut r^uni au Chan
lap. L'n autrc livre, le (*hau-van. change le caractere loi
en ria, ee qui teudrait ä prouver, que ee Baloi n^est autre ehose,
que lia-ria, lieisst es (bei Aubaret) im Trang-boi-due's Gia dinh
tliung chi (pays de üia dinh ou la hasse Coehinehine). Die sans-
eritisehen Kamboja sind für ihre Pferde berllhmt.
In dem Briefe eines eingeboi-enen Kambodiers, der aus dem
Courri er de Saigon in derUevue maritime et coloniale abgedruckt
ist, wird gesagt: Nous nous appelons Kmer eomrae notre pays.
LcsSiamois nous connaisseut sous le noni deKammen, les Anna-
mites sous celui de Kaonien , les Chinois nons d^signent par le
noni de Tang-po-cba , entin les Malais par celui de Cambodia;
c'est ce dernier noin qui a prevalu en Kuro|)e, puisque vous nous
appclez Canibogieus ou Cauibodgieus.
Zea^iase der Nebenlander. 465
Nach den Chinesen wurde die erste Gesandtschaft Kambo-
dia's, das, früher zu der Provinz Honan (Founan) gehörig, sich
bei dem Falle der Han unabhängig gemacht hatte, durch indischen
Einfluss veranlasst (616 — 617 p. d.) unter dem mit dem Reiche
Thsampan im Nordwest und Kuking verbündeten König Jishona-
sian-ai, Sohn des Ki to she na (KittasenaoderKitrascna), des Er-
oberers Siam's, der mit Linje und Thojonam Kriege führte, dagegen
mit Thsampan und Tchukiang (im Westen von Tchhe-kiu)
freundschaftliche Beziehungen unterhielt. Zur Zeit der Thang
wurde mit Piao und Thsampan gehandelt, dagegen mitHoan und
Kan-tho-youan Kriege geführt. Als die Siamesen 627 einen
Empörungsversuch machten, wurden sie durch König Shalijikirna
von Kambodia aufs Neue unterworfen. Nach der Theilung des
Reiches 707 in ein nördliches Küstenland und ein Binnenland
im Süden , bot der Vicekönig des ersteren , Pho-mi mit Namen,
freiwillig dem des letzteren , Titsung genannt, Tribut an (779),
und wurde das ganze Reich wieder vereinigt 780, unter Ertheilung
des Titels als Palastherr (Uparat). Nachdem 1128 ein chinesischer
Resident (Kiji) am kambodischen Hofe eingesetzt war, schickte
1220 ein einheimischer Herrscher, der den Thron bestiegen hatte,
Gesandte nach China. Der Name Kimiei, den Tchinla zuweilen
unter den Thang führt, wird mit den Kemoi zusammenhängen. Ho-
eitsong, König von Kambodia, schicktc{l 1 1 6) Gesandte nach (.1iina.
Tchinla est situö au sud-est de Lin-ye. A Toucst de Tchhe-
kiu est le pays deTschukiang(le fleuve rouge), le nom de famille
du roi est Tchha-li*), son nom propre est Tchi-to-sse-na. l)t>8
*) Lfn» rois de Finde sont de la famille i\on Ki-li-tclii. qii'on appelle aiissi
Tßn-li (Kchatrya!«), sa^t (bei Julien) Matouanlin. Cheli ist Kianj; Ilniig (Zodina-
lirara). In der Sprache der Loktai ist Tcheli der Name von Moang (Myung) Lnh
(einer Jener Laojstädte , ans denen die Krobererkönige nach Süden kamen) in
Papetatian, wo (nach Morrison) die beschwänzten Paphaiyao oder Yaodschung
für ein malayisches Volk gehalten werden , wahrend nach Matouanlin die ihnen
identischen Tanghiang sich von den Affen (deren tapferer Hanuman die Krieger
schQtxt) herleiten. Die Indier gehen vielfach ihren Königen , wie die Griechen
den Heroen einen himmlischen Vater, nnd indem die Söhne der Götter die Tochter
der Menschen beschliefen, wurden Riesen gcbon^n, die al-« Anak über die andern
firdenbewohner herrschten.
3«tii»ii. OtUtien. I. 30
466 Rambodin.
Ic teiiips de son aieul, le pays rtait dcvenu puissant, et Ti*lii-t«»-
sse-iia souniit tont le F<ni-nan a son autorite. A sa niort, suii fils
Yi-che-na-sian-tai suceeda. II deiiieure daus ime ville nommee
Yi-elie-na. Tons les trois jours le roi se rend h la salle d'aiidi-
enee et s'assied siir un lit orne de oinq especes d^aroniates et de
sept sortes de pierres prreieuses. Le pavillon ressemble ii un
petit palais siispendii, tont eclatant d'or. Chaque fois qiie le n»i
se niontre en public*, il se eouvre les relns d'une sorte de ceiu-
ture de toile de eoton, qui tonihe au dessous des reins jusqu'aux
janilies et il ]>ortc sur sa tr*te uue tiare enrichie de i>erles et de
pierres pm-ieuses. II a ji ses oreilles des pendaus d'or. II est
toujours habilh* de blaue. Sa cbaussure est ornee d'ivoire.
Quund les ofHciers paraissent devant le roi, ils touehcnt trois fois
la terre du front au bas des niarebes de son trone. Devant la
porte de la salle oü est le trone, il y a niille gardcs revetus de
euirasses, et annes de lanecs. Bei Lciehenbe^ängnissen wurde
lan<;e getrauert und setzten die Kinder für sieben Festtage
die Todtenkliigc fort. La parente s'assemble avec les pretres
de Fo, les pretresses et les religieux de Tao et reeonduisent
le niort en ehantant et en jouant des instrunients de niusique.
<)n brfile le corps sur un bfieher fait de toutes sortes des bois
aromatiques , et on eonserve les eendres dans une ume d'or et
d'argcnt. Quand Turne est reniplie, on la porte au milicu d*une
grandc rivierc. Bei Annen waren die Urnen aus Ziegelerde.
En approehant de la eapitale , on trouvc une niontagne nonimee
Ling-kio-po-plio (Linelii). II y a sur Ip soniniet un teniple, qui
est toujours garde jKir 5()()() honnnes de troupes. A Test de la
ville est un autrc teuiple de Tesprit nomine Pho-to-li, auquel
on saeritire des boninies. Gliaque ann^e le roi va dans ee teinple
faire lui-menie un saerifice humain, pendant la nuit. La trci-
zienic annee Tai-nieY (617), les gens de ce pays, cnvoyßrent un
tribut et des anibassadeurs. Wiedurebdie bicr und anderswo cr-
wäbnten Mcnscbenopfer für die Städte suchte man sieh auch gerne
für die Wobnungen scbützende Proteetoren zu vei*schafren, und von
einigen (liegenden wird er/ilblt, dass man selbst als GUste auf-
genommene Fremde für solchen Zweck tödtete. Doch blieb auch
Zeugnisse der KebenlSndor. 46?
die Gefahr, dass die zur Vcrtlieidigun^ Geopferten sicli in feind-
lichen Spuk verwandelten , wie das im Fundament von Detinez
(der Kindesstadt) eingemauerte Kind die Gegend durch seine
Plagen verheerte, bis nach Kji's Untergange der neue Garten
(Nowgorod) erbaut wurde.
Das bei den Chinesen Tchinla genannte Kanibodia führte
den Namen Kan pou tchi, unter welchem es auch in den heiligen
Blichern Tibet'» erwähnt wird. Die Tchanan gchcissene Provinz
leitete (13. Jahrhundert) zu der Stadt Kan-pau-tsin. Kambodia
hiess auch Nakhon oder mit verstellten Buchstaben Angcor, das
Königreich xr/t' i^oxtjv, und von seinen vier Provinzen warKorat
(Nakorrieh) die königliche. Als die kambodischen Könige sich in
die waldigen Ktlstengegenden zurückzogen und auf der Stelle des
durch Ueberreste noch angedeuteten Thinae, das (wie Sera von
Ptolemäos) von Arrian als Hauptstadt Sinae's*) genannt wird, ihre
Residenz Saigon gründeten, wurde ihr Königreich Tschan l.ip
(wahre Majestät) genannt und als sie (nach vielen Kriegen niitden
Siamesen) durch die über die Siem siegreichen Annamiten aus-
getrieben wurden , empfingen sie den Namen Khaomen (Khora).
Nach ihrer Besitznahme Saigons fanden die Cochinchinesen
beim Aufgraben des Fundamentes der 8iel>en Pagoden, die einst
zu Caimai standen , einen goldenen Buddha von alterthümlicher
Arbeit, auf einem Elephanten sitzend. Auf diesem künstlichen
l'eocallihügel war an dem Platz des königlichen Palastes der
heilige Baum gepflanzt. In der Geschichte Ayuthia's findet sieh
Sienlo als der chinesische Name Si.im's und (^honlap als Kam-
bodia's erwähnt (14. Jahrhundert). Es ist Römusafs Verdienst,
zuerst die chinesischen Nachrichten über Kambodia hervorge-
zogen zu haben. Nach Marco Polo wurde das wilde Königreich
von Lochac nur wenig besucht und bei Gaspar de Cruz heisst
Kambodia (I^vek) Loech. Im Mittelalter bezeichnet die siame-
sische Geschichte den König von Kambodia als Phaya Lavek.
Der Name Loi für die in den Bergen an der Mündung des
•) An die Beschreibung der leuchtenden Waldt^r Serica'« wurde ich oft er-
innert hei nächtlicher Ik)otfahrt in Siain , wc»uii «lie Fcueriliegen im rhythmischen
Tacte ihre Lichtconcerte spielten.
30*
468 Kambodia.
Mekliong wohnenden Wilden, wird wie Hoi, von den Cochin-
cbinesen auch verächtlich auf die Dschani übeiiragen.
Nach dem Tung van ki (Bericht von dein östlichen Ocean)
bildeten in alten Zeiten T^im undlx> zwei Königreiche, die später
unter dem Namen Tsim-lo (Siam) vereinigt wurden. Fuh ist
vorwiegend der Gegenstand der Verehrung. Die Gewänder des
Königs waren mit den Bildern Fuh's bemalt, und ass derselbe nur
aus goldenen Geßissen vergoldete Speisen , hatte also einen bes-
seren Magen, als Midas, der zu verhungern fürchtete. Kambodia
heisst Tung pochai bei den Chinesen.
Entre 713—741 le pays deTchin-la fut partagö en deux
(^tats, le Tchin-la d'eau et cclui de terre. I^e roi de Tchin-la de
terre ^tant mort, son parent vint a la cour. Nach Anderen fand
die Theilung im Jahre 707 statt. Der König des stldlichen
Küstenlandes, das mit Seen und Sümpfen gefüllt war, residirte
in der Stadt Pholo-ti-pa (Phra-Theva-mahanakhon). Das nörd-
liche Gebirgsland hiess auch Wen -tan (Viengchan) oder Pho-
leou. Le roi a le titrc de tsiei - khiu. Während der Ilegierung
Soutsoung's kam Phomi, der Vicekönig des Binnenlandes, an den
Hof (779). On ac^corda ji cc Pho - mi le grade de seeond Presi-
dent, inspecteur du palais, et on lui donna de plus le surnoni de
IMn-han, hote de l'empire. Entre 806 et 820 Ics habitans du
Tchin - la d'eau envoycrent payer le tribut (unt^r Hiantsoung).
Unter lloeitsoung (1116) wurde durch die Bewohner Tchinla's
Tribut geschickt. Le pays deTchin-la est aussi nomme Tchan-la.
II y a une tour de cuivre avec 24tourelles pareillement en cuivre
et 8 figures d'^lephant de mcmemötal, plac(l'S comme pour garder
les tours. Andere Tributsendungen kamen 1120, 1128 und 1200.
Dans les anm^s Khing-youan des Soung le roi de Tchin-la
subjugua la Cochinchine et la röunit a ses etats, et ü c^use de
cet cvcnement le nom du pays fut change en Tchan-la (Tchan-
tching ou C(»chinchinc). Sous les Youan, Tancien nom de
Tchin-la ((,)iem oder Dsiampa) fut rctabli. lütter bemerkt, dass
der Gebrauch, Hinterindien mit dem Namen Tschin oder China
(im Gegensatz zu Mahachin oder Grosschina) zu belegen, bis auf
Ptolcmäus zurückgeht, der die Hnll)insel und den Golf Tonquin's
Zeugnisse der Nebenländer. 469
mit den Sinae bevölkert. Zu Polo's und Conti'» Zeit hie88
Birma Ma<;in.
Unt^r den Ming scliickte (1371) Hou-eul-na, der König von
Tchin-la, eine Goßandtschaft , nachdem schon im vorigen Jahre
eine solche gekommen war. L'annc^e suivante , le premier jour
de l'an, on fit prösent au roi du calendrier imperial et de piöces
d'6tx)ffe de difförentes couleurB. Suivant l'histoire du monde, les
habitans, hommcB et femmes, nouent leurs cheveux et portent
des pendans d'oreilies. Le Traitö sur les barbares des lies dit,
que dans le Tchin-la il y a une ville de 70 li de tour. Le palais
contient trente apparteuiens, la plupart de magniiicence. Le roi
et les grands ijortent sur la tcte des ornemens d'or enrichis de
pierreries et souvent de Üeurs. II y a un proverbe, qui dit:
„Riebe comme le Tchin - la. " Die Figuren auf den Sculpturen
zeigen IJeberladung an jeder Art Schmuck, besonders bei den
schon erwähnten Frauengestalten der vom Himmel gestiegenen
Thephakanja. Einige derselben erscheinen in tanzender Stellung.
Die Bajaderen, bemerkt Perrin, nehmen den stolzen Titel Deva-
dassi und Devalliales (Dienerinnen der Gottheit oder göttlichen
Personen) an. Bei einigen Höfen h<aben die Priester, Kourou,
und die Devadassi allein das Recht, sieh dem Fürsten zu nahen
und neben ihm zu setzen. Weitere Sendungen, die als Tribut aus
Kambodin geschickt wurden, erw^ähnen die Chinesen aus den Jah*
ren 1373, 1379, 1380, 1383, 1386, 1387 (durch den König Thsan
liel phao pi sie kan phou tche), 1388, 1389, 1390, 1403, 1404
(durch deuKönigThsan liei pho phi ya), 1406, 1407, 1419, 142<s
1432, 1452. II y a dans le royaume une tour et un pont d'or.
Chaque annc^e le roi tient une assembl^c g<^n(^rale. On rc^unit
des singes, des paons, des tUephans blancs, des rliinoceros, dans
une maison de complaisance, nommöe l'ile des cent Tours. II y
a des hommes habileti dans Tastronomie. On nomme un lettre
Pan-ki, un pretre de Fo Thou-Kou (Ohau-Ka), uu Tao-sse Passe.
Leshabitans de ce pays le nomment Kan-phou-tchi (ou Kan-pho-
tche). On Ta encore nomm^ (1573 1619) Pou-se oriental. Die
Gelehrten oder Panki trugen auf der Stirn weisse Hüuder. Die-
jenigen, die sich dem weltlichen Leben widmeten, umwanden den
470 Kamboilin.
Hai» mit weiBseu Schnüren, die sie niemals ablegten. Die Auhän^r
Gautama's rasirten ihre Köpfe, trugen gelbe Kleider und bis zur
Schulter den rechten Arm nackt; die von niedrigen Graden
gingen barfuss. In ihren Tempeln fand sich nur eine aus Lehm
verfertigte Statue Buddha s, den sicPhukai nannten. Die Figuren
ßuddha's in den Toi)en waren aus Kupfer gegossen, wie sich
solche auch jetzt noch tinden, neben steinernen, hölzernen oder
aus Ziegeln aufgebauten. Der centrale Dom ist ein Octogonal,
welche Form auch in vielen der Kapellen wiederkehrt Nach
den Buddhisten entsteht alle Gestalt in der Form des Achtfachen,
als der vier Elemente (Erde, Wasser, Feuer, Wind) und ihrer
vier Qualitäten (Gefühl, Geruch, Geschmack, Gesiebt). Der
Sivait bemerkt in seiner Controverse (s. Graul), als Ansieht der
Buddhisten: Wie innerhalb des arzneiliclien Oeles die arznei-
liche Kraft haust, so verborgener Weise die Acht als feines Ele-
ment innerhalb des Groben. Die buddhistischen Lehrer wurden in
Sänften getragen und gebrauchten Sonnenschirme von rnlmblät-
tern. Sie wurden von tlem Könige geehrt und von ihm bei wichtigen
Angelegenheiten um Kath befragt. Die dritte Keligion oder
Secte war xlie der Passe , die sich wie das V'olk kleideten, nur
dass sie rothe oder weisse Kopfbänder trugen. Die Passe wollten
mit Ausländern zusammen keine Mahlzeiten halten ; auch Hessen
sie sich nicht von Einheimischen dabei beobachten. Sic ent^
hielten sich des Genusses von berauschenden Getränken. Ihre
Kinder sandten sie in die Schulen der Buddhisten. Ausser
den Buddhisten und den Passe fanden sich in Kambodia im An-
fange des siebenten Jahrhunderts auch Anhänger der Lehre des
I^iotseu (Taosse). Mitunter wurden die Leichen nicht verbrannt,
sondern nach den Gebirgen getragen, um dort von den wilden
Thieren gefressen zu werden. Im Mittelalter herrschte (nach
Purchas) die Wittwenverbrennung in Kamboiya (wie in Bali noch
jetzt) und bemerkt er zugleich: When the King dieth, hiswomen
are burned and bis nobles doe voluntarily sacrifice themselves
in the same tire.
Der chinesische Gesandte erzählt weiter von den Kambo-
dieru, dass sie, um die Unheil bringenden Pestwinde abzuwehren,
Zeug^uitisc der Nebenirmdcr. 471
in den heissen Soiumermonaten vor den westlicbeu Thoren der
Städte Ochsen und weisse Lümnier geopfert. InBirnia spricht man
von einem pestilenziulischen Winde, Svekkhyapadaleh genannt,
der Lähmungen verursachen soll. Das kanibodischeHeer bestand
besonders aus Reiterei, mit Lanzen und Schilden bewaftneti
neben den Kriegselephanten. Die vornehmsten Beamten be-
sassen das Vorrecht, Tragsessel zu benutzen und über sich vier
Sonnenschirme halten zu lassen. Diese Sonnenschirme waren
aus rotheniTaffet verfertigt und mit zur Erde herabfallenden Bän-
dern versehen, durch goldene Griffe verziert. Den Beamten
zweiten Ranges gebührten nur drei, denen des dritten Ranges nur
zwei und denen des vierten Ranges nur ein Sonnenschirm. An
den Sonnenschirmen der Beamten fünften Rnnges durfte der Griff*
nicht mit Gold geschmückt sein. DieSdaven in Kambodia kamen
aus einem wilden Stamme, der in den Gebirgen (wie noch jetzt die
Kha) sich aufhielt. Die entlaufenen und wieder eingefangeuen
Sclaven wurden mit einem blauen Zeichen im Gesicht gebrand-
markt oder ihnen ein Ring um den Hals oder um den Arm befestigt.
Sie wurden aus Verachtung Thung oder Hunde genannt. Die
untersten Klassen im Sanscrit heissen zum Schimpf Hunds-
kochende ((^-vapaka), wobei Benfey an die bei Herodot erwähnten
Hundsköpfe (Kalystrioi; des Ktesias erinnert, und in den osseti-
schen Sagen heissen die den Bastidon (Wolga) überschreitenden
Nomaden Kuitsechchen oderHundsmäuler, weil sie rohes Fleisch
frassen.
Wade hat die geographischen Werke der Chinesen für fol-
gende Zusammenstellung ausgezogen: Die Chronik der östlichen
Tsiu - Dynastie (a. d. 303—416) ist es, in welcher zuerst auf
Siam hingewiesen wird, als auf ein l^and Namens Funan oder
Funam, welches in einer grossen Bucht lag, ungefähr tausend
Meilen westlich von Lin, d.h. der Stadt eines Districts, der unter
den Han Siang Lin „Elephanten- Wald", welcher im jetzigen
Anam gewesen sein muss, hiess (dann aber im damaligen
Ciamba). Nach der Chronik desLiang(r)3r) - 552) liegt es ebenso
weit südwestlich von Liu, und doppelt so weit südlich von der
Trovinz Jihnan oder Yatnam (Anam). lu der Chronik der Lin
472 Karobodia.
(584— G22) wird mige^cben, d«*i8S Funara auch Cliih tu (Cliik-tu
odcrChikdu), KotheErde, lieisüc und da«8 man dc88cn Hauptstadt
in hundert Tagen zu Schiflc erreiche. Die „zerstreuten Bemer-
kungen" u. s. w. führen an, dass es auch Polosha hiess und dass
unter derRegierungTanie'8(608 — f>21) aus derSui-Dynastie, ein
Beamter des Ministeriums eine F.ahrt nach Siam machte. Es wird
nichts weiter darüber in der Chronik erwähnt bis zu den Zeiten
derYuen, der mongolischen Dynastie (1281 — 136(5). Unter dem
zweiten Herrscher aus dieser Dynastie wurde dem Kaiser von
China Tribut geschickt, und war das begleitende Document mit
goldenen Buchst<'iben (wahrscheinlich auf Seide) geschrieben.
Die Öiamesen hatten lange mit den Mahiyen oder Maliurh Krieg
geführt, aber beide Nationen legten ihren Streit bei und unter-
warfen sich China. Die Chroniken der Ming sprechen über das
Land unter seinem jetzigen chinesischen Namen, Sien I^, oder
Tsien Lo, oder auf Cantonisch , Tsim I^o. Der Name Siam ist
ohne Zweifel in dei ersten Sylbe wiederzuerkennen ; das Vor-
handensein des zweiten erklärt sich gleichfalls. Es liegt, nach
derselben Autorität, südwestlich von der (Cochinchina-) Kette und
kann bei günstigem Winde in zehn Tagen von China aus erreicht
werden. Das den Tang (620—900) bekannte Land, und Sin,
wie Chikdu, wurde später in Lofo und Sien (oder Tsim) einge-
theilt, und nachdem das letztere mächtig genug geworden war,
um das frühere in sich aufzunehmen, wurde der verschmolzene
Staat Sien Lofo genannt. Sien (sagen die „Bemerkungen") war
weniger fruchtbar als Lofo, und bezog seine Vorrilthe iProduete)
aus diesem.
Seit der cochinchinesischen Eroberung und der Vernichtung
der einheimischen Literatur ist die geographische Nomendatur
für geschichtliche Forschungen etwas verwirrt worden, zumal
schon früher die dortigen Siem häufig mit denSiamesen derTbay
verwechselt wurden.
Die Dsiampa.
Da» Königreich Dsiampn, das jetzt die Provinzen Binli tliou-
ang (friedliche IJebereinkmift) und Binh dinli (friedliche Anord-
nung) bildet, hiesH bei den Cochinchinesen Nuoc thuan thieng
(virtute diabolica in^ignis locus), oder das Königreich des himm-
lischen Vertrages. De definiendo terrae fjamf situ niiror omnes,
qui hucusque de ea re seripserunt, quantuni scio, desperasse.
Est Camba regni Anamici provincia australiscGildenieister). Der
Staat der Dsiampa oder Dsehani ging zu (rrunde, weil der König
seine eigene Tochter heirathete. Nach Marco P(do niusste jedes
Mädchen des Landes erst dem Könige vorgestellt werden.
Naosavan*) (der himmlische Insio oder JUngling), der erste
König derDscham, erfand die Buchstaben, die während des Budd-
hismus allgemein, und noch jetzt in den profanen Bitchern ge-
braucht werden. Die von mir in Kambodia getroffenen Colo-
nisten erzählten, sie hätten ihre religiösen Bücher von Langka
erhalten (nicht von China, wie die Tonquinesen) , wurden aber
später zum Islam bekehrt durch Patenta-Ali (den Schwieger-
sohn Mohammed's und Vater von Hussein oder Hossain), der
bei seinem Tode verschwand. Von <len vier Schülern Moham-
med's (Bukur, Busmargh, Asaman und Patenta-Ali) empfingen
die Tschwea (kek) ihren Unterricht durch Bukur (Abu Bekr).
Naosavan war, wie alle übrigen Könige der Erde, bei der Geburt
des Nabi Mahamed nach Mekka gegangen (wie Perumallu, Raja
•) Im Siame«^i^clu•n findet «rh eine auf orientalische Fas-nnji: deutende Er-
zähliinf^samuilunjf , die auf zwölf (sibäonjir) Ecken (lien) vom Sarkophage eines
Naosavan genannten Königs gefunden und deshalb Sibsonglieii genannt wird.
472 Kambodia.
(584—022) wird an^ofjrelHMi, duss Funaiu auch Clilh tu (Chik-tu
oderChikdu), KothcKrde, lieisse und dans luan dessen Hauptstaidt
in hundert Tajcen zu Sehiflc erreiclie. Die „zerstreuten Bemer-
kungen** u. s. w. führen an, dass es auch Poloslia hiess und dass
unter der Regierung Tanie'sl 008— (521) aus derSui-Dynastie, ein
Beamter des Ministeriums eine Fahrt naeh Siam maehte. Es wird
nichts weiter darüber in der Chronik erwähnt bis zu den Zeiten
derVuen, der mongolisehen Dynastie (1281 — 1360). Unter dem
zweiten Herrscher aus dieser Dynastie wurde dem Kaiser von
China Tribut geschickt, und war das begleitende Documeut mit
goldenen Buchstaben (wahrscheinlich auf Seide) geschrieben.
Die Öiamesen hatten lange mit den Malayen oder Maliurh Krieg
geführt, aber beide Nationen legten ihren Streit bei und unter-
warfen sich C-hina. Die Chroniken der Ming sprechen über das
Lan<l unter seinem jetzigen chinesischen Namen, Sien LiO, oder
Tsien Lo, oder auf Cantonisch , Tsim Lo. Der Name Siam ist
ohne Zweifel in dei ersten Sylbe wiederzuerkennen ; das Vor-
handensein des zweiten erklärt sich gleichfalls. Es liegt» nach
derselben Autorität, südwestlich von der (Cochinchina-) Kette und
kann bei günstigem Winde in zehn Tagen von China aus erreicht
werden. Das den Tang (620 — 900) bekannte Land, und Sin,
wie Chikdu, wurde später in Lofo und Sien (o<ler Tsim) einge-
theilt, und nachdem das letztere mächtig genug geworden war,
um das frühere in sich aufzunehmen, wurde der verschmolzene
Staat Sien Lofo genannt. Sien (sagen die „Bemerkungen") war
weniger fruchtbar als Lofo, und bezog seine Vorräthe tProducte)
aus diesem.
Seit der cochinchinesischen Eroberung und der Vernichtung
der einheimischen Literatur ist die geographische Nonienclatur
für geschichtliche Forschungen etwas verwirrt worden, zumal
schon früher die dortigen Siem häufig mit denSiamesen derThay
verwechselt wurden.
Die Dsiampa.
Da» Königreich Dsiainpa, das jetzt die Provinzen Binli tlioii-
ang (friedliche Uebcreinkuiift) und Binh dinh (friedliche Anord-
nung) bildet, hicsM bei den Cochiuchinesen Nuoc thuan thieng
(virtute diabolica innignis locus), oder das Königreich des himm-
li8chen Vertrages. De detiniendo t<»rrae (^'amf situ niiror omncs,
qui hucusque de ea re scripserunt, quantum seio, desperasse.
Est Oamba regni Anamici provincia australis(Gildenieister). Der
Staat der Dsiampa oder Dschani ging zu Grunde, weil der König
seine eigene Tochter heirathete. Nach Marco Polo nuisste jedes
Mädchen des Landes erst dem Könige vorgestellt werden.
Naosavan*) (der himmlische Inao oder Jlingling), der erste
König der Dscham, erfand die Buchstaben, die während des Budd-
hismus allgemein, und noch jetzt in den profanen BUchern ge-
braucht werden. Die von mir in Kambodia getroflfenen Colo-
nisten erzählten, sie hätten ihre religiösen Bücher von Langka
erhalten (nicht von China, wie die Tonquinesen) , wurden aber
später zum Islam bekehrt durch Patenta-Ali (den Schwieger-
sohn Mohammed's und Vater von Hussein oder Hossain), der
bei seinem Tode verschwand. Von den vier Schülern Moham-
med's (Bukur, Busmargh, Asaman und Patenta-Ali) empfingen
die Tschwea (kek) ihren Unterricht durch Bukur (Abu Bekr).
Naosavan war, wie alle übrigen K(jnige der P>de, bei der Geburt
des Nabi Mahamed nach Mekka gegangen (wie Perumallu, Raja
•) Im Siamo«iljJcli«'n findet «ich eine auf orientAliHeho FjiH^iing dciit«'nd<» Er-
sahliin^fiainmlans', die auf zwölf (sibsonjir) Ecken (lien) vom 8nrkophage eines
Naoda van genannten Könige gefunden and doslinlb SibsunglitMi genannt wird.
476 Kuibodia.
meiftti'DA auch mit den Küni^n 8iaiuV in freand«chsftliehen Ver-
liältDiü:*en , an deren Hofe z. B. n<x'h ein Prinz %*on D^iamin bei
Aer mohaniedaniriehen VerHchw&rung: gej|:en Faleo erwähnt wird.
Die Sevaru Malavu erzählen die Geitehichte eine# malavisehen
Kaufmann«», der nach der Kttf^te LHniampa*« auswandernd, dort
fipäter zum Fürsten erwählt wanl und für 8eine Verwandten
Hehii'kte. Nach der eoehinehinedisehen Ero)K*ning wurden die
letzten Ke^te der Dsiamim dun-b KOni^ Minjnianj in die Ber;^
fretriehen. Viele der liisiampa flüchteten, bei der Aufloifung
ilircH Kelchen, nach Kamlnidia, wo nie wegren »päterer Unruhea
aln Krießs^cftiiigene behandelt wurden. Eine auf der lns>el Kom-
tin «in der Nähe SmilNik'») angesiedelte Colonie wurde durch
Alienteurer, die sich für Abkömmlinge der königlichen Familie
ausgaben, zur Kni|H>rung angestachelt. Als die kambodische
Kcgierung den Aufstand unterdrückt hatte, flüchteten die Prinzen
nach (.*()chinchinn, das gemeine Volk aber wurde weggeführt und
erhielt lündereien längs der Flussufer zwischen Udong und Pa-
nomi)en angewiesen.
Nach Kotrier hatten die Cochinchinesen anfangs in ihren
Kriegen mit Timquin Hülfe von den Dscham erbeten (copias
auxiliares aNigris, regni Csiamim's incolis, expetunt) und hatten
diese später in ihren Streitigkeiten mit Kambodia unterstützt,
bis nach dein Tode des Königs sein Nachfolger das Btindniss
mit den (.'ochinchinesen abbrach. Qui interim adquiesc-entes,
elapso inducisirum tempore, soli bellum adversus Cambodianos
fclieibus adco arniis sunt prosecuti, ut hi, relictis adsitis man
provinciis, propinquos per montes ad Kegem -meditullium se
contiil Tint, »tque haec iima montium juga pro regni Oochinchi-
nensis liniitibus adsignarint. His ita comparatis, ad castigan-
dam Kegis Csiampac intidelitatem se cunvertunt, bellum foedi-
frago indiccntes, qui subito inimicorum adventu commotus ne
idem cum C'ambodianis fatum experiri cogatur, amiea utriniqae
factji compositione, terras mari eontenuinas Cochinehinensibus
cedit, contiguos sibi reservat montes, sedem suam principem
juxta eos collo<*at, angustis modo circumscriptus terminis, ae
miser Regis Coehinehinae tributarius. Nach Bissachöre flUlt die
Die Dsiampn. 477
Eroberung Dgiaropa's und des nördlichen Kambodia besonders
in die Re|?ierung8zeit des Königs Hien-Nquien-Vuong. Als dem
Könige von Coehinebina zinspfiiehtig werden aufgeführt: der
Fürst der Thiem , der einen Tribut an Elephanten , Wachs , Ka-
lambac und Elfenbein entrichtet, der von Kambodia und Dsiampa,
Schutzgeld bezahlend, und die Kamoj genannten Wilden, die
Wachs, Hetel u. s. w. einliefern. In Kambodia finden sich die
Colonieen der geflüchteten Dsiampa besonders in Battabong und
bei Lawek. Der von den Portugiesen aus Indien bezogene Name
Cochinchina's (gewöhnlich Kuang-nan genannt) soll aus Kue-
t»ehen tsching (das Königreich Tschen - tsching oder Dsiampa)
entstellt sein.
Die llaiiptstfidte der Nie(lcniii<rcn und die neuere Geschichte.
Für die spätere Gescliiclitc Kambodia's stehen mir zwei
Quellen zu Gebote. Die eine ist ein kurzes Künigsverzeicliniss
aus den Archiven , das ich im Schlosse Udoiig's anfertigte, die
andere eine siamesische Ucbersetzung der kambodischen Ge-
schichte von dem am Hofe zm Bangkok angestellten Dolmetscher,
die ich dort las und exccrpirte.
Die letztere beginnt folgendermassen :
Als der Heherrscher der Erde(PendinSonulct), der FUrsten-
herr und König (Somdet Phrachao) Boromniphanthaboth , der in
der krniigliclien Residenz im Jahre 12()8 der Mahasakkhanit oder
708 der Chunlosakkharat herrschte, im Cyclus des Hundes, Nak-
sathasami, dem lunaren'l^ige des blumigen M<mats, am Mittwoch,
S;na-sab, nacli den astronomischen Berechnungen, aus dem lieben
verschieden war im Jahre 1272 der Lusakkharat, im Cyclus des
m
Tigers, dem fünften der I^eriode, folgte ihm sein jtingercr Bruder
Phra-Si-Thau, der, nachdem er seines Vorgilngers Lciehcn-
bcgängniss gefeiert, unter dem Titel Phra Uiem für drei Monate
regierte und dann starb. Nachdem die Festlichkeiten des
Leiclienbegilngnisses abgehalten waren , bestieg sein Sohn Phra
Boromlamphongraxa den Thron. Unter ihm machte der König
von Siam , Plirachao Kamathibodi , einen Einfall und belagerte
(1274) die Residenz, nach deren Eroberung er an der Stelle des
gestorbenen Königs Lamphongraxa seinen Sohn unter dem lltel
Phrachao Basat einsetzte.
l^ie llatiptstatlte der Nicdcrunjrru u. die ticuero (iCHchicbte. 4?D
Die in Udoug durchgcHchcne Oeschiclite KnnilKxlia's begiunt
mit der HcrrHcliaft rhra Rorainmnnipliaiibot's, der von 12(54 bis
1 272 der Mahasakkharat in Naklion Vat rotierte , nennt seinen
N;u'hf()lger Plira Sithaen , den ntkhsten Boroninialonipongraxea
und erzählt dann in derselben Weise die Eroberung lüimathi-
bodi's.
Bei dem Tode des Königs ßasat (1277 M. S.) folgte sein jüngerer
Hruder Kliiinsongrat (oder Haos nach der kambodisohen Aus-
gabe) und dann (1279) sein Sohn Kadongbongpbisi (Cbao Kani-
bong]diisi) n(»ch im zarten Kindesalter. Einen Monat spätvr
kehrte König Kamathibodi aus 8iam zurück und trieb nlle die
Einwohner Kambodia*s mit sich fort, 90,000 der Gefangenen in
Ayiithia ansiedelnd.
Nachdem Kamathibodi das Land verlassen hatte, wurde Plira
Sri Surijavongraxah , ein Kambodier von Abkunft, in Nakhon
Tom oder Nakhon Luang auf den Thron gehoben, und ihm fidgte
(1288) sein Neftel^hraHoromiuarama, der in Nakhon Vat regierte.
Auf ihn folgte 1290 (nach dem Kambodischen) oder 1292 (nach dem
Siamesischen) sein jüngerer Hruder Phra Thammasokkharat in
Nakhon Tom, welche St^ult (1294) durch I,^hrachao Borommaraxa,
den König von Siam , belagert und nach sieben Monaten (1295)
erobert wurde. An der Stelle des gefalleneu Thammasokkharat
setzte der Sieger seinen Sohn Phaya Phrck unter dem Titel Phra In-
tharaxaein. Er wurde ermordet durch ausgesandte Emissäre Phaya
Jahfs, der sich dnnn des Thrones in der Uesidenzstadt Nakhon
Tom bemächtigte. Nachdem er 12 (11 ) Jahre regiert hatte, Hess
er seine Krönung mit dem feierlichen Ceremoniul des alten ller-
k(mimens begehen. „Ihm wurden Huldigungen geleistet, ihm
wurde Wasser gesprengt. Sie wuschen sein Haupt, sie gaben
ihm das Bild PhruNarai's und das Königsschwert in seine Hände,
sie übertrugen auf den göttlich befussten Fürsten den könig-
lichen Namen Phra Borommaraxathirat-Uamathibodi-Sisurijophan-
Thanmitraxa im Jahre ISOG.*" Fünf Jahre später verlegte er
seine Itesidenz nach der Stadt Panomphen, die erneuert und
verschönert wurde (1310 — IHll). Nach der kambodischen
Ausgabe hatte er vorher für einige Zeit in Basan regiert, die
480 KamUodik.
ttiHniGMisdic aber ecliwcigt darlllicr. Vielleicht wurde dieser
Wechsel durt-h die bciinridiigeudcn Einfölle der Juen vernnlassL
Die ('hincHixcheu Berichte (bei lieiiiutiat) crwühucn einer cbiue-
mtielien Ocüandti^ehaft, um den König Th>taD-lici-tiH;]iao-|ihiDg-ya,
S^uLn dem Künigs Th«an-lioi>ph(i-bi-ya , nach dem Tode seines
Viiter» KU krüiiun (1105). Dans Kich damaU viele Cbincsen im
Lande aurineltcn, beweist der ItcKuch einen chinettimchen Com-
uiirtaärs (ISS.'i), um die LcgitiinatioiiHimpierc der dort nn-
{;eiit edel teil Chiaesen zu exaininiren, und solche, deren Puküc
falsch erfuDden wunlen, nach China zurückzuschicken, tiie
waren als die T^eute der Itluinen (als Tschoung-Xoa oder die
Blumen des Mlttelreichee) bekannt. Aus dem 17- Jahrhundert
beisst CS im Oia dinh thung elii (bei Aubaret) rou llnnlan (Bien-
hoa): Ce poiut deviut dös lore trOs-commervHnt, et l'on y vit
venir des Chinuis, des Europecns, des Japonais*) et dex Malais,
chacun sur leurs navires. l^cs voutuniet> et hahitudes du grand
em|iire de Chine s'eniiilanti-rent wnsi dans le pays.
Nachdem der Kilnig 45 Jahre in Panumphen regiert hatte, ttbei^
gab er das Scepter seinem Sohne I'hra Ongkan-Narai-Kamatbi'
bodi , der aber schon im nüchsten Jahre starh (1356) und l'hn-
cbno Siraxa zum Nachfolger hatte. Dieser führte Kriege mit dem
Königreiche l'hni-8urijotbairaxii, uach der siamesischen Dar-
stellung, von der die kambodische abweicht. Die letztere sagt,
diiits Pbaya Jalit (l.H.'>5) zu Runsten seines Sohnes Phra Ongkun-
Narai-liamathiliodi abgedankt habe, dass aber sptlter, nachdeni
der Vater gestorben, im Jahre lühi) auch die Übrigen Sühne nach
der Kn>ne hegehrt hätten un<I damus innere Kriege entstanden
seien, die das Land zerrissen. Derjenige der Sühue Pha^'a
Jaht's, der spüter unter dem Titel Thammaraxa den Thron be-
Kticgeu, war von mütterlicher Seite durch die Prinzessin Nang
l'hasirai mit Phaya Dexo, dem Könige Ayuthia's, verwandt. Er
regierte (13Sti>) in Panonipen und legte Keliquien auf dem Berge
Santhuk (in der Nähe von Kanipong Haay) nieder, erlaogfte Mick
*} La ville
aab, <]e« Portngi
Die Hauptstädte der Niederungen n. die neuere Geschichte. 431
einen weissen Elephanten. Beim Tode (1428) folgte der mit
der Königin Somdet Phakkhavadi vermählte Sobn unter dem
Titel Phaya Khamkhataraxa. Nachdem derselbe gestorben ( 1 430),
usurpirte ein Edelmann, Chao Khon genannt, den Thron und
regierte in Basan, wurde aber in Sthtingsen durch gegen ihn
verschworene Edelleute (1434) ermordet, die Phaya Chan, den
Sohn Thammaraxa's mit der zweiten Königin, auf den Thron
erhoben. Er war nach seines Vaters Tode vor den Verfolgungen
des Usurpators nach Ayuthia geflüchtet und kehrte von dort mit
Erlaubniss und Unterstützung des siamesischen Königs zurück,
um ein befestigtes Lager (Mi*Xai) zu errichten, woraus
später die jetzige Stadt Photisat entstand. Nachdem er eine
gegen ihn ausgebrochene Empörung unterdrückt und ihren An-
stifter (Chao Kan) getödtet hatte, schickte er seinen Sohn Bo-
rommaraxa, um sich in der Stadt Lawek zu befestigen und die-
selbe mit Steinwällen zu umgeben. Dort wurde in dem Kloster
Tamlengkong eine gigantische Figur aus vier Buddha's zusammen-
gesetzt, die nach den vier Cardinalpunkten blickten. Die
Postamente der Füsse waren von Stein, der übrige Theil des
Körpers von Holz. Der Tempel war im Viereck abgemessen.
Als im Jahre 1442 der König von Slam die Stadt angriff, wurde
er von dem Könige Lawek's zurückgeschlagen, der dann den
Titel Somdet Phrachao Ongkan Raxathirat annahm. ♦
Um diese Scharte auszuwetzen, schickte Phra Riem, der da-
malige König Siam's, seinen jüngeren Bruder Chao Ong (Phaya
Ongraxa) mit neuen Verstärkungen des Heeres, aber der König La-
wek's (PhraBorommaraxathibodi) trat den Siamesen bei Photisat
entgegen, wo ein verdorrter Pipul-Baum aufs neue ausschlug, als
günstiges Vorzeichen des Sieges, der von denKambodiern erfochten
ward. In den zum Denkmal erbauten Vi hau wurden zwei Gold-
Btatuen Buddha's gestellt, die eine aus dem goldnen Becher des kam-
bodischen, die andere aus dem des siamesischen Königs verfertigt.
Als der König von Lawek starb (1448), folgte sein Sohn Somdet
Borommaraxa, der während seiner Kriege mit dem Chao Myang
Ldio seine Residenz nach Kampong Kasan (dem Landungsplatze
▼OB Kampong Suay) verlegte. Nachdem er dann die Stadt Lawek
BftiftiftB, OtUsien. I. 31
482 Kambodia.
wieder neu hergestellt, nach einer andern Localität verlegt und
so verschönert hatte, dass er auch als der Gründer betrachtet
wird (1485), folgte ihm dort (1488) sein Sohn Phra Boromma-
raxathirat, der Kampong Krasang für seinen Aufenthalt vorzog.
Der Sohn und Nachfolger desselben (1496), Phra Satha benannt,
kehrte indessen nach Lawek zurück (1508 M.S.). Ueber das de-
müthigendc Ereigniss, dass das Blut ihres Königs dem siame-
sischen zum Fusswasser diente , gleitet die Geschichte der Kam-
bodier hinweg. Phra Satha associirte sich seinen ältesten Sohn
Phr« Cheyasseda, der das Kloster in Myang Boribun erbaute, als
Mitkönig und fügte dann auch den zweiten, Chao Pbaya Suthong
hinzu, indem alle drei gemeinsam regierten. Als die Stadt
Lawek (1515 M. S.) von den Siamesen angegriflen wurde, flohen
die drei Könige nach der Stadt Sisanthon. Der dritte begab sich
weiter ins Innere, um die Hülfe der den oberen Mekhong be-
wohnenden Laos oder Lai nachzusuchen, wurde aber in Zwistig-
keiten, die während der Verhandlungen ausbrachen, von diesem
wilden Volke erschlagen, und dasselbe überschwemmte dann in
einer grossen Barbarenfluth Kambodia, wo sich nur die Tapfer-
keit Jacopo Veloso's ihr entgegenstemmte. Der junge König,
dem durch ihn allein der Thron bewahrt blieb, schickte eine
Gesandtschaft nach Malakka, um jesuitische Missionen zu er-
iKilten. Zur Hülfe gegen die Siamesen wurden Hülfstruppen
gesandt, die aber den König schon nicht mehr in Kambodia
trafen und , mit dem auf den Thron gesetzten Edelmann in Streit
gerathend, denselben erschlugen. Die Flotte segelte dann nach
Cochinchina, wo zwei spanische Kitter über Land das Lager
des Königs erreichten und dem Sohn wieder zu dem Throne
Kambodia's verhalfen.
Die spanischen Berichte erwähnen diese Verhältnisse im Zu-
sammenhang. Im Jahre 1592 p. d. schickte Laudara oder Langara
(den Argensola einen Mohamedaner nennt), der König von Kam-
bodia, Gesandte an Gomez Perez, den Gouverneur der Philippinen
(um Hülfe gegen die siamesischen Einfälle), und als dieser auf
der Expedition gegen Ternate in der Meuterei der Chinesen gc-
tödtet war, an seinen Sohn Ludovico das Marinas, der 1594 drei
Die Hauptstädte der Niederungen u. die neuere Geschichte. 483
Schiffe unter dem Oberbefehl des Gallinato aussandte. Durch
Sturm verschlagen , kamen nur zwei (unter Veloso und Ruys) an
den Kambodiafluss , wo sie hörten, dass nach dem Siege der
Siamesen der König sich nach den Laos zurückgezogen hätte
und von dem Könige Siam's Pra Neär auf den Thron gesetzt sei.
Als sie, in den Hafen einfahrend, den letzteren besuchten, kamen
sie beabsichtigter Verrätherei durch Ermordung des Königs
zuvor und begaben sich dann über Cochinchina nach Laos, von
wo sie den Sohn des dort gestorbenen Königs mit HUlfstruppen
der Laos nach Kambodia zurückführten (wo man dem inzwischen
angekommenen Gallinato die Krone angeboten) und ihn wieder
auf dem Thron seines Reichs installirten. Bei fortdauernden
Einfällen der Siamesen schickte der König eine zweite Gesandt-
schaft an Marinas, der, obwohl nicht mehr Gouverneur, eine
Privatexpedition ausrüstete, aber an der chinesischen Küste
scheiterte, und die über Hinneigung zum Christenthum erbitterten
Kambodicr erschlugen die königlichen Rathgeber Ruys und
Veloso, während sich der Rest der Spanier nach Siam rettete
und von dort nach Manilla zurückkehrte. Im Jahre 1600 fiel
Kambodia wieder unter Siam , empörte sich aber (mit Lanchang)
1610 und ward (nach Hagenaar) 1637 in neue Kriege verwickelt
Die Holländer hatten schon früher von Batavia aus Factoreien
in Kambodia errichtet und suchten ihren Handel weiter in d^s
Inland auszudehnen , doch gaben sie später wegen wiederholter
Verluste ihre Niederlassung auf, wie ihre Unternehmungen dort
vielfach gefahrvoll waren. So erzählt Purchas : The Camboyans
dealt treacherously with the Hollanders anno 1602, whom they
invited to the shore with promises of certain buffles and then
cruelly slew them. They detained the Admiral on shore , to be
redeemed with some of their ordinances.
Nach dem Rückzuge der Laos erbaute Chao Sisuphon die
Stadt Udong-Mixai, wo die Siamesen einen hohen Beamten
(Maha Montri oder Mantari) oder Mandarinen einsetzten, um das
Land zu verwalten. Ein Edelmann, Phra Ram genannt, hob
Truppen aus, und Hong-Phrai vertrieb den Mahamontri von
Udong-Mixai, ihn nach Siam zurückjagend. Nach seinem
31»
484 KambodU.
Siege begab sich Phra Kam nach der Stadt Sisantbon , wo der
YonLaos zurückgekehrte Phra Borommaraxathirat regierte (1519).
Dieser König adoptirte einen Farang, Laweswilo (Ludovico) ge-
nannt, als Sohn. Auf dem Throne folgte sein Onkel Chao Phaya
Ong und dann, nach geiner Ermordung durch PhraKeoh Fa, sein
jüngerer Bruder (1527). Da dieser sich nur Schwelgereien
ergab und die Töchter des Landes missbrauchte, schrieb seine
Grossmutter, im Einverständniss mit dem zweiten König, an den
siamesischen Hof, um einen der fortgeführten Prinzen zurück-
zuerhalten. In Kambodia brach die grösste Verwirrung aus und
alle Bande der Ordnung und des Gehorsams waren aufgelöst
unter den wilden Kriegen , die das Land zerrissen , bis zuletzt
(1541) Phra Cheyasseda auf dem Thron befestigt wurde. Er hielt
sich meistens in Udong-Mixai auf und starb dort (1557). Seine
drei Söhne , Chao Tua , Chao Phaya Nu und Chao Phaya Xan,
wurden um die Erbfolge betrogen und verdrängt durch ihren
Onkel Phra Uthay, den jüngeren Bruder des Königs, der unter
dem Titel Phra Borommaraxa regierte. Bei dem Tode desselben
succedirte Chao Tua unter dem Titel Phra SiThammaraxa(1560).
In Udong schuf sich Phaya Nu unter dem Titel Somdet Phra
Uthong ein unabhängiges Fürstenthum , wo ihm Chao Non (der
Vater des Phra Sri (Jheyasseda) folgte unter dem Titel Chao Somdet
Pathummaraxathirat. Nachdem Phaya Chan sich unter dem
Titel Phra Rjimathibodi des Thrones von Udong bemächtigt hatte,
war er während der ganzen Zeit seiner Herrschaft in Kriege mit
Ong Em (dem Sohne Phaya Johm's) verwickelt. Phaya Johm
(Enkel Borommaraxathirat's), der in der Stadt Sisantbon unter
dem l^tel Chao Keoh Fa regiert hatte , ward durch Chao Sisu-
phon ausgetrieben , als derselbe mit siamesischer Hülfe sich auf
der Insel Solaket festgesetzt hatte und dann nebst seinem älteren
Bruder in der Stadt Lawahem unter dem Titel Phra Boromma-
raxathirat regierte.
In Udong folgte bei Ramathibodi's Tode (1581) Phra Uthay
oder Phrachao Keoh Fa, der die Juen zurückschlug, auf dem
Thron und dann(1588)de88en Sohn Phaya Son oder Phra Boromma-
raxa-Rama, der seinen jüngeren Bruder Phaya Uthay als zweiten
\
Die Hauptstädte der Niederungen u. die neuere Geschichte. 4g5
König (Vangna) investirte unter dem Titel Somdet Phra Rama-
thibodi. Im Jahre 1593 wurde Kambodia durch einen Einfall
der Juen (Cochinchinesen) verwüstet und die königliche Residenz
verbrannt. Nach dem Gia-Din-Thung-Chi regierte (1594) Neac-
thu als erster König in Vuong-luon (Udong) , und Neac-non als
zweiter König in Saigon. Die Juen halten den König Neac-chi
getödtet.
Nach ihrem Abzüge bestieg Chao Xih den Thron in Udong
und zerstörte die von dem zweiten Könige befehligte Flussflotille
der Laos. Dieser Krieg war veranlasst durch einen Zweikampf
zwischen zwei Elephanten. Der aus dem Laoslande geschickte
Elephant war, obwohl der grössere, durch den kambodischen
besiegt wordeo, und da der König Kambodia's nun die mit ihrem
Elephanten von Laos gekommenen Diener als Geissein zurück-
hielt, machte der König von Laos einen Einfall zu ihrer Be-
freiung. Die Mitglieder der portugiesischen Factorei verhalfen
nach dem Tode des Königs dem jungen Prinzen zum Throne.
Ihm folgte (1597) sein Sohn PhayaJong, unter dem die Juen
(1598) aufs Neue einbrachen, Pontaipret (Pountenang) zer-
störend. Als (nach dem Tode des Königs Nak-Shan) Phra
Cheyasseda (1601 M.S. oder 1680 p. d.) sich anNarai, König von
Siam, um Hülfe wandte, floh ein anderer Usurpator (Phaya Mohn)
nach Cochinchina und erlangte dort Hülfstruppen , um ihn nach
Udong zurückzuführen, wo er (1606) ins Kloster ging. Phra
Cheyasseda, der früher das Priestergewand genommen, ver-
tauschte dann wieder die Klosterzelle für den Thron. Während
dieser Zeit regierte Chao Keoh Fa unabhängig in Photisat. Damals
wurde Bantri Bantrang, das Land der Dscham, von den Juen Keoh
erobert, und die Dscham unter ihrem Könige Tuenpo flohen nach
Kambodia (1607). Phra Sithammaraxa hörte in Photisat von Auf-
wiegelungen unter den Karieng bei der Stadt Kula und unter-
drückte dieselben (1624), ehe er nach Udong -Mixai (Udong-
Rüxai) zurückkehrte.
Die von Phra Sithammaraxa, der 1629 in Udong-Rüxai (Mixai)
gekrönt war, auf der Insel Ram angesiedelten Laos von Bathi,
4gf> Kambodia.
flüchteten zum grössten Theil zurück unter dem bei ihnen be-
liebten Phra Keoh Fa, und Phra Sisukhonthabat, der Verwandte
desselben, der Strafe fürchtete, weil er sich ihrem Abzüge nicht
entgegengesetzt hatte, nahm seine Zuflucht unter den Bergstämmen
(Xao pa). Als König Phra Sithammaraxa mit seinem jüngeren Bru-
der Phra Ongthong eine Armee ausgehoben, umringte Phra Keoh
Fa das Lager der königlichen Brüder mit seinen Laos undHttlfs-
truppen aus Cochinchina, zu denen noch Phra Sisukhonthabat
mit den wilden Horden der Berge stiess. Die Könige retteten
sich durch die Flucht nach Sri-Ayuthia, und Keoh Fa bestieg den
Thron in Udong und schlug die siamesischen Officiere zurück,
die die exilirten Fürsten zurückführen sollten. Der König von
Siam rüstete dann ein stärkeres l>uppencorps aus, das unter dem
Befehle Phra Ongthong's die kambodischen Städte blokirte (1639).
Ponteamas oder Pontaimat wurde 1 7 1 7 p. d. von den Siamesen unter
chinesischer Führung erobert. Nachdem Fa Keoh jedoch durch
cochinchinesische Truppen verstärkt worden war, beunruhigte
er die Siamesen so vielfach, dass der verwundete Ongthong,
durch wiederholte Verluste geschwächt, sich zu den Bergvölkern
zurückziehen musste, um dort in dem Dorfe Rasüxan weitere
Truppensendungen zu erwarten. Als diese ankamen, waren die
mitgebrachten Böte so leck, dass sie nach Ayuthia zurückge-
schickt werden mussten , aber mit den Landsoldaten marschierte
Ongthong unter Herbeiziehung aller umliegenden Gebirgsstämme
aufBobo oderBoribun, das er einnahm. Als er indess vor Udong-
Mixai ankam, fand er Phra KeohFa so wohl verschanzt und vor-
bereitet, dass er, als dieser sich zur Huldigung willig zeigte,
vorzog, einen Vergleich abzuschliessen, wonach für Darbringung
von goldenen und silbernen Blumen der factische Eigenthümer
auf dem Throne belassen wurde. Das entthronte Königspaar
musste so, nach vereitelten Hoffnungen, mit dem siamesischen
General nach Ayuthia zurückkehren.
Als Chao Satha in Udong regierte , nahm er den Titel Phra
Cheyassedathirat an (1647). Zur Zeit des Königs Phra Tham-
maraxa in Panomphen fiel das Land in Abhängigkeit von Siam.
Die Cochinchinesen eroberten (1658)Baria(Moi xui) und machten
V
Die Hanptstädte der Niedernng^en n. die neaere Geschichte. 437
den König zum Gefangenen. Auf Phra Pathommaraxa , der
1660 bis 1670 in Udong auf dem Throne sass, folgte Somdet-
Phra-Sisuriyophan, während des Vordringens der Cochinchinesen
die (1750 p. d.) der Provinzen Dongnai und anderer Distriete
Saigon's sieh bemächtigten. König Phra Ramathibodi regierte
1671 1675, und dann, während die Cochinchinesen die Regie-
rung der drei Könige*) veränderten, nach der Zwischenregierung
des 1677 sterbenden Phra Uthayaraxa (oder SomdetPhraSurijo-
vong), der König Ong Eng oder Uthayraxa, der Grossvater des
gegenwärtigen Königs, für den während seiner Minderjährigkeit
Phaya Apaitebet regierte. Im Feldzuge 1756 p. d. sagt der
Gia-Din Thung Chi : les Cambodgiens attaqu^rent les Moi qui se
sentant les plus faibles, se firent ä Taide de leurs nombreux cha-
riots, des sortes de fortifications passagöres, bis die Juen zu
Hülfe kamen (s. Aubaret).
Als unter den Kriegen mit Phaya Tak von Siam die Juen
den Palast des kambodischen Königs in Banthaiphet verbrann-
ten, plünderten sie die Mönchszellen und warfen ihre Bücher, die
Texte des Phra-Patimok und Trai-Pidok in schmutziges Wasser,
wo sie in Fetzen fielen (1701 M. S.). Als Phaya Chan in Panomphen
(wohin er von Battabong gezogen war) starb, folgte seine Tech*
ter Papak Kallajeah auf dem Thron, die unverheirathet blieb und
bei ihrem Tode die Krone auf den Vater des jetzigen Königs von
Kambodia übertrug, der wieder in Udong residirte. Er hinter-
liess bei seinem Tode von verschiedenen Müttern drei Söhne,
deren ältester, der am siamesischen Hofe als Geissei erzogen
war, nachher gekrönt wurde und mit Hülfe der Siamesen seine
aufrührerischen Brüder zur Ruhe brachte.
Die eigentliche Abhängigkeit datirt von dem Tode Ong-
thong's (1786 p. d.), dessen Schwiegersohn den unmündigen
Thronerben unter den Schutz des siamesischen Königs stellte,
*) Das Ti-tou-tsonng-yao spricht von drei Königen auf den Loutschou-In-
seln , von den Herrschern welches Reiches das Tschu-fan-tschi bemerkt (bei de
Rosny) : Le nom de famille du roi est Houansse. Les indigdnes l'appellent Ko-
lao. Sa residence se nomme Po-lo-tan.
438 Kambodia.
aber nach dem Gia-Din-Tliuiig Chi schickte der König vonKain-
bodia (1808 p. d.) nach Hue für seine Investitur. Ueber die neueste
Geschichte Kambodia's hat der erste König Siam's (Mongkut)
in Bangkok eine kleine Broschüre in englischer Sprache drucken
lassen, um die Ansprüche seines Königshauses auf die Oberherr-
lichkeit Kambodia's zu begründen , seit ihm die UebergriflFe der
Franzosen von Saigon aus Besorgnisse zu erregen beginnen. In
the year 1222 of theSiamese civil era or 1860 p.d. HisHighness
Somdetch PhraHarirak died. Ong Wat took leave of bis Majesty
the King of Siani to pay rcspect to the remains of bis father, the
Viceroy of Cambodia.
Die kambodische Geschichte nimmt verschiedene Male
Rücksicht auf Beziehung zu Farang genannten Ausländem,
aber nur . selten unter hinlänglich deutlichen Ausdrücken , um
zu entscheiden, wann die Holländer oder wann die Portu-
giesen zu verstehen sind. Mit Hülfe der letzteren wurden
im 16. Jahrhundert die invadirenden Laos zurückgetrieben. Die
Factoristen der ersteren explorirten das Laos-Land. Während
der Bedrängniss durch Slam gingen verschiedene Gesandt-
schaften, um Hülfe und geschickte Schiffbauer zu erhalten , von
Kambodia nach Manilla (1590 — 1629), aber von diesem Platz
kamen auch die Spanier, die den König in seiner eigenen Hauptstadt
ermordeten und den Palast verbrannten. Vom König Nakphra-
ramxönphrai, dem König von Sisoxo, der Udong-RUxai besetzte,
wird bemerkt (in der siamesischen Uebersetzung), dass er einen
Farang, Lavitvelo genannt, bei sich hatte, der eines Tages, als der
König mit ihm scherzte, ärgerlich wurde und ihn tödtete (1518).
Die Gesandtschaften von und nach China sind gelegentlich
erwähnt, doch nicht in der chinesischen Regelmässigkeit und
Ausführlichkeit. Tribut wurde durch Kambodia bezahlt von 1116
bis 1432, in welch' letztem Jahre der Gesandte die von dem König
angestellten Kämpfe wilder Thiere erwähnt. Auch nach 1432 wird
eine chinesische Gesandtschaft nach Kambodia angeführt, und der
Einfluss dieses Landes war mehrfach zu bemerken. Gegen Ende
der Regierung des wegen seiner Siege über die Siamesen gefei-
erten Königs Borommaraxa oder Phrabath Omchat wird gesagt.
Die Hauptstädte der Niederungen u. die neuere Geschichte. 489
dass die in Schleppgewänder gekleideten Hofleute angefangen
hätten, auf Stühlen zu sitzen.
Als ich in Udong nach den Ännalen der alten Geschichte
fragte, sagte der Bibliothekar, dass sie in dem Brande eines frü-
heren Palastes von Udong verloren gegangen, und in der von
mir gelesenen Uebersetzung war gleichfalls aus dem Jahre 1730
(1809) bemerkt, dass durch die Unvorsichtigkeit einiger Soldaten
in dem siamesischen Palast eine Feuersbrunst ausgebrochen und
dadurch die ganze Büchersammlung (Phra Hotrai's) zu Grunde
gegangen sei.
In dem erwähnten Pamphlet, das der König von Siam ver-
fasste, um bei der Einmischung der Franzosen seine Rechte zu
wahren, beginnt die Darstellung der Verwickelungen mit dem Jahre
1100 (Ch. S. oder 1750 p.d.), als während der Regierung Somdet
Phra Baramakot's in Siam, in dem damals tributpflichtigen Kam-
bodia bei seines Vaters Tode Nak Ong Ton (unter dem Titel Phra
Utei Racha) folgte , und derselbe im Kriege mit seinem auf sia-
mesische Hülfe hoffenden Verwandten sich unter den Schutz der
Cochinchinesen stellte , aber später die von Siam geschickte In-
stallation in der Würde eines Vice-Königs (als Phra Narai Rama
Thibodi) annahm. Nachdem unter König Chaufa Ekathat die
Stadt Ayuthia von den Birmanen zerstört worden war (1769),
stellte Phaya Tak, der den kambodischeu Prinz Nak Phra Sotat
aus Korat zurückgeschlagen hatte, das Königreich Siam wieder
her. Da Kambodia den gebräuchlichen Tribut verweigerte, zog
er mit Heeresmacht dahin, und setzte den in Siam lebenden Nak
Ong Non zum Gouverneur von Kampot ein , während Nak Ong
Ton nach Cochinchina floh. Da er indess dort, wegen des mit
Tonquin ausgebrochenen Krieges, keine Hülfe erwarten durfte,
erklärte er durch eine Gesandtschaft dem Könige von Siam seine
Unterwürfigkeit und wurde mit der Statthalterschaft Kambodia's
bekleidet, jedoch von geringerem Rang, als Nak Ong Non, der
nach jenes Tode das ganze Land wieder unter sich vereinigte.
Er versagte dem Gouverneur Saigon's seine Hülfe in dem cochin-
chinesischen Kriege und zog sich deshalb die Rache der Cochin-
490 Kambodia.
Chinesen zu, die das ohnehin durch vielfache Bedrückungen
erbitterte Volk zur Empörung aufstachelten und den König er-
schlugen. Nak Phra Ong Eng (der Sohn des Nak Phra Ton")
wurde auf den Thron erhoben, aber gegen den Willen des siame-
sischen Königs, der Chau Pya MahaKrasat Suk mit einem Heere
nach Kambodia schickte, aber selbst von diesem (nach PhayaSan's
Aufstand) entthront wurde (1782). Als die neue Dynastie inSiam
begründet war, schickte der kambodische Fürst den gewöhnlichen
Tribut nach Siam, aber der ihm als Resident beigegebene Phaya Yo-
merat reizte durch seine harten Massregeln das Volk zur Rebellion,
und als sich überall, mit cocliinchinesischer Hülfe, die in Kambodia
angesiedelten Malayen erhoben, flüchtete Nak Phra Ong Eng mit
seiner Familie nach Siam. Als die Cochinchinesen in Saigon
das Land ohne König wussten, rückten sie ein und zwangen auch
die Malayen ihre Oberhoheit anzuerkennen, während die mit
Birma in Krieg begriflFenen Siamesen auf Kambodia keine Rück-
sicht nehmen konnten. Als bald darauf Hue, die Hauptstadt
Cochinchina's, von den Tonquinesen erobert wurde, flüchtete
Chien - Su , der Sohn des cochinchinesischen Königs , nach Siam
und lebte am dortigen Hofe. Nachdem sich die Cochinchinesen
wieder aus Kambodia zurückgezogen hatten , schickten die Be-
wohner dieses Landes nach Siam, ihren Fürsten zurückerbittend,
aber der siamesische König betraute Phaya Yomaratcha Ben mit
der Verwaltung und behielt den noch jungen Nak Phra Ong Eng
bei sich, bis er das Alter von 22 Jahren erreicht hatte, worauf er
ihn krönen Hess unter dem Titel Sonidet Phra Narai Rama Thi-
bodi Chow Krung Kampucha. Als Resident wurde ihm der
Minister Chow Fa Talaha beigegeben, und damit der so überflüssig
gewordene Phaya Yomaratcha Ben nicht leer ausginge, wurden die
Provinzen Phratabong's (Battabong) mit ihren Nebenländern, so-
wie die Provinz Siamrap von Kambodia abgetrennt und direct an
das eigentliche Siam annectirt im Jahre 1 156(1794p.d.). BeimTode
des Vicekönigs Somdet Phra Narai (1796 p. d.) verwaltete Chow
Fa Talaha das Land für dessen unmündige Kinder, bis (1806p.d.)
der älteste Sohn (Nak Ong ('han) vom Könige Siam's zum Vic^-
könig bestellt wurde unter dem Titel von Phra Utei Racha Tirat
Die Hauptstädte der Niedernn^en u. die neuere G^eschicbte. 491
Während dieser Zeit hatte der aus Siam nach Saigon (1778
p. d.) zurückgekehrte Chien Su grosse Erfolge über Kai Sune
erfochten und in Kangkaw beim Tode des von Siam eingesetzten
Gouverneurs einen cochinchinesischen ernannt, indem er den König
von Siam durch eine Gesandtschaft bitten Hess, es ihm nicht übel
zu deuten, wenn er diese Provinz für sich nehme. Später, als
das Königreich in Hue wiederhergestellt war, wurde Kambodia
vielfach von den Cochinchinesen belästigt, bis sich zuletzt der
Vicekönig bereit fand, dem Könige von Cochinchina gleichfalls
zu huldigen und alle drei Jahre Tribut zu schicken. Er erhielt
jetzt zwei Siegel, das eine, mit chinesischen Buchstaben, aus
'Cochinchina, das andere, mit einer gethürmten Pagode, aus Siam.
Bei dem bald darauf erfolgenden Thronwechsel in Siam (1809 p. d.)
wünschte der Vicekönig auch seinen jährlichen Tribut an dieses
Land in einen dreijährigen verwandelt zu sehen und Hess die
anders gesinnten Rathgeber tödten. Als aber sein zur siame-
sischen Partei gehöriger Bruder Maha Upayarat nach Bangkok
eilte, flüchtete der Vicekönig nach Saigon, da ein siamesisches
Heer unter Chau Phaya Yomarat gegen ihn heranzog. Durch
Verhandlungen mit den Cochinchinesen Hessen sich die Siamesen
indessen bereden, ihren Prätendenten (Maha Upayarat) fallen zu
lassen und die Rückkehr des Nak Ong Chan zu erlauben, der die
Residenz von Ban Tei Bet nach Panomphen verlegte. Nach dem
siamesischen Thronwechsel (1824) kamen einige kambodische
Prinzen nach Bangkok, um am Hofe erzogen zu werden. Der
Tribut wurde, wie früher, jährlich geschickt. Als Nak Ong
Chan (1834 p.d.) starb, hatte er keine Söhne, sondern nur Töch-
ter, von denen die älteste (Nak Ong Ban) von dem cochinchine-
sischen Beamten (Ong Tiengkhun), der in ihrem Namen das
Land verwaltete , getödtet wurde , weil er eine geheime Corre-
spondenz mit ihren Verwandten (Nak Ong Im und Nak Ong
Duang) in Battabong entdeckte. An ihre Stelle trat ihre Halb-
schwester Nak Ong Mi und der siamesische Tribut wurde ver-
weigert. Die kambodischen Edeln luden Nak Ong Im zur Rück-
kehr ein; als dieser indess der Aufforderung folgte, wurde er von
den Cochinchinesen ergriffen und nach Hue gesandt. Er starb
492 Karabodia.
in der Gefangenschaft. Da die cochinchinesischen Beamten mehr
und mehr versuchten ihre Gebräuche und Sitten im Lande einzu-
ftlhren, wandten sich die Kambodier um Hülfe an den König von
Siam, der Nak Ong Duang (den jüngeren Bruder des Nak Ong
Chan) durch den General Chau Phaya Bodin zurückführen Hess.
Nach den Niederlagen derCochinchinesenbeiBodhisatt(Photisat)
und Takapongluang wurde derViceköniginPanompen alsSomdet
Phra Harirak Maha Jtsara Thibodi gekrönt. Nach dem Abzüge
derSiamesen rückten die Cochinchinesen aufPanomphen und der
Fürst floh nachUdong, das durch den auf seinen Hülferuf zurtick-
kehrenden Chau Phaya Bodin befestigt wurde. Um weitere Ein-
fälle der Cochinchinesen zu verhüten, erbot sich Phra Harirak
zur Zahlung des dreijährigen Tributes, wie es früher Statt gehabt.
Als im Jahre 1851 p. d. beim Tode Seiner Majestät Phra Bad
Somdetch Phra Naug Klau Chau Yu Hua Seine Majestät Phra
Bad Somdetch Chom Klau Chau Yu Hua den Thron Siam's be-
stieg, Hess der kambodische Yicekönig durch seine Söhne hul-
digen, die beim Tode ihres Vaters (1860) mit einander in Krieg ge-
riethen. Als Ong Wata vor Phra Narodom nach Siemrab(Siamrap)
geflüchtet war, schickte der König von Siam Truppen nachKam-
bodia unter dem Commando des Phaya Muk Montri zur Pacifi-
cation des Landes. Bei meiner Durchreise in Kambodia (1864)
erwartete der Yicekönig die siamesischen Bevollmächtigten , um
ihm die Erlaubniss zur Krönung zu überbringen. Im Hafen
Udong's lagen aber einige französische KriegsschiflFe , die durch
die Canäle von Saigon heraufgekommen waren, da mit der
Abtretung dieser Provinz auch auf die cochinchinesischen Rechte
über Kambodia Anspruch gemacht war. In Bangkok wurde gesagt,
dass der König beabsichtige, den König von Belgien um einen
Schiedsrichterspruch anzugehen. Seitdem scheint indess das
französische Protectorat über Kambodia zur Ausführung gekom-
men zu sein.
Annam (Tonquin und CochiDchina).
Zusatz.
Die südlich an China grenzenden Länder des jetzigen Ton-
quin hiessen in alter Zeit Kiao - tchi , von den dort wohnenden
Eingebornen, deren Zehen einwärts gedreht waren, eine Eigen-
thtimlichkeit, die auch bei den Dayaks in Borneo beobachtet ist,
wie die nördliche Küste dieser Insel überhaupt in geographischer
sowohl als in ethnologischer Hinsicht vielfache Verwandtschaft
mit Cochinchina zeigt. Nach Earle dient das Wort Dayak den
Malayen zur Bezeichnung der den Eingebornen eigenthümlichen
Hautkrankheit. In den Wäldern Tonquin's sollen noch Reste der
Sa zu finden sein, die auf den Bäumen leben. Die Kha bauen ihre
Häuser auf flachem Grunde , aber die Moi in Baria setzen ihre
Häuser hoch, um gegen Tiger sicher zu sein. Staunton war
überrascht von der Geschicklichkeit, mit der die Cochinchinesen
ihre Zehen beim Weben und anderen Arbeiten gebrauchen. Gaubil
erwähnt ausführlich einer zahlreichen Colonie von Ackerbauern und
Künstlern, die der Gründer der Tsin-Dynastie zur Besiedelung
der noch im Urzustände brach liegenden Gebiete aussandte , die
auch unter der Bezeichnung Jue- tschang begriflfen wurden.
Schon im Chouking findet sich Nan-Kiao als Name Tonquin's
oder Cochinchina's. So hiess es unter Kaiser Yao (2357 a. d.)
und Kaiser Chun (2285), wurde jedoch zur Zeit der Tscheou
(unter der Dynastie Thuk) Youehchangchi genannt (1134—256
494 Annam.
a. d.) und dann (249 a.d.) m^lt den Peh Youeh*) vereinigt Nach
Marini bildete das alte Tonquin eine Republik, schickte aber,
als es im Jahre 195 nach der Sündfluth an Dürre und anderen
Plagen zu leiden hatte, an den Kaiser China's, damit er, als Sohn
des Himmels, Regen sende. Die Gesandtschaft wurde jedoch
abschlägig beschieden.
Der Gründer der Dynastie Hong-Mang ist nach der tonqui-
nesischen Geschichte Kinh-duang-vouang , der Enkel des chine-
sischen Kaisers Chinnoung (3000 a. d.). Ihm folgte sein Sohn
Lak-long-kouan und dann die Reihe der Houng-vouang, Hao-
vouang genannten Fürsten für die Dauer von 2622 Jahren.
Nachdem (252) Anduveng-vouang, um die Auslieferung des durch
die Vertheidigung des Landes Lamdao gegen die feindlichen
Houngno berühmten Helden Vatrem oder Liou-trao angegangen,
die Knochen desselben geschickt, dehnte Tsinchi-Hoangti , der
Stifter der Dynastie Tsin, seine Herrschaft China's über die süd-
lichen Länder aus. Eine Colonie wurde (214 a.d.) nach Linyih,
der Hauptstadt Annam's, geschickt. Als sich der Gouverneur
Kanton's zum unabhängigen König von Namviet oder Annam
erklärte, wurde er durch Kaotsu unterworfen (206 — 194). Vom
Beginn der Dynastie Trioeu wird Vaudeh durch den Stifter der
Dynastie Han zum König von Nam-viet (Nam-kok) eingesetzt
(202 a. d.). Der Usurpator Dinj (200 a. d.) bemächtigte sich
des Thrones von Tonquin und kriegte mit China. Auf Nan-
vouang (131) folgte Minjouveng (119), dann Ai-vouveng (107),
dann Thuatduveng(106). Die durch die Fürstinnen**) Tschintse
und Tschinö geleitete Empörung Tonquin's (25 p. d.) wurde
*) Südlich von den Oasun lag das Königreich Yonenton , von dem Stamme
der SaT. Die Jouan-Jouan lebten frQher in den von den Thoukionei eingenom-
menen Ländern.
**) Auch die nach den chinesischen Unglücksfallen gegen die Papenifa
folgende Empörung der südwestlichen Barbaren wurde durch eine Heldin Sehe-
tsiei geleitet (1302 p. d.)- Die Grenzvölker gegen Mien heissen Pape bei den
Mongolen. In der Schlacht am Nayeng-Flusse (1825) wurden die Leichen zweier
Prinzessinnen, Frauen des Tsoboa von Legya, die in den Reihen ihrer anfgebotraen
Landsleute mitgefochten, von den Engländern auf dem Scblachtfelde gefunden.
Tonquin. 495
unte^rttckt durch den General Buabaehma(MaYien)oder Majuen
(50 p. d.), der seine kupfernen Siegessäulen an den Grenzen auf-
stellte und sich (als Besieger der Rebellen Trung) Trung-buong
nannte. Tonquin wurde (110 p. d.) durch chinesische Statthalter
regiert, fiel aber (222 p. d.) in die Gewalt des Königs von Yunan
oder Nantchao, der über ganz Birma bis nach Bengalen geherrscht
haben soll (261). In diese Periode wird die Zerstörung der
Tempel Nakhon Vat's gesetzt, vielleicht aus Verwechslung mit
den Bat-tat-tang (weissen Steinthürmen) in der Provinz Bindinh,
die von Vua-Ho, dem Könige der Ho oder Lolo, erbaut und durch
den König von Nantchao zerstört wurden. Bald nach dem Tode
Kung Ming's, noch ehe der Prinz von Tsin sein Vaterland wieder
von den Horden der Wei befreit hatte, war es einem in Unter-
drückung der Gelbmützen ausgezeichneten Generale gelungen,
sich im Süden ein unabhängiges Reich zu stiften. Nach dem
Untergange der Han errichtete unter den Bürgerkriegen in den drei
Reichen Kulien in Annam und Dainam (263 p. d.) eine unabhängige
Dynastie, worin die Thronfolge sich in der weiblichen Linie fort-
pflanzte. Zuletzt war nur ein Prinz übrig, welcher durch den von
der Familie Fan adoptirten Sclaven auf die Seite geschafft wurde.
Während eines Krieges zwischen Tonquin und Cochinchina
besteigt sein Sohn Fanfou den Thron. Der Nachfolger der
Dynastie Fan kämpfte blutige Schlachten mit dem vom Kaiser
Yangti gesandten General. Nach Ermordung des Statthalters
bemächtigte sich der chinesische General Tien-li-nam-deh des
Thrones von Tonquin (542), wurde aber (549) durch seinen
General Trieou-viet-oweng gestürzt. Sein Sohn Hanli-namdah
•
folgte indes^ (571) auf dem Thron. Im Jahre 603 wird Tonquin
aufs Neue zu einer Provinz Ghina's reducirt und dort die Stadt
La Tanh auf der Stelle des späteren Kecho gegründet. Der
Gründer der Dynastie Dinh verlegte seine Residenz nach Hoalu,
aber der erste König der Dynastie Ly (1010) stellte die alte
Hauptstadt wieder her unter dem Namen Tanh-long-thanh (die
Stadt des gelben Drachen).
Beim Falle der Tang-Dynastie überzog Fong yeu, der in
Talifu residirende König Nantchao's (das 1076 den Namen Talih
496 Annam.
erhielt), die Provinzen Tonquin*8 mit Krieg (858), und Yea-4ong
oder Kim-tgchoam-hoamti eroberte nicht nur die Hauptstadt dieses
Landes (863), sondern plünderte auch die Hauptstadt Ssetehuen's
oder Tchingtu's (874 p. d.), doch wurde Fa oder Sebingmin-
ven-vu-hoam-ti durch den General Kaopien oder Itsoung zum
Friedensabschluss mit China bewogen (885). Während dieses
Reich aber unter den Zersplitterungen der fünf Dynastieen (Wu-
tai) gelähmt lag, wurde Tonquin durch Tin, einen eingebomen
Usurpator, regiert, der dem neuen Hofe huldigte und den Titel
Kuin-wang (Prinz-Regent) erhielt (907 p. d.). Unter den Nach-
folgern seines Sohnes Ting-lien wurden die Provinzen Kouang-
toung und Kouangsi vielfach durch Einfälle beunruhigt, bis
Likitso mit China in Frieden verblieb.
General Duveng-chinj-kong regierte über Tonquin im Namen
des Kaisers von China (932), wird aber (939) von Rong-tien
ermordet. Sein Schwiegersohn Tien - ngo - vuveng rächt seinen
Tod und erklärt sich zum unabhängigen König Tonquin's , die
Dynastie Ngo (chinesischer Abkunft) gründend (940 p. d.).
Duveng-tam-kha, der Erzieher seines Sohnes (Tien-ngo-vuveng),
bemächtigt sich selbst des Thrones (946), muss aber die Re-
gierung an seinen Enkel Han - ngo - vuveng (952) abtreten.
Während innerer Kriege wird Tonquin (967) unter zwölf Gou-
verneure (Ngo-su-kouan) getheilt. Die eingebome Dynastie
Dinh wird (968) durch Tien-hoang oder Bio-linj gegründet,
der, früher Hirte, sich zum General aufschwang und dann
den Thron Kiaotschi's einnimmt. König Phedeh wird (980)
durch seinen General entthront. Die Dynastie Leb wird 981
durch Dai-hanj gestiftet. Bei seinem Tode streiten seine
Söhne in innern Kriegen um den Thron (1005) und Truntong,
der sich desselben bemächtigt, wird durch seinen Bruder
get<'>dtet (1006). Mit Ngoa-trieou verliert die Dynastie die
Herrschaft. Touang - Houng - yu , die Tochter des Noung-
tschi-kao, der sich während der chinesischen Kriege mit
Sifan empörte, bekämpft (1020 p. d.) den chinesischen General
Tieh-tsing oder Teitting des Kaisers Dinh-tsoung oder Schin-
tsoung mit Zauberei und bezaubert (1050) seinen Sohn mit Liebe.
Tonquin. 497
Sie Behuf Armeen durch das Schlagen ihrer Schamanen-Trommel
and bestand manchen braven Strauss mit den drei Tigerhelden,
bis endlich, trotz den zu Hülfe kommenden Hexen, ihr magischer
Ring verloren ging und sie selbst ihre Heimath verrieth.
Während die Kaiser der Dynastie Soung in China mit den
Kämpfen gegen die nördlichen Tartaren beschäftigt sind, fällt
der König von Cochinchina in die Provinz Kouangsi ein und
verwüstet das chinesische Gebiet, bis ein General zu seiner
Vertreibung ausgeschickt und nach Herstellung des Friedens
Likietso als König Annam's (des befriedeten Südens) eingesetzt
wird. Die durch Kublai Khan gegen Tonquin geschickte Armee
wird durch die Truppen des Tsching-i-hiouen geschlagen (1279).
Schon früher (1257) wird die Eroberung Kiaotschi's, der Haupt-
stadt Tonquin's, durch Ouriang cadai gesetzt, der die Peman,
Ouman und andere Stämme Yunan's bezwungen, worauf die
Königreiche der Lolos, Ava's und Alan die Oberherrlichkeit der
Mongolen anerkennen (1254). Die Dynastie Leb wird erneuert
(1300) durch Tun vouangdeh, und als Kaiser Taitson die Mongolen
vertrieben hatte, Hess er an Itataha, König von Annam, die Er-
hebung der Ming-Dynastie in China mittheilen. Itataha warf
das Joch Kambodia's ab und vernichtete die Piraten (1368).
Gegen einen Usurpator zu Hülfe gerufen (1403), besiegt ihn der
chinesische Tsching-tsau-wen-ti , erklärt aber dann Tonquin für
eine chinesische Provinz, da kein Sprosse des Königsgeschlechts
übrig sei. Der Parteiführer Li indessen erkämpfte die Un-
abhängigkeit des Landes zurück (1424). Die Chinesen datiren
die Constituirung des Königreiches von seiner Thronbesteigung
(1428), indem sie sonst Laos, Tonquin und Cochinchina als zu
der Provinz Kouangsi oder Yunan gehörig betrachteten. Sein
Sohn Lihaos oder Linhao, der ihm auf dem Thron folgte, bemäch-
tigte sich der Stadt Lao - Un. Es gelingt ihm später mit Hülfe
einer malayischen Flotte aus Malakka die Chinesen ganz zu ver-
treiben. Er führt Kriege mit den Königen von Laos und dem
Lande der Papeh , das (von der chinesischen Provinz Yunan ab-
hängig) im Südwesten von Tscheli , im Norden von Siam und im
Osten von Birma liegt. Die Portugiesen kamen 1517 zuerst in
Bastian, OttMien. I. 32
498 Annam.
Tonquin an und später etabliren die Holländer eine Factorei in
der Nähe der Hauptstadt. Die Chinesen unter Kaiser Chi-tsoung-
Hou-ti suchen sich in die bürgerlichen Kriege Tonquin's zu
mischen, werden aber zurückgetrieben (1550). Der mit dem
Titel Chüua belehnte Ofticier beginnt allmälig fast die ganze
Macht des Voua sich anzueignen. Durch die Könige der Li-
Dynastie wurde die Kesidenz von Tanj-Ouchh (derMuschelstadt)
nach dem neu erbauten Kecho (Kehue) verlegt. Nach Baion
wurde der Gebrauch der chinesischen Schrift in Tonquin vor der
Regierung des Ding eingeführt, der sich mit Hülfe vonNomaden-
schaaren des Königreiches bemächtigte, aber in einer Revolution
das Leben verlor, worauf der Landesfürst Ledayhang auf den
Thron gehoben wurde und sein Nachfolger Libalvic die an-
greifenden Chinesen zurückschlug. Als die letzte Prinzessin
dieses Geschlechts mit einem Grossen aus dem Hause Tran ver-
mählt und dann von dem Usurpator Ho getödtet war, bemächtigten
sich die Chinesen des Landes und setzten Statthalter ein , bis Li
die Unabhängigkeit zurückerwarb. Nachdem er die Empörung
des Fischers Mack unterdrückt hatte, erklärt sich Tring zum
Choua des Erben der Li.
Die mit den eroberten Provinzen der südlichen Grenze be-
lehnten Choua von Cochinchina machten sich von dem Choua
Tonquin's unabhängig , obwohl sie die Autorität der Voua von
Tonquin fortfuhren, anzuerkennen. Von den Voua der Familie
Leh in Tonquin folgte Trung-tong (1549 p. d.) auf Trantrong,
den Sohn des Chieou-tong (1533 p. d.). Die Dynastie der
Ngouyen in Cochinchina wurde (1570) durch Tien - ngouyen-
vouang gestiftet (aus der Provinz Tanjhoa stammend). Das
eochinchinesische Reich wurde auf den Trümmern des der
Dsiampa gegründet, die früher als seefahrende Nation im ganzen
Archipelagus berühmt waren. Die Provinzen Quinhone, Nhatrang,
Pharan und Phuyen, die den Chinesen unter der allgemeinen
Benennung Champa bekannt waren , wurden von dem Stamme
der Loi bewohnt, die der indischen Religion folgten, sagt Gibson,
aber zur Zeit der Kriege mit den Juen war der Islam sehon ein-
geführt. Ueberbleibsel von Minarets und mohamedanischen
Tonquin. 499
Sarkophagen werden noch mehrfach im alten Dsiampa gefunden.
Im Jahre 1737 brach in Cochinchina (unter Vo-vuveng) die Revo-
lution der Nyak aus. Die Tonquiuescn führten verschiedene
Kriege mit China und gewannen meistens die Oberhand. Die
Voua in Tonquin nahmen die ZUgel der Regierung wieder aus
den HUndcn der Choua, um sie selbst zu leiten (1748 p. d.).
Durch die auf verschiedenen Funkten ausbrechenden Aufstände
wurde König Ghialoung (1779) zur Flucht nachSiam gezwungen
(1787), gewann aber später den Thron zurück und eroberte auch
Tonquin (wo Chieou tong durch die Taysoen (1786) entthront
worden war). Sein Sohn Minj-mang (1820) beendete die Erobe-
rung Dsiampa's. Auf Thieou-tri (1841) folgte (1847) Tu-duc.
Zum Unterschiede von Tonquin (das östliche Land) oder
Nuoc Dang ngoai (das Königreich des äusseren Landes oder am
Wegesende) heisst Cochinchina Dang Trong (das innere Land),
sonst auch Nam-dai (der grosse Süden) oder Dai Viet (das grosse
Land). Von China ist der Name Nuoc dai minh (das Königreich
des grossen Glanzes) gebräuchlich. Pegu heisst Nuoc tiem mon
oder 0-tau (der königliche Schwarze), Batavia 0-lon (der schwarze
Freund), Bengalen Mien duoi (das untere Land). Tibet heisst
0-tou-tang in Tonquin, wo zuweilen Handelsleute von dort kom-
men, um Kupfer für Salz auszutauschen. Der Name Keoh für
die Tonquinesen wird gewöhnlich von ihrer Hauptstadt Kecho
abgeleitet, aber eine religiöse Legende weiss es besser. Das
Land der Juen oder Javan (Tonquin und Cochinchina) hiess früher
MyangPancha oder (im Pali)Panchara-Nakhon und dort herrschte
der König Thao Chulani. Er führte Krieg mit Phra-Viterat, dem
König der Lao , wurde aber durch die Weisheit Photisat's oder
Bodhisattwa's, der damals in dem Lande der Laos alsMahosot ge-
boren war, überkommen, indem derselbe durch den Brahmanen
Keoh-Vatta-Phram einen unterirdischen Gang in die Hauptstadt
bauen Hess, und von ihm wurden die Juen Keoh genannt.
Bissachöre führt von den Dynastieen, die über Tonquin ge-
herrscht haben , als die hauptsächlichsten an die der Trien (für
29 Jahre), der westlichen Han (für 149 Jahre), der östlichen Han
(für 144 Jahre), der Ngoole und Luong (für 314 Jahre). Les
32*
500 AniUMn.
Chinois y avaient r^tabli leur empire depuis 300 ans, lorsque
Dinh, simple berger, qui parait avoir ^t^ un tatare retirä dans
les montagnes du Tunkin, avec quelques-uns de ses corapatriotes,
excita une rc^volte, 8e mit ä la töte des Tunkinois, vainquit les
Chinois et se fit reconnaitre roi. Mais une nouvelle r^volte sur-
vint, soit qu'elle füt fond^e sur Tabus de lapuissance de ce berger-
roi , soit que les Chinois eussent foment^ des m^contentemens,
Trinh fut assassine. Der neue Usurpator Leh-day-hong fiel in der
Schlacht gegen die Chinesen, aber diese wurden von dessen
Nachfolger vertrieben. Ce fut lui qui construisit le magnifique
palais des rois du Tunquin, dont il ne reste aujourd'hui que des
ruines. Sa posterite lui succ^da et porta pendant 216 ans la
couronne. Une fiUe de cette maison, h^reti^re de la couronne
faute de descendans mäles , la fit passer par son mariage dans la
maison des Han , qui Favaient possedi^e anciennement et qui y
r^gnörent encore 188 ans. Während innerer Kriege unter dieser
Dynastie Tran stellte der chinesische Kaiser seine Obergewalt
wieder her, bis Leh-loi (Prinz aus einer alten Königsfamilie) die
Unabhängigkeit Tonquin's zurlickerwarb und die Chinesen zur
Anerkennung seines Königreiches zwang, gegen Einsendung
eines Tributes an kleinen Goldfiguren. Unter dem 10. Könige
der Dynastie Leb bemächtigte sich der Usurpator Mac (Mack) des
Thrones, der 67 Jahre im Besitz der neuen Familie blieb, bis der
tonquinesische Edelmann Nquien Phuoc die Mac vertrieb und die
Dynastie Leb wieder einsetzte. En recompense de ce Service il
obtint pour lui et pour ses descendans la dignit^ deChua-vua
qui confere Ic gouvernement de l'Etat sous les ordres du Dova.
Einer derChua, ayant pris en affection un de sesöcuyers, nomme
Trinh, lui donna sa fiUe en mariage. Diesem gelang es , seinem
Schwiegervater in der WUrde des Chua nachzufolgen und sein
enterbter Schwager Doan-jong stellte sich anfangs, fUr seine
Sicherheit besorgt, wahnsinnig und ging dann, da diese Rolle
nicht weiter zufuhren war, nach Cochinchina, um die dorthin
geflohenen Mac zu bekämpfen. Nachdem er sie aus Cochinchina
vertrieben, bemächtigte er sich des Landes, das er im Namen und
unter der Autorität der Leb regierte. Aus Rivalität commen^a entre
Cochinchina. 501
lesTrinh k la tete de Tunkin et lesNqiiien k la tete de laCochin-
ehine iine guerre, qui suspendue de temps en tenips par des
trait^s, puis reprise avec fureur, a dur^ pr^s de deux si^cles. Auf
der Ebene zwischen Tonquin und Cochinchina wurde eine Schei-
dungsmauer aufgeführt. C'est aussi dans un intervalle de ces
guerres en 1553 , que les droits des Nquien sur la Cochinchine
furent reconnus et que cet Etat fut 6rig6 en monarchie. Der
Tribut wurde nur in Kriegszeiten , wo er den Trinh zu Truppen-
besoldungen hätte dienen können, nicht bezahlt.
Die erste Besiedlung Cochinchina's wird auf den jüngsten
Sohn des Kaisers Houindeh (2637) zurückgeführt, der mit seinen
Brüdern in verschiedene Theile der Welt gesandt, von langem
Wandern ermüdet, sich unter einem Baum schlafen legte, als er
im Traume seine Schwester vor sich sah, die gekommen, ihm
Gesellschaft zu leisten, und sie beim Erwachen wirklich an seiner
Seite fand. Da der Weg zu weit war, zurückzukehren, blieben
sie im Lande, das sich mit den Nachkommen dieses Prinzen-
paares, den Eltern von 12 Knaben und 12 Mädchen, bevölkerte.
Die gesuchte Pflanze Ko, die Menschen wachsam und tugendhaft
mache, muss also auf andern Wegen nach China gekommen sein,
wo sie sich in der Theepflanze incorporirte, seit der fromme Pa-
triarch Bodhidharma seine ausgerissenen Augenlider pflanzte.
Solche naturwissenschaftliche Expeditionen waren den Chinesen
nicht fremd. Der Kaiser der Tsin schickte nach der Quelle der
Jugend ein Schiff mit jugendlicher Bemannung, die am jüngsten
Continent abgesetzt sein soll, und für zauberkräftige Kräuter
durchstreiften die Emissäre des Magiers Nalomiposomei die Länder
der Polomen (Brahmanen).
Auf den ersten König Kinh-Douang wird die Erbauung der
ältesten Stadt zurückgeführt, deren Ruinen noch in der Nähe
Kecho's zu sehen sein sollen. Ein in der französischen Mission
erzogener .Tonquinese , der zum Gelehrtenstande seines Landes
gehörte und den ich in Saigon traf, beschrieb sie als in spiraliger
502 Annani.
Schneekenform gebaut, wie sich eine solche auch bei vielen der
Erdwerke im Mississippi - Thale findet, die durch die Dracontia
bekannt genug geworden sind. Die Thore an den sieben Win-
dungen waren, wie er sagte, im Zickzack gestellt, so dass nie
das eine dem andern gegenüber stehe. Die Lava's in Pachira
bauen noch jetzt ihre Dörfer im Kreis um einen freien Platz in
der Mitte des Cirkels, und die runde Form ist auch das Charak-
teristische der alten Bauten auf dem Grenzgebiete zwischen Binna
und Sinm, während die Ruinen der späteren Städte, wie die
jetzigen , im Viereck gebaut sind , und man besonders bei den
Residenzen von dieser seitdem als heilig vererbten Form nie ab-
weichen würde. Die siamesisch-kambodischc Geschichte sagt, dass
König Kotama-Thcva-Rat in der brahmanischen Ansiedlung von
Kotanjakham eine Stadt in sieben Cirkeln erbaut habe, und eine
der früheren Hauptstiidte Tonquin's wird Ouch-janh (Musehei-
stadt) genannt.
Unter dem grossen Kaiser Hiao Wuti (der Han - Dynastie)
wurde Tonquin (Nyannam), als eine chinesische Provinz, in drei
Districte getheilt, in den nördlichen Kiaoki(Giaotschi) mitKecho
oder (nach Marco Polo) Kantscheu als Hauptstadt, in den mitt-
leren oder Kieuking mit der südlichen Grenzmark Genau oder
Jih-nan (der Mittag des Südens), wo die Stadt Kuangnanfu erbaut
wurde. Cochinchina (Sianglin), damals nach dem bedeutendsten
Orte Linye genannt, wurde als von Jih-nan (Mittag der Sonne)
abhängig betrachtet, aber erst der chinesische Feldherr Majuen
Hess, nachdem er die Empörung der Tonquinesen unterdrückt
hatte, Strassen durch die Waldwildnisse von seinen Soldaten an-
legen, so dass diese Länder zugänglich wurden (42 p. d.). Von
der römischen Gesandtschaft Gantun's (des Kaisers Antonius) wird
erwähnt, dass sie über Jih-nan gekommen (166 p.d.), und ebenso
nahmen diesen Weg indische Tributbringer fürHouanti(158p.d.).
Die westlichen Völker der Tathsin und Asi (Parther) kamen oft,
berichtet Matuanlin," um mit Funan und Kiaotschi zu handeln, sich
für Zahlungen derCowrie-Muscheln (tchi-pei) als Geld bedienend.
Der grösste Beweis der Achtung besteht darin, die FUsse zu
küssen und die Hacken zu berühren. Der König trägt auf dem
Cochinchin». 503
Scheitel des Kopfes eine kleine Haarlocke in spiralig gewundener
Form. Sie schreiben auf Blätter und sind sehr der Magie er-
geben. Alexandros wählte zu Ptoleinäos Zeit den Seeweg, um
nach Kattigara zu reisen. Nach Florus erhielt Augustus eine
chinesische Gesandtschaft. During the reigns of Severus, his
son Comraodus and the Pseudo -Antonines, Roman intercourse
with India (by Alexandria and Palmyra) was at its height
(s. Priaulx).
Wälirend die Kriege der San-kue (der drei Reiche) China
zerrissen (222—265 p. d.) und die Dynastie der späteren Han (Heu-
Han) ihrem Ende entgegeneilte, warf sich Lien (Ku-lien) oder
An-yang, der Sohn eines Officiers, Namens Tsao, zum Könige
der Länder südlich von Tonquin auf, wo der Einfluss der chine-
sischen Beamten immer nur schwach gewesen war, und nannte
sein Reich, in der Hauptstadt Yweh-vang- tsching residirend,
Linyc (203 p. d.). Bei den Chinesen aber führt es auch den
Namen Siam-kün oder Land der Elephanten (Siam). Die Haupt-
provinzen dieses neuen Staates bildeten später das Fürstenthum
der Dsiampa, die bei den Tonquincsen Siem heissen, ebenso wie
die Siamesen oder Sian-la (inSiam-lokoderSiemlo-kok), obwohl
zur Abtrennung in der Schreibart verschiedene Charaktere für
die beiden Namen verwandt werden. Von Fan-ken, dem Könige
Funam's oder Siam's, berichten die Chinesen unter der Dynastie
Ou, über eine Gesandtschaft nach dem Indus (222 — 227) in
Thientchou (Mond) oder Chintou. Bei den Cochinchinesen heissen
die Siamesen Nuok Tjim (bei den Kamen oder Kambodiern
Shiem), wogegen sie die Dscham als Hoi (Loi oder Loye) be-
zeichnen, deren Oberhaupt in Phanrye lebte. Die Tonquinesen
sind in Hinterindien unter der Bezeichnung Keoh bekannt, von
ihrer Hauptstadt Kecho (Marktplatz), und die Cochinchinesen
heissen Juen, ein Name, unter dem in der alten Geschichte China's
viele der südwestlichen Gebiete zusammengefasstwurdeiiy;li5(0bi'tK
die Kaiser Staatsverbrecher, als ihren Strafort, i jtthvreTilb^öueji
pflegten. Die Völker südlich von China \Mft»de«;(24ft) )ate»LBclh
Youeh (oder die 100 Joueh) bezeidjnotw»id'»die>«Qbt?aftl«fibig6ti
Laos heissen auch Jueh peh;^iiwa4 tnib: 4i4'>ßia&iol$jl:;^efal(lbn6f
504 Afiflam.
Weise aus der Eroberung Xiengmai's entstanden erklärten , weil
dann dieLao genannten Jueh (Cochinchinesen) ihre Unabhängig-
keit verloren (peh) hätten.
Unter den Nachfolgern Kuliens (t270) in Linye, führt König
Fan-y, der lange in China gereist war, die Sitten und Gebräuche
dieses Landes ein. Er fiel später durch den Verrath eines ver-
trauten Sclaven, Fan wen, der von der königlichen Familie adop-
tirt wurde, und so die Fan - Dynastie fortführte (336 p. d.). Bei
einem Einfall, den er in JUi-nan, der südlichen Grenzprovinz
Tonquin's, machte, wurde er von dem chinesischen Gouverneur
dieses Landes zurückgeschlagen (347 p. d.), und voji seinen
Nachfolgern musste sichFanhiong (382 p. d.) zu Tributzahlungen
an die Kaiser der Tsin, die damals auf dem Throne China's
Sassen, verstehen. König Fanhuta erneuerte zwar den Krieg mit
Tonquin oder Kiaotschi (417), aber von den Königen Fan-tani-
kentün (491), Fan-tschtinong (502) und Fan-ventsam (510) wird
berichtet, dass sie huldigende Gesandte an den chinesischen Hof
schickten. Die beiden letztgenannten folgten in der Procession
anderer Fürsten Indiens, die die Audienzen Kaiser Wuti's, des
Gründers der Leang, verherrlichten, und der chinesische Handel
nach den südlichen Ländern, bis nach Ceylon und den Häfen
des Contineutes gewann datnals sehr an Ausdehnung und Be-
deutung. Java (Thienfuang oder Chideio) schickte Tribut und
wie Lin in seiner Hai Kwa tuchi schreibt, auch Bomeo (5. und
6. Jahrhundert). Als aber in den letzten Jahren seiner Regierung
der Kaiser in der Lässigkeit des Klosterlebens die Energie seiner
Jugend verlor, benutzte König Kaoschi liü schelopoma, der da-
mals in Linye regierte, die Gelegenheit, sich in Tonquin fest-
zusetzen. Sobald jedoch die energische Sui-Dynastie das Staats-
ruder ergriflfen , näherte sich eine chinesische Armee, die Ein-
dringlinge aus Tonquin hinauszuwerfen und drang, Über den
Tulikiang-Fluss setzend, in das feindliche Gebiet ein, wo (unter
König Fanki) Ling, die Hauptstadt von Linye selbst, durch den
chinesischen General Liufang erobert wurde (605 p. d.). Bei
dem Falle der Sui erlangte zwar das unterworfene Land seine
Unabhängigkeit zurück, aber König Tschin long fand es doch
Coehinchina. 505
gerathen, dem allgemeinen Beispiele seiner Nachbarfbrsten za
folgen, und die Kaiser der Tang durch eine Gesandtschaft zu
begrllssen (630). Dorthin kamen Gesandte Potoli's, des Königs von
Fulin oder Tatsin (643), des Königs von Kiachemilo oder Kasch-
mir (713), der fünf Indien (667) und später Bittsteller (742),
Hülfe gegen die Tachi (Araber) und Toufan suchend, obwohl
nach der Revolte (668) der Ho -long die Verbindung für einige
Zeit abgeschnitten gewesen. Auch Sinulo, Sohn des Müm-sche
long, der als König Nantchao, einer der vier Geissein China' s,
beherrschte, schickte Gesandte an den Kaiser Kaotsong und
Tenko oder Lotsching an den Kaiser Vuheu. Der Enkel des
letztern, Piloko genannt, erhielt dann von den Tang seinen Titel
als König von Yunan (738) bestätigt. Kiem war die Hauptstadt
von Namchiao in Yunan oder Venam und im westlichen Yunan
fand sich Yongtchang oderUnciam, als die Hauptstadt der Kintchi
oder Zerdendan.
Die Beziehungen zwischen China und Indien hatten in der
Periode 220 — 419 p. d. eine Unterbrechung erlitten, aber weit
früher hatten sie bestanden, selbst damals schon, als Thientchou
unter den Hau noch von den alten Königen beherrscht wurde,
ehe die Indoskythen dieselben durch ihre Generale ersetzten.
Dem von Wuti (140 — 85) nach Chintou geschickten Gesandten
wurde indessen von den Kouen-nung der Weg verlegt (wie später
die Indier vom Stamm Kilitschi oder Tsali dem von Sifan zu den
Siyu geschickten Gesandten Yangti's nicht zu passiren erlaubten)»
aber die Gesandten Mingti's brachten (76 p. d.) von Thientchan
die Bilder Fo's heim. Unter Hoti (98—105) schickte India Tribut
und fuhr damit fort bis zu dem Aufstande derSi-yu. Kaiser
Wenti (428 p. d.) empfing eine Gesandtschaft von Youci-ai oder
Tschandrapuja, der in Kapili herrschte. Aus dem Reiche Kioto
oder Gupta (am Flusse Sindh) wurden Geschenke geschickt
(502 p.d.) und Pferde von einem andern Könige Indiens (504 p.d.).
Von buddhistischen Königen schickte Saumoli (441), Hintholi
(455) und Pali (473) Tribut. Mit den Buddhisten, die 953, 966,
969, 983, 984 nach China gelangten, kamen (988) in Begleitung
a ßrahman priest, named Yungche (eternal age) and a Persian
506 Annam.
•
infidel (gae-taou), uanied 0-le-yan. Sein König führte den Titel
Hili-Yih (blaek dress) nach dem Yuen-keen-luy-han.
Als König Tsehinlong in Linye durch seinen Minister Moho-
niontokiato ermordet worden, erwählte das Volk seinen Eidam,
der PolomUen oder ßrahmano genannt wird, zum König und
krönte ihn unter allgemeiner Beistimmung. Am Ende der Fan-
Dynastie setzten die Grossen die Tochter desTeuli auf den Thron
und gaben ihr aus ihrer Mitte den Edeln Tschukoti zum Gemahl
(756 p. d.). Im Chinesischen wird Brahma mit den von ihm
stammenden Brahmanen Fan genannt und die Unterscheidung
der Poloracn entspricht dem Gegensatz, worin auch in Ära die
Byamma später zu den Pcma gesetzt wurden.
Als König von Hoan, machte der Herrscher in Linye, der
seine Hauptstadt nach der KUstenstadt Ken verlegt hatte, mehr-
fache Einfalle in Tonquin (806 —808), aber die Empörung wurde
gedämpft durch Tschan gtan, den Gouverneur Annam's, der bis
Tschen-ting vordrang und dort seine Residenz (die später nach
Hue verlegt wurde) aufschlug (820). Die arabischen Reisenden
fanden in dem städtereichen Mabed (bei Masudi) oder Mayed (bei
Edrisi) chinesische Sitten und ununterbrochenen Verkehr mit
China. Sie erzählen von dem Maharadscha von Zabedsch, dem
Eroberer Comar's , eine Sitte , die später auch in Hue gefunden
sein soll, dass nämlich der König täglich eine Goldbarre in einen
See versenke und so denselben mit Schätzen fülle. Von Kam-
bodia bedrängt , schickte König Hoei tsung eine Gesandtschaft
nach China, aber die schon zugesagte Hülfe wurde durch
die reichen Geschenke, die die Gesandten Kambodia's brachten,
vereitelt (1116) und bald darauf begannen unter König Tseou
yana (1166 — 1170) die Kriege mit Kambodia, die zur Unterwer-
fung Cochinchina's leiteten. Unter den unglücklichen Kriegen,
die Kambodia mit Siam führte, wird Cochinchina wenig zu fürch-
ten gehabt haben, aber die Eroberung, die die Annalen der Ming
aus dem Jjihre 1371 erwähnen und die den Tribut des Königs
von Hu-eul-na zur Folge hatte, wird durch den siamesischen
König Borommaraxa gemacht sein, der gerade damals die dortigen
Länder mit seinem siegreichen Heere durchzog. Da dieser Kö-
Cochinchinn. 507
uig in dem östlichen Lophburi residirte und einen andern König
in Ayuthia für das eigentliche Siam eingesetzt hatte, so wird er
zum Unterschiede von dem letztern als kambodischer König be-
zeichnet sein , was er factisch auch war. Die Empörung Kam-
bodia's und die neue Unterwerfung durch Ramesuen 1385 ent-
spricht den Angaben der siamesischen Geschichte.
Kublai Khan (12(J0— 1294) schickte Sogatu zur Unterwer-
fung Qiamba's oder Qiampa's, das de Barros Campa (an den
Grenzen von Cauchy-China oder Cacho) nennt, und Marco Polo
spricht (bei Ancia) von Tributzahlungen (1278). Auch Kambo-
dia zahlte (1268) Tribut. Nachdem Tschen- tsching ((Whin-
china) sich an Kublai Khan unterworfen (1280), brach der
Krieg mit l\'\yeu pulatscheu aus (1282). Damals wurde auch
Kiaotschi (1253) erobert und die Hauptstadt Yunan's durch die
Chinesen geplündert (1257). Nach Raschid besiegte Kublai Khan
den Maharadscha, den König von Cara djank (Kandahar) oder
Tailiou. Bei Ankunft der chinesischen Flotte wurde Kouaoua
oder Toupa (das I^and der Geister), dessen Beherrscher sich
nicht unter Kublai Khan's Schutz hatte stellen wollen, durch den
König von Kalang erobert (1291), und noch 1360 machten die
Chinesen Anspruch auf Batavia. Schon früher hatteg die Chi-
nesen auf Java festen Fuss gefasst, denn die Häuptlinge von
Briryamus, Larung Tenga und Tcgal klagten über ihre Be-
drückungen (XII. Jahrhundert) und baten Maisa Lalean , König
von Gangala, um Hülfe, die ihnen auch gewährt wurde. Bereit«
im IX. Jahrhundert sollen chinesische Einwanderer nach Java
gekommen sein.
Die chinesische Flotte eroberte (1281) die Hafenstadt
Tschen-tscheng an der Schildkrötenküste, in der Nähe Hainan's.
Der König von Tschen-tscheng (die Hauptstadt von Ngannan),
zahlte Tribut (1288). Sein Reich bildete damals noch Dsiampa,
ehe es die Cochinchinesen in das ihrige verwandelt. Zu
Lande hatte der mongolische General Hutonghota die Hauptstadt
Tonquin's (Kiauki) verwüstet (1272), und Kinghiven, der König
Tonquin's, musste die Unterwerfung zugestehen (1273), erhob
sich aber wieder, als die Tributforderungen zu hoch gestellt
508 Annain.
wurden. Unter »einem Sohne Kingsiven erlitten die Mongolen
(1280 — 1285) sowohl durch das Schwert als durch Rlimafieber
grosse Verluste und mussten sich, obwohl bis Kambodia vorge-
drungen , zurückziehen. Doch wurde ein Vergleich abgeschlos-
sen und der König sandte seine Huldigung. Itataha, König von
Cochinchina, griff nach der Besiegung der Piratenflotte (1373
p. d.) Tonquin an, aber die lange fortgesetzten Kriege endeten
(1476 p. d.) mit der Eroberung Cochinchina's durch den tonqui-
nesiscben König Lyhao.
General Mak-dang-daong , von cochinchinesischer Abkunft,
vertreibt die Familie Leh aus Tonquin (1528) und tritt die Krone
an seinen Sohn Mak-dan-duan ab (1531). Der General Ngou-
yen, aus einheimischem Stamme, erobert einen Theil seines
Vaterlandes fUrTrantrong, einen Sprossen der Familie Leb zurück
und wird zum Regenten (Choua) ernannt (1534), um im Namen
der Voua, die in der Familie Leh folgen, das Reich zu verwalten.
Da bei seinem Tode der älteste Sohn noch minorenn war, fiel
der Titel Choua auf seinen Schwiegersohn (1540) und wurde in
dessen Familie erblich. Nachdem sie aufgewachsen waren,
suchten die Söhne Ngau-yen-do's vergeblich ihre Rechte geltend
zu machen, und Einer derselben (Ngau-yen-hoang oder Tien-
vouang), der als Gouverneur nach Cochinchina geschickt war
(1569), machte sich nach glücklichen Kriegen mit Dsiampa
(Loi oder Thuan) oder Thieng dort unabhängig von den Choua's
in Tonquin , obwohl er fortfuhr die Oberhoheit der Voua's aus
der Familie Leh anzuerkennen (t 1614). Von seinen Nachfolgern,
die durch Einverleibung Dsiampa's und gelegentliche Erobe-
rungen in Kambodia ihre Macht vermehrten, wurde Ghialoung
durch die Revolution der Taysoen vertrieben (1779), kehrte aber
später zurück, um nicht nur sein Land zurückzuerobern, sondern
noch Tonquin hinzuzufügen. Die Cochinchinesen unterscheiden
sich als die Juen Kok des Südens von den Juen Keoh oder Ton-
quinesen im Norden. Im Jahre 1715 p. d. war der Chinese Mak-
kun, der sich vor den Tsing aus Kanton geflüchtet, zum General-
gouvemeur von Hatien ernannt, wo er sich unter Annamiten,
-Chinesen , Kambodiern und Malayen eine Herrschaft gegründet
k
Coohinchina. 509
Ghialoung's Nachfolger MinjmaDg vollendete die Unterwerfung
der Dscham und in den Kriegen mit Siam wurde über Kambodia
das Abkommen getroffen , dass das Land beiden Reichen Tribut
zahlen solle, einen jährlichen an Siam und einen dreijährigen an
Cochinchina. For a long period the king of Camboze was tri-
butary to the kings of Siam and Qochinchina , who were always
feasting him with the titles of powerful and noble majesty. The
king of Cochinchina always placed near his Majesty several
Mandarines to protect and direct his poJitics , sagt Louis , aber
neuerdings wurden diese väterlichen Rathgeber vom Könige von
Siam gesandt. Auf Minjmang folgte (1841)Thieou Tri und dann
(1847)Tu-duc.
Seit dem grossen Einfluss , den der Bischof Adrian über den
König Ghialoung gewonnen und (obwohl die französische Hülfe
ausblieb) auch bewahrte, fanden sich stets französische Ingenieurs
und Officiere am Hofe des cochinchinesischen Königs , dem sie
Festungen bauten und die Küsten aufnahmen. Dennoch brachen
zu verschiedenen Malen Verfolgungen gegen die ausgedehnten
Missionen aus und die so durch wiederholte Gefangensetzung
französischer ünterthanen mehr und mehr herbeigeführten Ver-
wicklungen führten schliesslich zu dem auch die Spanier ausMa-
nilla herbeiziehenden Kriege, in dem Saigon besetzt wurde.
Als Könige Cochinchina's werden bei Bissachere aufgezählt:
Doan-Jong, der 49 Jahre regierte, Sai Nquien-Vuong (23 Jahre),
Luong-Nquien-Vuong (20 Jahre), Hien-Nquien-Vuong (40 Jahre),
Ngai-Nquien-Vuong (5 Jahre), Minch-Nquien-Vuong (42 Jahre),
Minch-Nquien-Vuong H., Vo Nquien-Vuong (28 Jahre). Dieser,
der 1732 den Thron bestiegen, bestellte , mit Ausschluss seiner
rechtmässigen Söhne, den Sohn einer Concubine zum Nachfolger,
für den (Anh-Vuong) während seiner Minderjährigkeit ein Mi-
nister die Regierung führte. Unzufriedene Mandarinen wandten
sich an den tonquinesischen Lehnsherrn, vor dessen Heer der
König (1774) nach dem untern Cochinchina flüchtete. Eine na-
tionale Erhebung, von dem Kaufmann Nhac und seinen Brüdern
(deren Familie den Beinamen Tay-son führte) geleitet, vertrieb
die Tonquinesen und handelte angeblich im Namen des Königs,
510 Annam.
obwohl derselbe durch einen Sprossen der alten Königsfamiiie
ersetzt und erst nach dessen Ermordung wieder restituirt wurde.
Nhac vermählte seine Tochter mit dem Könige, schaftte denselben
aber nachher auf die Seite und bemächtigte sich auch seines
Sohnes, dessen Gemahlin indessen mit ihrem Sohne Ong-Nguy-
Chung (der später den Thron bestieg) entfloh. Die Prinzessin
lebte eine Zeitlang in den Wäldern, meistens in den Zweigen
dicht belaubter Bäume verborgen, bis Bischof Adrian davon
Kunde erhielt und seinen Einfluss verwandte, ihnen wieder eine
Partei zu schatten. Der junge König wurde zuerst in der Pro-
vinz Dong-nai anerkannt und erfocht einige Vortheile (1781)
Über die Flotte der Rebellen, musste sich aber, nach einer Nie-
derlage zu Lande, erst nach Kambodia zurückziehen und dann
nach der Insel PuUovay, von wo er später nach Siam flüchtete.
Er zeigte sich dem Könige in seinen Feldzügen nützlich und
wurde mit siamesischen Hülfstrui)j)en zur Wiedereroberung seines
Landes versehen, konnte aber nichts damit ausrichten. Die Ke-
bellion der Taysong hatte sich inzwischen bis Tonquin ausge-
dehnt, wo Long-nhu-ong , der jüngste der drei Brüder, sich für
den geflüchteten König ausgab, das Haupt der Trinh zum Selbst-
morde zwang (1776) und eine Prinzessin aus dem Hause der Leh
heirathete. Als sein Betrug entdeckt wurde , musste er Tonquin
verlassen und erhielt bei der Theilung (unter der Oberherrschaft
des die mittleren Provinzen regierenden Nhac) die oberen (wie
der Priester die unteren) und eroberte von dort aufs Neue Ton-
quin, den König Leh nach China jagend, wo derselbe als Vasall
huldigte. Die chinesischen Truppen wurden von Long-nhu-
ong geschlagen, der in China eindrang und s'avan^a jusqu'ä
quelques Heues de Canton. Da der Kaiser, um ihn anzuer-
kennen, die Reise nach Peking forderte, sandte er unter
seinem Namen einen Officier, der bei der Rückkehr umgebracht
wurde, und nahm dann den Titel Quan-trung an. Während er
mit seinem Bruder Nhac in Zwistigkeiten gerathen war, hatte
der König Nguy-en-Chung, der vor dem seine Schwester zur
Concubine fordernden Könige Siam's nach der Insel Pullovay
geflüchtet war, durch Hülfe eines Mandarinen in Cancao festen
k
C Dchincbina. 511
Fuss auf dem Lande gefasst. Als Long-nliii-ong bei der Rück-
kehr von seinem siegreichen Feldzuge nach Laos gestorben war,
folgte sein Sohn Canh-thin, der sich der Länder seines Onkels
Nhac bemächtigte , aber von dem König (trotz der heldenmüthi-
gen Gegenwehr seiner Gemahlin) überwunden wurde. Der sieg-
reiche Nguy-en-Chung betrat dannTonquin, wo er den durch
die Taysocu vertriebenen König Leh wieder einsetzen zu wollen
vorgab. Da dieser aber verstorben und keine Verwandten haben
sollte , so erklärte er sieh selbst zum rechtmässigen Nachfolger
und erhielt vom Kaiser von China die Investitur als König von
Tonquin. In dem von Adrian abgeschlossenen Vertrage cedirte
der cochinchinesische König dem König von Frankreich en toute
I)ropri(3te le port et le territoire de Ilau-son et les tles adjacentes,
depuis Fay-fo, dans le Sud, jusqu'a Hai-vueyn vers le nord,
aber aus den in Pondichery gegen den Bischof gesponnenen In-
triguen kamen die Bedingungen während der Revolutionswirren
der Republik nicht zur Ausführung.
Zeitrechnung.
In Birma sowohl, wie in Siam sind besonders zwei Arten
der Zeitrechnung in Gebrauch, die heilige und die profane , von
denen die erstere nach dem Todesjahr Buddha's, die zweite in
der vulgären Acra gerechnet wird. Die Geschichte erwähnt
indess noch verschiedene andere Versuche birmanischer, siame-
sischer und kambodischer Könige, die Aera zu verändern, und
wie durch Vergrabung von Reliquien eine neue Periode von
5000 Jahren zu etabliren. Ausser der Veränderung der Resi-
denzen, diente auch dieses Mittel, um böse Omen abzuwehren,
wie Sangermano sagt: Costumarono di poi i Re Barmani di far
uso di somigliante correzione, quando secundo il preguidizzi
della loro Astrologia qui diziaria si credea quell' anno essere di
funesto augurio. A die ipso, quo regnum suscepit Bua, numerari
anni solent, schreibt Rhodesvon denTonquinesen. Sin contigerit
communi aliquo malo vexari regnum, mutatur sequenti anno ipsi
Buae nomen , ut eo mutato cesset etiam infortunium. Die Sia-
mesen sagen, dass die Chunlosakkharat eingerichtet wurde, weil
es Krankheiten und Ungewitter erzeugen würde, die Jahre nach
der abgeschafften Aera zu rechnen. Die heilige Aera wird in
Siam und Birma von dem Verschwinden Buddha's gerechnet, im
Jahre 543 a. d. als durch König Ajatasatru eingesetzt. Die
Aracanesen dagegen setzen nach Ngami das Lebensende Buddha's
um 1000 Jahre höher an, und auch in andern buddhistischen
Reichen findet sich Aehnliches. Nach Schmidt besitzen die
Tibeter vierzehn Ausgangspunkte für ihre buddhistische Aera,
Zeitrechnung. 513
die sie dem 60jährigen Cyclus angepasst haben. Die Einführung
der vulgären Aera wird von den Aracanesen dem Könige Tsandra
Turija zugeschrieben, von den Birmanen dem Könige Puppaehan
Uahan oder Poukpasau, der 613 den Thron bestieg, von den
Siamesen dem Phra Ruang (König von Sangkalok), von den
Kambodiern dem Phaya Krek und einstimmig in das Jahr
638 — 639 p. d. gesetzt, so dass es im Grunde nur eine und
dieselbe sein wird, die ein Land von dem andern empfangen
hat, zu der Zeit, wo die Gesandtschaft der hinterindischen
Fürsten ihre Almanache von den Thang in China holten, und
die ihre letzte Wurzel im südlichen Indien haben mag, wo
unter den Chola-Königen die astronomischen und astrologischen
Wissenschaften vielfache Pflege auf den für ihr Studium errich-
teten Academieen fanden , im Inlande sowohl , als an der Küste
Koromandel oder (nach Hiuentsang) Cho-li-ye. Die später Srihi
genannte Aera der Chola (Shozha) wurde unter Bama Chandra
(1289) eingerichtet. Die KoUam-Aera (Parasurama Sacam) oder
die Aera Parasurama's genannt, datirt von 825 p. d. oder (nach
Taylor) 764 p. d. Die chinesischen Chroniken erwähnen aus
dem Jahre 638 p. d. der Ankunft persischer Gesandter des flüch-
tigen Jezdegerd, dessen Aera später als die des Islam (622
p. d.), wahrscheinlich 632 p. d. mit seinen Eegierungsjahren
beginnt, doch will sie Scaliger von seinem Tode datiren. Die
nach den Jainas reducirte Aera des Buddha Godama fällt in die
Zeit des armenischen Statthalters Codomanus, der als letzter
Darius den Platz des Arses (Sohn des Ochus) einnahm. Die
Priester Tatsin's kamen nach dem Denkmal Olopuen's 635 p. d.
in Siganfu an. Die Rumi-Monate der Araber sind mit denen
der Syrier identisch, die, wie die Griechen, die Aera des
Seleucus Nicator (311 a. d.) adoptirten. Die sich an die Thron-
besteigung des Tschandragupta anschliessende Aera (312 a. d.
beginnend) heisst die des Tschanakja, als in der Sühne seines
Zornes ihren Ursprung nehmend.
Lassen bemerkt: „Der Gebrauch des sechzigjährigen Cyclus
des Jupiters lässt sich bis auf die Zeit des Vahära-Mihira, d. h.
bis zum Schlüsse des fünften Jahrhunderts nach Christi Geburt
Bastian, OiUaien. I. 33
514 Zeitrecbnaog.
zurückfuhren. Es ist daher die Angabe der tibetischen Schrift-
steller, dass er um 965 nach Christi Geburt in Indien eingeführt
worden, zu verwerfen. Es gab aber einen älteren, einen Cyclus
von sechzig Mondjahren, welcher in dem dem Parasara zu-
geschriebenen Gesetzbuche von dem fünfjährigen Juga abgeleitet
wird und zwölf solche enthält. Bei den Chinesen lässt sich der
Gebrauch des 60jährigen Cyclus nur bis auf die Zeit der Ilan,
d. h. 140 Jahre vor Chr. Geb., mit Sicherheit zurückführen. In
schon früher Zeit bestand bei den Chinesen ein 12jähriger Cyclus
mit Thiernamen für die einzelnen Jahre im Gebrauche, aus wel-
chem der 60jährige gebildet worden ist. Auch bei den Chaldäem
findet sich jedoch sowohl ein 12jähriger Cyclus, wie der 60jährige
Sossos. "" Der gemeinsame Ursprung der indischen Nakshatra
und chinesischen Sicou wird nach Babylon verlegt, wo sie mit
den arabischen Manazil zusammentreffen. Die Reduction der 28
auf 27 geschah (nach Whitney) in Indien. Plolemäus legte die
von den Alexandrinern wie (nach Mohamed ben Musa) von den
Indern benutzte Sexagesimaltheilung bei seinen astronomischen
Rechnungen zu Grunde.
Die Siamesen kennen ausser der Phutthasakkharat und
Chunlosakkharat (der religiösen und profanen Aera) noch die
Mahasakkharat, im Gegensatz zu welcher die Chunlosakkharat
für klein*) gilt. Sie wird gewöhnlich in das Jahr 77 — 79 p. d.
gesetzt und entspricht so, wie die angeblich von einem Könige
Prome's veränderte Zeitrechnung, der Aera des Salivahana.
Mitunter wird auch eine andere Aera, die im Siamesischen neben
der vulgären herläuft, aus den Jahren 540 — 544 p. d. stammend,
als Mahasakkharat bezeichnet, doch scheint ihr eigentlicher Name
Lusakkharat (Sapphasakkharat) zu sein. Eine andere Maha-
sakkharat wird von der Schöpfung, d. h. vom Beginn der Kalpa,
gerechnet. Auch dient die Regierung Mahasamada's zum Ansatz-
punkt, wie in Indien Raja Judishter. Bei den Aracanesen heisst
die vulgäre Aera die Mug-Aera und wird mit der Einführung des
Buddhismus in Verbindung gesetzt. Nach den Siamesen Hess
*) Die Vinya unterscheidet in ihren Büchern die Chnla-Wagcra und Haha-
Wagga, als kleine und grosse (in Birma).
Zeitrechnung. 515
Phra Ruang die Ckunlosakkharat oder Cholosakkharat*) von allen
NachbarfUrsten annehmen und zog nach China, als dem einzigen
Lande, das sich geweigert hatte. Die Birmanen benutzen zuweilen
eine grosse Aera, die durch Anjana, Gautama's Grossvater, einge-
richtet wurde (691 a. d.). The (materual) grandfathcr of thePhra,
naraed king Inzana, corrected the Calendar in the year 8645 and
in 67 (of the new era), the Phraloung entered the womb of Thiri
mahayana and after 10 months was born 68 in the füll moon of
Katshon.
Die siamesische Aera zählt die Buddha-Sakkharat , wie die
Autorität Ceylon's, von 543 a. d., während die in tibetischen
Büchern gegebenen Daten (nach Wilson) zwischen 2420 a. d.
und 453 a. d. schwanken. Stanislas Julien zählt aus dem Ta-
thang-si-yu-ki vier Variationen Hiouen-tsang's auf, als 552 a. d.,
652 a. d., 852 a. d. und 252—352 a. d.
Die Mahasakkharat wurde durch König Arittapalawaso oder
Arattapatasso begründet. Auch wird aus Wortspielerei gesagt,
dass König Maha-Sak die Mahasakkharat und König Chunlo-Sak
die Chunlosakkharat eingeführt habe. Andere wollen in Phra
Kuang den Stifter der Mahasakkharat , in Phaya Krek den der
Sapphasakkharat und in Phra Phutthakhosa den der Chunlo-
sakkharat sehen , und da sie diesen letztem oft den zweiten oder
spätem Buddha, im Gegensatz zu dem älteren oder Sommonakho-
dom nennen , so würde sich daraus erklären , wie Buddha zur
Gründung der Mug-Aera nach Aracan gekommen. Auf den In-
schriften Pagan's findet sich die Makha-Aera. Die Kambodier
sprechen neben dem ausPhamä oderThatung gesandten Phuttha-
khosa und (nach der Inschrift Ramree's) 200 Jahre früher
zurückgekehrten, noch von einem andern, der in ihrem Lande
verblieben und den Ehrentitel jenes Ersten angenommen habe.
In den siamesischen Geschichtsbüchem wird meistens nach der
Chunlosakkharat gerechnet, in denen Kambodia's aber, wo die
Chunlosakkharat erst mit Gründung Lawek's eingeführt sein
soll, fand ich häufig die Mahasakkharat (mit 79 p. d. beginnend)
*) Cholo meint Monat oder Mond in der Sprache der Vayu.
33*
516 Zeitrechnnng.
fortgeführt. Dieser , als der Aera Salivahana's , folgen auch die
Könige Tipperali's auf ihren Goldmünzen. In Orissa wird
gleichfalls in allen Rechnungen die Aera Salivahana's beobachtet
Die in Bahar gebrauchte Aera heisst Sambat und wird von den
Pandits als die Aera Vikrama's angesehen (57 a. d.). Raghava-
deva führte 880 p. d. die Tamlat- Aera ein. Vicramaditya Tri-
bhuvanamalla (der Kalukja) ersetzte vorübergehend die Aera des
Salivahana durch die des Vicramaditya (1076 — 1127 p. d.). Die
bei dem Astronomen Varahamihira (5. Jahrhundert) gefundene
Aera Vicramaditya's soll, wie die bei Brahmagupta (7. Jahr-
hundert), die Aera des Salivahana sein. Buchanan bemerkt:
The era of Vikrama commences 441 p. d., but if called Sumwat,
it commences 56 a. d.
Die Namen Vicramaditya und Salivahana gehören bekannt-
lich einer sehr verwirrtcu Periode der indischen Geschichte an
und in den Schlachten, wo sie zusammen angeführt werden,. soll
bald der Töpfer Salivahana (der berüchtigte Kreuzträger) den
König Vicramaditya, bald dieser jenen überwunden haben. Nach
dem Vansavali wird Nri Nikas Salivahana Saca Hara durch die
Yavanas gegen den Raja von Delhi unterstützt. Die Sakkharat
ist diejenige Periode, in der ein Mächtiger oder Saka, gleich
dem Könige der Saka, regiert und für deren Dauer er seine
Zeitrechnung fixirt. Als deshalb Salivahana dem sterbenden
Vicramaditya die Bitte gewährt, dessen Aera nicht abschaffen
zu wollen, verwandelt er aber doch den Namen von Sakkharat
in Somvat (Cyclus), da jetzt seine eigene Epoche eine Sakkharat
wurde (s. Wilford). Unter den Buddhisten Hinterindiens hat
das Wort auch seine entsprechende Bedeutung bewahrt, aber die
die Niederlage Vicramaditya's verkleidenden Brahmanen stellen
die Einführung der Sakkharat als ein Freudenfest dar, wie es
die Perser über die Vertreibung*) der tyrannischen Sacae**)
*) Nach Justin feierten die Parther den von Arsaces über Seleacas er-
fochtenen Sieg als den Tag ihrer Freiheit.
**) Nach Athenäus (^bei Brissonias) berichtete Berossns , am sechszehnten
Tage des Monats Loos sei in Babylon das Fest der Sakeen gefeiert, welches fonf
Tage dauerte , an denen die Herren sich von ihren Untergebenen beherrschen
Zeitrechnung. 517
feierten, und verkehren den Ehrennamen in einen eehimpflichen.
Noch andere Aeren haben dies Schicksal gehabt. Quant au
Goupta-Kala (i'6re des Gouptas) on entend par le mot Goupta
des gens qui ont 6t6 mechants et puissants et V^re qui porte leur
nom est Tdpoque de leur extermiuation. Die Aera der Jüngern
Gupta beginnt 319 p. d.
The overthrow of the Sakas is universally attributed to the
Vikramäditya who assumed the title of Sakäri , and established
the era which still bears his name, beginning in 57 B. C. But
if the prince who founded this era was a contemporary of Prava-
rasena, Raja of Kashmir, and of the poet Kälidäsa, as well as of
the Astronomer Varäha Mihira, as there seems good reason to
believe, it isquite certain that he cannot be dated earlier than the
beginning of the sixth Century of the Christian era. This con-
clusion is supported by the streng testimony of Abu Rihän, who
states that the great victory over the Sakas was gained at a place
called Koror, between Multan and Loni, by a prince named Vi-
kramäditya, just 135 years after the prince of the same name
who founded the Vikrama Samvat. As the date of this event
corresponds exactly with the initial point of the Sake-era which
was established by Sälivähana, it results that the Vikramäditya
of Abu -Rihän is identical with the Sälivähana of the populär
Indian traditions. This conclusion is further strengthened by
the fact that in Colonel James Abbott's list of the Rajas of Syäl-
kot, a reign of 90 years is assigned to Sälivähana, which is
exactly the same as is allotted to Vikramäditya, the conqueror of
the Sakas, in all the seven copies of theRäjävali that Ihaveseen.
On these grounds, I venture, with some confidence, to fix the date
of the defeat of theSaka conqueror ofDilli in a. d. 79 which is the
initial point of the Sake-era of Sälivähana (nach Cunningham).
Hessen und Einer derselben, mit einem Zogan benannten Konigsmantel bekleidet,
an deren Spitze stand. An dessen Statt nennt Dio Cbrjsostomos einen zum Tode
verurtheilten Gefangenen , der während dieses Festes , Tuiy Saxxiuy ioqiri ge-
nannt, auf königlichem Throne sitzend, nach GefaHen schwelgen und vom Harem
freien Gebrauch machen durfte , aber zuletzt entkleidet , gegeisselt und erhenkt
wurde (s. Grotefend).
518 Zeitrechnnncf.
Nach Ferishta wurde Bickermajit (Zeitgenosse des Shawpur
in Iran) in einer Schlacht mit den empörten Fürsten desDekkhan
am Ufer des Nerbudda erschlagen. Im Jahre 56 a. d. beginnt
die allgemeinste Aera der Inder (^äkjibda oder das Saker-Jahr)
und diese soll wegen der Verjagung der Saker durch Vicrama-
ditya eingesetzt sein, sagt Benfcy, der anderswo bemerkt, dass
nach einer Angabe der Schi uss der Sunga- Dynastie in Patali-
putra (deren letzter König Devabhuti von seinem Minister, dem
Brahmanen Vasudeva, ermordet wurde) mit der Aera des Vicra-
maditya (56 a. d.) zusammentrifft.
The most distinguished monarch of the Satkami or Andhra-
Dynasty was Gautamiputra, the father of Padumavi (Puloman)
or Siri Pulomai (according to Ptolemaeus Claudius). He appears to
have extended his conquests over Malwa, Gujarat, Akar and all
those provinces, over which a Kshatrap or Satrap (Nahapana) of
the Parthian - Dynasty (Phrahates) ruled immediately before.
Gautamiputra is praised for having established the glory of the
Satavahan family, for having defeated Sakas, Yavanas and Pah-
lavas, and for exterminating the descendants of Ehagarat or
Kshaharata (Phrahates), bemerkt Bhau Daji, der geneigt ist, ihn
als den Gründer der Sali vahana- Aera zu betrachten.
Die Mahasakkharat, in der auf den Steininschriften Suko-
thay's gebrauchten Weise, soll durch einen König Kambodia's
eingeführt sein (540 p. d.) und wird zuweilen Phaya Krek zu-
geschrieben (544 p. d.) , wie die gewöhnliche Bechnung der
Chunlosakkharat dem Phra Ruang, dem Flechter wasser-
dichter Körbe, wie Fjalla-Eyvindr auf Island. Ihrer erwähnt
Louböre, als der ältesten Epoche der Siamesen, die rein
astronomisch wäre und zur Grundlage einer andern Art der Pla-
netenberechnung gedient habe , die für die neue Methode seit
638 p. d. aufgegeben sei. A l'annöe 544 p. d. (2231 de l'^re
Siamais) la conjonction moyenne de la Lune arriva entre l'Equi-
noxe v^ritable (nach Cassini). Die von dem Tode des Königs
Harshavardhana oder Qriharsha datirte Aera (607 p. d.) fällt mit
dem Aufhören des Titels Maharaja oder Grosskönig in Indien
zusammen, als die buddhistischen Könige der (auch in Birma
Zeitrechnancf. 519
regierenden) Aditja oder Sonnen-Dynastie durch ihre brahma-
nischen Nachbarn unterdrückt wurden , bis Qiladitja den alten
Glanz wiederherstellte (620 p. d.). Albiruni versetzt die kasch-
mirische Aera von 607 p. d. auf 457 p. d. Die zu Ehren Brahma-
gupta's eingeführte Aera der Astronomen datirte 665 p. d. und
die Chalukya-Aera 1016 p. d.
Nach Brown ist die Kali-Aera*) die Grundlage aller Be-
rechnungen bei den Astronomen und Chronologen Indiens. The
Hindoo sages reckon the Kali Yug from Friday the (suddha) first
day of the moon in the monthChaitra in the yearPramadi, which
is the thirteenth year of the preceding Cycle. The first Cycle
is counted from Prabhava, the 48th year of the Kali-Aera.
The Telinga calendar (different from that of .the Hindus) is
the calendar of the Javanese. During the Telinga and Teloogoo
dynasty (of the Gentoos) a considerable emigration occurred from
the Choromandel or Cholomandel coast of the Chola-Dynasty to
Java (XIII. Century).
*) In the beginninjir of the fourth, or present jowg, Rajah Joodishter was
universal monarcb and the comraoncement of his reign became the epocha of an
era , of which to this time (being the 40th of Akbar rcign , who was prociaimed
emperor 1556 p. d.) there have elapsed 4696 years. After him Bickerros^eet
reokoned from his own accession to the throne and reigned 135 years; of this
era there have elapsed 1652 years. It is said, that a yonth, named Salbahin,
made war upon Bickermajeet and after having taken htm prisoner in battle,
asked what boon be had to reqaest. Bickermajeet only desired , that his era
might not be discontinued in public transactions. Salbahin granted his request,
bnt at the same time made nse of another era from his own accession. Of the
era of Salbahin there have elapsed 1517 years. The Hindoos believe that his
era will continue in use for the space of 18,000 years, after which Rajah Bid-
Jeeabundun will introduce a new era from his own accession to the throne, which
wiU last 10,000 years. Then Nake Arjen will sit on the throne and establish
another era , which will continue 4 lacks of years. And lastly Kalkee Otar will
Institute an era, which will remain in nse for 821 years. All these six eras
(eicepting that of Bickermajeet) are roetaphorically called by them Saka and
beld in the greatest veneration. Besides these six, there are many others , in-
cluding that of Bickermajeet , and which they call Sumbut. The era of Bicker-
majeet was changed from Saka to Sumbut upon the Invasion of Salbahin. After
the expiration of these six eras the Sut-jowg will commence and give rise to a
new era (Abul Fazl).
520 Zeitrechnonjf.
Die vulgäre Aera wurde zweimal in Birma verändert Das
erste Mal, 624 Jahre nach dem Tode Gautama's, durch Sa-
muddara , den König Therekittara's , der 622 Jahre strich und
mit zwei neu begann. Die andere Veränderung wurde durch
Thengaret, König von Pagan, gemacht, im 17. Jahre seiner Re-
gierupg und 562 nach der Regierung des There Moungdari. Er
Hess 560 Jahre fort und fing mit zwei wieder neu an.
DerThagyakönig verkörperte sich in dem Pona (Brahmanen)
Mahalana, um die von König Asatada in der ZeitKassapa's*) ver-
änderte Aera auPs Neue zu ordnen , als der 22. König in Prome
regierte. Diese Veränderung der Aera fällt in die Jahre 78—
80 p. d. Saddamaraza (Saddamanazal), rey d'Ava, emendo ed
abbrevi6 Tera (788) ritenendone soli tre anni per mal augurio te-
muto, sagt Sangermano. Dieser König regierte 1426 — 1439. Ra-
mathibodi, König von Sukothay, führte die Lu-Sakkharat oder
Chunlosakkharat ein, identisch mit PhraRuangChao, der im Jahre
1000 nach Buddha die bisher gebrauchte Aera abschaffte. Erver-
änderte das Pferdejahr von Ehasok zuThosok.» In seiner Lebens-
beschreibung heisst es: ,,Als Phra Ruang, der die Sakkharat
Phra Phuttichao's abschaffen sollte, fünf Jahre alt geworden
war, hatte der Cirkel der Phutthasakkharat gerade 1000 Jahre
vollendet." Sein Rival macht ähnliche Ansprüche: „Im Jahre
206 der Chunlosakkharat, 1857 Jahre nach Buddha, führte im
dritten Jahre seiner Regierung Phaya Krek (Phrachao Sintho
Amarin) die Chunlosakkharat ein und regierte dann fernere 57
Jahre. "" Indess soll diese Chunlosakkharat von Myang Phama
durch Chao Anuruth eingeführt sein , der seine Eroberungen bis
Kamphuxa ausdehnte , und nur die Siamesen , um Phaya Krek
zu ehren, schreiben diesem die Aera zu. Die Könige des zweiten
Pagan bedienten sich der vom König Puppachan-Rahan im Jahre
1331 der grossen Epoche (639 p. d.) eingeführten Zeitrechnung,
aber Sangermano sagt vom Könige Pagan's : Poppozarahen molto
versato nel Beden (Astrologia) dell Era di 535 ritenno due soli
*) Die damals den Rischi gegebenen Veda's worden später , wie Drona von
Buddha hörte , durch die Brahmanen entstellt.
Zeitrechnung. 521
anni (perche si presaguia alcuna cosa di funesta) e dopo di avere
regnato 27 anni mori nello stesso anno nel quale avea emendata
TEra. Thengaret, König von Pagan, führte seine Aera im
Jahre 560 derProm-Aera ein, was dann wieder 639 p. d. als den
Anfang der politischen Aera giebt. Die grosse Epoche wurde nach
den Birmanen bei der Veränderung der Aera dui'ch Asatatath's
Vorgänger in Tagoung eingeführt. Die Siamesen sprechen von
einer Aera, die Sakatam oder Boromkrasat, König von Taksila,
durch Disa Maha Phrahm hätte einführen lassen, im Jahre 306
der Phuttha Sasana Kala luang, worauf er noch 72 Jahre regiert
habe. Gewöhnlich steht die Aera mit der Religionsänderung
in Beziehung, und auch die arabische wird durch Hamzalsfahani
von der Umgestaltung des alten Cultus, der an Abraham ge-
knüpft war, gerechnet, als Amr bin Luhajj den syrischen Götzen-
dienst einführte (s Krehl). Phaya Thammitsarat konnte , da es
ihm an Gelehrten (Pruttachan) unter den Hora fehlte, seinen
Wunsch , die Kalender zu ordnen , nicht ausführen.
Im Jahre 906 (627) wünschte Phra ßam Phong Banthit, der
in der Stadt Phra Thessarat oder Nakhon Xaisi herrschte , die in
Verwirrung gerathene Chunlosakkharat wieder durch die Phut-
thasakkharat zu ersetzen. Als Phra Rama Banthit im Jahre 559
der Xulasakkharat den Thron in der Stadt Nakhon Xaisi be-
stiegen und mit dem Titel Phra Rama Phong Banthit Udom Raxa
Pinklao-Phutthi Chao Yu Hua gekrönt war, klagte er vor seinem
Gelehrten Najatham, dass die Ghun - Sakkharat und die Phra
Phutthi-Sakkharat beide ganz in Unordnung gerathen seien , und
dass deshalb das Lebensalter des Menschen abnehmen und die
Sitten sich verschlechtern würden. Die Maha Xot Phrahm er-
hielten Befehl, aus diesem Grunde die Chunlosakkharat zu unter-
drücken und nur die Phra Phutthasakkharat zu beachten. Es ist
die magische Verknüpfung von Ursache und Wirkung, die rück-
wirkend in der Unordnung des Kalenders, schon früher das Ende
der Tage und damit die in denselben prophezeiten Leiden der
dem Untergange entgegeneilenden Welt herbeiführen würde.
Der König von Siam ging 1861 von lunaren zu solaren Monaten
über, aber fuhr für die nächsten Jahre fort, die Zwischenzeit noch
522 Zeitrechnung.
besonders zu bemerken. Die Siamesen beobachten zwei Neu-
jahrstage. Der Truth oder Kruth ist das eigentliche Neujahr des
Volkes , aber die Hora (die Clemens Alexandr. als Horoskopen in
Egypten kennt) haben , um seine Irrthümer zu rectificiren , den
Songkram eingerichtet und lassen nun die Leute, die schon
das frühere gefeiert, auch dieses begehen. Die Lao und Kam-
bodier nehmen nur auf den Songkram Rücksicht. Buehanan
bemerkt von Vorderindien: The only year in use above the
Chats is the Chandramanam or lunar year, in which the re-
ligious ceremonies are performed. At Bangalore the year 1800
is reckoned the year 4893 of the Kaliyugam or 1722 of the
Era of Salivahana. Without Consulting the Panchanga or al-
manack kceper nobody knows , when he is to perform the cere-
monies of religion. Bei dem Mangel an kenntnissreichen Mathe-
matikern , die selbst in China gerne aus der Fremde angenom-
men wurden , muaste eine einmal eingerissene Verwirrung bald
ganz unheilbar sein, besonders, wenn so verwickelte Rechnungen
zu ordnen waren, wie im javanischen Kalender. In der Inschrift
Uttungadeva's (1294 p. d.) werden die Tage sowohl nach der
fünftägigen Woche des indischen Archipels, als nach der sieben-
tägigen Indiens bezeichnet, als in der sechstägigen (Shadvara),
und dann sind die 30 siebentägigen Wochen , die sechs durch
die Verbindung der fünftägigen und der siebentägigen Woche
entsprechenden 35tägigen Reihenfolgen entsprechen und das
210tägige Jahr bilden, mit besondern Namen bezeichnet (s. Las-
sen). Im Dekkhan wird wie unter den Indochinesen und Mongolen
nach dem 60jährigen Cyclus gerechnet. Für ihre Religionsge-
schichte fixiren die Siamesen gewisse Daten nach ihrem Abstände
von Buddha's Todesjahr, aber nur die Palitexte selbst können
einigermassen zuverlässige Anhaltspunkte geben für Alles, was
jenseits der Grenzen des Landes liegt. In dem Uebrigen findet
sich das confuseste Zeug hingeworfen. Nach dem Niphan
Buddha's, im Jahre des Pferdes, im ersten Cyclus, wurde im
vierten Monat das erste Concil gehalten unter der Regierung von
Phaya Xatsatkru (Ajatsakhu). Unter Phaya Sokkharat wurde
das zweite Concil gehalten, im Jahre des Hahnes, im 10. Cyclus,
Zeitrecbnaog. 523
dem 11. Jahre der politischen Aera. Unter Phaya Haiphranaksen
wurde das dritte Concil gehalten , im Jahre des Ochsen , im 10.
Cyelus. Phra Phutthakhosachan richtete die zweite Versamm-
lung ein, im Jahre des Pferdes, im 10. Cyelus, und schrieb die
Palmblätter-BUcher auf der Insel Langka unter König Arathana-
Keo-Horakot. In ähnlicher Weise wird gesagt, dass, nachdem
das Niphan die Phra Phuttha-Sakkharat für 5000 Jahre begrün-
det habe, Axatisattru vier Monate später diePathommaSankhaya-
nai gehalten , dann nach 100 Jahren Phra Sri Thammasokharat
die Thutiya, nach 200 Jahren (300 Jahre vor Phra Nakhasen)
Phaya Milinth die Tattiya und nach 300 Jahren (auf die AuflFor-
derung Phra Phutthakhosa's) Phra Kheo Morakot die Chatuthya.
Oder es heisst, dass unmittelbar nach Buddha's Niphan Phaya
Atasatru das erste Concil hielt, nach 100 Jahren Phaya Kalasoka
das zweite, dass nach 400 Jahren das dritte gehalten wurde und
965 Phra Phutthakhosa die Dhamma übersetzte.
Die siamesische Geschichte wird durch folgende Bestim-
mung der Aera eingeleitet: Suphamatsada : Die Phra Phuttha-
Sakkharat beginnt mit dem heiligen Prinzen Phra Boromma-Trai-
Loka-Nat-Chao , der die Kantha vernichtend, in das Niphan
einging. Der Heilige begründete die Bovana-Phuttha-Sasana,
um für 5000 Jahre zu dauern , an einem Dienstag des sechsten
Monats, der 15. Nacht des wechselnden Mondes, in dem Jahre
der Schlange (Maleng), dem letzten des Cyelus , als dem Niphan
Phra Phutthichao's, von den Gelehrten (Phra- Achan-Chao) in das
Jahr des Pferdes, das erste des Cyelus, gesetzt. Nachdem
vier Monate verflossen, berief Phaya Axatisattru die Phra Arahan
zu der Versammlung der Pathomma-Sangkhayanai. Hundert
Jahre später, im Jahre des Hahnes, dem letzten des Cyelus,
dem 11. Jahre der Chunlosakkharat, versammelte Phaya Sri
Thammasokharat die Thutiya-Sangkhayanai (das zweite Concil)
am passenden Platze. Nach 200 Jahren , im Jahre des Ochsen,
dem letzten des Cyelus, dem 21. der Chunlosakkharat, Hess
Phaya Milinth durch Phra Nakhasen das Tattiya-Sangkhayanai
einberufen an passender Stelle. Nach ferneren 300 Jahren,
im Jahre des Pferdes, dem letzten des Cyelus, dem 31. Jahre
524 ZeitrecbnuDg.
der Chunlosakkharat , setzte Phra Phutthakhosa Chanchao das
Chattutha-Sangkhayanai ein, indem er die Buchstaben des zu
lesenden Alphabets von Langkathavib aussandte. Er lud den
Phra Kheoh Morakot (den kostbaren Smaragd) ein, mit ihm
den Kahn zu betreten , der so fortgetrieben wurde und in die
FlussmUndung des Phuttha-Thay-Maht einlief. Suphamatsada :
Im Jahre 206 der Phra Phuttha-Sakkharat , in dem 36. Jahre
der Chunlosakkharat, im Jahre des Schweines, geschah es,
dass seine Majestät der grosse König, der über die Stadt Tak-
kasinla-Maha-Nakhon herrschte und den Namen Phaya Sakkra-
thammaharaxathirat führte, durch die mächtige Gewalt seiner
Herrschaft alle andern Könige übertreflFend , in der Abendzeit
nach seinem Throne in dem Palastthurme der Nordseite her-
vorkam und über die Phra Phuttha-Sasana nachdachte, wie
sie nicht im Einklang mit dem Phra Phuttha-Chakr sei. Und
ein königlicher Befehl erging an die Attita-Phrahmana-Parohit,
sagend: Von diesem Tage an als dem Beginn, bis zu dem
Ende der Phra -Phuttha-Sasana, die durch Phra Phuttha Chao
auf die Länge von 5000 Jahren bestimmt ist, soll die Chunlo-
sakkharat gegründet sein, uns in Zukunft zu dienen. Rechnet
Donnerstag des fünften Monats in der ersten Nacht des abneh-
menden Mondes, nach der Chunlosakkharat das Jahr der Maus,
das erste des Cyclus, als das Mahasongkran (den Anfang des
solaren Jahres) , und darnach mit dem Neujahr beginnt neu die
Chunlosakkharat im neuen Monat. Ehe das Mahasongkran
nicht angetreten, kann das Jahr nicht erneuert werden, weil
die Dithi (Mondtage) ein unvollständiges Jahr von 360 Tagen
lassen würden. Nachdem seine Majestät diese Angabe für die
Chunlosakkharat festgesetzt hatte , schied er vom Leben ab und
ging in den Himmel ein , nachdem er 72 Jahre regiert hatte.
Als die Chunlosakkharat den ersten Cyclus (Sak) vollendet
hatte, betraten die ehrwürdigen Eremiten Sisatxanalai und Sithi-
mongkhon das Menschenalter von 100 Jahren, aus der Zeit, wenn
Xinasi noch Phaya war, bis zu seiner Entscheidung, sich in der
Kenntniss des Sapphanjutajahn zu manifestiren, als Phra Phuttha
Chap , zum Besten aller Wesen.
Zeitreebaung. 525
Ueber den letzten Versuch der Aera- Veränderung fand ich
folgenden Bericht in den Annalen Ayuthia's : Im Jahre 1000 der
Chunlosakkharat versammelte der König (Phrachao Prasath thong)
seine gelehrten Männer und theilte ihnen mit, dass er beabsich-
tige, eine neue Aera zu gründen, um die Unordnungen des Kalen-
ders zu verbessern. Auf seinen Befehl verfertigten die Künstler
Figuren von Asuren, Kumphan, Khontaph, Rüsi, Sitthivixathon,
Kinara, Nakh, Suban, und nachdem sie alle aufgestellt waren,
Hess er das Bild des äomdet Amarintharaxathirat, als auf Phra
Meru weilend, arbeiten, andere hinzufügend, als Phra-lsuen,
Phra-Phitsanu, Phra-Phaiya, Phra-Pharuna, Phra-Phlöng, Phra-
Jama, Phra-Phraisoph, Phra-Chanthon, Phra-Athit nebst den Fi-
guren von Thephajuchao und der 12 Rüsi. Nachdem die Be-
rechnungen durch Brahmanen, die Phra-lsuen (Siva), Phra-Narai
(Vischnu) und den Thephajuchao (den Götterkönig) in ihren
Kleidern repräsentirten, angestellt und berichtigt waren, schickte
er Briefe nach Tongu und Ava , damit auch die Könige dort die
Neuerung annähmen. Der König der Angva (Ava) antwortete
durch eine Gesandtschaft, seine Freundschaftsversicherungen
bringend, aber er lehnte den Vorschlag der Veränderung ab, da
es schwierig sein würde, dieselbe in Krung-Pukam-Prathet (das
altkönigliche Land Pagan) und Ramam-Prathet (das Land Pegu)
einzuführen, weil die Leute dort zu sehr an die alte Art der
Rechnungsweise gewöhnt seien. Der König wurde darüber är-
gerlich und da die birmanischen Gesandten , obwohl Gäste der
Stadt (Khek Myang), ihrer eigenen Lebensweise folgen wollten,
Hess er ihnen die gefüllten Essschüsseln auf ihre Köpfe stülpen
und schickte sie zur Stadt hinaus.
Als Buddha allen Ländern predigte , besuchte er auch die
Myang Juen , und nach seinem Eingehen in das Nibpan wurde
der Traipidok durch den König Thammaraxathirat von Takkha-
sinla zum ersten Male nach Kambodia gesandt. Die Abschrift
der Uebersetzung wurde von Phra Suthat begonnen , aber nicht
526 Zeitrecbnoiif.
ToUendet, da der Tod ihn überraschte, und erst Phra Phattha-
kbosa Chan *) führte sie später aus.
Als Prabat Krom Melin oder Phaya Miiintha in Myang Ka-
thung oder Myang We (der Hauptstadt der Juen) herrschte, ver-
langte er von den Priestern seines Landes» dass sie, zum Beweise
ihres frommen Wandels, in die Lu/t emporsteigen und fliegen
sollten, gleich den Heiligen alter Zeit, denen, wie er durch seine
tiefe Kenntniss der PalibUcher wusste. Solches leichte Spielerei
gewesen. Als auch kein einziger sich fand , seinem Gebote zu
genügen, hielt er sie alle für Heuchler und Betrüger, ohne Wissen
und Kenntnisse , und befahl , dass man sie sämmilich über die
Grenze jage. Alle die Reiche der Khamen , der Thai, der Lao
wurden durch diese Verfolgung der Mönche beraubt und die
Klöster standen verödet. In Folge dieses über die heilige Reli-
gion hereingebrochenen Unheils erhitzte sich der Sitz Phra-Ins
und wurde zuletzt so glühend, dass es dem Inhaber unheimlich
wurde. Da im Himmel seines Bleibens nicht länger war, so
nahm er die Gestalt eines Priesters an und unter dem Namen
Phaya Neakkhasen widerlegte und löste er die verwickelten
Fragen Phaya Milintha's, der damals in Sakalaburi (in der Nähe
Patalibut's) regierte (500 Jahre nach Buddha's Nibpan). Nagar-
juna oder Nagasena holte die Weisheit des Mahajana von den
unterirdischen Schlangen**), während es sonst heisst, dass der
Abhidhamma nicht auf Erden, sondern im Himmel Tuschita gepre-
digt sei. Als Vauiaua dem überwundenen Bali die Wahl Hess,
ob ^r mit fünf Dummen zum Himmel auf- oder mit fünf Weisen
nach Potala niedersteigen wollte, erwählte er das Letzte (nach
Ward). Als König Miiintha die buddhistischen Lehren nieder-
*) About thc ycar 432 a. d. the commentaries were translated from Singha-
leac into Pali by Huddhaghoso (s. Hardy).
**) Die Nagas gelten vielfach als liuter der Wissenschaft und damit w<;rden
ihre gespaltenen Zungen, um verschiedene Sprachen zn reden, in Beziehung ge-
setzt, während in brnhmanischer Mythologie sie sich dieselben an dem scharfen
Stroh zerschnitten , als sie die verschütteten Tropfen des Amrita - Tranlies, den
Qaruda geraubt hatte, aufleckten. Ihr unterirdisches Reich wird auf Island von
den Seehunden bewohnt (als Famosli^är oder Dienstiente des Königs Pharao),
die anch dieselbe Formveränderlichkeit besitzen (s. Maurer).
Zeitrechnung. 527
disputirte , rief Sakkha (der Höchste der Dewas) auf Bitten des
Thero Assagatta den Nagasena an, der als Mahasena im Himmel
lebte, dass er sieh auf Erden incamire, den Sophisten zu er-
setzen , den die Griechen nicht hatten verkaufen wollen.
Die jetzt von den Khamen und Siamesen gebrauchten Buch-
staben wurden durch Phra Phutthakhosa erfunden, aber di0
Akson mihng, die sich in den Inschriften der Steinmonumente fin-
den, stammen her von einem älteren Phuttha, Sommonakhodom
(Somanero Gautama) genannt. FrUher existirten auch mit ihnen
geschriebene Bücher, die sogenannten Nongin mihng, die aber nur
über weltliche Dinge handelten. Sie waren durch den von
100,000 Schülern begleiteten Priester Pra - Neakaseng (Nakha-
sena*), der Kühne unter oder gegen Drachen) von We oder Hu6
(Phu-thuathien) nach Myang Luang gebracht, und dort baute der
König Phrabat Apitoch oder Phrabat Songkeya den Tempel des
Prasat Keoh zu ihrem Empfang. Für ihn verfertigte aufPhra-In's
Gebot Vi tsanukam das Keoh Kioh genannte Buddhabild aus grünem
Edelstein. Die Inschrift (588) in den Tempelruinen von Phra
Phixai besagt, dort durch Nagasena über den Serikathat (körper-
liche Reliquien) in der vom König Sisukonbot gebauten Pagode
aufgestellt zu sein; doch ist Nagasena und Phutthakhosa der erb-
liche Titel von Klosteräbten geworden.
Nachdem Phra- Phutthakhosa in Langka die Pali- Bücher
unter dem gelehrten Priester Sonnathen studirt hatte, betrat er
mit dem heiligen Traipidok in der Hand, ein kleines Boot, das
über die Meereswellen hinweg nach derFlussmUndung bei Puth-
Thay-Maht oder Puthaimat (in Annam) trieb. In dem kostbaren
Tempel, den der König für ihn baute und mit dem durch Vitsa-
nukam aufPhra-In'sGeheiss gefertigten Keoh khiao (das Buddha-
bild aus weissem Edelstein) schmückte, legte er eine Abschrift
der religiösen Schriften nieder und ging dann in sein Vaterland
Myang Phama zurück, wo er starb, 1700 Jahre nach Buddha
(1700 Ph. S.). Mahathen Mahalay (Mahalay thevathen) oder
*) Als der unter Ardscbana-Bänmeu geborene Nägärdschuna den indischen
König bükehrte, hörten die Brahmanen auf, die Haare in einem Schopf zu tragen
(s. Wassiijew).
528 Zeitrechnang.
Halay in der Stadt Eampbuxakam (auf der Insel Langka gebo-
ren) besuchte Himmel und Hölle und beschrieb, was er gesehen.
Die directe Ankunft Buddbagosa'B inKambodia wird von den
Aracanesen bestritten, die ihn nach Thatung bringen, und auch
die Siamesen kennen eine Version, nach welcher er von Birma
wenigstens ausgegangen ist.
In MyangAloi oder MyangPhama*) herrschte ein mächtiger
König, der durch seine Verdienste die Fähigkeit zu fliegen er-
langt hatte. Er sandte Priester nach Sinho oder Langka, um
die heiligen Pali- Bücher abzuschreiben, die dort von Phra
Phutthakhosa verfasst worden waren. Bei ihrer Rückkehr wurden
sie durch den Sturm an die Küsten Kambodia's verschlagen, und
dort vom König Pathummasurivong mit grossen Ehren empfangen
und ihnen sein eigener Palast, in ein Kloster verwandelt (als
Nakhon Vat), zum Aufenthalt angeboten. Als der Chao Aloi
(der König von Aloi oder Alovi) davon hörte, schickte er nach
Kambodia und verlangte von dem Könige, dass er ihm seine
Priester mit den Büchern herausgäbe, und als ihm diese Schätze
verweigert wurden, kam er zornentbrannt mit einem gewaltigen
Heere, drohend. Alles zu vernichten. Aber die Frömmigkeit,
unter allen Bewohnern der Stadt, vertheidigte dieselbe gegen,
was immer unternommen war, und der Chao Aloi, sehend, dass
alle seine Versuche fehlschlugen, flog zuletzt brausend mit wildem
Unmuth in sein Land zurück. Der König Kambodia's aber dotirte
das Kloster noch reicher wie früher und installirte dort den ge-
lehrtesten der Priester als Abt, unter dem IHtel Phra Phuttha-
khosa, damit dieser heilige Name sich verewige. Später wurde
derselbe von Phra ßuang nach Phitsanulok eingeladen , wo er
1500 B. S. starb. Als Phra Anon von Langka nach Nakhon Vat
kam, brachte er sieben Schüler mit, deren vornehmster Phra
Sukhon war, ein jetzt erblicher Titel eines Abtes von Udong.
Phutthakhosa, 236 Jahre nach Buddha geboren, hatte eine Kesini
Phramani zur Mutter und einen Kesi Phram zum Vater. Andere
sagen , dass seine Mutter vom Stamm der Khek war. Mit seinen
Schülern über Land nach Kambodia kommend, predigte er die
*) Mit Phaman bezeichnen die Siamesen auch die Brahmanen , indem sie
dieses Wort, nicht wie im Pali, sondern wie die Inschriften vonDhaoH schreiben.
Zeitrechnung. 529
heilige Religion zu Phra Ketsamalea's Zeit. Das Concil wurde
218 Jahre nach Buddha abgehalten und 236 Jahre nach Buddha
ging Mahinthathen nach Langka. Milinda war 500 Jahre nach
Buddha geboren.
Die vermeintliche Sendung Buddhaghosa's (nach der ge-
wöhnlichen Rechnung) fällt in dieselbe Zeit, wo auch andere
Missionäre Indien verliessen, um nach China zu ziehen und
so auf ihren Fahrten Hinterindien berührt haben mögen. Als
der das Gesetz für kostbarer, als die geschenkte Perle des
südindischen Königs, erklärende Prinz Bodhidana beim Tode
des 27. Patriarchen unter dem Namen Bodhidharma in der
Würde gefolgt war, schiffte er sich nachHonan ein, ein Ereigniss,
das ungefähr Ende des fünften Jahrhunderts gesetzt wird. Die
Chinesen sprechen von einem siamesischen Königssohn , der die
unter Kaiser Mingti bei ihnen eingeführte Lehre fester begründet
habe, aber die Siamesen, wie Kaempfer bemerkt, wussten nichts
von dieser ihnen zugedachten Ehre. L'empereur de Ceylon suit
la religion de Bedda ou Budsi qui , originaire de Siam , voyagea
jusqu' au Japon, sagt (1750) Wolf. Dass damals viele Verbin-
dung zwischen Indien und China bestand, geht aus den Ge-
schenken von Kleinodien hervor, die vom König Chandraprija
Kaiser Wuti aus der Songdynastie (428) und (501) die Dynastie
der Liang empfing. Der 400 p. d. das Reich der junge renGupta's
erweiternde Devagupta wird in einer Inschrift unter den Mahis-
vara oder Siva verehrenden Fürsten als Oberkönig genannt, aber
Buddhagupta (484 p. d.) tritt bei Hiuenthsang als ein eifriger
Verehrer Qakjamuni's auf.
Wie vor der Wiederherstellung das Original im Pali , die
Athakatha auf Ceylon nur im Vernacular bestand, so finden sich
auch jetzt noch in Birma und Siam Gelehrte, sowohl in als ausser
dem Priesterstande, die neue Commentarien zu einzelnen Ab-
schnitten des Pitakat hinzufügen, besonders im Abhidhammä
oder den Sutras. Sie lieben meist ihre Darstellung mit Brocken
aus dem Pali zu untermischen, oder fügen auch ganze Sentenzen
ein, wenn nicht, wie besonders häufig in Birma, die Anlage des
Buches überhaupt ein fortlaufendes Anet ist, indem jeder voran-
gestellten Phrase des Pali ihre Umschreibung in der Volkssprache
Bastian, Oitasien. I. 34
530 Zeitrccbnung.
folgt. In Birma bedient man sieh nur der Palniblätter für diese
oder andere Schriften, wogegen dicSiamesen fltr Alles, was nicht
direct zu dem heiligen Codex gehört, ihre Zickzack-Bücher aus
grobem Pflanzenpapier vorziehen. Der Name Nöng-sll oder
(geschrieben) Nang-sü tUr Buch deutet wieder auf jene frühere
Literatur auf Fellen (Nang) , von der die alten Traditionen der
Khyen und Karen reden. Die Religionsschriften werden als
NongsU Khom bezeichnet, als aus Kambodia erhalten. Im Bir-
manischen heisst Buch Öa-up oder die zusammengelegten Schrif-
ten, wie Palmblätter, die in einem mit Deckel versehenen Kasten
oder zwischen zwei verzierten Holzplanken verwahrt werden.
Die religiösen Bücher heissen im Besonderen noch Kyam oder
Kyam-öa, doch kann dieser Name auf jede wissenschaftliche Ab-
handlung angewandt werden. Da der Eid auf den heiligen Text
abgelegt wird, so wird diese Operation Kyam -kein (die Schrift
halten) oder Kyam-fcho genannt. Schreiben von geringerer Be-
deutung werden auf der Purapeik oder Parapheik ausgeführt,
schwarze Tafeln , die mit Speckstein beschrieben werden. Für
das weisse Papier ihrer Bücher bedienen sich die Siamesen chi-
nesischer Dinte oder Tusche , wogegen sie auf schwarzer Ober-
fläche zierliche Buchstaben mit einer gelben Auflösung von
Gunmii-gutta malen. Im gewöhnlichen Leben bedienen sie sich
des eckigen Alphabets, das auf die antiquirtcn Charactere der in
König's Kamkamheng gegebenen Inschrift basirt, aber in dem
Schrifttext bedienen sie sich der kambodischen Buchstaben, eine
ornamentale Form des allgemein in Hinterindien verbreiteten
Pali. IMc Birmanen gebrauchen die einfach runden Buchstaben
desselben für die populären und für die priesterlichen Schriften.
Dasselbe gilt auch grösstentheils auf dem Hochlande der Schan,
doch haben in den mit Siam zusammengrenzenden Ländern, so-
wohl die Laos pungdam, wie Laos pung khao sich neben dem
religiösen Alphabet des Pali eine Modification desselben für pro-
fane Zwecke gebildet. Das Akson Mihng genannte Alphabet
auf den kambodischen Steinmonumenten ist den dortigen München
jetzt unverständlich, obwohl es für einen gründlichen Kenner des
Pali keine unüberwindlichen Schwierigkeiten haben könnte.
Beilagen.
;«•
Binaanische KSnigs-Listen.
Aus dem Yasuen-Kyap.
Sarekittharapye : Mahasambhawa — Snpanyanaghava, miA apaun 27.
Paukanyama, Paganpye: Samuddaritmin, miA apann 55.
Pinyamyo, ThihathamiA — NyazanamiA, min apaun 6.
Öitkeininyo, Thakhayazojmeinmin — MinpyankmiA , miii apann 7.
Ingyamyo, Satominpya — Honsavadipamin, min apann 29.
In dem Lande Tharfikitthaya (Prome) herrschten von Mahathambhawa bis Thu-
panyanaghava im Ganzen Könige an Zahl 27.
Im Lande Paukanyama und Pagan herrschten von Thamuddarit Könige an
Zahl 55.
In der Stadt Pinya herrschten von Thihathnmin bis Nyazanamin Könige an
Zahl 6.
In der Stadt Zitkein (Sagain) herrschten von Thakhayazoyueinmin bis Minpyauk-
min Könige an Zahl 7.
In der Stadt Ingwa (Ava) herrschten von Thadominpaya bis Honthavadipamin
(dem Taleinkönig) Könige an Zahl 29.
SathuA Miä-6hek
(Königs-Yerzeichnias von SathuA oder Thatong):
Mahawijaya. iSugandamiri.
Uttara. Sugando.
Katowun. ByamhadatthamiA.
Muin-Mahathalu. Manarajamin.
Akaramin. Adikamin.
Na^unaraämnin. MaradinJamiA.
Samahabadara. Öadumin.
blU BeilJigcn.
Bhaddayirjijaiiüii. Dbamniapatiinin.
Narunatha. RudaRamin.
Kammamin. Dippariga.
Asakkar^a (Sohn). DippananUa.
Hhuinmarajainiii. Kigasura.
MandaraJaDÜi'i. Öitthaiiiin.
Mahmingamiii. Digbaraiii.
DhaminacrkkaroDinin . Natthamamiii.
Siijanpathimin. SiridhaiDinariÜa.
Bhandaramiü. Mabaiittha.
Nurasuratniii. Gandamii'i
Campadipamin. Sacraäunianauiiü.
Kaeäarajaniii'i. Maddakaiiüii.
Maniraja (Sohn). Ameinnar^ainiii.
Tliakka. Nidinnamin.
Kutlia. Manuhamiti (Sohn).
äudhammawathimyo MiA-(bek
(Königs- Verzeichniss des Lande» Sudbainmawathi) :
^upaladcva. Jotbakarama.
Biwaja (Sobn). Mahawijml A .
öiwiraja (Sobn). Sirimaioka (Sohn).
äuwaQijabhummimyo Miü-(hek
( Königs- Verzeiebniäs de» Landes Suway^abbuninii) :
Siharajamiii. Dbammadäja.
Thiridbamniasoka. Dbammapala.
Tbisa. Agimra.
Dbammaraja.
(Nacb binuaniscbcn Absebriften.)
Eine Cbronik der Satbuü-Könige fubrt den Titel :
SuwaijLQabhummi-Sudammavatib-SatbuA-MyoJa
und beginnt mit llsakumma und Sayakumma, den beiden Höhnen des Subinnn-
inin-gyib, Königs von Karannakatein. Des Lebens überdrüssig, wurden sie
Basau-Rahan (heilige Einsiedler), in den Bergen Mijjagibri und Gihri-bandi , den
FluBsarmen folgend. Der Aeltere , Tisa-Kasau, fand an der Küste des Meeres
(8amuddbara) zwei Eier, aus denen zwei Knaben berrorkameii, die er mit Milch
Beilagen. 535
ans 81'iiMMi Fint^crspitzcD oruXhrU*. Der JunpftTc, von Jayakimiina erzojren, wurde
naeb dem Zusammentreffen mit Paya Takhin zum liahanda , als Gavonpati, und
da seinem eigeborenen Uruder vom Hakya- Könige prophezeit war, dass er in
einem Suwannabhumminiyo (Suvannauadih) genannten Lande unter dem Namen
Sibaraja als König herrschen werde , erbat er sich von Paya Takhin die Erlaub-
niss, dort das Gesetz lehren zu dürfen.
Suwaijnabluimmimyo Mift-öhek
(Verzcicbniss der Könige in Suwainiabhummi) :
Sibarajamin (aus dem Ki geboren). Dhammadhi^ia.
Tbiridbammasauka (Sohn). Dbammaimla.
Thisa. Singura.
Dhammaraja.
Der letzte König verhungerte in den Wäldern und die gerettete Königin ver-
band sieb in Aerascbweh-myo mit Ingaramiii.
Als bei der Gründung von Sudbammawatbimyo die noch jungen Bewohner von
Bilub belastigt wurden, kamen in der Blütbezeit SiridbanmiasaukamiiVs die Thero
Utt;ira und Bona (Uttara-sauna) zu ihrer Erlösung aus Tibo (223) unter König
Vkkalabha.
Sudhammawatbiniyo Min-6hek
(Vcrzeichniss der Könige in der Stadt Sudhammati) :
Upaladaeva. Jautakumma.
Sasihvaraja . Mabavi jami n .
Sasiviriaja. Sasirimasauka.
Öathuiä Miii-6hck
(Verzeichniss der Könige in der Stadt Satbufi) :
•Mabavijaya. Nicunarasaniiii.
Uttani (sein Sohn). Samababadara.
Ka.savun (sein Sohn). Bbaddayurajamin.
Muen (Mon) Mahasalu (Sohn). Urhunatha.
Ahkaramii'i. Rammamifi.
Unter Mabavijaya leuchtete die Stadt Sathun(Satbum) mit so gro8.seni Glänze,
dass nach den Worten der MuenTalein ein schattiger Himmel nöthig war.
Sugandhamiii. Maradirajamii'i.
Sugandau. Sadbumin.
Bramhadattamin. Dhammapatimiri.
Minrajamii'i. Sudasamin.
Adikamin. Dipparaja.
536
Beilagen.
Suf^andhamiii erlangt«; durch seine froroine Beobachtung des Gesetzes einen
weissen Elephanten. Als unter Asakkari^a der König von Öappadipa um da^ Gt-
setz bitten Hess, öffnete sich der Himmel und glücklicher Friede herrschte ringsum.
Asakkaraja. Sujonpatimin.
Bhumroarajamin. Bhandharamiii.
Mandharajarain. Narasoramin.
Mabisingamin . Öampuhdipamin .
Dhamma6akkaronmin . Kaesarajamfi'i.
In der Blüthezeit des Kaesarajam in versetzte sich Jaeravararammadave durch
Quecksilber nach dem Haemavunta- Walde, wo er Löwen sah und von einem ja-
genden Punna ein Fell erhielt.
Maniraja. Siridhammaraja.
Takka (Sohn). Mahacitta.
Kusa (Sohn). Gandhamiii (Sohn).
Dhippanaraja. Jaerasumanamin.
Kaj.ishura. Maddakamin.
Öittamin. Aiuinnarajamii'i.
Dighamin. Udinnaroin.
Uttamamii'i. Manuhamin (Sohn).
Als unter Manuhamin Lehrbücher in Sathun anlangen, hörte man inPaukan
davon und König Naurathaminjau herbeikommend , nahm Manuha , den Pitakat,
die Baedin*), die Wissenschaft (pana) und Kunst (Atat) mit sich fort.
Die ganze Zahl der Könige belauft sich auf 89.
Könige
Prome's.
Mahasanibhava
6 Jahre .
Kan-mukkha
51 Jahre
(\ila8ambhava
32 „
Ran-sing
3 ,
Dvattapaun
71 ,,
Ran-mun6alinda
15 ,
Dvattara
24 ,,
Bharinda
12 ,
Kan-aun
50 ,,
Bfuniöcala
5 ,
Kan-man
50 ,,
Punna
3 ,
Kekkban
31 „
Khabhakha
3 »
Khanlaun
31 „
Khabhasi
3 ,
Lakkhcin .
34 ,,
Kan^a
1 ,
Sirikhan
21 „
Kan-tek
3 ,
SiriraJ
9 ,,
BiiJa
4 ,
Tapamin
51 ,,
Snmnndari
5 >
Papiran
66 „
Atitija
3 ,
(Aus einem
birmanischen Auszug des Mahayasuen.)
*) Die peguanischeOesobiohfce feiert besonders die Frömmigkeit des Pannttreka (ein Brah-
* •
mane Tom Hersen) genannten Königs (786 p. d.).
Beilagen.
537
Pukan MiA-6hek
(Verzeicbniss der Könige Pagan's) :
Samuddharit 45 Jahre.
Kasae-Kyaun 1 5
Phiucaethi 75
Thiminyan 57
»)
»»
»>
Kyaun-tnrit
Sinthan-miA
Mukkhaman
Snraemin
Ramvon
22 J. alt, reg. 5 J.
3 « n
11 . «
« 26
r, 30
11
12
n 55
« 32
Sokton(Seiktein) 13
Sinlinkyaun 14
Siuliiipeig 1 5
Khaelaun 19
Khaelat 17
Twanteik 18
Twan-prit 1 9
Twankhyat 20
7
9
15
10
12
13
16
15
55
Yanminpeig
Pöksinlin
Sinlinkyaun
Khaelyu
Pyinpya
Tannat
Öalenakhvae
Seinkhow
Tannsukrih
25 Jahre.
20
4
»»
»>
34 J. alt, reg. 17 J.
35 n
36 „
37 „
31 n
39 «
12
10
25
16
33
Singharat im I.Jahre der Aera
(der Priesterkönig)
Bhvae-bhum-sih 22 „ ^ «12
Pitsum 13 ^ „ „ 1
Pit-tauA 50 ^ „ „ —
Öau-khvae 25 „ „ „ —
(Uneinigkeit der Häuptlinge)
(d. Sukyih o. Grosshäuptling d. Berge)
Kyannpyumiii 40 „ „
Kran^hov 41 „ „
Öukkatae 41 „ „
Hniauratha*) 43 „ „
Öaulu 44 „ »
Minkyan-6it 45 „ ^
(Jansittaod. d. Kämpfe erregende König)
Alaun-cesu 4 ^ ^ » 70 „
Minrhanjau (47) „ „
unter Verwirrung für 178 Jahre
n 21
« 6
n 25
r, 33
r, 26
« 25
Mran-kvyae
Yansinga
Sein-khvin
Rhvae-laufi
Thvin-tvift
Rhvae-hmauk-to
Thvin-let
Öaukhinnat
21
57
30
31
32
33
n 10
« 78
n 10
n 9
n 9
« 23
n 17
« 17
48 n
»
n 3
39 „
»
f, 3
50 „
ff
f, 33
58 „
»»
f, 52
52 „
ff
„ 35
53 „
ff
ff 6
54 r,
ff
f, 44
Kulakya
Minyanarasinga 39
Narapati6iiisu
Jaeyusiuga
Kya6va
UJana
Taruppyae
(bei der chinesischen Besitzergreifung)
Kyau-6ya 55 „ „ ff 14 «
Öaukhiünit 56 „ „ f. 15 ,»
(Bumey setzt die Zerstörung Pagan's
1284 p. d. nach der chinesischen Gesandtschaft 1281 p. d.)
PngaDmin^inmin^bek 37
(auch 57 oder 43) oder Regierungsverzeichniss der Pagan-Könige.
(Nach birmanischer Abschrift.)
*) Wird 997 p. d. itott 1067 p. d. geseilt, wenn Ky«nch»cbM oder Kyanyiihat, der Erbauer
der Anand», 1066 p. d. den Thron bestieg.
538
Beilagen.
Auszug des Mahayasueu
Maha&amata.
llaiija.
Vararaiya.
Kahlyana.
Varakahlyana.
Uvausatha.
Mancek.
Vara.
Uvavara.
i>tihya.
Manci.
Mahamunci.
Mancilinda.
Sagara.
Sagaragheva.
Bhadara.
Bagirasa.
Kuci.
Jdjinna.
(Maha-Kajaviii).
Suruei.
Patava.
Mahapata?a
Pana.
Mahavanada.
Sudasana.
Mahasudasana.
Nerune.
Mahaneru.
Paun : 28.
J^jinnakamin.
Arindamamintem : Duppasahamin.
Ajitamintein : Ajitainin.
Kappalamintein : Kappalaniin.
KappalavDDsamiutcin.
Kusavatipyi 100 Köuige. Kampalapyi 84000 Könige
Dliu^japyi 26 ,, Hattipurapyi 36
Baranasipyi 60
ii
»»
Surindevamin
Sadinamii'i
Dhammagnttamiii
Sippamiii
Byamhadevamin
Baladattaniin
llattidevamiii
Naradevamiii
Mahindamin
Nagadevamin
Samuddattamin
Divakaramin
Kalirasamii^
Surindevamin
Sagarade vamin
»»
>»
»»
»1
in Surindevamintcin
32 Könige
,, Sadinamii'i tein
82
»T
,, Dhammagnttamiii tein
22
Y 4
,, Sippamintein
19
1^
,, Byambadeyamintein
17
» t
,, Baladattamiiitein
15
» 1
,, Ilattidevamii'itein
14
»»
,, Naradevamiiitein
9
»»
,, Mabindamiiitein
7
»»
,, Nagade vamintein
15
>»
,, Samuddattamin tein
25
««
,, Divakaramiutein
25
f «
,, Kalirasamintein
12
9«
,, Surindevamintcin
12
»»
,, Sagaradevamintein
9
« «
>>
>»
Maggceikantemvimiifitein 4000
Nachdem in diesen Ländern die Herrschaft in der Reihenfolge stets auf dik»
nächste durch den Namen gebenden Konig übertragen . werden mit den obigen
168,538 Könige gerechnet unter Zufügung der übrigen Reiche:
Cappanagorpyi, Midhilapyi, Rajagopyi, Takkaseilpyi« Kurinnagorpyi,
Madittipyi.
tieihigrn.
539
Danu folgt Nemi's Sohu :
•
NeiiiiTninsa-Kalara.
Saminda.
Sein Sohn Samin(;ara.
Disampati.
n n Rauja Sihavati.
Kenn.
„ j, Jotascna.
Kusa.
Dhaumasena.
Mahakusa.
Nagascna.
Dasatha.
Öittaronsi.
Dasaratha.
AmmaronBi.
Marau.
Si\Jata.
Visala.
Ukkakar^u.
Ukkamukkha.
Sin^aya.
Nipara.
Vesantara.
Khandima.
Jali.
Dhandimukkha.
Sihavatana.
Sivarja.
Pasiharja.
Sein Sohn: Kaja musenatein.
Sihann J
Suddaughana (
Bura-alaan j Kappilawut.
(Siddekmin) )
Paon: 3.
Maba samada siddbet miil fein.
Mahatiambhawa.
Ransinkha.
Öulasambhawa.
Ranmuncalein.
Dvattapaun.
Bheranda.
Dvattaran.
Mani^,ala (Mnödala).
Ranaun.
Punna.
Kanman.
Sakha.
Rekkhan.
Sasu (Sasih).
Khanhuin.
Kannu.
Lek-kheik.
Tantek (Kantek).
Sirikhana.
Bhicju.
Sinraja (Siririt;.
Sainuddari (Samuddara).
Tepaniiu.
Sein Sohn Atitya (Aditya).
Piran.
Bruder Nagaracbinna (Supai'ia)
Riinmukkha.
Könige vuu Saiukliittara (Sarckhetta).
540
Beilagen.
Samuddhari tiiiin(Samundaiij) .
Rasekyaun.
Phrnminthi.
TimintheD.
Ban min peik.
Peinsinlen.
Sinliokyann.
Kyaankharan.
Sarailün.
Apetbhnrae.
Kahman.
Sohn Sokitain.
,, SinkyaunAay.
Bruder Sinlinpeik.
,, Kha^laun.
„ Kantek.
Sohn Tvintek (Twanteik).
Tvingut.
Tvinkhiet.
Puppaiaurahan.
Khvebhunsi.
Bruder Pissun.
Sohn Peittaun.
Bruder Minkhve.
Mrinkwemin.
Mifimyosinkha.
Sohn Sikhvin.
Khvekhaun.
»I
1»
Sohn Tvintin.
„ Bhvehmauk.
Bruder Thyinrhvek.
Sohn Öaukhinnit.
„ Khaln.
Bruder Pyinpya.
Sohn Tannet.
ÖayengYkhve.
Sein6o.
TauAsukri.
Kyaunpm (KviAtaman),
Betel pflansend.
Sohn Krin6ho.
Bruder Öupkate.
,, Naurathijao.
Sohn Öaulu.
Kyanditsa.
Alaundesu.
Sohn Kulakya (Kalakyamin).
,, Mifirinnarasinga.
Bruder Narapati6in8u.
Nataunmya.
Sohn Kya6va.
Ujana.
Taruppra.
Kyaudva.
Öannit.
Öaumyinnit.
»I
>>
i>
i>
55 Könige von Pagan (in anderer Schreibart).
Sihasu.
UJana.
Nga6irhiA.
Kyauövannay.
Bruder Narasu.
Sohn UJanapye.
Panrft-miü.
Asingara.
Karabyakri.
SohnRhyetaun.
Kya^va.
Bruder Minraekri.
,, Rabyanay.
Miiibyauk,
7
Citkein-miA (Könige von Sagain),
Beilasren. 541
Satomiiibya (Thado). UninauAkhaninein6va.
MiAkri6va, Öankae*). Mobyaia.
Sohn Öhinpnirhin-Tarabya. Öisokyaataa.
Bruder Patama-Minkhauft. SatomiAian.
Sohn Sihasoa. MiÄraekyaucra.
,, Minhlauay (Taraphyaka£o6a). l^aaAranmiAtara.
Öale^aminniau. Nach ihm sein Sohn.
MoniAmiAtara (der König vonMoniA). Sein Bmder Salvin.
Sohn Minkyauüdva. Ngatatdaraka (Mongyeyandameit)
Dhuparadarana oder Dupeyonnd|iyaka Sein Bruder Prinmiii (Fürst von Prome).
(Bhuren-Narapadi). Naravara.
Sohn Mahasihasura. MiAraekyauntang.
Dutiya-MinkhauA . Manauüratanadara.
Narapati. Sein Sohn.
Sohapva.*
Jngwa-min 29.
Rhyenan öheköa.
(Ans den Palast- Archiven.)
In dem 1630 von Aracan besetstcn Pegu folgt (auf seinen Vater) Kaedbpa
oder Satodhammaraja (1638) und erobert 1644 p. d. Ava. Die Hegemonie Ava*s
(1 703) geht 1 740 auf Pegu über.
Sato 15.
AumbauÄkhunmcin 16.
Sein Sohn Mopyaenarapati 14.
Die drei Schan-Könige (Moüiü).
In Öitkein (Jacrapura, die Stadt der Siege) regierte
Snkyauthin 13 Jahre.
Tansavati6hinpyurhin 18
Satomiäian
Ifinraekyauiva 17
>»
f»
»»
Mohnift mintarakyi 13
Sein Sohn Minraekyau6va 13
,y „ Naravatikyi 16 ,,
,, M Barinsihasu 12 „
„ ,, Dutiyaminkhauii 13 „
„ „ Rhvaenankyannrha 25 ,,
Mohhiü-miii-Myo-Chek.
*) Unt«r den Kriegen mit Mangaang {Uli p. d.).
542 Beilag«.
loTa-myo tih.
Sakklunit 726.
Satomiöpja reperte
13 Jahre
MiiikyicTaookae
33
\ 5
*»
Sein Bruder ICükluiiin
31
t»
Sein Sohn Siliisa
3
« •
„ ,, mnhtaiiay
3
»t
Tarapbyaka^an
f
18
9«
•
!%aanyam miulani
^«
Anankpheklvin (Sokn)
SS
•»
Salvin (Sohn)
13
% •
3lii'iraehrantaramit(Sohn^
33
• •
Prinmiu (Bnider)
11
«»
Eimrhaeniiii (Sohn)
CO
9 «
Minraehkyantin (Bruder)
36
t •
16
Hminnanrfain (Sohn)
19
• •
TinsavatihpaniiQ (Sohn)
18
y«
13 wanle die Stadt Nannjam xerstört.
«
Aus der allgemeinen Einleitung.
Acalasath-miii
34 Jahre.
Xagadasa 34 Jahre.
Uda\-ahiiattamiü
16
»•
Piugata.
Munta
8
• •
Sttsunaga 18 „
Annrundha
KilauBtnka 31
Seine Söhne,
als 10 Brider (SS Jahre).
Baddhasana.
C«abha.
Kanranta.
Kaoncasa.
Vanta.
Kanrakya.
Sittgara.
Nandadana.
Jalonka.
Pln^akamiä.
Dann folgten
XaTa-Xanda (die nenn Naiida).
l*gga.saenanda.
Gaarisananda.
RasngkMhakinttnda
Pantaratidisananda
1.
Ganvaraaaada.
Sntapalinanda.
Dhaaaaanda.
Beilagen. 543
Dann folgte
Öantagulta.
Sein Sohn Bintarasa.
,, ,, Siridhammasauka.
Im Ganzen 29.
2. Kap.
(
Die Buddha.
Taningara in Rammavatih
Maelchingara und \ 1 . Kappa.
Saraniiira in Uttara
Dipingara in Kammavatiti
Kanntaiia in Maektiala
Mingala und 1
Sumin in Su6invatih \ 3. Kap.
Raevata in Sukhamma |
Anaumadasi in Öandavatili
PaduiTia in Oamklia
Narada in Oinvatih } 4. Kap.
Padnmuttara iu Yansavatih
Sumaedah in Sudasana
Siijata in Snmingala 5. Kap.
Pihadassi in Anauma |
Afadassi in Sauaka ( ' '''
Kliainmad<is8i in Sarana 7. Kap.
Siddath in Vaesara 8. Kap.
Tisa in Khaema |
Phusa in Kasika j ^' ^^^'
Vipasi in Pantararaatih \
Sikha in Agunatih > 10. Kap.
Vaesasu in Anauma )
kakknsan in Daemaga
Gannakon in Dacbabita
Kasapa in Baranassi ) 12. Kap.
Gaudhamma in Kappilawut
Arimataera
Nach 7 Bercchnnngen zählen die Palnibficher auf:
im Ananda 5000 Bura (Paya) im Kharani 21,000 Bura (Pny<i)
Sunanda 9000 Ahgara 30,000
Pathavi 10,000 Phunfari 40,000
Maiita 10,000 Im Ganzen 125,000.
544 Beilagen.
Nach 9 Berechnungen:
im Sappabhadda
50,000
im Maoi
20,000
Sappaphnlla
60,000
Bhadda
10,000
Sapparattana
7,000
Padnmma
50,OO0
Khasabha
80,000
Sappaphala
20,000
Khanda
90,000
Im Ganzen 387
,000.
Taningara, Mekhingara, Sara^ingara, Dipinkagara ; Paan: 4 Bora.
Die ganze Zahl der bia zur Zeit Sameda*ä erschienenen Paya ergiebt sieh 512,004.
In der Kalpa, wo Pa^ma-llaha-Saroata , oder der zuerst durch Einstimniij?-
keit (Samata) erhobene Grosse , Dntiya-Maha>Samata (der zweite Maha Samata),
Tatiya-Maha-Samata, Öattutta-Maha-Samata , Pinöa-Maha-Samata , Öhala-Malia-
Samata, Sattama-Maha-Samata, Alama-Maha-Samata regierte, blähte Kakknsan
auf. In der Kalpa des Navamasamata erstand Gaunaknn, in der Kalpa des
Asamasamata ebenso Kassapa. Der Kalpa des Ekadasamasamata gehört Gautauia
an und Arimattara der Kalpa des Dugadassasamata.
Die ceylonischen Dynastieen.
Was die Insel Tiho betrifft, so muss bemerkt werden, dass an dem Tage, an
welchem unser Herr sein Paraneiban voraussah , der Prinz Vidsayabahu , der
Sohn Xabahumin's und der Enkel des Königs (Vingi^it-ming), mit 700 Pagode-
Sclaven von dem Lande VingsvJit nach Tiho hinüberschiffte.
Vidsayabahu regierte während 38 Jahren
Vantuwathadewas
»»
30
Adatha
»»
20
Wantukabaya
»♦
70
Mudativa
»>
60
Daevananpiyatiththa
»*
40
Udaya
»»
10
Mahathiva
»>
10
Thuyatitha
>>
10
Kjin Ninann (2 Brüder)
»»
11
Athaelo
»»
11
Ihlaya
»»
44
Tatakamanih
»>
44
Thaddatitha
»>
18
Zuladana
»»
27
Sanizzakatitha
»»
90
Dallatanaga
f «
60
Pattakamanih
»»
32
KJinthaTshit youk
»»
4
Mahazuli
»»
• •
• 9
14
Beihmfen.
545
Zoyanagra
regierte wahrend 1 1 Jahr
Titha
»» »
3 „
Tagazaiintila
» » »
1
Pattamithatih
?> »
1 „
Kubawazihnthi
»» »
» '
Tintan-Titha
«« >
60 „
Nibyapunna
t ? »
, 40 ,,
Annlanü paya
»» »
, SO ,,
Knlakannatithtlia
»» »
SS
Tatika
»» j
IS
Vingaiiathikatiththa
»T »
3 .,
Tahatakamanih
1< 1
22 ,,
Mahallnkana^a
?• •
7 ..
Atikatitha
« 1
24 ,,
KanitaHtha
« < »
18 ,,
Kuzzanaga
»» »
2 ,,
Kunizanaj^a
»♦ »
17 ,,
Thivinaga
»» »
19 ,1
Vohkayatiththa
»» »
20 ,,
Abaya
«» »
8 1»
Mayadavika
«? ♦
12 „
ABmantakamanih
»» >
9 ,,
Kaniradsanih
»t »
, 3 „
Zulaya
»» t
2 ,,
Thivala-Minthamih (P
rinzesflin) ,
40 ,,
Zulanaga
»» »
6 M
Zandamokka
»» 1
, 8 ,»
Yatbalathika
»» »
7 .,
Thuba
»» »
6 »»
Vathaba
>• ♦
44 ,,
Thirinaga
t» »
50 ,,
Vidsayah
1 » »
1 ,»
Tingatitha
1» ?
» 4 ,,
Tingabadih
'» »
2 „
Kotabah
»» »
13 „
Dsaekatiththa
n »
10 „
Nahathaena
>» »
37 „
Kittithirimob
»» »
38 „
Puddadatha
»» »
, 29 ,,
Upititha
1» »
41 „
Mahanaga
»» »
22 ,,
(Nacb dem Birmanische
m.)
Bftiiian, OtUMien. I.
35
546
Beilagen.
Aus dem Mahayasuen.
Tiho-miii (Köuige Ceylon's).
Vijaya-kainma. Sein Sohn Mudasiva.
Pantavasudeva. ,, ,, Devanapiyatissa.
Abbayakumraa. Sein Bruder Uday.
(Nach dem Mahawanso folgt auf Devanapatissa sein Bruder Uttlyo, der in der
aus dem Almanach gesogenen Genealogie der Sohn von Mntasiva genannt wird.)
Sein Brnder Mahasiva.
Ein Bräderpaar ans der Provinz.
Jalarakyaumin.
Dutakamanih.
Sein Sohn Lin^ikatissa.
Sein Bruder Lankhakanaga.
Wattakauiani.
Leute aus den Provinzen.
Öauranaga
(Sohn von Wattakamani).
Sein Bruder Tissa
(Sohn nachdem Mahawanso).
Wasnka (ein Auslander).
Sein Bruder Suratissa.
Snratissaui-asaela .
Kahkavanna (Prinz).
Sein Bruder Saddati;^.
Öulataka
(nach dem Mahawanso wirdThollathanako
durch Lajjitisso entthront.)
Wattakamani-maha-culaka.
(Nach dem Mahawanso besteigt der von
den Damilo vertriebene Wattagamini nach
deren Abzug zum zweiten Mal den Thron.)
Der Thürwachter (Tanga^aun) Silawa.
Der Ilolztrager (Thintham) Tissu
Nilayapunna(PunnaoderBrahmane). Annla-mibura (Königin).
Kuntakannatissa.
Bhatika.
Mahavadika.
Sein Sohn Amtanakamani.
,, Bruder Kanikatissa.
C'ulabya.
Sifava-mibura.
Öuhlanaga (Ulanaga).
Oantamukkha.
Yasanatatakatissa .
Tankhahmusuba.
Wasaba.
Wingatissa (Sohn).
Bahukanaga fSohu).
Satikatissa.
Mahaltaka.
Naga.
Kanikatissa.
Uödanaga.
Kun6anaga.
Sivinaga.
Wauhayatissa.
Ubaha.
Sirina^'a.
Wiöaya (Sohn).
Singhatissa (Sohn).
Singhabaudhi.
Kaunabya (Kotabya).
Oa^ayatissa (Sohn).
Mahasena (Bruder).
Kittisirimaega (Sohn).
Bnddhadasa (Sohn).
Upatissa (Sohn).
Mahanama (Sohn).
Sanamin (Sohn).
Anhang.
The Kings of Slam.
Froni the Time tlie old city Ayuthia was built,
ChöölÄ Era 712, = A. D. 1351.
Furnidhcd by P*nt: AlSk, the chief of the king's Scribes, witli the approbation
of His Majesty.
Ist Dynasty.
Name.
1 Scimdöt P*rX Rama T'Iliawdee F. . . .
2 SÖmdßt PVä Rame-B^oSn, — son of the Ist .
who abdieatod for.
3 S6indgt Frä RawrömS-Rach'a-TTTriit.
4 Chöw Öö-t'awng län, son of the 3rd
5 S^nidiSt PVä Rame-sodän, assassinated the 4th
being the same person of the 2nd reign
6 S^mdöt Präya Frä-Ram, — son of the .5th
7 S^mdit Fril NJIk'awn In
8 SÖmdit Frä BawrömäRach'a-T'T-Rit, — son of the
7th
9 Syndet Frä Bawrflmä Troi Lokänät, — son of the 8th
10 S6md8t P'rä Int'ä-Raeh'a, — son of the 9th.
1 1 S^mdit Frä Rama-TTbawdee II.
12 SÖnidit Frä Bawröinä-Rach'a Näw Fööt-T'äug son
of the llth. ....
Choonia
Era
Length
^' "' of reign
T8. MO.
712
13.51
20
732
1371
1
732
1371
13
744
1383
7d.
744
1383
6
759
1398
15
763
1402
18
780
1419
17
796
1435
16
811
1450
22
832
1489
40
871
1510
5
35*
548
Beilagen.
Name.
13 P*rä Rät8ät'aT1-Rat,~8on of tlie I2th, 5 yeare old.
14 ^mdk P'rä Ch'ei Rach'a TXrkt, ....
Son of thc 12th, killcd by the 13th.
15 P'rä Yiiwt F^j—son of the 14th agod 1 1 ycars.
The 15th was slain by K'Öön Wäräwöngsa-TlrAt
wlio took the throne, and reigned 5 months. Being
a n&nrpcr, his name is not allowed to have a place
among the names of Sianieae kiogs. llc was as-
sassinated by K'OAn Plrouät'ep, who placcd on
the throne PVÄ Teeän Rach*a who bore the naine
16 SÖmdßt Prä Mäha Chäkrä-Pätdi-Rach'a Tirät.
17 Frä Mähfn'tä-Rach'a-TlTrjit,— son of the 16th.
The Capital of the kingdomwas takcn in 918 by
the King of Il6ngsAwädee or Pegn.
18 SÖmdßt P'rä PähA T'ämä-Rach'a-TTr^t.
1 9 86indiit P'rä Näret, —son of the 1 8th. .
20 8(5mdöt P'räeka-T'ötsäröt,— ayoiinger brother of
I9th
21 Chow F? 8ri-8äwärä Fkk,— son of the 20th.
llere closes the Dynasty of Si^md^t P'rä Rama-
Tl-Bawdee, being 20 different kings, oneof them
having reigned twice.
2nd Dynasty.
22 P'rä Ch6w Söng-Täm, — slew the 2 Ist. and reigned
[Ue acquired a great name by his pretended dis-
oovery of BOödha's foot print at P'räbät]
23 P'rä Ch'Öt'H-T'Irät Otsäröt,— an eider brother of the
22nd
The Prime Minister ChöwP'äya Krälahom Sri Söö-
rTwöng assassinated the 23rd, & placed on the throne.
24 P'rä At1täyaW«ng,--a brother of the 23rd, 9 years
old
Here closes the Dynasty of P'rä Chöw Söng-t'äm, 3
reigns.
3rd Dynasty.
The former king was driven from the throne by
the Siamesc Nobles and Lords, whose place they
filled by the Prime Minister abovc mentioned vis.
^
Cboonl*
Kr»
891
917
918
940
945
962
964
989
992
A. D.
875 1514
875 1514
j Ii«nffth
of reign
0 5
15
889 , 1528 2V2
1530
1556
1557
1579
1584
1603
1603
1628
1631
27
23
16
9
1 2
26
1 7
0 5
Beilagen.
549
Name.
2J> P*r:1 Chöw PrSüät T'awng. ....
26 Chöw Fa Ch'ei,— 8on of thc 2r)th. ,
27 l'nl Sööt'ämä Racb'a, — killed tlie 26th & reignod .
28 S^mdßt P'ra Närai,— son of 25th killed the 27th. .
29 P'raPl^tRach'a, — Ile i8 callcd a iisurper, and is not
allowcd an honorable place among thc kings.
30 PVä P'ööt'ä Chöw Sü*a,— son of the 27th.
31 P*rä Chöw Yöö-hoöä fei,— son of the 30th.
32 P'nl Chöw Yöö-hööil Bawrömäköt, brother of the
31st
33 Chöw Fa Däwkmädüä, — 8on of the 32nd.
and then abdicated the thrope tor his eldcr
brother.
34 P'rä Chöw Tluäng Söörtya Märin-t*ärä.
The close of theDynastyofP'räsät-t'awng, being
9 kings in all, the Uäurpcr being excluded.
The whole term in which the above namcd 34
kings reigned is 417 jears, averaging 12*3 years
eaeh.
[The Burmese sacked the capital, in the year
1767 & carried away many captives. The chief
of the Siamese army rallied the Siamcse under
him at T'öntXBöÖree, which is now thc sitc of
H. ß. U. Krömäiöoang W^ngsa-t'rat-sänit*» pa-
läce. He built a walled city in this place, and
35 reigned as king Fäya Täk.]
The 4th & present Dynasty.
[A Siamese General of great celebrity ander
1 'äya Tak, took the throne, named
36 86mdßt P'rä Bawrömä Rach*a P*rä l»'ööt'I Ywät-F^.
37 P'rä P'ööri L6't-Lä— son of the 36th. .
38 Fräbät 8^mdöt P'rS NJlng-Klöw, — son of the 37th.
39 P'räbät S6md6t P'rä Pärämcndr Mähä Möngkut, tho
present reigning sovereigu, — son of the 37th,
siicceeded to the throne. ....
P'räbät Si^mdit Frä PTn-Klöw second king do]
Ghoonla
Era
1120
1129
1144
1171
1186
1213
1759
1767
Length
of reign
992
1631
1017
1656
1018
1657
1018
1657
1404
1683
1059
1698
1069
1708
1094
1733
1120
1759
1851
26
0 9
0 2V3
26
16
10
27
26
lOds
0 9
15
1782 27
1809 i 15
1824 27
12
The Chief Bun-iving relatives uf the reigniDg
SoverckgüB of Siun.
Yoimg«r llrotliiTi'.
Krnm LMSng
Kinm LdMnK
KTnm MA'n
Ktdm Hü'p
Krötn Ha'D
Krdm HQ'n
Krem HO'n
SJtmdei P'rt ihAw QOng-yst'o' Chdw K? niXhi-niRla.
Kröm HA'a SmArJ^n banilin,
Kram Un'n ii'oomlD't'JIril-p'Akile«.
KrAm Mä'n riitrh'llf<^£ wlkrom,
Kröm Ma'D ttdonn IKk<4nil-!><tml<AI.
KrOm HA'n «(Hinm
Krdin Uä'n rü'-lVt,
Krtm Mfi'n ii'nowflnei-nSrX-bi^,
Krflm Hä'n hawÄrS-wich'ei-ch'ao
CoDsinH.
Krom K'iUn nSm-nOOchlt,
KrCm HA'd iduörft-mOatree,
Krflni Uü'n krS&St-srl-BarSdei,
KtSid HO'n n>6ntr<>(i rfiksi, descended rrom the own alxler of P'ril
FMn-yiwt-ft.
Tha fUbu of Iht praiant klog of SUm, U hli dHcu« Iifl Bflr-Ihn« ioitItIiib »d> ud
dauabHn, inoludtng hii pnHnl M^«!;.
List of chlldren of thn flnl king.
Glru, und unniid bf Ihili lojtt fMliai, Tb« utognplij li ■lio wbollf Uw kfnB't,
•«•■•las H ha tblBki witb Iha littit ud moat approTad lyaMu of KobuiiIiib pyi iroid*. Ab
HUiJak (•) ftffliad, danoMa tba dnlh of tba paiaou.
iBt Prinre, Xobhawongic born Hanib !3d, 1BS3.
Krtm Mä'n mah^-sMJiii-8[v9Tlläs,
aod. Prin«), Snpratitti, bom May isth, 18S4,
Kröro HO'd VTsXnaoarth Nlbhadhom, dcceasnl Draember i th. I86S.'
Beilagen.
551
3rd. Princess Ying-Yawlacks, CbiM ofthr 2nc1 mother, bornJannary 21st, 1852,
4th. Prince Dack Sinwatr,
5th. Prince Chau-Fa Somanass
ßtli. Princess Dackninga,
7th. Princess Somawati,
Stil. Princess
of Sd bom July llth, 1852. •
of 4th bom August 22nd, 1852*
of 5tk bom September 18tb, 1852.
of 6th born November 20th, 1852.
of 7th born March 25th, 1853.*
9th. Prince SonidetchChoufa-ChuIalenorn, of 8th bom September 2 Ist, 1853.
lOtli. Princess Sri-Bhaddhna,
llth. Prince Swetrwaralabb,
12tb. Princess Prabhassorn,
I3th. Princess Hhactra-Bimolbam,
14th. Princess Mania-Bhadliorn,
I5tb. Prince Deeng,
of 9th born January 29tli, ^854.
of 6th born May 6th, 1854.*
of lOth born May llth, 1854.
of 2nd born October 25th, 1854.
of 5th bom November 22th, 1854.
of llth born March 21 th, 1855.*
of 8th bom April 25th, 1855.
born May 8th, 1855.
born June 30th, 1855.*
born July 16th, 1855.
born Oct. 29th, 18^5.
born Dec. llth, 1855.
still-bom Feb. 7th, 1856.
bom March 15th, 1856.
born March 16th, 1856.
born April 26th, 1856.
born August 19th, 1856.
born Nov. 3d, 1856.
born January 14th, 1857.
bornFebruary 23d, 1857.
born August 18th, 1857-.
born Aug. 22nd, 1857.*
bom October 2nd, 1857.
bom Oct. 17th, 1857.
bom Oct. 18th, 1857.
born Nov. I9th, 1857.
born Dec. 23d, 1857.
bom Dec. Slst, 1857.
bom January 18th, 1858.
born January 28th, 1858.
born May 5th, 1858.*
bom May lOth, 1858.
bom Nov. 30th, 1858.
bom Sept. 19th, 1859.
December Ist, 1859.*
I6th. Princess Sonidetch Chatifa Chandrmondol,
I7th iVincc Krita-Bhiniliarn, of 12th
I8th. Prince Chhalomlacks, of 13th
i9th. Princess Sri-Nag Sawasti, of 6th
20th. Prince Gagnnang Yugol, of 3d
2 Ist. Princess Kaniikakeeu, of I4th
22nd. Princess of I5th
23rd. Prince Sukhswaste, of 5th
24th. Prince Dwithwuliulabh of 7th
25th. Prince Thong-Kong-Kon-Yai, of 16th
26th. Prince Ksemsant Sobhugy of 2n(!
27th. Prince Kamulam Losarn, of 6th
28th. Prince Chaufa Chaturont-Rasmi, of 8th
29th. Prince Unnakara, of 17th.
30th. Prince Ka««em-Sri-Subhayag, of 5th
31st. Princess (died after 3 days,) of llth
32nd. Princess Smor-Smay, of 15th
33rd. Prince Sri-Siddhi Dhongjay, of 13th
34th. Prince Taong-Theemthwalia-Wongse, of 16th
d5th. Princess Anong-Nobugun, of 18th
36th. Princess Kranock-Wara-Lekha, of 9th
37th. Prince Choombol-Samboge of 3d
38th. Princess Arunwati, of 19th
39th. Princess Wani-Ratane-Kania, of 20th
40th. Princess Mondarobratn, of 21th
4 Ist. Prince Kabkranockratn, of 7th
42nd. Prince Devan-Uday-Wongse, of 17th
43rd. Princess Oraday-Debia-Kania, of 13th
44th. Princess (died after 7 days), of 6th
45th. Prince Chaufa Bhanurangsi Swang-Wongse, of 8th born January I3tb, 1860.
552
Beilagen.
46th.
47th.
48th.
49th.
50th.
5 Ist.
52nd.
53rd.
54th.
55th.
56th.
57tli.
58th.
59tli.
60tli.
6lBt.
62nd.
63 rd.
64th.
65th.
66th.
Princess Pusponkj-Borkban, Child ofthe llth
Prince Manusianag-Manob, of 2nd
Prioce Chrorn-Roong-Rasi, of 16th
Prince Swasti Prawatti, of 22nd
Princess Sananda-Kumariratn, of I7th
Prince Chandidhat Chudadhan, of 2 Ist
Princess Sukhnmal-Marsri, of llth
Princess Nariratna, of 23d
A miscarriage after 4 months pregnancy, of
of 6th
of 2nd
of 24th
of 25th
of 26th
of 27th
of 17th
of 28tli
of 14th
of 13th
of 16th
of 27th
Prince Jayanujit,
Princess Banchop-Penchania,
Prince Worawarna-Korn,
Prince Tissaworkuman,
Princess Nonggran Uttomdy,
Prince Srisawabhang,
Princess Swang-Waddhana,
Prince Sonapandit,
Prince Chitr Chrone,
Prince Yaddhnanu Wongse,
Princess Kancbanakor,
Princess Buspan Buaphan
rootbcr born March Ist, 1860.
born April 12th, 1860.
born AiigUbt 21tb, 1860.
born Sept. 7th, 1860.
born Nov. lOth, 1860.
born Dec. llth, 1860
born May lOth, 1861.
born August 17th, 1861.
I7th August 25th, 1861.*
born August 26th, 1861.
boruNov. 5th, 1861.
born Nov. 20th, 1861
born June 2 Ist, 1862.
born July Titb, 1862.
born July I8th, 1862.
born Sept. lOth, 1862.
born April Ist, 1863.
born April 28th, 1863.
born May 27th, 1863.
born June 8th, 1863.
bomOct. 15th, 1863.
The Family of the second King of Siaiu.
Uis Majesty the second king of Siam has now a family of about one hundred
and twenty wives and thirty children. His wives are about equally divided be-
tween the Siamese and Laos. These Statements are made on the highest au-
thority, and may be rclied upo» as being correct. The writer has not been able
to leam (as he did the last year in regard to the family of the first king) how
many wives the second king has had from the beginning of his manhood, nor the
names and ages of all his issue. He is now in the fifty tifth year of his age, ha-
ving had a growing family for a period of about twenty six years without any
Interruption on account of the vows of celibacy required by the Buddhist priest-
hood, which arrested the enlargcment of the first king's family not far from thirty
years, after the birth of his second son. In kind condescension to the request of
the writer, he has caused to be furnished for the Calendar this year, the following
list of the names of his surviving children, statingthat thirty eight of his offspring
have died, making the whole number sixty eight.
Sons.
Prince Krom^mü*nbawSräp'ee-cheiy4wt born in
the year of the dog agcd 26
Prince ItsSräwan, year of the rat, 24
Prince Wärärät, year of the cow, 23
k
Heilagen.
553
Prince P'anöömät,
year smaW dragon,
19
Prince ilätsädin,
w
w w
19
Prince Nowwärät,
W
♦• w
19
Prince Bilu-chang,
w
w »
19
Prince Yöök'örtnt'awn,
n
of monkey.
16
Prince Krächäng,
«•
» tbe cock,
15
Prince Tö,
n
n ^ bog,
13
Prince Ch'älo'nililk,
*t
n „ cow,
11
Prince Nänfäwän,
n
f< f> «
11
Prince VVjIt'änawong,
M
n « tiger,
10
Prince P*ilrÖnimftt,
»t
great dragon,
8
Prince Chäröönröt-ru'ängsöe,
♦»
W W
8
Prince Sänän,
year of the small dragon, 7
Daiigbters.
Princess Dooäng präp*a,
bom in tbe year of tbe dog, agcd 26
Princcs» Söödasäwäu, year of tbe rat, 24
Princess ßasee, year of tbe monkey, 1 6
Princess Wöngcbän, year of tbe dog, 14
Princess Cbämro'n, ^ „ „ »14
Princess Tanäwmrätsämet», „ „ „ »14
Princess P'äk-k*{twädee, - -
Princess WTIeisong-känläya rabbit, 9
Princess Wawrä p'äk,
Princess Cb*ö't ch'öm,
Princess P'Imwäsawn,
Princess Prälomlök,
Princess Söksäng,
Princess Säwäng-ong,
year of „ 9
year great dragon, 8
w ♦« ♦» • 8
» » «8
» monkey, 4
(Aus dem Bangkok-Calcnder 1864.)
Bemerkung. Die obige Schreibart findet sieb im Bangkok-Calender be-
folgt, woraus diese Liste genommen ist. Dass überhaupt keine allgemeine Gleich-
artigkeit in der Rechtschreibung der einbeimischen Namen einzuhalten war, liegt
in der Natur der Sache; denn da die Siamesen z B. denselben Königstite) nach
anderen Grundsätzen der Orthographie schreiben, als die Birmanen, somusste man
jedem seine Eigentbümlicbkeit lassen, um nicht charakteristische Unterscheidungen
zu zerstören. Bei europaischen Scbriftstellem über Hin ter-Indien finden sich neue
Modificationen zugefügt, theils aus Unkenntniss, theils durch verkehrte Theorieen
der Erklärung. In den meisten Fällen liegt die Entstellung so auf der Hand, dass
sich die richtige Reduction beim ersten Blick ergiebt. Bei anderen würden indess
längere Erörterungen nötbig gewesen sein, um nicht bypotbetiscbe Ansichten noch
554 BeiUir«!
brpotbf ti«^her zu m^ehen. Da ich ror Allem nklit den Vorrof anf mifh
iiH^bt^, aaf falscbe Führte (geleitet zu haben, hielt ich e« for be«er. anch nof-
lichtt frei roo VeriDdemni^en zu halten, die immer zweifelhaft bkiben missen,
bis Zeit md Mns'^ gründliche Specialontersnehim^en ermöcfichen werden.
Bei einigen bleibe ich ohnedem selb-t on^icher. da ich mir Birenier. beson-
der» in Birma, das nur anf kurze 2^t entlehnte Buch ras^ rorlesea tx-^-^en mo^^te.
nnd nach dem Gehör niederschrieb . wa« in der er-ten Zeit . wo ich noch ein An-
fänger in der Sprache war. leicht täii*rchen konnte. Ra^h angeferti^en Copieen
ixt nnr wenig zn tränen . während die Ab«chreilier da . wo man ihnen nach ihrer
Bequemlichkeit genügende Zeit li.s$t , durch gegenseitiges Voriesen eine hinlins-
lieh genaue Correctur üben (besonders in den be*5eren Klöstern). In «olchen Fällen,
wo mir die Schreibart au- den mitgebrachten Mannscripten O'Jer den selbstgemachten
Copteen vorliegt, habe ich das Muster ron Lepsin« allgemeinem Alphabet gewählt.
aN dai* am weitesten Terbreitete , obwohl es in den iodo-chinesischen Sprachen
nnr »ehr ungenügend das Erforderliche auszudrucken vermag. Ueberhaupt bleibt
es fraglich, ob eine genaue Transcription jener sich in Betonungen bewegenden
Hpracben durch unsere Con«K>nant'Alpbabete je möglich sein wird. Zu der Un-
sicherheit des lautlichen Schwanken? konimt hinzu, da»s im Binnanischen eine
Menge Worte anders geschrieben , wie gesprochen werden , und im Siamesischen
findet sich bei manchen Worten eine angehängte Reihe stummer Buchstaben , die
für die etymologische Herleitung von Bedeutung sind, aber in der Aussprache nicht
auftreten. Finale Buchstaben haben im Siamesischen einen verschiedenen Werth.
je nachdem das Wort voll oder kurz prononcirt wird, und im Birmanischen ändern
MC sich je nach dem Einfluss, den dieComponentenderSylbe darauf ausüben. Die
Vocale selbst wieder modificiren im Birmanischen ihren Laut in Abhängigkeit von
dem vorhergehenden oder nachfolgenden Consonanten, zwischen denen sie stehen.
Alle diese von unseren Grundsätzen der Orthographie so ganz abweichenden Un-
regelmässigkeiten werden leicht erklären, wie das Bnchstabiren der übersetzten
Worte bunt wechselt, und obwohl ich selbst am meisten die Noth wendigkeit eines
geordneten Systems fühle, so wünsche ich doch keines aufzustellen, bis meine
Vorarbeiten nicht hinlänglich gediehen sind , um eine wirkliche Beseitigung der
Schwierigkeiten hoffen zu lassen.
Pr^cis historique de la nation annamite.
D^ le Premier volume des annales chinoises (tarn hoang ngü dt ngoai Ky)^
au r^gne de Xuyen Hut qui partagea Tempire avec les trois premiers emperenrs
de Chine ou Icur succeda imm^diatement, il est parle de la nation des Giao-chi
conune limite m^ridionale de Tempire.
Sous la troisi^me dynastie chinoise, celle des Cäm, qui regna depuis les temps
Beilagen. 555
de Samuel juüqu'ä TauDee 249 avant Jeäus-Christ, la nation fut designec sous le
nom de Hoän-chu, son chef conservant le titre de Giao-chi qudti, cominandant
des GiaO'Chi.
Au temps de la grande dynastie des Ilan, depuis Fan 206 ayant J^sus-Christ
jusqu'ä l'an 221 apr^s, il est question de la premi^re maison regnante des Giao-
chi, la maison Trieu, qu'onvoit perdre le pouvoir vers l'an 106 apr^sJ^sus- Christ.
Depuis lors, la terre des Giao-chi fit partie de Tempire chiuois durant plus de
800 ans. C'est vers Tan 600 de notre 6re que les empereurs de la dynastie des
Ngo bätirent la ville de Ke-cho ou La-thanh, la premi^re ville du royaume et
capitale du Tong-king.
Quand la dynastie Nam-tong, pr^cedant celle des Mongols en Chine, reunit
80U8 un roeme sceptro toutes les provinces de Tempire, vers Tan 960, le premier
roi d'une seconde maison annaroite, la maison Dinh, regna sur ses nationaux sous
le nom de Tien hoäng, et abandonna Ke-cho ou La-thanh de fondation imperiale
pour aller fonder Hue-Lu plus k l'ouest.
Apr^ cette maison, on vit s'^lever, en 981, nn grand roi, le premier de la
maison Le, sous le titre de Dai-Hanh. II r^^a vingt-qnatre ans et il travailla
fortement ä l'affranchissement de son pays ; mais ses enfants se faisant la guerre
apres sa niort, un grand mandarin, du nom de Ho qui Ly, fit revivre Tinfluence
chinoise, s'empara du trone vers Tan 1010 et rebätit Ke-cho, qu*il nomma Tang-
long, par suite d'un songe dans lequel il avaitvu un dragon se dresser devant lui.
Ce fut sous Tun de ses arri6re-petits-fils, Ly-atth-duc, en 1139, que le nom
de Giao-chi fut changd en celui A'Annam ou ({'Yen-nam.
Hue-töng^ le dernier prince de cette famille Zy, r^gnait au commencement
du treizi^me si^cle; sans enfant male, il laissa la couronne ä sa fille, Bä-trieu-
hoäng, qui, en 1226, eponsa le nommc Tran, qui devint le chef de cette
maison.
La maison Tran sMIlustra, dit-on, par des combats contre les Mongols,
mais eile fit le malheur du peuple. £n 1419, par snite des plaintes du peuple
portees jnsqu'a Pekin, l'empereur de Chine, de la dynastie des Minh, fit venir a
sa barre le roi Trong-tim-de, qui se noya en route. Le royaume fut alors gou-
vem^ par des dc^legn^s imp^rianx et les cabales des maisons Ly et Tran.
On vonlut cbanger certaines coutumes, abolir Tusage de se noircir les dents,
de porter les chevenx longs, etc. ; on excita pendant environ douze ans de grands
m^contentements parmi le peuple, qui trouva unvengeur ^2^x\% Nguyen-Tien, Tan-
cetre des rois actuels.
Cet homme, plein d'energie et de rdsolution, parvint, k force de constance et
d'efforts, ä affranchir sa nation du jong odieux de la Chine et k placer sur le tröne
nn descendant du grand homme Le-dai-hanh, dont Ly avait usurpe le tröne, et
qui est connu dans le royaume sous le nom de Le-hi. Cet 6v^nement ent lien
en 1428.
Nguyen-tien et ses descendants port^rent les titres de quoc-coiig (m^rite du
royaume), de thai-su (grand-duc), de hung-quoc-cong (^lövation de mörites);
556 Beilagen.
ilfi goiivernerent effectivemcnt le pays au oom des Lc, sous celoi de clua
(seigneor).
Le pays, habit^ alors par la Dation annamite, n*etait autre chose qoe le ToBg-
kiDg, ä partir du Deo ngang on grande chaine de montagnes ao-dessus des pro-
vinces actnelles de Hui. Tout le midi apparteoait a la nation tsiampoise, jusqu^aa
Camboge ou Saigon.
Vers le milieu da seizi^me si^le, au temps qne les Portugals apportaient le
christianisme dans ces mers-ci, on vit nn descendant de ces Ayvjf^, tout Jeane
encore, s'etablir avec ane emigration de mandarins mecontents, de soldats re-
fractaires et de gens du peuple fayant la mis^re et la famine, dans les plaines et
les montagnes de Hut. Son pere Tavait desberite en donnant sa royaate
de Chua ä an de ses employes, nomme Trinke auqael il avait donne sa fille en
manage.
Toai-cong, en venant dans le sud, echappait d'aillears 4 la mort assaree que
son beaa-frere lui reserrait. Entour^ de gens devoues et desireux d'aTentores,
il se declara ckua de Dang-trong (route Interieure) , pendant que Trink restait
chua de Dang-ngoai (route exterieare) et il fit avec achamement et succt:^ la
guerrc aux Tsiampois, qui perdireut presque tout a coup toutes leurs provinces a
Texception de Binh-tkuan et de Phu-yen ou Ran-ran.
En 1570, Tom-cong se declara roi ou ruang sous le nom de Titn-ngtnftn : il
regna jusqu'en 1614; ses suceesseors sont:
Sai-nguyen, 1614. — Thuong-nguyen, 1635.
Hieu-nguyen, 1649. — Ngai-nguyen» 1668.
Minh-ngayen, 1692. — Ninh-nguyen, 1724.
Vo-nguyen, 1737. — Hieu-nguyen, 1765.
Hieu-nguytn, mort en 1777, laissa le royaume dans le plus triste etat et doq
enfants se disputant le gouYemement, tout en se livrant au debordement de toas
les plaisirs.
Dans la maison de Tun d*eux, Nhac ourdit une conspiration parmi les com-
mer^ants du Binh-dhih, dont sa maison faisait partie. Fort de Tunion de ses deux
freres, Lottg-nlnhong et Hoa , thuong de Dong-nm , il se souleva et en peu de
temps forent massacrees les deux famiUes de chuQy Trink etSgwfen. A la meme
epoque, le gouvemement des montagnards de louest (^Tay-son) etait proclame
sous le nom de l^ai-duc.
An Tong-king regnait le demier des Za!, Canh-hung, qui abdiqua en faveor
de son fils Cki^u-tong. Long-nku^ng for^a ce sooYerain i lui donner sa fille en
manage et ä se refugier en Chine, oü il mourut peu de temps apr^. Une armee
chinoise parut sur les limites du Tong-king ponr mettre ii la raison Longnku-
öng-, mais eile fut completement detmite, et Lang-nku-Sng re^at de remp^^or
de Chine le titre de Quctn-trung, sous lequel il se d^lara roi da Toog-kiiig. Son
fils, CiUkh-tkin, lui succeda et, plein d'ambition, fit la guerre ä Tkai-duc^ roi da
sud, son onde.
Beilagen 557
Ces ^venemcnts se passaient de 1770 ii 1790.
Tontefois, Nguyen-anh, arriöre-petit-flls du dernier Nywßn rt'gnant en Co-
chinchine, avait echappö an massacre de sa famillc. A la faveur des tronblcs dii
pays et de la gnerre que se faisaient entre enx les Tay-san, il put pen k pen, au
niilieu des difficult^s immenses que lui aplanit Mgr. D'Adran, par son aide et ses
conseile, rcconquerir le royanme de ses peres.
£n 1802, il se döclarait roi du Tong-king et de la Cochinchine, sous le noni
de Gia-long.
Gia-long a r<^gn6 dix-huit ans, jnsqn'en 1820;
hUnh-mang, son fils, vingt ans, jnsqn'en 1840;
Thim-triy son petit-flls. sept ans, jnsqu*en 1847.
Tu'duc, son arriere-petit-flis, r^gne dopiiis 1848 et il est dans sa dix septi^me
annee.
Tu'duc n'a pas d'enfants et il n*y a encore rien d'officiel pour la nomination
de son snecesseur.
(Aus dem Almanach von Saigon im Jahre 1864.)
Ans der siamesischen Uebersetznng des Mahawanso.
(Nach einer in Bangkok gemachten Abschrift.)
Unter der Regierung dei letzten der 10 Söhne Kalasoka's inPatalibatr wnrde
das Land von einem grossen Rauberhauptmann ans einem fremden Lande (prathet
ban bok) verwüstet. Ihm sciiloss sich ein starker Bauer an, welcher Matnposaka-
Burut genannt wurde (weil er seine Mutter nach seines Vaters Tode unter.-^tützte).
Dieser wurde nach dem Tode des Anfuhrers ihr Häuptling unter dem Namen Nai-
Nanta-Maha-Chon (Meister Nanta, der grosse Räuber), und nach der Plünderung
der Dörfer nahm er die Hauptstadt ein und tödtete den Sohn Kalasoka*s. Unter
dem Namen Nontharath-Bophit bestieg er den Thron und setzte einen grossen und
kleinen Adel ein. Bei seinem Tode waren 8 Brüder:
1) Phrachao-Ukhasenontha,
2) Kanoknontha,
3) Chanta-Khuttika nontlia,
4) Phuthabannontha,
5) Kotthabannontha,
6) Kovisankanontha,
7) Thotsasiththikanonthn,
8) Keothinontha ;
der neunte König in Krung Patalibutr war Phra-Thonon (Phra Thanantha), wel-
cher nach einer 22jährigen Regierung, auf List sinnend (ubai), ein Loch grub, um
seine Schätze zu verhehlen. Nun war da eine Person, einPhrahm, von den echten
Phrnhm (Phrahmnn mi prakati), in der Stadt (krung) Tokkasinla, genannt Pana-
kaphrahm (derBrahmane Panaka, oderSanaka), welcher in allerlei Listen (ubai)
wohlerfahren war und die (trai phet thang sam) drei Vedas vollkommen verstand.
Das Volk pries ihn und hielt ihn für würdig, zum König gekrönt zu werden
(khatiyaphisek), und er sagte zu seiner Mutter, dass es sich nach den Zeichen
seines Verdienstes für ihn ziemen würde, Alleinherrscher zu werden (krasat
khatiya thibodi). Aber da seine verwittwete Mutter, sich beklagend, dass sie
dann vernachlässigt werden würde, ihm erwiederte, dass die verdienstlichen
Zeichen in seinen Zähnen lägen , Hess er sich aus kindlicher Dankbarkeit den
Beilagen. 559
Augenzahn (khiau) der rechten Seite heranszicben. Indem dann sein Ruhm ver-
loren ging, wurden seine Füsse zur Strafe plump , und die Gestalt , welche zuvor
gelobt worden war, ein Gegenstand des Hasses und Absehens. Aber es geschah
Alles aus kindlicher Liebe. Dann wanderte Panaka-Phrahm nmher, um zu ler-
nen und zu studiren und kam nach Buppha Nakhon , das ist die Stadt (myang)
Patalibut. Vertrieben von dem König aus dem Palaste, wo er einen kostbaren Sitz
eingenommen hatte, führte er durch Ueberredung den ChaoBanphot-Raza-Kuman,
den Sohn Phra-Chao Thanontharafs , mit sich fort. Da dieser aber seinen Er-
wartungen nicht entsprach, indem ihm das Lernen schwer ward, nahm er Chanta-
kuta Kuman von der (N'ong Pra Phaya Moriraxanakhon) Moryarace (Maurya) als
Zögling an, welcher, König mit den anderen Kuhhirtenknaben spielend, einem Diebe
durch den Scharfrichter Hand und Fusse mit einer Lotusblume abschneiden Hess
und sie dann durch sein Verdienst wieder anheilte. Als Somdet Phra-Boromma-
8asada-Chan-Chao (Buddha) noch nicht in's Niphan eingezogen war, waren eine
grosse Menge Herren (Phaya) des Sakhyageschlechts in der Stadt (krung) Kabin-
laphut (Kappilawnt), aber sie wui-den alle von Phaya (König) Vittatuph getMtet,
wie in dem Kamphi (Textbuch) von Phra-Thammabot erzählt wird. Diejenigen,
welche von den königlichen Sakhya (Sakayarat) übrig blieben, gingen nach dem
Wald (paj Uiinaphau und da sie dies Land angenehm und lieblich fanden,
geschmückt mit klaren Gewässern in dem Schatten der Bäume, welche essbare
Früchte trugen, wurden nie fröhlich in ihrem Gemüth , gründeten eine königliche
Stadt und bauten einen glattpolirten Palast aus Ziegeln , mit einer Landstrasse,
die Umgegend durch Citadellen befestigend. Und in der Stadt Hessen dieSchaaren
der Vögel ihr Concert erschallen , so der ka-vao (schwarze Vogel), karien (roth-
köpfiger Vogel), und die Menge der Majura (Pfauen). So wurde der Name der
Stadt offenbar in Xamphuthavib und so war sie bekannt als Moriya-Nakhon.
Lange Zeit nachher gab es Einen der Moriyakönige, welcher sich mit Phaya
Jamontarat verfeindete und von diesem getödtet wurde. Nur die Königin, welche
schwanger war, floh aus der Stadt Moriya und kam in die Stadt Buppha-Nakhon-
Patalibut , um Schutz zu suchen. Sie gebar einen Sohn , wickelte ihn in eine
Matratze und legte ihn vor die Thür eines Kuhstalles, um seine Verdienste zu er-
proben , welche derart waren , dass eine der Kühe über ihm stand und ihn be-
schützte, so dass keines der Thiere ihm schadete. Der Besitzer der Kuh , wel-
cher ihn fand, freute sich, hob ihn auf und Hess ihn die Kühe hüten unter dem
Namen Chanthakhut. Er wurde seinem Herrn (Kobala mit Namen) abverlangt durch
einen seiner Feinde, den Jager Nai Luth (Meister Lnth), und lebte seitdem in
dem Hause Luth-buruth's. Eines Tages ging er aus, um mit seinen früheren
Kameraden , den Kuhhirten , zu spielen , welche ihn zu ihrem König machten.
Panaka-Phrahm, welcher vorbeiging, fand ihn daselbst und erhielt ihn auf ausge-
drückten Wunsch von Lnth-buruth. Es geschah, dass der Phrahm ausging, um
heiliges Wasser aus seiner Muschel-Schale (sangvatthajamon) zu spritzen, und seine
beiden Zöglinge mit sich nahm. Als sie sich unter einen Baum gelegt hatten, um zu
schlafen, gab er demBanphot-Kuman, welcher zuerst aufgestanden war, ein Messer,
5G0 Beilagen.
lind befahl ihnii seinem Gefährten die Kette vomTIalse za nehmeB, Jedoch ohne sie
zu zerbrechen oder ohne ihn zu wecken. Der Prinz wnaete nicht, was er thon
sollte, und $rab das Messer zurück. Ein andermal, als sie beide schliefen, weckte
derPhrahmdenChanthakhiit-raxa-knman nnd befahl ihm dasselbe, nnd dieser ver-
stand den Sinn des Befehles md schnitt seinem Mitschüler den Kopf ab. Nach-
dem der Phrahm durch seine Anhänger ein Heer gesammelt hatte , stellte er den
Chanthakhut an die Spitze desselben und dieser beunruhigte durch Räubereien
das Land, wurde aber, als er geradeswegs auf die Hauptstadt losmarschirte , ge-
schlagen. Einige seiner Leute, welche sich heimlich in der Stadt verborgen
hatten, um dem Gesprach der Bewohner zu lauschen, hörten, wie eine Mutter ihr
Kind schalt, welches in die Mitte eines erst warm aus dem Ofen gekommenen
Kuchens gebissen hatte und schrie, weil es sich verbrannte, und wie die
Mutter sagte : Du bist wie Chanthakhut, warum isst du nicht erst von der äusseren
Rinde? so würdest du nach und nach bis in die Mitte kommen. Die Räuber
machten sich diese Lehre zu Nutzen, befestigten sich erst in den kleineren Städten,
nahmen dann zuletzt Patalibut und tödteten beim Angriffe den König Thanontha.
Panaka-Phrahm krönte Chanthakhut-Raxa-Bophit , und nachdem er die Fischer
herbeigerufen, welche der vorige König angewendet hatte , den Fluss abzuleiten,
Hess er sich von ihnen den Ort der Schätze zeigen, welche er hob, und dann töd-
tete er die Fischer, welche ihm dabei geholfen hatten. Der König regierte als
Eka Itsararaxathirat (erster Monarch) in Sakonla-Xonphu-Thavib und machte
den Panaka-Phrahm zu seinem Phra-Maha-Akkha-Raxa-Khru, den bramanischen
Wissenschaften und Weisen, welche er in seiner Jugend gelernt hatte, anhängend
und nachfolgend.
Als Phra-Chao Chanthakhutrat sich seine Herrschaft in Patalibut gesichert
hatte und das Volk glücklich war , bemerkte Panaka-Phrahm , dass die einzige
Gefahr, die für ihn erwachsen könne , ihm durch Gift entstehen würde, und des-
halb bereitete er ihm täglich kleine Quantitäten, damit er, wenn er es allmählich
zu sich nehme, sich daran gewöhne und es ihm später nichts schaden könne. Da
nun eines Tages die Königin, seine Gemahlin, Namens Nang (Lady) Sirithamma,
welche aus der Stadt Moriya seine Mutter auf der Flucht nach Katalibut begleitet
hatte, aus Versehen von einem der Kachen ass , tödtete er sie , um das Kind zu
retten, mit dem sie schwanger ging. Dann zerlegte man eine Ziege, steckte den
Embryo in den Leib derselben, und als das Kind nach 7 Tagen geboren ward,
nannte man es Vinthasan-Raxakuman , weil sein Körper mit dem Blute der Ziege
über und über in Flecken bedeckt war. Als er herangewachsen war , starb sein
Vater Chanthakhut nach einer 24jährigen Regierung. Nun aber gab es einen
Asun-Phisat (dämonisches Ungeheuer), Namens Theva KhanthsO^l^ (der Raxasa
des Dcva Kansa), welcher in den Körper des Gestorbenen führ und Trug
spielte, als ob der König noch am Leben sei. Aber da der Mahaborom-
Akkharaxakhru (das höchst erhabene Oberhaupt der königlichen Gelehrten)
sicher wusste , dass es ein Asnraphisat war , der Besitz genommen hatte , theiltc
er es dem Chao Vinthasan Kaxakumau mit. Dieser befahl dann zwei Dienern,
Beilagen. 561
einen lauten Streit nm das Schwert , welches jeder als sein Eigenthum bean-
spruchte, vor des Königs Zimmer zu fuhren, und da der Prinz, welcher vom König
abgeschickt worden war. behauptete, dass er nicht im Stande sei, die Männer zn
beruhigen, Hess sie der König hereinkommen. Da aber nahm der Prinz das-
Schwert , schnitt dem Leichnam den Kopf ab und dieser fiel von dem Throne
nieder, nachdem der böse Geist ansgefahren war. Der Prinz wurde dann nntcr
dem Namen PhrachaO'Vinthasan-Bophit gekrönt. Seine Gemahlin, die Königin
Siratharoma, hegte während ihrer Schwangerschaft den Wunsch, mit einem Fnsse
den Mond, mit dem andern die Sonne zn betreten , die Sterne , die Fundamental-
wurzoln der Erde und die weichen Blätter der höchsten Bäume zur Nahrung zu
goniessen. Da sie in Folge ihres unerfüllt gebliebenen Wunsches mager gewor-
den war , Hess der König , um sie zu befriedigen , einige künstliche Präparate
machen und wandte man sich für die Prophezeiungen der bevorstehenden Geburt an
den Axivok, da die Brahmana das Horoskop nicht zu erklären verstanden. Der
Xirääona-Xi-Vok, derGewissensrath der Königin, verkündete von dem erwarteten
Knaben, dass er über die 101 Könige der Erde als seine Sclaven herrschen, dass
er seine 99 Brüder tödten und die 96 Secten der Ketzer zerstören würde. Der König
lies» die Wahrsagungen auf Goldblätter niederschreiben und erklärte dem Axivok,
er würde, wenn seine Worte in Erfüllung gehen sollten , sich zur Verehrung des
Phra-Phu-Pen-Chao (Buddha) wenden. Dieser Sonaxivaka hatte zur Zeit des Phra-
Kassapa-Thoäsapalayan seine Verdienste erlangt. Er war damals eine Boa-Schlange,
lebend in einem Vat, wo die Phra-Phiksu beständig den Phra-Aphithampidok
lasen, so dass ein fortwährendes Getöse von Stimmen war, welche das heilige Bali
recitirten. Der Schlangendrache hörte beim Erwachen die Stimmen derPhra-Song
(Priester). So wurde er durch den Kusonkam (gute Geschick) bei der Wan-
derung nach dem Tode wiedergeboren als Thevabnth in Daodüng , dem Himmel
der Engelwelt, imd blieb lange Zeit hindurch im Genuss der göttlichen Glück-
seligkeit , bis Somdet-Phra-Borom-Khru (Buddha) in*s Niphan eintrat. Dann
weiter wandernd , wurde er in dem Geschlecht der Phrahm (Krakun-Phrahm; ge-
boren. Nachdem er die Freuden der Menschheit genossen hatte, erkannte er die
Uebel der fleischlichen Leidenschaften und die Nichtigkeit des Daseins einsehend,
wurde er ein Eremit (Dabot), in einer Zelle im Walde zu wohnen. Er war hoher
Weisheit voll , die ihm angeboren war , weil er in seiner früheren Existenz als
Schlange dem Phra-Aphithama gelauscht hatte. Als die Königin den Sohn gebar,
mit welchem sie schwanger ging, verbreitete sich grosse Freude durch das ganze
Land und das Kind wurde deshalb Asoka-Raxa-Kuman genannt. Noch ehe er
das Alter erreicht hatte, gehen zu können, wurde von demselben Mutterleibe ein
zweiter Sohn, mit Namen Phra-Ditsarat-Kuman , geboren. Eines Tages be-
schmutzte das Kind Asoka mit seinen Excrementen die grosse und heilige zur
Rechten gekehrte Muschel (Phramahasangkhathakkinavat) und sein Vater , der
König Vinthasan, goss in seinem Aerger den Unrath auf seines Kindes Kopf. Als
die Edeln den Zorn des Königs sahen , nahmen sie ihm das Kind hinweg und die
Mutter sendete nach dem Eremiten, nm ihn um Rath zu fragen , erhielt aber die
Bastian, OsUtien. I. 36
562 Beilagen.
Antwort, sie solle anbesorgt sein, da der Prinz gewiss der Beherrscher der Welt
werden würde. Der König hatte 99 Sohne von anderen seiner Kebsweiber , so
dass man im Ganzen mit Asoka und seinem leiblichen Brnder 101 Brüder zählte.
'Nachdem Vinthasanrat den Prinzen Asokraxa zumUparat (zweiten Konig) erhoben
hatte , sandte er ihn fort nach Avantirattabnri, um die 99 Brüder vor ihm za
schützen. Als Asoka auf der Reise nach Vethitsa-Nakhon , bei einem Halt am
Wege, die Tochter des Setthi Tbamanok erblickte, fiel er in Liebe und vermählte
sich mit ihr in der Stadt Uxenakhon, wo später zwei Kinder geboren wurden, der
Prinz Phra-Mahintherat (-knman^ nnd die Prinzessin Phra-Sangkhamitraxa
(-thida). Die Verwaltung des Asoka machte die Erde zum Bimmel. Konig
Yinthasanraxa zollte Verehrung undOpfergaben den Brahmana, die da Erzketzer
(Mitxathithi) sind, und in trauriger Welt- Verblendung blieb er der Phra-Phnttha-
Sasana (der heiligen Religion Buddha's) fremd. Mehr als 60,000 Brahmana wur-
den tagtäglich von diesem Könige gefüttert, bis an sein Lebensende. Als er den
Tod herankommen fühlte, da fing er an zu bereuen und die Abwesenheit Asoka's
bedauernd, Hess ihn eiligst herbeirufen. Er kam noch gerade in Zeir, um seinen
Vater sterben zusehen und bestieg den Thron, seinen Bruder Phra-Ditsarat mit der
Würde eines Uparat bekleidend. Als sein Halbbruder Phra Sabannarat von
Asoka's Besitzergreifung hörte, zettelte er mit der Bande der 99 Prinzen eine Re-
bellion an, aber Asoka überkam sie und liess alle hinrichten. Als dann König
Asoka von den Weissagungen hörte, die von ihm vorherverkündet hatten , sandte
er eine Botschaft an den Einsiedler Sonaxivaka, für den eine Sänfte zur Reise be-
reitet wurde. Als er bis zum Kloster (Vat) Taniascnason gelangt war> wo alle
Arten wilder Tbiere in Frieden und Freundschaft zusammenlebten, nnd dort unter
dem Mönch Atsakhutathen das Gesetz predigen gehört hatte , trat der bejahrte
Qreis in den geistlichen Stand ein und verblieb, dort , ungeachtet alles Drängens
und der Vorstellungen der Edelleute , dass er seine Reise zum König fortsetzen
möchte.
Als Asoka davon hörte , blieb er schweigsam und verstimmt , denn noch war
die Bekehrung nicht in .ihm zum Durch bruch gekommen und er folgte, gleich
seinem Vater , dem brahmanischcn Götzendienst. Als er aber eines Tages die
Regellosigkeit und Unordnungen dieser Brahmancn-Heerde beobachtete, die
in eine Unzahl Secten zersplittert sich gegenseitig befehden und denen jede
Selbstbekämpfnng unbekannt ist, da wandte sich sein Sinn der geheiligten Re-
Ugion Buddha's zu. Im vierten Jahre seiner Regierung, im 218. Jahre der Phra-
Phuttha-Sakkharat , wenn von dem Eingehen in das Niphan gezählt wird, wurde
die Krönung Asoka's vollzogen, und die Kraft seiner machtigen Gewalt drang
eine Yozana (8000 Klafter) hoch zum Himmel auf und eine Yozana in
die Erde hinab. Die Thcvada schleppten ihm acht Ladungen Wasser herbei
aus dem Anotitta-Sce, und der König vertheilte davon unter seine Frauen und
Concubinen, wie auch warme Getränke. Dann brachten ihm die Thevada (Grötter
oder Engel) Zahnstocher aus dem Holze des Khongta-Baumes , das stets einen
lieblichen Geruch im Munde erhult. Sie lieferten eine ziemliche Menge solcher.
Beilagen. 5(^3
und der König vcrtheilte davon unter die Edelleute und seine 60,000 Kebsweiber.
Dann versahen ihn die Thevada mit süssen Tamarinden (Makkam-phom) und
Galläpfeln (Samo), ausgezeichnete Arzneien , die im Himaphan-Walde wachsen,
so wie auch mit Phulikaxat, eine ganz vortreffliche Medicin für alle Arten von Gift,
bei Schlangen-, Centipeden-, Scorpionsbisson, und fernerhin holten ihm die Theva-
da auch äusserst schmackhafte Mangos aus dem PaPhra-IIimaphan (dem Walde
des heiligen Ilimaphan). Sie trugen ihm Ilimmels-Liquenre herbei , in fünferlei
Art gefärbt, und himmlische Tischtücher, um die Hände abzuwischen, von gelber
Farbe. Diese Himmelszeuge waren von dem Baum Kammaphrük genommen, der
an den Ufern des See*s Xaththantathaha wächst. Und dann kamen alle die Nakh
des Drachengeschlechts herbei und brachten ihm geblümte Zeuge, die nicht
aus Baumwolle gewebt waren. Diese Zeuge fühlten sieh ganz glatt an, ebenso
wie die Himmelszenge. So hübsche Sachen kamen aus der Nakhaphiphob (der
unterirdischen Welt der Drachen). Die Thevada schenkten Blumen und Früchte,
die Dr<ichenfürsten schenkten liebliche Wohlgerüche und Salben , die sie aus der
Nakhaphiphob für die Augen Seiner Ms^estät bezogen.
W^eiter nun kamen Turteltauben in grossen Mengen herbeigeflogen und
brachten jeden Tag 90,000 Kuien (7,200,000 Scheffel) Waizen nach der Tenne.
Die Zunft der Mäuse kam eiligst herbei , die Spreu abzuziehen , um den Waizen
fein und rein zu machen, passend für königlichen Genuss. Die Bienen in gesell-
schaftlichem Zusammenwirken trugen den Nectar der Blumen herbei und bauten
Honigwaben, um in grossen Mengen ihre Gaben darbringen zu können. Die
Bären spalteten mit ihren Zähnen das Holz für die Küche , so dass man dort die
Töpfe bei einem bestandigen Feuer ohne Unterbrechung brodeln lassen konnte.
Und dann nahten sich die Wundervögel (Nok Karavek), die in buntem Glänze
ihres prächtigen Gefleders schimmern, durch ihre melodischen Töne eines Jeden
llerz mit wonniger Lust erfüllend. Vom Waldgebirge des Himaphan zogen sie
herbei, und ihre zauberischen Klänge füllten die Luft, und dann verklang ihr Ge-
sang in der Ferne, ohne dass ein Auge sie erschaut hätte.
36*
Register.
A.
Abassara (Abhassara) 66.
Abhiraga 10.
Adzdzunna 74.
Aera 21, 290, 346, 452, 512 ii. flg.
Affen 124.
Ailao 270.
AJatasatru (Axatisattni) 512, 523.
Akh 'mamom oder Akimamom (Akhre-
man oder Akhyeman) 235, 265, 267.
Akhexamamom 267.
Akson Mihng 530.
Alangkhachaosu 240.
Alaunsida 36, 81.
Alcagar (Chaumigrem) , als Öhin-phni-
rhin j[IIerr des weissen Elephanten)
oderöhin-phru-niyarhin (Herr vieler
weissen Klephanten) 251, 277, 279,
281.
Alimaraang oder Alingma 240,255, 262.
Aloi oder Alowi 173, 528.
Alompra 63, 284.
Amarapura 65.
Ananda 18, 241, 299.
Ananthiri 81.
Anauii-tau-bura (Ananndoprn) 65.
Anduyengvouang 494.
Aniruth 73.
Anjana 16, 515.
Annam 35, 171, 493 n. flg.
Anon 400, 409.
Anonthamongxa 316.
Anuruth 37, 250, 520.
Apaitono 25.
Aphajakha Muni 298.
Aracan 35, 37, 65, 79, 80 u. flg., 190,
252, 253, 254, 273, 277, 278, 279,
282.
Araxakham 320.
Arliattapa 18.
Arimandana (Ariniaddann) .'10, 36, 38.
Arimatheiya 14, 15.
Arjiina 118.
Aninaraxa 299, 313.
Asadatamin 17.
Asaka 197, 327.
Asatixath 18.
Assam 90, 92, 94, 120.
Assameah 234.
Astrologen 44, 321.
Athet-tengsana 73.
Atbinrat 226.
Atitya 28.
Attayaphayo 256.
Aungnean 284.
Aussatz 351, 444.
Ava 53, 55, 57 n. folg., 146, 248, 2.^0.
251, 252, 272, 280, 282, 284, 378,
406.
Aya-kamkong 270.
Ayuthia 65, 73, 276, 280, 282, 323,
326, 332, 345, 346, 348, 356, 359,
360 U. flg.
B.
Babn dck lebn 321.
Rakon 340.
Baladeva 74.
Bamo 61, 62, 141, 164.
Bangkok 322, 388.
Bangkong 406.
Banb 93.
Banjo 418.
Bhdo
3U5, 339, 403,
4H.
19, 420, 43S.
. Utuithurajen 226, 231.
Bnnü 339.
HMriinaxi IT, ao.
Itaroniiikut 489.
Itnsan 419.
llaMt 41».
ItOKSein 41, 60.
lluliilinnK 33T, 414, 419, ii2.
Itatekoni Jl.
Ituthninmarat S9 1 ,
mit^ 198.
Itat-tat-l.inR4S5.
Bay-Incor 421,
Ueilnri Sl.
Iteinga-dcHd 64, S85.
Hclii (Itillih) 35, T3, U3, I3r>, 207.
Uclu-mali (llnholdiii} 23, 43.
Ilcngninlenb 400.
lleiaDdi aü.
I(gay 132, 138.
Bharindn, 27.
BliJma (Itima) 9'i.
Bliimiaka-Jazn 1 1, SO.
Ilhutnn 97,
BiencD 2ai, 322.
Uliubia 13:).
JJiiili-ilinh 4*5, 495.
BinjiOandfleh 269.
Birmanen 146, 2IS, 382, 387.
Bo 103.
Bookhoa 144.
Baribiin (Buribiin) 408, 422, 43S, 4S2.
78.
455, 478.
3S5, 363.
Uriihina340, 395.
Urahmanen 125, 17.% 192, 348, 290,
292, 306, 321, 332, 33T, 339, 340,
403, 415, 420, 455.
Brama-KÜnigc 250, 273, 277, 281.
BrcHsagukon ST8.
Bunbacbma 495.
BuiMba 326, 237, 354, 356, 383, 289,
299, 305, 306, 330, 430.
Bu(lilhaKhoBa37, 53, 207.
Bfiffi'lpasods 231.
Buka-nagri 335.
Bnra-Alauo (Paya-AlaDD) 150.
Barman 126.
Borunatt 83.
Byanaranda (Byaäataa) 370.
Ceylon (Lanska) 37, 38, 39, 53, 197,
200, 207. 313, 37U, 379, 382, 283,
313, 381, 387, 523.
Cba-Kanbun 305.
Chaliaug 345. 366.
Chamkroug (Xamkrong) 403, 4)0.
ChaNakronK305.
ChantabBD 307.
ChanUiat 316.
Chao Dua 380.
Chao Fa 379.
Cbao Fa Ekalbat 382.
Chao Fa PhimoDRsavang 338.
Chao (Chow) Fa Taluha 490.
Cbao Khnnieu 403, 407, 414.
Cbao KboD48l.
Cbao Mn 199.
CbaoUum 199.
Cbao Üng 481.
Cbao Paiuah (Phamah) 399.
Chao Paya BoiIId 493.
Chao P<!aUin 345.
Cbao Sam 365.
Chao Sattha 486.
Chao Savankhuman 349.
Chao Xi 485.
40.
256.
Cbikta 463.
China ll, 33, 33, 35, 38, 39, 40, 43,
50, 58, 62, 66, 374, 384, 361, 363,
365, 366, 371, 381, 387, 388, 480,
4SS, 497.
ChUtagong 38.
Cbota5i3.
Cbolaaambhava 23, 24, 148, 159, 163.
Chonlap 464.
Cbriatea 62.
Chukapba 84.
Cbnng 84.
CbunlosafckbantST, 514, 515, 518, 534.
aS8, 4SÜ, 431,
5RA
Cocbinchinn 178, 3HI,
48G. 487, 49U.
CODCil 533.
('o-Yahaa 33.
Cjclua 530, 5^2, 534.
Dacha Kujri 379.
Damdia 303, 311, 409, 439.
Uanoh 164.
Danuh 30, 164, 331.
Dsobotb 3»|.
DatilüafRui 433.
Daraba (DaraiuraJ:i) 316.
Uasa-Yaya 12.
Dellii 3T.
Deo MoDrt 87.
Dcwadaha 10.
Dhammiucdi (Uamniaacdi) 319.
Uhummatha 100, 103.
DbammatbaJiAb 31.
Dhammawalie (Uparaja) 371.
Dharma-ABoka (Hri) IT, 36, 191
460.
Dlnh 496.
IHniawnddih 11, 31, 75, 345.
IlilO «94.
DIt 375.
Va 496.
Fal«» 379, 380.
Frd 495. 506.
Funfbu 495.
Fin-weng 504.
Kan-j 504.
Fan-yen 5u3.
Farang 300, 4 13, 484.
Farang HangBicbao 58.
Ka-Rna 363, 368.
Fa Talaha 4:>0.
179, SSO, 493. 509. 511
D (Phnnaui) 463.
Gaadalarit 1 1 .
Gaoilaliet 158.
Qaulaya Sl.
Oaulaina 14, 15, 19, 90, 193. 306, Sl.'i
' 316, 233, 341, 249, 250.
:ä 316.
244, 419.
Dvlampa (Dechain) 306, 379, 399, '
«73, 485.
pakdambanK 181.
liuttaraD 36.
IlwBltabonR (]>viittap;iufl) 19, 34.
DnaywLintha 117.
Dwipidl 63,
Diaejutinga 347.
KapB7 MB.
Klmscbweming (AluschwenilA) 67.
Kkathatsarath 377.
Elcpbant 2GT, 368, 369, 370, 376, 370,
371.
GngiaDder 64, 70. 83, 385, 380, 389.
Eremit 31, S90, 346, 452.
Ilaartrarbt 127.
Ilalin 99 u. flg.
Ilan-iigo-vuouR 496
Ilansa wuddl, dit KtadI d<'r Il^vuisa (IIodk-
Bft) oder llenKi (UandrocygDa nach
MasoD) 18.
[laripunzal 396, V98.
Uaticn 508.
Uatsarath 403.
IIatMraJ!aCHatliraja)27l
Hemawan (llimapliaD) 117, 340, 443,
«53,
Hemaiala 197.
lleDzada 137.
Ho 173, 17«.
Iloen-hoci «B3.
Holländer 63, 172, 378, 483, 49S.
HoDg-Mang 494.
Hongsawaddi Gl, 77, 224, 336, 331,
2JB, 353, 354, 273, 275, 377, 278,
38:2, 333, 338, 348.
Iluru3SI, 326, 334, 374, 446, 522.
Houinileli 501.
Hu-eul-nn 50fi.
lllficjoa 16t, 162.
iDdapatanagu loi.
Inffalcin 17.
Ingiiramjn 206.
luauen 291, 306, 3t2, 339, 378, 400,
435.
InthapHl 4U3, 403, 406, 434.
Inthapatanakhon 330, 341, 342.
Inthapatburi (iulhapataburi} 398, 423.
Inlhoraxa 365.
lainiladewi 33.
iBlom 159, 403, 474, 4U8.
Issay-tncw (niyo) 35,
ICnhalia497, 508.
ItHOung 496.
Juckaliara (Jukli) 355, 356, 41
413.
Jnehlyasura 250.
Jaixaimongkhon 317.
Jamaliuy 379.
janapiit 17, loo.
Jangoniah 251, 277, 279, 280.
Japaner 377, 4Sü.
Java 199, 437, 461, 474, 504.
Juik-Ieik 318.
Ji-ik-puDRuh 37 1,
JuikCKJcik)UDbau271.
Jeik-tibo 241.
Jih-aan 502, SO 4.
Jinocatingah 38.
Jishonaaianai 465.
JUoh 33.
Joah (Ywah) 139, 141, 143.
Job 113.
JohDJhlut 39, 31.
Jon ah 112.
Jona 19.
Jonaka 175, 177, 353.
Jadara Shan 160.
jDen III, 364, 474, 4SS.
Kacbu 339.
Kachar 65, 90.
Kado 96, 116.
Rakaphasa 198.
Ka-Khyen 89, S7.
Kala 46, 138, 148, 318, 233, 338, 331,
354.
Kalae 117.
Kalagfi 334.
Kalaminha 351, 376, 279.
Kalaaoka 26.
Kalay 123.
Kalayamin 35.1.
Kali^kycnga 58.
Kniinitft 197, 221.
Kamari 274.
Kambodia32, 37, 88, 91, 97, 119, IIT,
303, 309, 357, 361, 387, 371, 373,
375, 378, 379, 381, SBT , 456 u. flg.
Kamljozatdn 158, 161, 296, 457.
KamloDg 411.
Kampheogphet 17a, 182,313, 34S,353,
369, 372.
Kamphong (Kampong) Suay 420, 422,
480, 481.
Kampbot 185.
Kamphut 345.
Kamphiixa (Kambbuia) 395, 402, 408,
414.
346.
Kainpong (KhampoDg) Kasaa 481.
Kiimrup 85.
Kanchaburi 336.
Kanchao 342.
Kangkao (Kangkaw) 491.
Kaniamoh 146.
KaDinjeng 71.
Kanpalene (Kanpalanib) 264.
Kan-poutchl 467.
Kanechi 117.
Kanlajakbam 341,
Kanyan 11, 31, 29.
Kanfaiagyi (Kaorajakri) 10, 30, 75,
100, 111.
KaDyasaagay 10, II.
Kaotsu 494.
KapiUwut 10, 12, 17, 41,74,101, 173.
Kapogyl 147.
Karen 39, 114, 131 n. Bg., 165, 245,
347, 3«9, 485.
Kart>n)iah iAe, S4T
KsTcnni 1)9. I4ii.
Kanhin l-2^.
Katwiipii (Kaayupa; lu, u, is,
215, 28.1, .13».
KatlM (Vater dox Mihimii-ari
231.
KallMy 118.
KaukUHOn (KiikkuaaD) ^a, 14,
19, 2I!>, 2H.1.
Kauliya \D.
Kvtamalca (ICut":iiLi:ila) 397, •
ReKiitor.
Kiisaennlln I03.
KlHsaadi 5 1 .
Küuinsiriihl Sil, 4S0.
), 72, Kohn-^0 342.
KoliU 94.
in^a) Komi>rat-lh»ni 430, 43.1.
Knnjm 29.
>, IG, KoHali 122.
KoMmlibi 39.
Ko<i8.ilin 433.
Kotathcvnrat 33.1, 338. 342.
Krasut 292.
Kritirhna 93.
' KrungPhala442.
KruDfc phraiinn)! 36.
Kiulh (Garudii) 406, 433.
Kii;.y 101, 173.
Kiiay rhao 4S2.
HR'
192.
4311.
Keuleoträger 337, 413.
Kha 131, 173.
KhnbDim 24n.
Kliamen (Khom) 396, 102, *bB, 464.
Khamcn dorn (boranj 34S, 403, 421.
Khikinti 88, 183.
KliaoluHng 17ri.
Khao K;iDir licng 993.
Khebaduta 13.
KheikCommUiu 331.
Khfk (Kek) 11, 328, 355, 4T4.
Khck Cham 407, 414.
Khlrixai-XieDg-Seu 35.i.
Kbok-taluk 395, 39T, 414, 431, 433.
Khameralta40l, 4ü3.
Kbonlianpyi 181, 277.
314, .141, 502.
KhotaiKtoi; (Kolaboag) 314, 331, 337,
378,
111, 4
Kbovct
Khunlai 83.
KbunPen 319.
Kbim Sint;hun Snkon 342.
Khuntai 83.
KhunXaiig3i9.
Khyen 114, 135, 137, 1S8.
KinnshmiK |60, 163.
Kian^unft 160, 163.
Klaotcbi (GiBotcbl) 193, 501.
KiJI 46.->.
Klnh-duang-voang 494, 50|.
Kulicn 495, 504.
Kiin (Khim) lunng lun pU 381 .
Kun (Khim) luans »Qa 3R I .
Kuvt'n-NHkhon (Kiivera-Niigara) 342.
Kyahhatvara 243.
KyaukpndoiinK 1 1 ,
KyoiLiaH, 43.
Labong 184.
Lakhon 197.
Lalai 403.
Lamciilibbadpik 421.
LampbuD); 338,
LHndcrhi-buDg906, 333U. flg., 236, 333.
Laninng 337, 413.
Lao 15, 87, 89, 134, 168, SOS, 306,
353, 366, 37K, 380, 410, 412, 461,
483, 485, 499.
Lao Hd 85.
Lao pung dam ITI.
Lao pung-kbno 171.
LaTanh 495.
Lnva 119 u. %., 181. 183, 186, 364.
L,avarata 186.
Lavek 282, 357, 374, 409. 415, 418,
430, 421. 423. 481, 482, 463.
Lavn 309, 3)6, 433, 439.
Leb 497.
LekkiOeah 335.
LekkhMjaphi^u 367.
Li 497.
Hauilla 378.
Lien »03.
Hanipur 63.
Ligor 197. 3E>7.
LilcieDto(Liklteo>496.
Mantraa 135, 198.
LiDye üus, boi, äU6.
Manuha 207.
l^chai 467.
LewenreU344.
Harayn 75.
Loi S03.
HartabtU) 39, 207. 337. 240, 251, 252.
Loloaaa, 1T7.
2.-i5u. äg., 268, 276, 280, 3G1.
Lophburi (NopUburi) 318, 363.
Hamot 266.
Lü 174.
Mabiva 258.
Lii-Sakkliarat 514, 5^0.
Maukaman 32.
Manriya 12, 17, 91.
Mayaya U.
H.
Headay 23.
Meerawuddih (Mirawuddi) 264.
M.-i<;k 498, 5U8.
Heggatein 17.
Madeya 11, 99.
Heltbilaie, 91.
HeitzapominByi 101.
Hekkeah4l.
71, 99.
Meletay 23, 379.
Henduu 39.
K 76, 80.
)97.
Mentara CMint.-iragyi) 251, 276, 281.
Meru 435.
514, 515, 518.
Miaa 166.
W^ 7, 23, 24.
Hiautaub 235. 275.
281,376,368.
Hi^Jimadesa IT, 174, 305, 833.
Haha-Sunda 66.
Hieojo 33.
Hukathero 313.
Hiiniain 35, 41. 42, 47, 53, 53.
Hmntba(HI1aei)da)2T, 186.
191.
Hin UouA 24S.
Mingelay 99.
Maha-Xeysct 340.
HinJaeJotiQ 252.
MahHEiilapoi] 18
MiDja«lingatiii 251.
MsheindaiiS.
Hlit^manJ 499.
Mahmtharalhirat371.
HlDkbauD 351.
Malkhet 265.
UiDkbauDRyi 2T3.
Uaingnio 59.
MiDkaJaedeh4l.
Ilak 4ü9.
60.
Hakatho (Ha^ailhu) 357.
65.
Hakha 475.
Ipseti
MalatcaSfiS, 366, «J4, 497.
Mmtara-rhy».
Mataycn 362. 365, 461, 474. 476, 490.
tlh (Mentaraschwetio oderMentrabVC-
MaleiDin S07.
di) 250, 276.
MM II, la, 31.
Mitain 207.
■W.
Hobhya 133.
Mandalaj 66, 99, 160.
MogOMt 84, 59. 90, 95.
HsDekODR 272, 274.
Hokatsl57, 269.
Uangmi 424.
HokhaU S»4.
Hangnithat 273.
HoU 364.
MangwuTa 173.
Holmoiii 88, 77, S77.
570 Begl
Hon IT, 18, 34, 177, 197, 230,156,
331, 333, 3!B.
Mooay 161.
UODKin&la 369.
Hongthienthoi« 372.
Hooley (Horley) 149.
Hopay 133.
Hot Cau 433.
HooDg gyi 3 14.
Mouog Dg*y 314.
. Honng Pookiein SS.
Hru 75, 7», 8ü.
Hnchha 139.
Hudntseltb II, 30.
Hng 76, 60.
Hng-Anra 80, 511.
Hukareah 935.
Hukkaraja oder Hukkba, Sohn du« 8i-
harnja, untur dum Titel Dhaiuiuaraja
371.
Hukkba 13B.
Hunglah 163.
Hntao 375.
Huttareah 275.
Uweyen 13.
Uyang Alol 537.
Hyang Karang 409, 4t3.
Uyang Phama 537.
Hyang Rom 393, 474.
Uyang Weh 525.
HyengkaUong 36.
NaboDleppe 4T.
N>g3 31, 34, 35, 26, 33,306,317,318,
226, 343, 246, 399, 404, 406, 435.
Naga-inah 101, 231.
Naga-myoh 101.
Nagae 122.
Nagatben (Nagasena) oder Nagnrjuna
109.
Nu Phlal KMfa 338.
Hai Pblai Mgam 338.
Kai Phrom 446.
Makbon Saran 314, 3S7.
Nakbon Srlthammarat 197.
Nakhoa Toni 395, 401, 409, 406, 40B,
, 411, 413, 415, 421, 433, 439, 438,
446, 479.
MakhonVat 340, 403, 405, 413, 415,
430, 431, 4SS, 425, 439, 438, 4T9.
NakhonXaisl 337, 521.
NakOog IJan49l.
Nak Odk Chan 490.
Nak Ong Soa 489.
Nak Ong Ton 489.
Nak Phni Ong Eng 490.
Nan 177.
NandBBQTya 349.
Naog Khan 31, 33.
Kug Hukbali 293.
Nang Nakh 293, 394, 403, 421, 436.
Nang Sari 289.
NauUchao 167, 495.
Narsi 383, 317, 319, 485.
Narapaet^o 39.
39, 52, 242, 255, 265.
m
(TaruDppyeiniii) 40.
Naraj-nna 291.312,339,355, 3T8, 479.
Karot 179, 253, 377, 282, 317, 371,
373.
Naret-Nanl 375.
Nat35, 36, 40, 52,63, 346.
NatBChiQ 346.
NatichiD nann 253.
Natthamih 148.
Matolloo 134.
Nat-Zau 101.
Natio 50.
Nnungbiaun 345.
Nay min lOI, 351.
May mlatha 1U3.
Negrais 63.
Nga Enlab 933.
Ngatapa 37.
NgayaymiD 36.
Hgoiiyen 498.
NinauD 343.
Ninaunappa 18.
NoatasaSS, 43, 207.
Nostaya 47.
Nora 84.
Nyak 499,
Nyanngachwe 39.
Nyaungyam 55, 60, 25S.
0.
Obren TeriängeruDg isü.
Okkala 216.
Ong Eng 4ST.
Ong In 338.
Onghan Kaxntbintt 481.
Ongkulirat 411.
Ong Ptira Sian 409.
Ont; Ticnnkhun 491.
(>ugTong48T.
UuchJaDh (TauJ-Oiichh) 498, '.
Oukala 207.
Pagan 12, 32, Sa, 89, Hb, 214,
335, 240, 2äT, 266, 2B8, 273.
I'nibubeh 421.
Pa-Job IIa.
Paläimg 243.
Faliknh SIT.
Pundaln:« US, 2T9.
ranganiob 123, 14&.
Panja 42, 53.
Panomphcn 120, 422, 450, 479.
Panon 172.
296.
278, 878,
l>HSNiie IIa, 136.
Patai-Saman 41u.
435.
310, 368, '
Pattaba 270.
Pattala 226.
Pattimasudiidiiangchan 31G.
Pugil 35, Se, 59, 60, 63, 81, U5,
248, 251, 257, 26S, 266, 271,
278, 280, 284, 368, 369, 371,
375, 378.
Peb 117.
Penjalaoh 335, 275.
Pcrgamentbücbor 196, 529.
Petroleum 375.
Pflugfeat 33, 340, 380.
Phabih 148.
a32S.
[ieter. 571
Phsnrye 503.
Phaon S75.
PhaPhajan 199.
Pbara Cbakkri 388.
Pba;a Cban 481, 484.
Phaya Dexo 480.
PhayafM43l.
Phaya Jafat 364, 479.
Pbaya Jobm 484.
Pbaya Kong 326.
Phaya Krek 314, 332, 334, 33S, 338,
403, 411, 414, 415, 515.
Phaya Meick 338, 339.
Phaya HaaLek 341.
Phaya Nak 395, 398, 437, 443.
Phaya Noi 272.
Phaya Nn 4B4.
, Phaya Phan 326.
Pbaya PbuzuDg 406.
Phaya Tak 386, 487.
Phaya U 270.
Phaya Yomerat 400, 491.
Phetraia 380.
Phl 304, 323.
Pblchit 338, 341.
Phiniai 423.
PblsQanam 211.
[■hitaaniikom 393, 4 33.
Phitnanulok 2B1, 307, 314, 357,370,
371, 372, 3S7.
Phitthajauakhrom 226, S37.
Fbiiai 338, 341.
Phomi 465.
PhotiMlt4BI, 485.
Phra-Anon 419.
Pbra Athit 409.
Phrabat 376.
Phral)at Kavero 421.
484.
Phracbao Dasat 478.
Fhrachao Kateh 276, 328.
Phrachao luang 321).
Pbracbao l'ak»ixanikrong 450.
Phracbao Phraaat-Thong 524.'
, Phrachao Siraxa 480.
, Phrachao Song 378.
Pbracbao Xang Funk 9S9.
Phra In 3«T, 314, 330, 332, 333, 353,
355, 397, 400, 401, 412, 415, 419,
429, *
Pbra Keob
Phra Keohfah 484.
PhraKo 406, 4
Pbnt Naiai 379.
18.
572
PbrsNirat «07.
Pbra SAtlab 48S.
Fbraaat-tliong 378.
Pbra Sri Surijavongrainb -179.
Pbrs Thalengkeng 4is.
PbraThoDg39«.
Pb» Utbaj 484.
.^«^ 0".
Pbuküo luang 390.
Pbokao thong 3iT.
aon.
I. fl«.
, 405,
506.
PhDttbiuakkbuat 521, £33.
PiMbisb 33.
PleDjAhiDtoaub 335, 275.
PUnJsUuk 335, 375.
^Joh 113.
Piluko &0&.
Plnja 34.
PiiVjalarit 13.
PinjBTemkeik 333.
Pinlao 42, 53.
PintsaiJiirn 71.
t^amlng 33.
Plnaadib 101, I03.
Plu 13S.
Pnom-Paseh 433.
Paenaah 317.
94, 501,
PoDceul lex.
PoQg 84, 95, 97, 16ü.
Pontalprcl 485.
Popasoth-Yabaii oäer Poukpaaau (Fup-
pachaD-Rahan) 33, 520.
Porlugiosen aS9, 279, 36T.
Po-nh-tBun 18.
Praojinoko 380.
Prarai 480,
Prarot 414.
Proroe 34, 34, 59, '60, 63,81,305,306,
«348, 9#l, 976, ST9, 380.
imgyi 36, 849.
Aq^a IPona) 74, •»3, 349.
Pappatämi 49, tlt.
Pwo 133.
PjCU 11> 30, 31,33, 39.
Uahac min (Rao-man) 17, 36.
Rabdn IBS.
liakeiD 306.
Kukkein-myo 11.
Knksha 86.
JUkahaiias 3i)6.
Ramadcwi ISri.
Kamakbica 403.
iUmnn 3^6, 336, 35r>, 356, 360.
RaniasiiCD [U.imeiiu<^n) 346, 361, 36.^,
, Kamatai 370.
> Kamatepb 313.
Kamathibodi 346, 357, 361, 478, 479.
Hamawati 71.
RamaiTuttitciD 30.
Kam bbaonK 36.
Kam-cbao 365.
Bam PhoDg Bantbit 338, 531.
BamribSB, 39, 313.
Ikinenin 15, 215 0. ßg., 335, 373, 384.
KaDainga 27.
Rani kyaung 33.
430.
11.
MBfhi 94.
Kittbikuman 399, 300.
Komavadi 336, 337.
Romaviwi 393, 396.
EuanB(Pbra) 181, 259, 363, 368, 998,
309, 313, 405, 409, 439, 441, 518.
Uüal 443.
ßam 239, SW.
Bottbikamao (Büttikuman) 399, 300.
Sa 493.
Sadelk (SamdeU} Kamlong 396, '
HagtÜDg (ÖltkelD) 35, 54, lu.
Sal 175.
Saigon 421, 48T.
äaiJaMtt 389, 330.
Sainampüng 333.
Sakanannkula 48.
SakaUm 521.
Sakkharat 104.
Sakya (Saki) oder Sakhya 10, 13, :
Samnleah (Somala) 339, 331, 338.
Saman 51.
Satnein-Ihn 234.
SalhSm 316.
Satirajen 336, 237.
Satominchin 54, aT.
Satühn Sä4.
Satxanaliü ITJ, 389, 293, 29T.
Savantliuvalok 293, 345.
Savongchy 245, 247.
flavongji 244, 346.
SaTonlakyicn 343.
Saviittih 100.
Sawuttihtein IT.
Sayani 1T7.
Hayam-prathet 35S.
Schan II, 42, f>S, 58, 60, 61. 8
158 U. üg., 344, 348, 350.
Schaiifcyi 158.
331.
Silaauch 411.
Billemyoh 33.
Singapara 3S5.
Sinthop-Ämarin 335.
Siiirit 37,
Sisapnek 331.
Sisaphon 483.
8ith{Thet) 11, 30, 31, 39.
Sithamraia 485.
Sithaoongiai 328.
SittanK3T6, 383.
SitthimoQgkong 389, 397.
SWa 93.
Sojiihn 51.
SoloUakhon 17, 174, 403.
Sombrapnr I&9.
481.
SonatheD 203.
Songkaya 403.
Songkram 533.
78, 339.
:^ 81, 483, 509.
313.
Stiergott 341.
Soay 173.
Sakothay (Sukkatac) 175, 355, 359.
2T0, 305, 307, 311, 313, 313, 314,
362, 439, 518.
Sunaparan 11, 18.
345.
Sctiwoaynat 133.
Sfju 35.
Setong 135.
Senakongiha 336.
Scthi 393, 333, 341, 411.
Sgau 133.
Shembnam 65.
Shemindu 379.
SLin Sudat 307.
Shin Tangyili 345.
ShinTonatib 308.
Siam 3.'i7. 370, 219, 280, 303, 4
430, 473, 476, 481, 486, 41
Siam kün 503.
Siammon 351, STS, 379.
Siem 503.
Siemrab 413.
208, 311.
Syriam (atniicn) 61, 252,
taann 384.
Ta dehe 447.
THdoüaihtndamahjMa 373.
TagOODg 13, 31, 47> 53, 53, 111, 305.
Tahnbao 417.
TiüDgkhcjlt 81.
Takeng 374.
Takkhasinla (Tazlla) 37, 393, 460, 53 1,
524.
Talanga oder Talma (Vater des Han-
gnnig} 376. '
Taleil 78^ 316, 318, 380 n. flg., 348.
574
Talifu les, 167.
TiilopskwHa4T.
THmbeDK^IT.
TambongkiiJabD 411.
TambulfiSl.
Tamlcngkopg 4B|.
S4.
11:1.
Taniln 317.
Tanlawnilili 17.
Tanmindnh 32.
Tantek se.
Tao AthilvonK4ia.
Too Xrnnphu Papiiknt 43'i.
W^ "'=)«'='■
Ta Pfirom 4u4.
Tapok;k 31 G.
Tarabya 267.
Tsrop-maii 41.
Tarop-pyl 158-
TMok'PoiMn 403, 4I.'>.
Tilttowirpn 113 a. flg.
Tatosnapaü 19.
Tauobiaun SO, S3.
Tavisai 4^j.
Tavoy 39, 133, 190 a. fls., 313, 240,
313, 264, 270.
TaysocD oder TajRon (Nhac) 508.
Tchinla46T, 469.
Tckknlilolini 2ü.
Tpkllia (Tixa) £.13.
TcnnBecrim 37, 190.
TermitcnliORül 3S0, 3T4.
Tescho 411.
Tculi SOG.
Tbaüo 111.
Thado Haha RA]a 11.
Tbado Zabudwipa (Jambiidnipa) 13.
)odi^rÖHkra-Tnli'i
10, S4, 28, 103, 140,300, SOT, 3)6,
SIS, 333, 343.
Cbaleuib 401.
Thalok 49fi.
Thalopak wa >4T.
Th.inmitkarat 333.
Thno .lobinkhicn 410.
Thao Viloui 410.
Tharawaddib-mlD GS.
Tbatuoi[{Sathon)r) 3.3, 45, <B, 134, 175.
183, 305 U. Uff.. 334. 3^6, 331, Sü3.
357. 43a.
Thankoday 30.
Thanthayiiparn ID.
Thawatta 1 1 .
Thnwuttlb 17.
Thaj ir.8. i:a. 177, 197, aoo, .lo«.
Thayynj- ITS ii. H«.. 372. 874. 372.
Theha 271.
Thek 73.
Thckkan 13.
Thektha 333.
Thcndwch (Sandowny) 10. 12. 73.
ThcaRarnl G20.
Tbunsathura 376.
Tbilaradia 75.
ThinipaDkn 347.
Tliingneboli 4 1 .
Thamtmi lok 835.
Thamugdara &20.
mamiitldnwa 71.
Thans ao5.
Tibet 97.
HenUen 4 IT.
TIenhoMig 496.
Ti^Uo 463.
Tiha SOS.
Tilinjau 306, 343.
Tilialn 251.
TilicthaimiiD 43.
TihleiD 36.