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Full text of "Die Geschichte der Indochinesen : aus einheimischen Quellen"

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i 


Im 


DIE  VOELKER 


DES 


OESTLICHEN  ASIEN 


STUDIEN  UND  REISEN 


VON 


Dr.  ADOLF  BASTIAN. 


ERSTER    BAND. 


LEIPZIG  1866. 

VERLAG  VON  OTTO  WIGAND. 


LONDON,  TRUEBNER  &  CO. 

flO  PATERNOSTER  ROW. 


DIE  GESCHICHTE 


DER 


INDOCHINESEN 


AUS  EINHEIMISCHEN  QUELLEN 


TOH 


Dr.  ADOLF  BASTIAN. 


LEIPZIG  1866. 

VERLAG  VON  OTTO  WIQAND. 


LONDON,  TRUCBNER  &  CO. 

•0  PATERNOSTER  ROW. 


\ 


v .  1 


Das  Recht  der  Uebersetznnff  ist  Yom  Verfasser  vorbehalten. 


Prof.  Christian  Lassen 


dem  lichtvollen  Anordner  und  Erforscher 


Indischer  Alterthumskunde 


ridmet 


diese  auf  einem  Nebenfelde  gesammelten  Materialien 


in  Hochachtung  und  Verehrung 


der 


Verfasser. 


Vorrede. 

Die  Anlage  dos  Werkes  ist  in  dem  schon  früher  aus- 
gegebenen Prospectus  bezeichnet.  Dieser  vorliegende 
Band  begreift  die  Geschichte  der  Indochinesen,  der  gleich- 
zeitig ausgegebene  zweite  die  Reisen  in  Birma  im  Jahre 
18(U — 62.  Der  dritte  soll  den  Aufenthalt  in  Siam  mit 
Reisen  in  Kambodia  und  Cochinchina  (1863)  behandeln, 
der  vierte  Reisen  im  Archipel,  in  Japan  und  China  nebst 
der  Rückreise  von  Peking  duich  Mongolia  und  Sibirien 
zum  Kaukasus  (1864 — 1865).  Der  letzte  >vird  eine  zu- 
sammenfassende Darstellung  des  Buddhismus  der  Pali texte 
geben,  mit  vergleichenden  Erläuterungen  aus  Foismus  und 
Lamaismus.  Die  ftlr  Bearbeitung  der  hinterindischen 
Geschichte  im  Lande  selbst  gesammelten  Materialien  sind 
zum  bei  weitem  grössten  Theil  ganz  neu,  doch  habe  ich 
sorgfältig  auf  dasjenige  Rücksicht  genommen,  was  von 
meinen  Vorgängern  in  diesem  Fache  geliefert  war,  und  an 
allen  Punkten,  wo  es  geschehen  konnte,  ausser  Anderen 


Vin  Vorrede. 

die  Beiträge  Sangermano's ,  Cm\\'fur(rs,  Richardson's,  Bur- 
ney's,  Phayre's,  Mason's,  Yule's  liirBirnia,  sowie  Loubere's, 
Jones',  Pallegoix'  und  Bowring's  für  Siam  im  Auge  be- 
lialten.  Die  Literatur  über  Hinterindien  ist  ausnehmend 
beschränkt  und  einer  vollständigen  Uebersicht  stellt  nur 
die  Schwierigkeit  entgegen,  dass  mehrere  der  wiclitigsten 
Aufsätze  in  nicht  leicht  zugänglichen  Journalen  zerstreut 
sind.  Weshalb  die  indochinesische  Halbinsel  bislu^r  so 
auffallend  vernachlässigt  war,  ist  schwer  zu  begreifen, 
denn  der  Boden  ist  ergiebig  genug.  Ein  Blick 
auf  den  Inhalt  dieses  ersten  Bandes  wird  zeigen,  wie 
reich  die  Ernte  war.  Sic  stand  in  der  That  reif  und 
brauchte  ich  nur  rasch  einzutragen,  um  die  kurze  Zeit 
meines  Aufenthaltes  möglichst  zu  benutzen.  Dass  ich 
dabei  auch  manches  Unkraut  mit  aufgerafft  liaben  mag, 
ist  leicht  möglich,  aber  auch  diis  Unkraut,  obwohl  dem 
praktischen  Kaufhiann  werthlos,  hilft  dem  Botaniker  in 
der  Bestimmung  der  localen  Flora.  Sorgsames  Studium 
der  Specialitäten  musste  vorläufig  zur  Seite  gelassen  wer- 
den, demi  ich  glaubte  es  der  euroi)äischen  Wissenschaft 
schuldig  zu  sein,  zunächst  wenigstens  im  Grossen  und 
Ganzen,  wenn  auch  nur  noch  in  rohen  Umrissen,  die 
unverantwortliche  Lücke  auszufüllen,  die  imsere  litem- 
rische  Kenntniss  über  jenen  Theil  der  Welt  bisher  ent- 
stellte. Eingehendere  Erforschung  der  Einzelheiten  darf 
gemss  bald  von  den  Regierungsbeamten  und  Missionären 
erwartet  werden,   die  oft  eben  so  viele  Jahre  im  Lande 


Vorrede.  IX 

zubringen,  \vie  es  mir  nur  vergönnt  war,  Monate  zu 
bleiben,  und  unter  denen  es  genug  giebt,  denen  es  weder 
an  Lust  und  Liebe,  noch  an  Müsse  oder  Sachkenntniss 
fehlt. 

Der  grösste  Gewinn  aus  der  Aufechliessung  einer 
fremden  Volksliteratur  Hegt  darin,  dass  sich  in  ihr  eine 
neue  Phase  in  der  Phänomenologie  des  menschHchenGmstes 
unserem  Auge  enthüllt,  und  dieser  Gewinn  wird  um  so 
höher  anzuschlagen  sein,  wenn  sich  mit  ihm  zugleich  das 
Verständniss  eines  so  weit  verzweigten  Gedankengebäudes 
vei'knii])ft ,  wie  der  Buddhismus,  der  mehr  wie  eine 
andere  Geistesschöpfung  die  coutinentalen  Massengebiete 
unseres  Erdballs  in  ihrer  geschichtlichen  Ent^vicklung 
beeinfiusst  hat.  Um  in  der  vergleichenden  Psychologie 
den  ursächUchen  Zusammenhang  der  Erscheinungen  zu 
verstehen,  bedarf  es  vor  Allem  reiner  Vergleichungspunkte, 
denn  nur  aus  richtig  verstandenen  Verhältnissen  lassen 
sich  weitere  Folgerungen  ziehen. 

Für  unsere  westliche  Cultur  ist  deshalb  die  ganz 
unabhängig  entwickelte  des  östUchen  Asiens  von  der 
höchsten  Bedeutung.  Beide  laufen  in  getrennten  Reihen 
neben  einander  her  und  lassen  in  dem  Studium  ihrer 
Proportionsverhältnisse  eine  scharfe  Controlle  der  daraus 
abgeleiteten  Gesetze  zu,  während  alle  uns  sonst  bekannten 
Civilisationskreise  (mit  Ausnahme  der  im  vorgeographischen 
Amerika  untergegangenen)  sich  mehr  oder  weniger  mit 
dem  unseren  gemischt   haben,    indem   sie   entweder  zur 


X  Vorrede. 

früheren  Grundlage  dienten    oder  sich  in  späterer  Fort- 
bildung abzweigten. 

Obwohl  vom  ethnographischen  Gesichtspunkte  aus 
mein  Bestreben  hauptsächlich  auf  Bereicherung  der  Psy- 
chologie mit  neuen  Thatsachen  gerichtet  geblieben  ist,  so 
werden  doch  auch  die  historischen*)  Wissenschaften  man- 
ches Nutzbare  in  den  gelieferten  Beiträgen  finden.     An- 


*)  Die  Geschichte  Kambodia*8  ist  bisher  noch  nicht  geschrieben  und 
die  in  dem  betrefTendcn  Abschnitte  eingeschlossenen  Sagen  sind  sämmtlich 
von  mir  selbst  aus  dem  Munde  des  Volkes  aufgezeichnet.  Die  historischen 
Daten  der  Archive  liefern  oft  ergänzende  Bestätigungen  zu  Rdmusat^s  Bei- 
trägen aus  chinesischen  Quellen.  Für  die  siamesische  Geschichte  standen 
mir  dieselben  Bücher  zu  Gebote ,  aus  denen  schon  früher  von  Jones  und 
neuerdings  durch  Pallcgoix  bruchstückweise  Auszüge  mitgctheilt  sind,  aber 
ich  hatte  ausserdem  noch  viele  andere  in  den  Händen  ,  die  jenen  beiden 
Autoren  nicht  bekannt  gewesen  oder  wenigstens  nicht  von  ihnen  benutzt 
sind.  Ueber  Pegu  finden  sich  kurze  Mittheilungen  bei  Mason  nach  bir- 
manischen oder  auch  peguanischen  Autoritäten.  Ich  habe  denselben, 
neben  eigener  Untersuchung  in  erweiterter  Form ,  noch  siamesische  Ueber- 
setzungen  beifügen  können  und  ausserdem  während  meiner  Reisen  im  Lande 
Gelegenheit  gehabt,  die  Angaben  schwerer  zugänglicher  Bücher  nach  münd- 
lichen Mittheilungen  niederzuschreiben.  In  der  Geschichte  Birma*s  musste 
ich  bei  dem  Tagoung  betreffenden  Artikel  in  der  Hauptsache  die  Dar- 
stellungsweise Burney's  wiederholen,  da  über  diese  künstliche  Herleitung 
der  Dynastie  nur  die  eine  Version  in  der  von  ihm  benutzten  Chronik 
besteht,  auf  die  vorläufig  Jeder  zurückzukommen  hat.  Die  nationalen 
Traditionen  dagegen  sind  von  mir  selbst  gesammelt  und  knüpfen  sich  an 
die  in  der  Zeitschrift  für  allgemeine  Erdkunde  (186  8)  veröffentlichten. 
Die  kurzen  Capitel  über  Aracan ,  die  Ahorn  und  Singpho  sind  zur  Ver- 
vollständigung beigefügt  nach  den  im  Texte  citirten  Gewährsmännern ,  da 
ich  diese  Stämme  nicht  selbst  besuchte ,  sondern  nur  gelegentlich  in  Birma 
ergänzende  Nachrichten  darüber  einziehen  konnte.     Auch  das  Capitel  über 


Vorrede.  XI 

gesichts  der  grossen  Masse  des  bisher  Unbekannten,  das 
hier  aufgehäuft  ist,  würde  es  aber  ebenso  unverständig  als 
anmassend  gewesen  sein,  wenn  ich  auch  schon  jetzt  gleich 
hätte  selbst  versuchen  wollen,  dieselben  in  der  ganzen 
Tragweite  der  aus  ihnen  abzuleitenden  Folgerungen  ver- 
werthen  zu  wollen.  Die  Gelehrtenrepublik  hat  das  Prin- 
cip  der  Theilung  der  Arbeit  anerkannt,  und  bei  den 
grossen  Namen,  die  in  Europa  auf  dem  Felde  der  indischen 
Literatur  glänzen  und  von  denen  unsere  Universitäten 
allein  sich  eines  Lassen,  Benfey,  Weber,  Brockhaus  und  so 
mancher  Anderer  rühmen  können,  freue  ich  mich,  die 
feinere  Ausarbeitung  der  zusammengetragenen  Rohstoffe 
besseren  und  geschickteren  Händen  überlassen  zu  können. 
Ich  bin  deshalb  auch  darauf  bedacht  gewesen,  möglichst 
den  Charakter  der  Ursprünglichkeit  zu  bewahren,  trotz 
der  davon  oft  unzertrennlichen  Folge  scheinbarer  Un- 
ordnung und  Regellosigkeit.  Der  Quellenforscher  wird, 
wie  ich  hoffe,  damit  zufrieden  sein  und  bald  das  Zusammen- 


Annam  ist  blos  als  Zusatz  zu  betrachten ,  denn  mein  Aufenthalt  in  Cochin- 
China  war  zu  kurz ,  um  die  hier  schon  in  chinesischer  Ausführlichkeit  vor- 
handenen Geschichtsbücher  irgendwie  gründlich  und  erschöpfend  zu  be- 
handeln. Die  Karen  sind  in  der  letzten  Zeit  vielfach  Gegenstand  der 
Besprechung  gewesen ,  besonders  in  den  Berichten  der  Missionäre ,  doch 
habe  ich  das  darüber  Bekannte  durch  manches  Neue  vermehren  können. 
Was  über  die  Schan  oder  Laos  gesagt  ist ,  basirt  vielfach  auf  Original- 
mittheilung, und  auch  in  Betreff  der  südlichen  Staaten  habe  ich  an  ver- 
schiedenen Stellen  einheimischen  Berichterstattern  folgen  können ,  obwohl 
meine  Reiseroute  weiter  nördlich  lag. 


xn  Vorrede. 

gehörige  herausfinden,  während  es  dem  von  ciiltiirhistori- 
schem  Interesse  geleiteten  Leser  gleichgültig  bleibt,  ob  er 
die  Namen  in  der  einen  oder  der  andern  Form  liest,  so 
lange  sie  nur  als  Träger  mythologischer  Gestaltungen 
dienen.  Eine  übereinstimmende  Schi'eibart  der  liinter- 
indischen  Worte  war  schwer,  wenn  nicht  unmöglich. 
Dieselben  aus  dem  Pali  oder  Sanscrit  entlehnten  Bezeich- 
nungen werden  durch  die  Lautverhältnisse  der  birma- 
nischen Sprache  in  eine  andere  Fonn  umgewandelt,  als 
im  Siamesischen,  und  deshalb  erscheinen  auch  identische 
Königsnamen  in  der  Zusammensetzung  der  einen  ver- 
schieden von  der  der  andern,  obwohl  sich  beide  auf  den- 
selben Stamm  zurückfuhren  lassen.  Selbst  Worte  des 
gewöhnlichen  Lebens  moditiciren  sich  nach  der  dialektischen 
x\ussprache  der  Peguer,  Karen,  Schan,  der  nördlichen  oder 
südlichen  Biimanen,  und  die  massgebende  Norm  würde 
schwer  zu  lixiren  sein.  Ich  habe  gewöhnlich  vorgezogen, 
die  mir  überlieferte  Gestalt  zu  bewahren,  und  auch  die 
aus  europäischen  Autoren  entlehnten  Namen  sind  meist 
so  wiedergegeben,  wie  sie  sich  bei  ihnen  citirt  finden. 
Zur  Orientirung  ist  in  den  Beilagen  die  Grundform  wich- 
tiger Namen  beigefiigt,  auf  die  auch  mitunter  in  dem 
Index  oder  schon  wälirend  des  Textes  verwiesen  wird. 
Bestimmtere  Regeln  können  aber  erst  später  bei  einer 
eingehenderen  Besprechung  der  philologischen  Verhält- 
nisse niedergelegt  werden. 

Die  geschichtlichen  Erörterungen  werden  durch  die 


Vorrede.  xni 

Reisebeschrcibungen  der  betreffenden  Länder  in  den 
folgenden  Bänden  ergänzende  Erläuterungen  erhalten,  und 
besonders  bleibt  es  der  Ausarbeitung  meines  in  Kambodia 
geführten  Tagebuches  vorbehalten,  die  culturhistorische 
Bedeutung  der  neu  entdeckten  Ruinenstädte  zu  erörtern, 
die  in  diesem  Ueberblick  der  allgemeinen  Geschichte  nur 
kurz  berührt  werden  konnte. 

Obgleich  für  die  Kartographie  Hinterindien's  wenig 
zuverlässiges  Material  existirt,  wird  es  doch  mein  Bestreben 
sein,  zur  Verdeutlichung  der  Reiseroute  bald  möglichst 
eine  Uebersichtskarte  nachzuliefern  und  hoffe  ich  dieselbe 
vielleicht  schon  dem  nächsten  Bande  beigeben  zu  können. 
Diesem  oder  dem  folgenden  soll  auch  ein  Bilderwerk  zu- 
gefügt werden,  besonders  zur  Illustration  der  mythologischen 
Verhältnisse. 


Inhalt. 


Uebersicht 

Birma. 

Die  Königsdynastie  Tagoung's 

Die  mythisch-historische  Vorgeschichte  Prome's 

Die  drei  Pagan 

Die  Heldensage  des  letzten  Pagan 

Das  Zwischenreich  der  Theilf&rsten 

Die  Geschichte  Ava's  .... 

Die  aracanische  Geschichte 

Die  Ahorn  in  Assam  und  die  Singpho 

Nationale  Traditionen  der  Volksstämnie 

Die  Karen  and  ihre  Ueberliefemngen 

Das  angrenzende  Hochland  und  seine  Bevölkerung 

Die  Fürstenthümer  der  unteren  Schau 

Tenasserim  mit  den  südlichen  Staaten 

Pogü. 

Die  Ueberlieferungen  Thatung's 

Die  Legende  Rangun's        .... 

Die  Talein  und  ihre  Könige 

Das  Königreich  Tongu  in  Sage  und  Geschichte 

Die  Annalen  Martaban's      .... 

Die  Geschichte  Hongsawaddi's     . 


Sdt« 
1 


Siam. 

Vorgeschichte  der  nördlichen  Städte 
Traditionelle  Erzählungen  aus  den  Königsbucheru 
Mythen  der  alten  Hesidenzen      .         .        .         . 


9 

U 

31 

43 

53 

57 

71 

83 

96 

131 

158 

184 

190 


205 
215 
220 
241 
255 
272 


«89 
309 
830 


XVI 


Inhalt. 


Die  Könige  dor  Laos  ...... 

Die  Gesohichte  Ayuthia's  

Kambodia. 

Der  Sagenkreis  der  Steiiiinonuiucnte  .         .         .         . 

Die  Chroniken  Inthapatalinri^ä     ..... 
Zeugnii»8e  der  Notx'nlnnder  ...... 

Die  Dsiampa 

Die  HaHptHtndte  der  Niederungen  und  die  neuere  (ioschichte 
Aunam  (Tonqnin  und  Coehinehin.i)  als  Zusatz 

Zeitrechnung 

Beilagen         ......... 

Register         ......... 


Seit« 
353 
360 


»93 
429 
4r)6 
473 
478 
493 

512 
531 
5G4 


k 


Uebersicht 

In  geschichtlicher  Entwickeluug  muss  der  Knotenpunkt  des 
Anfanges  im  Gange  der  Untersuchungen  gelöst  werden  uud  der 
Ausgang  wird  nur  dort  sich  als  der  richtige  zeigen,  bis  wohin  als 
letztem  Ziel  die  noch  deutlich  unterscheidenden  FoFBchungen 
zurück  zu  gehen  vermögen. 

In  einem  so  bestimmt  in  Flussgebiete  und  Bergsysteme  ge- 
gliederten Lande ,  wie  Hinterindien ,  nehmen  die  am  spätesten 
eingetretenen  Eroberer  die  fruchtbaren  Thäler  längs  der  Strom- 
ufer ein,  wogegen  sich  die  Hügel  mit  einem  Gemisch  wilder 
Stämme  füllen  werden ,  die  wir  Eingeborne  nennen ,  wenn  sie  in 
derVergleichung  als  die  ältesten  erscheinen,  die  aber  vorwiegend 
aus  den  in  Barbarei  zurückgesunkenen  Besten  früherer  Cultur- 
staaten  bestehen.  Gleich  Vorderindien  bildet  die  hinterindische 
Halbinsel  die  in  das  südliche  Meer  auslaufende  Abdachung  des 
schneeigen  Massengebirges,  um  das  sich  der  asiatische  Continent 
gruppirt,  und  wie  jenes,  ist  auch  der  letztere  beständig  durch  die 
zersprengten  Flüchtlinge  der  das  Innere  des  Welttheils  bewegen- 
den Bevolutionen  bevölkert  worden ;  aber  Hinterindien  spiegelt 
gewissermaassen  in  seiner  Zusammenstellung  mit  Vorderindien 
denselben  Gegensatz  im  Kleinen,  der  auf  einer  weitern  Perspective 
Amerika  charakterisirt,  wenn  in  seinen  geographischen  und  ethno- 
graphischen Verhältnissen  neben  Afrika  auf  der  andern  Seite  des 
Atlantic  gestellt.  Gleich  Amerika  ist  Hinterindien  bis  zu  den 
äussersten  Endpunkten  von  gigantischen  Flüssen  durchströmt, 
die  in  der  Länge  ihres  Laufes  dichtrankende  Urwälder  bespülen 


2  Uebersicht. 

und  in  ihre  Deltas  schlammige  Niederungen  einschliessen,  während 
Indien  in  seinen  Terrassengestaltungen  des  Dekkhan  die  afri- 
kanische Formation  wiederholt,  sie  mit  einer  bunten  Karte  von 
Völkerschaften  bedeckend,  die  durch  die  Mannigfaltigkeit  der 
Varietäten  in  der  Negerrace  kaum  übertroffen  wird  und  sich  um 
so  auffallender  von  seinem  Nachbara  abhebt,  den  ein  ebcn- 
mässig  ausgeprägter  Typus  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  tiber- 
zieht. 

Hinterindien  gehört  ohne  Zweifel  zu  den  geographisch  jungen 
Bildungen  der  Erdoberfläche  und  eben  deshalb  tritt  in  seiner 
ethnologischen  Erscheinung  eins  der  altern  Geschiebe  mytho- 
logischer und  religiöser  Gestaltung  zu  Tage,  da  es  noch  keine 
Zeit  hatte,  sich  dort  mit  tertiären  und  alluvialen  Niederschlägen 
zu  bedecken.  Der  primäre  Anschauungskreis  des  Buddhismus, 
der  sonst  immer  rasch  im  lebendigen  Treiben  der  Völker- 
bewegungen zerbrochen  und  auseinandergerissen  wird,  waltet 
dort  noch  ungestört  in  der  ganzen  Majestät  seiner  apathischen 
Ruhe ,  und  die  Colosse  der  Sphinxe ,  die  riesenhaften  Memnone, 
die  am  Nil  einer  schon  längst  verschwundenen  Vergangenheit 
angehören,  blicken  auch  am  Irawaddi  und  Menam  von  den  Tempel- 
treppen auf  die  vorbeifahrenden  Böte  herab ,  um  noch  heute  ihre 
Opfergaben  in  Empfang  zu  nehmen.  Der  Boden ,  auf  dem  sie 
stehen,  ist  neu,  und  scheint  erst  seit  kurzem  aus  dem  Meere 
hervorgestiegen.  Schon  Louböre,  bei  seinem  Aufenthalt  im  17. 
Jahrhundert,  machte  die  Bemerkung,  dass  die  Siamesen  erst  vor 
Kurzem  in  ihrem  Lande  angekommen  sein  könnten,  da  der  Feld- 
bau noch  durchgehends  im  Frischen  betrieben  wUrde,  und  Turpin 
bemerkt  dasselbe,  indem  Alles  die  Jugend  der  Nation  (la  jeunesse 
de  cette  nation)  beweise;  aber  auch  ohne  auf  die  einheimischen 
Sagen  Eticksicht  zu  nehmen,  die  überall  von  einer  Erhebung  aus 
der  See  sprechen,  die  stets  die  ersten  Städtegründungen  auf 
isolirte  Hügelkuppen  verlegen  und  die  ihre  jetzt  weit  im  Binnen- 
lande gefundenen  Hauptstädte  als  frühere  Seehäfen  erwähnen, 
auch  ohne  diese  durch  dichterische  Phantasie  durch  einander 
gewebten  Erinnerungen  hat  der  Reisende  noch  jetzt  den  leben- 
digen Beweis,  der  unfertigen  Niveauverhältnisse,   wenn  er  für 


Uebersicht.  3 

Tage,  für  Wochen,  fUr  Monate  durch  Gegenden  reist,  in  denen 
die  Eingebornen  oft  selbst  nicht  wissen,  ob  sie  ein  Boot  oder 
einen  Wagen  zum  Fahrzeuge  wählen  können.  Der  Boden  ist 
noch  nicht  sicher  unter  den  Füssen,  und  um  ihn  zu  festigen, 
fliesst  auch  in  den  einheimischen  Traditionen  das  Opferblut,  mit 
dem  die  von  Herkules  geführten  Tyrier  ihre  neu  entdeckte  Insel 
tränkten.  Als  die  Khund  vom  Berge  Dodah  auswanderten  (heisst 
es),  sank  die  Erde  unter  ihren  Füssen,  bis  Rani  Ättah  (die  könig- 
liche Urahnin)  ihr  Blut  im  Opfer  hingab. 

Die  Nationen  in  Hinteriudien  mögen  zu  leichterer  Ueber- 
sicht in  10  Klassen  getheilt  werden,  die  indess  schon  in  ihren 
allgemeinen  Umrissen  durch  vielfältige  Uebergänge  in  einander 
laufen :  1)  die  Myammarace,  mit  Birma  und  Aracan  als  Repräsen- 
tanten, 2)  die  grosse  Race  der  Thai  mit  ihren  Nebenzweigen, 
3)  die  Hügelvölker  der  Tiefländer,  als  die  Lava,  Karien,  Taung- 
thu  u.  s.  w.,  4)  die  Bergstämme  der  Moi  oder  Kha  genannten  Wilden, 
5)dieMon,  6)dieKhom  oderKhamen,  7)  die  Annami tenTonquins 
und  Cochinchinas,  8)  die  Bewohner  der  an  das  Hochgebirge  ge- 
lehnten Thäler  an   den  Grenzen  Indiens,   Tibets   und  Chinas, 

9)  die  Eingebornen  im  Innern  der  malakkischen  Halbinsel  und 
die  nach  den  Küsteninseln  als  Fischer  zurückgezogenen  Reste, 

10)  die  Malayen.  Als  Quellen  der  Geschichte  liegen  bei  den 
ersten  Klassen,  ausser  ihren  mündlich  fortgepflanzten  Sagen, 
auch  geschriebene  Chroniken  vor,  deren  Werth  indess  ein  sehr 
relativer  ist.  Die  letzte  gehört,  wie  auch  in  Prichard's  Ein- 
theilung,  zu  den  Insulanern  des  Archipel. 

Im  Stamme  der  Byamma,  dessen  klaren  Zusammenhang  mit 
dem  der  Brahmanen  man  unnöthigerweise  wegzudisputiren  gesucht 
hat,  liegt  der  Wiederklang  der  nationalen  Tradition,  die  alle  jene 
eingewanderten  Stämme  der  Singpho,  derKhamti,  der  Ahorn,  der 
Laos  aus  einem  himmelhohen  Berge ,  wo  sie  den  Göttern  näher 
waren,  erst  später  in  die  Niederungen  herabgeführt  hat.  Als  die 
eingewanderten  Hindus  die  Wiedergeburt  der  Rajas  aus  goldnen 
Kühen  besorgten  und  die  unreinen  Mlech  in  Rajputen  des  Surya- 
bangsa  verwandelten,  wurde  auch  der  Titel  Brahmane  eine  aristo- 
kratische Bezeichnung,  wie  als  Buimaon  noch  jetzt  unter  den 


4  Üebersicht. 

Kachar.  Buchanan ,  der  scharfsichtige  Pausanias  Indiens ,  hat 
zwar  in  diesem  Falle  die  Absicht  in  der  Entstellung  des  Wortes 
Mramma  oder  Myamma  übersehen,  macht  aber  anderswo  die 
Bemerkung,  dass  durch  den  Namen  Brahmanen  häufig,  ohne  allen 
Zusammenhang  mit  den  fünf  oder  zehn  Sitzen  der  Kaste,  nur  die 
ersten  Einwanderer  und  Bebauer  eines  Landstriches  bezeichnet  zu 
sein  scheinen,  und  seit  der  künstlichen  Abstufung  der  buddhisti- 
schen Mythologie  sind  die  geradenwegs  aus  dem  Brahmanenhimmel 
(„den  himmlischen  Regionen  von  Eupa'^,  d.  h.  der  Rupa  Welten) 
zur  ersten  Bevölkerung  der  Erde  herabgekommenen  Wesen  die 
Vorfahren  der  herrschenden  Familien,  wogegen  die  unterdrückten 
und  verachteten  Hügelbewohner  nach  ihrer  Bequemlichkeit  aus 
Steinen,  Pflanzen,  Bäumen  hervorwachsen,  sich  von  Vögeln  aus- 
brüten oder  von  Hirschkühen  gebären  lassen  konnten ,  wenn  sie 
nicht  für  die  directeBrut  von  Luftteufeln,  Ungeheuern  oder  Affen- 
dämonen erklärt  sein  wollten.  Die  Peguaner  sind  noch  zufrieden, 
ihre  Vorfahren  einfach  aus  den  sechs  Himmeln  der  Ihn  (mit 
Indra's  Garten  als  Prototyp)  abzuleiten,  aber  die  stolzen  Birmanen 
machen  höhere  Ansprüche,  weshalb  ihnen  der  Kaiser  Chinas  auch 
bei  seiner  Gesandtschaft  (1787)  mit  den  Figuren  von  acht  Abha- 
sara  schmeichelte.  Bei  ihnen  läuft  diese  aristokratische  Ab- 
leitung des  Menschengeschlechtes  wieder  mit  der  Herleitung  der 
Königsdynastie  aus  Misimadesa  zusammen,  während  die  Pe- 
guaner ,  die  ihre  erste  Bekanntschaft  mit  den  Fremden  nicht  aus 
dem  Munde  heiliger  Lehrer,  sondern  von  habgierigen  und  raub- 
Büchtigen  Schiffern  erlernten,  dieselben  als  Feinde  zurückstossen 
oder  betrügen,  und  schon  in  Gautama's  Apostelfahrten  als  ungast- 
liche Bilu  oder  Ungeheuer  spielen.  Sie  werden  deshalb  ebenso  wie 
die  Aracanesen  (Rakaings)  von  den  Birmanen  Rakshasas  oder 
Dämonen  gescholten,  während  diese  sich  rühmen,  dass  von  allen 
Bacen  der  Ponas  die  Byamma  allein  Gautama  verehren  und  unter 
den  Ponas  oder  Pong  die  Brahmas  der  Vedas  verstehen.  Die 
auf  den  Gebirgsstamm  der  Myu  gestützten  Könige  Aracans  stan- 
den vielfach  in  feindlichem  und  freundlichem  Verbände  mit  den 
Pyu  inProme,  einer  am  Terminus,  des  jetzt  wie  früher  zuMilitär- 
Btrassen  dienenden  Passes  gelegenen  Stadt ,  die  das  Eingangs- 


Uebersicht.  5 

thorBirmas bildet.  Pyu-mya undPyimya (der Plural vonPyu) wird 
dann  durch  die  in  solchen  Combinationen  fruchtbaren  Etymolo- 
gisten  Hinterindiens  von  Byamma  abgeleitet.  Pyu  (Byu)  oder 
Myu  (Pri  oder  Mra)  ist  nur  dialektische  Verschiedenheit,  die 
sich  noch  in  andern  Worten  findet.  Die  birmanische  Geschichte, 
die  frühere  Verknüpfung  mit  den  Pyu  im  Süden  und  mitdenKadu 
oder  Kadho  im  Norden  zeigt,  gewinnt  später  ihren  Schwerpunkt 
in  den  Yo,  die  sich,  als  Verwandte  der  Khyen,  an  die  Karen  an- 
schliessen  aus  dem  Stammbaum  der  Lava. 

Die  Geschichte  der  Siamesen  kennt  ihre  Vorfahren  noch  als  Be- 
wohner der  ursprünglichen  llimmclsstadt,  wo  sie  von  ihrem  zum 
Götterreich  zurückgekehrten  Ahnherrn  besucht  werden,  wie  auch 
die  buddhistische  Mythologie  die  Feier  des  Neujahrfestes  mit  dem 
in  Ehelosigkeit  verharrten  Brahmanen  verknüpft,  der  jährlich  zu 
den  Wohnungen  seiner  auf  der  Erde  verbliebenen  Brüder  herabkam. 
Bei  den  Kambodiern,  die  die  ausländischen  Prinzen,  wie  die  Ti- 
beter ihre  Tengri'ssöhne  als  vertriebene  Flüchtlinge  aufnahmen,  hat 
noch  die  einheimische  Version  von  den  Drachengöttern  das  Ueber- 
ge wicht.  Aber  auch  in  den  nationalen  Dichtungen  der  Birmanen 
und  Mon  sind  Prinzen  vielfach  an  eine  Prinzessin  aus  dem  unter- 
irdischen Reiche  der  Naga  verheirathet,  obwohl  man  in  den 
officiellen  Darstellungen  diese  dem  Boden  entsprossene  Herkunft 
der  Eingebornen  zu  verkleiden  oder  zu  beseitigen  sucht. 

Die  aus  dem  Süden  gekommenen  Mon  (Mwon)  wurden  in 
Pegu  durch  den  indischen  Einfluss  Kalinga's  in  Talcin  ver- 
wandelt und  traten  über  Tongu  in  Verbindung  mit  den  Bevöl- 
kerungen des  Irawaddi  -  Thaies.  Die  verwandten  Kambodier 
bewahren,  gleich  den  Siamesen ,  in  ihrer  Geschichte  die  Erinne- 
rungen nördlicher  Einwanderungen,  stützen  sich  aber  für  die 
einheimische  Bevölkerung.der  Khmr  auf  die  Khamen  boran  (die 
alten  Khamen)  oder  Xong  und  auf  die  Khamen  dong  (Khamen 
der  Wälder)  oderSamreh.  Die  übrigen  Stamme  derSuay  kreuzen 
sich  in  Korat  mit  verschiedenen  Elementen  der  von  ihnen  be- 
rührten Grenzländer.  Während  die  Loi  zu  dem  jetzt  fast  unter- 
gegangen^Ji  Volke  der  ^^iampa  in  Beziehung  gesetzt  werden, 
vermitteln  die  Giaotschi  den  Uebergang  von  Annam  zu  den  Moi, 


g  Uebersicht. 

die  denKambodiern  alsPnom  und  denSiamesen  alsKha  bekannt 
sind* 

Die  Gesehich tsbüchen  der  Myamma,  die  Mahayasuen  der 
Birmanen  und  der  Kadzawang  der  Aracanesen,  beginnen ,  nach 
der  letzten  Welten tstehung,  mit  dem  Reiche  des  ersten  Maha- 
thammada,  dessen  Thronerhebung  durch  die  zunehmenden  Laster 
und  Unordnungen  für  die  an  die  Erde  gefesselten  Byammagyi 
nothwendig  wurde,  und  rerfolgen  dann  seine  Nachkommen  in  un- 
endlichen ßeilien  von  Königen,  bis  sie  sie  endlich  durch  die  Zeiten 
früherer  Buddha's  zu  der  Periode  Gautama's  herabgefUhrt  haben, 
wo  die  Verknüpfung  mit  ihrer  einheimischen  Geschichte  Statt 
findet.     Misimadesa    ist  für  die  Indochinesen   das  bevorzugte 

Land  der  Buddha's  und  sie  erkennen  an ,  selbst  nur  in  Xonabut 

t 

(Xanapada)  zu  wohnen ,  d.  h.  an  den  wüsten  Grenzgebieten  des 
heiligen  Mittellandes,  die  nie  oder  nur  vorübergehend  vom  Fusse 
der  Buddha  betreten  worden.  Einen  um  so  höheren  Werth  legen 
sie  deshalb  auf  die  auch  sie  beglückende  Einwanderung  ihrer 
Königsdynastien,  Glieder  des  Sakhya-Geschlechts ,  die  ihre  llei- 
math  in  Indien  durch  feindliche  Eroberer  zerstört  sahen  und  nun 
den  von  Manu  den  degradirten  Kschatryas  vorgewiesenen  Weg 
einschlugen.  In  den  vonMandalay  gesungenen  Hymnen  preisen 
noch  jetzt  die  Brahmanen  den  König  als  den  direkten  Abkömm- 
ling von  Mahadhamayadza  und  Mahathammada.  Die  Manie  der 
Historiographen ,  in  ein  graues  Alterthum  zurückblicken  zu 
können,  hat  indess  auch  für  diese  „Aussendörfer''  Chroniken 
ersonnen ,  die  noch  in  den  Epochen  vorübergegangener  Tatha- 
gatas  spielen  und  die  besonders  plump  in  der  birmanischen  Ge- 
schichte aneinandergereiht  sind,  wo  man  sich  einfach  begnügt 
hat,  ein  und  dieselbe  Erzählung  nur  mit  Veränderung  der  Namen 
zu  wiederholen,  ohne  dass  die  Phantasie  wenigstens  eine  Variation 
versucht  hätte.  Diese  Geschichten  gehören  demselben  Nichts 
an,  in  das  der  damalige  Buddha  mit  seiner  ganzen  Welt  von 
Raum  und  Zeit  längst  übergegangen  ist,  mögen  indess  der  Voll- 
ständigkeit wegen  auch  ihre  Stelle  finden. 


Birma. 


Die  Königsdynastie  Tagoung's. 

Die  älteste  Geschichte  Birnia's  dreht  sich  besonders  um  die 
Städte  Tagoung,  Pagan  und  Prome,  während  Ava  einer  viel  spä- 
teren Zeit  angehört.  Die  königlich  autorisirte  Darstellung  be- 
kleidet durch  die  Einwanderung  der  himmelentsprossenen  Könige 
Tagoung  mit  einem  seine  Nebenbuhler  verdunkelnden  Ruhm, 
aber  die  nationale  Tradition  scheint  fester  in  Prome  zu  wurzeln. 
Bald  die  Birmanen,  bald  die  Aracanesen  nehmen  den  Titel  Byamma- 
gyi  für  sich  in  Anspruch  und  schicken  sich  gegenseitig  Colonien  der 
Byammagnay  (kleine  Byamma)  zu.  Die  Bergbewohner,  die  sick 
in  Kyoung-sa  (Söhne  der  Flüsse)  und  Toung-sa  (Söhne  der  Htt- 
gel)  unterscheiden,  blicken  gern  auf  die  Niederländer  oder  Ouksa, 
als  ihre  Nachkommen  herab,  doch  die  ältesten  Geschichtsereignisse, 
die  unter  dem,  später  Assam  zukommenden,  Namen  Wethali  auf 
Aracan  bezogen  werden,  gehören  eigentlicher  dem  alten  Satung 
an,  das  lange  vor  der  Einwanderung  der  Talein  in  Pegu  blühte. 
Ehe  auf  die  vergleichende  Behandlung  der  drei  Geschichtsver- 
sionen, wie  sie  in  Aracan,  Birma  und  Pegu  vorliegen,  einge- 
gangen werden  kann,  muss  jede  derselben  im  Besondem  nach 
den  Quellen  erzählt  werden.  Ich  gebe  zunächst,  um  die  Be- 
handlung nicht  zu  unterbrechen ,  den  Inhalt  der  nach  dem  in- 
dischen Muster  gearbeiteten  Chroniken,  die  bruchstückweise 
schon  ausBurney's  und  Anderer  Mittheilungen  bekanntgeworden 
sind.  Die  Versionen  der  einheimischen  Ueberlieferung  da- 
gegen, wie  ich  sie  theils  in  Büchern,  theils  im  Munde  des  Volkes 
fand,  haben  bis  jetzt  noch  keine  Behandlung  erfahren. 


10  Birma. 

Lange  Zeit  vor  der  Erscheinung  Gautama's  wünschte  ein 
EOnig,  der  über  Kantbalatt  und  Pinjalarit  herrschte,  in  ein  Ver- 
wandtschaftsverhältniss  zu  der  Sakifamilie  zu  treten  und  Hess 
deshalb  bei  dem  Könige  vonKauliya  um  eine  Prinzessin  anhalten. 
Da  er,  als  nicht  ebenbürtig*),  eine  abschlägige  Antwort  erhielt,  er- 
klärte er  Krieg  und  zerstörte  die  drei  Residenzen  Kauli ya,  Dewadaha 
und  Kapilawut,  die  von  Prinzen  des  Saki-Geschlechtes  regiert 
wurden.  Die  Städte  wurden  in  späteren  Jahren  wieder  aufge- 
baut, aber  während  der  Wirren,  die  auf  die  Eroberung  folgten, 
hatte  Abhiraga,  der  König  von  Kapilawut,  seine  Truppen  und 
Anhänger  um  sich  gesammelt  und  wanderte  mit  ihnen  aus  Mi- 
simadetha  aus.  Nachdem  sie  manche  grosse  Ströme  auf  ihrem 
Wege  passirt  hatten,  gelangten  sie  in  dem  Thal  des  oberen  Ira- 
waddi  zu  der  Stelle  des  späteren  Tagoung  und  gründeten  dort 
die  Stadt  Thengattharatha  oder  Thengathauaga  (die  Priester- 
stadt). Schon  in  den  Zeiten  der  drei  vorhergehenden  Buddhas 
hatte  dort  eine  Stadt  gestanden.  In  der  Periode  Kaukuson's 
ftlbrte  sie  den  Namen  Tauthaya-pura,  in  der  Gonagon's  Ratha- 
pura  und  unter  Kasyapa  hatte  sie  Thendweh  geheissen.  Bei 
dem  Tode  Abhiraga's  oder  Thagiyamin  brach  ein  Zwist  aus 
zwischen  den  beiden  Zwillingssöhnen ,  Kanyazagyi  (der  ältere) 
und  Kanyazagnay  (der  jüngere),  der  auf  den  Rath  der  Minister 
durch  einen  Wettkampf  im  Pagode-Bauen  (einer  sehr  beliebten 
Manier  in  der  hinterindischen  Geschichte)  beigelegt  werden 
sollte.  Der  Aeltere  setzte  ehrlich  zu  Werk,  eine  substantielle 
Steinpagode  zu  bauen,  sah  aber  am  nächsten  Morgen,  dass  sein 
Bruder,  der  ein  hohes  Bambugerüst  mit  bemalten  Zeugen  hatte 
bedecken  lassen,  die  seinige  schon  vollendet  habe.  So  überliess 
er  seinem  Nebenbuhler  den  begehrten  Thron  und  wanderte  mit 
seinen  Getreuen  aus,  den  Irawaddi  hinabziehend.  Als  sie  an  der 


*)  In  einer  anderen  Erzählung  sind  die  Prinzen  von  Koli  (in  Wyagrapura) 
die  Verachteten  (weil  sie  von  der  aussatzigen  Konigin  Priya,  die  mit  Rama,  dem 
Könige  von  Benares,  im  Walde  zusammentraf,  in  einem  hohlen  Baume  geboren 
seien),  entfuhren  aber  die  versagten  Okkhala  Prinzessinnen  der  Sakya  in  Kapila- 
wastu.  Die  vier  Prinzen  des  Okkhala-Geschlechts  wanderten  aus,  als  Jauta  Be- 
nares durch  Amba  erhielt. 


Die  Königsdynastie  Tagonng's.  11 

Mündung  des  Kyendwen  anlangten,  fuhren  sie  diesen  Fluss  hin- 
auf und  verweilten  für  sechs  Monate  in  Kule  Toungnyo,  das  den 
Namen  Yazagyo  erhielt.  Auf  das  Ansuchen  der  Pyus ,  Kanyan 
und  Sit,  die  damals  das  Sunaparan  genannte  Gebiet  zwischen 
Pegu ,  Aracan  und  Pagan  bewohnten ,  sandte  ihnen  Kanyazagyi 
seinen  Sohn  Mudutseitta  und  baute,  östlich  von  Guttshapanadih,  die 
Stadt  Kyoukpadung,  wo  er  für  24  Jahre  residii-te.  Nach  Verlauf 
dieser  Zeit  zog  er  weiter,  und  Hess  sich  in  Diniawuddih  oder 
Pyuae-gyi  in  Aracan  nieder,  das  dort  von  Mayayu  gegründete 
Königreich  in  Besitz  nehmend.  Dies  Land  war  damals  aufs 
Neue  in  eine  Wüstenei  verkehrt,  und  die  birmanische  Geschichte 
sagt,  dass  er  Diniawuddi  und  Yakkein-myo  im  Yakein-to  (dem 
Walde  von  Yakein)  gründete.  Die  Aracanesen  wollen  dagegen 
Birma  schon  zur  Zeit  Mahathamada's  erobert  haben.  Auch  eignen 
sie  sich  den  Titel  Byammagyi  (grosse  Byamma)  an  und  lassen 
die  Birmanen  nur  als  Byamma-Paloun  gelten.  Indem  die  Sage  den 
altem  der  beiden  Brüder  nach  Aracan  ziehen  lässt ,  scheint  sie 
diesem  Lande  einen  Vorrang  einzuräumen. 

Kanyazagnay  hatte  auf  dem  Throne  Tagoung's  33  Nachfolger, 
deren  letzter  Bhinnaka  Yaza  hiess.  Als  Chinesen  und  Tataren  aus 
dem  Lande  Tsein  (im  Reiche  Gandalarit)  einfielen  und  die  Stadt 
verbrannten ,  flüchtete  der  König  mit  dem  Reste  seines  Volkes 
nach  dem  Mali-Fluss,  und  starb  dort  bald  darauf.  Die  Auswan- 
derer theilten  sich  dann  in  drei  Theile ,  von  denen  der  bedeu- 
tendste die  19  Schan-Staaten  begründete  und  nach  dem  Könige 
Bhinnaka  benannte  (die  Zerbrochenen).  Eine  andere  Partei  ver- 
einigte sich  mit  den  Kanyan  und  Sit  im  Königreich  Sunaparanta, 
das  von  Königen  des  Saki-Geschlechtes ,  den  Nachfolgern  Mu- 
dut^äeitta's  regiert  wurde.  Die  Uebrigen  blieben  am  Mali  zurück, 
wo  Naga  Zein,  die  legitime  Gattin  des  verstorbenen  Königs,  über 
sie  herrschte. 

Um  diese  Zeit  war  es ,  dass  Gautama  in  Misimadesa  aufge- 
treten war.  Gegen  Ende  seines  Lebens  brach  Krieg  aus  zwischen 
den  Königreichen  Thawatta  und  Kapilawut.  Pethanadi  Kauthala, 
der  Herrscher  des  ersteren,  hatte  die  Tochter  Mahanama's,  der  in 
Kapilawut  regierte,  zur  Gemahlin  begehrt,  aber  (da  die  stolzen 


12  Birma. 

Sakya*)  ihr  reines  Blut  nicht  mischen  wollten)  in  ihrer  Ver- 
kleidung die  Tochter  einer  Sklavin  erhalten.  Als  ihr  Sohn  With 
hath-hupa  sich  nach  Kapilawut  begab,  um  seine  Verwandten  zu 
besuchen,  erfuhr  er  aus  dem  spöttischen  Empfang  zuerst  den 
seinem  Vater  gespielten  Betrug  und  schwur  blutige  Rache.  Drei- 
mal gelang  es  Gautama  seine  Armee  auf  dem  Wege  aufzuhalten 
und  ihn  zur  Umkehr  zu  bewegen,  aber  das  vierte  Mal  erfüllte  sich 
das  Schicksal  seines  Geschlechts  und  Kapilawut  mit  zwei  anderen 
Städten  in  Thekkan  wurde  zerstört.  So  wurde  die  Sakya-Race 
aufs  Neue  zerstreut,  und  Daza  Yaya  schlug  den  Weg  nach  Mau- 
riya  oderMweyen  ein,  wo  er  die  Stadt  Thendwe  gründete.  Nach- 
dem er  weiter  an  den  Mali-Fluss  gewandert  war  und  die  ver- 
wittwete  Königin  aus  seinem  Geschlecht,  die  dort  herrschte, 
geheirathet  hatte,  gründete  er  erst  das  obere  oder  ältere  Pagan, 
und  dann  Tagoung  oder  Pinjalarit,  das  als  Pinja  Tagoung  (das 
fünfte  Tagoung)  bezeichnet  wird.  Unter  dem  Titel  Thado  Za- 
budwipa  Daza  Raja  (König  Daza,  der  Erde  Herr)  regierte  er  dort 
mit  grossem  Glänze  und  hatte  siebenzehn  Nachfolger  in  direeter 
Linie.  Auch  die  Regierung  des  Letzten  derselben  begann  unter  gUn- 
itigen  Auspicien.  Ein  Regen  von  Kleinodien  und  Gold  fiel  für  sieben 
Tage  in  den  Strassen  Tagoung's  und  das  Land  blühte  im  höchsten 
Wohlstande.  Dann  aber  umwölkte  sich  der  Himmel.  Verschie- 
dene Plagen  brachen  aus  und  grosse  Verheerungen  wurden  durch 
einen  wilden  Eber  angerichtet,  der  die  Fluren  verwüstete  und 
dem  Keiner  widerstehen  konnte.  Der  König  Thado  Maha  Yaza 
hatte  Khebaduta  (Labaduha),  den  Bruder  seiner  kinderlosen 
Gattin  Keinnari  Devi,  zum  Aingschwemin  oder  Erbprinzen  er- 
hoben und  gebot  ihm,  sich  seiner  hohen  Stellung  würdig  zu  be- 


*)  Der  Name  wird  von  dem  Ansraf  ihres  Stammvater»  abgeleitet,  als  er  die 
Verehelichnng  seiner  Söhne  mit  Schwestern  einer  andern  Mutter  erfuhr.  Wie 
die  Könige  von  Birma,  heirathen  auch  dieTsoboa  der  Schanstaaten,  als  Ilaiiptge- 
mahlin  ihre  Halbschwestern,  um  das  königliche  Blut  rein  zu  erhalten,  während 
die  Perserkönige  selbst  ihre  eigenen  Schwestern  zu  diesem  Zwecke  sich  beilegten, 
wie  die  Incas.  Die  Stadt  Kabinlapat  wurde  von  den  Sakkharat-Prinzen  dort  er- 
baut, wo  sie  einen  rothen  (Kapila)  Hirsch  oder  einen  Einsiedler  (Kapila)  mit  den 
Hörnern  eines  Hirsches  oder  Ochsen  sahen. 


Die  Königsdynastie  Tagoang^s.  13 

weisen,  und  das  Land  von  dem  Verwüster  zu  befreien.  Der  Prinz 
zog  gegen  das  Ungeheuer  aus,  das  erschreckt  von  dem  Glänze, 
der  ihn  umstrahlte,  die  Flucht  ergriflF.  Es  schwamm  durch  den 
Irawaddi,  um  zu  entkommen,  aber  der  Prinz  folgte,  es  kreuzte 
aufs  Neue  den  Fluss  und  entrann  in  die  Schan-Berge,  der  Prinz 
stets  auf  dem  Fusse,  und  durch  viele  Länder  und  Provinzen  auf 
seinen  Hin-  und  Herfahrten  folgte  er  dem  Dämon,  bis  er  ihn  zu- 
letzt auf  dem  Platze  des  jetzigen  Prome  einholte  und  erlegte.  Der 
ganze  Weg  von  Tagoung  nach  Prome  ist  noch  mit  den  Erinne- 
rungen an  diese  wunderbare  Begebenheit  bestreut.  Ueberall 
zeigt  man  Dörfer,  Bergpässe,  Flussarme,  die  danach  benannt 
sind,  weil  hier  der  Eber  ruhte,  dort  hindurchbrach,  dort  über- 
scbwamm.  Nachdem  der  Prinz  dem  Riesenthier  sein  Fell  abge- 
zogen, überlegte  er,  dass  es  ihm  unmöglich  sein  würde,  diese 
ungeheure  Last  den  weiten  Weg  zurückzutragen.  Da  er  aber  zu- 
gleich fürchtete,  dass  der  schon  länger  auf  ihn  eifersüchtige 
König  ihm  auf  sein  Wort  allein  nicht  glauben,  und  das  Mangeln 
des  Beweisstückes  zu  seinem  Verderben  benutzen  würde,  so  be- 
schloss  er  dort  im  Walde  eine  Hütte  zu  bauen,  und  als  Einsiedler 
(Yathay)  zu  leben,  da  schon  die  Zeit  nahe  war,  wo  die  von  Gau- 
tama  prophezeiten  Omen  über  die  Gründung  Tijakittya's  sich 
erfüllen  sollten.  Hiermit  läuft  die  Geschichte  Tagoung's  in  die 
Geschichte  Prome's  über. 

Nach  Burney  wird  im  Zambudipa  kwon-gya,  das  die  An- 
kunft Daza  Yaza's  aus  Centraliudien  300  Jahre  vor  Gautama's 
Erscheinen  setzt,  nur  die  zweite  Königsliste  berücksichtigt. 
Ausserdem  sind  einige  Namen  ganz  identisch. 


Die  mythisch-historische  Vorgeschichte  Prome  s. 

AIb  da8  Feaer  des  grossen  Weltenbrandes  erloschen  war,  da 
wachs  am  Flnssnfer  ein  Niaungpin  (Banyanenbaum)  hervor,  und 
zwei  Krähen,  die  auf  seinen  Zweigen  nisteten,  legten  fünf  Riesen- 
Eier.  Der  Niaung-Baum  wurde  von  einem  Sturm^vind  niederge- 
broehen  und  die  Eier  umher  geschleudert.  Sie  hatten  ver- 
schiedenes Schicksal.  Das  eine  wurde  von  einer  Kuh  gefunden 
und  zum  Ausbrüten  warm  gehalten,  die  anderen  von  einer 
Schlange,  einem  Hahn,  einem  König,  einem  Bettler.  Die  daraus 
geborenen  BrUder  trafen  wieder  zusammen ,  und  da  sie  sich  er- 
innerten auf  einem  Baume  erzeugt  zu  sein,  beschlossen  sie  Ere- 
miten zu  werden.  Nach  ihren  Eltern  suchend ,  fanden  sie  nur 
das  Grab  derselben,  da  die  Krähen  ihre  Todten  einscharren  (und 
auch  im  Westen  Adam  davon  unterrichten).  Die  Söhne  legten 
dort  in  einem  Monument ,  tiber  das  sich  später  die  Schwedagon- 
Pagode  Rangun's  erhob,  ihre  Insignien  nieder,  Kaukuson  (der 
Sohn  des  Huhnes)  seinen  Stab,  Gonagon  (der  Sohn  der  Schlange) 
sein  Wasserfilter,  Kasyapa  (der  Sohn  des  Bettlers)  sein  Ge- 
wand, Gautama  (der  Sohn  der  Kuh)  Haare  seines  Kopfes,  und 
Arimatheia  (der  Sohn  des  Königs)  Haare  aus  seinen  Augenbrauen. 
Kasyapa  wird  sonst  ein  Brahmane  genannt  und  auch  der  gleick- 
namige  Schüler  Gautama's  hat  die  Muschel  als  SjTnbol,  wie 
Upali  Blumen  und  Katyayana  ein  Rad. 

Verschieden  von  dieser  Darstellung ,  die  sich  in  der  Schan- 
Uebersetzung  der  Samein-Yangun  (Rangun-Tameing  oder  Chro- 
niken Ranguns)  findet,  ist  die  folgende : 


Die  mythisch-historische  Vorgeschichte  Prome's.  15 

Als  Alles  noch  See  war,  und  nur  der  Hügel  bei  Rangun 
hervorsah,  sprossten  (am  Ende  der  vorhergehenden  Kalpa)  fUnf 
Kya  (Wasserlilien),  zum  Omen  der  kommenden  Götter,  empor. 
Ein  grosser  Vogel,  der  darüber  hin  wegflog,  Hess  flinfEier  nieder- 
fallen ,  und  aus  denselben  kam  in  der  Gestalt  eines  Huhns  Kau- 
kuson,  der  sein  Gewand,  als  Schlange  Gonagon,  der  seinen  Stab, 
als  Schildkröte  Kasyapa,  der  sein  Wasserfilter,  als  Kuh  Gau- 
tama ,  der  Haare ,  als  IHger  Arimatheya ,  der  seinen  Unterkinn- 
backen dort  niederlegte.  Beim  Oefinen  der  Lilien  enthüllte 
jede  ein  gelbes  Priestergewand ,  und  wurden  sie  desshalb  Kya 
tingan  genannt.  Als  der  Untergang  der  Welt  herannahete, 
kamen  fünf  Götter  herab,  um  diese  Gewänder  mit  sich  hinauf 
zum  Byamma- Himmel  zu  nehmen  und  vor  der  Zerstörung  zu 
retten,  bis  die  neue  Erde  geformt  sein  würde,  auf  der  ihre  Träger 
zu  erscheinen  hatten. 

Marini  bemerkt,  dass  die  Laos  die  sechszehn  himmlischen 
Königreiche  schon  vorher  gekannt  und  nicht  erst  von  den  ^infames 
disciples  de  Xaca"  gelernt  hätten.  Ils  croyent  que  le  Ciel  est  de 
tout  etemitö.  Ils  luy  soümetent  a  plomb  et  en  ligne  direct  seize 
mondes  terrestres,  dont  les  plus  elevez  sont  les  plus  delicieux. 
Un  je  ne  sgay  quoy ,  qu'ils  estimoient  sur  toutes  choses  estoit  le 
dien,  qu'ils  adoraient  sous  le  nom  de  Mandarin.  Dagegen  unter- 
scheidet Turpin  zwei  ältere  Religionsanschauungen,  während 
r,  la  nouvelle  doctrine  ^tablit  öternitö  des  Cieux  et  de  seize  mon- 
des terrestres. " 

Nachdem  die  neue  Erde  gebildet  war,  kamen  einige  Byamma, 
die  aus  ihrem  Himmel  die  Luft  durchflogen  und  die  Aus- 
dünstung des  früheren  Brandes  bemerkten,  neugierig  auf  die- 
selbe herab,  und  sahen  fünf  Lotusblumen  emporblühen,  die  sie 
abpflückten.  Nachdem  diese  herrlichen  Byamma  die  vier  Con- 
tinente  mit  dem  Glanz  ihrer  Körper  erleuchtet ,  kehrten  sie  zu 
ihrem  erhabenen  Aufenthaltsorte  zurück,  aber  einige,  deren  Ver- 
dienste erschöpft  waren  und  die  deshalb  von  der  süssen  Kruste 
auf  der  Erdoberfläche  gekostet  hatten,  fühlten  ihren  Körper  schwer 
und  konnten  sich  nicht  wieder  emporheben.  Durch  den  Genuss 
des  später  emporwachsenden  Reis'  öflfneten  sich  dieVerdauungs- 


16  Birma. 

kanäle,  und  indem  die  Gescblechtszeichen  hervortraten ,  wurden 
die  Geschlechter  getrennt.  Sie  verheiratheten  sich  dann  in  vier 
Paaren.  Nur  einer  aus  den  Neunen  blieb  unverehelicht  und  zog 
sich  in  die  Einsamkeit,  als  Eremit  zurück.  Durch  seine  zu- 
nehmende Heiligkeit  gewann  er  seine  frühere  Fähigkeit  des 
Fliegens  zurück  und  nahm  seinen  Sitz  im  Himmel  wieder  ein, 
pflegt  aber  jährlich  einmal  zum  Besuche  seiner  Anverwandten 
auf  die  Erde  zurückzukommen ,  wo  er  dann  mit  Jubel  am  Neu- 
jahrsfeste mit  dem  Rufe  l'injan  (der  von  der  Gesellschaft  Abge- 
schiedene) empfangen  wurde.  Die  Vermählungen  hatten  anfangs 
Widerspruch  gefunden ,  und  die  Ersten ,  die  sich  denselben  hin- 
gaben, wurden  verfolgt  und  mit  Steinen  geworfen,  weshalb  sich 
dieser  Gebrauch  noch  jetzt  in  Birma  am  Polterabend  erhalten 
hat.  Später  aber  wurde  die  Sitte  des  ehelichen  Lebens  allge- 
mein, und  nachdem  sich  das  Menschengeschlecht  in  vier  Kasten 
getheilt  hatte ,  nahmen  mit  den  Streitigkeiten  aller  Arten  Laster 
überhand,  bis  zur  Herstellung*)  von  Ordnung  und  Gesetz  in  der 
Klasse  der  Raja  oder  Kschatrya  der  Embryo  des  Buddha  Kau- 
kuson  als  Mahathamada  geboren  wurde ,  um  die  Dynastie  der 
Könige  zu  gründen,  unter  denen  er  später  selbst,  als  Buddha 
wieder  erschien  und  die  Dhamma  verkündete. 

Von  den  64  Mahathamada's  haben  11  ihre  Periode  vollendet 
und  die  Erscheinung  von  13  ist  noch  zu  erwarten.  Auf  den 
letzten  folgten  28  Könige,  in  drei  Reichen  Kokthawadi,  Yazagaya 
und  Meitila,  dann  100  Könige  in  Kokthawadi  allein,  und  später 
22  Dynastien  in  ihren  respectiven  Ländern ,  deren  letzte  (von 
82,013  Königen)  in  der  Heimath  Gautama's  regierte,  dessen 
Grossvater  Anjana  die  gros«e  Epoche  begründete,  68  Jahre  vor 
dessen  Geburt  wie  auch  die  Mohamedaner  die  für  Mekka  be- 
deutungsvolle Aera  des  Elephanten  mit  dem  Grossvater  ihres  Ge- 
setzgebers verbinden.  Nachdem  der  Stamm  Gautama's  in  Kapilawut 
oder  Makata  untergegangen  war,  folgte  ein  Geschlecht  von  sechs 


*)  Als  Dach  der  Verdlgung  der  Xatrijas  durch  Parasu-Hama  Unordnungen 
und  Gesetzlosigkeit  auf  der  Erde  zunahmen,  drohte  sich  diese  in  die  Tiefe  zu  ver- 
senken, bis  Kasyapa  erlaubte,  dass  die  von  ihr  Geretteten  wieder  Könige  würden. 


Die  mythisch-historische  Vorgeschichte  Prome's.  17 

Königen ,  das  durch  Susanaga  von  Wethali  (Vater  Kalasauka's) 
vernichtet  wurde.  Dann  folgt  (nach  dem  Mahawanso)  die  Mauriya- 
Dynastie  mit  Chandragupta,  dem  Grossvater  Sri-Dharma-soka's, 
dessen  Sohn  Rahanman  (Ran-man  in  meiner  Abschrift  der  Mahaya- 
suen)  von  den  Birmanen  als  König  von  Prome  genannt  wird, 
nachdem  die  Residenz  von  Wethali  (Jaintya)  oder  Majima  dort- 
hin verlegt  worden.  Mahatambawa  in  Prome  soll  mit  dem  29. 
König  von  Misimadetha  gleichzeitig  gewesen  sein.  Nach  den 
Birmanen  kamen  die  Zanekka  ponas  mit  Ghandagupta  aus 
Meithila  nach  dem  von  Yahanda  bewohnten  Patalibothra  und 
waren  durch  hervorstehende  Zähne  kenntlich ,  wie  die  Yakkein. 
Auch  der  Name  Mon  oder  Man  wird  den  Peguanem  als  Ab- 
kömmlingen Maras  mit  Hauerzähnen  und  Schlangenhaaren  ge- 
geben (nach  Loub^re).  Eine  der  beliebtesten  Wuttu  handelt 
von  Gautama's  früherer  Existenz  als  Prinz  Zanekka.  Die  Bir- 
manen rechnen  ihre  jetzige  Heimath  zuDsanabok  (Xanabut),  durch 
den  Fluss  Tanlawuddi ,  den  Gautama  selbst  als  Grenze  setzte, 
getrennt,  aber  sie  sind  eingewandert  aus  Thavuttih,  wo  die 
ersten  Bhyammagyi  zur  Erde  stiegen.  In  Dsanabok  sind  deshalb 
auch  nur  wenige  Spuren  von  Gautama's  Sendung  zurückgeblieben, 
doch  wird  ihm  der  östlich  von  Aquee  eingedrückte  Fusstapfen 
zugeschrieben,  der  die  Grenze  zwischen  Munipur  und  Kachar 
bezeichnet.  Die  Abkunft  des  Königsgeschlechts  knüpft  direkt 
an  die  Solot-nakhon  an  (Enga,  Magada,  Kasih,  Kausala,  Witzih, 
Mala,  Zetira,  Wansa,  Kuru,  Pintsala,  Mitza,  Surathena,  Asaka, 
Awantih,  Gandara,  Kambaudza). 

Nach  den  Listen  des  Kapparatha  -  Zea  herrschten  vor  dem 
letzten  Mahathammadat  bis  Ukkayarithmin  erst  252  und  dann 
556  Könige;  von  seinem  Sohn  Ukkamoko,  dem  Urgrossvater 
des  Phaya  Shin,  in  Kapilawut  82,000  Könige  bis  Sejathtena 
oder  Zejasena,  von  dessen  Sohn  Tihanu  bis  Thododena,  Vater 
des  Theithdatkomaya,  33,  45  und  69  Könige  (in  drei  Dynastien), 
und  von  Asadatamin  (die  Stütze  der  Religion)  bis  Thirikama- 
thika-min  oder  Siridamosokha  werden  29  Könige  gezählt  in 
Misimadesa,  Ingatein  und  Meggatein  mit  den  andern  16  Reich en, 
sowie  iu  Baranat  und  Tawuthtein  mit  den  andern  16  Reichen. 

Bastimn,  OttMien.  I.  2 


18  Binna. 

In  den  Ländern  Thanaparantatein  und  Theppaditadein,  die  östlich 
und  südlich  vonMisimadesa  liegen,  verblieb  Phaya  (im  Jahre  5000), 
nachdem  die  Brüder  Ninaunnapa  den  Sandaga-Kyaung  gebaut 
hatten ,  für  sieben  Tage  in  dem  Eyaung  (Kloster)  Mahazula  Pon 
und  Hess  auf  die  Bitten  des  Tissapantara  -  Yathay  seine  Fuss- 
tapfen  auf  dem  Arhattapa-Berge,  sowie  er  sie,  auf  das  Gebet  des 
Namanta-naga ,  auch  auf  einen  Fels*)  am  Ufer  des  Man-Flusses 
setzte.  Als  er  in  Itunaparanta  und  Theppadipatein  predigte, 
prophezeite  er  die  künftige  Gründung  Tijikitta's,  die  101  Jahre, 
nachdem  er  in  Niphban  eingezogen ,  stattfinden  würde ,  und  im 
zwanzigsten  Jahre  starb  Thado  (der  Herr  der  rothen  und  weissen 
Elephanten) ,  der  mit  Hülfe  Shin  maha  khattapa's  die  Aera  ver- 
ändert hatte  und  dessen  Sohn  Thadoschweya  oder  Asatatath  im 
vierzigsten  Jahre  seinen  Schwager  zur  Verfolgung  des  Ebers  aus- 
sandte. Im  8.  Jahre  Asatatath's ,  des  ersten  Königs  von  Misi- 
madesa,  fiel  das  Niphan  Zina  Punghi's. 

Auf  der  andern  Seite  des  Irawaddi,  Prome  gegenüber, 
erhebt  sich  der  Po-uh-taun,  der,  mit  dem  Yama- Gebirge 
zusammenhängend,  dort  in  den  Fluss  vorspringt.  Die  Aus- 
sicht von  seinem  Gipfel  über  die  mit  grünen  Wäldern  be- 
deckten Hügelkuppen,  über  den  majestätischen  Strom,  der  am 
Fusse  vorbeifliesst  und  gerade  da  an  Breite  gewinnt,  wo  die 
zurücktretende  Bergkette  sich  in  einem  schlanken  Halbcirkel  um 
die  blühende  Ebene  Prome's  herumschwingt,  unter  dem  goldnen 
Scheine  der  an  die  Erhöhung  gelehnten  Pagoden,  wird  von  den 
Europäern  in  Birma  gern  mit  dem  Siebengebirge  des  Rheins  ver- 
glichen und  braucht  diese  Zusammenstellung  nicht  zu  scheuen. 
Dort  soll  Gautama  gestanden  und  Ananda ,  der  ein  Lächeln  auf 
seinen  Zügen  bemerkte,  die  künftige  Grösse  der  Stadt,  die  dort 
in  spätem  Jahren  entstehen  würde ,  mitgetheilt  haben.    Dieser 


*)  Thns  two  flnnly  founded  pagodas  were  fixed  in  the  rock ,  as  if  sealed 
down  as  the  Lord  said :  Hereafter  inj  religion  shall  be  long  established  in  the 
coantries  of  Snnaparanta  (on  the  Man-river)  and  Tampadena  (Ceylon).  From 
thence  the  Phra  went  and  arrived  at  the  Phoeuh-hiU.  To  the  soath-east  was  the 
sea  (s.  Phajre).  Durch  Buddha's  heilige  Fusstapfen  verwandelt  sich  Xana-pada 
(das  von  Menschen  Betretene)  in  Buddha-pada. 


Die  mythisch-historische  Vorgeschichte  Prome's.  ig 

Zug  wiederholt  sich  beständig  in  der  Geschichte  derHinterindier. 
Gautama  durchwanderte  mit  seinen  Schülern  die  damals  noch 
wüsten  Gegenden,  die  noch  unbewohnten  Wälder  Xanabut's,  und 
wenn  er  auf  eine  Stelle  gelangt,  die  sein  prophetischer  Geist  als 
die  künftige  Heimath  eines  glücklichen  Menschenlebens  voraus- 
sieht, dann  verklären  sich  seine  Züge  zu  einem  Lächeln.  Das 
Lächeln  eines  Buddha  aber  durchzuckt  als  Wonnestrahl  alle 
Himmel  und  alle  Welten  und  prädisponirt  somit  das  günstige 
Prognostikon  in  dein  verwobenen  Geschick  des  künftigen  Staates. 
Aus  einem  zufälligen  Nebenereigniss  erklären  dann  die  Historiker 
meist  zugleich  den  Namen  der  Stadt,  wie  in  Pegu  Ananda  das 
Lächeln  dort  sah,  wo  zwei  Schwäne  an  dem  Ufer  eines  Sees  sassen, 
und  der  zu  gründenden  Stadt  deshalb  den  Namen  Hansawuddi 
beilegte.  In  Po-uh-taun  wurde  Gautama  durch  Maulwürfe  verehrt, 
die ,  weil  sie  sonst  nichts  anderes  zu  geben  hatten ,  Erde  gegen 
ihn  sputterten.  Ein  kleiner  Bieber  schwamm  vorbei ,  auf  dem 
Wasser  des  Oceans  ti-eibend,  wo  er  sich  durch  Anklammem  an 
einige  durch  Kuhmist  zusammengeklebte  Strohhalme  flott  hielt. 
Jede  kleine  Welle  drohte  ihn  zu  verschlingen,  aber  doch  die 
Nähe  des  Welterlösers  fühlend ,  suchte  er  einige  Tropfen  Wasser 
nach  oben  zu  spritzen ,  als  Zeichen  seiner  Verehrung.  Er  war 
bestimmt,  der  grosse  König  Dwattabong  zu  werden. 

Die  gesegnete  Gegend  Prome's  war  von  jeher  die  Stätte  einer 
blühenden  Stadt.  Zur  Zeit  Kaukuson's  hiess  dieselbe  Tatosnapati, 
zur  Zeit  Gonagon's  Pona-wutti,  zur  Zeit  Kasyapa's  Jona  und  zu  Gau- 
tama's  ZeitTijikitta.  Die  Ruinen  der  letzteren  linden  sich  mit  ihren 
dicken  Thürmen  und  Mauern  in  der  Ebene,  die  früheren  aber  liegen 
weiter  an  den  Hügeln  aufwärts,  die  damals  noch  mit  der  Wasser- 
fläche gleich  waren,  und  wo  man  die  Anlegeplätze  der  Schifte  in 
dem  Hafen  zeigt  und  auch  grosse  Anker  gefunden  haben  will. 
Erst  als  die  von  Gautama  auf  Po-uh-taun  vorherverkündeten  fünf 
Omen  101  Jahre  nach  dem  Niphan  sich  erfüllt  hatten,  veränderte 
der  Fluss  seinen  Lauf  und  zog  sein  Wasser  von  dem  jetzigen 
Thale  zurück,  denn  es  war  prophezeit,  dass  ein  Erdbeben ,  die 
Bildung  eines  Sees  an  einer  Landspitze ,  der  Durchbruch  eines 
neuen  Flussarms,  das  Einsiuken  eines  Berges  und  das  Auf- 


20  Birma. 

trocknen  des  Meeres  die  Epoche  bezeichnen  würde,- wenn  die 
neue  Stadt  zu  gründen  sei.  Jetzt  liegt  Prome  viele  Tagereisen 
von  der  See  entfernt,  aber  unter  seinen  ersten  Königen  spricht 
die  Geschichte  stets  davon  als  einem  Seehafen. 

Die  birmanischen  Chroniken,  die,  wie  schon  erwähnt,  von 
Tagoung  als  dem  ursprünglichen  Sitze  ihrer  Könige  ausgehen, 
erwähnen  zur  Zeit  des  Königs  Kangazaghyee  (Kanyan-raxa-gyi), 
dass  derselbe,  während  seines  Aufenthalts  in  Kule,  seinen  Sohn 
Mudutsitta  nach  Sunaparan  gesandt  habe,  \im  über  die  Pyus, 
Kanyan  und  Dsit,  die  ihn  um  einen  König  ersucht  hätten,  zu 
herrschen.  Zu  der  von  Mudutsitta  gebildeten  ConfÖderation  der 
Kanyan  und  Dsit  kommen  dann  später  versprengte  Stämme  der 
Schan,  aus  dem  Geschlecht  des  Königs  Bheinnaka  (der  Zer- 
brochene), dem  letzten  Könige  Tagoung's.  Die  Dsit  (wahrschein- 
lich das  siamesische  Thet) ,  die  auch  bei  Gautama's  Besuch  in 
Yamawudditein  oder  Kamawudditein  (Pegu)  als  die  ursprünglich 
Eingebomen  erwähnt  werden,  hatten  sich  aus  den  von  den  Schan 
vertriebenen  Tekkabiohn  hervorgebildet,  und  sollen  sich  jetzt 
noch  rein  erhalten  haben  in  einem  Lande,  das  nördlich  von  Tayop 
(China),  östlich  von  Tayek,  westlich  von  den  Karenni  und  süd- 
lich von  luthia  (Siam)  begrenzt  wird,  also  Laos  bezeichnen  muss. 
In  Thatung  führten  die  Thet  den  Namen  Thaukoday.  Die 
Birmanen  pflegen  auch  zu  sagen ,  dass  nur  die  Byammagyi  in 
Misimadesa  die  wahren  Byamma-dsit  (reinen  Brahmanen)  wären, 
während  sie  sich  selbst  Byamma-Palaun  (Mischlinge)  nennen  und 
das  Tsalweh  (brahmanisches  Band)  nur  den  Edelleuten  zu- 
erkennen. Die  Byammagyi  theilten  sich  ursprünglich  in  102 
Racen,  wovon  der  Hauptstock ,  nach  der  Vertreibung  aus  Misi- 
madesa, nach  Birma  kam,  und  dort  werden  wieder  fünf  Kacen 
unterschieden,  die  Pioje,  Püntaun,  Pyuh,  Danuh  und  Dsit.  Die 
Siamesen  machen  12  Brüder,  die  in  Baranasi  geboren  wurden, 
zu  Vorfahren  der  Thai ,  Lao ,  Mon ,  Kamen ,  Phama ,  Kha ,  Lava, 
Karlen,  Farang,  Khek,  Juen  und  Chek.  Die  erste  Ansiedlung, 
ehe  QmetrB,  gegründet  wurde ,  hiess  Yathay-myo  (als  von  Ere- 
miten bewohnt),  und  diese  Stadt,  in  der  Mitte  von  Ava  und  Pegu, 
wurde  von  jenen  spätem  Rivalen  vielfach  als  der  gemeinsame 


Die  mythisch-historische  Vorgeschichte  Prome's.  21 

Grundstock  betrachtet,  indem  aus  der  Mischung  der  Einwohner 
Yathaymyo's  mitTagoung  die  Birmanen,  aus  der  mitTathung  die 
Taleing  abstammten.  Zu  der  dortigen  Heimath  der  Dsit  kamen  die 
sich  von  Tagoung  vor  der  Ankunft  Abhiraga's  zurückziehenden 
Kanyan  und  Pyu.  Die  Ersteren,  von  der  jüngeren  Tochter  ihres 
verstorbenen  Königs  geführt,  siedelten  sich  in  morastigen  Niede- 
rungen an ,  die  von  der  älteren  Schwester  beherrschten  Pyu  oder 
Pri  (die  als  Mru  die  aracanisuhen  Hügel  bewohnt  hatten)  auf  dem 
Pouhtaun-Berge.  Bei  einem  Einfalle  der  Aracanesen  aus  Dinia- 
wuddy  wurde  Tambula,  König  derPyus,  als  Gefangener  fort- 
geführt und  die  Königin- Wittwe  Nang  Khan  zog  sich  mit  ihrem 
geschlagenen  Volke  auf  die  andere  Seite  des  Flusses  und  dann 
nach  dem  Thagya-See  zurück ,  wo  die  verbündeten  Kanyan  und 
Dsit  von  den  Nachkommen  Mudutsitta's  regiert  wurden.  Da 
diese  den  neuen  Ankömmlingen  kein  Land  einräumen  wollten, 
so  kam  es  zu  langdauemden  Kriegen,  aus  denen  die  Pyus  indess 
schliesslich  siegreich  hervorgingen ,  besonders  mit  der  Hülfe  des 
verbannten  Erbprinzen  aus  Tagoung,  den  die  Pyus  bei  sich  auf- 
genommen und  tiefe  Verehrung  während  seines  Eremitenlebens 
zollten. 

Mit  diesem  frommen  Einsiedler  passirte  eine  sonderbare 
Sache,  die  nicht  nur  von  Orion  und  Vasishtha  bekannt  ist,  son- 
dern auch  bei  verschiedenen  Persönlichkeiten  Siams  und  Kam- 
bodias.  Eine  in  ihrem  Trinkwasser  nicht  wählerische  Hirschkuh 
gebar  ein  Mädchen ,  das  der  Prinz  als  seine  Adoptivtochter  an- 
nahm und  unter  dem  Namen  Bedari  in  seiner  Einsiedelei  erzog. 

In  der  Zwischenzeit  hatte  seine  Schwester ,  die  Königin  von 
Tagoung,  gleichfalls  merkwürdige  Dinge  erlebt.  Nach  dem  Tode 
des  Königs ,  wo  sie  sich  ganz  den  Plänen  ehrgeiziger  Minister 
preisgegeben  und  verlassen  ohne  treuen  Rathgeber  fühlte ,  hatte 
sie  zuweilen  unvorsichtiger  Weise  dem  Drachenkönige  erlaubt, 
sie  zu  besuchen  und  durch  seine  Gesellschaft  zu  erheitern.  Plötz- 
lich wurden  aus  Eiern  lauter  kleine  Nagas  oder  Drachen  geboren, 
so  dass  man  Mühe  hatte ,  sie  nur  schnell  genug  auf  Flösse  zu 
spiessen  und  denFluss  hinabzuschicken,  ehe  sie  aufwachsen  und 
gefährlich  werden  würden.     Daher  rührt  auch  der  Name  Ta- 


22  Birma. 

goung  Tanyat.  Die  Königin  wäre  ihren  Freund  jetzt  gern  los 
gewesen,  aber  derselbe  fühlte  sich  zu  wohl  im  Palast,  statt  ihre 
Ansicht  zu  theilen  und  wiederholte  regelmässig  alle  sieben  Tage 
einmal  seine  Visite.  Die  bestürzten  Minister  wussten  keinen  andern 
Rath,  als  die  Königin  wieder  auf  eine  standesgemässe  Weise  zu 
yermählen  und  Hessen  es  deshalb  durch  alle  Königreiche  verkün- 
den, dass  ihre  Hand  frei  wäre.  Angezogen  durch  den  Ruhm  des 
mächtigen  Tagoung  strömten  die  Prinzen  von  allen  Seiten  herbei, 
um  seine  Krone  zu  tragen ,  aber  alle  hatten  ihren  Ehrgeiz  mit 
dem  Leben  zu  zahlen*),  der  eifersüchtige  Naga  pflegte  sich  stets 
in  der  Brautnacht  im  Palast  zu  verstecken  und  sobald  er  den 
Neuvermählten  eingeschlafen  sah ,  kam  er  hervor  und  zerhackte 
ihm  mit  seinem  eisernen  Schnabel  den  Schädel,  das  Gehirn 
trinkend.  Da  war  grosse  Trauer  im  Lande  und  Alles  gerieth 
ins  Stocken  und  in  Unordnung.  Nun  lag  damals  in  einem  Dorfe 
ein  alter  Bauer  im  Sterben ,  der  seinem  Sohn  Moung-Poukzein 
als  Abschiedsworte  drei  wichtige  Lehren  gab:  1)  wer  rasch  geht, 
kommt  vorwärts,  2)  wer  fragt,  wird  lernen,  3)  wer  wenig  schläft, 
lebt  lange ,  und  deren  Beachtung  empfahl.  Dem  ersten  gemäss 
wollte  Moung-Poukzein  nicht  in  seiner  Heiraath  bleiben  und  kam 
auf  der  Wanderung  nach  Tagoung,  wo  er  nach  dem  zweiten  Gebot 
durch  Fragen  von  den  Mädchen  am  Brunnen  die  Ursache  der 
Landestrauer  erfuhr  und  als  er,  dem  dritten  folgend,  im  Palast 
gewacht,  statt  geschlafen  hatte,  bemerkte  er  den  in  der  Bodenluke 
versteckten  Drachenvogel ,  der  nach  dem  Dunkelwerden  herab- 
kam ,  um  seinen  hinterlistigen  Verrath  zu  üben.  Poukzein  legt« 
einen  Bananenstamm  mit  Kleidern  umwickelt  ins  Bett  und  tödtete 
den  Drachen,  als  sich  sein  eiserner  Schnabel  an  den  zähen  Fasern 
festgehackt  hatte  und  nicht  zurückgezogen  werden  konnte.  So 
wurde  er  der  Gemahl  der  Königin  und  von  ihm  stammten  die 
spätem  Prinzen  von  Tagoung.  Die  ersten  Zwillinge  aber ,  die 
die  Königin  nach  ihrer  neuen  Verheirathung  zur  Welt  brachte, 
zeigten   sich   noch   bedenklicher  Natur,    da  sie   blindgeboren 

*)  Nachdem  Konig  Bhartrihai  in  Malwa  dem  Throne  entsagt  hatte ,  tödtete 
der  Vetala  Jeden  neuen  Bewerber ,  bis  Vicramaditya  sein  Recht  geltend  machte, 
ODter  dem  Versprechen  eines  Bali-Opfers. 


Die  mythisch-historische  Vorgeschichte  Prome's.  23 

waren ,  in  Folge  eines  von  dem  Drachen  nachgebliebenen  Ein- 
flusses. Als  Söhne  Nagadasaka's  traf  sie  deshalb  auch  unerbittlich 
das  Loos ,  auf  ein  Floss  gesetzt  und  den  Fluss  hinabgeschickt  zu 
werden.  Die  ans  Ufer  getriebenen  Säuglinge  wurden  von  der 
Milch  einer  Hirschkuh  genährt  und  als  sie  hinlänglich  gealtert 
waren,  um  gehen  zu  können,  machten  sie  ihr  Floss  flott  und 
fuhren  weiter.  Auf  der  langen  Reise  Ratten  sie  Zeit  zu  wachsen, 
und  waren  schon  dem  Jünglingsalter  nahe,  als  sie  eines  Tages 
im  Gestrüpp  bei  Sitkain  festrannten  und  nicht  weiter  konnten. 
Sie  blieben  dort  längere  Zeit  und  eine  Belumah,  die  in  der  Nähe 
wohnte ,  pflegte ,  wenn  sie  ihr  Mahl  bereitet  hatten ,  daran  Theil 
zu  nehmen.  Die  Brüder  verwunderten  sich ,  dass  das  gewöhn- 
liche Quantum  Reis  nicht  mehr,  wie  früher,  zu  ihrer  Sättigung 
genüge  und  beschlossen,  genau  Acht  zu  geben.  Das  nächste  Mal 
fühlte  der  älteste  Bruder,  Mahasambhawa ,  eine  fremde  Hand  im 
Reis  und  fragte  Kolasambhawa  (Ghula  -  sambha) ,  ob  das  die 
seinige  sei  ?  Dieser  verneinte  und,  selbst  die  Hand  fühlend ,  be- 
fragte seinen  Bruder.  Da  sie  jetzt  merkten,  dass  ein  Fremder 
unter  ihnen  sein  müsse ,  packten  sie  die  Hand  und  zwangen  die 
Belumah ,  sich  zu  erkennen  zu  geben  als  weibliches  Belu  (oder 
Ungeheuer).  Die  Ungeheuerin ,  erschreckt  und  mit  dem  Tode 
bedroht,  versprach  ihnen  das  Augenlicht  wieder  zu  geben ,  wenn 
ihr  Leben  geschont  würde,  und  als  die  Brüder  sehend  geworden, 
gründeten  sie  Meaday  an  der  Stelle ,  wo  sie  zuerst  den  Himmel 
geschaut.  Diese  Stadt  liegt  jetzt  an  der  Grenze  der  englischen 
Provinz  und  Pinto  erwähnt  das  Königreich  Meletay  oder  Meaday. 
Von  dort  weiter  schiflfend,  landeten  die  Brüder  eines  Abends  in  der 
Nähe  der  Einsiedelei  und  gingen,  um  ihren  Reis  zu  kochen,  nach 
dem  nahegelegenen  Brunnen,  wo  sie  mit  Bedari  zusammentrafen. 
Durch  sie  wurden  sie  zu  ihrem  Onkel  geführt,  der  sie  bald  er- 
kannte, und  auf  der  Stelle  der  Erkennungsscene  steht  noch  jetzt 
eine  Pagode,  die  darum  die  der  heissen  Liebe  heisst.  Aus  der  Ge- 
liebten wurde  eine  Gattin,  indem  der  Eremit  beide  mit  seiner  Adop- 
tivtochter vermählte.  Als  nachher  Nang  Khan  oder  Puih-Mi-Phaya 
(die  hohe  Frau  des  Herrn),  die  Königin  der  Pyus,  von  ihrer  An- 
kunft hörte,  wünschte  sie  selbst  einen  solch  ebenbürtigen  Prinzen^ 


u 

JUM  Iriberer  VerwBndtiiehaft  zo  ibrem  Osiieii  «ad  wurde  dnrrh 
den  HhfanYalbajr  wt  Mahasainbhawa  remihlt  Sie  lesidirteD  in 
Yatkajn jo  ond  dort  wvde,  karz  naeb  dem  Tode  MelnuMimbbawa"», 
detieo  füelle  Kolanambbawa  einnabm,  tod  der  K^nipn  ein  Sobn 
geboren,  der  milerdeni  Namen  Dwattabong  i^päter  auf  dem  Tbrone 
sarbiblglef  da  Kola^ambbawa's  eigener  Sobn,  der  naebber  znr 
Welt  kam ,  ron  einer  Belomab  fortgefftbrt  wurde ,  um  ein  nörd- 
Heliei  K0nigreieb  zu  grttnden. 

Maeb  I^aiwien  könnte  Kolasambbawa  mit  dem  Volke  der  Kola 
im  Dekkban  zunammenbängen.  Im  GegenRatz  zu  Maba  mu88  es 
klein  bedeuten ,  wie  «icfa  die  birmanische  Gescbicbte  bei  ibrer 
sonntigen  Wiederholung  solch  prinzlicher  Zwillingspaare  der  ein- 
heimischen Affexe  von  kyi  und  ngay  oder  kaleh  bedient.  In 
Siam  findet  sich ,  als  rerschieden  Ton  der  Maha  sakkbarat  Sali- 
rahana's,  die  s^igenannte  Cholo  oder  Chunio- Sakkbarat,  die, 
obwohl  von  denHiamesen  gewöhnlich  als  die  kleine  Aera  erwähnt, 
ihren  Ursprung  dem  Königreich  der  Chola  und  deren  astrono- 
mischer Akademie  zu  verdanken  haben  mag.  Von  den  Chola- 
Rajas,  die  im  5. — 7.  Jahrhundert  Indien  mit  Tempeln  bedeckten, 
beisst  Aditya  Ben  Raja  der  Monarch  des  ganzen  Landes ,  das  die 
See  umgiebt. 

Mit  Dwattabong,  dem  Sohne  zweier  Väter,  beginnt  jetzt  die 
eigentliche  Geschichte  von  Tijikittya  myo  oder  der  Stadt  Prome 
(Pyu-myo),  die  der  Thagiaming  flir  ihn  gründete,  nach  dem 
Modell  seiner  Residenz  in  Mahaduttattea  (Tushita),  indem  er 
selbst,  von  sechs  Eremiten  umgeben,  den  Stadtpfeiler  setzte  und 
sich  des  Naga-Königs  als  Strick  bediente,  um  die  Peripherie  des 
Weichbildes  zu  ziehen.  Diese  Operation  wird  noch  jetzt  von 
den  Birmanen  bei  Stadtgründungen  angewandt.  Der  Faden 
muss  von  der  reinsten  Seide  sein,  und  es  wird  als  ein  ungünstiges 
Omen  für  Mandalay  betrachtet,  dass  der  fremde  Abenteurer,  der 
mit  der  Verfertigung  desselben  beauftragt  war,  weil  er  ihn  für 
den  billigsten  Preis  zu  liefern  versprach ,  die  Hälfte  aus  Wolle 
eingedreht  hatte.  Nach  den  mir  bekannt  gewordenen  Einzel- 
heiten der  Persönlichkeit  zu  urtheilen ,  war  dieser  die  Zukunft 
eines  Königreichs  verknausemde  Jude   polnischer  oder  gali- 


Die  mytUseh-historische  Vorgeschichte  Prome's.  25 

ziscber  Herkunft.    Er  selbst  machte  indess  auf  eine  benachbarte 
Nationalität  Anspruch. 

Neben  seiner  Schwester  Zandadewi  heirathete  Dwattabong 
dieBesandi,  die  Tochter  des  Nagakönigs,  der  ihm  so  gute  Dienste 
bei  der  Stadtgründung  geleistet  (444  a.  d.),  und  empfing  von 
ihm  einen  Wunderspeer,  durch  dessen  Zauber  er  alle  umliegenden 
Länder  beherrschte.  Ausserdem  wurde  ihm  durch*  den  Thagya- 
min  ein  drittes  Auge  auf  der  Stirn  oder,  wie  die  Birmanen  sagen» 
ein  schwarzer  Fleck  geschaffen,  womit  er  die  ganze  Erde  durch- 
schauen konnte.  Er  hatte  um  diese  Gunst  gebeten,  weil  ihm 
von  einem  seiner  vertrauten  Nats  im  Geheimen  zugeraunt  war, 
dass  die  Belu's  (Ungeheuer)  beständig  bei  seinem  Palast 
ungenirt  vorbeizuspazieren  pflegten,  und  er  wünschte  ihnen  diese 
Frechheit  zu  verleiden.  Nachdem  er  sie  durch  den  Wunderfleck 
zu  erkennen  vermochte,  Hess  er  jeden,  der  ihm  vor  seine  Blicke 
gerieth ,  einstecken  und  bald  hatte  er  ein  ganzes  Gefängniss  voll 
Belu ,  die  er  nutzbar  machte  und  fttr  sich  arbeiten  Hess.  Nach 
den  Karen  ist  der  dreiäugige  Seju  das  böse  Prinzip,  der  in  den 
Erdbeben  die  von  seinem  Bruder  Yowa  auf  ihn  geworfene  Last 
erschüttert,  und  bei  der  Beziehung  von  Siva's  Stirnauge  zurYoni 
verlor  auch  Dwattabong  sein  drittes  Auge  durch  weibHche  Hinter- 
list, indem  er  es  mit  dem  von  Apaitono  (der  krummen  Frau) 
gegebenen  Leichentuche  abtrocknete.  Mit  Frauen  war  der  König 
überhaupt  nicht  glücklich.  Eine  seiner  Sklavinnen ,  zu  der  er 
eine  besondere  Neigung  gefasst  hatte ,  bat  ihn  einst  um  so  viel 
Erde  fttr  ihr  Eigenthum,  als  sie  mit  einem  Felle  bedecken  könne. 
Der  König  nahm  keinen  Anstand,  ein  so  bescheidenes  Gesuch  zu 
gewähren ,  aber  die  verschmitzte  Zofe  schnitt  das  Fell  me  Dido 
in  lauter  dünne  Streifen  und  umspannte  damit  Land  genug,  um 
die  Stadt  Issay-Mew  bauen  zu  können.  Auch  der  Name  des 
ganzen  Königreichs  Thara-kettara  oder  Thayakittaya  (Qrixetra 
oder  Feld  des  Glückes)  wird  von  Thara  oder  Thä-ya  (Fell)  ab- 
geleitet, wie  die  Birmanen  mit  solchen  Etymologien  überhaupt 
nie  in  Verlegenheit  sind  und  bei  mangelndem  Vorrath,  dem  Be- 
dttrfniss  zu  genügen,  erfinden.  Die  von  den  Asuras  mit  Ochsen- 
häuten vertheilte  Erde  wird  in  Yischnu's  Verkörperung  als  Zwerg 


26  Birma. 

fUr  die  Götter  zurück  erworben.  Als  Dwattabong,  um  einen 
Palast  zu  bauen,  einer  armen  Wittwe  ihr  einziges  Keisfeld^  aus 
dessen  Ertrage  sie  täglich  den  Pungyi  zu  geben  pflegte ,  weg- 
zunehmen befahl,  verliess  ihn  der  Segen,  der  bisher  über  seinen 
Handlungen  geschwebt  hatte,  die  Kraft  seines  Zauberspeeres 
ging  verloren  und  die  unterworfenen  Fürsten,  die  ihn  nicht 
länger  zu  fürchten  brauchten,  hörten  auf,'  Tribut  zu  senden. 
Dwattabong  schickte  seine  Edelleute,  um  denselben  einzufordern, 
und  da  keiner  von  ihnen  zurückkehrte ,  weil  sie  alle  von  den 
Aufständischen  ermordet  waren ,  lieh  er  das  windschnelle  Boot 
seines  Schwiegervaters  und  durcheilte  damit  die  Erde.  Doch 
auch  er  selbst  hatte  nur  wenig  Erfolg  und  Hess  sich  bei  seiner 
Bückkehr  durch  seine  Verstimmung  und  seinen  Aerger  soweit  ver- 
blenden ,  dass  er  in  den  Fluss  spie.  Die  Drachentochter,  diese 
ihrem  Vater  angethane  Schmach  sehend,  verschwand  und  bald 
erschien  der  erzürnte  Nagakönig  selbst  auf  seinem  Schlangenboot, 
in  das  er  den  König  hineinsetzte  und  mit  ihm  in  die  Unterwelt 
hinabfuhr.  Sein  Sohn  Duttaron  folgte  und  dann  der  König  Yan- 
haun  oder  Ram-bhaong,  aber  eine  mit  so  manchen  Schandthaten 
schon  belastete  Dynastie  konnte  keinen  Bestand  haben  und 
Promo  erholte  sich  erst  wieder  bei  ihrem  Wechsel,  als  Yan- 
man  oder  Ranman ,  der  Sohn  Dharmasoka's ,  den  Thron  bestieg. 
Dwattabong  soll  zu  der  Zeit  regiert  haben,  als  Kalasoka,  König 
von  Witali ,  die  zweite  Synode  in  Misimadesa  abhielt,  und  Yan- 
baun  lebte  unter  Siridammasoka  yonPalibrotha,  dem  Berufer  der 
dritten ,  an  deren  Ende  also  Rahanman  nach  Promo  gekommen 
wäre,  wie  sein  Bruder  Mahinthaten  ipit  Sanghamitra  nach  Ceylon 
oder  die  Missionäre  Sona  und  Uttara  nach  Tathung.  Auch  die 
Geschichte  Tongu's  bemerkt,  dass  Dhammasoka  Hinterindien 
durchzogen  habe,  um  den  von  ihm  gefundenen  Reliquienschatz 
unter  Pagoden  in  den  verschiedenen  Ländern  zu  vei*theilen.  Die 
Chinesen  dagegen  erwähnen  aus  der  nächstfolgenden  2^it,  dass 
der  gewaltige  Gründer  der  Tsin ,  der  die  Nomadenvölker  seinen 
Befehlen  zwang,  sein  Reich  bis  Ava  ausgedehnt  habe. 

Der  Eintritt  des  Königsgeschlecht«  aus  Palibrotha  in  die 
Geschichte  Prome's  coincidirt  mit  derzeit,  wo  das  weite  Reich 


Die  mythisch-historbche  Vorgeschichte  Prome's.  27 

Dhannasoka's  zerfallen  oder  wenigstens  getbeilt  zu  sein  scheint. 
Die  Katastrophe  wird  auch  hier  durch  die  Machination  eines 
bösen  Weibes,  Tisbjaraxita,  eingeleitet,  die  die  vom  Könige  zeit- 
weis übertragene  Gewalt  dazu  benutzte,  die  ihr  verhassten  Augen 
Kunala's  in  Taxa^ila  ausreissen  zu  lassen.  Nach  den  birma- 
nischen Autoritäten  bei  Crawfurd  hatte  der  in  weiblicher  Linie 
Yon  Gautama  hergestamihte  Susanaga  (Vater  des  Kalasauka)  den 
Sitz  der  Regierung  aus  Rajagaya  nach  Vethali  verlegt,  unter 
welchem  Namen  das  an  Sylhet  grenzende  Jynteah  zu  verstehen  sei. 
lieber  Mithila  oderTirahut  regierten  die  JonakafUrsten  in  Janak- 
pur,  durch  Janika,  den  Sohn  Mithila's,  von  Ixwashku  stammend. 
Nach  Kanman  oder'Ramman  regierten  noch  vier  andere 
Könige  derselben  Dynastie  (Khanlaung,  Lakkhong,  Sik- 
han).  Tirika  oder  Siririt,  der  durch  sechs  Gelehrte  historische 
und  mathematische  Bücher  abfassen  Hess,  war  der  letzte  der- 
selben und  mit  seinem  Tode  blieb  der  Thron  unbesetzt.  Ein 
Priester,  der  durch  das  Studium  des  San  in  den  Bedas  die  Kennt- 
niss  der  Vogelsprache  gelernt  hatte,  hörte  den  Hahn  seines 
Klosters  jeden  Morgen  krähen:  „Iss  meinen  Kopf,  iss  mich  und 
du  wirst  König!**  Er  befahl  deshalb  seinem  Schüler,  ihm  diesen 
Hahn  zu  Mittag  zuzubereiten.  Während  des  Bratens  fiel  der 
Kopf  herunter  und  da  er  schmutzig  geworden  war,  ass  ihn  der 
Schüler,  weil  er  fürchtete,  ihn  in  dem  Zustande  aufzutischen. 
Da  der  Priester  sah ,  dass  das  Geschick  es  so  gewollt  hatte ,  so 
erzog  er  seinen  Schüler  sorgfältig  und  wandte  all  seinen  Einfluss 
an,  ihn  auf  den  Thron  zu  erheben,  den  er  unter  dem  Namen 
Ngatapa  („Ich  bin  ein  Anderer**)  bestieg  (111).  Sein  Nachfolger 
Papiram  (60  a.  d.)  war  ein  weiser  Mann  und  schickte  den  Ge- 
lehrten Shin-Nagatehn  (Nagasena  oder  Nagarjuna)  zu  Milaenda, 
König  von  Talaga,  um  mit  ihm  spitzfindige  Fragen  und  Ant- 
worten auszutauschen,  und  sein  Sohn  Ranmukkha  war  gleichfalls 
wohlbewandert  in  den  Vedas.  Der  folgende  König,  Ransinga 
(21  a.  d.),  war  schrecklich  anzusehen ,  ganz  schwarz  mit  rothen 
Augen.  Auch  quälte  solch  ein  Scheusal  die  Bekenner  der  wahren 
Religion.  Auf  Ranmunzalinda  folgte  Bharinda  oder  Beringda, 
der  selbst  nach  Tekkatha  (Takhasinla)  ging,  um  durch  dortiges 


4 


28  Birma. 

Studium  die  Kenntniss  der  Yedas  wieder  in  seinem  Lande  auf- 
zufrischen. Ein  anderer  Verfolger  des  Buddhismus  war  Tantek 
oderThaka,  Grossvater  des  Dumindara  oderThamugdara,  für  den 
der  Thagia-min  in  der  Gestalt  desPouaMahalana  wieder  Ordnung 
in  die  Aera  brachte  (79  p.  d.%  die  (wie  auch  Salavihana  fand)  in 
Verwirrung  gerathen  war,  seitdem  sie  Asatada  in  den  Zeiten 
Kasapa's  verändert  hatte.  Sein  Nachfolger  Athita  oder  Atitya 
heirathete  seine  eigene  Mutter  und  wurde  dafür  vom  Volke  zu 
Tode  gesteinigt.  Unter  Zena  (Narasinga)  oder  Supanyanagara- 
chinna  (dem  Sohne  des  Naga  Rasein)  empörten  sich  die  Kanyan, 
die  zum  Theile  nach  dem  südlichen  Aracan  ausgewandert  waren. 
Der  König  zog  aus,  sie  zum  GehorsaiJt  zurückzuführen,  und  als 
er  auf  seinem  Rückwege  die  goldne  Statue  Arimatheia's  in  Maha- 
muni  sah,  fühlte  er  sich  so  unwiderstehlich  durch  die  Anziehungs- 
kraft dieses  Bildes  gefesselt,  dass  er  dort  Monate  und  Jahre  ver- 
weilte, ohne  an  die  Weiterreise  zu  denken.  Soldaten  und  Officiere, 
die  sich  nach  ihren  Familien  zurücksehnten ,  murrten  lauter  und 
lauter,  aber  der  König,  dem  (wie  Gessür  Chan  im  verzauberten 
Palast)  jeder  Gedanke  an  die  Heimath  aus  dem  Gedächtniss 
entschwunden  war,  wanderte  umher  wie  ein  Verzückter,  nur  den 
goldnen  Buddha  vor  seinen  Augen.  Endlich  machten  ihm  die 
Minister  den  Vorschlag,  die  Bildsäule  nach  Prome  zu  schaffen, 
und  sie  begingen  die  Greuelthat,  den  Gott  einzuschmelzen ,  da 
sonst  der  Transport  unmöglich  gewesen  wäre.  Der  geistes- 
abwesende König  wusste  nichts  davon ,  als  er  indess  das  Bild 
nicht  mehr  erblickte,  erwachte  er  wie  aus  einem  Traume  und  gab 
Befehl  zum  Aufbruch  und  zur  Rückkehr  nach  Prome.  Aber  mit 
dieser  Stadt  war  es  jetzt  vorbei.  Unmittelbar  nach  dem  Tode  des 
Königs  brach  der  Krieg  des  Siebes  aus,  in  welchem  sie  zu  Grunde 
ging.  Die  Bürger  waren  schon  sehr  erbittert  durch  die  vielen 
Gewaltthätigkeiten ,  die  sich  die  aus  dem  Lager  entlassenen  Sol- 
daten erlaubten,  als  eines  Tages  einem  Kaufmann  auf  dem  Markt 
sein  Sieb  zum  Beinigen  des  Reis  durch  einen  Wirbelwind  fort- 
geführt wurde.     Er  lief  demselben  nach,  ^^mein  Sieb*),  mein 

*)  Nach  Schora-Bekraorsin  Nogmow  liegt  am  Bakssan  ein  Grab,  das  das 
8iebgrj|b  heisst,  als  der  Erschlagenen  in  einem  Streite ,  der  über  ein  geliehenes 


V 


Die  mythisch-historische  Vorgeschichte  Pronie's.  29 

Sieb''  schreiend.  Die  Bauern  und  Soldaten  auf  dem  Markte  liefen 
mit  und  von  allen  Seiten  kamen  die  Leute  aus  den  Häusern,  ihnen 
mit  demselben  Rufe  folgend.  Da  Keiner  recht  wusste,  warum 
es  sich  handelte,  so  entstand  aus  der  Menschenmenge  ein 
grosser  Tumult,  man  packte  sich  beim  Kopf,  einePrttgelei  begann 
und  plötzlich  war  das  Passwort  gefunden ,  die  alte  Feindschaft 
der  Kanyans ,  Pyu  und  Dsit  erwachte  aufs  Neue  und  die  Stadt 
theilte  sich  in  drei  Heerlager,  die  sich  auf  das  erbittertste  und 
blutigste  bekämpften  (94  p.  d.).  Nach  langen  Kriegen  trennten 
sie  sich.  Die  Py us  zogen  nach  Westen,  die  Kanyans  nach  Norden 
und  Hessen  die  Dsit  zurück,  die  indess  später  gleichfalls  aus  dem 
verwüsteten  Lande  auswanderten  und  den  Fluss  aufwärts  nach 
der  Insel  Johnjhlut  zogen,  wo  sie  dann  das  ältere  oder  obere 
Pagan  der  Birmanen  gründeten.  Die  Pyu  und  Kanyan  trafen  auf 
ihren  Wanderungen  noch  einmal  zusammen  und  der  alte  Hader 
drohte  sich  zu  erneuern,  als  sie  vorzogen,  statt  durch  Waffen,  mit 
Pagoden  zu  kämpfen.  Die  Pyus,  als  die  schlaueren,  hatten  ihre 
falsche  Pagode  früher  fertig  und  die  besiegten  Kanyan  siedelten 
sich  an  den  rothen  Uferbänken  des  Irawaddi  an,  wovon  sie  den 
Namen  führen.  San  Germano  erwähnt  den  seine  eigene  Sprache 
und  Sitten  bewahrenden  Stamm  der  Konjes  in  den  Wäldern  Mie- 
du's.  Nach  dem  Abzüge  theilten  sich  die  Pyus  in  Tettuh,  Taunio 
und  Krabindu,  wurden  aber  durch  die  Taleings  ausgetrieben  und 
bauten  dann  gemeinsam  unter  König  Domodüt  oder  Samudritmiu 
die  Stadt  Pantaun  tsetja.  Frische  Kriege  mit  den  Kanyan  (aus 
Taunia  und  Pandaun)  zwangen  sie,  sich  in  Mendoon  einen  neuen 
Zufluchtsort  zu  suchen,  wo  sie  indess  durch  die  Könige  von  Din- 
jawutti  so  vielfach  beunruhigt  wurden ,  dass  sie  sich  schliesslich 
in  die  dichten  Wälder  curUckzogen  und  dort  in  einen  völligen 
Zustand  der  Barbarei  zurückgesunken  sind.  Besonders  sollen 
sie  sich  in  dem  Hügelland  zwischen  Promo  und  Pegu  finden, 
aber  nur  schwer  zu  erblicken  sein,  da  sie  sich  vor  jeder  An- 
näherung eines  Fremden,  ausser  vor  den  Karen,  flüchten  und 


Mehl-9leb  ausbrach.  Das  Königreich  Benares  unter  Brahmadat  wurde  zerstört  in 
Folge  eines  Streites,  der  wegen  eines  Tropfen  Honigs  ausgebrochen  war ,  wie  die 
Revolte  Jamaica's  wegen  drei  Cocosnüssen. 


30  Birma. 

yerstecken.  Der  Karen,  der  mir  das  erzählte ,  fügte  hinzu, 
dass  sie  aber  vor  einem  Ausländer ,  welcher  der  Karensprache 
mächtig,  erst  recht  weglaufen  würden,  da  sie  ihn  für  einen  Tazeit 
(Waldteufel)  halten  würden.  Andere  sollen  indess  noch  in  der  vom 
König  Tamotara  gebauten  Stadt  Arimandana  leben  und  dort,  ihrem 
doppelzüngigen  Charakter  getreu ,  den  ihnen  Gautama's  Prophe- 
zeihung  vorhersagte,  sich  nur  durch  den  Lug  und  Trug  des  Han- 
dels ernähren  und  ehrliche  Feldarbeit  verschmähen.  Phyh  (wie 
bei  den  Schan  die  Nat  heissen)  bedeutet  alt  (in  Karen).  Im  Bir- 
manischen meint  Pyi  einfach  das  Land.  Mit  den  Paloung  leben 
einige  Stämme  der  Dsit  unter  dem  Namen  Alo-loo-myo.  Der  Name 
(Thek  oder  Sak)Dsit  bedeutet  die  „Aechten  oder  Wirklichen"  und 
wird  sich  von  den  civilisirteren  Pyu  beigelegt  sein,  um  sich  von 
ihren  verwilderten  Verwandten  der  Wälder  zu  unterscheiden. 
Die  mit  den  grossen  und  kleinen  (Kanraxagyi  und  Kanraxagnay) 
Königen  der  Kan  (Kala  oder  Kara)  in  Verbindung  gesetzten  Kan- 
ran  (Kanyan)  gehören  nach  Aracan. 

Aus  einigen  der  zurückgezogenen  Waldstämme ,  die  durch 
entkommene  Verbrecher  und  anderes  Gesindel  Zulauf  erhielten, 
bildete  sich  später,  besonders  am  Sittaungflusse ,  der  Stamm  der 
Zebain  oder  Yebain ,  die  sich  mit  dem  Seidenbau  beschäftigen, 
seit  einer  der  birmanischen  Offiziere  aus  dem  Feldzuge  des  Königs 
Tharop-piyeh  gegen  China  Würmer- von  dort  mitbrachte.  Da 
indess  die  übrigen  Buddhisten  auf  diese  Mörder  unschuldiger 
Geschöpfe  nicht  gut  zu  sprechen  sind ,  zeigen  sie  sich  nicht  gern 
in  den  Städten  und  Alompra  erliess  ein  Verbot,  dass  kein  Bir- 
mane in  ihren  Dörfern  wohnen  dürfe. 


Die  drei  Pagan* 

Die  flüchtigen Colonisten  auf  der  InselJohnjhlut  hatten  sich 
in  16  Dörfern  angesiedelt  und  beschlossen,  um  eine  gemeinsame 
Verwaltung  einzuführen,  aus  der  Versammlung  ihrer  Thugyi 
(Aeltesten)  einen  Dammatajeah  oder  Oberrichter  zu  wählen, 
damit  er  über  die  Beobachtung  von  Recht  und  Gesetz  wache.  Die 
allgemeine  Stimme  traf  Thamudirit  oder  Samudraraga,  einen  Ver- 
wandten des  letzten  Königs  von  Prome,  der  so  als  Richter  an  die 
Spitze  gestellt  wurde.  Trotzdem  waren  die  Emigranten  in  Folge 
der  langen  Wirren  in  einen  solchen  Zustand  der  Schwäche  und 
Ermattung  gefallen,  dass  es  ihnen  unmöglich  war  sich  gegen  die 
wilden  Thiere  des  Waldes  zu  vertheidigen ,  die  sich  alle  im  Auf- 
ruhr zu  ihrem  Verderben  erhoben  hatten.  Um  nicht  gänzlich  zu 
Grunde  zu  gehen ,  mussten  «ie  sich  als  Vasallen  derselben  aner- 
kennen, und  ihnen  regelmässigen  Tribut  zu  ihrer  Nahrung  brin- 
gen. Täglich  war  ein  Menschenopfer  zu  liefern ,  und  nachdem 
alle  Kinder  der  Dörfer  dahingegeben  waren,  blieb  nur  die  Toch- 
ter Dammatajeah's  übrig,  deren  Hand  dem  angeboten  wurde,  der 
das  Land  befreien  werde. 

Nach  langem  vergeWHchen  Harren  meldete  sich  endlich  ein 
Retter,  der  zu  dem  Kampfe  mit  den  Tyrannen  des  Waldes  bereit  war, 
und  nachdem  er  das  Land  von  den  wilden  Bestien  gereinigt  hatte, 
von  Dammatajeah  freudig  als  Schwiegersohn  angenommen  wurde. 
Er  war  der  Sohn  eines  alten  Gärtners  am  Mali-Flusse,  der  zu 
solch  hfeldenmüthiger  That  von  einem  Priester  aufgefordert  war, 
da  dieser  durch  seine  Berechnungen  herausgebracht  hatte ,  dass 
derselbe  (Thado  Adeittsa  Yaza  genannt)  ein  Sprosse  des  alten 


Ci 


t'  : 


32  Birma. 

KöniggescUechtes  des  Thado  Malia  Yaza  von  Tagoung  sei.  Als 
sein  Schwiegervater  starb ,  glaubte  der  Schüler  sich  selbst  noch 
nicht  des  Thrones  wUrdig,  sondern  setzte  seinen  Lehrer  Yathay 
Tileyoung,  der  in  Crawfurd's  Liste  Rasse  Kyaong  (der  RUsi  des 
Klosters)  heisst,  auf  denselben  und  folgte  erst  bei  dessen  Tode 
in  der  Herrschaft.  Nachdem  der  Drachenkönig  (Naga  min  dau), 
dessen  Tochter  Isindadewi  er  seiner  frühem  Gemahlin  Sanda- 
dewi  hinzufügte,  die  Stadt  Pagan  (das  alte  oder  obere  Pagan)  für 
ihn  erbaut  hatte ,  wurde  Piu-ming  oder  Phru  chauti  als  König 
gekrönt  (104  p.  d.). 

Nach  Crawfurd  wurde  eine  von  diesem  Könige  erbaute 
Pagode  als  ältester  Tempel  Pagans  gezeigt ,  das  indess  damals 
an  einer  anderen  Stelle  lag.  Nach  seinem  Sohne  Timing  folgte 
Phyugodi  oder  Yain-min-jlüt  (161-241  p.  d.),  der  eine  grosse 
Schlacht  über  die  Chinesen  in  Kambodia  gewann ,  wie  die  Bir- 
manen sagen,  wogegen  die  Chinesen  in  dieser  kriegerischen  Zeit 
ihres  Dreireiches  (San-kue)  eines  gemeinsamen  Angriffes  der 
Birmanen  und  Laos  von  Süden  erwähnen,  um  in  der  Vernichtung 
der  Ho w  Han  mitzuwirken ,  hinzufügend,  dass  der  birmanische 
König  siebenmal  von  dem  grossen  Feldherrn  Kung  Ming  gefan- 
gen genommen ,  und  siebenmal  freigesetzt  wurde.  Dann  folgten 
vier  Könige  (Peituhn,  Tilejung,  Yantujih  und  Tanmin),  worauf 
drei  Edelleute  um  den  erledigten  Thron  stritten ,  der  Maukaman 
oder  Poksanlang  zufiel ,  dem  König ,  dem  die  Sendung  Buddha- 
gosa's  nach  Ceylon  zugeschrieben  wird  (387  p.  d.).  Bei  seinem  Tode 
bemächtigte  sich  der  Ursurper  Tujaymin  der  Krone,  bis  vier  der 
vornehmsten  Edelleute,  um  den  steten  Revolutionen  ein  Ende  zu 
machen,  einen  König  in  Tan  minda  erwählten  und  ihn  durch  ihre 
gemeinsamen  Kräfte  stützten.  Der  achte  König  (Teindien,  Tin- 
jaumnay,  Tinlyoung,  Peinomin,  Tinlijein,  Kanlaun,  Kandet)  nach 
ihm  war  Thundein  min ,  der,  um  (Jen  Ackerbau  unter  seinen  Un- 
terthanen  zu  ^beleben,  das  Fest  des  Pfluges  einführte,  wo  der 
König  selbst  die  erste  Furche  zieht,  und  das  in  Siam  noch  jetzt 
gefeiert  wird,  obwohl  der  König  sich  durch  deti,  für  diesen  Tag 
mit  königlichen  Ehren  bekleideten  Minister  des  Ackerbaues  ver- 
treten lässt.     Le  roi  legitime  de  Tonquin  et  de  la  Conchinchine 


i 


t ' 


Die  drei  Pagan.  *  33 

tout  ensemble  qu'on  appelle  Bua  (sagt  Loub^re)  observe  la 
coutume  d'ouvrir  le  premier  les  terres  chaque  ann^e  et  de 
toutes  les  fonctions  royales  e'est  presque  la  seule  qui  lui  est 
demeur^e. 

Nach  dem  Tode  Wabosoth ,  des  dritten  Königs ,  gelang  es 
dem  Vertrauten  der  Königin  Poppozorahen  oder  Popasoth-Yaban 
(Fupakuraham)  sieb  der  Herrschaft  zu  bemäebtigen.  Als  er  in- 
dess  borte ,  dass  der  aus  Furcht  geflohene  Prinz  Schweondi  in 
Palin  in  grossem  Elende  lebte,  lies^  er  ihn  zu  sich  einladen  und 
dankte  zu  seinen  Gunsten  ab.  Indess  hatte  er  die  Zeit  seiner 
Herrschaft  benutzt,  seinen  Namen  durch  Veränderung  derAera  zu 
verewigen,  638  —  639.  Bei  seinem  Tode  Hessen  sich  sieben  Kiesen* 
geier  auf  dem  Palastdache  nieder.  Auf  Schweondi  folgte  Peitun- 
ming,  dann  Peitaun,  dann  Nakve,  und  dann  (unter  dem  Titel 
Mienjo)  ein  Sklave,  der  seinen  Herrn  auf  der  Jagd  ermordet  hatte, 
und  dann  in  der  königlichen  Tracht  zurückkehrend,  seinen  Platz 
einnahm.  Mit  seinem  Nachfolger  Tingan  wurde  indess  der 
Scepter  einem  Sprossen  der  königlichen  Dynastie  zurückgegeben. 
Auf  seinen  Sohn  Tinkun  folgte  Uhnin,  der  seinen  älteren  Bruder, 
den  rechtmässigen  Erben,  nach  Sillehmyoh  verbannte.  Nach 
weiteren  sechs  Königen,  Schuelaun,  Tunduin,  Schuemann,  Manlan, 
Sogin,  Kaela,  folgt  als  siebenter  Piaebia  oderPinpya(Bynbya),  der 
das  zweite  Pagan  erbaute,  847  p.  d.  Einige  der  älteren  Tempel 
(mit  dem  Datum  850  p.  d.)  werden  ihm  zugeschrieben.  Sein  vier- 
ter Nachfolger  war  (nach  Tannetmin ,  Sallehnakuay ,  Theingo) 
Tauntugyi  Zo-Yahan  oder  Taungsukri,  ein  Gebirgshäuptling, 
der  das  Bild  einer  Schlange  verehrte ,  und  deshalb  von  Zauk- 
lojut  ermordet  wurde  (930  p.  d.).  Auf  Kuansojaunbiuh  folgte 
Jiso,  der  zufallig  von  einem  Jäger  erschossen  wurde,  dann 
Schwetzo  modehnung,  dann  Sokadeh  (972  p.  d.)  und  dann  der 
Liebling  in  birmanischer  Gesqhichte  und  Sage ,  Noatasa  (Naura- 
tachau  oder  Anaurattha  Säumen)  oder  Anorata  MangxuaKraung- 
phrusan,  der  997  p.  d.  durch  die  von  Thatung  eingeladenen  Priester 
(unter  der  Führung  des  Kahan  Ahajan)  die  Pagoden  Pagan's  er- 
baute, und  einen  Feldzug  nach  China  nnternahm,  um  die  heiligen 
Zahnreliquien  Gautama's  zu  erhalten,   sich  aber  nur  mit  einem 

BattiftiT.  OatMlen.  I.  3 


34  •  Birma. 

aus  Oold  und  Silber  gefertigten  Kunstwerke  begnügen  musste. 
Er  hatte  den  Wunsch,  auch  die  Haarreliquien  ausSiugkhudan  oder 
Rangun  wegzuführen,  kehrte  jedoch  in  Pruen  oder  Prome  an  der 
Grenze  der  Raman  wieder  um,  um  nicht  die  Freundschaft 
zwischen  Mon  und  Ava  zu  brechen.  Schon  vor  Noatasa's  Zeit 
gab  es  buddhistische  Priester  in  Pagan ,  aber  sie  Hessen  sich  die 
gröbsten  Uebertretungen  des  Gesetzes  zu  Schulden  kommen ,  da 
sie  keine  Bücher  besassen.  Sie  assen  am  Nachmittage ,  tranken 
spirituöse  Getränke  und  ritten  auf  Pferden,  wie  die  rothen  Lamas 
Tibet's  und  der  Tartarei.  Erst  nachdem  der  Patimok  nach  Tha- 
tung  gebracht  war,  führte  Noatasa  eine  orthodoxere  Sittenstrenge 
ein.  Der  in  der  Unfähigkeit  seines  passiven  Widerstandes,  durch 
die  geschichtlichen  Erschütterungen  Yorder-Indiens  auseinander 
geschleuderte  Buddhismus,  nach  Norden  hinter  die  Gebirgs- 
mauern  des  Himalaya,  nach  Süden  in  die  durch  die  See  ge- 
schützte Insel  Ceylon's,  traf  so,  in  einem  östlichen  Bogen  zurück- 
schweifend ,  auf  dem  noch  undisputirten  Terrain  Hinterindiens 
wieder  zusammen.  In  Pegu  findet  sich  noch  die  Keik*)  oder 
Jeik  Kalo-arak  (die  Pagode  der  Branntweintrinker)  und  daneben 
wird  der  Kalukk  (Nat)  Paichjaukamandon  in  der  Form  eines 
Dsedi  (eine  spiralförmige  Pagode)  verehrt.  In  Tibet  wurde 
erst  durch  Tsongkaba's  Reform  die  Ehelosigkeit  zur  Pflicht  ge- 
macht, und  Loub^re  bemerkt,  dass  die  Talapoine  derLao,  die 
sich  verheiratheten ,  von  den  Talapoinen  Siams  Häretiker  ge- 
scholten wurden. 

In  der  Zeit  als  Asoka  in  Patalibutra  herrschte ,  erklärte  mir 
ein  Mönch  in  Bangkok ,  kamen  die  Mahathero  über  Land  durch 
di^  Lao-Gegenden  nach  Siam,  und  unterrichteten  dort  die  in  den 
Wäldern  zerstreuten  Bewohner,  da  es  damals  noch  keine  Städte 
gab.  Als  aber  später  die  Bücher  verloren  gegangen,  wurden  sie 
von  Kambodia,  wohin  sie  von  Ceylon  gekommen,  erneuert.  Die 
Chinesen  wollen  zuerst,   durch   ihre  Einfälle  unter  den  Han 


*)  Kheik  oder  Keik  (Queik)  ist  das  peguanische  Wort  für  Pagode  so  wie  für 
die  Gottheit  uad  wahrscheinlich  dam  bei  deu  Reisenden  des  Mittelalters  so  oft  auf- 
stossende  Qniay  oderQaaj. 


\ 


Die  drei  Pagan.  85 

(ü.  Jahrhundert)  den  Buddhismus  inTschinla  oderKambodia  ein- 
geführt haben.  Jetzt  aber  gehört  Kambodia  zur  indischen  Hälfte 
der  indochinesischen  Halbinsel,  und  nurAnnam  zur  chinesischen. 
Interesse  für  eine  gründlichere  Kenntniss  der  Religion,  und  an  der 
Wissenschaft  mag,  wie  nach  der  Zerstörung  Constantinopels  in 
Italien,  durch  die  indischen  Verfolgungen  angeregt  sein,  dieviele 
gelehrte  Männer  in  die  Ferne  trieben  und  auch ,  wie  Matuanlin 
erzählt,  den  Sohn  des  Königs  Mandjusri  988  p.  d.  nach  China 
brachten.  Unter  Sangkeem  (von  denThan)  kamen  buddhistische 
Brahmanen  in  Tonquin  an  (1000  p.d.).  Du  Halde  bemerkt,  dass 
die  Siamesen  ihre  Religion  und  Sprache  aus  dem  Königreiche 
derThaijai  erhalten  hätten,  das  durch  Priester  regiert  wurde  und 
wahrscheinlich  Lhassa  (Barontala)  bedeute.  TheBhotias  Mehals 
(of  Kumaon)  have  no  priests  of  their  own  caste,  but  avail  them- 
selves  according  to  circumstances  of  the  Services  of  a  Brahman 
or  of  a  Lama  (Traill).  Die  Lolos  an  der  chinesischen  Grenze 
erhielten  ihre  Schrift  von  den  Bonzen  Pegu's  und  Ava's,  die 
dort  von  den  chinesischen  verschiedene  Tempel  bauten  und  ihr 
eigenes  Ritual  bewahrten.  Die  birmanische  Geschichte  berichtet, 
dass  nach  dem  dritten  Concil  (234  a.  d.)  der  Missionär  Yaunaka- 
dhammarekkhita  nach  Aparanta  oder  Birma  geschickt  sei ,  wie 
Uttara  und  Sauna  nach  Suvannabhummi  oder  Pegu. 

Nach  Noatasa  verläuft  die  Geschichte  deutlich  ins  Fabelhafte 
und  erst  mit  Alaunsidu's  Thronbesteigung  und  vielleicht  erst 
mit  Narapadi-sethu  wird  wieder  geschichtlicher  Boden  betreten. 
Da  aber  Alaunsidu  der  König  von  Mienzain-myo  genannt  wird, 
einer  Stadt,  die  später  nach  der  chinesischen  Eroberung  sui  Be- 
deutung aufstieg,  so  wird  mit  ihm  eine  neue  Dynastie  in  Pagan 
begonnen  haben.  Ungefähr  um  die  Zeit  von  Noatasa's  Tod  fällt 
der  Zug,  den  ein  aracanischer  König  von  der  Küste  bis  nach  Ta- 
goung  gemacht  haben  soll,  obwohl  die  Mode  der  entente  cordiale 
zwischen  gekrönten  Häuptern  damals  wohl  noch  nicilt  an  der 
Tagesordnung  war,  und  wenn  ein  im  Südosten  ansässiger  König 
Pegu's  für  Kolonien  aracanischer  Kriegsgefangener  im  westlichen 
Sagaing  Platz  fand,  so  konnte  sich  das  Gebiet  Pagans  glicht  gerade 
weit  erstrecken.     Die  Chinesen  haben  aufgezeichnet,  dass  unter 


36  Birma. 

den  Soung  (960—1123)  viele  Gesandtschaften  ankamen  von  den 
Ftlrsten  der  indochinesischen  Halbinsel ,  die  während  dieser 
Periode  ganz  durch  innere  Kriege  zerrissen  war. 

Erungphuson  (Erung-phra-song)  Nauratachau  (Anarata- 
raxa-chao)  ist  ein  in  siamesischer  Art  zusammengesetzter 
Titel  9  wie  viele  Namen  der  damaligen  Zeit  auf  ein  Vorwalten 
der  Thai-Race  im  Irawaddi - Thale  deuten,  da  das  eigent- 
lich Birmanische  erst  mit  dem  in  Tongu  gegründeten  Königreich 
zur  Geltung  kam,  an  die  alte  Geschichte  Prome's  wieder  an- 
schliessend. 

Noatasa's  Sohn,  Zolu,  suchte  Yansitta,  dessen  künftiges 
Künigthum  schon  seinem  Vater  prophezeit  war,  zu  tödten,  aber 
dieser  floh  mit  einem  Jäger  den  Fluss  aufwärts  und  gründete 
Tihlein,  wo  er  herrschte,  bis  es  ihm  glückte,  Ngayaymin  zu 
stürzen  und  dann  den  verheissenen  Thron  Pagans  zu  besteigen. 
Doch  vermählte  er  zur  Aussöhnung  seine  Tochter  Schwe-eim-tih 
mit  Zolu's  Sohn  Zoziun.  Nach  einer  Inschrift  auf  dem  Myen- 
kataung  (zwischen  Mellun  und  Magwe)  wurde  König  Zolu  oder 
Saulu  (1030—1056  p.  d.)  dort  von  seinem  Generale  ermordet. 

Dann  bricht  die  glänzende  Regierung  Alaunsidu's  (oder 
Alaun-kani-su*s)  an ,  dem ,  umgeben  von  seinem  geschmückten 
Hofstaat  im  gold-  und  silberglänzenden  Palaste,  der  Thagiamin 
selber  einen  weissen  £lephanten  zuführt.  Die  Nat  dienten  ihm 
und  standen  seines  Winkes  gewärtig.  Alaungisu  montando  una 
superbissima  naue  de  Nat  colla  comitiva  di  80,000  altri  piccioli 
legni  si  porto  al  luogo,  dove  epiantato  el  grande  albero  sacro  di 
quest^  isola  Zabudiba,  ed  ivi  per  sette  continui  mese  fece  grandi 
feste.  In  questo  stesso  luogo  si  porto  il  Principe  de  Nat  e  saluto 
Alaungisu,  sagt  Sangermano.  Als  das  Königreich  Zambadijpa 
oder  Jambadwipa  (das  Erdenreich),  die  Provinzen  Arimaddana*), 
Dougan,  Myensoung  und  Yengya  einschliessend,  flgurirt  Pagan- 
myo  nochrjetzt  unter  den  Titeln  des  Königs  von  Birma. 


*)  Vielleicht  AryamandaDa,  als  eine  d€t  den  Indochinesen  geläufigen  Trans- 
potsitionen  Aryavarta's,  die  Manu  vou  dem  östlichen  bis  westlichen  Ocean  zwischen 
die  Gebirge  Himandat  und  Vindliya  setzt. 


Die  drei  Pagan.  37 

AlauDsidu  unternahm  einen  Feldzug  nach  Tenasserim,  um 
eine  dort  ausgebrochene  Revolution  zu  dämpfen,  und  gab  dem 
durch  innere  Kriege  zerrütteten  Aracan  einen  neuen  Herrscher 
(1118  p.  d.),  der  ihm  tributpflichtig  blieb.  Aus  seiner  Zeit  datirt 
die  in  Buddhagaya  aufgefundene  Inschrift  (1105),  die  aber  schon 
von  einer  früheren  Sendung  eines  Thadomin  spricht.  Ausser 
Bassein  soll  er  auch  die  Insel  Ceylon,  deren  Gouverneur/  wie  dem 
von  Tenasserim ,  das  Epithet  Kala  (Ausländer  oder  Bat-bar)  bei- 
gelegt wird,  einverleibt  haben.  Die  Ausdehnung  seiner  Herrschaft 
wird  bis  Delhi  angegeben.  Das  Mahawanso  setzt  in  diese  Zeit 
manche  Beziehungen  mit  dem  Festlande.  Durch  die  steten  Ein- 
fälle derMalabars  zu  Grunde  gerichtet,  hatten  sich  die  Buddhisten 
Ceylons  nach  Siam  gewandt  und  von  dort  Geldunterstützung 
erhalten.  Als  mit  Pollonnaruwa's  Thronbesteigung  (1071  p.  d.) 
die  Ordnung  wiederhergestellt  war,  erschienen  an  seinem  Hofe 
gelehrte  Priester,  die  Anuradha,  König  von  Aracan ,  abgesandt 
hatte.  Das  Ansehen,  das  sich  die  Könige  der  continentalen 
Staaten  Hinterindiens  in  Ceylon  verschafft  hatten ,  zeigte  sich  in 
dem  Streite  zwischen  dem  Gesandten  des  Königs  von  Sollee  und 
des  Königs  von  Siam,  wobei  Pollonnaruwa  dem  letztem  den  Vor- 
rang gab,  obwohl  er  dadurch  wieder  einen  blutigen  Krieg  auf  sich 
herabzog  und  für  einige  Zeit  selbst  seine  Hauptstadt  vor  den 
Feinden  räumen  mustte. 

Dass  das  birmanische  Reich  in  der  der  chinesischen  Erobe- 
rung vorhergehenden  Zeit  eine  bedeutende  Ausdehnung  gewonnen 
haben  muss,  geht  auch  aus  den  siamesischen  Ueberlieferungen  her- 
vor, wo  die  Einführung  der  Chunlosakkharat  ein  unentschiedener 
Streitpunkt  ist  und  bald  dem  Phra  Ruang,  bald  dem  Phaya  Krek 
zugeschrieben  wird,  beides  Figuren,  die  vielmehr  der  Mythe,  als 
der  Geschichte  angehören.  Ein  in  den  alten  Büchern  seines 
Landes  wohlbewanderter  Siamese ,  mit  dem  ich  darüber  sprach, 
bemerkte,  dass  die  Siamesen  eine  Verehrung  für  Phaya  Krek 
hätten  und  deshalb  ihm  gern  die  Ehre  der  neuen  Aera  zuwendeten, 
dass  sie  aber  in  Wirklichkeit  durch  Chao  Anuruth  eingesetzt  sei, 
den  König  der  Phama  (Birmanen),  der  alle  Länder  bis  nach 
Kambbuxa  (Kambodia)  erobert  habe. 


^  Binna. 

Die  birmanische  Geschichte  erzählt  auch  jetzt,  dass  der 
König  Pagan's  nach  China  gezogen  sei,  um  Gautama's 
Zahnreliquie  zu  erhalten,  dass  diese  sich  aber  geweigert 
habe ,  ihren  Aufenthaltsort  zu  verlassen.  Er  traf  dort  mit  dem 
Kaiser  Chinas  zusammen ,  der  ihn  täglich  mit  Speisen  in  Gk)ld- 
und  Silbergefässen  versah.  Als  der  König  zurückkehrte,  machte 
er  mit  diesen  kostbaren  Gefässen  den  Priestern  des  E^isers  ein 
Geschenk,  damit  in  ihnen  dem  heiligen  Zahne  tägliche  Opfer- 
gaben gebracht  würden,  und  seit  der  Zeit  sollen  die  chinesischen 
Kaiser  es  als  Pflicht  der  birmanischen  Könige  betrachtet  haben, 
ihnen  solche  Gefässe  zu  schicken,  die  auch  von  der  Gesandtschaft 
1281  als  Tribut  verlangt  wurden.  In  der  Sage  werden  die  Figuren 
Alaunsidu's  und  Anauratha's  zusammengeworfen  und  die  sie  aus- 
zeichnenden Thaten  bald  dem  Einen,  bald  dem  Andern  zu- 
geschrieben ,  bald  zusammen  auf  denselben  übertragen.  Durch 
Ausdehnung  von  Anauratha's  Regierungszeit  scheint  auch  die 
Geschichte  eine  mit  seiner  Periode  gleichzeitige  Lücke  in  ihrer 
Königsreihe  decken  zu  wollen.  Nach  der  Inschrift  in  Ramrih 
begannen  mit  dem  Jahre  1600  (der  Aera  Buddha's)  die  Rahan 
(Arahanta)  im  Königreiche  Arimaddana-Paukkam  (pyae  gyi)  An- 
gehen zu  gewinnen,  als  König  (A^aurasa)  Anauratha-min-^au 
gelehrte  Männer  aus  Sathum  zu  sich  berufen  hätte ,  um  die  dort 
durch  Sonathero  und  Uttharathero  eingeführte  Sasana  auch  in 
seinem  Lande  heimisch  zu  machen  (mit  der  Abhitian).  Die  ver- 
ehrten Namen  der  beiden  Apostel,  die  noch  in  spätem  Zeiten 
immer  wiederkehren,  mögen  erbliche  Abttitel  geworden  sein,  wie 
die  Buddhagosa's,  Nagasena's  u.  A.  m.  in  Kambodia. 

Unter  Alaunsidu's  Nachfolger  Kulaya  oder  Kyan-yeet-tha 
(Kulakyamin  oder  Narathu)  kamen  fünf  Rahandas  vomHemawon 
und  bauten  die  Grotten  des  Ananda-Tempels  (nanda-tsee-goon). 
Dieser  König  soll  in  der  Schlacht  mit  einem  indischen  Volke, 
das  aus  Chittagbng  eingebrochen,  umgekommen  sein  (1153  p.d.), 
was  ziemlich  mit  der  ceylonischen  Expedition  zusammenfällt. 
Als  Jinneatinga,  sein  Nachfolger,  die  Stadt  Arimaddana-Pauk- 
kam-Jama  nach  einer  günstigeren  Localität  verlegte,  fiel  für 
sieben  Tage  ein  Regen  von  Kleinodien. 


Die  drei  Pagan.  39 

Nach  Kriegsunglück  pflegen  die  birmanischen  Könige  ge- 
wöhnlich ihre  Hauptstadt  zu  verändern ,  um  das  böse  Omen  ab- 
zuwenden, und  dies  ist  eine  der  Ursachen,  dass  alle  Reiche 
Hinterindiens  eine  solch  grosse  Zahl  verfallener  Residenzen  auf- 
zuweisen haben.  Die  ceylonesische  Geschichte  erwähnt,  dass 
Pakramabahu  die  Hauptstadt  des  Königs  von  Arimaddana  (Pagan) 
und  Kambodia  (das  obere  Birma  der  Schan)  erobert  habe ,  und 
nach  dem  Abzüge  der  Feinde  werden  die  einheimischen  Astrologen 
Unglück  prognosticirt  haben  und  dem  neuen  Könige  gerathen, 
seinen  Thron  auf  einem  unentweihten  Boden  aufzustellen.  So 
entstand  das  dritte  Pagan,  welches  näher  nach  derSchwe-Zigong- 
Pagode  lag,  als  das  mittlere. 

Ginneatinga's  Nachfolger,  Narapaetago ,  wurde  durch  Nara- 
patiseju  oder  Jeyasingha  (Narapadi  -  Soethu)  getödtet.  Dieser 
König,  ein  Enkel  Alaunsidu's,  wetteifert  mit  demselben  in  dem 
Ruhm  seiner  siegreichen  Unternehmungen.  Die  Chinesen  wurden 
in  einer  gewaltigen  Schlacht  bei  Kosambhi  vernichtet,  der  alten 
Hauptstadt  des  Thaies  von  Nyaung-chwe,  deren  Reste  (nachYule) 
dort  noch  existiren  sollen.  Von  seinen  südlichen  Expeditionen 
zurückkehrend ,  wobei  er  die  weit  ins  Meer  schauende  Pagode 
auf  der  Landspitze  Tavoy's  erbaut  hatte  (1204),  gründete  er  an 
der  Küste  Pegu's  die  Stadt  Martaban  und  setzte  dort  Alingma 
als  seinen  Gouverneur  ein.  Dann  unternahm  er  eine  Pilgerfahrt 
nach  den  heiligen  Pagoden  Schuemadu  und  Schwedagon ,  sich 
auf  dem  Sittang  zur  Heimfahrt  einschiffend.  In  den  Wäldern  seiner 
Ufer  fand  er  die  Reste  der  Pagoden,  die  in  langer  Vorzeit  das  Brüder- 
paar Ninaun  erbaut  hatte,  renovirte  sie  und  legte  dann  den  Grund 
für  Tongu,  wo  er  seinen  Schwiegersohn  Nandaturiya  als  Statthalter 
einsetzte.  Schon  früher  hatte  dieser  fromme  König  durch  eine 
Gesandtschaft  fünf  Gelehrte  aus  Ceylon  zu  sich  berufen  (1181 
p.d.),  von  denen  der  eine  ein  Kambodier,  der  andere  ein  Ceylonese 
war.  Buchanan  meint,  die  von  ihnen  gebrachten  Bücher  seien 
(1200)  aus  Aracan  gekommen.  Eine  der  in  Pagan  gelesenen 
Inschriften  erwähnt  aus  seiner  Zeit  (1187  p.  d.)  Milchgaben,  die 
den  Priestern  gemacht  wurden.  Die  Inschrift  in  Ramrih  sagt 
Folgendes:  Als  im  Jahre  1724  (der  AeraBuddha's)  NarapadiCaesu 


40  Bimu. 

herrschte ,  berief  er  zu  sich  nach  Pukam  fünf  Gelehrte ,  die  alle 
wohl  bewandert  in  den  Shastras  waren  und  sie  völlig  im  6e- 
dächtniss  bewahrten :  ausTaemalitti-yoasadenÖhilavunthen,  aus 
ELambau^tein  den  Sadamaliddhamathen ,  aus  Ki^ipurasa  den 
Anandamathen ,  aus  Lingadipana  den  Yahulathen ,  aus  Dipidaka 
den  Maramathen  nebst  Öhapadathen ,  von  dem  dieselbe  Inschrift 
schon  aus  dem  Jahre  1714  berichtet,  dass  er  in  Ceylon  geweiht 
worden  war ,  als  er  in  der  Begleitung  des  Uttaravamathen  dahin 
gefolgt  war.  Dieser  treiie  Rathgeber  des  Königs  (Pagan-min- 
tora)  und  Schiller  des  Aranyavunsathen ,  der  Schüler  des  Maha- 
kalathen  (und  dieser  des  Dasa) ,  hatte  sich  nach  Ceylon  begeben, 
um  die  Äechtheit  der  Schriften  des  Pitakat  zu  prüfen,  und  sie  zu 
seiner  Freude  richtig  befunden. 

In  Narapadisethu,  dessen  Chronologie  durch  gleichzeitige 
Zeugnisse  der  siamesischen  Geschichte  bestätigt  wird,  verknüpfen 
sich  die  Traditionen  der  Karen  durch  Tavoy,  die  der  Peguaner 
durch  Martaban  und  die  der  Birmanen  durch  Tongu. 

Von  dem  nächsten  König  Zayatinganan  (der  Meister  der 
Berechnungen)  oder  Zeyasinha,  der  mit  einem  Fürsten  der  Schan 
Ober  Veränderung  der  Aera  berathen  hatte  und  den  Baudhi- 
Tempel  in  Pagan  erbaute,  wird  das  Wunder  Hiskias  berichtet, 
dass  nämlich  bei  seinem  Tode  (1212  p.  d.)  der  Schatten  der 
Sonne  zurückgegangen  sei.  Auch  bemerkt  Sungermano  aus  dieser 
Zeit ,  dass ,  weil  beim  Tode  des  Königs  Samanda  ein  Komet  ge- 
sehen wurde,  unter  seinem  Softne  il  principe  de  Nat,  tronco  dalla 
Erä  642  anni  e  comindo  che  invece  di  644  si  dicesse  d'allora  in- 
nanzi  Tanno  2.  Auf  Kyazoa  folgte,  nach  Ousena,  zur  Zeit  des 
chinesischen  Krieges  Mangkhwekhye  (1^33  p.  d.)  ui]#  dann 
wurde  von  denEdeln  in  dem  von  der  Inschrift  Sagain'B  erwähnten 
Schlachtjahre  (1277)  Nagatihapatae  (KoayzegH)  oder  Narathfha- 
pade  gewählt,  unter  dem  das  damals  in  der  Pracht  von 
1000  Pagoden  prangende  Pagan  zum  Untergang  kommen  sollte. 
Das  der  chinesischen  Invasion  entgegengesandte  Heer  wurde 
geschlagen,  die  schützenden  Nats  eilten  durch  die  Luft 
nach  der  Hauptstadt,  um  die  Unglückspost  dem  Könige  mit- 
zutheilen.    Eine  Menge  der  Pagoden  wurde  zerstört,  um  rasch 


i 


Die  drei  Pagan.  41 

Steine  und  Material  für  den  Bau  neuer  Wälle  zu  erhalten.  Da 
aber  eine  Unheil  verkündende  Prophezeiung  in  dem  Fundament 
eines  der  Tempel  gefunden  wurde ,  flüchtete  der  König  in  einem 
kleinen  Boote,  um  sich  nach  Bassein  zu  retten»  wo  er  bald  darauf 
starb  und  sein  Sohn  Eyozua  von  den  Orossen  ermordet  wurde. 
Die  Chinesen ,  deren  General  (bei  Marco  Polo)  Nestardin  heisst, 
eroberten  zuerst  Kiatfgteou  und  dann  Ta'ikong  (die  Residenz  des 
Königs  von  Mientien) ,  das  Volk  der  Kintchi  (Goldzähne)  unter- 
werfend. Sie  verfolgten  den  fliehenden  Fürsten  bis  nach  der 
noch  jetzt  Tarop-mou  (Cap  der  Chinesen  oderTaroup)  genannten 
Landspitze,  von  wo  sie  umkehrten  und  scheinen  auch  Pagan  bald 
darauf  wieder  verlassen  zu  haben  (1284  p.d.).  Aus  dieser  Zeit 
stammen  vielleicht  die  chinesischen  Forts,  deren  Ueberreste 
Griffiths  bei  Thigan  und  Myadoung  erwähnt.  Als  nächster  Kö- 
nig wird  Bihatu  genannt,  der  durch  seinen  Bruder  gestürzt  wurde, 
darauf  Tschosoa  oder  Eaasoadah,  Sonit  und  dann  schliesslich  Somu- 
nit  oder  Usana,  unter  dessen  Regierung  Tiegcr  das  verwüstete  Land 
betraten  und  in  solcher  Menge  zunahmen,  dass  es  unfähig  wurde, 
Menschen  länger  zur  Wohnung  zu  dienen.  Mit  ihm  endet  die 
Geschichte  Pagans  und  folgt  die  der  verschiedenen  kleinen  König- 
reiche am  mittlem  Irawaddi,  die  der  Gründung  Ava's  vorhergingen. 
Die  Anknüpfung  gesehieht  durch  ZufÜgung  zweier  anderer 
Namen.  Nach  Usana,  9er  gewöhnlich  für  den  letzten  König 
Pagans*)  gilt,  regierte,  heisst  es,  ^nkojaedeh,  der  von  China 
gekommen  und  vielleicht^von  China  als  Gouverneur  eingesetzt 
worden  war.  Unter  seinem  Sohne  Yoseamin  kam  in  Pagan  ein 
heiliger  Pungyi  aus  Kapilawut  an,  Namens  Thingaeboh,  der 
so  grosse^  EinflttBS  beim  Könige  gewann,  dass  seine  drei  Söhne 
als  Gouverneure  in  den  unterworfenen  Provinzen  bestellt  wurden. 
Als  später  der  König  von  Pagan  selbst  sich  in  ein  Kloster  zurückzog, 
machten  sie  sich  unabhängig  (646  der  Chunlosakkherat,  1285  p.  d.). 
Tinkeamin  oder  Athingejah  baute  für  seine  Residenz  Mekkeah, 
Yantinjanmin^oder  Yasat-Tingan  baute  Mienzain  undTihetbaumin 


*)  Bein  Name  steht  aach  schon  froher  in  der  Königsliste  and  wird  sein  Tod 
oder  doch  das  Ende  der  Regierung  1233  datirt,  also  im  ersten  chinesischen  Kriege, 


42  Birma. 

oder  Tihadu  baute  Pinlae.  Indess  blieben  sie  yereinigt  und 
bildeten  unter  sich  eine  Conföderation ,  deren  Centralregierung 
ihren  Sitz  in  Mienzain  hatte.  Nachdem  seine  Brüder  gestorben 
waren,  bemächtigte  sich  Tihethaumin  der  andern  beiden  Städte 
(674  Ch.  S.)  und  verlegte  seine  Residenz  nach  der  neu  erbauten 
Stadt  Panja.  Nach  einer  andern  Darstellung  erhoben  sich  beim 
Tode  Somunits ,  mit  dem  die  Hen*schaft  t^agans  erlosch ,  drei 
Prinzen  der  königlichen  Familie,  Yasat-Tingan ,  Athingejah  und 
Tihadu,  die  die  Städte  Mienzain,  Mekkeah  und  Pinlae  verwalteten. 
Sie  vereinigten  ihre  Truppen  und  machten  Usana,  der  noch  als 
Schattenkönig  in  Pagan  sass,  zum  Gefangenen.  Als  dessen 
Bruder  Sonitha  (gleichfalls  Sohn  des  frühem  Königs  Tschosoa 
oderNanschajosoa)  sich  an  den  chinesischen  Gouverneur  Uthiboa 
um  Unterstützung  wandte,  kehrten  sie  zurück  und  ermordeten 
ihn.  Die  Bewohner  Pagans  wurden  dann  vertrieben  und  die 
Stadt  wüste  gelegt,  damit  sie  in  ihren  Herrschaften  lieine  weitere 
Belästigung  von  dort  zu  fürchten  hätten. 

In  den  vonBurney  benutzten  Chroniken  wird  der  Uebergang 
von  Pagan  zu  Mienzain  in  verschiedener  Weise  vermittelt.  Die 
den  nach  Bassein  geflohenen  König  bis  Taraupmou  verfolgenden 
Chinesen  hatten  von  dort,  aus  Mangel  an  Nahrungsmitteln,  um- 
zukehren, rückten  aber  aufs  Neue  gegen  Mienzain,  als  Kyozua, 
der  Sohn  des  letzten  Königs,  von  drei  aufrührerischen  Edelleuten 
entthront  und  ins  Kloster  .gesteckt  wurde.  Als  die  Chinesen 
dessen  Wiedereinsetzung  verlangten,  tiefragten  die  Kebellen  einen 
Priester,  der  sie  an  Gaukler  und  Seiltänzer  verwies.  Some  of 
that  profession  were  sent  for  and  they,  exhibiting  their  feats 
before  the  three  nobles,  repeated  as  customary  wolds  of  no 
meaning,  a  sentence  like  the  foUowing :  „  There  can  be  no  dispute, 
when  no  matter  for  dispute  remains.  ^  Die  Edelleute  sahen  darin 
einen  Wink  und  hieben  das  Haupt  des  Kyozua  ab ,  worauf  die 
Chinesen  sich  zufrieden  gaben,  wenn  sie  dem  Kaiser  zm  huldigea 
bereit  iirären.  Damals  wurden  auch  die  neun  Schanstaaten  von 
Birma  abgetrennt.  Aus  dem  Jahre  1297  p.d.  wird  erwähnet,  dass 
König  Fatiya  seinen  Sohn  mit  Tribut  nach  China  geschickt  habe. 


Die  Heldensage  des  letzten  Pagan. 

lieber  den  Untergang  Pagans  leben  noch  viele  Lieder  im 
Munde  des  Volks ,  wie  überhaupt  die  Geschichte  dieser  Tempel- 
stadt für  das  neue  Geschlecht  der  spätem  Birmanen  zu  einer 
halbmythischen  geworden  ist.  Schon  der  Begierung  Noatasa's 
hat  sich  die  Dichtkunst  bemächtigt,  die  um  ihn  und  seihe  Paladine 
(wie  die  ceylonesische  um  die  10  Hauptleute  des  Königs  Gamini) 
einen  Romanzenkranz  gewoben  hat,  für  dessen  Wiederholung  und 
Erweiterung  es  den  Birmanen  nie  an  Sto£f  fehlt.  Aus  den  Helden, 
als  Tapferer  der  Tapfersten,  ragtYansitta  hervor,  der  später  selbst 
den  Thron  Pagans  bestiegen  haben  soll  und  einer  königlichen 
Genealogie  bedürftig  war.  Noatasa  hatte  sich  um  die  Hand  einer 
Prinzessin  von  Wethali  beworben  und  dieselbe  auch  zugesagt 
erhalten,  glaubte  aber  später  aus  gewissen  Umständen  zu  er- 
kennen, dass  die  Dame  nicht  acht,  sondern  nur  eine  ausgekleidete 
Prinzessin  sei.  Er  schickAe  sie  deshalb  von  dem  geräuschvollen 
Hofe  fort  nach  einem  einsamen  Jagdschlosse ,  und  sie  soll  dort 
gegen  die  Liebe^bezeugungen  eines  armen  verlassenen  Naga^  der 
gleichfalls  sich  nach  Theilnahme  sehnte,  nicht  unempfindlich 
gewesen  sein  und  selbst  regelmässige  Besuche  zugelassen  haben. 
Genug,  der  König  hörte  eines  Tages  von  seinem  Hofastrologen, 
dass  er  böse  Zeichen  in  den  Sternen  geschaut,  am  heutigen  Tage 
sei  der  Feind  des  Königthums  zu  Pagan  im  Keime  empfangen. 
Der  König,  um  ihn  auch  gleich  im  Keime  zu  ersticken y.erliess 
den  Befehl,  jedes  schwangere  Weib  im  Lande  zu  tödten  und  zu 
verbrennen,  aber  an  das  entlegene  Waldhaus  wurde  nicht  gedacht. 
Nach  neun  Monaten  verfinsterte  sich  wieder  d^  (jesicht  des 


44  Birma. 

Astrologen,  der  Feind  war  soeben  geboren.  Sogleich  erging  der 
Befehl,  alle  Säuglinge*)  im  Lande  zu  tödten,  und  diesmal  wUrde 
auch  Yansitta,  wie  der  Knabe  der  Prinzessin  genannt  war,  nicht 
entkommen  sein,  wenn  ihn  nicht  der  Drachenkönig  mit  sich  in  sein 
unterirdisches  Reich,  um  ihn  vor  Leid  zu  hüten,  genommen  hätt«. 
Der  König  glaubte  sich  jetzt  beruhigt  und  athniete  auf.  Der 
Astrologe  sah  nichts  in  den  Sternen ,  da  diese  die  Unterwelt  der 
Drachen  nicht  bescheinen.  Indess  Yansitta  wuchs  heran  und  er 
trat  in  die  Jahre ,  wo  ihm  das  Licht  der  Religion  nicht  mehr  vor- 
enthalten werden  durfte.  Die  Schlangendrachen,  die  von  jeher 
sehr  fromme  Buddhisten  gewesen  sind,  fürchteten  eine  Sünde  zu 
begehen ,  wenn  sie  ihn  länger  bei  sich  behielten ,  und  er  wurde 
in  die  Oberwelt  entlassen,  wo  er  sich  bei  einem  Hirten  verdingt« 
und  in  freien  Stunden  den  Lehren  eines  alten  Mönchs  zu  lauschen 
pflegte.  Wie  entsetzte  sich  der  Astrologe,  als  er  plötzlich  eines 
Morgens  den  längst  vergessenen  Feind  aufs  Neue  aus  den  Sternen 
hervortreten  sah,  in  der  Gestalt  eines  Kuhjungen.  Wieerschrack 
auch  der  König!  Und  schnell  war  der  Befehl  gegeben,  alle 
Jungen ,  die  Kühe  hüteten  oder  dahinter  herliefen ,  sogleich  und 
auf  der  Stelle  zu  tödten.  Glücklicherweise  war  der  Naga  in  der 
Nähe,  der  seinen  Sprössling  unsichtbar  machte,  so  dass  die 
Henkersknechte  vorbeigingen ,  ohne  ihn  zu  sehen.  Yansitta  trat 
dann  in  das  Kloster  ein  und  Hess  sich  weihen.  Der  Astrologe  sah 
ihn  wieder,  er  sah  ihn  als  Priester.  Jetzt  war  guter  Rath  theuer. 
Das  gelbe  Gewand  schützte  selbst  den  Feind  des  Vaterlands 
gegen  jede  Nachstellung  des  Königs.  Dieser  aber  wünschte 
wenigstens  den  kennen  zu  lernen ,  der  ihm  so  nefährlich  schien. 
Er  veranstaltete  also  ein  grosses  Fest ,  zu  dem  er  alle  Priester 
des  Landes  einlud,  und  als  er  umherging,  seine  Gaben  aus- 
zutheilen,  erkannte  er  den  Gesuchten  an  d^in  goldstrahlenden 


*)  Pinto- erzählt,  dass  der  See  Oregantor  tf#em  Königreiche  Savadi  durch 
einen  die  Stadt  mi|  30,000  Priestern  zerstörenden  Feuerregen  gebildet  worden, 
als  der  iCSnig  durch  sein  Gebet  zu  Qniay  Guator  (dem  Kriegsgotte)  allö"  männ- 
lichen Kinder  getödtet  habe,  worauf  nur  85  Eremiten  in  der  Einsiedelei  desQuiay 
Vogarem  (des  halfreichen  Gottes)  übrig  geblieben  seien,  um  an  die  85,000  Kna- 
iMD  zu  eritaem.  .  .         ^ 


Die  Heldensage  des  letzten  Pagan.  45 

Lichte  y  das  aus  seinem  Munde  hervorglänzte.  Der  Gegenstand 
so  vieler  Sorgen  war  sehr  verwundert,  dieselben  jemals  erweckt 
zu  haben,  und  bat,  die  Prophezeiung  noch  einmal  genau  zu  prüfen. 
Der  Astrolog  rechnete  und  rechnete  und  brachte  schliesslich 
heraus,  dassYansitta  allerdings  den  Thron  besteigen  würde,  aber 
dass  es  damit  noch  50  Jahre  Zeit  hätte  und  keine  eigentlichen 
Sorgen  zu  machen  brauche,  da  der  bejahrte  König  wahrscheinlich 
in  der  Zwischenzeit  sterben  würde,  ja  dass  es  sich  überhaupt  erst 
15  Jahre  nach  seinem  Tode  erfüllen  würde.  So  muss  es  im 
Grunde  doch  ein  herzlich  dummer  Mathematiker  gewesen  sein, 
dies  so  lange  zu  verschweigen ,  aber  der  König  war  auch  jetzt 
noch  froh,  seine  Qualen  los  zu  sein,  Hess  Yansitta  in  allen  ritter- 
lichen Künsten  ausbilden  und  erzog  sich  in  ihm  den  kühnsten 
seiner  Kitter.  Er  diente  ihm  stets  treu  und  redlich,  wie  es  einem 
guten  Soldaten  geziemt,  nur  als  er  zum  Hüter  der  reizenden 
Prinzessin  von  Thatung  bestellt  wurde,  trug  seine  Galanterie 
über  seine  Loyalität  den  Sieg  davon.  Die  Erzählung  seiner 
Abenteuer  füllt  Bände  im*  Birmanischen. 

Wie  gewöhnlich  sind  in  diesem  Sagenkreis  verschiedene 
Königsgestalten  der  Geschichte  zusammengeworfen,  die  des  Ein- 
ftthrers  des  Buddhismus,  des  Eroberers  Thatungs,  des  Siegers  über 
die  Chinesen  und  des  letzten  Königs  von  Pagan ,  unter  dem  die 
Hauptstadt  von  den  Chinesen  zerstört  wurde.  Es  ist  eine  Maxime 
der  Geschichtschreiber  Hinterindiens,  die  Zeit,  wo  ein  Land  in 
Abhängigkeit  fällt,  mit  den  extravagantesten  Erfindungen  aus- 
zufüllen, um  zur  nächsten  Periode  der  Selbstständigkeit  hinüber- 
zuführen. 

Nach  der  Eroberung  Thatungs  übergab  König  Noatasa  die 
Prinzessin  Thatungdau  seinen  vier  Helden  zur  Bewachung,  damit 
sie  unbeschädigt  nach  Pagan  gebracht  würde,  wo  die  Vermählung 
Statt  finden  sollte.  Da  sie  so  fein  und  zart  war,  so  hielt  man  es 
für  das  sicherste,  sie  ia  ein  Kyot  (eine  hölzerne  Nadeldose)  zu 
stecken,  damit  die  rauhen  Hände  der  Ej'iegsminner  sie  nicht 
verletzen  würden.  Die  Dose  wurde  genau  gewogen  (sie  wog 
gerade  eine  Jasmin-Blume)  und  dann  ausgemacht,  dass  jeder  der 
Bitter  sie  abwechselnd  für  einefi  Tag  unter  seiner  Obhut  haben 


it  Birma. 

solle.  Yansitta  erhielt  sie  zuerst  und  trug  sie  sorgsam  bei  sich. 
Gegen  Abend  aber,  wo  er  sich  in  der  Dämmerung  ungesehen 
glaubte ,  konnte  er  seine  Neugierde  nicht  länger  bezähmen  und 
gerade  um  nur  ein  paar  Wörtchen  mit  dem  Fräulein  zu  reden, 
öffnete  er  ein  ganz  klein  wenig  den  Deckel  und  blickte  hinein. 
Aber  zugleich  drang  auch  ein  säuselnder  Zephyr  ins  Innere  und 
das  leichte  Dämchen  blies  auf,  so  dass  sie  aus  der  Dose  empor- 
zuquellen anfing.  Yansitta  hatte  ziemliehe  Noth,  sie  sorgsam 
wieder  hineinzuschieben,  ohne  ihr  ein  Leids  zu  thun,  klappte 
den  Deckel  wieder  zu  und  übergab  rasch  die  Dose  seinem  Nach- 
folger, froh,  von  der  Verantwortung  los  zu  sein.  Aber  er  hatte 
sich  verrechnet.  Ehe  der  andere  Leibwächter  sein  Amt  antrat, 
wurde  die  Dose  aufs  Neue  gewogen ,  und  da  sie  ein  Blättchen 
mehr  als  eine  Jasminblume  wog,  so  gab  der  erzUrnte  König  Be- 
fehl, Yansitta  zu  tödten.  Da  dieser  zu  den  unverwundbaren 
Luzunggaun  gehörte,  so  konnte  es  nur  mit  des  Königs  fliegendem 
Speer  (hlan  bian  oder  hlan  dsakya)  Ayendama  geschehen  und 
derselbe  wurde  den  Henkern  zu  solchem  Zwecke  übergeben. 
Statt  aber  Yansitta's  Brust  zu  durchbohren ,  zerschnitt  der  Speer 
nur  die  Bande,  mit  denen  er  gefesselt  war.  Der  sich  frei 
fühlende  Wundermann  sprang  auf  in  die  Luft,  den  an  den  Ketten 
hängenden  Speer  mit  sich  führend,  und  griff  auch  noch  rasch  die 
Prinzessin  in  ihrer  Dose  auf,  die  man  dorthin  gestellt ,  damit  sie 
Zeugin  seiner  Strafe  sei.  So  wohl  zufrieden ,  setzte  er  mit  dem 
Zauberspeer  und  der  Prinzessin  seine  Reise  durch  die  Luft  fort 
und  kam  in  das  Land  der  Kala,  wo  er,^  durch  langes  Fliegen 
ermüdet,  ein  Schläfchen  zu  machen  gedachte  imd  auch  bei  der 
Prinzessin  keinen  Einspruch  fand.  Die  neugierigen  Kalas  aber 
hatten  die  Ankunft  eines  so  sonderbaren  Reisenden  bemerkt  und 
wünschten  Näheres  über  ihn  zu  erfahren.  Vier  ihrer  Spione  um- 
schlichen den  Baum,  unter  dem  das  Pärchen  ruhte,  d^n  günstigen 
Moment  zu  Raub  und  Mord  er^ähend.  Doch  dieweil  der  Ritter 
schlummerte:  ^ 

,Es  wacht  sein  Schild,  sein  Speer,  sein  Schwert"  und  der 
aufmerksame  Speer  fiel  dreimal  mit  grossem  Getöse  nieder,  um 
seinen  Herrn  zu  wecken.     Yansitta  sprang  auf  und  warf  dc^„ 


Die  Heldensage  des  letzten  Pagan.  47 

Speer,  der  sogleich  nicht  nur  die  vier  Banditen ,  sondern  alle  die 
Kalasy  die  in  den  verschiedenen  Theilen  des  Waldes  umher- 
standen ,  in  einer  Tour  durchbohrte.  Indess  wünschte  Tansitta 
nicht,  in  einem  so  ungastlichen  Lande  zu  verweilen,  er  bestieg 
wieder  sein  Luftross ,  bis  er  in  den  Dörfern  der  Youngbiah  an- 
kam. Er  vermiethete  sich  dort  den  Priestern  eines  Tempels  und 
arbeitete  zusammen  mit  den  Pagode -Sklaven.  Für  ihn  war 
nichts  zu  schwer  oder  zu  lang.  Ganze  Wälder  hatte  er  im  Nu 
umgehauen,  ein  Haus  im  Handumdrehen  gebaut  und  doch  sahen 
ihn  die  Priester  nie  anders  als  essend  oder  schlafend,  so  dass  sie 
nicht  begriffen,  wo  er  Zeit  für  Alles  das  fand.  Eines  Tages  aber, 
als  er  im  Walde  jagte,  hörte  er  einen  Vogel  zwitschern,  der  von 
des  Königs  Tode  sprach.  Auf  diese  Nachricht  kehrte  er  sofort 
nachPagan  zurück,  setzte  Namananda,  den  einäugigen  Nachfolger 
Noatasa's,  ab  und  sich  selbst  auf  den  Thron,  den  er  mit  der  ihm 
treu  gebliebenen  Prinzessin  theilte.  Den  Pungyi's  aber  hatte 
er  ein  Andenken  seines  Aufenthalts  bei  ihnen  hinterlassen.  Als 
einst  der  Abt  sich  beklagte,  dass  ihre  Lemonenbäume  immer 
nur  saure  Früchte  trügen ,  ritzte  er  dieselben  mit  seinem  zaube- 
rischen Speer  und  seitdem  sind  sie  von  der  prächtigsten  Zucker- 
sttsse. 

Als  Yansitta  den  Thron  bestiegen,  entstand  Eifersucht  unter 
den  übrigen  Helden ,  und  besonders  Noataya  zettelte  Intriguen 
an,  um  sich  selbst  an  seine  Stelle  zu  setzen.  Als  der  König 
diese  Verschwörungen  entdeckte,  Hess  er  Noataya  viertheilen 
und  die  Stücke  seines  Körpers  an  den  vier  Enden  der  Stadt 
begraben.  Nabonleppae,  der  Bruder  des  Getödteten ,  eilte  nach 
Tagoung  und  kehrte  von  dort  mit  starker  Truppenmacht  zurück, 
Pagan  zu  belagern.  Trotz  aller  seiner  Anstrengungen  l^onnte  er 
aber  keine  Fortschritte  machen  und  die  Wittwe  seines  Bruders 
theilte  ihm  mit,  dass  Alles  vergebens  sein  würde,  so  lange  ihr 
todter  Gemahl  die  Mauern  bewaehe.  Die  Reste  des  Gerippes 
wurden  ausgegraben  und  die  Stadt  fiel  dann  ohne  Widerstand. 
Nachdem  durch  Ermordung  Yansitta's  seine  Rache  gesättigt  war, 
kehrte  Nabonleppae  nach  Tagoung  zurück  und  Alaunsidu ,  der 
König  V014.  Minsaingmyo,  bestieg  den  Thron  Pagans. 


i 


48  Birma. 

Wie  mit  Tagoung ,  verknttpft  die  Dichtung  Pagan  auch  mit 
Thatung. 

Auf  dem  Gipfel  des  steilen  Berges  Keitsakuh,  gegenüber  ron 
Thatung,  lebte  in  einsamer  Selbstbetrachtung  ein  Dsogih ,  einer 
jener  Eremiten ,  die  durch  die  Heiligkeit  und  die  Strenge  ihres 
Lebens  Wunderkräfte  erworben  haben.  Im  Laufe  der  Zeiten 
yerliess  er  den  Körper,  den  er  bis  dahin  bewohnt  hatte,  und  nahm 
eine  andere  Form  der  Existenz  an.  Niemand  wusste  davon ,  da 
der  Berg  nie  besucht  wurde  und  wegen  seines  schroffen  Abfalles 
auch  ganz  unzugänglich  schien.  Ein  Pungyi  sah  indess  einst 
eine  Schlange  (Ugon  Moay),  in  deren  (xestalt  eine  Schlingpflanze 
oderNoay  (ähnlich  dem  yon  denlndiern  verehrten  Kraute  Darbha 
oder  boa  cynosuroides)  gelegentlich  umgebildet  wurde,  den  Berg 
herabkommen,  um  Wasser  zu  trinken,  und  da  er,  indem  dies 
wiederholentlich  geschah,  an  ihrem  RUcken  hinaufkletterte,  so  fand 
er  den  von  dem  Dsogih  verlassenen  Körper  und  brachte  ihn  mit  sich 
herab.  Wohl  wissend,  welche  gewaltige  Kraft  noch  in  diesem  todten 
Leichnam,  einst  die  Behausung  so  vieler  Heiligkeit,  wohne,  ging 
er  nach  einer  abgelegenen  Stelle  des  Meeresstrandes  und  schürte 
dort  ein  grosses  Feuer  an,  um  eineMedicin  zu  bereiten,  wodurch 
sein  König  Manugayaminghyi  unüberwindlich  und  Thatung  die 
erste  der  Städte  werden  würde.  Nun  geschah  es  aber  an  dem- 
selben Tage,  dass  ein  Schiff  aus  dem  Barbarenlande  an  der  Küste 
scheiterte,  aus  dem  nur  zwei  der  Fremdlinge^  die  Brüder  Saka- 
naunkula  und  Kayanaunkula,  sich  retteten.  Bei  Nacht  das  grosse 
Feuer  sehend,  gingen  sie  darauf  zu  und  fanden  den  Pungyi 
schlafend,  sahen  aber,  dass  eine  grosse  Menge  Fleisch  im  Kessel 
brodelte.  Matt  und  ausgehungert  nahmen  sie,  um  davon  zu 
essen,  fühlten  sich  aber  plötzlich  nach  dem  Genüsse  einiger 
Bissen  in  dasjenige  verwandelt,  was  die  Birmanen  ein  Luzung- 
gaui^eanen,  d.  h.  ein  Heros,  der  allerlei  Kraftstücke  und  Taschen- 
Spielereien  auszuführen  vermag,  mit  det  Geschicklichkeit  des 
Affenhelden  Hanuman ,  dessen  Figur  deshalb  auf  Schwertgriffen 
getragen  wird.  Die  Armee  des  Königs  von  Pagan ,  die  die  chi- 
nesische Invasioaaufhalten  sollte,  bestand  vorzüglich  a,)As  solchen 
Luzun^^uns,  von  zwei  Generalen  geführt,  die  mit  Quecksilber 


Die  Heldensage  des  letzten  Pagan.  49 

im  Munde  15  Ellen  hoch  sprangen,  und  Kublaikhan  that  deshalb 
ganz  vernünftig,  wenn  er,  wie  Marco  Polo  erzählt,  Bataillone  Ton 
Jongleuren  und  Gauklern,  statt  Soldaten  gegen  den  grossen 
König  von  Mien  schickte.  Als  der  König  von  Thatoung  hörte, 
dass  ihm  die  Zauberarznei  entgangen  sei ,  gerieth  er  in  heftigen 
Zorn  und  dachte  sich  zu  rächen.  Da  es  indess  nicht  leicht  ist, 
Solcher  habhaft  zu  werden,  die  einmal  Luzunggaun  geworden 
sind,  so  waren  seine  Bemühungen  lange  vergeblich,  bis  er  endlich 
auf  seine  Tochter  verfiel ,  die  durch  ihre  Schönheit  die  BrUder 
bethören  sollte.  Es  gelang  ihr  mit  dem  Aeltesten ,  der  in  ihren 
Umarmungen  seine  Kraft  verlor  und  den  Philistern  überliefert 
wurde,  die  ihm  denn  bald  den  Garaus  gemacht  hatten.  AlsSaya- 
naun  davon  hörte,  schoss  er  durch  die  Luft  hinweg,  von  Thatoung 
nach  Pagan ,  wo  er  seine  Dienste  dem  König  Noatasa  anbot  und 
sogleich  unter  die  Ritter  ohne  Furcht  und  Tadel,  mit  denen  dieser 
seinen  Hof  umgeben  hatte,  aufgenommen  wurde.  Damals  waren 
es  ausser  Yansitta  noch  drei  Helden,  die  an  der  Tafelrunde  dieses 
Königs  Arthur  glänzten,  Nabonleppae,  Natuayju  und  Nianugopi. 
Jeder  von  diesen  reitet  auf  einem  von  dem  Götterkönige  ge- 
schenkten Pferde  und  die  Namen  dieser  berühmten  Race  sind 
Nalonjoungoung,  Lemojingoung,  Nalonlin  und  Nalonatu  mashi. 
Zu  der  Zeit,  als  der  Heroe  von  Thatoung  in  Pagan  ankam,  lebte 
auf  dem  erloschenen  Vulkan  Puppataun  eine  Belumah  (ein  weib- 
liches Ungethüm),  Pansa  genannt,  die  der  König  mit  allen  seinen 
Helden  nicht  zu  überkommen  vermocht  hatte  imd  die  er  deshalb 
täglich  durch  die  Darbringung  einer  Blume  versöhnte.  Aber 
selbst  das  war  ein  gefährliches  Geschäft,  ihr  diese  Gabe  an- 
zubieten, und  nur  die  kühnsten  Recken  fanden  sich  dazu  bereit. 
Sayanaun  indess  kannte  kein  Gruseln ,  er  ging  nicht  nur  muthig 
auf  die  Behausung  der  Ungeheuerin  zu,  sondern  war  selbst.be-  i 
herzt  genug,  ihr  Herz  anzugreifen  und  ihr  die  Cour  zu^machen. 
Niemand  ärgerte  sich  darüber. mehr,  als  Yansitta,  der  seinen 
Ruhm  durch  den  des  Ausländers  verdunkelt  sah,  und  durch  Yer- 
leumdungen  gelang  es  ihm ,  den  König  zu  bewegen ,  ihm  einen 
Hinterhalt  zu  legen ,  worin  er  umkam.  Bald  nach  seineiar^ode 
brachte   die  Belumah  einen  Sohn    zur  Welt,  ^er  dew Namen 

Baitian.'OtlMien.  I.  4 


50  Birma. 

Scfawebinjinaun  erhielt.  Als  Noatasa  später  seinen  grossen 
Feldzug  gegen  Tarop-gyi  (China)  unternahm,  vermochte  er 
nichts  auszurichten,  da  die  Grenze  allzu  stark  durch  Cetneksakya 
beschützt  war,  nämlich  Messer-Räder,  die  in  steter  Umdrehung 
nach  allen  Seiten  auseinanderschlagen.  Alle  Bemühungen  seiner 
Tapfem,  diese  schneidende  Barriere  zu  durchdringen,  waren  um- 
sonst, bis  zuletzt  Schwebinjinaun  ins  Lager  berufen  wurde.  Für 
ihn  gab  es  keine  Hindemisse  und  der  glänzendste  Sieg  wurde 
erfochten.  Zur  Erinnerung  an  denselben  beschloss  Noatasa,  die 
Pagode  von  Taunbiun  zu  erbauen  und  die  ganze  Genossenschaft 
seiner  Starken  sollte  dabei  helfen,  indem  jedem  ein  Theil  der 
Arbeit  angewiesen  wurde ,  die  in  bestimmter  Zeit  vollendet  sein 
muBste.  Gegen  Schwebinjinaun,  dessen  Ruhm  den  Andern  lästig 
fiel,  wurde  eine  Conspiration  angezettelt,  ihn  durch  alle  Arten 
Unterhaltungen  von  dem  Werk  abzuziehen,  und  es  gelang,  so 
dass ,  als  König  Noatasa  zur  Inspection  des  Baues  kam ,  an  dem 
Thurm  des  Schwebinjinaun  ganz  oben  noch  ein  kleines  Steinchen 
fehlte.  Wie  es  damals  Sitte  gewesen  sein  muss,  wurde  dem  den 
königlichen  Befehlen  Ungehorsamen  sogleich  der  Kopf  ab- 
geschlagen. Mir  wurde  diese  mangelnde  Stelle  an  der  Pagode 
von  Taunbiun  (nördlich  von  Mandalay)  gezeigt  und  auch  sonst 
häufig  bei  Bauwerken  eine  ähnliche  Geschichte  erzählt,  wonach 
daran  schliesslich  immer  ein  kleiner  Defect  geblieben  sein  soll, 
gleichsam  um  denselben  zu  entschuldigen.  Indess  wird  es  wahr- 
scheinlich immer  ein  absichtlicher  gewesen  sein,  um  das  böse  Auge 
abzuwenden,  das  auch  in  China  sehr  für  Gebäude  gefürchtet  wird, 
und  je  prächtiger  sie  sind,  um  so  mehr.  Bei  seinem  Tode  wurde 
Schwebinjinaun  ein  Natzeim  (böser  Geist)  und  erschien  als 
solcher  später  in  der  Gestalt  eines  Büffels,  um  König  Noatasa  zu 
tödten.  In  den  birmanischen  Nationaldichtungen  ist  indess  diese 
ganze  Episode  von  den  Kala's,  die  erst  von  Süden  hineingekommen 
ist,  ausgelassen.  In  ihnen  heisst  es,  dass  Noatasamin,  nachdem 
er  mit  seinen  Helden  alle  Schanländer  unterwoi*fen ,  nach  China 
gezogen ,  um  von  dem  König  Udiboa  den  goldnen  Zahn  (Schwe- 
toahTOautamtf's  (der  die  Mode  der  Kintchi  adoptirt  haben  mochte) 
zu  verlangen.    Da  Schwierigkeiten  gemacht  wurden ,  liess  Noa- 


Die  Heldensagfe  des  letzten  Pagan.  5X 

tasamin  den  chinesiBchen  Nat  Kissandi ,  den  Schutzgott  Chinas, 
aufgreifen  und  tractirte  ihn  als  tätliche  Ration  mit  einer  geo* 
metrisch  wiederholten  Tracht  Hiebe*)  für  so  lange,  bis  er  sich 
willfährig  zeigte.  Noatasa  erreichte  so  wirklich  seinen  Zweck, 
ging  aber  durch  diese  unanständige  Behandlung  eines  Gottes 
seines  Ruhmes  verlustig ,  besonders  da  er  auch  der  heiligen  Re- 
liquie nicht  hinlängliche  Verehrung  bezeugte.  Bei  seiner  Rück- 
kehr nach  Pagan  träumte  er  in  dem  Nachtlager  auf  der  Grenze 
von  neun  Schlangen,  deren  acht  er  tödtete,  die  neunte  aber  nicht 
zerhauen  konnte.  Er  begann  bei  dem  Dorfe  Kojajein  grosse 
Wasserwerke,  die  Nebenflüsse  des  Saman  für  die  Felder  der 
Stadt  Tschautje  abdämmend,  und  war  gerade  im  Bauen  eines 
hohen  Deiches  begriffen,  als  sich  ein  wilder  Büffel  in  der  Gegend 
zeigte ,  der  grosse  Verheerungen  anrichtete.  Der  König  bestieg 
seinen  Elephanten,  um  ihn  zu  jagen,  aber  der  Büffel  war  Kissandi, 
der ,  da  er  seine  Prügel  noch  nicht  verschmerzt  hatte ,  sich  zu 
rächen  gekommen  war.  Der  König  und  der  Elephant  sind  seitdem 
verschwunden.  Niemand  weiss  wohin,  und  so  ist  dieser  Herrscher 
ohne  Tinjein  (Begräbniss). 

Als  nach  drei  weitem  Regierungen  Yansitta  den  Thron  be- 
stieg, so  veimählte  er  seine  Tochter  Schue-eimsih  an  Batekora, 
den  Prinzen  von  Withila,  der  täglich  durch  die  Luft  zum  Besuche 
seiner  Gattin  herbeigeflogen  kam,  mit  dem  Badoscha-Stein  im 
Munde.  Eines  Tages  hörte  er  in  der  Luft,  wie  ein  Pungyi  unten 
auf  der  Erde  erzählte,  dass  seine  Frau  mit  dem  Prinzen  Sojuhn 
eine  Liebschaft  unterhielt.  Da  der  Genannte  bucklig  und  sonst 
verschroben  war,  so  kam  ihm  die  Idee  so  komisch  vor,  dass  er 
sich  nicht  enthalten  konnte ,  zu  lachen ;  der  Stein  fiel  aus  dem 
Munde  und  mit  ihm  er  selbst  auf  die  Erde,  wo  er  in  Stücken 
schmetterte,  mit  Ausnahme  seines  Kopfes,  der  auf  einem  Bambu- 
zweige  stecken  blieb.  Nach  seinem  Tode  trat  er  in  den  Leib 
seiner  Frau  ein  und  liess  sich  wieder  gebären  als  sein  eigener 


*)  Die  Missionare  erzählen  von  Minjmanh ,  Köni(?  von  Cochinchina,  dass 
er  Rchiffen,  die  nicht  gut  segelten ,  die  Cangue  znr  Strafe  anfHetaen  liess  und  die 
Götterbilder  bei  Regeninaugel  auspeitschte. 


« 

« 


52  Birma. 

Sohn  Naratisedu.  Dieser  König  umfuhr  die  ganze  Erde  auf 
einem  Floss ,  alle  Länder  besuchend  und  überall ,  wo  es  fttr  den 
Ackerbau  nöthig  war,  mit  seinem  Stabe  Wasser  aus  der  Erde 
schlagend.  Auf  einer  fernen  Insel  traf  er  den  Durian-Baum, 
und  von  dem  Nat,  der  denselben  als  Dryade  hütete,  erhielt  er 
einigen  Samen ,  wodurch  er  diese  Königin  der  Früchte  in  Birma 
einführte.  Während  seiner  Abwesenheit  warPagan  durch  Nabon- 
leppae,  der  sich  bei  der  Ermordung  seines  Bruders  Noatayu  durch 
Yansitta  nach  Tagoung  zurückgezogen  hatte,  zerstört  worden, 
wurde  aber  durch  Alaunsidu,  den  König  von  Min-saing-myo, 
an  einer  derSchwedozay^Pagode  näheren  Stelle  wieder  aufgebaut. 


Das  Zwischeoreich  der  TheilflirsteD. 

Tihethaumin  (Sampju-sakhen-tara-mingyi  oder  Takishang- 
basisu)  erbaute  Pinlae  im  Jabre  646  der  birmaniscben  Aera  oder 
1285  p.  d.,  80  dass  also  alle  die  Namen  der  Könige  vonPagan,  die 
noch  nacb  der  cbinesiseben  Eroberung  genannt  werden ,  inner- 
halb eines  Jahres  zusammengedrängt  werden  müssen,  wenn  nicht 
dieselbe  während  des  Feldzugs  1272  oder  doch  1277  Statt  fand. 
Nach  dem  Tode  seiner  Brüder  gründete  er  Panya  (674  oder 
1313  p.  d.),  nachdem  er  durch  einen  grossen  Sieg  über  die  Chi- 
nesen (1305  p.  d.)  die  Unabhängigkeit  Birma's  zurückerkämpft 
hatte.  Auf  Anweisung  der  Nat  sandte  er  den  Priester  Ma-king 
nach  Lankadwipa,  um  den  heiligen  Withuddazanama  oder  Tri- 
valli  zu  sich  einzuladen.  Bei  Ankunft  der  Reliquien  baute  der 
König  die  goldne  Pagode ,  um  die  Aera  von  5000  Jahren  zu  be- 
gründen. In  der  Inschrift  (die  das  Datum  787  giebt)  führt  er 
den  königlichen  Titel  Sirisudhammamaharaja.  Auch  inBuddha- 
gaja  Hess  er  durch  den  mit  Priestern  dahin  gesandten  Minister 
Batha  einen  Tempel  erbauen  (1306  p.  d.).  Er  erkannte  die 
günstige  Lage 9  die  die  Stelle  des  spätem  Ava  bot,  und  suchte 
dort  eine  Stadt  zu  gründen,  wurde  aber,  wie  es  heisst,  durch  böse 
Omina  daran  verhindert,  da  Wasserfiuthen ,  Sturmwinde ,  grosse 
Fische  und  Ungeheuer  alles  am  Tage  Gebaute  bei  Nacht  wieder 
niederrissen.  Schon  der  Oberkönig  von  Mienzain ,  der  mit  der 
chinesischen  Prinzessin  Poaza  vermählt  war,  hatte  ähnliche  Ver- 
suche gemacht,  aber  mit  gleich  schlechtem  Erfolg.  Erst  sechs 
Generationen  später,  wenn  der  See  auszutrocknen  beginnen 


54    .  Birnm 

wUrde,  hatte  das  Geschick  bestimmt,  sollte  das  goldne  Ava 
(Aengwa)  entstehen.  Tihethaumin  Hess  deshalb  in  der  Nähe 
die  Stadt  Pinja  oder  Wisahapuja  gründen,  deren  Gouverneur, 
Tasischindidu,  sich  später  unabhängig  machte,  und  dessen  Sohn 
Zazan  oder  Asangkharachaurwan  befestigte  sich  auf  den  steilen 
Hügeln  Sagain's  oder  Dsitgain's  (680Ch.  S.),  um  eine  sichere 
Position  zu  haben ,  wenn  dieser  Aufruhr  bestraft  werden  sollte. 
Die  Könige  Panja's  hatten  indess  damals  keine  Kraft  dazu.  Auf 
Tihethaumin  war  Chau-mwan-nach  und  dann  Uzzana  gefolgt, 
der  durch  seinen  Bruder  entthront  wurde  (685).  Erst  später, 
König  Narassu  beschloss,  den  Abtrünnigen  seiner  Gewalt  wieder 
zu  unterwerfen  und  verband  sich  deshalb  mit  dem  wegen  Aus- 
lieferung seines  Vaters  Sugnamphie  durch  den  König  Sagain's  an 
die  Chinesen  Rache  dürstenden  Sokimpua  oder  Tho-kheen-ba, 
dem  Fürsten  der  Schan  in  Mogoung,  zur  Eroberung  Sagain's  und 
des  davon  abhängigen  Tagoung.  In  dem  letzteren  lebten  noch 
immer  in  ärmlichen  Verhältnissen  einige  Nachkommen  des  alten 
Königsgeschlechts ,  und  ein  Glied  desselben ,  Thado-tschen-dein, 
wufde  durch  Zazan  oder  Athenkaya  mit  seiner  Tochter  vermählt 
undYahula,  der  Sohn  aus  dieser  Ehe,  erhielt  von.  dem  damals  herr- 
schenden Könige  Sagain's,  Thihapade  oder  Menbyauk,  die  Stadt 
Tagoung  zu  seinem  Unterhalte  als  Lehen  angewiesen,  unter  dem 
Titel  Thado-men-byaoder  Satomenchin,  aber  als  Vasall  von  Sagain. 
Der  Thron  dieser  Stadt  war  der  Gegenstand  langer  Zwistig- 
keiten  und  Palastrevolutionen  gewesen.  Auf  den  Gründer  folgte 
Trabia  oder  Tarabyakri,  der  durch  seinen  Sohn  Seiocdautek  oder 
Kyanychwa  entthront,  später  aber  wieder  eingesetzt  wurde. 
Dann  herrschten  Chiozoa  oder  Mauparanasu  und  später  sein 
Bruder  Trabia  oder  Uchchanapraung,  während  vielfacher  Wirren, 
unter  denen  es  dem  oben  erwähnten  Menbiauk,  dem  Enkel  einer 
chinesischen  Prinzessin,  gelang,  sich  des  Thrones  zu  bemächtigen 
(716  Ch.  S.).  Als  er  von  der  gegen  ihn  gebildeten  Ligue  der 
Könige  von  Panja  und  Mogoung  hörte  und  Tagoung  rasch  in  ihre 
Hände  fallen  sah,  floh  er  vor  den  heranziehenden  Feinden  in  die 
Wälder  des  Gebirges  und  Sagain  ergab  sich  ohne  Widerstand. 
Die  reiche  Beute,  die  sie  dort  fanden ,  reizte  die  räuberischen 


Das  Zwischenreich  der  Theilfürsten.  55 

Schan ,  Bich  der  noch  reicheren  zu  bemächtigen ,  die  die  Tempel 
und  Paläste  Panja's  versprachen.  Sie  wandten  plötzlich  ihre 
Waffen  gegen  ihren  bisherigen  AUiirten,  rückten  rasch  auf  Panja 
und  erstürmten  die  Stadt,  ehe  der  König  Zeit  hatte,  sich  zu  rüsten. 
Nachdem  Alles  ausgeplündert  war,  zogen  sie  mit  den  fünf  weissen 
Elephanten,  die  sie  erbeutet,  in  ihr  Land  zurück,  den  Narassu 
oder  Najathu  als  Gefangenen  mit  sich  schleppend.  Das  ganze 
Land,  wo  diese  wilden  Horden  gehaust  hatten,  war  in  eine 
Wüstenei  verwandelt.  Besonders  schwer  hatte  Tagoung  zu 
leiden  gehabt  und  blieb  seit  der  Zeit  zu  der  Stelle  eines  un- 
bedeutenden J)orfes  reducirt,  das  jetzt  noch  den  Namen  der  alt- 
berühmten Stadt  führt.  Satomenchin  hatte  sich  mit  den  von  ihm 
zusammengerafiften  Truppen  mit  seinem  geflüchteten  Herrn  in 
den  Wäldern  vereinigt,  und  da  er  sich  die  stärkere  Partei  sah, 
so  fiel  er  über  seinen  Anhang  her,  ermordete  den  König  und 
nahm ,  nachdem  die  Schau  die  Stadt  verlassen  hatten ,  den  er- 
ledigten Thron  Sagain's  ein ,  zu  dem  er  durch  einen  Ueberfall 
den  Panja's  fügte ,  wo  die  Minister  Uzzanabiau ,  den  Bruder  Na- 
rassu's,  auf  den  Thron  erhoben  hatten. 

Satomenchin,  der  sich  jetzt  ohne  Nebenbuhjer  sah,  nahm 
das  frühere  Project  zur  Gründung  Ava's  wieder  auf  und  war 
glücklicher  als  sein  Vorgänger  (1364).  Er  starb  dort  im  Jahre 
729  (1368).  Ava  wurde  (953)  durch  Narapatizisa  oder  Tinkea- 
sojun,  der  Sagain  neu  erbaut  hatte,  erobert,  aber  durch  Thegatih 
oderGaunjaun,  König  von  Niaung-yam  oderTongu,  (961)  wieder 
hergestellt,  und  in  dem  verödeten  Sagain,  das  seitdem  nur  selten 
wieder  einen  König  in  seinen  Mauern  sah,  reitet  jetzt  Nachts 
der  gespenstige  Bodogyi  auf  dem  Pferde  des  Nat-Hauses  umher. 
Auf  Gaunjaun  folgte  967  sein  Sohn  Mahauparaza. 

In  Ava  concentrirte  sich  jetzt,  trotz  der  verschiedenen 
Wechselfälle  des  Glücks ,  die  es  noch  in  den  Kriegen  mit  Pegu, 
China,  Aracan  und  Tongu  zu  bestehen  hatte,  die  eigentliche 
Geschichte  der  Birmanen ,  deren  Name  seit  der  Regierung  ihrer 
die  Brahmanen  begünstigenden  Könige  von  Tongu  der  vor- 
waltende wurde,  wie  der  der  Pon  oder  Bon  (Ponas)  bei  den 
Schan  von  Mogoung.    Tagoung  war  ein  armes  Dorf,  Pagan  lag 


56  Birm». 

in  Ruinen  und  Prome  blieb  der  Jehangir  eines  der  Prinzen ,  seit 
es  Monun-min-äiea  seinem  Solme  Miigetschosoa  zuertheilt  hatte. 
Wie  die  Schan  von  Mogoung  und  Moniin  (1526),  eroberte  (1554) 
der  König  Pegu'Sy  der  (von  birmanischem  Stamme)  in  Tongu 
(Toun  ngu)  herrschte,  Ava,  das  sich  1601  durch  Nyoong  mentara 
wieder  unabhängig  machte.  Nachdem  Alomprs  die  Stadt  von 
der  peguanischen  Herrschaft  befreit  hatte ,  verblieb  er  meist  in 
seiner  Heimath  Mozzobo.  Sein  Sohn  Anaundopra  oder  Naundau- 
gyi  belagerte  Ava,  um  die  Rebellion  seines  (xenerals  zu  unter- 
drttcken  (1760).  Bodophaya  grflndete  Amarapura,  um  un- 
günstiger Omen  wegen  seine  Residenz  neu  zu  schaffen,  Schwen- 
senphaya  aber  kehrte  nach  Ava  zurück.  Tharawaddi  residirte 
wechselnd  in  Mozzobomyo,  Kyaunnoun,  Amarapura,  Maday  und 
zuletzt  wieder  in  Amarapura,  und  dies  blieb  die  Residenz,  bis  der 
gegenwärtige  König  (Mendun-min)  Mandalay  als  passenden 
Platz,  eine  Stadt  zu  erbauen,  auswählte. 


k 


Die  Geschichte  Ava*& 

Auf  dem  Platze  der  Dörfer  ( Yova)  baute  Thadominbia  (Sato- 
menchin)  oder  Ukkamaprang,  der  König  Sagain's  und  Panja's» 
zwischen  fünf  Seen  die  Stadt  Ingva  oderAva,  die  mit  dem  heiligen 
Namen  Ratanapura  (die  Stadt  der  Kleinodien)  geschmückt  wurde 
(1364  p.d.).  Sein  Nachfolger  (1367  p.  d.)  Mengyitsauke  (Amin- 
menchoke  bei  Sangermano  oder  Manykrichwa  bei  Crawfurd)  oder 
Thimranka  muss  seine  Igroberungen  besonders  ausgedehnt  haben, 
denn  es  heisst ,  dass  die  Könige  Birma's  Alles  als  das  ihnen  zu- 
kommende Gebiet  betrachteten,  soweit  sich  die  Besitzungen  ihrer 
fünf  berühmtesten  Vorgänger  erstreckten ,  und  als  solche  werden 
genannt:  Naurathamenzau ,  der  zweiundvierzigste  König  von 
Pagan,  Mengyitsauke,  der  zweite  König  Ava's,  Tschenbyu- 
myoyen,  der  König  von  Pegu  und  Ava  (1554  p.  d.),  Nyaungyan- 
mentara,  der  Ava  nach  dem  Falle  Pegu's  wiederherstellte  (1601 
p.  d.) ,  und  Alompra.  Mengyitsauke  annexirte  Promo ,  dessen 
König  Tsauyannoung  mit  Hülfe  derTalaings  besiegt  wurde,  1388. 
Auf  seinen  Sohn  Tarabyakri  folgte  in  demselben  Jahre  (1401  p.d.) 
Mangkaun  I.  oder  Maugaung  (Mong  Bhung  oder  Meng-tschvai), 
der  Mengtsaumoun  oder  Gunavai ,  den  König  Aracan's,  besiegte. 
Während  seiner  Ab  Wesenheit  auf  einem  Feldzuge  in  Pegu  machten 
die  Schan  von  Theinni  einen  Einfall  und  zogen  zur  Plünderung 
der  neuen  Stadt  herbei.  Der  rasch  umkehrende  König  warf  sie 
indessen  zurück  und  erschlug  ihren  Häuptling  (1413).  Der  Sohn 
des  Gefallenen,  der  sich  allein  zu  schwach  fühlte,  Rache  zu 
nehmen,  wandte  sich  an  den  chinesischen  Gouverneur,  dessen 


58  Birma. 

Soldaten  aber  in  einen  Hinterhalt  der  Birmanen  fielen  und  ver- 
nichtet wurden.  Unter  der  Regierung  Chanyprusangsihasu  oder 
Siahassu,  dem  sein  Vater  1422  p.  d.  den  Thron  abgetreten,  wurde 
Ava,  während  die  birmanischen  Truppen  auf  dem  Feldzuge  gegen 
die  Talain  in  Unter-Pegu  abwesend  waren,  von  einem  chinesischen 
Heere  belagert,  das  die  gefangen  gesetzten  Familien  der  Schan- 
häuptlinge  von  Mountaun  und  Mokay  befreien  wollte.  In  ihm 
fand  sich  ein  riesiger  Kämpfer,  der  täglich  vortrat  und  die  Soldaten 
auf  den  Mauern  verhöhnte,  weil  sich  Niemand  mit  ihm  zu  messen 
wagte.  Ein  peguanischer  Kriegsgefangener,  Thameimparam  mit 
Namen,  erklärte  sich  aber  schliesslich  bereit,  das  Wagestück  zu 
unternehmen,  und  erstach  seinen  Gegner  durch  die  schwache 
Stelle  des  Panzers,  die  er  ausgekundschaftet  hatte  (1424  p.  d.). 
Er  hatte  sich  die  Freiheit  ausbedungen,  wurde  aber  von  den 
Birmanen,  als  gefährlich,  auf  die  Seite  geschafft  Nach  Menlane, 
der  (787  p.  d.)  dem  in  neuen  Kämpfen  mit  den  Schan  gefallenen 
Siahassu  folgte,  regierte,  nach  Sangermano,  ein  Ausländer  in 
Ava  (788  p.  d.)  und  bei  Crawfurd  findet  sich  der  Name  Kale- 
kyengo,  was  (obwohl  mir  die  birmanische  Schreibart  nicht 
vorliegt)  den  dummen  Barbaren  bedeuten  könnte ,  wenn  man  die 
Verbindung  des  siamesischen  Ngo  mit  dem  birmanischen  Kala 
oder  Fremdling  zulassen  wollte.  In  vielen  der  Königsnamen 
der  jetzt  behandelten  Zeitperiode  finden  sich,  wie  in  Chwa  oder 
Chu  (Chao),  Bya  oder  Phaya,  Xang  (Elephant)  u.  s.  w.  Anklänge 
an  die  siamesische  Sprache,  die  das  von  Logan  vermuthete  Ueber- 
gewicht  der  nach  dem  Irawaddi  vorgeschobenen  Klane  der 
Laos  vorübergehend  bestätigen.  Jedenfalls  liegt  in  Kala  der 
Begriff  des  Ausländischen,  wie  der  letzte  König  Pagan's  „der 
vor  den  Kala  Geflohene "  und  der  von  Tongu  „  der  von  den  Kala 
Fortgeführte  "^  (Kalayamin)  genannt  wird.  Meine  siamesische 
Uebersetzung  der  peguanischen  Geschichte  spricht  auch  gerade 
um  diese  Zeit  (750)  von  dem  birmanischen  Könige  Phrachao 
Farang  Mangsixava  und  nennt  seinen  Sohn  Suniet,  als  er  auf  dem 
Throne  nachfolgt,  Phrachao  Farang  Mangkhlong,  in  welchen 
beiden  Titeln  das- Wort  Farang  nur  gebraucht  sein  wird,  um  die 
nicht  einheimische  Abstammung  dieser  Herrscher  zu  bezeichnen. 


1 


Die  Geschichte  Ava*8.  59 

obwohl  damals  die  Europäer  (Farang  oder  Franken)  noch  nicht 
nach  Hinterindien  gekommen  waren.  Schon  früher  wird  von 
derselben  Geschichte  der  von  dem  König  von  Pagan  in  Martaban 
eingesetzte  Gouverneur  als  ein  Khek  (Mohammedaner  oder  Malaye) 
erwähnt,  mit  dem  Namen  Ali  oder  Alimamang. 

Nach  Crawfurd  folgte  auf  Kalekyengo  Manylhangay  oder  Min- 
gyi  hlagay  (der  grosse  König,  hübsch  und  klein)  noch  in  demselben 
Jahre  (1425),  in  dem  er  den  Thron  bestiegen,  und  schon  im 
nächsten  (1426  p.  d.)  wird  ein  neuer  König  Monhany  mangtara 
erwähnt,  mit  Saddamaraza  zusammentreffend,  der  (nach  San- 
germano)  die  Aera  veränderte.  Sein  Sohn  Mangraikyanyachwa 
oder  Menekiazoa  (Minjetschosoa),  der  Lehnsfürst  von  Prome,  der 
1439  den  Thron  bestieg,  starb  in  dem  13.  Jahre  der  neuen  Aera. 
Sein  Nachfolger  Narapatikri  oder  Sciassu  (1442  p.  d.)  bekriegte 
die  Schan  in  Mogoung,  das  er  eroberte.  Auf  das  Verlangen  der 
Chinesen,  die  die  tributpflichtigen  Goldgefässe  verlangten  und  nach 
ihrer  ersten  Niederlage  verstärkt  zurückkehrten ,  überlieferte  er 
ihnen  (1445  p.  d.)  den  Tsoboa  Thongabua  (den  Häuptling  von 
Maingmo),  der  Zuflucht  bei  ihm  gesucht  hatte,  in  Anerkennung 
der  von  ihnen  gegen  da49  aufrührerische  Yamithein  geleisteten 
Hülfe.  Er  residirte  wechselweise  in  Arimadana  (Pagan)  oder 
Paknajama  (Sagain  und  Ava)  und  besiegte  (1454)  König  Uti. 
Thokyeinbua,  der  Tsoboah  von  Mogoung,  schlug  (1449)  die  an- 
greifenden Chinesen  zurück  und  verharrte  in  seiner  Lehnstreue 
gegen  Birma.  Den  nächsten  König  Mahasihasura  (1468  p.  d.) 
tödtete  sein  Sohn  Mangkhaung  II.  (1480  p.  d.),  der  einen  seiner 
prinzlichen  Verwandten  mit  der  Regierung  Tongu's  betraute 
(1485  p.  d.),  wo  bald  darauf  ein  unabhängiges  Königreich  ent- 
stand. Kriege  zwischen  Ava  und  Pegu  werden  aus  dieser  Zeit 
von  Barthema  erwähnt  und  die  birmanische  Geschichte  wieder- 
holt (1477)  die  Niederlage  des  chinesischen  Vorkämpfers  in 
einem  Belagerungsheer  vor  Ava  durch  einen  Thameinparan  ge- 
nannten Talein,  der  für  den  König  Pegu's  einen  eisernen  Grenz- 
pfeiler in  Khamti  aufgepflanzt,  aber  von  den  Birmanen  auf  der 
Rückkehr  in  Yamithein  gefangen  wurde.  Mangkhaung  wurde 
durch  seinen  Neffen  ermordet,  Narapati,  mit  dem  Titel  Schwenan- 


60  Birma. 

kyanyshang  (1501  p.  d.),  zu  dessen  Zeit  die  Schan  von  Munzein 
oder  Mogoung  unter  Supengha,  Sohn  des  (Eroberers  von  Khum- 
bat)  Suhongkam ,  unterworfen  waren ,  aber  später  unter  ihrem 
Häuptling  Sohasua  oder  Sohansua  Ava  eroberten  (1526  p.  d.), 
wo  Letzterer  (888  Ch.  S.)  unter  dem  Namen  Monhanyshaupwa 
regierte.  Der  Krieg  mit  den  Schan  hatte  im  90.  Jahre 
der  veränderten  Aera  begonnen.  Nach  Kriegen  mit  den 
Peguem ,  die  bis  Ava  vordrangen ,  wurde  Sohansua  (1541  p.  d.) 
durch  Ranaon  getödtet,  der  den  Thron  an  Unbhaungchanbhwa 
abtrat  (1546  p.  d.).  Sein  Nachfolger  (Mobhya  bei  Pinto)  Mo- 
byanarapati  (908Ch.S.X  den  die  Häuptlinge  des  Hochlandes  zum 
König  erwählt  hatten  (1551  p.d.),  wurde  besiegt  durch  Narapati- 
zisa  (Narapatigan)  oder  Cha  kong  chany  sukyawytang,  den  Fürsten 
Sagain's,  und  dieser  (1554  p.  d.)  erlag  dem  Zinbiuschin  (Tchin- 
byu-myayen)  oder  Satomangchau,  dem  König  Tongu's,  bekannt 
als  Aleagar,  der  Brahma-König  von  Pegu,  der  schon  das  eroberte 
Hongsavaddi  seinem  Reiche  zugefügt  hatte.  In  Ava,  aus  dem 
sich  die  letzten  Schan  (1556)  zurückgezogen,  setzte  der  Eroberer 
seinen  Schwiegersohn  Sadomenzau  als  Statthalter  ein.  Pranychun- 
mangraikyanychwa ,  sein  Nachfolger,  floh  nach  China  vor  dem 
anrückenden  Heere  des  Königs  von  Tongu.  Mit  den  Laos  folgten 
die  Birmanen  im  Heere  Pegu's  nach  Siam  (1567  p.  d.)  und  die 
siamesischen  Chroniken  bemerken  auch  bei  dem  frühern  Feld- 
zuge des  Jahres  905 ,  dass  die  Vorhut  von  dem  Phra  Chao  Pre 
(Fürst  von  Prome)  und  dem  Phaya  Phasiin  (Bassein)  geführt 
worden  sei.  Der  empörte  König  Ava's  wurde  (1585)  im  Zwei- 
kampf durch  den  König  Pegu's  überwunden ,  der  seinen  dabei 
getödteten  Elephanten  durch  den  seines  Gegners  ersetzte.  Der 
Sohn  des  Schan-Häuptling,  Sukopha,  der  vier  weisse  Elephanten 
aus  Siam  erbeutet  hatte,  wurde  von  den  Birmauen  vertrieben 
(1587).  ,  Theyathi  oder  Gaunjaun  (der  Sohn  des  Herrn  über 
rothe  und  weisse  Elephanten),  der  unter  dem  Titel  Nyaung  Men- 
darah  (Nyaung  ram  man  kri)  als  König  von  Nyaungyam  regierte 
(959),  baute  das  in  den  langdauernden  Kriegen  mit  Pegu  fast 
ganz  zerstörte  Ava  wieder  auf  (1601)  und  wird  als  der  zweite 
Gründer  dieser  Stadt  betrachtet.     Er  befestigte  aufs  Neue  die 


V 


Die  Qeschichtt^  Ava's.  ßl 

Grenzen  des  Reichs,  Hess  sich  Thotsein,  den  abgefallenen  Tsoboa 
von  Bhamo,  der  nach  Yunan  geflohen  war,  ausliefern  und  stellte 
den  verblichenep  Glanz  des  Königthuins  wieder  her.  Sein  Nach- 
folger Mahauparaza  (967Ch.S.),  der  (1607  p.d.)  Tongu  eroberte, 
zog  nach  seinersiegreichen  Expedition  gegen  Syriam  (1613)  nach 
Zimmay  oder  Jamahay ,  wo  der  Handelsagent  Thomas  Samuel  in 
Gefangenschaft  fiel  (1617),  wurde  aber  von  seinem  Sohn  Men- 
deippa  in  Pegu  ermordet  (1629  p.  d.).  Seine  beiden  BrUder, 
Dhamniaraza  und  Menrekiazoa,  hoben  indess  in  Tampi  und 
Kiansi  Truppen  aus,  mit  denen  sie  auf  Ava  losrückten  und  in 
einem  zu  Panja  abgeschlossenen  Vertrage  die  Minister  zwangen, 
den  König,  der  in  Uongsavaddi  seine  Residenz  aufgeschlagen,  zu 
Gunsten  Dhammaraza's  zu  entthronen  (1634). 

Das  Königreich  der  Schau  von  Mogoung  wurde  damals  für 
längere  Zeit  durch  Prinzen  aus  Ava  regiert.  Marini  bemerkt, 
dass  unter  dem  1647  gestorbenen  König  Ava's  die  Langienen 
des  Königreiches  Laos,  das  bei  der  Eroberung  Pegu's  und  Siam's 
gleichfalls  unterworfen  und  von  Tonkin  abgerissen  worden ,  sich 
in  ihrer  Hauptstadt  Langione  wieder  unabhängig  gemacht  hätten. 
Während  der  inneren  Fehden  zwischen  den  Prinzen  der  birma- 
nischen Königsfamilie  gelang  es  dem  Könige  Pegu's,  Satiihn 
genannt,  den  seit  der  Vertreibung  der  Aracanesen  und  Portugiesen 
an  Ava  gezahlten  Tribut  abzuwerfen  und  diese  letztere  Stadt  in  seine 
Gewalt  zu  bringen  (996).  Später  wurde  die  Residenz  dorthin  ver- 
legt(1652),  so  dass  Hongsavaddi,  wie  früher,  nur  von  Gouverneuren 
regiert  blieb.  Seit  1 648  regierte  Ngadatdayaka  (Menrerandameit), 
Sohn  des  Salwon  Mentaragyi,  und  1658  flüchtete  Younlhi,  der  sich 
zum  Kaiser  im  südlichen  Yunan  aufgeworfen  hatte,  aber  gegen  die 
Mandschu  nicht  länger  Stand  halten  konnte,  über  die  birmanische 
Grenze  und  kam  von  Bhamo  nach  Ava,  wo  der  König  ihm  für 
sich  und  seine  Begleiter  Wohnsitze  in  Sagain  gab.  Die  noch 
unter  den  Waffen  stehenden  lYuppen  seines  Heeres  beunruhigten 
vielfach  die  birmanischen  Gebiete  und  rückten  zuletzt  bis  vor 
Ava,  obwohl  Younlhi  versicherte,  dass  sie  nicht  nur  ohne,  sondern 
selbst  gegen  seine  jBefehle  handelten.  Die  tapfere  Vertheidigung 
der  Hauptstadt,  wobei  Mithari  Katan  (Mr.  Cotton,  wie  Burney 


62  Blrma. 

« 

meint)  die  aus  eingebornen  Christen  bestehenden  Artilleristen 
befehligte,  zwang  sie  zam  Rückzüge ,  aber  durch  neue  ZuzUge 
verstärkt,  griffen  sie  die  Stadt  zum  zweiten  Male  an.  Der  König 
hatte  seine  BrUder  von  Tongu  und  Prome  zu  Hülfe  gerufen, 
wurde  aber  in  einem  ausgebrocheneu  Hader,  da  das  durch  die 
Belagerung  inNoth  gesetzte  Volk  lauter  und  lauter  murrte,  durch 
den  letztem  entthront  und  ertränkt,  weshalb  er  auch  als  der 
Yay-kya-rain  (der  in  das  Wasser  geworfene  König)  in  der  Ge- 
schichte figurirt  (1661).  Gleichzeitig  erwähnt  die  siamesische 
Geschichte  einer  durch  Phaulcon  gegen  Ava  geschickten  Ex- 
pedition, die  aber  fehlschlug  (1 660). 

Der  Prinz  von  Prome  bestieg  unter  dem  Titel  Mengylgyo- 
gaung  (Pruming)  den  erledigten  Thron  und  zwang  die  Chinesen 
zur  Aufhebung  der  Belagerung.  Bald  darauf  zeigte  sich  aber 
ein  tatarisches  Heer  unter  den  Befehlen  des  Generals  Ainthiweng 
vor  der  Hauptstadt  und  der  König  hielt  es  für  gerathener,  seinem 
Ansuchen  um  Auslieferung  Younlhi's  nachzukommen  (1662), 
wie  durchschnittlich  beide  Regierungen  sich  gegenseitig  das 
Recht  zugestehen,  solche  bei  ihren  entflohenen  Unterthanen  zu 
verlangen. 

Durch  die  kräftige  Hand,  mit  der  die  Kaiser  der  Mandschu- 
dynastie  das  Ruder  führten ,  begann  China  wieder  seinen  alten 
Einfluss  auf  die  Nachbarländer  auszuüben  und  die  Aussprüche 
seines  Kaisers  besassen  stets  eine  Autorität,  welcher  sich  die  kleinen 
Fürsten  gern  unterordneten.  Wie  Dalrymple  erzählt,  verlaugten 
sogar  einst  die  Holländer,  als  sie  in  ihren  Faktoreien  Zwistigkeiten 
mit  den  birmanischen  Beamten  hatten,  dass  die  Entscheidung 
des  chinesischen  Kaisers  angerufen  werden  solle.  Aber  soweit 
wollten  die  „Buraghmah''  verachteten  Kalas  gegenüber  doch 
nicht  gehen,  und  die  Holländer  mussten  alle  ihre  Faktoreien 
räumen,  deren  sie  damals  bis  nach  Bhamo  hinauf  besassen.  Die 
Schan-  und  Laosstaaten  wissen  sehr  gut  ihre  Lage  als  Grenzländer 
zu  benutzen  und  geben  sich  bald  für  Untei:^anen  Birina's ,  bald 
Siam's  aus.  Am  liebsten  aber  stellen  sie  sich  unter  den  Schutz 
China's,  wenn  sie  dort  angenommen  werden.  Wie  der  erwähnte 
König  Yuuau's  nach  Birma,  rettete  »ich  der  birmanische  König 


\ 


Die  Geschichte  Ava's.  g3 

Thadominso  vor  seinem  Bruder  Taungujauk  nach  China,  und  das 
Volk  erzählt  9  dass  am  Tage  seiner  Flucht  zwölf  Krokodile  über 
Ava's  Strassen  spaziert  waren ,  paarweise  in  gerader  Linie  von 
Norden  nach  Süden  gehend. 

Auf  Megyiyogoung's  Sohn,  Narawara,  folgte  (1035)  sein 
Bruder  Mangraikyanytang ,  der  Enkel  Salwon's  (1672  p.  d.)»  zu 
dessen  Zeit  die  Engländer  die  Niederlassung  ihres  Forts  und  1753 
eine  Faktorei  in  Negrais  gründeten,  und  dann  (1076)  Mangaun- 
radangadayaka  (1698),  unter  dem  Pegu  erobert  wurde.  Nach 
Changphrashang  (1714p.d.)  oder  Sirimahasihanira  (1076  Ch.S.) 
regierte  (1731)  der  weise  Mahauparaza  (ein  Palaun),  der  in  der  von 
Hangermano  benutzten  Ausgabe  der  Maharazuen  als  der  Pralaun 
oder  Paya  Alaun  (Embryo-Buddha)  mit  allen  Tugenden  und  Vor- 
zügen ausgeschmückt  und  ihm  eine  Regierung  von  100  Jahren 
zugeschrieben  wird.  Seine  Thronbesteigung  fällt  aber  nur 
in  die  Zeit  der  peguanischen  Eroberung,  so  dass  er  eine  jener 
hinterindischen  Phantasiefiguren  ist,  um  den  Untergang  des 
Reiches  zu  verhüllen. 

Nach  sechs  andern  Königen  wird  der  letzte  (1733)  Chioek- 
men  (Dwipidi  oder  Khaungthit)  in  den  Kampf  mit  Pegu  ver- 
wickelt (1740),  der  zur  Eroberung  Ava's  führte.  Birma 
hatte  sich  nach  dem  unglücklichen  Kriege  mit  Manipur  noch 
nicht  wieder  erholt,  dessen  Künig  Pamhaoceba  mit  seinen 
siegreichen  Reiterschaaren  bis  nach  Sagain  vordrang  und  nur 
durch  den  geschwollenen  Fluss  verhindert  wurde,  die  gegen- 
überliegende Hauptstadt  einzunehmen.  Erbittert,  umkehren 
zu  müssen,  hieb  er  mit  seiner  Streitaxt  in  einen  der  geschnitzten 
Pfeiler  am  Thore  der  Khoungmudau-Pagode ,  wo  die  Spalte  noch 
jetzt  gezeigt  wird  (1733  p.  d.).  Seine  Armee  wurde  von  Brah- 
nianen  geleitet,  die  ihm  Schutz  gegen  alle  Uebel  durch  das 
heilige  Wasser  des  Irawaddi  versprochen  hatten,  aber  das  Um- 
wehen der  im  Lager  aufgepflanzten  Fahnen  hatte  schon  die  fehl- 
schlagende Expedition  prognosticirt.  Während  das  Land  unter 
dem  Drucke  der  Fremden  seufzte,  sammelte  in  der  Stille  ein 
Patriot  in  dem  Dorfe  Mozzobo  einen  Anhang  Gleichgesinnter  um 
sich,  mit  denen  er  unvermuthet  plötzlich  auf  Ava  losbrach,  den 


94  Birma. 

• 

pegoanischen  Gouverneur  verjagte,  und  jetzt  jene  glänzende 
Siegeslaufbahn  begann ,  die  Alompra's  Namen  zu  dem  beliebte- 
sten in  den  Erinnerungen  der  Birmanen  gemacht  hat. 

Bei  der  Eroberung  Ava's  hatte  Beinga  Della,  König  von 
Pegu  (1752),  den  König  Dwipidi  zum  Gefangenen  gemacht  und 
mit  sich  nach  Hongsavaddi  fortgeführt.  Er  setzte  seinen  Bruder 
Apporatsa  zum  Statthalter  Ava's  ein,  das  aber  in  dessen  Ab- 
wesenheit unter  Dotatcheou  durch  Shembuam,  Sohn  des  in  Mont- 
chabou  (Mozzobo)  aufgestandenen  Alompra  (Aumdzia  oder  der 
Jäger)  erobert  wurde.  Die  Angriffe  des  denFluss  herauf  zurück- 
kommenden Apporatsa  wurden  1754  abgeschlagen  und  aus  Rache 
wurde  der  gefangene  König  von  Ava  hingerichtet.  Dessen  nach 
Siam  gefluchteter  Sohn  stellte  sich  in  Alompra's  Lager  ein ,  fand 
aber  wegen  seiner  Annahme  der  Insignien  der  KönigswUrde 
nicht  die  gewünschte  Aufnahme  und  kehrte  nach  Siam  zurück. 
Der  das  aufgestandene  Prome  belagernde  Beinga  Della  wurde 
von  Alompra  geschlagen ,  der  nach  der  Eroberung  des  von  dem 
Franzosen  Boumo  vertheidigten  Syriam's  und  der  Erbauung  Ran- 
gUB's,  Pegu  (1757)  erobert  und  dann  Martaban.  Auch  die  unter 
dem  Schutze  des  Raja's  von  Munipur  stehenden  Prinzen  von 
Mogoung  wurden  zur  Anerkennung  Ava's  gezwungen  und  Muni- 
pur selbst  unterworfen.  Dann  zog  Alompra  weiter  gegen  Siam, 
verschied  aber  auf  dem  Wege  und  seine  Leiche  wurde  von  dem 
Heere  in  grossem  Pomp  nach  Birma  zurückbegleitet  (1760). 
Durch  Alompra's  Eroberung  von  Rangun  und  Syriam  wurde  die 
schon  seit  1613  in  Ava  angesiedelte  Colonie  kriegsgefangener 
Christen  durch  viele  Nachsendungen  vermehrt.  In  der  dem  eng- 
lischen Negociator  Baker  gegebenen  Audienz  rühmt  sich  Alompra, 
seine  Waflfen  bis  an  die  Grenzen  China's  getragen  zu  haben,  des- 
sen König  ihn  mit  vielen  Kostbarkeiten  beschenkte,  und  zeigte  ihm 
die  gefangene  Königsfamilie  von  Cassay ,  die  er  an  seinem  Hofe 
mit  sich  umherftthrte.  Der  erste  Einfall  in  Munipur  (bekannt  als 
die  Kulthakahalba  oder  erste  Verwüstung)  fand  im  Jahre  1755 
statt,  unter  dem  Befehl  eines  Verwandten  des  Königs,  und  Pem- 
berton  bemerkt,  dass  dies  das  erste  Mal  gewesen  zu  sein  scheine, 
wo  die  Birmanen  ihren'  Erfolg  ganz  den  Feuerwaffen  verdankten, 


Die  Geschichte  Aya*8.  g5 

während  sie  sich  sonst  gleich  den  Manipuriern,  nur  der  Schwerter, 
Speere,  Bogen  und  Pfeile  bedienten.  Alompra  selbst  vollendete 
die  Eroberung  1758,  als  er  mit  einer  Boot-Flotille  Burut  Schah 
bei  Pulel  besiegte. 

Auf  Alompra  (Aong-jaya)  oder  Alaong-bhura  (der  embryo- 
nale Buddha),  der,  wenn  nicht  im  Lager,  in  Moschobo  residirte, 
folgte  (1760)  sein  Sohn  Uparaja  (Auaundopra)  oder  Naongtan- 
kri  (Nandoji  Praw),  der  Sagain  zu  seinem  Aufenthalt  wählte, 
da  Ava  einige  Zeit  in  den  Händen  des  aufständischen  Generals 
Nattun  (Meinla  Raja)  war. 

Sein  mit  dem  Heere  aus  Siam  zurückkehrender  Bruder  Sem- 
buem  (Shembuam  oder  Sen-phyu-shin)  oder  Changphrushang 
hatte  zwar  für  seine  anfänglich  meditirte  Usurpatiou  Verzeihung 
erhalten,  nahm  aber  beim  Tode  des  Nandoji-Phra  seine  ehr- 
geizigen Pläne  wieder  auf  und  entsetzte  dessen  unmündigen 
Sohn  des  Thrones  (1763),  um  selbst  denselben  zu  besteigen  und 
seine  Residenz  wieder  in  Ava  aufzuschlagen.  Er  führte  seines 
Vaters  Absicht  aus  und  Hess  durch  den  General  Maha  Noratha 
die  Hauptstadt  Siam's  erobern.  Ayuthia  wurde  nach  völliger 
Ausplünderung  zerstört,  und  das  Land  blieb  für  zwei  Jahre  den 
Binnanen  unterwürfig,  bisPhayaTak  die  Unabhängigkeit  zurUck- 
erwarb.  Bei  der  Eroberung  Kachar's  verlangte  Shembuam  als 
Tribut  eine  Jungfrau  und  einen  mit  der  Wurzel  und  anhängender 
Erde  ausgerissenen  Baum  von  dem  Rajah.  Auf  diesem  Feldzuge 
wurde  Beinga-della,  der  letzte  König  Pegu's,  in  der  Gefangen- 
schaft hingerichtet.  Bei  Shembuam's  Tode  (1776)  war  sein 
Sohn  Chengousa  oderShinkousa  zum  Nachfolger  bestimmt,  wurde 
aber  durch  Momien  (den  in  das  Kloster  geflüchteten  Sohn  des 
Nandoji-Phra)  entsetzt,  obwohl  dieser  nur  ein  Werkzeug  in  den 
Händen  seines  Onkels  Minderajih-Plira  (Maong  mang  oder  Pa- 
dungmin)  oder  Badonsachen  war,  der  ihn  auch  kurze  Zeit  darauf 
ermorden  Hess,  um  sein  eignes  Haupt  mit  der  Krone  zu  schmü- 
cken. Er  erbaute  Amarapura  als  neue  Hauptstadt  des  lindes, 
und  sandte  eine  Flotte,  die  aus  dem  Imwaddi  in  die  Kanäle 
Bassein's  einfuhr,  sowie  eine  Landarmee  (unter  dem  Commando  des 
Prinzen  von  Prome)  zur  Eroberung  Aracan's  ab.   Der  König  Maha- 

B»iti»n,  OtUsian.  I.  5 


66  '  Binna. 

Sunda  wurde  nach  einer  verlorenen  Schlacht  gefangen  genommen 
und  die  Hauptstadt  erobert.  Nachdem  3ie  grosse  Statue  Guadma's 
oder  Gautama's  erheutet  war,  le  monarque  Binnan,  succ^dant 
aux  prerogatives  du  grand  Mogo  (titre  religieux  de  Radjah*8 
d'Aracau),  prit  le  titre  de  boa  etladt^nominationplusorgueilleuse 
de  Seigneur  de  Telephant  blanc.  (Jancigny.)  Auf  den  im  Lande 
vorgefundenen  Prägevorrichtungen  Hessen  die  Birmanen  Münzen 
schlagen,  ein  Versuch,  den  sie  später  wiederholten,  das  Wappen 
des  Pfau's  (das  auch  sonst  im  östlichen  Bengalen  gefunden  wird) 
aufdrückend,  wie  überhaupt  seitdem  die  combinirende  Genea- 
logie  der  Mra  (Byi),  Mauriya  und  Byamma  systematischer  ausge- 
bildet wurde,  im  Anschluss  an  den  Ahnherrn  des  Geschlechts, 
in  dem  sich  der  embrvonale  Buddha  incaniirt  hatte. 

Dann  rüstete  der  König  ein  Heer  gegen  die  Chinesen  aus,  mit 
denen  er  vorher  Gesandtschaften  gewechselt  hatte ,  indem  die  Bir- 
manen alles  dasjenige  Gebiet  als  das  ihre  in  Anspruch  nahmen,  so- 
weit Pagoden  gebaut  seien,  da  die  Chinesen  solche  nicht  verehr- 
ten. Eine  grosse  Niederlage,  von  der  die  Birmanen  gern  sprechen, 
soll  ihnen  schon  1769  bei  Koung-Xoung-myo  beigebracht  sein, 
in  Folge  deren  die  Grenzstädte  der  Schan  unter  birmanische 
Oberhoheit  kamen.  Gelegentlich  der  Lolos  an  der  chinesischen 
Grenze  bemerkt  du  Halde ,  dass  sie  ihre  Schriftzüge  von  Bonzen 
aus  Ava  und  Pegu  erhalten ,  die  von  den  chinesischen  verschie- 
denen Tempel  gebaut  und  den  Gottesdienst  nach  dem  Ritual 
Pegu's  versehen  hätten.  Im  Jahre  1790  wurde  eine  chinesische 
Prinzessin  nach  Ava  geschickt,  und  obwohl  ihr  die  aristokrati- 
schen Füsse  en  miniature  fehlten ,  doch  freudig  vom  geschmei- 
chelten Könige  aufgenommen.  Bei  Symes  rühmt  sich  der  König 
sogar,  drei  Prinzessinnen  aus  Oudeherit  (Jehol  in  China)  em- 
pfangen zu  haben.  Mit  der  Gesandtschaft  im  Jahre  1787  schickte 
der  Kaiser  von  China  acht  Figuren  der  Brahma  oder  Byamha  aus 
seinem  Palaste,  die  seit  Schöpfung  der  W^lt  verehrt  wurden, 
und  der  König  vcm  Binna  sagt  in  seiner  Antwort,  dass  die  acht 
Figuren  der  Abassara  unter  pyramidalen  Dächern  in  seinem  Pa- 
laste aufgestellt  worden,  dass  aber  der  höchste  Gegenstand  der  An- 
betung in  den  drei  Welten  Gautama  wäre,  vonjeher  verehrt  durch 


Die  Geschiebte  AVa's.  67 

die  Sonne-entsprossenen  Könige,  die  über  die  Schirm  tragenden 
Fürsten  des  Westens  regierten.  Die  Benuas  in  der  malayischen 
Halbinsel  beten  zu  dem  Gott  Pirman ,  der  unsichtbar  über  dem 
Himmel  lebt.  Als  der  König  Birma's  den  1833  vom  chinesischen 
Kaiser  geschickten  Brief  beantwortete,  trug  er  seinem  Gesandten 
auf,  sich  nach  der  ächten  Zahnreliquie  Gautama's  zu  erkundigen 
und  sie  zu  verehren.  Schon  die  alten  Könige  Pagan's  haben  Kriege 
darum  geführt.  Im  Palasthofe  Mandalay's  steht  ein  chinesisch  ge- 
schmückter Pagoden-Thunn ,  der  der  Zahntempel  genannt  wird, 
doch  auf  mein  Nachfragen,  ob  eine  wirkliche  Reliquie  oder  nur 
eine  Nachahmung  in  demselben  enthalten  sei ,  bekam  ich  stets 
nur  ausweichende  Antworten.  Nach  der  Eroberung  Ceylon's 
durch  die  Portugiesen  bot  der  König  von  Pegu  ungeheure  Sum- 
men für  den  erbeuteten  Zahn,  aber  die  Geistlichkeit  setzte  durch, 
dass  dieses  Product  des  Aberglaubens  zerstört  wurde.  Indess,  ^ 
obwohl  er  zerstampft,  zu  Asche  verbrannt  und  dann  in's  Wasser 
geworfen  war,  so  erschienen  doch  bald  nachher  in  polypenartiger 
Vermehrung  drei  neue  Exemplare ,  so  dass  wahrscheinlich  auch 
dem  peguanischen  Könige  von  seinem  Gelde  zu  verhelfen  war. 

Unter  dem  thatkräftigen  Könige  Mentaragyi  erreichte 
Birma  gerade  zu  der  Zeit,  die  seinem  Falle  vorhergehen  sollte, 
eine  hohe  Stufe  der  Macht,  und  durch  die  moralische  Stütze  seines 
ruhmvollen  Namens  gelang  es  in  Ceylon  (1800),  den  republika- 
nischen Grundsätzen  der  binnanischen  Sekte  im  Buddhismus  den 
Sieg  über  die  bevorzugte  Kaste  der  Gowi  oder  Ackerbauer  davon 
zu  tragen,  die  das  Privilegium  der  gelben  Gewänder  für  sich 
allein  in  Anspruch  nehmen  wollten. 

Auf  Mentaragyi  folgte  sein  Sohn,  der  Erbprinz  oder  Eim- 
schweming  (Phagyidau  oder  Naung  daugyi),  der  (1822)  seinen 
Sitz  wieder  in  Ava  aufschlug.  Im  Jahre  1823  wurde  versucht, 
durch  Gesandtschaften  ein  Bündniss  mit  Cochinchina  abzuschlies- 
sen ,  um  gemeinsam  in  der  Eroberung  Siam's  zusammen  zu  ope- 
riren.  Auch  schmeichelten  sich  die  durch  ihre  letzten  Ej-folge 
ttbermüthig  gewordenen  Binnanen  mit  dem  Wahne,  durch  eine 
Allianz  der  unterworfenen  Fürsten  Vorderindiens  die  Engländer 
aus  ihren  Colonien  vertreiben  zu  können.     Aber  in  dem  Frieden 

5* 


68  •     Birma. 

von  Yaudabo  mussten  sie  (182G)  nicht  nur  ihre  Eroberungen  in 
Aracan  und  Assam  aufgeben ,  sondern  noch  die  Küste  Tenasse- 
rim's  cediren.  Nachdem  die  Engländer  Molniein  zum  Sitz  der 
Verwaltung  eingerichtet  hatten,  räumten  sie  das  Übrige  Land  und 
die  Peguaner,  die  mehrfach  zu  ihren  Gunsten  aufgestanden  wa- 
ren, sich  jetzt  aber  der  Rache  der  Birmanen  preisgegeben  sahen, 
flohen  grösstentheils  über  die  siamesische  Grenze.  Am  Hofe 
Ava's  gewann  damals  ein  Emporkömmling,  der  von  einem  Fi- 
scher zum  Fürstenstaude  erhobene  Menthagyi,  (dessen  Schwester 
vom  Könige  zu  seiner  Gemahlin  gemacht  war) ,  einen  grossen 
Einfluss,  und  als  die  Unzufriedenheit  unter  dem  Volke  zunahm, 
das  den  König  duich  einen  ihm  eingegebenen  Trank  seiner  Sinne 
beraubt  glaubte,  gelang  es  dem  Prinzen  Tharawaddi  (1836) 
seinen  Bruder  zu  entthronen.  Nachdem  er  den  Aufstand  des 
falschen  Tsaky  am  in  unterdrückt  hatte,  kehrte  er  von  Ava  nach 
der  in  Amarapura  neu  erbauten  Hauptstadt  zurück  und  residirte 
dann  eine  Zeitlang  im  Palaste  zu  Madeh.  Während  seines  zu- 
nehmenden Irrsinns  missglückte  zwar  die  Empörung  des  Prinzen 
von  Promo,  aber  der  Prinz  von  Pagan  bemächtigte  sich  1845  des 
Thrones  und  nahm  nach. seines  Vaters  Tode  (1846)  den  könig- 
lichen Titel  an.  Nach  dem  Ausbruche  des  englischen  Krieges 
wurde  er  entsetzt  und  der  jetzige  König  (Mendun-min),  wah- 
rend dieEugländer  im  Anrücken  auf  die  Hauptstadt  waren,  durch 
eine  Palastrevolution  auf  den  Thron  gehoben,  besonders  durch 
die  Entschlossenheit  seines  jüngeren  Bruders,  den  er  deshalb 
zum  Eimschweming  oder  zum  Erbprinzen  ernannte.  Er  weigerte 
sich  lange  Zeit,  den  geschlossenen  Waftenstillstand  in  einen  de- 
finitiven Frieden  zu  verwandeln,  da  er  meinte,  von  rechtswegen 
die  abgenommenen  Provinzen  zurückerhalten  zu  müssen,  denn 
nicht  er,  sondern  sein  Vorgänger  habe  den  Krieg  angefangen. 
Bald  nach  der  von  Vule  beschriebenen  Gesandtschaft  des  Oberst 
Phayre  wurde  die  Gründung  der  neuen  Hauptstadt  in  Mandalay 
projectirt. 

Uer  vorige  Krieg  erhält  nach  Winter  folgende  Version  in 
den  Hof-Annalen:  „In  the  years  1186  and  87the  Kulapyu,  or 
white  s^traugers  of  the  west,  fastened  a  quarrel  upon  the  Lord 


Die  6*»8chichte  Ava's.  69 

of  the  Golden  Palace.  They  landed  at  Kangoon ,  took  that  place 
and  Prome ,  and  were  permitted  to  advance  as  far  as  Yandaboo, 
for  the  king,  from  motives  of  piety  and  regard  to  lifo,  niade  no 
effort  whatever  to  oppose  theni.  The  strangers  had  spent  vast 
sums  of  money  in  their  enterprise;  and  by  the  tinie  they  reached 
Yandaboo,  their  resources  were  exhaiistcd,  and  they  were  in  great 
distress.  They  petitioned  the  king,  who  in  his  elemency  and 
generosity  sent  them  large  sums  of  money  to  pay  expenses,  and 
ordered  them  out  of  the  country. " 

Der  Barbarismus,  der  bei  jedem  Anlass  in  der  birmanischen 
Natur  wieder  ausbrechen  kann,  zeigt  sich  in  der  Behandlung, 
die  sie  bei  der  Dauer  des  Krieges  den  Fremden  in  Ava  an- 
gedeihen  Hessen,  obwohl  die  Meisten  derselben  gar  nicht  einmal 
Engländer  waren.  Solchen  Unterschied  machte  auch  der  Gou- 
verneur Rangun's  nicht,  der  Jeden,  der  einen  schwarzen  Castor- 
hut  trug,  einstecken  liess  und  ohne  die  zeitigen  Kanonenschüsse 
der  Kriegsschiffe  massacrirt  haben  würde. 

In  den  gerichtlichen  Depositionen  der  Gefangenen  ist  fol- 
gende die  Aussage  John  Laird's:  „Q.  How  were  you  treated  in 
prison?  —  A.  At  first,  the  whole  of  the  prisoners  had  a  longbam- 
boo  passed  between  the  legs ,  over  the  fetters ;  so  that  one  leg 
rested  on  the  bamboo ,  and  the  other  on  the  platform  on  wich  we 
lay.  We  had  no  mats  or  pillows  to  lie  on.  Our  food  was  not 
allowed  to  be  brought  into  the  gaol  to  us  by  our  servants,  without 
paying  a  bribe  at  the  door.  The  head-gaoler  informed  us,  that 
we  might  be  released  from  this  State  by  paying  among  us ,  to  the 
best  of  my  recollection ,  between  two  and  three  thousand  ticals. 
There  were  nine  of  us;  we  refused  to  pay  so  large  a  sum,  and  a 
smaller  one  was  taken.  As  far  as  I  remember,  Messrs.  Judson 
and  Price  paid  one  hundred  ticals  each.  Mr.  Gouger,  for  him- 
self  and  two  persons  imprisoned  along  with  him,  two  hundred 
and  fifty  ticals." 

„  Q.  Were  you  maltreated  when  conveyed  from  Ava  to  Aong- 
ben-le?  —  A.  Yes;  we  were  stripped  of  all  our  clothes,  except 
a  pair  of  trowsers  and  a  shirt ;  a  rope  was  tied  round  our  waists, 
and  we  were  bound  two  and  two.   A  keeper,  who  had  a  rope 


70  Birma. 

two  or  three  fathoms  long  fixed  to  each  prisoner,  drove  us  along; 
and  in  this  manner,  in  the  beat  of  the  sun,  and  in  the  month  of 
May ,  we  travelied ,  barefooted  and  bareheaded ,  to  Amarapoora. 
At  tbis  place,  our  feet  being  blistered  and  cut,  and  being  no 
longer  able  to  travel,  we  vvere  put  in  irons,  and  sent  in  carts  to 
Aong-ben-le." 

Bei  dem  letzten  engliscben  Kriege  war  es  den  Fremden 
nicht  besser  gegangen,  und  sogar  die  in  Birma  geborenen  Ar- 
menier, deren  Familien  schon  seit  Geschlechtern  im  Lande  an- 
sässig gewesen  waren  und  weit  mehr  Sympathien  für  die  ihnen 
Monopole  gewährenden  Birmanen,  als  für  ihre  englischen  Han- 
delsrivalen fühlen  mochten,  wurden  in  die  gräulich  schmutzigen 
Gefängnisse  geworfen,  gekettet  und  im  Lande  umhergeschleift. 
Selbst  die  katholischen  Missionäre  wurden  von  den  verschiedenen 
Dörfern  im  Innern  zusammengetrieben,  und  waren  mit  einem 
schweren  Holzkragen  (Cangue)  am  Halse  tagelang  der  glühenden 
Sonnenhitze  ohne  Kopfbedeckung  ausgesetzt,  so  dass  Viele  den 
Strapazen  erlagen.  Der  jetzt  regierende  König  ist  im  Gegensatz 
zu  seinem  unruhigen  und  thatendurstigen  Bruder  friedlich  ge- 
stimmt, mehr  ein  Mann  der  Bücher  als  der  Waffen,  deren  Füh- 
rung er  auch,  die  Unterdrückung  einiger  Unruhen  in  den  Schan- 
ländem  abgerechnet,  bis  jetzt  vermieden  hat. 

Bemerknnfi::  Die  hier  und  in  andern  Capiteln  in  Duplicatcn  o>ier  Tripli- 
caten  gegebenen  Königen  amen  bebalten  die  Formen  bei,  in  denen  sie  sieb  bei 
den  verschiodenen  Aatoritaten  zerstreut  finden  und  lassen  meistens  Zurückführung 
auf  die  birmanidcbe  Schreibart ,  wie  theilweise  beigefügt ,  deutlicli  zu.  luden 
auf  meine  Abschriften  begründeten  Listen  der  Beilagen  sind  sie  nur  darnach  ge- 
geben. Einige  sind  so  entstellt,  dass  ihre  Verification  selbst  hypothetisch  kaum 
möglich  wäre,  denn  da  die  Könige  keinen  eigentlichen  Eigennamen  besitzen,  so 
werden  sie  nach  Titeln  oder  zufillligcn  Beziehungen  bonanut,  von  donen  bald  die 
eine ,  bald  die  andere  ausgewählt  ist.  So  heisst  Min-tara-gyi  (Ming-taya-kri)  der 
grosse  König  des  Gesetzes,  Aloung-bhura  (phaya  oder  phra)  der  embryonale  Herr- 
scher, Nyaun-dau-gyi-phra  der  königliche  Bruder  als  Fürst,  Zin-pyu-shin  der  Herr 
des  weissen  Elephanten  u.  s.  w.  Die  Transcription  birmanischer  Namen  bietet 
deshalb  eigenthämliche  Schwierigkeiten,  weil  sie  so  vielfach  anders  gesprochen 
als  geschrieben 'werden,  und  man  schwankt,  ob  sie  besser  nach  ihrer  schriftlichen 
Zusamraeosetzuog  oder  ihrer  lautlichen  Auffassung  zu  geben  seien. 


IMe  aracariische  Geschichte. 

Als  unter  den  Nachkommen  Mahatliamada's,  in  dem  der 
Embryo  des  ersten  Buddha  der  jetzigen  Periode  lag,  der  Welt- 
beherrscher Waya-adz-dzyau-ya  aus  dem  Geschlecht  der  Brah- 
manen- Könige  sein  Reich  theilte,  fiel  die  von  den  Nat  oder 
Göttern  gebaute  Stadt  Ramawati  auf  den  Antheil  des  Aeltesten, 
Thamuti  deva  (der  Meer  entsprossene  Gott  oder  König).  Als 
der  Buddha  Kaukuson  vorübergegangen  war  (als  Tathagata 
oder  der  Vorbeigegangene)  und  der  Embryo  des  Buddha  Gautama 
(der  in  späterer  Geburt  Mandat  Meng  werden  sollte)  im  Könige 
Tsek  kyawade  herrschte,  fand  eine  heueTheilung  der  Erde  statt. 
Der  älteste  Sohn  (Thurya-Thauda)  erhielt  den  mittleren  Theil 
des  Reiches  mit  der  Stadt  Patanaga,  der  zweite  (Tsandathanda) 
den  Norden  und  die  Stadt  Pintsapura,  der  dritte  (Manithubhawas) 
den  Süden  mit  der  Stadt  Randapura  und  der  vierte  (Kan-myeng) 
die  von  den  Birmanen,  Schan  und  Malay-Racen  bewohnten  Länder, 
von  Kathi  oder  Manipur  bis  nach  den  Grenzen  China's.  Als 
Kan-myeng  nach  Ramawati  kam,  um  sein  Eigenthum  in  Besitz 
zu  nehmen,  entsetzte  er  die  Nachkommen  Thamuti  deva's,  die 
dort  noch  herrschten.  Die  Prinzessin  aus  diesem  Hause,  Thuwan 
naga  hlya  (die  Göttin  des  züngelnden  Drachen),  erhob  er  zu 
seiner  Königin,  aber  den  letzten  männlichen  Erben,  Maharadzan- 
gj'a,  sandte  er  fort,  um  die  Stadt  Wethali  inAracan  zu  verwalten« 
Dann  versammelte  er  eine  Menge  Völkerschaften  verschiedener 
Sprachen  aus  den  westlichen  Gegenden  Hindostans  und  gab 
ihnen  Landbesitz  im  Gebiete   Ramawati's,   wo   er   indess   den 


72  Birina. 

besten  Platz  den  Thek  einräumte,  einem  in  Aracan  ansässigen 
Gebirgsstamm.  Kan-myeng  und  seine  Nachfolger  regierten  un- 
gestört in  Ramawati  während  der  langen  Zeitperioden,  in 
denen  die  Gesetze  Kaukuson's,  Gonagou's,  Kasyapa's  einander 
folgten,  blühten  und  vergingen. 

Während  die  Religion  Kasyapa's  noch  im  Stadium  des  Zu- 
nehmens  begriffen  war,  herrschte  inUtaya  maduya  (der nördliche 
Continent  oder,  nach  Anderen,  mit  dem  Thal  des  Hukong  in  Birma 
identificirt)  Thaga  ya  Deva  und  dann  sein  Sohn  Maha  Thagaya 
(Vater  von  Thagaya  und  Ubathagaya).  Zeitgenosse  desselben 
war  in  dem  Lande  Athet  tengtsana  (schaubar  vorm  Gesicht  der 
Sonne)  König  Dewakengtha,  Vater  von  Mahakengtha,  dem  zwei 
Söhne  (Ken^ha  und  Ubakengtha)  geboren  wurden ,  sowie  eine 
Tochter,  Dewakappha  genannt.  Die  Letztere  Hess  ihr  Vater 
in  Folge  unheilverkündender  Weissagungen  in  einem  festen 
Thurme*)  bewahren,  aber  sie  wurde  trotz  aller  Aufsicht  dennoch 
schwanger,  in  Folge  einer  Liebschaft  mit  Ubathagaya,  der  von 
seinem  Bruder  aus  seiner  Heimath  vertrieben  und  nach  Athet 
tengsana  geflohen  war.  Als  Kengtha,  der  seinem  Vater  auf  dem 
Throne  gefolgt  war,  davon  hörte,  gab  er  die  Heirath  seiner 
Schwester  mit  Ubathagaya  ZQ,  aber  unter  der  Bedingung,  dass 
alle  männlichen  Kinder  getödtet  werden  sollten.  Zuerst  brachte 
die  Prinzessin  eine  Tochter  zur  Welt,  die  jung  starb.  Dann 
folgten  nach  einander  zehn  Söhne,  die  es  indess  alle  gelang, 
durch  verschiedene  Kunstgriffe  am  Leben  zu  erhalten,  trotz  des 
strengen  Verbots.  Zuletzt  wurde  noch  eine  Tochter,  Engtsana- 
dewi  genannt,  geboren.  Die  Söhne  waren  in  einer  abgelegenen 
Provinz  des  Reiches  aufgezogen  worden,  und  als  sie  heran- 
wuchsen ,  zeichneten  sie  sich  in  allen  ritterlichen  Eigenschaften, 
aber  auch  durch  einen  rohen  und  ungestümen  Sinn  aus.     Sie 


♦)  Nach  einem  aUen  Brauche  der  Binnanen  bleibt  die  älteste  Tochter  des 
königlichen  Ilansos  unverheirathet  und  wird  frei  gehalten,  um  im  Falle  eines  un- 
glücklichen Krieges  durch  ihre  TIand  den  Eroberer  zu  versöhnen.  Sie  heisst 
deshalb  die  Prinzessin  des  einsäuligen  Palastes ,  und  nach  der  ceylonischen  Ge- 
schichte wird  die  Prinzessin  Chitta  von  ihren  Brüdern  in  einem  solchen  bewacht, 
um  sie  ledig  zu  erhalten. 


Die  aracanische  Geschichte.  73 

organisirten  eine  Räuberbande,  die  durch  ihreGewaltthätigkeiten 
das  Landvolk  dermassen  drückte,  das»  selbst  aus  solcher  Ent- 
fernung die  Klagen  bis  zumOlfr  des  Königs  gelangten.  Kengtha, 
der  aus  verschiedenen  Umständen  sie  als  seine  NeflFen  erkannte, 
liess  ihre  Eltern  in  ein  hartes  Gefängniss  werfen  und  snndte  ein 
starkes  Heer  aus,  um  sie  ihm  als  Gefangene  vorzuführen.  Es 
gelang  ihnen  indessen,  zu  entfliehen,  und  in  einem  Walde  trafen 
sie  mit  einem  heiligen  Eremiten  zusammen,  der  ihnen  für  er- 
wiesene Beschtttzung  himmlische  Waffen  verlieh,  womit  sie 
unbesiegbar  wurden.  Sie  kehrten  nach  ihrer  Heimath  zurück, 
ihre  vorige  Lebensweise  wiederaufnehmend,  und  Kengtha  ersann 
eine  List,  um  sich  ihrer  zu  bemächtigen,  indem  er  grosse  Festlich- 
keiten ausschrieb,  zu  denen  das  Volk  von  allen  Seiten  zu- 
sammenströmen würde.  Die  zehn  Brüder  folgten  gleichfalls  und 
wurden  von  den  geschulten  Ringern  des  Königs  zum  Wettkampfe 
herausgefordert,  wobei  sie  aber  wider  Erwarten  den  Sieg  davon 
trugen  und  dann  auch  den  König  Kengtha  tödteten.  Nachdem  sie 
sich  der.Herrschaft  in  Athettengtsana  bemächtigt  hatten,  dehnten 
sie  ihre  Eroberungen  bis  Siam  aus,  wo  sie  Ayudzdzapura  er- 
bauten, und  dann  wandten  sie  ihre  Waffen  gegen  Narinda,  der 
aus  der  Race  Kan-myeng's  in  Dwayawati  (Dwaraca  Kriscbna's) 
oder  Thandwai  regierte.  Als  sie  mit  ihrer  Flotte  vor  der  Mün- 
dung des  Flusses  anlangten,  konnten  sie  nichts  von  der  Sladt 
erblicken,  da  sie  in  der  Luft  schwebte,  in  Folge  der  Illusion 
ihres  schützenden  Hüters,  des  Belu  Bhihi.  Die  Prinzen,  in  Ver- 
legenheit, wie  sie  gegen  die  unsichtbare  Stadt  vorgehen  sollten, 
befragten  einen  Eremiten  (Yathay),  und  derselbe  rieth  ihnen, 
den  Belu  durch  Opfergaben  zu  versöhnen ,  da  er  dann  der  Stadt 
seinen  Schutz  entziehen  würde.  So  stellt  es  die  aracanische 
Geschichte  dar,  wogegen  in  einem  durch  Kupfer  illustrirten 
Buche,  das  ich  in  dem  Palaste  zu  Mandalay  sah,  die  Prinzen  dem 
Belu  auflauem,  als  er  in  der  Gestalt  eines  wilden  Esels  auf  dem 
Plat/:e  der  verschwundenen  Stadt  grast  und  ihn  so  lange  knebeln, 
bis  er  sich  bereit  erklärte,  dieselbe  herabzubringen.  Auf  die 
eine  oder  andere  Weise  gelang  es  den  Brüdern ,  sich  der  Stadt 
zu  bemächtigen,  die  sie  dann  mit  einer  eisernen  Kette  umwanden 


74  Binna. 

und  an  die  Erde  festbanden ,  woher  sie  den  Namen  Thandway 
(mit  Eisen  gebunden)  erhielt.  Die  Bedrückungen  und  Gewalt- 
thätigkeiten ,  die  die  Prinzen  auch  dort  fortsetzten ,  riefen  eine 
Revolution  hervor,  in  der  acht  der  Brüder  umkamen.  In  dem 
erwähnten  Roman  dagegen  gehen  sie  zu  Grunde,  wie  die  Jadava, 
durch  ein  Spielgefecht  mit  Schilfröhren.  Die  beiden  Uebrig- 
gebliebenen,  Wathadewa  und  Baladewa,  flohen  mit  ihrer  Schwester 
unter  der  Führung  eines  Brahmanen ,  der  sie  nach  Norden  ge- 
leitete. In  dem  mit  allen  Schrecken  erfüllten  Walde  Toung-up 
begegnet  ihnen  ein  Belu,  die  Einkörperung  des  Königs  Eengtha, 
der  in  das  Leben  zurückgekehrt  ist,  um  seinen  Mord  zu  rächen. 
Baladewa  muss  mit  dem  Ungeheuer  ringen ,  unterliegt  und  wird 
gefressen.  Wathadewa  fällt  durch  den  unabsichtlichen  Schuss 
eines  Jägers,  der  auf  seine  Fusssohle  abdrückt,  als  er  im  Walde 
einen  Busch  durch  verstecktes  Wild  bewegt  glaubt.  Die  Prin- 
zessin mit  dem  Puna  (Brahmanen)  kommen  in  Wethali  (der 
Hauptstadt  Aracan's)  an  und  werden  dort  mit  Jubel  begrüsst,  da 
das  Königsgeschlecht  Maharadzaugya's  gerade  ausgestorben  war. 
Nur  eine  Prinzessin,  Therinpare,  ist  noch  übrig,  die  der  mit 
Eng  tsanadewi,  als  sein  Köuigsgemahl,  auf  den  Thron  erhobene 
Brahmane  seinem  Sohne  Thundarih  vermählt.  Unter  seinen 
Nachfolgern  bedeckte  sich  Aracan  mit  Städten,  und  Künste  und 
Wissenschaften  begannen  zu  blühen.  Aber  mit  dem  Falle  der 
Dynastie  ging  auch  der  Wohlstand  des  Landes  zu  Grunde  und 
es  verkehrte  sich  in  einen  Aufenthalt  wilder  Thiere,  wo  es  für 
Menschen  nicht  länger  möglich  war,  zu  leben.  Die  feindlichen 
Ungethüme,  von  einem  Affen  und  einem  Hirsch  geboren,  waren 
aus  dem  Himawonda- Walde  auf  dem  Flusse  Kaladan  nach  Khouk 
tau  toung  hinabgetrieben.  Doch  von  eben  daher  sollte  auch  die 
Rettung  kommen.  König  Adzdzunna  von  Kapilawut,  der  seine 
Krone  niedergelegt  und  sich  nach  dem  Himawonda  zurückgezogen 
hatte,  pflegte  seineu  Aufenthalt  an  der  Quelle  des  Kuladan  unter 
einem  Pipul-Baume  zu  nehmen,  wo  sich  die  wilden  Thiere  des 
Waldes,  zu  seiner  Verehrung,  um  ihn  versammelten.  Auch 
Indamayu,  eine  einem  Löwen  verwandte  Hirschkuh,  kam  dorthin, 
und  da  sie  in  einer  früheren  Existenz  die  Gattin  des  Königs 


Die  aracanische  Geschichte.  75 

gewesen,  geschah  es,  dass  sie  sich  schwanger  fühlte.  Durch 
eine  Wasserfluth  wurde  sie  den  Kuladanfluss  hinabgeschwemmt 
und  bei  Mi-khyaung  an's  Land  geworfen ,  wo  sie  ein  Kind  in 
menschlicher  Form  zur  Welt  brachte.  Dies  wurde  von  einem 
Häuptlinge  desGebirgsstammesMru  oderMyu  gefunden  und  unter 
dem  Namen  Marayu  seiner  Tochter  verheirathet.  Von  den  Nat- 
göttem  mit  magischen  Waffen  versehen,  befreite  Marayu  das 
Land  von  den  Ungeheuern ,  und  fand  beim  Forthauen  des  Jungle 
unter  den  Biiinen  der  früheren  Hauptstadt  noch  eine  Prinzessin 
der  Puna-Dynastie  verborgen,  die  allein  überlebt  hatte.  Mit  ihr, 
als  seiner  Gemahlin,  bestieg  er  den  Thron  und  schlug  seine  Re- 
sidenz in  Dhi-ngya-wati  auf,  ein  Ereigniss,  das  in  das  Jahr 
2()58  a.  d.  gesetzt  wird  und  die  historischen  Zeiten  der  Myu  oder 
Pyu  (Mra  oderMramna)  einleiten  soll.  Unter  seinen  Nachfolgern 
brach  eine  Revolution  aus  und  die  Wittwe  des  letzten  Königs 
flüchtete  mit  ihren  zwei  Töchtern  nach  dem  Gebirge  Nilapantoung. 
Dort  traf  sie  mit  Kan  Radzagyi  zusammen,  der  durch  seinen 
Bruder  aus  Tagoung  vertrieben  war,  und  flndet  in  ihm  einen 
Helfer.  Die  Königin  und  die  ihm  verehelichten  Töchter  mit  sich 
führend,  steigt  er  die  Ebene  hinab  und  lässt  sich  in  Dhi-nga-wati 
(Dinjawuddi  oder  Piaehjih)  als  König  anerkennen ,  825  a.  d. 

Ihm  folgt  sein  Sohn  Thilaradza.  Von  seinen  Nachfolgern, 
nachdem  die  Talein  das  verbannte  Königsgeschlecht  wieder  auf 
den  Thron  gesetzt  464  p.  d.,  führt  Tsanda  Thuriya  oder  Sanda- 
turiya,  der  Gründer  Yamawuddih's  oder  Yanbieh's  (639),  die  Re- 
ligion des  heiligen  Gesetzes  ein,  und  soll  den  Stifter  Bridhi  Goadraa 
selbst  zu  sich  eingeladen  haben,  der  dann  weiter  östlich  nach  Prome 
zog.  Die  Chronik  dieser  Stadt  dagegen  setzt  seine  Ankunft  dort, 
im  Einklang  mit  der  buddhistischen  Aera,  um  etwa  ein  Jahr- 
tausend früher  nach  der  Autorität  des  Mahayasuen ,  während  aus 
anderen  Quellen  geschöpfte  Daten  auch  bei  ihr  diese  tausend 
Jahre  auslassen ,  die  nach  der  Einschiebung  der  indischen  Dy- 
nastie Tagoung's  zur  Ausfüllung  des  Zeitraumes  nöthig  wurden. 
Der  entscheidende  Wendepunkt  in  der  Staatengeschichte  aller  hin- 
terindischen Länder  ist  das  siebente  Jahrhundert  p.  d.,  das  mit  der 
bedeutungsvollen  Epoche  der  Thang-Dynastie  in  China  zusam- 


76  Binna 

menfällt,  und  unmittelbar  auf  die  Vernichtung  der  Ephthaliten 
durch  Perser  und  Türken  folgte  (VI.  Jahrhundert).  Das  Reich 
der  kleinen  Jueitchis  war  im  V.  Jahrhundert  gebrochen  und 
musste,  wie  es  die  Qilahara  und  andere  Stämme  bis  in  den 
Dekkhan  trieb,  auch  auf  Hinterindien  Rückwirkung  ausüben. 
Unter  den  Einflüssen  der  Kalukja-Dynastie  im  südlichen  Vorder- 
indien breitete  sich  das  in  Prome  herrschende  Königsgeschlecht 
aus,  dessen  letzter  Fürst  das  grosse  Bild  des  Mahamuni  nicht  79  p.  d. 
rauben  konnte,  wenn  es  erst  durch  Sandaturiya  aufgestellt  war. 
Mit  Kan  Radzagyi  webt  sich  die  Geschichte  Birma's  in  die  Ara- 
can's  hinein,  indem  man  die  Königsdynastie  auch  direct  von  dem 
über  I^nd  gekommenen  Sakhya-Geschlecht  ableiten  wollte,  weil 
die  ersten  indischen  Einwanderungen  zur  See,  von  denen  jene 
mythischen  Legenden  frühester  Zeit  reden ,  dort  so  wenig  wie 
in  Pegu ,  in  gleicher  Achtung  standen.  Man  sieht  hier  beständig 
das  Bestreben ,  das  kimigliche  Blut  durch  allen  Wechsel  der  Dy- 
nastien rein  zu  erhalten,  indem  gewöhnlich  eine  Königin  oder 
Prinzessin  aus  dem  Untergang  gerettet  wird,  die  dann  mit  Hülfe 
der  Bergstämme,  deren  Häuptling  als  ihr  Gemahl  den  Thron 
besteigt,  eine  neue  Aera  begründet.  Ist  der  eingewanderte 
Füi-st  selbst  von  reiner  Abkunft,  so  mag  er,  um  sich  zu  acclima- 
tisiren,  eine  Tochter  der  unterirdischen  Schlangendrachen  heira- 
then,  die  auch  in  Attika  die  Ureinwohner*)  repräsentirten.  Die 
auf  Krischna  bezügliche  Episode  wiederholt  sich  in  Assam ,  und 
auf  Siwa's  Vertreibung  wird  der  Name  Molmein's  zurückgeführt, 
der  nach  Mason  im  Taleing  heissen  soll  Don-^Iot-Mein-Ling**) 
oder  Stadt  das  Auge  des  Königs  zerstörend,  indem  ein  drei- 
äugiger  König  (aus  Thonapura  oder  Dhammapura)  dort  sein 
drittes  Stimauge  wunderbarer  Kraft  verlor,  als  er  auf  Veranstal- 
tung einer  Prinzessin  des  feindlichen  Thatung  sich  das  Gesicht 

*)  Das  giebt  auch  die  Antwort  auf  Aniiot's  Frage :    11  est  surprcnant  qne 

la  figiir«  ou  caract^re  du  drngon  ou  ^erpeDt  (in  den  KouOuen  oder  der  Sprache 

der  King)  ait  deux  fi^ures,  qiii  sout  le$  ä(:^ures  abreg^es  de  l'homme.     Ponrquoi 

denx  liommoH  ä  l'oppoHte  du  serpent?     Die  Schlangen  am  Nacken  Mahadeo's 
sollen  (nach  dem  Dabistan)  die  elementare  Natur  bedeuten. 

••)  Der  Name   wird   auch  erklärt  als  die  Wildemiss  (mein)  von  Wasser- 

pflanseo  (moul)  oder  als  Moulmanyaing  (oder  die  Festung  des  Marmalon). 


Die  aracanische  Geschichte.  77 

mit  einem  von  einer  Frau  gebrauchten  Tuche  abtrocknete.  Als 
Molmein  von  den  Siamesen  erobert  wurde,  hiess  es,  dass  das 
eine  Auge  Pegu's  zerstört  sei.  Crawfurd  sah  eine  dreiäugige 
Figur  unter  den  aus  Aracan  gebrachten  in  Amarapura.  Bei  den 
Chinesen  findet  sich  die  folgende  Erzählung  über  Ling-kwan-ma- 
guenshwui  (der  General  Ma,  der  Meister  der  Orakel)  i  „Als  Buddha 
den  Chi-miau-kih-tsiang  in  die  Welt  hinabgeworfen  hatte,  fiel  er 
in  den  Leib  Ma-kin's  und  wurde  wiedergeboren,  als  der  glänzende 
dreiäugige  (San-yen-Ling-kwan).  Nachdem  er  den  Drachen  der 
östlichen  See  erschlagen ,  stahl  er  den  goldenen  Speer  des  Herr- 
schers Tszwi  und  wurde  neu  geboren  als  Liug-yau,  wohl  unter- 
richtet in  dem  himmlischen  Buche,  das  von  Vuk-hwang->hangti, 
dem  Beherrscher  des  Windes  und  Feuers,  überliefert  war.  Nach- 
dem er  einer  neuen  Umwandlung  sich  unterzogen  hatte  mit  seinen 
fünf  Brüdern  und  zwei  Schwestern,  stahl  er  die  göttliche  Pfirsich 
und  wurde  der  Feind  vonTsi-tien-ta-shing.  Buddha  aber  stellte 
zwischen  Beiden  Frieden  her."  Wie  Crawfurd  bemerkt,  stand 
früher  eine  indische  Stadt  ßamapura  in  der  Nähe  Molmein's  und 
Gouverneur  Fitch  zeigte  mir  alte  Fundameute,  die  ihren  Wall 
gebildet  haben  sollen.  InSiam  hörte  ich  dieMon  meist  bei  ihrem 
classischen  Namen  llaman  nennen.  Nach  meiner  siamesischen  Be- 
handlung der  Geschichte  Pegu's  waren  die  Gründer  Uongsawaddi's 
in  der  vom  König  Senakongkha  beherrschten  Stadt  Romawaddi  ge- 
boren, die  im  Walde  Motama's  odcrMartaban's  lag.  In  den  Wäl- 
dern, die  die  verwüstete  Stätte  des  alten  llongsawaddi  (in  der  Nähe 
des  jetzigen  Pegu  mit  seinerPagodeSchwemioh)  umgeben,  finden 
sich  ausgedehnte  Steinruinen,  von  denen  ich  mit  Sculpturen  und 
Ornamenten  verzierte  Bruchstücke  in  Kangun  sah.  Gesprächs- 
weise hörte  ich  von  Mad.  Vinton,  die  auf  ihrer  langjährigen  Mis- 
sion unter  den  Karen  vielmals  die  dortige  Gegend  besucht  hat,  dass 
das  Volk  diese  Kuinen  über  die  Zeit  der  Birmanen  und  Talein's 
hinaus  versetze  und  einem  Könige  von  Bengalen  zuschreibe ,  der 
dort  mit  seiner  Armee  durchmarschirt  sei.  Die  birmanischen 
Könige  lassen  an  der  Mündung  der  bei  Molmein  vereinigten 
Flüsse,  auf  der  Insel  Goung-zay-gyoon,  das  Wasser  für  die  wich, 
tige  Ceremonie  des  Kopfwaschens  schöpfen,  wie  die  assamischeu 


7S  Binnft. 

aus  der  BrahniakuDd  an  der  Quelle  des  Brahmaputra.  Nach 
der  lusehrift  in  der  Khouk-niyoo-dau-Pagode  (in  der  Nähe  Ava's) 
constituiren  die  Provinzen  Hensawuddih ,  Digou  (Kangun),  Dala, 
Kosein  (Bassein),  Yougmya,  und  Mauttama  (Martaban)  das  König- 
reich Yauianyia  oder  Kamaniya.  Die  Taleins  sollen  von  Ya- 
iningatein  oder  Ramingatein  gekommen  sein,  und  die  Ära- 
caucseu  leiten  den  ihnen  beigelegten  Namen  Mug's  von  den 
Magas  ab,  ein  Brahmanen-Stamm ,  der  von  Bengalen  aus  nach 
Osten  gewandert  sei.  In  der  chinesischen  Sprache  wird  der 
Namen  der  Jao  verehrenden  Magier  zu  Mukh.  Nach  Prin- 
cep  ist  Magha  der  Name  einer  Dwipa.  Jancigny  nennt  Mugh 
(Meugh  ou  Magh)  une  corruption  deMogo,  terme  qui  designe 
uue  personne  sainte  et  qui  ne  devrait  s'appliquer,  a  proprement 
parier,  qu'k  la  classe  sacerdotale  et  au  Radja.  Die  Orientalen 
leiten  (nachShea)  die  Magier  von  Magh  oderMogh  (excellent)  ab. 
In  religiösen  Traditionen  werden  die  Magas  oder  Magier  nach  Saka- 
dwipa  versetzt.  Indess  kann  sich  der  Name  noch  näher  an  die 
Grossmogul  anschliessen,  da  die  halbwilden  Völker  immer  gern 
ihre  civilisirteren  Nachbarn  nachahmen.  De  la  Puente  bemerkt  z.  B. 
Sirian  quedo  al  Key  de  Aracan ,  que  se  dezia  el  Mogo.  Aus  den 
Gebirgsstämmen  Mra  oder  Myu  wurden  die  Marama  oder  grossen 
Mra  zu  Bewohnern  des  „alten  Landes".  Ehe  Aracan  sich  mit  den 
Ihum  abschloss,  wird  Chambahio  als  die  gemeinsame  Haupt- 
stadt beider  Myammastämme  genannt.  Die  bestimmte  Trennung 
wird  1061  p.  d.  datirt.  In  den  Traditionen  der  (jenseits  derChu- 
meas  wohnenden)  Kukis  sind  sie  und  dieMugs  die  Abkömmlinge 
desselben  Vaters,  die  Mugs  von  dem  ältesten,  und  die  Kukis  von 
dem  jüngsten  Sohne  abstammend,  welcher  Letztere  vernach- 
lässigt wurde,  und  deshalb  den  Namen  Luncta  oder  „der Nackte" 
bekam ,  der  sich  auf  seine  Nachkommen  forterbte.  Macarae  be- 
merkt, dass  die  Mugs  und  Kukis  einander  gegenseitig  verstehen, 
da  ihre  Sprache  fast  ein  und  dieselbe  sei.  Die  Kukis  üben  die 
Blutrache  auch  gegen  Thiere  und  selbst  unbelebte  Gegenstände. 
Sie  bewahren  die  Leiber  ihrer  Todten  bis  auf  einen  besonderen 
Tag,  an  welchem  sie  jährlich  ihre  Todtenfeste  feiern,  wobei  sie 
die  Leichname  verbrennen.     Ausser  der  Khogein  Pootteang  ge- 


Die  aracanische  Geschichte.  79 

nannten  Gottheit  (der  Schöpfer  der  Welt),  verehren  sie  haupt- 
sächlich eine  niedere  Gottheit,  oder  einen  göttlichen  Vermittler, 
dessen  Bildniss,  unter  einem  Baum  aufgestellt,  Ziegen  zum  Opfer 
erhält 

Die  ßhyanimagyi  vertheilten  sich  in  Misimadesa  in  102  Ge- 
schlechter, aber  der  Hauptstock  wanderte  in  den  Birmanen  nach 
dem  Irawaddi  aus.  Die  ursprünglichen  liaceu  ihres  Landes  sind  die 
Pioje,  Piintaun,  Pyu,  Danuh  und  Theth.  Von  den  Kakeiu  (Ara- 
canesen)  leben  die  Yanbiaeh  nahe  der  birmanischen  Grenze,  die 
Man-aun  an  der  Küste,  die  Zihtway  auf  den  Inseln,  die  Piaehgih 
im  Norden  des  Innern,  um  die  königliehe  Residenz,  die  Tand- 
wuay  im  Süden  des  Innern.  Als  vier  Stämme  der  Birmanen 
gelten  die  Yo,  Yakain,  Talein  und  Yuthia.  In  dem  von  den 
Birmanen  das  alte  L4ind  genannten  Araean  waren  die  Mru  oder 
Thoungmru,  die  sich  besonders  am  Mayuflusse  finden  (wie  die 
Sak  am  Naufflusse),  von  den  aus  Norden  gekommenen  Kumis  aus- 
getrieben, als  die  Myamma  das  Land  betraten.  In  Tibet  werden 
die  Httgelstämme  Indiens  unter  dem  gemeinsamen  Namen  Mhon 
oder  Mron  zusammengefasst.  Die  Marams  zwischen  den  Luhup- 
pas  und  Kacharis  zeichnen  sich  nach  Pemberton  durch  ihre  Ge- 
stalt und  Erscheinung  vor  ihren  Nachbarn  aus.  Fremde  werden 
in  Araean  Paloun  genannt,  wie  Kala  von  den  Birmanen,  während 
diese  unter  Paloun  einen  Mischling  verstehen,  und  nach  Leyden 
ist  die  Sprache  derKukheng  oder  Aracanesen  reiner  und  weniger 
verdorben,  als  der  birmanische  Dialekt.  Die  aracanische  Be- 
zeichnung der  Byamma-Paloun  mag  mit  dem  alten  Volk  derThee 
bauenden  Paloun  in  Birma  zusammenhängen  und  Hlpon  meint 
Mann  in  verschiedenen  Dialekten  der  Karen.  Die  Kajbunsi  oder 
Myammagyi  in  Chittagong,  die  in  Bengalen  Mugs  heissen,  wollen 
von  den  Königen  Aracan's  abstanmien.  Ptolemäus'  Name  Kir- 
radia  für  die  Küste  bis  zum  Aracanfluss  hat  sich  in  den  Kiratas 
NepauPs  erhalten  und  nach  Lassen  findet  sich  dieses  Volk  durch 
den  Mahabharata  an  den  Lauhitja  oder  Brahmaputra  gesetzt. 

Zur  neuem  Geschichte  Aracan's  bleibt  wenig  hinzu- 
zufügen ,  so  dass  nur  kurz  aufgezählt  zu  werden  braucht.  Ihr 
bedeutendster  Name,  Sanda  Thuriya  oder  Sandaduyamin,  der, 


80  ßirma. 

wenn  er  die  Mug-Aera  gestiftet  (636  p.  d.),  entweder  einen  zweiten 
Gautama  in  sein  Land  gebracht  haben  wird,  oder  den  Buddhismus 
ohne  ihn  eingeführt  hat»  scheint,  wie  schon  bemerkt,  unter  einer 
sehr  unbestimmten  Chronologie  zu  leiden,  da  ihnPaton  um's  Jahr 
701  p.  d.  (im  65.  Jahre  der  Mug-Aera)  sterben  lässt,  wogegen 
(nach  Phayre)  Ngami,  der  den  Anfang  der  aracanischen  Ge- 
schichte 2658  a.d.  setzt,  seine  Regierung  146  198  p.d.  angiebt 
Unter  ihm  wurde  in  Yamawuttatein  von  den  Nats  das  grosse  Bild 
Gautama's  als  Mahamuni  gegossen ,  das  nach  andern  Autoritäten 
zu  seiner  I^bzeit,  entweder  im  Himmel  Tuschita  oder  nach  seinem 
iüJchatten  verfertigt  war.  Auch  Ceylon  will  ein  ähnliches  Ge- 
schenk wie  König  Abgar  erhalten  haben.  Als  die  Prinzessin 
Mutigchen  durch  Kaufleute  aus  Madhyam  oder  Central-India  mit 
der  durch  Suras  und  Asuras  verehrten  Lehre  bekannt  wurde, 
schickte  sie  Geschenke  an  Chomdanda  oder  Sakya,  der  dieselben 
mit  seinem  Portrait  erwiederte.  Der  berühmteste  Tempel  des 
Mahauiuni  steht  in  Tassisudon,  der  Hauptstadt  des  Deb  Rajah  in 
Bhutan. 

Nachdem  die  Dynastie  Sanda  Tb uriya's,  die  25  Glieder  zählt, 
zu  Grunde  gegangen  war,  verlegte  Mahasainhakhandra(  Vater  der 
Thuriya-Taing-Tsandaya)  die  Residenz  von  Dhanjavati  nach 
Vai^ali  oder  Aracan.  Mit  ihm  giebt  die  Geschichte  (wie  Phayre 
bemerkt)  das  erste  Datum  im  Jahre  151  (7.>1>  p.  d.).  Unter 
seinen Nachfolj^ern  unternahm  Kudhasainhakhandra  (nachdem  er 
Chittagong  erobert  und  Siegessäulen  aufgestellt)  mit  seinem 
himmlischen  Speer  einen  Feldzug  (überHansawuddi  und  Prome) 
nach  China  (für  seinen  Hundsschädel*)  einer  früheren  Existenz), 
ertrank  aber  auf  der  Rückkehr  (957  p.  d.).  Die  Wittwe  ver- 
heirathete  sich  mit  Häuptlingen  des  Mju-Stammes,  die,  nachdem 

-  •  — -  • 

*)  GltMchsam  dit^  Kriniieriiiijj:  an  Hn  früheres  Noiiiadciileb«*!!  seines  Stammes 
an  den  Aassenposten  des  Mittrlreiches ,  um  dir  Znganff«'  der  Grenze  für  den 
Lehnsherrn  zu  hüten ,  wie  Stnuislas  Julien  eine  Anspielung  auf  die  Seelen- 
Wanderung  in  den  Worten  8se-nio*8  finilet :  Vonz  nfave/.  conible  de  hienfaits  et 
m*avez  mis  k  la  t^e  de  toutes  les  hordes.  Je  de^ire  d*etre  de  siecle  ä  siecle  un 
Ghien  de  votre  royaume  et  d'aboyer  en  gardant  la  porte  septentrionale  du  fils  do 
Ciel 


Die  aracanische  Gesehiclite.  ^1 

die  Angriffe  desPyu-Köüigs  vonProme  zurückgeschlagen  waren, 
durch  den  SchanfUrsten  Thakhengbhawakje  (aus  Pegu)  ver- 
trieben wurden  (976  p.  d.).  Anauraktadzan  versuchte  vergebens, 
das  Bild  Mahamuni's  fortzuführen,  aber  der  durch  den  Thekstamm 
erhobene  König  Nga  Mengngatum  (356)  wurde  durch  den 
König  von  Pagan  getödtet  und  Anaurahtadwza  (Anaurataso) 
unterstützte  (380)  den  neuen  König  (Khet-ta-theng),  sich  in 
Pingtsa  festzusetzen.  Alaunsidu  setzte  Let  ja  nag  uam  oderPyu- 
ta-thin-meng  (der  Herr  der  100,000  Pyu),  den  Sohn  des  ver- 
triebenen Prinzen  (der  seine  Tochter  geheirathet),  wieder  ein. 
Das  Idol  von  Mahamuni  wurde  während  des  Kriegs  durch  die 
Pyu-Armee  des  Königs  sehr  beschädigt.  König  (Jaulaja  (der 
fünf  weisse  Elephanten  besass)  empfing  Tribut  von  Hirma,  Ben- 
galen und  Pegu  (1168  p.  d.).  König  Ananthiri  erregte  duich  sein 
ausschweifendes  Leben  eine  Empörung  und  wurde  durch  seinen 
Bruder  Mengphungtsa  entthront  (1167 — llDl). 

Die  ältesten  Münzen  Aracan's  stammen  von  König  Taing- 
khejit.  Alaudnaphyu  kriegte  mit  den  Birmanen  und  König  Radza 
thugyi  trieb  die  Talein  von  Süden  aus.  König  Nankyagyi  wurde 
wegen  seiner  Tyrannei  durch  zwei  in  Büffel  verwandelte  Studen- 
ten getödtet,  die  ihn  bei  der  Verwandlung  in  einen  Papagei  als 
Habichte  verfolgten.  König  Mengdi  schlug  die  Schan  zurück 
(656),  trat  in  ein  Freundschaftsverhältniss  mit  Ngai)ukheng, 
Fürst  von  Thuratan,  blieb  siegreich  gegen  die  Conföderation  der 
Schan,  Birmanen  undTalain,  die  der  Häuptling  desTliekstammes 
gegen  ihn  angestiftet  hatte.  König Thiutsi  wurde  auf  dem  Feld- 
zuge gegen  Ava  (752)  durch  Empörung  zur  Umkehr  gezwungen. 
Die  Birmanen  trieben  (1406)  Mengtsaumoun  oder  Jumuvai,  der 
1404  p.  d.  seine  Residenz  in  Aracan  aufgeschlagen,  nach  Ben- 
galen und  besetzten  das  Land  1408  noch  einmal,  bis  sie  mit 
Hülfe  der  Peguaner  vertrieben  wurden  (1426).  Dann  wurde  die 
Residenz  aufs  Neue  nach  Aracan  verlegt  (1430).  Durch  den 
König  von  Thuratan  wurde  Mengtsaumwun  wieder  eingesetzt 
(1457)  und  Tatsanphyo  dehnte  seine  Besitzungen  bis  über  Bengalen 
aus  (1460).  Meng  Thatoung  bekriegte  Tripura  (1585).  Durch 
den   nach  Aracan   geflüchteten   Suju    (Bruder   des  Aureugzeb) 

Baatiau,  OaUtien.   I.  g 


g2  fiinna. 

wurden  die  Aracanesen  in  Kriege  mit  dem  Gouverneur  von  Ben- 
galen verwickelt,  wo  sie  früher  »chon  mehrfach  einzudringen 
versucht  haben  müssen,  da  der  Dzedi  von  Dacca  ihnen  zu- 
geschrieben wird.  Aus  der  birmanischeu  Eroberung  Aracan's 
stammen  die  meisten  der  Hofbrahmanen  in  Ava.  Andere  wur- 
den aus  Munipur  zugefügt  und  jetzt  pflegen  sie  auch  direkt  von 
Benares  zu  kommen.  Im  Jahre  1825  wurde  Aracan  als  eng- 
lische Provinz  besetzt. 


Die  Ahorn  in  Assam  und  die  Singpho. 

Die  Chroniken  der  Ahorn  bß^nnen  (nach  Robinson)  mit 
einer  Berathung  zwischen  den  zwei  Königen  des  Himmels,  Leng- 
dun undThenkham,  die  beschlossen,  ihre  beiden  BrttderKhun  lai 
und  Khun  tai  als  Könige  auf  Erden  einzusetzen.  Begleitet  von 
Khuntun,  dem  Sohne  des  Mondes,  und  Khum  bum,  dem  Sohne  der 
Sonne ,  als  priesterlichen  Berathem ,  und  mit  zwölf  Familien  der 
Phokun  oder  Burunas  stiegen  sie  auf  einer  goldnen  Leiter  vom 
Himmel  herab,  zum  hohen  Berggipfel  (^harai  karang,  der  zu- 
weilen mit  einer  der  Spitzen  der  Patkoi-Kette  identificirt  wird. 
Dieser  ragte  bis  über  die  Wolken  empor,  ähnlich  den  Bergen  in 
Shuh,  auf  denen  (wie  die  Chinesen  erzählen)  die  Hunde  von  der 
Nähe  der  Sonne  erschreckt  werden  und  zu  heulen  beginnen, 
oder  in  Wuh,  wo  die  Ochsen  den  Mond  für  die  Sonne  halten  und 
ob  der  schrecklichen  Hitze  stöhnen.  Die  Khyen  bringen  in  be- 
stimmten Fristen  die  Knochen  ihrer  Vorfahren  auf  den  hohen 
Berg  Yehautoung,  von  dem  die  ganze  Welt  überblickt  wird,  und 
den  Mishmis  ist  der  Kegelberg  Regam  der  Sitz  der  Geistor.  Die 
Jakun's  in  Johore  erzählen ,  dass  Gott  zuerst  im  Himmel  einen 
Mann  und  eine  Frau  geschaffen,  die  Batin  oder  Könige  gewesen, 
und  dass  diese ,  auf  Erden  herabkommend  und  am  Flusse  Johore 
sich  niederlassend,  die  Menschen  beherrschten. 

Nach  einem  Aufenthalt  von  14  Jahren  auf  dem  Berge  entstand 
ein  Streit  zwischen  den  Brüdern.  Die  Minister  trafen  die  Ver- 
einbarung, dass  Khun  tai,  im  Besitze  der  dortigen  Herrschaft 
verbleiben  und  den  Gott  Chun  als  seinen  Schutzgott  bewahren 

6* 


84  Birma. 

sollte.  Kbun  lai  dagegen  entscliloss  sieh ,  zum  Himmel  zurück- 
zukebren.  Bucbanan  giebt  indess  eine  andere  Version,  dass 
nämlicb  Kbun  lai  nacb  Südosten  zog  und  sich  in  Nora  nieder- 
liess,  den  Gott  Cbeng  mit  sich  nehmend.  Chu-kapha,  der  Sohn 
Kbun  tai's,  begründete  kurz  nacb  der  Induwanya- Dynastie  in 
Kamrup  das  Königsgescblecbt  der  Ahom  in  Assam  (1228  p.  d.), 
während  die  dortige  Induwan^a- Dynastie  von  Andern  mit  den 
Pong-Königen  der  Scban  in  Mogoung  in  Beziehung  gesetzt  und 
von  Sam  long  pha  (dem  Bruder  des  Königs  Chukampba,  der  ihn 
aus  Neid  über  sein  Kriegsglück  vertrieb)  abgeleitet  wird  (777 
p.  d.).  In  Vorder -Assam  oder  Kamarupa  war  im  12.  bis  13. 
Jahrhundert  die  Dynastie  der  Palas  (deren  bengalische  Kajah  in 
Gaur  regierten)  durch  die  Koch  beendet  (in  der  Brahmaputrija- 
Dynastie).  Vor  der  Brahmanisirung  Assam's  durch  den  Einfluss 
einer  indischen  Prinzessin  versahen  die  Deodhaing  den  myste- 
riösen Gottesdienst  des  Gottes  Chung  (aus  der  tibetischen  Pro- 
vinz der  Limbus)  nach  den  alten  Büchern  Bulongji,  die  (mit  dem 
Birmanischen  ähnlichen  Buchstaben)  in  einer  nur  Priestern  ver- 
ständlichen Sprache  geschrieben  sein  sollen.  Auch  der  Dienst 
der  Kameswari  oder  Kamathya  in  Kamrup  war  früher  ein  Ge- 
heimdienst gewesen  und  wurde  erst  unter  Rajah  Debeswar 
popularisirt  (76  p.  d.).  Bald  darauf  wurde  der  Linga  eingeführt 
(95  p.  d.).  Bei  den  Kiranti  beissen  die  das  Opferamt  der  Manen 
(Samkha)  versehenden  Hauspriester  Nak-Chong  (nach  Hodgson). 
Bucbanan  bemerkt  von  dem  Tempel  derTulasi  Bhuwani  in  Kath- 
mandu:  There  is  no  image  of  tbis  deity,  which  is  represented  by 
a  cabbalistic  figure  or  Yantra.  In  order  to  impress  the  subjects 
with  awe,  no  person  is  admitted  into  tbis  shrine,  except  theRaja, 
the  Rani,  the  Guru  and  the  Pujari  (who  is  always  of  the  Guru's 
family).  PrithvviNarayan  offered  human  sacrifices,  but  the  deity 
reprimanded  bim  in  a  dream  and  since  then  animals  only  are 
sacrificed ,  wbose  blood  is  carried  into  the  temple  by  a  prince  or 
priest. 

Der  assamesische  Dialekt  hat  den  ursprünglichen  der  Abom's 
fast  ganz  verdrängt,  doch  ist  es  nacb  den  von  Jenkins  und  Brown 
gesammelten  Kesten  ausser  Zweifel ,  dass  ihre  Sprache  die  der 


Die  Ahom  in  As^am  und  die  Singpho.  g5 

stammyervvandten  Siamesen  und  Laos  war.  Khun  ist  ein  siame- 
sisches Wort,  das  jetzt  Edelmann,  in  alten  Schriften  aber  König 
bedeutet^  ebenso  wie  das  spätere  Chau  (Chu  oder  Cha)  und  dann 
Phra  (Pha  oder  Phaya). 

Nach  Huliram  Dhaikiyal  Fuhkun  regierte  in  Nura  oder 
Nora  (östlich  von  Soumar)  der  Kajah  Tscbaingla  und  sein 
Verwandter,  Tschukapha,  wanderte  (13.  Jahrhundert)  von 
Khranungdjing  aus,  um  sich  in  Tschuntuk  niederzulassen  und 
Eroberungen  südlieh  vom  Brahmaputra  zu  machen,  worauf  er 
Usumu  (unvergleichlich  an  Macht)  oder  Assama  (Assam)  genannt 
wurde  und  sich  für  einen  Nachkommen  ludra's  erklärte.  Die 
Lao  Ho  rühmen  sich,  dass  sie  früher  Niemandem  unterthänig 
waren,  als  nur  dem  Himmel  allein.  Sie  besassen  einen  grossen 
Kürbiss ,  der  (wie  die  Kebe  der  Mandan  an  der  Erdoberfläche) 
bis  zum  Himmel  emporwuchs ,  so  dass  sie  daran  emporklettern 
und  ihren  Tribut  dem  Himmel  darbringen  konnten  (vielleicht 
dem  Sohne  des  Himmels,  da  sie  damals  in  Yunan  lebten),  um 
sich  den  an  andere  Könige  der  Erde  zu  ersparen.  Als  sie 
aber  einst  leichtsinniger  Weise  die  Pflanze  abgehauen ,  fielen  sie 
unter  das  Joch  Kambodia's  und  später  in  die  Gewalt  Viengchan's. 

Bei  Khun  tai's  Ankunft  unter>varfen  sich  die  zwölf  Häuptlinge* 
(BaroBhungya),  die  damals  über  Assam  herrschten,  seiner  hohem 
Würde  und  Bildung.  Sein  Sohn  Chutuopha  oder  Chukapha  (1281) 
hatte  schon  Indra  als  Stammvater  kennen  gelernt  und  führte  durch 
eine  Beihe  von  48  Königen  auf  ihn  zurück.  Von  seinen  Nach- 
folgern bestellte  Chukum,  aus  Liebe  zu  einer  indischen  Concubine, 
deren  Sohn  (Godahor  Singho  genannt)  zum  Thronerben,  obwohl 
er  nach  den  alten  Gesetzen  der  Ahom  ganz  illegitim  gewesen 
sein  würde.  Damit  begann  die  heilige  Classe  der  Brahmanen 
Einfluss  XU  gewinnen  und  die  alten  Priester  behielten  nur  ihre 
Funktionen  als  Purohits  der  königlichen  Familie.  Die  Ein- 
wanderung der  Brahmanen  wurde  besonders  durch  Rudru  Sing, 
den  Nachfolger  Godadha's,  begünstigt  (1695  p.  d.).  Fabian  fand 
auf  seiner  Reise(399 -4I4p.  d.)  brahmanische  Könige  in  Assam, 

• 

die  indess  den  Samanäern  Hochachtung  bezeigten.  Kamrup  war 
zur  Zeit  der  Ankunft  der  Ahom  in  Assam  durch  grosse  Unordnungen 


86  Birma. 

zerrissen.  Die  Gemahlin  des  Köni^  Ramachandra  war  mit  der 
Umarmung  des  Fiussgottes  Brahmaputra  beglückt  worden,  da 
aber  die  bösen  Zungen  flüsterten,  dass  es  nur  ein  verkleideter 
Brahmane  gewesen,  so  zog  sie  sich  in  stolzer  Verachtung  solcher 
Lästerungen  nach  dem  Hofe  ihres  Vaters  (in.Badyagarh)  zurück 
(1238  p.  d.)  und  gebar  dort  ihren  Sohn  Sha-shank  oderArimastha, 
der  später  (nach  Kriegen  mit  deniKajahPhenua  von  Phenuagarh) 
den  Ramachandra  erschlug,  ohne  ihn  als  seinen  Vater  zu  kennen 
(1279  p.  d.). 

Nach  den  Sagen  derSingpho  oderSinboh  (die  sich  beiNeuf- 
ville  linden)  war  ihre  ursprüngliche  Heimath  zwischen  Khamti 
und  der  chinesischen  Grenze  auf  dem  Hochplateau  des  Berges 
Mujaisangrabhum  gelegen.  Dort  waren  sie  unsterblich  und  dem 
Himmel  so  nahe,  dass  sie,  wie  die  Nachkommen  Seth's,  mit  den 
Planeten  Unterhaltung  führten ,  ein  höchstes  Wesen  verehrend, 
das  unsichtbar  war,  wie  der  Gott  Pirman  auf  dem  Berge  der 
Benua's.  Als  sie  von  dort  herabstiegen  und  zur  Selbstvcrthci- 
digung  das  Blut  von  Menschen  und  Thieren  zu  vergiessen  ge- 
zwungen wurden,  sanken  sie  zu  dem  Stande  gewöhnlicher  Sterb- 
licher herab  und  ihre  religiösen  Anschauungen  vermischten  sich 
mit  dem  Aberglauben  ihrer  Nachbarn.  Dieser  heilige  Berg,  wie 
der  in  den  birmanischen  Sagen  bei  Sangermano,  fällt  mit  dem 
Maha-Meru  zusammen,  auf  dessen  erhabener  Fläche  der  von  den 
vier  Raja's  bewachte  Hofsitz  Indra's  in  seinen  Himmel  ragt. 

Bisa  Goam  erzählt  über  die  Wanderungen  der  Singpho,  dass 
nach  der  Schöpfung  der  grosse  Gossein  den  Menschen  die  ganze 
Erde  gegeben.  Als  sie  sich  aber  trotz  seines  Verbotes  in  dem  Flusse 
Rham  Sita  wuschen,  wurden  sie  von  Raksha's  verschlungen,  und 
nur  ein  Mann,  Siri  Jia,  entkam  mit  seiner  Frau  Phaksat.  Als  sie 
untereinem  Baume  ruhten,  gab  ihnen,  aufGossein's  Veranlassung, 
ein  Papagei  das  auch  den  Azteken  in  der  Vögelsprache*)  mitge- 
theilte  Gebot,  nach  Süden  zu  ziehen,  mit  der  Warnung,  den  Norden 
zu  vermeiden ,  wo  sie  in  die  Hände  der  Raksha's  fallen  würden. 


•)   In  ossetischer  Sage  wird  Ir-barek  durch  die  Unterhaltung  der  Vögel 
▼OD  dem  Anzüge  der  Hundsmäuler  unterrichtet. 


Die  Ahorn  in  Assam  und  die  Singpho.  g7 

Sich  auf  dem  Hügel  Mu  yra  singra  bhum  niederlassend,  wurden 
sie  die  Vorfahren  der  neuen  Menschen.  Nach  ISatao  Goam  wurde 
das  Menschengeschlecht  in  einer  Sündfluth  vernichtet  (weil  bei 
dem  Schlachten  von  Büffeln  und  Schweinen  die  Opfer  versäumt 
worden),  mit  Ausnahme  von  Khun  litang  und  Chu  liyang  mit 
ihren  Frauen,  die  von  der  Gottheit  den  Singrabhum-Hügel  zum 
Aufenthalt  angewiesen  erhielten  und  die  Stammeltern  der  Men- 
schen wurden.  Auch  von  der  über  die  gewöhnlichen  Menschen 
erhabenen  Classe  waren  zwei  Wesen  gerettet  worden,  Kai-Jan 
mit  seiner  Schwester  Giung,  und  sie  wurden  von  der  Gottheit 
auf  einen  hohen  Kegclberg  gesetzt,  mit  zwei  Hähnen  und  neun 
Bambustäben.  Als  sie  die  letzteren  hervorzogen ,  sprang  Licht 
heraus,  die  Hähne  fingen  an  zu  krähen  *)  und  verriethen  so  ihren 
Aufenthaltsort  den  Kakshasas.  Die  alte  Grossmutter  derselben 
(die  auch  in  der  Hölle  der  Neuseeländer  sitzt)  suchte  sie  zu  er- 
greifen, aber  sie  entkamen  nach  dem  neunten  Himmel,  wo  sie 
vergöttert  wurden  und  seitdem  von  den  Siugpho's  Opfer  erhalten. 
Ihnen  gehört  die  Deo  Monroe  (göttlichen  Kleinodien)  genannte 
Perlenart,  die  von  den  Singpho's  als  preislos  geschätzt  wird. 

Hieran  schliesst  sich  eine  Sage,  die  Marini  bei  den  östlichen 
Laos  sammelte:  dass  die  Bewohner  des  Himmels  sich  wegen 
Frauen  entzweiten  und  dass  nach  blutigen  Kämpfen  die  besiegte 
Partei  nach  einer  öden  Insel  getrieben  wurde.  Sich  einsani 
sehend,  ils  se  rendirent  sur  la  plus  haute  montagne  qui  fut  dans 
l'isle,  sur  la  plus  haute  cime  de  laquelle  on  avait  plante  un  arbre 
d'une  hauteur  prodigieuse,  d'oü  chacun  s'efForyaut  d'appeller  sa 
femme  qui  estait  demeurt^e  dans  le  Ciel,  elles  se  resolurent  d'en 
sortir  pour  t^moigner  leur  amour,  qu'elles  avaient  conservö.  Als 
ihre  Nachkommenschaft  zahlreich  geworden,    rächten   sie  sich 


*)  Als  die  Orang  Subimba ,  die  auf  einer  Reise  nach  Celcbes  Scliiffbruch 
gelitten  und  in  ßantam  verblieben  waren  ,  ihre  Ansiodlungen  wiederholentlich 
durch  Seeräuber  zerötort  sahen ,  zogen  sie  sich  in  das  Innere  zurück  und  Hessen 
alle  einen  Eid  schwören ,  nie  wieder  das  Feld  zu  bauen  oder  Huhner  zu  halten, 
da  die  letzten  durch  ihr  Krähen  hauptsachlich  immer  ihre  Tersteekten  Wohnungen 
verrathen  hatten. 


gg  Birma. 

(wegen  Gewaltangriffe  auf  ihre  weissen  Frauen)  an  certains 
hommes  noirs  qui  estaient  d^mons.  Nach  Borie  beten  die  Man- 
tras  besonders  zu  dem  Gipfel  des  Berges  Bermoni,  wo  sie  weisse 
Hühner  opfera,  und  verehren  ausserdem  den  Fels  Batu  Tra  (in 
Klam).  Such  as  go  there  must  not  take  fire  with  them ,  because 
-if  a  spark  falls  upon  the  rock,  it  would  be  immediately  take  fire 
and  be  consumed.  Die  Kasia  verknüpfen  nach  Yule  die  Ent- 
stehung der  Sterne  mit  einem  hohen  Baume.  Up  this  climbed  a 
great  multitudc  and  when  they  were  fairly  among  the  branches 
another  multitudc  came  and  hewed  the  tree.  Wherefore  all  the 
multitudc  remained  above,  where  they  form  a  great  bazar  and 
are  the  stars  we  see. 

Als  (nach  Sadya  Kawa  Gohein)  Soari  Mittia  die  lasterhafte 
Erde  mit  den  sieben  Sonnen  des  Meru  (Noi  Sao  Pha)  verbrannte, 
blieben  nur  vier  heilige  Goheins  übrig,  die  Zuflucht  im  Himmel 
gesucht  hatten  und  nachher. die  Welt  wieder  bevölkerten,  also 
ganz  buddhistisch.  Goddard  erzählt  von  den  Lolo  im  Süden 
Yunan's  gleichfalls  eine  buddhistische  Reminisccnz.  Ursprünglich 
seien  zwölf  Sonnen  und  zwölf  Monde  gewesen,  aber  der  Himmels- 
gott habe  elf  davon  ausgelöscht,  da  sie  sonst  alle  Dinge  verbrannt 
haben  würden.  Die  Khaniti  oder  Kham-tai  oder  Bor-kamti,  die 
mit  den  Singpho's  im  Hochgebirge  an  der  Irawaddi  -  Quelle 
vereinigt  lebten,  ehe  sie  zur  Eroberung  Suddij<Vs  mit  Raja  Gou- 
rinath  (1790)  herabgedrängt  wurden,  gehen  auf  ihre  alte  Haupt- 
stadt Myang  Kamarat  zurück,  die  sie  im  Kriege  mit  den  Chinesen 
verloren  hätten.  Kamboja,  von  den  Eingebornen  Namwuam  ge- 
mannt, hcisst  im  Sanskrit  oder  Pali  Maha  Not  Korlorot  Kamer, 
bemerkt  auch  Gibson,  freilich  etwas  unorthographisch.  Aus  Kara- 
tih-myoh  kamen  die  Gründer  Thjitoung's  zum  Fischer  Posuwanah 
am  Gyne-Fluss.  Den  mythischen  Bhong-Radja  (vielleicht  in 
Nora),  dem  die  Radja  Assam's  Tribut  zahlen  sollten,  glaubte 
ILimilton  mit  den  Khamti  oder  Abor  identificiren  zu  können. 
Das  grosse  Königreich  der  Lao  long  breitete  sich  nach  den 
Coehinchinesen  am  Flusse  Cuilong  jiang  (der  Fluss  der  neun 
Drachen)  oder  Mekhoug  aus  (nach  Louis).  Ilannay  setzt  Kai 
Khao  Mau  Long  (die   grosse   und   glänzende   Stadt),   als   ds|.s 


Die  Ahorn  in  Assam  and  die  Singpho.  89 

Schan-Reich  blühte,  an  den  Schweli.  Die  Lao  myang  luan  (die 
königliche  Stadt  der  Lao)  gehöre  jetzt  den  Phama,  sagen  die 
Siamesen.  Der  Chao  Khomerat  spielt  eine  bedeutungsvolle  Rolle 
in  der  alten  Geschichte  Kambodias  und  selbst  Phaya  Krek  soll 
über  die  Xao  Khamera  geherrscht  haben. 

Als  die  Tartaren  China  eroberten  (schreibt  du  Halde),  kam 
eine  grosse  Zahl  der  aus  Yunan  vertriebenen  Flüchtlinge  und  fiel 
über  die  Gebiete  ihrer  Nachbarn  her,  dieselben  unterjochend. 
Nebst  vielen  anderen  wurden  auch  die  Bewohner  von  Mohang 
Kemarat  gezwungen  ihre  Stadt  zu  verlassen.  Aber  vor  dieser 
Auswanderung  standen  sie  in  jährlichem  Handelsverkehr  mit  den 
Chinesen.  Auch  Wilcox  spricht  vom  Untergange  der  Myang 
Khamti. 

Nach  Maggowan  kennen  die  Chinesen  die  nördliche  Stadt 
Utbai-thani  (die  königliche  Stadt  der  aufgehenden  Sonne),  wo  die 
Einwohner  bis  zum  14.  Jahrhundert  auf  schwarz  gefärbte  Felle 
Bchrieben,  wie  einst  dieKambodier  (13.  Jahrhundert)  und  angeb- 
lich die  Karen.  Auch  in  deren  Heimath  Tenasserim,  dessen  erster 
König  aus  der  aufgehenden  Sonne  hervortrat,  werden  im  15.  Jahr- 
hundert Pergamentbftcher  erwähnt.  Die  aracanesische  Geschichte 
nennt  Kengtha  (den  Kansa  des  Mahabharata)  König  von  Athet- 
tengsana  (die  im  Angesicht  der  Sonne  strahlende  Stadt)  und 
Udajapura  (Stadt  des  Sonnenaufgangs)  wurde  (12.  Jahrhundert), 
als  Nikka  in  Rangamati  herrschte,  durch  Gajarpha,  König  von 
Tripura,  zerstört.  Die  Chinesen  erwähnen  (642  p.  d.)  die  Ge- 
sandtschaft des  Tamo-in-to-ko-sü ,  der  über  das  indische  Reich 
Utja  oder  Ufana  herrschte. 

Wie  die  Singpho*)  oder  Thingbau,  die  Kincaid  mit  den 
Kakhyen  identificirt  und  in  deren  Dialecte  auch  Bigandet  Ver- 


♦)  The  lan^rnn nrp  of  the  Sinji^pho  possesses  many  words  in  common  with  fhc 
Abor,  the  Burmese  and  th«»  Manipnrian  dialects.  The  intonations  are  »imilar  fo 
Uie  Burmese  and  its  j;ranimatienl  eonstruction  is  almost  precisely  the  same 
(Robinson).  Jrnkins  trennt  die  Singpho  ganz  von  den  Schan  ab.  The  langnage 
is  entirely  diflTerent  (s.  Mac.  Cosh).  Nach  Brown  scheint  die  Sprache  der  Garos 
mit  der  der  Sinsrpho's  und  ilirero  Dialecte  der  Jili  verwandt  ra  sein. 


90  Birma. 

wandtscliaft  fand ,  maeben  auch  die  Bkor  Khamti  Anspruch  auf 
göttliche  Herkunft.  Während  Hannay's  AnwcBcnheit  in  Mogaung 
wurden  dort  Opfer  gebracht  zur  Verehrung  von  drei  Brüdern, 
die  daselbst  begraben  liegen,  als  die  der  Gründer  der  dreiSehan- 
reiche  von  Khamti,  Assaui  und  Mogaung.  Jetzt  ist  die  Stadt  der 
►Sitz  des  birmanischen  Gouverneurs,  der  zugleich  mit  der  Ueber- 
wachung  der  Singpho  beauftragt  ist.  Die  von  Hannay  in  der 
Nähe  Mogaungs  angetroffenen  Phwons  wollten  von  Motoung- 
Maolong  gekommen  sein.  Die  Birmanen  gewannen  durch  ihre 
Bekanntschaft  mit  Europäern  und  die  dadurch  erhaltenen  Waffen 
Uebergewicht  über  ihre  Nachbarn,  wie  auch  die  Kachar  (die 
nach  Fischer  von  demselben  Stamme  als  die  Bewohner  Tripuras 
sind  und  nach  Hamilton  bis  zur  Ankunft  der  Brahmanen  dem 
Patris  genannten  Aberglauben  folgten)  durch  ihre  Feuergewehre 
den  Nagas  furchtbar  wurden  und  sie  in  den  Gehorsam  der  Purbuttie 
Kachars  zwangen.  Der  Kajah  von  Kachar  darf  nur  im  Bamba- 
Palaste  wohnen,  und  auch  für  die  Wohnung  des  birmanischen 
Königs  wurden  früher  keine  Steine  verwandt.  Der  Kajah  derBor- 
Khamti  (am  oberen  Irawaddi)  hat  seinen  Palast  zu  Mautschi,  von 
einem  Pallisadenwerk  zugespitzter  Bambupfähle  umgeben.  Der 
vornehmste  der  beiden  Kajah  heisst  Bura- Kajah  (Buni  oder 
Phaya),  während  sein  Nefle  in  der  Eigenschaft  als  Kriegsminister 
und  General  die  ausübende  Gewalt  in  Händen  hat.  Der  Mattuck- 
Kajah  heisst  der  Bara  Senapati  (grosser  Feldherr).  Neben  den 
Tempeln  Guduma's  (Gautama)  verehren  die  Singpho  ihre  in  der 
Schlacht  get^idteten  Landsleute  und  opfern  in  schweren  Zeiten  dem 
Ningdeota(Gott  der  Elemente)  oderNingshih.  Nach  Mac-Cosh  trennt 
die  Patkoi-Kette  die  Singpho  von  ihren  birmanischen  Verwandten, 
von  denen  sie  abstammen.  Seit  der  englischen  Besitznahme 
Assam's  ist  ihren  Einfallen  dort  ein  Ende  gemacht.  Die  von  den 
Pilgern  benutzte  Strasse  nach  Tibet  führt  durch  das  Land  der 
Abor,  längs  des  Dihong  oder  Sampu  und  wird  (nach  Bruce)  in 
16  Tagen  zurückgelegt.  Früher  kam  eine  jährliche  Caravane 
aus  Lhassa  nach  Chouno,  uiti  mit  den  Assamesen  in  Geganshur  z\i 
handeln. 

Monay  (Konandi),  wo  jetzt  der  birmanische  Gouverneur  resi- 


L 


Die  Ahom  in  Assam  und  die  Singpho.  91 

dirt,  führte  früher*,  im  Pali,  den  Namen  Camboza,  als  der  Sitz 
von  vier  Oberhäuptern ,  die  die  9  Königreiche  regierten.  Jetzt 
werden  die  unter  Yunan's  Botmässigkeit  stehenden  Städte  die 
neun  Schan-Staaten  oderKosehaupri  genannt,  als  welche  Burney 
Maigmo,  Tsiguen,.  Hotha,  Latha,  Mona,  Tsanta,  Mowun,  Kaingma, 
Maing-Lyin  (Msiing  Lyi)  und  Hannay  Moongniau,  Hotha,  Latha, 
Santa,  Moongwun,  Sanla,  Moongsai,  Moongla  und  Moongtye  oder 
Moongti  aufzählt.  Xiochoth  gründete  Kothanibi  oder  Zengwui 
zwischen  Legia  und  der  chinesischen  Grenze,  als  die  Hauptstadt 
des  Schan  -  Königreichs.  Der  heilige  Name  Khiang-Tung's  ist 
Khemarata,  das  Wilson  als  Kshemaraslitra  (regio  felix)  erklärt 
und  darunter  sind  die  32  Städte  der  Gong  begriflfen,  während 
Cambozatein  die  Schanstaaten  diesseits  des  SaLwehn  umfiisst. 

Mithila  ist  das  Land  der  Dsanekka-Ponas,  wohin  die  Bir- 
manen ihren  beliebten  Roman  von  Agaetha-Dsanekka  und  Pola- 
Dsanekka,  den  Söhnen  Maha-Üsanekka's ,  verlegen  und  die  Ver- 
mählung des  ersteren  Sohns  mit  der  Prinzessin  Thiriladevi,  nach 
seiner  Rückkehr  aus  Sampanago.  Aus  Mithila  kam  derDsanekka- 
Pona,  der  entrüstet  über  König  Thagiwinmin's  Hochmuth  sich 
seine  Zahn-Hauer  ausriss  (die  er  nach  den  Mahavanso  seiner 
Kindespflicht  opfert)  und  Sandagatha-miiigyi  auf  den  Thron  in 
Pataliputra  setzt,  den  Vater  des  durch  die  harten  Eingeweide  der 
Ziege  mit  schwarzen  Flecken  bedeckten  Königs  Bindudaimingyi. 
Die  vorstehenden  Zähne  werden  stets  als  ein  characteristisches 
Merkmal  der  Pona's  erwähnt,  ähnlich  den  Rakshasas,  die  als  ge- 
zähmte Begleiter  Gotama's  den  ehrenvollen  Namen  Bhyammagyi 
in  Aracan  erwarben.  In  den  Telinga-Manuscripten  (von  Mackenzie) 
führt  derBrahmane,  der  dieNandas  bildete,  den  Namen  Rakshasa 
und  sein  Gegner,  dessen  Schützling  Chandragupta  durch  eine 
Armee  von  Mlech  angegriffen  wird,  heisstChanakya,  als  der  Sohn 
des  Lehrers  Chanaka.  Nach  der  Vischnu  Purana  ist  Maurva  ein 
Patronymic,  den  Sohn  Mura's  bezeichnend,  und  Tod  stellt  es  mit 
Mori  zusammen,  einem  Zweig  de>5  Pramara-Geschlechts  der  Raj- 
puten,  die  im  8.  Jahrhundert  Chitore  besetzten.  In  Assam  wurden 
die  Moras  oder  Mura,  {ils  die  Muttuck  der  Khamti,  (verächtlich 
auch  Moa  Mureya  oder  Fisch  fressende  Mora  genannt),  von  den 


92  Birma. 

beiden  Gosseins  Madho  deo  und  Sunkur  deo  zur  Verehrung 
Krischua's  bekehrt,  schon  lange  ehe  die  Ahom  der  Durga  Tempel 
bauten.  Dieselben  gewannen  besonders  Ausbreitung  unter  Nahor, 
dem  berühmten  Gossein  der  Moa  Mareya  Muttuck,  der  Ushtobhoj 
genannt  wurde,  als  eine  achthändige  Gottheit  simulirend,  indem 
er  drei  hinter  ihm  versteckte  Schüler  ihre  Hände  vorstrecken 
Hess  und  dann  seine  eignen  zufügte.  Von  den  Marams  zwischen 
den  Luhuppas  und  Kachars,  in  der  Nähe  Munipur's,  wird  es 
gesagt,  dass  sie  sich  durch  ihre  Körperbildung  und  äusserliche 
Erscheinung  vortheilhaft  vor  ihren  Nachbarn  auszeichneten.  Of 
the  three  chieftams  to  the  East  of  Assani,  the  Bara  Senapatti,  the 
head  of  the  Muamaria  tribe  is  the  niost  iniportant.  The  Island 
formedby  the  Brahmaputra  and  theBuriDihing  is  inhabited  by  the 
Muamaria,  Muram,  Mattuck  or  Morah  tribe,  as  theNorah-country. 
The  Shanchicftam  of  Mogaung  is  also  calied  the  Norah-Rajah  by 
the  Singpho  and  the  same  term  is  applied  to  the  Shans  between 
Hukong  and  Mogaung. 

Unter  den  Moriah  oder  Mariah  hat  sich  die  Verehrung  des 
vorzeitlichen  HUgelgottes  im  unteren  Himalaya,  des  starken 
Bhima  (Bhim  Sem  oder  Bhimpsen),  mit  dem  Sohne  des  Pandu 
oder  Bhishma  identificirt,  erhalten  und  er  wird  mit  seiner  Gattin 
durch  zwei  in  die  Erde  gesteckte  Hölzer,  von  denen  das  eine 
etwas  niedriger  ist,  repräsentirt.  Der  Pfeiler  in  Allahabad  ist 
dem  Volke  als  Bhima's  Keule  (Gada)  bekannt.  Die  königliche 
Familie  der  Kachar  ist  durch  Katrik  Chando  von  Bhim  herge- 
leitet, der,  in  das  Land  kommend,  Hirimba,  den  Bruder  der  von 
ihm  gefreiten  Riesin,  tödtete.  Vor  Kalapahar,  einem  anderen 
indischen  Helden  indessen,  floh  der  Rajah  Chakradaj,  der  die 
Burgen  bei  Dliinapur  erbaut  hatte,  nach  Mybong  in*s  Gebirge. 
Der  Tempel  des  Bhima  inSamye  wurde  811  bereits  durch  König 
Thisrong  erbaut.  Bhimo  Devo  (Sohn  des  Prat^iba  Rudra  Devo), 
der  später  seinen  Wohlthäter  alsAnaka  opferte,  wurde  durch  den 
Ruf  einer  Krähe  zur  Herrschaft  über  die  acht  Mallikas  geführt, 
als  Ahnherr  der  Rajas  in  Sano  und  Bodo  Kimidi  (s.  Frye). 

Assam  war  schon  früh  ein  Schauplatz  der  Thaten  Krischna's 
und  seiner  Verwandten.  Auf  seinem  Garuda  heranfliegend,  brachte 


.  Die  Ahorn  in  Assam  Und  die  Singpho.  93 

Erischna  das  Wasser,  um  das  die  Agnighar-  oder  Anigarh-HUgel 
verzehrende  Feuer  zu  löschen,  und  so  (wie  in  Latium)  den  Platz 
zur  Gründung  einer  Süidt  geschickt  zu  machen ,  die  Pura  (Pora 
oder  die  Verbrannte)  genannt  wurde,  oder,  nachdem  der  von 
Brahma  stammende  Raja  Banh  den  Cultus  des  Mahadeva  einge- 
führt hatte,  Lohitpur  oder  Sonitpur  (die  Stadt  des  Blutes).  Nach 
dem  Sri  Bhagavah  erlangte  der  tausendhändige  Banh ,  der  Sohn 
Bali's,  durch  seine  Concerte  und  Balle te  die  GunstSiwa's  in  hohem 
Grade  und  damit  unüberwindliche  Stärke.  Zu  ihm  kam  von 
der  Küste  Dwarika's  Anirud,  gleich  seinem  Grossvater  in  Liebes- 
künsten wohl  erfahren.  Er  gewann  die  Zofe  Chitra  -  likha  und 
durch  sie  die  Zuneigung  der  Prinzessin  Usa,  die  ihn  schon  im 
Traume  gesehen  und  geliebt  hatte.  Der  König,  über  diese  Ver- 
letzung des  Gastrechts  erbittert,  ergriff  den  Eindringling,  vor 
dessen  Pfeilen  die  Wachen  gefallen  waren,  mit  eigener  Uand  in  den 
Gemächern  seiner  Tochter  und  warf  ihn  gefesselt  in  ein  dunkles 
Verliess.  Durch  den  eifrigen  Botenträger  (Narada)  Narot  war 
Krischna  bald  von  dem  Missgeschicke  seines  Enkels  unterrichtet 
und  zog,  von  Balaram  begleitet,  aus,  um  ihn  aus  dem  Gefängnisse 
Sonitpur's  zu  befreien.  Zu  seines  Verehrers  Banh  Hülfe  kam  nun 
Siwa  auf  dem.  Ochsen  herbeigetrabt,  aber  Krischna  warf  durch 
seine  zauberische  Maya  solch'  wirre  Verblendung  in  das  unge- 
staltete Heer  der  Zwerge  und  Kobolde,  dass  der  dreizackige  Gott 
genug  zu  thun  hatte,  seinen  eigenen  Kopf  zu  wahren  und  ting 
dann  an,  von  den  500  Armenpaaien  Banh's  eines  nach  dem 
andern  herunterzusäbelu,  bis  nur  zwei  übrig  waren.  Eben  bereit 
den  tödtlichen  Streich  zu  versetzen,  sah  er  die  Damen  des  Harems 
mit  zurückgeschlagenen  Gewändern  und  verwirrten  Haaren  auf 
sich  zueilen,  und  als  er,  wie  Bellerophon  vor  den  lykischen 
Frauen,  mit  gesenktem  Kopfe  zurücktrat,  hatte  Banh  Zeit  zu  ent- 
kommen. Siwa  sandte  jetzt  Fieber,  um  das  Lager  seines  Gegners 
zu  decimiren,  empfing  aber  gleiche  Gabe  zur  Erwiederung  und 
als  er  bei  der  nächsten  Schlacht  durch  die  von  Krischna  geblasene 
Muschel  das  ganze  Heer  Banh's  im  panischen  Schrecken  über 
den  Haufen  geworfen  sah,  blieb  ihm  nichts  übrig,  als  den  Weg 
gütlicher  Verhandlungen  zu  suchen ,  und  aus  Götterfreundschaft 


94  Bimui. 

versprach  Krischna  Verschonung  seines  Anbeters  gegen  Heraus- 
gabe Aninids.  Wie  Rowlatt  bemerkt,  sollen  die  Abors  der  Hügel 
nach  der  Zerstörung  von  Rajah  ßhishmuk's  Reich  dorthin  geflüchtet 
sein.  Nach  den  Traditionen  der  Chardwar  (bei  Westniacott)  war 
Raj  ßanh  vom  Nermadaflusse  nach  Assam  gekommen.  Nach 
dem  Si-yU-ki  stammt  der  König  von  Kamarupa  mit  dem  Titel 
Keöumolo  (Kumara)  aus  der  Race  der  Polomen  (Brahmanen) 
von  dem  Gotte  Naloyen  (Narayana  deva).  Die  Rabhas  in  Kam- 
rup  verehren  den  Gott  Rischi  und  sein  Weib  Charipeck.  Die  Koch 
opfeni  (ausser  der  Sonne,  dem  Monde  und  den  Sternen)  dem 
Gotte  Rischi  mit  seiner  Gattin  Jago,  und  die  älteste  Verehrung 
der  Siamesen  war  die  der  RUsi  oder  Rischi,  zu  denen  ihr  sie  vom 
Himmel  besuchender  Uralin  gehörte.  Zu  ähnlicher  Repräsentation 
stellt  der  Gauda  in  Belluru  den  Stein  des  Dorfes  als  Gramde- 
vata  auf. 

In  Wethali,  theilte  mir  ein  Birmane  mit,  leben  die  Kossali 
oder  Kacharih,  die  Titpahi,  die  Zaundan,  die  den  Gefangenen  die 
Obren  abschneiden,  die  DoUn,  die  mit  andern  keinen  Reis  essen 
noch  Wasser  trinken,  die  Mohaung,  die  für  den  Wethali-König 
Sak  auskochen.  Der  Äthan  (Assam-König)  in  Wethali-myo  ver- 
theilte  die  verschiedenen  Geschäfte  des  Landes  unter  seine  Diener 
und  durch  Vererbung  entstanden  die  verschiedenen  Geschlechter 
(oder  Kasten). 

In  Assam  lebt  noch  die  Sage  von  einer  wunderbar  mäch- 
tigen und  hochcivilisirten  Gegend,  die  frühere  Heimath  der  Ko- 
litas  (die  alte  Priesterschaft  der  Koch  odcrKukis),  in  einem  unzu- 
gänglichen Hochgebirgsthale*)  nach  Norden,  bis  wohin  aber  früher 
ein  unterirdischer  Tunnel  eröffnet  war,  durch  den  die  an  den 


•)  Mohamed  Bukhtyar,  der  Gonvernenr  von  Bchar,  soll  auf  seinem  Fddzuge 
gefren  Tibet  von  einer  christlichen  Colonie  zurück jireschlajjren  sein  (1205  p.  d.)* 
Nach  Khwajah  Ahroud  Shah  Niikshbundih  Synd  wird  im  Ladak-Tha!c  ein  Gott, 
Manih  genannt,  verehrt,  wohl  in  lU-zu;?  auf  die  himaischo  Formel,  wodurch  Georp 
den  Manes  zum  Apostel  Tibets  macht.  Nach  dem  AJaib-al  Mnkhhikat  verehren 
einige  der  Tartarep  und  Turkomanen  die  Sonne,  wahrend  andere  dem  Mnni 
folgen.  C*est  sur  la  doctrine  de  Manes,  quc  ce  cnlte  insense  est  fondö,  sagt 
Turpin  von  der  Religion  Pegn's. 


Die  Ahom  in  Assam  und  die  Singpho.  95 

Ufern  des  Sri-Lohit  angesiedelte  Colonie  Verkehr  mit  ihren  Ver- 
wandten unterhielt.  Den  Anlass  werden  djizu  die  hoch  umw^illten 
Städte  der  Lamas  gegeben  haben,  die  dort  in  der  vom  indischen 
Dorfleben  frappant  abstechenden  Ordnung  des  chinesischen  Bör- 
gerthums  wohnen,  dem  Gouverneur  in  Lhassa  unterwürfig.  Die 
Mek  im  Süden  des  Brahmaputra  kamen  aus  den  Grenzländern 
Bhutan's  und  Nepal's  nach  Measpar,  und  Mike  ist  der  Name,  den 
die  Kachar  oder  Bados  den  Khyeti  geben. 

Nach  den  Chroniken  Mogoung*?  (bei  Pemberton)  herrschten 
von  Khullii,  dem  ersten  Könige  von  Pong  («0  p.  d.),  12  Könige 
bis  auf  Murgnau  (()67  p.  d.).  Nj\ch  dem  Tode  desselben  C*???  p.  d.) 
folgte  sein  Sohn  Snkampha,  der  Bhamo  und  M'unipur  eroberte 
und  seinen  Bruder  Chaunakhum  zur  Eroberung  Assam's  sandte. 
Nach  Sukampha's  Tode  (808  p.  d.)  folgten  10  Könige  bis  auf 
Sugnampha  (1315  p.  d.),  der  bei  der  chinesischen  Eroberung 
(1322)  nach  Ava  floh.  Der  von  der  zu  den  Khampti  geflüchteten 
Königin  geborene  Suuppha  kehrte  (1363  p.  d.)  zurück  und  be- 
stieg den  Thron  Mogoung's.  Suuppha  (der  Schan- König  Soky- 
anboa)  zerstörte  Sagain  und  Panya  (1364).  Auf  seinen  Nachfolger 
Subungpha  folgte  dessen  Sohn  Suhungkhum,  der  (1474)  das  Kubo- 
Thal  eroberte.  Die  Birmanen  erobern  Pong  (1512).  Die  Munyen 
und  Mogoung  Schans  zerstören  Ava  (1526).  Nach  Supengha's 
Tode  (1568)  folgte  Sukopha,  der  von  den  Birmanen  zu  den 
Khampti  floh,  bei  seinem  Tode  (1587)  Chaukalkhum  und 
dann  der  von  den  Birmanen  eingesetzte  Chauangkhum,  der  in 
einer  Empörung  entthront  wurde.  Die  Schan  adoptirten  1576 
die  birmanische  Haartracht  und  Kleidung. 


Natmiiale  Traditionen  der  VolJiSNtämme. 

Neben  den  offieiellen  Chroniken  der  Birmanen,  die  sich  mit 
der  aristokratiHchen  Herkunft  ihres  Königs^eschlechts  aus  dem 
heiligen  Misimadesa  brüsten ,  läuft  die  nationale  Geschichte  her, 
die  sich  immer  in  bedeutungsvollen  Phasen  mit  jener  verknüpft. 
Die  ältesten  Ereignisse  werden  in  das  obere  Becken  desirawaddi 
verlegt,  und  die  En^ählung  steigt  den  Lauf  dieses  Flusses  hinab, 
von  Thigayn,  der  Hauptstadt  der  Kädos,  nach  Tagoung,  von  da 
nach  Pagau  und  Prome.  Noch  höher  aufwärts,  an  einem  Neben- 
flusse, liegt  in  der  Nähe  der  Kubin-Minen  Mweyen  oder  Maurya^ 
und  weiter,  jenseits  des  chinesischen  Emporium  von  Bhamo, 
an  einem  andern,  der  von  der  rechten  Seite  zuströmt,  Mogoung, 
wo  der  gesi'hätzte  Serpentinstein  gebrochen  wird.  Maurya,  dem 
in  Aracan  Mru,  in  Birma  Pru  genannten  Gebirgsstamme  an- 
gehörig, gilt  als  der  älteste  Sitz  der  indischen  Könige,  der  Ver- 
wandten des  von  dem  Murustamme  seinerMutter  Maurya  genann- 
ten Chandragupta ,  aber  das  ganze  Land  zwischen  Mogoung  und 
Tagoung  ist  der  nächste  Ausgangspunkt  der  Goung  oder 
Gong,  in  den  Gong  thoungze  nhit  myo  (den  32  Städten  der 
Gong)  in  Khian  Tung,  dessen  classischer  Name  Khemarata 
auch  in  der  grauesten  Vorzeit  siamesischer  und  kambodischer 
Geschichte  als  Myaug  Komerat  steht.  Mogoung  ist  der  Mittel- 
punkt jenes  Pon  genannten  Schanstaates ,  dessen  schriftliche 
Annalen  mit  dem  Könige  Khool-lie  (80  p.  d.)  beginnen 
und  dessen  Eroberungen  Assam  schon  vor  den  Ahom,  die 
dort  die  Bodos,  wie  die  Khamti  die  Laiuas,  fanden,  in  Besitz 


Nationale  Traditionen  der  Volksetamme.  97 

nahmen.  Wie  den  Birmanen  der  Name  der  Brahmaneu ,  hängt 
diesen  Schan  der  der  Ponas  an,  mit  welchem  Namen  noch 
jetzt  in  Ava  und  Pegu  die  vorbuddhistische  Pon-  und  Bon-Reli- 
gion Tibefs  bezeichnet  wird,  da  die  Himmel  der  Brahmanen 
oder  Bhyamma  in  das  orthodoxe  Pantheon  aufgenommen  sind. 
Die  Bhwons  oder  Phongs  im  Norden  Ava's  werden  als  die  Reste 
des  gleichnamigen  Königreiches  betrachtet.  Sie  sind  verwandt 
mit  denKakhyens,  von  denen  sie  bei  deren  Einfällen  in  die  Schan- 
Dörfer  nicht  verletzt  werden.  Die  Bhootas  wanderten  633  p.  d. 
von  jenseits  des  Schnees  herüber,  als  die  Pote  oder  Lepchas,  und 
die  Tibeter,  denen  Birma  als  Meneupguiebo  in  Sakatra  (das  Land 
der  tättowirten  Völker  des  Südens)  bekannt  ist,  schickten  im 
7—10.  Jahrhundert  ihre  Nomadenstämme  der  Sok  po*)  zur  Ero- 
berung Bengalens  hinunter,  dessen  Bucht  deshalb  (bei  Ibn  Hau- 
kai) die  tibetische  See  genannt  wurde.  Bodha  werden  neben 
den  Zaath  an  den  Indus  versetzt. 

Die  Tibeter  wurden  auch  mit  Kambodia  bekannt,  und  er- 
wähnen es  in  ihren  Büchern  alsKanpou  tschi  (wie  die  Chinesen). 
In  den  Deb  Pal  Deb's,  aus  der  dem  Andhra  folgenden  Dynastie 
der  Pala  (gleichfalls  Buddhisten ,  die  1025  p.  d.  Buddhatempel 
in  Benares  bauten)  werden  indess  schon  wieder  tibetische  Stämme 
als  unterwürfig  und  tributspflichtig  erwähnt.  Die  vier  Stämme 
Tibet's  (Ngari,  D'zang,  Wei  oder  U  und  Kham)  vereinigten  sich 
(313  p.  d.)  zu  einem  Staat.  Nachdem  die  Chinesen  698  am  Ku- 
kinor  besiegt  worden,  blühte  das  tibetische  Reich,  aber  Kasch- 
mir herrschte  einst  bis  Yalang.  Ymeutsin,  König  von  Nantschao, 
führte  (808)  Krieg  mit  Tufan. 

Nach  Bumey  basirt  die  Maharägavanga  (Mahayasuen)  der 
Birmanen  besonders  auf  zwei  Geschichtswerken ,  von  denen  das 
von  Moung  Kula  (1750)  verfasste  von  der  Erschaffung  der  Welt 


*)  Die  Sokyeul  (am  KulciDor)  oder  Sifao ,  die  von  ihrem  Gyaba  oder  Wang 
regiert  werden,  heissen  die  Qya  rungbo  oder  die  eigeotlichen  Fremden  im  Gegen- 
sats  KU  den  Bodpa  in  Kam.  In  Tibet  ist  das  Wort  phod  (kräftig)  durch  thub  ver- 
stärkt (nach  Schiefer).  Les  indig^nes  de  Tibet  se  donnent  ä  eax  mSmes  le  nom  de 
Bod  (fort)  et  k  lenr  pays  Bodyul  (Feer).  Herodot  erwähnt  die  Bovdut  anter  den 
Geschlechtem  der  Medier.   Wilson  setzt  Banttas  an  die  Nordseite  des  Himalaya. 

Basti »n,  OttMlen.  I.  7 


98  Birnui. 

bis  zum  Jahre  1721  reicht,  das  andere  eine  Fortsetzung  des- 
selben durch  Päna  Mengji  ist.  Der  Hauptstolz  dieser  Geschichts- 
werke liegt  darin ,  genau  angeben  zu  können,  in  welchem  Jahre, 
an  welchem  Tage  der  jedesmalige  König  geboren  sei,  womöglich 
auch  zu  welcher  Stunde ,  wieviel  Jahre  er  als  Privatmann  gelebt, 
wie  \'iel  Jahre  als  Könige  und  dann,  was  besonders  >vichtig  aber 
bei  der  Schwierigkeit  der  Operation  nicht  immer  richtig  ausgeführt 
ist,  diese  beiden  Zahlen  zusammen  zu  addiren  und  dem  Leser  mit- 
zutheilen,  wieviel  Jahre  er  im  Ganzen  auf  Erden  gewandelt  hat, 
unter  beigefilgter  Beschreibung  der  Omen,  die  sich  bei  seiner  Ge- 
burt und  seiner  Erhebung  in  den  Nathimmel  zeigten.  Die  Gewis- 
senhaftigkeit und  Pünktlichkeit,  mit  der  sie  immer  ausserdem  die 
Chronologie  berücksichtigen,  würde  sehr  zu  loben  sein,  wenn  sie 
nur  zu  häufig  selbst  nicht  wüssten ,  wo  der  feste  Anfangspunkt 
ihres  fortgeführten  Zählens  sei.  Ihrer  Acren  sind  so  viele,  dass 
es  .oft  langes  Hin-  und  Herrathen  giebt,  und  obwohl  als  Regel  nur 
die  religiöse  oder  die  vulgäre  betrachtet  werden  sollte,  so  fangen 
sie  doch  oft  mitten  in  der  Geschichtserzählung  eine  neue  an,  ohne 
zu  erwähnen,  ob  der  eben  genannte  König  einer  der  vielen  Ka- 
lenderverbesserer gewesen  sei,  oder  springen  auch  mitten  in  ihren 
Listen  von  einer  Acra  zur  andern  über,  und  lassen  in  Ungewiss- 
heit ,  welche  sie  beizubehalten  gedenken. 

Am  Ende  eines  Abschnittes  werden  die  Königsreihen  oft  in 
Listen  zur  Wiederholung  beigefügt ,  wie  z.  B. 

Mahasambhava,  geboren  im  Jahre  60,  Privatmann  für 
20  Jahre,  König  für  6  Jahre,  Alter  26  Jahre,  am  Montag; 

Kholasambhava ,  geboren  im  Jahre  66,  Privatmann  für 
23  Jahre,  König  für  35  Jahre,  Alter  58  Jahre,  am  Montag; 

Dwattabong,  geboren  im  Jahre  101,  Privatmann  für 
35  Jahre,  König  für  70  Jahre,  Alter  105  Jahre,  am  Dienstag. 

Oder  im  Yasuen-tschop  wird  z.  B.  gesagt: 

„Im  45.  Jahre  der  zwölften  Periode  bestieg  der  junge  Prinz 
Tileyoung  den  Thron.  Für  20  Jahre  hatte  er  als  Privatmann 
gelebt  und  für  29  Jahre  erfreute  er  sich  der  Königswttrde,  worauf 
er  vom  Leben  abschied.  Sein  Geburtstag  war  ein  Montag.  Als 
er  den  Wunsch  verspürt,  seine  Existenz  zu  verwandeln,  da  stieg 


Kationale  Traditionen  der  Volksstämme.  -  99 

das  Wasser  im  Flusse  und  Regen  fiel  in  Strömen."  Die  Einwebung 
der  indischen  Dynastieen  inTagoung  verschiebt  jede  richtige  Per- 
spective, und  auch  auf  Pronie  wurde  Gautama's  Prophezeihung 
Übertragen,  dass  1 00  Jahre  nach  seinem  Nipban  im  Dorfe  Patali  die 
Residenz  Patalibothra  gegründet  werden  würde,  wohin  Asoka 
von  Radzagyo  den  Königssitz  verlegte. 

Der  erste  Atuin  derMahayasuen  handelt  von  den  Mahadham- 
mata's,  der  zweite  von  Misimadesa,  der  dritte  von  Tagoung, 
der  vierte  von  Tyikittia  oder  Prome  und  der  fünfte  über  Pagan, 
Panja,  Ava  u.  s.  w.  Ausserdem  besass  ein  angesehener  Privat- 
mann in  Mandalay,  der  Hauswirth  des  damals  noch  incognito 
dort  lebenden  Dr.  Williams ,  in  seiner  reichen  Bibliothek  viele 
historische  Werke  bezüglich  Pegu's,  Aracan's,  Zimmay*s,  La- 
bong's,  Mon^'s  u.  s.  w. ,  aber  er  theilte  uns,  halb  im  Vertrauen, 
mit,  dass  die  eigentliche  Urgeschichte  des  Landes  sich  nicht  in 
diesem  dickleibigen  und  majestätischen  Mahayasuen  fände,  son- 
dern in  dem  kürzeren  Abriss  des  Yasuen-kyap.  Davon  konnte 
ich  damals,  wo  schon  meine  Abreise  nahe  bevorstand,  kein  Exem- 
plar zu  Gesichte  bekommen,  und  ich  weiss  nicht,  ob  Dr.  Williams 
später  glücklicher  gewesen  ist.  Ich  erfuhr  nur  soviel ,  dass  die 
älteste  Hauptstadt  Birma's  Haiin  gewesen  sei ,  in  der  Nähe  von 
Schwebohmioh  und  durch  ihre  Salzwerke  wichtig.  Von  dieser 
zuerst  durch  Namanisedu  beherrschten  Stadt,  die  ein  Erdbeben  in 
Folge  blutschänderischer  Ehe  des  Königs  zerstört  habe,  seien  die 
Edelleute  nach  demselben  Hügel  ausgewandert,  an  dessen  Fusse 
jetzt  Mandalay  liegt,  und  hätten  in  kurzer  Entfernung  von  dem 
heutigen  Madeya,  ein  durch  seine  Gärten  und  seine  Cigarren  be- 
rühmtes Dorf,  die  Stadt  Mingelaeh  (Mingelay  oder  Klein-König) 
erbaut,  noch  ehe  die  Aera  Gautama's  angebrochen.  Erst  wäh- 
rend dieser  wurde  Tagoung  Sitz  der  Regierung.  Ich  kann  nicht 
bestimmen ,  wie  weit  di^se  Erzählung  durch  den  Wunsch  beein- 
flusst  sein  mag,  den  von  dem  Könige  neu  gewählten  Platz  seiner 
Hauptstadt  mit  dem  Schimmer  vorzeitlicher  Glorie  zu  umgeben. 
Einer  der  Hofschranzen  erzählte  mir  auch,  dass  Gautama  selbst 
auf  dem  Hügel  Mandalay's  gestanden,  den  künftigen  Palast, 
wahrscheinlich   mit  seiner  Wenigkeit  mitten  darin,  im  Geiste 


100  Birma. 

vorausschauend,  und  solche  Gelegenheits-Novellen  erfinden  sich  in 
Birma  ohne  Schwierigkeit,  besonders,  wenn  es  zu  schmeicheln  gilt. 
Die  Gründung  Halin's  wird  nach  der  gewöhnlichsten  Auffassung 
einem  Edelmann  zugeschrieben,  der  Kaniasagyi  bei  der  Aus- 
wanderung aus  Tagoung  folgte ,  aber  sich  unterwegs  mit  seinen 
Vasallen  von  dem  Könige  trennte  und  mit  Hülfe  der  Myae-thoo 
jene  Stadt  erbaute.  Bei  einer  späteren  Gelegenheit  hörte  ich, 
dass  die  Gemahlin  des  Königs  von  Haiin  so  hübsch  und  zart  ge- 
wesen, dass  man  das  von  ihr  getrunkene  Wasser  in  die  Gurgel 
und  die  Brust  des  durchsichtigen  Körpers  hinabrinnen  sah.  Sie 
bethörte  deshalb  auch  ihren  Sohn,  der  sie  nach  seines  Vaters 
Tode  heirathete.  Da  aber  öffnete  sich  die  Erde,  die  sündige 
Stadt  zu  verschlingen,  und  noch  jetzt  soll  Haiin  beständigen 
Erdbeben  ausgesetzt  sein,  ja  der  Boden  stets  beim  Auftreten 
unter  den  Füssen  wanken.  Auch  Tumansye ,  eine  Stadt  der  Schan 
am  Engdaugyi-See,  soll  in  einem  Erdbeben  niedergesunken  sein. 
Ein  gelehrter  Birmane,  in  der  Hauptstadt  geboren  und  er- 
zogen ,  mit  dem  ich  in  Schwegjin  zusammentraf,  wo  er  das  Ora- 
kel der  Stadt  bildete ,  schien  mir  Haiin  in  die  spätere  Periode 
der  Gründung  Pagan's  durch  die  Job  hinab  zu  versetzen,  während 
er  für  Tagoung  zwar  eine  indische  Einwanderung  anerkannte, 
aber  nur  als  ein  neu  hinzutretendes  Element  der  schon  vorhan- 
denen Eingeborneu.  Andere  dagegen  machen  diese  Einwanderer 
zum  Kern  der  Bevölkerung  des  Landes,  und  überschlagen  sogar  Ta- 
goung ganz,  mit  Pagan  (dem  oberen)  als  dem  Ursprung  beginnend. 
Von  den  Bhyammagyi ,  die  vom  Himmel  nach  dem  Lande  Thavutti 
(Savutti)  gekommen  und  sich  dort  in  Ragen  vertheilt  hätten, 
wären  nämlich  die  Birmanen  von  Misimadesa  ausgewandert  und 
lange  in  den  Wüsteneien*)  von  Dsanabok  umhergezogen,  bis 
wohin  Gautama's  segnende  Fusstritte  nie  vorgedrungen.  Als  sie 
zum  Irawaddi  gekommen,  hätten  sie  einen  Sprossen  des  Sonnen- 
geschlechts unter  dem  Titel  Dhammatah  zum  König  erhoben 
und   die  Stadt  Pagan   erbaut.     Diesen   allgemeinen  Titel  führt 


*)  Die  UeberlieferuDgen  der  Karen  sprechen  von  einem  dorchreisten  Sand- 
meer ,  das  Anlass  zn  sehr  angeographischen  Hypothesen  gegeben  hat. 


k 


Nationale  Traditionen  der  Volksstäiome.  101 

ebenso  der  Oberrichter,  der,  wie  Dejoces  in  Medien,  von  den 
Dörfern  in  Johnjlut  erwählt  wurde,  und  später  tritt  auch  der- 
selbe Piusadih  als  ein  anderer  Sonnensohn  auf,  das  Land  von 
den  wilden  Thieren  zu  säubern.  Unter  ihm  habe  man  ange- 
fangen, den  Meizza-po  mingyi,  den  Sohn  des  Thougyi  (Dorf- 
ältesten) Poau-myin ,  als  Nat  zu  verehren,  einen  Mann  mit  einem 
spiralig  gewundenen  Fleischthttrmchen  auf  dem  Kopfe ,  der  über 
alle  anderen  Geschlechter  in  Tauniin  hervorgeragt  habe.  Durch 
drei  spiralig  gewundene  ThUrmchen  characterisirt  sich  die  könig- 
liche Rage  in  den  kambodischen  Sculpturen.  Im  Mahabharata 
wird  den  Qaka,  Tukara  und  Kanka  das  Epithet  der  Haarreichen 
oder  Gehörnten  (wie  Dulkharnein)  gegeben  und  ^'ringin  bedeutet 
nach  Lassen  auch  gipfelig  (spitzköpfig).  Ein  Priester  in  Man- 
dalay  bemerkte  mir  über  die  Erbauung  des  alten  Pagan ,  dass 
Kanyazagyi  und  Kanyazangay  das  Land  fast  menschenleer  ge- 
funden und  es  deshalb  mit  den  Bhyamma-Palaun  bevölkert  hätten, 
d.  h.  einer  Mischung  zwischen  den  Nagama-myoh  (den  Bewohnern 
der  Drachinnen-Stadt)  aus  Tagoung,  den  Bhyammagyi-myoh  aus 
Indapatanaga  (die  wegen  Mahathammatha's  Glanz  Nai-mioh 
genannt  werden)  und  den  Ponah-myoh  von  Kapilawut.  Indess 
auch  er  sagte  vorsichtigerweise  nur  fast  menschenleer  und  konnte 
nicht  ganz  leugnen ,  dass  nicht  schon  ein  ursprünglicher  Stock 
vorhanden  gewesen.  Dieser  Wurzelstamni  aber  sind  die  Kuay 
oder  dieGad-Hmun  (denNatZau  verehrend),  von  denen  sich  noch 
jetzt  einige  Ueberreste  in  den  Wäldern  um  Tagoung  finden. 

Der  Ahnherr  der  Kuay,  erzählt  die  Sage,  lebte  als  Holz- 
hacker mit  seiner  Frau  im  Walde ,  und  mit  ihnen  ihre  Tochter 
Sari.  Diese  verirrte  sich  mit  einem  Naga  und  gebar  ein  Mädchen, 
das,  da  es  Naga-ma  (Schlangenweibchen)  heisst,  etwas  von  der 
Drachennatur  an  sich  gehabt  haben  musste.  Dies  trat  auch  bald 
genug  zu  Tage,  denn  als  der  Sonnenkönig  (Nay-min),  für  den  es 
damals  wahrscheinlich  noch  keine  Prinzessin  zu  verfuhren  gab, 
sie  allzu  heiss  beschien,  fing  sie  an  Eier*)  zu  legen,  und  aus 

*)  Die  Yon  32  Eiern  geborenen  Söhne  Sangama's  aus  Champa  wurden  von 
dem  Könige  Kosala's  vemichtet.  Rabu  wird  eine  zablreiche  Nacbkommensebaft 
yon  Crocodilen  zugeschrieben,  in  deren  Form  auch  Typhon  (bei  Aelian)  erscheint. 


« 


102  Birra». 

diesen  Eiern  krochen  kleine  Drachen  aus,  die  die  entsetzten 
Grosseltern  eiligst  nach  dem  Flusse  brachten  und  despatchirten. 
Der  Naga  Hess  das  ruhig  geschehen  und  war  darüber  durchaus 
nicht  erbittert,  that  im  Gegeutheil  Alles,  um  bei  seiner  Geliebten 
und  seinen  Schwiegereltern  in  Gunst  zu  bleiben,  baute  eine  Stadt 
für  sie,  gab  ihnen  ReichthUmer  und  verbreitete  Wohlstand  über 
das  Land.  Trotz  alledem  war  er,  als  nicht  zum  Menschen- 
geschlecht gehörig,  nur  ungern  gesehen,  und  da  er  sich  so  all- 
gemein verhasst  fand,  so  setzte  er  seine  täglichen  Besuche  aus 
und  kam  nur  bei  Nacht,  um  das  Bett  seiner  Ehehälfte  zu  theilen. 
Diese  aber,  längst  seiner  Überdrüssig,  versteckte  einst  einen  aus 
weiter  Ferne  hergewanderten  Fremdling,  Kissaenalin  mit  Namen, 
der  von  der  den  Landesbewohnern  anhaftenden  Scheu  vpr  ihrem 
Drachenvater  frei  war,  in  dem  Palast,  um  ihren  unheimlichen 
Gemahl  zu  erschlagen.  Er  vollbrachte  die  That  auch  ohne  Mühe 
während  seines  Schlafes  und  theilte  dann  mit  der  Wittwe  den 
Thron  des  Landes.  Der  neue  König  unterwarf  die  umliegenden 
Gegenden ,  die  bisher  nur  von  Edelleuten  regiert  waren ,  seinem 
Scepter,  aber  sein  Glück  hatte  keinen  Bestand.  Die  Rache  der 
Naga's  blieb  nicht  aus.  Ein  Unfall  nach  dem  andern  traf  den 
Mörder,  der  nach  kurzer  Herrschaft  vom  Tode  hingerafft  wurde. 
Unter  den  Verheerungen  innerer  Kriege ,  unter  Misswachs, 
Seuchen  und  Hungersnoth  ging  das  Volk  zu  Grunde  und  um  das 
Elend  vollständig  zu  machen,  begann  der  menschenfressende 
Riesenvogel  täglich  Besuche  in  der  Hauptstadt  abzustatten  und 
die  Leute  bei  Dutzenden  aus  den  Strassen  von  Kathamyoh  auf- 
zuhacken und  fortzutragen.  Auf  das  allgemeine  Jammern  und 
Klagen  erklärte  derselbe  endlich ,  dass  er  sich  befriedigen  wolle, 
wenn  man  ihm  die  einzige  Tochter  des  Königs,  die  bis  dahin 
immer  sorgsam  unter  dem  Dache  des  Palastes  gehütet  war,  zur 
Beute  überlasse,  und  da  keine  andere  Rettung  in  Aussicht  war, 
mussten  sich  die  Eltern  zu  diesem  Opfer  entschliessen.  Schon 
stand  sie  umgeben  von  den  weinenden  Gespielinnen  auf  der 
Terrasse  des  Palastes ,  schon  hörte  man  das  ferne  Rauschen  der 
mächtigen  Schwingen ,  als  auf  dem  Flusse  drei  gigantische  Eier 
vorbeitrieben,  von  denen  zwei  den  Strom  hinabschwammen,  abör 


Nationale  Traditionen  der  VolksstSninie.  J03 

eins  sich  an  den  Bltschen  verfing  und  am  Lande  liegen  blieb. 
Es  zerbrach  und  aus  demselben  trat  gerüstet  und  gewappnet  ein 
Heldenjüngling,  der  durch  den  Glanz  seiner  Waffen  den  häss- 
lichen  Geier  verscheuchte  und  die  Jungfrau  als  seine  Gemahlin 
heimführte«  Dieser  Retter,  Naymintha  (der  Sohn  der  Sonne), 
war  von  seinem  Vater  Thagyamin  (der  Sonnen-Gott  oder  Nay-min) 
mit  einer  Belumah  gezeugt  worden,  die  auf  einem  hohen  Himmels- 
berge lebte,  wo  jener  auf  seiner  Tagesfahrt  mitunter  auszuruhen 
pflegte.  Die  von  ihm  gegründete  Stadt  Tiripanaga  wurde  später 
nach  einer  günstigem  Localität  verlegt  und  Tamawnddih  genannt 
(unter  König  Theiktein).  Tiripitza-myoh,  vonYaunbyih  aus  zehn 
Dörfern  vereinigt,  wurde  unter  Tiddein  zerstört,  der  Teppa- 
wuddimyoh  baute. 

Nach  einer  neuem  Version  hiltten  die  neun  Bhyammagyi,  die, 
aus  dem  Himmel  nach  dem  Lande  Savuttih  kommend,  in  Folge  der 
materiellen  Nahrung  die  Geschlechtsunterschiede  an  ihren  Kör- 
pern hervortreten  sahen,  sich  in  vier  Pa.ire  getheilt,  als  die  Ahn- 
herrn der  Birmanen ,  Talein ,  Kalas  und  Tayop.  Die  aus  Misi- 
madesa  nach  Janabut  gewanderten  Birmanen  hätten  dort  aus 
ihrer  Mitte  einen  Puisodih  genannten  Mann  unter  dem  Titel 
Dhammatah  zum  Könige  Pagan's  erhoben. 

Der  Name  Thagyamin  (Sakhyamin),  Götterkönig  oder  Indra, 
der  unter  änderndem  Abhiraga, dem  ersten  G runder Tagoung's,  bei- 
gelegt wird,  erhält  auch  den  Zusatz  Bo  (Grossvater  oder  Urahn),  wie 
als  solcher  in  der  vorbuddhistischen  Dämonen  -  Verehrung  der 
erste  Mensch  oder  specieller  der  ^'orfahre  des  Königsgeschlechts 
seine  Opfer  erhielt.  Noch  jetzt  findet  sich  in  Birma  manchmal 
ein  Nathans  mit  solcher  Repräsentation  der  Pagode  angebaut. 
In  dem  Yekkan  von  Inau  wird  Thagyamin  der  Urgrossvater  (Bay) 
genannt,  wenn  er  den  Vater  des  Prinzen  Tinjakata,  den  er  Nachts 
im  Zayat  trifft,  nach  dem  Königreiche  Bhamo  geleitet.  Nach 
Hamilton  führte  der  König  von  Birma  den  Titel  Boa  und  wird 
der  Kaiser  China's  der  Boa  vonOudih  genannt.  Vielfach  kommt 
Utiboah  vor.  DemVua,  als  geistlichen  Herrscher  Tonquin's,  steht 
der  weltliche  als  Chua  (Chau)  gegenüber.  Indra  als  Sakra  oder 
Sakka  ist  der  Ahnherr  der  Sakhya  oder  Sakra,  deren  erster  König, 


104  Birma. 

wie  in  Karabodia  der  älteste  Resident  in  Viswacarma^s  Tempel, 
aus  dem  Tiisehita-Himmel  als  Indra*s  Sohn  auf  Erden  geboren 
wurde.  Später  liess  ihn  die  Mythologie  mit  der  religiösen  Auf- 
fassung des  Buddha  zusammenfallen,  nachdem  die  Butas  der 
populären  Dämonologie  in  Tulava  zum  Gott  geworden ,  wie 
Batho  der  Bado  und  Puthen  (Putten)  der  Lungkhe.  Die  Grie- 
chen kennen  Boudyas,  den  Sohn  des  Spatembas,  als  den  zweiten 
König  Indiens,  aber  während  der  Monddynastie  der  Hase  heilig 
ist,  heisst  Vikuxi  (im  Surjavan^a)  fa^ada  (Ilasencsser).  Schon 
Hamilton ,  dem  eine  Menge  aus  dem  lebendigen  Volksleben  ge- 
schöpfter Data  zur  Beurtheilung  vorlagen,  hat  die  Vermuthung 
ausgesprochen,  dass  zwei  Stifter  des  Buddhismus  anzunehmen 
seien,  von  denen  der  spätere,  der  Sakya-muni  genannte  Refor- 
mator, ungefähr  in  die  Zeit  der  christlichen  Aera  zu  setzen  sei, 
d.  h.  der  Herrschaft  der  nördlichen  Saka  in  Indien,  aus  deren 
Dwipa  oder  Continent  auch  Krischna  Brahmanen  holen  lässt. 
Kämpfer  meint,  dass  die  Siamesen  den  jungem  Siacka  mit 
Buddha  verwechselt.  Der  Babu-Daong-Tempel  Anican's  enthält 
(nach  Tytler)  die  Figuren  Gautama's,  Sakya-muni's,  Sri-muni's 
und  Maha-muni*s. 

Der  noch  immer  beibehaltene  Name  Sakkharat  fllr  die 
herrschende  Aeni  deutet  auf  den  ausgedehnten  Ruhm  ihrer 
mächtigen  Gründer,  den  Eigennamen  in  einen  allgemein 
gültigen  Titel  verkehrend.  Eine  durch  neue  Einführung  ab- 
geschaffte Aera  wurde  in  dieser  Veränderung  ursprünglich  zur 
Sumbut  und  erst  später  hat  ein  Missbrauch  der  Sprache  auch  für 
sie  die  Bezeichnung  Sakkharat  bewahrt,  die  an  sich  nur  bedeuten 
kann,  dass  sie  die  von  dem  herrschenden  Könige  festgesetzte 
Zeitbestimmung  sei.  Im  Tibetischen  zeigt  schon  Sakhya,  als 
Sang-ryas,  das  königliche  Aflfixum.  Bei  Wong  Pub  meint  Sakya 
efificient  virtue  or  able  to  practice  virtue  (s.  Beale).  Bei  der 
nachherigen  Zusammenordnung  der  umhergestreuten  und  aus  allen 
Theilen  zusammengesuchten  Elemente  des  dann  officiell  und 
orthodox  proclamirten  Buddhismus  in  systematischer  Regelmässig- 
keit wurde  der  jüngste  Reformator  zum  eigentlichen  Stifter  und 
in  seine  mit  der  Chronologie  der  Jainas  übereinstimmende  Zeit 


Nationale  Traditionen  der  Volksst&mine.  105 

versetzt,  während  der  ältere  in  den  Buddha  der  früheren  Periode 
zurückgedrängt  wurde,  der  nur  der  Sohn  eines  Brahnmnen  war, 
aber  durch  das  bedeutungsvolle  Eingreifen  seines  Namens  in 
verschiedene  Entwickelungsepocheu  des  Buddhismus  in  khirer 
Manifestation  gegen  das  ausgewischte  Verschwinden  seiner  Exi- 
stenz im  Nirwana  protestirt.  Der  neue  Aufschwung,  den  der 
Buddhismus  durch  die  indo-scythischen  Könige  erhielt,  verdunkelte 
seine  Vergangenheit.  L'expression  Sat-tchong  est  la  meme  que 
Chi-tchong,  la  rage  des  ^akyas  ou  les  enfans  de  ^)äkyas  (nach 
Stanislas  Julien).  Davon  werden  die  Buddhabilder  in  Cochin- 
china  genannt  und  Xi  hiess  im  alten  Laos  der  Priester.  Unter 
den  als  Sacae  bekannten  Völkern  wurden  gleich  anfangs  die  Sai 
am  Ili- Flusse  beim  Aufbrechen  des  Reiches  der  Youeitchi  in 
Bewegung  gesetzt.  Ihrem  Berichte  über  die  Kriege,  die  zum 
Untergange  des  Sakhya-Geschlechts  fllhrten,  fllgt  die  Dulva  hinzu, 
dass  viele  der  zerstreuten  Sakhya  nach  Nepaul  geflohen  seien,  als 
der  Hphags-skyes-po,  der  König  von  Kosala,  ihre  Städte  zerstört 
habe.  Während  der  Belagerung  wurde  von  den  Sakhya  ihr 
Landsmann  Shampaka  aus  Kapila  verbannt  und  auf  seine  Bitte 
gewährte  ihm  Sakhya  beim  Abschiede  einige  Haare  seine»  Hauptes, 
Nägelabschnitte  und  Zähne,  aber  Alles  nur  illusorisch.  Nach 
dem  Lande  Bagud  oder  Vajud  kommend,  wird  er  dort  zum 
König  gemacht  und  baut  Kapellen  über  den  Reliquien.  Von 
Bagdad  oder  Babylon  kehrten  später  die  Bischöfe  nach  Ceylon 
zurück.  Aus  früherer  Zeit  erwähnt  die  Dulva,  dass  der  inChampa 
residirende  König  von  Anga  den  König  Padma-chhen-po  besiegt 
und  seitdem  aus  Magadha  Tribut  eingetrieben  habe,  bis  sich 
Sakyasinha*s  Freund  Bimbasara,  der  Rajagriha  zur  Hauptstadt 
erhob ,  diesem  Verlangen  widersetzte.  Wie  Sinhala  war  (^'akala 
(die  Hauptstadt  der  Bahika)  oder  Wohnung  der  t'aka  Aufenthalt 
der  Löwen,  nach  Bournouf ,  der  davon  Saggala  oder  Sangala  ab- 
leitet, das  Arrian,  als  Stadt  der  Kathaioi  (Xatri  oder  Khatti),  im 
Osten  der  Irävati  setzt,  Nach  dem  Mahabharata  waren  die 
schwer  zu  besiegenden  ^^aka  dem  f/akra  (ludra)  an  Tapferkeit 
gleich  und  Arjuna  kämpft  im  siebentheiligen  ^^akadwipa  mit  den 
Bogen  tragenden  Fürsten.    Mit  den  Tukhara  und  Kanka  brachten 


106  Birma. 

die  ^aka  dem  Könige  von  Pandava  Geschenke.  Nach  Menander 
hatten  die  TUrken  früher  Saker  geheissen.  Strabo  erwähnt  die  Saka 
nebst  denDaai  und  Massageten  (im  Osten  des  caspischen  Meeres) 
als  drei  scythische  Völker,  die  besondere  Namen  trugen,  während 
die  Übrigen  nur  im  Allgemeinen  Scythen  genannt  wurden.  Hero- 
dot  setzt  die  Sakai  in  Sogdiana  (das  Turkestan  und  Bochara  um- 
fasst).  Ptolemäus  zählt  die  Massageten  unter  den  Stämmen  der 
Saka  auf  und  der  Name  Sacae ,  den  die  alten  Perser  den  scythi- 
schen  Völkern  gaben,  soll  von  einem  Stamm  derselben  genommen 
sein.  Weiterhin  (sagt  Herodot)  sind .  die  Völker  der  Scythen. 
Die  Perser  nennen  sie  im  Allgemeinen  Sacai ,  von  dem  nächsten 
Stamme  derselben,  in  ähnlicher  Weise  wie  später  die  Namen  der 
Mongolen  und  Tartaren  durcheinander  liefen.  Die  Scythen 
eroberten  (144  a.  d.)  das  nördliche  Sogdiana.  Unter  den  No- 
maden des  nördlichen  Sogdiana,  sagt  Strabo,  seien  die  be- 
rühmtesten diejenigen  gewesen,  die  das  griechische  Reich  in 
Bactrien  stürzten,  und  er  nennt  die  Asioi,  die  Pasianoi,  die 
Tocli^aroi  und  die  Sakarouloi.  Sie  waren  von  dem  Lande 
jenseits  des  Jaxartes  ausgewandert  und  dem  von  den  Sakai  be- 
sessenen Theil  Sogdiana's.  Bei  Trogus  Pompejus  heissen  die 
scythischen  Völker  in  Bactria  und  Sogdiana  Sarancae  und  Asini 
(Scythicae  geutes,  Sarancae  et  Asini  Bactra  occupavere  et  Sog- 
dianos)  und  zu  dem  Stamme  d«r  Letztern  (oder  der  Usun)  wird 
das  Königsgeschlecht  der  Tochari  gerechnet.  Der  Name  Saka 
findet  sich  in  der  Inschrift  des  Darius  und  Segestan  meint  Saka- 
stane.  Les  Qakes  occupaient  le  Sedgestan  et  une  bonne  partie 
de  TAfghanistan  (Khanikoff).  Die  Inseln  Abasa  und  Sakaia 
werden  in  den  Fluss  Ser  neben  der  Insel  Öeria  verlegt.  Die 
Chinesen  bezeichnen  die  turanischen  Nationen  als  Sse.  Nach 
den  chinesischen  Uebersetzungen  Hyakinth's  hiessen  die  Noma- 
den der  Mongolei  vor  den  Zeiten  des  Herrschers  Jao ,  bei  den 
Chinesen :  Chunjui,  dann  Ssän-jun  unter  der  Dynastie  Ssä,  Hui-fan 
unter  der  Dynastie  In,  Jaujun  unter  der  Dynastie  Tschoi,  Chunnu 
oder  Hunnu  unter  den  Dynastieen  Zin  und  Chan.  Darauf  führten 
sie  abwechselnd  den  Namen  Ssänbi,  Shushan,  Tulga,  Kidan,  Tatan, 
Mongol. 


Nationale  Traditionen  der  Volksstamme.  107 

Nach  der  bactrischen  *)  Erhebung ,  bemerkt  Strabo ,  wurden 
die  Griechen  so  mächtig,  dass  sie  (nach  ApoUodorus)  Herren 
Ariana's  und  India's  wurden.     Ihre  Fürsten ,  und  besonders  Me- 


•)  Die  Eroberungen  der  Turanier  in  Bactrien  (nach  der  Regierung  des 
Eukratides)  wurden  ihnen  von  den  Parthern  wieder  abgenommen  (140  a.  d.). 
Nachdem  die  ecjthischen  Hnlfstruppen  den  Partherkönig  Phraates  erschlagen 
hatten  (128  a.  d.)  >  gingen  die  Sakarauler  und  Tocharer  über  den  Jaxartes.  Die 
paka  eroberten  (129  a.  d.)  Bactrien  und  (127  a.  d.)  Theile  Drangiana's.  Arta- 
bancsll.  (Nachfolger  des  Phraates)  fiel  in  einer  Schlacht  gegen  die  Tocharer  oder 
Thogarier  (nach  Justin).  Aus  chinesischen  Berichten  (bei  Remusat)  hatten  die 
Jueitschi  (nach  Besiegung  der  Tahia)  dieAnszu  (Parther)  unterworfen,  die  damals 
ohne  Oberhaupt  gewesen.  Mithridates,  König  von  Parthien ,  kämpfte  glucklich 
gegen  die  Scythen  (f  88  a.  d.)-  Der  vertriebene  Sinatrukes  (f  69  a.  d.)  wurde 
durch  die  Sakarauler  wieder  auf  den  parthischen  Thron  eingesetzt.  Phraates  IV. 
flüchtete  vor  einer  Revolution  zu  den  Scythen ,  die  ihn  wieder  in  sein  Reich  ein- 
setzten (37  a.  d.)  und  den  Tiridates  vertrieben. 

Nachdem  Maotun  (Sohn  des  Theuman ,  der  den  Titel  des  Tschenju  oder 
König  der  Hunnen  annahm)  die  Jueitschi  (in  Kansu  am  Hoangho)  bct^iegt  (208 
a.  d.),  tödtete  sein  Nachfolger  (Laoshang)  ihren  König  (165  a.  d.),  worauf  die- 
selben (mit  Ausnahme  eines  kleinen  Theils ,  der  zu  den  Khiang  oder  Kanka  im 
östlichen  Tibet  flüchtete)  nach  dem  Iliflusse  (am  Balkasch)  zogen  und  das  Reiter- 
volk der  Sse  südlich  nach  Sogdiana  trieben.  Als  die  benachbarten  Usun  oder 
Usinn  von  den  Hiongnu  gedrangt  wurden ,  schlug  ihr  König  Kunmo  die  Jueitschi, 
die,  südwärts  über  den  Jaxartes  ziehend,  die  Sse  nach  Süden  jagten  (wo  sie,  den 
Hindnkusch  überschreitend,  das  Land  Kipin  oder  den  nördlichen  Theil  Ara- 
chosiens  eroberten)  und  dann  die  Tahia  (Dahae)  unterwarfen ,  worauf  der  König 
seine  Residenz  im  Norden  des  Oxus  aufschlug.  Der  chinesische  General  Tschang- 
kien traf  (126  a.  d.)  die  Jueitschi  in  einem  fruchtbaren  Lande,  wo  sie  friedlich 
und  glücklich  lebten,  ohne  Keigun^r,  nach  ihrer  rauhen  Tleiniath  zurückzukehren. 
Während  sie  früher  als  Bogenschützeu  mit  ihren  Heerden  umhergezogen,  änderten 
sich  jetzt  ihre  Sitten.  Sie  waren  in  fünf  Horden  getheilt,  aber  Kieoutsieukio  ver- 
nichtete (24  a.  d.)  die  vier  andern  Fürstenthümer  und  machte  sich  zum  König 
unter  dem  Namen  Kouei-schu<iug.  Ausserdem  besiegte  er  die  Könige  von  Pota 
and  Kipin  (wo  noch  das  Reich  der  Sse  bestand)  und  unterwarf  ihre  Länder. 
«Nachher  zum  zweiten  Male  besiegte  er  Thien-tchou  (Indien)-  Von  dieser  Zeit 
an  wurden  die  Jueitschi  sehr  reich  und  blühend**  (Matuanlin).  Hei  seinem  Tode 
folgte  sein  Sohn  Jenkaotchin.  Die  Sprache  der  kleinen  Jueitschi  ähnelte  der 
tibetischen  (nachKlaproth).  Nach  den  Chinesen  waren  die  Sse  und  Usun  stamm- 
verwandt. Auf  Kadphises  IL  (den  Eroberer  Kieu-tsieu-kio:«)  folgten  die  drei 
Tnriishka- Könige,  mit  Hushka  und  Gushka  als  Vorgängern  des  Maharaga  Kanishka, 
der  (400  Jahre  nach  Buddha)  die  buddhistische  Synode  unter  Vorsitz  des  Vasamitra 


108  Birma. 

nander,  eroberten  „mehr  Nationen,  als  Alexander."  Unter  ihren 
Städten  wird,  ausser  Zariaspa  und  Darapsa,  auch  Eucratidia 
erwähnt  und  Ptolemäus  nennt  Sagala  und  Euthydemia.  Das 
eroberte  Land  wurde  von  den  Griechen  in  Satrapieen  vertheilt 

Der  auch  in  ganz  Vorderindien,  von  Kaschmir  bis  Ceylon, 
uralte  Cultus  der  Schlangengeister,  den  noch  Alexander's 
Macedonier  in  Taxila  fanden ,  zog  sich  vor  dem  Eindringen  der 
Arier  mehr  und  mehr  in  das  Dunkel  eines  verfolgten  Aberglaubens 
zurück ,  so  dass  der  grosse  Weltendrache ,  den ,  wie  der  Kaiser 
von  China,  der  König  von  Tonquin  und  Cochinchina  auf  seinen 
gelben  Gewändern  trägt,  schliesslich  in  den  Repräsentanten  des 
ahrimanischen  Bösen  verkehrt  wurde.  Bei  dem  durch  den  Fluch 
der  Brahmanen  als  Schlange  vom  Himmel  gestürzten  Nahuscha 
wird  an  den  Ammoniterkönig  Nahash  erinnert.  In  den  ursprung- 
lichen Mythen  ist  nicht  Indra's  Architekt  Visvakarma,  sondern 


(Zeitgenosse  des  Nagarjuna)  abhielt.  Auf  ihn  folgte  (40  p.  d.)  Abhimaoju  und 
dann  Vigaja. 

Unter  der  Dynastie  der  Tanishka  erreichte  die  Macht  der  Jueitschi  in 
Indien  ihren  höchsten  Gipfel.  Kanishka  (10  p.  d.),  der  die  vierte  Synode  der 
Buddhisten  berief,  dehnte  das  indo-scythische  Reich  in  Indien  aus.  Die  grossen 
Jueitschi  tödteten  die  indischen  Könige  und  ersetzten  sie  durch  ihre  Feldherreo. 
Das  Reich  zerfiel  nach  dem  Tode  Balan's.  Matuanlin  giebt  das  Jahr  22?  p.  d. 
als  das  Ende  der  indischen  Herrschaft  der  Jueitschi.  Auf  Narendraditja  (f  300 
p.  d.)  folgten  in  Kaschmir  Herrscher  der  weissen  Hunnen  (4. — 5.  Jahrhundert), 
bis  Rai^Äditja  (Anfang  des  6.  Jahrhunderts)  die  einheimische  Herrschaft  wieder 
hersteUte. 

Während  die  Macht  der  Jueitschi  (im  Anfange  des  3.  Jahrhunderts  p.  d.) 
in  Indien  unterlag,  hatten  sie  im  Norden  des  Hindukusch  sich  behauptet  und  ihre 
Fürsten  ubteu  Ende  des  4.  Jahrhunderts  einen  überwiegenden  Einfluss  auf  ihre 
Nachbarn  aus.  Erst  im  Anfluge  dos  5.  Jahrhunderts  eroberte  ein  Fürst  der 
kleinen  Jueitschi  indische  Gebiete.  Vivien  de  St.  Martin  identiflcirt  die  weissen 
Hunnen  oder  Ephthaliten  mit  den  Jueitschi.  König  Perozes  oder  Firuz  (König 
der  Sassaniden)  wurde  von  den  weissen  Hunnen  besiegt  (480  p.  d.).  Sein  Sohn 
Kavades  oder  Kobad  flüchtete  vor  einer  Revolution  zu  dem  Fürsten  der  weissen 
Hunnen  und  wurde  von  ihm  (als  Schwiegersohn)  wieder  eingesetzt  (499  p.  d.). 
D«imals  beherrschten  die  Hunnen  unter  ihrem  mächtigen  König  GoUas  das  nörd- 
liche Indien.  Chosroes  Anuservanes  (Khosru  Anushirvan)  brach  die  Macht  der 
Ephthaliten  (529—562)  und  der  Hest  derselben  wurde  (568  p.d.)  durch  den  Khan 
der  Turi^cn  vernichtet. 


Nationale  Traditionen  der  Volksstämme.  109 

der  Nagakönig  der  Städteerbauer,  der  die  Nakhon  oder  Naghara 
nach  den  Windungen  seines  die  Erde  durchschlingenden  Riesen- 
körpers gründet  und  ihnen  daher  im  begUnstigtsten  Falle  eine 
spiralige  Sehneckenform  giebt,  wie  jener  ersten  Hauptstadt  der 
Giao-tchi ,  ehe  noch  ein  anderer  Theil  der  Halbinsel  bewohnt 
war.  Bevor  Visvakarma  das  Geschäft  allein  in  die  Hand  nahm, 
fand  (wie  bei  der  Erbauung  Prome's)  eine  Art  Compromiss  statt, 
indem  Indra  den  centralen  Stadtpfeiler  pflanzte  und  um  den- 
selben ,  wie  einst  um  den  Berg  Meru ,  den  Schlangenkönig  als 
Strick  umherwand,  um  dadurch  die  Ausdehnung  des  Weichbildes 
abzuspannen.  Noch  jetzt,  wie  bei  jedem  Häuserbau,  ist  es  das 
wichtigste  Geschäft  der  Wahrsager  inBirma  und  Siam,  die  Spiral- 
windungen des  Schlangenkörpers  unter  der  Erde  zu  kennen, 
damit  die  Grundpfeiler  auf  die  richtigen  Glieder  desselben  gesetzt 
werden.  Der  Eisenpfosten  Delhi's  ruht  auf  dem  Kopfe  des  Sahes 
Nag  oder  Vasuki  (Sehlangenkönigs)  und  als  der  Tomar  -  Fürst 
beim  Eintreiben  des  Stadtpfeilers  Vasuki's  Kopf*)  durchbohrte 
und  ihn  blutig  wieder  heraufzog,  prophezeite  Vyas  aus  diesem 
ungünstigen  Zeichen  den  Fall  der  Dynastie.  Auch  im  Buddhismus 
ist  es  nothwendig,  die  verschiedenen  Phasen,  die  die  Schlangen- 
verehrung durchlaufen  hat,  in  ihren  graduellen  Veränderungen 
auseinander  zu  halten,  um  nicht  iu  Widerspruch  zu  gerathen, 
wenn  man  die  von  den  frommen  Missionären  exorcisirten  Höllen- 
geister zugleich  als  Hüter  der  höchsten  Wissenschaft  im  Mahayana 
erblickt  oder  das  sonst  verfolgte  Ungethüm  sich  als  schützendes 
Dach  über  dem  Haupt  des  Xina  wölbt.  Gleich  den  Nagbansis  in 
Chota-Nagpur,  deren  Stammvater  Bhim  durch  die  Drachentochter 
wiederbelebt  wurde,  rühmen  sieh  die  Chero's  und  Sunaka-FUrsten 
(inKikata)  ihrer  Herkunft  von  Kasyapa  durch  die  grosse  Schlange, 
die  in  Patala  herrscht,  und  ehe  die  (iebirgsstämme  ihre  hochfliegen- 
den Adler  und  Geier  mit  sich  brachten,  das  kriechende  Gewürm  zu 


*)  Porchase  states,  that  tbe  Rase  (Raja),  who  foanded  Delhi,  by  advice  of 
bis  magicians  tried  the  ground  by  driving  an  iron  stake ,  wbich  came  up  bloody, 
having  woonded  a  snake.  This  the  Ponde  (Pände  or  Pandit)  or  magician  said 
was  a  fortanate  sign  (s.  Canningham). 


110  Birma. 

vertilgen,  wurde  der  westliche  Hafen  Potala  zum  Ausgangspunkt 
derSakhya  Ra^e  genommen.  Als  Janama  Java,  um  den  Tod  seines 
Vaters  Purikhit  (Sohn  Judishter's)  zu  rächen,  den  Surpavatar-jog 
celebrirte,  flüchtete  die  Schlange  Tukshaka  zu  Indra's  Himmel 
und  bat  um  dessen  Fürsprache.  Dagegen  hörte  Apollonius  von 
den  Bergbewohnern  des  Hindukusch,  dass  sie  die  Adler  verfolgten, 
um  den  gefesselten  Prometheus  zu  rächen.  Die  von  Tod  bei  den 
Kajputen  gegebenen  Formen  Sesh  und  Takshak  erwähnt  Hügel 
auch  in  Kaschmir.  Die  Puranas  erklären  (nach  Tod)  den 
Tschandragupta  für  einen  Abkömmling  der  Takschakas  und  nach 
dem  Mahawanso  stammte  sein  Mentor  Tschanakja  aus  Taxila. 
Zum  Schutz  gegen  Schlangen  wird  Manasa,  Sib's  Tochter, 
verehrt.  Bei  dem  Feste  des  Nagpanchami  in  Gorrukhpur  füttern 
Jungfrauen  die  acht  Drachenkönige  mit  Kuchen ,  die  ins  Wasser 
geworfen  wurden ,  während  man  sie  im  alten  Italien  in  Höhlen 
niederlegte.  Nach  Matuanlin  sah  Sangfa  auf  seiner  Reise  nach 
Sumatra  (983  p.  d.)  die  buddhistischen  Bettelpriester  einen  mit 
Schlangen  geschmückten  Kopfputz  tragen.  Das  Symbol  des 
Jaina- Heiligen  Parswa  ist  die  Schlange  oder  Takscha.  Nach 
Wilford  sind  die  Sacshacas  ein  Schlangengeschlecht  mit  zwei 
Gesichtern,  die  nach  Belieben  angenommen  und  verändert  werden 
können.  Als  Buddha  das  falsche  System  der  Berg  -  Eremiten 
verworfen  hatte ,  wurde  er  in  der  Höhle  Bodhimanda  durch  den 
Drachenkönig  Kacha  geehrt.  The  wars  of  the  Pandus  and  Tak- 
shas,  the  professors  of  the  old  and  new  religion  respectively  were 
typified  by  serpents  and  dragons  (s.Tod).  Nachdem  dieNagasin 
ihrem  Kampfe  mit  den  Asuras  jenseits  der  Grenzen  Jambudwipa's 
besiegt  waren,  flüchteten  sie  nach  dem  Hinmiel  der  Chatu-Maharaja 
und  trafen  dort  mit  Garuda  oder Tarkcha  (im  Astika  sauparna  parva) 
zusammen.    Doch  sind  sieben  ihrer  Könige  (Pandutara,  Kumbha- 

latara,  Thatharasa,  Sattawe,  Thantarawasi ,  Bopphataka  und  Pa- 

• 

thawitaka)  gegen  diesen  Vogel  sicher,  der  sie  sonst,  wie  schon 
im  alten  Aegypten,  verfolgt.  Als  untergeordnete  Fürsten  werden 
(bei  Low)  genannt:  Phothe-Mukkha,  Akke-Mukkha,  Latha-Muk- 
kha,  Katha-Mukkha.  Nach  der  Kola- pürva-Patayam  war  der 
im  Hause  eines  Töpfers  geborne  ^alivahana  ein  Anhänger  der 


Nationale  Traditionen  der  Volksstamme.  Hl 

Qramana  oder  Buddhisten  und  Verehrer  des  Sarpe^vara  (Herr- 
schers der  Sehlangen),  wurde  aber  wegen  seiner  Verfolgungen 
durch  Qiva  vernichtet,  indem  derselbe  die  Könige  von  Chola, 
Chera  und  Pandja  schuf.  Krischna  bezwingt  den  fttnfköpfigen 
Schlangenkönig  Kaliya.  Knef  (Agathodämon  oder  Shis)  wurde 
in  der  unschädlichen  Schlange  personificirt  zum  Emblem  der 
Weisheit,  Jugend,  Gesundheit,  Ewigkeit  und  Unendlichkeit. 

Als  die  beiden  Brüder  Kaniazagyi  und  Kaniazangay  nach 
Tagoung  kamen,  fanden  sie  die  Kuay,  als  die  Verehrer  des  Tin- 
gasajah,  eines  Dämon  mit  einer  Haarlocke  an  beiden  Seiten,  der 
auf  Pferden  oderElephanten  ritt,  und  dem  Schnapstrinken  leiden- 
schaftlich ergeben  war.  Die  indischen  Einwanderer  hatten  keine 
Scrupel,  die  menschenähnlichen  Geschöpfe,  die  sie  im  Lande  vor- 
fanden und  die  nicht  zu  der  himmlischen  Rage  der  Bhyammagyi 
gehören  konnten ,  zu  ihrem  eigenen  Besten  nutzbar  zu  machen 
und  als  Sklaven  zu  knechten.  Nur  die  Kookis  (Kakuis  oder 
Ka-Kuay)  der  entlegenen  Hügel  blieben  von  der  Unterwerfung 
frei,  von  wo  sie  gelegentlich  Einfälle  machen,  um  sich  für  Hoch- 
zeiten oder  Leichenbegängnisse  mit  obligaten  Menschenköpfen  zu 
versehen.  Diese  Kookis*),  die  (nach  Scott)  wie  die  Padaei 
Herodots,  die  Alten  und  Kranken  essen,  ehe  sie  durch  den  Tod 
verdorben  sind,  nennen  sich  selbst  Thadoo.  Die  Sprache  der 
neuen  Kookis',  die  ein  höchstes  Wesen  unter  dem  Namen  Puthcn 
verehren,  heisst  Thadau  Pao  nach  dem  vorzüglichsten  Geschlecht 
und  die  früheren  Dynasten  in  Tagoung  führen  stets  den  Titel 
Thado,  was  mit  dem  birmanischen  Affix  dau  für  königliche  oder 
göttliche  Bezeichnungen  zusammenhängt.  Nach  Burney  kam 
ihnen  dieser  Titel  Thado  zu,  weil  sie  als  Abkömmlinge  des  könig- 
lichen Thaki-  (Sakhya-)  Geschlechts  Kinder  der  Sonne  gewesen. 

Nachdem  Tagoung  schon  längere  Zeit  erbaut  war,  ging  einst 
ein  Bürger  dieser  Stadt  im  Walde  spazieren.  Er  hieb  einen  Bambu 
um  und  war  nicht  wenig  erstaunt,  ein  Mädchen  darin  zu  finden. 
Doch  machte  er  keine  Einwendungen  und  dort  ^zwischen  sieben 
Bergen,"  wie  es  in  dem  birmanischen  Liede  heisst,  zeugte  er  als 

*)  Die  unter  ilmen  herrschende  Sitte ,  vor  der  Ilochzcit  Menscheuköpfe  zu 
j^igeu,  wird  von  Suleyuian  alö  der  Insel  AI  Ramny  eigenthumlich  beschrieben. 


112  Birm». 

erster  Ahnherr  derßafe  die  Joh,  die  dann  nach  dem  Ehyendwen- 
flusse  zogen  und  sich  in  Jaunbiohpiuh  ansiedelten  unter  ihrem 
Führer  Kharot.  Dieser  hatte  mit  seiner  Gemahlin  Weluwadi 
einen  Sohn  Pi-joh  und  eine  Tochter  Pa-joh,  die  Letztere  von 
solcher  Schönheit,  dass  sie  das  Gelüste  des  Königs  des  Landes 
reizte  und  von  ihm  geraubt  wurde.  Darüber  entstand  allgemeine 
Trauer  und  in  der  Berathung,  was  zu  thun  sei,  beschloss  ein  Theil 
der  Joh ,  das  Gesicht  der  Frauen  mit  Messern  zu  zerschneiden 
und  sie  so  sehr  durch  Narben  und  Wunden  zu  entstellen,  dass  sie 
nie  wieder  einen  Fremden  anlocken  würden.  Die  andern  Joh, 
von  dem  Jomah-Gebirge  benannt,  die  sich  zu  solch  barbarischem 
Vornehmen  nicht  entschliessen  konnjten ,  zogen  nach  Tilein ,  wo 
sie  sich  einen  König  erwählten.  Die  Zurückgebliebenen,  die 
unter  dem  Namen  der  Khyen  bekannt  sind,  führten  ihren  Vorsatz 
aus.  Nachdem  das  Gesicht  möglichst  durch  Scarificiren  entstellt 
ist,  wird  das  Mädchen  den  Hunden  des  Dorfes  vorgeworfen  und 
wenn  diese  heulend  davon  laufen,  so  erklärt  der  Rath  der  Aelte- 
sten  sie  für  perfect.  Bei  einigen  Stämmen  soll  der  auch  unter 
den  Garos  bekannte  Gebrauch  existiren,  dass  der  Bräutigam  beim 
Herannahen  derHochzeitsprocession  davonläuft,  und  seine  Eltern 
einen  Scheinkampf  zu  seiner  Vertheidigung  beginnen,  wie  sonst 
in  mehr  entsprechender  Weise  die  Volkssitte  solchen  Widerstand 
zum  Schutze  der  Braut  vorschreibt.  Die  von  den  Kachar's  Miko 
genannten  Khyee  besitzen  den  bhutanesischen  ähnliche  Heiraths- 
gebräuche,  in  denen  wegen  der  Polyandrie  die  Männer  mehr 
gesucht  sind  als  die  Frauen.  In  der  aracanischen  Geschichte 
wird  von  dem  Könige  Ananthiri  (1167  p.  d.)  erwähnt,  dass  er  die 
schönen  Mädchen  des  Landes  für  seinen  Harem  rauben  Hess  und 
dadurch  das  Volk  so  sehr  erbitterte,  dass  eine  Revolution  aus- 
brach 9  in  der  er  umkam.  Auch  König  Tandwaemioh  verfuhr  in 
sehr  tyrannischer  Weise  mit  dem  weiblichen  Theil  seiner 
Unterthanen,  keine  Vorstellungen  der  vier  Edelleute  achtend, 
bis  sein  Vertrauter  Sadaunja  heimlich  Briefe  an  den  König  von 
Birma  schrieb  und  ihn  zur  Eroberung  des  Landes  einlud,  die 
leicht  glückte.  Der  Gebrauch ,  das  Gesicht  zu  tättowiren ,  findet 
sich  auch  bei  einigen  Nagastämmen  am  Brahmaputra,  während 


Kationale  Traditionen  der  Volksstamme.  113 

die  Nagas  im  Allgemeinen  die  Tättowirung  auf  den  Körper*) 
beschränken  und  je  nach  den  Figuren  den  Rang  der  Individuen 
unterscheiden.  Schon  Conti  erwähnt  (1444)  die  Sitte  des  Tätto- 
wirens  in  Macin  (Birma).  „Die  Einwohner  vonPegu  machen  ihren 
Leib  von  den  Scluiltern  an  bi.s  zum  Nabel  voll  von  allerhand 
Figuren,  dergleichen  thun  sie  auch  mit  ihren  Angesichtern "  (Vogel 
1678).  Dagegen  war  es  zu  Fitch  Zeit  den  Peguanern  verboten 
sich  zutättowiren,  da  dadurch  nur  die  ächten  Birmanen  bezeichnet 
werden.  Die  Schans  sind  noch  jetzt  am  ganzen  Körper  tättowirt 
vom  Halse  an,  während  die  Birmanen  sich  auf  die  Beine  be- 
schränken. Die  Karennih  tättowiren  auseinander  strahlende  Li- 
nien auf  ihrem  Rücken  als  ihr  Wappen,  das  die  Normannen  im 
gespreizten  Adler  einschnitten.  Die  alten  Eingeborenen  Ton- 
quins  werden  von  den  Chinesen  als  Picti  beschrieben.  Bei  den 
Birmanen,  die  von  den  Chinesen  Ot-thon  oder  sich  bemalende 
I^utc  genannt  werden,  soll  das  Tättowiren  ursprünglich  von  den 
Prinzen  angewandt  wofden  sein,  um  ihre  Abhängigen  zu  markiren, 
und  in  Siam  wird  jeder  Unterthan  an  der  Hand  gestempelt  (als 
Sak)  mit  dem  Zeichen  der  Section  der  königlichen  Arbeiter,  zu 
der  er  gehört.  Früher  aber  unter  König  Uthong,  der  von  den 
1^0  (Lao  juen)  stammte,  sollen  die  Siamescn  ebenfalls  tättowirt 
haben.  Nach  Kämpfer  wurden  die  an  den  Armen  bemalten 
Leibwächter  des  siamesischen  Königs  von  den  Portugiesen  Bra^os 
pintados  genannt.  Le  Comtc  liemerkt  über  das  Tättowiren: 
Aujourdhui  Ics  Pegouans  partagent  cettc  coutume  avec  les  Bir- 
mans.  Ccpendant  il  m'est  quelquefois  arrive  de  dcmander  par 
curiosite  aux  individus,  qui  venaicntmc  voir,  s'ilsetaicntByamma. 
Atissitöt  pour  m'en  donner  la  preuve  et  m'öter  toute  doute  en  cet 
<^*gard,  ils  me  montraicnt  leurs  tatouages.  Das  Tättowiren  bei  den 
Birmanen ,  das  sich  über  die  ganzen  Beine  erstreckt,  ist  ein  et- 
was ernstliches  und  jedenfalls  sehr  schmerzhaftes  Geschäft  und 
es  wird  in  Bii-ma  wie  auch  bei  den  Laos  von  dem  Jüngling  er- 
fordert, dass  er  die  Pein  muthig  und  standhaft  erträgt,  aber  die 


•)  \U  se  tracent  des  fijjnros  noirrs  snr  la  face  ot  se  tntonont  U;  corpi»,  hoisHt 

es  (bei  de  Rosny)  im  Ti-ton-tsoniig-yao  von  den  Hewohnern  Japan's  (W^o-nou). 
Bastian,  OstMien.  I.  8 


114  Birma. 

Prinzen  von  Mandalay  waren  weniger  begierig,  als  einst  die  der 
Incas ,  eine  solche  Probe  abzulegen ,  denn  ich  wurde  beständig 
von  denselben  um  die  schlafniachende  Medizin  der  Europäer  an- 
gegangen, da  sie  vom  Chloroform  gehört  hatten.  Die  Nagas  ge- 
brauchen auch  ein  betäubendes  Mittel,  das  sie  vor  der  Operation 
einnehmen,  um  Nichts  von  derselben  zu  fühlen. 

Das  Tättowiren  wird  von  der  Tradition  (bei  Sheldon)  einer 
Königin  zugeschrieben,  die  zugleich  die  lascive  Tracht  der  Frauen 
einführte,  um  die  Männer  von  einem  durch  metallene  Glöckchen 
bekämpften  Laster  zu  entwöhnen,  dem  (nach  Pinto)  auch  der 
Brahmakönig  ergeben  war,  der  aus  Hass  gegen  die  Frauen  die- 
selben tiberall  mit  grosser  Grausamkeit  martern  Hess.  Linschoten 
erwähnt  die  Infibulation  bei  den  Peguern. 

Nicht  nur  von  den  Job,  die  jetzt  als  Trödler  und  Hausirer 
im  nördlichen  Birma  umherwandern,  sondern  auch  von  den  Karen 
lässt  die  Sage  die  Khyens  sich  abtrennen.  Früher  lebten  die 
Khyens  und  Karen,  erzählen  die  letzteren,  als  Brüder  zusammen, 
aber  als  sie  einst  ein  Stachelschwein  erjagt  hatten,  verzehrten 
die  Karen  das  sämmtliche  Fleisch  und  Hessen  den  später  nach- 
kommenden Khyens  nur  die  Stacheln.  Darauf  ärgerten  sich 
diese  und  schieden  sich  ab.  Die  Karen  bewahren  eine  Tra- 
dition, dass  sie  früher  im  Besitze  einer  Menge  Bücher  waren,  die 
auf  Felle  geschrieben  und  einst  aus  Versehen  von  den  Hunden 
gefressen  wurden.  Die  Khyens  aber  (nach  Compstock)  essen 
die  Hunde,  um  die  von  ihnen  verdaute  Wissenschaft  zu  assimiliren. 
.Vertomanus  erwähnt  (1503)  Pergamentbücher  in  Tenasserim, 
früher  hauptsächlich  von  Karen  bevölkert.  Nach  Tavernicr  war 
Hundefleisch  ein  Leckerbissen  für  die  Assamesen. 

Die  Khyens  behaupten  früher  die  Herren  der  fruchtbaren 
Ebene  Sagain's  gewesen  zu  sein,  als  tartarische  Emigranten 
(Tajet),  vom  Norden  kommend,  sich  zwischen  sie  eindrängten. 
Sie  nahmen  anfangs  die  Ankömmlinge  gastlich  auf  und  es  wurde 
beschlossen,  dass  die  beiden  Könige  gemeinsam  regieren  sollten 
(wie  die  der  Thai-yai  und  Thai-noi  in  Siam).  Allmählich  aber 
machten  die  Fremden  grössere  Prätensionen,  nahmen  immer  mehr 
Terrain  für  sich  in  Anspruch,  wollten  den  König  der  Eingebornen 


i 


Nationale  Traditionen  der  Volksstamrae.  115 

nicht  länger  anerkennen  und  Hessen  diesen,  wenn  sie  keine  Lust 
hatten  sich  zu  Sklavendiensten  zu  bequemen,  Nichts  übrig,  als 
sich  in  die  wilden  Gebirge  des  Yoma-doung  zurückzuziehen.  Dort 
wohnen  sie  jetzt  unter  der  geistliehen  Oberhoheit  des  Passine 
am  Moh- Flusse  (s.  Tränt),  die  nach  den  Gewittern  fallenden 
Donnerkeile  gläubig  verehrend  oder  (nach  Malcolm)  zum  Gott 
Aporathe  betend.  Ein  Koch,  der  einige  Zeit  in  meinen  Diensten 
stand  und  aus  den  birmanischen  Dörfern  am  Khyendwen  nach 
Mandalay  gekommen  war,  erzählte  mir  von  einer  Art  krummer 
Pfeile,  womit  die  Khyen  über  Bäume  hinweg  oder  im  Ciikel  um 
die  Ecke  herumschiessen  könnten ,  der  Beschreibung  nach  etwa 
in  der  von  Boomerang  beschriebenen  Ellipse.  Seine  Theorie  über 
die  Khyeen  war  übrigens,  dass  sie  die  versprengten  Reste  einer 
im  Gebirge  verlorenen  Armee  Birmanen  seien ,  wie  die  Karenni 
sich  selbst  sogar  für  Ueberbleibsel  einer  chinesischen  Armee  aus- 
geben. Der  Schan-Häuptling  von  Mogoung,  der  (1363  p.  d.)  Ta- 
goung  eroberte,  führt  den  Titel  Tho-Khyen-ba  und  Toungnu  wurde 
gegründet  von  Karen -ba  (dem  Vater  der  Karen).  The  Kami 
State,  that  they  once  dwelt  onthe  hills,  now  held  by  the  Khyens 
(Latham). 

Hamilton  erfuhr  von  seiner  Autorität  in  Pagan ,  dass  sich 
auf  dem  Jowa- Flusse  die  grosse  Stadt  Jo  finde.  On  its  ncigh- 
bourhood  are  many  villages ,  inhabited  by  a  pcople  of  the  same 
name  who,  he  said,  are  very  ugly,  having  white  teeth,  largebellies 
and  long  loose  hair.  Nach  den  Berichten  des  Sklaven  stand  der 
Stamm  der  Jo  unter  sechs  erblichen  Häuptlingen  with  the  title  of 
Zabua,  namelyZho,  Kakhiap,  Thilaen,  Jo,  LaunsciandTauduaen. 
Die  Jo  sprächen  einen  Provinzial-Dialect  der  Mramma-Sprachc. 

Die  Gründung  Pagan's  war  schon  lange  vom  Volke  erwartet 
worden.  Man  wusste,  dass  prophetische  Zeichen  diesem  grossen 
Ereignias  vorausgehen  würden  und  man  sah  denselben  mit  Span- 
nung entgegen.  Da  glückte  es  dem  Edlen  Maheinda,  der  von 
der  Insel  Jaimbuihjoah  am  Khyendwenflusse  her  des  Weges  kam, 
die  vcrhängnissvollen  Omen  zu  erblicken.  Auf  einem  Pauk- 
Baume  sass  ein  Pyein-Vogel,  in  der  Mitte  ein  Phoot  (Guana)  und 
am  Fusse  ein  Pah  (Krabbe).     So  waren  die  vier  P  vereinigt. 


116  Birma. 

Als  er  in  Tagoung  Bericht  abstattete,  was  er  gesehen,  erliess 
König  Pisohdihmin  sogleich  die  nöthigen  Befehle  und  Pukham 
wurde  erbaut.  Die  Gegend  am  Zusannnenfluss  des  Khyendwen 
und  Irawaddi  wird  im  IMtel  des  birmanischen  Königs  noch  jetzt 
als  Sonarapanta  bezeichnet. 

Die  Kados  oder  Kadoos  nennt  Hannay  the  most  intercsting 
of  the  northern  tril)es,  like  the  Yos,  oue  of  the  old  Burmese 
races*),  und  wie  die  Yos  in  Haiin  der  Gründung  des  unteren 
Pagan  vorhergingen,  so  stehen  neben  dem  oberen  die  Steinburgen 
der  Kados  in  Thigyain,  was  früher  den  Danoo  (Daonai)  gehört 
haben  mag.  Die  Danoo  sprechen  den  Dialect  Tavoy's,  von  wo 
viele  der  aus  Birma  hingesandten  Colonisten  in  späteren  Kriegen 
zurückgebracht  sind.  Sie  tättowiren  und  von  ihnen  wird  behauptet, 
dass  sie  a  relic  of  the  original  uncivilizcd  Myamma  seien.  Unter 
den  Schan  sind  sie  die  Weber.  Von  den  zu  den  Schan  gerech- 
neten Kadoos  wurde  mir  in  Schwegyien  gesagt,  dass  sie  meist 
ihre  frühere  Wohnstätte  dort  verlassen  und  nach  Zimmay  oder 
Yuthia  fortgezogen  seien.  Eine  eigenthümliche  Bestätigung  des 
Rechtes  der  Kadoos,  zu  den  ältesten  pjugeborenen  gerechnet  zu 
werden,  findet  sich  in  dem  vielfach  in  Indien  wiederkehrenden 
Gebrauche,  dass  neue  Eroberer  sich  von  den  frühern  Insassen 
des  Bodens  die  Bestätigung  ihrer  Ilerrscherwürde  ertheilen  Hessen. 
Bei  den  Kajputen  drückte  der  Häuptling  der  Bhecls  das  Zeichen 
der  Tika  auf  die  Stirn  des  Knjah**),  die  Laos  bewahrten  ein  gleiches 
Amt  in  Zimmay  unter  dem  Wechsel  der  verschiedenen  Dynastieen, 
die  über  diese  Stadt  herrschten ,  und  der  König  von  Kambodia 
so  wie  der  von  Cochinchina  soll  früher  dem  Feuer-  und  Was- 
serkönig  unter  den  Kadeh  huldigenden  Tribut  gesandt  haben. 
Der  König  von  Birma  bewahrt  in  seiner  Staatstracht  die  charac- 


•)  and  similar  in  type  tö  wliat  wo  seo  of  the  Bliiirs  and  Ranje  Bliurs  of  the 
prescnt  day,  a  race  known  hy  tradition  as  the  oldest  of  Indian  races. 

••)  Eine  ähnlictic  Rolh»  spiclon  die  Mantras  (oder  Mintira) ,  von  denen  Boric 
8a^:  The  Qrand  Batin  (Batu  Kapala  or  adiiiinistrator  of  the  laws)  iakes  part  in 
the  election  of  the  Malay  chiofs  of  Johol,  Sonjreioujong,  Jelebu  and  Klam.  Nach 
DaUon  verleiht  der  Sawunt  der  Bhooya'n  den  Bamra-  und  Gangpore  -  Rajas  ihre 
Investitur. 


V 


Nationale  Traditionen  der  Volksstamme.  117 

teristischen  Insignien  der  Kadoo,  wie  Symes  ihn  bei  der  Audienz 
beschreibt,  als  ein  geharnischter  Mann  mit  Flügeln  an  den  Armen 
(a  gilded  or  probably  a  golden  wing  on  each  Shoulder).  Durch 
dasselbe  CostUm  wird  in  den  Dramen  der  Character  des  Königs 
ausgezeichnet,  wie  sich  in  Rom  das  Andenken  der  alten  Oscier 
durch  die  attellanischen  Dramen  erhielt. 

Von  den  Kadoos  aber  erwähnt  die  Mythe,  dass  sie  mit  einem 
Federstreifen  der  Armbeuge  entlaug  geboren  wären,  und  giebt 
zur  Erklärung  die  folgende  Erzählung:  Zwei  aus Kosali-theinpieh 
verbannte  Prinzen  Yekkha  gyi  und  Yekkha  gelay  wanderten  über 
die  Erdoberfläche ,  und  da  das  Leben  der  Menschen  sich  damals 
noch  auf  1000  bis  1500  Jahre  belief,  so  konnten  sie  schliesslich 
zum  Haemawun-Walde  gelangen ;  dort  sahen  sie  auf  einem  Baum 
zwei  Kenia-Vögel  *)  (Menschen-Vögel)  sitzen,  ein  kenia-bo  und 
eine  kenia-ma.  Sie  schössen  das  Männchen,  wurden  aber,  als  sie 
das  verlassene  Weibchen  mit  menschlicher  Stimme  klagen  hörten, 
selbst  so  tief  gerührt,  dass  sie  den  Verwundeten  zu  heilen  suchten 
und  als  er  starb,  ihn  begruben.  Aus  Dankbarkeit  diente  ihnen  die 
Kenia-ma  und  brachte  ihnen  Waldfrüchte  zur  Nahrung*  Sie  wurde 
später  Mutter  und  gebar  dann  die  Kadoo  mit  Fcderflügeln  am 
Arme.  Ihr  Ahnherr  Dwaywuntha,  der  mit  seiner  Schwester 
Setschi  den  später  berühmten  Kauschi  zeugte,  baute  die  Stadt 
Haemawun  myoh.  Wie  die  Kadoo  Federn  am  Arme,  haben  die 
Kotbali-Leute  dichte  Haare  auf  der  Brust.  Pengalo-Namoo  ist  der 
Name  des  bedeutendsten  Platzes  imOebiete  der  Kadoos.  In  einer 
ähnlichen  Beziehung  stellten  sich  die  von  der  Gottheit  Babrubahan 
abstammenden  Manipurier  zu  der  eingeborenen  Ilace  der  Kasay 
oder  Ka-Thay  und  ist  hier  durch  ihre  spätere  Brahmanisirung 
die  Dichtung  weiter  ausgesponnen. 

Von  dem  Könige  von  Sinapaton  (dem  Lande  derKalae)  aus- 
getrieben, wanderten  die  vier  Brüder  Upakantha,  Seyakantha, 
Mahakantha  und  Sonakantha  mit  ihrer  Schwester  nach  Athantein, 
wo  Upakantha  sich  dem  Einsiedlerleben  widmete,  und  später 
auch  Seyakantha.     Die  Schwester  Keyanatantide  lebte  mit  ihren 

*)  Der  Kanala- Vogel,  nach  dessen  dchöacn  Aiij^eu  Asoka'ä  Sohn  benannt  war 


118  Blrma. 

andern  beiden  Brüdern,  wurde  aber  einst,  als  sie  sich  allein  im  Walde 
befand,  von  einem  Fremden,  der  dort  hingekommen,  gemissbraueht. 
Sie  brachte  ein  Stück  Holz  zur  Welt,  das  die  Brüder  verbrannten, 
die  Asche  in  den  Fluss  werfend ,  auf  dem  sie  herabtrieb  bis  zu 
einem  Platze,  wo  ein  Cutch-Baum]  aus  ihr  aufwuchs.  Ihre 
Schande  zu  verhehlen,  tüdteten  die  Brüder  ihre  Schwester  und 
sie  prophezeihte  vor  ihrem  Tode,  dass  das  ganze  Geschlecht  auf 
eine  schmähliche  Weise  zu  Grunde  gehen  werde,  indem  die  Be- 
wohner der  Stadt  sicli  aus  dem  Shapinbaume  (Cutchbaum)  Stöcke 
schnitten  und  sich  gegenseitig  damit  niederschlugen  (wie  in 
Dvvaraka).  Von  Upakantha  nach  ihrer  Schwester  befragt,  ent- 
flohen Mahakantha  und  Sonakantha,  um  seinen  Nachforschungen 
zu  entgehen.  -Auf  ihren  Wanderungen  trafen  sie  in  einem  Walde 
mit  einer  Mann-Bärin  zusammen  und  erzeugten  mit  ihr  die  Rage 
der  (Moi-tay)  Kathay.  Die  Kalac  wurden  bei  der  Trennung  von 
den  Kathay  als  Kalae-taundah  bezeichnet.  Unter  Ganurshin- 
rajah,  dem  Gründer  von  Kathay-myoh  oder  Manipur,  kam  ein 
Pona  von  Hindostan,  der  mit  einer  Frau  des  Landes  die  Pona-Rage 
erzeugte.  Dann  wurde  der  Dienst  des  Kadakrishno,  Hanuman, 
Kam,  Lakshman  eingeführt.  Seitdem  rühmt  sich  das  Königsge- 
schlecht der  Abstammung  von  demPanduiden  Arjuna.  Mit  Ulupi, 
die  Tschitrangada's  (Tochter  desNaga-Königs  von  Manipur)  Sohn 
Vabhruvahan  aufzog,  zeugte  Arjuna  (nachdem  Asvamedhika)  den 
Iravan.  Bei  den  ersten  Entdeckern  heissen  die  Bewohner  Pegu's 
die  Pandalus  von  Mon,  als  Gründer  des  Kalaminham- Reiches. 
Besonders  hoch  verehren  die  Manipurier  die  Tulsi- Pflanze  (Piu- 
sinbin)  und  in  Amarapura  sieht  man  stets  eine  solche  an  der 
Seite  ihres  Hauses.  Der  Belu  Sankassur  besass  so  unüber- 
windliche Stärke,  dass  er  aus  seinen  Kämpfen  mit  Brahma, 
Vischnu  und  Mjihesu  stets  siegreich  hervorging.  Einst  aber  Hess 
er  sich  verleiten,  seinem  Weibe  zu  fluchen,  weil  sie  Brahma  in 
ihr  Bett  zugelassen,  und  mit  dieser  Zorneswallung  war  seine 
Ueberlegenheit  vorbei.  Seine  Frau  allerdings  wurde  in  die 
Pinsin-bin  verwandelt  und  Vischnu,  der  Brahma's  Platz  eingenom- 
men hatte,  in  einen  Salagramma-Stein,  aber  zur  Rache  zwangen 
sie  Sankassur,  die  Form  der  Kajudin -Muschel  anzunehmen,  die 


Kationale  Traditionen  der  Volksstäminc.  119 

vor  ihnen  auf  der  Erde  liegt.  Dieser  Cultus  hat  sich  auch  zu 
den  Wilden  des  aracanischen  Grenzgebirges  verbreitet,  die  eine 
Schlingpflanze  in  den  Wäldern  abschneiden  und  in  ihren  Nat- 
häusem  zur  Verehrung  aufhängen,  oft  mit  einem  schwarzen  Stein 
daneben.  Das  Salagramma  ist  die  Versteinerung  Vischnu's  als 
Ammonshom,  angenagt  von  Vajrakita  (Donnerkeil-Wurm),  wäh- 
rend seiner  Vereinigung  mit  dem  Gandaka-Berge  (s.  Mögling). 

Die  gemeinsame  Wurzel  der  Karen  und  Khyen  oder  viel- 
leicht ihren  noch  ungetheilten  Stamm  scheinen  die  Lava  oder  Loah 
zu  bilden,  das  Volk  der  Tolteken  in  der  hinterindischen  Halbin- 
sel. Von  den  prachtv'ollen  Tempelruinen  Java's  liegen  mehrere  auf 
dem  Berge  Lawu,  wo  Ankavigaja  mit  der  Dämonentochter  seinen 
Heldensohn  zeugte,  den  Eroberer  Bali's.  In  Birma  sind  die  Lava 
jetzt  fast  ganz  verschwunden,  bis  auf  einige  Beste,  die  mit  den 
Thoungthoos  untermischt  leben  oder  nach  den  Laosbergen  von 
Zimmay  hinaufgedrängt  worden ;  aber  sie  waren  es,  die  einst  die 
Goldbergwerke  und  Goldwäschereien  des  goldenen  Chersoneses 
bearbeiteten,  wovon  sich  noch  Spuren  in  Schwegyien  finden.  In 
Siam  sind  sie  noch  als  ein  altes  Cultur-Volk  bekannt  und  einige 
der  glorreichsten  Namen  der  Vorzeit  werden  von  der  Geschichte 
ihrem  Geschlechte  zugewiesen.  Auch  in  Birma,  das  bei  den 
Chinesen  Lawa-Mien  heisst,  schwebt  um  ihren  Namen  ein 
Mysterium  jetzt  unverstandener  Scheu,  und  ein  Birmane  wagt  es 
nie,  ein  von  Lava  bewohntes  Dorf  zu  betreten,  da  er  unfehlbar 
von  Wehrwölfen  (Loowun  oder  Mann-Bären)  gebissen  und  sterben 
würde.  Nach  Sangeimano  sind  auch  die  Joh  von  den  Birmanen 
als  Zauberer  gefürchtet.  An  Wehrwolfgeschichten  über  Lao  so- 
wohl als  über  Lava  ist  Siam  ebenso  wie  Kambodia  reich,  die 
Rolle  auf  den  Tiger  übertragend.  Von  den  Karenni  werden  die 
Lava:  Pray  (Pyay  oder  Pyu)  genannt,  bei  den  Schan  aber  führen 
sie  den  bedeutungsvollen  Namen  Manu-mano,  als  die  alten 
Gesetzgeber  des  Landes,  die  Sammlungen  des  Menü  verbreitend. 
Tritesta,  der  mit  der  Brahmanin  Kali  aus  Kamboja  verheirathet, 
Java  civilisirte,  war  Vater  des  Mcnu  Manasa.  Die  Lava  haben 
noch  in  voller  Kraft  den  bei  den  anderen  Stämmen  Hinterindiens 
mehr   und   mehr  verschwindenden  Gebrauch   der  durchbohrten 


120  inrma. 

Ohren  und  ilire  YcrgröHHcning  durch  Ausdehnen  bewahrt.  Die 
AKHuniCHen  ^hiuben  an  die  Existenz  eines  Volkes,  Harkanas  ge- 
inmnt ,  desHen  Ohren  so  weit  herabhängen ,  dass  sie  sieb  darin 
einwickeln  können.  Nach  Nonnus  schhifen  die  Ouatrecetoi  auf 
ihren  breiten  Ohren.  Auch  mehrere  der  Khastiininie  haben  ihre 
durchbohrten  Oiiren  durch  stetes  Ausdehnen  lang  herabhängen 
wie  die  Incas.  J)ie  Chinesen  legen  die  Eigenschaft  langer  Obren 
dem  Kaiser  IJ  bei.  Williams  beschreibt  den  in  Pagoung  ver- 
ehrten Nat  mit  hingen  Ohren.  Les  habitans  d'Aracan  ont  le  front 
largü  et  plat  (bemerkt  Turpin).  C'est  une  bizarrerie  de  leur  goüt 
plutot  <|u*un  vice  de  naissance.  C'est  en  appliquant  unepla<iuede 
plomb  sur  le  front  de  leurs  enfans,  (pi'ils  gatent  Touvrage  de  la 
nature.  Leurs  narines  sont  larges  et ouvertes,  leursoreillesHottantes 
descendent  jusque  sur  leurs  cpa^iles.  Auch  Semler  spricht  vom 
Aufitinden  des  HIei's.  Dass  die  Siamesen  den  Namen  Lavo  als 
aus  Ciurken  entstanden  erklären,  deutet  gleichfalls  auf  die  innige 
He^iohung,  in  die  sie  zu  iiiremheimathlichen  Mutterboden  gesetzt 
wenlon.  Ixvaku  (Sohn  des  Manu),  der  Ahnherr  des  Gajasena 
i(tn>ssvater  des  (tautama),  bedeutet  Kürbiss.  Wilde  Stämme  der 
Uiwa  sollen  sich  noch  nönllich  und  westlich  von  Myang  I^m 
tiuden.  Westlich  von  dort  localisiren  die  Chinesen  den  mvtbi- 
scheu  Wald  des  liimaphuu  oder  Ilaemawun  in  dem  geognipbisehen 
Uebirgo  des  llimalaya.  Nach  Macleod  sind  die  Kiantung  um- 
gt^lHMuloa  Berge  mit  Stämmen  der  I«:iwas,  Ka-kuas  und  Ka-kuis 
iH^rdkerU  In  den  südlichen  l^iosläuderu  bei  Zimmav  sind  die 
l«^wa:>  Aekerl^uior  und  üben  das  in  uueivilisirten  liludem  stets 
bodeulunpivolle  Geschäft  der  Si^huiiiHle  und  die  frühere  Industrie 
der  luiWÄ  loigl  sieh  mH*h  in  dem  Numeu  versi*hiedener  Arten 
Z*ni^.  die  Pha  l«H\va  \  Zeugt*  der  l-siwa'^  heisst^n.  Der  wilde 
Suiuitti  der  I«aw;i  in  Tavov  wirtl  von  den  Karten  Wa  srenaunt. 
Dio  l^w^  iHler  K^wa  in  Siam  aln^r  sind  den  Käiiieng  ^Karen) 
verw^ttdu  DioShimcsoM.  die  sieh  nie  am  K\»|*!e  horühivn  Ia:>seD, 
s;!^»«  dasäi  5iie  den  Scheitel  hv^'hhalieu*  wie  die  Lawa  die  gros^ 
Z-ehe  uttd  die  Karvu  Ja^t  Knie.  Die  friiher  ;iui  den  l'feni  de$ 
Ouko  ÄÄS^iJj^iwn  l-aw;ji-TaIiues  wanderten  ,  uaeh  Kieh;inlson Wort 
tttti  :^itrk  den  iHHlrürkuu^n  der  Himumea  i;i  entziehen.    Jetit 


Kationale  Traditionen  der  Volksstamme.  121 

rechnen  die  Birmanen  die  La  was  in  gleicher  Linie  mit  den  Karen 
und  Toungthu  zu  denjenigen  Völkern,  die  durch  generatio  aequi- 
voca  ins  Leben  sprangen,  weil  es  zu  Buddha's  Zeit  keine  sie  be- 
treffende riadetha  gab. 

Die  Lava  (Lavü)  werden  von  denSiamesen  als  gewaltige  Rie- 
sen beschrieben,  die  Speere  von  drei  Fuss  Länge  mit  Leichtigkeit 
geschwungen  hätten.  Von  ihnen  trennten  sich  ihre  Brüder,  die 
Ravo,  ab  und  zogen  nach  der  SeekUste.  Dort  aber  entarteten 
sie  in  dem  heissen  Klima  durch  MUssiggang,  während  die  Lavo 
in  ihren  Bergwäldern  durch  den  steten  Kjxmpf  mit  wilden  Thieren 
gestählt,  an  Kraft  und  Tapferkeit  wuchsen.  In  gleicher  Vorstel- 
lungsweise sagen  die  Laos,  dass  die  Gründer  ihrer  Nation  im 
Walde  llimaphan  lebten,  wo  sie  die  wilden  Thiere  ausrotteten. 
Auf  der  Stelle  des  alten  Lavo  wurde  später  die  siamesische 
Hauptstadt  Nophburi  (Neustadt)  gebaut.  Marini  erzählt  v(m  einer 
ähnlichenTrennung  zwischen  den  Bergstämmen  und  Küstenbewoh- 
nern in  Cochinchina.  Kinh  douang,  der  Neffe  des  Kaisers  von  China, 
der  den  Ackerbau  eingeführt  hatte,  wurde  von  ihm  entlassen,  um 
Tonquin  zu  civilisiren.  Seine  Schwiegertochter  (Au -Co)  gebar 
100  Söhne  aus  Eiern  und  zog  sich  mit  der  Hälfte  derselben  nach 
den  Bergen  zurück  (San  Tinh),  mit  der  andern  Hälfte  den  Vater 
nach  der  See  sendend  (Thui  Tinh).  Ucbcr  beide  regierte  Ili- 
Vuong  und  seine  Nachkommen,  bis  nach  der  18.  Generation  nur 
eine  Tochter  übrig  war,  die  von  denen  der  Berge  sowohl,  als  von 
denen  der  Küste  zur  Gattin  begehrt,  aber  den  ersteren  gegeben 
wurde,  weil  sie  auf  den  Flüssen  hinabfahrend,  rascher  die  Mit- 
gift herbeigebracht  hatten.  Aus  Rache  hält  Thui  Tinii  die  See 
zurück,  um  die  Flüsse  auszutrocknen,  und  in  den  Ebben  und 
Fluthen  des  Wassers  sieht  das  Volk  den  Kampf  der  feindlichen 
Gewalten. 

Die  wilden  Stämme  in  dem  Gebirgszuge  zwischen  Cochin- 
china und  Kambodia,  die  Myang  der  Annamiten  oder  die  PuOm 
dcrKambodier,  werden  von  den  Siamesen  unter  dem  gemeinsamen 
Namen  der  Klia  zusammengrcfasst,  und  dieses  Wort  der  Thai- 
Sprache,  das  eine  dienende  und  unterwürfige  Stellung  bedeutet, 
findet  sich  auch  den  Namen  vieler  der  um  Birma  wohnenden  Hügel- 


122  Birma. 

0 

\ 

Völker  beigelegt.  Von  diesen  sieh  gegenseitig  für  Sklaven  be- 
kämpfenden Barbaren  versehen  sich  die  Kanibodier  mit  ihren  Ar- 
beitern, und  sie  thaten  es  schon  im  XIII.  Jahrhundert,  wie  der 
chinesische  Gesandte  erwähnt.  Unter  den  Singphos  bestand  (nach 
Neufrille)  früher  der  Gebrauch ,  dass  Anne  und  Bedürftige  sich 
selbst  an  reiche  Herren  verkauften  und  so  die  Klasse  der  Garn 
Lao  bildeten ,  aber  seitdem  ihre  Kriege  sie  mit  Sklaven  versehen 
haben,  hat  dieses  Verhältniss  aufgehört,  und  jetzt  besitzt  jeder 
der  zwölf  Garn  der  Singphos  oder  Sinbo  einen  entsprechenden 
Clan  der  Ka-koos ,  der  für  ihn  die  Feldarbeiten  verrichten  muss. 
Die  Khamti  machen  denselben  Gebrauch  von  den  Kha-Pok.  Ne- 
ben den  Khyen  finden  sich  die  Ka-khyen ,  neben  den  Kukis  die 
Ka-kukis,  neben  den  Kuae  die  Ka-kuae,  und  die  von  den  Hindus 
Naga  genannten  Wilden  (die  Nanglogai  des  Ptolemäus),  die 
sich  selbst  nur  nach  den  Beziehungen  ihrer  verschiedenen  Ge- 
nossenschaften kennen,  heissen  bei  ibren  Nachbarn  Ka-Phyu 
(Kwa  oder  Qua  Phyee),  und  würden  sich  so  mit  den  eingebomen 
Pyu  oderMru  ergänzen.  DieNagas  wurzeln  fest  in  ihrem  Mutter- 
boden und  kennen  (nach  Fischer)  nicht  die  wandernde  Jhoom- 
Feldwirthscbaft  der  Kachar's  und  Kukis,  die  arva  in  annos  mu- 
tant. Die  Nagas  werden  auch  inBorNagas  updAborNagas,  freie 
und  unfreie  oder  freundliche  und  unfreundliche ,  unterschieden. 

Die  Vagina  gentium  der  eingeborenen Kha  oderPnom  bilden 
die  östlichen  Berge,  und  aus  ihren  Wäldern,  wo  die  Betelpflanze 
wild  die  Bäume  umwindet,  mögen  die  Sesatai  oder  Besadai  die 
wcrthvollen  Blätter  des  Malobathron  gebracht  haben,  das  die 
Kaufleute  auf  ihren  verlassenen  Lagerplätzen  einsammelten. 

Die  gemischte  Ka(,*c  der  Ka-shin  (KaShan),  die  Nachbarn  der 
Yun,  wird  aus  dem  Zusammentreffen  der  Chinesin  Sandi  mit  Muni- 
duh  und  Vomingyayah,  zwei  Prinzen  aus  dem  Kothali-Lande  *), 
erklärt,  deren  Söhne,  die  Stammväter  derKa-shin,  bei  ihrer  Aus- 


•)  Nach  Buchanan  erstreckte  sich  KoQala  bis  zu  Gandaki  (der  Westgronie 
Tirhut's).  Komusat  bestimmt  Kosala  (mit  Sawati  oder  Qrawastu  als  Hauptstadt) 
als  das  jetzige  Oude.  Nachdem  diis  mit  den  Weibern  und  Kindern  des  Usurpators 
Olonashuu  (der  ans  seiner  Hauptstadt  Cliapooliolo  nach  dem  Königreiche  Wei 
oder  Kdyala  geflüchtet  war)  nach  dem  Flusse  Kantowei  (Gonduk)  zurückgezogene 


Nationale  Traditionen  der  Yolksstämme.  123 

Wanderung  die  drei  Dörfer  Miin  mojoah,  Apoajoah  und  Amae- 
nojoah  gegründet.  Unter  ihrem  Kun-tha  finden  sich  Ka  ehin  in 
der  Nähe  Tagoung's.  Sie  opfern  dem  Schwoaynat  Büffel,  frliher 
die  allgemeine  Verehrungsweise  auch  unter  den  Singphos,  und  in 
Pegu  selbst  ist  eine  buddhistische  Pagode  über  BUflFelknochen 
erbaut.  In  Mogoung  wird  vor  jedem  grössern  Unternehmen  ein 
BüflFel  dem  Natgyi  geopfert. 

DieKalay  (KahRadeh)  stammen  von  einigen  Frauen  der  aus 
den  Bäumen  hervorgewachsenen  Waldmeuschen ,  die  durch  die 
Liebe  eines  Sohnes  der  Bhyammagyi  beglückt  wurden.  Die 
Kalay  Taundoh  gleichen  in  der  Sprache  den  Khampti.  Die  Mo- 
pay  sind  Waldmenschen ,  die  zum  Theil  in  Cocosnuss-Bäumen, 
zum  Theil  (wie  Aschanes  im  Harz)  aus  Felshiöcken  entstanden, 
und  deren  Frauen  von  den  Birmanen,  die  sie  dort  fanden,  für 
die  Erzeugung  der  zu  Waldarbeiten  brauchbaren  Karen  (Ka- Yen) 
verwandt  wurden.  Die  Karen  ihrerseits  wieder  bildeten  die 
rothen  Karen  mit  Hülfe  eines  fliegenden  Affen ,  in  den  sich  eine 
Bamburatze  verwandelte,  als  sie  sich  bis  nach  der  Spitze  eines 
hohen  Bambu  hindurchgefressen  hatte  und  nicht  wieder  herun- 
ter konnte.  Die  Karen  selbst  dagegen  sagen  von  sich,  dass 
sie ,  die  Panganioh ,  ursprünglich  durch  Yoah  in  allen  Ländern 
der  Welt  geschaffen  seien.  Die  Abstammung  der  Menschen  vom 
Affen  wiederholt  sich  in  der  zur  Brag  ssrin  mo  verwandelten 
Luftdämonin  Tibet's  und  in  der  malayischen  Halbinsel.  Tlie 
first  race  in  tlie  jungles  of  Palmow  are  called  monkey  people 
(Piddington).  Bei  den  Siamesen  heissen  Affen  Khon-Pa  (Men- 
schen des  Waldes),  und  die  Bergstämme  Xao-Pa  (Bewohner  des 
Waldes).  P^igentliche  Wilde,  besonders  die  Papuaartigen  Sa- 
mong*)  im  Innern  der  malayischen  Halbinsel,  werden  Ngo  ge- 
nannt, was  die  doppelte  Bedeutung  von  stumpfsinnig  und  kraus- 


Heer  von  dem  cliinesischen  Gesandten  besiegt  war  (650  p.  d.),  erhielt  derselbe 
Geschenke  von  dem  Könige  im  östlichen  Indien ,  Shc-keoii-nia,  sowie  von  dem 
Könige  von  Kea-mo-loo  (Kamarupa). 

•)  Un  debris  pen  considerable  de  la  race  noire  de  Paponah  vit,  sons  les 
Doms  de  Samang  et  Büjvs ,  en  peuple  sauvage  et  chasscur,  dans  In  pays  mon- 
tagneux  des  districts  malais  au  sud  du  royaurae  de  Slam  (Janciguy). 


124  Biima. 

haarig  hat.  lu  der  äiamesischen  Fabelsammlung  werden  die 
betrügerischen  ludier  besouderä  als  schwarzhaarig  characteriBirt, 
wogegen  bei  den  Chinesen  Le  shuw  (das  schwarzhaarige  Volk) 
mit  Pill  sing  (die  hundert  Namen)  äquivalent  ist.  Nach  den  Ja- 
kuns,  den  Sungei  Llong  oder  Oraiig  Binua  (^Lenschen  der  Erde 
oder  Eingeborene),  lebte  im  Anfang  der  Schöpfung  eine  weisse 
Unka  und  ein  weisser  Siamaug  auf  dem  Gipfel  eines  hohen  Ber- 
ges, von  wo  sie  nachher  in  die  Ebene  kamen 'und  die  vier  Stämme 
zeugten.  Die  Orang  Laut  sollen  von  einem  weissen  Alligator 
und  einem  weissen  Delphin  stammen.  Nach  Borie  behaupten 
einige  Stämme  von  zwei  weissen  AflFen  (Ounka  puteh)  ab- 
zust:unmcu,  während  andere  den  Aflen  für  einen  entarteten  Men- 
schen erklären.  Von  den  ßhooyas  sagt  Dalton,  dass  sie  sich 
Pawun-buns,  Kinder  des  Windes,  nennen,  vielleicht  aus  einer 
Verwandtschaft  zu  Ilanuman,  dem  Pawun-ka-put,  dem  Sohne 
des  Windes.  Der  heilige  Zahn  von  Ceylon  ist  vielfach  als  der 
eines  Aften  erkannt,  und  auch  Marini  bemerkt,  dass  er  nicht  von 
Thic-Ca(Xaca)  selbst,  sondern  von  einem  seiner  Schüler  stamme, 
der  sich  in  einen  Affen  verwandelt  habe.  Kapilawutti  ist  die  in 
Affen  Wäldern  liegende  Eremitenstiidt,  umgeben  von  Wohnungen 
der  Affen  (Kapila),  welche, von  Baumfrüchten  genährte  Wesen 
das  Prototyp  für  das  Musterbild  der  Heiligen  abgegeben  haben. 
Dag(»gen  wurden  (nach  Mirchond)  die  dem  Gebote  des  Allmäch- 
tigen ungehorsamen  Juden  unter  Ikilas  ben  Bahram  in  Affen  ver- 
wandelt. 

Ein  Pali-Gelehrter  in  Birma  erklärte  mir,  dass  alle  dieKha- 
Völker,  die  nach  dem  ihnen  einwohnenden  Geschicke  aus  Blumen, 
Knollen,  Wurzeln,  Fruchten  oder  aus  Felsen  und  Steinen  em- 
porgewachsen, durch  die  Tandaedaza  oder  Zeugung  durchfeuchte 
Wärme  (wie  im  vegetabilischen  Reiche)  entstanden  seien  und 
Waldmenschen  wurden.  Die  Laos  (bei  Marini)  erzählen  (von 
dem  origine  de  la  nation  noire  et  blanche) ,  que  les  Mandarins 
du  Ciel  se  renfermerent  dans  une  grande  pierre,  comme  les  vers 
daus  du  bois  et  que  les  anges  et  les  demons  ayant  entendu  par- 
ier des  gens,  qui  y  estoient,  les  demons  tirent  grand  feu  a 
Feulour   de  cette  pierre ,   aiin  que  les  anges  la  pussent  ouvrir. 


k. 


Kationale  Traditionen  der  Volksstamme.  125 

Que  quelques-uns,  aiix  preinic>res  atteintCB  desinipressionsdufeu, 
en  sortirciit  les  prcmiers,  inais  aussi  noirs  que  du  cliarbon,  et 
que  les  autres,  qui  n'en  usörent  pas  avec  tant  de  precipitation,  en 
sortirent  sans  avoir  est^  incommodez  du  feu,  n'y  noircis  de  la 
fumöe. 

Nach  der  Zerstörung  der  Uhernitithigen  Kscliatryas  salien 
die  Bralinianen  bald  die  Notliwendigkeit  ein,  sie  durch  die 
Schrq)fung  von  llajputcnstännnen  zu  ersetzen,  die  es  indess  nicht 
mehr  gelingen  wollte  aus  dem  Feuer,  wie  in  der  frommen  Vorzeit, 
zu  erzeugen,  und  zu  denen  deshalb  die  indenTuranas  als  unrein 
verabscheuten  Khas  oder  anderer  Auswurf  der  Mlechli  das  Ma- 
terial liefern  musste.  Sie  verstanden  es  jedoch,  das  Vortheil- 
hafte  mit  dem  Nützlichen  verbindend,  dies  Geschäft  zu  einem 
möglichst  einträglichen  für  sich  zu  machen.  Eine  der  neuesten 
Productionen  ihrer  Kunst  war  die  Wiedergeburt  der  Rajah  von 
Hirumbha  oder  Kachar,  im  Jahre  1790  p.  d.  Die  beiden  Brü- 
der Krischna  und  Gobindschundra  wurden  in  dem  ganzen  Schmutze 
ihrer  Pariah-Verworfenheit  in  das  Bild  einer  goldenen  Kuh  ge- 
steckt, und  kamen  als  rein  glänzende  Krieger  der  Sonnenra^e 
(Chettry  der  Suryabangsi)  wieder  liervor,  deren  Gegenwart 
selbst  ein  heiliger  Brahmane  nicht  zu  scheuen  brauclit.  Das 
Goldgewicht  der  Kuh  wurde  dann  gern  für  gehabte  Mühe  ange- 
nommen und  so  das  Verdienst  des  Gebers  durch  die  gütige^ Be- 
reitwilligkeit des  Empfängers  noch  vermehrt.  Im  Jahre  1528 
wurde  Visva  Sinha,  der  Enkel  Ilajo's,  der  das  Koccli-Königreich 
im  XV.  Jfihrhundert  gegründet  hatte,  in  einen  Hindu  der  zwei- 
mal geborenen  Kaste  verwandelt.  Die  Segnungen  dieses  Schrittes 
verbreiteten  sich  über  alle  seine  IJntertlianen ,  die  man  Kajbansi 
nennen  durfte  und  selbst  das  Land  profitirte,  da  es  den  Titel  Bi- 
har  erhielt.  Ja,  als  man  in  den  Tantras  die  Entdeckung  machte, 
dass  der  König,  weit  entfenit,  einem  verworfenen  Kucchis  oder 
Mlech  sein  Dasein  zu  verdanken,  die  Frucht  einer  von  Gott  Sib 
geliebten  Jungfrau  sei,  wurden  alle  Glieder  seiner  Familie  in  Deb 
oder  Devas  verwandelt.  Natürlich  waren  die  Remunerationen  ent- 
sprechend, denn  ohne  diese  würden  Bemühungen  erfolglos  sein, 
wie  die  Lados  gemerkt  haben.   Obgleich  sie  schon  seit  alter  Z^t 


*.' 


126  Birma. 

die  dreifache  Schnur  tragen  und  von  ihren  Vorältern  überkommen 
haben,  diiss  sieChettries  derSuryanbangsi's  seien,  gelten  sie  doch 
in  den  Augen  der  Brahmanen  für  nicht  besser  als  Sudras.  Near 
Agra ,  the  Jaut^  by  other  castes  are  reckoned  tlie  same  as  Aheer, 
although  being  very  powerful  they  call  theniselves  Kajpoots,  but 
in  the  niountains  they  are  considered  Sudras  (Hamilton).  Die 
Häuptlinge  der  noch  ungebonien  Hajong  meinen  eben  die  nach 
Chin  geflüchteten  Kschatryas  zu  sein,  wie  Martin  bemerkt.  Nach 
Hariballah  wurden  die  von  Saliwahana  stammenden  Nachkom- 
men des  Fürsten  Asanti ,  der  das  Königreich  Karuviri)ur  stiftete, 
für  Suryabangsi  erkannt,  als  sie  Brahmanen  eingeführt  hatten. 

Schon  ehe  die  Raja's  von  Hirumbha  als  Glieder  der  Krieger- 
kaste proclamirt  wurden,  existirte  indess  unter  den  Kachars  ein  erb- 
licher Titel  derBunnans  genannten  Adligen.  Viele  der  tibetischen 
Nevesit,  die,  als  Chettries  der  Suryabangsi,  die  Kiratas  aus  Ne- 
paul  vertrieben  hatten,  nahmen,  als  sie  vor  den  Newars  nach  den 
Bergen  Kuti's  in  Bhotiya  sich  zurückziehen  mussten,  den  Titel  Bur- 
mahs  oderVarmas  als  ehrenvoll  an  (1323  p.  d.).  The  followers  of 
Buddha  are  usuallv  called  Brahmas  bv  the  Hindus.  Von  der  letzten 
Königin  der  Burmah-Ra^e  ist  die  Mal-Familie  in  Nepaul  herge- 
stammt. There  is  a  distinctive  hereditary  title  (Burmon)  amongst 
theHazai,  which  meets  with  great  consideration ,  the  Burmans 
being  the  aristocracy ,  sagt  Stewart.  Die  bei  den  Birmanen  zum 
adligen  Abzeichen  dienende  Schnur  findet  sich  als  Phrot  auch 
bei  den  Siamesen  und  wird  den  Rüsi  oder  Einsiedlern  beigelegt. 
Nach  der  Vernichtung  der  alten  Kschatrya*;  schufen  sich  die 
Brahmanen  in  den  Agnicola  ein  neues  Kriegergeschlecht. 


•)  The  descrndants  of  Brahmans  by  womrn  of  the  lower  tribes ,  altliou^h 
admitted  to  be  Khas  or  impare,  are  called  Kshatris  (which  terms  are  considered 
as  perfectly  svnonyroous)  and  hare  now  fornied  two  tribes  (Pauriyal  aiid  Sili), 
but  some  preper  Kshatris ,  caUed  Dewkotas  and  L-ihaorives  (froin  Barili  and  La- 
haar),  have  settUni  in  the  country  and  intermarry  with  the  Paaryal  and  Sili ,  all 
of  whom  wear  the  thread  and  are  cons;i»1ered  as  belonpirg  to  th«*  military  Trihes 
(Bachanan).  Raber  b-itet  den  Namen  Kaschmir  s  von  den  Khas  ab.  The  {irreat 
abori;naal  stock  of  the  inhabitants  of  the  niountains ,  east  of  the  river  Kali ,  as 
in  Xepanl.  is  Mongol.  But  since  the  XU.  Century  (after  the  Miisulman  con- 
^iMBt)  Imultitodes  of  the  Brahmins  of  the  plaia3|from  Hindostan  entered  the 


Nationale  Traditionen  der  VollcssUimme.  127 

Nach  Dalton  waren  die  Häuptlinge  vonMonai  und  Gangpore 
ursprünglich  Bhooyas,  die  sich  zur  Leitung  ihres  Volkes  aufschwan- 
gen, und,  indem  sie  sich  durch  Heirathen  mit  andern  Rajah  ver- 
banden, allmälig  in  die  Brüderschaft  der  Rajputen  oder  Khettris 
(Kschatryas)  zugelassen  wurden;  obwohl  die  Rajah  von  Gangpore 
behaupten,  dass  sie  durch  die  Bhooyas,  die  durch  eine  „Kaiser 
buns"  genannte  Rajputen-Familie  ausgetrieben  waren,  eingeladen 
wurden,  die  Regierung  zu  übernehmen.  The  Gondis  (in  Saran- 
gaddah)  esteem  themselvcs  of  great  purity  of  race,  so  that  in 
former  days,  they  considered  the  approach  of  a  Brahman  to  thcir 
dwellings  as  conveying  an  impurity  to  the  spot.  The  titles 
amongst  them  are  Dalbehra  and  Magi  (Frye).  Die  Häuptlinge 
der  Godah  (befestigten  Dörfer)  heissen  (bei  denUriya)  Patro(Ra- 
jenju  bei  den  Khond). 

Die  Birmanen  legen  grossen  Werth  auf  die,  wie  sie  meinen, 
ihnen  characteristische  Art  langen  Haares,  das  auf  dem  Kopf 
in  einen  Knoten  aufgebunden  wird,  und  sie  blicken  höhnisch  auf 
dag  wie  eine  Bürste  kurz  geschorene  Haar  der  Siamesen ,  das  bei 
ihnen  einen  Verbrecher  bezeichnen  würde.  In  Kambodia  gilt 
das  aufgebundene  und  in  einen  Knoten  zusammengewickelte 
Haar  für  das  Kennzeichen  der  Brahmanen,  die  daran  z.  B.  immer 
gleich  in  den  Sculpturen  der  alten  Tempel  erkannt  und  unter- 
schieden werden.  „  Sie  tragen  ein  langes  ungebundenes  Haar,  und 
auff  dem  Haupbt  ein  Bund ,  das  mit  zwei  oder  drei  Schleuft'en 
umb  das  Haupt  gebunden",  sagt  Vogel  von  denBrahminen  ander 

proziniate  hilla  (wcstem  territories  of  Nepaul).  Converting  tiie  barbarians, 
they  communicated  to  tliem  the  rank  and  hononrs  of  tlicKsliatriaordt'r,  and  com- 
mnnicated  to  the  progeny  of  a  Hrahmin  with  a  native  f(Mnale  also  the  ranlc  of 
the  second  Order  of  Hindooism.  From  these  two  roots,  mainly,  spranjf  the 
ramified  tribe  of  the  Khas,  originally  the  namo  of  creedless  barbarians,  now 
the  proud  title  of  the  K»hatriya,  or  military  order  of  the  kingdoin  of  Nepaul. 
The  ofTspring  of  original  Kha's  feniales  andof  Brahmins,  with  the  honoiirs  and  rank 
of  the  second  order  of  Hindooism  ,  obtained  the  patronymic  titles  of  the  flrst  Or- 
der. The  original  Kha's ,  thns  favoured,  became  soon  entirely  devotud  to  the 
Brahminical  aystem.  The  Kha*s  language  became  a  corrupt  diaVct  of  llindee. 
The  Elthoriaii  are  the  descendants  (more  or  less  poor)  of  Rajpoots  or  othtT  Ksha- 
triitö  (of  the  plaiiis)  who  aought  refuge.  Thpy  elaira  some  superiority  over  the 
Kha'd,  but  tlieir  chii<lrcn  becanii^  Kha's.     The  Thakuri  are  of  royal  lineage. 


128  Birma. 

malabarischen  Küste.  Die  Birmanen  sollen  indess  früher  das 
Haar  auf  dem  Scheitel  geschoren  und  erst  später  den  jetzi- 
gen Kopfknoten  angenommen  haben ,  den  sie  auch  den  Taleins 
aufzwangen,  die  ursprünglich  das  Haar  kurz  geschoren  trugen, 
mit  einem  über  die  Stirn  hängenden  Büschel  (den  Japanesen  ähn- 
lich). Bei  der  politischen  Bedeutung  der  Haartracht  in  Hinter- 
indien adoptiren  die  Männer  immer  rascher  eine  neue  Mode,  wäh- 
rend die  Frauen  noch  in  der  alten  Gewidinheit  verharren,  ^vic 
sie  in  Xiengmai  ihr  Haar  noch  wachsen  lassen,  während  die 
Männer  es  den  Siamesen  gemäss  zurecht  schneiden. 

\'on  den  Bamas  (a  sort  of  separatists  from  the  Newars)  sagt 
Smith,  dass  sie  ihr  Haar  wie  die  Bhutias  abrasirten  und  observe 
many  of  the  religioua  rites  as  well  as  civil  costumes  of  the  idola- 
ters  inadialect,  inwhose  languagethey  are  said  to  presenc  thcir 
sacred  writings.  De  Bry  gibt  Abbildungen  der  verschiedenen 
Haartrachten,  wodurch  sich  Männer  und  Frauen  in  Berym  nach 
den  Ständen  unterschieden.  Die  Penimg*)  lassen  das  Haar 
wachsen  und  brechen  die  Vorderzähne,  um  nicht  wie  Affen  aus- 
zusehen. Die  Tuncpiinesen  schwärzen  (nach  Bissachere)  die  weis- 
sen Zähne,  die  denen  der  Hunde  gleichen.  Bei  den  Khamti 
tragen  besonders  die  Frauen  einen  hohen  Knoten.  Kurze  Frisur 
findet  sich  bei  den  Abors,  bei  den  Mundas,  bei  den  Dibong,  Mis- 
mis  u.  a.  m.  Die  Katchin  schneiden  ihr  Haar  mit  dem  Schwerte 
auf  der  Slirnc  ab,  und  weil  Gautauia  dasselbe  that,  als  er  sich 
iui  Walde  zum  Priester  weihte  und  kein  anderes  Instrument  zur 
Hand  hatte,  so  soll  deshalb  sein  Haarwuchs  die  krausen  Wülste 
zeigen,  derentwegen  ihn  Jones  und  seine  Zeitgenossen  (doch  auch 
schon  Pinto)  aus  Aethioi)ien  stammen  lassen  wolllcu.  Nach 
Kämpfer  ist  Vischnu  das  neunte  Mal  in  der  Person  eines  Schwar- 
zen erschienen  und  sein  Cultus  von  den  durch  Cambyses  aus 
Memphis  vertriebenen  Priestern  eingeführt. 

Naladhwaja,   Kiijah  der  Kachars,  gab  das  eroberte  Mani- 
pur  zurück  unter  der  Bedingung,  dass  ein  Bambu  ^um  Gedächt- 

•)  Les  chofH  des  Penon«?:?  ont  k  Li  cfinturo  im  prand  nombre  des  p^rclots  et 
dos  petites  sonnette-?,  p^erade  wie  die  Stainme  der  Eiiitreborenen  anf  den  Sculp- 
tnren  Nakhon  Vaf  s. 


1- 


Kationale  Traditionen  der  Volksstamme.  121^ 

niss  in  der  Hauptstadt  aufgepflanzt  werde,  dass  die  Bewohner 
sieh  den  Kopf  scheeren  und  das  Haar  in  Knoten  knüpfen ,  und 
dass  nur  kleine  Gebäude  errichtet  werden  sollten.  Als  die  Khols, 
nachdem  ihre  Rajah's  durch  die  Mongolen  unterworfen  wurden, 
von  Rudihasgarh  nach  Ghota  Nagpur  auswanderten,  wickelten 
sie  ihre  langen  Haare  nach  Art  der  Darweh  zusammen,  um  durch 
dieses  Zeichen  der  Trauer  den  Verlust  ihrer  Unabhängigkeit  zu 
beklagen.  Die  in  Siam  als  Kriegsgefangene  ansässigen  Juen 
pflegen  sich  ihr  langes  Haar  abzuschneiden,  aber  ihre  Frisur 
gleicht  dann  der  Kathom-Blume ,  wogegen  die  Siamesen  es  aus- 
gespreizt tragen  (phom  tok  sek). 

Die  Kambodier,  die  früher  ihr  Haaf  aufgebunden  trugen, 
wie  die  Juen,  schneiden  es  jetzt  wie  die  Siamesen.  Das  Gesicht 
der  nicht  rasirten  Siamesen,  wie  z.  B.  bei  den  Missionszöglingen, 
bekommt  durch  die  tief  herabgehende  Behaarung,  die  auch  von 
Finlayson  bis  an  die  Augenwinkel  bemerkt  wurde ,  gewöhnlich 
einen  stupiden  Ausdruck.  Von  Tschaipe  und  Tschong  jong,  den 
chinesischen  Gründern  des  Königreiches  U  (die  auch  von  Einigen 
als  Eroberer  Japan's  betrachtet  werden),  wird  gesagt,  dass  sie  sich 
tätto Wirten,  und  ihr  Haar  nach  Art  der  Wilden  schnitten,  die  sie  zu 
civilisiren  kamen.  They  twist  her  hairin  aknotonthebackofthe 
head,  bemerkt  Mouhot  von  den  Frauen  in  Myang  luang  Phraban. 

„  Die  Kauren  richten  sich  nicht  streng  nach  der  Hindureligion ; 
sie  ziehen  und  essen  Geflügel  und  haben  keine  Verehrung  für 
die  Brahminen.  Der  „Nau",  der  Dorfbarbier,  welchen  sie  zu- 
weilen Thakoor  nennen,  ist  ihr  Priester  und  verrichtet  als  solcher 
die  heiligen  Handlungen  bei  allen  Heirathen  und  andern  Ceremo- 
nieen.  Die  Verbindung  priesterlicher  Functionen  und  Verrichtun- 
gen mit  dem  leichten  Geschäft  des  Scheerens  ist  sonderbar,  allein 
sie  rührt  von  der  Thatsache  her,  dass  das  grosse  Ceremonialgesetz 
der  Kauren  bei  jeder  feierlichen  Gelegenheit  zu  scheeren  vor- 
schreibt. Bei  Geburten ,  Todesfällen  und  Heirathen  werden  die 
unmittelbar  Betheiligten  und  alle  mit  ihnen  in  Verbindung  Stehen- 
den am  ganzen  Körper  reingeschoren.  Was  die  Verfügung  über 
die  Todten  bei  diesem  Stamme  anlangt,  so  erzählt  man,  dass 
sie  diejenigen,  welche  unverheirathet  sterben,  begraben,  während 


130  Birma. 

die  Körper  Verheiratheter  in  orthodoxer  Uinduweise  ver- 
brannt werden.  Die  Tonsur  der  männlichen  Personen  ist  eigen- 
thUmlich.  Auf  dem  Wirbel  kann  das  Haar  lang  wachsen  und  in 
einem  Knoten  vereinigt  werden,  aber  die  Stirn  wird  bis  an  den 
Knoten  abgeschoren ,  und  ringsherum  ist  ein  geschorener  Bing, 
gleichsam  als  wollte  man  die  Operation  des  Scalpirens  erleich- 
tern ;  der  Hintertheil  des  Kopfes  wird  ebenfalls  geschoren ,  aber 
über  den  Ohren  und  Schläfen  wird  das  Haar  lang  getragen.*" 
(Dalton.) 


V 


Die  Karen  und  ihre  Ueberlieferuugen. 

Die  Karen,  früher  kaum  dem  Namen  nach  bekannt,  sind 
seit  kurzem  das  häufigst  genannte  und  am  ausführlichsten 
behandelte  V^olk  Hinterindiens  geworden.  Zuerst  zufällig  von 
Judson,  der  für  die  Mission  der  Birmanen  ins  Land  gekommen  war, 
bemerkt,  wurden  sie  bald  der  Gegenstand  eifriger  Nachforschungen 
für  die  Missionäre  in  Pegu  und  Tenasserim,  und  der  hochbejahrte 
Herr  Wade ,  dessen  und  seiner  gleich  verdienstvollen  Gattin  Be- 
kanntschaft ich  in  Molmein  machte,  erzählte  mir  voll  noch 
jugendlichem  Feuer,  mit  welcher  Forschbegierde  sie  die  ersten 
Dörfer  eines  bisher  nie  besprocheneu  Stammes  betraten,  und  wie 
wieder  sie  selbst,  als  fremde  Ankömmlinge  aus  unbekannter 
Ferne,  mit  gleicher  Verwunderung  betrachtet  wurden.  Dies  Inter- 
esse stieg  auf  beiden  Seiten  mit  jedem  neuen  Worte,  bis  die 
Karen  alte  Traditionen  fanden ,  nach  denen  ihnen  schon  lange 
die  Ankunft  ihrer  weissen  Befreier  vorhergesagt  war  und  die 
Missionäre  schliesslich  in  ihren  Zöglingen  das  verlorne  Volk 
Gottes  zu  sehen  und  die  zehn  Stämme  gefunden  zu  haben  glaubten. 
Die  frischen  Söhne  der  Berge  empfingen  mit  Begeisterung  die 
neue  Lehre ,  die  die  Buddhisten  mit  derselben  Apathie  von  sich 
abgleiten  Hessen,  wodurch  sie  schon  den  ehrwürdigen  Dominicaner 
Bonferrus  disgustirt  hatten,  der  unter  dem  säuischen  Volk,  noch 
dümmer  als  die  Schweine  des  heiligen  Antonius ,  nicht  länger 
leben  wollte.  Jetzt  ist  der  Mittelpunkt  der  Mission ,  ausser  in 
Aracan,  besonders  in  Toungnu,  wo  der  gelehrte  Missionär  Mason 
seine  ganze  Arbeitskraft  diesem  Volke  zugewendet  und  sie  schon 

9* 


132  Birnia. 

bis  in  diejenigen  Gebiete  verfolgt,  wo  Marco  Polo  von  den  Carains*) 
spricht  und  Malte  Brun  Karen's  erkennt.  Die  siamesische  Aus- 
sprache ist  gleichfalls  Karlen.  Auf  Ptolemäus'  Karte  stehen  die 
Kareoi,  die  Oneikritos  als  Koliakoi  erwähnt,  auf  der  äussersten 
Spitze  des  Festlandes  am  Cap  Komorin,  und  scheinen  so  zu  jenen 
ursprünglichen  Eingebornen  gehört  zu  haben,  die  durch  die 
einander  folgenden  Fluthen  neuer  Einwanderer  nach  allen  Seiten 
aus  Vorderindien  hinausgeschoben  wurden  und  nur  in  den 
weniger  bestrittenen  Hügelländern  des  öden  Hinterindiens  ein 
eigenes  und  unvermischtes  Dasein  fristen  konnten.  In  der 
Provinz  Kamnada  (in  Kamantha-puram)  erhielt  sich  noch  länger 
die  eigenthümliche  Lehnsherrschaft  der  Setu-patti,  die  später  den 
Pandiern  in  Madura  tributpflichtig  wurden. 

Die  Karen  sind  in  viele  Stämme  getheilt.  Da  man  dieselben 
iudess  einen  nach  dem  andern  kennen  gelernt  und  immer  neue 
hinzugefügt  hat,  so  lässt  sich  bis  jetzt  noch  keine  allgemein 
geltende  Eintheilung  treffen.  Zuerst  unterschied  man  zwischen 
Talein  -  Karen  und  birmanischen  Karen ,  um  dadurch  die  Pwo- 
Karen  in  den  Thälern  und  die  Sgau  -  Karen  auf  den  Hügeln  zu 
bezeichnen.  Zwischen  beiden  schwankend  ist  der  Dialekt  der 
We-wa.  Später  erwiesen  sich  die  Bgay- Karen  in  den  von 
Toungnu  erreichten  Bergen  als  ein  weit  ausgedehnter  Stamm,  in 
roherem  Zustande  als  ihre  südlichen  Brüder.  Sie  leben,  wie 
viele  der  Mishmi's  und  Naga's,  in  langen  Häusern,  die  alle  Fa- 
milien des  Dorfes  gemeinsam  errichten ,  und  tragen  zum  Kopf- 
putz über  ihrem  Haarkuoten  einen  Eberzahn,  an  dem  sie  den 
Kamm  befestigen.  Beim  Büffelopfer  sprengen  sie  gebrannte 
Wasser  den  Geistern  der  Hügel  und  Flüsse.  Tavernier  erwähnt 
den  Schmuck  der  Schweinszähne  aus  Bhutan  und  Assam. 

In  Aracan ,  wohin  sich  nach  Sangermano  (bei  Symes)  viele 
Karen  vor  birmanischer  Unterdrückung  flüchteten,  flnden  sich  die 
Karen  besonders  nahe  mit  den  Khyen  verwandt  und  in  Tavoy  haben 
die  Missionäre  eine  Menge  kleiner  Stämme  unterschieden.    Nach 


*)  Nach  Klaproth  wird  Yunan  noch  jetzt  bei  den  Mohamedanem  Central- 
lUiien«  Kaiayao  geuauut,  nach  den  Eingebornen  des  Landes. 


k 


9 


Die  Karen  und  ihre  ITeberlieferungen.  133 

Bridgeman  werden  die  Karen  (in  Kweichau)  Sang  oder  Ayaing 
(wild),  Heh-sang  (schwarz  und  wild),  Heh-kioh  (Schwarzfuss), 
Man-jin  (wilde  Menschen),  Hang-miaou  (die  rothe  Familie),  Yan- 
yin  (Hundemenschen)  genannt,  natürlich  nicht  von  ihren  Freun- 
den. Of  the  tribes  called  Kadhu,  Lowa  and  Kuwi  (by  the  natives 
of  Tavoy)  the  first  are  considered  as  a  kind  of  Karaen,  the  Lowas 
speak  a  kind  of  Siamese  (s.  Hamilton).  Bei  den  Schan  heissen 
die  Karen  (Kayen)  Yang  oder  Yen,  und  ein  Yens  genannter 
Stamm  lebte  mit  den  Danoo's  und  Duno's  zwischen  Mono  und 
dem  Salwehn.  Als  Yem  erstrecken  sich  die  Yein  bis  um  Mek- 
hong.  Das  wUrde  die  Karen  in  die  grosse  Familie  der  Kha 
bringen.  Sie  selbst  sind  allerdings  nicht  zurück  in  ehrenvollem 
Erfindungen.  Man  braucht  nur  zu  fragen.  Einer,  mit  dem  ich 
sprach,  meinte,  Karen  möchte  \ielleicht  ein  schöner  Tänzer 
heissen,  denn  Ka  bedeute  ja  tanzen  im  Birmanischen  (yen  ist 
htlbsch)  und  die  Tänze  in  seinem  Dorfe  wären  wirklich  sehr  nett. 
Das  ist  nicht  viel  besser,  als  die  Erklärung  von  Kaya  oder  Fun- 
dament. Die  Vorfahren  der  Karen  wussten  wahrscheinlich  schon, 
dass  sie  in  späterer  Zeit  die  Grundlage  für  Theorieen  abgeben 
würden,  um  sie  als  das  ursprüngliche  Volk  des  Landes  dar- 
zustellen. Nach  Yule  rechnen  die  Birmanen ,  ausser  sich  selbst, 
noch  sechs  Racen  zu  den  Myamma,  nämlich  die  Aracanesen, 
Talein,  Khyen,  Karen,  Yo  und  Tavoyer,  doch  könnte  das  nur 
unter  grossen  Beschränkungen  gelten.  Je  weiter  von  den  frühern 
Centren  einer  freilich  nur  schwach  scheinenden  Civilisation  ent- 
fernt, in  desto  wilderem  Zustande  finden  sich  die  Karen.  In 
einigen  der  rauhen  Berge  des  Nordens  gehen  die  Bimbia  fast 
ohne  Kleidung,  sich  nur  mit  Baumrinde  bedeckend,  wie  die 
nacH  Omnath  pilgernden  Wallfahrer.  Auch  von  einigen  der 
rothen  Karen  wird  gesagt,  dass  sie  eine  Holzplanke  als  Kleidung 
trügen,  um  die  steilen  Berge  hinabzurutschen.  Der  zu  den 
Mophgas  gehörende  Stamm  der  Taru,  zwischen  Toungnu  und 
Mobhya,  wird  von  den  Birmanen  mit  dem  Namen  Belu  belegt, 
der  den  sagenhaften  Unmenschen  zukommt,  wie  sie  vor  mensch- 
licher Besiedlung  in  denUrwäldera  hausten.  Die  buddhistischen 
Karen -net  (schwarzen  Karen)  oder  Yang- lung  wohnen  in  der 


134  Birma. 

Tgoboaschaft  I^gia.     Bei  den  Talein's  heissen  die  Karen  Ka- 
doou  und  die  Talein  -  Karen  nennen  sich  Poklin  (Schildkröte). 

Die  alten  Traditionen  der  Pwo's,  deren  Priester  Mol  heissen, 
leiten  auf  eine  erste  Königin  zurück,  die  durch  den  Zauber  eines 
wunderbaren  Diamanten  herrschte.  Eine  besondere  Verehrung 
haben  die  Karen  vor  dem  Natulloo  (der  Berg  der  Nat  oder  Belu), 
den  sie  nie  zu  besteigen  wagen.  Die  Kasia  verehren  gewisse 
Hügelspitzen  und  Felsklüfte,  zu  denen  die  Geister  bei  Nacht 
niedersteigen.  (Malek  Gatschan,  der  König  der  dämonischen 
Nachkommenschaft  von  Jan  und  Marija,  thront  auf  dem  Kaukasus- 
Gebirge.)  The  Khumis  worship  the  Earth,  as  author  of  all  the 
possess ,  and  also  the  sun  in  its  noonday  height,  as  the  pledge  of 
safety  from  their  foes.  The  only  visible  objects  of  worship  are 
two  trunks,  left  in  Clearing  the  forest.  Von  den  Kyaus  sagt 
Latter,  dass  sie  in  verschiedene  Theile  ihrer  Dörfer  aufrechte 
Steine*)  stellen,  die  den  Nats  der  Hügel  geweiht  werden.  Of 
the  two  Nats,  represented  by  two  pebbles,  the  male  one 
(Rwatsaung-Nat)guards  the  village,  the  female  one  presides  over 
the  river  Mayoo.  Die  Khonds  verehren  den  Nadzu-Pennu  (Dorf- 
geist) als  Stein  unter  einem  Baumwollenbaume.  The  great 
divinity  of  the  Curka  Coles  is  the  sun  (surij),  next  ranks  the 
moon  (chandoo)  and  then  the  stars,  the  children  of  the  latter 
(Dunbar).  Sie  glauben  die  Wipfel  der  das  Dorf  umgebenden 
Bäume  von  Geistern  (Bongas)  bewohnt,  die  beim  Umhauen  der- 
selben gestört  und  sich  rächen  würden. 

Verwandt  mit  den  Karen,  die  in  den  Wäldern  von 
Schwegyien  Toungjoh-Toungjah  heissen,  sind  die  Toung- 
thoo  oder  Toung-tha  (Söhne  des  Berges)  aus  Thaum-peh, 
die  sich  selbst  Pa-au  nennen  und  einep  den  Pwo- Karen 
verwandten  Dialekt  reden.  Sie  finden  sich  besonders  zahl- 
reich in  Thatung  und  unterscheiden  sich  dort  in  die  Paniin, 
die  im  Innern  der  Stadt  wohnen,  die  Krei,  die  neben  der  Pagode, 
und  die  Lethong,  die  ausserhalb  der  Stadt  im  Gebiete  leben. 


*)  Jagatma  oder  Jagadamba ,  €Le  Mutter  der  Welt ,  wird  in  Madhusadan 
durch  einen  flachen  Stein  mit  aufgeätzten  Figuren  repräsentirt. 


Die  Karen  und  ihre  Ucberliefcrungen.  135 

Die  Kaimong  und  Naimong  sind  über  die  Hügel  zerstreut. 
O'Riley  bemerkt,  dass  die  Toung-tboo  die  besten  Ackerbauer  in 
der  Provinz  Amherst  seien.  Solche,  die  die  wechselnde  Felder- 
wirthschaft  im  Jhoom  beibehalten  haben,  rechnen  nach  der  drei- 
jährigen Periode  ihrer  Wanderungen  in  ihrer  Chronologie.  Auf 
dem  Mergui  -  Archipel  fristen  die  Selong  ihr  kümmerliches  Da- 
sein als  ächte  Ichthyophagen.  Die  Bilu  sollen,  wie  die  Samong, 
zu  der  papu-artigen  Rage  der  Andaman-Insulaner  gehören.  An 
sie  schliessen  sich ,  während  die  Mantras  (Montr)  in  das  Innere 
zurückgedrängt  sind,  die  Mon,  ursprünglich  ein  Fischervolk, 
deren  Königreich  in  Pegu,  nach  Turpin,  durch  einen  Fischer 
gegründet  wurde.  The  Mantras  and  Jacoons  have  constructed 
themselves  from  the  scattered  aboriginal  tribes  of  those  primitive 
races,  who,  in  the  Peninsula  as  well  as  all  over  Malasia,  were 
gradually  forced  back  into  the  interior,  ever  since  the  twelfth 
Century,  in  proportion  as  the  Malays  founded  their  Settlements 
on  the  sea  board.  These  tribes  wander  since  that  period  in  the 
Valleys,  on  the  tops  of  the  mountains  and  wherever  solitude 
reigns.  They  are  known  under  different  names,  those  to  the 
North  of  the  Peninsula  Birmani  and  the  province  of  Ligor,  are 
called  Karians,  towards  Kedah,  Perak  and  Salangor  up  to  Mount 
Ophir:  Mantras.  The  Jacoons  are  stationed  between  Mount 
Ophir  and  the  meridian  of  the  Peninsula.  The  Sabimbangs ,  the 
Mooka  Koonings  and  the  Biduandas ,  dwell  near  the  Cape  ßo- 
mania  at  the  sources  of  the  river  Johore.  The  terms  generally 
applied  to  these  savages  by  the  Malays  are  Orang  Birma  or  in- 
habitants  of  the  country  Orang  Outang  (men  of  the  woods), 
Orang  Bukit  or  men  of  the  mountains  (nach  Borie). 

Von  ihrer  frühern  Verbindung  mit  den  Khyens  haben  sich 
noch  manche  Traditionen  unter  den  Karen  erhalten  und  Mason 
bemerkt,  dass  ihre  Leichengesänge  mit  einer  unverständlichen 
Sprache  gemischt  wären,  deren  Worte  zum  Theil  aus  der  Sprache 
der  Khyens  entlehnt  seien.  Bei  religiösen  Feierlichkeiten  wird 
stets  nach  dem  Unbekannten  gestrebt,  da  durch  deutliches  Ver- 
stehen der  Trivialitäten  die  Andacht  nur  geschwächt  werden  würde 
und  es  also  sicherer  ist,  Nichts  verstehen  zu  lassen.    Selbst  in 


136  Birma. 

der  Sudsee  hat  man  Reste  einer  geheimen  Sprache  gefunden,  ob- 
wohl «s  schwer  zu  erklären  war  und  auch  nicht  zu  erklären  gesucht 
wurde,  wie  sie  nach  den  abgeschlossenen  Inseln  gekommen.  In 
Indien  haben  hauptsächlich  die  Priestersprachen  des  Sanskrit 
und  Pali  das  Vorrecht,  die  für  profane  Ohren  unpassenden  My- 
sterien in  sich  zu  begraben,  aber  in  Assam  haben  die  Ahorn  einen 
Jargon  ihres  früheren  Thai-Dialekts  für  den  Geheimdienst  be- 
wahrt. Wenn  die  Schan  aus  Ava  erhaltene  Religionsbücher 
übersetzen,  so  lassen  sie  oft  die  birmanischen  Worte  unverändert 
stehen  und  fügen  nur  ihre  Erklärung  hinzu,  wie  es  die  Birmanen 
im  Anet  der  Palibücher  thun. 

Die  Khyen  sollen  ein  religiöses  Oberhaupt  anerkennen ,  das 
unter  dem  Titel  Passine  auf  dem  Poijou-Berge  (an  der  Quelle 
des  Moh-Flusses)  wohnt,  und  bei  ihm  die  nach  einem  Gewitter- 
sturm  aufgesammelten  Donnerkeile  als  Reliquien  niederlegen. 
Ein  anderer  Papst,  in  dessen  Behausung  weder  WaflFen  noch 
schneidende  Instrumente  gebracht  werden  dürfen ,  lebt  nördlich 
von  Zengwih  und  wird  von  den  Sotih  als  höchste  Autorität  in 
weltlichen  und  himmlischen  Dingen  verehrt.  Eastward  of  Ram- 
ree  (sagt  Malcolm)  is  a  considerable  sect,  who  maintain,  that 
there  is  one  eternal  god,  who  has  manifested  himself  in  the 
different  Boodhs.  Einmal  im  Jahre  (erzählt  Tränt)  versammeln 
sich  die  Khyen  mit  ihren  Familien  unter  dem  Subri  genannten 
Busche  *) ,  von  dessen  Früchten  sie  essen.  Der  Tod  eines  Ver- 
wandten wird  von  der  Familie  mit  Jubel  begrüsst.  Der  Körper 
wird  verbrannt  und  die  Asche  in  einem  Korbe  nach  dem  hohen 
Yehoantoung-  oder  Keaungnatyne  -  Berge  gebracht.  Bei  einem 
aufgerichteten  Dache  werden  Wächter  bestellt,  und  dann  ein  in 
Menschenfigur  geformter  Block,  um  die  bösen  Dämone  fort- 
zuscheuchen. Nach  den  Aussprüchen  der  Prinzessin  Thoo- 
Dhamma-Isari    würde    indess   die   Familie    Solcher,    die   auf 


*)  The  Juanga  sacrifice  to  their  ancestors  and  when  tbey  find  a  wild  grrape- 
vine  or  a  plum-tree  more  than  usually  fruitful  or  when  thej^  Chance  upon  a  rieh 
»pot  in  the  roots  or  grasses  npon  whioh  they  subsist ,  they  make  an  offering  to 
the  genius  loci  to  preserve  them  from  bears  and  tigers  (Samnells). 


Die  Karen  und  ihre  UeberliefernDgen.  137 

den  Kirchhöfen  wachen  sollten,  bis  zur  siebenten  Generation  de- 
gradirt  werden.  Die  .Karen  in  der  Umgegend  von  Henzada 
behaupten,  ihreTodten  früher  begraben  .und  erst  nachher  von  den 
Birmanen  die  Sitte  des  Verbrennens  angenommen  zu  haben, 
dcponiren  aber  später  auch  die  Asche  auf  einem  gemeinsamen 
Berge.  Das  Haus,  wo  Jemand  gestorben  ist,  wird  verlassen, 
damit  nicht  etwa,  wenn  der  Kelah  nach  dem  vertrauten  Ort  zum 
Besuche  zurückkehrt,  vielleicht  der  Kelah  eines  Kindes  oder  sonst 
nicht  starkgeistiger  Personen  sich  veranlasst  fühlen  möge ,  ihm 
zu  folgen.  Beim  Forttragen  der  Leichen  werden  Solche  deshalb 
auch  (nach  Gross)  durch  eine  besondere  Art  Schnur  im  Hause 
festgebunden.  The  Buntars  apply  to  the  Nucaru  to  expel  the 
Pjrsachi  of  such  men  as  dieaccidental  death  and  are  very  trouble- 
Bome  by  making  extraordinary  noices  in  families  and  occasioning 
fits,  chiefly  in  women.  Die  Sgau  und  Pwo  repräsentiren  bei 
Leichenbegängnissen  durch  Fackeln  den  Morgen-  und  Abend- 
gtem  als  die  Unterwelt  besuchende  Geister.  Ein  Mann  der 
Vorzeit,  der  sich  mit  Gott  unterhielt,  hörte  die  Beschreibung  der 
zwei  Wege,  deren  richtige  Wahl  jetzt  der  Seele  des  Verstorbenen 
angezeigt  wird.  In  den  Leichengesängen  der  Rigveda  wird  der 
Seele  zugerufen ,  auf  den  alten  Pfaden  nach  dem  Aufenthaltsorte 
der  Väter  zu  ziehen.  Nach  Symes  wohnen  auf  dem  Berge  Gnowa, 
wo  die  Bilder  der  Todten  aufbewahrt  werden,  die  Munzing  der 
E^in  (Khyen),  d.  h.  die  Eltern  der  Erde,  durch  deren  Vermittlung 
der  Verstorbene  wieder  zu  einem  Kinde  wird,  wie  auf  dem  Felde, 
wenn  der  eine  Baum  verdorrt  ist  und  ein  anderer  grün  aus- 
schlägt. Wenn  bei  den  Dharma  Bhutias  Jemand  in  der  Fremde 
stirbt,  so  wird  (wo  möglich  den  ganzen  Weg)  eine  Schnur  gelegt, 
damit  seine  Seele  darauf  nach  dem  Dorfe  zurückkehren  und  sich 
mit  den  Ahnen  vereinigen  möge.  Unter  den  zu  den  Sgau  ge- 
hörenden Karen  des  Yunsalen- Distrikts  ist  die  Verbrennung 
selten,  die  Todten  werden  meistens  begraben  und,  nachdem  die 
Verwesung  eingetreten  ist,  bringt  man  die  Knochen  mit  den  den 
Verstorbenen  gehörigen  Schmucksachen  nach  einem  der  heiligen 
Hügel,  die  Knochenberge  (Loede)  heissen.  Wie  anderswo  treiben 
die  Karen  auch  dort  die  wechselnde  Feldwirthschaft,  die  Au^- 


138  Bfrmft. 

wähl  des  neuen  Platzes  wird  durch  Träume  bestimmt.     Die  Nat 
(Muchade)  werden  im  Opoy  genannten  Feste  bewirthet. 

Beim  Ausbruch  epidemischer  Krankheiten  in  einem  Dorfe  bar- 
rikadiren  alleLÄndern  den  dorthin  führenden  Weg  mit  einem  Balken, 
an  dem  ein  schwerer  Stein  hängt,  und  wer  die  Barrikade  passiren 
sollte,  würde  sein  Leben  verwirkt  haben,  wenn  er  sich  nicht 
durch  das  Goldgewicht  des  Steins  loskaufen  kann.  Dieser  Ge- 
brauch herrscht  auch  in  der  Provinz  Tenasserim,  wo  Low 
auf  seinen  Reisen  einst  in  ein  solches  Dilemma  kam.  Vor  dem 
Ikginn  der  Feldarbeit  wird  in  einigen  Distrikten  ein  Gebrauch 
beobachtet,  ähnlich  dem  Genua  der  Naga's,  die  für  einige  Tage 
das  Dorf  ganz  in  sich  abschliessen,  unter  Auslöschen  aller  Feuer, 
und  Niemand  Zutritt  erlauben.  Die  Malayen  bestreuen  die  Pfade 
mit  Ranjows,  um  die  Füsse  ihrer  Feinde  zu  verwunden,  und 
die  Neger  mit  Dornen  gegen  die  Dämone.  Nach  den  Karen 
erneuern  die  Todten  in  (dem  von  Plu  pho  bewohnten)  Plu ,  wo 
Cpotay  oder  Theedo  herrscht,  ihre  irdischen  Beschäftigungen. 
Die  Lungkhe  glauben  an  Städte  im  Himmel,  wo  die  Todten 
leben  und  von  Bäumen  Kleidung  und  Speise  pflücken.  Sündige 
Karen  werden  in  die  Hölle  (Lerah)  gestossen  und  der  Teufel 
hiess  Mukauli ,  als  der  feindlichste  der  Nah  oder  Tah-nah ,  un- 
sichtbare Geisterwesen,  die  thierische  Formen  anzunehmen  ver- 
mögen. Winde  werden  durch  die  Fächer  derKelipho  verursacht, 
Tah-yumu  ist  die  Ursache  der  Elipsen.  Den  Vorfahren  (Mukha) 
werden  Opfergaben  dargebrächt  und  die  alte  Phibi  Yau  sitzt  auf 
einem  einsamen  Baumstumpf,  um  über  die  Kornähren  zu  wachen, 
wie  sie  reifen.  Die  Newars  (in  Nepaul)  vertrauen  die  Hut  derselben 
Fröschen  an,  die  sie  auf  ihren  Feldern  aufsuchen  und  unter  Ge- 
beten mit  gekochtem  Reis  füttern.  Die  Bgai  sehen  in  dem 
Farbenspiel  eines  Edelsteins  den  Geist,  der  ihn  bewohnt. 

Nach  der  Mythologie  der  Khyen  entstanden  alle  Dinge  aus 
dem  grossen  Weltenei,  aber  die  Karen  sprechen,  oder  haben 
wenigstens  den  Missionären  erzählt,  von  einer  Schöpfung  der 
Menschen  durch  Joah  (das  höchste  Wesen),  der  drei  Handvoll 
Erde  auswarf  und  aus  der  einen  die  Karen ,  aus  der  andern  die 
Birmanen  und  aus  der  dritten  die  Kala  entstehen  liess.    Als  im 


A'P 


Die  Karen  und  ihre  Ueberlieferongen.  139 

Anfange  noch  Alles  Wasser  war,  fragte  Joah  den  Totkah- 
(Linsoeh-)  Vogel,  wo  die  Erde  sei.  Der  Vogel  antwortete:  „in 
dem  Feuerplatze  Muchah's"  (des  ersten  Wesens),  und  dieser 
fand  sieh  zwischen  den  Zweigen  eines  Khlra-(Kaniinpi-)  Baums, 
der  allein  aus  den  Gewässern  hervorgewachsen  war.  Auf  Befehl 
ging  der  Vogel ,  heimlich  davon  zu  holen ,  und  brachte  das  Ge- 
stohlene dem  Joah,  der  einen  kleinen  Ball  (wie  einen  Goniin- 
Samen)  daraus  knetete  und  diesen  durch  das  Wasser  rollte.  Da 
überbreitete  sich  Alles  mit  milchig- weisser  Farbe  und  aus  Schaum 
verwandelte  sich  das  Ganze  in  die  feste  Masse  der  Erde.  Als 
seine  Gattin  (Mukoli  oder  Manatta)  einen  Sohn  geboren,  hieb  ihn 
Joah  in  zwei  Hälften  und  gab  die  eine  der  Mutter  zurück ,  um 
daraus  die  Thiere  zu  schaffen ,  während  er  die  andere  in  kleine 
Stücke  zerschnitt,  als  Samen  der  Menschen.  Mukoli  lebt 
weder  im  Walde  noch  im  Himmel,  noch  in  der  Erde,  sondern  in 
der  Mitte  zwischen  allen  drei.  Sie  hadert  mit  Gott  über  den 
Tod  ihres  Kindes  und  hat  in  ihrem  Zorn  die  Thiere  geschaffen, 
um  die  von  Gott  gebildeten  Menschen  zu  vernichten*).  Um  sie 
zu  verderben,  hat  sie  auch  böse  Leidenschaften  und  schlechte 
Handlungen  hervorgerufen  und  ferner  aus  Rache  die  Wissen- 
schaft der  Krankheiten  und  anderer  Unglücksfälle,  wodurch 
Menschen  sterben,  gelehrt.  In  ähnlicher  Weise  stört  und  ver- 
dirbt (bei  denKhonds)  die  Erdgöttin  (Tari-Pennu)  die  Schöpfung 
des  höchsten  Wesens  (von  dem  sie  zur  Gefährtin  gebildet  war), 
called  in  some  districts  Boora  Pennu  (the  god  of  light),  in  others 
Bella  Pennu  (the  Sun-god)  and  self-existing  (s.  Macpherson). 
Die  in  vielen  Mythologieen  Asiens  und  Amerika's  wieder- 
kehrende Mitwirkung  des  Vogels  ergiebt  sich  aus  der  natürlichen 
Anschauung,  dass,  wo  Alles  mit  Wasser  bedeckt  war,  nur  Fische 
und  Vögel  exi stiren  konnten,  von  denen  der  letztere  zu  Com- 
municationen  mit  dem  Gotte  im  Himmel  geschickter  ist,  obwohl 
auch  dem  ersteren  oft  genug  die  Hauptrolle  zugetheilt  wird.  Als 
aus  der   babylonischen  Schöpfung  die  Menschen  hervorkamen. 


♦)  Da  die  der  Haiuthiere  entbehrenden  Wilden  nur  die  ihnen  furchtbaren 
Banbtbiere  kennen.  ^ 


140  Birma. 

flohen  Adler  und  Walfisch,  die  bisher  ziisammengespielt  hatten, 
jener  in  die  Höhen,  dieser  in  die  Tiefe.  Zum  Vogel  kommt  natttr- 
lich  der  aus  dem  Wasser  hervorwachsende  Baum  als  Ruhepunkt. 
Nach  den  Birmanen  stellt  Yathandaya  mit  Gautama's  Erlaubniss 
einen  gigantischen  Storch  als  Karawit  oder  Karawita  (Karawih 
oder  König  der  Vögel),  den  sie  Hngct  mi  nennen,  auf  die  Kuppe  des 
centralen  Berges  (oder  vielleicht  den  durch  Buddha's  Bergpredigt 
berühmten  Geiersberg  bei  RaxakrU).  Nach  den  Chippeway  war 
der  feueräugige  Riesenvogel  der  erste  und  einzigste  Bewohner 
des  Weltalls,  das  das  donnernde  Rauschen  seiner  Schwingen 
füllte  (s.  Mackenzie).  Am  Ende  der  Fluth  bringt  das  grosse 
Boot  den  Medicin- Vogel  der  Mandans.  Die  Krähe  (Gigan) 
auf  dem  Nyaung-pin  (Banyanenbaum)  der  Lotus -Kalpa  ist 
der  vielwissende  Adler  auf  der  Esche  Yggdrasil.  Die  ein- 
.  äugige  Krähe  wird  in  der  birmanischen  Bearbeitung  des 
Ramayana  der  Vogel  des  Thagyamin  (Bo  oder  Grossvater) 
genannt,  der  "die  Welt  durchfliegt,  um  ihm  täglich  von  den 
Vorfällen  im  Kriege  mit  Lankapura  Kunde  über  Rama  und 
Lakshman  zu  bringen.  Sie  besass  früher  eine  gigantische 
Grösse ,  da  sie  aber  die  Pungyi's  beim  Essen  zu  belästigen  und 
ihren  Reis  nach  Harpyen-Manier  zu  besudeln  pflegte ,  so  fiel  sie 
bei  einer  solchen  Gelegenheit  einst  in  die  Hände  Rama's,  der  auch 
im  Dekkhan  den  Rishis  Ruhe  vor  Dämonen  giebt,  und  durch  das 
Drücken  seiner  mächtigen  Faust  wurde  sie  zu  ihrer  jetzigen  Ge- 
stalt reducirt.  Die  von  Ravana  abgestammten  Katodis  in  Konkan 
füttern  bei  Leichenbegängnissen  die  Krähen  (Kava)  zu  Ehren 
ihrer  verstorbenen  Vorfahren  und  die  Korawa  ziehen  daraus  Vor- 
bedeutungen. In  Vansavali  rühmt  sich  die  vierfüssige  (Chatoor 
Bhuj)  Krähe  desKulp-bur-Baumes,  dass  selbst  der  lOOOgesichtige 
Brahma  kein  Recht  habe  ihren  Schlaf  zu  stören.  In  siamesischen 
Fabeln  trifi^t  die  (von  Khunthong,  dem  goldköpfigen  Edelmann 
verlassene)  Krähe  einst  mit  dem  Nok-Jung  (dem  Pfau)  im  Walde 
zusammen  und  neidisch  seine  prächtigen  Farben  bewundernd, 
fragt  sie  ihn,  ob  er  sie  nicht  in  gleicher  Weise  bekleiden  könne. 
Der  gutmüthige  Pfau  erklärt  sich  bereit,  bestreicht  die  Krähe  am 
ganzen  Körper  mit  dem  schwarzen  Pech  des  Rakh-Baumes  und  geht 


Die  Karen  und  ihre  Ueberlieferungen.  141 

dann,  um  das  Silber  und  Gold  zu  holen,  mit  dem  sie,  wie  es  beim 
Verzieren  der  Götzen  geschieht,  beklebt  werden  soll.  Als  er 
aber  bei  seiner  Kückkehr  die  Krähe  vom  Aas  zehren  sieht,  fasst 
er  einen  solchen  Widerwillen,  dass  er  sie  in  ihrer  schwarzen 
Tracht  stehen  lässt  und  so  oft  er  ihr  jetzt  begegnet,  schlägt  er 
ein  £ad  mit  seinem  Schweif.  Nach  einer  mohamedanischen 
IVadition  schuf  Gott  in  der  Zeit  des  Moses  einen  weiblichen 
Vogel,  Enka  genannt,  mit  einem  Menschengesicht.  Nach  Hin- 
zufügung eines  männlichen  Gefährten  vermehrte  sich  ihre 
Nachkommenschaft,  die  sich  von  wilden  Thiereu  nährte  und 
Kinder  raubte,  bis  durch  Khaled's  Gebet  dieses  Geschlecht 
vernichtet  wurde.  In  der  sufischen  Mystik  weilt  die  Gott- 
heit Enka  auf  dem  Berge  Kaf  oder  (nach  Azz- eddin  Elmoca- 
deni)  Enka  maghreb  (Simurgh)  auf  einer  fernen  Insel,  von  Seen, 
Bergen  und  Feuerflammen  geschützt.  Als  die  von  ihrem  Könige 
Über  die  sieben  Thäler  der  Contemplation  geführten  Vögel  die 
Residenz  des  Simurgh  erreichten,  erschien  er  ihnen  bei  ihrer 
Wiedergeburt  als  dreissig  Vögel  und  doch  als  Einheit  (nach  Fe- 
rideddin  Attar).  Dieser  frühere  Rathgeber  der  Jins  oder  Genien 
hatte  sich  das  letzte  Mal  auf  Erden  an  Salomo's  Hofe  gezeigt. 

AlsYwa  im  Tode  lag,  Hess  er  die  Birmanen  vonBhamo  rufen, 
ihnen  mit  seinen  Sterbensworten  den  Segen  zu  ertheilen  und  hatte 
für  die  faulen  Karen,  die  zu  spät  kamen,  nichts  mehr  übrig.  Gott 
misebte  einst  das  Fleisch  aller  Thiere  *)  zusammen  und  forderte 
die  Karen  auf,  davon  zu  essen,  da  sie  dadurch  sicher  gegen 
Schaden  werden  würden,  aber  weil  der  unsichtbare  Na,  der  sich 
auf  den  Boden  hatte  fallen  lassen ,  ihnen  entging ,  kann  er  ihnen 
jetzt  in  Krankheiten  Leides  zufügen.  Wenn  in  früherer  Zeit 
Jemand  in  Krankheit  fiel ,  so  pflegte  Muchha  zu  seinem  Bette  zu 
kommen  und  seine  Verwandten  über  die  richtigen  Speisen  zu* 
unterrichten  und  daher  haben  die  Aeltesten  der  Karendörfer  ihre 


*)  Sing  Bongo ,  den  die  von  den  Marwars  in  Sinhabhnmi  getrannten  Uo 
(Menschen)  oder  Kola  (neben  Ote  Boram  in  Sirma  Thakur)  verehren ,  mischte 
aller  Arten  Speisen  zu  einem  grossen  Feste,  wo  jedes  seiner  12  Kinder-Paare  das 
ihm  Liebete  nehmen  sollte.  DieUo  wählten  das  Fleisch  von  Kindern  ondBäffehi. 


142  Birma. 

richtige  Kenntniss  der  für  die  Natfeste  pasdenden  Gerichte  ent- 
nommen. DieAeltesten  sind  zugleich  die  Häuptlinge,  wieTurpin 
auch  von  Siam  bemerkt :  Le  triste  privil^ge  de  Tage  donne  plus 
dedistinctions,  que  les  dignit^s.  Le  Mandarin  ^lev^  dans  un  poste 
Eminent,  est  oblige  de  c^der  le  pas  a  ses  inf^rieurs  plus  äg^s  que  lui. 

Phaya  Takin  (der  höchste  Herr)  heisst  Kasa-Yoa  bei  den 
birmanischen ,  und  Kasan-Yoa  bei  den  Talein-Karen.  Die  Nats 
werden  von  den  birmanischen  Karen  Bgrah  genannt.  Wenn  die 
Keis-Ernte  nicht  vielversprechend  aussieht,  so  schreiben  die  Karen 
diesen  Mangel  der  Abwesenheit  des  Reis  -  Kelah  zu,  der  zurück- 
gerufen werden  muss.  Der  menschliehe  Kelah,  der  sich  in  sieben 
Existenzen  manifestirt,  pflegt  zuweilen  den  Körper  zu  verlassen 
und  umher  zu  wandern ,  wo  es  dann  uöthig  wird ,  ihn  durch  den 
Wi  zurück  zu  rufen.  The  moral  principle ,  which  sins  or  acts 
rightly,  is  thah,  Kelah  being  the  bad  passions.  The  spirit  Tso 
resides  in  the  upper  part  of  the  human  head  and  as  long,  as  he 
keeps  bis  seat,  no  Kelah  can  do  any  mischief.  But  in  order  for 
him  to  do  it,  the  headmust  be  attended  to.  Its  owner  must  attire 
it  handsomely  and  keep  it  out  of  the  reach  of  danger.  The 
Kephoo  is  the  stomach  of  a  wizard ,  prowling  about  at  night  (und 
auch  den  Malayen  bekannt).  The  theret  (the  souls  of  men  unti- 
mely  slain)  feed  on  Kelahs.  The  Xahmus  and  Tahkas  (spirits 
of  wicked  men)  in vest  themselves  with  theformsof  loweranimals. 

„Eine  grosse  Klasse  geistiger  We8en,  welche  sich  in  viele 
Unterabtheilungen  bringen  lassen ,  fassen  die  Karen  unter  dem 
allgemeinen  Namen  Kelah  zusammen.  Die  ursprüngliche  Be- 
deutung dieses  Namens  ist:  rein,  unvermischt,  hell  oder  durch- 
sichtig. Man  nimmt  an,  dass  jeder  Gegenstand*)  seinen  Kelah 
hat.  Aexte  und  Messer,  wie  Bäume  oder  Pflanzen  sollen  ihren 
*besondern  Kelah  haben.  Wenn  man  bei  drohender  Missernte  den 
Reis -Kelah  zurückzurufen  sucht,   bedient  man  sich  folgender 


*)  In  Indien  verehrt  der  Handwerker  seine  Instrumente  nnd  der  Schmied 
anch  im  Kankasus.  In  der  Atharva  Veda  werden  den  Opferwerkzengen  göttliche 
Kräfte  zngescbri«ben,  wie  (bei  Mnir) :  The  ladlc  (jnhü)  has  established  the  sky, 
the  ladle  (apabhrt)  the  atmosphere  and  the  ladie  (dhrava)  the  stable  earth. 


k^ 


Die  Karen  und  ihre  Ueberliefemng^n.  143 

Formel :  „0  komm  zurück,  Kelah,  komm  auf  da»  Feld !  Komm 
auf  den  Reis !  Mit  dem  Samen  der  ausgeworfenen  Art  komm ! 
Komm  aus  dem  Flusse  Kho,  komm  aus  dem  Flusse  Kaw,  von  der 
Stelle ,  wo  sie  sich  vereinigen,  komm !  Komm  aus  dem  Westen, 
komm  aus  dem  Osten!  Aus  dem  Kröpfe  des  Vogels,  aus  den 
Backentaschen  des  Affen ,  aus  der  Kehle  des  Fl^phanten  u.  s.  w. 
Komm  aus  den  Quellen  der  Flüsse  und  aus  ihren  Mündungen ! 
Komm  aus  dem  Lande  Schan  oder  Burman !  Aus  den  Bezirks- 
königreichen komm!  Aus  allen  Kornböden  komm!  0  Reis- 
Kelah,  komm,  komm  auf  den  Reisl"^  Sie  glauben,  dass  alle 
geringeren  Thiere  ihre  Kelahs  besitzen,  mit  der  Neigung  aus 
dem  jedesmaligen  Thiere  auszuwandern.  Wenn  der  Kelah 
mit  einem  Feinde  zusammentrifft,  so  ist  dasjenige  Thier, 
welchem  er  (der  Kelah)  angehört,  dem  Tode  verfallen."  (Gross.) 
Vom  menschlichen  Kelah  glaubt  man,  dass  er  den  Körper 
verlassen  oder  nach  Belieben  wandern  kann.  Krankheit  erfolgt, 
wenn  er  über  eine  gewisse  Zeit  hinaus,  oder  der  Tod,  wenn 
er  dauernd  festgehalten  wird.  (Wade.)  Umgehende  Gespenster 
heissen  (bei  den  Karens)  Sekhahs.  Opfer  werden  ihnen  nicht 
gebracht.  Es  sind  die  Geister  von  Kindern  oder  Personen, 
welche  in  Folge  eines  Unfalles  nicht  begraben  worden  sind, 
oder  von  alten  Personen,  welche  an  Altersschwäche  gestorben 
sind.  (CrosB.)  Die  Plupho  (Bewohner  der  Unterwelt)  sind  die 
Geister  aller  Personen,  welche  nach  ihrem  Tode  an  ihre  zu- 
kommenden Plätze  gehen,  solcher  Todten,  welche  weder 
Therets  noch  andere  böse  Geister  werden.  Sie  gehen  in  ihr 
eigenes  Land  und  erneuem  ihre  irdischen  Beschäftigungen. 
Die  Xahmus  oder  Tah-kas  sind  Gespenster  oder  die  Geister 
der  Tyrannen  oder  Unterdrücker  oder  aller  derer,  welche  sich 
grosser  Bosheit  (gegen  die  Karen)  schuldig  gemacht  haben  und 
vor  Allem  gehören  die  Burmans  zu  dieser  Kategorie.  Nachdem 
sie  den  Körper  verlassen  haben,  erscheinen  sie  in  der  Gestalt  von 
Pferden,  Elephanten,  Hunden,  Krokodilen  oder  Schlangen,  Geiern 
oder  Enten  (und  dies  nicht  etwa  in  Folge  der  Seelenwanderung, 
sondern  der  unmittelbaren  Wahl  de» Geistes).  Als  Erscheinungen 
zeigen  sie  sich  zuweilen  in  Baumgrösse  oder  man  sieht  sie  in 


144  Birma. 

tiefen  Einsamkeiten  der  Wälder  oder  Jungein,  ihre  Nahrung 
auf  den  Bäumen  suchend.  (Gross.)  „Wenn  der  Wee  den  Auf- 
trag  erhält,  den  Schatten  eines  Verstorbeneu  oder  den  fortge- 
wanderten eines  Lebenden  zurückzurufen,  bleibt  sein  Forschen  in 
den  Regionen  der  Todten  bisweilen  ohne  Erfolg.  Aber  um  seinen 
wohlwollenden  Zweck  nicht  zu  verfehlen  und  den  gegebenen  Auf- 
trag auszufuhren,  ergreift  er  wohl  den  Schatten  einer  noch 
lebenden  Person ,  der  ihm  vor  seine  Augen  kommen  sollte ,  und 
indem  er  ihn  zu  der  verstorbenen  Person  hinlenkt,  giebt  er  diese 
dem  Leben  zurück.  Die  Folge  davon  ist  jedocli,  duss  die  lebende 
Person,  deren  herumschweifender  Geist  in  einem  wandelnden 
Traume  oder  in  der  Stunde  des  Schlafes  sich  zu  weit  von  seiner 
Heimath  weg  gewagt  hatte,  von  Krankheit  befallen  wird  oder 
stirbt.  Wenn  nun  wiederum  die  letzt  verstorbene  Person  Freunde 
hat,  welche  die  Dienste  des  Wee  anrufen,  so  sucht  dieser  (wohl- 
wissend, welche  Richtung  der  Schatten  der  unglücklichen  Person 
genommen  hat,  um  in  deu  Körper  eines  Nachbars  zu  fahren  oder 
ihn  wiederzuerwecken)  abermals  rings  herum  nach  einem  im 
Traum  weiterschweifenden  Schatten ,  ergreift  ihp  und  leitet  ihn 
in  den  neu  verstorbenen,  und  auf  diese  Weise  ist  durch  eine 
Reihenfolge  von  Todesfällen  Anlass  zu  grossem  Elend  gegeben. 
Hier  ist  noch  eine  Klasse  von  Propheten ,  welche  Bookhos  oder 
Meister  der  Feste  (die  Priester  der  Religion)  genannt  werden. 
Sie  haben  Methoden ,  in  Kranklieitsfällen  die  Zukunft  zu  bestim- 
men, übernehmen  die  Leitung  der  religiösen  Ceremonieen  des 
Volkes  oder  lehren  die  Doctrinen  von  den  Systemen ,  welche  sie 
bei  der  Gottesverehrung,  den  Zaubereien  u.  s.  w.  annehmen.  Sie 
sind  nicht  so  gefürchtet,  wie  die  Wee's  und  im  Allgemeinen  ge- 
achteter, sie  sind  die  Häupter  der  Gemeinden,  aber  abgesondert 
von  den  erblichen  Häuptern,  obgleich  sie  bisweilen  den  Charakter 
und  das  Amt  beider  in  sich  vereinigen." 

Nach  einem  Märchen  der  Karen  lebte  in  alter,  alter  Zeit 
ein  armer  Mann  zwischen  lauter  reichen  Nachbarn.  Er  nahm 
einst  eine  vom  Alter  gebückte  Frau  bei  sich  auf,  die  von  den 
Thüren  der  Reichen  weggetrieben  war,  und  deshalb  gab  sie  ihm 
drei  Samen ,  um  stets  reiche  Ernten  zu  erzeugen ,  wogegen  sie 


I)ie  Karen  und  ihrcÜcbcrlieferungeti.  145 

die  Wohnungen  und  Felder  seiner  Umgegend  mit  Wasserfluthen 
zerstörte,  aus  denen  nur  er  allein  gerettet  wurde.  Seitdem  singen 
die  Karen  bei  der  Ernte  zur  Grossmutter  Bieyau. 

Die  Karen  glauben,  dass,  wenn  ein  Todesfall  durch  Hexerei 
verursacht  ist,  die  Leichenbestatter,  während  sie  mit  ihren  langen 
Stangen  den  Körper  auf  dem  Scheiterhaufen  herumwinden ,  die 
schädliche  Substanz  in  der  Gestalt  eines  Stückes  Haut,  Schweine- 
fleisches oderAehnliches  finden.  Sie  pflegen  es  dann  den  Umste- 
liendeu  als  Beweismittel  zu  zeigen  und  suchen  es  zu  verbrennen, 
was  aber  nur  schwer  gelingt.  Sollte  Jemand  davon  essen ,  so 
würde  er  für  immer  gegen  alle  Nachstellungen  seitens  der  Hexen 
sicher  sein. 

Nach  Sangermano  zerstörten  die  Carian  bei  einem  Todesfalle 
ihre  Dörfer  (wie  die  Neger  ihre  Häuser),  um  die  gefährliche  Njich- 
barschaft  der  abgescliiedenen  Seelen  loszuwerden,  die  (nach 
Marini)  sich  auch  bei  den  Laos  in  eine  £cke  des  Sterbehauses 
zurückzielien  und  dort  gefuttert  werden  müssen,  um  keinen 
Schaden  anzurichten.  Nach  den  Ho  wandern  die  abgeschiedenen 
Geister  am  Tage  umher,  ziehen  sich  aber  bei  Nacht  in  die  Häuser 
zurück.  Unter  den  Corar  (in  Tulava)  werden  die  Vei*storbenen 
zu  Pysachi  und  quälen  ihre  Nachkommen,  wenn  diese  nicht  dem 
durch  einen  Stein  repräsentirten  Buta  Opfer  bringen. 

Die  birmanischen  Karen ,  die  sich  selbst  Fanganyo  nennen, 
heissen  Patch  bei  den  Pw  o-karen ,  die  sich  Moteh  nennen.  Die 
birmanischen  Karen  bezeichnen  die  Karen  Toungnu's  als  Bgay, 
die  Talein  als  Taloch  und  die  Birmanen  als  Bigoh.  Ausserdem 
erhalten  die  birmanischen  Karen  den  Namen  Sobahetjay  (der 
König  kommt)  9  weil  einst  ein  birmanischer  König  auf  der.  Reise 
nach  Kangun  unter  ihnen  Nachtlager  hielt,  und  werden  G^lahay 
(die  Kala  kommen)  oder  Lotho  (Kanonendonner)  genannt«  Bei 
einem  Todesfalle  unter  den  birmanischen  Karen,  die  die  Nach- 
barschaft  Pegu's  bewohnen,  werden  die  Knochenreste  nach  dem 
Verbrennen  in  die  £rde  eingescharrt,  aber  nach  3  oder  4  Jahren 
wieder  ausgegraben  und  auf  eine  in  der  Nähe  des  Hauses  errichtete 
Schaubühne  gelegt,  wo  man  sie  mit  Zeug  bedeckt  und  mit  Tüchern 
umhängt.   Die  Knaben  und  Mädchen  des  Dorfes  oder  der  Familie» ' 


V     k 


146  Birma 

in  zwei  Chöre  getheilt,  singen  dort  während  des  Festes  und  an 
einer  an  der  Seite  der  Bühne  aufgesteckten  Stange  wird  der  von 
dem  Verstorbenen  getragene  Ring  an  einem  Faden  aufgehängt, 
worauf  derselbe  sogleich  hin  und  her  zu  schwingen  beginnt  und 
in  beständiger  Bewegung  bleibt,  ohne  eine  bewirkende  Ursache. 
Die  Freunde  des  Verstorbenen  treten  dann  Einer  nach  dem  Andern 
an  die  Stange  heran  und  bei  der  Annäherung  eines  Solchen,  der 
von  ihm  geliebt  war,  fällt  der  Ring  heraus,  wenn  nicht,  bleibt  er 
unbeweglich.  Dann  werden  alle  Dinge,  die  frflher  dem  Verstor- 
benen gehörten,  zerbrochen  und  in  einem  bedeckten  Korbe  durch 
einen  dafür  bezahlten  Mann  nach  der  Spitze  des  Akauntaun- 
Berges  getragen,  wo  über  den  Knochen  sämmtlicher  Verstorbenen 
eine  weisse  Pagode  errichtet  und  von  Belu  (Ungeheuern)  bewacht 
wird,  so  dass  Niemand  dorthin  gehen  kann,  ohne  in  Krankheit 
zu  fallen.  Als  allen  Karen  gemeinsam  und  für  sie  charakteristisch 
gilt  ihr  Gebrauch,  aus  den  auf  Hühnerknochen  beobachteten 
Löchern  Vorhersagungen  zu  ziehen.  Doch  findet  sich  bei  Purchas 
Aehnliches  in  Camboia(Kambodia).  Whenthey  intend  a  joumey, 
they  use  divination  with  the  feet  of  a  henne  to  know  whether  it 
will  be  lucky  or  not. 

Unter  ihrer  Königin  Kaniamoh  lebten  die  Ejtrennih  (die 
rothen  Karen  oder  Kaya),  von  den  Schan:  Niang  genannt,  in 
Hotelleh  an  der  Stelle  des  jetzigen  Ava.  Als  eines  Tages  die 
Königin  im  Walde  lustwandelte,  sah  sie  eine  silberne  Blume 
aus  der  Erde  hervorsprossen  und  die  Karennih  versammelten  sich 
und  tanzten  voll  Jubel  um  sie  herum,  Gott  für  das  wohlwollende 
Zeichen  dankend,  das  er  ihnen  gesendet.  Als  der  Ruf  dieses 
wunderbaren  Schatzes  zu  den  Birmanen  drang,  kamen  sie  herbei 
und  verlangten  den  Besitz  für  sich  und  drohten  bei  Weigerung 
mit  Gewalt,  die  Karennih  verachtend,  die  nur  Rattan's  zur  Ver- 
theidigung  gegen  ihre  Eisenspeere  hatten.  Aber  dennoch,  als  es 
zum  Kampfe  kam,  behielten  die  Karennih  die  Oberhand,  und 
ihnen  blieb  stets  der  Sieg ,  bis  sie  sich  eines  Tages  überreden 
Hessen,  dass  eiserne  Nägel  dauerhafter  sein  würden,* und  so  ihre 
Rattan's  wegwarfen ,  um  sie  für  bessere  Wafifen  zu  vertauschen. 
Die  Birmanen  aber  nahmen  die  Rattan's  auf  und  erwiesen  sich  jetzt 


Die  Karen  und  ihre  Ueberlieferungen.  147 

als  die  Starkem.  Die  Königin  wurde  getödtet  und  die  Karennih 
wurden  nach  Toungnu  getrieben.  Ungefähr  siebzehn  Generationen 
sind  seitdem  vergangen ,  aber  die  Karennih  werden  nie  mit  den 
Birmanen  Frieden  schliessen,  da  das  Blut  ihrer  Königin  stets  zu 
i^hen  bleibt.  Ein  Theil  der  Karennih  (unter  Tawieh)  flüchtete 
nach  der  chinesischen  Grenze,  und  der  unter  dem  Häuptlinge 
Sachrkuoscby  in  Toungnu  angesiedelte  Rest  der  Nation  zog  sich 
später  (in  Vereinigung  mit  den  Talia,  die  ihnen  gefolgt  waren) 
vor  den  nachdringenden  Birmanen  in  ihre  jetzigen  Berge  zurück, 
aus  denen  sie  die  Schans  vertrieben.  Ihr  Häuptling  Kapogyi 
residirt  in  dem  Dorfe  Depott.  Als  im  vorigen  Jahrhundert  Prinz 
Papomen-gyi  (Kotzo)  oder  Tologo  unter  den  Karennih  eine  Zufluclit 
suchte,  erkannte  ihn  der  östliche  Theil  des  Volkes  für  seinen 
Fürsten  an  und  trennte  sich  dadurch  von  dem  westlichen  Häuptling 
(Kapogyi)  ab.  Die  von  Hamilton  erwähnten  Karen,  die  171)5  von 
dem  König  von  Ava  abfielen ,  scheinen  der  geographischen  Lage 
nach  die  Karennih  zu  sein. 

An  ihrem  Jahresfeste  richten  die  Karennih  vier  Stangen  vor 
dem  Hause  Kapogyi's  auf  und  verzieren  sie  an  der  Spitze  mit 
Blättern,  so  dass  sie  einer  Palme  gleichen.  Sie  umwandeln  dann 
zwei  derselben  und  opfern  Hühner,  worauf  sie  in  der  den  Kaien 
bekannten  Weise  durch  Zerbrechen  von  Hühnerknochen  Vorbe- 
deutungen zu  ziehen  suchen.  Auf  die  Gräber  ihrer  Verwandten 
setzen  sie  einen  Vogel.  Auch  die  Kamtih  verehren  in  einem 
Bambu- Pfeiler*)  die  göttliche  Kraft,  die  darin  einziehend,  die 
angebundenen  Zweige  beugt.  Die  Kagas  pflanzen  ihren  Speer 
in  die  Erde  und  nennen  ihn  ihren  Kaj ah.  Nach  den  Mittheilungen, 
dieCapitainBumes  mir  machte,  sind  die  Karennih  sehr  dem  Braunt- 
weintrinken  ergeben,  so  dass  er  alle  seine  Geschäfte  wegen 
Teakholzes  mit  ihnen  Morgens  abmachen  musste,  weil  sie  am 
Nachmittag  stets  in  einem  Zustande  sinnloser  Aufregung  seien 


*)  Pendant  la  demiere  nnit  de  Tannee,  il  est  d'usage  de  planter  dcvant* 
les  portes  des  maisons  an  bambon  c^^leve  an  bont  duqiicl  est  nne  espece  de  boite, 
^alement  en  bambon,  dans  laquelle  on  place  du  betel,  de  l'arec  et  du  ohnux. 
Cette  botte  est  entonree  de  papier  d'or  et  d'argent ,  sagt  Tran^-hoei-dnc  ron  den 
Gebräuchen  des  untern  Cochinchina  (s.  Aubaret). 

10*  .       ' 


148  Birma. 

imd  nur  mit  Specren  und  Schwertern  um  sich  schlügen.  Jeder, 
dem  man  auf  dem  Wege  begegne  (erzählte  mir  Capitain  Lloyd), 
trüge  auf  dem  Kücken  einen  mit  Branntwein  gefüllten  Schlauch 
und  im  Munde  eine  damit  communicircnde  Köhre,  um  keine  Minute 
ohne  dieses  begeisternde  Getränk  zu  sein.  In  Zimmay,  Labong  und 
Lagong  verhandeln  die  rothen  Karen  Stocklack  oder  Sklaven  für 
Kindvieh. 

Nach  den  rothen  Karen  wurden  Uimmol,  Erde  und  alle 
Dinge  durch  Eapay  geschaffen ,  der  erst  mit  den  Menschen  zu- 
sammenlebte ,  sie  aber  später  ihres  Ungehorsams  wegen  verliess 
und  jetzt  im  „siebenten  Himmel  weilt."  DIq  Karennih  rühmen 
sich,  nur  den  Himmel  zu  verehren,  weil  sie  nur  ihn  fürchten. 

Eine  Mythe  der  rothen  Karen  lässt  alle  Menschen  ursprüng- 
licli  von  einer  Frau,  Phabih  genannt,  abstammen,  die  in  der 
Gegend  des  jetzigen  Ava  lebte  und  durch  ihre  drei  Söhne  die 
Mutter  der  Chinesen,  derKala's  und  der  Karen  wurde.  Im  Norden 
von  DwonTalwee  steht  eine  hohe  Pagode,  die  Kesidenz  vonPha- 
bo,  und  noch  Niemand  war  im  Stande  den  krönenden  Schirm  auf 
dieselbe  zu  setzen.  Aber  eine  grosse  Versammlung  der  Nationen 
wird  Statt  linden,  sie  ist  tagtäglich  erwartet,  und  dann  wird  eine 
Himmelsjungfrau  (eine  Nat-thamee)  auf  die  Erde*)  steigen,  bei 
deren  Anblick  Chinesen,  Kala's  und  Karen  in  gleicher  Lust  ent- 
brennen und  mit  einander  kämpfen  werden ,  bis  das  Blut  au  ihre 
Kniee  reicht.  Die  Nat-thamee  wird  dann  um  die  Ursa<;he  dieses 
mörderischen  Beginnens  fragen  und  wenn  sie  dieselbe  eifahren, 
denjenigen  der  Häuptlinge  zu  ihrem  Gatten  wählen ,  der  ihr 
Schwert  aus  der  Scheide  zu  ziehen  vermag.  In  Kamrup  wird 
die  Wiederkehr  des  noch  lebenden  Komoteswar  erwartet,  an  der 
die  Göttin  des  Entzückens  sich  wieder  mit  ihrem  früheren  Glänze 
bekleiden  wird,  und  alle  die  Nationen  der  fremden  Eroberer,  die 
den  Boden  des  Landes  drückten,  die  Bhoteas,  Assainesen,  Koch, 
Yovew,  durch  gegenseitiges  Morden  vertilgt  werden.  Nach  den 
^  Höhlen  Bhot's  in  der  höchsten  Gebirgslinie  des  Himalaya  hat  sich 

^  Fa-IIian  sah  in  d<{m  (1183  zerstörten)  Tiiinkathanago  oder  Tsampatha- 
nago  die  Leiter,  auf  der  Buddha  aus  dem  Nathimmel  auf  die  Erde  Bur&ck- 
gekehrt  war. 


Die  Karen  und  ihre  Ueberliefemnjjen.  149 

Vyasa  zurückgezogen  und  weilt  noch  dort,  umgeben  von  seinen 
Heiligen. 

In  den  von  Pegu  sichtbaren  Bergen  lebt  der  grosse  Heroe 
(Luzunggaung)  Moolay-Phaya  (Morley),  den  die  Karen  ver- 
ehren. Sie  stellen  täglich  in  ihren  Häusern  Reis  für  ihn  bei 
Seite  und  zu  seiner  Ehre  tanzen  sie  am  Vollmond.  Er  regiert, 
von  Engländern  und  Birmanen  unabhängig,  über  ein  grosses 
Volk,  wie  es  Solche  berichtet  haben,  die  bestimmt  sind,  an  seinem 
später  in  Pegu  aufzuschlagenden  Hofe  als  Edelleute  zu  fungiren. 
Er  vermag  zum  Himmel  aufzufliegen  und  besitzt  einen  wunder- 
baren Bogen,  dessen  Pfeil,  wenn  einmal  abgeschossen,  alle  seine 
Feinde  tödten  wird,  so  dass  die  Erde  mit  ihren  Knochen  wie  ein 
weisses  Leichentuch  bestreut  sein  wird.  Die  Zeit  seines  Kommens 
ist  noch  nicht  erflUlt,  aber  nahe  an  Hand.  Mitunter  greifen  die 
Kala's  Jemand  auf  und  stecken  ihn  ins  Gefängniss,  weil  sie  glauben, 
dass  es  Moolay  wäre.  Aber  sie  sind  stets  getäuscht,  den  rechten 
haben  sie  noch  nie  gehabt.  Der  erwartete  Messias,  den  die  Boo- 
koos  den  Karen  inTenasserim  predigten,  ist  jetzt  durch  die  I^hre 
der  Missionäre  ersetzt  und  zum  Theil  einheimisch  amalgamirt. 
The  great  Kasyapa  about  to  enter  Nirvana  having  delivered 
the  law  to  the  keeping  of  Ananda,  took  the  robe,  which  Buddha 
had  committed  to  him  and  entered  the  cock-footed  mountain 
(Kukkutapadagiri)  to  enter  Samadhi,  awaiting  the  time,  when 
Maitreya  should  be  born  on  earth.  As  king  Ajasat  arrived,  the 
mountain  opened  itself  and  there  he  saw  Kasyapa  holding  the 
robe,  sitting  with  devout  mien  in  the  midst  of  it,  citirt  Beale  aus 
II  wui  Wah  Tai  Sse's  Commentar.  In  dem  Kommen  des  Sosiosh 
wird  je  nach  der  Auffassung  das  Königreich  dieser  oder  das  jener 
Welt  besonders  hervorgehoben. 


In  der  Stadt  Twantay  verwickelte  sich  ein  Boot  in  den 
Btlschen  der  Schleusen ,  die  der  Obmann  der  Fischergilde  über 
den  Canal  gelegt  hatte.  Der  Bootsnumn  sah  sich  atisser  St^ind 
die  hohe  Summe  der  verlangten  Entschädigung  zu  zahlen,  und 
bot  zur  Ausgleichung  ein  kleines  Götzenbild  an,  das  er  aus  dem 
Schlamm  aufgefischt  hatte.     Der  Fischer,  Monng  Schwe  La  mit 


150  Birma. 

^^aiucn,  acecptirtc  die  Fi^ur  und  stellte  sie  in  Beinern  Hause  auf. 
Er  war  so  eifrig  in  seiner  täglichen  Verehrung  derselben,  dass 
der  Spruch  entstand : 

Phaya  taka  (Laienbnider) 
MuuDg  Schwc  La, 

die  l^esuche  häuften  sieh,  und  schliesslich  kamen  Leute  von  allen 
Seiten  gleichfalls  anzubeten.  Der  Fischer  bat  den  Gott,  ihn  im 
Traume  zu  benachrichtigen,  ob  er  noch  einen  jUngern  Bruder 
iiätte  und  erhielt  Anweisungen,  nach  welchen  er  in  der  Thai  ein 
zweites  Bild  an  der  bezeichneten  Stelle  fand,  und  dann,  als  er 
neue  Anfragen  gestellt  hatte,  noch  ein  drittes.  Die  Zahl  der 
Frommen,  die  an  ihn  glaubten,  wuchs  beständig,  und  der  birma- 
nische Myohwun  (Stadtrichter)  erklärte  sich  überzeugt,  dass  dieser . 
Heilige  ein  Phaya-alaun  oder  embryonaler  Buddha  sein  müsse. 
Der  Fischer  lehnte  anfangs  diesen  Ehrentitel  ab,  als  man  ihn  aber 
von  allen  Seiten  drängte,  erklärte  er,  es  von  der  Gottheit  abhängig 
machen  zu  wollen  und  es  ihr  zu  überlassen,  ob  sie  ihm  ein 
Zeichen  geben  würde.  Als  es  nun  geschah,  dass,  während  alles 
Volk  beisammenstand,  sich  ein  fliegendes  Eichhörnchen  auf  dem 
Hause  des  Fischers  niederliess,  so  riefen  alle  aus  einem  Munde, 
jetzt  sei  kein  Zweifel  mehr,  dass  er  in  der  That  Arimateya  sei 
und  1)estimmt,  dicKala's  ausRangun  zu  vertreiben.  Man  begann 
damit,  den  assistirenden  Commissär,  eurasischer  Abkunft,  der 
später  in  l'rome  neue  Abenteuer  mit  Räubern  zu  bestehen  hatte, 
zu  überfallen  und  ins  Loch  zu  stecken,  aber  die  Herrlichkeit  war 
bald  zu  Ende ,  als  in  den  nächsten  Tagen  von  Rangun  einige 
Polizisten  eintrafen  und  die  Schuldigen  zur  Verantwortung  zogen. 
Dies  geschah  im  Jahre  1858.  Ein  anderer  Phaya-alaun  indessen, 
der  sich  1860  erhob,' wurde  gefährlich  genug,  um  ernstliche  Be- 
sorgnisse für  die  Sicherheit  der  Stadt  Toungnu  einzuflössen  und 
Capitaiu  Lloyd  mus'ste  ihm  mit  allen  disponiblen  Truppen  entgegen- 
ziehen. Nachdem  er  seine  Leute  zerstreut  hatte,  Hess  er  ihn  am 
nächsten  Baume  hängen.  Die  Soldaten  trafen  ihn  mit  gekreuzten 
Beinen  unter  einem  Baume  sitzend  und  hielt  er  in  seiner  Hand 
ein  verzaubertes  Tuch,  das  ihn  aber  nicht  rettete. 

In  den  Wäldern  nahe  bei  Sagain  lebt  ScbinbarinTukkausedoh 


* 


Die  Karen  and  ihre  Ueberliefemngen.  151 

oder  der  weise  Mann  des  Tukkaun  -  Klosters ,  ein  Priester ,  der 
früher  den  Namen  Uso  führte.  Er  isst  nur  einmal  täglich  und 
giebt  nie  auf  Fragen  Antwort.  Während  der  regnigten  Jahres- 
zeit kommt  er  zu  dem  nächsten  Kyaung,  um  dort  zu  schlafen, 
aber  während  der  andern  Monate  lebt  er  unter  einem  Baum  wollen- 
bäum  und  hat  in  der  Nähe  desselben  eine  bedeckte  Grube»  um  die 
ihm  gebrachten  Gaben,  die  besonders  in  Zeugen  bestehen,  und  den 
Überflüssigen  Reis  aufzubewahren.  In  der  Tageszeit  sitzt  er  dort 
und  liest  in  Büchern ,  die  er  aus  der  in  dem  Kloster  verwahrten 
Kiste  mitgebracht  hat  Er  wird  Gott  (Phaya)  werden  und  ist  der 
einzige  Mann  in  Birma,  der  so  nahe  zum  Nibpan  gelangt  ist. 
Fliegen  kann  er  bis  jetzt  noch  nicht 

Diese  Mittheilung  wurde  mir  mit  aller  Ueberzeugung  eines 
Gläubigen  gesprächsweise  während  meines  Aufenthaltes  in  Man- 
dalay  (1862)  gemacht  Auch  die  chinesischen  Pilger  wurden 
von  den  ihre  Heiligkeit  anstaunenden  Indiern  gefragt,  ob  sie  noch 
nicht  bald  fliegen  könnten,  denn  die  Erwerbung  dieser  übernatür- 
lichen Kräfte  muss  der  Erlangung  der  Buddhawürde  vorangehen 
und  ist  so  ein  unangenehmer  Prüfstein  für  Competenten.  Wie  der 
Unglaube  Mihirakula's ,  des  in  Qakala  residirenden  Königs  von 
Tsekia,  soll  PhayaMilintba's  Verfolgung  gegen  die  Priester  haupt- 
sächlich dadurch  hervorgerufen  sein,  weil  er  sie,  die  nicht  mehr,  wie 
in  alter  Zeit,  Wunder  zu  wirken  verstanden,  sämmtlich  für  Betrüger 
gehalten ,  aber  ein  kambodischer  Mönch  erklärte  mir  mit  grosser 
Selbstzufriedenheit,  wie  Nagasena  ihn  belehrt  habe,  dass  solche 
Beweise  in  der  jetzigen  Weltperiode  nicht  mehr  erforderlich  seien. 
Indess  scheinen  sie  sich  zu  Louböre's  Zeit  noch  harten  Proben 
unterworfen  zu  haben,  da  er  von  einer  Klasse  der  Heiligen  spricht, 
die  sich,  wie  die  von  den  Griechen  bewunderten  Gymnosophisten, 
lebendig  in  den  Tempeln  Siam's  verbrannten.  Der  Name  Phra 
thian  theh  wird  wahrscheinlich  bedeuten  sollen  der  ächte  Phra- 
Sian  (Arimateya).  Während  meines  Aufenthalts  in  Bangkok 
hörte  ich  ein  Gerede,  als  ob  vor  einigen  Jahren  noch  etwas  Aehn- 
liches  an  den  Ufern  des  Menam  vor  sich  gegangen ,  doch  konnte 
ich  nicht  ausmachen ,  ob  es  sich  nicht  vielleicht  auf  die  Schiiten 
bezog,  deren  geistliches  Oberhaupt  beim  Jahresfest  durch  zwei 


* 


/«•. 


152  Bfrma. 

Feuer  zu  schreiten  pflegt,  und  die  >'ielleicht  in  ihrem  Fanatis- 
mus zuweilen  weiter  gehen.  In  einer  Chronik  fand  ich  bemerkt, 
dass:  Xalu  I.  Sok  1131  (der  Chunlosakkharat,  dem  Jahre  des 
Ochsen  im  ersten  desCyklus)  oder  1769  p.  d.  ein  (buddhistischer) 
Priester  (Phra-Song)  durch  das  Feuer  gegangen  sei,  vielleicht  noch 
eine  spätere  Nachahmung  des  letzten  Patriarchen  Indiens  Ban- 
neyadora.  Vor  einigen  Jahren  geschah  es,  sagt  Turpin,  dass  ein 
fanatischer  Talapoin  aus  Langcrwcile  über  die  Einf(>rmigkeit  des 
Mönchslebens  sich  in  einen  Tempel  während  der  Nacht  zurück- 
zog, um  seinen  Körper  dem  Götzen  als  Braudopfer  darzubringen. 
Er  wickelte  sich  in  Leinwand  ein,  die  mit  Theer  und  Pech 
durchtränkt  war,  und  zUndete  sie  an,  dass  er  rasch  verbrannte. 
Am  nächsten  Morgen,  als  man  die  Thür  des  Tempels  öflTnete, 
fanden  ihn  seine  verwunderten  Collegen  zu  den  Füssen  des 
Götzen.  Das  Gerücht  dieses  Oi)fers  verbreitete  sich  ringsum 
und  die  Leute  eilten  von  allen  Seiten  herbei ,  dem  angeblichen 
Märtyrer  Ehre  zu  erweisen.  Der  König  Hess  ihm  auf  seine 
Kosten  kostbare  Begräbnissfeierlichkeiten  veranstalten,  denen 
die  höchsten  Würdenträger  der  Geistlichkeit  beiwohnten.  Durch 
diese  Ehrenbezeigungen  wurde  ein  Anderer  verführt,  sein  Bei- 
spiel nachzuahmen  und  schloss  sich  in  den  Tempel  Pipli  ein, 
aber  bei  der  ersten  Empfindung  des  Schmerzes  schüttelte  er 
rasch  sein  Kleid  ab  und  kam  mit  einigen  Brandwunden  davon. 
Au  lieu  des  honneurs  qu'il  attendait  pour  prix  de  ee  sacrifice, 
il  n'essuya  que  les  railleries  de  ^es  confr^res  et  le  möpris  du 
public. 

Die  Reisenden  des  Mittelalters  geben  vielfache  Schilderungen 
von  religiösen  Festlichkeiten  in  Hinterindieu,  bei  denen  Götter- 
wagen umhergezogen  wurden,  unter  den  aus  Jaggarnauth  be- 
kannten Greueln,  die  schon  Bruton  (1632)  dort  sah.  Auch  in 
Siam  bestand,  wie  in  Ceybm,  das  Wagenfest,  aber  nicht  in  Laos. 
In  Aracan  wurde,  nach  Pinkerton ,  das  schwere  Gerüst  über  zer- 
quetschte Menschenkörper  hingezogen,  und  Ribadeneyra  erzählt 
aus  Calaminao  9  wie  dann  ein  Priester  sogleich  herabgestiegen, 
um  Stücke  des  zuckenden  Fleisches  dem  Volke  zur  Verehrung 


j. 


Die  Karen  nnd  ihre  Ueberlieferunjren.  153 

vorzuhalten.  Viele  den  Ceremonieen  erinnern  an  die  der  Gats 
unter  den  Newar,  die  aus  den  Schädeln  der  Menflchenopfer 
trinken,  oder  an  die  Religion  der  schwarzen  Liaina's,  die  in 
Lhassa  mit  Gerippen  nur  spielten,  aber  sich  in  Bhutan  durch  das 
Blasen  der  Kuochentronipete  ein  Reich  erwarben. 

Pinto  sowohl  wie  Ribadeneyra  ergehen  sich  ausführlich  in 
den  Beschreibungen  einer  Menge  von  Sekten,  die  mit  den  an- 
geführten Göttemamen  auf  eine  fast  überwiegende  Beimischung 
brahmanischen  Cultus  im  Buddhismus  damaliger  Zeit  deuten. 
Von  den  Peinigungen  der  Heiligen  in  den  Königreichen  von 
Tartaria,  Pegu  u.  s.  w.  bemerkt  Ribadeneyra,  dass  Einige  sich 
mit  ihren  Gott  begrüben,  Andere  nur  Wurzeln  und  Kräuter,  oder 
Ungeziefer  ässen.  Otras  para  mortificarse  comen  estercol  de 
gallina.    Und  weiter: 

Tambien  en  el  reyno  de  Pegu  (que  confina  con  el  de  Sian) 
se  sacrificar  algunos  voluntariamente  a  sus  dioscs  en  especial 
en  la  muerte  de  algunas  personas  principales.  Quando  muriö  el 
sopremo  sacerdote  de  aquella  gentilidad,  llamado  Rollin,  en  su 
solemne  enterramiento  se  sacrificaron  algunos ,  para  hazer  mas 
sumptuoso  este  enterramiento. 

Wer  Almosen  versagte^  war  Feind  del  dios  de  los  ätomos  del 
Sei.  In  der  Linga  Purana  sagt  Vischnu:  By  me  of  old  has  been 
created  every  thing,  that  is  discemible  consisting  of  the  24  prin- 
ciples,  the  atoms,  which  in  their  ultimate  form  are  eternal,  have 
been  united  and  the  beings  spruug  from  my  wrath  (b.  Muir). 
Vom  Reyno  de  Tartaria  sagt  Ribadeneyra,  que  aquel  dios  (que 
guarda  los  huesös  de  todos  que  mueren  en  el  mundo)  defendra 
los  huesos  de  la  serpiente  tragadora,  que  viva  en  la  cueva  honda 
de  la  casa  del  humo.  Y  ansi  tiene  en  la  mano  unabala  de  yerro 
para  espantarla.  Este  dios  dizen  que  ha  sesenta  y  (|uatro  mil 
anos  que  naeiö  de  una  tortuga  y  de  un  cavallero  que  fue  rey  de 
los  gigantes.  Bei  Purchas  (nach  Pinto)  war  der  Gott  Pachinarau 
Dubaulem  Pinanfaquc  von  der  Scliildkröte  Migaia  und  dem  See- 
pferde Tibreraoucan  geboren  vor  74,(X)0  Jahren.  Für  die  Schild- 
kröte haben  sowohl  die  Talein,  als  die  ihnen  benachbarten 
Karenstämme  e''ne  besondere  Verehrung  und  enthalten  sich,  von 


154  Birma. 

ihrem  Fleische  zu  essen.  Having  assumed  the  form  of  a  tortoise, 
Prajapati  created  offspring.  That  which  he  created ,  he  made, 
henee  the  word  Eurma.  Kasyapa  means  tortoise,  hence  all 
creatures  are  said  to  be  descendants  of  Kasyapa ,  nach  der  Sata- 
patha  Brahmana  (s.  Muir). 

Von  den  BUssem  in  der  Pagode  vonTinagogo  folgten  einige 
(nach  Pinto)  dem  Gesetze  des  Götzen  Situmpor  Micay  und  legten 
sich  viele  Kasteiungen  auf.  Die  Anhänger  des  Angemacur 
führten  ein  beschauliches  Leben  in  Höhlen,  die  des  Oileu  Mitray 
ttbten  strenge  Fasten.  Die  Taxila^oes  genannten  Sektirer  er- 
stickten sich  mit  Rauch  (wie  die  Indianer  der  Antillen).  Yimos 
tambem  outros  da  secta  de  hum,  que  se  chamava  (jodomem,  que 
acabao  seus  dias  por  andarem  gritando  continuamente  e  batendo 
com  a  mao  na  boca  pelos  montes  de  dia  e  de  noite»  em  vozes 
inuito  altas,  dizendo  sem  descansarem  „Godomem^  ate  que 
cahem  mortos  no  chao,  por  nao  poderem  tomar  foUego.  Die 
Pilger  brachten  nach  der  Pagode  von  Tinagogo  als  Opfergaben 
diejenigen  Dinge,  mit  denen  sie  gesündigt  hatten.  Die  Xivaran 
zerschnitten  sich  mit  Scheermessern.  In  dem  Tempel  Urpanesendo 
prostituirten  Mädchen  ihre  Jungfrauschaft  (wie  einst  in  Babyon). 
En  la  provincia  de  Calaminao  hazen  por  el  mes  de  deziembre 
(erzählt  Ribadeneyra)  la  fiesta  de  sus  difuntos ,  en  la  quäl  llevan 
SU8  idolosenmuycuriosasandas,  puestassobrecarros  triumphales, 
en  los  quales  van  los  sacerdotes  y  por  ganar  los  muchos  perdones 
y  remission  de  peccados,  sin  obligacion  a  restituir  los  hurtados 
que  conceden,  tirando  los  carros  innumerables  hombres  los  que 
llevan  con  gran  furia  (wie  in  Messina  am  Fest  Rosario)  algunos 
ministros  van  incensando  al  Idolo  de  la  plata  ricamente  ädere- 
Qando,  que  va  encima,  y  dizen:  Ablanda  Senor,  la  pena  de  los 
tormentos  de  los  difuntos,  porque  te  alaban  con  sueno  quieto  y  el 
pueblo  responde,  plega  el  que  ansi  sea,  todos  los  dias,  que  nos 
muestra  su  sol.  Y  en  esta  occasion  havia  muchos ,  que  venian 
vestidos  con  toda  la  curiosidad  que  pudian  y  quando  los  carros, 
que  eran  1390  se  echaban  en  el  suelo,  paraque  passando  por  en- 
oüna  dellos  los  carros  los  matasen ,  quebrandoles  los  huesos  con 
increyble  dolor.    Y  en  sacrificandose  alguno  luego  bigaba  an 


Die  Karen  und  ihre  Ueberliefemngen.  155 

sacerdote  del  carro  y  puestos  los  peda^s  del  destrozado  cuerpo 
en  ima  vacia  de  plata  los  sube  a  lös  mas  alto  del  carro»  de  adonde 
los  mostraba  a  todos,  dizende:  Rogada  dios  pecadoros  que  os 
haga  dignos  desercomo  este  santo,  que  agora  murio  en  sacrificio 
de  suaye  olor,  y  todos  postrados  por  el  suelo  respondian :  rogamos 
al  dios  de  los  mil  dieses,  que  ansi  sea. 

Auch  in  Aracan  beschreibt  Ovington  das  Wagenfest  und 
es  wird  erzählt:  L'idole  du  dieu  Quiay - Paragray  est  promenöe 
un  certain  jour  de  l'ann^e  dans  un  grand  chariot,  environnä  d'un 
grand  nonibre  de  prStres,  vStus  de  satin  jaune.  II  y  a  des  fana- 
tiques ,  qui  se  couchent  au  milieu  du  chemin  pour  gtre  äcrasäs 
par  les  roues  de  son  chariot.  H  y  a  tout  expräs  pour  d'autres 
des  pointes  de  fer  attachäes  k  ces  roues.  Hs  vont  se  fair  dä- 
cherir  pour  arroser  le  dieu  de  leur  sang.  On  conserve  pr^cieuse- 
ment  les  gouttes  de  celui ,  qu'on  peut  recueillir  et  les  prStres, 
qui  trouvent  leur  profit  du  fanatisme,  conservent  dans  leur 
temple  les  pointes  ensanglant^es  du  char  de  ce  dieu  barbare. 
Turpin  sagt  gleichfalls  von  den  Aracanesen :  Ds  c^läbrent  une 
fete  de  morts ,  oft  leur  dövotion  est  poussöe  jusqu'au  fanatisme  le 
plus  cruel.  Une  de  leurs  idoles  est  trainöe  sur  un  lourd  chariot, 
que  les  prStres  vStus  de  satin  blanc  accompagnent.  Les  d^vots 
fanatiques  se  präcipitent  sous  les  roues  et  leur  sang  räpandu  est 
Toffrande  qu'ils  croient  £tre  la  plus  agröable  ä  leur  idole.  D'autres 
s'attachent  ä  des  crochets  de  fer  appliquäs  au  chariot  On  les 
place  ensuite  tout  ensanglantäs  dans  les  temples,  oft  ils  deyiennent 
I'objet  du  culte  public.  Ghacun  se  fSlicite  lorsqu'une  goutte  de 
sang  tombe  sur  leurs  habits.  Ces  pieux  insens^s  sont  rävärös 
comme  des  martyrs.  In  Nepaul  wird  (nach  Hogdson)  das  Wagen- 
fest des  Matsyendra  gefeiert. 

De  la  Mothe  -  Lambert  schreibt  das  Menschenkörper  zer- 
mahnende Wagenfest  in  Bengalen  (1661)  einer  Sekte  zu,  die 
sich  durch  ihre  Excentricitäten  den  Jaina's  näherte :  C'est  selon 
eux  un  crime  digne  de  punition  ätemelle  d'öter  ä  un  animal  la 
Tic,  que  dieu  lui  a  donn^e  et  la  crainte  d'attirer  un  moochenm 
dans  leur  bouche ,  empgche  les  dövots  de  respirer.    Rarement  ils 


156  Birma. 

alliiTnent 'uti  flambcau,  de  peur,  qu'un  papillon  ne  vienne  s'y 
brfiler.  IIa  nettoient  avec  une  exactitiide  minntieuse  Tendroit  oü 
ilsveulent  B'asseoir,  pour  en  öcarter  les  insectes,  qu'ilspourraient 
öcraser.  C'est  une  oeuvre  m^ritoire  de  raeheter  la  vie  aux  aoi- 
maux,  que  les  ötrangers  destinent  h  leurs  r^pas  et  quand  un 
Portugals  a  besoin  d'argent,  il  parcourt  les  nies  avec  des  oiseaux, 
disant  qu'il  va  bientot  les  nmuger,  alors  les  d<^vots  alarm^s  lui 
donncnt  de  Targcnt  pour  lui  enlever  sa  proie. 

Das  in  der  Pagode  von  Tinagogo  (der  1000  Götter)  gefeierte 
Fest  (am  Neumond  des  December) ,  Massunterivo  genannt,  ist 
dasselbe,  sagt  Pinto,  das  bei  den  Chinesen  und  Japanesen  Forio 
oder  Manejo,  bei  den  Lequios  Campas,  bei  den  Champas  und 
Cauehins  Ampalitor,  bei  den  Siamesen,  Brama's,  Pafues  und 
Cacotaees  Sansaporan  heisst.  Das  Götzenbild  Tinagogo,  mit 
ausgestreckten  Armen  und  gekrönt,  war,  zwischen  kleinen  Fi- 
guren in  sitzender  Stellung,  in  einen  runden  Wagen  gestellt,  und 
weiterhin  fanden  sich  zwölf  Statuen  von  Riesen,  die  zwölf  Monate 
des  Jahres  repräsentirend.  An  dem  Xipatit-lau  (der  Belustigung 
der  Tugendhaften)  wurden  die  Priester,  die  Grepos,  Tala^epos, 
Rolins,  Neepois,  Bicos,  Jacureus,  Chanfaranhos  in  Sänften  umher- 
getragen und  die  auf  den  verschiedenen  Wagen  stehenden  Priester 
riefen  aus:  Pautixorau  numilem  forandache  vaticur  apolem 
(Abranda  Senhor,  a  pena  dos  mortos  paraque  le  louvcm  con 
somno  quieto),  worauf  das  Volk  erwiedert:  Assim  te  apraza  (que 
seja  em  todas  dias,  que  nos  mostras  o  teu  Sol).  Die  an  den 
Seilen  ziehenden  Pilger  erhielten  dadurch  Absolution  ihrer  Sun- 
den und  wenn  sich  Leute  vor  den  Karren  niederwarfen ,  um  in 
Stucke  gerissen  zu  werden,  so  schrie  das  Volk:  A  minha  alma 
com  a  tua  (Pachito  a  furao).  Priestei;  stiegen  dann  eilig  nieder, 
um  den  Kopf  der  Schlachtopfer  abzuschneiden,  den  sie  dem  Volke 
zeigten,  mit  der  Ermahnung,  das  Beispiel  des  Heiljgen  nach- 
zuahmen. Andere,  Xixaporaus  genannt,  schnitten  sich  Stücke 
Fleisch  aus  ihrem  Treibe  und  warfen  sie  zwischen  die  Zuschauer, 
die  «ich  eifrig  um  diese  heiligen  Keliquien  balgten.  Anderen, 
di6-  sich  selbst  ti)dteten ,  wurde  der  Kopf  durch  die  Grepos  ab- 
gehauen.   Andere,   Nucaramoes   genannt,   trugen   mit   Unrath 


Die  Raren  und  ihre  Ueberliefeningen.  157 

gefüllte  Töpfe  und  warfen  den  Schmutz  auf  solche ,  die  Almosen 
verweigerten,  oder  straften  sie  mit  grosser  Sünde,  indem  sie 
selbst  davon  assen.  Am  15.  Tage  war  Nachts  eine  grosse 
Illumination  zu  Ehren  des  Pagoden -Gottes  Tinagogo's,  der 
mit  einem  vom  Himmel  erhaltenen  Schwerte  hinzog,  den  ver- 
schlingenden Drachen  der  rauchigen  Behausung  zu  erschlagen. 
Das  gigantische  Götzenbild  von  l'inagogo  hatte  „os  cabellos  de 
cafre".  Die  Figur  der  Serpe  tragadoura  wurde  vom  Volke  ge- 
sehmäht und  mit  Lanzen  geprickelt ^  wie  auch  Krischna  ihr  den 
Kopf  zertritt,  und  sie  im  Cultus  der  1000  Buddha  von  ihrem 
frühern  Ehrenplatz  degradirt  wurde.  Die  Cheros-  oder  Sonaka- 
Füi*sten  in  Kikala  oder  Magadha  rühmten  sich  ihrer  ehrenvollen 
Abkunft  von  der  grossen  Schlange,  dem  Könige  der  höllischen 
Unterwelt  oder  Patala,  der  auf  die  Sonne  zurückgeführt  wurde, 
als  Nachkomme  Kasyapa's,  des  Gemahls  der  Tochter  des 
frühern  Schöpfers  Dakscba.  Tienen  hecha  una  gran  serpiente 
(sagt  Kibadeneyra)  de  vulto,  cortada  la  cabeza  y  al  dios  de  las 
mil  dioses,  como  un  feissimo  uegro  con  una  hoz  en  ia  mano  y 
dizen  que  ya  aquel  gran  dios  ha  muerte  a  la  serpiente  tragudora 
que  moraba  en  la  casa  del  humo  y  entonces  chicos  y  graudes  con 
agiyas  y  alfileres  grandes,  pican  a  la  serpiente  y  la  maltratan  de 
palabra  por  ser  ya  venciday  muerta,  llamandola  maldita  engafia* 
dora,  miserable  y  otras  palabras  afrentosas.  Bei  dem  Lciclien* 
begängnisse  des  Königs  von  Slam  sah  Pinto  zum  Schutz  der 
Seele  gegen  die  verschlingende  Schlange  auf  dem  Sarkophage 
einen  geflügelten  Knaben  stehen,  vielleicht  jenem  Pfeile 
sehicssenden  But  entsprechend,  den  die  Priester  in  Lhassa  nach 
einem  an  der  afrikanischen  Westküste  herrschenden  Gebrauche 
zu  Zeiten  in  die  Stadt  hinaussandten. 


Üas  angrenzende  Hochland  und  seine  ßevölkernng. 

Die  Birmanen  begreifen  unter  dem  Namen  Schan  anch  die 
Siamesen  nebst  den  andern  Laos  des  Thay-Stammes.  Kamboza- 
Tein ,  das  aus  vier  Haupt-Staaten  zusammengesetzt  war ,  um&sst 
(nach  Yule)  the  whole  of  the  Cis-Salwenic  Shans  up  i»  Bamo ,  if 
not  to  Mogoung.  Nach  der  Inschrift  des  Königs  Nga  dat  dayaka 
(Sohn  des  Thalwon  Mentaragyi)  in  der  Pagode  koung  Mhoodan 
in  Ava ,  waren  die  Districte  von  Thibo ,  Nyoung-shwe  und  Hone 
in  dem  Königreich  Kamboza  begriffen ,  1650  p.  d.  Verschieden 
von  Kambozatein  in  ihrer  Sprache  sind  die  fllnf  Tsoboa  der 
Shangyi ,  als  Bamo ,  Momien ,  Mogaung ,  Kauntung,  Momeit  Die 
Städte  sind  meistens  durch  Pallisaden  befestigt,  wie  Mok-mai, 
wo  einer  der  Tsoboa  von  Kamboza  (der  Schan)  residirte.  Von 
den  Schan-Staaten  ist  Theini  für  Pferde,  Thibo  ftlr  die  Schönheit 
seiner  Frauen  berühmt.  Die  zu  den  Shangyi  gehörenden  Schan 
Yon  Hlaytja  nennen  sich  Thai-hau.  Der  in  Küntung  residirende 
König  der  Yun  herrscht  über  die  Tsoboa  von  Monglem ,  Mong- 
hung ,  Mongyan ,  Künhung. 

Yon  einer  unbekannten  Weltgegend  her  landete  ein  Schiff 
an  einer  Küste ,  wo  der  herbeigeführte  Häuptling ,  Gandaliet  ge- 
nannt, sich  niederliess  und  dem  Lande  den  Namen  Tarbp-pyi 
(China)  gab.  Als  in  späterer  Zeit  die  Bevölkerung  sich  so  sehr 
vermehrte ,  dass  der  Platz  zu  enge  wurde ,  wurden  Colonieen  in 
die  Fremde  geschickt,  und  indem  die  Chinesen  sich  dann  mit 
den  Khyen  der  Berge  mischten,  entstanden  die  Schan.  Nach 
Pinto  kam  Nanca  mit  ihren  drei  Söhnen  aus  GUmdipocau  zur  Be- 
siedelung  China's.    Der  türkische  Khatainame  lässt  die  Chinesen 


Das  asgrenieide  Hochland  und  seine  BeTOlkenmg.  159 

von  Kain  abstammen ,  der  mit  seinen  Kindern  nach  Morgen  floh, 
bis  sie  sich  erst  in  dem  auf  zwei  Seiten  vom  Meere  und  auf  zwei 
Seiten  von  Wttsten  umschlossenen  Lande  sicher  fühlten ,  das  sie 
durch  eine  Mauer  noch  mehr  befestigten,  (s.  Zenker.)  Die  Pas- 
sundi-Tayop  (Tarop  oder  Chinesen)  sind  ein  wildes  Volk,  das 
kein  Schweinefleisch  isst.  lieber  den  gegenwärtigen  Krieg,  der 
gegen  die  Buddhisten  aufgestandenen  Mohamedaner  in  China, 
sagten  mir  die  Schan,  die  das  Ausbleiben  der  Caravanen  be- 
dauerten, dass  die  Tarop  ugih  to  (die  Chinesen  mit  kurzen  Röcken) 
und  die  Tarop  ugih  gyi  (mit  langen  Röcken)  kämpften ,  weil  die 
ersteren  dem  Könige  Tribut  verweigert. 

Die  von  den  Cochinchinesen  Lo  und  von  den  Chinesen  No 
genannten  Stämme  im  westlichen  Yunan  verehren,  ausser  den 
Dämonen,  (als  Moslem)  Mohamed.  Der  Islam  wurde  nach  dem 
untern  Tibet  (Tientang,  Haotang,  Heh  u.  s.  w.)  von  Persien 
(Ba-ttt)  gebracht  durch  die  Snau-han  (den  heiligen  Priesterorden), 
und  da  er  ausserdem  von  (Üampa  sich  nach  Norden  verbrei- 
tet, so  hat  auch  diese  Religion ,  gleich  dem  Buddhismus,  Hin- 
terindien von  zwei  Seiten  attakirt,  von  den  Bergen  des  Nordens 
and  aus  der  südlichen  Küste.  In  Vorderindien  spricht  man 
an  den  Süd -Küsten  von  den  aus  China  eingeführten  Frucht- 
bäumen und  ebenso  (nach  Hiuentsang)  im  nördlichen  Tscbina- 
pati.  Mittelalterliche  Reisende  erwähnen,  dass  der  Rajah-Poursa 
(Pousa) ,  das  geistliche  Oberhaupt  der  Talapoinen  in  Kambodia 
und  Laos,  in  der  Grenzstadt  Sombrapur  wohne.  Pinto  nennt 
die  Insel  Munay  (am  Cap  Negrais)  wegen  ihrer  vielen  Tempel 
und  Priester  den  Hauptsitz  des  Gottesdienstes. 

Obwohl  die  Tsoboa  oder  Fürsten  der  Schan  jetzt  dem  Kö- 
nige von  Birma  unterworfen  und  durch  den  Bo-mhu-min-tha  re- 
giert sind ,  dessen  Stellvertreter  (der  Tsitkay-daugyi)  in  Moneh 
residirt,  so  ist  ihnen  doch  die  Gerichtsbarkeit  in  ihren  Stamm- 
gebieten verblieben.  Sie  dürfen  noc£  das  rückwärtsgewundene 
Dach  *)  auf  ihre  Schlösser  setzen  und  dieselben  durch  die  Spitze 

*)  Auch  in  Slam  bezeichnet  die  Zahl  der  aafeioander  geseilten  Dächer  den 
Bang  der  EdeUente  and  ihre  rückwärts  gebogene  Form  erinnert  an  das  kosmolo* 
gitehe  System  der  Jainas  Ton  den  Qbereinauder  gesteUten  Schaalefl, 


160  Binna« 

» 

des  Terrassenthurnig  (Pyathat),  mit  dem  heiligejiTihoderScIiinn 
gekröut,  schmücken.  Audi  der  Yaya|mlen»  der  königliche 
Thron,  ist  ihnen  verblieben,  nebst  den  fünf  Insignicn  derKönigs- 
wUrde  (Meng-hmeauk-tara  nga  bah).  In  ihrem  eigenen  Lande 
dürfen  sie  auch  als  Herrscher  den  weissen  »Sonnenschirm  entfal* 
ten ,  aber  wenn  sie  nach  Mandalay  kommen ,  erlaubt  die  Gegen- 
wart der  höheren  Majestät  des  Königs  der  zahllosen  Menge 
schirmtragender  Fürsten  im  Westen,  nur  einen  goldenen  zu  er- 
heben. Indessen  war  die  Macht  der  l'soboa  in  keiner  Weise  so 
absolut,  als  die  des  birmanischen  Despoten  oder  des  Monarchen, 
der  über  die  jetzt  Thay  (Freie)  genannten  Sklaven  herrscht.  Ihre 
ursprüngliche  Verfassung  wird  oft  als  eine  Art  Republik  beschrie- 
ben, ähnlich  der  aristokratischen  Oligarchie  der  l^itchi-Prinzeu 
zu  Gautama's  Zeit  oder  der  Kegierung  der  Edolleute,  die  Arrian 
in  die  Gangesgebiete  setzt,  während  er  in  Pu^jab  von  städtischen 
Demokratieen  (auch  aus  Diodorus  bekannt)  spricht 

Der  Uäuptling  von  Kiang-Tung  (Tsen-wi-fua)  herrscht  über 
eine  Confödemtion  von  zwölf  Tsoboa.  Das  Tsoboathum  von 
Kian-Hung  ist,  erldicli,  muss  aber  sowohl  durch  Ava,  als  durch 
China  bestätigt  werden.  Da  Khambah  von  Manipur  abhängig 
ist,  so  residirt  der  Wun  in  Kendah.  Der  Gouverneur  der  nörd- 
lichen Provinzen  wohnt  in  Phalangaun.  Die  über  Thounbouk 
führende  »Strasse  heisst  der  Lsm  ma  dau  gyi  (des  Königs  Ueer- 
wog).  The  Tliemeu  or  Siriam  Shans  arc  originally  from  Caung- 
ghan  (nach  ßichardson).  Die  Yeims  finden  sich ,  wie  am  Me- 
khong,  auch  in  den  nördlichen  Gebieten  Koshanpri's.  Die  Alwo 
gehören  zu  der  Schan-Familie.  Als  Judara-Schan  oder  (bei  StoU) 
Yodhya-Schan  wurden  früher  die  Kambodier  und  jetzt  die  Sia- 
mesen  bezeichnet.  Zu  Pinto's  Zeit  gehörten  die  Silbergruben 
von  Xalor  dem  Könige  von  Cochinchina. 

The  people  in  the  kingdom  of  Pong,  of  which  Mogoung  (aecor- 
ding  to  the  Birmans)  or  Mongmaorong  (according  to  the  Shans)  was 
the^capital,  were  called  by  theManipuris  (Kasis,  Kathi,  Kassayers) 
with  the*  name  of  Kubo  and  distinguish  thcm ,  as  thcy  were  de- 
pendent  on  Manipur  (Moitiiy  orMiyithiyi)  or  on  Ava,  by  the  t^rms 
Miyithiyi-Kubo  or  Ava-Kubo,  which  expressions  are  syuonymous 


Das  angrenieDde  Hocblaiid  und  seine  Beyolkernag.  161 

with  the  names  Kasi-Shans  and  Mrelap-Shans.  From  Khul-lii 
(80  p.  d.),  the  first  king  ofPong  to  the  time  ofMurgnau(667p.d.) 
the  names  of  twelve  kings  are  given. 

Während  meines  Aufenthaltes  in  Toungnu  hatte  ich  Gelegen- 
heit, den  Schan  Tsoboa  von  Tsaga  zu  sehen,  der  wegen  Zwistig- 
keiten  mit  dem  birmanischen  Gouverneur  von  Monay,  sich  unter 
englischen  Schutz  begeben  hatte,  und  erhielt  von  ihm  folgende 
Mittheilungen :  Seine  Tsoboaschaft  gren/t  an  die  von  lUaeyoah  und 
die  Stadt  Tsaga  wurde  durch  seinen  Ahnherrn ,  Binjaebhian  mit 
Namen,  gebaut,  den  das  Volk  in  gemeinsamer  Einstimmigkeit 
zum  Dhamm<atha-min  erhob.  Die  Schan's  in  Kamboja-tein  oder 
Camboza-mun  haben  von  jeher  dieses  Land  besessen,  aber  ihre 
neun  Könige  wurden  durch  die  Birmanen  unterworfen  und  müssen 
jetzt  den  Befehlen  desNaytwuet  gehorchen.  Die  Sprache  Tsaga' s 
ist  die  auch  in  Monay  herrschende,  wird  aber  von  den  Inthi  (den 
Schan  von  lUaeyoah)  nicht  gut  verstandei).  Untermischt  mit  den 
Schan*s  leben  einige  Sclaven Völker,  die  keine  Fürsten  und  da- 
mit kein  Band  der  Vereinigung  besitzen.  Solche  sind  die  schwarz 
gekleideten  Toung  too,  die  roth  gekleideten  Toung  jo,  die  Dann 
(die  sich  in  birmanische  Tracht  kleiden),  die  Bgay  und  Andere. 
Die  sich  unter  zwei  Häuptlingen  beständig  befehdenden  Ka- 
rennih  machen  verderbliche  Einfälle  in  die  Schanstaaten ,  das 
Tsoboathum  Mobye's  ist  fast  schon  ganz  von  ihnen  zu  Grunde 
gerichtet  und  in  Tsaga  wird  täglich  mit  ihnen  gekämpft.  An  die 
Thee  bauenden  Palouug  grenzen  die  Ka-khyen.  Die  Loo  der 
Schan  an  der  chinesischen  Grenze  (in  der  Nähe  derYun)  pflegen, 
seit  sie  Birma  unterworfen  sind,  sich  das  eine  Ohr  zu  durchboh- 
ren, so  dass  sie  die  Birmanen  auf  der  einen  und  die  Chinesen 
auf  der  andern  Seite  nachahmen.  Die  Schan  hatten  früher  ihr 
Haar  um  den  Kopf  gewunden,  binden  es  aber  jetzt  in  einen  Kno- 
ten ,  wie  die  Birmanen.  Von  diesen  lernten  sie  auch  das  Betel 
Ifauen  und  das  birmanische  Kopftuch  hat  den  frühern  Turban  er- 
setzt. Der  Pitagat  ist  im  Binnanischen  geschrieben,  wird  aber 
mitunter  in  die  Schan-Sprache  übersetzt,  damit  ihn  auch  solche 
Pungyi  verstehen ,  die  nicht  in  birmanischen  Kyaung's  erzogen 
worden  sind.   Die  Buchstaben  des  Schan-Alphabet's  wurden  durch 

Baitiftn,  OtUsien.  I.  11 


162  Birma. 

Xaluu - Pungj'i  erfunden,  ein  Priester  in  Monay,  der  zuerst  das 
Volk,  das  vorher  keine  Keligiou  besass,  im  Buddhismus  unter- 
richtete. 

Die  Sehan  hatten  früher  99  Könige,  die  aber  jetzt  alle 
Birma  unterworfen  sind.  In  ihrem  eigenen  I^nde  lassen  sie 
einen  weissen  Schirm  über  sich  tragen,  aber  in  Msindalay  ist  es 
ihnen  nur  erlaubt,  einen  goldenen  zu  öfinen.  Auf  ihrem  wUsteu 
Grenzgebiet  vertauschen  die  Kareunih  Schellack  gegen  das  Salz 
der  Schan.  Jeder  legt  die  Waareu  auf  seinem  eigenen  Terri- 
torium nieder  und  die  beiden  Parteien  stehen  sich  oft  stunden- 
lang gegenüber.  Wenn  die  eine  sich  stark  genug  glaubt,  fällt 
sie  über  die  andere  her,  um  ihren  Feind  in  die  Sclaverei  zu  ver- 
kaufen. 

Die  Schan  in  Illaeyoah  und  lutaeyoah  feiern  ein  jährliches 
Fest,  wobei  die  Geschlechter  im  Dunkeln  zusammentrefien,  um 
die  Heiratheu  fUr  das  nächste  Jahr  zu  schliessen  oder  noch  ein 
anderes  zu  warten.  Für  Fremde,  die  sich  einmischen  sollten, 
giebt  es  Bisse  statt  Küsse,  setzte  mein  Berichterstatter  hinzu,  der 
es  vielleicht  versucht  hatte.  At  the  festival  Chilum  Chuti  the 
lights  are  suddenly  extinguished  and  the  men  rush  on  the 
women,  euch  man  leading  away  the  nearest  female  to 
some  private  place,  berichtet  Raverty  aus  Kafiristan.  Von 
den  innerhalb  der  siamesischen  Grenze  lebenden  Lawas 
heisst  es  gleichfalls ,  dass  bei  ihnen  der  Gebrauch  existire,  die 
Jünglinge  und  Mädchen  sich  an  einem  bestimmten  Tage  im 
Kyaung  zusammentreffen  zu  lassen,  um  dort  miteinander  zu 
schlafen.  Ob  dem  Pungyi  dabei,  wie  einst  seinem  kanibodischen 
Collegen,  die  Pflicht  des  Tchin-Than  obliegt,  ward  nicht  gesagt. 
Das  goldene  Bild  von  Illaeyoah  wird  bei  Pest  herumgeführt  und 
durch  Gold  für  die  Reisebeschwerden  belohnt.  Die  Inthi  sind 
eine  in  den  birmanischen  Kriegen  aus  dem  Archipel  Tavoy's  und 
Mergui's  nach  den  Schaniändern  gebrachte  Colonie.  Die  Danoh 
im  Tsoboathum  Illaeyoah  sprechen  birmanisch,  aber  nicht  die 
'Danuh.   Ptolemäus  setzt  die  Sindoi  neben  den  Daonoi  auf  Inseln. 

Nach  Abb^  Grosier  wird  in  Ponceul,  einem  Dorfe  Yunan's, 
das  an  den  Grenzen  Assam's,  Ava's  und  Laos  liegt,  ein  Markt  ab- 


-    Das  angrenzende  Hochland  uud  seine  Bevölkerung.  ]  63 

gehalten  für  die  Völker  der  umliegenden  Gegenden,  während 
Fremden  der  Eintritt  verboten  ist.  Zwischen  Talifoa  und  Yong 
ehang  foo  lag  Karazan,  das  Marsden  als  Kala  Schan  auslegt. 
The  nation ,  called  by  the  Cochinchinese  Lao-lan-tao  and  by  the 
Birmans  Lenjen,  on  the  east  of  the  Kamboja-river  are  the  only 
obstructions  to  au  intercourse  between  Birma  and  Coehinchina 
(nach  Gibson).  Die  nördliche  Handelsstrasse  nach  Bhamo  fuhrt 
über  Marco  Polo's  Unciam ,  während  im  Süden  Kiang-tung  den 
Mittelpunkt  der  nach  Zimmay  und  Monay  auseinanderzweigenden 
Karavanen  -  Wege  bildet.  On  the  east  of  the  Mekhoug-river  the 
State  of  Kiang-Hung  comes  into  immediate  contact  with  China 
and  the  town  of  Muang-La,  which  is  parted  only  by  a  small  river 
from  the  Chinese  town  of  Esmok  under  the  goverument  of  Shueli 
(in  Yunan).  Dieses  von  Mac-Leod  erwähnte  Kiachta  hält  Yule 
identisch  mit  Chunningfou  d'Anville's.  Die  Entfernung  von 
Kiang-tung  nach  Munglah  (Myang-La)  wurde  mir  von  einem 
Reisenden  auf  15  Tage  angegeben,  während  ein  Anderer  nur  die 
Hälfte  nannte.  Nach  den  Mittheilungen  eines  Kaufmanns  wird 
in  der  ersten  Grenzstadt  eine  Messe  abgehalten  und  weiter  dUrfen 
die  Schan  in  Yunan  nitht  vordringen.  „Kiang-hung  (Kienjung) 
und  Kiang-tung  liegen  beide  gleich  weit  von  Zimmay  oder  Kai- 
may  und  die  Entfernung  zwischen  ihnen  beträgt  acht  Tage.  Die 
Strasse  nach  Zimmay  fuhrt  beständig  durch  Wald  und  ist  höchst 
gefahrlieh  wegen  der  dort  beständig  geführten  Fehden.  Von 
Kiang-hung,  das  amNamkong-Flusse  liegt,  gelangt  man  in  neun 
Tagen  nach  Munglah,  einer  grossen  Marktstadt  der  Chinesen,  wo 
eine  Menge  Boote  auf  dem  Nomoe  -  Flusse  durch  ihre  SchiflFfahrt 
den  Handel  vermitteln.  Die  Schan  dürfen  nur  bis  dahin  in 
China  eintreten  und  müssen  nach  Beendigung  ihrer  Ein-  und 
Verkäufe  von  dort  wieder  zurückkehren.  Kiang-tung  ist  acht  Tage 
von  Munglah  entfernt  und  es  existirt  ein  beständiger  Verkehr, 
da  die  Reisenden  eine  Auswahl  unter  mehreren  Wegen  haben 
und  deshalb,  wenn  der  eine  durch  Räuberbanden  unsicher' sein 
sollte,  einen  andern  wählen  können.  Die  Schan  bringen  Baum- 
wolle, Zeuge,  Lacksacl^en,  um  Sammet,  Hüte,  Wachs,  Seide, 

Kupfer,  Eisentöpfe,  Salz  und  Blei  zurückzunehmen.'' 

11* 


164  Rirma. 

Das  Geld  der  Schan  ist  von  drei  Arten  Silber,  Lan  (als  reines 
Silber),  Yowetni  und  Namnuini.  Das  chinesisehe  Geld  (Kui) 
ist  ein  silberner  Ball,  wie  ein  Ei  geformt  Das  in  maeyoah  ge- 
schmolzene Silber  nimmt  zuweilen  die  Gestalt  einer  Muschel  an, 
was  indess  nur  durch  die  verwandten  Gefässe  bedingt  wird. 

Wenn  die  Chinesen  auf  ihren  Handelsreisen  uachBhamo  die 
von  den  wilden  Völkerschaften  bewohnten  Gebirge  passiren, 
suchen  sie  sich  mit  den  Häuptlingen  vorher  über  den  zu  bezahlenden 
Zoll  abzufinden.  Hat  aber  Jemand  im  Besondem  noch  eine 
Zwistigkeit  mit  ihnen ,  so  braucht  er  nur  einen  Bambu  quer  über 
den  Weg  zu  werfen  und  die  ganze  Karavane  wird  sogleich  still 
halten,  da  eine  Nichtachtung  dieses  Zeichens  Allen  sicheren  Tod 
bringen  würde.  Die  Kaufleute  schicken  dann  eine  Deputation 
mit  einer  Bittschrift  an  den  nächst  wohnenden  Häuptling,  dass 
er  sich  über  die  Ursache  des  Veto  ihres  Weiterziehens  erkundigen 
und  ihnen  Mittheilung  machen  möchte.  Derselbe  sucht  dann 
mit  dem  Zänker  ein  Abkommen  zu  treffen,  und  nachdem  man 
sich  Über  die  zu  zahlende  Entschädigungssumme  verglichen  hat, 
kommt  der  Nämliche,  der  den  Bambu  hingelegt  hat,  ihn  mit 
seinen  eigenen  Händen  zu  entfernen ,  da  Niemand  anders  ihn  zu 
berühren  wagen  durfte. 

Zu  denjenigen  Stämmen  in  den  Schaniändern,  die  eine  ver- 
schiedene Sprache,  weder  Birmanisch,  noch  Schan  sprechen, 
gehören  die  Thoungthu ,  Thoungjoh ,  die  Nianglam ,  Niangleim, 
Niangzet,  die  Karennih  (Yanlek)  oder  rothen  Karen,  dieYan-lein 
(Karenbiauk  oder  gestreiften  Karen),  die  nach  dem  Muster  ihrer 
Kleider  verschieden  benannt  werden.  Die  Pantung  sind  ein 
Karenstamm,  der  ohne  feste  Wohnsitze  unter  den  Schan 
umherwandert.  Die  Yanglun  (Karen-net  oder  schwarzen  Karen) 
im  l'soboathum  lllaeyoah  sind  Buddhisten.  Die  dort  zei*streuten 
Danoh  sprechen  einen  birmanischen  Dialekt.  DieDanuh  nehmen 
einige  von  den  Schan  Tsoboa's  unabhängige  Dörfer  ein  und 
zahlen  unter  ihren  Myoks  oder  Dorfältesten  den  Tribut  direkt 
an  den  König  Birma's.  Sie  sprechen  eine  ihnen  eigenthUmliche 
Sprache. 

Der  Schan,  der  mir  diese  Mittheilung  machte,  fUgte  hinzu, 


^ 


Das  angrenzende  Hochland  und  seine  Bevölkertinp^.  ]  ()5 

dass  die  in  den  Schanläudern  lebenden  Karen  Wilde  (Yan) 
kiessen,  wogegen  die  Bildlichen  Karen  rohe  Mensehen  (Tzok) 
genannt  würden  und  die  Karenuih  (rothen  Karen)  Tzok-lein. 

Ein  Anderer  nannte  im  Schanlande  als  Stämme  mit  Büchern 
die  Taunglu,  Toungthu,  ChkUn,  Yun,  Kay,  Hayjuh,  Manioh 
(ein  birmanischer  Stamm  mit  besonderer  Sprache)  und  als  Stämme 
ohne  Buch  die  Chang,  Lem,  Kaloh,  Yanglam,  Yangsiek,  Danoh, 
Pantung,  Palong,  Bouh,  La,  Kakie,  Kathay,  Yangling  (Karen), 
Yangpatung,  Seiyin  (in  hohen  Bergen),  Danao  (aus  Tavoy).  Die 
Wa  scalpiren  ihre  Feinde. 

Als  Stämme,  die  die  Grenzgebirge  Kiang-tung's  zwischen 
Birma  und  China  füllten,  zählte  mir  ein  von  dort  geflüchteter 
Verbrecher,  den  ich  in  einer  Mission  Birma's  traf,  die  folgenden 
auf:  Chhün,  Lui,  Yun,  die  eine  der  in  Zimmay  ähnliche  Sprache 
sprechen,  die  Woa,  die  den  Kopf  bis  auf  einen  Büschel  in  der 
Mitte  abrasiren,  die  Kako,  Muzoe,  Kakui,  Chhkang,  die  zu  Nats 
beten,  die  Kalah  (auf  den  höchsten  Bergen)  und  die  Zeitum  oder 
Zetium,  dieGautama  verehren,  die  Kay  (von  Chinesen  stammend), 
die  Thay  (von  Schan  stammend),  die  Thoungthu,  die  Lahin,  die 
Lem ,  deren  Tsoboa  in  Muug  (Myang)  Lem  wohnt.  Die  Häupt- 
linge der  Leng  werden  von  den  Birmanen  als  zu  der  Conföderation 
der  Taroupschan  gehörig  betrachtet.  Nach  du  Halde  war  Myang 
Lem  (die  Hauptstadt  der  Laho's)  an  Ava  tributpflichtig.  Die 
Zahl  der  Schanstämme  soll  sich  im  Ganzen  auf  35  belaufen ,  wie 
die  der  Kala  auf  3(). 

Nachdem  Pinto  mit  dem  Gesandten  des  Rey  do  Brama 
Senhor  do  Tongu  über  Cabilde  dos  Jogues  nach  der  Hauptstadt 
von  Calaminha  gereist  war,  berührte  er  auf  seinem  Rückwege 
von  Bidor  nach  der  Stadt  Pavel,  wo  mit  den  wilden  Calugers  und 
Fugaos  (in  kalten^Bergen  wohnend)  gekämpft  wurde,  weiterhin 
das  Dorf  Lun^or,  an  der  Grenze  zwischen  Pegu  und  Siam,  dann 
Penauchim,  der  erste  Ort  im  Königreiche  Janguma,  dann  Mag- 
daleu  (im  Kriege  mit  dem  Könige  von  Lauhos) ,  dann  Mauchel 
(der  erste  Platz  in  Pegu)  und  kam  dann  nach  drei  Tagen  in 
Martavaö  an ,  von  wo  er  nach  der  Stadt  Pe^u  weiter  reiste ,  um 
sich  darauf  in  dem  Hafen  Cosmin  einzuschiffen. 


166  Birma. 

Als  wilde  Völker  erwähnt  Pinto  dieCalouhos,  Timpates  und 
Bugem ,  dann  die  Oqueiis  und  Magores ,  die  von  der  Jagd  lebten 
und  für  Salz  Handel  trieben,  die  Bumioes  (mit  Barten  und  Augen 
wie  die  Chinesen),  die  Ginafongaos  (in  Surabasay),  die  ihre  Nasen 
und  Ohren  durchbohren  und  in  den  Bergen  Lauhos  an  den  See 
Chiamniay  grenzen,  die  Tuparoes,  die  Pavileus  (in  Seide  gekleidet), 
die  die  menschliche  Seele  mit  der  einen  Püster  füllenden  Luft 
verglichen ,  gleich  welcher  sie  beim  Tode  vergehe.  Die  Tupa- 
roes waren  grosse  Fresser  und  als  ein  Portugiese  mehr  als  sie 
Alle  essen  und  trinken  konnte,  führten  sie  ihn  jubelnd  auf  einem 
Elephanten,  gleich  einem  Heiligen  umher.  The  Pani  (primitive) 
Koch  (sagtHodgson)  eat  no  tarne  animal  without  offering  it  tothe 
Gods  and  consider,  that  he,  who  is  least  restrained»  is  most 
excellent,  allowing  the  Garos  to  be  their  superiors,  because  the 
Garos  may  eat  beef. 

Die  Länder  im  Westen  waren  nach  den  Chinesen  von  den 
San  Miao  bewohnt  und  alle  Landschaft  im  Süden  des  Nanling 
von  einem  andern  Barbaren-Volk,  das  die  Gebiete  Yue  und  Nan- 
tschao  einnahm.  Nach  dem  Commentator  des  Schuking  war 
San  Miao  (die  drei  Miao)  der  Name  des  Volks  oder  des  König- 
reichs im  Süden  der  Kiang,  ostwärts  bis  nach  Kiangnan.  Im 
Schuking  wird  ein  Theil  des  Miao- Volks  durch  den  Kaiser  Chun 
verpflanzt.  Die  zurückgebliebenen  Miao  wurden  Yeou  Miao  oder 
Miaomin  genannt,  die  verpflanzten  Angesiedelten  Man  undY  oder 
die  Fremdlinge  im  Süden  und  Norden.  Von  den  San  Miao  der 
ältesten  Zeit  sollen  durch  Verpflanzung  nach  San  Wei  die  Tibeter 
(Kham,  Wei  und  Tsang)  herstammen.  Nach  der  Besiegung  der 
grossen  Youeitschi  durch  die  Hiongnu  zogen  die  kleinen  in  die 
Länder  zwischen  Kamoul  und  Tibet  hinab. 

In  Yunan  oder  Vinnan  (Myang  Tse  luang  bei  den  Schan) 
wurden  die  Pe-Man  (weissen  Barbaren)  und  Ou-Man  (schwarzen 
Barbaren)  oder  Cara  Djang  unterschieden.  Die  Gnai-Iao  ge- 
nannten Barbaren  in  Yunan  waren  zur  Zeit  der  Han  unter  sechs 
Fürsten  (Tschao)  getheilt,  von  denen  der  südlichste,  nordwestlich 
an  Tufan,  südöstlich  an  Tonquin  angrenzend,  Mümschelong 
hiess  und   als   der  Stammvater  der  Nan- tschao   bezeichneten 


Das  angrenzende  Hochland  und  seine  Bevölkernng.  167 

Könige  (der  Könige  des  Südens)  betraohtet  wird.  Nachdem  König 
Pilüko  (in  Tayhotsching  residirend)  vier  der  übrigen  Tschao 
unterworfen  (8.  Jahrhundert),  huldigte  er  China.  Lao  (Li)  meint 
im  Chinesischen  wildes  Volk  und  werden  so  auch  die  im  Innern 
Uainan's  lebenden  Barbaren  bezeichnet.  Talifu ,  die  Hauptstadt 
Nantschao's,  wurde  1076  Tali  genannt,  nachdem  unter  Kaiser 
Dang-due-tou  (9.  Jahrhundert)  die  Rebellen  Namchieu  besiegt 
wurden.,  aber  im  13.  Jahrhundert  herrschten  die  Namchiao  (Le, 
Diau,Kau,  Nou.  s.  w.)in  Yunan*).  Das  Land  derPapeh,  mit  deren 


*)  Der  Missionär  Huot  macht  folgende  Mittheilungen  über  die  Bewohner 
der  chinesischen  Grenz^rovinzen :  Man  kann  die  gesammte  Bevölkerung  des  süd- 
lichrm  Yün-nän  nnter  zwei  allgemeinen  Kintheiluugen  zusammenfassen :  die  Han- 
jen, weiche  sich  für  gesittet  halten  und  ausgeben,  und  die  Y-sein,  welche  von  den 
erstem  Barbaren  genannt  werden.  In  der  ersten  Kategorie  stehen  die  Pen-te-yen 
an  Zahl  und  Wichtigkeit  in  erster  Reihe;  sie  gehören  zur  eigentlichen  chinesischen 
Ra^e  nnd  sind  der  Provinz  ursprünglich  fremd.  Als  diese  Pen-te-yen  hier  an- 
kamen, brachten  sie  eine  Eutwickelung  mit,  welche  die  der  eingebomen  Y-sen 
in  jeder  Hinsicht  übertraf;  deshalb  haben  sie  auch  auf  diese  einen  dauernden 
£iDflus8  erlangt  und  üben  eine  festbegrundete  Herrschaft  über  sie  aus.  Da  kamen 
aller  die  Colonisten  von  Su-thuon  in  grosser  Zahl  in  diesen  letzten  Jahren,  frischer, 
kräftiger  und  thatiger  und  sie  werden  ihnen  bald  das  Loos  herein,  welches  diese 
früher  selbst  den  Lolos  auferlegt  haben.  Der  Himmel  in  Yfin-n^  hat  sie  voll- 
ständig entnervt;  ihr  Charakter  ist  Feigheit  und  W^eichlichkeit ,  Fehler,  die  sich 
in  ihrem  Gange  nnd  in  ihrem  ganzen  Wesen  abspiegeln ;  kommen  sie  auch  ein- 
mal zn  Kräften ,  so  ist  es  nur ,  um  sich  Ausschweifungen  zu  überlassen ,  welche 
ihre  Auflösung  beschleunigen. 

Die  Hin-kia-jen  und  die  Ho-kin-sen  scheinen  zu  derselben  Familie  zu  ge- 
hören. Ta-ly*fou  ist  ihre  Hauptstadt,  deren  ganze  Umgebung  sie  ausschliesslich 
in  Besitz  haben.  Ta-ly-fou  ist  eine  kleine ,  alte  Stadt  und  auf  einem  sehr  vor- 
tbeilhaften  Platze  erbaut.  Auf  der  Nordseite  beherrscht  sie  den  schönen  See 
gleichen  Namens  und  hat  fünfzehn  Lieues  imUmfauge  und  ist  drei  bis  sechs  Lieues 
breit ;  im  Süden  ist  sie  von  hohen  Bergen  geschützt ,  welche  eine  Verlängerung 
der  Ketten  Tibet's  sind.  Diese  Berge  sind  so  hoch,  dass  der  Schnee  auf  ihrem 
Gipfel  mehrere  Monate  liegen  bleibt  und  nicht  weit  davon  'schmilzt  dieser  Schnee 
fast  niemals. 

Die  Mnhamedaner  haben  sich  seit  vielen  Jahren  in  dem  südlichen  Yün-nän 
ausgebreitet,  und  ihr  Cultus  hat  dort  tiefe  Wurzeln  geschlagen.  Sind  sie,  wie 
Mehrere  glauben,  in  dem  Augenblicke  gekommen,  wo  die  Secte  Ali*s  einengrossen 
Tbeil  der  Malayen  für  ihren  Glauben  gewonnen  hat,  oder  sind  sie  vom  Norden 


1 68  ^»r™* 

Königen  (1471)  Linhao,  König  von  Tonquin,  Krieg  führt,  liegt 
(von  der  chinesischen  Provinz  Yunan  abhängig)  im  Südwesten 
Tscheli's ,  im  Norden  Siam's  und  im  Osten  Bimia's.  Im  Süden 
Yunan's  findet  sich  die  unabhängige  Stadt  Pueul  (Poel  oder  Phu- 
kül)  oder  Phu-urh-fu. 

Marini  beschreibt  das  Königreich  Laos,  als  östlich  an 
Tonquin  und  Cochinchina,  westlich  an  Siam,  sUdlich  an  Kam- 
bodia,  nördlich  an  Binna  und  die  Gnai  genannten  Stämme 
grenzend.     Er  sagt  von  dem  Könige  von  Laos ,  der  in  Langione 


herab^kommcn ,  als  die  Heere  des  Halbmondes  ganz  Asien  umkehrten  ?  Das 
sind  Fragen,  welche  zu  losen  mir  noch  nicht  möglich  gewesen  ist.  Sie  scheinen 
übrigens  nicht  alle  denselben  Ursprung  zu  haben ;  denn  man  unterscheidet  unter 
ihnen  eine  alte  und  eine  neue  Religion  und  dieser  Unterschied  der  Religion  nährt 
in  ihrem  Lager  viel  gegenseitigen  Widerwillen  und  Hass.  Die  Yun-naner  geboren 
fast  ausschliesslich  der  alten  Religion  an ,  welche  nur  ein  Rest  des  Judenthums 
sein  soll. 

Unter  den  Y  sen  sind  die  Lolo's  und  Pai-y  diejenigen,  welche  die  erste 
Stelle  einnehmen.  Ich  vereinige  diese  beiden  Familien,  weil  sie  trotz  der  be- 
trächtlichen Verschiedenheiten  wesentliche  Vereinigungspunkte  haben.  Diese 
Völker  sind  im  AUgemeinen  von  ziemlich  sanftem  Charakter ;  einfach  und  fkirebt- 
sani,  fliehen  sie  ^  Fremden  und  furchten  Streitigkeiten  über  Alles.  Betritt  ein 
Unbekannter  ihre  Dörfer,  so  schliessen  und  verrammen  sie  sogleich  alle  ihre 
Thüren ;  was  man  auch  sagen  oder  thunmag,  man  wird  es  nie  dahin  bringen,  dass 
sie  dieselben  öffnen.  Sie  bewohnten  früher  die  Ebene,  aber  nach  der  Ankunft 
der  Pen-te-yen  sind  sie  in  die  Gebirge  zurückgedrängt  worden.  Diese  Vertrei- 
bung aus  ihrem  Eigenthum  ist  nicht  durch  Gewalt  vollendet  worden ;  ihr  furcht- 
samer Charakter  und  noch  weit  mehr  ihr  massloser  Hang  zum  Weine  sind  die 
Ursache  davon  gewesen.  Mit  einigen  Töpfen  dieses  Getränkes  kann  man  die 
Lolo's  zu  Allem  machen,  was  man  will. 

Die  Lolo's  bebauen  nur  wenig  den  Boden  und  noch  dazu  überlassen  sie  diese 
Sorge  den  Frauen.  Viehzucht  und  Jagd  sind  die  Beschäftigung  der  Männer.  Sie 
sind  sehr  geübte  Bogenschützen ;  mit  ihren  vergifteten  Pfeilen  könnten  sie  es  mit 
Vortheil  mit  den  besten  europäischen  Jägern  aufnehmen ;  sind  sie  einmal  ihrer 
Beute  auf  die  Spur  gekommen,  so  entgeht  sie  ihnen  selten. 

Die  Pai-y  haben  sich  länger  in  der  Ebene  gehalten ;  nicht  als  ob  sie  massiger 
und  in  grösserem  Wohlstande  lebten  als  die  Lolo's,  aber  das  Gebirgsleben  scheint 
ihnen  nicht  so  zu  gefallen.  Sie  leben  grösstentheils  in  grossem  Elend  und  schicken 
deshalb  ihre  Frauen  und  Töchter  zu  den  Fremden ,  um  an  diese  den  Ertrag  ihrer 
Arbeit  zu  verkaufen.     Die  Fremden  haben  ihre  Landereien  in  Besita  genommen, 


Das  angrenzende  Hochland  und  seine  Bevölkerung.  169 

residirte,  dass  er  Tribut  nach  Tonquin  geschickt  habe,  ebenso 
wie  der  König  von  Bao  aus  seinen  Goldminen ,  der  Konig  des 
kleinen  Laos  und  der  KOnig  von  Ava.  Seuls  les  rois  de  Co- 
chinchine  et  de  Ciucaughe  refusaient  toute  contribution.  Die  bei 
Kiang-tung  lebenden  Mutsa  hängen  mit  den  Miaotse  zusammen, 
deren  Name  Erdgeborene  oder  Eingeborene  bedeutet.    Von  den 


während  sie  selbst  Jagd  auf  Insecten  machen  oder  in  ihren  Hütten  liegen  bleiben 
und  den  Schrecken  des  Hungers  zur  Beute  werden.  Obgleich  sie  Jetzt  unter  der 
anmittelbaren  Herrschaft  des  Kaiserreichs  stehen,  haben  sie  doeh  eine  getrennte 
Gerichtsbarkeit  behalten ;  sie  gehen  bei  einem  Ton-ssen  zn  Lehen,  welcher  selbst 
nur  dem  Lieutenant  des  Vioe-Königs  gehorcht. 

Der  Cnitus  der  Lolo's  und  Pai-y  scheint  einfach  zu  sein  wie  sie  selbst ;  sie 
haben  keine  Pagoden  und  stellen  in  ihren  Hütten  keine  Gottheiten  auf.  Sic  be- 
gnügen  sich ,  in  einigen  seltenen  Zeitabschnitten  dem  Geiste  ihre  Huldigungen 
darzubringen.  Was  ist  dies  für  ein  Geist?  Diese  Frage  richtete  ich  an  Mehrere, 
aber  sie  antworteten  mir  immer,  sie  wüssten  es  selbst  nicht.  Sie  haben  die  Idee 
▼on  den  Strafen  oder  Belohnungen,  welche  dem  Tode  folgen  müssen.  Ich  glaubte 
za  begreifen,  dass  sie  ihr  Paradies  und  ihre  Hölle  in  die  Gebirge  Tibet's  versetzen. 

Die  Si-fan  und  die  Lisons  schliessen  sich  den  Völkerschaften  Tibefs  an. 
Sie  unterscheiden  sich  von  den  Lolo's  darin,  dass  sie  von  höherem  Wüchse  sind ; 
sie  sind  auch  stolzer  und  kräftiger  und  besonders  rachsüchtiger ,  haben  aber  mit 
ihnen  denselben  Cultns,  dieselbe  Leidenschaft  für  den  Wein. 

Ausser  den  Stämmen ,  welche  ich  bisher  angemerkt  habe ,  kommen  jedes 
Jahr  gegen  das  Ende  des  zehnten  oder  im  Anfange  des  elften  chinesischen  Mondes 
mehrere  Caravanen  Lamas  hier  bei  uns  au ,  welche  von  Tibet  heruntcrstuigeu ; 
sie  kommen ,  um  den  Resten  ihrer  Vorfahren ,  welche ,  wie  sie  sagen ,  in  einer 
Höhle  in  der  Umgegend  von  Mouany-kia-pei  eingeschlossen  sind ,  ihre  Ehrfurcht 
zn  bezeigen.  Alle  haben  sich  zu  dieser  Wallfahrt  durch  einGelfibde  verpflichtet. 
So  lange  sie  dauert ,  leben  sie  nur  von  Almosen ,  das  ihnen  Niemand  verweigern 
darf,  die  Armen  so  wenig  wie  die  Reichen ,  aus  dem  sehr  einfachen  Grunde ,  wie 
sie  naiv  sagen,  weil  es  recht  und  billig  ist,  dass  man  ihnen,  die  früher  selbst  Be- 
sitzer von  Mouany-kia-pei  waren  und  es  den  gegenwärtigen  Ansiedlern  abgetreten 
haben,  einen  kleinen  Zins  entrichtet,  wenn  heilige  Pflichten  sie  zurückrufen.  Auf 
ihrer  Reise  beten  sie  ununterbrochen ,  indem  sie  sich  dazu  eines  langen  Rosen- 
kranzes bedienen,  welcher  in  vielen  Stücken  dem  unsrigen  ähnlich  ist.  Nachdem 
diese  Pilger  einige  Tage  in  der  Höhle  der  Vorfahren  zugebracht  haben ,  begeben 
sie  sich  nach  einer  berühmten  Pagode ,  welche  Talyfu  gegenüber  sich  befindet, 
uid  die  sie  ebenfalls  als  ihr  Eigen thum  vindiciren.  Und  sie  verbreiten  sich  nicht 
eher  auf  den  Märkten,  als  bis  sie  diese  Stationen  besucht  haben ;  endlich  kehren 
sie  im  vierten  Monde  nach  Tibet  zurück. 


170  Binna. 

Muliao  (Holzratzen)  genannten  Miautse  riibnit  du  Halde  die  musi- 
kalische Harmonie  der  von  ihnen,  wie  von  den  Laos  gespielten  Blas- 
orgel. Nach  Louis  findet  sich  in  den  coehinchinesischen  Karten 
ein  grosses  Königreich  unter  dem  Namen  I^o  long  verzeichnet, 
dessen  Hauptstadt  dort  amMekhong  oder  Ciulong  (dem  Fluss  der 
neun  Drachen)  läge,  wo  er  sich  Kanibodia  zubeugte.  Wie 
durch  Marini'sl^ngione  wird  damit  Luang  PhraBang(Lanchang) 
gemeint  sein,  das  sich  nach  Fortführung  der  Bewohner  von  Myang 
Phuen  bedeutend  nach  Norden  erweitert  hat,  aber  seit  dem  an 
Viengchan  gesetzten  Beispiel  hinlänglich  eingeschüchtert  ist,  um 
keine  Schritte  gegen  Siam  zu  wagen.  Du  Halde  nennt  noch 
Mong  Fang,  Mohang  Chaydow  und  Mohang  kong  als  abhängig 
von  Mohang  Chiay,  das  von  den  Chinesen  Mohang Vinan  (Vieng- 
chan) genannt  wird.  Bei  Wusthofs  Anwesenheit  in  Winkjan 
(1641)  führte  der  König  Krieg  mit  Pegu  und  auch  mit  Dsiampa. 
Marco  Polo  erzählt  von  denKintschi  und  nach  Abdallah  Beidhawi 
nimmt  man  in  dem  Königreiche  zwischen  Kathay  und  Karadschang 
die  Goldplatten  der  Zähne  vor  dem  Essen  ab.  Die  an  den  See 
Schiammay  grenzenden  Gynophages  von  Surobosoy  im  Gebirge 
Lauhos  trugen  Golddräthe  in  den  Löchern  der  Nasen  und  Ohren. 
Nach  den  Mittheilungen  des  Diego  deSeixas  (1522)  grenzte 
Siam,  dem  neun  Königreiche  unterworfen  waren,  an  Ava,  Brema 
und  Dschangoma.  Das  nördlich  an  Muang  Thay  (mit  Hudia  als 
Hauptstadt)  grenzende  Schau-mua(Chao-myang  oder  die  Königs- 
residenz) heisst  bei  de  Barros  das  eigentliche  Siam.  Nordwärts 
davon  lagen  die  drei  Reiche  der  Laos,  Dschangoma  oder  Y^an- 
goma  (Yuen  oder  Jonaka),  Schomkra  Schemkran  und  Lauschenk 
oder  Lanscheng,  das  an  Kascho  oder  Kauschinchina  (das 
China  Kecho's  oder  Cochinchina)  grenzte.  Die  Laos -Völker 
zeigten  sich  nur  dann  dem  Könige  von  Siam  unterwürfig,  wenn 
sie  Schutz  gegen  das  grausame  Volk  der  Dscheos  bedurften, 
Wilde,  die  nach  Camoens  Anderer  Fleisch  frassen  und  das  eigene 
mit  heissen  Eisen  brannten.  Dass  Ramusio  dort  von  Stiefel 
tragenden  Reitern  spricht,  die  aus  den  mongolischen  Kriegen  in 
Yunan  zurückgeblieben  sein  könnten,  erinnert  an  die  Tradition 
der  Karennih,  die  sich  Kaya  (Ka- Ya  oder  Yeo)  nennen  und  von 


V 


Das  ancrreaeende  Hochland  und  seine  Bevölkernng.  171 

der  verirrten  Abtheilung  eines  chinesischen  Heeres  abstammen 
wollen.  Nach  den  unglücklichen  Kriegszügen  theilte  der  Mon- 
golenkaiser Tsehingtsong  seinen  Kriegern  Ländereien  aus,  mit 
der  Verpflichtung  die  Miaotse  im  Zaume  zu  halten.  An  der 
Küste  lagen  (nach  Seixas)  die  Reiche  Kosmo  und  Kambodscha. 
-Westlich  folgte  auf  das  Reich  Schaidoko  das  Reich  Brema.  0 
Reyno  de  Mamprara  (aoNascente  do  reyno  de  Laojao)  parte  pelo 
Levante  com  o  Reyno  de  Cochimchina  e  pelo  Sul  com  o  Reyno 
deSiao.  AoNascente  delle  esta  o  grande Reyno  de  Camboja,  sagt 
de  Couto. 

Die  Stadt  Sisattanahut,  die  später  Myang  Luang  Prabang 
genannt  wurde,  war  früher  die  Stadt  des  Herrschersitzes  unter 
den  Lao  pung  khao  (den  weissleibigenLaos).  Nur  diesen,  sagte 
mein  Berichterstatter,  der  selbst  einer  war,  gehört  in  Wirklich- 
keit der  Name  Lao,  denn  die  Lao  pung  dam  heissen  Juen  und 
werden  nur  Lao  Juen  genannt,  um  sie 'von  den  Juen  Keoh  oder 
Cochinchinesen  zu  unterscheiden.  Die  Birmanen  unterscheiden 
in  Annam  die  Kio-Biain  und  Kio-Diain.  Kaiser  Tsin-chi- 
hoang-ti  vereinigte  Annam  mit  dem  Lande  der  Peh-Youeh  (der 
100  Youeh).  Der  Dialekt  der  Lao  pung  khao  steht  dem  Siamesi- 
schen näher,  als  der  der  schwarzleibigen  Laos.  In  Myang  Luang 
Prabang  besteht  eine  Zweikönigherrschaft,  die  übrigen  Städte  der 
weissen  Laos  werden  aber  von  siamesischen  Officieren  verwaltet, 
wogegen  die  schwarzen  Laos  ihre  erblichen  Könige  haben.  Muang 
Luang  Phraban  (the  capital  of  Laos)  pays  its  tribute  to  Siam  in 
ivory,  eaglewood  etc.  It  is  also  tributary  to  Cochinchina  and  China. 
To  the  former  it  sends  presents  triennially  and  to  the  latter,  once 
insevenyears,  it  sends  two  elephants  (Mac-Leod).  Die  schwarzen 
Lao,  ein  bigottes  Priestervolk,  verachten  die  weissen  als  irreligiös 
und  die  in  Korat  Seide  verfertigenden  Laos  gehören  zu  den 
Letzteren,  da  sich  strenge  Buddhisten  zur  Ermordung  unschul- 
diger Wttrmchen  nicht  hergeben  würden.  Die  Lao  dorn  (die  alten 
Lao)  leben  in  Prarai,  wo  drei  Speere  bewahrt  werden,  aber  noch 
älter  sind  die  Khamen,  denn  die  Lao  entstanden  erst  später,  aus 
dem  Nong  (See)  Seh  an  der  Quelle  des  Nam  khong  (Mekhong). 
Bei  den  Chinesen  heissen  die  Lao  Ai  -  Lao.     Marini  aber  spricht 


172  Birma. 

neben  den  Lao  *)  von  den  Ai ,  als  einem  Tonquin  unterwürfigen 
Stamm.  Als  die  gebildetsten  der  Lao  werden  die  Danho,  weil 
mit  Tonquinesen  gemischt,  betrachtet.  In  den  Laosdörfern  wird 
Recht  gesprochen  durch  die  (wie  unter  den  Gonds)  Sena  ge- 
nannten Aeltesten,  welcher  IHtel  auch  aus  dem  Pali  bei  den  8ia- 
mcsen  als  Senabodi  oder  Senator,  besonders  für  Feldherm,  ver- 
wendet wird.  Nach  Turpin  wurde  das  Königreich  Jangoma  von 
Priestern  regiert.  Als  verschiedene  Arten  der  Laos  wurden  mir 
genannt  die  Sisattanahut,  die  |Xiyangka ,  die  Lawayawa,  die 
Jonaka  u.  s.  w.  Die  Lao  Vieug  leben  in  Viengchan,  die  Lao 
Phue  leben  in  Myang  Siengkran  (einen  halben  Monat  vonXieng- 
mai),  die  Lao  Tho  leben  an  der  Grenze  Tonquin's,  die  Laol^ophai 
leben  an  der  Grenze  Yunan's,  die  Lao  Khaku  leben  zwischen  dem 
Schumaikha  und  dem  Mili.  Der  Chao  (Häuptling)  der  Lao  Suay 
(der  tributpflichtigen  Laos)  wohnt  in  Myang  Attapu  (9  Tage  von 
Viengchan)  an  der  Grenze  der  Jucn,  zahlt  aber  Tribut  an  Siam 
und  lässt  die  Kha  genannten  Stämme  für  sich  arbeiten. 

Jenseits  der  Kuay  und  Suay  leben  die  Ladeh,  dann  dieTetieng, 
dann  die  Panong,  dann  die  Kha  (die  die  Flöte  mit  der  Nase 
spielen  wie  die  Neuseeländer).  Die  Ho  (Mann  in  der  Spniche 
der  Khol)  kommen  von  China  auf  dem  Mekhong  oder  zu  I^ande 
bis  nach  den  Grenzen  von  Laos  und  Kambodia.  Wusthof  hörte 
(1641),  dass  die  Chinesen  alle  zwei  Jahre  den  Fluss  herabkämen 
bis  Meunswae  an  den  Grenzen  Pegu's ,  um  mit  Winkjan  zu  han- 
deln. Die  holländische  Gesandtschaft  wurde  veranlasst,  weil 
Kaufleute  aus  dem  Königreiche  derLouwen,  das  mit  Japan,  Siam 
und  Kambodia  in  Handelsverbindung  stand,  bis  nach  Batavia 
gekommen  waren  (1641).  Zwischen  Namnoy  und  ßassak  stand 
der  Grenzpfeiler,  um  Kambodia  von  dem  Laosland  zu  scheiden. 


*)  Le  pays  de  Laos  (ou  AMao)  ^tait  jadis  en  communication  avec  la  Chine 
(220  p.  d.).  II  est  contigu  k  la  province  de  Yun-Qaa  et  borne  au  sud  par  rempire 
d^Annam ,  au  nord-ouest  ce  ne  sont  que  des  moutagnes  habit^es  par  les  barbares. 
Ce  pays  renferme  diverses  tribus,  dont  les  principales  sont  Ai-lao,  Lac-hoan,  Van- 
tuong ,  Xi-da ,  Mac-da ,  Han-vien ,  Cban-man ,  Khong-xuong ,  Mai-xuong-tinh  et 
Batac.  L'origine  de  ces  differentes  peuplades  est  Laoson  (montagnes  de  Laos)  et 
pour  cela  on  Fappelle  le  pays  de  Laos  (s.  Aubaret). 


Das  angrenzende  Ilochland  und  seine  Bevölkerung.  173 

In  einem  unter  dem  Könige  Phaya  Tak  im  vorigen  Jahr- 
hundert angefertigten  Kupferwerke,  Trai-lok  genannt,  das  das 
Weltsystem  der  Buddhisten  veranschaulichen  soll,  fand  ich  in 
den  beigegebenen  Noten  das  folgende  Itinerarium  über  den  Weg, 
auf  dem  Phra-Phuttha  nach  Siam  gewandert  sei.  Ausgehend  von 
Alavina-Nakhon  in  der  Nähe  von  Takkhasinla,  gelangt  er  über 
die  zwischen  Pataliphutro  und  Langka  gelegenen  Städte  nach 
Ho  und  berührt  dann  MyangJang,  Xiengsen,Xiengrai,Xiengmai, 
Sukothay,  Phitsanulok,  Kamphengphet.  Von  dort  wendet  er 
sich  nach  Myang  Ariya  und  MyangThai,  weiter  nach  Lavo,  Nak- 
honraxasima,  Jueu,  Ravek,  Cham  und  endet  schliesslich  in  Sri 
Ajuthia.  Nach  der  siamesischen  Autorität  (bei  Low)  besuchte 
Buddha  auf  seiner  siebenten  Reise  Kala-Champaka  oder  das  im 
Süden  gelegene  Champaka  des  ^ali.  Koppen  setzt  Tschampa 
als  den  östlichsten,  Kanjakubga  oder  Mathura  als  den  westlichsten, 
^'ravasti  als  den  nördlichsten  Punkt  von  Buddha's  Predigtfahrten. 
Mit  Alavi*)  wird  Tibet  im  Pali  bezeichnet,  häufig  aber  auch  nur 
der  untere  Ilimalaya  südlich  vom  Brahmaputra  und  den  angrenzen- 
den Schan- Bergen.  Nach  Hough  begreift  Alowi  (als  Theil  von 
Laos)  die  Provinzen  Mohnyen ,  Mosit  und  Mokaung.  Nachdem 
Buddha  über  die  Berggipfel  Ugando  und  Mienmo  zum  Himmel 
Thawadeintha  aufgestiegen  war,  besuchte  er  clenHimawonda,  um 
sich  in  dem  See  Anawadat  zu  baden  und  seine  Speise  aus  dem 
nördlichen  Continentzu  erhalten  (wie  es  seine  birmanische  Lebens- 
geschichte beschreibt).  Bei  der  Stadt  Thingkathanaga  auf  die  Erde 
zurückkommend,  verbrachte  er  die  nächste  Saison  der  Lehrzeit  in 
dem  Lande  Bhinga-thara-naga,  die  folgenden  im  Kloster  Gauthita- 
ron  zu  Thambi,  dann  in  der  Elephanten-Wildniss  Palale,  dann  im 
brahmanischen  Dorfe  Nala,  dann  in  Werasora,  dann  auf  dem 
Berge  Dzalia,  dann  im  Kloster  Dzetawon ,  dann  in  Kapilawut, 
dann    im  Lande  Alawi,   dann   in  Raxagaya   (Kadjagriha    oder 


•)  Alawi  (Alovi)  gehört  zu  den  20  Königreichen  mit  Mithila ,  Wesali ,  Sa- 
watti,  Barsinasi,  Kosambi,  Udzeni,  Tekkaschwila,  Zainha,  Sagala,  Sandumaragiri, 
Raxagja,  Kapilawut,  Sakita,  ludapatanaga,  Ukkata,  Patalipnt,  Zeluttara,  Seug- 
katbanaga,  Kusinagara. 


1 74  Birma. 

Königshaus) ,  dann  in  der  Stadt  Isalia  u.  s.  w.  £in  kanibodi- 
sclier  Vielwisser  hatte  zusammengeklUgelt,  das«  Takhasinla  das 
l^nd  der  Farang,  Kabilaput  der  Khek,  Mithila  der  Chin, 
Inthabat  derKhamen,  Ayuthia  der  Thai,  Katong  der  Juen  und 
Baranasi  der  Phramana  sei.  Auch  wusste  er,  dass  von  den  Schü- 
lern Phra-rhuttha's,  Phra-Mokhalathen  der  Apostel  derKhek  ge- 
wesen, Phra  Saributr  der  Farang,  Phra  Kassapa  der  Chek,  Phra 
Maha-Nakk baten  (Nagathero  oder  Nagasena)  der  Juen,  Phra 
Kachai  der  Mon,  Phra  Upali  der  Phauia,  Phra  Sammalitheu  (So- 
uathero)  der  Lao ,  Phra  Bothommaten  der  Khamen  u.  ß.  w.  Im 
Ganzen  wurde  die  Phra-Phuttha-Sasana  in  112  Sprachen  ge- 
predigt. 

Die  Hinteriudier  rechnen  sich  nicht  zu  den  16  Städten  der 
um  den  Bodhi-Baum  gruppirten  Solot-Nakhon  (Magadha,  Inga, 
Kuru,  Kasi,  Kosala,  Witzih,  Malla,  Tsetira,  Wantha,  Pintsala,  Mitza, 
Surasena,  Asaka,  Awanti,  Gandara,  Kambodza),  sondern  obwohl 
sie  die  heiligen  Namen  gern  auf  die  nationalen  Übertragen,  geben 
sie  zu,  dass  ihr  Kamphuxa,  Asantika,  Jonaka  und  die  Uebrigen, 
ausgeschlossen  vom  heiligen  Misimadesa,  in  den  wüsten  Grenz- 
gebieten der  Xonlabot  lägen.  Von  den  in  den  verschiedenen 
Erzählungen  der  Djataka  erwähntenKönigen  haben  sie  die  meisten 
localisirt,  nicht  nur,  wie  Phaya  Vitareah  in  Mitliila,  Phaya  Chu- 
lani  in  Chamback,  sondern  auch  unter  den  Laos,  den  Juen  u.a.m. 

Von  einem  siamesischen  Beamten ,  der  aus  dem  Lao-Lande 
stammte,  zeichnete  ich  die  folgenden  Einzelheiten  über  verschie- 
dene in  der  alten  Geschichte  erwähnte  Städte  auf. 

Die  Stadt  Xieng-Sen  liegt  auf  einem  Berge,  fünfzehn  Tage- 
reisen von  Xiengmai  entfernt.  Sie  gehört  zu  den  zwölf  Bana 
(sibsong  Bana)  der  Maha-xai ,  die  das  Haar  in  einen  Knoten  auf 
dem  Scheitel  zusammenbinden.  Die  Maha-xai  sind  Abkömmlinge 
der  Xieng  Vifa  und  diese  der  Ho,  die  den  Haarknoten  am  Hinter- 
kopfe tragen  und  aus  Myang  Chin  (China)  stammen.  Xieng  Sen, 
von  den  Lü  bewohnt,  war  durch  einen  Thewada  in  dem  Menam- 
(Fluss-)  Thale  (See)  Pho*)  geschaffen  und  dort  herrschte  durch 

*)  Der  sudliche  Theil  des  Thale-sab  bildet  bei  niedrigem  WasserstaDde  eine 
Art  See  fär  sich ,  der  Taleiua-Phoke  heisst. 


Das  angrenzende  Hochland  und  seine  Bevölkerung.  175 

die  Ma€ht  einer  himniliscben  Gong  der  Chao  Khi-Xai.  Die  Thai 
aus  Sukothay  und  die  übrigen  Nationen  der  Nachbarschaft  ver- 
sammelten sich  dort,  um  das  Bild  Buddha's  (Phra-Phuttba-Kub) 
zu  verehren.  Als  das  Verdienst  des  Königs  erschöpft  war,  kam 
mit  Heeresmacht  der  König  von  Sathong,  der  schon  Xieng  rai 
zerstört  hatte  und  griff  die  Stadt  Xieng  Sen  an.  Chao  Khi-Xai 
floli  nach  Süden  und  gründete  Kamphengphet. 

Ein  Gelehrter  des  königlichen  Archivs  in  Bangkok  gab  fol- 
gende Erläuterungen  über  den  Anfang  der  frühern  Geschichte : 
„Die  Brahmaneu  sind  nach  Siam  von  zwei  Seiten  gekommen, 
theils  aus  Süden,  theils  aus  Norden.  Die  Brahmanen  des  Südens, 
weil  sie  von  der  Stadt  Sai  (Banyanenbaum)  kamen ,  wurden  Sai 
genannt  und  ihre  Bücher  Saiajasat  oder  Saisatr  (Schastra),  da 
Satr  in  ihrer  Sprache  ein  Buch  heisst.  Die  alte  Geschichte  Siam's 
beginnt  mit  der  Einwanderung  zweier  Küsi  (Eremiten),  die  über 
den  Khao  luang,  einen  zwischen  Laos  und  Birma  gelegeneu 
Berg,  aus  Indien  gekommen  waren.  Ihre  Anhänger  oder  Nach- 
kommen lebten  in  zehn  Dörfern ,  Tossakama ,  bauten  aber ,  auf 
den  vor  Kriegen  warnenden  Rath  ihrer  Vorfahren,  eine  befestigte 
Stadt,  die  sie  Satxanalai  nannten.  Einer  der  Eremiten,  der  auf 
Indra's  Anweisung  wieder  zur  Erde  zurückkehrte,  veränderte  den 
Namen  in  Sukothay  oder  die  Glückseligkeit  (Su)  des  östlichen 
Berges  (uthaja  im  Pali).  Die  herrschende  Religion  zu  der  Zeit 
war  ein  mit  brahmanischen  Ceremonieen  gemischter  Buddhismus, 
bis  die  reinere  Form  des  Buddhismus  von  Khamen  (Kambodia) 
aus  eingeführt  wurde.  Die  religiösen  Bücher  entnehmen  deshalb 
ihre  Ausdrücke  aus  dem  Pali ,  wogegen  die  Bezeichnungen  der 
höheren  oder  heiligen  Sprache  in  den  älteren  Büchern  mid  jetzt 
der  profanen  Literatur  ihren  Ursprung  aus  demSanscrit  zur  Schau 
tragen.  Sie  sagen  z.  B.  Nirwan ,  wie  in  Indien ,  wogegen  es  im 
Pali  Neiban  oder  Nipphan  heissen  würde." 

Der  Name  Laos  wird  am  eigentlichsten  von  den  weissen 
Laos  beansprucht,  deren  angesehenste  Fürstenthümer  die  Städte 
Viengchan  undLanchan  enthalten,  wogegen  die  schwarzleibigen, 
gewöhnlich  Yuen  genannt,  bei  den  weissen  Laos  die  Bezeichnung 
Njun  führen.    Ihr  heiliger  Name  im  Pali  ist  Jonaka.     Siam  ist 


176  Birma. 

Myang-Tbay  oder  (nach  Bissaclierc)  Men-aug-tai.  Nach  Navarrete 
besteht  das  Wort  Siam  aus  zwei :  Sieii-lo. 

Die  Lau  Keu  lcl)en  in  Cheung  Mai,  die  Lau  Fa  (Chau  fa)  in 
den  Gebieten  von  Cheang  In  und  Thong.  Die  Lau  Phau-Thai  in 
den  Gegenden  von  Sirraburri  und  Pathavi,  die  Fau-Thai  sind 
die  ursprünglichen  Sianiesen.  Bei  de  Cruz  heissen  die  Laos  Sione 
Maonc.  Nach  Hamilton  lag  der  Bergwerksdistrict  Boduaen  mit 
Gold-,  Silber-  und  Kupfergruben  (in  Koshanpri)  nördlich  von 
der  Hauptstadt  Leng  in  Ober-Laos.  Die  andere  Hauptstadt,  Meng, 
wurde  von  dem  aus  demTschiai  oderVinan-Gebirge  kommenden 
Flusse  durchströmt.  Die  von  Bissachere  an  der  Grenze  Tonquin's 
erwähnten  Lactho  sollen  mit  den  Chiwa  in  den  Tarout-Sehan  be- 
griffen sein.  Nach  Hamilton  hat  sich  unter  den  wilden  Be- 
wohnern eine  Colonie  civilisirter  Kio  der  Tonquinesen  nieder- 
gelassen. 

Während  die  schwarzen  Laos  den  Siamesen  ihre  Königs- 
dynastie gegeben  haben  wollen,  leitet  wieder  von  diesen  Marini 
die  Fürsten  der  weissen  Laos  ab.  Nachdem  sich  die  Langier  der 
Leitung  der  Chinesen  entzogen  und  sich  in  ihrem  Königreiche  mäch- 
tig und  furchtbar  gemacht  hatten,  bildeten  sie  unter  sich  eine  Art 
Republik,  welche  bis  zum  Jahre  600  der  Geburt  Jesu  Christi  bestand, 
in  welchem  Jahre  ihr  Staat  monarchisch  wurde.  Die  Siamesen 
kamen  später  als  Freunde  und  mit  ihrer  Einwilligung  zu  ihnen,  um 
das  Königreich  bevölkern  zu  helfen.  Als  sie  nun  fanden,  dassdie 
Luft  hier  vortrefflich  und  das  Leben  sehr  bequem  war,  verloren  sie 
bald  die  Erinnerung  an  die  Annehmlichkeiten  ihres  eignen  Vater- 
landes und  liessen  sich  in  Laos  nieder  und  schlugen  daselbst  ihre 
Wohnung  auf.  Um  sich  ihre  Herrschaft  mehr  zu  sichern,  be- 
schlossen die  Aeltestcn  der  Langier  sämmtlich,  ein  Oberhaupt  zu 
erwählen,  welcher  sie  mit  unbeschränktem  Ansehen  befehlige, 
und  den  sie  als  ihren  Herrscher  anerkennen  würden.  Aber  die- 
ses Unternehmen  wurde 'hintertrieben,  und  da  sie  sich  Über  die 
Sache  nicht  hatten  einigen  können,  erhoben  sie  unter  Begünsti- 
gung der  Siamesen,  deren  Anhang  sehr  mächtig  war.  Einen  aus 
der  königlichen  Familie  von  Siam  auf  den  Thron. 

In   der  Sprache  der  Pei  (oder  Fie  nach  Mouhot),   die  die 


Das  angrenzende  Hochland  und  seine  BevoOcenuig.  177 

Kintschi  Wantschang  nennen,  heissen  die  Pape  Moang-Yung. 
Die  der  birmanischen  Grenze  näher  wohnenden  Lao  galten 
als  Lao  Ngioh  (Mohang  Jeng;  und  den  Birmanen  unterworfen 
sind  die  Nioh  und  LU.  Nach  Kemusat  sprechen  die  Chinesen 
von  indischen  Nomaden ,  Yun-tou  genannt,  unter  den  Tartaren. 
Von  dem  Schanstamme  der  Yun,  an  den  Grenzen  Yunan's,  er- 
hielt ich  durch  einen  Handelsreisenden  von  Pegu  ein  dem  bir- 
manischen ähnliclies  Alpliabet.  Die  Birmanen  kennen  Lau- 
lau's  oder  Lolos  (Nui)  als  tributpflichtig  unter  Kiang-hung, 
neben  dem  Gemisch  der  Grenzstämme,  als  Yem,  Kali,  Putai, 
Li-lun,  Kapin,  Kalau,  Kadams,  Kamu,  Kämet,  zu  welcher  von 
Yule  gegebenen  Liste  mir  noch  viele  andere  Namen  hinzugefügt 
wurden.  Von  den  Lolo  bemerkt  du  Halde ,  dass  die  Häuptlinge 
von  dem  chinesischen  Kaiser  Siegel  erhielten  mit  dem  Titel  Chi-fu 
oder  Chi-chew  (Xi),  unter  der  Bedingung,  die  Investitur  von  ihm 
zu  empfangen.  In  dem  Tibetischen  meint  Lalo  einen  Mlechha 
oder  Barbaren  (nach  Koros)  und  dient  auch  zur  Bezeichnung  der 
Mohamedauer. 

Durch  Jonaka  wird  auch  in  profanen  Büchern  das  Land  der 
Lao  pungdam  bezeichnet,  wozu  Xiengmai  gehört,  aber  Jonaka- 
buri  oder  die  Stadt  der  Jonaka  (Juen)  ist  Myang  Veh  (Hue).  Im 
Allgemeinen  werden  die  I-*aosländer  auch  Varendra  genannt. 
Die  Chinesen  nennen  es  Kaukhia  neben  Siemlo-kok  (Siam). 
Durch  die  Städte  Phra  Pheh  und  Phra  Nan  wurden  die  Nationen 
der  Jon  von  Kambodia  getrennt.  Myang-Nan  wäre  einst  eine 
Hauptstadt  der  Mon  gewesen.  Die  ursprüngliche  Heimath  der 
I^ps,  belehrte  mich  ein  Etymologist,  hiess  Myang  Lanathay,  an 
der  Grenze  des  jetzt  Siam  genannten  Königreichs.  Von  dort 
zogen  die  Laos  an  den  Flüssen  hinab  und  bildeten  die  Länder 
der  Thay,  wo  sie,  durch  Vermischung  mit  den  Mon  (Peguanern) 
und  Khrar  (Khamen),  das  Volk  der  Sayam  (Siamesen)  erzeugten, 
80  genannt,  weil  es  aus  drei  (sam)  Elementen  gemischt  ist. 
Sonst  scheint  die  Ableitung  von  Sayama  (braun)  eine  beliebte, 
sowie  auch  die  im  Mahawanso  gegebene,  als  Uebersetzung  von 
Thay.  In  dem  Titel  des  Königs  von  Siam  finden  sich  unter  den 
beherrschten  Völkern  die  Laos  Von,  die  Laos  Khao  und  die  Laos 

l(atti;ftu,  Osusivu.  I.   .  12 


178  Binna. 

Xieng.  Von  ihnen ,  sagte  ein  Commentator,  lägen  die  I.ÄO8  Yon 
nach  der  Seite  Coehinohina's  (Myang  Yon  oder  Yuen),  die  Xieng 
nach  Westen.  Eine  vom  Könige  selbst  beaufsichtigte  Redaetion 
der  siamesischen  Geschichte  fand  ich  eingeleitet  mit  den  Worten 
Buddha's,  der  Dika  Xikhai,  wo  er  von  den  Nationen  der  Jonaka 
und  Kampot  spricht,  sie  characterisirend  als  solclie,  bei  denen 
es  keine  Kasten-Eintheilung  gäbe,  so  dass  der  Niedrigste  zum 
höchsten  Kange  aufsteigen  und  der  Vornehmste  zum  tiefsten  hinab- 
sinken kr^nne. 

Ueber  die  sogenannten  Thay  yai ,  die  grossen  Thay,  deren 
frühere  Existenz  nach  Leyden  durch  alte  Bauwerke  im  Innern 
bezeugt  wird,  erhielt  ich  eine  Menge  der  verschiedensten  Aus- 
legungen in  Siam ,  von  denen  die  meisten  des  Aufmerkens  nicht 
werth  waren,  da  sie  nur  eine  der  Frage  angepasste  Antwort  ent- 
hielten. Unter  denkfaulen  Völkern  werden  die  unschuldigsten 
Fragen  zu  leitenden  und  Reisende  haben  darauf  nicht  immer  ge- 
nugsam geachtet.  Ein  mehr  auf  geographische  Verhältnisse  ein- 
gehender Berichterstatter  sagte ,  dass  die  Thay  yai  ursprünglich 
an  den  Grenzen  Assam's,  als  Kam-tai  oder  Kam-ti  gelebt  hätten, 
und  dass  sie  von  dort  anfangs  nur  in  kleinen  Mengen  herabkoni- 
mend,  Thay  noi  (die  kleinen  Thay)  genannt  seien.  Später  aber, 
als  das  Königreich  Siam  mächtig  geworden,  sei  seinen  Bewohnern 
der  Name  Thay  yai  oder  grosse  Thay,  im  Gegensatz  zu  den  Thay 
noi  gegeben.  Die  Laos,  deren  Länder  auf  dem  Durchzugswege 
gelegen ,  wären  dadurch  in  ein  Mischvolk  verwandelt,  während 
die  weiter  nach  Osten  an  den  Grenzen  China's  wohnenden  Kha 
(die  Putten  der  Lacs)  ihre  Raye  rein  erhalten  hätten.  Unter- 
mischt mit  den  Laos  leben  dieTjek  ho  oderTjin  ho,  ein  in  seinen 
Gesichtszügen  den  Chinesen  (Chek)  gleichendes  Volk  in  langer 
Haartracht.  In  der  Sprache  der  Kamti  meint  Sing-phoo  Mann 
oder  Mensch,  wie  phu  im  Siamesischen,  und  führt  vielleicht  Sing 
(gleich  dem  birmanischen  Silin)  als  Ehren-Epithet,  wie  sich 
solche  in  den  indochinesischen  Sprachen  leicht  aus  Pronomina 
entwickeln,  und  kann  dann  später  die  Erklärung  des  königlichen 
Thieres  ans  heiligen  Sprachen  angehängt  erhalten  haben.  Die 
fieien  Miaotse  heissen  bei  den  (^hinesen  Sing-  oder  Ye-Miaosse 


i 


Das  angrenzende  Hochland  und  seine  Bevölkerung.  179 

(wilde  Miao).  Thai,  fügte  mein  Professor  hinzu,  meint  frei,  es 
wird  mitunter  aucli  Thsriy  geschrieben ,  als  ob  es  Geist  oder  Ge- 
müth  bedeute,  aber  das  geschieht  nur,  weil  durch  Zufügung  dieses 
Buchstabens  das  Wort  zierlicher  aussieht.  Eine  andere  Autorität 
wollte  jedoch  wissen,  dass  die  Laos  gar  nicht  Thai  schrieben, 
sondern  Tai ,  weil  die  Siamesen  im  Süden  (tai)  von  ihnen  wohn- 
ten. Man  unterscheidet  so  das  Phuek  nya  (nördliche  Volk  oder 
I^os)  und  Phuek  tai  (südliches  Volk  oder  ftiamesen).*  Im  Birma- 
nischen meint  Tay  den  Pflug  oder  Landbau  und  die  weissen  Laos 
gebrauchen  Thay  in  allgemeiner  Bedeutung,  indem  sie  z.  B.  von  den 
Thay  ban  ni,  ban  nan,  den  Bauern  dieses  oder  jenes  Dorfes,  reden. 
Was  die  obige  Erklärung  von  Thay  yai  betriöt,  so  kann  die  An- 
wendung dieser  Bezeichnung  auf  die  Siamesen  nur  in  neuester 
Zeit  gelten.  Jetzt  allerdings,  wenn  man  sie  nur  als  Tliaynoi  gelten 
lassen  wollte ,  möchten  sie  sich  beleidigt  zeigen ,  dass  man  sie, 
die  mächtigsten  aller  Thaystämme ,  für  die  kleinen  hielte.  Das 
Wort  ist  für  sie  noch  nicht  in  die  Indifi'erenz  des  Namens  über- 
gegangen, sondern  bewahrt  seinen  inwohnenden  Sinn  für  ihr 
Ohr.  Auch  birmanische  Schau,  die  ich  um  ihre  Abkunft  fragte, 
sagten  mit  Stolz ,  dass  sie  zu  den  Schangyi  (den  grossen  Schau) 
gehörten.  Die  kleinen  werden  immer  nur  in  dem  Munde  der  Nach- 
barn oder  Feinde  leben.  Die  Siamesen  sprechen  oft  von  den 
Mon  noi  oder  kleinen  Peguern,  und  meinen  damit  die  in  Siam 
angesiedelten  Colonieen  dieses  Volkes,  dereu  geringer  Zahl  gegen- 
über ihr  Vaterland  natürlich  als  cinGrosspcgu  erscheint.  Indess, 
obwohl  die  Siamesen  nicht  zu  Thay  noi  erniedrigt  zu  werden  lie- 
ben, so  begnügen  sie  sich  doch  gewöimlicli  einfach  mit  dem 
Namen  Thay,  und  die  siamesische  Geschichte  erwälmt  mehrfach 
der  Thai  yai  als  eines  besonderen  Volks.  Während  der  peguani- 
schen  Kriege  scliickte  König  Phra  Naret  die  eingewanderten 
Flüchtlinge  seines  Volkes  nach  Ayuthia,  um  dort  Ländereien  zu 
erhalten.  Auch  die  siamesische  Uebersetzung  der  peguanischen 
Geschichte  spricht  von  den  Städten  der  Thay  yai ,  die  der  König 
von  Ava  eroberte  und  wahrscheinlich  als  Schangyi  betrachtete. 
Bergbaus  bemerkt  von  den  Mrclap  Schau  in  Koshanpri,  dass  sie 
sich  einfach  Thay  nennen,  als  ob  sie  das  einzige  Volk  dieses 

12* 


180  ßirma. 

Namens  wäreu.     Low  kcnut  jiusHer  Thay  jay  und  noi  noch  die 
Thay  nai  (der  ilitte)  und  die  'J'hay  nok  (der  Grenzen). 

Im  Allgemeinen  jedoch  gilt  den  Siamesen  das  Volk  der  Thay 
yai  für  den  Stamm  ihrer  mythischen  Urahnen,  die  sich  den  durch 
allzu  lange  Dämmerungsstunden  abgestumpften  Augen  als  gigan- 
tische Gespenster  auf  dem  grauen  Nebel  der  Vorzeit  abzeichnen. 
Sie  werden  deshalb  vielfach  als  hochstämmige  Kecken  in  das  Land 
der  Radeh  gesetzt,  jenes  isolirten  Volksstammes  der  östlichen 
Berge ,  der  durch  den  Zauber  der  Feuer-  und  WasserfUrsten  die 
Könige  Kambodia's  sowohl  als  die  Gochinchina's  zur  Huldigung 
zwang.     Von    ihm   gilt  der  Spruch,    dass  das  Land  der  freien 
Laos  nicht  erobert  werden  könnte ,  weil  Natur-Kevolutionen  den 
Zugang   wehren.     Wasser*)  und  Feuer  springt  auf  Commando 
hervor,  und  auch  ihre  Nachbarstämme  schützen  sich  durch  ähn- 
liche Künste.     Les  Kemoi  (sagt  Choisy)  qui  adorent  le  ciel,  sont 
des  sorciers ,  pour  empccher  les  elephants  et  tigres  de  les  devo- 
rer.    Toutes  les  eaux  fönt  mourir  les  etrangers.     Schon  Marini 
kennt  die  Fürsten  des  Feuers  und  Wassers  unter  den  Gebirgsstäm- 
men  Tonciuin's.    In  den  Bergen  der  Radeh  wurde  in  alter  Zeit 
einst  eine  mörderische  Schlacht  gekämpft,  in  der  die  Elephanten 
bis  zum  Bauche  im  Blute  wateten.    Dort  tiel  ein  mächtiger  Held, 
und  sein  Schwert,  von  den  Radeh  gefunden,  wurde  von  ihnen 
ehrfurchtsvoll  unter  einem  Steindache  bewahrt**),  und  wenn  sie 
auf  demselben  Kerzen  anzünden,  bricht  Unheil  über  ihre  Feinde 
herein.     C'est  une  tradition  chez  les  habitans  du  (^iampa,  que 
le  fondateur  de  leur  religion  qui  leur  a  laiss(5  un  livre,  qu'ils 
conservent  tres  precieusement,  etait  un  grand  homme  et  un  fa- 
meux  guerrier,  avec  un  baton  d'or  il  arretait  les  tempetes,  divi- 
sait  les  eaux  et  commandait  aux  (^li^mens.     Ils  gardent  dans  leur 


*)  Der  (nach  dein  Radjataran^nni)  in  der  wasserlosen  Wüste  irre  geleitete 
Lalitaditya  läwst  Wasser  durch  Einstecken  von  Lanzen  hervorspringen ,  wie  der 
dreiaugige  Gott  durch  seinen  Tridcnt. 

♦*)  iJer  König  von  Taxila  (Fhraot(?s)  erzählt,  wie  die  Hrahnianen  (von  den 
►Sophoi  der  Oxydraken  verschieden)  <len  Bacclins  nnd  Hercules  (den  Apolionins 
für  den  egyptischen  halt)  durch  Naturn'vohitionen  besiegt  nnd  das  fortgeworfene 
Schild  im  Teuipel  aufgestellt  hatten  (bei  Philostratus). 


Das  angrenzende  Hochland  und  ssoino  Bevölkerung.  Jgl 

teniple  un  l)at<)n  pr^eicusemeiit  gariii ,  qiii  selou  eux  peiit  eneore 
op^rer  les  meiucs  merveillcs  (Gagelin). 

Wie  die  Radeh  erhalten  die  Thay  yai  das  Epithct  khon  mi 
bhiin  (an  Verdiensten  Reiche).  Andere  wieder  sehen  in  den  Ka- 
deh  oder  Ladelj  nur  die  Lawah,  und  das  führt  sie  zurück  zuLavo 
oder  Lavarata,  der  alten  Hauptstadt  im  spätem  Lande  Siani,  wo, 
als  Phra  Kuang  sein  llerrscherscepter  schwang,  alle  Könige  der 
Nachbarländer  als  Vasallen  erschienen.  Da  dieser  König  zugleich 
als  der  Erfinder  der  Alphabete  gilt,  so  unterscheiden  mitunter 
dieSiamesen  ihr  vulgäres  Alphabet  als  die  Buchstaben  der  Lawah. 
Auch  scheint  es  den  Siamesen  keine  Schande,  sich  nur  den  jün- 
geren Bruder  (nong)  dieses  berühmten  Volkes  zu  nennen,  oder 
sie  mögen  zugeben,  dass  die  Siamesen  von  Ayuthia  nur  Thay  noi 
seien,  verglichen  mit  den  Thay  yai  von  Sukothay,  oderSchaumu, 
das  schon  Barros  als  das  eigentliche  Siam  von  Myangthay 
Yuthia's  unterscheidet.  In  den  nur  mündlich  fortgepflanzten 
Traditionen,  die  die  Siamesen  unter  dem  Namen  Dükdamban 
besonders  hochhalten,  wird  Phra  ßuang  gleichfalls  König  der 
Lawa  genannt  und  gesagt,  dass  er  aus  dem  XatLawa  (Geschlecht 
der  Lawa)  stamme. 

Die  Thay  yai,  sagt  du  Halde,  besassen  da«  grosse  Königreich 
Myang  (Mohang)  Kosangpyi,  im  Westen  von  Mohang  Sen,  der 
Hauptstadt  der  Laos.  Es  war  früBer  ein  weit  ausgedehntes  König- 
reich, so  dass  man  drei  Monate  Zeit  bedurfte  dasselbe  zu  durch- 
reisen, aber  jetzt  ist  es  nur  eine  weite  Wald wilderniss  geworden, 
die  mit  dem  Walde  Pahimapan  zusammenhängt.  Unter  dem  Pa 
Himaphan  (pa  oder  Wald)  ist  der  in  die  Mythe  desHaemawun  ver- 
wandelte Himalaya  zu  verstehen,  der  den  Birmanen  und  Siamesen 
die  irdische  Welt  der  Menschen  begrenzt.  Die  in  den  Puranas 
und  den  Ramayanas  erwähnte  Stadt  Kosampi  oder  Kosambae 
(zwischen  Oujein  undRajagaha)  wird  auch  von  Buddha  mehrfach 
besucht.  Die  Koshan  pyi  (oder  Ko-pyi  daung)  sind  die  neun 
Schan-Städte  des  Nordens,  die  jetzt  an  China  Tribut  zahlen  oder 
vielmehr  sich  durch  den  Schutz  des  chinesischen  Namens  von  Tri- 
butzahlung an  Birma  befreit  haben.  Die  Birmanen  pflegen  einen 
ehrfurchtsvollen  Ausdruck  in  ihre  Stimme  zu  legen,  wenn  sie  dieser 


182  hirmvL. 

neun  Städte  erwähnen ,  und  bezeichnen  sie  stets  als  die  grossen. 
Das  mächtige  Reich,  das  dort  bestand,  wird  den  Thay  yai  zuge- 
schrieben. Die  von  Hannay  gehörten  Traditionen  weisen  nach 
dem  südwestlichen  Yunan,  wo  an  den  Ufern  des  Schwell  die 
Hauptstadt  Khai  Khao  Mau  Long  (die  grosse  und  glänzende  Stadt) 
gelegen  habe.  Das  Königreich  der  Pon  in  Mogoung  mag  der 
westliche  Ausläufer  gewesen  sein,  nachdem  die  Schan  den  Ira- 
waddi  passirten  und  im  Osten  kann  es  bis  Talifu  gereicht  haben. 

Ein  wohl  belesener  Mönch  (in  Bangkok)  erklärte  Nepoh  oderN«- 
paul  für  den  vornehmsten  Sitz  der  Thay  yai,  die  dort  Phrabon  Savan, 
den  Gott  im  Himmel,  verehren.  Der  erste  König  spielte  in  einem 
Gespräch,  das  ich  mit  ihm  hatte,  auf  Adhi-Buddha  au,  mag  aber 
diesen  Namen  aus  der  europäischen  Literatur  erhalten  haben,  da 
er  englische  Bücher  liest  und  mehrere  auf  den  Buddhismus  be- 
zügliche besitzt.  Als  eine  der  Zwischenstationen,  auf  der  die 
Thay  yai  nachSiam  kamen,  wird  die  uralte  Stadt  Kamphcngphet 
betrachtet.  Als  die  Thay  noi  von  Myang  Jakai  der  Thay  yai  nach 
Sejam  gekommen,  hätten  sie  sich  mit  den  Laos  gemischt  und  so 
das  Geschlecht  der  jetzigen  Siamesen  gebildet.  Die  inSiam  an- 
sässigen Chek  (Chinesen)  unterscheiden  die  Kambodier  als  Thay 
yai  von  den  Thay  noi  oder  Siamesen,  in  den  zw  ei  Thay  genannten 
Ländern. 

Verschieden  von  den  Thay^ong  (in  der  Provinz  Chantaburi) 
sind  dieXong  in  Myang  Ho-Khamen,  die  mitdenausUdannakaro 
ausgewanderten  Khamen  sich  mischten  und  so  die  Khamen-Khoui 
erzeugten.  Udannakaro  oder  Uttarakuru  liegt  von  Kechtswegen 
ausserhalb  der  Grenzen  der  von  Menschen  bewohnten  Welt,  und 
Verständigere  versicherten  mir,  dass  man  von  dem  Bangkok  ent- 
haltenden Continente  nicht  nach  jenem  andern  der  viereckigen 
Gesichter  gelangen  könne.  Doch  nehmen  sie  es  damit  nicht  immer 
so  genau,  und  wenn  selbst  der  heilige  Parasu  Kama  Vorder- 
indiens, der  doch  sein  Djambudvipa  hätte  kennen  sollen,  sich 
als  ein  stümperhafter  Kenner  der  Geographie  erweist,  so  muss 
man  es  den  hintern  Indiern  nicht  übel  nehmen ,  wenn  sie  nicht 
fleissiger  in  die  Schule  gegangen  sind.  Ich  hatte  einst  eine  ge- 
müthliche  Unterhaltung  mit  einem  alten,  freundlichen  Mönche  in 


Das  angrenzende  Hochland  und  seine  Bevölkerung.  183 

Siemrab,  einem  Wunder  der  Gelehrsamkeit  in  seinem  Distriete, 
der  mit  Märchen  und  Sagen  vollsteckte  und  mir  freigebig  aus 
seinem  Sacke  mittheilte.  Er  erzählte  von  dem  Chao  Khomarat, 
der  aus  fernen  Landen  zu  der  Eroberung  Kambodia's  herbeige- 
zogen, und  ich  fragte  ihn,  wo  diese  fernen  Lande  gelegen  und 
aus  welchem  im  Besonderen  er  gekommen.  Er  besann  sich  etwas 
tlberrascht  und  sah  fragend  seinen  vor  ihm  knieenden  Lieblings- 
schUler,  sowie  dieser  ihn,  an.  Ja,  woher  er  wohl  gekommen  sein 
mag?  Man  tiberlegte.  Ei,  hiess  es,  er  ist  aus  Udannakaro  ge- 
kommen, da  oben,  vom  Norden,  wahrscheinlich,  weil,  wie  R^- 
musat  bemerkt,  Outtarakourou  (Yo  tan  pouei)  le  Continent 
de  la  victoire  ou  de  la  supörioritö  guerriere  ist.  In  den  Vedas 
wird  Uttara  Kuru  oder  Uttara  Madras  nördlich  vomHimalaya  ge- 
nannt, während  es  im  Mahabharata  eine  der  continentalen  Inseln 
bildet.  Nach  Wilson  wird  im  Kadjatarangini  unter  Uttaracora 
oder  Uttarakul  (Uttaracola)  das  nördliche  Assam  verstanden. 
Aus  Furcht  vor  König  Lalitaditya  flüchteten  die  Bewohner  Uttara- 
kuru's  in  die  Schlupfwinkel  ihrer  Wälder,  sich  zu  verstecken. 

Die  Lawa  wurden  aus  Xiengrai  undXiengsen  durch  dieLao 
Khön  der  birmanischen  Grenze  ausgetrieben,  die  jetzt  inChiang- 
tung  verweilen.  Die  Lawa,  die  nachNophburi  kamen,  sind  iden- 
tisch mit  den  in  der  Nähe  Motama'8(Martaban)  lebenden  Toungsu, 
und  werden  jetzt,  nachdem  sie  sich  mit  den  Karien  gemischt 
haben,  verschiedentlich  bezeichnet  als  Rasa  oderRosu.  Es  giebt 
unter  ihnen  eine  rothe  Art  (jang  den)  und  eine  weisse  Art  (jang 
khao),  die  nach  der  Farbe  ihrer  Kleider  unterschieden  werden. 
So  sagte  mir  ein  Siamese,  der  wohl  nur  vom  Hörensagen  sprach 
und  nicht  wissen  mochte,  dass  die  Toungsu  der  Provinz  Martaban 
sich  selbst  für  spätere  Einwanderer  in  Thatuug  erklären. 


nie  Kilrstenthilmer  der  iiiilorcn  Schau. 

Nach  den  Clironikeu  der  südlichen  Schan  oder  I^08,  die  ich 
in  Birina  sah  und  die  meistens  schon  von  Kichardson  niitgetbeilt 
•sind,  beginnt  die  Geschichte,  ähnlich  der  siamesischen,  mit  zwei 
brahmanischen  Heiligen  oder  Eremiten,Wathooday  und  Tukadsiuda 
(Varttadeva  und  Tokadanda)  genannt,  die  durch  das  Blasen  einer 
rechts  gewundenen  Jiuschel  die  Mauern  und  ThUrme  der  Stadt 
Labong  (Hari  jungra)  aus  der  Erde  hervorsteigen  und  den  Gra- 
ben einsinken  Hessen.  Die  Tritonenmuscheln  werden  stets  von 
den  Brahmanen,  zum  Theil  auch  von  den  Buddhisten,  bei  Opfer- 
ceremonieen  gebraucht,  und  den  entgegengesetzt  gewundenen 
wohnt  eine  besonders  heilige  Kraft*)  bei.  Diese  Tugend  wird 
nicht  nur  an  ihren  Ton,  sondern  schon  an  die  Form  geknüpft. 

Nachdem  die  frommen  Männer  die  Plätze  der  Tempel  um- 
grenzt, versammelten  sie  die  in  den  Wäldern  zerstreuten  Ein- 
gebornen  und  führten  sie  nach  der  neuen  Ansiedelung,  um  in 

•)  Espncial  value  was  assigrncd  to  the  mincral  harmotome  or  cross  stone. 
IMiny  rolaten ,  that  the  Ethiopicns  attached  great  ^anctity  to  Animonites  (like  th« 
Ilindoos).  The  nummulite  was  the  subject  of  many  Gernian  lejirends  under  the 
nanii!  of  the  iJauern-Pfennig  or  p'casant'ö  niou<'yaudTeufel»g<?!d  or  devirs  money. 
In  certain  parte  of  Spain  many  individuals  wear  the  Shells  of  tercbratulae  in  their 
pockets,  as  Hpecific  against  cholera.  The  petrified  teeth  of  ^harks  were  coneeived 
to  act  a»  charnis  ngain.st  various  maladio^.  Under  tho  name  of  glossopetrae  they 
were  believed  to  be  the  tonorues  of  serpentn  or  birds.  At  Malta  they  are  siipjjosed 
to  be  those  of  vipers  petrified  by  St.  Paul ,  whüe  at  Krain  they  bore  the  name  of 
Tt'ufelsklaueu ,  from  an  idea  there  that  the  evil  spirit  had  tom  his  clavrs  in  the 
clefts  and  crcvices  of  the  mountain  (s.  Kichardson). 


i 


Die  Ffirsteotbfimer  der  unteren  Schan.  Ig5 

Städten  und  Dörfern  zu  wohnen.  Diese  Gründung  Labong's 
wird  in  das  Jahr  1118  der  Aera  Buddha's  gesetzt  (574  p.  d.). 
Nach  den  von  Loub6re  gesammelten  Notizen  wurden  dieSianiesen 
in  ähnlicher  Weise  durch  den  König  Prapoa  in  festen  Nieder- 
lassungen am  Flusse  Pourselouc  vereinigt. 

Nachdem  Labong  wohlbefestigt  und  mit  einem  Palast  vereehcn 
war,  würdig  für  die  Wohnung  eines  Fürsten,  sandten  die  Brah- 
manen  an  den  König  von  Sarvathina,  der  in  Chandapura  oder 
Wintian(Viengchan)residirte,  und  baten  um  seine  Tochter  Jama- 
devi  oder  Ramadevi ,  dass  sie  in  Labong  herrsche.  Dieser  Zug 
bestätigt  die  Bemerkung  in  der  Phongsavadan  Myang  nya,  dass 
in  Laos  die  weibliche  Linie  vorwiege,  denn  sonst  sucht  man  in 
siamesischer  und  kambodischer  Geschichte  selbst  einheimische 
Prinzessinnen  nur  immer  rasch  auf  irgend  eine  Weise  zu  verhei- 
rathen.  Bei  Mac  Leod's  Besuch  in  Kiang  Hun  führte  dort  die  Wittwe 
des  verstorbenen  Tsoboa  die  Regierung  für  ihren  minderjährigen 
Sohn,  während  die  Siaraesen  oder  Birmanen  einen  Minister  als 
Reichsverweser  bestellt  haben  würden.  The  country  of  the  Lolo, 
south  of  Yunan,  is  governed  by  a  female(Goddard).  Jene  Königs- 
tochter wird  die  Wittwe  des  Königs  von  Kambodia  genannt,  aber 
in  einem  altsiamesischen  Gedichte,  das  ich  in  Bangkok  las,  war 
ihr  Gemahl  noch  am  Leben  und  entlässt  sie  für  die  wichtige 
Mission  der  Civilisirung  eines  wilden  Volkes,  schwanger  mit  den 
Zwillingssöhnen,  die  sie  nachher  gebar,  als  die  Stammherrn  der 
künftigen  Dynastie. 

Auf  das  Verlangen  Thevarasi's  (des  göttlichen  Eremiten), 
des  Fürsten  von  Riphunxaija-Kun-Namphon,  sendet  der  König 
von  I^avo  seine  Tochter  Chama-devi ,  dem  Kaiser  von  Kamphot 
vermählt,  dorthin,  um  die  Religion  Phra-Phuttha's  zu  begründen 
und  den  Trai-Pidok  einzuführen.  Unter  den  Segenswünschen 
ihres  Gemahls  betritt  sie  in  der  Begleitung  von  Priestern  das 
zu  ihrem  Empfange  vorbereitete  Schiff  und  wird  längs  des 
Flusses  durch  Proccssionen  aus  den  verschiedenen  Lavo-Städten 
geleitet.  Auf  dfem  Wege  baute  sie  die  Stadt  Phrabang  und  setzte 
ihre  Reise  fort  über  Kantika,  Busarata,  Buran,  Theburi,  Bang, 
Rakasiet  und  Raheng  oder  Laheng  (Rahein  oder  Yahein).     Der 


186  Birma. 

nächste  Halteplatz  erhält  den  Namen  llatsio,  der  folgende  (an 
dem  die  nassen  Kleider  getrocknet  wurden)  Myang  Tak,  der 
darauf  folgende  (wo  ihre  hungrigen  Begleiter  nach  Essen  ver- 
langten) Sagnau,  der  nächste  Putchara  nakhon,  der  nächste  Ko- 
kamin.  Als  sie  am  folgenden  Hastepunkte  nach  dem  Bade  aus 
dem  Wasser  hervorkam,  erschienen,  in  dem  Glänze  der  aus  dem 
Wasser  zurückstrahlenden  Sonne,  drei  Personen  männlichen 
Geschlechts  in  ihrem  Mutterleihe  und  ihr  Herz  war  erfreut 
Davon  wird  der  Name  Sam  gnau  ahgeleitet.  Der  nächste  Platz, 
wo  nuni  einen  weiblichen  Körper  neben  einem  Bergstrom  fand, 
wurde  Keng  som  poi  genannt. 

Diese  Geschichte  der  Stadt  Lavo  oder  Lava-rata ,  von  der 
ich  mir  leider  nur  unvollständige  Bruchstücke  verschaffen  konnte, 
ist  mit  einer  Menge  Idiotismen  des  Dialekts  der  Lao  geschrieben. 
Die  Mission  dieser  Prinzessin  war  nach  der  Darstellung  eine 
civilisirende  und  der  Ruf  der  alten  Lawa  in  Lavarata  (die  Stadt 
der  Lawa),  die  bei  den  Schan  die  Manu-Menu,  als  erste  Gesetz- 
geber, heissen,  ist  auch  in  Siam  so  wohl  befestigt,  dass  selbst 
Phaya  Milinth  zum  Xat  (Stamm)  Lawa  gerechnet  wird,  sonst 
aber  auch  alsMonla  und  gewi'^hnlicher  als  König  von  Takkasinla 
tigurirt. 

Das  Datum  für  diese  Ereignisse,  das  Kichardson  aus  dem 
birmanischen  Extracte  der  Geschichte  I^ibong's  1118  der  Aera 
Buddha's  giebt,  und  in  dem  siamesischen,  worin  ich  die  Ge- 
schichte I^ivo's  fand,  als  450  der  Mahasakkharat  gesetzt  wird, 
ist  für  die  vernachlässigte  Chronologie  dieser  Länder  ziemlich 
genau,  um  eine  ihrer  Vorzeit  angehörende  Begebenheit  zu  be- 
stimmen, da  es  nach  beiden  Berechnungen  in  das  6.  Jahrhundert 
p.  d.  fällt.  Nachdem  Jamadevi  auf  den  Thron  erhoben  und  von 
den  Brahmanen  gekrönt  war,  gebar  sie  zwei  Zwillingssöhne,  von 
denen  ihr  der  älteste,  Mahantaratha,  in  der  Regierung  Labong's 
folgte  und,  nachdem  er  einen  weissen  Elephanten  gefangen  hatte, 
den  Titel  Sen  bor  chin  oder  Herr  des  weissen  Elephanten  an- 
nahm. Der  jüngere  Sohn,  Aindavaraga,  zog  fort,  um  in  dem 
neu  gegründeten  I^gong  Hof  zu  halten. 

In  späterer  Zeit  folgte  in  Labong  (Haripung-Zayatyne)  auf 


Die  Fürstenthumer  der  unteren  Schan.  187 

Benya-tliuha  König  Benya-men-yea  (DalamaBenyatso),  der  seine 
Residenz  erst  nachKiniyea  und  dann  nach  Wencongcan  verlegte. 
Nach  Ueberschreitung  des  Salwehn  erhielt  er  von  Thuta-Thona, 
dem  Könige  Pegu's,  als  Mitgift  mit  der  Hand  seiner  Tochter  eine 
(.^olonie  von  Peguern ,  durch  welche  er  die  Stadt  Yunsalen  oder 
Meinlungyi  am  Salwehn  erbauen  Hess  (1838  Jahre  nach  Gau- 
tama).  Sie  bildete  zu  Pinto's  Zeit  die  Hauptstadt  des  König- 
reichs Jaca^aton,  war  aber  Anfangs  Birma  und  dann  Xiengmai 
tributpflichtig.  Vor  der  Erbauung  Xiengmai's  war  Kiang-Hai 
die  königliche  Residenz ,  deren  Ruinen  Mac  Leod  sah.  In  dem 
alten  Phrachedi  der  Stadt  Lamphum,  die  durch  Su-theva-rlisi 
gegründet  wurde,  sind  alte  Steininschriften  gefunden. 

Das  Fundament  zur  Gründung  Zimmay's  wurde  ini 
Dunkel  der  Mittemacht  gelegt  und  durch  König  Benya- 
men-yea  (Bonta  -  thona)  mit  Künstlern  und  Handwerkern 
aus  Hongsavadi  bevölkert,  656  p.  d.  Bei  seinem  Tode 
folgte  sein  Sohn  Natschoontaschung  auf  dem  Thron  Zimmay's 
(Zama  pada  pur  there  nagara  nawara  raza  tani)  oder  Nantapuri, 
von  Fitch  Yamahey  (Rama)  genannt.  Als  die  Birmanen  (unter 
Chaufa  Suttha)  Xicngm«ai  zur  Regierungszeit  des  Pha  Keoh  (des 
Nachfolgers  des  Pha  Koh  oder  Chaumyang  Phaku)  eroberten 
(1048  p.  d.),  wurden  sie  wieder  ausgetrieben  durch  einen  Auf- 
stand, den  der  Priester  (JhauThepphasing  angestiftet  und  geleitet 
hatte.  VorOngkhan,  dem  aus  Langchan  vertriebenen  Bruder  des 
Königs,  musste  dieser  Volksführer  aber  später  nach  Lamphum 
fliehen.  Erneute  Angriffe  der  Birmanen  wurden  glücklich 
abgewiesen.  Auf  (Jhau  lana,  der  den  Gatten  seiner  Tochter, 
Nang  Tum,  einen  früheren  Priester,  und  dessen  ehrgeizige  Pläne 
zu  bekämpfen  hatte,  folgte  Chao  Tung,  unter  dem  Xiengmai 
durch  die  Birmanen  zerstört  wurde.  Nachdem  die  Eroberer 
wieder  abgezogen  waren,  den  Chau-tung,  Bruder  Chau-ha-na's, 
mit  sich  führend,  legte  sich  Chao  Kawila  (ein  Laos  aus  Lakhong) 
die  Königswürde  bei.  Auf  ihn  folgte  sein  Bruder  und  dann 
dessen  Sohn  Kawila. 

Als  das  neu  gegründete  Martaban  noch  um  seine  Existenz 
zu  kämpfen  hatte ,  überschwemmte  es  der  König  von  Xiengmai 


188  Birma. 

mehrere  Male  mit  seinen  Heeren  und  bedrohte  die  junge  Schöpfung, 
sie  im  Keime  zu  ersticken.  Die  ersten  Erobererkönige  Ayuthia's 
knechteten,  nach  der  Unterwerfung  Xiengmai's,  die  Laosländer 
und  führten  ihre  Bewohner  als  Gefangene  fort.  Dann  kamen  die 
Heerzüge  des  Königs  von  Pegu,  der  in  seiner  weiten  Herrschaft 
alle  umliegenden  Gebiete  verschlang.  Während  Pinto  sich  in 
Odia  aufhielt,  kam  die  Nachricht,  que  o  Key  do  Chiammay  con- 
federado  cos  Timocuhos,  cos  Laos  e  cos  Gueos  (que  sao  quatro 
na^'öes  de  gente ,  que  contra  o  nordeste  senhoreao  a  mayor  parte 
deste  sertao  por  sima  do  Capimper  e  Passiloco)  tinhao  posto  cerca 
ä  Cidade  de  Quitirvao  e  morto  o  Oya  Capimper  fronteiro  mor 
daquclle  arraya  con  mais  de  30,(K)0  homens.  Als  nach  dem  Falle 
Pcgu's  der  König  von  Jangoma  eine  Allianz  gegen  Toungnu  ( 1 600) 
mit  dem  König  von  Siam  schloss,  später  aber  mit  ihm  zerfiel, 
wurde  er  von  seinem  Bundesgenossen  zur  Unterthänigkeit  ge- 
zwungen (1605),  bis  der  König  von  Ava  seine  1612  begonnenen 
Kriege  mit  der  Eroberung  Jangoma*s  1615  endete.  Damals 
gerieth  der  englische  Handelsagent  Thomas  Samuel,  der  in 
Fitch's  Fusstapfen  gefolgt  war,  in  Gefangenschaft.  Nachdem 
dei  König  von  Siam  die  Bewohner  des  eroberten  Chiamay  (1657) 
fortgetrieben,  wurde  das  Land  durch  den  König  von  Ava  neu 
bevölkert,  war  aber  1600  wieder  in  den  Händen  der  Laos  (von 
Canjang  und  Chiamay). 

Am  Ende  des  18.  Jahrhunderts  gelang  es  sieben  Brüdern 
mit  Hülfe  Siam's  die  Städte  Zimmay,  I^bong  und  Lagong  vom 
Joche  der  Binnanen  zu  befreien.  Der  älteste  erhielt  die  In- 
vestitur unter  dem  IMtel  Chou-tschee-weet  (Herr  des  Lebens), 
blieb  aber  dem  Könige  Siam's  tributpflichtig  (nach  Blundell). 
Der  Wiederhersteller  der  birmanischen  Macht  zwang  auch  Zim- 
may in  Sklavendienste,  aber  als  Phaya  Thak  in  Siam  Kraft  zu 
gewinnen  anfing,  empörte  sich,  auf  ihn  gestutzt,  der  Statthalter 
Zimmay's,  Sen-pu-kan  genannt  (1136  Ch.  S.),  und  trat  dann  in 
ein  L'nterthänigkeitsverhältniss  zu  den  Königen  Siam's,  um  von 
ihnen  geschützt  zu  werden. 

Als  Zalapara,  die  Tochter  des  Königs  Tsomihe,  in  I^- 
bong  herrschte,  besetzte  Sembue-nya-kin,  der  König  Pegu's, 


k 


Die  Füratenthumer  der  unteren  Schan.  189 

die  8tadt  und  bestellte  dort  neben  der  Fürstin ,  der  ein  Theil  der 
Einkünfte  verblieb,  seinen  Sohn  Naratatso  als  Statthalter  (*J20). 
Alle  umliegenden  Länder  beugten  sich  dem  Maehtgebote  dieses 
Eroberers,  dem  die  Laos  seine  Schlachten  in  Siam  schlagen 
helfen  mussten.  Labong  verblieb  in  der  Abhängigkeit  unter 
Pegu,  bis  es  sich  durch  Tsobung  davon  losriss. 

Low  will  die  Abtrennung  der  Siamesen  von  den  Laos  8L3 
p.  d.  datiren.  Xiengmai  wurde  durch  Chinesen  angegritten, 
rettete  sich  aber,  indem  es  einen  Wettstreit  im  Pagode  -  Bauen 
vorschlug  und  durch  eine  rasch  aus  Erde  aufgeschüttete  die 
Gegner,  die  schwere  Steine  hei  beigeschleppt  hatten,  betrog. 
Einer  der  gefeiertsten  Könige  der  Laos  ist  Gunbilanga,  der 
seinen  wunderbaren  Zauberspeer  von  dem  Hochgebirge  Zimmay's, 
wo  er  residirte,  bis  nach  Kangun,  an  die  Küste  des  Meeres,  /.u 
schleudern  vermochte  und  dadurch  alle  zwischenliegenden  iJinder 
unterwarf. 


i 


Tciiassciim  mit  den  siidiichen  Staateii. 

Als  die  Länder  Pegu's,  Siain'«  und  Kambodia's  noch  mit 
Wald  bedeckt  waren ,  trat  eines  Morfrens  aus  der  aufgehenden 
Sonne  ein  Jüngling  hervor,  der  von  den  Bewohnern  Tena^serim's 
freudig  als  König  begrUsst  wurde ,  und  von  ihm  (sagt  Do  Couto) 
stammt  das  Geschlecht  der  Suriavas  oder  die  Ka^e  der  Sonne. 
Da  dieser  fürstliche  Ankömmling  zugleich  ein  Sohn  des  Himmels 
und  der  Erde  heisst,  so  ist  das  Hervortreten  aus  der  Sonne  viel- 
leicht in  dem  Sinne  Pseudo-Psalmanaazoar's  zu  nehmen,  der  (in 
Hübner'sUebersetzung)  von  Japan  und  Formosa  sagt,  dass  sie  als 
die  entferntesten  Länder  des  Orients  die  ersten  seien,  die  von  der 
aufgehenden  Sonne  mit  ihren  Strahlen  begrüsst  werden.  The 
Dynastie  called  Kuttoora  is  the  earliest  known  to  have  reigned 
in  Kumaon.  The  Kajahs  of  its  line  are  said  to  have  been  of  the 
Sooraj  -  Bunsce  origin  and  to  have  been  clothed  by  the  imagi- 
nation  of  the  Paharce,    with   almost  divine  attributes  (Hatten). 

Nachdem  Colonieen  aus  Martaban  und  dem  Osten  dahinge- 
kommen,  wurde  Tavov  zuerst  durch  Seefahrer  ausAracan  erreicht, 
die  nach  Eisen  suchend  dahin  kamen  und  in  DaungweoderThongive 
landend,  den  Namen  Tavoy  (Dahiwch  oder  Messer  kauf!)  gaben. 
Die  damals  gegründete  Stadt  wurde  dur^h  furchtbare  Naturereig- 
nisse zerstört,  aber  die  jetzigen  Bewohner  Tavoy's  wollen  noch 
oft  im  nächtlichen  Lärmen  und  Getöse  das  untergegangene  Volk 
seine  alten  Wohnstätten  besuchen  hören.  Aus  dieser  frühesten 
Zeit  soll  die  Colonie  in  Kalingaon  stammen.  In  Tanau  und 
Mergui  (Bheik  oder  Breit)  werden  dieSiamesen  (Schan)  als  erste 
Ansiedler  genannt,  wogegen  inTeuasserim  dieMon  ihnen  voran- 


k 


Tenasserim  mit  den  BÜdlichen  Btaaten.  191 

gegangen  wären.  Nach  birmanischer  Mythologie  gab  es  drei 
Raksehasas,  die  die  Mütter  dreier  Stämme  von  Dämonen  wurden, 
und  einer  derselben  sind  die  Danu  (D'hanao)  oder  Dumos  in 
Mwegyen.  Die  Bevölkerung  späterer  Zeit  war  vorwiegend  sia- 
mesisch in  Tenasserim,  aber  im  Lande  selbst  gelten  die  Mon  für 
die  älteren  Einwohner  und  scbliessen  sich  an  den  Grundstock  der 
Mantras  auf  der  malayischen  Halbinsel  an.  In  siamesischer  Aus- 
sprachewird auch  das  dem  Pali  entnommene  Wort  für  die  sanscri- 
tischen  Weiheformeln  aus  Mantra  zu  Mon,  wie  solche  im  Birma- 
nischen Manta  (Mantara)  genannt  werden.  Zu  den  Mon  gehören 
die  Kambodier,  alsKha-mon  oder  Kho-men.  Der  Missionär 
Wade  bemerkte  mir,  dass  die  Tavover  unter  sich  einen  verschie- 
denen  Dialekt  zu  reden  scheinen,  während  sie  mit  Fremden  sich 
des  Birmanischen  bedienen.  Sie  sprechen  M  wie  B  aus,  und 
sagen  Bien  statt  Mien  für  Pferd,  R  wie  L,  Sh  wie  H  u.  s.  w.  Auch 
die  Birmanen  schreiben  Myamma  und  sprechen  Byamma.  Die 
Tavoyer  unterscheiden,  nach  Hamilton,  die  Stämme  ihres  Gebirgs- 
landes  in  Kadhu,  Lowa  und  Kuwi. 

Die  Königin  Mahadevi  (731  p.  d.)  gründete  die  Ansiede- 
lungen in  Ye  oder  Kala-ge.  Von  Anoratho,  dem  Könige 
Pagan*s,  wird  erwähnt,  dass  er  eine  Revolution  in  Tenasse- 
rim unterdrückt  habe,  weshalb  er  in  seinen  Eroberungen  auch 
durch  Tavoy  gekommen  sein  wird.  Später  besuchte  sein 
Nachkomme  Narapati-tsithuh  diese  Küste  (1157 — 1190)  und 
Hess  auf  der  Landspitze  Tavoy  die  dort  hoch  verehrte  Pagode 
erbauen  (1208  p.  d.).  Er  führte  eine  Colonie  der  Tavoyer  mit 
sich  fort  und  siedelte  sie  unter  den  Schaniändern  in  Nyoung-yuwe 
an.  Auch  brachte  er  von  dort  die  ersten  Durian  nach  Birma  und 
die  Siamesen  erklären  daraus  den  Namen  Thavai  (anbieten). 

Der  König  Naratha  Jedi  Men  ( 1 438  p.  d.)  erbaute  Festungswerke 
in  Kola  Ye.  NachBarthemo  im  16.  Jahrhundert  führte  der  König 
von  Tenasserim  Kriege  mit  den  Königen  von  Narsinga  (im  Dek- 
khan)  und  Banghalla.  Nicolo  di  Conti,  der  über  die  Stadt  Moarazia 
von  Tenasserim  nach  Ava  reiste,  sah  den  König  di  provincia  di 
Mangi  auf  einem  weissen  Elephanten  reiten.  Tavoy  war  auch 
nach    dem    Untergange   des  Königreichs   Tenasserim    meistens 


192  Birma 

seinen  Nachbarn  unterworfen,  aber  der  König  von  Tavoy  machte 
sich  1752  auf  kurze  Zeit  unabhängig. 

Tavoy  lag,  als  westlicher  Seehafen,  brahmanischen  Bekeh- 
rungsversuchen bequem,  später  aber  gewann  der  Buddhismos 
wieder  die  Oberhand.  Als  die  diesem  feindlichen  Brahmanen 
aufs  Neue  zurückkehrten,  und  wie  sie  es  in  Assam  gethan,  eine 
Heerde  heiliger  Kühe  vor  sich  hertrieben,  damit'man  sie  nicht 
beschädigen  könnte,  sprach  die  auf  sie  herabschauende  Gott- 
heit das  Wort,  wodurch  sie  in  Steine  verwandelt  wurden,  wie 
in  den  Felsblöcken  um  den  Hafen  von  Tavoy  noch  jetzt  zu 
sehen  ist.  Die  Uajahs  der  Ha-tsung-tsa-Familie  (der  Kacharis 
oder  Kangtsa)  wurden  aus  Assam  (wohin  sie  von  Nordosten 
gekommen)  durch  die  Kajahs  von  Koch  Behar,  denen  Brah- 
nianen  auf  Kühen  voranritten,  ausgetrieben  und  flohen  nach 
Hirumbha.  Die  Indier  würden  vielleicht,  wie  nach  Pherekydes 
die  Egypter,  eher  Menschenfleisch  als  Kuhfleisch  essen,  aber  in 
den  buddhistischen  Ländern  hat  man  keine  Scrupel,  es  als  Aas  zu 
verzehren.  Das  Schlachten  einer  Kuh  wurde  in  Birma  indessnoeh 
unter  dem  vorigen  Könige,  ebenso  streng  wie  Menschenmord,  mit 
Enthaupten  bestraft  und  bleibt  auch  jetzt  noch  eine  unerlaubte 
Handlung.  Acordaos  de  loque  estaescrito  en  los  libros  de  nuestras 
verdadesyleyacercadelbienquehabeyzde  hacer  a  los  sacerdotes 
querueganpor>'osotrosporque  noperezcan  por  nolesdarlimosna. 
Porque  esto  seria  tan  gran  peccado  como  si  matasedes  unablanca 
vaca,  estando  mamando  los  tetas  de  su  madre  en  cuva  muerte 
mueren  mil  almas  que  en  ella  como  en  casa  de  oro  estan  sepultadas 
esperando  el  dia  de  su  promesa ,  en  que  eran  bueltas  en  {lerlas 
blancas,  para  bayla  encima  del  cielo,  hörten  die  gefangenen  Por- 
tugiesen als  sermo  del  summo  sacerdote  beim  Köy  de  Tartaria  nach 

• 

Ribsideneyra.  Wenn  an  den  Festtagen  die  Khampti  die  Buddha- 
bilder baden,  thun  (nach  Dalton)  die  Assamesen  dasselbe  mit  den 
Kühen.  Lo  detti  gentili  (di  Melibari)  tengouo  le  vacche  per  loro  die, 
sagt  (1503  p.  d.)  Giovan  da  Empoli.  Die  Jainas  erkennen  den 
Vrichabhanatha  (den  Vater  des  Bharatha  chakravarti)  oder  den 
Herrn  der  Stiere  als  ihren  Stanmiherrn  an.  Im  Mallalingara- 
Wuttu  wird  die  von  Bergen   eingeschlossene  Stadt  Kayaginha, 


k. 


Tenasserini  mit  den  südlichen  Staaten.  193 

wohin  von  allen  Seiten  Gautama's  Schüler  zusammenströmten, 
von  den  Ketzern  spöttischer  Weise  einer  Kuhhtirde  verglichen 
und  Finlayson  glaubt  gehört  zu  haben,  dass  Codoma  einen  Kuh- 
dieb bedeutet.  ^Die  Kuh  sollte  geehrt  und  geschützt  werden,  da 
sie  den  Menschen  eniährt.  Man  muss  sie  als  eine  Mutter  be- 
trachten, da  sie  in  der  Milch  Speise  giebt,  zum  bequemen  und 
angenehmen  Leben  beitragend.  Es  giebt  Solche,  die  ihr  Fleisch 
essen,  aber  das  ist  nicht  besser,  als  das  Fleisch  der  eigenen  Mutter 
zu  essen.  Es  muss  nicht  gegessen  werden ,  sondern  nach  dem 
Tode  den  Geiern  tiberlassen  bleiben"  (Niti-Kyam).  Den  Stier  zu 
tödten  ist  in  Indien  ein  unsUhnbares  Verbrechen  und  goghnas 
(Stiertödter)  die  emiedrigendste  Bezeichnung  (Benfey).  Als 
Sivai  Singha  (der  Bruder  Hari  Singha's)  hörte ,  dass  ein  Heer 
Rindfleisch  essender  Männer  herannahte  (da  sein  aufrührerischer 
Bruder  die  Mohamedaner  aus  Delhi  gebracht  hatte),  stellte  er  sein 
Königreich  unter  die  schützende  Obhut  der  Göttin  Kangkali 
and  wanderte  als  bettelnder  Mönch  umher.  Obgleich  sich  aber 
die  Mohamedaner  zurückzogen,  verliesseu  die  Einwohner  Har 
Samaran  und  nahmen  das  Bild  Kangkali's  mit.  Auf  dem  Wege 
nach  Nepaul  geriethen  sie  in  Gefahr,  Hungers  zu  sterben ;  da  er- 
schien Kangkali  einem  ihrer  Anführer  im  Traume  und  theilte  ihm 
mity  dass  sie  am  Morgen  einen  Zuschuss  an  Lebensmitteln  be- 
willigen werde,  indem  sie  die  Erlaubniss  ertheile,  die  Speise 
zu  essen ,  welche  sich  zeigen  werde.  Als  am  nächsten  Morgen 
eine  Heerde  Btiflfel  erschien,  wurden  sie  von  dem  Volke  ge- 
schlachtet, welches  sich  von  dieser  Zeit  fortan  den  Genuss  dieser 
(früher  unreinen)  Speise  erlaubte.  Sie  Hessen  sich  in  dem  Thale 
Nepaul's  nieder  und  erhielten  den  Namen  Newars.  Die  Khutsung 
oder  südlichen  Nagas  leben  von  Reis  und  Wildpret  und  trinken 
nie  Milch,  die  sie,  wie  dieGarros,  als  eine  ungesunde  und  schwä- 
chende Nahrung  betrachten. 

When  the  gate  of  the  new  city  of  Tavoy  were  erected  some 
few  years  ago ,  an  eye-witness  told  nie ,  a  criminal  was  put  in 
each  post-hole  to  become  a  Nat,  schreibt  Mason  im  Jahre  1860. 
Hier  wie  bei  Thatung  soll  der  aus  dem  Gemordeten  entstehende 
Dämon  die  Mauern  vertheidigen ,   wie  dem   für  sein  Vaterland 

B»atiftB,  OtUfien.  I.  13 


194  Birma.. 

kämpfenden  König  zu  Wales,  während  in  der  bei  der  Gründung  Mar- 
tabau's  vorgenommenen  Ceremonie  das  Menschenleben  für  die  Stütze 
des  Fundamentes  nöthig  erachtet  wurde ,  mit  der  Ansicht  serbi- 
scher Baumeister  übereinstimmend.  In  Kambodia  wurden  nach 
den  Chinesen  Verbrecher  in  die  Erde  eingemauert. 

Auch  mit  Abzug  mancher  Uebcrtreibungen  in  den  Berichten 
mittelalterlicher  Geographen  über  Hinterindien  scheinen  doch  da- 
mals seine  Despoten  den  grossen  Negerschlächtem  in  Dahomey  und 
Ashantee  nur  wenig  nachgestanden  zu  haben.  Die  Keisenden  sahen 
Götzen  wagen  (die  nach  Howland  auch  in  Ceylon  beim  Feste  Manepy 
gebraucht  wurden)  mit  derselben  Wuth  des  Fanatismus  über  zer- 
quetschte Körper  ziehen,  wie  sie  Juggernauth  berüchtigt  gemacht 
hat.  In  Tripura  wurden  indess  durch  die  Reform  Qridharma's 
(1512  p.  d.)  die  Menschenopfer  auf  jedes  dritte  Jahr  beschränkt 
In  Vorderindien ,  ohne  von  der  Meria  -  Ceremonie  zu  sprechen, 
wurde  das  jährliche  Menschenopfer  der  Kurradee  -  Brahmanen 
erst  durch  den  Peishwa  in  Pona  abgeschafft.  Die  Mehals  brachten 
jedes  dritte  Jahr  ein  Menschenopfer,  bis  zur  englischen  Besitz- 
nahme. Brugi^re  erzählt,  dass  bei  dem  Bau  der  Mauern  Bangkok^s 
unschuldige  Sehlachtopfer  eingestampft  worden  wären.  Nach 
Marco  Polo  tödtete  man  Gäste  in  Korazan,  um  einen  hausbe- 
schUtzenden  Dämon  zu  gewinuen.  Der  Angriff  des  Rajah 
von  Karrang  auf  Bliling  hatte  zum  Zweck,  sich  menschliche 
Knochen  zu  verschaffen,  um  sein  Gelübde  eines  Tempelbaues  zu 
erfüllen.  Als  nach  der  abschlägigen  Antwort  Cayero's  König 
Schambai nha  jede  Hoffnung  verlor,  die  Stadt  Martaban  vor  dem 
belagernden  Brahma-Könige  zu  retten ,  wurde  beschlossen ,  alle 
lebenden  Seelen,  die  nicht  im  Stande  wären,  das  Gewehr  zu  führen, 
hinzurichten  und  ihr  Blut  dem  Quiay  Nivandel  (Gott  der  Feld- 
schlachten) zu  opfern  (nach  Prevot).  Im  Anfange  des  7.  Jahr- 
hunderts brachte  der  König  von  Kambodia  dem  Dämon  Pha-to-li 
ein  jährliches  Menschenopfer  und  später  erzählt  der  chinesische 
Gesandte  (13.  Jahrhundert)  von  einem  Tribut,  einer  mit  Menschen- 
galle gefüllten  Urne,  die  dem  Könige  Cochinchina's.zu  zahlen 
gewesen.  On  envoyait  pendant  la  nuit,  de  tous  cot^s,  des  hom- 
mes,  qui  se  rendaient  daus  les  villes  et  dans  les  villages,  et  qui, 


Tenasserim  mit  den  südlichen  Staaten.  195 

quandils  rencontraient  des  geus  marchant  de  nuit,  leur  passaient 
une  corde  au  col  et  ä  l'aide  d'un  couteau  dout  ils  ötaient  munis 
leur  ouvraient  le  flanc  droit,  audessousdecotes  et  leur  enlevaient 
la  Yösicule  du  fiel  (nach  Kemusat).  Marini  erzählt.  Aebnliches 
von  den  Laos,  die  die  Galle  der  heimlieh  Ermordeten  den  Man- 
darinen brächten  und  damit  die  Stirn  der  Elephanten  bestrichen, 
um  sie  muthig  und  ausdauernd  zu  machen.  Weil  Bösewichter 
die  Nasen,  Lippen,  Ohren  und  Haare  menschlicher  Opfer  suchten, 
um  die  Reichthümer  bringende  Boa-Schlange  zu  versöhnen,  it  is 
difficult  to  persuade  a  Kasia  to  go  into  the  jungle  alone,  generally 
for  fear  of  meeting  with  one  of  these  villains ,  who  are  supposed 
to  hide  in  all  solitary  spots  looking  out  for  prey,  bemerkt  Yule. 
Die  blutigen  Gebräuche  der  Vorzeit  haften  in  der  Erinnerung 
und  leben  in  Volksgesprächen  fort.  In  Mandalay  erzählte  mir 
ein  dort  gebomer  Armenier  in  leisem  Flüstern,  da  die  Wände 
Ohren  haben  könnten ,  welch'  schreckliche  Dinge  bei  der  Grün- 
dung der  Stadt  vor  sich  gegangen.  An  dem  Tage,  wo  von  sechs 
auf  sechs  Monate  eins  der  Thore  zu  beginnen  war,  wagte  sich 
Niemand  aus  dem  Hause ,  denn  die  Späher  des  Königs  standen 
bereit  Die  Brahmanen  hatten  gewisse  Namen  augegeben ,  die, 
als  den  Constellationen  entsprechend ,  fUr  den  magischen  Bund 
am  wirksamsten  sein  würden.  So  wurden  auf  den  Strassen  Namen 
gerufen,  und  wenn  solche,  die  sie  trugen,  unwillkürlich  den  Kopf 
wandten,  so  waren  sie  dem  Tode  verfallen.  Während  meiues 
Aufenthalts  in  Rangun  wurde  in  Puizendaung  von  einem  euro- 
päischen Kaufmann  die  erste  Dampfmühle  erbaut  und  die  Ein- 
gebomen sprachen  auf  dem  Markt«  von  den  geheimen  Er- 
mordungen, die  dort  vorkämen.  Die  Steinmauer  konnte  nicht 
eher  zum  Stehen  gebracht  werden,  bis  man  es  eingerichtet  hatte, 
dass  ein  niederfallendes  Gerüst  vier  Menschen  ersehlug,  und  dann 
diese  an  den  Ecken  vergrub.  Als  ich  eine  Zeitlang  in  Jauja 
lebte,  auf  dem  Hochlande  Pegu's,  erbot  sich  ein  englischer  Me- 
chaniker, eine  Fähre  über  den  nahegelegenen  Rio  grande  zu 
bauen,  und  es  dauerte  nicht  lange,  so  wurde  man  gewarnt,  dort 
vorüberzugehen.  Die  Leute  erzählten  einander  Schauder- 
geschichten von  den  vielen  Opfern ,  die  dort  schon  geschlachtet 

13* 


196  B»"»»- 

seien,  denn  wenn  kein  Menschenblut  flösse,  wie  würde  die  Fähre 
sich  bewegen  können.  Das  ganze  Project  missglückte  schliess- 
lich und  die  Fähre  ging  wirklich  nicht.  Die  Chinesen  be- 
streichen die  Glocken  mit  Blut,  damit  sie  in  Lauten  reden ,  ob- 
wohl zu  Mengtseu's  Zeit  nur  mit  dem  der  Ochsen.  Colebrooke 
concluded ,  that  the  Purusha-medha  (sacrifice  of  men)  was  never 
any  thing  but  typical,  und  Wilson  führt  den  Ausruf  des  Suna- 
gephas  an:  They  will  put  me  to  death,  as  if  I  were  not  a  man. 
Wenn  im  Yajna  eine  Kuh  geopfert  wird,  heisst  es  Gromedha, 
wenn  ein  Pferd,  Aswamedha,  wenn  ein  Mann,  Narmedha,  bemerkt 
der  Dabistan  und  setzt  hinzu,  dass  der  Vischnuite,  als  Agnish- 
toma,  nicht  eine  Ziege,  sondern  nur  das  aus  Mehl  geformte  Bild 
einer  solchen  darbrächte. 

In  der  Provinz  Tenasserim  überwiegt  die  Karen -Bevöl- 
kerung verhältnissmässig  mehr  wie  eine  andere,  da  die  Ein- 
wanderer nur  dünn  der  Küste  entlang  gesäet  sind  und ,  ausser  in 
den  Zeiten  der  Tributeintreibung,  die  Hügelbewohner  selten  be- 
helligen. Die  Karen  erzählen  aus  alten  Traditionen,  dass  sie 
einst  eine  voluminöse  Bibliothek  besessen  hätten,  die,  aus 
alter  Zeit,  auf  Felle  geschrieben  war,  aber  eben  deshalb  das 
Unglück  hatte,  von  einem  hungrigen  Hunde  verzehrt  zu  werden. 
Die  Religion  Rajah  Brahil's  ging  den  Mantras  verloren ,  als  das 
einzig  noch  übrige  Denkmal  derselben ,  die  beschriebene  Haut 
der  Biawah  genannten  Eidechsenart,  zu  Xangeib'eisi's  Zeit  von 
einem  Hunde  zerstört  wurde.  In  den  Ländern  Hinterindiens 
wird  meist  auf  Palmblätter  oder,  wie  in  Siam,  zuweilen  auf 
chinesisches  Papier  geschrieben,  doch  bemerkt  Vertomanus 
(1503  p.  d.):  The  inhabitans  of  Tenassari  wryte  on  parchment 
like  unto  ours ,  and  not  on  barke  of  trees  as  doo  they  of  Calecot. 
Indessen  bedienten  sich  auch  die  Kambodier  für  ihre  Schriften 
bei  Anwesenheit  des  chinesischen  Gesandten  (13.  Jahrhundert) 
der  Häute  von  Hirschen  und  Rehen.  Zoroaster's  Bibliothek  soll 
auf  Häute  geschrieben  sein,  obwohl  Hamza  Isfahani  von  der  Ent- 
deckung des  magischen  Rituals  auf  Baumrinden  in  Jai  spricht. 
Nach  Meschalmah  beu  Ab-Sechuah  besassen  die  Samaritaner  aus 
alter  Zeit  eine  Thorah ,  geschrieben  auf  Häute  von  einem  Fried- 


Tenasflerim  mit  den  südlichen  Staaten.  197 

Opfer.  Id  dem  Manuscript  des  Buches  Josua  war  die  Haut  von 
einem  Passah-Lamm  (b.  Geiger).  Das  schon  zu  Alexander's  M. 
Zeit  in  Hellas  eingeführte  Papyrus,  dessen  Bollen  sich  in  den 
Mumiengräbern  finden,  wurde  spUter  zur  Charta  Augusta  ver« 
arbeitet. 


In  der  Zeit^Asoka's  (der  nach  dem  Mahayasuen  255  der 
Buddha-Sakkharat  starb)  kamen  die  Mon  von  Hongsavaddi  oder 
Yadi  nachLigor  und  vermischten  sich  dort  mit  den  Phuek  thay,  als 
diese  später  ebenfalls  dort  anlangten.  Die  in  Ligor  gesprochene 
Sprache  ist  jetzt  das  Siamesische,  aber  ein  Dialekt,  dem  vor- 
geworfen wird ,  dass  ihm  die  Mai-Eh  und  -To  oder  die  Accente 
mangelten,  wie  auch  die  Laos  solche  durch  Dummheit  ver- 
gessen hätten.  Auch  die  Moi  in  Baria  sprechen  das  Cochin- 
chinesische  ohne  Betonung  und  die  Siamesen  nennen  die  Sprache 
derEha:  Nok  Jen  (Vogelgezwitscher),  weil  sie  der  Sieng  (Stimme) 
entbehren.  Im  siamesischen  Idiom  zu  Ligor  werden  N  und  L 
verwechselt,  so  dass  die  Stadt  gewöhnlich  Lakhon  statt  Nakhon 
ausgesprochen  und  jetzt  mit  Absicht  so  betont  wird,  da  die 
meisten  Schauspieler  (Phuek  -  Lakhon)  von  dort  kommen.  In 
den  benachbarten  Idiomen  finden  sich  ähnliche  Lautverschie- 
bungen. 

Der  Prinz  Hemaxala  (der  Goldgestreifte),  dessen  Geschichte 
die  Siamesen  in  einen  beliebten  Roman  verarbeitet  haben ,  hatte, 
von  Feinden  bedrängt,  sein  Reich  Nauthaburi,  in  Kalinkharat 
gelegen ,  verlassen  müssen  und  kam  auf  seinen  Irrfahrten  nach 
der  Stelle,  wo  Srithammarat -  Asoka  in  alter  Zeit  Myang  Ligor 
gegründet  und  Reliquien  vergraben  hatte.  Diese  findend,  schloss 
er  sie  in  der  darüber  errichteten  Pagode  Prathaht  ein  und  baute 
die  untergegangene  Stadt  wieder  auf,  als  Nakhon  Sri  Thammarat. 
In  einer  andern  Novelle  sind  die  in  Ligor  niedergelegten  Reli- 
quien aus  Langka  gebracht ,  als  Gegengeschenk  für  den  heiligen 
Zahn,  und  Hemaxala  mit  seiner  Schwester  hat  manche  Abenteuer 
zu  bestehen,  ehe  er  zum  Zweck  gelangt. 


198  Birma. 

Als  Phra  Thammasokharat  *) ,  der  König  von  Sukothay, 
durch  die  Länder  wanderte ,  um  an  passenden  Plätzen  Städte  zu 
gründen ,  erbaute  er  Ligor  oder  Nakhon  Srithammarat  im  Lande 
der  Batta.  Ptolemäus  setzt  die  Batoi  östlich  von  den  Brachmae, 
und  jetzt  führen  die  Orang  Benua  (Eingebornen)  Sumatra's  den 
Namen  Battas.  Junghuhn  hält  die  Balinesen  für  ächte  Batta's 
und  reiht  ihnen  auch  die  Alfuren,  sowie  die  Bugis  und  Makas- 
saren  an.  Nach  Burton  kennen  ihre  Sagen  eine  östliche  Ein- 
wanderung von  jenseits  des  Meeres  her  nach  Sumatra.  Wie 
Borie  erzählt,  wären  nach  dem  Tode  Batin - Alam's  Menschen- 
fresser aus  Sumatra  in  die  malayische  Halbinsel  eingefallen. 
The  Battacks ,  such  is  the  name  of  the  people ,  slaughtered  and 
destroyed  a  great  number  of  the  Mantras.  Sie  wurden  nachher 
durch  die  WunderwaflFen  vertilgt,  die  der  Häuptling  Meragalange 
aus  Roum  erlangte ,  aber  in  späteren  Zeiten  the  Battacks  again 
retumed  to  invade  the  peninsula  and  Batin  Xangeibesi  or  Claws 
of  Iron,  then  governing,  was  completely  driven  back,  he  and  bis, 
into  the  interior.  Bis  zu  der  Zeit  hätten  die  Mantras  die  Religion 
des  Rajah  Brahil  (Tuan  Isa  oder  Nabi  Isa)  befolgt,  der  die  Erde 
aus  einer  Wallnuss  schuf  und  den  Vogel  Simerani  sich  darauf 
niedersetzen  Hess,  um  zu  versuchen,  ob  sie  noch  weich  sei. 

Als  Singha-Rajah,  König  von  Dantapura,  in  der  Schlacht  ge- 
fallen war,  flohen  sein  Sohn  Thontha-Kuman  und  seine  Tochter 


*)  Aach  die  Geschichte  Toungnu's  verknöpft  ihre  Pagoden  mit  einem  Dhamma- 
soka  betitelten  König  und  der  im  fünfköpfigen  Gebirge  (Pantcha  circha  parvata) 
Mahatchina's  geborene  Mandjusri  kam  im  Gefolge  des  Königs  Dharmakara  oder 
Dharmakar  nach  Nepaui.  Von  piladitja,  der  acht  Monate  des  Jahres  auf  Be- 
reisung  seiner  Länder  zubrachte ,  wird  gesagt ,  dass  er  (ausser  dem  Sthupas  am 
Ganges)  überall  Sangharamas  oder  Klöster  gebaut  habe,  wo  er  Sporen  Ton 
Buddha's  früherem  Wandel  angetrofifen.  Die  Reliquien  sollen  bei  den  Nach- 
grabungen Asoka's  dem  wiederaufgefundenen  Schatze  Dhana  Nanda's  entnommen 
sein ,  eines  der  verbrüderten  Nanda ,  deren  Haupt  Krananda  (der  Bruder  Amog- 
ha's)  von  Thomas  (in  ZusammensteUung  mit  Masudi's  Kand)  mit  dem  Xandrames 
des  Diodor  und  Agraraes  des  Curtius  identificirt  wird.  Der  Mallalingara-Wutto 
berichtet,  dass  bei  Buddha's  Leichenfeier  Kasyapa  es  auf  ein  Goldblatt  verzeichnet 
habe ,  dass  einst  ein  König ,  Piadatha  genannt ,  erscheinen  wärde ,  um  die  von 
Adzatatath  niedergelegten  Reliquien  über  die  Erde  zu  verbreiten. 


Tenasserim  mit  den  sfidlichen  Staaten.  199 

Hemachala  mit  der  Reliquie  von  Buddha's  Zahn  nach  Lanka, 
litten  aberSchiflTbruch  auf  dem  Diamantenstrande,  wo  derBorom- 
mathet  Thero  auf  dem  Hügel  Assakano  (einem  der  niedem  Vor- 
httgel  des  Meru)  wohnte.  In  der  Luft  schwebend  sah  er  noch 
zu  rechter  Zeit  die  Gefahr  der  Reliquie,  die  Rajah  Naga  sich  an- 
zueignen strebte,  aber,  obwohl  er  sich  jenseits  des  Horizonts 
fortgerollt  hatte,  auf  den  heiligen  Befehl  durch  seine  Unterthanen 
zurückgebracht  werden  musste.  Mit  einem  ankommenden  Schiff 
segelten  sie  weiter,  wurden  aber  auf  Phaya  Nakh's  Veranstaltung 
durch  einen  furchtbaren  Sturm  überfallen,  und  der  Capitain,  der 
vergebens  zu  den  Devattas  gebetet  hatte,  wollte  schon  den 
Prinzen  und  die  Prinzessin ,  als  zwei  Fremde ,  die  die  Ursache 
sein  möchten ,  über  Bord  werfen ,  als  auf  deren  Anrufung  der 
Thero  in  der  Form  Supanno's  oder  Garuda's  erschien  und  das 
Unwetter  beschwichtigte.  Als  der  Capitain  mit  seiner  Mann- 
schaft den  Thero  demüthigst  verehrt,  erreichte  das  Schiff  bald  in 
Sicherheit  den  Hafen  Lanka's.  Der  König  dieser  Insel ,  hoch- 
erfreut über  den  Zahn,  gab  Hemachala  die  nöthigen  Reliquien  für 
den  Bau  Ligor's.  Diese  Mythe  vom  Diamantenstrande  ist  schon 
durch  Low  mitgetheilt. 

Als  im  Laufe  der  Zeiten  Hemaxala's  Geschlecht  erloschen 
und  ein  fremder  König  auf  dem  Throne  Ligor's  sass ,  wünschte 
man  die  Reliquien  zu  haben,  um  die  heilige  Periode  neu  zu 
gründen.  Aber  man  fand  sie  durch  einen  bezauberten  Knoten 
(Pha  Phayan)  geschürzt,  und  da  Niemand  sie  zu  lösen  verstand, 
80  erliess  Phaya  Nakhon  Sri  Thammarat  (der  König  Ligor's)  einen 
Aufruf  an  alle  fremden  Fürsten  und  Herren,  hohe  Belohnung  dem 
versprechend,  der  durch  seine  Geschicklichkeit  die  verwobenen 
Maschen  des  gordischen  Kunstwerks  entwirren  würde.  Viele 
kamen,  aber  keiner  zum  Ziel,  bis  Chao  Kakaphasa,  der  Sohn  des 
Königs  von  Kumphisai,  das  Geheimniss  entdeckte.  Dann  erst 
war  es  möglich,  nach  dem  Aufgraben  der  Erde ,  die  mit  Charak- 
teren bedeckten  Steine  zu  entfernen ,  denen  gleich ,  die  in  allen 
Theilen  der  Provinz  Ligor  getroffen  werden. 

In  spätem  Jahrhunderten ,  als  Myang  Lakhon  von  Xava  ab- 
hängig war,  wurden  Chao  Mum  und  Chao  Mu ,  zwei  Söhne  eines 


200  Birma. 

• 

Setlii ,  durch  den  Btnmr  auf  der  Reise  von  Langka  verschlagen 
und  litten  ScTiiifbruch  an  der  Küste  Ligor's.  Als  sie  in  dem 
früher  von  den  Farang  bewohnten  Orte  nachgruben,  fanden 
sie  Reliquien  und  auf  Steinen  eingegrabene  Inschriften,  wie 
solches  in  dem  Buche  Phanasutr-Phrathat  vorherverkündet  war. 
Die  Auskunft,  die  ich  geben  kann,  bleibt  unvollkommen, 
aber  es  war  mir  selbst  schwer,  so  viel  zu  erhalten.  An  Ligor 
müssen  sich  noch  verschiedene  andere  Traditionen  über  die  Fa- 
rang knüpfen ,  wie  solche  sich  in  Hinterindien  immer  mehr  ver- 
mehren und  in  den  Mythen  der  Eingebornen  zu  ihrem  eigenen 
Entsetzen,  und  gerade  dadurch,  nur  grausiger  und  ungeheuerlicher 
aufwachsen.  Ich  hatte  mich  nach  dem  Buche  Hemaxala  mehrfach 
erkundigt,  und  da  ich  von  einer  Copie  desselben  in  einem  Kloster 
Bangkok's  hörte,  verschob  ich  meinen  Besuch  bis  auf  bequemere 
Müsse,  da  ich  glaubte,  dass  es  mir  nun  sicher  sei.  Als  ich  aber 
später  noch  kurz  vor  meiner  Abreise  dorthin  kam ,  fand  ich  in 
dem  Eigenthümer  einen  alten  verschrumpften  Mönch,  der  zu  der 
conservativen  Partei  der  Fremdenhasser  gehörte  und  mich  mit 
dem  Häss  seiner  Augen  verschlingen  zu  wünschen  schien.  Schon 
bei  den  ersten  Worten  merkte  ich,  dass  irgend  eine  dunkle 
Prophezeiung ,  entweder  schon  in  dem  Buche  oder  nur  in  der 
Phantasie  meines  Informators,  Hemaxala  und  Ligor  mit  den  Farang 
verknüpfte,  und  ich  durfte  schon  aus  Höflichkeit  nicht  verlangen, 
dass  mir  durch  Verrath  das  Schicksal  seines  Vaterlandes  in  die 
Hände  gespielt  würde.  Mein  vis -ä- vis  aber  dachte  auch  gar 
nicht  an  Verrath ,  er  war  gewaltig  karg  in  seinen  Mittheilungen. 
Ganz  indess  konnte  er  mir  nicht  entgehen ,  denn  durch  Kreuz- 
fragen hatte  ich  oft  manche  Bemerkung  herausgelockt,  die  er 
aussprach ,  ohne  es  selbst  zu  wissen.  Da  indess  dann  ein  nur 
um  so  hartnäckigeres  Schweigen  folgte ,  so  war  mir  meine  Zeit 
7.U  kostbar,  um  ein  so  undankbares  Tete-ä-tete  länger  fortzusetzen. 
Doch  sind  solche  Charaktere  selten,  da  ich  im  Allgemeinen  die 
buddhistischen  Priester  immer  durchaus  bereitwillig  fand,  mir 
Alles,  was  sie  wussten,  mitzutheilen.  Leider  war  dies  Alles  nur 
gewöhnlich  sehr  Weniges.  Der  Umgang  mit  den  begabteren 
dieser  Mönche ,  wie  man  sie  besonders  unter  den  Vorstehern  der 


Tenasserfan  mit  den  sfidlichen  Stuten.  201 

Klöster  trifft ,  ist  ein  sehr  anziehender.  Die  Sanftmuth  and  das 
Wohlwollen,  in  dem  Vorbilde  ihres  Stifters  personificirt,  ist  nicht 
ein  äusseres  Gewand,  sondern  in  ihr  Fleisch  und  Blut  über- 
gegangen, «nd  wenn  man  in  einsamer  Klosterzelle  den  Worten 
dieser  Gandidaten  des  Nirvana  lauscht,  bedauert  man  nur,  dass 
dieselbe  Religion  im  praktischen  Leben  zu  Apathie  und  Thaten- 
losigkeit  führen  muss. 


Pegu. 


Die  Ueberlieferungeu  Thatnngs« 

In  frühester  Zeit  war  Alles  eine  weite  See,  and  nur  drei 
Hügel  ragten  hervor,  bestimmt  fUr  die  künftigen  Städte,  Tagöung, 
Tbatung  undProme.  König  Thisaraja  von  Palibrotha  sandte  drei- 
mal Explorations-Expeditionen*)  aus,  um  an  einer  eben  aus  dem 
Irawaddi  gebildeten  Insel  zu  ankern.  Auf  dem  Landweg  aus 
Misimadesa  kamen  gleichfalls  Entdecker,  aber  erst  das  vierte- 


*)  Unter  der  Djmastie  TagooDg's  findet  sich  ein  König  (Kaleinga-Yaza)  Ka- 
lingaraga  (s.  Lassen) ,  und  Kalinga  bozeichnet  oft  nicht  nur  das  specieUe  Land 
der  Talinga  oder  Kling ,  sondern  die  Seekuste  überhaupt. 

Die  ganze  Reihenfolge  der  KSj^ige  ist  (nach  Bumej)  die  folgende : 

1)  Abheerija.  2)  His  son  Kan  Yiiza  ngay.  3)  His  son  Zaboodeepa  Y4za. 
4)  His  son  Thengatha  Ykzä,  5)  His  son  Weippana  Yiizk.  6)  His  son  Dewata  Yiaü. 
7)  His  son  Munika  Y4zi.  8)  His  paternal  uncle  N»ga  Y4za.  9)  His  yonnger  bro- 
ther  Einda  Y4zä.  10)  His  son  Thamoodi  Yäzä.  1 1)  His  sonDewa Y4zü.  12)  His 
son  Maheinda  Yiz4.  13)  His  son  Wimala  Yäzii.  U)  His  son  Thihanü  Yäza. 
1 5)  His  son  Dengana  Yäzik.  i  6)  His  son  Kantha  Yäz4.  1 7)  His  son  Kaieinga  Yaz4. 
18)  His  sonThendw^  Y4zA.  19)  His  son  ThihalaY4zi.  20)  His  yonnger  brother 
Han-tu  Y^Mk.  31)  His  son  Wara  YÄz4.  22)  His  son  Alonng  Y4z4.  23)  His  son 
Kanlaka  Yäzk  24)  HU  son  Thuriya  Y4zä.  25)  His  son  Thengyi  Ykzk.  26)  His 
son  Taing  gyi  Y4z4.  27)  His  son  Madu  Y4zA.  28)  His  son  Menlha  gyi  Ykzk. 
29)  Hisson'ilian  thu  thihaY4z4.  30)  His  sonDanengaYizii.  31)  HissonHeinda 
Yaza.  32)  His  son  Manriya  Ykik.  33)  His  son  Bheinnaka  Yizk. 
Und  bei  der  zweiten  Dynastie : . 

1 ;  Thado  Zabudipa  Daaa  Y4z4.  2)  Thado  Taing  y&Yiai.  3)  ThadoY4fha 
ya.  4)  Thado  Tagwon  ya.  5)  Thado  Lhan  byan  ya.  6)  Thado  Shwe.  7)  Thado 
Oalonn  ya.  8)  Thado  Naga  ya.  9)  Thado  Naga  Naing.  10)  Thado  Ya  Hanla. 
11)  Thado  Ponng  shi.  12)  ThndoKyonk  shi.  13)  Thado  Tshen  louk  14)  Thado 
Tschen  dein.    1 5)  Thado  Taing  gyi.    16)  Thado  Men  gyi.    17)  Thado  Mah4  Yiz4. 


206  Pegu. 

mal  gelang  es ,  den  noch  schwankenden  Boden  zur  Menschen- 
wohnung zurecht  zu  machen.  Auch  in  Prome  bildeten  Kaufleute, 
die  zur  See  anlangten ,  eine  Niederlassung.  Auf  dem  Thatung- 
Berge  aber  btisste  ein  einsamer  Eremit,  dessen  Stillleben  nur 
mitunter  durch  Besuche  eines  aus  dem  Wasser  hervorsteigenden 
Drachen  Weibchens  unterbrochen  wurde,  und  in  der  Folge  grün- 
dete dort  der  schlangengeborene  Tihajasa,  auch  der  Yathay  Tiha 
genannt,  diefätadtDon-abon-mih,  die  nach  der  Herrschaft  von  fünf 
Königen,  unter  Ingura-min,  dem  Leü^ten  derselben,  durch  ein  Erd- 
beben zerstört  wurde.  Dessen  Sohn  erbaute  die  Stadt  Thudama- 
wuddi,  wo  ihm  sein  Sohn  Thiwirit  auf  dem  Thron  folgte.  Dann 
regierte  der  König  Sothakoma  und  nach  demselben  Dammathoka. 
Sein  Nachfolger  Mahawiseah  (der  Sohn  einer  Naga  und  eines  Wizza) 
verlegte  seine  Residenz  nach  Thatung  (Satung),  das  durch  die  Htllfe 
der  Götter  so  verschönert  wurde,  dass  der  König  (vielleicht  das 
Schicksal  des  Polykrates  fürchtend)  den  Thagya-min  bat,  doch 
wenigstens  Eine  schlechte  Eigenschaft  hinzuzufügen,  da  sonst 
die  prächtige  Stadt  wahrscheinlich  nie  vor  ihren  Feinden  sicher 
sein  würde.  Seine  Bitte  wurde  erhört,  und  seitdem  hängt  stets 
ein  düsterer  Wolkenhimmel  (Katün)  über  den  waldbedeckten 
Hügeln  Thatung's ,  was  demselben  indess  in  meinen  Augen  nur 
gerade  einen  besonderen  Reiz  verlieh ,  als  ich  bei  der  Ankunft 
unter  den  gedämpften  Strahlen  einer  drohend  verschleierten  Sonne 
zum  ersten  Male  auf  ihre  altersgrauen  Pagoden  blickte ,  die  aus 
dunkel  belaubtem  Walde  am  Abhänge  her\'orragten. 

Gautama  ging  über  dasmitDvaway  zusammengrenzende  Ya- 
keinpieh  (Land  der  Yakein)  nach  Yamawudditein,  und  war  deshalb 
von  einigen  aus  Yasajobieh  gekommenen  Byammagyi  begleitet, 
die,  als  sie  sich  im  Lande  der  vertriebenen  Dsit  niederliessen, 
daraus  ihren  Namen  Yekkain  oder  Bodo-Yekkain  erhalten  haben 
wollen.  Die  Mugs  meinen  sich  denselben  also  zur  E^re  rech- 
nen zu  können  und  die  Birmanen  lassen  ihnen  diese  Erklä- 
rung, fügen  aber  hinzu,  dass  diese  Aufwärter  des  Gottes  eben 
solche  gewesen,  als  man  noch  jetzt  an  den  Tempelthüren 
sieht,  d.  h.  hässliche  Rakschas  oder  Yakkas  mit  lang  hervor- 
stehenden 21ähnen,   und  dass  Einige  davon  sich  dem  Gefolge 


Die  Ueberlieferongen  Thatang'B.  207 

Gautama's  angeschlossen  hätten.  Die  Wildheit  Anderer  war  in- 
dess  nicht  so  leicht  zuzähmen,  dennalsGautamainderMartaban- 
Bucht  landete,  wurde  er  von  den  dortigen  Belu  *)  (wahrscheinlich 
den  Nachkommen  von  Ptolemäos'  Anthropophagoi)  am  Benjang- 
Flusse  mitSteinwUrfen  empfangen  und  überhaupt  so  misshandelt, 
dass  er  sich  nach  Thatung  zum  König  Therematauka  flüchtete,  der 
ihn  freudig  und  mit  grossen  Ehren  bei  sich  aufnahm.  Seinem 
Nachfolger  Oukala  wurde  von  zwei  Brüdern  die  Reliquie  der  acht 
Haare  gebracht.  Als  später  König  Malemin  (Sohn  des  Tatujasa) 
in  Wethali-pyih  oder  Thatung  herrschte  und  das  Land  von  un- 
zähligen Belu  schwer  bedrängt  wurde,  kamen  vier  Johandas, 
die  von  seiner  Noth  hörten ,  zu  seiner  Hülfe,  um  ihm  das  Asyl  zu 
vergelten,  das  er  einst  ihrem  Meister  gewährt  hatte.  Sie  brachten 
kräftige  Reliquien,  über  welche  die  Pagode  des  Thatung-paya 
gebaut  wurde ,  und  der  nach  Tiho  (Ceylon)  gesandte  Shin  Bode- 
gosa  beglückte  dann  die  Halbinsel  mit  der  heiligen  Sammlung  des 
Pitagat,  mit  einem  fliegenden  Stifte  (Kanitsascha),  den  Engel  vom 
Himmel  gebracht  hatten,  geschrieben.  Dennoch  fiel  Thatung  mit 
Halemin's  Tode  in  Ruinen ,  weil  der  rechtmässige  Erbe ,  Mitsiü, 
als  mit  Aussatz  behaftet,  in  die  Wälder  verbannt  worden  war. 
Dort  erhielt  er  indess  vom  Thagyamin  ein  wundervolles  Gewand, 
das  durch  Anlegen  seine  Krankheit  heilte,  und  dann  mit  Zauber- 
waffen versehen,  erlöste  er  das  Land  von  seinen  Bedrückern,  und 
erbaute  Thatung  aufs  Neue,  als  Thatung -gyi,  das  mit  Daunu 
bevölkert  wurde.  Seitdem  erhielt  Wethali-pyih  erst  den  Namen 
Thatung,  wo  Thaukaday  durch  Wajurmin  gegründet  wurde.  Unter 
König  Manujasa  oder  Man uha  kam  eine  neue  Collection  religiöser 
Bücher  durch  den  Johanda  Shin  Sudat  aus  Ceylon  nach  Thatung 
undNoatasa,  König  vonPagan,  der  davon  hörte,  batumeineCopie 
des  damals  in  Birma  noch  unbekannten  Pitagat,  damit  sich  die 
Sasana  auch  dorthin  verbreite.  Als  er  eine  abschlägige  Antwort 
erhielt,  rückte  er  mit  seinem  Heere  vor  Thatung  und  eroberte  die 
Stadt,  deren  Cultur  und  Civilisation  das  Staunen  der  Barbaren 


*)  In  der  Nahe  des  obeni  Pagan  sollen  sich  die  Ruinen  einer  Beln-Myoh  mit 
scnlptSrteii  SteiDbanten  linden. 


208  Pego. 

erre^.  Die  Prinzessin  Thatungda  erschien  ihnen  so  zart  und 
fein,  dass  sie  dieselbe,  die  der  König  für  seinen  Harem  wünschte, 
in  eine  Nadeldose  steckten,  um  sie  anbeschädigt  zu  transportiren. 
Der  Pitagat  wurde  fortgeführt  und  mit  ihm  die  Thatung  bewoh- 
nenden Thoungthu ,  um  beim  Bau  der  Pagoden  in  Pagan  nach 
dem  Modell  der  in  Thatung  zerstörten  zu  dienen. 

Nach  einer  einheimischen  Tradition  wurde  unter  König 
Manuha  der  Pitagat  frtther  durch  Shin  Sudat  (aus  Satung)  in  die 
Sprache  der  Talein,  als  durch  Buddhagosa  in's  Birmanische  tiber- 
setzt. ShinTouatih,  Buddhagosa's  Schüler,  soll  in  Beling  ge- 
storben sein.  Low  hörte  von  Pungyi  in  Martaban,  dass  two 
priests  of  Buddha,  called  Autherati  and  Sonati,  arrived  in  the  Bur- 
man  territory  from  Secho  (Ceylon)  and  were  succeeded  in  their 
Spiritual  dignity  by  Bauddha  Gotha. 

Ueber  die  Aussendung  der  ersten  buddhistischen  Apostel 
giebt  eine  siamesische  Uebersetzung  des  Mahawanso  folgenden 
Bericht,  anPhraMahintha-then's  Ankunft  in  Ceylon  anknUpfendu 
Als  Phra  Mokhalibutditsa-then  chao  nach  der  Thutiya-San- 
khyanai  die  Verbreitung  derPhra-Phuttha-Sasana  in  den  fremden 
Grenzgebieten  (Pachantha  prathet)  und  den  Aussenländem  (ban 
myang  nok)  in  Betrachtung  gezogen  hatte,  wurde  fttr  Katsamira- 
Nakhon  Phra  Matxa-thika-then  bestimmt,  die  dreifache  Religion 
zu  begründen,  Phra  Maha - thepha - then  fttr  Mahitsamandala- 
Prathet,  Phra  Rakkhith-athen  für  Vannavasi-Prathet,  Phra  Sona- 
kathamvakkhita  -  then  für  Parantaka-Xonbot ,  Phra  Mahatham- 
Rakkhita-then  fttr  Maharatta-Prathet ,  Phra  Maha-Rakkhita-then 
für  das  Land  (Myang)  von  Jona-loka,  Phra  Matxima-then  fttr  Hi- 
mavan-Prathet,  und  dann  zwei  Phra  Maha-thero,  Phra  Sona-then 
und  Phra  Uttara-then  fttr  Suvannabhumi.  Diese  zogen  mit  je  fünf 
Begleitern  und  erhielten  die  Vollmacht ,  friester  nach  den  Vor- 
schriften des  Gresetzes  zu  ordiniren ,  ebenso  wie  die  fünf  als  Mis- 
sionäre nach  Ceylon  gesandten  Maha-thero. 

Nun  gab  es  damals  einen  Drachenköuig  (Phaya  Nakh), 
Alavaranakharat  (der  Herrscher  der  Stadt  Alowi)  genannt,  ein 
schamloser  Sünder,  gräulich  und  wild,  mit  furchtbarer  Macht  be- 
gabt.    Er  lies»  Hagelstürme  eimervoll  auf  das  Land  Katsamir« 


Die  üeberlief«»riingen  Thatiing's.  209 

herabregnen.  Doch  Phra-Matxalikathenehao*),  durch  die  Luft 
herbeifiiegend,  entfaltete  am  See  Alavara-Sa  (der  See  von  Alowi) 
im  Waldgebirge  Himaphan  seine  Wunderzeichen  (Itthirit),  indem 
er  auf  dem  Wasser  spazieren  ging.  Als  die  Damen  des  Hofes 
ihn  dort  umherwandeln  sahen,  wurden  sie  ärgerlich,  begaben 
sich  zu  ihrem  Drachenkönig  und  beklagten  sich,  dass  dort  ein 
kahlköpfiger  Bursche  wäre  in  zerschnittenen  Kleidern,  der  das 
Wasser  schmutzig  und  unrein  mache.  Als  FhayaNakh  die  Worte 
seiner  Concubinen  vernahm ,  kam  er  voll  Zornes  aus  dem  unter 
dem  Wasser  gelegenen  Schlangenreich  (Nakhaphiphob)  hervor- 
geschossen und  setzte  alle  seine  Zauberkräfte  in's  Werk,  in  den 
schrecklichsten  und  schaudervollsten  Weisen,  Wirbelwinde  um- 
herjagend ,  durch  Stürme  Bäume  entwurzelnd,  Berge  zerspaltend 
und  dann  mit  Hülfe  aller  seiner  Drachenunterthanen  einen  dichten 
Nebel  hervortreibend,  während  sie  schimpften  und  spotteten, 
schreiend:  „He  da,  du  Somana,  mit  deiner  kahlen  Glatze  du! 
Was  sind  denn  deine  Kleider  so  wie  mit  einem  Messer  zerschnit- 
ten?" Der  König  gebot  dann  seinen  Drachen:  „Geht  hin  und 
packt  mir  den  Somana.  Wir  wollen  ihn  tödten.'*  Der  Thero 
aber  vertheidigte  sich  durch  seine  schützende  Wunderkraft,  und 
nachdem  er  alle  die  Zeichen  des  Herrn  entfaltet  hatte ,  richtete 
er  das  Wort  an  den  Nakkharat,  dass  nichts  im  Himmel  oderKrde 
ihn  schrecken  würde,  und  bekehrte  in  seiner  Fredigt  den  Fhaya- 
Nakh mit  84,000  Drachen.  Dann  predigte  er  auch  den  Jakkha, 
den  Kumphan  und  Konthan,  die  in  grossen  Mengen  um  die  Nach- 
barschaft des  See's  im  Himaphan-Walde  hausten.  Der  Fantha- 
kajakli  genannte  Jakh  erlangte  den  Soda- Fa tiphon  nebst  den 
weiblichen  Harita-jakkhini  und  500  Söhnen  ,  die  zugegen 
waren.  Der  Thero  belehrte  dann  die  Drachen  (Nakh),  wie  sie 
nicht  länger  die  Menschen  belästigen  dürften  und  allen  Wesen 

*)  Der  Conimentnr  des  ceylonischou  Mnliawanso  i^iebt  dein  Madbjii  aCMadli- 
jaina)  noch  vier  Begleiter  (Kassyapa,  Mulakadcva,  Sahasadeva  und  Dlian('abinaoa), 
und  Cunnin^ham  fand  Kassyapa  Gota,  als  den  lielnor  de«^  ;,'aiizpn  Ilimawuntn,  in 
einer  Inschrift  der  BhUsa-Topen.  In  einer  andern  In^ehIift  wird  noch  Gotipnttra 
hinzngefügt  nnd  ein  geistlicher  Verwandter  der  Darda  nnd  Aldiisara  (Hazara) 
genannt. 

Bastian,  Ostaaien.  I.  14 


210  Pegru. 

Wohlwollen  erzeigen  mUssten.  Der  gerührte  Phaya  Nakh  (Dra- 
ehenkönig)  heiigte  sich  vor  dem  Mahathen  und  beeiferte  sich,  ihn 
zu  fächeln.  AI»  die  Leute  (Mannt)  des  I^andes  Kat^amira  mit 
Opfergahen  für  Pliaya  Nakh  herbeikamen,  fanden  sie  ihn, den 
Maha-Thero  verehrend,  und  wurden  gleichfalls  bekehrt,  als  ihnen 
die  Sivisupania-Sutra  gepredigt  worden.  Der  Phra  Thepha-then 
begab  sich  durch  die  Luft  nach  Mahitsamanthala-Prathet,  wo  er 
in  die  Mitte  einer  Versammlung  niedersteigend,  die  Thevathutha- 
Sutra  predigte  und  viele  Bekehrte  gewann.  Phra  Kakkhitha-then, 
nach  Vannavasi  -  Prathet  ziehend ,  liess  sich  in  der  Mitte  einer 
Versammlung  nieder,  wo  zur  ßekelirung  die  Anamattakhasutra 
gepredigt  und  Khister  (Vihara)  gebaut  wurden.  Und  Phra 
Thamma-Kakkhitha-then,  ein  Bewohner  Jonaka's  und  in  den  Mo- 
ralgesetzen wohl  erfahren,  ging  nach  Parantaka-Xonbot,  um  einer 
grossen  Versaunnlung  die  die  Parabel  des  Feuerhaufens*)  an- 
wendende Sutra,  Akkhikhantopama-Sutra  genannt,  zu  predigen. 
Dann  gab  er  37,000  aus  seinen  Zuhörern  von  dem  Engelswasser 
der  Unsterblichkeit  zu  trinken  und  durchdrang  sie  mit  Kühnheit 
Kr  liess  sie  die  vier  Makh  (Megga  oder  Wege),  die  vier  Phon 
(Früchte)  und  Niphan  annehmen.  Von  Männern  gab  er  1000 
die  Weihe  und  von  den  zahlreicheren  Frauen  6000,  alle  aus 
fürstlichem  Stamm  und  jetzt  in  die  erhabene  Phuttha-sasana  ein- 
tretend. Dann  ging  Phra  Mahathamrakkhitha-then,  der  die  Sila- 
kantha-thikun  suciiend,  die  Isi  genannte  Khun  fand,  nach  Maha- 
ratthanakhon,  die  Mahanaratthakatsa-Xadok  erklärend.  Und  der 
Maha-Thamma-Bakkhitha  genannte  Phra  Ariya-Chao ,  die  Ge- 
bräuche der  Junaka  adoptirend,  bekehrte  seine  Zuhörer  durch  das 
Predigen  der  Kala-kalama-sutr.  Und  der  Paxima-then  genannte 
Phra  Ariya-Uhao  zog  mit  vier  Begleitern  nach  dem  Waldgebirge 

♦)  In  seiner  iKTÜhuiten  IJcivpnMÜgft  viTgloicht  liiuldlia  AUe»,  wa«  sich  in 
den  drei  W'elten  der  Men.sehen,  Nat  und  lirnlnna's  linde,  einem  brennenden  Feuer. 
Nach  der  tibetischen  Legende  (s.  Schmidt)  beh'hrt  die  Nonne  Utpala  ihre 
Sclifderinnen ,  d:vss  (li(»  Begehrlichkeit  einer  verzehrenden  Feuermasse  gleich  sei. 
Im  Kaivaljanavanita  wird  der  Schüler  dnrcli  die  Leiden  des  dreifachen  Feiier- 
schmerzes  (von  den  Weltgottheiten ,  den  Kiementen  und  elcmentarisehen  Ge- 
bilden Ihim  zur  Krkciintnis^;  «le>*  Trivrntnia  PakNa  gefuhrt  (s.  Graul). 


I 


Die  ITfberlieferunjjen  Thatung's.  211 

Phra-Himaphan ,  wo  er  Viele  bekehrte  und  fünf  Niederlassungen 
gründete.    Und  Phra  Sona-Tlien-Chao  begab  sieh  mit  Phra  Uttara- 
then  nach  Suphannaphum ,  wo  vor  seiner  Ankunft  die  Phi-süa- 
nani  (die  Schnietterlings-Geister*)  des  Wassers)  die  Gewohnheit 
hatten,  alle  Kinder  zu  fressen,  die  in  dem  königlichen  Palaste 
geboren  wurden.     Da  es  geschah ,  dass  Phra  Sona-then  gerade 
zu  der  Zeit  ankam,  als  ein  Kind  im  königliehen  Palaste  geboren 
war,  so  glaubten  die  Leute,  als  sie  ihn  sahen,  dass  er  einer  der 
Gefährten  derPhi-sUa-nam  wäre  und  zu  ihnen  gehöre,  da  sie  noch 
die  Priester  (Phra-song)  nicht  k» unten.     So  bewaffneten  sie  sich 
und  kamen  hcrbeigehiufen,  den  Mahathero  zu  tödten,  und  dieser, 
der  sie  in  voller  Kriegsrüstung  sah,  fragte  sie,  was  sie  mit  den 
Waffen  wollten.    Das  Volk  erwiederte:   Die  Phi-süa-nam  pflegen 
hierher  zu  kommen,   um  die  in  den  königlichen  Behausungen 
geborenen  Kinder  zu  fressen,  und  Ihr  gehört  auch  zu  dieser  Sipp- 
schaft.    Wir  werden  jetzt  ein  Ende  mit  Euch  machen.   Der  Ma- 
hathen  sagte  zur  Antwort:   Wir  sind  einSomana,  die  Vorschriften 
(Sin  oder  Sila)  beobachtend,  und  zu  diesen  gehört,  dass  kein 
Wesen  getödt^t  werden  darf,  sondern  Alle  in  glücklichem  Frieden 
leben  mögen.     Wie  könnten  wir  ein  Genosse  der  Phi-süa-nam 
sein?    Während  der  Mahcithero  noch  sprach,  siehe  da  kamen  die 
Phi-süa-nam  eiligst  und  geschwind  in  grossem  Gefolge  aus  dem 
Teiche  hervor,  indem  sie  nach  reiflicher  Ueberlegung  bei  sich 
dachten:    Haha,  ich  werde  jetzt  dies  Neugeborene  zerkauen  und 
essen.  Als  die  versammelten  Leute  sie  erblickten,  schrieen  sie  laut 
auf  vor  Schreck :  0  Herr,  unser  Meister,  erbarmt  Euch  Eurer  Diener. 
Da  sind  die  Phi-süa-nam  gekommen,  den  Säugling  zu  fressen. 
Der  Mahathen  schuf  die  Erscheinung  von  einer  grossen  Menge 
Phi-süa-nam,  die  sich  in  zwei  Theile  theiltcn,  furchtbar  anzu - 
«lelien.   Sie  umgaben  den  Phi-süa-nam  mit  seinen  Begleitern  von 


•)  Wie  (Ko  birmanische  Psyclioloj^ie  dio  Seole  als  Leip-y:i  (Scliiuottcrling) 
rersinnliclit ,  sah  ich  ihr  Bihl  in  tlersrlbon  Form  auf  den  Felsongräbern  Dara*8 
ein(^(ihanen.  Bei  llesychiiis  wird  die  ^v/^  ein  ^worfvtoy  nrt^voy  genannt,  bei 
Nicander  mit  den  Phaläncn  znsammrngestellt ,  sowie  auch  mit  den  Erucae  oder 
Kampai ,  wührend  nach  Diodor  x«//;//;  ein  indischen  Ungethfim  meint.  "Exaaroy 
Xrtr«  rr^y  iSinv  fpvaiyavjfjn  ianv^  o  uyyt'Ao^,  9]  ^t'/f,  o  dntuwy  (Macarins). 


212  ^«"firu. 

allen  Seiteu.  Als  der  Plii-sUa-uaiu  und  seine  Anhänger  dieses 
mächtige  Heer  von  Phi-süa-naui  sahen,  so  fingen  alle  an  zu  zittern 
und  es  wurde  ihnen  schwach  uin*s  Herz.  Dann  ergriffen  sie  die 
Flucht  und  liefen  davon,  indem  sie  üherlegend  dachten  und 
zu  sich  selbst  sagten:  ^Dieser  Platz  hier  ist  die  Grenze  des 
den  Phi-süa-nani  zukommenden  Gebietes."  Nachdem  der  Ma- 
hathen  dies  Land  in  seinem  Umkreis  beschützt  und  Mcher  gestellt 
hatte,  predigte  er  vor  der  Versammlung  diePhromaxalasutra  und 
befestigte  seine  Zuhörer  in  dem  Phra  TraiSaranakhom  (den  drei- 
fach heiligen  Preisungen  Buddha's)  und  den  Sin  (Sila).  Die 
Zahl  Solcher,  die  in  die  Makh  und  Pon  eingingen,  war  6<X)0. 
Von  Kula-Tharok  (adligen  Knaben;  bekannten  sich  zur  Weihe  in 
der  Phra-Phuttha-Sasana  eine  Zahl  von  3500  und  von  Kula- 
Tharika  (adligen  Mädchen)  1500.  l'nd  von  der  Zeit  an  wurde 
es  Gebrauch,  die  in  der  Residenz  der  königlichen  Majestät  ge- 
borenen Knaben  Sonutaraman  zu  nennen,  nach  den  Namen  der 
beiden  Apostel. 

Die  Mahavasuen  setzt  das  dritte  Concil  in  das  Jahr  234  der 
Buddha-Sakkharat ,  nach  ('unniugham*s  Berechnung  würde  es 
243  a.  d.  fallen. 

Nach  der  Inschrift  auf  der  Insel  Kamree  oder  Kamanati, 
die  bei  der  Weihe  des  Tempels  Kalyani  simtokri  im  Jahre  1786 
p.  d.  abgefasst  ist,  wurde  die  Lehre  Buddha's,  auf  Antrieb  Mog- 
galiputt;itinathcu's,  zuerst  durch  Sonathen  und  l'ttarathen  in  dem 
I^nde  Suvannabhumi  verbreitet,  im  23H.  Jahre  nach  Buddha's 
Eingehen  in  das  Nichts.  Im  Jahre  IGOO  B.  S.,  als  die  Arahanta 
im  Lande  Pukam  und  in  dem  Königreiche  Arimaddana  Einfluss 
gewannen,  sandte  ihr  Beherrscher  Anorathacho,  erfüllt  mit 
Achtung  für  die  Shastras,  eine  Einladung  an  die  Gelehrten  in 
dem  Lan<le  von  Sathum  und  brachte  sie  nach  den  ihm  unter- 
worfenen Ländern  durch  die  Mitwirkung  der  Nachfolger  Sona- 
then's  und  Uttarathen's.  Im  Jahre  1714  B.S.  ging  Uttarajivathen, 
der  priesterliche  Lehrer  des  Königs  von  Pukam,  nach  Ceylon, 
um  dort  mit  den  Anhängern  Mahintathen*s  religiöse  Erörterungen 
zu  pflegen.  Sein  zum  Priester  geweihter  Schüler  Chapada-sa- 
mana  kehrte  während  der  Regierung  Narapatisethu's  nach  Pukam 


Die  Ueberlieferungen  Thatung^^*8.  213 

zurück,  im  Jahre  1724,  und  führte  die  Sliastras  ein,  die  er  in 
Ceylon  studirt  hatte. 

Nach  einer  singalesi^ehen  Darstellung  kam  Buddhathe- 
gooseke  Terunwahanse  im  6.  Jahre  Mahananio's  (dem  930.  Jahr 
Buddha's)  nach  Ceylon  und  kehrte,  nachdem  er  das  Buch  Visuddhi- 
marge  und  andere  verfasst,  nach  Suvamabhunii  zurück.  Das  Maha- 
wanso  erwähnt  seine  Ankunft  unter  König  Mahanamo  (410  bis 
432  p.  d.)  und  sagt,  dass  er  nach  derUebersetzung  der  singale- 
sischen  Atthakathain  die  Wurzelsprache  des  Pali  nach  Jambudvvipa 
heimgegangen,  um  den  Bo-Baum  zu  verehren.  Anoratho  scheint 
nur  gelehrte  Männer  von  Thatung  nach  Pagan  eingeladen  zu 
haben,  um  die  Bücher  kennen  zu  lernen,  und  die  letzte  Zer- 
störung jener  Stadt  fällt  wahrscheinlich  in  die  Regierung  Narapa- 
tisethu's,  der  das  ganze  Land  als  Eroberer  durchzog. 

Die  Bewohner  Thatung's  wurden  vonNaurathamenzau  weg- 
geführt und  südöstlich  von  Nyaung  jowen,  das  Narapatisethu 
später  einer  Colonie  von  Tavoyern  zuwies  (1157— IHK)  p.  d.), 
angesiedelt,  wo  sie  das  nördliche  Thatung  (Thatung-ngay  oder 
das  kleine  Thatung)  der  Toungthu  erbauten  und  jetzt  den 
Karennih  Tribut  zahlen.  Die  geschickten  Arbeiter  und  Künstler 
unter  den  Bürgern  der  eroberten  Stadt  waren  indess  nach  der 
Residenz  geschickt  worden  und  dort  als  Pagodesclaven  bei  der 
Verschönerung  der  Paläste  und  Tempel  nutzbar  gemacht.  Die 
buddhistischen  Könige  haben  vielfach  unterworfene  Stämme  den 
Tempeln  als  Sclavenvölker  übergeben.  Der  vom  Geschlecht  der 
Qakja  stammende  Ssematsiulo,  König  der  Tuholo  oder  Tukhara 
im  nördlichen  Kaschmir  (600  Jahre  nach  Buddha),  hatte  den 
Sclavenaufstand  der  Krita,  die  sich  ihren  eigenen  König  gewählt 
hatten,  zu  bekämpfen,  um  die  buddhistischen  Priester  gegen  Ver- 
folgungen zu  schützen.  Durch  Schenkung  an  die  Pagoden  wurden 
nicht  nur  Sachen  und  Thiere .  sondern  auch  die  Bewohner  als 
herem  geweiht,  wie  die  Minäer  durch  die  Simeoniten. 

Der  Fall  Thatung's  ist  vielfach  mit  phantastischen  Extra- 
vaganzen ausgeschmückt. 

Als  Manuyasa,  heisst  es,  in  Thatung  herrschte,  ging  ein 
ausländ!  seh  es  Schiff  an  der  Küste  verloren,  und  nur  zwei  retteten 


214  Pegu. 

ihr  Leben,  Moung-gyi  und  Moung-ugay.  Sie  traten  in  die  Dienste 
des  Königs,  der  sie  nach  dem  Berge  Popadaun  (in  der  Nähe 
Pagan's)  schickte,  um  ihm  dem  Kopf  eines  heiligen  Sogyi  zu 
bringen,  der,  wie  er  von  einem  Pungyi  erfahren  hatte,  dort  seinen 
Aufenthalt  genommen.  Die  Brüder,  vollführten  den  Auftrag, 
konnten  *aber  unterwegs  dem  Gelüste  nicht  widerstehen,  den 
Kopf,  den  der  König  zu  essen  wünschte,  selbst  zu  verzehren, 
und  als  sie  es  gethan,  fühlten  sie  sich  in  Luzunggaun  umgewan- 
delt, oder  Helden,  denen  Nicht«  unmöglich  ist,  sich  durch  Stilrke 
und  Leichtfüssigkeit*)  auszeichnend.  Der  König  war  erzürnt, 
dass  ihm  dieZauberarzuei  entgangen  war,  und  da  er  solchen  ge- 
fährlichen Luzunggaun  sonst  nichts  anhaben  konnte,  liess  er  sie 
durch  die  Reize  seiner  Tochter  bestricken  und  es  gelang  ihm,  so 
den  Aelteren  zu  tödtcn.  Seine  Arme  und  Beine  wurden  unter 
den  vier  Eckthürmen  der  Stadtmauer  vergraben ,  sein  Kopf  aber 
unter  dem  Hauptthore,  seine  Eingeweide  unter  dem  Throne,  und 
die  Befestigungen  'Hiatung's  waren  jetzt  unüberwindlich.  Das 
lernte  Noatamin,  König  vonPagan,  der  die  Stadt  berennen  wollte, 
bald  zu  seinem  Schaden ,  denn  so  oft  seine  Sturmcolonnen  zum 
Angriff  fertig  standen,  waren  die  Mauern  plötzlich  verschwunden 
und  nichts  davon  zu  sehen.  Gegen  solche  Feinde  war  selbst 
Jansitta's  Kraft  nutzlos.  Moung-shin-ngay  aber,  der  aus  Kache 
zum  Feinde  übergegangen  war,  citirte  den  Geist  seines  Bruders, 
um  von  ihm  den  Schlüssel  des  Geheimnisses  zu  erhalten.  Das 
Gespenst  rieth  ihm,  die  ganze  Länge  des  Walles  mit  einem  Blut- 
strom zu  tränken,  von  Ecke  zu  Ecke,  die  Glieder  würden  sich 
dann  wieder  zusammenfinden  und  müssten  rasch  in  die  See  ge- 
worfen werden ,  um  keinen  weiteren  Schaden  zu  thun.  So  ge- 
schah es  und  die  jetzt  ihres  Schutzes  beraubte  Stadt  fiel  dann 
leicht  in  die  Hände  des  Feindes. 


•)  Nach  dem  Pion-i-tien  erwarb  Assena  das  Königreich  der  Toiikioiie  (Türken), 
weil  er  am  Höchsten  gegen  einen  Baum  sprang. 


^ 


Die  Legende  Uangiiifs. 


Die  Heiligkeit  der  Sehwedagon  -  Pagode  begründet  sich 
hauptsäehlich  darauf,  weil  sie  nicht  nur  Reliquien  des  letzten, 
sondern  selbst  vormaliger  Huddha's  einschliesst.  Nach  Hough 
sind  diese  (ausser  den  acht  Haaren,  die  die  Kaufleute  dort 
niederlegten)  der  Stab  Kakusanda's,  der  Wasserfilter  Gonagam- 
ma's  und  das  ßadegewand  Kasyapa's.  Ehe  die  Stadt  unter  eng- 
lische Botmässigkeit  kam ,  stand  neben  der  grossen  Pagode  in 
einem  Nathause  die  Figur  des  Kabasaun-Nat,  auf  die  Erfüllung 
der  grossen  Cyclusperiode  wartend.  Die  einheimischen  Könige, 
in  deren  Besitz  Rangun  früher  war,  thaten  Alles  in  ihrer  Macht, 
um  die  heiligen  Schätze  zu  sichern ,  und  im  Volke  laufen  viele 
phantastische  Sagen  um,  von  den  unterirdischen  Seen  im 
Fundament  und  den  drehenden  Messerrädern,  um  Eindringlinge 
abzuhalten ,  aber  dennoch  sollen  einige  Reliquien  durch  einen 
diebsgewandten  Chinesen  gestohlen  sein.  Auch  bei  der  Dagon 
vonSyriara  spricht  Balbi  von  solchen  Vertheidigungsmitteln.  Auff 
jeder  Seite  dieser  Stegen  auflf  dem  Fundament  steht  ein  gross 
Tieger  von  Holtz  gemacht  und  mit  sein  natürliche  Farben  ge- 
mahlet und  wieder  zwei  mitten  auff  der  Breyte  der  Stegen.  Sie 
haben  ihre  Rachen  weit  offen,  die  obere  Leffzen  in  die  Höhe  gezogen 
und  die  Zunge  weit  herausgestreckt,  und  stellen  sich  so  grausam , 
als  wollten  sie  ein  jetzund  anfallen.  Und  sagen  die  Inwohner 
des  Orts,  sie  stehen  allda  zur  Gewahrsam  und  Beschul /.ung  des 
Bildes  oder  Abgottes  Pagode  und  sobald  etwa  Jemand  komme,  der 


216  P<*gu 

ihn  wolle  beleidigen,  mache  er  diese  Tieger  lebendig,  die  fallen 
alsdann  den  Beleidiger  an  und  machen  jn  den  Garaus.  Wer  wil 
mag  es  glauben,  bei  mir  lautet  es  ein  Mährehen  gleich 
(de  Bry).  Gewöhnlich  wird  in  Birma  und  Öiam  die  Bewachung 
von  den  Löwen  unternommen ,  die  Asoka  auf  die  Sinhastambha 
stellte.  Tagoung  entspricht  im  Norden  dem  Dagon  Kangun's, 
das  Hamilton  Tangoung  nennt,  wie  das  südliche  Thatung  einen 
obern  l)(4)pelgänger  hat.  Der  Name  Dagon  wird  verschiedent- 
lich erklärt,  soll  aber  aus  dem  Peguischen  gegeben  sein,  wegen 
einer  kreuzweisen  Lage  von  Baumstämmen  an  dem  Gründungs- 
ort. Nach  Pinto  wurde  in  Dagon  der  Gott  der  Sonnenflecken 
(Frigau  oder  Firgau)  verehrt,  zu  dem  auch  der  Calaminha 
betete. 

Als  Gautanui  in  einer  frühern  Existenz  als  Minister  des 
Königs  von  Kamtih-Myoh  fungirte,  herrschte  die  grösste  Unord- 
nung im  Lande,  in  Folge  steter  Streitigkeiten  zwischen  den 
Söhnen  des  Kr)nigs.  Gautanui  rieth  daher  seinem  Herrn,  sie  alle 
mit  ihren  Anhängern  auf  iMJl)  Flösse  zu  setzen,  und  ohne  Segel 
oder  Ruder  den  Wellen  zu  überlassen.  Selbst  die  Kleidung  wurde 
ihnen  genommen ,  bis  der  König  auf  wiederholtes  Bitten  Jedem 
ein  paar  Hosen  erlaubte  und  so  Anlass  zu  dem  Gebrauche  gab, 
dass  die  ausgewandeiten  Taleins  in  Pegu  mit  Hosen  begraben 
werden.  A1&  die  Ausgesetzten  an  die  gegenüberliegende  Küste 
angeschwemmt  wurden,  fanden  sie  dort  auf  einer  so  eben  aus  dem 
Schlamme  gebildeten  Insel  eyien  Fischer  angesiedelt,  der  von 
Ginjawuddimyoh  am  Gyne- Flusse  dahin  gekommen  war.  Sie 
erbauten  Twanteh,  die  älteste  Hauptstadt  der  Talein,  deren 
Name  noch  jetzt  einen  so  mächtigen  Eindruck  auf  das  Volk 
ausübt,  dass  man  dort  selbst  in  neuerer  Zeit  an  eine  Wieder- 
erhebung des  einheimischen  Königsgeschlechts  dachte.  Als 
Twanteh  unter  die  Botmässigkeit  der  Könige  von  Thatung 
fiel,  salbte  ein  Priester  einen  Spross  des  fürstlichen  Hauses 
als  König  von  Okkala,  unter  dem  Namen  Moung-Palay  und 
der  Thagya  erbaute  für  ihn  die  reiche  Hafenstadt  Rangun. 
Es  waren 'Kaufleute  aus  dem  Okkala -Königreiche  (des  Okka- 
lamingyi),  zwei  Brüder  Namens  Pa-uh   und  Ta-pau  (Tapoka 


Die  Legende  Kan{^nn*8.  217 

und  Palika),  die  für  ihre  reichen  Geschenke  von  Gautania 
das  werthvollere  seiner  acht  Ha^ire  erhielten.  Obwohl  sie  ge- 
zwungen wurden,  zwei  davon  an  den  König  von  Dzeta  oder 
Ezeta  und  zwei  andere  an  den  Naga  von  Nagarit  (der  in  den 
Stürmen  am  CapNegrais  hauste)  abzulassen,  so  brachten  sie  den 
Rest  doch  glücklich  nach  dem  Tingotea-Khyun ,  wo  sie  (auf  die 
Anweisung  des  Nat  Zulu)  in  dem  Fundament  der  Schwedagon- 
Pagode  niedergelegt  wurden  (588  a.  d.).  An  dieser  Pagode  haben 
die  Könige  von  Ilansawuddi  und  Maitaban  nacheinander  ebenso 
eifrig  weiter  gebaut,  als  die  ccyloncsischen  an  ihrer  Mahathupo. 
Die  reichste  Anweisung  auf  Sciaven  und  Land  wurde  ihr  (1501 
p.  d.)  durch  die  Königin  tShin-tsau-bu  (in  Ilansawuddi)  genhicht, 
eine  in  schwierigen  Käthselfragen  erfahrene  Königin  von  »Saba. 
Als  Mahamingaun,  König  von  Ava,  gegen  Pcgu  zog,  waflnete  sie 
sich,  als  let/.te  des  königlichen  Stammes,  in  männlicher  Rüstung 
und  führte  ihre  Truppen  in  die  Schlacht.  Im  Zweikampfe  mit 
Mahamingaun  wurde  mit  dem  Zerhauen  des  Panzers  ihr  liuscn 
biosgelegt  und  der  König,  beschämt,  mit  einem  Weibe  gestritten 
zu  haben,  kehrte  in  sein  Land  zurück.  Später  sandte  er  in  einer 
Gesandtschaft  seinen  weisen  Mann  oder  seinen  Hofnarren  Poeasah, 
der  am  Hofe  der  Königin  Shin-tsau-bu  viele  Wettkämpfe  von  Witz 
und  Scharfsinn  mit  dem  Talein  Minkein  zu  bestehen  hatte,  und 
diese  beiden  gelten  noch  immer  für  die  Urheber  der  meisten  im  Volke 
umlaufenden  Bonmots.  Andere  machen  sie  zu  einer  Tochter  des 
Königs  von  Ilansawuddi ,  die  von  dem  König  von  Ava  entführt 
wurde,  undsoAnlasszu  einem  langen  Kriege  gab,  den  endlich  ein 
Friede  in  Yangun(Rangun) schlichtete.  Daraus  leiten  die  Birmanen 
den  Namen  Yan  goon  (Ende  des  Streites)  ab,  wie  auch  Piaeh- 
myoh  oder  Prome  seine  Bezeichnung  von  den  Friedensworten 
(Dsaga  piaeh)  erhalten  haben  soll,  die  dort  einst  die  Könige  von 
Thatung  und  Pagan  nach  langem  Kriege  sprachen.  DieSiamesen 
erklären  Rangun  als  Jankung  oder  geräucherte  Fische, 

Später  erhob  sich  in  der  Nähe  Rangun's ,  das  durch  den  in 
Zinimay  geschleuderten  Wunderspeer  des  Laos -Königs  Gurbi- 
huiga  zerstört  war,  (lieSt<ultTaniin  oderTaniin-Tajih,  von  einem 
Kaga   erbaut.     Sie   gelangte   zu   höchster  Blüthe    unter  König 


218  Pegn. 

MinnaDda,  der  vom  Thagya-Könige  mit  einem  Do-Setja  (Zauber- 
8tabe)  beschenkt  war.  Wenn  er  denselben  auf  die  Erde  sties», 
80  versammelten  sich  alleThiere  um  ihn,  seiner  Befehle  wartend ; 
schlug  er  in  das  Wasser,  so  kamen  die  Fische  herbei,  ihm  zu 
dienen.  Für  sein  Stelldichein  bei  der  auf  der  andern  Seite  des 
Flussarmes  in  Kangun  wohnenden  Prinzessin  Schin-nulum  pflegte 
er  auf  einem  Alligator  reitend  seine  Besuche  abzustatten.  Das 
ist  dieselbe  Stadt,  die  unter  dem  Namen  Kalamvobh  oder  Taniin- 
myoh  )>eim  Streite  um  Hansawuddi  von  den  Peguanem  den 
VOR  Sottala  gekommenen  Fremden  eingeräumt  wurde  und  die 
unter  dem  Namen  von  Syriam  den  mittelalterlichen  Seeleuten 
wohl  bekannt  war,  als  Schauplatz  mancher  rühmlichen  und  "vieler 
schmählichen  Thaten.  Dort  begann  und  endete  auch  die  wechsel- 
volle Laufl>ahn  desAbenteurei^s  deBrito,  der,  Eidam  und  Schwie- 
gervater von  Königen,  sein  eigenes  mit  der  Krone  geschmücktes 
Haupt  durch  Henkershand  verlor.  Als  schliesslich  die  Fremd- 
linge wieder  aus  dem  Lande  verschwunden  waren ,  erbauten  die 
Talein  die  silberne  Pagode  (Jeik-leik),  die  erste,  die  dem  nach 
langer  Seefahrt  ermüdeten  Reisenden  bei  der  Einfahrt  in  den 
Hafen  entgegenschaut,  ehe  er  noch  die  goldene  Pagode  Rangun's 
erblickt  hat.  Doch  trotz  der  Weihe  dieses  heiligen  Gebäudes 
bleibt  der  Ort  ein  gefeiter.  Dort  in  dem  verwilderten  Gestrüpp 
des  Jungle  steht  das  gespenstige  Dorf  Don-aperan  (das  Frauen- 
dorf), nur  von  Nat-tiimih  oder  Feeen  bewohnt.  Sie  sind  be- 
herrscht von  Tanliin ,  der  Einzige  männlichen  Geschlechts,  ein 
wahrer  Hahn  im  Korbe,  der  alle  Söhne,  die  geboren  werden 
sollten,  sogleich  tödten  lässt.  Das  Dorf  ist  unsichtbar  für  mensch- 
liche Augen,  und  wenn  Jäger,  die  in  der  Luft  die  Stimmen 
hören,  bemerken,  dass  sie  sich  in  der  Nähe  befinden,  entfliehen 
sie  eilig,  da  somut  auch  sie  das  Todesurtheil  des  Königs  treffen 
würde. 

Von  den  verschiedenen  Nationen,  die  das  Land  in  Anspruch 
nahmen,  sollen  die  Kala  neun  Schüsseln,  die  Talein  neun  Angel- 
haken und  die  Birmanen  neun  Körbe,  als  ihre  Zeichen  untereinander 
vergraben  haben.  Die  Kala  werden  auch  mitunter  genauer  iden- 
tificirt,  indem  mir  von  einem  Patih-min  (König  der  mohameda- 


Die  Legende  Rangnn's.  219 

nischen  Indier)  gesprochen  wurde,  der  Rangun  einst  zur  See 
angegriffen  habe. 

In  den  Käthselfragen  zwischen  Birmanen  und  Peguern  schrei- 
ben sich,  in  ihrer  eigenen  Geschichte,  natürlich  die  Letztern  den 
Sieg  zu.  Als  der  erwähnte  Poeasah  von  Ava  an  dem  Hof  der 
Shin-tsau-bu  anlangte,  gab  ihm  Minkein,  der  Kathgeber  der 
Letzteren,  ein  Zuckerrohr,  um  seinen  Witz  auf  die  Probe  zu 
stellen.  Poeasah  fing  es  oben  zu  saugen  an  und  gab  als  Grund 
an,  dass  er  auf  diese  Weise  das  Beste  zuletzt  habe,  da  das 
Rohr  süsser  und  süsser  würde-,  je  weiter  er  käme.  Minkein  da- 
gegen erwiederte,  dass  er  klüger  gethan  haben  würde,  gleich  am 
süssen  Ende  anzufangen,  denn  bei  der  Vergänglichkeit  und  Un- 
sicherheit des  menschlichen  Lebens,  das  jeden  Augenblick  durch 
Tod  oder  andere  Unglücksfälle  zerstört  werden  könne,  wisse  man 
nie,  ob  das  noch  in  der  Zukunft  Liegende  je  erreicht  werde,  und 
handle  vernünftiger,  zu  nehmen,  was  sich  darböte. 

Zwei  Brüder,  in  allen  Gelehrsamkeiten  bewandert,  bewarben 
sich  um  die  Hand  der  Königin  Shin-tsau-bu.  Als  diese  den  älteren 
Dammasedi  bevorzugte,  war  der  jüngere  trostlos  und  konnte  keine 
Ruhe  finden.  Seine  Gewänder  mit  magischen  Vierecken  bemalend, 
erhob  er  sich  in  die  Luft  und  umflog  die  Thürme  des  Palastes, 
alle  Arten  von  Unheil  hervorrufend.  Der  König  postirte  Häscher 
rings  umher,  die  auf  ihn  lauerten  und  ihn,  sobald  er  herabkam, 
packten  und  enthaupteten.  Da  er  indess  ein  mit  Gatha  beschrie- 
benes Papier  in  seinem  Munde  trug,  kam  sein  Kopf  nach  der 
Stadt  zurück  und  erzeugte  dort  allgemeine  Panic.  Dammasedi 
hörte  noch,  früh  genug  davon,  um  ihm  die  Zauberformeln  nach 
sechs  Tagen  aus  dem  Munde  nehmen  zu  lassen,  denn  sonst  wäre 
er  am  siebenten  wieder  aufgelebt. 


IHr  Tnhiii  und  ihre  kOiiigc. 

Die  Talein,  die  uiit  ihrem  elassisehen  Namen  Ramun  heissen, 
bezeichnen  sich  selbst  als  Mon  nnd  theilen  sieb  in  vier  Ra^n, 
die  Miin-thu  in  Bassein,  die  Mun-<lein  in  Pe^u.  die  Mun-nia  in 
Martaban  und  die  Mun-wae.  Durch  dialektische  Ei^nfbümlich- 
keiten  werden  die  Mon-va,  Mon-tein,  Mon-thet  unterschieden. 
Sie  nennen  die  Senjun-Insel  in  dem  Tanniin-Lande  ihre  früheste 
Heimath  an  der  dortigen  Küste  und  sagen,  dass  sie,  von  Patheen 
(Bassein)  im  Munlande  nach  der  heutigen  Stadt  Pegu  kommend, 
dieselbe  von  Yathay  (Eremiten)  bewohnt  gefunden  hätten.  Nach 
Phayre  war  Sandoway  346  p.  d.  in  den  Händen  der  Talein ,  und 
Mason  schliesst  aus  der  aracanischen  Geschichte ,  dass  der  ein- 
gebi>me  Stamm  der  Thodun  sich  in  den  Talein  verloren  habe. 
Ihren  ursprünglichen  Ausgang  nahm  die  Einwanderung  vom 
Süden.  Eine  der  ältesten  Städte  der  Talein,  Yaymyoh,  lag  am 
Yaytschaun,  auf  dem  Wege  von  Amherst  nach  Tavoy,  und  die 
Ruinen  des  vom  König  Meinwaeriuh  gegründeten  Donwekkeruh 
oder  Wageroo-my<»h  finden  sich  am  Wageroo-Flusse.  Der  Name 
Talein  weiset  deutlich  auf  die  gegenüberliegende  Küste  des 
Dekkhan  hin,  wo  zu  der  Zeit  ihrer  Blttthe  die  Andrab > Könige 
den  Namen  Telingana's  durch  ganz  Indien  bis  nach  Nepaul  ge- 
fürchtet machten.  Das  ganze  Dekkhan  war  unter  der  Herrschaft 
von  Bylemdi's  Sohne,  Nanda,  vereinigt,  1034  p.  d.  Die  Sprache 
Telinga's  oder  Kalingarat's,  bei  den  Siamesen  auch  Kalünkharat 
(oder  das  Lnnd  des  Linga)  geschrieben,  hiess  ursprünglich  (nach 
Appa  Cavi)  lYilinga,  ^vie  die  Sicilier  bei  Apulejus.     Brown  bc- 


Die  Talein  und  ihre  Konige.  221 

merkt:  ^Campbell  quotes  a  passage  from  Ptolomy  speaking  of 
the  Triglyphon  or  three-iinaged  region.  In  Thomas  Herbert's 
voyage  (1638)  Pegii  seems  to  be  intended  in  the  account  given 
by  Ptolomy.  **  Schon  als  Ptoleniäus  seine  Geographie  schrieb, 
wurden  regelmässige  Seefahrten  nach  den  Goldländern  unter- 
nommen, und  der  Hafen  an  der  Mündung  des  Godavery,  von  wo 
sie  absegelten,  heisst  heute  noch  Koringa  oder  Kaiinga  (in 
Kalinga-dezam).  Damals  war  es  Palura,  zu  des  Periegeten  Zeit 
Kalingapatana  oder  Kikakol.  Als  Hauptstiidt  Kalinga's  nennt 
Plinius  Parthalis.  Die  Birmanen  führen  Kaiinga*)  unter  den  21 
grossen  Reichen  auf.  Seit  lange  sind  überall  auf  dermalayischen 
Halbinsel,  sowie  auf  dem  Archipel,  die  indischen  Kmigranten 
als  Klings  (Kaling)  bekannt.  Hrowijaga  Savela  Kala,  der  (bei 
seiner  I^ndung  in  Matarem)  Mendang  Kamalau  gründete,  kam 
von  Kaiinga  (603  p.  d.)  ^In  Japan  and  the  islands  of  the  China 
sea,  the  only  name  for  India  is  Telinga  or  Kaiinga  (as  in  the 
ancient  books)."  Das  Fürstenthum  Banjermassin  in  Borneo 
wurde  im  12.  Jahrhundert  durch  Ampu- Jatmika,  einen  Kauf- 
mann von  Nangkhum  bhume  an  der  Küste  Coromandel,  gegründet. 
Als  die  Oraons,  die  zu  den  Gebirgsstämmen  der  K<ilcs  gehr)ren, 
durch  die  brahmanischen  Hindus  von  der  NtR'hbarschaft  des 
Ganges  vertrieben  wurden,  trafen  sie  (nach  Tickeil)  in  Chotia 
Xagore  das  Volk  der  Moandas  oder  Hos,  deren  Uinlekt,  wie 
Mason  meint,  eine  sprechende  Aehnlichkeit  mit  dem  der  Talein 
oder  Moans  habe.  Die  Marunda  oder  Lampaka  (die  Bewohner 
L4imgan's  in  Westkabulistan)  weiden  (nach  Lassen)  von  Ptolemäus 
als  Besitzer  eines  grossen  Reiches  am  Ganges  (mit  den  Städten 
Kanjakubga  und  Käyi)  erwähnt  (bis  zur  Mündung  reichend),  wie 
sie  auch  Oppianos  (200  p.  d.)  als  Anwohner  des  Ganges  kennt. 
Die  in  den  Hügeln  der  Uriyas  an  dieTelingas  grenzenden  Gondh 
hauen,  wie  die  Peguaner  und  Birmanen,  ihre  Häuser  auf  Pfählen 


•)  Die  Birmanen  rechnen  Kalin^a  zu  den  21  Orosslündcm ,  mit  Knni, 
SekkA,  Kosala,  Ma^adha,  Siwih ,  Awantih,  Fintnala.  Witzib,  Oandara,  Dzetira, 
Weiif^^a,  Videba,  Kamboza,  Madda,  Begga,  Eu^ga^  Tbibala.  Ka^mira ,  Ka^i, 
baudawa. 


222  l*«fini- 

und  binden,  gleich  ihnen,  ihre  Haare  in  einen  Knoten  zusammen. 
The  relation  of  thc  Mon-Anani  to  the  Vindlivan  dialects  »liows, 
that  the  Dravirian  traita  of  the  fornier  were  wholly  acquired  in 
Keugal  and  rendcrs  it  prohaDle,  that  tliey  did  not  reach  the  South 
by  the  basin  of  the  Irawaddy,  but  by  that  of  the  Tsango-Hrahnia- 
putra,  like  Ihe  later  'ribeto-Hurman  tribes  (s.  I^)gan). 

Die  ältesten  'rraditi<men  der  Talein  spreclien  von  Colonieen,  die 
über  das  iMeer  ihnen  zugeführt  wurden,  und  San  Honian  sagt:  Segun 
iioferro  b)s  nioradores  del  reyno  de  Pegu  tienen  origen  j  dcsoen- 
dencia  de  aqueUos  desterrados  Indios,  que  fueron  codenados  {»or 
el  Key  Salonion,  a  las  niinas  de  oro  y  plata.  Die  Peguaner 
wussfen  nicht  viel  von  Salonion,  ehe  ihnen  die  Missionäre  davon 
erzählten ,  aber  sie  kennen  einen  mächtigen  Kaiser  des  heiligen 
Misimadesa*),  der  alljährlich  seine  Flotten  in  die  weiten  Seen 
sandte,  um  ihm  Kunde  von  fernen  Landen  zu  bringen.  Sie  be- 
richteten ihm  einst  bei  ihrer  Heimkehr,  auf  der  Oberfläche  der 
grauen  WasserwUste  Ktwas  kräuseln  und  branden  gesehen  zu 
haben,  als  ob  ein  I^and  geboren  werden  solle.  Der  König,  der 
sein  wohlwollendes  Auge  gern  auf  jedem  neuen  Platz  bewohn- 
barer Erde  ruhen  Hess,  befahl,  diesen  Bericht  in  den  Aunalen 
niederzulegen  und  in  der  Schatzkammer  zu  bewahren.  Er  schied 
von  der  Erde  ab,  500  Jahre  vergingen  und  ein  ebenbürtiger 
Nachfolger  solch'  wohlgesinnten  und  weisen  Fürsten  sass  auf 
dem  Thion.  Er  fand  in  den  Chroniken  jenen  Kapport,  der  Er- 
wartuugcn  rc^c  machte,*  und  sandte  ein  anderes  Schill'  aus,  um 
zu  sehen,  ob  die  Vermuthung  sich  verwirklicht  habe.  Die  See- 
fahrer fanden  an  der  bezeichneten  Stelle  eine  niedrige  Sehlamui- 
inscl;  die  sich  eben  über  das  Niveau  des  Wassers  emporhob,  und 
sie  pflanzten  dort  den  Pfeiler  ihres  Königs,  um  später  von  ihneo, 
als  den  ersten  Entdeckern,  zu  zeugen.  Auch  diese  Notiz  wurde 
sorgtältig  aufgezeichnet  und  der  Nachwelt  überliefert,  da  der 
Boden  damals  noch  nicht  fest  genug  war,  um  ihn  zur  Menschen- 


*)  That  coniitry,  whlcli  lii^s  botwoon  Ilimawat  and  Vindliya  to  tlie  cast  of 
Vinasnna  niid  to  the  wpst  ofPraynga,  is  rclobratod  by  the  title  of  Mndhyjidesdi 
nach  Manu  (s.  Jones). 


Die  Talein  und  ihre  Koni(|re.  223 

Wohnung  zu  machen.  Fünfhundert  andere  Jahre  vergingen  und 
wiederum  durchkreuzte  ein  Schiff  die  Meere,  um  nach  ihrem 
Padron  auszusehen.  Als  sie  dort  anhmgten,  war  die  Scene  ver- 
ändert. Auf  der  früher  wüsten  Insel  war  lebendiges  und  reges 
Treibeu,  wie  in  einem  Bienenkorb  bei  Niederlassung  eines  neuen 
Schwanns.  Von  allen  Seiten  kamen  eifrig  wilde  Gestalten  an 
Flössen  heran,  sich  mit  Stangen  durch  die  engen  Wasseranne 
schiebend,  die  sich  in  der  lehmigen  Masse  bildeten,  um  das 
Wasser  von  dem  höüer  steigenden  Mittelpunkt  abzuleiten.  Wo 
der  Boden  schon  trocken  war,  wurde  eifrig  gearbeitet,  ihn  zu 
reinigen  und  zu  ebnen,  Baumaterial  wurde  herbeigeschafft,  man 
war  im  Begrift*,  die  junge  Erde  durch  eine  Städtegründung  äu 
krönen.  Die  Fremden,  die  diesem  Treiben  venvundert  zu- 
geschaut hatten ,  traten  jetzt  heran ,  Einspruch  zu  erheben.  Sie 
zeigten  auf  die  Säule,  die  klar  ihre  Rechte  proclamirfe,  und  ver- 
langten Einräumung  dessen,  was  ihnen  gehöre.  Die  Talein 
waren  überrascht  und  rathlos  bei  diesem  Vorbringen  der  Kala. 
Sie  hatten  die  Insel  nur  als  einen  Theil  ihres  eigenen  Landes 
betrachtet,  als  ein  neues  Geschenk,  das  die  Götter  hinzugefügt, 
aber  es  war  schwierig,  über  den  Kechtspunkt  zu  entscheiden. 

DieseNachtlagderFürstderTalein  schlaflos  auf  seinem  Lager. 
Da  erschien  ihm  in  Traumgestalt  der  Himmeiskiaiig  und  ermun- 
terte ihn,  guten  Muthes  zu  sein,  er  würde  die  Zeichen  verwirren 
und  die  fremden  Eindringlinge  mit  Hohn  und  Schande  schlagen. 
Als  am  nächsten  Tage  die  Richter  zur  Versammlung  kamen,  fand 
sich  auch  ein  P<ma(Brahniane)  ein,  der  verlangte,  dass  vor  Allem 
die  Beweise  geprüft  werden  müssten.  Die  Kala  beriefen  sich 
freilich  auf  den  Pfeiler,  er  aber  habe  vim  alten  Fischern  gehört, 
dass  sie  einst  dort  an  derselben  Stelle,  noch  lange  vor  der  Er- 
richtung des  Pfeilers,  eiserne  Angeln  verloren  hätten,  die  im 
Boden  liegen  müssten.  Die  Kala  lachten  ob  dieser  Behauptung, 
aber  als  beim  Nachgraben  solche  wirklich  gefunden  wurden, 
kehrten  sie  beschämt  um,  lösten  die  Ankertaue  ihrer  Schiffe  und 
wurden  nicht  mehr  gesehen.     Der  Pona  aber,  der  Thagyamin*) 

•)  Andere  »olicn  in  dein  lielfenden  Pona  den  Brnlimaköni^if  eingekörpert, 
und  n.icli  dem  Vansavali  ontsclioidot  Hrahnin  pl>pntalls  den  Streit  zwischen  König 


224  l'egu. 

in  höchst  eigener  Person,  umgrenzte  nun  mit  der  Mcssruthe  den 
Fhitz  der  neuen  Stndt,  Hansawuddi  genannt,  weil  Oautama'8 
Prophezeiung  davon  gesprochen,  an  einein  See,  wo  er  ein  Pär- 
chen Hensa- Vögel  an  dem  Ufer  bei  einander  sitzen  sah. 

Diese  Erzählung  erscheint  in  vielfachen  Modificationen.  Auch 
die  Hinnanen  werden  herbeigezogen,  um  mitzustreiten,  und  man 
findet  beim  Graben  unter  der  Säule  erst  Eisengeräthschaften  und 
tiefer  noch  Erbsen ,  um  als  Beweismittel  zu  dienen ,  und  das 
durch  Erbsen  gestohlene  Land  wird  dann  Pegu(Pae-koo)  genannt. 
Nach  einer  andern  Mvthe  war  der  Pfeiler  schon  versunken,  als 
der  Streit  entstand,  und  erhielten  die  Kala  einen  nahen  Wohnort 
angewiesen.  In  der  Talein-Geschichte,  die  ich  in  Pegu  erhielt, 
heisst  es  einfach,  dassSamein-Ihn  (der König  in  Indra's  Himmel) 
das  Reich  Hongsawaddi  den  beiden  Brüdern  Samaleah  uudWimü- 
leah,  di«  aus  Dsaunthu  gekommen,  übergeben  habe  (1160  Jahre 
nach  Gautama's  Nibpan);  aber  gewöhnlich  wird  das  dort  herr- 
schende Königsgeschlecht  mit  dem  altern  Thatung's  verknüpft. 
Nach  dem  Vorbild  von  Indra's  Wohnsitz  in  Travastrinha  sind  die 
Städte  Pegu's  und  BirmaV  stets  im  Viereck  gebaut. 

Capitain  Duft'  theilte  mir  freundlich  die  nachstehende  Form 
mit,  in  welcher  er  die  Erzählung  von  Birmanen  gehört  hatte: 
„Vor  langer  Zeit,  als  das  ganze  Delta  des  Irawaddi  noch  eine 
grosse  Bucht  war,  segelte  der  König  vcm  Kala-gyee  über  das  Meer 
und  sah  dort  eine  wilde  Ente  auf  ihrem  Neste  sitzen.  Er  sprach 
zu  seinen  Begleitern:  ..Sieh  da,  das  Wasser  sinkt  hier,  wie 
könnte  sonst  diese  Ente  ihr  Nest  bauen?"  uud  als  sie  näher 
kamen,  erschrack  der  Vogel  und  flog  von  dannen,  und  sie  fanden, 
dass  ein  kleines  Stück  Erde  über  das  Wasser  herausragte,  gerade 
gross  genug,  um  das  >Jest  darauf  zu  bauen.  Und  der  König 
sprach:  „Kommt,  lasst  Uns  hier  eine  Säule  errichten  als  Grenz- 
stein, und  nachdem  das  Wasser  vertrocknet  ist,  wird  das  Land 
unser  sein.*"    Und  sothaten  sie  —  und  in  ihr  Land  zurückgekehrt, 


Indradyuinna  und  Koni«,'  (tal  Madhavu  über  das  Kij^oiitliiimsrpclit  zu  d«in  Tempel 
Parsottam  Cliutr,  für  dessen  Bau  die  Schildkröten  auf  ihren  Kucken  die  Steine 
gebracht. 


^ 


Die  Talein  und  ihre  Konige.  225 

schrieben  sie  eine  Urkunde  dessen,  was  sie  gethan,  und  legten 
sie  in  dem  königlichen  Archiv  nieder.  Lange  nachher  kam 
abermals  ein  König  von  Kala-gyee  hierher  und  fand ,  dass  das 
Wasser  ganz  ausgetrocknet  und  das  Land  von  den  Taliyns  be- 
wohnt war,  und  er  spnich:  „Ihr  habt  kein  Recht  hier,  dieses  ist 
mein  Land  —  richtete  nicht  hier  mein  Vorfahr  seinen  Grenz- 
stein auf?"  Und  die  Taliyus  erwiederten:  „Das  Land  ist  unser, 
wo  ist  euer  Grenzstein?  —  wir  kennen  ihn  nicht."  So  suchte 
der  Kala-gyee-König  die  Säule  und  grub  darnach  an  der  be- 
zeichneten Stelle  (die  Erde  hatte  sich  rings  herum  angesammelt 
und  sie  vergraben)  und  er  fand  die  Säule  mit  ihrer  Inschrift  und 
sprach:  „Sehet,  hier  ist  mein  Grenzstein,  übergebt  das  Land I " 
Und  die  Taliyns  wsvren  besorgt  und  wussten  nicht,  was  sie  sagen 
sollten,  aber  in  jener  Nacht  erschien  dem  Fürsten  der  Taliyns 
(im  Traume)  der  Thakyamin  (der  Fürst  der  Nats)  und  sprach : 
„0  mein  Sohn,  sei  nicht  besorgt,  du  sollst  das  Land  haben. 
Mach  dich  auf  am  Morgen  und  sag  zu  dem  Kala-gyee-König: 
Wahr,  das  ist  dein  Markstein,  aber  grabe  unter- demselben  und 
du  wirst  sieben  göldne  Schüsseln  und  neun  eiserne  Haken  finden, 
das  Sinnbild  unseres  Geschlechts. "  Und  der  Fürst  der  Taliyns 
that,  wie  ihm  geheissen.  So  gruben  sie  unter  der  Säule  und 
fanden  da  die  goldnen  Schüsseln,  und  sie  gruben  unter  den 
goldnen  Schüsseln  und  fanden  die  eisernen  Haken,  das  Sinnbild 
der  Taliyns,  und  so  behielten  die  Taliyns  das  Königreich,  und 
deshalb  wurde  es  Pae  guh  oder  das  gestohlene  Land  genannt, 
denn  die  Taliyns  hatten  ihr  Sinnbild  dort  nicht  niedergelegt, 
sondern  es  kam  dahin  durch  die  Macht  des  Thakyamin." 

Die  Aussendung  solcher  Erforschungs-Expeditionen  war  den 
malayischen  Fürsten  als  Buka  nagri  (Ansiedelungen  zu  eröffnen) 
bekannt  und  gewöhnlich  mit  der  Jugend  eines  Ver  sacrum  aus- 
geführt. Die  angeschwemmten  Delta's  der  Niederungen  waren 
das  Recht  des  ersten  Kommers,  und  so  auch  Pegu,  la  India  chia- 
mata  la  bassa  (nach  Hi^ronymo  da  Santo).  Im  Chinesischen  ist 
Pe-Quo  (Pegu)  die  nördliche  Provinz ,  im  Gegensatz  zu  Se-Yan 
(das  westliche  Land)  oder  Siam. 

Nach  der  siamesischen  Darstellung  wurde   der  von   Phra 

BfttliAii,  OttMieii.  I.  15 


226  Pegu. 

Phuth  im  8.  Jahre  seiner  Wanderung  besuchte  Berg  von  einem 
vorbeifahrenden  Kauff'ahrteiscliiife ,  als  aus  dem  Wasser  hervor- 
ragend, erblickt.  Bei  ihrer  Ankunft  in  Phitthajauaklirom  be- 
richteten die  Schiffer  dem  Könige  Banthurajen,  der  sie  beauftragte, 
eine  Säule  dort  zu  errichten,  und  dieses  ereignete  sich  1000  Jahre 
nach  Buddha's  Nibpan.  Auf  Satirajcn,  jenes  Königs  Sohn,  folgte 
Banthurajen  II.,  der  in  Taikala  ein  anderes  Schiff  mit  allen  für 
eine  Niederlassung  nöthigen  Zubereitungen  ausrüstete,  im  Jahre 
1100.  Dieses  aber  kehrte  unverrichteter  Sache  zurück,  da  es 
den  Platz  schon  besetzt  gefunden.  Vimalakuman  und  Sommala- 
kuman,  die  durch  die  Vermittelung  eines  Eremiten  mit  einem 
Nakh  oder  Draclienschlangc  erzeugten  Söhne  des  Königs  Sena- 
khongkha,  waren,  aus  ihrer  lleimath  verbannt,  in  den  Dienst  des 
Königs  Athinrah  vonSuthamvadi  oderSathöm(Thatung)  getreten, 
und  hatten  sich  von  dort,  vor  Nachstellungen  nach  ihrem  I^ben, 
auf  einem  Flosse  retten  müssen ,  das  sie  nach  der  von  Buddha 
bezeichneten  Stelle  trug,  wo  sie  die  St4ult  Inthachak-Myang  oder 
Kayat-töng,  auch  Hongsavadi  genannt,  in  dem  Lande  der  Ilaman 
gründeten.  Solches  geschah  zu  der  Zeit,  als  König  Kovatham  in 
Arinthamburi  oder  Phukam  und  König  Athinrat  in  Suthamvadi 
oder  Sathöm  herrschte,  im  Jahre  514,  während  die  Stiidt  Roma- 
vadi  oder  Jangkung  im  Walde  Molama  die  Residenz  des  Königs 
Senakhongkha  l)ildete. 

Das  zuweilen  nur  als  Kala-gyih  oder  Barbarenreich  bezeich- 
nete Land  wird  sonst  auch  Pattala  genannt,  und  Potala  könnte 
Hafen  bedeuten.  Potalanakhon  (die  Stadt  des  Hafens)  am  Indus 
war  die  Residenz  Ixvaku's  und  seiner  Nachkommen  des  Sonnen- 
geschlechts. Von  dort  wanderten  vier  verbannte  Prinzen  aus,  um 
die  Stadt  Kapilawastu  an  dem  Bhagirattiflusse  zu  erbauen.  Da 
Chennezik,  der  geistige  Sohn  Amitabha's,  in  Potala  lebte,  ehe  er 
Tibet,  dessen  Schutzpatron  er  ist,  besuchte,  so  wurde  die  im 
12.  Jahrhundert  erbaute  Residenz  des  DalaiLama  inLhassa  eben- 
falls Potala  (gruhdriu  oder  Boot- Aufnahme)  genannt.  Die  Linie 
der  Mauriya-Dynastie  gehört  zur  Familie  der^Yikja,  deren  Stamm- 
vater Ixvaku  nach  Pattalene  versetzt  wird,  bemerkt  Benfey, 
der  den  Namen  Mauriya  von  maru  oder  todtes  Leben  (mri  oder 


Die  talein  und  ihre  Konige.  227 

sterben)  ableitet,  wie  die  wasserlosen  WUstenstrielie  in  der  Nähe 
Pattalene'ö  heissen.  Das  später  in  den  Hafen  Potala  der  Sakya 
verwandelte  Badala  (Naga  Phipliob)  ist  die  Residenz  des  Paya 
Varun  Nakharat  und  heisst  auch  (nach  der  Entthronung  des  alten 
Uranus  oder  Varuna)  wegen  seiner  KeichthUnier  an  Gold  und 
Silber:  liiran-Vadi,  wie  (den  Iranieru  die  Degradisung  Indra's 
vergeltend)  Brahma  das  Epithet  Hiran  der  von  Vischnu  in  seinen 
Avataren  besiegten  Giganten  trägt.  Ella,  daughter  of  Iswara, 
(son  of  the  sun)  was  ravished  by  Buddha,  the  serpent  (s.  Tod). 
Hence  sprang  the  Manus.  „Die  Mehrzahl  der  Inschriften  der  in 
Kaljani  residirenden  Kalukja  bezeugt,  dass  sie  Verehrer  des^iva 
waren,  als  Mahadeva.  Doch  beteten  sie  auch  Vishnu,  besonders 
in  der  Form  des  Ebers,  an  und  zeigten  überhaupt  Toleranz,  indem 
Pulake^i  und  Vigajäditja  die  Jaina  begünstigten  und  Yikramä- 
ditja  die  Lehre  des  Cäkjasinha.  Es  kamen  Spuren  der  Verehrung 
der  Schlangengötter  vor.  Ein  Mandalegvara  oder  Statthalter 
(Sindhu  genannt)  leitete  sich  ab  von  den  Nagavan^aoderSchlan- 
gengeschlechte  und  hatte  gelobet  nach  dem  Heiligthume  des 
Schlangenkönigs  zu  pilgern.  Andere  Vornehme  nannten  sich 
Ahija  (Ahi  oder  Schlange).  In  vielen  Tempeln  fanden  sich 
Sculpturen  von  Schlangen"  (s.  Lassen).  Der  Schlangentempel 
Ahikhatra  am  Indus  wurde  von  Pilgern  aus  dem  Dekkhan  besucht. 
Die  im  Dekkhan  mehrfach  verehrte  Form  Vischnu's  in  der  Eber- 
Avatara  verkehrte  sich  bei  der  nach  Tagoung  vertriebenen  Dynastie 
in  das  böse  Prinzip.  Nach  dem  Tode  des  Königs  Karkaräga  I. 
bekämpften  sich  seine  Söhne  Indraräga  und  Krischnaraga,  und 
unter  Karkaräga  II.  (812  p.  d.)  erreichte  die  Macht  der  Rashtra- 
kuta  (im  Tapti-Thal)  ihren  Gipfel  und  dehnte  die  Herrschaft  über 
das  ganze  Guzerat  aus.  Die  Inschrift  des  Königs  Dantidurga 
(derauf  die  Ballabhi  folgenden  Räshtraküta)  wurde  inSan.angarh 
(auf  dem  Hochlande  des  Dekkhan)  gefunden  (754  p.  d.).  In  der 
Inschrift Käkala's  (von  denJaclava  imKoukan)  werden  (973  p.d.) 
seine  Siege  Über  Gurgara,  Kola  und  Hfina  gepriesen  (s.  Lassen). 
Im  Birmanischen  bezeichnet  Kala  alle  Fremden  oder  Bar- 
baren, besonders  die  über  Meer  zu  ihnen  gekommenen,  schwarze 
(Indier)  sowohl  als  weisse  (Europäer),  die  man  dann  wieder  durch 


228  P<^ 

Zusätze  (Kala  uet,  Kala  pyu)  unterscheidet,  während  Kala 
(Sohloss)  sonst  einfach  schwarz  bedeutet.  Die  .Schwarzen  gelten 
dann  nach  den  bekannt  gewordenen  Beispielen  der  faetischen 
Sachlage  für  Diener  der  Weissen.  Khek  meint  gleichfalls  hostis 
oder  hospes  unter  den  Siamesen,  und  Pin  (Gäste)  nannten  die 
Chinesen  die  Jung-keang  oder  Barbaren  anfangs  des  Nordens 
und  später  des  Südens.  Die  an  der  Küste  Aracans  angesie- 
delten Bengalen  als  Kula  (Kala;  yekain  gelten.  Der  Büsser 
Sphines  wurde  von  den  Macedouiern,  die  erniitdeniBegrüssungs- 
Worte  Kaijana  anredete,  Kalanos  genannt,  wie  die  Chinesen  den 
Matrosen  als  Tschin-tschin  bekannt  sind.  Suleiman  beschreibt 
das  reiche  EniporiuniKalah.  das  damals  dem  Könige  von  Zabedsch 
gehörte,  und  Al)ulfeda  sagt,  dass  sein  eigentlicher  Name  Ol- 
Kalahij  sei.  Kala-gA'i  heisstGross-Kala.  Nach  Kazwini  wohnten 
dort  viele  Brahmanen  oder  die  Weisen  der  Indier.  Die  von 
den  arabischen  Schiffen  durchfahrene  Malaccastrasse  hiess  das 
Meer  von  Kalah  oder  Schelahet  (s.  Peschel).  Im  Dekkhan  ge- 
bot für  fünf  Jahrhunderte  die  Kalvän-Dvnastie*)  und  während 
Satyasraya  inKuntala-desa  (mit  Kalyan  als  Hauptstadt)  residirte, 
eroberte  (am  Ende  des  (>.  Jahrhunderts  p.  d.)  sein  jüngerer  Bruder 
Kubja  (der  Kleine  oder  Bucklige)  Vischnu  Vardhana  die  Uaupt- 


*)  Die  zar  Zeit  des  Meirasthenes  (der  die  Andarae  oder  Andhni  südlich  Ton 
den  CaliDgae  mit  der  Hauptstadt  Parthalis  setzt)  bestehende  Andhrabhriya- Dy- 
nastie, aiLs  derPulimat  (SinpolemuiosoderSri-Paliman)  dasKeich  des  (^aUvahana 
stürzte,  gin^  zu  Gnimle,  als  ^430  p.  d.)  Javasinha  vom Rajapatra-Geschlecht  der 
Khalokja  (in  der  Monddynnstii*)  aus  Arudhia  (der  Hauptstadt  Kosala's)  in  das 
Dekkhan  einwanderte  (nachdem  der  an  Kaiser  Wuti  Gesandtschaften  schickende 
König  Chandraprija  der  jüngeren  Gupta  in  Magailha  sich  Kapilawa^tu's  bemächtigt 
hatte)  und  die  zwei  älteren  Familien  der  Karta  und  Ratta  äl>erwä]tigte.  Lausen 
bemerkt  von  den  Kähikja:  ,,Ihre  grossen  Erfolge  schreiben  diese  Monarchen  der 
Gnade  Närajann's  oder  Vishnu'.s ,  besonders  in  seiner  Verkörperung  als  Eber  cn, 
sowie  der  Gun<t  des  Kriegsgottes  Kartikeja.-  In  einer  Inschrift  rühmt  sich 
Jajasinha  den  Indra ,  Sohn  des  Krischna ,  au-t  dem  Geschlecht  der  Ra^^htrakäta 
(Ratta)  überwunden  zu  haben .  und  Abhiraga  führt  den  Titel  Thagyamin  (Sakra 
oder  Indra).  Ausserdem  eroberte  er  den  östlichen  Theil  des  Reichs  der  Andhra- 
bhritja  und  später  fiel  auch  der  Rest.  Sein  den  Jaina's  ergebener  Enkel  Pulake^ 
(489  p.  il.)  besiegte  den  König  Ceylon's.     Der  in  Bandelakhand  seine  Residenx 


Die  TaleiD  und  ihre  Könige.  229 

Stadt  Vengi  -  desam  (Vengipurain)  in  Telingaua.     Mit  Rajendra 
Chola  erhielten  die  Chola  das  Uebergewicht. 

Als  der  von  Prabu  Gaja  Baja,  Nachkömmling  des  Arjuna 
und  König  von  Uastinapura,  ausgesandte  Minister  Penggawa  auf 
der  Insel  *Java  zwei  Leichname  böser  Geister,  Buchstabenblätter 
haltend,  gefunden,  wurde  der  Bericht  seiner  Entdeckung  bei  der 
Bückkehr  aufgezeichnet.  Nachdem  Aji  Saka  nach  Java  gekommen, 
sandte  ein  römischer  Fürst  Familien,  die  umkamen  bis  auf  den 
nach  Kum  zuiückkehrcnden  Rest.  Flüchtige  Prinzen  aus  Rum 
spielen  in  der  Vorgeschichte  der  Kambodier  und  Malayer.  Nach 
Plutarch  schickte  Cleopatra  den  Cäsarion ,  den  Sohn  des  Julius 
Cäsar,  über  Aethiopien  nach  Indien.  Die  vom  Könige  von  Ka- 
iinga nach  Java  gesandten  Familien  wurden  unter  Karo's  Herr- 
schaft in  Virätä  civilisirt.  Nach  den  Inschriften  (650  p.  d.)  war 
der  Stammvater  (Ganamegaya)  der  Dynastie  derKesari  (473p.  d.) 
der  Oberherr  (Adhipas)  von  Tilinga.  Unter  seinen  Nachfolgern 
führte  der  Eroberer  Udjotaka  Kesari  (8.  Jahrhundert)  den  Titel 
Kalingadhipati  oder  Oberherr  von  Kaiinga.  Herodot  kennt  die  gold- 
suchenden  Kalanthier.  „Vor  grauen  Zeiten,  von  denen  man  nicht 
einmal  das  Jahrhundert  zu  bestimmen  weiss,  erbaute  ihrer  Häupt- 
linge einer,  der  Batin-Alam,  der  König  des  Weltalls,  ein  grosses  schö- 
nes Schiff  und  segelte  von  Rum  ab.  Dieses  Schiff,  welches  mit  grosser 
Schnelligkeit  dahinsegelte ,  besass  die  wunderbare  Eigenschaft, 


aafschlagende  Devagnpta  der  Jüngeren  Gnpta  (deren  Aera 319  p.  d.  beginnt)  dehnte 
(400  p.  d.)  seine  Eroberungen  im  Narmada-Thalc  aus,  Mahisvara  oder  Siva 
(Bhairav)  verehrend. 

Einige  Zeit  nach  dem  Tode  Vinajäditja's  (Sohn  des  Vikramaditja)  verloren 
die  Khalukja  die  oberste  Herrschaft  an  die  Ratta ,  welche  Jnyasinha  nicht  voll- 
ständig vernichtet  hatte.  Die  Inschriften  dieser  Fürstenfamilie  (1057 — 1097  p.  d.) 
sind  meistens  an  Samadati  in  der  Nähe  von  Pängshir  gefunden ,  indem  sie  sich 
auch  noch  später  in  abhängiger  Stellung  erhielten.  Durch  Tailapa  mit  dem  Bei- 
namen Vikramaditja  begann  (973  p.  d.)  die  Macht  der  Khalukja  ,  sich  von  ihrer 
vorübergehenden  Schwäche  zu  erholen.  Er  besiegte  die  Ru-ihtrakuta  "nd  tödtete 
(985  p  d.)  den  Prämära  Munga.  Sein  Sohn  Satja^raja  oder  Satja^ri  unterwarf 
sich  Konkana  und  belehnte  damit  den  Fürsten  Keturaga  aus  dem  Stamme  (pl.ii- 
b&ra,  der  früher  in  Sinhala  oderCeylon  geherrscht  hatte  und  sich  von  dem  Könige 
der  Vijädbara  genannten  Halbgötter  ableitete  (s.  Lassen). 


230  P«-?« 

sieh  g^elbst  fortzutreiben.  Es  ankerte  nach  mehrtägiger  Fahrt  in 
einem  kleinen  Hafen,  welcher  si)äter  den  Namen  Malaera  erhielt. 
In  diesem  »Schiffe  befanden  sich  alle  zur  Gründung  einer  Colonie 
nöthigen  Bestandtheile.  Die  Einwanderer  wurden  in  fünf Theile 
getheilt  —  dem  einen  wurde  der  Fuss  des  Johole  und  Komboo 
angewiesen:  ein  zweiter  fuhr  deuFlussLiugu  hinauf  und  siedelte 
sich  an  dessen  Quelle  an:  zwei  andere  drangen  tiefer  in  das 
Innere  des  Landes  vor  und  Hessen  sich .  der  eine  am  Klam ,  der 
andere  am  Jilibon  nieder.  Das  Schiff  Katin -Alam's  ging  nicht 
unter;  es  »oll  sich  ncch  jetzt  unter  einem  Berge  der  Halbinsel 
befinden ,  -  bemerkt  Borie  aus  den  Sagen  der  Mantras  (der  Nach- 
barn der  Sakai  oder  Sakkye).  Nach  der  Chronik  von  Quedah 
kam  Mahawangsa,  der  erste  Herrscher,  aus  Kum.  Neben  dem 
von  Ask  ben  Askan  erbauten  Medain  lag  Rumia  und  in  Mesopo- 
tamien wurden  zu  Cosmas'  Zeit  die  Bischöfe  Tür  Indien  ordinirt, 
wie  in  Eg^pten  für  das  abyssinische  Aethiopien.  Schon  Alfred 
M.  schickte  ( nach  Malmesbury )  Gesandte,  um  das  Grab  des  heiligen 
Thomas  von  Alellaipur  zu  besuchen. 

Da  die  Anfänge  der  peguanischen  (beschichte  in  das  5.  Jahr- 
hundert p.  d.  gesetzt  werden,  so  kiumte  unter  dem  vorderindischen 
Könige,  der  die  ersten  Schiffe  zur  Entdeckung  des  Landes  aus- 
sandte, der  durch  seine  Begünstigung  der  Wissenschaft  berühmte 
Kaiser  Samudragupta  zu  verstehen  sein,  dessen  Name  schon  seine 
Vorliebe  fdr's  Meer  auszudrücken  scheint.  Nach  der  von  Hari- 
sena  verfassten  Inschrift  begriffen  seine  Eroberungen  nicht  nur 
Kamarup;) ,  sondern  erstreckten  sich  auch  über  Tschittagong  und 
noch  weiter  an  der  Küste  hinab.  Benfey  setzt  seine  Kegierung 
zwischen  4(Hl-45(>  p.  d. ,  und  Lasseu  schon  früher,  etwa  um 
2(K)  p.  d.  an.  Aus  dem  Jahre  428  p.d.  erwähnen  die  chinesischen 
Geschichtsbücher  die  Gesandtschaft  eines  grossen  Königs  von 
Kapili,  Yuegnai  genannt.  Kapili  war  die  am  Hengho  (Ganges) 
gelegene  Hauptstadt  von  Polomüen  kiie  vLand  der  Brahmaneu) 
oder  Tientso  (Mokato  oder  Magadha)  und  erhielt  in  ihrem  Namen 
den  Kuf  des  alten  Kapilawastu  leln^ndig,  wohin  sich  als  Stadt  der 
Kapila  oder  derKothen  (ein  zweites  Vathay  myoh )  einsiedlerische 
Könige  zurückziehen.    Aus  dem  mittlem  llen^o  schickte  (503) 


k 


Die  Talein  und  ihre  Könige.  231 

König  Kuoto  Gesandte.  Nach  Cosmas  Indicüpleuötcs  herrschte 
(550  p.  d.)  der  mächtige  König  Gollas  in  Houunia  über  das  öst- 
liche Indien.  Als  nach  dem  Tode  von  lliiientlisang's  Beschützer 
(l'ilädityä  oder  Kilitie,  der  über  die  vierTientso  regierte  und  mit 
dem  Kaiser  Gesandtscliaften  tauschte,  der  chinesische  Bevoll- 
mächtigte den  Usurpator  gefangen  fortführte,  wird  gleichfalls  Ka- 
pili  als  Hauptstadt  Mokato's  erwähnt.  Die  Hauptstadt  Chintou's 
lag  zur  Zeit  der  Yuetchi  am  Fusse  des  Geierberges  an  dem  Ufer 
des  Kapili-ho  (Kapilofiusses)  oder  dem  Heugho,  beschreibt  Matu- 
aulin.  Als  ein  Herrscher,  der  schon  früher  seine  Eroberungen 
über  Assam  hinaus  nach  Osten  ausgedehnt  haben  soll,  wird 
Sucarna  devi  (190  p.  d.),  der  grösstc  der  Andlira-Köuige  genannt, 
der  den  König  von  Magadha  entthronte. 

Zu  einer  ins  5.  Jahrhundert  gesetzten  Zeit  stieg  ein  Drache  in 
Gestalt  eines  schönen  Weibes  aus  dem  Golf  von  Martaban,  deren 
Tochter  die  Königin  Thatung's  wurde,  aber  ihren  I)eiden  Söhnen 
Thamala  und  Wimala  nicht  das  Erbrcclit  der  Nachfolge  zu  ver- 
schallen vermochte.  Diese  zogen  sich  deshalb  mit  ihren  An- 
hängern in  die  sumpfigen  Niederungen  zurück  und  fanden  dort, 
wo  das  Land  am  höchsten  war,  den  Pfeiler  der  Kala  aufgerichtet, 
um  den  sie  die  Eigenthümer  betrogen.  Nachdem  die  Stadt  Pegu 
oder  Hongsavaddi  gegründet  war  (573  p.  d.),  herrschten  beide 
Brüder  gemeinsam ,  bis  Wimala  den  älteren  tödtete.  Kheikto- 
mintha  (der  göttliche  Prinz) ,  der  Sohn  Thamala's ,  der  sich  vor 
der  Verfolgung  zu  BüflFelhirten  geflüchtet  hatte  und  dort  versteckt 
lebte,  erwarb  den  Thron  zurück  und  gründete  Sittaung  oderDun- 
Katein.  Unter  den  Königen  Pegu's  wird  (599  p.  d.)  Katha  ge- 
nannt, ein  Fürst,  so  eifrig  der  buddhistischen  Religion  ergeben, 
dass  seine  Frömmigkeit  das  Land  in  ein  Paradies  verwandelte. 
Niemand  fürchtete  die  wilden  Thiere,  die  wie  gezähmt  zwischen 
den  menschlichen  Wohnungen  umherwandelten,  ein  vielsagendes 
Lob  in  Pegu,  wo  sogar  jetzt  unter  einer  geordneten  europäischen 
Verwaltung  man  nicht  immer  in  den  Häusern  vor  Tigern  sicher 
ist  und  in  einem  Orte  meiner  Durchreise  die  Dorfbewohner 
aus  den  Betten  weggeraubt  waren.  Die  Geschichte  Pegu's 
spricht  auch  später  mehrfach  von  Ankunft  fremder  Schiflfe  oder 


232  P^gw- 

Ansiedelungen.  Nach  de  Barros  stammte  seine  ganze  Bevölke- 
rung von  Schiftbrüchigen.  A  historia  desta  sua  gera^ao  he,  que 
vindo  ter  a  costa  do  quelle  Reyno  Pegu,  que  entao  eram  terra» 
hermas,  hum  junco  da  China,  com  tormenta  se  perdeo,  de  que 
somente  escapou  huma  mulher  e  hum  caö  com  o  quäl  ella  teve 
copula,  de  que  houve  filhos,  que  despois  os  houveram  della,  com 
que  a  terra  se  veio  a  multiplicar.  Noch  während  die  beiden 
ersten  Könige  regierten ,  kam  eine  Flotte  des  Königs  der  Kala 
an ,  der  sie  abschickte ,  um  seine  Rechte  zu  behaupten ,  als  sein 
früheres  Schiff*  unverrichteter  Sache  zurückgekommen  war.  Die 
kaum  vollendete  Stadt  wurde  belagert,  und  täglich  trat  ein  ganz 
in  Eisen  gekleideter  Kämpe  aus  dem  feindlichen  Lager  vor  das 
Thor,  einen  der  Tapfern  zum  Zweikampfe  herausfordernd.  Da 
er  auf  einem  feuerschnaubenden  Rosse  beritten  war,  getraute  sich 
keiner  mit  ihm  sich  zu  messen,  bis  sich  ein  Hirtenknabe  erbot,  das 
Wagestück  zu  unternehmen,  wenn  man  ihm  dafür  später  erlauben 
würde,  seine  Büfl*el  in  dem  Brunnen  des  Thores  zu  tränken.  Er 
setzte  sich  auf  seinen  grössten  Büffel ,  ein  kolossales  Thier  mit 
weit  geschweiften  Hörnern,  und  ritt  auf  den  Ritter  zu.  Die  Gelenk- 
öff'nung  des  Panzers  erspähend,  als  jener  zum  Hiebe  ausholte, 
stiess  er  seinen  Ochsenstachel  hinein  und  errang  den  Sieg. 

Die  Brunnen  sind  noch  jetzt  in  Pegu  den  Büff'eln  zur  Benutzung 
erlaubt  und  dieses  Thier,  das  in  Vorder-Indien  dem  dämonischen 
Mahesasur  dient ,  besass  auf  der  andern  Halbinsel  eine  heilige 
Weihe,  derentwegen  es  auch  von  den  Gebirgsstämmen  des 
Nordens  vorzugsweise  zum  Opfer  ausersehen  wird.  .  In  populären 
Legenden  wird  oft  der  Sieg  des  Büff^els  über  den  aristokratischen 
Elephanten  gefeiert,  wie  in  Menangkabo  der  Büffel  siegreich  aus 
dem  Kampf  mit  Tigern  hervorgeht.  In  Pegu  ist  selbst  eine 
buddhistische  Pagode,  die  Pagode  von  Kyeikkadhath  über  den 
Knochen  eines  Büft'els  gebaut,  die  dort  statt  göttlicher  Reliquien 
eingeschlossen  sind.  Es  wird  gesagt,  dass  jener  Jüngling,  der 
die  Stadt  befreite  und  später  König  wurde,  ein  ausgesetzter  Find- 
ling oder  der  vor  dem  Usurpator  geflohene  Sohn  des  ersten  Königs 
gewesen,  der  von  der  Milch  einer  Büffelin  aufgezogen  sei  und  sie 
deshalb  als  seine  Mutter  betrachtete.    Aus  Dankbarkeit  erbaute 


Die  Talein  und  ihre  Könige.  233 

er  ihr  dieses  Monument  und. begrub  dort  ihre  Gebeine.  Als  ieh 
in  der  Nähe  vorbeikam ,  Hess  ieh  mich  zu  der  Stelle  hinführen, 
fand  aber  nur  eine  fast  undurchdringliche  Wildniss  desdichtesten 
Gestrüpps  und  Unkrauts,  das  auf  sumpfigem  Boden  rankte  und 
den  morschen  Steinbau  bis  zur  Spitze  überwachsen  hatte.  Eine 
in  der  Nähe  gelegene  Pagode  indessen  war  in  ziemlichem  Stande 
und  die  Priester  in  dem  daneben  stehenden  Kloster  wollten  von 
den  Büffelknochen  der  andern  nicht  viel  wissen.  Ebenso  wenig 
wird  von  den  Priestern  die  Verehrung  des  Volkes  für  die  Schild- 
kröte*) anerkannt,  die  bei  den  Talein  und  benachbarten  Karen 
ein  heiliges  Thier  ist.  Als  der  in  Pegu,  Tenasserim  und  Mar- 
taban  regierende  König  der  Sonne  (erzählt  Couto)  von  einem 
fremden  Eroberer  angegriffen  wurde,  sollte  ein  Zweikampf  des- 
selben mit  dem  als  Hirten  (wie  Viracocha  in  Peru)  erzogenen 
Prinzen,  der  viele  Tiger  und  Löwen  mit  seinem  Stocke  erschlagen, 
entscheiden.  Als  sie  auf  dem  Kampfplatz  zusammentrafen ,  rief 
der  Prinz  seinem  Gegner  zu,  dass  er  unehrlich  handle,  da  seine 
Leute  ihm  zu  Hülfe  kämen.  Der  Riese  drehte  sich  um ,  um  sie 
zurückzuschicken,  aber  in  dem  Augenblicke,  wo  er  den  Kopf 
wendete,  versetzte  ihm  sein  Gegner  den  tödtlichen  Streich  und 
erwarb  so  sein  Land  durch  Betrug.  In  der  späteren  Geschichte 
Birma's  wird  von  einem  Talein  gesprochen ,  der  als  Gefangener 
in  Ava  lebte  zur  Zeit  der  chinesischen  Belagerung  und  einen 
Eisenritter,  mit  dem  sich  kein  Birmane  zu  messen  wagte,  im  Duell 
durch  Gewandtheit  überkam. 

Unter  den  späteren  Königen,  die  auf  dem  Throne  Hong- 
sawaddi's  sassen ,  wird  des  gottlosen  Tektha  oder  Titzareeziah 
(t  841  p.  d.)  erwähnt,  der  atheistische  Lehren  einführte.  Ein  junges 
Mädchen,  das  angeklagt  war,  unter  dem  Discus  des  Indra,  dem 
Discus  des  Vischnu,  dem  Discus  des  Kelawaka,  dem  Discus  des 
Rama  gebetet  zu  haben,  wurde  zum  Tode  verurtheilt,  aber  die 
Elephanten  wichen  vor  ihr  zui  ück  und  wollten  sie  nicht  nieder- 
staiApfen.    Der  erstaunte  König  Hess  sie  vor  sich  führen  und  ge- 

*)  In  the  kingdom  of  Kaiinga  they  have  formed  thn  imaf^e  of  a  tortoisc 
(heisst  es  im  Dabi^^tan).  The  Persian  astronomors  represent  the  conetellation 
Cancer  by  a  tortoise  (Shea). 


.  234  Pegu. 

stattete  ihr  Gesuch,  den  häretischen  Lehrern  gegenübergestellt  zu 
werden.  Auf  ihr  Gebet  erhoben  sich  die  Götterbilder,  die  auf  den 
Gerichtsplatz  gebracht  worden ,  in  die  Luft  und  schwebten  über 
der  Stadt.  Als  dieBrahmanen  aufgefordert  wurden,  ein  ähnliches 
Wunder  zu  wirken  und  sich  unfähig  zeigten,  wurden  sie  von  dem 
Könige,  der  reuig  zum  buddhistischen  Glauben  zurückkehrte,  aus 
der  Stadt  getrieben.  Nach  den  siamesischen  Büchern  soll  dieser 
König,  den  sie  Ditsaraxa  nennen  und  in  das  Jahr  681  der  Aera 
setzen,  die  Thepharaxa  verehrt  haben,  dem  Volke  vertraute 
Schutzgeister,  die  noch  jetzt  in  Siam  manche  Opfergabe  einstecken, 
die  von  Keditswegen  der  Pagode  zugekommen  wäre.  Die  Chi- 
nesen crwälinen  eines  an  der  Coromandelküste  herrschenden 
Königs,  Hulomiento  genannt,  der  den  Kaiser  der  Tang-Dynastie 
um  Bilder  des  Laotse  bitten  liess,  wohl  als  Ersatz  für  die  vielen 
Buddha' s,  die  aus  Indien  dorthin  gegangen.  Hiuenthsangfand  (516) 
die  Bewohner  von  Thsanpan  oder  Mohotschenpho  (Mahachampa) 
nicht  nur  dem  Buddhismus,  sondern  auch  dem  aus  China  stammen- 
den Cultus  des  Laotse  ergeben.  Nach  der  peguanischen  Chronologie 
fallt  dieser  abtrünnige  Julian  mit  derEinkörperungdesSchimnus 
zusammen,  der  821  p.  d.  unter  dem  Namen  Tamo  oder  Lang- 
dharma  den  Thron  Tibets  bestieg,  und  vor  dessen  Verfolgung  die 
Buddhapriester  nur  in  den  Bergen  Kham's  undNgari's  Sicherheit 
fanden.  Feer  schreibt  dem  „  culte  de  Siva  et  de  Bon "  einen  gemein- 
samen Ursprung  zu.  Nach  Kalyana  wurde  König  Djaloka  (der 
die  Töchter  der  Nagas  seinen  Vergnügungen  dienen  liess)  durch 
die  als  Frau  erscheinende  Göttin  Kritya  zur  Beschützung  der 
Bauddha's  zurückgeführt. 

Nach  Assameah ,  dem  Sohne  Wimaleah's ,  zählt  die  pegua- 
nische  Geschichte  siebzehn  fromme  Könige  und  Einer  derselben 
wird  in  einer  Inschrift  besonders  seines  Gerechtigkeitssinnes 
wegen  gerühmt,  da  er  auf  dem  Markte  eine  Glocke  aufhing,  an 
die  jeder  von  den  Grossen  Bedrückte  schlagen  durfte,  damit  der 
König  selbst  seine  Sache  untersuchte.  Auf  der  Inschriff  der 
Glocke  wird  gesagt :  Sollte  diese  Glocke  in  künftigen  Zeiten  ver- 
fallen, so  mögen  die  spätem  Könige  sie  wiederherstellen,  denn 
sie  ist  zu  dem  Zwecke  von  mir  aufgestellt,  dass  dem  Volke  Becht 


Die  Talein  and  ihre  Könige.  235 

und  Gerechtigkeit  werde  und  das»  ich  das  Nibpan  erlange.  Um 
für  immer  die  Gesetze  in  Kraft  zu  halten ,  habe  ich  dieses  ver- 
dienstliehe Werk  unternommen. 

Nach  dem  siebzehnten  Könige  wurde  Pegu  von  Pagan  er- 
obert und  die  steten  Kriege  verkehrten  das  Land  in  eine  Wild- 
niss,  bis  Akamiamum,  der  als  Gouverneur  eingesetzt  war,  die 
Stadt  wieder  erbaute.  Er  warf  bald  darauf  seine  Lehnsiinter- 
thänigkeit  gegen  Pagan  ab  und  Hess  sich  als  König  krönen.  Auf 
seinen  Nachfolger  Lekkajeah  folgte  Keijapeah  (Theijapeah),  der 
Weiruh,  den  König  von  Martaban,  gegen  eine  von  Pagan  aus 
Kaetuwathi  gesandte  Armee  zu  Hülfe  rief  und  diese  auch  erhielt, 
aber  bald  nachher  seine  eigene  Stadt  an  den  treulosen  AUiirten 
verlor,  indem  sein  Elephant  Vopanthata  durch  den  Elephant 
(Airawon)  des  Gegners  getödtet  wurde.  Pegu  wurde  so  eine 
Provinz  der  Könige  von  Martaban,'  von  denen  der  achte  (710)  in 
der  Reihe  (Pienjauh  genannt)  seine  Residenz  nach  Hongsawaddi 
verlegte  im  Jahre  716  Ch.  S.  und  (748  (^h.  S.)  die  Pagode 
Rangun's  erweiterte.  Ihm  folgte  (745  Ch.  S.)  sein  Sohn  Hariaseah, 
dessen  Nachfolger  (783  Ch.  S.)  Mukareah  grosser  Grausamkeiten 
beschuldigt  wird.  Sein  Bruder  Pinjaremkeik,  ein  durch  Fröm- 
migkeit ausgezeichneter  König  (786  Ch.  S.),  wusste  auch  stets 
Mittel  und  Wege,  seine  Feinde,  denen  er  in  offener  Schlacht  nicht 
gewachsen  gewesen,  durch  Kriegslist  zu  überkommen.  Sein 
Nachfolger  Penjataoh  handhabte  die  Gerechtigkeit  mit  grosser 
Strenge  gegen  Menschen  und  Thiere,  das  Land  von  Räubereien 
jeder  Art  zu  befreien.  J>  vollendete  den  Bau  der  Rangunpagodc, 
der  nach  seinem  Tode  (822)  sein  Neffe  und  Nachfolger  Pienja- 
kinteauh  den  Schirm  (tih)  aufsetzte.  Ihm  folgte  (825)  sein  Neffe 
Miauüiuh,  ein  grausamer  König  und  dann  dessen  Tochter  Piinja- 
tauh,  die  ihren  Namen  mehrere  Male  änderte  und  unter  verschie- 
denen bekannt  ist.  Sie  vollbrachte  viele  verdienstvolle  Werke 
und  weihte  ihr  Gewicht  in  Gold  der  Pagode  Rangun's.  Ihr 
Nachfolger  (832)  Upareseah  war  tief  in  den  Schriften  des  Pitagat 
bewandert.  Auf  einer  in  der  Pagode  Rangun's  gefundenen  Re- 
liquie (das  Modell  einer  goldenen  Miniaturpagode)  sind  die  guten 
Werke  einer  Königin  Pegu's  aus  dem  Jahre  846  (1484 — 1485p.d.) 


236  Pegu. 

eingeschrieben,  und  Sparks  bemerkt,  dass  sie  eine  Gemahlin  des 
Königs  Pyniya  Kyaula  gewesen  sein  müsse.  Dann  fällt  Pegu 
unter  die  Brahma-Könige  Tongu's  und  wird  damit  vereinigt.  Ce 
royaume  fondö  par  un  pecheur,  il  y  a  environ  onze  cent  ans,  fut 
gouvern^  par  ses  rois  h^r^ditaires  jusqu'en  1539  qu'il  futsubjug^ 
par  les  Bramas,  sagt  Turpin,  nach  dessen  Bericht  die  früher 
zu  Minenarbeiten  Gezwungenen  sich  empörten.  Das  Land  der 
Brahma's  gehörte  (nach  Pinto)  zu  den  13  Königreichen,  die  das 
Joch  des  gemeinsamen  Monarchen  abwarfen,  indem  sie  ihn  bei 
einem  Gastmahl  in  der  Stadt  Chaleu  (in  dem  Königreiche  Chaleu 
zwischen  Ava  und  Prome)  vergifteten  und  sich  dadurch  sowohl 
von  Pegu  als  von  denUebrigen  unabhängig  machten.  Die  Empö- 
rung bracli  zuerst  in  den  Bergwerken  aus.  Nach  de  Faria 
y  Souza  war  das  Königreich  Pegu  1100  p.  d.  gestiftet  und  der 
erste  König  ein  Seefahrer  gewesen.  Auf  seinen  Sohn  folgte  Tarn 
(mit  dem  Titel  Banna  oder  Bainha),  dann  Kael  Vea,  Talanna, 
Inda,  Dazar,  Mampla  und  sechs  Andere  bis  auf  Shemindoo  (Shin- 
min-dau). 

Die  Geschichte  der  Mon-noi  beginnt  in  folgender  Weise : 
Im  Jahre  522  der  Chunlosakkharat  der  ersten  Reihenfolge 
(Pathom-Prixet)  im  fünften  Monat,  der  neunten  Nacht  des  abneh- 
menden Mondes,  am  Mittwoch ,  als  von  den  acht  Jahren ,  die  den 
Predigten  gewidmet  waren ,  das  letzte  zu  Ende  ging ,  wanderte 
Somdet-Phra-Khotama-Samma-Sam-Phutthi-Chao  umher,  um 
FusseindrUcke  zurückzulassen ,  und  kam  zu  dem  Berge  Suthat- 
Namarang-Sit,  im  Lande  Hongsawaddi's,  im  Gebiete  (Prathet)  der 
Raman.  Zu  der  Zeit  war  das  Land  Hongsawaddi  noch  vom  Meere 
überströmt.  Als  später  die  Wasser  aufzutrocknen  begannen  und 
sich  verminderten ,  da  stieg  ein  Berg  zu  der  Höhe  von  20  Faden 
auf  und  hatte,  von  ferne  erblickt,  das  Ansehen  einer  Pagode 
(Phra-Chedi).  Wenn  dann  das  Wasser  in  der  Fluth  sich  zum 
Kande  der  Küste  zu  erheben  pflegte ,  so  Hess  sich  ringsum  ein 
Kräuseln  bemerken ,  und  davon  blieb  dem  Volke  der  Raman  der 
Name  Suthat-Nabanphot.  Als  in  späterer  Zeit  ein  Rokfa-Baum 
keimte  und  auf  dem  Berge  hervorsprosste ,  so  entstand  die  Be- 
zeichnung Khao-Suthat-Namarangsit-Phut-kttn-ma,  und  diese 


Die  Talein  und  ihre  Könige.  237 

Worte  Phut-kün-ma  (es  entsprang  und  sprosste  hervor)  wurden 
allmälig  so  verändert,  dass  das  Volk  Raman  den  Namen  Mutao 
erhielt,  wie  sie  noch  heute  geheissen  werden.  An  der  Stelle, 
wo  Phra-Puttha  zwei  Schwäne  sah,  verkündete  er  die  künftige 
Gründung  der  Stadt  Hongsawaddi. 

Als  nach  Phra-Phutthi-Chao'sNeibban  eintausend  Jahre  ver- 
gangen waren,  hob  sich  der  Dünensand  am  Fusse  des  Berges,  so 
dass  ihn  das  Wasser  beim  höchsten  Fluthstande  nur  drei  Faden 
tief  bedeckte.  Damals  geschah  es,  dass  ein  Kauffahrteischiff 
auf  der  Reise  von  der  Stadt  Phitthajanakhram  nach  der  Stadt 
Savannaphum,  zwei  Schwäne,  Nachkommen  der  von  Buddha  ge- 
sehenen, auf  der  Sandbank  bemerkte ,  und  die  Schiffer,  die  Khek 
waren,  statteten  bei  ihrer  Rückkehr  nach  Phitthajanakhram  dem 
Könige  Banthurajen  Bericht  ab,  der  darüber  die  in  den  Trai- 
Phet  (drei  Vedas),  den  Rök  (Constellationen),  den  Ditthi  (Omen) 
und  den  verschiedenen  Kamphi  (Textbüchern),  sowie  in  den 
grossen  und  kleinen  Grundlagen  der  Traditionen  wohlbewander- 
ten Gelehrten  befragen  Hess.  Sie  gaben  eine  aus  dem  Kamphi- 
Chotmai-hetu  gezogene  Antwort,  dass  Phra-Phutth  auf  seiner 
Reise  nach  Suthamvadi  zwei  Schwäne  gesehen  und  auf  der  dor- 
tigen Stelle  die  Gründung  einer  künftigen  Königsresidenz  pro- 
phezeit habe,  wie  es  auch  durch  das  Tamra-Trai-Phet  bestätigt 
sei.  Der  König  Hess  eine  Säule  verfertigen,  worauf  Namen  und 
Daten  eingeschrieben  waren ,  und  sandte  dieselbe  fort  in  einem 
Schiffe,  das  bei  dem  Berge  Yoei-Kabang  anlegte ,  oder,  wie  es 
im  Siamesischen  (Kham  thay)  wiedergegeben  ward ,  Thi-rang- 
kam-pan. 

Auf  Banthurajen  folgte  Satirajen  und  dann  ein  zweiter  König 
des  Namens  Banthurajen ,  der  ungefähr  hundert  Jahre  später  ein 
zweites  Schiff  mit  einem  Edelmann  aussandte ,  nach  der  Säule 
auszusehen.  Zu  der  Zeit  herrschte  König  Kovatham  in  Arintham- 
buri  oder  Phukam ,  Athinvat  in  Suthamvadi  oder  Sathöm.  An 
die  Wälder  Motama's  stossend,  lag  eine  Stadt  Romavadi  oder 
Jangkung  und  König  Senakhongkha  residirte  in  Romavadi. 

Auf  dem  Berge  Khreng  Nakh  oderNgonNakh  lebte  in  seiner 
Einsiedelei  der  Eremit  Lomadabot,  und  eines  Tages  stieg  ein 


238  ^egix. 

Drachenfräulein  (Nang  Nakh)  zu  dem  Gipfel  empor,  die  dort  von 
einem  Phetjathon   (einem  fliegenden  Zauberer)  besucht  wurde. 
Dieser  verliebte  sich  in  sie  und  blieb  bei  ihr.     Als  er  aber  sah, 
dass  sie  ein  £i  legte,  erkannte  er  in  ilir  die  Drachennatur  und 
verliess  sie.     Die  Drachenprinzessin  wnrf  das  Ei  fort  und  kehrte 
nach  ihrem  Reiche  zurück.     Der  Einsiedler,   der  das  Ei  fand, 
zog  das  daraus  ausgebrütete  Mädchen  in  seiner  Zelle  auf.     Sie 
war  ausnehmend  schön,  und  ein  Jäger,  der  sie  in  der  Wildemiss 
gesehen  hatte,  rühmte  sie  vor  den  Leuten,  bis  ihr  Ruf  zu  den 
Ohren  des  Königs  Senakhongkha  drang,  der  sie  zu  seiner  Köni- 
gin erhob  und  zwei  Söhne  mit  ihr  zeugte,  niich  dem  Stande  der 
Sonne  bei  ihrer  Geburt  Sommala-kuman  und  Vinala-kuman  ge- 
nannt.  So  oft  es  geschah ,  dass  die  Königin  ärgerlicli  wurde  und 
mit  einer  der  Dienerinnen  zürnte,  so  fiel  diese  sogleich  todt  zur 
Erde ,  da  der  giftige  Hauch ,  der  ihr  aus  der  Drachennatur  ver- 
blieben war,  hervorbrach.     Als  man  darauf  aufmerksam  wurde, 
machte  einer  von  des  Königs  Leibärzten  einen  Versuch  mit  Me- 
diciuen,  die  unter  ihre  kosmetischen  Pulver  gemischt  wurden, 
und  als  sie  in  Folge  dessen  in  eine  auszehrende  Ki^ankheit  fiel 
und  hinsiechte,  wurde  es  Jedermann  klar  und  deutlich,  dass  sie 
eine    Drachin   sei.      Den  Prinzen  wurde  deshalb  der  Ruth  ge- 
geben, das  Land  zu  verlassen  und  in  die  Dienste  des  Königs 
Athinrat  von  Suthamvadi  zu  treten.    Als  aber  die  dortige  Prinzes- 
sin eine  Liebschaft  mit  Sommala  anknüpfte,  fanden  sie  ihr  Leben 
bedroht  und  flüchteten  zu  einem  Eremiten,  der  ihnen  vorschlug, 
auf  dem  durch  Buddha's  Prophezeihung  geheiligten  Platze  eine 
Stadt  zu  erbauen.   Die  Prinzen  sammelten  170  Begleiter  um  sich, 
mit  denen  sie  auf  17  Flössen  fortfuhren  und  bei  der  Sandbank 
anlegten.   Als  die  Bewohner  der  ualiegenden  Wälder  von  dieser 
fürstlichen  Ankunft  hörten,  kamen  sie  herbei,  sich  mit  ihnen  zu 
vereinigen,  so  dass  sich  die  Zahl  bald  auf  1000  belief.    Es  wurde 
dann  über  die  Anlage  einer  Stadt  entschieden  und  Somdet  Ama- 
rintharathirat  (Indra)  beschloss  sie  darin  zu  unterstützen.   In  der 
Form  efnes  Brahmanen  aus  der  St^idtVattaki  und  mit  einer  Mess- 
schnur in  den  Händen,  die  mit  kostbaren  Edelsteinen  geziert  war, 
nahte  er  sich  der  Stelle,  wo  das  Volk  mit  Arbeiten  beschäftigt 


I 


Die  Talein  imd  ihre  Ronige.  239 

war,  und  als  er  auf  die  gestellten  Fragen  hörte,  dass  sie  die 
Gründung  einer  Stadt  beabsichtigten ,  versprach  er  seine  Hülfe, 
da  sie  sonst  nicht  verstehen  würden,  die  Sache  richtig  anzufassen. 
Als  er  angefangen  hatte,  das  Weichbild  abzustecken,  langte  ein 
Schiff  der  Khek  dort  an,  die,  nachdem  sie  geankert,  um  den 
Grund  und  Boden  stritten,  denselben  als  den  ihrigen  beanspru- 
chend und  sich  zum  Beweise  auf  die  Steininschrift  berufend,  welche 
dort  begraben  läge.  Der  Brahmane  indess  erwiederte,  dass  sein 
Volk  in  schon  weit  früherer  Zeit  dort  einen  goldenen  Pfeiler  nie- 
dergelegt habe  und  dass  sie  beim  Nachgraben  diesen  unter  dem 
ihrigen  finden  würden.  In  der  folgenden  Nacht  schuf  Phra-ln 
eine  solche  Goldsäule  mit  d^n  nöthigen  Inschriften ,  und  als  man 
am  nächsten  Morgen  nachgrub,  wurde  es  so  gefunden,  wie  er  ge- 
sagt hatte.  Die  Khek,  darüber  erschreckt,  zogen  ab  und  Hessen 
sich  bei  ihrer  Rückkehr  in  Taikala  nieder,  wo  sie  eine  Stiidt  er- 
bauten. Die  Stelle,  wo  der  Pfeiler  gefunden  worden,  im  Innern 
der  Stadt  Hongsawaddi ,  wurde  Inthachakmyang  von  den  Kaman 
genannt,  und  als  sie  später  dort  ein  Phra-Sathub  überbauten, 
hiessen  sie  ihn  den  Phra-Chedi-hen-lak  (die  Pagode,  wo  der 
Pfeiler  gesehen  wurde)  oder  Kajat-töng. 

Nachdem  Hongsawaddi  im  Jahre  514  der  gewöhnlichen  Aera 
gegründet  war,  regierte  dort  nach  den  beiden  Brüdern  noch  eine 
Reihenfolge  mehrerer  Könige,  die  mit  frommem  Sinn  der  Religion 
Phra-Phutthi-Chao's  ergeben  waren,  streng  die  Vorschriften 
beobachteten  und  den  heiligen  Baum  verehrten.  Dann  aber  kam 
ein  König,  der  die  drei  Kleinodien  vernachlässigte  und  die  The- 
pharak  verehrte.  Er  Hess  überall  die  Bilder  Phra-Phutthi- 
Chao's  aufsuchen  und  in's  Wasser  werfen,  aber  ein  Mädchen, 
das  eines  derselben  beim  Baden  gefunden  hatte ,  ))chielt  es  bei 
sich  und  verehrte  es ,  unerschrocken  die  Gebote  des  Königs  ver- 
achtend. Als  ihr  Todcsurtheil  gesprochen  war,  den  Elcphanten  *) 
vorgeworfen  zu  werden ,  wollte  keines  der  zur  Wuth  gereizten 


*)  Auch  bei  den  Christen  Verfolgungen  in  Cochinchina  erwühnen  es  die  Mis- 
Bioimre  slU  eine  gewöhnüche  Art  der  Todesstrafe .  dass  die  Märtyrerinnen  den 
"bilden  Elephanten  vorgeworfen  wurden. 


240  ^^^ 

Thiere  »\e  berühren.  Dann  aber  erbo^len  sieb  auf  ibr  Gebet  die 
aebt  Figuren  bocb  in  die  Luft,  und  als  der  König  $ab,  da$$  die 
ketzeriM'ben  Lebrer  (Acban  Mitxatbiti  dies  Wunder  niebt  naeh- 
abmen  konnten,  so  trieb  er  sie  binweg  und  >teUte  die  Religion 
Phra-Phuttb's  wieder  ber.  Die  frr»mnie  Jungfrau  aber  wurde  sein 
königliebes  Gemabl. 

Im  Jabre  63<J  kam  der  birmanisebe  Herrseber  «Krasatr  Fama) 
PVa-^ao  .VlankVftsu  genannt,  einMäebtigerinBbukam,  und  zog 
berbei,  Hongsawaddi  undSatböm  erobernd.  Naebdem  erMotama 
erbaut  batte,  begab  er  sieb  nacb  Tavoy  (Taveb),  eine  Stadt,  die 
ibren  Namen  erhielt ,  weil  dort  von  den  Eingebomen  Durian- 
Früebte  dargebraeht  ft'avay;  wurden.  Der  Krmig  fand  ausneh- 
mendes Wohlgefallen  an  dieser  Fruebt  und  er  Hess  dort  eine  bir- 
manisehe  Colonie  zurüek,  mit  dem  Befehle,  dass  ihm  jäbrlieh  ein 
Tribut  an  Durian  gesehiekt  werden  solle.  Als  naeb  dem  Tode 
des  Königs  der  Khek  Alimamang,  der  als  SUittbalter  in  Motama 
zurückgelassen  war,  sieh  empörte,  fiel  auch  der  Gouverneur 
Tavov's  ab,  da  er  zwischen  sieh  und  Pukam  die  Mon  als  Schutz- 
mauer  gab,  und  die  Uebersendung  des  Tributs  wurde  unterlassen. 
Die  Sprache  der  Bewohner  Tavoy's  ist  durch  diese  Colonie  die 
binuanische  geworden,  und  obwohl  sie  in  Einzelnbeiten  von  der- 
selben abweicht,  ist  sie  doch  von  der  Sprache  der  Kaman  ver- 
schieden. 


Das  KüDigreich  Tongu  in  Sage  und  Geschichte. 

Als  Gautama  auf  seinen  Wanderungen  nach  dem  Lande 
Jeyavatana  kam ,  zeigte  er  seinem  Lieblingsschüler  Ananda  die 
Stelle,  wo  später  Tongu  gebaut  wurde,  sprechend:  Hier  haben 
wir  beide  in  einer  frühem  Existenz  als  weisse  Hähne  gelebt,  jeder 
mit  500  Begleitern ,  und  hier  haben  wir  uns  genährt.  Hier  auch 
werden  in  einstiger  Zukunft  meine  Reliquien  niedergelegt  und 
verehrt  werden.  Als  sie  über  den  Fluss  gesetzt  nach  dem  andern 
Ufer,  wo  jetzt  die  Pagoden  Myatöoüinauü  stehen,  sagte  er  zu 
Ananda :  Hier  waren  wir  beide  als  weisse  Hähne  geboren  und 
hierher  kamen  wir,  Nachts  zu  rasten.  Hier  auch  werden  in  einstiger 
Zukunft  meine  Reliquien  niedergelegt  und  verehrt  werden.  Als 
Dhammasoka,  König  vonPalibrotha,  den  verborgenen  Schatz  seines 
Vorgängers  aufgegraben,  berief  er  zu  sich  die  Fürsten  der  84,000 
Länder  und  vertheilte  die  Reliquien  unter  sie ,  mit  dem  Gebote, 
über  denselben  bei  der  Rückkehr  in  ihre  Heimath  Pagoden  zu 
bauen  und  daneben  Brunnen  und  Cistemen  anzulegen.  Die 
Häuptlinge  von  Tongu  empfingen  ehrfurchtsvoll  die  ihnen  zu- 
fallenden Reliquien  und  legten  sie  in  dem  Fundamente  von  vier 
Pagoden  nieder,  an  der  durch  6autama*s  Prophezeiung  vorher 
bezeichneten  Stelle. 

So  rühmte  sich  das  Land  schon  Reliquien  aus  ältester  Zeit, 
und  deshalb  hörte  Tachard  (der  auch  eines  sich  nach  der  Anzahl 
der  Pilger  accommodirenden*)  Hügels  an  der  Grenze  erwähnt): 
dans  le  royaume  de  Pegu,   les   os  de  Sommonakhodom  partie 


*)  Als  Buddha  sich  auf  den  l^els  Pantnkambala  im  Himmel  Thawadeintha 
niedersetzte ,  sog  sich  die  Oberfläche  so  zusammen ,  dass  er  sie  mit  seinem  Ge- 
wände bedeckte. 

Bftstiftn,  OttMien.  I.  16 


242  Pegu. 

ohangös  en  divers  m^taux,  partie  dans  leur  ätat  naturel,  r^pandent 
un  6clat  merveilleux.  Ausser  dieser  Hauptvertheilung  der 
segnenden  Reliquien  über  alle  Tbeile  der  Erde,  holte  f&r  König 
Dewananpiyatisso  in  Ceylon  der  Samanero  Sumano  nicht  nor 
Reliquien  von  Pupphapura  (Palibrotha) ,  sondern  auch  ans 
dem  Himmel  Sakko's  (Indra's) ,  des  Königs  der  Deva.  Die  bir- 
manische Geschichte  spricht  schon  von  früheren  Pagoden,  die 
zur  Zeit  Dwattabong's  gebaut  wurden,  und  die  Schwedagon  Ran- 
gun's  erhielt  Reliquien  bereits  bei  Gautama's  Lebenszeit.  Auch 
Thatung  war  auf  ähnliche  Bevorzugung  stolz.  Gautama  gab  bei 
seiner  Ankunft  vier  Haare  dem  Yathay  (Eremiten)  Jeik-Tiho, 
der  dieselben  in  seinen  Haarknoten  aufband  und  während  seiner 
Andachtsstunden  herausnahm,  um  vor  ihnen  zu  beten.  Als  unter 
König  Dhammapala  sein  Ende  nahe  war,  Hess  sich  der  Thagya- 
min  die  Haare  von  ihm  geben  und  legte  sie  nach  dem  Tode  des 
Yathay  in  einen  Stein,  der  nach  der  Gestalt  seines  Kopfes  geformt 
war.  Als  König  Tihajasa  eine  Pagode  darüber  zu  bauen  wünschte, 
wollte  es  ihm  nicht  gelingen,  bis  der  Thagyamin  zu  seiner  Hülfe 
kam  und  den  Thagya-Paya  in  Thatung  vollendete. 

Nachdem  Buddha's  Leichenbegängniss  in  Kusinara  begangen 
war,  kamen  die  Sakhya-Prinzen  von  Kapila,  die  Lichawi-Fürsten 
von  Wisala,  die  Prinzen  von  Allakappa,  die  Prinzen  von  Rama- 
gama,  die  Brahmanen  von  Wethali  und  die  Malwa-Fürsten  von 
Pawa  an  der  Spitze  ihrer  Heere  und  verlangten  von  Ajasatru  die 
Auslieferung  der  Reliquien.  Da  diese  verweigert  wurde,  stand 
ein  blutiger  Vernichtungskrieg  bevor,  als  noch  im  letzten  Augen- 
blicke dem  Brahmanen  Dronah  eine  gütliche  Vermittlung  glückte, 
indem  sich  Alle  mit  seiner  Vertheilung  befriedigen  zu  wollen 
erklärten.  Der  Brahmane  vertheilte  die  Reliquien  nach  Becher- 
massinachtTheile  und  benutzte  einen  Moment,  wo  die  von  Trauer 
übermannten  Könige  sich  ihre  Brüste  schlugen,  um  einen  der 
Zähne  für  sich  zu  abstrahiren  und  in  seinem  Haarknoten  zu  ver- 
bergen. Sakra  oder  Indra  aber,  der  es  gesehen  hatte,  nahm  den 
Zahn  zu  sich  nach  dem  Himmel,  ohne  dass  es  der  diebische 
Eigenthümer  merkte,  der,  als  er  ihn  nachher  vermisste,  sieb 
seine  Schuld  einzugestehen  schämte  und  mit  dem  Goldbecher, 


i 


Das  Königreich  Tongn  in  Sage  nnd  Geschichte.  243 

der  zum  Mesaen  gedient,  als  seinem  Antheil  begnügte.  Was  von 
der  Asche  und  Kohle  übriggeblieben  war,  wurde  den  zu  spät 
gekommenen  Fürsten  von  Pittali  überlassen.  Nach  einem  bir- 
manischen Volkswitz  sollen  dieselben  indess  von  dem  Pona 
Dronah  gesammelt  sein ,  der  damit  eiligst  nach  dem  Lande  der 
Nagas  gelaufen  und  die  ganze  Nacht  darauf  sitzen  geblieben 
wäre,  aus  Angst,  dass  sie  gestohlen  werden  möchten.  Am  andern 
Morgen  waren  sie  aber  dennoch  verschwunden  und  an  ihrer  Stelle 
aus  etwas  dem  Körper  des  Pona  Entschlüpften  die  Pinseng- 
Pflanze  aufgewachsen,  die  seitdem  von  den  Brahmanen  angebetet 
wird.  Nach  Plutarch  stritten  die  verschiedenen  Staaten  um  die 
Asche  des  Menander'*'),  bis  man  sich  über  ihre  Vertheilung 
vereinbarte  und  in  jeder  Stadt  ein  Monument  über  dem  zu- 
gefallenen Antheil  errichtete. 

Als  Alaunsidu's  Enkel,  König  Narapatisedu  von  Pagan  oder 
Tampadiepa,  der  in  einem  Baum  am  Tavoy-Flusse  eine  Zahn- 
reliquie gefunden,  nach  frommen  Pilgerfahrten  den  Sittang- 
fluss  hinauffuhr,  wurde  er  von  der  Bestimmung  zu  einer  Stelle 
am  Paloungflusse  geleitet,  wo  er,  von  dichtem  Jungle  über- 
wachsen, die  Pagoden  des  Brüderpaars  Ninaun  (aus  Ninaun- 
piaun)  in  ihren  verfallenen  Ruinen  fand.  Nachdem  er  sie  wieder 
hergestellt  und  auf  diesem  geweihten  Boden  eine  Stadt  zu  erbauen 
beschlossen  hatte,  vermählte  er  seine  Tochter  (Schwester  des 
Dzaejatinja-Nandaumioh)mit  Nandai§uriya,  den  er  als  Gouverneur 
Dzaejawundatein's  in  Kampamyen-joa  (joa  oder  Dorf)  bestellte 
(1191  p.  d.).  Ihm  folgte  sein  Sohn  Minhlaßo,  dessen  Nachfolger 
^vonlakyien  seine  Residenz  nach  der  von  ihm  erbauten  Stadt 
Kyakhatvara  verlegte.  Dort  sammelte  er  viele  Bewohner  der 
naheliegenden  Länder  als  Ansiedler  um  sich,  zog  sich  aber, 
durch  das  Aufblühen  seines  Reiches ,  auch  viele  Feinde  zu ,  die 
beutegierig  von  allen    Seiten    heranschwärmten.     Der  König 

*)  Zur  Zeit  des  Periplos  waren  bis  ins  südliche  Indien  die  Münzen  des  Me- 
nander  nnd  Apollodotus  in  Gebrauch.  Ausser  der  gewöhnlichen  Devise  des  Apollo 
Hess  Antiochus  Theos  für  die  ostlichen  Staaten  Münzen  mit  dem  Emblem  des 
Jopiter  Aegiochns  prägen.  Nach  Cunninghara  begriff  das  Reich  des  Menander 
(161  —  140  a.  d.)  Nysa  und  Taxila. 

16* 


244  Pegu. 

indess  fürchtete  sie  nicht.  Er  hatte  von  den  Gröttem  eine  Zauber- 
trommel erhalten ,  die  er  schlug,  wenn  Gefahr  drohte »  und  so  oft 
die  räuberischen  Schan  ihren  dumpfen  Ton  hörten ,  flohen  sie 
erschreckt  in  die  Berge  zurück.  Ausserdem  war  die  Hauptstadt 
von  einer  unüberwindlichen  Mauer  umgeben ,  die  aus  einer  drei- 
fachen Pallisade  stachlichter  Cactus  bestand,  für  jeden  Angreifer 
unnahbar.  Wagiu  oder  Waraerau,  König  von  Martaban,  erfuhr 
das  zu  seinem  Schaden ,  denn ,  obwohl  ihm  Naratiyapadsae  von 
Pagan,  der  König  von  China  und  König  Towaiijumin  Hülfe  ge- 
sandt, lag  er  lange  Zeit  vor  dieser  Festung,  ohne  Etwas  dagegen 
ausrichten  zu  können.  Indess  seine  gewohnte  Schlauheit  liess 
ihn  nicht  im  Stich  und  gab  ihm  ein  Auskunftsmittel  an  die  Hand. 
Er  sandte  einen  seiner  Minister  unter  dem  Verwände,  Verhand- 
lungen anzuknüpfen,  in  die  Stadt,  und  dieser,  der  länger  dort 
verweilte,  pflegte  täglich  einen  regelmässigen  Spaziergang  über 
die  Stadtmauer  zu  machen ,  wobei  es  immer  der  Zufall  wollte, 
dass  sein  Geldbeutel  ein  Loch  hatte  und  glänzende  Gold-  und 
Silbermünzen  zwischen  den  Dornenbüschen  hinabrollten.  Solche, 
die  es  sahen ,  schwiegen  still ,  kamen  aber  heimlich  bei  Nacht, 
sich  ihren  Fund  anzueignen ,  und  trugen  aus  Habgier  kein  Be- 
denken, ihre  eigenen  Vertheidigungswerke  niederzuhauen,  da 
sie  sonst  nicht  dazu  hätten  kommen  können.  So  wurden  die 
Talein  Meister  der  Stadt.  Eine  ganz  gleiche  Fabel  wird  bei  der 
Eroberung  Lawek's,  der  Hauptstadt  Kambodia's,  erwähnt,  in 
deren  Dorn^enwälle  die  Siamesen  goldne  und  silberne  Kugeln 
hineingeschossen,  und  hat  in  so  fern  Werth,  als  sie  zu  bestätigen 
scheint,  dass  früher  in  Hinterindien  solch  nattlrliche  Befestigungen 
angewandt  wurden.  In  dem  Drama  Mananhurry  ist  die  Silber- 
stadt von  der  Menschen  weit  durch  eine  dreifache  Barriere  ge- 
schieden, aus  Stachelhecken,  flüssigem  Kupfer  und  Belu  gebildet 
Die  dornigen  Hecken  bestehen  hauptsächlich  aus  Ziziphusjiyuba. 
In  Sangermano's  Bericht  regieren  nach  Saun ,  dem  königlichen 
Prinzen  Pagan's,  der  614  die  Stadt  Taunu  baute,  29  Könige  bis  872. 
Wariru  führte  den  König  als  Gefangenen  mit  sich  fort 
(13.  Jahrhundert)  nach  Pegu,  und  als  er  dort  auf  seinem 
Todesbette  lag,   berief  er  seine  beiden  Söhne,  l^vongyi  und 


k 


Dm  Königreich  Tonga  in  Sage  und  Geschichte.  245 

l^vongelay,  zu  sich  und  sagte  ihnen:  Dieses  Land  der  Raman 
ist  nicht  das  unsere.  Eure  Heimath  ist  in  Jeyavatana,  und  dort- 
hin kehrt  zurück.  Das  ist  der  Wunsch  eures  sterbenden  Vaters. 
Zieht  den  Fluss  AhsavatipauülauA  aufwärts  und  dann  folgt  dem 
Bache  KhabouA,  bis  ihr  zu  einer  vorspringenden  Landspitze 
kommt.  Das  ist  der  euch  bestimmte  Platz.  Die  Söhne  thaten, 
wie  ihr  Vater  ihnen  geboten:  sie  verliessen  das  fremde  Land,  um 
ihre  Heimath  wieder  zu  sehen;  aber  sie  hatten  die  ihnen  von 
ihrem  Vater  empfohlene  Instruction  nicht  richtig  verstanden  und 
erbauten  die  Stadt  Naungbiaun  an  einer  Stelle ,  wo  sie  beständig 
von  den  waldbewohnenden  Karen  belästigt  wurden.  Sie  verlegten 
ihren  Wohnort  nach  Dinjawuddi ,  konnten  aber  auch  dort  keine 
Buhe  finden,  bis  es  ihnen  gelang,  einen  der  einflussreichsten 
Häuptlinge  unter  den  Eingebomen  in  ihr  Interesse  zu  ziehen. 
Dieser  hatte  in  seiner  Jugend  in  der  Stadt  Htieling  den  Unter- 
richt eines  Priesters  genossen,  war  aber  von  demselben,  der  eines 
Tages  eine  Schlange  um  den  Hut  seines  Schülers  gewunden  sah, 
angewiesen,  nach  Süden  zu  ziehen,  da  er  dort  ein  grosser  Mann 
werden  würde.  Er  folgte  dieser  Weisung,  hielt  sich  erst  einige 
Zeit  in  Eentha  auf  und  sammelte  dann  südöstlich  von  Eaylen 
verschiedene  Familien  der  Karen,  um  sich  an  einer  Stelle,  die 
davon  den  Namen  ^Ansiedlung  der  Karen ''erhielt,  niederzulassen. 
An  ihm,  als  einem  Sohn  des  Waldes,  fanden  die  mit  den  Lo- 
ealitäten  weniger  vertrauten  Prinzen  eine  sehr  brauchbare  Person 
nur  Förderung  ihrer  Zwecke.  Er  durchstreifte  ftti*  sie  mehrere 
Monate  lang  alle  die  wilden  Jungle  des  dortigen  Hügellandes, 
bia  er  endlich  den  richtigen  Platz  gefunden  zu  haben  glaubte, 
auf  dem  dann  die  Stadt  Tjaukawa  oder  Dinjawuddi  (Alt-Tongu) 
erbaut  wurde.  Zwischen  ihren  Trümmern  liegt  jetzt  ein  kleines 
Dorf,  in  der  Nähe  des  heutigen  Tongu,  wohin  später  König  Ma- 
hatisedu,  auf  den  Rath  eines  Priesters  aus  Tiho  oder  Ceylon, 
seinen  Sitz  verlegte,  weil  die  Luft  dort  gesünder  sei.  Die  Nats 
waren  indess  nicht  dieser  Ansicht.  Denn  als  das  Bild  des  Shin 
Taugih  dem  Könige  nach  Tongu  folgen  sollte,  kehrte  es  (wie 
jener  starrköpfige  Heilige ,  der  Peter  des  Grossen  neue  Stadt 
verabscheute)  stets  nach  seiner  alten  Behausung  in  Dinjawuddi 


246  Pegu. 

zurück.  Die  Nats  scheinen  sich  übrigens  dort  auch  besonders 
wohl  befunden  zu  haben.  An  den  yier  Ecken*)  der  Stadt  waren 
Tempel  für  sie  gebaut,  wo  ihnen  Feste  gefeiert  und  üppige  Mahle 
bereitet  wurden,  während  früher  in  Amarapura  und  jetzt  in  Man- 
dalay  alle  diese  hübschen  Dinge  den  ungeschlachten  Buddha- 
kolossen zu  Gute  kommen,  die  dort  die  vier  Eckthürme  bewachen 
sollen.  Die  Könige  Tongu's  fuhren  vielfach  den  Titel  Natschin 
(Oöttertempel),  wie  die  buddhistischen  den  yonPhrabat  (heiliger 
Fusstapfen)  oder  Phra-Phutth.  Beiden  kambodischen  Königen 
findet  sich  noch  der  Titel  Patenta  (Festung). 

Nach  Gründung  der  Stadt,  deren  eines  Quartier  an  Karenba 
(Vater  der  Karen)  überlassen  war,  regierten  die  Brüder  ge- 
meinschaftlich unter  Vorsitz  Savongjd's  oder  Jakauwean-myo 
(1281),  aber  später  brach  ein  Zwist  aus  und  der  Aeltere 
wurde  durch  den  Jüngeren  getödtet  (1317  p.  d.),  der  dann  allein 
die  Regierung  führte.  Unter  ihm  geschah  es,  dass  der  Naga  des 
südlich  Yon  der  Stadt  gelegenen  Teiches  die  Form  eines  sonder- 
baren Fisches  annahm  und  den  Geist  der  Uferbewohner  ver- 
wirrte, so  dass  sie  anfingen,  Fische  zu  fangen  und  Fische  zu  essen. 
Da  der  Naga  so  erreicht  hatte,  was  er  wollte,  durfte  er  seinen 
Wunsch  ausführen  und,  die  Wasser  des  Sees  in  einer  furchtbaren 
Fluth  aufthürmend ,  schwemmte  er  die  ganze  Zahl  der  ihn  in- 
commodirenden  Dörfer  hinweg**).  Alle  kamen  um.  Nur  ein 
altes  Weib  konnte  entrinnen ,  da  sie  wegen  Mangels  an  Zähnen 
nie  von  den  Fischen  gegessen  hatte.  Sie  sah  einen  Säugling 
am  Wege  liegen  und  riss  ihn  zu  sich  empor,  um  ihn  in  ihrer 
Flucht  mitzunehmen.  Aber  der  Säugling,  der  schon  von  der 
Milch  der  schuldigen  Mutter  getrunken,  war  bereits  der  Ver- 
dammung verfallen ,  eine  schäumende  Welle  eilte  der  alten  Fran 
nach  und  schleuderte  das  Kind  aus  ihrer  Hand ,  es  mit  sich  in 
den  Abgrund  ziehend.  Als  so  nach  Hecht  und  Gesetz  der  sündige 

*)  Konig  BäDthakaphai  bestellte  verschiedene  Baksbasas,  um  die  Seiten 
der  von  ihm  gegründeten  Stadt  Annratburi  (Annradhapnra)  zu  bewachen  (nach 
dem  Mahawanso). 

*^  Nach  dem  Radjatarangini  zerstörte  der  enfimte  Naga-K5nig  die  Haupt- 
stadt des  Königs  Nara  mit  allen  Bewohnern  in  einem  Oewittersturm. 


Das  Königreich  Tongu  in  Sage  nnd  Geschichte.  247 

Säugling  den  Höllenpeinigungen  überantwortet  wurde ,  klatschte 
der  vom  Himmel  zuschauende  Urahn  der  Familie ,  aus  der  er 
stammte,  erfreut  in  seine  Hände,  und  daher  heisst  der  Platz  noch 
beute  Apoelekkuttih.  Als  l^avongelay  von  dieser  Begebenheit 
hörte,  kam  er  nach  dem  See  heraus,  und  als  er  auf  seinem  süd- 
lichen Ufer  stand ,  wurde  es  ihm  schwindlig  vor  den  Augen  und 
es  kam  ihm  vor,  als  ob  sich  nach  Osten  und  Westen  Allein  von 
nttauk  -  Bäumen  erstreckten,  und  davon  wird  dann  der  Fluss 
auch  der  Pattauk-Fluss  genannt. 

Soweit  die  Chroniken  Tongu's.  Gegenwärtig  tragen  die 
Pungyi  Sorge,  dass  dieNagas  ihr  gefährliches  Spiel  nicht  wieder- 
holen. Ein  mir  während  meines  temporären  Aufenthalts  in  Tongu 
befreundeter  Priester  war  selten  zu  Hause  in  seinem  Kloster  zu 
treffen.  Gewöhnlich  aber  fand  ich  ihn  bei  dem  Teiche,  auf  dem 
er  sich  bei  der  englischen  Behörde  ein  Eigenthumsrecht  erworben 
hatte.  Dort  fuhr  jener  treue  Hüter  der  Menschen  oder  Fische 
bewohnenden  Seelen  im  Sturm  und  Bogen  auf  einem  Flosse  um- 
her, sorgfältig  und  unermüdlich  darauf  achtend,  dass  kein  un- 
bedachter Leichtkopf  in  einer  schwachen  Stunde  sein  künftiges 
Heil  durch  Verletzung  der  Ahinsa  riskire. 

Bei  Öavongelay's  Tode  (1324  p.  d.)  führte  die  Wittwe  die 
Regierung  für  ihren  minderjährigen  Sohn ,  aber  der  ehrgeizige 
Karenba  beklagte  sich ,  dass  sie  ihm  nach  dem  Leben  trachte, 
und  benutzte  die  Gelegenheit  einer  Festlichkeit,  um  alle  Glieder 
der  königlichen  Familie  zu  ermorden  oder  zu  vertreiben.  Er 
setzte  sich  dann  die  Krone  auf  sein  eigenes  Haupt  und  übertrug 
sie  bei  seinem  Tode  (1342)  auf  seinen  Sohn  Dzaejatinga,  der 
durch  die  Meuchelmörder  seines  Bruders  Tohlayga  fiel  (1845 
p.  d.).  Die  Karen  bildeten  den  Grundstock  dieses  Königreichs 
und  die  mit  Talein  gemischte  Ra(e  der  Karen  im  Dorfe  Talo- 
pakwa  übt  manche  Künste  der  Givilisation ,  die  ihren  Brüdern 
*  des  Waldes  unbekannt  geblieben  sind. 

König  Thimpanka  (der  als  am  ganzen  Leibe  behaart  be- 
schrieben Wird,  gleich  einem  Vorfahren  der  von  Grawfurd  und 
Yule  gesehenen  Familie)  brachte  sein  Beich  zu  einem  hohen  Grade 
des  Wohlstandes  und  wechselte  Gesandtschaften  mit  den  Talein, 


248  P^««- 

Birmanen  und  Yuen  oder  Yun.  Er  eroberte  die  fünf  Provinzen  von 
Raebiay  und  griff,  mit  den  Talein  alliirt,  den  König  von  Promo, 
ÖaurannauA,  an,  der  besiegt  und  getödtet  wurde  (1370  p.  d.). 
Sein  Sohn  Punshigyi  verband  sieh,  von  Pegu  zurückkehrend, 
mit  den  Talein  gegen  Ava.  Seines  Nachfolgers  Sohn  war  Min  BouA, 
der  Friedenstractate  mit  Öafokay,  König  von  Ava,  und  Byaika-uh, 
König  von  Pegu,  abschloss.  Während  der  Abwesenheit  Min 
BouA's  in  der  nördlichen  Provinz  Myahla  überfielen  die 
Schan  die  unbeschUtzte  Stadt  Tongu,  wurden  aber  vom  Könige, 
der  ein  grosses  Blutbad  unter  ihnen  anrichtete ,  zur  Räumung 
gezwungen.  Der  König  wird  wegen  seiner  Beförderung  des 
Ackerbaues  und  religiöser  Verehrung  gerühmt.  Ihm  folgte  sem 
Sohn  (1392  p.d.).  Der  König  von  Pegu,  Byiliaran,  schloss  (1428 
p.  d.)  ein  neues  Bündniss  mit  Tongu  gegen  Promo.  Die  Stadt, 
von  den  Peguem  mit  Kriegsböten  und  von  dem  König  von 
Tongu  zu  Lande  mit  Elephanten  angegriffen,  wurde  erobert 
und  völlig  ausgeplündert.  Bei  dem  Tode  des  Königs  von  Tonga, 
dessen  Tochter  einem  birmanischen  Prinzen  verheirathet  war, 
kam  Tongu  in  Abhängigkeit  von  Ava  (1449  p.  d.)  unter  der 
Regierung  Narapati's.  Tongu  wurde  durch  dorthin  deputirte 
Prinzen  der  königlichen  Familie  von  Ava  regiert,  aber  Zotut  oder 
Jaehlyasura  (Minjug}4  Tihatuya  oder  Nimahatiridzaehatuya),  der 
Entthroner  Mentrasevadi's ,  machte  sich  unabhängig  (1485)  in 
Tongu ,  als  er  von  Öitkain  dahinkam ,  und  baute  die  verfallene 
Stadt  neu  wieder  auf.  Anfangs  residirte  er  in  Dwayawuddie  am 
KabouA-Bache  (1502),  gründete  aber  dann  das  jetzige  Tong« 
unter  dem  Namen  von  Ketumatie  oder  Besitzerin  des  königliche 
Banners  (1510  p.  d.).  Er  zog  viele  Brahmanen  nach  seinem 
Hofe,  die  sowohl  auf  ihn,  als  auf  die  Religion  des  Landes  grossen 
Einfluss  ausübten.  Mason ,  dem  die  erste  Stimme  über  Tonga 
zusteht,  sagt  darüber:  On  my  arrival,  in  1853, 1  found  a  round 
building  in  the  north-west  corner  of  the  city,  which  contained 
decayed  wooden  images  of  Vishnu,  and  some  other  Hindu 
gods,  to  which  the  inhabitants  were  in  the  habit,  fermerly,  of 
making  offerings ;  and  in  the  account  of  the  eeremonies  ofthe 
completion  of  the  city,  it  is  said  that  Ganesa  was  placed  on  a 


Das  Königreich  Tongii  in  Sage  und  Geschiebte.  249 

BtoBe  slab  on  the  south  aide  of  the  city.  In  the  centre  was  an 
Image  of  Gaudama  with  the  Pitakata  before  bim.  The  people 
were  assembied  without  the  walle  and  a  procession  formed,  with 
the  king  at  the  head,  wbo  entered  the  city  at  the  principal  gate 
on  the  eastside.  When  he  reaehed  the  outer  gate  of  the  palace, 
the  brahmans  and  the  chief  architect  exclaimed:  „Let  the  ruler 
of  this  land  and  water ,  the  excellent  king  of  the  law,  possessing 
great  glory,  ascend  into  the  golden  palace  which  he  has  built, 
that  he  may  obsenre  the  ten  laws  of  kings ,  that  he  may  give 
during  the  whole  of  bis  lifo  prosperity  to  religion  and  to  the  in- 
habitantfl  of  the  eountry. "  At  the  foot  of  the  palace  steps ,  he 
did  homage  to  Brahma ,  Indra,  Devas  and  to  the  three  objects  of 
Buddhist  worship,  exclaiming:  I  worship  the  Buddha,  I  worship 
ihe  law,  I  worship  the  priesthood.  ^ 

Noch  jetzt  trifft  man  mitunter  Pona's ,  besonders  aus  Eathay 
oder  Munipur  stammend ,  die  auf  ihrer  Reise  nach  Ava  auch 
Tongu  besuchen  und,  wie  sie  sagen,  in  der  Absicht  gekommen 
sind,  um(jautama  zu  verehren.  Derselbe  sei  indess  nicht,  wofür 
die  Birmanen  ihn  ausgeben,  ein  Gott,  sondern  nur  achtungs- 
würdig  ids  der  Lehrer  ihres  Gottes  Vischnu.  Der  birmanische 
Name  für  den  buddhistischen  Mönch  ist  Pungyi  (Punha)  oder  der 
grosse  Pon,  was  allerdings  wieBhun-gyi,  der  grosse  Glanz, 
erklärt 'wird,  um  es  nicht  mit  Phun  oder  Phon  (Bettler>*)  zu  ver- 
wechseln. Die  chinesischen  Beisenden  erwähnen  im  alten  Kam- 
bodia  neben  den  Fo-  und  Taosse-Priestem  eine  Kaste  der  Ge- 
lehrten, die  sie  Pan-ki  nennen.  In  Mahasinghi  the  Godiab  style 
themselves  Brahmans  Bonso,  claiming  origin  from  aBrahman, 
who  accompanied  the  Nolo  Bonso  Patro  into  the  malo  (s.  Frye). 
Damit  hängt  auch  der  Name  Bonze  zusammen.  De  Cörös  con- 
sidered  the  Bonpas  to  be  the  oldest  sect  of  religionists  in  Tibet. 
In  the  Himalaja  llie  name  still  lingers  as  the  designation  of  the 
exorcists  of  this  or  that  rüde  or  unlettered  tribes,  such  as  the 
Mumi  and  Sunwars,  sagt  Hodgson.-  Die  Bilder  der  S6kte  Idro- 


f)  Nach  dem  Saddharmafankara  erklärte  sich  Pnma  (Pnnna)  Kasjapa  ffir 
einen  I^Lgrambara,  als  er  durch  Räuber  seiner  Kleider  betäubt  worden. 


250  Peg«- 

phuDcho  scheinen  indess  ganz  lamaistisch  zu  sein,  theils 
Buddha's,  theils  Figuren  der  Dokschit  Die  Könige  Tongu's 
wurden  die  Brama  -  Könige  genannt  und  ihr  Reich  OReynodi 
Bimir  (fica  a  Leste  de  Ava,  nach  Couto).  They  had  a  prinee, 
called  Brahma  y  whom  they  lock  up  to;  as  the  Imam  of  their 
faith  and  from  whom  descended  theBrahmans,  heisstesimAjalb- 
al-Mukhlukat  von  den  Hindus  (s.  Newbold).  Nach  Feiishta 
erfand  Brahma ,  ein  Gelehrter  aus  dem  Greschlecht  des  Bang  und 
Erbauer  von  Oude ,  die  Künste  des  Schreibens  und  der  Eiaes- 
arbeiten  zur  Zeit  Krischen's,  Vater  des  Maharaga.  From  one 
Brahma,  resembling  a  gilded  egg,  proceededmanyBrahmaSy  sagt 
das  Yon  Jenkins  übersetzte  Manuscript  der  Ahoms.  Die  Ponas 
in  Birma  folgen  noch  jetzt  der  brahmanischen  Beschäftigung  der 
Kuhhirten  und  nach  Windischmann  veränderte  Ardasiddhi  seinen 
Namen  in  Gotama  (Hirt  der  Kühe),  um  auf  die  Führung  und 
Befreiung  der  Seelen  als  gebundener  Thiere  hinzuweisen.  Nach 
Purchas  wurde  ein  Rinderfest  zu  Ehreü  Perimal's  gefeiert ,  des 
die  Indier  vermutheten  to  be  the  sonne  of  a  cow.  Priesterliehe 
Schmeichelei  machte  die  Hranma  zu  Byamma,  wie  Gregor  die 
Angeln  als  Angeli  begrüsste.  Auf  den  mittelalterlichen  Mttmen 
von  Orleans  figurirt  das  als  Fels  erklärte  Petersmännchen  als 
Birmanne.  Als  aus  den  Bavanas  heissen  dieByamha  (derRupa) 
Bon.  Der  indische  Guru  Dshu  Adhischa  fand  seinen  Sohn  Pad- 
mapani  in  einem  Geistlichen  aus  dem  tibetischen  Adelsgeschieeht 
der  Brom. 

Kurz  nachdem  der  BauTongu's  (Toungnu)  vollendet  war,  woide 
König  Jaehlyasura ,  der  den  Titel  Minteahschwedih  oder  Tabin- 
schwedih  angenommen  hatte ,  in  einen  Krieg  mit  Narapati  oder 
Schweananjoshin-narapati ,  König  von  Ava,  verwickelt,  dem  er 
(1503  p.  d.)  eine  schwere  Niederlage  beibrachte,  trotz  der  durch  den 
Schan-Tsoboa  Obaus  herbeigeführten  HtUfstruppen.  Barthenu 
erwähnt  im  Jahre  1505  eines  über  Ava  erfochtenen  Sieges.  Naeh 
einer  zweiten  gewonnenen  Schlacht  über  die  von  Barinnadapali 
befehligten  Schan  lag  Ava  preisgegeben  und  würde  das  ganze 
Land  in  die  Hände  des  Siegers  gefallen  sein,  wenn  man  ihn 
nicht  durch  die  Hand  einer  Prinzessin  versöhnt  und  aum  Fpeden 


Dm  Königreich  Tongu  in  Sage  und  Geschichte.  251 

bewogen  hätte.  Ausserdem  completirte  er  seinen  Harem  noch 
mit  Prinzessinnen  Pegu's,  Mochaun's,  Lezen's,  Bhamo's  und 
Zimmay's.  Seine  Schwester  wurde  an  Mahauparaja,  König  von 
Ava,  verheirathet.  Der  Sohn  seiner  ersten  Frau  herrschte  als 
König  vonMartaban,  die  übrigen  in  Sagain ,  Pagan,  Ava  und 
Prome.  Die  glorreiche  Regierung  dieses  Königs  ist  durch  viel- 
fache Dichtungen  ausgeschmückt,  die  von  seiner  Liebe  zu  der 
Tochter  eines  Thugyi  der  Dann  erzählen ,  die  später  auch  vom 
Sonnengotte  besucht  wurde.  Als  Sinnbild  des  Wohlstandes,  der 
im  Lande  herrschte,  überbauten  Bienen  die  Mauern  Ketumatie's 
mit  Honigwaben.  Sein  Sohn  Mentara  oder  (Mohauparaza)  Men- 
trawedi  (1531  p.  d.)  befestigte  die  Eroberung  seines  Vaters  in 
Pegu,  wohin  er  seine  Residenz  verlegte ,  um  besser  Sorge  für  die 
Wiederbevölkerung  des  verwüsteten  Landes  tragen  zu  können. 
The  Brames  (a  proud  nation  and  valiant)  are  lords  of  Pegu, 
sabdued  by  force  of  ai*ms  some  jears  before  they  subdued  the 
Laos.  Tongu  wurde  dem  Schan  Menraysihasu  überlassen ,  der 
seinen  jüngeren  Sohn  Thiehathu  oder  Minkhaun  zum  Nachfolger 
einsetzte.  Der  ältere  Mentaraschwedi  oder  Htsen-phu-shen  aber 
gab  seine  Bechte  erst  auf,  nachdem  er  die  Krone  von  Pegu  erworben. 
Auf  Minkhaun  folgte  sein  Sohn  Minaykiautin  oderMinjaetingatin, 
der  einen  grossen  Palast  erbaute ,  und  dann  sein  Bruder  Natshin 
maha  damayaza  oder  Tihatu  (Tabinshwedi  oder  Banzinkanmin). 
Er  wurde  durch  seinen  Bruder,  den  grossen  Siegeskönig  (Aleagar) 
Zinphyushin  (der  Herr  des  weissen  Elephanten),  entthront  (1550 
p.  d.),  der  dann  seine  Residenz  nach  Hansawuddi  verlegte  (1552 
p.  d.)  und  Ava ,  Mogoung ,  Jangomai  (Ziramay)  nebst  dem  west- 
lichen Tunan  eroberte.  Pinto  erzählt,  dass  der  König  von  Ava, 
verbündet  mit  den  Savadi's  und  Chaleu's ,  den  Siammon  *)  (die 
westlich  und  nordwestlich  an  Kalaminha  grenzten)  Einlass  ge- 
geben, um  die  Festungen  des  Brama  im  Königreiche  Tongu  zu 
halten. 

Die  siamesische  Greschichte  erzählt  bei  Gelegenheit  der 

*)  Derselbe  sah  am  chinesischen  Hofe  Gesandte  des  Siammon,  Kaisers  der 
6aco8  (dessen  Land  an  Brama  und  Tonga  stösst) ,  des  Calaroinham ,  des  Somaa  < 
TOB  Odia  u.  8.  w. 


252  P««". 

Feldzüge  Narrt's ,  dass  der  König  von  Tonga  (Phaya  Tongu)  die 
Stadt  Uongsawaddi  eingenommen  und  mit  Phaya  Lac  (dem 
Könige  der  Lao)  und  dem  Chao  Myang  (Statthalter)  von  Motama 
eine  Allianz  geschlossen ,  dass  aber  der  siamesische  König  Mo- 
tama (Martaban)  erobert  habe.  Der  König  von  Tongu  verbrannte 
dann  Hongsawaddi  und  entfloh,  den  König  von  Hongsawaddi  mit 
sich  führend.  Als  der  König  von  Siam  nach  Hongsawaddi  kam, 
brachte  er  der  Pagode  Phra-Phutthi-Chao-Phra-Mao-tao  seine 
Verehrung  dar.  Dann  folgte  er  auf  der  Strasse  nach  Tonga  und 
wies  alle  Anerbietungen  des  Phaya  Tongu  und  Phaya  Laköng, 
um  Verhandlungen  anzuknüpfen,  zurtick.  Mangel  an  Lebens- 
mitteln zwang  ihn  indessen,  die  Belagerung  Tongu's  wieder  auf- 
zuheben. Auf  seiner  Expedition  gegen  Ava  durchzog  der 
siamesische  Eroberer  das  Gebiet  Tongu's ,  ohne  die  Hauptstadt 
zu  berühren. 

Auf  Tihatu  oder  Bari-min-saun  (1585  p.  d.)  folgte  in  Ketu- 
matie  (1598  p.d.)  sein  Sohn  Minjaejohtin  odefMahalihaturadham- 
mayaja,  und  nach  der  siamesischen  Eroberung  Pegu's  flüchteten 
viele  Bewohner  nach  Tongu,  um  sich  dort  niederzulassen.  Unter 
seinem  Nachfolger  Natschin  -  naun  oder  Tirimahadhammaraja 
wurde  Tongu  (1607  p.  d.)  von  dem  Sohne  des  NauArammaha- 
dhammaraja  erobert,  der  die  Mutter  und  die  Brüder  des  Königs 
(Minraykyautin  und  Minraykyauioa)  nach  Penya  verbannte. 
Ihm  folgte  Natschin-Nauntirichadhammajaya,  der  den  Fürst  von 
Nyaungjam  gefangen  nahm  und  in  Krieg  mit  Taniin  (Syriam) 
gerieth.  Als  die  Nachricht  von  dem  Anrücken  der  Portugiesen 
und  Aracanesen  gegen  Tongu  nach  Ava  kam ,  liess  der  König 
rasch  Truppen  ausheben ,  um  (unter  dem  Befehle  von  Minray- 
kyautin) Hülfe  zu  bringen ,  aber  ehe  sie  anlangen  konnten,  war 
die  Stadt  schon  in  die  Hände  der  Feinde  unter  De  Brito  ge* 
fallen  und  zerstört  worden  (1611  p.  d.).  Im  nächsten  Jahre  in- 
dess  (1612)  eroberte  der  König  von  Ava  den  Hafen  von  Syriam 
und  liess  Tongu  wiederherstellen,  das  fortan  (1637)  als  eine 
Provinz  von  birmanischen  Gouverneuren,  die  von  Ava  geschickt 
wurden,  verwaltet  blieb. 

Als  es  den  Aracanesen  in  Verbindung  mit  dem  König  von 


Das  Königreich  Tonga  in  Sage  und  Geschichte.  253 

Tongu  gelungen  war,  die  Macht  des  peguanischen  Reiches  zu 
brechen ,  hatten  sie  den  Hafen  von  Syriam  dem  portugiesischen 
Piraten  Philip  de  Brito  Nicote  überlassen ,  der  mit  einiger  aus 
Goa  erhaltenen  Hülfe  sich  zum  Könige  von  Pegu  aufwarf  und 
seine  Tochter  mit  dem  Könige  von  Martaban  vermählte,  während 
er  nach  Denis  vom  aracanesischen  König  nur  als  Statthalter  ein- 
gesetzt war.  Nach  der  Eroberung  Tongu's  glückte  es  ihm 
allerdings,  den  deshalb  Kalayamin  (den  von  den  Kalas  fort- 
geführten) genannten  König  mit  sich  wegzuschleppen,  er  musste 
sich  aber  nach  längerer  Vertheidigung  in  Syriam  der  birmanischen 
Uebermacht  ergeben  und  wurde  (1613)  zur  Hinrichtung  auf  einen 
sein  Königreich  überschauenden  Pfahl  gesteckt,  an  dem  er  für 
zwei  Tage  noch  fortgelebt  haben  soll.  Der  König  von  Ava,  um 
weitere  Expeditionen  abzuwenden,  schickte  bald  darauf  eine 
Gesandtschaft  nach  Goa. 

Die  Portugiesen  treten  mehrfach  in  der  hinterindischen 
Geschichte  auf.  Portugiesische  Galeeren ,  von  Gayero  befehligt 
(1544),  wurden  bei  der  Belagerung  Martaban's  von  beiden 
Parteien  um  Hülfe  angegangen.  Gonzalo  Neto's  Musketenschuss 
entschied  den  Krieg  zwischen  Zotut,  dem  Shemin  (Samein)  von 
Satan  (Sittang  oder  Cittaun),  und  Shemindu,  König  von  Pegu 
(1547).  Ihre  Besitzungen  waren  für  eine  Zeit  so  ausgedehnt, 
dass  Andrea  Corsali  (1515)  sagen  konnte:  Queste  terre  di  Ben- 
gala e  Pegu  dominano  i  mori  Malachi  i  Portoghezi.'  Durch  ihre 
Etablissements  in  den  Häfen  schlössen  sie  die  Binnenländer  vom 
Meere  aus,  denn  als  Barbosa  dort  reiste  (1519),  war  das  König- 
reich Verma,  zwischen  Bengalen  und  Pegu,  senza  porto  di  mare. 
Die  Talein  dagegen  waren  als  gute  Seefahrer  bekannt,  und  als 
die  Aracanesen  Zinbiushin  gegen  Siam  unterstützten ,  hatten  sie 
sich  dafür  Matrosen  zur  Bemannung  ihrer  Flotte  ausbedungen. 
Das  belagerte  Yuthia  wurde  (1544)  durch  50  Portugiesen  unter 
Pereyra  vertheidigt  und  bei  den  Peguern  finden  sich  150  unter 
Juarez  de  Melo.  Im  Jahre  1605  wurde  die  Flotte  der  Aracanesen 
von  den  Portugiesen  geschlagen.  Der  Portugiese  Kebello  zer- 
streute die  birmanische  Flotte,  die  (nach  der  Eroberung  Tavoy's) 
Tenawerim  belagerte. 


254  Pega. 

In  einer  von  mir  eingesehenen  Geschichte  Tongu's  fand  ich 
folgenden  auf  die  Portugiesen  bezüglichen  Bericht : 

Im  Jahre  933  schickte  Natschin-naun,  derKönig.von  Tongu, 
nach  Eiekyokanja  und  dem  Kala  (Ausländer)  !^ajiA  (^ajaft)  von 
Sanlien.  In  Begleitung  des  Kala  ^ajift  kam  auch  der  Sohn  des 
Bakein-Königs  (von  Aracan)  mit  einer  grossen  Armee ,  um  dem 
goldenen  Fusse  Huldigung  darzubringen  [vielleicht  nach  nor- 
mannischer Weise  am  französischen  Hof].  Als  die  Nachricht 
davon  bekannt  j^urde,  bestellten  die  BrUder  Minraekyautin  und 
Minraekyau6oa  den  Tiridzayjatschotin  an  die  Stelle  des  Atha- 
jakamanilekjahteiu  und  wandten  auf  ihrem  Wege  zurück,  um 
nach  Tongu  zu  marschiren.  Ehe  aber  Minraekyautin  dort  an- 
langen konnte,  bemächtigte  sich  im  Jahre  974  NajiA,  der  Kalt 
von  Sanlien,  des  Siri-damma-raxa-natschin-nyaun  mit  allen 
seinen  Grossen  und  Edelleuten  und  führte  sie  mit  sich  fort  Als 
Minraekyautin  und  Minraekyau6oa  nach  der  Stadt  kamen,  er- 
nannten sie  den  Athajakamanilekjahtan  zu  ihrem  Gomman- 
danten  und  versetzten  den  Zoatimahatiridzayhataja  von  seinem 
Platze  als  Niaunlontalein  nach  derCitadelle,  um  ihre  Bewachung 
zu  übernehmen,  während  sie  für  die  erledigte  Stelle  einen  andern 
Zintamin,  ohne  die  Befehlshaberschaft  der  \'ier  Regimenter,  ein- 
setzten. In  demselben  Jahre  brach  Mahadhammar^ja  (der 
gerechte  König  des  Gesetzes)  gegen  Sanlien  anf  und  nachdem 
er  dort  nach  seinem  Belieben  geschaltet  hatte,  siedelte  er  in  dem 
Palastbezirk  Hongsawaddi's  5000  der  aus  Tongu  nach  Sanlien 
fortgeführten  Bewohner  an  und  theilte  sie  in  sechs  Compagnieen, 
um  mit  den  Cavalleristen  im  Osten  und  Westen  die  Wache  ZQ 
versehen.  Dann  nach  Tongu  zurückkehrend ,  ernannte  er  den 
Dzayyakyautin  zum  Suaysoukgyi  (den  grossen  Bluttrinker,  als 
Officierstitel)  und  den  Uttajoh  zum  Suaysouk  (Bluttrinker).  Die 
Familie  und  die  Verwandten  des  Herrn  Kala  (^a-Kula,  indem 
^a,  wie  die  aristokratische  Form  des  ersten  Pronomen,  auch 
überhaupt  einen  Ehrentitel  ausdrückt),  sowie  die  des  Königs  von 
Tongu  behielt  er  bei  sich. 


Die  Annalen  Martaban's. 

Narapadisethu,  König  von  Pagan,  gründete  auf  seinen  Feld- 
zttgen  die  Stadt  Martaban  und  bestellte  als  Gouverneur  den  Edlen 
Alingma,  der,  da  er  sich  aufsätzig  zeigte,  durch  ein  birmanisches 
Heer  vertrieben  wurde.  Er  floh  nach  Zimniay ,  kehrte  aber  von 
dort  mit  gemietheten  Hülfstruppen  zurUck  und  erschlug  den  an 
seine  Stelle  gesetzten  Gouverneur  Talapua.  Er  regierte  dann 
unabhängig,  bis  ihn  der  Abenteurer  Wajumin  oder  Wayaeru,  der 
die  Tochter  des  siamesischen  Königs  in  Sukothay  entführt  hatte, 
ermordete.  Dieser  errichtete  dann  das  Königreich  Martaban  und 
baute  im  Jahre  649  der  vulgären  Aera  seinen  Palast,  in  dessen 
Fundament  ein  schwangeres  Weib  eingemauert  wurde ,  an  einer 
Stelle,  wo  er  drei  Omen  sah,  einen  Tiger,  eine  Schlange  und 
einen  Pfau  auf  Eiern  brütend,  von  denen  das  erste  zahlreiche 
Feinde,  das  zweite  zahlreiche  Schiffe  und  das  letzte  weisse  Ele- 
phanten  bedeutete. 

Dies  sind  die  Angaben  der  peguanischen  Geschichte ,  wie 
ich  sie  in  Birma  fand.  Als  ihr  Verfasser  wird  der  Edelmann 
Tameinpiatzo,  der  unter  der  Regierung  Biinjaou's  in  Pegu  lebte, 
genannt,  und  zur  Zeit  Alompra^s  wurde  eine  birmanische  lieber- 
Setzung  angefertigt.  Eine  siamesische  Uebersetzung  der  Ge- 
schichtsbücher der  Raman  macht  ähnliche  Angaben. 

Phrachao  Alangkhachosu  (oder  Narapadisethu) ,  der  König 
Pukam's,  der  die  Stadt  Sathöm  (Thatung)  erobert  hatte,  baute  an 
einer  Stelle  des  Waldes  Pathavan ,  wo  Buddha  von  den  Jacks 
Huldigungen  [also  diesmal  keine  Steinwürfe]  empfangen  hatte, 
die  Stadt  Motama  und  setzte  als  ihren  Gouverneur  den  Khek 
(Malayen  oder  Fremdling)  Alimamang  oder  Alingma  ein.     Das 


256  Pegü. 

ihm  zuertheilte  Gebiet  grenzte  uördlich  an  Tongpu ,  westlich  an 
die  Dörfer,  östlich  an  Siam  und  sUdlich  an  Sathöm.  Als  bei 
Alangkhachosu's  Tode  sein  ISohn  Chattavediraxa  (der  König  der 
vier  Vedas)  oder  Nandaraza  (Zeyasiuha)  den  Thron  bestieg,  em- 
pörte sich  Alimamang  und  floh  vor  dem  gegen  ihn  ausgesandten 
Ueere  unter  dem  Befehle  des  Generals  Sihasurasena  nach  Hari- 
punxai  in  den  Laosländem.  Mit  dort  erhaltener  Unterstützung 
gelang  es  ihm,  den  birmanischen  Gouverneur  Attayaphayo  zu 
ermorden  und  sich  unabhängig  zu  erklären. 

Das  Rttang  Phrachao-Raxathirat  (das  Buch  der  Könige)  der 
Raman  oder  Mon  holt,  wie  gewöhnlich,  weit  aus,  mit  einer  Pro- 
phezeihung  beginnend : 

„In  der  Zeit,  als  unser  Herr  noch  auf  Erden  wandelte,  ge- 
langte er  auf  seinen  Wanderungen  nach  Aranja-prathet-tani  (das 
Land  der  Waldgegenden) ,  die  da  heisst  Pa-Motama  (der  Jungle 
von  Martaban).  Dort  lebten  acht  Jacks  (Rakshasa*) )  und  ihnen 
erschien  Somdet-Phra-Phutti-chao  (unser  Herr,  der  Gott  und 
König  Buddha) ,  transfigurirt  in  dem  Glänze  seines  strahlenden 
Angesichts  (Xaphan-rangsi  Ittem-phra-phak).  Als  die  Mahajacks 
(die  Grossteufel)  diese  Herrlichkeit  erblickten ,  wurden  sie  froh 
und  fromm.  Sie  sammelten  die  Blätter  von  achtPhluang-Bäumen 
und  erbauten  einen  Baldachin.  Dorthin  stellten  sie  einen  weissen 
Stein  als  Thron  und  luden  demttthigst  den  Herrn  und  König  ein, 
sich  auf  diesem  Sitze  niederzulassen.  Dann  brachten  sie  die 
Früchte  des  Waldes,  sie  bereiteten  parfümirtes  Wasser  und 
brachten  es  dem  Herrn  dar,  sie  entzündeten  Oel  und  verbrannten 
Weihrauch  vor  dem  Angesichte  des  Herrn,  der  ihnen  dann  in 
seiner  Predigt  die  Weissagungen  des  Gesetzes  verkündete ,  also 
sprechend :  Hört  mich ,  all  ihr  Grossteufel  hier !   der  Samen  des 


*)  Der  Name  Rakshasa  wird  den  Bakhein  bei|r«legt ,  die  sk^  sonst  Byam- 
magyi  nennen.  Mehrere  der  bei  der  sweiten  Synode  aosgesandten  Priester  ffihres 
den  Titel  Rakkhita  und  in  einer  Version  der  Geschichte  Chandragnpta's  heisst  der 
Brahmane  der  Nanda :  Raxasa.  In  der  Mythologie  stammen  die  Rakshas  and 
Takshas,  die  die  Berge  und  Wälder  bewohnen,  von  Kha^a,  einer  der  Töchter  des 
Daksha,  mit  Ka^yapa  vermählt.  Die  Yakäha  im  (befolge  des  Kavera  seigea 
sich  wohlwollend  gegen  die  Menschen. 


t>ie  Annalen  Martaban^s.  257 

Verdienstes  (Phollanisong),  den  ihr  jetzt  so  eben  ausgestreut,  in 
Opfergaben  für  Tathagata,  er  wird  einst  zu  Früchten  reifen  und 
euch  in  künftigen  Zeiten  grosse  ReichthUmer  im  Himmel  und  auf 
Erden  sammeln.  Ihr  werdet  als  acht  mächtige  Fürsten  wieder- 
geboren werden,  mit  Glanz  und  Pracht  begabt,  und  weithin  als 
Gebieter  herrschen.  Und  diesem  Waldlande  (Prathet  -  pa)  hier 
ist  ein  göttlicher  König  verheissen ,  der  in  ihm  die  berühmte 
Stadt  Motama,  als  seine  Kesidenz,  erbauen  wird.  Nachdem  der 
Herr  diese  Worte  gesprochen  und  das  Gesetz  den  Jacks  gepredigt, 
zog  er  weiter,  um  seine  Segnungen  allen  Creaturen  zu  Theil 
werden  zu  lassen  und  als  er  bis  zum  Alter  von  80  Jahren  gekom- 
men, trat  er  ein  in  das  Phra-Pari-Nibphan.** 

Dann,  „lange  Epochen  später, *•  erzählt  die  Geschichte  den 
Feldzug  des  Königs  von  Pakham,  die  Vertreibung  des  aufständi- 
schen Gouverneurs  und  seine  Rückkehr  im  Jahre  632  Ch.  S.  Zu 
der  Zeit  nun  wurde  jener  Gottessohn  (Thevabutr),  von  dem  der 
Herr  Buddha  den  Maha-Jacks  prophezeiht  hatte,  in  dem  Grenz- 
dorfe  Koh-vahn  von  der  Frau  des  Kaufmanns  Mapa  geboren  und 
Makatho  genannt.  Seine  Schwester  hiess  Unruen  und  sein  Bruder 
Mukata.  Die  Uebersetzung  lässt  dann  gleich  die  Reise  nach  Siam 
folgen,  wogegen  das  Original  noch  manche  Züge  aus  seiner  Kind- 
heit einfügt.  Eines  Tages,  als  er  in  dem  Felde  seines  Vaters 
gearbeitet  und  sein  Mittagsmahl  in  seinen  Ueberwurf  eingewickelt 
auf  die  Erde  gelegt  habe,  sei  eine  Krähe  gekommen,  die  das  Kleid 
fortgetragen,  um  den  Reis  zu  fressen,  und  daraus  wird  der  Name 
Magadhu  erklärt.  Als  Makatho  zum  Jüngling  herangewachsen 
war,  starb  sein  Vater  und  die  Leitung  des  Geschäfts  fiel  nun  auf 
ihn.  Mit  einer  Caravane  von  dreissig  Leuten,  die  er  gemiethet, 
begab  er  sich  auf  den  Weg,  um  Waaren  nach  Sukothay  (Saukoday 
im  Birmanischen)  zu  bringen  und  dort  zu  verkaufen.  In  der 
Nähe  des  Zollhauses,  amFusse  des  Grenzgebirges  zwischen  Pegu 
und  Siam,  ermattete  einer  der  Lastträger,  und  Makatho  lud  den 
Pack  auf  seine  eigenen  Schultern,  ihn  an  des  kranken  Mannes  Statt 
za  tragen.  Als  sie  auf  der  Höhe  des  Passes  angekommen,  um- 
wölkte sich  plötzlich  der  Himmel,  obwohl  es  mitten  in  der  trocknen 
Jahreszeit  war.    Ein  furchtbarer  Gewittersturm  brach  los,   der 

BAitian,  OtUsien.  I.  17 


258  Pegtt. 

Kegen  fiel  in  Strömen  und  der  Donner  rollte.  Ein  Donnerkeil 
fuhr  herab,  riss  die  Last,  die  Makatho  auf  dem  Rücken  trug,  her- 
unter und  schleuderte  sie  weit  hinweg.  Er  hob  die  Last  und  lud 
sie  wieder  auf,  aber  ein  zweites  Mal  wurde  sie  ihm  entrissen,  und 
dies  wiederholte  sich,  als  er  sie  aufs  Neue  aufgelesen,  ein  drittes 
Mal,  mit  welchem  das  Gepäck  einen  Abgrund  hinabrollte.  Von 
Schreck  ergriffen  stand  Makatho  bewegungslos  auf  der  Stelle,  wie 
festgebannt.  Ua,  als  er  nach  Osten  schaute,  sah  er  den  Himmel 
am  fernen  Horizonte  wie  in  dem  Glänze  einer  purpurnen  Mor- 
genrüthe  wetterleuchten,  und  als  er  den  Blick  nach  Westen  wandte, 
fuhr  ein  blendender  Blitzstrahl  durch  das  dichte  Gewölk  und 
zeigte  ihm  fUr  einen  Augenblick  die  goldenen  Dächer  und  ThUrme 
eines  KTünigspalastes ,  der  im  nächsten  wieder  wie  ein  Phantom 
in  der  dichten  Finstemiss  verschwand.  Makatho  sprach  kein 
Wort,  aber  schweigend  dachte  er  bei  sich  selbst:  Was  mögen 
diese  wunderbaren  Zeichen  zu  bedeuten  haben?  Was  die  übrigen 
Packträger  betrifft,  so  war  keinem  etwas  Besonderes  passirt,  und 
Makatho  Hess  sie  wieder  aufbrechen,  da  das  nächste  Nachtquartier 
im  Dorfe  Mateva  oder  Nigur  noch  weit  war.  Aber  gerade  mit 
Einbruch  des  Abends  langten  Alle  wohlbehalten  dort  an.  Sie 
kehrten  in  dem  Hause  des  Dorfältesten  ein  und  hörten  von  ihm, 
als  sie  über  die  Ereignisse  des  verflossenen  Tages  sich  unter- 
hielten, dass  in  seinem  Dorfe  ein  weiser  Mann  lebe,  der  die  Gabe 
der  Prophezeihung  und  Zeichendeutung,  besitze.  Auf  den  Bath, 
ihn  zu  befragen,  versah  sich  Makatho  mit  passenden  Gaben  und 
Geschenken,  wie  er  sie  für  angemessen  hielt,  und  begab  sich  nach 
seiner  Wohnung.  Als  er  ihm  alles  Geschehene  im  Einzelnen  mit- 
getheilt,  erwiederte  der  Greis:  „Dir  ist  ein  grosses  und  kostbares 
Omen  (nimit)  gesendet.  Bringe  von  deinen  Waaren  und  lege 
sie  aufeinander,  bis  sie  einen  Haufen  bilden,  so  hoch  als  dein 
Kopf;  das  soll  meine  Bezahlung  sein.  Darnach  will  ich  dir  die 
Zeichen  auslegen. ""  Makatho  überlegte  mit  sich:  Alles,  was  ich 
besitze,  reducirt  sich  auf  30  Tical  (ein  Bath  oder  Tical  ist  unge- 
fähr eine  Rupie)  Silbergeld.  Was  soll  ich  machen?  In  dieser 
Unschlüssigkeit  fiel  ihm  ein  Termitenhügel  (Chompluek)  in  die 
Augen,  von  Menschenhöhe,  und  er  legte  so  seine  dreissig  Tical  als 


i 


Die  Annalen  Martaban's.  259 

Opfergabe  auf  die  Spitze  der  Erhöhung.  Dann  berichtete  er  dem 
weisen  Greise,  dass  sein  Verlangen  erfüllt  sei.  Ich  sehe,  dachte 
dieser  bei  sich ,  unser  Mann  ist  des  Luges  und  Truges  voll.  Er 
muss  sich  hohe  Verdienste  in  seinen  frühern  Existenzen  erworben 
haben:  Dann  that  er  seinen  Mund  auf  und  prophezeite:  ,,  Von  heute 
an,  für  die  Zukunft  hin,  darfst  du  nicht  länger  Lasten  auf  deinen 
Schultern  tragen ,  befasse  dich  nicht  weiter  mit  dem  Handel ,  es 
ziemt  sich  nicht.  Dein  Platz  ist  unter  Königen,  tritt  in  königliche 
Dienste.  Im  Osten  sahst  du  aufleuchtend  die  Morgenröthe  her- 
vorbrechen. Dort  im  Osten,  wo  die  Sonne  aufgeht,  herrscht  ein 
König,  der  dir  die  erste  Stütze  sein  und  dir  emporhelfen  wird. 
Aber  dass  dir  im  Westen  der  züngelnde  Blitzstrahl  die  Erschei- 

m 

nung  eines  Königspalastes  erhellte,  das  bedeutet,  dass  du  im 
Abendlande  selbst  als  Fürst  gebieten  wirst.  Gross  wird  deine 
Macht  und  Gewalt  sein,  zweifle  nicht.  ^  Makatho  bewahrte  diese 
Worte  in  seinem  Herzen  und  verliess  mit  seiner  Gesellschaft  am 
nächsten  Morgen  das  Dorf  Mateva.  Als.  er  nach  Sukothay  ge- 
kommen, verkaufte  er  seine  Waaren  auf  das  erste  Angebot,  zahlte 
seinen  Leuten  ihren  Lohn  und  schickte  sie  nach  Motama  zurück. 
Er  selbst  aber,  dem  prophetischen  Worte  vertrauend,  blieb  in 
der  Residenz  und  sah  sich  nach  einer  passenden  Stelle  um.  Da 
seine  Kleider  durch  die  Beise  zerrissen  und  abgetragen  waren, 
wagte  er  nicht  bei  vornehmen  Edelleuten  seine  Dienste  anzubieten, 
aber  er  fand  Aufnahme  bei  dem  Nai  (Meister  oder  Aufseher),  der 
die  EUephanten  der  königlichen  Ställe  zu  füttern  hatte.  Makatho 
zeigte  sich  eifrig  in  der  Arbeit  und  feierte  nicht.  Er  half  dieFüsse 
der  Elephanten  waschen  und  sie  am  Mittag  wie  bei  Nacht  re- 
gelmässig mit  Gras  versehen.  Der  Elephantenhüter,  der  die 
Pflichttreue  seines  Stallknechtes  bemerkte,  gewann  ihn  lieb  und 
so  oft  ihm  durch  die  königliche  Gnade  sein  monatlicher  Gehalt 
ausbezahlt  wurde,  theilte  er  mit  ihm. 

Nun  geschah  es  eines  Tages,  dass  seine  Majestät,  der  König 
Phra  Ruang  (Somdet  Phra  Ruang  Chao)  die  Neigung  fühlte,  seine 
Elephantenställe  zu  besichtigen.  Von  den  Stufen*  der  zu  seinem 
Thronsitz  führenden  Treppe  niederschauend,  sah  er  Makatho  un- 
verdrossen den  Kehricht  der  Elephanten  zusammenfegen*     An 

17* 


260  Pegru. 

den  ElephantenhUter,  das  Wort  richtend ,  begnadigte  er  ihn  mit 
einer  Frage,  also  sprechend:  „Ist  der  Bursche  da  von  deinen 
Leuten?''  Der ElephantenhUter  in  demUthigster  Huldigung  flehte 
zu  seiner  Majestät  dem  Könige  Phra  Ruang  und  crwiederte:  „  Dieser 
Mann,  Makatho  genannt,  ist  ein  Raman  (Peguer).  Er  ksm,  um 
bei  dem  Sclaven  der  göttlichen  Majestät  (Phra-Phutti-Chao)  zu 
dienen  und  hilft  die  Elephanten  reinigen  und  füttern.  Er  zeigt 
sieh  in  derThat  sehr  fleissig  und  brauchbar.  "^  König  Ruang  fühlte 
Wohlwollen  für  Makatho  und  trug  dem  Marschall  auf,  gut  für 
Makatho  zu  sorgen  und  ihn  nicht  darben  zu  lassen.  Als  König 
Ruang  in  den  Ställen  umherging,  hatte  er  die  Gewogenheit  auf 
die  Erde  zu  spucken,  und  als  der  Dreck  durch  den  höchsteigenen 
Speichel  nach  allen  Seiten  umherflog,  sah  er  darunter  halb  ver- 
borgen eine  Cowric-Muschel  hervorsehen.  „  He,  du  kleiner  Peguer 
(Raman-noi),  rief  er,  nimm  doch  diese  Cowrie,  die  kannst  du  be- 
halten.'' Makatho,  in  tiefster  Huldigung  zur  Erde  gebeugt,  hob  die 
Cowrie  auf  und  steckte,  sie  ein.  Phra  Ruang,  nachdem  ersieh 
die  Elephanten  genug  besehen,  kehrte  nach  seinem  Palaste  zurück. 
Was  Makatho  betriffst,  so  schwoll  sein  Herz  vor  Freude  und 
jubelte  ob  des  königlichen  Geschenkes.  Seit  der  ganzen  Zeit 
nun,  sagte  er  zu  sich,  seit  ich  den  Elephautenställen  diene,  ist  es 
heute  das  erstemal,  dass  ich  aus  königlichen  Händen  eine  Gnade 
empfangen ,  hier  diese  Cowrie-Muschel ;  was  ich  nur  am  Besten 
damit  thue?  Sehr  wohl,  ohne  Zeitverlust  muss  sie  verwerthet 
werden.  So  ging  er  nach  dem  Markte,  um  Senfsamen  zu  kaufen, 
und  verlangte  für  eine  Cowrie  (9000 — 1 0,000  Cowries  machen  eine 
Rupie  aus).  Der  Händler  erwiederte:  „für  eine  Cowrie  Senf- 
samen, für  diese  deine  einzige  Cowrie,  weiss  ich  wirklieb 
nicht  wie  viel  zu  geben."  Höre>  sagte  Makatho,  für  diese  meine 
Cowrie,  für  diese  meine  einzige  Cowrie,  bitte  ich  nur  um  so 
viel  Samen,  als  au  einem  Finger  haften  bleiben  werden,  wenn 
ich  ihn  in  den  Haufen  stecke.  „Meinetwegen,  sagte  der  Kaufmann, 
nimm  denn.  "^  Makatho  aber  machte  seinen  Finger  mit  Schleim 
und  Speichel  klebrig  und  brachte  ihn  ganz  mit  Körnern  bedeckt 
aus  dem  Korbe  heraus.  Der  Verkäufer  verwunderte  sich  über 
die  Schlauheit  seines  Kunden  und  dachte  bei  sich,  aus  diesem 


\ 


Die  Annalen  Martaban's.  261 

Peguer  da  wird  noch  wohl  was  werden.     Nachdem  Makatho  die 
Senfsamen   gepflanzt  hatte,   düngte  er  sie  mit  Elephantenmist, 
und  da  er  sie  sorgsam  bewässerte,  fingen  sie  bald  an  lustig  her- 
vorzutreiben.    Als  einige  Zeit  später  König  ßuang  sich  wieder 
in  den  Ställen  umsah,  pflückte  Makatho  einige  der  jungen  Senf- 
pflanzen und  legte  sie  vor  des  Königs  Füssen  nieder.     Dieser 
fragte,  woher  sie  gekommen,  und  als  er  hörte,  dass  sie  Product 
der  geschenkten  Cowrie  seien ,  war  er  überragcht  durch  die  Be- 
triebsamkeit des  kleinen  Peguers  und  nahm  ihn  mit  sich  in  den 
Palast,  wo  er  ihn  unter  den  Küchenjungen  anstellte.     Er  behielt 
ihn  im  Auge,  und  da  er  noch  manche  Proben  seiner  Energie  und 
seiner  Thätigkeit  sah,  machte  er  ilm  zum  Hofjunker  (Khangwang) 
und  später  zum  Oberrichter.  Er  gewann  ihn  sehr  lieb  wie  seinen 
eigenen  Sohn  und  vertraute  ihm  die  wichtigsten  Geschäfte.     Als 
er  bald  darauf  in  einen  Krieg  ziehen  musste  gegen  die  Khek 
Xava  (oder  nach  der  birmanischen  Ausgabe ,  gegen  die  Yun)  *), 
stellte  er  Makatho  an  die  Spitze  der  Verwaltung  während  seiner 
Abwesenheit.     Da  er  ungehinderten  Zutritt  zu  allen  Theilen  des 
Palastes  hatte,  so  entspann  sich  zwischen  ihm  und  der  Prinzessin 
Ninto-aydan,  einer  Tochter  Phra  Ruang's,  ein  Liebesverhältniss. 
Einer  der  Minister  entdeckte  es  und  drohte  mit  der  Strafe  des 
Königs  bei  seiner  Rückkehr.  Als  diese  deshalb  nahe  bevorstand, 
ergriflf  das  Paar  die  Flucht,  70  Palastwächter  und  100  Soldaten  mit 
sich  nehmend,  die  bestochen  und  zur  Begleitung  überredet  waren. 
Auf  einsamen  Waldpfaden  erreichten  sie  in  Sicherheit  die  Grenze 
und  dort  kehrte  sich  Makatho  um  und  huldigte  seiner  Majestät 
dem  Könige  Phra  ßuang,  dem  Beherrscher  der  Erde,  in  dank- 
barer Anerkennung  der  Wohlthaten,  die  er  von  ihm  empfangen. 
Er  schrieb  Alles,  was  ihm  passirt  und  wie  es  gegangen,  in  einem 
Document  nieder,  das  er  dort  zurückliess.     Als  Phra  Ruang  aus 
seinem  Feldzuge  nach  Sukothay  zurückkam  und  von  der  Entfüh- 
rung seiner  Tochter  hörte,  gerieth  er  in  grossen  Zorn  und  sandte 
Truppen  aus,  die  Flüchtlinge  zu  verfolgen.     Als  sie  zur  Grenze 


*)  Nach  R^mosat  sprechen  die  Chinesen  von  indischen  Nomaden ,  Yun- 
Ton  genanDt,  unter  den  Tartaren. 


262  Pegu. 

kamen ,  waren  diese  indesB  schon  in  Sicherheit  und  sie  fanden 
nur  die  Schriften,  die  sie  nach  Sukothay  zurücknahmen.  Als 
Phra  Ruang  aus  diesen  die  Omen  erfuhr ,  die  Makatho's  Eönigs- 
wUrde  verkündeten,  und  dass  dieser,  vor  der  Erde  als  Zeugen, 
ihm  als  seinem  Oberherrn  gehuldigt,  beruhigte  er  sich  mit  einem 
Schwiegersohne,  dem  seine  Sterne  einen  Thron  zugesichert  hatten. 
Makatho  kehrte  nicht  in  sein  heimathliches  Dorf  zurück, 
sondern  Hess  sich  jn  der  Nähe  nieder,  wo  seine  Verwandtschaft 
ihn  besuchte.  Er  wurde  bald  der  allgemeine  Gegenstand  des 
Gesprächs  im  Lande,  und  überall  redete  man  von  ihm,  wie  er  als 
einfacher  Händler  fortgezogen  und  nun  mit  einer  Prinzessin  und 
unermesslichen  Reichthümem  zurückgekommen.  Als  erdeshalb 
eine  Botschaft  an  Alimamang,  den  rebellischen  Gouverneur  Mar- 
taban's,  schickte  und  ihm  die  Hand  seiner  Schwester  anbot,  hatte 
dieser  keine  Abneigung,  sich  mit  dem  kühnen  Abenteurer  zu  ver- 
schwägern. Erwünschte  nur,  als  raffinirter  Kenner  weiblicher 
Schönheit,  nach  der  Natur  zu  beurtheilen,  ob  das  Mädchen  seinem 
Geschmacke  zusage ,  und  Makatho  versteckte  ihn  deshalb  neben 
dem  Bassin,  wo  Fräulein  (Nang)  Unruen  zu  baden  pflegte,  und  wo  er 
ungestört  ihre  enthüllten  Formen  kritisiren  konnte.  Da  die  Inspec- 
tion  günstig  ausfiel ,  wurde  bald  darauf  die  Hochzeit  mit  grossem 
Pomp  gefeiert.  Nicht  lange  nachher  aber  wurde  Alimamang  be- 
denklich über  den  grossen  Einfluss,  den  Makatho  mehr  und  mehr 
unter  dem  Volke  zu  gewinnen  begann,  und  da  er  zugleich  glaubte 
durch  seine  Bestrafung  die  Freundschaft  des  Königs  von  Sukothay 
Zugewinnen,  so  legte  er  einen  Plan  zu  seiner  Ermordung.  Er  Hess 
deshalb  auf  den  Dünen  des  Seestrandes  ein  Haus  errichten,  das 
mit  schneidenden  WaflFen  gefüllt  und  so  eingerichtet  war,  um  übej 
den  Gästen  zusammenzufallen,  wenn  sie  der  gut^n  Dinge  des  Festes 
voll,  berauscht  und  schlafend  daliegen  würden.  Makatho  wurde 
durch  seine  Schwester  von  diesem  verrätherischen  Vorhaben  unter- 
richtet und  verabredete  mit  seinen  siamesischen  Dienstiingen  ge- 
wisse Passwörter ,  womit  sie  sich  während  des  Festes  zusammen 
verständigen  würden.  Um  keinen  Verdacht  zu  erregen,  zeigten 
sie  sich  eifrig  im  Trinken,  gössen  aber  die  Gefässe  unbemerkt  aus 
und  heuchelten  dann  Unwohlsein  und  Uebelkeit.  Als  das  Wasser 


Die  Annalen  Martaban's.  263 

in  dem  vorbeifliessenden  Canal  zu  steigen  anfing,  gab  Makatho 
seinen  Leuten  das  Zeichen,  die  über  die  wirklich  betrunkenen 
Diener  Alimaniang's  herfielen  und  sie  alle  niedermetzelten.  Alima- 
mang  stieg  rasch  auf  seinen  Elephanten,  um  zu  entkommen,  aber 
das  Wasser  im  Canal  war  schon  zu  hoch  und  auch  er  kam  um,  da 
der  Elephant  sich  durchzuschwimmen  weigerte.  So  erwarb  Ma- 
katho sein  Königreich  im  Jahre  643.  Er  überhäufte  seine  Sia- 
mesen  mit  grossen  Ehren  und  versammelte,  im  Einverständniss 
mit  den  Somana-Xi-Phrahmana,  alle  Aeltesten  und  Angesehenen 
des  Landes,  um  sein  Benehmen  wegen  der  Nachstellungen  Alima- 
mang's  zu  rechtfertigen  und  sie  mit  seiner  Ergreifung  der  Krone 
auszusöhnen,  die  ihm  doch  als  Schwager  zukäme. 

Als  er  dann  eine  Stadt  zu  bauen  beschloss,  Hess  er  am  richtigen 
Termin  die  Hora  den  passenden  Platz  glätten ,  worauf  die  schon 
erwähnten  Zeichen  gefunden  wurden,  und  dieRaxa-Parohit  (könig- 
lichen Astrologen)  bereiteten  dann  die  nöthigen  Opfergaben  (Phli 
kam  buang  vuang)  für  den  Thevada.  Da  Makatho  indess  überlegte, 
dass  er  vor  der  Errichtung  eines  Palastes  eines  passenden  Namens 
bedürfe,  so  schickte  er  eine  Gesandtschaft  an  Phra  Buang,  um 
die  Ertheilung  eines  solchen  bittend.  Dieser  Hess  ihm  die 
fünferlei  Insignien  der  Königswürde  zukommen,  den  weissen 
Terrassen-Schirm  (Savatraxatr),  die  Krone,  den  Säbel,  den  Fächer 
und  die  Schuhe ,  sowie  viele  kostbare  Gefässe  und  gab  einen  auf 
Goldblättern  geschriebenen  Namen,  der  im  Siamesischen  Phaya 
Fa  Rua  (der  Herr  des  geöffneten  Himmels)  lautet.  In  der  bir- 
manischen Geschichte  wird  er  gewöhnlich  Wayu-min  genannt. 
Die  siamesischen  Könige  baten  in  China  um  ihre  Siegel,  und  der 
birmanische  König  Mendaraji  erhielt  einen  Ehrentitel  in  Pali 
vom  Kaiser  von  China.  «Nachdem  Fa  Rua  nach  der  Richtung 
gegen  Sukothay  gehuldigt  hatte,  befahl  er  den  Hora's,  die  richtige 
Constellation  für  die  Grundlegung  des  Palastes  zu  berechnen. 
Die  Gerüste  des  Baues  wurden  errichtet,  um  das  Fundament  fest- 
zurammen ,  und  alles  Volk  stand  erwartungsvoll  umher ,  auf  den 
richtigen  Moment  harrend.  Da,  gerade  als  eine  Frau  im 
achten  Monat  der  Schwangerschaft  an  der  Grube  vorüberging, 
riefen    die  Arbeiter    aus:     „Jetzt  ist    es  Zeit,    die    günstige 


264  Pegu. 

Constellation  culininirt,"  das  schwangere  Weib  wurde  hinab- 
gcstossen*)  und  der  schwere  Pfeiler  fiel  auf  sie  nieder,  dass  ihr 
Blut  uniherspritzte.  Acht  giftige  Schlangen  schlängelten  sich  aus 
der  Blutlache  der  Grube  hervor.  Sieben  starben  auf  dem  Flecke, 
wo  sie  nach  Oben  kamen ,  die  achte  aber  kroch  nach  Westen. 
Der  Hora  zog  daraus  die  Prophezeihung,  dass  acht  Könige  in  der 
Stadt  herrschen  und  sieben  von  ihnen  dort  ihr  ganzes  Leben 
bleiben,  der  letzte  aber  seine  Residenz  nach  einer  Stadt  im 
Westen  verlegen  wUrde. 

Nach  der  Knuiung  im  Jahre  649  der  Chunlo8akkharat(l287 
p.  d.)  fixirte  Fa  Rua  die  Grenzen  seines  Reiches  und  ordnete  die 
inneren  Angelegenheiten.  Im  Norden  Motama's  lag  die  Stadt 
Kamalani ,  die  Makatho  bei  Abwesenheit  ihres  Königs  und  der 
männlichen  Bevölkerung  überfiel,  und  daraus  alle  Frauen  mit 
reicher  Beute  fortführte.  Er  heirathete  des  Königs  Tochter  und 
als  dieser  bei  seiner  Rückkehr,  entrüstet  über  den  treulosen 
Sabiner-Raub,  mit  seinem  Heere  vor  Motama  rückte,  bat  er  ihn 
zu  entschuldigen,  djiss  er  einige  Dinge  genommen,  deren  ernoth- 
wendig  bedurfte,  und  bot  ihm  Freundschaft  an,  die  ein  Fest  be- 
siegeln solle.  Als  der  arglose  König  darauf  einging,  wurden 
ihm  vergiftete  Speisen  geschickt,  wodurch  er  mit  allen  seinen 
Soldaten  umkam.  Nach  dieser  Zerstörung  Kamalani's  oder  Kan- 
palene's  fing  die  Macht  des  Fürsten  von  Motama  rasch  an 
zu  steigen,  indem  er  jetzt  fast  alle  Provinzen  des  früheren 
Königreiches  Meerawuddi  einverleibt  hatte,  das  früher  in  Kau- 
kerit  anMartaban  grenzte  und  überZimmay,  Labong  und  Lagong 
gebot.  Ihre  Ruinen  passirte  ich  in  dem  Jungle  bei  Tinganihnaun. 
Auch  in  der  jetzt  verfallenen  Stadt  Miingundein  (in  der  Nähe  von. 
Laydwuin)  wnr  sonst  der  Sitz  eines  Königs.  Hamilton  erfuhr, 
dass  der  Regierungsdistrict  Ye  durch  den  Fluss  Asami  von 
Mouttama  getrennt  wurde.  Der  Ruhm  seines  Zekya-Dah  oder 
magischen  Seh  wertes,  das  er  dem  Könige  der  Lawas  in  Meera- 
wuddi abgenommen,  hatte  sich  bis  nach  Tavoy  verbreitet,  und 

*)  Hei  (1(Mn  Bau  der  Pa^^odo  Sariputra*s  in  Nalaka  wurde  dessen  Antine 
Rewati  bei  dem  Menschengewühl  eingestampft. 


V 


Die  Annaleu  Martabaii's.  265 

der  König  dieser  Stadt  sandte  zum  Austausch  seinen  Smaragden, 
der  mit  solcher  Intensität  strahlte,  dass  er  durch  alle  TUcher  und 
Decken  hindurchschien ,  so  viel  man  auch  immer  darum  wickeln 
mochte.  Als  die  wunderbare  WaflFe  in  Tavoy  ankam,  war  der  König 
sehr  enttäuscht,  nichts  als  einen  rostigen  alten  Säbel  vor  sich  zu  se- 
hen, und  er  schickte  spornstreichs  seine  Boten  zurllck,  den  Tausch 
zu  nuUificiren.  Da  König  Wabgeru(Wayurain)  indess  eine  Pagode 
(Mya-thein-dau)  über  dem  Smaragden  gebaut  und  ihn  Gott  geweiht 
hatte^  so  konnte  dem  Wunsche  nicht  gewillfahrt  werden,  und  die 
Gesandten  musstenoin verrichteter  Sache  abziehen.  Aus  Aerger  war- 
fen sie  unterwegs  das  alte  Schwert,  das  ihnen  wieder  mitgegeben 
war,  in'sMeer,  aber  statt  zu  sinken,  drehte  es  sich  umher  und  er- 
zeugte gefährliche  Wirbel.  Als  der  König  von  Tavoy  davon  hörte, 
sammelte  er  die  besten  Schwimmer  aus  seinem  ganzen  Lande,  2000 
an  Zahl,  um  darnach  zu  tauchen,  aber  so  oft  einer  nahe  kam,  wurde 
ihm  der  Kopf  abgeschlagen,  und  so  wird  die  See  dort  der  Schwert- 
Wirbel  genannt.  Tachard  erwähnt  bei  den  Tempeln  Pegu's  einer 
Stelle,  wo  die  Matrosen,  um  da^  stürmische  Meer  zu  beruhigen,  einen 
Ring  hineinwarfen ,  wie  der  Doge  von  Venedig.  Nach  Misarbin 
Muhalhil  wurden  die  acht  indischen  Schwerter  in  Kalah  verfertigt. 
Gleichzeitig  mit  Martaban  war  durch  König  Narapadisethu 
auch  Pegu  zu  einer  Provinz  Pagan's  reducirt,  und  die  Bewohner 
mussten  einen  um  den  andern  Monat  sich  nach  der  letzten  Stadt 
begeben ,  um  die  königliche  Arbeit  zu  versehen  (wie  es  noch  in 
Birma  und  Siam  Sitte  ist,  gewöhnlich  für  drei  oder  auch  für  sechs 
Monate  aus  dem  Jahr).  Zu  der  Zeit  lebte  im  Dorfe  Ma-ikhet  ein 
gewisser  Akhamamom,  der  als  Schüler  bei  seinem  Lehrer  wohnte, 
aber  das  Kloster  verliess ,  als  er  seinen  Urin  einen  Stein  durch- 
löchern sah  und  daraus  die  Gelehrten  grosse  Dinge  für  ihn  pro- 
phezeien hörte.  Nachdem  er  eine  Frau  genommen,  machte  er 
seinem  Schwiegervater  den  Vorschlag,  dass  sie  unter  einem 
Dache  wohnen  bleiben  wollten ,  um  so  das  öflFentliche  Werk  ab- 
wechselnd versehen  zu  können.  Der  Andere  war  es  zufrieden, 
und  der  Schwiegersohn  machte  den  Vertrag,  in  dem  er  schrieb : 
Der  Schwiegersohn  bleibt  zu  Hause,  der  Schwiegervater  arbeitet, 
der  Schwiegervater  arbeitet,  der  Schwiegersohn  bleibt  zu  Hause. 


266  Pega. 

Der  Alte  las  das  Document  drei-  oder  viermal  durch,  glaubte 
Alles  in  Ordnung,  arbeitete  seinen  Monat  und  wollte  nun  seiner^ 
scits  feiern.  Der  Schwiegersohn  aber  behauptete,  er  hätte  noch- 
mals zu  gehen,  und  berief  sich  auf  das  Papier.  Dieses  wurde  pro- 
ducirt  und  der  Schwiegervater  von  der  Dorfversammlung  herzlich 
ausgelacht,  während  alle  die  grosse  Schlauheit  des  Schwieger- 
sohns priesen.  Das  stieg  diesem  zu  Kopfe,  und  er  sah  im  Traume, 
wie  sein  einer  Fuss  auf  der  Stadt  Pagan  und  der  andere  auf  Pakho 
(Pegu)  stand.  Während  er,  um  seinen  angefUhi-ten  Schwieger- 
vater doch  ein  Mal  abzulösen ,  des  Königs  Arbeit  in  Pagan  ver- 
sah, wurde  er  in  der  Staatsbarke  verwendet,  aber  er  brach 
durch  seine  gewaltige  Kraft  alle  Ruder  und  musste  in  dasYorder- 
theil  des  Bootes  placirt  werden.  Dort  zog  er  die  Aufmerksamkeit 
des  Königs  auf  sich ,  der  viele  brauchbare  Eigenschaften  an  ihm 
erkannte  und  ihn  zum  Tax-Collector  ernannte.  Später  wurde  er 
mit  der  Verwaltung  Pegu's  betraut,  und  in  dieser  Stellung  Über- 
redete er  die  Bürger  der  Stadt,  von  Pagan  abzufallen  und  den 
Frohndienst  für  die  Zukunft  zu  verweigern.  Als  die  Nach- 
richt dieser  Rebellion  nach  der  Residenz  kam ,  wurde  Prinz  Che- 
tukri  mit  einer  Armee  ausgeschickt,  sie  zu  unterdrücken.  Die 
Peguer  hatten  sogleich  angefangen,  Mauern  und  ThUrme  zu 
bauen,  um  ihre  Stadt  eiligst  zu  befestigen,  aber  sie  waren  doch 
noch  zu  weit  zurück,  um  schon  eine  Vertheidigung  bestehen  zu 
können.  Auf  Akhamamom's  Zureden  Hess  sieh  sein  Schwieger- 
vater (Matajot)  mit  Rattans  blutig  schlagen  und  ging  in  diesem 
Zustande  in  das  feindliehe  Lager,  vorgebend,  dass  man  ihn  miss- 
handelt habe,  weil  er  seinem  Schwiegersohn  von  der  Empörung 
abgerathen  hätte.  Er  bot  sich  als  Führer  an ,  um  dem  Prinzen 
den  directesten  Weg  nach  seiner  Heimath  zu  zeigen ,  leitete  ihn 
aber  nach  der  Zopyrus-List*)  (wie  der  verstümmelte  Minister 
Kanjakubja's  den  Kanishka)  für  mehrere  Tage  in  der  Irre  um- 

•)  König  Adzatathat  überkam  die  Wethalifürsten  durch  denVerrath  eines  an- 
geblich verbannten  Brahnianen,  da  sie  sonst  (nach  Gautama's  Wort)  wt»gen  ihrer 
Heobachtang  des  Gesetzes  zu  langer  Bluthc  bestimmt  waren.  Auch  Raminavi 
heuchelte  Hache  gegen  den  Inca,  um  die  Festung  Ollantaj  in  seine  Gewalt  xa  be- 
kommen. 


Die  Anoalen  Martaban's.  267 

her 9  bis  er  glaubte ,  dass  die  Bürger  Zeit  gehabt  hätten,  ihre 
Festungswerke  zu  vollenden. 

Als  der  Prinz  sein  Lager  aufschlug,  sah  er  in  einer  offenen 
Halle  eine  königlich  geschmückte  Bildsäule,  mit  Fächer  und 
Schirm,  die  Akharaamom  dort  placirt  hatte,  um  den  König  Pa- 
gan's  vorzustellen ,  die  er  aber  für  die  Figur  des  aufständischen 
Gouverneurs  hielt  und  deshalb  seinen  Pfeil  darauf  abdrückte. 
Der  Bogen  zerbrach  jedoch  in  seinen  Händen,  und  Akhamamom, 
der,  um  Verhandlungen  einzuleiten,  aus  der  Stadt  herausgekom- 
men war,  warf  ihm  sein  hochverrätherisches  Handeln  vor,  indem 
er  auf  das  Bild  seines  Herrn  und  Königs  schiesse.  Zugleich  be- 
hauptete er,  verleumdet  worden  zu  sein,  da  im  Gegentheil  sein 
Schwiegervater  derjenige  gewesen  sei,  der  die  Stadt  zum  Abfalle 
habe  verleiten  wollen  und  deshalb  mit  Recht  gestraft  worden.  Um 
seine  aufrichtige  Gesinnung  zu  beweisen,  bereitete  er  ein  grosses 
Fest  zu  Ehren  des  Königs  von  Pagan ,  wusste  aber  während  des- 
selben Gift  in  den  Trinkbecher  des  Prinzen  zu  schütten ,  so  dass 
dieser  wenige  Tage  nachher  starb.  Die  führerlose  Armee  kehrte 
dann  nach  Pagan  zurück.  Der  König  beschloss  einen  neuen 
Feldzug  in  eigner  Person,  wurde  aber  durch  den  Aufstand  seines 
in  Lakong  regierenden  Bruders  daran  verhindert,  und  Akhama- 
mom hatte  Zeit,  seine  Unabhängigkeit  in  Pegu  zu  befestigen. 

Der  Anfang  seiner  Regierung  war  glänzend  und  segensreich, 
aber  mit  dem  Tode  seines  rothweissen  Elephanten  (aus  der  Rage 
der  Ubosoph)  verliess  ihn  das  Glück.  Er  wurde  auf  Lekkhajaphaju, 
seinen  jüngeren  Bruder,  erbittert,  weil  er  ein  dem  Palast  an 
Grösse  beinahe  gleiches  Haus  erbaut  habe,  und  dieser,  seinen 
Zorn  fürchtend,  sandte  Banditen  aus,  ihn  zu  tödten.  Akhamamom, 
der  sie  kommen  sah,  vertheidigte  sich  längere  Zeit,  erlag  aber  dann 
der  Uebermacht,  und  wurde,  trotz  seiner  Bitten  um  Gnade,  ge- 
tödtet.  Lekkhajaphaju  bemächtigte  sich  des  Thrones,  wurde 'je- 
doch schon  nach  acht  Tagen  durch  Akhexamamom,  einen  andern 
Schwiegersohn  Matajot's,  getödtet,  der  auf  die  Nachricht  von 
seines  Schwagers  Ermordung  herbeikam  und  dem  Matajot  die 
Thore  der  Stadt  öffnete.  Dieser  regierte  dann  als  König  unter 
dem  Titel  Phrachao  Tra  Phaya  oder  Tarabya,  und  heirathete  die 


268  Pegu. 

Tochter  FaRua's  inMartaban,  dem  er  dafür  seine  eigne  schickte, 
in  Wechselheirath. 

Als  Mangkriekpieng  in  Pagan ,  das  damals  in  den  Händen 
der  Chinesen  lag,  mächtig  wurde  und  seinen  Enkel  Mangseso  mit 
einem  Heere  zur  Eroberung  Pegu's  schickte ,  wendete  sich  der 
König  dieser  Stadt  um  Hülfe  an  Fa  Rua  inMartaban.  Die  beiden 
Könige  gewannen  eine  grosse  Schlacht  über  die  Chinesen  und  Bir- 
manen und  eroberten  auch  die  St^vdt  Sathong.  Tra  Phaya  aber 
wurde  eifersüchtig  auf  FaKua  und  suchte  ihn  durch  Gift  aus  dem 
Wege  zu  schaffen.  FaKua  indess,  der  die  Nachstellung  erkannte, 
sandte  die  Schüsseln  zurück,  und  Tra  Phaya,  als  er  sich  entdeckt 
sah ,  liess  seine  Truppen  in  Schlachtordnung  stellen.  Ein  Soldat 
Fa  Rua's  verwundete  den  Elcphanten  des  feindlichen  Königs  in 
das  Auge ,  so  dass  er  floh ,  und  Fa  Rua  gewann  den  Sieg  und 
eroberte  Pegu,  den  König  als  Gefangenen  nach  Martaban  schickend, 
1287  p.  d.  Den  Soldaten,  dem  er  im  Gefecht  zur  Erkenntniss 
ein  Tuch  zugeworfen,  das  er  um  den  Kopf  band,  überhäufte  er  mit 
grossen  Ehren.  Diese  Erzählung  findet  sich  in  der  siamesischen 
Uebersetzung.  Das  Original  sagt,  dass  Weiruh,  als  er  verräthe- 
rischer  Weise  vom  Könige  Pegu's  angegriffen  wurde,  zu  Himmel 
und  Erde  gebetet  habe ,  einen  goldenen  Becher  als  Opfergabe 
niederlegend.  Als  er  dann  seinen  Elephanten  bestiegen,  habe 
dieser  mit  dem  Fusse  den  Goldbecher  fortgestossen  und  derselbe 
den  feindlichen  König  zu  Tode  getroffen.  Die  Uebersetzung  da- 
gegen lässt  den  gefangenen  König  nach  Martaban  fortführen  und 
ihn  erst  später  hinrichten,  als  er  sich  verrätherischer  Machinationen 
verdächtig  gemacht.   Pegu  wurde  nun  von  Martaban  abhängig. 

Im  Jahre  655  Ch.  S.  erhielt  Fa  Rua  einen  weissen  Elephan- 
ten aus  Sukothay,  wo  noch  Phra  Ruang  herrschte.  Dieser 
Elephant,  „weiss  wie  gekämmte  Baumwolle '^ ,  stammte  ab  von 
einem  Elephanten  des  Himaphan,  der  sich  in  Sukothay  mit  einem 
schwarzen  Weibchen  begattet.  Da  der  junge  Elephant  nichts 
frass,  befahl  der  König  die  Befragung  durch  Gras  zu  versuchen. 
Man  legte  ihm  drei  Bündel  Gras  vor,  die  Städte  Sukotluiyf 
Xiengmai  und  Martaban  bezeichnend,  und  weil  der  Ellepbant  das 
letztere  wählte ,  so  wurde  beschlossen ,  ihn  dorthin  zu  schicken. 


Die  Annalen  Martaban's.  269 

Als  man  ihn  auf  das  Floss  brachte,  folgte  seine  Mutter,  und  die 
Leute  waren  in  Verlegenheit,  was  zu  thun,  da  sie  keine  Ordre 
hatten,  sie  gleichfalls  mitzunehmen.  Das  Elephanten junge  legte 
indess  seinen  Rüssel  auf  den  Kücken  seiner  Mutter,  worauf  diese 
umkehrte.  Aber  „ihre  Augen  standen  voll  Thränen".  Der  Kö- 
nig von  Xiengmai  legte  sich  vor  Martaban ,  die  Auslieferung  des 
Elephanten  zu  verlangen,  und  Fa  Rua,  in  Zweifel,  was  zu  thun, 
brachte  die  nöthigen  Opfer,  worauf  derThevada-Chao  im.  Traume 
zu  ihm  niederstieg  und  ihn  ermuthigte,  auf  die  segensreiche  Gegen- 
wart des  weissen  Elephanten  zu  vertrauen.  Dieser  wurde  des- 
halb unter  königlichen  Schirmen  auf  einen  Hügel  gestellt,  mit 
einem  goldenen  Eimer  daneben,  aus  dem  er  Wasser  auf  die  feind- 
lichen Truppen  spritzte,  die,  als  sie  die  Stimme  des  heiligen 
Thieres  vernahmen ,  in  Verwirrung  entflohen.  Nachdem  er  noch 
eine  Empörung  der  Söhne  des  früheren  Königs  vonPegu  zu  unter- 
drücken gehabt  hatte  und  daraus  die  Wahrheit  des  Sprüchwortes 
erkannte,  dass  beim  Abhauen  eines  Stammes  auch  die  jungen 
Schossen  zerstört  werden  müssten,  starb  Fa  Rua  (nach  einer  Re- 
gierung von  sechsundzwanzig  Jahren)  im  Jahre  675  Ch.  S.  Die 
Grossen  verbrannten  seinen  Körper  und  bauten  über  den  Knochen 
ein  Phra-Chedi  mit  der  Goldfigur  eines  Pfau's  auf  der  Spitze.  Ihm 
folgte  sein  Bruder  Mokata(Binjakuuloh  oderKrunglau),  der  seine 
Thronbesteigung  dem  Phra  Ruang  anzeigte  und  von  demselben 
den  Namen  Phaya  Rama  Pradöt  erhielt.  Er  baute  die  Städte 
Satong  und  Vahn  und  setzte  in  der  letzteren  den  Saming  (Edel- 
mann) Jiramala  als  Gouverneur  ein,  blieb  aber  unthätig,  als  diese 
Stadt  durch  den  König  von  Xiengmai  erobert  wurde.  Dar- 
über erzürnt,  benutzte  sein  Schwager  Mongmala  die  Gelegenheit, 
als  der  König  mit  Stricken  und  Netzen  ausgezogen  war ,  einen 
vermeintlichen  Elephanten  nüt  drei  Hauern  im  Walde  Molamlöng 
zu  fangen ,  die  Thore  zu  schliessen ,  so  dass  der  König  nicht  in 
die  Stadt  zurückkehren  konnte  und  von  den  Karen  erschlagen 
wurde  (676).  Er  setzte  seinen  ältesten  Sohn  auf  den  Thron,  dem 
Phra  Ruang  den  Titel  Phra  Chao  Sen  Myang  ertheilte.  In  der 
birmanischen  Geschichte  wird  er  Zauaubinhmaing  oder  Binja- 
jandaeh  (1320  p.  d.)  genannt    Er  bemächtigte  sich  der  Städte 


270  Pegn. 

Laniphum  und  Tavoy  (1321  p.  d.),  und  sandte  den  Edelmann 
Laugka  zur  Eroberung  Tanaosi's ,  starb  aber  (682)  an  einer  Ge- 
schlechtskrankheit Unter  seinem  Nachfolger  (1323  p.  d.)  Phayt 
Ramatai  (Byanyranda  oder  Byanyalau)  oder  Kotojaaah  (Zauzeik) 
kamen  Siamesen  aus  Phetxaburi ,  um  in  seine  Dienste  zu  treten. 
Er  eroberte  die  Stadt  Marong.  Bei  der  Geburt  seiner  ältesten 
Tochter  ereignete  sich  eine  Mondfinstemiss  und  sie  wurde  des- 
halb Chantamangkhala  genannt.  Der  Hauptmann  der  siamesi- 
schen Soldtruppen,  Xiphone  (Soaycanyoung),  legte  einen  Hinter- 
halt, in  dem  der  König  getödtet  wurde,  und  bemächtigte  sich 
des  Thrones  (689) ,  wurde  aber  nach  wenigen  Tagen  durch  den 
Edelmann  Chetasongkhram  getödtet,  den  die  verwittwete  Königin 
Ampa  und  die  übrigen  Coneubinen  des  frühem  Königs  durch 
ihre  Kostbarkeiten  dafür  erkauft  hatten«  Der  nächste  Usurpator 
Saming-Aya-Kamkong  (Zauzeik  oder  Byanyalau)  wurde  durch 
die  Königin- Wittwe  vergiftet,  die  Phaya  Ailao  (Binjatin-mein), 
dem  Gouvemeur  von  Myang  Satong,  ihre  Hand  und  die  Krone 
Motama's  anbot.  Unter  diesem  Könige  wurde  die  Freundschaft  mit 
Sukothay  abgebrochen  (1348  p.  d.).  Sein  Nachfolger  Phaya  U 
oder  Phrachao  Xangphuek  (Binja-ou  der  Birmanen)  schlug  Ge- 
neral Uphit  des  Königs  von  Xiengmai,  der  Satong,  Takkbala, 
Vahn,  Sangrön  und  Nakhon-thöng  erobert  hatte,  von  Hotama 
zurück  (710)  und  schickte,  zur  Stärkung  der  Religion,  einen 
Gesandten  an  den  König  von  Lankha-thavib,  um  die  Reliquien 
zu  holen,  über  denen  dann  ein  Phra-Chedi  erbaut  wurde.  Der  weisse 
Elephant  verschwand  plötzlich  (716),  und  da  der  König  hörte, 
dass  sich  im  Walde  ein  anderer  gezeigt  hätte,  so  zog  er  hin,  um 
denselben  zu  empfangen.  In  seiner  Abwesenheit  bemächtigte 
sich  der  Edelmann  Pattaba  der  Gewalt  in  der  Stadt.  Der  König 
fand  die  Thore  bei  der  Rückkehr  verschlossen  und  die  Königin, 
die  sie  öffnen  lassen  wollte,  wurde  getödtet.  Die  Empörer  brach- 
ten dann  die  Frauen  und  Kinder  derEdelleute,  die  sich  im  Lager 
des  Königs  fanden,  auf  die  Hauern  der  Stadt,  peinigten  und  miss- 
handelten sie  vor  den  Augen  ihrer  Eheleute  und  Väter,  und 
drohten  sie  zu  tödten ,  wenn  ein  Angriff  gemacht  würde.  Bei 
Nacht  entfernten  sich  die  meisten  Begleiter  des  Kteigs  heimlieb 


Die  Annalen  Martaban's.  271 

aus  dem  Lager,  in  die  Stadt  zurückzukehren,  und  jenem  blieb 
nichts  übrig,  als  sich  nach  der  Stadt  Vahn  zurückzuziehen.  Da  der 
Usurpator  Motama's  dem  König  von  Xiengmai  Vorschläge  machte, 
gemeinsam  die  Stadt  Vahn  zu  erobern,  bot  König  Xangphuek  dem 
Könige  von  Xiengmai  die  Hand  seiner  Tochter  an ,  um  ihn  durch 
Verschwägerung  zum  Freunde  zu  gewinnen.  Als  bald  darauf  die 
Königin  starb,  Hess  er  alle  Bürger  Vahn's  sich  die  Kopfhaare 
abrasiren,  und  diesen  Umstand  benutzte  Pattaba,  einige  Hundert 
seiner  Anhänger  mit  kahlgeschorenen  Köpfen  in  die  Stadt  einzu- 
schmuggeln, die  sich  plötzlich  früh  am  Morgen  erhoben  und  der 
Thore  bemächtigten ,  so  dass  der  König  kaum  Zeit  hatte ,  auf 
seinem  Elephanten  zu  entfliehen.  Er  begab  sich  zu  seiner 
Schwester  in  Pakho  oder  Pegu,  und  verblieb  fortan  in  dieser 
Stadt  (720  Ch.  S.),  die  jetzt  wieder  die  königliche  Residenz 
einer  selbständigen  Monarchie  wurde. 

'  In  diese  Zeit  fällt  die  Eroberung  Martaban's  durch  König 
Uthong  von  Siam  (1350  p.  d.).  Bei  der  Austreibung  derSiamesen 
durch  den  Talein-König  von  Molmein  heisst  es,  dass  sie  nicht 
in  einer  Schlacht,  sondern  durch  das  Erbauen  einer  falschen  Pa- 
gode besiegt  wurden.  Nach  Andern  waren  es  die  Birmanen ,  die 
die  Pagode  Kjeik-pungoo  rascher  beendeten,  als  die  Schan  die 
Pagode  von  Kjeik-tanbau.  König  Theha,  Sohn  Dhammaraza's, 
oder  Mukkha  regierte  (1426  p.  d.)  über  die  vereinigten  Reiche 
Pegu's  und  Martaban's. 

AufKönigHattirazaoderByanya  (1453  p.d.)  folgte  Dhamma- 
watie  oder  Poparaza  (1474  p.  d.),  unter  dem  der  Talein-General 
Thameinparau  den  Eisenpfeiler  des  Königs  von  Pegu  an  den  Gren- 
zen China's  errichtete,  aber  auf  seinem  Rückwege  von  den  Birma- 
nen zum  Gefangenen  gemacht  wurde  (1477  p.d.).  Von  König  Thu- 
nekktsa  werden  seine  reichen  Schenkungen  an  die  Pagode  Ran- 
gun's  gerühmt.  Bei  der  wachsenden  Macht  der  Brama-Könige 
wurde  auchMartaban  absorbirt  und  sein  letzter  Fürst,  nachdem  er 
seine  Frauen  und  Kinder  qualvoll  hatte  enden  sehen,  mit  einem 
Stein  um  den  Hals  in's  Meer  geworfen  (1544  p.  d.). 


Die  Geschichte  lloDg$a\vaddr& 

Nachdem  der  aus  Motania  vertriebene  (716)  König  Phaya 
Xang  Phuek  oder  Pienjauh  seine  Residenz  in  Hongsawaddi  auf- 
geschlagen, wurde  diese  Stadt  vergrössert  und  verschönert  (730 
Ch.  S.).  Er  begann  die  Erweiterung  der  Psigode  Rangun's  und 
flpanzte  Schösslinge  des  heiligen Bodhi-Baunis.  Beim  Treuesch war 
tranken  die  Grossen  das  Blut  aus  der  Fusssohle  des  Königs. 
Die  Regierung  des  Königs  wurde  vielfach  beunruhigt  durch  die 
■Liebesintriguen  seiner  Schwester  Maha-Thevada»  die  noch  in 
ihren  alten  Tagen  sich  gern  den  Hof  machen  Hess  und  deshalb 
vom  Volke  in  Spottliedern  verhöhnt  wurde,  sowie  durch  die  ehr- 
geizigen Pläne  Phaya  Noi's ,  der  beim  Tode  Xang  Phuek's  (749 
Ch.  S.)  auf  dem  Throne  folgte  unter  dem  Titel  Phra  Chao  Raxa- 
thirat.  Er  eroberte  Motama  (750)  und  schloss  ein  BQndniss  mit 
Monthienthong,  dem  Könige  von  Krung-Ava  (Ait-Ava),  als 
Phrachao  Farang  Mangsixava,  der  eine  grosse  Armee  von  Phama 
und  Thai-yay  ausgehoben  hatte ,  mit  einem  Angriff  drohte  (753). 
Als  bei  dem  Tode  des  Phrachao  Farang  Mangsixava  der  Sohn 
desselben,  Suniet,  unter  dem  Titel  Phrachao  Farang  Mangkhong 
gefolgt  und  durch  die  Empörung  seines  Bruders  Mangnithat  iu 
anhaltende  Kriege  verwickelt  war,  rückte  Raxathirat  mit  seinen 
Peguern  auf  Ava  ( Angva) ,  und  König  Farang  Mangkhong>  der 
ihm  keine  Rüstungen  entgegenzustellen  hatte,  schickte  den  Phra 
Sangkharat  (das  bischöfliche  Haupt  der  Geistlichkeit) ,  um  ihn 
zum  Rückzüge  zu  bewegen.  Der  König,  der  leicht  ahnte,  mit 
welchem  Anliegen  der  Priester  zu  ihm  ins  I^ger  käme,  Hess  ihn 


Die  Qeschichte  HongBawaddi's.  273 

mit  absichtlicher  Veraachlässigung  für  mehrere  Stunden  unter 
seinem  Hofgesinde  stehen  und  dann,  wie  zufällig  auf  ihn  blickend 
und  sich  über  seine  Gegenwart  wundernd,  fragte  er,  wie  lange 
er  schon  da  sei.  „Seit  dem  Augenblick,  wo  Eurer  Majestät 
Augen  mich  erblickten,''  erwiederte  der  gewandte  Diplomat  und 
begann  dann  eine  lange  Verhandlung,  die  schliesslich  ihren 
Zweck  erreichte  und  die  Hauptstadt  vor  einer  Belagerung  be- 
wahrte. Als  er  mit  seinem  Heere  Über  das  Ruinenfeld  vonPagan 
zog,  baute  Baxathirat  dort  eine  Menge  Zellen  (Kudi)  für  die 
Mönche  und  kehrte  dann  nach  Hongsawaddi  zurück.  So  findet 
es  sich  in  der  siamesischen  Uebersetzung  der  peguanischen  Ge- 
schichte, aber  auch  die  birmanischen  Bücher  rechnen  damals 
Pagan  oder  Paukhan  zu  dem  Gebiete  Pegu's ,  wie  aus  folgender 
Erzählung  derselben  hervorgeht. 

Unter  der  Kegierung  Min-kaun-gyi's  in  Ava  entstand  eine 
Ketzerei  unter  den  Pungyi,  die  Angriffe  gegen  den  Pitakhat 
schrieben.  Der  König  stellte  eine  strenge  Untersuchung  an  und 
ganze  Wagenladungen  ihrer  Abhandlungen  und  Dichtungen 
wurden  zur  Stadt  hinausgeführt  und  dort. verbrannt  Eine  grau- 
same Verfolgung  wurde  über  die  Ketzer  verhängt,  und  der  König 
liesB  eine  grosse  Zahl  der  Priester  hinrichten ,  auspeitschen  oder 
verbannen.  Ihr  Oberhaupt^  der  weise  Lehrer  Uttamakhyoh,  floh 
über  die  peguanische  Grenze  nach  Paukhan  und  begab  sich 
dann  auf  die  Einladung  des  Königs  Tijisaetijab  (Sohn  des  Saja- 
dih)  nach  der  Hauptstadt,  wo  er  mit  grossen  Ehren  aufgenommen 
wurde.  Bald  nach  seiner  Entfernung  schickte  Tadotidihtu- 
damahjasa,  der  König  von  Aracan,  eine  Gesandtschaft  mit 
schwierigen  Räthselfragen  an  den  König  von  Ava ,  der ,  da  Nie- 
mand an  seinem  Hofe  dieselben  zu  lösen  vermochte ,  den  König 
von  Pegu  bitten  Hess,  ihm  seinen  gelehrten  Bischof  zurück- 
zuschicken. Dieser  weigerte  sich  Anfangs,  dem  Ansuchen 
Gehör  zu  geben ,  erklärte  sich  aber  schliesslich  zur  Beise  bereit, 
wenn  für  Stärkung  auf  derselben  ihm  drei  Dinge  von  Ava  geschickt 
wtlrden ,  deren  Gebittuch  der  puritanische  König  von  Pegu  ver- 
boten hatte ,  nämlich  Branntwein ,  Opium  und  Hanfextract  Der 
nach  Ava  zurückkehrende  Bote  brachte  von  dort  das  Verlangte 

BmitiABfOttMUn.  I.  18 


274  Pegu. 

und  nachdem  er  die  stärkenden  Medicinen  eingenommen,  machte 
er  Bich  mit.  ihnen  auf  den  Weg.  An  dem  zur  Disputation  fest- 
gesetzten Tage  nahm  der  aracanische  Gesandte  einen  kleinen 
Vogel  in  seine  Hand ,  den  er  durch  den  Druck  der  Finger  tödten- 
konnte,  und  fragte,  ob  derselbe  todt  oder  lebendig  sei.  Sein 
scharfsinniger  Gegner ,  die  List  bemerkend ,  stellte  sich  auf  die 
mittelste  der  drei  Stufen,  die  zum  Throne  führten,  und  verlangte, 
dass  er  vorher  entscheide,  ob  er  hinauf-  oder  hinabsteigen  würde. 
Diese  Vogelfrage  wird  schon  in  Gautama's  LiebensbeBchreibungen 
in  ähnlicher  Weise  erwähnt.  Uebrigens  wird  dieses  Wortgefecht 
nur  in  der  beliebten  Weise  der  Buddhisten  eine  Beschönigung 
für  das  blutigere  sein ,  in  welchem  Menkaun  oder  Maugaung  mit 
Oundvai  kämpfte. 

Als  Phrachao  Farang  Mangkhong  sich  durch  die  Unter- 
werfung von  Myang  Takeng  und  Myang  Thay-yai  freier  fühlte, 
sann  er  darauf,  den  früheren  Einfall  des  Königs  von  Pegu  zu 
rächen  und  schickte  Briefe  an  die  Lao  von  Xiengmäi ,  um  sie  zu 
einem  Bündniss  gegen  ihren  gemeinsamen  Feind  zu  bewegen. 
Die  birmanischen  Gesandten  wurden  indess  auf  ihrem  Rückwege 
durch  den  Gouverneur  von  Myang  Tieng,  dessen  Gebiet  sie 
streiften,  aufgefangen,  nach  Hongsawaddi  gebracht  und  dort  hin- 
gerichtet. Nach  der  Eroberung  von  Takengj  wo  der  vom  König 
Monthienthong  vertriebene  Naramin  wieder  eingesetzt,  führte 
Raxathirat  auf  dem  Feldzuge  gegen  Phasim  viele  Künstler  und 
Handwerker  fort,*  die  er  in  Hongsawaddi  ansiedelte  und  zur  Aus- 
schmückung seiner  Paläste  verwandte.  Ueber  Farang  Mangkhong, 
der  mit  einer  grossen  Armee  in  Pegu  eingebrochen  war,  gewann 
er  einen  glänzenden  Sieg ,  bei  dem  der  Fluss  zu  Hülfe  kam  und 
durch  sein  Steigen  den  Rückzug  der  Feinde  hinderte ,  so  dass 
eine  grosse  Menge  derselben  zu  Grunde  ging.  Bei  seiner  Rück- 
kehr nach  Ava  wurde  Farang  Mangkhong  von  dem  Chao  Krung 
Chin  (dem  Kaiser  Ghina's)  angegriffen  und  konnte  dem  heraus- 
fordernden Kämpen  desselben ,  Kamari  genannt ,  nur  einen  ge- 
fangenen Peguer  entgegenstellen ,  da  keiner  unter  seinen  bir- 
manischen Soldaten  ihm  gewachsen  war  (785).  Der  Chinese 
war  ganz  in  Eisen  gekleidet  und  sein  Gegner  schlug  ihm  deshalb 


Die*  Geschichte  Hong8awaddi*8.  275 

vor»  dass  sie  erat  in  ritterlichen  Spielen  ihre  Reiterkünste  zeigen 
wollten,  ehe  sie  den  ernstlichen  Kampf  begännen.  Während 
dieser  drehte  der  Peguer  seinen  KOrper  in  allen  möglichen 
Wendungen  und  Verrenkungen  herum ,  den  ihm  nachahmenden 
Chinesen  beobachtend,  um  zu  sehen,  wo  die  Gelenke  des 
Harnisches  in  einander  fassten.  Dort  versetzte  er  ihm  dann  den 
tödtlichen  Streich ,  als  der  Kampf  begonnen.  Der  zweite  Krieg 
zwischen  Raxathirat  und  Farang  Mangkhong  war  ausgebrochen, 
weil  die  Birmanen  den  Bewohnern  von  Phrahmdehn  nicht  erlauben 
wollten,  das  Petroleum  zu  schöpfen,  obwohl  in  dem  vorigen 
Frieden  ausgemacht  worden  war,  dass  das  SUdende  der  Wasser- 
lachen im  Berge  Pratong  zu  Pegu  gehöre  und  nur  das  nördliche 
birmanisches  Gebiet  sei.  Phra  Chao  Raxathirat  fügte  neue  An- 
bauten zu  der  Pagode  Mutao  hinzu,  die  von  dem  „Könige  Dit*' 
zuerst  begonnen  war,  d.  h.  in  uralten  Zeiten.  Unter  ihm  erhielt 
Pegu  den  Namen  Hongsawaddi. 

Auf  Phra  Chao  Raxathirat  oder  Hariaseh  folgte  sein  Sohn 
Muttareah  und  dann  (783)  dessen  Bruder  Pinjaremkeik.  /Seinem 
Sohn  Penjataoh  (f  822)  succedirte  sein  Neffe  Pienjakinteah 
(t  825) ;  bei  dem  Tode  des  nächsten  Nachfolgers,  Miautauh,  regierte 
dessen  Tochter,  die  Königin  Pünjatauk,  und  dann  (832)  Upareseah. 

Diese  Namen  giebt  die  peguanische  Geschichte ,  und  unter 
dem  letztern  wird  Hongsawaddi  an  das  Königreich  Tongu  gefallen 
sein,  dessen  Macht  (1485  p.  d.)  durch  Zeyathura  begründet 
wurde.  Die  siamesische  Uebersetzung,  die  mir  zu  Gebote  steht, 
fbllt  die  ganzie  Zeit  mit  den  Namen  von  ein  paar  Königen  aus, 
die  mehr  Productionen  der  Dichtkunst,  als  historische  Figuren 
zu  sein  scheinen ,  wie  mit  solchen  die  hinterindische  Geschichte 
zweifelhafte  Zeitperioden  zu  überdecken  pflegt. 

Während  die  vereinigten  Königreiche  von  Pegu  und  Tongu 
von  denjenigen  Königen  Tongu's  aus  birmanischem  Geschlechte, 
die  in  Pegu  residiren  und  bei  den  mittelalterlichen  Reisenden 
die  Bramakönige*)  heissen,  regiert  wurden,  fallen  die  mit 


*)  Pinto  sagt ,  dass  das  Königreich  Pegu  von  dem  Hochlande  Panganiraa 
nmgeben  sei,  wo  die  Nation  der  Bramaas  wohne  (1546). 

18* 


276 


am  weisse  Elephanten  geführten  Kriege ,  oder  aber  nieh 
De  Couto  um  Prinzessinnen.  O  Brama  fez  com  elles  pazes  com 
estas  eondi^oes,  qne  o  Bey  de  Stao  ficaria  sen  Tasallo  Ihe  daria 
homa  filha  para  casar  com  ello  e  que  todos  os  annos  Ihe  mandaria 
dos  seos  principaes.  Indess  widersetzten  sich  die  siamesischen 
Grossen  später  der  Einforderung  dieses  Tributs  und  erschlugen 
die  peguanischen  Gesandten.  Nach  Fitch  hatte  der  K5nig  ron 
Pegu  vier  weisse  Elephanten  und  schickte  zu  solchen  Königen, 
die  davon  besassen,  um  sie  für  sich  zu  verlangen. 

Gleichzeitig  mit  Darsha  inPegu  (1526)  regierte  Thengathon 
in  Molmein  (1527).  Hentara  (Mentaragyi)  oder  Mohauparaia 
(Talanga  oder  Para  Mendara),  König  von  Tongu,  eroberte  (1531) 
das  schon  seinem  Vater  tributpflichtige  Pegu  und  bemichtigte 
sich  Martaban's  mit  Hülfe  einer  portugiesischen  Flotte,  vos 
Cayero  befehligt  Der  gefangene  König  wurde  in  schwarzes 
Sammet  gekleidet  auf  einem  Elephanten  umhergefbhrt,  mit  einem  ^ 
Strick  am  Halse,  in  Gegenwart  der  Königin  mit  zwei  Söhnen 
und  zwei  Töchtern,  die  von  vierzig  Ehrenfräulein  umgeben, 
herbeigebracht  waren.  Nachdem  sie  an  den  Beinen  aufgehingt 
waren ,  wurde  der  König  mit  Steinen  belastet  ins  Meer  gestOrzt 
Bei  der  Eroberung  Prome's  wurde  die  Tochter  des  Königs  voi 
Ava,  die  die  Stadt  verwaltete,  gefangen  und  Turpin  erzählt:  La 
reine  toute  nue  fut  livr^e  ä  la  brutalit^  du  soldat  eflMn^  des  boor- 
reaux  arm^s  de  fouets  lui  d^hirerent  le  corps.  Cregen  Siam 
ziehend  (1544),  belagerte  Mentara  Ayuthia  und  Hess  es  dureh 
Eisen  wagen  berennen,  auf  die  hohe  Thttrme  gebaut  waren. 
Nachdem  der  Bramakönig  Melitay  erobert  hatte,  schickte  er 
(1546)  eine  (jesandtschaft  an  den  Calaminha*)  in  Timplan, 
weil  sich  der  König  von  Ava  mit  dem  Siammon,  Kaiser  von  Pno- 
dalus  (das  Schan-Königreich  der  Pong),  verbündet  hatte.  Der 
Shemin  von  Saton  (Samein  von  Sittang)  gerieth  naeh  seiner 


*)  Nach  dem  Bache  Sigipaton's  wurde  Thomms  Modeliar  in  IndieB  bit- 
Sericbtet,  weil  er  predigte ,  dass  der  Menscb  gewordene  Gott  gestorben  sei,  aber 
seine  Lebre  gewann  sablreiche  Anbänger  im  Beicbe  de?  Calaminha,  bis  dort 
Terboten  wnrde,  dass  Qott  am  Krenae  gestorben  sei.  Doch  hatte  sich  beim 
Niesen  der  Spruch  be¥rahrt,  der  wahre  Gott  ist  Drei  mid  Eins. 


i 


Die  Geschichte  HoDgsawaddrs.  277 

Mordthat  in  Krieg  mit  Shemindu,  einem  Sprossen  des  alten 
Königsgeschlechts  von  Pegu,  der  seine  Rechte  auf  die  Krone 
geltend  zu  machen  suchte ,  aber  1552  fiel  Pegu  aufs  Neue  in  die 
(Gewalt  Tongu'Sy  wo  damals  Aleagar  (der  Brama-König  Pegu's) 
oder  Chaumigren  herrschte,  der  Milchbruder  Mentara's,  dem  er 
seine  Siege  erfochten  hatte.  Nachdem  dieser  König  Ava,  Mo- 
goung,  Zimmay  nebst  dem  westlichen  Yunan  und  mit  Jangoma 
(1556  p.  d.)  alle  Länder  der  Laos  sich  unterthänig  gemacht  hatte, 
eroberte  er  1555  Ayuthia.  In  Folge  von  Klagen  des  durch  Ein- 
fiLlle  belästigten  Häuptlings  von  Momeit  wurden  die  neun  Schan- 
staaten  (Koshanpyi  oder  Kopyidaung)  angegriffen  und  annectirt, 
die  Hauptstadt  Aracan's  indess  vergeblich  belagert. 

Für  kurze  Zeit  hatten  die  damals  weit  berühmten  Brama- 
Könige  fast  ganz  Hinterindien  unter  ihrem  Scepter  vereinigt.  £1 
Bey  del  reyno  de  Pegu  habia  sido  seiior  de  un  grande  Imperio, 
conteniendo  las  ciudades  y  reynos  de  Prom,  Melintay,  Calam, 
Bacam,  Mirandu  y  Ava ,  todos  poblados  de  los  Bramos  6  Bremos, 
sagt  de  la  Puente.  lieber  seine  Eintheilung  bemerkt  de  Barros : 
Em  baixo  o  reyno  de  Brema  se  cham  a  Bremä  Ovä,  e  logo  Bremä 
Tangut,  depois  Bremä  Pram  e  mais  acima  Bremä  Becä  et  por 
cabefa  Bremä  Lima.  Nach  Sheldon  wurde  Pegu  im  Norden 
durch  das  Land  Brama,  das  Gebiet  des  Siammon  und  des  Cala- 
minha ,  im  Süden  durch  das  Grenzgebirge  Preh  ( Aracan's)  und 
die  bengalische  Bucht,  im  Osten  durch  das  Land  Laos,  im  Süden 
durch  das  Königreich  Siam  begrenzt.  Die  Beisenden  sind  etwas 
masslos  in  ihren  Ausdrücken,  die  Macht  dieser  Könige  zu  be- 
schreiben, die  sie  noch  über  den  „  Gross  -  Türken '^  stellen. 
There  is  not  a  king  on  earth ,  that  hath  more  power  or  strength 
than  this  king  of  Pegue,  because  he  has  26  crowned  kings  at  bis 
command,  sagt  Frederick.  Sie  zählen  ihre  Soldaten  bei  Millionen, 
und  de  Cruz  (1555)  erwähnt  die  zahlreichen  Flotten  der  Brames. 
Spätere  Reisende  erzählen  aus  der  Zeit,  wo  Naret  siegreich  vor- 
räckte,  wie  der  König  von  Tongu  mit  grosser  Heeresmacht 
herabgekommen  sei  und  den  König  von  Hongsawaddi  mit  sich 
fortgenommen  habe ,  angeblich  um  ihn  gegen  die  Angriffe  seiner 
Feinde  zu  schützen.    Die  siamesische  Geschichte  spricht  nicht 


278  ^e«n- 

nur  von  der  temporären  Eroberung  Hongsawaddi's  durch  König 
Naret,  sondern  auch  von  der  spätem  Verödung  der  vormaligen 
Hauptstadt,  deren  Paläste  sich  alle  in  Klöster  verwandelt  hätten. 
Nachdem  der  König  Phrachao  Kateh,  der  ein  Verwandter  Naret's 
gewesen,  das  Kloster  Sanamxai  gebaut,  wären  alle  Bewohner 
Hongsawaddi's  Mönche  geworden  und  die  Stadt  habe  ihren  Na- 
men in  Songphanburi  (die  Stadt  des  Priesterheeres)  verändert 
Mit  dem  Tode  des  Königs ,  nach  einer  Regierung  von  40  Jahren, 
sei  das  königliche  Geschlecht  erloschen. 

Der  Verfall  trat  schon  unter  dem  Nachfolger  des  so  hochge- 
feierten Brama  ein,  welchem  sein  zum  Statthalter  von  Jangoma  ein- 
gesetzter Bruder  nach  der  Krone  trachtete,  indem  das  durch  die 
beständigen  Kriege  erschöpfte  Pegu  unter  den  verwüstenden  In- 
vasionen von  Aracan,  von  Siam,  von  Tongu  und  Ava  aus  za 
Grunde  ging*  Die  Eingebornen  Pegu's  (heisst  es  bei  Purchas) 
sind,  wenn  noch  nicht  völlig  vertilgt,  so  doch  meistens  in  fremde 
Länder  geflohen.  Pimenta  erwähnt  der  Zerstörung  der  peguani- 
schen  Monarchie  nach  den  aus  Indien  kommenden  Nachrichten 
(1598),  und  Boves  fand  (1600)  die  Städte  zerstört,  die  Felder  in 
Wüsteneien  verwandelt,  und  die  Strassen  und  Flüsse  voll  mensch- 
licher Gerippe  und  verwesender  Leichen,  nachdem  der  König  von 
den  Königen  Aracan's  und  Tongu's  getödtet  worden.  Der  weisse 
Elephant  des  letzten  Königs  von  Pegu  wurde  (nach  Leblanc)  von 
dem  Könige  Aracan's  fortgeführt,  der  dann  seinem  früher  ein- 
facheren Titel ,  als  Palastfürst ,  dieses  Epithet  zufügte. 

Die  klarste  Uebersicht  über  diese  in  den  einheimischen 
Geschichtsbüchern  verworrene  Periode,  wo  die  Hegemonie 
zwischen  den  drei  Bivalenstädten  wechselte ,  lässt  sich  aus  den 
Darstellungen  der  damals  in  Hinterindien  anwesenden  Europäer 
gewinnen,  und  in  vergleichender  Zusammenstellung  der  bei  die- 
sen unparteiischen  Zuschauem  zerstreuten  Andeutungen  lässt 
sich  folgendes  Kesumö  ziehen.  Als  Bressagukan  (1518  p.  d.) 
über  Pegu  herrschte,  langte  Anton  Correa  (1519)  zum  Abschluss 
eines  Friedens  an  seinem  Hofe  an.  Der  König  wurde  1539  durch 
die  in  den  Gruben  arbeitenden  Unterthanen  des  ihm  zinspflichti- 
gen Para  Mendara  (König  der  Barmas)  getödtet.    Da  die  Thron- 


i 


Die  Geschichte  HoDgsawaddi's.  279 

besteigung  des  Dacha  Eupi  von  andern  Kronprätendenten  be- 
stritten wurde,  bemächtigte  sich  Para  Mendara  Jes  Reiches  Pegu 
and  eroberte  1544  Martaban.  Nach  dem  auf  die  Zerstörung  Prome's 
(1545)  folgenden  Fall  des  (von  Mons  vertheidigten)  Meletay,  be- 
gab sich  der  König  von  Ava  unter  den  Schutz  des  Siammon 
(Kaisers  von  Pandalus) ,  und  erbot  sich  gegen  Unterstützung  an 
Httlfstruppen  Tribut  zu  zahlen ,  worauf  der  Bramakönig  mit  dem 
in  Timplam  residirenden  Calaminha  (Herr  der  Welt)  eine  Allianz 
abschloss.  Eine  Unternehmung  gegen  das  Königreich  Seyadi 
schlug  fehl.  Von  der  Belagerung  Siam's  (1548)  wurde  Para  Men- 
dara durch  den  Aufstand  des  Shoripam  Shay  in  Pegu  zurückgerufen, 
der  von  dem  Volke  aus  dem  Kloster  auf  den  Thron  gesetzt  war, 
unter  dem  Titel  Shemindu,  aber  bei  Annäherung  des  königlichen 
Heeres  geschlagen  wurde  und  entfloh.  Indess  brach  bald  ein 
neuer  Aufstand  in  Martaban  aus ,  wo  der  Chalagomim  oder  Gou- 
verneur sich  zum  Shemindü  erklärte,  und  als  der  König  Para 
Mendara  den  ihm  verdächtigen  Shemin  von  Satan  oder  Zatan  zu 
sieh  rief,  wurde  er  von  diesem,  der  für  sein  Leben  fürchtete,  er- 
mordet. Nachdem  Chaumigren,  der  Milchbruder  des  Para  Men- 
dara, sich  mit  seinen  Birmanen  nach  Tongu  zurückgezogen, 
wurde  der  Shemin  von  Zatan  durch  das  peguanische  Heer  zum 
König  ausgerufen ,  aber  die  Vornehmen  schlugen  sich  meist  zu 
der  Partei  des  geflüchteten  Shemindü,  der  bald  eine  hinläng- 
liche Armee  zusammen  hatte,  um  die  Hauptstadt  Pegu  anzugreifen, 
und  bei  der  Belagerung  wurde  der  Shemin  durch  einen  von  6on- 
zalo  Neto  abgefeuerten  Schuss  getödtet  (1551  p.  d.).  Die  ge- 
rechte und  sanfte  Begierung  des  Shemindü  wurde  durch  den 
Einbruch  des  siegreichen  Chaumigren  beendet  (1553),  der  den 
Shemindü  hinrichten  Hess  und  in  der  Nähe  Pegu's  eine  neue 
Hauptstadt  anlegte  (1587).  Das  Königreich  Laos  wurde  1556 
erobert,  ausserdem  aber  Kavelam,  Ava,  Bakkan,  Tangram,  Prome, 
Jangoma  (mit  der  Hauptstadt  Jamahay),  Lawran,  Trukon,  Kablan 
und  Siam.  Die  Expedition  gegen  Aracan  (1581)  missglückte 
durch  Einmischung  der  Portugiesen.  Im  Jahre  1564  wurde  mit 
einer  falschen  Reliquie  eine  untergeschobene  Prinzessin  Geylon's 
heimgeführt.    Bei  dem  Tode  des  Chaumigren  (1583)  folgte  sein 


280  Pegrii. 

Sohn  Pranjinoko  (Pruiiginoko),  der  den  rebellischen  König  Yon 
Ava  im  Elephantenzwei kämpfe  tödtete  und  Ava  schleifen  liess, 
aber  durch  seinen  Hoehmuth  den  ihm  za  Hlllfe  geeilten  Prinzen 
Siam's  erbitterte  und  zum  Abfall  veranlasste.  Die  Belagerang 
Siam's  (1586)  musste  wegen  des  Steigens  des  Flusses  aufge- 
hoben werden  (1586),  und  der  herbeigerufene  König  von  Jan- 
goma  wurde  durch  den  schwarzen  Prinzen  geschlagen.  König 
Pranjinoko  schickte  seinen  Sohn  Maupa  Raja  (den  König  von 
Martaban)  gegen  Siam,  wo  er  aber  auf  dem  zweiten  Feldzuge  im 
Zweikampf  gegen  den  schwarzen  Prinzen  fiel  (1590).  Als  der 
wtlthende  Pranjinoko  dann  sein  ganzes  Volk  zum  Kriegsdienste 
pressen  wollte,  verödete  Pegu,  indem  die  Bewohner  Mönche 
wurden,  und  als  das  verboten  wurde,  in  Wälder  und  Wüsten 
entflohen  oder  sich  als  Sclaven  verkauften.  Eine  in  Kosmin  aas- 
gebrochene Empörung  wurde  unterdrückt»  aber  einige  peguanische 
Grosse  bemächtigten  sich  mit  Hülfe  der  Siamesen  der  Festung 
Murmulan ,  und  während  der  König  von  Promo  (der  Sohn  des 
Pranjinoko)  abfiel ,  kam  der  siamesische  König  zur  Belagerung 
Pegu*8 ,  hob  sie  aber  in  Folge  von  Nachrichten  aus  Kambodia 
wieder  auf  (1596).  Nachdem  der  König  von  Tongu  abgefallen, 
kam  der  König  von  Aracan  dem  Könige  von  Jangoma  in  der  Be- 
lagerung Pegu's  zuvor  und  erhielt  den  Zuzug  des  Königs  von 
Tongu,  der,  eine  Abwesenheit  seines  AUiirten  benutzend,  den 
Pranjinoko  zur  Uebergabe  beredete  und  mit  dem  grossem  Tbeil 
der  Schätze  aus  der  Festung  Makao  nach  Tongu  zurückeilte,  wo 
der  gefangene  König  getödtet  wurde  (1598).  Sein  als  Statthalter 
von  Ava  eingesetzter  Sohn  Naydu  kam  in  demselben  Jahre  bei 
einem  Empörungsversuche  um.  Der  König  von  Aracan  Hess  sich 
in  Pegu  krönen ,  wogegen  die  Könige  von  Jangoma  und  Siam 
den  König  von  Tongu  verfolgten ,  um  ihm  seine  Schätze  wieder 
abzujagen.  Bei  der  Belagerung  Siriam's  bemächtigte  sich  der 
König  von  Ava  (1613)  der  Stadt  Pegu  und  verlegte  1620  seine 
Residenz  dahin,  nachdem  1616  Jangoma  wieder  erobert  war. 

Den  ersten  Anlass  zu  den  Kriegen  zwischen  Pegu  und  Siam 
gab  das  Bild  des  Gottes  Samsai,  das  peguanische  Schiffer  aus 
Ayuthia  geraubt  hatten,   und   das  die  Bewohner  dieser  Stadt 


Die  Geschichte  HoDgsawaddi's.  281 

zurückforderten,  da  seit  seiner  Entführung  wiederholter  MisswachB 
die  Ernten  zerstört  habe.  Der  König  von  Pegu  versagte  die 
Herausgabe,  da  der  Gott  absichtlich  und  freiwillig  aus  Slam  aus- 
gewandert sei,  weil  er  das  ruchlose  Treiben  der  Ungläubigen 
nicht  länger  habe  ansehen  können.  Als  datauf  von  siamesischer 
Seite  vielfache  Einfälle  über  die  Grenze  gemacht  wurden ,  zog 
der  König  von  Pegu  gegen  Ayüthia  und  fand  nur  geringen  Wider- 
stand ,  da  der  grösste  Theil  des  siamesischen  Heeres  in  Kambodia 
abwesend  war.  Als  König  Mahashakraphatraxatirat  ihm  mit  den 
in  der  Eile  zusammengerafften  Truppen  entgegentrat,  trafen  in 
der  Schlacht  die  beiden  Könige  auf  einander,  aber  der  Elephant 
des  siamesischen  ergriff  die  Flucht  und  seine  heldenmUthige 
Gattin  Surijothai  konnte  die  Niederlage  nicht  verhindern.  Der 
König  von  Pegu  oder  König  der  Burmas  (Mentaragyi)  musste 
damals ,  aus  Mangel  an  Lebensmitteln,  die  Belagerung  aufheben 
(1553  p.  d.),  kehrte  aber,  als  ihm  zwei  der  weissen  Elephanten 
verweigert  wurden,  mit  solcher  Uebermacht  zurttck,  dass  ihm 
der  König  von  Siam  (Chao  Xang  Phuek)  viere  aus  seinen  sieben 
aosliefem  musste  (1546  p.  d.).  Als  dessen  Sohn  Phra  Chao 
Xang -Phuek  Über  Yergnttgungen  das  Regierungsgeschäft  ver- 
nachlässigte und  den  Wohlstand  des  vorher  blühenden  Landes 
zerrüttete,  unternahm  der  Brama-König  Pegu's  (Aleagar)  einen 
neuen  Feldzug  gegen  Siam  (1555  p.  d.)  und  eroberte  nach  langer 
Belagerung  die  Hauptstadt,  die  er  gänzlich  ausplünderte  und  ver- 
wüstete ,  relinquens  ibi  tantum  mille  homines  sub  imperio  Phra- 
Thammaraxathirat  olim  regis  Phitsilok,  schreibt  Pallegoix. 
Dieses  Phitomulok  kann  nicht  in  Birma  liegen,  wie  Lassen  ver- 
mutbet,  sondern  ist  die  in  der  siamesischen  Vorgeschichte  be- 
rühmte Stadt  Phitsanulok  an  dem  gleichnamigen  Seitenfluss  des 
Menam ,  wo  der  peguanische  König  einen  Gouverneur  einsetzte, 
am  die  eroberte  Provinz  zu  verwalten.  Ich  werde  hierauf  bei  der 
Geschichte  Siam's  zurückkommen ,  nach  den  in  Bangkok  genom- 
menen Abschriften.  Unter  der  reichen  Beute  an  Edelsteinen,  die 
aas  dem  Königreich  Silon  (Siam)  gebracht  war,  sah  Bidbi  (1580) 
auch  in-  grosser  Kunst  gearbeitete  Kühe,  die  als  Phrakoh  wahr- 
scheinlich aus  Kambodia  geraubt  waren.     Mit  dem  Auftreten 


282  Peg«. 

Phra  Naref  s  wendet  sich  das  Kriegsglttck  UBd  auch  die  €Mlter 
gingen  jetzt  treulos  zu  dem  Sieger  über,  auf  dessen  Seite  sie  im 
Jahre  941  kämpften ,  wie  die  siamesischen  Chroniken  erzählen. 
Die  ruhmvollen  Kriegsthaten  dieses  Königs ,  die  meist  sein  Bru- 
der Narai  mit  ihm  theilte,  setzten  Pegu  wie  Kambodia  in  Schreeken. 
Nach  der  Vernichtung  Lftwek's  wurde  Hongsawaddi  und  Marta- 
ban  erobert  und  beide  Stftdte  von  siamesischen  Beamten  rerwaltet 
Naret  dehnte  seine  Eroberungen  bis  zum  Sittang  aus ,  wo  noch 
jetzt  die  von  den  Siamesen  errichteten  Befestigungen  zu  sehea 
sind 9  starb  aber,  als  er  ttber  Tongu  gegen  Ava  zog  (1595  p.  d.X 
und  unter  den  Palastrevolutionen ,  die  in  der  folgenden  Zeit  den 
Thron  Siam's  mit  Blut  befleckten,  gingen  die  meisten  Eroberungen 
wieder  verloren. 

Fhra-Maha-Birttkthon,  der  als  Gouverneur  von  Hongsawaddi 
(949  Ch.  S.)  sich  mit  dem  Tode  Phra  Naref  s  unabhängig  machte, 
schickte  zum  Hofe  in  Langka  für  Bestiltigung  seiner  KGnigswttrde 
und  erhielt  den  Titel  Phra-Sri-Sokaya  vongsadhammaehedi.  Bei 
seinem  Tode  folgte  sein  Sohn  (979),  aber  nach  neun  KGnigea 
starb  die  königliche  Familie  aus.  Im  Jahre  983  hatte  Hongsa- 
waddi eine  Belagerung  durch  den  Sohn  des  birmanischen  Königs 
zu  bestehen,  der  nach  Besiegung  Philip's  deBritos  dieAracanesen 
verjagt  hatte. 

Den  von  Cevlon  aus  betitelten  König  Hongsawaddi's  nennt 
die  Geschichte  Pegu's  in  der  siamesischen  Uebersetzong  Phra- 
Maha-Pidok-thon  und  macht  ihn  zu  einer  Art  Salomo.  Er  erhält 
allerlei  Boten  von  dem  Kaiser  China's ,  der  ihn  durch  wunder- 
bare Maschinerien  und  bewegliche  Puppen  ttberraschen  will,  oder 
von  dem  Könige  von  Ayuthia  (Siam),  der  ihm  Räthsel  und  ver- 
wickelte Streitfragen  vorlegt,  aus  der  Jurisprudenz  oder  aus  den 
Naturwissenschaften.  So  fragt  er  z.  B. ,  was  die  grOsste  Zahl 
von  Blättern  sei,  die  ein  Baum  trage,  und  erhält  von  diesem 
peguanischen  Vorgänger  Linn^'s  zur  Antwort ,  dass  keiner  mehr 
als  zwei  habe,  da  es  ausser  Monocotvledonen  nur  Dikotyledonei 
gäbe.  Zuletzt  kommt  auch  noch  eine  Cresandtsehaft  ans  Langka 
(Ceylon) ,  die  in  Siriam  (Sieng)  landet  und  mit  grossen  Ehrenbe- 
zeigungen empfangen  wird.  DerPhrachao  von  Hongsawaddi  (der 


Die  Geschichte  Hongsawaddi's.  283 

König  von  Hongsawaddi)  schickte  denPhraPhutthaKhosacharya 
rasacbara  nach  Myang  Langka,  um  dorther  Risse  von  den  Pa^ 
lasten ,  des  Phrabat  und  der  Viharas  zurückzubringen.  Die  Kö- 
nige von  Xiengmai  und  Lanxang  wünschten  ihm  ihre  Töchter  zur 
Vermählung  zu  geben ,  baten  aber  erst  um  Auskunft  tlber  seine 
Abstammung  und  sein  Geschlecht,  worauf  er  folgende  Antwort 
gab:  ,,In  dieser Pattha-Kalpa  giebtesfbnfPhraPhuttha-chao,  von 
denen  Phra  Kukusontho  predigte  und  als  PhraPhuttha-chao  ver- 
klärt wurde ,  worauf  er  Segen  tlber  die  Wesen  verbreitend  in  das 
Barinibban  einging.  Von  welchem  Geschlechte  stanunte  denn 
er?  War  Phra  Gonagon,  der  in  seiner  Gesetzv^rkündigung  mit 
dem  Bodi-jahn  gekrönt  wurde,  in  dem  Geschlechte  des  Phra 
Kukuson  nachfolgend?  Als  Phra  Gonagon  ins  Barinibban  einging, 
wurde  Phra  Phuttha^Kassyapa ,  nachdem  er  das  Phra  Sara-phet 
gepredigt,  zum  Phra  Phuttha-chao  transfigurirt,  und  war  Phra 
Phuttha-Kassyapa  etwa  von  dem  Geschlecht  des  Phra  Gonagon  ? 
Nachdem  PhraPhuttha-Kassjapa  insNibban  eingegangen,  wurde 
Phra  Sri-Sakjamuni  in  seiner  Gesetzverkttndigung  zu  Phra 
Phuttha-chao.  War  etwa  Phra  Sri-Sakyamuni  aus  des  Phra  Kas- 
syapa's  Geschlecht  ?  Und  doch  ist  es  nur  Alles  Eins ,  das  Ge- 
schlecht der  Buddha  (Phra  Phuttha^Yong).  Wer  nicht  die  16, 
nicht  die  8 ,  nicht  die  4  Phra  Barami  besitzt  in  den  unzähligen 
(Asangkhay)  Nutzen  der  10,000  Maha-Kalpa,  der  wird  nicht 
zom  Phra  aufsteigen.  Unser  Herr  Phra  Phuttha-chao,  auf  dem 
Kleinodien-Throne  am  Bodhi-Baume  unter  dem  weissen  Schirm 
sitzend ,  in  der  Dämmerung  des  Abend-Zwielichts ,  trieb  Phaya 
Maratbirat  mit  allen  den  Herrschern  der  Mara  zurück ,  ttberkam 
und  vernichtete  sie ;  doch  in  Betreff  der  Abstammung  aus  dem 
königlichen  Greschlecht  war  damals  der  Zusammenhang  noch 
nicht  nnterbrochen.  In  der  ersten  Nachtwache  erinnerte  er  sich 
seiner  Familienbeziehungen  und  riefdie  Persönlichkeiten  früherer 
Zeiten  in  seinen  Geist  zurück.  Die  Familienbeziehung  mit  seinem 
Greschlecht  war  noch  nicht  abgeschnitten.  In  der  mittleren  Nacht- 
wache empfing  der  Hohe  das  himmlische  Grcsicht  und  das  ttber- 
natttrliche  Gehör,  aber  die  Phra  Maha-Sommativong  (die  Familien- 
beziehung) war  noch  nicht  gebrochen.    Dann,  als  in  der  Morgen- 


284  P^«"- 

wache  der  Hohe  ttber  das  Phra  Pitisamuhabat  in  der  innem  Ver- 
knüpfung der  Wechselwirkungen  nachsann ,  dann ,  als  das  erste 
Licht  der  neuen  Dämmerung  hervorbrach ,  dann  verklärte  sich 
der  Heilige  im  Somphathijahn  als  Phra  Phuttha-chao  und  jede 
Beziehung  mit  Familie  und  Geschlecht  war  unterbrochen  und  ab- 
geschnitten. Mit  dem  Tage  gehörte  er  dem  (reschleehte  der 
Buddha  an.''  Als  KOnig  Thudaudana  seinen  Sohn  verhindern 
wollte,  in  den  Strassen  Kapilawut's  seine  Nahrung  zu  betteln  und 
ihm  vorwarf  9  dass  ein  solches  Verfahren  für  einen  Abkömmling 
der  glorreichen  FtLrsten  Thammadat  unschicklich  wäre,  erwiederte 
Buddha,  dass  diese  Abkunft  zur  königlichen  Familie  gehöre,  dass 
aber  das  Oeschlecht  der  Buddha's  ein  durchaus  verschiedenes  sei 
und  nichts  mit  Königen  oder  Fürsten  zu  thun  habe.  Mit  der 
Aufnahme  Rahula's  in  den  Mönchsstand  blieb  dann  der  Dynastie . 
kein  weiterer  Nachfolger. 

Im  Jahre  996  Ch.  S.  eroberte  Sattthn  (der König  Pegu'B)Ava 
und  im  Jahre  1000  stellte  er  den  Schirm  derRangun-Pagode,  der 
abgefallen  war,  neu  wieder  auf.  Im  Jahre  1652  p.  d.  unternahm 
der  König  Pegu's  einen  Feldzug  gegen  China,  um  den  Buddhis- 
mus in  seiner  Reinheit  wiederherzustellen.  Dann  wurden  auch 
die  Lanjans  wieder  zinsbar,  die  1647  aus  ihrer  (refangenschaft  in 
Pegu  ausgebrochen  waren  und  seitdem  die  Grenzen  durch  steteEin- 
fälle  beunruhigt  hatten.  Die  Talein-Könige  verlegten  ihre  Residenz 
nach  Ava  und  regierten  von  dort  aus  über  Hongsawaddi.  Später 
aber  brach  in  dieser  Stadt  eine  Empörung  aus,  um  die  Unabhängig- 
keit zurück  zu  erwerben.  Taaun,  der  birmanische  Statthalter, 
wurde  vom  Volke  getödtet  und  ebenso  sein  Nachfolger  Aungnean. 
Die  Talein  hofften  (1703  p.  d.)  über  die  Birmanen  zu  herrschen, 
und  es  gelang  ihnen  nach  ihrer  siegreichen  Empörung  (1740)  Ava 
zu  erobern  (1752),  aber  sie  erlagen  dem  kriegskundigen  (Alompra) 
Ungsuasiah,  dem  Könige  von  Ava,  der  mit  seinem  siegreichen  Vor- 
dringen (1754)  Pegu  eroberte  (1119  Gh.S.)  und  die  ganze  Menge 
der  dort  versammelten  Priester,  3000  an  der  Zahl,  massacriren 
Hess,  mit  Ausnahme  einiger  weniger,  die  uachMartaban  und  dann 
nach  Zimmaj  flüchteten.  Dann  zog  er  weiter,  umTschukiah(Siam) 
zu  erobern,  starb  aber  auf  dem  Feldzuge  (1122  Ch.  S.). 


Die  Geschichte  Hoogsawaddi's.  285 

Der  von  Alompra  zum  Gouverneur  Pegu's  ernannte  Bttnnia- 
sehn  hörte  später,  dass  der  eine  Empörung  ftlrchtende  König  Be- 
fehle zu  seiner  Ermordung  gegeben,  und  begab  sich  mit  dem  ihm 
anhängigen  Theil  des  Talein- Volkes  über  die  siamesische  Grenze. 
Being-della,  der  letzte  König  Pegu's  in  der  Gefangenschaft,  wurde 
1775  unter  Shembuam  hingerichtet.  König  Nyaung  jam  min- 
theragyi  erliess  allerlei  erniedrigende  und  demttthigende  Verord- 
nungen fUr  Pegu ,  einen  bestimmten  Schnitt  in  Kleidung ,  Haar- 
tracht u.  s.  w.  vorschreibend,  so  dass  die  Bewohner  haufenweise 
das  Land  verliessen  und  nachSiam  auswanderten.  Die  nationale 
Erbitterung  der  Birmanen  hatte  es  auch  auf  möglichst  gänzliche 
Vertilgung  ihrer  Erbfeinde  abgesehen  und  sie  trafen  deshalb  son- 
derbare Bestimmungen ,  z.  B. ,  dass  die  Häuser  die  Form  eines 
Sarges  haben  müssten,  um  durch  diese  ominösen  Wohnungen 
den  Tod  zu  beschleunigen ;  die  Reisstampfer  sollten  in  Form  des 
Lingam  und  der  Mörser  in  der  derYoni  sein,  wie  auch  König  La- 
litaditya  den  unterworfenen  Turushkas  eine  schimpfliche  Bezeich- 
nung von  den  Genitalien  auferlegt.  Erst  die  englische  Besetzung, 
wenigstens  nach  dem  zweiten  Kriege,  Hess  das  unterdrückte  Volk 
aufathmen.  Die  Provinz  Amherst,  als  die  Engländer  Besitz  nahmen, 
war  fast  menschenleer,  da  (wie  Helfers  erwähnt)  die  Einwohner  alle 
vor  der  Unterdrückung  der  Birmanen  geflohen  waren,  besonders 
nach  Tenasserim  und  Siam.  In  der  Umgegend  Ayuthia's  und 
Bangkok's  finden  sich  zahlreiche  Colonieen  der  Peguer  oder  Ta- 
lein ,  die  als  Mon-noi  (die  kleinen  Mon)  dort  bekannt  sind ,  oder 
auch  als  Raman. 


Slam. 


290  Siam. 

würdigen  Bonzen  und  Brahnianen*),  ihr  alle  werdet  Laien  werden, 
ihr  werdet  die  Prieatersehaft  ablegen.  Die  Haarlocke  eures 
Hauptes  abschneidend,  werdet  ihr  anfangen  Thiere  zu  tödten  und 
Fische  im  Wasser;  dann  wird  das  Gift  die  ganze  Erde  durch- 
dringen, es  wird  sich  verwandeln  und  als  „Arac"  wieder  erschei- 
nen. Dann  werden  die  ehrwürdigen  Bonzen  und  Brahnianen 
sich  besaufen,  sie  werden  besoft'en  sein,  jeder  Mann  von  euch. 
Dann  aber  erinnert  euch  der  Worte  llirathassaphon's  (des  mit 
zehn  Tugenden  Begabten),  um  den  Zorn,  die  Fleischeslust,  die 
Begierden  zu  unterdrücken,  die  euch  in  das  Verderben  bringen 
würden.  Eure  Pflicht  ist  es,  das  Volk  zu  belehren  und  unterrichten. 
Und  nehmt  das  Feuer  auf,  es  mit  gefalteten  Händen  verehrend, 
und  tragt  es  in  eure  Stadt.  Es  ist  das  Opfer  unseres  Geschlechts, 
seit  dem  Anfang  der  Zeiten,  durch  den  ascetischen  König  einge- 
setzt. Das  Volk  nmss  belehrt  werden.  Bewahrt  diese  meine 
Worte  in  eurem  Herzen,  handelt  in  allen  Dingen,  wie  ich  euch 
angewiesen  habe."  Dann  fügt«  der  heilige Büsi  die  Prophezeiung 
hinzu:  „Wenn  die  Jünger  (Phra-Savok)  und  die  Somana-Phrahm- 
Xi  nicht  länger  das  Gesetz  beachten ,  dann  wird  das  Herz  der 
Stadt  in  sieben  Stücke  zerbrechen.  Niemand  wird  länger  Sorge 
tragen.  Laien  (Krahat)  werden  Priester  (Xi),  Priester  werden 
Laien  werden,  Alle  sich  mischen  ohne  L^nterschied.  Die  noch 
Verstand  besitzen,  wird  der  Tod  rasch  fortnehmen.  Treue  und 
Glauben  verschwinden.  Keiner  kann  dem  Andern  trauen,  lieber 
euch  selbst  werdet  ihr  diese  Leiden  herabgezogen  haben.  Dies 
ist's,  was  euren  Ahn  bekümmert,  aber  in  zukünftigen  Zeiten  wird 
es  so  geschehen." 

Als  der  heilige  liüsi  seine  Abschiedsworte  gesprochen,  erhob 
er  sich  in  die  Lüfte  und  verschwand  nach  dem  hohen  Gebirge  zu, 
das  der  königliche  Berg  (Pliu  Kbau  luang)  heisst.  Dort  erfüllte 
er  das  Gesetz  der  Bcmzen  (Somanatham)  und  die  Gebote  der  fttnf 

*)  Nachdem  der  Embryo  Gautuma  Plira's  al»  Mahathammada  zum  ersten 
Könige  gewählt  war,  wurde  er  Maiiuh  genannt  (nach  dem  birraanischen  Maha 
Radza  Wonfr).  After  this  nien  of  wisdom  ,  who  desired  to  destroy  wickedncss, 
lived  in  hut,^  in  the  forest  and  ate  only  what  they  recived  in  charity.  Tbey  were 
called  Brahmans  (s.  Phayre). 


Vorgeschichte  der  nördlichen  Städte.  291 

Jana,  frei  von  den  Lüsten  des  Fleisches,  die  er  abgeworfen  hatte 
durch  die  seiner  Natur  einwohnende  Weisheit. 

Und  dann  berief  Bathammarat  die  Xaphoxi-Phrahmana  alle 
zusammen  und  versammelte  um  sieh  die  Vorsteher  der  Familien. 
Er  vertheilte  den  Boden  unter  die  Xaphoxi-Brnbmaneu  und  befahl 
Jedem  derselben,  Banden  von  Arbeitern  zu  organisiren,  für  den 
Bau  des  Walles,  vorne  8  Sok  (16  Fuss),  4  Va  (82  Fuss)  hoch, 
50  Sen  («000  Fuss)  in  der  Breite  und  100  Sen  (16,000  Fuss)  in 
der  Länge.  Bathammarat  schaute  aus  nach  Äugurien,  um  die  Omen 
an  einem  günstigen  Tage  zu  beachten ,  denn  in  seinem  Aufent- 
halte bei  den  heiligen  Eremiten,  seinen  Vätern,  hatte  er  gelernt, 
dass  am  Donnerstage  des  ersten  Monats  in  der  sechsten  Nacht  des 
zunehmenden  Mondes  im  zweiten  Jahre  der  Aera,  in  dem  Jahre 
des  Drachen,  ein  König  aufstehen  würde,  um  das  Gesetz  für 
500  Jahre  nach  dem  Niphan  Phra-Phutthi  Chao's  zu  befestigen. 
Er  überwachte  auch  die  Arbeiter  im  Steinbehauen ,  und  den 
Aufbau  der  Festungswerke. 

Und  Bathammarat,  der  durch  seine  Statur  über  alles  Volk 
hervorragte,  wurde  König.  Als  nach  sieben  Jahren  des  Mauer- 
baues die  Flügel  der  Thore,  wohl  verkalkt,  eingesetzt  waren  und 
der  Hut  der  Bürger  übergeben,  dann  liess  er  ein  Kloster  bauen 
mit  seinen  Zugehörigkeiten  und  mit  Zellen,  als  Wohnungen  für  die 
Lehrer  und  die  Priester,  worin  die  zum  Soda  Sakkithakhanada 
genannten  Grade  der  Heiligkeit  Gelangten  aufgenommen  wurden 
und  die  Xaphoxi-Phrahmana.  Er  gründete  einen  Tempel  (Vihan) 
PhraIn8uen'8(Siva'8)  und  PhraNarai'8(Narayana's)  und  errichtete 
Festlichkeiten  ein,  dass  die  Beobachtung  der  Vorschriften  im 
Gedächtniss  bewahrt  bleibe.  Für  sieben  Tage  abwechselnd, 
nahmen  sie  ihre  Nahrung  nur  nach  den  priesterlichen  Gesetzen. 
Dann  wuschen  sie  ihr  Haupt,  dann  bestiegen  sie  die  Seile  und 
schwangen  an  ihnen  zu  Ehren  Phra  Insuen's,  der  er  der  Herr  ist. 
Und  so  erwarteten  sie  die  bevorstehende  Ankunft  des  Eremiten. 

Der  Eremiten-Gott  (PhraDaoboth)  erinnerte  sich  seiner  edlen 
Nachkommenschaft,  und  in  den  Jan  Somabath  eingehend,  den 
ersten  der  verehrungswürdigen  und  himmlischen  Jana,  stieg  er 
zum  Himmel  auf  und  begab  sich  durch  die  Luft  nach  dem  Gipfel 


29ä  diam. 

des  mit  Wald  bedeckten  Berges.  Alle  Xaphoxiphrahm  beeilten 
sich  ihre  Opfergaben  zu  bringen ,  die  von  Bathammarat  nieder- 
gelegt wurden.  Dann  huldigend,  sagte  er:  „Der  Diener  der 
beiden  Herren ,  habe  ich  die  Stadt  erbaut ,  nach  den  Worten  des 
Herren  habe  ich  sie  vollendet.  Ich  bitte  jetzt  um  einen  Namen  fUr 
die  Stadt."  Der  Eremit  Satxanalai  erwiederte:  „Am  heutigen 
Tage  noch  werde  ich  aufsteigen,  um  den  Himmel  [Thevalok,  als 
die  Welt  oder  Wohnung  der  Götter,  wieTengri  im  Mongolischen] 
des  Phra-In-Savan  (des  Herren  In  am  Firmamente)  zu  besuchen, 
am  heutigen  Tage  noch  werde  ich  wieder  niederkommen:  Savan- 
Thevalok  sei  deshalb  der  Name  der  Stadt. ^  Die  Xaphoxi-Phrahm 
versammelnd,  richteten  die  heiligen  Eremiten,  Satxanalai  und 
Sitthimongkhon ,  ihre  Worte  an  sie,  fragend:  „Wen  wollt  ihr 
zumKönig?vveristderWUrdig8te?"  Alle  die  Xaphoxi-Phrahmana*) 
erwiederten:  „Bathammarat  sei  unser  König,  er  ist  der  Aelteste 
von  uns  Allen."  Dann  sprachen  die  Eremiten:  „Dreierlei  sind 
die  Herren ,  von  dreierlei  Ursprung  entsprossen  auf  der  Fläche 
der  Erde,  sie  sind:  der  König  (Krasat),  der  Besitzer  (Sethi  oder 
der  Reiche)  und  der  Phrahmana,  diese  prangen  auf  der  Erdober- 
fläche." Dann  bestätigten  die  heiligen  Eremiten  Bathammarat 
und  setzten  ihn  zum  König  ein,  unter  dem  Titel  Phaya-Thamma- 
Raxa,  und  sie  gaben  ihm  zur  Seite  eine  Gattin  königlicher  und 
himmlischer  Abkunft,  die  in  weiblicher  Linie  von  Nang  (Frau) 
^lokhali**)  herstammte,  der  Brahminin  im  Hause  Rijapunxai. 
Sie  erhoben  sie  zur  (ersten  oder  rechtmässigen)  Königin  im  Pa- 
laste des  Herrschers.  Und  die  heiligen  Eremiten  nach  einiger 
Ueberlegung  sprachen  so :  „Noch  bedarf  es  der  heiligen  Reliquien, 
die  Reliquien  schaft't  herl)ci  des  Schädels  und  der  Fingerknochen 
der  linken  Hand.  Zur  Zeit,  als  unser  Herr  ins  Niphan  einging, 
erhielt  ich  bei  der  Vertheilung durch  den  König Sritham-Sakkharat 


•)  Die  Xapho-Xi-Phrahm  werden  mitGenissen  zum  WasserspreDgen,  wiedip 
.loori  dargestellt.  In  einer  Ahsclirift  wird  bemerkt,  dass  sie  die  brahmaniscbe 
Schnnr  (Phrot)  getrajren. 

•*)  Nach  Csoma  de  Korosi  erhielt  Kolita  den  Namen  Mngalau  oder  Mongo- 
lyana,  weil  er  von  mongolischer  Familie  abstammte. 


Vorgeschichte  der  nördlichen  Stüdte.  293 

diese  Eeliquien  [Sri  Dharma  Sakkharat,  als  Titel  Ayasatru's, 
wie  auch  Asoka's].  Sie  sind  uoeh  unter  einem  Eisenbaum  [ton 
rang,  dessen  hartes  Holz  besonders  beim  Klosterbau  benutzt 
wird]  begraben  und  werden  durch  zwei  Geier  bewacht,  ein 
Männchen  und  ein  Weibchen.  Geht  denn,  und  hebt  diese 
heiligen  Reliquien ! "" 

Als  der  heilige  Eremit  diese  Ansprache  vollendet,  stieg  er 
zum  Himmel  empor,  durch  die  Luft  zum  Königsberge  gehend, 
und  dort  nach  sieben  Tagen,  als  seine  Zeit  erfüllt  war,  verliess 
er  seinen  irdischen  Körper. 

Aber  Phaya  Sri  -  Thamma  -  Kaxa  -  Chao  berief  die  Xaphoxi- 
Brahmanen  zur  Versammlung,  und  mit  ihnen  berathend,  sagteer: 
„Lasst  uns  gehen  und  des  göttlichen  Herren  Reliquien  heben  und 
sie  in  unserer  Stadt  niederlegen.  Eines  Baumeisters  bedarf  es, 
sie  wohl  und  sicher  in  der  Kapelle  zu  verwahren."  Nun  fand  sich 
ein  Mann,  Baphitsanu  genannt,  ein  Mann  mit  Namen  Baxiphit,  ein 
Mann  mitNamen  Barittijana,  ein  Mann  mit  Namen  Ba-in  unter  ihrem 
Haupt:  diese  fünf  Künstler  hielten  eine  Berathung,  wie  der  Bau 
auszuführen  sei,  und  dann  beschlossen  sie  und  sagten:  „  Wir  werden 
ein  Werk  vollenden,  schöner  und  wunderbarer,  als  je  ein  solches 
von  Architecten  auf  dem  Erdkreise  ausgeführt  ist."  Nachdem 
sie  es  ausgeführt  (wie  des  weitern  beschrieben  ist) ,  wurden  die 
Reliquien  geholt,  woher  der  Spruch  Khao  rang  reng  (der  Baum 
mit  des  Geiers  Nest)  entstand,  und  dann  verordnete  der  König, 
dass  alles  Volk  sein  Gold  und  Silber  brächte,  damit  die  Künstler 
die  Schmucksachen  des  Tempels  fertigten. 

Wie  Low  bemerkt,  nennen  die  Lao  ihr  Land  Chi-mai  (priester- 
liches Gebiet)  oder  auch  Sovannaphom  (der  goldene  Brahma), 
weil  der  erste  König  im  Traume  Brahma  vom  Plimmel  herabsteigen 
sah,  ihm  einen  goldenen  Pipul-Baum  zu  überreichen.  Der  ordi- 
nirende  Oberpriester  wird  Rawli  von  Fitch  genannt.  Xi  (Mönchs- 
priester) wird  noch  jetzt  von  den  Lao  in  einer  Weise  verwandt, 
um  Person  überhaupt  zu  bezeichnen,  denn  von  Rechtswegen  sollte 
ein  Jeder  Priester  sein.  Für  Laien  haben  sie  deshalb  auch  den 
Ausdruck  Kbon  dib,  ein  roher  oder  unreifer  Mensch.  Xieng  meint 
etwas  Schräges  und  Schiefes,  und  deshalb  eine  Stadt ,  als  von 


294  Siani- 

solchen  Leuten  bewohnt,  die,  das  Kloster  verlassend,  vom  rechten 
Wege  abgewichen.  In  Siaui  heissen  die  Laien  Bandit  (Pandita) 
oder  vielmehr  solche,  denen  man  das  Aufgeben  des  Priesterstandes 
noch  ansehen  kann ,  da  ihr  Haar  noch  nicht  gewachsen.  Auch 
die  mehr  eckigen  Alphabete  für  profane  Schriften  wurden,  im 
Gegensatz  des  runden  Pali ,  -früher  Xieng  genannt.  Alle  diese 
verschiedenen  Auslegungen  sind  jetzt  in  Wechselbeziehung  zu 
einander  gesetzt,  und  um  die  ursprüngliche  Wurzel  zu  finden, 
mUssten  erst  die  aus  mehrfachen  Sprachen  durcheinander  gewor- 
fenen Elemente  geschieden  werden. 

Die  beiden  hier  erwähnten  BrahmauinnenNangMokhali  und 
Nang  Sari  Phramani  werden  die  Mütter  der  beiden  Lieblings- 
schüler Buddha's  genannt,  PhraMokhala  und  PhraSaributr,  welch 
letzterer  Name  im  Siamesischen  auch  als  der  uneheliche  Sohn 
erklärt  werden  könnte.  The  Sanscrit  Shi-li-fuh  (Sariputra)  is 
equivalent  to  „the  son  of  the  Tsou-bird**  (sari,  a  sort  of  hawk 
with  remarkable  cyes).  This  was  a  name  derived  from  his  mother. 
At  first  he  was  a  disciple  of  the  heretic  Shan-cho-na,  well  versed 
in  the  18  Shastras.  Auf  seine  Bekehrung  folgte  die  des  Tsai- 
shuh-shi  (Muganlan  oder  Muhkinlin)  oder  Mudgalaputra,  und  jeder 
von  ihnen  führte  Buddha  250  Jünger  zu.  Von  den  beiden  Phra- 
Rüsi  wird  noch  erwähnt,  dass  sie,  als  das  Alter  der  Menschen 
sich  bis  200  Jahre  erstreckte,  16  Fuss  hoch  gewesen,  und  nach- 
dem es  sich  auf  150  Jahre  vermindert  hatte,  14  Fuss.  Nachdem 
die  10  Familien  ihre  Niederlassung  gegründet,  wurden  die  Paneha- 
Matscha  -  Kh<am  (die  fünf  Fischerdörfer  der  Mitte)  in  eine  Stadt 
vereinigt  mit  einer  Pagode  über  den  Reliquien  des  Phra  Saributr 
und  mit  den  Reliquien  des  Phra  Mokhala  im  Hause  seiner  Mutter. 
Die  nördlichen  Dörfer  (Uttara-Khamani)  waren  ursprünglich  von 
den  Xaphoxi - Phrahmana  allein  bewohnt,  die,  wie  es  vorge- 
schrieben war,  nur  mit  einander  assen  und  unter  sich  Handel 
trieben.  Low  l)emerkt,  dass  Utdha  Tapasa  oder  Maha-Rischi,  der 
sich  unter  den  birmanischen  und  siamesischen  Asterismen  finde, 
von  den  Siamesen  noch  lebend  und  älter  als  Buddha  gedacht 
werde.  In  their  histories  of  Phra-Pathom,  he  seems  alluded  to 
under  the  title  of  Utthakhut  (Assagutta  im  Pali). 


Vorgeschichte  der  nördlichen  Städte.  295 

Als  Sariputra  und  Maugalan,  unter  den  Namen  Upase  und 
Kaulithe  noch  Laien  waren,  erkannten  sie  eines  Tages  (nach  der 
Mallalingara-Wuttu),  mit  220  Begleitern  auf  einem  hohen  Berge 
stehend,  das  Prinzip  der  allgemeinen  Vergänglichkeit  alles  Irdi- 
schen und  fühlten  eine  unbezwingliche  Sehnsucht  nach  Belehrung. 
Der  heterodoxe  Rahan  Thinze,  der  damals  von  550  Schülern  um- 
geben in  Raya  gaya  lehrte,  konnte  ihnen  nicht  genügen,  und 
durch  den  Rahan  Athadzi  von  Buddha's  Erscheinen  benachrichtigt, 
gingen  sie,  jeder  mit  220  Jüngern,  zu  ihm  über,  weshalb  ihr  frü- 
herer Meister  aus  Aerger  an  einem  Blutsturz  starb.  Als  Sariputra 
seinen  Nibpan  herannahen  fühlte,  verabschiedete  er  sich  von 
Buddha,  um  mit  seinen  Jüngern  nach  seinem  heimathlichen  Dorfe 
Nalaka*)  zurückzukehren,  wo  seine  Mutter  Nupatharivonihmdas 
Gesetz  lernte  und  nach  seinem  Tode  einen  Dzedi  errichtete,  dem 
der  Sakyakönig  in  der  Mitte  des  Ortes  einen  viereckigen  Thurm 
mit  hoher  Spitze  beifügte.  Die  im  Gedränge  zertretene  Rewati 
(Sariputra's  Amme)  kehrte  am  folgenden  Tage  aus  dem  Himmel 
Thawadeintha  zurück  und  erschien  den  Bewohnern  in  dem  Glänze 
einer  Nat-Königin,  ihre  Transformation  verkündend.  An  der  Stelle, 
woGautama  die  Nachricht  von  Maugalan's  Nibpan  erhielt,  Hess  er 
gleichfalls  einen  Dzedi  errichten  und  sein  Lebensende  ist  im 
Dhamma-Ataga  beschrieben. 

Nach  dem  ceylonesischen  Verzeichniss  derUeberlieferer  der 
Vinaya  empfängt  Moggaliputto  unter  Chandragupta  die  Upasam- 
pada- Weihe.  In  der  Inschrift  von  Andher  wird  (nach  Cunning- 
ham)  Moggaliputto  als  geistlicher  Sohn  des  Gotiputtra  aufgeführt. 
Palladji  erwähnt  der  von  Maudgaliputtra  gestifteten  Schule  der 
Vibhadjyavadinas.  In  der  tibetischen  Lebensbeschreibung  Rat- 
nadharmaraga's  (bei  Schiefner)  wird  in  dem  zu  Rajagriha  gehö- 
renden Hüttendorfe  dem  Purohita  des  'Königs  Kaundinja-Patala 
von  seiner  Frau  Modgal  ein  Sohn  geboren,  der,  weil  ihn  seine 


•)  Nala  or  Nalaka  (a  Brahmin  village  near  Rad/^agio)  was  the  birth  place 
of  the  gresLt  disciple  Tharipiitra.  It  seems,  that  thcre  was  there  a  sort  of  Aea- 
demia ,  whither  the  learned  of  Radzagio  resorted  for  discoursinfif  on  moral  and 
philosophical  sabjects  (s.  Bigandet). 


i 


296  Siani. 

Verwandten  auf  den  Schooss  g:enommen,  Kolita  und  wegen  Aehn- 
lichkeit  mit  seiner  Mutter  Modgali's  Sohn  aus  dem  Gesehlechte 
Maudgaljajana  genannt  wurde.  Als  der  Arhant  gewordene 
Maudgaljajana  sieh  dem  Nachdenken  über  seine  Eltern  überliess, 
fand  er  seinen  Vater  als  Brahmakönig,  seine  Mutter  aber  in  der 
Hölle,  wo  er  bei  ihrer  versuchten  Befreiung  selbst  umgekommen 
wäre,  ohne  Ananda's  Hülfe  und  erst  durch  die  auf  Bhagavanfs 
Geheiss  abgelesenen  Sutras  ihre  Erlösung  ermöglichte.  In  dem 
DorfeNalanda  gebar  (nach  Katnadharmaraga)  die  (mit  den  Augen 
des  Vogels  Gracuhi  religiosa  begabte)  (^'arika  (deren  Bruder 
Koshthila  sich  zum  Studium  des  Lokajata -Systems  nach  Süden 
begeben  hatte)  einen  Sohn,  der  wegen  seiner  Aehnliehkeit  mit 
dem  Vater  (dem  von  Süden  gekommenen  Brahmanen  Tishja  am 
Hofe  Bimbisara's)  von  dem  Grossvater  (dem  Brahmanen  Mathara) 
Upa-tishja  genannt  wurde,  von  dem  Vater  aber  ^^ariputra,  weil 
er  der  Mutter  gleiche. 

König  Phra-Thamraa-Raxa  Hess  die  beiden  Prinzen  Thamma- 
kuman  und  Usokotkuman  [Kumara,  als  Jüngling  oder  Prinz,  wie 
die  Infanten],  als  Bhikkus  den  Trai-Pidok  dreimal  von  Anfang 
bis  zu  Ende  durchstudiren.  Da  er  aber  unruhige  Zeiten  voraus- 
sah und  sich  derHorizont  mit  kriegsdrohendem  Gewölk  umdüsterte, 
so  nahm  er  sie  aus  der  Priesterschaft  in  den  I^ienstand  zurück. 
Auf  königlichen  Befehl  wurden  die  Pantcha-Matscha-Kham  be- 
festigt und  nach  dem  Erbauen  eines  Palastes  der  Prinz  Usokot 
in  der  Stadt  Hariphunxai  als  Kiinig  Phaya  Sri  Thamma  Sokkha 
Rat  gekrönt  und  mit  einer  Brahmanin  aus  jenen  Dörfern  vermählt 

Aus  den  nördlichen  Dörfern  der  Xapho-Phrahmana  wurde 
die  Stadt  Kam phaxa-Nakhon  (die  Stadt  Kam phaxa  oder  KamboZÄ' 
tein)  errichtet  und  der  Prinz  Thammakuman  als  Herrscher  ein- 
gesetzt, eine  Brahmanin  als  Gattin  heimführend.  Nach  den  öst- 
lichen Dörfern  (Burakham)  wurde  der  Prinz  Singkhuman  geschickt, 
um,  nachdem  die  Xaphoxi-Phrahman  einen  Palast  und  Festungs- 
werke erbaut  hatten,  in  der  Stadt  Phitxabut  (Phitsanunakon)  den 
Thron  zu  besteigen,  mit  einer  Brahmanin  als  Königin.  Diese  vier 
Städte  lebten  in  Freundschaft  und  Eintracht  beisammen,  und  die 
Könige  regierten  in  Frieden,  die  den  Jahreszeiten  entsprechenden 


Vorgeschichte  der  nördlichen  Städte.  297 

Opfer  beobachtend.  Neid  und  Zorn  war  unbekannt  und  Alles 
blühte  in  Frieden. 

Angeblieh  genauere  Zeitbestimmung  findet  sich  in  folgender 
Darstellungsweise  des  Geschichtsanfanges:  Die  Eremiten  Satxa- 
nalai  und  Sitthimongkhon ,  die  bei  Buddha's  Geburt  100  Jahre 
zählten,  gründeten  Savanlok  im  Alter  von  300  Jahren. 

Als  die  Chuulosakkharat  ihren  ersten  Cyclus  vollendet  hatte, 
beriefen  die  Rtisi  oder  Eremiten,  in  deren  hundertjährigem  Alter 
Xinasi  noch  Phaya  war,  ihre  Nachkommen  zusammen,  als 
300  Jahre  ihres  Lebens  abgelaufen  waren,  und  sprachen  ihre 
ermahnenden  Abschiedsworte  im  Jahre  306  der  Phra-Phuttha- 
Sakkharat.  Im  Alter  von  300  Jahren  war  die  Körperlänge  13  Ellen, 
bei  200  Jahren  9  Ellen,  bei  1 50  Jahren  7  Ellen.  Die  Bewohner 
der  beiden  Dörfer  werden  von  Saribut  und  Mokala  abgeleitet, 
die  unter  ihren  Laiennamen  Kolita  und  Upatissa  auch  in  den 
religiösen  Büchern  als  Dorfbesitzer  bekannt  sind.  Die  Familien 
der  beiden  brahmanischen  Dörfer  Kolita  und  Upatissa  in  der 
Nähe  Rajagaha's  hatten  seit  sieben  Generationen  in  Freundschaft 
gelebt  und  ihre  Prinzen  hiessen  nach  den  Dörfern  Kolita  und 
Upatissa.  Als  diese,  um  das  Heil  zu  finden,  umherwandern, 
lassen  sie  sich  erst  unter  die  Schüler  eines  durch  seine  Weisheit 
berühmten  Paribrajika  Ganga  aufnehmen ,  aber  er  konnte  ihnen 
nicht  den  rechten  Weg  weisen.  Mit  Assaji,  einem  der  bekehrten 
Brahmanensöhne,  amHofeKapilawut's  zusammentreffend,  werden 
sie  zu  dem  wahren  Lehrer  geführt,  der  ihre  Namen  in  Saribut 
und  Mugalan  verändert. 

In  Betreff  des  Weges,  den  die  indischen  Könige  und  Priester 
hergezogen,  meint  Lassen,  dass  sie  von  Silhet  zuerst  nach  Muni- 
pur und  dann  südlich  nach  Kule  gelangt  seien.  Wie  sie  von 
jenseits  des  Irawaddi  weiter  gegangen,  zeigen  die  Kaufleute  aus 
Thay-yai  oder  Pamahong  (Pama-Angva)  bei  Du  Halde,  die  mit 
indischen  Waaren  nach  Mohang(Myang)  Sen,  der  Hauptstadt  der 
Laos,  kamen.  Kiang  Seng  oder  Kiang  Sen  (Xieng  Sen)  liegt  am 
rechten  Ufer  desMokhong  und  ist  nach  Mac-Leod  von  Kiang-tung 
abhängig.  Im  siamesischen  Städtecatalog  ist  indess  ein  Xieng 
Sen  aufgeführt.   Khiang-Khen,  der  östlichste  aller  Schan-Staaten, 


298  Siam. 

trägt  den  liciligen  Namen  Thakalanita,  da  es,  ein  zweites  Thak- 
kasinla,  die  Erlernung  der  [in  China  heimischen]  Wissenschaft  ver- 
mittelte. Da  die  Siamesen  manche  Importationen  zur  Vermehrung 
ihrer  Kenntnisse  über  die  Länder  der  Laos  erhielten,  so  sagen  sie 
bisweilen,  dass  diese  ihre  Khru  (Guru)  oder  Lehrer  gewesen, 
aber  diese  Bemerkung  hat  nicht  die  ausgedehnte  Bedeutung,  die 
Low  ihr  beilegen  will. 

Als  in  sieben  Generati4)nen  der  Könige  500  Jahre  in  ihrer 
Dynastie  vorübergegangen  waren,  regierte  in  der  Stadt  Hari- 
phunxai-Nakhon  der  König  Aphajakha- Muni,  der  in  höchster 
Strenge  die  Regeln  (Sila)  beobachtete.  Er  hatte  die  Gewohnheit, 
zu  Zeiten  nach  einem  hohen  Berge  hinauszuziehen,  um  doii  das 
Leben  eines  Einsiedlers  zu  führen.  Auf  diesem  Berge  pflegte 
sich  eine  Drachenprinzessin  zu  erlustigen,  die  den  frommen  König 
besuchte  und  drei  Tage  und  Nächte  bei  ihm  verweilte.  Als  sie 
nach  ihrem  unterirdischen  Reiche  zurückkehren  wollte,  gab  ihr 
der  König  sein  geschmücktes  Gewand  nebst  einem  kostbaren 
King  und  ging  dann  selbst  wieder  nach  seiner  Residenz ,  um  die 
Regierungsgeschäfte  zu  versehen. 

Als  das  Fräulein  (Nang)  Nakh  sich  schwanger  fühlte,  merkte 
sie,  dass  das  Kind  in  menschlicher  Weise  und  nicht  aus  einem 
Ei  *)  geboren  werden  würde.  Sie  schämte  sich  deshalb  im  Lande 
der  Nakh  zu  gebären  und  kehrte  nach  der  Einsiedelei  auf  dem 
Berge  zurück,  die  aber  von  dem  Könige  schon  verlassen  war. 
Als  sie  einen  Sohn  geboren,  legte  sie  ihn,  in  das  kostbare  Gewand 
gewickelt,  mit  dem  Ringe  daneben,  dort  nieder  und  floh  in  die 
Unterwelt  zurück.  Ein  Jägersmann,  der  den  Wald  durchstrich, 
hörte  das  Schreien  des  Säuglings  und  brachte  ihn  zu  seiner  Frau, 
die  gerade  selbst  ein  Kind  geboren  hatte.  Bei  diesem  Paare 
wurde  der  aufwachsende  Prinz  in  allen  Tugenden  des  Gesetzes 
erzogen. 

Nun  geschah  es,  dass  seine  Majestät  der  König  Phaya-Apha- 
jakhamunirat  Befehle  an  seine  Minister  und  Edelleute  ausfertigen 


*)  Kadrou  repoit  l'oeuf  du  serpent,  und  Eckhaus  steUt  damit  dasdruidiMhe 
Ovum  anguinum  (bei  PUdIus)  zusammen. 


\ 


Vorgeschichte  der  nördlichen  Städte.  299 

Hess,  dass  ihm  ein  Schloss  erbaut  werden  solle.  So  erging  ein 
Aufgebot  dureh*das  ganze  Land,  und  jedes  Haus  hatte  die  zum 
ki5niglichen  Dienste  Pflichtigen  zu  senden ,  um  an  dem  Werk  zu 
helfen.  Auch  der  Jäger  wurde  einberufen ,  um  als  Holzhacker 
verwandt  zu  werden.  Er  nahm  sein  Söhnchen  mit  sich ,  und  da 
die  Sonne  heiss  schien,  legte  er  ihn  in  dem  Schatten  des  Königs- 
sehlosses  nieder,  das  zitternd  dröhnt  und  hin  und  her  zu  schwan- 
ken beginnt.  Der  König  (wie  mit  weiter  Ausführlichkeit  erzählt 
wird)  lässt  über  die  Ursache  Nachforschungen  anstellen  und 
nimmt  seinen  von  dem  Jäger  erzogenen  Sohn,  an  den  Abzeichen 
erkannt,  zu  sich,  den  er  mit  seinem  Halbbruder,  dem  Prinzen 
Rtittikuman,  zusammen  erziehen  lässt,  unter  dem  Namen  Arun- 
raxa-kuman.  Eingeschaltet  ist  eine  Prophezeiung  Buddha's,  als 
er  einst  ausserhalb  der  Dörfer  Pantcha  Matschakham  sein  Mahl 
einnahm  und  ihm  ein  Nakh  Wasser  brachte :  „  0  Ananda,  dieser 
Drache,  der  Tathagata  Wasser  bringt,  wird  nach  1000  Jahren 
die  Aera  Tathagata's  erneuern.  Und  durch  die  Kraft  des  in 
Almosen  gegebenen  Wassers  wird  kein  Wasser  mangeln  in  den 
Grenzen  seines  Reiches,  wo  er  als  unabhängiger  König  keine 
andere  Oberhoheit  anerkennen  wird.  Wenn  mit  Anisong  (der 
aus  Verdiensten  fliessenden  Gnade)  gegeben,  erlangen  auch  Feuer 
und  Wasser  die  Kraft  von  Almosen.  Wenn  Tathagata  für 
950  Jahre  in  Neibban  eingezogen  ist,  dann  wird  Phra-Arunarath 
als  König  geboren  werden."  König  Aphajakha-Muni  überlegte 
bei  sich,  dass  es  passend  sein  würde,  seinem  Sohne  eine  Stadt  zu 
ertheilen,  und  als  er  umherschauend,  Satxanalai  nur  von  einer 
Prinzessin  verwaltet  sah,  vermählte  er  mit  ihr,  der  letzten  ihres 
Stammes,  den  Prinzen  Arunaraxakhuman  und  bestellte  ihn  als 
den  Gouverneur  der  Stadt  Satxanalai ,  unter  dem  Namen  Phaya 
Ruang. 

Dies  ist  denn  der  berühmte  König  Phra  Ruang,  dem  die 
Einführung  der  vulgären  Aera  oder  der  Chunlosakkharat,  die  Er- 
findung der  Buchstaben  und  eine  Unzahl  fabelhafter  Thaten  zu- 
geschrieben wird,  wie  besonders  in  dem  Buche  Rüang  Phra 
Ruang  des  Weiteren  sich  erzählt  findet.  Die  hier  vorliegende 
Geschichte  (die  Phongsavadan  Myang  Nya) ,  die  ihn  mit  einem 


300  Siam. 

weissen  ElephaDten  schwarzer  Zähne  beschenkt,  sagt  Nichts 
von  seineu  Differenzen  mit  Kambodia,  aber  in  .den  Chroniken 
dieses  Landes  erscheint  er  als  ein  Rebell ,  der  den  schuldigen 
Tribut  an  Weisser  verweigert,  worauf  in  der  angeführten  Pro- 
phezeiung Buddha's  angespielt  wird.  In  den  populären  Er- 
zählungen der  Siauiesen  trägt  er  denselben  Charakter,  da  sie 
sich  der  unter  ihm  erworbenen  Unabhängigkeit  freuen  und  seit 
der  Zeit  ihren  Namen  Thai  oder  Freie  erhalten  haben  wollen, 
was  schon  deshalb  bedenklich  erscheint,  weil  in  der  durch  Phra 
Kuang  tixirten  Periode  die  eigentliche  Thai-Ra^e  in  Sayamphra- 
thet  noch  gar  nicht  existirte.  Indess  wiederholt  sich  sein  Name 
mehrfach,  da  die  Geschichte  ihn  auch  auf  spätere  Repräsentanten 
überträgt,  und  von  den  peguanischen  Historikern  (in  siamesischer 
Uebersetzung)  wird  er  fast  wie  ein  Titel  jedem  Könige  Sukothay's 
beigelegt.  Sein  Name  Phra  Ruang  oder  Phra  Rung  bezeichnet 
seiue  Abstammung  von  den  Drachenschlangen,  als  Phra  Lung, 
wie  auch  die  ausgeschmückten  Mittheilungen,  die  Low  über  den 
Pilgerort  der  Nang  Rung  im  Padeng  oder  rothen  Walde  erhielt, 
sich  auf  den  Tempel  der  Drachenprinzessin  neben  dem  Pa  fai 
(Feuerwalde)  Korat's  beziehen  werden.  EinPhaya  Ruang,  Sohn 
einer  Nakh,  wird  ziemlich  übereinstimmend  von  den  Siamesen  als 
König  vonSukothay  in  das  Jahr  625  derChunlosakkharat  gesetzt 
Da  Phra  Ruang  sich  ärgerte ,  dass  seine  von  allen  andern 
Monarchen  der  Erde  adoptirte  Chronologie  in  Veränderung  der 
Aera  nur  von  dem  Kaiser  von  China  (Krung  Chin)  nicht  an- 
genommen war,  so  schlug  er  seinem  Bruder  Rutthikuman  vor, 
eine  Expedition  gegen  denselben  zu  unternehmen.  Andere 
sagen,  dass  diese  gegen  Magadha  gerichtet  gewesen.  Im  achten 
Jahrhundert  führte  das  Königreich  in  der  Provinz  von  Shensi 
und  seine  westlich  von  Sigam  gelegene  Hauptstadt  im  Speeiellen 
den  Namen  Chin.  In  einem  Zauber -Kahne  fuhren  die  beiden 
Brüder  (Phra  chao  Sayam  thang  song  oug  phi  nong,  die  beiden 
siamesischen  Fürsten,  älterer  und  jüngerer  Bruder)  von  der  Stadt 
Sukothay-Satxanalai  ab  und  wurden  von  einem  Strome  reissender 
Schnelligkeit  durch  das  Geschlecht  der  Nakh  vorwärts  bewegt 
Der  Gott,   der  die  Wolken  beherrscht  (Phalahok),   war  durch 


Vorgeschichte  der  nördlichen  Städte.  301 

Magie  gefesselt  und  alle  die  Übrigen  Göttei  söhne  (Thevabutr) 
zogen  in  der  Begleitung  der  beiden  Könige ,  die ,  das  Wunder- 
schwert und  den  siegreichen  Bogen  Sinaxai  tragend,  aufrecht  im 
Boote  standen.  Phra  Phum  und  Phra  Phai  (der  Gott  der  Lüfte) 
Hessen  die  günstigen  Winde  wehen ,  um  das  Schiff  vorwärts  zu 
treiben,  dasMekala,  die  hocherfreute  Göttin  der  See,  sorgsam 
gegen  jeden  Unfall  schützte.  „Als  sie  nach  einem  Monat  Fahrt 
sich  den  Küsten  China's  näherten,  da  ereignete  sich  ein  sonder- 
bares Naturphänoraen.  Ein  dicker,  dichter  Nebel  erhob  sich, 
Alles  einhüllend,  so  dass  weder  Sonne  noch  Mond  zu  sehen  war. 
Den  Chinesen  gruselte  es.  Es  überlief  ihnen  eiskalt  den  Kücken 
und  ihr  Haar  stand  zu  Berge.  In  allen  Städten  China's  da  war 
nur  Zittern  und  Angst  und  Furcht  und  Schrecken.  Und  der 
Kaiser  von  China  rief  die  Vornehmsten  seiner  Edelleute  zu- 
sammen und  hielt  eine  Versammlung  im  Palaste,  um  über 
diese  Sache  zu  berathen.  Und  es  wurde  beschlossen,  einen 
Mann,  der  Kunkeokantjin  hiess,  nach  der  Küste  zu  senden,  um 
dort  umherzublicken,  ob  er  etwas  bemerken  könne.  Und  Kun- 
keokantjin ging  nach  dem  Strande  hinab  und  blickte  nach  Nor- 
den und  in  die  See  hinaus ,  aber  kein  Schiflf*  war  in  Sicht.  Aber 
siehe,  da  war  ein  kleines  Boot  mit  zwei  Siamesen  darin,  das 
dahergetrieben  kam.  ^ 

Auf  seinen  Bericht  erinnert  sich  dann  der  Kaiser  China's 
einer  Prophezeiung,  dass  ein  Siamese  kommen  würde,  seine 
Tochter  zu  freien ,  lässt  die  l)eiden  Brüder  ehrenvoll  empfangen 
und  schickt  seinen  mit  der  Prinzessin  Paithuudevi  vermählten 
Schwiegersohn  in  einem  wohlausgerüsteten  Schiff  zurück,  mit 
500  Chinesen,  die  bei  der  Ankunft  in  Satxaualai  doit  eine 
Porcellanfabrik  einrichten.  Auch  hatte  der  Kaiser  China's  sein 
Siegel  (wie  eine  Tessera)  in  zwei  Hälften  zerbrochen  und  die  eine 
seiner  Tochter  mitgegeben,  um  ihre  Briefe  damit  zu  zeichnen. 
Er  würde  dann  das  andere  Stück  daranpassen ,  um  zu  sehen ,  ob 
sie  acht  seien.  Aus  China  geschenkte  Glasspiegel  wurden  im 
Palast  aufgestellt.  Der  Ruhm  seiner  Seefahrten  muss  zu  den 
Malayen  gedrungen  sein,  da  Shaher  ut  Nawi(Noi)den  liajah  von 
Sumadra  (Sumatra)  gefaugeu  nimmt  und  ihn  in  seinem  Palaste 


302  SiÄin. 

zu  Slam  zum  Füttern  der  Hühner  verwendet.  Nach  seiner 
Rückkehr  wurde  Phra-Ritthi-Kuman  mit  der  Prinzessin  Malika- 
Thevi  (die  vom  Bestreuen  der  Tempelbilder  mit  Mali-Blumen  so 
genannt  war)  zum  Fürsten  in  Phixai-Xieng-mai  durch  Phra 
Ruang  eingesetzt,  der  zur  Schenkungsurkunde  aus  seiner  Gold- 
Hasche  Wasser  vergiesst.  Da  die  Lao*)  um  den  Prinzen  gebeten 
hatten,  so  hat  sieh  seitdem  unt^r  ihnen  die  Sitte  erhalten,  dass 
die  Madchen  den  Antrag  stellen  (der  Uebergang  zur  Polyandrie 
ihrer  nördlichen  Nachbarn).  Durch  seine  Kenntniss  der  Trai- 
phet  (drei  Vedas)  hatte  Phra  Ruang  seinen  Körper  unverwundbar 
gemacht  und  in  Folge  seiner  früheren  Werke  lag  Kraft  zum 
Lebendigmachen  oder  Sterben  in  seinen  Worten,  so  dass,  was  er 
aussprach,  auch  geschah.  Die  (Tcschichte  spricht  dann  von  dem 
explodirenden  Pulver  der  Kambodier,  das,  in  Wasser  nieder- 
fallend, gefährlich  wurde,  nennt  es  aber  mit  demselben  Namen, 
den  in  der  kambodischen  Geschichte  der  Edelmann  Dam  din 
führt,  den  der  König  gegen  den  aufständischen  Phra  Ruang  aus- 
schickt. Dieser  grub  sich  unter  der  Erde  von  Kambodia  nach 
Siam  durch  in  gefürchteten  Minenarbeiten  (wie  sie  auch  die 
Annamiten  im  chinesischen  Kriege  nur  durch  Hexenbeschwörungen 
bekämpfen  zu  können  glaubten)  und   tauchte  in  dem  Kloster, 


*)  Von  don  Frauen  in  Xi('n<rmai  sagt  Grandjcaii»  dass  sie  die  Männer  an 
Arbeitskraft,  Fleiss  und  Vorstand  übertrafen.  ..Sie  besitzen  ein  deutliches 
Uebergewicht  über  die  Männer  und  können  sie  forttreiben ,  wenn  sie  nicht  mit 
ihnen  zufrieden  sind.**  De  Barros  sagt  vom  siamesisehen  Stamm  der  Laos  por 
que  em  esfas  partes  as  mulheres  tem  melhor  pareeer ,  qiie  os  homens  dizem  alias 
qne  as  fcmeas  sahem  as  primeiras  mai  eos  niachos  ao  pai.  Kämpfer  erwähnt, 
dass  sie  sich  tättowiren ,  um  männlicli  zu  erscheinen.  Benfey  erinnert  bei  den 
Vorrechten,  die  dieFraueif  unter  denGaro?  besitzen,  an  das  indische  Frauenreich 
des  Utt.ira-  (nördlichen)  Pandja.  Nach  Megasthenes  wurden  die  Pandae  von 
einer  Königin  beherrscht  und  die  Pandn-Hrüder  begnügen  sich  mit  einer  geroein- 
samen Frau.  Die  Prinzessinnen  von  Cabenda  können  (nach  Maxwell)  Jeden  snr 
Heirath  zwingen  und  schlicssen  ihre  Manner  ebenso  eifersüchtig  gegen  das 
andere  Geschlecht  ab,  wie  der  König  von  Dahomey  seine  tYauen.  Bei  Einigen 
der  Sikh  herrscht  (nachOrlich)  die  Sitte,  dass  mehrere  Brüder  eine  Fran  nehmen 
und  sie  gehören  meist  zu  den  Jat  mi  Pendjab ,  den  Nachkommen  der  Jitha  oder 
Jetha  (Jueitschi). 


Vorgeschichte  der  nordlichen  Städte  303 

wohin  PhraRuang  sich  zurückgezogen,  aus  dem  Boden  auf,  wurde 
aber  durch  sein  Wort  in  Stein  verwandelt  (wie  die  Höflinge  in 
Vicramaditya's  Palast  bei  dessen  Himmelfahrt).  Von  einer  glück- 
licher ausgefallenen  Grubenfahrt  erzählte  man  mir  in  den  Ruinen 
Banon's  in  Kambodia.  Einen  gebratenen  Fisch,  der  ihm  zu  gross 
war,  ass  PhraRuang  nur  zur  Hälfte*)  und  warf  die  andere  wieder 
in  den  Teich,  wo  sie  lustig  weiter  schwamm ,  und  dieser  halbe 
Fisch  muss  noch  Junge  gehabt  haben,  denn  er  schwimmt 
jetzt  in  vielen  Klosterteichen  Siam's  und  noch  mancherlei  sonst 
in  der  Einbildung.  Ehe  Manggalpur  von  den  Ungläubigen  in 
Besitz  genommen  war,  besass  das  Wasser  im  Teich  von  Jivat- 
kunda  die  Eigenschaft,  todte  Körper,  die  hineingeworfen  wai-en, 
neu  zu  beleben. 

Ausser  mit  Würfeln,  liebte  Phra  Ruang  das  Spiel  mit 
Drachen ,  das  in  Siam  und  China  von  Alt  und  Jung  mit  Leiden- 
schaft getrieben  wird.  Nachdem  er  einmal  sieben  Tage  nach 
seiner  Art  umhergewandert  war,  ohtie  etwas  zu  essen,  liess 
er  seinen  Drachen  steigen,  der  von  der  Schnur  abriss  und 
fortflog  bis  nach  der  Stadt  Toung-U,  von  einem  Sclaven  (Nai-U 
oder  Meister  U)  beherrscht,  der  durch  das  Glück,  einen  weissen 
Affen  gefangen  zu  haben,  König  wurde.  Phra  Ruang  folgte 
seinem  Drachen  bis  Toungu,  wo  er  ihn  oben  an  der  Thurmspitze  des 
Palastes  hängen  sah  und  in  einer  Sala  (für  Wanderer  aufgebauten 
Halle)  vor  dem  Stadtthore  sich  zum  Schlaf  niederlegte.  Bei 
Nacht  betrat  er  den  Palast,  beglückte  im  Vorbeigehen  die  Prin- 
zessin mit  einer  ehelichen  Umarmung  und  stieg  dann  zum  Thunne, 
ganz  aus  Eisen  gebaut,  hin<iuf,  um  seinen  Drachen  herabzuholen. 
Der  König  von  Toungu,  der  dort  schlief,  erwachte  und  setzte 
sich  im  Bett  aufrecht.  Phra  Ruang  stieg  auf  seine  Schulter  und, 
da  er  den  Drachen  noch  nicht  erreichen  konnte ,  auch  auf  seineu 
Kopf,  und  machte  so  einen  Sclaven  aus  dem  König,  der  nichts 
merkte.     Nachdem  er  den  Drachen  losgemacht,  floh  er  davon. 

♦)  Unter  don  sonderbaren  Dingen  im  Königreiche  Kaiinga  (erzahlt  der 
Oabistan)  war  ein  Teinpeltoich,  worin  hineingeworfene  Knochen  eines  Brahmanen 
od^r  einer  Knh  innerhalb  eines  Jahres  zur  Hälfte  za  Stein  werden,  während 
die  andere  Hälfte  an  verändert  bleibt. 


304  Siäm. 

Als  aber  die  Prinzessin  am  nächsten  Morgen  ihrem  Vater  von 
der  unceremoniösen  Visite  erzählte,  schickte  dieser  Boten  aus, 
die  Phra  Ruang  zurückbrachten.  Nachdem  der  König  ihm 
die  Eingeweide  herausgenommen  und  in  einen  kupfernen  Kasten 
gelegt  h<atte,  wurde  Phra  Kuang,  der  nicht  wusste,  wie  ihm  ge- 
schah, wieder  zur  Stadt  hinausgebracht.  Dieser  Vorfall  wird  als 
PhoUakam  (Folge  begangener  Handlungen)  erklärt,  weil  in  einer 
früheren  Existenz  Phra  Ruang,  als  Krähe,  den  König  Yon  Tongu 
als  Fisch  entleibt  hatte.  „Seit  dieser  Zeit  ist  das  Land  Lao  voll 
von  Phi*)  (Dämonen),  die  die  Eingeweide  und  Gedärme  der 
Menschen  fressen.''  Nach  Satxanalai  zurückkommend,  ohne  zu 
wissen,  dass  ihm  seine  Eingeweide  herausgenommen  waren, 
hatte  Phra  Ruang  ein,  wie  es  scheint,  unbefriedigendes  Rendez- 
vous mit  den  Damen  seines  Harems  und  ging  dann,  um  in  der 
Fontäne  auf  dem  Markte  in  der  Mitte  der  Stadt  zu  baden.  Dort 
verschwand  er**)  und  wurde  nicht  weiter  gesehen.  Als  sein 
Nachfolger  in  Satxanalai  Wurde  Phra  Suttukuman  durch  Phaya 
Rütthi,  König  von  Phixai-Xieng-mai,  bestätigt. 

Nach  Phra  Ruaug's  Tode-,  fügt  eine  andere  Abschrift  bei, 
brachen  Krieg  und  Fehden  zwischen  den  Königen  aus.  Das 
Volk  der  Xiphraui  verschwand  allmälig  und  wurde  in  Lsiien 
(Krahat)  verkehrt.  Sünde  nahm  Uesitz  von  ihrem  Herzen,  als 
Soldaten  und  Miethstruppen  nahmen  sie  die  Refehle  und  Ge- 
schenke der  Könige  an.  Alles  entartete  ins  Schlechtere,  Körper- 
grösse  und  Lebensalter  wurden  vermindert.  Sie  verachteten  die 
früheren  Erinnerungen  und  behielten  nur  die  Zauberformeln 
(Mondon  oder  Mantradon)  bei ,  um  damit  schrecken  zu  können. 


•)  Low  nennt  einen  Stamm  der  Laos  Phi  Phob  und  sagt,  dass  er  als 
)Jämonenbe:>chvvorer  nnter  den  übrigen  zerstreut  sei ,  aber  Phi  Phob  sind  eben 
die  Dämonen ,  die  von  den  Hexenmeistern  ausgeschickt  werden ,.  um  die  Ein- 
geweide ihrer  Feinde  zu  fressen.  Die  Nats  heissen  Phi ,  böse  Nats  Phi  hei  und 
üott  Zo  oder  Zo  Phaya  bei  den  Schan. 

♦♦)  Auch  die  Geschichte  Kaschmir's  berichtet  von  ihrem  Liebting^konig 
Latitaditya  ein  wunderbares  Ver-ichwiuden  :  11  s'est  couch6  dans  Toc^an  ce  Joyaa 
du  ciel,  ainsi  disent  quelques  uns,  et  d'autres:  II  est  entr^  dans  le  feu,  qu'il  s'est 
pn'»paii^,  d'iiutres  encore:   II  a  passe  en  entier  dans  Tautre  monde  (e.  Troyer). 


•*.     V   «  V.  * '. 


Vorgeschichte  der  nördlichen  St&dte.  305 


Ihre  Häuser  verfielen,  ihre  Geräthschaften  verdarben  und  sie 
vertauschten  die  Städte  mit  dem  Aufenthalt  in  den  von  Elephanten 
und  Tigern  bewohnten  Wäldern.  Dann  entstand  eine  Ver- 
schiedenheit der  Sprachen  und  Jeder  wurde  seines  Nachbarn  Feind. 

Der  Nachfolger  Phra  Ruang's  wurde  von  dem  Edelmann 
Trai-Poph-Narok  zu  Vorsichtsmassregeln  ermahnt,  da  er  Kunde 
von  feindlichen  Rüstungen  in  grosser  Ausdehnung  hatte.  Mit 
der  Vertheidigung  betraut,  sandte  er  zu  den  acht  Hauptstädten 
(huamyang)  der  Grenzposten,  um  ihre  Befestigungswerke  in  guten 
Stand  zu  setzen.  Ein  nach  China  geschicktes  Kriegsboot  kam  in 
sieben  Monaten  nach  Satxanalai  zurück,  ,,denn  zu  der  Zeit 
kam  das  Seewasser  in  der  Fluth  bis  nach  der  Stadt  Satxanalai,  "^ 
und  brachte  Waffenschmiede.  Phrohmvithi ,  der  auf  Lüthirat  in 
Xiengmai  gefolgt  war,  sandte  die  Uülfstruppen  aus  MyangLakhon, 
Myang  Nahn,  Myang  Xiengmai  und  Myang  Pheh  nach  Satxanalai, 
das  bald  darauf  von  Phrachao  Sri  Thammatraipidok  und  seinem 
Uparat  (Chao  Xieng  Sen)  belagert  wurde.  Die  Vorhut  des 
feindlichen  Heeres  führten  die  Phaya  Xieng  rai  und  Xieng  ru, 
den  rechten  Flügel  die  Phaya  Xieng  ngon  und  Xieng  tung,  den 
linken  Flügel  die  Phaya  Xieng  nan  und  Xieng  fang.  Der  Frie- 
den wurde  vermittelt  durch  Phra  Phuttha  Khosa  Chan ,  den  Abt 
des  Klosters  Khao  Rang  Reng  in  Sukhothay,  auf  dessen  Zureden 
der  König  Thammatraipidok  sich  mit  der  Hand  einer  Prinzessin 
begnügte  und  nach  Xieng  Sen  zurückkehrte,  wo  ihm  zwei  Söhne 
geboren  wurden  (Traisonrat  und  Chat-kon;. 

König  Sri  Thammatraipidok  wusste  durch  seine  ausgedehnte 
Gelehrsamkeit,  die  er  schon  zur  Zeit  des  Buddha  Kaukuson  durch 
das  Studium  der  Bücher  desTraipidok  erworben  hatte,  dass  Phra 
Phuttha  Chao ,  nachdem  er  Almosen  aus  allen  Theilen  der  Welt 
empfangen ,  sich  unter  einen  Samo  -  Baum  zurückgezogen ,  um 
seinen  Reis  zu  essen.  Da  er  es  passend  dachte ,  an  diesem  Orte 
eine  Stadt  zu  gründen,  so  erliess  er  königliche  Befehle  an  die 
beiden   Beamten   Cha  Nakrong   und  Cha*)  kan>  bun   mit  dem 

•)  Deax  oncles  de  Ten^likhan  commandaient  aax  troupes  de  Toripiit  et  de 

rocddent ,  on  les  appelait  les  Cha  de  la  gaache  et  de  la  droite  nach  dem  Pien-i- 

tien  (s.  Julien). 

Bastian,  Ottasien.  I.  20 


306  öiam 

Mandate,  500  Karren  fertig  zu  machen  und  sie  mit  Gutem  und 
Waaren  zu  beladen,  um  eine  Stadt  zugrUnden.  Die  zwei  Officiere 
huldigten  dem  königlichen  Befehle  und  machten  sich  zum  Auf- 
bruche fertig.  Sie  wurden  von  Kaufleuten  geführt,  denen  die 
Gegend  vertraut  war.  Von  Xieng  Sen  reisten  sie  Über  die  Stadt 
Nahn  nach  Lilomphon,  wo  Buddha*s  heiliger  Fusstapfen  sich  findet. 
Dann  passirten  sie  den  Fluss  Taniim  oder  Menam  Tanim  und 
kamen  in  der  Richtung  des  Gebirges  Luang  nach  der  Stadt 
(Myang)  Savankhaburi.  Nachdem  sie  dort  in  Phra  Phuttha's 
Tempel  angebetet,  setzten  sie  über  den  kleinen  Arm  (Kue  noi)  des 
Flusses  Trom  und  langten  dann  auf  der  Ebene  derbrahmanischen 
Dörfer  an,  wo  einst  Phra  Phuttha  gewandelt  war,  Almosen 
sammelnd.  Von  den  Dörfern  der  Brahmanen  enthielt  das  öst- 
liche 500  Häuser,  das  westliche  etwas  Über  100.  Die  Officiere 
Hessen  Halt  machen  und  stellten  eine  Berathung  an,  die  zu  der 
Entscheidung  führte,  dass  diese  grasreiche  Gegend,  so  eben  und 
ruhig,  wo  sich  auf  beiden  Seiten  brahmanische  Dörfer  fänden, 
wahrscheinlich  die  von  ihrem  Könige  zum  Bau  einer  Stadt  be- 
stimmte sei.  Sie  befahlen  den  Kaufleuten,  die  Wagen  nach  einer 
Stelle  zu  treiben,  die  zum  Aufsehlagen  eines  Lagers  geeignet  sei, 
und  errichteten  zunächst  das  Dorf  Xaphorat.  Dort  wurden  von 
den  Dienern  Nakrong's  Ziegel  verfertigt.  Die  Soldaten  Kan- 
bun's  wohnten  im  Dorfe  Xapho-Phrahm.  Die  Officiere  schickten 
Schreiben  in  die  Dörfer  an  die  Aeltesten,  dass  sie  ihnen  1000 
ihrer  Leute  senden  möchten ,  um  ihre  eigenen  tausend  bei  der 
Arbeit  zu  unterstützen,  und  das  Werk  wurde  dann  in  drei  Theile 
vertheilt,  unter  die  Brahmanen,  die  Thay  und  die  Lao. 

Zur  Weihe  wurden  die  Xapho-Phrahman  gerufen,  um  die  reli- 
giösen Festlichkeiten  anzuordnen,  die  Fasten  und  Speisevorschrif- 
teu  zu  regeln  und  Schauspiele  aufzuführen.  Dann  banden  sie  das 
Haupthaar  in  einen  Knoten,  stiegen  hinauf  auf  die  Seile  und 
tanzten  zu  Ehren  Phra-Insuen's.  Darauf  trat  ein  Edelmann  vor, 
um  den  Platz  der  Stadt  zu  bezeichnen.  Und  die  Brahmanen 
umzogen  ihn  mit  Schnüren,  das  Weichbild  zu  umgrenzen,  und 
mit  der  Messruthe  theilteu  sie  den  Boden.  Dabei  wurden  dann 
verschiedene  Quartiere  für  die  Brahmanen,  Thay  und  Lao  an- 


Vorgeschichte  der  nördlichen  Städte.  307 

gewiesen  und  unter  umständlichen  Zeitbestimmungen  der  gün- 
stigen Constellationen  die  Reliquien  der  beiden  Mahathen,  Phra- 
Ubali  -  Then  -  Chao  und  Phra-Kirimanon,  die  dort  ins  Niphan 
eingegangen,  niedergelegt.  Nakrong  baute  an  der  West- ,  Kan- 
bun  an  der  Ostseite  und  nachdem  sie  die  brahmanischen  Dörfer 
an  diesem  früher  Arangavasi  genannten  Orte  mit  einer  Mauer 
umgeben  und  durch  Ankömmlinge  aus  der  Stadt  Riyaphunxai 
bevölkert  hatten ,  kehrten  sie  mit  ihren  500  Karren  nach  Xieng 
Sen  zurück,  den  Brahmanen  einschärfend,  die  Stadt  während 
ihrer  Abwesenheit  gut  zu  hüten.  Der  König,  hocherfreut  über 
den  abgestatteten  Bericht,  zog  in  Pomp  mit  einem  grossen 
Heere ,  dessen  Vorhut  die  zu  hohem  Range  avancirten  Officiere 
der  Exploration  leiteten,  nach  der  neuen  Stadt,  die ,  weil  er  nach 
der  Erklärung  der  Brahmanen  unter  der  Constellation  Phitsanu 
dort  angekommen,  Phitsanulok  genannt  wurde ,  sonst  aber  auch 
Okhaburi  oder  Ghantabun  heisst.  Chantabun  wird  jetzt  nur  als 
Name  der  südlichen  Hafenstadt  gebraucht,  aber  die  kambodische 
Geschichte  nennt  den  von  Phaya  Krek  nach  Viengchan  ver- 
triebenen König  zuweilen  Phaya  Chantabun  (den  Fürst  von 
Ghantabun),  als  jener  sich  in  Mahanakhon  niederliess  und  die 
Ghunlosakkharat  einrichtete.  Nach  dem  Bauen  verschiedener 
Klöster  wollte  der  König  Traipidok  ein  grosses  Bild  Buddha's 
(Phra-Xinarat  oder  Jina)  verfertigen  lassen,  aber  der  Guss  miss- 
glückte beständig  und  die  Werkleute  konnten  nicht  damit  zu 
Stande  kommen,  bis  Phra  In  in  der  Gestalt  eines  weissgekleideten 
Greises  sich  von  drei  zu  drei  Tagen  unter  sie  mischte ,  aber  das 
letzte  Mal  an  dem  Dreizack  auf  seiner  Stirn  erkannt  wurde.  Er 
war  den  Arbeitern  schon  aufgefallen,  weil  er  weder  Wasser 
trank,  noch  Reis  ass  und  nie  mit  den  Augen  blinkte ,  als  kühnen 
und  furchtlosen  Sinnes.  Als  der  König  davon  hörte ,  befahl  er 
einigen  Edelleuten,  die  Sache  zu  erforschen.  Sie  folgten  ihm 
bis  in  die  Mitte  der  Strasse ,  wo  er  plötzlich  verschwand ,  und 
dort  wurde  zum  Zeichen*  ein  Pfeiler  aufgepflanzt.  Nach  de  Barros 
fand  sieh  ein  durch  seine  Grösse  ausgezeichnetes  Bild  en  hum 
templo  da  Cidade  Socotay ,  que  elles  dizem  ser  a  mais  antiga  do 
Reino.  Pinto  spricht  von  einer  Eroberung  der  Stadt  Sorocotao,  wo- 


308  Siain. 

bei  500,000  Menschen  umgekommen  und  eine  Menge  Gk^tzen- 
bilder  fortgeführt  wurden,  die  er  in  dem  Tempel  Manicafarao  sah. 
Die  Priester  erzählten  ihm ,  dass  in  einer  Schlacht  zwischen  dem 
n  Santo  Calaminha  ''y  Xixivarom  Meleutay  genannt,  und  dem  „  Siam- 
mon  Emperador",  der  Quiay  Nivandel  auf  einem  hölzernen  Sessel 
sitzend  erschienen  sei  und  dem  Erstem  den  Sieg  gegeben  habe, 
und  dass  er  seitdem  immer  als  Kriegsgott  angerufen  worden, 
unter  dem  Namen  Quiay  Nivandel  des  campo  Vitau  y^mss  hon- 
roso,  que  todas  os  outras  deoses  dos  Moes  e  Siöes.*" 

Nachdem  sein  mit  der  Prinzessin  von  Satxanaiai  vermählter 
Sohn  Kraison  inLophaburi  gekrönt  war,  kehrte  König  Traipidok, 
aus  dessen  Fusstritten  Gold  und  Silber  auf  der  Erde  sprossten, 
nach  Xieng  Sen  zurück  und  setzte  als  Fürst  von  Xiengrai  seinen 
Sohn  Xatsakon  ein ,  der  ihn  bei  seinem  Tode  auf  dem  Thron  von 
Xieng  Sen  ersetzte,  im  Jahre  1300  der  Phutthasakkharat  Nach 
sieben  Generationen  starb  die  königliche  Dynastie  aus  und  das 
Reich  ging  zu  Grunde  in, Folge  der  Kriege  mit  den  Laos. 


Traditionelle  Erzähloogen  aus  den  KönigsbUchern. 

In  Phra  Raang  yerknttpft  sich  die  siamesische  Greschichte 
mit  der  kambodischen ,  und  die  Thay  lassen  sich  gern  des  wei- 
teren ttber  diese  Periode  ihrer  erworbenen  Unabhängigkeit  aus. 
Als  man  1500  Jahre  in  der  Phra  Phuttha-Sakkharat  zählte ,  war 
der  Phaya  Roi-et  der  Beamte,  um  den  Tribut  an  Honig  in  Phi- 
lalai  einzusammeln,  und  der  Nai  Khongkrao  der  Aufseher  ttber 
den  Tribut  an  Trinkwasser,  das  einmal  in  drei  Jahren  von  Lavo 
nach  der  Stadt  Eamphuxathibodi  geschafft  werden  musste.  Er 
hatte  300  Mann  unter  seinem  Befehl ,  um  die  Schleusen  des  Tei- 
ches Xupakhon  in  Ordnung  zu  halten  und  101  Böte  immer  fertig. 
Bei  seinem  Tode  fiel  die  Stelle  an  seinen  Sohn  Nai  Ruang,  der 
sich  in  einer  frttheren  Existenz  durch  Darbringung  der  acht  er- 
laubten Getränke  an  Buddha  Gonagon  so  grosses  Verdienst  er- 
worben, dass  jedes  ausgesprochene  Wort  von  ihm  zurThat  wurde 
(gleich  des  Prajapati's,  der  mitBhuh  die  Erde  schafft).  Auch  der 
heilige  Vijayanarayan  war  mit  der  „authority  of  speech''  (Bakya 
Siddhi)  begabt.  Als  der  Knabe  Ruang  einst  auf  der  Heimfahrt 
nach  Hause  gegen  den  Strom  anrudern  musste  und  im  Selbstge- 
spräch den  Wunsch  laut  werden  Hess,  dass  das  Wasser  doch 
lieber  nach  der  andern  Seite  fliessen  möchte,  geschah  es  so  augen- 
blicklich und  er  wurde  von  selbst  zurückgebracht.  Er  wunderte 
sich ,  schwieg  aber  davon  und  theilte  es  Niemand  mit. 

Nachdem  die  schuldigen  drei  Jahre  des  Tributes  verflossen 
waren,  rttstete  der  Agent  der  Regierung  500  Karren  aus,  von  denen 
jeder  25  Krüge  hielt,  und  zog  mit  einer  Bedeckung  von  100  Leu- 
ten nach  dem  See.    Dort  angekommen,  machten  sie  Halt  und 


310  SiÄm. 

sahen  sich  nach  den  Aufsehern  um,  damit  sie  die  Schleusen  des 
Wasservorrathes  öfifneten.  Sie  erkundigten  sich  bei  den  An- 
wohnern und  erfuhren,  dass  Nai  Buang  jetzt  nach  seines  Vaters 
Tode  damit  betraut  sei.  Dieser  auch,  durch  Vorübergehende  von 
der  Ankunft  des  Inspectors  unterrichtet,  begab  sich  zu  ihm.  Als 
er  die  Karren  sah ,  bemerkte  er ,  die  Wasserkrtige  wären  wohl 
ziemlich  schwer,  es  wttrde  besser  gewesen  sein,  Körbe  gebracht 
zu  haben.  „Wie,  sagte  der  Inspector,  würden  Körbe  in  ihren 
Löchern  Wasser  halten  können?  ^  Nai  Ruang  erwiederte:  »Ich 
fürchte  überhaupt,  dass  es  das  nächste  Mal  kein  Wasser  mehr  für 
euch  geben  wird.  Für  diesmal  mag  es  noch  sein.  Ihr  mögt 
dann  gleich  seiner  Majestät,  dem  König  berichten.  *"  Der  Inspec- 
tor begann  sich  zu  fürchten ,  und  um  den  rauhen  Aufseher  nicht 
noch  mehr  zu  erzürnen ,  liess  er  nach  seinem  Verlangen  Körbe 
flechten,  25  für  jeden  Karren.  Als  alle  fertig  waren,  wurden 
die  Schleusen  geöiinet,  und  als  man  die  Körbe  in  das  Wasser 
tauchte ,  zog  man  sie  gefüllt  heraus.  Der  Herr  Inspector  fühlte 
unheimlich,  er  liess  das  Geschäft  beeilen  und  entfernte  sich 
so  rasch  wie  möglich  von  dem  gespenstischen  Ort  Als  sie 
für  das  Nachtquartier  am  Zollhause  ankamen ,  waren  die  Steuer- 
beamten ungläubig  und  meinten,  wie  Körbe*)  Wasser  halten 
könnten;  als  sie  aber  nachsahen,  fanden  sie  alle  gefüllt  Da 
brachen  sie  in  Staunen  aus  und  Alle  verwunderten  sich  über  die- 
sen Mann  Nai  Ruang.  In  dem  Steueramte  wurde  aber  der  ganze 
Bericht  in  allen  Einzelheiten  aufgezeichnet  und  in  den  Archiven 
niedergelegt  Davon  heisst  das  Zollhaus  Phra  Charük  (das  der 
Notirungen).  Als  sie  des  Weges  von  Tük-xo  weiter  zogen ,  ver- 
breitete sich  durch  alle  Städte  das  Gerücht  ihrer  sonderbaren  La- 
dung, und  bei  det  Ankunft  in  Kamphuxathibodi  liess  Phra  Pathom- 
masurivong  den  Inspector  zu  sich  fordern,  um  ihm  genaue  Rechen- 
schaft abzulegen.  Als  der  König  Alles  im  Einzelnen  gehört  hatte, 
wurde  ihm  schwach  um's  Herz  und  er  dachte :  „  Ob  das  am  Ende 
der  Verdienstvolle  ist  ?  **  Er  gebot  dann  seinen  Ministem,  dass  dieser 


♦)  Die  aus  Thatang^  stammenden  Pagodesclaven  des  Schweridong  bei  Pagan 
sind  berühmt ,  Trinkbecher  aus  Körben  zu  flechten. 


TrmditioDelle  Erzählungen  aus  den  Königsbficheni.  311 

Nai  Ruang  ergriffen  und  getödtet  werden  müsste ,  und  sie  rüste- 
ten ein  Heer  aus  unter  dem  Befehle  des  Grenerals  Dam-din-Baxa. 
Als  Ruang  von  dessen  Anzüge  hörte ,  flüchtete  er  erst  nach  Phi- 
chit  und  dann  nach  Sukhothay,  wo  er  auf  seinen  Wunsch  und 
durch  freiwillige  Contributionen  der  Bürger  von  dem  Abt  des  Klo- 
sters als  Priester  geweiht  wurde  und  nun  den  Namen  Phra  Ruang 
erhielt.  Als  Phaya  dexo  khom  dam  din ,  nach  Lavo  kommend, 
sich  nach  Ruang  erkundigte ,  hörte  er  von  den  Dorfbewohnern, 
dass  er  nach  den  nördlichen  Städten  hinaufgegangen  sei.  Der 
Khom  grub  sich  durch  die  Erde  nach  Savankhalok  hin  und  fragte, 
ob  Ruang  dort  aus  dem  Süden  angekommen  sei.  Die  Leute  er- 
wiederten ,  wie  sie  nur  gerüchtsweise  gehört  hätten ,  dass  Ruang 
sich  inSukhothay  befinde  undBhikkhu  geworden  sei.  Der  Khom 
grub  sich  wieder  in  die  Erde  ein  und  stiess  aus  dem  Boden  her- 
vor, gerade  in  der  Mitte  des  Vat  (Klosters) ,  wo  Phra  Ruang  eben 
den  Hof  fegte.  Dam  din  fragte  ihn :  „  Wo  ist  Phra  Ruang  ?  *" 
Phra  Ruang  erwiederte:  „Bleib  da,  bis  er  kömmt, ^  und  so  ist 
er  noch  heute  dageblieben ,  in  Stein  verwandelt.  Als  im  Jahre 
1502  der  König  von  Sukhothay  starb,  schied  Phra  Ruang ,  auf 
Bitten  des  Adels  und  Volkes,  aus  der  Priesterschaft  aus ,  damit 
er  zum  König  gewählt  werden  konnte.  Dann  wurde  Siam  ein 
für  sich  selbst  bestehendes  Land ,  wie  der  Mahavanso  das  Wort 
Siamadesa  erklärt.  Siam  oder  Shyan  ist  aber  der  Name ,  den  die 
Birmanen  den  Laos  geben ,  die  Siamesen  als  Schan  von  Yuthia 
unterscheidend.  Turpin  sagt,  dass  in  der  Sprache  der  Peguer 
Siam  frei  bedeute.  Im  Lande  selbst  wird  die  Erklärung  frei  dem 
Ba^- Namen  Thay  untergelegt,  während  Sayam - prathet  (das 
Drei-Land)  das  Gebiet  bezeichnet,  das  die  vom  Königsberge  kom- 
menden Laos  besetzten. 

Nach  denKambodiem  hatte  Phra  Ruang  die  Frechheit  gehabt, 
mit  einem  Heere  auf  seinen  frühem  Herrn  loszurücken,  aber  Phra 
Pathommasurivong,  von  den  Stadtmauern  schauend,  habe  seine 
Truppen  alle  dem  Boden  gleich  gemacht,  indemnochjetztSiemrab 
genannten  District.  Später  habe  er  aus  Mitleid  befohlen ,  dem 
allein  übrig  gebliebenen  Phra  Ruang  die  Thore  zu  öffnen ,  ihm 
gute  Ermahnungen  gegeben  und  dann  zurückgeschickt.    Bei  der 


312  8J*m. 

Eifersucht  y  die  Phra  Narai  in  Ramerat  wegen  der  vierhändigen 
Erscheinung  eines  Namensvetters  in  Siani  fühlte,  wird  er  eben- 
falls der  Absendung  eines  Dam  din  genannten  Hexenmeisters  be- 
schuldigt, der  sich  unter  der  Erde  hindurch  grub  und  beim  Hügel 
Nophburi's  wieder  an  die  Oberfläche  hinaufarbeitete,  aber  in  Stein 
verwandelt  wurde ,  als  er  halb  heraus  war.  Von  diesem  Unglttck 
hörend,  schickte  Phra  Narai  die  verlangten  Götterbilder.  Die 
von  Ramisserat  abgesegelten  Schiffe  der  Brahmanen  wurden 
durch  Sturm  zerstreut,  und  das  Phra  Uma  führende  trieb  nach 
Kamphuxa,  wogegen  Phra  Narai  und  Phra  Insuen  nach  Ligor. 
Von  dort  kamen  sie  später  nach  Siam  (vielleicht  in  der  Colo- 
nie  Birmanen ,  die  Brugi^re  zur  Erbauung  Ayuthia's  aus  Ligor 
holt).  Eben  dahin  sandte  Phra  Ruang  (700  Jahre  nach  Buddha), 
um  das  in  Ceylon  verfertigte  Buddhabild,  Phra  Sihing,  zu  erhal- 
ten, das  (obwohl  von  Metall)  stromaufwärts  schwamm«  Auch 
soll  Ramathibodi,  der  als  kambodischer  König  in  Ayuthia  herrschte 
(zu  einer  Zeit,  wo  nur  Sukhothay  von  Kambodia  unabhängig 
war),  Gesandte  an  den  König  von  Oudia  in  Hindostan  geschickt 
haben ,  um  Brahmanen  mit  den  drei  Veda's  zu  erhalten.  Eine 
siamesische  Gesandtschaft,  die  nach  Ceylon  für  religiöse  Bücher 
geschickt  wird ,  erwähnt  Marsden  aus  dem  Jahre  950  p.  d. ,  und 
brahmanische  Bücher  sollen  611  p.  d.  nach  Kambodia  gekommen 
sein ,  vielleicht  zu  den  traditionellen  Büchern  der  Laos  Kadilok 
gehörend ,  woraus  Low  folgern  will ,  dass  die  Laos  Sabäer  ge* 
wesen.  In  der  altem  Geschichte  Siam's  werden  besonders  iwtt 
Ramathibodi  erwähnt,  und  in  der  spätem  noch  mehr.  Von  JeneA 
regierte  der  in  derPhongsavadan  myang  nya  erwähnte  inSuUio* 
thay,  der  andere  in  Ayuthia.  Da  ein  anderer  Commentator  hin- 
zufügt, dass  der  in  Sukhothay  regierende  Ramathibodi  früher  ein 
Chao  Phaya  Kalahom  (Minister)  gewesen ,  rebellirt  und  sich  un- 
abhängig gemacht  habe ,  so  fällt  er  mit  Phra  Ruang  zusammen. 
Der  brahmanische  Phra  Ruang,  unter  dem  Titel  RamaThibodi  und 
Phra  Ruang  der  Lawa,  als  aus  dem  Xat  Lawa  (Geschlecht  der 
Lawa)  stammend ,  finden  sich  vereinigt  in  der  Mythe  über  König 
Natheya  kala  voranaditsa,  dem  Sohn  des  Phaya  Kakkhabat,  der 
aus   seiner  Residenz  Takkhasinla  Maha-Nakhon  ein  Heer  von 


V 


Traditionelle  Erzählungen  au?  den  K^nlgabfichern.  318 

Brahmanen  abschickte ,  um  Lavo  oder  Lawa-rata  (die  Stadt  der 
Lawas)  zu  gründen  und  dort  aus  Savannaburi*  geholte  Reliquien 
niederlegte  (1003  p.  d.).  Der  Name  Phrahmana  (Brahmanen) 
meint  hier  wahrscheinlich ,  wie  oft  in  den  indochinesischen  Dar- 
stellungen, Phama  (Birmanen).  Die  am  meisten  durch  die  Ge- 
genwart Phra  Riiang's  begünstigte  Stadt  ist  aber  Sukhothay  oder 
Sacathay  (wie  Sacadwipa  am  Jaxartes).  Der  König  der  dort  ge- 
fundenen Stein-Inschriften  führt  den  Namen  Kamkamheng. 

Zur  Zeit,  als  Phra  Ruang  in  Sukhothay  auf  den  Thron  er- 
hoben wurde  (im  Jahre  1502  derAeraBuddha's),  hob  Srichantha- 
rathibodi  Truppen  aus  und  zog  nach  der  Stadt  Savadi ,  von  wo 
er  den  kostbaren  Glasbecher  und  den  Traipidok  mit  sich  fort- 
nahm. Zur  Stadt  Xa  Xieng  luang  kommend,  holte  er  den 
schwarzen  Zahn  des  weissen  Elephanten,  mit  Phra  Ruang's  Bild 
darauf  geschnitzt,  wie  es  aus  der  alten  Zeit  von  Phrachao  Aru- 
narath  herstammte ,  dann  den  Zahn  der  grossen  Schlange  und 
auch  den  Phra  Traipidok  nebst  den  heiligen  Reliquien  Buddha's, 
die  in  einem  mit  Kalk  fest  versicherten  Steingehäuse  für  120 
Jahre  aufbewahrt  dort  gelegen  hatten.  Bei  dem  Tode  des  Königs 
fiel  die  Regierung  an  Phra  Maha-Phuttha-Sakhon  aus  königlichem 
Geschlecht,  der  an  den  Ufern  des  See's  Sano  (Sumpf-Pflanzen) 
lebte ,  damals  Vat  döm  (das  alte  Kloster)  genannt.  In  jenen  Ta- 
gen lebte  ein  Maha-Thero  (ein  Hoherpriester) ,  der  sich  von  dem 
alten  Stamme  Phra  Ramatheph's  ableitete.  Dieser  war  in  den 
Besitz  einer  grossen  Menge  heiliger  Reliquien  gelangt ,  650  an 
Zahl,  und  hatte  ausserdem  zwei  Schösslinge  des  heiligen  Pipul- 
Baames  erlangt.  Als  er  aus  Langkha-Singhon  (Ceylon)  zum 
König  Phuttha-Sakhon  in  Savadi  kam,  nahm  er  den  Riss  des 
Vat  Praxetavaranam  und  baute  einen  gleichen  in  Ho,  in  der 
Nähe  des  Quartiers  Phan ,  vor  den  Thoren  der  Stadt  Kampheng- 
phet.  Dieses  Kloster  (Vat)  wurde  Sanghanavat  genannt.  Dann 
setzte  er  den  grossen  und  heiligen  Bodhi-Baum  in  einen  Eimer  aus 
reinem  Gold  und  trug  ihn  nach  dem  SeeNakleh,  neben  dem  Klo- 
ster Semapaknam ,  um  ihn  dort  zu  pflanzen.  Dann  lud  er  die 
heiligen  Reliquien  höchster  Zuflucht  ein,  sich  dort  niederzulassen, 
und  das  Kloster  wurde  Phra  Srimaha-Phot-Langkha  (der  Vat  des 


314 

grossen  und  heiligen  Bodhi  -  Baumes  aas  Langkba)  genannt 
Dann  scbloss  er  einige  Reliquien  in  Pagoden  (Phra-ehedi) 
ein  9  einige  in  grossen  Bildern  Buddha's  (Fhraphuttha-Rab),  an- 
dere in  hohen:  Phra-Prangk  (Eegelthiinnen  in  der  Form  des 
Linga) ,  alles  zusammen  zwölf  Sttick.  Andere  36  Reliquien  legte 
er  in  der  Statue  eines  schlafenden  Buddha  (Phra-Phutthi-saiyel) 
im  Kloster  Pamokba  nieder,  ebenso  36  Reliquien  in  dem  Bilde 
des  Phra-Palelai  ausserhalb  der  Stadt  Phannathummaburi,  femer 
36  Reliquien  in  dem  Phra-Prangk  desVat  döm  in  derStadtNong- 
Sanoh  oder  dem  See  (Nong)  dejr  Sump^flanzen  (oder  der  könig^ 
liehe  See)  und  femer  36  Reliquien  unter  den  heiligen  Fusstapfen 
(Phra-Phutthi-bath).  In  der  Höhle  des  Berges  bei  der  Stadt  Na- 
khonsavan  wurden  36  Reliquien  deponirt,  in  der  Höhle  Kuth- 
khasavan  und  auf  dem  SteinhUgel  auf  dem  Platze  der  Stadt  Su- 
khothay  gleichfalls  36  Reliquien,  andere  36  auf  dem  Berge 
Thumkeoh ,  andere  36  in  dem  königlichen  Sitz  Xongkeoh ,  dam 
30  Reliquien  in  der  Pagode  des  Yat  Natharam  und  30  Reliquien 
in  Phramahathat:  dies  waren  drei  Klöster  in  der  Stadt  Phitsanu- 
lok.     Nachdem  der  König  93  Jahre  regiert  hatte ,  starb  er. 

Im  Jahre  336  der  Chunlosakkharat  regierte  PhayaKhotama- 
thevarat  in  Yat  döm  für  30  Jahre  und  bei  seinem  Tode  bestieg 
sein  Sohn  Phaya  Khotapong  den  Thron.  Er  ftthrte  das  Scepter 
mit  grosser  Macht  und  glanzvoller  Majestät,  bis  ihm  die  Hora 
prophezeiten,  dass  in  Kurzem  in  seiner  Stadt  der  Verdienstvolle  ge- 
boren werden  würde.  Obwohl  er  alle  Säuglinge  verbrennen  lieii^ 
entkam  doch  der  Verheissene  durch  Hülfe  der  Thepharak  und  ?rardA 
nur  am  Körper  verkrümmt.  Durch  Phra-In  geheilt,  bestieg  erdei 
erledigten  Thron  als  Phra  Chao-Sinthop-Amarin  (t^haya  Erek). 

Die  Chronologie  ist  hier,  wie  gewöhnlich,  im  höchsten  Grade 
verwirrt.  Sie  rechnet  erst  nach  der  Buddhasakkharat,  und 
lässt  den  zweiten  PhraRuang,  der  im  vorliegenden  Falle  deuttich 
von  dem  ersten  oder  Phrachao  Arunarath  (dem  Sohne  des  Dra- 
chen oder  der  Schlange)  unterschieden  wird,  im  1500.  Jahre 
derselben  in  Sukhothay  zum  Könige  erwählt  werden.  Dann  aber 
soll  wieder  später,  als  der  Nachfolger  eines  gleichzeitigen  Königs 
Phaya  Khotamathevarat  im  Jahr  336  der  Chunlosakkharat  regiert 


Traditionelle  Erzählungen  aus  den  KönigsbUchem.  315 

haben.  Sollte  man  die  aracaniscbe  Zeitrechnung  für  Buddha's 
Todesjahr,  die,  obwohl  jetzt  ungebräuchlich,  früher  allerdings  auf 
der  Halbinsel  nicht  unbekannt  gewesen  zu  sein  scheint,  zulassen, 
so  könnten  sich  die  beiden  Aera's  ziemlich  vereinigen,  aber  dann 
würde  das  von  der  Stadt  Savadi  erzählte  Ereigniss  aus  der  Stelle 
gerückt,  während  es  sich  nach  der  gewöhnlichen  ungefähr  mit 
der  Fortführung  des  Traipidok  durch  den  König  Pagau's  aus  Tha- 
tang  oder  Sathöm,  welche  Stadt  ebenfalls,  wie  Hongsawaddi, 
Savadi  genannt  wird ,  vereinigen  Hesse.  Doch  herrscht  die  auch 
in  der  birmanischen  Geschichte  bemerkbare  Verwirrung,  dass 
die  friedliche  Sendung  König  Noatasa's ,  um  gelehrte  Männer  zu 
erhalten,  mit  der  Eroberung  und  gewaltsamen  Fortführung  König 
Narapadisethu's  zusammengeworfen  wird ,  da  diesem  in  der  pe- 
guanischen  Geschichte  ein  König  Phra  Ruang  in  Sukhothay 
gleichzeitig  ist.  In  der  Chunlosakkharat  werden  verschiedene 
Cyklen  unterschieden.  Deutlich  scheint  indess  angenommen 
zu  sein,  dass  die  runde  Summe  von  500  Jahren  die  beiden 
Phra  Ruang  trenne,  da  der  erste  in  das  Jahr  1000  der  Phut- 
thasakkharat  gesetzt  wird.  Solche  Zahlen  werden  stereotyp, 
wie  die  Chinesen  von  der  Einführung  des  Buddhabildes  unter 
Kaiser  Mingti  zurückrechnen,  da  die  Prophezeiung  dieses  Er- 
eigniss auf  1000  Jahre  nach  dem  Nirwana  bestimmt  hatte.  Die 
Siamesen  haben  noch  eine  dritte  Manier,  die  Phutthasakkharat 
zu  rechnen ,  als  ob  sie  den  spätem  Buddha  kennten ,  den  Hamil- 
ton ungefähr  um  Christi  Geburt  ansetzt,  aber  bis  zur  Gründung 
von  Salivahana's  Aera  Spielraum  erlaubt,  wenn  sie  Buddhagosa 
um  236  nach  Buddha  geboren  werden  lassen  und  ihm  so  386  seine 
birmanische  Sendung  ermöglichen.  Einen  königlichen  See,  Nong- 
Sanoh ,  den  die  Siamesen  auch  als  See  der  Sumpfpflanzen  über- 
setzen, habe  ich  in  dem  Ruinenlande  Kambodia's  auf  meinem  Wege 
angetroffen,  und  der  erwähnte  Vat  döm  (das  alte  Kloster)  könnte 
der  nahegelegene  Tempel  Phra-Keoh  sein ,  dessen  archaistische 
Architectur  ihn  zu  dem  ältesten  der  dortigen  Denkmäler  zu  stem- 
peln scheint.  Gewöhnlich  indess  verstehen  die  Siamesen  unter 
dem  Nong-Sanoh  die  sumpfige  Umgebung  Ayuthia's,  und  mitunter 
auch  einen  See  bei  Lophburi ,  so  dass  es  als  ein  allgemein  ange- 


316  S»»«- 

wendeter  Name  schwer  zu  localisiren  sein  wird.  Ausserdem 
wird  Tum-keoh  erwähnt,  was,  wenn  nicht  emporschwellendes 
Kleinod ,  das  grosse  Kleinod  bedeutet ,  wie  Phra-Keoh  das  gött- 
liche Kleinod.  Indem  nach  dem  Tode  jenes  Eroberer-Königs 
nur  gesagt  wird,  dass  der  König,  der  darauf  in  Vat  dorn  ge* 
herrscht,  aus  einem  königlichen  Geschlecht  hergestammt  habe, 
ohne  aber  ihn  in  Beziehung  zu  dem  vorigen  zu  setzen ,  so  mag 
das  unterworfene  Kambodia  damit  wieder  selbständig  geworden 
sein,  obwohl  gerade  diese  Zeit  seiner  Schwäche  den  westlichen 
Provinzen,  die  jetzt  Siam  bilden,  die  gewünschte  Gelegenheit 
gab ,  sich  ihre  eigene  Unabhängigkeit  zu  erwerben.  Vat  döm, 
was  nur  das  alte  Kloster  heisst,  ist  ein  bei  vielen  Gelegenheiten 
gebrauchter  Name. 

Im  Jahre  215  der  Chunlosakkharat,  im  Jahre  des  Hasen, 
dem  fünften  des  Cyclus  (dem  Jahre  220 ,  im  Jahre  des  Pferdes, 
dem  letzten  des  Cyclus),  trat  Phrachao  Chantaxat  mit  Chao  fa 
Pattima  suda  duang  chan  die  Regierung  der  Stadt  Lavo  an ,  und 
sie  wurden  bei  ihrer  Ankunft  durch  Chaofa  Keoh  Phraphan ,  die 
Schwägerin  Chantaxat's,  begleitet.  Als  er  das  von  ihm  erbaute  Klo- 
ster Kudithong  (goldene  Zelle)  dem  heiligen  Lehrer  übergab,  er- 
baute die  Königin  das  Kloster  Khongkhavihan. 

Im  220.  (245.)  Jahre  der  Chunlosakkharat  regierte  in  der 
Stadt  Sathöm  der  König  Phrachao  Anonthamongxa,  der  im  12.  Mo- 
nate an  seine  Edlen  Befehle  erliess,  Truppen  auszuheben,  um  die 
Stadt  Lavo  zu  erobern.  Ein  Heer  von  1 0000  Elephanten,  5000  Rei- 
tern und  1 00,000  Fusssoldaten  wurde  ausgerüstet,  dessen  Vorhat 
von  Phaya  Röngchittang  geführt  wurde.  Auf  dem  rechten  Flü- 
gel commandirte  Nonthakjoxu  und  auf  dem  linken  Nonthakiyo- 
thang.  Die  Reserve  stand  unter  Poricharam.  Der  in  einem 
günstigen  Momente  der  Constellationen  von  seiner  Hauptstadt 
aufgebrochene  König  erreichte  in  39  Tagen  die  Stadt  Lavo.  Da 
der  König  den  Belagernden  keine  kriegserfahrenen  Truppen  ent- 
gegenzusetzen hatte,  sandte  er  die  Prinzessin  Chaofa  Keoh  Phra- 
phan (die  himmlische  Prinzessin  im  Sohmueke  lieblichen  Ant- 
litzes) in  goldenem  Palankine  und  reichem  Gefolge  ihrer  Eären- 
damen  in  das  feindliche  Lager ,  um  sie  als  Band  der  Freund- 


k 


Traditionelle  Krzählnngen  aus  den  Königsbüchern.  317 

Schaft  dem  König  von  Sathöm  anzubieten.  Dieser,  von  ihrer 
Schönheit  bezaubert/  nahm  sie  mit  sich  nach  seiner  Hauptstadt 
zurück,  und  seitdem  blieben  die  Städte  Lavo  und  Sathöm  verbün- 
det, im  freundlichen  Austausch  von  Gesandtschaften. 

Der  in'Sathöm  geborene  Prinz,  Phra  Naret  genannt,  wurde 
von  seinem  Vetter  aus  Lavo,  Pbra  Narai  (Sohn  der  Königin  Chao- 
fa  Pattimarukhaduangchan)  besucht,  entfernte  sich  aber  nach 
einem  ausgebrochenen  Zwist  über  das  Reiten  eines  Pferdes.  Der 
König  hatte  eines  Tages ,  als  er  durch  eine  Gallerie  gehend ,  im 
Hofe  die  beiden  Vettern  Ball  spielen  sah ,  das  Gefährliche  seines 
Verwandten ,  der  sich  oft  mit  vier  Armen  zeigte ,  vorauserkannt, 
konnte  aber  nicht  seine  Flucht,  wobei  er  viele  Mon  mit  sich  fort- 
führte, verhindern.  Als  sein  Sohn  um  die  Erlaubniss,  ihn  zu  ver- 
folgen, bat,  zögerte  er  dieselbe  zuzugestehen  und  gab  nur  auf 
mehrfaches  Bitten  nach.  Als  dieser  den  Flüchtling  auf  seinem  Ele- 
phanten  eingeholt  hatte,  hob  er  den  schweren  Eisenball,  mit  dem 
er  als  Kind  gespielt,  um  ihn  anNarai'sKopf  zu  werfen.  Da  jener 
ihm  aber  lächelnd  bemerkte,  er  sei  jetzt  zu  alt  für  kindische 
Spiele,  wandte  er  beschämt  seinen  Elephanten  um  und  kehrte 
zurück  (278  Ch.  S.).  Die  weggeführten  Mon  wurden  in  Bang 
Tham  und  Bang  Khum,  Vorstädten  Lavo's,  angesiedelt  im  Jahre 
231  (278)  der  Chunlosakkharat.  Seitdem  war  die  Freundschaft 
der  Städte  Lavo  und  Sathöm  abgebrochen.  Als  Phrachao  Chan- 
taxat  nach  einer  Regierung  von  27  Jahren  starb,  bestieg  im  Jahre 
242  (289)  der  Ch.  S.  Phra  Narai  den  Thron.  Als  Phra  Naret  mit 
einer  zahlreichen  Armee  zur  Eroberung  Lavo's  herbeigekommen 
und  hörte,  dass  sein  ihm  überlegener  Vetter  den  Thron  bestiegen, 
erschrack  er  und  gab  vor,  nur  wegen  eines  Wettstreites  im  Pa- 
godebau sich  herbemüht  zu  haben.  Da  nach  mehrtägigem  Bau 
Narai  sah,  dass  er  nicht  gleichen  Schritt  mit  den  zahlreichen  Ar- 
beitern seines  Feindes  halten  konnte ,  setzte  er  den  Rest  der  Pa- 
gode durch  leichtes  Fach  werk  hinzu,  und  Naret,  der  sie  fertig 
glaubte,  entfernte  sich  heimlich,  die  Pagode  Phu  kao  thong  (den 
€k>ldberg)  zurücklassend.  Narai  verwandelte  die  seine  in  das 
Kloster  Jai-xai-mongkhon  (die  Pracht  des  glorreichen  Sieges). 
Nachdem  Narai  einen  Phra  Prangk  in  Lavo  gebaut,  nannte  er  die 


318  Siam. 

Stadt  MUangmai  (die  neue  Stadt),  und  davon  kommt  der  Name 
Lophburi  (Noyburi,  die  Neustadt).  Seit  der  Zeit  war  LfOpbbari 
eine  Residenz.  Beim  Tode  Narai's  verfiel  die  Stadt  und  blieb 
öde  liegen  in  Verwüstung.  Neun  Edelleute  fochten  um  den  Tbron 
und  das  Blut  stand  so  hoch  in  den  Strassen ,  dass  es  bis  zu  den 
Sätteln  der  Elephanten  reichte.  Nach  zwölf  Jahren,  im  Jahre  311 
(301)  der  Chunlosakkharat,  gelang  es  Phra  ChaoLuang  sich  des 
Thrones  zu  bemächtigen.  Er  stellte  Ordnung  her  und  regulirte 
den  Tarif  der  Marktpreise.  Der  Palast  wurde  in  ein  Kloster  ve^ 
wandelt  und  Vat  dorn  genannt,  da  er  seine  Residenz  nach  einer 
neuen  Stadt  verlegte.  Bei  seinem  Tode  im  Jahre  372  (383)  der 
Chunlosakkharat  war  das  königliche  Geschlecht  ausgestorben 
und  die  Hofastrologen  beschlossen  daher,  das  Augurium  des 
Thrones  im  Schwanenboote  zu  versuchen. 

Diese  ganze  Darstellung,  die  allerdings  in  der  offieiellen 
Geschichte  fehlt,  giebt  die  wildeste  Verwirrung  nicht  nur  von 
Mythe  und  Geschichte,  sondern  auch  von  geschichtlichen  Personen 
miteinander,  und  hat  natürlich  nicht  den  mindesten  Werth,  aus- 
genommen um  zu  zeigen,  wie  die  Volkssage  mit  historischen 
Figuren  spielt.  Phra  Naret  ist  der  allerdings  in  Pegu  erzogene 
König  Siam's,  der  durch  seine  Eroberungskriege  das  Landauf 
die  höchste  Stufe  der  Macht  erhob,  -der  hier  aber  in  einer  unter- 
geordneten Stellung  dem  in  Lavo  residirenden  Usurpator  Nani 
gegenüber  herabgedrlickt  ist,  Falco's  Beschtltzery  von  dem  es 
freilich  auch  in  der  autorisirten  Version  heisst,  dass  er  mitunter 
so  erschienen  sei ,  als  ob  er  vier  Arme  besitze ,  vielleicht  durch 
denselben  Kunstgriff,  wie  sich  der  assamesische  Priester  zu 
einem  achthändigen  machte.  In  den  Kriegen  mit  Hong^waddi 
wird  Naret  gewöhnlich  mit  seinem  Bruder,  der  ihm  später  ak 
Ekathotsarot  folgt,  zusammen  genannt  und  das  Brüderpaar  als 
Naret-Narai  bezeichnet.  Als  unter  den  stürmischen  Kriegen  innerer 
Fehden  das  vorher  reiche  und  glänzende  Lavo  verödete,  und  bald 
die  birmanische  Eroberung  das  Königreich  Siam  ganz  und  gar 
vernichtete,  knUpften  sich  fortgesetzte  Märchen  an  in  dem  Sueben 
und  Finden  neuer  Könige,  und  die  Phantasie,  die,  je  weiter  sie 
sich  von  dem  festen  Boden  ablöste,  einen  um  so  ungehinderteren 


Traditionelle  Erzählung^en  aus  den  Konigsbfichern.  319 

Spielraum  vor  sich  sah ,  wurde  immer  ungescheuter  und  kühner 
in  der  Benutzung  desselben ,  so  dass  sie  zuletzt  selbst  noch  in 
neuerer  Zeit  China  zum  zweiten  Mal  durch  einen  König  Siam's 
erobern  lässt.*  Wenn  sich  der  Verfasser  bei  der  Chronologie  über- 
haupt etwas  gedacht  hat,  was  sehr  zu  bezweifeln  steht,  da  er  ge- 
wöhnlich zwei  Jahre  neben  einander  nennt,  in  ganz  willkürlichen 
Verhältnissen,  so  müsste  sie  sieh  auf  die  von  einem  spätem  Könige 
Siam's  versuchte,  aber  missglückte  Aenderung  der  Aera  beziehen. 
Historischer  Sinn  zeichnet  freilich  die  Buddhisten  wenigstens  in 
solchen  Werken ,  die  auf  Autorität  Anspruch  machen ,  vor  den 
Brahmanen  aus,  die  offen  eingestanden,  Königslisten  je  nach  dem 
Bedürfhiss  auszufüllen  und  es  auf  Mackenzie's  Wunsch  gethan 
haben,  ist  aber  auch  bei  ihnen  noch  immer  schlecht  genug  bestellt. 
Eine  beliebte  Romanze  der  Siamesen ,  die  man  vielfach  singen 
hört,  beklagt  den  durch  Liebesintriguen  verursachten  Treubruch 
der  vorher  unzertrennlichen  Freunde  Khun  Pen  und  KhunXang, 
von  denen  der  erste  ein  berühmter  Feldherr  gewesen  und  Xieng- 
mai  mit  allen  Laosländem  seinem  Vaterlande  erobert  habe.  Da  ich 
mich  wunderte,  in  der  Geschichte  nichts  darüber  zu  finden  und 
meinen  Munschi  darum  befragte,  erwiederte  dieser,  dass  Khun 
Pen's  Name  in  den  Annalen  nicht  aufgenommen  sei,  da  er  bei  seiner 
Rückkehr  den  König  ermordet  habe  und  so  den  Edelleuten  ein 
schlechtes  Beispiel  geben  möchte.  Jedenfalls  ein  sonderbares 
Motiv,  da  jede  Seite  der  Chroniken  mit  Mord  und  Hochverrath 
gefüllt  ist. 

Ueber  die  wie  Krischna's  Gottheit  schon  in  den  Windeln 
äffende  Vierhändigkeit  berichten  auch  die  Chronikbücher  Ayu- 
thias:  Im  Jahre  994  träumte  der  König,  dass  Phra  Amarin- 
tharat  herabgekommen  wäre,  Festlichkeiten  anzuordnen,  und 
nachdem  der  Hora  nächsten  Tages  seine  Beobachtungen  ange- 
stellt hatte,  wurde  ein  Sohn  geboren,  der  zuerst  so  erschien,  als 
ob  er  vier  Arme  habe,  sich  aber  nachher  in  seiner  natürlichen  Ge- 
stalt zeigte.  Er  e'rhielt  den  Namen  Chao-Phra-Naraxarat-Kuman 
oder  Phra  Narai.  Der  König  Hess  danials  einen  See  ausgraben 
in  der  lieblichen  Umgebung  des  Dorfes  Kahomat  und  erbaute 
dort  Zellen  zu  Rasteplätzen.  Diese  waren  anfangs  offen,  als  aber 


320  Siam. 

einst  ein  junger  Sama-nen  (Priester),  der  sein  Nachtlager  in  einer 
aufgesehlagen  hatte ,  bemerkte ,  dass  man  von  Tigern  gefressen 
werden  könnte,  wurden  Balken  wände  hinzugeftlgt,  und  seitdem 
hiess  diese  Zelle  Sala  Chao  Nen  oder  die  Halle  des  Herren  No- 
vizen. Im  Jahre  998  Hess  der  König  auf  einer  Pilgerfahrt  die 
Thevasathan  (Engelhäuser)  des  Phra Insuen  (Siva)  und  Phra Narai 
(Vischnu)  zerstören,  worauf  er  ein  Vihan(  Kloster)  baute.  Als  d^ 
König  die  Festlichkeiten  besuchte,  Hess  er  den  jungen  Prinzen 
Phra  Narai,  der  damals  fünf  Jahre  alt  war,  zurück,  weil  er  etwas 
unpässlich  war.  Derselbe  lief  die  Treppen  hinauf,  um  zu  spielen, 
und  obwohl  ihm  sein  Erzieher  einen  Schirm  anbot,  weil  es  regnete, 
wollte  er  doch  keinen  nehmen.  Als  er  gerade  neben  einer  Säule 
stand,  kam  ein  Donnerkeil  herabgefahren  und  spaltete  die  Säule 
in  zwei  Stücke ,  aber  Phra  Narai  blieb  unverletzt  und  er  lachte 
seinen  Erzieher  aus,  weil  er  sich  fürchtete.  Der  König  Hess  grosse 
Festlichkeiten  veranstalten,  um  die  Verdienstesmächtigkeit  seines 
Sohnes  feierlich  zu  begehen.  In  demselben  Jahre  geschah  es, 
dass  einer  der  ElephantenhUter  mit  einem  Handwerksmeister  in 
den  königlichen  Ställen  Schach  spielte,  als  ein  Blitzstrahl  zwischen 
ihnen  hinfuhr  und  den  ersten  tödtete ,  während  der  andere  ver- 
schont blieb. 

Als  mit  dem  Tode  Phra  Chao  Luang's  im  Jahre  372  (383)  der 
Chunlosakkharat  die  königliehe  Ra^e  erloschen  war  und  Niemand 
mehr  die  Religion  Phra  Phuttha's  und  das  Volk  (die  Gemeinen 
oder  Pbrai  Phon)  beschützte,  da  beriethen  die  Phrahm - Parohit 
(die  brahmanischen  Astrologen)  miteinander  und  sie  beschlossen, 
die  prophetische  Entscheidung  dem  in  einem  goldenen  Boote  mit 
den  Insignien  der  Königswürde  abgesandten  Throne  zu  überlassen. 

In  dieser  köuigslosen  Zeit  pflegte  eine  Bande  Hirtenjungen, 
47  an  der  Zahl,  die  auf  den  Wiesen  ihres  Dorfes  die  Kühe  hüteten, 
mit  einander  König  zu  spielen.  Um  die  Mittagszeit  trieben  sie 
ihre  Kühe  um  einen  Termitenhügel*)  zusammen  und  dann  er- 


•)  Eine  abergläubische  Verehrung  für  die  Hügel  der  weissen  AmeiseD  findet 
sich  Dicht  nur  in  vielen  Theilcn  Hinterindiens ,  sondern  auch  unter  Negern ,  wo 
die  Aymie  (der  Bullamer)  oder  die  Ma-mull  (der  Timmanier)  darin  wohnend 
gedacht  werden. 


i 


Traditionelle  Erzählungen  ans  den  Kdnigsbüchem.  321 

wählten  sie  einen  aus  ihrer  Mitte  zum  Haupte ,  und  setzten  ihn 
auf  den  Erdhaufen,  als  seinen  Thron.  Alle  die  anderen  Knaben 
unterwarfen  sich  seinen  Befehlen  und  gehorchten  ihm  als  ihrem 
Herrn.  Er  ernannte  den  Khun  Intharatheph  als  den  Officier 
seiner  Leibwächter  der  rechten  Hand,  und  den  Khun  Phirenatha- 
ratheph  als  den  Officier  seiner  Leibwächter  zur  linken  Hand,  und 
Andere  als  seine  Edelleute.  Wenn  es  geschah,  dass  die  hohe  Re- 
gierung auf  dem  Palaste  der  Ameisen  Ursache  zum  Zürnen  gefun- 
den, dann  erging  die  Proclamation  an  den  Henker,  ihm  befehlend: 
„  Fähre  fort  und  tödte  mit  einem  Holzstück  *). "  Der  Henkermeister 
fährte  fort,  er  schlug  an  den  Kopf,  der  Kopf  fiel  ab.  So  nannten 
sie  es  das  Dorf  des  Ameisenkopfes  (Sisapuek)  seit  jener  Zeit. 

Als  Alles  bereit  stand  für  die  prophetische  Stimme  des 
Auguriums ,  dann  traten  die  Phrahm  (Brahmanen) ,  die  Parohit 
(die  Zeichendeuter) ,  die  Hora  (die  Astrologen)  und  die  Chariya 
(die  gelehrten  Professoren)  zusammen.  Sie  luden  die  Insignien 
der  KönigswUrde  ein ,  Platz  zu  nehmen  in  dem  Schwanenboote, 
das  den  goldenen  Thron  trug,  und  stiessen  vom  Lande  ab.  Der 
Kahn  schwamm  den  Fluss  hinab,  der  Strömung  folgend;  als  er 
aber  dem  Dorfe  Sisapuek  gegenüber  angelangt  war,  wandte  sich 
der  Schwan  an  seinem  Buge  ans  Ufer  und  konnte  trotz  aller  An- 
strengung der  Ruderer  nicht  weiter  bewegt  werden.  Da  Hessen 
die  Edeln  die  Homer  erklingen,  die  Brahmanen  bliesen  ihre 
Muscheln,  laut  schmetterten  die  Trompeten,  die  Posaunen  dröhnten 
und  im  rauschenden  Töneschwall  klangen  alle  Instrumente  zu- 
sammen ,  als  der  Knabe ,  der  im  Spiele  geherrscht  hatte ,  fortge- 
nommen wurde ,  um  als  König  im  Königreich  zu  gebieten.  Das 
Dorf  heisst  deshalb  auch  Bahn  dek  len  (der  spielenden  Knaben). 
Nach  seiner  Throneinsetzung,  die  des  Weiteren  berichtet  wird, 
verliebte  er  sich  in  ein  Mädchen  der  peguanischen  Colonie ,  von 
der  erzählt  wird,  dass,  wenn  sie  monatlich  ihr  Untergewand 
zum  Trocknen  aufhing,  die  Bienen  sich  auf  den  Blutflecken  nie- 
derliessen.    Nachdem  er  sie  zu  seiner  Königin  erhoben  und  auch 


*)  Chandragupta  Hess  mit  Ziegenhömern  Hände  und  Füsse  abhauen,  die  er 

dann  wieder  ansetzte. 

BattUm,  OitMien.  I.  21 


822  ^^iam' 

seine  früheren  Spielgenossen  mit  Auszeichnungen  bedacht  hatte, 
erhielt  er  einen  Brief  des  Kaisers  von  China,  der  ihm  seine  Tochter 
(so  zart,  dass  sie  in  der  Schaale  einer  Areca-Nuss  aufbewahrt 
wurde)  zur  Ehe  anbot.    Um  sie  zu  holen ,  lässt  er  eine  Flotte 
ausrüsten,  mit  der  er  an  der  Mündung  des  Canals  beim  Vat  Pattih 
klong  für  die  Nacht  ankerte ,  während  das  Wasser  in  der  Flott 
am  höchsten  stand.    Bienen  sehend ,  die  unter  dem  Dache  des 
Klosters  zwischen  dem  Schnitzwerk  bauten,  sprach  er  den  Wunsch 
aus,  dass  durch  die  Kraft  seiner  Verdienste,  in  gerechter  Regie- 
rung gesammelt,  der  Honig  in  genügender  Menge  herabkommen 
möchte,  um  sein  Schiff  emporzuheben,  dass  es  unmittelbar  an  dem 
Tempel  anlegen  könnte.    So  geschah  es  und  davon  erhielt  er 
den  Namen  Phra  Chao  Sainam-Phüng  (der  König  des  Honigstroms). 
Er  setzt  dann  ohne  Unfall  seine  Fahrt  nach  China  fort,  und 
passirt  die  Vulcane  (Phukaofai,  die  Feuerberge).    Die  Chinesen 
lustwandelten  am  Strande,  als  sie  plötzlich  die  Flotte  heran- 
segeln sahen.    Der  Kaiser,  davon  hörend,  „fällt  besinnungslos 
nieder  vor  Schreck."    Andere  lange  Excurse  über  die  an  der 
Küste  aufgestellten  Truppen  u.  s.  w.    Als  die  Minister  sich  der 
geschickten  Einladung  erinnern,  laden  sie  den  König  ein,  in  der 
IMgersbucht  (bocca  tigris)  zu  landen.    Nach  der  Vermählung  mit 
der  Adoptivtochter  des  Kaisers,   segelte  er  in  15  Tagen  nach 
Ayuthia  zurück.    Als  er  in  Betreff  der  Ehrenbezeigungen  des 
Empfanges  im  Scherz  eine  etwas  rauhe  Antwort  gab,  starb  die  zarte 
Prinzessin  des  fein  civilisirten  China  sogleich  am  gebrochenen 
Herzen  und  fiel  todt  hin.    Nach  ihrem  Leichenbegängniss  dachte 
er  daran,  den  Canal  Bangnaikrai  bei  Bangtrai  zu  graben,  um  eine 
neue  Stadt  zu  bauen,  aber  der  Phra  Acharya  (das  Haupt  der  Ge- 
lehrten) rieth  ihm  davon  ab ,  weil  das  Wasser  noch  brakisch  sei, 
und  die  Zeit,  wo  Buddha's  Prophezeiung  sich  erfüllen  würde, 
noch  nicht  gekommen  wäre.    Dies  ist  eine  Anspielung  auf  die 
spätere  Gründung  Bangkok's  und  wiederholt  die  vielfach  •wiede^ 
kehrende  Ansicht,  dass  die  See  sich  erst  allmählig*)  zurückzöge, 

*)  Lea  pays  des  Siamois  ne  sont  habit^ ,  que  depoia  pea  de  ai^les ,  si 
Ton  en  Juge  par  le  pou  qu'il  y  eii  a  de  defriches  (sagt  Lonb^re). 


Traditioaelle  Erzählungeo  aas  den  Königrsbficheni.  823 

um  das  fllr  Menschen  bewohnbare  Land  frei  zu  legen.  Parasuram 
der  Brahmanen  vollzog  diese  Procedur  rascher.  In  dem  Tempel 
des  Vat  Sanaw  Kräng  wurde  mir  ein  in  verbietender  Stellung 
die  Hände  ausstreckender  Phra,  der  Phra  Ham-Samuth  (der  Gott 
der  dem  Meere  verbietet)  genannt.  Beim  Tode  des  Königs  im 
Jahre  1636  derPhuttha-Sakkharat  oder  427  der  Ghunlosakkharat 
folgte  sein  Sohn  Thanmitkarat,  der  zwei  weisse  Elephanten'erhielt. 
Er  achtete  streng  auf  Gesetz  und  Ordnung  und  regulirte  Taxen 
und  Abgaben  genau.  Alle  umwohnenden  Nationen  fürchteten 
seine  Macht.  „Goldene  und  silberne  Blumen  Wuchsen  in  grossen 
Mengen  auf/  womit  die  Einsendung  derselben  als  Huldigungs- 
zeichen gemeint  sein  wird. 

Im  Jahre  469  (419)  der  Ghunlosakkharat  schickten  die  Be- 
wohner Hongsawaddi's  Dämonen  (Phi)  nach  Siam,  die  sie  in  ein 
Buddhabild  einschlössen  und  den  Fluss,  von  der  Stadt  Thön  aus, 
hinabtreiben  Hessen.  Als  die  Anwohner  des  Flusses  diese  Figur 
Buddha'svorUberschwimmen  sahen,  kamen  sie  von  allen  Seiten  zu 
verehren  und  Opfergaben  darzubringen,  und  als  sie  an  der  Hauptstadt 
anlangte,  Hess  der  König  Terrassenschirme  errichten  und  grosse 
Processionen  vorbereiten,  um  sie  nach  Ayuthia  zu  geleiten.  Aber  ein 
alter  Peguaner*)  (Baman  oder  Phama-ßaman),  der  die  Verschlagen- 
heit seiner  Landsleute  kannte,  schüttelte  den  Kopf  und  sagte :  „  Das 
ist  kein  Bild  unseres  Herrn  Buddha,  sondern  ein  böser  Geist  und  nur 
ein  schlimmer  Zauber,  um  das  Königthum  nach  Hongsawaddi  zu- 
rückzubringen. "  Als  der  König,  der  in  freudiger  Erwartung  am  Ufer 
stand,  diese  ominösen  Worte  hörte,  begann  er  zu  zittern  und  ging 
schleunigst  nach  Hause,  weil  er  sich  unwohl  fühlte.  Nach  Berathung 
mit  seinen  Ministern  hielt  er  es  für  wünschenswerth,  den  alten  Mann 
weiter  darüber  zu  vernehmen ;  aber  obwohl  er  ihn  überall  in  der 
Stadt  suchen  und  mit  der  Gong  nach  ihm  ausrufen  Hess ,  war  er 
doch  nirgends  zu  finden.  Nach  einiger  Zeit  aber  erzählten  Kinder 
in  dem  Dorfe  Bahn  Namphüng,  dass  ihr  alter  Onkel,  den  sie  ge- 
beten, ihnen  den  schwimmenden  Gott  zu  zeigen,  etwas  Aehnliches 
verfertigt  habe,  und  der  König  auf  weitere  Nachfragen  erfuhr  von 


*)  Les  devins  du  roi  de  Siam  soBt  toos  Branies  ou  Peguans ,  sagt  Lonb^e. 

21* 


324  SUm. 

ihm ,  dass  die  auf  dem  Wasser  schwimmende  Statue  nicht  der 
Gott  Buddha,  sondern  nur  der  Sitz  von  Dämonen  sei,  um  das 
Land  auszukundschaften.  Auf  seine  Bitte,  sie  greifen  zu  dürfen, 
erhielt  er  Erlaubniss.  Er  streute  dafür  Opfergaben  von  Reis  in 
die  Nähe  des  Bildes  und  legte  dann  rasch  einen  geweihten  Zauber- 
strick (Sai  din)  um  dasselbe,  worauf  es  augenblicklich  zu  Boden 
sank.  Die  Zuschauer,  die  es  sahen,  erhoben  ein  grosses  Geschrei 
und  da  entstand  ein  furchtbarer  Lärm  und  Aufruhr.  Alle  eilten 
in  Hast  nach  ihren  Häusern,  weil  jeder  fürchtete,  der  verwünschte 
Dämon  möchte  in  den  Canal  ihrer  Strasse  hineintreiben.  Die 
ganze  Stadt  war  in  Angst  und  Verwirrung.  Auf  Befehl  des  Königs 
wurden  rasch  aus  alle  Klöstern  Priester  abgeschickt,  um  die  Han- 
tras Phra  Phuttha's  an  den  Mündungen  der  verschiedenen  Canäle 
zu  sprechen ,  die  alle  durch  geweihte  Zauberschnüre  abgesperrt 
wurden.  Da  die  Figur  nach  vergeblichen  Versuchen  in  keinen 
der  Canäle  hinein  konnte,  so  blieb  sie  in  der  Vorstadt  Karaliegen. 
Alles  war  indess  in  Ungewissheit,  weil  sie  auf  dem  Grunde  des 
Flusses  lag  und  nicht  gesehen  werden  konnte*.  Selbst  der  alte 
Mann,  der  vorher  so  gute  Dienste*  gethan  hatte,  war  getäuscht 
Er  war  während  drei  Tagen  mit  den  Polizeibeamten  schnüffelnd 
umhergegangen,  aber  zuletzt  erklärte  er,  sie  sei  nirgends  mehr  da 
und  nach  den  nördlichen  Gegenden  zurückgekehrt.  Doch  der 
König,  der  sich  noch  nicht  ganz  sicher  glaubte,  liess  Fallen  und 
Netze  in  den  Canäleu  aufstellen  und  andere  vorbereiten,  die 
man  am  Wassersgrunde  entlang  schleppen  konnte.  Nach  meh^ 
tägigen  AnstrcDgungen  wurde  die  Figur  zuletzt  bei  Paknam  ge- 
fangen ,  als  sie  eben  ausschlüpfen  wollte.  Man  war  schnell  bei 
der  Hand,  sie  nach  allen  Seiten  mit  Zauberstricken  zu  umschnUren 
und  schickte  dann  spornstreichs  eine  Depesche  an  den  König: 
„Wir  haben  sie,  was  soll  jetzt  damit  geschehen?''  Man  hätte  sie 
tödten ,  ertränken  oder  verbrennen  können ,  aber  nach  längerer 
Berathung  wurde  gefunden,  dass  solches  Vornehmen  „der  könig- 
lichen Majestät  nicht  zur  Ehre''  gereichen  würde.  Das  Beste 
würde  sein,  sie  ihren  Eigenthümern  zurückzusenden.  Ueberalles 
das  geht  die  siamesische  Erzäliluug  noch  ins  Einzelne.  Das  Ende 
war,   dass  man  den  Dämon   in  einen  stark  gearbeiteten  Sarg» 


Traditionelle  Erzählungen  aas  den  Königsbüchem.  325 

„wohlverpicht  und  verkalkt"  mit  dichtverschlossenem  Deckel, 
einschloss,  denselben  mit  Zauberschnüren  umgab,  die  magischen 
Formeln  des  Verbotes  auszubrechen  darüber  sprach  und  die 
nöthigen  Opferceremonieen  vornahm.  Der  so  übel  behandelte 
Dämon  schwamm  dann  schleunigst  in  seinem  Kasten  den  Fluss 
aufwärts  und  wird  froh  gewesen  sein,  wieder  bei  seinen  Freunden 
in  Hongsawaddi  anzulangen.  Diese  G^spensterfahrt  muss  aus 
einer  Zeit  stammen,  wo  die  nördlichen  Laosländer  dem  Könige  von 
Pegu  oder  Hongsawaddi  unterwürfig  waren ,  oder  vielleicht  als 
diePandalus  von  Mon  das  von  ihnen  gegründete  Reich  Calaminha 
besassen.  Les  Pa  Man  ou  huit  Man  sont  les  anciens  habitans 
de  la  Chine  m^ridionale,  avant  que  cette  contr^e  fut  soumise 
k  l'empire,  berichtet  Klaproth.  Beim  Tode  des  Königs  im  Jahre 
1688  der  Phutthasakkharat  oder  469  (419)  der  Chunlosakkharat 
folgte  sein  Sohn  Phaja  Nusem. 

Solche  Excursionen  gehören  freilich  nicht  in  Geschichts- 
bücher, da  sie  sich  aber  einmal  darin  finden,  so  mögen  sie  folgen, 
zumal  diese,  Auslassungen  abgerechnet,  wörtlich  gegebene  Ueber- 
setzung  einen  lebendigeren  Einblick  in  das  Volksleben  gewährt, 
als  theoretische  Discussionen  geben  würden.  Mit  ihren  Nachbarn 
in  Zaubereien  zu  kämpfen ,  war  bei  den  Siamesen ,  wie  im  alten 
Königreiche  Pagan's,  nichts  Ungewöhnliches.  So  bemerkt  Turpin 
bei  der  letzten  Eroberung  Ayuthia's :  Tandis  que  les  Bramas  r6- 
pandus  dans  toutes  les  provinces  faisaient  la  guerre  aux  hommes 
et  k  la  nature  par  les  brigandages ,  le  roi  et  ses  ministres  super- 
stitieux  mettaient  toute  leur  confiance  dans  leurs  magiciens.  Les 
officiers  et  les  soldats,  entrain^s  par  cet  exemple,  les  consultaient 
sur  les  moyens  de  se  rendre  invisibles  afin  de  pouvoir  attaquer 
Tennemi  sans  en  etre  aper^us ,  et  Tespoir  d'apprendre  un  secret 
qui  favorisait  leur  lachet^  les  empechoit  de  s'exposer  k  combattre 
avant  qu'il  leureüt  6t6  riviU.  L'illusion  fut  si  forte,  queTexpöri- 
ence  6tait  impuissante  k  les  convaincre  de  la  vanitä  de  cet  art 
imposteur. 

Als  König  Thamtrailok,  Sohn  des  Königs  Phattasucharat  von 
Satxanalai,  in  Okhaburi  ins  Kloster  gegangen  war,  wo  Prinz 
Krabapharat  die  Haar  -  Reliquien  im  Phrachedi  Chulamuni  ein- 


326  8i*™- 

schloBs,  folgte  ihm  in  Satxanalai  sein  jüngster  Sohn,  Chao  Bo- 
romrat,  während  der  älteste  (Phra  Thamraxa)  die  Tochter  des 
Phra  Chao  Suvanraxa,  des  Königs  von  Ayuthia»  heirathete  und  dort 
suecedirte.  Eine  vom  Kaiser  von  China  geschickte  Gesandtschaft 
war  von  einem  riesigen  Chinesen  begleitett  der  som  Wettkampf 
herausforderte,  aber  von  einem  Siamesen  im  Biigea  llbefwunden 
wurde.  Sein  Bruder  und  Nachfolger  Boromimiathirat  begünstigte 
den  Seehandel,  der  in  hohem  Grade  unter  seiner  Regierung 
blühte,  dankte  aber  ab  zu  Gunsten  seines  Sohnes  Voraxet- 
Khuman  und  machte  seinen  Verwandten  in  den  nördlichen 
und  südlichen  Städten  die  Mittheilung,  dass  er  in  das  Kloster 
gehen  würde. 

Im  Jahre  1708  der  Phutthasakkharat  oder  671  (420)  der 
Chunlosakkharat  wurde  Phaya  Kong,  dem  Könige  Kanchaburi's, 
ein  Sohn  geboren,  von  dem  die  Hora  prophezeiten,  dass  er  zwarzo 
einem  Mann  grosser  Verdienste  aufwachsen  wiLrde,  aber  zugleich 
so  wilder  Leidenschaft,  um  seineu  eigenen  Vater  zu  tödten.  Als 
der  Vater  bei  der  Geburt  das  Kind  in  einem  goldenen  Geisse 
auffing,  fiel  es  mit  der  Stirn  auf  den  scharfen  Rand  und  zog  sich 
eine  später  stets  sichtbare  Narbe  zu.  Die  Königin  übergab  ihren 
Sohn,  den  sein  Vater  fürchtete  und  gern  getödtet  hätte,  einer 
alten  Frau  zur  Erziehung,  durch  die  er  später  an  den  Hof  des 
Königs  von  Raxaburi  gebracht  wurde.  Dieser  war  dem  Könige 
von  Kanchaburi  tributpflichtig,  der  Prinz  indess  stachelte  ihn  aii( 
die  Einsendung  der  Gold-  und  Silberblumen  zu  unterlassen,  und 
erbot  sich  zu  Uebernahme  des  Oberbefehls ,  als  der  König  von 
Kanchaburi  zur  Bestrafung  der  Rebellion  heranzog.  In  der  Schlacht 
traf  er  mit  seinem  Vater  zusammen,  ohne  ihn  zu  kennen,  und  tödtete 
ihn.  Als  er  in  Kanchaburi  unter  dem  Namen  Phaya  Phan  zum 
König  gewählt  war  und  auch  den  Harem  seines  Vorgängers  mit 
übernommen  hatte,  ging  er  am  Ende  der  ersten  Nachtwache,  um 
seine  Mutter  zu  besuchen ,  nach  den  inneren  Gemächern  des  Pa- 
lastes. Als  er  in  die  Halle  eintrat,  sass  dort  eine  Katze,  Mutter 
und  Junges.  Das  Junge  schrie,  weil  es  saugen  wollte,  die  Mutter 
aber  hielt  es  zurück  und  sagte:  „Schrei  nicht,  lass  uns  erst  sehen, 
wie  der  falsche  Sohn  bei  seiner  Mutter  schläft.  *"    Phaya  Phan, 


Tra^tionelle  Ers&hiuDgen  aas  den  Königsbfiohem.  327 

diese  Worte  hörend,  erschrack  und  dachte  bei  sich:  „Was  mag  das 
bedeuten?"  In  der  zweiten  Nachtwache  wollte  er  wieder  gehen, 
aber  als  er  beim  Stalle  vorbeiging,  hörte  er  eine  Stute  dem  schrei- 
enden Füllen  sagen:  „Warte  noch  mit  dem  Saugen,  erst  wollen 
wir  sehen,  iria  der  fidache  Sohn  bei  seiner  Mutter  schläft.''  Phaya 
Phan  fühlte  kilt  UJl  aiuiHerz  und  sagte :  „Wie  kann  das  Pferd  so 
sprechen?"  Kr  kehrte  nochmals  um,  führte  aber  in  der  dritten 
Nachtwache  seinen  Vorsatz  aus  und  kam  ans  Bett  seiner  Mutter, 
die  ihn  indess  an  der  Narbe  auf  seiner  Stime  erkannte.  Als  er 
dadurch  zugleich  den  begangenen  Vatermord  erfuhr,  gerieth  er 
in  grosse  Verzweiflung,  Hess  seine  alte  Erzieherin,  die  ihin  nichts 
tlber  seine  Herkunft  mitgetheilt  hatte,  tödten  und  berief  eine 
grosse  Versammlung  weiser  und  frommer  Priester,  um  zu  erfahren, 
durch  welche  Busse  er  sein  Verbrechen  sühnen  könne.  Nach 
ihrer  Entscheidung  sollte  er  eine  Pagode  bis  zu  der  Höhe ,  wie 
eine  Taube  fliegt,  bauen  und  dadurch  wurde  der  Pathommachedi 
gegründet,  zwischen  Bangkok  und  Petchaburi,  der  auf  den  Befehl 
des  gegenwärtigen  Königs  wieder  restaurirt  wird  und  für  eine 
der  ältesten  Pagoden  in  Siam  gilt ,  als  auf  dem  Platze  Sinda's 
(d^r  Hauptstadt  der  Sindoi)  stehen  könnte.  Die  dort  ausgegra- 
benen Thon-Medaillons  ^it  Buddha-Bildern  sind  denen  bei  Ta- 
goung  gefundenen  ähnlich,  und  während  sie  in  Hinterindien  jetzt 
nicht  mehr  gebräuchlich  sind,  ganz  denen  gleich,  die  man  in  der 
Mongolei  an  den  heiligen  Plätzen  aufgestellt  sieht ,  in  dem  Ma- 
terial, das  den  alten  Assyriern  nicht  nur  zum  Siegeln ,  sondern 
auch  für  Documente  diente.  Die  Legende  führt  den  Bau  dieser 
Pagode  in  der  Stadt  Nakhon-Xaisi  bis  auf  Phaya  Asoka  von  Patali- 
bhutra  zurück.  Ihre  Wiederherstellung  wird  ins  Jahr  1199  der 
Phutthasakkharat  gesetzt.  Nach  dem  Badjatarangini  baute  Asoka, 
als  er  die  Beligion  Djina's  angenommen,  auf  dem  Vitasta  eine 
Pagode,  deren  Höhe  mit  den  Augen  nicht  erreicht  werden  konnte. 
Nach  dem  mongolischen  Dsanglun  prophezeite  Buddha  dem  ihm 
Erde  darbringenden  Knaben,  dass  er  einst  als  König  Asoka 
84,000  Pagoden  über  Sarira  (Reliquien)  errichten  würde.  Asoka 
ist  ein  auf  vorragende  Könige  angewandter  Titel ,  wie  Bennett 
aus  der  Malalengara  (Blumenschmuck)  citirt :  Hereafter  a  prince 


328  S»am. 

called  Piyadasa,  bearing  the  umbrella,  will  become  Asoka,  King 
of  the  law  (Dhammaraja). 

Nach  dem  Bau  der  Pagode  pilgerte  Phaya  Phan  nach  Lani- 
phung,  um  die  heiligen  Reliquien  zu  verehren,  und  dann  nach  Na- 
khon  Xaisi,  floh  aber,  als  er  hörte,  dass  sein  Adoptiyyater,  der  König 
von  Raxaburi,  sich  seiner  Länder  bemächtigt  habe,  nach  der  Stadt 
Phrathessarat,  wo  er  von  den  Edelleuten  gebeten  wurde,  die  Re- 
gierung zu  übernehmen.  Bei  seinem  Tode  im  Jahre  669  (500) 
folgte  sein  Sohn  Phannasa,  unter  dem  die  KLrieger  Nai  Phlai  Keoh 
und  Nai  Phlai  Ngam  berühmt  waren.  Ihm  folgte  im  Jahre  775 
(590)  sein  Sohn  Chaofaphimonsavang,  der  die  Klöster  Suenluen 
und  Sophsavan  baute  und  im  Jahre  1994  der  Phutthasakkharat 
oder  814  (626)  der  Chunlosakkharat  starb.  Im  Jahre  906  (627) 
bestieg  Phra  Ram  Phong  Banthit  den  Thron,  der,  weil  die  ChuD- 
losakkbarat  in  grosse  Unordnung  gerathen  war,  sie  abschaffen  und 
durch  die  wiederhergestellte  Phutthasakkharat  ersetzen  wollte. 

Im  Jahre  1995  der  Phutthasakkharat  oder  995  der  Chunlo- 
sakkharat baute  Sithanongxai  ein  Phra  Chai  rai  (schiefen  Thurm). 
Er  wird  sonst  auch  der  Hofnarr  des  Königs  Phra  Rama-Vong  ge- 
nannt und  gilt  den  Siämesen,  die  leicht  befriedigt  sind,  für  einen 
höchst  komischen  Witzbold.  Im  Jahre  1997  der  Phutthasakkharat 
(995)  kam  der  Phra  Sangkharat  (der  höchste  Bischof)  von  der  Stadt 
Hongsawaddi  herunter,  sich  nach  der  Atthakhatha  zu  erkundigen, 
ob  sie  schon  ganz  verloren  oder  noch  etwas  davon  übrig  sei,  und 
ob  es  irgend  Jemand  gäbe ,  der  noch  in  dem  Traipidok  verharrt 
hätte.  Er  nahm  seine  Residenz  in  Vat  (dem  Kloster)  Phohom. 
Damals  baute  Ong-In  (aus  dem  Geschlecht  des  Ph[\ya  Kalapat), 
nachdem  er  35  Jahre  regiert  hatte,  den  Vat  Na  Phra  Meru,  ab 
einen  Pfeiler  der  Religion  Buddha's,  und  starb  im  Jahre  900  (665) 
der  Chunlosakkharat. 

Phra  Chao  Khateh ,  aus  dem  Geschlechte  Phra  Naref  s  in 
Hongsawaddi  stammend,  Hess  dieMon-noi  (die  kleinen  Peguer)*) 


*)  Colonieen  der  Pe^rner  sind  vielfach  zwischen  Ayuthia  und  Bangkok,  sowie 
weiter  unterhalb  bis  nach  Paknam  längs  des  Flusses  angesiedelt.  Die  erste 
Einführung  datirt  schon  aus  fi'Qher  Zeit,  sie  vermehrten  sich  aber  besonders  seit 
der  letzten  birmanischen  Eroberung. 


Traditionelle  Ersählungen  aus  den  Königsbüchern.  329 

aus  königlichem  Blute  das  Kloster  Sanamxai  bauen  und  restaurirte 
die  Klöster  Phra-Palilai  und  Lanmakhuih  im  Gebiete  der  Stadt 
Phantkumburi.  Als  alle  die  königlichen  Sclaven  v.vA  die  Arbeits- 
leute in  dem  Tempel  Mönche  wurden,  erhielt  die  Stadt  den 
Namen  Songphanburi.  Beim  Tode  des  Königs  verödete  die 
Residenz  (deshalb  Yat  döm  genannt),  da  die  königliche  Familie 
erloschen  war. 


Mythen  der  alten  Residenzen. 

Der  Erbauer  der  Pagode  von  Xetuphon ,  zur  Zeit  als  Kassa- 
pa's  Lehre  blühte ,  ging  nach  seinem  Tode  zum  Himmel  ein  und 
wurde  dann  aufs  Neue  in  einer  angesehenen  Familie  des  Dorfes 
Araxakham  wiedergeboren.  Auf  Phra  In's  Geheiss  erbaute 
Phitsanukham  ( Viswakarma)  *)  für  ihn  in  sieben  Terrassen  den 
Palast  von  Inthapat-Nakhon ,  wo  er  von  dem  Volke  zum  König 
gekrönt  wurde  unter  dem  Titel  Suthatsana.  Als  Buddha  auf 
seinen  Wanderungen  auch  dorthin  kam,  um  Almosen  zu  sammeln, 
fand  sich  in  dieser  Stadt  ein  schmutziger  Bettler,  ganz  zerfressen 
vom  Aussatz.  Als  derselbe  den  Herrn  vorbeigehen  sah ,  nahm 
er  von  dem  erbettelten  Reis  und  legte  eine  Handvoll  in 
Buddha's  Almosentopf,  aber  einer  seiner  geschwungen  Finger 
fiel  gleichzeitig  aus  dem  Gelenk  und  blieb  in  dem  Topfe.  Als 
Buddha,  unter  einem  Baume  ausserhalb  der  Stadt  zurückgezogen, 
sein  Mahl  halten  wollte  und  den  Finger  zwischen  dem  Reis  fand, 
nahm  er  ihn  erst  heraus ,  ehe  er  zu  essen  begann ,  aber  er  pro- 
phezeite ,  dass  dieser  Bettler  am  selbigen  Platz  als  König  den 
Thron  besteigen ,  die  Aera  verändern  und  den  (brahmanischen) 
Sayasat  einführen  würde. 


*)  Comme  Takshaka  est  issu  de  l'oeaf  de  la  Kadroa ,  Viahva-ronpa  est  le 
prototype  de  rinnombrable  peaple  de  serpents  artistes  et  artisans ,  peaple  qoi  se 
m^tamorphose  k  travers  tous  les  i^gDes  de  la  nature.  Quoiqa*U  füt,  4  aneöpoqne 
ancienne,  le  grand  dieu  de  la  caste  naissante  de  Brahmaos,  sons  le  titre  de  Vishfa- 
Karman ,  da  fea  comme  ouvrier  du  monde ,  il  flnit  par  etre  d^lass^  et  abaodonnor 
a  la  caste  des  Sudras  (Eckstein). 


Mjtheo  der  alten  Residenzen.  331 

Der  abgefallene  Finger  dieses  Kronprätendenten  mag  eine 
Anspielung  auf  den  früheren  Gebrauch  in  Kambodia  sein,  nach- 
dem die  Königin  -  Wittwe  den  Nachfolger  ernannt  hatte,  allen 
andern  Prinzen  einen  Finger  abzuhauen.  Der  Balläla- König 
Vischnuvardhana  Hess  sich  von  Ramänuga  bekehren ,  weil  sein 
Jaina-Guru  von  ihm  wegen  Verlust  eines  Fingers  keine  Speise 
nehmen  wollte.  Der  Sayasat  begreift  die  Btlcher  des  brahmani- 
schen  Cultus,  in  dem  Buddha  selbst  durchaus  nicht  den  prinzipiellen 
Gegensatz  sah ,  wie  er  neuerdings  von  ihm  verlangt  worden  ist. 
Unter  den  Nachfolgern  des  Königs  Suthatsana  begann  das  Gold 
und  der  Schmuck  der  Paläste  allmälig  zu  verbleichen  und  zu  ver- 
schwinden, so  dass  zuletzt  nichts  übrig  blieb,  als  die  kahlen 
Steine.  Und  mit  dem  angesammelten  Verdienst  erlosch  schliess- 
lich auch  die  Dynastie.  Dies  mag  vielleicht  eine  euphemistische 
Beschreibung  der  Eroberung  Siam's  unter  der  Sui-Dynastie  durch 
Kaiser  Jangti  sein,  der,  nachdem  er  die  Empörung  der  Kiaotschi's 
oder  Tonquinesen  unterdrückt  hatte ,  bis  dorthin  vordrang  und 
in  der  Hauptstadt  neben  vielen  andern  Schätzen  18  Idole  aus 
massivem  Gold  gefunden,  also  auch  wohl  weggeführt  habe.  Auch 
lieoufang  führte  bei  der  Besiegung  des  Königs  von  Liny  (Fan- 
tchi)  18  Ahnentafeln  von  Gold  fort  (7.  Jahrhundert).  Die  Reste 
des  zerstreuten  Königsgeschlechts  entschlossen  sich ,  nach  dem 
spätem  Abzüge  der  Chinesen ,  zur  Auswanderung  aus  der  zer- 
störten Hauptstadt  ihres  verwüsteten  Landes. 

Nach  den  Forschungen  des  chinesischen  Gesandten,  der  1295 
im  Lande  verweilte,  hatte  Kambodia  ursprünglich  zu  der  chine- 
sischen Provinz  Hunan  gehört,  war  aber  mit  der  Auflösung  der 
Han- Dynastie  unabhängig  geworden.  Später  indess  wurde  es 
durch  indischen  Einfluss  aufs  Neue  veranlasst,  Tribut  zu  senden 
(616  p.  d.).  Die  erwähnte  Eroberung  würde  nur  wenige  Jahre 
früher  falllen ,  da  die  Hauptstadt  Linye's  605  von  den  Chinesen 
besetzt  ward. 

Als  Phaya  Kotathevarat,  der  Erste  seines  Geschlechts,  in 
Inthapat  regierte ,  war  alles  Volk  auf  die  Erscheinung  des  Ver- 
dienstvollen gespannt,  und  als  der  von  Phra  In  geheilte  Aus- 
sätzige sich  in  der  Luft  zeigte ,  entfloh  der  König  und  überliess 


332  Siam. 

ihm  den  Thron ,  den  er  als  Phaya  Krek  oder  Sintho-Amarin  be- 
stieg, sich  einer  Prinzessin  aus  der  Dynastie  Kotathevarat^s 
vermählte  und  die  Aera  abänderte ,  im  Jahre  206  der  Chunlo- 
sakkharat.  Auf  seinen  Tod  war  nach  drei  Generationen  nur 
noch  eine  Prinzessin  aus  königlichem  Blute  übrig  und  diese 
wurde  auf  den  Kath  zweier  Sethi  (Xotok-Sethi  und  Kala-Sethi), 
die  das  höchste  Ansehen  im  Volke  genossen,  mit  Uthong,  dem 
Sohne  des  Xotok-Sethi,  verheirathet. 

In  der  tonquinesischen  Geschichte  wird,  nach  der  Regierung 
des  vom  Volke  gewählten  Polomtien  oder  Brahmanen,  beim  Unter- 
gange des  Königsgeschleehts  die  Tochter  desTeuli  auf  den  Thron 
gesetzt  und  durch  die  Grossen  mit  Tschukati  verheirathet  (756 
p.  d.).  Vareni  schreibt:  Leges  et  successiones  Kegni  in 
successione  mortui  Regis  singularem  quidem  sed  constantem 
modum  praescribunt ,  nempe  ut  defuncto  rege  f rater  natu  major 
evehatur  adregnum,  qui  si  nullus  sit,  filiusnatumaximusobtineat 
et  post  hunc  fratres  ejus  ordine  aetatis,  donec  horum  nemo  sit 
amplius  superstes.  Tunc  demum  filii  fratris,  qui  primo  regnavit, 
eodeni  ordine  regnum  adipiscuntur.  Filiae  autem  exclusae  sunt 
a  successione  regia.  In  der  von  Kulien  (263  p.  d.)  begründeten 
Dynastie  erbt  die  Thronfolge  in  weiblicher  Linie. 

Da  eine  Pest  ausbrach  und  das  Land  entvölkerte,  so  zog 
Uthong  im  siebenten  Jahre  seiner  Regierung  mit  dem  Reste 
des  Volks  erst  nach  Vienglek  und  Hess  dann  an  einem  aus- 
gewählten Platze  die  Stadt  Ayuthia  gründen,  im  711.  Jahre  der 
Chunlosakkharat.  Die  Birmanen,  obwohl  sie  Yudia  als  die 
Hauptstadt  Siam's  kennen,  verstehen  doch  unter  Judara-Schan 
die  Kambodier.  In  der  kambodischen  Geschichte  wird  Kota- 
thevarat  König  von  Kemarat  (Kemalatain)  genannt,  wo  die 
chinesischen  Kaufleute  den  an  Ava  goldne  und  silberne  Bäum- 
chen als  Tribut  zahlenden  König  Phra  tschao  Otong  nennen. 

Die  Erscheinung  des  Verdienstvollen  und  seine  mirakulöse 
Heilung  durch  Indra  ist  ein  beliebter  Gegenstand  in  der  Geschichte 
der  buddhistischen  Siamesen,  denen  diese  Verwandlung  ihrer 
aussätzigen  Könige  zu  einer  schlagenden  Parabel  für  ihre  Re- 


i 


Mythen  der  alten  Residenzen.  333 

ligionsgrundsätze  dient.  Die  Erzählung  wird  deshalb  auch  in 
verschiedener  Weise  und  Ausführlichkeit  wiederholt:  Als  die 
tagtägliche  Erwartung  des  Verdienstvollen  alles  Volk  in  höchster 
Spannung  hielt,  kroch  auch  ein  armer  Krüppel  die  Heerstrasse 
entlang,  hoffend,  seine  Verehrung  darbringen  zu  können.  Ihm 
begegnet  ein  reichgeschmückter  Reiter  auf  stolzem  Rosse,  der 
ihm  zurief:  „He,  du  da,  wohin  schiebst  denn  du  so  eilig ?^ 
„Herr,"  erwiederte  der  Bettler,  „ich  bestrebe  mich  aus  allen 
meinen  Kräften,  ob  ich  vielleicht  einen  Blick  auf  den  gesegneten 
Verdienstvollen  gewinnen  könnte."  Der  Reiter  war  der  Himmels- 
herr Phra  In,  der  erwiederte:  „Ja,  auch  wir  würden  uns  freuen, 
den  Verdienstvollen  zu  erblicken.  Du  magst  mir  eben  mein  Pferd 
halten,  da  sonst  Niemand  in  der  Nähe  ist.  Hier,  Bettler,  nimm 
die  Zügel,  halte  das  Ross  fest  und  erwarte  meine  Rückkehr. 
Sollte  ich  vielleicht  gar  nicht  wiederkommen ,  so  gehört  es  mit 
den  Sachen  darauf  dir.""  „Bleibt  nicht  zu  lange, *"  rief  ihm  noch 
der  Bettler  nach  und  dann  dachte  er  bei  sich:  „Sonderbarer 
Mann  das,  mir  das  Pferd  mit  all  den  Kostbarkeiten  hier  auf 
offener  Landstrasse  zu  übergeben.  Wenn  er  nur  bald  wieder- 
käme.'' In  dem  Augenblicke  bäumte  das  Pferd  mit  dem  Kopf 
zurück  und  durch  den  Ruck  riss  es  den  verkrümmten  Arm  des 
Krüppels  gerade ,  der  ihn  plötzlich  in  ein  schön  geformtes  Glied 
verwandelt  sah.  „Ei,  was  ist  das?**  dachte  er.  Er  versuchte  es 
beim  linken  Arme  und  mit  demselben  Erfolg.  Jetzt  kam 
ihm  ein  Gedanke ,  dass  er  wohl  selbst  der  erwartete  Verdienst- 
volle sein  möchte,  er  fühlte  sich  mit  uugekannter  Thatkraft 
durchströmt.  Nachdem  seine  Glieder  alle  gerade  waren, 
öffnete  er  eine  Flasche ,  die  am  Sattel  hing  und ,  sich  mit  der 
Salbe  bestreichend ,  sah  er  die  Runzeln  und  Geschwüre  seines 
Körpers  verschwinden  und  sich  selbst  in  einen  muskulösen  und 
blühenden  Jüngling  verwandelt.  Rasch  waren  die  Gewänder 
und  die  Waffen  des  Götterkönigs  angelegt  und ,  das  himmlische 
Ross  besteigend ,  sauste  er  durch  die  Luft  nach  der  Hauptstadt 
und  schwebte  schon,  die  Krone  auf  dem  Haupte,  über  dem  Hofe 
des  Palastes,  als  der  bestürzte  und  hoffnungslose  König  noch 
eben  durch  das  Thor  das  Weite  suchte.     Kotathevarat  floh  nach 


334  -        8i«n. 

« 

dem  Menam  (1057  p.  d.  nach  einigen  Angaben),  während  die 
Tochter  des  Bettlers  Über  Kambodia  herrschte. 

Die  leichte  Erregbarkeit  der  indischen  Völker,  ihre  Phan- 
tasieen  in  Wirklichkeiten  gestaltend,  zeigte  sich  noch  in  neuerer 
Zieit  auf  Java,  wo  die  Behörden  in  wenigen  Tagen  eine  Strasse 
auf  einem  hohen  Berge  von  den  Landbewohnern  verfertigt  fanden, 
da  sie  in  Erwartung  einer  Gottheit  standen ,  die  auf  dem  Gipfel 
erscheinen  würde. 

Nach  einer  andern  Version  hatte  König  Kotabong,  dem  die 
Hora  die  baldige  Ankunft  des  Verdienstvollen  verkündigt  hatten, 
bei  sich  ausgemacht,  dass  er  Widerstand  leisten  würde,  wenn  er 
gegangen  käme ,  aber  fliehen ,  wenn  geflogen.  Als  er  ihn  über 
sich  am  Himmel  erblickte,  warf  er  dreimal  seine  gewaltige  Keule; 
aber  da  diese  Wunderwaffe  jetzt  zum  ersten  Male  ihr  Ziel  ver- 
fehlte, gab  er  den  Gedanken  an  Vertheidigung  auf  und  räumte 
den  Platz.  Nachdem  Phaya  Krek  von  den  Brahmanen  als  Phra 
Chao  Sinthop  -  Amarin  gekrönt  war,  traf  ein  Gk>ttesurtheil  alle 
solche,  die  auf  ihn  zu  zeigen  wagten,  sprechend:  „dieser  war 
früher  ein  aussätziger  Krüppel.^  Sie  wurden  in  der  nämlichen 
Stellung,  mit  den  Fingern  ausgestreckt,  in  Stein  verwandelt 
Diese  jetzt  nicht  mehr  verstandene  Mythe  mag  von  den  damals 
die  Oberhand  gewinnenden  Brahmanen  erfunden  sein ,  um  die 
stehenden  Buddhabilder  in  der  Attitüde  eines  Lehrers  verächtlich 
zu  machen.  Der  chinesische  Gesandte  erwähnt,  dass  die  Kam- 
bodier  keinen  Widerwillen  gegen  Aussätzige  hätten  und  mit  ihnen 
zusammenlebten,  weil  einer  ihrer  eigenen  Könige  ein  Aussätziger 
gewesen.  Der  kambodische  König  scheint  in  seinem  Uebertritt 
vom  Buddhismus  zum  Sivaismus  dem  verkrüppelten  Kuna-Pandja 
(8.  Jahrhundert)  nachgeahmt  zu  haben,  der  nach  seiner  Ver- 
mählung mit  einer  Prinzessin  von  Chola  von  den  Jaina's  abfiel 
und  dadurch  so  hübsch  wurde,  dass  man  ihn  Sundara*)  Paadja 


*)  Die  Laiita  vist^ra  erzählt,  dass,  als  Sakya-muni  sich  der  Ansbussang  de« 
die  Kräfte  aller  andern  Wesen  übersteigenden  Gelübdes  Asphänaka  Qberliess, 
seine  harten  Fasten  ihn  zu  einem  Skelet  aasmergelteu.  Les  enfants  des  villages 
d'alentonrs  s'amusent  k  enfller  des  brins  de  paille  dans  ses  oreilles  et  k  les  faire 
sortir  par  la  bouche  et  le  nez.   II  ressemble  tellement  ^ancadavre,  qne  quelques- 


Mjrthen  der  alten  Residenzen.  335 

(den  schönen  Pandja)  nannte.  Der  Name  des  EOnigB  Bindusara 
wird  als  der  Aussätzige  übersetzt.  Phaya  Erek,  nachdem  er 
eine  neue  Aera  eingeführt  hatte,  starb  im  Jahre  260  der  Chunlo- 
sakkharat. 

lieber  die  Ordnung  der  Chronologie,  die  besonders  Phaya 
Sjrek's  Namen  bekannt  gemacht  hat,  finden  sich  weitläufige  Mit- 
theilungen, die  aber  doch,  wie  alle  jener  Zeit,  sehr  vage  bleiben. 
Da  Buddha's  Aera  1857  Jahre  zählte,  in  dem  Jahre  des  Drachen, 
dem  siebenten  des  Cyclus,  trat  Phra  Chao  Sinthop- Amarin  hervor, 
das  dritte  Jahresfest  seiner  Regierung  zu  feiern,  und  bestieg  den 
Thron  Sangkhet  in  dem  östlichen  Flügel  des  Palastes  Chatura- 
mak ,  an  einem  Sonntage  des  fünften  Monats ,  der  dritten  Nacht 
des  zunehmenden  Mondes.  Als  alle  die  Herren  und  Fürsten, 
die  königlichen  Diener  und  dicEdeln,  die  Hofleute  hohen  und 
medem  Ranges  versammelt  waren,  tranken  sie  am  Mittwoch,  dem 
dreizehnten  Tag  des  abnehmenden  Mondes,  das  Wasser  der 
£idestreue  für  alle  Städte  und  Länder  nahe  und  fem.  Damals 
brachte  der  verehrungswürdige  Priester  (Thero)  aus  dem  Ge- 
schlechte Nakhasena's  (des  Edeln  unter  den  Nakh  oder  des 
Kühnen  gegen  die  Nakh)  die  magischen  Schriften  (Kahang)  und 
überreichte  sie  dem  Könige.  Dann  in  dem  Jahre  1857  der 
Phutthasakkharat,  im  Jahre  206,  im  Jahre  des  Drachen,  im 
sechsten  des  Cyclus  (als  im  Jahre  206,  dem  Jahre  der  Maus,  dem 
sechsten  des  Cyclus)  nach  derChunlosakkharat,  wurde  die  Phra- 
Phutthasakkharat,  die  1857  Jahre  gedauert,  abgeschafft  und  eine 
neue  Aera  der  Chunlosakkharat  eingesetzt,  als  eine  politische 
Rechnung  für  den  ganzen  Umkreis  des  Reichs,  um  bis  zum  Ende 


BUS  des  dieox  Trayastrinsat  croyant  qnll  avait  suecomb^  ä  Texc^s  de  ses  tour- 
ments,  rapportent  la  nouvelle  desamort  äMayadevi  sa  m^re  d^c^d^e,  quidescend 
sans  dölai  sur  la  terre  snivie  d*an  grsLud  nombre  de  femmes  Celestes,  ponr  pleurer 
•or  le  tombeaa  de  son  Als.  Als  nach  Znrfickweisnng  des  Versuchers  Märahpä- 
plyfin,  der  aus  der  Wüste  £urückkehrende  Einsiedler  aufs  Neue  zur  Stärkung 
seiDer  Kräfte  Speise  zu  sich  zu  nehmen  beschliesst ,  la  nourrlture  frugale  rend  en 
pen  de  jonrs  k  son  corps  ext4^nu^  sa  belle  rondeur  naturelle  et  les  femmes  des 
▼illages  environnants  ne  le  connaissent  plus  que  sous  le  nom  du  bei  hermite  ou 
Sondara-sraraana  (s.  Lenz). 


336  ^i»- 

der  Religion  Phra  Phuttha's  zu  währen ,  für  die  gsnze  Daner  der 
5000  Jahre  des  Herrn  Somdet-Phra-Phutthi-Cliao.  Nachdem 
König  Sinthop-Amarin  für  57  Jahre  regiert  hatte,  beschloss  er 
seine  Tage. 

Nimmt  man  hier  das  aracanesisehe  Datum  für  Buddha'» 
Todesjahr  (1554  a.  d.)  als  Norm,  so  wQrde  die  Aera  ins  Jahr 
303  p.  d.  fallen  und  die  206  Jahre  ziemlich  auf  die  sogenannte 
^lahasakkharat ,  die  ungefähr  mit  der  Aera  Salivahana's  zu- 
sammenfällt, zurückführen.  Um  die  dadurch  bezeichnete  Zeit- 
periode fanden  grosse  Umwälzungen  in  Hinterindien  Statt,  indes 
sichTonquin  (265  p.d.)  von  China  beim  Verfall  der  Han-Dynaatfo 
losriss.  Die  zuerst  regierende  Dynastie,  unter  der  besonden 
Fan-y  als  grosser  Reformator  bekannt  ist,  führt  den  Namen  FIm 
und  würde  also  wie  Phaya  Krek  auf  brahmanischen  Einflofl 
zurückleiten,  so  dass  der  Buddhismus,  den  „Prinz Kork"  in  Siaa 
G38  eingeführt,  eher  ein  Brahmanismus  gewesen.  Selbst  in 
China  versuchte  damals  der  Kaiser  Wenti  (der  Sui-Dynastie)  die 
Kasten  -  Eintheilung  des  Volkes  durchzusetzen  (590  p.  d.).  In 
Kaschmir  führte  Djaloka  die  vier  Kasten  mit  den  Einrichtungen 
des  Yudishthira  ein.  Die  auf  die  brahmanische  Religion  bezüg- 
lichen Malereien  in  den  buddhistischen  Tempeln,  mit  Scenen 
aus  der  Mythologie  Narai's ,  Isuen's  u.  s.  w. ,  werden  von  den 
Siamesen  der  Zeit  vor  Buddha  zugeschrieben.  Die  Constituirung 
Siam's  als  selbstständiges  Königthum  findet  sich  in  das  Jahr 
855  p.  d.  gesetzt,  wo  mit  dem  Untergange  der  Fan  die  von  ihnen 
abhängigen  Länder  getrennt  blieben.  Von  Phaya  Krek ,  der  als 
König  der  Lava  in  dem  von  Hanuman  gegründeten  Nophburi 
residirte,  wird  gesagt,  dass  er  die  von  dem  Kamboja-Monarchen 
Kaou  Maharat  verbesserten  Gesetze*)  des  ersten  Gesetzgebers 

*)  Auf  Nachfragen  sagen  aus  die  Siamesen,  and  besonders  die  von  Tanaserey 
(eines  der  ältesten  and  mächtigsten  Königreiche  dieser  Krone) ,  als  eine  an  sieh 
iLlare  Sache,  dass  vor  2024  Jahren  Siam  ein  sehr  wüstes  Land  gewesen,  ohneFürstea, 
ohne  Königreich,  and  dass  in  dieser  Zeit  der  Sohn  eines  Kaisers  Ton  China,  der 
sich  den  Sohn  der  Sonne  nannte,  and  der,  weil  er  seinen -Vater  nm  Krone  ood 
Leben  bringen  wollte,  aus  dem  Lande  verbannt  wnrde,  mit  einer  grossen  Menge 
Volkes  aus  China  aasgesogen  and  saerst  bei  Djamba  und  Komboya  angelandet, 


Mythen  der  alten  Residenzen.  337 

Saniut  Thakudum  mit  Zusätzen  in  sein  Reich  eingeführt  hahc, 
650  p.  d.  I^w  setzt  Prya  Krek  (Viha  taraga  in  Juthia)  ins  Jahr 
77  p.  d.,  also  in  die  Nähe  des  Stifters  der  Mahasakkharat. 

Wie  Tien-hoang  oder  Bio-linj ,  der  Stifter  der  eingebornen 
Dynastie  Din  in  Tonquin,  968  p.  d.,  war  Kotabong  früher 
ein  Hirtenknabe*),  der  die  Kühe  hütete.  Als  einst  sein  nach 
einer  derselben  geworfener  Stab  wunderbarerweise  in  der  Erde 
verschwand,  wurde  ihm  das  ein  Zeichen  seiner  künftigen  Grösse 
und,  nachdem  er  König  geworden,  baute  er  dort  die  Stadt  Batta- 
bong  (die  verschwundene  Keule),  und  von  dem  nahegelegenen 
Tempel  Vat  Ek  geht  die  Sage,  dass  er  von  Kuhjungen  erbaut  sei. 
Ans  dem  Zauberholze  eines  wilden  Baumwollbaums  erhielt  er 
•{Ater  eine  neue  Keule  von  unbesiegbarer  Gewalt,  wodurch  er 
seinen  Namen  überall  hin  gefürchtet  machte  und  die  umgebenden 
Völker  in  Abhängigkeit  hielt.  Sie  verlor  indess  ihre  Kraft,  als 
er  sich  vermass,  sie  gegen  den  Verdienstvollen  zu  werfen,  dem 
er  seinen  Herrschersitz  einräumen  musste.  Während  PhayaKrek 
von  den  Brahmanen  zum  Könige  gekrönt  wurde,  folgte  Kotabong 
seiner  fortgeflogenen  Keule,  um,  nachdem  er  sein  Reich  verloren, 
wenigstens  seine  geschätzte  Waffe  zurückzuerhalten.  Die  Keule 
fiel  nieder  in  der  Stadt  Lanxang  und  vertilgte  sogleich ,  um  ein 


von  wo  er  dann  um  das  Cap  herum  in  die  Bucht  von  Sinm  eingelaufen  und  sielt 
bei  einem  gewissen  Vorgebirge,  Guy  genannt ,  niedergelassen  und  eine  vornehme 
Stadt  mit  einem  herrlichen  Tempel  dabei  gebaut  hat.  Von  da  breitete  sich  sein 
Volk  aus  im  Süden  von  DJamba,  im  Norden  nach  der  Stelle,  wo  jetzt  die  Stadt 
Pitsanoeloc  oder  Porse-luc  liegt.  In  späterer  Zeit  wurde  die  Hauptstadt  Yudia 
auf  eine  wunderbare  Weise  gebaut.  Dieser  Konig  wird  bei  ihnen  auch  für  ihren 
Gesetzgeber  gehalten ,  der  alle  die  Gesetze  des  Königreichs  und  die  Grundzüge 
der  Religion  mit  eigener  Hand  aufgeschrieben  habe,  welche  denkwürdigen  Bücher 
noch  jetzt  in  der  Stadt  Yudia  in  dem  Tempel  Watsiserhudt  aufbewahrt  werden. 
Da  nun  dieser  Fürst  aus  China  verbannt  war ,  hat  er  den  Kaiser  von  China  stets 
als  seinen  Oberherm  betrachtet  und  den  Tribut  eines  Vasallen  bezahlt.  Die 
8iamesen  beginnen  ihre  Zeitrechnung  mit  dem  Tode  des  Sommona  Codom.  Ihre 
Djmastie  fing  1300  p.  d.  zu  regieren  an  (s.  Valentyn). 

•)  Der  ßtiaer  der  BaMla- Jadava  war  der  Kuhhirte  Sala ,  der  den  einen 

Büsscr  angreifenden  Löwen  tödtete. 

Bastian,  Otiasien.  I.  23 


838  Siam. 

Debttt  zu  geben,  die  zehnmal  100,000  Elephanten,  die  ihr  Gebiet 
verwüsteten.  Als  nun  bald  darauf  auch  ihrEigenthlimer  erschien, 
fühlte  sich  der  König  des  I^indes,  Phrachao  Sathanakhonhat, 
unbehaglich,  einen  so  gefahrlichen  Gast  beherbergen  zu  müssen. 
Er  wusste  deshalb  keinen  bessern  Ausweg,  als  ihn  mit  seiner 
Tochter  zu  vermälilen,  um  hinter  seine  Geheimnisse  zu  kommen. 
Diese  hielt  ihm  so  lange  Gardinenpredigten  über  seine  Ver- 
schlossenheit, bis  er  ihr  zuletzt  im  Vertrauen  gestand,  dass  er 
allerdings  am  ganzen  Körper  gefeit  und  unverwundbar  sei ,  aber 
nur  so  weit  die  äussere  Haut  denselben  bedecke.  Auf  diese  Mit- 
theilung hin  wurden  heimtückische  Pläne  geschmiedet  und  zu- 
letzt einer  der  niederträchtigsten  ausgesonnen,  indem  die  feilen 
Hof  bedienten  sich  damit  beschmutzten,  eine  durch  versteckte 
Springfedem  hcrvorschiessende  Lanzenspitze  unter  einen  Stuhl 
zu  stellen,  auf  dem  man  solche  Sorgen  nicht  erwarten  sollte. 
Als  Kotabong  sicl\  seiner  Bequemlichkeit  nach  darauf  nieder- 
liess,  flog  er,  wie  sich  denken  lässt,  jählings  wieder  in  die 
Höhe,  aber  er  flog  so  weit,  dass  er  einen  weiten  Zirkel  durch  die 
Luft  beschrieb  und  erst  in  Vat  Dom  niederfiel ,  wo  er  seine  Tage 
beendet  haben  soll.  Da  seine  Regierung  noch  in  dankbarer 
Erinnerung  von  dem,  nach  ihm  geknechteten,  Volke  bewjihrt  wurde, 
Hess  Phaya  Krek,  um  dem  allgemeinen  Wunsche  zu  genügen, 
sein  Leichenbegängniss  mit  grossen  Feierlichkeiten  begehen  und 
baute  auf  dem  Platze,  wo  der  Körper  verbrannt  war,  da«  Kloster 
^Saphsavan.  Noch  jetzt  lebt  Kotabong  als  mächtiger  Held  in 
populären  Dichtungen,  die  seine  Kriegsthaten  mit  Vorliebe  feiern. 
Die  von  Prija  (Paya)  Krek  (Kork)  in  Ober-Siam  und  Laos  ver- 
richteten Thatcn  werden  eher  ihm  zukommen. 

In  einer  andern  Darstellung  heisst  der  vor  Phaya  Krek 
fliehende  König  Kotathevarat  (der  aus  königlichem  Geschlecht' 
Entstammte)  und  er  begiebt  sich  zu  seinem  Sohn  Phaya  Melek, 
der  über  die  Städte  Phisit  und  Phixai  am  Menam  regiert,  so 
dass  die  Schlangenmythe  sich  in  den  Schwanz  beisst.  Die 
Keule  gehörte  auch  zu  den  königlichen  Insignien  der  Chälukya- 
Dynastie,  die  (nach  Dowson)  in  den  Inschriften  aufgezählt 
sind,  als  Swetätapatra  (the  white  canopy),  Varäha - länchhana 


k 


Mythen  der  alten  Residenzen.  339 

(the  boar  signet),  Mayüra-pinchha  (the  peacock  fan),  Kunta 
(the  royal  mace)  und  Kanaka-dandam  (the  golden  scepter). 
Nach  Ferdewsi  rührt  die  Erfindung  des  Streitkolbens  von 
Kahirman  her,  der  damit  dem  Waldteufel  Kahthan  den  Schädel 
einschlug,  die  der  Keule  von  Buzurdschmihir  (s.  Schlechta- 
Wssehrd). 

Bei  meiner  Reise  in  Kambodia  wurde  mir  in  einer  der 
Ruinenstädte  die  Figur  Phaya  Krek's  gezeigt  und  derselbe  Ta- 
Phrohm  (Grossvater  Brahma)  benannt.  Diese  Residenz,  von 
späterem  Datum  als  Nakhon  Tom,  hiess  deshalb  auch  Paten-Ta- 
Phrohm  oder  die  Festung  des  Ta-Phrohm.  Die  Brahmanen,  d.  h. 
Eingebornen,  die  sich  von  solchen  ableiten  und  ihr  Haar  in  einem 
Knoten  tragen,  sind  noch  jetzt  zahlreich  in  Kambodia,  und  Alles 
deutet  darauf  liin,  dass  sie  früher  von  bedeutendem  Einflusa 
waren.  Sie  blicken  auf  die  alte  Burgruine  Banon  am  Battabong- 
Flusse  als  ihren  frühern  Stammsitz,  wo  sie  in  dem  Dunkel  der 
Bergesgrotte  das  Augurium  des  Landes  zogen,  in  wunderbarer 
Weise  gefüllte  Wasserkrüge  beobachtend.  Jetzt  sind  sie  die 
Hüter  des  königlichen  Schwertes  Phra-Khan,  das,  als  in  Udong 
nicht  sicher  genug,  in  der  von  unzugänglichen  Sümpfen  um- 
gebenen Stadt  Barai  bewahrt  und  von  den  Brahmanen  bewacht 
wird.  Von  dort  kommt  alljährlich  ihr  Abgesandter,  Phrohmxeh 
genannt,  um  es,  durch  heilige  Mantra's  geweiht,  in  die  Hände 
des  Königs  zu  legen ,  und  bringt  es  dann  zu  sicherem  Hort  zu- 
rück. Als  die  Hauptgegenstände  ihrer  Verehrung  nannte  mir 
einer  der  Hof  brahmanen  die  Götter  Phralnsuen  (Siva),  derauf  dem 
Berge  Sumen  in  Himaphan  lebe,  Phra-Narai  (Narayana  oder 
Vischnu),  den  vierhändigen  (wie  der  brahmanische  Buddha  nach 
Kaempfer),  und  Phra-Kachai  (Kachchayana),  der  mit  Phra-Phuttha 
in  Xakhon-Langka-Sinho  lebe  und,  um  die  Bücher  der  Bibliothek 
zu  hüten,  ihrem  Pantheon  zugefügt  sei.  Dieser  gelehrte  Pro- 
fessor ( Viscavarma)  wird  mit  dickem  Bäuchlein  und  wohlgefällig 
lachendem  Gesicht  dargestellt,  wie  der  japanische  Gott  des 
Reichthums,  der  auch  in  China  neben  den  corpulenten  Buddha's 
steht,  und  wird  nicht  nur  dort,  sondern  auch  (wie  mir  Sir  Robert 

Schomburgk  mittheilte)  in   dem  Höhlentempel   Petchaburi-s   in 

22  • 


340  Siam 

den  Lingamdienst*)  hineingezogen,  da  unfniehtbare  Frauen  von 
ihm  Kindersegen  erwarten.  Schon  in  den  buddhistisehen  Böehem 
wird  er/ählt ,  dass  dieser  Schüler  Buddha's  auf  seine  Bitten  in 
einen  Krüppel  entstellt  sei,  weil  er  seiner  Schönheit  wegen  die 
Nachstellungen  fürchtete,  denen  Ananda  (nach  dem  Leng-yan- 
king)  fast  erlegen  wäre.  In  Siam  ist  gleichfalls  die  Anordnung 
der  iKilitischen  Jahresfeste  das  Geschäft  der  Brahmanen ,  die  die 
richtige  Erfüllung  derCeremonieen  beaufsichtigen  müssen.  Pram 
thai  significat  Brahmenes  Siamenses  qui  Astrologiae  judieiariac 
et  secretis  artibus  operani  navant(Kaenipfer).  Bei  dem  Feste  des 
Ackerl)aues,  dem  ich  in  Bangkok  beiwohnte,  verschwanden  sie 
freilich  fast  unter  den  gelben  Reihen  der  Mönche,  die  die  Seiten 
des  Zeltes  füllten ,  waren  aber  doch  sichtlich  die  IIaupti>crdonen 
der  Feier. 

Die  kambodischen  Brahmanen  nennen  sich  noch  im  Be- 
soudem  die  Schüler  des  Malia  -  Xeyset ,  des  heiligen  Rüsi  oder 
Eremiten,  der  unter  der  Kegierung  Ketumalea's  von  Himaphan 
nach  Nakhon  Vat  kam.  De  Cruz  bezeichnet  die  kambodischen 
Priester  als  Brammen.  Am  Eingangsthor  zu  der  Trümmerstätte 
Nakhon  Tom's  schaut  ein  gigantisches  Brahmagesicht  nach  den 
vier  Weltgegenden  und  soll  dort  ausgehauen  sein ,  um  den  ver- 
rathenen  Drachenkrmig,  der  einst  das  Land  und  die  Herzen  der 
Bewohner  sein  eigen  nennen  durfte,  in  seine  unterirdischen  Gebiete 
zurückzuscheuchen.  Selbst  vor  den  Buddhatempeln  auf  den 
Hügeln  Udong's  sah  ich   in  behaglicher  Ruhe  ungestört  Siva's 


*)  Ein  KaofmanD,  der  Terschiedentiich  Zimmay  besucht  hatte,  erzählte  mir, 
in  den  dunkeln  Corridoren  der  Pagoden  grosse  Linga-Figuren  auf  den  Wänden 
eingegraben  gesehen  zu  haben.  Auch  in  Java  sind  solche  nichts  Seltenes  und 
ich  habe  in  siamesischen  Tempeln  charakteristisch  genug  geschnitzte  Holzbloeke 
in  Haufen  aufgeschichtet  gesehen.  Das  Hauptzeichen  der  Jangomas  war  Siva's 
Symbol  und  die  conischen  Pagoden  Siam 's  tragen  auch  den  Dreizack.  Der  die 
Macht  der  Kalaknri  usnrpirende  K;isnva  gründete  im  iDekkhan  (1168  p.  d.)  eine 
Secte,  deren  Anhänger  ihre  Priester  (Gangäma)  als  Verkörperongen  der  Gottheiten 
verehrten.  Sie  enthielten  sich  der  Fleischspeisen,  beteten  zum  Linga  Siva*» 
und  zu  seinem  Stier  Nandi.  eine  Buchse  am  Halse  tragend,  nach  einem  den  Aradhya- 
Brahmanen  entlehnten  Gebranch.  Kaiinga  heisst  Kaiungkarat  oder  Stadt  des 
Linga  bei  den  Siamesen. 


Mythen  der  alten  Residenzen.  34 X 

Nanda  liegen  und  Blumen  der  Opfergaben  auf  dem  Piedestal. 
Die  kambodische  Geschichte  erwähnt  häufig  des  IMira  Kho  (des 
Stiergottes;  oder  llerr  Ochs),  und  der  Herr  Ochs,  den  der  siamesi- 
sche König  von  Nakhon  Xaisi  nach  Ayuthia  mitbrachte  (1418), 
war  wahrscheinlich  aus  Kambodia  nebst  den  Übrigen  Götter- 
bildern, die  dort  Pozen  heissen,  gestohlen.  Der  Tempel  des 
TerrassenhUgels  von  Bakon  war  mir  für  den  Sitz  dieses  Apis  ge- 
baut, und  die  Mönche,  die  auf  der  TrUmmerstätte  des  alten  Lawek 
unter  den  Ruinen  ihre  Zellen  errichtet  hatteij,  konnten  mir  nicht 
genug  von  der  Wunderkraft  des  früher  dort  verehrten  Phra  Kho 
erzählen.  In  welcher  Stadt  immer  dieser  niedergefallen,  solche 
Stadt  erwarb  die  Weltherrschaft.  Als  ich  sie  fragte,  wie  sie 
diesen  Götzendienst  mit  ihrer  gerühmten  Religion  vereinigten, 
und  ob  ihr  Gautama  noch  vielleicht  in  einer  nähern  Beziehung 
zu  der  Kuh  seines  Namens  stände ,  drehten  sie  das  Blatt  um  und 
meinten,  der  Phra  Kho  wäre  nur  deshaU)  so  geschätzt  gewesen, 
weil  sein  dicker  Bauch  als  Bibliothek  gedient  habe,  die  heiligen 
Bücher  aufzubewahren,  und  die  Verehrung  sei  nur  diesen  gezollt 
worden.  Darüber  sei  ein  Phra  Thamnai  (eine  Prophezeiung 
Buddha's)  aufgefunden,  und  man  habe  deshalb  den  Krahatt 
(Laien)  den  Cultus  erlaubt. 

König  Kotama-Theva-Rat  zog  westlich  nach  dem  brahma- 
nischen  Dorfe  Katan  jakhäm  und  erbaute  eine  Stadt  in  sieben 
Zirkeln  im  Jahre  1600  der  Phutthasakkharat.  Nach  seinem  Tode 
erhoben  die  Sethi*)  seinen  Sohn  Phanchonkuman  zum  König, 
mit  dem  Titel  Phra  Vaijaksa.  Bei  Gründung  der  Stadt  Phra 
Phichit  erhielt  er  den  Namen  Kotabong  und  als  erPhixai  baute, 
wurde  er  Phaya  Müa  lek  (der  Kernig  mit  der  eisernen  Hand)  ge- 
nannt. Dann  wurde  der  Name  Inthapat  für  die  Residenz  erneuert. 
Kinduang-vouang,  der  Neflfe  des  chinesischen  Kaisers,  bjiute,  als 
König  der  Giaochi ,  in  der  Provinz  Xüntei  seine  Hauptstadt  in 


*)  8ethi  ist  die  Kaste  der  Vaisya ,  die  aber  bei  den  Buddhisten  auch  die  der 
Edelleate  meint,  und  überhaupt  neben  demKönij^  a)h:in genannt vNird,  ausserdem 
gemeinen  Volke.  Ucbersetzer  der  siamesiäclien  Geschichte  haben  es  zuweilen 
durch  „Geizhals**  wiedergegeben ,  aber  nicht  jeder  „reiche  Mann**  braucht  des- 
halb ein  geiziger  zu  sein  und  bei  den  Almosen  gebenden  Buddhisten  am  wenigsten. 


342  Sl^m* 

spiraliger  Scliiieckenforni  (2000  a.  d.).  Die  Residenz  wurde  spä- 
ter nach  Hanoi  verlegt  und  schliesslich  nach  Kecho,  als  die  Kö- 
nige der  Li-Dynastie  die  Muschelstadt  (Tanj  Ouchh)  verliessen. 
Die  letztere  mag,  wie  Tschentscheng,  die  an  der  Schildkröten- 
kliste  in  das  Meer  gebaute  Residenz  der  Könige  Ngannan's,  ein 
Hafen  gewesen  sein,  und  auf  den  Kohn-gatj  (Ziegelhügel)  ge- 
nannten Untiefen  liegen  noch  dieTrllniniern  einer  zerstörten  Stadt 
am  Grunde  der  See. 

Als  Phra  Chao  Kolathevarat  noch  in  Inthapat  regierte,  schickte 
er  seinen  Vertrauten  Khunsinghonsnkon  in  einem  Schiffe  aus,  um 
für  seine  Rechnung  eine  Handelsspeculation  in  entfernte  Länder 
zu  unternehmen  und  ihm  Kunde  von  neuen  Entdeckungen  zu 
bringen.  Mit  den  Gütern  von  500  Kaufleuten  beladen,  segelte 
das  Schiff  an  einem  gUnstigen  Tage  von  Inthapat  ab  und  nahm 
den  Curs  uachPraphangji.  Nachdem  sie  sieben  Monate  gefahren, 
verloren  sie  ihre  Richtung  und  wussten  nicht  länger,  wo  sie  sieh 
befanden.  Für  fünfzehn  Tage  herrschte  völlige  Windstille  und 
das  Schiff  konnte  nicht  gelenkt  werden.  Dies  ereignete  sich  in 
Folge  der  auf  den  Kaufleuten  lastenden  Sünden.  Als  sich  später 
wieder  ein  Wind  erhob,  war  es  kein  günstiger.  Er  wuchs  be- 
ständig an  und  wüthete  zuletzt  als  furchtbarer  Sturm ,  der  das 
Schiff  von  den  Ankern  riss  und  von  der  Küste  der  Bucht  binaus- 
trieb  in  den  grossen  Ocean.  Von  da  war  es  unmöglich  zurück- 
zukommen. Für  sieben  Monate  flogen  sie  vordem  Orkan,  der 
sie  jagte,  und  da  kam  eine  Stadt  in  Sicht,  die  Stadt  Kuven-Na- 
khon,  die  Residenz  des  Phra  Kanchao,  deren  Häuser  und  Wälle 
von  reinem  Gold  und  Silber  sind.  Voll  Freude  steuerten  die 
Schiffe  auf  den  Hafen  zu  und  ankerten  dort.  Die  Matrosen  und 
Passagiere  gingen  anVLaud  und  zerstreuten  sich  über  den  Markt 
in  verschiedenen  Richtungen,  um  Provisionen  einzukaufen.  Bei 
der  Rückkehr  erzälilten  einige  Diener  des  Khunsinghonsakon, 
dass  sie  eine  Frau  getroffen,  die  vollständig  ihrer  Herrin  gliche, 
und  neugierig  gemacht,  begleitete  er  sie  dorthin  und  fand  seine 
eigene  Frau.  Als  diese  ihren  Gatten  sah,  schrie  sie  auf  vor 
Freude ,  umhalste  ihn  und  beide  weinten  und  lachten  zusammen. 
Dann  sagte  die  Frau:  „Ihr  habt  Euch  verirrt  und  seid  einen  ver- 


Mjrthen  der  alten  Residenzen.  343 

kehrten  Weg  gefahren,  dass  Ihr  hierher  gekommen.  Dies  ist 
die  Stadt  Phra-Kan's ,  des  Todesgottes.  Als  Du  abreis'test,  war 
ich  im  Anfange  der  Schwangerschaft,  und  als  die  Zeit  der  Geburt 
kam,  da  sandte  Phra-Kan  seine  Diener,  die  erdrosselten  mich 
und  jetzt  nach  meinem  Tode  wohne  ich  hier  in  dieser  Stadt.  Und 
lass  mich  Dir  Alles  im  Einzelnen  mittheilen.  20  Pfund  an  Silber 
wirst  Du  in  meinem  Kasten  und  1  Pfund  an  Gold  finden;  ferner 
sind  da  neun  männliche  und  zehn  weibliche  Sclaven,  die  uns  bei- 
den gehören.  Wenn  Du  heimkommst,  nimmmeine  jüngere  Schwe- 
ster zu  Dir  und  bringe  Opfer  für  mein  Heil.  Doch  jetzt  lausche: 
diese  Kaufleute,  Deine  Begleiter,  sind  alle  innerhalb  sieben 
Tagen  gestorben ,  denn  sie  haben  die  Stadt  des  Todes  betreten. 
Dass  Du  entkommst,  dazu  ist  nur  ein  Weg.  Bereite  einen  Vor- 
rath  von  getrocknetem  und  gezuckertem  Reis ,  und  binde  ihn  um 
Deinen  Gürtel.  Dann  klettere  zum  Mastkorbe  hinauf  und  beachte, 
wenn  Du  beim  Vorbeifahren  an  der  Küste  den  Zweig  eines  Oli- 
venbaumes überhängen  siehst,  dann  ergreife  ihn  und  schwinge 
Dich  hinauf.  Nur  so  ist  Deine  Rettung  möglich.  Doch  jetzt  geh, 
verkaufe  des  Königs  Waaren  und  lass  uns  nicht  zusammen  ge- 
sehen werden.  Wenn  Dich  des  grausigen  Phra-Kan  Auge  trifft,  bist 
Du  des  Todes :  er  saugt  alle  existirenden  Dinge  in  sich  ein  und 
isst  die  Menschen  für  seine  Nahrung."  Khunsinghonsakon  folgte 
demRathe  seiner  Frau,  präparirte  eine  grosse  Menge  getrocknete 
Reiskuchen  und  nahm  bei  der  Abfahrt  die  Stelle  des  Capitains 
ein,  um  das  Schiff  längs  der  Küste  zu  halten.  Die  Segel  vom 
Winde  geschwellt,  glitt  das  Schiff  rasch  daran  entlang,  als  der 
Zweig  eines  wilden  Oelbaums  an  den  Mastbaum  stiess.  Rasch 
ergriff  ihn  Khunsinghonsakon  und  Hess  unter  sich  das  Schiff 
fortfahren,  das  noch  sieben  Tage  auf  dem  Meere  umhertrieb  und 
dann  mit  den  500  Kaufleuten  in  die  Hölle  Avichi  versank. 

Für  sieben  Tage  glitt  Khunsinghonsakon  an  den  Zweigendes 
Oelbaumes  herab,  bis  er  zu  einer  breiten  Spalte  kam,  die  den  Weg 
abschnitt.  Zehn  Tage  war  er  dort  aufgehalten  und  nährte  sich 
durch  dieFrUcht«  des  wilden  Oelbaumes.  Dann  sah  er  die  Winde 
eines  wilden  Jasmin's  hervorwachsen ,  der  sich  um  die  Blätter 
geschlungen  hatte ,  und  dem  Stengel  der  Pflanze  folgend ,  kam 


«344  Siam. 

I 

•  ^^ 

er  nach  weitereu  sielien  Tagen  dem  Fu88e  des  Baumes  nahe. 
Eben  wollte  er  auf  die  Erde  springen,  aln  er  einen  grossen  Lüweu 
erblickte,  der  unter  dem  Baume  stand.  Voll  Furcht  blieb  er  auf 
den  Zweigen  sitzen  und  warf  vom  Morgen  bis  Mittiig  die  Früchte 
der  wilden  Oliven  auf  den  Löwen,  bis  es  ihm  vorkam,  dass  der- 
selbe todt  sein  könnte.  Als  er  hinabstieg  und  ihn  schüttelte,  fiel  er 
um.  Er  zog  jetzt  kühn  sein  Schwert  und  weidete  desl^wen  Fell 
ab,  das  er  über  seine  Schultern  legte  und  einem  engen  Pfade 
folgte ,  der  durch  den  Wald  hinführte.  Nachdem  er  15  Tage  vor- 
wärts gereist  war  und  seine  Pi*ovi8ionen  fast  schon  aufgezehrt  hatte, 
kam  er  an  ein  Steueramt,  und  als  die  Zöllner  ihn  sahen,  packteu 
sie  ihn  und  schleppten  ihn  herein,' um  ihn  in  das  Verhör  zu  neh- 
men. Als  sein  Abenteuer  an  den  König  berichtet  worden ,  be- 
fragte ihn  dieser  selbst  und  Hess  ihn  wohl  bewirthen.  l)m 
Löwenfell  wurde,  in  kleine  Stücke  zerschnitten,  an  alle  Städte 
versandt,  damit  jede  etwas  zum  Andenken  habe.  Als  Khun- 
singhonsakon  in  Inthapat  ankam ,  war  zuletzt  nur  soviel  davon 
übrig,  um  einen  Sitztejjpich  davon  zu  machen,  und  diesen  erhielt 
König  Kotathevarat.  Als  er  njich  seinem  Hause  kam,  fand 
Khunsinghonsakon  Alles  genau,  wie  seine  Frau  ihm  berichtet. 
Der  jetzt  aus  dem  südlichen  Indien  verschwundene  Löwe  wird 
in  den  Erzählungen  als  nur  ein  im  Ilimaphan- Walde  existirendes 
Wunderthier  betrachtet  und  ninmit  deshalb  vor  den  Pagoden  jene 
fabelhafte  Gestalt  an,  in  der  er  noch  jetzt  zu  sehen  ist  Sein 
früherer  Aufenthalt  im  Dekkhan  scheint  die  Ableitung  von  Wi- 
jayai's  Geschlecht  zu  beweisen,  und  wie  die  Könige  von  Ceylon 
schmückten  sich  viele  andere  Dynastieen  Indiens  mit  dem  Titel 
der  Löwenherrscher.  Auch  die  Häuptlinge  derNats,  oder  wie 
sie  von  den  in  drei  Pali  getheilten  Maler,  zum  Unterschiede  von 
den  Gauklern,  genannt  wurden,  die  Parahya  (Parabutti)  Nat«- 
(oder  Bergbewohner)  in  den  Hügeln  llajuiahaPs,  nannten  sich 
Singha  oder  Löwen.  Die  Löwengesehichte  des  ceylonesischen 
Ahnherrn  ist  in  ähnlicher  Fassung  auch  zu  einer  allgemeinen 
buddliistischcn  Legende  geworden,  indem  die  Birmanen  erzählen, 
dass  der  aus  dem  Walde  in  die  Menschenstädte  zurückgekehrte 
Sohn  seinem  vor  Schmerz  gestorbenen  Vater  die  Löwen  vor  den 


Mythen  der  alten  Residenzen.  345 

Pagoden  zu  seiner  Verehrung  errichtet  habe.  Der  besonders 
kostbare  Werth,  der  einem  Löwenfelle  als  Sitz  in  Kambodia  bei- 
gelegt wurde,  entging  auch  nicht  der  Aufmerksamkeit  des  chine- 
sischen Gesandten.  Nach  dem  türkischen  Khatainame  trat  der 
von  den  Ungläubigen  zurückgewiesene  Schamguni  in  einen  Berg, 
kam  aber  dann  zu  deren  Schrecken  als  Löwe  wieder  daraus  hervor. 
Der  Name  Sakyasinha  bezeichnet  ihn  als  den  Löwen  aus  dem  Ge- 
schlecht der  Sakya.  Die  tibetische  Bezeichnung  alsQakja  thubpa 
(der  Mächtige  der  ^^äkja)  erinnert  an  den  alten  Königstitel  der 
Tobba,  der  auch  im  Yemen  gefunden  wird.  Nach  Megasthenes 
trug  (der  in  Kleisobora  oder  Krishnapura,  Hauptstadt  der  Qura- 
sena  verehrte)  Herakles  (der  seine  Tochter  Pandaia  schwängerte, 
um  einen  König  flir  Indien  zu  erzeugen),  ausser  seiner  Keule,  ein 
Löwenfell.  Mathura  (Kleisobora  nach  Plinius)  heisst  bei  Ptole- 
mäos  die  Stadt  der  Götter. 

Als  nach  dem  Tode  des  Chao  pendin  (der  Herr  der  Erd- 
oberfläche) keiner  aus  dem  Königsgeschlecht  übrig  war  im 
Lande  Kamphut,  wurde  üthong,  unter  dessen  Tritten  Gold  ber- 
vorsprosste,  von  den  Angesehenen  des  Volkes  zum  König  er- 
wählt und  zog,  als  eine  Pestilenz  ausbrach,  von  seiner  Hauptstadt 
Xaxieng  nach  Savannathevalok  (565  Ch.  S.).  Als  er  dort  Alles 
ruhig  fand,  wandte  er  sein  Boot  und  schlug  sein  Lager  auf  in  der 
Nähe  von  Fangtai,  wo  das  Volk,  einen  Verdienstvollen  in  ihm 
erkennend ,  ihn  zu  der  Würde  eines  Chao  ])endin  erhob.  Er  re- 
gierte dort  nach  den  alten  Gesetzen ,  und  als  er  Alles  beruhigt 
und  geordnet  hatte,  gab  er  die  Stadt  Suphanrathakhirija  an  seinen 
altem  Bruder.  König  Uthong  wurde  der  Ahnherr  der  königlichen 
Ra;e.  Den  Platz  für  seinen  Palast  zu  enge  findend,  schickte  er 
Edelleute  aus,  um  die  Gegend  zu  erkundschaften,  und  erbaute  auf 
einer  Insel,  nach  den  Anweisungen  des  dortigen  Eremiten ,  die 
Stadt  Ayuthia  auf  einem  durch  Feuer  geweihten  Grunde.  Seine 
Tochter  wurde  einem  Prinzen  aus  Xiengmai  vermählt  Nach 
Andern  war  Uthong  seinem  Schwiegervater  in  der  Regierung  Cha- 
liang's  gefolgt,  als  er  Kundschafter  für  die  neue  Stadt  ausschickte. 
Die  Kuinen  der  alten  Hauptstadt  Kamphengphet  sollen  noch  im 
Walde  neben  der  Stadt  zu  sehen  sein,  wo  Inschriften  gefunden  wor- 


i 


346  8ü«. 

den  »ind.  Unter  ihren  Königen  wird  Khun  Samxon  erwähnt.  Auch 
Nackhonsavan  war  einst  der  Sitz  unabhängiger  Fürsten  und  die 
jetzt  verfallenen  Städte  Phra-In  undPhra-Phrom  mögen  eine  bes- 
sere Vergangenheit  genossen  haben. 

Nachdem  er  im  Jahre  712  der  Chunlosakkharat  seine  Resi- 
denz Krung  theph  oder  Ayuthia  gegründet,  herrschte  Uthong  oder 
Ramathibodi  über  16  Städte.  Bei  seinem  Tode  (731  Ch.  S.)  kam 
sein  Sohn  Ramasuen,  der  als  Gouverneur  von  Lophburi  eingesetzt 
gewesen,  nach  Ayuthia  und  folgte  auf  dem  Thron  seines  Vaters. 
Nachdem  er  Kamphuxathibodi  erobert  hatte ,  bestellte  er  seinen 
Sohn  Borommaraxathirat  zum  Könige  von  Ayuthia  und  kehrte 
nach  Lophburi  zurück.  Als  der  König  von  Ayuthia,  der  Laos  un- 
ter>vorfen  hatte,  starb,  folgte  ihm  sein  Sohn,  wurde  aber  durch  Ra- 
masuen,  der  aufs  Neue  von  Lophburi  nach  Ayuthia  kam,  getödtet. 

Als  die  vom  König  Uthong  ausgeschickten  Officiere,  um 
einen  gesunden  Platz  für  eine  zu  gründende  Stadt  zu  suchen,  zu 
einer  fischreichen  Stelle  des  Menam  gekommen  waren,  liessen 
sie  Baumstämme  aushöhlen,  um  nach  einer  Insel  im  Flusse  tiber- 
zufahren. Die  Edlen  und  Gemeinen  brachen  mit  vieler  Mühe 
ihren  Weg  durch  das  dichte  Gestrüpp  des  Jungle,  die  Wasser- 
pflanzen der  Sümpfe  oder  die  Knäuel  dorniger  Büsche,  die  durch 
eine  ungehindert  fortraukende  Vegetation  in  eine  unentwirrbare 
Masse  zusammengeballt  waren.  Aber  als  sie  bis  in  das  Centrum 
der  Insel  gekommen  waren ,  sahen  sie  dort  zu  ihrer  Verwunde- 
rung einen  einsamen  Eremiten,  der  unter  einem  Baume  sass  und 
die  Leute  fragte,  für  welchen  Zweck  sie  seine  ruhige  Abgeschie- 
denheit störten.  Als  er  hörte,  dass  der  König  dort  eine  Stadt  zu 
erbauen  gedenke,  erwiedcrte  er:  „Seit  lange  haben  wir  hier 
gelebt,  seit  Phra  Phutthichao,  unser  Herr  und  Gott,  den  Schutz 
seiner  Verdienste  begründete  und  sein  Gesetz  verkündigte.  Jetzt, 
wo  die  Zeit  erfüllt  ist  und  die  Stadt  gebaut  werden  muss,  werden 
wir  uns  nach  dem  Berge  Keo-Bauphot  zurückziehen.  Aber  dieser 
Platz  hier,  wo  sich  die  Feuerscheite  übereinandergehäuft  haben, 
ist  kein  günstiger,  dies  ist  nicht  siegreicher  Boden.  Geht  nach 
Südwesten,  dort  werdet  ihr  eine  glückbringende  Stelle  finden» 
ein  Ton-Baum  soll  euch  das  Zeichen  sein.''    Nachdem  die  Edeln 


Mythen  der  alten  Residenzen.  347 

es  nach  seinen  Worten  gefunden,  kehrten  sie  zurück,  dem  Könige 
Bericht  abzustatten,  und  begaben  sich  auf  seinen  Wunsch  aufs 
Neue  zu  dem  Eremit,  Phra  Satham  Kodora  genannt,  um  ihn  zu 
sich  einzuladen.  Dieser  erwiederte:  „Noch  werde  ich  nicht 
kommen.  Geht  und  holt  eure  Leute,  dass  sie  mit  dem  Umhauen 
des  Waldes  beginnen.  Dann  wenn  Alles  aufgeschichtet  ist,  und  ihr 
auf  die  Feuersäule  blickt,  werdet  ihr  das  Warum  verstehen. "  Nach 
seinen  Worten  wurde  es  ausgeführt.  Die  Arbeiter  hieben  die 
Bäume  um,  sie  in  einen  hohen  Scheiterhaufen  auf  einander  thUr- 
mend.  Dann  als  der  Eremit  ihn  anzündete,  da  flammte  derllolz- 
stoss  auf,  glanzvoll  und  strahlend,  die  Lohe  schlug  empor,  höher 
als  die  höchsten  Palmbäume,  und  die  Helle  leuchtete*)  über 
alle  Nationen  ringsum.  Der  Eremit  sprenkelte  Wasser,  mit  magi- 
schen Formeln  geweiht,  auf  die  ausgebrannte  Asche  und  sprach 
dann  so  zu  den  Edeln:  „Dies  hier  wird  der  Sitz  einer  langen 
Reihe  von  Königen  in  künftigen  Zeiten  sein.  Die  Stadt,  hier  erbaut, 
wird  ein  reicher  Hafen  werden,  in  dem  ein  Mastenwald  von 
Schiffen  ankert;  aber  auch  Kriege  ohne  Ende  sehe  ich  kommen 
und  Schlachten  und  Blut."  Nach  diesen  Worten  des  Eremiten 
kehrten  die  Edeln  zum  König  zurück,  der  sie  seine  Einladung 
wiederholen  Hess.  Aber  als  sie  am  nächsten  Morgen  den  Heiligen 
suchten,  war  er  nirgends  zu  finden,  obwohl  der  König  überall 
nach  ihm  forschen  Hess.  Nach  Ayuthia's  Gründung  krönten  die 
Xiphram  den  Uthong  als  Ramathibodi. 

Uthong  oder  Ramathibodi  ertheiltc  seinem  ältesten  Bruder 
Borommaraxathirat  die  Regierung  Suphanburi's  und  seinem  Sohne 
Ramasuen  die  Stadt  Ix)phaburi.  Bei  seinem  Tode  folgte  ihm  der 
älteste  Sohn  auf  dem  Thron,  der  zweite  regierte  inTanao  und  der 
dritte  in  Petchaburi.  Einen  Schwiegersohn  erhielt  er  aus  den 
Städten  des  Nordens. 

Als  Suphanthaburi  inXiengmai-Phixai  regierte,  traten  seine 
Söhne  Xaijathat  und  Xaijasen  in  die  Priesterschaft  ein,   eine 


•)  Die  bei  der  Geburt  des  aus  der  Lende  seiner  Mutter  hervortretenden 
Aurva  aufschiessende  llaniuie  leuchtete  über  die  Erde,  dass  die  Xatrijas  er- 
blindeten. 


348  8»am. 

Pflicht,  die  auch  iu  Siam  Jedem,  besonders  Vornehiiieu  aufliegt. 
Schon  Pedro  de  Sa  weiss,  dass  die  Kinder  die  Ilofsprache  oder  das 
Balic  lernen  müssen.  Nachdem  die  Prinzen  erst  in  Phukam  (Pagan) 
studirt  hatten,  gingen  sie  dann  nach  Hongsawaddi  (Viterat-llUma- 
Hongsa),  wo  sie  ein  Liebes verhältniss  mit  der  Prinzessin  unter- 
hielten. Um  Mitternacht  schlichen  sie  in  den  Palast  und  nahmen 
die  Prinzessin  mit  sich  in  ihre  Mönchszelle,  ohne  dass  Jemand 
davon  wusste.  Und  die  beiden  Brüder  wurden  verstört  in  ihrem 
Geist  und  für  drei  Tage  wanderten  sie  wie  besinnungslos  um- 
her, die  Prinzessin  in  ihren  Armen  tragend.  Dann  übten  sie  die 
Gebete  des  Kammathan ,  die  auf  die  Düngsakan  (die  32  Theile 
des  Körpers)  Bezug  haben  und  thaten  das  Gelübde ,  die  Erschei- 
nung eines  Phi  (Dämon)  annehmen  zu  wollen.  Als  der  König 
von  Hongsawaddi  seine  Tochter  vermisste,  und  Niemand  ihm  ihren 
Aufenthalt  mittheilen  konnte,  streute  er  Radiessamen  auf  seinen 
Kopf  und  wurde  durch  das  Keimen  derselben  in  ausstreckender 
Linie  nach  dem  Kloster  geleitet.  Die  Entführer  wurden  zum 
Tode  verurtheilt,  baten  aber,  erst  Proben  ihrer  gelernten  Künste 
ablegen  zu  dürfen.  Als  der  König  ein  Wasserbecken  bringen 
Hess,  verwandelte  sich  der  eine  Bruder  in  einen  Fisch,  der  andere 
in  einen  Wasservogel,  nahm  seinen  Bruder  in  den  Schnabel  und 
flog  mit  ihm  davon.  Der  König  schaute  verwundert  hinterher 
und  Hess  nachsehen,  obsich  vielleicht  ein  Almosentopf  und  gelbes 
Gewand  in  ihrer  Zelle  finde.     Aber  da  war  nichts  der  Art. 

Als  die  Prinzen  nach  Xieugmai  zurückgekehrt,  traten  sie  aus 
dem  Priesterstande  wieder  aus,  um  später  auf  dem  Throne  folgen  zu 
können  und  machten  in  der  Zwischenzeit  eine  Reise  nach  Ayuthi.% 
da  sie  von  dem  Ruf  der  Schönheit  der  dortigen  Prinzessin  angezogen 
waren  und  keine  andere  fanden,  die  ihnen  zusagte.  Sie  nahmen 
die  Gestalt  alter  Thero's  (Priester)  an  und  erhielten  ein  Logis  in 
einem  Vat  (Kloster)  in  der  Nähe  des  Palastes ,  wo  sie  durch  die 
Lobpreisungen,  die  sie  hörten,  noch  begieriger  wurden.  Bei 
Nacht  deshalb  warfen  sie  die  Verkleidung  ab,  stiegen  auf  einem 
Blumenbaum  (Ton  Phikun)  über  die  Mauer  und  gelangten  in  das 
Gemach  der  Prinzessin ,  die ,  da  sie  die  hohe  Abkunft  ihrer  Be- 
sucher erfuhr,  keinen  Anstand  nahm,  ihnen  Erlaubniss  zum  Wie- 


Mythen  der  alten  Residenzen.  349 

dcrkominen  zu  geben.  Als  nach  einiger  Zeit  ihre  Schwanger- 
schaft den  Augen  des  Königs  deutlich  wurde ,  wunderte  er  sich, 
wie  bei  den  hundertfältigen  Thoren  und  Kiegeln  in  den  Passagen 
des  Schlosses  Jemand  Eingang  gefunden  hätte,  und  schloss,  dass 
es  nur  durch  den  Wasserablauf  geschehen  sein  könne.  Er  Hess 
in  demselben  ein  eisernes  Netz  aufstellen,  und  als  der  ältere  Prinz 
seinen  nächtlichen  Gang  antrat,  verfing  er  sich  darin  und  wurde 
am  nächsten  Morgen  todt  gefunden.  Dadurch  wurden  sie  auf  die 
Spur  seines  Bruders  gebracht,  und  da  die  Prinzessin,  bekümmert 
um  den  Tod  ihres  Liebhabers ,  ihre  Zuneigung  seinem  Freunde 
zuwenden  zu  wollen  erklärte,  gestattete  Uthong  die  Vermählung 
und  Hess  sie  mit  grossen  Festlichkeiten,  wobei  die  verschiedenen 
Städte  für  ausgesetzte  Wetten  in  Ringkämpfen  stritten,  feiern. 
Die  Statue  Phaya  Krek's  kam  freiwillig  aus  eigenem  Antriebe  aus 
der  Stadt  Inthapat  nach  Sri  Ayutliia  und  blieb  dort. 

Bei  König  Uthong's  Tode  folgte  ihm  Xaijasen  auf  dem  Throne. 
Als  indes«  die  Prinzessin  den  Sohn  seines  Bruders  gebar,  trat  er 
diesem ,  als  Chao  Suvan  Kuman ,  die  Regierung  von  Ayuthia  ab 
und  kehrte  mit  seiner  Gemahlin  nach  Xiengmai  zurllck,  wo  er 
nach  seinem  Vater  den  Sceptcr  führte.  Diese  ganze  Fabel  mag 
eine  ingeniöse  Erfindung  der  Laos  sein,  um  das  Factum  der  Er- 
oberung Xiengmai's  durch  Ramasuen  zu  verkleiden. 


Nach  den  siamesischen  Annalen   setzt  Turpin   den  ersten 
König*)  ins  Jahr  1444  a.  d.     LoubÄre  beginnt  aus  den  in  Siam 


*)  Der  erste  Konis^,  von  dem  die  Siamesen  Kenntniss  haben,  begann  1300 
nach  Christi  zn  regieren.  Besonders  viel  wissen  sie  von  den  Thaten  des  Brhama 
Tjibodi,  der  in  India  regierte,  zu  erzählen.  Obwohl  Anfangs  dem  Kaiser  von  China 
tributpflichtig,  machten  sich  die  Siamesen  später  anabhängig,  bis  sie  vom  Kaiser 
Xico  aus  der  Dynastie  Yuen  1280  p.  d.  aufs  neue  nnterworfen  wurden  und  es  bis 
zur  Ankunft  der  Holländer  blieben.  In  den  ältesten  Zeiten  der  Malayen  stand  die 
ganze  malayische  Küste  bis  zum  Vorgebirge  Singapore  unter  diesem  Fürsten,  ehe 
sich  I160n.  Ch.  der  malayische  König  Siri  tocri  Bowana  unabhängig  machte.  Da 
die  Könige  von  Siam  ihren  Handel  sehr  ausdehnten ,  hatten  sie  auch  viel  mit  den 
Japanesen  zn  thun,  die  dort  Jährlich  grosse  Capitalien  von  Silber  in  ihren  Dschunken 
hinbrachten  und  dafür  Hirsch-  und  andere  Felle  einkauften ,  wie  sie  in  Japan  ge- 
tragen werden.     Manche  der  Japanesen    blieben  wegen  der  Fruchtbarkeit  des 


350  Siam. 

gesammelten  Naclirichten  die  Königsreihe  mit  Pra  Poa  Honne- 
Hourittep-pennaratui-sonammc-bopitra,  der  (1300  B.S.)  in  Tschai 
pappe  mahanacon  regierte.  Nach  zehn  Königen  folgt  Ipoia-sanne- 
thora-thesma-teperat,  der  Tasoo  nacon  luang  (Nakhon  luang) 
erbaute  und  dann  (nach  zwölf  Königen)  König  Pra-poa-noome- 
thele-scri,  in  Lacontai  am  Flusse  Porselouc  (1731  B.  S.)  regie- 
rend; dann  nach  vier  Königen  Ramatilondi,  Erbauer  der  Stadt 
Siam  im  Jahre  1894  (1349  p.  d.)  und  später  Schaupasathay 
(1627  p.  d.).  Von  Zeiten  Prapoa's  (des  ersten  der  siamesischen 
Krmige  in  den  Annalen)  führten  die  Siamesen  ein  wanderndes 
Nomadenleben  bis  zur  Zeit  Ramatilondi's.  In  festen  Ansiede- 
lungen wurden  sie  (wie  nfich  Megasthenes  die  mit  Wagen  umher- 
ziehenden Indier  durch  Dionysos)  durch  Prapoa  (den  24.  König) 
vereinigt,  der  sie  mit  sich  nach  lacontai  nahm,  am  Flusse  Por- 
selouc, und  dann  Pipeli  für  seine  Residenz  erbaute.   In  dem  Titel 


Landes  dort  oder  Hessen  sich  in  die  Dienste  des  Königs  anwerben.  Es  heisst, 
dass  Soniinona  Codom  einer  ihrer  ersten  Könige  oder  der  Sohn  des  ersten 
Königs  gewesen  sei  und  dass  er  nach  seinem  Tode  in  einen  Gott  verwandelt 
worden.  Der  Fusstapfen  desselben ,  der  zufällig  von  einem  ihrer  Priester  oder 
Talapoin  gefunden  wurde ,  soll  der  des  rechten  Fusses  sein  ,  der  auf  dem  Adanis- 
berg  in  Ceylon  der  des  linken  Fusses.  Die  den  Gottesdienst  betreffenden  Gegen- 
stande sind  in  einer  nur  den  Priestern  bekannten  Sprache  geschrielien ,  welche 
die  balische  genannt  wird.  Der  ehrbare  Herr  Abraham  Rogerins  »ngt,  dass  die 
Heiden  der  Küste  Koromandel,  die  in  der  Nähe  von  Paleacatta  wohnen,  der 
Meinung  sind,  dass  ihr  Gott  Hrama  bald  nach  Sommonacodom  geboren  sei, 
wogegen  Andere  Beide  für  denselben  halten.  Die  Siamesen  sagen  weiter,  das;} 
die  Mutter  des  Codom  Mahamania  oder  Mahameria  geheissen ,  was  die  gros^^e 
Maria  meint.  Der  Vater  des  Sommonacodom  war  ein  König  von  Thevelanca 
oder  der  Insel  Ceylon.  Ausser  diesem  Sommonacodom  erwarten  die  Siamesen 
noch  einen  zweiten,  den  sie  Pranaotte  nennen.  Sie  schreU>en  ihrem  Codom  die 
Besiegungen  des  mächtigen  Gottes  Prasouane ,  der  an  seiner  Gottheit  xwetfelte, 
zu.  Seine  Bilder  in  den  Tempeln  stehen  zwischen  zwei  Schülern,  von  denen  der 
zur  rechten  Hand  Pramogla,  der  zur  linken  Hand  Prasaribut  genannt  wird. 
Ausser  anderen  Namen  geben  sie  auch  den  Prapoctitsjaoe  an.  Sie  sagen ,  dass 
er  an  einem  Leibweh  starb ,  weil  er  zu  viel  Speck  gegessen ,  obwohl  sie  auch 
sagen,  dass  er  durch  den  Pfeil  eines  Mannes  im  VerlH>rgenen  getödtet  sei.  Anch 
meinen  sie,  dass  er  gesündigt  und  gestraft  sei,  später  aber  den  Zustand  der 
Glückseligkeit  erlangt  habe  (s.  V^alentyn). 


X 


Mythen  der  alten  Residenzen.  35 1 

Sourittep  (Suriya  thephada)  liegt  die  Abstammung  von  dem 
königlichen  Sonnengeschleehte  in  ISiam  und  Birma,  wie  in  Tenas- 
serim,  und  Phra-Phutth  ist  ein  oft  auch  Königen  gegebener 
Titel,  sowie  auch  Phra-Bat  (der  heilige  Fusstapfen).  Le  roi  de 
Siam  se  nomme  Phat- vuong  (roi  Bouddha),  k  cause  de  la  pro- 
fonde  v6n6ration ,  qu'ont  les  Siamois  pour  Bouddha.  Chez  les 
Anuamites,  qui  ont  une  v^n^ration  particuli<^re  pour  le  ciel,  le  roi 
se  nomme  Thien-vuong  (roi  Celeste),  nach  dem  Gia  Dinh  Thung- 
chi  (s.  Aubaret). 

Pra-poa-noome-thele-seri  mag  derselbe  König  sein,  von 
dem  Ribadeneyra  hört<5:  dizen  los  letrados  de  Sian,  que  un  Key 
de  los  primeros  de  aquel  reyno ,  les  havia  dado  la  ley  que  guar- 
dabau.  Porque  despues  de  vivir  casado  muchos  anos  y  teuer 
hijos,  se  fue  a  hazer  vida  solitaria  y  de  gran  penitencia  en  un 
monte  y  despues  de  haber  estado  alla  algun  tiempo ,  se  volviö  a 
SU  reyno  y  les  dio  ley,  la  quäl  contiene  siete  mandamientos. 
Que  son:  honrar  los  Idolos,  no  matar,  nohurtar,  no  bever  vino,no 
tratar  con  muger  agcna,  ni  mentir.  Y  algunos  entienden  tan 
estrechameute  el  no  matar,  que  ninguna  cosa  viva  matan.  Der 
religiöse  Stifter  wird  hier  also  mit  dem  weltlichen  zusammen- 
geworfen, und  schon  in  dem  Titel  Phra  Poa  (Poat),  der  wie  hier 
Phra  Phutth*)  (Buddha)  sagen  will,  und  in  der  Geschichte  oft  als 
Ehrenbezeichnung  der  Könige  beigesetzt  wird.  Ausser  Phrabat, 
den  heiligen  Fusstapfen,  gebrauchen  die  Kambodicr  noch 
Paten ta  (Festung)  als  Titel.  Auch  die  chinesische  Herkunft,  die 
in  verschiedenen  Figuren  der  alten  Civilisatoren  Hinterindiens 
spukt,  wird  herbeigezogen.  Les  Chinois  et  les  Siamois  se  dis- 
putent  rhonneur  d'avoir  eu  Sommonakhodom  pour  compatriote. 
Les  Premiers  pretendent,  qu'ayant  6te  envoyö  par  Tempereur  de 
la  Chine  en  qualitö  de  Tambassadeur  au  roi  de  Siam,  celui-ci 
reconnut  en  lui  une  si  grande  sagesse,  qu'il  lui  donna  sa  fille  en 
mariage  et  le  d^clara  son  successeur  au  trone.  Les  Siamois 
Boutiennent,  qu'il  ^tait  fils  d'un  de  leurs  rois  et  qu'il  fut  le 
meilleur  roi,  qui  ait  gouverne.     Les  uns  et  les  autres  s'accordent 

*)  Nach  Masiidi  war  Bndab  der  allgemeine  Titel  dor  Könige  von  Kl  Kanoj. 


352  SUun. 

a  dire,  ({u'apr^s  avoir  regnö  avcc  bcaucoup  de  »agesse  et  donn^ 
les  lois  les  plus  belies ,  il  abdiqua  la  counmoe  pour  se  retirer 
daus  les  bois  et  fit  öclatcr  les  vertus  les  plus  meireiUeuscs.  Aebn- 
licbc  Volkstraditionen  von  einem  einbeimischen  Fürstensohne, 
der  das  BUsserleben  wählte,  bewahren  die  Ceylonesen,  ungeachtet 
des  ihnen  geschrieben  vorliegenden  Mahawanso. 

Wie  U-thong  (der  goldene  U)  stehen  an  der  Spitze  vieler 
Dynasticen  in  China ,  den  Namen  U  oder  Wu  fllhrende  Kaiser, 
die  das  zerrüttete  Reich  aufs  neue  durch  Gesetze  ordnen  und  be- 
festigen: so  beim  Erheben  der  Tschcou,  Kaiser  U-wang,  der  seinen 
lasterhaften  Vorgänger  Scheusin  entthronte,  dann  Ou-ti,  Gründer 
der  Tsin  (265  p.  d.),  Ou-ti,  Gründer  der  Leang  (502  p.d.),  Ou-ti, 
Gründer  der  Tschin  (557  p.  d.).  Bei  Du  Halde  führt  der  König 
(Prachyan)  von  Kemarat,  den  er  an  Pamahang  tribut])flichtig 
nennt,  den  Namen  Otting.  Der  erste  König  der  kanibodisclieD 
Mythe  heisst  Phra  Thong. 


i 


Die  Könige  der  Laos« 

Was  die  Könige  anbetrifft,  die  über  die  siamesischen  Nationen 
(Sayam - Phrathet)  herrschen,  so  gab  es  zuerst  einen  grossen 
König ,  der  in«  der  Stadt  Xiengrai  über  das  Jon  -  Volk  ( Jonaka- 
Phrathet)  regierte.  Gegen  ihn  kam  ein  König  aus  dem  Lande 
Satong,  und  da  er  in  der  Schlacht  überwunden  war,  so  verliess 
er  mit  seiner  Familie  und  seinen  Anhängern  die  königliche  Re- 
sidenz und  flüchtete  über  die  Grenzen  von  Sayam -Phrathet 

Sie  passirten  den  Fluss  Pho  und  kamen  nach  dem  Lande 
Peb,  einem  wüsten  Platz  an  dem,  Kamphengphet  (die  diamantene 
Mauer)  gegenüber  liegenden,  Flussufer.  Als  sie  in  diesem  Walde 
weilten ,  erzeugte  die  Kraft  ihrer  Verdienste  Hitze  in  dem  Sitze 
des  Götterkönigs  Amarintharat*),  der  die  Gestalt  eines  Eremiten 
annahm  und  als  Erscheinung  vor  des  Königs  Elephanten  stand, 
zu  ihm  sprechend :  „  Hier  gründe  eine  Stadt ,  dies  ist  ein  sieg- 
reicher und  gesegneter  Platz,  frei  von  allem  Unfall.^ 

Der  König ,  hocherfreut  ob  dieser  Worte ,  rief  seine  Unter- 
thanen  zusammen  und  baute  eine  Stadt,  die  er  durch  Cita- 
dellen  und  Thürme  wohl  befestigte.  Ein  königliches  Schloss 
auch  wurde  errichtet  und  Wohnungen  für  die  Herren  der  Laos 
(Phaya  Lao)  von  edler  Abkunft,  eine  Zuflucht  für  alles  Volk. 
Als  Alles  vollendet  war ,  erhielt  die  Stadt  den  Namen  Traitrüng, 


*)  Indra's  Himmel  heisst  bei  den  Siamesen  Devadfingsa  oder  der  Himmel 
der  Dreiunddreissig.  Nach  dem  Dabistan  giebt  es  33  Koti  von  Engeln ,  d.  h. 
330  Bfillionen ,  neben  nenn  Brahmanen  (die  bei  den  Jangoman  die  Ansns  oder 
Strahlen  Brabma's  heissen) ,  elf  Radras  oder  Mahadeos ,  sWölf  Sonnen  und  tehn 
Kegionen. 

BAtiiftn,  Oiiaaien.  I.  23 


354  8»*m- 

weil  Indra  der  Tausendäugige  sie  angezeigt  hatte.  Der  König 
herrsehte  dort  bis  zu  seiner  Todesstunde ,  und  ihm  folgten  sein 
Sohn  und  Enkel ,  bei  denen  die  Regierung  fttr  vier  Generationen 
von  Königen  verblieb. 

In  diesem  Lande  lebte  ein  Aussätziger,  am  ganzen  Körper 
mit  Geschwüren  bedeckt,  der  das  Feld  bestellte,  Pfeffer  uhd 
Liebesäpfel  (Madtla)  pflanzend.  Er  sammelte  die  reifen  Früchte 
und  verkaufte  sie,  um  seinen  Lebensunterhalt  zu  gewinnen.  An 
einem  der  Apfelbäume,  der  nahe  bei  seiner  Hütte  stand,  pflegte 
er  täglich  zu  urinireu ,  und  die  Samentheilchen  imprägnirten  die 
Wurzel,  so  dass  der  Baum  durch  ihre  Grösse  ausgezeichnete 
Früchte  trug,  weil  das  Princip  des  Lebens  in  ihnen  schwoll. 
Nun  geschah  es ,  dass  die  Prinzessin  des  königlichen  Hauses  ein 
Gelüst  verspürte ,  Liebesäpfel  zu  essen.  Sie  schickte  eine  ihrer 
Dienerinnen,  die  umherging,  zu  kaufen  und  einen  besonders  gros- 
sen und  schönen  Apfel  zurückbrachte.  Die  Prinzessin  fühlte  sich 
schwanger  und  theilte  es  ihrem  Vater  mit,  der  strenge  Nach- 
forschungen anstellen  Hess,  aber  sich  überzeugte,  dass  kein 
männlicher  Besuch  bei  ihr  eingetreten  war.  Die  Schwanger- 
schaft schritt  fort  und  nach  zehn  Monaten  gebar  sie  einen  Sohn, 
der  die  Tanja-lekkhana  (die  Zeichen  des  Königthums)  an  sich 
trug.  Seine  königlichen  Verwandten  beeilten  sich  alle  um  die 
Wette,  ihn  zu  liebkosen ,  zu  pflegen  und  sorgsam  zu  hüten.  Als 
er  das  Alter  von  drei  Jahren  erreicht  hatte,  beschloss  sein  Gross- 
vater, sein  Prognostikon  zu  stellen  und  wünschte  deshalb  aus- 
zumachen, wer  sein  Vater  sein  möchte.  Er  Hess  es  deshalb  durch 
das  Schlagen  der  Gong  verkünden,  dass  alle  männlichen  Bewohner 
seines  Königreichs,  ohne  irgend  eine  Ausnahme,  sich  auf  der 
Ebene  versammeln  sollten,  Jedermann  mit  Kuchen  und  Früchten 
verschiedener  Art  in  seinen  Händen.  Nachdem  der  König  im 
Gebet  um  Erkennung  des  wahren  Vaters  nachgesucht  hatte,  Hess 
er  seinen  Enkel  hervorbringen  und  durch  die  Versammlung  hin- 
durchtragen. Der  Aussätzige  nun,  Sen  Phom  mit  Namen,  hatte 
nichts  in  seiner  Hand,  als  einen  Klumpen  kalten  Reis ,  aber  den- 
noch, als  der  Prinz  bei  ihm  vorbeikam,  fiel  er  ihm  um  den  Hals, 
umarmte  ihn  und  begann  von  dem  Reis  in  seiner  Hand  zu  essen. 


Die  Könige  der  Laos.  855 

Als  die  Leute  das  sahen,  verwunderten  sie  sich,  man  hörte  murren 
und  spotten  und  allgemeiner  Unwille  gab  sich  kund.  Der  König 
von  TraitrUng  war  im  höchsten  Grade  beschämt  und  nieder- 
geschlagen. Er  gab  Befehl,  dass  die  Prinzessin  und  sein  Enkel 
zusammt  mit  dem  Aussätzigen  auf  ein  Floss  gesetzt  und  ihrem 
Schicksal  Überlassen  werden  sollten.  Das  Floss  aber  trieb  zu 
der  Apfelpflanzung  in  der  Nähe  der  Stadt  und  der  Aussätzige 
half  seiner  Frau  und  seinem  Kinde  dort  ans  Land.  Die  vereinten 
Verdienste  dieser  drei  Personen  zogen  Amariutharat  herbei,  ihnen 
in  Körpergestalt  zu  erscheinen ,  und  er  überbrachte  ihnen  eine 
Gong,  deren  Klang  alle  ausgesprochenen  Wünsche  erfüllen  würde. 
Der  Aussätzige  schlug  zunächst  die  Gong,  Heilung  seiner  Krank- 
heit wünschend,  und  wurde  in  einen  von  Schönheit  strahlenden 
Jüngling  verwandelt.  Mit  der  Gong  nach  Hause  kommend ,  war 
seine  Frau  überrascht  und  erfreut.  Sie  wünschten  sich  Gold  und 
gaben  es  den  Künstlern,  um  eine  goldne  Wiege  für  den  jungen 
Prinzen  zu  fertigen,  und  deshalb  wurde  dieser  unter  dem  Namen 
Uthong  bekannt.  In  dem  Jahre  681  der  Lusakkharat  Hess 
Uthong's  Vater  an  jener  Stelle  durch  den  Klang  der  Gong  (wie 
Putraka  durch  die  Zeichnung  seines  Stabes  Pataliputra)  eine 
Stadt  entstehen,  Khirixai-Xieng-Sen  (der  Platz,  der  den  Aussatz 
heilte)  oder  auch  Thepha-maha-nakhon  genannt,  weil  sie  durch 
die  Macht  der  Thephajuda  geschaffen  war.  Von  allen  Seiten 
strömten  Bewohner  nach  dieser  Stadt,  so  dass  sie  bald  volkreich 
wurde.  Und  der  König,  der  dort  herrschte,  ist  inSayam-Phrathet 
als  der  König  Khiri-Xai-Xieng-Sen  bekannt.  Als  im  Jahre  706 
der  Lusakkharat  der  König  Khiri-Xai-Xieng-Sen  im  26.  (nach 
Andern  im  45.)  Jahre  seiner  Regierung  starb,  verschwand  das 
Himmelsgeschenk  der  Gong  und  wurde  nicht  mehr  gesehen. 
Der  Prinz  Uthong  aber  folgte  seinem  Vater  und  regierte  an  seiner 
Statt.  Er  fasste  (nach  sechs  Jahren)  den  Plan ,  eine  neue  Stadt 
zu  gründen,  und  sandte  seine  Boten  aus,  um  nach  einer  passenden 
Stelle  auszusehen,  wo  kein  Mangel  an  Fisch  wäre.  Auf  ihrem 
Wege  nach  Süden  kamen  die  Kundschafter  in  die  Umgegend  des 
SeesSano,  mit  Sumpfpflanzen  bedeckt,  und  fanden  ihn  fischreich, 
sowie  iü  jeder  Hinsicht  fruchtbar  und  günstig.     Sie  kehrten  des- 

23* 


356  ß>am. 

halb  zurück  und  berichteten  dem  Könige  Uthong,  der  mit  seinen 
Heerschaaren  in  vier  Abtheilungen  aufbrach,  alle  seine  Familien- 
glieder und  königlichen  Verwandten  mit  sich  führend.  Im  Jahre 
712  der  Lusakkharat,  im  Jahre  des  Tigers,  dem  zweiten  Jahre 
des  Cyclus,  kamen  sie  an  die  Stelle,  wo  die  königliche  Residenz 
erbaut  wurde,  die  anfangs  Krung-Thepha-maha-nakhon  hiess  und 
später  (nach  der  gleichfalls  von  Flussarmen  umgebenen  Stadt 
Thaoravat)  Thaoravat  genannt  wurde  und  auch  Srijutthia,  weil 
man  bei  derAnsiedlung  dort  ein  altes  Paar  lebend  fand,  von  dem 
die  Frau  Sri-Aju  und  der  Mann  Uththaja  hiess*).  Durch  Ver- 
einigung dieser  drei  Namen  kommt  die  Bezeichnung  Krung- 
thepha-maha-nakhon-bovon-thava-raoti-Sri-Jutthaja.  Tachard 
bemerkt,  dass  Crung-si-ayu-thaya  auch  Crung  theppa  ppra  ma 
ha  na  kon  genannt  würde.  Cela  veut  dire  Ville  angölique ,  ad- 
mirable  et  extraordinaire  In  den  37  Jahren  seiner  Regierung, 
nach  der  Krönung,  erhielt  König  Uthong  den  Titel  Phra-Rama- 
thibodi.  Es  giebt  auch  Versionen,  die  die  erste  Anlage  Ayuthia's, 
das  zweimal  gegründet  sein  soll,  in  uralte  Zeit  zurückführen. 
So  heisst  es,  dass  Phra-Nara-Avatan  dort  geherrscht  habe ,  lange 
vor  der  Menschwerdung  Buddha's ,  und  dies  würde  zu  der  araca- 
ncsischen  Mythe  von  der  Gründung  Ayuthia's  durch  die  Prinzen 
des  Kengtha- Königs  ein  Seitenstück  liefern.  Interessant  ist 
dieser  Gebrauch  Avatar,  der  den  von  Batara  in  Java  bestätigt 

*)  Eine  ebenso  g^eistreiche  Erklärung  horte  ich  in  Udong-Mi-Xai  über  den 
Namen  dieser  Residenz.  Die  gebildeten  Siamesen  übrigens  kennen  sehr  wohl 
die  Beziehungen,  in  welche  ihre  Hauptstadt  zu  dem  indischen  Ayuthia  gesetzt  wird. 
Sie  verlegen  auch  das  heilige  Kusinagara  nach  ihrem  Lande.  ConoUy  bemerkt : 
The  practice  of  giving  to  favourite  spots  the  namos  of  celebrated  foreign  sacred 
places  is  common  in  Oujein  and  elsewhere.  By  this  simple  process,  the  Hinda 
thinks  to  concentrate  a  quantity  of  holiness  into  a  sranll  space  and  piety  indulges 
in  the  consolation  of  worshipping  at  home  the  objects  of  diffteult  pilgrimage. 
I>alton  bemerkt  von  dem  Mahabeer -Hügel  der  Bhooyas:  The  tntelary  deity  of 
this  hin  is  a  favourite  object  of  worship ,  and  is  more  or  less  revered  by  all  the 
country.  The  top  of  the  hill  or  rock  being  difflcult  of  access,  Mahabeer  has 
stndied  the  convenience  of  his  votaries  and  entered  an  appearance  down  below  in 
the  forme  of  a  stone ,  in  a  sacred  grove  or  Surna  (a  fhigment  of  the  primitive 
forest  left  when  the  first  clearance  was  made ,  as  a  refuge  for  the  sylvan  deities 
whom  the  Clearing  might  have  disturbod)  at  the  foot  of  the  hiU. 


Die  Könige  der  Laos.  357 

Nach  Fani  sind  die  Avataren  von  ViBchuu's  Essenz  aus- 
strömende Strahlen ,  obwohl  Krischna  bei  seinen  Anhängern  als 
völlige  Einkörperung  gilt.  Der  König  Kambodia's  fahrt  die 
Figur  Narai's  im  Banner*).  Ein  siamesischer  Brahmane,  den 
ich  kennen  lernte,  behauptete,  dass  Uthong,  der  Gründer  Erung- 
khao's ,  den  Namen  Ramathibodi  erhalten  habe  (ebenso  wie  sein 
Enkel) ,  weil  seine  Vorfahren  dem  Sayasat  (den  brahmanischen 
Shastra's)  hohe  Achtung  bezeigt  hätten.  Der  beliebte  Name 
Rama  wird  von  den  Brahmanen  verschiedenen  Königen  beigelegt, 
besonders  Phra  Suang  oder  Phaya  Krek. 

In  einem  vom  Könige  selbst  redigirten  und  durch  Dr. 
Dean  veröffentlichten  Abriss  hcisst  es:  ourancient  capital  Ayuthia 
before  the  year  1350  p.  d.  was  but  the  ruin  of  an  ancient  place 
belonging  toKambuja,  fonuerly  called  Lawek,  whose  inhabitants 
then  possessed  Southern  -  Siam  or  Western -Kambuja.  Die  von 
Uthong's  Vater  gegründete  Stadt  soll  in  der  Nähe  des  heutigen 
Nakhon-Savan  gelegen  haben ,  und  hörte  ich  auf  meiner  Durch- 
reise davon  sprechen ,  dass  noch  einige  Trümmer  in  dem  Walde 
zu  sehen  seien. 

Aus  Xiengrai,  von  wo  die  Gründer  Kamphengphet's  stammten, 
hatte  schon  früher  Phra  Thamma  Traipidok  seine  Kundschafter 
ausgesandt  und ,  als  sie  eine  fruchtbare  Gegend  entdeckt  hatten, 
die  Stadt  Phitsanulok  gebaut.  Von  der  Stadt  Satong  wird  gesagt, 
dass  sie  im  Lande  Mon  an  den  Grenzen  der  wilden  Karlen  ge- 
legen.    Die  Trennung  Siam's  von  Laos  wird  auf  813  p.  d.  datirt. 

Von  der  zweimaligen  Gründung  Ay uthia's  ist  die  zweite  den 
aus  Norden  herabgekommenen  Fürsten  zuzuschreiben,  die  in  dem 
dann  in  der  Geschichte  als  Hauptstadt  Siam's  bekannten  Ayuthia 
regierten  und  sogleich,  nach  Art  der  plündernden  Räuberbanden 
in  den  Laosländern ,  über  ihre  reichen  Nachbarn  herfielen  und 
die  Civilisation  Kambodia's  zerstörten.    Der  Name  Uthong  mit 


*)  Wie  der  siamesische  drei  Pagoden  oder  den  Elephant  und  der  birma- 
nische den  Pfau.  Peacock-feathers  are  wom  on  the  head  by  Gonds  (s.  HaU).  Als 
das  Geschlecht  der  von  dem  tausendarmigen  Arjana  stammenden  Haihaya-Raja 
(die  in  Manipora ,  Champayati  und  Mahishmati  herrschten)  untergegangen  war, 
erhob  sich  die  Macht  der  Gonds. 


358  s^AiD. 

dem  Titel  Ramathibodi  für  den  Gründer  wurde ,  als  bekannt  und 
berühmt,  nur  wiederholt.  Das  ältere  Ayuthia  wird  die  Haupt- 
stadt eines  kambodischen  Fürsten  genannt,  der  über  Siam  re^erte, 
mit  Ausnahme  des  abgefallenen  Sukhothay,  und  knüpft  sich  des- 
halb an  den  aus  Kambodia  gekommenen  und  zum  Chaopendin 
erhobenen  Uthong,  von  dem  nicht  gesagt  wird,  wie  bei  den  nörd- 
lichen Einwanderern,  dass  er  von  einem  Feinde  vertrieben  wurde, 
sondern  dass  er  aus  einem  von  Seuchen  verheerten  Lande  aus- 
wanderte und  der  also ,  nachdem  er  seine  Residenz  nach  einer 
günstigem  Localität  verlegt  hatte,  auch  die  angestammten  Pro- 
vinzen neben  den  neu  hinzugefügten  in  seiner  Botmässigkeit 
bewahrte.  Darin  findet  der  Name  Judura  oder  Judaya  seine  Er- 
klärung, mit  dem  die  Birmanen  Yuthia  früher  benannten,  sowie 
auch  die  Kambodier.  Die  Beziehung  zu  Vischnu  folgt  aus  dem 
Einfluss ,  den  damals  die  Brahmanen  nicht  nur  über  Kambodia, 
sondern,  wie  es  scheint,  auch  über  Annam  ausübten.  Auch  die 
später  eingeführten  Bilder  aus  dem  sivaitischen  Götterkreise 
kamen  zur  See  nach  Kambodia  und  Ligor  früher,  als  nach  Siam, 
da  mehrfach  bemerkt  wird,  dass  sie  nach  dem  letzteren  Lande  erst 
aus  jenen  beiden  herübergebracht  wurden.  Ueber  Ceylon  wogten 
die  Wellen  der  beiden  feindlichen  Religionen,  fluthend  und 
ebbend.  Buddhismus  und  Brahmanismus  verdrängten  einander. 
In  den  Blüthezeiten  des  Buddhismus  wurde  der  Continent  mit 
Buddhabildem  und  Büchern  überschwemmt  und,  wenn  die  Chola's 
die  Oberhand  erhielten,  wie  1059  p.  d.  bei  der  Gefangennahme 
des  Königs  Mahendra  oder  1195  p.  d.  durch  Kalingaraja's 
Eroberungen,  werden  die  Brahmanen  nicht  versäumt  haben ,  ihre 
Götter  und  ihren  Cultus  nach  den  nahegelegenen  Küsten  zutragen. 
Mit  ihnen  mag  auch  die  Anordnung  der  Chronologie  gekommen 
sein.  Die  brahmanischen  Colonieen ,  die  durch  die  nördlichen 
Einwanderer  in  den  Flussthälern  angetroffen  wurden,  können 
keine  Schwierigkeit  bieten,  wenn  in  Assam  schon  im  vierten 
Jahrhundert  durch  Fabian  Brahmanen  gefunden  wurden  und 
bereits  zu  Ptolemäus  Zeit  unter  den  Indrapathai  nördlich  von 
den  im  Süden  an  die  Nangalogai  grenzenden  Ibethingai  wohnen 
mochten.    Die  Legende  führt  Vicramaditya ,  das  Prototyp  brah- 


Die  Könige  der  Laos.  359 

manischer  Superiorität,  nach  Kamrup,  um  Subhaou  zu  stürzen, 
und  unter  den  Pala,  besonders  zur  Zeit  Dharmapala's,  bltthte  die 
Verehrung  Qiva's.  Bald  nachdem  das  Reich  der  Ponas  oder 
Pon  den  umliegenden  Völkern  seine  Gesetze  aufzwang  (777  p.d.), 
drang  der  König  von  Talifu  in  Nantschao  (862  p.  d.)  erobernd 
nach  dem  Süden  Tonquin*s  vor.  Nach  Ribadeneyra  kamen  die 
kambodischen  Gründer  Ayuthia's  aus  Nakhon  Tom.  Los  Sianos 
supieron,  que  los  fundadores  deaquel  reyno  habian  venido  de  una 
grande  ciudad ,  que  esta  fundada  en  un  desierto  en  el  reyno  de 
Camboxa  que  esta  cerca  de  Sian. 


< 


Die  Geschichte  Ayuthia's. 

Während  die  Siamesen  selbst  zugeben ,  dass  in  der  Phong- 
savadan  Myang  Nya  Dichtung  und  Wahrheit  gemischt  sind,  und 
sie  dieselbe  nur  als  eine  vorzeitliche  Hythengeschichte  betrachten, 
sind  sie  dagegen  stolz  auf  ihre  neuere  Geschichte,  die  im  Beson- 
deren die  Chroniken  der  Stadt  Ayuthia  genannt  werden,  and 
deren  Chronologie  nur  selten  Schwierigkeiten  bietet  Bei  meinen 
Besuchen  des  königlichen  Archivs  im  Palaste  zu  Bangkok  habe 
ich  die  dicken  Bände,  die  sie  zusammensetzen,  oft  in  den  Händen 
gehabt  und  durch  die  Zuvorkommenheit  des  Bibliothekars  manch- 
mal einzelne  derselben  entlehnt  und  mit  mir  nehmen  können. 
Es  würde  mir  leicht  gewesen  sein,  eine  vollständige  Uebersetzung 
derselben  anzufertigen,  und  fehlte  dazu  nur  die  Zeit  Mein 
ganzer  Aufenthalt  inSiam  beschränkte  sich  auf  etwa  zehn  Monate 
und  da  mir,  ausser  der  Erlernung  der  Sprache  selbst,  in  diesem 
kurzen  Termin  vor  allen  bis  jetzt  unbekannte  Werke  des  reli- 
giösen Faches  zur  Bearbeitung  vorlagen,  so  habe  ichdenCapiteln 
der  modernen  Geschichte ,  aus  denen  das  Wesentliche  und  be- 
sonders schon  das  Interessantere  durch  Bischof  Pallegoix  mitge- 
theilt  ist,  nur  dann  und  wann  einen  kurzen  Durchblick  widmen 
können.  Indess  hatte  ich  Gelegenheit,  mich  nicht  allein  zu  über- 
zeugen, dass  der  bei  Pallegoix  gegebene  Abriss,  der  sich  auch 
beiBowring  wiederholt  findet,  im  Allgemeinen  richtig  ist»  sondern 
auch  demselben  in  besonderen  Punkten  erläuternde  und  ergän- 
zende Zusätze  beizufügen ,  abgesefien  von  den  collateralen  Be- 
stätigungen ,  die  sich  aus  der  nebenherlaufenden  Geschichte  der 
Nebenländer  ergeben.  Für  die  augenblicklichen  Tagesereignisse 


Die  Geschichte  Ayuthia'«.  361 

würden  sich  mitunter  interessante  Mittheilungen  aus  deniNongsU 
Raxakitcha  entnehmen  lassen,  ein  der  Hofzeitung  in  Peking  nach- 
geahmtes Blatt,  das  in  unregelmässigen  Zwischenräumen  im 
Palaste  ausgegeben  und  unter  den  Voniehmen  vertheilt  wird. 
Der  König  benutzt  es  als  halb  ofiicielles  Organ,  schreibt  aber  die 
Leitartikel  meist  mit  höchst  eigener  Hand.  Aus  der  Phongsa- 
vadan  Myang  Nya  (die  Geschichte  der  nördlichen  Städte)  sind 
einzelne  Auszüge  durch  den  Missionär  Jones  gemacht  worden. 

Nach  Gründung  Ayuthia's  wurde  Uthong  von  den  Brahmanen 
mit  dem  Titel  Phra  Ramathibodi  gekrönt  im  Jahr  711  der  Chun- 
losakkharat  (1350  p.  d.)  Bald  nach  seiner  Thronbesteigung 
muss  er  das  den  Laos  damals  beliebte  Waffenhandwerk  wieder 
aufgenommen  haben ,  um  seine  neue  Hauptstadt  durch  die  aus 
den  Tempeln  und  Palästen  Kambodia's  fortgeführten  Kostbar- 
keiten zu  schmücken;  denn  die  kambodische  Geschichte,  aus  der 
ich  mit  Hülfe  des  königlichen  Archivars  in  Udong  einen  kurzen 
Aaszug  anfertigte,  setzt  den  ersten  Einfall  Ramathibodi's ,  zur 
Zeit  als  König  Borommalompongraxea  in  Nakhon  Vat  herrschte, 
in  das  Jahr  1274  der  Mahasakkharat  (1353  p.  d.).  Er  kehrte  ein 
zweites  Mal  im  Jahre  1278,  unter  König  Chao  Karabong,  zurück 
und  führte  dann  den  grössten  Theil  der  Bevölkerung  als  Kriegs- 
gefangene mit  sich  fort,  um  sie  in  Siam  anzusiedeln.  Er  schickte 
eine  Gesandtschaft  nach  China,  die  dort  aber  erst  unter  seinem 
Nachfolger  ankam  (1369  p.  d.)  und  den  kaiserlichen  Almanach 
zurückbrachte,  ein  nothwendiges  Requisit  für  den  Stifter  einer 
neuen  Dynastie,  um  den  Kalender  seines  Reiches  zu  ordnen.  Sein 
Sohn  Ramesuen  wurde  zum  Gouverneur  der  Provinz  Lophburi 
bestellt.  Unter  den  ihm  unterworfenen  Ländern  werden  Malaka, 
Xava,  Tenasserim  (Tanaosi),  Ligor  (Nakhon  Sri  Thammarat), 
Tavoy  (Thavay),  Martaban  (Motama),  Molmein  (Molamlong), 
Songkhla,  Ghanthabun,  Phitsanulok,  Sukhothay,  Phixai,  Savan- 
khalok,  Phichit,  Kamphengphet  aufgezählt.  Die  letzten  Namen 
gehören  meistens  noch  jetzt  existirenden  Städten  im  eigentlichen 
Siam  an,  die  zum  Theil  schon  aus  der  Geschichte  der  nördlichen 
Länder  bekannt  sind.  Martaban  wurde  damals  von  einer  Dynastie 
von  Königen  beherrscht ,  die  sich  eine  Zeit  lang  die  Bestätigung 


362 

ihrer  König*» würdeauüSukhothav  zu  holcD  pflegten,  al^o  die  dor- 
tigenHerrscher  für  ihre  Oberherreo  anerkanDten.  VoDdem  im  Jahre 
1368  p.  d.  regiereDden  Könige  wird  gesagt,  da«s  er  die  Freund- 
ftchaft  mit  »Sukhothay  abgebrochen ,  und  durch  die  Superioritat 
Ayuthia'8  musste  jene  Stadt  ihren  Einfluss  verlieren.  EHe  Ge- 
Hchichte  Martaban's  erwähnt  gleichzeitig  aus  8iam  gekommene 
Kriegerbanden,  die  in  den  »Sold  des  Königs  tretend,  PalmstreT4>- 
lutionen  anzettelten,  und  deshalb  wohl  zu  denselben  Abenteorem 
au4  dem  Laoslande  gehörten,  die  sich  in  den  kambodischeB 
Grenzpro\inzen  durch  Gründung  Ayuthia's  ein  Königreiek  er- 
kämpften. Die  Eroberung  Martaban's  durch  Uthong  fiiUl  in  eine 
Periode,  wo  diese  Stadt  durch  innere  Fehden  geschwäckt  war, 
und  der  vertriebene  König  seine  Residenz  nach  Hongsawaddi 
verlegt  hatte.  Die  Provinzen  Tenasserim*8  mit  Tavoy  and  viel- 
leicht auch  Ligor  waren  auf  den  Eroberungszügen  Narapatisetha*s 
temporär  in  den  Besitz  der  Birmanen  gekommen,  werden  aber 
leicht  in  die  Hände  der  Siamesen  gefallen  sein,  daPagan  damals 
schon  von  den  Chinesen  zerstört  war,  und  das  kaum  gegrtUidete 
Ava  genug  zu  thun  hatte,  sich  seiner  pltinderungssttchtigen  Nach- 
barn zu  erwehren.  Dass  sich  die  Macht  der  siamesischen  Könige 
noch  weiter  hinab*),  bis  nach  Johore  erstreckte,  geht  aus  den 
malayischen  Berichten  hervor,  und  daher  mag  der  Name  Malaka 
(Malakka)  bei  der  späteren  Revision  der  Chroniken  eingefügt  sein. 
Auch  Singapore  wird  als  dem  Könige  Siam's  (Boubatnya,  König 
von  Syahamou  oderSomau)  tributpflichtig  genannt,  der,  um  den 
Mord  seines  Schwiegersohnes  Sanghasinga  zu  rächen,  den  javani- 
schen Usurpator  Paramegvara  vertreiben  Hess,  wogegen  nach 
de  Barros  eben  dieser  mit  Hülfe  der  Cellates  Cingapura  einnimmt 
Die  Geschichte  Java's  oder  (im  Siamesischen)  Xava's  berichtet  von 
Mcnak  Gengga,  der  seine  Eroberungen  durch  das  angeheirathete 
Majapabit  vergrösserte ,  dass  er  den  Angrifi*  eines  von  Kambodia 
gesandten  Heeres  zurückgeschlagen  habe,  und  bedient  sißh  so 


*)  E  porqae  snbe  que  a  terra  |era  del  rey  de  Siao  Ihe  mandon  pedir  qoe 
Ihe  qaizesse  dar  com  o  titalo  do  Key ,  sagt  Coato  von  dem  Malakka  gribidendeo 
MalayenfQrsten. 


k 


Die  Geschichte  AjQthia's.  363 

des  aus  früher  bekannten  Namens,  während  in  Wirklichkeit 
Kambodia  damals  dem  in  Siam  residirenden  Herrscher  unter- 
worfen war. 

Bei  Ramathibodi's  Tode  (1369)  succedirte  sein  Sohn  Rame- 
suen,  der,  nach  Pallegoix,  dem  Bowring  folgt,  für  ein  Jahr  auf 
dem  Throne  gesessen  habe,  dessen  sich  dann  (1370)  sein  Bruder 
Borommaraxa  bemächtigt.  In  der  mir  mitgetheilten  Copie  wird 
gesagt,  dass  Ramesuen  bei  seines  Vaters  Tode  aus  seiner  Statt- 
halterschaft Lophburi  nach  Äyuthia  gekommen  und  dort  gekrönt 
sei ,  dass  er  aber ,  nach  einem  glücklichen  Kriege  in  Kambodia 
vorgezogen,  in  seiner,  den  eroberten  Provinzen  näheren  Residenz 
Lophburi  zu  verbleiben ,  und  seinen  Bruder  Borommaraxathirat 
in  Ayuthia  eingesetzt  habe,  um  von  dort  aus  die  Kriege  mit 
Xiengmai  und  Laos  (im  Jahre  742  der  Chunlosakkharat)  zu  leiten. 
Die  kambodische  Geschichte  nennt  freilich  denjenigen  König 
Siam's,  der  im  Jahre  1294  der  Mahasakkharat  die  gänzliche 
Unterwerfung  des  Landes  beendete  und  seinen  Sohn,  PhayaKrek 
unter  dem  Titel  Chao  Entraraxa  auf  dem  Throne  installirte,  Chao 
Borommaraxa,  doch  will  dieser  Name  nur  besagen,  dass  er  der 
höchste  Oberkönig  gewesen.  Das  berühmte  Gold-Bild  Buddha's 
in  Pichai  wurde  unter  dieser  Regierung  verfertigt  (1380).  Von 
Tachard  wird  ein  goldenes  Colossalbild  in  Sukhothay  erwähnt. 
Auf  die  Sendung  des  Kronprinzen  nach  China  (1376)  erhielt 
Siam  sein  Staatssiegel  und  den  Namen  Sien  -  lo.  Auch  bei  der 
Thronbesteigung  war  (1370)  ein  Huldigungsbrief  geschickt,  in 
dem  die  Chinesen  den  königlichen  Titel  als  Cham  lit  chiu  piya 
lesen.  Als  beim  Tode  PhraBorommaraxa's  sein  Sohn  Chao  Thong- 
Lan  sich  die  Krone  aneignen  wollte ,  kam  Ramesuen  aufs  Neue 
von  Lophburi  nach  Ayuthia  herab  (1382  p.  d.)  und  Hess  seinen 
Neffen  erschlagen,  um  von  jetzt  an  selbst  in  Ayuthia,  als  der 
durch  seine  günstige  Lage  an  Bedeutung  wachsenden  Hauptstadt 
des  Landes,  zu  verbleiben.  Die  Kriege  mit  den  nördlichen  Laos- 
ländem  wurden  eifrig  fortgeführt  und  nach  der  Eroberung 
Xiengmai's  zahlreiche  Colonieen  von  Kriegsgefangenen  in  Batta- 
bongy  Sangkhala,  Srithammarat ,  Chantabun  angesiedelt.  Auch 
mit  dem  alten  Reiche  Kambodia  war  es  jetzt  vorbei.    Um  einen 


364  Si«». 

mit  Hülfe  der  Juen  oder  Coehinchinesen  versuchten  Aufstand  zu 
bestrafen,  unteruahni  der  König  einen  neuen  Feldzug  dahin,  zer- 
störte völlig,  was  von  der  Hauptstadt  noch  übrig  war,  und  Hess 
das  entvölkerte  Land  als  Wüstenei  zurück ,  auf  deren  durch  die 
Behausungen  vieler  Menschen  -  Generationen  gedüngtem  Boden 
bald  ein  dichter  Urwald  emporwuchs  und  ihre  Existenz  selbst  in 
der  Erinnerung  vertilgte.  Die  von  mir  eingesehene  Geschichte 
Kambodia's  schweigt  über  diesen  letzten  Gnadenstoss.  Aber 
während  sie  früher  Nakhon  Vat  und  Nakhon  Luang  als  Haupt- 
stadt genannt  hat,  sagt  sie  von  dem  nächsten  Könige,  PhayaJaht, 
dass  er  erst  in  Basan  und  dann  in  Panompen  regiert  habe,  zwei 
Städte,  die  schon  südlich  vom  See  in  den  sumpfigen  Niederungen 
liegen ,  wo  allein  die  flüchtige  Herrscherfamilie  vor  ihren  blut- 
gierigen Verfolgern  Sicherheit  zu  finden  hoffen  durfte.  Als  das 
Jahr  des  Regierungsantrittes  Phaya  Jaht's  wird  das  Jahr  1306 
der  Mahasakkharat  genannt ,  was  genau  mit  dem  Jahre  747  der 
Chunlosakkharat  zusammentrifft,  in  welchem  die  siamesische 
Geschichte  die  Zerstörung  der  kambodischen  Hauptstadt  durch 
Ilamesuen  ansetzt  (1385  p.  d.).  Mit  den  geraubten  Schätzen 
wurde  (749  Ch.  S.)  der  Bau  der  grossen  Pagode  Phukbao  thong 
begonnen,  die  noch  jetzt  unter  den  lYümmern  Ayuthia's  hervor- 
ragt. Der  Kaiser  von  China  beehrte  ihn  mit  einer  Gesandtschaft 
(1386)  und  als  sein  Sohn  Phaya  Ramchao  auf  dem  Throne  folgte 
(1387),  schickte  er  sogleich  nach  China,  um  seines  Vaters  Tod 
anzuzeigen  und  um  Bestätigung  zu  bitten.  Ein  Eunuch  von 
hohem  Rang  wurde  abgeschickt,  um  die  Investitur  zu  vollziehen, 
nachdem  die  Trauerzeit  für  seinen  verstorbenen  Vorgänger  pflicht- 
schuldigst beobachtet  worden. 

Von  dem  Tode  seines  Vaters  erzählt  die  siamesische  Ge- 
schichte, dass  Ramesuen  oderRamasan,  als  er  eines  Abends  nach 
dem  Palaste  zurückkehrte ,  vor  sich  mitten  auf  der  Strasse  die 
Erscheinung  eines  längst  verstorbenen  Prinzen,  Mola  oder  (nach 
Andern)  Thao  Montien  genannt,  vor  sich  gesehen  hätte,  der  auf 
einem  Elephanten  dort  gesessen  und  ihn  unbeweglich  angeblickt 
habe.  Der  König,  der  ausser  dem  Morde  seines  Neffen  wohl  noch 
ß-ndere  Urgachen  hatte,  Gespenster  zu  sehen,  verschied  bald  darauf. 


Die  Geschichte  Ayuthia's.  365 

Unter  der  Regierung  Phaya  Ramchao's  (Tzoepandan)  wurde 
zuerst  chinesisches  Gewicht  und  Mass  eingeführt.  Bei  seinem 
Tode  (1401)  bemächtigte  sich  Intharaxa,  König  von  Suphanna- 
buri,  des  Thrones  von  Ayuthia  und  belehnte  von  seinen  Söhnen 
Chao  Ai  (den  ältesten)  mit  Suphan,  Chao  Ji  mit  Phreksiraxa 
und  Chao  Sam  (den  dritten)  mit  Xainat.  •  Der  König  erhielt  ein 
neues  Siegel  von  China  und  Hess  die  Gewichte  und  Masse  dort 
nochmals  berichtigen. 

Nach  ihres  Vaters  Tode  (1418)  bekämpften  sich  die  drei 
Brüder  um  den  Thron.  Chao  Ai  und  Chao  Ji  beeilten  sich  jeder 
zuerst  in  Ayuthia  anzukommen ,  und  auf  einer  Brlicke  mit  ihren 
Elephanten  zusammentreffend,  fielen  beide  im  Zweikampf,  so  dass 
der  Preis  unbestritten  dem  Jüngsten ,  Chao  Sam  blieb ,  der  den 
Thron  unter  dem  Titel  Borommaraxathirat  bestieg.  Von  Xainat 
nach  Ayuthia  kommend ,  brachte  er  Kühe  nebst  anderen  Götter- 
bildern mit  und  Hess  seinen  Sohn  Phranakhon  Indra  krönen.  Von 
ihm  wird  eine  neue  Verheerung  der  Laosländer  berichtet ,  und 
Bevölkerung  Siam's  mit  den  aus  Xiengmai  fortgeführten  Ge- 
fangenen. Da  der  chinesische  Handel  unter  den  andauernden 
Seekriegen,  die  Siam  mit  Malakka  führte,  empfindlich  litt  und 
die  Kauffahrteischiffe  beständigen  Piratereien  ausgesetzt  waren, 
so  benutzte  der  Kaiser  von  China  seine  Autorität,  um  den  beiden 
feindlichen  Mächten  Frieden  und  Freundschaft  anzuempfehlen 
(1418).  Der  Krieg  war  entstanden,  weil  Sakanadhara,  der  König 
Malakka's,  die  die  Strasse  passirenden  Kauffahrteifahrer  anhalten 
Hess ,  um  dem  Handel  Singapura's ,  das  unter  siamesischer  Bot- 
mässigkeit  stand ,  zu  schaden.  Er  soll  sich  später  freiwillig  zu 
Tributzahlungen  verpflichtet  haben,  aber  die  siamesische  Ge- 
schichte spricht  unter  Phra  Ramesuen  oder  Borommatrailokanat, 
dem  Nachfolger  Borommaraxathirat's  (1434),  von  einer  Eroberung 
Malakka's  (1441).  Die  Malayen  setzen  sie  unter  Sultan  Alaweddin. 
Um  die  Abhängigkeit  loszuwerden,  wird  erzählt,  dass  er  eine  Reise 
nach  China  unternommen  und  von  dem  Kaiser,  dem  er  die  Ober- 
lehnsherrlichkeit  angeboten,  eine  Prinzessin  zur  Gemahlin  erhal- 
ten. Wie  Malakka  musste  sich  auch  Tavoy  den  Geboten  des  sia- 
mesischen Königs  unterwerfen  (1467),  der  stets  den  Sieg  an  seine 


366  3^^- 

Fahnen  zu  fesseln  wusste  und  der  durch  seine  EinrichtimgeD  das 
eigentliche  Siam  umgrenzte  (1460).  Als  der  aufständische  Ffiist 
von  Chalian  oder  Xalicng,  nach  der  Eroberung  Phitsanulak*s,  auf 
Kamphengphet  marsehirte,  besiegte  ihn  der  König  (1449)  in 
einer  mörderischen  Schlacht.  Im  Handgemenge  gab  der  König 
viele  Beweise  persönlicher  Tapferkeit,  und  obwohl  esvierKriegs- 
elephanten  der  feindlichen  Laos  gelungen  war,  ihn  mit  nur  einem 
Begleiter  von  seinen  Truppen  abzuschneiden  und  zu  umringen, 
hieb  er  sich  doch  unbeschädigt  wieder  zu  den  Seinigen  durch.  Bei 
dieser  Gelegenheit  wird  gesagt,  dass  der  Prinz  Phra-Intharat, 
der  sich  allein  an  der  Seite  des  Königs  befand,  an  der  Stirn  ver- 
wundet sei  durch  eine  Pyn  genannte  Waffe,  womit  jetzt  Sehiess- 
gewehre,  Flinten  oder  Kanonen,  bezeichnet  werden.  In  chi- 
nesischer Geschichte  findet  sich  die  Erwähnung  solcher  bekannt- 
lich noch  viel  früher,  aber  diese  und  andere  Stellen  beweisen, 
dass  Bowring  dafUr  in  der  siamesischen  Geschichte  1584  als  zu 
spätes  Datum  angesetzt  hat.  Uneinigkeiten  mit  den  Cham  oder 
Dsiampa  beizulegen,  die  im  Interesse  ihrer  malayischen  Ver- 
wandten in  Malakka,  siamesische  Ilandelsschiife  zu  kapern  pflegten, 
wurde  die  Schiedsrichterschaft  des  Kaisers  von  China  angerufen 
(1456).  Nach  den  Malayen  hatte  Malakka  unter  Muzaffer  Schah 
den  Gehorsam  gekündigt.  Bei  dem  Tode  Borommatrailokanaf  8 
(1472)  folgte  sein  Sohn  Phra  Ramathibodi,  der  ein  colossales 
Buddha-Bild  giessen  Hess  undPhixai  stark  befestigte.  Unter  ihm 
brach  die  Empörung  des  Königs  Mohamed  von  Malakka  aus 
(1500),  für  deren  schliessliche  Dämpfung  der  Monarch  Siam*s 
dem  portugiesischen  Admiral  zwar  höflichen  Dank  sagen  Hess, 
aber  Nichts  dafUr  zurlick  erhielt.  Das  kostbare  Juwel  blieb  ver- 
loren. II  Re  di  Sian  e  principe  che  avanti  che  li  Mori  li  ribel- 
lassino  con  il  regno  di  Malaccha  comminciava  il  suo  stato  in 
quella  citta  e  finiva  nelli  monti  del  regno  delli  Guei,  die  vielfach 
als  Wilde  erwähnt  werden. 

Die  siamesische  Flotte,  die  anfangs  einen  Vortheil  er- 
focht (1501),  wurde  (1502)  theils  durch  Sturm,  theils  durch 
Kriegslist  zerstört,  und  eine  zweite  Expedition ,  die  (unter  dem 
Commando  Pulo  Pagu's)  zuAVasser  und  zu  Lande  angreifen  soUte, 


Die  Geschichte  Ayathia's.  367 . 

schlug  gleichfalls  fehl.  Sein  Sohu,  der  unter  dem  Titel  Borom- 
maraxa  (1509  p.  d.)  auf  dem  Thron  folgte,  begann  noch  grössere 
Ausrüstungen,  um  diese  wiederholten  Scharten  auszuwetzen, 
aber  ehe  er  damit  zu  Stande  kam ,  durchflog  schon  das  Gerlicht 
von  dem  Falle  der  reichen  Handelsstadt  und  von  Albuquerque's 
glänzenden  Thaten  die  Reiche  Hinteriudiens.  Im  Jahre  (1511), 
der  Eroberung  Malakka's  durch  Albuquerque  (bemerkt  Peschel), 
begab  sich  Duarte  Femandez  als  portugiesischer  Bevollmächtig- 
ter zu  Schiff  durch  die  Strasse  von  Singapur  nach  dem  Menang 
an  den  Hof  Ayuthia's  und  kehrte  zu  Lande  UberTenasserim  nach 
Malakka  zurück,  während  sich  gleichzeitig  eine  andere  Botschaft 
nach  Martaban  und  Pegu  verfügte.  Nur  mit  Aracan ,  dessen  Ha- 
fenstadt Tschittagong  einer  Heimsuchung  durch  Jao  da  Silveira 
widerstanden  hatte,  und  mit  dem  Königreiche  Atschin  blieben  die 
Portugiesen  auf  feindseligem  Fusse.  Correa  schloss  1519  einen 
Handelsvertrag  mit  Pegu.  Nach  seinem  Successor  Raxakuman 
(1513)  folgte  (1514)  Xaijaraxathirat  oder  (nach  Pigafetta)  Siri 
Zacabedera,  der  Lamphunxai  eroberte  (1526)  und  den  Fürsten 
von  Phitsanulok  gegen  Xiengmai  absandte.  Unter  seiner  Regie- 
rung wurde  im  Jahre  887  der  Chunlosakkharat,  Ayuthia  durch 
eine  grosse  Feuersbrunst  fast  ganz  in  Asche  gelegt.  Im  nächsten 
Jahre  (888)  fiel  ein  blutiger  Regen  und  die  Geschichte  erwähnte 
schon  früher  einer  grossen  Epidemie  (802)  und  einer  Hungersnoth 
(805),  als  verderblicher  Landesplagen.  Beim  Tode  des  Königs, 
der  den  ersten  Handelsvertrag  mit  den  Portugiesen  abgeschlos- 
sen, wurde  sein  minderjähriger  Sohu  Jot  fa  gekrönt  (1527),  die 
Königin  aber,  die  eine  Intrigue  mit  einem  der  Minister  (Banbut- 
sitep  genanut)  unterhielt,  schaffte  ihn  auf  die  Seile,  um  ihrem 
Günstling  den  Scepter  zuzuwenden,  kam  Jedoch  mit  ihm  in  einer 
Empörung  um ,  durch  welche  sich  Suriya  Thai ,  der  Onkel  des 
ermordeten  Königs,  unter  dem  Titel  Mahachakraphatraxathirat 
auf  den  Thron  schwang  (1529).  Unter  ihm  führten  Feindselig- 
keiten mitKambodia,  das  sich  damals  unter  den  Königen  vonLa- 
wek  neu  constituirt  hatte,  zum  Kriege,  und  der  feindliche  König 
sah  sich  so  sehr  durch  die  siamesischen  Heere  bedrängt,  dass  er 
sich  zur  Auslieferung  seiner  beiden  Söhne  eutschliessen  musste 


368  Slam. 

(1532).  Sie  lebten  anfangs  als  Geisseln  am  Hofe  Ajuthia'B,  ge- 
wannen sich  aber  die  Zuneigung  des  Königs,  der  einen  deiBelbea 
zum  Fürsten  von  Sangkhalok  einsetzte.  Pinto  erzählt,  dasB  Ple- 
chau  Salca  (membro  santo  de  Deos),  König  von  Somau  oderSiaD» 
die  Königin  im  Reiche  Guibem  unterworfen,  unddass  er  nach  dem 
See  Singuapamor,  gewöhnlich  Chiammay  genannt,  marschirt  sei. 
Turpin  bemerkt  bei  dem  Feldzuge  gegen  Quibem,  dass  die  Armee 
marschirt  wäre  sous  les  ordres  de  quatre  marächaux  de  camp, 
dont  deux  ötaient  Turcs  et  les  deux  autres  Portugals. 

Unter  diesem  Könige  begann  die  lange  Reihe  der  Kriege 
mit  Pegu,  die  einen  so  verderblichen  Ausgang  für  Slam  nah- 
men, ehe  ihr  gefeierter  l^ationalheld  als  Retter  erschien.  Als 
der  Hader  über  den  geraubten  Götzen  schliesslich  zu  offe- 
nen Fcindneligkeiten  geführt  hatte,  begann  der  König  von 
Pegu  unter  dem  Vorwande,  dem  bedrängten  Kambodia  HfLlfe 
leisten  zu  wolleu ,  ausgedehnte  Rüstungen  und  brach  im  Süden 
durch  den  Pass  der  drei  Pagoden  in  Slam  ein.  Mahacbakraphat 
stellte  sich  ihm  in  offener  Feldschlacht  entgegen  und  suchte  den 
feindlichen  König  auf,  um  sich  mit  ihm  im  Zweikampf  zu  messen. 
Sein  Klephant  indessen,  durch  die  gigantische  Grösse  des  andern 
erschreckt,  wendete  um  und  rannte  mit  dem  König  in's  Lager 
zurück.  Als  die  Königin  die  Flucht  ihres  Gemahls  sah,  liess  sie 
sich  rascli ,  um  das  Heer  nicht  zu  entmuthigen ,  eine  mit  den  kö- 
niglichen Insignien  geschmückte  Waffenrüstung  bringen  und 
stellte  sich  dem  andringenden  Könige  Pegu's  entgegen ,  erhielt 
aber  einen  furchtbaren  Schwerthieb,  der  ihr  die  Schulter  und  fast 
die  ganze  Körperhälfte  abtrennte.  Sie  würde  vom  Elephanten 
gestürzt  und  in  die  Hände  der  Feinde  gefallen  sein ,  wenn  es 
nicht  den  beiden  Prinzen,  die  sich  in  ihrer  Nähe  gehalten  hatten, 
durch  heldenmUthigc  Vertheidigung  gelungen  wäre,  wenigstens 
die  Leiche  ihrer  inzwischen  verschiedenen  Mutter  in  Sicherheit 
zu  bringen.  Aber  das  Geschick  des  Tages  war  entschieden,  und 
auch  der  erfahrene  Feldherr  Phaya  Nakh  konnte  die  Niederlage  des 
siamesischen  Heeres  nicht  länger  aufhalten.  Der  Sieger  cemirte 
sogleich  Ayuthia  und  betiieb  die  Belagerung  mit  grossem  Eifer, 
musste  sie  aber  aus  Mangel  an  Lebensmitteln  aufheben  (1543). 


Die  Geschichte  Ayathia^s.  3(39 

Seinen  RUckzug  nahm  er  auf  dem  nördlichen  Wege  über  Kam- 
pbengphet  Im  folgenden  Jahre  kehrte  er  zurück,  aber  der 
noch  geschwächte  König  Siam's,  der  eine  Erneuerung  des  Krieges 
ftochtete,  Hess  sich  zu  einem  Vertrage  bereit  finden  (1544),  ob- 
wohl nach  de  Couto  die  Friedensbedingungen  sehr  demlitbigend 
waren.  Er  hatte  als  Vasall  des  Königs  von  Pegu  zu  huldigen, 
und  ausser  der  Hand  seiner  Tochter  sich  zu  verpflichten,  als 
jährlichen  Tribut  eine  edelgeborene  Dame  und  eine  bestimmte 
Zahl  Kriegselephanten  zu  liefern.  Als  nach  dem  Tode  des  Königs 
von  Siam  sein  minderjähriger  Sohn  von  dem  Galan  der  Königin 
ermordet  war  (1545),  wurden  beide  bei  einem  Gastmahl  durch 
OyaPassiloko  und  den  König  Kambodia's  getödtet  (1546),  worauf 
der  Talapoin  Pretien  den  Thron  erlangte. 

Siam  scheint  sich  bald  von  seinen  Wunden  erholt  zu  ha- 
ben, denn  Ayufhia  wird  kurz  darauf  als  eine  der  blühend- 
sten Städte  beschrieben,  in  deren  Hafen  sich  die  Handelsschiffe '^) 
der  verschiedensten  Nationen  drängten.  Und  als  Unterpfand 
dieses  glücklichen  Wohlstandes  besass  der  grosse  König  Phra 
Chao  Xangphuek  sieben  weisse  Elephanten,  die  indess,  wie 
gewöhnlich  in  der  Geschichte  Hiuterindiens,  ein  zweideu- 
tiges Geschenk  der  Götter  waren,  da  sie  nur  neidische  Feinde 
herbeizogen.  Nach  Pinto  wurde  der  König  Siam's  von  der 
Königin,  die  während  seiner  Abwesenheit  im  Feldlager  einen 
der  Höflinge  allzu  sehr  bevorzugt  hatte ,  vergiftet  (1547  p.  d.), 
und  in  demselben  Jahre  brach  ein  neuer  Krieg  mit  Pegu  aus,  weil 
die  Grossen ,  die  nicht  länger  ihre  Töchter  in  den  Harem  eines 
fremden  Fürsten  fortschicken  wollten,  die  Tribut  einfordernden 
Gesandten  erschlugen.  Der  König  von  Pegu  stand  bald  zur 
Rache  fertig  und  umgab  sich,  als  seiner  Leibwache,  mit  einer 
Schaar  erprobter  Portugiesen,  unter  dem  Befehle  des  Diogo  Soares 
de  Melle.  Seine  Armee  zählte  900,000  Fusstruppen,  7000  Ele- 
phanten und  15,000  Reiter.    Mit  einer  Pracht  und  Herrlichkeit, 


♦)  Fn  dem  regen  Verkehr  Siam's  war  damals  auch  Japan  eingeschlossen. 
Alli  vam  os  Sioes  com  muitos  embarca^oes  h  csu^sl.  E  he  tan  grandc  o  nnmero 
destas  alimarias,  que  matan,  qiie  carregam,  dalli  todos  os  annos  mnitos  Jnncos 
de  seos  pellames  e  os  levam  a  Japan ,  sagt  Diego  de  Couto. 

UftBfcian,  OaUsieu.  I.  24 


370  ^i«n 

die  den  Pomp  aller  andern  Könige  der  Erde  flbertimf ,  u^  dieses 
Barbaren -Volk  einher,  erzahlt  Diogo  de  Conto.  Allnlckflich 
fanden  nieh  zur  Käst  luxuriöse  Gebäude,  vergoldet  und  mit  Scr- 
rathen  gesehnt ückt,  und  an  jedem  Tage  standen  sie  andeaHille- 
plätzen  neu  aufgeschlagen.  Sämmtliche  Bedflrfiiisse  wmreii  toh 
Pegu  mitgebracht,  das  Bauholz,  die  Möbeln,  die  Daehsparreii,  die 
Thüren  und  was  sonst  immer  nothwendig  war.  Alles  wurde  aof 
Elephanten  vorausgeschickt  im  Gefolge  von  Schmieden,  Zimmer- 
leuten,  Schlossern,  Malern,  Vergoldem  und  Andern,  zum  Baaen, 
zum  Decoriren  und  zum  Ausschmücken  der  Wohnungen.  Aach  alle 
Vorbereitungen,  um  die  Werkstätten  einzurichten,  hatten  sie  bei 
sich,  und  bei  der  Ankunft  desKönigs  waren  reiche  Paläste  zu  seinem 
Empfange  bereit,  mit  zahlreichen  Zimmern,  Corridoren,  Baikonen, 
mit  Kochgelegenheiten  und  Prunkgemächern  für  die  Damen.  Die 
i^aläste  waren  mit  starken  Pallisaden  zur  Befestigung  umgeben, 
und  dem  Könige  wurde  in  Goldgefässen,  an  denen  Juwelen  glänz- 
ten, aufgewartet.  Pferde,  Elephanten,  mit  Gold  geschmfickte 
Wagen  standen  jeden  Augenblick  bereit.  Das  Heer  erzwang  den 
l'ebergang  über  den  Menam,  den  ein  siamesisches  Tnippeneorps 
zu  verhindern  postirt  war,  und  legte  sich  dann  vor  Ayuthia.  Eine 
starke  Kanonade  wurde  eröflFnet  und  die  Stadt  würde  sich  ergeben 
haben  ohne  das  tapfere  Beispiel  einer  kleinen  Schaar  portugie- 
sischer Ritter,  die  den  Belagerten  Muth  einflössten,  in  der  Ver- 
theidigung  zu  verharren.  Da  der  König  von  Pegu  die  Wasser  des 
Flusses  wachsen  sah,  und  wusste,  dass  bald  die  Zeit  der  Ueber- 
schwemmung  eintreten  würde,  so  suchte  er  durch  ihre  Landsleute 
die  Portugiesen  im  Dienste  des  Königs  von  Siam  zu  bestechen, 
aber  sie  gaben  die  edelmüthige  Antwort,  dass  kein  Gold  in  der 
Welt  sie  zum  Verrathe  bewegen  würde,  und  dass  sie  bis  zum 
letzten  Blutstropfen  auf  dem  ihnen  anvertrauten  Posten  verharren 
würden  (1548).  Der  König  von  Pegu  gab  sich  schliesslich  zu- 
frieden, als  ihm  vier  der  weissen  Elephanten  mit  dem  Prinzen  als 
Geissei  ausgeliefert  wurden,  und  zog  über  Phitsanulok  zurück, 
unterwegs  noch  versuchend ,  die  Stadt  Campape  zu  erobern ,  von 
wo  er  aber  durch  eine  siamesische  Nachahmung  der  chinesischen 
Stinktöpfe   zurückgeschlagen   wurde.     Neben  fremden  Kriegen 


Die  Oeschichte  Ayuthia's.  371 

wurde  das  Land  auch  durch  innere  Unruhen  zerrissen.  Pinto 
erzählt,  dass  die  Königin- Wittwe  den  Erbprinzen  ermordet  und 
ihren  Liebhaber  auf  den  Thron  gesetzt  habe  (1548),  dass  sie 
aber  mit  ihm  in  einem. Tempel  ermordet  wurde,  und  dann  ein  il- 
legitimer Bruder  nebst  einem  Onkel  der  beiden  letzten  Könige  aus 
einem  Kloster  geholt  wären,  um  zu  herrschen  (1549),  was  nur 
eine  Wiederholung  der  vor  dem  ersten  peguanischen  Kriege  einge- 
tretenen^Ereignisse  seheint.  Sich  nach  der  Ruhe  des  Mönchstan- 
des  zurücksehnend,  überliess  der  König  seinem  Sohne  Mahinthara- 
thirat  die  Krone,  sich  mit  dem  Priestergewand  begnügend  (1552). 

An  weissen  Elephanten  muss  noch  damals  kein  Mangel  ge- 
wesen sein,  denn  zwei  derselben  wurden  als  Tribut  nach  China 
gesandt.  Dort  wurde  aber  auch  bald  der  Untergang  ihres  eifri- 
gen Tributträgers  durch  den  benachbarten  Staat  Tung  man  ngau 
(Mon  oder  Pegu)  bekannt.  Der  König  Pegu's  war  aufs  Neue 
mit  einem  ungeheuren  Heere  herbeigekommen,  das  auf  ein  bis 
zwei  Millionen  berechnet  wird,  und  beranntc  Ayuthia  (1555). 
Nach  dem  Tode  Phra  Chao  Xangphuek's  hatte  sein  Sohn ,  den 
Lüsten  und  Ausschweifungen  ergeben ,  keine  Kraft  zum  Wider- 
stände. Verächtlich  und  rathlos  wurde  er  von  seinen  eignen 
Creaturen  verrathen.  Die  Stadt  mit  allen  ihren  Schätzen  wurde 
eine  Beate  des  Feindes,  der  Alles  mit  sieh  fortschleppte,  nur 
einen  rauchenden  Trümmerhaufen  zurücklassend.  Der  König 
erhing  sich ,  sein  Sohn  starb  als  Gefangener  auf  dem  Wege  im 
feindlichen  Lager  (1556).  Der  König  von  Pegu  bestellte  Phra 
Thammaraxathirat,  den  Fürsten  Phitsauulok's,  als  Verwalter  des 
verwüsteten  Landes  und  zog  in  sein  Reich  zurück. 

Diesen  Zustand  der  Schwäche  des  ganz  zu  Boden  geworfenen 
Siam's  suchte  der  König  von  Lawek  zu  benutzen,  um  seinem  ge- 
fallenen Feinde  noch  einen  Fusstritt  zu  versetzen.  Er  überzog 
das  verödete  Land,  plündernd,  was  noch  übrig  war  und  die  hülf- 
losen Bewohner  als  Gefangene  forttreibend.  Aber  der  Statthalter, 
obwohl  zu  schwach  zum  offenen  Widerstände,  hatte  sich  we- 
nigstens rasch  in  den  Ruinen  Ayuthia's  befestigt,  und  es  geLang 
ihm,  dieselben  gegen  die  Kambodier  zu  vertheidigen  (1557). 
Unterstützt  wurde  er  dabei  durch  seinen  Sohn  Phra  Naret,  der 

24* 


372  ß«*«n- 

al»  Geissei  nach  Pegu  geschickt,  aber  von  dort  entkommen 
war,  und  an  den  sein  Vater ,  seine  grossen  Eigenschaften  eri^en- 
nend,  schon  als  einen  Jüngling  von  16  Jahren  das  Filrstenthum 
Phitsanulok  abtrat  ( 1 558).  Bei  einem  Kriege  mit  Kambodia  (1559)9 
in  welchem  sein  Vater  (PhraChaoKrung Thai)  beidemÄng^ffauf 
Phanom  tjangkang  durch  Phraxai,  den  König  Panomphen's,  ge- 
schlagen wurde(1563),  liessPhraNaret,  obwohl  er  noch  zu  schwach 
war,  den  Einfall  zu  verhindern,  doch  bei  so  manchen  Gelegenheiten 
schon  seine  kriegerischen  Tugenden  hervorblicken,  das«  der  König 
von  Pegu,  die  von  ihm  drohende  Gefahr  voraussehend,  ihn  durch 
schmeichlerische  Vorwände  zu  sich  einladen  Hess,  um  ihn  durch 
Verrath  zu  verderben.  Aber  der  Prinz ,  obwohl  er  voreilig  in  die 
Falle  gegangen  war,  erhielt  noch  rechtzeitig  einen  Wink  durch 
einen  befreundeten  Priester  und  fand  die  Mittel,  sich  wieder  daraus 
zu  befreien.  Er  führte  selbst  eine  grosse  Anzahl  der  in  Pegu 
angesiedelten  Kriegsgefangenen  mit  s'ch  wieder  in  ihre  Heimath 
fort.  Der  König,  auf  erhaltene  Nachricht,  schickte  eine  starke 
Heeresabtheilung  zu  seiner  Verfolgung,  wagte  aber  nicht  sie 
selbst  zu  führen,  sondern  Hess  sich  auf  dem  königlichen  Ele- 
phanten  durch  einen  Andern  vertreten.  Naret,  von  den  Verfol- 
gern eingeholt,  machte  Halt  und  ordnete  seine  Leute  zur  Schlacht 
Er  selbst  stürzte  sogleich  auf  den  Staatselephanten  .los,  auf 
dem  er  den  König  vermuthete ,  und  war  so  rasch  damit  fertig, 
dass  ein  panischer  Schrecken  die  Peguer  ergriflF,  die  in  Ver- 
wirrung zurück  flüchteten. 

Während  Naret's  Abwesenheit  in  Pegu  (1564)  floh  eine  zu 
Wiang  Süa  geliörende  Abtheilung  der  Thay  yai  von  Kampheng- 
phet  nach  Phitsanulok  und  später  kamen  20,000  derselben  weiter 
herab ,  um  sich  in  Chliang  Thong  niederzulassen.  Unter  ihnen 
fand  sich  ein  aus  Chi  stammender  Fürst  und  ein  anderer  aus 
Longchemiai.  Von  diesen  Thay  yai  wird  bemerkt,  dass  ihre 
Schriftzüge  denen  der  südlichen  Laos  glichen.  Bei  seinem 
neuen  Feldzuge  gegen  Pegu  (1565)  befahl  Naret  seinen  Officieren, 
den  Rest  der  Thay  yai  von  Kamphengphet  nach*  Phitsanulok  zu 
führen  und  überwachte  die  Uebersicdlung  selbst,  als  er  später 
während  der  Rebellion  Nati^u's  und  Raja  Songkhram's  dorthin  kam. 


i 


.Die  Geschichte  Ayuthia's.  373 

Er  schickte  im  folgenden  Jahre  (1566)  alle  die  Thay  yai,  die  bei 
ihm  Zuflucht  gesucht  hatten,  nach  Ayuthia,  wo  sie  sein  Vater  in 
der  Umgegend  dieser  Stadt  colonisirte. 

Phra  Naret  widmete  jetzt  seine  ganze  Sorge  und  alle  seine 
Fähigkeiten  dem  Wiederaufbau  des  zerstörten  Staatsgebäudes. 
um  die  Grenzen  zu  befestigen,  eroberte  er  verschiedene  westliche 
Städte  und  führte  die  gesammte  Einwohnerschaft  nach  der  Trüm- 
merstätte Ayuthia's,  um  die  Hauptstadt  neu  zu  gründen  (1567).  Zur 
Bestätigung  seiner  Königswürde  schickte  Phra  Naret  Gesandte 
nach  China  (1569)  und  berichtete  dem  Kaiser  von  den  über  sein 
Land  hereingebrochenen  Unglücksfällen.  Er  verpflichtete  sich,  wie 
Hanuibal,  sein  Vaterland  an  Tung  man  ugau  (Pegu)  und  Chan- 
lap  (Kambodia)  für  die  aufgehäuften  Unbilden  zu  rächen.  Nach 
einem  über  den  Gouverneur  von  Xieugmai  davon  getrageneu  Siege, 
woUßi  viele  Edle  der  Laos,  Birmanen,  Pcguer  und  Thay  yai  in 
Grefangenschaft  fielen ,  begann  er  seine  Angriffe  auf  die  peguani- 
schen  Provinzen  (1568)  und  erhielt  während  derselben  eine  Bot- 
schaft von  dem  König  Kambodia's,  der  sich  ihm  als  Bundesge- 
nossen antrug.  Dem  König,  dem  sein  verödetes  Land  noch  wenig 
Mittel  zur  Kriegführung  bot,  konnte  eine  solche  Hülfe  nur  will- 
kommen sein ;  aber  als  er,  im  Vertrauen,  den  Rücken  gedeckt  zu 
haben,  sich  verleiten  Hess,  weiter  in  das  feindliche  Gebiet  vor- 
zudringen, fand  er  sich  von  seinem  treulosen  Alliirten  verlassen, 
der  sogar  über  die  siamesischen  Dörfer  und  Städte,  in  die  man  ihn 
als  Freund  eingelassen,  mit  verrätherischer  Schadenfreude  herfiel 
und  am  Lebendigen  wie  Leblosen  seine  Wuth  ausliess.  Damals 
schwur  Phra  Naret  den  furchtbaren  Eid,  den  er  auch  ausgeführt 
hat,  dass  er  die  Waff^en  nicht  niederlegen  würde,  bis  er  nicht 
seine  Füsse  in  dem  noch  warmen  Blute  des  kambodischen  Königs 
gewaschen.  Das  Siegesglück  verliess  ihn  nicht;  denn  statt 
menschlicher  Bundesgenossen  fand  er  himmlische.  Als  er  mit 
den  Peguern  zur  entscheiJenden  Schlacht  zusammentraf,  ver- 
hüllten dichte  Staubwolken  die  Heere,  so  dass  der  Kampf  unter- 
brochen wurde.  Da  rief  Phra  Naret  zu  den  Götteni  (Thevada): 
„Mein  Zweck  ist,  unsere  heilige  Keligion  zu  fördern.  Weshalb 
vertreibt  ihr  nicht  diese   verdüsternden  Wolken?"     Und  die 


374  8"*«- 

Götter  erinnerten  sieh  ihrer  Pflicht.  Ein  Wind  sprang  auf^ 
der  die  Luft  klärte ,  und  vom  reinen  Himmel  strahlte  die  Sonne 
auf  einen  glänzenden  Sieg  der  siamesischen  Waffen  nieder  (1579). 
Der  günstige  Ausgang  war  schon  durch  die  Omen  Torheigesagt, 
wie  der  siamesische  Historiker  mit  Ausführlichkeit  besehreibt: 
Als  Ayuthia  von  den  Mon  belagert  wurde,  träumte  dem  Könige 
»Siam's ,  dass  er  im  W^asser  mit  einem  riesigen  Alligator  kämpfte, 
aber  ihn  zuletzt  tödtete,  und  der  Hora  erklärte  dies  Zeichen, 
Sieg  über  seine  Feinde  zu  meinen.  Dann  sah  er  die  Sarika- 
boromma-that  (des  Höchsten  körperliche  Reliquien)  in  der  Form 
einer  glattschaligen  Orange  umherkreisen,  rechter  Hand  (thakki- 
navat),  vom  Süden  (thaksinath)  kommend  und  sich  nach  Norden 
(Udom)  wendend.  Da  ging  er  mit  freudeerfülltem  Herxen,  um 
anzubeten.  Als  er  zur  Schlacht  aufbrach,  sah  er,  aus  Ayuthia's 
Thor  tretend,  einen  Pratu-Baum  mit  einem  Termitenhügel  da- 
neben ,  und  er  nahm  es  für  ein  Zeichen  in  der  Kruth-nana  (eines 
mit  dem  Kruth-Buchstaben  beginnenden  Namens)  des  Xaia-phum 
(siegreichen  Bodens).  Er  Hess  das  Lager  aufschlagen  und  stellte 
das  Heer  in  Schlachtordnung  mit  den  Flügeln  an  beiden  Seiten. 
Die  Kriegskunst  der  Siamesen  basirt  auf  der  verschiedenen 
Thierfiguren  (hier  der  des  Garuda)  nachgeahmten  Form  der 
Armeestellung,  worüber  sie  ein  illustrirtes  Lehrbuch  besitzen. 
In  der  folgenden  Sehlacht  hieb  Phra  Naret  den  Uparat  (zweiten 
Kimig)  der  Mon  von  seinem  Elephanten  nieder  und  trieb  die 
Feinde  in  die  Flucht. 

Nachdem  er  sich  noch  durch  Einverleibung  der  Laosländer 
gekräftigt  hatte,  beschloss  der  König,  sich  seines  übernommenen 
Gelübdes  zu  erledigen.  Bald  überschritten  seine  siegesgewohnten 
Truppen  die  Grenze  (1583)  und  trieben  ihre  Feinde  vor  sich  her, 
die  nur  Sicherheit  hinter  den  Wällen  des  stark  befestigten  Lawek 
zu  finden  hofften.  Diese  Stadt  wurde  belagert  und  trotz  ver- 
zweifelter Gegenwehr  erstürmt  (1583).  Phra  Naret,  im  Königs- 
ornate auf  seinem  Throne  sitzend,  Hess  den  meineidigen  Fürsten 
vor  sich  bringen  und  vor  sich  enthaupten,  so  dass  das  warm 
hervorquellende  Blut  über  seine  Füsse  in  eine  goldne  Wanne 
rieselte,  unter  dem  Klange  triumphirender  Siegesmusik. 


Die  Geschichte  Ayuthia's.  357 

Nachdem  er  einen  ihm  ergebenen  Prinzen  als  Nachfolger 
auf  dem  Thron  Kambodia's  eingesetzt  hatte ,  kehrte  Phra  Naret 
nach  Ayuthia  zurück.  Er  bot  jetzt  die  ganzen  Kräfte  seines  Kelches 
auf,  um  einen  entscheidenden  Schlag  gegen  Pegu  zu  führen  (1587). 
Alle  Festungen  fielen  rasch  in  seine  Hand ,  im  Siegesfiug  wurde 
Martaban,  selbst  Hongsawaddi  erobert  und  die  Siamesen  drangen 
bis  an  den  Sittang  vor,  wo  sie  ihren  Gouverneur  zur  Verwaltung 
des  eroberten  Landes  einsetzten.  Der  Schrecken  hatte  Alles  ge- 
lähmt und  Phra  Naret  würde  keinen  Widerstand  gefunden  haben, 
die  ganze  Halbinsel  als  Sieger  zu  durchziehen,  wenn  ihn  nicht 
der  Hülferuf  des  Königs  von  Kambodia  zur  Umkehr  bewogen  hätte. 
Die  nationale  Partei,  die  ihren  einem  Fremden  tributpflichtigen 
König  verachtete ,  hatte  sich  unter  der  Führung  des  verwegenen 
Phaon  erhoben,  der  zahlreiche  Schaaren  der  wilden  Chbrongs 
aus  den  nördlichen  Bergen  als  Miethstruppen  herbeiführte. 
Diese  Barbaren  hausten  aber  in  so  fürchterlicher  Weise  im 
Lande,  dass  Freund  wie  Feind  bald  ihre  Entfernung  wünschten 
und  nur  in  dem  Könige  Siam's  einen  Retter  erblickten.  Phra 
Naret  hatte  sie  rasch  in  ihre  Wälder  zurückgejagt  (1591)  uud 
dann,  zur  Erholung  nach  den  vielen  Strapazen  ununterbrochener 
Märsche,  überliess  er  sich  mit  seinem  Bruder  den  lange  entbehrten 
Vergnügungen.  Das  Brüderpaar,  das  gewöhnlich  zusammen  als 
Naret-Narai  genannt  wird,  die  Freundschaft  liama's  mit  Laksman 
zu  bezeichnen ,  besuchte  auf  Vergnügungsfahrten  die  Inseln  des 
siamesischen  Golfes  und  begab  sich  dann  mit  einer  Bootflotille 
nach  den  Sam  rai  yot  (den  300  Bergspitzen)  auf  der  Ostküste 
der  malayischen  Halbinsel,  um  Jagd  auf  Haie  anzustellen  (1592). 
Während  seiner  Anwesenheit  in  Lamphuu  berichtet  die  Chronik 
vom  Könige,  dass  er  das  Land  von  einem  wilden  Tiger  befreite. 

Aber  dem  thatendurstigeu  Phra  Naret  Hess  es  keine  Ruhe. 
Zwar  gehorchten  ihm  ausser  Pegu  die  Königreiche  Kamboya,  La- 
niaugh,  Zayomay,  Leegor,  Parava,  Thenasarim  uud  andere,  wie 
Floris  sie  nennt,  noch  aber  blieb  Ava  zu  erobern,  die  reiche  Haupt- 
stadt der  Birmanen ,  die  auf  dem  vorigen  Feldzuge  fast  schon  in 
seiner  Hand  gewesen  war,  und  er  bcschloss  jetzt,  durch  einen  neuen 
das  damals  Verlorene  wieder  einzubringen.   Doch  seine  ruhmvolle 


I^ufliahn  war  tK'tK'hlo^i^en.  Schon  war  er  bi«Tongu  vorgedrungen, 
als  der  lV>d  ihn  ereilte  (1593),  und  mit  seinem  Athemzuge  ver- 
wehte auch,  wie  ein  luftigei»  Meteor,  der  feurige  Glanz  blutiger 
Sehlachten  und  Siege,  in  dem,  wie  jene  Flammensäale  auf 
Avuthia'H  Insel,  die  sianiesisehe  Krone  über  die  Nebenlinder 
hervorgeleuchtet  hatte,  selbst  bis  China  hin,  wo  man  die  Mit- 
wirkung des  kriegskundigen  Königs  an  einer  Expedition  gegen 
Japan  wünschte  (1593).  In  seinem  Nekrolog  sagt  der  ein- 
heimische Gcsehichtschreil>er ,  dsu^s  er  siegreich  gewesen  gegen 
Phra  Phrom,  Phra  Phitsanu,  Phra  Isuen,  Pbra  Phayu,  Phra  Pha- 
run,  Phra  Phlöng,  Phra  Jama,  Phra  Phraisaph,  Phra  Inthon,  Phra 
Chantaratharat  (d.  h.  Brahma,  Visvaearma,  Siva,  Jama,  Indra, 
Winde,  Feuer  u.  s.  w.),  dass  er  in  dem  Jutta-tham  (dem  rechten 
Gesetze)  verharrt  habe ,  dass  er  den  ganzen  Pbra-Traipidok  neu 
in  Pali  abfassen  und  den  Conimentar  (Atthakatha-dika)  zuffigen 
LjesH ,  dass  er  viele  Klöster  baute  und  die  Phra-Phuttha-Sasana 
(die  heilige  Religion  Buddha's)  sehtitzte. 

Mit  Narct's  Tode  war  es  mit  den  Kriegen  und  Siegen  vorbei. 
Jetzt  wurde  das  Blut  nur  in  iunem  Fehden  vergossen,  aber  auch  dort 
floss  es  bald  in  Strömen.  Schon  unter  Naret's  Bruder  und  Nachfolger 
Kkathotsarat  gingen  die  meisten  Eroberungen  verloren ,  aber  es 
gelang  ihm  doch  wenigstens,  den  einheimischen  Thron  zu  be- 
wahren, oll  wohl  sein  Leben  vor  dem  natürlichen  Ende  durch  den 
Dolch  des  Meuchelmörders  abgeschnitten  wurde  (1601).  Dann 
aber  folgte  Mord  auf  Mord  und  der  Thron  wurde  nur  bestiegen, 
um  von  ihm  ins  Grab  zu  steigen.  Dennoch  steht  diese  Periode 
der  Usurpationen  und  Revolutionen  hoch  verherrlicht  in  der 
siamesischen  Geschichte  da,  da  in  ihr  der  Phrabat,  der  heilige 
Fusstapfcn  Buddha's,  entdeckt  wurde.  In  einem  Walde  bei 
l^phburi  (oderLouvo)  wurde  ein  Jäger  durch  ein  über  ihm  weg- 
ziehendes Seh  wänepaar ,  den  Schwanenkönig  selbst,  PhayaHe- 
marat,  wie  die  Dichter  singen,  zu  der  Stelle  geführt,  und  da  die 
1 08  gesegneten  Charakter- Zeichen  erkannt  wurden,  so  erhoben  sich 
bald  prachtvolle  Tempel  und  Klöster  in  der  Umgegend  (1603), 
die  jährlich  durch  unzählige  Pilgerschaaren  besucht  wurden, 
nachdem  der  König  eine  bequeme  Strasse  durch  den  Wald  hatte 


k 


Die  Geschichte  Ayuthia's.  377 

hauen  lassen.-  Auch  vom  König  Ekathotsarat  wird  gerühmt,  dass 
er  reiche  Tempel  gebaut,  viele  Ländereien  zum  Unterhalt  von 
Priestern  angewiesen  und  Copieen  von  den  heiligen  Büchern  habe 
anfertigen  lassen ,  die  aus  84,000  Bänden  bestanden.  Bei  der 
Anlage  des  Weges»  bemerkt  der  siamesische  Geschichtschreiber, 
wären  zur  Nivelllning  Khlong  Farang  gebraucht  worden,  was  wöi-t- 
lich  fränkische  Teleskope*)  bedeuten  würde,  doch  kann  Khlong 
auch  jede  andere  Art  von  Rohr  bedeuten.  Galiläi  wurde  erst 
1609  auf  die  von  den  holländischen  Brillenmachern  verkauften 
Femröhre  aufmerksam ,  obwohl  indess  schon  Roger  de  Baco  ihre 
Theorie  im  Schleifen  der  Linsen  auseinandergesetzt  hatte. 

Wie  Phra  Naret  häufig  der  schwarze  König  oder  auch  der 
Feuer-Prinz  genannt  wird,  so  findet  sich  sein  Bruder  Ekathotsarat 
oder  Phra  Narai  als  der  weisse  König  bezeichnet.  Er  hatte  den 
bei  ihm  verleumdeten  Erbprinzen  ermorden  lassen  und  der  zweite 
Sohn,  Chao  Fa,  in  der  Chronik  als  einäugig  bezeichnet,  konnte 
beim  Tode  seines  Vatere  sich  nur  mit  dem  Schwerte  den  Weg 
zum  Throne  bahnen.  Er  erlag  einer  Verschwörung  (1602),  wo- 
durch der  frühere  Priester  und  in  den  Trai-Phethang  (den  drei 
Veden)  wohl  bewanderte  Phra  Sisin  unter  dem  Titel  Phra  Chao 
Song  tham  sich  auf  den  Thron  erhob.  Eine  Hauptursache  der 
Palastrevolutionen  waren  die  unruhigen  und  anmassenden  Prä- 
torianer,  die  der  kriegerische  König  Naret  vorzugsweise  aus 
tollkühnen  Japanesen  oder  auch  Buginesen  von  Macassar  (aus 
Tanah  -  Bugis  oder  Celebes)  **)  zu  rekrutiren  geliebt  hatte ,  die 
seinen  schwachen  Nachfolgern  aber  bald  zu  gefährlich  wurden. 
In  ganz  Ostasien  ist  der  Japanese  der  Einzige,  der  jene  Kraft 
und  Entschlossenheit  besitzt,  wodurch  ein  einzelner  Europäer 
eine  Armee  apathischer  Indier  oder  Chinesen  aufwiegt.  Die 
Japanesen  haben  sich  selbst  schon  früher  vortheilhaft  mit  den 
Europäern  gemessen.     Während  im  Zeitalter  der  Entdeckungen 


*)  Die  Ma-la-len-ga-ra  Woottoo  zählt  (Dach  Bennett)  unter  den  Waffen,  mit 
denen  Maha-Nat  den  meditirenden  Buddha  angreift,  auch  Kanonen  und  Feuer- 
waffen auf. 

**)  Aach  1840,  nach  der  von  den  Juen  erlittenen  Niederlage,  schickte  der 
König  von  Siam  nach  Bfacassar,  am  Soldtruppen  anzuwerben. 


V 


378  fiuun- 

die  gCBtählten  Seefahrer  Portugals  und  Hollands  mit  Leichtigkeit 
Königreiche  über  den  Haufen  warfen ,  gelang  es  einer  kleinen 
Schaar  japanischer  Gefangener,  eine  ganze  Colonie  der  Holländer, 
die  in  hohem  Wohlstande  aufzublühen  begann,  zu  zerstören,  so 
dass  seitdem   bis  heute  die  Insel  Formosa  den  Europäern  un- 
zugänglich  gemacht  ist.     Floris    erzählt,    wahrscheinlich  als 
Augenzeuge,  bei  seiner  Beschreibung  Siam's,  dass  260  Japanesen, 
die  iSclaven  des  auf  Befehl  des  Königs  hingerichteten  Edelmanns, 
auf  die  Nachricht  von  seinem  Tode  in  den  Palast  gedrungen  und 
sich   der  Person  des  Königs  bemächtigt   hätten.     Sie  zwangen 
ihn,  das  Todesurtheil  von  vier  der  Angesehensten  des  Landes  zu 
unterschreiben,  und  sie  verlangten  vier  der  vornehmsten  Priester 
zur  Bürgschaft,  dass  er  alle  seine  Versprechen  erfiillcn  würde. 
Die  Japanesen  durchzogen  dann  plündernd  das  Land  und  schifften 
sich  mit  Beute  beladen  nach  ihrer  Heimath  ein ,  ohne  dass  sich 
Jemand  ihnen  zu  widersetzen  gewagt  oder  der  König  die  Macht 
dazu  «gehabt  hätte.     Während  dieser  Unruhen  revoltirten  die 
Königreiche  Kambodia   und  Laos.     Aufgestachelt  durch   einen 
Peguer,  Namens  Banga-de-lau ,  fiel  der  König  von  Laniaugh  in 
Siam  ein,  zog  sich  aber  vor  dem  anrückenden  König  wieder  zu- 
rück, da  die  Japanesen,  auf  deren  Hülfe  er  gerechnet  hatte,  schon 
aus  dem  Lande  abgezogen  waren.     Der  Tribut  Kambodia's  blieb 
indessen  aus  und  die  Nachlässigkeit  konnte  nicht  bestraft  werden. 
Nach  dem  Tode  des  Königs  Phra  Chao  Song  (1627)  bestieg 
der  älteste  seiner  drei  Söhne  den  Thron,  wurde  aber  durch  den 
Minister  Kalahom,  mit  Namen  Surivong,  ermordet  und  dieser 
Hess  sich  unter  dem  Titel  Phrachao  Phrasat-thong  als  König 
krönen.     Er  schickte  eine  Gesandtschaft  nach  Manilla ,  um  sich 
bei  dem  Gouverneur  über  die  spanischen  Kreuzer  zu  beklagen, 
die  in   ihrem   Kriege    mit    den  Holländern   auch   siamesische 
Dschonken  verbrannt  hatten  (1629).    Der  König  war  ein  eifriger 
Buddhist  und  Hess  (998  Ch.  S.)  zwei  Tempel  Phra-Narai's  (Na- 
rayana  oder  Vischnu)  und  Phra  Isuen's  (Siva),  die  er  auf  dem 
Wege  antraf,  zerstören.     Als  die  Chunlosakkharat  1000' Jahre 
vollendet  hatte,  wollte  der  König  die  Aera  erneuem  lassen  (1638 
p.  d.) ,  stand  aber  davon  ab  y  weil  der  König  von  Angva  (Ava) 


Die  Geschichte  Ayuthia's.  379 

seine  Zustimmung  ihrer  Annahme  verweigerte.  Beim  Tode  des 
Königs  (1655)  folgte  sein  Sohn  Chao  Fa,  aber  Pbra-Narai  (Na- 
rayana)y  der  zuweilen  vierhändig  erschienen  und  davon  benannt 
sein  soll ,  zettelte  mit  seinem  Oheim  Sisuthammaraxa  eine  Ver- 
schwürung an,  wodurch  der  letztere,  nach  dem  Morde  des  Königs, 
auf  den  Thron  erhoben  wurde.  Da  der  König  indess  der  schönen 
Schwester  Narai's  Gewalt  anzuthun  suchte,  erschlug  ihn  dieser 
und  setzte  sich  die  Krone  auf  sein  eigenes  Haupt,  den  Titel  Phra 
Chao  Xangphuek  annehmend  (1656).  Zwei  seiner  Brüder,  die 
Unruhen  anzustiften  suchten,  wurden  hingerichtet.  Unter  diesem 
König  gewann  der  griechische  Abenteurer  Constantin  Falco 
grossen  Einfluss  beim  Hofe  und,  von  dem  König  zu  der  hohen 
Stelle  eines  PhayaVixaien  (1657)  befördert,  zeigte  er  sich  dieses 
Vertrauens  wUrdig,  das  er  durch  grosse  dem  Lande  erwiesene 
Dienste  belohnte.  Ein  Feldzug  nach  Ava  missglUckte,  aber 
Xiengmai  musste  die  Oberhoheit  Siam's  anerkennen  (1661). 
Falco  leitete  zuerst  die  Beziehung  Siam's  zu  Europa  ein,  wodurch 
sich  dieses  Eeich  stets  unter  den  übrigen  Hinterindiens  aus- 
gezeichnet hat.  Auf  seine  Veranlassung  schickte  der  König  eine 
Gesandtschaft  nach  Frankreich,  und  der  gern  geschmeichelte 
Louis  XIV.  erwiederte  dieselbe  durch  die  Sendung,  von  der 
Loub&re  seinen  werthvoUen  Bericht  veröfifentlicht  hat  Auch  die 
katholische  Mission,  die  schon  länger  im  Lande  bestand,  zog 
viele  Vortheile  aus  dieser  Annäherung  an  die  Fremden ,  erregte 
aber  auch  die  Eifersucht  der  Mohamcdaner,  die  den  König  zum 
Islam  zu  bekehren  gehofft  und  mit  Opium  berauschte  Macassaren 
zur  Ermordung  des  Ministers  und  aller  seiner  Anhänger  am  Hofe 
aussandten,  aber  durch  die  Geistesgegenwart  Falco's  ihr  Project 
fehlschlagen  sahen,  zumal  ein  Prinz  von  Champa  das  Complot  durch 
seine  Indiscretion  schon  halb  verrathen  hatte.  Eine  andere  Gesandt- 
schaft schickte  der  König  zu  den  Chinesen,  die  ihn  als  Schanlit- 
poklapchiukulungpimahulukwansz  begrüssten,  und  bat  um  In- 
vestitur nebst  Siegel  (1673).  Nach  Cerri  wurde  eine  Gesandtschaft 
mit  Opfergaben  an  den  grossen  Tempel  Kambodia's  geschi  ck t.  Der 
wachsende  Einäuss  Falco's  zog  ihm  viele  Neider  und  Feinde  zu, 
besonders  unter  Solchen,  denen  das  Eindringen  ausländischer 


380 

Sitten  entgegen  war.  Während  der  König  krank  in  Lophbori 
lag,  benutzten  Chao  Dua  und  Pbra  Phetraxa  die  Gelegenheit  zum 
Sturze  des  allgewaltigen  Gttnstlings.  Falco  wurde  ermordet,  und 
)>ei  dem  bald  darauf  erfolgten  Tode  des  Königs  bemächtigte  sich 
Phra  Phetraxa  des  Thrones (1682).  Nach  Kaempfefs  Darstellung 
war  Faleo  selbst  der  Conspirator,  der  Moupi  Tatso,  des  Königs 
Schwiegersohn,  auf  den  Thron  setzen  wollte  und  bei  Entdeckung 
des  Coniplots  durch  richterliehen  Spruch  enthauptet  wurde. 
Nach  D'Orleaus  brach  dann  eine  Verfolgung  gegen  die  Christen 
aus,  wobei  einige  der  peguanischen  Mütter  die  Gesichter  ihrer 
Töchter  durch  F^inreibeu  mit  Kräutern  oder  heissen  Eisen  ent- 
stellten ,  um  sie  vor  der  Verfolgung  zu  schützen.  Vom  Könige 
wird  gesagt:  II  estimait  les  gens demente  et  les voyait volontiere 
dans  sa  cour.  II  avait  le  meme  gout  pour  les  beaux  arts  et  s'il 
ue  fut  ]>oint  mort  sitot,  il  avait  pris  toutes  lesmesures  nöcessaires 
pour  les  faire  passer  de  Paris  k  Siam. 

Der  neue  König  schickte  eine  Gesandtschaft  nach  Frank- 
reich ,  um  im  guten  Einvernehmen  mit  dem  grosseh  MonarcheB 
zu  bleiben,  mit  dem  sein  Vorgänger  in  so  engen  Freuudschafts- 
buud  getreten  war  (1688).  Er  unterdrückte  (1689)  die  Empöruug 
Thammathien's,  eines  Kronprätendenten,  der  sieh  für  einen  Ab- 
kömmling des  alten  Königsgeschleclits  ausgab  (ein  peguanischer 
Priester,  wie  Kaempfer  sagt) ,  und  hatte  später  noch  mit  einer 
anderen  zu  kämpfen ,  durch  einen  Zauberer,  Raxa-Sima  genannt, 
angestiftet,  der  durch  seine  Hexereien  die  Behörden  so  in 
Schrecken  setzte  (1692),  dass  sich  Keiner  an  ihn  -heranwagte. 
Mit  Langjuin,  der  Hauptstadt  der  Laos,  wurde  Krieg  geführt, 
und  durch  zwei  englische  Capitaine  (Howell  und  Williams)  wurden 
die  auf  dem  Kambodiaäusse  festgesetzten  Piraten,  die  sich  von 
der  chinesischen  Küste  dorthingezogen  hatten,  vertrieben  (1687). 
Der  adoptirte  Sohn  des  Königs,  Luang  Si  Son  Sok,  wurde  (1691) 
zum  Phra -Kaxavong-Bo von  des  vorderen  Palastes  als  zweiter 
König  ernannt.  Im  Jahre  1688  wurde  die  Führung  des  Pfluges 
bei  dem  1588  eingeführten  Feste  des  Ackerbaues  (Rehk  na)  einem 
maskirten  Stellvertreter  des  Königs  überlassen. 

Bei  Phetraxa's  Tode  folgte  sein  Sohn  Chao  Dua  (1059  Ch.S.), 


Die  Geschichte  Ayuthia's.  Sgl 

der  als  wollüstiger  Tyrann  beschrieben  wird.  Er  war  leidenschaft- 
lich dem  Fischen  ergeben»  was  den  strengen  Buddhisten  ein  Gräuel 
ist,  und  ist  deshalb  in  der  Geschichte  unter  dem  Namen  Kunluang 
Len  Pia  (der  mit  Fischen  spielende  König)  aufgezeichnet.  Auch 
sein  Sohn  führte  diesen  Namen.  Die  Chronik  erzählt  bei  seinem 
Aufenthalte  in  Sakonburi  (1702),  das9,  ^Is  eines  Tages  sein  Boot 
beim  Angeln  an  einen  unter  dem  Wasser  verborgenen  Baum- 
stumpf streifte,  er  sogleich  sämmtliche  Steuerleute  auf  den  vordem 
Bänken  niedermachen  Hess. 

Sein  Sohn  und  Nachfolger  Kunluang  Süa  (1706)  Hess  das 
grosse  Bild  eines  schlafenden  Buddha  fttr  den  Vat  Pakmok 
giessen.  Er  vertrieb  die  Cochinchinesen  aus  Kambodia  und 
machte  dies  Land  aufs  Neue  tributpflichtig.  Der  Gouverneur  der 
Philippinen  wünschte  einen  Handelsvertrag  mit  Siam  zu  schliessen 
und  sandte  deshalb  Unterhändler  nach  Ayuthia.  Der  König  war 
anfangs  nicht  abgeneigt,  aber  unglücklicher  Weise  kamen  wäh- 
rend ihres  Aufenthalts  Nachrichten  von  Misshandlungen,  die 
siamesische  Schiffe  inManilla  erlitten  hätten  (1717),  und  in  Folge 
dessen  wurde  aller  Verkehr  abgebrochen. 

Nach  dem  Tode  des  Königs  (1732)  brach  ein  Bürgerkrieg 
aus,  indem  der  zweite  König  den  Erbprinzen  ermordete  und  sich 
selbst  des  Thrones  bemächtigte.  Um  seine  Schandthat  unter 
Prunk  und  Schimmer  zu  verkleiden ,  wandte  er  sich  nach  China 
für  ein  prachtvolles  Staatsgewand  (1735).  Ausser  einer  durch 
chinesische  Abenteurer  angezettelten  Revolution  (1734),  sandte  der 
Zorn  des  Himmels  einen  Kometen  (1743),  eine  Feuersbrunst,  die 
den  Palast  in  Asche  legte  (1744)  und  epidemische  Seuch^  (1749). 

Im  Jahre  1114  der  Chunlosakkharat,  im  Jahre  des  Affen,  im 
vierten  des  Cyclus  (Vok  4  Soklll4),  schickte  der  Phrachao 
Langka  (der  König  von  Ceylon)  eine  Gesandtschaft  nach  Siam 
mit  Briefen  und  Geschenkten,  um  die  alte  Freundschaft  zu  er- 
neuem. Er  bat  um  den  Traipidok  und  um  Priester  (Phrasong), 
um  den  Traipidok  wieder  zu  ordnen.  Es  wurde  genehmigt,  dass 
28  Priester  unter  dem  Vorsitz  des  Phra  -  Ubali  -  Raxakhana  den 
Traipidok  nach  Ceylon  brächten  (1752).  Aus  dem  folgenden 
Jahre  (Raka  5  Sok  1115)  wird  berichtet,  dass  der  Chao  Phama 


382 

Manglong  in  Phukama-Phrathet  regierte,  wahrscheinlich  ans 
Vorahnung  9  dass  Siam  bald  genauere  Bekanntschaft  mit  diesem 
grossen  Erobererkönig  machen  sollte. 

Kun  7  Sok  1117  (der  Chunlosakkharat,  dem  Jahre  des 
Schweines,  im  siebenten  des  Cjclus)  erhielt  seine  Majestät  der 
zweite  König  (Phra  Maha  Uparat)  auf  Befehl  des  ersten  Prügel, 
weil  er  die  Hofetikette  verletzt  hatte ,  und  zwar  solche  Prügel, 
als  königlich  gegeben  und  königlich  empfangen,  dass  er  gleich 
darauf  im  Gefängnisse  starb. 

Xalu  9  Sok  1119  (der  Chunlosakkharat,  dem  Jahre  des 
Ochsen,  dem  neunten  des  Cyclus)  wurde  der  neue  Uparat  gekrönt 
Der  Uparaga  ist  der  zweite  oder  Unterkönig,  wie  im  Staate  der 
Likhavi  und  Vaigali,  wo  auf  ihn  der  Senapati  folgte. 

Khan  10  Sok  1120  (der  Chunlosakkharat,  dem  Jahre  des 
Tigers,  dem  zehnten  des  Cyclus)  starb  der  König.  Der  Nach- 
folger Chao  Fa  dok  düa,  die  stürmische  Zukunft  voraussehend, 
übergab  nach  kurzer  Regierung  das  Scepter  an  seinen  Bruder 
Chao  Fa  Ekathat  und  zog  sich  in  die  Einsamkeit  des  Klosters 
zurück. 

Gerade  als  nach  Jahresfrist  die  Verbrennungsfeierlichkeiten 
für  die  Leiche  des  verstorbenen  Königs  fertig  waren,  eraehien  der 
gefUrchtcte  Manglong  oder  Alompra,  der  ohne  Widerstand  Siam 
durchzogen  hatte,  mit  seinen  siegreichen  Birmanen  vor  der 
Hauptstadt  und  schloss  sie  ein  (Pho  1  Sok  1121).  Sein  Tod  (Ma- 
rong  2  Sok  1122)  befreite  diesmal  noch  den  siamesischen  König 
von  der  drohenden  Gefahr,  da  sein  Nachfolger  Malok  oder  Mang- 
lok (Naongtankri  der  Birmanen)  sich  nach  Ava  zurückzog» 
um  den  erledigten  Thron  zu  sichern.  Sein  Nachfolger  indessen, 
Sembuem  oder  Changphrushang,  den  die  Siamesen  Mangra 
nennen,  überzog  Siam  aufs  Neue  mit  Krieg  und  bemächtigte  sich 
am  28.  April  1767  Ayuthia's*),  aus  depi  die  schonungslose Plttn- 


*)  Ce  fat  an  mois  de  Mars  que  Tarm^e  des  BraniAs  s'avan^  jntqu*»  den 
lieues  de  la  ville.  Elle  fat  arretee  dans  sa  marche  par  la  mort  da  g^odral,  qni 
fat  empörte  par  une  esqninancie.  On  erat  devoir  cacher  cette  mort  anz  soldats, 
et  le  secret  n'en  fat  r^vele  qac  par  la  division  qui  ^lata  parmi  les  chefe,  qiii  toi» 
avoieot  Tambitioii  da  commaDdement.     Mais  bieotdt  r^anis  iMur  ramoiir  da  botiOt 


Die  Geschichte  Ayuthia's.  383 

derang  seiner  Soldaten  mit  folgender  Feuersbrunst  nur  jene 
Ruinen  überliess,  die  in  einer  Wildniss  wuchernden  Gestrüppes 

ils  se  mirent  en  monvement  ponr  aller  piller  le  plns  celebre  et  le  plus  Hohe  temple 
qoi  füt  anx  environs  de  la  capitale.  Ils  s'^toient  flatt^s  d'y  troaver  le  pied  de 
l'idole  qoi  ^toit  d'or  massif ;  mais  le  Roi  de  Slam  avoit  eu  la  pr^caution  de  faire 
transporter  dans  son  palais  ce  monnment  da  calte  public,  qae  des  barbares,  quo!- 
qae  snperstitieax ,  auroient  pea  respecte.  Les  Bramas  irrites  qu'on  leur  eüt 
enlev6  leur  proie,  s'en  vengerent  sur  les  murs  du  temple  qolls  d^molirent,  et  snr 
les  d^bris  ils  ^leverent  nn  ^diflce  consacr^  k  des  usages  profanes.  Les  aatres 
pagodes  baties  autoor  de  la  ville  ne  furent  point  epargn^es.  Elles  ^toient  bäties 
de  briques,  et  entour^s  de  foss^,  qoi  sembloient  les  prot^er  contre  les  flammes 
et  les  assauts  de  rennemi.  Les  Elises  chrdtiennes  bien  diflf^rentes,  n'^toient 
qii*un  assemblage  de  pieux  et  de  planches ,  qui  etoient  moins  propres*  k  les  pro- 
t^er ,  qu'k  faciliter  le  progr^s  de  rincendie.  Mais  malgr^  cet  ^tat  de  foiblesse, 
elles  furent  maintennes  par  la  vigilance  et  le  courage  de  ceux  qui  furent  charg^ 
de  les  defeodre,  et  rennemi  n'y  mit  le  pied  qu'aprcs  qne  lesChinois  etlesSiamois 
eorent  essny^  de  fr^uentes  defaites.  Le  7  Septembre  1766,  il  s'empara  d*une 
tonr  fort  ölevee  k  un  demi  -  quart  de  lieue  de  la  ville  royale.  11  y  dressa  nne 
batterie  de  canon  sur  la  greve,  ce  qui  le  rendit  absolument  le  maltre  delarivi^re. 
Le  danger  devenant  plus  pressant,  on  n'eut  plus  d'espoir  que  dans  les  Chretiens, 
dont  on  avoit  ^pronv^  la  valeur  hcroique  dans  la  demiere  r^volution.  On  leur 
coofla  la  defense  desbastions;  on  leur  accorda  trente  pieces  de  canon,  desbonlets 
et  de  la  poodre.  Six  mille  Chinois  furent  charg^s  de  defendre  la  löge  Hollandoise 
et  nne  grande  pagode  qui  y  etoit  contigne ;  et  par  une  faveur  particuliere,  on  leur 
flt  präsent  d'une  somme  de  dix  mille  livres.  Les  Chr^tiens  n'etoient  que  quatre- 
Tingt  soldats  ponr  defendre  differens  postes  expos6s  anx  surprises  d'une  arro^e 
nombrense.  Cette  roilice  courageuse  n'6toit  point  exerc^  dans  la  discipline  mi- 
litaire ,  ni  dans  le  maniement  des  armes :  nne  6p^e  et  un  fusil  dans  leurs  mains 
anroit  6te  an  sc^et  de  d^rision  aux  yeux  d'un  soldat  £urop6en.  Mais  malgr^ 
leor  ioeptie ,  ils  6toient  Tölite  de  Tarm^e  des  Siamois ,  et  Ton  n*avoit  droit  de  se 
d^er  qne  de  Tabus  de  lear  courage.  Les  premiers  jours  se  passerent  en  escar- 
moaches ;  mais  enfln  l'ennemi  ayant  r^uni  ses  forces ,  s'empara  de  cinq  grands 
temples,  qui  farent  changes  en  antant  de  forteresses,  d'oü  ils  foudroyoient  les 
onvrages  avanc^,  et  snr-tout  J*^lise  de  S.  Joseph,  dont  le  toit  fut  perc^,  sans 
eaoaer  le  moindre  accident  k  la  multitnde  qui  s'y  etoit  rassembl^e.  Le  8  D^cem- 
bre  on  fat  infonnä  que  les  assiegeans  se  pr^paroient  k  livrer  un  nonvel  assaut. 
Aossi-töt  les  Chr6tiens  sortirent  de  l'^lise  au  son  des  tambours  etdestrompettes-, 
Us  engagerent  nne  action ,  oü  ils  firent  an  grand  camage  de  Tennemi ,  qui  fut 
platdt  vaincu  par  sa  fhiyeor  que  par  leurs  armes.  Ce  premier  sacc^s  leur  inspira 
le  ooorage  d'dtre  aggresseurs  k  leur  tour.  Ils  attaquent  les  Bramas  retranch^ 
dans  nne  pagode,  rien  ne  leur  resiste.  Ils  reviennent  avec  un  ^löphant,  gage 
6eJatant  de  leor  victoire.     Leur  nom  devient  redontable  k  rennemi ,  et  pr^cieox 


384  Siam. 

noch  jetzt  von  der  einst  berühmten  und  glänzenden  Residenz 
zeugen  und  in  ihren  gebrochenen  Pagoden ,  von  dichtem  Epheu 


k  leurs  ooncitoyens.  Le«  Portugfais  eloign^s  de  denx  petites  lieoes  de  la  r6ildeiiee 
de  l'Kvcque  de  Tabraca ,  donnerent  aussi  de  brilians  teiiioiinisMl^  de  leur  valeor. 
Hb  »abrcrent  une  multitudc  de  Bramas  qui  avoient  tcntd  d'escalader  lear  coU^ge. 
l^s  Brainas  confus  et  rrbuttSi  de  llnutilite  de  leurs  attaqnes,  se  retirerent  pleiBt 
d'admirntion  ponr  cette  poignee  de  Chretiens ,  qulls  redoatoieiit  beaaconp  plu 
que  cinqoante  mille  SiamoiA,  qui  o'avoient  ni  le  conrage  de  lee  attendre,  ni  de  let 
ponranivre  dans  leur  retraite.     II  est  vrai  que  les  Chretiens,   plus  eoaragenx, 
n*ötoient  pas  niieuz  di^cipUnös ;  et  ce  fut  oe  döfaot  qai  entratna  la  perte  du  quar- 
tier des  Fran9oi8.     La  garde  ^toit  plongee  dans  an  profond  sonuncii«  lor«qae  les 
Bramas  revenus  de  lenr  premiere  terrenr,  mirent  le  foa  k  la  partie  anperieore  ds 
quartier  de  TBveque.     Les  Chrt;ticns  se  refugieront  en  foule  dans  l'^glise,  ot  \m 
cris  des  femmos  ei  des  enfans  annon^ient  nn  danger  dont  les  t^ebrcs  redoo- 
bloiont  encore  l'horrcur.     Un  Chrätien  qui  s*etoit  ^eart^,  tat  impitoyableineBt 
niassacrä.     Lus  autres  firent  une  döfense  opiniätre ;  et  quoiqne  surpris,  üb  pars- 
rent  invincibles.     Les  cnuemis  par-tout  repousses ,  furent  tentor  ono  attaqne  as 
quartier  des  llollandois.     La  roputation  de  leur  courage  attira  dans  lenr  quartier 
beauconp  de  Siamois  et  de  Chinois ,  qui  sous  lenr  oinbmge  se  cmrent  k  l'abri  de- 
la  tempete.     Tons  contribnerent  k  la  defense  commune.     Ils  ^leverent  des  man 
sur  les  döbris  des  pyramides  detrnites.     Les  Chinois  y  tronverent  beanoonp  d'ar 
gent.     Les  Chretiens  eureut  pour  lenr  partage  des  cauauz  de  plooibv  dont  Us 
firent  des  bales.     Les  officiers  Siamois  avoieiit  abuse  de  lenr  autorite  ponr  laiie 
de  grands  aiiias  de  graius  qu*ils  s*approprierent  pour  sc  garantir  de  la  ßuninedoBt 
ou  ötoit  monac^ :  et  k  force  de  lirc  d(*8  manx  dans  Tavonir,  on  fkit  cn  proie  ä  des 
manx  pr6sens.  On  ne  tronva  plus  de  vivres  pour  de  Targent;  et  lospanyres,  pour 
finir  leurs  souffrances,  n*curent  plus  quo  la  ressonroe  de  mourir.     La  peste,  plM 
meurtriere  et  plus  dostructi?e,  exerya  de  nouveaux  ravages.     Les  rues  ette« 
places  publiques  ötoient  jouchees  de  cadavres,  qnc  rhorrcnr  de  la  contagion  em- 
püchoit  d'enterrer.     Les  cliicns  ^galeinent  devor^  par  la  faini,  en  firent  lenr 
pature  pendant  six  mois.     Ce  fl^au  ne  finit  qu'avec  la  mine  entiere  du  pays.  Les 
sentinelles  descendoicnt  avoc  des  cordes  du  haut  des  mnraillcs,  et  aimoient  nüenx 
s'abandonner  k  la  discr^tion  des  barbares,  qned'attendreanmilien  des  sonftraaecs 
une  mort  qui  leur  paroissoit  trop  lente.     Les  Bramas  tonmereat  leurs  anaes 
coutre  la  löge  UoUandoise«  defcndue  par  les  Portugals  et  les  Chinois.    L'attaqoe 
fut  vigooreuse,  et  la  defense  opiniätre.    Mais  enfin  la  löge  fut  prise  et  r^nite  ea 
cendres ,  apr^s  hutt  jours  d*un  siege ,  qui  fut  extr^cment  meurtrier.    L'^iie 
fut  respectee  pendant  deux  ou  trois  Jours,  et  lesPrdtres  conscrverent  leni^s  effets. 
Cet  ext^rieur  imposaut  de  mod^ration  n*^toit  qn'nn  artifice  pour  engager  l'Ev^ioe 
et  son  troupeau  k  se  soumettre.     Le  göneral  Braraas  craignoit  de  r^aodre  da 
aang  inutilement.     II  le  fit  assurer  qne  8*U  donnoit  rczemple  de  la  soumiBsioo, 


Die  Qescbicbte  Aynthia's.  3g5 

omflorty  über  die  verwaiste  Stadt  zu  klagen  scheinen ,  die  später 
wieder  neben  ihnen  aufgebaut  wurde ,  aber  ihren  Herrschersitz 


toQ»  sea  eifets  seroient  conscrv^  et  qu'on  n'enleveroit  qne  les  armes.  On  entama 
one  n^godation ,  et  TEv^ue  se  rendit  en  personne  sous  la  tente  du  Bramas.  II 
y  fnt  ref Q  avec  des  distinctions  qne  sa  modestie  n'ambitionnoit  pas.  Le  gen^ral 
fnt  prodigue  en  promesses ,  qiü  ne  fnrent  appuy^s  d'aucun  ^crit.  II  ajonta  qne 
dans  la  nuit  mSme  il  iroit  mettre  le  fen  an  quartier  des  Chr^tiens :  ainsi  qu'il  les 
pr^venoit  quMls  devoient  chercher  nn  autre  asile.  II  assigna  pour  demeure  au 
Prälat  une  pagode,  oü  on  lui  donna  des  gardes  pour  sa  sürete.  II  fallut  souscrire 
k  tontes  ces  conditions,  parce  qu'on  ^toit  dans  rimpuissance  d'en  obtenir  de  meil- 
lenres.  Ce  fut  encore  nn  bonbenr  de  les  avoir  accept^es.  Le  g^n^ral  eifectua 
ses  menaces.  Tont  le  quartier  des  Cbrätiens  fut  incendi^.  L'^lise  fut  r^nite 
en  cendres.  Le  soldat  entra  dans  le  s^minaire,  oü,  violant  la  foi  des  promesses, 
il  pilla  tont  ce  qu'on  s'^toit  engag^  de  respeeter.  Les  PrStres  avec  leurs  disciples 
fnrent  tratn^d  au  camp  de  l'ennemi.  Un  Prince  de  l'ancienne  famille  des  Rois 
d'Ava,  commandoit  dans  le  lien  de  leur  d^tention,  et  il  pourvut  g^n^reusement  k 
lenr  snbsistance.  Un  grand  nombre  de  Cbr^tiennes  s'^toient  rang^es  anpr^  d'eux, 
ponr  se  sonstraire  aux  Insultes  du  soldat.  On  profita  de  l'^Ioignement  momentan^ 
de  leurs  surveillans  importuns  pour  marier  les  fillesavec  les  JeunesCbretiens.  On 
yonloit  sonstraire  ces  vierges  a  la  brntalite  de  cette  soldatesque  effr^nee,  qui, 
comme  je  Tai  deja  dit,  respectoit  l'union  conjugale.  L'Ev^que  soup^nnä  d'avoir 
de  grands  tr^rs ,  parce  quil  faisoit  abondamment  l'aumöne ,  fut  envoyö  dans  la 
tonr  haute  occupee  par  le  g^n^ral ,  oü ,  sous  pr^texte  de  lui  faire  honneur ,  on  se 
flattoit  de  d^couvrir  l'endroit  oü  il  avoit  enfoui  ses  richesses.  Les  autres  Chre- 
tiens  fnrent  tourment^  et  d^pouilles  pour  avoir  leur  argent ;  et  celui  ä  qui  l'on 
en  tronvoit  leplns,  ^toit  soup^onn^  d'en  avoir  le  plus  cach6.  Cette  pauvretä 
forc^e  rendit  lenr  foi  plus  fervente ;  et  priv^s  des  biens  de  la  terre ,  ils  n'eurent 
plus  d'espoir  qne  dans  l'b^ritage  du  Ciel.  La  ville  prete  de  tomber  au  pouvoir 
des  Bramas ,  eüt  ^t^  ensevelie  sous  ses  rnines ,  si  l'on  n'eüt  eu  recours  k  la  nego- 
ciation ,  pour  flechir  les  assiegeans  d^Ja  arm^  de  torches  pour  la  r^duire  en  cen- 
dres. Les  Bramas  fiers  de  leur  sup^riorit^ ,  r^pondirent  qu'ils  n'avoient  d'antres 
conditions  k  prescrire  que  de  les  recevoir  k  discr^tion,  et  qu'ils  ^toientd^termin^s 
k  naer  de  tons  les  droits  que  leur  donnoit  la  victoire.  Des  loix  si  dures  fureoi^ 
rejet^,  et  U  fallut  recommencer  les  bostilit^.  Ce  fut  le  28  Avril  1767  que  la 
▼iUe  Alt  prise  d'assant.  Les  ricbesses  du  palais  et  des  pagodes  ne  formerent  plus 
qn'u  moncean  de  cendres  et  de  d^bris.  Les  simulacres  d'or  des  fanxdieux  fnrent 
fondns ,  et  la  rage  insens^e  de  ces  barbares  les  priva  des  r^compenses  qui  allu- 
moient  lenr  cnpidit^.  Leur  propre  fureur  les  priva  de  lenr  proie ;  et  ce  fut  pour 
se  venger  de  cette  perte ,  qu'ils  flrent  tomber  leur  ressentiment  snr  les  habitans, 
k  qni  on  brüla  la  plante  des  pieds  pour  leur  faire  r^v^ler  l'endroit  oü  leurs  tr^sors 
^ient  Caches.     On  violoit  devant  eux  leurs  Alles  g^missantes.     Les  Talapoins 

Bastian.  OtUsien.  I.  25 


386  Sitm. 

verlor.  Der  letzte  König  Ayuthia's  soll  allein  und  verlassen 
durch  das  Land  geirrt  und  in  den  öden  Wüsteneien ,  wo  nur 
rauchende  Schutthaufen  die  Leichenstätten  seiner  Unterthanen 
zeigten,  dem  Elende  und  Hunger  erlegen  sein.  Die  Birmanen 
Hessen  eine  kleine  Besatzung  in  Ayuthia  zurilek,  die  sie  genügend 
glaubten,  da  in  Siam  Niemand  übrig  gelassen  schien,  um  Wider- 
stand zu  leisten.  Aber  die  Regeneration  des  Landes  kam  rasch 
und  unerwartet  aus  dem  Süden,  wo  die  Küstendistricte  nur  wenig 
gelitten  und  vom  Durchzuge  der  feindlichen  Heere  verschont 
geblieben  waren.  Ein  in  Siam  geborener  Chinese,  Phaya  Tak 
mit  Namen,  dessen  Vater  mehrfach  den  Posten  eines  Gouverneurs 
bekleidet  hatte  (besonders  in  Myang  Tak,  das  schon  Loub^re 
als  erbliches  Fürstenthum  kennt),  sammelte  rasch  in  der  Provinz 
Chantabun  eine  Flussflotille ,  mit  der  er  die  Canäle  hinauffuhr 
und  so  plötzlich  über  die  birmanische  Garnison  herfiel,  dass  die- 
selbe ihr  Heil  in  der  Flucht  suchte.  Da  das  zerstörte  Ayuthia 
unbewohnbar  geworden  war,  erbaute  er  zu  seiner  Residenz  weiter 


soup^onn^s  de  cachor  des  richesses,  ^toient  perc^  k  coaps  de  fl^hes  et  de  Imnoes, 
et  plusieurs  ^toient  assomm^s  sons  le  poids  des  massaes.  Les  campagnes  aiosi 
que  les  pagodes  etoient  jonch^es  de  morts  :  on  ne  voyoit  qne  des  cada>Te8  flotter 
Bur  les  rivi^res ,  et  Todeor  qu'ils  exhaloient  attiroit  des  essains  de  mouches ,  qai 
farent  les  vengeresses  du  pays ,  par  les  ravages  qu'elles  exercerent  snr  l'arni^ 
pendant  sa  retraite.  Les  grands  offlciers  du  royaume,  et  les  premiers  favoris  da 
Monarqne,  furent  charg^  de  fers,  et  condamnes  h  ramer  sur  les  galeres.  LeBoi, 
t^moin  du  malheur  de  ses  courtisans ,  tenta  de  se  soustraire  k  Thorreor  de  leor 
destin^ ;  mais  il  fut  reconnu  et  massaer^  k  la  porte  de  son  palais.  Le  Boi  Bonie 
arrach^  du  sUence  de  sa  retraite,  fut  emmenö  captif  avec  les  Princes  et  les  Priii- 
cesses  de  son  sang ;  et  tous ,  par  la  crainte  de  souffrir ,  dMarerent  avoir  cach^ 
des  tr^ors.  Lorsque  la  cupidit^  ne  trouva  plus  rien  pour  s'assouvir,  et  quele 
liays  n'offrit  plus  qu*un  spectacle  de  morts  et  d'expirans ,  Farm^  victoriense  m 
mit  en  marehe  pour  le  P^gu.  Elle  traiuoit  ^  sa  suite  le  Roi  de  Siam,  qai,  an  lien 
de  courtisans  fortunes,  n'avoit  que  les  compagnons  de  sa  capttrit^,  moins  malhen- 
reux  que  lui,  parce  qu'ils  n'avoient  point  <^t^  pr^ipit^  de  si  haut  L'Ev^ue  de 
Tabraca  envelopp^  dans  la  disgrace  commune,  fut  transport6  aar  nne  galere.  Le 
d^tachement  qui  veilloit  k  sa  garde ,  ^toit  command^  par  un  homme  qui  n'avoit 
rien  de  barbare.  Sa  valeur  et  ses  Services  lui  avoient  m^rit6  le  gouvememeBt 
de  Tavail,  poste  de  confiancequi  justifioit  le  discemement  da  maltredmos  lecboix 
d'un  sujet. 


Die  Geschichte  Ayuthia's.  387 

abwärts,  am  Flusse,  eine  neue  Stadt,  dieThonburi  (Thorani  oder 
die  Erde)  oder  Thanburi  (die  Stadt  der  Reichthümer  oder  die 
Stadt  der  Schirme)  genannt  wurde,  und  von  der  noch  jetzt 
einige  Reste  an  dem  Palaste  des  Prinzen  Kromluang,  dem  könig- 
liehen Palast  in  dem  neuen  Bangkok  gegenüber,  zu  sehen  sind. 
Phaya  Tak  scheint  ein  grosses  Organisationstalent  gehabt  zu 
haben,  denn  in  kürzester  Zeit  gelang  es  ihm,  wieder  Ordnung  in 
das  zerrüttete  Land  zu  bringen.  Er  fand  Mittel,  Armeen  zu  re- 
crutiren  und  auszurüsten  und  stellte  den  ganzen  Umfang  der 
alten  Monarchie  wieder  her.  Vom  chinesischen  Kaiser  erhielt 
er  auf  sein  Ansuchen  Siegel  und  Bestätigung.  Nachdem  Korat, 
Ligor,  Phitsanulok  und  Kambodia  (1767)  erobert  worden,  unter- 
warfer (1769)  Xiengmai  und  setzte  einen  neuen  König  ein.  Ein  sia- 
mesischer Prinz,  der  nach  Ceylon  verbannt  und  bei  der  Belagerung 
Ayuthia's  mit  Hülfstruppen  zurückkehrte,  aber  damals  vom  Hofe 
zurückgewiesen  war,  suchte  jetzt,  wiewohl  vergeblich,  seine  Rechte 
geltend  zu  machen  und  wurde  1768  enthauptet.  Als  die  Birmanen 
zurückkehrten,  um  das  empörte  Land  zur  Ruhe  zu  verweisen, 
gelang  es  ihm,  sie  durch  geschickte  Märsche  zu  umzingeln  und  zur 
Ergebung  zu  zwingen  (1777).  Bei  der  Eroberung  Satanakhana- 
hut's  (Viengchan)  wurde  das  kostbare  Buddhabild  Phra  Keoh  *) 
(der  Kleinodien  -  Gott)  erbeutet,  das  noch  jetzt  im  Tempel  des 
königlichen  Palastes  zu  Bangkok  prangt  (1777).  Nach  dem 
darüber  veröffentlichten  Bericht  des  jetzigen  Königs  wurde  diese 
Jasper-Statue  (1436  p.  d.)  in  einer  vom  Blitze  getroffenen  Pagode 
Chiangrai's  im  Königreiche  Zemmi  gefunden.  Die  Bronzestatue 
eines  Ochsen,  auf  dem  Phra  Insuen  reitet,  in  dem  Thevasathan 
(dem  Brahmanentempel)  zu  Bangkok ,  soll  der  viel  besprochene 
Phra  Kho  (Stiergott)  Kambodia's  sein. 


*)  Es  wird  von  den  Siamesen  and  Kainbodiern  mit  derselben  Verebrnng 
betrachtet ,  wie  in  Aracan  und  Birma  das  Riesenbild  des  Mabamuni ,  das  den 
Bat  besitzt»  ein  nach  dein  Leben  genommenes  Portrait  darzustellen.  Fabian  er- 
zählt, dass  die  Statue  des  Maitreya  (nach  deren  Errichtung  zuerst  buddhistische 
Priester  den  Indus  nach  Osten  zu  überschritten  hätten)  nach  der  Copie  eines  zum 
Tnshita- Himmel  aufgestiegenen  Künstlers  (Madhjantika  bei  Hiuenthsang)  ge- 
fertigt sei. 

25* 


388  Slam. 

Eine  so  ununterbrochene  Kette  glücklicher  Erfolge  scheinen 
PhayaTak  am  Abende  seines  thatenreichen  Lebens  den  Eindruck 
gegeben  zu  haben ,  als  ob  er  schon  zu  der  Höhe  eines  Buddha 
emporgestiegen  und  gleich  einem  solchen  zu  verehren  sei.  Daraus 
soll  Unzufriedenheit  und  Revolution  entstanden  sein  (1780)  und 
der  König  floh  in  ein  Kloster.  Der  Phaya  Chakkri,  der  gerade  gegen 
die  Cochinchinesen  im  Felde  lag,  kehrte,  als  er  von  diesen  Um- 
wälzungen hörte,  rasch  zurlick,  und  nahm  mit  dem  Heere,  worauf 
er  sich  stützen  konnte,  eine  so  drohende  Stellung  an,  dass  die 
übrigen  Grossen  ihm  bald  den  Vorrang  Hessen.  Nach  der  ersten 
Wahl  derselben  war  freilich  schon  ein  Gesandter  nach  China  ge- 
schickt, Bestätigung  fUrKwah-Chang  zubitten  (1781),  aber  Phaya 
Chakkriliess  sich  lieber  erst  krönen  (1782)  unter  dem  Titel  Phen- 
din-ton  oder  Phra  Phuthichao  luang  und  schickte  die  Gesandtschaft 
an  den  Kaiser  nachher  (1786).  Unter  dem  Vorwande,  dass  der 
frühere  König  der  Sicherheit  des  Staates  gefährlich  wäre,  Hess  er 
ihn  tödten,  und  verlegte  dann  seine  Residenz  nach  dem  jenseitigen 
Ufer  des  Flusses  in  das  jetzige  Bangkok,  wo  schon  zu  Fidco's 
Zeit  ein  kleines  Fort  erbaut  und  einige  Zeit  von  den  Sranzosen 
unter  Desfarges  besetzt  war.  Das  Ende  Phaya  Tak's  bleibt  nach 
der  Darstellungsweise  der  officiellen  Geschichte  etwas  problema- 
tisch, da  der  Richter  dieses  Königs  der  Vorfahre  des  jetzt  regie- 
renden ist,  und  die  Historiker  vielleicht  noch  nicht  die  Freiheit 
der  Unparteilichkeit  fühlen. 

Der  Gründer  Bangkok's ,  gewöhnlich  als  Phendin-ton  (der 
erste  Erdenbeherrscher)  bekannt,  warf  verschiedene  Angriffe  der 
Birmanen  von  den  Grenzen  zurück,  verlor  aber  die  Stadt  Thalang, 
die  bei  Einbruch  der  Nacht  (in  der  Zeit,  wenn  die  Kinder 
schlafen,  sagt  die  Chronik)  überrumpelt  wurde  (1810).  Unter 
ihm  wurde  Battabong  erobert.  Sein  Nachfolger  (1811)  geht  beim 
Volke  unter  dem  Namen  ^Phendin-klang  .(der  mittlere  Erdenbe- 
herrscher), seit  ihm  (1825)  der  Vorgänger  des  jetzigen  Königs 
unter  dem  Titel  Boromma-Thammikaraxathirat-Phrachao-Prasat- 
Thong  gefolgt  ist.  Unter  ihm  wurde  das  rebellische  Viengchan 
(Vienchac  oder  Banchan)  oder  Viengxan  (1829)  erobert  und  mit  den 
Cochinchinesen  unter  Minjmong  (dessen  Vorgänger  einige  Zeit  als 


Die  Geschichte  Ayuthia's.  3g9 

Flüchtling  in  Bangkok  lebte)  Krieg  in  und  um  Kambodia  geführt 
(1834).  Er  war  im  Grunde  nur  ein  Usurpator,  vor  dem  sein 
legitimer  Halbbruder  es  gerathener  fand,  sich  in  das  Kloster 
zurückzuziehen,  bis  er  bei  seinem  Tode  (1851)  das  Mönchsge- 
wand abwarf,  um  sich  mit  dem  Königsornate  zu  schmücken,  und 
jetzt  als  erster  König  Siam  beherrscht. 

Er  ist  ein  gründlicher  Kenner  des  Pali  und  der  buddhisti- 
schen Religionsschriften,  hat  aber  schon  seit  seiner  Jugend, 
ebenso  wie  sein  Bruder ,  der  zweite  König ,  ein  grosses  Interesse 
an  der  europäischen  Wissenschaft  genommen  und  liest  nicht 
nur  englische ,  sondern  auch  lateinische  Bücher.  In  Keligions- 
sachen  zeigte  er  die  grösste  Toleranz  und  hat  den  Missionären 
jede  Erleichterung  angeboten,  so  viele  seiner  Unterthanen  zu 
bekehren  als  ihnen  beliebe,  den  zu  bildenden  Gemeinden  im 
Voraus  seinen  Schutz  versprechend.  Schon  aus  dem  Jahre  1834 
erzählt  Pallegoix,  dass,  als  die  katholischen  Missionsschüler  sia- 
mesische Pagoden  in  der  Nähe  des  ihnen  von  der  ßegierung 
geschenkten  Landes  demolirten,  der  damals  regierende  König 
seinen  Priestern,  die  ihn  um  Schutz  dagegen  baten,  anrieth,  lieber 
nachzugeben  und  ihre  Bethäuser  anderswohin  zu  verlegen.  In 
dem  als  passende  Einleitung  zum  Zeitalter  der  Encyclopädisten 
nach  Frankreich  kommenden  Antwortschreiben  auf  die  Gesandt- 
schaft Ludwig  XIV.  drückt  der  heidnische  Fürst  sein  Erstaunen 
über  den  Bekehrungseifer  seines  königlichen  Bruders  aus  und 
meint,  dass  die  Gott  allein  angehende  Sache  der  Religionsver- 
schiedenheiten besser  auch  diesem  überlassen  bliebe, 

Während  sein  Vorgänger  jeder  Verbindung  mit  Europäern 
abgeneigt  war  und  sowohl  die  Gesandtschaft  des  General-Gou- 
verneurs von  Indien ,  sowie  später  die  amerikanische  unverrich- 
teter  Sache  zurückschickte,  schloss  der  jetzige  König  durch 
Bowring  einen  Handelsvertrag  mit  England,  und  bald  darauf 
gleichlautende  mit  anderen  Staaten.  Der  Seehandel ,  auch  der 
der  Eingeborenen ,  wird  grösstentheils  auf  europäisch  gebauten 
Schiffen  betrieben,  die  mehr  und  mehr  die  chinesischen  Dschonken 
zu  verdrängen  beginnen.  Auch  Dampfschiffe  werden  schon  im 
Lande  selbst  gebaut  und  häufig  nur  von  Eingeborenen  bemannt. 


r 


890  S»a™- 

Zur  Förderung  dieser  und  anderer  Betriebszweige  trug  besonders 
der  zweite  König  bei ,  der  eine  grosse  Vorliebe  für  die  exacten 
Naturwissenschaften  besass  und  verhältnissmässig  genaue  Karten 
von  solchen  Provinzen  anfertigte,  die  er  mit  dem  Sextant  in  der 
Hand  bereist  hatte. 

In  einer  Chronik  (Samut  chot  mai  oder  neuer  Bericht  u.s.  w.) 
wird  bei  Gelegenheit  der  Zerstörung  Ayuthia's  bemerkt:  „Von 
der  Gründung  Krung  Sri  Ayuthia's  in  dem  Pi  kan  tho  sok  (dem 
Jahr  des  Tigers,  dem  zweiten  des  Cyclus),  der  Chunlosakkharat 
dem  712.  Jahr,  bis  dass  es  durch  die  Phama  (Birmanen)  zerstört 
wurde,  verflossen  412  Jahre.  In  dieser  Zeit  herrschten  Könige 
aus  drei  Dynastieen :  die  Dynastie  des  Phrachao  Uthong,  die  Dy- 
nastie des  Phrachao  Songtham  und  die  Dynastie  des  Phrachao 
Prasathong  oder  des  Chaophaya  Kalahom  Surivong.  Khun  Vo- 
ravongsa,  der  als  Phra  -  Phexarasa  oder  Phrachao  Xangphuek 
regierte ,  hatte  keine  Nachkommen  und  wird  deshalb  nicht  als 
Dynastie  gerechnet.  Die  Zahl  der  Könige  war  34. "  Mit  Krek, 
als  dem  ersten  Könige  beginnend,  rechneten  die  Siamesen  (1824) 
60  Könige,  unter  denen  der  Gründer  Yuthia's  (1350)  der  27. 
gewesen. 

In  der  vom  Könige  selbst  redigirten  Königsliste  werden  vier 
Dynastieen  aufgezählt:  die  erste  des Somdet Phra  RamaTibawdih 
(1351  p.  d.),  die  5;weite,  mit  Phra  Chow  Song  Tam  (1603),  als 
erstem  König,  die  dritte  mit  Phra  Chow  Prasat  Thong  (1631)  be- 
ginnend, unter  dessen  Nachfolgern  der  Usurpator  (1683)  nicht 
mit  aufgezählt  ist,  und  die  letzte  Dynastie,  die  (1782)  von  Somdet 
Phra  Bawroma  Racha  Pra  Pooti  Ywat  Fa  gestiftet  wurde. 


i. 


Kambodia. 


/ 


Der  Sagenkreis  der  SteiDmoDiimente. 

In  Myang  Rom  oder  Romavisei,  nicht  weit  von  Takkhasinla, 
regierte  ein  mächtiger  und  weiser  König,  der,  sein  Volk  über 
die  Bedrtlckungen  des  Uparat  klagen  hörend,  Befehl  gab  (damit 
Gerechtigkeit  walte  und  nicht  nach  seinem  Tode  schlimmeres  Un- 
heil einbreche),  dass  derselbe  gleich  einem  Verbrecher  in  die  Ver- 
bannung geschickt  würde,  obwohl  er  sein  eigener  Sohn  war. 
Das  Haar  geschoren,  mit  einem  Querholz  im  Munde,  mit  einem 
Holzkragen  um  den  Hals,  wurde  der  Prinz,  Phra  Thong  genannt, 
mit  allen  seinen  Angehörigen  und  Anhängern  auf  ein  Floss  ge- 
setzt und  dem  wogenden  Meere  preisgegeben.  Nach  der  Ent- 
fernung vom  Lande  befreiten  ihn  seine  Frauen  von  den  Fesseln 
und  das  schwache  Fahrzeug  trieb  dann  leitungslos  umher,  ein  Spiel 
der  Winde  und  Wellen.  Nach  langer  Fahrt  warfen  es  dieFluthen 
an  eine  kleine  Inselerhöhung,  die  so  eben  aus  der  Meeresober- 
fläche hervorgetreten  war,  an  der  Stelle,  wo  die  jetzige  Stadt 
Siemrab  liegt,  während  alles  andere  Land  von  den  tiefen  Meeres- 
wassern noch  bedeckt  war.  Die  Flüchtlinge  stiegen  auf  diese  Er- 
höhung, Khok  Talok  genannt,  hinauf;  da  sie  indess  das  Land  so 
schmal  und  von  Allem  entblösst  fanden,  so  beschlossen  sie  lieber 
aufs  Neue  die  gefährliche  See  zu  versuchen ,  lieber  auf  ihr  einen 
raschen  Tod  zu  finden,  als  in  solcher  Einsamkeit  elendiglich  zu 
verderben.  Weil  jedoch ,  als  sie  das  Floss  flott  machen  wollten, 
dasselbe  in  keiner  Weise  zu  bewegen  war,  so  nahmen  sie  es 
für  ein  Zeichen ,  ihr  Bleiben  gebietend,  und  fügten  sich  in  das 
Unvermeidliche.     Für   weitere  Auskunft  umherwandernd ,   sah 


894  Kambodia. 

PhraThong  die  Zweige  eines  Baumes  über  sich  niederhangen.  Er 
ergrifif  dieselben,  um  hinauf  zu  klimmen,  aber  plötzlich  streckten 
sich  die  gebogenen  Aeste  von  selbst  kerzengerade  in  die  Höhe 
und  hoben  ihn  mit  zum  Gipfel  des  Baumes  hinauf,  und  dieser 
fing  an  unter  ihm  empor  zu  wachsen  in  die  Höhe,  höher  und  immer 
höher.  Da  Phra  Thong  weder  herabspringen  noch  sonst  densel- 
ben Weg  zurückgehen  konnte,  den  er  gekommen,  blieb  ihm 
Nichts  übrig,  als  von  seinem  gefährlichen  Sitze  längs  des  Stam- 
mes hinabzugleiten,  hoffend,  auf  die  Erde  zurückzugelangen. 
Aber  nachdem  erlange  daran  hinuntergeklettert,  fand  er  sich  zuletzt 
in  einer  grossen  Aushöhlung  des  Baumes ,  wundersam  gestaltet 
und  anzuschauen,  wie  eine  künstlich  verfertigte  und  geschmückte 
Grotte.  Und  wohl  mochte  er  staunen.  Sie  führte  hinab  in  das 
unterirdische  Keich  des  Drachenkönigs,  und  zu  ihr  pflegte  täglich 
NangNakh*)  (Fräulein  Naga),  die  jüngste  seiner  Töchter,  herauf- 
zukommen, um  in  dem  klaren  Wasser  des  Sees  ihren  jungfräu- 
lichen Leib  zu  baden.  Da  Phra  Thong,  als  galanter  Kitter,  ihr 
bei  der  Toilette  behülflich  war,  geschah  es,  dass  Nang  Nakb- 
Vorzeichen  der  Mutterschaft  fühlte,  und  da  sie  sich  fürchtete  unter 
solchen  Umständen  ihrem  gestrengen  Herrn  Vater  vor  die  Augen 
zu  treten,  verblieb  sie  bei  ihrem  Liebsten  im  hohlen  Baume.  Der 
über  ihr  Ausbleiben  bekümmerte  König  schickte  einen  vertrauten 
Edelmann,  die  Erde  für  sie  zu  durchsuchen.   Er  wanderte  überall 


•)  In  dem  Radjatarangini  w<;rden  die  Töchter  der  Naga's  wegen  ihrer  Schön- 
heit gerühmt  und  das  Zusammentreffen  des  Königs  Nara  mit  der  Prinzessin  Tom 
Hofe  des  Nagaf ürsten  Su^rava  wird  (in  Troyer's  Uebersetsang)  in  folgender  Weise 
beschrieben : 

II  vit  alors  devant  lui ,  sortant  d*an  berceau  de  fleurs ,  deux  jennes  filles  anz 
yeux  charmants,  couvertes  de  voiles  bleus.  Blies  s^duisaient  les  yenz  par  les 
attrayants  ornements  des  tiges  de  Iotas ,  des  rubis  et  des  boucles  d'oreillcs ,  et 
par  une  ligne  delicate  de  collyre  trac^e  dans  les  coins  blancs  et  gracienz  de  lears 
yeux ,  ainsi  que  par  des  echarpes  de  soie  verte  qni ,  attach^es  sur  lenrs  ^paales, 
et  d^rangees  par  les  ondulations  d'un  vent  doux,  ressemblaient  k  des  pointes  d*iuie 
belle  banni^re.  Ayant  vu  les  deux  femmes  dont  le  visage  ägalait  la  lone  en 
beaute  s'approchant  peu  ü  peu  de  lui ,  il  cessa  de  manger,  immobile  d'une  grande 
pudeur.  II  flxait  de  teraps  en  temps ,  avec  des  regards  quelque  pen  attentifs, 
les  helles  aux  yeux  de  lotus ,  qui  plac6es  devant  lui  mangeaient  des  grains  et  des 
tooffes  d'herbe  sur  le  ri?age. 


Der  Sagenkreis  der  Steinmonamente.  395 

umher,  und  erspähte  zuletzt  das  Pärchen  in  der  Höhlung.  Die 
Prinzessin  bemerkte  ihn  gleichfalls  und  erschrack  gewaltig,  doch 
der  Höfling,  ihre  Angst  nicht  zu  vermehren,  war  discret  genug, 
sich  zurückzuziehen  und  zu  schweigen.  Seine  Dienste  waren 
auch  nicht  weiter  von  Nöthen.  Einer  der  königlichen  Zeichen- 
deuter hatte  durch  seine  Berechnungen  erfahren ,  dass  die  Prin- 
zessin einen  Ehegemahl  gefunden ,  der  ihrer  würdig  sei ,  da  sie 
schon  in  einer  früheren  Existenz  mit  ihm  vermählt  gewesen,  und 
der  König,  auf  diese  freudige  Nachricht,  sandte  sogleich  für 
seinen  Schwiegersohn,  um  ihm  den  Thron  abzutreten.  Phra 
Thong  wurde  mit  grossen  Ehren  empfangen  und  gekrönt,  aber, 
obwohl  er  alle  Schätze  des  reichen  Naga-Reiches  zu  seiner  Ver- 
fügung hatte,  so  gefiel  ihm  doch  nicht  dieses  Leben  unter  der  Erde 
und  er  sehnte  sich  in  die  Oberwelt  zurück.  Phaya  Nakh  (der 
Drachenkönig),  seinem  Wunsche  zu  willfahren,  erbaute  *)  für  ihn 
auf  dem  Khok  Talok  die  prachtvolle  Stadt  Nakhon  Tom,  die  damals 
Kamphuxa,  oder  die  aus  dem  Wasser  Geborene  genannt  wurde. 
Dort  herrschte  Phra  Thong  alsKönigunderhobNangNakh  zu  seiner 
Königin,  der  die  schon  mitgebrachten  Frauen  als  Concubinen  unter- 
geordnet waren.  Ihr  zäi*tlicher  Vater  pflegte  sie  täglich  zu  besuchen, 
sich  ihres  Glückes  und  seiner  herrlichen  Schöpfung  freuend.  Aber 
er  war  doch  immer  nur  ein  Drache,  ein  Gast  des  unheimlichen 
Schattenreiches,  und  die  Stadtbewohner  meinten,  dass  er  nicht  unter 
Menschen  Wohnungen  gehöre.  Selbst  die  eigene  Tochter,  sehend, 
dass  bei  ihres  Vaters  Besuchen  an  Markttagen  stets  viel  Leute  in 
Folge  seines  giftigen  Athems  starben ,  dachte  auf  Mittel ,  seine 
Besuche  zu  verhindern ,  und  zuletzt  eutschloss  sich  Phra  Thong, 
das  Bild  des  viergesichtigen  Brahma  vor  dem  Stadtthore  aufzu- 
richten. Als  Phaya  Nakh  am  nächsten  Tage  sorgenlos  und  selbst- 
vergnügt einhergewandelt  kam,  froh  der  Aussicht,  seine  Lieben 
zu  umarmen,  sah  er  vor  sich  das  Bild  seines  furchtbaren  Feindes, 
und  hatte  kaum  Zeit,  jählings  zurück  in  die  Unterwelt  zustürzen. 
Dort  haust  er  jetzt  und  wagt  nicht  mehr  den  Kopf  hervorzu- 
stecken, um  alles  das  Schöne,  was  er  da  droben  verfertigt,  zu 

*)  Für  König  Titidschi  erbauten  die  vier  Nagaradscha  die  Pagode  de» 
Odsmng  (Kasjapa)  aus  edelen  Stoffen  (s.  flbhmidt). 


396  Kambodia. 

betrachten;  aber  auf  seine  undankbaren  Kinder  schleuderte  er  den 
Fluch ,  dass  von  ihren  Nachkommen  nur  solche ,  die  mächtiges 
Verdienst  besässen,  fähig  sein  sollten,  in  der  von  ihm  gegründeten 
Stadt  zu  herrschen,  und  deshalb  ist  dieselbe  auch  so  vielfachen  Un- 
terbrechungen der  Dynastieen  ausgesetzt  gewesen.  Als  Gundicha, 
die  Gemahlin  des  Indra  Dyumna,  den  prachtvollen  Tempel  Gua- 
dichaMundal  gebaut  hatte,  betete  sie  zuJugunnath:  Oh  divinity, 
let  none  of  my  offspring  survive,  lestbecominginflatedwithpride, 
they  should  lay  claim  to  the  merit  of  having  built  the  temple  and 
say:  the  iniage  is  ours  (s.  Stirling). 

Als  Samdeit  Kamlong,  der  Sohn  des  Phra  Thong,  auf  dem 
Thron  folgte,  befahl  er,  damit  das  Ansehen  seines  Vaters  hoch- 
geachtet bliebe,  die  Zeichen  der  Schande,  mit  denen  er  in's  Land 
gekommen  war,  in  Ehrenzeichen  zu  verwandeln,  und  seitdem 
haben  die  Khamen  ihre  Haare  kurz,  ihre  Ohren  durchbohrt  und 
tragen  im  Munde  ein  Stück  Holz  zum  Zahnstocher,  um  damit  als 
Bürste  ihre  geschwärzten  Zähne  zu  reiben.  Diese  Sage  wurde 
mir  von  einem  Manne  des  Volkes  mitgetheilt,  aber  ein  Mönch, 
mit  dem  ich  später  darüber  sprach ,  wollte  die  Erwähnung  des 
Landes  Romavisei  in  dem  Mienphran  genannten  Buche  gefunden 
haben,  das  über  die  von  Mara,  dem  Gott  des  höchsten  Himmels, 
auf  Mahathen  Upakot  gemachten ,  aber  ohne  Erfolg  bleibenden 
Angrifte  handele.  Eine  andere  Erwähnung  findet  sich  in  Pa- 
thomma-Sompat.  Nach  Buddha's  Tode  stellte  Ajatusattru  über 
die  vergrabenen  Reliquien  ein  drehendes  Messerrad,  und  als 
Thammasokarat  später  die  Reliquien  herausnehmen  wollte,  konnte 
Niemand  nahe  kommen ,  da  die  Messer  des  Schwungrades  nach 
allen  Seiten  hinschlugen.  Zuletzt  wurde  eine  Gesandtschaft  an 
Chao  Myang  Rom  geschickt,  der  einen  Künstler  aus  Romavisei 
sandte,  und  dieser  drehte  die  Maschine  mit  einem  passenden 
Schlüssel  auf,  so  dass  sie  stillstand.  Auch  die  Schätze  Dhana 
Nanda's  oder  (nach  Hiuenthsang)  Nan  tho's  wurden  später  auf- 
gegraben. Verschieden  von  diesem  übermtithigen  König,  dem  es 
bei  den  Drachen  nicht  wohl  war,  erzählen  die  Malayen  (nach  de 
Couto)  von  einem  der  ihrigen,  dass  er,  nachdem  er  in  einem 
Glaskasten  den  Wasserkönig  besucht,  sich  dort  so  heimisch  ge- 


Der  Sagenkreiä  der  SteiDmonomente.  397 

■ 

fühlt,  dass  er  seine  Tochter  geheirathet,  und  weder  durch  die 
Klagen  seiner  auf  der  Oberwelt  zurückgelassenen  Wittwe ,  noch 
durch  die  Anstrengungen  seiner  Söhne,  die  auf  Delphinen  reitend 
ihn  suchten ,  zur  Rückkehr  bewogen  werden  konnte.  Nach  den 
Chinesen  war  Hoenhoei,  der  erste  König  Funam's,  der  die  einhei- 
mische Königin  heirathete,  gleichfalls  zur  See  ins  Land  gekommen. 

Während  in  der  obigen  Erzählung  das  Geschlecht  der  hoch- 
näsigen Menschen  den  armen  Drachen  nicht  unter  sich  leiden  will, 
wird  ihnen  in  einer  andern  Mythe  mit  gleicher  Münze  vergolten. 

Als  noch  die  weite  See  alles  das  Land  bedeckte,  was  jetzt 
Kambodia  ausmacht,  hob  sich  allmählich  aus  dem  Wasser  eine 
schmale  Erhöhung  hervor,  die  Insel  Khok  Talok  bildend.  Als 
Phaya  Nakh  merkte ,  dass  festes  Land  geworden  sei ,  pflegte  er 
an  schönen  Tagen  dorthin  zu  kommen"^),  um  seinen  feuchten 
Körper  in  der  Sonne  zu  trocknen.  Auch  Nang  Nakh,  seine 
Tochter,  zog  sich  in  einsamen  Stunden  dorthin  zurück  und  wurde 
einst  in  einer  solchen  von  Phra  Amarin  (Indra)  gefunden,  der 
vom  Himmel  gekommen  war,  sich  die  neu  entstehende  Erde  zu 
besehen.  Die  Frucht  ihrer  Liebe  war  ein  reizender  Knabe,  Phra 
Ketumalea  genannt,  und  Phra  In,  stolz  auf  seinen  Sprössling, 
nahm  ihn  mit  sich  in  seinen  himmlischen  Palast.  Der  Leib  des 
lieben  Jungen  duftete  wie  eine  Parfüm -Dose,  versicherle  mir 
mein  Berichterstatter,  aber  dennoch  rochen  die  Götter  heraus,  dass 
er  nur  ein  Mensch  sei,  also  etwa,  wie  in  unsern  Märchen  der 
Ogre  Menschenfleisch  riecht.  Wenn  der  Sohn  im  Gemache  seines 
königlichen  Vaters  spielte  und  einer  der  bedienenden  Götter  beim 
Hineintreten  ihn  bemerkte,  so  war  er  sicher  seine  Nase  zu 
rümpfen  und  zu  schnüffeln,  als  ob  etwas  passirt  wäre,  und  Phra  In, 
dem  die  Sache  zuletzt  peinlich  wurde ,  und  der  sich  seiner  zwei- 
felhaften Geburt,  die  nicht,  wie  in  Jamaica,  durch  Kafleetrinken  **) 
entschuldigt  werden   konnte,    schämte,    schickte   Phra   Ketu- 

*)  Nach  dem  Sattawecha  kommt  der  Raja  Naga  jeden  siebeuten  Tag  aus 
seinem  unterirdischen  Reiche  hervor,  um  auf  einem  hohen  Berge  anzubeten. 

**)  Doch  kannte  man  in  Ostindien  ähnliche  Ausfluchte ,  wie  aus  Viswanatba 
Panchanana's  Beispiel  über  Schlüsse  hervorgeht,  wenn  z.  B.  die  Schwärze  von 
Mittra's  Sohn  ihrem  Essen  schlechter  Geuiiine  zu^escbriebeu  würde. 


398  Kainbodia. 

malea  wieder  auf  die  Erde  *)  hinab  mit  sieben  Priestern ,  sieben 
£deln  und  sieben  Brahmanen  und  ausserdem  mit  Phra  Pitsanu- 
kam  (Visvacarma),  um  für  ihn  die  Stadt  Inthapataburi  zu  erbauen, 
wie  in  Kaschmir  Visvacarma  und  Maya  als  Architecten  der  Stadt 
Pravarasena  genannt  werden.  Die  Kischi  zerfallen  in  Devar- 
shajas  (Götterseher),  Brahmashajas  (Brahmanenseher)  und  Ragar- 
shajas  (Königsseher),  und  von  den  ersten  entsprangen  die  Pitris, 
die  als  Patriarchen  verehrt  werden ,  bemerkt  Benfey. 

Unter  der  Regierung  Pathummasurivong's,  der  seinem  Va- 
ter auf  dem  Thron  folgte,  begannen  die  in  dem  Gebirge  zerstreut 
lebenden  Stämme  sich  um  die  Stadt  zu  versammeln,  und  die  ver- 
schiedenen Theile  der  Erde,  wie  sie  nach  und  nach  mit  dem  Zu- 
rücktreten des  Meeres  trocken  wurden,  zu  besiedeln.  Dieses 
Trockenlegen  **)  des  Landes  wird  gleichfalls  Phaya  Nakh  zuge- 
schrieben, indem  derselbe,  nachdem  Pathummasurivong  (der 
Sonnenspross  des  Lotus)  die  Prinzessin  geheirathet,  das  Wasser 
aufgesogen,  damit  Phra  In  festen  Fuss  linde,  wo  Phitsanukan 
die  Stadt  nach  dem  himmlischen  Modell  erbauen  könne.  Der 
chinesische  Gesandte  (bei  R^musat)  hörte  noch  die  Mythe,  qu'an- 
ciennement  il  yavaitdans  la  tout*  du  palais  une  f(^e  sous  la  forme 
d'uu  serpent  a  ueuf  totes,  laquelle  ^tait  la  proteetrice  du  royaume, 
die  sich  jede  Nacht  zeige,  oder,  wenn  sie  nicht  erscheine  (die 
weisse  Frau  travestirend) ,  den  bevorstehenden  Tod  des  Königs 
anzeige.  Der  Zauberer  Wolkow  regierte  als  König  in  dem  präch- 
tigen Palaste  der  Stadt  Slawensk ,  während  er  gleichzeitig  als 
gefrässiger  Crocodildrache  im  Flusse  lebte. 

Phra  Thong  wurde  in  einer  anderen  Erzählung  der  Sohn  des 
Königs  der  Khamen  dorn  (alte  Khamen)  in  der  Stadt  Khoverat 
genannt,  der,  nachdem  er  Nang  Nakh  (Neak)  geheirathet,  im  Lande 
der  Xong  die  Stadt  Tom  gebaut,  wo  die  mit  ihm  sich  niederlassen- 
den Khamen  durch  Mischung  die  Khamen  Xong  gebildet.  Neak 
heisst  im  Kambodischen  auch  Otter ,  welches  die  Seen  üdong's 

*)  Nach  der  Legende  in  Mandavi  (bei  Postans)  wirft  Indra  ans  Eifersucht 
seinen  Sohn  Vikram  in  der  Gestalt  eines  Esels  auf  die  Erde  hinab. 

**)  Als  Djyotirnpa  Svayambhu  in  dem  Lotus  des  Sees  Nagavasa  erschienen 
war,  zerhieb  Mandjusri  den  Berg,  um  den  Wassern  einen  Ausflnse  lu  geben. 


Der  Sagenkreis  der  Steinmonamente.  399 

füllende  Thier,  gleich  dem  Biber,  bei  den  Indianern  dieselbe  Bedeu- 
tung des  Erdgeborenen  oder  Erstgeborenen  hat,  wie  die  Schlange 
sonst  in  Indien.  Nach  nordischer  Dichtersprache  heisst  das  Gold, 
womitdieAsen  ihreBlutschuld  abkauften,  das  Ottersgeld  undFafner 
bewacht  es  in  Schlangengestalt.  Im  Mahabharata  heirathete  Pa- 
rikschit ,  der  König  Ayuthia's,  die  Susobhana ,  die  Tochter  des 
Froschkönigs  Ayu  im  See  seines  Palastes.  Nach  der  Sage  der 
Oraou  stammte  die  Nägavanga  -  Dynastie  in  Chotia  von  einem 
durch  eine  Schlange  (Naga)  beschützten  Knaben  ab,  den  ein 
Brahmane  am  Ufer  eines  Teiches  fand.  Als  in  Magadha  das  Volk 
die  Vatermörder  verjagte  und  die  Residenz  von  Benares  nach 
Rayagriha  verlegt  wurde,  trat  an  die  Stelle  Nagadasaka's  der  wie 
Erichthonius  bei  der  Geburt  von  einer  Schlange  beschützte  Kö- 
nig ^'igunaga,  Sohn  einer  Tänzerin  mit  dem  Fürsten  der  Likhavi 
in  Vaigali.  Windischmann  setzt  Nahash ,  als  Schlange  des  Para- 
dieses, mit  Nahousha  in  Beziehung.  In  älteren  Geschichts- 
büchern findet  sich  Neak  oder  Nak  als  königlicher  Titel,  und 
nach  Uodgson  werden  die  Priester  derKiranti,  die  die  Manen 
(Samkha)  der  Vorfahren  mit  Opfergaben  versöhnen,  Nak-Chong 
genannt.  Der  Tanz  der  sechs  Naga's  (in  demSutra  der  42  Sätze) 
erinnert  Schiefner  au  die  Wassergeister  der  germanischen  Mytho- 
logie und,  fügt  er  hinzu:  „Selbst  der  Name  (Näk),  den  dieselben 
noch  jetzt  in  Schweden  führen,  scheint  in  einer  Verwandtschaft  der 
indischen  und  germanischen  Mythologie  seinen  Grund  zuhaben.*" 

Nicht  nur  zur  See ,  sondern  auch  zu  Lande  soll  der  fremde 
Gründer  angelangt  sein. 

Der  Chao  Pamah  (nach  den  Siamesen)  oder  der  Sadeik  Pu- 
meah  (nach  den  Kambodiern),  d.  h.  der  König  von  Birma,  zürnte 
seinem  Sohne ,  der  Arac  trank ,  Thiere  auf  der  Jagd  tödtete  und 
in  anderer  Weise  das  Gesetz  Buddha's  verletzte.  In  die  Verban- 
nung geschickt,  zog  er  mit  seinen  Anhängern  durch  Siam  nach 
Kambodia  und  fand  das  Land  in  den  Händen  der  Dscham,  deren 
König  in  Barai  residirte,  eine  jetzt  von  Brahmanen  bewohnte 
Stadt.  Die  Khamen,  die  mit  dem  Prinzen  von  Birma  gekommen 
waren ,  überwältigten  die  Dscham  und  siedelten  sich  in  Nakhon 
Tom  an,  wo  bei  der  Geburt  Pathummasurivong'slndra  den  Tempel 


400  KambodU. 

Nakhon  Vat  baute.  Der  Name  des  mythisehen  Königs  Keta- 
malea  wiederholt  in  kambodischer  Aussprache  den  Mali-Fluss, 
von  dem  die  zweite  oder,  nach  genaueren  Autoritäten,  alleinige 
Dynastie  Tagoung's  ihren  An&ng  nahm.  Den  verbannten  Prin- 
zen, der  Ceylon  besiedelte»  kennt  auch  De  Couto  als  Vigia  Baya, 
und  er  bringt  ihn  von  dem  Reyno  de  Ajota  (a  que  hoje  chamamos 
TanaQerim),  wo  sein  Vater  als  der  mächtigste  König  des  Orients 
herrschte  (500  a.  d.)»  porque  tinha  debaixo  do  seu  sceptro  todo  o 
que  jaz  da  ribeira  do  Gange  ate  Cochinehina  e  pelo  Sertao  atd 
quasi  40  gra6s  do  Norte. 

Als  Phra  In  bei  einer  seiner  Wanderungen  auf  Erden  ver- 
gessen hatte,  weibliche  Bedienung,  die  ihn  im  Himmel  stets 
umgab,  mitzunehmen,  und  sich  in  Folge  dessen  einsam  fühlte, 
traf  er  mit  Nang  Nakh  (wie  Herkules  mit  Echidna)  zusammen 
und  baute  für  seinen  Sohn  Ketumalea,  der  im  Himmel  nicht  ge- 
duldet wurde,  eine  königliche  Residenz.  Da  aber  Phra  Ketumalea 
in  Erinnerung  einer  himmlischen  Schönheit,  die  seine  Liebe  nicht 
erwiederte,  in  Wahnsiun  fiel,  sandte  Phra  In  zu  seiner  Heilung 
und  Zerstreuung  PhraAnon  und  Phra  Isuen  mit  vielen  Thevadas. 
Nach  seiner  Heilung  kam  auch  Maha  Phrohm  vom  Himmel  und 
weihte  sieben  Schiller  als  Phrahmana.  Diese,  die  Vorfahren  der 
kambodischen  Brahmanen ,  lebten  zusammen  mit  den  (buddhisti- 
schen) Priestern,  die  aus  den  Schülern  Phra  Anon's  hervoi^ngen 
und  in  Nakhon  Vat  wohnten.  Der  König  mit  seiner  Familie,  für 
welche  Phra  Isuen  die  Waffen  hütet,  bildete  die  dritte  Kaste. 
Nach  einer  siamesischen  Mythe  kamen  Suvanne  Haie  undSuvanne 
Malai ,  die  geflügelten  Töchter  des  auf  Khan  Krailat  (der  Berg 
der  drei  Gipfel  oder  Kailasa)  rosidirenden  Götterkönigs,  auf 
Erden  herab,  um  König  Sinthong  zu  rauben,  und  als  dieser  wieder 
aus  dem  Himmel  entfloh,  seine  Gemahlin,  deren  Sohn  später,  von 
den  Thevadas  begleitet,  auf  Erden  zurückkam,  um  seinen  Vater  zu 
suchen,  und  alle  Widersacher  mit  seinem  mächtigen  Bogen  schlug. 

Als  bei  der  Ankunft  Phra  Phutthakhosa's  mit  aller  Art  Alpha- 
beten König  Ketumalea  demselben  Nakhon  Vat  zum  Aufenthalt 
überlassen ,  zog  er  nach  Osten  und  baute  die  Stadt  Bengmalea. 
Phra  Ketumalea's  Mutter,  Nang  Thevadi,  war  dem  Könige  Prom- 


Der  Sagenkreis  der  Steinmonumente.  401 

ThevoDg,  der  in  Nakhon  Tom  herrschte,  vermählt,  aher  sein 
wirklicher  Vater  war  Phra  In ,  zu  galanten  Abenteuern  immer 
fertig,  wie  der  hellenische  Zeus.  Toutes  les  deux  constituent, 
mythiquement  parlant,  une  meme  femme,  bemerkt  Eckhaus  von 
den  beiden  Schwestern  der  brahmanischen  Legende  (im  Ästika- 
parva)  als  Vinata  und  Kapishi  oder  Kadrou  (m^re  d'un  peuple 
de  Kadraveyas,  de  deux  seq)ent8,  d'honimes  serpents).  Dans  la 
Separation  de  ses  deux  njitures  une  d'elles,  representant  Torigine 
Celeste,  est  de  nature  lumineuse ,  Tautre  d'origine  tcrrcstre  et  de 
nature  t^nebreuse,  la  Naga-Knnya,  est  la  fille  de  serpent.  In 
dem  Svayamvaraparva  (des  Mahabharata)  finden  sich  Schlangen 
im  Gefolge  der  Götter,  da  ausser  den  unterirdischen  andere  die 
Himmel  bewohnen.  Zu  den  33  Göttern  im  Devadüngsa  werden 
drei  Klassen  von  Göttern  gezählt,  als  8  Vasu,  11  Budra  und 
12  Aditja  mit  Pragapati  und  Indra  (nach  der  Vrihadaranjaka- 
Upanishad).  Moore  fUgt  an  ihrer  Stelle  die  beiden  Reiter  (A^vi- 
nau)  ein.  Die  Mongolen  unterscheiden  die  8  Götter  der  Güter 
(erkin  naimanedun  tengri),  die  11  fruchtbaren  Götter  (arbannigen 
dokshin  tengri),  die  12  Söhne  der  Sonne  (arban  chojar  naranu 
köbcgün)und  die  zwei  jungen  Götter  (chojar  salagho  tengri)  unter 
Chormusda. 

In  weiter  Ferne,  nordöstlich  von  demThalesab,  dem  grossen 
See  Kambodia's,  liegt  das  Reich  Khomeratta  oder  das  Land  der 
Ix)tosblumen  (Khoma  oder  Dok  bua).  Die  Bewohner  desselben 
trugen  Gewänder,  die  aus  dem  Ausspreizen  der  breiten  Lotos- 
blätter  verfertigt  waren,  indem  sie  die  jetzt  verlorene  Kunst  ver- 
standen, aus  den  Fibern  der  Lo tospflanze  Zeuge  zu  weben  (während 
die  feinen  Stoffe  Manilla's  aus  denen  der  Ananas  bereitet  werden). 
Kambala  bezeichnet  im  Sanscrit  den  Namen  eines  aus  Pflanzen  wolle 
oderLotos  bereiteten  Zeuges  und  zugleich  den  Namen  eines  Naga. 
Wie  Virgil  spricht  auch  Plinius  von  den  feinen  Geweben,  die  die 
Frauen  der  Serer  aus  den  Blättern  eines  Baumes  verfertigten. 
Am  Indus  sah  Apollonius  Sandalen  aus  den  Fasern  des  Byssus 
getragen  und  die  Vornehmen  waren  in  Byssus  gekleidet,  der 
ihnen  auf  den  Bäumen  wuchs.  Nach  Ilerodot  benutzten  die 
Indier  die  auf  wilden  Bäumen  wachsenden  Vliesse   zur  Tuch- 

Jt^n  ti.ii),  OBtiisiun.   I.  2G 


402  Kambodia. 

Verfertigung,  und  Dionysius  beschreibt  ein  Gewebe,  feiner  als 
das  der  Spinne,  das  von  den  Indiem  aus  Blumen  zusammen- 
gekämmt und  versponnen  wurde. 

Ein  Prinz,  dieses  Königreichs  Khomerat  oder  Khumerat, 
dessen  stolzer  und  hochfahrender  Sinn  sich  nicht  länger  dem 
Joche  väterlichen  Gehorsams  fügen  konnte,  wanderte  mit  seinen 
Vasallen  aus  und  brachte  dieses  Volk  der  Khom  oder  Khamen 
nach  dem  Lande  Kamphuxa,  wo  sie  die  Samreh  der  Linchiberge 
als  Eingeborne  antrafen  und  diese  unter  dem  fremden  Ftirsten- 
geschlechte  in  Nakhon  Tom  ansiedelten. 

Die  nördlichen  Khamen  von  Siemrab,  aus  ihrem  Lande  ver- 
trieben ,  liessen  sich  unter  den  Dscham  im  südlichen  Kambodia 
nieder. 

In  dem  nördlichen  Udannakero*),  an  den  Grenzen  China's, 
lag  die  ursprüngliche  Heimath,  aus  der  die  alten  Khamen  (Khamen 
döm  oder  Khamen  boran)  nach  dem  jetzigen  Kambodia  gekommen 
sind.  Dort  regierte,  als  weit  berühmter  König,  Phrabat  Kavero, 
und  der  Sohn  desselben,  Phrabat  Songkaya,  zog  mit  vielen  Be- 
gleitern nach  dem  Süden.  Sie  fanden  die  Länder  von  den  Xong 
bewohnt  und,  indem  sie  sich  unter  ihnen  niederliessen ,  entstand 
die  Rage  der  Khamen -Khom.  Sie  gründeten  die  Stadt  Kam 
oder  Inthapat,  die  bei  den  Karabodiem  Nakhon  Tom  (die  grosse 
Stadt)  oder  bei  den  Siamesen  Nakhon  Luang  (die  königliche 
Stadt)  heisst,  und  von  ilir  wurde  das  Land  Kam-Phuxa  genannt,, 
als  durch  das  edle  Geschlecht  (Phuxa)  der  Kam  bevölkert.  Dort 
regierten  1700  Könige,  die  Nachfolger  des  Phrabat  Songkaya, 
bis  das  Geschlecht  ausstarb  mit  dem  letzten  derselben,  einem 


*)  Nach  Lassen  war  Harivarsha  mit  den  Uttara  Kurus  früher  ein  wirklich 
historisches  Land ,  das  erst  später  unter  die  mythischen  Dwipas  gestellt  wnrdt* 
und  schon  von  Ptolemfius  als  Ottorokorra  in  Kashgar  (als  Theil  von  Serica)  er- 
wähnt wird.  Nach  dem  Vansavali  konnte  in  dem  von  Atih  deo  in  Utra  Khnnd 
gebauten  Tempel  des  Ullah  Nath  die  Musik  des  himmlischen  Chors  an  Indra'« 
Hofe  gehört  werden.  Die  Ostia  fluminin  Octogorrae,  ex  quo  Oceanus  Sericos  ap- 
pellatur,  finden  sich  bei  Paulus  Orosius.  Sudlich  von  Scythia  bis  zum  Indus  ood 
Ganges  setzt  Ammianus  Marcellinus  dieMontes  Anriva  et  Nazavicam  et  Asmira  et 
Emodon  et  Opurocorra. 


Der  Sagenkreis  der  Steinmonumente.  403 

Aussätzigen,  der  durch  einen  in  den  magischen  Operationen  be- 
gangenen Fehler  starb,  als  er  in  der  Xub  (Intingere  im  Siamesi- 
schen) genannten  Ceremonie  geheilt  werden  sollte,  ein  ähnlicher 
Verjüngungsprocess,  wieerdemPelias  im  Hexenkessel  zugedacht 
war.  In  dieser  Königsreihe  wird  Ketumalea  akSohn  desDevong- 
Otcha  aufgeführt,  was  ihn  wieder  zum  Sohne  des  den  Donnerkeil 
führenden  Indra  macht.  Ein  anderer  der  Könige ,  Tasok-Paem, 
wird  der  Vorfahre  des  Seitenzweiges  genannt,  der  jetzt  auf  dem 
Throne  des  untern  Kambodia  sitzt.  Nach  dem  Erlöschen  des 
alten  Stammes  wurde  vom  Volke  der  verdieustvolle  Baksoh 
Chamkrong  erwählt,  der  bei  dem  Tode  Takekih's,  des  Uparats 
oder  zweiten  Königs,  das  Denkmal  zu  Lalai  baute  und  dem  sein 
Sohn  Chao  Hatsarath  auf  dem  Throne  folgte.  Das  indische 
Indraprastha  (oder  Inthapat),  die  Hauptstadt  des  Yudhishthira, 
gehörte  zu  den  fünf  Pats  oder  Prasthas ,  die  von  Duryodha  ab- 
zutreten verlangt  wurden,  und  Cunningham  übersetzt  es  the  piain 
of  Indra.  Auf  die  Dynastie  derGautamas  folgte  die  derMayuras, 
bis  der  letzte  König  (Raja-päla)  durch  den  Raja  von  Kumaon 
(Sakäditya  oder  Herr  der  Sakas)  getödtet  wurde,  von  dessen 
Besiegung  Vikramaditya  den  Titel  Sakari  erhielt. 

In  beliebter  Weise  auf  indischen  Ursprung  zurückgehend, 
findet  sich  gesagt ,  dass  die  Khamen  ursprünglicli  in  Myang  In- 
thapat lebten,  einer  zu  denSolot-Nakhon  gehörigen  Stadt,  von  wo 
der  König  einen  seiner  Söhne  zur  Besiedeluug  neuer  Länder 
aussandte,  und  dass  dieser,  nachdem  er  Nang  Nakh  geheirathet, 
die  nach  seiner  Heimath  Inthapataburi  genannte  Stadt  für  sich 
gebaut  habe. 

Als  der  Chao  Khamen  (der  König  der  Kambodier)  den 
Tempel  vonNakhonVat  restaurirt  hatte,  schickte  er  an  den  König 
von  Baranasi  (Benares)  und  bat  um  Brahmanen ,  die  er  in  Banon 
ansiedelte,  wo  sie  über  das  Augurium  des  Landes  wachen  sollten. 
Die  unter  Pathummasurivong  zur  See  angelangten  Brahmanen  aus 
Myang  Hindu  hatten  den  Ramakhicn  (Ramayana)  mitgebracht 
und  übersetzten  ihn  erst  in  das  Kambodische  und  dann  in  das 
Siamesische.  Zu  ihnen  gehörte  Phaya  Krek,  der  nach  dem  Ver- 
falle Nakhon  Vafs  die  neue  Residenz  Patentaphrohm  oder  die 

26* 


404  KambodUi. 

Festung  des  Ta-Phrohm  (Grossvater  Phrohm  oder  Brahma)  er- 
baute und  der,  ehe  er  König  wurde,  Tit-Phrohm  (Ditsa)  hiess. 

Der  König  Chao  KirUen  oder  Sadeit  Kon]h)n ,  der  Sohn  de« 
mächtigen  Königs  Song  Kaya,  der  durch  seine  hohen  Verdienste 
(phu  mi  bun  oder  lub  meang  bon)  glanzvoll  in  Nakhon  Tom 
herrschte,  wurde  vom  Aussatz  befallen,  da  der  durch  das  Aus- 
bleiben des  Tributes  erbitterte  PhayaNakh*)  im  Kampfe  mit  ihm 


•)  Von  den  Maharadjas  (Grosskönigen)  auf  dorn  Snmcm  beschützt  Virn- 
pakcha  (Rruiij?  der  Nagas)  den  Westen ,  Vai^varana  (König  der  Yakeha»)  den 
Norden ,  Dhritaraehtra  (König  der  Gandlhirvas)  den  Osten ,  Vimtaka  (König  der 
Mnhoragas)  den  Süden  (nacli  lamaiseher  Mythologie).  Als  die  Buddhisten  in 
Kaschmir  aus  Hass  gegen  die  Shastras  den  Cultus  der  Nila-purana  ah»chafllpn, 
wurde  das  Land  von  d(^n  erzürnten  Nagas  in  Schnee  begraben .  crzühlt  Kalhana. 
Nach  Abufazl  wurden  an  sieben  Orten  in  Kaschmir  Schlangen  verehrt,  und  im 
Radjat'irangini  wird  die  Aufrichtung  von  Karkote^as  oder  Schlaugenherren  be- 
sproclien.  Mit  den  andern  Göttern  wird  im  Rudhiradyaya  (des  Kaliha-purana) 
auch  Sarpa-Radja  (der  Schlaugenkönig)  ang«Tufen ,  indem  d«T  Priester  die  Man- 
tr.'us  über  dem  Magen  des  Schlaclitopfers  spricht.  Nach  dem  Foe-kue-ki  gehören 
die  Mahoragas  (Grossschlangen),  Kinuaras,  Garudas,  Asuras ,  Gandharvas,  Yak- 
clias,  Nagas  und  Dcvjis  zu  den  acht  Klassen  übcmrdischer  Wesen.  Manu  be- 
richtet y  dass  die  Naga-^  von  den  Maharchis  (grossen  Heiligen  oder  Rishi)  und  den 
Pradjapatis  (Il<Tren  der  Wesen)  geschaffen  wurden ,  zusammt  mit  den  Yakchns, 
Rakchasas,  Pisatchas  (Vampiren^,  Gandhaj'vas,  Apsaras,  Asuras,  Sarpas 
(Schlangen) ,  Suparnas  (Vögel)  und  den  Pitris  (oder  göttlichen  Ahnen).  Unter 
den  vielköpfigen  Schlangenkindern  der  Surasa  und  Kadru  (Töchter  des  Dakcha) 
nehmen  S^cha ,  Vasukri  und  Tacliaka  den  ersten  Rang  ein.  Als  der  Zauberer 
aus  iJravida  die  Wasser  des  Sees  mit  magischen  Pfeilen  zertheilt,  sieht  (nach  dem 
Radjatarangini)  König  Djayapida  auf  dem  Grunde  den  von  seiner  Familie  um- 
gebenen Naga  in  Schlangcnform  mit  menschlichem  Gesicht.  Die  von  Juwelen 
glanzenden  Götter  df^s  siebenten  Manvantira  sind  neben  denViswas.  Rndras, 
Maruts ,  Adityas ,  Ayvinis  die  Sadhyas ,  unter  denen  die  Nagas  genannt  werden. 
Um  die  Zahl  der  11  Rudras  zu  completireu,  muss  (nach  der  Linga-purana) 
der  Name  Abi  vradhna  in  AI»  (Schiauge  oder  Sonne)  und  Vradhna  (Sonne)  zerlegt 
werden.  Als  Volk  bilden  die  „nackten*'  Naga  die  Bewohner  d<»r  Berge  (Näga), 
entsprossen  von  der  Schlange  (Naga),  die  das  Totem  der  Schlangcnindianer 
bildet,  wie  sie  auch  auf  dem  Banner  eines  Aztekenstammes  getragen  wurde.  La 
montagne  est  Na-gah,  celle  qui  ne  marche  pas ,  d'oü  Nagah  le  serpent ,  Phabitant 
de  la  montagne  (Eckhaus).  Aus  Furcht  vor  Tarkchya  flüchteten  die  Nagas  (die 
auch  im  alten  Aeg>T)ten  von  den  Vögeln  verfolgt  wurden)  nach  Kaschmir ,  wo  sie 
unter  ihren  Häuptlingen  Sangka  und  Padnia  lebten.     Von  Nimmbha,  König  der 


Der  Sagenkreis  der  Stehimoniiinente.  405 

neinen  giftigen  Speichel  auf  seinen  Körper  gespritzt  hatte,  und 
starb,  weil  er  die  vorgeschlagene  Heiluugsmethode  eines  von 
Himavvun  gekommenen  Eremiten  (Rüsi)  nicht  annehmen  wollte, 
obwohl  derselbe  eine  ebenso  gute  Probe  mit  einem  Hunde  ge- 
macht hjitte,  wie  Medea  mit  einem  Widder. 

Da  Nakhon  Vat  durch  Ketsamalea  an  Phutthakosa  über- 
geben und  die  Macht  Pathummasurivong's  durch  die  gleichzeitige 
Geburt  Phra  Ruang's  in  Siam  paralysirt  war,  erbaute  der  König, 


Asuras,  wurde  ihr  Feind Gariida  gefangen.  Nachdem  Vi^chnu-purana  verkörpert 
sich  Viächnu  ala  Piirukut^a  (Sohn  des  Manth:idu) ,  um  die  Nagas  gegen  die  Gan- 
dharvas  zu  schützen.  Gandarioi  werden  von  Herodot  (neben  den  Pardoi,  Choras- 
mioi ,  Sogdoi  und  Dadicai)  in  der  Armee  den  Xerxes  erwähnt  und  Troyer  findet 
sie  in  dem  Namen  der  Goryandis ,  aus  deren  Lande  Deriades  (Duryodhana)  und 
Morrlieus  (Maha-radja)  Hülfstruppcn  gegen  Haechus  zogen .  Unter  den  56  Stammen 
der  Yadavas  werden  die  Nagas  (Takchas  oder  Schlangen) ,  die  Asva  (Haya  oder 
Pferde)  und  die  C^^a^a  (Hasen)  genannt.  Als  die  Nagas  sich  bussfertig  zeigen, 
wird  das  Opfer  des  Djanamedjaya  unterbrochen.  Nach  Wilford  existiren  die  im 
Vrihatkatha  an  der  Vitasta  genannten  Takcha^ila  dort  noch  unter  dem  Namen 
Syalas  oder  Schlangen  (mit  Jehung  syal  als  Ilnuptstadt).  Desireux  de  son  bic>n< 
^tre  pour  se  rassurer  contre  Garuda ,  le  formidable  ennenii  des  serpens,  Serha 
quitta  son  ancien  bien-etre,  en  faiaant  de  son  corps  un  lit  pour  servir  k  Vishuu, 
renneroidesAsuras,  mais  la  penible  tache  de  sup.  orter  le  fardeau  de  la  terre,  qui 
n*a  point  des  bornes,  lui  fut  impos^e  par  cc  dien ,  qui  connaissait  en  lui  la  force 
de  supporter  la  fatigue  (Troyer).  Le  vrai  genie  de  l'oeuf  du  monde,  le  grand 
serpent  solaire,  qui  l'enveloppe  et  qui  a  Ini-meme  la  forme  de  l'oeuf,  est  le  Dhrita- 
rashtra,  le  grand  serpent,  roi  du  paysdesTakshakas.  Issus  d'une  fusion  desAryas 
guerriers  avec  la  ra^e  des  Cephönes ,  les  Takshakas  sont  des  alliös  des  Madr**»  et 
des  Kauravas ,  Aryas  purs ,  mais  qui  adorent  les  dieux  shivaites ,  fruits  d'un  me- 
lange  de  doctrines.  De  la  vieut  que  les  Kauravas  placent  le  Dhrita-rashtrah  au 
rang  de  leurs  ancetres.  Martt-anda  ou  le  solcil  des  vivants ,  ^clos  du  Mrit  andah 
ou  de  Toeuf  roort,  est  ainsi  leur  primitif  Dhartta-rashtrah,  fils  de  Taveugle  Dhrita- 
nishtrah.'  Die  heilige  Schlange  des  Protrimpos  galt  den  Preussen  für  unsterb- 
lich, da  sie  sieh  mit  jeder  Uäutung  verjungte.  Jormnngard,  die  grosse  Midgard- 
Schlange ,  wuchs ,  von  den  Äsen  ins  Weltmeer  geschleudert ,  zu  der  Grösse  der 
Ananda  aus.  Gleich  Apollo,  dem  Pythonbesieger,  zertrat  Krischna  den  Kopf  der 
tausendköpflgeu  Kalinak  und  Bacchus  schüttete  in  Libyen  einen  Hügel  auf  den 
Lindwurm  der  Campe,  wie  der  Buddha  Gaya*s  über  dem  riesigen  Leib  des  Asuren 
steht.  Für  Quetzaleoatl ,  die  grüngefiederte  Schlange ,  wurde  die  Pyramide 
Cholula's  errichtet.  In  Schlangengestalt  führte  Ophion  das  Heer  der  iigyptischeo 
Götter. 


406  Kambodia. 

der  bei  den  JSiamesen  Phaya  Kiek  und  l)ei  den  Kambodiern  Ta- 
Phrobm  heisst,  die  neue  Residenz  Patentaphrohm  und  daneben 
den  Tempel  Plira  Keoh ,  wo  das  g:rüne  Buddhabild  (der  Phra 
Keoh)  verehrt  wurde.  Das  weisse  Bild  des  Phra  Kho,  das  bei 
der  Ankunft  Phutthakosa's  mit  1000  Arahan  verfertigt  war, 
stand  im  Tempel  Ban^kong,  wurde  aber  von  den  Siamesen 
geraubt  und  später  nach  Angva  (Ava)  weggeführt,  wo  man  es  in 
Stücken  brach ,  um  das  in  seinem  I^ibe  eingeschlossene  Queck- 
silber zil  erhalten,  wodurch  dieser  Stiergott  laufen  konnte. 

Als  der  Nakkharat  (der  Naga- König)  Phaya -Phuxong  die 
Stadt  NakhouTom  für  seine  Tochter  erbaut  hatte,  vermählte  er  sie 
mit  einem  Gatten  aus  dem  Menschengeschlecht,  Photisat  genannt. 
Die  Stiidt  wurde  volkreich  und  blühend  und  litt  nur  unter  den 
täglichen  Besuchen  des  Gründers,  der  durch  seine  giftige  Aus- 
dünstung stets  viele  Menschen  tödtete.  Als  der  König  mit  seinen 
Ministern  über  ein  Mittel  zur  Aushülfe  berieth,  gab  ihnen  die 
Drachenprinzessin,  die  ihres  Vaters  Aversion  kannte,  den  Wink, 
das  Bildniss  eines  Kputh(Garud{i)  aufzustellen,  und  als  der  Naga 
beim  Zurückkommen  denselben  erblickte,  fiel  er  nieder  und  starb. 
Nakkharat  oder  Neakhereik  würde  ausser  seiner  Pali-Bedeutung 
als  Dracheukönig  im  Kambodischen  auch  das  bezeichnen,  was 
die  Engländer  ^the  little  folks"  nennen,  etwa  König  der  Gnonie 
oder  Elfen.  Die  drachenfüssigen  Giganten  der  Griechen  waren 
aus  den  Gäa  befruchtenden  Blutstropfen  des  Uranos  entstanden. 
Die  Cochinchinesen  geben  den  kambodischen  Königen  den 
Titel  Ncac  (Nakh  ,  was  ebenso  wie  das  auch  im  alten  Siamesi- 
schen gebräuchliche  Ong  Pronom  und  Ehrenbezeichnung  ist. 
Nak  markirt  im  Siamesischen  die  Auszeichnung  in  Etwas,  wie 
Nak  Sith  (ein  in  Vollkommenheit  Ausgezeichneter)  einen  Priester 
meint  und  Nak  Prath  einen  Gelehrten  oder  Doctor.  Dieses  Nak 
hängt  mit  Naya  zusammen ,  wie  Nahk  mit  Naga.  Nay  meint  im 
Birmanischen  die  Sonne,  im  Siamesischen  einen  Herrn. 

Als  durch  die  Ueberraacht  feindlicher  Gewalten  Zerstörung 
über  die  königliche  Stadt  Inthapata  hereingebrochen  war,  floh 
eine  Prinzessin,  die  einzig  Ucberlebende  ihres  Stammes,  von  der 
Stätte  hinweg,   wo  ihre  gekrönten  Eltern  als  Lieichen  lagen. 


Der  Sagenkreis  der  Steinmonnmente.  407 

Längs  des  Weges,  den  sie  wanderte,  streute  sie  duftenden  Reis 
aus  und  die  in  den  wüsten  Wäldern  hausenden  Däraone,  die  Phi- 
Phisat,  kamen,  angezogen  durch  den  süssen  Geruch,  herbei- 
gelaufen, um  von  solch  lieblichem  Reis  zu  essen.  Die  Prinzessin 
aber  knüpfte  ihre  Erlaubni^s  an  die  Bedingung,  dass  sie  erst 
eine  würdige  Residenz  für  ihren  Aufenthalt  erbauten,  und  nannte 
die  neu  gegründete  Stadt  Inthapataburi.  Während  sie  dort  als 
Königin  herrschte,  wurde  sie  von  ihrem  altern  Bruder  erblickt, 
der,  unter  einem  Trümmerhaufen  verkrochen,  nachträglich  auch 
aus  der  Zerstörung  seiner  Vaterstadt  gerettet  war  und  nach  dem 
Abzug  der  Feinde  den  Thron  wieder  aufgerichtet  hatte.  Er  war 
jetzt  auf  der  Wanderung,  um  eine  seiner  würdige  Königin  zur 
Genossin  zu  finden ,  und  wurde  geblendet  durch  die  Schönheit 
seiner  Schwester,  die  er  nicht  erkannte.  Auch  sie  erwiederte 
aus  Wahlverwandtschaft  seine  Neigung,  aber  der  geschlossene 
Ehebund  blieb  kinderlos  und  bei  ihrem  Tode  wurde  ein  Grosser 
aus  edlem  Geschlecht  auf  den  Thron  erhoben,  von  dem  die 
folgende  Königsdynastie  sich  ableitete,  wahrscheinlich  um  die 
später  getadelten  Verwandtschaftsheirathen,  wie  sie  noch  in 
Birma  gelten,  vergessen  zu  machen. 

Lange  nachdem  Phra-Nirat,  der  Photisat  oder  Bodhisatva, 
dessen  Geschichte  in  den  Beschreibungen  von  Buddha's  früheren 
Existenzen  zu  finden  ist,  in  Kambodia  geherrscht  hatte ,  wurde 
dieses  Land  durch  die  Khek  Cham  (der  ausländische  Stamm  der 
Dsiampa)  eingenommen.  Während  sie  dort  walteten ,  als  ob  es 
ihr  Eigenthum  wäre,  langte  unter  ihnen  mit  1,100,000  Begleitern 
ein  aus  seinem  nördlichen  Reiche  durch  Unglücksfalle  ver- 
triebener König  an,  der  Chao  Khamen,  der  ihre  Rechte  zu  dem 
Besitz  bestritt.  Man  haderte  und  zankte,  aber  alles  Disputiren 
führte  zu  keinem  Resultat.  Da,  durch  einen  Traum  erleuchtet, 
berief  der  König  eines  Tages  eine  neue  Versammlung  beider 
Völker  und  erbot  sich ,  unleugbare  Beweise  beizubringen ,  dass 
der  Grund  und  Boden  seinen  Vorfahren  gehörig  gewesen.  „Das 
Insignium  unserer  Königswürde,"  sagte  er,  „ist  ein  goldener 
Schirm,  und  zwar  ein  solcher  Schirm,  der  sich  durch  einen 
geheimnissvollen    Mechanismus    öfifnen    und    schliessen    lässt. 


.|(),s  Raiulxulia 

Wenn  ihr  liier  an  dieser  Stelle  in  der  Erde  naehgraht,  werdet 
ihr  einen  derartigen  Öchinn  finden.  Das  uiuss  entscheiden, 
denn  wie  würde  ein  harbarisehes  Volk,  wie  ihr  Cham,  eine  so 
wunderbare  Kunst  erfunden  haben?**  Der  Herr  (Chao)  Khauieu 
hatte  es  wahrscheinlich  durch  seine  Nachbarschaft  zu  den  kunst- 
fertigen Chinesen  gelernt,  und  die  entlegeneren  Völker  gebrauchen 
in  der  That  häutig  unbewegliche  »Schinne,  wenn  sie  dieselben 
nicht  noch  einfacher  durch  ein  am  Zweige  festgewachsenes  Blatt 
ersetzen.  Doch  genug.  Die  Probe  wurde  angestellt,  das  Wunder- 
werk des  Schirmes  gefunden,  und  die  beti  übten  Cham  zogen  wie 
begossene  Hunde  ab.  Da  ein  solcher  Schirm  (Xatr)  nun  ein 
Schirm  mit  Spitzen  (Kampul  oder  Kampu)  im  Kambodisehen  hiesse, 
80  sei  daher  das  Wort  Kamphuxatr  oder  Kamphuxa  entnommen. 
Gewöhnlich  wird  es  erklärt  als  geboren  (xa  oder  Geschlecht)  aus 
dem  Wasser  (amphu  oder  ap)  oder  auch  aus Kamma  (Handlung)  und 
phuxa  (adlige  Herkunft)  und  ausserdem  wird  noch  mannigfaltig 
andere  Auswahl  geboten.  Im  Annamitischeu  heisst  Am-phu  die 
Unterwelt  (infernus),  quia  locus  ille  est  tenebro8Us(nachRhodes). 
Von  dort  kommen  die  abgeschiedenen  Seelen  zur  jährlichen 
Fütterung  zurück  und  werden  von  dem  Volke  an  einem  andern 
Tage  fetirt,  als  vi»n  den  Mandarinen,  damit  nicht  die  Verwandten 
der  Letztern  den  Ihrigen  die  Geschenke  zum  Tragen  geben 
möchten.  Unterirdisch  ist  auch  das  Pat^ila  oder  Bandau,  als 
Schlaugenreich.  Während  Alexander  M.  mit  den  sich  in  ihren 
Städten  verbrennenden  ßrahmanen  und  den  Xatroi  kämpfte,  be- 
stätigte er  den  König  von  Patala  in  seinem  I^nde. 

Nachdem  durch  Hülfe  dieses  Zeichens  der  Chao  Khameu 
sich  auf  dem  Throne  niedergelassen  hatte,  folgte  ihm  eine  lange 
Reihe  von  Nachfolgern,  die  in  Nakhon  Tom  regierten.  Der 
Letzte  wurde  als  Gefangener  nach  Siam  fortgeführt,  als  Phra 
Hamesuen,  der  Sohn  Chakraphan's  (Bruder  des  Raxathirat),  der 
in  Krung  (Ayuthia)  regierte,  die  Stadt  Nakhon  Tom  zerstörte. 
Der  Krbprinz,  der  damals  als  Uparat  fungirte,  floh  zu  den  Juen 
(Cochinchinesen)  und  befestigte  sich  mit  ihrer  Hülfe  in  Boribun, 
wo  noch  sein  Sohn  und  Enkel  regierte.  Durch  inneru  Zwist,  den 
weibliche  Bänke  veranlasst   hatten,   ging  die  Stadt   später  zu 


k. 


Der  Sagonkreis  der  StpinnionnmeDte.  409 

Grunde,  und  dann  erbaute  Phra  Cheychessada  die  Stadt  l^awek. 
In  der  Mythengeschichte  des  spätem  Kambodia  ist  dieser  auch 
den  sichern  Chroniken  nicht  fremde  Name  besonders  berühmt. 

Hiernach  hat  das  mit  der  Auswanderung  der  übrigen  Thay 
aus  Khamti  gleichzeitig  in  Kambodia  etablirte  Königsgeschlecht 
bis  zur  siamesischen  Eroberung  regiert,  während  es  von  seinen 
mythischen  Vorgängern  durch  eine  temporäre  Besetzung  des 
Landes  durch  die  Dsiampa  getrennt  scheint. 

Vier  Mak  oder  Verdienstvolle  (Khon  mi  bun)  sind  in  der 
Welt  bei  Namen  bekannt.  Der  Erste  ist  Phra-Ketumalea  in  Kam- 
bodia, der  unter  dem  Titel  Tschumpon  die  vier  Paläste  baute. 
Der  Zweite  ist  Phra  Ruang  von  Sri  Ayuthia,  der  auf  einem  fünf- 
köptigen  Elephanten  an  den  Wällen  Nakhon  Tom's  entlaug  eilte, 
eine  wcitschallende  Gong  schlagend.  Der  Dritte  ist  Phaya  Krek 
aus  Myang  Chin,  der  einen  die  Menschen  im  Gebiete  Nakhon  Tom's 
fressenden  Kakshasa  tödtete.  Der  Vierte  ist  noch  nicht  erschienen, 
aber  er  wird  aus  Myang  Farang  (Europa)  erwartet.  Dieser  ver- 
heissene  Vierte  wird  auch  Phaya  Mükkharat  genannt. 

Als  Phra  Ruang,  Sohn  des  Phra  Athit  (der  Sonne),  der  in  Krung 
Khao  regierte,  Worte  tiefer  Weisheit  in  Siam  sprach,  da  fiel  Kam- 
bodia's  Gelehrsamkeit  und  dieSiam's  stieg  empor.  So  hiess  nach 
dem  Dabistiin  die  Einkörperung  Parasu-Rama's  die  mudgha  oder 
dumme  Avatare,  weil  luit  der  Erscheinung  der  Ramachandra- 
Avatar  seine  Kraft  verloren  ging.  Phra  Ruang  zieht  zum  Lande 
Tschin,  wie  (nach  Firdusi)  Iskander  als  sein  eigener  Gesandter 
vor  Fagfur  (dem  Kaiser  China's)  erscheint. 

König  Pathummasurivong  herrschte  durch  die  Macht  seiner 
frommen  Verdienste  über  ein  weites  Reich  in  Kamphuxathibodi, 
aber  er  fühlte  plötzlich  seine  Kraft  geschwächt,  da,  als  eine 
Frucht  noch  höherer  Verdienste,  in  Siam  Phra  Ruang  geboren 
war,  eine  Einkörperung  des  Üng-Phra-Sian  (Arimathya).  Der 
Edelmann  Etscho-Damdiu,  ein  mächtiger  Zauberer,  der  in  Kam- 
phong  Suay  hauste,  wurde  gegen  ihn  ausgeschickt  und  brach 
sich  einen  unterirdischen  Gang  bis  in  die  Hauptstadt  Phra  Rujing's, 
wurde  aber  durch  das  Wort  dieses  in  Stein  verwandelt.  Pathum- 
masurivong Hess  dann  Phra  Ruang  zu  sich  einladen,  fand  jedoch 


410  Kambodia. 

in  der  Unterhaltung  dessen  Ueberlegenheit  aus  und  rieth  bei 
seinem  Tode  seinem  Sohne  Phra-Bath-Diohkeh  oder  Thao  Jot- 
sakhien ,  die  von  Indra  vermachte  Residenz  zu  verlassen.  Als 
neue  wurde  die  Stadt  Patai  -  Saman  gebaut  und  dort  lebte  der 
König,  von  Stantsgeschäften  zurückgezogen  und  nur  frommen 
Werken  ergeben.  Als  mit  der  Kraft  böser  Zauber  (Vixa)  König 
Thao  Vilom,  der  in  Myang  Bahn  Prao  regierte  (und  aus  dem 
Laoslande  gekommen  war),  die  Stadt  umringte,  verschmähte 
es  der  König,  ihm  eine  Armee  entgegenzustellen  und  passirte 
ungesehen  durch  das  feindliche  Lager,  sich  mit  seiner  schwangeren 
Gattin  nach  den  Bergen  zurückziehend.  Dort  wurde  ein  Sohn 
geboren,  der,  weil  seine  Mutter  im  Kindbett  starb,  von  den  Kam- 
bodiern  den  Namen  ChaoSeraivibol  und  von  den  Siamesen  den  Vo- 
rakhien  erhielt  und  der,  als  eine  der  Einkörperungen  der  Gottheit, 
gegen  alle  Arten  Watfen  unverwundbar  war.  Da  auch  sein  Vater 
bald  seiner  Mutter  zum  Grabe  folgte,  wurde  er  verlassen  auf 
den  Bergen  von  einem  Jäger  gefunden,  der  ihn  für  sieben  Jahre 
in  sicherem  Verstecke  hielt,  denn  Thao  Vilom,  durch  einen 
Astrologen  von  seiner  Erhaltung  unterrichtet,  Hess  ihn  überall 
suchen,  um  ihn  zu  tödten.  Nach  dem  Tode  seines  Feindes 
wurde  er  erkannt  und  durch  die  Grossen  mit  der  überlebenden 
Tochter  Thao  Vilom's  vermählt,  um  in  Patai-Sarnan  zu  herrschen. 

Als  die  Dynastie  der  kambodischen  Könige  sich  ihrem  Ende 
nahte,  wurde  ein  Verdienstvoller  geboren,  der  Enkel  des  Königs 
Takalie,  und  Bakseit  Xamkrong  genannt,  weil  er  von  Geiern 
beschützt  worden  war,  als  der  Usurpator,  der  sich  damals  des 
Thrones  bemächtigt  hatte,  seine  schwangere  Mutter  tödten  wollte. 
Nachdem  er  (wie  Mohammed)  durch  ein  vorgewebtes  Spinnen- 
netz in  der  zum  Versteck  dienenden  Höhle  gerettet  war,  wuchs 
er  in  der  Verborgenheit  des  Klosters  auf  und  bestieg  den  Thron, 
als  er  beim  Tode  des  feindlichen  Tyrannen  durch  den  Schicksals- 
spruch des  Königswagens  erwählt  worden  (wie  Prschemischl 
durch  den  des  weissen  Bosses). 

Die  Ursache  der  VerkrUppelung  des  Verdienstvollen  wird 
oft  durch  die  Verbrenn  ungs versuche  der  Verfolger  erklärt  Auch 
die  spätere  Geschichte  kennt  noch  solch  verstümmelte  Helden. 


Der  Sadfenkrcis  der  Strinmonnmonte.  411 

Die  siamesische  Uebersetzung  dcrkanibodischen  Annalen  erzählt 
aus  dein  Jahr  1674  derMahasakkharat  die  Empörung  des  Gouver- 
neurs von  Phratheipet  gegen  König  Phra-Sixairaxet.  In  derselben 
war  Silasueh ,  ein  Häuptling  der  Gcbirgsstämme,  implicirt,  der 
einen  Mensehen  ohne  Hände  und  Füsse,  den  er  Ongkulirat  (das 
königliche  Fingerglied)  betitelte,  mit  sich  führte.  Er  liess  ihn 
auf  einem  geschmückten  Palankin  unter  dem  Dache  eines  Bal- 
dachin der  Armee  vorantragen  und  vermehrte  dadurch  die  Zahl 
seiner  Anhänger.  H  parut,  if  y  a  quelques  annöes,  k  Siam  un 
jeune  gar^on,  ne  muet  et  si  hebet^,  qu'il  ne  semblait  avoir  rien 
d'humain,  quo  la  figure.  Neanmoins  le  bruit  se  repandit  pour 
tout  le  royaume  qu'il  ^tait  de  la  race  des  premiers  hommes  qui 
ont  habite  le  pays,  et  qu'il  devait  quelque  jour  devenir  dieu.  Le 
peuple  accourut  de  toutes  partes  pour  l'adorer  et  luy  faire  des 
pr^sents,  erzählt  Loub^re  und  der  König  hatte  einzuschreiten,  um 
die  Aufregung  zu  hemmen.  Ferner  nach  Tosi :  Les  Bonzes  de  la 
Cochinchine  ayant  61eve  parmy  eux  un  enfant  stupide,  lemontr^- 
rent  au  peuple  comme  un  dieu. 

Phaya  Krek,  der  Sohn  eines  Sethi  in  Bahn  TschUntien  (in 
der  Nähe  von  MyangTescho),  sah  sich  im  Traume  in  die  Himmels- 
lüfte emporgehoben,  wo  von  allen  Seiten  Dinge  der  verschieden- 
sten Art,  als  Reistöpfe,  Feuerholz,  Werkzeuge  u.  s.  w.  auf  ihn 
zuflogen,  die  er  sämratlich  aufass.  Sein  Lehrer,  dem  er  diesen 
Traum  mittheilte,  prognosticirte,  dass  er  schwere  Krankheit  vor- 
bedeute, und  Phaya  Krek  fiel  bald  darauf  wirklich  in  ein  heftiges 
Fieber,  aus  dem  er  Jbei  der  Genesung  am  ganzen  Körper  ein 
Krüppel  verblieb.  Zu  jener  Zeit  war  Sadeik  Kamlong,  der  König 
der  Khamen,  in  Nakhon  Tom  gestorben,  und  die  Jakhs  der  um- 
liegenden Wälder,  die  von  ihm  zu  Tributzahlungen  gezwungen 
worden  waren,  kamen  jetzt  von  allen  Seiten  herbeigerannt,  um 
aus  Rache  das  schutzlose  Land  zu  verheeren ,  die  Bewohner  der 
Städte  für  ihren  Frass  wegraubend.  Als  Ketter  aus  dieser  Noth 
erschien  ein  aus  China  herbeigekommener  Held,  den  die  Kam- 
bodier  Tambong-Kajuhn  und  die  Siamescn  Kotabong  nennen. 
Er  überkam  die  Yakshasa  oder  Rakshasa  und  trieb  sie  nach 
Yieiigchan,    in    dem   von    ihnen   befreiten  Lande    die  Krone 


412  Kanibodia. 

erwerbeud,  iu  Naklion  Tom,  als  seiner  Residenz.  Im  Volke  lebte 
damals  eine  aus  alten  Zeiten  Überlieferte  Prophezeiung,  dass  ein 
Verdienstvcdler  erscheinen  wilrde,  um  die  verfallende  Religion 
Buddha's  aufs  Neue  aufzurichten,  und  alle  Leute  standen  in  täg- 
licher Ervvartung  der  verheissenen  Erscheinung.  Auch  Phaya 
Krek  wurde  in  der  allgemeinen  Aufregung  mit  fortgezogen  und 
legte  sich,  auf  der  Reise  nach  Nakhon  Tom,  zum  Ausruhen  an 
dem  Ufer  des  Sees  Tapang-neak  nieder,  wo  später  Nakhon  Vat 
gebaut  wurde.  Dort  schaute  er  im  Traume  Phra  In  auf  prächtigem 
Rosse  heransprengen  und  als  er  erw  achte ,  sah  er  denselben  vor 
sich  stehen.  Auf  sein  Geheiss  badete  er  im  See,  mit  göttlichen 
Arzneien  gesalbt,  und  kam  als  ein  von  Schönheit  umstrahlter 
Jungling  in  Fülle  der  Gesundheitskraft  aus  dem  Wasser  hervor. 
Sich  auf  das  feurige  Ross  schwingend,  flog  er  im  königlichen 
Schmucke  über  die  Stadt  Nakhon  Tom  dahin,  und  als  die  ge- 
fürchtete Keule  Taml)ongkajuhu's  sieben  Mal  ihr  Ziel  verfehlt 
hatte,  Hess  er  sich  aus  der  Höhe  hernieder  und  nahm  seinen  Sitz 
auf  dem  Thron  ein,  Tambongkajuhn  zu  seinem  Uparat  (Neben- 
könige) ernennend.  Als  später  Tambongkajuhn  nach  dem  Laos- 
lande gezogen,  auf  das  Flehen  der  dortigen  Bewohner,  die  durch 
die  menschenfressenden  Yakshasa's  fast  ausgerottet  waren,  regierte 
Phaya  Krek  allein,  und  dann  iiel  für  sieben  Tage  ein  Regen  von 
(iold  und  Silber,  von  Kleinodien  und  Edelsteinen  in  Nakhon 
Tom ,  wo  alle  Nationen  aus  den  verschiedenen  Theilen  der  Welt 
zusammentrafen,  um  Thaya  Krek  zu  huldigen.  Wenn  nun  später 
die  Leute  auf  Phaya  Krek  zu  zeigen  wagten,  ihn  als  denjenigen 
bezeichnend,  der  früher  ein  Krüppel  war,  so  wurden  sie  in  dieser 
Stellung  mit  dem  ausgestreckten  Zeigefinger  in  Stein  verwandelt 
Unter  den  Nachkommen  Phaya  Krek's  herrschte  Phaya  Ketnmalea 
als  König  und  auf  ihn  folgte  Taphrohm. 

Während  dieser  Zeit  war  Tambongkaj  uhn  mit  den  Jakhs  fertig 
geworden  und  regierte,  nachdem  er  sie  sämmtlieh  erschlagen, 
als  König  in  Myang  I^ao.  Da  kamen  an  ihn  Briefe  mit  Iltilfs- 
gesuchen  aus  Myang  Chin,  denn  dort  hatte  sich  der  schreckliche 
Vogel  Nok  Insi  gezeigt,  der  die  Leute  aus  den  Strassen  der  Städte 
aufgriff  und  sie  in  sein  Nest  fortschleppte,  um  sie  zu  verzehren. 


Der  Sagenkreis  der  Steinmonnmente.  413 

Gern  erfüllte  Tambongkajuhn  das  Gesuch  seiner  Compatrioten 
und  in  seine  Heimath  zurückkehrend ,  bestand  er  siegreich  den 
Kampf  mit  dem  Vogel  Insi  und  wurde  von  dem  dankerfüllten 
Volke  zum  Könige  gewählt.  Dort  verblieb  er  bis  zum  Tode, 
denn  als  Gesandte  aus  Myang  Farang  bei  ihm  um  Unterstützung 
flehten  gegen  einen  riesigen  Jack ,  der  in  ihrem  Lande  aus  dem 
Wasser  hervorgekommen  war  und  die  Menschen  scheffelweise 
frass,  so  fühlte  er  sich  zu  alt,  die  lange  Reise  zu  unternehmen 
und  schickte  seinen  Sohn  an  seiner  Statt.  Dieser  Prinz,  der 
seinen  furchtbaren  Gegner  übermannte,  errang  dadurch  den 
Königsthron  in  Myang  Farang  und  von  ihm  haben  die  Farang 
(Europäer)  Weisheit  gelernt,  so  dass  sie  jetzt  alle  möglichen 
Arten  von  Kunstwerken  zu  verfertigen  verstehen; 

Kotabong  war  ein  Mann  aus  dem  gemeinen  Volke  (Phrai); 
da  er  aber  einst,  um  seinen  Reis  zu  essen,  sich  aus  dem  Zaul)er- 
holze  eines  schwarzen  Baumwollcnbaumes  (Ngiu  dam)  einen 
Löffel  geschnitzt  hatte,  fühlte  er,  denselben  in  den  Mund  steckend, 
sich  von  übermenschlicher  Kraft  durchdrungen,  und  als  die  übrigen 
Arbeiter  ihn  nach  dem  Ende  der  Feierstunde  zurückrufen  wollten, 
sahen  sie  ihn  beschäftigt,  die  Gipfel  der  höchsten  Bäume  zu- 
sammenzubiegen und  die  dicksten  Stämme  zu  entwurzeln.  Mit 
einer  gewaltigen  Keule  auf  seinen  Schultern  wanderte  er  nach 
l^anxang,  wo  das  Land  durch  eine  Million  (Lan)  hereingebrochener 
Elephantcn  (Xang)  auf  das  Gräulichste  verwüstet  und  zertreten 
wurde.  Er  aber  legte  mit  seiner  Keule  so  wacker  um  sich,  dass  bald 
reine  Bahn  gemacht  wurde,  und  die  Belohnung  war  die  Hand  der 
Prinzessin.  Durch  perfide  Hinterlist  des  seine  Kraft  fürchtenden 
Königs  fortgesandt,  gründete  er  sich  ein  neues  Königreich  in 
Siemrab  neben  Nakhou  Vat.  Als  ihm  dort  seine  Weissager  (Mo- 
du  oder  Mo-hon)  mittheilten ,  dass  der  vom  Volke  erwartete  Ver- 
dienstvolle schon  im  zehnten  Monate  der  Scliwangerschaft  (nach 
siamesischer  Rechnungsweise)  wachse,  Hess  er  alle  dem  Gebären 
nahen  Frauen  verbrennen ,  aber  der  gefälirliche  Embryo  entkam 
lebendig,  obwohl  durch  die  llilze  des  Feuers  zu  einem  Krüppel 
zusammengeschrumpft.  Ein  über  die  Brandstätte  gehender  Mönch 
hörte  das  Wimmern  des  Kleinen  und  erzog  ihn  im  Kloster,  wo  ein 


414  KambodU. 

Wägelchen  für  ihn  gemacht  war,  mit  dem  er  sich  umherrollen 
konnte.  Als  die  Ankunft  des  verheissenen  Messias  nahe  war, 
wurde  auch  er  durch  das  zusammenlaufende  Volk  herbeigezogen 
und  fand  sich  zuletzt  durch  die  göttliche  Medicin  des  Himrael!»- 
königs  selbst  in  den  gesuchten  verwandelt.  Als  Kotabong,  ihn 
auf  dem  Pegasus  in  der  Luft  schweben  sehend,  seine  Keule  nach 
ihm  warf,  verfehlte  sie  dies  Mal  ihr  Ziel  und  flog  in  weite 
Ferne  fort.  Kotabong,  um  seine  unschätzbare  WaflFe  wieder  zu 
erhalten,  lief  ihr  nach,  sah  sie  aber  bei  Battabong  verschwinden, 
und  als  er  nun  rasch  nach  der  üauptstiidt  zurückeilte ,  fand  er 
auch  diese  verloren,  denn  PhavaKrek  sass  schon  auf  dem  Thron. 
Der  Name  Kot-tabong  wird  als  das  Geschlecht  der  Keule  erklärt 
und  die  Stadt  Dat-t^ibong,  die  dieSiamesenPhra-Tabong  nennen, 
als  der  Ort,  wo  die  Keule  verschwand.  Kotamgbong  Kranium 
meint  den  Ko  mit  der  Keule  (Tamgbong)  des  Kranium  -  Baumes 
(Xiengxang). 

Die  Furcht  vor  dem  Verdienstvollen  liegt  in  dem  Geist  des 
Buddhismus  begründet,  da  Ansammlung  zu  hoher  Vei-dienste 
dieselbe  Macht  gewähren  wird,  mit  der  die  brahmanisehen  Bttsser 
Erden-  und  Ilimmelskönige  stürzten.  Allzu  grosse  Frömmigkeit 
ist  deshalb  gefährlich  und  Verständige  sehen  sich  vor.  Bei 
Crawfurd's  Ankunft  in  Ava  hatte  ein  Kaufmann  einen  so  höchst 
prächtigen  Zayat  erbaut,  dass  er  nicht  wagte  das  ganze  Ver- 
dienst für  sich  zu  behalten,  sondern  den  König  durch  das  Geschenk 
desselben  zum  Partner  machte. 

Nach  dem  Pancha  Jatok  (zu  den  hasib  Xat  oder  fünfzig 
Existenzen  Buddha's  gehörig)  regierte  Photisat  oder  Bodhisattwa 
als  König  Prarot  oder  Prarathisen  in  Kamphuxa.  Später  wurde 
das  Land  durch  die  Cham  oder  Khek  Cham  in  Besitz  genommen, 
die  in  kleinen  Dörfern  zerstreut  lebten,  als  der  Chao  Khamen  mit 
seinem  Volke  aus  Nord -Osten  einwanderte.  Dieser  vergrub 
heimlich  in  dem  Erdhügel  Thalok  (Kok  Thalok) ,  an  der  Stelle, 
wo  später  Nakhon  Tom  gebaut  wurde ,  einen  mit  Mechanismus 
versehenen  Schirm  (Kamphuxatr)  unter  einem  Thalok -Baunie, 
und  dann  begann  ein  Hader  mit  den  Cham  um  das  Besitzrecht 
zu  dem  Grunde,  der  durch  die  Vorweisung  des  goldenen  Schirmes, 


«     • 


Der  Sagenkreis  der  Steinmonumente.  415 

als  Zeichen  der  KönigswUrde ,  zu  seinen  Gunsten  entschieden 
wurde.  Der  letzte  seiner  Nachfolger,  die  nach  ihm  den  Thron 
bestiegen,  wurde  unerkannt  durch  seinen  Gärtner,  Tasok  poem  oder 
Tasong  preahm,  getödtet,  als  er  in  Verkleidung  seine  Melonen- 
pflanzungen hatte  besuchen  wollen.  Da  Niemand  königlicher 
Herkunft  übrig  war,  riethen  die  Brahmanen,  denjenigen  auf  den 
Thron  zu  setzen,  durch  welchen  derselbe  erledigt  war,  und  Tasok 
poem  wurde  zum  Könige  gekrönt.  Sein  Sohn  gründete,  als  der 
Sadeik  Lawek,  die  Stadt  I^awek.  Als  sein  Geschlecht  erloschen 
war,  wurde  ein  früherer  Kuhhirte  aus  Battabong  uuter  dem  Namen 
Ta-Phrohm  zum  Herrscher  gewählt,  aber  dieser,  eine  Person  von 
nur  geringen  Verdienstschätzen,  wagte  nicht  in  dem  herrlichen 
Nakhon  Tom  seine  Residenz  aufzuschlagen ,  sondern  baute  für 
seinen  Aufenthaltsort  die  Stadt  Paten-Taphrohm.  Als  sich  nach 
seinem  Tode  noch  ein  Spross  des  alten  Königsgeschlechts  auf- 
fand ,  bestieg  dieser  den  Thron ,  und  seine  Nachfolger  kehrten 
nach  Nakhon  Tom  zurück.  Unter  ihnen  regierte  Tao  Athitvong 
(der  Monarch  des  Sonneugeschlechts),  dessen  Gemahlin,  von 
Phra  In  heimgesucht,  einen  Sohn  gebar,  denPathummakeson(der 
König  mit  dem  Lotushaupte).  Dieser  wurde  erst  zum  Himmel 
aufgehoben ,  musste  aber  wieder  fortgeschickt  werden ,  weil  die 
Thevadas  seine  Menschennatur  herausrochen,  und  erhielt  dann 
den  Prangka-Prasat  (Tempelpalast)  Nakhon  Vat's  für  sich  erbaut, 
der  später  als  Kloster  für  Phra  -  Phutthakosa  eingerichtet  wurde. 
Die  Mutter  Pathummakeson's  lebte  abwechselnd,  die  eine  Hälfte 
des  Jahres  mit  ihrem  göttlichen  Gemahl  im  Himmel  und  die 
andere  Hälfte  mit  ihrem  menschlichen  auf  Erden. 

Die  spätere  Ausarbeitung  der  Sage  sucht  alle  die  verschiedenen 
Städte  zusammenzuverknüpfen  in  mannigfaltigen  Combinationen, 
wie  z.  B.  die  folgende :  Als  unter  der  Regierung  Tambongkajuhn's 
in  Nahkon  Tom,  Phaya  Krek  König  geworden ,  baute  er  auf  den 
Rath  eines  alten  Ministers,  Ta-Phrohm  genannt,  die  Stadt  Patenta- 
phrohm.  Von  den  Nachfolgern  Phaya  Krek's  wurde  Ketumalea 
durch  Phra  In  mit  Nakhon  Vat  beschenkt,  und  nachdem  der 
König  diesen  Palast  für  Phutthakosa  in  ein  Kloster  verwandelt 
hatte,  verlegte  er  seine  Residenz  nach  der  Stadt  Lawek. 


416  Kambodia. 

In  einer  von  Tachard  bei  seinem  dortigen  Aufenthalte  (1687 
p.  d.)  gehörten  liegende  wird  das  Auftreten  Somnionakodom's 
als  Prinz  des  siamesischen  Sonnengesclilechts  mit  dem  Ursprung 
der  Religion  aus  Kambodia  vermittelt.  II  y  a  plus  de  2231  ans 
disait  un  fameux  Sancra,  parlant  au  Roy  des  MystOrcs  de  leur 
Religion,  qu'une  jeune  tille  s'etant  retiree  dans  une  affreuse  forest 
de  Siam  pour  y  vivre  plus  parfait<iment  en  attendant  la  venue  de 
Dieu,  que  les  Peuples  att<*ndaient  avec  beaucoup  d'cmpressement 
Sie  wurde  schwanger  ohne  ibrc  Jungfräulichkeit  zu  verlieren, 
indem  Ic  soleil  par  le  ministc^rc  de  ses  rayons  forma  lecorpsd'un 
enfant  dans  sou  sein  pendant  la  ferveur  de  sa  pri^re.  Sie  zog 
sieb  aus  Scbam  noch  weiter  in  die  Wälder  zurllck  und  arriva 
enfin  aupres  d'un  grand  lac  entre  Siam  et  Camboje,  oü  elleaecou- 
cha  Sans  peine  et  sans  travail  (hi  plus  bei  enfant  du  monde.  Da 
sie  keine  Milch  zur  Ernährung  hatte,  wollte  sie  sich  in  dem  See 
ertränken,  mais  la  nature  pourveut  a  la  surete  de  cct  enfant,  qui 
ötait  ne  le  üieu  si  attendu  de  TUnivers.  Car  sa  merc  l'ayant 
mis  sur  le  bouton  d'une  fleur,  lafleur  s'cpanouit  d'elle-nieme pour 
le  recevoir  et  ensuite  le  renferma  comme  dans  un  berceau.  Das 
Mädchen  verschwand  darauf,  aber  ein  Einsiedler  (dem  ein  Engel 
prophezeit  hatte,  dass  er  vor  seinem  Ende  das  Kommen  des  Herrn 
schauen  wlirde)  nahm  das  Kind  aus  der  auf  dem  See  schwimmen- 
den Hlume  (Lotus)  heraus  und  erzog  es  mit  Milch  und  Honig. 
D'abord  certainsRois  jaloux  de  leur  autorittSent^ndant  que  leurs 
peuples  disaient  entre  eux,  que  le  veritable  Roi  desRois  c^tait  ni^ 
le  firentchercher  long  temps  pour  letuer,  quoyqu'inutilement,  car 
le  bon  Hermite  s'enfuit  avec  cet  enfant  dans  le  Royaume  de 
Camboje,  oü  il  le  tint  long  temps  cacht^  dans  un  desert  II  y 
bätit  ensuite  un  tres-beau  ehäteau,  dont  on  voit  encore  les  masu- 
res.  II  y  demeura  tnndis  qu'il  craignit  qu'on  voulut  faire  mourir 
Sommonocodom  qui  faisait  durant  tout  ee  temps  la  une  infinit<5 
de  prodiges,  par  oü  le  bon  vieillard  reconnut  sa  divinitö.  A  Tslge 
de  10  ou  12  ans  Sommonocodom  sortit  de  Camboje  et  revint  a 
Siam  et  Ton  voit  encore  dans  une  vaste  campagne  une  assez 
grande  maison  de  pierre,  que  les  Talapoins  disaient  publiquement 
avoir  cte  batie  par  miracle  a  la  seule  parole  de  leur  dieu. 


Der  Sagenkreis  der  Steinmonumente.  417 

Ein  in  den  Büchern  seines  eigenen  Landes  wohlbewanderter 
Tonquinese,  der  durch  den  Unterricht  französischer  Missionäre 
auch  der  europäischen  Literatur  nicht  fremd  war,  führte  mir  das 
Folgende  aus  den  Historien  an :  Wie  in  Europa  die  Barbaren  das 
römische  Reich  zerstörten,  so  überschwemmte  einst  ein  grau- 
samer König,  Tahmbao  genannt,  die  Länder  zwischen  Indien, 
China  und  Tonquin  mit  seinen  wilden  Horden.  Woher  er  ge- 
kommen ,  ist  nicht  bekannt  und  sein  Geschlecht  ist  spurlos  ver- 
schwunden, aber  während  seiner  Herrschaft  wählte  er  die  Resi- 
denz am  grossen  See  Kambodia's  in  der  Provinz  Tambong  zu 
seinem  Aufenthalte,  sie  mit  der  reichen  Beute  seiner  Siege  und 
Triumphe  schmückend  und  sich  selbst  mit  dem  Titel  Tien-bihn, 
der  Nachfolger  des  Himmels.  Von  diesem  Könige  Tien-bihn 
rechnen  die  Kambodier  ihre  Aera. 

Die  Kambodier  selbst  dagegen  zählen  sie  von  Phaya  Krek, 
und  auch  hieraus,  wie  aus  anderen  Gründen,  scheint  hervorzu- 
gehen, dass  dieser  Name  nur  ein  Lückenbüsser  ist,  der  noth- 
wendig  war,  um  ein  gerade  in  der  wichtigsten  Epoche  der  Ge- 
schichte gerissenes  Loch  auszufüllen.  Dass  er  nicht  ganz  als  voll 
betrachtet  wird,  zeigt  sich  schon  darin,  dass  man  ihm  stets  nur 
den  Titel  Phaya  statt  Phra  beigelegt  ündet.  Der  chinesische 
Eroberer  der  hinterindischen  Länder  war  der  Sohn  desjenigen 
Kaisers,  der  in  China  die  brahmanische  Kasten -Eintheilung 
einzuführen  dachte  und  konnte  leicht  versucht  sein ,  das  bei  dem 
zähen  Widerstände  seines  eigenen  Volkes  fehlgeschlagene  Pro- 
ject  an  einem  bildsameren  Material  zu  wiederholen.  Von  ihm 
wird  die  reiche  Ausstattung  seiner  Residenz  Lojang  gepriesen 
und  er  soll  Gesandtschaften  von  dem  fernsten  Königreiche  des 
südlichen  Meeres,  der  Insel  Tschitu,  erhalten  haben.  Da  sich 
seine  Dynastie  besonders  auf  dieGoei  und  andere  Tartaren  stützte, 
so  ist  die  beabsichtigte  Vergleichung  mit  den  Hunnen  verständ- 
lich, und  obwohl  nach  Desguignes  das  gedoppelte  Kaiscrthum 
der  Nan-pe-tschao  eigentlich  eben  mit  dieser  Dynastie  enden 
sollte,  so  mag  vielleicht  mein  Berichterstatter  erst  das  glänzende 
Reich  der  Tang  als  den  neuen  Anfang  des  wiederhergestellten 
China  betrachtet  haben,   und  so  das  verhasste  Geschlecht  des 

Railiau  .  OsUsivu.   I.  27 


418  Kambodia. 

tyranniächen  Eroberers  spurlos  kommen  und  spurlos  gehen  lassen* 
Die  Einführung  einer  Aera  kann  für  Ilinterindien  von  keiner 
Seite  passender  anlangen,  als  von  China,  von  wo  noch  später 
immer  die  Könige  ihre  Almanarhe  baten  und  erhielten.  Statt 
Nakhon  Vat  mit  Siegeszeichen  zu  schmücken,  mag  es  ausgeplün- 
dert sein  zum  Besten  Lojang's  unter  Fortführung  der  Goldbilder. 
Während  der  Tang- Dynastie  findet  sich  sogleich  eine  huldigende 
Gesandtschaft  von  Kamlx)dia  erwähnt,  wo  die  eingesetzten  Könige 
unter  schwachen  Kaisern  China's  mit  selbstherrschenden  lltelD 
prahlten. 

Obwohl  die  Residenz  der  kambodischen  Könige  .erst  später 
nach  Lawek  verlegt  wurde,  hat  doch  der  temporäre  Glanz  dieses 
nachmaligen  Reichs  gleichfalls  einen  Sagenkreis  um  sich  zu- 
sammengezogen. 

In  I^awek  stand  früher ,  als  Hüter  des  Reichs ,  ein  eolossales 
Buddhabild,  das,  als  viergestaltig,  der  Phra  Muk  Buen  (der  Herr 
mit  vier  Gesichtern)  genannt  wurde.  Die  von  ihm  ausströmende 
Macht  war  so  gewaltsam,  dass  Vögel,  die  darüber  hinwegfliegen 
wollten,  todt  zur  Erde  fielen.  Vor  demselben  waren  als  Wachen 
bestellt  der  Phra  Kho  (der  Stiergott)  und  der  Phra  Keoh  (der 
Juwelengott).  Die  Thay,  die  damals  Kambodia  tributpflichtig 
waren,  wussten,  dass  alle  ihre  Versuche,  Selbstständigkeit  zu  er- 
ringen ,  fehlschlagen  müssten ,  so  lange  dieses  heilige  Bild  Ver- 
ehrung empfinge.  Sie  sandten  deshalb  zwei  verschlagene 
Zauberer,  Te  Banjo  und  So  Banjo,  die  sich  in  Lawek  einschlichen. 
Der  eine  derselben  rief  durch  seine  magischen  Künste  Krank- 
heiten hervor,  wodurch  eine  Menge  Menschen  hiuweggerafTi 
wurden.  Auch  des  Königs  Sohn  wurde  ergriflen,  und  als  der 
König  eine  Belohnung  ausschreiben  Hess  für  denjenigen,  der  ihn 
zu  heilen  wüsste,  meldete  sich  der  andere,  der  das  Fehlschlagen 
seiner  Heilversuche  dem  feindlichen  Einflüsse  des  Buddha's, 
Phra-Thalcngkeng,  zuschrieb,  der  auch  so  grausam  sei,  unschul- 
dige Vögel  zu  tödten.  Der  König ,  in  seinem  Zorne ,  Hess  die 
Statue  verbrennen  und  die  Asche  in  den  Fluss  werfen,  auf  dem 
sie  nach  der  Stelle  des  jetzigen  Udong  schwamm.     Nur  die  zwei 


Der  Sagenkreis  der  Steinmonnmente.  419 

Kleinodiengötter*),  Phra  Keoh  und  Phr^.  Koh,  wurden  zurückge- 
lassen. Die  Siamesen  konnten  dann  ohne  weitere  Schwierigkeit 
bis  zur  Hauptstadt  vorrtlcken ,  hatten  aber  noch  eine  lange  Bela- 
gerung zu  unternehmen ,  da  sie  auf  unangreifbare  Weise  durch 
eine  dreifache  Pallisadenreihe  stachlichter  Cactus  vertheidigt 
wurde.  Zuletzt  fanden  sie  das  Auskunftsmittel,  silberne  Kugeln 
hineinzuschiessen ,  die  Habgier  der  Einwohner  reizend ,  die ,  um 
dieselben  sich  anzueignen,  die  Dornen  selbst  umhieben.  Dann 
wurde  die  Stadt  erobert.  Die  Stelle,  wo  der  viergesichtige  Buddha 
(Phra  Si  Na)  gestanden,  wurde  zerstört^  der  Phra  Keoh  und  Phra 
Koh  aber  wurden  nach  Siam  mitgenommen,  und  von  da  kam  der 
letzte  nach  Birma.  So  erfüllte  sich  die  Prophezeiung,  dass  das 
Land,  das  den  Phra  Koh  besitze,  die  Herrschaft  erhalten  würde, 
denn  das  Land ,  das  die  Herrschaft  erhalten  hatte ,  machte  sich 
in  der  Beute  auch  jedesmal  zum  Besitzer  desselben.  Der  vier- 
gesichtige Grott,  der  im  Kambodischen  Phra  muk  buen  und  im 
Siamesischen  Phra  Si  Na  heisst,  ist  nur  in  mythologischer  Weise  von 
Brahma  auf  Buddha  übertragen,  da  der  orthodoxe  Buddha  diesen 
Vögelmord  nicht  auf  sich  laden  würde.  Damit  die  Luftbewohner 
nicht  die  Respectswidrigkeit  begehen,  sich  höher  zu  setzen,  als  der 
Gott  des  Tempels  oder  der  König  des  Palastes,  so  setzt  man  in  Birma 
auf  den  Thurm  eine  dreieckige  Spitze,  Hnet-ma-na  (keine  Rast 
für  Vögel)  genannt.  Auch  findet  sich  die  Vorschrift,  dass  die 
Pagode  höher,  als  der  Vogel  fliegt,  zu  bauen  sei.  Dies  wird  auch 
als  Sühne  aufgelegt ,  für  unsühnbare  Verbrechen ,  da  bei  der  Un- 
möglichkeit des  genauen  Masses  dem  Beichtvater  nachher  die 
Entschuldigung  bleibt,  dass  die  Busse  nicht  der  Vorschrift  ent- 
sprechend ausgeführt  sei. 

Phra  In  liess  für  seine  drei  Söhne  Paläste  erbauen ,  Banon 
für  Phra-Maha-Anon ,  Vat  Ek  für  Phra  Ek  und  Baset  für  Phra 
Viset,  die  Ruinenstätten  welcher  drei  Plätze  in  derProvinzBatta- 
bong  liegen.     Von  Phra-Maha-Anon,  dem  ältesten  seiner  Brüder, 


•)  Im  Radjatarangini  vertauschte  König  Lalitaditya  die  von  Magadha  auf 
einem  Elophanten  herbeigeführte  Buddhafigur. gegen  die  zwti Wunder-Kleinodien 

seines  Ministers  T^chankara. 

27* 


420  Kambodia. 

waren  die  drei  Städte  abhängig  und  ebenso  Nakhon  Vat  mit  noch 
500  andern  Königreichen.  Als  Phra-Maha-Anonthanthathen  ins 
Kloster  gegangen  war,  obwohl  er  als  Priesterkönig  zu  herrschen 
fortfuhr,  kam  ihm  zu  huldigen  Phra  Cheyssada  nach  Banong,  da- 
mals der  Grundpfeiler  des  Landes  Kambodia,  dessen  Untergang 
mit  jenes  Fall  prophezeit  war.  Von  dem  Felsengebirge  Banon's 
aus  baute  sieh  der  durch  Weisheit  ausgezeichnete  König  Phra 
Mahot,  der  letzte  seines  Stammes,  einen  unterirdischen  Tunnel 
bis  nach  Chantaiboon  (Chantaburi),  um  sich  mit  Phra  Ramat 
Krung  in  Siam  zu  vereinigen. 

Phra  Cheyssada,  der  Sohn  Phra  In's,  war  anfangs  Gouver- 
neur in  Kaniphong  Suay  gewesen,  einer  unter  der  Regierung 
Sadeik  Kamlong's  durch  Phra-In-Kuman  gebauteij  Stadt,  die 
später  eine  Zeit  lang  königliclie  Residenz  war,  folgte  aber  nach 
dem  Tode  Phra  Ketumalea's,  auf  dem  Thron  in  Nakhon  Vat.  Ihm 
wird  auch  die  Erbauung  der  Stadt  Lawek  zugeschrieben,  während 
andere  Phra  Raxa  Ongkan  als  den  Gründer  nennen,  oder  es  auch 
gesagt  wird,  dass  Lawek  eine  uralte  Stadt  sei  und  schon  in  jenen 
Zeiten  ])e8tandcn,  wo  die  Köpfe  der  Menschen  noch  so  dick  gewesen 
wie  die  Almosentöpfe  der  Priester.  Einer  der  Könige  I-*awek'8 
erbaute  die  Stadt  Prarai,  geschützt  durch  die  Zauberkraft  der  dort 
residirenden  Brahmanen,  so  dass  weder  dieCochinchinesen  noch 
die  Siamesen  in  ihren  Einfällen  ihr  etwas  zu  Leid  anthun  konnten. 
Die  späteren  Könige  Lawek's  verlegten  ihre  Residenz  nach  dem 
nahen  Udong,  wo  Üng  ('hau,  Öng  Eng,  Ong  Suen  regierten,  die 
Vorfahren  des  gegenwärtigen  Königs. 

Auch  über  die  Stadt  Panompen,  die  in  der  neueren  Ge- 
schichte Kambodia's  verschiedene  Male  als  Hauptstadt  auftritt, 
besteht  die  Mythe,  dass  der  Hügel  derselben  zu  einer  Zeit,  wo 
alles  Land  noch  mit  dem  Ocean  bedeckt  gewesen,  aus  dem  Wasser 
emporgestiegen  und  immer  höher  geworden  sei,  so  dass  Men- 
schen sich  dort  hätten  ansiedeln  können.  Mit  Hülfe  des  Königs 
von  Lawek  wurde  dann  die  Phrachedi  (die  Pagode)  in  Panompen 
(der  Hügel  Pen's)  durch  Don-Pen  gebaut,  eine  reiche  Dame  aus 
der  Klasse  der  Setlii. 

In  der  Nähe  des  jetzigen  Udong  bestand  eine  alte  Stadt,  als 


N 


Der  Sagenkreis  der  Steinmonnmente.  421 

alles  übrige  Land  noch  mit  Wasser  bedeckt  war.  Auf  demselben 
sah  der  Sohn  des  Königs  eines  Tages  etwas  treiben  und  bemerkte, 
dass  es  ein  Holzstamm  war,  zu  dem  Nang  Nakh  hinaufgestiegen, 
um  sich  zu  sonnen  und  zu  spielen.  Dem  Prinz,  Prabat  Ka- 
vero  mit  Namen,  schien  es  lustig  mitzuhalten  und  Nang  Nakh 
erzählte  bei  ihrer  Rückkehr  ihrem  Vater  von  der  geschlossenen 
Heirath  und  bat  um  eine  passende  Residenz  für  ihren  Gemahl. 
So  wurde  die  Stadt  Tom  gegründet.  Dies  geschah  vor  der  Zeit 
des  Kommens  Buddha's.  Die  alten  Kbamen  (Khamen  döm),  die 
in  der  neuen  Stadt  sich  niederliessen ,  waren  riesige  Kerle,  die 
Felsblöcke  bewegen  konnten  und  Köpfe  so  dick ,  wie  die  Reis- 
töpfe der  Bonzen  hatten. 

Phrabat-Rommaret  Lameatibbadeik,  dessen  Vater  in  Pateih- 
Pet  regierte,  erbaute  die  Stadt  Lawek,  wurde  aber  bei  der  Erobe- 
rung Kambodia's  durch  Phra  Narai-Naret  nach  Siam  geführt,  und 
dann,  als  Siam  in  die  Hände  der  Birmanen  fiel,  nach  Birma,  wo 
er  starb.  Phra  Chak  Sassadeh,  der  Sohn  des  Phrabat-Rommaret, 
erbaute  die  Stadt  Udong  für  seine  Residenz.  In  dieser  Version 
ist  der  siamesische  Feldzug  aus  dem  Jahre  1532  p.  d.  mit  dem 
1583  p.  d.  verwechselt.  Die  erste  Erbauung  Lawek's  wird  aber 
auch  weiter  zurückgeleitet.  Als  die  Siamesen  die  Provinz  von 
Siemrab  eroberten  und  mit  dem  PhraKoh  die  Bibliothek  fortführten, 
wurde  die  ganz6  Bevölkerung  nach  Ayuthia  getrieben  und  der 
in  dem  verwüsteten  Lande  noch  übrige  Rest  des  Volkes  wanderte 
aus,  um  Lawek  zu  gründen.  Als  in  spätem  Jahrhunderten  auch 
dahin  der  siamesische  Zerstörer  gefolgt  war,  flohen  die  Bewohner 
in  die  Wälder  der  Küstendistricte ,  wo  die  Stadt  Bay  Incor  (die 
Stadt  des  Waldes)  an  der  Stelle  des  heutigen  Saigon  gegründet 
wurde.  Nachdem  diese  Stadt  an  die  Cochinchinesen  verloren 
gegangen  war,  wurde  Udong  erbaut  durch  Luang  Phra  Ream 
(Phra  Ram).  Die  Könige  Udong's  leiten  sich  noch  von  der 
alten  Dynastie,  die  in  Nakhon  Vat  herrschte,  ab.  Zum  zweiten 
Male  wurde  Udong  durch  Paibubeh  gegründet,  den  König 
mit  abgeschnittenen  Ohren.  Gewöhnlich  wird  die  Haupt- 
stadt Udong  Mi-Xai  (die  Siegreiche)  genannt,  aber  das  Volk 
leitet   den  Namen   ab   vom   Grossvater  Dong  und  der   Gross- 


4*22  Kamhodia. 

mutter  Xeh,  die  auf  dem  Platze  des  spätem  Udong  inienXeh(wie 
Udong  miXai  im  kambodischenProvincial-Dialect  ausgesprochen 
wird)  ihr  Feld  bestellt  hätten.  Kambodia  zerfiel  früher  in  drei 
Abtheilungeu,  als  Encor  (Ancor  oder  Nakhara)  toni  (das  grosse 
I^and)  oder  Nakhon  Vat,  Encor  Riet  (das  königliche  Land)  oder 
Korat  und  Bay-F^ncor  (das  Waldland)  oder  Saigon. 

Die  Kambodier  kennen,  wie  Siamesen  und  Birmanen,  viel- 
fache Legenden,  um  Namen  von  Hügeln  und  Flüssen  zu  erklären. 
So  wurde  mir  inTavisai  die  folgende  zur  dortigen  Landschaft  ge- 
hörige Geschichte  erzählt,  um  die  Namen  von  Localitäten  abzulei- 
ten :  König  Retchkol  hatte  ausser  seiner  rechten  Königin  Saisoh, 
die  in  Banon  lebte,  auch  eine  Goncubine,  Meh  ka,  inMongkhon- 
buri.  Die  Erstere,  ärgerlich  über  die  vielen  Besuche  der  Letz- 
teren, sandte  in  Verfolgung  des  Bootes,  das  ihren  Gemahl  führte, 
einen  Alligator,  der  beim  Auftrocknen  der  Wasser  zum  Berge 
Taphau  bei  Battabong  w  urde. 

Ausser  den  beiden  Ruinengruppen  in  den  Provinzen  Siem- 
rab  und  Battabong  finden  sich  noch  andere  Trümmerstätten  durch 
das  Land  zerstreut.  Zu  Kossatin  am  Mekong  triflFt  sich  ein  mit 
Sculpturen  und  Inschriften  verzierter  Palast  mit  vierThUrmen  um 
einen  mittleren,  und  grosse  Steinblöcke  sind  umhergesäet,  die, 
wie  das  Volk  spricht,  von  den  Göttern  dahin  geworfen.  In  Pnom- 
Paseh  steht  ein  Steinpalast  mit  Inschriften,  und  Äuf  einem  Berge 
in  der  Nähe  Panompen's  die  Ruine  von  Baxeh-Beah.  Zwei 
Steintempel  existireu  in  ihren  Ueberbleibseln  zuKamphong  suay, 
eine  Khet  Lawek  genannte  Mauer  in  der  Nähe  des  späteren  La- 
wek,  Stein-Inschriften  in  VatSulokhun  und  Schichten  von  Töpfer- 
scherben zwischen  dem  anffcschwemmten  Alluvium  der  Fluss- 
bank in  der  Nähe  Mot  Casa's  am  Mytho-Flusse.  Die  Steinwälle 
in  den  Wäldern  zwischen  Nakhon  Vat  und  Phra  Phix-ai  werden 
Phra  Nan  zugeschrieben.  Zu  Takeoh  finden  sich  die  Ueberreste 
eines  alten  Palastes.  Ein  reicher  Tempel  soll  früher  auf  der  In- 
sel Ko  Phra  Sasana  (die  Insel  der  heiligen  Religion)  auf  dem 
Flusse  bei  Panompen  gestanden,  aber  versunken  sein ,  und  seit 
der  Zeit  datirt  das  Volk  den  beginnenden  Verfall  seines  Glaubens. 
Die  Sculpturen  der  Steinmonumente  sind  nachgeahmt  als  Schnitze- 


Der  Sagonkreis  der  Steinmonnmente.  423 

reien  in  dem  Vat  Boribun,  von  Phaya  Cheychessada  erbaut. 
Einen  besonders  grossartigen  Eindruck  machen  die  aus  mäch- 
tigen Quadern  aufgeführten  Steinbrlicken  auf  der  früheren  Heer- 
strasse von  Lavo  nach  Inthapataburi,  für  welche  Bauart  (nach  Scott) 
die  Jynteah  in  Hinterindien  berühmt  sind.  Unter  den  Monumen- 
ten bei  Siemrab  ragt  besonders  der  Tempel  zu  Nakhon  Vat  her- 
vor, einst,  wie  Cerri  schreibt,*  die  Peterskirche  für  alle  Indier, 
und  noch  jetzt  mitunter  von  Pilgern  aus  fernen  Ländern  als  Ziel 
ihrer  Wanderungen  betrachtet.  Wie  Phimai  oder  Patai  Saman 
rühmt  er  sich,  auf  des  Götterkönigs  Geheiss  durch  den  Meister  der 
Architecten  Visvacarma  gebaut  zu  sein.  Er  steht  auf  einer  Basis 
aus  eisenhaltigem  Gestein,  enthält  aber  in  den  oberen  Theilen 
Granitblöcke,  und  für  die  Sculpturen  weicheren  Sandstein,  aus  de- 
nen andere  der  alten  Tempel  ganz  erbaut  sind.  Die  Qu«idern 
sind  so  genau  aufeinandergepasst  und  oft  durch  Rillen  in  ein- 
ander geschnitten,  dass  sie  keines  Kalkes  bedurften.  Die  Corri- 
dore  des  centralen  Doms  durchschneiden  sich  im  Kreuz,  und  auch 
bei  den  Kapellen  stehen  sich  die  vier  Eingänge  gegenüber. 
Nach  dem  Vinajavastu  (bei  Schiefner)  bewohnen  die  Brahmanen 
(deren  Gedanken  nach  Aussen  gerichtet  waren)  vierthürige 
Häuser,  um  Fremden  Gaben  auszutheilen.  Auf  den  Brücken  und 
Gebäuden  heben  sich  drohende  Drachenköpfe  hervor,  aber  die 
Zinnen  sind- überall  mit  der  Figur  des  die  Schlange  zerdrückenden 
Garuda*)  gekrönt.     Die  Stätte  des  nahen  Nakhon  Tom  wird  ge- 


•)  Ktesias  erzählt  bei  Aelian  von  den  Greifen,  mit  denen  die  goldsuchenden 
Arimaspen  in  der  Wütüte  kämpften,  und  kambodische  Märchen  kennen  vielfach 
den  menschenfressenden  Riesenvogel  Arabiens,  stark  wie  Irnn's  Simurg.  Das  Ra- 
japntra-Geschlecht  der  (^ilahara  leitet  sich  ab  von  dem  Könige  der  Vidjädhara 
genannten  Halbgötter  Gimütavahana  (dem  Trügcr  der  Wolken) ,  dessen  Leben 
von  dem  göttlichen  Vogel  Vischnu's  (Garud.i)  beschützt  wurde.  Seine  Nachkom- 
men führten  das  goldene  Bild  dieses  Vogols  im  Banner.  Dieses  Kriegergeschlecht 
wurde  aus  seinen  im  nördlichen  Kabulistan  (wo  ein  Stamm  der  Kaiir  den  Namen 
Silär  führt)  gelegenen  Stammsitzen  durch  die  turanischen  Völker  vertrieben ,  als 
die  Herrschaft  der  kleinen  Jueitchi  (500  p.  d.)  endete  und  erkämpfte  sich  (nach 
dem  südlichen  Indien  wandernd)  eine  neue  Herrschaft  (s.  Lassen).  DerKalukja- 
Monarch  Sa^a^ri  setzte  den  ^ü^^linra- Fürsten  Rahu  als  seinen  Vasallen  in  Kon- 
ka^a  ein. 


424  Kambodia. 

legentlich  von  Priestern  aus  Juen  Keoh  oder  MyangTschwea  be- 
sucht und  ist  nie  leer  von  temporären  Ansiedlern ,  die  dort  nach 
Gold  oder  Sehätzen  graben.  Mit  seinen  fünf  Spitzen  wird  der  in 
Nachahmung  des  Elephantenpalastes  im  Himmel  gebaute  Tempel 
Nakhon  Vat's  ein  Phrangka  Pi-asat  genannt,  da  er  grösser  ist  als 
ein  Moradob,  wie  z.  B.  der  Tempel  Banon's  heisst.  Die  Brah- 
maneu behaupten,  dass  der  letztere  früher  ihnen  gehört  habe, 
und  der  chinesische  Gesandte  sagt,  dass  die  Pa-sse  (qui  ne  par- 
tagent  le  repas  d'un  homme  ctranger  k  leur  secte  et  ne  souffrent 
pas,  qu'on  les  voie  manger)  ihre  eigenen  Gebäude  und  ThUrme, 
Klöster  und  Tempel  besessen  hätt-n,  obwohl  weniger  prächtig 
als  die  Buddhisten.  Die  Gebäude  von  Vat  Ek  bilden  ein  Mou- 
don  und  ihre  Errichtung  wird  einem  Setthi  (reichen  Mann), 
Mangmi  genannt,  aus  Battabong,  beigelegt,  .von  Andern  aber, 
ebenso  wie  Nakhon  Vat,  dem  grossen  Könige  ihrer  Mythen,  Phra 
Ketumalea  (dem  mit  Blumeuguirlanden*)  umwundenen  Kö- 
nigshaupte) zugeschrieben,  der  auf  den  Sculpturcn  eine  hohe 
Spitzenkrone  (un  boneto  de  brocado  de  dos  palmas  de  alto,  >vie 
Marti nez  de  la  Puonte  von  dem  König  von  Narsinga  und  Bisnaga 
sagt)  trägt  und  stets  von  weiblichem  Gefolge  umgeben  ist,  was 
Louis  auch  von  den  spätem  Königen  Kambodia's,  wie  die  Chinesen 
von  den  altern  erwähnt.  Seine  Begleiter  auf  den  Bildwerken 
sind  die  eine  dreigethürmte  Blumenkrone  tragenden  Thephakanja 
oder  Chao  Savan,  die  Figiireu  ätherischer  Himmelsbewohner, 
deren  Bildnisse  Phra  Phrütsakam  (Visvacarma)  für  die  irdischen 
Menschen  malte,  damit  diese  durch  ihr  Anschauen  sieb  mit  Freude 
und  Frömmigkeit  durchdrängen.  So  geschieht  es ,  und  nennen 
sie  sie  dankbar  die  Pujing  thuen  kiri  jai  (Serai  krab  prak)  oder 
die  Damen  wohlwolleuden  und  guten  Herzens.  Die  Thephakanja 
als  Chao  Savan  bewohnen  die  16  Welt-Etagen  über  der  Erde, 
wo  Indra  über  die  Thevadas  herrscht,  und  von  ihnen  als  seinem 


•)  The  term  Maliah  or  Malo  (hiU  tracts)  is  a  corruption  of  the  Sanscrit- 
word  mala  (garland)  and  h  applied  to  the  continuous  jungles ,  which  Cover  the 
surface  of  the  eastem  Ghauts  (s.  Frye).  Mallika  meint  im  Birmanischen  ein  be- 
sonders kostbar  geschmücktes  Gewand. 


Der  Sagenkreis  der  Steinraonnmente.  425 

weiblichen  Gefolge  umgeben  ist.  Mitunter  kommen  sie  hervor, 
um  zur  Erholung  am  Firmaraente  zu  wandeln  und  durchschwe- 
ben dann  in  goldenen  Palästen  seine  Aether-Regionen.  .Von 
alten  Zeiten  her  haben  ^ie  Vorfahren  gewisse  Bilder  herabge- 
sandt und  ihre  Kinder  und  Kindeskinder  ermahnt,  auf  sie  zu 
Behauen  und  sie  Thephakanja  zu  nennen.  In  der  Vorzeit  aber 
haben. die  Thephakanja  die  verschiedenen  Gegenden  der  von 
Menschen  bewohnten  Erde  mit  ihrer  Gegenwart  beglückt  und 
von  ihnen  stammen  Künste  und  Wissenschaften.  Wer  ihre  auf 
den  Steinen  eingegrabenen  Bilder  durch  Berührung  mit  profaner 
Hand  entweihen  sollte,  wird  mit  Krankheit  und  Tod  geschlagen 
werden,  denn  über  sie  stehen  Üämone  (Phi)  zur  Wache,  die  den 
Verbrecher  nicht  ungestraft  lassen.  Sie  heissen  auch  die  Kru 
blahk  oder  Vollkommenen,  da  sie  in  den  fünf  Erfordernissen  voll- 
kommen sind,  vollkommen  an  Haaren ,  Zähnen,  Haut,  Händen 
und  Statur.  Ihre  reiche,  mit  Blumen  und  Edelsteinen  geschmückte 
Kopftracht  wird  in  den  chinesischen  Berichten  vielfach  erwähnt, 
die  ausser  den  Wunderbauten  des  Palastes,  auch  die  weite  Aus- 
dehnung der  Hauptstadt  beschreiben,  mit  dem  Grabmale  Loupan's 
neben  dem  von  ihm  in  einer  Nacht  erbauten  Thurm.  Eine  an- 
dere Kopftracht  zeigt  zwei  gewundene  Spitzen,  und  Perceval  de 
Caussin  bemerkt:  La  raison  du  surnom  de  Doul - Carnain  peut 
etre  l'usage,  de  porter  une  couronne  avec  des  pointes  semblables 
ä  des  comes  ou  la  possession  des  deux  extremit^s  du  monde 
connu  k  rorient  et  k  Toccident,  ou  Thabitude  d'avoir  descheveux 
boucles  des  deux  cotös  de  la  tote.  Der  Tempel  Nakhon  Vat's 
kann  der  von  Low's  Informatoren  so  hoch  gepriesenen  Pilger- 
stätte Nang  Lung  (der  Drachenprinzessin)  entsprechen,  als  das 
Heiligthum  des  Schlangeukönigs.  Seine  Architectur  wrederholt 
die  Anlage  eines  gigantischen  Stupa.  Die  weitere  Beschreibung 
der  von  mir  besuchten  Monumente  wird  in  dem  die  Reise  durch 
Kambodia  behandelnden  Bande  folgen. 

In  den  Schnitzwerken  des  aus  Holz  gebauten  Tempels  zu 
Boribun,  am  südwestlichen  Ufer  des  Sees,  finden  sich  in  getreuer 
Nachahmung  die  meisten  der  Darstellungen  wiederholt,  die  in 
den  nördlichen  Monumenten  durch  Steinsculpturen  verewigt  sind. 


426  Kambodia. 

Das  gefallene  Königsgeschleeht  suchte  in  den  entlegenen  Provin- 
zen, wo  es  auf  der  Flucht  ein  Asyl  zu  finden  hoffte,  die  Erinne- 
rung seiner  grossen  Vergangenheit  zu  bewahren,  und  Hess  aus 
leichtem  Fachwerk  errichten,  was  sie  nicht  mehr  fähig  waren 
aus  massivem  Material  darzustellen.  Die  Figur  des  grössten 
Buddha  ist  aus  dem  Holze  eines  Zauberbootes  gemacht,  das 
solche  Schnelligkeit  besass,  um  jeden  Morgen*)  den  Priestern 
den  in  Nakhon  Vat  gekochten  Reis  noch  warm  fürs  Frühstück 
zu  bringen,  und  so  eine  grössere  Entfernung  zurücklegte,  als  die 
Schweizer  auf  dem  Rhein. 

Das  alte  Kambodia  besass  (nach  den  Chinesen)  viele  befestigt« 
Städte.  Die  breiten  Mauern  waren  aus  grossen,  fest  zusammenge- 
fügten Quadersteinen  oder  Ziegeln  erbaut.  Im  Jahre  1295  hatte 
die  Hauptstadt  einen  Umfang  von  20  Li;  sie  war  durch  Wälle  und 
Gräben  stark  befestigt,  man  gelangte  in  sie  durch  fünf  Thore, 
auf  den  Brücken  standen  steinerne  Statuen  auf  jeder  Seite  in  Ge- 
stalten von  Riesen.  Die  Brücken  ruhten  auf  Bogen,  welche  die 
Form  von  neunköpfigen  Schlangen  hatten.  Von  Figuren  in  den 
Händen  getragene  Schlangen  sollten  den  Zugang  hüten.  Ueber 
den  Thoren  waren  grosse  Stein-Statuen  Buddha's  mit  fünf  Gesich- 
tern aufgestellt,  nach  Westen  gerichtet.  An  den  innem  Seiten 
der  Thore  fanden  sich  Figuren  von  Elephanten.  Die  meisten 
Städte  waren  umwallt,  regelmässig  gebaut  und  während  der 
Nacht  wurden  die  Thore  geschlossen.  Auf  einem  Berge  in  der 
Nähe  der  Residenz  lagen  auf  heiliger  Stätte  vierundzwanzig 
steinerne  Topen,  nebst  einer,  die  mit  goldenen  Platten  belegt 
war,  und  Löwen  davor.  Die  vor  den  Wohnungen  der  Mönche  auf- 
gestellten Statuen  Buddha's  hatten  acht  Körper.  Der  Palast  des 
Königs  ^ind  die  Wohnungen  der  vornehmsten  Beamten  befanden 
sich  in  einem  besondern  Quartier  in  dem  östlichen  Theile  der 
Hauptstadt.     Der  königliche  Palast  war  durch  eine  Brücke  mit 


♦)  Buddha  erhielt  tiiglich  durch  die  Luft  sein  Frühstück  durch  den  fliegen- 
den Kalaudari  (der,  wie  aUe  andern  Gesandten  des  Königs,  bei  ihm  geblieben  und 
Rahan  geworden) ,  auf  der  Reise  nach  Kapilawut ,  wo  es  indess  erst  neuer  Wun- 
der bedurfte ,  um  die  stolzen  Verwandten  des  Sakhyageschlechts  von  seiner  Pro- 
pheten-Berufung zu  überzeugen. 


Dor  Sagenkreis  der  Steinmomim'^nte.  427 

der  Stadt  verbunden.  Der  zum  Palaste  gehörende  Park  hatte  einen 
weiten  Umfang.  Um  den  Palast  lief  eine  Säulenhalle,  deren 
Wände  mit  Bildern  geschmückt  waren ,  Darstellungen  aus  dem 
Leben  Buddha's  zeigend.  Für  die  Sitzungen  der  Minister  war 
ein  grosser  Saal  bestimmt;  der  König  schlief  in  einem  Thurme 
am  Ende  des  Palastes.  Die  Innern  Einrichtungen  sollten  sehr 
prachtvoll  sein,  aber  Fremden  wurde  der  Zutritt  erschwert. 
Nach  der  Inschrift  von  Mongir  dehnte  der  (in  Mudgagiri  oder 
Mongir  residircnde)  König  Devapaladeva  seine  Eroberungen  in 
das  Vindhyagcbirge  und  bis  Kambodia  aus.  Als  sein  besonderes 
Eigenthum  nennt  er  (nach  Lassen)  die  Provinz  Sri  Nagara 
(900  p.  d.).  In  der  Inschrift  zu  Benares  werden  mit  Mahipala 
zwei  Söhne  (Sthirapala  und  Vasantapala)  genannt,  die  (1027  p.  d.) 
buddhistische  Denkmäler  errichteten.  König  Devapala  soll  nach 
der  Inschrift  des  Narajanapala  die  Erde  von  der  Narmada  bis 
zum  Himalaya  und  vom  Berge  des  Sonnenaufgangs  im  Osten  bis 
zum  Berge  des  Sonnenuntergangs  Asta  im  Westen  sich  unter- 
worfen haben.  Unter  den  besiegten  Völkern  befinden  sich  die 
Huna.  Der  Fluss  Lamkikala  bildete  die  Grenze.  We  find  no 
monumental  remains  of  Hindus  in  the  Dekhan  earlier,  than 
450  p.  d.,  about  which  period  Jaya  Sinha  of  the  Hindu  race  ruled 
Guzerat.  There  have  been  discovercd  by  Wathen  and  Elliot  se- 
veral  copper  plates  of  that  period ,  by  which  Jaya  Sinha  confers 
land  on  Brahmans  in  the  Dekhan  (s.  Briggs).  Die  ältesten  Mo- 
numente des  Dschainismus  gehen  bis  1032  p.  d.,  als  ein  Tempel 
des  Adhi-Nath  (oder  Parswanatha)  zu  Abu  angelegt  wurde ,  wo 
früher  nur  Siva  -  Monumente  sich  fanden  (s.  Benfey).  Nach 
Friedrich  deuten  die  Inschriften  der  javanischen  Monumente  auf 
das  achte  und  neunte  Jahrhundert  nach  ^-aka,  als  ihre  Blüthe- 
zeit.  Der  kambodische  Ruinenkreis  knüpft  an  den  javanischen 
an,  und  während  jetzt  der  puritanische  Buddhismus  derPalitexte 
in  den  indochinesischen  Ländern  sich  auf  das  ceylonische  Mut- 
terland stützt,  scheint  in  früherer  Zeit  wenigstens  der  östliche 
Theil  der  Halbinsel  vielfach  von  Java  beeinflusst  zu  sein,  wo  die 
lamaistischen  Götterfiguren  Tibet's ,  Mandjusri  und  die  Dhyana- 
Buddha's  Nepaul's  wieder  erscheinen.   Der  Buddhismus  erstreckte 


428  Kambodia.  - 

sich  einst  weit  durch  den  Archipel.  Die  Legenden  auf  Celebes 
erzählen  von  der  Ankunft  heiliger  Männer,  die  in  goldleuchtende 
Gewänder  gekleidet  waren,  von  Schirniträgern  umgeben;  auf  der 
Lord  North's-Insel  will  man  von  einem  Gott  Pitagat  gehört  haben, 
und  auf  den  fernen  Osterinseln  stehen  jene  mysteriösen  Coloss- 
Bauten,  gleichsam  die  Reste  eines  der  Brückenpfeiler,  über 
die  Quetzalcoatl  nach  Mexico  gewandert  sei  und  Munco  Capac 
zum  See  IMticaca.  Auch  nach  Formosa  und  Japan  fanden  Sa- 
khya-Schüler  dort  ihren  Weg. 


Die  Chroniken  Inthapataburi's. 

(Ans  dem  Siamesischen.) 

Die  Städte  Phra  Nakhon  Vat  und  Phra  Nakhon  Tom  wurden 
im  Jahre  1500  der  Phutthasakkharat  in  Xambodia  erbaut. 

Phra  Intharathirat  (der  königliche  Herr  Phra  In)  träumte, 
dass  ein  kostbares  Juwel  des  strahlendsten  Glanzes  in  seinem 
Munde  zerbrach  und  auf  die  Menschenwelt  hinab  in  einen 
lehmigen  Sumpf  fiel.  Phra  In  fühlte  tiefe  Bekümmerniss  über 
diesen  Verlust,  da  es  ihm  ganz  unmöglich  war,  sich  zu  ent- 
schliessen,  herabzusteigen*,  um  dieses  Kleinod  aufzunehmen  und 
damit  zurückzukehren.  Als  er  beim  Erwachen  mit  seinen 
Götteraugen  umhersehaute,  erkannte  er,  dass  jeder  seiner  sieben 
Söhne,  die  Thevabutr*)  (Göttersöhne),  bestimmt  wäre ,  hinab- 
zugehen und  innerhalb  des  Kreislaufs  wechselnder  Existenzen 
auf  der  Menschenwelt  wiedergeboren  zu  werden,  und  dass  Einer 
wenigstens  von  ihnen  dieReligion  Buddha's  (Phra-Phuttha-Sasana) 
beschützen  werde.  Da  berief  er  die  sieben  Thevabutr  um  sich, 
und  als  sie  in  seine  Gegenwart  gekommen,  erzählte  er  ihnen  die 
ganze  Sachlage,  Alles,  was  er  im  Traume  gesehen,  und  forschte 
sie  darüber  aus.  Darauf  richtete  er  das  Wort  an  sie  und  sprach : 
„Wer  von  euch  sieben  Engeln  will  seine  Existenz  verwandeln 
und   auf  die   Menschenwelt    hinabsteigen,   um   unseres   Herrn 


•)  Thevabutr  oder  Gottersöhne  meint  im  Si^imesischen  einfach  die  Götter 
in  Beziehung  zu  Indra's  Vaterschaft.  Mnir  bemerkt  über  die  Hymnen  desKigveda, 
dass  Himmel  .und  Erde  als  Eltern  nicht  nur  der  Menschen ,  sondern  auch  der 
Götter  betrachtet  werden ,  as  appears  from  the  varions  texts  where  they  arc 
designated  by  the  epithet  Devaputre  ^having  gods  for  thcir  children." 


430  Kambodia. 

■ 

Buddha's  Lehre  zu  besebützen?"  Secbs  dieser Tbevabutr  fUblten 
keine  Neigung,  in  die  Seelen  Wanderungen  einzutreten,  aber  der 
Jüngste,  Ketu  -  Tbevabutr  mit  Namen,  ergab  sich  darein  und 
sagte  :  „Wenn  es  geziemend  ist,  unseres  Herrn  Buddha  Religion 
zu  schützen,  so  bete  ich  um  gnädige  Hülfe  in  meinen  Wanderungen 
auf  der  Welt  der  Menschen. "     Phra  In  war  im  Herzen  erfreut 

und  durch  seine  königliche  Gunst   wurde   es   vermittelt,   dass 

• 

Ketu-Thevabutr  beim  Herabsteigen  sich  in  dem  Mutterleibe  der 
Dame  Thephavadi  einkörpcrte ,  der  vornehmsten  Königin  des 
Königs  Khomerat,  der  im  fürstlichen  Staate  über  die  mächtigen 
Gebiete  von  Kliomerat-thani  herrschte.  Durch  die  Gewalt  und 
majestätische  Hoheit  der  V^erdienste  des  königlichen  Prirfzen, 
der  im  Mutterleibe  ruhte,  geschah  es,  dass  alle  solche  der  hin- 
und  herfliegenden  Vögel,  die  sich  auf  der  Thunnzinne  des 
Königin-Gemachs  im  Palast  niederliessen ,  sogleich  todt  hinab- 
stürzten. Und  das  war  eine  höchst  sonderbare  Sache.  Und  die 
Gesammtheit  der  königlichen  Minister  und  der  Edelleute,  die 
grossen  sowohl  wie  die  kleinen,  als  sie  dies  sahen,  traten  in  der 
Audienz  vor  den  König  Khomerat  und  sprachen  folgendermassen : 
„Die  Leute,  die  diese  Stadt  bewohnen,  leben  in  der  Beobachtung 
des  fünffachen  -und  des  achtfachen  Gebots  (Sin  oder  Sila).  Da- 
durch wird  Mitleid  und  Wohlwollen  gegen  alle  Geschöpfe  vor- 
geschrieben. Obwohl  die  Unglücksfälle,  die  aus  Sünden  noth- 
wendig  folgen,  durch  angemessene  Strafen  gemildert  werden 
könnten ,  so  würde  doch  immer  das  Glück  des  Allgemeinwohls 
darunter  leiden  und  Verminderung  erfahren.  Es  ist  deshalb 
besser,  dass  der  Prinz  selbst  die  Verbrechen  sühne,  die  er  in 
dem  fortgesetzten  Vogelmorde  seit  dem  Tage  seiner  Empfängniss 
begangen  hat."  Der  Krmig  folgte  den  Vorschlägen  seiner 
Staatsräthe  und  machte  ihre  Ansicht  zu  der  seinigen,  sprechend: 
„  Wahrlich,  der  Prinz,  der  in  der  Königin  Mutterleibe  wächst,  ist 
ein  Ausbund  böser  Laster."^  Dann  befahl  er,  die  schwangere 
Königin  auf  ein  Floss  zu  setzen  und  dasselbe  flott  zu  machen, 
damit  es  forttreibe.  Es  fand  sich  indess  Einer  unter  seinen 
Beamten,  ein  Parohit,  der  seine  Stimme  dagegen  erhob  und 
widersprach.     Des  Königs  Verzeihung  für  die  Erlaubnis»  zum 


Die  Chroniken  Inthapataburi's.  431 

Reden  bittend,  sagte  er :  „  Die  Königin  jetzt,  wo  sie  noch  schwanger 
ist,  zu  bestrafen,  würde  nicht  angemes.sen  sein.  Wenn  sie  in 
späterer  Zeit  von  einem  Sohn  entbunden  sein  wird,  dann  möge 
sie  aus  der  Stadt  getrieben  und  fortgeschickt  werden."  In  Folge 
dieser  Vorstellung  veränderte  der  König  seine  Anordnung  und 
erst  nachdem  die  Königin  einen  Sohn  geboren  hatte,  verbannte 
er  sie  aus  seinem  Reiche.  Die  Königin  nahm  den  Säugling,  mit 
ihm  in  die  Fremde  zu  wandern,  aber  es  war  ein  schwieriges  und 
schmerzvolles  Ding  für  sie,  da  sie  bisher  immer  nur  im  Schoosse 
des  Uebei-flusses  gelebt  hatte  und  an  Beschwerden  nicht  gewöhnt 
war.  Durch  die  Kraft  der  hohen  Majestät,  die  den  angesammelten 
Verdiensten  des  zur  Herrschaft  über  die  weiten  Gebiete  der 
Khamen  (Kambodier)  bestimmten  Prinzen  inwohnte ,  fühlte  Phra 
In  warm  und  die  Hitze  immer  höher  in  sich  aufsteigen.  Als  er, 
mit  seinen  Götteraugen  umherschauend,  die  Ursache  erkannt 
hatt€,  veränderte  er' sein  Aussehen  und  nahm  menschliche  Ge- 
stalt an.  In  weisse  Gewänder  gekleidet,  zog  er  die  Strasse 
entlang  und  leitete  als  Führer  die  erhabene  Königin  mit  ihrem 
Söhnchen  den  nächsten  Weg,  so  dass  er  sie  in  sieben  Tagen  zu 
der  Bcrgwaldung  des  Phaya  Fai  (des  Feuergottes)  brachte. 
Dort  schuf  er  für  sie  die  magische  Erscheinung  eines  Zauber- 
palastes ,  in  welchem  sie  bleiben  und  ausruhen  konnte ,  durch 
himmlische  Speisen  ernährt.  Dann  nahm  er  sie  auf  weiteren 
Wanderungen  mit  sich  nach  dem  Bezirke  des  Khok-thalok  (die 
geglättete  Kuppe)  an  der  Südseite  des  Gebirges.  Dort  richtete 
er  eine  Höhle  zum  Aufenthalt  ein ,  dass  die  edle  Frau  mit  ihrem 
Kinde  darin  weile,  an  einer  Stelle  nicht  weit  von  der  Stadt  Phra 
Bath  Xan-xum  entfernt. 

Als  der  Knabe  ein  Alter  von  drei  Jahren  erreicht  hatte, 
entfaltete  sich  seine  Gestalt  in  Zierlichkeit  und  iSchöne,  seine 
himmlische  Herkunft  von  dem  Geschlechte  der  königlichen  Götter 
(Deva)  zur  Schau  tragend.  Niemand  menschlichen  Abkommens 
in  der  irdischen  Welt  hätte  irgendwie  an  Schönheit  mit  diesem 
Prinzen  verglichen  werden  können.  Phra  In  liebte  ihn  mit  der 
herzlichsten  Zuneigung,  und  er  begab  sich  in  der  Verkleidung 
eines  alten  Mannes  zu  der  Königin ,  um  sie  und  ihren  Sohn  zu 


432  Rambodia. 

besuchen.  Als  die  Königin  seiner  ansichtig  wurde,  knüpfte  sie  eine 
Unterhaltung  an  und  fragte  ihn:  „Ihr  gingt  damals  auf  einmal 
fort  und  habt  Euch  nicht  wieder  gezeigt.  Es  ist  eiue  schon  lange, 
lange  Zeit,  seit  ich  Euch  zuletzt  sah.""  Phra  In  erwiederte  und 
sagte:  „Wahr,  so  isfs.  Ich  kehrte  nach  meiner  Heimath  zurück. 
Es  ist  weit  von  hier ,  wo  ich  wohne ,  aber  ich  erinnerte  mich  des 
jungen  Prinzen  und  ich  bin  deshalb  nun  gekommen,  um  i^n 
wiederzusehen ,  und  ich  möchte  Euch  bitten ,  dass  ich  ihn  mit 
mir  nehmen  könnte.''  Die  Königin  gab  zur  Antwort:  „Ihr  wäret 
lange  abwesend ,  beinahe  zwei  oder  drei  Jahre.  Ich  kann  un- 
möglich zugestehen,  dass  Ihr  den  Prinzenknaben  mit  Euch  fort- 
führt." Der  Greis  entgegnete:  „Wenn  Ihr  so  darüber  denkt,  so 
werdet  Ihr  mir  doch  wenigstens  wohl  erlauben,  ihn  einen  ein- 
zigen Tag  bei  mir  zu  behalten,  um  ihn  zu  liebkosen  und  mit  ihm 
zu  spielen."  Dagegen  hatte  die  Fürstin  nichts  einzuwenden, 
und  der  alte  Mann  ging  hinein,  um  den  knaben  zu  umarmen. 
Dann  aber,  einen  Augenblick  benutzend,  wo  die  Königin  ihr 
Gesicht  abgewendet  hatte,  nahm  er  ihn  mit  sich  fort,  ohne  dass 
sie  es  bemerkte  und,  in  die  Lüfte  aufsteigend,  führte  er  ihn  in 
den  Himmel  der  Dreiunddreissig  oder  der  untergehenden  Sterne 
(Daodüiig-savnn)  ein.  Als  der  Prinz  die  Pracht  der  königlichen 
Kesidenz  im  Himmel  erblickte,  wurde  or  ausnehmend  entzückt. 
So  oft  jedoch  während  seines  Aufenthalts  in  der  Engelstadt  die 
Thephajuda  zur  königlichen  Audienz  eintraten,  fühlte  sich  Phra 
In  beschämt  und  im  Herzen  verwirrt.  Er  schlug  deshalb  dem 
Prinzen  vor,  wieder  auf  die  Erde  hinabzugehen,  aber  das  geüel 
diesem  nicht.  Er  schrie  und  weinte,  weil  er  in  der  schönen 
Eugelstadt  des  Himmels  bleiben  wollte.  Phra  In  redete  ihm  zu 
und  sagte:  „0,  du  mein  liebes  Prinzchen,  gehe  hinab  und  kehre 
ins  Land  der  Menschen  zurück.  Ich  werde  dort  eine  Stadt  für 
dich  bauen,  ebenso  hülisch  und  prächtig,  als  diese  himmlische 
Residenz  hier."  Er  nahm  dann  den  Prinzen  mit  sich  und  brachte 
ihn  nach  dem  Aufenthaltsort  der  Königin,  seiner  Mutter.  Auf 
den  dortigen  Fels  tretend,  Hess  Phra  In  den  Abdruck  seines 
göttlichen  Fusses  (Phrabat)  an  der  Oberfläche  zurück  und  er  ist 
dort  noch  bis  zum  heutigen  Tage  zu  sehen.     Daher  wurde  die 


k. 


Die  Chroniken  Inthapatabnri's.  433 

an  dem  Abhänge  gelegene  Stadt  Phrabat-Xanxuni  genannt. 
Phra  In  spähte  dann  mit  seinen  Götteraugen  umher  und  indem 
er  in  der  Nähe  von  Khok-thalok  siegreichen  und  günstigen  Boden 
erblickte,  beschloss  er  dort,  als  auf  einem  angemessenen  Platze, 
eine  Königsstadt  zu  gründen ,  die  eine  würdige  Residenz  für  den 
prinzlichen  Fürsten  bilden  würde.  Er  gab  dann  Auftrag  an 
Phra  Phitsanukam  und  schickte  ihn  dorthin ,  um  die  Hauptstadt 
Khok-thalok  zu  bauen.  Nachdem  Phra  Phitsanukam  das  Werk 
vollendet  hatte,  machte  Phra  In  die  neue  Stadt  dem  Prinzen  mit 
seinerMutterzum  Geschenk,  und  die  in  den  umliegenden  Wäldern 
wohnenden  Stämme  siedelten  sich  mit  ihnen  dort  an.  Da  ihre 
Zahl  indess  nur  klein  war,  dachte  Phra  In  darüber  nach,  wie  er 
die  grosse  Volksmenge,  die  die  Stadt  Khomarathani  bewohne, 
dorthin  versetzen  könne.  Aus  den  Ih'ihen  herabkommend,  nahm 
er  die  Gestalt  eines  weissen  Elephanten  riesiger  Grösse  an  und 
hielt  sich  in  der  Umgebung  der  Stadt  Khomarathani  auf.  Als  er 
beim  Grasen  von  einem  Jäger  bemerkt  wurde,  entfernte  er  sich 
nach  der  Richtung  der  Stadt  Khok-thalok  und  der  Jäger,  der  ihm 
folgte,  sah  ihn  dort  plötzlich  verschwinden.  Die  Spur  seiner 
Fusstritte  ist  noch  offenkundig  und  sichtbar  bis  zum  heutigen 
Tage.  Als  der  Jägersmann  des  Waldes  die  prachtvolle  Stadt 
erschaute,  begab  er  sich  in  dieselbe  hinein.  Umherblickend  und 
Erkundigungen  einziehend,  erfuhr  er,  dass  dort  der  Sohn  der 
Königin  Khomerat's  regiere,  und  war  ausnehmend  erfreut  über 
diese  Nachricht.  Mit  aller  Hast  eilte  der  Jäger  zurück ,  um  den 
Herrscher  Khomerat's  über  Alles,  was  er  erfahren  hatte,  zu  unter- 
richten. Der  König  sandte  einige  Edelleute  aus,  in  Begleitung 
von  5000  Leuten  des  gemeinen  Volkes,  um  den  Prinzen  mit 
seiner  Mutter  zur  Rückkehr  nach  Khomerat  einzuladen.  Als 
diese  dazu  keine  Lust  verspürte,  blieben  die  Edeln  nebst  ihren 
5000  Begleitern  alle  bei  ihnen  zurück.  Da  König  Khomerat  sie 
nicht  zurückkommen  sah ,  sandte  er  neue  Edelleute  mit  10,000 
Soldaten.  Aber  auch  diese  verblieben  bei  dem  Prinzen,  und  so 
eine  dritte  Sendung.  Der  König  von  Khomerat  hob  dann  eine 
zahlreiche  Armee  aus  und  zog  selbst  an  ihrer  Spitze  nach  der 
Stadt  Khok-thalok.    Als  er  seinen  Sohn  und  die  Königin  wieder- 

Bastian,  0«tasi«iu.  I.  28 


434  KamtiodU. 

sah,  wurde  sein  ITerz  erfreut  und  er  drängte  sie,  dass  sie  mit  ihm 
zurückkehren  möchten.  Weil  der  Prinz  indess  sich  abgeneigt 
zeigte,  so  Hess  er  ihn  krönen  und  verlieh  ihm  die  Herrschaft 
über  Phra-Nakhon-Khok-thalok  unter  dem  Titel  Phra  Chao  Ketu- 
Mala-Mahakrasat.  Als  Phra  In  davon  hörte,  verdoppelte  er  das 
himmlische  Reichsschwert  und  liess  das  Duplicat  auf  Erden 
niederfallen,  in  der  Mitte  einer  Volksversammlung  der  Kdeln, 
der  Minister  und  der  frommen  Männer.  Am  Krönungstage  Phra 
Chao  KetumaLVs  zeigten  sich  eine  Menge  von  Wunderzeichen. 
Dies  Reichs:ichwert  hat  sich  bis  auf  den  heutigen  Tag  erhalten 
in  dem  Gebiete  der  Stadt  Kh(»k- thalok,  die  nun  den  Xamen 
Inthapat-Maha-Xakhon  bekam. 

Was  König  Khomerat  betrifft,  den  erhabenen  Vater,  so  nahm 
er  die  Königin,  die  Mutter  Ketumala's,  mit  S!ch  in  sein  Reich 
zurück.  König  Ketumala  aber  fuhr  fort,  in  seinem  I^nde  zu 
regieren,  wo  seine  Unterthanen  glücklich  und  zufrieden  lebten. 
Der  Ruf  dieser  wunderbaren  Ereignisse  durchdrang  alle  Völker 
und  aus  jedem  Lande  kamen  die  Könige  herbei,  Gold-  und 
Silberblumen  zum  Tribut  darzubringen.  Das  Glück  der  Re- 
gierung war  nur  dadurch  getrübt,  dass  der  König  we<ler 
Sohn  noch  Tochter  hafte,  um  sein  Geschlecht  fortzupflanzen. 
Er  befleissigte  sich  deshalb  eifrigst  einer  strengen  Beobachtunjr 
der  Vorschriften  (Sin),  in  Gebeten  und  Werken  der  Mildthätigkcit 
dahinlebend.  Als  er  für  sielten  Tage  darin  verharrt  hatte,  drang 
die  Hitze  zuletzt  hinauf  bis  zu  dem  himmlischen  Ruhebette,  das 
Phra  In  zum  Sitze  dient.  Nachdem  er  sich  durch  seinen  Gölter- 
blick  mit  der  Ursache  bekannt  gemacht  hatte,  kam  Phra  In  herab, 
sehend,  dass  Ketumala  diese  Büssungen  und  Bettage  angestellt 
hatte,  weil  er  einen  Sohn  erwünschte,  sein  Geschlecht  fort- 
zupflanzen. Phra  In  schlug  dann  einem  seiner  Göttersöhne  vor, 
in  den  Kreis  der  Seelenwanderungen  niederzugehen  und  in  einer 
Blume  aus  der  Lotos-Gattung  wiedergeboren  zu  werden,  die  auf 
einem  nahegelegenen  See  blühte.  Dann  bewegte  er  den  Sinn 
Ketumala*s,  mit  seinem  königlichen  Hofgesinde  im  W^alde  zu 
spazieren ,  wo  er  den  Prinzen  in  der  Lotos-Knospe  ruhend  fand 
und  mit  sich  heimnahm,  ihn  zu  erziehen  und  als  seinen  Sohn  zu 


Die  Chroniken  Inthnpatabnri's.  435 

adoptiren.  Das  Kind  wuchs  und  nahm  zu  unter  hininilischen 
Segnungen,  und  als  der  Knabe  zum  Jüngling  gereift  war,  ertheilte 
ihm  der  König  Ketumala  den  Namen  Phra  ChaoPathummasurivong. 

Nun  geschah  es  eines  Tages,  dass  Pathummasurivong  (vom 
Sonnengeschlecht  des  Lotos)  sich  lustwandelnd  im  Walde  erging 
und  zu  einem  uralten  Thalok- Baume  kam,  auf  dessen  um- 
gestürztem Stumpfe  er  in  einer  voji  den  Zweigen  gebildeten 
Laube  ausruhte. 

Mit  diesem  Thalok-Baume  hatte  es  eine  eigenthümliche  Be- 
wandtniss  und  aus  den  ältesten  Tagen  der  Vorzeit  her  ist  die 
folgende  Snge  davon  überliefert:  Einst  im  grauen  Alterthume, 
in  dem  Beginne  der  Kalpa,  wann  noch  alles  Land  der  Erde  von 
dem  grossen  Ocean  bedeckt  war,  ging  der  König  der  Naga- 
Schlangen  (PhayaNakh),  der  den  Namen  Thao-Xomphu-Papakat 
führte,  zu  Phra  Isuen  (Siva),  um  ihm  seine  Ilülfsdienste  an- 
zubieten. Er  umschlang  mit  seinem  Schwänze  in  tausendfachen 
Windungen  den  Berg  Meru,  um  sein  Seitwärtslehnen  zu  ver- 
hindern. Da,  Phra  Phai,  der  Engel  des  Windes,  der  ungeduldig 
wurde  in  seinen  Bemühungen,  den  Berg  Meru  umzublasen,  zog 
sein  Schwert,  dem  Naga-Könige  das  Haupt  abzuschlagen,  das  er 
dort  niederwarf.  Und  Phra  Isuen,  aus  der  grossen  Freundschaft 
und  dem  Wohlwollen,  das  er  für  ihn  hegte,  streute  Zauberkräuter 
auf  das  Haupt  und  verknüpfte  es  mit  einem  geheimnissvollen 
Omen,  den  Eidesschwur  darüber  sprechend,  dass,  an  welchem 
Platze  immer  das  Haupt  des  Thao-Xomphu-Papakat  niederfallen 
sollte,  dort  sich  ein  Khok  Thalok  (ein  geglätteter  Grund  in 
zirkelrundcr  Form)  erhebe  und  Bäume  auf  ihm  wachsen.  Und 
so,  weil  das  Ganze  in  einem  weiten  Thalok-Baum  begriffen  war, 
nannten  sie  es  deshalb  ein  „Khok  Thalok."  Soweit  djis  kambo- 
dische  Manuscript  (in  der  siamesischen  Uebersetzung).  Auf  die  Be- 
deutung dieser  Sage  des  auch  im  östlichen  Afrika  heiligen  Meru,  die 
sich  in  der  javanischen  Version  mit  dem  verrückten  Schwerpunkt  *) 


•)  SoUte  sich  der  unter  Bezwingung  der  Damone  zum  Buddhathüme  An- 
strebende anderswohin  setzen  ,  als  auf  den  centralen  Diamant-Thron ,  so  wurde 
die  Krde  ihr  Gleichgewicht  verlieren,  bemerkt  Iliuenthsang.    So  bedurfte  es  auch 

28* 


43G  Kambodia. 

der  Erde  verbindet,  sowie  auf  das  abgeschlagene  und  von  den 
Händen  der  Jungfrauen  bewässerte  Haupt  Brabnia's,  das  in  dieser 
Legende,  wie  unter  dem  ewigen  Koma,  begraben  wurde,  werde 
ich  später  bei  der  Behandlung  der  buddhistischen  Mythologie 
zuriickzukominen  haben. 

Was  nun  Phra  Pathumniasurivong  betriift,  so  fühlte  derselbe, 
den  geneigten  Bauiustiimui  erblickend,  Lust  zum  Ausruhen,  und 
er  sandte  einen  seiner  Pagen  nach  Teppidien  und  Kissen,  um 
solche  auf  demselben  auszubreiten.  Dann  legte  er  sich  dort 
nieder  und  fiel  in  Schlaf.  Als  der  Abend  herangekommen  war, 
fing  der  Thalok-Haum  leise  und  laugsam  an,  sich  hciher  und  höher 
zu  heben,  aber  der  Prinz  war  im  Schlafe  nicht  gestört.  Der 
Thalok-Baum  fuhr  fort,  noch  hi'dier  aufzusteigen  und  schnellte 
empor,  als  ob  durch  Menschenhände  bewegt.  Phra Chao  Pathum- 
niasurivong fuhr  aus  dem  Schlafe  auf  und  sein  Herz  begann 
zu  zittern  und  zu  schaudern,  als  er  sich  in  der  schwindelnden 
Höhe  in  den  Zweigen  hängen  sah ,  ohne  irgend  welche  Stütze. 
Er  hatte  ruhig  unter  dem  Laubdache  zu  verbleiben,  bis  der  sich 
weiter  und  weiter  von  der  Erde  entfernende  Baum  seine  Be- 
wegung nach  aufwärts  beendet  hatte.  Er  rief  nach  seinen  Pagen 
und  Begleitern,  aber  sie  konnten  seine  Stimme  nicht  mehr  ver- 
nehmen. Alle  seine  Vasallen  und  Edeln,  die  Wachen  und 
Sclaven  stjinden  wartend  da  und  verblieben  in  Furcht  und 
Schrecken  unter  dem  Thalok-Baume.  Als  die  ersten  Strahlen 
der  aufgehenden  Sonne  den  Thalok-Baum  beschienen,  fing  der- 
selbe an,  sich  tiefer  und  tiefer  zu  senken,  bis  er  wieder  sein 
früheres  Niveau  erreicht  hatte.  Pathumniasurivong  stieg  herab 
und  kam  zu  seinen  Leuten  zurück,  die  ihn  mit  grossem  Jubel 
empfingen. 

Mit  der  ersten  Dämmerung  des  frühen  Morgens  rief  Naug 
Nakh  (Fräulein  Nakh  oder  die  Drachenprinzessin)  ihre  Damen 
um  sich  und  erhob  sich  von  ihrem  Lager,  um  in  dem  Wasser  des 
Sees  zu  spielen,  nachdem  sie  ihre  Form  verändert  hatten.     Sie 


des  Ausschreiten»  von  Arabien  nach  Ceylon  und  dann  nach  Siam ,  um  durch  Auf- 
druckung des  Fusstapfens  die  Her^e  zu  befestig«*n,  von  Feeukreisen  umgrenzt 


k. 


Die  Chronikm  Inthapatabnrrs.  437 

belustigten  sieli  umher  zu  sehwiimnen  und  dem  Strom  des  Wasser- 
armes  folgend,  kamen  sie  nach  der  Stelle  des  Ufers,  wo  Phra 
Pathummasurivong  lustwandelte.  Dieser,  die  Schaar  der  Baden- 
den bemerkend,  umstellte  sie  mit  dem  Heer  seiner  Begleit<;r, 
erhaschte  das  Fräulein  und  nahm  es  mit  sich  nach  der  Höhlung 
des  Thalok-Raumes,  wo  er  sich  mit  ihr  vermählte. 

Als  die  Ehrenjungfrauen  die  Prinzessin  ergriffen  und  aus 
ihrer  Mitte  fortgeführt  sahen,  stoben  sie  jammernd  auseinander 
und  in  ihr  Reich  zurücktiiichtend,  berichteten  sie  dem  Drachen- 
könige, was  geschehen  sei.  Dieser  sandte  den  Prinzen  Jius,  seinen 
königlichen  Sohn,  den  jüngeren  Bruder  der  Fräulein  Nakh,  indem 
er  ihm  befahl,  eine  Armee  von  Drachentruppen  zu  versammeln 
und  dem  Pathummasurivong  seine  Beute  zu  entreissen.  Er  zog 
gegen  diesen  undgrift*  ihnan,  wurde  aber  im  Kampfe  überwunden. 
Phrachao  Pathummasurivcmg  war  im  Begritfe,  ihn  zu  tödten, 
schonte  jedoch  auf  der  Schwester  Bitten  seines  Lebens  und  liess 
ihn  frei  nach  Myang  Nakh  (dem  Drachenlande)  zurückkehren. 
Als  der  Prinz  dort  Alles,  was  sich  ereignet  hatte,  seinem 'Vater 
erzählte,  verfiel  der  Drachenkönig  in  Nachsinnen  und  nach  län- 
gerer Ueberlegung  sagte  er:  „Unsere Tochter gerieth  in  Gefangen- 
schaft, doch  ist  sie  würdig  behandelt  und  zur  Königin  erhoben. 
Als  unser  Sohn  ausgeschickt  wurde,  sie  zu  befreien,  unterlag  er 
und  war  preisgegeben.  Aber  obwohl  sie  es  in  ihrer  Macht  hatten, 
tödteten  sie  ihn  nicht.  Im  (iegenthcil,  sie  setzten  ihn  in  Freiheit. 
Gross  sind  die  Wohlthaten,  die  sie  gegen  uns  bewiesen  haben.  ** 
So  liess  er  reiche  Geschenke  vorbereiten  und  beauftragte  seine 
Gesandten ,  sie  an  die  Oberwelt  zu  führen  und  dem  Könige  Pa- 
thummasurivong darzubringen.  Er  liess  denselben  einladen,  mit 
seiner  königlichen  Tochter  in  das  Schlangenreich  herabzukommen. 
Der  König  erfüllte  seinen  Wunsch  und  begab  sich  mit  seiner 
Gemahlin  in  das  Keich  der  Schlangen,  wo  er  für  etwa  einen 
halben  Monat  verblieb.  Dann  richtete  Phaya  Nakh  das  Wort  an 
ihn,  sprechend:  „Hir  seid  ein  Menschenkind  und  länger  in  dem 
Drachenlande  zu  bleiben,  würde  weder  passend  noch  angemessen 
sein.  Geht  denn  wieder  hinauf  in  das  Land  der  Menschen  (Myang 
Mannt) ,  die  Erde  zu  sehen  und  Eure  Heimath.     Es  ziemt  sich, 


438  Kambodia. 

eine  Stadt  zu  gründen,  und  so  oft  Ihr  meiner  bedürft,  werde  ich 
erscheinen  und  beim  Baue  helfen."  Nachdem  Phrachao  Pathuni- 
masurivong  sich  von  Phaya  Nakh  verabschiedet  hatte,  nahm  er 
seine  Gemahlin  mit  sich  und  stieg  an  die  Oberwelt,  beiuiThalok- 
Baum  hervorkommend.  Dann  brachte  er  die  Dnw*henprinzessin 
vor  die  Augen  des  Königs  Ketumala,  seines  Adoptiv-Vjitcrs,  und 
er  erzählte  ihm  Alles,  was  sich  ereignet  hatte,  mit  jeder  Einzel- 
heit. Und  König  Ketumala  war  erfreut  in  seinem  Herzen.  Dann 
entfernte  sieh  Pathummasurivong,  um  mit  seinen  Edeln  und 
Grossen  umher  wandernd,  einen  geeigneten  Platz  zur  Anlage 
einer  Stadt  auszuersehen.  Er  kam  bald  zu  der  Einsicht,  dass 
der  Platz  um  den  Thalok-Baum  alle  Vortheile  böte,  um  dort  eine 
grosse  Stadt  einzurichten.  Als  er  für  diese  Mittheilung  eine  Bot- 
schaft an  Phaya  Nakh  schickte,  kam  derselbe  aus  der  Unterwelt 
herauf  mit  allen  seinen  Ilcerschaaren.  Und  sie  bauten  dort  eine 
grosse  und  prächtige  Stadt,  dasEigenthum  des  l*hrachao  Pathum- 
masurivong. Sie  erhielt  den  Namen  Phra-Nakhon-Tom,  und 
Phrachao  Ketumnla  begab  sich  dorthin,  um  Phrachao  Pathumma- 
surivong als  König  der  erhabenen  Kesidenz  Tom  zu  krönen. 

Nachdem  eine  lange  Zeit  vergangen  war,  segnete  Phrachao 
Ketiunala  das  Zeitliche  und  Phrachao  Pathummasurivong  weihete 
die  Stadt,  in  der  sein  Vater  Ketumala  geherrscht  hatte,  indem  er 
sie  als  Kloster  (Vat)  dem  Apostel  Phra  Phutthakhosa  (P'ra 
Fut dhaghosa^ariya)  übergab,  zu  der  Zeit,  als  dieser  von  Lang- 
kathavib  zurückkehrte.  Und  aus  diesem  Grunde,  weil  Phra 
Pathummasurivong,  als  Verdiensteswerk  für  den  Dahingeschie- 
deneu, die  Stadt  Khok-thalok,  als  Kloster  eingerichtet,  darbrachte, 
erhielt  dieselbe  den  Namen  Phra-Nakhon- Vat  (die  königliche 
Stadt  der  Klöster).  Von  der  Zeit  an  für  die  Zukunft  bestimmte 
Phrachao  Pathummasurivong,  dass  jährlich  königliche  Geschenke 
an  seinen  Schwiegervater  gesandt  werden  sollten,  an  den  Drachen- 
könig, Phaya  Nakh. 

Damals  musste  jeder  Herrscher  aus  allen  den  verschiedeneu 
Königreichen  sich  huldigend  nach  der  Residenz  Tom  begeben, 
der  grossen  und  mächtigen  Stadt.  Durch  die  gewaltige  Kraft 
seiner   Verdienste    zwang  Phra  Pathummasurivong    die    Stadt 


Die  Chroniken  Inthapatabnn's.  439 

Sukothay  (Siikhot'ay),  einen  Tribut  an  Wasser  zu  bringen,  die 
Stadt  Talunf^  zur  Einlieferung  von  Seidenzeugen  und  die  Stadt 
Lavo  von  getrockneten  Fischen,  als  Abgabe. 

Was  Phaya  Nakh  betriffst,  den  Scliwiegervater  des  Phracbao 
Pathummasurivong,  so  schied  er  aus  dem  Leben,  und  sein  Sohn, 
der  jüngere  Bruder  der  Drachenprinzessin,  regierte  an  seiner 
Statt. 

Als  Phracbao  Pathuniinasurivong  noch  nicht  sehr  lange  re- 
giert hatte,  in  dem  Jahre  1501  der  Phutthasakkharat,  geschah 
es,  dass  Phra  Kuang  in  der  Stadt  Lavo  geboren  wurde.  Er  ge- 
hörte zu  den  Beamten  des  Zollhauses,  um  die  Aufsicht  über  die 
Wassersteuer  zu  führen,  und  er  füllte  das  Wasser*)  in  Rohrkörbe,  ^ 
als  er  zu  Phra  Pathummasurivong  hinaufzog,  um  den  Tribut  zu 
überbringen.  Als  der  König  sah,  dass  der  mit  Wasser  gefüllte 
Korb  nicht  leckte,  so  erkundigte  er  sich,  wer  derjenige  wäre,  der 
auf  soh'he  Weise  den  Tribut  bringe  und  Wasser  in  Körbe  zu 
füllen  vermöchte,  ohne  dass  es  ausliefe.  Die  Thay-Leute  (Phuek 
Thay),  die  mit  diesem  Korb  voll  Wasser  hereingekommen  waren, 
gaben  dcmüthigst  Bescheid,  dass  Phra  Kuang,  ein  Aufseher  des 
Zollhauses  und  wohl  erfahren  in  allen  Arten  wunderbarer  Kräfte, 
das  Wasser  in  die  Körbe  gefüllt  habe,  um  es  als  Huldigung  dem 
Könige  darzubringen.  Da  rief  Phracbao  Pathummasurivong  ausS 
„Ein  Mann  mächtigen  Verdienstes  ist  in  dem  Lande  Thay  (Myang 
Thay)  aufgestanden,"  und  damit  endete  die  Abhängigkeit  der 
Myang  Thay  vom  I^ande  Khamen  (Myang  Khemara).  Phra  Pathum- 
masurivong wandtesich  an  die  Thay,  die  das  Wasser  als  huldigen- 
den Tribut  gebracht  hatten  und  sagte:  „Kommt  fernerhin  nicht 
länger  hierher,  Wasser  zu  bringen."  Das  Thay -Volk  kehrte 
dann  zurück  und  stattete  über  Alles,  wie  es  geschehen,  Bericht 
ab  an  Nai  liuang. 

Um  diese  Zeit  nun  trat  Dexo-Damdin  (Dam-din  oder  der 
Taucher  unter  der  Erde),  ein  Grosser  des  Landes  Khom  (Myang 


*)  Nach  den  Bhadrakalis  konnte  Mariatalc  das  Wasser ,  ohne  Gefass ,  in 
eine  Kugel  ziuaniniengeballt  au8  dem  Teiche  holen ,  bis  sie  durch  die  beim  An- 
blick der  Gaudharvas  erzeugten  Begierden  ihre  Tugenden  verlor. 


440  Kambodia. 

Khoni),  vor  dan  Angesicht  des  königlichen  Herrschers,  der  ihn 
anredete  und  sagt«:  „Alljetzo  ist  ein  Mann  geboren  uisichtigen 
Verdienstes;  er  ist  aufgestanden  im  Lande Thjiy.  Körbe  füllte  er 
mit  Wasser  und  schickte  sie  nach  unserer  Stadt.  Nachdem  ich 
es  gesehen,  habe  ich  Befehl  gegeben,  dass  sie  fürderhin  nicht 
länger  kommen  sollten.**  Dann  brachte  PhayaDexo-Damdin  eine 
unterthänige  Bitte  vor  und  flehte  zu  seiner  Majestät  sprechend: 
„Ich  werde  hinziehen  und  diesen  Nai  Huang  ergreifen.**  Der 
König  aber  verbot  es,  mit  den  Worten:  „Thue  es  nicht,  greif  ihn 
nicht,  ^  aber  Phaya  Dexo-Damdin  hörte  nicht  auf  diese  Warnungen. 
Nachdem  er  Huldigung  bezeigt  und  seinen  Abschied  genommen, 
hob  er  eine  Armee  aus,  in  grosser  Kile  aufljrechend.  Phaya 
Dexo-Damdin  grub  sich  in  die  Erde  hinab.  Als  Phaya  Uuang 
davon  hörte,  dass  ein  Heer  im  Khamen-l^inde  zu  seiner  Ergrei- 
fung ausgezogen  sei,  ergriff  er  die  Flucht.  Bei  der  Stadt  Phichiton 
anlangend,  schlug  er  sein  Lager  an  ihren  Aussenlinien  auf  in 
einem  Klosterhofe  und  bat  die  Dorfbewohner  um  etwas  Reis  und 
Fisch  fiir  sich  zu  essen.  Man  brachte  ihm  mit  anderen  Speisen 
einen  Mo -Frisch.  Nachdem  er  alles  Fleisch  davon  abgegessen 
hatte,  so  dass  nur  die  Knochen  übrig  waren,  warf  er  dieselben 
in  das  Wasser.  Und  siehe,  die  Knochen  belebten  sich  wieder 
zu  einem  Fisch  und  kamen  an  die  Oberfläche,  im  Wasser  umher- 
schwimmend. 

Phaya  Dexo-Damdin  begab  sich  nach  dem  Hause,  wo  Nai 
liuang  zu  wohnen  pflegte.  Dort  hob  er  sich  emi)or  und  stieg 
heraus,  die  Insassen  des  Hauses  befragend.  Die  aber  sagten  ihm 
zur  Antwort,  dass  Nai  Ruaug  geflohen  sei  und  in  einem  andern 
Dorfe  lebe.  Phaya  Dexo-Damdin  schlüpfte  dann  wieder  in  die 
Erde  hinunter,  ihn  weiter  zu  verfolgen. 

Als  es  an  Nai  Ruang  berichtet  wurde,  setzte  er  seine  Flucht 
fort  und  suchte  Schutz  in  einem  Kloster  der  StiidtSukothay.  Dort 
wurde  er  durch  den  Abt  zum  Mönch  geweiht.  Eines  Tages,  als 
Phra  Ruang  herabgekommen  war  und  den  Klosterhof  fegte, 
schwoll  die  Erde  auf  und  Phaya  Dexo-Damdin  stiess  hervor, 
dicht  neben  der  Stelle,  wo  er  stand.  Er  erkannte  ihn  indes» 
nicht,  und  ohne  zu  wissen,  dass  er  selbst  Phra  Ruang  sei,  fragte 


Die  Chroniken  Intbapataburi's.  '        441 

ihn:  „Wo  ist  PhraRiiang?**  ,Wart'  hier  ein  wenig,"  erwiederte 
Phra  Kuang,  „ich  werde  gehen  und  ihn  rufen."  So  durch  seine 
einwohnende  Kraft  Hess  er  Dexo-Damdin  verbleiben,  wie  er  war, 
halb  oben  und  halb  unten ,  zur  Hälfte  aus  der  Krde  hervor  und 
zur  Hälfte  in  derselben.  Allmälig  im  Laufe  der  Zeit  verlor  sich 
die  Körperforni  Dexo-Danidin's  und  wurde  zum  Stein*).  Daher 
rührt  jenes  Spruch  wort:  Khom  dam  din  (der  Kambodier  tiiucht 
unter  die  Erde). 

In  dem  1502.  Jahre  der  Phutthasakkharat  schied  der  Herr- 
scher Sukothay's  vom  Leben  ab,  und  da  Niemand  aus  seinem 
königlichen  Geschlecht  übrig  war,  so  berief  die  Kitterschaft 
(Senabodi)  PhraRuang,  die  Regierung  zu  übernehmen.  Phrachao 
Ruang  ül)eilegte  dann  bei  sich  und  dachte:  Phrachao Pathumma- 
surivong  hatte  Befehl  gegeben ,  dass  Niemand  fernerhin  Wasser 
zum  Tribut  bringen  solle.  Dennoch  aber  kam  Phaya  Dexo-Damdin 
herbei,  mit  der  Absicht  uns  zu  ergreifen.  Wir  werden  ein  Heer 
ausheben  und  gegen  Phrachao  Pathummasurivcmg  marschiren. 
Er  ertheilte  dann  seine  Befehle  und  Hess  eine  grosse  Menge 
Truppen  requiriren,  um  alle  Regimenter  vollzählig  zu  machen. 
Von  der  Stadt  Sukothay  aufbrechend,  rückte  er  auf  die  Stadt 
Siemrab  und  dann  weiter  nach  der  Stadt  Tom.  Als  man  an 
Phrachao  Pathummasurivong  die  Nachricht  davon  brachte,  er- 
wiederte dieser:  „Lasst  PhraRuang  herbeikommen  und  öifnet 
die  Thore  für  ihn." 

Phrachao  Ruang  aber  hob  sein  Lager  auf  und  versuchte  die 
Thore  der  SUidtzu  offnen,  doch  war  er  es  nicht  im  Stande.  Als 
Phrachao  Pathummasurivong  sah,  dass  Phrachao  Ruang  die  Thore 
nicht  zu  öffnen  vermochte,  beschloss  er  es  selbst  zu  thun,  damit 
Phrachao  Ruang  eintreten  und  vor  dem  königlichen  Angesicht 
erscheinen  könne.  Er  wiederholte  also  seine  Befehle,  sprechend: 
„Oeffnet  die  Thore  weit,  dass  Phaya  Ruang  eintreten  mag  und 
vor  dem  königlichen  Angesicht  erscheine."  Und  dann  mit  einem 


♦)  Nach  der  Mytliologie  der  Qiiisquoja  (auf  Haiti)  wurde  der  die  Vorfaiiren 
des  Menschengeschleclits  in  der  Höhle  Kauta  bewachende  Kiese  zu  Stein,  als  er 
sich  an  das  Sonnenlicht  hervorwagte. 


442  Kambodia. 

Male  ötTncten  sich  säniiiitlielie  Thore.  Fhrachau  Ruang  mit  allen 
seiueu  Soldaten  des  Thay- Heeres  priesen  die  erhabene  Macht 
der  königlichen  Majestät  nnd  huldigten  in  deniüthigster  Ergebung 
den  heiligen  Tugenden  des  Phrachao  Pathununasurivong,  von 
den  königliehen  Städten  Tom  und  Vat  bis  zur  Stadt  Sieiurah 
Alles  erfüllend.  Und  aus  der  Zeit  rührt  der  Name  Sienirab  (die 
friedvolle  Ebene  der  Siamesen).  Nachdem  Phrachao  Kuang 
zur  Audienz  zugelassen  worden  und  nach  Herzenslust  angebetet 
und  verehrt  hatte,  gab  Phrachao  Pathummasurivong  Befehl,  ihn 
mit  allem  Noth wendigen  zu  versehen,  mit  Gold  und  Silber,  mit 
Speisen  jeder  Art.  Officiere  und  Edle  und  auch  die  Gemeinen 
in  der  königlichen  Armee  schwelgten  in  grossem  Ueberfluss.  Als 
Phaya  Kuang  sich  verabschiedet  und  zur  Rückkehr  vorbereitet 
hatte,  Hess  Phrachao  Pathummasurivong  seine  Schatzkammern 
öftnen,  Phrachao  Ruang  mit  Geschenken  überhäufend.  FaUc  so- 
wie Officiere  und  auch  die  gemeinen  Soldaten  konnten  alle,  was 
und  so  viel  ihnen  beliebte,  aus  dem  königlichen  Schat/e  nehmen 
und  derselbe  wurde  doch  nicht  leer.  Denn  gross  waren  die  er- 
habenen Verdienste  des  Königs  Pathummasurivong. 

Von  einer  seiner  Nebenfrauen  war  dem  Phrachao  Pathum- 
masurivong ein  Sohn  geboren,  der  Phrachao  Krung  Phala  hiess. 

Nachdem  Pjithummasurivong  einen  langen  Zeitnium  regiert 
hatte,  während  welches  alle  Majestäten  ihm  bestündig  goldene 
und  silberne  Blumen  zu  senden  i)flegten,  schied  er  vom  I^hen 
ab,  in  dem  100.  Jahre  seines  Alters.  Mit  der  Zeit  hörte  das 
Reich  Thay  (Krung  Thay)  fernerhin  auf,  Tribut  zu  schicken, 
weder  an  Wnsser,  noch  an  Fischen.  In  der  KönigswUrde  des 
Sonnengeschlechts  (Surivong)  folgte  seiner  Majestät  Sohn  Phra- 
chao Krung  Phala.  Von  diesem  Könige  an  wurde  kein  weiterer 
Tribut  an  Phaya  Nahk  bezahlt.  Als  der  Drachenkönig  bemerkte, 
dass  eine  lange  Zeit  vorübergegangen  wäre,  ohne  dass  die  Be- 
wohner des  Landes  Khamen  ihm  Tribut  gebracht  hätten,  so 
schickteer  einige  Edelleute  des  Drachenvolkes  aus,  um  denselben 
einzufordern.  Phrachao  Krung  Phala  aber  war  abgeneigt  zur 
Bezahlung  und  erwiederte:  „In  früherer  Zeit  war  der  Vater  des 
Phaya  Nakh  der  Schwiegervater  meines  königlichen  Vaters,  und 


Die  Chroniken  Inthapataburi's.  44f3 

weil  gegenseitig  manche  Verpflichtungen  bestanden,  so  pflegte 
das  Reich  Khanien  (KrungKhanien;  einen  Tribut  in  das  Drachen- 
land hinabzuschicken.  Gegenwärtig  giebt  es  keine  solche  Ver- 
pflichtungen zwischen  uns.  Weshalb  sollten  wir  gehen,  Euch 
Tribut  zu  bringen?"  Als  die  Edeileute  bei  ihrer  Rückkehr  diese 
Worte  berichteten,  gerieth  Phaya  Nakh  darob  in  grimmigen 
Zorn  und  stellte  eine  Armee  auf  die  Reine  mit  der  Drohurfg, 
Inthapata  anzugreifen.  Er  Hess  noch  eine  Rotschaft  durch  seinen 
Sohn  abgehen,  um  den  Grund  der  Tributverweigerung  zu  erfaliren, 
erhielt  aber  nur  dieselbe  Antwort  wie  früher  und  gab  das  Zeichen 
zum  Marsch.  Phrachao  Krung  Phala  aber  kam  zur  Schlacht 
heraus  und  Phaya  Nakh  unterlag  im  Kampfe.  Der  König  Krung 
Phala  nuichte  ihn  zum  Gefangenen  und  hieb  sein  Haupt  ab,  wurde, 
aber  durch  einige  Tropfen  des  vorströmenden  Rlutes  bespritzt. 
Die  geschlagenen  Regleiter  des  Drachenköuigs  flüchteten  in  ihr 
Land  zurück.  Nach  einiger  Zeit  zeigte  sich  an  König  Krung 
Phala  eine  aussätzige  Krankheit,  die  über  seinen  ganzen  Körper 
ausbrach,  da  derselbe  vom  Rlute  des  Drachenkönigs  befleckt 
worden.  Der  König  berief  seine  Leibärzte  zu  sich,  aber  keines 
der  von  ihnen  verwendeten  Arzneimittel  war  von  dem  geringsten 
Nutzen. 

Nun  lebte  damals  ein  heiliger  Eremit  (Phra-RUsi)*)  im 
Walde  Himaphanta,  der  zu  seinem  Rrudcr- Einsiedler,  seinen 
Schülern  und  Dienern  so  sprach:  „Ich  denke  eine  Erholungstour 
zu  machen  und  die  Stadt  Inthapat  zu  besuchen,  in  etwa  drei 
Monaten  werde  ich  zurück  sein."  Solche  Worte  gesprochen 
habend,  flog  der  heilige  Eremit  in  die  Lüfte  hinauf  und  fand  sich 
bald  darauf  in  der  Nähe  der  Stadt  Inthapata,  der  königliehen  Resi- 


*)  Die  Phra-Rasi  oder  Rü.si  wohnen  auf  der  äusseren  Wcltmauer,  wo  sie  von  den 
dort  verzeichneten  Hieroglyphen  die  Wissenschaft  ihrer (Jeheimnisse  ablesen,  und 
obwohl  sie  durch  ihre  Wunderkenntnisse  d.as  Leben  ewig  verlängern  könnten, 
sich  doch  alle  1000  Jahre  opfern ,  indem  sie  freiwillig  den  Scheiterhaufen  be- 
steigen ,  mit  Ausnahme  eines  IJebrigbleibondeu ,  der  aus  der  Asche  die  Heiligen 
zu  neuem  Leben  erweckt.  Die  indier  versetzen  die  heiligen  Rischi  in  das  Sie- 
bengestirn des  grossen  Haren ,  wo  (bei  den  Finnen)  Wäinämöinen ,  der  Sobo 
des  Kawe,  die  Seelen  der  Abgeschiedenen  empfängt. 


i 


444  K^iiDbodia. 

denz.  Dort  j*ah  er  eiiieo  weissgekleideteo  Orei*  und  ging  auf 
ihn  zu,  sir-li  stellend,  als  ob  er  von  Xiehts  wüsste.  Er  fragte  ihn, 
wie  die  Stallt  dort  lieisse.  lier  weissgekleidete  Alte  en%iederte: 
-Diese St'idl  ist  Inthapat genannt,  die  Residenz  desKönigs."  -Sie 
ist  präehtig und  lieblich  diese  Stadt,*  antwortete  derKreinit,  .nur 
schade,  dass  der  König,  der  in  ihr  herrseht,  am  Aussatz*)  leidet. 
Diese  Krankheit  wird  ihn  in  wenigen  Jahren  fortraflfen.  Will  er 
sieh  aber  meiner  liehandlKng  anvertrauen,  so  kann  er  der  Hei- 
lung versichert  sein  und  wird  ein  hohes  Alter  erreichen,  in  Glück 
und  Frieden  über  sein  I^nd  herrschend.  Der  Ein  weich  ungspro- 
cei»8(xub;  wird  ihn  kuriren."  Als  der  weisse (treis  dieses  gehört, 
trat  er  vor  die  königliche  Majestät,  und  wiederholte  in  deniüthig- 
ster  Huldigung  die  Mittheilung,  sprechend:  «Ein  Eremit  ist  ange- 
kommen, der  sich  erbietet.  Eure  Majestät  einzuweichen  und  da- 
durch die  Krankheit  zu  heilen,  so  dass  sich  das  königliche  Leben 
bis  in  ein  hohes  Alter  verlängern  wird."  Phrachao  KruugPhala 
gab  Befehl,  den  Eremiten  in  den  l\*ilast  zu  bringen.  Dieser  liess 
einengrossen  Kessel  herbeiholen,  schürte  ein  mächtiges  Feuer 
an,  setzte  dann  den  Kessel  mit  Wasser  gefüllt  hinauf,  und  als 
das  Wasser  im  vollen  Sieden  war,  lud  er  seine  Majestät  den 
grossen  König  ein,  lierabznkommen  und  in  den  Kessel  hinein  zu 
steigen.  König KrungPhala  erwiederte:  „Ich  verstehe  noch  nicht 
recht.  Lege  erst  eine  Probe  ab,  wie  es  gemacht  werden  muss.** 
Einer  der  EdcUeute  nahm  einen  Hund  und  steckte  ihn  in  den 
Kessel.  Nachdem  er  zu  Tode  gekocht  war,  streute  der  Eremit 
Arznei  auf  den  Hund  und  er  kam  wieder  hcrausgesprungen,  ein 
noch  hübscherer  Hund  als  zuvor.  Aber  der  König  hatte  dennoch 
sein  Hedenken  und  sagte:  „Lass  einen  der  Edelleute  erst  in  den 
Kessel  steigen  und  es  versuchen."    Mau  warf  einen  Edelmann  in 


*)  Der  eliiiicäischc  Gesandte  liemerkt  von  Kambodia :  II  y  a  beauconp  de 
lepreiix  sur  le»  grandes  rontes  et  quoique  les  hoinnies  sains  couchcnl  et  niangrent 
avec  eux,  ils  ne  contractont  pas  le  mal.  U  y  a  eii  im  roi,  qai  en  a  M  afflig^,  ses 
siijets  ne  s'en  »ont  pas  effrayes  (s  RemuBat).  In  Hirnia  dagegen  übt  der  Leso- 
wun  strenges  Regiment,  um  jeden  Angestockten  ans  der  menschlichen  (Gesellschaft 
fort  in  die  Aussatzdörfer  zu  verweisen.  Die  Cochinchinesen  nennen  auch  im 
Feldzuge  1767  p.  d.  den  biame»ischen  König  einen  Aussatzigen  (Phong). 


Die  Chroniken  Inthapatabnri's.  44«5 

das  kochende  Wasser  hinein.  Durch  die  aufgestreute  Medicin  kam 
er  munter  wieder  hervor,  ein  noch  schönerer  Edelmann  als  zuvor. 
Selbst  jetzt  nahm  der  König  weitern  Anstand.  Er  erliess  einen 
königlichen  Befehl,  sprechend:  „Möge  der  grosse  und  heilige  Ere- 
mit zuerst  er  selber  in  den  Kessel  hineinsteigen,  dann  werde  ich 
glauben."  Der  Eremit  legte  den  geweihten  Schmuck  der  Amulette, 
die  er  am  Körper  trug,  ab  und  gab  seine  Vorschriften :  „Nachdem 
ich  in  dem  Kessel  zusammengekocht  bin,  mlisst  ihr  diese  Medicin 
hineinwerfen."  Nachdem  er  solche  Medicin  den  Händen  des 
Königs  Krung  Phala  übergeben,  ging  er  in  den  Kessel  ein.  Als 
sein  Körper  unter  dem  siedenden  Wasser  verschwunden  war, 
nahm  der  König  die  Arznei  und  warf  sie  hinein,  aber  nur  die 
Hälfte.  Eine  Hand  und  ein  Fuss,  in  Existenz  gerufen,  kam  an 
der  Oberfläche  hervor.  Der  König  wollte  nicht  den  Rest  der 
Wunderarznei  hinzufügen,  sondern  befahl  seinen  Edelleuten,  den 
Kessel  mit  Allem,  was  darin  war,  am  Fusse  des  Berges,  südlich 
von  der  Stadt  aui^ugiessen. 

Als  die  verabredeten  drei  Monate  vorüber  waren,  und 
der  grosse  Eremiten -Lehrer,  das  Haupt  der  Einsiedeleien,  den 
zur  Einweichung  des  Königs  Krung  Phnla  ausgezogenen  Ere- 
miten nicht  zurückkommen  sah,  so  befragte  er  alle  die  grossen 
und  heiligen  Eremiten,  deren  es  in  alten  Zeiten  500  an  Zahl 
gab,  sprechend:  „Unser  würdiger  Herr  fehlt  in  unserer  Mitte." 
Die  heiligen  Eremiten  dann  durchschauten  klar  das  Vergangene 
und  erkennend,  was  geschehen  war,  erwiederten:  „Unser 
Herr  ist  nach  der  Stadt  Inthapat  fortgezogen."  Und  der  grosse 
Eremiten-Oberste  stieg  in  die  Lüfte  auf  und  versetzte  sich  nach 
Inthapat,  wo  er  die  Bürger  fragte,  ob  sie  einen  Eremiten 
nach  der  Stadt  hätten  kommen  sehen.  Diese  erzählten  ihm,  wie 
es  dem  Eremiten  gegangen  und  dass  der  Kessel  am  südlichen 
Ende  der  Stiidt  ausgegossen  sei.  Dort  die  Leiche  findend,  be- 
lebte er  sie  aufs  Neue,  und  als  er  den  Verrath  des  Königs,  gegen 
den  so  wohlwollende  Gesinnung  bewiesen  worden,  gehört  hatte, 
sprachen  die  beiden  Eremiten  den  Fluch  aus ,  dass  des  Königs 
Krankheit  unheilbar  zu  raschem  Tode  führen  und  dass  mit  seinen 
Nachfolgern  die  Pracht  und  Herrlichkeit  der  Stadt  verschwinden 


446  Kaniltodia. 

Holle,  bis  das  ganze  I^nd  in  eine  öde  Waldwildniss  verkehrt  sein 
wUrde.     Dann  zogen  sie  nach  dem  Iliniaphan  zurück. 

Da  Phrachao  Krung  Phala  in  keiner  Weise  von  seinem  Aus- 
satze genesen  konnte ,  brachte  man  ihn  mit  seinen  Concubinen 
und  seiner  Dienerschaft  nach  dem  Berge  der  acht  Ecken,  der 
noch  heutigen  Tages  Khao  Ku  Sen  oder  (im  Siamesischen)  Khao 
Sin  Chi  (der  Herg  des  gänzlich  Verbrannten)  heisst.  Der  König 
litt  unter  seinem  Aussatz  bis  zu  seinem  Tode.  Die  Gestalt  Phra- 
chao Krung  Pliala's  und  die  seiner  Favoritin  wurden  versteinert, 
und  zeugen  bis  heutzutage  [in  dem  Uuinenfelde  Nakhon  Tom^s]. 

Seitdem  gab  es  nur  noch  für  eine  kurze  Zeit  innerhalb  der 
Grenzen  der  kambodischen  (jlebiete  Könige,  die  in  Phra  Nakhon 
Tom  residirten.^ 

Unter  den  Nachfolgern  Krung  Phahi's  wird  ein  Kaufmann, 
Nai  Phrom,  genannt,  der  die  Residenz  nach  der  andern  Seite  des 
Flusses  verlegte,  westlich  von  Nakhon  Tom.  Er  baute  eine 
Stadtmauer  aus  weichen  Steinen  (sila  leng)  und  sie  ist  noch 
heutzutage  sichtbar.  Nachdem  er  20  Jahre  regiert,  schied  er 
vom  Leben  ab.  Ihm  folgte  sein  Sohn,  und  dann  regierte  ein 
Usurpator,  der  nicht  zu  dem  königlichen  Geschlecht  gehörte. 

In  Krankheit  fallend,  befragte  er  die  Hora,  die  ihm  prophe- 
zeiten: „Ein  Verdienstvoller  wird  geboren  werden,  aus  dem  Leibe 
einer  Schwangeren ,  der  Frau  eines  Arbeiters  in  dieser  Stadt." 
Der  König  befahl  dann  seinen  Edelleuten,  dass  sie  alle  armen 
Frauen  ergreifen  sollten ,  die  schwanger  wären,  sie  wegführen 
und  tödten.  Die  liora  legten  Fürbitte  ein  und  sagten :  „  Schwangere 
Weiber  zu  tödten  wäre  eine  Handlung,  deren  sUndenvolle  Folgen 
auf  lange  Zeit  fortwirken  würden.  Die  Zeichen  aber  besagen 
in  ihrer  Hindeutung,  dass  der  Verdienstvolle  von  der  Frau  eines 
Arbeiters  geboren  werden  wird,  die  sich  jetzt  in  der  Schwanger- 
schaft befindet.  Sic  ist  ausgegangen,  Brennholz  zu  sammeln. 
Njichdem  sie  das  Reisig  aufeinander  gehäuft  hat,  wird  sie  es  in 
ein  Bündel  zusammenbinden  und  auf  den  Kopf  heben,  um  es  fort- 
zutragen. Wenn  sie  auf  ihrem  Wege  ausruht,  wird  sie  das 
Holzbündel  auf  die  Erde  legen,  es  mit  ihrem  Kopftuch  bedecken 
und  sich  darauf  setzen.    Diese  Vorsicht  wird  gebraucht,  weil  der 


1 


Die  Chroniken  Inthapatabnri's.  447 

Sohn  in  ihrem  Mutterleibe  hoher  Verdienste  voll  ist.  Sobald 
man  diese  Dinge  vor  sieh  gehen  sieht,  dann  möge  die  schwangere 
Arbeitersfrau  getödtet  und  fortgeschafft  werden."  Als  der  König 
die  Bittstellung  der  Hora  vernommen,  befahl  er  seinen  Officieren 
hinzugehen  und  umherzuspähen. 

Nun  geschah  es  zu  der  Zeit,  dass  eines  Arbeiters  Frau  mit 
sechs  andern  ihres  Standes  ausgegangen  war,  Feuerholz  zu  sam- 
meln. Sie  trugen  die  Bündel  auf  dem  Kopfe,  und  als  sie  an  dem 
Wege  zu  einem  Baume  kamen,  sassen  sie  unter  seinem  Schatten 
nieder,  um  auszuruhen.  Und  jenes  Weib  nahm  ihr  Kopftuch, 
breitete  es  über  das  Bündel  aus  und  bereitete  sich  einen  weichen 
Sitz.  Als  die  Kriegsleute  es  sahen,  da  ergriffen  sie  dieses 
Weib  und  nahmen  sie  hinauf  vor  das  Angesicht  ihres  königlichen 
Herrn.  Der  König  winkte  den  Henkersknechten,  sie  fortzuführen 
und  auf  einer  kleinen  Erhöhung  hinzurichten,  nicht  weit  von  dem 
VatPhra-Maha-Songkrat  (das  Kloster  seiner  Eminenz  des  grossen 
Bischofs).  Heutigen  Tages  wird  sie  Don-Phra-Sri  (der  Hügel 
des  glorreichen  Herrn)  genannt. 

Was  den  fürstlichen  Embryo  betrifft,  so  fand  sich,  als  er  an 
das  Tageslicht  hervorkam,  ein  Geier,  der  mit  den  Schwingen 
ausgebreitet,  ihn  bedeckte  und  schützte,  dass  er  weder  von  der 
Hitze  der  Sonne  getroffen  werden  möchte,  noch  von  dem  Winde. 
Nun  gab  es  einen  alten  Mann,  Dehe  genannt,  der  die  Kühe  seiner 
Heiligkeit,  des  königlichen  Bischofs,  hütete.  Als  er  die  Kühe 
austrieb,  wurde  er  von  denselben  zu  der  Leiche  der  Mutter  ge- 
führt. Dort  sah  er  einen  grossen  Schwärm  von  Geiern  und 
Krähen  zusammen,  die  alle  emsig  miteinander  beschäftigt  waren, 
das  Kindlein  durch  ihre  ausgebreiteten  Flügel  zu  sichern.  Die 
Sache  war  über  jeden  Zweifel  erhaben.  Als  er  näher  hinzuging, 
den  Säugling  zu  besehen,  fand  er  ihn  so  vollendet  schön  in  seinem 
Aussehen ,  dass  er  ihn  in  seine  Arme  aufnahm  und  zu  dem  heili- 
gen Bischof  brachte,  der  alsbald  die  Sache  durchschaute  und  aus 
tiefer  Einsicht  sagte:  „Dieses  Knäblein  wird  zu  einem  Mann 
hohen  Verdienstes  erwachsen.  Obwohl  des  Königs  Majestät 
aussandte,  ihn  zu  t<)dten,  so  starb  er  nicht."  Er  übergab  ihn 
dann  der  Hut  Ta-Dehe's,  ihn  mit  sich  heim  zu  nehmen  und  auf- 


448  Kambodia 

zuziehen,  bis  er  das  Alter  von  sechs  bis  sieben  Jahren  erreicht  haben 
würde.  Als  diese  Zeit  gekommen  war,  kehrte  aufs  Neue  die 
Krankheit  des  Königs  zurück.  Dann  prophezeiten  die  Hora, 
wahrsagend:  „Der  Verdienstvolle  ist  noch  am  Leben.  Die  Per- 
son, die  ihn  auferzieht,  lebt  nach  Osten  in  der  Stadt  Phon-ma- 
pheu.''  So  beauftragte  der  König  seine  Beamten,  ihn  zu  er- 
greifen. Sobald  der  erhabene  Bischof  und  Ta-Dehe  davon 
hörten,  gab  der  Bischof  dem  Ta-Dehe  den  Kath,  den  Prinzen 
nnt  sich  zu  nehmen  und  fort  zu  flüchten.  Die  Häscher  aber  folg- 
ten ihm  auf  den  Fersen.  Als  Ta-Dehe  sah,  dass  sie  ihn  bald 
einholen  würden,  so  verbarg  er  den  Prinzen  in  einem  aufge- 
trockneten Morast  an  dem  Orte,  der  jetzt  Kokban-banxau  heisst. 
Nachdem  er  ihn  dort  niedergelegt  hatte,  setzte  Ta-Dehe  seine 
Flucht  fort,  wobei  ihn  die  Verfolger  erblickten.  Als  diese  an 
dem  Sumpfe  anlangten,  schauten  sie  überall  umher,  konnten 
aber  nichts  entdecken.  Sie  Hessen  dann  eine  Heerde  Elephanten 
hinübertreiben,  um  alles  Kraut  und  Gras  zu  zerstampfen,  aber 
einer  der  weiblichen  Elephanten  näherte  sich  dem  Verstecke  und 
hob  den  Knaben  in  seinem  Rüssel  empor,  während  ringsumher 
Alles  durch  die  Füsse  der  Elephanten  zusammengequetneht 
wurde.  Niemand  konnte  länger  zweifeln,  dass  das  Werk  richtig 
ausgeführt  sei,  und  die  königlichen  Beamten  kehrten  nach  der 
Hauptstadt  zurück,  um  ihren  Bericht  abzust'itten.  Als  Ta-Dehe 
sah ,  dass  Alle  fortgegangen  waren ,  kehrte  er  zurück  und  holte 
den  Prinzen  aus  dem  Moraste  hervor,  worauf  er  mit  ihm  in  einer 
Waldwilderniss,  Phrai-thab  genannt,  verweilte.    . 

Als  der  König  die  Hora  zur  Wahrsfigung  aufforderte,  sprachen 
sie:  „Der  Verdienstvolle  lebt  jetzt  in  einer  Waldwilderniss  nach 
dem  Süden  zu. "  Der  König  liess  Befehle  ergehen  an  seine  Grossen, 
dass  sie  Truppen  ausheben  und  die  Verfolgung  antreiben  sollten ; 
Ta-Dehe  aber,  der  es  in  Zeiten  bemerkte,  flüchtete  mit  dem  Prinzen 
nach  dem  Jungle  Puen.  Als  er  dort  keine  Sicherheit  mehr  fand, 
ging  er  südwestlich  nach  dem  Khao  (Berg)  Pra-Sith.  Als  er  da- 
selbst in  eine  Höhle  eingetreten  war  und  sich  mit  dem  Prinzen  in 
die  entfernteste  Ecke  derselben  zurückgezogen  hatte,  hing  eine 
Spinne  ihr  Netz  vor  die  Oefl*nung,  so  dass  Niemand  vennuthen 


Die  Chroniken  Inthaimtabari's.  449 

konnte,  daas  Ta-Delie  mit  seinem  Schützlinge  sich  dort  finde. 
Die  Grossen  kehrten  deshalb  mit  ihren  Truppen  zurtlck,  dem 
Könige  zu  berichten ,  und  die  ganze  Sache  fiel  in  Vergessenheit. 
l\i*Dehe  begHb  sich  dann  mit  dem  Prinzen  nach  dem  Flussufer 
bei  PanoBiphenund  erstieg  eine  Erhöhung  an  der  Ostseite.  Der 
erhabene  Prinz  nahm  dort  den  Zweig  eines  Banyanenbanmes, 
den  er  abgäbrochen  hatte ,  und  indem  er  ihn  pflanzte ,  that  er  ein 
Oelilbde,  sprechend:  „Wenn  es  mir  bestimmt  ist,  in  künftigen 
Zeiten  Verdienste  zu  erwerben ,  so  bete  ich ,  dass  dieser  Zweig 
aufwachsen  und  einst  zn  einem  grossen  und  dicken  Baume  er- 
starken  möge.  *"  Dieser  fianjanenbaum  ist  heutigen  Tages  noch  zu 
sehen.  Nachdem  er  diesen  Wunsch  gesprochen ,  legte  sieh  4er 
Prinz  inTa-Dehe's  Schooss;  ein  wenig  zu  sohlummem.  Ta-Dehe 
sah  einen  Reiher\^ogel  hembkommen  und  Fische  fressen,  mit 
denen   der  Teich '  volK  war.     Er  nahm  es  als  ein  Zeichen  und 

• 

dachte  bei  sich:  Die  Truppen  sind  aufgeboten ,  sie  werden 
kc»romen  in  keisser  Verfolgung  und  Ta-Dehe  ergreifen.  Er  ri^ss 
deshalb  den  Prinzen  in  die  Höhe ,  ihn  aufzuwecken ,  und  sagte 
warnend:  „Die  Soldaten  sind  aufgeboten,  sie  nahen  zur  Ver- 
folgung.'' So  flohen  sie  eiligst  nach  einem  Mangobäume!  Ta- 
Dehe  stieg  hifiauf,  um  umherzuschauen,  aber  da  waren  keine 
Soldaten  noch  Verfolger  zu  sehen.  Er  erblickte  nur  einen 
Schwärm  von  Reihern,  die  herbeiflogen,  um  die  Fische  im 
Teiche  zu  fangen.  Elrleichterten  Her/ens  sammelte  er  Früchte, 
und  nachdem  er  dieselben  dem  Prinzeh  'dargebracht,  sagte  er: 
„  Da  sind  keine  Verfolger !  ^  Der  Prinz  überlegte  bei  »ich  und 
dachte:^  ^Ta-Dehe  t&uscht  uris  und  sucht  uns  zu  schrecken. 
Wenn  vnt  Verdienst  besitzen  und  die  Königswürde  erlangen 
sollten,  wird  es  nöthig  sein,  Zucht  und  Ordnung  zu  lehren»^ 
Der  Prinz  ass  dann  von  den  Mango-Frtichten ,  und  Ta-Dehe, 
den  allerhöchsten  Ausspruch  veinehmend ,  dass  diese  Früchte 
trefflieh  und  schmackhaft  wären,  sammelte  die  Samen  der 
Miängo,  nm  sie  mitzutiehmen.  Dann  gingen  sie  miteinander 
nach  einer  Stelle,  wo  ein  Dorf  lag.  Der  Prinz  fühlte  sich  hungrig 
und  ausnehmend  erschöpft.  Eine  weissgekleidete  Frau  sehend, 
die  vor  ihrem  Hause  stand,  sagte  der  ]*rinz:     ^Gehc,  die  weisse 

Bastian,  Oatasien.  I.  29 


450  KambodU. 

Dame,  die  dort  steht,  um  etwas  Speise  zu  bitten,  ein  ganz  klein 
wenig Keis  zum  wenigsten.  *"  Ta-Dehe  ging  hin  und  bat  ein  wenig 
Reis  von  der  Frau,  die  ihn  fragte :  „  Von  wo  kommt  mein  Gross- 
vater?**  Ta-Dehe  setzte  ihr  den  ganzen  Sachverhalt  auseinander, 
Alles,  was  sieh  ereignet  hatte  und  wie  es  mit  dem  Prinzen  stand. 
Die  Weissgeklcidete  empfing  den  Prinzen  und  fUhrte  ihn  bei  sich 
ein.  Sie  eilte,  Fleischspeisen  zu  bereiten  und  tischte  ihnen  auf. 
Dann  Hess  sie  den  Prinzen  nebst  Ta  -  Dehe  fttr  sieben  Tage  in 
dem  Dorfe  bei  sich  verweilen. 

Was  nun  den  grossen  KiSnig  betrifft,  so  nahm  seine  Krank- 
heit zu  und  w^urde  schlimmer  und  schlimmer,  bis  er  sieh  zuletzt 
auf  dem  Todtenbctte  fand.  Die  Aeltesten  der  Edelleute  und  die 
gelehrten  Weisen  hielten  eine  Versammlung  und.  befragten  die 
Hora,  die  wahrsagend  antworteten:  „Der  Verdienstvolle  ist 
noch  am  Leben.''  Sic  kamen  deshalb  zu  dem  Entschluss,  die 
Stimme  dcsKönigswagens  als  Wahrzeichen  reden  zu  lassen.  Der 
Königswagen  ging  geradeswegs  nach  dem  Flussufer  und  hielt 
dort  an.  Die  Hofbeamten  und  die  Professeren  folgten  dem  Wa- 
gen, und  nachdem  sie  ihn  mit  gegenseitiger  Uttlfe  auf  die  andere 
Seite  hinUbergesetzt  hatten ,  sahen  sie  ihn  seinen  Weg  fortsetzen, 
bis  in  die  Nähe  des  Platzes,  wo  der  Prinz  *sich  *  aufhielt.  Als 
die  Edcln  und  Grossen  den  Prinzen  erblickten,  sahen  sie  ihn  mit 
allen  den  Zeichen  begabt,  die  ihn  zu  der  FUrstenwUrde  berechtig- 
ten ,  um  in  der  fiegierung  Über  ein  Königreich  dem  Volke  Glück 
und  Wohlstand  zu  versprechen.  So  unter  dem  tönenden  Klang 
musikalischer  Instrumente  luden  sie  den  Prinzen  ein,  den  Thron- 
wagen zu  besteigen  und  führten  ihn  im  grossen  Pomp  nach  der 
königlichen  Kesidenz  der  vier  Seiten  (Chaturamuk)  in  Panom- 
phen ,  wo  er  gekrönt  wurde  unter  dem  Titel  Phra  Chao  Paksi- 
chamkrong,  weil  er  als  Säugling  durch  die  ausgebreiteten 
Schwingen  der  Geier  beschützt  worden  war.  Der  König  Uber-r 
häufte  Ta-Dehe  mit  Ehren  und  beförderte  ihn  zu  hohem  Bang, 
indem  er  ihn  als  Chao  Fa  Talaha  £k  Umnatri  in  dem  Dorfe 
einsetzte,  wo  sie  mit  der  weissgekleideten  Frau  zusammenge- 
troffen waren.  Die  dort  erbaute  Stadt  wurde  Siaono  genannt 
Die  Verwaltung  der  Steuern   und  Einnahmen  übergab  er  der 


Die  Chtoniken  Intlia|>atabari'8.  451 

weissen  Dame,  die  ihn  bei  sich  aufgenommen.  Auf  dem  Platze, 
wo  &ei^e  Mutter  hingerichtet  worden ,  Hess  er  ein  Kloster  (Vat) 
bauen ,  Vat  Don  Phrasni  genannt,  und  auf  der  Stelle ,  wo  er  den 
Banyanenbaum  gepflanzt  hatte,  errichtete  er  einen  Tempelhof  (Vi- 
han) ,  unter  dem  Namen  Vat  Phra-Vihan  Savanra. 

Ta-Dehe,  nachdem  er  zum  Chao  Fa  Talaha  ernannt  war, 
pflanztedieauf  derFluchtmitgenommenenMangb-Samen  in  seinem 
Uorfe ,  und  nachdem  sie  aufgewachsen  waren ,  brachte  er  nach 
sieben  Jahren  die  gereiften  Früchte  dem  Fürsten ,  der  ihren  aus- 
gezeichneten Geschmack  lobte.  Er  fragte  ühao  Fa  Talaha,  von 
wo  sie  kämen,  und  hörend,  dass  es  die  auf  der  Flucht  mitgenom- 
menen seien,  sagte  er:  „Wir  waren  damals  sehr  zornig,  weil 
der  alte  Kerl  uns  täuschte  und  erschreckte.  Wir  konnten  damals 
nieht  strafen.  Möge  der  alte  Kerl  jetzt  selbst  überlegen,  in  wel- 
cher Weise  er  zu  strafen  ist.  ^  Chao  Fa  Talaha  flehte  und  bat : 
^Möge  meine  Strafe  der  Tod  sein.  Ich  hofie  auf  die  königliche 
Gnade,  dass  ich  getödtet  werden  möge,  ein  warnendes  Beispiel, 
dass  Keiner  wieder  die  Etikette  breche."  Der  König  er>viederte: 
„Wenn  wir  Euch  mit  solcher  Strenge  bestraften,  würden  wir  die 
Vorschriften  der  Gesetze  übertreten.  Wir  ^verden  Euch  nicht 
tödten.''  Chao  Fa  Talaha  aber  bestand  darauf,  dass  sein  Ver- 
brechen des  Todes  würdig  sei,  und  quälte  und  drängte  mit 
wiederholten  Bitten,  dass  er  hingerichtet  werden  möchte,  be- 
merkend: „Eure  Majestät  hat  keinen  Begriff  von  Gerechtigkeit. 
Der  unwürdigste  Sclave  wird  mit  Gutthaten  und  Ehren  tiberhäuft, 
und  sind  doch  meine  Vergehen  in  vollem  Masse  todeswUrdig. " 
Phra  Chao  Paksichamkrong  sagte  dann :  „Wenn Ihr  durchaus  so 
meint,  möge  es  geschehen  nach  Eurem  Willen."  Er  beauftragte 
dann  seine  Officiere,  eine  Matte  zu  bringen  und  auszubreiten, 
dass  Chao  Fa  Talaha  darauf  niederliege.  Dann  Hess  er  ihn 
mit  Tüchern  bedecken  in  vielfachen  Windungen  j  weil  seine  Ab- 
sicht war,  sich  nur  einen  Spass  zu  machen,  ohne  den  Hals  Chao 
Fa  Talaha's  zu  verletzen.  Nachdem  er  ihn  dann  dick  über  und 
über  mit  Kleidern  und  Zeug  hatte  zudecken  lassen ,  schwang  er 
das  königliche  Richtschwert  hoch  in  die  Luft  und  legte  es  dann 
ganz  leise  und  sanft  auf  den  Nacken  Chao  Fa  Talaha's.     Aber, 

29* 


i 


452  Kambodia. 

als  das  Schwert  die  Kleider  berührte,  setzten  diese  keinen  Wi- 
derstand entgegen,  und  als  man  sie  auseinander  wickelte,» siehe, 
da  lag  der  Kopf  abgeschnitten  auf  der  Erde  und  der  Delinquent 
war  gestorben*)  (vielleicht  aus  Angst,  wie  der  Hofharr  des  Her- 
zogs vonModena  beim  Anrühren  mit  dem  nassen  Handtuch).  Das 
war  eine  höchst  sonderbare  und  wunderliche  Sache.  Weil  nun 
aber  der  König  ausnehmende  Freundschaft  gegen  Chao  Fa  Ta- 
laha  hegte,  so  Hess  er  pnichtige  Leichenfeierlichkeiten  anstel- 
len, seiner  hohen  Stellung  im  Range  der  Hofedeln  gemäss. 
Naclidcm  die  Verbrennung  Statt  gehabt  hatte,  wurden  die 
Knochen  in  dem  Dorfc  Muhkamphun  l>egraben.  Wegen  »einer 
hohen  Verehrung,  die  er  für  Chao  Fa  Talaha  bewahrte ,  liess 
der  König  seine  Tochter  erziehen  und  erhob  sie  in  den  Adelstand. 

Nachdem  Paksichamkrong  die  ganze  Zeit  seines  Lebens 
regiert  hatte,  folgte  eine  Succcssion  verschiedener  Könige, 
bis  ein  Abkömmling  aus  demselben  Geschlechte  den  Thron  be- 
stieg, dessen  Name  nicht  bekannt  ist.  Dieser  König  aber  dachte 
übel  in  seinem  Herzen  und  er  handelte  nicht  in  Uebereinstimmung 
mit  den  Vorschriften  richtigen  Verständnisses,  von  dem  Gresetz 
abweichend,  so  dass  die  Edelleute  das  Volk  drückten  und  im 
Lande   umherstreifend,  die  Leute  ihres  Eigenthums  beraubten. 

Zu  der  Zeit  lebte  im  Walde  in  der  Nähe  der  Stadt  ein  frommer 
Eremit,  streng  und  eifrig  die  Sinla  (Regeln)  beobachtend.  Er 
ptlegte  täglich  sein  Wasser  in  einen  ausgehöhlten  Stein  zu  lassen, 
der  neben  seiner  Zelle  stand.     Nun  geschah  es,  dass  ein  Wald- 


*)  Eid  äo]ch  «zufallitreiii'*  Tödten  des  NVohlthäters  wiederholt  sieh  oft  in  der 
hintcrindUcben  (iesohichte.  und  auch  iu  der  Ka^ehmirs  nennt  der  Damara,  der 
Täehavravanna  auf  den  Thron  zurückfuhrt,  dies  die  königüehe  Wei*e .  um  ein- 
gegangener Verpt1ichtnn<,'en  ledig  zu  werden.  Aid  der  flüchtige  König  HarUban*s 
in  Pegu  aukdnimt,  bi>klngt  er  sieh  »t>er  Keine  Elephanten fuhrer,  dass  sie  sich  im 
Unglück  rej.p«'etwiilrig  gegt-n  ihn  benommen  nnd  deshalb  strafwürdig  seien,  und 
die  siamesischen  Chroniken  sprechen  von  einem  Beamten,  der  bei  einer  Sho- 
lichen  Gelegenhoit  in  denselben  Fehler  gi^fallen,  und  nachher  solehe  Reue  fühlte, 
dass  er  sich  cewaltsaui  zur  Hinrichtung  drängte  und  die  Schneide  des  (^erichts- 
»i'hwfues  \'u'i\  iii^  ,»ö  iiiiii  j^ii  Kopi  aii^chnitr,  zum  ^Tuss.-n  «Itodaueiu**  Jf  *  rd 
schauenden  Königs ,  der  es  nicht  hindern  konnte. 


Die  Chroniken  Inthapataburi's.  453 

bewohner  (Xao  pa),  von  der  Raye  clerKuai-Phau  (ein  Bergstamm 
zwischen  Kambodia  und  Siam),  eines  Tages  mit  seiner  Frau  und 
Tochter  im  Walde  Wurzeln  ausgrub  und  dass  die  letzteie  unwohl 
wurde,  als  sie  sich  auf  dem  Heimwege  verirrt  hatten.  Die  El- 
tern suchten  für  Wasser,  um  sie  zu  erfrisclien  und  fanden  das  des 
Eremiten  im  hohlen  Stein ,  das  sie  in  ihrer  Unwissenheit  ihrer 
Tochter  zu  trinken  gaben,  die  sich  bald  darauf  schwanger*)  fühlte. 
Die  Eltern  wunderten  sich ,  da  ihre  Tochter  nie  männliche  Ge- 
sellschaft gekannt  hatte,  und  waren  völlig  von  ihrer  Unschuld 
überzeugt,  wie  auch  das  Mädchen  auf  alle  Fragen  botheuerte, 
von  keinem  Manne  zu  wissen.  Nach  10  Monaten  der  Schwanger- 
schaft wurde  ein  Sohn  geboren ,  den ,  als  mit  allen  Zeichen  der 
Schönheit  begabt,  die  Grosseltern  bei  sich  aufzogen.  Als  er, 
herangewachsen,  im  Alter  von  sieben  Jahren,  von  den  Kindern 
des  Dorfes  im  Spiele  der  vaterlose  Sohn  gescholten  wurde,  be- 
fragte er,  darüber  erzürnt,  seine  Mutter,  die  ihm  gestand,  dass  sie 
keine  andere  Ursache  ihrer  Schwangerschaft  wüsste,  als  Wasser, 
das  sie  einst  aus  einem  Stein  im  Walde  getrunken,  und  das  etwas 
uriuös  gerochen  habe.  Um  nicht  im  Dorfe  verlacht  zu  werden, 
zog  der  Knabe,  trotz  seiner  Mutter  und  Grossletern  Bitten,  in  die 
Fremde,  um  seinen  Vater  zu  suchen,  und  traf  im  Walde  den  Ere- 
miten, der  aus  der  Erzählung  seines  Ursprungs  den  Zusammen- 
hang ahnend,  ihm  anbot,  in  seiner  Einsiedelei  zubleiben,  um 
die  Sinlaprasat  (magische  Wissenschaften)  zu  erlernen. 

Ab  der  Eremit  zum  Abscheiden  nach  dem  Walde  Himaphan  ent- 
schlossen war,  gab  er  seinem  Schüler  ein  wunderbares  Stück  Eisen, 
süss  an  Geschmack,  das  seinen  Körper  gegen  alle  Waffen  unver- 
wundbarmachen und  Giften  ihre  tödtliche  Wirkung  nehmen  würde. 
Allein  im  Walde  zurückbleibend,  richtete  der  Jüngling  einen 
Gurten  ein,  wo  er  (Khao  Fot)  Mais  und  (Khao  Fang)  Hügelreis 


*)  Nach  dem  zur  Secte  der  Yazdanier  (Göttlichen)  gehörenden  Mobed 
Sariish  berichten  (im  Dabistan)  die  Lehrer  dos  Behdin-Glaubens,  dassZardu8cht*fl 
Vater  von  der  Milch  einer  mit  getrockneten  Blättern  ernährten  Kuh  genoss  und 
ihren  Einfluss  seiner  Frau  Dughduyah  niittheilend ,  dadurch  das  Empf^gniss 
seines  heiligen  Sohnes  bowirlcte. 


454  Kambodia. 

zog,  um  CK  in  der  »Studt  Tom  zu  verkaufen.  Eines  Tiiges,  als  er 
während  der  Arbeit  das  Einen  auf  die  Erde  gelegt  hatte,  kam  eine 
Krähe,  die  in  fernen  Landen  Melonen  gegessen  und  sass  auf  dem 
EisenstUck ,  ihre  Exeremcnte  dort  zurücklassend.  In  ihnen  fand 
der  Gärtner  einige  Melonensamen,  die  er  pflanzte  und  daraus 
80  sUsse  Früchte  zog ,  dass  er  überall  unter  dem  Namen  Burut 
tcngvan  (der  Mann  der  sUssen  Melonen)  bekannt  war.  Als 
eines  Tages  der  König  im  Walde  lu8t>vandelte  und  seine  Beglei- 
ter fUr  ihn  Frucht«  sammelten ,  schmeckten  ihm  diese  Melonen 
so  wohl,  dass  er  dem  Gärtner  befahl,  alle  Früchte  auf  die  kö- 
nigliche Tafel  zu  liefern  und  keine  zu  verkaufen.  Als  einst  die 
Kuh  eines  Nachbarn  in  die  Umzäunung  einbrach  und  von  den 
Melonen  frass ,  konnte  sie  der  Gärtner  nicht  wegscheachen  und 
nahm  zuletzt  ärgerlich  sein  Stück  Eisen ,  um  es  nach  ihr  zu  wer- 
fen. Aber  das  Eisen  drang  direct  durch  den  Körper  hindurch,  so 
dass  die  Kuh  toilt  niederfiel.  Der  Hirte  verklagte  ihn,  auf  seine 
Kuh  geschossen  zu  haben;  da  aber  der  Gärtner  darauf  bestand, 
nur  mit  einem  Eisenstück,  des  Königs  Eigenthum  zu  vertheidi- 
gen ,  geworfen  zu  haben ,  so  bewunderten  die  Richter  die  Wun- 
derkraft dieses  Eisens,  und  der  König  Hess  daraus  eine  Lanzen- 
spitze schmieden ,  die  dem  Gärtner  übergeben  wurde ,  um  damit 
den  Garten  zu  hüten.  Einst  wünschte  sich  der  König  persön- 
lich zu  überzeugen ,  ob  über  seine  Melonen  gute  Wacht  gehalten 
würde  und  kroch  verkleidet  durch  die  Hecken  in  den  Garten 
hinein.  Der  Gärtner  aber,  der  ihn  für  einen  Dieb  hielt,  .schlug 
ihn   mit  der  I^inze  auf  den  Bauch,   so  dass  erstarb. 

Als  die  Edelleute  am  nächsten  Morgen  den  König  suchten,  fan- 
den sie  seine  I^eiche  in  dem  Garten ,  und  von  Burut  tengvan  den 
Zusammenhang  hörend ,  versuchten  sie ,  da  Niemand  von  könig- 
licher Abkunft  übrig  war,  das  Augurium  des  Thron -Wagens, 
der  auf  die  Wohnung  des  Gärtners  zufuhr,  der  dann  unter  dem 
Titel  Phni  Chao  Surijophon  gekrönt  wurde.  Kne  ganz  ähnliche 
Erzählung  von  einem  in  einem  Melonengarten  getödteten  Kö- 
nige findet  sich  in  den  birmanischen  Gesetzen  Manu's  (von  Ri- 
chanlson  übersetzt).  Die  Nachkommen  des  Königs  Surijophon 
regierten  in  Inthapat  Xakhon  bis  zur  Zeit  des  Phra  Chao  Borommar 


Die  Chroniken  Inthapatabiiri'8.  455 

niphanthaboth ,  und  der  wunderbare  Speer  existirt  noch  heute. 
Das  von  den  Brahnianen  in  Udong  bewahrte  Schwert  des  Kö- 
nigs (Phra  Khan)  soll  aus  einem  Eisen  verfertigt  sein,  dessen 
Wunderkraft  in  derselben  Weise  durch  Tödten  einer  Kuh  ent- 
deckt wurde. 


Zeuß;uisse  der  Ncbeiiläuder. 

Die  Kaiiihudier  und  mit  ihnen  ihre  siamesidchen  Schüler 
sind  stolz  darauf,  dass  ihre  Namen  schon  von  den  heiligen  Lippen 
Buddha*s  ausgesprochen  wurden:  Yavana-munda  uudKambodja- 
munda  (kahlkö))fige  Yavana  und  Kambodja)  in  gana  mayura- 
vyansika,  und  sie  würden  wahrscheinlich  auch  sämmtliehe  Er- 
wähnungen der  Kambodjas  in  den  Epen  auf  sich  beziehen,  wie 
alle  die  indochinesischen  Nationen  keine  Abneigung  haben,  die 
vertriebenen  Kschatryas  Manuls  bei  sich  aufzunehmen.  Als  zu 
Sudra's  degradirte  Kschatryas  werden  genannt  die  Paundrakas, 
Odras,  Dravidas,  Kambodjas,  Yavanas,  Sacas,  Paradas,  Pahlavas, 
Tschinas,  Kiratas,  Daratas  und  Khayas.  Troyer  lindet  die  letztem 
in  den  Casiri  (Ab  Attacoris  gentes  Phruri  et  Tochari  et  jam 
Indorum  Casirij  und  Cesi  des  Plinius,  und  Wilford  erklärt  den 
Kaukasus  als  Khai^agiri  oder  Gebirge  der  Kliayas.  Im  Mudra- 
rakshasa  fuhrt  Tschaudraguptas  im  BUndniss  mit  dem  Berg- 
könig (Parvate^'vara)  ein  Heer  von  Bergbewohnern,  ^^akas,  Ya- 
vanas, Kambojas  und  Persern  gegen  Pataliputra.  In  der  Inschrift 
von  Kapur-di-Giri  rechnet  der  König  die  ciw  Kabul  loealisirteu) 
Kamboja  zu  seinen  Besitzungen,  undRaghu,  nachdem  er  den 
»Sindh  passirt  hat,  erobert  das  Land  der  Kamboj.  Die  Kafirs 
werden  Kamoze  oder  Kamboja  genannt  (nach  Elphinstone).  Die 
Chinesen  kennen  seit  den  ersten  Han  das  Land  Kam-Kui ,  süd- 
östlich von  dem  Königreiche  der  Zwerge ,  wo  in  langen  Nächten 
Perlen  funkelten ,  und  die  Provinz  Kham  steht  bei  den  Tibetern 
in  besonderer  Achtung,  da  dort  ihre  heiligen  Bücher,  von  dem 


Zeugnisse  der  Nehenlander.  457 

Cfaubilghan  des  Teufels  verfolgt,  eine  Zuflucht  fanden.  Die 
nomadisirenden  Schafhirten  der  Kampas  oder  Khampa,  die  weit 
über  das  östliche  Tibet  verbreitet  sind,  geben  sich  zu  Gaukeleien 
und  Maskeraden  her,  aber  in  Sikkhim  ist  die  königliche  Familie 
vom  Stamme  der  Kampa.  In  der  chinesischen  Geschichte  der  Tang 
wird  Kam  als  die  Bezeichnung  der  Kirgisen  am  Jenisei  fUr  Zauberer 
(Schamane)  erwähnt.  Im  Dronaparva  werden  die  Narayanas, 
als  Kuhhirten,  zusammen  mit  den  Kambojas  von  Karna  besiegt. 
Wie  im  Mahawanso  wird  in  den  birmaYiischen  Chroniken  Kam* 
bauza  mit  Arimandana(Arya-mandala'*)  oder  Aryavarta)  zusammen 
genannt.  Als  Kam  -  boza  -  tein  (argyra  chora)  sich  noch  nicht 
über  seine  Berge  ausgedehnt  hatte,  gehörte  dem  Lande  des  öst- 

*)  Meiiu  umzieht  da^  Keich  der  Ehrwürdigen  in  Indien  als  Arya.varta. 
Nach  Strabo  en«treckte  sich  Ariana  «wischen  Medien  ,und  Persien  auf  der  einen 
und  Bokhara  auf  der  andern  Seite.  Denys  de  Sainos  (cito  par  Ktienne  de  Hy- 
zanze)  nomine  les  Kaspiroi  avec  leä  UQitirot  (Arienoi*) ,  qui  sont  les  meines  que 
les  Arii ,  4ont  les  demeures  sont  placöes  par  Pline  aux  dernieri»  limitee  occidün- 
tales  de  l'Inde ,  determinees  par  hi  rivi6re  de  Kophenes ,  parmi  le«  quatre  satra- 
pies  orientales  do  la  Perse  (s.  Troyer).  Nach  Nonnus  werden  gegen  Bacchus 
die  wilden  Stämme  der  Xonthi  und  die  schlachtfertigeu  Arieni  bewaffnet,  sowie 
die  Zaori,  die  Jori  und  die  Kaspirier.  Ptolemäus  setist  die  Stadt  Ariaka  in 
Marj^iana  (in  die  Nähe  des  Oxns)  und  die  Landschaft  Ariake  in  Indien.  Tagara 
in  Uifiaxf]  (zwischen  GU)davery  und  Kistna)  war  Hauptstadt  de«  Siropolemios 
{ßaaiktior  Zioionoktaiovy  Die  Landschaft  Aria  (Haroiu  bei  den  Persern) 
wurde  (nach  P^oiemäus)  durch  den  Flusa  Areias  bewässert.  Nach  Herodot 
führten  die  Meder  den  Namen  Arier.  Plinius  kennt  einen  seythischen  Volks- 
Btaniiu  Ariakao.  Isidoms  rechnet  die  Landschaft  Anabon  als  zu  Aria  ge- 
hörig. Die  Stadt  'Jkt^ayd{)(iu  i)  iy  *AQioig  wird  in  der  Anlage  dem 
Alexander  M.  zugeschrieben.  Die  Provinz  Aria  (im  westlichen  Chorasan)  war 
(nach  Arrian)  vom  Flnsse  Anns  benannt.  Herodot  lässt  die  Arier  (in  Aria)  mit 
So^diem,  Chorasmiem  und  Parthern  eine  Satrapie  der  Perser  bilden.  Hesy- 
chius  nennt  die  Arier  ein  persisches  Volk.  Nach  -Diodor  wurde  Zathrauptes 
durch  Eingebungen  eines  guten  Geistes  der  religiöse  Qesetzgeber  der  Arianer 
(Arimaspi).  Plintns  setzt  Ariana  in  die  Nähe  des  Indus.  Nach  Mela  grenzte 
Ariene  südlich  an  Aria.  Wie  Wahl  bemerkt ,  bezeichnet  Eriene  oder  Iran  die 
ebenen  Länder,,  im  Gejrensatz  zu  den  nördlichen  Gebirgsketten  vonTnran  (Tau- 
ms).  In  der  Nähe  der  Arimi  (in  Cilicien)  fand  sich  die  Lagerstätte  des  Typhon. 
Orpheus  nennt  im  Argohaotenzuge  das  Volk  der  Arimasthae  am  mäotischen  See. 
Die  Arispae  wohnten  an  derConäuenz  desAkesinas  und  Uydaspes.  DieAriaspae 
von  Drangiana  (in  S(?ge8tan)  wurden  von  Kyros,  den  sie  auf  einem  Feldzuge  durcU 


458  Kambodia. 

liehen  Khom  der  Name  (^'lampa  oder  DBchaniiWy  der,  immer 
weiter  verdrängt,  zuletzt  nur  auf  einen  schmalen  KUstenstreifen 
beschränkt  blieb ,  aber  in  den  Niederungen  Bengalens  lange  als 
künigliche  Eesidenz  glänzte.  Von  Shambala  (Champala)  oder 
Bdehbyung  (der  Ueimath  des  Glückes)  stammte  das  Beligions- 
system  der  Kala-Chakra,  das,  im  10.  Jahrhundert  in  Central- 
indien  eingeführt,  durch  den  gelehi-ten  Puton  mit  Padma  Carpo 
zur  Geltung  gebracht  wurde.  Nach  Pallas  blicke^  die  Mongolen 
nach  einen>  von  Enetkäk  oder  Indien  verschiedenen  Lande  des 
Südens,  in  dessen  seligen  Gefilden  sie  ihre  Wiedergeburt  ersehnen. 
Bei  Erwähnung  der  Kambodier  und  Javanas  in  den 
Sutras  wird  es  als  charakteristisches  Zeichen  der  Ra^e  an- 
geführt, dass  unter  ihnen  keine  Kasten  bestünden,  und  so  wird 
es  auch  im  Volke  von  dein  alten  Khamen  gesagt,  dass  eine 
Gleichheit  in  Geschlecht  und  Ursprung  unter  ihnen  gewesen 
(Xat  sakuhn  saniö  kan) ,  dass  sie  weder  Hohe  noch  Niedrige 
(mai  sung,  mai  tam)  gekannt  hätten.     Sie  waren   unter  zwei 


Lebensmittol  untorstütst  hatten,  mit  einem  Ehrentitel  belohnt,  den  die  Griechen 
EviQ/trai  äberdctzten.  Nach  Eratosthenes  war  Ariana  eine  atlgemehie  Be- 
nennung für  den  Länderstrich ,  der  südlich  vom  indischen  Meer,  östlich  vom 
Indus,  nördlich  vom  Paropamisos  und  den  zn  den  kaspischen  Pforten  hinlaafendea 
Gebirfcen ,  westlich  durch  die  Qebirgshöhen ,  die ,  von  den  kaspiachen  Pforten 
südlich  gehend,  Medien,  Parätakene  und  Persis  und  Parthien  und  Karmanien 
scheiden ,  begrenzt  wird ;  doch  setzt  Strabo  hinzu ,  dass  der  Name  Ariaaa  auch 
auf  Persien  und  Medien  nebst  Baktrien  (das  ApoUodorus  die  Zierde  Ariana'z  nannte) 
und  8ogdiana  ausgedehnt  werde.  Die  Arii  (Araohoti,  Ariaspae,  Arabies,  Aribes) 
bildeten  eine  Abtheilung  der  Ariani  oder  Iranier.  Ana  im  weitem  Umfange  (mit 
dem  Land  der  Gedrosi ,  Arachotae  und  Paropamisadae  hinzugerechnet)  bildete 
Ariana  (s.  Kannegiesser).  AU  Grund  der  weiten  Ausdehnung  des  Namens  Ariana 
giebt  Strabo  an,  dass  Medi^r,  Perser,  Baktrianer  und  Sogdianer  mit  geringer  Ab- 
weichung dieselbe  Sprache  redeten.  Der  Sassanide  Artaxerzes  nennt  sich  den 
König  der  Arier  und  Anarier ,  ein  Titel ,  den  auch  die  armenische  Geschichte 
mehrfach  in  den  persischen  Proclamationen  erwähnt.  Der  geistliche  Titel  der 
Vollkommenen ,  als  Aryah ,  wird  im  Tibetischen  durch  Feindebesieger  erkl&rt. 
Nach  Panini  war  die  einfachere  Form  Ürja  eigentlich  der  Beiname  der  dritten 
Kaste  ( Yai^as) ,  die  vriddhirte  (verstärkte)  Form  ärja  dagegen  Bezeichnung  der 
ersten  Kaste  (der  Brahmanen)  von  der  Wurzel  arh ,  als  der  VcrehmngBwQrdigen 
(s.  Benfey).     Die  Arya  sind  in  die  vier  Megga  eingetreten. 


Zeugnisse  der  Nebenländer.  459 

• 

Namen  bekannt,  die,  obwohl  in  gewisser  Beziehung  im  Gegen- 
satz ,  auf  dasselbe  hinauskommen ,  da  sie  auf  Alle  gleichmässig 
angewandt  wurden.  Tbeils  bezeichnete  man  sie  als  die  Khamen 
edler  Abkunft  (Khamen  phudi  im  Siamesischen  oder  Khamen 
nak  scheab  im  Kambodischen) ,  theils  als  abhängige  Khamen 
(Khamen  myang  kUn  im  Siamesischen  oder  Khamen  channok  sok 
im  Kambodischen).  Alwis  citirt  (aus  derMajjhima  Nikaya)  Gau- 
tama's  Frage :  Assalayana,  what  thinkest  thou  of  this?  Hast  thou 
not  heard,  that  in  Yona  and  Kamboja  and  in  other  foreign  coun- 
tries ,  -  there  are  various  Ayyas  (superiors)  and  Dasas  (inferiors), 
that  superiors  become  inferiors  and  inferiors  superiors?  Die  alte 
Ra^e  der  Khamen  wird  als  verschwunden  betrachtet,  doch  im 
Gegensatz  zu  den  Nak  nea  (kleinem  Volk)  der  Aussenposten, 
legen  sich  die  jetzigen  Khamen  den  Titel  Khamen  jai  oder  Kha- 
men tom  (grosse  Khamen)  bei.  Kam  bezeichnet  als  Dorf  die 
Ansässigen  den  Nomaden  gegenüber. 

Die  Angaben  des  chinesischen  Gesandten,  der  1295  p.  df 
.Kambodia  besuchte ,  sind  noch  so  deutlich  in  den  Üeberresten 
der  von  ihm  beschriebenen  Monumente  zu  erkennen ,  dass  auch 
seine  übrigen  Mittheilungen  allen  Glauben  verdienen  werden. 
Ausser  mit  China  stand  Kambodia  auch  mit  Java  in  inniger 
Verbindung  und  auf  dieser  Insel  waren  den  in  Ardi  Kasuma's 
Gefolge  nach  Mendang  Kamulon  gekommenen  Steinhauern  und 
Erzgiessem  (663  p.d.)  neue  Colonieen  von  Künstlern  und  Hand- 
werkern durch  Ami  Luhur  (896  p.  d.)  hinzugefügt.  Wie  die 
Ruinen  in  der  Provinz  Battabong  zeigen ,  scheinen  die  Könige 
Kambodia*s  bis  in  ziemlich  späte  Zeit  fortgefahren  zu  haben ,  in 
Stein  zu  bauen,  aber  die  mit  der  Schnitzperiode  Boribun's  gleich- 
zeitigen Sculpturen  tragen  nicht  den  Stempel  der  Vollendung, 
der  in  den  älteren  Werken  an  die  aus  dem  Norden  gekommefien 
Architekten*)  Mahabalibura*s  erinnert,  die  nach  der  Ausführung 


*)  Nach  Strabo  hat  Homer  seine  Cyklopen  von  den  (durch  Aristeas  be- 
sungenen) Ariinaspen  entlehnt ,  die  Uerodot  als  einäugig  erklart.  Ihrer  Kunst- 
fertigkeit wurde  die  Erbauung  argivischer  Mauern,  wie  der  Ringmauer  von 
Mykene,  zugeschrieben,  und  Grotefend  hält  sie  für  indische  Verehrer  8iva's, 
dessen  Sohnitzbild  noch  von  Pausanias  auf  der  argivischen  Burg ,    als  Larissa, 


460  Kambodia. 

der  begouuenen  Arbeit  versehwanden  und  vielleicht  aus  Taxa- 
^ila*),  der  Stadt  der  Steinmetzen,  stammten.  \je  pays**)  Tak-  . 
8chaähila,  de  la  roehe  du  serpent  ou  de  Tartiste,  ce  pays  qui  est 
le  Taxila  de^  Grees,  a  re^u  son  nom  d'un  serpent  Takschaka***) 
et  d'uue  raf;ede  pontifeschthonienn,  qui  y  instita^rent  le  sacrifice 
(F]okhau8).  ApoUonius,  bei  seinem  Besuche  des  Philosophen- 
KOnigrs,  der  Weisheit  ttber  KOnigswUrde  setzte,  sab  in  dem 
Tempel  Taxila*s  die  Schlachten  zwischen  Porus  und  Alexander 
dargestellt.  Namen  griechischer  Architekten,  wie  Xenagoras, 
sind  auf  den  Inschriften  der  dekkhanischen  Felsentempel  gelesen. 
Aus  griechischem  Einfluss  auf  die  indische  Baukunst  bestimmt 
Cunningham  die  arische  Säulenstellung  der  kaschmirischen 
Tempel.  Die  Peutinger'schen  Tafeln  zeigen  ein  templum  AugnsH 
in  der  Nähe  von  Muziris  an  der  Malabarkilste.  Die  Fernwirkung 
der  westlichen  Astronomie  wiederholt  sich  in  dem  Namen  Hora 
für  die  kr»niglicheu  Astrologen.  Die  Horai  standen  den  vier 
Jahreszeiten  vor,  weshalb  sie  von  Homer  die  Thttrwächter  des 
Himmels  genannt  werden  und  so  zur  Verfertigung  der  Ralendec 
geschickt  waren. 

Eine  religiöse  Legende  schreibt  die  kambodischen  Monu- 
mente dem  Dhamiaghosa  zu,  der  auf  seiner  Reise  von  Malabar 
an  der  Küste  gelandet,  und  Ceylon  kennt  Kaiinga t)  als  das 
heilige  Land,  von  wo  es  die  geweihte  Reliquie  des  Zahns  empfing. 

gesehen  sei.     Nach  Ovid  wurden  die  Cyklopen   oder  Kekropen  aaf  der  Insel 
Pitti'kasa  in  s:ei<chwftnzte  Affen  verwandelt. 

*)  Biii'trian  wriling  or  YaTanani-lipi  iiinj«t  have  been  freely  current  atTaiite 
(».  Thomas).  Die  für  Pnli  gehaltonen  Inschriften  in  Ka>*hkar  werden  Yanani 
{iTiMiannt  und  den  Griechen  zugeschrieben. 

V  **)  Les  colonies  commercinles  de  cette  region  de  Taxila  ftirent  de  toute 
antiquite  en  rapport  avec  les  cites  de  rOuttara-Konrn  oo  de  la  S^rique,  oü  noiu 
rencontronä  un  sacerdoce  de  roeme  natnre. 

***)  Kd  depit  de  sc$  fonction*«  primitifement  sacrees,  le  Taksba  (Trashtar  <ni 
Tn9chtnr>  on  Takshnka  nppartient  h  la  religion  originelle  dn  dragoa ;  les  volcan» 
Inl  constifupnt  ime  forjre.  il  e<t  le  wrriteor  de  ce  triple  seipent,  qai  enrahit  le 
ciel  et  In  terre  et  enveloppe  Tatmosph^re. 

t)  lu  den  buddhl8ti:4chen  Kfichtrm  spielen  die  »päteni  Köaige  Kalinga'a  als 
abtrünnige  Fürsten  y  die  für  ihren  Verrath  des  wahren  Glaabena  bettraft  werden. 


ZeagnisBe  der  Nebenländer.  461 

Der  Einfluss,  den  Java  auf  das  Festland  ausgeübt  hat,  ist  ver- 
schieden von  dem  religiösen  Ceylon's,  mehr  politischer  Natur, 
und  hat  besonders  die  profane  Literatur  bereichert  durch  die 
Uebersetzung  des  Epos  Inao  und  verschiedener  Dramen.  In  der 
siamesischen  Hofsprache  heisst  eine  Glasse  Worte  Kham  Xava 
(javanische  Worte)  und  zeigt  deutlich  ihren  Ursprung,  wie  auch 
das  vemaculare  Alphabet  der  Siamesen  sich  näher  an  das  Sanscrit 
derKaviin-Form,  als  andasPali  anschliesst.  InKarobodia  tragen 
die  Vomehmen,  als  Zeichen  ihres  adligen  Ranges,  hohe  Strohhüte, 
die,  von  Kaiapa  eingeführt,  in  Siam  nur  bei  Volksbelustigungen 
benutzt  werden,  die  ich  aber  in  Java  häufig  unter  den  Eingebornen 
bemerkte,  in  den  Bildern  des  Palastes  zu  Java  glaubte  Mande- 
vilie  die  Abenteuer  des  dänischen  Kitters  Ogier  zu  sehen ,  und 
die  von  Ribadeneyra  gehörte  Sage  nennt  als  Erbauer  der  kam- 
bodischen  Tempel  denselben  Alexander  den  Grossen,  dessen 
Nachkömmling,  von  den  Malayen  am  Flusse  Maladjou  in  Me- 
nangkabo  zum  Könige  erwählt,  unter  dem  Titel  Tri  BawanallGO 
p.  d.  Singapura  gründete.  Die  Malayen  sind  ebenso  adelsstoU^ 
wie  die  tahitischen  Häuptlinge,  deren  Ausdauer  und  Erbitterung; 
wenn  sie  über  den  Vorrang  ihres  Geschlechts  disputiren,  vor  dem 
nordischen  Wettstreit  zwischen  Ottar  und  Agantyr  nicht  zurück- 
steht. 

VonKhmr  verkürzt  sichKhamen  zu  Khom  (Kam  oder  Gama). 
In  der  Van^a  brahmana  desSamaveda  ein  vedischerRischicKam- 
boja  Aupamanyava)  ist  genannt  nach  dem  Volke  der  Kamboja, 
dem  auch  der  persische  Kambyses  (Kabujiya)  seinen  Namen  ver« 
dankt  (s.  Weber).  Gleichfalls  in  Kashkar  (wohin  das  ursprüngliche 
Eriene  verlegt  wird)  wohnten  die  Ketumalas ,  die  (nach  Wilford) 
sich  durch  die  Schönheit  ihrer  Frauen  auszeichneten.     Aus  der 


WeU  König  Dandaki  auf  den  Einsiedler  Kisawacha  gespuckt  hatte ,  wurde  das 
Land  Kaiinga  durch  einen  Regen  schneidender  Waffen  zerstört ,  und  unter  König 
Nalikcra ,  der  die  ihn  zur  Busse  ermahnenden  ßrahmanen  aus  Spott  mit  Koth- 
gericbten  tractirte,  begrub  ein  tiefer  Sandregen  das  ganze  Land  Kaiinga.  Im 
Dordsche  tscliodpa  spricht  Tschomdande  von  seinem  Martjrrerthnm  unter  einem 
Könige  von  Kaiingka. 


462  Kambodia. 

Bemerkung  Yaska's  (in  der  Nirukta)  folgert  Roth,  dass  anter  den, 
den  Arya  gegenübergestellten  Kanibojas  die  Sanseritgrammatik 
Btudirt  wurde,  was  den  Dialekt  des  Pali  bezeichnen  mag,  in  dem 
noch  jetzt  in  Hinterindien  die  NongsU  Khom  (die  kambodischen 
liUcher)  verfasst  sind.  Die  ISiamesen  bedieneb  sich  des  Puli, 
welches  die  Peguaner  in  ihrem  Khom  (oder  »Sprache  der  Khomehts) 
Maccatapasa  nennen ,  sagt  Kaenipfer.  Im  Mahabharata  erobert 
Pakasasani  die  Danvdas  mit  den  Kanibojas  und  den  Dasyus ,  die 
in  den  nordöstlichen  Gegenden  wohnen,  sowie  auch  die  Be- 
wohner der  Wälder  mit  den  Lohas,  den  Paramakanibojas  und 
den  nördlichen  Kishikas.  Femer  heisst  es  dort  (nach  Huir): 
Saineya  (Krishna's  eharioteer)  made  the  beautiful  carth  a  mass 
of  mud  with  the  flesh  and  blood  of  thousand  Kambojas,  Sakas, 
Savaras(,  Kiratas,  Varvaras.  The  earth  was  covered  with  the 
helmets  and  shayen  or  bearded  heads  of  the  Dasyas  as  with 
birds  bereft  of  their  wiugs.  In  der  Inschrift  von  Gimar  heisst 
Antiochus  ein  YonaKaja,  wie  Milinda  in  der  Milindapprasna, 
und  der  Mahawanso  spricht  von  Alasadda  oder  Alasanda  (mit 
Alessandria  identificirt)  als  der  Hauptstadt  des  Jona -Landes. 
Die  indischen  Astronofuen  erkennen  die  Verdienste  der 
(iriechcn  (Javanfis)  an.  Javana  oder  Janigyara,  Jona,  Javana- 
charja  ist  eine  ihrer  Hauptautoritäten,  und  \Vhish  erkennt  wohl 
mit  Hecht  in  dem  Souuendiener,  der  als  Komaka  bezeichnet  und 
Maja  genannt  wird,  einen  Magier  (s.  Benfey).  Die  von  Bhatta 
IJpala  (der  mit  Indien  das  Land  der  Bhadraswas,  der  Kurus  und 
Ketumala  zusammenstellt)  erwähnte  Yavana-pura  (neben  dem 
Lande  llomaka)  wird  von  Kern  für  Alexandria  gehalten.  Auf 
der  au  Javan  geknüpften  Völkertafel  findet  sich  Tharshish  oder 
Tartessos,  auf  dessen  Schiffen  tropische  Producte  verführt  wurden. 
Der  König,  in  dessen  Lande  derlltigel  der  von  Apollonius  besuchten 
Sophoi  lag,  war  von  den  Egyptern  gegen  die  Griechen  eingenom- 
men, aber  der  EinflusSvder  letztem  zeigte  sich  neben  dem  (nach 
Damascenus)  griechisch  geschriebenen  Brief  des  Königs  Porus 
(20a.d.)  in  der  von  Aelian  erwähnten  Uebersetzung  der  Gedichte 
Homer^s.  Der  Königstitcl  Phraortc«  bei  Parthern  und  indischen 
Scythen  trennt  den  egyptischen  Pharao  vom  brahmaniseheu  Phra, 


Zeugnisse  der  Nebenländer.  463 

und  der  semitische  Abu-Ram,  der  Erfinder  der  Sternkunde 
nach  Eupolemos,  mit  Brahma's  Energie  Sarasväti  oder  Sarai  (Sarah) 
vermählt  y  ist  sowohl  mit  dem  Rama  des  Suryarnn^a,  wie  mit 
dem  bieroglyphisehen  Sonnengott  zusammengestellt  worden. 

Nach  B^mu6at  ist  Tonquin ,  nach  Stanislas  Julien  ist  Siaro 
und  nach  Louis  ist  Kambodia  mit  dem  Namen  Funan  (Phu-nam) 
gemeint.  In  älterer  Zeit  war  Kambodia  von  Funan  abhängig, 
bemerkt  R^musat,  und  bei  der  Revolution,  die  Cochinchina  und 
die  benachbarten  Staaten  von  China  trennte,  wurden  dort  indische 
Sitten  und  die  Schrift  der  Brahmanen  eingeführt.  Als  in  Funan, 
einer  westlich  von  Siam  gelegenen  Insel,  die  mit  Tientso  im  Ver- 
kehr steht,  die  Königin  Ye  -  Heu  herrschte,  langte  dort  zur  See 
ein  Ausländer,  Hoen-Hoei  genannt,  an,  der,  nachdem  erdasl^nd 
erobert  hatte,  Gesandte  nach  China  schickte  (227  p.  d.).  Unter 
seinen  Nachfolgern  liess  Fantschen  seinen  Verwandten  Sou  -  we 
eine  Reise  nach  dem  Flusse  von  Thientschou  (Indien)  unter- 
nehmen (243)  und  die  Erwiederung  des  Königs  Meou  -  lun  traf 
mit  chinesischen  Beamten  zusammen.  Gesandte  wurden  durch 
Telipomo  geschickt  (434),  sowie  durch  Kia  tschin  jU  tu  ye  pomo 
(503).  In  den  Dichtungen  dringen  unter  Augustus  die  römischen 
Legionen  bis  zur  Besiegung  der  Gangariden  an  die  Meeresküste 
vor,  und  Virgil  besingt,  noch  weiter  greifend,  die  Weltherrschaft 
des  ewigen  Rom. 

Nach  Wade,  der  für  Bowring's  Werk  die  chinesischen  Auto- 
ritäten consultirt  hat,  findet  sich  Siam  zuerst  in  den  Chroniken 
der  östlichen  Tsin-Dynastie  erwähnt  (303 — 416),  als  ein  Fu-nam 
oder  Funan  genanntes  Land.  Nach  den  Chroniken  der  Lin 
(584-622)  heisst  es  auch  Chiktu  (Chihtu  oder  Chikdu)  oder 
Rothe  Erde,  und  nach  dem  Tien-Hia  Kuin  Kwoh  Liping  Shuh 
fuhrt  es  zugleich  den  Namen  Polosha.  Der  unter  den  Tang 
(620 — 900)  als  Chikdu  genannte  Staat  wurde  in  1jO-(o  und  Sien 
(Tsim)  getheilt,  bis  der  letztere  hinlängliche  Macht  gewann,  um 
den  andern  zu  absorbiren,  und  das  vereinigte  Reich  hiess  dann 
Sienlofo.  The  chronicles  of  theMing  speak  of  the  country  by  its 
present  Chinese  name  Sien  Lo  or  Tsien  Lo  (Tsim  Id).  Les 
Kambodjiens  sont  nomm<^s  par  les  Chinois  au  XIII.  siecle  Khan 


464  KamiMdüi. 

pbou  toche  et  psir  lem  ('hiimis  aoruels  TuDg  pu  Tschai,  par  les 
Anuaniites  Kaoiuen  et  par  eux  iiiL'iiie>  Kammer  ii^,  Janeignv). 

Im  'i.  Jahrhunilert  war  CtLmhitze  «Ohoii  lap  oder  riiiem  lap) 
in  z\v(;i  Theile  «retheilt,  indem  die  Orang  Ijiut  von  Cham  lap 
(Hler(ria  tlinh  an  der  KUiste  wohnten,  die  <Jranjs:6unung  inC*hieui 
lap  nach  Xurden  im  Innern.  Mnrini  er/ählt  die  Mythe  von  Sau 
Tiiih  in  den  Ik^rg^'n,  und  Tai  Tinh  am  Meere,  die  über  die  letzte 
Prinzessin  (My  (.'iu>  aus  dem  Oeschleeht  lli  Vuong  in  Streit  ge- 
riethen,  von  Tonquin,  wo  Au  Co.  die  Schwiegertochter  Kinh 
douon^*s  f  Netten  des  Kaiser»  Thau-nou).  die  eigeboreuen  STihne 
zur  Welt  brachte.  Seit  606  p.  d.  wurden  beide  Theile  unter 
dem  allgemeinen  Namen  Camboze  oder  Chiemlap  vereinigt. 
On  triuive  en  recherehant  Tetymologie  du  motBa-ria,  que  ce 
pays,  qui  s'est  appele  C'o-Iue  et  f*han-lnp.  a  pu  faire  partie. 
eomme  le  pretend  le  livre  Tan-duong,  du  royaume  de  Ba-loi,  qui 
s'etendait  au  sudest  dcpuis  le  ]Kirt  de  GiaoH*hi  jusqii'  k  Xich* 
tbo  (Terre-Kouge).  Ce  royaume  etait  eonsiderable:  il  eomprenait 
une  grande  Lle  sur  laquelle  il  y  avait  beaueoup  de  chevaux,  et 
qu*  a  eause  de  cela  on  appelait  Ma-le.  La  eoutume  du  peuple 
qui  rhabitait  etait  percer  les  oreilles  et  {Kirter  des  ehaines  en  or 
autour  du  cou  ou  des  scins  et  de  se  draper  une  epaule  an  Heu  de 
p(»rtcr  un  habit.  Dans  le  sud  est  le  royaume  deTu-nai.qui 
apres  la  niort  de  remjtereur  de  diine  Vinh-hui  fut  r^uni  au  Chan 
lap.  L'n  autrc  livre,  le  (*hau-van.  change  le  caractere  loi 
en  ria,  ee  qui  teudrait  ä  prouver,  que  ee  Baloi  n^est  autre  ehose, 
que  lia-ria,  lieisst  es  (bei  Aubaret)  im  Trang-boi-due's  Gia  dinh 
tliung  chi  (pays  de  üia  dinh  ou  la  hasse  Coehinehine).  Die  sans- 
eritisehen  Kamboja  sind  für  ihre  Pferde  berllhmt. 

In  dem  Briefe  eines  eingeboi-enen  Kambodiers,  der  aus  dem 
Courri er  de  Saigon  in  derUevue  maritime  et  coloniale  abgedruckt 
ist,  wird  gesagt:  Nous  nous  appelons  Kmer  eomrae  notre  pays. 
LcsSiamois  nous  connaisseut  sous  le  noni  deKammen,  les  Anna- 
mites  sous  celui  de  Kaonien ,  les  Chinois  nons  d^signent  par  le 
noni  de  Tang-po-cba ,  entin  les  Malais  par  celui  de  Cambodia; 
c'est  ce  dernier  noin  qui  a  prevalu  en  Kuro|)e,  puisque  vous  nous 
appclez  Canibogieus  ou  Cauibodgieus. 


Zea^iase  der  Nebenlander.  465 

Nach  den  Chinesen  wurde  die  erste  Gesandtschaft  Kambo- 
dia's,  das,  früher  zu  der  Provinz  Honan  (Founan)  gehörig,  sich 
bei  dem  Falle  der  Han  unabhängig  gemacht  hatte,  durch  indischen 
Einfluss  veranlasst  (616 — 617  p.  d.)  unter  dem  mit  dem  Reiche 
Thsampan  im  Nordwest  und  Kuking  verbündeten  König  Jishona- 
sian-ai,  Sohn  des  Ki  to  she  na  (KittasenaoderKitrascna),  des  Er- 
oberers Siam's,  der  mit  Linje  und  Thojonam  Kriege  führte,  dagegen 
mit  Thsampan  und  Tchukiang  (im  Westen  von  Tchhe-kiu) 
freundschaftliche  Beziehungen  unterhielt.  Zur  Zeit  der  Thang 
wurde  mit  Piao  und  Thsampan  gehandelt,  dagegen  mitHoan  und 
Kan-tho-youan  Kriege  geführt.  Als  die  Siamesen  627  einen 
Empörungsversuch  machten,  wurden  sie  durch  König Shalijikirna 
von  Kambodia  aufs  Neue  unterworfen.  Nach  der  Theilung  des 
Reiches  707  in  ein  nördliches  Küstenland  und  ein  Binnenland 
im  Süden ,  bot  der  Vicekönig  des  ersteren ,  Pho-mi  mit  Namen, 
freiwillig  dem  des  letzteren ,  Titsung  genannt,  Tribut  an  (779), 
und  wurde  das  ganze  Reich  wieder  vereinigt  780,  unter  Ertheilung 
des  Titels  als  Palastherr  (Uparat).  Nachdem  1128  ein  chinesischer 
Resident  (Kiji)  am  kambodischen  Hofe  eingesetzt  war,  schickte 
1220  ein  einheimischer  Herrscher,  der  den  Thron  bestiegen  hatte, 
Gesandte  nach  China.  Der  Name  Kimiei,  den  Tchinla  zuweilen 
unter  den  Thang  führt,  wird  mit  den  Kemoi  zusammenhängen.  Ho- 
eitsong,  König  von  Kambodia,  schicktc{l  1 1 6)  Gesandte  nach  (.1iina. 

Tchinla  est  situö  au  sud-est  de  Lin-ye.  A  Toucst  de  Tchhe- 
kiu  est  le  pays  deTschukiang(le  fleuve  rouge),  le  nom  de  famille 
du  roi  est  Tchha-li*),  son  nom  propre  est  Tchi-to-sse-na.     l)t>8 

*)  Lfn»  rois  de  Finde  sont  de  la  famille  i\on  Ki-li-tclii.  qii'on  appelle  aiissi 

Tßn-li  (Kchatrya!«),  sa^t  (bei  Julien)  Matouanlin.     Cheli  ist  Kianj;  Ilniig  (Zodina- 

lirara).     In  der  Sprache  der  Loktai  ist  Tcheli  der  Name  von  Moang  (Myung)  Lnh 

(einer  Jener  Laojstädte ,  ans  denen  die  Krobererkönige  nach  Süden  kamen)  in 

Papetatian,  wo  (nach  Morrison)  die  beschwänzten  Paphaiyao  oder  Yaodschung 

für  ein  malayisches  Volk  gehalten  werden ,   wahrend  nach  Matouanlin  die  ihnen 

identischen  Tanghiang  sich  von  den  Affen  (deren  tapferer  Hanuman  die  Krieger 

schQtxt)  herleiten.     Die  Indier  gehen  vielfach  ihren  Königen ,  wie  die  Griechen 

den  Heroen  einen  himmlischen  Vater,  nnd  indem  die  Söhne  der  Götter  die  Tochter 

der  Menschen  beschliefen,  wurden  Riesen  gcbon^n,  die  al-«  Anak  über  die  andern 

firdenbewohner  herrschten. 

3«tii»ii.  OtUtien.  I.  30 


466  Rambodin. 

Ic  teiiips  de  son  aieul,  le  pays  rtait  dcvenu  puissant,  et  Ti*lii-t«»- 
sse-iia  souniit  tont  le  F<ni-nan  a  son  autorite.  A  sa  niort,  suii  fils 
Yi-che-na-sian-tai  suceeda.  II  deiiieure  daus  ime  ville  nommee 
Yi-elie-na.  Tons  les  trois  jours  le  roi  se  rend  h  la  salle  d'aiidi- 
enee  et  s'assied  siir  un  lit  orne  de  oinq  especes  d^aroniates  et  de 
sept  sortes  de  pierres  prreieuses.  Le  pavillon  ressemble  ii  un 
petit  palais  siispendii,  tont  eclatant  d'or.  Chaque  fois  qiie  le  n»i 
se  niontre  en  public*,  il  se  eouvre  les  relns  d'une  sorte  de  ceiu- 
ture  de  toile  de  eoton,  qui  tonihe  au  dessous  des  reins  jusqu'aux 
janilies  et  il  ]>ortc  sur  sa  tr*te  uue  tiare  enrichie  de  i>erles  et  de 
pierres  pm-ieuses.  II  a  ji  ses  oreilles  des  pendaus  d'or.  II  est 
toujours  habilh*  de  blaue.  Sa  cbaussure  est  ornee  d'ivoire. 
Quund  les  ofHciers  paraissent  devant  le  roi,  ils  touehcnt  trois  fois 
la  terre  du  front  au  bas  des  niarebes  de  son  trone.  Devant  la 
porte  de  la  salle  oü  est  le  trone,  il  y  a  niille  gardcs  revetus  de 
euirasses,  et  annes  de  lanecs.  Bei  Lciehenbe^ängnissen  wurde 
lan<;e  getrauert  und  setzten  die  Kinder  für  sieben  Festtage 
die  Todtenkliigc  fort.  La  parente  s'assemble  avec  les  pretres 
de  Fo,  les  pretresses  et  les  religieux  de  Tao  et  reeonduisent 
le  niort  en  ehantant  et  en  jouant  des  instrunients  de  niusique. 
<)n  brfile  le  corps  sur  un  bfieher  fait  de  toutes  sortes  des  bois 
aromatiques ,  et  on  eonserve  les  eendres  dans  une  ume  d'or  et 
d'argcnt.  Quand  Turne  est  reniplie,  on  la  porte  au  milicu  d*une 
grandc  rivierc.  Bei  Annen  waren  die  Urnen  aus  Ziegelerde. 
En  approehant  de  la  eapitale ,  on  trouvc  une  niontagne  nonimee 
Ling-kio-po-plio  (Linelii).  II  y  a  sur  Ip  soniniet  un  teniple,  qui 
est  toujours  garde  jKir  5()()()  honnnes  de  troupes.  A  Test  de  la 
ville  est  un  autrc  teuiple  de  Tesprit  nomine  Pho-to-li,  auquel 
on  saeritire  des  boninies.  Gliaque  ann^e  le  roi  va  dans  ee  teinple 
faire  lui-menie  un  saerifice  humain,  pendant  la  nuit.  La  trci- 
zienic  annee  Tai-nieY  (617),  les  gens  de  ce  pays,  cnvoyßrent  un 
tribut  et  des  anibassadeurs.  Wiedurebdie  bicr  und  anderswo  cr- 
wäbnten  Mcnscbenopfer  für  die  Städte  suchte  man  sieh  auch  gerne 
für  die  Wobnungen  scbützende  Proteetoren  zu  vei*schafren,  und  von 
einigen  (liegenden  wird  er/ilblt,  dass  man  selbst  als  GUste  auf- 
genommene Fremde  für  solchen  Zweck  tödtete.   Doch  blieb  auch 


Zeugnisse  der  KebenlSndor.  46? 

die  Gefahr,  dass  die  zur  Vcrtlieidigun^  Geopferten  sicli  in  feind- 
lichen Spuk  verwandelten ,  wie  das  im  Fundament  von  Detinez 
(der  Kindesstadt)  eingemauerte  Kind  die  Gegend  durch  seine 
Plagen  verheerte,  bis  nach  Kji's  Untergange  der  neue  Garten 
(Nowgorod)  erbaut  wurde. 

Das  bei  den  Chinesen  Tchinla  genannte  Kanibodia  führte 
den  Namen  Kan  pou  tchi,  unter  welchem  es  auch  in  den  heiligen 
Blichern  Tibet'»  erwähnt  wird.  Die  Tchanan  gchcissene  Provinz 
leitete  (13.  Jahrhundert)  zu  der  Stadt  Kan-pau-tsin.  Kambodia 
hiess  auch  Nakhon  oder  mit  verstellten  Buchstaben  Angcor,  das 
Königreich  xr/t'  i^oxtjv,  und  von  seinen  vier  Provinzen  warKorat 
(Nakorrieh)  die  königliche.  Als  die  kambodischen  Könige  sich  in 
die  waldigen  Ktlstengegenden  zurückzogen  und  auf  der  Stelle  des 
durch  Ueberreste  noch  angedeuteten  Thinae,  das  (wie  Sera  von 
Ptolemäos)  von  Arrian  als  Hauptstadt  Sinae's*)  genannt  wird,  ihre 
Residenz  Saigon  gründeten,  wurde  ihr  Königreich  Tschan  l.ip 
(wahre  Majestät)  genannt  und  als  sie  (nach  vielen  Kriegen  niitden 
Siamesen)  durch  die  über  die  Siem  siegreichen  Annamiten  aus- 
getrieben wurden ,  empfingen  sie  den  Namen  Khaomen  (Khora). 
Nach  ihrer  Besitznahme  Saigons  fanden  die  Cochinchinesen 
beim  Aufgraben  des  Fundamentes  der  8iel>en  Pagoden,  die  einst 
zu  Caimai  standen ,  einen  goldenen  Buddha  von  alterthümlicher 
Arbeit,  auf  einem  Elephanten  sitzend.  Auf  diesem  künstlichen 
l'eocallihügel  war  an  dem  Platz  des  königlichen  Palastes  der 
heilige  Baum  gepflanzt.  In  der  Geschichte  Ayuthia's  findet  sieh 
Sienlo  als  der  chinesische  Name  Si.im's  und  (^honlap  als  Kam- 
bodia's  erwähnt  (14.  Jahrhundert).  Es  ist  Römusafs  Verdienst, 
zuerst  die  chinesischen  Nachrichten  über  Kambodia  hervorge- 
zogen zu  haben.  Nach  Marco  Polo  wurde  das  wilde  Königreich 
von  Lochac  nur  wenig  besucht  und  bei  Gaspar  de  Cruz  heisst 
Kambodia  (I^vek)  Loech.  Im  Mittelalter  bezeichnet  die  siame- 
sische Geschichte  den  König  von  Kambodia  als  Phaya  Lavek. 
Der  Name  Loi   für  die   in  den  Bergen   an   der  Mündung  des 

•)  An  die  Beschreibung  der  leuchtenden  Waldt^r  Serica'«  wurde  ich  oft  er- 
innert hei  nächtlicher  Ik)otfahrt  in  Siain ,  wc»uii  «lie  Fcueriliegen  im  rhythmischen 
Tacte  ihre  Lichtconcerte  spielten. 

30* 


468  Kambodia. 

Mekliong  wohnenden  Wilden,  wird  wie  Hoi,  von  den  Cochin- 
cbinesen  auch  verächtlich  auf  die  Dschani  übeiiragen. 

Nach  dem  Tung  van  ki  (Bericht  von  dein  östlichen  Ocean) 
bildeten  in  alten  Zeiten  T^im  undlx>  zwei  Königreiche,  die  später 
unter  dem  Namen  Tsim-lo  (Siam)  vereinigt  wurden.  Fuh  ist 
vorwiegend  der  Gegenstand  der  Verehrung.  Die  Gewänder  des 
Königs  waren  mit  den  Bildern  Fuh's  bemalt,  und  ass  derselbe  nur 
aus  goldenen  Geßissen  vergoldete  Speisen ,  hatte  also  einen  bes- 
seren Magen,  als  Midas,  der  zu  verhungern  fürchtete.  Kambodia 
heisst  Tung  pochai  bei  den  Chinesen. 

Entre  713—741  le  pays  deTchin-la  fut  partagö  en  deux 
(^tats,  le  Tchin-la  d'eau  et  cclui  de  terre.  I^e  roi  de  Tchin-la  de 
terre  ^tant  mort,  son  parent  vint  a  la  cour.  Nach  Anderen  fand 
die  Theilung  im  Jahre  707  statt.  Der  König  des  stldlichen 
Küstenlandes,  das  mit  Seen  und  Sümpfen  gefüllt  war,  residirte 
in  der  Stadt  Pholo-ti-pa  (Phra-Theva-mahanakhon).  Das  nörd- 
liche Gebirgsland  hiess  auch  Wen -tan  (Viengchan)  oder  Pho- 
leou.  Le  roi  a  le  titrc  de  tsiei  -  khiu.  Während  der  Ilegierung 
Soutsoung's  kam  Phomi,  der  Vicekönig  des  Binnenlandes,  an  den 
Hof  (779).  On  ac^corda  ji  cc  Pho - mi  le  grade  de  seeond  Presi- 
dent, inspecteur  du  palais,  et  on  lui  donna  de  plus  le  surnoni  de 
IMn-han,  hote  de  l'empire.  Entre  806  et  820  Ics  habitans  du 
Tchin  -  la  d'eau  envoycrent  payer  le  tribut  (unt^r  Hiantsoung). 
Unter  lloeitsoung  (1116)  wurde  durch  die  Bewohner  Tchinla's 
Tribut  geschickt.  Le  pays  deTchin-la  est  aussi  nomme Tchan-la. 
II  y  a  une  tour  de  cuivre  avec  24tourelles  pareillement  en  cuivre 
et  8  figures  d'^lephant  de  mcmemötal,  plac(l'S  comme  pour  garder 
les  tours.   Andere  Tributsendungen  kamen  1120,  1128  und  1200. 

Dans  les  anm^s  Khing-youan  des  Soung  le  roi  de  Tchin-la 
subjugua  la  Cochinchine  et  la  röunit  a  ses  etats,  et  ü  c^use  de 
cet  cvcnement  le  nom  du  pays  fut  change  en  Tchan-la  (Tchan- 
tching  ou  C(»chinchinc).  Sous  les  Youan,  Tancien  nom  de 
Tchin-la  ((,)iem  oder  Dsiampa)  fut  rctabli.  lütter  bemerkt,  dass 
der  Gebrauch,  Hinterindien  mit  dem  Namen  Tschin  oder  China 
(im  Gegensatz  zu  Mahachin  oder  Grosschina)  zu  belegen,  bis  auf 
Ptolcmäus  zurückgeht,  der  die  Hnll)insel  und  den  Golf  Tonquin's 


Zeugnisse  der  Nebenländer.  469 

mit  den   Sinae   bevölkert.     Zu   Polo's   und  Conti'»  Zeit  hie88 
Birma  Ma<;in. 

Unt^r  den  Ming  scliickte  (1371)  Hou-eul-na,  der  König  von 
Tchin-la,  eine  Goßandtschaft ,  nachdem  schon  im  vorigen  Jahre 
eine  solche  gekommen  war.  L'annc^e  suivante ,  le  premier  jour 
de  l'an,  on  fit  prösent  au  roi  du  calendrier  imperial  et  de  piöces 
d'6tx)ffe  de  difförentes  couleurB.  Suivant  l'histoire  du  monde,  les 
habitans,  hommcB  et  femmes,  nouent  leurs  cheveux  et  portent 
des  pendans  d'oreilies.  Le  Traitö  sur  les  barbares  des  lies  dit, 
que  dans  le  Tchin-la  il  y  a  une  ville  de  70  li  de  tour.  Le  palais 
contient  trente  apparteuiens,  la  plupart  de  magniiicence.  Le  roi 
et  les  grands  ijortent  sur  la  tcte  des  ornemens  d'or  enrichis  de 
pierreries  et  souvent  de  Üeurs.  II  y  a  un  proverbe,  qui  dit: 
„Riebe  comme  le  Tchin  -  la. "  Die  Figuren  auf  den  Sculpturen 
zeigen  IJeberladung  an  jeder  Art  Schmuck,  besonders  bei  den 
schon  erwähnten  Frauengestalten  der  vom  Himmel  gestiegenen 
Thephakanja.  Einige  derselben  erscheinen  in  tanzender  Stellung. 
Die  Bajaderen,  bemerkt  Perrin,  nehmen  den  stolzen  Titel  Deva- 
dassi  und  Devalliales  (Dienerinnen  der  Gottheit  oder  göttlichen 
Personen)  an.  Bei  einigen  Höfen  h<aben  die  Priester,  Kourou, 
und  die  Devadassi  allein  das  Recht,  sieh  dem  Fürsten  zu  nahen 
und  neben  ihm  zu  setzen.  Weitere  Sendungen,  die  als  Tribut  aus 
Kambodin  geschickt  wurden,  erw^ähnen  die  Chinesen  aus  den  Jah* 
ren  1373,  1379,  1380,  1383,  1386,  1387  (durch  den  König  Thsan 
liel  phao  pi  sie  kan  phou  tche),  1388,  1389,  1390,  1403,  1404 
(durch  deuKönigThsan  liei  pho  phi  ya),  1406,  1407, 1419, 142<s 
1432,  1452.  II  y  a  dans  le  royaume  une  tour  et  un  pont  d'or. 
Chaque  annc^e  le  roi  tient  une  assembl^c  g<^n(^rale.  On  rc^unit 
des  singes,  des  paons,  des  tUephans  blancs,  des  rliinoceros,  dans 
une  maison  de  complaisance,  nommöe  l'ile  des  cent  Tours.  II  y 
a  des  hommes  habileti  dans  Tastronomie.  On  nomme  un  lettre 
Pan-ki,  un  pretre  de  Fo  Thou-Kou  (Ohau-Ka),  uu  Tao-sse  Passe. 
Leshabitans  de  ce  pays  le  nomment  Kan-phou-tchi  (ou  Kan-pho- 
tche).  On  Ta  encore  nomm^  (1573  1619)  Pou-se  oriental.  Die 
Gelehrten  oder  Panki  trugen  auf  der  Stirn  weisse  Hüuder.  Die- 
jenigen, die  sich  dem  weltlichen  Leben  widmeten,  umwanden  den 


470  Kamboilin. 

Hai»  mit  weiBseu  Schnüren,  die  sie  niemals  ablegten.  Die  Auhän^r 
Gautama's  rasirten  ihre  Köpfe,  trugen  gelbe  Kleider  und  bis  zur 
Schulter  den  rechten  Arm  nackt;  die  von  niedrigen  Graden 
gingen  barfuss.  In  ihren  Tempeln  fand  sich  nur  eine  aus  Lehm 
verfertigte  Statue  Buddha  s,  den  sicPhukai  nannten.  Die  Figuren 
ßuddha's  in  den  Toi)en  waren  aus  Kupfer  gegossen,  wie  sich 
solche  auch  jetzt  noch  tinden,  neben  steinernen,  hölzernen  oder 
aus  Ziegeln  aufgebauten.  Der  centrale  Dom  ist  ein  Octogonal, 
welche  Form  auch  in  vielen  der  Kapellen  wiederkehrt  Nach 
den  Buddhisten  entsteht  alle  Gestalt  in  der  Form  des  Achtfachen, 
als  der  vier  Elemente  (Erde,  Wasser,  Feuer,  Wind)  und  ihrer 
vier  Qualitäten  (Gefühl,  Geruch,  Geschmack,  Gesiebt).  Der 
Sivait  bemerkt  in  seiner  Controverse  (s.  Graul),  als  Ansieht  der 
Buddhisten:  Wie  innerhalb  des  arzneiliclien  Oeles  die  arznei- 
liche Kraft  haust,  so  verborgener  Weise  die  Acht  als  feines  Ele- 
ment innerhalb  des  Groben.  Die  buddhistischen  Lehrer  wurden  in 
Sänften  getragen  und  gebrauchten  Sonnenschirme  von  rnlmblät- 
tern.  Sie  wurden  von  tlem  Könige  geehrt  und  von  ihm  bei  wichtigen 
Angelegenheiten  um  Kath  befragt.  Die  dritte  Keligion  oder 
Secte  war xlie  der  Passe ,  die  sich  wie  das  V'olk  kleideten,  nur 
dass  sie  rothe  oder  weisse  Kopfbänder  trugen.  Die  Passe  wollten 
mit  Ausländern  zusammen  keine  Mahlzeiten  halten ;  auch  Hessen 
sie  sich  nicht  von  Einheimischen  dabei  beobachten.  Sic  ent^ 
hielten  sich  des  Genusses  von  berauschenden  Getränken.  Ihre 
Kinder  sandten  sie  in  die  Schulen  der  Buddhisten.  Ausser 
den  Buddhisten  und  den  Passe  fanden  sich  in  Kambodia  im  An- 
fange des  siebenten  Jahrhunderts  auch  Anhänger  der  Lehre  des 
I^iotseu  (Taosse).  Mitunter  wurden  die  Leichen  nicht  verbrannt, 
sondern  nach  den  Gebirgen  getragen,  um  dort  von  den  wilden 
Thieren  gefressen  zu  werden.  Im  Mittelalter  herrschte  (nach 
Purchas)  die  Wittwenverbrennung  in  Kamboiya  (wie  in  Bali  noch 
jetzt)  und  bemerkt  er  zugleich:  When  the  King  dieth,  hiswomen 
are  burned  and  bis  nobles  doe  voluntarily  sacrifice  themselves 
in  the  same  tire. 

Der  chinesische  Gesandte  erzählt  weiter  von  den  Kambo- 
dieru,  dass  sie,  um  die  Unheil  bringenden  Pestwinde  abzuwehren, 


Zeug^uitisc  der  Nebenirmdcr.  471 

in  den  heissen  Soiumermonaten  vor  den  westlicbeu  Thoren  der 
Städte  Ochsen  und  weisse  Lümnier  geopfert.  InBirnia  spricht  man 
von  einem  pestilenziulischen  Winde,  Svekkhyapadaleh  genannt, 
der  Lähmungen  verursachen  soll.  Das  kanibodischeHeer  bestand 
besonders  aus  Reiterei,  mit  Lanzen  und  Schilden  bewaftneti 
neben  den  Kriegselephanten.  Die  vornehmsten  Beamten  be- 
sassen  das  Vorrecht,  Tragsessel  zu  benutzen  und  über  sich  vier 
Sonnenschirme  halten  zu  lassen.  Diese  Sonnenschirme  waren 
aus  rotheniTaffet  verfertigt  und  mit  zur  Erde  herabfallenden  Bän- 
dern versehen,  durch  goldene  Griffe  verziert.  Den  Beamten 
zweiten  Ranges  gebührten  nur  drei,  denen  des  dritten  Ranges  nur 
zwei  und  denen  des  vierten  Ranges  nur  ein  Sonnenschirm.  An 
den  Sonnenschirmen  der  Beamten  fünften  Rnnges  durfte  der  Griff* 
nicht  mit  Gold  geschmückt  sein.  DieSdaven  in  Kambodia  kamen 
aus  einem  wilden  Stamme,  der  in  den  Gebirgen  (wie  noch  jetzt  die 
Kha)  sich  aufhielt.  Die  entlaufenen  und  wieder  eingefangeuen 
Sclaven  wurden  mit  einem  blauen  Zeichen  im  Gesicht  gebrand- 
markt oder  ihnen  ein  Ring  um  den  Hals  oder  um  den  Arm  befestigt. 
Sie  wurden  aus  Verachtung  Thung  oder  Hunde  genannt.  Die 
untersten  Klassen  im  Sanscrit  heissen  zum  Schimpf  Hunds- 
kochende ((^-vapaka),  wobei  Benfey  an  die  bei  Herodot  erwähnten 
Hundsköpfe  (Kalystrioi;  des  Ktesias  erinnert,  und  in  den  osseti- 
schen Sagen  heissen  die  den  Bastidon  (Wolga)  überschreitenden 
Nomaden  Kuitsechchen  oderHundsmäuler,  weil  sie  rohes  Fleisch 
frassen. 

Wade  hat  die  geographischen  Werke  der  Chinesen  für  fol- 
gende Zusammenstellung  ausgezogen:  Die  Chronik  der  östlichen 
Tsiu  -  Dynastie  (a.  d.  303—416)  ist  es,  in  welcher  zuerst  auf 
Siam  hingewiesen  wird,  als  auf  ein  l^and  Namens  Funan  oder 
Funam,  welches  in  einer  grossen  Bucht  lag,  ungefähr  tausend 
Meilen  westlich  von  Lin,  d.h.  der  Stadt  eines  Districts,  der  unter 
den  Han  Siang  Lin  „Elephanten- Wald",  welcher  im  jetzigen 
Anam  gewesen  sein  muss,  hiess  (dann  aber  im  damaligen 
Ciamba).  Nach  der  Chronik  desLiang(r)3r)  -  552)  liegt  es  ebenso 
weit  südwestlich  von  Liu,  und  doppelt  so  weit  südlich  von  der 
Trovinz  Jihnan  oder  Yatnam  (Anam).     lu  der  Chronik  der  Lin 


472  Karobodia. 

(584— G22)  wird  mige^cben,  d«*i8S  Funara  auch  Cliih  tu  (Cliik-tu 
odcrChikdu),  KotheErde,  lieisüc  und  da«8  man  dc88cn  Hauptstadt 
in  hundert  Tagen  zu  Schiflc  erreiche.  Die  „zerstreuten  Bemer- 
kungen" u.  s.  w.  führen  an,  dass  es  auch  Polosha  hiess  und  dass 
unter  derRegierungTanie'8(608 — f>21)  aus  derSui-Dynastie,  ein 
Beamter  des  Ministeriums  eine  F.ahrt  nach  Siam  machte.  Es  wird 
nichts  weiter  darüber  in  der  Chronik  erwähnt  bis  zu  den  Zeiten 
derYuen,  der  mongolischen  Dynastie  (1281  —  136(5).  Unter  dem 
zweiten  Herrscher  aus  dieser  Dynastie  wurde  dem  Kaiser  von 
China  Tribut  geschickt,  und  war  das  begleitende  Document  mit 
goldenen  Buchst<'iben  (wahrscheinlich  auf  Seide)  geschrieben. 
Die  Öiamesen  hatten  lange  mit  den  Mahiyen  oder  Maliurh  Krieg 
geführt,  aber  beide  Nationen  legten  ihren  Streit  bei  und  unter- 
warfen sich  China.  Die  Chroniken  der  Ming  sprechen  über  das 
Land  unter  seinem  jetzigen  chinesischen  Namen,  Sien  I^,  oder 
Tsien  Lo,  oder  auf  Cantonisch ,  Tsim  I^o.  Der  Name  Siam  ist 
ohne  Zweifel  in  dei  ersten  Sylbe  wiederzuerkennen ;  das  Vor- 
handensein des  zweiten  erklärt  sich  gleichfalls.  Es  liegt,  nach 
derselben  Autorität,  südwestlich  von  der  (Cochinchina-)  Kette  und 
kann  bei  günstigem  Winde  in  zehn  Tagen  von  China  aus  erreicht 
werden.  Das  den  Tang  (620—900)  bekannte  Land,  und  Sin, 
wie  Chikdu,  wurde  später  in  Lofo  und  Sien  (oder  Tsim)  einge- 
theilt,  und  nachdem  das  letztere  mächtig  genug  geworden  war, 
um  das  frühere  in  sich  aufzunehmen,  wurde  der  verschmolzene 
Staat  Sien  Lofo  genannt.  Sien  (sagen  die  „Bemerkungen")  war 
weniger  fruchtbar  als  Lofo,  und  bezog  seine  Vorrilthe  iProduete) 
aus  diesem. 

Seit  der  cochinchinesischen  Eroberung  und  der  Vernichtung 
der  einheimischen  Literatur  ist  die  geographische  Nomendatur 
für  geschichtliche  Forschungen  etwas  verwirrt  worden,  zumal 
schon  früher  die  dortigen  Siem  häufig  mit  denSiamesen  derTbay 
verwechselt  wurden. 


Die  Dsiampa. 

Da»  Königreich  Dsiampn,  das  jetzt  die  Provinzen  Binli  tliou- 
ang  (friedliche  IJebereinkmift)  und  Binh  dinli  (friedliche  Anord- 
nung) bildet,  hiesH  bei  den  Cochinchinesen  Nuoc  thuan  thieng 
(virtute  diabolica  in^ignis  locus),  oder  das  Königreich  des  himm- 
lischen Vertrages.  De  definiendo  terrae  fjamf  situ  niiror  omnes, 
qui  hucusque  de  ea  re  seripserunt,  quantuni  scio,  desperasse. 
Est  Camba  regni  Anamici  provincia  australiscGildenieister).  Der 
Staat  der  Dsiampa  oder  Dsehani  ging  zu  (rrunde,  weil  der  König 
seine  eigene  Tochter  heirathete.  Nach  Marco  P(do  niusste  jedes 
Mädchen  des  Landes  erst  dem  Könige  vorgestellt  werden. 

Naosavan*)  (der  himmlische  Insio  oder  JUngling),  der  erste 
König  derDscham,  erfand  die  Buchstaben,  die  während  des  Budd- 
hismus allgemein,  und  noch  jetzt  in  den  profanen  Bitchern  ge- 
braucht werden.  Die  von  mir  in  Kambodia  getroffenen  Colo- 
nisten  erzählten,  sie  hätten  ihre  religiösen  Bücher  von  Langka 
erhalten  (nicht  von  China,  wie  die  Tonquinesen) ,  wurden  aber 
später  zum  Islam  bekehrt  durch  Patenta-Ali  (den  Schwieger- 
sohn Mohammed's  und  Vater  von  Hussein  oder  Hossain),  der 
bei  seinem  Tode  verschwand.  Von  <len  vier  Schülern  Moham- 
med's (Bukur,  Busmargh,  Asaman  und  Patenta-Ali)  empfingen 
die  Tschwea  (kek)  ihren  Unterricht  durch  Bukur  (Abu  Bekr). 
Naosavan  war,  wie  alle  übrigen  Könige  der  Erde,  bei  der  Geburt 
des  Nabi  Mahamed  nach  Mekka  gegangen  (wie  Perumallu,  Raja 


•)  Im  Siame«^i^clu•n  findet  «rh  eine  auf  orientalische  Fas-nnji:  deutende  Er- 
zähliinf^samuilunjf ,  die  auf  zwölf  (sibäonjir)  Ecken  (lien)  vom  Sarkophage  eines 
Naosavan  genannten  Königs  gefunden  und  deshalb  Sibsonglieii  genannt  wird. 


472  Kambodia. 

(584—022)  wird  an^ofjrelHMi,  duss  Funaiu  auch  Clilh  tu  (Chik-tu 
oderChikdu),  KothcKrde,  lieisse  und  dans  luan dessen Hauptstaidt 
in  hundert  Tajcen  zu  Sehiflc  erreiclie.  Die  „zerstreuten  Bemer- 
kungen** u.  s.  w.  führen  an,  dass  es  auch  Poloslia  hiess  und  dass 
unter  der  Regierung  Tanie'sl  008— (521)  aus  derSui-Dynastie,  ein 
Beamter  des  Ministeriums  eine  Fahrt  naeh  Siam  maehte.  Es  wird 
nichts  weiter  darüber  in  der  Chronik  erwähnt  bis  zu  den  Zeiten 
derVuen,  der  mongolisehen  Dynastie  (1281  —  1360).  Unter  dem 
zweiten  Herrscher  aus  dieser  Dynastie  wurde  dem  Kaiser  von 
China  Tribut  geschickt,  und  war  das  begleitende  Documeut  mit 
goldenen  Buchstaben  (wahrscheinlich  auf  Seide)  geschrieben. 
Die  Öiamesen  hatten  lange  mit  den  Malayen  oder  Maliurh  Krieg 
geführt,  aber  beide  Nationen  legten  ihren  Streit  bei  und  unter- 
warfen sich  C-hina.  Die  Chroniken  der  Ming  sprechen  über  das 
Lan<l  unter  seinem  jetzigen  chinesischen  Namen,  Sien  LiO,  oder 
Tsien  Lo,  oder  auf  Cantonisch ,  Tsim  Lo.  Der  Name  Siam  ist 
ohne  Zweifel  in  dei  ersten  Sylbe  wiederzuerkennen ;  das  Vor- 
handensein des  zweiten  erklärt  sich  gleichfalls.  Es  liegt»  nach 
derselben  Autorität,  südwestlich  von  der  (Cochinchina-)  Kette  und 
kann  bei  günstigem  Winde  in  zehn  Tagen  von  China  aus  erreicht 
werden.  Das  den  Tang  (620  —  900)  bekannte  Land,  und  Sin, 
wie  Chikdu,  wurde  später  in  Lofo  und  Sien  (o<ler  Tsim)  einge- 
theilt,  und  nachdem  das  letztere  mächtig  genug  geworden  war, 
um  das  frühere  in  sich  aufzunehmen,  wurde  der  verschmolzene 
Staat  Sien  Lofo  genannt.  Sien  (sagen  die  „Bemerkungen")  war 
weniger  fruchtbar  als  Lofo,  und  bezog  seine  Vorräthe  tProducte) 
aus  diesem. 

Seit  der  cochinchinesischen  Eroberung  und  der  Vernichtung 
der  einheimischen  Literatur  ist  die  geographische  Nonienclatur 
für  geschichtliche  Forschungen  etwas  verwirrt  worden,  zumal 
schon  früher  die  dortigen  Siem  häufig  mit  denSiamesen  derThay 
verwechselt  wurden. 


Die  Dsiampa. 

Da»  Königreich  Dsiainpa,  das  jetzt  die  Provinzen  Binli  tlioii- 
ang  (friedliche  Uebcreinkuiift)  und  Binh  dinh  (friedliche  Anord- 
nung) bildet,  hicsM  bei  den  Cochiuchinesen  Nuoc  thuan  thieng 
(virtute  diabolica  innignis  locus),  oder  das  Königreich  des  himm- 
li8chen  Vertrages.  De  detiniendo  t<»rrae  (^'amf  situ  niiror  omncs, 
qui  hucusque  de  ea  re  scripserunt,  quantum  seio,  desperasse. 
Est  Oamba  regni  Anamici  provincia  australis(Gildenieister).  Der 
Staat  der  Dsiampa  oder  Dschani  ging  zu  Grunde,  weil  der  König 
seine  eigene  Tochter  heirathete.  Nach  Marco  Polo  nuisste  jedes 
Mädchen  des  Landes  erst  dem  Könige  vorgestellt  werden. 

Naosavan*)  (der  himmlische  Inao  oder  Jlingling),  der  erste 
König  der  Dscham,  erfand  die  Buchstaben,  die  während  des  Budd- 
hismus allgemein,  und  noch  jetzt  in  den  profanen  BUchern  ge- 
braucht werden.  Die  von  mir  in  Kambodia  getroflfenen  Colo- 
nisten  erzählten,  sie  hätten  ihre  religiösen  Bücher  von  Langka 
erhalten  (nicht  von  China,  wie  die  Tonquinesen) ,  wurden  aber 
später  zum  Islam  bekehrt  durch  Patenta-Ali  (den  Schwieger- 
sohn Mohammed's  und  Vater  von  Hussein  oder  Hossain),  der 
bei  seinem  Tode  verschwand.  Von  den  vier  Schülern  Moham- 
med's (Bukur,  Busmargh,  Asaman  und  Patenta-Ali)  empfingen 
die  Tschwea  (kek)  ihren  Unterricht  durch  Bukur  (Abu  Bekr). 
Naosavan  war,  wie  alle  übrigen  K(jnige  der  P>de,  bei  der  Geburt 
des  Nabi  Mahamed  nach  Mekka  gegangen  (wie  Perumallu,  Raja 


•)  Im  Siamo«iljJcli«'n  findet  «ich  eine  auf  orientAliHeho  FjiH^iing  dciit«'nd<»  Er- 
sahliin^fiainmlans',  die  auf  zwölf  (sibsonjir)  Ecken  (lien)  vom  8nrkophage  eines 
Naoda van  genannten  Könige  gefunden  and  doslinlb  SibsunglitMi  genannt  wird. 


476  Kuibodia. 

meiftti'DA  auch  mit  den  Küni^n  8iaiuV  in  freand«chsftliehen  Ver- 
liältDiü:*en ,  an  deren  Hofe  z.  B.  n<x'h  ein  Prinz  %*on  D^iamin  bei 
Aer  mohaniedaniriehen  VerHchw&rung:  gej|:en  Faleo  erwähnt  wird. 
Die  Sevaru  Malavu  erzählen  die  Geitehichte  eine#  malavisehen 
Kaufmann«»,  der  nach  der  Kttf^te  LHniampa*«  auswandernd,  dort 
fipäter  zum  Fürsten  erwählt  wanl  und  für  8eine  Verwandten 
Hehii'kte.  Nach  der  eoehinehinedisehen  Ero)K*ning  wurden  die 
letzten  Ke^te  der  Dsiamim  dun-b  KOni^  Minjnianj  in  die  Ber;^ 
fretriehen.  Viele  der  liisiampa  flüchteten,  bei  der  Aufloifung 
ilircH  Kelchen,  nach  Kamlnidia,  wo  nie  wegren  »päterer  Unruhea 
aln  Krießs^cftiiigene  behandelt  wurden.  Eine  auf  der  lns>el  Kom- 
tin  «in  der  Nähe  SmilNik'»)  angesiedelte  Colonie  wurde  durch 
Alienteurer,  die  sich  für  Abkömmlinge  der  königlichen  Familie 
ausgaben,  zur  Kni|H>rung  angestachelt.  Als  die  kambodische 
Kcgierung  den  Aufstand  unterdrückt  hatte,  flüchteten  die  Prinzen 
nach  (.*()chinchinn,  das  gemeine  Volk  aber  wurde  weggeführt  und 
erhielt  lündereien  längs  der  Flussufer  zwischen  Udong  und  Pa- 
nomi)en  angewiesen. 

Nach  Kotrier  hatten  die  Cochinchinesen  anfangs  in  ihren 
Kriegen  mit  Timquin  Hülfe  von  den  Dscham  erbeten  (copias 
auxiliares  aNigris,  regni  Csiamim's  incolis,  expetunt)  und  hatten 
diese  später  in  ihren  Streitigkeiten  mit  Kambodia  unterstützt, 
bis  nach  dein  Tode  des  Königs  sein  Nachfolger  das  Btindniss 
mit  den  (.'ochinchinesen  abbrach.  Qui  interim  adquiesc-entes, 
elapso  inducisirum  tempore,  soli  bellum  adversus  Cambodianos 
fclieibus  adco  arniis  sunt  prosecuti,  ut  hi,  relictis  adsitis  man 
provinciis,  propinquos  per  montes  ad  Kegem -meditullium  se 
contiil  Tint,  »tque  haec  iima  montium  juga  pro  regni  Oochinchi- 
nensis  liniitibus  adsignarint.  His  ita  comparatis,  ad  castigan- 
dam  Kegis  Csiampac  intidelitatem  se  cunvertunt,  bellum  foedi- 
frago  indiccntes,  qui  subito  inimicorum  adventu  commotus  ne 
idem  cum  C'ambodianis  fatum  experiri  cogatur,  amiea  utriniqae 
factji  compositione,  terras  mari  eontenuinas  Cochinehinensibus 
cedit,  contiguos  sibi  reservat  montes,  sedem  suam  principem 
juxta  eos  collo<*at,  angustis  modo  circumscriptus  terminis,  ae 
miser  Regis  Coehinehinae  tributarius.    Nach  Bissachöre  flUlt  die 


Die  Dsiampn.  477 

Eroberung  Dgiaropa's  und  des  nördlichen  Kambodia  besonders 
in  die  Re|?ierung8zeit  des  Königs  Hien-Nquien-Vuong.  Als  dem 
Könige  von  Coehinebina  zinspfiiehtig  werden  aufgeführt:  der 
Fürst  der  Thiem ,  der  einen  Tribut  an  Elephanten ,  Wachs ,  Ka- 
lambac  und  Elfenbein  entrichtet,  der  von  Kambodia  und  Dsiampa, 
Schutzgeld  bezahlend,  und  die  Kamoj  genannten  Wilden,  die 
Wachs,  Hetel  u.  s.  w.  einliefern.  In  Kambodia  finden  sich  die 
Colonieen  der  geflüchteten  Dsiampa  besonders  in  Battabong  und 
bei  Lawek.  Der  von  den  Portugiesen  aus  Indien  bezogene  Name 
Cochinchina's  (gewöhnlich  Kuang-nan  genannt)  soll  aus  Kue- 
t»ehen  tsching  (das  Königreich  Tschen  -  tsching  oder  Dsiampa) 
entstellt  sein. 


Die  llaiiptstfidte  der  Nie(lcniii<rcn  und  die  neuere  Geschichte. 

Für  die  spätere  Gescliiclitc  Kambodia's  stehen  mir  zwei 
Quellen  zu  Gebote.  Die  eine  ist  ein  kurzes  Künigsverzeicliniss 
aus  den  Archiven ,  das  ich  im  Schlosse  Udoiig's  anfertigte,  die 
andere  eine  siamesische  Ucbersetzung  der  kambodischen  Ge- 
schichte von  dem  am  Hofe  zm  Bangkok  angestellten  Dolmetscher, 
die  ich  dort  las  und  exccrpirte. 

Die  letztere  beginnt  folgendermassen : 

Als  der  Heherrscher  der  Erde(PendinSonulct),  der  FUrsten- 
herr  und  König  (Somdet  Phrachao)  Boromniphanthaboth ,  der  in 
der  krniigliclien  Residenz  im  Jahre  12()8  der  Mahasakkhanit  oder 
708  der  Chunlosakkharat  herrschte,  im  Cyclus  des  Hundes,  Nak- 
sathasami,  dem  lunaren'l^ige  des  blumigen  M<mats,  am  Mittwoch, 
S;na-sab,  nacli  den  astronomischen  Berechnungen,  aus  dem  lieben 
verschieden  war  im  Jahre  1272  der  Lusakkharat,  im  Cyclus  des 

m 

Tigers,  dem  fünften  der  I^eriode,  folgte  ihm  sein  jtingercr  Bruder 
Phra-Si-Thau,  der,  nachdem  er  seines  Vorgilngers  Lciehcn- 
bcgängniss  gefeiert,  unter  dem  Titel  Phra  Uiem  für  drei  Monate 
regierte  und  dann  starb.  Nachdem  die  Festlichkeiten  des 
Leiclienbegilngnisses  abgehalten  waren ,  bestieg  sein  Sohn  Phra 
Boromlamphongraxa  den  Thron.  Unter  ihm  machte  der  König 
von  Siam ,  Plirachao  Kamathibodi ,  einen  Einfall  und  belagerte 
(1274)  die  Residenz,  nach  deren  Eroberung  er  an  der  Stelle  des 
gestorbenen  Königs  Lamphongraxa  seinen  Sohn  unter  dem  lltel 
Phrachao  Basat  einsetzte. 


l^ie  llatiptstatlte  der  Nicdcrunjrru  u.  die  ticuero  (iCHchicbte.  4?D 

Die  in  Udoug  durchgcHchcne  Oeschiclite  KnnilKxlia's  begiunt 
mit  der  HcrrHcliaft  rhra  Rorainmnnipliaiibot's,  der  von  12(54  bis 
1 272  der  Mahasakkharat  in  Naklion  Vat  rotierte ,  nennt  seinen 
N;u'hf()lger  Plira  Sithaen ,  den  ntkhsten  Boroninialonipongraxea 
und  erzählt  dann  in  derselben  Weise  die  Eroberung  lüimathi- 
bodi's. 

Bei  dem  Tode  des  Königs  ßasat  (1277  M.  S.)  folgte  sein  jüngerer 
Hruder  Kliiinsongrat  (oder  Haos  nach  der  kambodisohen  Aus- 
gabe) und  dann  (1279)  sein  Sohn  Kadongbongpbisi  (Cbao  Kani- 
bong]diisi)  n(»ch  im  zarten  Kindesalter.  Einen  Monat  spätvr 
kehrte  König  Kamathibodi  aus  8iam  zurück  und  trieb  nlle  die 
Einwohner  Kambodia*s  mit  sich  fort,  90,000  der  Gefangenen  in 
Ayiithia  ansiedelnd. 

Nachdem  Kamathibodi  das  Land  verlassen  hatte,  wurde  Plira 
Sri  Surijavongraxah ,  ein  Kambodier  von  Abkunft,  in  Nakhon 
Tom  oder  Nakhon  Luang  auf  den  Thron  gehoben,  und  ihm  fidgte 
(1288)  sein  Neftel^hraHoromiuarama,  der  in  Nakhon  Vat  regierte. 
Auf  ihn  folgte  1290  (nach  dem  Kambodischen)  oder  1292  (nach  dem 
Siamesischen)  sein  jüngerer  Hruder  Phra  Thammasokkharat  in 
Nakhon  Tom,  welche  St^ult  (1294)  durch  I,^hrachao  Borommaraxa, 
den  König  von  Siam ,  belagert  und  nach  sieben  Monaten  (1295) 
erobert  wurde.  An  der  Stelle  des  gefalleneu  Thammasokkharat 
setzte  der  Sieger  seinen  Sohn  Phaya  Phrck  unter  dem  Titel  Phra  In- 
tharaxaein.  Er  wurde  ermordet  durch  ausgesandte  Emissäre  Phaya 
Jahfs,  der  sich  dnnn  des  Thrones  in  der  Uesidenzstadt  Nakhon 
Tom  bemächtigte.  Nachdem  er  12  (11 )  Jahre  regiert  hatte,  Hess 
er  seine  Krönung  mit  dem  feierlichen  Ceremoniul  des  alten  ller- 
k(mimens  begehen.  „Ihm  wurden  Huldigungen  geleistet,  ihm 
wurde  Wasser  gesprengt.  Sie  wuschen  sein  Haupt,  sie  gaben 
ihm  das  Bild  PhruNarai's  und  das  Königsschwert  in  seine  Hände, 
sie  übertrugen  auf  den  göttlich  befussten  Fürsten  den  könig- 
lichen Namen  Phra  Borommaraxathirat-Uamathibodi-Sisurijophan- 
Thanmitraxa  im  Jahre  ISOG.*"  Fünf  Jahre  später  verlegte  er 
seine  Itesidenz  nach  der  Stadt  Panomphen,  die  erneuert  und 
verschönert  wurde  (1310  —  IHll).  Nach  der  kambodischen 
Ausgabe  hatte  er  vorher  für  einige  Zeit  in  Basan  regiert,   die 


480  KamUodik. 

ttiHniGMisdic  aber  ecliwcigt  darlllicr.  Vielleicht  wurde  dieser 
Wechsel  durt-h  die  bciinridiigeudcn  Einfölle  der  Juen  vernnlassL 
Die  ('hincHixcheu  Berichte  (bei  lieiiiutiat)  crwühucn  einer  cbiue- 
mtielien  Ocüandti^ehaft,  um  den  König  Th>taD-lici-tiH;]iao-|ihiDg-ya, 
S^uLn  dem  Künigs  Th«an-lioi>ph(i-bi-ya ,  nach  dem  Tode  seines 
Viiter»  KU  krüiiun  (1105).  Dans  Kich  damaU  viele  Cbincsen  im 
Lande  aurineltcn,  beweist  der  ItcKuch  einen  chinettimchen  Com- 
uiirtaärs  (ISS.'i),  um  die  LcgitiinatioiiHimpierc  der  dort  nn- 
{;eiit  edel  teil  Chiaesen  zu  exaininiren,  und  solche,  deren  Puküc 
falsch  erfuDden  wunlen,  nach  China  zurückzuschicken,  tiie 
waren  als  die  T^eute  der  Itluinen  (als  Tschoung-Xoa  oder  die 
Blumen  des  Mlttelreichee)  bekannt.  Aus  dem  17-  Jahrhundert 
beisst  CS  im  Oia  dinh  thung  elii  (bei  Aubaret)  rou  llnnlan  (Bien- 
hoa):  Ce  poiut  deviut  dös  lore  trOs-commervHnt,  et  l'on  y  vit 
venir  des  Chinuis,  des  Europecns,  des  Japonais*)  et  dex  Malais, 
chacun  sur  leurs  navires.  l^cs  voutuniet>  et  hahitudes  du  grand 
em|iire  de  Chine  s'eniiilanti-rent  wnsi  dans  le  pays. 

Nachdem  der  Kilnig  45  Jahre  in  Panumphen  regiert  hatte,  ttbei^ 
gab  er  das  Scepter  seinem  Sohne  I'hra  Ongkan-Narai-Kamatbi' 
bodi ,  der  aber  schon  im  nüchsten  Jahre  starh  (1356)  und  l'hn- 
cbno  Siraxa  zum  Nachfolger  hatte.  Dieser  führte  Kriege  mit  dem 
Königreiche  l'hni-8urijotbairaxii,  uach  der  siamesischen  Dar- 
stellung, von  der  die  kambodische  abweicht.  Die  letztere  sagt, 
diiits  Pbaya  Jalit  (l.H.'>5)  zu  Runsten  seines  Sohnes  Phra  Ongkun- 
Narai-liamathiliodi  abgedankt  habe,  dass  aber  sptlter,  nachdeni 
der  Vater  gestorben,  im  Jahre  lühi)  auch  die  Übrigen  Sühne  nach 
der  Kn>ne  hegehrt  hätten  un<I  damus  innere  Kriege  entstanden 
seien,  die  das  Land  zerrissen.  Derjenige  der  Sühue  Pha^'a 
Jaht's,  der  spüter  unter  dem  Titel  Thammaraxa  den  Thron  be- 
Kticgeu,  war  von  mütterlicher  Seite  durch  die  Prinzessin  Nang 
l'hasirai  mit  Phaya  Dexo,  dem  Könige  Ayuthia's,  verwandt.  Er 
regierte  (13Sti>)  in  Panonipen  und  legte  Keliquien  auf  dem  Berge 
Santhuk  (in  der  Nähe  von  Kanipong  Haay)  nieder,  erlaogfte  Mick 

*}  La  ville 
aab,  <]e«  Portngi 


Die  Hauptstädte  der  Niederungen  n.  die  neuere  Geschichte.  431 

einen  weissen  Elephanten.  Beim  Tode  (1428)  folgte  der  mit 
der  Königin  Somdet  Phakkhavadi  vermählte  Sobn  unter  dem 
Titel  Phaya  Khamkhataraxa.  Nachdem  derselbe  gestorben  ( 1 430), 
usurpirte  ein  Edelmann,  Chao  Khon  genannt,  den  Thron  und 
regierte  in  Basan,  wurde  aber  in  Sthtingsen  durch  gegen  ihn 
verschworene  Edelleute  (1434)  ermordet,  die  Phaya  Chan,  den 
Sohn  Thammaraxa's  mit  der  zweiten  Königin,  auf  den  Thron 
erhoben.  Er  war  nach  seines  Vaters  Tode  vor  den  Verfolgungen 
des  Usurpators  nach  Ayuthia  geflüchtet  und  kehrte  von  dort  mit 
Erlaubniss  und  Unterstützung  des  siamesischen  Königs  zurück, 
um  ein  befestigtes  Lager  (Mi*Xai)  zu  errichten,  woraus 
später  die  jetzige  Stadt  Photisat  entstand.  Nachdem  er  eine 
gegen  ihn  ausgebrochene  Empörung  unterdrückt  und  ihren  An- 
stifter (Chao  Kan)  getödtet  hatte,  schickte  er  seinen  Sohn  Bo- 
rommaraxa,  um  sich  in  der  Stadt  Lawek  zu  befestigen  und  die- 
selbe mit  Steinwällen  zu  umgeben.  Dort  wurde  in  dem  Kloster 
Tamlengkong  eine  gigantische  Figur  aus  vier  Buddha's  zusammen- 
gesetzt, die  nach  den  vier  Cardinalpunkten  blickten.  Die 
Postamente  der  Füsse  waren  von  Stein,  der  übrige  Theil  des 
Körpers  von  Holz.  Der  Tempel  war  im  Viereck  abgemessen. 
Als  im  Jahre  1442  der  König  von  Slam  die  Stadt  angriff,  wurde 
er  von  dem  Könige  Lawek's  zurückgeschlagen,  der  dann  den 
Titel  Somdet  Phrachao  Ongkan  Raxathirat  annahm.  ♦ 

Um  diese  Scharte  auszuwetzen,  schickte  Phra  Riem,  der  da- 
malige König  Siam's,  seinen  jüngeren  Bruder  Chao  Ong  (Phaya 
Ongraxa)  mit  neuen  Verstärkungen  des  Heeres,  aber  der  König  La- 
wek's  (PhraBorommaraxathibodi)  trat  den  Siamesen  bei  Photisat 
entgegen,  wo  ein  verdorrter  Pipul-Baum  aufs  neue  ausschlug,  als 
günstiges  Vorzeichen  des  Sieges,  der  von  denKambodiern  erfochten 
ward.  In  den  zum  Denkmal  erbauten  Vi  hau  wurden  zwei  Gold- 
Btatuen  Buddha's  gestellt,  die  eine  aus  dem  goldnen  Becher  des  kam- 
bodischen,  die  andere  aus  dem  des  siamesischen  Königs  verfertigt. 
Als  der  König  von  Lawek  starb  (1448),  folgte  sein  Sohn  Somdet 
Borommaraxa,  der  während  seiner  Kriege  mit  dem  Chao  Myang 
Ldio  seine  Residenz  nach  Kampong  Kasan  (dem  Landungsplatze 
▼OB  Kampong  Suay)  verlegte.   Nachdem  er  dann  die  Stadt  Lawek 

BftiftiftB,  OtUsien.  I.  31 


482  Kambodia. 

wieder  neu  hergestellt,  nach  einer  andern  Localität  verlegt  und 
so  verschönert  hatte,  dass  er  auch  als  der  Gründer  betrachtet 
wird  (1485),  folgte  ihm  dort  (1488)  sein  Sohn  Phra  Boromma- 
raxathirat,  der  Kampong  Krasang  für  seinen  Aufenthalt  vorzog. 
Der  Sohn  und  Nachfolger  desselben  (1496),  Phra  Satha  benannt, 
kehrte  indessen  nach  Lawek  zurück  (1508  M.S.).  Ueber  das  de- 
müthigendc  Ereigniss,  dass  das  Blut  ihres  Königs  dem  siame- 
sischen zum  Fusswasser  diente ,  gleitet  die  Geschichte  der  Kam- 
bodier  hinweg.  Phra  Satha  associirte  sich  seinen  ältesten  Sohn 
Phr«  Cheyasseda,  der  das  Kloster  in  Myang  Boribun  erbaute,  als 
Mitkönig  und  fügte  dann  auch  den  zweiten,  Chao  Pbaya  Suthong 
hinzu,  indem  alle  drei  gemeinsam  regierten.  Als  die  Stadt 
Lawek  (1515  M.  S.)  von  den  Siamesen  angegriflen  wurde,  flohen 
die  drei  Könige  nach  der  Stadt  Sisanthon.  Der  dritte  begab  sich 
weiter  ins  Innere,  um  die  Hülfe  der  den  oberen  Mekhong  be- 
wohnenden Laos  oder  Lai  nachzusuchen,  wurde  aber  in  Zwistig- 
keiten,  die  während  der  Verhandlungen  ausbrachen,  von  diesem 
wilden  Volke  erschlagen,  und  dasselbe  überschwemmte  dann  in 
einer  grossen  Barbarenfluth  Kambodia,  wo  sich  nur  die  Tapfer- 
keit Jacopo  Veloso's  ihr  entgegenstemmte.  Der  junge  König, 
dem  durch  ihn  allein  der  Thron  bewahrt  blieb,  schickte  eine 
Gesandtschaft  nach  Malakka,  um  jesuitische  Missionen  zu  er- 
iKilten.  Zur  Hülfe  gegen  die  Siamesen  wurden  Hülfstruppen 
gesandt,  die  aber  den  König  schon  nicht  mehr  in  Kambodia 
trafen  und ,  mit  dem  auf  den  Thron  gesetzten  Edelmann  in  Streit 
gerathend,  denselben  erschlugen.  Die  Flotte  segelte  dann  nach 
Cochinchina,  wo  zwei  spanische  Kitter  über  Land  das  Lager 
des  Königs  erreichten  und  dem  Sohn  wieder  zu  dem  Throne 
Kambodia's  verhalfen. 

Die  spanischen  Berichte  erwähnen  diese  Verhältnisse  im  Zu- 
sammenhang. Im  Jahre  1592  p.  d.  schickte  Laudara  oder  Langara 
(den  Argensola  einen  Mohamedaner  nennt),  der  König  von  Kam- 
bodia, Gesandte  an  Gomez  Perez,  den  Gouverneur  der  Philippinen 
(um  Hülfe  gegen  die  siamesischen  Einfälle),  und  als  dieser  auf 
der  Expedition  gegen  Ternate  in  der  Meuterei  der  Chinesen  gc- 
tödtet  war,  an  seinen  Sohn  Ludovico  das  Marinas,  der  1594  drei 


Die  Hauptstädte  der  Niederungen  u.  die  neuere  Geschichte.  483 

Schiffe  unter  dem  Oberbefehl  des  Gallinato  aussandte.  Durch 
Sturm  verschlagen ,  kamen  nur  zwei  (unter  Veloso  und  Ruys)  an 
den  Kambodiafluss ,  wo  sie  hörten,  dass  nach  dem  Siege  der 
Siamesen  der  König  sich  nach  den  Laos  zurückgezogen  hätte 
und  von  dem  Könige  Siam's  Pra  Neär  auf  den  Thron  gesetzt  sei. 
Als  sie,  in  den  Hafen  einfahrend,  den  letzteren  besuchten,  kamen 
sie  beabsichtigter  Verrätherei  durch  Ermordung  des  Königs 
zuvor  und  begaben  sich  dann  über  Cochinchina  nach  Laos,  von 
wo  sie  den  Sohn  des  dort  gestorbenen  Königs  mit  HUlfstruppen 
der  Laos  nach  Kambodia  zurückführten  (wo  man  dem  inzwischen 
angekommenen  Gallinato  die  Krone  angeboten)  und  ihn  wieder 
auf  dem  Thron  seines  Reichs  installirten.  Bei  fortdauernden 
Einfällen  der  Siamesen  schickte  der  König  eine  zweite  Gesandt- 
schaft an  Marinas,  der,  obwohl  nicht  mehr  Gouverneur,  eine 
Privatexpedition  ausrüstete,  aber  an  der  chinesischen  Küste 
scheiterte,  und  die  über  Hinneigung  zum  Christenthum  erbitterten 
Kambodicr  erschlugen  die  königlichen  Rathgeber  Ruys  und 
Veloso,  während  sich  der  Rest  der  Spanier  nach  Siam  rettete 
und  von  dort  nach  Manilla  zurückkehrte.  Im  Jahre  1600  fiel 
Kambodia  wieder  unter  Siam ,  empörte  sich  aber  (mit  Lanchang) 
1610  und  ward  (nach  Hagenaar)  1637  in  neue  Kriege  verwickelt 

Die  Holländer  hatten  schon  früher  von  Batavia  aus  Factoreien 
in  Kambodia  errichtet  und  suchten  ihren  Handel  weiter  in  d^s 
Inland  auszudehnen ,  doch  gaben  sie  später  wegen  wiederholter 
Verluste  ihre  Niederlassung  auf,  wie  ihre  Unternehmungen  dort 
vielfach  gefahrvoll  waren.  So  erzählt  Purchas :  The  Camboyans 
dealt  treacherously  with  the  Hollanders  anno  1602,  whom  they 
invited  to  the  shore  with  promises  of  certain  buffles  and  then 
cruelly  slew  them.  They  detained  the  Admiral  on  shore ,  to  be 
redeemed  with  some  of  their  ordinances. 

Nach  dem  Rückzuge  der  Laos  erbaute  Chao  Sisuphon  die 
Stadt  Udong-Mixai,  wo  die  Siamesen  einen  hohen  Beamten 
(Maha  Montri  oder  Mantari)  oder  Mandarinen  einsetzten,  um  das 
Land  zu  verwalten.  Ein  Edelmann,  Phra  Ram  genannt,  hob 
Truppen  aus,  und  Hong-Phrai  vertrieb  den  Mahamontri  von 
Udong-Mixai,   ihn    nach   Siam   zurückjagend.     Nach    seinem 

31» 


484  KambodU. 

Siege  begab  sich  Phra  Kam  nach  der  Stadt  Sisantbon ,  wo  der 
YonLaos  zurückgekehrte  Phra  Borommaraxathirat  regierte  (1519). 
Dieser  König  adoptirte  einen  Farang,  Laweswilo  (Ludovico)  ge- 
nannt, als  Sohn.  Auf  dem  Throne  folgte  sein  Onkel  Chao  Phaya 
Ong  und  dann,  nach  geiner  Ermordung  durch  PhraKeoh  Fa,  sein 
jüngerer  Bruder  (1527).  Da  dieser  sich  nur  Schwelgereien 
ergab  und  die  Töchter  des  Landes  missbrauchte,  schrieb  seine 
Grossmutter,  im  Einverständniss  mit  dem  zweiten  König,  an  den 
siamesischen  Hof,  um  einen  der  fortgeführten  Prinzen  zurück- 
zuerhalten. In  Kambodia  brach  die  grösste  Verwirrung  aus  und 
alle  Bande  der  Ordnung  und  des  Gehorsams  waren  aufgelöst 
unter  den  wilden  Kriegen ,  die  das  Land  zerrissen ,  bis  zuletzt 
(1541)  Phra  Cheyasseda  auf  dem  Thron  befestigt  wurde.  Er  hielt 
sich  meistens  in  Udong-Mixai  auf  und  starb  dort  (1557).  Seine 
drei  Söhne ,  Chao  Tua ,  Chao  Phaya  Nu  und  Chao  Phaya  Xan, 
wurden  um  die  Erbfolge  betrogen  und  verdrängt  durch  ihren 
Onkel  Phra  Uthay,  den  jüngeren  Bruder  des  Königs,  der  unter 
dem  Titel  Phra  Borommaraxa  regierte.  Bei  dem  Tode  desselben 
succedirte  Chao  Tua  unter  dem  Titel  Phra  SiThammaraxa(1560). 
In  Udong  schuf  sich  Phaya  Nu  unter  dem  Titel  Somdet  Phra 
Uthong  ein  unabhängiges  Fürstenthum ,  wo  ihm  Chao  Non  (der 
Vater  des  Phra  Sri  (Jheyasseda)  folgte  unter  dem  Titel  Chao  Somdet 
Pathummaraxathirat.  Nachdem  Phaya  Chan  sich  unter  dem 
Titel  Phra  Rjimathibodi  des  Thrones  von  Udong  bemächtigt  hatte, 
war  er  während  der  ganzen  Zeit  seiner  Herrschaft  in  Kriege  mit 
Ong  Em  (dem  Sohne  Phaya  Johm's)  verwickelt.  Phaya  Johm 
(Enkel  Borommaraxathirat's),  der  in  der  Stadt  Sisantbon  unter 
dem  l^tel  Chao  Keoh  Fa  regiert  hatte ,  ward  durch  Chao  Sisu- 
phon  ausgetrieben ,  als  derselbe  mit  siamesischer  Hülfe  sich  auf 
der  Insel  Solaket  festgesetzt  hatte  und  dann  nebst  seinem  älteren 
Bruder  in  der  Stadt  Lawahem  unter  dem  Titel  Phra  Boromma- 
raxathirat regierte. 

In  Udong  folgte  bei  Ramathibodi's  Tode  (1581)  Phra  Uthay 
oder  Phrachao  Keoh  Fa,  der  die  Juen  zurückschlug,  auf  dem 
Thron  und  dann(1588)de88en  Sohn  Phaya  Son  oder  Phra  Boromma- 
raxa-Rama,  der  seinen  jüngeren  Bruder  Phaya  Uthay  als  zweiten 


\ 


Die  Hauptstädte  der  Niederungen  u.  die  neuere  Geschichte.  4g5 

König  (Vangna)  investirte  unter  dem  Titel  Somdet  Phra  Rama- 
thibodi.  Im  Jahre  1593  wurde  Kambodia  durch  einen  Einfall 
der  Juen  (Cochinchinesen)  verwüstet  und  die  königliche  Residenz 
verbrannt.  Nach  dem  Gia-Din-Thung-Chi  regierte  (1594)  Neac- 
thu  als  erster  König  in  Vuong-luon  (Udong) ,  und  Neac-non  als 
zweiter  König  in  Saigon.  Die  Juen  halten  den  König  Neac-chi 
getödtet. 

Nach  ihrem  Abzüge  bestieg  Chao  Xih  den  Thron  in  Udong 
und  zerstörte  die  von  dem  zweiten  Könige  befehligte  Flussflotille 
der  Laos.  Dieser  Krieg  war  veranlasst  durch  einen  Zweikampf 
zwischen  zwei  Elephanten.  Der  aus  dem  Laoslande  geschickte 
Elephant  war,  obwohl  der  grössere,  durch  den  kambodischen 
besiegt  wordeo,  und  da  der  König  Kambodia's  nun  die  mit  ihrem 
Elephanten  von  Laos  gekommenen  Diener  als  Geissein  zurück- 
hielt, machte  der  König  von  Laos  einen  Einfall  zu  ihrer  Be- 
freiung. Die  Mitglieder  der  portugiesischen  Factorei  verhalfen 
nach  dem  Tode  des  Königs  dem  jungen  Prinzen  zum  Throne. 
Ihm  folgte  (1597)  sein  Sohn  PhayaJong,  unter  dem  die  Juen 
(1598)  aufs  Neue  einbrachen,  Pontaipret  (Pountenang)  zer- 
störend. Als  (nach  dem  Tode  des  Königs  Nak-Shan)  Phra 
Cheyasseda  (1601  M.S.  oder  1680  p.  d.)  sich  anNarai,  König  von 
Siam,  um  Hülfe  wandte,  floh  ein  anderer  Usurpator  (Phaya  Mohn) 
nach  Cochinchina  und  erlangte  dort  Hülfstruppen ,  um  ihn  nach 
Udong  zurückzuführen,  wo  er  (1606)  ins  Kloster  ging.  Phra 
Cheyasseda,  der  früher  das  Priestergewand  genommen,  ver- 
tauschte dann  wieder  die  Klosterzelle  für  den  Thron.  Während 
dieser  Zeit  regierte  Chao  Keoh  Fa  unabhängig  in  Photisat.  Damals 
wurde  Bantri  Bantrang,  das  Land  der  Dscham,  von  den  Juen  Keoh 
erobert,  und  die  Dscham  unter  ihrem  Könige  Tuenpo  flohen  nach 
Kambodia  (1607).  Phra  Sithammaraxa  hörte  in  Photisat  von  Auf- 
wiegelungen unter  den  Karieng  bei  der  Stadt  Kula  und  unter- 
drückte dieselben  (1624),  ehe  er  nach  Udong -Mixai  (Udong- 
Rüxai)  zurückkehrte. 

Die  von  Phra  Sithammaraxa,  der  1629  in  Udong-Rüxai  (Mixai) 
gekrönt  war,  auf  der  Insel  Ram  angesiedelten  Laos  von  Bathi, 


4gf>  Kambodia. 

flüchteten  zum  grössten  Theil  zurück  unter  dem  bei  ihnen  be- 
liebten Phra  Keoh  Fa,  und  Phra  Sisukhonthabat,  der  Verwandte 
desselben,  der  Strafe  fürchtete,  weil  er  sich  ihrem  Abzüge  nicht 
entgegengesetzt  hatte,  nahm  seine  Zuflucht  unter  den  Bergstämmen 
(Xao  pa).  Als  König  Phra  Sithammaraxa  mit  seinem  jüngeren  Bru- 
der Phra  Ongthong  eine  Armee  ausgehoben,  umringte  Phra  Keoh 
Fa  das  Lager  der  königlichen  Brüder  mit  seinen  Laos  undHttlfs- 
truppen  aus  Cochinchina,  zu  denen  noch  Phra  Sisukhonthabat 
mit  den  wilden  Horden  der  Berge  stiess.  Die  Könige  retteten 
sich  durch  die  Flucht  nach  Sri-Ayuthia,  und  Keoh  Fa  bestieg  den 
Thron  in  Udong  und  schlug  die  siamesischen  Officiere  zurück, 
die  die  exilirten  Fürsten  zurückführen  sollten.  Der  König  von 
Siam  rüstete  dann  ein  stärkeres  l>uppencorps  aus,  das  unter  dem 
Befehle  Phra  Ongthong's  die  kambodischen  Städte  blokirte  (1639). 
Ponteamas  oder  Pontaimat  wurde  1 7 1 7  p.  d.  von  den  Siamesen  unter 
chinesischer  Führung  erobert.  Nachdem  Fa  Keoh  jedoch  durch 
cochinchinesische  Truppen  verstärkt  worden  war,  beunruhigte 
er  die  Siamesen  so  vielfach,  dass  der  verwundete  Ongthong, 
durch  wiederholte  Verluste  geschwächt,  sich  zu  den  Bergvölkern 
zurückziehen  musste,  um  dort  in  dem  Dorfe  Rasüxan  weitere 
Truppensendungen  zu  erwarten.  Als  diese  ankamen,  waren  die 
mitgebrachten  Böte  so  leck,  dass  sie  nach  Ayuthia  zurückge- 
schickt werden  mussten ,  aber  mit  den  Landsoldaten  marschierte 
Ongthong  unter  Herbeiziehung  aller  umliegenden  Gebirgsstämme 
aufBobo  oderBoribun,  das  er  einnahm.  Als  er  indess  vor  Udong- 
Mixai  ankam,  fand  er  Phra  KeohFa  so  wohl  verschanzt  und  vor- 
bereitet, dass  er,  als  dieser  sich  zur  Huldigung  willig  zeigte, 
vorzog,  einen  Vergleich  abzuschliessen,  wonach  für  Darbringung 
von  goldenen  und  silbernen  Blumen  der  factische  Eigenthümer 
auf  dem  Throne  belassen  wurde.  Das  entthronte  Königspaar 
musste  so,  nach  vereitelten  Hoffnungen,  mit  dem  siamesischen 
General  nach  Ayuthia  zurückkehren. 

Als  Chao  Satha  in  Udong  regierte ,  nahm  er  den  Titel  Phra 
Cheyassedathirat  an  (1647).  Zur  Zeit  des  Königs  Phra  Tham- 
maraxa  in  Panomphen  fiel  das  Land  in  Abhängigkeit  von  Siam. 
Die  Cochinchinesen  eroberten  (1658)Baria(Moi  xui)  und  machten 


V 


Die  Hanptstädte  der  Niedernng^en  n.  die  neaere  Geschichte.  437 

den  König  zum  Gefangenen.  Auf  Phra  Pathommaraxa ,  der 
1660  bis  1670  in  Udong  auf  dem  Throne  sass,  folgte  Somdet- 
Phra-Sisuriyophan,  während  des  Vordringens  der  Cochinchinesen 
die  (1750  p.  d.)  der  Provinzen  Dongnai  und  anderer  Distriete 
Saigon's  sieh  bemächtigten.  König  Phra  Ramathibodi  regierte 
1671  1675,  und  dann,  während  die  Cochinchinesen  die  Regie- 
rung der  drei  Könige*)  veränderten,  nach  der  Zwischenregierung 
des  1677  sterbenden  Phra  Uthayaraxa  (oder  SomdetPhraSurijo- 
vong),  der  König  Ong  Eng  oder  Uthayraxa,  der  Grossvater  des 
gegenwärtigen  Königs,  für  den  während  seiner  Minderjährigkeit 
Phaya  Apaitebet  regierte.  Im  Feldzuge  1756  p.  d.  sagt  der 
Gia-Din  Thung  Chi :  les  Cambodgiens  attaqu^rent  les  Moi  qui  se 
sentant  les  plus  faibles,  se  firent  ä  Taide  de  leurs  nombreux  cha- 
riots,  des  sortes  de  fortifications  passagöres,  bis  die  Juen  zu 
Hülfe  kamen  (s.  Aubaret). 

Als  unter  den  Kriegen  mit  Phaya  Tak  von  Siam  die  Juen 
den  Palast  des  kambodischen  Königs  in  Banthaiphet  verbrann- 
ten, plünderten  sie  die  Mönchszellen  und  warfen  ihre  Bücher,  die 
Texte  des  Phra-Patimok  und  Trai-Pidok  in  schmutziges  Wasser, 
wo  sie  in  Fetzen  fielen  (1701 M.  S.).  Als  Phaya  Chan  in  Panomphen 
(wohin  er  von  Battabong  gezogen  war)  starb,  folgte  seine  Tech* 
ter  Papak  Kallajeah  auf  dem  Thron,  die  unverheirathet  blieb  und 
bei  ihrem  Tode  die  Krone  auf  den  Vater  des  jetzigen  Königs  von 
Kambodia  übertrug,  der  wieder  in  Udong  residirte.  Er  hinter- 
liess  bei  seinem  Tode  von  verschiedenen  Müttern  drei  Söhne, 
deren  ältester,  der  am  siamesischen  Hofe  als  Geissei  erzogen 
war,  nachher  gekrönt  wurde  und  mit  Hülfe  der  Siamesen  seine 
aufrührerischen  Brüder  zur  Ruhe  brachte. 

Die  eigentliche  Abhängigkeit  datirt  von  dem  Tode  Ong- 
thong's  (1786  p.  d.),  dessen  Schwiegersohn  den  unmündigen 
Thronerben  unter  den  Schutz  des  siamesischen  Königs  stellte, 


*)  Das  Ti-tou-tsonng-yao  spricht  von  drei  Königen  auf  den  Loutschou-In- 
seln ,  von  den  Herrschern  welches  Reiches  das  Tschu-fan-tschi  bemerkt  (bei  de 
Rosny)  :  Le  nom  de  famille  du  roi  est  Houansse.  Les  indigdnes  l'appellent  Ko- 
lao.     Sa  residence  se  nomme  Po-lo-tan. 


438  Kambodia. 

aber  nach  dem  Gia-Din-Tliuiig  Chi  schickte  der  König  vonKain- 
bodia  (1808  p.  d.)  nach  Hue  für  seine  Investitur.  Ueber  die  neueste 
Geschichte  Kambodia's  hat  der  erste  König  Siam's  (Mongkut) 
in  Bangkok  eine  kleine  Broschüre  in  englischer  Sprache  drucken 
lassen,  um  die  Ansprüche  seines  Königshauses  auf  die  Oberherr- 
lichkeit Kambodia's  zu  begründen ,  seit  ihm  die  UebergriflFe  der 
Franzosen  von  Saigon  aus  Besorgnisse  zu  erregen  beginnen.  In 
the  year  1222  of  theSiamese  civil  era  or  1860  p.d.  HisHighness 
Somdetch  PhraHarirak  died.  Ong  Wat  took  leave  of  bis  Majesty 
the  King  of  Siani  to  pay  rcspect  to  the  remains  of  bis  father,  the 
Viceroy  of  Cambodia. 

Die  kambodische  Geschichte  nimmt  verschiedene  Male 
Rücksicht  auf  Beziehung  zu  Farang  genannten  Ausländem, 
aber  nur .  selten  unter  hinlänglich  deutlichen  Ausdrücken ,  um 
zu  entscheiden,  wann  die  Holländer  oder  wann  die  Portu- 
giesen zu  verstehen  sind.  Mit  Hülfe  der  letzteren  wurden 
im  16.  Jahrhundert  die  invadirenden  Laos  zurückgetrieben.  Die 
Factoristen  der  ersteren  explorirten  das  Laos-Land.  Während 
der  Bedrängniss  durch  Slam  gingen  verschiedene  Gesandt- 
schaften, um  Hülfe  und  geschickte  Schiffbauer  zu  erhalten ,  von 
Kambodia  nach  Manilla  (1590  — 1629),  aber  von  diesem  Platz 
kamen  auch  die  Spanier,  die  den  König  in  seiner  eigenen  Hauptstadt 
ermordeten  und  den  Palast  verbrannten.  Vom  König  Nakphra- 
ramxönphrai,  dem  König  von  Sisoxo,  der  Udong-RUxai  besetzte, 
wird  bemerkt  (in  der  siamesischen  Uebersetzung),  dass  er  einen 
Farang,  Lavitvelo  genannt,  bei  sich  hatte,  der  eines  Tages,  als  der 
König  mit  ihm  scherzte,  ärgerlich  wurde  und  ihn  tödtete  (1518). 

Die  Gesandtschaften  von  und  nach  China  sind  gelegentlich 
erwähnt,  doch  nicht  in  der  chinesischen  Regelmässigkeit  und 
Ausführlichkeit.  Tribut  wurde  durch  Kambodia  bezahlt  von  1116 
bis  1432,  in  welch'  letztem  Jahre  der  Gesandte  die  von  dem  König 
angestellten  Kämpfe  wilder  Thiere  erwähnt.  Auch  nach  1432  wird 
eine  chinesische  Gesandtschaft  nach  Kambodia  angeführt,  und  der 
Einfluss  dieses  Landes  war  mehrfach  zu  bemerken.  Gegen  Ende 
der  Regierung  des  wegen  seiner  Siege  über  die  Siamesen  gefei- 
erten Königs  Borommaraxa  oder  Phrabath  Omchat  wird  gesagt. 


Die  Hauptstädte  der  Niederungen  u.  die  neuere  Geschichte.  489 

dass  die  in  Schleppgewänder  gekleideten  Hofleute  angefangen 
hätten,  auf  Stühlen  zu  sitzen. 

Als  ich  in  Udong  nach  den  Ännalen  der  alten  Geschichte 
fragte,  sagte  der  Bibliothekar,  dass  sie  in  dem  Brande  eines  frü- 
heren Palastes  von  Udong  verloren  gegangen,  und  in  der  von 
mir  gelesenen  Uebersetzung  war  gleichfalls  aus  dem  Jahre  1730 
(1809)  bemerkt,  dass  durch  die  Unvorsichtigkeit  einiger  Soldaten 
in  dem  siamesischen  Palast  eine  Feuersbrunst  ausgebrochen  und 
dadurch  die  ganze  Büchersammlung  (Phra  Hotrai's)  zu  Grunde 
gegangen  sei. 

In  dem  erwähnten  Pamphlet,  das  der  König  von  Siam  ver- 
fasste,  um  bei  der  Einmischung  der  Franzosen  seine  Rechte  zu 
wahren,  beginnt  die  Darstellung  der  Verwickelungen  mit  dem  Jahre 
1100  (Ch.  S.  oder  1750  p.d.),  als  während  der  Regierung  Somdet 
Phra  Baramakot's  in  Siam,  in  dem  damals  tributpflichtigen  Kam- 
bodia  bei  seines  Vaters  Tode  Nak  Ong  Ton  (unter  dem  Titel  Phra 
Utei  Racha)  folgte ,  und  derselbe  im  Kriege  mit  seinem  auf  sia- 
mesische Hülfe  hoffenden  Verwandten  sich  unter  den  Schutz  der 
Cochinchinesen  stellte ,  aber  später  die  von  Siam  geschickte  In- 
stallation in  der  Würde  eines  Vice-Königs  (als  Phra  Narai  Rama 
Thibodi)  annahm.  Nachdem  unter  König  Chaufa  Ekathat  die 
Stadt  Ayuthia  von  den  Birmanen  zerstört  worden  war  (1769), 
stellte  Phaya  Tak,  der  den  kambodischeu  Prinz  Nak  Phra  Sotat 
aus  Korat  zurückgeschlagen  hatte,  das  Königreich  Siam  wieder 
her.  Da  Kambodia  den  gebräuchlichen  Tribut  verweigerte,  zog 
er  mit  Heeresmacht  dahin,  und  setzte  den  in  Siam  lebenden  Nak 
Ong  Non  zum  Gouverneur  von  Kampot  ein ,  während  Nak  Ong 
Ton  nach  Cochinchina  floh.  Da  er  indess  dort,  wegen  des  mit 
Tonquin  ausgebrochenen  Krieges,  keine  Hülfe  erwarten  durfte, 
erklärte  er  durch  eine  Gesandtschaft  dem  Könige  von  Siam  seine 
Unterwürfigkeit  und  wurde  mit  der  Statthalterschaft  Kambodia's 
bekleidet,  jedoch  von  geringerem  Rang,  als  Nak  Ong  Non,  der 
nach  jenes  Tode  das  ganze  Land  wieder  unter  sich  vereinigte. 
Er  versagte  dem  Gouverneur  Saigon's  seine  Hülfe  in  dem  cochin- 
chinesischen  Kriege  und  zog  sich  deshalb  die  Rache  der  Cochin- 


490  Kambodia. 

Chinesen  zu,  die  das  ohnehin  durch  vielfache  Bedrückungen 
erbitterte  Volk  zur  Empörung  aufstachelten  und  den  König  er- 
schlugen. Nak  Phra  Ong  Eng  (der  Sohn  des  Nak  Phra  Ton") 
wurde  auf  den  Thron  erhoben,  aber  gegen  den  Willen  des  siame- 
sischen Königs,  der  Chau  Pya  MahaKrasat  Suk  mit  einem  Heere 
nach  Kambodia  schickte,  aber  selbst  von  diesem  (nach  PhayaSan's 
Aufstand)  entthront  wurde  (1782).  Als  die  neue  Dynastie  inSiam 
begründet  war,  schickte  der  kambodische  Fürst  den  gewöhnlichen 
Tribut  nach  Siam,  aber  der  ihm  als  Resident  beigegebene  Phaya  Yo- 
merat  reizte  durch  seine  harten  Massregeln  das  Volk  zur  Rebellion, 
und  als  sich  überall,  mit  cocliinchinesischer  Hülfe,  die  in  Kambodia 
angesiedelten  Malayen  erhoben,  flüchtete  Nak  Phra  Ong  Eng  mit 
seiner  Familie  nach  Siam.  Als  die  Cochinchinesen  in  Saigon 
das  Land  ohne  König  wussten,  rückten  sie  ein  und  zwangen  auch 
die  Malayen  ihre  Oberhoheit  anzuerkennen,  während  die  mit 
Birma  in  Krieg  begriflFenen  Siamesen  auf  Kambodia  keine  Rück- 
sicht nehmen  konnten.  Als  bald  darauf  Hue,  die  Hauptstadt 
Cochinchina's,  von  den  Tonquinesen  erobert  wurde,  flüchtete 
Chien  -  Su ,  der  Sohn  des  cochinchinesischen  Königs ,  nach  Siam 
und  lebte  am  dortigen  Hofe.  Nachdem  sich  die  Cochinchinesen 
wieder  aus  Kambodia  zurückgezogen  hatten ,  schickten  die  Be- 
wohner dieses  Landes  nach  Siam,  ihren  Fürsten  zurückerbittend, 
aber  der  siamesische  König  betraute  Phaya  Yomaratcha  Ben  mit 
der  Verwaltung  und  behielt  den  noch  jungen  Nak  Phra  Ong  Eng 
bei  sich,  bis  er  das  Alter  von  22  Jahren  erreicht  hatte,  worauf  er 
ihn  krönen  Hess  unter  dem  Titel  Sonidet  Phra  Narai  Rama  Thi- 
bodi  Chow  Krung  Kampucha.  Als  Resident  wurde  ihm  der 
Minister  Chow  Fa  Talaha  beigegeben,  und  damit  der  so  überflüssig 
gewordene  Phaya  Yomaratcha  Ben  nicht  leer  ausginge,  wurden  die 
Provinzen  Phratabong's  (Battabong)  mit  ihren  Nebenländern,  so- 
wie die  Provinz  Siamrap  von  Kambodia  abgetrennt  und  direct  an 
das  eigentliche  Siam  annectirt  im  Jahre  1 156(1794p.d.).  BeimTode 
des  Vicekönigs  Somdet  Phra  Narai  (1796  p.  d.)  verwaltete  Chow 
Fa  Talaha  das  Land  für  dessen  unmündige  Kinder,  bis  (1806p.d.) 
der  älteste  Sohn  (Nak  Ong  ('han)  vom  Könige  Siam's  zum  Vic^- 
könig  bestellt  wurde  unter  dem  Titel  von  Phra  Utei  Racha  Tirat 


Die  Hauptstädte  der  Niedernn^en  u.  die  neuere  G^eschicbte.  491 

Während  dieser  Zeit  hatte  der  aus  Siam  nach  Saigon  (1778 
p.  d.)  zurückgekehrte  Chien  Su  grosse  Erfolge  über  Kai  Sune 
erfochten  und  in  Kangkaw  beim  Tode  des  von  Siam  eingesetzten 
Gouverneurs  einen  cochinchinesischen  ernannt,  indem  er  den  König 
von  Siam  durch  eine  Gesandtschaft  bitten  Hess,  es  ihm  nicht  übel 
zu  deuten,  wenn  er  diese  Provinz  für  sich  nehme.  Später,  als 
das  Königreich  in  Hue  wiederhergestellt  war,  wurde  Kambodia 
vielfach  von  den  Cochinchinesen  belästigt,  bis  sich  zuletzt  der 
Vicekönig  bereit  fand,  dem  Könige  von  Cochinchina  gleichfalls 
zu  huldigen  und  alle  drei  Jahre  Tribut  zu  schicken.  Er  erhielt 
jetzt  zwei  Siegel,  das  eine,  mit  chinesischen  Buchstaben,  aus 
'Cochinchina,  das  andere,  mit  einer  gethürmten  Pagode,  aus  Siam. 
Bei  dem  bald  darauf  erfolgenden  Thronwechsel  in  Siam  (1809  p.  d.) 
wünschte  der  Vicekönig  auch  seinen  jährlichen  Tribut  an  dieses 
Land  in  einen  dreijährigen  verwandelt  zu  sehen  und  Hess  die 
anders  gesinnten  Rathgeber  tödten.  Als  aber  sein  zur  siame- 
sischen Partei  gehöriger  Bruder  Maha  Upayarat  nach  Bangkok 
eilte,  flüchtete  der  Vicekönig  nach  Saigon,  da  ein  siamesisches 
Heer  unter  Chau  Phaya  Yomarat  gegen  ihn  heranzog.  Durch 
Verhandlungen  mit  den  Cochinchinesen  Hessen  sich  die  Siamesen 
indessen  bereden,  ihren  Prätendenten  (Maha  Upayarat)  fallen  zu 
lassen  und  die  Rückkehr  des  Nak  Ong  Chan  zu  erlauben,  der  die 
Residenz  von  Ban  Tei  Bet  nach  Panomphen  verlegte.  Nach  dem 
siamesischen  Thronwechsel  (1824)  kamen  einige  kambodische 
Prinzen  nach  Bangkok,  um  am  Hofe  erzogen  zu  werden.  Der 
Tribut  wurde,  wie  früher,  jährlich  geschickt.  Als  Nak  Ong 
Chan  (1834  p.d.)  starb,  hatte  er  keine  Söhne,  sondern  nur  Töch- 
ter, von  denen  die  älteste  (Nak  Ong  Ban)  von  dem  cochinchine- 
sischen Beamten  (Ong  Tiengkhun),  der  in  ihrem  Namen  das 
Land  verwaltete ,  getödtet  wurde ,  weil  er  eine  geheime  Corre- 
spondenz  mit  ihren  Verwandten  (Nak  Ong  Im  und  Nak  Ong 
Duang)  in  Battabong  entdeckte.  An  ihre  Stelle  trat  ihre  Halb- 
schwester Nak  Ong  Mi  und  der  siamesische  Tribut  wurde  ver- 
weigert. Die  kambodischen  Edeln  luden  Nak  Ong  Im  zur  Rück- 
kehr ein;  als  dieser  indess  der  Aufforderung  folgte,  wurde  er  von 
den  Cochinchinesen  ergriffen  und  nach  Hue  gesandt.     Er  starb 


492  Karabodia. 

in  der  Gefangenschaft.  Da  die  cochinchinesischen  Beamten  mehr 
und  mehr  versuchten  ihre  Gebräuche  und  Sitten  im  Lande  einzu- 
ftlhren,  wandten  sich  die  Kambodier  um  Hülfe  an  den  König  von 
Siam,  der  Nak  Ong  Duang  (den  jüngeren  Bruder  des  Nak  Ong 
Chan)  durch  den  General  Chau  Phaya  Bodin  zurückführen  Hess. 
Nach  den  Niederlagen  derCochinchinesenbeiBodhisatt(Photisat) 
und  Takapongluang  wurde  derViceköniginPanompen  alsSomdet 
Phra  Harirak  Maha  Jtsara  Thibodi  gekrönt.  Nach  dem  Abzüge 
derSiamesen  rückten  die  Cochinchinesen  aufPanomphen  und  der 
Fürst  floh  nachUdong,  das  durch  den  auf  seinen  Hülferuf  zurtick- 
kehrenden  Chau  Phaya  Bodin  befestigt  wurde.  Um  weitere  Ein- 
fälle der  Cochinchinesen  zu  verhüten,  erbot  sich  Phra  Harirak 
zur  Zahlung  des  dreijährigen  Tributes,  wie  es  früher  Statt  gehabt. 
Als  im  Jahre  1851  p.  d.  beim  Tode  Seiner  Majestät  Phra  Bad 
Somdetch  Phra  Naug  Klau  Chau  Yu  Hua  Seine  Majestät  Phra 
Bad  Somdetch  Chom  Klau  Chau  Yu  Hua  den  Thron  Siam's  be- 
stieg, Hess  der  kambodische  Yicekönig  durch  seine  Söhne  hul- 
digen, die  beim  Tode  ihres  Vaters  (1860)  mit  einander  in  Krieg  ge- 
riethen.  Als  Ong  Wata  vor  Phra  Narodom  nach  Siemrab(Siamrap) 
geflüchtet  war,  schickte  der  König  von  Siam  Truppen  nachKam- 
bodia  unter  dem  Commando  des  Phaya  Muk  Montri  zur  Pacifi- 
cation  des  Landes.  Bei  meiner  Durchreise  in  Kambodia  (1864) 
erwartete  der  Yicekönig  die  siamesischen  Bevollmächtigten ,  um 
ihm  die  Erlaubniss  zur  Krönung  zu  überbringen.  Im  Hafen 
Udong's  lagen  aber  einige  französische  KriegsschiflFe ,  die  durch 
die  Canäle  von  Saigon  heraufgekommen  waren,  da  mit  der 
Abtretung  dieser  Provinz  auch  auf  die  cochinchinesischen  Rechte 
über  Kambodia  Anspruch  gemacht  war.  In  Bangkok  wurde  gesagt, 
dass  der  König  beabsichtige,  den  König  von  Belgien  um  einen 
Schiedsrichterspruch  anzugehen.  Seitdem  scheint  indess  das 
französische  Protectorat  über  Kambodia  zur  Ausführung  gekom- 
men zu  sein. 


Annam  (Tonquin  und  CochiDchina). 

Zusatz. 

Die  südlich  an  China  grenzenden  Länder  des  jetzigen  Ton- 
quin hiessen  in  alter  Zeit  Kiao  -  tchi ,  von  den  dort  wohnenden 
Eingebornen,  deren  Zehen  einwärts  gedreht  waren,  eine  Eigen- 
thtimlichkeit,  die  auch  bei  den  Dayaks  in  Borneo  beobachtet  ist, 
wie  die  nördliche  Küste  dieser  Insel  überhaupt  in  geographischer 
sowohl  als  in  ethnologischer  Hinsicht  vielfache  Verwandtschaft 
mit  Cochinchina  zeigt.  Nach  Earle  dient  das  Wort  Dayak  den 
Malayen  zur  Bezeichnung  der  den  Eingebornen  eigenthümlichen 
Hautkrankheit.  In  den  Wäldern  Tonquin's  sollen  noch  Reste  der 
Sa  zu  finden  sein,  die  auf  den  Bäumen  leben.  Die  Kha  bauen  ihre 
Häuser  auf  flachem  Grunde ,  aber  die  Moi  in  Baria  setzen  ihre 
Häuser  hoch,  um  gegen  Tiger  sicher  zu  sein.  Staunton  war 
überrascht  von  der  Geschicklichkeit,  mit  der  die  Cochinchinesen 
ihre  Zehen  beim  Weben  und  anderen  Arbeiten  gebrauchen.  Gaubil 
erwähnt  ausführlich  einer  zahlreichen  Colonie  von  Ackerbauern  und 
Künstlern,  die  der  Gründer  der  Tsin-Dynastie  zur  Besiedelung 
der  noch  im  Urzustände  brach  liegenden  Gebiete  aussandte ,  die 
auch  unter  der  Bezeichnung  Jue- tschang  begriflfen  wurden. 
Schon  im  Chouking  findet  sich  Nan-Kiao  als  Name  Tonquin's 
oder  Cochinchina's.  So  hiess  es  unter  Kaiser  Yao  (2357  a.  d.) 
und  Kaiser  Chun  (2285),  wurde  jedoch  zur  Zeit  der  Tscheou 
(unter  der  Dynastie  Thuk)  Youehchangchi  genannt  (1134—256 


494  Annam. 

a.  d.)  und  dann  (249  a.d.)  m^lt  den  Peh  Youeh*)  vereinigt  Nach 
Marini  bildete  das  alte  Tonquin  eine  Republik,  schickte  aber, 
als  es  im  Jahre  195  nach  der  Sündfluth  an  Dürre  und  anderen 
Plagen  zu  leiden  hatte,  an  den  Kaiser  China's,  damit  er,  als  Sohn 
des  Himmels,  Regen  sende.  Die  Gesandtschaft  wurde  jedoch 
abschlägig  beschieden. 

Der  Gründer  der  Dynastie  Hong-Mang  ist  nach  der  tonqui- 
nesischen  Geschichte  Kinh-duang-vouang ,  der  Enkel  des  chine- 
sischen Kaisers  Chinnoung  (3000  a.  d.).  Ihm  folgte  sein  Sohn 
Lak-long-kouan  und  dann  die  Reihe  der  Houng-vouang,  Hao- 
vouang  genannten  Fürsten  für  die  Dauer  von  2622  Jahren. 
Nachdem  (252)  Anduveng-vouang,  um  die  Auslieferung  des  durch 
die  Vertheidigung  des  Landes  Lamdao  gegen  die  feindlichen 
Houngno  berühmten  Helden  Vatrem  oder  Liou-trao  angegangen, 
die  Knochen  desselben  geschickt,  dehnte  Tsinchi-Hoangti ,  der 
Stifter  der  Dynastie  Tsin,  seine  Herrschaft  China's  über  die  süd- 
lichen Länder  aus.  Eine  Colonie  wurde  (214  a.d.)  nach  Linyih, 
der  Hauptstadt  Annam's,  geschickt.  Als  sich  der  Gouverneur 
Kanton's  zum  unabhängigen  König  von  Namviet  oder  Annam 
erklärte,  wurde  er  durch  Kaotsu  unterworfen  (206 — 194).  Vom 
Beginn  der  Dynastie  Trioeu  wird  Vaudeh  durch  den  Stifter  der 
Dynastie  Han  zum  König  von  Nam-viet  (Nam-kok)  eingesetzt 
(202  a.  d.).  Der  Usurpator  Dinj  (200  a.  d.)  bemächtigte  sich 
des  Thrones  von  Tonquin  und  kriegte  mit  China.  Auf  Nan- 
vouang  (131)  folgte  Minjouveng  (119),  dann  Ai-vouveng  (107), 
dann  Thuatduveng(106).  Die  durch  die  Fürstinnen**)  Tschintse 
und   Tschinö   geleitete  Empörung  Tonquin's   (25  p.  d.)  wurde 


*)  Südlich  von  den  Oasun  lag  das  Königreich  Yonenton ,  von  dem  Stamme 
der  SaT.  Die  Jouan-Jouan  lebten  frQher  in  den  von  den  Thoukionei  eingenom- 
menen Ländern. 

**)  Auch  die  nach  den  chinesischen  Unglücksfallen  gegen  die  Papenifa 
folgende  Empörung  der  südwestlichen  Barbaren  wurde  durch  eine  Heldin  Sehe- 
tsiei  geleitet  (1302  p.  d.)-  Die  Grenzvölker  gegen  Mien  heissen  Pape  bei  den 
Mongolen.  In  der  Schlacht  am  Nayeng-Flusse  (1825)  wurden  die  Leichen  zweier 
Prinzessinnen,  Frauen  des  Tsoboa  von  Legya,  die  in  den  Reihen  ihrer  anfgebotraen 
Landsleute  mitgefochten,  von  den  Engländern  auf  dem  Scblachtfelde  gefunden. 


Tonquin.  495 

unte^rttckt  durch  den  General  Buabaehma(MaYien)oder  Majuen 
(50  p.  d.),  der  seine  kupfernen  Siegessäulen  an  den  Grenzen  auf- 
stellte und  sich  (als  Besieger  der  Rebellen  Trung)  Trung-buong 
nannte.  Tonquin  wurde  (110  p.  d.)  durch  chinesische  Statthalter 
regiert,  fiel  aber  (222  p.  d.)  in  die  Gewalt  des  Königs  von  Yunan 
oder  Nantchao,  der  über  ganz  Birma  bis  nach  Bengalen  geherrscht 
haben  soll  (261).  In  diese  Periode  wird  die  Zerstörung  der 
Tempel  Nakhon  Vat's  gesetzt,  vielleicht  aus  Verwechslung  mit 
den  Bat-tat-tang  (weissen  Steinthürmen)  in  der  Provinz  Bindinh, 
die  von  Vua-Ho,  dem  Könige  der  Ho  oder  Lolo,  erbaut  und  durch 
den  König  von  Nantchao  zerstört  wurden.  Bald  nach  dem  Tode 
Kung  Ming's,  noch  ehe  der  Prinz  von  Tsin  sein  Vaterland  wieder 
von  den  Horden  der  Wei  befreit  hatte,  war  es  einem  in  Unter- 
drückung der  Gelbmützen  ausgezeichneten  Generale  gelungen, 
sich  im  Süden  ein  unabhängiges  Reich  zu  stiften.  Nach  dem 
Untergange  der  Han  errichtete  unter  den  Bürgerkriegen  in  den  drei 
Reichen  Kulien  in  Annam  und  Dainam  (263  p.  d.)  eine  unabhängige 
Dynastie,  worin  die  Thronfolge  sich  in  der  weiblichen  Linie  fort- 
pflanzte. Zuletzt  war  nur  ein  Prinz  übrig,  welcher  durch  den  von 
der  Familie  Fan  adoptirten  Sclaven  auf  die  Seite  geschafft  wurde. 
Während  eines  Krieges  zwischen  Tonquin  und  Cochinchina 
besteigt  sein  Sohn  Fanfou  den  Thron.  Der  Nachfolger  der 
Dynastie  Fan  kämpfte  blutige  Schlachten  mit  dem  vom  Kaiser 
Yangti  gesandten  General.  Nach  Ermordung  des  Statthalters 
bemächtigte  sich  der  chinesische  General  Tien-li-nam-deh  des 
Thrones  von  Tonquin  (542),  wurde  aber  (549)  durch  seinen 
General  Trieou-viet-oweng  gestürzt.     Sein  Sohn  Hanli-namdah 

• 

folgte  indes^  (571)  auf  dem  Thron.  Im  Jahre  603  wird  Tonquin 
aufs  Neue  zu  einer  Provinz  Ghina's  reducirt  und  dort  die  Stadt 
La  Tanh  auf  der  Stelle  des  späteren  Kecho  gegründet.  Der 
Gründer  der  Dynastie  Dinh  verlegte  seine  Residenz  nach  Hoalu, 
aber  der  erste  König  der  Dynastie  Ly  (1010)  stellte  die  alte 
Hauptstadt  wieder  her  unter  dem  Namen  Tanh-long-thanh  (die 
Stadt  des  gelben  Drachen). 

Beim  Falle  der  Tang-Dynastie  überzog  Fong  yeu,  der  in 
Talifu  residirende  König  Nantchao's  (das  1076  den  Namen  Talih 


496  Annam. 

erhielt),  die  Provinzen  Tonquin*8  mit  Krieg  (858),  und  Yea-4ong 
oder  Kim-tgchoam-hoamti  eroberte  nicht  nur  die  Hauptstadt  dieses 
Landes  (863),  sondern  plünderte  auch  die  Hauptstadt  Ssetehuen's 
oder  Tchingtu's  (874  p.  d.),  doch  wurde  Fa  oder  Sebingmin- 
ven-vu-hoam-ti  durch  den  General  Kaopien  oder  Itsoung  zum 
Friedensabschluss  mit  China  bewogen  (885).  Während  dieses 
Reich  aber  unter  den  Zersplitterungen  der  fünf  Dynastieen  (Wu- 
tai)  gelähmt  lag,  wurde  Tonquin  durch  Tin,  einen  eingebomen 
Usurpator,  regiert,  der  dem  neuen  Hofe  huldigte  und  den  Titel 
Kuin-wang  (Prinz-Regent)  erhielt  (907  p.  d.).  Unter  den  Nach- 
folgern seines  Sohnes  Ting-lien  wurden  die  Provinzen  Kouang- 
toung  und  Kouangsi  vielfach  durch  Einfälle  beunruhigt,  bis 
Likitso  mit  China  in  Frieden  verblieb. 

General  Duveng-chinj-kong  regierte  über  Tonquin  im  Namen 
des  Kaisers  von  China  (932),  wird  aber  (939)  von  Rong-tien 
ermordet.  Sein  Schwiegersohn  Tien  -  ngo  -  vuveng  rächt  seinen 
Tod  und  erklärt  sich  zum  unabhängigen  König  Tonquin's ,  die 
Dynastie  Ngo  (chinesischer  Abkunft)  gründend  (940  p.  d.). 
Duveng-tam-kha,  der  Erzieher  seines  Sohnes  (Tien-ngo-vuveng), 
bemächtigt  sich  selbst  des  Thrones  (946),  muss  aber  die  Re- 
gierung an  seinen  Enkel  Han  -  ngo  -  vuveng  (952)  abtreten. 
Während  innerer  Kriege  wird  Tonquin  (967)  unter  zwölf  Gou- 
verneure (Ngo-su-kouan)  getheilt.  Die  eingebome  Dynastie 
Dinh  wird  (968)  durch  Tien-hoang  oder  Bio-linj  gegründet, 
der,  früher  Hirte,  sich  zum  General  aufschwang  und  dann 
den  Thron  Kiaotschi's  einnimmt.  König  Phedeh  wird  (980) 
durch  seinen  General  entthront.  Die  Dynastie  Leb  wird  981 
durch  Dai-hanj  gestiftet.  Bei  seinem  Tode  streiten  seine 
Söhne  in  innern  Kriegen  um  den  Thron  (1005)  und  Truntong, 
der  sich  desselben  bemächtigt,  wird  durch  seinen  Bruder 
get<'>dtet  (1006).  Mit  Ngoa-trieou  verliert  die  Dynastie  die 
Herrschaft.  Touang  -  Houng  -  yu ,  die  Tochter  des  Noung- 
tschi-kao,  der  sich  während  der  chinesischen  Kriege  mit 
Sifan  empörte,  bekämpft  (1020  p.  d.)  den  chinesischen  General 
Tieh-tsing  oder  Teitting  des  Kaisers  Dinh-tsoung  oder  Schin- 
tsoung  mit  Zauberei  und  bezaubert  (1050)  seinen  Sohn  mit  Liebe. 


Tonquin.  497 

Sie  Behuf  Armeen  durch  das  Schlagen  ihrer  Schamanen-Trommel 
and  bestand  manchen  braven  Strauss  mit  den  drei  Tigerhelden, 
bis  endlich,  trotz  den  zu  Hülfe  kommenden  Hexen,  ihr  magischer 
Ring  verloren  ging  und  sie  selbst  ihre  Heimath  verrieth. 

Während  die  Kaiser  der  Dynastie  Soung  in  China  mit  den 
Kämpfen  gegen  die  nördlichen  Tartaren  beschäftigt  sind,  fällt 
der  König  von  Cochinchina  in  die  Provinz  Kouangsi  ein  und 
verwüstet  das  chinesische  Gebiet,  bis  ein  General  zu  seiner 
Vertreibung  ausgeschickt  und  nach  Herstellung  des  Friedens 
Likietso  als  König  Annam's  (des  befriedeten  Südens)  eingesetzt 
wird.  Die  durch  Kublai  Khan  gegen  Tonquin  geschickte  Armee 
wird  durch  die  Truppen  des  Tsching-i-hiouen  geschlagen  (1279). 
Schon  früher  (1257)  wird  die  Eroberung  Kiaotschi's,  der  Haupt- 
stadt Tonquin's,  durch  Ouriang  cadai  gesetzt,  der  die  Peman, 
Ouman  und  andere  Stämme  Yunan's  bezwungen,  worauf  die 
Königreiche  der  Lolos,  Ava's  und  Alan  die  Oberherrlichkeit  der 
Mongolen  anerkennen  (1254).  Die  Dynastie  Leb  wird  erneuert 
(1300)  durch  Tun vouangdeh,  und  als  Kaiser  Taitson  die  Mongolen 
vertrieben  hatte,  Hess  er  an  Itataha,  König  von  Annam,  die  Er- 
hebung der  Ming-Dynastie  in  China  mittheilen.  Itataha  warf 
das  Joch  Kambodia's  ab  und  vernichtete  die  Piraten  (1368). 
Gegen  einen  Usurpator  zu  Hülfe  gerufen  (1403),  besiegt  ihn  der 
chinesische  Tsching-tsau-wen-ti ,  erklärt  aber  dann  Tonquin  für 
eine  chinesische  Provinz,  da  kein  Sprosse  des  Königsgeschlechts 
übrig  sei.  Der  Parteiführer  Li  indessen  erkämpfte  die  Un- 
abhängigkeit des  Landes  zurück  (1424).  Die  Chinesen  datiren 
die  Constituirung  des  Königreiches  von  seiner  Thronbesteigung 
(1428),  indem  sie  sonst  Laos,  Tonquin  und  Cochinchina  als  zu 
der  Provinz  Kouangsi  oder  Yunan  gehörig  betrachteten.  Sein 
Sohn  Lihaos  oder  Linhao,  der  ihm  auf  dem  Thron  folgte,  bemäch- 
tigte sich  der  Stadt  Lao  -  Un.  Es  gelingt  ihm  später  mit  Hülfe 
einer  malayischen  Flotte  aus  Malakka  die  Chinesen  ganz  zu  ver- 
treiben. Er  führt  Kriege  mit  den  Königen  von  Laos  und  dem 
Lande  der  Papeh ,  das  (von  der  chinesischen  Provinz  Yunan  ab- 
hängig) im  Südwesten  von  Tscheli ,  im  Norden  von  Siam  und  im 
Osten  von  Birma  liegt.     Die  Portugiesen  kamen  1517  zuerst  in 

Bastian,  OttMien.  I.  32 


498  Annam. 

Tonquin  an  und  später  etabliren  die  Holländer  eine  Factorei  in 
der  Nähe  der  Hauptstadt.  Die  Chinesen  unter  Kaiser  Chi-tsoung- 
Hou-ti  suchen  sich  in  die  bürgerlichen  Kriege  Tonquin's  zu 
mischen,  werden  aber  zurückgetrieben  (1550).  Der  mit  dem 
Titel  Chüua  belehnte  Ofticier  beginnt  allmälig  fast  die  ganze 
Macht  des  Voua  sich  anzueignen.  Durch  die  Könige  der  Li- 
Dynastie  wurde  die  Kesidenz  von  Tanj-Ouchh  (derMuschelstadt) 
nach  dem  neu  erbauten  Kecho  (Kehue)  verlegt.  Nach  Baion 
wurde  der  Gebrauch  der  chinesischen  Schrift  in  Tonquin  vor  der 
Regierung  des  Ding  eingeführt,  der  sich  mit  Hülfe  vonNomaden- 
schaaren  des  Königreiches  bemächtigte,  aber  in  einer  Revolution 
das  Leben  verlor,  worauf  der  Landesfürst  Ledayhang  auf  den 
Thron  gehoben  wurde  und  sein  Nachfolger  Libalvic  die  an- 
greifenden Chinesen  zurückschlug.  Als  die  letzte  Prinzessin 
dieses  Geschlechts  mit  einem  Grossen  aus  dem  Hause  Tran  ver- 
mählt und  dann  von  dem  Usurpator  Ho  getödtet  war,  bemächtigten 
sich  die  Chinesen  des  Landes  und  setzten  Statthalter  ein ,  bis  Li 
die  Unabhängigkeit  zurückerwarb.  Nachdem  er  die  Empörung 
des  Fischers  Mack  unterdrückt  hatte,  erklärt  sich  Tring  zum 
Choua  des  Erben  der  Li. 

Die  mit  den  eroberten  Provinzen  der  südlichen  Grenze  be- 
lehnten Choua  von  Cochinchina  machten  sich  von  dem  Choua 
Tonquin's  unabhängig ,  obwohl  sie  die  Autorität  der  Voua  von 
Tonquin  fortfuhren,  anzuerkennen.  Von  den  Voua  der  Familie 
Leh  in  Tonquin  folgte  Trung-tong  (1549  p.  d.)  auf  Trantrong, 
den  Sohn  des  Chieou-tong  (1533  p.  d.).  Die  Dynastie  der 
Ngouyen  in  Cochinchina  wurde  (1570)  durch  Tien  -  ngouyen- 
vouang  gestiftet  (aus  der  Provinz  Tanjhoa  stammend).  Das 
eochinchinesische  Reich  wurde  auf  den  Trümmern  des  der 
Dsiampa  gegründet,  die  früher  als  seefahrende  Nation  im  ganzen 
Archipelagus  berühmt  waren.  Die  Provinzen  Quinhone,  Nhatrang, 
Pharan  und  Phuyen,  die  den  Chinesen  unter  der  allgemeinen 
Benennung  Champa  bekannt  waren ,  wurden  von  dem  Stamme 
der  Loi  bewohnt,  die  der  indischen  Religion  folgten,  sagt  Gibson, 
aber  zur  Zeit  der  Kriege  mit  den  Juen  war  der  Islam  sehon  ein- 
geführt.     Ueberbleibsel   von  Minarets   und    mohamedanischen 


Tonquin.  499 

Sarkophagen  werden  noch  mehrfach  im  alten  Dsiampa  gefunden. 
Im  Jahre  1737  brach  in  Cochinchina  (unter  Vo-vuveng)  die  Revo- 
lution der  Nyak  aus.  Die  Tonquiuescn  führten  verschiedene 
Kriege  mit  China  und  gewannen  meistens  die  Oberhand.  Die 
Voua  in  Tonquin  nahmen  die  ZUgel  der  Regierung  wieder  aus 
den  HUndcn  der  Choua,  um  sie  selbst  zu  leiten  (1748  p.  d.). 
Durch  die  auf  verschiedenen  Funkten  ausbrechenden  Aufstände 
wurde  König  Ghialoung  (1779)  zur  Flucht  nachSiam  gezwungen 
(1787),  gewann  aber  später  den  Thron  zurück  und  eroberte  auch 
Tonquin  (wo  Chieou  tong  durch  die  Taysoen  (1786)  entthront 
worden  war).  Sein  Sohn  Minj-mang  (1820)  beendete  die  Erobe- 
rung Dsiampa's.     Auf  Thieou-tri  (1841)  folgte  (1847)  Tu-duc. 

Zum  Unterschiede  von  Tonquin  (das  östliche  Land)  oder 
Nuoc  Dang  ngoai  (das  Königreich  des  äusseren  Landes  oder  am 
Wegesende)  heisst  Cochinchina  Dang  Trong  (das  innere  Land), 
sonst  auch  Nam-dai  (der  grosse  Süden)  oder  Dai  Viet  (das  grosse 
Land).  Von  China  ist  der  Name  Nuoc  dai  minh  (das  Königreich 
des  grossen  Glanzes)  gebräuchlich.  Pegu  heisst  Nuoc  tiem  mon 
oder  0-tau  (der  königliche  Schwarze),  Batavia  0-lon  (der  schwarze 
Freund),  Bengalen  Mien  duoi  (das  untere  Land).  Tibet  heisst 
0-tou-tang  in  Tonquin,  wo  zuweilen  Handelsleute  von  dort  kom- 
men, um  Kupfer  für  Salz  auszutauschen.  Der  Name  Keoh  für 
die  Tonquinesen  wird  gewöhnlich  von  ihrer  Hauptstadt  Kecho 
abgeleitet,  aber  eine  religiöse  Legende  weiss  es  besser.  Das 
Land  der  Juen  oder  Javan  (Tonquin  und  Cochinchina)  hiess  früher 
MyangPancha  oder  (im  Pali)Panchara-Nakhon  und  dort  herrschte 
der  König  Thao  Chulani.  Er  führte  Krieg  mit  Phra-Viterat,  dem 
König  der  Lao ,  wurde  aber  durch  die  Weisheit  Photisat's  oder 
Bodhisattwa's,  der  damals  in  dem  Lande  der  Laos  alsMahosot  ge- 
boren war,  überkommen,  indem  derselbe  durch  den  Brahmanen 
Keoh-Vatta-Phram  einen  unterirdischen  Gang  in  die  Hauptstadt 
bauen  Hess,  und  von  ihm  wurden  die  Juen  Keoh  genannt. 

Bissachöre  führt  von  den  Dynastieen,  die  über  Tonquin  ge- 
herrscht haben ,  als  die  hauptsächlichsten  an  die  der  Trien  (für 
29  Jahre),  der  westlichen  Han  (für  149  Jahre),  der  östlichen  Han 
(für  144  Jahre),  der  Ngoole  und  Luong  (für  314  Jahre).     Les 

32* 


500  AniUMn. 

Chinois  y  avaient  r^tabli  leur  empire  depuis  300  ans,  lorsque 
Dinh,  simple  berger,  qui  parait  avoir  ^t^  un  tatare  retirä  dans 
les  montagnes  du  Tunkin,  avec  quelques-uns  de  ses  corapatriotes, 
excita  une  rc^volte,  8e  mit  ä  la  töte  des  Tunkinois,  vainquit  les 
Chinois  et  se  fit  reconnaitre  roi.  Mais  une  nouvelle  r^volte  sur- 
vint,  soit  qu'elle  füt  fond^e  sur  Tabus  de  lapuissance  de  ce  berger- 
roi ,  soit  que  les  Chinois  eussent  foment^  des  m^contentemens, 
Trinh  fut  assassine.  Der  neue  Usurpator  Leh-day-hong  fiel  in  der 
Schlacht  gegen  die  Chinesen,  aber  diese  wurden  von  dessen 
Nachfolger  vertrieben.  Ce  fut  lui  qui  construisit  le  magnifique 
palais  des  rois  du  Tunquin,  dont  il  ne  reste  aujourd'hui  que  des 
ruines.  Sa  posterite  lui  succ^da  et  porta  pendant  216  ans  la 
couronne.  Une  fiUe  de  cette  maison,  h^reti^re  de  la  couronne 
faute  de  descendans  mäles ,  la  fit  passer  par  son  mariage  dans  la 
maison  des  Han ,  qui  Favaient  possedi^e  anciennement  et  qui  y 
r^gnörent  encore  188  ans.  Während  innerer  Kriege  unter  dieser 
Dynastie  Tran  stellte  der  chinesische  Kaiser  seine  Obergewalt 
wieder  her,  bis  Leh-loi  (Prinz  aus  einer  alten  Königsfamilie)  die 
Unabhängigkeit  Tonquin's  zurlickerwarb  und  die  Chinesen  zur 
Anerkennung  seines  Königreiches  zwang,  gegen  Einsendung 
eines  Tributes  an  kleinen  Goldfiguren.  Unter  dem  10.  Könige 
der  Dynastie  Leb  bemächtigte  sich  der  Usurpator  Mac  (Mack)  des 
Thrones,  der  67  Jahre  im  Besitz  der  neuen  Familie  blieb,  bis  der 
tonquinesische  Edelmann  Nquien  Phuoc  die  Mac  vertrieb  und  die 
Dynastie  Leb  wieder  einsetzte.  En  recompense  de  ce  Service  il 
obtint  pour  lui  et  pour  ses  descendans  la  dignit^  deChua-vua 
qui  confere  Ic  gouvernement  de  l'Etat  sous  les  ordres  du  Dova. 
Einer  derChua,  ayant  pris  en  affection  un  de  sesöcuyers,  nomme 
Trinh,  lui  donna  sa  fiUe  en  mariage.  Diesem  gelang  es ,  seinem 
Schwiegervater  in  der  WUrde  des  Chua  nachzufolgen  und  sein 
enterbter  Schwager  Doan-jong  stellte  sich  anfangs,  fUr  seine 
Sicherheit  besorgt,  wahnsinnig  und  ging  dann,  da  diese  Rolle 
nicht  weiter  zufuhren  war,  nach  Cochinchina,  um  die  dorthin 
geflohenen  Mac  zu  bekämpfen.  Nachdem  er  sie  aus  Cochinchina 
vertrieben,  bemächtigte  er  sich  des  Landes,  das  er  im  Namen  und 
unter  der  Autorität  der  Leb  regierte.  Aus  Rivalität  commen^a  entre 


Cochinchina.  501 

lesTrinh  k  la  tete  de  Tunkin  et  lesNqiiien  k  la  tete  de  laCochin- 
ehine  iine  guerre,  qui  suspendue  de  temps  en  tenips  par  des 
trait^s,  puis  reprise  avec  fureur,  a  dur^  pr^s  de  deux  si^cles.  Auf 
der  Ebene  zwischen  Tonquin  und  Cochinchina  wurde  eine  Schei- 
dungsmauer  aufgeführt.  C'est  aussi  dans  un  intervalle  de  ces 
guerres  en  1553 ,  que  les  droits  des  Nquien  sur  la  Cochinchine 
furent  reconnus  et  que  cet  Etat  fut  6rig6  en  monarchie.  Der 
Tribut  wurde  nur  in  Kriegszeiten ,  wo  er  den  Trinh  zu  Truppen- 
besoldungen hätte  dienen  können,  nicht  bezahlt. 


Die  erste  Besiedlung  Cochinchina's  wird  auf  den  jüngsten 
Sohn  des  Kaisers  Houindeh  (2637)  zurückgeführt,  der  mit  seinen 
Brüdern  in  verschiedene  Theile  der  Welt  gesandt,  von  langem 
Wandern  ermüdet,  sich  unter  einem  Baum  schlafen  legte,  als  er 
im  Traume  seine  Schwester  vor  sich  sah,  die  gekommen,  ihm 
Gesellschaft  zu  leisten,  und  sie  beim  Erwachen  wirklich  an  seiner 
Seite  fand.  Da  der  Weg  zu  weit  war,  zurückzukehren,  blieben 
sie  im  Lande,  das  sich  mit  den  Nachkommen  dieses  Prinzen- 
paares, den  Eltern  von  12  Knaben  und  12  Mädchen,  bevölkerte. 
Die  gesuchte  Pflanze  Ko,  die  Menschen  wachsam  und  tugendhaft 
mache,  muss  also  auf  andern  Wegen  nach  China  gekommen  sein, 
wo  sie  sich  in  der  Theepflanze  incorporirte,  seit  der  fromme  Pa- 
triarch Bodhidharma  seine  ausgerissenen  Augenlider  pflanzte. 
Solche  naturwissenschaftliche  Expeditionen  waren  den  Chinesen 
nicht  fremd.  Der  Kaiser  der  Tsin  schickte  nach  der  Quelle  der 
Jugend  ein  Schiff  mit  jugendlicher  Bemannung,  die  am  jüngsten 
Continent  abgesetzt  sein  soll,  und  für  zauberkräftige  Kräuter 
durchstreiften  die  Emissäre  des  Magiers  Nalomiposomei  die  Länder 
der  Polomen  (Brahmanen). 

Auf  den  ersten  König  Kinh-Douang  wird  die  Erbauung  der 
ältesten  Stadt  zurückgeführt,  deren  Ruinen  noch  in  der  Nähe 
Kecho's  zu  sehen  sein  sollen.  Ein  in  der  französischen  Mission 
erzogener  .Tonquinese ,  der  zum  Gelehrtenstande  seines  Landes 
gehörte  und  den  ich  in  Saigon  traf,  beschrieb  sie  als  in  spiraliger 


502  Annani. 

Schneekenform  gebaut,  wie  sich  eine  solche  auch  bei  vielen  der 
Erdwerke  im  Mississippi  - Thale  findet,  die  durch  die  Dracontia 
bekannt  genug  geworden  sind.  Die  Thore  an  den  sieben  Win- 
dungen waren,  wie  er  sagte,  im  Zickzack  gestellt,  so  dass  nie 
das  eine  dem  andern  gegenüber  stehe.  Die  Lava's  in  Pachira 
bauen  noch  jetzt  ihre  Dörfer  im  Kreis  um  einen  freien  Platz  in 
der  Mitte  des  Cirkels,  und  die  runde  Form  ist  auch  das  Charak- 
teristische der  alten  Bauten  auf  dem  Grenzgebiete  zwischen  Binna 
und  Sinm,  während  die  Ruinen  der  späteren  Städte,  wie  die 
jetzigen ,  im  Viereck  gebaut  sind ,  und  man  besonders  bei  den 
Residenzen  von  dieser  seitdem  als  heilig  vererbten  Form  nie  ab- 
weichen würde.  Die  siamesisch-kambodischc  Geschichte  sagt,  dass 
König  Kotama-Thcva-Rat  in  der  brahmanischen  Ansiedlung  von 
Kotanjakham  eine  Stadt  in  sieben  Cirkeln  erbaut  habe,  und  eine 
der  früheren  Hauptstiidte  Tonquin's  wird  Ouch-janh  (Musehei- 
stadt) genannt. 

Unter  dem  grossen  Kaiser  Hiao  Wuti  (der  Han  -  Dynastie) 
wurde  Tonquin  (Nyannam),  als  eine  chinesische  Provinz,  in  drei 
Districte  getheilt,  in  den  nördlichen  Kiaoki(Giaotschi)  mitKecho 
oder  (nach  Marco  Polo)  Kantscheu  als  Hauptstadt,  in  den  mitt- 
leren oder  Kieuking  mit  der  südlichen  Grenzmark  Genau  oder 
Jih-nan  (der  Mittag  des  Südens),  wo  die  Stadt  Kuangnanfu  erbaut 
wurde.  Cochinchina  (Sianglin),  damals  nach  dem  bedeutendsten 
Orte  Linye  genannt,  wurde  als  von  Jih-nan  (Mittag  der  Sonne) 
abhängig  betrachtet,  aber  erst  der  chinesische  Feldherr  Majuen 
Hess,  nachdem  er  die  Empörung  der  Tonquinesen  unterdrückt 
hatte,  Strassen  durch  die  Waldwildnisse  von  seinen  Soldaten  an- 
legen, so  dass  diese  Länder  zugänglich  wurden  (42  p.  d.).  Von 
der  römischen  Gesandtschaft  Gantun's  (des  Kaisers  Antonius)  wird 
erwähnt,  dass  sie  über  Jih-nan  gekommen  (166  p.d.),  und  ebenso 
nahmen  diesen  Weg  indische  Tributbringer  fürHouanti(158p.d.). 
Die  westlichen  Völker  der  Tathsin  und  Asi  (Parther)  kamen  oft, 
berichtet Matuanlin,"  um  mit  Funan  und  Kiaotschi  zu  handeln,  sich 
für  Zahlungen  derCowrie-Muscheln  (tchi-pei)  als  Geld  bedienend. 
Der  grösste  Beweis  der  Achtung  besteht  darin,  die  FUsse  zu 
küssen  und  die  Hacken  zu  berühren.     Der  König  trägt  auf  dem 


Cochinchin».  503 

Scheitel  des  Kopfes  eine  kleine  Haarlocke  in  spiralig  gewundener 
Form.  Sie  schreiben  auf  Blätter  und  sind  sehr  der  Magie  er- 
geben. Alexandros  wählte  zu  Ptoleinäos  Zeit  den  Seeweg,  um 
nach  Kattigara  zu  reisen.  Nach  Florus  erhielt  Augustus  eine 
chinesische  Gesandtschaft.  During  the  reigns  of  Severus,  his 
son  Comraodus  and  the  Pseudo -Antonines,  Roman  intercourse 
with  India  (by  Alexandria  and  Palmyra)  was  at  its  height 
(s.  Priaulx). 

Wälirend  die  Kriege  der  San-kue  (der  drei  Reiche)  China 
zerrissen  (222—265  p.  d.)  und  die  Dynastie  der  späteren  Han  (Heu- 
Han)  ihrem  Ende  entgegeneilte,  warf  sich  Lien  (Ku-lien)  oder 
An-yang,  der  Sohn  eines  Officiers,  Namens  Tsao,  zum  Könige 
der  Länder  südlich  von  Tonquin  auf,  wo  der  Einfluss  der  chine- 
sischen Beamten  immer  nur  schwach  gewesen  war,  und  nannte 
sein  Reich,  in  der  Hauptstadt  Yweh-vang- tsching  residirend, 
Linyc  (203  p.  d.).  Bei  den  Chinesen  aber  führt  es  auch  den 
Namen  Siam-kün  oder  Land  der  Elephanten  (Siam).  Die  Haupt- 
provinzen dieses  neuen  Staates  bildeten  später  das  Fürstenthum 
der  Dsiampa,  die  bei  den  Tonquincsen  Siem  heissen,  ebenso  wie 
die  Siamesen  oder  Sian-la  (inSiam-lokoderSiemlo-kok),  obwohl 
zur  Abtrennung  in  der  Schreibart  verschiedene  Charaktere  für 
die  beiden  Namen  verwandt  werden.  Von  Fan-ken,  dem  Könige 
Funam's  oder  Siam's,  berichten  die  Chinesen  unter  der  Dynastie 
Ou,  über  eine  Gesandtschaft  nach  dem  Indus  (222 — 227)  in 
Thientchou  (Mond)  oder  Chintou.  Bei  den  Cochinchinesen  heissen 
die  Siamesen  Nuok  Tjim  (bei  den  Kamen  oder  Kambodiern 
Shiem),  wogegen  sie  die  Dscham  als  Hoi  (Loi  oder  Loye)  be- 
zeichnen, deren  Oberhaupt  in  Phanrye  lebte.  Die  Tonquinesen 
sind  in  Hinterindien  unter  der  Bezeichnung  Keoh  bekannt,  von 
ihrer  Hauptstadt  Kecho  (Marktplatz),  und  die  Cochinchinesen 
heissen  Juen,  ein  Name,  unter  dem  in  der  alten  Geschichte  China's 
viele  der  südwestlichen  Gebiete  zusammengefasstwurdeiiy;li5(0bi'tK 
die  Kaiser  Staatsverbrecher,  als  ihren  Strafort, i  jtthvreTilb^öueji 
pflegten.  Die  Völker  südlich  von  China  \Mft»de«;(24ft)  )ate»LBclh 
Youeh  (oder  die  100  Joueh)  bezeidjnotw»id'»die>«Qbt?aftl«fibig6ti 
Laos  heissen  auch  Jueh  peh;^iiwa4  tnib:  4i4'>ßia&iol$jl:;^efal(lbn6f 


504  Afiflam. 

Weise  aus  der  Eroberung  Xiengmai's  entstanden  erklärten ,  weil 
dann  dieLao  genannten  Jueh  (Cochinchinesen)  ihre  Unabhängig- 
keit verloren  (peh)  hätten. 

Unter  den  Nachfolgern  Kuliens  (t270)  in  Linye,  führt  König 
Fan-y,  der  lange  in  China  gereist  war,  die  Sitten  und  Gebräuche 
dieses  Landes  ein.  Er  fiel  später  durch  den  Verrath  eines  ver- 
trauten Sclaven,  Fan  wen,  der  von  der  königlichen  Familie  adop- 
tirt  wurde,  und  so  die  Fan  -  Dynastie  fortführte  (336  p.  d.).  Bei 
einem  Einfall,  den  er  in  JUi-nan,  der  südlichen  Grenzprovinz 
Tonquin's,  machte,  wurde  er  von  dem  chinesischen  Gouverneur 
dieses  Landes  zurückgeschlagen  (347  p.  d.),  und  voji  seinen 
Nachfolgern  musste  sichFanhiong  (382  p.  d.)  zu  Tributzahlungen 
an  die  Kaiser  der  Tsin,  die  damals  auf  dem  Throne  China's 
Sassen,  verstehen.  König  Fanhuta  erneuerte  zwar  den  Krieg  mit 
Tonquin  oder  Kiaotschi  (417),  aber  von  den  Königen  Fan-tani- 
kentün  (491),  Fan-tschtinong  (502)  und  Fan-ventsam  (510)  wird 
berichtet,  dass  sie  huldigende  Gesandte  an  den  chinesischen  Hof 
schickten.  Die  beiden  letztgenannten  folgten  in  der  Procession 
anderer  Fürsten  Indiens,  die  die  Audienzen  Kaiser  Wuti's,  des 
Gründers  der  Leang,  verherrlichten,  und  der  chinesische  Handel 
nach  den  südlichen  Ländern,  bis  nach  Ceylon  und  den  Häfen 
des  Contineutes  gewann  datnals  sehr  an  Ausdehnung  und  Be- 
deutung. Java  (Thienfuang  oder  Chideio)  schickte  Tribut  und 
wie  Lin  in  seiner  Hai  Kwa  tuchi  schreibt,  auch  Bomeo  (5.  und 
6.  Jahrhundert).  Als  aber  in  den  letzten  Jahren  seiner  Regierung 
der  Kaiser  in  der  Lässigkeit  des  Klosterlebens  die  Energie  seiner 
Jugend  verlor,  benutzte  König  Kaoschi  liü  schelopoma,  der  da- 
mals in  Linye  regierte,  die  Gelegenheit,  sich  in  Tonquin  fest- 
zusetzen. Sobald  jedoch  die  energische  Sui-Dynastie  das  Staats- 
ruder ergriflfen ,  näherte  sich  eine  chinesische  Armee,  die  Ein- 
dringlinge aus  Tonquin  hinauszuwerfen  und  drang,  Über  den 
Tulikiang-Fluss  setzend,  in  das  feindliche  Gebiet  ein,  wo  (unter 
König  Fanki)  Ling,  die  Hauptstadt  von  Linye  selbst,  durch  den 
chinesischen  General  Liufang  erobert  wurde  (605  p.  d.).  Bei 
dem  Falle  der  Sui  erlangte  zwar  das  unterworfene  Land  seine 
Unabhängigkeit  zurück,  aber  König  Tschin  long  fand  es  doch 


Coehinchina.  505 

gerathen,  dem  allgemeinen  Beispiele  seiner  Nachbarfbrsten  za 
folgen,  und  die  Kaiser  der  Tang  durch  eine  Gesandtschaft  zu 
begrllssen  (630).  Dorthin  kamen  Gesandte  Potoli's,  des  Königs  von 
Fulin  oder  Tatsin  (643),  des  Königs  von  Kiachemilo  oder  Kasch- 
mir (713),  der  fünf  Indien  (667)  und  später  Bittsteller  (742), 
Hülfe  gegen  die  Tachi  (Araber)  und  Toufan  suchend,  obwohl 
nach  der  Revolte  (668)  der  Ho -long  die  Verbindung  für  einige 
Zeit  abgeschnitten  gewesen.  Auch  Sinulo,  Sohn  des  Müm-sche 
long,  der  als  König  Nantchao,  einer  der  vier  Geissein  China' s, 
beherrschte,  schickte  Gesandte  an  den  Kaiser  Kaotsong  und 
Tenko  oder  Lotsching  an  den  Kaiser  Vuheu.  Der  Enkel  des 
letztern,  Piloko  genannt,  erhielt  dann  von  den  Tang  seinen  Titel 
als  König  von  Yunan  (738)  bestätigt.  Kiem  war  die  Hauptstadt 
von  Namchiao  in  Yunan  oder  Venam  und  im  westlichen  Yunan 
fand  sich  Yongtchang  oderUnciam,  als  die  Hauptstadt  der  Kintchi 
oder  Zerdendan. 

Die  Beziehungen  zwischen  China  und  Indien  hatten  in  der 
Periode  220 — 419  p.  d.  eine  Unterbrechung  erlitten,  aber  weit 
früher  hatten  sie  bestanden,  selbst  damals  schon,  als  Thientchou 
unter  den  Hau  noch  von  den  alten  Königen  beherrscht  wurde, 
ehe  die  Indoskythen  dieselben  durch  ihre  Generale  ersetzten. 
Dem  von  Wuti  (140 — 85)  nach  Chintou  geschickten  Gesandten 
wurde  indessen  von  den  Kouen-nung  der  Weg  verlegt  (wie  später 
die  Indier  vom  Stamm  Kilitschi  oder  Tsali  dem  von  Sifan  zu  den 
Siyu  geschickten  Gesandten  Yangti's  nicht  zu  passiren  erlaubten)» 
aber  die  Gesandten  Mingti's  brachten  (76  p.  d.)  von  Thientchan 
die  Bilder  Fo's  heim.  Unter  Hoti  (98—105)  schickte  India  Tribut 
und  fuhr  damit  fort  bis  zu  dem  Aufstande  derSi-yu.  Kaiser 
Wenti  (428  p.  d.)  empfing  eine  Gesandtschaft  von  Youci-ai  oder 
Tschandrapuja,  der  in  Kapili  herrschte.  Aus  dem  Reiche  Kioto 
oder  Gupta  (am  Flusse  Sindh)  wurden  Geschenke  geschickt 
(502  p.d.)  und  Pferde  von  einem  andern  Könige  Indiens  (504  p.d.). 
Von  buddhistischen  Königen  schickte  Saumoli  (441),  Hintholi 
(455)  und  Pali  (473)  Tribut.  Mit  den  Buddhisten,  die  953,  966, 
969,  983,  984  nach  China  gelangten,  kamen  (988)  in  Begleitung 
a  ßrahman  priest,  named  Yungche  (eternal  age)  and  a  Persian 


506  Annam. 

• 

infidel  (gae-taou),  uanied  0-le-yan.  Sein  König  führte  den  Titel 
Hili-Yih  (blaek  dress)  nach  dem  Yuen-keen-luy-han. 

Als  König  Tsehinlong  in  Linye  durch  seinen  Minister  Moho- 
niontokiato  ermordet  worden,  erwählte  das  Volk  seinen  Eidam, 
der  PolomUen  oder  ßrahmano  genannt  wird,  zum  König  und 
krönte  ihn  unter  allgemeiner  Beistimmung.  Am  Ende  der  Fan- 
Dynastie  setzten  die  Grossen  die  Tochter  desTeuli  auf  den  Thron 
und  gaben  ihr  aus  ihrer  Mitte  den  Edeln  Tschukoti  zum  Gemahl 
(756  p.  d.).  Im  Chinesischen  wird  Brahma  mit  den  von  ihm 
stammenden  Brahmanen  Fan  genannt  und  die  Unterscheidung 
der  Poloracn  entspricht  dem  Gegensatz,  worin  auch  in  Ära  die 
Byamma  später  zu  den  Pcma  gesetzt  wurden. 

Als  König  von  Hoan,  machte  der  Herrscher  in  Linye,  der 
seine  Hauptstadt  nach  der  KUstenstadt  Ken  verlegt  hatte,  mehr- 
fache Einfalle  in  Tonquin  (806  —808),  aber  die  Empörung  wurde 
gedämpft  durch  Tschan gtan,  den  Gouverneur  Annam's,  der  bis 
Tschen-ting  vordrang  und  dort  seine  Residenz  (die  später  nach 
Hue  verlegt  wurde)  aufschlug  (820).  Die  arabischen  Reisenden 
fanden  in  dem  städtereichen  Mabed  (bei  Masudi)  oder Mayed  (bei 
Edrisi)  chinesische  Sitten  und  ununterbrochenen  Verkehr  mit 
China.  Sie  erzählen  von  dem  Maharadscha  von  Zabedsch,  dem 
Eroberer  Comar's ,  eine  Sitte ,  die  später  auch  in  Hue  gefunden 
sein  soll,  dass  nämlich  der  König  täglich  eine  Goldbarre  in  einen 
See  versenke  und  so  denselben  mit  Schätzen  fülle.  Von  Kam- 
bodia  bedrängt ,  schickte  König  Hoei  tsung  eine  Gesandtschaft 
nach  China,  aber  die  schon  zugesagte  Hülfe  wurde  durch 
die  reichen  Geschenke,  die  die  Gesandten  Kambodia's  brachten, 
vereitelt  (1116)  und  bald  darauf  begannen  unter  König  Tseou 
yana  (1166  —  1170)  die  Kriege  mit  Kambodia,  die  zur  Unterwer- 
fung Cochinchina's  leiteten.  Unter  den  unglücklichen  Kriegen, 
die  Kambodia  mit  Siam  führte,  wird  Cochinchina  wenig  zu  fürch- 
ten gehabt  haben,  aber  die  Eroberung,  die  die  Annalen  der  Ming 
aus  dem  Jjihre  1371  erwähnen  und  die  den  Tribut  des  Königs 
von  Hu-eul-na  zur  Folge  hatte,  wird  durch  den  siamesischen 
König  Borommaraxa  gemacht  sein,  der  gerade  damals  die  dortigen 
Länder  mit  seinem  siegreichen  Heere  durchzog.     Da  dieser  Kö- 


Cochinchinn.  507 

uig  in  dem  östlichen  Lophburi  residirte  und  einen  andern  König 
in  Ayuthia  für  das  eigentliche  Siam  eingesetzt  hatte,  so  wird  er 
zum  Unterschiede  von  dem  letztern  als  kambodischer  König  be- 
zeichnet sein ,  was  er  factisch  auch  war.  Die  Empörung  Kam- 
bodia's  und  die  neue  Unterwerfung  durch  Ramesuen  1385  ent- 
spricht den  Angaben  der  siamesischen  Geschichte. 

Kublai  Khan  (12(J0— 1294)  schickte  Sogatu  zur  Unterwer- 
fung Qiamba's  oder  Qiampa's,  das  de  Barros  Campa  (an  den 
Grenzen  von  Cauchy-China  oder  Cacho)  nennt,  und  Marco  Polo 
spricht  (bei  Ancia)  von  Tributzahlungen  (1278).  Auch  Kambo- 
dia  zahlte  (1268)  Tribut.  Nachdem  Tschen- tsching  ((Whin- 
china)  sich  an  Kublai  Khan  unterworfen  (1280),  brach  der 
Krieg  mit  l\'\yeu  pulatscheu  aus  (1282).  Damals  wurde  auch 
Kiaotschi  (1253)  erobert  und  die  Hauptstadt  Yunan's  durch  die 
Chinesen  geplündert  (1257).  Nach  Raschid  besiegte  Kublai  Khan 
den  Maharadscha,  den  König  von  Cara  djank  (Kandahar)  oder 
Tailiou.  Bei  Ankunft  der  chinesischen  Flotte  wurde  Kouaoua 
oder  Toupa  (das  I^and  der  Geister),  dessen  Beherrscher  sich 
nicht  unter  Kublai  Khan's  Schutz  hatte  stellen  wollen,  durch  den 
König  von  Kalang  erobert  (1291),  und  noch  1360  machten  die 
Chinesen  Anspruch  auf  Batavia.  Schon  früher  hatteg  die  Chi- 
nesen auf  Java  festen  Fuss  gefasst,  denn  die  Häuptlinge  von 
Briryamus,  Larung  Tenga  und  Tcgal  klagten  über  ihre  Be- 
drückungen (XII.  Jahrhundert)  und  baten  Maisa  Lalean ,  König 
von  Gangala,  um  Hülfe,  die  ihnen  auch  gewährt  wurde.  Bereit« 
im  IX.  Jahrhundert  sollen  chinesische  Einwanderer  nach  Java 
gekommen  sein. 

Die  chinesische  Flotte  eroberte  (1281)  die  Hafenstadt 
Tschen-tscheng  an  der  Schildkrötenküste,  in  der  Nähe  Hainan's. 
Der  König  von  Tschen-tscheng  (die  Hauptstadt  von  Ngannan), 
zahlte  Tribut  (1288).  Sein  Reich  bildete  damals  noch  Dsiampa, 
ehe  es  die  Cochinchinesen  in  das  ihrige  verwandelt.  Zu 
Lande  hatte  der  mongolische  General  Hutonghota  die  Hauptstadt 
Tonquin's  (Kiauki)  verwüstet  (1272),  und  Kinghiven,  der  König 
Tonquin's,  musste  die  Unterwerfung  zugestehen  (1273),  erhob 
sich   aber   wieder,   als  die  Tributforderungen   zu  hoch  gestellt 


508  Annain. 

wurden.  Unter  »einem  Sohne  Kingsiven  erlitten  die  Mongolen 
(1280 — 1285)  sowohl  durch  das  Schwert  als  durch  Rlimafieber 
grosse  Verluste  und  mussten  sich,  obwohl  bis  Kambodia  vorge- 
drungen ,  zurückziehen.  Doch  wurde  ein  Vergleich  abgeschlos- 
sen und  der  König  sandte  seine  Huldigung.  Itataha,  König  von 
Cochinchina,  griff  nach  der  Besiegung  der  Piratenflotte  (1373 
p.  d.)  Tonquin  an,  aber  die  lange  fortgesetzten  Kriege  endeten 
(1476  p.  d.)  mit  der  Eroberung  Cochinchina's  durch  den  tonqui- 
nesiscben  König  Lyhao. 

General  Mak-dang-daong ,  von  cochinchinesischer  Abkunft, 
vertreibt  die  Familie  Leh  aus  Tonquin  (1528)  und  tritt  die  Krone 
an  seinen  Sohn  Mak-dan-duan  ab  (1531).  Der  General  Ngou- 
yen,  aus  einheimischem  Stamme,  erobert  einen  Theil  seines 
Vaterlandes  fUrTrantrong,  einen  Sprossen  der  Familie  Leb  zurück 
und  wird  zum  Regenten  (Choua)  ernannt  (1534),  um  im  Namen 
der  Voua,  die  in  der  Familie  Leh  folgen,  das  Reich  zu  verwalten. 
Da  bei  seinem  Tode  der  älteste  Sohn  noch  minorenn  war,  fiel 
der  Titel  Choua  auf  seinen  Schwiegersohn  (1540)  und  wurde  in 
dessen  Familie  erblich.  Nachdem  sie  aufgewachsen  waren, 
suchten  die  Söhne  Ngau-yen-do's  vergeblich  ihre  Rechte  geltend 
zu  machen,  und  Einer  derselben  (Ngau-yen-hoang  oder  Tien- 
vouang),  der  als  Gouverneur  nach  Cochinchina  geschickt  war 
(1569),  machte  sich  nach  glücklichen  Kriegen  mit  Dsiampa 
(Loi  oder  Thuan)  oder  Thieng  dort  unabhängig  von  den  Choua's 
in  Tonquin ,  obwohl  er  fortfuhr  die  Oberhoheit  der  Voua's  aus 
der  Familie  Leh  anzuerkennen  (t  1614).  Von  seinen  Nachfolgern, 
die  durch  Einverleibung  Dsiampa's  und  gelegentliche  Erobe- 
rungen in  Kambodia  ihre  Macht  vermehrten,  wurde  Ghialoung 
durch  die  Revolution  der  Taysoen  vertrieben  (1779),  kehrte  aber 
später  zurück,  um  nicht  nur  sein  Land  zurückzuerobern,  sondern 
noch  Tonquin  hinzuzufügen.  Die  Cochinchinesen  unterscheiden 
sich  als  die  Juen  Kok  des  Südens  von  den  Juen  Keoh  oder  Ton- 
quinesen  im  Norden.  Im  Jahre  1715  p.  d.  war  der  Chinese  Mak- 
kun,  der  sich  vor  den  Tsing  aus  Kanton  geflüchtet,  zum  General- 
gouvemeur  von  Hatien  ernannt,  wo  er  sich  unter  Annamiten, 
-Chinesen ,  Kambodiern  und  Malayen  eine  Herrschaft  gegründet 


k 


Coohinchina.  509 

Ghialoung's  Nachfolger  MinjmaDg  vollendete  die  Unterwerfung 
der  Dscham  und  in  den  Kriegen  mit  Siam  wurde  über  Kambodia 
das  Abkommen  getroffen ,  dass  das  Land  beiden  Reichen  Tribut 
zahlen  solle,  einen  jährlichen  an  Siam  und  einen  dreijährigen  an 
Cochinchina.  For  a  long  period  the  king  of  Camboze  was  tri- 
butary  to  the  kings  of  Siam  and  Qochinchina ,  who  were  always 
feasting  him  with  the  titles  of  powerful  and  noble  majesty.  The 
king  of  Cochinchina  always  placed  near  his  Majesty  several 
Mandarines  to  protect  and  direct  his  poJitics ,  sagt  Louis ,  aber 
neuerdings  wurden  diese  väterlichen  Rathgeber  vom  Könige  von 
Siam  gesandt.  Auf  Minjmang  folgte  (1841)Thieou  Tri  und  dann 
(1847)Tu-duc. 

Seit  dem  grossen  Einfluss ,  den  der  Bischof  Adrian  über  den 
König  Ghialoung  gewonnen  und  (obwohl  die  französische  Hülfe 
ausblieb)  auch  bewahrte,  fanden  sich  stets  französische  Ingenieurs 
und  Officiere  am  Hofe  des  cochinchinesischen  Königs ,  dem  sie 
Festungen  bauten  und  die  Küsten  aufnahmen.  Dennoch  brachen 
zu  verschiedenen  Malen  Verfolgungen  gegen  die  ausgedehnten 
Missionen  aus  und  die  so  durch  wiederholte  Gefangensetzung 
französischer  ünterthanen  mehr  und  mehr  herbeigeführten  Ver- 
wicklungen führten  schliesslich  zu  dem  auch  die  Spanier  ausMa- 
nilla  herbeiziehenden  Kriege,  in  dem  Saigon  besetzt  wurde. 

Als  Könige  Cochinchina's  werden  bei  Bissachere  aufgezählt: 
Doan-Jong,  der  49  Jahre  regierte,  Sai  Nquien-Vuong  (23  Jahre), 
Luong-Nquien-Vuong  (20  Jahre),  Hien-Nquien-Vuong  (40  Jahre), 
Ngai-Nquien-Vuong  (5  Jahre),  Minch-Nquien-Vuong  (42  Jahre), 
Minch-Nquien-Vuong  H.,  Vo  Nquien-Vuong  (28  Jahre).  Dieser, 
der  1732  den  Thron  bestiegen,  bestellte ,  mit  Ausschluss  seiner 
rechtmässigen  Söhne,  den  Sohn  einer  Concubine  zum  Nachfolger, 
für  den  (Anh-Vuong)  während  seiner  Minderjährigkeit  ein  Mi- 
nister die  Regierung  führte.  Unzufriedene  Mandarinen  wandten 
sich  an  den  tonquinesischen  Lehnsherrn,  vor  dessen  Heer  der 
König  (1774)  nach  dem  untern  Cochinchina  flüchtete.  Eine  na- 
tionale Erhebung,  von  dem  Kaufmann  Nhac  und  seinen  Brüdern 
(deren  Familie  den  Beinamen  Tay-son  führte)  geleitet,  vertrieb 
die  Tonquinesen  und  handelte  angeblich  im  Namen  des  Königs, 


510  Annam. 

obwohl  derselbe  durch  einen  Sprossen  der  alten  Königsfamiiie 
ersetzt  und  erst  nach  dessen  Ermordung  wieder  restituirt  wurde. 
Nhac  vermählte  seine  Tochter  mit  dem  Könige,  schaftte  denselben 
aber  nachher  auf  die  Seite  und  bemächtigte  sich  auch  seines 
Sohnes,  dessen  Gemahlin  indessen  mit  ihrem  Sohne  Ong-Nguy- 
Chung  (der  später  den  Thron  bestieg)  entfloh.  Die  Prinzessin 
lebte  eine  Zeitlang  in  den  Wäldern,  meistens  in  den  Zweigen 
dicht  belaubter  Bäume  verborgen,  bis  Bischof  Adrian  davon 
Kunde  erhielt  und  seinen  Einfluss  verwandte,  ihnen  wieder  eine 
Partei  zu  schatten.  Der  junge  König  wurde  zuerst  in  der  Pro- 
vinz Dong-nai  anerkannt  und  erfocht  einige  Vortheile  (1781) 
Über  die  Flotte  der  Rebellen,  musste  sich  aber,  nach  einer  Nie- 
derlage zu  Lande,  erst  nach  Kambodia  zurückziehen  und  dann 
nach  der  Insel  PuUovay,  von  wo  er  später  nach  Siam  flüchtete. 
Er  zeigte  sich  dem  Könige  in  seinen  Feldzügen  nützlich  und 
wurde  mit  siamesischen  Hülfstrui)j)en  zur  Wiedereroberung  seines 
Landes  versehen,  konnte  aber  nichts  damit  ausrichten.  Die  Ke- 
bellion  der  Taysong  hatte  sich  inzwischen  bis  Tonquin  ausge- 
dehnt, wo  Long-nhu-ong ,  der  jüngste  der  drei  Brüder,  sich  für 
den  geflüchteten  König  ausgab,  das  Haupt  der  Trinh  zum  Selbst- 
morde zwang (1776)  und  eine  Prinzessin  aus  dem  Hause  der  Leh 
heirathete.  Als  sein  Betrug  entdeckt  wurde ,  musste  er  Tonquin 
verlassen  und  erhielt  bei  der  Theilung  (unter  der  Oberherrschaft 
des  die  mittleren  Provinzen  regierenden  Nhac)  die  oberen  (wie 
der  Priester  die  unteren)  und  eroberte  von  dort  aufs  Neue  Ton- 
quin, den  König  Leh  nach  China  jagend,  wo  derselbe  als  Vasall 
huldigte.  Die  chinesischen  Truppen  wurden  von  Long-nhu- 
ong  geschlagen,  der  in  China  eindrang  und  s'avan^a  jusqu'ä 
quelques  Heues  de  Canton.  Da  der  Kaiser,  um  ihn  anzuer- 
kennen, die  Reise  nach  Peking  forderte,  sandte  er  unter 
seinem  Namen  einen  Officier,  der  bei  der  Rückkehr  umgebracht 
wurde,  und  nahm  dann  den  Titel  Quan-trung  an.  Während  er 
mit  seinem  Bruder  Nhac  in  Zwistigkeiten  gerathen  war,  hatte 
der  König  Nguy-en-Chung,  der  vor  dem  seine  Schwester  zur 
Concubine  fordernden  Könige  Siam's  nach  der  Insel  Pullovay 
geflüchtet  war,  durch  Hülfe  eines  Mandarinen  in  Cancao  festen 


k 


C  Dchincbina.  511 

Fuss  auf  dem  Lande  gefasst.  Als  Long-nliii-ong  bei  der  Rück- 
kehr von  seinem  siegreichen  Feldzuge  nach  Laos  gestorben  war, 
folgte  sein  Sohn  Canh-thin,  der  sich  der  Länder  seines  Onkels 
Nhac  bemächtigte ,  aber  von  dem  König  (trotz  der  heldenmüthi- 
gen  Gegenwehr  seiner  Gemahlin)  überwunden  wurde.  Der  sieg- 
reiche Nguy-en-Chung  betrat  dannTonquin,  wo  er  den  durch 
die  Taysocu  vertriebenen  König  Leh  wieder  einsetzen  zu  wollen 
vorgab.  Da  dieser  aber  verstorben  und  keine  Verwandten  haben 
sollte ,  so  erklärte  er  sieh  selbst  zum  rechtmässigen  Nachfolger 
und  erhielt  vom  Kaiser  von  China  die  Investitur  als  König  von 
Tonquin.  In  dem  von  Adrian  abgeschlossenen  Vertrage  cedirte 
der  cochinchinesische  König  dem  König  von  Frankreich  en  toute 
I)ropri(3te  le  port  et  le  territoire  de  Ilau-son  et  les  tles  adjacentes, 
depuis  Fay-fo,  dans  le  Sud,  jusqu'a  Hai-vueyn  vers  le  nord, 
aber  aus  den  in  Pondichery  gegen  den  Bischof  gesponnenen  In- 
triguen  kamen  die  Bedingungen  während  der  Revolutionswirren 
der  Republik  nicht  zur  Ausführung. 


Zeitrechnung. 


In  Birma  sowohl,  wie  in  Siam  sind  besonders  zwei  Arten 
der  Zeitrechnung  in  Gebrauch,  die  heilige  und  die  profane ,  von 
denen  die  erstere  nach  dem  Todesjahr  Buddha's,  die  zweite  in 
der  vulgären  Acra  gerechnet  wird.  Die  Geschichte  erwähnt 
indess  noch  verschiedene  andere  Versuche  birmanischer,  siame- 
sischer und  kambodischer  Könige,  die  Aera  zu  verändern,  und 
wie  durch  Vergrabung  von  Reliquien  eine  neue  Periode  von 
5000  Jahren  zu  etabliren.  Ausser  der  Veränderung  der  Resi- 
denzen, diente  auch  dieses  Mittel,  um  böse  Omen  abzuwehren, 
wie  Sangermano  sagt:  Costumarono  di  poi  i  Re  Barmani  di  far 
uso  di  somigliante  correzione,  quando  secundo  il  preguidizzi 
della  loro  Astrologia  qui  diziaria  si  credea  quell'  anno  essere  di 
funesto  augurio.  A  die  ipso,  quo  regnum  suscepit  Bua,  numerari 
anni  solent,  schreibt  Rhodesvon  denTonquinesen.  Sin  contigerit 
communi  aliquo  malo  vexari  regnum,  mutatur  sequenti  anno  ipsi 
Buae  nomen ,  ut  eo  mutato  cesset  etiam  infortunium.  Die  Sia- 
mesen  sagen,  dass  die  Chunlosakkharat  eingerichtet  wurde,  weil 
es  Krankheiten  und  Ungewitter  erzeugen  würde,  die  Jahre  nach 
der  abgeschafften  Aera  zu  rechnen.  Die  heilige  Aera  wird  in 
Siam  und  Birma  von  dem  Verschwinden  Buddha's  gerechnet,  im 
Jahre  543  a.  d.  als  durch  König  Ajatasatru  eingesetzt.  Die 
Aracanesen  dagegen  setzen  nach  Ngami  das  Lebensende  Buddha's 
um  1000  Jahre  höher  an,  und  auch  in  andern  buddhistischen 
Reichen  findet  sich  Aehnliches.  Nach  Schmidt  besitzen  die 
Tibeter  vierzehn  Ausgangspunkte  für  ihre  buddhistische  Aera, 


Zeitrechnung.  513 

die  sie  dem  60jährigen  Cyclus  angepasst  haben.  Die  Einführung 
der  vulgären  Aera  wird  von  den  Aracanesen  dem  Könige  Tsandra 
Turija  zugeschrieben,  von  den  Birmanen  dem  Könige  Puppaehan 
Uahan  oder  Poukpasau,  der  613  den  Thron  bestieg,  von  den 
Siamesen  dem  Phra  Ruang  (König  von  Sangkalok),  von  den 
Kambodiern  dem  Phaya  Krek  und  einstimmig  in  das  Jahr 
638  —  639  p.  d.  gesetzt,  so  dass  es  im  Grunde  nur  eine  und 
dieselbe  sein  wird,  die  ein  Land  von  dem  andern  empfangen 
hat,  zu  der  Zeit,  wo  die  Gesandtschaft  der  hinterindischen 
Fürsten  ihre  Almanache  von  den  Thang  in  China  holten,  und 
die  ihre  letzte  Wurzel  im  südlichen  Indien  haben  mag,  wo 
unter  den  Chola-Königen  die  astronomischen  und  astrologischen 
Wissenschaften  vielfache  Pflege  auf  den  für  ihr  Studium  errich- 
teten Academieen  fanden ,  im  Inlande  sowohl ,  als  an  der  Küste 
Koromandel  oder  (nach  Hiuentsang)  Cho-li-ye.  Die  später  Srihi 
genannte  Aera  der  Chola  (Shozha)  wurde  unter  Bama  Chandra 
(1289)  eingerichtet.  Die  KoUam-Aera  (Parasurama  Sacam)  oder 
die  Aera  Parasurama's  genannt,  datirt  von  825  p.  d.  oder  (nach 
Taylor)  764  p.  d.  Die  chinesischen  Chroniken  erwähnen  aus 
dem  Jahre  638  p.  d.  der  Ankunft  persischer  Gesandter  des  flüch- 
tigen Jezdegerd,  dessen  Aera  später  als  die  des  Islam  (622 
p.  d.),  wahrscheinlich  632  p.  d.  mit  seinen  Eegierungsjahren 
beginnt,  doch  will  sie  Scaliger  von  seinem  Tode  datiren.  Die 
nach  den  Jainas  reducirte  Aera  des  Buddha  Godama  fällt  in  die 
Zeit  des  armenischen  Statthalters  Codomanus,  der  als  letzter 
Darius  den  Platz  des  Arses  (Sohn  des  Ochus)  einnahm.  Die 
Priester  Tatsin's  kamen  nach  dem  Denkmal  Olopuen's  635  p.  d. 
in  Siganfu  an.  Die  Rumi-Monate  der  Araber  sind  mit  denen 
der  Syrier  identisch,  die,  wie  die  Griechen,  die  Aera  des 
Seleucus  Nicator  (311  a.  d.)  adoptirten.  Die  sich  an  die  Thron- 
besteigung des  Tschandragupta  anschliessende  Aera  (312  a.  d. 
beginnend)  heisst  die  des  Tschanakja,  als  in  der  Sühne  seines 
Zornes  ihren  Ursprung  nehmend. 

Lassen  bemerkt:  „Der  Gebrauch  des  sechzigjährigen  Cyclus 
des  Jupiters  lässt  sich  bis  auf  die  Zeit  des  Vahära-Mihira,  d.  h. 
bis  zum  Schlüsse  des  fünften  Jahrhunderts  nach  Christi  Geburt 

Bastian,  OiUaien.  I.  33 


514  Zeitrecbnaog. 

zurückfuhren.  Es  ist  daher  die  Angabe  der  tibetischen  Schrift- 
steller, dass  er  um  965  nach  Christi  Geburt  in  Indien  eingeführt 
worden,  zu  verwerfen.  Es  gab  aber  einen  älteren,  einen  Cyclus 
von  sechzig  Mondjahren,  welcher  in  dem  dem  Parasara  zu- 
geschriebenen Gesetzbuche  von  dem  fünfjährigen  Juga  abgeleitet 
wird  und  zwölf  solche  enthält.  Bei  den  Chinesen  lässt  sich  der 
Gebrauch  des  60jährigen  Cyclus  nur  bis  auf  die  Zeit  der  Ilan, 
d.  h.  140  Jahre  vor  Chr.  Geb.,  mit  Sicherheit  zurückführen.  In 
schon  früher  Zeit  bestand  bei  den  Chinesen  ein  12jähriger  Cyclus 
mit  Thiernamen  für  die  einzelnen  Jahre  im  Gebrauche,  aus  wel- 
chem der  60jährige  gebildet  worden  ist.  Auch  bei  den  Chaldäem 
findet  sich  jedoch  sowohl  ein  12jähriger  Cyclus,  wie  der  60jährige 
Sossos. ""  Der  gemeinsame  Ursprung  der  indischen  Nakshatra 
und  chinesischen  Sicou  wird  nach  Babylon  verlegt,  wo  sie  mit 
den  arabischen  Manazil  zusammentreffen.  Die  Reduction  der  28 
auf  27  geschah  (nach  Whitney)  in  Indien.  Plolemäus  legte  die 
von  den  Alexandrinern  wie  (nach  Mohamed  ben  Musa)  von  den 
Indern  benutzte  Sexagesimaltheilung  bei  seinen  astronomischen 
Rechnungen  zu  Grunde. 

Die  Siamesen  kennen  ausser  der  Phutthasakkharat  und 
Chunlosakkharat  (der  religiösen  und  profanen  Aera)  noch  die 
Mahasakkharat,  im  Gegensatz  zu  welcher  die  Chunlosakkharat 
für  klein*)  gilt.  Sie  wird  gewöhnlich  in  das  Jahr  77 — 79  p.  d. 
gesetzt  und  entspricht  so,  wie  die  angeblich  von  einem  Könige 
Prome's  veränderte  Zeitrechnung,  der  Aera  des  Salivahana. 
Mitunter  wird  auch  eine  andere  Aera,  die  im  Siamesischen  neben 
der  vulgären  herläuft,  aus  den  Jahren  540 — 544  p.  d.  stammend, 
als  Mahasakkharat  bezeichnet,  doch  scheint  ihr  eigentlicher  Name 
Lusakkharat  (Sapphasakkharat)  zu  sein.  Eine  andere  Maha- 
sakkharat wird  von  der  Schöpfung,  d.  h.  vom  Beginn  der  Kalpa, 
gerechnet.  Auch  dient  die  Regierung  Mahasamada's  zum  Ansatz- 
punkt, wie  in  Indien  Raja  Judishter.  Bei  den  Aracanesen  heisst 
die  vulgäre  Aera  die  Mug-Aera  und  wird  mit  der  Einführung  des 
Buddhismus  in  Verbindung  gesetzt.    Nach  den  Siamesen  Hess 

*)  Die  Vinya  unterscheidet  in  ihren  Büchern  die  Chnla-Wagcra  und  Haha- 
Wagga,  als  kleine  und  grosse  (in  Birma). 


Zeitrechnung.  515 

Phra  Ruang  die  Ckunlosakkharat  oder  Cholosakkharat*)  von  allen 
NachbarfUrsten  annehmen  und  zog  nach  China,  als  dem  einzigen 
Lande,  das  sich  geweigert  hatte.  Die  Birmanen  benutzen  zuweilen 
eine  grosse  Aera,  die  durch  Anjana,  Gautama's  Grossvater,  einge- 
richtet wurde  (691  a.  d.).  The  (materual)  grandfathcr  of  thePhra, 
naraed  king  Inzana,  corrected  the  Calendar  in  the  year  8645  and 
in  67  (of  the  new  era),  the  Phraloung  entered  the  womb  of  Thiri 
mahayana  and  after  10  months  was  born  68  in  the  füll  moon  of 
Katshon. 

Die  siamesische  Aera  zählt  die  Buddha-Sakkharat ,  wie  die 
Autorität  Ceylon's,  von  543  a.  d.,  während  die  in  tibetischen 
Büchern  gegebenen  Daten  (nach  Wilson)  zwischen  2420  a.  d. 
und  453  a.  d.  schwanken.  Stanislas  Julien  zählt  aus  dem  Ta- 
thang-si-yu-ki  vier  Variationen  Hiouen-tsang's  auf,  als  552  a.  d., 
652  a.  d.,  852  a.  d.  und  252—352  a.  d. 

Die  Mahasakkharat  wurde  durch  König  Arittapalawaso  oder 
Arattapatasso  begründet.  Auch  wird  aus  Wortspielerei  gesagt, 
dass  König  Maha-Sak  die  Mahasakkharat  und  König  Chunlo-Sak 
die  Chunlosakkharat  eingeführt  habe.  Andere  wollen  in  Phra 
Kuang  den  Stifter  der  Mahasakkharat ,  in  Phaya  Krek  den  der 
Sapphasakkharat  und  in  Phra  Phutthakhosa  den  der  Chunlo- 
sakkharat sehen ,  und  da  sie  diesen  letztem  oft  den  zweiten  oder 
spätem  Buddha,  im  Gegensatz  zu  dem  älteren  oder  Sommonakho- 
dom  nennen ,  so  würde  sich  daraus  erklären ,  wie  Buddha  zur 
Gründung  der  Mug-Aera  nach  Aracan  gekommen.  Auf  den  In- 
schriften Pagan's  findet  sich  die  Makha-Aera.  Die  Kambodier 
sprechen  neben  dem  ausPhamä  oderThatung  gesandten  Phuttha- 
khosa und  (nach  der  Inschrift  Ramree's)  200  Jahre  früher 
zurückgekehrten,  noch  von  einem  andern,  der  in  ihrem  Lande 
verblieben  und  den  Ehrentitel  jenes  Ersten  angenommen  habe. 
In  den  siamesischen  Geschichtsbüchem  wird  meistens  nach  der 
Chunlosakkharat  gerechnet,  in  denen  Kambodia's  aber,  wo  die 
Chunlosakkharat  erst  mit  Gründung  Lawek's  eingeführt  sein 
soll,  fand  ich  häufig  die  Mahasakkharat  (mit  79  p.  d.  beginnend) 


*)  Cholo  meint  Monat  oder  Mond  in  der  Sprache  der  Vayu. 

33* 


516  Zeitrechnnng. 

fortgeführt.  Dieser ,  als  der  Aera  Salivahana's ,  folgen  auch  die 
Könige  Tipperali's  auf  ihren  Goldmünzen.  In  Orissa  wird 
gleichfalls  in  allen  Rechnungen  die  Aera  Salivahana's  beobachtet 
Die  in  Bahar  gebrauchte  Aera  heisst  Sambat  und  wird  von  den 
Pandits  als  die  Aera  Vikrama's  angesehen  (57  a.  d.).  Raghava- 
deva  führte  880  p.  d.  die  Tamlat- Aera  ein.  Vicramaditya  Tri- 
bhuvanamalla  (der  Kalukja)  ersetzte  vorübergehend  die  Aera  des 
Salivahana  durch  die  des  Vicramaditya  (1076  —  1127  p.  d.).  Die 
bei  dem  Astronomen  Varahamihira  (5.  Jahrhundert)  gefundene 
Aera  Vicramaditya's  soll,  wie  die  bei  Brahmagupta  (7.  Jahr- 
hundert), die  Aera  des  Salivahana  sein.  Buchanan  bemerkt: 
The  era  of  Vikrama  commences  441  p.  d.,  but  if  called  Sumwat, 
it  commences  56  a.  d. 

Die  Namen  Vicramaditya  und  Salivahana  gehören  bekannt- 
lich einer  sehr  verwirrtcu  Periode  der  indischen  Geschichte  an 
und  in  den  Schlachten,  wo  sie  zusammen  angeführt  werden,. soll 
bald  der  Töpfer  Salivahana  (der  berüchtigte  Kreuzträger)  den 
König  Vicramaditya,  bald  dieser  jenen  überwunden  haben.  Nach 
dem  Vansavali  wird  Nri  Nikas  Salivahana  Saca  Hara  durch  die 
Yavanas  gegen  den  Raja  von  Delhi  unterstützt.  Die  Sakkharat 
ist  diejenige  Periode,  in  der  ein  Mächtiger  oder  Saka,  gleich 
dem  Könige  der  Saka,  regiert  und  für  deren  Dauer  er  seine 
Zeitrechnung  fixirt.  Als  deshalb  Salivahana  dem  sterbenden 
Vicramaditya  die  Bitte  gewährt,  dessen  Aera  nicht  abschaffen 
zu  wollen,  verwandelt  er  aber  doch  den  Namen  von  Sakkharat 
in  Somvat  (Cyclus),  da  jetzt  seine  eigene  Epoche  eine  Sakkharat 
wurde  (s.  Wilford).  Unter  den  Buddhisten  Hinterindiens  hat 
das  Wort  auch  seine  entsprechende  Bedeutung  bewahrt,  aber  die 
die  Niederlage  Vicramaditya's  verkleidenden  Brahmanen  stellen 
die  Einführung  der  Sakkharat  als  ein  Freudenfest  dar,  wie  es 
die  Perser  über  die  Vertreibung*)   der  tyrannischen  Sacae**) 


*)  Nach  Justin  feierten  die  Parther  den  von  Arsaces  über  Seleacas  er- 
fochtenen  Sieg  als  den  Tag  ihrer  Freiheit. 

**)  Nach  Athenäus  (^bei  Brissonias)  berichtete  Berossns ,  am  sechszehnten 
Tage  des  Monats  Loos  sei  in  Babylon  das  Fest  der  Sakeen  gefeiert,  welches  fonf 
Tage  dauerte ,  an  denen  die  Herren  sich  von  ihren  Untergebenen  beherrschen 


Zeitrechnung.  517 

feierten,  und  verkehren  den  Ehrennamen  in  einen  eehimpflichen. 
Noch  andere  Aeren  haben  dies  Schicksal  gehabt.  Quant  au 
Goupta-Kala  (i'6re  des  Gouptas)  on  entend  par  le  mot  Goupta 
des  gens  qui  ont  6t6  mechants  et  puissants  et  V^re  qui  porte  leur 
nom  est  Tdpoque  de  leur  extermiuation.  Die  Aera  der  Jüngern 
Gupta  beginnt  319  p.  d. 

The  overthrow  of  the  Sakas  is  universally  attributed  to  the 
Vikramäditya  who  assumed  the  title  of  Sakäri ,  and  established 
the  era  which  still  bears  his  name,  beginning  in  57  B.  C.  But 
if  the  prince  who  founded  this  era  was  a  contemporary  of  Prava- 
rasena,  Raja  of  Kashmir,  and  of  the  poet  Kälidäsa,  as  well  as  of 
the  Astronomer  Varäha  Mihira,  as  there  seems  good  reason  to 
believe,  it  isquite  certain  that  he  cannot  be  dated  earlier  than  the 
beginning  of  the  sixth  Century  of  the  Christian  era.  This  con- 
clusion  is  supported  by  the  streng  testimony  of  Abu  Rihän,  who 
states  that  the  great  victory  over  the  Sakas  was  gained  at  a  place 
called  Koror,  between  Multan  and  Loni,  by  a  prince  named  Vi- 
kramäditya, just  135  years  after  the  prince  of  the  same  name 
who  founded  the  Vikrama  Samvat.  As  the  date  of  this  event 
corresponds  exactly  with  the  initial  point  of  the  Sake-era  which 
was  established  by  Sälivähana,  it  results  that  the  Vikramäditya 
of  Abu -Rihän  is  identical  with  the  Sälivähana  of  the  populär 
Indian  traditions.  This  conclusion  is  further  strengthened  by 
the  fact  that  in  Colonel  James  Abbott's  list  of  the  Rajas  of  Syäl- 
kot,  a  reign  of  90  years  is  assigned  to  Sälivähana,  which  is 
exactly  the  same  as  is  allotted  to  Vikramäditya,  the  conqueror  of 
the  Sakas,  in  all  the  seven  copies  of  theRäjävali  that  Ihaveseen. 
On  these  grounds,  I  venture,  with  some  confidence,  to  fix  the  date 
of  the  defeat  of  theSaka  conqueror  ofDilli  in  a.  d.  79  which  is  the 
initial  point  of  the  Sake-era  of  Sälivähana  (nach  Cunningham). 


Hessen  und  Einer  derselben,  mit  einem  Zogan  benannten  Konigsmantel  bekleidet, 
an  deren  Spitze  stand.  An  dessen  Statt  nennt  Dio  Cbrjsostomos  einen  zum  Tode 
verurtheilten  Gefangenen ,  der  während  dieses  Festes ,  Tuiy  Saxxiuy  ioqiri  ge- 
nannt, auf  königlichem  Throne  sitzend,  nach  GefaHen  schwelgen  und  vom  Harem 
freien  Gebrauch  machen  durfte ,  aber  zuletzt  entkleidet ,  gegeisselt  und  erhenkt 
wurde  (s.  Grotefend). 


518  Zeitrechnnncf. 

Nach  Ferishta  wurde  Bickermajit  (Zeitgenosse  des  Shawpur 
in  Iran)  in  einer  Schlacht  mit  den  empörten  Fürsten  desDekkhan 
am  Ufer  des  Nerbudda  erschlagen.  Im  Jahre  56  a.  d.  beginnt 
die  allgemeinste  Aera  der  Inder  (^äkjibda  oder  das  Saker-Jahr) 
und  diese  soll  wegen  der  Verjagung  der  Saker  durch  Vicrama- 
ditya  eingesetzt  sein,  sagt  Benfcy,  der  anderswo  bemerkt,  dass 
nach  einer  Angabe  der  Schi uss  der  Sunga- Dynastie  in  Patali- 
putra  (deren  letzter  König  Devabhuti  von  seinem  Minister,  dem 
Brahmanen  Vasudeva,  ermordet  wurde)  mit  der  Aera  des  Vicra- 
maditya  (56  a.  d.)  zusammentrifft. 

The  most  distinguished  monarch  of  the  Satkami  or  Andhra- 
Dynasty  was  Gautamiputra,  the  father  of  Padumavi  (Puloman) 
or  Siri  Pulomai  (according  to  Ptolemaeus  Claudius).  He  appears  to 
have  extended  his  conquests  over  Malwa,  Gujarat,  Akar  and  all 
those  provinces,  over  which  a  Kshatrap  or  Satrap  (Nahapana)  of 
the  Parthian  -  Dynasty  (Phrahates)  ruled  immediately  before. 
Gautamiputra  is  praised  for  having  established  the  glory  of  the 
Satavahan  family,  for  having  defeated  Sakas,  Yavanas  and  Pah- 
lavas,  and  for  exterminating  the  descendants  of  Ehagarat  or 
Kshaharata  (Phrahates),  bemerkt  Bhau  Daji,  der  geneigt  ist,  ihn 
als  den  Gründer  der  Sali vahana- Aera  zu  betrachten. 

Die  Mahasakkharat,  in  der  auf  den  Steininschriften  Suko- 
thay's  gebrauchten  Weise,  soll  durch  einen  König  Kambodia's 
eingeführt  sein  (540  p.  d.)  und  wird  zuweilen  Phaya  Krek  zu- 
geschrieben (544  p.  d.) ,  wie  die  gewöhnliche  Bechnung  der 
Chunlosakkharat  dem  Phra  Ruang,  dem  Flechter  wasser- 
dichter Körbe,  wie  Fjalla-Eyvindr  auf  Island.  Ihrer  erwähnt 
Louböre,  als  der  ältesten  Epoche  der  Siamesen,  die  rein 
astronomisch  wäre  und  zur  Grundlage  einer  andern  Art  der  Pla- 
netenberechnung gedient  habe ,  die  für  die  neue  Methode  seit 
638  p.  d.  aufgegeben  sei.  A  l'annöe  544  p.  d.  (2231  de  l'^re 
Siamais)  la  conjonction  moyenne  de  la  Lune  arriva  entre  l'Equi- 
noxe  v^ritable  (nach  Cassini).  Die  von  dem  Tode  des  Königs 
Harshavardhana  oder  Qriharsha  datirte  Aera  (607  p.  d.)  fällt  mit 
dem  Aufhören  des  Titels  Maharaja  oder  Grosskönig  in  Indien 
zusammen,  als  die  buddhistischen  Könige  der  (auch  in  Birma 


Zeitrechnancf.  519 

regierenden)  Aditja  oder  Sonnen-Dynastie  durch  ihre  brahma- 
nischen  Nachbarn  unterdrückt  wurden ,  bis  Qiladitja  den  alten 
Glanz  wiederherstellte  (620  p.  d.).  Albiruni  versetzt  die  kasch- 
mirische Aera  von  607  p.  d.  auf  457  p.  d.  Die  zu  Ehren  Brahma- 
gupta's  eingeführte  Aera  der  Astronomen  datirte  665  p.  d.  und 
die  Chalukya-Aera  1016  p.  d. 

Nach  Brown  ist  die  Kali-Aera*)  die  Grundlage  aller  Be- 
rechnungen bei  den  Astronomen  und  Chronologen  Indiens.  The 
Hindoo  sages  reckon  the  Kali  Yug  from  Friday  the  (suddha)  first 
day  of  the  moon  in  the  monthChaitra  in  the  yearPramadi,  which 
is  the  thirteenth  year  of  the  preceding  Cycle.  The  first  Cycle 
is  counted  from  Prabhava,  the  48th  year  of  the  Kali-Aera. 

The  Telinga  calendar  (different  from  that  of  .the  Hindus)  is 
the  calendar  of  the  Javanese.  During  the  Telinga  and  Teloogoo 
dynasty  (of  the  Gentoos)  a  considerable  emigration  occurred  from 
the  Choromandel  or  Cholomandel  coast  of  the  Chola-Dynasty  to 
Java  (XIII.  Century). 

*)  In  the  beginninjir  of  the  fourth,  or  present  jowg,  Rajah  Joodishter  was 
universal  monarcb  and  the  comraoncement  of  his  reign  became  the  epocha  of  an 
era ,  of  which  to  this  time  (being  the  40th  of  Akbar  rcign ,  who  was  prociaimed 
emperor  1556  p.  d.)  there  have  elapsed  4696  years.  After  him  Bickerros^eet 
reokoned  from  his  own  accession  to  the  throne  and  reigned  135  years;  of  this 
era  there  have  elapsed  1652  years.  It  is  said,  that  a  yonth,  named  Salbahin, 
made  war  upon  Bickermajeet  and  after  having  taken  htm  prisoner  in  battle, 
asked  what  boon  be  had  to  reqaest.  Bickermajeet  only  desired ,  that  his  era 
might  not  be  discontinued  in  public  transactions.  Salbahin  granted  his  request, 
bnt  at  the  same  time  made  nse  of  another  era  from  his  own  accession.  Of  the 
era  of  Salbahin  there  have  elapsed  1517  years.  The  Hindoos  believe  that  his 
era  will  continue  in  use  for  the  space  of  18,000  years,  after  which  Rajah  Bid- 
Jeeabundun  will  introduce  a  new  era  from  his  own  accession  to  the  throne,  which 
wiU  last  10,000  years.  Then  Nake  Arjen  will  sit  on  the  throne  and  establish 
another  era ,  which  will  continue  4  lacks  of  years.  And  lastly  Kalkee  Otar  will 
Institute  an  era,  which  will  remain  in  nse  for  821  years.  All  these  six  eras 
(eicepting  that  of  Bickermajeet)  are  roetaphorically  called  by  them  Saka  and 
beld  in  the  greatest  veneration.  Besides  these  six,  there  are  many  others ,  in- 
cluding  that  of  Bickermajeet ,  and  which  they  call  Sumbut.  The  era  of  Bicker- 
majeet was  changed  from  Saka  to  Sumbut  upon  the  Invasion  of  Salbahin.  After 
the  expiration  of  these  six  eras  the  Sut-jowg  will  commence  and  give  rise  to  a 
new  era  (Abul  Fazl). 


520  Zeitrechnonjf. 

Die  vulgäre  Aera  wurde  zweimal  in  Birma  verändert  Das 
erste  Mal,  624  Jahre  nach  dem  Tode  Gautama's,  durch  Sa- 
muddara ,  den  König  Therekittara's ,  der  622  Jahre  strich  und 
mit  zwei  neu  begann.  Die  andere  Veränderung  wurde  durch 
Thengaret,  König  von  Pagan,  gemacht,  im  17.  Jahre  seiner  Re- 
gierupg  und  562  nach  der  Regierung  des  There  Moungdari.  Er 
Hess  560  Jahre  fort  und  fing  mit  zwei  wieder  neu  an. 

DerThagyakönig  verkörperte  sich  in  dem  Pona  (Brahmanen) 
Mahalana,  um  die  von  König  Asatada  in  der  ZeitKassapa's*)  ver- 
änderte Aera  auPs  Neue  zu  ordnen ,  als  der  22.  König  in  Prome 
regierte.  Diese  Veränderung  der  Aera  fällt  in  die  Jahre  78— 
80  p.  d.  Saddamaraza  (Saddamanazal),  rey  d'Ava,  emendo  ed 
abbrevi6  Tera  (788)  ritenendone  soli  tre  anni  per  mal  augurio  te- 
muto,  sagt  Sangermano.  Dieser  König  regierte  1426 — 1439.  Ra- 
mathibodi,  König  von  Sukothay,  führte  die  Lu-Sakkharat  oder 
Chunlosakkharat  ein,  identisch  mit  PhraRuangChao,  der  im  Jahre 
1000  nach  Buddha  die  bisher  gebrauchte  Aera  abschaffte.  Erver- 
änderte das  Pferdejahr  von  Ehasok  zuThosok.»  In  seiner  Lebens- 
beschreibung heisst  es:  ,,Als  Phra  Ruang,  der  die  Sakkharat 
Phra  Phuttichao's  abschaffen  sollte,  fünf  Jahre  alt  geworden 
war,  hatte  der  Cirkel  der  Phutthasakkharat  gerade  1000  Jahre 
vollendet."  Sein  Rival  macht  ähnliche  Ansprüche:  „Im  Jahre 
206  der  Chunlosakkharat,  1857  Jahre  nach  Buddha,  führte  im 
dritten  Jahre  seiner  Regierung  Phaya  Krek  (Phrachao  Sintho 
Amarin)  die  Chunlosakkharat  ein  und  regierte  dann  fernere  57 
Jahre. ""  Indess  soll  diese  Chunlosakkharat  von  Myang  Phama 
durch  Chao  Anuruth  eingeführt  sein ,  der  seine  Eroberungen  bis 
Kamphuxa  ausdehnte ,  und  nur  die  Siamesen ,  um  Phaya  Krek 
zu  ehren,  schreiben  diesem  die  Aera  zu.  Die  Könige  des  zweiten 
Pagan  bedienten  sich  der  vom  König  Puppachan-Rahan  im  Jahre 
1331  der  grossen  Epoche  (639  p.  d.)  eingeführten  Zeitrechnung, 
aber  Sangermano  sagt  vom  Könige  Pagan's :  Poppozarahen  molto 
versato  nel  Beden  (Astrologia)  dell  Era  di  535  ritenno  due  soli 


*)  Die  damals  den  Rischi  gegebenen  Veda's  worden  später ,  wie  Drona  von 
Buddha  hörte ,  durch  die  Brahmanen  entstellt. 


Zeitrechnung.  521 

anni  (perche  si  presaguia  alcuna  cosa  di  funesta)  e  dopo  di  avere 
regnato  27  anni  mori  nello  stesso  anno  nel  quale  avea  emendata 
TEra.  Thengaret,  König  von  Pagan,  führte  seine  Aera  im 
Jahre  560  derProm-Aera  ein,  was  dann  wieder  639  p.  d.  als  den 
Anfang  der  politischen  Aera  giebt.  Die  grosse  Epoche  wurde  nach 
den  Birmanen  bei  der  Veränderung  der  Aera  dui'ch  Asatatath's 
Vorgänger  in  Tagoung  eingeführt.  Die  Siamesen  sprechen  von 
einer  Aera,  die  Sakatam  oder  Boromkrasat,  König  von  Taksila, 
durch  Disa  Maha  Phrahm  hätte  einführen  lassen,  im  Jahre  306 
der  Phuttha  Sasana  Kala  luang,  worauf  er  noch  72  Jahre  regiert 
habe.  Gewöhnlich  steht  die  Aera  mit  der  Religionsänderung 
in  Beziehung,  und  auch  die  arabische  wird  durch  Hamzalsfahani 
von  der  Umgestaltung  des  alten  Cultus,  der  an  Abraham  ge- 
knüpft war,  gerechnet,  als  Amr  bin  Luhajj  den  syrischen  Götzen- 
dienst einführte  (s  Krehl).  Phaya  Thammitsarat  konnte ,  da  es 
ihm  an  Gelehrten  (Pruttachan)  unter  den  Hora  fehlte,  seinen 
Wunsch ,  die  Kalender  zu  ordnen ,  nicht  ausführen. 

Im  Jahre  906  (627)  wünschte  Phra  ßam  Phong  Banthit,  der 
in  der  Stadt  Phra  Thessarat  oder  Nakhon  Xaisi  herrschte ,  die  in 
Verwirrung  gerathene  Chunlosakkharat  wieder  durch  die  Phut- 
thasakkharat  zu  ersetzen.  Als  Phra  Rama  Banthit  im  Jahre  559 
der  Xulasakkharat  den  Thron  in  der  Stadt  Nakhon  Xaisi  be- 
stiegen und  mit  dem  Titel  Phra  Rama  Phong  Banthit  Udom  Raxa 
Pinklao-Phutthi  Chao  Yu  Hua  gekrönt  war,  klagte  er  vor  seinem 
Gelehrten  Najatham,  dass  die  Ghun  -  Sakkharat  und  die  Phra 
Phutthi-Sakkharat  beide  ganz  in  Unordnung  gerathen  seien ,  und 
dass  deshalb  das  Lebensalter  des  Menschen  abnehmen  und  die 
Sitten  sich  verschlechtern  würden.  Die  Maha  Xot  Phrahm  er- 
hielten Befehl,  aus  diesem  Grunde  die  Chunlosakkharat  zu  unter- 
drücken und  nur  die  Phra  Phutthasakkharat  zu  beachten.  Es  ist 
die  magische  Verknüpfung  von  Ursache  und  Wirkung,  die  rück- 
wirkend in  der  Unordnung  des  Kalenders,  schon  früher  das  Ende 
der  Tage  und  damit  die  in  denselben  prophezeiten  Leiden  der 
dem  Untergange  entgegeneilenden  Welt  herbeiführen  würde. 

Der  König  von  Siam  ging  1861  von  lunaren  zu  solaren  Monaten 
über,  aber  fuhr  für  die  nächsten  Jahre  fort,  die  Zwischenzeit  noch 


522  Zeitrechnung. 

besonders  zu  bemerken.  Die  Siamesen  beobachten  zwei  Neu- 
jahrstage. Der  Truth  oder  Kruth  ist  das  eigentliche  Neujahr  des 
Volkes ,  aber  die  Hora  (die  Clemens  Alexandr.  als  Horoskopen  in 
Egypten  kennt)  haben ,  um  seine  Irrthümer  zu  rectificiren ,  den 
Songkram  eingerichtet  und  lassen  nun  die  Leute,  die  schon 
das  frühere  gefeiert,  auch  dieses  begehen.  Die  Lao  und  Kam- 
bodier  nehmen  nur  auf  den  Songkram  Rücksicht.  Buehanan 
bemerkt  von  Vorderindien:  The  only  year  in  use  above  the 
Chats  is  the  Chandramanam  or  lunar  year,  in  which  the  re- 
ligious  ceremonies  are  performed.  At  Bangalore  the  year  1800 
is  reckoned  the  year  4893  of  the  Kaliyugam  or  1722  of  the 
Era  of  Salivahana.  Without  Consulting  the  Panchanga  or  al- 
manack  kceper  nobody  knows ,  when  he  is  to  perform  the  cere- 
monies of  religion.  Bei  dem  Mangel  an  kenntnissreichen  Mathe- 
matikern ,  die  selbst  in  China  gerne  aus  der  Fremde  angenom- 
men wurden ,  muaste  eine  einmal  eingerissene  Verwirrung  bald 
ganz  unheilbar  sein,  besonders,  wenn  so  verwickelte  Rechnungen 
zu  ordnen  waren,  wie  im  javanischen  Kalender.  In  der  Inschrift 
Uttungadeva's  (1294  p.  d.)  werden  die  Tage  sowohl  nach  der 
fünftägigen  Woche  des  indischen  Archipels,  als  nach  der  sieben- 
tägigen Indiens  bezeichnet,  als  in  der  sechstägigen  (Shadvara), 
und  dann  sind  die  30  siebentägigen  Wochen ,  die  sechs  durch 
die  Verbindung  der  fünftägigen  und  der  siebentägigen  Woche 
entsprechenden  35tägigen  Reihenfolgen  entsprechen  und  das 
210tägige  Jahr  bilden,  mit  besondern  Namen  bezeichnet  (s.  Las- 
sen). Im  Dekkhan  wird  wie  unter  den  Indochinesen  und  Mongolen 
nach  dem  60jährigen  Cyclus  gerechnet.  Für  ihre  Religionsge- 
schichte fixiren  die  Siamesen  gewisse  Daten  nach  ihrem  Abstände 
von  Buddha's  Todesjahr,  aber  nur  die  Palitexte  selbst  können 
einigermassen  zuverlässige  Anhaltspunkte  geben  für  Alles,  was 
jenseits  der  Grenzen  des  Landes  liegt.  In  dem  Uebrigen  findet 
sich  das  confuseste  Zeug  hingeworfen.  Nach  dem  Niphan 
Buddha's,  im  Jahre  des  Pferdes,  im  ersten  Cyclus,  wurde  im 
vierten  Monat  das  erste  Concil  gehalten  unter  der  Regierung  von 
Phaya  Xatsatkru  (Ajatsakhu).  Unter  Phaya  Sokkharat  wurde 
das  zweite  Concil  gehalten,  im  Jahre  des  Hahnes,  im  10.  Cyclus, 


Zeitrecbnaog.  523 

dem  11.  Jahre  der  politischen  Aera.  Unter  Phaya  Haiphranaksen 
wurde  das  dritte  Concil  gehalten ,  im  Jahre  des  Ochsen ,  im  10. 
Cyelus.  Phra  Phutthakhosachan  richtete  die  zweite  Versamm- 
lung ein,  im  Jahre  des  Pferdes,  im  10.  Cyelus,  und  schrieb  die 
Palmblätter-BUcher  auf  der  Insel  Langka  unter  König  Arathana- 
Keo-Horakot.  In  ähnlicher  Weise  wird  gesagt,  dass,  nachdem 
das  Niphan  die  Phra  Phuttha-Sakkharat  für  5000  Jahre  begrün- 
det habe,  Axatisattru  vier  Monate  später  diePathommaSankhaya- 
nai  gehalten ,  dann  nach  100  Jahren  Phra  Sri  Thammasokharat 
die  Thutiya,  nach  200  Jahren  (300  Jahre  vor  Phra  Nakhasen) 
Phaya  Milinth  die  Tattiya  und  nach  300  Jahren  (auf  die  AuflFor- 
derung  Phra  Phutthakhosa's)  Phra  Kheo  Morakot  die  Chatuthya. 
Oder  es  heisst,  dass  unmittelbar  nach  Buddha's  Niphan  Phaya 
Atasatru  das  erste  Concil  hielt,  nach  100  Jahren  Phaya  Kalasoka 
das  zweite,  dass  nach  400  Jahren  das  dritte  gehalten  wurde  und 
965  Phra  Phutthakhosa  die  Dhamma  übersetzte. 

Die  siamesische  Geschichte  wird  durch  folgende  Bestim- 
mung der  Aera  eingeleitet:  Suphamatsada :  Die  Phra  Phuttha- 
Sakkharat  beginnt  mit  dem  heiligen  Prinzen  Phra  Boromma-Trai- 
Loka-Nat-Chao ,  der  die  Kantha  vernichtend,  in  das  Niphan 
einging.  Der  Heilige  begründete  die  Bovana-Phuttha-Sasana, 
um  für  5000  Jahre  zu  dauern ,  an  einem  Dienstag  des  sechsten 
Monats,  der  15.  Nacht  des  wechselnden  Mondes,  in  dem  Jahre 
der  Schlange  (Maleng),  dem  letzten  des  Cyelus ,  als  dem  Niphan 
Phra  Phutthichao's,  von  den  Gelehrten  (Phra- Achan-Chao)  in  das 
Jahr  des  Pferdes,  das  erste  des  Cyelus,  gesetzt.  Nachdem 
vier  Monate  verflossen,  berief  Phaya  Axatisattru  die  Phra  Arahan 
zu  der  Versammlung  der  Pathomma-Sangkhayanai.  Hundert 
Jahre  später,  im  Jahre  des  Hahnes,  dem  letzten  des  Cyelus, 
dem  11.  Jahre  der  Chunlosakkharat,  versammelte  Phaya  Sri 
Thammasokharat  die  Thutiya-Sangkhayanai  (das  zweite  Concil) 
am  passenden  Platze.  Nach  200  Jahren ,  im  Jahre  des  Ochsen, 
dem  letzten  des  Cyelus,  dem  21.  der  Chunlosakkharat,  Hess 
Phaya  Milinth  durch  Phra  Nakhasen  das  Tattiya-Sangkhayanai 
einberufen  an  passender  Stelle.  Nach  ferneren  300  Jahren, 
im  Jahre  des  Pferdes,  dem  letzten  des  Cyelus,  dem  31.  Jahre 


524  ZeitrecbnuDg. 

der  Chunlosakkharat ,  setzte  Phra  Phutthakhosa  Chanchao  das 
Chattutha-Sangkhayanai  ein,  indem  er  die  Buchstaben  des  zu 
lesenden  Alphabets  von  Langkathavib  aussandte.  Er  lud  den 
Phra  Kheoh  Morakot  (den  kostbaren  Smaragd)  ein,  mit  ihm 
den  Kahn  zu  betreten ,  der  so  fortgetrieben  wurde  und  in  die 
FlussmUndung  des  Phuttha-Thay-Maht  einlief.  Suphamatsada : 
Im  Jahre  206  der  Phra  Phuttha-Sakkharat ,  in  dem  36.  Jahre 
der  Chunlosakkharat,  im  Jahre  des  Schweines,  geschah  es, 
dass  seine  Majestät  der  grosse  König,  der  über  die  Stadt  Tak- 
kasinla-Maha-Nakhon  herrschte  und  den  Namen  Phaya  Sakkra- 
thammaharaxathirat  führte,  durch  die  mächtige  Gewalt  seiner 
Herrschaft  alle  andern  Könige  übertreflFend ,  in  der  Abendzeit 
nach  seinem  Throne  in  dem  Palastthurme  der  Nordseite  her- 
vorkam und  über  die  Phra  Phuttha-Sasana  nachdachte,  wie 
sie  nicht  im  Einklang  mit  dem  Phra  Phuttha-Chakr  sei.  Und 
ein  königlicher  Befehl  erging  an  die  Attita-Phrahmana-Parohit, 
sagend:  Von  diesem  Tage  an  als  dem  Beginn,  bis  zu  dem 
Ende  der  Phra -Phuttha-Sasana,  die  durch  Phra  Phuttha  Chao 
auf  die  Länge  von  5000  Jahren  bestimmt  ist,  soll  die  Chunlo- 
sakkharat gegründet  sein,  uns  in  Zukunft  zu  dienen.  Rechnet 
Donnerstag  des  fünften  Monats  in  der  ersten  Nacht  des  abneh- 
menden Mondes,  nach  der  Chunlosakkharat  das  Jahr  der  Maus, 
das  erste  des  Cyclus,  als  das  Mahasongkran  (den  Anfang  des 
solaren  Jahres) ,  und  darnach  mit  dem  Neujahr  beginnt  neu  die 
Chunlosakkharat  im  neuen  Monat.  Ehe  das  Mahasongkran 
nicht  angetreten,  kann  das  Jahr  nicht  erneuert  werden,  weil 
die  Dithi  (Mondtage)  ein  unvollständiges  Jahr  von  360  Tagen 
lassen  würden.  Nachdem  seine  Majestät  diese  Angabe  für  die 
Chunlosakkharat  festgesetzt  hatte ,  schied  er  vom  Leben  ab  und 
ging  in  den  Himmel  ein ,  nachdem  er  72  Jahre  regiert  hatte. 
Als  die  Chunlosakkharat  den  ersten  Cyclus  (Sak)  vollendet 
hatte,  betraten  die  ehrwürdigen  Eremiten  Sisatxanalai  und  Sithi- 
mongkhon  das  Menschenalter  von  100  Jahren,  aus  der  Zeit,  wenn 
Xinasi  noch  Phaya  war,  bis  zu  seiner  Entscheidung,  sich  in  der 
Kenntniss  des  Sapphanjutajahn  zu  manifestiren,  als  Phra  Phuttha 
Chap ,  zum  Besten  aller  Wesen. 


Zeitreebaung.  525 

Ueber  den  letzten  Versuch  der  Aera- Veränderung  fand  ich 
folgenden  Bericht  in  den  Annalen  Ayuthia's :  Im  Jahre  1000  der 
Chunlosakkharat  versammelte  der  König  (Phrachao  Prasath  thong) 
seine  gelehrten  Männer  und  theilte  ihnen  mit,  dass  er  beabsich- 
tige, eine  neue  Aera  zu  gründen,  um  die  Unordnungen  des  Kalen- 
ders zu  verbessern.  Auf  seinen  Befehl  verfertigten  die  Künstler 
Figuren  von  Asuren,  Kumphan,  Khontaph,  Rüsi,  Sitthivixathon, 
Kinara,  Nakh,  Suban,  und  nachdem  sie  alle  aufgestellt  waren, 
Hess  er  das  Bild  des  äomdet  Amarintharaxathirat,  als  auf  Phra 
Meru  weilend,  arbeiten,  andere  hinzufügend,  als  Phra-lsuen, 
Phra-Phitsanu,  Phra-Phaiya,  Phra-Pharuna,  Phra-Phlöng,  Phra- 
Jama,  Phra-Phraisoph,  Phra-Chanthon,  Phra-Athit  nebst  den  Fi- 
guren von  Thephajuchao  und  der  12  Rüsi.  Nachdem  die  Be- 
rechnungen durch  Brahmanen,  die  Phra-lsuen  (Siva),  Phra-Narai 
(Vischnu)  und  den  Thephajuchao  (den  Götterkönig)  in  ihren 
Kleidern  repräsentirten,  angestellt  und  berichtigt  waren,  schickte 
er  Briefe  nach  Tongu  und  Ava ,  damit  auch  die  Könige  dort  die 
Neuerung  annähmen.  Der  König  der  Angva  (Ava)  antwortete 
durch  eine  Gesandtschaft,  seine  Freundschaftsversicherungen 
bringend,  aber  er  lehnte  den  Vorschlag  der  Veränderung  ab,  da 
es  schwierig  sein  würde,  dieselbe  in  Krung-Pukam-Prathet  (das 
altkönigliche  Land  Pagan)  und  Ramam-Prathet  (das  Land  Pegu) 
einzuführen,  weil  die  Leute  dort  zu  sehr  an  die  alte  Art  der 
Rechnungsweise  gewöhnt  seien.  Der  König  wurde  darüber  är- 
gerlich und  da  die  birmanischen  Gesandten ,  obwohl  Gäste  der 
Stadt  (Khek  Myang),  ihrer  eigenen  Lebensweise  folgen  wollten, 
Hess  er  ihnen  die  gefüllten  Essschüsseln  auf  ihre  Köpfe  stülpen 
und  schickte  sie  zur  Stadt  hinaus. 


Als  Buddha  allen  Ländern  predigte ,  besuchte  er  auch  die 
Myang  Juen ,  und  nach  seinem  Eingehen  in  das  Nibpan  wurde 
der  Traipidok  durch  den  König  Thammaraxathirat  von  Takkha- 
sinla  zum  ersten  Male  nach  Kambodia  gesandt.  Die  Abschrift 
der  Uebersetzung  wurde  von  Phra  Suthat  begonnen ,  aber  nicht 


526  Zeitrecbnoiif. 

ToUendet,  da  der  Tod  ihn  überraschte,  und  erst  Phra  Phattha- 
kbosa  Chan  *)  führte  sie  später  aus. 

Als  Prabat  Krom  Melin  oder  Phaya  Miiintha  in  Myang  Ka- 
thung  oder  Myang  We  (der  Hauptstadt  der  Juen)  herrschte,  ver- 
langte er  von  den  Priestern  seines  Landes»  dass  sie,  zum  Beweise 
ihres  frommen  Wandels,  in  die  Lu/t  emporsteigen  und  fliegen 
sollten,  gleich  den  Heiligen  alter  Zeit,  denen,  wie  er  durch  seine 
tiefe  Kenntniss  der  PalibUcher  wusste.  Solches  leichte  Spielerei 
gewesen.  Als  auch  kein  einziger  sich  fand ,  seinem  Gebote  zu 
genügen,  hielt  er  sie  alle  für  Heuchler  und  Betrüger,  ohne  Wissen 
und  Kenntnisse ,  und  befahl ,  dass  man  sie  sämmilich  über  die 
Grenze  jage.  Alle  die  Reiche  der  Khamen ,  der  Thai,  der  Lao 
wurden  durch  diese  Verfolgung  der  Mönche  beraubt  und  die 
Klöster  standen  verödet.  In  Folge  dieses  über  die  heilige  Reli- 
gion hereingebrochenen  Unheils  erhitzte  sich  der  Sitz  Phra-Ins 
und  wurde  zuletzt  so  glühend,  dass  es  dem  Inhaber  unheimlich 
wurde.  Da  im  Himmel  seines  Bleibens  nicht  länger  war,  so 
nahm  er  die  Gestalt  eines  Priesters  an  und  unter  dem  Namen 
Phaya  Neakkhasen  widerlegte  und  löste  er  die  verwickelten 
Fragen  Phaya  Milintha's,  der  damals  in  Sakalaburi  (in  der  Nähe 
Patalibut's)  regierte  (500  Jahre  nach  Buddha's  Nibpan).  Nagar- 
juna  oder  Nagasena  holte  die  Weisheit  des  Mahajana  von  den 
unterirdischen  Schlangen**),  während  es  sonst  heisst,  dass  der 
Abhidhamma  nicht  auf  Erden,  sondern  im  Himmel  Tuschita  gepre- 
digt sei.  Als  Vauiaua  dem  überwundenen  Bali  die  Wahl  Hess, 
ob  ^r  mit  fünf  Dummen  zum  Himmel  auf-  oder  mit  fünf  Weisen 
nach  Potala  niedersteigen  wollte,  erwählte  er  das  Letzte  (nach 
Ward).     Als  König  Miiintha  die  buddhistischen  Lehren  nieder- 

*)  About  thc  ycar  432  a.  d.  the  commentaries  were  translated  from  Singha- 
leac  into  Pali  by  Huddhaghoso  (s.  Hardy). 

**)  Die  Nagas  gelten  vielfach  als  liuter  der  Wissenschaft  und  damit  w<;rden 
ihre  gespaltenen  Zungen,  um  verschiedene  Sprachen  zn  reden,  in  Beziehung  ge- 
setzt, während  in  brnhmanischer  Mythologie  sie  sich  dieselben  an  dem  scharfen 
Stroh  zerschnitten ,  als  sie  die  verschütteten  Tropfen  des  Amrita  -  Tranlies,  den 
Qaruda  geraubt  hatte,  aufleckten.  Ihr  unterirdisches  Reich  wird  auf  Island  von 
den  Seehunden  bewohnt  (als  Famosli^är  oder  Dienstiente  des  Königs  Pharao), 
die  anch  dieselbe  Formveränderlichkeit  besitzen  (s.  Maurer). 


Zeitrechnung.  527 

disputirte ,  rief  Sakkha  (der  Höchste  der  Dewas)  auf  Bitten  des 
Thero  Assagatta  den  Nagasena  an,  der  als  Mahasena  im  Himmel 
lebte,  dass  er  sieh  auf  Erden  incamire,  den  Sophisten  zu  er- 
setzen ,  den  die  Griechen  nicht  hatten  verkaufen  wollen. 

Die  jetzt  von  den  Khamen  und  Siamesen  gebrauchten  Buch- 
staben wurden  durch  Phra  Phutthakhosa  erfunden,  aber  di0 
Akson  mihng,  die  sich  in  den  Inschriften  der  Steinmonumente  fin- 
den, stammen  her  von  einem  älteren  Phuttha,  Sommonakhodom 
(Somanero  Gautama)  genannt.  FrUher  existirten  auch  mit  ihnen 
geschriebene  Bücher,  die  sogenannten  Nongin  mihng,  die  aber  nur 
über  weltliche  Dinge  handelten.  Sie  waren  durch  den  von 
100,000  Schülern  begleiteten  Priester  Pra  -  Neakaseng  (Nakha- 
sena*),  der  Kühne  unter  oder  gegen  Drachen)  von  We  oder  Hu6 
(Phu-thuathien)  nach  Myang  Luang  gebracht,  und  dort  baute  der 
König  Phrabat  Apitoch  oder  Phrabat  Songkeya  den  Tempel  des 
Prasat  Keoh  zu  ihrem  Empfang.  Für  ihn  verfertigte  aufPhra-In's 
Gebot  Vi tsanukam  das  Keoh  Kioh  genannte  Buddhabild  aus  grünem 
Edelstein.  Die  Inschrift  (588)  in  den  Tempelruinen  von  Phra 
Phixai  besagt,  dort  durch  Nagasena  über  den  Serikathat  (körper- 
liche Reliquien)  in  der  vom  König  Sisukonbot  gebauten  Pagode 
aufgestellt  zu  sein;  doch  ist  Nagasena  und  Phutthakhosa  der  erb- 
liche Titel  von  Klosteräbten  geworden. 

Nachdem  Phra- Phutthakhosa  in  Langka  die  Pali- Bücher 
unter  dem  gelehrten  Priester  Sonnathen  studirt  hatte,  betrat  er 
mit  dem  heiligen  Traipidok  in  der  Hand,  ein  kleines  Boot,  das 
über  die  Meereswellen  hinweg  nach  derFlussmUndung  bei  Puth- 
Thay-Maht  oder  Puthaimat  (in  Annam)  trieb.  In  dem  kostbaren 
Tempel,  den  der  König  für  ihn  baute  und  mit  dem  durch  Vitsa- 
nukam  aufPhra-In'sGeheiss  gefertigten  Keoh  khiao  (das  Buddha- 
bild aus  weissem  Edelstein)  schmückte,  legte  er  eine  Abschrift 

der  religiösen  Schriften  nieder  und  ging  dann  in  sein  Vaterland 
Myang  Phama  zurück,  wo  er  starb,  1700  Jahre  nach  Buddha 

(1700  Ph.  S.).     Mahathen   Mahalay   (Mahalay  thevathen)   oder 

*)  Als  der  unter  Ardscbana-Bänmeu  geborene  Nägärdschuna  den  indischen 
König  bükehrte,  hörten  die  Brahmanen  auf,  die  Haare  in  einem  Schopf  zu  tragen 
(s.  Wassiijew). 


528  Zeitrechnang. 

Halay  in  der  Stadt  Eampbuxakam  (auf  der  Insel  Langka  gebo- 
ren) besuchte  Himmel  und  Hölle  und  beschrieb,  was  er  gesehen. 

Die  directe  Ankunft  Buddbagosa'B  inKambodia  wird  von  den 
Aracanesen  bestritten,  die  ihn  nach  Thatung  bringen,  und  auch 
die  Siamesen  kennen  eine  Version,  nach  welcher  er  von  Birma 
wenigstens  ausgegangen  ist. 

In  MyangAloi  oder  MyangPhama*)  herrschte  ein  mächtiger 
König,  der  durch  seine  Verdienste  die  Fähigkeit  zu  fliegen  er- 
langt hatte.  Er  sandte  Priester  nach  Sinho  oder  Langka,  um 
die  heiligen  Pali- Bücher  abzuschreiben,  die  dort  von  Phra 
Phutthakhosa  verfasst  worden  waren.  Bei  ihrer  Rückkehr  wurden 
sie  durch  den  Sturm  an  die  Küsten  Kambodia's  verschlagen,  und 
dort  vom  König  Pathummasurivong  mit  grossen  Ehren  empfangen 
und  ihnen  sein  eigener  Palast,  in  ein  Kloster  verwandelt  (als 
Nakhon  Vat),  zum  Aufenthalt  angeboten.  Als  der  Chao  Aloi 
(der  König  von  Aloi  oder  Alovi)  davon  hörte,  schickte  er  nach 
Kambodia  und  verlangte  von  dem  Könige,  dass  er  ihm  seine 
Priester  mit  den  Büchern  herausgäbe,  und  als  ihm  diese  Schätze 
verweigert  wurden,  kam  er  zornentbrannt  mit  einem  gewaltigen 
Heere,  drohend.  Alles  zu  vernichten.  Aber  die  Frömmigkeit, 
unter  allen  Bewohnern  der  Stadt,  vertheidigte  dieselbe  gegen, 
was  immer  unternommen  war,  und  der  Chao  Aloi,  sehend,  dass 
alle  seine  Versuche  fehlschlugen,  flog  zuletzt  brausend  mit  wildem 
Unmuth  in  sein  Land  zurück.  Der  König  Kambodia's  aber  dotirte 
das  Kloster  noch  reicher  wie  früher  und  installirte  dort  den  ge- 
lehrtesten der  Priester  als  Abt,  unter  dem  IHtel  Phra  Phuttha- 
khosa, damit  dieser  heilige  Name  sich  verewige.  Später  wurde 
derselbe  von  Phra  ßuang  nach  Phitsanulok  eingeladen ,  wo  er 
1500  B.  S.  starb.  Als  Phra  Anon  von  Langka  nach  Nakhon  Vat 
kam,  brachte  er  sieben  Schüler  mit,  deren  vornehmster  Phra 
Sukhon  war,  ein  jetzt  erblicher  Titel  eines  Abtes  von  Udong. 
Phutthakhosa,  236  Jahre  nach  Buddha  geboren,  hatte  eine  Kesini 
Phramani  zur  Mutter  und  einen  Kesi  Phram  zum  Vater.  Andere 
sagen ,  dass  seine  Mutter  vom  Stamm  der  Khek  war.  Mit  seinen 
Schülern  über  Land  nach  Kambodia  kommend,  predigte  er  die 

*)  Mit  Phaman  bezeichnen  die  Siamesen  auch  die  Brahmanen ,  indem  sie 
dieses  Wort,  nicht  wie  im  Pali,  sondern  wie  die  Inschriften  vonDhaoH  schreiben. 


Zeitrechnung.  529 

heilige  Religion  zu  Phra  Ketsamalea's  Zeit.  Das  Concil  wurde 
218  Jahre  nach  Buddha  abgehalten  und  236  Jahre  nach  Buddha 
ging  Mahinthathen  nach  Langka.  Milinda  war  500  Jahre  nach 
Buddha  geboren. 

Die  vermeintliche  Sendung  Buddhaghosa's  (nach  der  ge- 
wöhnlichen Rechnung)  fällt  in  dieselbe  Zeit,  wo  auch  andere 
Missionäre  Indien  verliessen,  um  nach  China  zu  ziehen  und 
so  auf  ihren  Fahrten  Hinterindien  berührt  haben  mögen.  Als 
der  das  Gesetz  für  kostbarer,  als  die  geschenkte  Perle  des 
südindischen  Königs,  erklärende  Prinz  Bodhidana  beim  Tode 
des  27.  Patriarchen  unter  dem  Namen  Bodhidharma  in  der 
Würde  gefolgt  war,  schiffte  er  sich  nachHonan  ein,  ein  Ereigniss, 
das  ungefähr  Ende  des  fünften  Jahrhunderts  gesetzt  wird.  Die 
Chinesen  sprechen  von  einem  siamesischen  Königssohn ,  der  die 
unter  Kaiser  Mingti  bei  ihnen  eingeführte  Lehre  fester  begründet 
habe,  aber  die  Siamesen,  wie  Kaempfer  bemerkt,  wussten  nichts 
von  dieser  ihnen  zugedachten  Ehre.  L'empereur  de  Ceylon  suit 
la  religion  de  Bedda  ou  Budsi  qui ,  originaire  de  Siam ,  voyagea 
jusqu'  au  Japon,  sagt  (1750)  Wolf.  Dass  damals  viele  Verbin- 
dung zwischen  Indien  und  China  bestand,  geht  aus  den  Ge- 
schenken von  Kleinodien  hervor,  die  vom  König  Chandraprija 
Kaiser  Wuti  aus  der  Songdynastie  (428)  und  (501)  die  Dynastie 
der  Liang  empfing.  Der  400  p.  d.  das  Reich  der  junge renGupta's 
erweiternde  Devagupta  wird  in  einer  Inschrift  unter  den  Mahis- 
vara  oder  Siva  verehrenden  Fürsten  als  Oberkönig  genannt,  aber 
Buddhagupta  (484  p.  d.)  tritt  bei  Hiuenthsang  als  ein  eifriger 
Verehrer  Qakjamuni's  auf. 

Wie  vor  der  Wiederherstellung  das  Original  im  Pali ,  die 
Athakatha  auf  Ceylon  nur  im  Vernacular  bestand,  so  finden  sich 
auch  jetzt  noch  in  Birma  und  Siam  Gelehrte,  sowohl  in  als  ausser 
dem  Priesterstande,  die  neue  Commentarien  zu  einzelnen  Ab- 
schnitten des  Pitakat  hinzufügen,  besonders  im  Abhidhammä 
oder  den  Sutras.  Sie  lieben  meist  ihre  Darstellung  mit  Brocken 
aus  dem  Pali  zu  untermischen,  oder  fügen  auch  ganze  Sentenzen 
ein,  wenn  nicht,  wie  besonders  häufig  in  Birma,  die  Anlage  des 
Buches  überhaupt  ein  fortlaufendes  Anet  ist,  indem  jeder  voran- 
gestellten Phrase  des  Pali  ihre  Umschreibung  in  der  Volkssprache 

Bastian,  Oitasien.  I.  34 


530  Zeitrccbnung. 

folgt.  In  Birma  bedient  man  sieh  nur  der  Palniblätter  für  diese 
oder  andere  Schriften,  wogegen  dicSiamesen  fltr  Alles,  was  nicht 
direct  zu  dem  heiligen  Codex  gehört,  ihre  Zickzack-Bücher  aus 
grobem  Pflanzenpapier  vorziehen.  Der  Name  Nöng-sll  oder 
(geschrieben)  Nang-sü  tUr  Buch  deutet  wieder  auf  jene  frühere 
Literatur  auf  Fellen  (Nang) ,  von  der  die  alten  Traditionen  der 
Khyen  und  Karen  reden.  Die  Religionsschriften  werden  als 
NongsU  Khom  bezeichnet,  als  aus  Kambodia  erhalten.  Im  Bir- 
manischen heisst  Buch  Öa-up  oder  die  zusammengelegten  Schrif- 
ten, wie  Palmblätter,  die  in  einem  mit  Deckel  versehenen  Kasten 
oder  zwischen  zwei  verzierten  Holzplanken  verwahrt  werden. 
Die  religiösen  Bücher  heissen  im  Besonderen  noch  Kyam  oder 
Kyam-öa,  doch  kann  dieser  Name  auf  jede  wissenschaftliche  Ab- 
handlung angewandt  werden.  Da  der  Eid  auf  den  heiligen  Text 
abgelegt  wird,  so  wird  diese  Operation  Kyam -kein  (die  Schrift 
halten)  oder  Kyam-fcho  genannt.  Schreiben  von  geringerer  Be- 
deutung werden  auf  der  Purapeik  oder  Parapheik  ausgeführt, 
schwarze  Tafeln ,  die  mit  Speckstein  beschrieben  werden.  Für 
das  weisse  Papier  ihrer  Bücher  bedienen  sich  die  Siamesen  chi- 
nesischer Dinte  oder  Tusche ,  wogegen  sie  auf  schwarzer  Ober- 
fläche zierliche  Buchstaben  mit  einer  gelben  Auflösung  von 
Gunmii-gutta  malen.  Im  gewöhnlichen  Leben  bedienen  sie  sich 
des  eckigen  Alphabets,  das  auf  die  antiquirtcn  Charactere  der  in 
König's  Kamkamheng  gegebenen  Inschrift  basirt,  aber  in  dem 
Schrifttext  bedienen  sie  sich  der  kambodischen  Buchstaben,  eine 
ornamentale  Form  des  allgemein  in  Hinterindien  verbreiteten 
Pali.  IMc  Birmanen  gebrauchen  die  einfach  runden  Buchstaben 
desselben  für  die  populären  und  für  die  priesterlichen  Schriften. 
Dasselbe  gilt  auch  grösstentheils  auf  dem  Hochlande  der  Schan, 
doch  haben  in  den  mit  Siam  zusammengrenzenden  Ländern,  so- 
wohl die  Laos  pungdam,  wie  Laos  pung  khao  sich  neben  dem 
religiösen  Alphabet  des  Pali  eine  Modification  desselben  für  pro- 
fane Zwecke  gebildet.  Das  Akson  Mihng  genannte  Alphabet 
auf  den  kambodischen  Steinmonumenten  ist  den  dortigen  München 
jetzt  unverständlich,  obwohl  es  für  einen  gründlichen  Kenner  des 
Pali  keine  unüberwindlichen  Schwierigkeiten  haben  könnte. 


Beilagen. 


;«• 


Binaanische  KSnigs-Listen. 


Aus  dem  Yasuen-Kyap. 

Sarekittharapye :  Mahasambhawa  —  Snpanyanaghava,  miA  apaun  27. 

Paukanyama,  Paganpye:  Samuddaritmin,  miA  apann  55. 

Pinyamyo,  ThihathamiA  —  NyazanamiA,  min  apaun  6. 

Öitkeininyo,  Thakhayazojmeinmin  — MinpyankmiA ,  miii  apann  7. 

Ingyamyo,  Satominpya  —  Honsavadipamin,  min  apann  29. 

In  dem  Lande  Tharfikitthaya  (Prome)  herrschten  von  Mahathambhawa  bis  Thu- 

panyanaghava  im  Ganzen  Könige  an  Zahl  27. 
Im  Lande  Paukanyama  und  Pagan  herrschten  von  Thamuddarit  Könige  an 

Zahl  55. 
In  der  Stadt  Pinya  herrschten  von  Thihathnmin   bis  Nyazanamin  Könige  an 

Zahl  6. 
In  der  Stadt  Zitkein  (Sagain)  herrschten  von  Thakhayazoyueinmin  bis  Minpyauk- 

min  Könige  an  Zahl  7. 
In  der  Stadt  Ingwa  (Ava)  herrschten  von  Thadominpaya  bis  Honthavadipamin 

(dem  Taleinkönig)  Könige  an  Zahl  29. 


SathuA  Miä-6hek 

(Königs-Yerzeichnias  von  SathuA  oder  Thatong): 

Mahawijaya.  iSugandamiri. 

Uttara.  Sugando. 

Katowun.  ByamhadatthamiA. 

Muin-Mahathalu.  Manarajamin. 

Akaramin.  Adikamin. 

Na^unaraämnin.  MaradinJamiA. 

Samahabadara.  Öadumin. 


blU  BeilJigcn. 

Bhaddayirjijaiiüii.  Dbamniapatiinin. 

Narunatha.  RudaRamin. 

Kammamin.  Dippariga. 

Asakkar^a  (Sohn).  DippananUa. 

Hhuinmarajainiii.  Kigasura. 

MandaraJaDÜi'i.  Öitthaiiiin. 

Mahmingamiii.  Digbaraiii. 

DhaminacrkkaroDinin .  Natthamamiii. 

Siijanpathimin.  SiridhaiDinariÜa. 

Bhandaramiü.  Mabaiittha. 

Nurasuratniii.  Gandamii'i 

Campadipamin.  Sacraäunianauiiü. 

Kaeäarajaniii'i.  Maddakaiiüii. 

Maniraja  (Sohn).  Ameinnar^ainiii. 

Tliakka.  Nidinnamin. 

Kutlia.  Manuhamiti  (Sohn). 

äudhammawathimyo  MiA-(bek 

(Königs- Verzeichniss  des  Lande»  Sudbainmawathi) : 

^upaladcva.  Jotbakarama. 

Biwaja  (Sobn).  Mahawijml  A . 

öiwiraja  (Sobn).  Sirimaioka  (Sohn). 

äuwaQijabhummimyo  Miü-(hek 

( Königs- Verzeiebniäs  de»  Landes  Suway^abbuninii) : 

Siharajamiii.  Dbammadäja. 

Thiridbamniasoka.  Dbammapala. 

Tbisa.  Agimra. 
Dbammaraja. 

(Nacb  binuaniscbcn  Absebriften.) 


Eine  Cbronik  der  Satbuü-Könige  fubrt  den  Titel : 

SuwaijLQabhummi-Sudammavatib-SatbuA-MyoJa 

und  beginnt  mit  llsakumma  und  Sayakumma,  den  beiden  Höhnen  des  Subinnn- 
inin-gyib,  Königs  von  Karannakatein.  Des  Lebens  überdrüssig,  wurden  sie 
Basau-Rahan  (heilige  Einsiedler),  in  den  Bergen  Mijjagibri  und  Gihri-bandi ,  den 
FluBsarmen  folgend.  Der  Aeltere ,  Tisa-Kasau,  fand  an  der  Küste  des  Meeres 
(8amuddbara)  zwei  Eier,  aus  denen  zwei  Knaben  berrorkameii,  die  er  mit  Milch 


Beilagen.  535 

ans  81'iiMMi  Fint^crspitzcD  oruXhrU*.  Der  JunpftTc,  von  Jayakimiina  erzojren,  wurde 
naeb  dem  Zusammentreffen  mit  Paya  Takhin  zum  liahanda ,  als  Gavonpati,  und 
da  seinem  eigeborenen  Uruder  vom  Hakya- Könige  prophezeit  war,  dass  er  in 
einem  Suwannabhumminiyo  (Suvannauadih)  genannten  Lande  unter  dem  Namen 
Sibaraja  als  König  herrschen  werde ,  erbat  er  sich  von  Paya  Takhin  die  Erlaub- 
niss,  dort  das  Gesetz  lehren  zu  dürfen. 

Suwaijnabluimmimyo  Mift-öhek 

(Verzcicbniss  der  Könige  in  Suwainiabhummi) : 

Sibarajamin  (aus  dem  Ki  geboren).  Dhammadhi^ia. 

Tbiridbammasauka  (Sohn).  Dbammaimla. 

Thisa.  Singura. 
Dhammaraja. 

Der  letzte  König  verhungerte  in  den  Wäldern  und  die  gerettete  Königin  ver- 
band sieb  in  Aerascbweh-myo  mit  Ingaramiii. 

Als  bei  der  Gründung  von  Sudbammawatbimyo  die  noch  jungen  Bewohner  von 
Bilub  belastigt  wurden,  kamen  in  der  Blütbezeit  SiridbanmiasaukamiiVs  die  Thero 
Utt;ira  und  Bona  (Uttara-sauna)  zu  ihrer  Erlösung  aus  Tibo  (223)  unter  König 
Vkkalabha. 

Sudhammawatbiniyo  Min-6hek 

(Vcrzeichniss  der  Könige  in  der  Stadt  Sudhammati) : 

Upaladaeva.  Jautakumma. 

Sasihvaraja .  Mabavi  jami  n . 

Sasiviriaja.  Sasirimasauka. 

Öathuiä  Miii-6hck 

(Verzeichniss  der  Könige  in  der  Stadt  Satbufi) : 

•Mabavijaya.  Nicunarasaniiii. 

Uttani  (sein  Sohn).  Samababadara. 

Ka.savun  (sein  Sohn).  Bbaddayurajamin. 

Muen  (Mon)  Mahasalu  (Sohn).  Urhunatha. 

Ahkaramii'i.  Rammamifi. 

Unter  Mabavijaya  leuchtete  die  Stadt  Sathun(Satbum)  mit  so  gro8.seni  Glänze, 
dass  nach  den  Worten  der  MuenTalein  ein  schattiger  Himmel  nöthig  war. 

Sugandhamiii.  Maradirajamii'i. 

Sugandau.  Sadbumin. 

Bramhadattamin.  Dhammapatimiri. 

Minrajamii'i.  Sudasamin. 

Adikamin.  Dipparaja. 


536 


Beilagen. 


Suf^andhamiii  erlangt«;  durch  seine  froroine  Beobachtung  des  Gesetzes  einen 
weissen  Elephanten.  Als  unter  Asakkari^a  der  König  von  Öappadipa  um  da^  Gt- 
setz  bitten  Hess,  öffnete  sich  der  Himmel  und  glücklicher  Friede  herrschte  ringsum. 

Asakkaraja.  Sujonpatimin. 

Bhumroarajamin.  Bhandharamiii. 

Mandharajarain.  Narasoramin. 

Mabisingamin .  Öampuhdipamin . 

Dhamma6akkaronmin .  Kaesarajamfi'i. 

In  der  Blüthezeit  des  Kaesarajam in  versetzte  sich  Jaeravararammadave  durch 
Quecksilber  nach  dem  Haemavunta- Walde,  wo  er  Löwen  sah  und  von  einem  ja- 
genden Punna  ein  Fell  erhielt. 

Maniraja.  Siridhammaraja. 

Takka  (Sohn).  Mahacitta. 

Kusa  (Sohn).  Gandhamiii  (Sohn). 

Dhippanaraja.  Jaerasumanamin. 

Kaj.ishura.  Maddakamin. 

Öittamin.  Aiuinnarajamii'i. 

Dighamin.  Udinnaroin. 

Uttamamii'i.  Manuhamin  (Sohn). 

Als  unter  Manuhamin  Lehrbücher  in  Sathun  anlangen,  hörte  man  inPaukan 
davon  und  König  Naurathaminjau  herbeikommend ,  nahm  Manuha ,  den  Pitakat, 
die  Baedin*),  die  Wissenschaft  (pana)  und  Kunst  (Atat)  mit  sich  fort. 

Die  ganze  Zahl  der  Könige  belauft  sich  auf  89. 


Könige 

Prome's. 

Mahasanibhava 

6  Jahre . 

Kan-mukkha 

51  Jahre 

(\ila8ambhava 

32     „ 

Ran-sing 

3     , 

Dvattapaun 

71      ,, 

Ran-mun6alinda 

15     , 

Dvattara 

24      ,, 

Bharinda 

12      , 

Kan-aun 

50      ,, 

Bfuniöcala 

5      , 

Kan-man 

50      ,, 

Punna 

3      , 

Kekkban 

31      „ 

Khabhakha 

3     » 

Khanlaun 

31      „ 

Khabhasi 

3      , 

Lakkhcin  . 

34      ,, 

Kan^a 

1      , 

Sirikhan 

21      „ 

Kan-tek 

3      , 

SiriraJ 

9      ,, 

BiiJa 

4      , 

Tapamin 

51      ,, 

Snmnndari 

5      > 

Papiran 

66      „ 

Atitija 

3      , 

(Aus  einem 

birmanischen  Auszug  des  Mahayasuen.) 

*)  Die  peguanischeOesobiohfce  feiert  besonders  die  Frömmigkeit  des  Pannttreka  (ein  Brah- 

*    • 

mane  Tom  Hersen)  genannten  Königs  (786  p.  d.). 


Beilagen. 


537 


Pukan  MiA-6hek 

(Verzeicbniss  der  Könige  Pagan's) : 


Samuddharit  45  Jahre. 

Kasae-Kyaun  1 5 

Phiucaethi  75 

Thiminyan  57 


») 


»» 


»> 


Kyaun-tnrit 

Sinthan-miA 

Mukkhaman 

Snraemin 

Ramvon 


22  J.  alt,  reg.  5  J. 

3     «         n 
11      .         « 


«  26 

r,    30 


11 

12 


n    55 

«  32 


Sokton(Seiktein)   13 

Sinlinkyaun  14 

Siuliiipeig  1 5 

Khaelaun  19 

Khaelat  17 

Twanteik  18 

Twan-prit  1 9 

Twankhyat  20 


7 
9 
15 
10 
12 
13 
16 
15 
55 


Yanminpeig 

Pöksinlin 

Sinlinkyaun 

Khaelyu 

Pyinpya 

Tannat 

Öalenakhvae 

Seinkhow 

Tannsukrih 


25  Jahre. 
20 

4 


»» 


»> 


34  J.  alt,  reg.  17  J. 


35  n 

36  „ 

37  „ 
31  n 
39  « 


12 
10 
25 
16 
33 


Singharat  im  I.Jahre  der  Aera 

(der  Priesterkönig) 
Bhvae-bhum-sih     22  „     ^      «12 
Pitsum  13  ^     „      „     1 

Pit-tauA  50  ^     „       „  — 

Öau-khvae  25  „     „      „  — 

(Uneinigkeit  der  Häuptlinge) 


(d.  Sukyih  o.  Grosshäuptling  d.  Berge) 
Kyannpyumiii      40  „     „ 
Kran^hov  41  „     „ 

Öukkatae  41  „     „ 

Hniauratha*)       43  „     „ 
Öaulu  44  „     » 

Minkyan-6it         45  „     ^ 
(Jansittaod.  d.  Kämpfe  erregende  König) 
Alaun-cesu  4  ^     ^      »  70  „ 

Minrhanjau         (47)  „     „ 

unter  Verwirrung  für  178  Jahre 


n   21 

«     6 

n   25 

r,   33 
r,    26 

«  25 


Mran-kvyae 

Yansinga 

Sein-khvin 

Rhvae-laufi 

Thvin-tvift 

Rhvae-hmauk-to 

Thvin-let 

Öaukhinnat 


21 
57 
30 
31 
32 
33 


n    10 

«  78 

n   10 
n       9 

n     9 
«  23 

n    17 

«  17 


48   n 

» 

n       3 

39   „ 

» 

f,     3 

50  „ 

ff 

f,  33 

58  „ 

»» 

f,  52 

52   „ 

ff 

„  35 

53   „ 

ff 

ff     6 

54    r, 

ff 

f,  44 

Kulakya 

Minyanarasinga    39 
Narapati6iiisu 
Jaeyusiuga 
Kya6va 
UJana 
Taruppyae 

(bei  der  chinesischen  Besitzergreifung) 
Kyau-6ya  55  „     „      ff  14  « 

Öaukhiünit  56  „     „       f.  15  ,» 

(Bumey  setzt  die  Zerstörung  Pagan's 
1284  p.  d.  nach  der  chinesischen  Gesandtschaft  1281  p.  d.) 

PngaDmin^inmin^bek  37 
(auch  57  oder  43)  oder  Regierungsverzeichniss  der  Pagan-Könige. 

(Nach  birmanischer  Abschrift.) 


*)  Wird  997  p.  d.  itott  1067  p.  d.  geseilt,  wenn  Ky«nch»cbM  oder  Kyanyiihat,  der  Erbauer 
der  Anand»,  1066  p.  d.  den  Thron  bestieg. 


538 


Beilagen. 


Auszug  des  Mahayasueu 


Maha&amata. 

llaiija. 

Vararaiya. 

Kahlyana. 

Varakahlyana. 

Uvausatha. 

Mancek. 

Vara. 

Uvavara. 


i>tihya. 

Manci. 

Mahamunci. 

Mancilinda. 

Sagara. 

Sagaragheva. 

Bhadara. 

Bagirasa. 

Kuci. 

Jdjinna. 


(Maha-Kajaviii). 

Suruei. 


Patava. 

Mahapata?a 

Pana. 

Mahavanada. 

Sudasana. 

Mahasudasana. 

Nerune. 

Mahaneru. 


Paun  :  28. 

J^jinnakamin. 
Arindamamintem  :    Duppasahamin. 
Ajitamintein  :    Ajitainin. 
Kappalamintein  :    Kappalaniin. 
KappalavDDsamiutcin. 

Kusavatipyi     100  Köuige.  Kampalapyi  84000  Könige 

Dliu^japyi         26       ,,  Hattipurapyi        36 

Baranasipyi       60 


ii 


»» 


Surindevamin 

Sadinamii'i 

Dhammagnttamiii 

Sippamiii 

Byamhadevamin 

Baladattaniin 

llattidevamiii 

Naradevamiii 

Mahindamin 

Nagadevamin 

Samuddattamin 

Divakaramin 

Kalirasamii^ 

Surindevamin 

Sagarade  vamin 


»» 

>» 
»» 
»1 


in  Surindevamintcin 

32  Könige 

,,  Sadinamii'i tein 

82 

»T 

,,  Dhammagnttamiii  tein 

22 

Y  4 

,,  Sippamintein 

19 

1^ 

,,  Byambadeyamintein 

17 

»  t 

,,  Baladattamiiitein 

15 

»  1 

,,  Ilattidevamii'itein 

14 

»» 

,,  Naradevamiiitein 

9 

»» 

,,  Mabindamiiitein 

7 

»» 

,,  Nagade vamintein 

15 

>» 

,,  Samuddattamin  tein 

25 

«« 

,,  Divakaramiutein 

25 

f  « 

,,  Kalirasamintein 

12 

9« 

,,  Surindevamintcin 

12 

»» 

,,  Sagaradevamintein 

9 

«  « 

>> 


>» 


Maggceikantemvimiifitein  4000 

Nachdem  in  diesen  Ländern  die  Herrschaft  in  der  Reihenfolge  stets  auf  dik» 
nächste  durch  den  Namen  gebenden  Konig  übertragen .  werden  mit  den  obigen 
168,538  Könige  gerechnet  unter  Zufügung  der  übrigen  Reiche: 

Cappanagorpyi,  Midhilapyi,  Rajagopyi,  Takkaseilpyi«  Kurinnagorpyi, 

Madittipyi. 


tieihigrn. 


539 


Danu  folgt  Nemi's  Sohu : 

• 

NeiiiiTninsa-Kalara. 

Saminda. 

Sein  Sohn  Samin(;ara. 

Disampati. 

n       n     Rauja  Sihavati. 

Kenn. 

„        j,     Jotascna. 

Kusa. 

Dhaumasena. 

Mahakusa. 

Nagascna. 

Dasatha. 

Öittaronsi. 

Dasaratha. 

AmmaronBi. 

Marau. 

Si\Jata. 

Visala. 

Ukkakar^u. 

Ukkamukkha. 

Sin^aya. 

Nipara. 

Vesantara. 

Khandima. 

Jali. 

Dhandimukkha. 

Sihavatana. 

Sivarja. 

Pasiharja. 

Sein  Sohn:  Kaja  musenatein. 

Sihann  J 

Suddaughana     ( 
Bura-alaan         j     Kappilawut. 

(Siddekmin)     ) 

Paon:  3. 

Maba  samada  siddbet  miil  fein. 


Mahatiambhawa. 

Ransinkha. 

Öulasambhawa. 

Ranmuncalein. 

Dvattapaun. 

Bheranda. 

Dvattaran. 

Mani^,ala  (Mnödala). 

Ranaun. 

Punna. 

Kanman. 

Sakha. 

Rekkhan. 

Sasu  (Sasih). 

Khanhuin. 

Kannu. 

Lek-kheik. 

Tantek  (Kantek). 

Sirikhana. 

Bhicju. 

Sinraja  (Siririt;. 

Sainuddari  (Samuddara). 

Tepaniiu. 

Sein  Sohn  Atitya  (Aditya). 

Piran. 

Bruder  Nagaracbinna  (Supai'ia) 

Riinmukkha. 

Könige  vuu  Saiukliittara  (Sarckhetta). 

540 


Beilagen. 


Samuddhari  tiiiin(Samundaiij) . 

Rasekyaun. 

Phrnminthi. 

TimintheD. 

Ban  min  peik. 

Peinsinlen. 

Sinliokyann. 

Kyaankharan. 

Sarailün. 

Apetbhnrae. 
Kahman. 

Sohn  Sokitain. 

,,     SinkyaunAay. 
Bruder  Sinlinpeik. 
,,      Kha^laun. 
„      Kantek. 
Sohn  Tvintek  (Twanteik). 
Tvingut. 
Tvinkhiet. 
Puppaiaurahan. 
Khvebhunsi. 
Bruder  Pissun. 
Sohn  Peittaun. 
Bruder  Minkhve. 
Mrinkwemin. 
Mifimyosinkha. 
Sohn  Sikhvin. 
Khvekhaun. 


»I 


1» 


Sohn  Tvintin. 

„     Bhvehmauk. 
Bruder  Thyinrhvek. 
Sohn  Öaukhinnit. 

„    Khaln. 
Bruder  Pyinpya. 
Sohn  Tannet. 
ÖayengYkhve. 
Sein6o. 
TauAsukri. 

Kyaunpm  (KviAtaman), 
Betel  pflansend. 
Sohn  Krin6ho. 
Bruder  Öupkate. 

,,      Naurathijao. 
Sohn  Öaulu. 
Kyanditsa. 
Alaundesu. 
Sohn  Kulakya  (Kalakyamin). 

,,     Mifirinnarasinga. 
Bruder  Narapati6in8u. 
Nataunmya. 
Sohn  Kya6va. 

Ujana. 

Taruppra. 

Kyaudva. 
Öannit. 
Öaumyinnit. 


»I 


>> 


i> 


i> 


55  Könige  von  Pagan  (in  anderer  Schreibart). 


Sihasu. 
UJana. 
Nga6irhiA. 
Kyauövannay. 
Bruder  Narasu. 
Sohn  UJanapye. 


Panrft-miü. 


Asingara. 
Karabyakri. 
SohnRhyetaun. 
Kya^va. 

Bruder  Minraekri. 
,,      Rabyanay. 
Miiibyauk, 

7 

Citkein-miA  (Könige  von  Sagain), 


Beilasren.  541 

Satomiiibya  (Thado).  UninauAkhaninein6va. 

MiAkri6va,  Öankae*).  Mobyaia. 

Sohn  Öhinpnirhin-Tarabya.  Öisokyaataa. 

Bruder  Patama-Minkhauft.  SatomiAian. 

Sohn  Sihasoa.  MiÄraekyaucra. 

,,     Minhlauay  (Taraphyaka£o6a).  l^aaAranmiAtara. 

Öale^aminniau.  Nach  ihm  sein  Sohn. 

MoniAmiAtara  (der König  vonMoniA).  Sein  Bmder  Salvin. 

Sohn  Minkyauüdva.  Ngatatdaraka  (Mongyeyandameit) 

Dhuparadarana  oder  Dupeyonnd|iyaka  Sein  Bruder  Prinmiii  (Fürst  von  Prome). 

(Bhuren-Narapadi).  Naravara. 

Sohn  Mahasihasura.  MiAraekyauntang. 

Dutiya-MinkhauA .  Manauüratanadara. 

Narapati.  Sein  Sohn. 
Sohapva.* 

Jngwa-min  29. 

Rhyenan  öheköa. 

(Ans  den  Palast- Archiven.) 
In  dem  1630  von  Aracan  besetstcn  Pegu  folgt  (auf  seinen  Vater)  Kaedbpa 
oder  Satodhammaraja  (1638)  und  erobert  1644  p.  d.  Ava.    Die  Hegemonie  Ava*s 
(1 703)  geht  1 740  auf  Pegu  über. 

Sato  15. 

AumbauÄkhunmcin  16. 

Sein  Sohn  Mopyaenarapati      14. 

Die  drei  Schan-Könige  (Moüiü). 


In  Öitkein  (Jacrapura,  die  Stadt  der  Siege)  regierte 
Snkyauthin  13  Jahre. 

Tansavati6hinpyurhin  18 

Satomiäian 
Ifinraekyauiva  17 


>» 


f» 


»» 


Mohnift  mintarakyi  13 

Sein  Sohn  Minraekyau6va     13 

,y      „    Naravatikyi           16  ,, 

,,       M    Barinsihasu           12  „ 

„      ,,    Dutiyaminkhauii    13  „ 

„       „  Rhvaenankyannrha  25  ,, 

Mohhiü-miii-Myo-Chek. 


*)  Unt«r  den  Kriegen  mit  Mangaang  {Uli  p.  d.). 


542  Beilag«. 


loTa-myo  tih. 

Sakklunit  726. 

Satomiöpja                    reperte 

13  Jahre 

MiiikyicTaookae 

33 

\     5 

*» 

Sein  Bruder  ICükluiiin 

31 

t» 

Sein  Sohn  Siliisa 

3 

« • 

„       ,,    mnhtaiiay 

3 

»t 

Tarapbyaka^an 

f 
18 

9« 

• 
!%aanyam  miulani 

^« 

Anankpheklvin  (Sokn) 

SS 

•» 

Salvin  (Sohn) 

13 

%  • 

3lii'iraehrantaramit(Sohn^ 

33 

•  • 

Prinmiu  (Bnider) 

11 

«» 

Eimrhaeniiii  (Sohn) 

CO 

9  « 

Minraehkyantin  (Bruder) 

36 

t  • 

16 

Hminnanrfain  (Sohn) 

19 

•  • 

TinsavatihpaniiQ  (Sohn) 

18 

y« 

13  wanle  die  Stadt  Nannjam  xerstört. 

« 

Aus  der  allgemeinen  Einleitung. 


Acalasath-miii 

34  Jahre. 

Xagadasa        34  Jahre. 

Uda\-ahiiattamiü 

16 

»• 

Piugata. 

Munta 

8 

•  • 

Sttsunaga         18      „ 

Annrundha 

KilauBtnka      31 

Seine  Söhne, 

als  10  Brider  (SS  Jahre). 

Baddhasana. 

C«abha. 

Kanranta. 

Kaoncasa. 

Vanta. 

Kanrakya. 

Sittgara. 

Nandadana. 

Jalonka. 

Pln^akamiä. 

Dann  folgten 

XaTa-Xanda  (die  nenn  Naiida). 

l*gga.saenanda. 

Gaarisananda. 

RasngkMhakinttnda 

Pantaratidisananda 

1. 

Ganvaraaaada. 

Sntapalinanda. 

Dhaaaaanda. 

Beilagen.  543 


Dann  folgte 

Öantagulta. 
Sein  Sohn  Bintarasa. 
,,      ,,     Siridhammasauka. 

Im  Ganzen  29. 


2.  Kap. 


( 


Die  Buddha. 

Taningara  in  Rammavatih 

Maelchingara  und  \    1 .  Kappa. 

Saraniiira  in  Uttara 

Dipingara  in  Kammavatiti 
Kanntaiia  in  Maektiala 
Mingala  und  1 

Sumin  in  Su6invatih  \  3.  Kap. 

Raevata  in  Sukhamma      | 

Anaumadasi  in  Öandavatili 

PaduiTia  in  Oamklia 

Narada  in  Oinvatih  }   4.  Kap. 

Padnmuttara  iu  Yansavatih 

Sumaedah  in  Sudasana 

Siijata  in  Snmingala    5.  Kap. 

Pihadassi  in  Anauma         | 
Afadassi  in  Sauaka  (     '      ''' 

Kliainmad<is8i  in  Sarana    7.  Kap. 

Siddath  in  Vaesara    8.  Kap. 

Tisa  in  Khaema     | 

Phusa  in  Kasika    j   ^'  ^^^' 

Vipasi  in  Pantararaatih     \ 

Sikha  in  Agunatih  >    10.  Kap. 

Vaesasu  in  Anauma  ) 

kakknsan  in  Daemaga 

Gannakon  in  Dacbabita 

Kasapa  in  Baranassi  )   12.  Kap. 

Gaudhamma  in  Kappilawut 

Arimataera 


Nach  7  Bercchnnngen  zählen  die  Palnibficher  auf: 
im  Ananda  5000  Bura  (Paya)         im  Kharani       21,000  Bura  (Pny<i) 

Sunanda  9000  Ahgara         30,000 

Pathavi         10,000  Phunfari       40,000 

Maiita  10,000  Im  Ganzen  125,000. 


544  Beilagen. 


Nach  9  Berechnungen: 

im  Sappabhadda 

50,000 

im  Maoi 

20,000 

Sappaphnlla 

60,000 

Bhadda 

10,000 

Sapparattana 

7,000 

Padnmma 

50,OO0 

Khasabha 

80,000 

Sappaphala 

20,000 

Khanda 

90,000 

Im  Ganzen  387 

,000. 

Taningara,  Mekhingara,  Sara^ingara,  Dipinkagara ;  Paan:  4  Bora. 
Die  ganze  Zahl  der  bia  zur  Zeit  Sameda*ä  erschienenen  Paya  ergiebt  sieh  512,004. 

In  der  Kalpa,  wo  Pa^ma-llaha-Saroata ,  oder  der  zuerst  durch  Einstimniij?- 
keit  (Samata)  erhobene  Grosse ,  Dntiya-Maha>Samata  (der  zweite  Maha  Samata), 
Tatiya-Maha-Samata,  Öattutta-Maha-Samata ,  Pinöa-Maha-Samata ,  Öhala-Malia- 
Samata,  Sattama-Maha-Samata,  Alama-Maha-Samata  regierte,  blähte  Kakknsan 
auf.  In  der  Kalpa  des  Navamasamata  erstand  Gaunaknn,  in  der  Kalpa  des 
Asamasamata  ebenso  Kassapa.  Der  Kalpa  des  Ekadasamasamata  gehört  Gautauia 
an  und  Arimattara  der  Kalpa  des  Dugadassasamata. 


Die  ceylonischen  Dynastieen. 

Was  die  Insel  Tiho  betrifft,  so  muss  bemerkt  werden,  dass  an  dem  Tage,  an 
welchem  unser  Herr  sein  Paraneiban  voraussah ,  der  Prinz  Vidsayabahu ,  der 
Sohn  Xabahumin's  und  der  Enkel  des  Königs  (Vingi^it-ming),  mit  700  Pagode- 
Sclaven  von  dem  Lande  VingsvJit  nach  Tiho  hinüberschiffte. 

Vidsayabahu  regierte  während     38  Jahren 


Vantuwathadewas 

»» 

30 

Adatha 

»» 

20 

Wantukabaya 

»♦ 

70 

Mudativa 

»> 

60 

Daevananpiyatiththa 

»* 

40 

Udaya 

»» 

10 

Mahathiva 

»> 

10 

Thuyatitha 

>> 

10 

Kjin  Ninann  (2  Brüder) 

»» 

11 

Athaelo 

»» 

11 

Ihlaya 

»» 

44 

Tatakamanih 

»> 

44 

Thaddatitha 

»> 

18 

Zuladana 

»» 

27 

Sanizzakatitha 

»» 

90 

Dallatanaga 

f « 

60 

Pattakamanih 

»» 

32 

KJinthaTshit  youk 

»» 

4 

Mahazuli 

»» 

•  • 

•  9 

14 

Beihmfen. 


545 


Zoyanagra 

regierte  wahrend    1 1  Jahr 

Titha 

»»             » 

3       „ 

Tagazaiintila 

» »            » 

1 

Pattamithatih 

?>             » 

1        „ 

Kubawazihnthi 

»»             » 

»               ' 

Tintan-Titha 

««            > 

60       „ 

Nibyapunna 

t  ?            » 

,           40       ,, 

Annlanü  paya 

»»             » 

,           SO       ,, 

Knlakannatithtlia 

»»            » 

SS 

Tatika 

»»            j 

IS 

Vingaiiathikatiththa 

»T                               » 

3       ., 

Tahatakamanih 

1<                               1 

22       ,, 

Mahallnkana^a 

?•                               • 

7       .. 

Atikatitha 

«  1 

24       ,, 

KanitaHtha 

«  <                               » 

18       ,, 

Kuzzanaga 

»»                               » 

2       ,, 

Kunizanaj^a 

»♦                               » 

17       ,, 

Thivinaga 

»»                              » 

19       ,1 

Vohkayatiththa 

»»                              » 

20       ,, 

Abaya 

«»                               » 

8       1» 

Mayadavika 

«?                               ♦ 

12       „ 

ABmantakamanih 

»»                               > 

9       ,, 

Kaniradsanih 

»t                               » 

,              3       „ 

Zulaya 

»»                               t 

2       ,, 

Thivala-Minthamih  (P 

rinzesflin)        , 

40       ,, 

Zulanaga 

»»             » 

6             M 

Zandamokka 

»»             1 

,              8       ,» 

Yatbalathika 

»»             » 

7       ., 

Thuba 

»»             » 

6       »» 

Vathaba 

>•             ♦ 

44       ,, 

Thirinaga 

t»             » 

50       ,, 

Vidsayah 

1 »             » 

1       ,» 

Tingatitha 

1»             ? 

»              4       ,, 

Tingabadih 

'»             » 

2       „ 

Kotabah 

»»             » 

13       „ 

Dsaekatiththa 

n             » 

10       „ 

Nahathaena 

>»             » 

37       „ 

Kittithirimob 

»»             » 

38       „ 

Puddadatha 

»»             » 

,           29       ,, 

Upititha 

1»             » 

41       „ 

Mahanaga 

»»             » 

22       ,, 

(Nacb  dem  Birmanische 

m.) 

Bftiiian,  OtUMien.  I. 


35 


546 


Beilagen. 


Aus  dem  Mahayasuen. 

Tiho-miii   (Köuige  Ceylon's). 

Vijaya-kainma.  Sein  Sohn  Mudasiva. 

Pantavasudeva.  ,,      ,,     Devanapiyatissa. 

Abbayakumraa.  Sein  Bruder  Uday. 

(Nach  dem  Mahawanso  folgt  auf  Devanapatissa  sein  Bruder  Uttlyo,  der  in  der 
aus  dem  Almanach  gesogenen  Genealogie  der  Sohn  von  Mntasiva  genannt  wird.) 


Sein  Brnder  Mahasiva. 

Ein  Bräderpaar  ans  der  Provinz. 

Jalarakyaumin. 

Dutakamanih. 

Sein  Sohn  Lin^ikatissa. 

Sein  Bruder  Lankhakanaga. 

Wattakauiani. 

Leute  aus  den  Provinzen. 

Öauranaga 
(Sohn  von  Wattakamani). 

Sein  Bruder  Tissa 
(Sohn  nachdem  Mahawanso). 

Wasnka  (ein  Auslander). 


Sein  Bruder  Suratissa. 

Snratissaui-asaela . 

Kahkavanna  (Prinz). 

Sein  Bruder  Saddati;^. 

Öulataka 
(nach  dem  Mahawanso  wirdThollathanako 
durch  Lajjitisso  entthront.) 

Wattakamani-maha-culaka. 

(Nach  dem  Mahawanso  besteigt  der  von 

den  Damilo  vertriebene  Wattagamini  nach 

deren  Abzug  zum  zweiten  Mal  den  Thron.) 

Der  Thürwachter  (Tanga^aun)  Silawa. 

Der  Ilolztrager  (Thintham)  Tissu 


Nilayapunna(PunnaoderBrahmane).    Annla-mibura  (Königin). 


Kuntakannatissa. 

Bhatika. 

Mahavadika. 

Sein  Sohn  Amtanakamani. 

,,    Bruder  Kanikatissa. 
C'ulabya. 
Sifava-mibura. 
Öuhlanaga  (Ulanaga). 
Oantamukkha. 
Yasanatatakatissa . 
Tankhahmusuba. 
Wasaba. 

Wingatissa  (Sohn). 
Bahukanaga  fSohu). 
Satikatissa. 
Mahaltaka. 
Naga. 
Kanikatissa. 


Uödanaga. 
Kun6anaga. 
Sivinaga. 
Wauhayatissa. 
Ubaha. 
Sirina^'a. 
Wiöaya  (Sohn). 
Singhatissa  (Sohn). 
Singhabaudhi. 
Kaunabya  (Kotabya). 
Oa^ayatissa  (Sohn). 
Mahasena  (Bruder). 
Kittisirimaega  (Sohn). 
Bnddhadasa  (Sohn). 
Upatissa  (Sohn). 
Mahanama  (Sohn). 
Sanamin  (Sohn). 


Anhang. 


The  Kings  of  Slam. 

Froni  the  Time  tlie  old  city  Ayuthia  was  built, 
ChöölÄ  Era  712,  =  A.  D.  1351. 

Furnidhcd  by  P*nt:  AlSk,  the  chief  of  the  king's  Scribes,  witli  the  approbation 
of  His  Majesty. 

Ist  Dynasty. 


Name. 


1  Scimdöt  P*rX  Rama  T'Iliawdee  F.     .         .         . 

2  SÖmdßt  PVä  Rame-B^oSn,  —  son  of  the  Ist     . 

who  abdieatod  for. 

3  S6indgt  Frä  RawrömS-Rach'a-TTTriit. 

4  Chöw  Öö-t'awng  län,  son  of  the  3rd 

5  S^nidiSt  PVä  Rame-sodän,  assassinated  the  4th 

being  the  same  person  of  the  2nd  reign 

6  S^mdöt  Präya  Frä-Ram,  —  son  of  the  .5th 

7  S^mdit  Fril  NJIk'awn  In 

8  SÖmdit  Frä  BawrömäRach'a-T'T-Rit,  —  son  of  the 

7th 

9  Syndet  Frä  Bawrflmä  Troi  Lokänät,  —  son  of  the  8th 

10  S6md8t  P'rä  Int'ä-Raeh'a,  —  son  of  the  9th. 

1 1  S^mdit  Frä  Rama-TTbawdee  II. 

12  SÖnidit  Frä  Bawröinä-Rach'a  Näw  Fööt-T'äug  son 

of  the  llth.  .... 


Choonia 
Era 


Length 
^'  "'     of  reign 


T8.  MO. 

712 

13.51 

20 

732 

1371 

1 

732 

1371 

13 

744 

1383 

7d. 

744 

1383 

6 

759 

1398 

15 

763 

1402 

18 

780 

1419 

17 

796 

1435 

16 

811 

1450 

22 

832 

1489 

40 

871 


1510 


5 


35* 


548 


Beilagen. 


Name. 


13  P*rä  Rät8ät'aT1-Rat,~8on  of  tlie  I2th,  5  yeare  old. 

14  ^mdk  P'rä  Ch'ei  Rach'a  TXrkt,    .... 

Son  of  thc  12th,  killcd  by  the  13th. 

15  P'rä  Yiiwt  F^j—son  of  the  14th  agod  1 1  ycars. 

The  15th  was  slain  by  K'Öön  Wäräwöngsa-TlrAt 
wlio  took  the  throne,  and  reigned  5  months.  Being 
a  n&nrpcr,  his  name  is  not  allowed  to  have  a  place 
among  the  names  of  Sianieae  kiogs.  llc  was  as- 
sassinated  by  K'OAn  Plrouät'ep,  who  placcd  on 
the  throne  PVÄ  Teeän  Rach*a  who  bore  the  naine 

16  SÖmdßt  Prä  Mäha  Chäkrä-Pätdi-Rach'a  Tirät. 

17  Frä  Mähfn'tä-Rach'a-TlTrjit,— son  of  the  16th. 

The  Capital  of  the  kingdomwas  takcn  in  918  by 
the  King  of  Il6ngsAwädee  or  Pegn. 

18  SÖmdßt  P'rä  PähA  T'ämä-Rach'a-TTr^t. 

1 9  86indiit  P'rä  Näret,  —son  of  the  1 8th.     . 

20  8(5mdöt  P'räeka-T'ötsäröt,— ayoiinger  brother  of 

I9th 

21  Chow  F?  8ri-8äwärä  Fkk,— son  of  the  20th. 

llere  closes  the  Dynasty  of  Si^md^t  P'rä  Rama- 
Tl-Bawdee,  being  20  different  kings,  oneof  them 
having  reigned  twice. 

2nd  Dynasty. 

22  P'rä  Ch6w  Söng-Täm,  —  slew  the  2  Ist.  and  reigned 

[Ue  acquired  a  great  name  by  his  pretended  dis- 
oovery  of  BOödha's  foot  print  at  P'räbät] 

23  P'rä  Ch'Öt'H-T'Irät  Otsäröt,— an  eider  brother  of  the 

22nd 

The  Prime  Minister  ChöwP'äya  Krälahom  Sri  Söö- 
rTwöng  assassinated  the  23rd,  &  placed  on  the  throne. 

24  P'rä  At1täyaW«ng,--a  brother  of  the  23rd,  9  years 

old 

Here  closes  the  Dynasty  of  P'rä  Chöw  Söng-t'äm,  3 
reigns. 

3rd  Dynasty. 

The  former  king  was  driven  from  the  throne  by 
the  Siamesc  Nobles  and  Lords,  whose  place  they 
filled  by  the  Prime  Minister  abovc  mentioned  vis. 


^ 


Cboonl* 
Kr» 


891 
917 


918 
940 

945 
962 


964 


989 


992 


A.  D. 


875       1514 
875       1514 


j  Ii«nffth 
of  reign 


0  5 
15 


889  ,  1528   2V2 


1530 
1556 


1557 
1579 


1584 
1603 


1603 


1628 


1631 


27 


23 
16 


9 
1  2 


26 


1  7 


0  5 


Beilagen. 


549 


Name. 


2J>  P*r:1  Chöw  PrSüät  T'awng.  .... 

26  Chöw  Fa  Ch'ei,— 8on  of  thc  2r)th.  , 

27  l'nl  Sööt'ämä  Racb'a,  — killed  tlie  26th  &  reignod   . 

28  S^mdßt  P'ra  Närai,— son  of  25th  killed  the  27th.    . 

29  P'raPl^tRach'a, — Ile  i8  callcd  a  iisurper,  and  is  not 

allowcd  an  honorable  place  among  thc  kings. 

30  PVä  P'ööt'ä  Chöw  Sü*a,— son  of  the  27th. 

31  P*rä  Chöw  Yöö-hoöä  fei,— son  of  the  30th. 

32  P'nl  Chöw  Yöö-hööil  Bawrömäköt,  brother  of  the 

31st 

33  Chöw  Fa  Däwkmädüä,  — 8on  of  the  32nd. 

and  then  abdicated  the  thrope  tor  his  eldcr 
brother. 

34  P'rä  Chöw  Tluäng  Söörtya  Märin-t*ärä. 

The  close  of  theDynastyofP'räsät-t'awng,  being 
9  kings  in  all,  the  Uäurpcr  being  excluded. 
The  whole  term  in  which  the  above  namcd  34 
kings  reigned  is  417  jears,  averaging  12*3  years 
eaeh. 

[The  Burmese  sacked  the  capital,  in  the  year 
1767  &  carried  away  many  captives.  The  chief 
of  the  Siamese  army  rallied  the  Siamcse  under 
him  at  T'öntXBöÖree,  which  is  now  thc  sitc  of 
H.  ß.  U.  Krömäiöoang  W^ngsa-t'rat-sänit*»  pa- 
läce.   He  built  a  walled  city  in  this  place,  and 

35  reigned  as  king  Fäya  Täk.] 

The  4th  &  present  Dynasty. 

[A  Siamese  General  of  great  celebrity  ander 
1  'äya  Tak,  took  the  throne,  named 

36  86mdßt  P'rä  Bawrömä  Rach*a  P*rä  l»'ööt'I  Ywät-F^. 

37  P'rä  P'ööri  L6't-Lä— son  of  the  36th.     . 

38  Fräbät  8^mdöt  P'rS  NJlng-Klöw,  —  son  of  the  37th. 

39  P'räbät  S6md6t  P'rä  Pärämcndr  Mähä  Möngkut,  tho 

present  reigning  sovereigu, — son  of  the  37th, 
siicceeded  to  the  throne.  .... 

P'räbät  Si^mdit  Frä  PTn-Klöw  second  king  do] 


Ghoonla 
Era 


1120 


1129 


1144 
1171 
1186 


1213 


1759 


1767 


Length 
of  reign 


992 

1631 

1017 

1656 

1018 

1657 

1018 

1657 

1404 

1683 

1059 

1698 

1069 

1708 

1094 

1733 

1120 

1759 

1851 


26 
0  9 

0  2V3 

26 

16 

10 
27 


26 


lOds 


0   9 


15 


1782  27 
1809  i  15 
1824   27 


12 


The  Chief  Bun-iving  relatives  uf  the  reigniDg 
SoverckgüB  of  Siun. 
Yoimg«r  llrotliiTi'. 
Krnm  LMSng 
Kinm  LdMnK 
KTnm  MA'n 
Ktdm  Hü'p 
Krötn  Ha'D 
Krdm  HQ'n 
Krem  HO'n 
SJtmdei  P'rt  ihAw  QOng-yst'o'  Chdw  K?  niXhi-niRla. 

Kröm  HA'a  SmArJ^n  banilin, 
Kram  Un'n  ii'oomlD't'JIril-p'Akile«. 
KrAm  Mä'n  riitrh'llf<^£  wlkrom, 
Kröm  Ma'D  ttdonn  IKk<4nil-!><tml<AI. 
KrOm  HA'n  «(Hinm 

Krdin  Uä'n  rü'-lVt, 

Krtm  Mfi'n  ii'nowflnei-nSrX-bi^, 
Krflm  Hä'n  hawÄrS-wich'ei-ch'ao 

CoDsinH. 
Krom  K'iUn  nSm-nOOchlt, 
KrCm  HA'd  iduörft-mOatree, 
Krflni  Uü'n  krS&St-srl-BarSdei, 

KtSid  HO'n  n>6ntr<>(i  rfiksi,    descended  rrom  the  own  alxler  of  P'ril 
FMn-yiwt-ft. 

Tha  fUbu  of  Iht  praiant  klog  of  SUm,  U  hli  dHcu«  Iifl  Bflr-Ihn«  ioitItIiib  »d>  ud 
dauabHn,  inoludtng  hii  pnHnl  M^«!;. 

List  of  chlldren  of  thn  flnl  king. 

Glru,  und  unniid  bf  Ihili  lojtt  fMliai,  Tb«  utognplij  li  ■lio  wbollf  Uw  kfnB't, 
•«•■•las  H  ha  tblBki  witb  Iha  littit  ud  moat  approTad  lyaMu  of  KobuiiIiib  pyi  iroid*.  Ab 
HUiJak  (•)  ftffliad,  danoMa  tba  dnlh  of  tba  paiaou. 


iBt     Prinre,  Xobhawongic born  Hanib  !3d,  1BS3. 

Krtm  Mä'n  mah^-sMJiii-8[v9Tlläs, 
aod.  Prin«),  Snpratitti,  bom  May  isth,  18S4, 

Kröro  HO'd  VTsXnaoarth  Nlbhadhom,  dcceasnl  Draember  i  th.       I86S.' 


Beilagen. 


551 


3rd.   Princess  Ying-Yawlacks,  CbiM  ofthr  2nc1  mother,  bornJannary  21st,  1852, 


4th.  Prince  Dack  Sinwatr, 
5th.  Prince  Chau-Fa  Somanass 
ßtli.  Princess  Dackninga, 
7th.  Princess  Somawati, 
Stil.  Princess 


of  Sd  bom  July  llth,  1852. • 

of  4th  bom  August  22nd,  1852* 

of  5tk  bom  September  18tb,  1852. 

of  6th  born  November  20th,  1852. 

of  7th  born  March  25th,  1853.* 


9th.  Prince  SonidetchChoufa-ChuIalenorn,  of    8th   bom  September  2 Ist,  1853. 


lOtli.  Princess  Sri-Bhaddhna, 
llth.  Prince  Swetrwaralabb, 
12tb.  Princess  Prabhassorn, 
I3th.  Princess  Hhactra-Bimolbam, 
14th.  Princess  Mania-Bhadliorn, 
I5tb.  Prince  Deeng, 


of    9th  born  January  29tli,  ^854. 

of     6th  born  May  6th,  1854.* 

of  lOth  born  May  llth,  1854. 

of    2nd  born  October  25th,  1854. 

of     5th         bom  November  22th,  1854. 
of  llth  born  March  21  th,  1855.* 

of  8th    bom  April  25th,  1855. 
born  May  8th,  1855. 
born  June  30th,  1855.* 
born  July  16th,  1855. 
born  Oct.  29th,  18^5. 
born  Dec.  llth,  1855. 
still-bom  Feb.  7th,  1856. 
bom  March  15th,  1856. 
born  March  16th,  1856. 
born  April  26th,  1856. 
born  August  19th,  1856. 
born  Nov.  3d,  1856. 
born  January  14th,  1857. 
bornFebruary  23d,  1857. 
born  August  18th,  1857-. 
born  Aug.  22nd,  1857.* 
bom  October  2nd,  1857. 
bom  Oct.  17th,  1857. 
bom  Oct.  18th,  1857. 
born  Nov.  I9th,  1857. 
born  Dec.  23d,  1857. 
bom  Dec.  Slst,  1857. 
bom  January  18th,  1858. 
born  January  28th,  1858. 
born  May  5th,  1858.* 
bom  May  lOth,  1858. 
bom  Nov.  30th,  1858. 
bom  Sept.  19th,  1859. 
December  Ist,  1859.* 


I6th.  Princess  Sonidetch  Chatifa  Chandrmondol, 

I7th    iVincc  Krita-Bhiniliarn,  of  12th 

I8th.  Prince  Chhalomlacks,  of  13th 

i9th.  Princess  Sri-Nag  Sawasti,  of     6th 

20th.  Prince  Gagnnang  Yugol,  of     3d 

2 Ist.  Princess  Kaniikakeeu,  of  I4th 

22nd.  Princess of  I5th 

23rd.  Prince  Sukhswaste,  of    5th 

24th.  Prince  Dwithwuliulabh  of    7th 

25th.  Prince  Thong-Kong-Kon-Yai,  of  16th 

26th.  Prince  Ksemsant  Sobhugy  of    2n(! 

27th.  Prince  Kamulam  Losarn,  of    6th 

28th.  Prince  Chaufa  Chaturont-Rasmi,  of     8th 

29th.  Prince  Unnakara,  of  17th. 

30th.  Prince  Ka««em-Sri-Subhayag,  of    5th 

31st.  Princess  (died  after  3  days,)  of  llth 

32nd.  Princess  Smor-Smay,  of  15th 

33rd.  Prince  Sri-Siddhi  Dhongjay,  of  13th 

34th.  Prince  Taong-Theemthwalia-Wongse,     of  16th 

d5th.  Princess  Anong-Nobugun,  of  18th 

36th.  Princess  Kranock-Wara-Lekha,  of    9th 

37th.  Prince  Choombol-Samboge  of    3d 

38th.  Princess  Arunwati,  of  19th 

39th.  Princess  Wani-Ratane-Kania,  of  20th 

40th.  Princess  Mondarobratn,  of  21th 

4 Ist.  Prince  Kabkranockratn,  of     7th 

42nd.  Prince  Devan-Uday-Wongse,  of  17th 

43rd.  Princess  Oraday-Debia-Kania,  of  13th 

44th.  Princess  (died  after  7  days),  of    6th 

45th.  Prince  Chaufa  Bhanurangsi  Swang-Wongse,  of  8th  born  January  I3tb,  1860. 


552 


Beilagen. 


46th. 

47th. 

48th. 

49th. 

50th. 

5  Ist. 

52nd. 

53rd. 

54th. 

55th. 

56th. 

57tli. 

58th. 

59tli. 

60tli. 

6lBt. 

62nd. 
63  rd. 
64th. 
65th. 
66th. 


Princess  Pusponkj-Borkban,  Child  ofthe  llth 
Prince  Manusianag-Manob,  of    2nd 

Prioce  Chrorn-Roong-Rasi,  of  16th 

Prince  Swasti  Prawatti,  of  22nd 

Princess  Sananda-Kumariratn,  of  I7th 
Prince  Chandidhat  Chudadhan,  of  2 Ist 
Princess  Sukhnmal-Marsri,  of  llth 

Princess  Nariratna,  of  23d 

A  miscarriage  after  4  months  pregnancy,    of 

of  6th 
of  2nd 
of  24th 
of  25th 
of  26th 
of  27th 
of  17th 
of  28tli 
of  14th 
of  13th 
of  16th 
of  27th 


Prince  Jayanujit, 
Princess  Banchop-Penchania, 
Prince  Worawarna-Korn, 
Prince  Tissaworkuman, 
Princess  Nonggran  Uttomdy, 
Prince  Srisawabhang, 
Princess  Swang-Waddhana, 
Prince  Sonapandit, 
Prince  Chitr  Chrone, 
Prince  Yaddhnanu  Wongse, 
Princess  Kancbanakor, 
Princess  Buspan  Buaphan 


rootbcr  born  March  Ist,  1860. 

born  April  12th,  1860. 

born  AiigUbt  21tb,  1860. 

born  Sept.  7th,  1860. 

born  Nov.  lOth,  1860. 

born  Dec.  llth,  1860 

born  May  lOth,  1861. 

born  August  17th,  1861. 

I7th       August  25th,  1861.* 

born  August  26th,  1861. 

boruNov.  5th,  1861. 

born  Nov.  20th,  1861 

born  June  2 Ist,  1862. 

born  July  Titb,  1862. 

born  July  I8th,  1862. 

born  Sept.  lOth,  1862. 

born  April  Ist,  1863. 

born  April  28th,  1863. 

born  May  27th,  1863. 

born  June  8th,  1863. 

bomOct.  15th,  1863. 


The  Family  of  the  second  King  of  Siaiu. 

Uis  Majesty  the  second  king  of  Siam  has  now  a  family  of  about  one  hundred 
and  twenty  wives  and  thirty  children.  His  wives  are  about  equally  divided  be- 
tween  the  Siamese  and  Laos.  These  Statements  are  made  on  the  highest  au- 
thority,  and  may  be  rclied  upo»  as  being  correct.  The  writer  has  not  been  able 
to  leam  (as  he  did  the  last  year  in  regard  to  the  family  of  the  first  king)  how 
many  wives  the  second  king  has  had  from  the  beginning  of  his  manhood,  nor  the 
names  and  ages  of  all  his  issue.  He  is  now  in  the  fifty  tifth  year  of  his  age,  ha- 
ving  had  a  growing  family  for  a  period  of  about  twenty  six  years  without  any 
Interruption  on  account  of  the  vows  of  celibacy  required  by  the  Buddhist  priest- 
hood,  which  arrested  the  enlargcment  of  the  first  king's  family  not  far  from  thirty 
years,  after  the  birth  of  his  second  son.  In  kind  condescension  to  the  request  of 
the  writer,  he  has  caused  to  be  furnished  for  the  Calendar  this  year,  the  following 
list  of  the  names  of  his  surviving  children,  statingthat  thirty  eight  of  his  offspring 
have  died,  making  the  whole  number  sixty  eight. 

Sons. 

Prince  Krom^mü*nbawSräp'ee-cheiy4wt  born  in 

the  year  of  the  dog  agcd  26 

Prince  ItsSräwan,  year  of  the  rat,  24 

Prince  Wärärät,  year  of  the  cow,  23 


k 


Heilagen. 


553 


Prince  P'anöömät, 

year  smaW  dragon, 

19 

Prince  ilätsädin, 

w 

w                w 

19 

Prince  Nowwärät, 

W 

♦•                 w 

19 

Prince  Bilu-chang, 

w 

w                     » 

19 

Prince  Yöök'örtnt'awn, 

n 

of  monkey. 

16 

Prince  Krächäng, 

«• 

»  tbe  cock, 

15 

Prince  Tö, 

n 

n     ^     bog, 

13 

Prince  Ch'älo'nililk, 

*t 

n      „     cow, 

11 

Prince  Nänfäwän, 

n 

f<     f>        « 

11 

Prince  VVjIt'änawong, 

M 

n     «    tiger, 

10 

Prince  P*ilrÖnimftt, 

»t 

great  dragon, 

8 

Prince  Chäröönröt-ru'ängsöe, 

♦» 

W                         W 

8 

Prince  Sänän, 


year  of  the  small  dragon,  7 


Daiigbters. 

Princess  Dooäng  präp*a, 

bom  in  tbe  year  of  tbe  dog,  agcd  26 
Princcs»  Söödasäwäu,  year  of  tbe  rat,  24 

Princess  ßasee,  year  of  tbe  monkey,   1 6 

Princess  Wöngcbän,  year  of  tbe  dog,   14 

Princess  Cbämro'n,  ^     „    „      »14 

Princess  Tanäwmrätsämet»,  „     „     „      »14 

Princess  P'äk-k*{twädee, -     - 

Princess  WTIeisong-känläya  rabbit,     9 


Princess  Wawrä  p'äk, 
Princess  Cb*ö't  ch'öm, 
Princess  P'Imwäsawn, 
Princess  Prälomlök, 
Princess  Söksäng, 
Princess  Säwäng-ong, 


year  of      „         9 
year  great  dragon,  8 

w  ♦«  ♦»  •         8 

»  »  «8 

»  monkey,     4 


(Aus  dem  Bangkok-Calcnder  1864.) 

Bemerkung.  Die  obige  Schreibart  findet  sieb  im  Bangkok-Calender  be- 
folgt, woraus  diese  Liste  genommen  ist.  Dass  überhaupt  keine  allgemeine  Gleich- 
artigkeit in  der  Rechtschreibung  der  einbeimischen  Namen  einzuhalten  war,  liegt 
in  der  Natur  der  Sache;  denn  da  die  Siamesen  z  B.  denselben  Königstite)  nach 
anderen  Grundsätzen  der  Orthographie  schreiben,  als  die  Birmanen,  somusste  man 
jedem  seine  Eigentbümlicbkeit  lassen,  um  nicht  charakteristische  Unterscheidungen 
zu  zerstören.  Bei  europaischen  Scbriftstellem  über  Hin ter-Indien  finden  sich  neue 
Modificationen  zugefügt,  theils  aus  Unkenntniss,  theils  durch  verkehrte  Theorieen 
der  Erklärung.  In  den  meisten  Fällen  liegt  die  Entstellung  so  auf  der  Hand,  dass 
sich  die  richtige  Reduction  beim  ersten  Blick  ergiebt.  Bei  anderen  würden  indess 
längere  Erörterungen  nötbig  gewesen  sein,  um  nicht  bypotbetiscbe  Ansichten  noch 


554  BeiUir«! 

brpotbf  ti«^her  zu  m^ehen.  Da  ich  ror  Allem  nklit  den  Vorrof  anf  mifh 
iiH^bt^,  aaf  falscbe  Führte  (geleitet  zu  haben,  hielt  ich  e«  for  be«er.  anch  nof- 
lichtt  frei  roo  VeriDdemni^en  zu  halten,  die  immer  zweifelhaft  bkiben  missen, 
bis  Zeit  md  Mns'^  gründliche  Specialontersnehim^en  ermöcfichen  werden. 
Bei  einigen  bleibe  ich  ohnedem  selb-t  on^icher.  da  ich  mir  Birenier.  beson- 
der» in  Birma,  das  nur  anf  kurze  2^t  entlehnte  Buch  ras^  rorlesea  tx-^-^en  mo^^te. 
nnd  nach  dem  Gehör  niederschrieb .  wa«  in  der  er-ten  Zeit .  wo  ich  noch  ein  An- 
fänger in  der  Sprache  war.  leicht  täii*rchen  konnte.  Ra^h  angeferti^en  Copieen 
ixt  nnr  wenig  zn  tränen .  während  die  Ab«chreilier  da .  wo  man  ihnen  nach  ihrer 
Bequemlichkeit  genügende  Zeit  li.s$t ,  durch  gegenseitiges  Voriesen  eine  hinlins- 
lieh  genaue  Correctur  üben  (besonders  in  den  be*5eren  Klöstern).  In  «olchen  Fällen, 
wo  mir  die  Schreibart  au-  den  mitgebrachten  Mannscripten  O'Jer  den  selbstgemachten 
Copteen  vorliegt,  habe  ich  das  Muster  ron  Lepsin«  allgemeinem  Alphabet  gewählt. 
aN  dai*  am  weitesten  Terbreitete ,  obwohl  es  in  den  iodo-chinesischen  Sprachen 
nnr  »ehr  ungenügend  das  Erforderliche  auszudrucken  vermag.  Ueberhaupt  bleibt 
es  fraglich,  ob  eine  genaue  Transcription  jener  sich  in  Betonungen  bewegenden 
Hpracben  durch  unsere  Con«K>nant'Alpbabete  je  möglich  sein  wird.  Zu  der  Un- 
sicherheit des  lautlichen  Schwanken?  konimt  hinzu,  da»s  im  Binnanischen  eine 
Menge  Worte  anders  geschrieben ,  wie  gesprochen  werden ,  und  im  Siamesischen 
findet  sich  bei  manchen  Worten  eine  angehängte  Reihe  stummer  Buchstaben ,  die 
für  die  etymologische  Herleitung  von  Bedeutung  sind,  aber  in  der  Aussprache  nicht 
auftreten.  Finale  Buchstaben  haben  im  Siamesischen  einen  verschiedenen  Werth. 
je  nachdem  das  Wort  voll  oder  kurz  prononcirt  wird,  und  im  Birmanischen  ändern 
MC  sich  je  nach  dem  Einfluss,  den  dieComponentenderSylbe  darauf  ausüben.  Die 
Vocale  selbst  wieder  modificiren  im  Birmanischen  ihren  Laut  in  Abhängigkeit  von 
dem  vorhergehenden  oder  nachfolgenden  Consonanten,  zwischen  denen  sie  stehen. 
Alle  diese  von  unseren  Grundsätzen  der  Orthographie  so  ganz  abweichenden  Un- 
regelmässigkeiten werden  leicht  erklären,  wie  das  Bnchstabiren  der  übersetzten 
Worte  bunt  wechselt,  und  obwohl  ich  selbst  am  meisten  die  Noth wendigkeit  eines 
geordneten  Systems  fühle,  so  wünsche  ich  doch  keines  aufzustellen,  bis  meine 
Vorarbeiten  nicht  hinlänglich  gediehen  sind ,  um  eine  wirkliche  Beseitigung  der 
Schwierigkeiten  hoffen  zu  lassen. 


Pr^cis  historique  de  la  nation  annamite. 

D^  le  Premier  volume  des  annales  chinoises  (tarn  hoang  ngü  dt  ngoai  Ky)^ 
au  r^gne  de  Xuyen  Hut  qui  partagea  Tempire  avec  les  trois  premiers  emperenrs 
de  Chine  ou  Icur  succeda  imm^diatement,  il  est  parle  de  la  nation  des  Giao-chi 
conune  limite  m^ridionale  de  Tempire. 

Sous  la  troisi^me  dynastie  chinoise,  celle  des  Cäm,  qui  regna  depuis  les  temps 


Beilagen.  555 

de  Samuel  juüqu'ä  TauDee  249  avant  Jeäus-Christ,  la  nation  fut  designec  sous  le 
nom  de  Hoän-chu,  son  chef  conservant  le  titre  de  Giao-chi  qudti,  cominandant 
des  GiaO'Chi. 

Au  temps  de  la  grande  dynastie  des  Ilan,  depuis  Fan  206  ayant  J^sus-Christ 
jusqu'ä  l'an  221  apr^s,  il  est  question  de  la  premi^re  maison  regnante  des  Giao- 
chi,  la  maison  Trieu,  qu'onvoit  perdre  le  pouvoir  vers  l'an  106  apr^sJ^sus- Christ. 
Depuis  lors,  la  terre  des  Giao-chi  fit  partie  de  Tempire  chiuois  durant  plus  de 
800  ans.  C'est  vers  Tan  600  de  notre  6re  que  les  empereurs  de  la  dynastie  des 
Ngo  bätirent  la  ville  de  Ke-cho  ou  La-thanh,  la  premi^re  ville  du  royaume  et 
capitale  du  Tong-king. 

Quand  la  dynastie  Nam-tong,  pr^cedant  celle  des  Mongols  en  Chine,  reunit 
80U8  un  roeme  sceptro  toutes  les  provinces  de  Tempire,  vers  Tan  960,  le  premier 
roi  d'une  seconde  maison  annaroite,  la  maison  Dinh,  regna  sur  ses  nationaux  sous 
le  nom  de  Tien  hoäng,  et  abandonna  Ke-cho  ou  La-thanh  de  fondation  imperiale 
pour  aller  fonder  Hue-Lu  plus  k  l'ouest. 

Apr^  cette  maison,  on  vit  s'^lever,  en  981,  nn  grand  roi,  le  premier  de  la 
maison  Le,  sous  le  titre  de  Dai-Hanh.  II  r^^a  vingt-qnatre  ans  et  il  travailla 
fortement  ä  l'affranchissement  de  son  pays ;  mais  ses  enfants  se  faisant  la  guerre 
apres  sa  niort,  un  grand  mandarin,  du  nom  de  Ho  qui  Ly,  fit  revivre  Tinfluence 
chinoise,  s'empara  du  trone  vers  Tan  1010  et  rebätit  Ke-cho,  qu*il  nomma  Tang- 
long,  par  suite  d'un  songe  dans  lequel  il  avaitvu  un  dragon  se  dresser  devant  lui. 

Ce  fut  sous  Tun  de  ses  arri6re-petits-fils,  Ly-atth-duc,  en  1139,  que  le  nom 
de  Giao-chi  fut  changd  en  celui  A'Annam   ou  ({'Yen-nam. 

Hue-töng^  le  dernier  prince  de  cette  famille  Zy,  r^gnait  au  commencement 
du  treizi^me  si^cle;  sans  enfant  male,  il  laissa  la  couronne  ä  sa  fille,  Bä-trieu- 
hoäng,  qui,  en  1226,  eponsa  le  nommc  Tran,  qui  devint  le  chef  de  cette 
maison. 

La  maison  Tran  sMIlustra,  dit-on,  par  des  combats  contre  les  Mongols, 
mais  eile  fit  le  malheur  du  peuple.  £n  1419,  par  snite  des  plaintes  du  peuple 
portees  jnsqu'a  Pekin,  l'empereur  de  Chine,  de  la  dynastie  des  Minh,  fit  venir  a 
sa  barre  le  roi  Trong-tim-de,  qui  se  noya  en  route.  Le  royaume  fut  alors  gou- 
vem^  par  des  dc^legn^s  imp^rianx  et  les  cabales  des  maisons  Ly  et  Tran. 

On  vonlut  cbanger  certaines  coutumes,  abolir  Tusage  de  se  noircir  les  dents, 
de  porter  les  chevenx  longs,  etc. ;  on  excita  pendant  environ  douze  ans  de  grands 
m^contentements  parmi  le  peuple,  qui  trouva  unvengeur  ^2^x\%  Nguyen-Tien,  Tan- 
cetre  des  rois  actuels. 

Cet  homme,  plein  d'energie  et  de  rdsolution,  parvint,  k  force  de  constance  et 
d'efforts,  ä  affranchir  sa  nation  du  jong  odieux  de  la  Chine  et  k  placer  sur  le  tröne 
nn  descendant  du  grand  homme  Le-dai-hanh,  dont  Ly  avait  usurpe  le  tröne,  et 
qui  est  connu  dans  le  royaume  sous  le  nom  de  Le-hi.  Cet  6v^nement  ent  lien 
en  1428. 

Nguyen-tien  et  ses  descendants  port^rent  les  titres  de  quoc-coiig  (m^rite  du 
royaume),  de  thai-su  (grand-duc),    de  hung-quoc-cong  (^lövation  de  mörites); 


556  Beilagen. 

ilfi  goiivernerent  effectivemcnt  le  pays  au  oom  des  Lc,  sous  celoi  de  clua 
(seigneor). 

Le  pays,  habit^  alors  par  la  Dation  annamite,  n*etait  autre  chose  qoe  le  ToBg- 
kiDg,  ä  partir  du  Deo  ngang  on  grande  chaine  de  montagnes  ao-dessus  des  pro- 
vinces  actnelles  de  Hui.  Tout  le  midi  apparteoait  a  la  nation  tsiampoise,  jusqu^aa 
Camboge  ou  Saigon. 

Vers  le  milieu  da  seizi^me  si^le,  au  temps  qne  les  Portugals  apportaient  le 
christianisme  dans  ces  mers-ci,  on  vit  nn  descendant  de  ces  Ayvjf^,  tout  Jeane 
encore,  s'etablir  avec  ane  emigration  de  mandarins  mecontents,  de  soldats  re- 
fractaires  et  de  gens  du  peuple  fayant  la  mis^re  et  la  famine,  dans  les  plaines  et 
les  montagnes  de  Hut.  Son  pere  Tavait  desberite  en  donnant  sa  royaate 
de  Chua  ä  an  de  ses  employes,  nomme  Trinke  auqael  il  avait  donne  sa  fille  en 
manage. 

Toai-cong,  en  venant  dans  le  sud,  echappait  d'aillears  4  la  mort  assaree  que 
son  beaa-frere  lui  reserrait.  Entour^  de  gens  devoues  et  desireux  d'aTentores, 
il  se  declara  ckua  de  Dang-trong  (route  Interieure) ,  pendant  que  Trink  restait 
chua  de  Dang-ngoai  (route  exterieare)  et  il  fit  avec  achamement  et  succt:^  la 
guerrc  aux  Tsiampois,  qui  perdireut  presque  tout  a  coup  toutes  leurs  provinces  a 
Texception  de  Binh-tkuan  et  de  Phu-yen  ou  Ran-ran. 

En  1570,  Tom-cong  se  declara  roi  ou  ruang  sous  le  nom  de  Titn-ngtnftn :  il 
regna  jusqu'en  1614;  ses  suceesseors  sont: 

Sai-nguyen,  1614.  —  Thuong-nguyen,  1635. 
Hieu-nguyen,  1649.  —  Ngai-nguyen»  1668. 
Minh-ngayen,  1692.  —  Ninh-nguyen,  1724. 
Vo-nguyen,  1737.  —  Hieu-nguyen,  1765. 

Hieu-nguytn,  mort  en  1777,  laissa  le  royaume  dans  le  plus  triste  etat  et  doq 
enfants  se  disputant  le  gouYemement,  tout  en  se  livrant  au  debordement  de  toas 
les  plaisirs. 

Dans  la  maison  de  Tun  d*eux,  Nhac  ourdit  une  conspiration  parmi  les  com- 
mer^ants  du  Binh-dhih,  dont  sa  maison  faisait  partie.  Fort  de  Tunion  de  ses  deux 
freres,  Lottg-nlnhong  et  Hoa ,  thuong  de  Dong-nm ,  il  se  souleva  et  en  peu  de 
temps  forent  massacrees  les  deux  famiUes  de  chuQy  Trink  etSgwfen.  A  la  meme 
epoque,  le  gouvemement  des  montagnards  de  louest  (^Tay-son)  etait  proclame 
sous  le  nom  de  l^ai-duc. 

An  Tong-king  regnait  le  demier  des  Za!,  Canh-hung,  qui  abdiqua  en  faveor 
de  son  fils  Cki^u-tong.  Long-nku^ng  for^a  ce  sooYerain  i  lui  donner  sa  fille  en 
manage  et  ä  se  refugier  en  Chine,  oü  il  mourut  peu  de  temps  apr^.  Une  armee 
chinoise  parut  sur  les  limites  du  Tong-king  ponr  mettre  ii  la  raison  Longnku- 
öng-,  mais  eile  fut  completement  detmite,  et  Lang-nku-Sng  re^at  de  remp^^or 
de  Chine  le  titre  de  Quctn-trung,  sous  lequel  il  se  d^lara  roi  da  Toog-kiiig.  Son 
fils,  CiUkh-tkin,  lui  succeda  et,  plein  d'ambition,  fit  la  guerre  ä  Tkai-duc^  roi  da 
sud,  son  onde. 


Beilagen  557 

Ces  ^venemcnts  se  passaient  de  1770  ii  1790. 

Tontefois,  Nguyen-anh,  arriöre-petit-flls  du  dernier  Nywßn  rt'gnant  en  Co- 
chinchine,  avait  echappö  an  massacre  de  sa  famillc.  A  la  faveur  des  tronblcs  dii 
pays  et  de  la  gnerre  que  se  faisaient  entre  enx  les  Tay-san,  il  put  pen  k  pen,  au 
niilieu  des  difficult^s  immenses  que  lui  aplanit  Mgr.  D'Adran,  par  son  aide  et  ses 
conseile,  rcconquerir  le  royanme  de  ses  peres. 

£n  1802,  il  se  döclarait  roi  du  Tong-king  et  de  la  Cochinchine,  sous  le  noni 
de  Gia-long. 

Gia-long  a  r<^gn6  dix-huit  ans,  jnsqn'en  1820; 

hUnh-mang,  son  fils,  vingt  ans,  jnsqn'en  1840; 

Thim-triy  son  petit-flls.  sept  ans,  jnsqu*en  1847. 

Tu'duc,  son  arriere-petit-flis,  r^gne  dopiiis  1848  et  il  est  dans  sa  dix  septi^me 
annee. 

Tu'duc  n'a  pas  d'enfants  et  il  n*y  a  encore  rien  d'officiel  pour  la  nomination 
de  son  snecesseur. 

(Aus  dem  Almanach  von  Saigon  im  Jahre  1864.) 


Ans  der  siamesischen  Uebersetznng  des  Mahawanso. 

(Nach  einer  in  Bangkok  gemachten  Abschrift.) 


Unter  der  Regierung  dei  letzten  der  10  Söhne  Kalasoka's  inPatalibatr  wnrde 
das  Land  von  einem  grossen  Rauberhauptmann  ans  einem  fremden  Lande  (prathet 
ban  bok)  verwüstet.  Ihm  sciiloss  sich  ein  starker  Bauer  an,  welcher  Matnposaka- 
Burut  genannt  wurde  (weil  er  seine  Mutter  nach  seines  Vaters  Tode  unter.-^tützte). 
Dieser  wurde  nach  dem  Tode  des  Anfuhrers  ihr  Häuptling  unter  dem  Namen  Nai- 
Nanta-Maha-Chon  (Meister  Nanta,  der  grosse  Räuber),  und  nach  der  Plünderung 
der  Dörfer  nahm  er  die  Hauptstadt  ein  und  tödtete  den  Sohn  Kalasoka*s.  Unter 
dem  Namen  Nontharath-Bophit  bestieg  er  den  Thron  und  setzte  einen  grossen  und 
kleinen  Adel  ein.    Bei  seinem  Tode  waren  8  Brüder: 

1)  Phrachao-Ukhasenontha, 

2)  Kanoknontha, 

3)  Chanta-Khuttika  nontlia, 

4)  Phuthabannontha, 

5)  Kotthabannontha, 

6)  Kovisankanontha, 

7)  Thotsasiththikanonthn, 

8)  Keothinontha ; 

der  neunte  König  in  Krung  Patalibutr  war  Phra-Thonon  (Phra  Thanantha),  wel- 
cher nach  einer  22jährigen  Regierung,  auf  List  sinnend  (ubai),  ein  Loch  grub,  um 
seine  Schätze  zu  verhehlen.  Nun  war  da  eine  Person,  einPhrahm,  von  den  echten 
Phrnhm  (Phrahmnn  mi  prakati),  in  der  Stadt  (krung)  Tokkasinla,  genannt  Pana- 
kaphrahm  (derBrahmane  Panaka,  oderSanaka),  welcher  in  allerlei  Listen  (ubai) 
wohlerfahren  war  und  die  (trai  phet  thang  sam)  drei  Vedas  vollkommen  verstand. 
Das  Volk  pries  ihn  und  hielt  ihn  für  würdig,  zum  König  gekrönt  zu  werden 
(khatiyaphisek),  und  er  sagte  zu  seiner  Mutter,  dass  es  sich  nach  den  Zeichen 
seines  Verdienstes  für  ihn  ziemen  würde,  Alleinherrscher  zu  werden  (krasat 
khatiya  thibodi).  Aber  da  seine  verwittwete  Mutter,  sich  beklagend,  dass  sie 
dann  vernachlässigt  werden  würde,  ihm  erwiederte,  dass  die  verdienstlichen 
Zeichen  in  seinen  Zähnen  lägen ,  Hess  er  sich  aus  kindlicher  Dankbarkeit  den 


Beilagen.  559 

Augenzahn  (khiau)  der  rechten  Seite  heranszicben.  Indem  dann  sein  Ruhm  ver- 
loren ging,  wurden  seine  Füsse  zur  Strafe  plump ,  und  die  Gestalt ,  welche  zuvor 
gelobt  worden  war,  ein  Gegenstand  des  Hasses  und  Absehens.  Aber  es  geschah 
Alles  aus  kindlicher  Liebe.  Dann  wanderte  Panaka-Phrahm  nmher,  um  zu  ler- 
nen und  zu  studiren  und  kam  nach  Buppha  Nakhon ,  das  ist  die  Stadt  (myang) 
Patalibut.  Vertrieben  von  dem  König  aus  dem  Palaste,  wo  er  einen  kostbaren  Sitz 
eingenommen  hatte,  führte  er  durch  Ueberredung  den  ChaoBanphot-Raza-Kuman, 
den  Sohn  Phra-Chao  Thanontharafs ,  mit  sich  fort.  Da  dieser  aber  seinen  Er- 
wartungen nicht  entsprach,  indem  ihm  das  Lernen  schwer  ward,  nahm  er  Chanta- 
kuta Kuman  von  der  (N'ong  Pra  Phaya  Moriraxanakhon)  Moryarace  (Maurya)  als 
Zögling  an,  welcher,  König  mit  den  anderen  Kuhhirtenknaben  spielend,  einem  Diebe 
durch  den  Scharfrichter  Hand  und  Fusse  mit  einer  Lotusblume  abschneiden  Hess 
und  sie  dann  durch  sein  Verdienst  wieder  anheilte.  Als  Somdet  Phra-Boromma- 
8asada-Chan-Chao  (Buddha)  noch  nicht  in's  Niphan  eingezogen  war,  waren  eine 
grosse  Menge  Herren  (Phaya)  des  Sakhyageschlechts  in  der  Stadt  (krung)  Kabin- 
laphut  (Kappilawnt),  aber  sie  wui-den  alle  von  Phaya  (König)  Vittatuph  getMtet, 
wie  in  dem  Kamphi  (Textbuch)  von  Phra-Thammabot  erzählt  wird.  Diejenigen, 
welche  von  den  königlichen  Sakhya  (Sakayarat)  übrig  blieben,  gingen  nach  dem 
Wald  (paj  Uiinaphau  und  da  sie  dies  Land  angenehm  und  lieblich  fanden, 
geschmückt  mit  klaren  Gewässern  in  dem  Schatten  der  Bäume,  welche  essbare 
Früchte  trugen,  wurden  nie  fröhlich  in  ihrem  Gemüth ,  gründeten  eine  königliche 
Stadt  und  bauten  einen  glattpolirten  Palast  aus  Ziegeln ,  mit  einer  Landstrasse, 
die  Umgegend  durch  Citadellen  befestigend.  Und  in  der  Stadt  Hessen  dieSchaaren 
der  Vögel  ihr  Concert  erschallen ,  so  der  ka-vao  (schwarze  Vogel),  karien  (roth- 
köpfiger  Vogel),  und  die  Menge  der  Majura  (Pfauen).  So  wurde  der  Name  der 
Stadt  offenbar  in  Xamphuthavib  und  so  war  sie  bekannt  als  Moriya-Nakhon. 

Lange  Zeit  nachher  gab  es  Einen  der  Moriyakönige,  welcher  sich  mit  Phaya 
Jamontarat  verfeindete  und  von  diesem  getödtet  wurde.  Nur  die  Königin,  welche 
schwanger  war,  floh  aus  der  Stadt  Moriya  und  kam  in  die  Stadt  Buppha-Nakhon- 
Patalibut ,  um  Schutz  zu  suchen.  Sie  gebar  einen  Sohn ,  wickelte  ihn  in  eine 
Matratze  und  legte  ihn  vor  die  Thür  eines  Kuhstalles,  um  seine  Verdienste  zu  er- 
proben ,  welche  derart  waren ,  dass  eine  der  Kühe  über  ihm  stand  und  ihn  be- 
schützte, so  dass  keines  der  Thiere  ihm  schadete.  Der  Besitzer  der  Kuh ,  wel- 
cher ihn  fand,  freute  sich,  hob  ihn  auf  und  Hess  ihn  die  Kühe  hüten  unter  dem 
Namen  Chanthakhut.  Er  wurde  seinem  Herrn  (Kobala  mit  Namen)  abverlangt  durch 
einen  seiner  Feinde,  den  Jager  Nai  Luth  (Meister  Lnth),  und  lebte  seitdem  in 
dem  Hause  Luth-buruth's.  Eines  Tages  ging  er  aus,  um  mit  seinen  früheren 
Kameraden ,  den  Kuhhirten ,  zu  spielen ,  welche  ihn  zu  ihrem  König  machten. 
Panaka-Phrahm,  welcher  vorbeiging,  fand  ihn  daselbst  und  erhielt  ihn  auf  ausge- 
drückten Wunsch  von  Lnth-buruth.  Es  geschah,  dass  der  Phrahm  ausging,  um 
heiliges  Wasser  aus  seiner  Muschel-Schale  (sangvatthajamon)  zu  spritzen,  und  seine 
beiden  Zöglinge  mit  sich  nahm.  Als  sie  sich  unter  einen  Baum  gelegt  hatten,  um  zu 
schlafen,  gab  er  demBanphot-Kuman,  welcher  zuerst  aufgestanden  war,  ein  Messer, 


5G0  Beilagen. 

lind  befahl  ihnii  seinem  Gefährten  die  Kette  vomTIalse  za  nehmeB,  Jedoch  ohne  sie 
zu  zerbrechen  oder  ohne  ihn  zu  wecken.  Der  Prinz  wnaete  nicht,  was  er  thon 
sollte,  und  $rab  das  Messer  zurück.  Ein  andermal,  als  sie  beide  schliefen,  weckte 
derPhrahmdenChanthakhiit-raxa-knman  nnd  befahl  ihm  dasselbe,  nnd  dieser  ver- 
stand den  Sinn  des  Befehles  md  schnitt  seinem  Mitschüler  den  Kopf  ab.  Nach- 
dem der  Phrahm  durch  seine  Anhänger  ein  Heer  gesammelt  hatte ,  stellte  er  den 
Chanthakhut  an  die  Spitze  desselben  und  dieser  beunruhigte  durch  Räubereien 
das  Land,  wurde  aber,  als  er  geradeswegs  auf  die  Hauptstadt  losmarschirte ,  ge- 
schlagen. Einige  seiner  Leute,  welche  sich  heimlich  in  der  Stadt  verborgen 
hatten,  um  dem  Gesprach  der  Bewohner  zu  lauschen,  hörten,  wie  eine  Mutter  ihr 
Kind  schalt,  welches  in  die  Mitte  eines  erst  warm  aus  dem  Ofen  gekommenen 
Kuchens  gebissen  hatte  und  schrie,  weil  es  sich  verbrannte,  und  wie  die 
Mutter  sagte :  Du  bist  wie  Chanthakhut,  warum  isst  du  nicht  erst  von  der  äusseren 
Rinde?  so  würdest  du  nach  und  nach  bis  in  die  Mitte  kommen.  Die  Räuber 
machten  sich  diese  Lehre  zu  Nutzen,  befestigten  sich  erst  in  den  kleineren  Städten, 
nahmen  dann  zuletzt  Patalibut  und  tödteten  beim  Angriffe  den  König  Thanontha. 
Panaka-Phrahm  krönte  Chanthakhut-Raxa-Bophit ,  und  nachdem  er  die  Fischer 
herbeigerufen,  welche  der  vorige  König  angewendet  hatte ,  den  Fluss  abzuleiten, 
Hess  er  sich  von  ihnen  den  Ort  der  Schätze  zeigen,  welche  er  hob,  und  dann  töd- 
tete  er  die  Fischer,  welche  ihm  dabei  geholfen  hatten.  Der  König  regierte  als 
Eka  Itsararaxathirat  (erster  Monarch)  in  Sakonla-Xonphu-Thavib  und  machte 
den  Panaka-Phrahm  zu  seinem  Phra-Maha-Akkha-Raxa-Khru,  den  bramanischen 
Wissenschaften  und  Weisen,  welche  er  in  seiner  Jugend  gelernt  hatte,  anhängend 
und  nachfolgend. 

Als  Phra-Chao  Chanthakhutrat  sich  seine  Herrschaft  in  Patalibut  gesichert 
hatte  und  das  Volk  glücklich  war ,  bemerkte  Panaka-Phrahm ,  dass  die  einzige 
Gefahr,  die  für  ihn  erwachsen  könne ,  ihm  durch  Gift  entstehen  würde,  und  des- 
halb bereitete  er  ihm  täglich  kleine  Quantitäten,  damit  er,  wenn  er  es  allmählich 
zu  sich  nehme,  sich  daran  gewöhne  und  es  ihm  später  nichts  schaden  könne.  Da 
nun  eines  Tages  die  Königin,  seine  Gemahlin,  Namens  Nang  (Lady)  Sirithamma, 
welche  aus  der  Stadt  Moriya  seine  Mutter  auf  der  Flucht  nach  Katalibut  begleitet 
hatte,  aus  Versehen  von  einem  der  Kachen  ass ,  tödtete  er  sie ,  um  das  Kind  zu 
retten,  mit  dem  sie  schwanger  ging.  Dann  zerlegte  man  eine  Ziege,  steckte  den 
Embryo  in  den  Leib  derselben,  und  als  das  Kind  nach  7  Tagen  geboren  ward, 
nannte  man  es  Vinthasan-Raxakuman ,  weil  sein  Körper  mit  dem  Blute  der  Ziege 
über  und  über  in  Flecken  bedeckt  war.  Als  er  herangewachsen  war ,  starb  sein 
Vater  Chanthakhut  nach  einer  24jährigen  Regierung.  Nun  aber  gab  es  einen 
Asun-Phisat  (dämonisches  Ungeheuer),  Namens  Theva  KhanthsO^l^  (der  Raxasa 
des  Dcva  Kansa),  welcher  in  den  Körper  des  Gestorbenen  führ  und  Trug 
spielte,  als  ob  der  König  noch  am  Leben  sei.  Aber  da  der  Mahaborom- 
Akkharaxakhru  (das  höchst  erhabene  Oberhaupt  der  königlichen  Gelehrten) 
sicher  wusste ,  dass  es  ein  Asnraphisat  war ,  der  Besitz  genommen  hatte ,  theiltc 
er  es  dem  Chao  Vinthasan  Kaxakumau  mit.     Dieser  befahl  dann  zwei  Dienern, 


Beilagen.  561 

einen  lauten  Streit  nm  das  Schwert ,  welches  jeder  als  sein  Eigenthum  bean- 
spruchte, vor  des  Königs  Zimmer  zu  fuhren,  und  da  der  Prinz,  welcher  vom  König 
abgeschickt  worden  war.  behauptete,  dass  er  nicht  im  Stande  sei,  die  Männer  zn 
beruhigen,  Hess  sie  der  König  hereinkommen.  Da  aber  nahm  der  Prinz  das- 
Schwert ,  schnitt  dem  Leichnam  den  Kopf  ab  und  dieser  fiel  von  dem  Throne 
nieder,  nachdem  der  böse  Geist  ansgefahren  war.  Der  Prinz  wurde  dann  nntcr 
dem  Namen  PhrachaO'Vinthasan-Bophit  gekrönt.  Seine  Gemahlin,  die  Königin 
Siratharoma,  hegte  während  ihrer  Schwangerschaft  den  Wunsch,  mit  einem  Fnsse 
den  Mond,  mit  dem  andern  die  Sonne  zn  betreten ,  die  Sterne ,  die  Fundamental- 
wurzoln  der  Erde  und  die  weichen  Blätter  der  höchsten  Bäume  zur  Nahrung  zu 
goniessen.  Da  sie  in  Folge  ihres  unerfüllt  gebliebenen  Wunsches  mager  gewor- 
den war ,  Hess  der  König ,  um  sie  zu  befriedigen ,  einige  künstliche  Präparate 
machen  und  wandte  man  sich  für  die  Prophezeiungen  der  bevorstehenden  Geburt  an 
den  Axivok,  da  die  Brahmana  das  Horoskop  nicht  zu  erklären  verstanden.  Der 
Xirääona-Xi-Vok,  derGewissensrath  der  Königin,  verkündete  von  dem  erwarteten 
Knaben,  dass  er  über  die  101  Könige  der  Erde  als  seine  Sclaven  herrschen,  dass 
er  seine  99  Brüder  tödten  und  die  96  Secten  der  Ketzer  zerstören  würde.  Der  König 
lies»  die  Wahrsagungen  auf  Goldblätter  niederschreiben  und  erklärte  dem  Axivok, 
er  würde,  wenn  seine  Worte  in  Erfüllung  gehen  sollten ,  sich  zur  Verehrung  des 
Phra-Phu-Pen-Chao  (Buddha)  wenden.  Dieser  Sonaxivaka  hatte  zur  Zeit  des  Phra- 
Kassapa-Thoäsapalayan  seine  Verdienste  erlangt.  Er  war  damals  eine  Boa-Schlange, 
lebend  in  einem  Vat,  wo  die  Phra-Phiksu  beständig  den  Phra-Aphithampidok 
lasen,  so  dass  ein  fortwährendes  Getöse  von  Stimmen  war,  welche  das  heilige  Bali 
recitirten.  Der  Schlangendrache  hörte  beim  Erwachen  die  Stimmen  derPhra-Song 
(Priester).  So  wurde  er  durch  den  Kusonkam  (gute  Geschick)  bei  der  Wan- 
derung nach  dem  Tode  wiedergeboren  als  Thevabnth  in  Daodüng ,  dem  Himmel 
der  Engelwelt,  imd  blieb  lange  Zeit  hindurch  im  Genuss  der  göttlichen  Glück- 
seligkeit ,  bis  Somdet-Phra-Borom-Khru  (Buddha)  in*s  Niphan  eintrat.  Dann 
weiter  wandernd ,  wurde  er  in  dem  Geschlecht  der  Phrahm  (Krakun-Phrahm;  ge- 
boren. Nachdem  er  die  Freuden  der  Menschheit  genossen  hatte,  erkannte  er  die 
Uebel  der  fleischlichen  Leidenschaften  und  die  Nichtigkeit  des  Daseins  einsehend, 
wurde  er  ein  Eremit  (Dabot),  in  einer  Zelle  im  Walde  zu  wohnen.  Er  war  hoher 
Weisheit  voll ,  die  ihm  angeboren  war ,  weil  er  in  seiner  früheren  Existenz  als 
Schlange  dem  Phra-Aphithama  gelauscht  hatte.  Als  die  Königin  den  Sohn  gebar, 
mit  welchem  sie  schwanger  ging,  verbreitete  sich  grosse  Freude  durch  das  ganze 
Land  und  das  Kind  wurde  deshalb  Asoka-Raxa-Kuman  genannt.  Noch  ehe  er 
das  Alter  erreicht  hatte,  gehen  zu  können,  wurde  von  demselben  Mutterleibe  ein 
zweiter  Sohn,  mit  Namen  Phra-Ditsarat-Kuman ,  geboren.  Eines  Tages  be- 
schmutzte das  Kind  Asoka  mit  seinen  Excrementen  die  grosse  und  heilige  zur 
Rechten  gekehrte  Muschel  (Phramahasangkhathakkinavat)  und  sein  Vater ,  der 
König  Vinthasan,  goss  in  seinem  Aerger  den  Unrath  auf  seines  Kindes  Kopf.  Als 
die  Edeln  den  Zorn  des  Königs  sahen ,  nahmen  sie  ihm  das  Kind  hinweg  und  die 
Mutter  sendete  nach  dem  Eremiten,  nm  ihn  um  Rath  zu  fragen ,  erhielt  aber  die 

Bastian,  OsUtien.  I.  36 


562  Beilagen. 

Antwort,  sie  solle  anbesorgt  sein,  da  der  Prinz  gewiss  der  Beherrscher  der  Welt 
werden  würde.     Der  König  hatte  99  Sohne  von  anderen  seiner  Kebsweiber ,  so 
dass  man  im  Ganzen  mit  Asoka  und  seinem  leiblichen  Brnder  101  Brüder  zählte. 
'Nachdem  Vinthasanrat  den  Prinzen  Asokraxa  zumUparat  (zweiten  Konig)  erhoben 
hatte ,  sandte  er  ihn  fort  nach  Avantirattabnri,  um  die  99  Brüder  vor  ihm  za 
schützen.     Als  Asoka  auf  der  Reise  nach  Vethitsa-Nakhon ,  bei  einem  Halt  am 
Wege,  die  Tochter  des  Setthi  Tbamanok  erblickte,  fiel  er  in  Liebe  und  vermählte 
sich  mit  ihr  in  der  Stadt  Uxenakhon,  wo  später  zwei  Kinder  geboren  wurden,  der 
Prinz    Phra-Mahintherat    (-knman^    nnd    die  Prinzessin   Phra-Sangkhamitraxa 
(-thida).     Die  Verwaltung  des  Asoka   machte  die  Erde  zum  Bimmel.     Konig 
Yinthasanraxa  zollte  Verehrung  undOpfergaben  den  Brahmana,  die  da  Erzketzer 
(Mitxathithi)  sind,  und  in  trauriger  Welt- Verblendung  blieb  er  der  Phra-Phnttha- 
Sasana  (der  heiligen  Religion  Buddha's)  fremd.   Mehr  als  60,000  Brahmana  wur- 
den tagtäglich  von  diesem  Könige  gefüttert,  bis  an  sein  Lebensende.     Als  er  den 
Tod  herankommen  fühlte,  da  fing  er  an  zu  bereuen  und  die  Abwesenheit  Asoka's 
bedauernd,  Hess  ihn  eiligst  herbeirufen.     Er  kam  noch  gerade  in  Zeir,  um  seinen 
Vater  sterben  zusehen  und  bestieg  den  Thron,  seinen  Bruder  Phra-Ditsarat  mit  der 
Würde  eines  Uparat  bekleidend.     Als  sein   Halbbruder  Phra  Sabannarat  von 
Asoka's  Besitzergreifung  hörte,  zettelte  er  mit  der  Bande  der  99  Prinzen  eine  Re- 
bellion an,  aber  Asoka  überkam  sie  und  liess  alle  hinrichten.     Als  dann  König 
Asoka  von  den  Weissagungen  hörte,  die  von  ihm  vorherverkündet  hatten ,  sandte 
er  eine  Botschaft  an  den  Einsiedler  Sonaxivaka,  für  den  eine  Sänfte  zur  Reise  be- 
reitet wurde.     Als  er  bis  zum  Kloster  (Vat)  Taniascnason  gelangt  war>  wo  alle 
Arten  wilder  Tbiere  in  Frieden  und  Freundschaft  zusammenlebten,  nnd  dort  unter 
dem  Mönch  Atsakhutathen  das  Gesetz  predigen  gehört  hatte ,  trat  der  bejahrte 
Qreis  in  den  geistlichen  Stand  ein  und  verblieb,  dort ,  ungeachtet  alles  Drängens 
und  der  Vorstellungen  der  Edelleute ,  dass  er  seine  Reise  zum  König  fortsetzen 
möchte. 

Als  Asoka  davon  hörte ,  blieb  er  schweigsam  und  verstimmt ,  denn  noch  war 
die  Bekehrung  nicht  in  .ihm  zum  Durch bruch  gekommen  und  er  folgte,  gleich 
seinem  Vater ,  dem  brahmanischcn  Götzendienst.  Als  er  aber  eines  Tages  die 
Regellosigkeit  und  Unordnungen  dieser  Brahmancn-Heerde  beobachtete,  die 
in  eine  Unzahl  Secten  zersplittert  sich  gegenseitig  befehden  und  denen  jede 
Selbstbekämpfnng  unbekannt  ist,  da  wandte  sich  sein  Sinn  der  geheiligten  Re- 
Ugion  Buddha's  zu.  Im  vierten  Jahre  seiner  Regierung,  im  218.  Jahre  der  Phra- 
Phuttha-Sakkharat ,  wenn  von  dem  Eingehen  in  das  Niphan  gezählt  wird,  wurde 
die  Krönung  Asoka's  vollzogen,  und  die  Kraft  seiner  machtigen  Gewalt  drang 
eine  Yozana  (8000  Klafter)  hoch  zum  Himmel  auf  und  eine  Yozana  in 
die  Erde  hinab.  Die  Thcvada  schleppten  ihm  acht  Ladungen  Wasser  herbei 
aus  dem  Anotitta-Sce,  und  der  König  vertheilte  davon  unter  seine  Frauen  und 
Concubinen,  wie  auch  warme  Getränke.  Dann  brachten  ihm  die  Thevada  (Grötter 
oder  Engel)  Zahnstocher  aus  dem  Holze  des  Khongta-Baumes ,  das  stets  einen 
lieblichen  Geruch  im  Munde  erhult.     Sie  lieferten  eine  ziemliche  Menge  solcher. 


Beilagen.  5(^3 

und  der  König  vcrtheilte  davon  unter  die  Edelleute  und  seine  60,000  Kebsweiber. 
Dann  versahen  ihn  die  Thevada  mit  süssen  Tamarinden  (Makkam-phom)  und 
Galläpfeln  (Samo),  ausgezeichnete  Arzneien ,  die  im  Himaphan-Walde  wachsen, 
so  wie  auch  mit  Phulikaxat,  eine  ganz  vortreffliche  Medicin  für  alle  Arten  von  Gift, 
bei  Schlangen-,  Centipeden-,  Scorpionsbisson,  und  fernerhin  holten  ihm  die  Theva- 
da auch  äusserst  schmackhafte  Mangos  aus  dem  PaPhra-IIimaphan  (dem  Walde 
des  heiligen  Ilimaphan).  Sie  trugen  ihm  Ilimmels-Liquenre  herbei ,  in  fünferlei 
Art  gefärbt,  und  himmlische  Tischtücher,  um  die  Hände  abzuwischen,  von  gelber 
Farbe.  Diese  Himmelszeuge  waren  von  dem  Baum  Kammaphrük  genommen,  der 
an  den  Ufern  des  See*s  Xaththantathaha  wächst.  Und  dann  kamen  alle  die  Nakh 
des  Drachengeschlechts  herbei  und  brachten  ihm  geblümte  Zeuge,  die  nicht 
aus  Baumwolle  gewebt  waren.  Diese  Zeuge  fühlten  sieh  ganz  glatt  an,  ebenso 
wie  die  Himmelszenge.  So  hübsche  Sachen  kamen  aus  der  Nakhaphiphob  (der 
unterirdischen  Welt  der  Drachen).  Die  Thevada  schenkten  Blumen  und  Früchte, 
die  Dr<ichenfürsten  schenkten  liebliche  Wohlgerüche  und  Salben ,  die  sie  aus  der 
Nakhaphiphob  für  die  Augen  Seiner  Ms^estät  bezogen. 

W^eiter  nun  kamen  Turteltauben  in  grossen  Mengen  herbeigeflogen  und 
brachten  jeden  Tag  90,000  Kuien  (7,200,000  Scheffel)  Waizen  nach  der  Tenne. 
Die  Zunft  der  Mäuse  kam  eiligst  herbei ,  die  Spreu  abzuziehen ,  um  den  Waizen 
fein  und  rein  zu  machen,  passend  für  königlichen  Genuss.  Die  Bienen  in  gesell- 
schaftlichem Zusammenwirken  trugen  den  Nectar  der  Blumen  herbei  und  bauten 
Honigwaben,  um  in  grossen  Mengen  ihre  Gaben  darbringen  zu  können.  Die 
Bären  spalteten  mit  ihren  Zähnen  das  Holz  für  die  Küche ,  so  dass  man  dort  die 
Töpfe  bei  einem  bestandigen  Feuer  ohne  Unterbrechung  brodeln  lassen  konnte. 
Und  dann  nahten  sich  die  Wundervögel  (Nok  Karavek),  die  in  buntem  Glänze 
ihres  prächtigen  Gefleders  schimmern,  durch  ihre  melodischen  Töne  eines  Jeden 
llerz  mit  wonniger  Lust  erfüllend.  Vom  Waldgebirge  des  Himaphan  zogen  sie 
herbei,  und  ihre  zauberischen  Klänge  füllten  die  Luft,  und  dann  verklang  ihr  Ge- 
sang in  der  Ferne,  ohne  dass  ein  Auge  sie  erschaut  hätte. 


36* 


Register. 


A. 


Abassara  (Abhassara)  66. 

Abhiraga  10. 

Adzdzunna  74. 

Aera  21,  290,  346,  452,  512  ii.  flg. 

Affen  124. 

Ailao  270. 

AJatasatru  (Axatisattni)  512,  523. 

Akh  'mamom  oder  Akimamom  (Akhre- 
man  oder  Akhyeman)  235,  265,  267. 

Akhexamamom  267. 

Akson  Mihng  530. 

Alangkhachaosu  240. 

Alaunsida  36,  81. 

Alcagar  (Chaumigrem) ,  als  Öhin-phni- 
rhin  j[IIerr  des  weissen  Elephanten) 
oderöhin-phru-niyarhin  (Herr  vieler 
weissen  Klephanten)  251,  277,  279, 
281. 

Alimaraang  oder  Alingma  240,255,  262. 

Aloi  oder  Alowi  173,  528. 

Alompra  63,  284. 

Amarapura  65. 

Ananda  18,  241,  299. 

Ananthiri  81. 

Anauii-tau-bura  (Ananndoprn)  65. 

Anduyengvouang  494. 

Aniruth  73. 

Anjana  16,  515. 

Annam  35,  171,  493  n.  flg. 

Anon  400,  409. 

Anonthamongxa  316. 

Anuruth  37,  250,  520. 

Apaitono  25. 

Aphajakha  Muni  298. 

Aracan  35,  37,  65,  79,  80  u.  flg.,  190, 


252,   253,   254,   273,  277,  278,  279, 

282. 
Araxakham  320. 
Arliattapa  18. 

Arimandana  (Ariniaddann)  .'10,  36,  38. 
Arimatheiya  14,  15. 
Arjiina  118. 
Aninaraxa  299,  313. 
Asadatamin  17. 
Asaka  197,  327. 
Asatixath  18. 
Assam  90,  92,  94,  120. 
Assameah  234. 
Astrologen  44,  321. 
Athet-tengsana  73. 
Atbinrat  226. 
Atitya  28. 
Attayaphayo  256. 
Aungnean  284. 
Aussatz  351,  444. 
Ava  53,  55,  57  n.  folg.,   146,  248,  2.^0. 

251,   252,   272,   280,  282,  284,  378, 

406. 
Aya-kamkong  270. 
Ayuthia  65,   73,  276,   280,    282,    323, 

326,   332,  345,  346,  348,    356,    359, 

360  U.  flg. 

B. 

Babn  dck  lebn  321. 
Rakon  340. 
Baladeva  74. 
Bamo  61,  62,  141,  164. 
Bangkok  322,  388. 
Bangkong  406. 
Banb  93. 
Banjo  418. 


Bhdo 


3U5,  339,   403, 


4H. 


19,   420,  43S. 


.  Utuithurajen  226,  231. 
Bnnü  339. 
HMriinaxi  IT,  ao. 
Itaroniiikut  489. 
Itnsan  419. 
llaMt  41». 
ItOKSein  41,  60. 
lluliilinnK  33T,  414,  419,  ii2. 
Itatekoni  Jl. 
Ituthninmarat  S9 1 , 

mit^  198. 

Itat-tat-l.inR4S5. 

Bay-Incor  421, 

Ueilnri  Sl. 

Iteinga-dcHd  64,  S85. 

Hclii  (Itillih)  35,  T3,  U3,  I3r>,  207. 

Uclu-mali  (llnholdiii}  23,  43. 

Ilcngninlenb  400. 

lleiaDdi  aü. 

I(gay  132,  138. 

Bharindn,  27. 

BliJma  (Itima)  9'i. 

Bliimiaka-Jazn  1 1,  SO. 

Ilhutnn  97, 

BiencD  2ai,  322. 

Uliubia  13:). 

JJiiili-ilinh  4*5,  495. 

BinjiOandfleh  269. 

Birmanen  146,  2IS,  382,  387. 

Bo  103. 

Bookhoa  144. 

Baribiin   (Buribiin)  408,  422,  43S,  4S2. 


78. 

455,  478. 

3S5,  363. 
Uriihina340,  395. 
Urahmanen  125,  17.%  192,  348,  290, 

292,   306,   321,  332,   33T,  339,  340, 

403,  415,  420,  455. 
Brama-KÜnigc  250,  273,  277,  281. 
BrcHsagukon  ST8. 
Bunbacbma  495. 
BuiMba  326,  237,  354,  356,  383,  289, 

299,  305,  306,  330,  430. 
Bu(lilhaKhoBa37,  53,  207. 
Bfiffi'lpasods  231. 
Buka-nagri  335. 
Bnra-Alauo  (Paya-AlaDD)  150. 
Barman  126. 
Borunatt  83. 


Byanaranda  (Byaäataa)  370. 


Ceylon  (Lanska)  37,  38,  39,  53,  197, 

200,   207.    313,   37U,   379,  382,  283, 
313,  381,  387,  523. 

Cba-Kanbun  305. 

Chaliaug  345.  366. 

Chamkroug  (Xamkrong)  403,  4)0. 

ChaNakronK305. 

ChantabBD  307. 

ChanUiat  316. 

Chao  Dua  380. 

Chao  Fa  379. 

Cbao  Fa  Ekalbat  382. 

Chao  Fa  PhimoDRsavang  338. 

Chao  (Chow)  Fa  Taluha  490. 

Cbao  Khnnieu  403,  407,  414. 

Cbao  KboD48l. 

Cbao  Mn  199. 

CbaoUum  199. 

Cbao  Üng  481. 

Cbao  Paiuah  (Phamah)  399. 

Chao  Paya  BoiIId  493. 

Chao  P<!aUin  345. 

Cbao  Sam  365. 

Chao  Sattha  486. 

Chao  Savankhuman  349. 

Chao  Xi  485. 

40. 
256. 


Cbikta  463. 

China  ll,  33,  33,  35,  38,  39,  40,  43, 
50,  58,  62,  66,  374,  384,  361,  363, 
365,  366,  371,  381,  387,  388,  480, 
4SS,  497. 

ChUtagong  38. 

Cbota5i3. 

Cbolaaambhava  23,  24,  148,  159,  163. 

Chonlap  464. 

Cbriatea  62. 

Chukapba  84. 

Cbnng  84. 

CbunlosafckbantST,  514,  515, 518, 534. 


aS8,   4SÜ,  431, 


5RA 

Cocbinchinn  178,   3HI, 

48G.  487,  49U. 
CODCil  533. 

('o-Yahaa  33. 

Cjclua  530,  5^2,  534. 


Dacha  Kujri  379. 

Damdia  303,  311,  409,  439. 

Uanoh  164. 

Danuh  30,  164,  331. 

Dsobotb  3»|. 

DatilüafRui  433. 

Daraba  (DaraiuraJ:i)  316. 

Uasa-Yaya  12. 

Dellii  3T. 

Deo  MoDrt  87. 

Dcwadaha  10. 

Dhammiucdi  (Uamniaacdi)  319. 

Uhummatha  100,  103. 

DbammatbaJiAb  31. 

Dhammawalie  (Uparaja)  371. 

Dharma-ABoka  (Hri)   IT,  36,  191 

460. 
Dlnh  496. 
IHniawnddih  11,  31,  75,  345. 

IlilO  «94. 
DIt  375. 


Va  496. 

Fal«»  379,  380. 

Frd  495.  506. 

Funfbu  495. 

Fin-weng  504. 
Kan-j  504. 
Fan-yen  5u3. 
Farang  300,  4 13,  484. 
Farang  HangBicbao  58. 
Ka-Rna  363,  368. 
Fa  Talaha  4:>0. 

179,  SSO,  493.  509.  511 
D  (Phnnaui)  463. 


Gaadalarit  1 1 . 
Gaoilaliet  158. 
Qaulaya  Sl. 

Oaulaina  14,  15,  19,  90,  193.  306,  Sl.'i 
'         316,  233,  341,  249,  250. 

:ä  316. 


244,  419. 

Dvlampa  (Dechain)  306,  379,  399,  ' 

«73,  485. 
pakdambanK  181. 
liuttaraD  36. 

IlwBltabonR  (]>viittap;iufl)  19,  34. 
DnaywLintha  117. 
Dwipidl  63, 
Diaejutinga  347. 


KapB7  MB. 

Klmscbweming  (AluschwenilA)  67. 

Kkathatsarath  377. 

Elcpbant  2GT,  368,  369,  370,  376,  370, 

371. 
GngiaDder  64,  70.  83,  385,  380,  389. 
Eremit  31,  S90,  346,  452. 


Ilaartrarbt  127. 

Ilalin  99  u.  flg. 

Ilan-iigo-vuouR  496 

Ilansa wuddl,  dit  KtadI  d<'r  Il^vuisa  (IIodk- 

Bft)  oder  llenKi  (UandrocygDa  nach 

MasoD)  18. 
[laripunzal  396,  V98. 
Uaticn  508. 
Uatsarath  403. 
IIatMraJ!aCHatliraja)27l 
Hemawan  (llimapliaD)   117,   340,   443, 

«53, 
Hemaiala  197. 
lleDzada  137. 
Ho  173,  17«. 
Iloen-hoci  «B3. 

Holländer  63,  172,  378,  483,  49S. 
HoDg-Mang  494. 


Hongsawaddi  Gl,  77,  224,  336,  331, 
2JB,  353,  354,  273,  275,  377,  278, 
38:2,  333,  338,  348. 

Iluru3SI,  326,  334,  374,  446,  522. 

Houinileli  501. 

Hu-eul-nn  50fi. 


lllficjoa  16t,  162. 
iDdapatanagu  loi. 
Inffalcin  17. 
Ingiiramjn  206. 

luauen  291,    306,   3t2,  339,  378,  400, 

435. 
InthapHl  4U3,  403,  406,  434. 

Inthapatanakhon  330,  341,  342. 

Inthapatburi  (iulhapataburi}  398,  423. 

Inlhoraxa  365. 

lainiladewi  33. 

iBlom  159,  403,  474,  4U8. 

Issay-tncw  (niyo)  35, 

ICnhalia497,  508. 

ItHOung  496. 


Juckaliara  (Jukli)  355,  356,  41 

413. 
Jnehlyasura  250. 
Jaixaimongkhon  317. 
Jamaliuy  379. 
janapiit  17,  loo. 
Jangoniah  251,  277,  279,  280. 
Japaner  377,  4Sü. 

Java  199,  437,  461,  474,  504. 

Juik-Ieik  318. 

Ji-ik-puDRuh  37 1, 

JuikCKJcik)UDbau271. 

Jeik-tibo  241. 

Jih-aan  502,  SO  4. 

Jinocatingah  38. 

Jishonaaianai  465. 

JUoh  33. 

Joah  (Ywah)  139,  141,  143. 

Job  113. 

JohDJhlut  39,  31. 

Jon  ah  112. 

Jona  19. 

Jonaka  175,  177,  353. 

Jadara  Shan  160. 

jDen  III,  364,  474,  4SS. 


Kacbu  339. 
Kachar  65,  90. 
Kado  96,  116. 
Rakaphasa  198. 
Ka-Khyen  89,  S7. 

Kala  46,  138,  148,  318,  233,  338,  331, 
354. 

Kalae  117. 
Kalagfi  334. 

Kalaminha  351,  376,  279. 
Kalaaoka  26. 
Kalay  123. 
Kalayamin  35.1. 
Kali^kycnga  58. 
Kniinitft  197,  221. 

Kamari  274. 

Kambodia32,  37,  88,  91,  97,  119,  IIT, 
303,  309,  357,  361,  387,  371,  373, 
375,  378,  379,  381,  SBT ,  456  u.  flg. 

Kamljozatdn  158,  161,  296,  457. 
KamloDg  411. 

Kampheogphet  17a,  182,313, 34S,353, 

369,  372. 
Kamphong  (Kampong)  Suay  420,  422, 

480,  481. 
Kampbot  185. 

Kamphut  345. 

Kamphiixa  (Kambbuia)  395,  402,  408, 
414. 

346. 

Kainpong  (KhampoDg)  Kasaa  481. 

Kiimrup  85. 

Kanchaburi  336. 

Kanchao  342. 

Kangkao  (Kangkaw)  491. 

Kaniamoh  146. 

KaDinjeng  71. 

Kanpalene  (Kanpalanib)  264. 

Kan-poutchl  467. 

Kanechi  117. 

Kanlajakbam  341, 

Kanyan  11,  31,  29. 

Kanfaiagyi  (Kaorajakri)    10,  30,  75, 

100,  111. 

KaDyasaagay  10,  II. 
Kaotsu  494. 

KapiUwut  10,  12,  17,  41,74,101,  173. 
Kapogyl  147. 

Karen  39,  114,  131  n.  Bg.,  165,  245, 
347,  3«9,  485. 


Kart>n)iah  iAe,  S4T 

KsTcnni  1)9.  I4ii. 

Kanhin  l-2^. 

Katwiipii  (Kaayupa;  lu,  u,  is, 

215,  28.1,  .13». 
KatlM   (Vater   dox  Mihimii-ari 

231. 
KallMy  118. 
KaukUHOn  (KiikkuaaD)  ^a,  14, 

19,  2I!>,  2H.1. 

Kauliya  \D. 


Kvtamalca  (ICut":iiLi:ila)  397,  • 


ReKiitor. 

Kiisaennlln  I03. 

KlHsaadi  5 1 . 

Küuinsiriihl  Sil,  4S0. 
),  72,    Kohn-^0  342. 

KoliU  94. 
in^a)    Komi>rat-lh»ni  430,  43.1. 

Knnjm  29. 

>,  IG,    KoHali  122. 

KoMmlibi  39. 
Ko<i8.ilin  433. 

Kotathcvnrat  33.1,  338.  342. 
Krasut  292. 
Kritirhna  93. 
'    KrungPhala442. 
KruDfc  phraiinn)!  36. 
Kiulh  (Garudii)  406,  433. 
Kii;.y  101,  173. 
Kiiay  rhao  4S2. 


HR' 


192. 


4311. 
Keuleoträger  337,  413. 
Kha  131,  173. 
KhnbDim  24n. 

Kliamen  (Khom)  396, 102,  *bB,  464. 
Khamcn  dorn  (boranj  34S,  403,  421. 

Khikinti  88,  183. 

KliaoluHng  17ri. 

Khao  K;iDir  licng  993. 

Khebaduta  13. 

KheikCommUiu  331. 

Khfk  (Kek)  11,  328,  355,  4T4. 

Khck  Cham  407,  414. 

Khlrixai-XieDg-Seu  35.i. 

Kbok-taluk  395,  39T,  414,  431,  433. 

Khameralta40l,  4ü3. 

Kbonlianpyi  181,  277. 

314,  .141,  502. 

KhotaiKtoi;  (Kolaboag)  314,  331,  337, 


378, 


111,  4 


Kbovct 

Khunlai  83. 

KbunPen  319. 

Kbim  Sint;hun  Snkon  342. 

Khuntai  83. 

KhunXaiig3i9. 

Khyen  114,  135,  137,  1S8. 

KinnshmiK  |60,  163. 

Kian^unft  160,  163. 

Klaotcbi  (GiBotcbl)  193,  501. 

KiJI  46.->. 

Klnh-duang-voang  494,  50|. 


Kulicn  495,  504. 

Kiin  (Khim)  lunng  lun  pU  381 . 

Kun  (Khim)  luans  »Qa  3R I . 

Kuvt'n-NHkhon  (Kiivera-Niigara)  342. 

Kyahhatvara  243. 

KyaukpndoiinK  1 1 , 

KyoiLiaH,  43. 


Labong  184. 

Lakhon  197. 

Lalai  403. 

Lamciilibbadpik  421. 

LampbuD);  338, 

LHndcrhi-buDg906,  333U.  flg.,  236,  333. 

Laninng  337,  413. 

Lao    15,    87,   89,    134,    168,    SOS,    306, 

353,    366,   37K,   380,  410,  412,  461, 

483,  485,  499. 
Lao  Hd  85. 
Lao  pung  dam  ITI. 
Lao  pung-kbno  171. 
LaTanh  495. 

Lnva   119  u.  %.,    181.    183,  186,  364. 
L,avarata  186. 
Lavek  282,   357,    374,    409.  415,  418, 

430,  421.  423.  481,  482,  463. 
Lavn  309,  3)6,  433,  439. 
Leb  497. 
LekkiOeah  335. 
LekkhMjaphi^u  367. 


Li  497. 

Hauilla  378. 

Lien  »03. 

Hanipur  63. 

Ligor  197.  3E>7. 

LilcieDto(Liklteo>496. 

Mantraa  135,  198. 

LiDye  üus,  boi,  äU6. 

Manuha  207. 

l^chai  467. 

LewenreU344. 

Harayn  75. 

Loi  S03. 

HartabtU)  39,  207.  337.  240,  251,  252. 

Loloaaa,  1T7. 

2.-i5u.  äg.,  268,  276,  280,  3G1. 

Lophburi  (NopUburi)  318,  363. 

Hamot  266. 

Lü  174. 

Mabiva  258. 

Lii-Sakkliarat  514,  5^0. 

Maukaman  32. 

Manriya  12,  17,  91. 

Mayaya  U. 

H. 

Headay  23. 

Meerawuddih  (Mirawuddi)  264. 

M.-i<;k  498,  5U8. 

Heggatein  17. 

Madeya  11,  99. 

Heltbilaie,  91. 

HeitzapominByi  101. 

Hekkeah4l. 

71,  99. 

Meletay  23,  379. 

Henduu  39. 

K  76,  80. 

)97. 

Mentara  CMint.-iragyi)  251,  276,  281. 

Meru  435. 

514,  515,  518. 

Miaa  166. 

W^    7,  23,  24. 

Hiautaub  235.  275. 

281,376,368. 

Hi^Jimadesa  IT,  174,  305,  833. 

Haha-Sunda  66. 

Hieojo  33. 

Hukathero  313. 

Hiiniain  35,  41.  42,  47,  53,  53. 

Hmntba(HI1aei)da)2T,  186. 

191. 

Hin  UouA  24S. 

Mingelay  99. 

Maha-Xeysct  340. 

HinJaeJotiQ  252. 

MahHEiilapoi]  18 

MiDja«lingatiii  251. 

MsheindaiiS. 

Hlit^manJ  499. 

Mahmtharalhirat371. 

HlDkbauD  351. 

Malkhet  265. 

UiDkbauDRyi  2T3. 

Uaingnio  59. 

MiDkaJaedeh4l. 

Ilak  4ü9. 

60. 

Hakatho  (Ha^ailhu)  357. 

65. 

Hakha  475. 

Ipseti 

MalatcaSfiS,  366,  «J4,  497. 

Mmtara-rhy». 

Mataycn  362.  365,  461,  474.  476,  490. 

tlh  (Mentaraschwetio  oderMentrabVC- 

MaleiDin  S07. 

di)  250,  276. 

MM  II,  la,  31. 

Mitain  207. 

■W. 

Hobhya  133. 

Mandalaj  66,  99,  160. 

MogOMt  84,  59.  90,  95. 

HsDekODR  272,  274. 

Hokatsl57,  269. 

Uangmi  424. 

HokhaU  S»4. 

Hangnithat  273. 

HoU  364. 

MangwuTa  173. 

Holmoiii  88,  77,  S77. 

570  Begl 

Hon    IT,    18,   34,    177,    197,    230,156, 
331,  333,  3!B. 

Mooay  161. 
UODKin&la  369. 
Hongthienthoi«  372. 
Hooley  (Horley)  149. 
Hopay  133. 
Hot  Cau  433. 
HooDg  gyi  3 14. 
Mouog  Dg*y  314. 
.  Honng  Pookiein  SS. 
Hru  75,  7»,  8ü. 
Hnchha  139. 
Hudntseltb  II,  30. 
Hng  76,  60. 
Hng-Anra  80,  511. 
Hukareah  935. 
Hukkaraja  oder  Hukkba,  Sohn  du«  8i- 

harnja,  untur  dum  Titel  Dhaiuiuaraja 

371. 
Hukkba  13B. 
Hunglah  163. 
Hntao  375. 
Huttareah  275. 
Uweyen  13. 
Uyang  Alol  537. 
Hyang  Karang  409,  4t3. 
Uyang  Phama  537. 
Hyang  Rom  393,  474. 
Uyang  Weh  525. 
HyengkaUong  36. 


NaboDleppe  4T. 

N>g3  31,  34,  35,  26,  33,306,317,318, 
226,   343,    246,    399,   404,  406,  435. 
Naga-inah  101,  231. 
Naga-myoh  101. 
Nagae  122. 
Nagatben  (Nagasena)  oder  Nagnrjuna 


109. 

Nu  Phlal  KMfa  338. 

Hai  Pblai  Mgam  338. 

Kai  Phrom  446. 

Makbon  Saran  314,  3S7. 

Nakbon  Srlthammarat  197. 

Nakhoa  Toni  395,  401,  409,  406,  40B, 

,     411,   413,  415,   421,   433,  439,  438, 
446,  479. 


MakhonVat  340,   403,    405,  413,  415, 
430,  431,  4SS,    425,  439,  438,  4T9. 

NakhonXaisl  337,  521. 

NakOog  IJan49l. 
Nak  Odk  Chan  490. 
Nak  Ong  Soa  489. 
Nak  Ong  Ton  489. 
Nak  Phni  Ong  Eng  490. 


Nan  177. 

NandBBQTya  349. 

Naog  Khan  31,  33. 

Kug  Hukbali  293. 

Nang  Nakh  293,  394,  403,  421,  436. 

Nang  Sari  289. 

NauUchao  167,  495. 


Narsi  383,  317,  319,  485. 
Narapaet^o  39. 

39,  52,   242,  255,  265. 

m 

(TaruDppyeiniii)  40. 

Naraj-nna  291.312,339,355,  3T8,  479. 
Karot    179,   253,   377,   282,   317,    371, 
373. 

Naret-Nanl  375. 

Nat35,  36,  40,  52,63,  346. 

NatBChiQ  346. 
NatichiD  nann  253. 
Natthamih  148. 
Matolloo  134. 
Nat-Zau  101. 
Natio  50. 
Nnungbiaun  345. 
Nay  min  lOI,  351. 
May  mlatha  1U3. 
Negrais  63. 
Nga  Enlab  933. 
Ngatapa  37. 
NgayaymiD  36. 
Hgoiiyen  498. 
NinauD  343. 
Ninaunappa  18. 
NoatasaSS,  43,  207. 
Nostaya  47. 
Nora  84. 
Nyak  499, 
Nyanngachwe  39. 
Nyaungyam  55,  60,  25S. 


0. 

Obren TeriängeruDg  isü. 

Okkala  216. 

Ong  Eng  4ST. 

Ong  In  338. 

Onghan  Kaxntbintt  481. 

Ongkulirat  411. 

Ong  Ptira  Sian  409. 

Ont;  Ticnnkhun  491. 

(>ugTong48T. 

UuchJaDh  (TauJ-Oiichh)  498,  '. 

Oukala  207. 


Pagan    12,   32,    Sa,   89,  Hb,  214, 

335,  240,  2äT,  266,  2B8,  273. 
I'nibubeh  421. 
Pa-Job  IIa. 
Paläimg  243. 
Faliknh  SIT. 
Pundaln:«  US,  2T9. 
ranganiob  123,  14&. 

Panja  42,  53. 

Panomphcn  120,  422,  450,  479. 

Panon  172. 

296. 

278,  878, 
l>HSNiie  IIa,  136. 
Patai-Saman  41u. 


435. 


310,  368,  ' 


Pattaba  270. 

Pattala  226. 

Pattimasudiidiiangchan  31G. 

Pugil  35,  Se,  59,  60,  63,  81,  U5, 
248,  251,  257,  26S,  266,  271, 
278,  280,  284,  368,  369,  371, 
375,  378. 

Peb  117. 

Penjalaoh  335,  275. 
Pcrgamentbücbor  196,  529. 
Petroleum  375. 
Pflugfeat  33,  340,  380. 
Phabih  148. 

a32S. 


[ieter.  571 

Phsnrye  503. 
Phaon  S75. 
PhaPhajan  199. 
Pbara  Cbakkri  388. 
Pba;a  Cban  481,  484. 
Phaya  Dexo  480. 
PhayafM43l. 
Phaya  Jafat  364,  479. 
Pbaya  Jobm  484. 
Pbaya  Kong  326. 

Phaya  Krek  314,    332,   334,   33S,  338, 
403,  411,  414,  415,  515. 

Phaya  Meick  338,  339. 
Phaya  HaaLek  341. 

Phaya  Nak  395,  398,  437,  443. 

Phaya  Noi  272. 
Phaya  Nn  4B4. 
,    Phaya  Phan  326. 
Pbaya  PbuzuDg  406. 
Phaya  Tak  386,  487. 
Phaya  U  270. 
Phaya  Yomerat  400,  491. 
Phetraia  380. 

Phl  304,  323. 

Pblchit  338,  341. 

Phiniai  423. 

PblsQanam  211. 

[■hitaaniikom  393,  4  33. 

Phitnanulok  2B1,    307,    314,   357,370, 
371,  372,  3S7. 

Phitthajauakhrom  226,  S37. 

Fbiiai  338,  341. 

Phomi  465. 

PhotiMlt4BI,  485. 

Phra-Anon  419. 

Pbra  Athit  409. 

Phrabat  376. 

Phral)at  Kavero  421. 

484. 

Phracbao  Dasat  478. 

Fhrachao  Kateh  276,  328. 

Phrachao  luang  321). 

Pbracbao  l'ak»ixanikrong  450. 

Phracbao  Phraaat-Thong  524.' 
,    Phrachao  Siraxa  480. 
,    Phrachao  Song  378. 

Pbracbao  Xang  Funk  9S9. 

Phra  In  3«T,  314,  330,  332,  333,  353, 
355,   397,    400,  401,  412,  415,  419, 


429,  * 


Pbra  Keob 
Phra  Keohfah  484. 
PhraKo  406,  4 
Pbnt  Naiai  379. 


18. 


572 

PbrsNirat  «07. 

Pbra  SAtlab  48S. 

Fbraaat-tliong  378. 

Pbra  Sri  Surijavongrainb  -179. 

Pbrs  Thalengkeng  4is. 

PbraThoDg39«. 

Pb»  Utbaj  484. 

.^«^  0". 

Pbuküo  luang  390. 
Pbokao  thong  3iT. 


aon. 


I.  fl«. 


,   405, 


506. 


PhDttbiuakkbuat  521,  £33. 
PiMbisb  33. 

PleDjAhiDtoaub  335,  275. 
PUnJsUuk  335,  375. 
^Joh  113. 
Piluko  &0&. 
Plnja  34. 
PiiVjalarit  13. 
PinjBTemkeik  333. 
Pinlao  42,  53. 
PintsaiJiirn  71. 
t^amlng  33. 
Plnaadib  101,  I03. 
Plu  13S. 
Pnom-Paseh  433. 
Paenaah  317. 

94,  501, 


PoDceul  lex. 

PoQg  84,  95,  97,  16ü. 

Pontalprcl  485. 

Popasoth-Yabaii  oäer  Poukpaaau  (Fup- 

pachaD-Rahan)  33,  520. 
Porlugiosen  aS9,  279,  36T. 
Po-nh-tBun  18. 
Praojinoko  380. 
Prarai  480, 
Prarot  414. 

Proroe  34,  34,  59, '60,  63,81,305,306, 
«348,  9#l,  976,  ST9,  380. 
imgyi  36,  849. 
Aq^a  IPona)  74,  •»3,  349. 

Pappatämi  49,  tlt. 

Pwo  133. 

PjCU  11>  30,  31,33,  39. 


Uahac  min  (Rao-man)  17,  36. 

Rabdn  IBS. 

liakeiD  306. 

Kukkein-myo  11. 

Knksha  86. 

JUkahaiias  3i)6. 

Ramadcwi  ISri. 

Kamakbica  403. 

iUmnn  3^6,  336,  35r>,  356,  360. 

RaniasiiCD  [U.imeiiu<^n)   346,    361,    36.^, 


,    Kamatai  370. 
>    Kamatepb  313. 

Kamathibodi  346,   357,  361,  478,  479. 

Hamawati  71. 

RamaiTuttitciD  30. 

Kam  bbaonK  36. 

Kam-cbao  365. 

Bam  PhoDg  Bantbit  338,  531. 
BamribSB,  39,  313. 

Ikinenin    15,  215  0.  ßg.,  335,  373,  384. 
KaDainga  27. 
Rani  kyaung  33. 

430. 


11. 

MBfhi  94. 

Kittbikuman  399,  300. 
Komavadi  336,  337. 
Romaviwi  393,  396. 
EuanB(Pbra)  181,  259,  363,  368,  998, 
309,   313,    405,  409,   439,  441,  518. 
Uüal  443. 
ßam  239,  SW. 
Bottbikamao  (Büttikuman)  399,  300. 


Sa  493. 

Sadelk  (SamdeU}  Kamlong  396,  ' 

HagtÜDg  (ÖltkelD)  35,  54,  lu. 

Sal  175. 

Saigon  421,  48T. 

äaiJaMtt  389,  330. 

Sainampüng  333. 

Sakanannkula  48. 

SakaUm  521. 

Sakkharat  104. 


Sakya  (Saki)  oder  Sakhya  10,  13,  : 

Samnleah  (Somala)  339,  331,  338. 
Saman  51. 
Satnein-Ihn  234. 


SalhSm  316. 

Satirajen  336,  237. 

Satominchin  54,  aT. 

Satühn  Sä4. 

Satxanaliü  ITJ,  389,  293,  29T. 

Savantliuvalok  293,  345. 
Savongchy  245,  247. 

flavongji  244,  346. 
SaTonlakyicn  343. 

Saviittih  100. 
Sawuttihtein  IT. 
Sayani  1T7. 
Hayam-prathet  35S. 

Schan   II,  42,  f>S,  58,  60,  61.  8 
158  U.  üg.,  344,  348,  350. 

Schaiifcyi  158. 

331. 


Silaauch  411. 
Billemyoh  33. 
Singapara  3S5. 
Sinthop-Ämarin  335. 
Siiirit  37, 
Sisapnek  331. 
Sisaphon  483. 
8ith{Thet)  11,  30,  31,  39. 
Sithamraia  485. 
Sithaoongiai  328. 
SittanK3T6,  383. 
SitthimoQgkong  389,  397. 
SWa  93. 
Sojiihn  51. 

SoloUakhon  17,  174,  403. 
Sombrapnr  I&9. 

481. 

SonatheD  203. 
Songkaya  403. 
Songkram  533. 

78,  339. 
:^     81,  483,  509. 
313. 
Stiergott  341. 

Soay  173. 

Sakothay  (Sukkatac)  175,  355,  359. 

2T0,    305,    307,    311,  313,  313,  314, 
362,  439,  518. 
Sunaparan  11,  18. 

345. 


Sctiwoaynat  133. 
Sfju  35. 
Setong  135. 
Senakongiha  336. 
Scthi  393,  333,  341,  411. 
Sgau  133. 

Shembnam  65. 
Shemindu  379. 

SLin  Sudat  307. 
Shin  Tangyili  345. 
ShinTonatib  308. 
Siam  3.'i7.  370,  219,  280,  303,  4 
430,  473,  476,    481,   486,  41 
Siam  kün  503. 
Siammon  351,  STS,  379. 
Siem  503. 
Siemrab  413. 


208,  311. 
Syriam  (atniicn)  61,  252, 


taann  384. 
Ta  dehe  447. 
THdoüaihtndamahjMa  373. 

TagOODg   13,  31,  47>  53,  53,  111,  305. 

Tahnbao  417. 

TiüDgkhcjlt  81. 

Takeng  374. 

Takkhasinla  (Tazlla)  37, 393, 460,  53 1, 

524. 
Talanga  oder  Talma  (Vater  des  Han- 

gnnig}  376.  ' 

Taleil  78^  316,  318,  380  n.  flg.,  348. 


574 

Talifu  les,  167. 
TiilopskwHa4T. 
THmbeDK^IT. 
TambongkiiJabD  411. 
TambulfiSl. 
Tamlcngkopg  4B|. 

S4. 
11:1. 

Taniln  317. 

Tanlawnilili  17. 

Tanmindnh  32. 

Tantek  se. 

Tao  AthilvonK4ia. 

Too  Xrnnphu  Papiiknt  43'i. 

W^        "'=)«'='■ 

Ta  Pfirom  4u4. 

Tapok;k  31 G. 

Tarabya  267. 

Tsrop-maii  41. 

Tarop-pyl  158- 

TMok'PoiMn  403,  4I.'>. 

Tilttowirpn  113  a.  flg. 

Tatosnapaü  19. 

Tauobiaun  SO,  S3. 

Tavisai  4^j. 

Tavoy  39,  133,  190  a.  fls.,  313,  240, 

313,  264,  270. 
TaysocD  oder  TajRon  (Nhac)  508. 
Tchinla46T,  469. 
Tckknlilolini  2ü. 
Tpkllia  (Tixa)  £.13. 
TcnnBecrim  37,  190. 
TermitcnliORül  3S0,  3T4. 
Tescho  411. 
Tculi  SOG. 
Tbaüo  111. 
Thado  Haha  RA]a  11. 
Tbado  Zabudwipa  (Jambiidnipa)  13. 

)odi^rÖHkra-Tnli'i 
10,  S4,  28,  103,  140,300,  SOT,  3)6, 
SIS,  333,  343. 

Cbaleuib  401. 

Thalok  49fi. 

Thalopak wa  >4T. 


Th.inmitkarat  333. 
Thno  .lobinkhicn  410. 
Thao  Viloui  410. 
Tharawaddib-mlD  GS. 
Tbatuoi[{Sathon)r)  3.3,  45,  <B,  134, 175. 

183,  305  U.  Uff..  334.  3^6,  331,  Sü3. 

357.  43a. 
Thankoday  30. 
Thanthayiiparn  ID. 
Thawatta  1 1 . 
Thnwuttlb  17. 

Thaj  ir.8.  i:a.  177,  197,  aoo,  .lo«. 
Thayynj-  ITS  ii.  H«..  372.  874.  372. 
Theha  271. 
Thek  73. 
Thckkan  13. 
Thektha  333. 

Thcndwch  (Sandowny)  10.  12.  73. 
ThcaRarnl  G20. 
Tbunsathura  376. 


Tbilaradia  75. 
ThinipaDkn  347. 
Tliingneboli  4 1 . 


Thamtmi  lok  835. 
Thamugdara  &20. 
mamiitldnwa  71. 
Thans  ao5. 


Tibet  97. 
HenUen  4 IT. 
TIenhoMig  496. 

Ti^Uo  463. 

Tiha  SOS. 
Tilinjau  306,  343. 
Tilialn  251. 
TilicthaimiiD  43. 
TihleiD  36.