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Die Geſchichte
| der freyen U
Kuͤnſte und Wiſſenſchaften
in Italien
von |
_ Ehrifian Iofepp Jagemann.
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Leipzig,
bey Weidmanns Erben und Neich: 1778
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Bon dem Wachsthum und Ver⸗
Be fall der chmiſchen Eitteratin. Br
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ner wird:nig Deutlicher, erfannt, als, wenn
ber Staat, doſſen Ditglieber fie find, in Gpa
fahr. geräth. Aller Augen find alsbenn; auf fie
gerichtet, und ‚jedermann erwartet von ihnen
feine Rettung, nieht anders als in einem Schif⸗
fe, dem ein fhreeflicher Sturm den Untergang
drohet. Der Steuermann ſelbſt, ber. feina
Kräfte und Geſchicklichkeit erſchoͤpft fühle, träge
alsdenn fein Bedenken, dem erfahrenften dag
Ruder zu übergeben: So gieng es unter den
Römern, fo lang bie Wahl derer, die am Rus
der des Staats faßen, in ihren Händen lag,
und ihre Wohlfahrt noch nicht der Willkuͤhr ei»
nes unumfchränften Monarchen —— J
war. Inn den erſten fünf hundert Jahren, da
ihnen in Italien ſelbſt noch fürchterliche Feinde
auf dem Nacken lagen, von benen fie oft big
an den Rand des Berderbens getrieben wurden,
war die Kriegskunſt und Tapferkeit die einzige
Stuͤtze ihrer Wohlfahrt, und wer ſich dadurch
dor andern hervorthat, den forderte der Staat
auf, ihn zu retten. Ein ſolcher Held: fand fe
viele Verehrer feiner. Verdienſte, „fo viele Ber
a2 förderer
farderer ſeines Ruhms, als Mitboͤrger waren. |
| Da fie aber ihre Herrfchaft weit über die, Gren⸗
zn Sylaliens in alle Damals bekannee Welttheil⸗
erweitert haften, woher Die Staafgangelegen«
heiten verwickelter, "und durch Herrſchſucht,
Reichthuͤmer und Habſucht das Gleichgewicht
after den Buͤrgetn geſtoͤrt wurde: fo gehoͤrte
Be als durch. Erfahrung erlangte Klugheit,
mehr als Tapferfeit dazu, das Ganze zu über-
feßen, und des Schwächern Rechte zu fehigen.
Die gerichtliche Beredſamkeit mußte mit bei
dazu gehörigen Wiffenfchaften ins Mittel tre⸗
ten, das Staatsintereffe zu entfalten, die Abens
fegene Mache und Raͤnke vieler Bürger zu vers
eiteln, und den Schwäthern mit ihrem Schifös
zu decken. Die Tapferfeit bändigre die äußert
Feinde des Staats, die Berebfamfeie die in«
nern Verderber der bürgerlühen Wohlfahrt.
Jene erweiterte und behauptete die gemachten
Eroberungen; dieſe fehügte einen jeden im
Beſitz des Seinen. Beide boten fich alfo zur
Erhaltung der allgemeinen und Privatwohlfahrr
die Hände, Daher wurden diejenigen, denen
fie eigen waren, wie Schußgöfter der Republik
verehrt, und nichts war ficherer, als daß ein
* gopfrer Soldat und vorträfflicher Redner zu den
hoͤchſten Ehrenſtellen gelangte.
Daher kam es, daß, gleich wie anfänglich
bdie — Tapferkeit das vornehmſte Au⸗
genme
die
der Roͤmer war, nun eben ſo ſehr auf
4 [
Die Beredſamkeit und die dazu gehörigen Kennt·
niſſe geachtet wurbe. Alles ſtimmte damals
zuſammen, ſie zu vollkommenen Rednern zi
bilden. Durch den Umgang mit ben Gelehn
teſten, ſowohl aus. Griechenland ald aus dem
füblichen Theile Italiens, wurden ihnen bie
Schriften ber griechiſchen Philoſaphen, Redner
und Dichter, und ber Abſtand zwiſchen ihrer
rohen Unwiſſenheit und der sinfichrevollen au
muthigen Beredſamkeit der Griechen bekannt.
Die Einficht Diefes Worzugs einer Ihnen unter
gebenen. Nation mußte fie ſchamroth und
äußerft Begierig machen, wo nicht ſis zu uͤber⸗
treffen, doch wenigfteng ihnen zurgleichen , um
ihzren Hohn und Spott zu vermeiden. Durch
ihre patriotiſche und römifchgefinuse Erziehung ,
waren fie ganz zur Ruhmbegierde, zur Arbeit
ſamkeit, zur Liebe deflen, was einfach, nuͤtzlich,
edel und groß:ift, und. m Verachtung alles
unnatuͤrlichen, feglechten und unnüsen Weſens
geſtimmt; und durch die Gewohnheit, die
ſchwerſten Unternehmungen gluͤcklich durchzu⸗
ſetzen, belebte ſie das ſicherſte Vertrauen auf
ihre Seelenkraͤfte. Solche Koͤpfe betrugen ſich
nicht wie Schuͤler in der Erforſchung griechi⸗
ſcher Schriften, ſondern wie Richter, die nach
einem untruͤglichen Gefuͤhle das Wahre, Edle
und Nutzbare beurtheilten. Dieß beweiſet ihr
ſchneller Fortgang in der Beredſamkeit. Kaum
hatten fie angefangen, ſich in der griechiſchen
a3
Littera⸗
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| Litteratur ümzufehen , fo hanen! fie jo eihen
- Tateinifchen Demofthenes an Cato, einen for
frates an Servius Galba und an M.Aemi⸗
Hius Lopidus Porcina.: Nicht lange hernach
konnten bie zween Gracchen, Lueius Craſſus und
M. Antonius, mit den ſtaͤrkſten griechlſchen
Rednern verglichen werben, und uͤbertrafen faſt
alle. Griechen ihres Zeitalters. Wie ſcharffich⸗
tig ſie waren, nur das, was nutzbar und wahr
iſt, zu: waͤhlen, bewies ber genannte Eraſſus,
- da er als. Cenfor das thesretiſche und unnuͤtza
Geſchwaͤtze der Iateinifchen Rhetorn zu Rom
verbot, und erhellet auch daher, daß fie von
den verſchiedenen Seften der griechiſchen Philos
ſophen, womit Nom angefülle war, nur: das
Nutzbarſte und Befte ausfuchten; ohne fich einen
derfelben ganz zu ergeben. Eine gleiche Staͤrke
bewieſen fie auch gleich zu Anfang in der Dicht
Luft. Man. hielt es zu Kom: für eine ausge
machte Sache, daß $ällus und Scipio, Die
Buſenfreunde des Terentius, großen Antheif
an feinen Schaufpielen harten, und er felßit
leugnet es nicht. €. Lucilius erfand die Sar
tyre in. hexametriſchen Verfen, die felbft bein
riechen noch unbefannt war; und furz darauf
fchrieb I :tucrefius Carus fein Philofophifches
Gedichte, worin er unter ben Griechen wenige
Vorgaͤnger gehabt, und. alle Dichter, Die vor
und nach ihm dieſen Weg betreten ‚haben, , üben
troffen hat.
ä u En
er xii
Endblich brachten es bie. Römer faſt in allen
Süden der ſchoͤnen Wiffenfchaften fo. weit, alg
es; immer, Die Griechen darin gebracht haben,
- Denn es iſt noch nicht entſchieden, ob Cicero
dem Demoſthenes in der Wohlredenheit, Vir⸗
gil dem Homer, Catull, Tibullus und Hora
ailan übrigen Grjechen in ber Dichtfunft. ihres
Art, und Titus Kpius dem, Herobotug zun
Zuepöibes i in der Geſchichte N ken fepn? ?
- Dieß. war eine Wr ad * der in⸗
nem und äußecn Berfaflung, der-SRämer ,.näche
dem. fie ihre Herefchaft über die Grenzen Year
Hiens-verbreitet hatten, und durch die Reichthür
mer und Uebermacht vieler: Bürger ‚bie Thüre
gur Ungerechtigkeit und Unterhräcfung ge et
worden war, Ein Redner war: yon ihnen als
ein Priefter der, Gerechtigkeit, als ein Mittler
zwiſchen dem Schwaͤchern und Maͤchtigern ver⸗
ehrt, der durch die Staͤrke ſeiner Berebfamteit
gem Schwaͤchern beylegte, was ihm am Gleich⸗ |
—— fehlte.
Es ließ ſich aber nicht chun f daß ein roͤmi
fiher Bürger, der feine Söhne dem. Dienfte
des Staates widmete, in der Erziehung berels
Pen die Berebfamfeit und die übrigen Wiſſen⸗
fchaften, «ohne welche fie nicht befteben fann,
vernachlaͤßigte, aus Hoffnung, von beredſa⸗
‚men Sadywaltern im Nochfall vertheidigt zu
werden. Denn wenn jemand einer unehrſichen
Handlung veranipigt wurde, .. H mußte 7 Pi
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mn BER
zalich vor ericht erſcheinen und fü * muͤnd·
lich vertheibigen.- Einen Manne, der im
Staate eine ſtumme Perſon vorſtellte war: bet
*3 zu Ehrenftellen- verjbertt;: und’ zer feineni
* en Kar und Schaben wurbe er von Allen
chuggeroffen, bie ihm von feinen at
angeerbt ſeyn konnten, verlafſen. Daher wa ·
| In n die Roͤmer gezwungen, die Berebfanitcht -
den a ungsplän ihrer Kinder zu bringen.
fanne, wie groß bie Sorge ber
Ak war, daß ihren Söhnen gleichfäm’ mie
det Muttermilch eine vernehmliche und ange
nehme Ausſprache und "der Gebrauch reinet
und ausgeſuchter Wörter beygebracht wuͤrde
Dieſer Vorcheil iſt bey einigen allein hinreichend
geweſen, fie mit Huͤlfe des natürlichen Verſtan⸗
des zu anſehnlichen Rednern zu bilben. Was
wird er alſo in jenen richt bewirkt Haben, wel⸗
che die Philoſophie, Geſchichte und Nachah⸗
mung ber beſten griechiſchen und roͤmiſchen
Redner damit vereinbarten? Mit der riäne
lichen Sorgfalt wählten fie die Litteratorn ober
Gammatiſten, welche die Kinder in den Grund⸗
ſaͤtzen der Sprachlehre unterwieſen; und damit
al ihr Dichten und Trochten gleich vom An
fang’ auf bie gerichtliche Beredſamkeit gelenkt
wuͤrde, fo wurden ihnen bie: Ghefege der zwoͤff
Zafeln-in der zärteften Jugend tief eingeprägt‘;
und eins ihrer gemöhnfichften Rinderfpiele war,
won die Knaben vor einem unter ihnen ge
— waͤhlten
— äh - * *4 oo x
wählten: Richter einer den - andern anklagtem
fid verteidigen, und den verurtheilten Schuß
digen Ins Gefaͤngniß führten.: Hierdurch wur.
ben fie in den Stand geſetzt, ſelbſt zu fühlen,
was ihnen zur gerichtlichen Beredſamkeit fehlte,
Die dazu gehdrigen Kenntniffe wurden ihnen
hierdirch hoͤchſt wichtig gemacht, und man
konnte een Eifer und: Fleiß, Diefelben M
erlangen, fühere Rechnung machen.
Endlich wurden die Juͤnglinge ber Anfuh⸗
rung und Lehre der beſten Redner und Welt-
weiſen, die’ ben wohlhabenden Familien im
Haufe wohnten, anvertraut. - hr Stubiren
beftand- nicht ſowohl in Erlernung trockner Ne= .
geln, als in der Ueberſezung und Nachahmung
der beſten griechiſchen Werke, in Verfertigung
ſolcher Reben, die 1 aufs Serum fchichten,
im Deffamiren. : Ruiz alles zielte dahin,
daß ihnen durch frühzeitig angefangene. und
immer fortgefegte Uebung die Beredſamkeit fb
eigen wuͤrde, als immer etwas ſeyn fann, was
bie Natur dem Menſchen freyroillig mitsheite.
Hierbey beobachteten fie dieſes ale eine Haupt⸗
fache, daß ſich ein’jeder einen der vornehmften
alten Redner zum Mufter wählte, und. nicht
ruhete, bis er ſich feine Stärke und feinen Styl
eigen gemacht ‚hatte; -baß':er fe inniglich
(te; und ſicher zu Werke gieng.
Daß indeſſen keine andere der Wiſſenſcha |
im un Kanſte, welche m wahren a |
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Die Geſchihte
der ſuthen
Kuͤnſte und Wiſſenſchaften
in Italien
Chriſtian Joſeph Jagemann.
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Leipzig,
bey Weidmanns Erben und Reich. 2778:
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ner wird nie deutlicher erfannt, als wenn
der Staat, deſſen Mitglieder fie find, in Gpa
fahr. gerärh. Aller Augen find alsdenn auf fie
gerichtet, und ‚jedermann erwartet yon ihnen
feine Rettung, nicht anders als in einem Schif⸗
fe, dem ein fchrecflicher Sturm den Untergang
drohet. Der Steuermann ſelbſt, Der. feing
Kräfte und Geſchicklichkeit erfchäpft fühle, traͤgt
eisbenn fein Bedenken, dem erfahrenften dag
Ruder zu übergeben.: So gieng es unter ben
Roͤmern, fo lang die Wahl derer, Die am Rus
der des Staats faßen, in ihren - Händen lag,
und ihre Wohlfahrt noch nicht ber Willführ ei»
nes unumfchränften Monarchen rain u
war. Syn den erften fünf hundert Sjohren, da
ihnen in Italien ſelbſt noch fürchterliche Feinde
auf dem Nacken lagen, von denen fie oft big
an ben Rand des Berderbens getrieben wurden,
war die Kriegskunſt und Tapferkeit bie einzige
Stüße ihrer Wohlfahrt, und wer fich dadurch
. Bor andern bervorthat, den forderte der Staat
auf, ihn zu retten, . Ein ſolcher Held. fand fe
viele Verehrer ſeiner Vervienfie, „fo viele Ber
förderer
ir —B—
Aber: In Studiren ungleich: geweſen iſt. Die
Zeiten bes Tiberius; Calignla und Nero wa⸗
zen fo laſterhaft, als ſie es immer ſeyn konn⸗
ren; jedoch war die Litteratur damals in beſſern
Umſtaͤnden, als in folgenden Zeiten, die et⸗
was geſitteter waren. Und ſollte man wohl
mit Wahrheit ſagen koͤnnen, das ſechzehnte
Jahrhundert, da die Wiſſenſchaften in Italien
vortrefflich bluͤheten, fen tugendreicher, als
das ſiebenzehnte weniger gelehrte Jahrhundert,
geweſen? Alfo find auch die. Sitten. nicht: fe
weſentlich mit, der Gelehrſamkeit verbunden,
daß aus dem Verderbniß der einen der Verfall
ver andern nothwendig erfolge. -
Der Einfall barbariſcher Rationen und der
AUmgang mit denſelben mußte freylich zum
Verfall der Gelehrſamkeit viel beytragen. Al⸗
lein die Erfahrung lehret uns, daß diejenigen,
welche zu den Wiſſenſchaften geboren ſind, auch
mitten unter den Unruhen des Krieges dieſel⸗
ben nicht vernachlaͤßigen, ſondern vielmehr ihre
Ruhe und Troͤſtung darin ſuchen. Welche
Kriege ſind je verderblicher fuͤr ganz Italien,
und gefährlicher für einen jeden Einwohner ins⸗
befondere gewefen, als die bürgerlichen Kriege
zwiſchen Städten. und Städten, Bürgern und
Bürgern, zu Zeiten des Dante, Petrarca, Boc⸗
caccio und anderer Gelehrten von der erſten
Klaſſe?˖ Michtsbeftoweniger übten dieſe vor
treffliche Maͤnner nicht nur die Wiſſenſchaften,
on⸗
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finden erwockten fie auch aus der Bergeffenheitt
werin- ſie diele Jahrhundert "begraben: warew
Gleichwie dieſe durch das noch rohe Weſender
kealieniſchen. Sprache nicht gehindert wurden,
ihre Gedanken auf eine angenehme Art einzu
Heiden, md fogar der Sprache felbft einen nd
muthsvollen "Ton verfchafften, - fo mußte auch
bie Vermifchung barbarifcher : Wörter feinen
guten Kopf unter den Römern binbern,. fh
zierlich auszubräden. Und ift nicht Stafien
auch unter Auguſtus, und int ſechzehnten Jahr ·
hundert, da die Wiſſenſchaften daſelbſt bluͤhe⸗
ten , ein Saͤmmelplatz fremder Nationen gerom
fen ? Gleichwie fid) eine edſe Seele von bet nie⸗
derträchtigen Denfart des Pöbels nicht anſtecken
laͤßt, alſo kann es auch) geſchehen, daß ein
wohldenkender Kopf mitten unter wilden Na⸗
tionen nichts Barbariſches mit ſeiner Dentart
vermiſche.
| Es kann alſo gar wohl fon, ‚mb iſt wirk
lich geſchehen, daß die langwierigen Kriege und
Vermiſchung mit wilden und rohen Nationen
das Verderbniß der Sitten, die tyrannifchefe -
gierungsart vieler Monarchen, der Mangdanr .'
Beförderung und Belohnung, und andere dere
gleichen. Hinderniſſe den Verfall der Gelehrſam⸗
keit in italien befördert haben, ohne daß fie bie
erfte Quelle deſſelben geweſen find. Sie waren
nur äußerfiche Uebel, die ein zum Verfall ſchoñn
geneigtes Weſen zu "Grunde: richteten, einem
wuͤten⸗
“ 4
xxi —X |
deſſen innere Beſtandtheile ‚nicht Halchar find,
zu Boben wirft. re
Wenn man bie erfte Triebfeder, weldye big
noch rohen und nur zu Kriegskunſt und Tapfer-
keit gebildeten Roͤmer bewog, fich-in den Wiſ⸗
ſenſchaften eben ſo eifrig als in den Waffen zu
üben , und die Urſach, warum fie es berin-aufg
hoͤchſte brachten, ‘gefunden hatt: fo Foftel eg
nicht viel Mühe, die wefentliche Urfache anzu⸗
“ geben, woher dee Verfall der Gelehrſamkeit
nothwendig erfolgen mußte. Denn man. darf
nur berveifen, daß bie Quelle bes Wachschums
und der Erhaltung verfieget fen.
Ich habe gleich vom Anfang: angemerft;
daß, da der Römer Herrſchaft ſich weit über
die Grenzen Italiens verbreitet hatte, und viele
unter den. rörifchen Bürgern den andern an.
Reichthum und Mache überlegen waren, die
gerichtliche Beredſamkeit zu- einem nothwendi⸗
gen Mitte wurde, die Schtwächern vor ber Uns
lerdruͤckung ber Mächtigern zu ſchuͤtzen; daß fie
es nun mit unterworfenen Völfern zu thun hate
ten, bie fie an Kenntniſſen weit übertrafen; daß -
daher die Beredſamkeit und alle damit verknuͤpf⸗
sen Wiffenfchaften zu einem nothwendigen Be⸗
duͤrfniß des Staats wurden; und daß endlich
biefe Nothwendigkeit auch einen jeden anſehn⸗
fichen Buͤrger ingbefondere betraf, weil ein jes
ber Verklagter fich.oper;feine Klienten mündlich
W vor
ih xvma
dor Gericht vertheidigen, und wofern er dieſes
niche vermochte, mit Schimpf und Schande
gebrandmarft war. Woher ‚norbivendiger
Weiſe ein allgemeines Beſtreben nach allen den
Kenntniſſen, die zur gerichtlichen Bexebfamfeit
fühten, entfiehen mußte.
Diefe nothwendig würfenbe Triebfeder ver⸗
for unter dem zweymaligen Triumvirate ‚ben
größten Theil ihrer Kraft. : Zu geſchweigen,
daß damals ſchon die Macht des Senats jene
des Volks uͤberwog, fo mußte ber Senat felbft
fich nad) dem Willen der Drepmänner richten;
unb wehe dem: Bürger, ber ‚von besjenigen
Parthey nicht war, welcher. die Oberhand. ges
wann! Folglich hoͤrte die gerichtliche Bered⸗
ſamkeit damals fehon auf, ein ficheres Erhal⸗
£ungsmittel des Gleichgewichts unfer den roͤmi⸗
ſchen Bürgern zu ſeyn. Die Waffen traten
anſtatt ihrer ins Mittel, und ber Erfolg buͤr⸗
gerlicher Kriege entfehieb in den wichtigften Din-
gen zwifchen Recht und. Unrecht. Daher fam
es, baß ſchon in den ältern Tagen des Cicero
die Berebfamfeit einen Iheil ihren Arugbarfei
verlor, und in Verfall am. .
eboch war fie noch immer den Großen ein
J
unentbehrliches Mittel, zu ihren herrſchſuͤchti⸗
gen Abfichten zu gelangen. Denn obgfeich nur
bie Waffen entfchieben: fo biente fie Doch, Ihre
Partien. zu. verftärfen. . Aber..unter ber mo⸗
in Bar ehen Mirglerungsant | hörte fie auf, hei
—
vu ee
wendig zu ſeyn. Der Monarch gab algbenn
allen Sachen das Uebergewicht, und bie ſtaͤrb
fie Beredfamfeit hatte niche mehr Kraft_und
Wirkung, . als es dem Mugen und Willen.
beffelben und feiner Sieblinge gemäß war. —
Weil Auguftus wohl einfah, daß zu feiner.
Hupe und zur Sicherheit bee noch nicht genug
befeftigeen Monarchie nichts dienlicher ſeyn
fönnte, als die zu großen Unternehmungen ge
wöhnten und frenyheitfiebenden Römer von den
Waffen zu den fanften Befkhäfftigungen. ber
Mufen zu lenken: fo .unterließ er nichts, ‚was
‚fie dazu anreigen konnte. Chrenbezeigungen,
freundſchaftlicher Umgang und. Wohlchätigfeit
waren die Lockſpeiſe, deren er fich zu feinem
Endzweck bediente. Hierdurch brachte er es auch
fo weit, daß die Gelehrſamkeit zur Mode wurde,
und es einem eblen Römer zur Schande gerechnet
war, ungelehrt und geſchmacklos zu ſcheinen.
Es beeiferte ſich daher ein jeder, dem daran ge⸗
legen war, bie Gunſt des Kaiſers zu erlangen,
in Öffentlichen und geheimen Verſammlungen,
denen Auguſtus ofe.perfönlich beywohnte, feine
Auffäge hören zu laffen, und der Kaifer felbft
trug fein Bedenken, feine Schriften andern"
vorzulefen und ihrem Urtheile zu unterwerfen. '
Aber dieſer Wetteifer, diefe ‚allgemeine
Gährung gründete fih nur auf einer eitell
Ruhmſucht, gelehrt zu ſcheinen, und zur Gna⸗
de des Menarchen ſich den Weg Lu u
Folglich fegte man fich nur folche Beyſpiele zur
Nachahmung vor, und fehrieb ſolche Werke,
die dem Geſchmacke oder vielmehr der Abfiche
des Hofs gemäß waren: En
Damals erfoderte ed bie Klugheit eines
Hofmanns und aller derer, die durch ihre Ges.
lehrſamkeit die Gunft des Auguſtus zu gewinnen
trachteten, das Andenfen bes Cicero, an deffen
Tode derfelbe mitfchuldig war, verhaßt zu ma»
chen. Daher fuchte man den Schriften diefes-
Redners allerhand Fehler und Mängel anzus
dichten, damit fie ja niemand zum Mufter eis
ner vollommenen Berebfamfeit wählte. .
Unter denen, bie damals den Ruhm bes
Cicero zu fhmälern fuchten, war Afinius Pollio
der betraͤchtlichſte. Er war niche nur einer ber
Gelehrteſten feiner Zeit, fondern auch ein maͤch⸗
tiger Stuatsminifter und großer Gönner ber
Gelehrten. Es war ihm alfo fehr leicht, viele
Bewunderer und Nachfolger feiner Schreibare
fih) zu verſchaffen, wohin die Werachtung,
welche er auf die beften Schriftfteller geworfen
harte, abzielte, —
Der Schade, ber hierdurch dem guten Styl
und der Beredſamkeit verſetzt wurde, war un⸗
heilbar. Denn weil man die Staͤrke eines
Redners nicht mehr nach der Wirkung, die ſie
auf das ganze Volk und auf patriotiſchgeſinnte
Richter machen konnte, ſondern nach dem Bey⸗
fall beſtochener oder gedungener Schmeichler
nn ba 0 Daun
—
u
beurtheilte, fo vermißte die Jugend den fichern
Leitfaden, die falfche Beredſamkeit von ber wah⸗
ren zu unterfcheiden. u 0,
Hierzu fam noch ein anderes Uebel, wo⸗
durch die römifche Jugend noch immer ‚mehr
vom rechten Wege abgeleitet wurde. Augu⸗
ſtus vermehrte die Schulen zu Rom, und bes
fräftigte den Lehrern einiger. Kunft oder Wiſſen⸗
(haft das.römifche Bürgerrecht, welches ihnen
Julius Caͤſar ſchon ertheilt hatte. Hierdurch
und durch die Wohlthaͤtigkeit des Kaiſers wurde
eine fo große Menge von Gelehrten, die Pro⸗
- feflion vom $ehren machten und dadurch ihre
Gluͤcksumſtaͤnde zu verbeſſern fuchten, nad) Rom
gezogen, daß fie aus Mangel eines hinreichen«
. den Gewinns gezwungen waren, ſich in bie -
Provinzen Italiens zu vertheilen. Es ift ganz
unwahrſcheinlich, daß diefe Fremdlinge,. die
ihres Nutzens wegen nach) Rom famen, ben
verhaßten Cicero, oder in der Dichtfunft' den
Virgil oder Horaz, ihren Schülern zur Nachah⸗
mung vorlegten.. Es zeigen vielmehr die Werke
derer, bie ſich in ihrer Jugend unter denfelben
» gebildet. haben, daß fie die einfache und natuͤr⸗
liche Schönheit der Schreibart nerachteten, und
‚Die beften ihrer Vorgänger durch ein verfünftel«
tes und affektirtes Gewebe wigiger Gedanken zu
“übertreffen fuchten. Denn die Sualoriae und
- Controverfiae des Rhetors Senefa, und die
Gedichte des Ovidius bezeugen es, daß man in.
. den
.
\
—— xxt
Ben letzten Jahren des Auguſtus niche nur in der
Beredſamkeit, fondern auch in der Dichrfunft
vom natürlichen Wege abgewichen ift.
Weil ein jeder der fremden Sehrer mehr bare
auf bedacht war, durch feinen Witz und fähigen
Kopf die Aufmerkſamkeit und Verwunderung
ber Großen zu Rom auf ſich zu ziehen, als
gründliche Gelehrten zu bilden, und diefe ſchein⸗
are Gelehrfamfeit zu ihrer Abfiche hinreichend
war, fo vernachläßigten fie, ihre Lehren auf
gründliche Wiffenfchaften zu bauen, oder wenn
biefes noch einigermaßen geſchah, fo lehrten ſie
das Gute durch einen glaͤnzenden unnatuͤrlichen
Anſtrich verunſtalten. |
Diefe Art von Schöngeifteren harte den kai⸗
ſerlichen Hof und die Roͤmer ſo bezaubert, daß
ſie kein Bedenken trugen, derſelben wie einer
neuen Gottheit ſich ganz zu ergeben, und die
ernſthaften Wiſſenſchaften zu verabſcheuen. Vi⸗
truvius Pollio fuͤhrt bittere Klagen hieruͤber,
und nennt die Verehrer dieſes leeren Geſpenſtes
Ignoranten. |
Auguftus, der auf diefe Weiſe die Köpfe
der Römer mit füßen Träumen anfüllte, erhielt
zwar hierdurch feinen Endzweck, daß er fie von
den Waffen zur Gelehrfamfeit lenkte, und
nichts mehr von der ciceronianifchen Berebſam⸗
feit zu befürchten hatte; gab aber Anlaß’ zum
| Verderben des guten grand ſowoh A
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Künften als Wiſeenſchaften, und legte den er⸗
ſten Grund zum Verfall derſelben.
Dieſes iſt aber meiſtens in Anſehung der
Jugend zu verſtehen, die ſich unter des Augu⸗
ſtus Regierung zur Gelehrſamkeit gebildet hat.
Denn was diejenigen betrifft, die im Schooße
der Republif geboreri waren, fo find ung von ihnen
einige vortrefflihe Männer, als da find Vir⸗
gil, Horaz, Tibullus und Titus Livius, befannt,
‚deren eble Einfale im Denken und Schreiben
unverfälfche geblieben if. Sie find diejenigen,
welche in Abficht auf Die Gelehrfamfeit dem
Seitalter des Auguſtus den Ruhm einer golde⸗
nen Zeit verfchafft haben.
Hingegen kennen wir keinen unter den te
mifchen Schriftftellern, die unter det monarchi⸗
fchen Regierung geboren find, welcher nicht
mehr oder weniger yon der obenbefchriebenen
Seuche angefteckt.fey,
Hieraus erfiehet man, was für einen Scha«
den bie fchöne Litteratur durch folche Lehrer er⸗
leiden. fönine, welche bie gründlichen Wiflen |
ſchaften nicht mit derfelben im Lehren und
Schreiben vereinbaren, und ihr ganzes Lehr⸗
pften auf Wig und ein glänzendes Nichts .
uen.
Dieſes wird aber allemal geſchehen, wenn
die Gelehrſamkeit aus einem andern Endzweck,
als Tugend und Wahrheit zu lehren; getwie-
ben wird,
|) i \ Da
2 = 22 2 xzıun
Da ben ben Römern die Beredſamkeit nun
bie Vertheidigung bet Gerechtigkeit und Wahre
beit sur Abſicht harte, fo folgte. von fich felbft,
daß man Philofophie und andere folide Wiſſen⸗
fchaften zum Grund legte, Kine jede frembe
Schminke würde kindiſch und. verächtlich ge⸗
ſchienen haben. Da man aber ſowohl in der
Beredſamkeit als in andern ſchoͤnen Kuͤnſte
nur zu. gefallen ſuchte, und nach dem Ruhm; °
unter die ſchoͤnen und bey Hof beliebten Geiſter
gezählt zu werden, ſtrebte, fo wurden bie ſchoͤnen
Wiſſenſchaften zu einem Puppenſpiel und Taͤn⸗
delwerk, wo gruͤndliches Denken unnuͤtz war.
| Sleichwie die Beredſamkeit deswegen In
Verfall gerieth, weil man fie nicht mehr als
ein nothwendiges Huͤlfsmittel zur innern Sicher⸗
heit der Buͤrger mit Ernſt betrieb, alſo wurde
auch die Philoſophie zu einem tändelnden. Worte
ſpiel, da fie aufhörte, ein nothwendiges Huͤlfs⸗
mittel der Beredſamkeit zu ſeyn.
So lang bie Litteratur unter den Roͤmern
gebluͤhet hat, haben ſie ſich nie der Philoſophie
wegen ihrer ſelbſt, oder ſich dadurch einigen be⸗
ſondern Ruhm zu verſchaffen, befliſſen. Sie
achteten ſie nur in ſo fern ihres Fleißes wuͤr⸗
Big, Aals fie ein Mittel war, rechtſchaffene
Bouͤrger und gruͤndliche Redner zu bilden. Sie
haben ſich deshalben nie, wie die Griechen, in
verſchiedene Sekten getheilt, fonbern aus aflen
Mepnungen und Lehren nür.Diejenigen. gewählt,
b4 welche
xxre | es > — ei" |
welche ihrer näglichen Abficht gemäß waren.
Da aber biefe aufbörte, und die Philofopgik
nicht mehr wegen ihrer wahren. Nutzbarkeit,
ſondern Stolz und eitle Ruhmſucht zu nähren;
betrieben wurde, verwandelte fie fich in ein lee |
res Geſchwaͤtze.
Solche unnüge Philoſophen bildeten nach
und nach auch in Italien eine befondere Kaffe
von Menfchen, deren einzige Abfiche war, für
gelehrt angefehen zu werden. Won unnüger
Theorie aufgeblafen, warfen fie einen ſtolzen,
und wenn fie noch etwas befcheiden waten, ei
nen mitleibigen Blick auf andere Menfchenfin-
der, und fahen fie wie Erdwuͤrmer an, bie Gott
: gefchaffen hätte, die Erbe zu durchwuͤhlen, indeß
daß ſie dazu beſtimmt waͤren, die erhabenen
Wahrheiten zu durchforſchen, und mit ihren
abſtrakten Grillen die Welt aufzuklaͤren. Mus
iyllaba eſt: Mus autem caſeum rodit. Sylla-
ba ergo caleum rodit - -- - Mus ſyllaba ell;
fyllaba autem cafeum non rodit. Mus. ergo
cafeum non rodi. So ungefähr war ihe
Philoſophiren befchaffen. Dieß waren Vie
großen Einfichlen, weswegen fie die Naſe fo
hoch trugen. Seneka, der diefes unnüge We⸗
ſen den Römern fehr übel nimme, wirft ſelbſt
in ganzem Ernft die Fragen auf, ob das Gute
- ein Körper, und bie Tugenden Thiere ſeyn?
und philofophirt darüber wie über Dinge von
größter Wichtigkeit.
Wenn
Wenn Seneka nie mit deutlichen Wor⸗
ten erzählte, daß die Römer feiner Zeit fich
mit fo nichtswuͤrdigen Wortſpielen beſchaͤfftig
ten, und einer fo unnuͤtzen Philoſophie befliſſen
waren, ſo wuͤrde man ſichs kaum traͤumen laſſen,
daß ſie in ſo kurzer Zeit aus dem edelſten und
thaͤtigſten Volke der Erde fo abgeſchmackte Grib
lenfaͤnger werden konnten. 16
Was Wunder, wenn bey ſo beſchaffener
Philoſophie keine Spur einer wahren Bered⸗
ſamkeit mehr übrig blieb, und wenn die Schriß⸗
ten des Lucanus und Seneca jenen bes Eicero
- und Birgils weit vorgezogen wurden ? Der fin
bifhe Wis, den jene zween Schriftfteller auf
allen Seiten ihrer Werke hervorſchimmern faf
fen, fegte die aberwigigen Römer in Entzuͤckung,
und ihre Schriften wurden als Mufter eines _
vollfommenen Styls der römifchen Jugend zum
Nachahmung vorgelegt. Seneka felbft unter
ftand fich, dem jungen Nero die Werke ver aͤl⸗
tern Redner verächtlich zu machen, und fi
fetbft zur Nachahmung ihm aufzubringen. -
: Ben fo verderbtem Geſchmack mußten bie
gelehrten Werrfpiele, die Nero ftiftete, mehr
zum Schaden als zum Nugen der Gelehrſam⸗
feit gereichen. Denn wenn folche Werke den
Preis erhielten, worin der Wis am meiften
hervorſtach, fo wurde bie fludirende Jugend
noch immer mehr in den einmal -angenommies .
‚nen Vorurtheilen beftärigt.
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In den Schulen: ber Iateinifchen. ffetorn
urd zwar die Jugend zum Deflamiren ange
Halten; fie wählten aber folche Gegenftände, bie
richt nur feine Beziehung auf das Forum hate
gen, ſondern auch fehr felten fi) unter den Mens
fchen ereigneten, z. B. von Tyrannen, bie den
Soͤhnen befehlen, ihre Vaͤter hinzurichten; von
Orakelſpruͤchen, bie zur Zeit der Peſt von ei⸗
nem Volke forbem, drey oder mehrere Jung⸗
feauen aufzuopfern, wenn es won ber Plage bes
freyet ſeyn will. Weil dieß Deklamiren zwi⸗
ſchen den vier Wänden der Schulen und nur
vor den Mitſchuͤlern geſchah, fo war es ein
ſchlechtes Mittel, beherzte Mebner zu bilden,
Wenn folche. Schufredner. vor Gericht auftre⸗
ten mußten, ſo erblaßten ſie vor Furcht, und
üihr Vortrag war kalt und kraftlos. Sch glaube
aber, daß dieſes groͤßtentheils von dem innern
Bewußtſeyn ihrer. Schwäche in gründlichen
Wiſſenſchaften, ‚Und von dem Mangel bes-in«
nern Gefuͤhls der: Wahrheit herruͤhrte. Denn
ein Sachwalter, dem es an Philoſophie fehlt,
folglich mehr darauf bebache feyn. muß, durch
, wigige, Einfälle, Gegenfüge, Machtfprüche, -
Metaphern und Allegorlen feine. Unwiſſenheit
zu bemänteln,; . als bie Wahrheit zu vertheidi«
gen, Hat entweber Fein inneres Gefühl der
Wahrheif, oder er muß zittern und beben,
wenn ex vor Gericht eine Sache vertheidigt.
3% Was
!
aa u 2 axvii
Was halfs, daß Veſyaſian fo unnägen Ich
rern der Redekunſt reiche Beſoldungen anwies,
und daß Hadrian das Athenaͤum zu Rom er⸗
richtete? Wurde nicht das Uebel hierdurch viel⸗
mehr befeſtiget? Denn mas bie Lehrer angehet,
fo fuhren fie fort, ven Styl des affeftirten Se⸗
nefa nachzuahmen, obgleich Auintilian davon
ousgenommen ift, welcher ſich vergeblich bemuͤ⸗
hete, ſie davon abzuhalten. Die Fehler des
Seneka waren den Roͤmern ein gar zu ſuͤßes
und verfuͤhreriſches Gift, als daß fie es auf die
Ermahnung eines einzigen verabfcheueten. Es
ſchien ihnen viel rühmlicher. zu feyn, durch
Scharfſinn und Wig der Rede das Anfehen der
Kunſt zu geben, als die Wahrheit in einer nor
tuͤrlichen und fließenden Schreibart vorzutragen,
- Quintilian wurde als ein Feind bes Genefa ver«
ſchrieen; und dieſes Vorurtheil vereitelte fein,
Beſtreben, die Schriften Bes Cicero in Anfehn,
zu bringen, Eben fo vergeblich war. die Stiftung,
des Athenaͤums. Denn fo lange die verberblichen -
Borurtheile in der Lehrart nicht abgelege wurden,
konnten prächtige und gemädhliche Schulgebaͤu⸗
de zur innern Werbefferung ber Gelehrſamkeit
nichts beytragen. Weil es auch zu einem oͤffent⸗
lichen Hoͤrſaal diente, wo Redner und Dichten
fi) hören fießen, die ſchon, ehe fie auftroten,
verfichert waren, daß ihre dazu eingeladenen
Se oderidazu gedungenen Zuhoͤrer, ihnen
epfall zuklatſchen würden, fo gab es Oi
| ele⸗
v0 RD — 005 | oo
Gelegenheit, Die Jugend i in ihren eeafen |
Begriffen zu ftärfen.
Den legten Reft befam bie roͤmiſche Ge⸗
lehrſamkeit durch den Schwarm der griechifcheir
Philofophen und Sophiften unter der Regierung
der Antoninen: Die erften harten ſich ſchon un«
ter dem Kaiſer Veſpaſian durch ihren verwege⸗
sten Stofz fo verhaßt gemacht, dafs der gute Kai⸗
fer gezwungen wurbe, diefelben aus ganz Italien
zu verweifen. ber durch die befondere Gewo⸗
genheit, bie Antonin und fein Sohn M. Aureliug
nicht nur in großer Menge berbengelockt, ſon⸗
dern auch zu einer ſo großen Verwegenheit vera,
leitet, daß fie fich in die Staatsgefchäffte miſch⸗
ten, und die öffentliche Ruhe ftörten. Solche
Philoſophen, welche unter ihrem ehrwuͤrdigen
Mantel und Bart ein abſcheuliches Herz ver«
Bargen, mußten bie ſchon verderbte Denkart ber
— fie und die Philoſophie bewieſen, wurden
Roͤmer noch immer mehr vom rechten Weg ab⸗
⸗
führen , und unter gutgefinnten Menfchen .
‚einen Abſchen vor bem Namen felbft ber Philo⸗
ſophie erregen.
Die andere Art ſchaͤlicher Gelehrten, die fich
danials zu Rom in großer Menge anzettelten,
waren die Sophiften, verwegene und ftolge Men-
fhen, die fich die Fertigkeit, von einem jeden
Gegenſtande aus dem Stegreif öffentlic) zu res
ben, anmaßten. Sie wußten die gemeinften
Sadıen i in einem fo machtvollen und wichtigen
Ton
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vorzutragen, mit fo neuen und überrofchenben
Farben zu fhminfen, daß fie nicht nur ben un
wiſſenden Pöbel, fondern aud) die Gelehrten in -
Verwunberung feßten. Alles brannte von de
gierde, je zu bören.. Wenn man mitten unter‘
einem · Schaufpiele die Nachricht erhielt, 4
ein Sophift ſich im Achendum hören ließ:
drang alles mit Gewalt zur Schaubühne hinaus,
als wenn fie in Brand gerathen wäre; und wer
nicht mit den Strome gieng,. ‚würde fich den
Tadel eines geſchmackloſen Menfchen zugezogen
haben. Uebrigens verachteten fie heimlich und
öffentlich bie alten und neuen Schriftfteller des
Roͤmer, und jede andere Kunft und Wiflenfchaft,
Auf. diefe Weife widerfuhr der römifchen Littera⸗
tur, was vor noch nicht vielen jahren der deut
fehen widerfahren if. Diefe wurde durch die
frangöfifche, jene durch bie griechifche verdraͤngt,
jeboch fo, daß, da weder bie griechifche unter .
den Römern, noch die franzöfiiche unter ben
Deutfchen feften Fuß faßte, Die Römer zur gänze
lichen Unmiffenheit eilten, die Deutſchen aber vie
fremde Sitteratur zur Verbefferung ihrer eigenen
benugt, und wenigſtens an Gruͤndlichkeit weiß
übertroffen haben.
Dieß find, deucht mich, die wefentlichen
Urfachen des Verfalls der roͤmiſchen Gelehrſam⸗
feit, in fo fern Die Römer immer weiter von dem
guten Geſchmack abgewichen find, Es iſt nicht
zu leugnen, daß auich Die äußerlichen Umfläne, Ä
n " als
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1Xxx ML * 1
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dis ba find die Tyranney und Eiferfücht vers
ſchiedener Kaiſer, das allgemeine Verderbniß
der Sitten, die Vermiſchung mit fremden und
rohen Nationen, die kurze Regierung verſchie⸗
dener für die Litteratur gutgeſinnter Mgnarchen,
die vielen Empoͤrungen und buͤrgerlichen Krie⸗
ge, die Verſetzung der kaiſerlichen Reſidenz von
Rom nach Konſtantinopel, der Einfall der He⸗
rulen, Gothen und Longobarden;, die allgemeine
Erſchoͤpfung Italiens durch dieſe Voͤlker und
burch die habſuͤchtigen Griechen, das Verderben
der Litteratur beſchleunigt haben; allein wenn
auch alle dieſe verderblichen Uebel nicht erfolgt
waͤren, ſo wuͤrden dennoch die oben erklaͤrten
Urſachen hinreichend geweſen ſeyn, dieſelbe in
Verfall zu bringen. Die aͤußerlichen Uebel
haben vielmehr die Anzahl der Gelehrten, als
die Gelehrſamkeit ſelbſt, verrmindert. And es
wuͤrde fuͤr die Litteratur nichts verloren, ſondern
unendlich gewonnen feyn, wenn ein jedes Jahr⸗
Fe anſtatt der vielen Halbgelehrten und
erberber ber Litteratur, nur einen Cicero, eis
nen Virgil oder Horaz, nur einen Livius hew
vorgebracht und genäbre haͤtte.
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Die
Die Geſchichte,
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Küne und Wiſſenſchaften
in Italien.
Zweyter Band
Vom Tode des Kaifers Auguſtus bis zum Uns
tergang des occidentaliſchen Kaiſerthums
durch die Gothen und Lengobarden.
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Viertes Bitch, J
Die Gelehrſamkeit der Roͤmer vom
Er Auguftus bie zu Hadrians
ode.
He geischte des Auguſtus War in allen
Betracht fü ‚glücklich, daß, Menn bie
nachfolgenden Katfer ihm gleich getvefen toären,
bie Römer Feine Urfach gehabt hätten, ben Ver⸗
luſt ihrer republifanifchen Freyheit zu bedauren.
Aber die Thronfolger des Auguftus waren miele
ſtens fo graufam und ausſchweifend, daß es zu
bewundern ift, wie die ſtolzen Roͤmer ſolche Uns
geheuer haben dulden. koͤnnen. Unter Veſpaſtan
und Titus hatte es zwar das Anſehn, als wir:
den bie goldenen Zeiten zuruͤckkehren; allein:
Domitian erneuerte alle die traurigen Auftritte
der Grauſamkeit bed Tiberius, Caligula und
Nero. Was aber bag ſeltſamſte iſt, fo war ber.
Smat, welcher kurz zuvor ben mächtigften Mo⸗
_ harchen Geſetze vorfchried, und Koͤnigteiche gab
und nahm, mem er wollte, in eine folche Wien
berträchtigfeit herabgeſunken, baß er fi von
den abſcheulichſten Tyrannen gleichfam mit: -
Fuͤſſen treten ließ, und durch feine eigene Rath⸗
ſchluͤſſe fich ſelbſt die Haͤnde band. Weil das.
Betragen ſolcher Regenten einen ſtarken Einfub
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& Kae 4e
in den damaligen Zuftand der römifchen Gelehr⸗
famfeit hatte, fo gebührt es fich, eine kurze
Gefchichte von einem jeden insbefondere zu ent⸗
werfen, und zu unterfuchen, was aus ihrer
Regierung und ihrem fittlicyen Charakter entwe⸗
der zum Beften oder zum Verderben der Künfle
und Wiſſenſchaften erfolget iſt.
Das erſte Kapitel.
Allgemeiner Begriff von der Kegierungster-
fafflung , und dem Zuftande der Gelehrſam⸗
Beit unter Tiberius und den folgenden Kai⸗
fern bis zu Hadrians Tode. n
1. iberius, Sohn des €. Claudius <ibe
ring Nero, und der Livia Drnfillg, nache
mals 8 Gemakiin des Auguſtus, folgte diefem in
ber Negierung im vierzehnten Jahr der chrift-
lichen Zeitrechnung, da er fhon 55 Jahr alt
war. Nie hat ein Fuͤrſt im Anfang feiner Re⸗
gierung fo gufe Hoffnung. von fich felbft gegeben,
als Tiberind. Sein Widerwille, dag Ihm auf-
getragene Kaifertfum, und die Namen eines
Heren, Vaters des Vaterlandes und Impera⸗
tors anzunehmen, die den Richtern und dem
Senat überlaffene Freyheit, alle Gerichtshaͤn⸗
del zu entfcheiden: und die wichtigften Reichs⸗
gefchäffte zu handhaben, fein liebreiche® Betra⸗
gen gegen jedermann verfprachen in Ihm einen
Gärten, ber den Auguſtus entweder übertreffen,
| oder
PIPPI 5
bber wenigſtens ihm gleichen würde. Ss ſchien
auch, als hätte die Gelehrfamfeit alled Gute
von ihm zu hoffen. Von Jugend auf, hatte er
fih fo wohl in der griechifchen als lateinifchen
Literatur vortrefflich geübt. *) In der Beredt⸗
fantfeit hatte er fi) nach Valerius Corvinus
Meffala, der zu des Auguſtus Zeiten fehr Ay
ruͤhmt war, gebildet, und in verfchtedenen ges
richtlichen Reden ruͤhmliche Beweiſe davon ab⸗
gelegt. **) Jebdoch war fein. Seil affektirt, weit
bergefucht, und oft dunkel, — vielleicht um
den Schalk zu verbergen. Die Goͤtterlehre
ſchien fein Lieblingsſtudium zu ſeyn. Wo er ei⸗
nen Grammatiker antraf, ermuͤdete er ihn durch
mythologiſche Fragen. +). Suetonius erzaͤhlt,
er ‚babe ein lateiniſches Gedicht anf Lucius Caͤ⸗
fard Tod, und einige griechifche Gedichte ger
ſchriebin. 4) In feinem Iangen Aufenthalte zu
Rhodus, wo die Philoſophie bluͤhete, gieng er
wit den vornehmſten Philofophen daſelbſt fleißig
um, und bifpntirte oft mit ihnen. HH) Kurz
man hatte gegründete Urfach, viel Gutes zur
Befoͤrderung der Gelehrſamkeit von ihm au er⸗
warten. nn |
we —VV We
*) hueton. in Tiber, 6. 70.
er) idema.:- | . +) idem c, 70.
+) ibidem, . tt) ibidem.
tt) ibidem. c.11. 2
6 —B =
HM. Aber in kurzer Zeit ſahen ſich die Roͤ⸗
mer in ihrer Erwartung betrogen. Tiberius
war zwar von der Natur zu einem Regenten ge⸗
bildet, wurde aber durch feine Ausſchweifungen
zu einem graufamen Tyrannen. Er war äußerft
argwoͤhniſch, falfch, und fo graufen, daß er
‚seiner nächften Anverwandten nicht fehonte, wenn
er einmal einen Verdacht auf fie gemorfen hatte,
Seiner Wolluſt fegte er weber Maaß noch Zieh
An ſich derfelben ganz zw ergeben, brachte er Die
Jesten zehn Jahr feines Lebens faft ganz auf bee
einſamen Inſel Rapreä zu. Die Schanbthafen
und Grauſamkeiten, die ag daſelbſt verübt hat,
kann man ohn Abſcheu und Entſetzen nicht leſen.
Und was noch aͤrger iſt, ſo ließen ſich die Roͤmer
wie die niedertraͤchtigſten Ellaven zu Werkzeu⸗
gen feiner abſcheulichen Leidenſchaften gebrau⸗
hen. Es umringte ihn ein Schwarm von ver⸗
laͤumderiſchen Zungen, bie ihn aus eigennuͤtzlger
Rachbegierde wider einen jeden, den ſie haßten,
anhetzten, und unter dem Vorwande begange⸗
ner Staatsverbrechen um Ehre, um Haab und
Gut, und ums Leben brachten. Man konnte
ſich weder auf feine Unſchuld, noch auf Blutss.
freundfchaft verlaffen. Ein Vater, Q. Viblus
Serenus, fah ſich fo gar gezwungen, wider die
Verlaͤumdungen feines Sohus fich vor Gericht
zu vertheidigen. ) Daher entſtand ein allge«
meins Mißtrauen eines gegen: vn ander
Diee
* Tacit. Annal. Lib, + Cr 28, |
BE —E — 7
\
. Diefes verurfirchte di ‚ Sicherheit des Tyrannen,
und erfuͤllte die Roͤmer mit Furcht und Ver⸗
zweiflung. Weil ſich viele bey ſolchen Umſtaͤn-
den durch die Lehren der ſtoiſchen Philofophig
wider die Furcht des Todes zu bewaffnen ſuch⸗
ten, fo verbreitete ſich diefelbe immer mehr un«
ter den Römern, und dad Beyſpiel bes Gate
fe. viele Nachfolger. Es ſchien ihnen viel u
sreräglicher, ihr Leben mit einem Streich zu -
endigen, als das Schwerdt immer über Ihrem
Nacken zu ſehen.
IH. Unter einem fo argwoͤhniſchen und
graufamen Zürften war es fehr gefährlich, die
ven Schriftfiellee oder Nebner abzugeben. Ein
einziges zweydeutiges Wort bat manchen ben
Tod zugezogen. *) Man hat fogar Beyſpiele,
daß er. die außerordentliche Gefchicklichkeit der
Kuͤnſtler mit der Landesverweiſung und mit dem
Tode beftraft hat.“) Dercgleichen Beyſpiele
werden vorkommen, wenn wir von den Schrift⸗
ſtellern und Künftlern felbft handeln werden,
Dieſes ift vieleicht eine. der Urfachen, warum
man damals anfieng, in einem gar zu gebränge
ten und ausgefuchten Stil feine Gedanken aus⸗
zudruͤcken. Tiberius flarb im 23 Jahr feiner
Regierung , und ihm folgte im Jahr Chrifti 37
IV. Cajus Caligula, Sohn des beruͤhm⸗
sen Germanikus, und ber Agrippina, bie eine
"): Sueton, in T’iber. ce, 6T,
#) Dio Lib, 57.
—
A 4 Toch⸗
8 ee ans |
Tochter ber berüchtigten Yin ‚ folglich: des Au⸗
guſtus Tochterkind war. Das erſte Jahr ſei⸗
ner Regierung war ſo gluͤcklich, daß man ſich
vielmehr alles andre vorgeſtellt haͤtte, als, er
werde durch ſein Betragen Anlaß geben, ſich
nach des Tiberius Zeiten zu ſehnen. Er ver⸗
‚ ebrte das Andenken derer, die unter Ms
unfchuldiger Weiſe getoͤdtet worden waren
. denen, die in Kerkern vermoderten, gab er die
Freyheit wieder. Diejenigen, welche an dem
ſchaͤndlichen Lebenswandel des Tiberius Antheil
gehabt hatten, verwies er des Landes, und be⸗
wies fo viel Liebe zur Tugend, daß ihn jeder⸗
mann als den Wiederherſteller der allgemeinen
Wohlfahrt verehrte. Er verzoͤgerte aber nicht
lange, ſein blutgieriges Gemuͤth an den Tag
zu legen. Man kann das erſte Tobesurtheil,
. welches er an. dem jungen Tiberius Nero, des
Druſus Sohne, beffen Großvater der Kaifer
Tiberius war, vollſtrecken ließ, nicht ohne
. Schauer leſen. Dem unglücdlichen Zünglinge
—
‚wurde auferlegt, ſich ſelbſt zu toͤͤten. Er bat:
einen jeden der Umſtehenden flehentlich, ihm
diefen Dienſt zu thun. Aber keiner konnte ſich
dazu entſchließen. Darauf flehete er ſie an, ihn
wenigſtens zu belehren, wie er ſich am leichte.
ſten toͤdten koͤnnte; und nachdem jemand Ihm
dieſes gezeigt hatte, entleibte ex fih. *) Von
| biefer zeit an ließ Kaligula feiner Graufamteit
den
9 Philo de Legat, ad Cajumm, |
= 2. 9
den Ziegel fchießen. Schuldige und Unfchuldige,
vhne Unterfchieb des Standes und ohne Proceß,
wurden hingerichtet, und um fein barbarifches
Vergnügen zu vergrößern, mit. ausgefuchten
und langwierigen Quaalen gemartert. Dieſes
Unthier, welches fich in allen abfcheulichen La⸗
ſtern herumwelzte, verlangte, daß man ihm als
einer Gottheit in allen Tempeln, ſo gar in je⸗
nem der Juden zu Jeruſalem, Bildſaͤulen und
Altaͤre errichtete. Der veraͤchtliche Senat
trug auch kein Bedenken, dieſem Guldreichen
Gott jaͤhrliche Opfer zu ſtiften, und ihm den
Titel des Wahrbeitliebenden und Siebreich⸗
ſten zu geben. *) - |
2 V, Er war ein fo wohlgeuͤbter Rebnen
daß er die Reden, welche, andere arizuflagen
vder zu vertheidigen, im Senat gehalten wur⸗
den, oft aus dem ˖Stegreif beantwortete. *)
Die Natur fihlen Ihn zum Rebner gebildet. zu
haben; denn fie hatte ihn mit einer flarfen und
. Bellen Stimme, mit einem gluͤcklichen Gedaͤchtniß,
und mit eines reichen Zufiuß von Worten und
Sedanken begabt. *) Er haßte die verkün-
ſtelte Beredtſamkeit des Seneka, die damals all⸗
"gemein bewundert wurde, und liebte den reißen⸗
"den vollen Strom im Neben. Deshalben er
laubte er, bie von Tiberius verbotenen und zum
Fener verdammten Bücher des Titus Labienus,
| | Us bed
*) Die Lib. sg. ' |
**) Suet, in Calig. ©. 93. ) ibid.
I . \ v
10
des Cremut
verus du, ius Chordus, und des Cafe Se⸗
ch neue. Abſchriften zu vervielfaͤltigen
Be und zu leſen Nichts deſtoweniger war es ſehr
gefaͤhrlich, ein Redner zu ſeyn, wie er es ver
langte. Dem Domitius Afer wuͤrde feine uͤber.
legene Stärke in der Beredtſamkeit das Leben
gefoftet haben, wenn er nicht gu rechter Zeit ſei⸗
ae Zuflucht zur Schmeichelen genommen hätte.
Ein anderer Rebner, des Namens, Carinna Se⸗
cundus, wurde bes Landes verwieſen, mweilee
gu (gner eigenen Uebung wider die Tyrauney
beflamirt hatte. Aber die ampsrn Gelehrten,
deren Wiffenfchaften er wicht gelernt hatte, wa⸗
ren noch vielmehr feiner Grauſamkeit ausgefegt,
Er war Willens, die :Bildfänten des Virgils
und Livius aus ben Bibliotheken zu verweifen,
wæeil er der närrifchen Meynung war, dem er⸗
ften Habe es an Kopf und geündlicher Gelehrſam⸗
keit gefehlt, und der andere: fen ein gefchwäßi-.
ger. und nachlaͤßiger Schriftſteller. Er war auch -
Vorhabens, Homers Gedichte zu vertilgen, weil
Plato in feiner erbichteten Republik die Dicht⸗
kunſt verboten ‚hatte, ) Auch wollte er die
ganze Rechtsgelehrſamkeit mit alten dahin gehaͤ⸗
rigen Buͤchern vernichten, damit ſein Wille das
einzige Geſetz waͤre. ) Ein gewiſſer Apelles.
deu beſte Eranerfiele die Zeiten *xx rin
jaͤm⸗.
ur 5 Sueton. o. 34. nt **) ibid.
.*%) Dia Lib, 59; |
*
ne 11
jaͤmmerlich mit Ruthen gepeitſcht, weil er ein
Bedenfen trug, bie ihm von Tiberius vorgelegte
Stage, ob er oder Jupiter ber Beſte wäre, zu
beantworten. Indeß daß ber Unglückliche mit
weinender Stimme um Mitleid und Vergebung
ſchrie, fpottete der Barbar feiner, und lobte
bie Aumuth feines Geheules.“) Noch ungluͤck,
licher war ein gewiſſer Dichter atellaniſcher Zwi⸗
fchenfpiele. Wegen eines einzigen zuu Peutigen
Verſes wurde er mitten im Amphitheater leben⸗
dig verbrannt.. *%) Hieraus erfichet man. wie
wenig bie Dichtfunft bey ihm galt, und wie ge⸗
faͤhrlich es damals für die Gelehrten überhaupt
war, entweder durch Schriften oder durch den
Umgang dem Kaiſer bekannt zu werden. Die
Rechtsgelehrſanleit war das einzige Fach der
Wiſſenſchaften, welches er vielleicht befoͤrdert
‚Haben wuͤrde, wenn er einiger Menſchenliebe
faͤhig geweſen waͤre. Um in der Ferne wenig⸗
ſtens ein Befoͤrderer ber Gelehrſamkeit zu ſchei⸗
nen, ſtiftete er zu Lyon in Frankreich einen ge⸗
Jehrten Wettſtreit in ber. Beredtſamkeit, jedoch
nicht ohne Merkmale. ſeines grauſamen Gemuͤths:
denn wer in bem Wettſtreit übertroffen wurbe-
mußte feine : Schriften entweder mit einen
. Schwamm oder mit der Zunge ausloͤſchen.
Dieſes achert. aber ine. ri Geſchichte
Grant
9) Suet.c. 33. | mi jdem an
| 12 a 2
Frankreichẽ wo ausfuͤhrlichere Nachrichten ba.
von ertheilt werden.) -
: v1. Es fanden fih. endlich noch einige
kapfere Roͤmer, die ſich verſchworen, die Erbe
von dieſem Ungeheuer zu befreyen. Einige
Officiere von der praͤtorianiſchen Leibwache, un⸗
ter: denen Chaͤrea den erſten Angriff that, toͤd⸗
seten ihn im Jahr Chriſti 41, da er aus der
Schau gieng. Ihm folgte Claudius, ein
Bruder des beliebten Germanikus, welchen mar
bis dahin als einen Dummkopf in politiſchen
Haͤndeln verachtet hatte. Indeß daß die Raths⸗
herren ſich unter einander berathſchlagten, ob «8.
nicht beffer waͤre, die republifanifche Regierungs⸗
- art. wicher einzuführen, tonrbe Claudius von den
Soldaten aus einem Winfel des geplünderten
Eaiferlichen Palaſtes, wo er fich aus Furcht ver⸗
ſteckt hatte, hervorgezogen, und zum Kaiſer
ausgerufen: wozu auch endlich.ber Kath feinen
Beyfall geben mußte. - Weil: er. unfähig mar,
ſelbſt zu-regieren, fo mußte er diefe Sorge an
dern uͤberlaſſen. Aber. das. bife Schickſal der -
Roͤmer wollte, daß die Regierung in ‚die Hände
ber Kaiferin Meffalina , hernach aber: in jene der
zwoten Gemahlin Ugrippina, und einer Menge
geweſener ˖ Leibeigenen von der niedertraͤchtigſten
Denkart fiel. Er mar von Natur grauſam und
blutgierig, und hatte eine Freude, die Menfchen
(altern und mit. bem Tode ringen‘ in ſehen. In
dem
na. Liuer. de la Prance T Tr
er Bu
. se 0 13
dem Zeiteanm.feiner Regierung find, nebſt fela
ner ungüchtigen Gemahlin Meffalina, füuf unb
dreyßig Rathsherrn, und mehr als dreyhun⸗
dert roͤmiſche Ritter hingerichtet morden. *) Er
‘war fo unbebachtfam und vergeſſen, daß er
‚manchen heute zum Spiel einladen ließ, den er
geſtern hatte toͤdten kaffen.
VI Mittlerweile die Regierung von
fchlecdhten Menfchen verwaltet wurdbe, ‚befchäffe
tigte ſich Claudius. mit. der bramatifchen Dicht»
funft und der Sefchichte, worin er fih mehr als
in der Kunſt zu regieren geuͤbt hatte, Er ſchrieb
ein Euftfpiel in griechifcher Sprache, ließ «8 zu
Neapel in dem allda gewoͤhnlichen gelehrten Wett⸗
ſtreit auffuͤhren, und erlangte den Preis einer
Krone. Die roͤmiſche Geſchichte ſeit Caͤſars
Tode verfaßte er in drey und vierzig Buͤchern,
und in acht andern feine eigene Lebensgeſchichte.
Neben diefen lateinifchen Werken fchrieb er auch
in zwanzig. Büchern die Befcbichte der Tyerbe
‚nier, und jene ber Karthaginenſer in acht ans
dern Büchern in griechifcher Sprache. Sch
kann nicht begreifen, warum die Verfaſſer der
gelehrten Sefchichte von Sranfreich anſtatt Tyrs
rbenier Tyrus feßen, **) ba doch Suetonius
ausdrücklich genug ſagt, Claudius habe XX
Bücher rugemzoy gefchrieben. **) Dieſes
ſcheint aus Verſehen gefchehen zu feym Was
| | | Re
*) Suet. in Claud. e. 16.
”) Tom. J. p- 174 es ibid. ©. 42%
14 MR „= —— —
fie aber von einer Anrede fagen, die Tacitus
dem 8. Tlaudius in den Mund legt, um vom
Senat zu erhalten, daß auch Gallier unter bie
Zahl der Senatoren aufgenommen würden, iſt
nicht zu entſchuldigen. Sie behaupten, dieſe
Anrede ſey, wirklich die naͤmliche, die der Kaiſer
Im Senat gehalten bat; fie ſey das einzige Ue⸗
berbleibſel don feinen Werfen. Wenn. bein fo
“wäre, fo weiß ich nicht, warum man dag naͤm⸗
liche nicht auch von allen den übrigen Neben,
bie Tacitus verfchiebenen merkwürdigen Perfo-
nen in den Mund legt, behaupten koͤnne. Was
flie noch Hinzufehen, Legt ihre Nachläßigfeit, ich
will nicht fagen Untreue, fonnenklar an den u
Tag. Im ſechszehnten Jahrhundert (das ift
im Jahr 1528) wurden auf dem Berge ©: Se⸗
baſtian bey Lyon zwo erzene Tafeln gefunden,
die nun im Rathhauſe der Stadt aufbehalten-
“werden, auf welchen, tie fie fagen, ein Theil:
Der shengemeldten Anrede des Claudius einges
graben ift, aber in einem Stil, der nicht fo
ſchoͤn iſt, als jener der Anrede, die man beym-
Tacitus finder. Wie fonnten fie dieſes fchreis
ben, ohne die Wahrheit zu beleidigen? Die
Tafeln find nicht nur dem Stil nach, ſondern
ganz und gar von des Tacituß Anrede unter:
fchieden, wie ein jeder leicht einfehen kann, ber
fich die Mühe nehmen will, den Inhalt der Ta⸗
fein, welchen Juſtus Lipſius,) und der P. Deco⸗
lonia
H Freurl ad Lib. 11. Annal
a 17
Ionia *) bekannt gemacht haben, mit ber Anrede
bes Tacitus **) zu vergleichen. Es ift vielmehr
wahrfheinlich, daß bie Tafeln die wahre Anrede .
des Claudius enthalten, Tacitus aber ihm feine
eigene Worte angedichtet habe, wie es der Hiſto⸗
riker Gebrauch iſt.
VIII. Suetonius erjaͤhlt don dieſem Kate
fer, er babe das lateigifche Alphabet mit brey
Buchftaben vermehrt. ***) Er nennt aber die . '
felben nicht. Aber Duintilian +) und einige
Anffchriften von diefem Zeitalter 1) belehren
uns, einer-diefer Buchftaben ſey ein verfehrted
F (7) gewefen, um ben Mitlanter V (fo wie
er im Italleniſchen und Srangsfifchen klingt)
aus zudruͤcken. Der andere beftand nach bes
Priscianus Zeugniß +) aus zween rück
wärtg gegen einander. gekehtten C (IC), und
hatte die Kraft des griechiſchen . Welcher
der dritte der neuen Buchſtaben mar, iſt ganz
unbekannt. So lange Claudius lebte, bediente
man fich ihrer, aber nach feinem Tode fielen fie
ins Vergeſſen. Endlich hat er noch ein Buch.
ton Glücksfpielen, wovon er ein großer Liebha⸗
ber ‚war, und eine Apologie für Eicero wider
Afinius
Hiſt. Litter. de Lyon ’Tom. I. p. 136
**) Lib, 11, Annalc. 4 Yo,
ser) in Claude. 41. plb.ren.
H Pitifei Comm. in Suet, Claud, e. 41.
tt) Lib, 1.p..558. Edit. Put» .
10 =. Zn
Aſtnius Gallus, der jenen feinem Vater Aſinius
Pollio in der Beredtſamkeit nachſetzte, geſchrie⸗
ben.-. Div erzählt fo gar, *) er babe eine Son⸗
nenfinfterniß, die auf feinen Geburtstag ſich
ereignen würde, Börgefehen, und damit dieſes
kein Schresfen unter dem Volke erregte, ein
Buch davon herausgegeben, worin er bie Stun⸗
de, : die Dauer und bie IJnſach davon beſtimmte.
Ben feine Kenntniffe und Liebe zu Rünften und
-Miffenfchaften mit Weisheit und. Klugheit bes
leitet getvefen wären, fo würde er vermuthlich
die Gelehrſamkeit mehr als wiele andere Kaifer
befördert haben. Man kann jedoch mit Wahr» -
‚beit fagen, daß er weder ber Gelehrfamfeit noch
den Gelehrten einigen Schaden zugefügt babe:
Und was. die ſchoͤnen Künfte betrifft, fo hat er
einige derfelben wirklich befördert, mie wir ges
hoͤrigen Orts fehen werden. Er ſtarb im vier⸗
zehnten jahre feiner Regierung, Bergiftet von
. feiner Gemahlin Agrippina, die ihren Sohn Nies
ro, welchen Claudius an Kindesſtatt angenom⸗
men hatte, je eher je lieber: auf dem Faiferlichen
Thron fehen wollte:
"IR. Nero beftieg auch, witklich denſelben
gleich nach dem Tode des Claudius im 54 Jahre
der chriſtlichen Zeitrechnung. Nie hat ein Uns
geheuer das mienfchliche Geſchlecht fo mishan⸗
belt, ald er; und nie bat man deutlicher wahr⸗
genommen, daß Millonen Menſchen von einem
einjle
9 Lib. 6o.
—
BL „= — 17
einzigen’ Phantaften mit Fuͤſſen getreten werben
‚Können. Es ſchien, als wäre er nur deswegen
zum Throne gelangt, um zu jeigen, was ein
Menſch Boͤſes vornehmen könne, der fich ohne
allen Zwang feinen Leidenfchaften uͤberlaͤßt. Se
nefa, fein Lehrer, Britannifus und Antonia,
des Claudius Kinder, feine eigenen Brüder, Do»
mitia, feine Tante, Octavia und Poppda, feine
Gemahlinnen, und felbft feine Mutter Agripping
wurden eim Dpfer feiner Sraufamfeit. Keine
‚ unter ben Übrigen Laftern war fo abſcheulich,
welches er nicht ausuͤbte. Von einem ſolchen
Fuͤrſten konnte ſich die Gelehrſamkeit nicht viel
Gutes verſprechen. Er hatte zwar in feiner
Jugend die YUnfangsgrände der meiften Wiffen-
‚ fchaften gelernt; aber zum größten Schaben feis
ner fi fittlichen Bildung hatte ihm Agripping, ſeine
Mutter, von Jugend auf. einen Haß wider die
Philoſophie, und Seneka, fein Lehrer, eine Vers
‚ achtung der alten Redner beygebracht.) Auf
biefe Weiſe erhielten. beyde ihren Endzweck
Agrippina, daft Nero zu feinem ernſthaften Richter
ihrer boͤſen Handlungen würde; Seneka aber, daß
fein Lehrling ihn nur allein bewunderte, und in
. wichtigen Vorfaͤllen ſeiner Huͤlfe no mer be⸗
noͤthiget waͤre. In der That aber Wwar dieſes
‚eine von den Urſachen, warum Nero in der
Golge |
*) Sueton. in Neron. c. 52.
I. Band. - 8
1
.
.
. 2
1 .
, 4
Folge kein anderes Geſetz als die Befriedigung
feiner Leidenſchaften erklannte. Denn es iſt
wahrſcheinlich, daß ein Liebhaber der Philoſo⸗
phie und der Schriften der alten Redner ſolcher
Grauſamkeiten und Laſter, bie Nero veruͤbt bat,
nicht faͤhig ſey. I
X. So ſehr er aber bie etnſthaften Kiffen
' haften verabfcheuete, ſo groß war ſeine Nei-⸗
gung gu den Kuͤnſten, welche der Sinnlichkeit
ſchmeicheln, als da find Dichten, Malen, Sin⸗
gen, Reiten, und fomifche Poſſen auf oͤffent⸗
licher Schaubuͤhne treiben. *) Dieß waren ſei⸗
ne Heldenthaten, bie er hoͤher ſchaͤtzte als einen
J Triumph. Er befahl, daß ſeine Verſe als voll⸗
-fommene Muſter der Dichtkunſt in oͤffentlichen
Schulen vorgeleſen würden, **) und ſchickte bes
»foldete Leute durch alle Straßen der Stadt Rom,
‚biefelben ‚öffentlich -hergufagen, oder zu. fingen.
- Mer fie aber nicht lobte, warb ber beleidigten
Majeſtaͤt ſchuldig erkannt. »**) Seinem Lobe
ein fruchtbares Feld zu oͤffnen, ordnete er, daß
alle fünf Jahr ein gelebrter Wettſtreit in der
Beredſamkeit und Dichtkunft auf dem Kapito⸗
lium gehalten würde. _ Aber unter Nero diente
dieſe Ergdung,, die an ſich ſelbſt nuͤtzlich ſeyn
konnte, u nichts anders, als dieſem herrſchen⸗
Hi “ ben
*, Sueton. in Neron, e. 52. Tacit. Lib. ı 3.023.
**), Perfius Sat. 1. v. 29. etc.
Krk) ‚Philoßr. i in vita poler. Lib, 4 D 13.
7
En IQ:
- ben Thorn zur fchmeicheln, *) und viele Gelehrte
‚unglücklich gu machen, mie wir in der Folge fe»
ben werden. Dreyzehn Jahr duldeten die ſkin⸗
viſchen Roͤmer die. Ausſchweifungen dieſes muth⸗
willigen Tyrannen, bis endlich Galba ſich wi⸗
der ihn empoͤrte, und der Senat ihn als einen
Feind der allgemeinen Wohlfahtt zum Tode ver⸗
urtheilte; alsdenn nahm der feige Held die
Slucht, und endigte im 32 Fahre ſeines Alters
durch den Selbmord fein teben, und bas Ge⸗
\
schlecht der Caͤſarn.
XI. .. Die drey: folgenden Heiſer brachten
der Gelehrſauikeit wegen der kurzen Dauer ihrer
Regierung weder Nuten noch Schaden. Gals
ba, Otto und Vitellius, die das Kaiferthum
mit den Waffen in der Hand nach einander raub⸗
„sen, lounten gg nicht lange behaupten. Der
‚erfie wurde von bed Otto Parthey zu Nom er⸗
mordet. Otto nahm fich ſelbſt bag Leben zu
Breſcello, da ſein Kriegsbeer von Vitellius ge⸗
‚fehlagen war; und Vitellius wurde von des
Veſpaſians Anhängern mit Kolben todt geſchla⸗
gen, nachdem ſie ihn nackend durch die Straßen
zu Nom gefchleift hatten. Dieſe erſten buͤrger⸗
chen. Kriege um den kaiſerlichen Thron dauer⸗
ten zwey Jahr, und brachten Rom und Italien
vollends ins aͤußerſte Verderben. Aber zum
groͤßten Gluͤck fiel die Regierung in die Haͤnde
des Selbherem Veſpaſianus der ſich aͤußerſt an⸗
B 2 gelegen
9 Tach Lib, 14. e. 214 Lib. 16. 2°
—
—*
80 - ——
gelegen ſeyn ließ, die Wohlfahrt des Reicht
wieder herzuſtellen. Um dieſes zu bewirken, be⸗
fliß er ſich, die den Laſtern feiner Vorgaͤnger
entgegengeſetzten Tugenden zu uͤben, und durch
ſeine ruͤhmlichen Beyſpiele die verderbten Sit
“ten der Nomer zu verbeſſern. Und damit er
nichts unterließe, was dein roͤmiſchen Staate
ſeinen vorigen Glanz wieder zu geben nothwen .
big war, fo füchke er mit größtem Nachdruͤck,
die Gelehrſamkeit und die Liebhaber derſelben zu
ſchuͤtzen und zu befoͤrdern. *) Mir werden auch
in der Folge ſehen, daß er der erſte unter den
Kaiſern war, der den Lehrern der Redekunſt
eine jaͤhrliche Beſoldung aus dem gemeinen
Schatz anwies. Eben ſo gluͤcklich für die Rd»
mer war die Regierung feines Sohns Tirus, der
ihm im Jahr Chriſti „9 im Wiſerthum folgte.
Neben ſeinem vortrefflichen Gemuͤthscharakter, J
der ihn zur Freude des menſchlichen Geſchlechts
machte, hatte ihn auch die Natur mit vielem
Witz und Verftande begabt. . ‚Er ſchrieb ſo wohl
«in griechifcher als lateiniſcher Sprache fehr zier.
lich, und hatte eine folche Leichtigkeit im Dich⸗
. tin, daß er oft aus dem Stegreif Verſe herſag⸗
te. *c) Auch hatte er ſich mehrmalen auf dem
Forum hoͤren laſſen, aber nur in edlen und ſehr
wichttgen Serihrspänden, “) Kinfte und
Ä „Pain
.”) Suet. in Velpal. 18. |
#9) Suet, in Tik, c. 3 te) ie 4
. \ I
' » \
°
u > 2 2 Zu st
..
Wiffenfihaften wuͤrden ohne Zweifel von biefens
Sürflen, der nur, um andere glücklich zu; mas
hen, geboren und auf den Thron erhoben zu
ſeyn ſchien, auf das nachdruͤcklichſte befoͤrdert
worden ſeyn, wenn er nicht zu fruͤh durch den
Tod der Welt entriſſen worben wäre. Er herrſch⸗
te nur zwey Jahr, und viele waren der Mey⸗
nung, fein’ Bender Domitianus babe feinen
Tod beſchleunigt.
AN. .. Es ſcheint, als habe der Himmel nur
deswegen dem guten Titus den verderbten Ne,
mern auf eine furge Zeit vergännet, damit ihnen:
Die darauf. folgende Regierung des. ärgften aller
Menfchen .befto empfindlicher wiirde. Sie hate
ten zwar fchon unter Tiberiuß, Caligula, Clau⸗
bius und Nero alle Arten von Grauſamkeit er⸗
fahren; biefedießen ſich jeboch oft durch flehent⸗
liches Bitten und durch. Vorſtellungen verföh«:
nen. Aber Domitian mar unverföhnlicher als.
feine Vorgänger, weil er fie, wie Montefgiew
anmerft, ) an Surchtfamfeit übertraf. Daher
"waren. bey ihnen die Verlaͤumder und Ohren:
bläfer. die von des Tiberius Zeiten ber fchon fo
viel Unglück zu Nom geftiftet hatten, Tehe wills
fommen, und unter jebem erbichteten Vorwande
wurden Schuldige und Unfchuldige entweber des
Landes vertiefen, ober ihrer Guter beraubt,
oder auf das grauſamſte hingerichtet. Unter
feines Vaters ‚Regierung eiferte er zwar ſeinem
B3 Bru⸗
*) Grandeur et Decadence des Rom. e. ı 5:
22 —E— — /
Beuder Titus im Studiren, beſonders aber
in der Dichtfunft, nach, *) um ſich eine gleiche
Hochachtung bey den Römern zu eriverben; da
er aber zur Regierung gelangt mar, verachtetd
er ein jedes Fach der Gelehrſamkeit, und in noͤ⸗
thigen Faͤllen ließ :er feine Briefe, Reden und
. Befehle von andern anfſetzen. Die einzigen
—* woran er ein Gefallen fand, waren
das Leben und die Thaten des Tiberius, den er
ps zum Muſter in feiner Regierung vorftelle -
te. *) Gleichwie er aber um feiner Sicherheit
willen dag Volk mit dffentlichen Beluftigungen
zu zerſtreuen fuchte, fo erneuerte er aus dieſer
Abſicht die Fünfjährigen Eapitolinifchen Spiele,
die von Nero gefliftet worden waren, mo bie
Theilnehmenden nicht nur in der Muſik und in
den ritterlichen Uebungen, fondern auch in ges’
lehrten Aufſaͤtzen, um eine Krone - tockteifere
ten: ***) Go ſtiftete er auch aus der naͤmlichen
Abſicht eine andere Art von dergleichen Spielen
zu Alba, die der Minerva zu Ehren jährlich ge⸗
feyert wurden, und Quinquatria hießen. Hi
Allen diefes und die-Wieberherfielung def ver-:
brannten Bibliothefen, wovon gehörigen Orts
ein mehreres vortonmen wird, konnte unter ei⸗
nem
29 Suet. In Domit. e. 2. . Taclı. 8 Bil, c.86..,
**) Suet. c. 20..
ei) Suet. c. 4, 13. Quintil. Lib. 3.8. J
H Suet. loc. cit, Dio Lib. 67.
%
Mn no 0 22 2 23
nem fo graufamen Sürften, der einem jeben
freydenkenden Kopfe Feſſeln anlegte, zur Befoͤr⸗
derung der Gelehrſamkeit wenig oder gar nichte
fruchten. Diefer traurige Zuftand dauerte bis
ins Jahr 96, da Domitian von einem Freyge⸗
laſſenen feinee Mutter Domitila ermordet
wurde. |
XI Es toaren alfo faſt hundert Jahr
verfloſſen, daß Rom beynahe immer ein Schau⸗
platz alles Uebels war, was ausſchweifende Ty⸗
rannen erdenken koͤnnen. Dun folgt aber ein
gluͤcklicher Zwiſchenraum, in welchem die Roͤmer
aller der angenehmen Fruͤchte genoſſen, die man
von gnaͤdigen und tugendhaften Monarchen er⸗
warten kann. Verva, der mit allen den Ei
genfihaften begabt war, welche zur Wiederher⸗
ſtellung der allgemeinen Wohlfahrt bienlich ſeyn
konnten, ſtarb im fechszehnten Monat feinen
Regierung, bie gar zu furg war, um etwas
großes ausführen zu koͤnnen. Ihm folgte
Trajan, einer der vollkommenſten Fuͤrſten des
Alterthums, beffen Berbienfte um die Wohlfahrt
des Reichs fo allgemein bekannt ſind, daß es
hier nicht naͤthig iſt, weitlaͤuftiger davon zu re⸗
den. Uns gebuͤhret es, ihn als einen großen
Befoͤrderer der roͤmiſchen Litteratur zu ruͤhmen.
Diejenigen, welche mit gutem Grunde behaup⸗
ten, Juvenal habe unter Trajan und Hadrian
gelebt, deuten mit Recht nachfolgende Verſe
deſlben auf Trajan aus:
- | Ba Et
24 BR no = 2
Et fpes et ratio ſtudiorum in Caefare tantum:-
- Solus enim triftes hac tempeftate Camoenas
Refpexit etc. *) /
Weil er fi von Jugend anf mehr in den Maf-
fen als in ben Wiffenfchaften geübt hatte, fo
mar er fein Gelehrter, verlangte auch nicht
dafür angefehn zu werben; und bieenigen,
welche vorgeben, Plutarch fen fein Lehrer gewe⸗
ſen, koͤnnen es nicht hinlänglich bemeifen, **)
Nichtsdeſtoweniger hielt ers für eine weſentliche
Pflicht eines guten Regenten, die Gelehrſamkeit
auf alle Weife zu beguͤnſtigen und zu befördern.
Plinius ruͤhmt feine fonderbare Güte und Freunde
lichfeie gegen alle Gelehrte, befonders aber ge⸗
gen diejenigen, die fich durch Schriften vor an⸗
bern auszeichneten. ***) Da er wegen ber über
wundenen Dacier zu Nom im Triumph einzog,
fchäßte er fichs zur Ehre, den Sophiften Dio
Chryſoſtomus neben fid) auf. dem Siegeswagen
figen zu laſſen, +) und hoͤrte nicht auf, diefen wuͤrdi⸗
gen Gelehrten und andere ſeines gleichen aufrichtig
gu verehren, und mit Wohlthaten zu überhäus
fen. Die Kriege wider fremde Nationen, im
welche er die meiſte Zeit feiner Regierung ver⸗
wickelt war, verhinderten in zwar, fo viel Bus
J | m
") Sat. 7. v. 1. ete.
**) Siehe Tillemont Hiſt. d’Adrien Art. 21.
*#%) Panacgyr. c, 47.
}) Philofte. Vit. Sophift. Li I. e. 7.
X
ee. ⸗ 5
tes zur Befdrberung ber Gelehrfamfeit gu unter⸗
nehmen, als er in frieblicher Ruhe gethan ha⸗
ben. würde; jedoch bewirften feine Verehrung,
Wohlthaͤtigkeit und Liebe gegen die Gelehrten fo
viel, daß Künfte und Wiffenfchaften zu einem
neuen Leben wieder auferweckt wurden. *) -
XIV. s»adrian, weicher im Jahr 117 dem
Trajan im Kaiſerthum folgte, war felbft ein
Gelehrter, und ließ-fich die Befoͤrderung der Ge⸗
Ichrfamfeit ſehr angelegen ſeyn. Er war mit
einem fo wunderbaren Gcdächtniß begabt, daß
er ganze Bücher, . bie er einmal gelefen hatte,
(ohne Zweifel dem inhalt nach) auswendig
berfagen konnte. Wie Eäfar war er vermdgend,
zu gleicher Zeit zu fchreiben, zu diktiren, unb
feinen Freunden Gehör zu geben. **) Er hatte
ſich anfänglich der griechifchen Eitteratur fo gang
ergeben, daß man ihm ben. Beynamen Graͤcu⸗
lus gab.***) Jedoch wurde er endlich durch
das oͤffentliche Gelaͤchter, welches er ſich zuzog,
dba er einſtens als Quaͤſtor unter Trajan eine
ſchlecht gerathene lateiniſche Rede im Senat
hielt; bewogen, ſich in der roͤmiſchen Bered⸗
ſamkeit mit allem Fleiß zu uͤben. ) Er war
faft in ‚allen: Wiffenfchaften bewandert, und
drückte ſich ſo wohl in DVerfen als in Prof
leicht und zierlich aus. Dazu hatte er auch in
Ä B5 . ber
*) Plin. loc. cit.
**) Spart. vite Hadrian, c. 20.
t) ibid. c. 50. p» ibid. e 3.
x
!
16° I
der Arithmetik und Geometrie, und in den ſchoͤ⸗
nen Künften, befonders in der Maler- und
Tanzkunſt, und ih der Muſik eine rühmliche
Geſchicklichkeit erlangt. *) Hingegen war er fo
ſtolz auf feine Kenumiffe, daß; mer fi} er⸗
Eühnte, ihm ben Vorzug in ber Gelchrfamfeit
Rreitig gu machen, Gefahr Tief den Kopf gu
verlieren. Dieſes haben der berühmte Baumei⸗
ſter Apollodorus, welcher an-einem vom Kaiſer
enttorfenen Plan eined Tempels verfchiebened
auszuſetzen mußte, Dionyfius der Sophift, und
andere aus gleichen Urfachen mit ihrem größten
Schaden erfahren. - Wer ihm aber nach dem
Henfpiele des Phevorinus auszuweichen wußte,
ben überhäufte er mit Ehrenbezengungen und
Wohlthaten. Diefer Weltweife ließ fich von
ihm ohne Widerrede eined Wortfehlers beſtra⸗
fen, und ſagte denen, die ihm dieſe Klugheit
uͤbel auslegten: Ihr Thoren! ſoll ich den nicht
fuͤr gelehrter halten, der dreyßig Legionen zu be⸗
fehlen hat? "Seine Eiferfucht, under vielmehr : _
fein gelehrter Neid," erſtreckte fich fo gar auf bie “
Todten. Homers Andenken hätte er gern vom
Erbboden vertilget. *) Den Eicero und Bir
gil fuchte ex Dadurch zu verfleinern, daß er dem
erſten ben ditern Gate, dem andern aber den
Ennius votzes * |
” | xv.
*) Spart. vita Hadrian. e 14. Die Lib. 69:
*“) Die loc. cit.. “«*) Spart. c. 16.
\
XV. Diefer außerordentliche Stolz und
Neid des Kaiſers ſtuͤrzte zwar verſchiedene Ge⸗
lehrte, die nicht behutſam genug waren, feines
ſchwachen Seite auszumeihen, ins dußerfle
Unglück; man fann aber doch nicht laͤugnen,
daß feine Regierung den Künften und Wiſſen⸗
ſchaften felbft mehr Nutzen ald Schaden gebracht
habe. Denn e8 ift gewiß, daß er ſichs ſehr
angelegen ſeyn ließ, bie Belchrten überhaupt zu .
fhügen, und die Gelchrfamfeit zu befördern.
—
Seine Ehrenbezeugungen und Gewogenheit ge⸗
gen bie Weltweifen, beſonders gegen Epikte⸗
zus ®) und Heliodorus, und gegen viele unter
den Srammatifern, Mhetorn, Geometern, Tone
Binftlern, Malern und Sterndeutern**) find übers
zeugende Beweiſe Davon. Es kann zwar ſeyn,
daß manche unter dieſen Gelehrten durch nieder⸗
sraͤchtige Schmeicheley die Gunſt bes Kaiſers
erlangt haben; aber alle insgeſamt dieſes La⸗
ſters zu beſchuldigen, laͤfft wenigſtens der Cha⸗
rakter des Epiktetus nicht zu. Es iſt vielmehr
zu vermuthen, daß die von ihm beguͤuſtigten
Gelehrten. die Kunſt verſtanden, ihm auf eine
kluge Weiſe nachzugeben. Geſetzt auch , fie ha⸗
ben. ihm geſchmeichelt, ſo konnte dieſes gar wohl
ohne Nachtheil der Gelehrſamkeit geſchehen, zu⸗
mal bey einem Fuͤrſten, dem es weder an Ein⸗
u ſcht noch an Willen ſchlte, dieſelbe zu befördern.
> Hier⸗
*) Dio loc. ei - . ” Spar. Ior. eit.
\
y%
as ee
Hiervon konnte er feine deutlichern Proben’ abs
legen, als ba er dad roͤmiſche Athendum, wo⸗
von anderswo ein mehrered vorkommen wird,
füftete, *) amd alle öffentliche Lehrer mit reiche
lichen Einkünften verfab, und durch Ehrenbe⸗
jeugungen ermunterte; diejenigen aber unter den
Lehrern, die Alterd wegen dem Lehramte nicht
mehr vorfichen konnten, zur Ruhe feßte, nach»
dem er fie mit Ehrenzeichen. und Gütern reichlich
beſchenkt hatte. **) Ich weiß nicht, mas einZürft
zum Beften der Gelehrſamkeit wefentlicheres thun
koͤnnte, als dieſes. So wirb auch. im Kapitel ,
von den ſchoͤnen Künften betwiefen werden, daß
er biefelben mit allen Kräften befördert babe. Ich
kann daher nicht begreifen, warum der Herr Abt
Tiraboſchi fo feft Darauf beftche, Hadrians Neu ,
gierung habe Künften und Wiffenfchaften zum
größten Verberben gereicht, und ben Philofiras
tus, der diefen Kaiſer unter die größten Befoͤr⸗
derer derfelben zählt, ***) der Unwahrheit beu
ſchuldige. Er ftarb im Jahr 138, ‚nachdem er
Antoninus Pius, einen der wuͤrdigſten Fuͤrſten,
die je geherrſcht haben, an Kinbesftatt anges
nommen hatte. |
XVI. Dieß find bie Kaiſer, die im vorha⸗
benden Zeitraume regiert haben. Die meiſten
haben ns wenig um bie Selchefamtet befünte
mert,
*) Aurel, Viftor de Caefar. c. 14
**) Philoftr. in ejus vita.
*x) Vit. Sophift: Lib. 1. e. 24.
N.
* rt 20
mert, und durch ihre Ausſchweifungen ſehr viel
dazu beygetragen, daß der Eifer im Studiren,
der unter der Regierung des Auguſtus die Nda
mer belebte, ſehr merklich vermindert wurde.
Jedoch war der Schade nicht ſo groß, als er in
ſpaͤtern Zeiten geweſen ſeyn wuͤrde. Denn die
aͤltern Gelehrten dieſes Zeitalters hatten ſich un⸗
ter Auguſtus gebildet; und die juͤngern waren
Schuͤler und Zoͤglinge dieſer großen Maͤnner.
Den betraͤchtlichſten Schaden in Anſehung der
Geſchichte hat die unter den Gelehrten allgemein
gewordene Schmeicheley angerichtet. Man kann
die luͤgenhaften Lobeserhebungen, bie von Va⸗
lerius Maximus *), und Vellejus Paterculus **)
dem Kaiſer Tiberius, von Seueka dem Claw
ding, ***) von Lucanus **®*) und Seneka })
dem Nero, und ‘von Statius, H). Martia⸗
list) und Quintilian tt) dem Domitiauus
gegeben werden, nicht ohne Abſcheu leſen. .
*), in Prooem. . *#) Lib.. 2. ſab An:
##*) De Confol. ad Polyb. e. 21.
*tt) Pharfal, Lib. 1. v, 44. etc.
}) De Clem. Lib. 1, 2. . |
tt) Sylv. Lib. 4. etc. Itf) Epige. Lib. 1. ete.
MmDuibiocn. 2
}
. -
4
Das
2... Da8 zwente Kapitel,
‚Die Dichtkunſt.
1. Sie Begierde, mehr durch einen glängen«
den Anftrich ald durch Wahrheit zu ges
fallen, wodurch die rdmifche Beredſamkeit ſchon
zu Auguftus Zeiten verfaͤlſcht worden war, ver⸗
bdarb auch im folgenden Jahrhundert die Dicht⸗
Zunft. Weil die Sitten der Roͤmer von der ein⸗
fachen Wahrheit fich immer mehr entfernten, fo -
“wurde auch ihre Denfart und Einbildungsfraft
"unvermerfe zu falfchen Bildern gewöhnt. Der
Leichte natürliche Pfad der Vollfommenheit, den
Birgit, Horaz und andere Dichter in des Au⸗
guſtus Zeitalter gebahne hatten, fehlen den Nach⸗
kommen zu einfach, gu gemein und unzierlich.
"Sie fehmeichelten fih, mit größerm Ruhme ben
Parnaß zu erfteigen, wenn fie erhabenere und
blumenreichere Wege wählten. Diefer Fehler
klebt allen Dichtern nach des Auguſtus Zeitalter
an, und äußert ſich bey einigen mehr, bey an«
bern weniger, je nachdem fie mehr oder weniger
in die Umftände verſetzt waren, fich nach dem
allgemeinen Geſchmack zu bilden.
HM. Unter denen, die fich a am wenigſten
von dem einfachen und natuͤrlichen Stil in der
Dichtkunſt entfernt haben, verdient Germani⸗
kus, einer der edelſten und beſten Menſchen des
Alterthums, die erſte Stelle. Gleichwie ſein
Ps Gemuͤths⸗
= Dr
Semüthscharafter und feine Sitten: unverfaͤlſcht
waren, ſo klebt quch ſeinen Gedichten wenig oder
nichts von dem ſchwuͤlſtigen verfünftelten Weſen
au, wodurch andere ſeiner Nachfolger ſich ſo
ſehr auszeichnen. Weil er in dem goldenen Al⸗
ter der Gelehrſamkeit geboren war, und in der aͤch⸗
ten Schreibart ſchon feſten Grund gefaßt hatte,
da ve nach bes Auguſtus Tode oder in den
legten. Jahren feines Lebens ſich nach falfchen
Lehrbegriffen bildeten, fo fonnte.er nicht fo Teiche
old andere von dem rechten Wege abweichen
Wozu noch dieſes kommt, daß er den groͤßten
Theil ſeines Lebens von dem geſchminkten Sof
‚entfernt, und unter den Armeen erzogen, von
‚der allgemeinen Seuche der Verſieliung nicht fo
‚angefteckt war, daß biefe feine. Denkart vers
faͤlſcht haͤtte.
„ 1. Er. war ein Sohn- des Druſus, den
Auguſtus an Kindesſtatt angenommen hatte,
des Kaiſers Tiberius Bruders Sohn, Bruder
des Kaiſers Claudius, Vater des Caligula, und
des Nero Großvater. Wie vortheilhaft wuͤrde
es nicht fuͤr das allgemeine Wohl und fuͤr big
‚römifche Gelehrſamkeit Moefen ſeyn, wenn er,
anſtatt diefer Unwuͤrdigen, - ben faiferlichen
Thron, ber ſich ihm nach Auguſtus Tode gleich⸗
ſam ſelbſt darbot, beſtiegen hätte! Er haste
alle die vortrefflichen Gaben des Leibes und der
Seele, die fich je in einem Menſchen vereinbart
haben. Er war ſchon größe, und von unge
meiner
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meiner Tapferkeit. In ber griechiſchen und la⸗
| » telnifchen Litteratur hatte er es fehr weit ‘ge
bracht. Seine Beredſamkeit hat er mehrma⸗
malen burch Öffentliche Reden; und feine Staͤrke
‚In. ber Dichtfunft durch verfchiebene Werfe bes -
" meiefen. Bon feinem guten Herzen und feiner
Hochachtung gegen verdienſtvolle Maͤnner hat
er die deutlichſten Proben abgelegt. We er ei⸗
nes berühmten Roͤmers Grab antraf, da opfer⸗
‚ter; und die zerſtreuten Gebeine derer, bie in
‚Zentfchland mit Varus umgefommen waren,
begrub er mit eigenen Händen. Der-Charaf.
. Yet, den. Suetonius *) und Tacitus *) von ihm
ſchildern, iſt fo-befchaffen, daß man feiner Richt
‚ ohne zärtliches Gefühl von Liebe und Hochach⸗
rung gedenken kann. Was Velejus Patercu⸗
lus ***) zu feiner Entehrung ſchreibt, muß ent⸗
weder eine verfälfchte Stelle feyn, +) oder der
nieberträchtigften Schmeicheley des Schriftſtel⸗
lers gegen Tiberius, zu deſſen Zeiten derſelbe
lebte, zugeſchrieben werden. Dieſer ſchaͤndliche
Tyrann ſah bie Tugend des Germanikus als ei⸗
nen öffentlichen Verweis feiner Laſter an; und
ob er ihm gleich die Tiſerliche Würde größten,
theils zu verdanken bat 1). ſo betrug er ſich
2) in Calig. c. 3. ete. —8 Lib, 2. Annal, e. 72
‚#8 Lib. 2.0, 125.
‚» Boeclerus in Notis ad hunc oc. ‚Edit. Lugd.
Bat. 1719: “ |
im Taeit. Anna. Lib. 1. © 33.
ee 33 |
boch fo feindſelig gegen ihn, voller wit Geun .
de den Verdacht auf ihn warf, den Helden durch
En. Piſo zu Antiochia, mo er im 20 Jahr der
chriflichen Zeitrechnung und im 34 feines Alters
ſtarb, vergiftet: zu haben. ) Die allgemeine
Berrübniß der Roͤmer über den Tod ihres Lich,
lings war fo qußerosbentlich groß, daß der eifer⸗
füchtige Moͤrder die dffentliche Trauer durch ein
lächerliches Edikt, wiewobl vergeblich, zu un⸗
terdruͤcken ſuchte.
IV. Daß er öffentliche Reben vor Gericht
gehalten Habe, und unn ben Römern unter bie
befien Redner gezählt worden fen, bezeugen
Suetonius und Tacitud. Seine Stärke in der
Dichtkunft wird von Ovid ſehr geprieſen. Die
ſer ſagt von ihm, er wuͤrde der erſte unter den
Dichtern geworden ſeyn, wenn Ihn nicht fein
Beruf zu hoͤhern Dingen beſtimmt haͤtte.
od nifi te nomen tantum ad majora vor
eaflet,
Gloria Pieridum fumma fururus eras,
Sed dare materiam ‚nobis, quam carmina
mavis; .
Nec tamen ex toto deferere illa potes.
Nam modo bella ‚geris R aumeris modo ver.
coercer,
Quod allis opus eh hoe tibi ludus ait, “r)
Unter
®) Suet. loc. cit.
**) Lib. 4 de Ponto Eleg. J
II. Band. | 6
34 en |
Unter andern Beinen hat er auch griechiſche
Luſtſpiele geſchrieben. Aber von dieſen und ſei⸗
nen Reden iſt nichts uͤbergeblieben. In der be⸗
kannten Anthologia finden ſich einige griechiſche,
und in den Kollektionen alter lateiniſcher Dich⸗
ter, befonders in jener des Pithoeus, einige
Iateinifche Epigramme unter des Germanicug
Namen, welche aber feiner lateiniſchen Ueber⸗
ſetzung des aſtronomiſchen Gedichtes des Ara⸗
tus, Phaͤnomena genannt, und jener der Dio⸗
ſemeia, die Germanitus in ſechsfuͤßigen Verſen
verfertiget hat, an Werth nicht gleich kommen.
"Die erſte Ueberſetzung iſt verſtuͤmmelt, und vor
der andern, deren Original nicht: aus Aratus,
fondern aus andern gricchifchen Dichten zuſam.
mengetragen iſt, hat man nur noch ein Frag⸗
ment. Die Ueberfehung der Phaͤnomena iſt mit
lateinifchen Erlaͤuterungen begleitet, die von eis
nigeu dem Germanicus auch zugeſchrieben Were
den. Dieſes kann zum Theil wahr ſeyn, naͤm⸗
lich in fo weit fie eine Weberfegung der Sternbil⸗
der des Eratoſthenes find. Das übrige find
jüngere. Auszüge aus des Nigidius Figulus
Sphaera graccanica,. und des Fulgentius Fa⸗
. bein. *) Einige halten den Kaifer Domitian
für den Ueberſetzer der zwey oben genannten
Sebichte, weil er den Namen Germanicus
führte, und nad) Quintilians Zeugniß ein guter
Dich.
. Hambergers leiten von den voraehmfen
Schriftfielern I, Seil ©. 595, “
— —— 35
Dichter war.) Allein weit diefe Eigenſchaͤnen
mit mehrerer Wahrheit den Germanicus zukom⸗
men, und noch bazu der Styl nicht von Domi⸗
tions Seitalter iſt, ſo kann man jenem. diefe
Merfe nicht abfprechen.
V. Germanicus wird don vielen Gelehr⸗
ten noch zum goldenen Zeitalter der roͤmiſchen
Gelehrſamkeit gerechnet. Kucanus aber ift ohne
Widerſpruch ber erfte, der vom rechten Wege zu
- dichten abwich. Er war zwar zu Korduba in
Spanien geboren, und fein Vater war M. Ans
naͤus Mela, des Weltiveifen Seneka Bruder;
allein er ſoll als ein Kind von acht Jahren nach
Rom gekommen ſeyn, wo er ſein ganzes Leben
hingebracht Hat. **) Unter des Nerb Regierung
wurde er ald Dichter berühmt: Diefer Kaiſer,
der fich ebenfalls mit der Dichtfumft abgab, war
ihm anfänglich fehr gewogen, und machte ihn
endlich zum Augur und Quaͤſtor. Weil ihn
aber Lucanus in der Dichtfunft Weit überlegen.
war, welches ihm mehr fehnterste als der Verluſt
einer Provinz; fo entbrannte et bon Eiferfucht
toider den Dichter; und verbot ihm, feine Ge
- dichte teiter bekannt zu machen. ***) Hierdurch,
und vielleicht auch wegen des Unrechts, das ihm
in dem fuͤnfjaͤhrigen gelehrten Wettſtreite, da
Nero durch Beſtechung der Schiedsrichter fiß,
€ 3 den
+ Lib. 10. € i.
exc) praef: al Lucani Edit. bügdi ‚Bat. 1738:
‚**) Tacit. Lib: ig. c. 49;
36 art
de Weeis der. Krone zuſpielte, *) angethan wor⸗
ben war, wurde er. aufgebracht, und gereist,
fi) mit Pifo und vielen andern wider Nero zu
verſchwoͤren. Die Sache wurde aber entdeckt,
und die Verfchtwornen wurden zum Tode ver
urtbeilt, Hier geigte Lucanus einen fchlechten
Gemuͤthscharakter. Denn da man ihm mit der
Hoffnung. fchmeichelte, Vergebung zu erhalten,
wofern er die Mitfchuldigen entdeckte, ſo bekann⸗
te er fo gar auf ſeine eigene Mutter. *) Aber
dieſe abſcheuliche Niedertraͤchtigkeit half ihm nur
ſo viel, daß ihm die Wahl der Art des Todes uͤber⸗
laſſen wurde. Er waͤhlte alfa, nach ber damaligen
Mode. der Philofophen, fich zu’ verbluten. Um
feine Unerfchrockenheit zu zeigen, verfchieb er mit
den Berfen eines Soldaten im Munde, ber in
feinen. Gedichten eines ähnlichen Todes geſtot⸗
ben if. ut) Mach einiger Meynung follen es
folgende Verſe ans dem eritten Buche der Phar⸗
falia ſeyn:
Seinditur avulfus, nee fieut vulnere fanguls
Emicuit lentus, ruptis cadit undique venjs,
. Difeurfuque animae diverfa in ıncmbra meantis,
Interceptus aquis, nullius vita perempil
ER tanta dimiffa via.
Andere meynen, er habe folgende Stelle aus dem
neunten Buche der Pharſalia bergeſagt:
Sanguis
*) Suet. in Neron. e. ı2. Tacit. Lib. 14. c. 12.
*) Tacit. Lib. 15. c. 56. x«) Ibid, c, 70.
⸗
ro
Sanguis erant.lacrymae: gieccungue foramine
vovit
u Humor , ab hie Jargus manat cruor: ora re-
- dundant |
Et patulee nares: ſudor ruhet: ommia plenie
Membra- Auunt venit; totum eft pro wulnere
Ä . corpus.
& farb kucanus im 65 Jahre der chriſtlichen
Zeitrechnung, und im 27 ſeines Alters. Sein
Leben haben zwey ungenannte alte Schriftſteller,
von denen der aͤlteſte Suetonius, der andere aber
fpätern Alters zu ſeyn ſcheint, und der beruͤhm⸗
e Die Antonio. in feiner Bibl, HifpsVet. Lib.
. 10. beſchrieben.
| vi Von din vielen Gedichten des Cuca⸗
nus, wovon in der gemelbten Bibliothek %) ums
ſtaͤudliche Nachricht erteilt wird, find nur feine
Pharſalia, ‚oder zehn Bücher vom Kriege zwi⸗
ſchen Cäfar und Pompejus, uͤbergeblieben.
Wenn wir dem Urtheile, welches eucanus ſelbſt
über dieſes Gedicht fällt, **) beypflichten wol,
len, ſo mäffen wir es mit ber Iliade in eine
Kaffe fegen. Mau muß es aber ben Dichtern
zu Gute halten, wenn fie in der Eigenliebe die
Grenzen der Befcheidenheit überfchreiten. Maͤßi⸗
gung genug für fie, wenn fle die Hohe Meynung,
Die fie von ihnen ſelbſt Haben, andern nicht auf-
bringen. m wohn. Es haben aber auch anbere,
‚€ 3° ſo
*) BibL Hifp; Vet. Lib, I. æ 10. J | ,
*+) Lib. 9. v. 983. .
u no =
fo wohl alte als neue Gelehrte, dieſes Gebicht
unter die beſten des Alterthums gezaͤhlt. Jene
find Statiusg ein Zeitgenoß des Lucanus, *)
der viele Fehler mit demſelben gemein hat, und
| —— **) der aber zugleich bekennt, daß
es zu ſeinen Zeiten gelehrte Maͤnner gab, die
ihn ſo gar nicht unter die Dichter zaͤhlten. *Von
„ben neuern Liebhabern des Lucanus find Hugo
Grotius, ber ihn jederzeit bey ſich führte, **”)
Jacob Palmerius von Grentemesnil, der ihn in
ſeiner 1704 und 1728 zu Leyden gedruckten Apo⸗
logie mit Virgil vergleicht, Pierre Korneille, der
ihn fo gar dem Virgil vorziehet, +) beſonders zu
bemerken. Ballet bat mehrerer Gelehrten Mey
nungen über. den Werth biefes Dichters geſam⸗
melt, HM) und Burmaun, in der Vorrede bes von
ihm 1740 zu Leyden herausgegebenen Eucanuß,
fehr richtig davon geurtheilt.
VI Es kann nicht geleugnet werben, daß
Lucanus ein vortrefflicher Kopf war, und daß
fein Gedicht viele große umd erhabene Gebanten
enthalte, Dieſe ent aber. meiſtens in eine fa
Ä Mani
*) Lib, 2 Si. 7.
**) Lib. 7. Ep. 90, 21, 22. ih 14 Ep. 168.
“rk, 1, Bor dg.Guy.Patin Pag. 28. Ach Lipf;
1710. p. 41T.
}) Huet. Origines de Caen. p. 366 =
Ju des Scauans Tom ag. 2
N anderem ru a * *
2 2 2 39.
fhmülftige Schreibart eingehuͤllt; daß fie zu rie⸗
ſenmaͤßigen Bildern werden. Mau. faun fi
dieſen Dichter als einen jungen hitzigen Bilde
bauer vorſtellen, der fich vorgenommen baf, ei⸗
ne Bildfäule zu verfertigen, die beffer fey, ale
sine bes beſten des Alterthums. Weil das Mo⸗
bei, welches er übertreffen will, in allen feinen
Thbeilen das gehoͤrige Verhaͤltniß, einen Ichhafe
ten Ausdruck, und die anmuthigſte Stellung
bat, die. es feiner Natur gemäß haben kann, fo
müffen die vorgenommenen Berbefferungen ins
Gezwungene und ins Niefenmäßige fallen. Es
muß cin Koloß entfiehen, deſſen ungeheuer⸗
großen Gliedern «8 an dem genauen Verhaͤltniſſe
fehlt, deſſen Stellung und Ausdruck zwar aͤuferſt
lebhaft und vielbedeutend find, aber die beſtimm⸗
ten Geier. der ‚Wahrheit Überfchreiten. Ein
Kunftrichten, der nur. dasjegige für groß nnd
vollkommen hält, was die Sphäre feiner Phan⸗
taſte von einem Ende bis zum andern auffällt,
oder: ihm viel zu denfen giebt, wird durch ein
ſolches übersriebene® Bud entzäckt, welches im,
feinern Köpfen Efel erregt. Se if bie Pharſa⸗
lia des Lucanus, da er Virgils Aeneide über.
treffen wollte, entſtanden, und ſo iſt ſie von
vielem. bewundert worden. Das Werk ſeimmt
mit dem Charafter, den Quintilian von ihm
ſchildert, vollkommen überen. Er nennt ihn eis
nen hißigen gewaltfamen Dichter, der vieimwche
“ unter. bie Neduer (beſſer Dellamatoren) als
ga unter
we. ae Ze ne
unter bie Dichter zu zählen fey.*) Seine Ge
mahlinn Polls Argentaria fol an dem Gebichte
der Pharfalia Antheil gehabt haben, und eine
vortreffliche Dichterinn geweſen feyn: **) - Mars
tial **?) und Statius. +) thun rühmliche Mes
“ bung von ihr. Daß fie fich nach dem Tode Ihe
res Gemahls mit Statius verehlichet Habe , iſt
von Johann Chriſtian Wulf u widerlegt
worden.
VVlilll. Zur namlichen Zeit lebten drey an⸗
dere epiſche Dichter, Valerius Flaccus, Sta⸗
tius, und Silius Italicus. Von dem Geburts⸗
ort des Valerius Flaccus, ber entweder Sezze
oder Padua iſt, findet man gruͤndliche Nachrich⸗
ten in der Vorrede der praͤchtigen Auflage dieſes
Dichters, die Peter Burmann 1724 zu Leyden
veranſtaltet hat. Von ſeinen Lebensumſtaͤnden
weiß inan aber ſehr wenig. Weil ihn Martial
in einem Epigramm t}t) ermahnt, bie unnuͤtz⸗
lihe Diehtkunf: zu verlaffen, und ſich der gen
sichtlichen Bevedſamſeit, die mehr einbringe, zu
ergeben, ſo ſcheint er arm geweſen zu ſeyn. Man
kann Fin Sterbejahr nicht genau beſtimmen je⸗
doch
9 Lib, IÖ; e. I.
.%%) Sidon. Apollin. Lib. 2. Bit. ı 10. ik
. rum.
WER) Lib. 7. Ep. 21. 23. &Lib, 10. Br 4
HD Lib. 2. Silv. 7. | —5.
tt) Catalog. Foem. ilun.
ttt) Lib. ı. EP77. *
a See N
Boch iſt gewiß, daß es unter bie Neglerung des
Ratfers Domitianus faͤllt. ) Weil Duintilien
fast ‚**) man habe durch feinen Tod viel. an ihm
serloren, fo iſt wenigſtens gewiß, daß er ein
— guter Kopf war. Es iſt aber wahrfcheinlich,
daß er von Natur nicht zur Dichtkunſt aufgelegt
- war. Denn da Martial ihn davon abzumah⸗
nen fische, drückt er ſich fo aus, daß man leicht
verfichen kann, er Babe. ihn für feinen Dichter
. gehalten. Quid-tibi cum Cyrrha, (fagt er)
quid.cum Permeflidos unda?
8" L. Valerius Flaccus hat ein Gebicht vom
Argonautenzug geſchrieben, von welchem mur
noch die erften acht Bücher vorhanden find, wo⸗
fern er. es nicht etwa ſelbſt nur fo weit gebracht
bat. Johann Baptift Pio von Bononien hat
dieſes Gedicht bis anf zehn Bucher fortgefebt.
Es if theils eine Nachahmung, theils eine Ue⸗
berſetzung des griechiſchen Gedichtes, welches
Apollonius von Rhödus von den Argonauten
geſchrieben hat. Wer den Virgil gebefen. hat,
und dann ben Valerius Flaccus in die Hanb
nimmt, den deucht ed, aus einem zierlichen und
angenehmen. Garten in eine unfruchtbare und
ſeudige Wuͤſte zu kimmen.
X. Weit gluͤcklicher in ser Dichtt ſt war
Publius Papinius Statius, ein Neapolitauer,
— deffen Vater, wenn wir ſeinem Trauergedichte
rm Ä E35. über
® Qeiatilien. Ub, i10. 1. 749er cit.
N
+
—
42: a 0 2
über den Tod beffelben Glauben beymeſſen wol«
len, einer. der vortrefflichſten Dichter des Alter⸗
thums war, und ſo wohl in dem alle fünf Johr
üblichen Wetrfireit zu Neapel ald in: Griechen«
land oft den Preis in der Dichtfunft davon ge⸗
fragen hat. ) Statius hatte zwar eine fg
große Festigkeit im Dichten, daß .er aus dem
Stegreif in Berfen ſprechen konnte, wie fein
Briefe beweiſen, bie in den fünf Büchern feigcg
Waͤlder vornan ſtehen. Er bat auch. fuͤnfmal
ben Preis in der Dichtkunſt zu Neapel, in den
albartifchen Spielen, und, zu Rom erhalten. Es
Heben ihm jedoch die Fehler feines Jahrhunderte
eben .fo fehr als andern Zeitgenoffen an. Ob
er fich gleich. als einen Anbeter der Aencide bes
fennt, und ſich für unwuͤrdig haͤlt, dem Virgik
. an der Seite. zu fichen, fo. fiehet man. doch au
dem Eoloffifchen Wefen feiner Sjdeen, daß cr ihn
bat übertreffen wollen. Sealiger fagt von. ihm,
er würde ich wirklich dem Virgil genaͤhert has
ben, wernn er nicht gefacht-Hätte, ihm zu nahe
su kommen,“*) das iſt, ibn zu übertreffen,
Der vortreffliche Kunſtrichter Rapin nennt ihn
ausſchweifend fo wohl in. feinen. Ideen als Aus⸗
drücken, und ſetzt hinzu, er’ ſuche das Grofi
mehr in den Morten als in den Sachen ſelbſt,
und in ſeinen zweyen epiſchen Gedichten ſey alles
ohne Voebaͤltniß um Rauttr .. Ae Poſſu
befräf«
n Lib. 5. Si. 3. **) Poetic, Lih. 6.
r) Reflex. fo In oc PB. 2.$: 13.
a a I 2 4)
bekraͤftiget biefed Urtheil.) Weil feine Waͤl—
der mit freyer Hand geſchrieben ſind, ſo haben
fie bie gemeldeten Fehler nicht, und find feine
beften Werke,
XI. Seine epifchen Gedichte find bie The
baide ig ı2 Büchern, und bie Achilleide, wo⸗
von er nur 3 Bücher zu Stande gebracht hat.
Meben dieſen hat man noch feine ſogenannten
Waͤlder, das ift, eine Sammlung kleiner Ge
Dichte in 5 Büchern, die ex bey verfchiebenen Ge⸗
fegenheiten gefchrieben, und zum Theil auch aus
: dem Stegreif hergefagt hal. Die Thebaide hat
das Gluͤck gehabt, durch die. Ueberſetzung des
Karb. Bentivoglio, unter dem Namen Sel⸗
vaggio Porpora, vieles von ihrem ſchwuͤlſtigen
Weſen zu verlieren. Sie war zu Rom in einem
ſo großen Ruhm, daß, wenn bekannt wurde,
daß Statius ein Stuͤck davon Sffentlih vorlag; .
die Roͤmer haufenweiſe hinzuliefen.
-Curritur ad vacem jueundam es carmen
‚ SUUIcae oe
Thebaidos, laetam fecit cum Statius urbem,
Promilitque diem: tanta dulcedine captos
" Aflieit ille animos, tantaque libidine vulgi
Auditur.
Dieſes erzähle Auvenal,**) ber damals febte,
und ſetzt Hinzu, indeſſen daß der Ort, wo er feine
Verſe berſagte mit kobſprichen uͤber die Schoͤn⸗
| beit
5) du Poeme.Epiquo Lib, 2. ©, ”
.®*) in 7.1 82, 6, zu
%
4 Zum
heit des Gebichtes ertönte, Habe. beu armen Dich-
ter gehungert, und 1m fein Leben fortzubringen,
habe er fi zezwungen gefeben, auf Schaufpiele
zu finnen, die er dem berühmten Schauſpieler
Paris verlaufte.
Sed cum fregit fubfellia verfu,
. Efurit, intactam Paridi niß vendat Agaven.
Aus diefem erbellet, daß zu Domitians Zeiten
ein fünfmal gefrönter Dichter verhungert wäre,
wenn er von der Hülfe ber Großen hätte leben
follen. Er farb im Jahr 96 nach Chriſti Se
burt, ba er 35 Jahr alt war. *)
XI. €. Silius Italicus ift ber letzte ber
epiſchen Dichter dieſes Zeitalter. Der Zuna-
me Italicus, woraus einige fchließen, daß er-
entweder zu Italica in Spanien, oder in einem
Orte gleichen Nameıis in italien geboren: ſey,
ſcheint den Geburisort bes Dichters nicht anzu⸗
geigen. *) Weil Martial, ber ſehr oft von
ibm foriche, mit keinem Worte gedenkt, baß er,
wie einige wollen‘, fein Landsmann fey, und ges
wiß if, daß Silius viele Kandgüter in Stalien -
beſaß, und Konful zu Rom geweſen iſt, ſo iſt
webefeinlihe, daß er ein geborner Italiener
| MWas mic von ihm mwiften, das haben
wir ar Din bem ſüngern zu verdanken. Dieſer
giebt
*) Dodwell in Annalibus Statiania.
**) Cellarius Differt. de C, Silio Il. In sau Edit
Trajed. 1717.
| 1 EEE 7 ze
siehe in eines Briefe an Kaninius‘ Nafke, ”)
worin er diefem von des Dichters Tode ſchreibt,
| folgende Nachrichten von ib. Im Sahr, de
Mero farb, war er Konſul, und in Afen bat
er die Würde eines Profonfule mit großem Ruhm
begleitet. Er lichte ein jebes Fach der Gelehr⸗
famfeit, und Tonnte fich ganze Tage, von gelehr⸗
ten Sachen mit feinen Freunden unterhalten.
- Seine vielen Landhäufer waren mit Büchern;
Bildfäulen, und Gemälden: reichlich verfehen:
Birgils Andenken verehrte ex fo fehr, daß et
deſſelben Geburtstag feyerlicher als feinen eigen
nen begieng , und feine Grabſtaͤte zu Neapel wie
einen Tempel befuchte. In gleicher Verehrung.
and bey ihm Cicero, von deſſen Laudgütern er -
eins nur deswegen kaufte, weil es biefes großen
Redners Eigenthum geweſen war. ”*) Da er
im 75 Jahre feine® Alters an einer unheilbaren
Krankheit darniederlag, hungerte er fich frey⸗
willig zu Tode. Diefed geſchah auf einen fei-
ner Landgüter bey Neapel nicht vor ben 99 Jahı
ve chriftlicher Zeitrechnung, in den erflen Jahren
der Regierung, dig Trajanus. ***)
XI Wenn feine gerichtlichen Neben H
noch vorhanden. wären , fo würden wir mahrt
ſcheinliche⸗
*y Lib. 3. Fpiſt. 7.
**) Martialis Lib. 4. Ep. 14. Lib. 7. Ep. 66.
ck) Maflon vita Plinli Jun. N, 11.
d Martislis locis cit.
e-
/ u a | a
ſcheinlicher Weiſe mehr feine Berebfainteit; als
Dichtfunft zu ruͤhmen haben. Denn fein bins
terlaſſenes Gedicht vom zweyten puniſthen
Kriege in 17 Büchern giebt ung Feine Gelegen⸗
heit, feine Dichtfunft zu preifen Man findet
gwar in ihm nicht den ſchwuͤlſtigen und uͤbertrie⸗
benen Stil des Lucanus und Statius; hingegen
hat er alle die Schwaͤche des Valerins Flaccus,
und war fo wenig als er zur Dichtkunſt geboren:
Was er darinn mit vieler Mühe jur Welt ges -
bracht, ift Eraftlog und ohne bichterifche Waͤr⸗
‚ me”) Dft erhebt er ſich zu einem kuͤhnen Flug
. ‚empor, fällt abet fogleich wieder herab, der Art
don Voͤgeln ähnlich, welche wegen Ihrer Schwer
re zum Sliegen nicht taugen, Deswegen iſt al
les an ihm mittelmäßig, und wo er ſich darüber
erheben oil; aͤngſtliche Kunſt, und gezwungener |
Bang, ein ‚gemeiner Sehler derer, bie mit Ge⸗
walt Dishter ſeyn wollen, -.
XIV. Wir kommen nun auf bie ſatyri⸗
ſchen Dichter dieſes Zeitalters, welche ſind Pe⸗
tronius Arbiter, Aulus Perjius Flaccus,
Decimus Junius Juvenalis, und Sulpitia.
Petronius Arbiter fol zwar nach Ber gelchrten
Benediktiner Meynumg, **) die fich auf eine:
Stelle des Sidonius Apellinarig gründet, ***)
, zu
9 Pl. Lib, 3. Epift. 7;
**) Hift, Liter, de la France T. 1. P. ı. p. 186,
*5 Henr. Valefi Mifcell, Erud; p. 208.
ee
zu Marfilien geboren ſeyn; allein well die geſag⸗
te Stelle die Sache nicht deutlich entfcheiber,
und fonft befannt Ift, daß zu Rom ein Geſchlecht
der. Petronier war, fo- halten ihn viele für ei⸗
nen Roͤmer. Wäre auch dieſes nicht, fo wuͤrde
er bennoch umter die italienifchen Gelehrten ge
deren, weil er fich von Jugend auf zu Rom ge
bilder, und bis an fein Ende aufgehalten hat.
Nach der Schilderung, die Tacitus von ibm
macht,*) ( venn ſonſt biefer Petronius der Dich»
ser iſt, wovon wie handeln) mar er ein Wol⸗
lifling, nicht von der gemeinen Heerde bed
Epifurs, ſondern von einem feinen Geſchmack.
Hierdurch hatte er fi bey jedermann fo beliebt
gemacht, daß er zur Würde eines Profonfuls-in
Bithynien, mb hernach zum Konſulat zu Rom
befoͤrdert wurde. - Sin biefen Ehrenſtellen bewies
ur ſich als einen fleißigen und faͤhigen Mann.
Darauf ergab er ſich der Wolluſt nach Urt des
damaligen Hofes, und wurde von Nero unter
feine menige Lieblinge aufgenonmen. . Dieſer
machte ihn zu feinem Maitre.des plaiſirs, und
wählte nur die Ergoͤtzungen, die dem Geſchmark
des Vetronius gemäß waren. Hierdurch erreg⸗
te er die Eiferfücht ded Tigellinug, Der ihn, ale .
. einen Mitverſchwornen wider den Kaiſer, ar
klagte. Petronius, dem die Grauſamkett des
Kaiſers bekannt war, oͤffnete ſich ſelbſt nach der
damaligen Mode die Adern. Damit man aber
von
*) Lib, 16. Amnal. c. 18. etc,
Ed
.
48 Hrzrt
von ihm glaubte, er wäre in einer ſtandhuften
und gefegten Gemuͤthsverfaſſung geftorben, fo
verband er von Zeit gu Zeit-bie geöffneten Adern,
und ließ fie wieder nach Belichen fließen, um zu
zeigen, daß die Verlängerung und Verkürzung
ſeines Lebens im feiner Willkür wire. In bie
fen legten. Stunden, fagt Tacitus, befchrieb er
Die Lafer des Kaiſers, nannte fee Schandbu⸗
ben und Weiber bey Namen, und entdeckte bie
neueften Moden, ben Hofe. Schanbe zu treihm
Diefe Schrift. verfiegelte er, und ließ pe dem
Kaiſer uͤbergeben.
XV. Auf dieſes Zeugriß des Tacitus grün.
det, fich die Meynung derer, welche die Frag⸗
mente einer menippeiſchen Satyre, die unter Pe
tronius Namen bekannt find, dieſem verunglüch
ten Liebling des Nero sufchreiben... Wenn man
aber alles, was in den Fragmenten enthalten
iſt, mie dem Anhalt der gefassten Schrift des
Petronius vergleicht, fo fimmen jene mit dieſem
‚ wicht zufammen, und paffen nicht auf bag Alter
und ben Eharakter bed Nero, wie Peter Bur⸗
mann in ber Vorrede der von ihm zu Utrecht 1709
herausgegebenen Fragmente, und längft vor ihm
der berühmte Octavius Serrart.*) beiiefen, ha⸗
ben. Daqu iſt es auch gang unwahrſcheinlich,
daß ein Menſch, dem nach und nach das Leben
mit dem Blute wegfloß, eine ſo lare Satyre,
die
*% Lib. 1. Ele&, c. 7.
re 4
die noch Vieh länger war, als wir he haben, der⸗
fertigt habe.
J XVI. Deswegen wird das Alter des Ver⸗
faſſers der geſagten Fragmente von Burmann
und Ferrari unter bie Regierung bed Kaiſers
Klaudius, von Adrian Valeſius *) in Die Zeiten
der Antoninen, von Bourdelot **) und Johan
Le Elere **) zwiſchen die Kaifer Severus und
Konftantin geſetzt. Man kann alfo für gewiß
annehmen, daß Petronius, ber Berfaffer der oft
gemeldeten Satyre, zwifchen den Kalfern Klau⸗
dius und Konſtantin gelebt habe. Ich habe ihm
aber unter den fatprifchen Dichtern biefe Stelle
einräumen wollen,. um mir biefen unflätigen
Menſchen je eher je lieber vom Halfe gu ſchaffen.
Es iſt Äbrigeng zu bewundern, daß eine fo ver⸗
ſtuͤmmelte, oft dunkele und unterbrochene Schil⸗
derey von niedertraͤchtigen und abſcheulichen
Gegenſtaͤnden fo viele. wuͤrdige Männer, mehr
als manche nuͤtzlichere Werke, habe beſchaͤfftigen
koͤnnen. Das Stuͤck, worin des Nachtmal
des Trimalcio beſchrieben wird, iſt vvn Marke _
us Statilius zu Trau in Dalmatien, feinem
Baterlande, gefunden, und.ı664 zu Pabus
und Paris zum drud beförbers worden. Nach
0. vitlen
Diſſert. de Coena Trimalcionis ete.
| ) Praef. ‚ad Petron. Edit. Parif. 1677. .
+) Bibl. chpifie T. 19: P. 351. -
II. Band, '
go —E—
Sielen · Streltſchriften, bie ſich in Burmanns
Auflage finden, iſt dieſes Fragment endlich für
aͤcht erkannt worden. Hingegen wird ein ande⸗
res Manuſcript, welches bey der Einnahme der
Staͤdt Belgrad 1688 von einem gewiſſen Dupin
gefunden worden ſeyn fol, und mit einer fran⸗
aöfifchen Ueberfegung von Franz Nodot 1694 zu
. Köln, und von andern anderwaͤrts zum Druck
befördert worden iſt, für untergefhoben gu |
Halten. *)
XV. Ron Aulus Peefins Slaccus ba
den wir getwiffere Nachrichten. Volterra in
Toskana iſt der Dre, wo er im Jahr 34 der
chriſtlichen Zeitrechnung aus einem edlen Ge⸗
ſchlechte zur Welt kam. Er war ein ſchoͤn gebil⸗
deter Juͤngling, dem jedermann wegen ſeines
fanften und zuͤchtigen Betragens liebte. Lucau
"war unter andern Gelehrten feiner Zeit, die ſich
um feine Freundfchaft betvarben, einer feiner beſten
Greunde, und ein großer Verehrer feiner Schrife
"sen. Er ſtarb im 30 Jahre feines Alters. Sch
- ne Lebensbeſchreibung findet fich unter den Wer
= gen dei Suetonins. Sie wird aber-von Johan
ER
Jacob Breitinger **) einen alten Scholiaften
des Verfind,. der entmeber Kornutus ober Pas -
bus heißt, und vom Praͤſidenten Bouhier ***)
. einem
Mem. de Mr. PAbbe d’Artigny T. 1. p. 346.
wc} Shelhorns Amoenit. Litter. T. 10. p. 1103.
***) In den Anmerkungen iu Breitingers eitirten
Differtation. |
ertzet 51
einem gewiſſen Acron; welcher ber alte Sqheliaſt
des Perſins ſeyn ſoll, zugeſchrieben.
XVIII. Von feinen Schriften, worunker
auch eine Reiſebeſchreibung war, ſind nur noch
ſechs Satyren vorhanden. Die uͤbrigen folk ehr
ne Mutter Fulvia Siſennia auf Anrathen ſeines
alten Lehrers Kornutus, eines ſtoiſchen Welle
weiſen, aus dem Wege geräumt haben, *) -- Une
ter den Alten loben ihn Daihtilian **) und Mars
Hal; ***) und unter ben Neuern vergleicht ihr
Iſaac Caſaubonus mit Horaz und Juvenal.)
Dir. le Noble ziehet ihn ſogar dieſen beiden weit
vor. ) Dieſer hat wohl ſehr murecht. Denn
obgleich des Perſius Satyren reich an vortreff⸗
lichen Gedanken ſind, und ſein Ausbruck vft
kraftvoll und mit dichteriſcher Waͤrme belebt iſt,
fo fällt er viel oͤſter als Horaz in ben Fehler ei⸗
ner unverſtaͤndlichen Dunkelheit. Gleichwie
Horaz zu dunkel wurde, wenn er ſich kurz aus⸗
drücken wollte, (Brevis efle laboro; obſeurus
fio +) alfo wurde Perfind durchaus ſchwer gu
verfichen, teil er Horaz in ber Kürze des Aus⸗
drucks übertreffen wollte. HH... Zu dieſer ger
D2 beimui.
© Sueton. in vite Perf, ’
**) Lib. 10. e. 1. ***) Lib, 4. Ep.
rk), Proleg. in Perfium. . .
H Oeuvres de M. le Noble Tom, 14.
tt) Art. Poet. on
tt) "Caufabonus de Perfaua Horatl Initatione
poſt Comment. in Perl.
}
%
\
—
ga I 3 m =
heimnlßvollen Dunkelheit haben ihm ohne Zwei⸗
fel die gefährlichen Zeiten worin er lebte,
Urfach gesehen. Die Franzoſen fcheinen dieſen
Dichter fonderbar hochzufchäßen, denn fie haben
. Im wenigen Jahren vier Ueberſetzungen deſſel⸗
ben ans Licht geſtellt, drey in Profa die Herren
Tarteron, Carron de Bibet, Ke Monnier, und
eine | in Verſen don Ze Noble. a
"XIX. Gfeichteie nd Derfins durch eine zu
ehe gebrängte Kürze im Styl aufseichnet, und
badurch den leichten und heitern Gang des Ho⸗
rag verfehle: alſo unterfcheidet fich Decimus Ju⸗
nius Juvenalis von beiden durch einen zu fehr
gefliffenen Wohlklang der Verſe und der Wort
und durch ein zu bitteres und deklamatoͤriſches
Beſchelten. ) Niemand bat die verſchlebenen
"Epochen feines Lebens fleißiger unterſucht, all
Seinrich Dodwell, **%)- welcher die alte Le⸗
bensbeſchreibung deffelben, die unter dem Nas
men des Suetoniug bekannt ift, zum Grunde
St. : Junius Juvenalis war eines reichen Frey⸗
gelafferien Sohn, oder Zoͤgling; denn dieſes iſt
ungewiß. Bis gegen die Hälfte ſeines Lebens
uͤbte er:fich im Deklamiren, mehr aus eigener
Beluſtigung, als daß er fich zu dem Lehramte
oder zur -gerichtlichen Beredſamkeit vorbereitete.
Darauf fung t er an, ni in ber fatprifchen Dichte
kunſt
”) Rapin R Reflex. fur la Poet, P. 2. $. 26
es) Annal, Öuintilien, n. 374 eis... Bi
‘oe
nn = $3
kunſt zu uͤben, umd fehrieb ‚feine erfie. Satyre
don wenigen. Verfen über den Pantomimenbich:
ter, und bes Klaudius Nero Hofpoet, Paris.
Er getraute fih aber nicht, diefed und anders
Gedichte befanat zu machen. Nach einen Zeit“
raum von viersig Jahren, da Paris und Nero
haͤngſt todt waren, entfchloß er ſich endlich, in
einer sahlreichen Zufammenfunft diefelben vorzue -
leſen. Es fügte fich aber, daß damals ein un⸗
genannter Gaukler bey Hofe: eben. fo fehr, als
ehedem Patis, .‚beitebt war, und daß Jupenals
Verſe ſehr wohl auf ihn und auf den Hof paß⸗
ten. Daher fiel der Verdacht auf: den Dichter,
er babe den damaligen Hof durch die Hechel zie⸗
ben wollen... Dieß wat bie Urfache, warum er
als ein achtzigjähriger Greis mit dem ſcheinba⸗
ren Titel eined Kriegsobriſten in das aͤußerſte
Ende Egyptens gefchickt wurde, wo er in kur⸗
zer Zeit vor Betruͤbniß und Berdruß gehn.
ben iſt.
XX. Weii Juvenal von dem Tode det
Kaiſers Domitianus, *) von den Erdbeben, die;
unter Trajanus fich ereignet haben, **) und. in
feiner XV Satyre, die er in. Egnpten gefchzien,
ben bat, von dem neulich geendigten Konſulat
des Duintus Junius Ruſtikus, der im dritten.
Jahre des Kaiſers Hadrianus Konful war, ***)
D 3 F Mel⸗
2) Sat, 4. v. 37. 155. |
**) Sat. G. v. 410.
**) nuper conſule Junio gefla, h
Ü
- 54 E79
Meldung thut, ſo iſt nicht daran zu zweifeln
"daß er in dem erſten Jahre der Regierung des
geſagten Kaiſers, das iſt 117 ober 118 Jahr nach
Chriſti Geburt, feine Satyren bekannt gemacht,
und deſſelben Ungnade ſich zugezogen habe. Zaͤhlt
mwmian nun bie 80 Jahre ſeines damaligen Alters
zuruͤck, ſo faͤllt ſeine Geburt unter die Regierung
des Kaiſers Tiberius in das 37 bis 38 Jahr
ehriſtlicher Zeitrechnung. Weil ber Kaiſer Nero
Au. Jahr 68 geſtorben iſt, ) und daher folget,
daß Juvenal damals 30 ober 31 Jahr alt war,
‚und daher feine erfie Satyre über den Pantomie
men. Paris, der zu Neros Zeiten Ichte, verfere
tiget haben konnte, ſo weis ich nicht, warum
Dodwell und Zirabofchi, wider das ausdruͤck.
liche Zeugniß ber in andern Dingen. von ihnen _
‚angenommenen alten Lebensbeſchreibung bes Ju⸗
‚venald, einen andern Paris, der zu den Zeiten
bed Domitianus lebte, in Vorſchlag bringen.
Wenn der Verfaſſer biefer Lebenshefchreibung
von dem achtzigjaͤhrigen FJunenal ſagt, er habe
fat die Hälfte feiner Jahre im Deflamiren ſich
geübt, und darauf zu dichten angefangen, *)
fo kaun dieſes ganz wohl von -feinem 31 Jahre
.*%) ‚Petav. Rat. Temp. P. 2. Lib. 4. c. 5.
%*) Ad mediam fere actatem declamavit — dein-
"de — Satyra — compofita in. Paridem panto-
mimum, poetamque C..Neronis — genus
' Seripturae induftriofe excoluit. Suet. in vie
duvenalis.
‚+
D
—
a = 2
verſtanden werben. Und wenn noch dazu ber
Eontert dieſes erfobert, fo muß man viel eher
denfen, der Berfaffer babe fish eben nicht mit
der größten Genauigkeit ausgedruͤckt, als daß
er fi im folgenden offenbar widerſpreche.
XXI. Hieraus kann man nun leicht ver⸗
- fießen, warum Duintilian, ber unter Domitias
mus ſchrieb, Feine Meldung von Juvenal thue;
benn erft unter dem Kaifer Habrian hat dieſer
feine Satyren belannt gemacht. Weil er das
mals alle feine übrigen Gedichte, ‚bie er felt oler-
sig Fahren gefchrieben hatte, unverändert mit .
den nenern vereinbarte, *) fo it kein Wunber,
daß er von dem Pantomimen Paris,- von Staa
tus, und dem allgemeinen Bepfall, ben feine
Thebaide zu Rom fand, wie von gegenwärtigen
- Dingen fpricht. Daß er fin Epanier von Ge⸗
Gurt, tie einige vorgeben, ſondern gu Aquin
geboren war, erhellet aus feiner dritten Saty⸗
ve. **) Die Anzahl der ſatyriſchen Dichter Ita⸗
liens in dieſer Zeitperiebe endiget eine roͤmiſche
Matrone Sulpisie, bie. Gemahlinn eines ges
wiſſen Kalenus, von beren Gedichten nur eine
Satyre wider den Kalfer Domitianus, ba er
bie Philoſophen aus. Rom nerbannte, noch vor⸗
handen if. Martial fpriche fehr rähmlich. vom
be und ihren Gedichten. ) .
D 4 RX.
®) Sueton, in vita Juven, | Vera 319.
*#*) Lib, so. Epigr. 35.
\
s6 a
- XXX: Der einige Epigrammendichter,
der uns von dieſem Zeitalter uͤbergeblieben, iſt
M. Valerius Martialis. Er war zwar zu Bil⸗
bilis in Spanien geboren; weil er aber vom
ein und zwanzigſten Jahre ſeines Alters bis ins
ſechs und funfzigſte gu Nom gelebt, ſich daſelbſt
gebildet, und den groͤßten Theil ſeiner Gedichte
geſchrieben hat, ſo haben die Italiener nicht un⸗
recht, wann ſie ihn ihrer gelehrten Geſchichte
einverleiben. So geehrt und werthgeſchaͤtzt er
zu Kom war, ſo arm blieb. er an Gluͤcksguͤtern.
In fünf und dreyßig Jahren hatte ihm feine
Dichtkunſt gu Rom fo wenig gefruchtet, daß es
ihm an Reifegelp fehlte, in fein Vaterland zus .
ruͤckzukehren. Plinins der Jüngere, zu deſſen
Lob er einige Verſe geſchrieben hatte, war der
Wohlthaͤter, der ihm das Reiſegeld ſchenkte.*)
Dieſes geſchah, nach Dodwells Meynung, *”) im
dritten Jahr der Regierung des Trajanus. Er
genoß aber nur ungefähr vier Jahr der Luft ſei⸗
ned Vaterlaudes. Plinius hielt ihn für einem.
guten und feinen Kopf, der in ſeiner Schreibart
nicht weniger Witz und Feuer, als ein gutes
Herz äußerte. ”°) Man kann auch nicht leug⸗
nen, daß in ſeinen vierzehn Buͤchern ſich einige
vortreffliche Epigramme finden; jedoch find bie
uͤbrigen mit kindiſchen Spisfmbigfeiten, mit kal⸗
. sem
®, Plin. Lib. 3. Epiſt ule.
**). Annal. Quintil, N. 38.
) Plin, loc. dit.
eh 77
Am MWorkfpiel, auch oft mit abfcheulichen Bi
dern angefült. Daher ift e8 gefommen, bo
ing verwichenen Jahrhunderte, da in Italien die
Goncetti und leeren Episfindigfeiten für. da
Merkmal eines dichterifchen Kopfs gehalten wur⸗
ben, Martiald Gedichte in hohem Werth warenz
hingegen im ſechszehnten Jahrhundert, ba der
gute Geſchmack in Stalien herrſchte, in ſchlech⸗
tem Anſehn ſtanden.“) Das Brandopfer eini⸗
ger Exemplaren des Martials, welches der be⸗
ruͤhmte Andreas Vavagerus jährlich an einem
Beftimmten Tage dem Vulkan brachte, iſt ber
kannt. *) Niemand hat Martials Gedichte
richtiger beureägilt, als es felbft, wenn er ſagt:
Sunt bona, ſunt quaedam mędiocria, lunt
mala plura. ***)
XXI. * Seneta, dem Trauerſpiel,
dichter, und von Kolumella, der vom Garten⸗
bau gedichtet hat, wird gehoͤrigen Orts gehan⸗
Belt werden... Bon den übrigen Dichtern, die
in diefem-Zritraume gelebt haben, iſt menig oder.
gar nichts anf unfere Zeiten gefommen. Bon
den uͤbrigen Dichtern dieſes Zeltraumes, deren
Werke nicht mehr. vorhanden find. haben Gi⸗
raldi, Voſſtus, Quadrio und andere lange Ver⸗
zeichniſſe verfertiget. Nur einige verdienen be⸗
D merkt
.) Giraldi de Poet, Hiftor. Dial, 10. . |
**) Joving in ojus log. .#*%) Lib, 1. Ep. 17:
—
—
ss nn |
merkt zu werben, weil in klaſſtſchen Schriftſtel⸗
lern auf eine beſonders ruͤhmliche Weiſe ibrer
gedacht wird. Dieſe find E.Autorius Priscus,
Ber von Die ) und Tacitus **) geruͤhmt wird.
Er wurbe wegen eines Gedichted, das er auf
den Tob- des Germanieus, da Drufas Fran
. war; gefchrieben hatte, vor dem Senat ange
Hagt, er babe diefen, nicht jenen, damit ge
meint, und ihm den Tod gewuͤnſcht. Er wur⸗
de Dediwegen in den Kerfer getworfen, und ges
todtet. Caͤſtus Baſſus, der furz vor Quintilian,
welcher ihn in lyriſchen Gedichten dem Horaz faſt
gleich ſchaͤtzt,) gebluͤhet hat. Salejus Baſſus,
den Quintilian als einen guten dichteriſchen
Kopf, +) und ber, Verfaffer des Geſpraͤchs uͤber
ben Verfall ber Beredfamkeit ++) als einen ber
vollkommenſten Dichter ruͤhmen. Er lebte un
ser des Veſpaſtanns Regierung, ber ibm einmal
aus ſonderbarer und damals ganz ungewoͤhn⸗
Inher Freygebigkeit fünfmal hundert tauſend
Seſterzien ( ungefähr 12500 Konventlonothaler)
ſchenkte. Dieß konnte er als eine reichliche Er⸗
ſetzung der Unkoſten und Muͤhe auſehen, die er
aufwand, als er, um ein Gedicht, woran er ein
vanes Sad gearbeitet batte, vorzuleſen ſich ges
zwungen
Lib. 97. Annal, Lib. 3. 49, 50.
*#6) Lib, 10.8.1. 1. ) ibid,
rt) Dial. de Cauf. corr, Eloq. m. 5 ot 9.
2 >> >. Zur Zr
zwungen fah, mit vielee Muͤhe Zuhoͤrer aufm
ſuchen, und Haus und Mobilien gu miethen,
und dennoch. nur einen Falten Beyfall erbiele,
Aruntius Stella, von dem bey Gelegenheit eb
nes feiner Gedichte über ‚die Taube feinen Vio⸗
Iantila Martial fagt, *) feine Gedichte übers
treffen jene des Katulls fo fehr, als die Taube
einen Sperling. Plinius der jüngere ruͤhmt
noch) folgende Dichter, Paſſien ‚einen
Elegiendichter au® dem Befchlechte des Proper⸗
tiug, **%) Pompeius Saturninus, ben er dem
Katull und Kalous an die Seite fegt, *°*) m.
Aerius Antoninus, Großvater von der Mutter
Seite des Kaiſers Antoninus, der fo wohl ik
griechifcher ale in lateinifcher Sprache Dichte
te,.+}) und verfchiebene andere, bie ich mie Still⸗
ſchweigen übergebe, um einem vortrefflichen
Dichter von dreysehn Jahren Platz Ju machen,
Son welchem Muratori, beſſer als Gruterus
and andere, folgende Aufſchrift, bie iu Suaſto
-& Amone (vor Alters Hiftonium) in Abbruzie
noch vochanden iſt, geliefert bat).
( | ® ” eo, AL,
29 Lib. 1. Ep. 8. |
®*e) Plin. Lib. 6, Epifl.: 15. .
., idem Lib, 11. Epiſt. 16.
9) Lib. 4.Ep: 3. 18, Ub. 5. Ep. I1.
‚ td Nov. Tief Infet. vol. 2. p. 653 et 1109.
—
69 a > — 277
‚AL. VALERIO L. F. PVDENTI. HIC CVM:
ESSET ANNORVM XIII ROMAE
CERTAMINE SACRO JOVIS
CAPITOLINI LVSTRO SEXTO CLARITATE
‘ ıEINGENII CORONATVS EST N
.. . INTER PPETAS LATINOS OMNIBYS . .
u . SENTENTUS IVDICVM
. HVIC PLEBS VNIVERSA MVNICIPIVM
"HSTONIENSIVM STATVAM AERE
COLLA®O DECREVIT CVRAT. REI.
." P. AESERMMOR: DATO AB IMP. OPTIMO
u... ANTONINO AVG. PO.
Die Aufſchriſt belehret uns, daß dieſer Huabe,
Valerius Pudens, in einem der gelehrten Wett⸗
ſtreite, die Nero auf jedes fünfte Jahr geſtiftet,
und hernach Domitian erneuert haben, vor als
len: andern Dichtern ben Preis exhalten hat.
Weil das erſte Luſtrum som Kaifer Domitian im
Jahre 86 gehalten. wurde, . fo fallt nach Abzie⸗
bung des erfien das fechfte kuſtrum ind 106 Jahn
der. chrißlichen Zeitrechnung unter die Regierung
des Kaiſers Trajanus. Die ergene Bildfäule iſt
aber dem jungen Dichter nicht eher, als bis en
unter bem Kaiſer Antoninus Curator der Stade
Iſernia war, errichtet worden.
XXIV. Aus dem, was bisher geſagt wor⸗
den iſt, wird offenbar, daß der Zeitraum von
Muguftus Tode bis and Ende der Regierung
Hadrians fruchtbarer an Dichtern als des Aus
guſtus Zeitalter geweſen ſey. Dieſes iſt aber
von hr Menge, gr von Yollfommsaen Dice
tern
4 en " "I
tern gü derſtehen. Denn unter allen benen, di
ren Werke noch vorhanden find‘, findet ſich kei⸗
ner, der mit Birgil und Horaz in eine Klaffe ges
feßt werben koͤnne. Die Beſtrebung nach einer
mehr glänzenden als wahren Schoͤnheit, die in
den damaligen Sitten ihren Grund hatte, und
—
die wirkſamſte Urſache des Verfalls der Dicht⸗
Zunft überhaupt war, hatteeinen um ſo sich
größern Einfluß in die dramatiſche Dichtkunſt;
als dieſe das Gepräge der verberbten Sitten
leichter annimmt. Ein Schaufpieldichtee ſchil⸗
dert die Handlungen und ben Charafter der
Menfchen mit Worten und Geberben ab. Wenn _
er in folchen Zeiten lebt, mo Laſter und tyrannie
ſche Wut unter den Großen herrſchen, und feis
ne Wohlfahrt lieb Hat, fo koͤnnen ſeine Schilde⸗
rungen nicht treffend, fondern matt, unbeſtimmt,
und verkuͤnſtelt ſeyn. Zu dieſer Urſache, die
hinreichend war, die theatraliſche Dichtkunſt in
den Zeitraum, wovon wir handeln, volkommen
zu verderben, wenn fit ach in den vorigen’ bife
fern Zeiten zu Rom gebluͤhet hätte, kam noch je⸗ |
ne, daß fie zu Rom noch nie zu ihrer wahren,
Vollkommenheit vorher gelanget war.
XXV. Weil aber die Römer dad Schau⸗
ſpiel ungemein liebten, fo gab es aud) in dieſem
Zeitalter viele dramatiſche Dichter. Unter des
nen, die Teauerfpiele gefchrieben haben, hat
fich Pomponius Secundus, ein Veronefer, I--
ſondg⸗
*) Maffei Verona illufir. F.æ..
!
ſpiele gefchrieben hat. Noch ein anderer Trau
Tbyeſtes betitelt, fonberbar geruͤbmt. 4) Was
%
‘
. .
’
x
69 '% \ R Ir
bederbar ausgezeichnet. Quimillian sichet ihn
allen andern vor, und ſetzt hinzu, jedermann
halte ihn zwar für den gelehrteſten und zierlich⸗
ſten in der Schreibart, die Aeltern aber ſeyn der
Meynung, er ſey nicht tragiſch genug geweſen.*)
Plinius der aͤltere, welcher ſein vertrauter
Freuud war, harte fein Leben in zwey Buͤchern
geſchrieben, **) und Tacitugsthut oft Meldung
son. ihm. **%) Der :alte Berfafler des Ge⸗
ſpraͤchs über den Verfall der Beredſamkeit nenne
ihn einen Mann, der an Ruhm feinem anbern
nachgehet. *) Er ſoll die Gewohnheit gehabt
Gaben, fich mehr nach dem Beyfalle des Volks,
als nach dem Urtheile der Gelehrten zu richten,
und wann dieſe an feinen Trauerſpielen etwag
auszuſetzen hatten, fo fol er fih auf das Voll
berufen haben.) Man muß ihn von einem.ane - |
dern Pomponius unterfcheiben, ber: aus Bonos
nien gebürtig war, und atellanifche Zwiſchen·
gediendichter, Namens Maternus, wird vom
Verfaſſer des obengenannten Geſpraͤchs, wo er
bie Stelle einer redenden Perſon vertritt, als
Verfaſſer dreyer Trauerſpiele, Cato, Medea und
das
959) Lib. 10. er. |
*) Plin, jun. Lib, 3. ‚Epiß. 5.
*##) Lib. 5. Kr N. 3.
u >. =. zus 63.
das Zuftfpiel betrifft, fo baden Giraldi, Bop _
fius und Duabtio *) die Namen und Titel der _
Werke verſchiedener Dichter, bie fich im dieſem
Sache einigen Ruhm erworben: haben, geſam⸗
mei. Wenn Plinius dem jüngern, ber ſeine
Freunde oft zu viel lobt, zu trauen iſt, fo iR
Pirginius Romanus der beſte Lufifpieldichter.
bieſes Zeitalter gerorfen. Er fagt vom ihm
feine Luſtſpiele können andern zum Mufer die
nen, «8 herrſche fo viel Stärke, Wis, Anmuth
und Anftond darin, daß fie mis jenen bed Plans
tus und Terenz verglichen werben Finnen, Ben
alen diefen Trauer⸗ und Luſtſpieldichtern iſt kein
Werk auf unfere Zeiten gekommen.
XXVI. Seneka iſt der einzige, deſſen
Srauerfpiele noch vorhanden ſind. Weicher aber
dieſer Seneka ſey, der fogenammte Rhetor, oder
der Philoſoph, ober ein dritter dieſes Namens?
umbd ob die Tranerfpiele insgeſamt von Einam,
oder zum Theil von einem andern dieſes Namens
herruͤhren, iſt nicht leicht gu entſcheiden. Dens
&: die alten Schriftſteller, bie dieſer Trauerſpiele
- gedenfen, fügen dem: größten Theile berfeiben
fehlechtbin den Namen bed. Senefa bey, chen
als hätten ſie ſich insgeſamt vorgenommen,
uns hierin in der Ungewißheit zu laſſen. Eben
dieſer Umſtand ſcheint ein ſtarker Beweis gu ſeyn,
daß Senefa, her Verfaſſer der Trauerſpiele, von
dem Rhetor und dem Philofophen ganz verfchie-
den
*) Storia della Pocũa T. 5..
64 a = 2
den ſey. Dean ba es nicht leicht ik, daß einet
der alten Iateinifchen Schriftfieler, Vater und
Sohn, durch die Bors oder Beynamen nicht un⸗
terſcheide, fo iſt dieſes noch viel weniger von mehr
rern qugleich zu. vermuthen. Hierzu kommt noch;
daß Sidonius Apolinaris, um diefen Seneka
von dem Rbetor und dem Philofophen zu unter
Acheiden, ihn den’ Tongifchen „genannt bat. *)
Allein biefes find Muthmaßungen, und es kann
auch ſeyn, daß Seneka, der Philofoph, wenige
ſtens einen Thell der zehn Trauerfpiele, die uhr
‚Yen aber: fein Water geſchrieben habe. Denn
was den Dhilofophen betrifft, fo wiſſen wir, daß
er fich mit der Dichtkunſt'abgegeben habe, - und
die alten Manuffeipte tragen gemeiniglich neben
dem Namen Seneka auch den Vornamen Tuttuß
der diefem Seneka eigen iſt. Daß fie aber. nidrt
aBe von biefem find, beweiſet die Werfchicdens
beit des Styls. Aber auch ein’ beitter Senefa
konnte dieſen Bornamen führen , und einen The
davon gefchriebein haben. Dieſer fol nach eini⸗
ger Meynung unter Trajans Regierung gelebt :
Haben. Das gersiffefte iſt, daß die Trauerfpiele
Hercules furioſus, Thyeſtes, Hippolitus,
Troades, Medea und Agamemnan von den al⸗
sen Schriftſtellern, beſonders Grammatifern;
unter dem einfachen Namen des Seneka ange⸗
fuͤhrt werden, 9 und bb ße alle zehn wegen
ao. 2. Ver⸗
| Kar. 9.
**) Fabric. Bibl, Lat: Lib. 2... .r. .
.
|. 65
Verſchiedenhei der Schreibart nit Don einem
‚Verfaffer find. *)
AXVIE. In der Benrthellung bed Innern
Werths biefer Tranerfpiele hat Julius Edfar
Staliger die Wahrheit weit überfhritten, da ee .
fie den griechiſchen gleich Hält, und an Zierliche
fee und Anmuth jenen des Euripides vorgies
bet. **) Man vermißt in benfelben Natur und
Wahrheit, Einfsrmigkeit des Charakters, Zaͤrt⸗
Hichfeit der Affekte, Kontraſt der Leidenſchaften,
Verwicklung der. Zufäle. Nur durch Senten⸗
gen und Deklamationen geichnen fie fi aus.
Niemand Hat fie richtiger gefchildert als Bru⸗
moy in ‘feinem griechifchen Theater ,**%) wo ee
vie Trauerfpiele de8 Senefa, deren Stoff aus
griechiſchen genommen iſt, genau mit denſelben
vergleichet, und über ihren Werth ſehr vernünfe
tige Gedanken vorbringte. Wir wollen nun zu
ben andern Cheilen ber Gelehrſamfeit fort
ſchreiten.
*) Baillet Jugemens des apevanı T.2. Pe 254 Nie,
Antonio Bibl. Hifp. Lib. ı | |
. %*) Poet. Lib. 5. €. 6.
“+, Theatre des grecs T. 1. p. 3 Edit. dA:
- fterdam ‚139 Br
—
U. Band. € Das
—
I ee = >
Das dritte Kapitel.
Die Beredſamkeit.
ENGE die Beredſamkeit, welche durch Cice⸗
ro und andere vorteeffliche Redner zu
ihrer größten Vollkommenheit gefliegen war, une
ter Auguſtus fich zum Verfall geneigt habe, iſt
in dem vorigen Bande ©. 230 gefagt und bewie⸗
ſen worden. Zu den Urfachen, bie damals bie
fen Verfall befoͤrderten, gefellten fich in den fol
genden Zeiten noch andere, die nach und nach
alles Gute, was noch bavon übrig war, vertilgt
Haben. Da der Werth der Berebfamfeit niche
mehr nach dem Beyfalle bed. Bold, und nad
Her Wirkung, bie fie bey demfelben verurfachen
Sonnte, beurtheilt wurde, und in ben Rednern
sin allgemeiner Kiel entfianden war, bie voll
Sommenen Mufler ihrer. Vorgänger durch ſpitz⸗
findige Gedanken, die ſehr oft abgefchmadt und
falt waren, und burch einen gewiſſen Schein
des Wunderbaren, den fie den gemeinften Ge⸗
danken gaben, zu Übertreffen, fam noch dag
andere. Uebel Hinzu, daß die Gremden, die fih
Aus allen eroberten Ländern zu Nom’ immer mehr
anbäuften, die Reinigkeit der lateiniſchen Sprache
verfaͤlſchten. Dieſe Urſach wirkte um ſo viel
mehr auf die Beredſamkeit, da ſich viele unter
den Fremden einfanden, die fuͤr gelehrte und
witzige Kopfe angeſt hen zu werden, und durch
| 8Selehrte
PUPPE: 6
gelehrte Schriften in Iateinifcher Epyrach⸗ ſich
berogrsusbum ſuchten. Was dieſe für. einen
Einfluß in die Denkart und Beredſamkeit der
Romer haben konnten, kann fich jedermann leichte
vorſtellen. Wir werben in gegenwaͤrtiger Epoche
ſehen, wie die Beredſamkeit ſich zwar oft ihrem
Fall widerſetzt, und ihr ſinkendes Haupt empor
hebt, aber durch die unglücklichen Zeiten zu ih⸗
rem gänzlichen Berfall dahin geriſſen wird.
U. Unter ben Schriften; welche dem guten
Geſchmack und der Neinigkeit des goldenen Al⸗
ters ber roͤmiſchen Gelchrfamfeit am nächften
fonhien, verdient das Befpräche de Cauffis
corruptae Eloquentiae zuerft genannt zu wer⸗
den. Wegen des anmuthigen, natärlichen und
Jeichten Ganges des Styls würde man baffelbe
unter bie glücklichen Werke, die unter Caͤſar und:
Auguflus ans Licht gekommen find, zaͤhlen, won
fern fid) nicht einige Ausdrücke darin faͤnden, bie
ein foäteres Alter verrathen.. Dieſes Geſpraͤch
findet man bald unter den Werfen bed Quinti⸗
land, bald unter jenen des Tacitus gedruckt:
Es ift aber fehr zweifelhaft, ob es einem von
beiden, ober welchem don heiben es zugehoͤre.
Was Tacitus betrifft, - fo finder ich in dieſem
Gefpräche Feine Spur von der gedrängten, dun⸗
keln, mit Gegenſaͤtzen und witzigen Machtfpris -
hen angefüllten Schreibart, durch welche er ſich
in feinen Jahrbuͤchern von ben übrigen Schrift
ſtellern ſo augenſcheinlich unterſcheidet. Quin⸗
E2 tilian
⸗
\
9.6.
RF
Be ä
dien aber iſt in ſeinem Styl von jenem "tes
gedachten Geſpraͤchs nicht fo ſehr unterſchieden,
Laß er der Verfaſſer deſſelben nicht. ſeyn koͤnne.
Hierzu fommt noch, daß er in einer Stelle Tele
18 achten Buchs?) ſich auf ein von ihm geſchrie⸗
benes Werk uͤber die Urſachen des Verfalls der
Beredſamkeit beziehet. Weil er aber daſelbſt
fügt, et habe in dieſem Werke von der rhetori⸗
ſchen Figur Hyperbole gehandelt, wovon in dem
obengenannten Gefpräche kein Wort worfommt,
ſo kann man ihm daffelbe nicht wohl zufchreiben.
Noch viel weniger iſt bie Meynung ber franzoͤſ⸗
ſchen Benediktiner gegründet, Die einen gewiffen
Aper aus Gallien, ber eine von ben redenden
Perfonen im Gefpräche vorſtellt, für ben Ver⸗
faſſer deffelben halten. **) Ihre Urfachen wi
herlegen fich aus dem Geſpraͤche ſelbſt. Eben fo
Yungegrügbet iſt die Meynung des Herrn Mora⸗
bin in.ber Vortede feiner frangöfifchen Ueher«
fegung dieſes Geſpraͤchs, die er 1772 and Licht
geſtellt Hat. Er haͤlt Maternus, einen Mitre⸗
denden im Geſpraͤche, fuͤr den Autor deſſelben
ESeine Urſachen aber find fo ſchwach, daß fie
nicht verdienen augefuͤhrt zu werden. Man weiß
alſo wirklich nicht, mem man das Geſpraͤche zu⸗
ſchreiben ſolle. Nur ſo viel iſt gewiß, daß es
nicht vor Trajans Regierung geſchrieben ſey⸗
Denn Maternus und Julius Secundus, die als
ver⸗
**) Hiſt. Liter. de France T. 1. p. 218. etc.
er 69
verſtorbene Perſonen redend angeführt werben,
find, der erſte nach bed Dio Zeugniß unter Dos
mitian, der andere laͤngſt vorher, geſtorben.“)
IM. So umgewiß als der VBerfaffer des Ge⸗
Praͤchs if, fo zuverlaͤßig find doch die Nachrich«
sen, bie uns darin vom Verfall der roͤmiſchen
Beredſamkeit dieſer Zeiten mitgetheilt werben.
NMicht nur: dieſe Nachrichten, ſondern auch bie
Werke einiger Redner dieſes Zeitalters kͤnnen
und zur Richtſchnur dienen, den damaligen 3
Rand der Beredſamkeit zu beurtheilen. Die noch
sorbandenen Werke bon dieſem Zeitalter find je⸗
we des Ältern Seneka, bed Quintilians und
Calpurnius Slaccus, und bie berühmte Lobrebe
des Plinius. Was wir von Seneka baben,
Beſteht in eitem Buche Suaforiaruun, oder fol
cher Neden, worin über ein Argument, welches
aus der Gefchichte, oder den poetiſchen Fabeln
genonmen ft, Leliberire wird, was zu thun
oder zu .unterlaffen ſey, und in fünf Buͤchern
Controverfiarum , (berem sehn waren, ) worin
gerichtliche: Soachen, ſo wie es ſich im Forum,
ader vor den Gerichtsſtuͤhlen gebuͤhrte, rednetiſch
behandelt werden. Won biefen ſagt er ſelbſt,
fie ſeyn eine Sammlung folcher- Neben und
Schriften ‚- die er von andern Rednern von Ju⸗
gend auf gehört oder gelefen babe. Et erinne« -
re ſich derſelben noch fo genau, als wenn er fie
€E3 - wirb⸗
8 "Auintil, Ib. 10. c. i.
vo. =
wirklich hoͤrte. ) Er fuͤhrt auch wirklich bie
Namen derer an, denen fie zugehoͤren ſollen,
und ſagt noch vieles, was ben Leſer bereden
koͤnnte, er habe die laͤngſt geleſenen und gehoͤr⸗
ten Reben anderer als ein alter Kann noch woͤrt⸗
Hch auswendig gewußt, und fo aufgeſchrieben
Allein die Einfoͤrmigkeit des Styls aller biefe
Reden uͤberweiſet hier den Sencka ’einer (ande
ſchen Rodomontade. Er hat ohne Zweifel ent⸗
weder nur den Inhalt deſſen, was er von ar
gend auf von andern gehoͤrt oder geleſen hatte,
aufgezeichnet, oder auf Weiſe der Geſchicht⸗
ſchreiber feine eignen: Gedanken und Worte an⸗
dern in den Mund gelegt. Uebrigens ſind dieſe
Werke ein wahres Beyſpiel der verderbten Be⸗
redſamkeit, die in dieſen Zeiten herrſchte. Es
finden ſich zwar · in denſelben herrliche und kroͤß⸗
- tige Gedanken; fie werden aber unter einer
Menge von Pitfindigen Einfällen und Kuͤnſte⸗
Ieyen gleichfam erſtickt. Haft kein Zug. einen.
prächtigen: und: freyen Beredſamkeit, Feine natuͤr⸗
liche und ungezwungene Beſchreibung oder Er⸗
zaͤhlung, feine Stele, die einen Affekt erregen koͤnn⸗
te, ifl darin anzutreffen. Altes fcheint dahin aba
zuzielen, daß der Verfaffer feinen Witz zeige.
IV. ‚Diefee M. Annaͤus Seneka war zu
Vorduba in een, ”*) und mar gegen das
... Ende
Prooem. Lib, 1. , Opntror.
#%*, Martial, Lib. ı. Epigr. 62. Sidon. Apollia.
Car. 9. — un oo . Ä
| Bo 0 Zu 7.
Ende Bea ficbenten Jahrhumderts nach der Er
bauıng der Staht Rom: geboren... Denn er
fagt felbiſt, er habe bie berähmseften Redner,
‚bie zu bed @icero Zeiten lebten, gehört, und Eh
cero ſelbſt hören fönnen, wofern er wegen ber
damaligen bürgerlichen Kriege fich nicht ges
zwungen gefehen hätte, in.ftineni Baterlande zu
Serbleiben. : Weil er hinzuſetzt, er habe den Aſi⸗
uns Pollio ſo wohl in beffelben. beiten Jahren
als im Alter gehört ,. diefer aber nach des. Euſe⸗
bins Chrdaik 9 Zahr früher als Auguſtus in
feinem 7a Jahre geſtorben ift, fo ift wahrſchein⸗
Itch, dag Seneka ungefähr:zo Jahr vor Augu⸗
ſtus Tode nach Rom gekommen ſey. Seit bie
fer Zeit has er. ſich His an fein Ende, welches
nicht genau beſtimint werben faun, allda aufge
Halten. . Man bat alfo Urfache, ihn unter die _
gelehrten. Italiener zu ſetzen, beſonders auch
deswegen, weil er feine Werke in Italien ges
ſchrieben hat. Er ſoll ein ſo gluͤckliches Ge⸗
daͤchtniß gehapt :haben, daß er zwey tauſend
Damen, die er kaum gehoͤrt hatte, in ber Ord⸗
nung, als fie geſagt waren‘, wiederholen konn⸗
te, auch im Stande war, zweyhnndert Verſe,
von dem letzten bis zum erſten, wenn er ſie nur
einmal” gehöre hatte, wiether herzuſagen. *)
Wenns wahr iſt, fo bat er Hierin nie feines u |
gleichen gehabt. 2. Anndus Genefa war ſein
Sohn; und ahmte ihm in der Sehreibart nach.
| ur „E4 * V.Eben
® Prooem, Lib. 1. Controv. ' EEG,
\
vo.
2 a
. Eben fo beruͤhmt, aber zue Beſoͤrde
rung der Rebelunfb viel nüßlicher, wer Quinti⸗
kan, deſſen vorachmfe Lebensumſtaͤnde Hein⸗
rich Dodwell in chronoiogifdyer- Ordnung bes
ſchrieben hat.) Weil fein Großvater **) und
Vater *»*) zu Nom gelebt haben, und er ſelbſt
von Dingen fpricht, die er in feiner zarten
Jugend zu Rom gefehen has, ****) ſo halten ihm
einige für einen gebpenen Römer. Diefed wie
ber diejenigen: zu befräftigen, bie- ihn gu einem
* Spanier machen, führen fie das Stillſchweigen
‚bed Martiald an, der zwar feine gelehrten Lands
leute fleißig anmerft, und von Quintilian oft
Meldung thut, *****) ihm aber nie einen Spa⸗
nier nennt. Da aber Eufebius in feiner Chro⸗
nik, +) Auſonius +4) und Caſſiodorus HH) aude
druͤcklich fagen, ex fen zu Calahorra in Spanien
geboren, fo. ift dieſe Meynung wabhrſchein⸗
licher. +11) Nach berfelben muß er als ein Kind
. sad) Rom gefommen ſeyn, welches wohl moͤg⸗
Ka if. Er kam gegen das 42 geht der chrife
Ä lichen ’
% Annales Quintilianl. |
“) Praef. ad Lib. 5. COMO en,
*c) Quintil, Lib. 9. e. 3. ek) Lib. 5. e. 7.
‚ehehk) Lib. 1. Epige.-62. Lib. 2. Epigr. 2
p) Ad Olymp, 217 et aıı.
ft) An Profeffor. Burdigal,. - .
th) Chronie. ad Conſul. Silvani et Prifel,
Ittt) Nic. Antonio Bihl, Hifp, Vet. Lib. 1. e. 12.
N 3 = 0 BE 7 3
hm Zeitrechnung unter ber Reglerung des
Klaudius zur Welt,*) und hatte Domitius
Afer, einen der berühmteften Redner damaliger
Zeiten, und. Servilius Novianus **) zu Leh⸗
zern. Er lehrte die Beredſamkeit u Kom, und
war der erſte, dei als ein folcher dehrer and dem
gemeinen Schatz beſoldet wurde. Diefed ges
ſchah unter dem Kaiſer Vefpaftan. **°) Er fast
\ auch felbſt, er Habe bey feinem Lehramte einige
gerichtliche Reden gehalten, und einen Sachwal⸗
ter abgegeben. +) Rachdem er fich zwanzig Naht
mit Lehren und Gerichtshaͤndeln beſchaͤfftigt
datte, gab er beides auf, und fieng an, die
Öffentlich gegebenen Lehren unter dem Titel In-
ftitutio Oratoria in ı2 Büchern zu verfaffen.
Indeſſen befchäfftigte er fich auch. mit der Un . -
cerweiſung der Rinder der zwey berühmten Maͤr.
ryrer, T. Flavius Clemens und Flavia Demi
tila, naher Anberwandten des Domitians. +)
Vielleicht war es dieſer Clemens, der ihm zur
Wuͤrde des Conſulats verholfen hat. Hr). Das
Sahr feines Todes ift gänzlich unbekannt.
EvE5Vi.
» Dodweit Aumal. Quinäil. “r
*) Quintil, Lib. 10. e. 1. üb. . 7. N
wer) gueton. in Velpaf. c. 18. —
Hb. 7. e. 2. Lib. 4. e. 1.
tt) V. Eduardi Vitry Differt, de Fleril Cleimentis
tumulo. >
- tft) Aufonius in gratlar. adlone. u
\
t
re „> |
VE Meben dem ſchon gemelbten Werke
de Inftitutione Oratoria haben ihm auch einige
die Deklamationen gugefchrieben, die mit jenem
ter feinem. Ramen gedruckt find. Weil abie
der Styl, der Geſchmack und die Ordnung darin
der Schreihart und ben Regein des Quintllians
angenſcheinlich wiberſprechen, und jedoch gewiß
iſt) daß zu des Trebellins Pollio Zeiten Dekla⸗
mationen. unter Quiutilians Namen bekannt me
zen, *) ſo iſt wahrſcheinlich, daß dieſelben ent⸗
weder von Quintibians Vater, „oder Großvater,
den Seneka, der Rhetor, unter die von ibm
ehedem. gekannten Deklamatoren vechnet, )
wenigſtens zum Theil herruͤhren. Ich ſage we⸗
nigſtens zum Theil, weilmach des obenange⸗
führten Trebellius Polli Zeugniß die Deklqma⸗
tionen des jüngern Poſthumus, eines ber 99
Transen, und wahrfcheinlicher Weiſe auch au⸗
derer Dekbawatoren Werle, darunder vermengt
worden ſind.
. VUII. Quintilians Buͤcher de Iuſtitutione
Oratoria ind. unter bie (chägbarffen und nuͤtz⸗
dichften Werke des Ilterthums zu rechnen. Er
fängt darin die Unterweifung eines Nebnerd von
feiner zarten jugend an, und'bilbet nach umb
nach fein Herz .amb feinen Verſtand zu allem,
was zu einem soßfonamenen Redner gehoͤrt.
u ck
+
* Treb. PöMdin vita Poffhäml, " u .
**) Pracf, ad Lip, 5- Contsor.. FJ
| ee 75
Eine natuͤeliche Billigkeit, bie gefiunde Vernunft,
eine reife Ueberlegung, eine genaue Erforfchung _
der Heften Schriftftelfer find der Leitfaden, nach .
welchem er feine Lehren berichtiget,, die über alle
Theile der Beredſamkeit ein beiteres Licht ver»
breiten. . Die verfchiedenen Urtheile der Gelehr⸗
een über. ben Werth berfelben: bat Mir. Gibert*)
gefammelt, und mis feinen eigenen Betrachtuns
gen burchwebt. Ob ed.gleich feinem Styl an
‚der Reinigkeit des Ausdrucks, die bem goldenen
Beitalter des Augufius eigen war, in manchen
Stellen fehlt, fo.ift doch fein Geſchmack unver⸗
faͤlſcht, und ganz demjenigen zuwider, bee zu
feiner Zeit herrſchte. Wuͤrde es in feiner Macht
geweſen fen, «ine feinen Lehren gemäße Erzie⸗
“ Hung ber Jugend unter den verberbsen Römern
einzuführen,. und. die allgemein belichten Werke
des Philoſophen Senefa *”) aug den Haͤnden des
Augend: zu reißen, fo hätte durch ihn die rditie
fche Beredſamkeit ein neues Lehen erhalten koͤn⸗
nen. Uebrigens hat er durch die tugendhaften
Büge, bie in feinem Werke überall hervorſchei⸗
nen, ben Zabel jener nieberträchtigen Echmeicht»
ley, mit weicher er. den Kaiſer Domitian ald den
erhabenſten, gelehrteſten, und vollfonmenften
Dichter Chne zweiſel, , weil rs bie Cache ſelbſt
2 wider⸗
*) Jogement des auteurs aul ont teaiee de la Rhe;
torique p. 124. Edit. V’öruferdam 1725
**) Quintil. Li, 10. c. .
/
2
76 nn 27
>.
wiberlegte) bis an bie. Sterne erhebt, , volllom-
mien ausgeloͤſcht.
VII. Die übrigen Werte der Beredſam⸗
keit, bie von dieſen Zeiten noch vorhanden ſind,
beſtehen -in den Deklamationen des Calpurnius
Flaccus, und in ber berühmten Lobrede Plinius
des jüngern Über: den Kaiſer Trajam Jene fim
den fich meiftens bey den Deklamationen, die
Quintilians Namen tragen, gedrutkt, und fiub
eben fo wie dieſe durch einen kalten und find
ſchen Witz verkuͤnftelt. Vom Verfaſſer derſelben
"weiß man nichts andere mit einiger Zuverlaͤßig⸗
Seit zu fagen, als: daß er unter dem Kaiſer Ha»
drian gelebt hat, wie Gronovius in feinen No⸗
ten uͤber bie erſte dieſer Deklamationen anmerkt.
ber von Plinius dem juͤngern und ſeiner Lob⸗
‚rede laͤßt fi) viel Zuverlaͤßiges und Gutes ſa⸗
gen. Sein Leben haben Johann Maſſon in ber
praͤchtigen von ihm 1734 zu Amſterdam veran⸗
ſtalteten Auflage ber. Lobrede, und Mylord Orre⸗
ey in feiner engliſchen Ueberſetzung der Briefe
beffelden, am beften beſchrieben. €. Plinius Eis
cilius Secundus war im Jahr 62 der chrift
lichen Zeitrechnung gu Como ”) geboren. Sein:
Barır hieß Lucius Caͤcilius, feine Mutter aber
war Plinius de Altern Schweſter. Am Comer⸗
Re liegt noch ein Landgut (Villa Pliniana)
welches den Namen von ihm fuͤhrt, und itzt dem
Mar⸗
65) Lib. » Ep 8 Ub. 4 Ep. 30. Lib. 6.
‚ Ep. 25. ete
ee | R m
Barquis von Ganarift gehoͤrt. Hier ſſt noch
‚bie Quelle, deren Ebbe und. Fluth Plinius ſelbſt
beſchrieben bat. *) In ſeiner zarten Jugend
kam er nach Rom, und war Quintilians Schuͤ⸗
ler. Hier wurde er bon feiner Mutter Bruder,
der ibm feinen Namen beylegte, an Kindes ſtate
- angenommen. Seit dem 21 Sjahre feines Al⸗
ters befchäfftigte er fich mit —* Reden
vor den Gerichten, und unch damaliger Gewohn⸗
heit in milltaͤriſchen Uebungen. Er war noch
ſehr jung, als er zur Wuͤrde eines Kriegsobri⸗
ſten in Syrien befoͤrdert wurde. Darauf ſtieg
er von eier bürgerlichen. Ehrenſtelle zur andern,
‚md wurde Quaͤſtor, Zunftmeifter, Prätor, Kons-
ſul Oberaufſeher über den. gemeinen. Schatz;
der im Tempel- des Satumug verwahrt: war;
und über bie Kriegskaſſe, endlich Statthalter
son Pontus und Bithpnien. Dieſe Befoͤrde⸗
zungen hatte er der Gunſt des Kaifers Trajanus
‚m verbanfen, wellher ihm fo gewogen war, daß,
da er einſtens ſich in einer oͤffentlichen Rede zu
ſflark angriff, er ihm einigemal durch einen Frey⸗
gelaſſenen ermahnen ließ, ſeiner ſchwachen Bruſt
zu fchonen. *) Aus. der Provinz, too er Statt⸗
- halter. war, ſchrieb er. an ben Kaiſer Trajan. dia
bekannnte Schutzſchrift für die Ehriften, worin
er das herrlichſte Zeugniß von berfelben unſchul⸗
digen Lebenswandel ablegt. Endlich entriß er
— | ſich
Li
6) Lib. 4. Ep. 30. - Plin, Lib..2. Ep. m.
78 a > = 09
ich allen öffentlichen. Gefchäfften, bezog fein
Landgut Laurentinum / und widmete ich daſelbſt
ganz den Mufen. "Sein Sterbejahr ift unges
wiß; jedych fcheint es in das zwölfte der Res
sierung des Trajans zu fallen, ba er 52 Jahr
alt war. Auf allen Seiten feiner Briefe findet
man Beweiſe eines tugendhaften und freundfes
ligen Mannes. Es iſt daher nicht zu begreifen,
wie die Eucyklopediſten ihn unter. die Gottes⸗
laͤugner haben zählen koͤnnen. ) Vlelleicht har
den fie ihn mit Plinins dem aͤltern verwechſelt,
‚bei: einige gum Atheiſten gemacht. baben,. wie wir |
unten bemerken werden. |
| IX. Nie bat ficriein Wißbegieriger auf ei⸗
ne vernuͤnftigere und. angenehmere Weiſe dem
Stubiren ergeben, als Plinius. Voll Begierde;
nicht nur ſich ſelbſt zu belehren, fonbern. auch
feine Kennsniffe andern mitzutheilen, und feine
Schriften ihrem Urtheil zu unterwerfen, hielt er
den Umgang mit guten Freunben fuͤr eine weſent⸗
UÜiche Pflicht eines Gelehrten. Gegen dieſe be⸗
zeugte er fich ungemein freundlich und gutthaͤtig.
Wie fehr er auf: die Beförderung der Gelehrſam⸗
Seit bedacht mar, bemeifen die vielen ‚Briefe,
worin er andere zum Studiren ahfpernt, ımd
bie vortrefflichſten Regeln vorſchreibt, wie fit
ſich dabey verhalten follen, und die; Freygebig⸗
seit, mit welcher er an ber Stiftung einer oͤffent⸗
. lichen
9) T. 1. art. Atlhæ.
. 7
uchen Schule zu Como Antheil genommen, und
eine oͤffentliche Bibliothek daſelbſt errichtet hat.
X. Seine Gedichte In lateiniſcher unh
griechiſcher Sprache, unter denen ein griechiſches
Trauerſpiel war, ”) wid ſeine gerichtlichen Res
den, **) find verloren gegangen. Zebn Buͤcher
von Briefen, und.die Fobrede auf den Kaiſer
Trajan find noch vorhanden; . Die Briefe find
war zierlich, jedoch mit oel nger Eorgfalt ges
fehrieben, daß man ihnen eine gewiſſe Beſtre⸗
bung, ſich fürger und fünftlicher ale feine Vor,
gänger auszudruͤcken, anficht: Man vermißt
daher in denfelben den natärlichen, leichten und
freyen Saug des Eicero, und oft kann man kaum
erratben, was er fagen will. Was feine Lob⸗
rede betrifft, ſo fehlt ed ihr nicht an Stärke und
Erbabenheit ber Gedanken; aben weil er einer
jeden Sache das Anſehen der Neubeit und des
Wunderbaren zu geben ſucht, bey jedem Schritt
feinen Witz zeigen, einen jeden Gegenſtand mis
Gleichniſſen und Gegenſaͤtzen verſchͤnern will,
ſo ſtehet er ſich immer ſelbſt im Wege, und die
Rede wird dunkel und verbrießlich.: Er hat je⸗
doch dieſen Vorzug vor Seueka, daß ſich mehr
Wahrheit in feinen Gedanken finder.
XL Dieß find die Äbergebliebenen Werke
der Beredſamkeit ber Zeiten, wovon wir han⸗
bein. Es wird aber noch ein Redner diefer Zeiten
von ben Alten fo ſehr geprieſen, das es ſcheint,
er
) Lib. 7. Ep. 3. **+) Lib. 6, Ep. 29.
| DE = =.
er habe diejenigen, deren Werfe wir befchrieben
haben, weit übertroffen. . Diefer it Domitius
Afer, aus Nimes in Gallien gebürtig, ber un-
ter dem Kaiſer Kaligula bluͤhete. Duintiliau
fast von ihm, er.gebe allen ihm bekannten Red⸗
ueru in ber Wahl des Ausdruds, und in be
Art feine Saͤtze zu beweiſen, vor, und ſey
werth, in die der Alten geſetzt zu wer⸗
den. *) Eine Mebeunheit, die ſich zwiſchen
ihm und dem Kaifer Kaligula zugetragen hat,
betweifet, was Schmeicheleyen. bey einem Fl
fien vermögen, der für gelehrt angefehen ſeyn
will. Kaligula hatte aus gelehrtem Neid feine
Ungnade auf-diefen Redner geworfen, und ſich
vorgenommen, ihn wegen eines leichten Ver⸗
gehens vor dem Senat anzuklagen, um bey die⸗
fer Gelegenheit feine Berebſamkeit zu zeigen.
Domitinẽe, ber. fing genug war, bea Grund
feiner Ungnade bey dem Kaifer einzufehen, ſchien
anfänglich vor Verwunderung über bie Stärke
der Beredſamkeit feines Gegners zu erſtummen,
und fieng nach gesudigter Rede: bed Kaiferd an,
biefelbe himmelhoch zu erheben, - einige. Stellen
davon mit Entzuͤckung gu toiederholen, bie außer:
ordentliche Schönheit berfelben zu zeigen, uub
endigte mit der Verſicherung, ex wäre unfähig,
Ach wiber einen foldyen Strom ber Beredſam⸗
beit zu vertheibigen, und es bliche ihm nichte
übrig, als fniefälig um Gnade und Vergebung
| | zu
9 Lib. 10. e. 1.
a am >> 2 2 $ı
zu fliehen. *) Hierauf erfolgte nicht mur bie vol⸗
lige Verföhnung, fondern auch feine Befoͤrde⸗
g zur Würde des Konſulats. Es ergieng
ihm aber endlich faft wie dem Hortenſius. Denn
er konnte fich in feinem Alter nicht mehr öffent
lich Hören laffen, ohne Mitleiden oder Gelächter
zu erregen. ”*) Es iſt wahrfcheinlich, daß feine
“ sabelhaften Sitten großen Theild fchuld daran
waren. **) Er Barb von übermäßigen Een,
wie Eufebins in feiner Chronik anmerkt, im.
fünften Jahr ber Regierung bed Nero. }) ch
würde noch ein langes Vergeichniß von Rebnern,
die fich in dieſen Zeiten einigermaßen. hervorge⸗
than haben, aus Quintilian und Tacitus ſam⸗
meln koͤnnen, wofern dieſes meinem Eundzwecke
nicht zuwider wäre. Wenn man nun noch die⸗
jenigen müßte und anmerfte, die zu ber Zeit leb⸗
ven, da Duintilien ſchrieb, und bie er aus
Riugheit übergehet, fo würde die Anzahl derfela
ben überaus groß werden. Sim erfien Kapitel
des zehnten Buchs lobt er zwar ſehr die Redner
feiner Zeit; vergleicht man aber biefed allgemeis
ne Lob mit bem, was er in vielen Stellen von
der verderbten Veredſamlei ſeiner Zeiten ſagt, ſo
Tann:
*) Dio Lib. so. | .
.*%) Quintil. Lib. 12. e. II.
*#*) Tacitus Annal. Lib. 4. ce 3.
t) Idem Lib. 14. c. 19.
II. Band. 8
82 —_ 7
kann man leicht errathen, daß es nur ein ler⸗
res Kompliment war.
Das vierte Kapitel. ui
Die Geſchichte.
I. GVNie Zeiten, von welchen wir handeln, wa⸗
ren für die Roͤmer fo ungluͤcklich und
traurig, daß es ihnen faft zn wilnfchen war, man
vertilgte alles Andenken davon. Denn es ge«
reicht den kurz vorher fo tapfern Roͤmern zur
ewigen Schande, das Joch phantaflifcher Ty⸗
rannen, vor welchen ihr eben feinen Tag ſicher
- mar, gutwillig gebulbet zu haben Weile
- aber für einen Unglüdlichen keine geringe Er⸗
Keichterung ift, andern fein trauriges Schickſal
zu ersäßlen, fo haben verfchiedene unter denſel⸗
ben die Geſchichte ihrer und ber vorigen Zeiten
für die Nachwelt aufgezeichnet. Die Anzahl die⸗
fer Geſchichtſchreiber ift nicht geringer als jene
des vorigen Zeitalterd. Allein die Schler, welche
den Dichtern und Nednern dieſes Zeitraums ans
fleben, find ihnen auch gemein, befonderg bie
überflüßigen Sentengen und. eine gar zu ge
drängte und verfünftelte Kürze, woher die Er⸗
zaͤhlung oft unverftändlich dunfel wird. Diefes
muß nicht meniger ald das Verderbniß der
Dichtkunſt und der Beredſamkeit dem allgemeis»
nen Kitzel, ſpitzfindiger und witziger, als die Vor⸗
gaͤnger, zu ſcheinen, zugeſchrieben m werden.
U. Uns
0 ee 85
II. Unter denen, deren Schriften noch
vorhanden find, iſt €. Velleius Paterculus der
Attefte. Keiner der alten Schriftfielier (Priscia⸗
nus ausgenormmen,) thut Meldung von ihm,
Aus dem, was er hier und da in feinen Echrife
sen von ſich ſelbſt ſagt, laͤßt ſich ſchließce, daß
er ungefätye achtzehn Jahr vor ber chriftfichen
Beitrechnung geboren war, und von einem edlen
Gefchlechte aus Reapel abflammte. Er foll den
Serähriten Magius, der in bem Kriege wider
‚Hannibal den Römern fo.treue Dienfte that, un«
tes feine Ahnen gezählt haben: "Unter Auguſtus
and Tiberius ift er bey mehrern Feldzuͤgen, be⸗
fonders in Zeutfchland, als Dfficier geweſen,
und ale Bürger hat er die Ehrenftellen des Dude
ſtors, Tribuns des Volks, und Praͤtors beglei⸗
tet. Wann und wie er geſtorben ſey, laͤßt ſich
nicht genau beſtimmen. Weil er aͤber am Ende
feiner Geſchichte dem Sejan auf eine kriechende
Urt ſchmeichelt, fo fcheint er ein Freund dieſes
unwuͤrbigen Minifigrs geweſen zu feyn. Es kann
ſeyn, daß er in der Verſchwoͤrung deſſelben ver⸗
wickelt war, und mit dem Haupte ber Verſchwoͤ⸗
rung im Jahr 31 der chriſtlichen Zeitrechnung ein
unglücliches Ende genommen babe. Alles dies
ſes hat Dodwell in feinen vellejanifchen Anna⸗
len, die ſich in verſchiedenen Herausgaben des
Vellejus Paterenind, beſonders aber in ber Bur⸗
mannifchen von 1719, befinden, weitlaͤuftiger
ausgefuͤhrt. | |
f>
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+
t
&% * 8* =
* J 5. “ 7*
III. Es And zwey Geſchichtboͤcher vomihm
vorhanden, von. welchen aher das erſte fo man⸗
gelhaft iſt, daß man kaum verfichen-fann, "von
was ed gehandelt babe. Die Muthmahung bei .
Juſtus Liplius daß es ein kurzer Entwurf der
allgemeinen Geſchichte Italiens:vor feinen Zeiten,
getvefen fen, worauf er im zweyten Buch jene feine,
Zeiten big, ing fechgehnte Fahr der Regierung: des
Tiberius weitlaͤuftiger erzaͤblt, iſt vernuͤnftig,
WolfgangLaſius hat ein anſehnliches Fragment
unter dem Namen des Paterculus ans Licht
geſtellt; hat aber niemand. bereden laͤnnen, daß,
WE aͤcht ſey. 9. Sein. Styl iſt nach der Ger
wohnheit dieſer Zeiten gar zu gedrängt, und.
Leshalben oft dunkel. Es fehlt ihm, nicht an Leb⸗
haftigfeit und Stärke des Ausbrude. . Er mid,
braucht aber diefelbe ‚oft, Kleinigkeiten zu erhe⸗
ben, und iſt fo übermäßig freygebig an Senten⸗
zen, als je ein auderer Schriftſteller dieſes Zeit⸗ |
alters. Die niedertraͤchtige Schmeicheley ‚mie
melcher er bie. ‚größten. Unwahrheiten zum Bobe.
bes, Tiberius ſagt, iſt ihm dis Geſchichtſchrei⸗
ber, den zwar manual die Wahrheit ver⸗
ſchweigen, aber nie etwas falſches wiſſentlich
erzählen darf, leineswegs gu verzeihen. |
IV. Ein. ZeitgenoB. bes Patercufuß war.
Valerius Maximus. Man weiß nicht® ans,
ders von ihn, als daß er mit Fertus Pompejus
‚iM,
9 Comment. de' Rep, Rom. Lib. 1. e ® |
*), ‚Fabric. Bibl, Lat..Ves, Lib, : 2.0.2.
hl — = = = 2 '35
im Aſten geweſen iſt, wie er ſelbſt erjaͤhlt. W
Daß er ein: Berk von merkwuͤrdigen Spruͤchen
und Thaten aus der römifchen und fremben Ge⸗
ſchichte gefammelt Gabe, bezeugen verſchiedene
alte Schrfftſteller. ) Ob aber das Tat
weiches unter feinem Namen bekannt iſt, das
adurliche: ſey, weiches er gefehrieben bat, ober
sin Auszug deffelben, ift von Boſſius und am
dern in Zweifel gezogen worden. Woſſtus, bet
(ich auf ein Manuſkript der kaiferlichen Biblio⸗
at zu Wien, **) und zwar auf das legte
Dach deſſelben, erichet, haͤlt es für einen von
Julius Paris verfertigten Auszug aus dem Werft
bed Valerins Maximus; 1) allein die Worte
worauf Voffus ich gründet, beweiſen nur, ba
Julins Paris das verlorme zehnte und loetzte BR
Buch des Valerius Maximus aus zugswelſe ers
fetzt habe. Andere wollen, ff) Jaauavius Lies
porianus habe ben Valerius Maximus ind Kuͤr·
zere gebracht. Dieſe beziehen ſich auf einen Brief
des Repotianus, den ber P. tabbe ans eitend
Zu 83 . er
*) Lib.: 2.6 6 m. - '
**) Plin. Senior Lib. ı. in Ind. Piatr.InMarel
Gellius Lib. 1. 7.
#*%) Lamb. Comment, de —* Kb. 2.p. 829.
Edit. Vindob. 1769
H Voll; de Hif. —8 t. e. 24.
+) Cantel in der Morrede des voR Po 2679 iM vun
- berausgegebenen Val. Mazimyp.. -. . . .:
86 u u ed
alten Mamıffeipt ans Licht. geftellt Kat. *)
Weil aber Nepotiamus in dieſem Briefe nur ſei⸗
nen Willen anzeigt, dem Valerius Maximus
das Ueberflüßige zu benehmen, und noch wirklich
viele überflüßige Deklamationen, Ausſchweiſe
und Sentenzen darin gefunden werben, fo ſcheint
biefet Auszug des Nepotianus entweder nicht zu
Stande gefommen,.. oder. das Werk nicht gm
ſeyn, welches unter des Valerius Maximus
MNamen vorhanden iſt. Daß diefes kein Auszug
ſondern des Verfaſſers ächted Werk ſey, kaun
Wohl nicht ſtaͤrker bewieſen werben, als dadurch
daß die Stellen, die Gellius und andere alte
¶ Schriftſteller aus demſelben aufuͤhren, von Wert
gu Wort fo lauten, wie wir fie in dieſem Werke
finden. Der Berfaffer hat «8 dem Kaifer Tibe⸗
rius gewidmet, und ihm ſolche Lobfprüche bey⸗
gelegt, als man kaum einem ber tugendhafteſten
Gürften ercheilm kann. Aus dem neunten Buche
laͤßt ſichs ſchließen, **) daß er Sejan uͤberlebt
Habe. Deſiderius Erasmus iſt der Meynung,
ſeinent Styl gemäß ſcheine er mehr ein Afrikaner
als Italiener zu ſeyn, und dem Cicero ſey er ſo
ähnlich, als das Maulthier einem DRenfchen. ***)
Neben den Fehlern, die ben andern Schriftſtel⸗
lern feiner Zeit gemein find, bat er noch eine .
Harte und rohe Art ſich auszudruͤcken, und we⸗
®) Nov. Biblioth, MSS, Tom. I. Po. ß
")Lib.g.<cir.n4 BE
%*) Dial, Corona —
/ - ,
- v
Allee 87
nig Kritik in der Wahl deſſen, was er aus an⸗
dern Geſchichtſchreibern anfuͤhrt.
V. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß Gain.
mus Curtius Rufus, der Verfaſſer der Geſchich⸗
te Alexanders des Großen, in dieſen Zeitraum
gehoͤre. Die beruͤhmte Stelle des 10 Buchs
9 Kapitels, wo er von einem Kaiſer ſeiner Zeit
ſpricht, Der in einer Nacht, die für das Kai-
ſertbum beynabe Die lezte war, dem roͤmi⸗
ſchen Volke, welches obne Überhaupt war,
sie ein neuer Stern aufgieng, fehicht fih auf
Seinen Keifer beffer als auf Klaudius. Denn
da den 24 Sjenner Kaligula ermordet. war, ent⸗
fand: ein fo großer Aufruhr unter dem Volke,
Daß der Senat fich gezwungen fah, ale Quar⸗
‚tiere der Stadt mit Soldaten zu befeßen. Der
‚Rath verfammelte ich, und war größtentheilg
bed Vorhabens, die monardhifche Regierungs⸗
art abjuſchafft und bie republikaniſche wieder
einzuführen. Megeſchah aber in der folgenden .
Nacht, da alles im größten Aufruhr war, daß
Klaudius von ben Soldaten aufgeſucht, und
mit Beyfall des Volfs zum Kaiferthum erhoben
wurde. Wenn man Suetonius, *) Dis, **)
and Joſeph Flavius ***) wit einander vergleicht,.
fo wird offenbar, daß Nom damals einem bürs .
gerlichen Kriege und einer Anarchie, folglich ſei⸗
| 8 4 nem
6) in Claud. ı 10. - 7 **) Lib, 60. .
#4) Antiq. Jud. Lib. 19.
-
\
er ‚ ı
x - % ' .
88 | _ —
. .
nem Verberben fahre nahe war. Darauf unter
drückte Klaudius gänzlich das noch glimmende
Teuer der Verſchwoͤrung wider Kajus und ihn
ſelbſt, und führte die allgemeine Nube wieder
ein. Alles diefes ſtimmt mit der obengemeldten
Stelle des Eurtius fo genau und buchftäblich zu
fammen, daß ich nicht begreifen kann, "warum
ſie von andern im metapborifchen und gezwunge⸗
nem Verſtande auf andere Kaifer gezogen wor⸗
den ſey. Weil fie kurz ift, fo will ich fie Hier
woͤrtlich anführen. Proinde jure meritoque
populus Romanus falutem fe principi fuo der
bere profitetur,.cui noctis, quam pene ſupre-
mam habuimus, novum fidus illuxit. Hujus
certe, non ſolis ortus, lucem caliganti red-
didit mundo, quum fine fuo capite difcordia
membra trepidareat. Quot ille tum faces?
—— gladios? quantam tempeſtatem
ubita ferenitate .difouffit? "Yan. ergo revi-
refcit folum, fed etiam floret Mperium. Abfıt
modo invidia. Excipiet hujus faeculi iem-
pora ejüsdem domus utinam perpetus, certe
diuturna: pofleritas. Es iſt alfo ſehr wahre
ſcheinlich, daß Q. Enrtius Rufus unter dem
Kaifer Klandins feine Geſchichte gefchrichen habe;
VI. ‚Von: diefer Gefchichte ſchweigen zwar
alle alte Schriftſteller, und erſt im zwoͤlften und
dreyzehnten Jahrhundert thun Johann von
Sarisberg *), und der Kardinal Jakob von
u ig
, *) Lib. 8. Polyerat, c. 18 J—
‘
x
. ‘
09
s
Bitry YRdbung davon. Kiieln hieraus Mßk
Neh nicht ſchließen, daß fie «in umtergefchobenes
(Bert neuerer Zeiten ſey. Denn erſtlich was
das Stillſchweigen der Alten betrifft, fo iſt bie
ſes an ſich ſelbſt fein binreichender Grund, es
gu beweiſen. Die Geſchichte eines griechiſchen
Helden war für die Roͤmer Sein fo intereſſtren⸗
der Gegenſtand, dab fie von alten Gelehrten ge
ſucht und gelefen worden wäre. Unter bin älte
Ken Schriftſtellern ind Tacitus, Suetonius und
Duintilian die einzigen, welche von Curtius
Meldung thun fonnten. Die pwey erfien haben
es auch wirklich gethan. Denn Tacitus meldet
Yon einem Curtius Rufus, **) der unter des
Klaudius Regierung berühmt war ; und in einem
- Fehr alten Verzeichniß von Rhetorn, ‚deren Leben
Guetonius beſchrieben hat, welches Achilles
Statius beſaß, Fand ſich der Name eines Curtius
Rufnus. Curtius kaun alſo einer von diefen
zweyen ſeyn. Was Dukitilian betrifft, ſo
ſchweigt er ganz und gar von ihm. Wenn abrr
diefes etivas bewieſe, fo muͤßten auch Rornelius
Nepos, Vellejus Patercuius, und Valerius
Moximus, von denen er nichts meldet, erdich⸗
rete Namen feyn. Wenn dieſes noch nicht hin⸗
reichend iſt, den gelehrten Ronrad Schurz⸗
fleiſch u widerlegen, welcher davor hielt, ded
850 Eure .
©) Hif. orient. Lib. 2 nn
**) Lib. 11. Anna], © 20. Al. |
"eo 2
Curtius Geſchichte ſey ein untergeſchobeneẽ Wert
eines Gelehrten, der vor drey oder vier hundert
Jahren gelebt babe, *) fo will ich noch dieſes
biuzufeßen, daß ſich in der folbertifchen Biblio,
chek ein Manufkript des Curtius befindet, das
nach Montfaucond Geftänduig **) wenigſteu
800 Sabre alt if, imb daß Magliabechi «in ande
ves chen ſo altes dem BCE Wagenfeil sh
get hat.**) |
- VIE Hierzu Könnt ned; das. Zenguifh
welches die Schreibart diefer Geſchichte son der
Wahrheit und dem Aterthume derſelben ablegt
Diefe beweiſet augenſcheinlich daß der Verfaſſer
in einem der Jahrhunderte, da man noch ziem⸗
lich aͤcht Lateiniſch ſprach und ſchtieb, gelebt ha⸗
be.) Sein Styl ik zierlich und anmuthig,
| - jedoch nicht immer ſich ſelbſt gleich, und manche
mal geigen ſich darin Merkmale deu verfalleyden
Latinitaͤt. Ex liebt ungemein. bie redneriſchen
Beſchreibungen, auch ba es gar nicht. noͤthig iſt,
und iſt oft deklamatoriſch; hat aber den Fehler
nicht, daß er, wie andere ſeiner Zeiten, zu
witzig ſcheinen wolle. Johann le Clerc findet
im a Lurtius ” all Sarelbofut; tt) Dinger
AR eud, — p- dic. |
*x) Praef. ad Palaeogr. graec.
‚%%*#) Pera Libror. Juven. Tom. 4 P 178-
}) Bayle Dict. Art. Quinte Garce.
41) Ars Critle. Part; IL Seci. 3.
-
x
2
x *
le
gen verteleie Ihn Satob: Peen über ale
maßen. *) |
- vni. Bon €, Corneliua Taci ‚Baben
wir mehrere und. fichrere Nachrichten: er zu
Serni in Umbrien geboren —— eine alte
Sage ber daſigen Bürger, und der Herr Angie
Tint in feiner Sefchichte dieſer Stadt.) Er
"war elnige-Jahre älter ale Plinius der jünge
pe, *) ſobglich inige Jahre vor 62 der chriß-
lichen Zeitrechnung zur Welt gefommen. Es
iſt wahrſcheinlich, daß Tacitus, ber roͤmiſche
Ritter und Statthalter in dem belgiſchen Gal⸗
lien, von dem Plinius der aͤltere Meldung
thut, 999) fein Vater war. Im Jahr 78 ver⸗
maͤhlte er ſich mit der Tochter des berühmten
Agritola, deffen Leben er befchrieben bat. 1
ter den Raifern Vefpaflan, Titus, Domitian
und Nerda iſt er zu verſchiedenen Ehrenſtellen })
Sefscdert worden. - Nerva erhub ihn fogar um
Konſulate, da im Jahr 97 ber Konſul Virginius
Rufus mit Tode abgegangen war. tt) Bey
- Biefer Gelegenheit machte er feinem Vorgaͤnger
eine ſchoͤnt keichenrede. Daß er vom Kaiſer
| Domi.
*) Q: Curt. Rufus pefitures in integrum et vin-
tus.
**) Storia-di Terni P- 42. etc.
we) Lib. 7. Ep. 20.: ° Wer) ib. 7. e. e. 16.
D Hifor. Lib. 1.c: 1: Annal. Lib. 11. € 11. |
it) Plinius Lib. 2 Ep 2.
„J
re
Domitianiindi@ienb:sefhidt, mb: Jahr alt
geworden fen, iſt ungegruͤndet. ) Bon ben
Übrigge Lebensumftaͤnden dieſes Geſchichtſchrei⸗
bers haben Bayle **) und der! Riceron )
seitläuftiger gehaudelt..
* IX. Seine Werke find zwo verſchiedene Ge⸗
ſchichten von den roͤmiſchen Kaiſern, von denen
er die eine, weil er die Jahre der Begebenheiten
darin anmerkt, Anuales, die audere aber Hi-
Naoriae neunt. Von den Jahrbuͤchern, wo er
von Auguflus. anfaͤugt, und bey dem Tode des |
Nero endiget fehlen das 7, 8,9. 10 Bud, der
Anfaug des ır, ein Theil des 16 Buchs, und
bie. übrigen Sicher von ben Kaiſern, Die anf
Diero gefolgt find. Die Libri:Hifloriaruns fig
gen von Galba an, und .endigten ich mit Dos
mitian. EB iſt aber nichts mehr davon vor⸗
banden, ale die vier erſten Bücher. und ein Theil
des fünften, weiches nur einen Theil der Regie⸗
tung des Veſpaſtaus beruͤhrt. Nebſt dieſen ha⸗
ben wir noch von ihm das ſchaͤtzbare Werk von
den Sitten der alten Teutſchen, und die Lo
bensbefchreibung feines. Schwiegervaters In⸗
lius Agricola. Man kann nicht Iäugnen, daß
Tacitus in der Staͤrke der Gedanken und des
Ausbrucks ſich vor allen andern lateiniſchen Ge
ſchichtſchreibern auszelchne. In der Schilde⸗
um
*) Boyle Dialon. art. Tacin, 8
*%) ioe. ck, -» : Br ., : „N
*t*) Memoir. des Hommes — 2 Tom, 6.
I ao 23 93
sung, eine jeben Charakters iſt er. vorkrefflich.
Mit wenigen Zuͤgen weiß er ihn auf das lebhaf⸗
tee zu entwerfen, May glaubt die Sachen,
Die er befchreibt und erzähle, mis Augen zu few
ben; und mad ihn vor. allen andern ſchaͤtzbar
macht, iſt⸗ daß er uͤberall als «ein Philoſoph
sen zu erzählen, ſondern erforſcht auch uͤberall
bie Duelle derfelben: . Aber faͤllt er nicht auch
manchmal in ben Fehler feines Zeitalter, daß
er zu viel Wis in Gedanken und Ausdruck zeigen,
wolſle? Waren die politiſchen geheimen Abſich⸗
son, denen er. die Begehenheiten zuſchreibt, mirke
lich die Triebfeder derfelbeg? oder pft von ihnp.
erhacht, um ein ſcharfſichtiger Renner des menſch⸗
lichen Herzens. gu ſcheinen? Sind nicht feine,
Seutenzen oft uͤberfluͤßig, und wicht vielmehr
eine Geburt eines Pitindigen Witzes, als eine
natürliche Folge der Begebenheiten? Sind nicht.
feine. Sebanfen oft bis zus Dunkelheit gedrängt, .
und ohne Aumuth und Wohlklang dahin gewor⸗
fin?, Niemand bat ihn beſſer ald Dir, de S.
Eysenogt in einem zwifchen ihm und Salluſtius
angefteliten Vergleiche beurtheilet. ) Inter den
Weberfetsungen des Tacims geichnet ſich die ita-
lienifche des Herrn Davanzasi fonderbar aus.
Diefer hat bewiefen, daß man fich im Italieni⸗
ſchen eben fo kurz, als Tacitus im Lateiniſchen,
aus⸗
*) Oeuvred meltes Tom. L pat. 76.. edit. de-
Lyon 1692. oo u
9 ee
ausbräden koͤnne; jedoch iſt das Werk ne _
Aumnuth, und etwas ſchwer gu verſtehen. Die
arueſte Herausgabe des Jeſuiten Gabriel Bro⸗
Ber iſt ohne Widerſpruch die ſchoͤnſte, ind hat
noch dieſen Vortheil, daß ber Verfaſſer die ver
fornen Bücher drs Tatitus mit einem lateini-
ſchen Supplement erſetzt, und den Styl deſſelben
vortrefflich nachgeahmt hat.
X. Ein Zeitgenoß des Tacitus, und wie
vieſer ein großer Freund des juͤngern Plinius, y
war Cajus Suetonius Traͤnquillus. Plinius,
den vielleicht keiner aus dem Alterthume am:
-Dienfifertigfeit gegen feine Freunde übertroffen:
hat, verfchaffte ihm von Trajan die Wuͤrde eb‘
ned Rriegsobriften, bie er aber zum Beſteu
feines Verwandten Ceſennius Sylvanus verbat,
und bie Privilegien, die deyen zukamen, bie drey
Kinder hatten.” Er hielt ihn fo gar bey ſich⸗
‚im Haufe, ald einen Mann, an beffen tugend⸗
haftem Lebenswandel und gelehrten Beſchaͤffei⸗
gungen er ein ſonderbares Vergnuͤgen hatte.*)
Auch der Kaiſer Hadrian hatte ihn ſo werth,
daß er ihn zu ſeinem Sekretaͤr machte. Er wur⸗
de aber dieſer Wuͤrde entſetzt, weil er fich gegen
bie Kaiſerin Sabina nicht fo ehrerbietig betragen
hatte, ald es der Vobiſtand erfoderte. d Denn-
ob⸗
*) plif. Lib. 1: Ep. 18. Lib. 3. Ep. $. Lib, 5.
‘Ep. 11. Lib. 9. Ep. 34.
“+, Id, Lib. 10. Ep, 95. 7 #8) id, ib.
}) Spartianus in vita Hadrlani, Ä
“zer | 095
obgleich der Kaiſer feine Gemahlin haßte, ſo
wollte er dennoch nicht leiden, daß ohne ſeinen
Befehl ihr übel begegnet wuͤrde. Ans des
Spartianus Worten, apud · Sabinam uxorem,
injuſſu ejus, familiarius fe tung eperant,
quam reverentie domus auliere poflnlabär,;
ſchließen einige unrichtig, daß er und anbere
ſich mit der Kalſerin in ein geheimes Liebesver⸗
ſtaͤndniß eingekaſſen haben. Sein Fall bey Hofe
geſchah gegen das Jahr 1221. Was nad) dieſer
Zeit ſich mit ihm zugetragen habe, und wie long
de noch gelebt Gabe, iſt unbekannt.
AT. Die Werke, welche ihn bey der Nach⸗
welt berühmt: gemacht haben, Aub Die Lem
bensbefchveibungen der zwölf Raifer, som Jue
nus Caͤſar an’ bie gu Domitian, und fewe der
beruͤhmten Grammatjeer und zum Theil auch
Ber Xhetotn. Es find auch noch bie Lebens—
befebreibungen des Terentius, Horatius, In⸗
venalis, Perſius, Kucanus und Plinius des
aͤltern unter ſeinem Namen bekannt. Wenn
man aber jene des Terentigs, die Donatus ſich
eigen gemacht hat, und des Hbratins, die Por⸗
phyrius ausdruͤcklich dem Suetonius zuſchreibt,
ausnimmt, ſo find die übrigegerach der meiften
Kritiker Meynung untergefcho oben, beſonders
jene des Plinius, die mehrere Jahrhunderte
ſpaͤter geſchrieben zu ſeyn fein. *) Sein
vor
L Fabrie Bibl, Lat. Lib, 2, c. 2%
y
t
x.
96 Gigliezzupie
vornehmſtas Werk .And-bie Lebencbeſchreibungen
der. zwoͤlf Kaiſer, wo feine Hauptabſicht iſt,
das Privatleben derſelben abzuſchildern; denn
ex hält ich durchaus mehr bey ihren Tugenden
und Laſtern, als bey ihren oͤffentlichen Unter⸗
nebmungen auf. Was feine Schreibart bes
trifft, ſo iſt er zwar von dem allgemeinen Feh⸗
ler feiner Zeiten, Witz und Sentenzen gu dem
führenden, frey; ‚er iſt aber ein: umgierlichen
mätter und kalter Erzaͤhler. Vopiscus ) und
Hieronhmus **) ruͤhmen feine Wahrhaftigkeit,
welche von Me. Linguet mit Unrecht in Verdacht
gezogen wirb. ꝰ)¶
au. Der letzte Geſchichtſchreiber dieſes
Zeitraums, deſſen Schriften nicht verloren ge⸗
sangen ind, ift K. Bmmius Florus. Die Spa⸗
mier und Franzoſen ſtreiten ich um feinen Ge⸗
burtsort, ſtimmen aber beide darin zuſammen, +)
baf ihre Anforderungen nicht hinreichend gegrün«
der find. Italien bleibt alfo im Beſitz feines.
Morrechtd, welches ch auf. deſſelben langen
Yufenthalt dafelpft ‚gründe. Der Herr Abt
Longchamps, ber ſehr geſchickt if, einer jedem,
| Sache das Anſehen des Munderbaren zu geben,
. ww " anapu—
*) in Firmo ce. 1. et in Probo c. 2.
**) Apud Vofl. de Hif. Lat. Lib. 1. c. 31.
“r) Hiftoire des Revolutions de l’Empire T. L.
5 Hif. Liter. de France T. 1. p. 255. Nic. An-
tonio Bibl, biſp- Vet. T. 1.0 16.
—
——— F
erzaͤhlt, ) Flotus habe ſich unterſtanden, mis:
bem Kaiſer Hadrian in der’ Dichtkunſt zu wettei⸗
fern, und gründet ſich auf die Verſe, die ein
gewiffer Dichter Slorug auf Hadrian gemacht
haben ſoll:
“© Ego nolo Caefar elle,
' Ambulare per Britannos,
'Scythicas pati pruinas,
Worauf ber Raifer antwortete?
Ego nolo Florus effe,
Anibulare per tabernad,
“ Lecigpre per popinas,
Culices pati rotundos, **)
Es ficht aber jedermann leicht ein, daß hieraus
nicht folget, der Dichter Florus ſey der Ge⸗
ſchichtſchreiber, odet habe mit dem Kaiſer in ber.
Dichtkunſt gewetteifett. Man weiß nichts ges
wiſſes von ihm, als daß et unter dem Kaiſer
Trajan ſeinen kurzen Begriff der toͤmiſchen
Geſchichte geſchrieben hat. Denn dieſes erhellet
aus der Vorrrede des erſten Buche: Sein Zeit⸗
alter würde man auch beynahe aus feinem vers
kuͤnſtelten und an Sentenzen verſchwendetiſchen
Styl, und an den Merkmalen der verfallenden
Sprache kennen. Daß er der Verfaſſer des Ge⸗
dichtes Perviligium Veneris, bes fonft dem Se⸗
Held“
© Tableau biforkaue etc. T. t. p. 133.
**) Spartianus in Vita Hadrian.
II. Band. . 6 u Burze
98. a in — =
neka zugeſchriebenen Trauerſpiels —E
einiger andern kleinern Werke ſeh, wovon Ale
dus *) und Voſſius **) handeln, kaun niche
herwwiefen werben. .
XII. Es find noch einige andere Gefchichts
fchreiber von biefen zeiten befannt, deren
Schriften zwar verloren gegangen; ihr Charak⸗
ter aber und dag Verdienſt um die Gefchichte fo
fonderbar find, daß fie in ber gelehrten Gy
ſchichte nicht Können übergangen werben. Der
ſich am meiften „unter ihnen ausgezeichnet hat,
iſt Cremutius Cordus. Er hagge die Jahr⸗
buͤcher des Auguſtus mit der Freymuͤthigkeit ei⸗
48 alten Roͤmers geſchrieben, und wo er vom:
Kaffıng und Brutus handelte, beide die letzten
Schten Römer gätannt: Anderswo hatte er
auch die nieberträchtigen Römer feiner Zeiten mit
einem bittern und beißenden Salze gerieben. ***)
Zwey Anbeter des Sejans verflagten Ihn deshale-
ben ben Tiberius. Er vertheibigte fich aber mit
einer damals unerhörten Starkmuth; und da er
vorfah, daß Ihn nichts dom ber Rache des Kai⸗
ſers retten würde, fo hungerte er fich freywillig
zu Tode. 1) Martia, feine Tochter, verbarg
feine Schriften , die durch Bei bes Senats
Ders
KL.) Bib. Lat. Lib. 2. c. 27.
**) De Hiſt. Lat. Lib. 1. e. 30. de Poet. Lat. c. 4
#4) Senecd de Confol. ad Marcian. c. 22.
H) ibid. et Tacitus Lib, 4. Annal; c. 3 Sutton:
in Tiber. 61: Dio Lib, 57.
rn | 2.99
‚serbcannt wetdan follten.. Senetü det lfetoe
fährt ein Fragment daven an, ) wo er erzäplk
ee wo DE u Be
enatüs, Romanique nominis titulus, tum
Sretiuin interfectoris ſui. ‚Praecipue tamgıy
Folvit ectord ömnium if facrymas gemitus-
ue vita ad caput ejus deligata manus dextera,
ivinaequę eloquentiae ininiſira Caeterorums
ie caedes ptivatos luclus exeitäverund, illg
tina‘ comhiudem. Mit einen! eben ſo freyen
eife und mie gleichem Schickſale hat Titus Lad
bienus bie letzten buͤrgerlichen Kriege der Roͤmet
nmer des Tiherius Regierung beſchrieben. Sd
ed 6 2. Bar hoch
&
[4
. . ru
m. 5, . .
*) Sualor. 7. , Br ENT um on“ \
wo.
160 a
hoch als ihn jebermann wegen feiner ungemeinen
Seredſamkeit ſchaͤtzte „ſo ſehr mar er wegen ſei⸗
Ver Laͤſterzunge, welche ihm ben Afternamen
Kabienus zuzog, bey allen verhaßt.*) Da mai
feine Schriften, Sffentlich verbrannte, fol
Kedner Raſſius Severus laut ausgerufen ha⸗
ben: man müßte nun auch ihn verbrennen, weil
er diefe Schriften auswendig wüßte. Labienus
wollte diefe Entehrung nicht überleben, und ließ
fich unter die Vorfahren feines Geſchlechts les
> Sendig begraben. So haben fih auch unter
dem Kaifer Domitian Erennius Senecio und
Zucius JIunius Arulentus Ruftikus durch ihre
hiſtoriſche Schriften den Tod zugezogen: der er⸗
fie wegen einer freymuͤthigen Lebensbeſchreibung
des Helvidius; *) der andere wegen einer Lob⸗
ſchrift über den nämlichen Weltweiſen, und über
Paͤtus Trafeas.*)
“XIV Wenn man ben. kobſpruchen, die
zlinius der juͤngere oft verſchwendet, in Anſe⸗
ung des Titinnius Kapito trauen darf, ſoͤ mar
dieſer nicht nur ein guter Geſchichtſchreiber, ſon⸗
dern auch einer der eifrigſten Befoͤrderer der Ge⸗
lehrſamkeit. Er nennt ihn literarum jam fe-
nelcentinm reductor ac reformator, und bie
Zierde
9— 'Seheca Prooem. Lib. 5. Controv.
* Tatit. Vie: Agrie. e. 45. Plin. Lib. 1. Ep. Si
« Lib. 3. Ep. 11. Lib. Ep. 19. ete.
en Suet. in Domit. ce. 10.
aaa 23 = 2000 sof
Zirde feine, ‚Jahrhunderts, *) - Er fol-eing
Sefchichte von ber verfchiedenen Todesart bes
- zühmter Männer feiner Zeiten gefchrieben haben.
Dem Verdienfte diefed Mannes um bie Gelebr⸗
ſamkeit uͤberhaupt kann jenes des Muͤtianus um
Die Geſchichte inheſondere an. die Seite geſetzt
werden. Er fammelte aus allen Bibliothefen
fchriftliche Urkunden ˖ unb Briefe vergangener Zei⸗
ten, und hatte ſchon eilf Buͤcher von a
und drey von Briefen‘ herausgegeben, da da
Gefpräche über den Verfall ber Beredfamkeit,
wovon wir fchon gehandelt‘ haben, gefchrieben
wurde. **) Er ift alfo der Beifaffer der erften
Diplomatik, von der wir wiffen. Vielleicht war
er. ber Mutianus, der an den bürgerlichen Krie⸗
gen im Anfang der Regierung des Veſpaſtanus
ſo vielen Antheil hatte. Damit ich aber auch
einen Fuͤrſten dieſer Zeiten nenne, ber ſich
in. ber Gefchichte hervorgethan hat, ſo ſoll
Der Kaiſer Klaudius eine Geſchichte von den
Karthaginienſern, und eine andere von ben‘
Tyrrheniern in griechifcher Sprache geſchrieben
haben. *”) Wie aber die letztere beſchaffen
ſeyn konnte, das habe ich in meiner Abhand⸗
lung über die Abkunft und das Alterthum ber.
Hetrurier beruͤhrt. ) Viele andere Namen von
G 3 2. Ge⸗
2) Lib. 8. Ep. i2.
. *%) De Cauſ. Corr. Eloq. c. 37.
+4) Suet. in Vit. Claudii c. 43. |
H Siehe des erſten Bandes Geite. XV.
' 109 2
Beſchichtſchreibern dieſer Zeiten uf ihren” ver⸗
Ionen Werfen finden ſich bey Voſſius *) eg
wuͤrde eine unnüße ! Arbeit feyn, | Ri g.alle hler vor
gubringen. te,
Das fünfte Kopie: |
_ Philefopbie und Masbematil. f
.G De Rom noch‘ von feinen ögenffunigeg
und fuͤrchterlichen Defpoten beherrſchi
| Soürpe ‚ hracht⸗ die Philoſophie der Griechen eine
biel beſſere Wirkum unter den Roͤmern hervor;
als ſie ſelbſt in Griechenland gethan hatte. Uns
fer ben unſtaͤten Griechen war das Philoſophi⸗
ren zu einem leeren und ſpitzfindigen Geſchwaͤtze
muͤßiger Grillenfaͤnger geworden, welche daſſelbe
als ein Handwverf trieben, nd fi ſich in verſchie⸗
deie Sekten ihellten, die zum Berluf Ihrer Frey⸗
heit nicht wenig beygetragen baben. Bey den
ernſthaften und thätigen Romern aber; die ehe
auf Handlungen ald auf gbftraftg. BshrgebAube
fahen, war die Philofophig nur in fo weit ange⸗
nommen, als fie zum Gruͤndlichdenken, zur Be⸗
förderung der gerichtlichen Beredfgmfeit, und zur
. Beruhigung des Gemuͤths behuͤlflich if. Solcht
edle Fruͤchte brachte fie in Scipio, Laͤlius, Fu⸗
rius, Philippus und Galluß unter des Panaͤtiug
nd Polybius Lehre hervor; und ſolche Wirkung
kart fie hernach and) in Kraſſus, Antonius,
Faͤſar,
#) De Hi Lac. Lib. 1. 6. 23. etc.
ill | , 103
KVaͤſar, Cicero, Attieus und allen übrigen, die
durch Hülfe derſelben Me ächten Bered⸗
ſamkeit, amd Hierdurch gu hohen Ehrenftellen
ſich erſchwungen, oder den Werth: einer ſtillen
und zugleich leutfeligen Lebensart den oͤffentlichen
Geſchaͤfften vorgezogen haben. Bey fo gefehten
Semüthern, die nur auf das Nügliche und
Brauchbare fahen, würden bie neulich entdeckten
Schriften des Ariſtoteles und ein neuer Zufluß
von griechifchen Philoſophen zur Beförderung
der Weisheit gedient haben. Allein da unter
der monarchifchen Regierung bie Berebfamfeit
fein ficherer Weg mehr war, zu den hoͤchſten
Ehrenſtellen zu gelangen, und baher der End⸗
zweck, warum bie Römer fonft nach philoſophi⸗
{chen Kenntniffen ſtrebten, aufhoͤrte, wurde bie
Philoſophie, fo mie in Griechenland, zu einem
Wortſpiel. Diejenigen aber, in telchen dad
Verderbniß ber Sitten noch nicht bie Oberhanb
gewonnen hatte, ergaben fich der ftoifchen Sekke,
welche durch die Strenge ihrer Lchrfäge das
Herz gegen alle ſinnliche Nebel, die von ben da⸗
maligen Tyrannen zu befürchten waren, fühllo®
machte. Die übrigen ſetzten bie Philoſophie
außer Verbindung mit dem menfchlichen Leben, _
iind befchäfftigten fich mit abfiraften Ideen, und
mit einem fpikfindigen und kindiſchen Wortge⸗
fechte. Sie philofophirten zum Beyfpiel auf
folgende Meife: Maus iff eine Sylbe3 die
Maus nager am Räfe: fo nager eine Sylbe
— G am
104 ——8 J —
am Raͤſe. ter: Maus iſt eine Sylbeg
eine Sylbe
ag am Röfe: fo naget auch
die Maus nicht am Kaͤſe. Sind das nicht
Kinderpoſſen, ſagt Seneka, J— ber. durch dieſe
Schlußreden die Philoſophen ſeiner Zeit ſchildern
will, und ſetzt hinzu: ſind dieß die herrlichen
Dinge, weswegen wir und bruͤſten? weswegen
. wie mit einem langen Barte einhergehen, und
ung faſt zu. Tode lehren? Seneka ſelbſt, der
aubere tadelt, behandelt gewiffe Fragen, bie
man ohne Lachen nicht Iefen kann; als da er
fragt, ob das (Bute ein Koͤrper, **) und ob
Die Tugenden Thiere ſeyn ”*") und in. ‚größe
sem Ernſt, wie wenn es bie wichtigſten Fragen
heträfe, darauf antwortet, _
. 1, Eine fo findifche Art von. Philoſophie
verdient mehr verachtet als verfolget zu werden,
Dieß war vermuthlich der Vorwand, unter wel⸗
chem Agrippinq den jungen Nero von ben philo⸗
ſophiſchen Studien abhielt. }) Hingegen ift nicht
gu beweifen, daß nebft Domitianus, der keiner
Klaſſe von Perfonen fchonte, ein anderer der er⸗
fen Tyrannen jemand ale Philoſophen verfolgt,
oder aus Rom verbannt habe. Denn was Phi
loſtratus von Apollonius Thyandus erzählt, ++)
er ep mit allen Phlloſephen von Nero aus Nom
ver⸗
) Epifl. 43. **) Epiſt. 106.
ws) Ep. 113. y) Suet.in Neron. c. 52.
t) Lib. 4.0 350 |
mn
— — — — gg
ee 40
verbannt morben, ift mis fo, vielen Fabeln ung
Fehlern wider die Zeitrechnung angefüllt, daß
es fi felbR widerlegt. ”) Veſpaſian vertrich
zwar alle Philofophen, Muſonius ausgenom ·
men, aus Rom; allein dieß geſchah nicht der
Philoſophie wegen, ſondern wegen ihres bos⸗
haften Betragens gegen ihn. Gewohnt, die
Fehler der verſtorbenen Kaiſer durch die Hechel
zu ziehen, und durch die Güte Veſpaſtans kuͤhn
gemacht, unterſtanden fie ſich, Verlaͤumdungen
wider ibn auszuſtreuen. Unter andern Ver⸗
laͤumdern zeichnete ſich Helvidius Priſcus be⸗
ſonders aus. Ob er gleich vom Kaiſer zur Eh⸗
renſtelle eines Praͤtors erhoben war, hoͤrte en
doch nicht auf ihn zu tadeln. Der Kaiſer, der die⸗
ſen Frevel lange mit Gedult ertragen hatte, ſah
ſich endlich gegwungen, ihn aus dem Wege zu
räumen. Raum hatte er aber. das Todesurtheil
über ihn gefaͤllt, als es ihn gereute, und er dem
Befehl gab, es nicht zu vollſtrecken. Allein ung
ben würdigen Kaifer von einem. fo frevelbaften
Läfterer zu befreyen, mar man dem legten Be⸗
“ fehle zuvorgefommen. **) Weil dieſes abge
jwungene Beyfpiel der Strenge noch nicht bin.
reichend war, den tollfühnen Stolz der übrigen
fogenannten Philofopben, unter welchen Demes
trius und Boſtilius die aͤrgſten waren, in Zaum
| 85 zu
*) V. Brucker Hift. erit. Philof. T. 2. p. G8. etc.
**) Suet. in Veſpaſ. c, 13. 15. Dio Lib. 66.
\
\
7 ee = =
n halten, fo verwies er Re ale aus Rom, und
N zwey Ärgften verbannte er auf wuͤſte In⸗
ſeln.) Da Demetrius fich weigerte zu gehor⸗
ſamen, ließ ihm der Kaiſer ſagen, er gaͤbe ſich
zwar alle Muͤhe, ihm das Todesurtheil abzu⸗
zwingen; ee wolle aber einen bellenden Hund
nicht toͤdten. e) Es dauerte aber nicht lange,
ſe war Rom wieder voll Philoſophen.
"AH. Doemitianus aber, vor beffen unume
föndnften Graufarnfeit niemand ficher war, iſt
ber einzige, ber bie Philoſephen ohne die ge⸗
ringſte Schulb verfolgie und aus ganz Italien
vertrieb.**t) Auch verurtheilte er einige zum
Tobe; aus keiner andern Urſache, als weil ſie
der Bhilofophie ergeben waren. }) Das unfin«,
nige Dekret der Verweiſung wurde entweder von
Nerva oder von Trajan wiederrufen. Dieſer
Kaiſer hielt die Philoſophen in Ehren. sans
drians Eiferſucht andere in der Philoſophie zu
Übertreffen, und dei fonderbare Schuß, ben
Antoninus Pius gegen diefelbe betwiefen hat, und
bie vortpefflichen Männer, die fich in biefen Zei⸗
ten darin hervorgethan haben, find fein gerin⸗
ger Beweis, daß der Philofephen Betragen und
Denkart unter dieſen Kaiſern weit vernuͤnftiger
war, als unter den vorigen, die nach Auguſtus
hefolget ſind. |
| n Diolib 66... |
**) Idem ibid, Syet. c. 17. W
2%) Suet, in Domit. c. 10. iD Dio Lib. 67.
IV.
eh . 107
Iv. "Rn fonmen wir auf die vornehm⸗
ſten der Philoſophen, die in dieſem Zeitraum
gelebt; und ſich durch E chriften berühmt ges
madıt haben. Der erſte iſt £. Annoaͤus Seneka.
Er war jzu Korduba in Spanlen von Markus
Seneta dem Rhetor und von Helvia geboren
ad ale Kind nad) Kom gebracht. Daf Derek
In den legten gehn Jahren des Kaiſers Auguſtus
geſchehen fen, laͤßt ſich daber ſchließen, weil eb
ſelbſt fagt» unter der Regierung ‘des Tiberius
ſey er ein Juͤngling geweſen. *) Nachdem er die
Beredſamkeit unter feinem Vater ſtudirt hatte;
ergab er ſich der Philoſophie, obgleich jener ein
Feind derſelben war, und Ihn davon abzuhalten
ſuchte. **) Die Lehre ber Pythagoraͤer und
Stoifer gefiel jhm am meiften. on jenen war
Sotion, und don diefen Attalus fein Pehrer. ),
Er erjäßle felöft, was für einer nüchtern und
arten Lebensart er fich biefen Eeften gemäß
ginige Zeit unfertoorfen babe. +) Indeſſen un.
terlich er nicht, einen Sachwalter vor Gericht
abzugeben, und erwarb fich einen fo großen
Ruhm in der Beredfanteit, daß Caligula daruͤ⸗
ber eiferſuͤchtig wurde, und ſeinen Tod bheſchloß,
Er wuͤrde demſelben auch nicht entgangen ſeyn,
wofern nicht eine alte Wahrſagerin den Kaiſer
derſichert haͤtie daß Site wicht lange ben
wi
*) Epiſt. iog8. **) ibid,
***) ibid. 2 ibid.
108 4 2ι
wuͤrde, weil ee wirklich bie Schwindſucht hät
te. ) Seine. Gefchicklichfeit öffnete ihm den
Weg zu oͤffentlichen Ehrenſtellen, und er war
Quaͤſtor, **) als er in erſten Jahr der Regie⸗
rung bed Klaudius das Ungluͤck batte, auf bie
Inſel Korſika verwieſen zu werden. Die ruch⸗
loſe Meſſalina klagte ihn an, mit Julia, bed
Kaifers Nichte, Unzucht getrieben zu haben. ***)
Ob dieſe Anklage gegründet war oder nicht, ift
ungewiß. Er brachte acht Jahr auf ber geweld⸗
ten Inſel zu, und ſchrieb daſelbſt unter einigen
“andern Werfen feine berühmten Epigramme,
worin er ein fehr gräßlicheg Bild von ber Infel
KLorſika entwirft. ****) Endlich wurde er Durch
Fuͤrbitte der Kaiferin Agrippina suräckgerufen,
sur Prätorfielle erhoben, und ihrem Cody
Nero zum Lehrer gegeben. H Mit Hülfe des
Afcanius Burrus hatte er das Glück, den Nerg .
einige Zeit von den Laftern abzuhalten, wozu
er von Natur geneigt war, tt) und denen er fich
bald ganz ergab. Ob Seneka zur Würde des
Konſulats gelangt ſey, wie einige dafuͤr halten,
IR ungemiß. +) Die Ebtfurcht, die ihm Nero
ſchul⸗
9 Dio Lib. 59, *) Confol. ad Helv. c. 17. .
*«*) Die Lib. 60. Tillemont T. 1. p. 205 et 610.
xxxx) Vol]. ejus. operum ‚pag. 161. Edit. Elze,
vir. 1672.
D Tacit. Lib. 12. Annal. e. 8.
tt) ibid. Lib. 13. e. 2. |
tt) Juß. Lipſ. Vitg Senec. c, 4.
a fog °
ſchuldig war, und das innerliche Bewußtſeyn,
baß er ſeinen Lehren zuwider lebte, erfuͤllten des
Tyrannen Herz mit Gift und Galle wider ibn.
- Daher fischten die Schmeichler des Kaiſers alle
Gelegenheit hervor, ihn aus dem Wege zu raͤu⸗
nen. Erſt flagten fie ihn wegen feines mit Un.
becht erworbenen Reichthums an. ‘Aber Nero
Hatte das Herz noch nicht, an feinem Lehrer ſich
Öffentlich zu vergreifen, und ſchien ihn mehr als
fonſt zu beguͤnſtigen. *) Senkka ergab fich zwar
außer der Stabt einer einſamen Lebensart, und
vermied, ſo viel es ſich thun ließ, den Hof, dem
Neid alle Nahrung zu benehmen; allein dieß
konnte nicht verhindern, daß er nicht unter die
Mitverſchwornen des Piſo gezaͤhlet würde. Nero
Befaht ihm, ſich felbft den Tod anzuthun, wel
ches er auch that, indem er ſich bie Adern
oͤffnete. )
V. ESein ſittlicher Charakter iſt fehr zwei⸗
felhaft. Wenn man dem Geſchichtſchreiber Dio
Slauben beymeſſen darf, fo war er einer ber.
äräften Gleisner, did je die Erde getragen ey
hat. Wir wollen aber annehmen, daß Dio,
etwa durch eine falſche Sage betrogen, oder wi⸗
der ihn eingensmmen, die Unwahrheit fage ‚und
theils aus Tacitus, theild auch aus feinen eige⸗
sien Schriften bagjenige vorbringen/ was zur
Ent:
*5 Pacit. Lib. 14. Annel. e. 52. J
H Ibid. Ub. 15. c. 6o.
x) Lib, 6.
“8
110 1 22
Enttoiktung feines Charakters dienlich ſeyn
dann. Tacitus erzaͤblt, *) damals, äld.Nerö
ängftlich fuchte, der Rache feiner beleibigten
und wider ihn anfgebradjten Mutter Agrippin
Horzufonmen , und nicht wußte, was fuͤr ein
Mittel er ergreifen ſollte, Babe er Seneka und
Burrus m ‚Rath gefragt. Seueka babe ſich
nach einem langen Stillſchweigen endlich zu
Burrus gewandt, mad ihn gefragt, ob man
nicht den Soldaten bei Befehl ertheilen ſollteh
ße ünizubtingen? Darauf habe ch Anicetus
darzu erboten. Der Kaiſer habe «6 gebilliget,
and bem Anicetus es anbeföhlen. Worauf der
Muttermord erfolgte, öhne daß Seneka ein Wort
fagte, ihn davon abzuhalten. Datauf fhrieß,
er im Namen und ‚jur Rechtfertigung des Mut⸗
termoͤrders einen Brief an den Senat, *) worin
er Agrippina der ſchaͤndlichſten Laſter und aller
Vnordnungen, die unter dem Kaifer Klaudius
geſchehn waren, anklagte und eudigie benfelben
mit der Verſicherung, bie Ermordung ber Kai⸗
lerin gereiche jur allgemeinen Wohlfahrt. Wie
lonnte aber ein tugendhafter anerſchrockner
Grote, der fießen vortreffliche Bücher von der
opithätigfeit und der ſchuldigen Dankbarkeit,
geſchrieben hatte, zu einem Muttermorde/ jur
graufamen Hinrichtung feiner größten Wohltha⸗
ein, der er feine Geepbeit, feine Ehrenftelien
2. und⸗
#) Lib. 14. Annaſ. c, i
“ey ibid. €, Fi. int 31
— — —
—— — — —— ——
°
.
D
1
.
“6 7 zu a1
. * 4
und fein ganzes Gluͤck zu derdanken hatte, mit
kaltem Blute ſchmeigen, amd fie ſogar nach dem
Tode ſo ſchaͤndlich entehren? Eben fo tadelhaft
war ſein Betragen gegen den KeKlaudius. Dies
fer ‚vortreffliche Hofmann, dem Juſtus Lipfiug
Die Tugend. im hoͤchſten Grad zueignet, *) lobte
dieſen Kaiſer in einem Briefe, ber ans Korfite
an den Sreygelaffenen Polybius gerichtet ift, als
eine vom Himmel, herabgeftiegene Gottheit, alß
einen ber weifeſten/ tapferſten, gerechteſten aut
beſten Fuͤrſten, die je den Menfchen zur Wohl
Fahrt geboren waren.**) Aber kaum war Klau⸗
dius mit Tode abgegangen, ſo ſchilderte er dieſ
Gottheit in einer blutigen Schmaͤhſchrift als dere
veraͤchtlichſten aller Menſchen ab. ***) ‚Die
Sobfpräche, ‚womit er Nero erhebt, machen ihn
nicht weniger der unwahrheit und Schmeicheley
verdaͤchtig. Auch nachdem Nero ſeine eigene
Mutter und die Haͤupter ſo mancher roͤmiſchen
Familien getoͤdtet, und dieſe um Haab und Gap
gebracht hatte, unterftchet er fich, bepfelßeir New
sierung‘ die erfreulichſte zu wenden. +) Sollte
Man biefes wohl von einem fo ſtrengen Tugend⸗
Ki vermuthen/ der von A ſelbſt ſagt, hi
% Manudud. ad &toicain — * Dit. 18. ee
Vit. Senec. c. 7.
*) Confol. ad Polyb:;e. 21, 22, 23:
**+) Ludus in morte Claudil. E
mE Eib. 7. nal, Lich, c 20
⸗
ix „=
ſey gewohnt, Jeden Abend uͤber alle feine Worte
und Handlungen des vergangenen Tages eine
ſtrenge Unterſuchung anzuftellen, ) und er wolle
Heber mit der -MWahrheit einen Fuͤrſten beleibis
gen, als ihm durch Schmeicheley gefallen? **) :
VI. Was man ihm wegen feiner Reichthuͤ⸗
mer zur Schuld legte, daß er fie theild mit Ges
walt erpreßt, theils Durch unerlaubten Wucher
erworben babe, ***) umd was ndch ärger iſt,
daß feine Habfucht zur Empsrung in Britannien,
wo achtzig kaufend Roͤmer ind Gras beiten
mußten, fehr viel beygetragen babe, indem er
eine ungemein große Summe Gelded, Die er
Britanniern auf Wucher geliehen hatte, auf ein
mal zurückfoderte, und Gemaltthätigfeiten aus⸗
Aben ließ, +) ſcheint wenigſtens zu” beiveifen,
Baß er des Geizes halben in fchlechfem Ruf war!
Warum ſollte er fich fonft in feinen Büchern de -
Gleinentia und de vita beata fo viele Mühe
arben, - diefen Verdacht von ſich abzulehnen?
Bas er daſelbſt zu feiner Entfchuldigung vors
Bringt, find leere Worte, bie nicht mit der That:
Keftäftiget werden. Denn wo beweiſet er eins
mal, daß er einen Afträchtlichen Theil feiner‘
Schaͤtze zur algemeinen Wohlfahrt, oder zum
Beſten
©) Lib. 3. de Ira e. 36.
**) Lib. 7. nat: Quaefl. c. 21.
**4) Tacit. Lib. 13. Annal. c. 42.
f) Dio Lib. 63, |
en an ni 113
Seſten beduͤrftiger Perfonen, wie ber jüngere
Plinius und andere reiche Römer getban haben,
gebraucht habe, ob er gleich die Freygebigkeit in
‚feinen Schriften bis an die Steine echeht? ..
. VI, Sein fittlicher Charakter wird noch
immer haͤßlicher wenn mon betrachtet, bafl.er
ſich in allen ſeinen Schriften zu dem vollkom⸗
menſten Muffer der Gelebrſamkeit und Zugenp
aufwirft, und als ein ſolches ſich andern zur
| Mahapmung aufdringen will. Duintilian ta⸗
delt an ibhm, er verachte die alten Schriftfieler,
am feiner Schreibart einen hoͤhern Werth beyzu⸗
legen; 2) und Suetonius erzähle, er habe ſei⸗
nen Schuͤler Nero, die beruͤhmteſten Redner zu
keſen, abgehalten, damit er ihn allein bewun⸗
derte. **) In allen ſeinen Buͤchern, und ſo⸗
gar in ſeinen Briefen, duͤnkt mich, einen Men⸗
ſchen zu ſehen, ber als ein Verbeſſerer des
menſchlichen Geſchlechts angeſehen ſeyn will, und,
von eigener Vollfommenheit eingenommen und
geblendet, ſich uͤber alle andere erhebt, ihnen
‘in einem ſtolzen und gebieteriſchen Ton Geſetze
und Lebensregeln vorſchreibt, ſie verlacht und
tadelt, ob er gleich in ſeinem ganzen Lebenswan⸗
Del keine andern Tugenden aͤußert, als bie er
Yon fich ſelbſt rühmer. In feinem Tode felbft
zeigt er ſich als ein Muſter des Stolzes und der
Eigen⸗
) Lib. 10. c. .. *6) in Neron. ci 52%
114 N
Eigenlicbe. Denn wie kann ein’ beſcheidener
und weiſer Mann, der das Unvollfonimene der
Menſchheit einfieht, den Freunden ‚ die um ſein
Sterbebette ſtehen, feine Tugenden anruͤhmen
und zum Vermaͤchtniß hinterlaſſen, mie ber ſter⸗
bende Schefa gethan hat? ) Alles dieſes macht
den ſittlichen Charakter des Seneka fehr verdaͤch⸗
tig, und ich zweifle daran, ob er verdiene, daß
man den Sefchichtfchreiber Dio, ber daffelbe und
noch mehreres von ihm erzähle, **%) der Unwahr⸗
heit beſchuldige, um ihn zu rechtfertigen.
VIM. Die allgemeine Wahrheit, daß mag
man feines Menfchen Charakter aus der Lehre
feiner Schriften beurtheilen muͤſſe, trifft bey
Seneka mehr als bey je einem andern Schrifte
fieler ein. Denn außer einigen fehlerhaften
Lehrfaͤtzen, die der ftoifchen Sefte gemäß ſind,
ift feine Sittenlehre in den Werfen, wo er das
von handelt, fo rein und nuͤtzlich, als man eg
Immer von einem chriftlichen Philofophen erwars
ten koͤnnte. Es haben daher einige Fein Beben
. fen getragen, einem von des Hieronymus ***)
und Auguftinngt) Zeiten her vorgegebenen Briefa
wechſel zwifchen Seneka und dem Apoſtel Paulus
Slauben beymameſen. Aber der Styl dieſer
Briefe,
*) Tacit. Anal. Lib. 15. c. 60.
*) Lib. GI. xx) Catal. Script, Ecel.
2) Epift. 153. ad Maced, Edit. Bened,
me 2 on Zu 115
Stiefe, die von Fabricius *) und andern zum
Druck befördert worden find, und bie Anmer-
kungen des ist: genannten Gelehrten beweiſen
Dentlih, daß fie untergefchöben fine Dieſes
Koll Aeonello aus dem Hauſe Eſte, einer der
ceuhnwuͤrdigſten. Befoͤrderer der Gelehrſomkeit
des KV Jahrhunderts zuerſt entdeckt haben.)
Es haben auch dinige ohne: weitern Grund dafuͤr
‚gehalten; zwiſchen Paulus ˖ und Seneka ſey eine
perſoͤnliche Bekanntschaft gewkſen. Seine mo⸗
raliſchen Werfe find von de Jdorn, von: der
Kubhe des Gemuͤths, vonder Sürficht,aung -
Der Starkmuth eines Weifen, bon ber Senf
snutb, von der Kürze des, Ashens,; ‚von dem
feligen Zeben, von der Wohlthoaͤtigkeit, Tgofis
fchreiben zu. Polybins,; Aelais und Mantia
und andere Briefe.
IX. Von der Naturtkehre bat Senela auch
vel Gutes geſchrieben, und auf verſchiedene
Wahrheiten, die erſt in neuern Zeiten durch Ve⸗
Suche in ein helles Licht geſetzt worden ſind, eis
nen Fingerzeig gegeben. Er ſpricht vom ber
Schwere und der Schwellfraft der. Luft, 7”)
und hält bag unterirdifche Feuer für bie Urfade
rad. 2... des
2 Codex Apoer. N. Teſtam. T. 1. p. 880.
**) Tenzelius in Notis ad Catal. Seript. Ecci. An-
gelus Decembrius de rollt Liter. Lih. ı. p. 57.
Lib. 2. p. 121.
**) Net. Quasi. Lib. 5.6. 5,6. .i
IT 1 n
des Orbbehene. *) Was aber ſanderbar fu be⸗
wundern if, ‚for hält.er die Kometen für Sterne,
Die einen gemiffen und beſtimmten Lauf haben,
die gu beſtiumten Zeiten erſcheinen, wieder vor
aafferm-Augen verſchwinden, und nach unveraͤu—
derlichen Geſetzen zuruͤckkommen. Er fuͤget bie
zu, es werde eine Jeit kommen, da dieſe Dinge,
die et nur auf eine dımdele Weiſe anmerkt, wer⸗
wen Hell aufgefldet. werden, uud die Nachkom-
menſchaft / werde Aich alddenn ‚vertuundirn, daß
Ihre Vorfahren fo dentliche Dinge nicht einge
Yen haben. **) ‚Ucher die Kenumiffe, die Se
neka Bon der Naturlehre gehabt Hat,’ verdient
Has mehrmalen angeführte Wert des Herrn Du⸗
vens **) gelefen Ju werden. Was wir in bie
gen Fache vom ihm haben, find feine Quaeſtio-
nes naturales. land
sc," Hieraus erfieht man, daß es dem Se
Bela nicht an Verſtand und Scharffinnigkeit ge
Jehlt habe. Was aberi ſeine Schreibart betrifft,
ſo hat. ſie nicht nur: hie oft: geruͤgtenrFehler dep
dDamaligen Zeitalters, fondern auch fehr ‚viel zum
Merdetbeh dee roͤmiſchen Beredſamkeit beygetra⸗
‚gen. Immer gedraͤngt und: verkuͤnſtelt, ergieft
'eröfich nie in einen Strom einer vollen und
| oo freyen
| .. mrora..c®
%, Nat. Quaefi..Lib. 6. e. II. .,
*®) ibid. Lib, 7. e. 13. et 25. er. ®
***) Recherches fur Porigine des Decöuvertes ete.
Tom. 1. p. 216. Tom. 2. p. 10532, 36.
‚
1 — 2 Ze 17
regen Veredſamleit. Gieinen Witz bey jedem
Schritt zu zeigen, giebt er einer jeden gemeinen
‚Sache durch. Sentenzen, ſpitzfindige Einfälle,
Gegenfäge und MWortfpiefe ein neued und muy
berbares Anſehen. Oft will en ſich lieber wigig
als vernünftig ausdräden,, ‚Seine Werte. finh
sielmehr eine Sammlung von abgebrochenen.
®edaufen über eine gewiſſe Materie, als eine
zuſammenhangende und wobl eingetheilte Ab⸗
Handlung. - Er koͤmmt mir vor, wie ein betrüger
riſcher Juwelierer, der feine Wagren ausframt,
Beym erften Unplick [cheinen ſie alle koſtbar, weil
fie alle Hübfch und. glänzend, find. Ein Unery
fahrner wird fogleich gereist, davon zu kaufen,
und mennt, einen Schatz ‚erhandelt su haben,
Wer :fich aber barauf. verſteht, laͤßt ſich vom
Blanz nicht.täufchen, und waͤblt yyr. das. Woe⸗
nige, was den innern Werth: hat. Den de
‚Harn gefiel die wigige und Fünftliche Schreibart
des Senke, und ‚fie bieten das Glaͤnzende für
has feinſte · Gold. indem fie ichs durch die
Vachahmung eigen zu machen ſuchten, fehlte eß
ihnen an dem Geiſch des Seneka, und kleideten
ſich. nur mit, ſejnem falſchen Schmuck. Eben
dleſes iſt das Urtheil, weiches uintilian über
des Seneka Schriften faͤllt, und die Urfache,
warum er fich alle Mühe gab, die Romer von
der Nachahmung deſſelben abzupalten. *. Hille
bere unter ben Alten Haben mit noch viel größt-
3.. .9.3. crecr
Lib. 10. © 1. . is, 2 m . As
i18 aa 2
fir Verachtung Yon feinem Styl gefprechen. )
Ealigula, dem es nicht an Scharffinnigfeit fehle
te, pflegte zu ſagen, Sencka haͤufe nur Ge⸗
danken zuſammen, bie unter einauder fo ver⸗
bunden waͤren, wie Sand ohne Kalt.“*) Nichte
befto weniger fand feine Schreibart-einen allge»
meinen Beyfall, und war der ſtudirenden Fugenb
zum Mufter vorgelegt. Seine Werke, bie noch
vorhanden, ünd die Titel derer, die verloren
Hegangen find, findet man bey Fabvicius **)
und VNicolaus Antonio, +) ber alled, was Se⸗
nefa angehet, auf das fleißigfie umterfucht hat.
So hat auch Bruder nichts ausgelaffen, was
für Erklärung der Lebensumſtaͤnde Sitten md
Schriften des Senefa gehört. Aber von- feinem
Styl insbeſondere hat M. Jortin die beflen
Anmerkungen gemacht, melde ſich im brittiſchen
Seurnal finden. HH) - .
| "Don einem viel beffern Senuthee
ie und Lebenswandel war Cafıs Plinius
Secundus, ber aͤltere genannt, zum Unterfchieb
bon feinem Schweſterſohn, ben er an Kindesſtatt
angenommen, und ihm fen Namen mitge⸗
theilt at, Wegen ſeiner Naturgeſchichte muß
bier |
= Gellius Lib, men nn,
Suet. in Cal.c. 553.
.#et) Bibl, Lat. Lib. 9. e, 9.
7) Bibl. Hiſp. vet. kib, ı. c. 8
11). Tom. 17. p. gi. Be u 5
| — — 119
bier von ihm gehandelt werden. Was die Be⸗
gebenheiten ſeines Lebens betrifft, ſo hat Plinius
der juͤngere hinreichende Nachrichten davon hin⸗
terlaſſen. Aber fein Geburtsort iſt ungewiß.
Einige meynen, er ſey zu Verona, and
ſey zu Como geboren. Die Urſachen, die der
Herr Graf Anton Joſeph della Torre di Xezzo⸗
nico, die letztere Meynung zu behaupten, an⸗
fuͤhrt,ſcheinen derſelben das Uebergewicht zu
geben.”) Der nämliche gelehrte Graf hat auch
das Leben dee Plinius ſehr genau unterſucht und
Befchsichen. **) Sich werde nur bie vornehm⸗
Bien Epochen davon berühren... Weil wir zuver⸗
laͤßig wiſſen, daß er bey der im Jahr 79 geſche⸗
henen Entzuͤndung des Veſuvs geſtorben iſt, da
er nach des juͤngern Plinius Zeugniß 56 Jahr
alt war: fo.folget, daß er im Jahr 23 der chriſt⸗
lichen Zeitrechnung‘ zur Welt gekommen ſey.
Nach geendigten Studien that er einige Jahr
Kriegsdienſte in Deutſchland, wo ein Geſchwa⸗
der der Reiterey unter ſeinem Befehl ſtand. Da
er nach Rom zuruͤckgekehrt mar, betrieb er das
felöft einige Gerichtshaͤndel. Darauf ſchickte ihn
Nero mit der Wuͤrde eines Landverweſers nach
Spanien, die er bis gegen das zweyte Jahr der
Regierung des Veipaffans mit Ruhm begleitete,
Diefer rufte ibn zuruͤck, und vertraute ihm die
24. Befehls⸗
* Diane Plinlan. Lib. 1. p. 4 etc. Lib. 2.
p. 35. etc.. Lib, 8 2 „247,.ten
* ibid. Lib, 4, 5.
MO 44 4
Befehlshabung der Flotte an, die beym Vorge⸗
birge Miſenus vor Anker lag. Einige find ber
Meynung, der Kaiſer Titus habe ihn zu dieſer
Ehragfielle befördert. Dem mag aber ſeyn wie
ihm wolle, fo gab biefelbe Gelegenheit zu feinent
Tode. Er befand fich auf der Flotte, da ber
nahe Veſuv anfieng, einen dicken Rauch auszu⸗
fioßen. Seine Schivefter, die mit Plinius dent
jängern, ihrem Sohne, fich dafelbft «befand,
Hab ihm Nachricht davon, und da er felbft bie
Sache wahtgenommen, ſegelte er mit einigen
Fahrzeugen ab, um denen beyzuſtehen, "bie in
. Befahr ſeyn konnten. Alles floh aus den um⸗
liegenden Oertern. Plinius war nicht nur ums
erſchrocken, fondern fegelte auch gerade auf den
Veſuv los, beobachtete alles, was ſich daſelbſt
zutrug, mit ungeſtörter Aufmerkfamkeit, und
diklirte es einem: Schreiber. Er fam fo nah
Fahrzeuge fielen, und wuͤrde ih‘ Sieleicht noch
näher gewagt haben, wenn ſich nicht auf ein
mal dag Meer vom Ufer zurückgezogen hätte.
Daher gab er Befehl, gegen Stabiä,-igk Caftele
lamare, zu fahren, wo ſich fein Freund Pompos
*
nianus befand. Er fand ihn anijſt ⸗ unb
ſchreckenvoll; benn bie Gefahr wurde immer
größer. Sie eilten, alles in fegelfertigen Stand
zu feßen. Der Wind blies ihnen aber entgegen,
und verhinderte die Flucht. Piimtiid ſuchte ſei⸗
nen Freund zu troſten, und vieng unbeluͤmmert
En | 1:
an Zu rar
ind Bad, nahm'das Nachtmal, und Überlief-
ſich einem ſanften Schlafe. Indeſſen fielen die
Arche und fenrigen Steine immer näher, und
batten fich ügpr feinem Echlafgemach fo fehr ans
gehäuft, daß er darin würde begraben worden
feyn, toofern er länger verweilt hätte. Er et
wachte aber durch dag Krachen nnd Erfchüttern
bes Gebäudeds und fand feine Freunde wachend,
Darauf bedeckten fie ihre Haͤupter mit Kiffen,
um fih vor den herabfallenden Steinm zu
fügen, und giengen gegen das Meer. Der
Mind tar ihnen aber noch immer zuwider.
Darauf legte ſich Plinius, in Leinwand einge,
huͤllt, aufs Ufer, und ließich zweymal zu trin⸗
fen darreichen. Es entftand aber anf einmal
ein ımerträglicher Schmwefeldampf. Die Flam⸗
nien näßerten fich, und ein jeber fuchte fich durch
die Flucht zu tetten. Auch er erhub fich mit
Jpütfe zweyer Leibeignen; fiel aber fogleidh
athemlos umd erfticke zu Boden. So flarb PH»
nius im Jahr 79 der chriftlichen Zeitrechnung
und im 56 feines Alters im Anfange der Regi⸗⸗
zung des Titus.)
XII. In einem andern‘ Briefe beſchreibe
ber jüngere Plinius den uͤberaus großen Fleiß
feines Ohteims ins Studiren, und nennt zum
Beweis deffelben feine Werke. Ein Buch von
der Art, ven Wurfſpieß zu Pferde jun gebrauchen;
Iwey Buͤcher vom Erben des Pomponius Secnn⸗
95 dus;
*) Plinius Lib. 6. Ep. i3.
77 = = 5
Buß; kwanzig Bücher von den. Kriegen, der Roͤ⸗
*
mer in Deutſchland; drey andere von der Meder
kunſt; acht von der Grammatik; ein und dreyßig
Bücher von der Geſchichte feiner. jeten; ‚und
endlich ſechs und dreykig Zücher on der Ras
turgefchichte. ) Es iſt zu bewundern, daß ein
Mann, der,. wie Plinius der jüngere anmerft,
‚fo. viel Zeit auf feine Amtsgeſchaͤffte, auf Ge⸗
richtshaͤndel und auf, die Pflichten der Freund⸗
ſchaft anwenden mußte, und nur 56 Jahr ichte,
" Moiele Bücher habe zu Stande bringen. fönnen.
Man, ſtehet aber auch zugleich, was ein Mann
thun koͤnne, wenn er einen gufen Gebrauch) der
Zeit zu machen weiß, Nadı Mitternacht pflegte
gr. fich vom Schlaf zum Lefen und Schreiben zu
erheben. Er mochte-zu Nacht eſſen, ſich baden,
oder auf einen Reiſe begriffen. ſeyn, ſo ließ er
ſich entweder vorleſen, ober las und ſchrieb
elbſt, pder diltirte andern feine daruͤber gemach⸗
ten Anmerkungen. ‚Hieraus entftanden huudert
uud achtzig vol. und eng geſchriebene Bände,
die er feinen Vetter hinterließ. Wie begierig
er war, einen jeden Augenblick zu benutzen, er⸗
Sieht mau daraus, daß er feinem Vorlefer, der
zinfteng eine Zeile wiederholte, vorwarf, er brin⸗
94 ihn um eine Zeit, worin er ihn. andere Zei⸗
Ion hätte hören toͤnnen.
XI. Von allen ſeinen Werten find wir
us Bücher yon der x Namretzeſchichie auf un⸗
PER 4 ſere
Plin. Lib. 3. Ep, 5 3.
m Ze — u 193
fere Zeitan;-gefemimen. Sie zeugen vom einem
Manne von tiefer Einficht, und fehr qusgebrei⸗
teter Gelehrſanumeit. Es finden fi zwar darin
viele Fehler und lindiſche Erzählungen die ſich
auf die gemeine Sage ſeiner Zeiten gruͤnden, und
denen er zu leichtglaͤubig beygepflichtet hat. Al⸗
lein in einem ſo weitſchichtigen Werke, wo von
der Geſchichte der Thiere, der Pflanzen, Mine⸗
ralien, des Himmels und ber Erde, von dep
Arzneywiſſenſchaft, von der Handelſchaft und
Schifffahrt, von der Gefchichte der freyen Kuͤn⸗
fie und Handiverfe, vom Urfprunge ber Ges
wohnheiten und Gebräuche, kurz von allen Wiſ⸗
fenfchaften und Künften, gehandelt wird, und
wo er nicht alles mit eigenen Augen gefehen und
unterſucht haben konnte, werfen dergleichen che ⸗
Ier feinen Schatten auf das Verdienſt des Ver⸗
faſſers. Das Werk iſt zwar eine Sammlung
von allem dem, was man bis dahin von ber
Natur und Kunſt wußte und gefchrieben hattẽ;
diefe Sammlung gleicht aber einer Kopie, die
‚an Bortrefflichkeit der Züge, bie. urſpruͤnglichen
Werke arößtentheile übertrifft. *) Seine Schreibs
‚art ift lernhaft und kraftvoll. Oft uͤberſchreitet
fie aber hierin die Grenzen, und ift fo gedrängt:
‚und dunkel, daß fie. den Leſer ermuͤdet. Dieſt
Dunkelheit kann zum Tbeil von den verderbten
‚und mangelhaften Handſchriften, welche in ben
Druch abergegangen And, berrůhren Denn
9 —— Nator, Ralfonn. L.
dd
124 te
es iſt fat unmoͤzlich, daß ein ſo weleſchichtiges
Merk, welches von ſo verſchiedenem Inhalt, und
von fo vielen meiſt unwiſſenden Kopiſten abge
fehrieben worden if, nicht verfälfche worden
ſey. Ich glaube auch nicht, daß je ein Kritifer
einen Werke von folcher Art feine urfprüngliche
Geſtalt wiebergeben koͤnne.
XIV. Johann Franz Buddeus und andere
haben Plinius unter die Gotteslaͤugner gezaͤhlt.)
dan kann auch nicht leugnen, daß er Gelegen⸗
heit giebt, fo von ihm zu denken. Denn er
Herlacht die göttliche Zürficht, **) und beftreitet
die Unfterblichfeit der Seele. *°*) "Unberewo
fcheint er mit den Stoikern zu behaupten, die
Welt ſey heilig, ewig, unermeſſen, ohne Anfang
und ohne Ende, Gott ſelbſt. > Aug dem Ver
gleich diefer mit andern widerfprechenden Sägen,
die Fich hier und da in Plinius finden, ſchließt
Brucker, 17) er ſey kein feſt enefchloffener Got⸗
keßglaͤugner geweſen. Ex habe zwiſchen den ver⸗
Ichiedenen Meynungen gewanket, und je nach⸗
dem er in feinen Schriften Gelegenheit dazu har⸗
se, bald dieſe bald jene problematiſch vercheidi⸗
get, ohne eine der andern ausdruͤcklich vorzu-
ziehen. Er fcheint alfo in diefem Artikel dem
Kicero zu gleichen. Dem mag aber fepn wie
FT, Km
2 Do Ahelmup Kdb. 1. 6.20: °
er) Lib. 2.0.7. | +) Lib. 7. e. 55,
p Lb. 2. c.4.. "22. 49 Tomap. 613.
PS U u 17
ähm wolle, fo war fein. Lebenslauf ohne erheb⸗
Kin Tadel.
XV. Von den andern Philoſophen vieſer
Seiten will ich mich fürzer faffen. Denn entwe⸗
Dur es find keine Schriften von ihnen vorhau—⸗
Am, oder fie haben nur eine furge Zeit zu Rom
gelebt. „Unter ben erſten find Banius Julus
oder Kanus Julius, Traſeas Paͤtus, Helvidius
Priskus, Muſonius Rufus, von:welchen Bru⸗
‚der weitläuftig handelt, die merkwuͤrdigſten, nicht
fo ſehr wegen ihrer Gelebrſamkeit, ‚als weil die
drey erſten dem gewaltshätigen Tode unter den
‚ben Kaifern Kaligula, Nero und Veſpaſian mit
‚philofophifcher Starkmuth entgegen gefehen bar
‚ben, der letztere aber von der verdienten Stadt⸗
‚gerweifung,ber Philoſophen unter Veſpaſtan al⸗
Yin ausgenommen war.*) Traſeas Paͤtus muß
ein beſonders tugendhafter Mann geweſen ſeyu⸗
weil Tacitus von ihm ſagt, Nero habe die Typ
‚gend ſelbſt in ihm hinrichten Laffen. **) Helvi⸗
dins aber hat durch feine ſtoiſche Halsſtarrigkelt
den Kaiſer Veſpaſian gezwungen, das Fodedur
theil über ihn fällen. Er war def Taſeaß
Tochtermann, uud hatte lich niche nur durch. bie .
Philoſophie, fondern auch durch feine Beredfam«-
‚Leit. einen, großen Ruhm erworben. **) Mu⸗
fonius Rufus fol ein ſo pedantiſcher und ver⸗
N Brießlichen
n) Die Lib.66. , #9) Li. 16. Anal, 20r
+++) Tacit. Lib. 4. Hiſtor. e. 4. ette .
%
186 a = = 12
drieglicher Schwaͤtzer geweſen ſeyn, baß Mar
nur mit Fußtritten und Faͤuſten ihn los werden
konnee. *) Einige kleine Fragmente von ihm
hat Herr Burigny aus verſchlebenen alten
Schriftſtellern geſammelt. **) Hieher gehoͤrt
noch Papirius Fabianus, der ein Bud, von der
Staatsklugheit geſchrieben hat, und von Senela
ſehr geruͤhmt wird. ***)
XVI. Von den fremden pbiloſopben, She
fh am längften oder oft zu Rom aufgehalten
haben, will ich hier nur Epiktetus und Plutarch
‘eine Stelle einräumen, weil fie Die beruͤhmteſten
And. Wer iſt wohl dem aͤußerlichen Schein
nach ungluͤcklicher geweſen, als Epiktetus? Gele
ne Aeltern waren fo arm, daß ſie ihm einem
Freygelaſſenen des Nero verkauften, damit er
nicht vor Hunger ſtuͤrbe. Er ſelbſt war lahnl.
"Ein ſchlechtes Bett, eine irdene Lampe, und eine
leere Hütte, “ die einem jeden offen fand, 9
‚waren fein Haab und Gut. Nichts deflo mer .
ger war er fo züfrieden und fo reich an Lehren
der Weltweisheit, daß Ihn Gellius nicht ohne
Grub den größten aller ſteiſchen Philoſophen
nenne. +) Aber feine Zugend und Armuth
Fonnten ihm nicht vor ber Wut des Kaiſers
Domi⸗
2) Tacit. Lib. 3. Hif. c. gr.
*#) Hift. de ’Academ. des Infeript. T. 31. p. 131.
**k) Senec. Epiſt. 100. 7) Suldas in Epidtet.
tt) Noae Aue. Lib 1. . . *
DPI Ya
Doemitianis ſchuͤtzen denn er wurde mit. ch
übrigen. biloſophen des Landes vertbiefen. 6
Er verfuͤgte ſich nach Nikopolis ‚und ſetzte da⸗
felbſt feine vorige Lebensart fort. Hier kann es
ſeyn, daß, ihn der Kaiſer Hadrian auf ſeinch
Reiſen kennen lernte, und ihm, wie Epartianus
erzählt," ‚(önderbare Merkmale der Hochach⸗
tung bwies. Es iſt wahrſcheinlich, daß
unter ber Regierung diefes Kaiſers geffotbeh
ſey. **e) Sein tugendhaftes Lehen war fo all.
"gemein bekannt und bewundert, daß der beruͤhm⸗
‚te Celſus kein Bedenken trug, ihnm unſerin Ei
Iofer entgegenzufegen, um zu beweiſen, daß es
auch unter den Heiden Maͤnner von unſchuldi—
gem Lebenswandel und heroiſcher ẽ Tugend gegeben
babe. Er iſt aber von Origenes widerlegt wor⸗
den. +) Es iſt eigentlich Fein von Epiftetuß
geſchriebenes Werk vorhaubeh. Arrianas ‚bon
Nifomebia, der fein Schüler war, hat basjeni.
ge, was er von ihm gehört hatte, in verſchie⸗
denen Büchern aufbehalten, von denen nur no
vier vorhanden. find. Dieſem haben wir auch
das Handbuch moralifcher, Gedanken, welches
unter des f£pikterus Samen befannt ift, zu ver⸗
danken. Das unter ſeineni Namen befanng
| Geſpyraͤch
*) Gellius Lib. 15. c. Pe
**,) in Hadrian, c. 16. te
***) Dodwell Diſſert. de, a astnte Berlpli maris
Eux. $. 9. ur
D Contra Celfam Lib. 7.
208 —E
Geſpraͤch wiſchen ihm und beim Ralfer Hadrian
wird ihm faͤlſchlich zugeſchrieben. *)
XVII. Bon Plutarchus finden ſich wenige
Rachrichten bey den Alten. Was man von ihm
weiß, gruͤndet ſich meiſtens auf ſeine eigenen
Schriften. Sein Leben haben Dryden, und Das
cier in feiner franjöfifchen Ueberfeßung der Les
bensbefchreibungen berühmter Männer, am be⸗
ſten beſchrieben. Cheronaͤa in Boorien war fein
Vaterland. Er iſt oft zu Rom geweſen, und
bat fi einigemal eine geraume Zeit dafelbft
aufgehalten. Dir. Dacier beweifee mil guten
‚Gründen, feine erſte Ankunft ſey nicht vor dem
Ende der Regierung des Veſpaſianus geſchehn,
und nach dem Tode des Domitianus ſey er nie
wieder nach Rom zuruͤckgelehrt. Deswegen ge»
flehet er felbft, er habe wenig Kenutniß von der
roͤmiſchen Litteratur weil er ſich derſelben zu
pät, ergeben hatte. *) Nichte beſto weniger
war er in ber Gefchichte und Philofophie ungen
mein bewandert, mie feine binterlaffene Werke
bezeugen, von denen man bey Fabricius hin
reichende Nachricht findet. **) Die beiten
Kenner find der Mepnung, er fey in feinen
Schriften ein vielmehr angenehmer. als tiefden⸗
kenber Philoſoͤph, und es finde ſich auch einige
Härte iw feinem Styl. D
u 4 .
u XV.
®) Brucker T. 2. p. 571. **) ir vita Demoſih.
væxvy Bibl. graec. vol. 8. p. 329.
9) Brucker vol. 3. p. 179.
“
Ku 2. Zu 129
N
VI. Ehe wir zur Mathematit fort.
:fehreiten, iſt noch zu unterſuchen, was für ei⸗
nen Fortgang die Sterndentung zu Rom: ges
‚macht babe. Tiberius war Ihr ſeht ergeben.
Er hatte fi von einem gewiſſen Thraſyllus
‚Darin untermeifen laſſen. Es wirb vieles era
zählt, was biefer: ihm geweiſſaget haben foll.
Es würde aber faft eben fo Eindifch ſeyn, es hier
Ssorzubringen, als es zu glauben. ) Der Kate
fer hielt fo viel von feinem Lehrer, daß, ba die
fremden Eterndeuter von ihm zum Tode verur⸗
theilt, die Roͤmer aber, welche biefe Kunſt trie⸗
ben, bed Landes verwiefen wurden, erihn ale
lein ausnahm, und mit ibm fortfuhr, aus den
Sternen zu meiffagen. Jedoch muß man ge»
fliehen, daß die Betrügerey dei Thrafplius vie
Ien geholfen hat. Denn ba der Kaifer in der
Testen Zeit feined Lebens einer Menge Menfchen,
auf welche er einen argen Verdacht geworfen, -
den Tod zugedacht hatte, fo meiffagte er ihm,
er würde noch sehn Sahr Ichen. Die gab Ges
fegenheit, daß der Kaifer die Ausführung feines
mörbderifchen Vorhabens von Tag zu Tage vera
(hob, bie er fſelbi vom Tode Überrafiht
wurde. *)
| ax
*) Tacit. Lib. 6. Annal. e. 21. Dio Lib. 55. Suet,
in Tib. c. 14.
**) Dio Lib. 5g. Suet, in Tib. c. 62.
II. Band. et x
—
130 σα
-XIR. Die Sterndeuter, die von Tiberius
ans ganz Sjtalien verwiefen worden waren, weil
Cibo Druſus Scribonius ſich ihrer zu einer
Verſchwoͤrung wider ihn bedient haste, befamen
endlich von nänılichen Kaifer die Freyheit, nach
Rom zurächufehren, . nachdem fie verſprochen
hatten, dieſe Kunſt nicht mehr zu treiben. ”)
Sie hielten aber ihr Wort nicht, **) und fanden
eine mächtige Goͤnnerin an Agrippina, die ſich
ihrer bediente, um bag zufünftige Schickfal ih⸗
res Sohns zu wiffen. ***) Jedoch verwies fie
Blaudius aufs neue aus ganz Stalin. Aber
auch diefer Befehl war entweder ganz fruchtlos,
oder bauerte nur eine geringe Zeit; denn Pop»
paͤa, die Gemahlin bed Nero, hatte viele Sterns
beuter unter ihren Wertrauten. +) Unter Vitel⸗
lius waren fie fo verwegen, daß, ba er den Tag
beftimme hatte, an welchem fie alle die Stadt
Mom und ganz kalten räumen foten, fie ihm
in einer Sffentlichen Schrift den Tag feines Ton
des vorfagtn. Ob fie num gleich den Tag vers
fehle Hatten, fo erfolgte bach nicht lange her⸗
nad) der Tod des Kaiſers, und bie Aftrologen,
yon denen er einige hatte töbsen Faffen, +) blie⸗
| ben
*) Suet. in Tib. c. 37.
#°) Taeit. Lib. 4. c. 58
*®) Idem Uh. 14. c. g% or
7) Idem Lib. ı. Hift. e. 22.
) Idem Lib, 2. nis. c 78
N
N 272 131
ben ungefisrt zu Rom. Veſpaſian hatte fie ſehr
lieb 3! und der gute Titus fcheint ebenfalls von
biefer Seuche angefteckt gemefen zu ſeyn.*) Aber
Seiner unter ben Kaifern hielt fo viel von der
Aftrologie, ald Domitian. Er bediente fich ih⸗
ver befonders, am die Nachfielungen und Bere
ſchwoͤrungen wider ihn zu entdecken, damit er
feine eingebilbeten Feinde bey Zeiten aus dem "
Wege raͤumte. Die übeln Folgen hiervon, und
pie allgemein bie Verblendung der Menfchen da⸗
mals war, erzählen Dio *) und Sueto⸗
ins. **%) Von Traian weiß man nicht, daß
er den Sterndeutern fonderbar günftig geweſen
fey. Hingegen war Hadrian biefer und andern
Orten von Aberglauben fehr ergeben. Spartia⸗
nus erzähle von. ihm, den erfien Jenner habe er
alles, mas ihm das ganze Jahr hindurch. wi⸗
berfahren würde, :vorgefehen und aufgefchries
Ben. +) - Der einzige Vortheil, den die Aſtrolo⸗
gie brachte, ‚war, daß die Sternfunde nicht
. ganz vernachläßige wurde. Mur Schade, baf
man dad Wenige, was man bavon wußte, zung
Betrug ber Eeichtgläubigen misbrauchte, und
folchen Betrügern ben ebrwuͤrdigen Namen der
Mathematiker gab.
XX. Wenn man Plinius den aͤltern, der
baejenige, was bie Griechen bis auf kin Zei⸗
8%
D Suet, in Tito, | - '
| ”) Lib. 67. “) in Domit. « “14 3 5.
2 in Hadrlan. 16. | .
a
i38 a
. / \ ,
ten von ber Sternkunde aufgeseichnet hatten,
in feine Bücher übergetragen hat, und Genefa
den Philofophen ausnimmt, der von einigen
aftronomifchen Wahrheiten glücklicher gefchries
ben bat, als man «8 von feinem Zeitalter er⸗
arten follte, fo finden wir feinen Roͤmer, dee
fid, in diefer Wiffenfchaft hervorgthan habe
Steabo und Pomponius Wels, welche in der
Mrdbefchreibung fehr wohl bewandert waren,
haben fich nicht fo lang zu Rom aufgehalten,
daß man fie unter die italienifchen Gelehrten
zählen koͤnne. Der erfte war von Amafa, einer
Stadt in Kappadocien, der andere ein Spanier.
Die Schreibart des Strabo if zierlich, und
nach der Griechen Art faft zu geſchwaͤtzig. Des
ſto fürger und kernhafter fchreibt Pomponius
Mela. Cicero würde von der Geographie we⸗
der reiner noch zierlicher gefchrieben haben. Bei⸗
de lebten unter des Klaudius Regierung. Pli⸗
nius ber ditere nenne Strabo unter ben
Schriftſtellern, deren er fich in feiner Naturge⸗
ſchichte bedient hat.
XXI. Es iſt jeboch einer unter ben Node
mern dieſes Zeitalter, der eine etwas tiefere
Kenntniß in der Mathematik gehabt zu haben
fcheint. Diefer iſt Sertus Julius Srontinus,
ein Mann, der fich nicht nur in Wiffenfchaften,
fondern auch in Staatsgefchäfften und Kriegs⸗
bienften auggezeichnet hat. Sein eben hat der
Marquis Johann Poleni fehr genau und mit
vieler
ee 133
vieler Gelehrſamkeit befchrieben. *) Er IR Praͤ⸗
for,””) und. zweymal Konful in ben Jahren 74,
und 97 getvefen. ***), Der gelehrte Marquig
muthmaßt fogar, er habe im hr 100. zum brite
tenmal die Ehre des Konfulats erlangt. Zwi⸗
fchen dem erften und zweyten Stonfulat gieng ex
als Profonful nach Britannien, und unterjoch⸗
te glücklich die Siluren. ****) Seine Gefchicl
lichfeit in der Hydraulik beweiſen das Amt eis
ned Dberauffehers über die Slüffe, twelches ihm
unter dam Kaifer Nerva anvertrauet wurde, 1)
und feine zwey Bücher von den Waſſerleitun⸗
gen zu Rom, worin er alle die ie von
der Waſſerkunſt. aͤußert, die man IM einer Zeit,
da die Grundſaͤtze davon noch nicht deutlich ent⸗
wickelt waren, Haben fonnte. ) Daß bie
zwey Bächer von den Briegsliften, die unter
N
des Frontinus Namen befannt find, ihm wirk⸗
lich zugehoͤren, bat der. Marquis Poleni gründ«
lich bewieſen. Hingegen iſt ein Buch vom
Ackerbau mit einigen Fragmenten, von denen
ein anderer Somine fpätern Alters der Vers
33 faffer
*) Prolegom. — de Aquaeduci.
20) Tacit. Lib. 4. Hi. e. 39.
***) V. Poleni Proleg. ad Front. Mart. Lib. 10.
‚ Epigr. 48. |
++) Tacit. vita Agricolae.c. 17.
) Frontin. de Aquaeduct. Art. 102.
) Montucla Hi. de Mathem. T. 1. p. 41
v
—
134 u =
faffer iſt, ) ihm untergefchoben worden. Der
jüngere Plinius thut rühmliche Meldung von
ihn, und wuͤnſcht ihm Gluͤck zur Augurwuͤrde,
worin er ihm gefolget war. **)- in einer am
dern Stelle erzählt er von ihm, er habe verbo⸗
ten, ihm nach dem Tode ein Grabmal zu errich⸗
fen, weil dieſes uͤberfluͤßige Unkoſten verurſach⸗
te, und es Ehre genug fuͤr ihn waͤre, es ver⸗
bient zu haben. **) Muratori führe in feiner
Sammlung von alten Auffchriften eine von ihm
an, die ihm viel Ehre bringt, wo unter andern
ruͤhmlichen Dingen geſagt wird: Anienem
verg novat opere ſumptuoſo et flrudtura
mirabili Julſũs Frontinus a divo Nerva Cura-
tor aquarum factus reſtituit, ac in urbem
perduxit. )
XXI. ' Zur Weltweisbeit und Naturge⸗
fhichte gehsren noch der Ackerbau. Es ges
buͤhrt fich deshalben, daß von Aucius Junius
Moderatus Kolumella, der hiervon Schriften
binterlaſſen hat, Meldung geſchehe. Er war
"gar zu Kadix in Spanien geboren, +B)- fiheint
aber fich eine geraume Zeit zu Rem aufgehalten
zu baben. 1H) Wir haben "Yon ihm zwoͤlf
Bücher vom Aderbau, von benen das zehnte
*) Goes Praef. ad Seript. rel agrariae, vom
**) Lib. 4. Ep. 8. ®+e), Lib. 9. Ep. 20,
}) Tom. 1. p. 447. |
+) Columelila Lib. 8. e. 16.
tt) Nem Lib. 3. e. 3.
|
a Sn 135
vom Gartenbau in Verſen und in einem zierli⸗
hen Styl handelt. In einem befondern Buche
fchreibt er noch von der Pflege der Bäume.
Matthias Gesner hat in der Vorrede feiner
Herausgabe aller lateiniſchen Schriftfiehler vom
Ackerbau, die 1735 zu keipsig von ihm veran⸗
ſtaltet worden iſt, den Columella ſehr gründlich
beurtheilt. Endlich iſt noch der beruͤhmte
Kraͤuterkenner, Antonius Raſtor, ein Zeitge⸗
noß des aͤltern Plinius, zu bemerken. Dieſet
thut ruͤhmliche Meldung von ihm und von dem
kraͤuterreichen Garten, den er angelegt hatte. *>
Er wuerde über hundert Jahre alt, ohne jemals:
einer Krankheit unterworfen zu feyn, ober das
deringfte.von ber Stärke fans Gebaͤchtniſſes
verloren iu baden.
Das fechite Kapitel
Die Aesneywilenfhaft
I. KHoene Wiſſenſchaft iſt burch einen Zeitraum
von einigen Jahrhunderten unter den
Roͤmern mehr mißhandelt worden, als die Arz⸗
neykunde. Anſtatt die Natur und ben Urſprung
der Kranfheiten und die geboͤrigen Huͤlfsmittel
zu unterfuchen, richteten bie erste ihre vor⸗
unehmſte Abfiche dahin, den Ruhm ihrer Kunſt⸗
genoffen zu verdunfeln, und auf ihren Umſturz
| nu ihr
®) Lib. 25. c 2 ü
\
L.- un_. -
136 | wen
ihr GSluͤck zu bauen. In weniger als einem
Jahrhundert erhuben ſich zu Rom durch. Askle⸗
piades, Themiſo und Antonius Muſa drey Lehr⸗
gebaͤude der Arzneywiſſenſchaft, deren eins das
andere umſtuͤrzte, nicht weil es beſſer war, ſon⸗
bern weil die Stifter derſelben mit ihrem An⸗
hange einander herabſetzten. So beſchaffen war
auch der Zuſtand der Arzneykunſt in dem Zeit⸗
raume, wovon wir handeln. Plinius der aͤlte⸗
ze ſchildert ſie folgendermaßen ab: »Die Nerze
»te, ſagt er, »find begierig, durch Erfindung:
„neuer Syſteme fich berühmt zu machen, und:
sitösschern- mit unferm eben. Daher das moͤrde⸗
srifche Gezaͤnke derſelben bey dem Kraukenbette.
„Hier find. alle nerfihiebener Meynung, damit
„ja feiner von ihnen in den Verbarht.geratbe.
„mie einem unter ben andern einzuflimmen.
„Daher Fam ed, daß fich jemand. auf feinen
„Grabſtein fchreiben ließ, die Menge. der Aerzte
„habe ihn ums Leben gebracht. Mit jedem Tage
Ä „ändert fich die Are zu Heilen; und wir kaſſen
‚und durch ben Wankelmuth der Griechen bey
„ber Naſe berumführen, ob wir gleich mit eiges
„men Augen ſehen, ba, wer nur unter ihnen
„dem andern an Beredſamkeit überlegen iſt, ſich
»fogleich zum Herrn über eines jeden Tod und
„Leben aufmwirft. « *)
11. Jedoch Hat fich unter Ziberiuß und
Kaligula feiner durch Stiftung einer nenen Sekte
‚ausge:
J
®) Lib. 29. c L
nn — — En EEE SEE
+ 4
|
k — 6 Fe u J 137 J
außgegeichnet.. Unter Klaudius geſchah diefes
durch Vetius Valens, deſſen Vaterland unbe⸗
Sannt iſt. Seinen vorzuͤglichen Ruhm hatte
er nicht nur feiner Beredſamkeit, ſondern auch
der Meſſalina, Gemahlin des Klaudius, zu
verdanken.*) Worin aber die unterſcheiden⸗
den Grundſaͤtze feiner Sekte beſtanden, iſt un⸗
bekannt. Seine Liebeshaͤndel mit der Kaiſerin
waren Urſach, daß er vom Kaiſer zum Tode
verurtheilt wurde. *) Nicht geringer war das
Anſehen, in welchem Xenophon, ver Leibarzb
des Kaiſers Klaudius, zu Rom geſtanden If.
Er war aber ein Ungeheuer ber. Undankbarkeit.
Denn obſchon der. Kaiſer die Inſel Coos, das
Varerland dieſes Arztes, ihm zu Liebe tribnt⸗
frey erklaͤrt hatte, ſo trug er doch: fein Beden⸗
Terz; Ach mit Agrippina wider feinen Wohlthaͤ⸗
er zu verbinden, und ihm unter dem Egein
einer Arzuey Gift beyzubringen. ”*”)
AUI. 96 08 gleich nicht der. Mühe werth
iſt, bey vergleichen Weltbetruͤgern ung länger:
aufzuhalten, :fo duͤrfen tote doch die drey vor⸗
nehmſten derfelben nicht übergeben, weil das
durch bekannt wird, was ber Betrug in ber
Arzneykunſt vermag. Dieſe ſind Theſſalus vom
Tralles, Krinas und Karmides aus Marfilien.
Der erſte erfand ein neues Syſtem, das er, wie
5 She
*) Rlin. ibid, 0
**) Tracit. Lib. 11. Annal, e. 35. |
**) Id. Lib. 12. Annal,c. 6%.
n
138 ze
Themiſo bad -feine, methodiſch nanute. Er
verwarf und verſpottete alle Lehren der aͤltern
und neuern Aerzte, und es deuchte ihn, einen
ewigen Ruhm dadurch verdient zu haben, daß
er alle feine Kunſtgenoſſen wie ein toller Hund
zu Schanden gebiſſen hatte. Er ließ ſich des⸗
halben an der appiſchen Heerſtraße ein Grab⸗
“mal errichten, auf welchem er ſich ſelbſt ben
Neberwinder der Aerzte nannte. So veraͤcht⸗
lich als dieſer Mann war, ſo groß war ſein An⸗
fehn unter ben Roͤmern. Denn Plinius erzähle
von ihm, fein Sieger in den oͤffentlichen Spie⸗
len ſey von einer groͤßern Menge Volks auf-den
Straßen begleitet worden, als er, wann er
ansgieng. *) So ſchlecht mußten die Roͤmer
dieſer Zeiten die Menſchen zu beurtheilen. Kri⸗
nas betrog fie weit kuͤnſtlicher. Er vermengte
die Sterndeutung mit der Arzneykunſt. Ja
nachdem. ſich die Sterne bewegten, ſchrieb ex
andere Speiſen und Getraͤnke vor, und bie
Kranken mußten nur in den Stunden, be dieſe
ober: jene Planetenſich conjungirten, die Arzney
einnehmen. Man kann ſich leicht einbilden,
daß er bey einem Volke, welches ohnedem ſchon
von der aſtrologiſchen Wahrſagerey eingenom⸗
men war, das Anſehn des Theſſalus ſogleich
werde perdunkelt, das ſeine aber uͤber alle an⸗
dere erhoben haben. Dieſes bezeugt Plinius,
der noch binzuſekt, er babe nach feinem Tode
J zehn
%) Plin. ibid.
—
a u — = 139
schn Millionen Seſterzien, nachdem er ſchon bey
Lebzeiten auf den Bau ber Mauern feiner Ge
burtsftadt eben fo viel verwandt hatte, bintere
laflen. *) . Sein Ruhm verſchwand aber wie
ein angehäufter Dunft vor dem Winde, als
Barmides enttveder am Enbe ber Regierung
bed Nero, oder kurz nach dem Tode deffelben, zu
Nom erſchien. Dieſer brachte den Gebrauch
der falten Bäder, bie, feitbem der junge Mars
celus unter Antonius Mufa den Tod davon ges
Habt, verabfcheuet waren, wieder empor. Auch
die anfehnlichften der Roͤmer trugen fein Beden«
fen, fich in eidfaltem Waffer zu baden, unb
verbiffen mit einem hartnäcigen Stolz die Kaͤl⸗
te, bis ihre Glieder erflareten. *) „ Sogar der
ausgemergelte Philofoph Seneka folgte der herr⸗
fchenden Mode. Sin einem feiner Briefe ***)
fagt er, er pflege fich auch den erften Jenner In
kaltes Waffer zu werfen. Das glänzende An⸗
fehen, zu welchem ein jeder Arzt, der die Kunſt,
bie Welt zu täufchen, verſtaͤnd, gelangen fonn«
te, bewog eine Menge Menfchen allerley Stan⸗
des, ſich der Argneyfunde zu ergeben. Schu⸗
fir, Faͤrber, Tiſchler, Schloͤſſer verließen ihre
Werkſtaͤtte, und wurden Aerzte. Unter dieſen
aber bruͤſteten ſich diejenigen am meiſten, die
vorher bey den Malern Farben, oder bey den
Gewuͤr⸗
*) Plin. ibId, æ«) id. wid.
) Eꝑiũ. 53, 83. i
140 u Su 2 2
Gewuͤrzkraͤmern Spezereyen gemifcht hatten. *)
Die Aerzte pflegten damald mit einer großen
Bolge von Schülern begleitet gu werden, wann
fie die Kranken befuchten, und benfelben hier⸗
Busch hoͤchſt beſchwerlich zu fallen. Martial
füichele auf diefen Gebrauch, wann er ſingt:
- Languebam; fed tu comitatus protinus ed me
Venifti centum, Symmache, difeipulis, _
Centum me tetigere manus Aquilone gelatae.:
Non habui febrem , Symmache „ nune
. habeo. **)
IV. Bon den gemeldten Aerzten und an⸗
bern, deren Verzeichniß ***) unnuͤtz feyn würde,
find feine Schriften. vorhanden. Was wir aber
yon dieſen Zeiten her nügliched und gutes ha»
ben, ift von Celfüs, .Scribonius Largus, An⸗
dromachus, und Soranus von Epheſus. Daß
Eelfüs ein Staliener, und, wann er fein Römer
war, wenigſtens eine fehr lange Zeit, und zwar
feit den letzten Jahren des Auguflug, zu Rom ges
lebt habe, beweiſet der reine Styl feiner Schtife
gen, und zum Theil auch, meil er von Askle⸗
piades, Themifo und Kaffınd ale ihm befann«
ten Aerzten fpricht, 1) und wann er ben lateini⸗
ſchen Namen getoiffer Dinge angeben wii, oft
| | fagt,
*) Galenus Method. medendi Lib. 1.
**) Lib. 5. Epigr. 9.
u, Daniel Je Clerc Hiſt. de la Medic, part. 3.
v. 2.
H Pracf, Lib. ı.
J
ee | 5 14
fagt, fo.nenne man es in feinem Lande 9
Der berühmte Morgagni hat betviefen, er fey
ein Arzt von Profeffion getvefen. **) Das ges
‚soiffefte ift, daß er nicht nur in der Arzneykunde,
fondern auch in verfchiedenen andern Wiſſen⸗
ſchaften, wohl bewandert war. Denn Auintis
lian ruͤhmt ihn ald einen Redner, ber von bem
Megeln der Beredfankeit, **) und als einen
Philoſophen, der einige Bücher als ein Skeptiker
im einen zierlichen Styl gefchrieben babe. ****)
Der naͤmliche und Columella +) begeugen- auch,
er habe fehe nügliche Buͤcher von der Kriegs⸗
Funft und vom Ackerbau binterlaoffen. Wir bas
ben von ihm acht Bücher von der Aezneytundegg,
welche in einem reinen und gierlichen Styl ge⸗
£chrieben find, wie eg von einem Schriftfteller, der
im goldenen Alter. der lateiniſchen Sprache ge⸗
boren war, zu vermuthen iſt. Was den Inhalt
dieſer Schriften angehet, ſo werden ſie von ei⸗
nigen fuͤr uͤberſetzte Stuͤcke verſchiedener Werke
griechiſcher Aerzte gehalten. Jakob Bodley
insbeſondere haͤlt ihn fuͤr einen ſeichten und feh⸗
lerhaften Schriftſteller. tt) Andere ſchaͤtzen ihn
v
®) Lib. 4. e. 4. Lib. 8. c. I. ete. b
- **) Epiſt. 4. in Celfum.
***) Lib, 3. Inftit. Orat. e. 1. Lib. 9. c 1.
) Lib. 10. c. 1. .
}) Lib. 1.8. Lib. 2. e. 9. Lib. 3. c. 2.
1) Eſſai de Crit. ‚für les Oouvrages des Medecins
Lettre 2.
14% « rt
ſo hoch, daß fie ihn mit dem Namen des latei⸗
niſchen Bippokrates beehren. Niemand bat
ſeinen Werth in ein helleres Licht geſetzt, als der
vortreffliche Johann Baptiſt Morgagni in ſei⸗
nen Briefen.*) In einer Schrift des Herrn
Bernards, Leibarztes des Könige von England,
von weicher Mr. Dutens einen Auszug liefert, **)
wird bewiefen, Celſus babe durch feine Schrif-
ten zu vielen neuern Entdeckungen ben Weg ges
öffnet. Die swey Briefe, bie ſich in des Mar⸗
cellus Empirikus Buche von Arzneymitteln uns
ter des Celſus Namen finden, gehören wahr⸗
ſcheinlich dem Scribonius Aargus, *) von
we mir bald reden werden. Es lebte damals
noch ein anderer Celſus, Apulejus gugenannt, ein
geborner Sicilianer, der Lehrer des Scribos
niuß, +) dem einige das unter bed Apulejus
Namen befannte Buch von ben Kräutern zus
fhreiden, welches aber mach anderer Mey⸗
nung tt) dem Aucius Apulejus zugehoͤrt.
V. Sceibonius Aargus war ein Zeitge⸗
noß des Eelſus, wie aus einigen Stellen ſeiner
Buͤcher
) Ante Celfi Libeos Edit, Patav. 1750.
**) Recherches fur I!’Origine des Decouvertes
T. 2. p. 59.
***) Fabric. Bibl, Lat. Tom. I. p. 386.
}) De Compof. Medicam..p. 171. _
tt) Fabric. Bibl. Lat. T. 2. p. 25.
ee 0 143
Bücher erhellet. *) Man weiß aber nichte von
feinem Baterlande. Wir haben von 9 ein
Buch De Eompoſitione medicamenum,
von welchem einige glauben, es ſey von dem
Verfaſſer in griechiſcher Sprache geſchrieben,
und etwan hundert Jahr hernach in die lateinl⸗
ſche uͤberſetzt worden. Andere aber find anderer
‚Mepnung. **) Daß viele folgende Aerzte, als
da find Trypho, Glykon, Trafens, Ariſtus
und andere aus feinen Schriften geſchoͤpft ha⸗
"Gen, obwe feiner zu gedenken, bat Herr Portal
in feiner Gefchichte der Zergliederungs- und‘
Mundarznepfünft ***) deutlich beiviefen. Den
Caſſius, welchen Celſus, fein Zeitgenoß, einen
witzigen Arge feines Jahrhunderts nennt, +) will
ich hier mit Stillſchweigen übergehen, weil es
wegen ber vielen andern biefed Namens ganz
ungewiß iſt, ob er der Verfaſſer des griechifchen
Werks fen, welches feinen Namen führt. Ans
dromachus war keibarzt des Kaiſers Ners. Ga⸗
lenus, oder wer der Verfaſſer des Buchs vom
Theriak iſt, ruͤhmt ibn als einen vortrefflichen
Arzt. 17) Er bat auch deſſelben kleines Gedicht,
welches in griechiſchen Diſtichen vom Theriak
handelt, feinen Werten einverleibt. HH) Zu
| Trajans
*) De Compof. Medicam. c. 97. p. 171. 2
*&) Fabrie. Bibl, Lat. T. 2. p. 570.
+) T. 1.p-71. ) Praef. ad Lib. I.
tt) Lib. 1. de Theriac ad Pifonem c. 5.
+t}) Galen, Lib, 1. de Autidotls e. 6.
v .
v
144 geh
Trajaus Zeiten machte fih enblich noch durch
Schriften berühmt Soranus von Ephefus, mie
Suifas erjaͤblt. Eine feiner Schaiften het der
berühmte Herr Doktor Cocchi von Florenz zum
erfienmal durch den Druck bekannt gemacht, unb
mit Anmerkungen erläutert. Wer von dieſen
and andern Aerzten dieſes Zeitalter® mehr zu
wiffen verlangt, der leſe des Fabricius Verzeich⸗
niß der alten Aerzte,) Daniel le Clercs Se
fhichte der Arzneykunde, und bes Herrn Pot
rals Gefchichte der Zergliederungs⸗ und Wund⸗
arpueptunfl
Das fiebente Kapitel.
Die Rechtsgelebrſamkeit.
L gYbgleich bie mebreften Kaifer nach Augus
flus Tode in Sachen, die fie einiger.
maßen betreffen Eonnten, kein anderes. Gefeß als
ihre Willkuͤr und Leidenfchaften erfannten, fo
erfoberte ed doch ihr Eigennutz und ihre ‚eigene
Sicherheit, daß in bürgerlichen Sachen ein ge
wiſſer Lauf der Gerechtigkeit, und die Gefeße
von den Unterthanen beobachtet würden. Es
gab deshalben noch immer Männer, die fich der
Mechtögelehrfamfeit mit Ruhm beflifen. Pom⸗
ponius bat eine kurze Gefchichte davon hinter«
laſſen, **) die ich hier zum Grunde legen werde.
II. Vor
) Bibl. graeca T. 13. p. 15. etc.
**) Digeft. Lib. ı. Tie. 2.
re, 145
| Vor alggamuß von iwey Rechesge⸗
kr, von der Pein jeder eine Sekte in der
Rechtsgelehrſamken geſtiftet Hat, gehandelt wer⸗
dei: Dieſe find Attejus Capito, und Anti⸗
flias Cabeo. Sie bluͤheten zwar ſchon unter
Auguſtus, haben aber nach deffelben Tode durch
bie Menge ihrer Anhänger ihren Ruhm größten,
theils erlangt. Der erfte lehrte, man müffe
inm der Erflärung ünd Vollſtreckung ber. Gefege.
von dei buchſtaͤblichen Verſtande derſelben nicht
"abweichen; bingegeit war Labeo bet Meynüng;
es gegieme fih, den Geiſt und bie Abficht ber.
Geſetze mehr als bie buchfäbliche Bebeutung zu
besbachten, fo daß dieſe durch jene, wo es der.
Fall mit fich bringt, entwedet geinildert, ober
gefhärft werde. ) Dießes folge aus ben;
was Pomponius von ihnen ſagt, Eapito hade
ſich nur an bag gehalten, was er von andern
gelernt hatte; Labes aber babe feinem Verſtande
zu viel eingeräumt, und viele Neuigkeiten ein⸗
‚geführt. Die Parthey dei erſten wurde wegen
det zwey vornehmſten Anhänger die ſabiniani⸗
ſche und kaſſianiſche, und ſene des zweyten die,
prokulejaniſche und pegaſianiſche genannt.
Dieſe zwey Rechtsgelehrte waren nicht nur in
ihren Depnungen, ; föndern auch in ihrem fitle.
lichen
Terraſſon Hi. de la Jürlsprud; ‚Rom,
part, 3. $. 2. | | te
rn
I. >77 7 7 ed
46 u = 2
lichen Charäfter ganz unteiigpieben. Eapits
war ein Schmeichler des FMn, *) ob dieſes
gleich feiner Lehre nicht gemaͤß war. Hingegen
. war kabto rechtfchaffen, und von unerfchrockner
Freymuͤthigkeit, **) obgleich feine Lehre ihm
sicht fo fireng die Hände band, daf er fich nicht
in die Zeiten und Umftände hätte ſchicken koͤnnen.
Dem erfien fruchteten feine Schmeichelegen das
Ronſulat; ber andere aber kam nicht weiter ale
zur Prätorftelle. Es folgte aber hieraus, was
jederzeit zu erfolgen pflege, wenn ſchlechte Ge
ſchoͤpfe wuͤrdigen Männern vorgezögen werden,
bdaß Capito als Konful auf der Wagfchaale des
Publikums mendlich weniger wog, als der Präs
. tor abeo, und ſich den allgemeinen Haß auf
Ben Hals 509. ***) Das Sterbejahr des La⸗
beo iſt unbekannt. Von Capito aber ſagt Taci⸗
tus ausdruͤcklich, er ſey im neunten Jahre der
Regierung des Tiberius geftorben. +) Bon den
Bierzig Büchern, „die Eapito in feiner ſechsmo⸗
natlichen Einfamfeit, welche er jährlich von der
Stadt entfernt bloß zum Stubiren anwandte,
gefchrieben hat, und von den Schriften des
Labeo, iſt nichts als einige Fragmente, die ſich
in den Digeſten finden, auf unſere zeiten ge⸗
lommen.
IM.
°5 T'acit. Lib. 3. Annil. e. 75. «
**) Tecit. loc. dit. ch) 14, * cit.
+) loc. eit. nl:
nn 2 17.
: M. Nach den Tode bieſer Nechtegelehr⸗
tin nahm der Ruhm und die Anzahl der Anhäns
ger der zwo Sekten, die fie geſtiftet hatten; un⸗
gemein zu. In die Stelle des Gapito. traf
Maſurius Scbinus, und In jme bes dabes
Nerva Cocceſus Maſurius Sabinus mad
ein roͤmiſcher Ritter, und hatte von Tiberius
das Recht erhalten, in Gerichtshaͤndeln oͤffent⸗
liche Antworten zu ertheilen. Denn obgleich
dieſes bis auf Auguſtus Zeiten einem jeben
Rechtsgelehrten erlaubt war, fo hatte dieſer
Kaiſer befohlen‘, daß in Zukunft die Erlaubniß
dazu von Kaſſer ſelbſt ertheilt würde, und baff
bie Richter nach folchen Antworten urtheilten.)
Weil er fich keine Reichthuͤmer erworben, und,
wie Pomponius erzählt, nur von feinen Shih
lern gelebt bat, fo muß er ſehr rechtſchaffen ges
weſen ſeyn. Was aber Netva Cocceſus, den
Großvater des Kaiſers Nerva, betrifft, ſo hat
man Urſache, auf feine Ehrlichkeit einen Ver⸗
dacht zu werfen. Denn er war ein Bufenfreund
bes Iafterhaften Tiberius, und einer von den wentä
gen, die er ju feinen Mitgefährten wählte, "ale
er, feine fchändlichften keidenſchaften zu befrie⸗
digen, fich auf die Inſel Kapred: begab. **)
Tacitus erzäple zwar von ihm, er habe fich die
. 82 rg . ‚allgea
*) Heinece. Antiq. Rom. Iurieꝑrud. Allufrang
Lib. ı. Tit. 2. $. 38. et Hiſt. Juris Rom. Lib. ı.
RL. Cr On
20 Tacit. Lib 4. "Ann. €. 58
⸗
18 PER Br
allgemeinen Uebrl bed Staats fo zu Herzen ge
nommen, daß er vor Verdruß und Furcht keine
Speiſe mehr nahm, und ſich zu Tode hunger⸗
96°) Es if aber wahrſcheinlich, daß dieſes
mehr aus Verzweiflung und Furcht, eines
ſchmaͤhlichen Todes zu ſterben, als aus patrio⸗
riſchem Eifer geſchehen ſey. Auf diefe Weiſe
ſtarb er im 34 Jahre der chriſtlichen Zeitrech⸗
nung. Die Schriften dieſer zwey Rechtsgelehr⸗
sen find ganz verloren gegangen. Maſurius
Sabinns hatte derfelben viele von ber Rechte.
gelchefamfeit hinterlaſſen, deren Titel: die Her⸗
zen Terraffon **) und Heiuneccius “r) geſam⸗
meit haben.
- IV. Die merkwuͤrdigſten unter den sbri
gen Rechtsgelehrten dieſes Zeitalters, die Pom⸗
Yonius anmerkt, find &. Caſſius Konginus,
Prokulus, Salvius Julianus und Pegaſus.
C. Caſſius CLonginus war von ber Mutter
Seite ein Urenkel des beruͤhmten Servius Sul
tius, von dem wir im erſten Bande gehan⸗
delt haben: Nachdem er Prätor in Syeien)
geweſen war, wurde er unfer ber Regierung
deg Tiherius zum Konfulat befördert, und
Ran in großem Anfehn. Weil er tudendhaft
mar,
*) Tac. 2. Li. 6. Alina e. 26.
«*) Hift. de la Jurkprud. part. $. 3.
***) Hift, jur. Lib. 1. e. 4. 6. 208, 200.
Tacit. Lib. ı2. Annal. c. 12.
“ 2 == — 2 1 0 To
war, und unter andern Bildern feiner Ahnen
auch jenes des Caſſius⸗ ber ben Caͤſar ermordet _
harte, in Ehren hielt, fo verwies ihn Nero
nach Sardinien. *) Suetonius erzählt fogar,
er habe ihn hinrichten laſſen. ») Dieſes ift
aber nicht wahrſcheinlich, weil neben des Taci⸗
tus Zeugniß auch Pomponius fagt, er fen von
Veſpaſian zuräcdgernfen worden. Er verthei⸗
digte die Lehre des: Capito mit ſolchem Eifer,
daß dieſelbe den Namen von ihm erhielt. Pli⸗
nius der juͤngere nennt ihn ſogar das Ober⸗
haupt und den Stifter derſelben. *) Aber
indeß daß dieſer die Sekte des Eapisa aufrecht
erhielt, geſchah das naͤmliche auch von Proku-
lus in Anfehung der Lehre des Ladeo, welche
daher den Namen ber. prokulejaniſchen Schule
erhielt, Es if nichts ander& von dieſem bes
kannt, als daß er einige Bücher von Briefen;
wovon in den Digefien Meldung gefchicht, ges
fehrieben hat. Was Salvius Juliange angeht,
iſt von dem berühmten Heineccius fehr genau
unterſucht worden. Er war der Aeltervater des
Kaiſers Didius Julianus. +) Die Meynung, daß
er ein Meilaͤnder war, hat durch folgende Auf⸗
ſchrift, bie ber berühmte Muratori bekannt ge⸗
macht bat, tt) eine neue ne⸗ erhalten.
*) Tar. Lib. 16. Aun, c. : ae i
æ4s) in Neron. c. 37. a 3 Lib, 7. ep 24
+) Spartienus in Didio Juliano.
41) Nor. Thef. Infee. Tom. 1. p. 338
150 — = — 7
, M.SALVIO, ..
IVLIANO M. F. SEVERO
HVMANI DIVINIQ. IVRIS
- PERITISSIMO
EDICTI PERP. ORDINAT.
IVDIC1 INTER SELECTOS II VIR.
II VIR. A. P, XVI VIR. STLIT; IVDIC.
FLAMINI PP. DIVI TRATANI
PATRONO COLLEG: GALL.
OMN. DIVI HADRIANI CONBEGAE .
A. D. D. P, P, ANTONINO M. AVRELIO |
ET L. AELIO VERO AD PRAET. VRB.
-" ET COS. SEMEL ET ITER,
>" EVECTO |
| MEDIOLANENSES -
- CIYI OPTIMO ET PATRONO
‚ + INCOMPARABILI.
„OB MERITA L D..D. D.
Er mag über cin Meiländer, ober wie andere
wollen, *) ein Adrumetiner and Afrika geweſen
ſeyn, ſo iſt doch gewiß, daß er einer der vor⸗
nehniſten Rechtsgelehrten zu Rom war, daß der
Kaiſer Hadrian ſich ſeiner Rathſchlaͤge bedient
hat, M und daß er zweymal mit der Wuͤrde des
Konſulats beehrt worden iſt. Heineccius fuͤhrt
bie Titel feiner Schriften an, unter welchen bie
90 Bücher der Digefien, worüber viele alte
I Rechts⸗
®) Cafaiib. ih Notis ad Spartian: Reincfius Led.
var. Lib. 3. c. 2.
*) Heinece. Hill, Edidorum et Edi@i Perpetul
Lib. 2. c. 3. et Differt. de Salvio Juliano vol, 2,
ejus oper. —* Genev. 3746.
— — — — — — — nn nn — -
Asse >. — U Zee {7 55
Rechtsgelehrte kommentirt haben, die merk
wuͤrdigſten find, |
V. Was aber dem Salvius Julianus den
groͤßten Ruhm gebracht hat, iſt das fogenannfe |
Edilhun perpetuum, von welchem er der Vers
faffer if. Weil es in der Gefchichte der roͤmi⸗
ſchen Rechtsgelehrſamkeit eine Epoche macht, ſo
gebuͤhrt es ſich, hier einen kurzen Begriff davon
zu geben... Die Gewalt eines Praͤtors brachte
mit ſich, daß er beym Antritt ſeines jäprlichen
Amtes ein Edikt bekaunt machte, worin er ih
erklaͤrte, nach welcher Richtſchnur er die Ep
chen, die ju feiner Gerichtsbark t gehörten, dag
ganze Fahr Hindurch zu beurkheilen gefonnen
waͤre. Weil ſolche Evdifte zur Abſicht hatte,
die Geſetze der Buͤrger zu erlaͤntern, oder, wo Be
mangelhaft waren, zu verbefiern, fo fonnte zur
Derwaltung der Gerechtigkeit nichts nüglicher
feyn, als eine wohlgeordnete Sammlung biefer
Edikte. Diefe wor aber bis zu Hadrians Res
gierung nicht zu Stande gekommen. Dieſer
Kaifer gab deswegen dem Salvins Julianus
den Befehl, die Verordnungen aller Prätorm zu
unterſuchen, fie mit einander zu vergleichen, das
Unnüge oder Geſetzwidrige augzulaffen, und maß
er für gut erachtete, hinzuzuſetzen, damit man
eine allgemeine und fichere Kegel hätte, die Ges
rechtigkeit zu handhaben. Diefe Sammlung,
welche auf die befihriebene Weife durch Salvius
Julianus gu Staube Fam, wurde Edictum per-
K4 petunm
154 un Ze Fu
| Das achte Kapitel.
Grammatiker und Lehrer der Redekunſt.
I. Yachten wir von der G·chichte ber roͤnmi⸗
— ſchen Litteratur nach allen ihren Zweigen
gehandelt haben, ſo iſt noch uͤbrig zu unterſuchen,
durch welche Mittel die Roͤmer dazu gelangten.
Was die Schulen betrifft, To iſt ſchon ander⸗
waͤrts erklaͤrt worden, wie ſich die Schulen der
Grammatiker und der behrer der Rebekunſt be⸗
ſchaͤfftigten.*) Die Lehrer hatten bisher vom
dem Schulgelde gelebt, weiches die Schäfer für
die Echre bezahlten. Folglich waren die Armen
von den Wiffenfchaften ausgefehloffen: : Aber
der Kaiſer Befpafian war der erſte, dieſes Uebel
absufchaffen. Denn er verordnete, daß deu Leh⸗
rern der griechifchen und lateinischen. Rebekunſt
die jährliche Befoldung von hundert taufend Se
ſterzien, ungefähr 2500 Konventionsthaler, aus
bem gemeinen Schage gegeben wärde. *) Wer
den übermäßigen Pracht betrachtet, ber damals
zu Nom herrſchte, der wird die damaligen Lehr
ver nicht ſehr beneiden. Quintilian war der
erſte, der ſo beſoldet die Beredſamkeit Sffentlich
lehrte, ***) nachdem er ſchon unter bed Galba
Regierung, wie ein jeder anderer, ohne Beſol⸗
dung
9 Erſten Bandes Geite 294, 298,
*) Suet. in Vefpaf. e. 18.
***) Euſeb. Chronic. ad Olymp. 217.
er a.
bung dieß Lehramt vertreten Bat. Es iſt
wahrſcheinlich, daß Veſpaſtan auch für die
Grammatifer eine Beſoldung . beftimmt habe.
Sollte es aber nicht gefcheben. feyn, fo ift ge
wiß, daß her Kaiſer Hadrian nicht nur fie,.fon«
bern auch alle andere Lehrer, mit reichlichen Ein⸗
kuͤnften verſehen hat. Spartianus, der dieſes
erzähle, *) ſetzt hinzu, dieſer Kaiſer habe die
Lehrer, welche nicht. mehr zum Lehren taugten,
mit Ehrenzeichen und Belohnungen überhäuft
und in Ruhe gefebt. | |
U. ‚Der Kaifer Hadrian wollte: nicht nue
für einen großmüthigen und wohlthaͤtigen Be
förderer der Gelehrſamkeit, fondern auch für.
einen Gelehrten von der erften Größe, angeſehen
ſeyn. Daher Fam ed, daß er überaus gnädig
gegen bie Gelehrten mar, bie feiner Figenliche
Ghmeicheten, hingegen von Neid und Haß wi⸗
der diejenigen entbrannte, deren größere Stärfe
in den Wiſſenſchaften er entweder ſelbſt muth⸗
| maßte, oder die ihm den Vorzug darin flreitig -
machten. : Solche Gelehrte waren in gefaͤhr⸗
lichen Umfänden..**) Dagegen ‚bewies er fi
ungemein forgfältig fuͤr die Befoͤrderung dee -
Schulen. Denn neben dem, daß er die, Lehrer
mit einem reichlichen Auskommen verſah, wie
‚oben geſagt worden iſt, fo ließ er auch für die
öffentlichen Echulen, bie bisher in den Privat
wohnungen der Lehrer gehalten worden waren,
ent
‘*) in Hadrian. =) Die Lib. 69. _‘
Pi ee
tin befondres Gebäude errichten, welches er
Arhenäum nannte.*) Bon diefer erften hoben
Schule zu Rom geſchieht in den Schriften fols
gender Zeiten oft Meldung. Es wurden da⸗
felbſt nicht nur Känfte und Wiffenfchaften oͤffent⸗
lich) gelehrt, fondern es diente auch den Dichtern
and Hebnern, ihre Schriften öffentlich vorzule⸗
fen. Schade, daß diefer Mufenfig gu eier Zeit
errichtet wurde, da alle die übrigen Umſtaͤnde
zum Verfall der Gelchrfamfeit zuſammen ·
immten.
ME. Jedoch fehlte es in dieſem Zeitraum
nicht an Örammatifern und Rhetorn. Sueto⸗
nius nennt der Grammatiker drey, naͤmlich
Pomponius Marcellus, Remnfus, oder Rem⸗
mius Fannius Palaͤmon, und Markus Yale
riug Probus. **) Der erfte war ein, fo hart⸗
naͤckiger und bigiger Verfechter ber Reinigkeit
ber Iateinifchen Sprache, daß, da Attejus Ca⸗
pito ein unaͤchtes Wort, das dem Tiberius ent⸗
fallen war, damit entfchufdigen wollte, bucch dag
£aiferliche Anfehn kann es Acht lateiniſch werben,
er kein Bedenken trug, den Schmeichler einen
kaͤgner zu ſchelten, und dem Kaiſer ins Geficht
u fagen, er inne zwar ben Menfchen, nicht
aber den Wörtern das Bürgerrecht ertheilen.
Dit ver freylich nfehr einen Grammatifer,
eg
Mr Aurel, Vi&. de Caehhr. 6. 14
*%) De illuſtr. grapım, c. 23, 23, 24.
[2
eh, ° 157
| als einen Hofmann Er hielt auch oft ale
Sachwalter gerichtliche Reden, wo aber. immer
ber Grammatiker, oder beſſer zu reden, der Pe⸗
dant vorſtach. Denn da er einftend, einen
Beſchuldigten zu. verteidigen, ver Gericht er⸗
Ichienen war, und in der Rede ſeines Miderr
Hachers ein fehlerhaftes Wort bemierfte, fleng,
‚er ein fü heftiges Gezaͤnke mit ihm an, daß er
die Hauptfäche ganz und gar darüber vergaß. ”)
+
Remmius ein Freygelaſſener, lernte bey Gele⸗
genheit, da er als Leibeigener den Sohn: ſeines
Herrn in bie Schule begleiten mußte, fo viei,
daß er für den vortrefflichiten Grammatiket ſei⸗
ner Zeit, das iſt, unter der Regierung des Ti
berius and Claudius, gehalten wurde.*) Ob
er gleich einen fo ruchloſen Lebenswandel fuͤhrte,
Daß felbft Die zwey Kaifer, Tiberius und Clau⸗
dius, die es in ben Laſtern gewiß ſehr weit ges
bracht hatten, von ihm das Zeugniß ablegten,
man fonne ihm unter allen Lehrern am wenig⸗
ſten Knaben oder Juͤnglinge anvertrauen: ſo
wußte er ſich doch durch feinen gefprächigen Um⸗
gang, und feine Leichtigkeit Verſe gu matheh,
‚bey jedermann beliebt zn machen: Wir haben
nuter feinem Namen ein kleines Gedicht vom
Gewicht und Mash, welches aber von andern
dem Priſcianus ingefäriehen wird, und cn
klei⸗
) Suet. ĩbidem.
**) Suet. ibid. e. 29. Plin. Lib. 14. e. 4. der
Sat. 6. 451. 85.0219 - ..
=>
Flöinee Buch von der Grammatik, welches
Idvianus Pontanus zuerſt zum Druck: befördert
bat, und In den Kollektionen der Tateinifchen
Grammatifer zu finden iſt. Der lebte der Sram.
ö matifer, von denen Suetonius handelt, iſt Mar⸗
kus Valerius Probus, von Berytus in Phönte
rien gebuͤrtig. Er hielt eigentlich Feine oͤffent⸗
Tiche Schule, ſondern unterhielt fih nur in Ge⸗
ſellſchaft einiger Freunde mit Lefung und Erklaͤ⸗
rung alter Schriftſteller, mehr zu ſeinem eigenen
Vergnuͤgen, als zum Nutzen der Roͤmer, bie
damals die Schriften der Alten verachteten. *)
Servius nennt ein von Ihm gefchriebenes Buch
von dem Zufammenbange der Zeiten, **) und
Gellius ein anderes Aber die römifchen 3iffern,
deſſen fi) der Kaifer gu bebienen pflegte, wenn
er Briefe fchrieb. 7) Es iſt auch noch wirk⸗
lich ein-dergleichen Werk unter des Probus Na⸗
men vorhanden, nebft zwey Büchern von den
Grundſaͤtzen der Grammatik, bie indgefammt
in den Kollektionen der alten lateinifchen Gram⸗
matifern zu finden find. Nach des Euſebius
| Chronit lebte er unter der Regierung des Nero.
"IV Es ſind noch zwey Grammatiker von
bieſem Zeitraume übrig; von welchen Suetonius
feine Meldung thut, ob fie ſich/ gleich durch ihre
Schriften vieleicht berühmter ‘gemacht: haben,
ale.
5 Suet. ibid. €. 24. BE ui
”*) ad Lib. 7. Aeneid. v. Zar.
##*) Noct. Attic. Lib. 4.7. :-.
0 = 19
als viele der andern, von. denen er Nachricht
giebt. Die find ©. Asconius Pedianus,: und
Apio. Der erfie war ein Paduaner, wie aus
- feinen dgenen Schriften ) und aus Silius
Stalins **) erhellt. Er blühete unter ber Res
gierung des Claudius; und Quintilian ſcheint
ihn gekannt zu haben. **e) Er fol fein Alter
bis auf 94 Fahr gebracht Haben, und die zwoͤlf
letzten Sjabre feines Lebene blind geweſen feyn. 1)
Ob er (don die Grammatik nicht oͤffentlich lehr⸗
te, ſo hat er fich dennoch durch feine Erklaͤrun⸗
gen der alten Schriftfteller um diefelbe ſehr ver⸗
Bient gemacht. Don dem ARommentar bed
Die Reden des Cicero find noch Fragmente vor⸗
Banden, die der berühnite Poggio von Florenz
herausgegeben hat. Sie geben uns nüßliche
Nachrichten. zur Gefchichte damaliger Zeiten.
Eeine übrigen Werke, befonders die Lebensde-
ſchreibung des Geſchichtſchreibers Salluſtius
Criſpus, find verloren gegangen. ) Man
bat Laurentius Valla mit Unrecht befchuldigt,
er habe fein Werk de Elegantiis Latini Ser-
monis größtenteils aus einem nun verlornen
Werte
*%) Comment. in Orat. pro Cornel.
**):Lib. 12. v. 212. etc.
*#%) Voflius de Hift. Lat. Lib. 1. e. 27.
}) Eufeb. Chron. ad ann. 7. Vefpaf,.
41) Vofius da Hift, Lat. loc. eit. babrie. Bibl. J
Let. Lib, 2.0.06. —W di \ .
160 rt
Werke des Asconius Pediauus abgefärkeben: *)
Apio, ber zu Dafid in Aegypten geboren war;
and nur deswegen ber Alexandriner genannt
wird, weil er mit dem Bürgerrechte diefer Stade
beehrt worden war, Fam als aleranbrinifcher
Botſchafter im Jaht 40 nach Nom, um deni
Raifer Caligula die Urfachen vorzuftellen , war⸗
um fich feine Mitbürger wider die Juden empoͤrt
hatten, und bielt ſich daſelbſt eige-geraume Zeit "
auf: Er fol in allen Theilen ber griechiſchen
Litteratur ſehr wohl -bemandert geweſen ſeyn⸗
dieſen Ruhm aber durch ſeinen Stol; verdunkelt
Haben. **) ‚Ei gab vor, er verewige diejeni⸗
gen, denen er-feine Werke widmete ***) unb
in den Grädten Griechenlands, wohin ibn
Die Reife brachte, ließ er fich dem giwenten Ho⸗
mer nennen: +) In feinen Schriften, worun⸗
ter eine Befchichte von den wunderbareh Din⸗
gen Aegyptens war, bat er die Juden fehr mis.
Gandelt: Aber ber Gefchichtfchreiber Joſeph
Flavius bat ihn in einem eigenen Werke wider⸗
legt. Die Befebichte von der Dankbarkeit eis
nes Loͤwen gegen den Beibgigenen Androdus
eder Androklus, der ihm einch Dort aͤus dem
Fuß gezogen hatte, Haben wir bein Apio ale
YAugenzeugen gu verbanfen, aus beffen verlor⸗
’ nm.
e) ibid.
**) Gellius No@. Akt. Lib. 5. e, 14
*++) Plin. Praef. Lib. 1. H Senec. Epift. 88.
re | 361
nen Schriften fie Gellius mit beffelben eigenen
Morten anführe. ”) Meil die bloßen Namen
verſchiedener anderer Grammatiker, bie ich noch
aus alten Schriftſtellern anführen koͤnnte, zu
nichts nutzen wuͤrden, ſo will ich anſtatt derſel⸗
ben folgende allgemeine Bemerkung von. ihnen
bier beyfuͤgen. Gellius führe ‚sft Stellen aus
den Srammatifern diefer Zeiten an, 6) wo fig
die beften. Schriftfieller des goldenen Alters der
römifchen Gelehrſamkeit, als da find Virgil und
Eicero, verächtlich behandeln, und vieler Fehler
wegen tadeln. Er widerlegt auch oft diefelben,
und beweifet, daß ſolche Beſchuldigungen die Un⸗
wiſſenheit der Kritiker zum Grunde haben. Aber
das war der Geiſt damaliger Gelehrim Uns .
ſtatt daß fie die einfache und natürliche Schoͤn⸗
beit der Werke ihrer Vorfahren ih zum Mufter
vorſtellten und ſich eigen machten, fo belchte .
fie ein blinder Stolz, dieſelben an Witz und
Zierlichkeit zu übertreffen,. und fich über derfels
ben Ruhm weit empor zu heben. Dieß war bie
Yrfach, warum die roͤmiſche Gelehrſamkeit im⸗
mer mehr in Verfall gerieth, wie ſchon anders⸗
wo angemerkt worden iſt.
V. Wenn das Fragment des Suetonius
von den beruͤhmten Kehrern der Redekunſt
big
*%) Lib. S.c. 14.
**) Nod. Auic, Ub. 2. & 6. Lib. 4.8. Lib. 6
E. 6. exe.
.
162 —E —
bis auf bie Beten, wovon wir handeln, reichte,
16 wuͤrde nicht nöthig ſeyn, die Nachrichten da.
don auns verſchiedenen Schriftſtellern muͤhſamer
zu. ſammeln. ‚Hier findet man ihrer viele, die
ch in dieſem Zeitalter mis der Lehre der Reber
kunſt ruͤhmlich abgegeben haben. Bon Senekæ*
dan aͤltern und von Quintilian, welche fich
hierin unter allen am meiſten ausgezeichnet ha⸗
bar, if ſchon jur Bnuͤge gehandelt worden.
Nach dieſen iſt Portius Latro der merkwuͤrdig⸗
Re Senefa, deſſen Landsmann und Bufen-
freund er war, und mit dem er hach Rom ges
. Yommen zu ſeyn ſcheint, legt ihm uͤberaus große
Lobſpruͤche bey. ”) Quintiliau nennt ihn den
Arſten Rhetor, ber ſich mit Ruhm hervorgethan
habe. **) Er ſetzt aber hinzu, daß er, fo groß
and) fein Veidienft in der Schule wär, bey Ge⸗
legenheit, eine Rede auf dem Foruin zu halten,
ſichs zur Gnade ausgebeten habe, in einem ver⸗
ſchloſſenen Ort es thun zu duͤrfen. Alſo war
das in den Schulen übliche Deklamiren nicht
hinreichend, einen beherzten Nedner zu bilden.
Plinius der ältere ruͤhmt ihn ebenfalls, ***)
‚und fügt hinzu, einige Rebner haben bie thoͤ⸗
Ä ‚richte Gewohnheit gehabt, ihr Angeficht mit
"einen gewiſſen Kraut‘ zu reiben, um fich die blaffe
Farbe des Portius Latro zu geben. Aber zwey
Dinge erzaͤhlt Seneta von ihm, die ſeinen Werth
ſebr
°) Prooem. Lib. 1. Controv. J
*) Lib. 10. c. 5. "#) Lib. 22. c.
Mo > =. 163
ſehr herabſetzen. Er hatte eine fo große Ders
achtung auf bie griechiſchen Schriftfieher gewor⸗
fen, daß er fich nicht einmal die Mühe gab, fie
ju leſen; ) und zweytens war er. von feiner
eigenen Art zu Deklamiren ſo eingenommen, daß
feine Schuͤler: ihn wie ein Orakel oder wie eins
dimmliſche Stimme nur anbsren, nicht ſelbſt
deflamiren durften; weswegen fie auch. nur Au«
ditores, nicht Dieipuli ſpottweiſe von andern
genannt wurden:\. Ex ſtarb in den erſten Jah⸗
ren der chriſtlichen Zeitrechnung; indem er aus
Verdruß uͤber ein langwieriges Fieber ſich ſelbſt
den Tod anthat. Euſebius, der ſeinen Tod
einage Jahre vor bie chriſtliche Zeitrechnung
ſetzt, ſcheiat ſich hier verrechnet ga Haben. Von
den uͤbrigen, die: von Seneka in den Vorreden
feiner Buͤcher Controverfiarusn. geruͤhmt wer
den, und fahre Schriften bintertaffen haben,
will ich nur noch den römifchen Ritter Blandus
änführen, "weicher von feinen Stande der erfle
War, den Namen und das Lehramt eines Rhe⸗
tors anzunehmen: Ordentlicher Weiſe mas
dieſes nur eine Beſchaͤftigung ‘der Freygelaſſe⸗
nen. Die Roͤmer ſchaͤmten ſich, bafjenige zu
lehren, was ihnen Ehre brachte, zu lernen. **)
Foscus Arellius, der nad) dem Beyfptele des
Blandus und feines Vaters eine große Menge
Schuͤler die Redelunſt lehrte, wurde deshalben
lt 2 aus
) Controv. 33. ww.
| “ Sense. Prooem. Lib, 2. Consror.
‚104 ee .
ans dem Nitterorben verſtoßen. ) "Man ficher
hieraus, daß auch damals Adel und Vernunft
zwey verſchiedene Dinge waren.
VI. Es haben zwar vor Quintilians Zeit.
alter neben Seneka noch einige andere Rhetorn,
als da find, Cornificius, Stertinius, Gallio,
Celſus, Kena, und zu feiner Zeit, Virginius,
Plinius ber ältere, Xutilins und andere von der
Redekunſt gefchrieben, **) ihre Schriften find
aber nicht auf unfere Zeiten gefemmemn. Denn
Daß die Bücher ad Herennium, -die unter des
EiceroRamen bekannt ind, von Eorrificius, ’..
oder wie andere wollen, von Virginius +) ber»
ruͤhren, iſt gang ungegruͤndet. So gehört auch
das Werkchen von ber Rebekunſt, welches 1569
von Sixtus Pompa unter Aumelius Cornelius
Eelfus Namen ans Licht geftelt, und wegen
.. feiner Seltenheit von Sabriciud am Eude feiner
Jateinifchen Bibliothek aufs neue zum Drud be⸗
fördert worden ift, nicht dieſem Arge zu; den
dieſes iſt ganz verfchleden von dem, aus welchen
als aus Eelfus Werke, Quintilian einige Stel
Ien anführt: Es kann jedoch ein Auszug davon
ſeyn. KTutilius Zupus, mwofern er derjenige
if, von dem Quintilian redet, iſt ber einige,
0) Plia. Lib. 33. e. 12.
æ) Quineil, Lib. 3. c. 1.
422) Fabric. Bibl. Lat. T. 1. p. 104-
}) Bibliot. degli Scrittori Milanefl 1 dArgelarl Art.
Virginlus. vor ! .
,
4 ft 7
a gruen 7,6
bon dem noch Fragmente in der Kollektion der
Schriften alter Rhetorn, bie Franz Pithoͤus
herausgegeben hat, vorhanden ſind.
VII. Nah Quintilians Zeiten ſcheint die ,
Anzahl der Rhetorn vielmehr geftiegen ald ger -
fallen zu ‚feyn, _befonderd unter Trajan, bee
die Gelchrfamfeit, und die fich berfelben ergas
ben, feiner Gunſt und Hochachtung würdigte.
Hierzu trug auch des jüngern Plinius überaus
große Sorgfalt. und wirkſames ‘Betreiben, bie
Hiffenfchaften zu befördern, fehr viel bey. Dies -
fer vortreffliche Mann nennt‘ in feinen Briefen
fo viele Lehrer der Redekunſt, die zu feinen eier
gen geräßmt wurden, daß, wenn ich fie alle
„Hier anführte, ich den Leſern eben ſo verdrießlich
4
fallen würde, als mir felbft lange Namenver-
zeichniffe unerträglich find.- Nur bey zween
Rhetorn, die Plinius mehr als andere ruͤhmt,
will ich mich bier aufhalten: Der erfie if
. fäus, der zwar ein Ashenienfer zu ſeyn ſcheint⸗
_ju Nom aber vortreffliche Beweiſe von feiner
Staͤrke i in der Redekunſt abgelegt hat. Plinius
giebt ihm das Lob einer wunderbaren Beredſam⸗
feit, und weit ausgebreiteten Gelchrfamkeits
er ſey mit einem fo ftarfen Gedaͤchtniß begabt
geivefen, daß er lange Neben, bie er aus dem
Stegreif hergefagt hatte, von Wort, zu Wort
toiederholen Eonnte. Er ſchien ganz gu feinem
Sach gefchaffen zu ſeyn. Tag und Nacht gieng
er mit redneriſchen Gebanfen um, und cr war
E 56qhon
‚104 ie —
aus dem Ritterorben verftoßen. *) "Mas ficher
hieraus, daß auch damals. Adel und Bernunfs
zwey verfchiedene Dinge waren. \
VI. Es haben zwar vor Quintiliaus Zeit
alter neben Seneka noch einige andere Rhetorn,
als ba find, Cornificius, Stertinins, Gallio,
Eelfus, Lena, und zu feine Zeit, Virginius,
Plinius ber ältere, Rutilins und andere von der
Redekunſt gefchrieben, **) ihre Schriften find
aber nicht auf unfere Zeiten gefommen. Denn
daß die Bücher ad Herennium, die unter be$-
Eicero Ramen befannt And, von Cornificius,)
oder wie andere wollen, von Virginius }) herr
ruͤhren, iſt gang ungegruͤndet. So gehört auch
das Werkchen von ber Redekunſt, welches 1569
von Sixtus Pompa unter Aurelius Corneliuq
Celſus Namen ans Licht geſtellt, und wegen
ſeiner Seltenheit von Fabricius am Ende feiner
Iateinifchen Bibliothek aufs neue zum Druck be⸗
fördert worden ift, nicht dieſem Arge zu; denn
dieſes iſt ganz verfchleden von den, aus welchen,
als aus Celſus Werke, Auintilian einige Stel
Ien anführt. Es kann jedoch ein Auszug davon
ſeyn. Rutilius Lupus, wofern er derjenige
iſt, von dem Quintilian redet, iſt ber einzige.
von
2*) Plin. Lib. 23.6 12. |
æe) Quintil. Lib. 3 .i . —
’&) Fabric. Bibl. Let. T. 1. p. 104.
| » Bibliot degli $Scrittori Mileuel 1 dArgelatl Art.
us. Wu 27 2
a 2 22 001%
„Beroldic mit der zügellofen Lebensart, bie itzt
herrſcht/ vielleicht ein wenig gu rob uub fireng,
„Wie ſtark er in der Beredſamkeit iR, davon
pkoͤnnen ihnen viele zeugen; denn eine fließende
„und volle Beredſamkeit ift ſehr kennbar. De -
„menfchliche Lebenswandel hat zwar viele Heine
u seliche Schliche, wo er ich oft. verbirgts ‚allein
was Genitor angehet, fo kaun Ich Buͤrge för
aihn ſtehen. Ihr Sohn wird nichts won ihm
Fhoͤren, als was ihm nuͤtzen kann, und nichts
„von Ihm lernen, was beſſer waͤre nicht zu
„wiſſen. Er wird ihn, fo mie wir khun, oft
pan ſeine Vorfahren und atz den Ruhm feines
„Geſchlechts erinnern. So uͤbergeben Me ihn
„in Gottes Namen einem ſolchen Lehrer, t
welchem er zuerſt bie guten Sitten, 2*
„aber bie Beredſamkeit, worin man ohne jene
nicht gut fortfommen kann, fernen wird.“ *)
Dieß Zeugniß macht nicht nur dem Genitor fons
Bern auch dem fugendhaften Plinius biel Ehre.
Er geist fich immer als den liebenswuͤrdigſten
Wenſchenfreunb.
IX. Aus dieſer Menge beruůͤhmter Rbetorn
foflte man vermuthen, bie Berebfamfeit bes
Eicero babe wieder aufleben und zu voller Bluͤ⸗
the fommen möffen. fein bie Lehrer ſelbſt
waren Schuld an ihrem Verfall. Die. meiften
befaßen feine andere Geſchicklichkeit, als jene,
öbne Anfoß und unerſchroden im reden. ae
4 PR
* Lib, * kyn 3. 8 one.
268 au 2 2
ſuchten fie ihren Schülern beyzubringen, ohne
fie in den Wiffenfchaften, welche einen wahren
Redner Bilden, zu untermeifen. Uebertriebened
Weſen, Sentenzen, Segenfäße, ſpitzfindige Aus⸗
bdrüũcke waren alles, mas man in einer Rede
hochſchaͤtzte. Der einfache, natuͤrliche und
leichte Styl der aͤltern Nebner erregte Ekel,
and wurde faft allgemein veradhtet. Sp Fam
‚ bie Berebfamfeit von einer Zeit zur andern ipremd -
Verderben immer nähen,
Das zunte Kapitel.
u: don Bibliochetem.
L. Weu bie Bibliotheken ſeit der Regierung
| des Kaiſers Auguſtus zu Rom. fo ge.
mein getupchen waren, daß fie als ein weſent⸗
ficher Theil mohlgebauter Palaͤſte angefehen
wurden, fo if kein Wunder, daß auch Tiberius,
per den Wiſſenſchaften nicht, getvogen war, in
einem Bebdude, das von ihm den Namen führe
e, eine Bibliocbef errichtet babe Gellius *)
and Vopiſcus *) bezeugen es. Vermutblich
war auch ber Tempel, ben er dem Auguſtus zu
Ehren errichtete, ***) nicht ohne Bibliothek.
Denn ‚obgleich die Lebensbeſchreiber dieſes Kai⸗
ſers nicht auedruclch davon Feen: fo brachte
es
eb. zer 0) In Probe 2.
*#+) Tacit. Lib. 6. Annal. e.45,
es damals bie Sache ſelbſt ſo mit nd, daß bie |
anfehnlichfien Tempel mit Bibliotheken geziert
wurden. Solches beweiſen bie Tempel des
Upollo, der Freyheit, des Friedens, des lapito⸗
liniſchen Jupiters, und des Herkules zu Tivoll,
11. * Aber die Regierung des Nero war in
\
Anfehung ber Bücherfammlungen ſehr verderb⸗
ih. In dem erfchrecdklichen Brand, den, nach
den Zengniffen des Suetonius *) und des
Dio, **) Merg felbft angelegt baben fol, "weis
ches aber von Tacitus ***) in Zweifel gesogen
wird, murbe ein großer Theil der Bibliotheken
In Aſche verndandelt. +) Die palatinifche
Bibliothek hat mahrfeheinlicher Weiſe am mei«
ſten dabey gelitten. Denn nach ber Erzählung‘
des Tacitus nahm dag Feuer an dem Theile des
Circus, der dem palatinifchen und eglifchen Hüs
geln am — war, feinen Anfang, und
nachdem eſs die Gebäude in der Ebene er
griffen hatte; verbreitete ed Mich auch in bie
Höhe, und versehrte daſelbſt alles. Was file
einen unerſetzlichen Schaden ein jeder Zweig der
Gelchrfamfeit durch diefe Fenersbrunſt gelitten
habe, ann ſich jedermann leicht vorſtellen. Die
lateiniſche Litteratur war faſt ganz in Rom ein⸗
geſchloſſen, und es mußte ſich auch daſelbſt eine
Menge ſeliner griechiſcher, un dielleicht auch
a Erd 2 aude⸗
YinNeeose —8 J
—R Änal. € 38, nam
®
| u l E73
anderer uͤberwundenen Nationen, Schriften be
“ finden. Diefe giengen größtentheilg ‚ und die |
meiften ohne Hoffnung fie zu erfegen, zu Grun⸗
de. Daher kann der Verluſt fo vieler ſchaͤtzbaren
Werke der vortrefflichſten Schriftſteller fommen,
welche, neulich gefchrieben, noch nicht Durch Ab»
fchriften vervielfältiget worden waren, Darauf
entſtand zu Rom unter der Regierung des Titus
eine andere für die Bibliotheken vieleicht eben
fo verderbliche Feuersbrunſt, welche drey Tage
nach einander graͤßlich wuͤtete.) Unser den
damals verbrannten Gebaͤuden zählt Dio **)
auch die Halle der Octavia mif den Büchern,
das ift, mit der Bibliothek, bie Auguſtus das
ſelbſt errichtet hatte, Gott weiß, wie viel Pri⸗
vatbuͤcherſammlungen neben dieſer oͤffentlichen
in Rauch aufgegangen find.
IT. In den alten Schriftflelern lieſt man
zwar nicht, daß der Kaifer velpafi ian eine nene
Bibliothek eroͤffnet habe; weil aber Selling *p2)
und Galenus +) von einer Bibliothek im Terms
pel des Sriedens, ber von Veſpaſtan erbauet
worden iſt, Meldung thun, ſo ſcheint dieſe
Buͤcherſammlung nicht weniger als der Tempel
fein Werk zu ſeyn. Er hatte biefen Tempel zum
Wwigen Andenlen feines bluͤcuch gefuͤhrten Krie⸗
J ges
2) Buet. In Tio e. "u ”) Lib, 66.
")Ubı60gLibs.can , 0...
1) Tib. 5. de Epmpol. Meilic, Segund, Gen,
| rer 27%
ges wider bie Juden errichtet, Y und, adek
Koſtbare und. Schöne, was er aus ber zerſtoͤrten
Stadt Jeruſalem und dem daſigen Tempel er⸗
beutet, barin gefammelt. **) Mur dag Gefeh
buch der Juden und die purpurfarbigen. Vom
hänge des Heiligthums wollte er in feinem Das
lafte aufbchalten. Es if deshalben auch zit
vermuthen, daß er, die bey dem Tempel dei
Friedens errichtete Bibliothek auch mit einer
Menge hebraͤſſcher Echriften bereichert habe,
Die Römer kannten damals den Werth fremder
Schriften zu ſehr, als daß fie ben der Plünder
rung des Hanpifitzes der jüdifchen Nation biefelr
Ben außer Acht ſetzten oder verfchleuberten.
IV. Odgleich der Kaifer Domisian fi fe
wenig um die Gelehrſamkeit befümmerte, daß er
weder bie Schriften ver Alten las, noch ſelbſt
etwas in guter Schreibart auffetzen konnte, ***)
nahm er ſich doch die Wiederherſtellung der
perbegunten ; Bibliorbeken ſehr zu Herzen. Er
ließ nicht nur überall. mit großen Unkoſten
Bücher auffuchen, fondern ſchickte auch gelehrte
Männer nach Alexandria in Aegypten, mo das
mals Künfte und Wiffenfchaften blüheten, um
daſelbſt Abfchriften von gelehrten Merken zu bes
forgen. +) Hierdurch ift vermuthlich unter an⸗
bern Bibliotheken auch die pelntinifche, fo viel
*) Suet. in Vefp. «,
**) Jofeph de ‚Bell. Jnd. Lib. t.
*+*) Suet, in Domit, c..30, . - $) Id. aa
/
4
I.
wöglich war, twieberhergeftellt worben. Juſtus
Lipſtus iſt der Meynung, Domitian habe auch
im Kapitolium bie Öffentliche Bibliothek errich⸗
tet, ) welche unter, der Regierung des Commo⸗
bus im Feuer aufgieng; wir werden aber bald
ſehen, daß Hadrian der Stifter derſelben gewe⸗
ſen iſt.
V. Auch Trajan eröffnete eine neue Biblio⸗
chek, welche von feinem Namen Alpia genannt
wurde. Es ſcheint, als ſeyn bey dieſer Gele
genheit zwo Muͤnzen geſchlagen worden, welche
ber Graf Mezzabarba anführe. **) In derſel⸗
Ben wurden die Edikte der alten Praͤtorn, ***)
und getoiffe auf Leinwand gefchriebene Bl
cher als eine Seltenheit aufbehalten. ****) Weil
pon biefer Art Büchern auch Livius, 1) und Pb
hing ber Ältere tt) Erwähnung thun, fo folgt,
bag man laͤngſt vor dieſen Zeiten auf keintvand
gefprichen babe. An diefer Bibllothek ſoll auch
ein auf Kifenbein gefchriebenes Buch ver⸗
fahrt worden feyn. tti) Salmaflus iſt dee
wahrſcheinlichen Meynung, dieſes Buch habe
aus vielen henbennenen Bäteihen beftänden.
J en ‚Werben
e, Srntugu "de Bible; e. 7. J
ws) Impp. Rom. Numism. p. ee
ww), Gellius Lib. 11. c. 17. Bu
*+*) Vopiſe. in Aurelian. 2 .
H Dee, 1. Lib. 4: » * 13. — in
ttt) Vote in Tacı, * 8.
a u - —
+
i
er 179
Hiervon Tann man. aus Montfaucons Palaeo-
. graphia graeca, und. heB Guilandigo Werk,
Papyrus Hetitelt, nachlefen..
VI. Es iſt oben angemerkt worden, bag
Juſins Lipfus die Bibliothek des Kapitoliums
dem Kaiſer Domitian zuſchreibt. Es iſt aber
wahrſcheinlicher, daß fie adrian errichtet babe
zoie ber gelehrte Jeſuit Alexander Donati in ſei⸗
nem vertrefflihen Werfe,. Roma vetus et re=.
"cens betitelt und 1648 zu Rom gedruct,. bes
weiſet. Sein vornehmſter Beweis iſt dieſer,
daß der Kaiſer Hadrian die oͤffentlichen Schulen,
die er auf dem Kapitolium fliftete, ſchwerlich
ohne Bibliothek gelaſſen hat. Weil dieſe Bibligs
thek nach alter Schriftſtelſer Zeugniß beym Fa⸗
rum war, und der Abhang des Kapitoliumq
wo ber von Veſpoſian errichtete Tempel des Frie⸗
dens ſtand, wirklich ans Forum ſtieß, fo fol
gert Eonringiug *) hieraus, die geſagte Biblio⸗
chel des Kapitoliums ſey von jener, die beynj
Tempel des Friedens war, nicht unterſchieden.
Aber aus einer von Muratori **) und audern
bekannt gemachten roͤmiſchen Aufſchrift iſt deut ·
lich zu erſehen, daß Zer Tempel des Friedens
zwar and Forum tranfitorium, nicht aber ang
größere Forum, weldes am. Kapitolium. lag,
gränzte, und daß der Tempel des Friedens in
der vierten Region, das Sapielium aber mit
" : Dem
2) De Bibl. Augufla, | .
=) Thol. Infer. T. 4 p. 2126. Br n
ij ν
moͤglich war, wiederhergeſtellt worden. Juſtus
Lipſtus iſt der Meynung, Domitian habe auch
im Kapitolium die Sffentliche Bibliothek errich⸗
set, *) welche unter der Regierung des Commo⸗
bus im Feuer aufgieng; wir werben aber bald
fehen, daß Hadrian ber Stifter derſelben gewe⸗
ſen iſt.
V. Auch Trajan eröffnete eine neue Biblio⸗
thek welche von feinem Namen Ulpia genannt
wurde, Es fheint, als ſeyn bey diefer Gele
genheit zwo Münzen gefchlagen worben, welche
der Graf Mezzabarba anführe. **) In derſel⸗
Ben wurden die Edikte der alten Prätorn, ***)
und gewiffe auf Leinwand gefchriebene Buͤ⸗
cher als eine Seltenheit aufbehalten. ****) Weil
bon biefer Art Büchern auch Livius, 1) und Pib
hing ber Ältere +) Erwähnung thun, fo folgt,
daß man laͤngſi vor dieſen Zeiten auf Leinwand
gzeſchrieben habe. In dieſer Bibllothek ſoll auch
ein auf Eifenbein geſchriebenes Buch ver⸗
wahrt worden ſeyn. +1) Galmafius iſt der
wahrſcheinlichen Meynung, dieſes Buch habe
aus vielen indennenen Afelchen beſtanden.
Hiervon
unenm'e de Bibllsch, en 3
sh) Impp. Rom. Numim.'p. 168
wr, Gellius Lib. 11. c. 17. .
*es*) Vopifc, in Aurelian, e. 2. J
H Dee. 1. Lib. 4: tt) Lib, 2; — im
tt) Vopksc, in Tach, e. 8.
*
1
ee . 173
Hiervon Tann man. aus Montfaucons Palaeo-
. graphia graeca, und. bes Guilandino Werk,
7apyrus betitelt, nachleſen.
VI Es iR oben augemerkt worden, daß
Juſius Lipſlus die Bibliothek des Kapitoliums
dem Kaiſer Domitlan zuſchreibt. Es iſt aber
wahrſcheinlicher, daß fie BSadrian errichtet babe,
wvie der gelehrte Jeſuit Alexauder Donati in feie
nem vertrefflichen Werfe, Roma vetus et ro⸗
"cens betitelt und 1648 zu Rom gedrudt,. bes
weiſet. Sein vornehmfler Beweis iſt dieſer,
daß der Kaiſer Hadrian big: öffentlichen Schulen,
bie.er quf ‚dem Kapitolium fliftete, ſchwerlich
ohne Bibliothef gelaffen hat. Weil diefe Bibligs
thek nach alter Schriftfteler Zeugnig beym Fo⸗
sum war, und ber Abhang des ‚Kapitoliumg, |
wo der von Befpofian errichtete Sempel des Frie⸗
dens fand, wirklich ans Forum ſtieß, fo fol .
gert Conringius) hieraus, Die geſagte Biblio⸗
thek des Kapitoliums ſey von jener, die beym
Tempel des Friedens war, wicht unterſchieden.
Aber aus einer von Muratori **) und andern
bekannt gemachten roͤmiſchen Auffchrift iſt deut⸗
lich zu erſehen, Daß Zer Tempel des Friedens
zwar and Forum tranſitorium, nicht aber ang
‚größere Forum, welches am Kapitolium lag
graͤnzte, und daß der Tempel des Friedens in
der vierten Region, das Keplelium aber mit
dem
) De Bibl. Augußa,. |
=) Theſ. Infer. T. 4 p. a21s.“
1 ee „= 2
dem größern Forum in der achten Begriffen war
Huch in Tivoli, im Tempel des Herkules, war
eine Bibliothek.) Man weis aber nicht, ob die-
‚felße in der Stadt Tibur, oder in Hadriand
Billa Siburtina war. Folglich iſt auch kein
Brund vorhanden, derſelben Seifeuig bem ‚geb
fagten Kaifer zugnfchreiben. - -
VIE Es waͤte zu wuͤnſchen; daß bie &s
ſchichtſchreiber, welche ung: von /den gemeldten
Bibliotheken Nachricht gegeben haben, auch bie
. Damen der Gelehrten, deren Aufſicht dieſelben
unvertraut waren, hinzugeſetzt haͤtten. Dieſer
WMangel kann aber Anigermaßen durch alte Aufs
ſchriften erfeßt werde. : Hier finden mir einige
Aaeus medicus a Bibliothecis;
Bibltothekaren, deſonders von den Zeiten des
Kaiſers Claudius,“ “bie dieſes Kalſers Freyge⸗
laſſene waren, un daher einen Namen trugen)
als da find: 73. Claudius Augi oft? L. Hymes
*% Ti. Cham
‚Hins Alcibiadei Mag. a Bibliotheca: Lafind
Apollinis, item Scriba ab epiftolis. Lat; **®).
77. Tlaudius Lemnus Dibi Claudii Augulli
Lib. a ſtudiis; }) Antiochus Ti. Claudii Öse: |
faris a Bibliotheca Latisg Apollinis tt) De
ketzte war fein Freygelaſſener. In einer andern
uſſchrift lieſet man: 7T Flaviu a Biblioth.
graec.
©) Galli Lib. 9.6 14. Ib, 19.0. %.. Ä
#%Murstori Novus Thef. Infer. T. 2. p. 893.
. Wk) ibid. p. 933. _ t) ibid. p. 895.
tr) ibid. 93. 700°
en 1
gruec. Pal.)Odbgleich der Name Flavius den
dreyen Kaiſern, Veſpaſtan, Titus und Dont
Uan gemein war, fo iſt doch juverläßig, daß
diefer Flavius dem Domitian als Bibliothekar -
diente; denn die unter Nero verbrannte palatis
aifche Bibliothek, wovon hier Meldung gefchide
bet „iſt erſt von Domitian wiederhetgeſtelit
worden. Wir haben endlich noch eine Aufſchrift
von einem Oberaufſeher der griechiſchen und la⸗
teinifchen Bibliotheken des K. Hadrians, Proé.
Bibliothecar. graec. et latin., **), deſſen Nas
men durd) das Alterthum ausgeldfcht iſt; der
‚Aber zugleich) ein Verweſer vieler afiatifchen Pros
Yinzen genannt wird. Hieraus läffen fich fol
ende Anmerkungen mahen. Weil in den Auf
fchriften zwiſchen denen, die über die griech
ſchen und lateiniſchen Bibliotheken geſetzt waren,
‚ein Unterſchied gemacht wird, und es gar nicht
wahrſcheinlich iſt, daß die griechiſchen und latet.
niſchen Buͤcher nicht in den naͤmlichen Bibliö.
thelen enthalten waren, „fo folget, daß bey deh
Roͤmern der Gebrauch war, in großen Biblis
theken zwey oder mehrere Aufſeher zu halten,
einige uͤber die griedjifchen, andere über die la⸗
teinifchen Bücher. Daß es auch Öberauffehek
über alle Bibliorhefen insgeſamt bey ihnen ge⸗
geben habe, läßt ſich vielleicht aus der letzten
| Aufſchrift ſchließen, wo der namenloſe procura-
tor
) ibid. p. 927. |
Bor: ibid. Tom, i. p. 453 Ton2. P: 76.
*
Br 376 PPTRER |
or Bibliothecarum ° graecarum et latinarum
des K. Hadriand genannt wird. Diefed Amt
‚Scheint aber nur von vornehmen und verbienfl-
vollen Römern begleitet worden zu feyn.
VIII. Gleichwie die Raifer durch Stiftun
Sfentlicher Bibliotheken. ihren Namen groß 5
‚machen und gm. verewigen ſuchten, alfo trieb
auch die Ruhmſucht die Buͤrger an, mit praͤch⸗
Kigen Privatbibliotheken ihre Wohnungen ik
veredeln. ” Daß aber diefed mehr aus eitelm
Stolz als aus Liebe zur Gelchrfamfeit geſchah,
bezeugt Seneka, *) wenn er ſagt: Wojnu hel⸗
fen bie unzähligen Bücher und Bibliotbefed,
„bon. welchen die Beſitzer ihr ganzes Leben hin⸗
„durch kaum die Vücherderzeichniffe lefen koͤn⸗
ꝓ„neu? — Die groͤßten Muͤßiggaͤnger fammeln
alle Reden und Geſchichtbuͤcher, und die Buͤcher⸗
‚ nfächer erheben fich in ihren Häufern bis an die
„Dächer. Die Sache ift fo weit gefommen, daß
man fogar in den Bädern’Bibliothefen errich⸗
ntet, und fie ald eine unentbehrlicheZierde eines
.
Hauſes anſteht. Ich wuͤrde es noch dulden,
„wenn ed aus Übermäßiger Wißbegierde herr
zruͤhrte; aber man fucht- biefe. Menge Bücher
und bie Bildniffe ihrer Verfaffer nur jur Pracht,
pund zur Versierung der Wände. «
IX. Es iſt nicht der Mühe werth, auch
nur einige Namen derer, die aus dieſer Abſicht
Buͤcher geſammelt baben, Anjuführen. Es wird
‚%
—R 177
zu meiner ewfnchi hinreichend: kon, wen ich va
den Buͤcherſammlungen einiger Gelehrten, die
einen guten Gebrauch davon zu machen fih am
gelegen feyn ließen, einige Nachsicht gebe: Dieb -
‚Dichter Petfens befaß eine Bibliothek von fie
benhundert Büchern, welche groß:genug mar,
wenn ſie aus der beften Schriftflellern Werfen
beftand, Er hinterließ ſie fterend dem Philo⸗
fophen Annaͤus Cornutus.“) Go hatten auch
Julius Martiatis, **) Silius Jeallcus, Fr
SErennius Severus }) ihre eigenen Bibliothefen:
Aber biefe fonnten nicht mit jener deB Gramma⸗
tikers Epaphroditus verglichen werden. - Denn
dieſer Leibeigene Hatte nach dem Beyſpiele des
yrannio eine Bibliothek von 300090 Bänden;
‚wenn wir dem Guidas frauen dürfen, ti) ges
ſammelt. Weil Suidas hinzuſetzt, es feyit
ausgeſuchte und ſeltene Wetke geweſen, fü zwe⸗
fele ich. an dee Wahrheit dieſer Erzaͤhlung, unbð
glaube uͤberhaupt nur, daß ſie in Anſehung des
Standes ihres Beſitzers eine ſonderbar Teiche
Buͤcherſammlung geweſen ſey. Es waͤre hiet
dcMrt, von der Bibliothek zu ſprechen, die
Plinius der zůngere ſeinen Landsleuten zum Bea
" ro.
% Suet. in ejusvitd. .
**) Martial; Lib. 7. Epigr, 6 u
. ***) Plin. Lib. 3. Epik. 7, . | on
H Jdem Lib. 4 Ep.39 ;... Hinten ,
: IL Band, 3 |
‚ \
178 BER
en m Homo: eröffnet hat. Aber wir wohn
dieſes bis ins ſechſte Buch verfchieben, wo mir
von der Gelehrſamkeit ver provinen Staliens
baden © werben.
u Das zehnte aaptel. J
| vVon fremden Gelehrten zu Rom:
1. Se wehr ſich bie Greuzen des römiſchen
8 Reichs erweiterten, deſto groͤßer wurde
zu Rom der Zufluß. von Fremden, beſonders von
Gelehrten, die begierig waren, durch ihre Ge⸗
lehrſamkeit zu einem glaͤnzenden Glaͤck daſelbſt
- , ga gelangen. Sonſt waren fle meiſtens Grie⸗
chen. Aber in den Zeiten, wovon wir handeln,
bamen auch Spanier, Galler. und fogar Juden
nach Nom, Beweiſe von ihren Wiſſenſchaften
: anter: ben Römern abzulegen. - Die zwey Ses
neka, Aucanıs, Martialis, Columelle, Poms
ponius Miele, Portius Latro, und viele an⸗
dere waren geborne Epanier; Phavorinus,
Crinas, Esrmides, Domitins Afer, Juſſhs
Africanus Gallier; nud viele der Weltweiſen
entweder Griechen, oder in aſiatiſchen Provin⸗
zen geboren. Endlich zog auch der juͤdiſche
Krieg und Jeruſalems Verwuͤſtung viele Juden
dahin. Kurz, Rom war das gemeine Vater⸗
land aller Nationen, und die Schaubuͤhne, wo
ein jeder, der einige Beate beſaß, eine
glän.
„
= \ |
a 179
glanzende Rolle zu: ſpielen verlangte. Dieſer
große Zulauf fremder Nationen gereichte zwar
Ser lateiniſchen Sprache zum Schaden, und. bes
förderte nicht wenig den übeln Geſchmack in der
GSelehrſamkeit, hatte aber auch die gute Wir
tung, daß der Eifer im Studiren dadurch bes
kebt wurde, und nicht fo. bald erlofchen ift, als.
es fonft gefchehen- wäre. Eine neue Urfache,
warum viele der fremden Gelehrsen zur Gefchich«
fe der roͤmiſchen Gelehrſamkeit wefentlich gehe.
ren. Bon vielen iſt ſchon an gehörigen Stellen
gehandelt worden. Hier will. ich nur noch
einige bepfügen, vie fih fonderbar hervorge⸗
than haben. . |
» 31. Die erften find die zwey Juden Phils
und Joſeph. Philo war zu Alexandria gebos
ren, und hatte fich bafelbft in der griechifchen
Ritteratur fo fehr geuͤbt, daß er viele gelchrte
Werte in biefee Sprache gefchrieben, und ſich
fonderbar als einen flarfen Platönifer ausge
geichnet hat. Er wurde von der jühifchen Par⸗
ſhey zu Merandria nach Rom zum. Kaifer Cali⸗
gula gefandt, um:fle wider die aleranbrinifchen
Buͤrger zu vertheidigen, die gleichfalld eine Ge
fändfchaft, bey melcher Apio die. Hauptperſon
vorſtellte, dahin aoͤgeordnet hatten. Sein Ger
ſchaͤfte lief aber nicht nach Wunfch feiner Nation
ab, wie er in der. vorsrefflichen Geſchichte, die. er
von dieſer Gefandfchaft binterlaffen bat, felbft
erzählt. Inter Claudius that er wieber eine
2 MM . Reife
180 ——
Reiſe nach Rom, ) und las im Senat Aue⸗
Schutzſchrift für feine Nation, die fo großen
Benfaß fand, daß fie, kraft eines Darüber ab⸗
gefaßten Befchls, in einer oͤffentlichen Bibliothek
" nicbergelegt wurbe. Zu des Eufebine **) und
Hieronymus ) Zeiten gieng fogar ber Ruf,
er habe bey diefer Gelegenheit den Apofiel Petrus
gekannt und gefprochen. Photius fett noch hin⸗
zu, er fey ein Chriſt, hernach aber wieder ein
Jude geworden. Aber diefe Schriftfieller geſte⸗
ben ſelbſt, alles dieſes gründe ſich mur “uf eine
unſichere Sage.
IL Jeſeph, im Jahr Ebriſß 37 zu *
ruſalem geboren, kam ſchon im 26 Jahr ſeines
Alters nach Rom, wie er im feiner eigenen Les
bensbefchreibung erzählt. Hier erwarb er fich
die Gunft der Poppda, Gemahlin des Kaiſers
Mero / und. erhielt Lurch ihre Vermittelung die
Fteyheit einiger feiner Anverwandten. Darauf
kehrte er nach Judaͤa zurück, wo er fich in der
allgemeinen Empsrung durch fein weiſes Betra⸗
gen fonderbar augzeichnete. Da fein Vaterland
unter Veſpaſtans Befehlshabung mit Krieg übers.
zogen war, fo wurde ihm die Vertheidigung von
Galilda, umd befonders der Stadt Jotapa an⸗
vertrauet, die. er aber den Römern, die fie bes
Sagerten, endlich übergeben mußte. Weil er
den roͤmiſchen Feldherrn Veſpaſian und ſeinem
Sohn
%) Eufeb, Hiſt. Ecel. Lib. 2. e. 18. ”
**) ibid. *4*) Catal. Script. Ecel.
”
. oe 18
Sohn Titus Die. Falferliche Wuͤrde vorausſagte,
. %5 verficherten fich diefe feiner Perfon, bis die
- WBelffagung durch den Erfolg beftätigt wurde.
Alstenn erhielt er nicht nur feine Freyheit, fone
Dem: aud) das: volllommene Vertrauen des Kaie
ſers und feined Sohns Titus, mit welchem er
fih bey der vun ihm beſchriebenen Belagerung
Wer Stadt Jerufalem befand. Endlich ließ ee
ſich zu Kom wohnhaft nieder, wo ihn der Kai⸗
fer feiner Freundſchaft würbigte, mit dem roͤ
miſchen Bürgerrecht und mit Landguͤtern be
ſchenkte, und zum Zeichen feiner fonderbaren
Liebe ihm feinen Namen Flavius mittheilte:
Suidas erzähle fogar ;*) man babe ihm zu Rom
eine Bildfäule errichtet. . Man kann fein Ster⸗
bejahr nicht genau beſtimmen; jedoch iſt ſehr
wahrſcheinlich, daß er das dreyzehnte Jahr der
Regierung des Domitians uͤberlebt habe. Von
den Lebensumſtaͤnden und Schriften dieſer zwey
gelehrten Juden haben Tillemont, **) Fabri⸗
dus, *%%) Bruder, ) und andere weltlaͤuftig
und gründlich gehandelt. Joſephus, den Hie⸗
ronymus 1m wegen feines vortrefflichen Styls
M 3 , ben
e) in Lexie;
*%*) Hift. des Emper. Tom. 2. Ruine des Juife
', Art. 23, 79. etc.
#64) Bibl. graec. T. 3. p. 105 et 293.
1) Hi. Crit. Phil. T. 2, p. 708, 797-
4f) ad Euftachium de Cuftodia Virgiale.
iss > 0 DR
din griechiſchen Livius nennt, bat ſteben Bude
vom jhädifchen Kriege und der Einnahme Je⸗
ruſalems, zwanzig Bücher von. den juͤdiſchen
Alterrbümern, zwey Bücher von pem Alters
thum der juͤdiſchen Nation, und zwey anbere
Bücher von der eigenmaͤchtigen Herrſchaft der
Vernunft gefchrieben, welche noch alle vorham
"den find. Pbilo, der berrdfamfte aller Inden,
bat Schriften vom Leben des Moſes und, Jos
ſephs, von feiner Geſandſchaft zum Kaiſes
Cajus Caligula, von den ihdifchen Einſiedlern
und eine Befcbichte von Adam bie zum RKoͤnig
Saul,'und eine andere von Kains Nachkommen⸗
ſchaft in griechifcher Sprache binterlaffen. - Er
iſt der Etifter des nachher in der Kirche einge
riffenen Ucheld, die game heilige Schrift allego⸗
riſch zu erklären, fo wie ex auch das’ Haupt bee
offer iſt.)
IV. In der Geſchichte der Philoſophie Die
fe Zeiten babe ich nur wenige, und zwar bie
vornehmſten, Philofophen genannt. . Die übrie
gen, die fich nicht ſonderbar durch Schriften
ausgezeichnet haben, habe ich mit. Stilifchweie
gen übergangen. Sie waren größtentheils
Sremdlinge, befondere Griechen. Denn gleiche
wie diefe die Philofophie zu Nom eingeführt
batten, fo ließen fie fich auch durch nichts ab⸗
ſchrecken, dieſelbe daſelbſt fortzupflanzen. Ne⸗
ben
*) Moshemil Comm. de RR. Chr. ante Conftant:
M. p- 333. etc.
— —
‚sen dirfen.und audern fremden Philoſephen, die
fid) zu Rom nienergelaften haben, koͤnnte ich
noch viele andere nennen, bie fich. nur einige 3cht
bafelbft- anfgebalten, ‚ ald ba: find. Anarilaus
von Lariſſa, ) Alexander Aegaus, **) Eh
zemon aus Aegypten, **) Euphrates von
Alexandria, ) und noch: mehrere, von denen
Seneka, Plutarch, der aͤltere und jüngere PIE
nius, ‚und andere Zeitgenoſſen Meldung thüun,
wenn dasjenige, was bisher davon geſagt wor⸗
den iſt, ‚nicht ſchon hinreichend wäre, einzuſe
hen, wie groß die Menge ber frupben Gelehrter
zu Tom wor. -
Es iſt aber noch ein Fremder, Yelim
nus, er Derfaffer des griechiſchen Werfd von .
der Schlachtorönung, vorhanden, den wik
nicht übergeben duͤrfen. Conrad Gedner, Ar⸗
cerius und viele andere haben ihn von. Gaudius
Aelianus aus Pränefte, dem Verfaſſer der zwey
Werke, von der Natur der Thiere, und der
vermifchten Befcbichte, nicht unterfchieben.
. Aber Jacob Perizonius Hat in-feiner Vorrede zu
Aelians vermifchter Gefchichte gründlich bemie -
fen, daß der erfte um die Zeit des Kaiferd Ha⸗
drians, der andere aber viel ſpaͤter gelebt babe.
Daß der Aelianus, von dem wir it handeln,
ein Grieche ſey, und ſich einige Zeit unter
Ma4“ Ha⸗
*) Brucker T. a. p-86. - |
*) ibid. 4747 oo in) ibid. P 543. .
1) ibid. ꝑ. 565. |
—
— 1
N
dedriaus Regierung u Rom aufhehalten wabe,
Jaͤßt fich aus ber Vorrede ſeines Werks von der
\
EGchlachtordnung beweifen. Denn hier widmet
er daß Werk dem gefagten Kaifer Hadrian, und
Jagt ihm, er Habe feinen angenommenen Water
Crajan zu Formiaͤ gefehen, und mit Frontinus,
sinem geweſenen Konſul und in ber Kriegskunſt
berühmten Manne, geſprochen. In gefagtem
Werke ſagt er auch von ſich, er verſtehe bie
Kriegskunſt der Roͤmer nicht ſo wie jene ber
Griechen, und im Vergleiche, den er hierson
wwiſchen beidagg Nationen trifft, fiehet er die
Roͤmer als ein Fremder an, und bit fich zu
den Sriechen Von biefem Aelian und andern
ſeinen Schriften kann man des Herrn: Kanenis
AIns Bandini Ensalogus Der griechiſchen Ma⸗
nuftcipte dee laurentianiſchen Bibliothek *)
| nachſchen.
Dos eifte —*
JereyeAın A e.
L Dee fantaftifche und grauſame Betragen
der meiſten Kaiſer dieſes Zeitalters war
nicht nur den Wiſſenſchaften, ſondern auch den
freyen Kuͤnſten äußerft ſchaͤdlich. Denn wie war
es moͤglich, daß man in denfelben gluͤcklich fort⸗ |
ſchritte, wenn bie Surfen, anſtatt ef die Werke _
\ "der
® Vol, 23. | Ä
m on 2 184
der Kanftler einen ˖ gnaͤtigen Blick herabſutver⸗
fen, den Ruhm derſelben auf die niedertraͤchtig⸗
fie Urt beneideten. Die erzählt von Tiberius,“)
er habe einen Baumeiſter, der ˖ eine der größten
Hallen, die auf der einen Seite gefunfen war /
wieder ind Gleichgewicht gebracht hatte, zur
Belohnung ber Stadt vertiefen, und’ verboten;
In öffentlichen Schriften feines Namens zu ges
Genfen. Er Gabe ihn endlich gar hinrichten
laffen, da er nach feiner- Zuruͤckkunft in feinee
Gegenwart ein’ gläferne® Gefäße zerbrach, und
Bie Stücke durch. eme-neue Erfindung ſo voll⸗
fommen sufammenfügte, baß man feinen Bruch
Daran bemerken konnte. Plinius der ältere er⸗
zähle, **) zu des Tiberius Zeiten fen die Runfl;
Des Blas biegſam su machen, erfunden mors
den, und dieſer Kaiſer habe die Werfftätte bed
Erfinders gu Grunde richten laffen, damit durch.
Biefe Erfindung ber Werth der Metalle nicht
herabgefetzt würde. Auf Tiberius paßt auch
am beten, mas Petronius Arbiter von einem
ungenannten Caͤſar 3%) erwähnt, er habe einen
andern Kuͤnſtler, ber deu Glaſe die Feſtigkelt
und Gefchmeidigleit des Metalle zu geben wuß⸗
te, tödten laſſen, damit das Bold feinen Werth
nicht verldre. Es kann zwar ſeyn, daß alle
dieſe Erzählungen fich nur auf die gemeine Gage
des Pobels gründen, gleichwie Plinius in Anfer
| hun
N Lib, 57. AM 3 J ‚na
*) Lib. 36.0.26 - ey Batze. gi,
186 —E
bung deſſen⸗ was er erzaͤhlt, es ſelbſt gefehet,
doch kann man überhaupt: daraus fchliefien,
daß Tiberius ſo befchaffen geweſen ſey, daß er
theils aus Neid, theils ans. Geiz feinen Künfle
ler auffommen ließ. Hierin ſtimmen wenigſtens
ale Schriftſteller zuſammen, daß der Ruhm
vortrefflicher Kuͤnſtler ihm ein Dorn im Auge
war, und daß er wegen ſeines unerſaͤttlichen
Geizes alles, was sun kaiſerlichen Wohlſtand
gehoͤrte, außer Acht ſetzte.“) Don einem fols
hen Fuͤrſten hatten. die Künfle nicht uur kein⸗
‚ Weförberung, ſondern vielmeht alles Uebel
erwarten.
I. Es find: jeboch Denkmäler vorhanden, |
welche beweifen, daß es unter bed Tiberius Re⸗
gierung vwortreffliche Bildhauer zu Rom gegeben
babe. Winkelmann rühme **) eine Bildfäulg
des Germanicug, die Eleomenes, "in Atheniens
fer , in diefen Zeiten verfertigt hat, und fich num
zu Berfailles befindet... So meldet er auch von
einem gleichzeitigen Kopf des Germanicus im
Kapitolium, welcher eins der ſchoͤnſten Werke:
der Kunſt iſt. Obgleich. Tiberius den Ruhm
lebender Kuͤuſtler mit neidiſchen Augen anſah,
und nichts zur Beförderung der Kuͤnſte beytrug,
ſo raͤumte er Doch die Werke älterer Kuͤnſtier,
nach welchen ſich bie neuern bilden konnten,
nicht aus dem Wege. Weil dieſe nicht mehr den
Gegen⸗
H Suet. In Tiber. c. 47:
. *9 Hill. de lart Tom. 2. p. 280.
— (7 0
ee 187
Gegenſtand feiner Eiferſucht ſeyn Fonnten, fr :
ſchaͤtzte er fie hoch, und ſuchte fie fich eigen zu
machen. So wiffen mir von ihm, daß er eine
ergene Bildfänle von ſonderbater Schönheit, ein;
Werk des Kyſippus, die in des Agrippa Baͤdern
ſtand, in fein Kabinet bringen ließ; aber durch
das laute Gemurre des Volks auf der Schau⸗
buͤhne bewegt wurde, dieſelbe ihrem vorigen Orte
wieder zu geben.“) Auch erzaͤhlt Plinins vom
ihm, **) er habe ein vortreffliches Gemaͤlde des
Antidotus, welches Auguſtus von Alexandria
nach Rom hatte bringen laſſen, in dem dieſem
gaiſer errichteten Tempel feyerlich aufgeſtellt.
III. Cajus Caligula war zwar nicht fo
grauſam gegen die Kuͤnſtler, kuͤndigte aber den
MWerken der Bildhauerkunſt den Krieg an. Denn
er. gab den Befehl, alle Bilbfäulen beruͤhmter
Dränner, die Auguſtus anf dem Kampus Bar
sine haste qufftellen laſſen, herabzuſtuͤrzen. >)
Er ſchickte auch Leute nach Griechenland, bie
ſchoͤnſten Bildfäulen der Goͤtter aufjufuchen and
nad) Rom zu bringen‘, damit ihnen bafelbft der.
Kopf abgebrochen, und anſtatt deffelben ber ſei⸗
ne darauf gefrgt würde. +) Einen fo ſchaͤnd⸗
* Kopf zu tragen. war ſogar auch bie Bild-⸗
fäule des olympifchen Jupiter, ein Werk des
unfterblicgen Phidias, beſtimmt. tm) Beil aber
"bie -
9 Plin, Lib, 34. e. 8. ibid. e. 22.
æve) Suet. in Cal. c, 34. 7) ibid. e. a2.
| ihid.
tt) ,
igss „=. 2 22
Bie griechiſchen Baumeiſter dem Memmius Re
gulus, dem die Ausfuͤhrung des kaiſerlichen Be⸗
fehls anvertraut war, die Unmoͤglichkeit, die⸗
felbe unverletzt ch Rom zu bringen, deutlich
vor Augen legten, fü wurde ihrer geſchont, und
flie blieb in Griechenland. Das einjige Werk‘
der Bildbauerkunft, welches durch feinen Befehl
Ainternommen, unter Nero aber zur Vollkom⸗
menheit gebracht worden, war. ein Obelisk im
‚Circus. ) Auch find unter ihm verſchledene
wichtige Merle der Baufunft theils angefangen,
hheils zu Ende gebracht werben, Dieſe find 4
der Tempel des Auguſtus, und des Pompejus
Schaublihne, deren Bau unter Tiberius ange⸗
fangen worden war. Jene aber ſind eine Waßſ⸗
ferleitung bey Tivoli, und ein Amphitheater.
Er haete ſich auch vorgenommen, auf einer
Spige der Alpen eine Stadt zu erbauen, und
bie korinthiſche Erdenge durchgraben zufaffen.**)
Hieraus erſtehet man, daß es unter feiner Re⸗
gierung nicht an geſchickten Baumeiſtern geman⸗
gelt habe, Er wuͤrde auch ohne Zweifel der
Bildhauerkunſt guͤnſtiger gewefen feyn, wenn
jede ältere Bildfäule feinen Kopf und Damen ge»
fragen hätte, und jede neuere nur. ihm gu Ebren
errichtet worden waͤre.
" IV. Winkelmann zähle Claudius unter
‚bis Kaiſer, welche die ſchoͤnen Kine nicht be⸗
| fördert
*) Blin. Lib. 36. e. 10.. |
77) duet. ibid, q. 21.
—E— 19
fürbert,abem.*) Seine Meynung gtuͤndet ſich
darauf, daß er auf zweyen berühmten Gemaͤl⸗
den des Apelles, welche Alexander den großen
vorſtellten, den Kopf ausloͤſchen, und an deſſen
Statt jenen des Auguſtus dahin malen lieh. **)
Man. fannı aber eigentlich hieraus nicht folgerm,
daß er den ſchoͤnen Kuͤnſten nicht getvogen. gewe⸗
fen ſey. Es kann fenn, daß er hierdurch bewei⸗
fen wollte, Auguſtus verdiene mehr als Alexau—
der, durch vortreffliche Gemaͤlde der Nachwelt
"befannt zu werden. Vielleicht war ed auch ei
ne Wirkung ſeiner äußeren Unbedachtfamfelt.
Unter ihm .ift die Zunft’ auf Marmor zu ma⸗
den erfunden, folglich die Malerfunft mit ei⸗
nem neuen Zweig vermehrt worden. ***) Auch
iſt fein. Betragen gegen bie Übrigen. Werfe der
Kunſt fo befchaffen, daß man ihn vielmehr als
‚einen Beföcberer derfelben rühmen muß. Deun
er ließ viele ſchaͤtzbare Bildſaͤulen überall auf⸗
fuchen, Rom bamit zu verfehönern, als ba wa⸗
ron, einige von roͤthlichem Poryhyr, die er BR
Betrafiug Pollio aus Aegynten erhielt, D und
der Koloß des Jupiters, den er auf dem Kam⸗
pus Martins aufrichten ließ. +) So ung.@
auch nicht wenig zur Beförderung ber Baukunſt
bey, indem er die wichtigften Werke, bie je ein
Sürf undernehmen kounte, gluͤcklich zu Ende
brachte,
9 ma. de lPart T. 2. p. 281.
**) Plin, Lib. 35. e. 18. ea ..
H Idem Lib. 36, c. 7. n) Ub 34 67°
\
390 ER
vrachte als da ſtud der Hafen von Oſlla praͤch⸗
tige Waſſerleitungen, eine Ableitung des fucini⸗
ſchen Sees, Kandle und andere koſtbare Wer,
te.*) Es hatten alſo damals die Baumeiſter,
bvbeſonders auch diejenigen, Die ſich mit der
Waſſerban abgaben, Gelegenheit genug, ihre
Seſch cuchten zu zeigen.
VW. Keinem unter allen Kaiſern hatte Rom
% viele fremde Bildſaͤulen zu verdaufen, als
bem Flero. Er ließ fie meiftend aus Griechen.
land fommen, um feinen berühmten goldenen
Palaſt damit zu zieren. - Es wurde aber.fo viel
Gewaltthaͤtigkeit dabey verübt, daß er fich aller
Menſchen Fluch auf den Hals zog. Aus dem
einzigen Tempel des Apollo zu Delphi wurden
fuͤnfhundert Bildfäulen nach Rom gebracht: *%)
Winkelmaun haͤlt fir wabrfcheinlich, daß fich
unter diefen der Apollo vom Belvedere, und der
echter der Villa Borghefe befunden: haben.
Dieſer ſonſt ſo verhaßte Kaiſer zierte nicht. mur
. Rem mit fremben Bildfäulen, fondern verlangte
aud) zu feinem ‚eigenen Ruhm ein ewiges Denk.
‚mal der Kunſt zu hinterlaſſen. Es befand ſich
damals ein vortreflicher Bildhauer, Namens
denodorus, : in ©allien, two er zu Aubergne in
‚ einer Zeit von zehn Jahren einen Merfur ver⸗
e fertiget hatte, der um 40 Millionen Sefterzien,
ve: weiche
\ 9* Suet. in Claud. c. 20: ‚Plin. LIb, 36: e 15.
Ddio· Lib. 60.
**) Pagfen. Lib. 0. .,.-.,.
—— —— — — — — — — — — — — meer — —
= D
.
-
ee 101
velche ungefähr eine Million Kondentionsthaler
qusmachen, verkauft. wurbe. *) :Diefen. berzufe
ge Nero nad) Rom, ihn: in ‚einem hundert und
gehn, oder mie Suetonius ill, *”) hundert.
„und zwanzig Fuß hohen erzenen Koloß abubl-
den, welchen er vor ſeinen goldenen Palaſt fieb
len ließ. Was Plinius von dieſer Bildfäufe
und von dem Luͤnſtler hinzuſetzt, iſt ſehr merk⸗
‚würdig. Ea flatua, fagt er, indicavit, inte
riiſſe fundendi aeris feientiam , cum et:Nero
largiri aurum argentumque paratus eflet, et
Zenodorus fcientia fingendi.caelandique. nulli
veterum poftponeretur. ***) Diefe Stelle iſt
ſthwer zu verſtehen, und wird von den Gelchre
ten: auf gang verfchiedene Weiſe ausgelegt. . Eis
wige mennen, Plinius habe fagen. wollen, bie
Folsffalifche Bildfäule des Nero fey aus Marmor
geweſen, weil bie Kunſt, dag Erz zu gießen,
damals verloren getvefen fen. Allein dieſes wi⸗
derſpricht dem Kontert des Plinius, der bier
aur von erzenen Bildſaͤulen fpricht.. Mintel
mann, +)-der die Namen derer anführt, Die der
vorigen Meynung find, glaubt, Plinius erzaͤb⸗
Je, dem Kuͤnſtler Zenodorus fey mit aller. feiner
betuͤhniten Geſchicklichkeit das Werk nicht ‚ges
Inögen, und er.führe dieſes als einen Beweis
| an, daß damals die Kunſt, aus Erz zu gießen/
‚we Os
1) Plin. Lib, 34. c. 7. .
) In Ner on, ©, 3I. . 668) Plin, Lib, 34 “ 18. *
» Hill. de Part Tom. 2. p. 291.
ı92 Bu 1 2.2 222
LS
=
verlören gegangen war. Konnte aber. Wohl
Plinius diefes behaupten, nachdem er erzähle
Satte, Zenodorus habe ben fo theuer verfauften
‚Merkur in Auvergne, unb zwey vortreffliche
CTrinkſchaalen aus Erz gegufien? Der beruͤhm⸗
ce Herr Karl Bianconi von Bononien bat dem
Herrn Abt: Tirabofchi über dieſe Stelle des Pliy
nius folgende Erklärung gegeben. Es habe fich
in dem Koloß aled verbunden, was zur Aus⸗
führung eines folchen Werks gebdrt, und ſich
fo felten beyfammen-findet, das tft, ein Kaifer,
ber bereitwillig war, alles darauf zu verwenden,
und ein Kuͤnſtler von der größten Geſchicklichkeit ;
| daher ſey daB vylllvmmenſte Merk der Kun
entftanden. Weil aber eine jede Cache, wenn
fie zu der hoͤchſten Stufe ihrer Vollkommenheie
‚gelangt ift, in Verfall geräth, fo babe Plinins
fagen wollen, die Kunſt, Bildſaͤulen aud Erz zu
gießen, muͤſſe nun ihrem Verfall nah ſeym
Plinius habe ſich faſt fo wie Vaſari ausgedrückt,
wenn dieſer ſagt, bie Vollkommenheit, wozu bie
Ruͤnſte zu feinen Zeiten gelangt waren, ſey das
Zeichen ihres nahen Verfalls. So wohl aus⸗
gedacht Als dieſe Erklaͤrung iſt, ſo wird fie.
ſchwerlich einen jeden befriedigen, weil Plinius
burch das Zeitwort interiifle nicht den heran⸗
nahenden Verfall der Kunft aus Erz zu gießen.
fondern den ſchon gefchehenen Untergang, anzei·
get. Wenn ich unter fo großen Gelehrten mei⸗
ne. unvorgreifie ren fagen dürfte, for
® würde
0
ee 193
würde ich unfer dem Worte Acris bag korinthi⸗
ſche Erz verfichen, und bavor halten, Plinius
Habe fagen mollen, bie Kunſt, Gold, Silber
und Erz, ‚ woraus das forinthifche Er - bes
Rand, ”) in geböriger Preportion zu mifdhen,
und die befondern Kunflgriffe und Vortheife, die -
bey dem Guß einer korinthiſchen Bildfaͤule zu
beobachten waren, ſeyn damals verloren gewe⸗
fen. Dieſes bezenge die Bildſaͤule (aus gemeis
nem Erz), die zu einer Zeit gegoſſen war, da
Nero bereitwillig war, Gold und Silber darar
zu verſchwenden, und Zenoborus an Geſchick
lchkeit in der Bilbhanerkunſt Ind’ im getrlebenen
Arbeiten keinem unter den. Alten nachgeſetzt wer⸗
den konnte. Es ſcheint auch, es werde dieſe
Erklaͤrung brtch das beſtatiget, was nach der
angefuͤhrten Stelle des Plinins ſolget· Gueich
daranf erzaͤhlt er, Zerodorus habe zwo Träne
ſchaalen aus Erz gebildet, und zwar fo vortreff⸗
lich, daß man fie denen, die Calamides, die
beruͤhmter alter Bildhauer, verfertigt hatte,
wicht unterfcheiden konnte; und ziehet aus Die
fer fonderbaren Geſchicklichkeit des Zenodoruß -
die Folge, die. Kunft, das (korinthiſche) Erz zu
wifchen und Bilder zu gießen, muͤſſe damals
gaͤnzlich verloren gewefen ſeyn, weil fie einem fo
großen Künftler unbefaunt war; „quantoque
major in Zenodoro praeflantia fuit, tanto
- magis
9 Plin. Lib. 34 & 2.
II. Band. N
—
194 —E —
—
ag deptehendi aeris obliterstio potell. “«
Was fuͤr ein anderes Erz konnte wohl unbekannt
geworden feyn, als das foriuthifche, da Zeue
doxus fo vortreffliche Werke der-Kunf aus an.
derem Erg wirklich ſchon gegoſſen haftet: Was
Matthias Gesner in, feiner Chreflomathig Pli-
niaga Seite 912 uͤher dieſe Stelle anmerti,
lommt zum Theil mit dieſer Erklaͤrung uͤberein
naͤmlich, daft das Erz an dieſem Bilde nicht ip
cchoͤr geſehen babe, als an deu alten Etatueu.
Bes. er uber hinzuſetzt, Zenodorus habe. wich
licht das Gold und Silber, fo ihm zu dem Bilde
“> georhen worden, müglicher anzuwenden geipußt,
(das iſt, ſich eigen mad) iſt nicht wahre
ſbembch.
VI. Uns nm wieber auf Yap Zu fommen,
* mor er.chem kein großer Kenner der Kunſt,
groß auch feine Begierde war, die Werke der⸗
ſelben zu ſammein. Dieß hat cr bewieſen, da
er eine Bildfäyle Alezgnders ‚des großen, ein
Werk des Eyfippus, yergolden lieh. 9 —*
ſah er bald ſeinen begangenen Fehler ein, und
ch dad Gold wieder abſchaben. Er war eig
. großer Liebhaber van Bemälden.. Weil er ig
ollen feinen Leidgufchaften die Grenzen über
fdhritt, fo war er audı hierin, ausfchweifend.
Dieſes gab aber Gelegenheit zu einer neuen Er⸗
ſbindung in der. Malerkunſt, uud zur. Befoͤrde⸗
zung berfelben. Er verlangte, in einer Rieſen⸗
Ä in rer gedße
2) Plin. Lib. 34: e. 8. Ben
—RE u 194
größe von 120 Schub, das iſt, in ber Höhe bes
Obengedachten Koloſſes, gemalt zu werben. - Es
‚gab aber feine fo großen Tafeln. Daher ver,
fiel -man auf ben Einfall, fich des Keinwands
zu bedienen, welches bisher noch nie geſchehen
war. *) Die Xunſt, auf Marmor su malen,
die unter Claubius erfunden werben mar, wurde
Auch unter Nero fo weit vervollkommnet, - baf
man bie natürlichen Flecken des Marmors nach⸗
machte.) Hietdurch war man im Stande,
die ſchoͤnen Zuͤge, die verſchiebenen Arten von
Marmor eigen find, durch die Kuuſt zu versuch.
ten und gu verfchönern..
VII.Vefſpaſian und Citus haben: nicht
nur die Wiſſenſchaften, ſondern auch die Kuͤnſte
geſchuͤtzt und befoͤrdert. Veſpaſtan pftegte die
Reibelgenen, die ſich durch einige Kumft auszeich⸗
neten, zu Eaufen, bamit et ihnen die Freyheit
Achenken könnte. ***) Neben dieſem koſtbarſten
Beſchenke, das er denkenden Menfchen machen
donnte, bewies er fich gegen bie Künftler noch
auf andere Art ſehr wohlthaͤtig. Der Künftleg,
welcher dem Koloß des Nero ben Kopf dieſes
sechafiten Kalferd abnahm, und au deſſen Statt
das Bild ber Sonne auffete, wurde von Befpes
fan reichlich beſchenkt. 2° Einen andern Kuͤnſt⸗
ler⸗
9 Plin. Lib. 35. e 7 or) ibid, e. s.
“r*) Suet. in Velpaf. c, 18.
) Plin. Lib. 34. e-7⸗
196 Lo —— zu
‘fer, ber fich erbot, mit wenigen Unfoften große
und fehr ſchwere Säulen Im Kapitolium, moram
man damals arbeitete, anfjurichten, überhäufbe
er für diefe neue Erfindung mit Wohlthaten.
Jedoch drückte er ſich dabey aus, er wolle fich
dieſes Vortheils nicht zum Schaden gemeiner
Ruͤnſtler und Arbeiter bedienen. In Wahrheit
eine fürftliche Gefmnung, die von einem Lau—
desvater zeuget, der fich in feiner wohlthätigen
Großmuth durch Feine niederträchtige Finanjen⸗
regel die Hände binden läßt, wann es auf bem
"Unterhalt eined Theils feiner Unterthanen an⸗
koͤmmt! Ze
VIIR. Aber die Kaiſer Trajan und Ya»
drian übertrafen alle ihre Vorfahren an Woßk-
thaͤtigkeit gegen bie Kuͤnſeler. Der letztere hatte -
zwar die lächerliche Schwachhelt, daB er fük
den erfien Meifter in jeder Kunſt und Wiſſen-
ſchaft angeſehen ſeyn wollte, "und trug fein Be⸗
denken, einen jeden, der ihm blindlings den
Vorzug ſtreitig machte, als einen Beleidiger feld»
ner kaiſerlichen Majeſtaͤt mit dem Tode zu be⸗
ſtrafen; wie ed der beruͤhmte Baumeiſter Apolls⸗
dorus und verſchiedene andere zu ihrem Scha—
den erfahren haben. Man kann Ihn jeboch
pa Lob nicht abfprechen, ein großer Befoͤrde⸗
rer und Kenner der Kunft, ja ſelbſt ein Künftler
geweſen zu feyn. Denn nach dem Zeugniß des _
Aurelius Bictors *) hat er ſelbſt Bildſaͤulen ver⸗
nn fertige.
H Epitom. 14. 2. *
a 97
fertigt. -Diefer Geſchichtſchreiber fegt fogar hin⸗
zu, (vielleicht als ein Echmeichler,) man koͤnne
ihn in der Bildhauerkunſt dem Polykletus und
Euphranor an bie Seite ſtellen. Wer ihn aus
den Werfen der Kunſt, bie fowehl in Griechen
land ale in Stalien durch feinen Befehl zu Stan⸗
.. be. gekommen find, gu beurtheilen verlangt, ber
leſe Winfelmanne Hiftoire de l’art Tom. ır.
p. 303-310, mo bie Befchreibung ber badrins
nifchen Pille zu Tivoli allein binreichenden
Stoff an bie Hand giebt, biefen Kaifer als einen
‚portrefflichen Kenner und Beförberer ber ſchoͤnen
Kuͤnſte kennen zu lernen. Daſelbſt p. 298- 305.
werben auch die Werke der Kunſt, (befonder®
die trajaniſche Säule,) die unter Trajans Res
gierung.. verfertige worden find, „befchrieben.
Diefer Kaifer war nicht fo eiferfächtig, daß er
die Ehre einer Bildfäule andern wohlverdienten -
Männern misgdnnt hätte. Er ließ fogar hoffe
nungsvollen Jünglingen, bie. in. ihrer größten
Blühte gefiorben. waren, Bildfäulen ſetzen, um
ihr noch nicht zur Reife gelangte Berbienft zu
Belohnen. ) Man fan nicht Iäugnen, daß,
unter dem Schug und durch die Wohlthaͤtigkeit
Kiefer zween Kaifer der Eifer und Fleiß ber
Künftler aufs .nene belebt und erinuntert wurde,
und fehr prächtige Werke ber Kunſt zu Stande
gekommen ſind, Es hat auch die Kunſt damals
alle ihre Kräfte angewandt, ſich zu ihrer. vori⸗
N3 gen
*) Pin, Paiegje, elib2.Eik a:
18 | 0 — > 225
gen Vollkommenheit wieder empor zu heben;
allein es klebten ihr und der Übrigen Gelchrfams
keit gewiſſe Sehler an, die ihren Verfall und
endlichen Untergang unvermeidlich machten, wie
wir bald fehen werben.
"IK. Von 'den Künftlern diefer Zeiten hat.
uns Plinius der ältere nur noch einige Maler
befannt gemacht. Diefe find Dororbeus, uns
ter des Nero Regierung, den aber Plinius nicht
fo ruͤhmt, als deffelben Zeitgenoß Amulius , *)
- don welchen er gun Beweis feiner fonderbaren
N
Geſchicklichkeit erjählt, er babe eine Minerva
gemalt, von ber man jederzeit mit flarren Aus
gm angeſehen wurde, man mochte fie betrachten
Hon welcher Seite man wollte. Eine ſolche Ge⸗
ſchicklichkeit wird Heutige Tages nicht mehr ber
wundert. Nero, der fünft alled, was den griechi⸗
ſchen Namen trug, hochſchaͤtzte, ließ jedoch ſeinen
Palaft von dieſem Amulins, der ein Roͤmer war,
nalen.) Er mar. furg zuvor, als Plinius
bieſes ſchrieb, geſtorben. Anf ihn folgten im
Ruhm vortrefflicher Maler Eornelius Pius,
und Accius Priſcus, melche die Stärfe ihrer
Kunſt beſonders im Tempel der Ehre und der
Tugend, der von Veſpaſtan wiederhergeſtellt
wurde, bewieſen haben. Accius Priſcus fol
fi; dadurch von dem andern unterfihieden ha⸗
ben, daß feine Art wu malen ſich jener der
F alten
s bp ee
%
® )
— Be ©)
Alten meht näherte. Endlich nennt Plinins
noch Antiſtius Tabeo, ber vor Eurgem in ſeht
hohem Alter geftorben war, nachdem er die Eh⸗
renſtellen eines Prätord und eines Profonful®
in dem narbonefifchen Gallien begleitet hatte;
Diefer gab fih nur mit kleinen Gemälden ab;
And anftatt des Lobs, das er verdiente, tonrde
feiner geſpottet. ) Es ſcheint, als babe mar
es einem Manne von Stande uͤbel genommen,
daß er ſich mit der Malerey beſchaͤfftigte; denn
es iſt nicht wahrſcheinlich, daß ihn Plinius
unter die berühmten Maler würde geſetzt haben,
wenn feine Gemälde fo fehlecht waren, daß man
darüber ſpotten konnte: Weil Plinins don’ Ans
tiſtius Labeo als von einem neulich verſtorbenen
ſpricht, fo ann er ſchwerlich der Rechtshelehrtä
dieſes Namens ſeyn, welcher ſchon unter Ange
ſtus das au ‚Konfalat: erforderliche ieh
batte. ”)..
X. Aus den eospirdäen, die Pte
den genannten Malern beylegt, koͤnnte min
ſchließen, die Malerkunſt habe damals zu Rom
in ihrer Vollkommenheit gebluͤhet. Es iſt aber
‚Sffenbar, daß er den von ihm geruͤhmten Mei⸗
fern nur im ‚Vergleich mit ander feiner Zeit)
. genoffen vorzůgliche Lobſpruͤche giebt, die Kumſt
dber an fich ſelbſt im Werfali twär.: Den
nachdem er von bem Beyfan, den einige der
| R 4 “ "befte
*) jbidem. 2
) Tach. EUR 5: Ansal, eg: ZA,
860 —E |
beſten Malereyen bey den Kaifern,fanben, ges
Prochen hat, fo endiget er mit dieſen Worten:
hadtenus dictum fit de dignitate artis morien-
üs.*) Was koönnen aber diefe Morte anders
bedeuten, ald daß die Malerfunft. ihrem Ver⸗
berben nah war? Ein anderer Beweis, daß
die Kunft überhaupt zu Rom in ſchlechten Um⸗
faͤnden war, iſt dieſer, daß, da man unter
Domitiau einige Säulen von pentelifehem Mars
mor, bie zu Athen für den Tempel des olym⸗
piſchen Jupiters verfertige worden waren, nad)
Kom gebracht hatte, und ihnen den gehörigen
u Glanz geben wollte, . -derfelben ſchoͤne Bildung:
. verborben wurde. +) Wenn man nicht eine
mial vollfommen gebilpeten Säulen den Glanj
V:geben wußte, :ohme fie zu verunſtalten, fo,
kann man von ber, bamaligen Roͤmer Geſchick⸗
Uchteit überhaupt ‚kein günftiges, Urtheil fälen..
Die beften Werke der Kunft diefer Zeiten find,
wicht durchaus groß, nicht in allen ihren Thei⸗
len erhaben, ‚nicht. gang der Natur. ähnlich.
Es findet fich.darin immer etwas, ‚welches dem:
Ganzen widerſpricht, etwas Kleines verraͤth
ober verkuͤnſtelt iſt. Kurz, bie Künfte waren
damals. dem Styl der Gelehrten vollkommen
Khulich..*) Vielleicht muß man ben Grund,
hiervon in dem Haft bed auvor heran
Yı Lib. 35.05. . -.
=“) "Plutarchug in Poblie. P.IOO.. ur: non
0), Winkelmann Hift.de are T, 2; °P. 309 :
]
so Aber⸗
—E» —RN
Merslaubens und in der Verbreitung bes Chri
fientbumg unter, dem Kaiſer Hadrian ſuchen,
ſagt Winfelmanh. *) Allein bie chriſtliche Res
ligion hatte damals das Reich des Aberglau⸗
bens weder umgeſtuͤrzt, noch fidy fo ſehr aus⸗
gebreitet, daß fie in der fittlichen Vtrfaſſung
oder Denkart der Roͤmer eine merkliche Veraͤn⸗
derung verurſachen konnte. Man muß vielmeht
den Grund. dieſes fortdaurenden Verfalls von
den naͤmlichen Urſachen herleiten, die ſchon un
ter des Auguſtus Regierung zu wirken angefan⸗
gen, und die den guten Geſchmack in der Dicht⸗
kunſt und Beredſamkeit in den folgenden Zeiten
immer mehr und mehr verborgen haben. Die
Haupturſachen find bie verfchlimmerte Erziehung
der Jugend, das allgemeine Verderbniß der
Sitten, und bie daher erfolgende. falfche Denk
art, bie Begierde die vollkommen Werke ber:
Kunft zu übertreffen, . und bie wonuiſche Die
gerangcart © ber. ‚Hafer.
"nid
No
u...
R5 Dos
Das fimfte Buch.
Die Gelchrfamkeit der Römer von Pas
7 priond Tode bis zu Konfntind Res
‚ gerung.
der: ‚Seife Angnſta⸗ and d Hadriene
Tode war faum etwas mehr als ein Jahr⸗
bundert verfloffens und dennoch war biefer kurze
Zeitraum hinlaͤnglich, die roͤmiſche Litteratur
von ihrem hoͤchſten Gipfel tief ind Verderben
herabzufetzen. Eine gang verſchiedene Are zu
denken und die Sedanken auszudruͤcken, neue
Bilder einer verderbten Phantafie, und neue
Woͤrter Hatten alle Theile der Gelehrſamkeit
Berunftaltet. Es war jeboch ber Eifer im Stu⸗
piren ‚noch nicht erlofchen. Das Uebel ruͤhrte
‚mehr von dem verderbten Seſchmack, als von
einem geringern Beſtreben nach Kuͤuſten und
Miffenfchaften ber. Weil aber in ben folgen⸗
ben Zeiten bie polififche Verfaſſung bed Reichs
ſich immer mehr verfchlimmerte, nnd bie inner»
liche Zwietracht und das Wesberbniß ber Sitten
immer zunahm, fo erfaltete nach und nach ber
Eifer im Stubiren, und verwandelte ſich end» -
lich in eine allgemeine Verachtung ber Kuͤnſte
und Wiffenfchaften.: Was wir in gegenwärti«
gem Zeitraum/ von reians Tode bis zu Kon⸗
LU... ſtantins
De ei nat 803
Rantind Negierung, erjaͤlen werden, —E ie
Befrdrigung biefer Wahrheit dienen.
Das erſte Kapitel.
Allgemeiner Begriff von der bürgerlihen
Verfaſſung und der Gelebefamteir dieſer
‚, deiten. "
I Gitus Antoninus Pius, der im Jahr 138
den Hadrian im Kaiferthum folgte,
war einer der weifeften Fuͤrſten, bie je den kai⸗
ferlichen Thron beftiegen haben. Es giebe feine
Tugend, von der er nicht glängende Beweiſe in
feinem Lebenswandel abgelegt babe. Nur ber
Keufchheit wor er nicht fehr ergeben, das eine
ilge, was M. Aurelius an ihm tadelt.*) Ue⸗
| Berzeugt, nur deswegen ein Fuͤrſt fo vieler Voͤl⸗
fer zu ſeyn, damit er ſich ganz der Befoͤrderung
Ber aligemeinen Wohlfahrt widmete, fchaffte er .
viele unbillige Gefeße ab, ſtrafte die Stoͤrer
der allgemeinen Ruh, und fegte feiner Wohl⸗
thaͤtigkeit weder Maaß noch Ziel, mo «8 bie
Noth erfoderte. Seine Sorgfalt für das allge
meine Wohl erftreckte ſich auch ber bie Gelehr⸗
ſamkeit, die fo großen Einfluß in daffelbe hat.
Veſpafian und Hadrian hatten den oͤffentlichen
Lehrern zu Rom jaͤhrliche Befoldungen angewie⸗
fen. Diefe billige Wohlthat verbreitete Antonin
ul
*) De rebus fuls Lib, er =
24 Ah. |,
auch über bie Lehrer in ben Propiugen.”) Se
doch geſchah dieſes nach Mack des Verdienſtes.
Denn Julius Capitolinus erzählt, *) er habe
einem getoifien Inrifdgen Dichter Moſamedes,
von dem Salmafius einige griechifche Berfe ans
Mört, feine underdiente große Befoldung ver⸗
mitdert. ***) Neben dem verlich er ben Ech
zern viele Borrechte, und die Freyheit von
dfentlichen Dienßen. Damit die Staͤdte nicht
init Lehrern überhäuft würden, fo befaßt er,
baß in den Fleinern Städten nicht mehr als fünf.
Lehrer der Arzneywiſſenſchaft, drey ber Rede
funft, die man damals Sopbiften nannte, und
Deep andere ber. Grammatif, in ben größern
Städten ficben Aerzte, vier Rhetorn und eben.
fo viele Grammatiker, in den größten Städten
aber zehn Aerzte, Fünf Rhetorn, und fünf.
Grammatiker waͤren, welche der gemeldten Vor⸗
rechte und Freyheiten gendffen. Sn Anſehung
der Lehrer der Philofophie und ber Rechtsgelehr⸗
famfeis zu Rom, welche von biefen Vorrechten
nicht außgefchloffen waren, wurde feine gewiſſe
Anzahl beſtimmt. Der alte Rechtsgelehrte
Modeſtinus hat und alle dieſe Privilegien der
Lehrer ſchriftlich hinterlaſſen, und der beruͤhmte
Bnton + Mgofino bat Re geſenmeln und erlaͤu⸗
J , tet:
) Jul. Capieolin. In Antonin, © 1.
") Ib. cap. 7.
) In Not. ad hees Jam.
—— — — — — — — — ——— GE
1 25 80}
tert. ) Dir Raifer ſelbſt wär ein vortre fuche
Kopf, ſehr beleſen, und von ſonderbarer Bereb⸗
Vamkeit. Dieß Lob giebt: ihm Julius Capitoti
aus.) Was der Herr Abbe Longchamps*)
zu dieſes Kaiferd Lob noch Hinzu ‘dichte, bas
mag er verantworten. So weiß ich auch nicht,
‚wie diefer mit den: Berfaffern der selehriin Be |
ſchichte Frankreichs +) habe fagen können, - des
Antoninus Aeltern feyn zu Nimes in Sranfreich
geboren, da doch Julius Eapitslinus nur ſugt,
ihr Geſchlecht ſtamme daher. 4) Dieſer ale
Schriftſteller fetzt noch hinzu, es ſeyn einige ME
den unter des Antoninus Namen bekannt, und
Marius Marinus behaupte, ſie ſeyn wirklich
von ihm, ob fie gleich jedermann für eines ans
dern Werk halte.
"1. Eben fo ofäcktich für die Selcht ſamlei
war die Regierung des Marcus Aurelius, und
Zucius Verus, die nach Hadrians Verlangen
ton Antonin an Kindesſtatt aigenonimen wur
den waren, und ihm im Juhr 100 im Kaiſetthum
folgten.’ Ber ketzte war zwar wenig zu den
Wiſſenſchaften aufgelegt, ob er gleich Die be⸗
ruͤhmteſten unter den Griechen und Lateinern zu
kehrern der Grammatik, Redekunſt und Phils⸗
ſophit
Ad —E Lib. Singileris, p. 241. etc,
"#)-Lor. cit..c 2
**5*) Tablcau des gens de Letue⸗ T. 1: p. 136,
D Tom, 1.9.3277 wi) ap
Sophie gebobt hatte, ‚mb faſt jeberzeit von Ge⸗
lehrten umzingelt war. Daher brachte er auch
aichts merkwuͤrdiges zu Staude, wenn man ei»
nige mistelmäßige Verſe und. Neben ausnimmt,
die ex im feiner Jugend geſchrieben haben ſoll,
woran aber einige gweifeln.) Als Kaiſer er
gab er Mich den abſchenlichſten Laſtern, deren
Üble Folgen aus Vorſorge des Marcus Aure⸗
lius das Reich nicht empfunden hat, Dieſer
Kaiſer hat im ganzen Alterthum ſeines gleichen
nicht gehabt. Deun alle Tugenden eines Pri⸗
Yarmannıs waren in ihm mit allen den Eigen⸗
ſcheften eined guten Fürften vereinbart. Er
war. befcheiden in feiner -Hoßeit, mäßig und
Senf im Schoos der Wolluſt, fo ſtreng geges
fi ſelbſt, daß er auf bloßer Erde ſchlief. eig
Sapberer Krieger ; ein gerechter Richter, und ein
särtlicher Vater feiner Unserthauen. - Weil er
der ſtoiſchen Sekte ergeben war, bie ihren Au⸗
Hängen Eigeuliche und Stolz eiufiägte, und ig
Seinen Schriften var frch felbft rühmlich fpricht,
at Hehe nie etwas gethau, deſſen es ihn gereug,
es. habe nie unterlaffen, den Armen zu beifen,
such nicht unter dem gewoͤhnlichen Vorwand
des Gelbmangels, **) und verſchiedene anbere
doͤbliche Handlungen von ſich ſelbſt erzähle: fo
feben viele dieſes ald eine Wirkung bed ftoifchen
Stolzes an. Allein da er bey bieſen Selbſtruhm
J nicht
*) Copuolin. in ejua Vita e. 2. |
20) Lib, ı. de Rebus ſuis.
\
i
—E 207
‚nicht In ſich ſelbſt beruhet, ſondern feine ruͤhm⸗
lichen Hanbinngen ben Goͤttern verdankt, ſo
weiß ich nicht, wie man ihn des Stolzes be
ſchuldigen kung... Vielleicht bat er. auch feine:
Gedauken und Handlungen nur in der Abſicht
aufgezeichnet, bamit fie von feinen Rachlommen |
Sielmehr befolget als bewunhert wuͤrden, viel⸗
Jeisht auch. tur zu feiner eigenen Befriedigung,
ohne auf die Nachkommenſchaft zu denken. |
IM. Bon. Jugend auf war er der Gelehr⸗
Sanıkeit ergeben.: Den Spruch des Plato, die
Bürger, deren Fuͤrſten MBeltweife. find, ſeyn
gluͤcklich, fuͤhrte er oft im Munde. *) Er dien
se ihm, ſich ſelbſi, und durch, fein Bepfpiel die
Roͤmer, zur Beſtrebung nach Wiffenfchaften auf
zumuntern. Die. berühmten Maͤnner, die ihn
In feiner Jugend unserwiefen haben, bat Julius
Capitolinus >), und er ſelbſt im ſeinen Schrife
gan. :***) aufgegeichnet. Die vornehmſten unter '
ihnen ind Herodes Atticus, Cornelius Srontq
Proculus, Junius Xuſticus, Sextus von Cho.
rona, bei Plutarchus Vetter, und Apollonius
pon Ebakig „ den er fo liebte, daß er ihn oft
als Kaifer in ſeinem Haufe heſuchte. ) Wie
dankbar war er nicht gegen fie! Dem Sronte
errichtete er eine. Bildſaͤule im Senate; Procu⸗
lue wurde Prokonſolr den Junius Mufind a
* Capitol. in dus vita © 27. |
++ ibid. c. 2. Dr u
—. Ub. 1. de Rebus 1 Gi, ., D ‚Capitol, e. 4.
4
208 a > 7
thob er gwegmal zum Konfilat, "und gieng Tb
vertraulich mit ihm um, daß er ihn ale ſeinen
Buſenfreund oft im Beyſeyn ber Praͤfekte be
Praͤtoriums Füßte. Nach feinem Tode ich er
ihm mit Beyfall des Senats eine Bildſaͤule
ſetzen. Er ſtellte ſogar die golbenen Bilder ſeß⸗
ner Lehrer unter feine Hausgoͤttet, und opferte
wach ihrem Tode bey ihren Graͤbern. ) ©b
weit bat ed wohl niemand in der Verehrung
und Dantbarfeit gegen feine Lehrer gebracht.
Er befirebte fich zwar anfänglich nach verfchide
denen Zweigen der Gelchrfamfeit, entfchloß fi
“aber zeitlich, die Rede⸗ und Dichtfunft zu ver⸗
laſſen, um fi) der Weltweigheit ganz zu erge⸗
ben. Es mögen ihm nun vie gefagten Kuͤnſte
für feine gefegte Denkart zu leicht und tändelhcit
geſchienen, oder ihn andere Urſachen dazu Bes
wogen haben, fü ift gewiß, daß er den gefaßten
Entfchluß, Fe aufgugeben, unter bie größten
Wohlthaten ber Gdtter zählte. *%) Won feiner
Philoſophie "bat er ein ſchaͤtzbares Denfmal im
yodif griethifchen Büchern, mit dem Titel ran IP
£aurov, das ift, von Dingen, die ihn ſelbſt
angeben, binterlaffen. ie enthalten nichts
als Gedanfen und Wahrheiten, die er ſich felbſt
zu Lebensregeln geſetzt zu haben ſcheint. Wer,
wie Is Boeller, u dieſes Werk deswegen tadeln
mollke,
Hilde: 23.4 4. — fü.
Hy Bibliograpks eritic. 2:
n
Aufammenbange vorgetragen werben, ber wuͤr⸗
de unvernönftig handeln. Denu M. Aureius
hatte um bie. Abficht, feine Gedanken, fo wie
Be ihm einßelen, niederzuſchreiben, um fie ale
Sruͤchte feiner eigenen Erfaßrung' und Betrach⸗
ung; wann es ihm beliedte, wieder durchzu⸗
hen: md zu verkoſten. Es haben ja dieſes
wolte, daß die Gedanken darin wicht in einem
\_ nach ihm mehrere Gelehrten ohne Tadel gethan, -
he fogar: bie Abſicht hatte, andere zu unter⸗
eifen.. ::- &8 ‚braucht faft Feines Erinnernd, |
aß des ®. NUurelius Lebensbeſchreibung die
Anton Guevara unter dieſes Kaiſers Namen
and Licht geſtellt bat, und den Titel Horola-
gium Prinsipum führt, ein von biefem u
amtergefehobenes Wert ey —
uv. Ba folite wohl landen, baß Di eb⸗ =
renbezengungen und Belohnungen, mit welchen
die Kaifer Antoninus und M. Aurelius die Ge⸗
Aehrten uͤberhaͤuften, in Abſicht anf bie Befoͤrde⸗
rung ber Gelehrſamkeit faſt gang fruchtlos gewe⸗
fen ſeyn? Dennoch haben ſich außer: wenigen
| Philoſophen, bie meiſtens fremd waren, noch
viel wenigere in andern Theilen ber Gelehrſam⸗
keit ſonderbar hervorgethan. Eapitolinus zeige
die Urſache davon an. Diele verhuͤllten ſich da⸗
mals dem Kaiſer zu gefallen in dem Mantel der
Poilofopben, den Meran Lebenswandel
I. Band.
\\r
bar
.
-
am ie
warumer pi.kerkirgen *) "Wach DR. Seräßänte
Ben unter. ihren trutgen ihre. Pbilofophie im
Wunde; I Herzen aber weten fie. geijig ıub
ielz, **) ‚und.warer: nur bedwtgen mac, Aom
Aurelius ſich berticherten und zu Ehren gelang⸗
ten. Manche. maren auch ſo verwegen, hei ſte
die affentliche Nuhe fidrten. **”) Menmn bie
Lehrer. ber guten Sitten ſelbſt fo laſterhaft, und
Sie Philoſophie, welche vom dem Kaifer meig
ala andere Wiſſenſchaften belohnt und. gerher
:wurbe, ſo ſchlecht beſchaffen waren, 6 Four
man Ach noch viel weniger einen: verthreilbaftut
Begriff von den Brammatikern, Rhetorn und
audern Gelehrden dieſer Zeiten, und bon. ihrer
Gelehrſamkeit machen. Denn wo dd an bee
thaͤtigen Philoſophie fehlt, die das Herz bildet,
da es nicht wi, . daß einte der ſchoͤnen
Ruͤnſte undnuͤtzlichen Wiſſenſchaften bluͤhe.
Hierin mag wohl der: Grund verborgen liegen,
warum alle die guten Verorbunngen.umd bie
Wohlthaͤtigkeit dieſer Kaiſer fo wenig zur Befoͤr
‚derung der Gelehrſamkeit bewirkten. Das Herz
der Gelehrten zu beſſern, dazu gehoͤrte eine
beſſere Erziehung. Dieſe ſetzt wohigeſittete Ael⸗
rern voraus, welche durd) ein lang fortgefegte®
steh
“) Capitol. c. 23.
”**).. Galen, Lib, de Prognoft.
+6) Capit. loc. ci.
= en
utes Beyſpiel eugendhafter Fürften umgebildet
werden mußten. Konnte aber wohl dieſes un⸗
ter der kurzen Regierung zweyer guter Fuͤrſten
zu Stande kommen? Was dieſe erbauet hat.
sen, warfen theils ſchon bey Lebzeiten des
MM. Aurelius ſein Mitregent, 8. Verus, theils
nach dieſein Commodüs, durch ihren laſter haften
Lebenswandel wieder zu Boden.
V. Commodus, der feinem tugendhaften
Vater M. Aurelius im Jahr 180 im Kaiſerthum
ſlgte, machen e. Verus ſchon im Jahr 169
an einem Schlagfluſſe geftorben war, erneuerte
des Tiberins, Nero und Domitians unglädkliche
Deiten. Denn er gleichte ihnen, und vielleicht
übertraf er fie auch an Unzucht und: Graufam-
Kit. Sein Vater hatte ihn zwar durch die ‚ge.
ſchickteſten Lebrer unterweiſen laſſen; dieß balf
aber nicht jus feiner Verbeſſerung; und er dachte
son Jugend auf an nichts, als feine heftigen
Leidenſchaften zu befriedigen.) Im Jahr 193
wurde er durch feine treueſten Diener, bie ſich
. wider ihn verfehworen, weil er ihnen den Tob
gugebacht hatte, ermordet. Ihm folgte Helvi⸗
dius Pertinar in der Regierung, eines Holz⸗
händler Sohn, der anfänglich die Gramma⸗
zu Rom lehrte; **) hernach aber anftatt der
Buͤcher die Waffen ergriff, and nach vielfaͤlti⸗
D2 v8em
H Lamprid, in Commed. cr. uf.
,‚ **) Capitolin. in Pertinace c. 1. u |
218 nn
3 ,
gem Stückswechfel Präfeft zu Rom, und enblch
gar Kaifer wurde. Weil er aber ber prätorias
uiſchen Leibgarde, bie ohne Geſetze zu Ichen ge⸗
wohnt war, zu fireng zu ſeyn fchien, fa ermer⸗
weten fe ihn Im dritten Monat feiner Regierung.
Wenige Tage länger regierte Didius Julianug,
ein Meilaͤnder, aus dem Gefchlechfe des Rechts⸗
‚gelehrten Salvius Julianus, d.ffen wir ſchon
anderwaͤrts gedacht haben. Da er das Kaiſer⸗
thum von den Praͤtorianern kaufte, eröffnete et
die Duelle vielfältiger und faft immer fortgefeße
ter Empörungen der Kriegäheere in den Provin⸗
sen, beren jedes das Recht, ben Kaifer zu wähe
Ien oder biefe Wuͤrde gu verkaufen, ſich anmaßte
und oft mit wielem Blutvergießen behauptete.
Vi. BGleichwie Pertinag und Didius Julia
nus wegen ber furzen Zeit ihrer Regierung zur
Beförderung ber Gelchrfamfeit nichts beytragen
Sonnten, obgleich der erfie als ein ſtrenger Beob⸗
achter der. Gerechtigkeit zur allgemeinen Reini⸗
gung ber Sitten, und der andere als ein gewe⸗⸗
fener Lehrer der Grammatik zur Verbeſſerung
der Schulen gegründete Hoffnung gaben: alfe
waren auch die Liebe zu den Wiffenfchaften und
viele andere gute Figenfchaften bed Seprimius
GSeverus, der dem Julianus im Kaiſerthum
folgte, von keinem Nugen für die Wiſſenſchaf⸗
sen. Er war zwar in ber lateinifchen und grie-
chiſchen Litteratur von Jugend auf ſehr wohl
unterwieſen worden, und hatte fehon in feinem
| acht⸗
ek 215
achtzehuten Fahr einen folchen Fortgang in ber
Beredfamfeit gemacht, baß er ſich Öffentlich hoͤ⸗
ven ließ. *) Seine Wißbegierde trieb ihn aus
Afrika, mo er zu Leptis in Libyen geboren war,
nach Non, um bafelbft ſich dem Studiren ganz
zu ergeben. **) . Nachdem er dafelbft fein Gluͤck
. gemacht, und in verfchiedenen Provinzen anfehn-
Jiche Ehrenſtellen begleitet hatte, beſuchte er
Uthen, um daſelbſt durch die Betrachtung der -
griechiſchen Alterthuͤmer feine Kenntniſſe zu er»
weitern. ***) Da eraber zum Kalferfhum er-
hoben war, unterdruͤckte fein boshaftes Gemuͤ⸗
the in ibm allen guten Willen, zur Befoͤrderung
der Kuͤuſte und Wiſſenſchaften etwas rechtſchaffe⸗
nes zu unternehmen, obgleich ſeine achtzehnjaͤh⸗
rige Regierung dazu hinreichend war. Es kann
auch ſeyn, daß er nicht Kopf genug dazu hatte.
Denn Dio ſagt von ihm, er habe mehr Begierde
als Gäbigfeit zu den MWiffenfchaften gehabt. +)
Julia Donna, feine Gemahlin, eines drger-
üchen Lebenswandels, fudyte ich wenigſtens das
durch einigen Ruhm gu erwerben, daß fie ſtets
einen oder den andern Gelehrten ihres Umgangs
wuͤrdigte. +3) . Ihr haben wir die lügenhafte Ge⸗
ſchichte des Weltbetruͤgers Apollonius. Tya
03 naͤus,
#) Spartian, in Severo e. . |
25) ibid. wr) ibld.c. 3.
}) in Excerptla. u on
41) Philoftratus in vita Apollon. Lib. 1. e. 3.
0
—
214. . ——
naͤus, bie Philoſtratus auf Ihren’ Befehl geſchrie⸗
ben hat, zu verdanken.
VIE Obgleich Septimius Severus wegen
ſeiner Grauſamkeit bey den Rsmern fehr verhaftt
war, fo ſehnten fie ſich dennoch nach. ihm nach
ſeinem Tode, da ſein Sohn Baſſianus Caracalla
ihm in der Regierung gefolgt war. Denn die⸗
fer war nicht nur grauſamer als fein Vater, ſon⸗
‚ bern eg fehlte ihm auch an verfchiedenen guten
Eigenfchaften, weswegen die Roͤmer feined ver⸗
ſtorbenen Vaters Grauſamkeit gleichfam ver⸗
gaßen. Unter ihm war bes Ermordens kein
Ende, und fein Unterfchied ber Perfonen. - Seine
Gemahlin Plautilla, fein Schwager Plautius,
fein. Bruder und Mitregent Geta, waren bie er⸗
Ken Opfer feines Blutdurſtes. Auch Papinia«
mus, ber berühmte Rechtsgelehrte, und, viele
andere verdienfivole Männer, wurden durch
feinen Befehl ermordet. : Daß ein fo wildes Ge⸗
mürhe weder eined zarten Gefühle gegen .bie
ſchoͤnen Künfte fähig ; noch von ven Wahrheiten
der Philofophie aufgeklärt und bucchbrungen
ſeyn konnte, ‚braucht feines Beweifed. Die
beſtaͤtiget ed, ba er erzählt, fein Vater Habe ihn
zwar durch die hefien Lehrer zu Rom in: verfchiez
denen Wiffenfchaften untermweifen laſſen, er ha⸗
be aber an feiner einen Geſchmack gefunden. *) . |
Es hatten daher die Gelehrten nicht viel Gutes
don ihm zu getvarten. Die Phlleſrphen indbes
“)Lb u 0° °:
\
fondere
ee X
brdere af das Unglück, von ihm verfolgt Ma
werden. Unter dem falſchen Vorwand, Ariſlo⸗
Leles habe Alexanders Tod. befärdert, benahm
er. den- Anhängern dieſes Weltweiſen ale Ver⸗
fammlungssrter zu Alerandria, und wuͤnſchte⸗
daß alle Schriften deffelben ˖vom Erdboden ver⸗
wigt würden, *) · Daß er dem’ Dichter Oppian,
füe einen, jeden Vers feines Gedichtes von Den
‚ Yapd und Fiſcherey eine goldene Münze, ‚und
dem Vater dies Dichters, der nach Malta oder
Meleda verwieſen werden war, -Die Freyheit/
in feine Geburtsſtadt Anazarbus In Cilicien zu⸗
mckzukehren, geſchenkt babe, Kehef feinem un⸗
Wiſchuchen Charakter nicht aͤbnlich. So. viel
iſt gewißß, daß dieſes nur in einer namenlofen
alten Lebensgeſchichte des geſagten Dichters, und
en: Suidas, aus denen eß ondere ahseſchrieben
Haben, erähls wird. Sollte es aber wahr ſeyn⸗
fa. mar. es eine von hen guten Handlungen tyran⸗
aifcher Regenten, non deuen man keinen andern
Fuund augeben kann, als eine ſchuell voruͤbergee
hende glüchiche Laune. Man wuͤrde uͤbel darzus
ſcdließen, et fen der Dichtlkunſt ober ben Dichtern
gewogen geweſen. Macrinus, ſain Henker und
Spronfolger im Fahr 217 , wͤede noch mehr al
er das Reich gequaͤlt Haben, wenn ihm nicht
nach eines Jabres Friſt das Vergeltungsrecht
widberfahren wäre. Jedoch trat ein anderer in
feur Stelle, Antonius Heliogabalus, den we⸗
RTL Ban » 7 —
© Dio Lib. 77
216 nn =
Der er noch ein ahberer Kaifer ui Wuftem muß
Oranfamfeit uͤbertroffen hat. Aber zum gred»
den Glück des Reichs wurde er im vierten Jahr
feiner Regierung uub im achtze huten feines Ale
rers ermorbet.
VII. Nun war es einmal Zeit; daß Kom
einen Zwiſchenraum von Sicherheit und Rube
erhielt. Hierzu gelangte es unter der. Regie⸗
fung bed jungen Aleranders Severus, welcher
ber berühmten Julia Mammea, bes Heliogaba⸗
lus Mutterſchweſter, Sohn war. Im drey⸗
zehnten Jahre feines Alters beſtieg er den kaiſer⸗
lichen Thron, und vermittelſt ber. Rathſchlaͤge
feiner Mutter, die ihm die beſſe Erfichung ge
geben hafte, der Mefa feiner Großmutter, un:
brehyer xechtſchaffenen Raͤthe, war feine Regle⸗
zung fo gluͤcklich daß es ſchien⸗ ber: Himmel
babe ihn den Roͤmern geſcheukt, bie allgemeine
Wohlfahrt wiederherguſtellen. Die Tugenden’
des Titus, Trafanus, Anteniuss:und Martus
Aurelius lebten im ibm wieder auf, ibw zu deſto
srößerm Ruhm, je jünger er Bar. © Kuͤnſte und
‚ Wiffenfchaften fanden in Ihm einen fleitligen Lieb⸗
- Saber, und einen großmätbigen Beſchuͤtzer. Ob
de gleich ſowohl in. ber lateinifchen als griechi⸗
ſchen Litteratur von den beiten Lehrern unterwie⸗
fer worden war, fo hatte er jedoch in der grie⸗
chiſchen einen beſſern Fortgang ·gemacht. Unter
allen griechiſchen Werken war ihm die Republik
Wed Plato das llebſe Doch fand er auch an
| den
y
| Er
er | 8,
au Schriften: der lateiniſchen Redner and Dich
gr, befondere des Serenus Sammonicus, feb
nes Freundes, und des Horaz) viel Vergnuͤ⸗
gen. Virgil und Cicero verehrte er fo ſehr, daß
ae ihre Bilder unter jene ber beruͤhmteſten Hel⸗
den aufſtellte.) Sein Lieblingsgeſchaͤfft war
Das Buͤcherleſen. ‚Sogar bey der Tafel lieh et
fich entweder ein Buch dorleſen, oder unterhielt
ch wir: gelehrten Sefprächen. *) Er übte
ſich auch in der Dichtkunſt, und ſchrieb dei be⸗
ſten Kaiſer Leben in Verſen. ) In ber Geome⸗
trie, Malerkunſt, Muſik und in den ritterlichen
nebungen befaß er eine rähmliche Geſchicklich⸗
keit. f) Wann Gedichte oben Reben, beſon⸗
ders zum Lobe eines ber tugendhaften Kaifer,
vᷣder Alexauders des großen, im Athenaͤum dr.
fentlich hergefagt, oder im Forum gerichtlicht
Reden gehalten wurden, fo nuterließ er ſelten,
unter den Zuhoͤrern ſich einzufinden. Wenn die
Faͤrſten, die fich um die Befoͤrderung ber Ges
lehrſamkeit in Ihren Staates Befümmern, bei
großen Nutzen, den ſie durch den perfönlichen -
Beſuch Ihrer Gymnaſien oder hohen Schulen
fiften koͤnuten, deutlich einfähen, fo würden fie
. Venfelben gewiß unter ihre voruchmflen Regie⸗
vungagerhäte Kühlen Die aufgehende Eonne
D > Bene erquict
. +) Lempridius in ‚Alex. 6 30.
*, ibi.ezr oO. *) Lee
+) ibid. 22... . 1m ibid,
28: he 02 2
erquicht wicht To ſehr die fühlbaren : Gefhäpfe,
als der gulächeinde Beyfall eines Zürfien bie
Schüler ımb Lehrer zum Fleiß aufmuntert.
Alexander Severus bewies nicht nur’ hierdurch
ſeine Hochachtung gegen die Gelehrten, ſondern
nauch dadurch, daß er in wichtigen Angelegen⸗
heiten ſich bey ihnen Ratbs erbotte. Bep
Kriegsangelegenheiten fragte er fie, wie p
Sapfere und kluge Befehlshaber in: gleichen Um⸗
Kaͤnden mit gutem Erfolg betragen hätten. : Auf
ſolche Weife bediente er fich ihrer auch in anderg
wichtigen Gefchäfften. Wo es an Sffentlichen
Säulen der Grammatik, Redekunſt, Arzuey⸗
wiſſenſchaft, Mechunik und Baukunſt, ober au
hinreichender Beſoldung der Lehrer fehlte, de
tzewies er ſeine. fuͤrſtliche Vorſorge und Freyge
bigkeit. Und damit er nichts unterließe, was
gar Beförderung ver Gelehrſamkeit behuͤlflich
ſeyn konnte, ſo ſorgte er auch fuͤr den Unterhalt
armer Zünglinge, die su ben Wiſſenſchaften ſom
derbar aufgelegt waren. %) Schade, daß 1
auch der Sterndeutung ergeben war, Allein
dieß mar eine allgemeine gar gu ‘tief eingemsum
gelte Neigung ber Roͤmer, vom welcher auch bie
beſten und gelehrteſten Männer dieſes Zeitalters
nicht frey waren. Genug, wann ſie nicht sung
Schaden ſeiner Unterthanen gereichte. Wer
ſollte aber denten, daß „jemand den Vorſatz
faſſen
*) Lamprid. ih Alen, e. 16 |
**) idem € 44 .
—— — —— — —
ae 810
faffen Zanute, einen (o lüebenswuͤrbigen Fuͤrſten
in der ſchoͤuſten Bluͤhte feiner Jugend zu ermor⸗
ben? :Sjeboch geſchah es im Jahr 235 in einem
Aufruhr der Goldeten, | ‚feiner ſtrengen
Kriegszucht uͤberdruͤßig waren. Maynz war
der ungluͤckliche Ort, wo der beſte der. Fuͤrſten,
die einzige Stuͤtze der finkenden Gelehrfamfeit,
‚aus dem Weg⸗ geraͤumt wurde, am dem nieder»
traͤchtigen und dummen Wäterich Maximinus,
dem Urheber des Aufruhrs, Platz zu machen.
Die veraͤchtliche Denkart dieſes Tyrannen be⸗
wies, daß er mehr zu einem Schafhirten, den
er zehn Jahr abgegeben hatte, als zu emem
Fuͤrſten geboren war.
IX. Sein Selz unb feine Grauſamkei
machten ihn fo verhaßt, "daß ihm theils vom
Senate, theils von den Kriegeodtfern verſchie⸗
dene Kaiſer entgegengeſetzt wurden, als da ſind
Gordianus, und fein Sohn dieſes Namens
Pupienus Maximus und. Eilins Balbinus, ed.
wer der beften. Dichter feiner Zeit, *) welche mil
Maximinus in dem nänslichen Jahr 238 ume Le
‚ben kamen, und Gordianus, ein Enkel des erı
ſten dieſes Namens, welcher den bey. Aquileja
semordeten Maximinus und Die Äbrigen Afterkal.
fer uͤberlebe, und ſechs Jahr den kaiſerlichen
Thron behauptet hat. Er war ein liebenswuͤr
diger Fuͤrſt, und ein Liebbaber bei Wiſſenſchaf
ter
Cpl. — et Balbino c. 7. -
_ garumd ber Gelehrten. *) Es ſcheint, ale babt
er dieſe ruͤhmliche Neigung feinem Großvater
Gordianus dem erſten und dem andern dieſes
Namens, feinem Water, oder wie andere wol⸗
len, ſeiner Mutter Bruder, davon oben Mel⸗
dung geſchehen iſt, zu verdanken. Gordianus
der erſte war dem Studiren ungemein ergeben,
und hatte unser andern guten Gedichten dreyßig
ſthaͤtzbare Buͤcher, den Kaifern Mtoninus und
M. Aurelius zum Lob, in Verſen gefchrieben. *%)
Sso hatte ſich auch Bordianus dee zweyte in
verſchiedenen Wiffenfchaften hervorgethan. ***)
Ihm vermachte Serenus Sammonicus bet jüns
gere in feinem Teſtament eine Bibliothek vor
zwey und fechägig tanfend Bänden, bie er von
Seinem Vater ‚geerbt‘ hatte. +) Er fehrich fox
wohl in Berfen als in Proſa einige Werke, worin
nach dem allgemeinen Fehler ſeines Zeitalter—
mehr Witz als Sraͤndlichkeit, berefchte. +)
EGordianus der jaͤngſte wurde im Jahr 244 von
Philippus, dem. Obriſten ber praͤteriauiſchen
= Beibwache, in der Heßen Bluͤhtte feiıtes Jugend
und zum orößten Schaden ber Selehrſamleit
| ermorbek, “
X. Pbitippus, ber ſich durch bie Ermer.
" Yang biete für bie Gelebtſamlei viel verſprechen⸗
Bun deu
| 9 Jul. Capit. in Gordianis e, 31.
dk) ibid. c. 3 et T- e ) Rid. c 18.
) iblid. Mike
m — _ — — _..
| 2
ee ar
den Kaifers sen Weg zum Katferthum Harte,
und alle die uͤbrigen Kaiſer bis auf Conſtantin
ben großen, ‚haben wenig ober gar nichts zur
Befoͤrderung der Wiſſenſchaften gethan. Sie
waren faſt ale von Jugend auf unter den Waffen
erzogen worden, und wenn auch einige an die
Gelehrſamkeit Geſchmack fanden, fo liefen ihnen
theils die immerwaͤhrenden Kritge, die fie wi⸗
WBer inmerliche und Außerliche Feinde zu fuͤhren
hatten, theils auch die Kuͤrze ihrer Regiern
Meine Zeit, ihre Gedanken datauf zu wenden,
‚Liebhaber. der Gelehrſamkeit waren Ballienus,
‚m. Claudaus Tacitus, Numerianus und Mia
rimianus. · Der erfie war in der Beredſaulelt,
in.. der: Dichtkunſt und den Übrigen ſchoͤnen
iſſenſchaften berühmt, und feine Schriften
wurden fehr hoch nefchänt: *) - Es fehlte ihm
‚aber am den Eigenfchäften, die den Thron eines
Fuͤrſten unterſtuͤtzen: muͤſſen. :Inbeß daß :Tele
Water Valsrieuus in der ſchmaͤhlichſten Gefaͤn
genſchaft darbte, und bag Reich heile von ban
barifchen Volkern, die von allen Geiten her
einbrachen, theils ven dreyßig Tyraniien inner⸗
lich zerriſſen und verwuͤſtet wurde, ſchlummerca
er im Schoße der Wolluſt, und ließ das Deich
fo tief, ind Verderben gerathen, daß es in der
Folge nicht. mehr moͤglich war, ihm wieder auß
zuhelfen. Eben fo unerſttzlich war der Cal,
den die Wiſſenſchaften bey dieſen allgemeinen
| .77 Zer⸗
Trebellius Pollio in-Gallien. e. I1I.
Zertattungen erliklten. M. Elshdius' Wacitis
Ange her Gelehrſamkeit ſo ſehr ersgeben, daß er.
"Den größten Theil ber Nächte im Schreiben uud
‚Bücherlefen binzubrigen pflegte. ;; Br fchäßle
HE zur größten Ehre; von dem &efchichtfchreis
Her Tacitus abzuſtammen, und befahk nicht une
| ‚alle Bibliotheken mit deſſelben Seſchichte zu od
: Sehen, ſondern auch jedes Jahr neunzehn Ab⸗
‚fibriften davon zu verfertigen. *) : Er würde
ohne Zweifel.noch viel mehrere und michtigere
Werfügungen zum Beſten der Gelehrſamkeit ge
‚senffen haben. menn er nicht nach einet Regie⸗
cup. von ſechs Monaten umgekonnnen waͤre.
Micht geringer waren die Vortheile, die man
von bes Numerianas Regierung Hoffen ·konnte.
Er war ſehr beredſam, und hatte von feiner Ge
fſchicklichkeit im Dekkamiren oͤſſentliche Proben
abge legt. Seine: Reden aber waren mehr im
dellamatoriſchen ald:in einem rebmerifchen Styl
aAbgefaßt. *%) In der Dichtlunft fol et Olym⸗
pigs. Vemeſtanus "und. Aurelias Apollinaris
nͤhertroffen baden... Allein es ſcheint, als habe
eas das Verhaͤngniß fo gewollt, daß die Kaiſer,
von welchen bie Gelehrſamkeit is tiefem Zeital⸗
ser. ihre Wiederherſtellung hoffen konnte, ſehr
fraͤhtettig ums Leben kamen. Deun nachdem er
aus ein Jahr mit ſeinem Bruder Carinus regiert
Sat, wurde er Son: feinem Ohenn —
ermor⸗
H. Vopiſen⸗ in Taclio e. 4 10. IT.
**) idem in Numstlapo t. 4.
En '
rmordet. Den Kalfır Maximiauus Hecenleus
ee 283
rechne ich nur deswegen unter die Goͤnner der
Gelchrfamfeits weil er die dreybeiten, welche u
bie vorigen Kaiſer den freyen Kuͤnſten verlichen
hatten, befidtigt hat. *) Dens: die übrigen u
Lobſpruͤche, die ihm Eumenius in einer im Jahr
296 zu Autun gehaltenen kobtede beylegt, ſind
Schmeicheleyen. *)
XL Warn wir ber Schilderung, die
aetonnus von dem Zuſtande der Litteratur une
Ar Maximianus Galervs entwirft, Glauben
veymeſſen wollen, .. fo war dieſelbe damals faſt
gänzfich unterdrückt. Die ohlechenheit,«
fast er, 'mwar vertilgt. Man fchaffte die Sach⸗
WWwoalter ab, und bie Rechtsägelehrten wurden
menttveber be. Landes vermwiefen, ober umge⸗
ubracht: Die Wiffenfchaften wurden wie ſchaͤd⸗
wliche Zauberkünfte angefehen, und diejenigen,
“bie ſich darauf. legten, wurden tie Seinbe
bir aßgemeinen: Wohlfahrt niebergeſchlagen
"und unterdrückt.« Weil diefer Maximiauus ig
allem feinem uͤbrigen Betragen mehr einem Kuh⸗
Hirten, deſſen Sohn er war, als einem edel,
denkenden Kürften geglichen bat, fo hat nor
Seine hinreichende Urfache zu vermuthen, da
Lactantius diefed nur aus Haß gegen den Ber
folger der.Chriften gefährieben habe. Den er⸗
baͤrm⸗
®) Cod. Juftinian. Lib. 10. Tit. 46. Lex 1.
®*) Eumenli Oratio pro reftaur, Scholis, inter Pa-
aeg. Vet. Edit. Pariſ. 1728. p. 149. 151.
224 [> > 2 ZZ
bärmlichen Zuſtand des roͤmiſchen Reichs im
dritten Jahrhundert der eheiſtlichen Zeitrechnung
zu ſchildern, Braucht man nur dieſes anzumer⸗
ken, daß die meiſten Kaiſer von aufruͤhreriſchen
Soldaten erwaͤhlt und. wieder ermordet worden
Mind; daß in dieſem Jahthundert unter zwan⸗
gig Kaiſern nur viere über io Jghr, ‚nur :eimer- -
20 Jahr, unter den übrigen une einer 7, wey
6} und der Uebetteſt nur einige Tage, Monate
vder Jahre regiert Haben; daß das Reich von
den Perſern, Gothen, Parthen, Germanierm
Quaden und Sarmaten von. allen: Seiten: het
angegriffen: wurde; daß zu Markıinud Zeiten
fünf andere Mterkaifer, neben Gallicuus dreyßig
Tyrannen, und zu ded Diocletianus Zeiten acht
Raifer for zugleich regierten, von welchen, we⸗
nige außgenunmmn, immer einer den anders
an Grauſamkrit zu übertreffen ſuchte. Hierans
iſt Teiche zu ermeffen, wie unmoͤglich es way
daß die Gelehrſamkeit, bie ohnedem -fchen ſehr
weit in Verfaͤll gerathen war, in beſſere Um⸗
Raͤnde verfetzt wuͤrbe. Sie mußte vielmehr ik
rem aͤußerſten Verderben ſehr nah kommen, wit
aus den Nachrichten von den Gelehrten insbe
londere erhellm wird. en
EZ
. E u
—— 5— *
nie 205
Das weyte Kapitel.
Die Dichtkiunſt.
lB. Woaernn man einen jeden Verſeſchmidt einen
Dichter nennen will, fo bat ed in die⸗
fem Zeitraum nicht an Dichtern gefeblt: - Unter
Alexander Severus ließen fi noch Immer gries
chiſche und lateinifche Dichter im Athenaͤum hs
ren, und da Gallienus bey der Hochzeit feiner
Better einen jeden Dichter herausfoberte, um -
Die Bette mit ihm zu dichten, "erfchienen Ihrer
: Bimdert. *) Unter Alexander Severus und im
Jahr 238 feyerte man noch zu Nom die olympi⸗
ſchen Spiele, wo Redner und Dichter das neuu
und dreyßigſte mal wider einander zu Felde zo⸗
gen. *) Es ſcheint aber, als ſeyn die pieiſten
von der Art Dichter geweſen, welche nur bey
feyerlichen und vortheilhaften Gelegenheiten ihre
Muſe auf die Folter ſpannen, damit fie -finge,
fie möge wollen ober nicht. Wenigſtens iſt ge⸗
wiß, daR nur von wengen damaligen Dichter
der Name auf die Nachwelt gefommen if, und -
daß ihrer nur dreh find, beren Schriften auf |
unſere Zeiten gekommen fnb; Das Geſetz, wo⸗
dur der Kaifer Philippus den Dichten: bie -
Ä grey⸗
*) Trebell. Polllo in Gallieno e. 11.
*+) Cenforinus de Die natall. Pet. de boari⸗
temp. Lib. 11. e. 21.
226 | es
Freyheiten benahm, die fie mit andern Gelehr⸗
ten gemein Gatten, dient zum Beweis, daß fie
damals, wahrſcheinlicher Weiſe wegen ihrer
unnuͤtzen und wenig bedeutenden Werke, ie
ſchlechtem Anſehn ſtanden.
— 1. Der erſte von denen / die und durch
Ihre Gedichte bekaunt find, iſt Ouintinus See
renus Samonicus. Wir haben von ihm ein
Eehrgebichte von der Arzneykunde, ein mageres
Gerippe von Berfen ohne bichterifches Teuer:
und ohne Leben. Sein Vaterland iR unbe
fannt. Macrobius ruͤhmt ihn ale einen großen:
Gelehrten. *)_ Er führes aber eine Stelle aus
einen feiner Berfe an, bie weder der Gelehr⸗
ſamkeit des Dichterd, noch dem Urtheil des
Macrobius Ebre macht. In derſelben ſagt Sa⸗
monicus von Plinius dem aͤltern, aus deſſen
Schriften er einen Spruch anfuͤhrt, er habe zu
des Trajanus Zeiten gelebt. Er vermengte al»
fo Plinius den ditern mit dem jüngern, und
war in der Gefchichte des vergangenen Jahr⸗
hunderts ſchlecht bewandert. Kleine Fragmen⸗
te von ihm finden ſich bey Macrobius, **) Ars
nobius ***) und Servius, ) welche beweiſen, daß.
es auch verſchiedene Werke in Proſa geſchrieben
habe.
*) Saturn. Lib, 2. ce. 12.
”*)ibid..c 13. Lib. 3. c. 0.
+4) Lib, 6. adv. Gentes,
+) Lib. 1..Georg. Virg.
|
v ‘
2 P
- 4 - & & f [3 297
habe. Alexander Severns war ihm fehr gear
gen, und fand ein fonberbares Vergnügen am.
feinen Schriften. Sein Ende war traurig.
Catacalla ermorbete ihn, man weiß nicht war⸗
um, bey einem Nachtmal. *) -Er hinterließ
feinem Sohne Serenus Samonitus eine Biblio⸗
thek von 62000 Buͤchern, bie dieſer dem Kaiſer
Gordianus dem zweyten, deſſen Lehrer er gewe⸗
fen war, vermachte. Von des Samonicus da
ben und Schriften hat der berühmte Morgagme
alles, was bahin gehdret, am feiBisfg ea
melt und mist Anmerkungen erläutert.
beweiſet mit gufen Gründen, daß Aulus Se
nus ein lyriſcher Dichter, wovon einige der Alten
Meldung thun, von dem diteen und jünger
Sermus Samonicus unterfchieden fep- «
.. IM. Die.übrigen zwey Dichter, von denen
wir Schriften ‚Haben, lebten unter dem Kaiſer
Garne, und feinen’ given Schönen Carinus und
Numeriannd. Sie find 13. Aucelius Olyme
pius Nemeſianus, und Tirus Calpurnlus.
Der erſte hat drey Gedichte über die Fiſcherey.
die Jagd und die Schifffahrt geſchrieben, *)
. von welchen aber nur das zweyte noch vorhan⸗
den iſt, weiches er den zweyen Brüdern Carl
| ?72 , naus
9 Spartian. in Cırac. e. 4. |
**) Epift. ad Jo. Ant. Vulplum, ante Sumndafä
Edit. Comia.. 1732.
*+*) Vopifc. in Caro c. 11. m
238 BE — Sn > |
nus und Numerianud gewibmet hat. Er war
‚year ein Karthaginienfer von Geburt; es ſcheint
aber, als habe er’ eine geraume Zeit zu Nom
gewohnt: denu Vopiſcus erzählt, *) Numerias
mus habe. mit ihm oft um Die Wette gedichtet.
Es wird jedoch dieſes durch zwo Stellen de
obengenaunten Gebichtes, wo er fein Verlangen
bezeiget, bie zwey Kaifer, Kom und ben Senat
sa fehen, zweifelhaft gemacht. ‚Die Seele ie
folgende : ) |
-Haec bis nofirae libabune carmina Mu,
‘ Cum’ primum vultus facroo, bona Numina
terrae,
Contigerit vidife mihl, : ,
und tar baraufı
— _ Videorque mihi ſam cernere fatrum : |
‚ „Auguflos hablıus, Romem, “ clarumque se
natum.
Ziraboſcht hait dafuͤr, der Verſtand dieſer Bere
jeigg vielmehr an, Nemeſtanus ſey nie zu Rom
geweſen, und er wiſſe nicht, wie des Vopiſcus
Erzaͤhlung mit diefen Werfen beſtehen koͤnne.
Denn wann ſollte er wohl mit Numerianus pi
Rom gewetteifert haben? ehe dieſer mit Ca⸗
rus, feinem Vaͤter, Kaiſer wurde? allein fen
Gedicht, worin es feheint, er habe nie bie zwey
Soͤhne des Carus und Kom gefehen, tar ge
ſariehen, da jene ſchon Kaiſer waren. Folglich
u ‚ müßte
Le ”. Vak 7 |
—
A —⏑
alte diefes da Numerianus ſchon Kaiſer war,
‚gefchehen ſeyn. Uber wen iſt unbekannt, daß
Numerianus nur zwey Jahr mit ſeinem Vater
und Bruber geherrſcht, und nachdem er faft dieſe
"ganze Zät: hindurch mit feinem Vater in Aſten
die Perfer bekriegt hatte, anf der Zuruͤckreiſe
meuchelneörbegifher Weiſe durch Aper ſein Leben
verloren hat ??; Dazu konnnt noch, daß Reme⸗
Nanus in feinem Gedicht vurch dad Beywort
Divus, weiches er dem Kaiſer Carus beylegt:
Divi forũſſima pignora Cari « angeigt, - daß
dieſer kodt war; woraus folgen wuͤrde, daß
Numerianus in dem kurzen Zeitraum zwiſchen
ſeines Vaters Tod und feiner Ermordung mit
nuſerm Dichter gewetteifert habe; welches Yang
aAnmoͤglich iſt. Des Vopiſcus Zeugniß kann je⸗
doch ganz wohl gerettet werden, wenn man *
giebt, daß Nemeſtanus zu Rom geweſen, als
Numerianus noch nicht Kaiſer war. Weil es
fich gebuͤhrt, hie Wahrbaftigkeit eines Schrift⸗
ſtellers, ſo Biel es ſich thun laͤßt, zu retten,
und bie angeführten Verfe ohne einigen Zwang
2%
auf die letztere Art verfianden werben können,
fo weiß ich miche, was Tiraboſcht fonderbare®
in denfelben gefunden hat, welches nicht mit
des Bopifeus Zeugniß übereinftimme, unb ihn
bewege, die Sache im Zweifel zu (affen. Ich
verſtehe nicht, wie darin ein Wiberſpruch ſey,
jemand als roͤmiſchen Ritter perfönlich zu Rom
en w heben, und da er zum —
P3 gelangt
az = on 22
gelangt war, ihm zu ſchreiben, man verlange
ihn num als einen Gott der Erde zu ſehen, biefe
Sehnſucht fey fo groß, daß man fich oft einbil-
"de, ihn wirklich in Eaiferlicher Pracht, die Stadt
KRKom und ben herrlichen Senat weit Augen m
sehen. Uebrigens iſt bed Nemeſtanus Gedichte
:gierlicher, als man es von feinem Zeitalter er»
‚warten follte. Jedoch fehlt es Ririn am gehoͤ⸗
‚eigen Verhaͤltniß der Theile, da die Einleitung
"se ein Drittel des Ganzen ausmacht, und
oft am aͤchten Ausbeuck in der lateiniſchen Spra⸗
he, bie damals ſchon giemlich von ihrer Reinig⸗
‚ beit abgewichen war. .
IV. ' Dem Gedichte von ber Jagd bed Ro
meſtanus werden gemeiniglich. vier Schaͤferge⸗
«füge unter defielben Namen bengefüge Aber
Janus Ulitius, Burmann und andere ”) find
der Meynung, Titus Calpurnius, ober. Calfur⸗
nius, fen der Verfaffer davon, fo wie er es von
andern fieben Schäfergebichten If, die ebenfalls
noch vorhanden find. - Sie beweiſen dieſes aus
dev Uchnlichkeit des Styls, aus einigen Verfen,
die faſt wörtlich in. beiden die naͤmlichen find,
aus einigen Ausdrücken, bie anzuzeigen ſcheinen,
Bag der Verfaffer ein Sichlianer war, und aus
der erſten Herausgabe, wo fie insgeſamt dem
Calpurnius zugeeignet werden. Diefe Gründe
geben ber Sache eine.große Wahrfcheinlichfeit.
Calpurnius war ein Sicilianer, und fehr arm,
u pie
©) In Praef. et in Not. ad Nemeſ. Eclogas.
et DE
„wie man aus einigen feiner Verſe ſchließen
ann. *) Seine Schäfergedichte ſind dem Ne⸗
meſtanus gewidmet, und übertreffen alle übrige
‚Schriften diefer Zeiten an Sierlichkeit und An⸗
muth. Sie find aber hierin mit des Virgils
Etlogen nicht zu vergleichen, **) obgleich Zeiten
geweſen find, wo man fie der Jugend zum Dur
fer vorftellte. *) Eben fo beſchaffen find die
wier Eklogen, die unter des Nemeſianus Na
men befannt find.
| V. Bey den alten Schriftſtellern wird noch
wor zinigen andern Dichtern dieſer Zeiten Mel,
dung gethan, von denen aber feine Schriften
vorhanden find. Diefe find Annianus, ben .
Gellius einen ſchoͤnen Geiſt, einen guten Kenner
der Alterthuͤmer, und einen ſehr beredten Mann
nennt; Julius Paulus, ben er für den ge
lehrteſten feiner Zeit Hält str) Toſſotius, ein eönl,
ſeher Rathsherr ans dem Geſchlechte ber Anto⸗
inen, welcher unter Mariminus. dem erſten
Uehte, und einige Gedichte geſchrieben hat, die
zu des Julius Capitolinus Zeiten noch vorhan⸗
Den waren; HH) Aurelius Apollinaris, ein
i. P4 Jam⸗
8s) Lib. 4. v. 26. ete. |
#*).Fontenelle Difeours fur ia nature de l’Eglo:
gue, T.4. Oeuvres, Edit: de Paris 1742. pP: 148-
*%*) ‚Giraldi de Poet. Hiftor, Dial. 4
Hibr.er J.
+41) Lib. 1. c. 22. Lib. 5. c. 4 Lib. 19. ©7-
411) Capitol. in Maximin. c. 1.
233 a Se — 2
Jambendichter, *) ind der Derfaffer einer Le⸗
bensgefchichte des Kaiſers Carus, deſſen Zeit⸗
genoß er war; und einige Kaiſer, die ſich mit
der Dichtkunſt abgegeben haben, als da ſind
Aucius Verus, Alexander Severus, die Box
Dianen, Ballienus und Numerianus. Die
“And ungefähr die befaunten Dichter, bie in dem
Zwifchenranme von Hadrians Tobe bis zu Con⸗
ſtantins Regierung gelebt haben. Die Namen
ber übrigen find entweder mit ihrem Leben ex
loſchen, ober wenn fie den Geſchichtſchreibern
bekannt waren, von ihnen nicht wertb geachtet
worden, auf die Nachwelt gebracht. zu werden.
Was aber zu bewundern if, fo finden wir nur
eines einzigen Schaufpieldichters Namen auf _
gezeichnet, obgleich gewiß iR, daß man in bie
ſem Zeitalter Schaufpiele aufführte. Diefer iſt
Marullus, ein Dichter mimifchee Schaufpiele,
der unter ber Regierung des M. Aurelius umb
Lucius Verus lebte. Julius Capitolinus ergaͤhlt
von ihm, **) er habe oft mit ſeinem beißenden
Scherz auf die gemeldten Kalfer geſtichelt, und
diefe ſeyn ſo fanftmäthig. geweſen, daß fie es
nicht ungnddig aufnahmen. Uebrigens fol er
in feinen Schaufpielen mehr auf die Belufigund
des Volks, ale auf eine gierliche Schreibart ge⸗
ſehen haben. ***) Beil man in den Geſchicht⸗
| ſchrei⸗
Vopiſe. in Caro c. 11. ſh
**) In M. aurclio c. 8.
***) gerviu⸗ ad Eclog. Yık Vi
7 ' *
A | 038.
qhtelhern Biefer Zeiten nirht- findet, daß ante.
der neue Theater errichtet, ober eines der alten
⸗
jenes bed Marcellus ausgerommen, von wel⸗ I
chem man aber wicht zuderlaͤßig weiß, ob es
wirklich von Alexauder Severus ‚zu Stande ge'
bracht wurbe,) *) wiederhergeſtellt worben fey,
fo ſcheint ed, man habe in dieſem Zeitiaufe viel
weriger als vorher von Schanfpielen und Thea»
seen gehalten. Daher mag es gefommen ſeyn,
daß fich wenige in der bramatifchen Dichtfuuft
übten. Wenn es die Gelegenheit erforberte,
‚bebienten fie fich vermuthlich der Schaufpiele,
bie in den vorigen Jobrpunberten geſchtieben
waren.
Dos dritte Kapitel.
Die woblredenbeite |
I. 4 nachdem die Macht: der Kaiſer defpot
J ſcher wurde, eilte die tͤmiſche Wohlre⸗
denheit immer mebr ihrem Untergange entgegen.
Aber neben bieſer Urfache ihres Verfalls hatte
ſich ſchon zu des Myuſtus Zeiten eine andere uns
Ä glückliche Quelle eröffnet, die allein hinreichend
War, mit der Zeit Ihren Untergang zu bewirken.
Schon damals unterſtanden ſich einige Grams
matifer und Schulredner, in dem Forum’ ges
richtliche Reden zu halten; welches zwar in bie
P | ; fer
5
*) Lampridius in Alezandg. c, 44.
.-
PET edge
fen. Zelten als eine: Kltene und ungewöhnliche
Sache angefehen war, endlich aber, da ber Red»
‚ner Amt fein voriges Anfehn verloren hatte, ganz
gewoͤhnlich wurde. Well ed alsdenn oft an Red»
mern fehlte, fo vertraten jene ihre Stelle. Was
dad Zeitalter, wovon wir handeln, Insbefon-
dere betrifft, fo findet man feinen‘ Gelehrten
‚aufgezeichnet, der ein Redner von Profeffion ge⸗
weſen ſey. Diejenigen, welche fich vor ben
Gerichten hören ließen, twaren entweder Srhm-
matiker, oder meiftend Schulredner. Diefe Art
von Rednern bildeten ſich Durchs Deklamiren
in den Schulen, wo uur. erbichtege Fragen bes
Handelt wurden, bie mit Gerichtshändelr Keine
Verbindung hatten; *) Weil fie nur zwiſchen
vier Mauern. nnd. vor andern Schülern ihres
gleichen zu deflamiren gewohnt waren, deren
- einer des andern Neben rühmte, weil gr in
‚gleichen Fällen fih das nämliche von Fk, an.
dern verfprach, fo erblaßten fie vor. Furcht, und
ihre Reden waren fraftlos und kalt, wann fie
Im Forum auftraten. **) Diefe Bucht der
mehrte fich durch dag inmerdäghe Bewußtſeyn des
Mangels an ſolchen Keuntniffen, ohne welche
‚man fich feinen gerichtlichen Redner denken
kann, als da find die Philofophie, Rechtsge⸗
lehrſamkeit, Gefchichte und andere. Schon
iu
) Quintil. Lib..2. e. 11.
) Seneca Prooem. Lib. 4. Contrev.
“ Glen IT
gu bed Rebuers Ereffud Zeiten fehlte es dem
Schnulrednern am. folchen Kenatniſſen, *) und zu
Ainintiliand’Ieiten Hagte man noch Inınser über
derſelben unnäge® Lehren. *) Hierdurch er⸗
folgte nicht nur das Berberben ber Beredſamkeit
fondern auch der Mangel an zuverlaͤßigen Nachs
richten vom Zuſtande verfelben im vorhabendey
Deltalter. Denn weil. das wenige, was wir
davon wiſſen, aus Mejgnigen Schriften geſchaͤpft
At, die keines vichtigen Begriff von der vol
Sommenen Serebfamfeit hassen, und von dieſen
Zeiten keine Reben mehr vorhanben find, nach web
den man urtheilen koͤnnte, fo fan es ſeyn, daß
‚mancher ven den: damaligen Rednern geruͤhmt
wird, der nicht verdiente, bey der Nachwelt be
kannt gs werden. Die Reden des Claudius
Mamer tinus und bed Sumenius koͤunen zu une
Nerm Endzweck nicht dienen, weil bie geſagten
gwey Mebuer Gallier waren.
II. Unter ben wenigen und belaunten Red
mern dieſes Zeitalters war wohl Fronto Corner
dius der beruͤbhmteſte. Dio nennt Ihn einen ſehr
wichtigen Dann, ben geſchickteſten Sachwalter
feiner Zelt. *ꝛ So legt ibm auch. CEuſebius
das Lob eines vortrefflichen Redners bey. }) -
Er ſcheint aber von Profeſſion ein Rhetor gewe⸗
ſen zu ſeyn. Dem er hat bie zwey nachma⸗
li en
*) Cieero de Oret.Lib. 1. n. 24.. u
**) Qpintil. Lib. 12. 11. **#) Lib. 69.
. 19 Ad.ann. Ch. 163, DE
!
. Id
.
.* s
9 6 -
. 3 *
ugen Kaiſer; M. Aurelins hub: Sud Veru
die Nedefunft gelehrt/ und da Julius Capitoli-
nus hiervon Nachricht giebt, nounk er ihn bald
einen: Redner, bald einen Rhetor.) M
ſollte ihn faſt auch unter die Grammatiker zaͤh⸗
len; denn ſo viel laͤßt ſich aus der Rede, die
ihm Gellius *) in den Mund legt, und aus
den grammatiſchen Regeluze die wir von ihm in
der Kollektlon der alen: Srammatiker finden,
abnehmen. - Sehne Beredſamteit erivarb ihm
nicht nur den allgemeinen Beyfall, ſondern auch
das Konſulat unter M. Aurellus, ſeinem ehe⸗
maligen Schäker.: Auf des Kaiſers Antrag num
de ſogar im Senate beſchloffen, ihm eine Bild⸗
ſaͤule zu errichten. *) Seine Reben muͤſſen
viel Gutes enthalten haben; denn nach ſeinem
Tode haben ſte nicht nur einige Jahrhunderte
feinen bey Lebzetten erworbenen Ruhm aufrecht
erhalten, fondern auch’ zu einer ſonderbaren
Sekte im redneriſchen Siyl, die des Fronto
Ramen trug, Gelegenheit gegeben. Macrobius
nennt denſelben einen trockenen Styl; +) und
diejenigen, denen er eigen war, nemnt Sidonius
Apollinaris im fuͤnften Jahrhundert Seontonias
ner. tt) Nach dieſes Schtiftſtelers Urtheil ſoll
. Aurel, e. 2. . in Lue. van
”) Lib. 19. c. 8,
. 6) Jul, Tapitol. in M. Aurd. c.3. u
f) Saturn. Lib. 5. e. i. POP PCR
ee = = > Zu
er in einer Rede wider Pelopg nicht nur alle
Reduer, fondern auch Ach’ ſelbſt. übertroffen has
ben, ) Eumenius, ein Redner des vierten
Jahrhunderts träge Fein Bedenken, ihn in fer
mer Lobrede über den Kaifer Untoninue bem
Gicero gleich zu-achten. **) Dieſe Lobſpruͤche
And ohne Zweifel übertrieben, und moͤgen wohl
den ‚großen Abſtand, der zwifchen des Fronto
Reden, und denen, die zu der angefuͤhrten
Schriftſtelier Zeiten and Licht kamen, zum Grun⸗
de haben. Uebrigens wäre zu wuͤnſchen, daß
wenigſtens einige feiner Neben noch vorhanden
wären, um diefes fonderbar berühmten Mannes
Serebfamfeit beurtheilen zu kͤnnen. Die Vers
faffer der gelebrten Geſchichte von Frankreich ***)
baltın ihn für einen Gallier. Aber die Muth⸗
maßungen ,. die fie anführen, find nicht fo ſtark
ols die Beweisgruͤnde ber Italiener, die ihn zu
ihrem Landsmanne machen, weil man zu Peſaro
eine Aufſchrift zu Ehren ſeines Urenfels Aufivius
FSronto entbeift bat, +) und wenigſtens gewil
ift, daß Fronto den größten Theil feines Lebende
zu Rom jugebracht habe. - rn
- I. Die übrigen befantıteis Redner dieſts
| Zeitalters find Antonius Julianus, Titus Eau °
- flritins, Attejus Sancıns, Sylvinus, Julius
*) Idem Lib. 8. Epill. 10.
**) Panegyr. Couſtent. n. ta. ‚
**%) Tom. ı. P.-2. pag. 282.
H Oliverli Mar, Pifaur, Bag. 3%... +
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. 338 - 8 — A x
Frontinus Bebius Macrinus, Julius Graͤ⸗
Hianus, Claudius Venatus, ein gewiffer
Meſſala, Julins Titianus und Aſpaſtus.
Der erſte war, wie die uͤbrigen, ein Rhetor,
der fich nicht nur in ber Bercbfanifelt, ſondern
auch in der Kenntniß der Schtiften der Alten
Tonderbar hervorgethan hat. *). Gellius, der
biefes von ihm rühme, nennt ihn ausdruͤcklich
einen Spanier von Geburt, **) "und zeiget any
bag er fein vertrauter Freund war. **) Er
erzählt von ihm folgende Begebenheit: Bey
einem Gaftmal, mo ſich nebft Gellius und An⸗
tonius Julianus verſchiedene junge Griechen
einfanden, ſagten dieſe einige ber zierlichſten
und anmuthigſten Stellen aus Anakreon ber
Darauf fiengen ſie an, auf den Rhetor zu ſti⸗
cheln und ihm vorzuwerfen, als ein roher
Spanier unterſtehe er ſich lateiniſch zu dekla⸗
miren, und er bruͤſte ſich mit einer ſteifen und
zaͤnkiſchen Beredſamkeit, in einer harten und
nnangenehmen Sprache; und foderten Ihn auf
etwas aus den Iateinifchen Dichtern vorzubrine
en, welches mit des Anakreons Verſen vers
glichen werben fönnte. Der Rhetor, ben Dies
fe nicht wenig verdroß, antwortete den jungen
Stutzern: Es wäre fein Wunder, wann die La⸗
teiner, bie von euch Griechen in ber Weichlich⸗
keit
) Gellius Lib. 1. c. 4. Lib. 15 e.
) Lib. 19.0.9. ’
ww) Lb. 9. c. I5. Iib. 18. 53. lt
’
f
1 22 2 235
keit übertroffen werben, euch auch in särtäidgen
Liedern nachfichen mäßten. Damit ihr aber
febet, daß es den alten lateiniſchen Dichter
nicht an Zierfichleit und Anmuth fehle, fo er⸗
laubet mir, daß ich euch einige ihrer verliebten
Gedichte herſage. Darauf verhůllte er : fein
Haupt im Mantel, wie Sokrates gethan hat,
da er einftend von unchrbaren Dingen ſprechen
mußte, und brachte einige zaͤrtliche Spigram⸗
men in einem fo anmuthovollen Tone vor, daß
fie des GegentHeild vollklommen uͤberzeugt wur⸗
den.: Er fol auch eine Geſchichte von bei
Drangfalen ber Juden gefchrieben haben, *)
wenn fonft der Verfaſſer derfelben von unferm
Redner nicht unterfchieden werben muß. Titus
Caſtritius ſoll ebenfalls ein ſehr beruͤhmter Des
klamator geweſen ſeyn. Gallins, deſſen Lehrer
er geweſen, erzaͤhlt von ihm, er habe alle
Schulrebner ſeiner Zeiten im Unterweiſen und
Deklamiren uͤbertroffen, und der Kaiſer Hadrian
habe ihm fehr in Ehren gehalten. *) Bon dem
fünf folgenden weid man faft nichts anders, als
ihre Namen, bie in den Gefchichten ber Kaifer,
Commodus ***) und Aleranderd Severns, ty
vorkommen, weil fe diefelben in ihrer Jugend
in der Wohlrebenheit unterwieſen haben. Nur
| bey
“
z i
*) Minut. Felix in O&avio,
**) Lib. 13. 20.
*+*) Lamprid. in Comm. «. 1.
rt) Bl. in Alezandr.c. 3.
240 Rn
‚ve Syloims und Granianus ſetzt Lampridius
woch Hinzu, der erſte ſey von Heliogabalus auf
eine grauſame Weiſe ermordet worden, und des
andern Deklamationen ſeyn noch zu ſeinen Zeiten
vorhanden geweſen.
IV. Unter Alexander Severns waren auch
Claudius Venatus *) und Meſſala berühmt.
Diefem giebt: Julius: Capitoliuus **) das Lob
eines der ftärffien und gelehrteſten Redner feiner
Zeiten... Es ſcheint, als fey er einer ‚der. weni⸗
gen Redner, die. fich mit ber Lehre der Rede⸗
kunſt nicht abgegeben haben; denn ber Raifer
Alex ander Severus war Willens, ſeine Schwe⸗
Ger Theoclia mit ihm zu vermaͤhlen. *v«v) Zur
- wämlichen Zeit lehrten und beflemirten zu Nom
Titianus und Afpafius. Diefer wor zu Nas
venna geboren, und von feinen Vater Deme⸗
geianus in der Redekunſt unterwieſen worden,
Stiexander Severus, den er anf. feinen Reifen
durch verfchiedene Provinzen des Reichs heglei⸗
tet hatte, machte ihn zum oͤffentlichen Lehrer der
Redekunſt in dem römischen Athenaͤum. Er ſoll
ein fehr gelehrter Mann gewefen feyn. +). : Was
Titianus (Tatianus) betrifft, fo waren Vater
und Sohn dieſes Namens berühmt: ber erſte
v⸗ Verfaſſer eines von Julius Capitolinus ſehr
‚ gerühm
®) jbld. e. 68.
**) in Maximino jun. e. 3. +*) jbid,
H Vik. Sophift. Lib. 2. 6.31.
Rama u — oe 24
getuͤhmten geogenpbifchen Werks von den Pros
vinzen; ber Sohn aber ald Redner und Lehrer
des jängern Mariminus,*) und ald Verfaffer eis
"niger Fabeln. ) Iſidorus von Sevilla fagt,
Titianus habe ſich ſonderbare Mühe gegeben,
<q die wahre Beredſamkeit zu Rom wieder em⸗
"por zu Bringen. ”°°) Men weiß aber nicht, ob
"er vom Bater oder Sohn rede. Eben fo unbe
Fannt ift ed, welchem von beiden das Werk vom
Ackerbau, wovon Iſidorus unter Titlanus Na⸗
"men Meldung thut, +) zugeſchrieben werden
muͤſſe. Der Redner dieſes Ramens hatte bie
Ehre, von Maximinus, feinem geweſenen dehr⸗
"fing, zum Konſulat erhoben gu werden. ) ME
dieſer Würde muß es aber damals ſehr ſchlecht
Beſtellt geweſen ſeyn; denn man weiß; daß T⸗
tianus nachher zn Beſanßon und Lyon In Frauk⸗
reich als Schulmeiſter veraltet ſey. HH)
V. Dieß Mind die bekannten lateiniſchen
Redner dieſes Zeitraums. Wir koͤunen jedoch
dieſes Kapitel nicht ſchließen, ohne die griechi⸗
ſchen Sopbiſten anmerken, bie fich in dieſer
Periode
® Jul. Capit. in Merzimin. jun. © 2.
‚*=*) Auſon. Epiſt. 16. ad Probum,, et Carın, ad
eundem.
*4*) Origin. Lib. 2. ce. 2. | +) loc, dit,
+1) Aufon, gratiar, aQio ad Gratian,
NO be ci, | i
er Il. Sand. ‘ ‘ D
848 iz
würde, fo wenig kounte Dickes. auch zu Rom
Periode bucch ihre Beredfamfeit zu Rom beruͤhmt
gemacht haben, indem fie von einem jeden Ge
genſtande aus dem Stegreif Reden hielten. Wir
finden ihrer fo viele in dem gleichzeitigen Schrif⸗
ten ‚genannt, .baf: ‚man juwerläfig daraus
ſchließen kann, fir haben bie römifchen Mebuer
‚on Menge übertroffen. ° Der. berühmtefle unter
‚ allen wer Tibezius Claudius Atticus Herodes,
ein gehorser Ithenienſer, und-der Kaiſer AR. Au⸗
relius und Lucius Verus Lehrer der Beredſam⸗
keit, *) welche er auch oͤffentlich zu Rom gelehrt
hat. Im Jahr 143 erhub ihn der Kaiſer Anto⸗
Nninus zur Konſulwuͤrde, und nachbem er endlich
Wwieder nach Athen zuruͤckgekehrt war, hatte er
‚bie Ehre, den Kaiſer Lucius Verus in feinem
‚Haufe zu bewirthen. Er war fo ſtolz und ver
wegen, ‚daß «r. wider ben Kalfer M. Aurelius
öffentlich und in feiner Gegenwart deklamirte.
tJedermann ‚glaubte, hiefe unverfchämte Drei«
ſtigkeit würde ihm das Leben koſten. Allein der
»fanftmüthige Kaiſer verbiß dieſen Verdruß,
und gieng fo weit in ber Güte, daß er ibm auf
einen Brief, worin er fich beflagte, warum er
ihn nicht mehr wie fonft mit feinen Schreiben
beehrte, eine fehr gnaͤdige Antwort ertheilte. Gel⸗
lius fpricht oft fehr rähmlich von ihm, und erzähle
unter andern Dingen, er babe nahe bey Athen
ein ſebr angenehmes Landgut, Cephiſia genannt,
beſeſſen,
2) Jul, Capit. in M. Aurel. c. 2. In Vero e. 2.
/
f
ee Se 0c Zu 7%:
beſeſſen, wo er mit andern jungen Römern von
Ibm oft auf das freundlichſte bewirthet wor⸗
den m *)
. Bon ben übrigen griechifchen So⸗
alte, deren Namen Philoſtratus in den Le⸗
densbeſchreibungen ber Sophiſten, Julius Ca⸗
ditolinus und Lampridius in ihrer Kaiſerge⸗
ſchichte aufbehalten haben, will ich nur dieje⸗
‚nigen anführen, von denen man etwas mehr
418 den bloßen. Namen weiß. Diefe find: erſt⸗
lich Hadrianus von Tyrus. Philoſtratus er⸗
säple von ihm, bie Roͤmer haben feine Dekla⸗
matlonen fo gern gehört, daß, Wann mitten
aunger den feyerlichfien Spielen die Nachricht
Som, Hadrianus laſſa ch im Athenaͤum hoͤren,
ſogleich alle, die griechiſch verſtanden, und viele
andere ſich baufenweiſe zum Theater binaus⸗
drangen, um ihn zu hoͤren.“). Weil auch die⸗
jenigen, denen die griechiſche Sprache nicht be⸗
dannt war, hinzueilten, fo. hatte, duͤnkt mid,
Diefer große Zulauf nichts andere. als die Den
Dierde, gelehrt zu fcheinen, zum Grunde. Dke
griechiſche Sprache und Litteratur. war bamalg
du Nom, was die franzoͤſiſche in Zeutſchland if.
So wenig als man bier ohne bie frangöfifche
‚Sprache bey.hen — Stutzern insbeſon⸗
dere für einen Be Litterator paſſiren
würde,
® Lib. 1. €. 2. —* c. 2. Lib. 18 | c. 10
‚Lib. 19. « 12.
*) Vitae Sophif, Lib, 2.10.
244 a u >00 2)
ohne Kenntniß der gricchifchen geſchehen. Diefe
Umſtaͤnde machen nicht nur die Erzählung des
Philoſtratus, der fonf für die griechifchen So⸗
phiften gu viel eingenommen zu feyn fcheimt,
hoͤchſt wahrſcheinlich, fondern geben auch gu⸗
ten Grund zn denfen, daß die Römer überhaupt
- ihre eigene Litteratut gering achteten. Annius
Marcus, Caninius Eeler, Apollonlus,*) Ses
rapio und ugamius **) find deswegen merk⸗
"würdig, weil bie erſten drey die Kaiſer M. Au⸗
relius und Lucius Verus, ber vierte den Meran
der Severus, und der letzte den ſuͤngern Maxi⸗
minus in der Wohlredenheit unterwieſen haben
VII. Dieſe Sopbiften find groͤßtentheils
Schuld an dem Verderben der lateiniſchen Litte⸗
ratur geweſen. Sie waren eine Art Menfchen,
bie durch eine fonderbare Sertigfeit im Sprechen,
umd durch einen folgen Duͤnkel eine jede Frage
ohne alle Vorbereitung ausführlich beantworten
zu können, fich unterſchieden. Dabey hatten
fie noch die Babe, die gemeinfien Gebanfen mit
einem fo machtvollen Ton auszudruͤcken, daß
fie nicht nur den unwiſſenden Poͤbel, fondern
auch die Halbgelehtten zu täufchen vermoͤgend
waren. Hierdurch wurde die römifche Jugend
verleitet, "fi einzubilden, man koͤnne ohne
sr Wiſſenſchaften und ohne vieles
>. icher⸗
) Jul. Capitol. in M. Aurel. ꝙ 2. in Vero c. 2.
**) Lamprid, in Alexandre. c. 3.
7 ser 245
' Bücherlefemfür gelehrt angefehen werden. Hier⸗
zu fam. noch, daß fie von einer jeben andern
Kunſt und Wiffenfchaft verächtlich braun
ihrer falfchen Berebfamfeit einen hoͤhern Werth
bepgulegen, *) und bie lateiniſche als eine rohe
und harte Sprache ihren lüfternen Zuhoͤrern
und Freunden abſchilderten. Hierdurch wurden
die Römer noch Immer mehr in der Vernachlaͤßi⸗
gung grünblicher Gelchrfamfeit: und in der Bew
achtung.ibser aͤltern Schriftfieller geſtaͤrket. Alle
andere Umſtaͤnde diefer Zeiten dazu genommen,
mußte dieſes den Untergang ber Gelehrſamleit
| om | ;
Das veerte Kapitel,
Die Gefchichte.
24 J a
I. Nie Verwirrung/ in welcher das roͤmtſche
Reich in dieſem Zeitalter war, ſcheint
ſich auch uͤber die Geſchichte dieſer Zeiten ver⸗
bᷣreitet zu haben. Iulius Capitolinus bellagt
ich) darüber, ‚und ſagt, viele Geſchichtſchreiber
Haben die Begebenheiten, bie bey Menſchen An⸗
denken fich ereignet hätten, fa unorbentlich auf⸗
gezeichnet, daß nebſt vielen andern Fehlern die
Kaiſer Maximus und Balbinus, die zugleich re⸗
gierten, unter ihrer Feder ſogar zu einer Perſon
— Q 38 gewor⸗
*) alenu⸗ de puiſuum different.
846 Zn = 2
geworden wären. *%) Dergleichen Magen fäb-
ret auch Trebellius Polio über die ſich wider
Prechkuden Nachrichten in der Sefchichte von
den dreyßig Tyraunen. **) ber aud) diefe,
bie fich über andere beklagen, ſtuͤd von dem Feh⸗
fer ber Unordnung und Dunkelheit in ihren Ges
ſchichtbuͤchern nicht frey. Es Hat jeboch bie
Geſchichte dor ver Dichtkunſt und römifchen
Möhleedmnheit‘ biefen Vorzug, daß fie in- biefens,
Zeltraum von mehrern bearbeitet worden if,
‚Ber wenigftind uiehrere Werke auf unfere Zel⸗
ten gebracht hat, ob es gleich ben hiſtoriſchen
Schriften nicht weniger als den andern an ge⸗
hoͤriger Vollkommenheit fehlet. Wir wollen
von denen anfangen, berem Schriften noch vor⸗
Banden find, und mit benen enbigen, ‚bie wie
nur aus anderer Nachrichten fenntin.-
ILs Juftinus, der in einigen Manuſkrip⸗
ken feiner Geſchichte Marcus Junianus Juri
mus; In andern Juſtinus Frontinus H ges
hanht wird, fol unter bes Antoninus Pius Me
gierung gelebt haben, well in einigen Hand⸗
fchriften feiner Geſchichte diefe dern geſagten Rals
fer gewidmet iſt. Diefes ift aber nicht ſo getolß,
daß man nicht daran pweifeln kͤnne. Denn ik
einigen Manuffripten, z. B. in beit zweyen der
| herzog⸗
®) In Mazimo et Balbino e. ı 5.
be) In Trig. Tyrann, e 1.
®s#) Vofflus de Hifor. Lat. Lib. ı. e. 32. Fahre |
Bibl, La. Lib. 3. e. 3.
1 — 2 2 Ze RAT:
Gersöglichet Bibliothek zu Modena, fehlen bie
Worte ber Fufchrift, Daß er nicht der Mär:
tyrer dieſes Namens fen, tie einige in ſpaͤtern⸗
Zeiten geglaubt haben, iſt außer Zweifel. Sei⸗
ne Gefehichte, welche von Ninus anfängt und
fich unter Auguſtus endiget, if ein kurzer Bes
- gef der weitlaͤuftigen Gefchichte des Trogus
Pompähs, ‘dee fie in griechiſcher Sprache ge⸗
ſehrieben hatte. Er nennt fie philippiſche Ga:
ſthichte, weil die macedoniſche &Gefchichte mit
beſondetm Fleiß darin behandelt wird. Die:
Schreibart iſt reiner und slerlicher, als man eb:
von einem Schrifuteller dieſes Zeitalters erwar⸗
ten ſollte. Man darf ihm aber nicht aͤberull:
trauen, beſonders in der Zelkerechnung. Man
ſthe Hiervon die fehdne Vorrede des Heern Abber
Havier in ſeiner franzoͤſiſchen Ueberſetang biefed:
Geſchichtſchreibers, die er 7m Paris dem
dußgegeben hat: -
* IE: Nach "air, ‚gefegt er habe unter,
Auntoninus Pind gelebt, bis zu des Diocletiaung:
Regierung, ein Zeitraum von hundert Jahren,
fehle es an. Seſchichtbuchern. Die einiige
Schriftſteller dieſer · Zeit, den man einigermaßen
AUnter die Geſchichtſchreibet zaͤhlen kann, und
deſſen Werke noch vorhanden ſind, iſt Cenſori⸗
nus, welcher in ſeinem Werke de Die Natali
viele Fragen, die zur Erlaͤuterung der Geſchichte
und der Zeitrechnung dienen, abgehandelt hat.
Petavius giebt ſeiner age und feinem
vleiß
—
. J
948
h " [}
1
|
Fleiß ein ungemeine® Lob. ) Er ſchrieb nach
feinem eigenen Geſtaͤndniß im 991 Jahr nach ber.
Erbauung ber Stabt Rom, das ift, im Jahr
238 der chriflichen Zeitrechnung, unter der Re⸗
gierung Gordianus bes dritten.) Weil er
dem DM Cerellius, dem er fein Werk gewidmet:
bat, für feine Befdederung und. für feine guten
Gluͤcksumſtaͤnde Dank fagt,. fo muß ® eine
öffentliche Ehreuſtelle begleitet haben. Vielleicht
war er vorher ein Grammatiker; denn Priſcia⸗
nus ruͤhmt feine Keuntniſſe in dieſem Fache, und
dr von ihm uͤber Die. Accente geſchriebenes
Berk, **) wovon auch Caſſtodorus Meldung
thut. t) Bein Styl iſt weis entfernt von ber
alten Zierlichkeit, und mit neuen ganz fremben-
Wortern untermiſcht; eine Wirkung bes großen
Zufluffes von Fremden zu Nom, die den Ar
mern Ihre Sitten und Sprachfehler mittheilten.
Zu diefem Zeitalter kann auch Julius Obſequens
gerechnet werden, ob men gleich nicht eigentlich
befimmen kann, ‚unter welchen Kaiſer ev gelebt:
babe. Der Styl feines Bucht von Wunder
3eichen, von welchem nur noch ein Theil vor⸗
handen iſt, laͤßt nicht wohl zu, daß man ihn in
ſpaͤtere Zeiten ſetze. Er handelt darin von den.
Mimderzeichen, bie nicht nur zu Rom, ——
*) De Do@r. temp. Lib, 0 e. 45.
*“) e.21. +++) Lib, r.
DD :Lib. de Geometris, et Lib. de Mufca, .
dpi | 40
and anberwaͤrts gefchehen ſind, und Ahrribt dem:
Livius oft woͤrtlich ab.
1V, Nun kommen wir auf die Verfaſſer
der Gefanaten Kaiſergeſchichte, welche zu des
Diocletianus sun Conflantinus Chlorus Zeitzn,
denen fte ihre Geſchichte gewihmet haben, lebten.
Dieſe Geſchichte faͤngt von Hedrianus an, umb:
enbigt ſich bey Carinus und Numerianus. Wenn
man die hiſtoriſchen Nachrichten, die nicht im⸗
mer wahr. und oft vermorren ind, anduimm,.
fo iſt nicht viel Schaͤtzbares darin. Was bie
Verfaffer ſelbſt betrifft, fo IR: von ihnen faſt
nichts anders als ihre Namen und Zeitalter be⸗
kannt. Sie beißen Aelius Spartianus, Ju⸗
lius Capitolinus, Aelius Lampridius, Vulca⸗
tius Callicanus, Trebellius Pollio, und Fla⸗
vius Vopiſcus, ein Syracuſaner, deffen Stpl
im Vergleich mit ben vorigen der beſte if.
Weil von Vulcatius Callicanus aichts als das
Sehen bed Avpidius Gaſſius, ber unter des. M.
Aurelius Regierung für einige Zeit Ach die, kabe,
ſerliche Wuͤrde augemaßt bat, vorhanden if,
und daffelbe in einigen ber aͤlteſten Manuffripte:
dem Spartlenns zugeeignet wird, ſo hat man.
Urſache gu zweifeln, ob jener unter die Verfaſſer
der Kaiſergeſchichte gehöre. Eber fo ungewiß
iſt es, ob Aelius Campridius und Spartianus
nicht die Namen einer und der naͤmlichen Perſon
ſeyn; denn in einigen alten Manuſkripten wer⸗
den die Lebensbeſchreibungen, die ſonſt dem
BR .R5.. . Lange
dw: a u
Saripribtuß' füißteignet" werben, dan Spartia⸗
nus zugefehrieben. Go find auch bieGelehrten
ih Abſicht auf Kie kingelnen vebenbbeſchreibun⸗
gen nicht einig, Andem fie bie mehreſten derſal⸗
bin: bald dieſem Bald jenem zuſchtaͤben. Alle
die: ſtreitigen Iräigen- Aber bie ſogeunnte HAflo-:
ria Augufla findet man bey Salmaftus, 9:
Voſſius, 2). Fubricins, vu). ‚ber jugleich die
verſchiedenen Untheile-ber Geleheten über biefe:
ll 0 0175 geſanmetn bat, und: dp SI
Rniont. Do
Eu Die Wirke der cibtigen Beiden Ge
ſchichtſchreiber; die Felt Habrianus Tode gelebt
haben, find nicht mehe vorhanden. !Beil-Wofe
fh ein genaues Bekzeichniß danon geſammelt
Bat) 4) uns: -daflelbe hier mehr‘ Verdruß ale:
Ruben: bringen: wiirde, ſo waͤre es unnuͤtz
daſſelbe anzufuͤhren.“ Wenn man bie Bäder
aͤusnimmt, die Julius Titianus von den Pro⸗
vinzen des Reichs geſchrieben haͤt, v ſcheint
es, als habe die Geſchichte nicht vlel Wichtiges:
on den‘ Merken dieſer Schrifeſteler verloren.
Sie handelten vom Privatleben der Kaiſer, und’
verloren ſich meſtent in Rleinigfeinn.. Was
nie fie
ö Annot. In Seript. Hiftor. auguft, u
*) De Hiß. Lat. Lb.s0.,67%:.
*+€) ‚Bibliach. Lat. Lib. 3. 01 EEE
V in Diotlet. Art, ‘26, 27. Br a a Be
+0% De Hifl. Lat. Liu 2. c. 1, 2, 3, 4, 5.
B 2 „02222 X
fie von bei politiſchen Verdu derungen und Ki
gen enthielten, war nur fürstich Geräßre, und
nicht hinreichend; "einen vvlkommenen Begriff
don der damaligen Staatsverfaſſung zu Bilden:
Daß dieſe Schriften fo beſhaffin waren, bezeu⸗
gen Julius Capitolinus Ih Anſehting ber Werkt
des Junius Chordus, ) und die Lebensbeſchrei⸗
bungen der Kalſer, die von den oͤbengenannten
Schrtiftſtellern noch vorhatiden And. Gelbft
jene des Julius Capitolinus, ber ſich deshalben
Aber andere. beklagt, find davon nicht ausge⸗
nommen. 8 iſt augenſcheinlich, daß dieſe
Schriftfeller die Abficht hatten, des Euetonins
kebensbeſchreibungen fortzufegeh, und iſt dahet
nicht zu bewundern, daß ſie nach deſſelben Befe
ſpiel ſich niehr mit ben’ haͤuslichen Betragen bef
Kalfer, als mic ihren oͤffentlichen Unternehmun-⸗
Yan, Gefchäfftiger haben. Ihre Echriften find,
fole jene des Sueionius, vielmeht Sammlungen
von Anekdoten, als Biographien, weil die Be⸗
rufsgeſchaͤffte, die dert vornehmſten Theil det
Biographie audmachen, meiſtens zu leicht darin
deruͤhrt, andere Dinge aber, die ben Gegen»
Aland nicht weſentlich charafterifiren, genau bes
Tchrieben werden. So können die Behler eines
einzigen beruͤhmten Schriftſtellers allen denen
gemein werden, die nad) Ihm da naͤmliche 504
der Gelehrſamkeit bearbeiten.
VI. Die
®) In Gordiano 6,31. in Opilio'Miscrino Eh -
>
* —
x
u 7
952 a 2 — = — 20
. 3 "
ı
or VI. Die Griechen , die fich in dleſem Zeit
kaum zu Rom. aufbielten, haben. fih um bie
Befchichte weit mehr. verdient gemacht. Wir
tollen und nur bey denen aufhalten, deren
Schriften noch vorhanden find... Die aͤlteſten
find Appianus von Alexandria, und Arrianus
nm. Nikomedia. Der erſte ſchrieb feine Ge
fhichtbiicher gegen. bie Hälfte des zwenten Jahre
hunderts ber chriftlichen Zeitrechnung, ”), da
Verwalter der Laiferlichen Güter war, wie aus
der Vorrede feiner Werke erhellet. Vorher hat
xe er ſich einige. Zeit mit gerichtlichen Haͤndeln
abgegeben. Er ſchrieb die roͤmiſche Geſchicht⸗
auf eine ganz befonbere Urt, D
shronologifche Ordnung zu mählen, wie andere
por ‚ihm gethan hatten, handelte er von einer
jeden übertoundenen Nation und von ihren Krie⸗
gen mit den Roͤmern in&hefondere. . Neben benz
hat er auch Die bürgerlichen Kriege der Römer
befchrieben. Aber. von biefen Werfen find, außer
einigen. Fragmenten, nur fieben Buͤcher von
| Den auswärtigen, und fünf. von den einbeimi⸗
ſchen Kriegen uͤbergeblieben. Daß derer viel
mehrere geweſen ſeyn, beweiſet ber. Verfaſſer
gel, da er fih auf einige. feiner Bücher bejio
het, die nicht mehr vorhanden find; und Pho⸗
gius bezeuget es, da er ihrer dier und iwanzig
zahlt. **) Sein Styl if anf: -und natic
l
—
* In Syeise. . : 2 H Biblioth. c. Te:
ee 6
Ah; und ſeine Erzählungen ſind aufrichtig un
Schrreich in Anfehung der Kriegskunſt.) Ach
rianus von lomedia war ein Schüler dep
Epiktetus, deſſen Leben und Echrfäge et geſchrie
den bat. Er lebte unter den Kaiſern Hadria⸗
nus, Antoninus unbM. Aurclius,“) und bin
verließ vier Bücher von den Reden des Epikte⸗
2 us, fieben Bücher von den Feldzůgen Alexan⸗
ders des großen, eine Beſchreibung der Kaͤſte
des ſchwarzen Meers, ein Buch von der An-
ordnung eines Kriegsbeers, welche noch vor⸗
Handen, und andere, bie verloren gegangen find.
und von Fabricius aufgezeichnet werden. ***)
Wegen der Anmuth und Sierlichkeit feine
Schreibart ſoll er der. zweyte Kenopbon ge
nannte worben feyn. Photius, der diefe ſagt,
Jetzt noch hinzu, er fey zur Wuͤrde des Konfe
lats gelangt )) 0
VII. Wenn des Voſſins Meynung wahr
HR, daß Pauſanias, von dem wir eine ſchaͤtzba⸗
re Beſchteibung von Gtlecrenland in Jeby
Büchern haben, ‚von dem Goppiften dieſes Na⸗
mens und Schüler des Herodes Atticus, der
zuerſt in Athen, hernach aber zu Nom deklamirt
Hat und daſelbſt geſtorben iſt, tr) nicht untes⸗
ſchieden ſey, fo gehoͤrt er hierher. Man bat
| abe:
>) nid. ry) Suldı in Lexien- .-
=+#) Bib], graee. Lib, 4. €. 8. _ | u
MD Eile. c5: 11) W. vopbit. Ip.a
854 Yellkzezp ie
aber Urſache daran zu zweifeln, - weil Philoſtra⸗
3n$ in dem Leben des Sophiften von dem, oben,
gemeldten Werke feine Meldungsihut, und es
gar nicht mabrfheiglich IR, daß er. etwas fe
ruͤhmliches von ihm würde verſchwiegen haben.
Es haben jedoch beide zu gleicher Zeit gelebt.
Mit mehrertm Recht gehoͤrt der berühmte Ge⸗
ſchichtſchreiber Dio Caſſius, der auch Cocceja⸗
mas. beißt, bierher· Er fol zu Nicaͤa in Bitby⸗
nien geboren ſeyn. Weil aber ſein Vater Apro⸗
sinus roͤmiſcher Statthalter non Cilicien )
amd Pannonien *] geweſen iſt, und er ſelbſt,
wo er von dem grauſamen Betragen des K. Come
modus erjzaͤhlt, hinzuſetzt, er habe ſolche Dinge
lt Augen gelehen, 7X?) auch damals ſchon Sg
nator war, t) ſo iſt es gewiß, daß gr einen
großen Theil ſeines Lebens zu Rom zugebracht
babe. Er erzähle von ſich ſelbſt, er habe den
übrigen Senatoren geratben, ein Lorbeerblatt
in den Mund gu nehmen, um das Lachen ein⸗
gudalten, wann ſich Commodug im Senat 10%
gen feiner Thaten ruͤhmte. +1). Der K. Perti⸗
‚war hatte ihn zum Praͤtor ernannt. Es ſcheint
aber, als fen ar wegen des fruͤhzeitigen Todes
Diefed Kaiſers nicht: bayn gelangt. Auch konnte
ær dieſe Ehrenſtelle von dem nachfolgenden Kaifer
Aulianus, welchen er einſtens als Sachwalter
J au
®) Dio Lib. 69. he
*) ibid, Lib. 4 © Mm Liza '
Did 0%. th · id.
re © 0
auf“ beim. Fornm einen -ungerediten: Dann ge⸗
nannte hatte, nicht erwarten. Er iſt zweymal
Konſul gewefen, das erfiemal unter Septimius
Severus, ) und hernach unter Alexauder Se
verus im Jahr 229, ob er gleich dießmal aus
Furcht bee; Praͤtorianer, ‚Die see im: ſchacfer
Kriegszucht hielt, ſich außer Nom aufbisie.
⸗Zwiſchen ſeinem erſtin und zweyten Konſulat it
‚ee auch unter vrrſchiedenen Kaiſern Statthalter
von Pergammd. uad Smyrna, ”*) von :Bithp⸗
rnien, Aegypten und dem: abern Ponmonlen ge⸗
weſen. ») So lieb und werth ihn auch bder
Kaiſer Mexander Severus hatte, To gab er ihm
doch wegen ſchwaͤchlicher Umſtaͤnde bie Erlaub⸗
niß, in ſein Vaterland perhcpalcheen ‚ wo
fein Leben. geendigee ba: ı . .. "
> VUR: Er :het die —8* Geräte: ‚van
N Aeneas Ankunft bis jun Loiſer Alernubtr
Severus in. 80 Büchern 'gefhrieben,, von denen
odie erfien 34 und bie 20 legten. verloren „genen.
gen find. Wir haben aber einem Auszug davon,
‚den. Jobannes Kipbilinus, ein Enkel des con
ſtautinopolitaniſchen Patriarchen dieſes Namens,
Ser im ır. Jahrhundert lebte, verfertiget bat,
Hierin fehlen war auch die erſten vier ud
dreyßig Bücher; ..bingegen ſind die letzten, das
flebenzigſte —— welches er ganz fur
. trifft,
.) Lib, 16.
*) Lib. 79. ” 0 Lib, go.
a6 er
tvifft, fo ift Dio einer der zierlichſten Schrift⸗
ſteller in griechifcher Sprache; hingegen ift er
«nicht immer glaubwärbig Denn ob er- gleich
ſelbſt ſagt, er habe gehn Jahr gebraucht, bie
Machrichten zu fammeln, und zwoͤlf andere
"Yahre, bie Gefchichte felbfk zu bearbeiten, *) fo
enthält diefelbe dennoch viele Unwahrheiten, bes
ſonders aber in Unſehung der Wunderzeichen
‚und ber. Befchulbigungen, mit welchen er den
NRNuahm des Eicero, Gaffind uud anderer beruͤhm⸗
ten Römer verkleinert. Weil er von einigen
rechtſchaffenen Raifern, beſonders von Alexan⸗
der Severns, werchgeſchaͤtzt und ja ſehr wichti⸗
gen Ehrenſtellen befoͤrdert worden iſt, To laͤßt
fi nicht wohl vermuthen, daß er die gemeldeten
Verläumbungen ſelbſt erbichtet habe. Es koͤn⸗
am ſchlechtgegruͤndete Ueberlieferungen des
Volks geweſen ſeyn, denen er gar zu leicht
Glauben beygemeſſen hat. Einige andere Werfe
bed Die, vow welchen Suidas meldet, *°) ſuid
gaͤnzlich verloren gegangen.
. ILX. Zur naͤmlichen Zeit lebte gerodia⸗
nus, der Verfaſſer einer roͤmiſchen Geſchichte
.in acht. Buͤchern, von dem Tode des Kaiſees
M. Autelius bis zur Regierung der drey Gor⸗
dianen. Er ſagt ſelbſt, er erzaͤhle Begebenhei⸗
‚ten, von denen er groͤßtentheils ein Angenzeuge
‚oem und woran er an Amtswegen —
gehabt
La @) Inlese .
ae ——
gebabt habe.“) Dis: ol, was wir non
ihm wiſſen. Photius lobt die Zierlichfeit ſeines
‚Style; *) ob er aber chen ſo wahrhaft und
-aufrichtig als zietlich ſey, daran bat man Ur⸗
„Pache zu zweifeln, weil er von Mexauder Sen
rus unruͤhmlich, hingegen aber von benz Wuͤte⸗
»rich Maximinus mit vielem Lohe ſchreibt.*)
AUnter Ulegander Severus hat ſich noch ein Ges
ſchichtſehreiber, des Namens Aelianus, durch
eine voermifchte Befchidnex und durch eins au⸗
- dere von. deu Natur der.Thiere, in griechiſcher
‚Sprache, hekaunt gemacht. -- Er iſt von zwem
‚andern Gelehrten diefed Nameng wohl zu suter«
cſcheidem : Dies cine Ichte unter dem Raifer Ha
„uringug, war sin gehorner, Grieche und ber Ver⸗
faſſer inet. Werls von Deu Schlachtordnung.
‚Bon dieſem hahen wir ſchan ‚in ber vprigen
Epoche gehandelt. Der andere mar ein Sophiſt,
"gu Praͤneſte geboren, und ig ber grechiſchen
uSpracht; fo wohl geübt, daß ex ſich darin fo
zierlich als ein geborner Achentenſer quédruͤck⸗
xe. P Von diefem beweiſet zwar Perizonius
‚wit guten Gründen, - er habe unter dem Kalfer
Alam Sees oelchn. tt) hat aber —
89
* Lib. ı.n. 4 **) Biblioth. gr."
;**®) Voll: ae HIR. grace. Lib. 2. «. ı 15. nn
) Vize Sophifl. Lib. . EZ
tt) Praef. ad Aclisg. Var, Hiſtos.
1.2 R
258 ——
BB er ihn fur · ben Verfaffer der obrugemeldeten
vermiſchten Geſchichte, und des andern Werks
von Der Natur der Thiere Hält. Denn der So⸗
phiſt · war von Praͤneſte, dieſer Werfaffer aber
ein Roͤmer, wie der Titel eines ſehr alten Ma⸗
nufkripts ſtiner Werke, weiches in der lauren⸗
xianiſchen Bibliothek zu Floren; aufbehalten
wirb, ausweiſet. Won dem Saphiſten er-·
zaͤhlt Philoſtratus, er habe nach ſeinem eignen
Beftaͤadniß nie. den Fuß außer Italien gefetzt
noch jemals das Meer geſehen. Hingegen ſagt
der Verfaſſer der vermiſchten Geſchichte in ben
Werke von der Natur der Thiere, er fen ka
Alexandria geweſen. =) FSolglich find: fie zwo
verſchiedene Perſonen eines NRaimens, welche
angefaͤhr zur naͤmlichen Zeit gelebt haben.
=... "Wem man die griechtſchen Seſchicht⸗
ſchreiber dieſer Zeiten mit den roniſſchen vor
gleicht, fo findet man, daß jene dieſen im hiſto⸗
riſchen Styl weit uͤberlegen waren.“ Unter den
Lateinern iſt Juſtinns der einzige, ber die Ge⸗
ſchichte mit einiger Zierlichkeit bearbeitet hat.
- "Hingegen verdienen ˖ faſt alle Griechen, die ſich
im hiſtoriſchen Fache zu Row- hervorgethan ha⸗
ben, geruͤhmt zu werden. Dieſe waren aus kei⸗
ner andern Urſache nach Nom gekommen, als
durch ihre Gelehrſamkeit ihr Gluͤck zu machen:
Folglich waren ſie Männer, die ihrer Faͤhigkeit
viel
*) Catal. Bibl. Lauren. 2.p. 0
**) Lib. 11. 8*
| dan > > = U Zu 57.
el atrauen. kannten, und ſich gan; der Wiſſen⸗
Schaft ergaben, worin fie fich vor andern auszu-
zeichnen verlangten. Sie fehrichen auch in eis.
ner Sprache, ‚die durch feine Vermiſchung mit
fremden Wörtern verdorben war. Hingegen
mar damals theils durch eine lange Folge un.
gluͤcklicher Zeiten, theils durch das Verderbniß
der Eitten,- ber Roͤmer Eifer im Studiren faſt
. gänzlich erloſchen; umd diejenigen, welche fich
noch einigermaßen darauf verlegten, druͤckten
ich in einer Eprache qus, die. durch das Gemi⸗
ſche fremder Nationen von Tage zu Tage mehr
non ber alten Reinigkeit ahwich. Von der
Römer Nachlaͤßigkeit werden wir noch mehrere
Be im folgenden Kapitel finden oo.
3 .-
Das fünfte Kapitel.
2 e. —R
1 Km die Sf ber duͤrſten alein Sure
chend wäre, bes verfallenen Gelehre
famfeit neues Leben zu geben, fo würde bie
Meltwejshejt unser her Regierung des Antoni
nus, M. Aurelius und anderer Kaiſer dieſeßg
Zeitraums, ſich mehr als jemals empor geſchwun,
gen haben. Nichtsdeſtoweniger finden. wig
Saum, einen Römer, ber fich in einigem Theile
„ber Weltweisheit fonberbar berborgeihan babe.
Bau .‘ Ts
.,
\ er 54
“0° Bew
"IM. Bon den Noͤmern deunen wi⸗ nuür eß.
nen, der philoſophiſche Schriften hinkerlaſſen
Kat. Dieſer iſt Julius Solinus, ‚dei einige
für den roͤmiſchen Rathsherrn Solon halten,;
welcher buch? des Kaiſers Septimius Severus
Befehl umgebracht worden iſt. ) Seine hin⸗
teriaſſene Schriften handeln von der Käge und
von den wiinderbaren Dingen der Welt, und
find größtentheils ein uͤbel gerafhentr Austug
der Werke des Altern Pinins. - Dieß iſt alleg,
was wir von ihm wiffen. Die uͤbrigen roͤmi⸗
ſchen Philoſophen, welche uns faſt nur dem
Namen nach bekannt find, und feine Schriften
hinterlaſſen haben, find Junius Xuſticus, Clan⸗
dius Maximus, Cinna Catullus und Claudius
Severus. Die drey erſten haben den nachmali⸗
gen Kaiſer M. Aurelius in der ſtoiſchen, und der
Ichte in der peripatetifchen Philoſophie unter
wieſen.) Odb ſie gleich und dicht Durch eigene
‚Schriften befannt find, fo werben fie doch da»
vurch verewigt, daß fie ben beften Faͤrſten dee
Alterthums durch: Ihre kehre unb Beyſpiele ge⸗
bildet haben. *
II. Weil Galenus beſengk, daß in diefen
Zeiten eine oͤffentliche Schule der Vernunftlehre
Sin Tempel des Friedens zu Rom war, wo die
Schuͤler taglich ihre Lehrer boͤrten, und unter
einan
+) Dio Lib. 74. *3
) Capitolin. in M. Aurelio e. 3.
&s) M, Aurel, de Rebus füls Lib. 1.
ee 0 268
. oo.
einander diſputirten, *) . auch hierdurch hoͤchſt
mahrfcheinlich wird,’ daß verſchiedene andere
helfe der Philoſophie gelehrt wurden, fo hat
man Urfache, ſich über die geringe Anzahl roͤmi⸗
(cher Philoſophen zu verwundern, und zu ver⸗
muthen, daß dieſe Schulen von griechiſchen Leh⸗
rern und in griechiſcher Sprache gehalten, und
mehr von. Frembden als von Roͤmern beſucht
wurden. Woher denn vielleicht zu Rom erfol⸗
get iſt, daß feige philoſophiſche Schriften in la⸗
her Sprache abgefaßt worden find.
IV. Die Griechen verlegten fih in diefem _
Zeitranit mie fo großem Eifer auf die Philofoe
pbie, als je zu Pythagoras und Plato’s Zeiten
geſchehen war. Potamo, Ammonius, Ploti⸗
ans, Porphyrius, Aucianus, Sextus von Cbaͤ⸗
xona, Maximus Tyrius, und andere beruͤhmte
Philoſophen lebten in dieſen Zeiten. Es ent⸗
ſtand auch im Aufange des dritten Jahrhunderts
eine: neue Sekte von Philofophie, welche ich
an keines anbern Meynung band, fondern von
allen altern Sekten dad Wabrſcheinlichſte wählte,
und haber die eklekrifche Sekte genannt wur⸗
he. 7°) Potamo und Ammonius, beide Alexan⸗
- bringe, flifteten diefelbe gu Alegandria, und
Plotinus, Amelius und andere brachten fie nach
Dom. Bleichwie aber von jeher die Roͤmer kei⸗
Rz m
e DeLibrliprop. :
"*) Brücker Hiftor, Cie Rhllof. T, 2, p- 2189
Ü1.7 er = = 2
%
ne Neigung zu ſubtilen Spekulationen gebabt
> haben, To konnte auch dieſe Sekte unter ihnen
keine tiefe Wurzel faſſen. Denn ſo bald die
kehrer derſelben Rom verlaſſen hatten, fand r
feine Anhänger mehr.
V. Plotinas, einer Ber vornehmſten Ehii.
fee des Ammonius, und nach Ihm ver flaͤrkſte
Vertheidiger ber effektifchen Sefte, kam unter der
Regierung des Kaiſers Phifippus von Alexan⸗
dria nach Rom, da er go Jahre alt war. Un⸗
ter ben: wenigen Römern, bie ihn hörten, fans
den firh einige Rathsherren, unter welchen
der Praͤtor Rogatianus der merkwuͤrdigſte if.
Durchdrungen von ber Lehre des: Ploͤtinus, det
Leib fey ein veraͤchtlicher Kerler der Seele, dep
fen man fich ſchaͤmen muͤſſe, verachtete Rogatia⸗
nus alle leibliche Gemaͤchlichkeiten, und verttieb
durch feine Harte Lebensart das Podagra, dem
ee untertworfen war. ) Plotinus hielt ſich
fechs und zwanzig Jahre zu Rom auf, und wur⸗
be dafelbft von alten , beſonders vom Kaifer Gab
llenus und feiner Gemahlin Salonina, gellebt
umd geehrt. Endlich ſtarb er in Terra die %as
doro im Jahr 270 der chriſtlichen Zeitrechnung:
Er ſcheint zwar ein ſehr guter, fanfter nud ans
genehmer Mann geweſen zu ſeyn; aber feine gar
gu lebhafte und enthuflaflifche Einbildungskraft
verhinderte Ihn, die Wahrheit genau zu untere
fachen, und machte ihn geſchickter, einen großen
| uhang
#) Porphyt. vita Plötini e. 7,
ed
| ne a söy
aeheng an ſich zu sieben, als die Menſchen auf⸗
zuklaͤren. Seine Lehren waren aus den pytha⸗
goriſchen, platbniſchen, ſtolſthen und peripate:
tiſchen Sekten zuſammengiſchinolzen, und ziel⸗
‚ten hauptſaͤchlich dahin, die Seels aus allen koͤr⸗
verlithen Verbintungen zu der reinſten Betrach⸗
tung empor zu! heben, und fle hler auf Erben:
zur anfehäulichen Keumtniß ſolcher Dinge fähig’
zu machen, bie ſonſt aicht ein jeder werminftiger:
ı Menfch einfchen kann. - Er fill mit den Wor⸗
ten, die ein Inbegriff feiner Janzen PEHsfepbie.
- find, verſchieden fein: »Ich Bin im Begriff,
Bad Goͤttliche, was in uns Iſt wirdber mit dem
allenthalben ansgebreiteten goͤtelichen Weſen zu
vereinigen. Seine Schriften, deren Stcyl
mehr lebhaft als regelmäßig und ordentlich war,
hat Porphyrius feinem Verlangen gemäß In?
eine beffere Oednung und Richtigkeit gebracht,
ohne ihnen jedoch alle Dunkelheit und Unord⸗
nung ’zu benehmen. Der ndmlie bat ande:
ſem Leben beſchrieben, worans die gegenwaͤrti⸗
gen: Nachrichten geſchoͤpft ſind. Um rinen
Wundermann aͤus Ihm zu machen, erzaͤhlt er
vieles von ihm, was handgeeiflich falſch If.
VI. Seine vornehinſten Schuͤler waren
Genkcilianus Amelius over Amekrius, ein ge⸗
bohrner' Tuſeier, *) obgleich Suidas ſchreibt,
Mamea ſey ſein Vatetland, *) und Porphy⸗
R 4‘ . — eis,
0) Porphyr. via Plotinsc, We | . in Isle.
rius, entweder zu Zprus ober u Riatanda: in:
Syrien geboren. Amelius lehte vier und.
zwanzig ehr: ig ungerteeunter Sreumbfchaft mit.
feinem Lehrer zu Rom, und endigse fein Leben
zu Mamea in Syrien. Seine Schriften, bie.
nicht mehr vorhanden find, und alles, was
man von ihm weiß, haben Brucker *). amd ber
Graf Mazzuechelli in feinen italienischen Schrift«
ſtellern, genau aufgereichnet. Porpbyzipe war
der beruͤhmteſte "unser allen Eklektikern. Sms
Jahre 253 kam er als ein zwanzigjaͤhriger Jüng-
ling zum erſten mal, und nach zehn Jahren das
zweyte mal, nach Rom, und hoͤrte ſechs Jabre
die Lehren des Plotinus, welcher fo vertraut
‚mit Ihm war, daß er: feine Schriften deſſelben
Verbeſſerung usterwarf. Auf Anrathen diefes.
Lehrers und Freundes begab er. ſich nach Sici⸗
lien, um feine Melancholie zu sertreiben Ex,
kam: aber nach Rom zuruͤck, und -flarb. daſelbſt
im Anfange des Bierten Jahrhunderte. ... Eufes.
bius zaͤhlt Ihn. unter die vortrefflichſten Weltwei⸗
fen der Griechen. *) Sein Ruhm wuͤrde noch.
viel groͤßer ſeyn, wenn er nicht in ſeinen Buͤ⸗
chern wider die chriſtliche Religion fo viele fal⸗
ſche Wunderwerke von Pythagoras und Plotinus
erzaͤhlt hätte, um den Werth unſers Erloͤſers
herabzuſetzen. Denn wenn er fie auch nicht
ſelbſt erbichtet Hat, fo waren fie. hoch ſchlechte
ofen
*) Tom. 2. p. 233.
”*) Praep. Evang, Lib. 3. e. 1.
Waffen fir: einen Philoloyben Sie sbrißliche
Religion ju Sefireisen. Er Hat noch verfchlen
dene andere Werke geſchrieden, die von Fabri⸗
cjus*) und Brucker ) angemerkt werben. Es
iſt aber keins davon übergeblieben, als bie mit
vielen falfchen Erzählungen angefüllten Lebens⸗
heſchreilungen des Pythagoras und Plotinus,
bie vernthlich Theile eines größeren Werkes
ffind, welches er von ben aͤltern Philoſophen ger
ſchrieben hat. Es ſcheint, ex habe unser den
Italienern wenige oder. gar keine Anhänger ge⸗
habt. Denn dieſe Mation iſt von jeher, beſon⸗
ders aber in. biefem, Zeitalter, ‚abftraften und
btilen Spefulationen feind geweſen; und man
wird ſchwerlich in der aͤltern Kirchengeſchichte
eine dunkele und verworrene Ketzerey aufweiſen,
koͤnnen, die nicht in ber griechiſchen Kirche ober,
von Etiechiſcha Köpfen ihren Urſpruug gehabt,
| "m. Die übrigen Srichen, bie noch bier
her gehoͤren, ſind: Sextus, be Plutarchus
Schweſterſohn Der des M. Aurelius Lehrer
war, #4) und dem einige bie Abhandlungen wis
ber die Skeptiker, welche ben. Werfen des Geps
ws Emwirieus einverleibt ſind, uföreisen,
* . R5 Mari⸗
*) Biblioth. gracca T. 4. p. 180. etc, F
=) Tom, 2. p. 236, -
*+*) M. Aurellus de Rebus ſuis Li. 1. ‚Philoßres
tus vit. Sophift, Li a
v
BD.
Maximus Tyrius, Son welchem verſchicdene
Abhandlungen tioch vorhanben ſind. Weil er
als ein Platoniker bekannt iR; fo darf man Fi!
nicht mit dem Claudius Maximus, bee ein
Stoiker und des M. Aurelius Lehrer war, ver⸗ |
mengen, ) ob fit gleich Zeitgenoſſen waren!’
Apollonius von Chalcis, oder wie andere wol⸗
In, von Chaltebon, ein Stoifer; des M. Uure⸗
lius Lehrer. Sein ſtoiſcher Stolz gieng fo weit⸗ |
daß, da ihn der Raifer Antoninus, ſeinen
oh zu unterweiſen, nach Rom Berufen batte,
er ſich weigerte, der kehre wegen nach Hof zu
gehen, und vorgab, der Schuͤler muͤſſe zum
ihrer kommen. Der guke Waͤlſer beſchaͤmte
ihn zwar mit der Frage: wie es ihm nun ſchwer
= fühlen koͤnne, aus feiner Wohnung nach Hof zu
gehen, da es ihm doch leicht geweſen, von Ehal⸗
ds nach Nom zu kommen?)yedoch wich er
dem Stolze des Stoikers, wie man, aus Inlius
Cðbpitolinus ſthlleſfen fan, *2*28) weicher hinzu⸗
"fest, M. Aurelius Habe fogar als Kaiſer kein
Bedenken getragen, ſeinen kehrer vft heimufn⸗
chen. Ich koͤnnte Hier noch Stilio, der ‘den
Kaifer Aleyander Sederus -Inı ber Philoſophie
antertyleſen bat, 9 nennen, unb einiger and
derer
“ x
0) Brucker Tom. 2, p. 177. Zu
**) Jul. Capitol. in Antonin. e. 10.
) latm in Marc. Aurel! a 5. ae
9) Lamprid. —— nr
. ek
N
derer Malen aus den alten Schetfeſrelern fan
meln, wenn Die ſchon angefuͤhrten wicht hinrei⸗
chend Wären, zu beweiſen, daß in dieſem Zeit⸗
raum die: Griechen ben Roͤmern Id ver Weite
beisheit überlegen waren.
— VI Noch viel weniger haben ſtich Die
" Homer diefed Zeitalters in der Matbematik her⸗
vorgethan. Denn es iſt nicht Einer befknnt,
der ſich Barin bekanne gemacht: habe. Philo⸗
ſftratus ſchreibt zwar, Julka Donna, die Ges
mahlin des Kalſers Septimſas Severus, "pp
jederzeit von Geometern und Pbilofophen um’
zingelt geweſen; ) er nennt aber feinen vom
fonft fehr unwahrbafte Phkoftratus hier usbe
ſondere der Kaiſerin, beh der er ſebr in Gnaben
ſtand, geſchmmeichelt Habe, Vielleicht verſtehes
er umter ben Seometern bie Sterndeuter, die
- bamald auch Marbematiker genannt. wurden,
utib ſich noch Immer in Menge zu Mom befan⸗
den. Wenigſtens iſt gewiß, daß, wenn kam⸗
| thzaͤhlt, daß Mirander Sederus in bee
Mathematik ſehr erfahren war, und dieſelbe
Sirene zu Rom lehren ließ, ») vom dee
Sterndeurungstänft, welcher dieſer ſonſt gute
Kaiſer ſehr ergeben war, die Rede iſt. ***) TI.
hemont ift der Meynung, Lampridius verdiene
leinen
) VimApill Lid c |
**) in Alex. c. 27. — |
56 a 2 —
Marimms Tyrius, von welchem verſchiedene
Möhandkungei noch vorhauden And. . Weil er
als ein Platoniker befannt iR, fo darf man Fin‘
nicht mit dem Claudius Maximus, ber ein
Stoiker und des M. Aurelius Lehrer wer, ver⸗
mengen, ) ob fie gleich Zeitgenoffen waren;
Apollonins von CThalcis, oder wie andere wol⸗
len, von Ehalcedon, ein Stoiker, des N. Aure⸗
lius Lehrer. Sein ſtoiſcher Stoff gieng fo weit,
daß, da ihn der Kaifer Antoninns, feinen
Sohn gu unterweifen, nach Rom berufen Hatte,
er ſich weigerte, der Eehre wegen nach Hof zu
gehen, und vorgab, ber Schuͤter muͤſſe zum
Lehrer kommen. Der gute Kaifer beſchaͤmte
Ihn zwar mit · der Frage: tofe es ihm mm ſchwer
ſuͤnen könne, aus feiner Wohnung wach Hof zu
gehen, ba es ihm doch leicht geweſen, von Chal⸗
As nach Rom zu kommen?*9) jedoch wich⸗ er
dem Stolze des Etoiferd, wie man aus Inlius
Eopitolinus förlieffen kann, **0) welcher hinzu⸗
fetzt, M. Aurelius Habe fogar als Kaifer kein
- Bedenken getragen, feinen Lehrer dft heiriiätifud
hen. Ich könnte Hier noch Stilio, der den
Kaifer Mepander Geverus In: der Philoſophie
anterryleſen hat, ) nenne, und einiger amd
derer
. .
) Brucker Tom: 2. p. 177.
**) Jul. Capitol. in Antonin. 'e. 10,
war), Idem ih Marc. Aurel. & 9. | Zu
+) Lamprid. in Aland. g : 0: 1
derer Nauen aus den alten Schrifielldin fun‘
meln, went die ſchon angefuͤrten wicht hinrei;
hend Wärtn, zu bewettſen, daß in dieſem Zeit⸗
xraum die: Griechen den Roͤmern in der, Belt
weicheie uͤberlegen warr
WIM Noch viel weniger haben 6: die‘
Roͤmer diefes Zeitalters in ber Matbemarik her⸗
vorgechan. Denn es iſt nicht Einer bekannt,
der ** barin bekannt gemacht habe. Philo⸗
ſteatus ſchreibt zwar, Julla Donna, die Ge⸗
weahlin des Kaffees Septitas Stveruß; : ey
jevergeit von Beometern und Philofophen me’
zingelt geloefen; *) er nenne aber feinen von ih-⸗
- nr und es iſt ſehr wahrfcheinlich, daß ber.
fonft ſehr Anwabrhafte Phaloſtratus Hite insbe
fordere der Kaiſerin, beh der er Tepe in Guaben
ſtand, geſchieichelt habe. Vielleicht verſcchet
er umitte bea Seometern bie Sterndeuter, die
bamals auch Macthemariter genannt wurden,
sitrb fich üch Immer in Nenge zu Mor befan⸗
Bin Wenigſtens iſt: gewiß, daß, mern Ram⸗
ptibius etzaͤtie, daß Alexander Sederns in bet
WMathemait ſehr erfahren war, unbd dieſelbe
affentlich zu Rom lehren ließ, ») vom bee
Sterndeutungskunſt; welcher dieſer ſonſt güte
Kaiſer ſehr ergeben war, die Rede iſt. »e) Til⸗
kemont iſt dee Meynung, Lampridius verdiene
feinen
9) Vi apol. Lib i. er
#*) in Alex. c. 27. —
. ‘ —
’
keinen Glauben, wann er ſchreibt der Reifen
babe die Aſtrologie oͤſſentlich lehren laſſen,“)
und führet ein Fragnent des Ulpiauus an,
worin geſagt wird, es ſey den Aſtrologen nie
durch bie Geſetze erlaubt geweſen, ihre Kunſt zu
Vom zu treiben, ob ſie ſich gleich erfrecht Haben,
es zu tbun.) , Wie kann aber ber Inhalt des
geſagten Fragments ſich auf des Alexander Ges
verus Regierung erſtrecken, wann wahr iſt, was
der gelehrte Tillemont kurz darauf ſagt, daß daB.
tirte Fragment vor der Regierung des geſag ⸗
Leen Kaifers gefchrichen.toprden fen 2) Mann
Lampridins von bem nägfichen Raifer hinzufetzt,
gegmetziam fecit, fo-feibet es deſſelben bekann⸗
ter ang jur Aſtrolegie nicht, daß man etwqs
andexs unter des: Geometrie verſtehe, als die
Unwendung einiger geametriſchen Grundſaͤtze zu
aberglaͤubiſchen Beobachtungen bed Himmels.
nr IX. Man findet in biefem Zeitalter überall
Sterndeuter, bie mit ihren Weiffagumgen bie
- SReufchen betrügen, . uͤberall Menfchen ho
ayah viedern Standes, dir ch von ihnen Ar
gen laſſen. Der-Raifer Septimius Severub.
Kefragt fie um das Zußänftige, 1) Antoninus,
dem Sohn des M. Aurelius, und feinem Bru⸗
der Conmodus wie ix ein gleichlange®
" geben,
* In Alezandr. Art. 13.
**) Lib. 7. de oſfie. Proconfu]. - ***) Art. 27.
4) Spartian; in Seen... 2, .
ee 0
Sehen, obfchen ber. erſte In kurzem flarb. )
Den drey Gorbianen fagen fie das Kaiferthum
voraus; *) und man. glaubt durhau ben
Eterndentern. Auch die Gefchichtfchreiber er
"zählen die Zolgen der Gterndeutung - auf eine
“Art, daß man daraus abnehmen kann, "fie ha⸗
ben diefelbe als eine wahre Wiſſenſchaft, das
"Zufünftige vorauszuſagen, angeſehen.
RK Ich will hier noch die Namen zweyer
Schriftſteller vom Ackerbau anmerken, die ver⸗
nnthlich in dieſem Zeitalter gelebt haben. Sle
. Sind Siculus Flaccus, und Aggenuͤs Urbicus,
Mom erfim haben wir eirien Theil eines Wertes -
‚de'Conditfonibus agrorum, And vom andern
nen Theil feier Erläuterungen über das Buch
‚de Limitibus agrorum, ?welches dem Fronti⸗
aus zugtſchrieben mird, und ein Stuͤck vom
einem anvern Werfe dei-Controverflis agrd-
zum. Man findet dieſe Schriften in den’ Kol⸗
‚feftionen ber alten Sarpee - som Yan.
baue. — |
*) Lamgrid. ia Commod. <. 1. 2*
”*) Gepitol. in Gordian. e. 20. Br
=), V. Fabele. Bibl; Lat. Lib. 4. e. 11.
Das
!
| Das ef Kapktel,
Die Zesneywilenfhafe.
I. PD ee oft ein guͤnſtiger Stern, lowohl
| Argaepwifenfchaft als für- die
eilt in biefem Zeitraum fich feben lich,
fo iſt doch die eine. ſawohl als die andere, mehr
als man vermuthen fallte, won den Römern ver⸗
„nachläßigt worden, . Weil ihre Worgänger größe
. sentheild durch ihr Beyſpiel bewieſen hasten, daß
man fich ohne viel Kopfbrechen durch gewiſſe
cbetruͤgeriſche Kunſtgriffe in der Arzneywiffenſchaft
heruͤhme machen koͤnnte, ſo fuhren Die nachma⸗
Aigen Aerzte fort, mehe auf Betrug als anf
gruͤndliche Einfichten zu ſtudiren. Dei Bey
foiel ned Galenus war nicht einmal Ginreichenh,
die Roͤmer aus ihrem traͤgen Schlunmer aufs
‚mem. Denn wir finden feinen: uufer Ihnen,
Ver Ihm einigermeßen nachgeeifert und einigen
Ruhm in ber Arzneylunde erlangt habe: :
Il. - Claudius —— Sohn des Nicon,
ber in ber Geometrie; Baukunſt und in andern
Sheilen der Mathematik ſehr erfahren war,
tourde im. Jahr Eheifli.1zı gu Pergamus in Aften
geboren. Nachdem er bie vornehmften Wiſſen⸗
fchaften, beſonders die Phileſophie, erlernt, und
verfchiedene Länder durchreifet hatte, widmete
er fich gang ber Arzneyfunde Die Schriften
der beften Aerzte zu leſen und das Beſte daraus
vo. im
* ee | BF
di Wähten , felba weles hinzunadacken sb
duech Verſuche feine Kennmiffe gu beRdtigen, .
ar. feine einzige Beſchaͤfftigung. Hierdutch
wirde er gu bemu.großen Manne, den noch ale
Matienen verehren. Er war doey und dreyßig
Jahr alt, als er sum erſtenmal nach Rom far;
:6lieh aber dießmal nur ungefähr vier Jahr Ar.
Die Peſt, die damald Nom vorwiäftete, gab ihm
Selegenheit, in fein Vaterland ziruͤckkehren.
Ematte aber einen fo großen Ruhm von ſich gu
Mom hiuterlaſſen, daß Marens Aurelius und
kucius Verus ihn bald gurächenften: Der erſie
hatte ein ſo großes Vertrauen auf ſeine Geſchick⸗
sfichkeit geſetzt, Daß er vor ſeinem Kriegtzug ei
Der die Teutfihen : befahl, - man: feige des Gale⸗
us Rath ſchlaͤgru blindlings: falgen ; wofern fein
Echu Gommeobns Trant waͤrbe. Es ſcheiut,
mls habe er Deu Übrigen Theil feines Lebens in
Mom zugebracht, und Hi allerbinge. eine Fabel,
‚wird. Carterius in des Salenus Lebensbeſchreß⸗
«bung *) erzaͤhlt, ale ein altem Grais ſey ir auf
aa Meere geſtorben, bai er nad) Indaͤe reifen
wollte, um rin Cheiſt gu werben· Gah es da⸗
„mals nicht Chriſten gang: Rem, feine. %
"st je erreichen! : ;:
-. DE. Weil fi ‚Goleans in her Arzey·
wolffenfihaft: an Feine Sekte hielt, und nur bes - -
Welats: was ihm · bad Vernuͤnftigſte gu ſeyn (len,
Mqog er ſich den Neid der roͤmiſchen Aerzte auf
| ben
⸗ 3 gt F ah . -
B 32 “ .
4% ap" I Zn
u ‘
" »
oo. /
den Hals le verſchrieen HN Als einen Veraͤch⸗
‘tee ber Alten, wab ald einem ſtolzen Menſchen.
Man kann niche laͤugnen, -baß er wenigſtens
durch feine Schriften einigezmngen. Gelegenbeit
hierzu gegeben Habe. In deuſelben ſpricht er
von den andern Aerzten mit Verachtung, und
entdeckt ihre Unwiſſenheit. Von ſich aber ſpricht
nar nicht mit der gehoͤrigen Veſcheidenheit, ib
rhebt ſich uͤher alle andere. Wann er auch. im
gemeinen Umgange fo veraͤchtlich von den bri⸗
gen Aerzten ſprach, fo iſt es kein Wunder, Haß
“tee ih ihre Feindſchaft zugezogen Gabe; denn
alles verzeihet man gern, audgenommen Ver⸗
achtung. Uebrigens iſt iü feiner. Schreibatt
nichts zu tadeln, als die unnoͤchige Weitläuftig-
keit. Aber dieſer Fehler roitb durch den Werch
feiner Lehrſaͤtze und Beobachtungen reichlich erx⸗
iſetzt. Wer ausfuͤhrliche Nachrichten von re
‚Bebensunmkänden und Schriften verlangt, der
!leſe deſſelben Lebensbeſchreibung bed P. Labbæe,
die Fabrickis ſeiner griechiſchen Bibllothek ein⸗
: verleibt bat, *) Daniel le Clexcs Geſchichte der
Ur meywiſſenſchaft, *°) und James Vorrede su.
‘feinen: mediriniſchen Wörterbuche,. . : .:
IV. Der Neid der roͤmiſchen Aerzte. bae
gehne Zwrifel wiel dazu beygetragen, daß Gale⸗
nus, fo viel ih weiß, feinen: berühmten Echa⸗
R Sinterlaffen bat. hen weiß auch überhaupt Ä
lei. 10T insel Zu Ts BE ,
*) Tom. 3.p 50 B. 3..Lib, 2.
3% 5 -
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D
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sm & u
RS 25 273
Bon keinem andern Arit, ber ſich In dieſen Zel⸗
ten zu Rom einigen Ruhm erworben habe. Je⸗
doch wenn es gewiß wäre, daß Caͤlius Aurelia⸗
nus, von bem einige Werke ſich in des Henricus
Stephanus Kollektion ber alten Aerzte finden,
in dieſen Zeitraum gehört, würden ſeine Wer⸗
‘fe die einzigen dieſer uch.
> bie von dieſen
Zeiten in lateinifcher Sprache uͤbergeblieben find.
Er gehört aber nicht hierher, weil er zu Sicca
In Numidien geboren war, und nicht bewieſen
werden kann, daß er fi) zu Kom aufgehalten
Habe: Die einzige Nachricht, die ton dem Zus
de der Arzneywiſſenſchaft diefer Zeiten noch
gift, und vielleicht anftatt vieler andern dies
hen kann, einen allgemeinen Begriff davon zu
Bilden, iſt diefe; daß Alexander Severus, den
man ſonſt des Grizes nicht beſchuldigen kann,
unter feinen fieben Hofaͤrzten nur einem eine Be⸗
foldung, den Übrigen aber nichts ald die Koſt
Heftatten wölte,*) Sollte man nicht hierauf
ſchließen koͤnnen, dag damals die Arzneywiſſen⸗
ſchaft zu Rom in ſchlechtem Anſehen war, unb
daß ſich unter ihnen ſehr wenige fanden, die
man einer Beſoldung werth achtete?
5) Lamprid. in Alet: c. 43.
n
I. Send. 68... DE .
⸗ nn
um » % “ . —F 23
PP a — —*
274 ne)
Das ſiebente Kapitel.
Die KRechtsgelebrſamkeit.
1. Neddem ber Kaiſer Hadrian das Edictum
perpetuum zu Stande gebracht hatte,
war zwar die roͤ Rechtsgelehrſamkeit durch
Abſchaffung der unzaͤhligen Edikte der Praͤtoren
ſehr erleichtert worden; es entſtanden aber neue
Schwierigkeiten durch den beſtaͤndigen Zuwachs
der kaiſerlichen Geſetze. Denn ein jeder Kaiſer
vermehrte bie alten Geſetze mit neuen. Sogar
M. Aurelius, der, wie Julius Capitolinus er⸗
zaͤhlt, ſich hoͤchſt angelegen ſeyn ließ, die Men
Geſetze in den Gang zu bringen, und keine neuen
hinzuzuſetzen, *) hat bennoch einige neue gege⸗
ben.**) Es waren ſogar auch die kaiſerlichen
Reſkripte den’ römifchen Gefeßen einverleibt
worden. Diefem Uebel abzubelfen, war ber
Kaifer Opilius Macrinus, ‘der in ber Rechts⸗
gelehrſamkeit ziemlich geübt war, "**) . willeng,
dergleichen Reſkripte zu vernichten: +) aber bie
Kürze feiner Regierung verhinderte bie Ausfuͤh⸗
rung feines rähmlichen Vorhabens. Man kann
fich Teiche vorfichen, wie viel Widerfprechenden
fih damals unter den römifchen Geſetzen finden
mußte. Weil eingelne Gäße und die Beguͤnſti⸗
gungen
*%) InM. Aurel. e. 11. *®) ibid. c. 10, IT.
**++) Capitolin. in Macrin. c. 13.
1) Helnec:. Hiſt. Jur. Rom. Lib. 5, 4. $. 324.
»
ads Zu = nn 275
dJungen einzelner Perſonen Anlaß zu Reſkripten ges
"beit, fo ſtimmen fie nicht Immier- mie dem End»
zwecke der Geſetze, welcher das allgemeine Wohl
HM, zuſammen, beſonders wenn ſte von Fuͤrſten
gegeben werden, die mehr aus keldenſchaft und
Eigenſinn ale aus kiebe zum allgemeintn Beſten
.Yandeln. "
- IE So biel Widerfprechendes hahet in den
romiſchen Geſetzen ‘zu finden war, und fo ver⸗
drüßlich dieſes und die faſt unjäpliche Menge
Der Gefetze falltn mußten, fo widmeten fich doch
Noch viele gute Köpfe der Rechtsgelehrſamkeit,
und erhielten ‚fie in dem Anfehen, worin fie in
den vorigen Jahrhunderten gewefen iſt. Ju—
tins Capitolinus nennt ihrer fünfe, deren fich
Antoninus Pius in ‚der Sefebgebung bedlent
Gar, naͤmlich Vinidius oder Vindkıs. Verus, .
Salvius Valens, Voluſius Mecianus, Ulpius
Marccellus und Jabolenus. Von bin zween
erſten weiß man weiter nichts, als daß vom er⸗
fin die alten Rechtsgelehrten Hier und da Mel
dung thun, *) und daß Ulpianus ein Reffeipe
des K. Antoninus anfuͤhrt, welches an den
zweyten gerichtet iſt. »*) Voluſius Mecianus
War des M. Aurelius Lehrer der Rechtsgelehr
Tamfeit, “) Darauf wurde er r Statthalter zu
won 5 5: . AUlexan⸗
) V. Heinece. loc. eit. $. 308.
”) L.7. de Off. Proc, er .
“+, jül, Capirol.in M, Aur.c.g, * "=."
ı.°
ri NEE „> =. 25
Alexandris.Meil er fich aber zu ber Parthey
des Avidius Caſſtus, ber ſich wider M. Aure⸗
lius empoͤrte, geſchlagen hatte, ſo wurde er
von roͤmiſchen Soldaten ermordet.) Jabole⸗
nus, oder Javolenus Priſcus, ein Anhaͤnger
der caſſianiſchen Selte, Statthalter in Afrika
und Syrien, war ſchon in der vorigen Epoche
berühmt. Ulpius Marcellus zeichnete ſich nicht
nur in der Nechtsgelehrſamkeit, ſondern auch in
der. Kriegskunſt vor andern aus. Eine Auf⸗
fchrift,, die man bey Gruterus findet, **) be⸗
lehret und, daß er in dem untern Pannonien
Legatus war. Dio erzaͤhlt von ihm; ber Kai
fer Commodus habe ihn mit einem Heer wider
die Britten abgefchicht, bie fich empört hatteny -
und ruͤhmt neben andern militärhfchen Tugenden -
befonder feine Nüchternbeit. ***) Daß er ſich
fogar das Brod von Rom babe kommen laſſen,
damit «8 dadurch trockner würde, und er deſto⸗
_ weniger davon dße, iſt nicht wahrſcheinlich.
Seine fiegreiche Tapferkeit wurde aber fchlecht
belohnt; denn er lief fogar Gefahr, vom um
dankbaren Kaifer ermordet zu werden. Er hat
viele Schriften- hinterlaſſen, beſonders ein und
dreyßig Bücher Digeften, welche vom den alten
Rechtsgelehrten citirt werden. Weil Antonie
. uu8, deſſen Rath er war, im Jahr 138 zu regies
ven
®) Vuleat. Gall in Avldio. 7°
) pag. 100, ‚.*®*) Lib. 72, .
*
Rn = 22 4 977
den anfing, und bie britfifche Superung Im
Jahr 183 gefchah, fo mußte unfer Rechtsgelehr⸗
ter mehr als fiebenzig Fahr alt fen’, da er wis
ber die Grittegg Selbe zog, und, tie Die ſagt,
in der kLebensaft von eitem gemeinen Soldaten
fich nicht unterfchteb: ' Diefed giebt uns guten
Grund zu zweifeln, ob nicht Ulpius Marcellus,
Der Rechtsgelehrte, und ber Soldat, von einan ·⸗
ber unterſchieden werben muͤſſen
"NR. Zur naͤmlichen Zeit, das iR, unter
Antoninus und M. 'Murelius, bluͤheten auch
Sexius Cacilius Africanus, Terentius Cle.
mens, Junius Mauricianus, Eajus; DW Eero
vidins Scaͤvola, von welchen Heineecius aus⸗
führfiche: Nachrichten "giebt, %) und Sertus
Pompönius, von welchem er eine weitlaͤuftige
und Tehr gelehrte Abhandlung "gefchrieben -
Bat. *%): Diefer war nicht nur der vornehmſte
Rechtsgelehrte feiner Zeiten, ſondern aüch in ber
Geſchichte, Philoſpphie und andern Wiffenfchafe
tin ſeht wohl geübt. Von feinen vielen Büchern,
dfe er von der Rechtsgelehrſamkeit geſchrieben
bat, find viele beträchtliche Fragmente uͤberge⸗
blieben, worunter jenes von dem Urſprunge
des Nechts das ſchaͤtzbarſte if. Es giebt und
vtele Nachrichten von den Seſttzen, obrigkeit⸗
lichen Perſonen und Fe Rechtogelehr⸗
| ten
*) Loc. eit. 6. 3063 309. 317. 318.
ꝑ "Oper. Tom. 3: p- 66. etc. In.
—
— — t
j 2
278 e ms un mie
ten, bie mau. anderwaͤrts vergeblich ſuchen
wuͤrde.
‚IV. Der Zeitraum. Wwiſchen M. Aurelius
‚und Alerander Severus mar. pielleicht. noch,
fruchtbarer an. Rechtsgelehrten. MDer vortreff⸗
lichſte unter ihnen war Aemilius Papinianus,,
Die meiſten halten dafür, er ſey zu Beneuente,
geboren;, aber der gelehrse Herr Eanonisug Jo⸗
hann de Vita beweifet die Ungewißbeit biefer;
Meynung. ) Zu ded Spartianug Zeiten gieng
der. Ruf, **) , er waͤre ein Anverwandter bein
Septimius Severus von-Seiten ber. zwoten Ge⸗
mahlin diefeg Kaiſers, Julia Donna, tonber,
ſich wahrſcheinlich folgern laͤßt, daß er aus Sy⸗
rien gebuͤrtig war. Das gewiſſeſte iſt, daß er,
in ber Rechtsgelehrſamkeit, Redlichkeit und
Klugheit der beruͤhmteſte Mann. feiner Zeiten
war. Er, batte mit dem nachmaligen. Kaifer
Severus das buͤrgerliche Recht von Carcidius
Scaͤvola gelernt, und war feinem Mitſchuͤlen
in dem Amte eines Sachwalters des Fislus ge⸗
folget. »**) Severus empfahl ihm ſerbenb
feine Söhne Caracalla und Geta. | Er gab fh.
auch ale Mühe, eine. aufrichtige. Sreundfchaft
unter ihnen zu fliften. . Da er aber bemerkte, -
daß Caracalla. mit feinen Bruder nicht zu ver _
ſchoen warı fo man er biefen dem Tode zu
Me
N Antiquit. Beney. Difent,g, p. 214.
**) Spart. in Carac, c, 8. “#9, ibidem,
%
/
nt 279°
enfreißen: . Uber alles war vergeblich. Er zog
fich vielmehr hierdurch und durch anbere Tugen⸗
den den Haß des Caracalla gu, der ihm erftlich
bie Ehrenftelle eines Praͤfekts des Praͤtoriums
nahm, ”*) bernach aber entweder befahl oder
zuließ, daß er von Soldaten ermordet würde.
Dieſer vortrefflihe Mann hat viele Werke von
den rdmifchen Rechten gefchrieben, wovon noch
‚verfhiedene Sragmente in den Digeften anges
führt werden. Seine Schriften waren fo werth
geſchaͤtzt, daß im theodofianifchen Eoder verord⸗
net wird, *) bey gleichgetheilten Stimmen ver⸗
fhiedener Richter ſollte derjenigen Parchey Mey⸗
nung bag Uebergewicht haben, die mit des Pa.
pianus Urtheil Äbereinftimmte.
V. Einen gleichen Ruhm erwarb fich Do»
mitius Ulpianus In ber Rechtsgelehrſamkeit, un⸗
ste Heliogabalus und Alexander Severus. Weil
er ein ſtrenger Beobachter der Geſetze war, ſo
entfernte. ihm zwar der wolluͤſtige Heliogabalus
vom Hof; *) ließ ihm aber leben. Uber Ale
zander Severus erfannfe und belohnte feine -
Verdienſte, indem er ihn zu feinem Rath und
zum Präfekt des Prätoriumg machte. Dabey
batte er auch die Dberaufficht über die Archive,
und das ganze Vertrauen des Kaiferd. Dieſer
folgte ibm, wie ein Kind feinem Water, in allem;
64 und
9 Dio Lib. 77.
**) V. Heinec. loc. «it. $. 320
***) Lamprid. in Hehog. e. 16.
A
0 4 I
und feine kluge und weiſe Urt zu regieren hatte
er ihm zu verdanken.) Seine unbiegſame
Strenge machte ihn bey den Praͤtorianern, die
damals anfiengen, keine Geſetze mehr zu erken⸗
nen, aͤußerſt verbaßt, Alexander hatte ihn oft
mit feinem Purpur vor ihrer Wuth gedeckt. **)
Endlich uͤberfielen fie ihn des Nachts; und ob
er gleich zum Kaifer feine Zuflucht nahm, fo ere
mordeten fie ihn unter beffelben Augen. ***)
ie haben von feinem der alten Rechtsgelehr⸗
sen fo viele Sragmente, ald von Ulpianus. +)
Sie befinden. fih in den alten Digefien, und
bemweifen, daß er einer der größten Rechtsge⸗
fehrten und ein unverſoͤhnlicher Feind der Chri⸗
ſten war. Man haͤlt ihn insgemein fuͤr den
Domitius, der nach des Lactantius Erzählung
alle die Reſkripte, welche von den Kaiſern wider
die Chriſten abgefaßt worden waren, geſam⸗
melt hat. M) |
VI. Zu gleicher Zeit lebte ber portreffliche
Rechtsgelehrte Julius Paulus, deſſen Vater
land ungewiß if. Alexander Severus hielt ſehr
viel vom ihm, und vertraute ihm die Wuͤrde eines
Praͤfelts der prätortanifchen delbwache an. tth
Aure⸗
®) Idem in Alex. c, 26. 31. ST. \
“) ibid. c. 51. 8) Die ‚Läb, 80.
7) V. Heince. loc. cit. $. 339,
$t) Lib. 5. Div. Infit, c. ır.
{ff) Lamprid. in Alex. c, 26,
ne Ä ul
Yurelind Victor zaͤhlt von ihm;“ er ¶ von
Heliogabalus des Landes verwieſen, und. von
Alexander Severus zuruͤckberufen worden. *
Diefer Geſchichtſchreiber nennt ihn und Ulpia⸗
nus Stifter des roͤmiſchen Rechts. *) 9
den Digeften finden ſich verfchiedene Fragmente
feiner vielen Werke, die er von der Rechtsgelehr⸗
famfeit gefchrieben hat. Andere Gelehrte dieſer
Zeiten, bie fich um bie Rechtsgelehrſamkeit mer
niger verdient gemacht haben, als da find Ter⸗
inilianus, det von dem chriſtlichen Schriftſteller
bieſes Namens unterfchieden iſt, Claudius Tri⸗
pbonianus, Calliſtratus, Aelius Marcianus,
—— „Aemilius Macer, und Erennius
Modeſtinus, will ich mit Sriuſehweigen uͤber⸗
gehen, weil die oben angefuͤhrten hinreichend
find, einen Begriff von dem bluͤhenden Zuffande
Ber Nechtögelehrfamkeit in diefen Zeiten zu ges
Ben. Heineccius, der Herr Abvofat Ter⸗
raſſon und Johan Nikolaus Funtcius, tt)
Bande ausfähtficher davon. Bey dem letztern
findet man auch eines jeden alten Rechtsgelehw
ten Fragmente angezeigt, die in der ganzen
Sammlung ber roͤmiſchen Geſetze bier und da
zerſtreut find,
| Ss VE
%inladr. ea ey ibid.
- we), Loc, eit. $. 332
H Hif. de la Jurisprud, Rom, Part, 3,
. 1) De vegeta Lat. Linguse Sensäiute c. G.
l
falten. Ich Habe ihn aber in dieſe Epoche Feten
wollen, weil er erſt unter dem Kaiſer Autoninus,
und vielleicht gar unter M. Aurelius ſich durch
Schriften bekannt gemacht bat. Diefes iſt da⸗
her zu beweiſen, daß er in feinen attiſchen Naͤch⸗
gen von Erutius Clarus fagt, er fen zweymal
Konſul gewefen Dieſer war es aber zum
zweytenmal im Jahr’ Chriſti 146, das if, im
nenngen Jahre der Regierung des K. Antoni⸗
nus. ®) Da er aber von Erutius Claruẽ
ſpricht, fo drückt er fich fo von ihm auf, daß
nien leicht verſtehen kann, er ſey damals, als
Gellius ſchrieb, ſchon von-fo einer beträchtlichen!
Zeit her todt gewefen, da diejenigen, die ihn
laͤſen, leicht konnten vergeſſen, ober nicht ge⸗
wußt haben, daß er Praͤfektus der Stabt Rom
uind zweymal Konſul geweſen ſey. Folglich iſt
es ſehr wahrſcheinlich, daß Gellius unker M.
Aurelius ſeine attiſchen Naͤchte geſchrieben habe;
denn zwiſchen dem neunten Jahre der Regierung
Bed Antonigug, big zur‘ Thronfolge bed M. Aus‘
relius, iſt nur ein Unterfchled von vierzehn
Jahren. Nimmt man alſes diefes juſammen,
fo: folget ganz zuverläßig, daß Gellins, da er
von Erutius Clarus ſchrieb, ungefähr 50 Sapı
alt war. Seine Heine Vorrede in-den attifchen
Naͤchten bezenget, daß er damals ſich noch mit der
Etrnrhins feiner Kinder und mit Bun Amts⸗
forgen
©) La. 13. 6 " m = zu
7
%
—W nn
4
er | 0
und die · Geehrten aufgemuntert haben, „um:
von den Rhetorn, die durch ebenen ben
ruͤhmt waren, iſt ſchon im erſten und britten,
Kapitel dieſes Buchs gehandelt worden. Es iſt
alfo noch äbrig, von den vornebmfien Gramma⸗
\ \
N
tifern biefes Zeitraums zu ſprechen. Der ben
ruͤhmteſte unter ihnen IR Aulus Bellins, welcher,
ob es gfeich nicht fcheint, er habe bie Gramma⸗
tie öfentlich gelehrt, dennoch mehr in dieſeg ale
im ein anderes Fach ber Gelebrſamkeit gehoͤrt.
Denn fine Schriften. ink mis grammatiſchen
Fragen und kritiſchen Beobachtungen uͤber den
wahren Verſtand und den Misbrauch her. Woͤr⸗
ser angefuͤllt. Man kann nicht beftimmen, wann
er. gehoren und. geftorben ſey. Jeboch iſt gewiß,
baß er zu Bed Phavorjnns Zeiten gelcht. habe⸗
Ans feinen eigenen Erzählungen erhellet, daß
er ihn nicht nur perfänlich. gefanne habe, fon
dern auch fein Freund geweſen, und als ein ge⸗
ſiandener Mann und geühter Gelehrter mit ihm
umgegangen ſey, ) ja ſogar, daß gr zu ſeiner
Zeit ſchon das Nichteramt in Privachändeln vers.
treten. hahke. *H) Weil aber befamnt iſt, daß
Phavorinus unter dem Kaiſer Hadrian bluͤhete,
ſo iſt gewiß, daß Gellius damals ſchon mann⸗
bar ſeyn mußte. Folglich muß ſeine Geburt
menjgfene in die letzten Jahre des Trajauns
‚fallen:
9 Neaæ Attic.Lib. 5. e.t1. Lib. 12.0.1. Lib, 14
e. 3. Lib, 17. e. 19. Lib. 18. e. 1, 7. ete
*+) Idea Lib. B4r 6. 2 . a Fi N
284. es 2 on.
faten. Ich Habe Ihn’ablr In diefe Epoche fetzen
Wollen, weil er erſt unter dem Kaifer Antoninus,
und vielleicht gar unter M. Aurelius ſich durch
Schriften bekanut gemacht bat. Diefes iſt da⸗
‚der. zu beweiſen, daß er in feinen attiſchen Näch-
ten von Erutius Clarus fagt, er fen zweymal
Konful geweſen. 9 Dieſer war ed aber zum
zweytenmal im Jahr’ Eheifti 146, das iſt, im
neunten Jahre der Megierung ded K. Antoni⸗
nus. ®) Da er aber von Erutius Claruß
ſpricht, fo druͤckt er fih fo von ihm aus, daß
nian leicht verfichen kann, er fey damals, als
Gellius ſchrieb, ſchon von-fo einer beträchtfichen'
Zeit her todt geweſen, da diejenigen, bie ihn
laſen, leicht konnten vefgeffen, oder nicht ges’
wußt haben, daß er Präfeftus der Stadt Rom
und zweymal Konful geweſen ſey. Folglich iſt
- 8 fehr wahrſcheinlich, daß Geltius unter M.
Qurelius feine attiſchen Naͤchte gefchrieben habe;
denn zwiſchen dem neunten Jahre der Regierung
Bed Antonigug, big zur‘ Thronfolge des M. Uns‘
relius, iſt nur ein Unferfchleb Son „vierzehn |
Jahren. Nimmt man alfes diefes ufanımen,
fü folget gan) suverläßig, daß Gellius, da er
von Erutius Glarus fhrich, ungefähr so Jahr
alt war. Seine kleine Vorrede in den attiſchen
Naͤchten bezenget, daß er damald fich noch mit der
Erikbung feiner Kinder und mit na Amts⸗
forgen
>) PR | NE
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a —— as
forgen heſchaͤgtigte und ſich kein laͤngeres L
‚ben wuͤnſchte / als big er nicht mehr fähig. wire,
fo gu denken und zu fehreiben- . Er- legt nuch
‚feinen Willen an den Tag, das Werk mit mdg-
lichem Fleiß fortzufegen. Alles dieſes zeigt el⸗
nen geſunden und friſchen Mann an, der ſich
noch eine ‚lange Reihe von Jahren .verfprechgt
‚konnte; Es iſt alſo wahrſcheinlich, daß er we⸗
nigſtens den groͤßten Theil. ber Regierung des
M. Aurelius überlebt habe: Neben verſchiede ⸗
„nen andern, die von Fabricius genannt wet⸗
den,” bat der Graf Kamillus Silveſtri eine
Sehe gelehrte Abhandlung von dem Zeitalter des
Gellius geſchrieben, die ſich in der calogeriand⸗
ſchen Sammlung findet: *0)
1. Ob men gleich nicht betgeifen fand,
daß Gellius ein geborner Roͤmer ſey, ſo beleh⸗
ren ung doch feine Schriften, daß er von ‚Jarte£
‚Yugınd auf. baſelbſt ſtudirt, mit den gelehrteſten
Männern ſeiner Zeit Freundſchaft gepflogen, und
bas Nichteramt in Privathändeln begleitet H4
be, ***) Er hielt ſich einige Zeit zu Athen auf,
und erlangte daſelbſt die Freundſchaft der beſten
Bhilofophen, bie damals Ichten. Weil er ba
felöft anfieng, alles, was er merkwuͤrdiges von
feinen gelehrten Freunden bey Tage gehoͤrt ed
in Rügen seien hatte, des Nachts aufzuzeie
nen,
0) Bibl. Lat. Lib. 3. c 1. #%) Tom. 6
WM DI... ee
=
ber. einzige zu ſeyn, ber des Salluſtius Geſchicht⸗
verſtaͤnde. Pertinax hat nicht nur in feiner Ju⸗
‚gend bie oͤffentliche Schufe dieſes Grammatikers
befucht, fondern auch derfelben einige Zeit vor⸗
geſtanden, *). bie er, dieſes Handwerks müde,
den Kriegsſtand erwählte, und aus einem Sob
baten Kaifer murde: Donatus. bat in Virgils
Leben einige Verſe biefed Grammatifers über
den Befehl, den Wirgil gegeben hatte, ‚feine Ye
neide zu verbreunen, aufbebalten. - Gelliuß
nennt noch-einen andern berühmten Grammati⸗
ker feiner Zeiten, bed. Namens Yelius 115%
Ups, **) und fagt von ihm, er babe verſchie⸗
dene Werte, beſonders eind don ber eigenthuͤm⸗
Achen Art zu reden, gefchrieben, er fen aber viel.
Hyochmuͤthiger als gelehrt getvefen. So ruͤhmt
er aud noch. wegen feiner Gelehrtheit einen ge
teiffen Domitius, -welcher Inſanus jugerrannt
wurde, weil er ein unfreunblicher und muͤrri⸗
ſcher Mann war.) Es kann ſeyn, daß
man ihm etwa aus Haß oder Neid dieſen Bey⸗
namen gegeben Habe Denn aus dem, was
Gellius von ihm erzählt, fcheint es, als ſey ee
auf die damals herrfchende Pedanterey ber
Grammatifer und Philofophen nicht wohl zu
fprechen gewefen. Nulla prorfug bonae ſalutis
ſpes reliqua elt, (fagte er einſtens dem Philofor
phen Phavorinus, ‚ ger Ihn um bie Bedeutung
ae d
e), Jul. Capit. in Bertin el. e
re. d. t. 7.
Gil e .
u a ne pr nn pi
phanım ·illuſtciſſimi nihil jem: aliu
verba authoritzteague verborum tardi haben
ti. — IRgo enim grammeticns vitaa jan at
que motum difciplinas quserg ; .:yos philoſo⸗
phi-mera :eflis (ut M. Cam.git): mortuatia
gloflarin. *) .. Darauf fra Phavorinus bem
Scius, den Kies: mit nagehört hatte, 17
Eirammatiler fen zwar ein welancholiſcher rayıy
jabech Babe ex eine. edle Gele und ad
Wahrheit geredet⸗
v V Dee Beifrgekhichte Bier Seiten macht
und noch einige: Grammetifer befannt, welch⸗
Ech vermuthlich darch Ihre Gelehrtheit fonderbgg
anggezeichnet haben, weil fie bis. hehrer, kaiſer⸗
Ude Prism waren: „MM. Nurqliue lernte
bin griechiſche Grannnatik von. einem gewiſſen
Acerander, „dis lateiniſche van Troſius Aper
Pollio amd van ſychius Pragelus.,. der. vom
“ Bla and. Afrika war: Von biefen weiß man
als wichtd ander#, ale daß Prommlas von M.
Qurcind zur Ehrexftelle eines Profompuld erhor
ben, und von den Unfoften,. die hierzu näthig
en, befreyet worden ift. **) Es ift wahr
einlich, daß er der nämliche ſey, welchen
Trebellius pouio den geleprtefeg Grammatiker
feiner
!
Sl = »
**) Jul. Capitol. in M. Ausd, e. 2. I
U. Band. 3
0
kiuer dde nennt, "und: von dem er —* ve
Hate ein gewiffee Bert: vom: freben Laͤndein
geſchrieben: *) Des Lucius Merus Lehrer in
dr Stammtatil War Soaurus **) ober; wi
Salmaſtus will, +"); Scaurinus, din: Sehr
1:8 Grammatikers: Staurus, der zu Hadriaug
Zeiten ebre, H uns ein gtammatiſches Wertchn
aterbafſen Haty Welches ſtch ik der Kollektion
Bir alten Uranimatiker finder.In ber griechi
ſchen Sprache hatte L. Veruc den Telephus
Bepbeſtion, den Verfaſſer eines kleinen Tri
Kom Sylbenmaaß, welches noch vorhanden iſt,
und Aelius Harpocration zu Lehrern. So Tim
ben wir auch in den Lebensdeſcheeibungen bed’
Commodus unb Maxlminus bes Jünger Han
ſchiedene anbere Speachlehrep, als us fieb a)
ſicritus, an Grieche, Capetlla Ancimins?. at
Lateiner, 1)Habilius, zugleich win griechtſchus
Epigrammen dichter, und Philemon rin Edreib
her: Hr). Weil Julius Capitoldaus dieſen allen
den Namen Attoratores giebt, fo- ſcheint VE
ver gemeine Name der Scaumane die Du
Kid iu fen. ot
u Bu W
#) Capitol. in hediiane, **5) 1d. ia’ vero. X
*#) "in Notis ad hunc locum. '
+) ibid. gt Gellius Lib. s 1. e. 15. tt
p) Cap . inCommod. e. Sei, H “ s T ? ·
tft) idem in Maxigin, jun.c. . ‚ci
| | 20 „0 = 2 + BR
VI. FG Hamte noch die Ramen einiger
andern Grammatiker anführen, beren Zeitalter
zwar ungewiß iſt, vermuthlich aber hierher ges
hoͤrt. Weil man aber von ihnen faſt nichti
mehr als ihre Namen weiß, fo will ich das
trockene Verzeichniß der oben angemerften nicht
durch fie vermehren, befonderd da man fie bey
Fabricius finder. *). Ich werde auch bier fein
beſondres Kapitel von ben fremden Gelehrten,
bie-fich zu Rom aufgehalten haben, beyfuͤgen;
denn weil in dieſem Zeitalter faſt in allen Their
len ber Bitteralıre die Anzahl der roͤmiſchen Ge⸗
kehrten gering. war, und die Gelchrfamfeit faſt
ganz bey den Fremden, die fich zu Rom entwe⸗
der wohnhaft niedergelaſſz⸗ hatten, oder ſich
daſelbſt eine geraume Zeit aufhielten, zu füchen
war, fo habe ich die vornehmſten berfelben in
jeden Kapiiel angezeigt, und iſt baber wicht: .
mehr von ihnen übrig, das ſenderbar angenern
zu werben verdiene.
| Das neunte Kapitel.
Bibtiorbete —8
—
I Hit Kapitel wird eins der fürgeflen wer⸗
den. Denn kaum findet ſich in dieſem
Seitalter etwas merkwuͤrdiges von Bibliothefen.
Stene, bie beym Tempel des Friedens war,
| ‚2 2 wurde
*) Bibl, Lat. Iib. 4.067.
290 ——X
wurde unter der Regierung did Mæoommodus
im Aſche verwandelt. Eine ſchreckliche Feuers.
brunſt, die zufaͤlliger Weiſe entſtanden Wars
werzehrte den ganzen Tempel, der nad) bed. He⸗
rodianus Veugniß *) dee praͤchtigſte und reichte
m Rom war. Dad euer ergriff auch die
Bibliothek und legte ſte gänzlich in Aſche Sau .
lenus beflagt ſich, daß bey diefee Gelegenheit
viele feiner Bücher, bie bafelbft aufbehalten
wurden, ungluͤcklicher Weife zu Grunde gegan⸗
gen ſeyn **) Und was noch Ärger if, fo gien⸗
gen auch faft alle Urkunden vom roͤmiſchen Reiche
im Rauch auf. **8) Weil Herodiauus hinzu⸗
fetzt, daß ſich bie Flammen durch viele Gegen⸗
ben der Stadt ausbeeiteten und einige Tageı
hindurch wüteten, ſo if ganz wahrſcheinlich,
Daß biefed Ungluͤck mehrere Biblivtheken bes’
troffen habe. Warum follte fonft' Vopiſcus,
Der füch alle Mühe. gab, . allenthalben Nachtich⸗
ten zu feiner Geſchichte zu ſammeln, nur vom,
der ulpifchen oder trajanifchen, 1) bie fich da⸗
mals in Diatletiong "Bädern. befanb, H) und
von jener des. Tiberius +1) Meldung thun ?
„IL "Diegift: alles, was min von öffent.
lichen Bibliotheken in biefem Zeitraume weiß.
Der Privatbibliotheken gab es vermuthlich viel
. meh⸗
*) HiR.Lib.n.c4 | u b
) de Libris proprli, _ ***) 'Dio Lib. 72.
}) in Aurelian. c, 1, in Taeit. c. 8:
tt) in Brobo c.2. : 7f7f7f) ibid.
\
on
mehrere; aber in bes. Geſchichte wirb vom keiner
andern als von jener des Arztes Serenus Sam⸗
monicus Meldung gethan. Sie beſtand aus
62000 Bänden, und fein Sohn ſchenkte fie Gor⸗
dianus dem zweyten. Von Bibliothekaren die⸗
fer Zeiten „findet man weber in den alten Auf⸗
$rhriften nach in der Gefehichte einige Nachrich⸗
san. Ich glaube aber, daß bie Zerruͤttung deß
RKelchs und das allgemeine Verderbniß der Sit⸗
Men eben ſo großen Einfluß in bie Bibliotheken,
ale in die Gehehrfankcht, gehabt haben... Denu
Aeben ben, baß Unordnung und berderbte Sit⸗
. San die reichſten Familien in Armuth und außer
GStand fegten, ihre Bibliotheken entweder zu er⸗
Halten oder neue zu errichten, fo mar dieſes
gauch gar nicht. son ben Roͤmern gu erwarten, im
welchen der. Eifer zu der Gelehrſamkeit faſt gaͤnt⸗
Uch elofchen war, wenn ſouſt nicht bie reichfien
anter Ihnen and 8 iu pract & dem Jon
miden.
J
> Dat jet Saple
— Zunde
.®
en u
Rz
.
L@ Dr bie Wiſſenſchaften und freyen Kaͤnft⸗ |
einander bie Hände bieten, und baf
hiefe ohne jene ſich weder aufrecht erhalten, uch),
wenn fie gefallen find, wieber empor heben ee
u iſt eine Waprpeit, die immer mehr beſtaͤ—
3 tiget
204 dan >= — > _
tiget wird. Mir Haben gefehen, Ba bie Wiſſen⸗
ſchaften in biefem Zeitraume fehr Faltfinnig vom
den Roͤmern betrieben wurden, und daß bie we⸗
nigen, bie denſelben eifriger ergeben waren,
theild wegen bes durch fremde Voͤlker eingeriffes
zen Verderbniſſes der lateiniſchen Sprache, theil®
wegen bed verderbten Geſchmacks, ben die grie
chiſchen Sophiſten eingeführt hatten, meiſten
theil8 aber wegen der ungluͤcklichen Zeiten, Im
welchen fie lebten, fchlechten Fortgang batik
machten. Das nämliche geſchah in Aufkhung
der fehönen Künfte. Derſelben Verfall wurbe
noch durch eihe andere Urfache Gefördert, DR
viel wirkſamer auf fie als auf die Wiffenſchaften
ſeyn mußte. Dieſe war ber Imiher mehr ab⸗
nehmende Reichthum der Noͤmer. Dürch den
Geiz der roͤmiſchen Statthalter wurden die Prob
vinzen bed Reichs erſchoͤpft. Kolglich vermini
derten fich nach und nach die Öffentlichen Ein
fünfte der Römer. Was bie Statthalter entle⸗
gener Provinzen von den Unterthanen ergreßten,
wurde unter ihre Soltiaten ausgeſtreuet, das
Kaiſerthum von ihnen zu erfaufen; gu welchen
Endzweck vermuthlich noch viele Andere Schaͤtze
aus Rom in entfernte Provinzen, wo bie Kriegs.
beere vertheilt waren, gezogen worden firtd. Zu⸗
dem wurde auch das Reich allenthalben von
fremden Voͤlkern uͤberſchwemmt, welche nicht
nur bie Quelle ihrer Reichthümer verſtopften,
|
ſonbern "ame: mit. großen Unfogen unb "ohım
Heffnung riues neuen Gewintiſts befrieget, usb
Pgar oft mit graßen Summen Gelbes abgewie
ſen werdenmuſſten. Was zu Rom noch uͤhng
Blieb, wen eudlich nicht nrehrhinneichenb, neben
den herrſchenben Laſtern auch Kuͤnſte und Wiſſen
ſchaften nenddren wad:gu befͤrdernn.
(DEE BE Tun
J n. unter Aütoninus uͤnd m. Angeln
leben. Inter. ihrer Regierung - wurden zu Nom
und anderwaͤrts viele prächtige. Gebaͤude aufge
führt, Es fanden fi fi auch Bildhauer, berem
Werle, die zum Theil noch vorhanden find, *}
jene, bie in folgenden Zeiten gu Stande gefome
zuen find,, an-Bolfommienheit meit übertreffen,
Der berügute. Herodes Atticus, von melhen
am gehoͤrigem Orte gebamdelg worden iſt, ein
"überaus reicher und prachtlicbender Mann, ließ
damals fowohl zu Rom als zu Athen viele ſchaͤtz.
hare Denkmaͤler der Kunf errichten, bie, von
Philoſtratus heſchrieben, und vielleicht über ih⸗
zen wahren Werth erhoben werden. ) Selbſt
Marcus Yurclind hatte bie Malerkunſt von el⸗
zen, gewiſſen Diognetus ‚gelernt: Allein das
J Zeltaltd du Pntoninen war. in Anfehung der.
u ie. Kün«
ö Winkelmann HR. de Part T. 2.p. 314.
*) Vie Soph. Lba |
298 dla
Maſte bad, was in einer. tönlichtn Kuanlbeit
be: ſcheinbare Beſſerung ift, die nicht Kang ver
dem Tode bergehet, oder wie bie. augenblicklidge
helle Flanme eins Lichts, ehe es ausgebech
Die beſten Künftler: tiefer: Zeiten: Gesten ſich uns
we. Zrajau imb Habrian ‚gebildet, ab ihre
Kunſt, die ſchon ſehr von der Gefchicktichteit ih⸗
rer Lebrer abgeartet war, erloſch faſt gaͤrzlich
muit hhnen. BEER 2
ee |
I. Daß bieſe⸗ Zeitalter für die Luͤnſte ei⸗
genefic bas Ießte war, beweiſet ber Kopf bes
jungen Commodus, der noch vorhanden iſt
Er ift fehr ſchoͤn gebildet. Vergleicht man ihn
aber mit den Köpfen der folgenden Kaifer, 6
iſt Ber Abſtand ganz augenſcheinlich *): Go‘ ”
metft aud) Winkelmann einen auffüllenden Une
kerſchied in anbern Werken folgender Zeiten,
z Blim Telifnphbogen des Seßtimius Sede⸗
ius in: Bidſaͤulen und erhabenen Arbeiten,
and föfiche daher auf das ploͤtuiche Verderben
der Kuͤnſte. Viefes ſtimmt vollkvmmen mit
bem unglkcklichen Zuſtande überein, in welchen
Rom nach bem Tode des K. M. Aurelius un⸗
vermuthet gefetzt wurde. Die Grauſamkeit
des Commodus, und noch mehr, bie moͤrderi⸗
(he Wut feines Guͤnſtlings Perennius, eine
5 | ſchreck⸗
8
. % Winkelmann T. 2. p. 322.
ſchreckliche Feucrolrſt, wehrt bie Merk.
vergrößert wurde, deey Kaiſer in einem Yahre
wocheinander ermorbet, find Umpänbe, die fie
bie Kuͤnſte fehr verberblich ſeyn können. .
IV. Meil die Kuͤnſtier, die fich unter den
Kaltern Zrajan und Hadriau gebildet hatten,
mit Tod abgegangen waren ,: ohne einige Schuͤ⸗
hber von betraͤchtlicher Geſchicklichkeit zu Hinter
laſſen, auch feiner ber folgenden Kaiſer bie auf
Alepander Sederus fo. beſchaffen war, daß bie
Künfte eine nachbeädliche und dauerhafte Unter
ſtuͤtzung vol ihm erhalten hätten, fo lagen fie
in einem ‚tönlichen Schlammer veruachläßiget
and verachtet, . ıdeß daß zu Rem alles den
griechiſchen Sophiſten und Philoſephen nach⸗
lief, melde jede andıre Kuuft un Wiſſenſchaft
veraͤchtlich zu machen fuchten. Alerander Gm
verus gab ſich alle Ruͤhe, bie ſchoͤnen Kuͤnſte
wieder empor ju bringen. Er war nicht nur
ſalbſt aim geſchickter Maler, ) ſondern lich auch
bie beſten Meiſterſtuͤche der Bilbhauerkumnſt
allenthalben aufſuchen und auf des Trajanus
Forum ſehen, den Eifer der Bübhauer daburch
aufzuwecken. Damit er. den Kuͤnſtlern 2
genheit gäbe, ihte Geſchicklichkeit zu zeigen,
Hıf eu virle nuten- den alten Kaiſern ar
Sebande erankeen, * nen erbauen, beſon⸗
nda 5. vers
0) Lævpriu. in Alesandr, «. 27.
Fe 5
Berd.ahen bie Bäber ; bie von ihm den Nanien
erhielten, und viele Bilbſaͤulen· von Foloffifcher
Größe errichten. . Zu diefem Endzweck berufte
er fremde Meiſter, und ließ es an nichts erman⸗
geln, was zur Auflebung der Kuͤnſte nothwen⸗
dig und nuͤtzlich war. Er ſoll ſogar auf neue
- Erfindungen gedacht haben. Denn Lamptidius
erzaͤblt, ex habe die Kunſt erfunden, mit
Marmorſtuücken von verſchiedener Art und
Garbe ein Ganzes zu bilden. Wie eigentlich
dieſe Kunſt beſchaffen geweſen ſey, kann man
aus des Lampridius Worten nice: errathen
Denn waͤre dieſes von der Etfindang moſai⸗
ſcher Aunft:gu verfichen, fo wuͤrde Lampridius
Unrecht haben. Dieſe war weit Alten, wie ber
Cardinal Alexander Furiettiin einem ſebr ge
bchrten Werke deutlich beweiſet.
v" V, Alexander Geverus that % viel ne
| Beförderung ber fchönen Kuͤnſte, daß, wenn
eiue dreyzehnjaͤhrige Regierung —— ge⸗
eſen waͤre, ales-ausgurotten, was derſelben
Aufkommen instänftige hindern konnte, wenn
ruhige und. gluͤckliche Zeiten und ‚einige audere
Kaiſer gefolgt wären, die mit dem naͤmlichen
Eifer deſſelben Vorhaben fortſeßten, ſie zu ce
nem hohen Grab ber Volllommenheit würden
. gelangt feyn. . Allein die inneslichen und aͤußer⸗
Kchen Unruhen, Kriege und Empdrungen, bie
immer. mehr zunahmen, unterdruͤckten das
Gute,
Eure; was Diifer’ Natſer gipipten halue. TR
ungluͤcklichſten Zelten in Auſchung der. Kine
Waren jene des Gallenus, da das roͤmiſche
Weich innerlich von dreyßig Tyrannen zerriſſen,
und von außen allenthalben von fremden SER
karn überfallen war. Die Batbarey fieng bas
mals an, mit großen Schreien in Italien ein⸗
Deöritgeh, m. “u Dingen ihr Gepräge ih
zutbeilen. ;
VE ‚Sn Fame jedoch nicht leugnen, u.
auch nach Bleramberd Seberus Regierung vers
Mhiitene VBilvſaͤnlen md: andere. Werte. deu
Kunft zu Scanche gefimmen’Pabı . Winfeliond
ſpricht von einer Bilbpäcte- uud. Pupienn, "bes
einige jahre wach Alexander regierte, weiche
mit allen ihren Maͤngeln noch viel Gutes hat,
und in den folgenden Zeiten ihres gleichen nicht
mehr finde. Vermuthlich iſt fie ein Wert
"eines der fremden Künftler, bie von Alexander
Severus berufen wurden. 9) &o erzähle auch
Trebellius Pollio, Vaß Elaubius dem zweyten
zu Ehren eine goldene zehn Fuß Hohe Bildfaͤnle,
und eine filberne won 1500 Pfund auf dem
Forum errichtet worden ſey. Der Kaiſer
Tacitus beebrte bad. Andenken feines Borfah-
\
—
9) Hiftoire de Part Tom. 2. p. 329.
2*) Vopiſe. in Tacit. e. Q.
ren Aurelianus mie drey filbernen Bilbfäns
len; »*) und ihm ſelbſt mie feinem Bruder
0 | re
l
sa. A
glarianus) wilnefahr. chen. dieſe Ehne Es wun
den auch nach der. Zeit neue ſehr prächtige Pa⸗
ifis aufgefuͤhrt und große: Gemaͤlde vperfeetigt,
als do war dac in einer Helle, be: beiſerlichen
Velaſes entworfene Gemaide das feyenlichen Spier
ie; Die Cariaus den roͤmiſchen Molle gegeben
hatte ) Allein obgleich dieſe· Werke wicht
uhr :vorhanden ſind, ſo kaan man, doch aus
ben Bildniſſen der Kaiſer auf ben uͤbergebliebe⸗
Ber Muͤngen, van: Galienus Mid: gu Conflantin
bem großen, zuderlaͤßig ſchließkan, Haßı-fie Ach
wicht meniger als dieſe, durch cha rabes und bar⸗
bartifſches Weſen und durch unfapdinde Bicıran
en anhet aucgeſeichnet baden. re,
e), Idemin Florlan, 6, 2. ran, s
%%) 'Idem ‚in -Carid, ig». Ara Io Bu 15 —
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Das ſechte Bu
Bei der Gelehrſamkeit der Provinzen
Italiens und der Ehrifen in den dr
erſten Jahrhunderten.
at Kom die Hauptlloti dee Malt und vo
Sitz der Kaifer war, fo verfommelten
ſich daſelbſt aus allen Welttheilen diejenigen, die
Ach in Verwaltung öffentlicher Geſchaͤffte, oder
in Kuͤnſten und Wifenfchaften, berühmt zu ma⸗
chen verlangten. Es hat uns auch bisher die
Veſchichte helehrt, daß nicht aur die Gelehrten
oen hoherm Verdienſt, ſondern auch Die mittel
mäßigen, ade Ehre und reichlichen Unterhalt
Ganpen. Daher iR nicht zu bewundern, daß
Dit berübentefteni, Dichter, Redner 1 Philoſonhen
Base und Kuͤuſtler bier, als in zinem aflgemeb
wen Schauplatze, ihre Geſchicklichkeit gezeigt ha⸗
Ben, und daß hiſher ber Gegenſand dieſer Ge⸗
ſchichte Rom. allein geweſen iſt. Uebrigent
lounten ſich viele der uͤbrigen Staͤdte merkwuͤr⸗
diger Gelehrten, Schulen una Bibliotheken ruͤh⸗
men. Es wuͤrde daher, diefer Geſchichte etwas
weſentliches abgeben, wenn fie beine Nachziche
sen davon ertheilte. Diefe werben den Gegen
Band des erſten Kapitels des gegenmärtigem
Bude ausmachen... Das zweyte wird er 7
elehr⸗
goB a a ni
Gelehrfamkeit der Chrifien haubeln. Die
Ordnung wird aber in den folgenden Buͤchern
nicht mehr ſtait finden. Deun weil Nom ſeit
Eonflartting Zeiten, nicht mehr der. beſtaͤndige
Sitz des Kaiſerthums, und’ bie chriftliche Kekke
ion die herrfchende war; fo bringt es die. Sache
ſelbſt mit ſich, die Ordnung fu verändern, da⸗
mit die Literatur Italiens in ihrem wahren ou
potepunite beſchtieben werde. |
Das erfte Kapitel: —
Die Gelebrſamteit der Provinzen, Inalienel
T. Vor dem Zuſtande der Licteratut in *
Provinzen Italiens, ba Rom noch ſth
ner Freyheit genoß, nnd unter den erſten Kai⸗
ſern, wiſſen wir nichts anders, als mas und
die roͤmiſchen und griechiſchen Geſchichtſchreiber
zufaͤlliger Weiſe und die Alterthuͤmer davon. bei
lehren. Denn an eigenen Schriftſtellern der
Städte fehlt es In dieſen Zeiten. Daher vers
Rebe che, daß hier nicht von allen Staͤdten
Nachrichten. vorkommen koͤnnen. Italien hat
zwar dieſes vor andern Ländern zum voramye,
daß der meiſten Staͤdte und Prodinzen Alter:
thuͤmer, beſonders in den neuern Zeiten, von
eigenen Gelehrten auf das genaueſte unter⸗
ſacht und beſchrieben worden find. Es giebt
Rod unter. den „Städten und a |
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”
A FT Va \
y4 * 303
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woch viele, wo dieſes nicht geſchehen iſt. Auch
iſt es einem: Menſchen ſittlicher Weiſe unmoͤglich,
vie große Menge der Bücher, die hiervon go
Ichrieben worden find, gufanmenzubeingen;, da
ſich fogar in · Italien nicht eine unter fo vielen
jahlreichrn Bi findet, die mit *
Saůchern ·dieſer RE vetſehen ſey.
II.. Cicerolegt gam Italien das Lob ben
daß anin In feiner Ingend. daſelbſt durchans
beſonders in Latium, der griechiſchen Litteratut
eifrigſt beſtiſen war.. Er ſetzt aber hinzu, daß
da: der: Zeit, wo er dieſes ſchrieb, der Eifer
gienlich nachgelaffen . babe. *) Er lobt aber
nasb eſondere die Einwohner: der Städte Taranı
bo, Aogsiod in- Kalabrien, und Neapel, welche
Dem Mchiaſsruus keiner⸗ andern Urſache das
Duͤrgerricht und andere Privilegien ertheilt hat·
sen, als weil er ein vortrefflicher Dichter war.?"y,
Ei radlefe Städie vor Alterd in! Groß⸗
griechenlaud: begriffen, wo Kuͤnſte und Wiſſen
Aften blaͤheten, und iſt daher: nicht zu bewum
dern/ daß ſte der griechiſchen Belchrfamfeht noch
ſonderbat ergeben waren. Unter Auguſtus ſtif⸗
seien die Neapolitaner dleſem Kaiſer zu Ehren
feyerlidse Wetuſpiele, . dis alle fünf Jahr ers
meuert wurden. *"*) Diele beitanden nicht nun
in xorchen · uchungen⸗ t) ſondern auch in
Sins
0) BroAcchie. , — 5 ibid
Be 8 TR.
’ ” -
— Sueton. in Auguſt. e. 8 )ibid. —98
oa N = 22 7
Sing⸗ und Schauſpielen,“) umb du Vorleſun
gen ber Gedichte verſchiedener Poeten, wo Rich»
ter beſtellt waren, die dem wuͤrdigſten eine Krome
guerfaunten.. **) Dieſe Ehre erhielten unter
andeen der Kaiſer Claudius, da er daſelbſt ein
ven ihm geſchriebenes ch 6 tußfpiel auf
führen li, Statius, ter imd Soht,
beyde Dichters wie ——* erzaͤhlt worden
iſt, und vielleicht auch unwuͤrdiger Weiſe Aer«,
da err auf der Schaubuͤhne zu Neapel mehr Ber
weiſe von feiner Thorheit als Eingiuuf ableg⸗
te. **) Alles dieſes beweiſet, daß die Neapo⸗
Utaner überhaupt Liebhaber der Ach Ringe,
und Sente von gutem Geſchmack waren. Phile
ſtratus giebt ihnen das ruͤhmliche Zeugniß, dei
noch zu feiner Zeit, dad. iß, unter Saptimius
Sevderus, bie griechiſche Rise" Baal ibnen
bluͤhete.
IL, Die Scheububne, die unten tum bet»
culaniſchen Ruinen entheckt worden if... ub Die
wielen Alterthuͤmer der Kunſt, bie hdaſelbſt gg
esslich ausgegraben. werden, find ein deutlichen
Beweis, daß in der Stadt Hererlanaum micht
nur die: dramatiſche Dichtkunſt, fondere auch
die Übrigen ſchoͤnen Kuͤnſte in der. beſten Bluͤher
waren. Hiervon kann man Jabase Menli
Emanuel Walchs Abhandlung über dig heran
Ianifchen
9 Strabo Geogr. Lib. 5.
20) Saet, in Claud. c. ır.
0%) Super. in Neron,; 0.20 - - Hm \
rg . vr
4 ..®. R
u
*
—E Zr |. Zus
lanſchen Altertbuͤmer „die im Jahr 1751 zu
Jena gedruckt iſt, mit Nutzen leſen. So war
auch zu Possuolf eine Schaubuͤhne, wo nicht
nur Schaufpiele aufgeführt, ſondern auch zu
Gellius Zeiten die Jahrbücher des Ennius lauf
vorgeleſen wurden; *) welches nicht geſchehen
ſeyn wuͤrde, wenn die Einwohner keine Liebha⸗
ber der Gelehrſamkeit geweſen waͤren. Der⸗
gleichen Schaubuͤhnen fanden ſich vermuthlich
in den meiſten andern Staͤdten dieſer Laͤnder.
In Capua war nicht nur eine Schaubuͤhne, *)
fondern auch ein Amphitheater, wovon ber bes
rühmte Canonicus Maspochi eine gelehrte Abs
handlung gefchrieben Hat. Allein von Amphi⸗
sheatern will ich bier nicht zeben; denn well
darin nichts vorfam, male: Gelehrſamkeit
gehoͤrt, ſo koͤnnen ſie zu keinem Beweis derſel⸗
ben dienen.
1V. Neben den Schaubuͤhnen find noch
einige andere Beweiſe von ber Gelehrſamkeit des
untern Italiens vorhanden. Gellius erzähle,
er habe bey ſeiner Zuruͤckreiſe aus Griechenland
nach Italien, da er zu Beindifi den Fuß auf⸗
fefte Land feßte, eine Menge griechifcher Bücher
jum Verkauf austeſettt geſehen; *) welches
nur
| .) Lib. 18. e. 5.
**) Muratori Nov. Theſ. Tafript T. 1. p. 290.
) 1jb,0.04 |
I. Band, U
3066 ——
nur dazu geſchehe pflegt, wo es gelehrte Ein⸗
wohner giebt. Æine Aufſchrift vom Jahr 193
der chriſtlichen Zeitrechnung in des Gruterus
Sammlung *) beweiſet, daß damals zu Sueſſa
(in Terra di Lavoro, ober. vieleicht im Volſci⸗
fchen) eine Sffentliche Bibliothek war. Der Here
Eanonicus Johann di Dita in feinen Alterthuͤ⸗
| mern von Beneyento **) zeigt, daß vor Alters
in biefer Stade oͤffentliche Echulen und viele '
Liebhaber der Gelchrfamfeit waren. Die ick
fäitigen Luſtreiſen der Römer, und das Land⸗
leben, das ſie in dieſen Provinjen führten, fonn»
ten. auch viel dazu beytragen, daß bie alte Kiche
‚zur Gelehrſamkeit nicht erkaltete, bis endlich
eß ſophiſtiſche Wſchwaͤtze und die allgemeinen
Ne derungen deſNeichs vermuthlich auch hier
alles Gute zu Grunde richteten.
V. Auch die Sicilianer hatten nicht ‚ganz «
aufgehört, die Gelehrſamkeit zu lieben, wegen
‚ welcher fie in ditern Zeiten fo berühmt waren.
. Sie hatten zwar damals Feine Gelehrten mehr,
bie mit ihrem Steſichorus, Theocritus und
Moſchus zu vergleichen wären; es mußten je
. doch noch. immer Schaufpielbichter oder wenig⸗
ſtens Leute von gutem Gefchmac in der drama»
tiſchen Dichtfunft unter ihnen leben, teil in
ihrem Städten Schaufpiele aufgeführt wurden.
Jeve⸗
*) Tom. 2. P- 475. _
*#) Diflert. 8. p. 219.
[4
j n =— 2 307
Jeveges ”) ſchließt aus einen, alten, Auffchrift,
daß ‚unter dem erſten Kaiſern eine Schaubuͤhne
zu Palermo war; und Cicero ſpricht von einer
andern zu Syracuſa, welche ungemein groß
‚war *) So fanden ſich noch andere in, ver⸗
ſchiedenen ficilianiſchen Städten, wie die neuern
Schriften, die zur Erlaͤuterung der Alterthuͤmer
dieſer Inſel daſelbſt in Drenge ans Licht gelom⸗
men And, beweiſen. Der lange Aufenthalt.
des Porphyrius anf diefer Inſel giebt auch gu⸗
um Grund zu muthmaßen, daß zu feinen Zeiten
die Philoſophie noch daſelbſt in Aufnahme war.
Denn es iſt nicht wahrſcheinlich, daß er ſich un⸗
ter Menſchen, die fi) um feine Lehre und um
fein Lieblingsſtudlum wenig bekuͤmmerten, lang
wuͤrde aufgehalten haben.
- VE Der Schluß von, den Schaubuhnen
auf die Kenntniß der dramatiſchen Dichtkunſt,
und auf den guten Geſchmack der Einwohner
der Staͤdte und Provinzen, wo ſich: jene befan ⸗
den, wuͤrde unrichtig ſeyn, wenn nicht die
Menge der Schaubuͤhnen in den Provinzen die
Muthmaßung fo verſtaͤrkte, daß man vernuͤnfti⸗
ger Weiſe nicht daran zweifeln kann. So wer⸗
Sen einſtens unſere ſpaͤteſten Nachkommen, wann
Be in den anſehnlichſten Städten Teutſchlands
Merkmale da gemefener. Schaubühnen entdecken,
U 2 oder
*) Annal. Panorm. Aera 3. 5. 29: |
**) Lib. 4. in Verr. u. 53. | rm.
N -
Ze
oder in der Geſchichte davon leſen, nicht unrich⸗
tig ſchließen, daß eine Zeit war, da die Teutſchen
gute Kenner der dramatiſchen Dichtlunſt waren.
Denn es iſt ſehr ſchwer, daß in vielen Staͤdten
eines Landes eine geraume Zeit Schauſpiele auf⸗
gefuͤhrt werben, ohne daß fich ber Geſchmack in
dleſem Fache der Dichtkunſt verbeſſere, und ohne
daß ſich Kemmer finden, die ſelbſt nene Schaus
ſpiele ans Licht ſtellen. Ich will mich alſo die⸗
ſes Beweiſes noch weiter bedienen, beſonders in
Anſehung der Provinzen und Staͤdte, wo es am
gebricbenen Nachrichten fehlt. |
VIE Es iſt faſt Fein anſchulicher Ort in
Toſtana, wo unter der. Regierung Der Roͤmer
Seine Schaubuͤhne war. Die beweiſet der ge
lehrte Borghini durch die leberbleibfel, Die man
allenthalben noch’ davon antrifft. ) Die Eins
wohner diefer Provinz mußten vor allen andern
dem Schaufpiel ergeben feyn, theils wegen der
Machbarfchaft dee Roͤmer, deren Beyfpiel fie
reizen konnte, - tbeild wegen angeerbter Liebe
theatraliſcher Vorftelungen, die den alten He⸗
truriern gang eigen war. Go fanden fich auch
Schanbühnen zu Volfinium, **) zu Anzio ig
Latium,) gu Pefare, H. in Padua, t7) un
in
®) Difcorfi T. 2. p. 183.
#*). Murat. Theſ. Inſeript. T. 1. p. 474
sk) Volpi Ver. Latium T. 3. p. 143.
- $) Olivieri Not. ad Marm. Pifaur. p. 13.
‚t) Tacit. Annal, Lib. 16. &. 21. :
w BL > ==. > 309
in den merfien Staͤdten Italiens. Die Religion
felbſt diente Damals zu einem ſtarken Bewegungs.
grunde, die Schaubuͤhnen zu vermehren. Die
alten Italiener hielten die Schaufpiele für eins
der kraͤftigſten Mittel, die Goͤtter zu verſoͤhnen
VIII. Bey den andern Staͤdten und Laͤn⸗
bern, die ir der Kombardie begriffen find,
-Sönnte Ich mich des nämlichen Beweiſes bedie⸗
"nen; weil es aber bier nicht an Nachrichten
fehle, welche die Bade getwiffer machen, fo .
will ich viel lieber dieſe vorbringen, ale mit ei⸗
nem laͤngern Verzeichniß von’ Schanbuͤhnen mir
und andern laͤnger beſchwerlich fallen. Die
Stadt Como, das Vaterland bes großen Men⸗
ſchenfreundes Pius des juͤngern, ſold den Ans
fang machen. Dieſer vortreffliche Patriot ver⸗⸗
"füchtete ſich den dritten Shell ber Summe,
Die feine Mitbuͤrger zum Unterhalt Sffentlicher
Lehrer sufammenfchiegen würden, bepzutragen.*)
Es tft auch nicht zu zweifeln, Daß fee Vorfchlag
gzur Wirklichkeit gelangt ſey, und daß das Land⸗
gut, welches er zum Unterhalt' armer Knaben
und Mädchen der Stadt ſchenkte, zum Theil
auch zum Unterhalt der Lehrer heſtimmt war. **)
Denn ift wohl zu vermuthen, daß er nach der
Zeit feiner Varerfladt eine. öffentliche Bibliothef
geſchenkt babe, ꝛeh wenn fie feiner Ermahnung
en! | u 3 und
*) Lib. 7. Epiſt. 3. ANETTE RER. Ä
"*) Lib. 1. Ep. 8S L. 2. Bp. 9:7, et ro
—
|
3t0
mb ſeinem eifrigen Verlangen, ine oͤffent⸗
lche Schule der Grammatik und Redekunſt zu
errichten, nicht gefolgt baͤtte? Und wozu die
Bibliothek unter Buͤrgern ohne Schule? Ver⸗
muthlich war der lateiniſche Grammatiker Ati⸗
lius, ber fein ganges Vermoͤgen der Stadt ver⸗
machte, einer der erſten Lehrer, die nach Como
berufen wurden, und durch das Beyſpiel des
Minius und eines andern damals mohlchätigen
Patrioten, Coninius, gu diefee Wohlthaͤtigkeit *)
betsogen worden. Aelter als Plinius konute
diefer Grammatiker nicht ſeyn, weil es ver
„deſſelben Zeiten gu Como an Schulen. der latai⸗
niſchen Grammatik fehlte. In ſpaͤtere Zeiten
laͤßt er ſich auch nicht wohl fegen,. weil die Auf⸗
ſchrife, die Apiani von ihm,anführf, **). megen
Ihrer ;glerlichen Kürze von einem Ehern *
vage: Sk ku folgende: : *
op, ATILUI
0 PILIL-QVE SERPICIANI
on "Grammätici:Latini .
:Cai- Ordo Comens
von Ornamenta .
. Decue, decrevit
— Qui univerfam Subftantiem
— ſuam ad. Rempublicam
pertinere voluit.
[2
| ILR. Sso-
) FP. M 7.:Ep: 18.
) Infcrip. Saer. vetuſt. p. 78.
wu
Ib
[2
m, nn | “
| ns er 4 ar
X. Sowohl "fremde als meildnbifche
. E chriftfieller behaupten, Plinius babe auch in
der Stade Weiland eine Bibliothek zum allge -
meinen Beften eröffnet. Sie gründen fih auf
eine alte Anffchrift, welche Triſtano Calchi ge⸗
gen den Aufang des 16 Jahrhunderts von einem
zerbrochenen Steine, fo wie fie war, zerſtuͤckt
und unverfiändlich abgefchrieben, und feiner
Geſchichte von Meiland einverleibt, Andreas
‚Ulciati aber in feiner kurzen Geſchichte von Mei⸗
land verbefiert hat. *) Don. diefen haben fie
Apiani *) und Muratori ***). abgefchrieben.
Aber alles, was in diefer Auffchrift gefagt. wird,
‚nämlich, daß Plinius zum Unterhalt der Biblio⸗
thek hundert faufend Seſterzien vermacht babe, :
daß er in feinem. Teftamente verordnet habe,
warme Bäder zu errichten, paßt eben ſowohl
auf Como als auf Meiland. Daß aber diefer
Stein mit ber Auffchrift, der fhon 1612 vom
Eardinal Friedrich Borromeo vergeblich geſucht
wurde, ) zu Meiland gefunden worden fey ‚.ift
‚kein binteichender Beweis ſeiner Beſtimmung
‚für dieſe Stabt, beſonders, da in Plinius Brie⸗
fen kein More von einer daſelbſt gefifteten
au 4 u Biblio.
—* Ghulini- Memorle delle eietä e Campe di Mi.
#06) Theſ. Inferip. T. 2. p. 3. J
lano T. 2. p. 233-.
*+) loc. dit. p. 55.
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3 12 44
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Bibliothek vorfonmt. Yus feiner- Ciferfücht
gegen die meiländifchen Schulen kann vielmehr
das Gegentheil betwiefen werden. In bem ver-
derblichen Kriege, der im Anfang des 12 Jahr⸗
hunderts zwiſchen Melland und Como mar,
kann der gemeldte Stein mit andern erbeuteten
Alterthuͤmern gar leicht nach Meiland uͤberbracht
worden ſeyn. Vielleicht iſt er auf die naͤmliche
Art nach Meiland, als die vielen fremden Auf⸗
ſchriften nach Venedig, und die arondelliſchen
Marmortafeln nach England, gekommen. Was.
der gelehrte Herr Doctor Saſſi zum Ruhm feis -
nes Vaterlandes behaupten will, bag Plinius
Drofonful und Vicarius des 8. Srafanus zu
Meiland, und ſchon im zweyten Jahrhundert
eine Sffentliche Bibliothek daſeibſt gewefen fey,”)
kann weder durch dieſe Auffchrift noch durch
Zeugniffe bewährter ESchriftſteller bewieſen
werden.
X. Gleichwie die gemeldte Aufſchrift ven:
Meil andern nicht. zugehoͤrt, fo maßen fie ſich
auch mit Unrecht eine andere an; woriu der
Drt, wo fie gu Trajans Zeiten gefebt worden
if, Neuathen genannt wird. **) Woraus
die Meilaͤnder folgern, ihre Stadt fey wegen
‚der Gelehrſamkeit zu Trajand Zeiten Neuathen
genannt worden. Allein biefe Auffchrift haben
Jacob Spon im Jahr 1724 dem srihten Theil
. nach⸗
®) De Studii⸗ Mediol, c. 2.
**) Aylani loc. dit. p. 29.
ap nn 313.
nach,” (denn einige Worte waren mit dem Stei⸗
"me abgebrochen) und 1752 Richard Pocode, **)
felbſt zu Achen gefehen und abgefchrichen. Nies
mand bat fie je in der Ambrofiusficche zu Mei⸗
Iand, wo fie nach des Apiani Zeugniß feyn ſoll.
‚te, geſehen; und es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß
fie dieſer Gelehrte etwa in einer Sammlung mei-
laͤndiſcher Antiquitäten, mo fremde Auffchriften.
untermiſcht waren, gefunden, und fie unter bie
mieilaͤndiſchen gezählt Habe Es kann alfo we⸗
der dieſe noch die vorige Aufſchrift zum Beweis
dienen, daß unter der Regierung des K. Traja⸗
mnus bie Gelehrſamkeit zu Meiland gebluͤ⸗
het habe.
XI. Die Meiländer haben aber nicht nd.
«
thig, dieſes mit erbettelten Auffchriften zu bewei⸗ |
"fen. Es ir ſchon gehoͤrigen Orts erzählt wor⸗
den, daß unter Edfar und Auguftus die Gram⸗
matifer fich fo ſehr zu Kom angehänft hatten,
Daß fig gezwungen waren, fich in andere Pros
Bingen, befonberd bed obern Stalins, ***) aus⸗
zuſtreuen, und bafelbft Schulen zu errichten.
Es ift hoͤchſt wahrſcheinlich, daß damals auch
zu Heiland eine Schule der Grammatik eroͤffnet
wurde. Wenigſtens ift gewiß, daß Virgil in
feinen jüngern Jahren bes Studirens halben
| u⸗ ſich
Voyuge d’Itelie, de Dalmatie etc. T. 3. p. 370
**) Inferiptiones antiq. p. 55. j
er) Siehe des I Bandes S. 298. 0
EL ne
fi einige Zeit daſelbſt aufgehalten Gabe. *)
Unter. Trajand Regierung iſt nichts gewiſſers,
als daß öffentliche Schulen da waren. Denn
Plinius konnte g8 nicht verfchmergen, daß feine
Landsleute aus Mangel eigener Echulen bie
meilaͤndiſchen zu beſuchen gezwungen waren. **)
Dan kann auch aus Suetonius beweiſen, daß
unter den erſten Kaifern die Gerichtshändel zu
. Meiland wie zu Rom rednerifch betrichen tour- -
den. Er erzählt von dem Rhetor Albutius Sir
lius, er habe allda vor dem ProfonfulPifo einen
Gerichtshandel mit großer Hitze vertheidiget,
und das Volk Habe mit folchem Geräufche fei-
nen Befall geäußert ,. daß der Liktor demfelben
zuwinken mußte, bamit es ſtill wäre. ***) Dies
ſer Gebrauch oͤffentlich zu peroriren iſt ein ſiche⸗
zer Beweis, daß man zu Meiland der Bereb⸗
ſamkeit und der uͤbrigen Wiſſenſchaften, ohne
welche ſie nicht beſtehen kann, befliſſen war.
All. Wir wiſſen auch von verſchiedenen
andern Staͤdten der Lombardie, daß ſte nicht
ohne Schulen und nicht ohne Gelehrſamkeit wa⸗
ren. Der Rhetor Albutius Silius hatte ſich
in Novara, feinem Vaterlande, zus Berebfant-
‚Seit gebildet. +) Denn fo bald er nach Nom
kam, bewies er feine wunderbare Stärke im
Deklamiren. Folglich mußte es zu Novata
nicht
*) Ebend. Seite 178. **5) Lib. 7. Ep. 13% d
***), De Clar. Rhetor. c. 6.
1) Id, ib. .
-—- — —
20 _ 0 >> Zr id ze
‚nicht an gefchichten Echrern der Berebſamkeit feh⸗
len. Bon Bergamo haben wir anderswo eine
Uufſchrift angeführt, *) melche begeuget, daß -
unter Auguſtus ein, Orammatifer, des Namens
Pudens, allda dffentlich lehrte. So fand fi
auch zu Cremona eine Öffentliche Schule, weil
nad) dem Zeugniß der Chronik des Euſebius
Virgil allda einige Zeit ſtudirt hat. Zu Turin
bat man ſich beſonders auf die Arzneywiſſen⸗
fchaft gelegt. Denn ein gewiſſer C. Quintius
Abaſcantius raͤumte daſelbſt ben Aerzten einem
dem Trajan gewidmeten Tempel ein, um ſich
hier zu verſammeln, vermuthlich in der Abſicht,
damit einer dem andern zur Befoͤrderung der
Urzneykunde feine Erfahrungen mittheilte. *%)
Es ließe fih noch von vielen andern Städten
Italiens beweiſen, daß fie.mit Schulen verfehen
Maren, wenn dasjenige, was biöher geſagt
worden if, nicht hinreichend waͤre / und gu über
‚zeugen, daß man bie Selchrfamfeit in den Pros
vinzen Itoliens unter den erſten Kaiſern nicht
außer acht geſetzt habe. Es ſcheint aber, die
Schulen der Staͤdte haben ſich bis auf des An⸗
toninus Pius Regierung meiſtens nur mit der
Lehre der Grammatik, Dicht⸗ und Redekunſt,
wie etwa unſere Gymnaſien, beſchaͤfftiget, und
wer zu hoͤhern Wiſſenſchaften Luſt hatte und ſich
einen groͤßern Ruhm iu erwerben verlangte,
Ä abe,
*) Siehe I Bandes ©. 208. ’
*%) Marmor. Taurin, T. 1. p. 117.
4
Mn.) ee — = 7 Zus
Babe fih nach Rom, als in ben- Miltelpunfe
‚aller Gelehrſamkeit, begeben. ber ber oben»
gedachte Kaifer verfah alle Städte Italiens mit
Lehrern in jeder Wiffenfchaft, beſtimmte ihre
Anzahl und beſoldete fie. Ein Gleiches that
nach ihm Alexander Severus, wie wir gehoͤri⸗
gen Orts geſehen haben. Folglich iſt gewiß,
daß man ſeit der Mitte des zweyten Jahrhun⸗
verts der chriſtlichen Zeitrechnung alle Wiſſen⸗
ſchaften auch in den Provinzen Italiens lernen
fonnte. Da aber endlich Rom unter Conſtan⸗
tin dem großen gewiſſermaßen aufhoͤrte, die
Hauptſtadt der Welt zu ſeyn, und der Zulauf
fremder Nationen ſich nach und nach vermin⸗
derte, verbreitete fich bie Gelehrſamkeit immer
mehr durch die einzelnen Städte und Länder
Kealiene. Die Heften Köpfe, die nun in ihrem
. Baterlande blieben, beförderten daſelbſt bie
Kuͤnſte und Wilfenfchaften durch ihre Lehre und
‚Schriften, ſo viel es bie Umſtaͤnde der Zeiten
wwlleßen.
Das zweyte Kapitel.
Die Gelehrſamkeit der Chriſten in Italien in
den drey erſten Jahrhunderten.
L @ ft niche zu laͤugnen, daß fich unter den
Chriften der drey erfien Jahrhunderte
Sränner von a sroßer Gelehrſamkeit gefunden bar ⸗
AR Gen,
ben, als da find: Juſtinus, Irenaͤus, Lies
mens Alexandrinus, Dionyſius von Alexan⸗
dria, Tertullianus, Minutius Selig, Orige⸗
nes, actantius und wenige andere. Sie tage
ren meiſtentheils Ausländer , beſonders von bee
alexandriniſchen Kirche, Weil die Chriſten im
Dralien der Verfolgung verſchiedener Raifer meho
usgeſetzt waren, als die in entferntern Rändern
lebten, ſo iſt es Fein Wunder, daß ſich dieſe
mehr alg jene in ber Gelehrſamkeit ausgezeich⸗
net haben... Zu Alexandria insbefondere, ‚wo
als in einem tolergnten Handelöplage von.jchen
fehr viele Juden lebten, und wo man wegen der
perſchiedenen philofophifchen Sekten des Diſpu⸗
tirens gewohnt war, machte eine neue Religlon
die man für einen Zweig der juͤdiſchen hielt, el⸗
nien viel geringer Eindruck. Daher wurden
die Chriſten daſelbſt weniger gehindert, dem
Studiren obzuliegen, und ihre Gelehrſamkeit
durch Schriften an ben Tag zu legen. Zu Rom
aber uud in gons Italien mar eine Neligiom, die
‚ ben Gotzendienſt verachtete, etwas neues und
beleidigendes, und ihre Anbaͤnger mußten ein
Gegenſtand der Verachtung und Verfolgung
‚werben, je nachdem fie. dieſelbe mehr oder we⸗
iger durch Handlungen und Schriften aͤußerten.
II. Dieß war eine ber vornehmſten Ur⸗
ſachen, warum das Chriſtenthum in dem vor⸗
—
dern Aſten und in’ Afrika mehr Proſelyten ld
in Italien gefunden, und warum hier wenigere
gelehrte
?:
318 etz
gelehrte Chriſten, als da, fich durch Schriften be⸗
kannt gemacht haben. Diele wenigen find ber
roͤmiſche Biſchoff Soter, Eaiks,: ein Prieſter
der roͤmiſchen Kirche, "Hermes, Novatianus,
Minutius Felix, Aactantins. Der erfit war
gu Bendi in Terra di Lavoro geboren, und im
Jahr 168 auf den roͤmiſchen Stuhl erhoben wor«
ben. Er bat ein Buch wider bie Ketzerey der
Eataphrygen gefchrieben, wenn ſonſt das alte
- Werk, welches der P. Sirmond *) unter dem
Namen eines gewwiffen Praͤdeſtinatus Beraudges
geben hat, Glauben verdient. Cajus, ein ges
boruer Römer, ſebte im Anfarige des driften
Jahrhunderts, und ſchrieb einige Bücher vom
Chriſtenthum, beſonders wider die Montani⸗
ſten, mit welchen er auch eine Unterredung ge⸗
halten hat. Bon ſeinen Schriften finden Ach
noch einige Fragmente bey Eufehins. *) Pho⸗
. is nennt ihn einen. Bifchoff der Heiden, ***)
und ſcheint Dadurch anzuzeigen, er habe ſich ber
Belehrung der Heiben In entfernten kaͤndern ge
widmet. Bon Hermes haben Bontanint amd
Liruti in ihrer gelehrten Geſchichte von Aquileja
und Friuli weitlaͤuftig gehandelt. Er ſoll ein
Beuder des 8 pabſte Pins I. geweſen fepn, wur
ein
9 In Noris. ad Enmadil Opufe, V. N. 26 |
#*) Hi. Eecl, Lib. 2, €. 25. Lib, 24 Lib. 6
c. 20. etc. | |
er) Biblioch, Num, 48:
BR > = — . 319
ein Buch von der. Öfterfeyer gefchrieben ha⸗
ben. *) Novatianus, ein fo gelehrter ald un:
ruhiger Kopf, mißbrauchte fein gutes: Talent,
‚eine (hÄdliche Trennung unter den Ehriften zu
Rom zu ftiften. Bon feinen Schriften ift eine
von den jädifchen Speifen, und eine andere
don dee Dreyeinigkeit auf umfere Zeiten gekom⸗
men. Minutius Felix, der mit den zween vor⸗
ergehenden um die Haͤlfte des dritten Jahrhun⸗
Derts lebte, wird ‘don. vielen für einen Afrika⸗
ner gehalten. Er hat fih aber viele Jahre: zu
Kom aufgehalten und einen Sachwalter abge⸗
geben, auch nachdem er den chriſtlichen Glau⸗
Ben angenommen hatte. Dieſes beweiſet er
ſelbſt in ſeinem Geſpraͤche von der chriſtlichen
Relhglon, ») dem er den Namen Octavius
beylegt. Weil ihn Hieronymus einen beruͤhm⸗
ten Sachwalter nennt, ***) fo muß er fich mehr
in Gerichtshändeln als in der Gottesgelehrtheit
geübt Haben; denn die Gründe, die er in dem
gemeldsen Gefpräche anführt, die Wahrheit der
chriftlichen- Religion gu vertheibigen, , find ſehr
ſeicht. Indeſſen gelingt es ihm doch, den aber»
gläubifchen Goͤtzendienſt lächerlich. zu machen;
und in der reinen und nierlichen Schreibart
uͤber⸗
Fontanimi KAM. Liter. —* p. 63. Lira
. Serittori-del Friuli T. 1. P. i 3.
— ap. 3
ze) De Vie, Uluſtr. © 5,
320 er
übertrifft « er die meiſten Schriftſteller ſeines Seit
alter®.
. M. Lactantius iſt der berühmrefte unter
den chriftlichen Schriftfielern des dritten Jahre
hunderts. Sch fege ihn in dieſes Jahrhundert,
weil der geößte Theil feines Lebens dahin faͤllt.
. Obgleich von keinem der ältern Schriftfteller fein,
Vaterland angezeigt wird, fo halten ‚ihn doch
einige unter ben uenern für einen Afrikaner, an⸗
dere für einen Italiener. . Die’ erften gründen
ſich auf des Eufeblus Chronik, wo er ein Schuͤ⸗
fer des Arnobius, welcher zu Sicca in Afrika
die Beredſamkeit gelehrt hat, genannt wird.
Die andern legen den Beynagnien Firmianus
zum Grunde ihrer Meynung,. und behaupten,
€ ſey zu Fermo geboren. Weil ex. in KH
Manuffripten auf dem Titelblatt mar La
tius Firmianus, am Ende aber eined jeden
Buchs Lucius Celius genannt wird, fo if
wahrfcheinlih, daß er von dem römifchen Ge⸗
fehlechte der Celier war, und. bafl feine Vorfah⸗
sen etwan mit einem Pflanzvolk von Nom nach
Sernio gefonamen feyn. *) Das gewiffefte aber -
ut, daß einige Stellen feiner Werke mehr auf
einen Roͤmer ald auf einen Afrikaner paſſen, und
aß fein gierlicher und anmuthiger Styl fich von
der hatten und rohen Schreibart, ber bem afris
laniſchen Ochrifttelern ehr oder Weniger eigen
if,
%) Edoardo da S. Saverio im Lad. . Open Decas 1.
Differt. ı et 2.
re 321
IR, augenſcheinlich unterſcheidet. Mar finber
in feinen Schriften Kein Wort, welches anzeige,
daß er je ein Seide geweſen ſey. *) Und iſt aller⸗
bing® ungegruͤndet, was bie Verfaſſer der ges
lehrten Gefchichte von Sranfreich fagen, daß er
fi su Nikomebia, wohin er als Lehrer der Be⸗
sebfanteit: berufen wurde, zum Chriſtenthum
bekehrt Gabe. **) Weil er daſelbſt (vielleicht
wegen der lateiniſchen Sprache, die in einer
griechiſchen Stadt wenig geſprochen ward,) we⸗
nige Schuͤler hatte, legte er ſich auf das Buͤcher⸗
ſechreiben, und machte ſich hierdurch beruͤhmter
ale durch fein Lehramt. Darauf wurde er vom
K. Conſtantin in Gallien berufen, ſeinen erſtge⸗
bornen Sohn Criſpus zu unterweiſen. Hier
brachte er den Übrigen Theil: feined Lebens zu/
and ſtarb in einem fehr hohen Alter im Jahr 325.
einen ganzen Lebenslauf erzählen in oben an⸗
geführten Stellen die Verfaſſer der gelehrten
Geſchichte von Frankreich, der P. Eduard vor
©. Saverio, ein barfüßer Earmeliter, und ber
P. Beilhier. **%)
IV. Seine Werke find Tnfitotiones divi-
nae, de’Ira, de Opificio Dei, de Mortibus
perfecutorum. Von dem erſten hat er ſelbſt
einen
> Le Nourry Apparat. ad Bibl. P. P. Tom. 2.
Diſſert. 3.01. .
) T.1.P.2.p 66. “7.3 238 |
II. Band. ®
-.
Dr RB we *
322 art
ginen —* verfertigt, wovon das Wanufktipt
in der koͤniglichen Bibliothek zu Turin ) aufe
behalten wird. Die Chronik des, Euſebius
venut ihn den Gelehrteſten feiner Zeit, und ſetzt
Binzu, gr ſey fo arm geweſen, daß es ihm, oft
on den nothwendigften Lebensbeduͤrfniſſen gefehlt
habe. Seine -Schrifsen find vortrefflich, in fo
fern. fie den heidniſchen Aberglauben beftreiten.
Man muß aber die Lehre bei Chriſtenthums,
wie fie fich durch die Erläuterungen und Zufäge
ber. nachfolgenden Kirchewerſammlungen nach
und nach gebildet Bas, «ben fo wenig darin
ſuchen, ale in audern Kirchenſkribenten der drey
erſten Jahrhunderte. Hieronymus ſagt von
ihm; Lactantius quaſi quidam fluvius elo·
quentiae Tulliange, utinam , tgın noflra
affirınare potuiflet, quam facile. aliena de.
firuxit. *)
..V. Aus dem, was bisher pefagt worden
iſt, laͤßt ſich zum Theil widerlegen, was die
franjoͤſiſchen Enchclopediſten den Chriſten der
drey erſten Jahrhunderte zur Schuld legen.
der Apoſtelgeſchichte, 19. Kap. i9. Vers, wollen fie
behaupten „ die erſten Chriſten haben es als eine
Pflicht angeſehen, alle Wiffenfchaften der. Hei⸗
den zu verabſcheuen und ihre Dächer zu verbren⸗
_ | .. men.
. ©) Canal. Cod. MSS, Bibl. Tau T. 2. P 268.
.Cod. 840...
8*) Epift, 49. ad Paullinum.
“i.
on = 2 323
am. ) Daher Ten erfolgt, daß die Neubekehr⸗
ten ſogleich aller weltlichen Gelehtfamkeit abfag⸗
ten, und ſich nur der. Erleenung und Verörel⸗
sung ſolcher Kenntniſſe widmeien/ die dir gem
lichen Religion gehören. Man darf abe® die
gemeidte Stelle der Apoftelgefchichte nur leſen
um überzeugt gu ſeyn, daß daſelbſt nur von’
vorwitzigen Kuͤnſten, ald da ſind die Sternden-‘,
tung und Zauberey, und von Buͤchern, bie da⸗
vdn handelten, die Nede iſt. Geſetzt auch, es
fen damals aus enthufiafifchem @ifer allerhand
Bücher von weltlichen Wiffenfchaften verbrannt
worden, fo geſchah doch diefe® nur zu Epheſus.
Märe dieſes damals als eine Pflicht der Chriſten
angefeben worden, fo märde ihren Paglus ein
uͤbles Beyſpiel "gegeben Haben, ba er ih feinen 2
Sundſchreiben und ju Uthen gehaltenen: Reden
füch einiger Stellen griechtſcher Dichter bediente.
So baben:ancdh: ſowohl die zrlechiſchen als latei⸗
niſchen Schriftſteller chriſtlicher Religion in ih⸗
ren Schriften bewieſen, daß fie in ben Büdern ‚
der Heiden Fehr wohl bewandert waren. Wille.
Lehren der alten Philoſophen wuͤrden und unbe⸗
kannt geblieben ſeyn, wenn Clemens Alexandri⸗
nus, Tertullianus, Origenes, Lactantius und
Euſebius in: ihren: Schriften und biefelben
nicht aufbehalten Hätten. - Und wie würden fie
bie: #3eripämer der wehen Jaben widerlegen koͤn⸗
nen,
0) Art Bblobegee
—
lich dur
Genatorß gelangt. "?) -- Unter. demKaiſer Com.
LE — >
nen, wofern ihnen nicht erlaubt war, die Schrife
ten, worin ſie gelehrt wurden, zu Irfen 2
VI. Eben fo ungegruͤndet iſt die Mepnung
des Zu nccius *)-upd-anderer, die dafuͤr halten,
baß diejenigen welche ſich An’ ben erſten
Soprhunderten. ‚zum. Chriftenthum. befehrten,
ber Dichtkunſt und Beredſamkeit gute Macht füge
. Die Bepſpiele des Bactonting, welcher zu
Yifomedia die Beredſamleit oͤffentlich Ichrse,
und des Minutius Felix, der ſich als Sachwal.
te oft. im roͤmiſchen Forum hoͤren Inf, bewei⸗
ſen das Gegentheil. Es iſt auch ſehr wahr⸗
ſcheinlich, daß noch audere Chriſten ſich mit der
gerichtlichen Beretiſamkeit zu Rom beſchaͤfftiget
haben. ‚Ein gewiſſer Apolloniug war. vermuth⸗
4 dieſen Weg sum Wuͤrde eines roͤmiſchen
modus: entdeckte einge ſeiner Leibelgenen, daß er
ein Chriſt ſey; und da; 48 ihm: erlaubt wurde,
Hechenfchaft von feisser Religion zugeben, ſchrieb
es ein Buch davon, und bas ee dem Genate
vor. Aber fo gut. er darin feine Religon mochte
vertheidigt haben, ſo wenig half es ihm, das
Todesurtheil von ſich abzuwpenden. Euſebius
ſetzt hinzu, er ſey in den weltlichen Wiſſenſchaf⸗
sen, beſonders in ber Philofophie, ſehr geübt
geweſen.)So iſt auch die Aanetunde von
*
3 De Vegetalat. Ling Sene@ute «1. 6.21.
**) Hieron. de Vir. illußr. e. 42.
"*r) Hiſt. Eccleſ. Lib. 5. 21. wind I.’ 4
I re as
den Chriſten Ber erſten Jahrhunderte betrieben
worden. Denn neben dem, daß der Evan⸗
geliſt Lukas cin Arg war, ſo fuͤhrt der ge⸗
lehrte Dominikaner Mamachi *) einige Auf⸗
ſehriften dieſer Zeiten an, worauf chriſtliche Aer zie
genannt werden. Der naͤuciche Verfaſſet hat
auch eine wortreffliche Abherralung von den Kuͤn⸗
ſten, womit ſich die erſten Chriſten ernaͤhrten,
ans Licht geſtellt.
VII. Ich wuͤrde die Anzahl der italieniſchen
gelebrten Chriſten mit einigen roͤmiſchen Paͤbſten,
* haben, wenn ein jeder asfährichener
Brief ein binreichendes Verdienſt wäre, feinen
Berfaffer unter die Klaſſe merfwärdiger Geleho⸗
von zu fees Auch habe ich einige anfehnliche
Griechen chriiiche Religion, und einige frem⸗
Ge Ketzer, Re Fi: nıse eine kürze Felt gu Dork
aufgehalten haben, mit Stillſthweigen übergani
zen, um nicht dem Benfplele:birı geleheten Ge
ſchichte von Fraukreich zu folgen, weiche ich einen
jeben Gelehrten anmaßt, berinttr einmal ben Yuß
Mn Frankreich geſetzt hat. Was ich ven ben chrifle
lichen Gelehrten in Italien gefagt habe, ift nie _
ned Erachtend hinreichend, einen Begriff gu ge⸗
Gen, wie daſelbſt die Gelehrſamkeit der Epriften
in den drey erſten Jahrhunderten befchaffen war.
rn”) Origin et An Cheift. T. 3. e· 16.
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Das fiebente Buch, Ä
Ä Die Geſchichte der Gelehrſamkeit in Ita
—Nlien von Conſtantin dem großen bie
zum Untergange des ocridentaliſchen
Kaiſerthume.
Das erſte Rapid
Migemeine daſtand der — in
Iktalien.
ng H Gonflantinnue nach bem Kühe pere, bie
mit- ihm um den kalſerlichen Khren
feitten, im Jahr 395: zum ruhigen Beſitz deſſel⸗
ben gelangte, oͤffneten fich ‚für die chriftliche Re⸗
ligion die gluͤcklichſten Ausſichten. ‚Sie beſtieg
den Ealferlichen Thron, und alle die Waffen, mit
welchen fie vorher: von dem Heihenthum verfolge
‚wurde, landen nun gu ihrem Befehl, Gleiches
mit Gleichens zu vergeltn. Conſtantin -flürzee
bie. Goͤtzen und ihre Tempel zu Beben, und um
terließ nicht®, mas ihm ſchien, has Ehriſten⸗
tbum zu vergrößern, und. bie. Ahgetteren - zu
ſchwaͤchen. Ob er fich aber nicht mehr in Relis
gionsſachen gemifcht habe, als es einem Flugen
Gürften gebührt, und in feinen Anorbnungen
ſich allemal nach den ' Grunbfägen des Chriſten⸗
thums
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f
thums gerichtet Gabe, iſt eine Frage, die’ niet
dierher gehoͤrt. Was uber feinen fittlichen Cha⸗
rakter betrifft, ſo iſt es ſehr ſchwer, denſelben
zu entwerfen.Die chrifefi chen Schriftſteler
Weiner Zeit erbeden ihn himmelhoch; hingegen
ſchildern ihr die Heiden Julianus, Zoſimus
und Eunapius mit ben ſchlechteſten Farben ab.
Welchen von beiden ſoll nian nun Glauben’ bey.
meffen ? dieſen, welche Urſache hatten, ihn zu
haffen? oder jenen, die nach einer langwierigen
Unterdruͤckung burch ihn auf einmal zur Freyheit
Und gu boffnungavollen Ausſichten gelangt was
ren? Photius Hält zwar bie stoeen letztern bet
geſagten heidniſchen Gchriftfiefler“ für derlaͤumb
deriſche Zungen; *) allein hietmit iſt noch nicht
bewieſen, baß ſte wirklich Berläumber, jene aber,
deren Erzaͤhlungen er nach einigen Jahrhunder:
ten beypflichtet, keine Eathufiaſten, keine dank⸗
baren Schmeichler waren. Er wird zwar auch
von einem heidniſchen Schriftſteller, Aureliud
Victor, ſehr geruͤhme: kann uber dieſer, ber bes
fondern Wohlthaten toegen, die er von dleſem
Kaiſer hoffte oder ſchon empfangen hatte, ihm
nicht eben ſo ſehr geſchmeichelt haben, als er
es ſeinem Sohne Eonftantind gethan hat?
II. Daher wollen wir ung mit ber Abſchil⸗
berung feines Charalters nicht abgeben, ſon⸗
dern ihn nur von der Seite her betrachten, too
« der Sacheſamtet in elen entweder Scha⸗
Zu ven
*) In Biblioth. u
“nn
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308 —
den oder Nutzen gebracht hat. Die Stadt Kon⸗
ſtantinopel, die er, der Hauptſtadt der Weit
den Vorzug ſtreitig zu machen, erbaute, und zu
ſeinem beſtaͤndigen Wohnſitz wählte, ‚war ber
Italienifchen. Litteratur hoͤchſt ſchaͤdlich. Deny
weil num die wichtigſten Reichsgeſchaͤffte zu Kou⸗
ſtantinopel behaudelt wurden, fo, zogen bie bes
ruͤhmteſten Maͤnner, und wer ich durch die Ges
lehrſamkeit empor zu ſchwingen verlangte, dem
Hofe nach. Der Stadt Rom blieb. faſt nicht
übrig, als ein leerer Schatten von Pracht uub
Majeſtaͤt. Die gelehrten Italiener, deren Um⸗
ſtaͤnde nicht zuließen, ihr Vaterland gu verlaffen,
blieben, aun in. ihren Provinzen, und: befoͤrder⸗
ten daſelbſt nach ihrem geringen Vermoͤgen die
Gelehrſamkeit. Daher wird ſich nun unſere
Geſchichte nicht. mehr auf Rom einfchränfen,
und .bie. Berfchiebenheit der Staͤdte, bie durch
die Gelehrten beruͤhmt gemacht worden ſind,
"wird derſelben mehr Anmuth keylegen.
„„III. Euſebins beſchreibt ung Konſtantin
als einen von Jugend auf geuͤbten Liebhaber
ber Beredſamkeit und der ſchoͤnen Wiſſenſchaf⸗
ten.*) Er erzählt von ihm, er babe bie Gen
toohnheit gehabt, feine Öffentlichen Borträge
ſelbſt in lateinifcher Sprache aufzufegen ‚und in
bie griechifche uͤberſetzen zu laſſen. **) Wie weit.
ex es darin gebracht habe, jeiget ungefähr fol
8endes
H Vita Conftanini Lib. 1. e. 19.
*#) ibid. Lib. 4. e. 33 et55. 5
* 2
ud!
7 2
gendes Stüd eines Brlefs day er an Porvba⸗
rius Optatianus geſchrieben, und Marcus Bee
ferus mit den Gedſchten des geſagten Dichters
ans Licht geſtellt hat. ) Er ſchreibt: Dehuit
quorundam ingenis imperaornm favor,, qui
non fecys. doctrinae deditas mentes irtigare
atque.alere confuevit, ‚quali clivoſi tramiti⸗
Jupercilio rivus elicitus, ſcaturientibus venig
erva arentia tempersvit. Saeculo. meo ferk -
hentes digentesque non aliter-benignus audir
tus, qm lenis aura profequitur; denique
etiam fludiis meritum a ine teflimoniym non
Degatur etc. Was kann .orientalifcher Hingen
als diefe Schreibert? Aher fo ſchwuͤlſtig ald
dieſer Brief ſeyn mag, fo bieneher doch zum
Beweis, daß er Vorhabens war, die Gelehrten
feines Schutzes zu würdigen. . Er hat auch
wirklich einige Geſetze zu ihrem Beſten gegehen,
In dem juftinianifchen Geſetzbuche finden wir
eins, worin er befiehlt, daß die Aerzte, beſon⸗
ders aber feine Leibaͤrzte, die Grammatiker, alla
Lehrer der ſchoͤen Fünfte und der Rechtsgelehrh ⸗
| guet mit ihren Weibern, Kindern, Haab und
ut. yon allen oͤffentlichen Auflagen frey ſeyn
fouen,, und daß fich niemand unterſtehen ſolle—
ihnen hierin überläftig zu fallen. Man fol ih«
nen auch ihre gehörigen Befoldungen richtig and.
zahlen, damit fie nicht in der Lehre der Kuͤnſte
I . 5aurbwd
v
*) Velferi Opera T. 2. ad galsem,
‚938. a u _S-——n „
mb Wiſſen ſchaften gehindert werden. 9 Dry
undere dergleicheh &efege figden fich von ihm in
ben theodoflaniſchen FL buche, wo er noch
hinzufetzt, die Lehrer der Wiſſenſchaften ſollen
Yin freyen willen haben, oͤffentliche Nemter au»
| junchmen oben: »e) Ein anderer Beweit
von feiner Liebe zu den Wiſſenſchaften find felde
grädige Verordnungen, mit welchen er die Etadt
Athen, wo damals die Gelehrſamkeit noch blu——
hete, zur Befoͤrderung derſelden deguͤnſtiget hat.
Julianus felbft, ber fonft nie die Wadrheit ges
fast haben folf, wann er übelg ‚von Ihm fpricht,
Uunterlägt doch nicht, ihn deshalben zu ruͤh⸗
min. win)”. Was aber alles bieſes noch weit
Abertrifft, ſo hat er die Buͤcher der heiligen
Schrift, welche in den Zeiten der Verfolgung
Emtpeder verſteckt oder zerſtreuet woͤrden waren,
mie großen Unkoſten auffuchen, und durch aß
ſcytiften vervielfaͤltigen lafſent)*
IV. Nach Konſtantins Tode, welcher ind
Jahr 337 faͤllf, wurde das roͤmiſche Reich unter
feine drey Sehne Bonftantin, Ronftantius ımb
Bonftans getheill. Uber der. ketztere, welchem
Italien zu Theil geworden tar, 'entriß feinem
Bruder Konſtantin ſeinen Authell am occidenta⸗
uſchen
SL, 10 —X L 6. en
*). Lib. 13. Tit. 3.:L..1, 2, 3.
*#6), Oratio I.
17) Eufeb. Virk Co, Lib, 3.
v
re |
‚Arche Krifrrrhum mit Bemalt, und beſaß xx
er 350, va Magnentins ſich wider ihn eiupder
te, und ihn dar kaiſerlichen Krone und des fo
Send beraubte. Aber dieſer genoß nicht jange
Ser Fruͤchte feiger Ungerechtigkeit; denn ‚nach
orey Jahren wurde er won RKonſtantius fo: ie
vle Onge getrieben, daß er fl ſelbſt ermordete
Quf dieſe Weiſe wurde das roͤmiſche Kaiſerthum
wieder unser: cin Oberhaupt gebracht, nachdem
eso 16 Jahr zertheilt, und Itallen durch die
brůderliche Unelmigkeit nud durch blutige Kriege
jerrüntet worben: war. In dieſem unruhigen
Zeitraum und unter der Regieruug ded Konſtan⸗
tius iſt nichts zur Befoͤrderung der Gelehrſam⸗
keit vorgenemmen worden. Dieſer Kaiſer woll⸗
te zwar für. gelehet und Gerede gehalten ſeyn,
and machte Verſe; war aber en Dummfcyf,
und Häfte noch dazu dem Fehler, daß er die ver⸗
dienſtys len Belehrte eivete. *) Dazu kam
noch/daß:er ·ſich aufn Religionsfireitigfeiten
miſchte, ben Arianern anhieng, und die Recht⸗
gaͤubigen verfolgte. Hierdurch jog er fich bdie
Berachtimg der Ehriften und Beiden zu. Er
Narb in Kitielen:im Jahr 36r, da er im Begriff
war, feinem Vetter Julianus mit einem Kriege
bre zu Leibe zu gehen.
V.Jaollanus beteg logleich den eiledig⸗ |
ten Tbron ohne einigen Widerſtand. Er war
zwar
) Ammian. Marcellin. Hiſtor. Lib. 21. e. 16. Air
sel, Vi&or, Episome c. 66: _ Fb
338 u.
war in ber chriftlichen Religion erzegen erklaͤrtr
ſich aber zum Heidenthum, da es feine Umſtaͤnde
erlaubten, und ſuchte durch gelindere Weg
wid: ſeine Vorgaͤnger gethan hatten. dem Chri⸗
ſtenthum allen: meͤglichen Alrbruch zu than
Hierdurch wurde er der Chrißen Scheuſal unh
Deo Heiden diebling. Jene haben: ihm den vere
haßten Naͤmen eines Abtrimnigen beygelegt, und
als. einen Boͤſewicht der Nachwelt abgeſchildert;
| biefe- aber ruͤhmen ihn in ihren Schriften als ei⸗
wen wohlthaͤtigen Menſchenfreuud und vortreff⸗
lichen Fuͤrſten. Weil aber ſowahl Chriſten als
Heiben darin zuſammenſtimmen haß er ein ſtren⸗
ger Beobachter ber philoſophiſchen Sittenlehre
war, und aus allen Umſtaͤnden gefchleffen wer⸗
ben kann, daß er ſich gegen die Chriſten viel
leidlicher betragen habe, als Konſtantin gegen
die Heiden, da es doch in feiner Macht war,
firehger mit ihnen zu aggfahren: ſo mag wohl
dieß fein größter Fehl fen ſeyn, daß en
ein Feind des Chriſtenthums wear. Was mau
Bon. feinem moraliſchen Charakter ruͤhmliches
- fügen kann, und vielleicht noch mehr als wahr
A; findet ſich; in des Herrn: von Voltaire
Queſtions fur l Enoyelopedie *) mb in ben
Encpelopedie. **) Hingegen haben Me⸗
mwont,*”) ‚ber un de is letierie in dieſes
41 tg, Kaia
%) Tom. 2. Art. Apoftate,
*). Art. hᷣelęcciciſme. | .. .
©**) Hiß, des Emper. in Juliane Art, 39 et 30.
N
kr 333
Raifers Lebensbefkhreibung,, *) und bder unge⸗
warnte Werfaffer. ber Seſchichte bed Eclecticis-
mug **) ſeine Verdienſte vielleicht zu viel..her.
abſetzt. Weil ze zu Konſtantinopel arbören
wer, ‚und in den Wiffenfchaften ſich zu Athen
gebildet has, fo gehoͤrt er eigemtlich nicht unter
die gelehrten- Sjtaliner. Seine Schriften hat
Fabricius in feiner griechiſchen Sibliothel B. 7.
8 nz ıc. ggg. Ä
. Diefe zeugen, daß er nicht nur ein
ehr ————— und witziger Kopf war, fon«
dern fich auch in den ſchoͤnſten und nuͤtzlichſten
Wiſſenſchaften vortrefflich geübt. Hatte. Wer
enm aber liebte er die Weltweisheit. Dieſes
hat er micht ns durch feine Schriften, ſondern
auch durch. ſein aͤußerliches Betragen bewieſen
Dean Eunapius erzaͤhlt von ihm, er habe ſich
das ernfihafte und ſtrenge Anſehen eines Philo⸗
ſarhhen gegeben/ und ſey beſtaͤndig mit dergieie
chhen Gelehrten umgegangen. *"") Daß er beſſer
als feine Vorgaͤnger einfah ‚+ mie bie Gelehrſam⸗
feit von ihrem. Derfali gerettet werden fönnte,
bemeifet dad von ihm zu biefem Ende gegebene
Geſetz, weiches im juftintanifchen Gefegbuch px
farben if. »Bor.allen andern Dingen, fagt.er,
„sollen die.. öffentlichen Lehrer wegen ihres ſiti⸗
vlchen Wandels in onten Ruf Neben denn „u.
9 Tom. 1. Art. 9.
**) Tom. 3. Art. Eclectxisitsc.
EEE) N Sophie
Te PER
iin ber Berebſamkeit berüßntt ſchn. Weil id}
„aber nicht in allen. Städten gegenwaͤrtig ſeyn
stanıt, fo befehle ich, daß, wer ich dem oͤffent⸗
alichen Lehramte widmen will, nicht fogleich
anach eigenem Sefallen dazu ſchreite, ohne vom
aden Rathsherren und ben Gerichthofen einmue
athigen Beyfall und Erlaubniß dazu erhalten zu
„haben.“ *).. Wenn bie vorigen Kaiſer fo auf⸗
merffam auf die Wahl der behrer geweſen waͤ⸗
zen, :fo würde das Verderbniß der. Sitten unter
ben Gelehrten nicht fo ſtark eingewurgelt, und die
Gelehrſamkeit nicht fo. weit in Verfall gerarben
ſeyn. Vermmthlich würde Julianus noch eiele
andere bergleichen Berfügungen zur Befoͤrderung
der Künfte und Wiffenfchaften' getroffen babın,
wenn er länger als zwey Jahr regiert haͤtte.
VII. So Ebhr er aber auf die Beförderung:
der Gelehrſamkeit uͤberhaupt bebadıt war, fe
Wenig war. ihm daran gelegen; daß die Chriſtec
einigen Unsheil daran hätten. “Denn er befahl
den chriſtlichen Lehrern der Grammatik und Me⸗
dekunſt, entweder ihrem Lehramte zu entſagen
ober. zum Heidentchum uͤberzugehen. **): Er ihnt
ſelbſt Meldung von dieſem Befehl in einem. feiner)
Briefe, und ſetzt hinzu, ſolche Lehrer, die ich
ber Buͤcher ber Heiden in ihren Schulen bedleu⸗
ten/ ohne ihrer Religion bryzupflichten, ſollen
ſich in der Kirche der Salilier brauchen laſſen,
Wat.
°) Lib. 10. Tit. 52. 1.7, oe
©): Asa. Marcell, HiR, Lib. 2200. 10. Lib. 25. . 4.
ent 225
Matthäus aub ulas ausulegen. *) a, ſeb
len auch damals die meiſten dergleichen Lehrer,
unter andern aber auch die zwey beruͤhmten Ming
ner, Peoerefius gu Athen, ”*), und Maxipg
Victorinus zu Nom, ihr Lehramt verlaffen, ha⸗
ben. ”**) Dem erſten war ber. Stolz der heidni⸗
ſchen Eophifien ſo eigen, daf er die Ausnahme
‚einer Perfon von dem algemeinen Geſetze trotzig
gusſchlug. HD Daß er aber auch ben Chriſten
perboten habe, der Dichtlunſt, Wohlredenheit
und Philoſophie obzuliegen, damit ſie unwiſſeud
nd veraͤchtlich blieben, mie Theodoretus H) -
und andere chriffliche Schriftſteller von ihm ers
: zählen, wird von vielen in Zweifel gezogen, ob
«8 gleich Tilemont, der Abt de la Bletterie und
Tobias Edard mit allen Kräften zu behaupten
fachen. Mir deucht, man muͤſſe dem Inlianus
eine groͤßere Vernunft zutrauen, als daß er et⸗
was verboten ‚babe, welches nicht in ‚feinen
Macht and, zu verhindern. Sch gebe su. Daß
er den Chriften. verbieten; fennte, oͤffentliche
Schulen, wo bie geſagten Sheile der Gelehrſam⸗
keit gelehrt wurden, zu befuchn; waren denn
aber die Sffentlichen Schulen dad einzige Mittel»
untertolefen zu werden? ‚Oder r ‚befoßen, nyr ‚Die
. oͤfſent⸗
PN Epift. 2 22. | wm j
u) Paulus Oroßus Hif. Lib: J. ce. 30.
Ei, Auguftin. Confefl. Lib. 8. c. 5, a *
+) Orot. loc. ci. m Hi, Lib, 3.*. 8.
3360 3A et
affenklichen kehrer · die Geſchicllichkeit zu lehren?
E8-funnte nicht an Privatlehrern fehlen, melche
den Mangel der oͤffentlichen "Lehrer: erfegten.
Dleſes konnte er aber in einem fo weit audges
bteiteten Reiche eben ſo wenig verhindern, als
daß ein Chriſt den andern beſuchte.
VIII. Da Jullanus nach einer mepjäße
eigen Regierung‘ an einer Wunde, die er
In einem Treffen" wiber Saper, Koͤnig vom
Perfien ‚ bekommen hatte, im 32ften Jahre feie
nes Alters geflorben war, folgte ihm Jovianus
Am Raifertäum. Dieſer hat nur acht Monate
rregiert, und nichts unternommen, was ihn. in
ber gelehrten Gefchichte merkwürdig machen
konnte. Hingegen hat ſich Valentinian, ſein
Rachfolger, um die Gelehrſamkeit fehr verdient
gemachte. Er uͤberließ feinem Bruder Valens
den orientaliſchen Theil des Kaiſerthums den
soeibentalifchen‘ behielt er für ſich und feinen
Sohn Gratianus, den er ale ein Kind Son acht
Jahren fih als Mitregenten zugeſellte. Unter
feitien vielen guten Eigenfchaften hatte er auch
eine ſonder bare Ziebe zur Gelehrſamkeit, beſon⸗
ders jur Dichtkanſt. *) Ammianus Marcelli⸗
nus rühmt auch feine Geſchicklichkeit in der
Malerkunſt und Berebſamkeit; **) giebt ihm
aber Schuld, er habe wie Hadrian den Dinfel
gehabt, alle andere an Gelehrtheit zu uͤbertref⸗
Auſon. Opek: p: 37 3. Edit. Paril. 17 3
“Jh, 30.09 u
ln u u 97
fan, uͤnd Sicjenigen, welche oinbgen einigen Anſpruch
am Borzuge haben konnten, bemeibet. *) ben
dieſe Schwachbge Hielt ihn nicht ab, verdlenſt⸗
volle Gelehrten mie Belohnungen md Ehren⸗
bezeugzungen aufjumuntern, ”*) und durch gute
Metordnungen bie Gelehrſamkeit ga befoͤrdern
Unter andern finden wir eine Im theodoſtani⸗
ſchen Gefetzbuche, weiche bie Aufführung der yep
Remis ſtudirenden Jugend betrifft, uns fe (ehe
ind Kleine gehet, DAB man daraus ſchlieffen
Pan, der Kaiſer habe ſich bie. romiſchen Schu⸗
Fan ſehr nahe’ gu Herzen genommen. Sie ver
dient woͤrtlich augefuͤhrt zu werden· Gienun.
que ad urbem diſcendi cupi Vmunt/
pᷣcimitus ad Mogiſirum cenim prowincialium
judicuin, a quibus copia efl — veniundi,
ejunnodi läreras ptoferant , ut a homi»
gib Atinatalen’& merita e ah tenednturs
Delade ut in primo flatiın- profiteannır in-
treitu, quibus potiflinum fladiis operam
Berıce proponant, Terxtio 'ut : hofpitie «o-
rum follicite Cenfualiuen norit- ein, quo
drei — euram, :quam ſe —
—* tales fe in comventibus
‚ quales efle debent, qui —
bonsfumee — % sonfpeindionen (qus
r
—X 8: N Togeaifiue One...
U. Band. | »
358 I u = 22
imas putammus’efle: crimjaibıt) zefliment
—— .. news Ipedtaeula: frequentius ade
eant, :ant. adpetant vulgo ingempelliva con+
vivia. Rein-etiaın tribiiimms peteflätem „ 8
&:.quis de his non ita in. urbe fe geflerit;
quemadırrodum:: liberalium : zerum, dignitag
poleat, publier verberibus oflecus, ulatuun ·
se. marigio: ſuptrpoſuus ebjiciatur ab urbe,
omumque redeat. His ſane qui fedulasg
eperam profefionibus navamt, usque ad vin
"celimum .aetatis . ſuae amaum.. Romae ‚liver
eommorari, : -Pofl id. vero tempus, qui
neglezit:fponte: rameare,,. ſollicitudinę Prager
focluxas/ euam impurins ad: patrigm revertas,
ur... Vexum ne hace perfunplotie fortafle
gurentur; ‚praecella ſinderitas tua officium;
cenfugle oommoneat, ut per. fingnlos, men-
ſes, qui, vel-unde veniant quiye ſim, Zua;
ratione temporis ad Africamvol ad catters
provincias remittendi, hrevibus comprehendam
Hig duntaxst exceptis, qui. Corporatorum
Sant, oneribus adjundli. Similes .ausenz', hrnr
ves etiam ad ferieia, manfgetudinis -noflrag,
annis fingulis dirigantur; quo meritis fing.
lorum infktutionibusque campertis, utrunz,
quandoqne mohis ſint neceflarii.,: judicemus,;
Ueber dieſes, ſcharfe: Geſch perbichen bie Aumata
kungen des Gotofredus in feinen Erlaͤuterun⸗
gen des theobofianifhen Geſetzbuchs, Her⸗
mannoi Convingius Abhan lNng uͤbee Nefes
J 4. .2M,
rer 339
9 *) und bed P. Joſephs Caraffa gelehrtes
Wert de Gymnafio Romano, **) wo ſich alle
Salferliche zur Beförderung der Schulen gegen
bene Geſetze finden, gelefen zu werben.
IX. Seine Sorgfalt erſtreckte ſich nicht
wur auf bie gute Zucht der Schuͤler, ſondern
auch auf die Wohlfahrt ber Lehren Daher be»
Rätigte ex ihre Freyheit von allen Öffentlichen
Auflagen, und beftepte fie noch von Kriegebien-
fen und vor Einquarfierung der Soldaten. ***)
Des Julianus Gefeg wider die chriftlichen Leh⸗
ver fchaffte er gänzlich ab, und gab einem jeden
geſchickten Ehriften die Erlaubniß, oͤffentlich zu
lehren; diejenigen aber, weiche kraft dieſes Ge⸗
ſetzes ihre Lehrſtuͤhle verloren hatten, ſetzte er
wieder in ihre Aemter ein. +) Es ereignete
fich aber, daß viele, um die Privilegien ber
Behrer zu genieffen, aus den Provinzen nach
Mom zogen, und fi für Philoſophen ausgaben.
In Anfehung diefer befahl er, Ihre Faͤhigkeit zu
prüfen, und die Unwuͤrdigen abzumelfen. +)
Auch die Gallier empfanden feine Sorgfalt für
bie Ausbreitung der Gelehrſamkeit. Denn fei«
uem Statthalter Antonius _ befahl er, daß in
92 ben
} 9) Sallengre T. 3. Thef. Antiquit.
“) Vol 1.c.2.
*#*) Cod. Theod. Lib. 33. Tit. 3.27
) vhᷣid. ..6. «
m Cod. Jain. Lib 10 Ti 52. L.8,
oo
. 348 2 07
gierung nach dem Tode feines Vaters fielen die
Gothen in die europaͤiſchen Staaten des orien⸗
talifchen Kaiſerthums, fehlugen das Kriegsheer
des K. Valens, der das Ungluͤck hatte, mit
dem Hauſe, worin er ſich zu retten ſuchte, ver⸗
brannt zu werden, und wuͤrden Bid nach Kon⸗
ſtantinopel gebrungen ſeyn, wenn Gratianus
ihnen nicht mit einem Kriegsheer entgegen ges
dilt wäre. Diefer Krieg fiel zwar fo glücklich
für iha aus, daß er die Gothen bis über bie
Donau zuruͤck fchlug, und feinen Feldherrn
Zheoboflug, deſſen Tapferkeit und Kriegserfah⸗
rung er den guten Erfolg meiſtens zu verdanken
hatte, zum orientaliſchen Kaiſerthum erhob;
allein da er die aͤußerlichen Feinde uͤberwaͤltiget
hatte, mußte er dee Untreue ſeines Feldherrn
Maximus, ber ſich in Gallien wider ie em⸗
poͤrte, unterliegen, In einem Treffen giengen
feine Truppen zum Feind über; und de er ſach
Durch die Flucht zu retten fuchte, wurde er zu
Lion eingeholt, und 383 im 24ſten Jahre ſeine⸗
Alters ermordet.
XU. Man darf nutr ferfohren, einen
flüchtigen Blick auf die Geſchichte diefer Zeiten
zu tverfen, um uͤberzeugt zu werden, bag bie.
damaligen Kaiſer fich wenig um bie Befoͤrderuug
der Gelehrſamkeit bekuͤmmerten, und daß dieſelbe
mit großen Schritten Ihrem Untergang eutgegen
eilte. Maximus, Vatentinianus II und ir
genins folzia in einem kurzen Zeitraum auf
einan⸗
[= u 543
über, "bad: Rarben "eine - getwalethärigin
Tode. Den erfien befam Theodoſtus in einen
Seen gefangen 5 und da et nut: den Sedanfek
umgieng, ihn zu verſchonen, erinordeten ihn im
Jahr 388 die Soldaten. Valentinianus wurde
392 durch: ſeinen aufruͤhreriſchen Feldherrn Ar⸗
Baogaſtus in der ˖Bluͤhte feiner Jugend umge⸗
gibracht. Engenius, dem: Arbogaſtus zum⸗
Naiſerthum verhotfen hatte, nahm ſich ſeibſt
Sa das Beben;.nachdem er in-einer Schlacht
wider Theodeſtus den Kuͤrzern gefogen hatte.
Theodoſas ſelbſt, der nun Herr von beiden’
Theilen des römifchen Kaiſertihums war, genoß
nur ein Jahr diefer Ehre. Dieſer tügenbhafse:
- ad tapfere Kaiſer, den ſowohl die Heiden ald:
Ehriſten bieſet Zeit ruͤhmen, uiſtarb 395 zu Mei⸗
kind im funftigſten Jahre feines Alters, nachor
Den er das Kalferchum unver Seine awey Soͤhne
Houorius unb. Arcadius· getheilt hatte. Neben:
Diefen ungluͤcklichen Unftänden tonfde Rom in
Shefen Zeiten cinlgemal mit Hungerenoth geplagt,"
welches: vermuthlich die Urſache War, - warum
min ben Lehrern deo roͤmiſcheu Mhenums ihre:
Beſoldungen entjog, wie von Symmachts, der
Damals zu Nom lebte, erzähle wird.) )¶ !
XIH. :uäter Sonorius -neigte ſich ae!
zum Verderben. Die fremben · Natlonen dratte!
gen von allen Seiten het ind Milch. Alarich,
Reniz der Gothen, uͤberſchwennnte alien mit!
24 einem
*%) Lib.5. &p. 33. But . 131
Pe 2
ainem Rrieghheen, bemächtigte ſich im Jahr gra
her Stadt Rom, pluͤnderte fie aus, und zog da⸗
pon, nachdem er einige Gebaͤude in. Grand ge
fest batte..”) - Auter Yalentinian III, des Ho⸗
vorius Schweſterſehn, einen fucchtfamen unb
laſterhaften Fuͤrßen, genoß Italien einer langen
Ruhe, indeß daß ſich bie ſchwerſten Ungstwissen
Yan: der Ferne zu feinen Vorderben zuſammen zo⸗
gen. Obgleich das Reich allenthalben mit FZein⸗
den umringt mar, fa ſchlummerte dieſer Kaiſer
im Schooß des Wolluſt, und überließ. bie Sorge
‚ ber Regierung ſchlechten Raͤthen. Italien war:
ohne. Kriegeheer, eben als hätte «6 keinen Feind
ya befürchten, ba Attila, König der Hunnen
im Jahr 453 mitcchuem mächtigen Kriegehen
einfiel , und. eigen großen Theil Davon ver wuͤſte⸗
te. Er wuͤrde auch. geradewegs vach Rom. fore⸗
geſchritten ſeyn, woran, ihn die Beredſamkeit des⸗
romiſchen Biſchoffa Leo, der ihm: zu Mautue
entgegen fon. ‚nicht bewogen bästt, Italien zu
vetlaffen. Der umsbätige Keifer-murbe. endlich:
Im. Jahr 455: von Verſchwornen and. ber Wels:
geſchafft, ine Biedervergeltuug der Meocbtbat,
die er au Aetin, dem tapferſten Feldherrn die⸗
fer Zeiten, aus ungegruͤndetem Argwohn veruͤbt
hatte. Unter foigem und Theodoſtus des zwey⸗
ten. Namen finden-fich im juſtiniauiſchen Geſetz⸗
buch merkwuͤrdige Verordnungen, mit dem She
il s De Ludiis Tberalius ‚urbig Romae et |
on
9 Paul. Diacon, . Pompop-- Lab
ee gar
Confisetisopolitanae ,*) weite hu Ehre ms
chen würden, wern er wirklich Mutheil-daran
gehabt Hätte. : Mein Georofoiiuud führe Aderiew
gende Betseidgedühe an, af Diefe Berörkumms
Se nur jum Defen der Schulen zu Ronflansie
nopel gemacht, hernach aber. von Jaſtinian auch
auf die roͤmiſchen ausgedchut worden ſeyn. )
XIV. Nach dem Tode des Aetius fauden
nie barbariſchen Natiouen feinen beträchtlichen
Miderſtand mehr; und drangen Immer weiter
Ins romiſche Reich. Die od Ahtigen Kalſet,
welche bis auf den gaͤnzlichen Untergang deil
aceldentaliſchen Reichs: gefolget And, waren
ahnmaͤchtige Fuͤrſten, die faß «bıh ſabalb ers
mordet als auf den Thros erheben wurben;
Maxinmus, der vornehmfie Eeſchuldige an Bad
Umtiniend Tode, erlangte hlerdurch die kalſen
Inte Würke. AMAlber dieſe Herrlichkeit dauerte
Toms drey Tomate. Endoria, Valentinianuc
Witwe, ne der er Mh vermaͤhlt hatte, rufts
as Rachbegierde Genſerichh, bin König der
Mandalen, and Afrika nach. Malin; und Da
dieſer inı Anmarſch war, empoͤrten ich bie tin
mifchen Soldaten wider Marius, und brach⸗
son Ihn mınd Leben. Darauf bemächktigteen ſich
Die Barbarn der. Stadt Rem pluͤnberten fie
wersehn Tage lang, und giengen, mit vieler.
Beute beladen, und mit einer wo Dust
95.
Le Lib. ı1. Tie 18.
*®) In Not. ad Cod. Theod. Lik 14 Ti. 9
346 L 2 7
Gefangenen hard: Afrika zuruͤck. Der große Bi⸗
ſchoff eo, bee mit feiner Beredſamkeit die Wach
ea Mlihe beſanftigt Hatte, rhielt auch vom
Garfirich, daß die armſeligen Rönier vor Brand
ud: leiblichen Qualen verſchont · blieben... Kurz
darauf wiirde Avitus, roͤmiſcher Feldherr im
Goflien, vom Kriegsſheer zum Kaiſer audgerm
en, und vom orientaliſchen Kaiſer Martian da⸗
vor erfaunt. Aber nach einem Jahre wurde td
son Ricimerus, einem maͤchtigen roͤmiſchen
FZehtherrn, die in Afrika uͤber die Wandalen ge⸗
ftegt hatte, gezwungen, aus einem Kaiſer Bl⸗
ſchoff gu Piacemja zu werben. Er verließ aber
dieſe Mede, : are in fein Vaterland Amergne
zuroͤckzukehren, und ſtarb auf ver Reife Ce
hatte feinen Schwiegerſohn Sidonius Apollt
anzis nit ſich nach Nom gefaͤhrt, welcher ihm
eine oͤfſentliche kobrede In. Verſen gehalten hat,
Ab. dafür mit einer erzenen Bilbſaͤule auf Du
Borum des Trajaus beehrt werden MY. —
XV. Die kaiſerliche Waͤrde mußte damals
nicht viel Gebeuten· Denn Ricinerue gab und
wahın fie wem et wollte, ohne fie jemals fuͤr ſich zx
Schalten. In bed Abitus Stelle fa Maiorianus
wömifcher Feldherr, der von allen Schriifielan
ſein er Zeiten als ein Auger, tapfertt, freundlicher:
und beſcheidener Fuͤrſt geruͤhmt wird. Sidoniuc
Apollinaris, ber. ihm zu Lion. in feiner Gegen⸗
wart ehıe Lobrede in Berfen gehalten Hat, lobe
.... ‘ : ihn"
Re
!
In auch als einen ſonderbaren SirhBaber bez
Gelehrſambeit. Die guten Eigenfchaften, mb
die. Siege, welche Majorianns ald Schiene
über bie Barbarn erfochten hatte, gaben gute
Grund gu hoffen, er würbe dem :occibentalifchen
Kaiſerthum ſein vorige Anſehhn wieder gebes
Aber Ricimerus, welcher: fuͤrchtete, "er muschfe
aihm über den Kopf wachſen, ließ ihn im Jabr
461 jaͤmmerlich ermorden, nachdem er drey Jaht
vegiert hatte. Darauf fete.diefer. mächtige Boͤ⸗
fewicht einem ſchlechten Menſchen, Deverus gb
nannt, auf deu Thron, van: dem man wichts
anders weiß ;.. als daß Die. fremden Natienen
feine Schwachheit beuutzten, ab van allen Geb
sun her weiter ind Reich deangen.- Auch er fell
Im Jahr 465 von Rieimerudmikt Gift hingerich
get worden. ey. Sein: Nachfolger, Auch
mius, ben bie. Roͤmer vom orientalifchen Maifer
Leo verlangt Hatten, ſuchte fich zwar bey Rice
merns. dadurch in Gnaden zu ſetzen, daß eu ihm
feine Tochter zur Gemablin gab; allein. auch
er Hatte dab Ungluͤck, demfelhen zu mißfalien;
und «in Opfer feiner Grauſamkeit gu werben.
Sep welcher Gelegenheit Rom ſehr bart mitge⸗
women wurde, uch dieſem Reifer hielt Gi⸗
donius Apollinaris eine Lebrede in Verfen, uuk
wurde mit der Ehrenſtelle eines Stadtwraͤfekts
belohnt.“) . Er rüpme beſonders feine geoße
zn der alten. ka ——
C. ih. 1. Ep
—
vi Be = 7 2
aid ver beſten Schriftſteller unter den Griechen
md Roͤmern. Indeſſen hatte der orientaliſche
Wuifer Eco einen gewiſſen Oybrius gefanbe,
Sen bebrängten Authemins benzuflchen. Weil
aber diefer bey feier: Ankunft fchon tobt war,
A hielt er für'gat; dit Kaiſerkrene, die ihm
Richuerns darbot, ansunebmen. :. Aber bieſet
afigemeine Henker bee Kalfer und er ſtarben beide
in. den aämlichen Jahre.
XV. Des: Orcddentalifcie Reich iR wur
Ä . ine: Ente nah ‚Ein bürgerlichen Krieg wer»
lehrte feine letzten Beäfte; Cynrius oder Gly⸗
‚eins, den bir. Roͤner "ohne den Beyfall des
uoͤrientaliſchen Kaifers Leo erwaͤhlt hatten, umb
DZulias Nepos, den der geſagte Kaiſer jenem
ratgegenfetzte, ſtritten um den Schatten des
Reitihums. Glycerius zog ben Tuͤrzern, und
wurbe im Jahre 474 von feinem Nebenbuhler
erfeungen ‚ fich zum Bifchoff su Salona in Dal⸗
matien eintveihen zu laſſen. Aber audy Tapes
wurde im folgenden Jahee von Oreſtes, Felb⸗
terrn In Gallien, ber ſeinen Sohn Xomulus,
Auguſtalus zugenanut, im. feine Stelle ſetzte,
aus Rom und ganz Stalin vertrieben. Iu
dieſemn Auguſtulus endigte fich daß occidentali⸗
Me Kalfershum. - Gdoncer, Kieig der Heru⸗
. fe, dem die fremden Völker, mit denen bie.
Prodinyen Staliene und ſelbſt bie kaiſerlichen
Truppen angefuͤlt warer, beufieles, forderte
on Oreſtes die ed Rallens zum Eigenthum,
tn md
und da biefer fich nicht dazu verſtehen mollte,
firchte er ihn mit gemaffneter Hand dazu zu
zwingen, Er befam auch Vater und Sohn ge-
fangen, und ließ jenen binrichten, dieſen aber
In ein Schloh bey Neapel in Verbaft 1
ESo endigte firb im Jabr 476 das ocddentalin
fibe Raiſerchum; und fo fiel die Houptſtadt ben,
Melt und gang Italien nuter Die Gewalt freute
Bar Nationen. Ä on
-. XV. Axus dieſer kurzan Erzählung den
mornehauften Veränderungen, die fich nach Con⸗
Anntiud Tode im eccibentalifchen Reich zugetsa«,
gen Baben, 1äßt ſtch leicht erachten, wie Ne
wöglich es war, daß die Gelehrſamkeit in Ita⸗
Eben wieder auffäme. GSleichwie die Aufäle eb.
VDerwuͤſtungen barbarifcher Nationen, die ein⸗
heimiſchen Enpoͤrungen und Kriege und bie:
eraurigen Folgan derſelben das Reich uriſtuͤrzteue
fw hihrten ſie: auch Kluſte und Wiſſenſchaften ax;
nem Verderben. Nur wenige Menſchen hat⸗
zu widmen, und dieſt wenigen machten ſich dupch
den Umgang mit fremden Nationen Die. zobe;
Dentart und Sprachfehler derſelben fo eigen,
daß nur wenige ihrer Schriften geleſen zu wer⸗
den verdienen. Die folgenden Kapitel wein,
inf deuucq au bon Tas ba:
2
I a r
ze De re Br re En E
Das
ten Luft und Gelegenheit, ſich der Gelehrſamfene;
PR © —
Das zweyte Kapitel;
Die Dihekunf.
L Es⸗ i mertaurdig, daß bie Dichter diefes
Zeitatters weniger fehlerhaft als bie Rebe
mer und Profaiffen geſchrieben haben. Sogar
Die naͤmlichen Schriftſteller, ald da find Sidv⸗
nius, Martianus Capella und. Fulgentius
Planciades, deren proſaiſche Schriften unge⸗
mein roh und fehlerhaft ſind, wann ſe ſich zum
Dichtkunſt empor ſchwingen, reden eine viel reis
nere und zierlichere Sprache, und ſcheinen kanm
bie naͤmlichen zu ſeyn. Die Urſach davon iM.
kricht zu entwickeln. Gleichwie des Dichters:
Gedanken von allem rohen Weſen geläutert, edel
und erhaben find, ſo find auch Feine Ausbruͤcke
von: allem, was niebrig, - gemein, hast aber:
ftemd klingt, gereinigt, und zu einer aumushhr
gen Harmonie geftimmt, damit fie ein feineres
Gefuͤhl nicht beleidigen. Er würde ſouſt dem’
vornehmſten Endjtoe der Dichtfunft, welcher
iR, Gefallen zu erregen, verfeblen. Indem ze
nur das Schoͤnſie aus der Natur ſammelt/ bamie
ein Ganzes zu bllden, entfernt er ſich supi:
von den ‚gemeinen Ausdruͤcken der Sprache. ı
Das längere Nachdenken auf. ben. Wehliingg:
and bad Sylbenmagß laͤßt auch niche leicht zu,
daß ein Wort einfließe, welches nicht forgfältig
Wotſucht ſey. Da hingegen bie vornehmſte
ler
20 = 22 Sr
Ferde einen proſaiſchen Schrift Darin! BERope
daß fie vonjebermam leicht verſtanden werd _
fe finder ſich der Schriftſteller nicht ſo fchr ge
gwnngen,. auf die Wahl’ der Ausdruͤcke ſondec
bir aufmerkfam ju ſeyu, und faͤllt unvermereẽ
De die Fehler der gemeinen Landesſprache. Weil
Diefe dantals in Italien durch das Semſch⸗
fremder Worter ſehr verdorben ſeyn mußte, (6
Wed kein Wunder, daß die Gelehrten‘ dir ige⸗
‚weinen Sprachfehler unvermerlt annahmen,
nud in ihre :profeifche Schriften einmeßin
kim. DM: menigm Dichter diene Zeltauero
Lu ——*
"Rufus Seflus Yoiends Sicitete —*
8 Zaten. Einige halten ihn file: einen
GSpanied, andere fuͤr einen Italitner. Die hetzu
tern führen eine Aufſchrift aus Spon,) Fabreta
u **) und. Fabricius, "unbe cadert jaus
Gruierug Ny zum Beweig an, welche. zugleich
anzeigen, daß er Profonful in Griechenlaud
geweſen iſt. Folgende Werke ſind unter ſeinem
Namen befannt: Eine Ueberſetzung im lateinin
ſchen Verſen der Phaͤnomenen des Aratus, von
welcher Hleronymus Meldung Bat, tt), eine,
anbere
’ - So
*) Mifcell, Exud. Antiquit. p. 99. “ ln
“er, Infeript. Aut p. .. 3
aan
V) Trek, Inleripe, p. 464. Pas
tt) Comm. in ——— u ns y aar-
3,» u
audere Veberſeton da haxaneteiſchen Ver ſea 6
(Brplefdreibung Des Dieuyfita von Nieram
Aula, ‚mit einem Fregment sine Boſchreibuug
: Bad Meere von Badir bis nach Marſilien ig
jambifchen: Werfen, :zwen und -niersig Fabel⸗x
in teren einigen Manuffripten er Avianus und
Annianus genannt. wird Nach Ik Sersius
Zeugruß ſoll er auch des Titus Lidius Gefchichee
in jambiſche Verſe oͤberfetzt haben. ) Fabriecius
zeigt noch einige kleine Gedichte an, °*) die ihm
gan einigen zugefchrichen werden. Er aͤſt weit
autfernt von der Zierlichfeit der alten Dichter;
uud feinen Fabeln fehlt es am der gefälligen Eine
halt des Pharruc Vergleicht man ihn aber
weis den Proſaiſten dieſer Zeiten, ſo verdieut e
nach immer, unter bie nierlicher aeifsßehen
auähle zu werben.
IN. Claudius Elandianus Stäßeie unter det
Negierung des Honuorius. Es ME zu beibuudern
wie einige ihn zu einem gebornen Spanier, andere
zu ini Branzofen, ***) und viele gu eier Ita⸗
Bene,’ beſonders aber zu einem ‚Blorenfiner )
re. J baben
X In Ub. 10, Aeneid. ad. 388,
* Loe. cit. |
0°) Nic. Antonio Bibl. Hifp, vet. Lib, 2. e.
$) Mezzuchelli nelle Note alle vite d 1 Uominl.
Uluſtri Fiorentini‘ di Filip. Villen p. 11.
Menni dell’ Antichitk delle Lauire greche in: Fi
genze p. 22. PP ! mul, R
| N 1-0 Zr 77
haben: machen Finnen, indem es bach augen,
ſcheinlich gewiß if, DaB er ein geborner Aegypter
war.. Nicht nur Snidas *) fagt diefes, fondern
Sidonius Apnkinaris, fein Zeitgenof, bezenget
es auch in folgenden Berfeny
Non Pelufiäno fatus Canopo,
: Qui ferrugtnei ıhoros mariti
Et Mufa canit inferos fuperna. **)
"Elaubian geſtehet auch ſelbſt im folgenden Stel⸗
len, daß Aegypten ſein Vaterland war.
‚Audiat haee comniune folum , longeque carinis
Nota Pharos, flentemque attollens gurgite
evultum
xNoſira gemat Nilus numeroſis funera ripis. “er,
So fchreibt er an feinen Freund Adrianus, bir
auch ein Aegypter war. In einem Briefe an
den Profonful Sennadins redet er ihn alfo ans
Grajorum populis, et zoflro cognite Nil. })
Er hielt fich aber meifien® zu Nom auf, mie
ſeine Schriften berveifen. Der beruͤchtigte Sti⸗
lico war fein Mäcenate. Er hat nicht nur ie
drey Büchern und in andern Gedichten fein Lob
befungen, fondern auch ihm zu Gefallen fehr
bittere Schmäbfchriften wider Die zwey Staats⸗
bedienten, Entropius und Rufinus, die dem
übermäßigen Unfehen des Stilico im Wege ſtan⸗
den,
*) in Lexic, E +, Carm. 9 |
— Epiſt. 1. er ») Epiß, 5.
ULB 0-8,
—
x -
Au
8
314 nr —
den, geſchrieben. Serena, die Gemahlin ſei⸗
nes Goͤnners, hatte ihm eine ſehr vortheilhafte
Heurath verfhafft; umd es iſt wahrſcheinlich,
Daß er dieſen mächtigen Staatsminiſter noch
viele andere Wohlthaten zu verdanken hatte.
IV. Neben den Schriften wider Rufinus
und Eutropind, und zum Lob des Stilico, Has
ben wir noch von Elapdian ein Gebicht in brey
Büchern über den Raub der Proferpina; zwey
kleine Gedichte, eins vom Kriege wider Bilde,
-” das andere vom Zriege des Stilico wider Ala⸗
rich; verfchiedene Aobreden über Honorius,
Dlybrius und Probinus, Manlius Theodorus
und andere; einige Vriefe und Epigramme, mit
verfchiebenen andern Schriften, die man bey
Fabricius antrifft. ) . Er iſt einer der beften
Dichter, bie nach bed Auguſtus Zeitalser gelebt
haben. Un Lebhaftigfeig des Witzes weicht er
feinem ber ältern; felten aber hält er.fich in dem
Schranken der Vernunft. Wie Lucan und Sta
tius uͤberlaͤßt er ſich zu fehr feiner zuͤgelloſen
feurigen Einbildungsfraft, die fich in der erften
Hitze bis über die Wolfen erfchwingt, hernach
aber mit ermuͤdeten Fluͤgeln bis auf die Erbe
herabſinkt und kraftlos fortkriecht. Hieruͤber
kann die Abhandlung des Herrn Merian, die
ſich in den Akten der koͤniglichen Akademie zu Ber⸗
lin findet, ”) mit Nugen geleſen werden. Er
* hat
*) Bibl. Lat. Lib. 3. e. I3.
**) Tom. 20. p. 437. etc.
ae u oe 355
"Sat auch nach feinem eigenen Gefikudniß einige
Gewichte in griechifcher Sprache verfertint, von
weichen nur etwas weniges übergebliehen iſt. )
V. Weil in einigen Gedichten, die dem
Eandian zugeeignet werden, Chriſtus angern⸗
fen, und von chriſtlichen Geheimniſſen mie Ehr⸗
furcht geſprochen wird, To haben einige daraus
gefolgert, er fey ein Chriſt geweſen. Aber ent⸗
weder bat er dieſes den chriftlichen Kaiſern zu
Achmeicheln gethan, oder dieſe Gedichte geh
‚ron einem andern Elaudian, Mamers zuge⸗
nme, einem Priefter zu Vienne in Gallien.
Denn verfchiedene, Seien feiner. übrigen Ges
Dichte, und bie Zeugniſſe des Auguſtinus **)
. ud Paulus Orvfius, ce) heweiſen, Daß er ein
Hartnaͤckiger Heide war. Er wurbe von Kaifee
Honorius auf Vorſtellung des Senats mit einer
ærjenen Bildſadule beehrt, wie er ſelbſt erzählt. +)
Aber die Aufſchrift, womit ſie begleitet geweſen
Sen ſoll, und die ſich in der Sammlung de:
Herrn Massochi, +) und nach Ibm au ander»
waͤrts, findet, iſt vermuthlich von Pomponiuß
Lett, tt) der fie zuerfi bekannt gemacht hat, er⸗
dichtet worden.
92 VE
2) Fabriclus loc. elt. |
#*) De Civ. Dei Lib. 5. e. 26%
“er, Hift. Lib. 7. c. 35. |
U) Praef. ad Bell. Get. ff) Epigr. Antig. Urb.
ttt) Ap. Zeno Diſſert. Volfien, T. 2. p- 250%
N
356 a u —
VE: DEE Brampofen: haben recht, wann fie
den Dichter Elaudius Rurilius zu ihrem Lande
mann mahen. Denn er fedbfl-nennt Gallien
fein Vaterland. *) Daß er aber, wie ber Herr
Abt Longchanips will, gu Poitiers, **) ober wie
Tillemont behauptet, zu Toulons ***) geboren
war, ift ungewiß. Nichtsdeſtoweniger gehört
«er hierher. Sein Vater und er find in Italien
zu hohen Ehrenſtellen gelangt, und Haben da⸗
gelb einen großen Theil ihres Leben. zuge
bracht. Jener war Staribalter in Hetrurien,
und machte fich bey den Piſauern insbeſpudere
ſo beliebt, daß fie ihm eine Bildſuͤule errichtes
‚ten. ****) Diefen hat ˖ Honorius mit ber Wuͤr⸗
de eines Praͤfekts zu Rom,-+) und mit anfehw
Aichen Hofdienſten beehrt. +) Niemand. Hat
Eritifcher von Ihm gehandelt, als der P. Corſini,
ehemaliger Profeffor zu Piſa. +). Wir: Haben
von ihm ein Gebiche in Diftichen, worin eb
feine Reife von Rom nach Gallien beſchreibt
Es fehlt -aber ein. beträchtlicher Shell daran.
Tillemont beweiſet, daß er. ed gegen "bad
s
‚%) Iter. Lib. 1. v. 19, 20,
+) Tebleau Hiſt. T. 2. p. 35.
®t+) Hift. des Emper. ia Honor. art. 67.
“4%, Rutil. ibid. v. 573. etc.
Dr 17, ete. it) v. 563.
tif) De Pracf, urbis p. 292, 337. :
-
nn 357
VJahr 420 geſchrieben habe.*) Sein⸗Styl bat
nicht viel Zierlichedy hat aber ben Vorzug ‚vor
jenem der Profaifterr dieſes Zejtalters. Er mau
- ein Heide, wie, man mus dem harten Ausfall,
Den er wider die chriſtlichen Einfiedler. der In⸗
fel Rapraja in feinem Sedichte thut, * ſchlieſ
fen kann.
VIL Es hat zwar in biefem Zeitr aum nicht
an · chriſtlichen Di gefehlt; aber die wenig⸗
ſten waren Stalin; Prudentius und Juvens
cus waren Spanier; Bilarius von: Poitiers,
nd Aufonius, den einige. für einen Heiden hale
sen, Beofper und Sidonius Apollinnris wa⸗
ren Gallier. Sie gehören alfo nicht hierher.
Publius Optatianus Porpbyrius,. von welchen
ſchon im. erften Kapitel dieſes Buche Meldung
geſchehen iſt, und Sedulins ind zwar eines un⸗
gewiſſen Vaterlands; die Italiener koͤnnen fig
aber unter ihre Gelehrten rechnen, weil der erſte
ba: dan Jahren 329 und 333 Praͤfelt zu Rom ge⸗
weſen iſt, **) bes andere aber fich. zu Rom sun
SGelehrſamkeit gebildet hat. +) ;: Won Optatia⸗
mes Porpbyrius haben wir. ein mehr muͤhſames
als zierliches Gedicht, wo bie-Buchliaben ben
Verſe, ‚gegen andere Seiten hingeleſen, anberg
wörter bilden. | ni iſt das arſte bekannte:
Zur} 33: 7Acro⸗
> Not. 43. fur Honor. 260) v. . 439. ete.·
ker) Tillemont in Conftantin. Art.’ 61.‘ u
H iabbe Differt. de — Beciel,
f
‚358 2
Aceoftichon in lateiniſcher Sprache, and ein
Lobgedicht auf Konſtantin dem großen, welchen
ber Dichter anflehzt, ihn nach Rom zuräcdzue
sufen, woraus er, man weiß nicht warum, ver⸗
wieſen worden war. Er ſoll auch wirklich ſei⸗
ner Bitte. gewährt worden feyn.*) Tillemont
beweiſet mit ſtarken Gründen, daß dieſes Ge»
bicht im Jahr 326 geſchrieben ſey. Markus
Velſerus hat es zuerſt bekange gemacht. Einige
behaupten, dieſer Dichter ein Heide gewe⸗
fin, und habe ſich nur aus Eigennutz biuter dee
Maske eines Ehriften verſteckt. Weil er aber in
feinen Schriften alle Zeichen eines Chriiden an
den Tag kegt, fo And Muthmaßungen nicht bin
seichend, das BSeyentheil zu beweiſen. Ben
dem Dichter Caͤlius Sedulius dat ber P. Labbe
mis fritiſcher Genauigkeit gehandelt. Nach ei⸗
niger Meynung ſoll ee unter Theodoffus dem
jüngern gebtühet haben. Sein Gedicht, Opus
pafchale, in vier Büchern, worin er von den
Wunderzeichen des Eridfers handelt, und wel
ches. er ſelbſt auch in Proſa uͤberſetzt hat, und
eine Elegie mit dem Zitely Veteris et novi te-
Alamenti Collatio, hat er in Achaja geſchrie⸗
den, Unter feinem Namen ſind auch noch fuͤnf
Bücher Ca minum und zwey Hyumnorum be⸗
fannt, welche 1704. C. Cellarius zu Halle ber«
ausgegeben hat. Der goetifhe Styl dieſer
iwey Dichter koͤmmt jenem des Claudianus nicht
bey⸗
) Hieronym, in Chron.
0 — = Zu 359
Sen, übertrifft Aber an Zierlichkeit die meiſten
Proſaiſten dieſer Zeiten.
VUIII. Die uͤbrigen chriſtlichen Dichter find
Procalus aus Ligurien, wie Sidonius bezen⸗
get, ) und Quintianus, des vorigeg Landes.
‚ mann. **) Sidonius ruͤhmt fie beide über alle \
Maßen, und vergleicht ‘den erften mit Homer
und Birgil. Man wird aber fehwerlich fehlen,
wenn man fie mit Sidonius und andern Diche
tern dieſes Zeitalterd in eine Klaffe fett. Beide
find nach Gallien übergegangen, two damals
Dichtfunft mehr als in Italien bluͤhete. D
balden findet man‘ in der gelehrten Gefchichte
von Frankreich ***) mehrere Nachrichten von
ihnen. Paulinus, Bifchoff zu Nola vom Jahr
410 bis 431, welcher zwar ein geborner Gallier
war, jedoch aus Rom von einem fenatorifchen
Geſchlecht abſtammte, und die längfte Zeit feines
Lebens in yalien zugebracht Hat. Er hat viele‘
Gedichte und Briefe zu feinen Freunden gefchries
ben, melche Werke von feinen Zeitgenoffen, )
befonder8 von Auſonius, ber fein Lehrer geives ‚
fen it, fo fehr gerühmt werden, daß, wenn
nicht® mehr davon vorhanden wäre, um. fie
ſelbſt beurtheilen zu koͤnnen, ihr Verluſt uns un⸗
34 erſetzlich
*) Lib. 9. Ep, 135. **) Carm. 9. v. 287. etc.
**) Tom. 2. p. 538-574-
PD _Aufon. Fpiſt. 19. etc. V. Remondini Storia
Ecclef. di Nola T. 2. p. 189, 469. ete.
360 DE = 22
exfeglich fcheinen würde. Wir finden aber in
denfelben, außer einer großen Belefenheit in ber
Heiligen Schrift und einer gewiffen Anmuch im
Vortrage, nichts beſonders. Uebrigens iſt
fein Stuf . ſowohl in feinen uͤbergebliebenen Ges
dichten als in feinen Briefen, niedrig und un»
zierlich, jedoch beffer als jener der meilten Ned»
ner und Profaiften. Seinen Lebenslauf hat der
pP. Zemondini in feiner SKirchengefchichte ber
Stadt Nola *) am beften befchrichen. Eudlich
ient noch Damaſus, römifcher Biſchoff, un⸗
9 Dichter gezaͤhlt zu werden. Einige Epi⸗
gramme zeugen von feinem dichteriſchen Geiſte,
der ſich aber mehr durch gottſelige Gedanken
als durch Zierlichkeit des Styls hervorthut. Er
ſtand vom Jahr 366 bis 384 der roͤmiſchen Kir⸗
che ruͤhmlich vor, und kaun alſo unter die Ges
lehrten Stalieng gerechnet werben, ob er gleich
‚ein geborner Spanier war. . |
IX. Wir duͤrfen bier der Dichtkrin Falto⸗
mnia Proba nicht vergeſſen, ‚welche ſich unter der.
Regierung des K. Honorius durch ein ſonderba⸗
res Gedicht ausgezeichnet hat. Das Leben
Chriſti zu befhreiben, hat fie aus Virgils Ge
dichten alle die Verſe, die ſich ungefähr zu ihrem
Vorhaben ſchickten, ausgeſucht, und damit ein
Ganzes gebildet, welches noch vorhanden if.
Sie folgte Hierin dem Beyſpiele des unter dem
&. Clau⸗
*, Tom. 2.
ee 56
S Elaudind gerdefenen Konielt, Ufidius Bes
0 ,*). welcher nach des Tertullians Zeugnig *%)
der erſte geweſen ift, . ein Gedicht von diefer Art,
nämlich ein Traͤuerſpiek Medea genannt, aus
virgilianiſchen Verfen zu verfertigen. Scrive⸗
rius bat ein Fragment davon bekanni ges
macht. **) Der gelehrte Wifchoff Fontanini
führt verſchiedene Gruͤnde an, t) zu beweiſen,
daß dieſe Dichterin gu Orta, eiyer Stadt ie
Ganıpagna ‚di Roma, geboren war; fie find:
aber nicht. fo überzeugend als jene, monit en
beweifet, fe fey Bon ber berühmten Anicia Fal⸗
sonia Probe, Gemahlin bed Konſuls Anicius
Probus, unterfchieden , welcher von einigen be⸗
fehuldigt wird, durch Verraͤtherey bie Gothen
in die Stadt Rom eingefuͤhrt zu haben, ſie 7
die Gemahlin des Prokonſuls Adelphius,
der Vorname Anicia ſey ihr nicht eigen nn
Gedachtes Gedicht von Leben Chriſti iſt dem
8. Honorius gewidmet. Sie giebt daſelbſt u -
verſtehen, daß Kr noch ein anderes über. bie
- bürgerlichen Kriege der Roͤmer gefehrieben habe.
Waͤre dieſes noch vorhanden, fo würde man im
Stande ſeyn, ihre Stärke in der Dichtkunſt in
beurtheilen. |
35 X. Ich
% Reinefil Infeript. antiq. p. 475.
“*) Lib. de Pracfcript. e. 39.
ek) Colledtan. ver. Trogic. |
$) De Antiquit. Hortae Lib. 2. e. 1. etc, ,
J
|
X Ich glaube nicht, Baß noch ein merke
würdiger Dichter im dieſem Zeitalter fich zu Noms
hervorgethan habe, ben ich nicht genannt babe.
‚Die übrigen-find fremd, nd größtentheils Gal-
ker. Man muß gefichen, daß in diefem Zeit
raum mehrere Gelehrten in Gallien al& in Ita⸗
Ken geblähet Haben. Der: Umgang mit den:
Roͤmern ſeit Caͤſars Zeiten hatte ii den Galliern
eine edle Begierde nach Kuͤnſten und Wiſſenſchaf⸗
ten angezuͤndet, ſo wie ehemals den Umgang mit
den gelehrten Griechen in den Roͤmern das naͤm⸗
lcche bewirkt Hatte; und gleichwie eine Zeit ge⸗
‚weten iſt, da die Gelehrſamkeit viel ſchoͤner zu
Rom als in Bricchenland bluͤhete; alſo bluͤhete
fle Ist mehr in Gallien als in Italien. Indeß
daß bier der fortbauernde Wechfel von- fchlechten
und tyrannifihen Regenten, die Unterdruͤckung
und Erſchoͤpfung der Unterthanen, die einhei⸗
miſchen Unruhen und Empoͤrungen, bie Pluͤnde⸗
rungen und Verwuͤſtungen freinder Nationen
alles Gute verſcheuchten, empfand man dort ent⸗
weder nur ſolche Wirkungen davon, die nicht
hinreichend waren, den ganzen: Staat zu er⸗
Kbüftern, - oder. man genoß eines gluͤckſeligen
Sriedend. Daher erfolgte, daß nun die &e-
lehrten nicht mehr wie. fonft aus Gallien nach
Stalien,, fondern tielmehr yon Hier borthin zo⸗
gen, beſonders da die Kaiſer Konſtans, Julia⸗
nus und Gratianus ſich eine geraume Zeit dar
ſelbſt auft lelten. |
" XI. Von
XI. - Son her dramatiſchen Dicheanft Dies’
ſes Zeitalters iR fein Denkmal, als ein Luſt⸗
fpiel, Aulularıa ober Querulus Piauti betitelt, "
übergeblieben ,. welches man in dem Kollekti
der alten Dichter finde. Es iſt eine ſchl
gerathene:profaifche Nachahmung eined lekcen
Luſtſpiels dee Plautus. Der Verfaſſer a |
. HR unbekannt. Jedoch meynt Voſſtus,*)
Habe zu Ihendoflus und Hondrius Zeiten gelebt. _
Ginige eignen es mit tMmenigerm Grunde dem:
Beittifhen ‚Dichter Gildas zu. E86 if fehe
wahrſcheinlich, daß die Schaufpiele biefer Zeiten:
seitens in mimiſchen Poffen beflanden. . Denw
zman findet zwar in gleichzeitigen Schriftſtellern
einige Meldung von Bauflern,. bie man von⸗
Sichien naty Rom kommen lieh, aber von. feie:
mem wohigtordneten Luſt⸗ ober Trauerſpiele. Es
ſcheint auch, die ſcharfen Strafreden und bit⸗
tern Klagen der Kirchenvaͤter dieſer Zeiten wiber:
Die Ehaufpiele, die fie als Schulen ber Unehr⸗
barfeit und bed Laſters abfchildern, paffen mehr
auf mimiſche Handlungen, als auf lehrreiche
Schauſfpiele. Daß der Aufivant und das zügels
loſe Weſen auf ben roͤmiſchen Schaubühnen gang
shne Grenzen mar, laͤßt fich auf dem ſchließen,
was Ammianus Marcellinns erzählt, es haben
zu feiner Bell zu Nom gegen drey tauſend Taͤn⸗
: zerinnen und chen fo viel Tänzer gelebt; und in:
einer Hungersuoth babe man ‚alle Fremde and
| ber _
) De Poet. Lat. e. . *
r
ber Stabi getrichen, in aber ſreyen Aufent⸗
boale heſtattet. *
— Das bett 1 Rap,
Act, Beredſamkeit und Beammak,
k We Haben in ber. Geſchichte der Dicht⸗
kunſt geſehen, daß verſchiebene Dichter:
von gleichzeitigen Scheiftftelleen fo ſehr geruͤhmt
werden, daß, wenn ihre binterlaffenen Werke
sicht das Gegentheil bewieſen, wir fie. mit Hoe
mer und Virgil in eine Klaſſe ſetzen wuͤrden.
Das naͤmliche iſt in. Linſehung der. behrer der Be⸗
redſamkeit geſchehen. Eben die uͤbermaͤßigen
Bveabeserhebungen find der ſaͤrkſte Beweis, daß
Ber Geſchmack allgemein verdorben mar: denn:
De Werke derjenigen, bie fo fehr geruͤhmt wer⸗
ben, ſind ſo befchaffen, daß man fie in heſſern
‚Zeiten mit Ekel und Verachtung angehört, ge⸗
ſchweige deun mit Caͤſar und Cicero verglichen‘
haben würde. Einer von dieſen iſt ber beruͤhmte
Marius Pictorinus Afeicanus, von dem ſchon
erzählt worden: ift, er babe das Lehramt ber Be⸗
vedfamfeit zu Nom. niedergelegt, : da Julianus
ben Ehröften das Kehren verbat.. Nach des Au⸗
guſtinus Ergählung *) war er damals noch nicht:
‚ zum Chriſtenthum übergegangen. Es ſcheint
Aber, er ſey demſelben fehen gewogen
| Augu⸗
—XR Couſd. c. 2. .
Ro 2 2.28 265
Kugufians ße ihn als einen in. den freyen
Kuͤnften fahr geuͤbten Alten, ber vieler Philoſo⸗
phen Buͤcher geleſen, durchforſcht und erlaͤutert,
uud einige Werke des Plate in bie lateiniſche
Eprache überfeßt habe, als einen Lehrer. vieler
roͤmiſchen Rathshetrn, bem wegen feiner fon
derbaren Gefchicklichkeit eine Bildfäule auf dem
Forum des Trajanus errichtet worden fey. *) .
‚Desgleichen verfichert. auch Hieronymus von
‚ihm; **) welcher aber nirgends fagt, daß Victo⸗
xinus fein Lehrer geweſen ſey, wie der P. Caraffa
„in feiner. Geſchichte des roͤmiſchen Athenaͤums be⸗
hauptet. ***) Der Himmel weiß, in was für
einer Edition, oder in welchen Mannffripten, der
Werke dee Hieronymus biefer Gelchrte anſtatt
Vidorinus Rhetor et Donatus Granmaticus
‚praseptor mens, wie man überall lieſet, Vi-
‚&orinus Rhetor et Donatus Grammaticus
‚magißri et prasseptores mei. Ronize inſigne⸗
- habebantur „ gefunden, habe. |
II, Aber in feinen binterloffenen Schriften
findet fich nichts, was ihn einer Bildfäule wuͤr⸗
Pig. mashte; denn fein Styl iR überhaupt, be⸗
ſonders In feinen dpgmatifchen Werfen, roh,
‚Hart und dunkel. So nimmt ihm auch Hiers⸗
vymus ſchr übel, t) daß er ohne hiureichende
—X
Loec. eit.
em Prael, Comm. in * ad Gala.
» Loc. Pr
- r
w ’ 8 . ..
36 ae er
Renatwiß der heiligen Scrift fi uuterfangen
Habe, von Religionsſachen zu handeln. Er hat
‚einige Werke über: die Redekunſt und Gramma⸗
‚tit,. befonders aber einen Kommentar über de6
Cicero zwey Bücher von der Erfindung, welche
man in den Kolleftionen der «alten Rhetoͤrn und
Grammatiker findet, und ein Eleine® Gedichte
‚Über die fieben maccabaͤiſchen Märtyrer geſchrie⸗
ben. *) In andern Büchern handelt er von
Dingen, bie zur. Gottesgelahrtheit gehoͤren,
-welche in der Bibliocheca Patcum **) u finden
find: Man’ fann fein Eterbejahr nicht beſtim⸗
‚men. Weil aber Auguſtinus im Jahr 386 vom
ihm als einem nicht mehr lebenden Gelehrten
ſpricht, fo ift gemiß, daß er vor dem gefagten
Jahre geftorben fey. |
- ME Die underdienten Lobſpruche, die dem
Victorinus voh feinen Beitgenoffen gegeben wor⸗
den find, machen auch jene verdächtig, bie dem
griechiſchen Sophiften Proereſius beygelegt were
den. Er war ein Chriſt und oͤffentlicher Echrer
der Nedekunft zu Rom. Im erfien Kapitel dies
ſes Buchs ift ſchon Yon ihm erzählt worden, ber
Kaiſer Julian habe ihn fo hoch gefchäßt, daß er
ihn von dem allgemeinen Verbot zu lehren aus⸗
nahm. Es iſt auch noch ein Brief. vorhanden,
worin ihm dieſer Kaifer ein großes Lob bey⸗
egt.
*) V. Ceillier. Tom 6.p. ab. ete..
*) Vol. 4- Edit. Lugdun. F u‘
Amen = a E10 Zu
legt. H⸗ Libanius fagt vom ihm .: er babe be
durch feine ausgebreiteten Renntniffe und Ber
famfeit jedermanns Mochachtung erwerben, und
fügt noch Hinzu, es fep ihm nicht nur zu Nom,
fondern auch zu Athen eine Bildfäule errichtet
worden. **) Eunapius, der fein Leben befchrie
ben hat, führt auch die Auffchrift der roͤmiſchen
Brildſaͤule an, Regina Rerum Röma Regi Elo-
.quentiae, die weder ſchwuͤlſtiger noch pebantie
‚fcher feyn fann, uud ben damaligen Geſchmack
.der Römer in einem Zuge entwirft. ***) Er
‚Nett noch hinzu, die Roͤmer haben ihn, ehe er
Rom verließ und nach Athen zuruͤckkehrte, et»
‚fucht, ihnen einen mürbigen Nachfolger zu
ſchicken, und er habe einen gewiſſen Euſebius
‚von Alerandria dazu erwaͤhlt. Dieſer fchichte
ſich ſehr wohl für Rom, fagt der Gefchichtfchreis
‚her, well er gewohnt war, ben Großen zu
ſchmeicheln. Ein trefflicher Charakter, ſowohl
des Lehrers, ale der Roͤmer diefer Zeiten! Gre⸗
gorius Rasianzenud hat ein Epigramm über ben
Tod bes Proereſtus Binterlaffen, $) worin er ihn
als einem Mann von tounderbarer Bercbfamteit
ruͤhmt. Dieß iſt ohne Zweifel von ber griecht⸗
fchen Beredſamkeit zu verfichen, und «8 kann
gar wohl ſeyn, daß er Darin vortrefflich war.
Es
*) Julien. Fpiſt. 2.
**) Ep. 278. p. 196: Edit. Amfiebod. 1738.
°**) Vit. Sophift. c. 8. =
t) Murator. Anecd. gta. p. Ie
az . 5
1 ajĩ )*
AMEs ſcheint aber nicht,‘ als habe er einen feines
Lehramts wardigen Römer unter feinen Echd-
‚lern gehabt, meil die Römer einen fremden
Nachfolger von ihm verlangten. .
IV. Der P. Caraffa zaͤhlt auch Hierony⸗
mus unter die Lehrer des roͤmiſchen Athenaͤums, *)
und beweiſet es mit folgender Stelle aus der
Regel der Noͤnnen, die ſeinen Werken einver⸗
leibt iſt: Me, antequam viceſimum annum ae-
tatis attingerem, urbs Roma in ſummum
praeelegerat magiſtrum in omnibus pene Hi.
beralibus difciplinis. **) Uber der P Earaffe
hat nicht bemerkt, daß diefe Negel ein unterge-
ſchobenes Werk ift, wie ed nicht nur bie neuern,
‚fondern auch bie dltern Herausgeber davor
erkannt baden. Jedoch hat er recht, wenn er
erzählt, Hieronymus fey in feiner Jugend na
Nom gefommen, dem Studiren obzuliegen. Demm
er fagt felbft, ***3: er habe fich allda im Della⸗
miren geübt ,, und durch erdichtete Gerichtshaͤn⸗
del fich gefchicht gemacht, bie währen zu betreis
‚ben. - Er babe oft die beredſamſten Sprecher
vor Gericht mit folder Hitze difputiren gehört,
daß fie die Sache außer acht feßten, und mi
Schimpfworten wider einander loszogen. '
" V. Hingegen ik gewiß, daß Aurelius
Auguſtinus die Redekunſt oͤffentlich zu Rom ges
U Art
*) Hifl. gymn. Rom. Tom. 1. r
) cap. 11. Ä |
#*) Comm, ia Epift, ad Gel. c. 2.
Le Se 2 369
Achtt Habe. : Er hatte ſchen zu Carthago diefem
VLehramte vorgefianden. Weil im aber daſelbſt
die ſchlechte Schnlordnung und das zuͤgelloſt
Betragen der Echüler misfiel, fo .begab er ſich
im Jahr 383 nach Rom, wo, wie er gehört
batte, die Schüler mehr in. Zaum gehalten way
ben. *) Er fand. aber auch bier, wie er ſelbſt
erzaͤhlt, eine andere boͤſe Gewohnheit unter Ken
Schuͤlern, fich gu vereinigen, und ohne bad Lehrgeld
zu. begahlen davon zu gehen. *) Dieſes fcheint
die Urſache geweſen zu feyn, warum er fich ug
ein Lehramt der Redekunſt zu. Meiland. bes
warb, ***) umb nachdem er. ed verhalten, im
Yahr 384 ſich dahin begab. Er. hielt fich aber
auch bier nicht lange auf. Dam kurz nach ſeie
ner Beichrung zum Chriſtenthum verlieh er Ans
ter dent Vorwand ſchwaͤchlicher Geſundheitenm⸗
ſtaͤnde fein Lehr und die Stadt Meiland, und
kehrte Aber Mom zurück nach. Carthago. Ce
Sat von feinen gelchrten Befchäfftigungen. zu
Weiland und von dem Zuflande- ber dafigen
Schulen nichts: anders aufgezeichnet, als dafk
er in Gegenwart bed Konſuls und vor einen
. großen Berfammlung feine Anträttörede gehaktem
babe,t) und daß ein gewiſſer Mellaͤnder Ve⸗
*) Confefl, Lib. 5.c. 8
**) ibid. ce. 12. " ibid, fc. 33.
3) Contra Littexas Petillani.Lib. 3. .. " -
II. Band. . er
t
270 ur
yecandes, mit dem er fich: im eine genaut
Freundſchaft aiagelaſſen hatte, die Grammasif
vaſelbſt lchece. % - Diefer hat ſich auch kurz nor
feinem Tode taufen laſſen, und als ein Chriſt
geſtorben. 7%) Der gelehrte Ealchi neunt im
reiner Geſchichte noch einen meilänbifchen Gelehr⸗
den, Namens: Hagrius Manlius, geweſenen
Lehrer Valentinians II, und fagt von / ihm, er
Habe einen: Kommentar. uͤber Virgils Gedicht
vom Wrkerbau geſchrieben, ber ſich in einem
Kiofter bey Tours befinde. ***) Weil aber bey
Heinen: andern Schriftfieler von dieſem Mas
nuſkript Meldung. gethan wird, auch Monte
fauson in feinen Bibliothek es nicht: and Licht
geſtellt bat, ſo kanns ſeyn, daß es ſich verloren
babe. Dies iſt alles, was wir von der mei⸗
laͤndiſchen Gelehrfamkeit in dieſem Zeitalter
wiſſen. Daß: die Befdrderfig derſeiben den
Meilaͤndern am. Herzen lag, laͤßt "fich daher
ſchließen, weil fie vom roͤmiſchen Präfelt Sym⸗
machus einen tüchtigen Mann, die Stelle eines
Lehrers der Deredfamsfeit zu beſetzen, verlang⸗
ten, der ihnen den Nuguflinng. zuſchickte. Es
iſt wahrfcheinlich, daB ber Aufenthalt verfchies
dener Kaiſer zu Meiland, beſonders Valentin
nians It, und des Erzbifchoffs Ambrofius Liebe
zur Gelehrſamkeit einen guten Einfluß in die da
figen Schulen gehabt. babe,
) Lib. 8. Confelſ. c. 7. )tbid,
#64) Hiß, Pate. Lib. 3. Ä
VI. Ge⸗
VI. Gegen die Mitte ded dierten Jabthuuun
bertö fani Minervius, ein herähiniter Gallier,
wach Rom, die: Redefunft dafeihfl: gie Ichren: |
Er war von Bourbdeaur, und hatte fchen fr
Konftantinopel die Berebſamkeit gelehrt. Auſo⸗
nius vergleicht ihn mit Hen hetuͤhmteſten Diebe
nern, *) und Hierouymus Mriche mit vielen
Aqhtuug von Ihm, *) und bezeuget, er babe
großen Beyfal zu Rom gefunden: Es iſt aben
fein gutes Merkmal, daß in Diefen Zeiten faſt
Beinen der. und bekqunten freinden: Behrer bie an
ſein Fnde zu Rom geblieben if. Auch Miner⸗
vins kehrte im feine Vaterſtadt zuruͤck, und leht⸗
te daſelbſt die Redekunſt mit vielenn Ruhm. 9°)
Um bie naͤmliche Zeit that Ach. Palladius, ein
anderer frember Rhetor im roͤmiſchen Athenaͤum⸗
berdor, ****) den bie Verfaſſer her gelehrten
Gehſchichte Frankreichs unten ihte Landsleuta
zaͤhlen, +) obgleich ſein Vaterland ganz unge⸗
wiß, und der Beweis, den fie aus etnem Briefe:
bes Synimachus an Auſonius +4) anführen;
ganz ungegründer iſt. Symmachus tühmt feine:
Geſchicklichkeit bie. Rede einzutheilen, feinen.
Reſchthum an Verseisgräuden,. feine Gruͤudlich ⸗
Ma a0. keit.
) Profeffor, Burdigal. Cara a
*#, Chron. ad ai. 349:
eosy Aufon,; loc; che.
vr) Symmachus Lib; 1. kpin.
P T.i. part. a4 1 loe. ei
+
3.
keit im Denken und die Zierlichkeit im Aus,
druck.*) Alleine Rand feinem Lehramte nicht
Jange vor, weil er zu einer vortheilhaftern Stelle
Berufen wurde . Es ſcheintals fen er zu
dem Rriegsftaude: Abergegangen; denn Sym⸗
machus bitter: ihn in ainem Briefe, einen Geo
wiſſen Soldaten Benedictus, der feines Dienſtes
entlaſſen war, wieder einzufeben.**%Y Seine Ro
den mäffen ſich durch einen prächtigen Schmuch
(vermuthlich durch‘ ein ſchwuͤlſtiges Weſen) ſon⸗
derbar ausgezeichnet haben,weil Sidonius
Apollinaris, wann er unter andern vortrefflichen
Rhetorn und Rednern feiner gedenfe, ihn durch
Pompam Palladii ſonderbar charafterifirt. +)
VilIIl Synmachus nennt noch drei) andere,
die zu feiner Zeit die Redekunſt zu Rom gelehrt,
oder fich in der Beredſaͤmkeit ausgezeichnet ha⸗
ben. Sie beißen Julianus, Ansonius und
Ballus, des Symmachus Freunde und Heiden
wie er. Den :enften lobt er fonderbar wegen
. feinee Derebfamfeit:ohne Stolz, und zeiget an,
daß dieſes zu-feiner Zeit eine feltene Sache war. HJ.
Dem zweyten Baker verſchiedne Briefe zugefchries
ben, worin er zu erkennen giebt, daß derfelbe
Kom Amte eines Rhetors zu jenem eines gericht
lichen Redners gefchriften fey. tt) Den britten
empfiehlt
*) ibid, -
»*) Symm. Lib.3. Ep.5c. **#) Lib, 9. Ep. 1.
f) Ub. 5. Ep. 16 Herme
tHH)'Lib. 1. Ep. 89, go. ete
N . 373
empfiehlt er. Sen gewiſſen Nicomachus Slavia-
nus zur Unterweifung feiner Kinder. *) Hiero⸗
uymus gedenkt auch mit vielem Ruhm eines ges
wiflen Paterius ober Pater, ber erſt in Gallien,
hernach aber zu Nom bie Beredſamkeit gelehrt
hat. Endlich macht Libanius uns noch einen
griechiſchen Sophiſten, Namens Glympius,
Buch drey Briefe, die er an ihn geſchrieben hat,
als einen Redner bekannt, ber wegen ſeiner Bes
rebſamkeit zu Rom allgemein hewundert wur⸗
de.**) Alle dieſe waren Heiden. Hieronymus
erwaͤhnt noch einen Chriſten, Magnus genannt/
den er in einem an ihn gerichteten Brief als el⸗
nen römifchen Redner rübmt, und. ermahnt, eis
, wen Theil feines übermäßigen Sleißes, mit wel⸗
chem er den Cicero lad, auf die. Heilige Schrift
zu wenden") Diefem Kirchenlehrer haben
wir auch den Ramen bed Nebrierd Gennadius,
ber zu des K. Konſtantius Zeiten zu Nom bes
ruͤhmt war, ) zu verdanfen.
VIII. Alle diefe Lehrer der Redekunſt und
Medner find bey weitem nicht zu dem Ruhm ges
kangt , den fih ©, Aurelius Symmachus burch
die Beredſamkeit zu Rom erworben hat. Er
"war ein Sohn bes 2. Aurelius Avianus Sym.
Aaz machus,
Lib. 6. Epiſt. 34.
**) Epiſt. 848, 453, 481.
***) Epift. 70. Edit. Veron,
1) Chronic. ad an. 337.
374 allem. un 2 |
machus, ber ebenfalls nach dem Begriff dama⸗
Uger Zeiten .ein guter Redner und Liebhaber der
Dichttunft ,*) and im Jahr 364 Praͤfekt zu Rom
geweſen iR. . Er geſtehet ſelbſt, er: Babe. in der
—— — einen Gallier, (viellticht Miner⸗
pius, der um dieſe Zeit die Redekunſt lehrte,)
sum Lehrer gehabt. **) “Unter andern anſehn⸗
fihen Ebrenftellen bat er auch jene eines Statt⸗
halters in Afrika, eined Praͤfekts zu Rem im
Jahr 384, (vielleicht auch in den zwey folgenden
Hahren,) ***) und eines ordentlichen Konſuls
im Jahr 395 )) begleitet. Er hatte bas Uns
gluͤck, in die Ungnabe ded K. Theodoſius zu
fallen, welches, nach des Caſſiodorus Zeugniß, 1)
Wegen einer Lobrede Über ben Tprannen Maxi⸗
mus, umd nach der Erzählung‘ des Buche de
promiflionibus Dei, welches ſich unter bem
Werken Brofperd von Aquitanien finbet, wegen
feiner. miedegbeliten Bitte um bie Wiederherſtel⸗
Jung des in Rom zu Grunde gerichteten Altars
der Goͤttin Viktoria, geſchehen ſeyn fol. Der
erſte ſetzt hinzu, er habe fih aus Furcht bed
Todes in eine Kirche geflüchtet, und vom Kaifer
Berzeifung erhal; ber andere aber erzählt,
. | er
®) Symmach. Lib. 1. Epift. 4.
%#*) Lib, 9. Epift. 86.
***) V. Corfini de Praefe@. urb: p. a
1) Tillemont Hifl. des Emper. in T'heodof. Art.gr.
tt) Hiſt. tripart. Lib. 9. 23.
v 7
er ſey fogleich . hundert Meilen weit beim RR
'serwiefen worden. Es iſt mahrfcheinlich, dag
er. bi zum Anfahg des ſuften cbrhunderts
erlebt babe.
IX. Nichts beweiſet wehe das Verders
niß des Geſchmacks dieſer Zeiten als bie Lei
ſpruͤche, bie dem Eymmachus bon. ſeinen Zeith
genoffen beygelegt werden. Prudentius, der
deſſelben Rede, um bie Wiederherſtellung dei
Aitars ber Gottin Viltoria zu erhalten, mit
einem Gedicht won. zwey Buͤchern beantwortel
bat, ziehet ihn daſelbſt ſogar dem Cicero vor
O Linguam miro verborum fonte fiuentein, '
. Romani desus eloquii, aui cedat er ipfe
> Tullius; bes fundig dives- facundis gemmar.,
Os dignum, seterno tincium ‚quod fulgest
auto, .
- Simallet laudare Deum. 3;
r
Macrobius ſtellt ihn als ein Muſter eiter lu
menreichen Beredſamkeit vor, und ſetzt hinzu,
er werde hierin bon keinem ber Alten uͤbertrof⸗
fen. ) Gleiche, kobſprͤch geben ihm Am⸗
inlanus Marcellinus, **) Caſſiodorus +) unb
Libanius. +) Vergleicht man aber mit diefen
Lobeserhebungen bie uͤbergebliebenen zehn Tücher
ſeiner Briefe orunter fich feine Anrede an
a 4 Valen⸗
*) Ub. 1. ia Symmachum.
%) Lib. 5. Saturn. er. #4) Lib.27. 63
9) Lib. ı 1. Variar. Epiſt. 1. |
11) Epi. 923. Edit. Auıfiel, 1758.
“Ale ° 7F
—
376 nn _ 2 2 oo
VSalentiniauns ab Theodoſtas um bie Wieder⸗
Herſtellung des oben gemeldten Altars befiudet,
Die vermuthlich ein Meiſterſtuͤck feiner Beredſam⸗
keit ſeyn ſollte, ſo muß man ſich verwundern,
Wie es verruͤnftigen Maͤnuera babe einfallen
Können, ihn mit. Cicero zu vergleichen. Aber
Mb dachte und ſchrieb man in ditſem Zeitalter.
—
Seit dreyhundert Jahren bewunderte man noch
Immer-die glänzenden Einfälle und das verkuͤn⸗
ſteite ſchwuͤlſtige Weſen im Reden und Schrei
ben: Hierzu gefellten fich noch. die rohen Aus⸗
brüde, welche man durch den Tangen Umgang
mit fremden Nationen unvermerft angenommen
hatte; wodurch ein neuer Styl entſtand, dem
man faum verbauen kann. Folgendes Stuͤck
‚ eines Briefs an feinen Bater famı um Beweis
bienen, wie man ungefähr.im biefem Zeitalter
ſchoͤne Briefe ſchrieb; „Onus aetate. noflra
monetain Latiaris eloquii Tullisna incude
finxiſti. Quidgdid in poetis lepidum, apud
Oratores grave, an annalibus fidele, inter
$raminaticos erddium fuit, ſolus Beufifii,
. {uftus haeres veterum litterarum. Ne mihl
verba dederis: navi ego, quid valeat adagio:
füs Minervam. Adprimie calles epicam di-
feiplinam, son minus pede lituum do-
dus inflare. Atn tandem? Mandi aeque
magnus et canendi, meat te opis indigum |
mentiare? Haud aequum facis, meque mW
Ä ae 377
jnvat falla jacatio *) Ir dieſem Styl waren
sermuthligh. auch ſeine Lobreden über Maximus
und Theobdofius, und die andere Rede, vom
welcher er in einem Briefe an Agbrius Praͤtezta⸗
ud Melpung thut, geſchrieben.
‚> X Ben allen ben italieniſchen Rednern
und Rhetorn, die in dieſem Zeitraum von unge
$ähr zwey hundert jahren gelebt Haben, iſt fein
voilkommenes Werk der Berebfamfeit vorhan⸗
den. Die. meiften haben ſich vermuthlich nur
durch ihre Sehullchre und etwan durch einen
großern Zulauf von Schülern, berühmt gemacht.
Das einzige Dental, welches von der Wohl⸗
redenheit dieſer Zeiten uͤbergeblieben ift, ind die
alten Lobreden über verfchiedene Kaifer, die mit
jener des. juͤngern Plinius in einer Kollektion
uebrmalen herausgegeben worden find. Aber
Sm feinem ber befannten Verfaſſer derſelben
dann man mit Gewißheit behaupten, daß er ein
geborner Itakeırer war. - Denn Claudius Ma⸗
mertinus und Eumenius, bie. fchon Im vorigen
Suche vorgefommen: find , Nazarius, Katinus
Pacatus Drepanius waren ohne Zweifel Gadier,
wie ihre Lobreden an den Tag legen. - Von dem
andern Claudius Mamertinus, dem Verfaffee
Der Dankrede au den K. Julian wegen bed erhal
Henen Konfulats, weiß man nicht, woher er
war, ob ‚Jon gleich die gelehrten Benediktiner
Mas ver
Ub.a. Fpiſt. 4
378.
on Granfreich unter. ihre Landsleute zaͤhlen. *)
Die uͤbrigen der: gemeſdten Lobreden find ohne
Mamen ihrer Verfaſſer, und ed iſt keine hiurei⸗
cchende Urſache vorhanben; warum man fie Ita⸗
[4
lienern gueignen-folle. Es fann feyng daß ei⸗
ner oder der andere der Rhetorn Aquila Komas
aus, Julius Roftnianus, Curius Sorsungsiae
sus, Sulpitius Pictor, Emporius, Juli
Severianus, deren Fragmente und kurze Ub»
Yandlungen. über die Redekunſt Bram Pithoeus
4m einer Kolleltion Herausgegeben hat, in die⸗
Sem Zeitraum gelebt, und Stalien zum Vater⸗
land gehabt Haben; allein was von ihnen über
tzeblieben iſt, verdient nicht, daß man ſich viel
um ihr Vaterland bekuͤmmere. Man kann Fa⸗
bricius **) und Gibert ***) daruͤber nachleſen.
XL Weil ber geiſtlichen Reduer und Kir⸗
chenſkribenten Endzweck nicht iſt, nach den Re⸗
geln der Redekunſt bie Geheimniſſe der Religion
entweder zu (ehren oder zu vertheibigen, ſondern
ich damit zu begnuͤgen, daß ſte die Wahrheiten
gruͤndlich und deutlich, der Faͤhlgkeit der Lee
‘ober Zuhörer gemäß, in edler Einfalt vortre
gen: fo gehoͤren dieſelben eigentlich nicht zur
Gecſchichte der Berebſamkeit. Es giebt jedoch
auch unter den Kirchenlehrern einige, die ſich in
ibeea
*) Nſt. Liter, de la France T, 1, patt. 2. p. 198.
**) Bibl. Lat. Lib. 4. e. 8.
#*%) Jugemene des Maitges EEloquenee,
Ihren Schriften durch einen. reichen Torrath nem
allerhand Kenatuiſſen, durch eine fonderbare
Staͤrke, Aunmuth und Fierlichkeit vor andern
ausgezeichnet haben, ale da ſind in dieſem Zeit⸗
raume Petrus Ehryfologus, Ambroſus und
Keo. Dieſe will ih nur kuͤrzlich berühren,
weil ihre Lebensgeſchichte aus der Kirchenhiftorie
‚Kefannt genug if.
Xll. Won Petrus Cheyfologus haben den
P. Sebaſtiaus Paoli, der «ine vortreffliche
Herausanbe feiner E chriften beforgt hat, und
ber P. Binanni in feiner Geschichte von hen Ge⸗
Ichrren der Stadt Ravenna *) mit ſonderbatem
Fleiß gehandelt. Im Jahr 433 wurde er. Win
ſchoff von Raseunna, und flarb daſelbſt 449.
Wegen feiner fenderbaren Aumuth im Vortrage
bat er den Zunamen Chryſologus erhalten. Es
fina 176 Homilien von ihm vorhanden. Sein
Inteinifcher Schl mochte wohl. zu feinen Zeiten
munter Die jierliehftn gejählt werben / i aber von —
Der aͤchten datinitaͤt ziemlich weit entfernt. Det
nmdmliche Bann man von den Schriften des Am⸗
fagen, worin jedoch mehr Lebbaftigteit
Staͤrie gu ſeyn ſcheivt. Dieß batte er der
Kenntaiß ber griechiſchen Sprache und bey
Durchfor ſchnug der Werke der griechiſchen Kir⸗ |
chenlehrer, beſonders bed Heigenet, zu berbana
fen, von welchem er ober ben Fehler angenom⸗
wen hat, die heilige Schrift ei iR oft in alle
*
*) Tom. 2. ꝑ. 197. etc,
120 lt
goriſchem Verſtande auszulegen. Er wurbe ge⸗
zen dad Jahr 340 In Gallien geboren, ald fein
Vater, ein adlicher Römer, Praͤfekt dafeibp
war. in feiner zarten Jugend wurde er nach
Kom geſchickt, dem Gtudiren obzuliegen; )
worin: ee einen fo gluͤcklichen Fortgang machte,
daß er in Furser Zeit ald ein gerichtlicher Redner
allgemein bewundert wurde. *) Diefed und
Die Stelle eines Raths beym Präfekt des Praͤ⸗
Soriums bahnten ihm den Weg; mit bem Ehren⸗
geichen eines Konfuls den Provinzen Liguria und
Aemilia vorgefeht zu werden. - Wie er: gu Mei⸗
land aus einem’ Heiden ein chriſtlicher Biſchoff.
geworden, und wie ruͤhmlich er dieſe Wuͤrde be⸗
gieitet habe, iſt aus der Kirchengeſchichte be⸗
Yanne. Er ſtarb im Jahr 397 mit denr Ruhm
eines Heiligen Manned. Was ben roͤmiſchen
Biſchoff Leo betrifft, fo fuimmen zwar alle darin’
Sfanımen, daß ertir Ztalien geboren war; aber
um feinen Geburtsors ſtreiten bie: Römer un
Toskaner. Es gehoͤrt Hier nicht her, gu erzaͤh⸗
len/ was er als roͤmiſcher Biſchoff vom Jahr
440 bis 461 rÄhmliches unfernomnien
Ales dieſes haben Quesnel in der Herans
der Schriften dieſes Kirchenlehrers, und die
Herren Ballerini im ben ihrer neuern Auflage
beygefuͤgten Anmerkungen, weitlduftig beſchrie⸗
ben. Ich IR nur hier emmersen r bag er nicht
J “ RUE
9 Baulliaus in ejus vi n. 4.
*+) Ibid. u, 5. en.
nn ar
ae in bie Wahrheiten bes Chriſtenthums, ſon⸗
dern auch: in bie: weltlichen. Wiſſenſchaften «ine
tiefe Einfiche Hatte; dieſes beweiſen feine Brivft
and Homiklen, bie wir von ibm Baben. : Seit
Styl if war nach der⸗ damaligen Art etwas
Fart und roh; dieſer Fehler wird aber butch
den kernhaften Ausdrack, durch die Gruͤndlich
unb Staͤrke dee Gedanken ziemlich erſeht.
BB it su bewundern, wie der franzoͤſiſche Ver⸗
faſſer des Dictionnaires ber Kirchenſtribenten,
welches 1767 zu Lyon gedruckt worden iſt, ohne
weiteres Nachſuchen habe fagen können, ) die
neuefte und beſte Auflage der Werke des heftigen
Leo ſey jene, die der P. Quesnel 1675 verauſtab⸗
ser hat; da doch jene des gelehrten P. Cac⸗
kiari 1753 zu Rom, uud die vmetianiſche bee
Herren: Ballerini vom Juhr Precht neue und
sokfommmer find.
XIII. Die Grammatiker weſer Zeiten, de
ren hinterlaſſene Schriften ſich meiſtens in Din
bekannten Kollektionen finden, find Nelins Des
ndtus, <Tonine Marcellgs von Ziselt, Bis
sas Pompejus Seftus, Servius, Diomedes,
Flavius Softpater Earifius, Simplicius vom
Emona, Eitarius, Autelins Theodofius Wine
‚obige, r md Wertianus Mineus Selir Eas
pelle,” : Die merkwuͤrdigſten guter ihnen find
Aelius Donatus, ben man von Tiberius Dos
natus, beim ‚germepnten Verfaſſer einer alten
| ae
"Tom. 3. p. 120, °.
388 —R
Lebensbeſchreibung bed Virgils, unterſcheuren
muß. Hieronymus hat zu Rom. unter Ihe
Aubdirt. *) Neben den grammatifchen Schriften,
wodon noch Fraquente vorhanden Rab, hat er
auch eine Auslegung ‚der Gedichte des Terens:
und Virgils verfaßt, obgleich diejenige, die usb
ter feinem Namen noch vorhanden if, für juͤn⸗
ger gehalten wird: **) Sertins, ber entw
* Theodoſius oder unter Donsrius Te
Maerobius, fein Zeitgenoß, meint ihn den
größten der Lehrer, *°°) und ruͤhmt beſonders
- feine Auslegung des Viegila. Sehe, bie unter
keinem Namen noch vorhanden if; wird vun ei⸗
wigen als eine Sammlung aus verſchiebenen
Verfaſſern angefeben. Auch zweifeln einige
darau, ob daR greimmatifche Wehf, welches
ſeinen Namen trägt, don ihm ober von einem
andern gleichen Namens berrühre +) Citarius
ein Syrakuſaner, det zu Bourbeaux die Gramma⸗
it gelehrt hat, und wegen ſeines guten Koyfa
won. Aufoniug ſonderbar geruͤhmt ‚wird. it)
— FR welcher par bie Srammatit nicht
Öffent«
%, in Chronie. dan, 358. .
*) V. Tillemont Hiſt. des Emper; in Conftentio.
an. 65. Fabris Bib ie T Toms 1; pik. 33.
Edie, enet.
***) Lib. 7. Sturm. ec.
H Febsic. Bibl. Lac. Tom. 2. p. 468.
tt) Profefl, Burdigal, Ep. 19»
Rn N 333
fentlich"gelchre, jebuch mit ſolchen Dingen
als da find, bie Unterfuchumg ber Alterthuͤmer
and die Erflärung der alten Schriftſteller, weiche
damals zu einem Grammatiker gehörten, inkt
aber der Gegenſtand der Philologen find, ſich
—— bat. Er war kein Italiener. )
Er hat aber under Theodoſius und Honorius in
Italien gewohnt, wie aus ben Perſonen, bie en
in feinen faturnaliſchen Geſpraͤchen redend an⸗
‚Fährt, bandgreiflich abzunehmen iſt. Vielleicht
"ME er der Macrobins., + welcher des Honorius
und Theobofiug Il oberfier Rammerherr war. **)
Die Perfonen feiner Gefpräche, die eine heidni⸗
ſche Sprache führen , und feine genaue Freund⸗
haft mir Eymmachus, der viele Briefe an ihn
ieben hat, mit Präteptatas und Flavia⸗
wud, ‚welche geichworne Feinde des Chriſten⸗
thums waren, beweifen, baß er kein Chriſt wat.
XIV. Neben den Meinen‘ Schriften dber
die Grammatik, roelche unter feinem Namen in
den Kollektionen der alten Grammatiker zu fine .
den find, haben wir yon Macerobius eine Aus⸗
legung des Teaums des Scipio, 100 er der pia⸗
sonifchen Lehre anhaͤngt, und einige aſtronomi⸗
fche Kenntniß an den Tag legt, und fieben Buͤcher
der faruenalifchen Befpräche, welche bey Ges
legenheit eines bem Saturn zu Ehren gefeyerten
Feſtes
©) Prooem. Lib, 1. Soturn.
®*) Cod. Theodoſ. Lib. 6. Tit. &
334 Zn 1
Feſtes ſollen gehalten worden fe. Hier wer⸗
ben ſehr nuͤtzliche Sragen von verſchiedenen Al⸗
terthämern, von der Goͤtterlehre, von der Ge⸗
ſchichte und Dichtfunft aufgetdfet, viele Stellen
der alten Schriftſteller erläutert, viele Geſetze
and Gebräuche ber alten Römer und anderer
Voͤlker bekannt gemacht, und ſolche Dinge vous
getragen, wehche, die Werke der Alten gu ver⸗
ſtehen, hoͤchſt mäsfich. find. Aus diefer Abſicht
muß man ihn auch nur leſen. Denn fein Styl
hat viel tadelhaftes, wie er felbft geſteht, und
fid) damit entſchuldigt, daß er in einer ihm
fremden Spradje ſchrieb. Eben ſo wenig muß
ihm zur Laſt gelegt werden, daß er ganze Stellen
aus Seneka, Gellius und Valerins Maximus
in / ſeinen Geſpraͤchen vorbringt, ohne die M
len anzuzeigen. Denn in der Vorrede bed er⸗
ſten Buchs geſtehet er offenbar, daß er ſich
ganzer Stellen aus anderer Schriften woͤrtlich
bedienen wolle, und lehnt allen Vorwurf von
ſich ab, wenn er ſagt: Nec mihi vitio vertas,
fj, res, quas ex lectione varia mutuabor, ipſis
ſaepe verbis, quibus ab ipfisfauctoribus enar-
ratae ſunt, explicabo; quia praefens opus non’
eloquentiae oſſentationem, fed nofcendorum
congeriem pollicetur, et boni confulas opor-
tet, fi notitiam vetuflatis modo noftris non
obſeuro, modo ipfis antiquorum fideliter vet«
bis recognofcas, prout quaeque fe vel enar-
randa vel transferenda fuggeflerint. Er hat
de 0 fich
®
Anmerkungen herausgegeben.
. u. on
385;
fi alfo nicht heimlich mit fremden Federn ges
Haben. |
XV. Martlanus Mineus Selir Eapella,
| ſchmůckt, wie ihm einige zur Schuld gelegt
ein Afrikaner von Madaura, von dem wir neun
Buͤcher von’ einer Vermaͤhlung der Philologie
mit Merkur haben, ſoll ſich eine geraume Zeit
zu Nom: aufgehalten baben-*) Voſſtus iſt der
Meynung, **) er habe viel fpäter gelebt. Ich
will ihm jedoch licher ſeine Stelle hier anweiſen,
‘als ihn ganz übergehen. - Sin der obengenann⸗
“ten allegorifchen Bermählung handelt Felix Ca⸗
"nella von der Grammatik, Aſtrologie, Arithme⸗
tie und verſchiedenen Wiſſenſchaften in einer
“harten und rohen Schreibart; lehrt aber viel
"gutes und nutzbares. Bugo Brotius hat dies
fes Werk im viergehnten Jahre feines Alters mit
Das vierte Kapitel.
Bi e Be fc ich ge
1 De⸗ Zeitalter, von welchem wir handelu/
— iſt ſo fruchtbar an großen und entſchei⸗
bvdenden Begebenheiten geweſen, daß eine mit
Ordnung und Genauigkeit davon geſchriebene
| . Gefehiähte
*) Fabric. Bibl. Lat. Lib. 3. e. 15... u
**) Vo, de Hiſt. Lat. Lib3. ,
J II. Band. En 55 ne . 8
24
6
Geſchichte von ber größten Wichtigkeit ſeyn
würde. Eine folche Gefchichte würde nicht nur
‚genau beflimmen, was für frembe Voͤller da⸗
mals das römifche Reich uͤberſchwemmten, fo-
dern auch woher fie famen, wo ihre urfprüng-
lichen Gige waren, nad) welchen Befegen fie
jebten, wie fie regiert wurden, und durch was
für Gebraͤuche und Sitten fie fich unterfchieben.
‚Sie würde den wahren Charakter der Kaifer und
anderer merfwärbiger Perfonen abgefchildert,
und weder ihre Tugenden aus Neid und Boss
heit verfchtwärgt, noch ihre Fehler. aus Schmei⸗
‚chelen oder Zurcht verfchwiegen haben. Allein
‚es fcheint, als fey die Verwirrung, worein des
mals das Neid) verfeut war, auch in die Denk⸗
art und Schriften der Gefchichtfchreiber dieſer
Zeiten übergegangen. : Denu was von ihnen
in Betreff diefe® Zeitalter übergeblieben , iſt
mehr oder weniger ohne Drdnung, ohne Fleiß
und ohne Geiſt der Wahrheit gefchrieben, und
iſt nicht Hinreichend, ung einen fichern und, voll⸗
kommenen Begriff von der innerlichen Berfaffung
bes Reichs, von bem Charakter der Negenten,
und von ber Befchaffenbeit der fremden Voͤlker,
die fich endlich des occibentalifchen Kaiſerthums
bemächtigt Haben, beyzubringen.
| I. Serms Aurelius Picsor hat ung kurze
Lebendbefchreibungen der roͤmiſchen Kaiſer von
Auguftus bis ind 23 Jahr der Regierung des
Eonfantius, dem er auf eine micberträchtige
Art
= nn 2 . 387
Art fchmeichelt, binterlaffen. ‚Daß er um dieſe
Zeit gelebt habe, beweiſet er ſelbſt durch ver⸗
ſchiedene Erzählungen. ) Weil er ſich einen
Landsmann des K. Septimius Severus nennt, )
‘fo iſt nicht daran zu zweifein, daß er ein Afri⸗
:$aner war. Der Kaifer Julian verlich ihm die |
"Statthalterfchaft von Pannonien, und berhrte
“Ihn mit einer ergenen Bildfäule. **) Amine
nnd Marcellinus, der dieſes erzähle, ſetzt norh
hinzu, er ſey endlich auch Praͤfekt zu Nom gen
worden. ine von Lindenbrog t)- bekaunt ge⸗
machte Aufſchrift beweiſet, daß er unter dem
K. Theodoſtus dieſe Würde begleitete. Man
kann bier und da aus feinen Schriften ſchließen,
daß er ein Heide war.
IH. Unter Sextus Aurelius Vietors Na⸗
men ſind neben den obengemeldten Lebensbe⸗
ſchreibungen der Kaiſer noch folgende Werke be⸗ |
kannt: “ein fleined Buch mit dem Titel: Origo
gentis Romanae, Kebensbefchreibungen bee
- zühmter Römer; und ein Aussug der Lebens⸗
beſchreibungen der Kaiſer. Das erſte iſt ae
genfcheinlich einied andern Werk; denn unter
andern Schriftfiehern, die der: Verfaſſer als
Quellen feiner Nachrichten anfuͤhrt, nennt er
auch Victor, ben Afrifäner. Was das zweyte
62 be
*) Lib. 28. e. 16, “) ibid. €. 20.
***) Ammian. Marcell, Lib. 21. c, 10.
) In Not. ad Ammian. Marcell. loc. ih.
388 7
betrifft, fo iſt kein hinreichender Grund vorhan⸗
den, warum man es Victor dem Afrikaner ab⸗
ſprechen ſolle. Das dritte hat zwar den Namen
‚eines Auszugs, und enthält viele Stellen, die
in den Lebensbefchreibungen der Kaifer mortlich
vorkommen; allein es ift niche nur diefen an
der Größe far gleich, fondern auch in einiger
Kaifer Lebensbeſchreibung weitläuftiger, und
enthält verfchiedenes, was jenen widerfpricht,
beſonders in Beflimmung der Lebensjahre bes
‚ Kiberius, der Regierung des Titus, bed Ba»
terlands des Trajans, des Orts, wo Lucius
Verus geſtorben iR, und in andern dergleichen
Dingen. Hieraus kann man mit gutem Grunde
folgern, daß der Auszug nicht von Viktor dem
Afrikaner, ob er gleich deſſelben Lebensbeſchrei⸗
bungen der Kaiſer pflegt beygefuͤgt zu werden,
ſondern von Victor dem juͤngern, ber unter
Honorius und Arkadius lebte, herrühre, welcher
auch ohne Zweifel der Verfaffer des Buchs de
Origine gentis Romanae, und der nämliche if,
der in einigen dltern Herausgaben der Werke
‚Paulus bed ‚Diafons victorinus genannt wird.
IV. Ein: Zeitgenoß des Yurelius Victors
‚war Slavius Kutropins, der Verfaſſer einer
furgen römifchen Geſchichte von der Erbauung
der Stade Rom bis zu ded K. Valens Zeiten,
welchem fie gewidmet if. Weil ed in diefem
Zeitalter verſchiedene anfehnliche Männer dieſes
Namens
— — — | —D 2 —— —
-
re 380
Namens in Itallen gegeben bat, ) 'fo kaun
man nichts gewiffes in Anfehung feiner beſtim-
men. . Einer davon iſt Profonful in Aften, und
im Jahr 380 Präfeft des Praͤtoriums getvefen.**):
Suidas nenne den Verfaffer der Gefchichte einen
Sophiſten; fehlt aber, daß er Eutropius, den
Sopyhiſten, Für einen Staliener hält. Denn
nach einem Briefe des Libanius ***). war er ein‘
Fremder, der zu Rom Gerichtshändel getrieben
Hat, und endlich wieder in fein Vaterland zus
ruͤckgekehrt iſt. Diefed war vermuthlich in
Aſien, wofern diefer Eutropius ber nämliche iſt,
an welchen Symmachus verſchiedene Briefe ge⸗
ſchrieben Hat. > Dieſen ruͤhmt Symmachus
als einen fleißigen Liebhaber der Gelehrſamkeit, |
der würdig fen, die merkwuͤrdigen Begebenheis -
ten feiner Zeit’ zu befchreiben, 11) und zeigt atty
daß er Güter in Afien beſaß. trt) Iindeffen
erzähle der Verfaſſer der roͤmiſchen Gefchichte
von fich ſelbſt nichts andere, als daß er unter
dem Kaifer Julianus wider die Perfer gefochten
babe. Sein Styl ift zwar, teie jener der übris
| gen Gefchichtfchreiber dieſes Zeitalters, weber
rein u. Pe: er hat aber ben Vorzug vos
| Bb 3 .- ., ‚andern,
*) Fabric. Bibl. Lat. Lib. 3, c. 9.
. ee) Valefiusin Notisad Amm. Marcel. Lib. 29: €.7:
we) Fpiſt. 985. |
H Lib, 3. Epll, 46-53. Ä
tHhid. Ep 0 ffftf) Ibid, Ep. 53.:
—
jE) EEE „nz
andern, baf.er zweymal in bie griechiſche Spra⸗
che uͤberſetzt worden iſt.) Tillemont haͤlt ihn
für einen Heiden.“*) Wenögſtens giebt er ſich
nirgends ale einen Ehriften zu erkennen.
V. Noch ein anderes Werk der römifchen
Befchichte baben mir. von Sextus Xufus,
‚ober wie andere fchreiben, Rufus Feſtus, tele
ches den Titel von den Siegen und Provinzen
des roͤmiſchen Volks führe. Ihm wird auch
eine Beſchreibung der vierzehn Regionen, in
welche Rom abgerbeilt wer, zugeeignet, bie
Graͤvius mit jener des Zeitgenpfien Publius
WBictors, und mit einer dritten, die von dem
| Zeiten bed Honoring und Valentinians III feyn
ef, herausgegeben hat. ***)' Die dritte bat
Muratori fehr verbeſſert, und ſeiner Sammlung
von Aufſchriften einverleibt. ) Weil man dar
fuͤr hält, das: bekannte ltinergrium Antonini
and die pautingerſche Tafel rühren von des
K. Theobofius Zeiten ber, fo. dürfen fie bie
: wicht Übergangen werden. Es find zwar feine
Werke, wozu viel Kopf gehörte; jedoch Ichren
‚Re uns die ältern Namen der Stävte und Pros
vinzen. Die. peutingerfche Tafel bat dieſen
Damen von dem gelehrten augfpurgifchen Pa⸗
triciug
u ® Voflius Lib.. 3. de Hik. Lai. & $.
*) In Valente Art. 24.
”#*) Theſ. Antiq. Rom. vol. 3,
7) Nov. Thef, Inferipe. T. IV. p. 2128.
4
ασ- 391
kricius, Conrad Pentinger. Diefer erbiele fie
von Conrad Celtes, ber fie gefunden hatte.
Dorauf wurde fie von Beatus Ahenanus ber
Belt befannt gemacht, und von Marcus Vels
ferus 1598 herausgegeben und erflärt. Aber
die Herausgabe, welche Scany. Ehriffopb von
Scheyb 1753 in 12 Tafeln vorgefielt hat, iſt
Die befte, und mit einer gelehrten Abbanblung
Begleitet. Das Original ift mit ber Bibliothek
des Prinzen Eugenius, der es gefquft hatte, im
Die Faiferliche Bibliothek nach Wien gekommen.
Die Moͤnchſchrift und Figuren der Menfchn,
die fi) auf dieſer Handſchrift finden, und eben
fo ausſehen als die, fo man in den alten Fen⸗
ftergläfern und auf den Blechmuͤnzen und Cie
geln antrifft, machen wabhrſcheinlich, daß fie
- eben biefelbe fey, torlche ber Urheber ber Anna-
Hum Colmatienfum 1265. verfertigt bat. *)
Das Itinerarium Antonini iſt mit einigen an⸗
bern alten Reiſebuͤchern nach verfchiedenen Her⸗
ausgaben von-Peter Wefleling 1735 zu Amſter⸗
dam gebrudt, und mit den dazu nöthigen Nach.
sichten erläutert worden. Dieſes Werk enthaͤlt
alle Landfchaften und die vornehmſten Staͤdte,
Seen, Fluͤſſe, Berge und Vorgebirge, Meere: _
und Inſeln des römifchen Reichs, bemcrft bie
Entlegenheit eines Drts-von dem andern, und
dient zum Wegwelſer ſowohl zu Waſſer als zu
Bb4 Lande.
D. int. get. Buͤſchings neue eindbeſcren. I hell,
G. 4. ſechſte Aufſlane.
392 ee .
Sande. Die alten Manuffripte fragen faft alle
deu Kamen Antonius Auguftus. Daher zwei⸗
feln einige daran, ob es dem Kaifer Antoninus
Pins, ober einem andern zugehoͤre. Andere
laͤugnen ed, und führen dieſes zum Beweis an,
daß fi Namen gewiffer Städte darin finden,
als da find: Conflantinopolis, Maximianopo-
lis, Diocletianopolis, Conflantia etc. welche
gu des Antoninus Zeiten noch nicht ibiich wa⸗
ren. Allein dieſes beweiſet nichts. Denn die⸗
fer Städte Namen koͤnnen in der Folge der Zeit
hinzugeſetzt worden feyn. Das wahrfcheinlich«
ſſte iſt, daß ſchon unter Julius Edfar-und Augus
find eine folche Befchreibung des ganzen roͤmi⸗
ſchen Reichs gu Stande gebracht, in der Folge
aber "durch Befehl verfchiedener Kaiſer, befon
Ders des Antoninus, vermehrt, und zum
Reiſen ber Kriegetruppen und anderer nutzba⸗
zer gemacht worden ſey. Aethicus in bee
Vorrebe feiner Eodmograpbie ſagt, unter dem
Kanfulat des Julius Caͤſars und des M. Anto⸗
nius fen das ganze roͤmiſche Reich von geſchick⸗
ten Männern ausgemeffen worden. Dieſes ift
vermuthlich die erſte Grundlage unfers Itinera⸗
riums. Vielleicht trägt ed deswegen ben Mas
men Antonius, weil e8 unter dem Konfulate
des Antonius angefangen, und jenen bed Alte
guſtus, weil es unter diefen Kaifer geendigt
worden if. Denn es iſt offenbar, daß Unter
nius Auguſtus wey deſchedent Namen ſeyn
ſſen,
nöffen ; wenn der. erſte ucht VUatoruuie heißen“
oll. Es fcheint ale, dag Berbindungee
pörschen e2 ſey von den Kopiſten ausgelaffen,
porden. Dieß kann Gelegenheit gegeben ha⸗
ven, daß man einen alten Erdbeſchreiber des
Ramend Antonius Auguſtus erdichtet habe,
Yofias Simlerus und Weffelinging haben in ide
en Herausgaben des Itinerariums am beſten
avon gehandelt.
VI. Der beſte unter den Geſchichtſchrel⸗
ern dieſes Zeitalters iſt Ammianus Marceltt‘
ns. Er faun nur bediwegen unter ben italies
iifchen Echriftftellern flatt finden, weiler Ah
ine geraume Zeit in Italien aufgehalten bat.
Denn er tar zu Antiochla geboren *) "und,
zachdem er unter Conſtantius verfchledene Feld⸗
ige gethan hatte,“) unter dem Kaifer Valens
sach Rom gekommen. ***) Hier ſchrieb er
eine Gefchihte, die vom K. Nerva anfieng
ınd bey des K. Valens Tode.fich endigte. Ub
son den 31 Büchern, woraus fe beftand, find
Ne erfien dreyzehn verloren gegangen; woher
denn von der ganzen Gefchichte nur der Theil
bom Jahr 353 big 378 noch übrig if. Er mar
ein Heide, +) bat aber fehr befcheiden von dem
Bb5 . Ehrir
6) Libanlus Fpiũ. 983.
*#) Lib. 14. e. 9, II. Lib. 15. e. 9. Lib, 16. e. im
Lib. 18. e. 6. Lib. 19. « 8.
auck) Adrianus Voleſius in Praef. ad Amm. Marcel,
) Idem de Anım. Marcell, vita et Libria, — —
N
9
oben gefchrieben.. So wahrhaft er in feinen
zaͤhlungen ift, fo. roh und hart if feine
Schreibart, welches in dieſen Zeiten, beſonders
von einem Fremden und Soldaten, nicht wohl
anders gefhehen konnte. Er hat neben dem
noch den Fehler, daß er mit unnuͤtzen Aus.
(hieifungen von der Hauptſache abweicht, und
mit unſchicklichen Deklamationen oft Ueberdruß
erregt. Voſſius merkt noch einige andere latei⸗
niſche Geſchichtſchreiber dieſer Zeiten an, die wir
mit Stillſchweigen uͤbergehen, theils weil die
meiſten fremd waren, theils auch weil die weni⸗
gen uͤbergebliebenen Schriften derſelben Italie⸗
ner, die darunter find, der Litteratur Italiens
mens Ehre machen. |
Das fünfte Kapitel.
_ Pbilofopbie und Mathematik.
LG \r Philoſophie der Heiden war im Srund⸗
nichts anders als ein ſtolzer Dünfel,
- den Weg zur menſchlichen Gluͤckſeligkeit beſſer
als ein jeder anderer einzufehen: Daher warfen
fid) die alten Philofophen zu Lehrern bes menſch⸗
lichen Gefchlechtd auf, und entfchieden, wie un.
Erüglihe Drafel, was wahr und falfch, was
Slücfeligkeit, Tugend und Laſter mären.. We
nige waren unter ihnen, die fich die Erfahrung
und bie Natur zur Richtſchnur im Denken feß-
tem.
ee 396
n. Was die berũbmteſten ibrer Vorgänger
lehrt, und mag fie von ihren Lehrern von Ju⸗
end auf eingeſogen hatten, das wurde als wahr
ugenommen, und mit der größten Hitze ver⸗
yeidigt. Ein folchee Unding von Philoſophie
ußte nothwendiger Weiſe in Verfall gerathen.
s konnte nur fo lange befteben, als ber Eigen»
ug und Ehrgeiz ihre Rechnung babey fanden,
nd bis die chriftliche Religion die Oberhand '
wann. Weil diefe dem menfchlichen Denien
averaͤnderliche Grenzen feste, fo 309 fie fich bie
eindfchaft der ausſchweifenden Philofpphen Buy
ab bewog bie beſten Köpfe unter ben Ehriften, |
re Religion toider biefelben zu Sertheidigen,
lsdenn verlor das Anſehn alter Lehren feing
szaubernde Kraft. Denn, jene unterfischteg
jeſelben mit möglicher Schärfe, und entdeckten
r ſchwankendes Weſen. Hiervon findet man
den Büchern der erfien Vertheibiger des Chri.
enthums die beutlichſten Beweiſe. Nicht nur
urchforſchen und widerlegen ſie daſelbſt ‚Diele
Bepnungen ber alten Sekten, fondern ‚fie ent-
ecken uns auch vieles davon, was uns ohne
re Schriften unbekannt geblieben waͤre. Weil
ieraus erfolgte, daß bie heidnifchen Philoſo⸗
hen unter ben chriftlichen Kaifern ihr Anſehn
nd die Hoffnung zu einiger Beförderung ver⸗
sven, fo hoͤrten die Fremden, befonders bie
Bricchen, endlich auf, zu Rom ihr Gluͤck zu
uchen, und blieben zu Alexaudria und Athen,
‚396 Geh
to fie wege bes größern Zufluffed von Schuͤ⸗
lern fih mehr Nugen verfprechen fontiten. Die
Roͤmer aber, die fich nie viel mit der Philoſo⸗
phie abgegeben haben, thaten es jet noch viel
weniger, da fie fich in Woluft und Schwelgerey
verloren. Dieß war meined Erachtens bie
Haupturſache, warum wir in biefem Zeitalter
ſo menige Philoſophen zu Rom finden..
.. I, Symmachus beklagt ſich fehe Über die
geringe Anzahl guter Philofophen in feinem Zeit,
alter. ) Die wenigen, bie er ung bekannt
macht, find Prifcianus, den ee wegen feiner
Wiſſenſchaft und ehrdaren Lebensart unter bie
Vornehmſten zähle, und hinzufetzt, der Senat
habe ihm eine hinreichende Befoldung angewie⸗
fen; *e) Baracus, ben er dem Auſonius em⸗
pfiehltz Maximus, deſſen Lebenswandel und
Kenntniſſe in allen Wiſſenſchaften ex ſonderbar
ruͤhmt; Erus und Nicias, denen er keine ge⸗
ringern Lobſpruͤche beylegt. »** Mir wiſſen
aber nicht, ' ob dieſe Lehrer der Philoſophie
Schriften hinterlaſſen haben. Es iſt nicht ein⸗
mal bekannt, ob fie Italiener waren. So vid
iſt gewiß; daß man damals aus Mangel einhei⸗
mifcher Philofophen dieſelben aus Griechenland
‘berufen mußte, um bie Lehrftühle zu Rom zu
beſetzen. Dieß bezeugt ein Brief des Sym⸗
J machus
Yin Ep. 3. Mm) wid. Ep. 70.
®®*) Lib. 2. Ep. 29 et Ep. 39.
+
. a £ j e) I 397
machus an den 2 Theodoſtus, wo er dieſes hin⸗
zuſetzt, ein gewiſſer Celſus, den er zugleich ſehr
ruͤhmt, habe ſich erboten, zu dieſem Endzweck
nach Rom zu kommen, und ohne Beſoldung die
Philoſophie zu lehren. Man merkt hieraus,
daß damals den Kaiſern ein Dienſt geſchah,
wenn jemand die Philoſophie umſonſt lehrte.
Wenn fie den verdienten Lohn nicht gern gaben,
fo hatten die Lehrer noch viel weniger andere
Beförderungen von ihnen zu hoffen.
1. Es fcheint aber, Mallius Cheodei
rus, ein chrifflicher Philofoph, habe Die oben⸗ |
genannten an Wiſſenſchaft und Ruhm übertrofs
fein. Lirgelati.*) beweiſet aus einer Grabfchrift,
die diefer Theodorus feiner Schweſter Manlia
Dedalia zu Meiland geſetzt hat,. daß er ein ges
borner Meiländer war. Gewiß ift es, daß ihn
Auguſtinus als einen Gelehrten, ber zu Meiland
wohnte, dafelbft gekannt bat, **). und dag Lu⸗
tanus von der Hauptſtadt in Ligurien, die das
‚mals Meiland war, als feinem Aufenthalte
foricht. ***) Er lebte unser Theodoſius und
Honorius, und nachdem,er verfchiebene anſehn⸗
Jiche Ehrenſtellen begleitet hatte, wurde er auch
u dm peaſeteuten von Gallien und Italien,
und
#) Riblioth. Seript. Mediol, Art, Flagrius et in
a “Art. ” nlius.
) Lib. 1. de Ordine e. 11.
**+) Panaegyr. de Conſulatu Mallii Theod,
4
\
398 ze
und endlich im Fahr 399 zum Konfulat befsr⸗
‘dert. *) Symmachus hat einige Briefe an ihn
"gefchrieben , worin er feine Beredſamkeit ſehr
hoch erhebt; **) und der Dichter Claudianus,
der ihm bey feiner Befoͤrderung zum Konſulat
ein Lobgedicht gefchrieben hat, rühmt daſelbſt
feine gerichtliche Beredfamfeit, feine tiefe Eins
ſicht in die philofophiichen Sekten, -und-feine
"Schriften. Auguflinug macht ihn ' gu einem
Wunder der Beredſamkeit und Großmuth, ***)
“und widmet ihm fein Buch vom feligen Leben. +)
Mit den Lobfprüchen, die ihm Lucanus in der
gemeldten Eobrede giebt, ſtimmt nicht wohl zu«
ſammen, was er in einem Briefe, worin er ihn
"mit einens gewiſſen täuberifchen Aegypter, Nas
" mens Syabrian, vergleicht, von ihm ſchreibt:
Mallius indulget ſomno nodtesque, diesque:
Infomnis Pharlus ſaera, profana rapit.
Omnibus hoc Irelae gentes expofcite votis,
: Mallius ut vigilet, dormiat ut Pharlus, tm)
Es ſcheint aber, als habe Lucanus dieſes in ei⸗
ner Zeit geſchrieben, da Mallius entweder die
Schlafſucht wirklich hatte, oder der Dichter
"wider ihn Aufgebracht war. So ſcheint auch
auguſtinus ſeine ihm gegebenen Lobſpruͤche zu
wider⸗
"6) Tillemone in Honor. Art. 9.
**) Lib, 5. Ep. 4, 15.
*#) ‘Lib. 1. de Ordine e. 11.
1) Pinef.’de vita beau. +4) Ep 29:
| ji 2 — | 309
piderrufen , tdann ‚er andermärtd fchreißt:
Displicet tamen illic, quod Manlio Theodo-
o, ad quem librum ipfum feripfi, quamvis
lodo et Chrifliano viro, plus tribui, quamy.,
Jeberem. *) €8 fann jedoch feyn, daß es ihn
me reute, geſchrieben zu haben, er waͤre dem
eligen Leben nah, wenn er ſeine FZreundſchaft 3
rlangte. J
IV. Dieſe zwey Schriftſteller bezeugen,
Nallius habe zu Meiland an einem Werke von
‚er Sittenlehre gearbeitet, Claudian ſetzt in
einem Lobgedichte noch hinzu, er habe auch vom
Irfprunge der Welt und von der Seele geſchrie⸗ ®
ven. Hieraus folgern einige, er ſey ber Verfaſſer
»es Gedichts von der Sternkunde, welches
anter des Manilius Namen bekannt iſt. Allein
es iſt außer allem Zweifel, daß dieſes Gedichte
u des Auguſtus Zeitalter und dem damals les
henden Dichter Manlius gehöre. **) Salma-⸗·
Aus fchreibt,***) es finde fich in einigen Biblio» .-
thefen das Manuſkript eines Werks des Malind
de rerum natura, cauſisque .naturalibus, de ..,.
Aflris etc., und Fabricius ſetzt hinzu, Ja⸗
kob Mauſſakus ſey Willens, es herauszuge
ben. +). Zirabofcht aber ſagt, er habe es in
feinen ber gedruckten Eatalogen von Bibliothe⸗
ea
) Lib. 1. Retractat. c. 2. w
>) Siche des erſten Bandes Geite 200, 202.
**®) In Pracf. ad Ampelllum. '
U) Bibl.. Let, Tom, 1. p. 353.
400 Ri > 7 2
‚Sen angezeigt gefunden; nur finden ich in ber
koͤniglichen Bibliothek gu Paris *) unter des
Mallius Namen ein kleines Werf über das ver⸗
ſchiedene Sylbenmaaß der Dichter. Wider
mein Erwarten finde ich in der ſonſt gelehrten
Abhandlung Alberts Rubenius von des Mals
lius Theodorus Leben nichts, was zur Aufklaͤ⸗
rung dieſer Sache dienen koͤnne.
V. Wäre uns bekannt, was Mallius
von der Sternkunde geſchrieben hat, ſo wuͤrden
wir vielleicht eine ausfuͤhrliche Kenntniß von
dem damaligen Zuſtande dieſer Wiſſenſchaft und
der Mathematik haben. Jedoch laſſen die Werke
‚ber anderwaͤrts gedachten Grammatiker, Macro⸗
bius und Martianus Capella, die mit Fehlern
wider die Grundſaͤtze der mathematiſchen Wiſſen⸗
ſchaften angefuͤllt find, nicht viel Gutes vermu⸗
then. Beide haben ſich auch mit der Sterndeu⸗
tungskunſt abgegeben, am allermeiften aber
ulius Firmicus Wiagernus, kin gebornte
icilianer, twelcher acht Bücher von der Mathe⸗
matif, das iſt, (mas man damals gemeiniglich
unter dieſem Worte verſtand,) von der Stern⸗
deutungskunſt geſchrieben bat. Er führt darin
alle die dahin gehörigen abergläußifchen Kunſt⸗
griffe an, vertheidigt dieſelben aus allen Kräf.
„ten, und bedient fich oft des aftrononnifchen Ge⸗
"dichte des Manilius, ohne des Verfaſſers mit
‚einem
*) Catal. MSS. Lat. Bibl. Reg. Parif. Cod. 48q1,
7530
. ” . . s
. “ u. PP 2 9,»
Ri +, « . r}
Ahle |; 408
inem Morde zu gebenken. Weil aber auch mid
re feinem Numen ein Wert de errore prophas '
arum Religionum, worin die Irrthuͤmer dee
yeiden widerkogt werden, bekannt iſt, fo fallen
zaronlus, *) Tillemont, *) Exiliier “u
ndere auf den Gedanken, es mäffen unter des
Konſtantinst Soͤhnen Konſtantin und Kon⸗
ans, zu welcher Zeit beide Werke geſthrieben
nd, zweyh Schriftſteller dieſes Namens, einen
n Chrift; der andere ein Heide; gelebt haben:
Hein dieſes Urtheil Kin Ermanglung anberer
eweiſe ſehr truͤglich. Denn hub ed nicht meh⸗
re chriftliche Schrifeſteller gegeben, die von
‚en fo aberglaͤnbiſchen Dingen geſchrieben ha⸗
n? ober ſoll er eiwan⸗deswrgen beſſer ſehn,/
eil er älter war? Es iſt vielmehr zu veruima
‚ent, daß ihm, wie desgleichen bey vielen News
kehrten der eeſten Kirche geſchehen if, und
sch zu: geſchehen pflegt, vieſer aberglaͤubiſche
zahn odn der Sternbeutung noch angeklebt has
. Babrieiud,.ber davor haͤlt, Firmicus habe
‚ch als Heibe bg’ der Sterndeutungskunſt ges
rieben ) bat nicht bemerkt, daß Firmicus
dieſem Werke von dem ordentlichen Konfe⸗
te bes rolanue feince Wieenatm „Melbuug
. dbu6
Annal, Eeel. ad an. 355.
Y Hift. des Emp. id Conftantio det. 677.
) Tom. 6. p. 1. Bib. Lat. Lib. 3, og, *
Il Band, E Sn
Hit.) Diefes Fällt aber ins Jahr 355, )
nachdem er (chen als Ehrift vor den “jahren 340
und 350, in welchen Konſtantinus der jüngere
und Konſtans geſtorben find, biefen Beiden dag
andere Werk von dem Irrthume der beibnifchen
Bieigion zugeſchrieben hatte.
u Hieraus -erfichet man, daß es noch
—* Berner und Anhaͤnger ber Sternden
tungsfunft gab, ob dieſe gleich von Diokletian
und Maximian ſcharf verboten. war. *") Je⸗
doch fürchtete man ſich, fen Aberglauben oͤf⸗
fentlich zu treiben. Dieſes beweiſet das Bey⸗
ſpiel des Firmicns Maternus, welcher Kr
Mäcenaten, Lollianus, angelegentlich bittet,
Sehriften nur wenigen vertrauten Zreunben zu
geigen. +). Konſtantius ließ. zwey Geſetze in
ven Jahren 359 und 358 wider die GSternbeuter
gehen, und bedrohete diejenigen mit ber Tor
desſſtrafe, welche biefe Kunſt treihen ober‘ die
Behrer derſelben zu Rathe ziehen würden. )
Nichtsdeſtaweniger gab es noch immer Men⸗
ſchen, die ſich durch dieſes glaͤmende Nichts
taͤuſchen ließen, oder wohl gar aus Bosheit
andere damit betrogen. Die Schriften der
Kirchenlehrer biefer und ber. folgenden Jahr⸗
hunderte bezeugen es. Wir merden aber hin⸗
fuͤhro
) Lib. g8. 183. es) V. Faß, Conful.
Cod. Juin. Lib, g. Tit. 18. L. 2.
H Preef. Lib. 7. +) ibid. Lib. 5, 7.
t .
Ba > on 403
ißro von din Aftrologen feine Meldung mehr
hun. : Denn weil dieſes Handwerk durch die
hriſtliche Religion ſtraͤflich und verächtlich ges
nacht wurde, To gab fich nur die fchlechtefle Are
on Menfchen damit ab, die nicht: werth find,
aß man von ihnen fpreche.
VII. Ein Schriftfieher vom Ackerbau fol
iefes Kapitel ealicheng Diefer If Palladius
er vierzehn Buͤcher, von denen das letztere ——
zerſen geſchrieben iſt, davon hinterlaſſen hat.
han kann weder fein Vaterland noch fein Zeit
ter mit Gewißbeit beftimmen. Jedoch ift ger
iß, daB er nach Apulefus, von dem er im fee |
en Schriften Meldung thut, gelebt habe, und
aß fein Styl, der zwar nicht ſehr rah und. uns
ierlich iſt, den Zeiten, wovon wir handeln,
ngemeffen fey. .Einige Gelehrte, beſonders
ie Verfaſſer ber gelehrten Geſchichte Sant.
eichs, balten ihn für einen Gallier, und zwar
jr einen Sohn des Exuperantius, Praͤfekts in
zaflien, der von Poitier@ gebürtig und ein
Inverwandter des Rutilius war. *) Diefer
rzaͤhlt von feinem Jungen Vetter Palladius, er _
9 ,, der Rechtsgelehrſamkeit obzuliegen, nad
tom gekommen, und verfpreche fehr viel Su.
ꝛs. »e) Daß nun diefer der Schriftfteller vom
lckerbau ſey, beweiſen aus einigen alten
c 2 Ranu⸗
) Rutilius Itiner. v. 221. etc.
>) ibidem.
R
Manuffripten dieſes Werks, wo der Verfaſſer
Palladius Xutilius Taurus Aemilianus ges
nannt wird, und meynen, der zugeſetzte Name
Rutilius ſey ein Beweis ſeiner Verwand⸗
ſchaft mit dem Reiſebeſchreiber. Andere muth⸗
maßen ſogar, Rutilius habe ihn an Kindesſtatt
angenommen. . Ein jeder ſiehet leicht ein, baf
biefer Beweis auf siemläp ſchwachen Süßen ſtehe.
Das ſechſte Kapitel,
Die Yesneywiffenfhnft
1. ga chriftlichen Kaifern hat die Argneys
wiſſenſchaft mehr als den heidniſchen
ber vergangenen Jahrhunderte. zu verdauken.
Bisher war Arzt, wer es ſeyn wollte; und man
vertraute dag Leben der Bürger dem erſten Heften
an, ohne vorher feine Geſchicklichkeit zu pruͤ⸗
fen. Wir erinnern und noch der Klagen, die
Plinius der ältere darüber führt. Valentinia⸗
nus Imar der erfie, der im Jahr 368 den Aery
ten gebot, ihre Kunſt nicht zu treiben, wofern
fie nicht vorher geprüft und tauglich dazu befun⸗
den worden wären. Seine weifen Verordnun⸗
gen verdienen bier angeführt zu werden. *) Et
befichlt, daß in einer jeden der ‚vierzehn Regio⸗
nen der Stadt Rom ein Arzt ſeyn folle, der auf
. Koften
®) Cod. Theod. Lib. 13. L.8. Cod. Juin. Lib
10. Tit, 52. L 9, 10,
—
u
Bi 405
doſten de Publikums den Armen Sepflche, baß,
sofern unter ihnen eine Stelle erledigt worden,
jenigfteng ihrer fieben den neuen Arzt prüfen
den. Er verbietet ihnen, bie Reichen ang -
zewinnſucht den Armen vorzuziehen, und bie
zelobnung, . bie ihnen jemand in einer gefäht-
chen Krankheit verfprochen, zu fordern; nur
asjenige fol ihnen anzunehmen erlaubt fen,
ag man ihnen bey gefunden Leibe verfprochen
ibe. Die chriftlichen Kaifer beftätigten auch
fe die Freyheiten und Vorzüge, bie von jeher
n Nerzten verfattet morben waren. *) Aber
'e diefe Geſetze und fehr beträchtlichen Privile⸗
en waren nicht hinreichend, zu Rom einen
zt zu bilden, der durch Schriften die Arzuey⸗ u
nde förderte,
IL Mir finden aber auch keinen fremden
zt, ber ſich zu Rom durch Schriften bekannt
macht habe, Oribafins, von Pergamus in
jen gebürtig, „ein Liebling des Kaiſers Julia⸗
s, war vielleicht der beruͤhmteſte Arzt diefer
ten. Man fan aber nicht bemweifen, daß
ſich je in Italien aufgshalten habe Das
mliche gilt In’ Anfehung derer, die von ber
zneykunde lateinifhe Schriften Binterlaffen
ben. Marcellus der Empiriker von Bours -
ur gebürtig, lebte zu Konſtantinopel bed
fe als Leibarzt ber Kaiſer Abeodoſius des aͤl⸗
.. Ce 3 0. tem
Ood. Thedd. Isc. eit. L. 10. 'Cod; Juflin. loc.
it. L. 6, 9. Juliani opera p. 398... .
EN
—
2
400 © —
ten, des Arcadius und’ Theoboſius bes ihn.
gern. So war auch Pindicianus, deſſen Ges
ſchicklichkeit Auguftinus fehr ruͤhmt, ein fremder
aus Afrifa, und bielt fi) dafelpft auf, ob er
gleich Balentinians I Leibarzt war.“) Deſſel⸗
ben Schuͤler, Theodorus Priſcianus, war ver⸗
muthlich auch ein Afrikaner. Von einem ge⸗
wiſſen Flavius der zu des Hieronymus Zeiten
einige Bücher von ber Arzneywiſſenſchaft ger
fchrieben bat, *) weiß man nicht, mo er ber
war und wo er fih aufhielt. Don biefen und
einigen andern fremden Aerzten und ihren Schrif⸗
en werden in Daniel le Elercs Beichichte der
iesneyfunde ”) und bey Fabricius +) hin
reichende Nachrichten gegeben.
‚ 11 In des Symmachus Briefen findet
man die Namen einiger Aerzte, die zu beffelben
Zeit zu Kom lebten. Er lobt daſelbſt +) einen
gewiſſen Diſarius als den geſchickteſten unter
allen. Dieſer war in Guienne geboren, und
kehrte mit der Roͤmer Mißvergnuͤgen in ſein
Vaterland zuruͤck. tth) Macrobius fuͤhrt ihn
in feinen Geſpraͤchen unter den redenden Perſo⸗
nen an, und Bu ihm das mnereräglide Lob,
er
Confeft, Lib 4.8 3. Lib, 7. co 2
9%) Hieron. contra Jovinian,. ı .- '. _
vw“) P. 2. Lib. 4. Sekt. 1. c. 23.
$) Bibl. Let.Lib. 4. e. 12. AL. E39
ttt) Idem Lib. 9. Pe 43.
\ ⸗
er wiſſe fo wohl, als die ſchoͤpferiſche Natur
elbſt, was dem menſchlichen Leibe zutraͤglich
m. *) Berſchiedene andere Aerzte werben. noch
on Symmachus angemerkt, als ba find Enſo⸗
ius, den er nicht wenig ruͤhmt; ) Dionyfius,
em er in einem Briefe einige Schüler der rg.
eykunde empfiehlt; Ee) Epictetus, und. Jo⸗
annes.7) Aber weder dieſe noch andere Has
en einiges Denlmal von ihrer Wiffenfihaft hin⸗e
erlaſſen. Dieſer Mangel an Schriften in einer
Viſſenſchaft, die ſich ganz auf die Erfahrung
ruͤndet, macht alle bie Lobſpruͤche, die Sym⸗
nrachus und Macrobius ‚einigen Aerzten beple»
en, verdaͤchtig. Wir haben auch ſchon oft in
eſem Buche bemerkt, daß man ſich ſehr betruͤ⸗
jen wuͤrde, wenn man nach ben uͤbertriebenen
obſpruͤchen, mit denen in dieſem Zeitalter Die
Schriftſteler einander uͤberbaͤuften, hee E Se
gickuchten beurteilen wolle. —
Das ſi ebente Kapke.
Die Kewtogelebefamteie. /
l We Koufiantin und. bie; fofgendes Kalten
viele neue Gefeße zur Beförderung des
kbeiſtenchums gut Perbefferung der Eitten,
u 13 4 u Ä und
»Lb.7. Saturn, . Re |
*) Lib. 2.Beuirg.: - ne
t) Lib: 10. Ep. 40. war
4% 0 3
und zur Bertilgung: der abergläubifchen Ger
Bräuche des Heidenthums abfaßten, und diele
andere Geſetze, bie: diefem Endzweck zumiber
waren, abfhafften, ?) fo war zu ihrer Abſicht
fhlechterbings nothwendig, auf eine: einfoͤrmige
+ Wilbung chriftlichgefinnter Rechtsgelehrten bes
dacht gu ſeyn. Diefed kounte babuch ans
fſteeherſten erlangt werben, wenn anfänglich in
wenigen Pflanzſchulen vortreffliche Männer and
allen Nationen und Ländern bes römäfchen
Reichs gebildet wuͤrben, die hernach, in ihre
Provinzen® vettheilt, die neuen Geſetze daſelbſt
einfährten, und über bie Beobachtung: derſelben
wachten: Daher wurbe von einem ber erſten
ehrifklichen Kaifer das Gefch gegeben, daß bie
Nechtsgelehrſamkeit nur zu Rem, zu Konſtauts
nopel und zu Berytus in Phoͤnicien gelehrt wuͤr⸗
de. **) Rom war alſo im vierten Jahrbunbett
der einzige Ort des oceibentaliſchen Saiſerthumg
wo man die römifchen Rechte in oͤffentlichen
Schulen lernen -Fewnte. . Welcher. unter ben
Kaiſern der Urheber dieſes Geſetzes fey, iſt un⸗
bekannt. Juſtiniasus hat «8 nur erneuert. *)
II. Die Gefeße, welche der Kaifer Kon
” fait pr —— de⸗ Ebeſſteutheme und
/ jun
% Heine. EüR. ——— 78 1. X Po
‘ gyr. Nazarii N. 38. ;
2 ek id un |
wet) Ibidem, |
no 2 u 2 498
um mechtheil der: Heiden vorſchrieb, und. die
kntkraͤftung vieler Altern Seſetze floͤßten dag
deiden den Verdacht ein, man habe bie gänp
iche Abfihaffung der aͤltern Laiferlichen Geſetze
ur Abficht. - Daher fanden fich zwey Rechts⸗
‚elehrten unter ihnen, toelche biefe Gefeße ſam⸗
nelten, um Re auf die Nachwelt zu bringen.
Darand entfianhen zwey (Defesshächer, eine
as gregorianifche, das andere das bermoge⸗
ianifebe, in welchem alle kaiſerliche Geſetze von
dadrian bis zu Konſtantin begriffen waren. *)
die Fragmente, die noch davon übrig find,
‚at Anton Schulsingios gefammelt und erlaͤu⸗
ert. *) Die: erfte Sammlung wird (Bregos
ins, einem Praͤfekt des Prätoriums. im Jade
36, **) ‚bier andere aber .bem vortrefflichen
Kechtsgelehrten Hermogenianus }) zugeſchrie⸗
en. Ran ſiehet hieraus, daß bie genannten
wey Geſetzbuͤcher und das papirianifche,. wo⸗
on im vorigen Baude Erwaͤhnung . gefcher:
en, Fr) durch eine aͤhnliche Veranlaſſung zu
Stande gefomnuten find, mit dem Unterſchied,
aß ang den Yuftrag bed Ratha und des Vol⸗
eg. les
). "Gorhofredun Proleg. ad Cod. beqd. e. 6
Heinecc. loc. cit.
*) Jurlsprud, vetus ante- Juftintan. 2.4
**) 'Tillemont in Conftantin, A “6 |
) Heingee, lonı. its $. 35%. ne}
1) S. 1, “u. BIP, Kane; Er yore er
410 nn —= = 2
kes, jene aber einen freyen pattioeiſchen Eifer
jum Grund hatten. Nichts deko weniger er⸗
dvielten dieſe zwey Geſetzbuͤcher Eine eutſcheidende
Kraft vor den Berichten, bis Ae mit bem theo⸗
doſiauiſchen von Juſtinlanus abgeſchafft wur
dan.)
III. Neben Gregorius unb dermogenia
nus find zu Kaifer Konſtantins Zeiten feine au
dere Rechtögelehrte mehr berüßent , als Aure
lius Arcadius Cariſius und Julius Aquila.
Sie werden aber von einigen noch iarbie Zeiten
der 'heibnifchen Kaifer gefeßt; und ihr Vater⸗
land iſt unbekannt. Beide haben Schriften
von der Rechtsgelehrſamkeit hinterlaſſen, weiche
aber bis auf einige Fragmente, die man in ben
| Digeſten findet, **) verloren gegangen find.
IV. Außer biefen wenigen hat fi) bis auf
ben Untergang des occibentalifchen Kaiſerthums
Fein römifcher Rechtsgelehrter durch Schriften
bekannt gemacht. Auſonius ruͤhmt zwar einen
gewiſſen Sicilianer Vittorinus, welcher erſt zu
Bourdeaur die Grammatik gelehrt; hernach aber
iu Rom bi6 an fin Ende ſich mie der: Rechts;
gelehrfamfeit befchäfftiget bat. Man weiß
aber nicht, ob er hiefelbe öffentlich gelehrt, oder
gerichtlich betrieben habe. "ER IR nicht leicht
gu beſummen, warum in einer zei, da zu Nom
bie
e) Conftit. de Tafin. Cod! confem,
*®) Aufon. Prof. Burdigal. 2. «+-- A
A | ih.
ie einzige Schule der Rechtsgelehrfamkeit im
ccidentalifchen Kaiſerthum war, da der Zufluß .
on Schuͤlern fehr groß, und ber Gewinn ber
ehrer nicht gering feyn fonnte, biefe fich fo we⸗
ig durch Schriften ober durch ihre Lehre aus⸗
‚egeichnet Haben. ch will zugeben, was Am-
nianus Marcellinus fagt, Nom fey damals im
‚Den ſchaͤndlichen Laftern begraben geweſen: ſo
aͤßt ſichs doch nicht wohl denken, baß der aus⸗
chmeifende Lebenswandel fo allgemein war, daß
le Römer, deren Lieblingeflubium von jeher
ie Rechtsgelehrſamkeit gemefen iſt, bis zur völ
igen Unthaͤtigkelt in Laſtern verſenkt waren.
Senn fo laſterhaft ein Volt feyn mag, fo finden
ich immer wenige oder mehrere, beſonders vom
jelehrten Stande darunter, bie Ordnung lieben,
ind nicht Leicht von der Betreibung der Wiffen-
chaft, welcher fie fich ſonderbar gewidmet ha⸗
en, abzubringen find. Das Uebel muß ohne
weifel von der damaligen Beſchaffenheit der
ömifchen Geſetze felbf und von dem Wiber⸗
pruch der Dentart, Sitten und Gebräuche, zwi⸗
chen den berrfchenden Ehriften und den unters
rückten Heiden, hergeleitet werden.
V. Mas bie damalige Befchaffenheit der
Befege betrifft, fo kamen unter Konftantind Res
jierung zu der unverdaulichen Menge der aͤlteren
Sefege noch fo viele neue, als man ſich immer
son einem Kaifer einbilden kann, der die Hel⸗
den in Chriſten unzubilden, die beibnifihen Ge⸗
braͤ uche
aun = |
Bräuche in ehrifliche. zu verwandeln. die ihnen
ginftigen oder zweydeutigen Geſetze absufchaffen,
und die herrſchenden Lafter auszurotten mil
allem Ernſt verſuchte. Konſtantins Soͤhne und
die folgenden Kaiſer bis auf Theodoſius den juͤn⸗
gern nahmen zwar keine Veraͤnderung in den
aͤltern Geſetzen vor, vermehrten fie aber nach
ben Beduͤrfniſſen ber Zeit und Umſtaͤnde ‚mit
vielen neuern, fo daß fie Eunapius nicht ohne
Grund eine Kaſt vieler Kameels nannte, *)
Died hatte die üble Folge, daß die Rechts⸗
gelehrſamkeit bey den Heiden verhaßt und ver⸗
achtlich, und ſowohl dieſen als den Chriſten
aͤußerſt ſchwer zu erlernen wurde. Daher muß⸗
ge natürlich erfolgen, daß, mer nicht durch Noch
oder nieberträchtigen Eigennuß dazu gezwungen
war, fich nicht einfallen ließ, dieſes Zach der
Gelehrfamkeit zu wählen, wer es aber ‚hungrig
ader eigennügig erwaͤhlt hatte, mehr auf Ränfe
bie Sewinnfucht zu befriedigen , als auf die Des
förderung. der Rechtögslehrfamfeit bebacht war.
Es if daher ganz · wahrſcheinlich, was Mamer⸗
tinus in feiner Labrede auf den Kaiſer Julian
ſagt, die Rechtsgelehrſamkeit ſey fa veraͤchtlich,
daß man fie als eine nur den Freygelaſſenen
anſtaͤndige Beſchaͤfftigung anfehe. **) - Man
kn auf) willich vo ben vier obengenannten
0:0 Kechtde
In vita Acdeſi. |
#*) Gratiaxum · aaio Jul Ns, © "70°
a —_ — 413
echtögefehiten ‚die fich vermuthlich dor ‚Roc
antins Regierung gebildet haben, keinen edlen
oͤmer mehr anfwaͤſen, her Ah Biefer wiſſen
haft ergeben habe. :' :
VI. Die epeifliche Reeliglon war b
nmer als ein Zweig bed derhaßten Judenthums
on den Roͤmern angeſehen worden. Sie weh
bſcheuten die Chrifien fo ſehr als die Juben,
nd hielten ihre Verſammlungen für Winkelſchu⸗
n ber Meuteren nnd BoBßeit. - Diefe ihnen.
‚ verbächtige Religion, welche kurz vorher alß
n Staatsderbrechen mit dem Tode beſtraft
vurde, 'beſtieg ploͤtzlich den Faiferlichen Thron,
nd ſchrieb ihnen Gefeße vor, die anf die Wer
gung bes Heidenthums abzielten: Sie waren
icht ſtufenweiſe hierzu vorbereitet worden. Ihre
Yenkart war noch ju ſehr nach desßvorigen Zei⸗
m geſtimmt, als daß diefe jählinge Veraͤnde⸗
ung ſie nicht mit Furcht und Mißtrauen erfüls
m ſollte. Daher entfland in ihnen der Arge
hr, Konſtantin wärde ale Geſetze ber-heitne
hen Kaiſer abſchaffen, und eine Beratung
er neuen Geſetze. Welcher Heide Bird ſich
ber wohl der hoͤchſt nrüßfamen Erlertung,
h mil nicht ſagen, ſchriftlichen Erläuterung
nd Echte, ſolcher Geſetzeẽ gewidmet haben; de⸗
en Vertilgung er jeden Tag befürchtete,” oder
eren Endzweck war, feine Religion und Se
raͤuche zu vernichten? Die naͤmlichen Umſtaͤnde
eranlaßten, daß auch im orieutaliſchen m
tyhume
" 414 be en a ,
üme - Rh memand ber Rechtegelehrſamkeit
widrete, als wer ſich durch Raͤnke und Betrug
"9 bereichern Luſt haste, Ammianus Marcelli-
nus bezengt dieſes in einer traurigen Ab ſchilde⸗
zung der orientaliſchen Rechtsgelehrten.) Es
aſt alſo fein Wunder, daß es in dieſem Zeitraume
an großen Rechtegelehrten fehlte, und daß. die
Jerigen, die ſich dieſer Wiſſenſchaft ergaben, anf
dem ˖ gemeinen Haufen ber Menſchen maren.
Bon.diefer Act war wohl groͤßtentheils die Men
ge der fremden Schüler zu Rom unter Valenti⸗
ia I, welche durch ihr luͤderliches Betragen
Biefen Kaifer bewogen, das im erſten Kapitd
dieſes Buchs angeführte ſtrenge Geſetz, welches
nur ben ſchlechteſten Menſchen angemeſſen iſt
wider ſinbzufaſſen.
VII. Der einzige unter den chriſtlichen
Kaifern, der nach Konſtantin dem großen einige
nuͤtzliche Veränderung in den roͤmiſchen Gefehen
seranftaltet hat, iſt Theodoſius ber jüngere.
inter ihm kam ein neues GSeſetzbuch zu. Stande,
meldyes-von ihm ‚den Namen Codex Tiheodo-
fianus führt. Man fammelte in demſelben nur
bie nothwendigſten und nuͤtzlichſten Gefege der
vorigen Kaiſer, und. brachte fie in eine beſſere
Drönung. Es. mar. aber ein Wert. folcher
Rechtsgelehrten, die zu Ronftantinopel lebten,
und nicht hierher gehören... Jakob Gathefredus
| Zu 5 bat
\ 9) Lib. 30. e. 4. 7
| nn 0 gif
t in bee Vorrade feines Kommentars Über bier
Geſetzbuch die Gefchichte davon ‚sehr gelehrt
d autfuͤhrlich behandelt. Hier R nur noch
‚sumerten, daß dieſes Geſetzbuch auch im occi⸗
ntaliſchen Kaiſerthum eingeführt wurde, und
ſelbſt ſo lange Kraft hatte, bis Juſtinian ein
ues herausgab. ı) Die Gcfepe, melche ben
find der jüngere- nach ber. ‚Selonntmachung |
ned Geſetzbuchs, und die uͤbrigen, fowohl
lentaliſchen als occidentaliſchen, Kaiſer big
f Juſtinian gegeben haben,’ find unter dem
amen Novellae dem sheodofisuifchen Codex
pgefügt. "Einige von Theodöflus und Valen⸗
nian III, adie hier nicht zu finden find, Hat der
err Doctor Antonio Sicardini von Ravenna
ı Jahr. 1766 mit gelehrten Anmerkungen 4
nenza, und 1767 ber Herr Abt Jobann Ebris
„ph Amaduzzi, Eehrer.der griechiſchen Sprache
der Sapienz zu Rom, auch mit, Noten ans
he geſtellt. Zwifchen dieſen zweyen Gelehrten
um ben Vorzug. ihrer Menuffripse ein Streit
tſtanden, der von beiden Seiten verſchiedenc |
chriften veranlaft Hat.
VII Mon findet aber- nicht, daß diefed
ue Gefegbuch. des Theodofius ‚den Italienern
uth eingeflößt babe, ſich in der Rechtsgelehr⸗
nkeit beruͤhmt zu machen; denn auch nach
‚fer. Zeit bis von Antergung des erebentalk
fm
®) Gola. ad hd Theod t. z.
J 7
416 ee
(hin Kaiſerthums hat ich feiner unket Ihren
fonderbar hervorgethan. Ohne Zweifel haben
die ungluͤcklichen Zeiten, befouders aber bie
mehrmalige Hungersnoth, welche einen jeden;
der nicht ein geborner Roemer war, aus Mom
zu vertreiben, und den Lehrern ihre Beſoldun⸗
gen gu nehmen veranlaßte, bie toͤmiſche Schuie
zde gentacht, und ben’üßergeblichenen Rechts
gelchrten‘ allen Muth benonmen, ſich butch
Sqriſten belannt ju machen.
Das achte Kapitel.
Yon Bibliochetem -:
1. Se wenig man ans den Hichen Kirchen eu
nes Orts auf einen gottfeligen Lebens⸗
wandel der Einwohner fchließen fahrt, fo wenig
fäßt ſichs aus vielen Bibliotheken folgern, baß;
wo fie fich befinden‘, bie Miffenfnaften bluͤhen.
Dieß beweiſet Seneka von feinem Zeiten, und
wirb auch In’bem Zeltraume, wovon wir hans
dein, als wahr befunden. Mir Haben aus dem
vorhergehenden geſehen, in was für fihlechtem Zu⸗
Rande bie Gelehrſamkeit in dieſen Zeiten zu Aum
War. Jeboch fanden ſich daſelbſt untet Hono⸗
tius und Valentinian II tun und zwanzig
Bffentliche Bibliotheken. Dieſes erzaͤhlt det ums
bekunnte Verfaſſer einer von Panciroli und Mu⸗
sateri herausgegebenen Beſchreibung ber Fr
.“ N te **
⸗
Ale 4117
m, welche nufer einem ber genannten Kaifer
chrieben worden if. *) Man würde Urfache
hen zu zweifeln, ob nicht durch Nachläßigkeit
r Kopiften die Zahl diefer Bibliothefen vers
ſcht worden fen; da aber Publius Victor in
nem etwas ditern Werfe gleichen Inhalts
: Sadıe befräftiget, fo ift fie allerdings glaub»
irdig. Es iR wahr, daß man nach Hadrian
inen amdern Kaifer mehr findet, ber eine
ibliothek zu Nom erdffnet habe; aber aus dem
tillſchweigen der Schriftfieller laͤßt ſich nichts
wiſſes fließen. Es Fann leicht ſeyn, daß
ordianus die ihm geſchenkte Bibliothek des
erenus Sammonicus zum oͤffentlichen Ge⸗
:auch beſtimmt, und daß von andern Kaiſern,
je etwan wegen ber kurzen Zeit ihrer Megierung
ine Panegprißten gefunden haben, ein gleiches
eſchehen ſey. Go ift auch fehr mwahrfcheinlich,
aß die Privatbibliothefen, die feit des Augu⸗
us Zeiten ein weſentliches Zugehoͤr eines roͤmi⸗
hen Palafied waren‘, **) und zur Pracht ges
drten, ***) nach Maaß der verarmten oder
tloſchenen adelichen Geſchlechter nach und nach
von
) Muratori Theſ. Infeript. T. 4. p. 2125. et
p. 2132.
*) Vitruv. Lib. 6. e. 8. Siehe des erſten Sant
Seite 318.
Hæaæ) Seneca de Trang. animi e. Q.
Il. Band. ob
t
# —
4igg — —- >”
von den reichern durch Erbſchaft ober Kauf ge»
fammelt, endlich aus Mangel der Erben oder auf
andere Weife dem Publifum heimgefallen M.
II. Unter biefen vielen oͤffentlichen
thefen werden in der obengenannten Befchreie
bung der Stadt Rom zwar nur die palatinifehe
und ulpifcbe, oder traianifche, als hie vor⸗
nehmſten, genannt; wir haben aber feine Urfache
zu zweifeln, daß nicht auch jene des Tiberius,
wovon in der vorigen Epoche Meldımg geſchehen
if, noch vorhanden getvefen fey. Daß bie pa»
Iatinifche, welche vom KR. Auguſt gefliftee war,
in einer fchredlichen Fenersbrunſt unter dem
Kaiſer Nero fehr viel gelitten habe, if gehoͤrigen
Orts angenterft worden. Daſelbſt wurbe auch
gemuthmaßt, daß Domitianus, welcher fich alle
Muͤhe gab, die beichädigten Bibliotheken zu er⸗
gänzen, *) ſich fonderbar babe angelegen ſeyn
laſſen, die palatinifche wiederberzuſtellen. Hier
findet ſich nun dieſes beſtaͤtigt, da fie als eine
der vornehmften erfcheint. Eben fo wahrſchein⸗
lich ift ed, daB Domitianus auch jene, bie fein
Vater im Tempel des Friedens errichtet hatte,
and vielleicht noch andere wenigftene zum Theil
wiederhergeftelt babe, die unter den neun und
zwanzig begriffen ſeyn Finnen.
1. Weil die Privarbibliorbeken ein noth⸗
‚ wendiges Zugehoͤr wohl eingerichteter Wohnun«
gen anfehnlicher Roͤmer waren, fo Fonnte derfels
. ' ben
«
*) Sueten, in Domitian. c. 20.
Er |
ne 419
n noch mmer eine große Anzahl zu Rom fepn,
gleich die Römer ſich nicht viel um das Stu⸗
en bekuͤmmerten. Was die wenigen Gelehr⸗
ı betrifft, welche ſich der Bücher nicht zur.
eln Pracht, fondern zur Erweiterzg nuͤtz⸗
her Kenntniſſe bedienten, fo iſt nicht baran zu
‚eifeln, daß dieſe ihre eigenen Buͤcherſammlun⸗
u beſaßen. Wenigſtens hatte Symmachus
ve eigene; denn er thut ſelbſt Meldung davon
ſeinen Briefen. *) Es gab auch in dieſen
iten eine Menge Menfchen, die, um gelehrt
ſcheinen, zahlreiche Bibliotheken fammelten.
iefe gehoͤrten zu jenem Haufen gelehrter Affen,
n welchen andarwärts angemerkt worden ift,
6 fie, ‚um fich das Anfehn gelehrter Männer
; geben, mitten: unter den Schaufpielen mit
oßem Geräufche davon giengen, um efwan ei⸗
n Sophiſten beflamiren zu hoͤren. Viele ders
Iben bildeten ſich auch wirklich ein, Maͤnner
a der erſten Klaſſe in der Gelehrſamkeit zu
ın, wenn fie mis einer zahlreichen Bibliothek ver.
jen waren. Ein folder war. ein gewiſſer Gram⸗
atiter Pbilomufus, über welchen Aufoniug ig
(genden zween Difichen fehr artig ſcherzt:
Emptüls quod libris tibi bibliotheca referta efl,
Dodum et grammaticum te, - Philomufe, -
| putas.
Hoc genere et chordas®#pleAtra et barbitd conde;
Omnia mercatus, cras citharoedus eris. **)
Da IV.
9 Mb. 8 E22. ) Epign 44
fr
ga αα
‚Bew bamals Hefiiftefen Moͤnchenorben, wo bach
alle weltliche Wiffenfchafteh verboten waren, nicht
"außer Acht gefegt.worden, wie Mabillon in dee
ige des Patomind.anmerft.*) So befiehlt auch
Benediktus in.ſeiner Regel, daß in feinen Rt
Kern zum Gebrauch ‘der Mönche eine Bibliochsf
‚ fegn fölle. Wie: viel weniger wird dieſes von
den Birchöffen. Die für die Bildung guter
Kircherdiener ſergen mußten, ‚sernachläßige
worden ſeyn?
V. Wäs sie römifche airch Indbefondene
betrifft, fo finden wir fein Zeugniß eines der di
tern Schriftfieller.,. welches beweife, daß fie ver
Dark fünften Jahrhundert mit einer Bibliothek
werſehen geweſen ſey. Die erfie, wovorni vor
wiſſen, iR im Jahr 461 dom Pabſt Hllarus in
der lateraniſchen Kirche errichtet worden. **)
Hieraus folget'aber nicht, daß es vorher Daran
semangelt habe. .. Die Paͤbſte Damaſus und Leo
Haben folche Beweiſe von ihrer Liche zur geifl-
lichen Gelehrſamkeit abgelegt, daß man vor if
Ben nicht vermusgen kann, .fo etwas Weſent
liches zur Befoͤrderung besfelben verwahrlofet zu
haben. Aber diefe oͤffentlichen und Privatbiblie
beten find groͤßtentheils durch: bie Verwuͤſtun⸗
gen der fremden Bälker, die im fünften Jahr⸗
Hundert Stalien überfielen, verloren gegangen.
. Das
©) De Studiis Monaſt. e. 2. ete.
®*) Anaſtaſius Biblioch: in via Hlaci.
|
ee | 403
Das neunte Kapitel,
Die fbönen Büunfte
4 J. Gleichwi⸗ in den vorigen Epochen die ſchoͤ⸗
nen Künfte mit den Wiffenfchaften im
Verfoll waren, ſo fahren fie auch in der gegen⸗
wärtigen Epoche fort, mit denſelben immer un⸗
voutommner jue werden. Emlge Bildſaͤulen
RKonſtantins des großen, welche noch vorhanden
find, machen der damaligen Bildbauerkunft
wenig Ehre. Nach Konſtantins Tode, meynt
Wintelmann, *s) finde fich faſt fein Denkmal
der Kunſt mehr. Diefed zu beweifen, führt ee
tinige Ältere Werke an, welche in biefen Zeiten
uingebildet worben find, um etwas anders vor⸗
zuſtellen, ju was fie nicht Befkimmt waren. Sch
weiß aber nicht, wie dieſes mit den ungezweifel⸗
sen Nachrichten , die wir habe, daß dem Apol⸗
findriß Sidonius, Marius Victorinus, Proc
reſtus, Elaudian und vielen andern berühmten
Männern Bildfdulen errichtet worden find, des
fiehen koͤnne. Schwerlich waren alle diefe Werfe
alte Statuen voriger Zeiten, denen man die Köpfe
abgebrochen und neue aufgefeßt Hat. Im fols
genden Buche werde ich vielmehr bemeifen, daß
Die Kunft in Stalien nie fo gang und. gar erlos
fchen ift, baf ı man zu diefem verderblichen Mit-
Dd4 . tel
) witen⸗- Hict. de Yart T. 2. p. 330.
) ibid, pag. 35.
ES „2
tel su fchreiten vonnoͤthen gehabt aͤbe. Dieſes
twiderfpricht erftlich fich ſelbſt; denn ba es noch
Künftler gab, die alten Bildlaͤulen neue Glied»
maßen auf eine fchickliche. Weite zu, geben im.
Stande waren , fo war die Kunft noch nicht ind
äußerfte Verderben gerathen; und zweytens
ſtimmt es nicht überein mit der Hochachtung,
welche man in dieſen Zeiten gegen die Werke der
Kunſt getragen hat Ammianus Marcellinus
erzaͤhlt, zu ſeiner Zeit ſey ein eigener Dberaufs
fehber, den man Centurio nitentium rerum
nannte, über die Erbaltung alter Denfmäler u
wachen, gefeßt worden. *) Diefer hieß in fol
genden Zeiten Tribunus, hernach aber Eomes,
wie wir in der Folge. fehen werben. . Sein Amt
war, des Nachts ‚mit einigen Soldaten durch
bie Stadt zu fireifen, um die Beſchaͤdigung ber
Bildfäulen zu verhüten.. **)
II. Diefes beweiſet aber auch zugleich, baß
es damals Menſchen zu Rom gab, die mit bare
bariſcher Freude die alten Bildſaͤulen zu verder⸗
ben ſuchten Das Geſetz, mit welchem Hons
rius den Ehriften verbot, aus uͤbertriebenem
Meligiongeifer die Bildfäulen, welche oͤffent⸗
lichen Gebäuden zur Zierde bienten, herabzu⸗
werfen, ***) giebt guten Grund zu vermuthen,
daß
—
®) Lib. 16. e, 6.
**) V.Valefli Not. ad Amian. Mareell. loc. cii.
**#) Cod, Theod. Lib, 16. T. 10. L. 25, ..-
\
A 1
wWaß die Chriſten dieſer Zeiten großen Nüuthellan
der Berfiffinalung vieler ‚beibnifchen Are
mer der Kunſt gehabt haben. Diefed kann
“aber auch zum Theil durdy bie Raͤuberey der
"Großen bey Hofe veranlaßt worden ſeyn.
Ummianus Marcellinus *) und Libanins *%)
“erzählen von ihnen, ſie haben die reichſten und
sthäßbarften Fierrathen aus den Tempeln ge⸗
raubt, um ihre Palaͤſte damit aussifchmäcen.
Vermuthlich wurde der gemeine Poͤbel hier⸗
durch Qufgebtacht „die fentlichen Alterthu⸗
mer, woran ·E einen Antheil zu haben ſich
aſchmeichelte, Viel lieber zu zerſchmettern, als
Re der Habſücht der ſtolzen und mächtigen Höfe
-linge zu üBerfaffen.: Herzu Farı. moch, duß
damals: Nom mit: Membeiii angefült nah,
die fich um die Erhaltung ber’ Zierrathen einer
“Stadt, bie ihr Geburtsort‘ kt war, ivenig
beluͤmmerten. |
| In. Zu‘ des gon atius aueh war Kom |
‚noch .ein fo wunderbarer. Begepfland, daß, be
dieſer Kaiſer zum erfienmale .babin kam, er
Über die Maßen daruͤber erſtaunte, und bes
kannte, der. Ruf pflege zwar alle Dinge u
bergrößeen, er finde aber, ‚daß er.im Betreff
Ds 5” be
BR .
„A.
®) Lib. 22. c. 4.
” Aeud Valefum in Nas ud Ara, Marcel
425 a _
der: Stadt. Mom zu wenig ſage.) - Davamı
‚am. ihn eine. ‚heiße Begierde am, va der al
sen: Kaiſer Beyſpiel dieſelbe noch mehr zu ver⸗
ſchoͤnern. Es ‚gefand. ſich damals zu Alexan⸗
drig ein Obelisk, den fein. Water, nach: Kon⸗
ſtantinopel beſſimmt batte., _;. Diefen ließ er
nach Nom bringen und in. den Lirkus maxi⸗
‚mus ſetzen. ”).. Ci der naͤmliche, der unter
Pabſt Sixtus ‚dem, fuͤnſtan wider aufgerichtet
worden iſt.
„IV. Was. ‚die Yankunffausehegg fo ge⸗
Reber. der Herr Ant Winkelmann, ***) fie Habe
zu Konfkonting. Zeiten, noch ‚einigermaßen ges
Alüpee. ‚Aber ‚sie Beyſpiele der -Pracht und
des guten, Geſchmacks, die er, dieſes zu bewej⸗
(eh aufuͤhrt, find von aitarn Beiten,:. einen
Teipel ausgenommen, den Konflantin wieder.
hergeſtellt haben ſoll, So. war: auch die Ma⸗
erkunſt noch nicht ganz vernachlaͤßiget. De
Bibliothefar Anaſtaſiuch erzähle, die Paͤbſte
Sylveſter, Juliusj, Liberius, Leo und andere,
haben berſchiebene Krchen mit Gemälden aus⸗
geziert. Aber die Namen der Maler ſind un
·bekannt. Shymmachus ruͤhmt nur einen, des
Mamens Cucilluꝶp Die Malereyen des
Vvatltaniſchen Monaſttipts ber Werke des Dir
gi
r) Amm. Marcdil. Lib. 16. €. 10
*) Idem Lib 1.4, , ©.
#88) Loc. cit. p. 332. H Lib. 9. Ep. 4.
er‘
br 2 ” 0
J 1}
’ ” J \ x
on
ww % rm ” ze vi
‘
iR, Die Spies: Paxtoli abgtjnichnet. mab.ı745
Der: Jeſut· Ambrogl feiner vertrefflichen Heraus⸗
‚gabe der-gepeungen Werke beygefuͤgt hat, wer⸗
Oen ſowohl als jene der, vatikaniſchen und einer
andern von · Prireſeiua arwaͤuten Handſchrift
der. Luſiſpiele des Terenz, yon denen bie erſte
mit den genannten Ahbilduigen im abe ‚2735
m Urbind prächtig im Druck arſchienen if, für
Werke von Konſtantins Zeitalter gehalten. Auch
Minfelmang iſt Biefer. Meynung, und bemerkt,
die Abzeichnungen des Santes Parse ſaͤhen
wiel ſchoͤner aus als das Driginal. |
7 :V%, Man:fiudet auch; baß di⸗ ‚mefaifche
Anheit in Diefam Zeitalter. noch fehe Ablich ‚war.
ESymnrachus beudet es Ist einem Briefs, unp
Sißiget. bie Bempbubeit, bie Voaͤder mehr mit
Werten dieſer Kunſt als seit, Malerepen zu gie⸗
ren. *) Es wurde ſogar dawais von, einem
gewiffen‘ Antiochus‘ eine Urt "mofaifcher Arbeit
erfunden, bie bis dahin unbelannt geweſen
war. *) Man weiß aber eigentlich nicht,
worin biefelbe befand. Die obengenannten
Paͤbſte zierten ihre Ricchen damit, tie ber oben«
- genannte Anaftafiug erzählt.
VI. Uber nijts Fonnte für bie fühdnen
Künfte verberblicher ſeyn, ald der Einfall bar⸗
barifcher Voͤlker, welche ganz italien verwuͤſte·
ten, und Rom mehr als einmal plünderten.
) Dan
*) Lib. 6. Ep. 49.
:9%) Idem Lib. 8. Ep. 41.
r
436 ze _
ber: :Stabt Nom gu: wenig fage.”) Dam
‚kam. ihn eine. heiße Begierde au, wach der al
Ken: Kaiſer Beyſpiel dieſelbe noch mehr zu Yer-
ſchoͤnern. Es hefand fi damals zu Alexau⸗
dria ein Obelisk, "hen fein. Water, nach Kon⸗
Rontinopel. beſtimmt hatte. Dieſen ließ er
nach Kom bringen und in den Eirfug mag
‚mus ſetzen. 8 Szif der naͤmliche, der unter
Pabſt Sirtug ‚De. Rinften misder aufgerichtst
worden iſt.
‚IV. Was de. Yontonfp,nugsbeig ſo 9
Re der Herr Apt Winkelmann, ***) fie hahe
zu Kouſtantins Zeifen. noch ‚einigermaßen ges '
Kluͤhet. Aber; die Beyſpiele der Pracht und
hes guten, Gſchmacks, die er, dieſes zu bewei⸗
fe qufuͤhrt, fan: Hm ältarn Beiten,.. einen
ei ausgenommen, den Konſtantin wieder⸗
erxgeſtellt Haken fol, - So. war auch die Ma⸗
erkunſt noch nicht ganz vernachlaͤßiget. Dir
Bibliothekar Anaftafiig erzähle, die Paͤbſte
Sylveſter, Julius I, Liberius, Leo und andere,
Yaben verſchiebene Sehen mit Gemälden 'aud
geziert. Aber die Namen der Maler finb u
bekannt. Symmachus ruͤhmt nur einen, des
Mamens Cucillus "Die Malereyen des
vatitaniſchen Monaſttipts der Werke des Vit⸗
in
Amm. Marecſl. Lab. 16. ‚& 10
*) Idem Lib, 17.54: . 5 BR
®**) Loc. cit.p. 333. N Li. 9.EP.49- . .
un "a
Die Gelehrſamreit in Stalin unter von |
ht \
Juuen war nun unter der Sewalt fremder
‚Nationen, und mußte ſolchen Regenten
* von denen man ſich nichts anders
verſprechen konnte, alẽ was eine rohe und unter
den Waffen verwilderte Gemuͤthsart zu unter⸗
nchmen faͤhig iſt. Ein aus verſchiedenen noͤrd⸗
Uchen Gegenden zuſammengefloſſenes kriegeriſches
Volk uͤberſchwemmte Städte und: Land, und vers
miſchte ſich mit den alten Einwohnern, berem
@lädsumfände und Sitten ohnedem ſchon nicht
verderbter ſeyn konnten. Schlechte Augfichten
fuͤr die Wohlfahrt und fuͤr die Litteratur der
Italiener! Richtsdeſtoweniger haben ſich nach
der Eroberung des Landes dieſe Könige und ge
Bölker, die von ben‘ Italienern Barbarn gm .
nannt werden, viel gelinder und beſcheidner gen
gen fie betragen, als fich die meiften ihrer gefltten
sen und gelehrren Kaifer gegen fie, und fie ſelbſt
ich gegen fremde Nationen, da fie ihnen das
zömifcye Joch auflegten, bewieſen hatten. Denn
‚welchem übermundenen Sande haben nicht die -
Römer ihre Gefeße und Eprache aufgedrungen? -
Ä u. übermundene. Veller Naben: fe a |
EEE
theils durch Auflagen, Theil durch die Haba
ihrer Starthalter erſchoͤpft? Hingegen ließen die
Herulen und Gothen den Itallenern ihre Geſetze,
lernten ihre Sprache, und preßten ſie nie mit
fſchweren Auflagen, Es wird vielmihr aus fol
gendem Kapitel erhellen, daß ihre Foͤnige ein
ſehr ſanftes Regiment gefuͤhrt, und den Italie⸗
nern weder in der politiſchen Regirruug, noch in
Abſicht der Religion, einige Urſache gegeben ha⸗
ben, ſich nach ihren vorigen Monarchen zur ſeh⸗
um. Was aber am:meiflen zu. bewundern iſt,
fo haben fogar die roheſten Regenten inter ih⸗
- sen, denen kaum dev Name ber Wiſſenſchaften
belannt ſeyn konnte, bie Gelchrfamfeit in ſehe
hohem Werth gehalten, und die Gelehrten ihres
reblibigen Schutzes gewuͤrdiget, wie ſichs
der Folge dieſes Buchs deucheher cup
—* od,
Das ef fe Rapite,
Alfgemeiner Begriff von der pin der
faſſung und Kitteratur.
1. Memdem Oreſtes ums Leben gebracht und
Auguftulus abgefegt tvar, ſah ſich Odoa-
ee im Jahr 476 im friedlichen Beſitz von ganz
Italien, und niemand hinderte ibn. ſich dem
Baiferlichen Titel angumaßen. Nichtsbeſtowent⸗
ge war er ſo beſheinen, daß er. dieſe Wuͤrde
2} dem
— — — = nm. — — — — «u m a "1 nm z—- m
|
u 2 — = 431
dem Htlentaliſhen Kater Zeno Dein Aber)
ihm durch eine Gefandfchaft huldigte, und fich
neben der untergeordneten Regierung nicht® am
bers vorbehielt, als ben Namen eines romiſchen
Patricius. Jedoch nahm er in der Folge den
Titel eines Koͤrigs von Italien am, und Zeno
befand ſich nicht in den Umftänden, ihm diefe
Wuͤrde ftreitig zu machen. Er verdiente fie auch
wegen ſeiner weiſen Reglerung, wodurch er dert
erſchoͤpften Unterthanen eine langwierige Ruhe
zu ihrer Erholung verfchaffte.: Er war eim ges
rechter und gnädiger Zürft; und ob er ich gleich
ur arianiſchen Religion befannte, fo bewies er
fich dennoch gegen die Nechtgläubigen chen fü
wohlthaͤtig als gegen die Arianer, und gab jes
nen nie Urſache, fich über ihn zu beflagen.
Beſonders aber haben die Einwohner der Stadt
Pavia feine großmürhige Wohlthaͤtigkeit em⸗
Hfunden. Denn auf des dafigen Biſchoffs Epi⸗
phanias Anfucheinn wurde fie auf fünf Jahr von
allen Auflagen befreyt, damit die baflge Kirche,
Häufer und Mauern, die bey der Belagerung
und Gefangennehmung des Oreſtes verbrannt _
oder befchäbigt mirden waren, wieder erbaut
wuͤrden. ) Es ſcheint aber, als habe bed
orientalifche Kaifer Zeno den Stalienern bie
langwierige Ruhe mißgoͤnnt. Denn er hetzte
Theodoricus, den König der Gothen, wider
Dboacer: af, und eignete ihm Stalien gu, nach»
1; |
®) Eanod. in vita 8. Epiphan.
4322 | erIert
dem. biefex-fich verbunden hatte, bie Faiferliche
Dberherrſchaft zu erkennen. Darauf zog er
im Jahr 488 wider Odoacer zu Felde, und be⸗
fam ihn nach einem fuͤnfjaͤhrigen blutigen Kriege
zu Ravenna gefangen. Der ungluͤckliche König
wurde nicht lange hernach auf des Theodoricus
Befehl Hingerichtet, weil man ibn einer Ver⸗
ſchwoͤrung wider ihn beſchuldigte. Die Ges
lehrten, die uns in des Theodoricus Zeiten
theils durch eigene Schriften, theils durch das
Zeugniß ‚anderer gleichzeitigen Schriftſteller be⸗
kannt find, haben ſich groͤßtentheils unter ber
ruhigen Regierung des Odoacer gebildet, und
bienen zum Beweis, daf die Gelehrſamkeit un⸗
ter ihm Schutz und Befoͤrderung gefunden habe.
IL Was aber Theodoricus zur Vefoͤrde⸗
rung der Kuͤnſte und Wiſſenſchaften gethan hat,
iſt mehr bekannt. Weil der Verluſt ſeines Vor⸗
gaͤngers, eines gerechten und wohlthaͤtigen Fuͤr⸗
ſten, den er der Regierung und des Lebens be⸗
raubt hatte, den Italienern ſehr empfindlich
ſeyn mußte, fo vernachlaͤßigte er kein Mittel,
welches ihm die allgemeine Hochachtung und
Liebe gu erwerben behülflich ſeyn konnte. Daher
ſuchte er die gelchrteften und geſchickteſten Maͤn⸗
nee durch Ehrenzeichen und Beförderungen ſich
verbindlich zu machen, und wenn er einen von
ihnen gm einer Ehrenſtelle erhub, ſo legte er
öffentlich an den Tag, daß dieſes feiner Gelehr⸗
ſamkeit wegen gefchähe. Auf eine fo verbind⸗
⸗
«” +. ’
re a4
Bihe Art. Befäxtieree ex einen gewiſſen Venantluc,
einen Armentarinus; einen Superbus *) and: ans
dere, die in der Folge vorfümmen werden, zu
fehr anfehnlichen Würden. Hieran hatte abet
auch feine eigene Liebe zu den Wiffenfchaften;
die ihm der berühmte Caſſſodorus auf eine ge⸗
ſchickte Urt einnfloͤßen wußte, großen Antheik;
Oieſer vortorffliche Staatsminiſter, der alle febs
ne Beitgenofien an Gelehrſamkeit äbertuaf ‚ht
diente fich des großen Vertrauens, welches der
König auf ihn geſetzt Hatte, nicht, wie Seneka
bey Nero getban. hat, bie Bewunderung deerſel⸗
Beni auf ich allein zu ziehen, fondern ihm Hoch“
achtung gegen jeden andern verdienſtvollen Ges
lehrten, und Begierde nach muͤtzlichen Keunsuiffen
Benjußringen n Er unterhielt ihn deshalben off
ig: gelehrten Geſpraͤchen, und ber. wißbeglerige
Kürft. begeigter immer "ein: onkernred: Vergnůr
gen, wenn. er ihm Kragen uͤher die Lehren der
alten Weltweiſen, uͤber ven Lauf der Sterag
über vie Natur der Waffergunflarumd. des Dieerd,
"and über andere watärlicht Dinger äufldfete. *)
Er ſah es ſehr gern, daß die reemiſchen Schulen
von ſtudirenden Juͤnglingen aus entfernten Peb
vinzen beſucht · wuͤrden. Dumm fie Wohl unter⸗
viert in ihr Vaterland zuruͤckbeheten, » hast
vll er
) Caſſiod. 2 2. Varlar Epid, 5 I 5,
”) Idenı, Lib, ‚9 Var. Epiit 24.
11. Band, ee: Fa
ra
LU BE „u > 2
j @ Röhre weiotich verordnet, Daß fie die Stade
NNeom und die Schulen ohne feine befondere Er»
laubniß nicht verließen, bis fie die Studien mie
Mugen vollendet Hätten. *) Procopius erzählt
son: ihm, **) er, babe feinen Gothen verboten,
die oͤffentlichen Schulen zu befuchen, damit ih
nen nicht ihre angeborne Unerfchröcdenheit, vor
dein Feinde zu ſtehen, durch bie Furcht der Ru⸗
then benvinmen würde. Dieſes Ik aber eben fo
anwahrſcheinlich, als was der Ungenaunte von
Walsid ***) von ihm ſchreibt, er habe feinen
Namen nicht fohreiben koͤnnen, und ſich einer
daͤnnen goldenen Platte, worin bie Buchaben
PP
THEOD. eingefchnitten waren, bedient, um
dfentliche Urkunden zu unserfehreiben. Von
vinem in alten. übrigen Dingen fo geſchickten
und klugen Fuͤrſten, der Kuͤnſte und Wiffenfchafe
sen in einem jeden belohnte, und feine: eigene
Sochter Amalaſanta mit großen Sorgfalt darin
uuterweifen lie, kaun man weder ein fo unklu⸗
ges Betragen woch ſo ‚geoße Ungeſchicklichkeit ver⸗
umthen. Daß er ſich des gefagten Inſtruments
bedient babe, ſchoͤner zu (reiben r IR wahr»
ſheinlicher. |
HL. Dieker. große König erweiterte das
| Neich von Atulien bis nach Spanien und Frank⸗
J *) Lib. i. Varlar. Pia. 39. Lib. 4. Ep. 6.
reich,
”) Lib. 1. de Bello Goth. e. 1.
*s*) Ad calcem Hiftor. Anmian. Mare! p- 512,
Edit. Lugd. Bat. 1693.
ee 435
reich —* machte ſich durch kin? Kriegskunft
und Tapferkeit den griechifchen Kaiſern, den
Sranten und nördlichen Voͤlkern eben fo fuͤrch⸗
‚terlich, als durch feine fanfte und meife Regie⸗
rungsart bey feinen Unterthanen beliebt. Bon:
Religion ein Arianer, ließ er bie Katholifen
micht weniger als jene feines fandeBuäterlichen:
Schutzes genießen, und bedrohte fie nur als⸗
Denn mit ihrer gänzlichen Vertilgung, menn fie‘
fortfahren würden, durch Verfolgung der Aria⸗
ser den allgemeinen Srieden gu fldren. - Damit: .
die unrubigen und eiferfüchtigen Griechen die:
Ruhe Italiens nicht ſtoͤrten, fo errichtete er eine
Flotte von tanfend Schiffen, weiche die Kuͤſte
des Meers bemahrten, und ben Handel feiner:
Untertbanen bedeckten. Dieſen fuchte er mit
großer Sorgfalt zu befördern, indem er aus
allen Gegenden fremde Kaunffeute in fein Land:
309, und barin- die Straßen fo ficher machte, .
daß man ohne alle Gefahr, von Näubern uͤber⸗
fallen zu werden, daffelbe burchreiſen konnte.
Ich würde die mir vorgefchrießenen Grenzen
üderfhreiten, wenn ich alle die Handlungen bes
rühren mollte, wodurch er den vortrefflichfien: .
Monarchen des Alterthums an die Seite geſetzt
zu werden verdient. Won den gpraͤchtigen Men,
Sen der Baukunſt, die durch feinen Befehl errich⸗
set worben find, und mehr ale feine politifchen
Unternehmungen hierher gehören, * wird gehori·
6 e Ze ET
436. m = 2
gen Orts fo viel vorfommen, - is ja übern
Endzweck dienlidy if.
IV.. Nach einer drey unb bregbigjäßrigen
Regierung flarb Theodoricus im-Jahr 526, unb
Binterlieg nur eine Tochter ded Namens Amala⸗
funta, die mit einem gothiſchen Prinzen Ente
rich vermäßle war, und einen Sohn des Na
mens Atalarich von ihm hatte. Weil diefer
nur gehe Jahr alt war: da fein Großvater ſtarb,
und ſchon laͤngſt feinen Vater verloren hatte, fo
führte feine Mutter Amalafunta die Regierung
in feinem Namen. Die Berveife, bie fie vom
ihrer Klugheit, Güte und Starkmuth in ihrer
Megentfchaft ablegte, machen fie twürdig, unter
die beruͤhmteſten Königinnen gezählt zu werben.
ihre rühmlichen Thaten findet man in einen
Briefe des Atalaricus kurz abgefchildert.*) pre
erſte Sorge war, den jungen König in allen den
Künften und Wiffenfchaften, die einem: Fuͤrſten
fo wohl anſtehen, unterweiſen zu laffen. Aber
bie vornehmften unter den Gothen veranlaßten
fie durch ihr Gemurre, daß er auf Art der Go
then mehr in den Waffen und ritterlichen Ile»
bungen, al® in der Eitteratur. untertviefeh wuͤr⸗
be. **) Indbeſſen fuhr fie fort, bie Selebeten
in ſchaben und dan deförbern.
v.o
— 9. Var. 1)" Pe
% erecer. de Bell. Goth. Lib, ner
ee . 437
en W WMoburch Me aber ber Gelehrſamkeit
den groͤßten Dienſt that, war das Edikt, worin
Pe im Namen’ des jungen Koͤnigs befahl, daß
"Ben Lehrern der Grammatik,’ Berebfamfeit und
Nechtögchörfäsnfeifthre alten Beſoldungen, bie
fie, tie anderswo gemeldet worden If, in ben
:unglädtichen Zeiten verloren: hatten, wiederge⸗
“geben würden. : Die Urfach, Die fe nach ihren
Seſtaͤndniß hierzu bewog, macht ihrer Denkart
ze Ehre. „Wenn wir,“ fagt fie in gemelb⸗
"tem Edikt, „nichts ermangeln laſſen, das Volk
„mit theatraliſchen Schauſpielen gu ergoͤtzen,
„und daher einen Theil-unferer Reichthuͤmer auf
‚ „Leute verwenden, "die beffem weniger werth
'»find: fo verdienen es vielmehr folche Männer,
„bie der Stadt wohlgeſittete Bürger, und un⸗
“ferm Hofe berebſame und gelehrte Männer Bike
„ben.“ *) · Des · naͤmlichen Schützes genoffen
Die Gelehrten unter Atalarich, da er ſelbſt res
gierte:. Er: beförberte Arator, *%) von beim
hernach ein mehreres vorfommen wird, und
Felix ***) Imd werſchiedene andere zu anſehn⸗
lichen Ehrenfielim Caſſiodorus wurde zur
Wräfeftur des Ptaͤtoriums welche eine der hoͤch⸗
fen Wuͤrden des Reichs war, erhoben. +) Die
ſes sünfige Belragen gegen die Gelehrten hat
ee es 2... man
5 Lib. 9. Varlar. kpin 21.
”) Lib. 8. Var. Epiſt. 12.
***) Ibid. Ep. 18. 9 Lib: 9. Ver. Ep. 24.
>
438 ' —
man aber mehr ben Rathſchlaͤgen feiner Mutter
Amalaſunta und des vortrefflichen Eaffoborus,
als feiner eigenen Gewogenheit. zuzuſchreiben
Denn er war ein laſterhafter Juͤngling, der auf
nichts anders als. auf. die Befriedigung feine
Leidenſchaften bedacht war. ,-
. VI. Er ſtarb 534 in dem achtzehuten Jahre
feines Alters, und durch Vermittelung der Ama⸗
‚Iafunta folgte ihm in der fäniglichen Wuͤrde
Theodatus, ber Umalfreda, des Theobdoricus
Schweſter, Sohn. Dieſer haste fih nicht mur
in ber Iateinifchen Eitteratur, fonpern: auch in
ber Philofophie, befonders in der plasonifchen,
ſebr wobl geübt, und war dem Geubirem ſehr
ergeben.*). Allein unter dem Schein eines. Sp
Ichrten verbarg. er ein falfches, und: laſterhaftes
Herz, und war in der Kriegskuuſt gänzlich un,
erfahren. Sein Beyſpiel mag wohl die Urfady
geweſen feyn, warum bie Gothen wicht leiden
wollten, daß Atalarich zu einem gelehrten Fuͤr⸗
ſten erzogen wuͤrde. Seint Safer waren zum
Theil ſchon bekaunt geworden, da ct Statthal
ter in Toſcana war, Aber im: erſten Jahr ſei⸗
ner Regierung legte er feine Bosheit ganz an
ben Tag, Im er ſeine größte Wohlthaͤterin Ama⸗
Jofunta auf eine. Inſel des Sees bey Bolfena
verroied, uud kur) darauf ermorden ließ. Die
ſen Zod zu tachen, oder vielmehr das wieder⸗
aufbluͤ⸗
Procop. de Bell, Goih. Lib, 1. € 3
| ee 439
anfblühende Italien. ven Gothen pe entreißen
Schichte: im Jahr 536 der orientalifche Kaiſer I
Rinion ein in den Feldzuͤgen wider die Mrſer
Kriegsheer unter der Ynführung
bed berühmten Bellfarius nach Stalin, und
gändete daſelbiſt cin Kriegsfener An, welches
KRebenzehn Jaht dauerte, und das unglädiide
Sand fp verwaͤſtete, daß es in einigen Fahrbum
sten ſich nicht wieber erholen fonnte, Daß
lgberträchtige Betragen des Theodatus, der
Bay dem firgreichen Anmarſch des Beliſarius ſich
erbot, dem Kaiſer ganz Italien indie Haͤnde zs
ſpielen, machte ihn bey den Gothen fü verhaßt
deß fie feinen: Benerak Witiges zum Koaͤnig ande
ruften. Sobald dieſes der feige Theodatus, ber
damals ſich zu: Rom befand, erfuhr, nahm er
die Flacht gen Ravenna; wurbe aber von einem
Nbgeordneten des Bitiges eirgehoit, vont Pfex⸗
de hinabgeworfen: und getoͤſtet. Witiges that
deey Jahr tapfern Miderſtand; wurde aber enbr
lich. von Beliſar gepwuͤngen, ſich mit ber Stadt
Ravenna zu ergebe. Darauf wurde er zu
Schiffe nad Ronftantinopel gebracht, wo €
som Kaiſer guͤtig aufgenommen, und bis an fein
Ende, welches fich gegen. das Jahr 543 ereignete.
ſtandesmaͤßig gehalten wurde. Die Verwuͤſtun⸗
gen, welchen Sehlien in biefem langwierigen
Kriege. unterworfen war, flaub umnbefchreiblich.
Es war feine Stadt, die nicht entweder vom
den > Gehen ‚ober von den: Sriechen eine Belage⸗
| e 4 rung
430 a
uig ausgeſtauben hatte, und in einigen, Gefeze»
ders zu Neapel und Meiland, würde nit Ge
baͤuben und Menſchen fo.gräßfich verfahren, DaB
wman die Geſchichte davon ohne Schenker:
Seren fan. 2 ni
. VII. Ildobald unb æra itus, die auf
Witiges folgten, wurden: faſt eben ſo bald von
ihren eignen Soldaten ermordet als ſte zur Res
gierung bes kleinen Ueberreſts des gothiſchen
Neichs gelangt waren. Aber Totila erhielt ich
UF Jahr auf dem Throne, ben er im Jahr sg
beſtieg. Die Geſchichte hat wenige Fuͤrſten auf⸗
zuweiſen, bie ihm an Heldenmnih, Klugheit
und Rechtſchuffenheit gleichen.nErgelangte zur
Regierung, ba ganz Italien, wenige Stäbte ia
Ber Lombarkie ausgenommen, . ;umter bie Nero
ſchaft der Griechen gefallen war. Er brachte
aber durch ‚feine. Wachſamkelt, wodurch er ben
Unfchlägen Sir Beinde zuvorkun, durch ‚feine
untlaubliche: Chärigkeit; womit er von einem
Ende Italiens Ind andere, meiſtens perfönlich,
wirkte, Durch ſeine Tapferkeit, die fein ungluͤck
licher Streich entkraͤften konnte, und: durch ˖ſeine
Klugheit, mit welcher er cin jedes Unternehmen,
ohne die lichten der Meuſchheit zu uͤbertreten,
ausfuͤhrte, faſt ganz Italien wieder ‚unter. die
Herrſchaft der: Gothen. Ric hat es ein Feldherr
mit fo betruͤgeriſchen Feinden zu thun gehabt,
als er. Denn unter dem Vorwande der Reli
von hielt es Pie latholiſche Belſilichleit heimlich
mit
Fo. — aa
ante den Griechen; dieſe aber’ und jene hattien
Fur den Eigennutz zur Richtſchnur ihres Betra.
gend. Michtébeſtoweniger Hat er fich nie von
den Seſetzen der Ehre entferht:: : Die belagerteh
Städte ſuchte er mehr durch Werjeugende Merk
ale Kine. Guͤte und Gnade, als durch die
Mat: Waffen zur Urbergabe zu Bringen);
und wenn er le mit Gewalt dazu zwingen muß»
se, fo ſchonte er der Ehre ber Weiber, bem Le⸗
ben der Einwohner und den Kochen. - Er flarb
din Jahr 952 an tiner Wunder die er in einem
sehr blutigen Treffen empfangen hatte, Eeik,
ider ihm in der Regierung folgte, behauptete
noch ein Jahe die gothiſche Hereſchaft wiber
"die Griechen, und ſtarb mit ben Waffen In der
Hand in’einem entfcheidenden Treffen, worin er
als einer der tapferften Helden gefochten Härte.
mir ihm -endigte ſich das Neich der Gorhen: ik
Italien, nachdem es, von Odoacers Tod anzu-·
fangen, fechlig Jabr gedauert hatte. 4
VIE Aber mit dem Ende der Herrſchaft
Ber Gothen Hörten die Plagen des ungluͤcklichen
Italiens noch nicht auf. Denn obgleich Narſes
daſſelbe dem orientalifchen Kaifer Auftinian ums
mittelbar unterworfen hatte, ſo gaben ihm den⸗
noch die Gothen, welche hier und da noch feſte
Plaͤtze behaupteten, bie Alemannen und Fran⸗
ten, bie in zahlreichen Heeren in Italien ein⸗
drangen, noch“ ſehr viel zu ſchaffen. Er hick
16 aber uͤnerall ſo tapfer, als er ſich zeitheüd
Ee5 wider
\
442 er
wider bie Gothen hawieſen better. md gab ich
ingleih alle Mühe, Italien von feinen erlitte
nien Drangfalen wirderherzuſtellen. Nichtsdeſto⸗
weniger wurde er: bey dem Kaiſer Juſtinns II,
der im Jahr 565 ſlinem Ohein Juſtinian in der
Regierung folgte, als ein Unterbräcker der Voͤl⸗
Ur: abgeſchildert, und nach Kenſtantinopel sup
ruͤckgerufen, wo er 567 vor. Beeräbnifl ſtarh.
Der Mangel eines fo tapfern und erfahmen Ge
neralß zog den faſt gänzlihen Verluſt Italiens
nach ſich. Denn im folgenden Jahre wurde ed
von. den Longoharden uͤberſchwenmt, bie ſich
deſſelben faſt gänzlich. bemeifterten, wie mir is
des folgenden Epoche.fehen werden.
; IX. . Aus, diefer kurzen Erjdblung be
Spidfele Italiens unter der Regierung der &os
tben erfehen wir, daß feit hem traurigen Ende der
Koͤnigin Amalafunta nichts mehr zum Beſten der
Gelehrſamkeit verordnet worden if; Die Kriegs⸗
unruben und die baber erfolgten allgemeinen
Drangfale verurfachten, Haß auch Caffloborug,
der bisher als erſter Staatsminiſter die-Särften
zur Beförderung der Gelehrten, bewogen hatte
gang außer Stand geſetzt wurde, weiter baran
zu denen. Da. endlich Disfer vortreffliche Mann
unter. Witiged allen weltlichen Handeln entfagse,
and den Ueberreſt feines Lebens der. kloͤſterlichen
Einſamkeit weihete, verließen/die Muſen Ita
en, um keine Augenzeugen der ſchrecklichen
— ——— von der Ratut ſo einig
| ars 2 = ce ZB TY:
un kayhes we ſeyn. Caſfiadenn⸗ aber Takes
ſo lange ex lebte, die geiſthchen Studien unter
den München zu befoͤrdern, wie wir in der Balge
ben werden,
X. 8 AR. ſchon abderwaͤtce von einem
Gelſebe Eruäbuung seihrhen, welches Theodo⸗
Hunt. der jüngere zum Defien.ber Schulen zu Kom
ſtautinopel gegeben hat. Dieſes verbreitete im
Jahr 539 det Kaiſer Juſtinign, da er ſein Ge⸗
ſetzbuch herausgab und Malarich in Italien
herrſchte/ ouch über bie Schulen des Kapito⸗
fisme zu Mops . Es wurde darin verordnet,
daß in geſagter Alkademie drey lateiniſche Lehrer
der Redekunſt und fünf griechiſche Sophiſten,
‚ zebn lateiniſche und. eben, fo viele griechifche
Grammatifer, ein Lehrer ber Philofophie und
awey den Rechtsgelehrſamfeit feyn foliten, Man
findet aber. nicht, daß dieſes Geſetz unter Atala⸗
xich gu Rom: eingeführt worden (ep. Es wird
vielmehr durch einen. der letzten Briefe, bie Caſ⸗
odorus gegen das. Jahr 533.17 Atalatichs Na⸗
men gefchrieben bat, offenbar, baß damals uur
Dren dffentliche Echrer gu Nom waren, einer der
Grammalik, ein anderer her Redekunſt, unb dp
Dritter. ber. Rachtegelchrfamieit. welchen Annie
Santa und Caſſtodorus im Namen des Könige
ie. alten. Beſoldungen auwieſen. Man. kan
auch nicht beweiſen, daß in; ber. Folge, da die
griechiſchen Kaiſer einige Zeit unmittelhar uͤher
Italien berrſchten, und das ſoſinaueſa⸗ Brit
en er?
.
aJ.. on 2
such daſieſt elnfatzreen, dieſes Geſetz vollſtreckt
worden ſey. Der Befehl; der Juſtinianus da⸗
mals gab, den-Sfföhrlichen Lehrern das gewoͤhn⸗
liche Getreide nicht zu verweigern, 2). ſcheint
Feine Beträftigung eines Teiner - Border ergange⸗
nen Geſetze, ſondern vielmehr einer. gleichen
Verordnung, Bie unter Atalarich gefchehen iſt,
äu ſehn. In der Folge geſchlehet keinet Erwaͤh⸗
ung mehr ˖ vom roͤmiſchen Athenaͤum und don
vbenꝰ Schulen. des: Kapitollums.* Esl iſt wahr⸗
Fihreinlich, daß wegen der Fortbahiitiden Drang⸗
Falen· und Verwuͤſtungen Italiens die öffentlichen
Sqhulen öde geworden ſeyn. oh
1 wu oe .
“ ir u Das zweyte Kapie,.,
wi
„Beiftfibe BetepeTänfen: “
L gg Caſſodorus, von vom. ſchon oft
Meldung geſchehen If, eigentlich ber
Eifer der geifllichen Gelehrſamkeit in Italien
iewefen iſt, und dieſelbe ſowohl zu der Zeit, be
er der erſte Minſſter der gothiſchen Könige war,
Re vuch nachdem er ſich dem Kloſterleben gewid⸗
mer hatte, zu Geföfbern geſucht hat, auch die
Ddornehmſte: Teiebfeber war, warum ‘ıwter dem
Lrſten gothiſchen Koͤnigen Dit Gelehrſamkeit übers
haupt ein neues Leben erhielt, ſo gebührt es fich,
uns‘ Beittäufiger von: ihm m Handeln unb
ei 0 einige
Ce 9 Pragmatice Sandio Maielani Imp. C. 22.
,
u 441
i —
einige kritiſche Streitigkeiten zu eroͤrtern, dia
ſich unter den Gelehrten in Anſehung feiner Per⸗
fon; entſponnen haben. Denn man. hat gutem
Grund zu zweifeln, ob des Caſſiadorus, welchen
ſchon unter des Odoacers Regierung wichtige
Ehrenſtellen begleitete, der naͤmliche ſey, . deu
ſich bis zur Vegierung des Witiges durch ſeins
politiſche Geſchicklichkeit und gelehrte Schriften
bekannt gemacht, und ſich endlich, vom Hofleben
in die kloͤſterliche Einſamkeit begeben hat. Dee
P. Sirmond ift meines Wiſſens ber erſte gewe⸗
fen, zu behaupten, «8 muͤſſen zwey ded Namens
Caſſiodorus, Vater und Sohn, gemefen ſeyn,
welchen die verſchiedenen Handlungen gufommen;
die gemeiniglich nur von einem erzähle werden.)
Dieſe Meynung, ‚welche anfänglich nicht vielen
Beyfall fand, iſt vor.nicht dängfl von dem Herrn
‚von Buat in einer Schrift, die ſich im erſten
Bande ber Abhandlungen der baieriſchen Akad
demie ‚findet, mit mehrern Gruͤnden beſtaͤtigß
worden, -und hot an dem Herrn Abt Tiraboſchi
einen neuen Vertheidiger gefunden.
II. Da in der Sammlung der Briefe, bie un«
ter des Caſſſodorus Namen in 12 Büchern bekannt
iſt, ſich einige finden, bie ſich auf den Caſſtodsa
u, der unter Ddsaser lobte, beziehen, fo koͤn⸗
nen dieſe Briefe zum Grunde unſerer Unterſuchung
gelegt ‚werben... Sie ſetzen erſtlich ganz ‚außen
Zweifel, daß die verfchiedenen Perfonen des Na⸗
EP BEE a men!
®) In Notis ad Kb. 3. i. 1. Emod.
J
245 I = ci 4
end Caſſioboras, bie in der Veſchichte «is
verbienſtvolle Staatsbedienten befannt find, vom
dem nämlichen Gefchlechte walten; baß der Va⸗
ver besjenigen, Der unter Theodoricus Statt⸗
halter der Bruttier und-in Eufanien war, Einer
ber Abgeordneten geweſen, bie den Attila bewo⸗
- gen, Stalin zu verlaffin, und baß beffeiben
Geofonser Sicilien und Abbruge von dei
GSereifereyen der Bandaten und Genſerichs ihres
Königs befreyt habe.) Zweytens beweiſen fie
beutlich, daß der Caſſiodor, der ſich unter Oboa⸗
det durch feine treuen Dienſte hervorgethan bat,
und von bemfelben zur Shrenſtelle eines Grafen
der Privateinkunfte des Königs, und hernach
zu jener eines Grafen der koniglichen Schen⸗
kungen befoͤrbert worden war, von dem Caſſto⸗
vor, ber unter Theodoricus Im Anfänge feiner
Degierung die Sicilianer im Zaum gehalten hut⸗
ve, damit fie fich nicht wider ihn empoͤrten, dar⸗
auf von ihm zur Statchallerſchaft über die Brut⸗
Bier und Lukanien befördert, hernach aber nach
Hofe berufen und zur Würde eines Grafen erho⸗
ben würde, nicht anterfchleden ſey. ) Denn
Theoboriens lobt Ihm wegen ſeiner Geſchicklech
- Bit und Treue, die er ſchon unter der Regierung
bed Odeacers bewieſen babe. Es bleibt alſo
noch übrig zu unterſuchen, ob biefer Caſſtoͤdor
dee nändiche ſep, der unter des Thebboricus,
Ata-
u) vorier. Li. 1. Epift 3.
**) Nidas Lib, 4. Rpif : 7
er 447.
VUealarichs, Theodats und Witiges Regierung -
ueben anbern. Ehrenfielien Kunzler war, und
den: die Werke gehoren, die unter ſeinem Kann j
Sorbanben find.
‚ 1, Ron biefem fagt aicalarich in einem
Briefe, worin er ihn zum Praͤfekt des Praͤto⸗
riums erflärt, fein Großvater Theodoricus habe:
ihn zum Rentmeiſter des koͤniglichen Palaſtes
und bernach zum oberſten Hofmeiſter gemacht.
Foltzlich war er von dem Caſſiodorus, der un⸗
ger Theodoricus ganz andere Ehrenſtellen beglei⸗
tete, unterſchieden. Ein anderes Merkmal
zweyer verſchiedenen Perſonen iſt die Verſchie⸗
denheit der Benennung, die ihnen in den Brie⸗
fen des Theodorieus und ſeiner Nachfolger ges
geben wird. In denfelben wird der dltere Caſ⸗
Roderus ſchlechthin mit dieſem Namen benannt
dem. jüngern aber beRändig der Name Senator:
gögeben. Dieſe Anmerkung IR deko uͤberzeugen⸗
der, je gewiger «8 iſt, daß ſowohl die Briefe.
des Ihesdoriche , ale jene ded Atalgricus und,
Theadatus, von dem berübmten ftſteller
Magnus Aycelius Caſſtodorus Senator unter
ber gefagten Könige Namen, deren Kanzler er
war, gefchrieben worden ind. Denn aus was
für einer. andern Urfache folite er ſich wohl ſelbſt
Bald Caffloborus, bald Senator nenum, ale.
fich durch ben. Beynamen Senator. von feinem
Bater pa unterfiheiden?! Go nennt er fich auch
ſchlechthin Senator in den Borifen ber iwi⸗ *
448 no == 22
. den Bücher, bie eriin feinem eigenen Namen ges
fihrieben hat, und giebt hierdurch zu erfennen,
daß dieſes fein zewoͤhnlicher Name warn - -
IV. Dieſer Caſſiodorus, der unter Dee
Theodoricus Reglerung "erflich: Nentmeifter,
hernach aber-oberfier Hofmeifter des koniglichen
Palaſtes, einmal Konſul, und unter Atafaric,
Theodatus und Witiges Präfekt des Prätortung,
und zugleich aller diefer Könige geheimer Rath
nubd Kanzler war, ſoll zu Squillaci gegen das
Jahr 480 geboren fyn. Daß er fein Anfehn,
in welchen! er bey den gothiſchen Koͤnigen flaud,
zur Befoͤrderung ber Virteratur und der Gelchr-
fen angewandt habe, iſt ſchon oben von ibm ges
ruͤhmt worden. Machdem er vide Jahre ſich
arid einen großen Theil feines fehr aufehnkichen
Vermoͤgens zum Dienfte des Staates aufgeop
fert hatte, und vorſab, daß Itallen nicht mehr
Bon der Allgemeinen Berwuͤſtung zu retten waͤ⸗
ve, legte er endlich" umter Witigeg führe Ehren⸗
ämter niehgr, baute ſich felbf ein Klofker. bey
Squillaci, und brachte daſelbſt deu Ueberreſt
feines Lebens Bin..:- Weil er dleſen Uebergang
zum Möfterlichen Leben ‚feine Bekebrung nennt,
„Cafliodori Senatoris.jam domino :praeflamter
converfi:« fo mennt Fabricius, er ſey bis da⸗
hin ein Heide gemefen. *) "Uber dieſert ſonſt ſehr!
gelehrte Mann bat nicht daran gedacht/ daß das:
mals die kloͤſterlicht Profeſſien Bekehrang ges
Nr EEE .4 II RAR
9 Bibl, Lat. Lib. 3. e. 16.
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D . . ’
Pa . -
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nunnt wurde.*) uUebrigens iſt ungewiß, ob J
;er die Regel des Benediktus öder des Caſſia⸗
nus unter den Monchen feines Kloſters einge⸗ |
führe Habe.
. Damals war er ein Mann yon unge
hr 70 Jahren. Nichtsdeſtoweniger gab er
ſich fo große Mühe, die Gelehrſamkeit rheils
durch eigene Schriften, tbeil® auch” durch muͤtz⸗
Uiche Unftalten unter den Moͤuchen zu befdrdern,
48 man immer von einem der eifrigften Männe
eines blühenden Alters erwarten koͤnnte. Geis
nie Werke, die er im. Kloſter zum Beſten der
Mönche fchrieb, find: ein Kommentar über die
Pſalmen Davids, de Inſſitutione Divinarum
Litterarum, ein. Kommentar über. die. Briefe
Pauli, ein anderer. über des Donatus Buch
von den acht Theilen einer Rebe, ein. Auszug
der heiligen Schrift, den er Memoriale nennt,
N
und ein Werk über bie Apoſtelgeſchichte, über. dere ⸗
felben Briefe, und über die Öffenbarung Jo⸗
hannis, welches im Jahr 1721 durch ben bes
ruͤhmten Maffei. gu. Florenz zuerſt ang Licht ges
kommen iſt; em Bach von der Rechtſchreibung,
und ein anderes von ber Ausrechnung ber
Dfterfener. Man fchreibe ihm auch gemeihig⸗
lich den noch vorhandenen latein ſrhen Auszug
der
. MV. Mabilon Annal, Ord. 3. Bencd. vi. ı. ad
an. 528. n.$. Da Cange Gioflr. ad vorn Bu
‚Converfus,
IL. Band. ss Zu \
”
\ “ r
ae er
‚der Kirchengefichte des Sofratet, Sozomenus
und Theodoretus zu, welcher aber mit wichrerus
‚Grunde Epiphanius dem Scholaflifer zugeeignet
werden kann. Denn in’ der Borrede des Aus⸗
use fast Eaffiodorus felbfl: »quos a viro di-
fertiflimo Epiphanio in uno corpore duode-
cim Lihris fecimus Deo auxiliante transferri.
Es iſt auch nicht zu vermuchen, daß ein drey
und nenmigjäbriger Mann, ald er war, da er
dieſes ſchrieb, eine fo muͤhſame Arbeit unter
nommen babe . - |
| VL Er verlangte, daß feine Mönche nicht
Aur in der geiſtlichen Gelchrfamteit, ſondern
auch in weltlichen Wiſſenſchaften, bie sur Erklaͤ⸗
zung der heiligen: Schrift nothwendig wären,
unterwiefen würden. Ihre Stifter, fagt er, )
baben ſolche Wiſſenſchaften nicht verboten, weil
Be ſehr nuͤtzlich ſtud, die heilige Schrift zu ver⸗
Hehen. Er wollte.fogar, daß fie’fich der Ar
neykunde Hefiffin, und fchaffte ihnen deswegen
die dazu nothigen Bücher an. **) Damit nichts
£ehlte, was zur Beförderung ber Gelchrfamteit
nothwendig iſt, folieh er aus allen Gegenden,
fosar aus Afrifa, Bücher fommen, *”*) um
eine Bibliothek im Kloſter zu errichten. Hier⸗
Durch bekam er Gelegenheit, die Mönche noch auf
wine andre fehr müßliche Art zu befchäfftigen. Er
9 De Inftitutlone Div. Litter. e. 38.
) Ibld. c. 31. . **) Ibid, 2.
LEE
u > Zn a
eß fie ke Bücher abfchreiberr: -. Er heim
er erſte geweſen zu-fenme, dieſe Beſchaͤfftigung⸗
ie den Moͤnchen der mittlern Zeiten faſt gang
igen geworden iſt, und der wir bie Werke deu
llteu gu verdanken haben, in den Kloͤſtern ein)
führen. Es iſt zu bewundern, wie forgfäftig
r die Kopiſten; ‚die. er Antiquarios nennt, bi
ehrte, : wie fie im KRopiren zu Werke gehed
auͤßten.“) Er betufte die geſchickteſten Buch⸗
Inder In fein Kloſter, und zeichnete mit eigener
yand bie Bilder und Vergieduüigen, womit er
ie Baͤnde ausgeſchmuͤckt wiſſen wollte. )
Seine Sorgfalt für die VBollkommenheit der
dandſchriften gieng fo meit,::daf er zu diefam
kndzweck das obengemelbte Buch von der Om
hographie in ſeinem 93 Jahre für feine Mönche
ſchrieb, 9%) die Altern Handſchriften (ER md
Hnander verglich und verbeſſerte. ) Zur Ga
mächlichfeit der Studitenden erfand er eine Ark
Nachtlampen, in welchen dag: Del'nicht weniger
wurde, ob es gleich manfhorlich einer hellen
Flamme zur Nahrung diente; f)So druͤckt er
ſich felbſt in angemerkter Stelle aus, ſcheint
aber ſagen zu wollen, man habe bey dieſer Art
Lampen febr- wenig Dei gebraucht. Auch hat
Ä Sf 2 er.
*) Ibid. c. 15. **) Ibldem, - '
++*) Praef. ad’Lib. de Orthogr,
7). Praef. ad Inflit. Divin. Eiger,
+) De Inftit. Div. Litter. e. 30
Pit er © Sn
ai) Ahren eier Sonnen: Anh. cute Waſſer⸗
uhr: verfertiata *). ‚diefe waren, aber. fchen feit
einigen Jabhrhunderten zu Rom befannt, - wie
wis anderswo *"F:gefchen haben. Hieraus ſie⸗
het man uͤberhaupt, daß Caſſtoborus ein ſehr
geſtchickter ‚Mann: war, und daß er auch als
Monch nichts:unnetiefim habe, mat par. Befoͤr⸗
derung der: Gelthrſamkeit behülßich ey keunte.
Sein Sterhejahr iſt ungewiß. » Zebach iſt feßr
mahrſchrinlich, daß er das 93 Jahr, da er Die
vbengemeldte Methographie ſchrixb⸗ ‚überlebt
habe, und beynahe 100 Jahr alt geworben ſey.
Sein Leben hat der PL Garet in der Heraus⸗
gabe ſeiner Werle mai vieler Selohsfemteis de
ſchrieben.
| vn. Er 8 Biefen verbienfnße Bam
werlaſſe, halte ich es für eine Pflicht den. Ders
dacht, worein ihn Mr. de Seint-Marc.***) zu
gegen fich bemuͤhet, von ihm abzulchnen. Weil
Caſſtodor den: Hof verließ, da Jußigien, den
Tod ber Amalaſunta ps richen, Stalich, mis
Krieg überzogen hatte, und dag Reich der Go
then feinem völligen Umſtur; abe war, Daher
folgert der gedochte Geſchichtſchreiber, Caſſio⸗
derus babe. A “is ein, Voſchuldiger. aus
Surcht
Yo
#6) Siehe des erfien-Sänndes Seite: 270, 272.
=) Abrege ———— de Thioire generale
dlalie T. 3. RB: —
er m
Vurcht im bie Haude He Bilifariub in fallen
in die kloſterliche Einſamkeit: begeben. : Diefaß
Sucht er daburch zu beſtaͤrigen, daß Caffiodorus
den Tod der Amalafunta durch ſeine Macht und
Anehen nicht verhant ert andnſogar fortgeſuh
‚ven habe; "Hei undantbarru lüften Thlodatus
zu dienen.? Aber fe konnte ſache Mr de; Saint}
Murc einfaßkmilnfkin, eimed:um:dir Geiifrtohm
Pat fa veroteiter mad burchead tugendhafſten
Mannes Namen mie Bormärfen anzufchwärgem_
Aie ſith auf" eine pure Moͤglichfait guͤnden, und
Modenn un. wahzfcheinlit nähen’ kanuten
was vonwirmruchloen.Manke-bieMebe aka
Ne und alle brige Umſtaͤnde damit puſtuumen
: Michmeen? Wede wohl Caſtohborus ha ESquib⸗
laci in Calasrien; das in Haͤnd ein sit Griechen
War, vor der Unkerfuchung bed Makifariun fichn
gGeweſen ſehn? Ehen fo unbanachtſuut nieder
zeſchrieben iſt Bas übrige, was zuueBeſtaͤtiguug
bdlenen RR: Qodunn gar leicht ſeyn, daß ship
die ganz unvermuthete Sefangenorhunung hei
Königin ibewußt wer, nud daß es nicht in feh
wen Kräften ſtand ihren. Tod: ft: verhindern.
Vebtigens werk irch nicht, „ welches: Wehe: ihn
‚verband des laſterhaften Zbeodatus Dienfie
ſogleich nach dem Tode der Koͤnigin zu derlaſſem
Damals war noch nicht alle Hüffiung-werleren, .
dus gothiſche Reich aufrecht zw.cipaitem. : Sein
Eifer fuͤr das Beſte des Staats konnte noch im⸗
nat Ai Augen: Wafen. Da aber des Wifle:
53 .36. ve⸗
416 Atze
sei Dapferleit nicht hinreichend war, ben Grie⸗
‚ Yen zu widerſtehen,, und. dieſe von Tage zu Tas
ge ihre Kriegsmacht und Eroberungen vergroͤßer⸗
oem, fo ſah er wahl ein, Daß es nun um das
gorbifche Reich in Jaalien geſchehen mar. Bey
dieſen Umſtaͤrden handelte ein ſiebenzigjaͤbhriger
Mann / eben ſo: vernuͤnftig, Ach van den Staats⸗
geſchaͤſten u⸗ eutfernen. allen: Eteuermann.
wenn:ce ſich:aus einem Säiffereittt, wo Maſt
un. Mubir:serfchrgeitert ſind.
. UHR .:.&8 beſchaͤfftigten 6 aber. auf übe
oben Befchriäbene. iife nicht mur Die Moͤuche
des Ceffiopotus, ſonbetn auch:anture. - Denn
wir haben fi.ter vorigen Epeche geſchen, da
auch andere Kioſter mit Bitdintiefen- verſehen
Waren: Micht nur Die Moͤache, ſondern auch
cinige der Mannen, beſonders a einen: Klaſter
gu Arles,*) halfen die Werke ber Alten durch
Werchriftei vermehren. Was abet: die ‚eigenen
Werke ber Höftertichen Gelebrinmleit betzifft, :fa
haben wir von ben bamaligen: gelehrt Dim
chen nicht viel anderes, als Lrbendbefchreibue
gen Ihrer Stiſter und ihrer heiligen Mickriühee,
Bit: mir Undiſthen Erzählungen angefuͤllt finds
Dan muß Pe aber nicht fo verächtlich. behan
Sein, als es viele unveruünftige: Witzlinge ge
bau haben. ‚Denn glelchwie bie Buͤcher der
Beiden umter einen. Binde Gabeln vll Wahres
enthal⸗
Mæbillon Praef. ad vol. 1..A&: 58: Ord. 6. Be;
wed. n. 114. etc. Ihldem Lib. 1. n. 52.
| en art
enthalten, fo findet fich auch in den Schriften
biefer Mönche fehr vieles, was beſonders sul
Aufktärung der Gefchichte diefer Zeiten behuͤlflich
feyn kann, und man anderwaͤrts vergeblich
ſuchen würde. Ich kann hier nicht einen jeben
ſoicher Schriftſteller ins beſondere nennen. Wer |
Luft hat, fie gettauer zu kennin, der leſe des
P. Siegelbauers gelehrte Gef&ichte der Der
nedittiner.
I. Ich darf jedoch Dionyſtus, ber wegen
ſeiner Statur der Kleine zugenannt wird, nicht
übergehen. Don Geburt war er zwat ein Sch⸗
ehe, - aber feinen Sitten nady ein Römer: )
Paulus Diakonus **) und Beda ***) nennen ihn
einen Abt u Rom. Man weiß aber nicht, ob
er wirklich diefe Würde in einem Klöfter zu Rom
Begleitet habe, oder nur ein gemeiner Moͤnch
dafelbſt gemein ſey, meil nach Mubillons Be⸗
merkung auch die gemeinen morgenlaͤndiſchen
Mönche, die ſich in Tugenden und Wiffenfchafe
ten ſonderbar hervorthaten, Aebte genannt wur⸗
den. Caſſlodorus giebt ihm ein vortreffliches
Zengniß, da er ihn unter die gelehrteſten Maͤn⸗
ner zählt, die zu feiner Zeit ber katholiſchen
Kirche Ehre machten. Er nennt ihn einen in
der lateimſchen und griechiſchen Sprache erg
df 4 9%
.) Cafüod. de Inftit.. Div. Liter. c. 23.
**) De geftie Langob. Lib. 1. c. 25.
***) De Tempor. ration. c. 45.
- .
% —
‘
J
416
geuͤbten Mann, worin ſich die Wiffenfcheften
. mit einer großen Einfalt und Demuth verein⸗
. barten. *) Die Werke, welche ihm bey ber
Nachwelt einen großen Ruhm zuwege gebracht
haben, find : fein Togenannter Cyclus Pafchalis
von 95 Jahren,. den er erfunden bat, um die
Oſterfeyer eines.jeden Jahres zu beflimmen, und
die noch. übliche chriftliche Zeitrechnung, die ee
zuerſt eingeführt hat, wovon Petavius, der auch
ein Sragment von zweyen Briefen des Diony⸗
ſius bekannt gemacht bat, nachzufeben iſt.*)
Er feßte das erſte Jahr der chrifilichen Zeit
‚ zechnung, von dem Monat Januar nach Chriſti
Geburt anzufangen, ind 754 Jahr nad) der Ers
bauung der Stadt Kom; worin er ſich aber um.
einige Jahr verrechnet haben ſoll. Deun die bes
ſten Ehronologen unter den Neuern And der
Meynung, -bie Geburt Ehrifti babe fich vier
Fahr früher ‚ereignet; die Lateinifdre Webers
ferzung der Kirchengeſetze, bie es auf Zureden
Stephans, Biſchoffs zu Salona, verfertigt
bat; die Sammlung der Briefe, die man De
!retalen nennt, vom Pabft Siricius bis auf
Anaſtafius II, und. verſchiedene Eleinere Werke,
bie in den Bibliothelen der Kirchenfkribenten, _'
beſenders aber vom . Eelller, ). angemerfe |
wer⸗
Loe. cit. =
«*) De Doärina Temp. Lib. 12. e. a, 2.
) Hißt. des auıheurs eeclef. T. 16. p. 220.
-
0 Zr ı ze
werben. Von feinen Sammlungen der kanen ⸗
ſchen Geſetze und der Defretalnn verdienen bie
gelehrten Ballerini *) fonderbar gelefen zu were
den. Es iſt wahrſcheinlich, daß er gegen das
Jahr 540, da ſich Caſſiodor dem Kloſterleden
weihete, geſtorben ſey.
X. Es haben ſich in diefem Zeitraum we⸗
nige andere Kirchenfkribenten durch ihre Gelehr⸗
ſawkeit ſonderbar beruͤhmt gemacht. Unter di⸗ſen
verdienen Ennodius und Arator beſonders be
merkt ju werden... Bir werden aber im folgen
- ben Kapitel, wohin ihre hinterlaſſenen Wear
gehören; von:ihmen handeln. Bon den übri⸗
gen, beren-Schriften noch vorhanden find, dd
ba find Victor, Bifchoff zu. Capna, der In:-fels
nem Traktate über den Cyclas poſchalis cine
mehr ald gemeine Kenntniß an den Tag gelegt
hat; Pafafius; Diakon der römifchen Kirche
ber zwey Bicher wider die Irrthuͤmer des Mace⸗
vonius geſchrieben hat, und Zaurentius, Mel⸗
lifluus sugenannt, von dem wir homileriſche
Schriften haben, haben ;Erißier **) und andere
weitläuftig gehandelt. - Unfere Abſicht iR ei⸗
gentlih nur, von den vornehmſten Kicchenffris
Benten gu handeln, die im ihren Schriften eine
weit it augebreiice Keuntniß oder eine befondere
—8f5 — Starto
2) Differt,. de: Cole. Decretal.. Part, IL e. x
Vol. 3. Oper. S. Leon.
Tom. 14 p. 547. T. 15. p 35%
_ n
46 ee
| belonders aber vom P. Eelllet, ).angemerft
geuͤbten Mann, worin fich die Wiſſenſchaften
. mit einer großen Einfalt und Demuth verein⸗
barten. 9 Die Werke, welche ipm bey der
Nachwelt einen großen Ruhm zuwege gebracht
haben, ſind: fein fogenannter Cyclus Pafchalis
von 95 Jahren, den er erfunden bat, um bie.
Dfterfeper eines.jeden Jahres zu. deflimmen, und
die noch. Äbliche chriſtliche Zeitrechnung, die er
zuerſt eingeführt hat, wonen Petavius, der auch.
ein Fragment von zweyen Briefen bed Diony⸗
fius bekannt gemacht hat, nachzufehen if. **).
. Er feßte das erfie Jahr der chriftlichen Zeit
‚ zehnung, von bem Monat Januar nach Chriſti
Geburt anzufangen, ind 754 Jahr. nach der Er⸗
bauung der Stadt Rom; worin er fich aber um.
einige Jahr verrechnet haben foll. : - Denn die bes
ſten Ehronologen unter den Neuern find ber.
Meynung, die Geburt Chrifti babe fich vier
Jahr früher -ereignet; die lateinifdse Weber.
ſetzung der Kirchengeſetze, bie er auf Zureben
5 Stephans, Biſchoffs zu Salona, verfertigt
bat; die Sammlung der Briefe, die man De⸗
kretalen nennt, vom Pabſt Siricius bis auf
Anaſtafius H, und, verſchiedene kleinere Werke,
die in den Bibliotheken der Kirchenffribenten;. ,
9— Loe. it. | a
**) De Dodtrina Temp. Lib. 12.0.2, 3. |
* Hiſt. des auiheurs eecleſ. T. 46. Li 220.,
were 59
men hahanFabricius ") und Lindenbrogius
feinem Konuentar über Terentius geſammielt.
ter Diefen iſt auch Vetius Agorius Baſilius J
avortius· ber. im Jahr 526 Konſul war, und
shalben merkwürdig iſt, weil in einigen bes
eften Abſchtiften bes: Horaz fein Rame ſtehet \
ichwie auch Bentley angemertt-bat. *) - Sn
t auch damals Turcius Kufins Apronianus
Teris-ig-biefen. Zeiten big beruͤhmte Abſchrift
8 Virgils, welche sin der Iaurentianifchen
ibliothek zu Florenz aufhehalten wird und die
teſte unter allen, dergleichen Ahaunffripsen zu
‚n ſcheint, mit eigener Hand verbeſſert. Fol⸗
nude eigenhaͤndige Unterſchrift, die zugleich ſei·
Edhrenſtetzen anzeigt, hemeiſet es: Turciuq
ufius Aprpnianus ‚Alterius V. C. et Iakı- "ER
omite Proged... Ex. Com priv, Largit.. Ex
raef, Urbi Patrieius,et Conlul ordin. Legi
- difigzi. Coditem. Fratris Macharii V, C,
on mei fiducia, fed F ‚vi fi et. ad Tg Ä
um devogug.arbitrio XI. Kal: Mai Rom⸗⸗
P. Virgilü Masonis „2: ' ;
Difligai ‚smendens. rat mibi, mung
amici .
. Syfcipiens jS.operi. fedulns incnbul.
uecolicon —5* — So lieſet men. —E
igde der Bucolico. DIR. Hat zwar sa,
) Bibljeth. Lat. vol. T- 36. Venet.
8) Praef, ad Horat. Carm. .. . 4
fd
460 õσ-b
im Jahr 494, ba er unter Theodoricus Leuſul
war, gefchrieben; aber dad Menuffripr feibk
älter. Lukas Holſtenius war:der Meyuang,
es ſey von des Kaifer6 Balend oder des Thesto-
us Zeiten. )Damit es ein Würbiges Ge
ſchenke eine® geweſenen Konſuls an einen ˖ wirk
lichen Konſal wuͤre, fo mußte «8 freilich damels
ſchon von einem anfehnlichen Alterthuin ſeyn.
Dem naͤmlichen Merins Haben wir die: Befannb
machung des geiſtlichen Gedichte des Sedalius,
Opus Paſohale betitelt, zu verbamfen ; wie der
beruͤhmte Kardinal Noris wider den P: Cirmons
srluduch behauptet. ) J—
I. Weil ſich bie Gelehrten mit anen Fleit
beſtebten, Ihren Gefchmärk. vach ven Werken
Ber Alten zu bildet, 2 fo haben es einige im Der
Zierlichkeit des / Styls fo weit gebraͤcht, daß bie
Schtiftſteller ber zwey letzten Jahrhunderte bey
weitem nicht mit Hnen verglichen werder koͤn⸗
kei. Daher inan faſt ſchließen ſollte; daß ein
gar zu helles Licht in der Litteratur bie Augen
der meiſten Menfchen Blendet, unde den Grund
m Verfall derfelben in ſich enchaͤli; baff Sim,
gegen der Zeipunkt, wo es ganz Nacht zu wer⸗
Den anfängt, gleichſum die erfte Erfüfe zur Bie
Seranflebung berfelben iſt. Denn bie guter
| Köpfe werben alddenn in die Sphäre ihrer eige⸗
. | nen
*) Noris Cenoiäph, File, Dilkee, In. “2. 25 I.
4%) Ibidem.
I
n Kräfte und der Natur zurücdiagwieken, und
fie die. Echoͤnheit Hey ihrer derſten Duden
hen, aupfnben-fie, was Fütterwerk if, und
d alsdeunn erſt aufgelegt, ſich nach den beßen
zerken ber. Alten zu bilden. Die Schriften,
von einigen Gelehrten dieſes Zeitaltere nad)
rhanden ſind, baben zwar mehr· aAder weniger
was ſteifes und rohes an ſich, welches vng
r Denkart uud Sprache ber rahen Volker/ mit
nen fie umgiengen, herruͤhrt; jedoch herrſche
—8* mehr Natur und Wahrheit, als ie
n meiſten Werken einiger Jahrhunderte. Ei⸗
gewiſſe ernſthafte Schoͤnheit ſticht oft darln
ater einem rohen Schleyer herpor, die mas
ne barbariſche Schoͤnheit nennen könnte, und
elleicht zur Vollkommenheit gelangt ſeyn wuͤr⸗
:, wenn mach. der gluͤcklichen Regierung des
heodoricus und feines Thronfſolgers nicht fe
ngluͤckliche Zeiten erfolgt waͤren.
All, Ugten oflen iſt Boezhins der beruͤhm⸗
fe. Er hatzichäneg in Verſen geſchrieben, als
Rein. Dichter des vierten und fuͤnften Jahr⸗
underts. Einige haben ihn ſogar mit den be⸗
ten lateiniſchen Dichtern verglichen, und hierin
ie Schranken der Wahrheit uͤherſchritten. Sei⸗
ie groͤßte Stärfe beftand aber in der Weltweids
jeit. Wir werden deswegen im folgenden Kas
itel weitläuftiger von ihm handeln. Sein Zeile
zenoß Magnus Felir Ennodius hat fich fo wohl
uber Dichtlunſt & als in der Berebfamfeit vor
vielen
368 a 2. =
Vtelen andern ausgezeichnet. "Die Verfaffer bes
gelehrten Gefchichte von’ Sranfreich machen ihn
zu ihrem Laubsmann, weil fehle Schwefter Eu
ꝓrepla zu Arles wohnte, ) mb er ſelbſt geſte⸗
het, daß er aus Frankreich abſtamme; *) hin⸗
gegen führen bie Italiener verſchiederie Urſachen
an, zu beweiſen, daß er ein Meilaͤnder war. )
Aber beider Bewrisgruͤnde find nicht uͤberzen⸗
gend. Beibe ſtimmen jedoch darin zuſammen,
er habe faſt fein ganzes Leben in Italien zuge
drache, welches uns berechtigt, ihn unter die
gelehrten Itallener zu zählen: Man kann aus
feinen eigenen Schriften betvelfen, Daß er ſech⸗
. gehn Jahr vor des Theodoricus Ankunft in Ita⸗
lien, daß iſt im Jahr 473, zur Welt gefommen
fey. +) Dee Ort, wo er zum geiftlichen Stand
üÜbergieng, war Pavia. Hier ergab er ſich gan—
den geiftlicheie Studien, und hier gelängte er im
Jahr sıo zur Hifchäfflichen Wuͤrde. Seine
Grabſchrift, bie in der Michaelslirche zu Pavia
noch zu fehen iſt, zeigt an, daß er unter bem
Konſulat des Valerins, das iſt im Jahr saı,
geſtorben ſey.
IV. Die Neben bed Ennodins, welche
Didtiones Schölalticas betitelt find, geben uns
voortheil⸗
*) Tom, 3. p. 6. | |
%%*) Lib. 1. Epift. 2. et Carın. 73.
+++) Safli de Stud. Mediol. c. 5.
}) Eucharif. de vita fun,
vortheiſhafte Nachrichten von dem bamalfydk
Zuſtande der meilaͤndiſchen Schulen. Ein 46
wiſſer Deuterius war Rektor derſelben. Ein
dius nennt ihn jwar ˖ beſtaͤndig einen Gramma⸗
tiker, unterlaͤßt aber and) nicht zu fagen-, . daß
‚gr die Jugend zur gerichtlichen Beredſamkeit Gil
dete. Die Gebräuche dieſer Schulen find merb
würdig. Man führte die Knaben mit einem ger '
wiſſen Gepraͤnge zum erſtenmale in die Schulen,
und wer ie dem Lehrer uͤbergab, hielt eine Rebe
Von dieſer Art -find die Exchulveden des Enns⸗
dius. Auch pflegte man. in den Echulen offent
fich zu deflamieen. Eine folche Rede iſt ˖ BE
gehnte bes Ennobind. Die Schuͤler gelangten
ihren Berbienften gemäß. zu gewiſſen Ehrenzeib
hen oder Gradus, die Ennobiuß in feiner ii
ten Schuloede anzeigt: Ennodius legt Ligurien
(welches damals die Lombardie war) überhaupt
das Lob bey, daß es fruchtbar an guten Köpfen;
und mis wohl eingerichdeten Echulen der Berebo
famfeit verfchen war.“) Wir werden auch uns
sen einen rief des Könige Athalaricus an Aras
sor vorbringen, worin bie melländifchen Schu»
len indbefombere fehr gerühme werden, und unter
andern rüßmtlichen Dingen gefagt wird, es ſey
sum Spruͤchwort geworden, auch eigurien beine
ge Eiceronen hervor. :
: V. Neben den Schulreden gaben wir von
Ennodius noch seitliche Siangebicre ‚ Briefe,
xtens:
2) LUb. 4. Fpiſt. 2. en
268 ee
Gelen andern ausgezeichnet. Die Verfaffer ber
yelchrten Geſchichte von’ Frankreich machen ihn
zu ihrem Laudsſmann, weil fehle Schweſter En—
Sep zu Arles wohnte, *) und er ſelbſt geſte⸗
ge daß er and Frankreich abſtamme; **) Hin
wegen führen die Italiener verſchiedene Urfachen
an, zu beweiſen, daß er ein Meilaͤnber wir. **)
ber beider Bewrisgruͤnde find micht uͤberzen⸗
gend. : Weide Mimmen jedoch darin zufammen,
er habe faſt ſein ganzes Leben im Itallen zuge
drache, welches un berechtigt, ihn unter die
gelehrten Italiener zu zuͤhlen. Man kann and
Helen eigenen Schriften betvelfen‘, daß er ſech⸗
ehn Jahr vor des Thesdoricus Ankunft in Ita⸗
lien, das iſt im Jahr 473, zur Welt gekommen
fey. +) Dee Ort, wo er zum geiſtlichen Stand
übergieng, war Pavia. Hier ergab er ich gan
den geiſtlichen Studien, und hier gelängte er im
Jahr sro zur -bifchäfflichen Würde. Gene
Grabfhrift, bie in der Dichaelefirche zu Pavia
noch zu ſchen iſt, zeigt an’, daß: er unter dem
Konfulat des Valeriid, das iſt im Jahr sat,
geſtorben fey.
UV. :Die Neben dei KEnnodins, welche
Dicliones Schölälticae bettelt find, geben und
vorepeil
j
*) Tom, 3. p..96.
) Lib, 1. Epifl. 2..et Cora. 75.
«++, Sadlı de Stud, Mediol, e. 5.
) Eucharift. de vita ſua.
we 465
gt: In einem Vricfe an Bauflud, worin er
nr Gluͤck wuͤuſcht, daß diefer fein Sohn zum.
onſulat gelangt ſey/ (welches im abe sor ger:
pehen ift,) ſagt er von ihm, ex fen in der griechi⸗ |
hen und lateinifchen Sprache.fo ‚Rack, ald man; -
& immer. feyn Tann, und habe, durch eine uner⸗
nüdete Nachahmung und Erforfehung ber Werfe:
ed Demoſthenes und. des Eicero beiber Stärke:
a der Berebfamfeit in fich versinkant.-") : Man,
darf ſich aber feinen ‚Strupsl.- Daraus machen,
wenn man biefe Lobeserhebungen um einen an,
ten Theil herabſetzt.
VE So muß man auch wohl bie kot⸗
ſpruͤche, die Ennodius einem gewiſſen Olibrias
wegen feiner Beredſamkeit giebt, um ein vieles:
einfchränfen. - Aus feinen Lippen flaß der ſuͤßeſte
Honig; **) kein Menfchenkind- war. ihm je aͤhn ⸗
Uch; man konnte ſich ‚nicht. ſatt an: ihn hö⸗
ven; #9) er war ‚mie ein hochaufgeſchwolle⸗⸗
ner braufender Strom,. dem Fein Ufer wider⸗
ſtehen fan. +) Diefem großen Manne ſchrieb er,
auch eine Elegie zu Ehren. 119° Dfibrius muß,
jeboch ein großer: Mebner geweſen ſeyn, weil ihn;
u ers fie einen ſelchen ein tt
”
v «
‚Matıp; u
nun Ei c. u “ —8
*") Lib. 1. Epiſt. 9. “wen Tbld, Ep. .
}) ba. Ep. G.. th EB. 1, Car 8.7,
HD Lib. 8- Variar. xpiũ. 19.
in Vand IE 7 Va
— 2
eh VTapfereie nike hinreichend war, den Gries
rn zu widerſtehen, und: biefe von Tage zu Tas
ge ihre Kriegemacht ud Eroberumgen vergrößern
em. ſo ſah er wohl ein, daß: es nun um dag
gecdiſche Reich in Jaalien geſchehen mar. Bey
derſen Uriſtaͤnden handelte ‚cin :fiehenzigjährigee
Manti-chen fo: vernuͤnftig, Ach van den Staates
geſchaͤſten zu<entfeinen, alc ein Stenermanu
weunn er ſichaus xinem Geiffe reuet, wo Maſt
| a Rubir:seefdniuektert ſind.
"UHR. beſchaͤfftigten PN ee. auf Oi
— oben: Befchriäbeme Me nicht mur die Moͤnche
des Caffiopotug, ſonbern auch audere. Den
wir haben in der vorigen Epache geſchen, daß
‚ auch andere Kioͤſter mit Bibldothaken verſeben
waren‘: Mick aur die. Moͤuche ſondern auch
einige der Rauueu, befonkerd: de einem Kleſte⸗
gu Arles,*) Gukfen die Wert der Alten durch
Ab chriften vermehren. Was abet · die eigen
Werke der Nöfertichen Gelshrfumikeit hetrifft, :a
haben wir von bei damaligen: gelehrte Rem
chen nicht viel auderes, als Lebenobeſchrelbun
An ihrer Stiſter und ihrer heiligen Mitlruͤder,
dit. mit Undiſchen Erzaͤtlungen angefuͤlle finis
Ban muß fe aber nicht fo veraͤchtlich habe
Bein, als es viele unvernüdftige: Wiglinge ge
Kan haben. .. Denn gleich —— br
Seiten meer emer Menge Gabeln wel Wahres
eenthalo⸗
ap) Mabillon Pracf ud vol, 2 A&'68: Ord, 5.36
sed. n. 114. etc. Ihldem Lib. 1. n. 52. Ä
rer art
halten, To finder fich auch in den Schriften
tfer Mönche fehr vieles, was beſonders zur
afflärung der Geſchichte diefer Zeiten bebuͤifich
yn kann, und man anderwaͤrts vergeblich.
chen wuͤrde. Ich kann bier nicht einen jeben
lcher Schriftſteller insbefondere nennen. Mer
uſt bat, fie genauer zu kennin, der leſe des
. Biegelbauers gelehrte Geſchichte der Str
ediktiner. ;
IX. Ich darf jedoch Dionyſtus, ber wegen‘
iner Statur ber Kleine zugenannt wird, nicht
bergehen. Von Geburt war er zwar ein Sch⸗
je, aber feinen Sitten nach ein Roͤmer. )
aulus Diakonus **) und Beba ***) nennen ihn
nen Abt zu Rom. Man weiß aber nicht, ob
r wirklich diefe Würde In einem Klöfter zu Rom
egleitet habe, oder nur ein genieiner Moͤnch
afelbſt geweſen ſey, meil nach Mabillons Ber
erkung auch bie gemeinen morgenlaͤndiſchen
koͤnche, die ſich in Tugenden und Wiſfenſchaf⸗
in ſonderbar hervorthaten, Aebte genannt wur⸗
en. Caſſtodorus giebt ihm ein vortreffliches
engniß, da er ihn unter bie gelehrteſten Maͤn⸗
er zähle, die zu feiner Zeit der katholiſchen
irche Ehre machten. Er nennt ihn einen in
er aarervcher und griechiſchen Sprache ſehr
Sf4 gelbe
) Cafiod. de Infit..Div. Litter. c. 23.
*) De geſtie Langob. Lib. 1. c. 25.
**) De’T'empor: ration. e. 45.
416 rt
. geuͤbten Man, worin fih bie Wiſſeuſchaften
. mit einer großen Einfalt und Demuth verein
. bartm. *) Die Werke, welche ihm bey der
Nachwelt einen großen Ruhm zuwege gebracht
haben, find : fein fogenannter Cyclus Palchalis
von 95 jahren, den er erfunden bat, um bie
Dfierfeyer eines.jeden Jahres zu beflimmen, unb
die noch. übliche chriftliche Zeitrechnung, die «©
zuerſt eingeführt hat, wouon Petavius, ber auch.
tin Sragment von zweyen Briefen des Diony⸗
Mu bekannt gemacht hat, nachzuſehen iſt. )
Er ſetzte das erſte Jahr der chriſtlichen Zeit
rechnung, von dem Monat Januar nach Chriſti
Geburt anzufangen, ind 754 Jahr nach der Er⸗
Bauung der Stadt Rom; worin er ich aber um.
einige Jabr verrechnet haben fol. - Denn die bes
ſten Chronologen unter. den Neuern find ber
Meynung, die Geburt Ehrifti babe ſich vier
Jahr früher ereignet; die lateiniſche Webers
ſetzung der Kirchengeſetze, bie er auf Zureden
Stephanus, Biſchoffs zu Salona, verfertige
bat; die Sammlung der Briefe, die man De
kretalen nennt, vom Pabſt Siricius Bis auf
Anaſtafius Il, und verfchiedene Hleinere Werke,
die in den Bibliothefen der Kirchenftribenten,
befonders aber vom P. Eeiliier, ***) angemerft
, 0 wer⸗
) Loe. ecit. .. Zu u
**) De Do@rina Temp. Lib. 12. e. 2, 2.
“*e) Hit. des auiheurs eeclef. T. 36. p. 220.
IE 12 > Zee |, ES
erden. Won feinen Sammlungen der Kane /⸗ .
ven Giefeße und der Dekretalen verdienen ‚die
Ichrten Ballerini *) fonderbar gelefen zu were
n. Es iſt wahrſcheinlich, daß er gegen daB. . .
ahr 540, da fich Caſſiodor dem Kloſterleben
eihete, geſtorhen ſey.
X. Es haben ſich in diefem Zeitraum we⸗
ige andere Kirchenfkribenten durch ihre Gelehr⸗
weit fonderbar berühmt gemacht. Unter dirfen
rdienen Ennodius und Arator befonders be⸗
erkt ju werden... Wir werden. aber im folgen
nm Kapitel, wohin ihre binterlaffenen Wert
Hören, von ihnen handeln. Bon ben übrls
m, beren Schriften noch vorhanden find, Ad
ı find Victor, Bifchoff zu Capaa. der in:-fels
em Traktate über den Oyclus paichalic cut -
ehr als gemeine Kenntniß an den Tag gelenkt
at; Paftafius;: Diefon ber. römifchen Kirche
er zwey Bücher wider die Irrthuͤmer bed Miaces
onius geſchrieben hat, und Laurentius, Mel⸗
fluus zugenannt, von. bem wir bomiletöfche
Schriften Gaben, haben Erißier **) umd andere
yeitläuftig . gehandelt. Untere Abſicht iſt ei⸗
entlich unr, von den vornehmſten Kirchenffris
enten zu handeln, die im ihren Schriften cine
eit it außgebreitete Keuntniß oder eine befondere
fs - Starto |
): Differt.. de Collect. Decretal,. Bart, IIL. «. £
Vol. 3. Oper. $. Leon. | 2
*) Tom, 14 P: 547: T. 15. 9 352. -
BuRE | | SEE „on
| PR in ber geiſtlichen Verc ſauleit an den
| Kag.geisge haben. re
Das⸗ Dritte Kapitel.
— Seredſantei und Geſchichte.
i Ye ber frieblichen and gluͤdiichen Regie
j sung Odoaeers ud. ber zween :ceften ges
—E Koaorige Thebdoricus amd Achalaricud
ſchien der faſt ganz erloſchene Eifer im Studiren
Geh aufs neue zu entzuͤnden. Die⸗Werke der
beſten lateiniſchen Schriftſteller hatten nun dem
Werth das Alterthums und bder⸗Seltenbeit ges
wonnen. Die Verehrung des: Altenthitms, und.
die Sehnſucht nach dem, was ſelten und ſchwer
zu erhalten iſt, die dem Menſchen angeboren
"End, erweckten in wißbegierigen: Gemuͤthern ein
- Weißes Verlangen, bie in.den ungluͤcklichen Zei⸗
ten zerſtrenten ud ‚rar gewordenen Werke der
Alten zu beſthen, durch Abfchriften zu ver⸗
mehren umd gu verleſſeͤrn. Mir haben im vo⸗
‚gen Kapitel ſchon geſebhen, daß das Abſchreiben
Uter Werke zum eigenen Geſchaͤffte der Moͤnche
geworden war, und daß ſogar Nonnen ſich da⸗
mit beſchaͤfftigten. Dieß konnte nicht geſchehen
ahne daß wegen Unwiſſenheit der Kopiſten viele
Fehler einſchlichen. Daher gaben ſich die ge⸗
behrfern alle Mühe; ſolche Abſchriften zu ver.
beſſern. Vieler ſold er verdlenſtvoller Maͤnner
x. 2 Namen
zen 49,
men hakım :Gahricins ") und Lindenbrogius
feinem: Kommentar über Terentius geſammelt.
ter ‚biefen iſt auch Vetius Agorius Baſilius
avortius, der im Jahr 526 Konſul war, und
Bhalben markwuͤrdig if, weil in einigen der
eſten Abſchtiften bes. Hora fein Name ſtehet,
ꝛichwie auch Bentley angemerkt bat. *) - Sg
t auch damgls Turcius Rufius Apronianus
terins-ig-diefen Zeiten dig beruͤhmte Abſchrift
8 Virgils, welche ‚in: der laurentianifchen
bliotbek zu Blorenz aufhehaiten wird, und Dig
teſte unter allen dergleichen Manuſkripten zu
m ſcheint, mit eigener Hand verbeffert. ol
nde eigenboͤpdige Unterſchrift, hie zugleich ſei⸗
Chrenfiehen anzeigt, hemeiſet es: Turcijus
afius Aprpnigpw.Alterius V. CG. et Inb Ex
omite Protect. Ex Com priv Largit. ‚Er
aek, Urbj..Patrieins,st Condul:ordin. . Legi
difigxi. Codſtem. Fratris Machatii V..C,
zn mei fiducia, ſed ejug cui ſi et ad omniq
m devorus, arbitrio X}. Kal: Maü Rompe...- n
P. Virgilii Masonis ... ..-
Dilligesi menden. gratum . ih. —*
amici
- Sufeipiens operi. fedules incubui.
ıccolicon, liber explicit.'. So liefet men ‚om
ude des Bucolice. Dieſes hat zwar —8
Bibljeth. Lat. vol. 1. » — Venct. 7
) Praef. ad Horat. Carm. let,
im Jahr 49%, da es unter Theoddelcue Eenful
war, gefchrieben ; aber dag Manuffripr felbf
iſt älter: Lukas Holſtenius war:det Weyriung,
es fen von des Kaiſers Valens oder des Theodo ·
Aus Zeiten. ) "Damit es cn wWürbiges Ges
fehente eines gemefenen Konfuls an einen: wirk⸗
lichen Konfal wuͤre, ſo mußte «8 Frech düĩmals
ſthon von “einem anfehnlichen "Alatiehuim: ſeyn.
- Dem naͤmlichen Aſtertus Haben ’wir bie Betannt⸗
nachung ded:geifttiihen Gedichts des Sedülius,
Opus Palchale Hetitelt, zu verbauen, tofe der
Berühmte Kardinal Noris wider vun P'Sirmons
ati behauptet. 20 ERGEEE EEE Zr
Weil ſich Scheer it cem Fleit
—* ihren GSeſchmack wach: beu "Merken
Ber Alten zw bilden,? ſo haben es eimge im der
Zierlichkeit des /Styls fo tweit gebracht daß die
ESchriftſteller der zwey letzten Jahrhunderte bey
weitem nicht mit ihnen verglichen weirden koͤn⸗
min. Daher inan faft ſchließen Tohlte} Sof ein
gar zu helles Licht!in ber kitteratur bie Augen
"der meiſten Menfchen blendet, Anden Grund
zam Verfull derfelben in ſich enthaͤlt; Buß Gin,
gegen der Zeitpunkt, wo es ganz Nacht zu wer⸗
— Ben anfängt, gleichfäm die erſte Skufe zur Wie⸗
berauftebung derſelben iſt. Denn dbie guten
Bopfe werden aledenu in die Sbare ihrer eige⸗
| nen
©) Noris Cenoiaph, File, Dilten, IV. © a6 I.
**) Ibidem. u Win
hf
I x
\ nun 463
am Kräfte und der Natur uintEgemieſen und
ba fie die Feasupet bey ihren zerſten Quelle vey
Bad olsteun.srf.anfgelegt,- rn nach den
Werken-der. Alten zu bilden. Die Schriften,
die von einigen Gelehrten. diefes Zeitalterß, moch
vorhanden find, haben zwar mehr ader weniger
etwas ſteiſes und rohes an ſich, welches von
der Denkart uud Sprache ber: rohen: Volker/ mit
denen ſie umgiengen, herruͤhrt; jedoch herrſche
in denfelben mehr Natur und Wahrheit, als ie
den meiſten Werken einiger Jahrhunderte. Ei⸗
ne gewifſe, ernſthafte Schoͤnheit ſticht oft darin
unter einem: rohen. Schleyer herpor, bie mau
eine barbariſche Schoͤnheit nennen kaͤnnte, und
vielleicht zur Vollkommenheit gelangt ſeyn wuͤr⸗
be, wenn mach. der gluͤcklichen Regierung des
Theotoricus und ſeines whronfolgert nice fo
ungluͤckliche Zeiten erfolgt wären.
Mil, Nuten offen iſt Yonbiys der beruͤhm⸗
‚fie. Er hatzſchoͤnex in Verſen geſchrieben, als
e ein. Dichter des vierten: und fünften Jahr⸗
underts. Einige haben ihn ſogar mit den ber .
fen lateinifcheg Dichteen verglichen, und hierin
ie Schranfen ber: Wahrheit übesfehritten.. Sei⸗
e größge Staͤrke befand aber in der Weltweis⸗
eit. Mir werden deswegen im folgenden Kar
itel mweitläuftiger von ihm handen. Sein Zeit,
enoß Magnus Helix Ennodius hat fich fo wohl
ı ber Dichtlunſt & als in der, Derebfamfeit vor
| vielen
1 Be > 2 on
Hieraus erſtehet man, daß es unter ber’ Mägie,
rung der Gothen auch nicht an_Gefchichtfchrek
bern gemangelt habe, vbglei bie twichtigften
Werke berfelben verloren: gegangen find...
| Das vierte Kapitel, »
' . Philefopbie und Maltbematie.
I. (Seit dem Tode des Seueka und bes Altern
Zu Plinius hat fich fein Roͤmer durch philo⸗
ſophiſche Schriften ſonderbar hervorgethan. Die
griechiſchen Philoſophen fanden war zu Kom bie
le Bewunderer, aber wenige Anhänger, - Mach
eintm Zeitverlauf von faſt vierbundert Jahren
fand endlich die Philoſophie; unter dem Schutz
der erſten gothiſchen Koͤnige einen Verehrer, ber
bein vortrefflichften Philoſobben des hoͤhern AL
erthums an die Seite geſetzt pn werden ver⸗
bdiente. Vielleicht wuͤrden ihm auch ſeine
Schriften und Beyſpiel viele Nachfolger ver⸗
ſchafft haben, wenn die Drangfalen, die nach
des Albalericus Tode ganz Jalien überfielen,
allle Zweige der Gelehrſamkeit, bie damals wie
der aufblüßeten,. nicht aufs: neue vertilget ‚hät
sen. Ich rede von dem berühmten Boerbine,
von welchen alle geifliche und weltliche Ges
ſchichtſchreiber und Bibliothekenſammler weit
laͤuftig grhandelt haben. Unter den neuern
«ber. Haben ber Abt Bergaife in einem, eigenen
’ . 41955
ze | 473
1755 su Päris gedruckten Werke, der Jeſuit Da⸗
niel Papebrochtus,) und der Graf Johann
Maria Matzzucchelli **) fein Leben am beſten be⸗
ſchrieben, woraus ich nur das: wefentliche, was
ſich auf die Zeugniſſe der aͤlteſten Schriftſteler
gruͤndet, vorbringen werde.
U. : Anicius Manlius Torquatus Seveti
nus Bocthius ſtammte von einem ſehr alten und
adlichen roͤmiſchen Gefchlecht ab, wie die Ras
Jr Anitius und Mantius Torquatus auzei⸗
Sein Geburtsjahr kann nicht genau bes
met werden. Weil aber aus einigen feiner |
Werfe folget, Daß er im Jahr 524, da er Diele
Berfe ſchrieb, nicht weit über die funfsie Jeyn
kounte, ſo iſt wahrſcheinlich, daß er gegen das
Jahr 470 ‚geboren war. Die obeugedachte
Berfe find folgende:
Vehit enim ‚properata malls inopina fene@tus,
Et dolor aetatem juflit inefle (uam ;
Intempeftivi funduntur vertice cani &c. ***)
Am Jahre sıo erhub ihn Theodoricus zur Si
renſtelle des Konfulats , liebte umd verehrte ihn
vor allen andern wegen feiner Gelchrfamfeit,
Zugend und Rechtſchaffenheit, die fich im ſehr
hohem Grade in ihm vereinbarten. Da aber der
Fenie! in keinen hohen Alter Kom mußte, Don
vr
“) Ada SS. ad diem 27 Mr u |
**) Serlit, Tal T. 2. P. 3.
ser) De'Confol, Lib, 1. Metz. 1.
Re eig
Katholiken, welche ee von feiner Wohlthaͤtigkeit
nie ausgeſchloſſen und. bey ihrer Religion ges
fehügt ‚hatte, durch des Kaiſers Juſtisus Der
fehl, in Griechenland und Aſten, und fo gar auch
in verfchiedenen Orten Italiens, bie Arianer
ihrer Kirchen beraubten, und durch harte Ber.
folgungen zu ihrer Religion zwangen; fo fuchte er
heild-durch gütige Vorſtellungen, theiis durch
Bedrohungen, den Kaiſer, und die es hierin mit
hm hielten, zur Toleranz gegen feine Religions,
verwandten zu bewegen. Da aber fein men
fehenfreundliches Betreiben fruchtlos. ablief, fo
nerwandelte fich feine Sauftmuth in Wuth, und
feine angeborne Treuherzigfeit in Mißtrauen.
Er fing an, auffeine katholiſchen Untertbanen,
befonders aber auf den Pabſt und die Vornehm.
fien den Argwohn zu werfen, ale machten fie
unfer ber Hand gemeine. Sache nit dem orienta⸗
Jifchen Koifer, um die Religion und Negierung
der Gothen zu untergraben. Er mußte, wie
gefährlich der Verfolgungsgeift, wenn ihm die
Meligion zu rechtfertigen ſcheint, in einem jeden
GStaate überhaupt, befonders aber in Abficht der
Gothen, fey. Die falfchen Griechen und-nie zu⸗
friednen Roͤmer konnten ſehr leicht unser dem Vor⸗
wand der Religion dir Italiener wider den Koͤnig
aufwiegeln, und, wenn ers am wenigſten vermu
thete, uͤberfallen. Theodoricus befand ſich alſe
in der Verfaffung eines Menſchen, der von allen
Seiten her feinen Untergang befürchtet, weil er
2 ’ me nicht
{
| ee | |
micht weis, "woher eigentlich der fatale Streich
Kommen fol: Es iſt daher kem Wunder, da
er fähig war, auch auf die Unfchuldisften eine
Verdacht zu werfen, wofern nur ein Schatten
der Wahrheit, der in jeder andern Zeit auf ihn
micht gewirkt haben wuͤrde, Gelegenheit dazu
geb. Unter ſolchen Umftänven hatte Boethius
das ungluͤck, den Verdacht des Königs auf ſich
zu ziehen. Er war Patricius und oberſter Hof
meiſtet, da Albinus, ein anderer Patricius, von
Eyprianus, einem koͤniglichen Referendarins, be⸗
ſthuldiget wiirde, ſchimpfliche Brieft wider bin
König an den Kaiſer Juſtinus geſchrieben zu
Haben. Dieſen vertheidigte Boethius beym Koͤ⸗
nige, und ſetzte hinzu, baß, wenn die Befchulble -
‚gung wahr wäre, nicht nur Albinus, fonderg
auch er ſeibſt und der Senat, die ein Herz uub
ein Sinn wären ‚-:in. der nämlichen Schuld ver⸗
wickelt ſeyn müßsen. *) Ein jeder fiehet, daß
biefer Vortrag nicht nur an fich-felbft kraftlos
qur Bertheidigung des Albinus war, indem bee
. König ohnedem ſchon von dem Fatholifchen Se—⸗
nat nicht viel gutes vermuthete, fondern audh
‚fo befchaffen war, daß dadurch ber König auf
den Gedanken verfiel, ber ganze Senat habk
fich mis Boethius und Albinus zu feinem Untere
gange weſchworen und Voethlus habe ihm
durch
Ya Anonym. Vakfiauu “ aim Amsnian, Mat:
sellini edit. Valęſ..
476 er
Durch diefe unvorſichtige Rede nur Trutz bieten
wollen. : Daher folgte auch, . daß ber König
dem Senate zu Leibe wollte... Man beſchůldigte
öhn uͤberdem noch, und man bewies es mit fal⸗
ſchen Zeugen, er habe einen Ausſpaͤher, der dem
Könige gewiſſe Urkunden von ber Verſchwoͤrung
des Senats wider ihn einhändigen wollte, da
won abgehalten ; und man brachte untergefche
bene Briefe vor, worin Boethius ſich Hoffnung
machte, Rom werde naͤchſtens zu feiner alten
Brepheit gelangen. ”) Ob ‚nun gleich dieſe
Beugniffe von ſchlechten Menſchen erfauft waren,
‘So wurden fie dennoch von fehr aufehnlichen Per⸗
foneri unterfiügt, und bewogen den König, der
die obengedachte unvorfichtige Rede des Boethius
für ein eigenes Geſtaͤndniß anfab, ihn zu Eal
senjane im Mellaͤndiſchen In Verhaft zu. ſetzen,
sb ihn gleich der Senat zum. Tode verurtheilt
Hatte. . Reue Befchuldigungen feiner mächtigen
Beinde brachten es endlich fa weit, daß Theodo⸗
dieus. den Befehl gab, ihn in feinem Gefäng
niffe zu toͤdten. Der Ungenannte von Valois,
| des Boethius Zeitgenoß, ‚der wider Theodoricus
ringenommen zu ſeyn fcheint, ſetzt noch hinzu,
"Maß Procopius, der ebenfalls kein Freund ber
Seothen wor, verſchweiget,“) man habe ihm
auit einem Strick um bie Schlaͤfe die Hirufchale
. fo sufammengepreßt, daß die Augen jecberfieten,
"8)-De Confel, Phil. Lib,, Ir Profa 4. ‚au
:*®) De Bello Goth. Lib, 1.3. -
| nn
und ihn nach.Tängen Quaelen mit einem Prügel
gu Tode gefchlagen. . Sollte dieſes wahr ſeyn
fo muß es der Machbegierde feiner Geinde,.micht
dem Befehle des Königs, deſſen berlin F
weiderfpricht, zur Schuld gelegt werden. Mich
deucht, es ſey unmoͤglich, daß einem Menfchen
der Kopf mit einem Strick ſo zuſammengepreßt
werde, daß die Augen zerberſten, ohnezu ſter ·
ben. Woju alsdenn das uͤbrige?, Es iſt alleıy
binge wahrfcheinlicher, daß er, wie nach ihm
fein Schwiegervater Symmachus, enthauptet
worden fen, und daß ber vom Valvis einer ungen
gründeten. Sage des Poͤbels Glauben beyge⸗
meſſen habe. Dieſes wird durch folgende Verſe, a
die im Anfange des 14 Jahrhunderte auf feinem
Grabe fanden, bekraͤftigt:
"Hoc in Sarcophago jacet ecce Boethius areo,
Magnus et omnimodo mirificandus homos
- Qui Theodorico regi delagus iniquo_
Papiae fenium duzit ia exiium;
In qua fe mocftum folans dedit urbe Hbellum, -
Poft is gladio exit e medio. *) 7.
II. Die Gelehrſamkeit des Boethius zu
beweifen, haben wir nicht noͤthig, bie übertriee
henen Lobſpruͤche des Ennodius, ») deſſen nas
her Anverwandter er war, anzufuͤhren. Seime
Werke find der ſicherſte Beweis davon. In
un . a A \ " Bu . . einen
®%), Murstorl. Urb, Tiein, Defcript. Script. Ber,
Ial.vo.g. .
'*#) Lib. 8. Ep I urn
3
-
v
7 Zu Metz
| einem Vrieke den Cafſtoborus im Namen des
Konigb Theodoricus geſchrieben bat, wird zw
feinem Ruhm geſagt, er babe die Muſik des
Pythagoras, bie Steintunde des Ptolemaͤus,
bie —— des NRicomachus, bie Geome⸗
trie des Euclides, die Kogik des Ariſtoteles,
bie Mechanit des Archimedes, und viele andere
griechiſche Werke Kon Kuͤnſten und Wiffenfchafs
fen in die roͤmiſche Sprache Überfegt. *) Wie
Alien auch noch wieklich einen großen Theil dies
fee Ueberfegingen unter feinen Werfen, wovon
aber das meiſte logikaliſchen Inhalte, - aus und
" Sber des Ariſtoteles, Potphyrius und Eicers
Schriften iſt. Hierdurch führte er die ſchola⸗
ftiſche Philoſophie in die lateiniſche Gelehrſam⸗
keit ein; gleichwie er auch der erſte Lateiner ges
weſen ift; im theologiſchen Schriften, Deralels
chen feine wiver Neſtorius und Eutyches geſchrie⸗
bene Werkchen find, dieſelbe arzuwenden. Aber
das betuͤhmteſte unter feinen Werkchen iſt dee
Troſt der Philoſophie, welches ‚ee theils im
Perſen, theild in, ungebundenet Rede im Ge⸗
kangniß geſchrieben bat, um fich fel A zu⸗
zuſprechen. Er dichtet daſelbſt ber Philoſophie
‚sine Perſon an, und legt ihr alle die Troͤſtgruͤnde
Anden Münd, bie fein Gemüch im Unglück auf⸗
sichten könnten. Einige ſind fo fehr für dieſes
Bert! eingenommen, daß fie es fogar mit des
Cicero und Virgils Werken vergleichen. Wer
. es
®) Lib. ı: Variat. Ep. 15. **
ee . 49
6 aber mit Anfmerkſamkeit durchlieſet, der fin?
det. einen hunmelweiten Abſtand. Jedoch kann
man ihm das Lob. nicht: aßfprechen, daß er ſo⸗
wohl im proſaiſchen als im dichteriſchen Styl
dieſes Werts ale Schriftſteller ſeiner Zeit, und
des fuͤnften und vierten Jahrhunderts, aͤbertroffen
‚habe. Es iſt nicht nur über, hundert mal zum
Drud befdibert ‚ fondern auch faft in alle Spra⸗
chen, faser: auch in die hebraͤiſche, uͤberfetzt
worden. *) Man hat ihm auch fonft noch ein
Buch de Difciplina Scholarınn zugeſchrieben,
ee my aber dem Thomas Eantipeatenfis m
hört. *) |
» Vi Ride netie Eqhtiſtfteleet, belbndere
die Sieihaner ; geben dem Boethius eine Eiche
Hmerin, bed Ramens Elpis, zur Gemahlid,
der fie al@:einer geſchickten Dichterin neben · an⸗
dern Gedichten; die nicht mehr vorhanden find;
einige geiſtliche Lobgeſaͤnge bes roͤmifchen Brevias
rinms über" die Apoflel Peter und Pant zufchrek
ben. **%) Über die Zeugniſſe, mie welchen ne
es beweiſen woͤllen, ſind um kauſend Jahr juͤn⸗
ger als Boethſas. Eben fd ungegruͤndet iſt der
Beweis, den ſie von einer Grabſchrift, die ſich
nach einiger Meynung zuerſt in Rom ) gefu
den bat, anxſe aber nach dem Zeugniß des
en i * *
gcrittori Ktalleni T. 2. ® ode
**) Ibilem, Ä
**k) Mongitor. Biblioth, Sic, T. pP tt.
P Mongie. bed ">
5 >
s
480 a u — u
P. Romualdus von G. Maria in ber Mnguftiners
‚ Birchye ju Pavia, ded Boethins Grabe gegenüber,
Reben (60, *) hernebmen. Sie IR-folgende:
Elpis dia fui Siculse regionis alumna,
Quam procul a patria conjugis egit amor,
.. Quo fine moefta.dies, nox anzla, fiebilis hars;
Cumque viro folum fpiritus unus. erat.
"Lux mea non claufa eft tali remanente marito,
Majari animao parte fuperftes ero.
Portieibus fecrls jam nune peregrina quleſco,
x Judieis aeterm teſtm̃eata thronum
. : Neve manus buftum violet, ne. forte jugalis
. Haec iterum cupiar jungere membra ſuis.
Daß aber keine dergleichen Grab ſchrift in gemelb.
ser. Kirche zu Pavia zu finden ſey, verſichert
and der Herr Abt Tirabofchi; und. wenn Re auch
daſelbſt befindlich waͤre, fo. wiirde bennoch der
Inhalt derfelben weder bemweifen, daß fie des
Boethius Gemahlin, noch daß ſie eine Dichterin
war. Weil aber auch der beruͤhmte Kardinal
Tommaſi, welcher dergleichen Dinge ‘fieißig uns
‚gerfuche bat, einer Dichterin-bes Namens Elpis
von diefem Zeitalter die obengedachten 2
fänge zuſchreibt, **) fo iſt zu vermuthen, daß
ee vernünftige Beweisgruͤnde dazu gehabt, und
wenigfiend eine -Dichterin das Namens Elpis
unter den gotbifchen Königen gelebt Habe. Aber
ihre Lobgeſaͤnge fcheinen von einer fpätern Hand
verbeſſert worden zu ſeyn. |
V. Dies
9 Papia ſacra p. 99. u ..) 1q!ramario
En — — _ —. Zu M
2.1, = Diejenigen, welche vE Dichterin Elpis
für die Gemaͤhlin des unglücklichen Philoſophen
Halten, muͤſſen zugeben, daß er zwo Ggmahlin⸗
an nach einander gehabt habe. Daun Kin :5M
wiß, daß er. mit Ruſticiana, ber Tochter bei
Eymmachus, der. nad) ihm⸗hingerichtet worden
WE, dermaͤhlt wor. Nach des Koͤnigs Theodo⸗
rieut Tode wurden ihr und ihren Kindern die
eonfiscireen Güter ihres Gemahls von der Kaͤni⸗
gin Amalafunta zurücgefielt. *) - Aber durch
Sen verderblichen Krieg, der nach dem Tode pen
Athaleriens zwiſchen den Gothen urd Griechen
erfolgte, und durch ihre. Wohlthaͤtigkeit gegen
die Armen wurde fie fo erſchoͤpft, daß. fie ſich
endlich genoͤthigt (ah; vom Sbuͤre zu Thuͤre dag
Srod zu. betteln. Ihr Unglüd gieng fo weit,
daß man ihe ſogar nach dem Leben Frachtete
Die Feinde ihres Gemahis beſchuldigten fic bay
dem Könige Totila, die Roͤmer mit Gelde bar
fochen. zu baten, damit fie des Theodoricyk
MBitofänlen zu Boden wärfen. Allein ber weiß
König gab den Verlaͤumdern fein Schde, und
nahm die: ungtteitiche Maerone unter fein
Schub. Dieſes erzaͤhn Procapiuk :**) er laͤſſt
ans aber in ber Ungewißheit, mie lange fie „.. u
ꝓuebt habe. el Br
BE FE VL
#) Procop. de Bello Goth. Lib. 1. c. 2, -
“), Ibid Lib, 8.8. 20. W .
WB, 96 *
N
Bu! 7 Wer „> — 2 >
Be: Y O6 Gar nach bem-Knbe: des Boe⸗
fhlus hatte Zymmachus, fein Schwiegervaten
das naͤpliche Echid ſal wegen falſcher Beſchul⸗
Migungen bdurch des Theodoritas Befehl ent.
Bauptet zu werden. Ex war in der Philoſophie
gie: weniger als ſein Schwiegerſahn bewan
dert, N) ob er gleich keine. Schriften hinterlaſſen
hat. Boethins macht viel Ruͤhmens von feinen
Kenntniſſen/ da er ihm feine Bücher von der
hypothetiſchen Schlußrede und von ber Dreyei
nigkeit wibmet. Er ſtammte von Symmachus
.dem Prafelt zu Rom ab, von welchem in der
bdorigen Epoche gehandelt worden iſt.
“VIE Was. die Mathematik betrifft, fe.
Haben Caſſtodorus im ſeiner Ausrechnung ber
Oſternfeyer und: durch feine Geſchicklich keit m
Ber Mechanik, und Boethins is feinen. mathe
watifchen Schriften. dargethaun, daß ie in ver
ſchiedenen Theilen berfelben ziemlich geübt mw
ren. Daß Boethius den Ruhm eianes gefchich
ren Mechanikers hatte, wird auch daher bewib.
ſen, daß ihm: vom Theodoricus aufgetragen
Wurde, eine vom burgundiſchen Könige verlaugte
Sonnen⸗ nid: Waſſeruhr zu "Geifirtigen. =)
Über der: Raͤrkſtein · der Geometrie war tin go
wiſſer Rhetor, des Namens Pal ‚Di
es legt ihm Boetbius bey, da er ihm feine
re I... geyme⸗/
©) Procop. de Bello Gothloo Lib. 3. r. _ *
**) Caßiod. Lib, 1 Varlar. Ep. 46: ..
Ts
geometien Bücher widmet. Dat iſt alle,
was wir von ihm und bon den Mathematikern
dieſes Zeitalters wiſſen. Wuͤrden die gluͤckli.
chen Zeiten des Theodoricus und der Amalaſun⸗
a nur noch .ein halbes Jahrhundert gedauert -
Haben, fo würden ‚die Ppilofophie und Mathe,
matik, die burch des Boethlus lateiniſche Bor
\ arbeitungen ein neues Licht erhalten hatten, zu
einer ſehr beträchtlichen Vollkommenheit gelangt
ſeyn. Cicero und Plinius der aͤltere hatten
war ſchon vor ihm die Philoſophie der Griechen
in latsinifcher Sprache bearbeitet. Es war aber
bie dahin die Philoſophie faſt nur immer von
Griechen gelehrt worden, und noch feiner hatte
fish vor Boethius Die Mühe gegeben, die Schrif⸗
sen de Ptolemaͤus, Euklides, Ariſtoteles, Archi⸗
medes und anderer Griechen entweder ganz oder.
zum Theil ins Lateiniſche zu uͤberſetzen und zu
erläutern. *) Wie vortheilhaft dieſes zur Er⸗
leichterung und Verbreitung der Philoſophie und
Mathematik war, iſt leicht gu erachten. Aber
Durch die Darauf erfolgten Kriege und Verwuͤ⸗
flungen Italiens wurde nicht nur alles das gute,
was einen fo glücklichen Anfang genommen hab
te, vertilget, fondern Italien verfiel in eine noch
piel tiefere Barbaren und Unwiſſenheit, als es
je vorher gewefen war.
2. Da
| *) Caffiod. Lib. 1. Variar. Ep. 45. |
a Ûx |
| Das fünfte Kapitel.
Die Ar sneywifenfch aft.
1. yon dem Zuftande der Arzneywiſſenſchaft
D in dieſem Zeitalter wiffen wir faft gar
nichts merkwuͤrdiges, obgleich nicht zu zweifeln
iſt, daß fie unter den gothifchen Koͤnigen in Eb⸗
ven gehalten worden fen. Unter den Formuln,
deren fich der 8. Theodoricus bediente, wenn er
jemand in eine Bedienung einfeßte, findet ich
‚auch, eine, bie fich auf die Ehrenſtelle eines ſoge⸗
nannten Comes archiatrorum beziehet. *) Es
wird dafelbft vieles zum Lobe der Arzneykunde
gefagt, und befohlen, daß, wer Diefe Wuͤrde
begleitet, für dad Oberhaupt aller Aerzte gehal⸗
ten werde, daß er alle Streitigkeiten unter den
Aerzten entfcheide, und bey Hofe freyen Zutritt
habe. ES wird aber daſelbſt Fein Arzt genannt,
‚der gu dieſer Ehrenftelle gelangt ſey.
II. "Ein anderer Beweis, daß damals bie
Arzneywiſſenſchaft als eine edle Beſchaͤfftigung
verehrt wurde, iſt, daß fie auch von Geiftlichen
betrieben wurde. Es find ung zween folcher
Aerzte bekannt, nämlich ein gemwiffer Elpidius
und Dionyſius. Der erfte fcheint von lpidias
Kuftins, dem Verfaffer einiger geiſtlichen Ge
dichte, nicht unterfchieben zu ſeyn. Als Geiſt⸗
licher war er Diakonus, und als Gelehrter wird
J J ee
®) Callod, Lib, 6, Var. Form. 19.
S u
—XX 485
er in berichiedenee Briefen des Eunodins ſehr
geruͤhmt. *) -, Er-muß fein ungeſchickter Arge
geweſen ſeyn, weil er bed K. Theodoricus Leib⸗
arzt war. *) Der P. Sirmond » und Ar⸗
gelati zaͤhlen ihn unter die meilaͤndiſchen Gelehr⸗
Xen, web gruͤnden ſich auf einen Brief des En-
nodius. Hingegen machen ihn bie Verfaffer ber
gelehrten Geſchichte von Frankreich zu ihrem
kandsmann, weil er von einigen alten Echrifte
ſtellern Diefonug der Kirche zu Lyon genannt
wird. +) Dionyſius war ebenfalls Diakonus,
‚uud lebte nach bes P. Sirmonds Mepmmg, tt)
8 Rom von deu Gothen eingenommen wurde.
Der geſagte Gelehrte hat lolgende Srabſcheiſt
son ihm bekannt gemacht:: |
-Hie Levita jscet Dionyfius artis honeflse
Fun&us et oficio, quod Medicin- dedit.
Wie weil er es aber in der Aemneywiſſenſchaft
gebracht babe, If unbekannut. -
IH. Der einzige berühmte Arzt dieſes Zeit
alters ift Alexander von Tralles, der zu des
Kaiſers Juſtinianus Zeiten lebte. f) Weil bie
neuern Schriſftſteller faſt insgemein, obgleich
ohne binreichenden Grund, erzählen, biefer Arzt -
BEER.) 7 Bi habe
* Lib, 7 Ep 7. Lib. 9. Ep. 14 et 21.
“) Procap. de Bello Goth. Lib. 1. e. t.
| *i In notis ad Ennod, Ep. 8.-Lib. 8.
H Tom. 3.p. 1654 | 4) Loc. eit,
- tt) Fabric. Bibl. graec. T. 12: p. 593.
x
6
habe fich nach vielen gethanen Reifen: gu Mom
wohnhaft niedergelaffen, und aus feinen Schrif⸗
ten wenigfiend gewiß I, daß er ſich in Toſcana
einige'Zeit aufgehalten habe: *) fo haben wit
Urfache, feines Namens hier gu gebenfen. Was
aber fein Leben und feine Schriften angehet, fo
Tann man in der anderwaͤrts ſchon geraͤhmten
Seſchichte des Herrn Portale weitläuftigere
Nachrichten davon leſen. Einige ſetzen auch
den Geſchichtſchreiber Procopius unter die Zahl
‚ber Aerzte diefer Zeiten ; aber ihre Beweisgruͤnde
find nicht überzeugend; und wenn fie ed’ auch
wären, fo war er zu Caͤſarea geboren; und fein
Aufenthalt in Italien "bey Gelegenheit des Krie⸗
ges zwiſchen den Gothen und Griechen war zu
kurz, als daß man ihn unter. die italieniſchen
Gelehyten rechnen koͤnne. Dieß war auch bie
Urſachhe, warum wir ihn im Kapitel von- der
Benin Übergangen baben.
| Dad fee Rapie..
| = Die Renregetebrfemtei
2
te Herrſchaft der Gothen Bat keine Ver⸗
aͤnderung in der roͤmiſchen Jurispru⸗
den verurſacht. Sie ſahen wohl ein, daß es
Voͤlkern, die von Monarchen beherrſcht zu wer⸗
den gewohnt ſind, ſehr gleichgüti ſeyn koͤnne,
ob
| #) Therapeut, Lib, 1. 0 u
\
!
06 diefes sch Sinhetmiſchen über Gremben: ge
Kchebe‘, wofern'fie'bey ihren · hergebrachten SW
brauchen und Gefetzen gelaffen werden. Denn
auf dieſe Weiſe vergeſſen ſie die Verwuͤſtungen
des fremden Uebetwinbers/ und lieben ihn alsb
einen Wohlchaͤtet/ ver ſie / unvermuthet im Teig
vefſen laͤgepu was fie under die angenehniſten
Winge zachlen, und er ihn benehmen Fonnte.
Daher behielten ſte nicht nur die Außweliche Re
gierungsform der roͤmlſchen Kaiſtr Dry. ſondern
fießen: ihren neuen Unterthanen auch zu, von
Mationaltichtern nach den romſchen Seſere⸗
gerichtet gu werden. So hatten auch die Go⸗
then ihre eigene Geſetze und Richter. Bank.
Aber zwiſchen einem Gothen und Roͤmer ein Go
Achts handei zu entſcheiden · wor, ſo geſchas wie
Feb von zween Richtern aß beſden Nationen.
Rt ſich aber Ih dieſen Faͤllen viele Schwierig
keiten ereigneten, fo gab Theodoricus für beide
Nationen ein Edikt von 154 Artiteln heraus, die
weiſtent aus den koͤmiſchen Geſetzen gezegen war
ven.Anvenbrog hät es bürth ven Druck be -
Pain gemalt) a
IL Rtglich hatte das Geſetzbuch des. juͤn⸗
"gern Theodoftug unter den Gothen feine vorige
Faft; imd obagleich in des Eaffiöncrud Brieſen
wicht ausdruͤcklich Meldung davon geſchieht, ſd
Vitlärt doch“ duſelbſt Thesdorlkcus oft feh
” TE "55 4 . 30u
No
®) ‘Codex Legum autiquarum,,. rl
N
Br
sen Willen; dag man fich niuch.-deu roͤmiſcher
Geſetzen richten. folle.. Delectainur, ſagt er im
einem Briefe, *) jüre Romago. yivere, quos
armis copimus vindicae. Daher ift nicht
daran ju zweifeln, daß man fih unter ber ie
Zerung der Gothen der Rechtsgelehrſamkeit be⸗
Rſſen habe. Dieles erhellet noch mehr daraus,
daß unter den oͤfentlichen Lehrern, welche dem
Esniglichen Befehl gemäß baſoldet werden ſollten,
eiinLehrer der Rechte anusdruͤcklich geuannt wird.
Michtsdeſtoweniger· wifſen wir von feinem einzi⸗
gen Rechtsgelehrten, der ſich in dieſem Zeitalter
zu Rom, wo vermuthlich noch immer Die Haupt⸗
ſchule der Rechtsgelehrſamkeit in Italien mar,
ſonderbar hervorgethan habe. Ob dieſes dem
Mangel ſolcher Maͤnner, oder. der Narbläßigkeit
der damaligen Schriftſtelſer, oder dem Verluſt
ſolcher Schriften, bie davon Meldung thasen,
Amjufchreiben fey, if mir unbefannf.
‚3° 3. Indeſſen kam gu Konflantinepel bie
. weltbefannte Verbefferung: der roͤmiſchen Gefüge
gu Stande, deren Geſchichte hier nicht gang darf
Übergangen werben‘, ob fie gleich ein. Werk grie
chiſcher Rechtsgelehrten war. Im Jabe 528,
da Athalericus in alien herrſchte, erthejlte
ver Kaiſer Yufiimian gehn, Rechtsgelehrten, wor⸗
anter ſich ben beruͤhmte Trebonianus befand,
den Befehl, aus den gregexiqpiſchen, hermogi⸗
sanifchen und throboffanifchen Gcpepbächern bie
\ geſchic⸗
*) Lib. 3. Varlär. Ep. 3..
\
gerhidtichhen Befepe zu ſammeln, unb nachden
fie dig nothwendigen Veränderungen und Zufägg
beyagefuͤgt hätten, ,. ein neues. Gefezbuc daraus
—zu bilden. Darauf wurde dem Trebonianus
aud andern fiebenehn Gelehrten aufgetragen,
eine gleiche Sammlung ber Ursheilsfpräche. beg
beruͤhmteſten alten Rechtsgelehrten zu machen;
woraus die Digeften ober Pandekten eutfianden, -
die nach, Berfchiedenheit der Materien in funfjig
Buͤcher, und ein jedes Buch im mehrere Titel
eingetheilt find. Endlich ließ der Kaiſer noch
durch Tribonianus, Theophilus und Dorotheus
in, elementariſches Werk der Rechtsgelehrſam,
Beit verfaſſen, welches unter dem Namen Inſti-
tutiones ig vier Büchern beſtehet. Da auf dieſe
Weiſe der gauje Inhalt der roͤmiſchen Geſetze
vollbracht wer, machte er ihn im Jahe 533 be⸗
Sant, und befahl, daß er im ganzen römifchen
Reiche ‚zur Nichtfehnur biente, unb von dem _
Öffentlichen Lehrern nicht nur zu Konſtantinopel
‚und Berptus, foudern auch zu Nom erfläct
"würde. Uber. das neue Geſetzbuch war von feis
- net langen Dauer. Kunfjig faiferliche Entſchei,
düungen über fireitige Fragen unter den Rechts⸗
gelehrten, und verfchiebene Geſetze, die Juſti⸗
nian vor und nach ber DBefammtmachung be
Geſetzbuchs gegeben hatte, . waren, nicht darin
begriffen. Daher mußte Tribonianus mit vier
aubern Rechtsgelehrten aufs neue bie Hand ans
Werk legen, und es mit den neuen Deciſtonen
3 Kr 28 So. und
ur
ind Geſetzen vermehren. Hieraus enffiand Ber
Codex repetitze praeledtionis, welcher im
Lahr 534 vom Kaiſer publitirt wurde, und der⸗
fenigeift, der in der roͤmiſchen Rechtsgelehrſam⸗
fett noch Kraft bat. Es wurben Aber in ben
Fotgenden Jahren der Regierung diefes Kaiſers
neue Verordnungen bekannt gemacht, welche bie
naͤmlichen zu ſeyn ſcheinen, die wir Im Corpus
Bilde unter dem Namen Novellae haben. Die
ufäge, “die m ‚folgenden Zeiten gefcheben ſind
gehoͤren hier nicht her.
1V. Dieſes ganze Orpw Juris, welches
aus den Juſtitutionen, die dem ganzen Werke
jur Vorrede dienen, auf den Digeſten oder Pan⸗
beften, aus dem Codex und aus den Novellen
beſteht, wird von vielen Rechtsgelehrten ſehr
geruͤhmt, von aribern aber getadelt. Wer eine
gruͤndliche Keimtniß hiervon zu haben verlangt,
‚ber Idfe die zivo vortrefflichen Abhandlungen bdes
Heineccins: Pefenſio conpilationis juris Ro-
E mani, ) und'bie andere: De Sedtd Tribonia-
no- inslt 'gim, wo alle Beſchuldigungen und
| Eimwärte fehr gruͤnblich widerlegt werben:
| “es if Yarif wahrfcheinfich, voß Me
don’ —— veranſtaltete Sammlung ber
Forhifchen Gefetze von. den BGothen in Italien
nicht angenowmniei worden ſey, ſo lange fie da⸗
ſelbſt regierte, Denn oboleich umige Gefetze *)
die
MVoh' 3 Oper: Ein Gen. 1748°P. 526. .
83) Cod. Lib. ı. TR. 17. Lib. 9. Ti, 18.
U Ag
biete: Sanimlung ſich auf Rom begichen, ſo be⸗
weiſet zwar bieſes den’ Willen des Kaiſers, "beit
Romern Geſetze vorzuſchreiben, aber nicht bie
wirlliche Aufnahme und Befolgung derſelben,
bie hicht im ſeiner Macht-Rand.. - Daher ſind
auch die vorläufigen Edikte im Codexr, worin er
befichlt, daß hinfuͤhro ale ihm untergebene
Volker diefen Geſetzen gehorchen follen, entweder
im den Senat: zu Konftantinopel, oder an den
Bräfeft des Prätoriums dieſer Stadt. gerichtet.
Rachdem aber das Reich ber Gothen zerſtoͤrt, mb
Juſtinian Herr von Italien geworden war, publi⸗
rirte en daſelbſt im Jahr 554 feine Geſetze ver⸗
mittelſt eines Ebikts, weiches er Sanctio prag-
mmtica nannte. In demſelben bekraͤftiget er
alle Privilegien; die son Theodoricus, Amala⸗
ſunta“ und Athalericus ben Roͤmern verliehen
worden waren, und befichlt;- daß hinfuͤhro nur
ſeine Geſetze in ganz Italien Kraft haben ſollen.
Jura inſuper vel leges Codicibus noſtris infer-
tas,' qüias jam ſub Edictali programmate in
Italiam dudum miſimus, obtinere fancımus,
fed et eas quas poflea promulgavimus confli-
tutiones jubemus ſub edidtali propofitione
wulgari ex eo tempore, quo fub edictali pro»:
pofitione fuerint, \etiam per partes Italiae '
obtinere, ut una Deo volente facta republica,
legum etiam noflrarum prolatetur audtori.
tas. *) Es iſt feine Urfache vorhanden, gu
5 GE 7* wwei⸗
*) Sanct. pragm. e. 11. J
N
2 ee
eeifeln, daß ber-Faiferliche Statchalter Narſes
dieſem Befehl gemäß die Geſetze des Kaiſers in
ganz Italien eingefuͤhrt habe. Wir werden auch
in der Folge ſehen, daß ed. unser ben longobardi⸗
ſchen Koͤnigen den Italienern erlaubt war, nach
dieſen Gefegen zu leben.
VI. Die angeführten Worte des Juſtinia⸗
| uns, mit welchen er anzeigt, er habe die von
ihm vergnfaltete Sammlung der Gefege ſchon
haͤngſt nach Italien uͤberſchickt Haben viele auf
ben Gedanken gebracht, das berühmte Manu⸗
ſtript der Pandekten, welches zu Florenz auf⸗
behalten wird, ſey das naͤmliche, welches der
Kaiſer nach Italien geſchickt hat, und es ſey
von Tribonianus eigenhaͤndig geſchrieben wor⸗
den. Angelus Politianus, der unter allen zuerſt
die florentiniſchen Pandekten mit andern Ab⸗
ſchriften verglichen hat, mar der erſte, diefe
Meynung zu behaupten. Ihm folgten viele
andere, beten Damen von Heinrich Bteub⸗
mann, *) von Friedrich Otto Menke, **) und vom
dem Kanonikus Bandini *"*) angezeigt werben.
Liber diefe drey Gelehrten und andere toiderlegen
die Meynung bed Politianus, und beweiſen
sränblih, j bay die geſagten Pondelten me
*) Hift. 'Pande&. Florent. Lib, 1. c. 2.Lib. 4 el.
**) Vita Angeli Politiani p. 304- ete.
*k#) Ragionamento op le Collas. delle Pam
dette p. 7. etc. .
7 .
+
— ⸗
BAG 493
nicht von pi Juſtinlanus Regierung , jeboch
vom Ende des ſechſten oder. vom Aufqnge des
Rebenten Yahthunderts herruͤhrrn, md bey
weitem die Borpäge nicht haben, hie ihnen von
Augelus Politianus zugeelgnet werden.
Vil. Ob dieſe neue Sammlung der int .
vn Geſetze zu größerm Eifer in der Rechtsge
lehrſamkeit Anlaß: gegeben habe, IR unbekannt.
"Denn wir kennen feinen Gelehrten, der fich nad
"Ber Bekanntmachung berfelben in Italien in die
fen Zeitalter: vor andern andgezeichnet babe,
Dieſes beweiſet aber keineswegs, daB entweder .
die Rechtsgelehrſamkeit vernachläfige worden,
oder ein gänzlicher Mangel an vortrefflichen
Rechtsgelehrten gewefen fey. Vielleicht geb «6
auch noch viele andere verbienfivolle Männer im
andern Faͤchren der. Gelehrſamkeit, von denen
Feine Nachricht mehr vorhanden iſt. Denn dieſe
und die folgenden Zeiten waren m:t fo vielen
Veränderungen und allgemeinen Drangfalen ans
gefält, daß es Fein Wunder wäre, wenn alle
- Schriften der damaligen Gelehrten mit ihrem
Anbenken gänzlich verloren gegangen waͤren
Was von den Schulen und-Biblioebeken dieſes
Zeitalter Gefannt iſt, davon iſt in den vorigen
“ Kapiteln hinlaͤnglich gehandelt worden. Mir
wollen alfe zu der Gefchichte der freyen Künfs
forfipreiten.
Das
—
—— — — — —— ¶ —
u ‘
.*
* u \
Das fiehente Kapitel.
.ſ rerye R añ an Re.
T. Sn den Briefen, bie Caffioder Im Nama
des K. Theodorieus geſchrieben bat,
wi von nichts: ſo oft Meldung” gethan, coli
sonder Erhaltung und Wiederherſtellung ale
Gebäube und Denkmäler. Unter dem gewohn
lichen Inveſtiturformuln ‚bed Koͤnigs, Die um
Laſſiodor aufbehalten has findet fich eine, welch
‚ Formula Comitivae Romanae genaunt wird, ®
‚md. womit bie anderwaͤrts ſchon gemeldrg Sir.
be eined Comitis nitentium-rerpim yo König
\ derliehen wurde. In biefer Farmul toied dem
jenigen, dem dleſes Amt anvertranet wird, an
defohlen, die. Bildſaͤulen, mit weichen di
Straßen und: Öffentlichen Pläße zu Rom geziert
waren, des Nachts bewachen zu laſſen, damit
Be nicht on barbariſchen oder raͤuberiſchen
Haͤnden verletzt oder davon getragen wuͤrden.
So findet ſich auch unter andern: eine Formul,
die ſich auf das an eines Sffentlichen Bau.
meilters besichet **)-” Seine Pflicht war, auf
die Erhaltung altet Gebaͤude und Bildſaͤulen u
beuten, bie beſchaͤdigten augzubeffern, und wo
es ſich am beſten ſchickte oder notbig war, yeue
au errichten. Man Behr hieraus, wie ſehr fiche
N Ä Thev⸗
*) Lib. 7. Var. Form, 13.
**) -Ibid: Form, 15.
hi Therdoricus angelegen ſeyn lich, daß Romme
ter feiner Regierung. nichts von feinem. alten A⸗
sifehn und Pracht verloͤre. Dieß war ind; der
ſicherſten Mittel, ich bey dem Roͤmern, die muf
die Erhaltung ihrer Alterthuͤmer ungeieit. bi
% dacht waren, *).beliebt-zu machen... --. .:..
7: IE ‚Beine Sorgfalt für bie. Erhaltung: her |
E ktertbhnier ‚ußerte fich nicht nur durch: allge⸗
v zeige Verordnungen, ‚fondern auch durch einen
freygebigen Aufwand großer. Echäße, die Stadt⸗
gun und verſchiedene öffentliche Gebaͤude, **)
die ungerirdiichen Kaudle ?**) und hie Schau⸗
Bühnen +) zu Rom zu verbeſſern amd zu erneuern.
Es wuͤrde zu weitlaͤuftig außfallen, wenn ich
aus ben Briefen des Caſſtodoxus alles ſammebn
wollte, mas Theodoricus zur Verſchoͤnerung dee
Stadt Rom aus ſeinem eigenen Schatze veran⸗
ſtaltet hat. Ennodius ſagt von ihm, er habe
nicht nur ‚dee Stadt Rom, ſendern auch ver⸗
ſchiedenen andern Stäbten Italjens ihr altes
AUnſehn wiedergegeben. ) Zu: Komo war eine
erzene Bildſaͤule heimlich entwendet worden.
Der König ſtellte nicht nur die allerſchaͤrfſten Un⸗
ſerſochnagen | an, den ende gu ‚entdecken, ſon⸗
u 5 din
) Procop. de Bell. Goth. Lib, 4. e. 22.
*) ‚Cafllod. Lib. I. Var. Ep: 25 28. uib: 2. Ep;
24. Lib. 3. Ep. 29, 31...
**) IdemLib. 3.'Ep. 30. . }) Lib4 Inst.
+) Panegyr. Theodorih
E : f
496 ka 0 =
vern verſprach auch Hundert Strike bdemjemi⸗
gen, der ihn anzeigen wuͤrde. Dies , fagt «e
Au einem Briefe des Caſſiodorus, es iſt gar zu
GBltter und verbrüßlich‘, daß, ba wir und hoͤcht
angelegen ſeyn laſſen, die Städte von Tag zu
Tag mehr zu verſchoͤnern, die alten: Denkmaͤler
unter der Hand weniger iverben. *) Zu Abans,
m Paduanifchen, waren damals fehr berühmte
Baͤder. Aber die Gebäude, welche diefelben
umgaben, waren vor Alterthum baufällig. Dick
Sieh er durch einen gefchieften Baumeiſter af
eigene Untofien zum Beſten ihrer Befiger in
groͤßter Eile wiederherſtellen )
IH Es deuchte ihm aber wenlg zu ſeyn
:Bie alten Gebäude vor dem: Umfall zu ſchuͤtzen,
wen er nicht "auch die Staͤdte mit neuen ans
zierte. Der alte Verfaſſer ber Vermifchten Ge
ſchichte, die vom Muratori aufs neue ſum Druck
befoͤrdert worden iſt, *) und ber ungenaunte
son Valois +) etzaͤhlen, der Kenig Theodori⸗
cus habe in den volkreichſten Staͤdten Italiens
prächtige Reſtdenzſchloͤſſer, ++) beſonders aber zu
Ravenna, welches mit bedeckten Gängen um⸗
geben, zu Verona, welches mit einer Halle ver⸗
fehen war, die bis an eins der Stadtthore reich⸗
Li”
*%) Lib. 2. Var. — 0) Ibid. Ep. 25.
&6#), Scriptor. Rer. Ical. T. 10
p Hi. mifeell. Lib. 15.
tt) Ib. psp. 512. Edie. Valeſ.
er 47°
ter und In Papia. erbauen laſſen. Dieſe und
mehrere Städte. zierte er auch mit neuen Ring
manern, MWofferleitungen, Baͤdern und Am
ꝓhitheatern. Alles dieſes beweiſet handgreiflich,
daß Theodoricus einer der groͤßten Befoͤrderer
ber Huͤnſte, beſonders aber der Baukunſt, ge⸗
weſen ſey. So laͤßt ſich auch aus den Briefen,
die Caſſiodor im Namen des Athalericus und
Theodatus geſchrieben hatte, ) heweifen, daß
auch dieſe Könige. ſich ſehr angelsgen ſeyn ließen
die Alterthuͤmer per Kunſt, beſonders aber bie
Gebaͤnde, zu erhalten. Es iſt daher zu bewun-
dern, wie ber gelehrte Here Abt Angelo dellg
Noce vom K. Theodoricus habe fchreiben Finnen,
omnes banas artes eliminavit ex Italia, **)
und. daf viele. unter ben. neuern Echriftſtellerg
die Gothen als Verwuͤſter der Alterthuͤmer und
als Mordbrenner abgeſchildert Haben, - da: dach
vielmehr das Gegentheil auf den Zeugniffen der
Zeitgenoſſen beiviefen werden Faay. Diefe zu
jählen zwar von ihnen, Daß fie Städte gepläne
vert, die -feindlichgefinuten. Einwohner ‚nicheng
emacht. und bie Selber verhoert haben; fie mel⸗
‚en aber nie,. haft fie ganze Staͤdte ober anſehm
iche Gebände. eört, o oder im in Aſche alcct *
) ib. 8 Var. Ep. 29, 30. Lib. 10. Ep. jr 9
*) In Not, ad Leonie Offinl, Chrom, ub! ii
e..29.
’ EEE 4
1.2, Ta ——
408 nn =
Gen. Daß verfchiebene Dbdisfen, Tiumph⸗
Gögen, und audere einzelne Alterkhumer hier und
Ha von den Gothen in Kriegszeiten zu Boden
geworfen worben find, beweiſet nicht® wider fie;
denn ſolches kann zu Kriegszeiten Auch) umser
Den feinſten Nationen nicht verhindert werden.
Man leſe hiervon einen Brief des Herrn P. Aug.
da Barga,“) und die 23, 24 Abhandkungen des
Muratorl Äber die Alterthuͤmer Italiens, ) me
Biefe Materie mit großer Einficht umd Befcheb
denheit behandelt wird. -
UIV. Co wird auch den Sechen zur Schuld
gelegt, den Geſchmack in ber Baukunſt verdor⸗
Sen zu haben, und die Urheber einer fehlerbaf
ken Bauart, die man indgemein die gosbifche
nennt, geweſen zu fenn. Allein die zwey großen
Gelehrten, Buratori und Maffel, vertheidigen
fe wider Dice Beſchuldigung. Der erfie be
Yauptet, die fogenahmte gothiſche Bauart fep
fange nach "den ‘Zeiten der Gothen in alien
ringefuͤhrt worden. a) Der andere aber aicht
yiar tu, daB unter der Negierung der Gothen
bie Baukunſt viel Sehlerhaftes angenommen ba
ve; "er behauptet aber, daß dieſes den Ita
em ash, nicht den Garden, zu zuſchreiben
KH
0) Epi de Andiorum Urbls Komae everlarh
; bee vol. 4. Thefaur, Rem. Antig. Graev.
de) Differtazioni fopra le Autich. Il, Tem, ı.
DIE, 23, 24.
Di |
0 y ° 409
», 9) denn biefe ſeyn Krieger, Seine Bauder⸗
indige geweſen, die aus Laͤndern kamen, wo
an keipen Begriff von einer ordentlichen Bauart
itte. Was der Herr Abt Tiraboſchi anfuͤhrt,
eſe Meynung des Maffei zu widerlegen, dat
ine. Kraft zu uͤberzengen. Denn- ans dem,
ß Cheodoritus die gange. gothiſche Mation,
ovon ein Theil Griechenland burchfireift hatte,
ıch alien geführt, und Theodoricus ſelbſt
ne Erziehung am fonflantinonolitauifchen Hofe
halten Haste, folget nicht, daß fish unter dem
othen Baumeiſter fanden, bie in Briechenland
nen eigenen Geſchmack in der. Baukunß ange
mimen heiten. Es if vielmehr zu permuthen,
fi, wenn Theodoriens und die ig Griechenland
:eifenden Gothen ſich um die Dafige Bauart be
mmert hätten, er und feine Baumeifter in ih⸗
n Gebaͤuden fich nach berfelben gerichtet haben
uͤrden; es ſey deun, daß fie die vollkommen⸗
n GSebaͤnde der Griechen und Römer zu uͤber⸗
effen geſucht, und baher ihre Werke mit unna⸗
irlichen Zierrathen verkuͤnſtelt Haben. Dieſes
iderſpricht aber der guten Denkart des Koͤnigt,
nd geſchiehet ‚nie bey einem Molke, weiches
ſt anfängt, ſich ben Kuͤnſten zu ergeben. Der
Rerr Abt fucht jedoch aus einem Briefe des Kap
odorus zu beweiſen, der. Koͤnig hahe ſich ge
uͤhmt, daß er bie Werke der Alten Dur die
nen verbeffeen und re machen dung,
Ji 2 ‚Apein
*) Verona illußtras P, 1: Lib, Ge:
«00 4 a W
Allein man darf nur die Siele, worauf er ſtich
gruͤndet, kfen, um zu verfichen, daß er fich
feiner Freygebigkeit ruͤhmt, wodurch er vermit⸗
telſt der geſchickteſten Meifter bie ſchadhaften
heile der alten Kunſtwerke zu ergänzen, und
Benfelben das Anſehn des Alterthums wiederzu⸗
geben ſuchte. Die Stelle iſt, wie folget: Hoc
enim fludio largitas noflra non’cedit, ut et
fadta veterum, exclufis deſectibus, innove-
‘ mus, et nova vetuflatis glofia .velliemus. *)
Es iſt alfo ganz. unwahrſcheinlich, daß die So⸗
‘then die Urheber der ſogenannten gothiſchen
Bauart fepn. Nichts if Hingegen natärkicher,
als daß die italienifchen Baumeiſter ſelbſt ihrem
ſchon längft verderbten Gefchmacke gemäß, feh⸗
lerhafte Gebäude auffuͤhrten.
V. Weil aber die Bauart, bie man nach
einigen Jahrhunderten gothiſch genannt hat,
weit unvollkommener iſt, als jene des ſechſten
Jahrhunderts war, ſo will Muratori nicht zu⸗
‚geben, daß fie unter den Gothen ihren Anfang -
genommen habe. Er verficht unter der foger
nannten gothiſchen Bauart ein rohes und unpro⸗
portionirliches Weſen, das den Gebaͤuden der
Gothen nicht eigen war. Dieſe waren nach fei«
nem Begriffe eben ſo praͤchtig und ſchoͤn, als
vlele der beſten nach des Auguſtus Zeitalter, da
Die Baulunſt im'WBerfall war, und hatten mie
den gothiſchgenannten alten Domlirchen, *
ier
9 Vb. 3. Ver Form, 15. Ar
ee. or
ee und ba. noch aufrecht fichen, vielleicht nicht
mein, als bie Groͤße und Feſtigkeit der Ma⸗
rialien, und bie genaupaflende: Zufanımenfile
ng der Steine wie wenig Kalk, welche auch
t Bauart der Griechen und Roͤmer eigen was
n. Allein der berühmte P. Friſt ) giebt vor,
e.fpitauflanfenben Begen, und bie: verfünftele
u Versterungen ber Kapitaͤle und Säulen, die
an an Deu: fogeneunten gothiſchen Gebäuden
abrulmme, : haben unter der Negierung ber
othen ihren Anfang ‚genommen. Und dieſes
fräftiget ber Herr Abt Tiraboſchi durch folgen⸗
Stelle eines Briefs des Caſſiodorus, wo ea
e zu feiner Zeit. gebraͤuchlichen Säulen: hohen
täben von Rohr oder Spießen vergleicht, uk
gt: quid dicamus columnarum juncemm
‘oceritatem? moles illas ſublimiſſimas fabri.
rum, quals quibusdam erpdis haflilibus con-
neri, er; fabflantiee. qualitate concavis cana-
yus'exeavatae,, ut magis ipfas aeflimes fuiſſa
anskufae, alias feris judices factum, quod
etallis.duriflimis videas expolitum.**). Die
hen und dünnen Säulen, ſagt Tiraboſchi,
nnten die grofſe Laſt der Gebäude nicht tragen,
enn die verbindenden Bogen, nicht ſpitz auflie⸗
u. Folglich fand fich in den Gebäuden der
—
zothen das vornehmſte Unterſcheidungszeichen
| Ji-3 der
) Seggio fol Archite&iura Gotlũea. J
*) Lib, 7. Var. Form. i. *
[X er > = 72
der Bauart, die wir itzt gothiſch nennen; nad
daher hat. dieſe ihren Urfprung unter der Regie⸗
zung der Gothen gehabt. Kam es aber nicht
fern, daß Caſſtodor von Gebaͤaben ſpticht, die
vor der Gothen Regierung errichtet worden ſind?
Bil er die Fehler der damals üblichen Bauart
cerkannte, und alle Mictel in Haͤnden Hatte, zu
verhindern, daß in ben koͤniglichen Gebaͤuben
diefelben : begangen wuͤrben, fo wird, deucht
mich, noch immer wahrfcheinlichetr, daß die
von Ihm geruͤgken Fehler älter als ver Bothen
Reglerung, und unter dieſer, ſo viel moͤglich
War, vermieben worden find. Man ſtehet hier⸗
aus, daß des Muratori Meynung nicht gruͤnd⸗
lich widerlegt werben kann, und daß es unge
wiß if, ob die itzt ſogenannte gothiſche Bauart
wirklich vom ben Gothen herruͤhre. |
VI. Gleichwie die Baukunſt anter ber Re
sierung ber Sothen gewilfermaßen blühete, ob
ihr gleich aus den vorigen Beiten viele Febler
anklebten, ſo kann man auch beweiſen, baB ia
diefem Zeitalter bie Bildbauerkunft och fleißig
und nicht ganz ohne Ruhm betrieben wurde.
Daß man bie Werke diefer Kunſt hoch ſchaͤgte,
bewelſen nicht nur Die obengemeldten Verord⸗
nungen und Gergfalt bed Könige Sheodoricus,
bie auf die Erhaltung berfelßen adsielten, fon
dern auch bie viclen Bildſaͤulen, bie man ben
Königen , befonders aber bem Theodoricus, 38
Nom und Ravenna und in andern Staͤdten Sta.
ns erricheet-hat. Mir haben ſchon anbereing
gemerkt, daß des Boethius Gemahlin Ruſti⸗
ana beſchuldigt wurde. die Bildſaͤulen des ge
sten Koͤnigs, die zu Rom waren, verletzt zu
ben... Es fand fich unter audern quch eine zu
eapel auf dam Markte, die non gan; neuer
rfindung mar, Sie beſtand aus ſehr Kleine
teinchen von terſchiehdner Farbe, bie fo. kuͤnſt⸗
4 nereinigs waren, daß ſte des Theadoricus
ild vach dem Leben vorſtellte, Es hatte
ver noch bey Lebzeiten des Koͤrigs der K
won abgeldfet. *) In dem Landhauſe de
eflichen Geſchiechts Inſtimani bey ap findet N
$ eine von. Pnseın. geruͤbwee Wilnfäule die
ach vieler Meynnug den Kaiſer Juſtiviau vor⸗
it, und mars dieſes wahr wäre, beweiſen
uͤrde, daß im dieſem Zeitalter der Geſchmack
der Bilbbauerkuuft noch siemlich „gut wars
Bein Winkelmann laͤugnet 418, *) weil ſonſt,
inem angenommen Syſtem zuwider, erfole
m würde, daß im, fünften. und ſechſten Jahr⸗
ındert die Kanſt noch nicht gänzlich verlorem
'gangen ſey. Dieſe Bilpfäule, fast er, wuͤrde
ı fü barbariſchen Zeiten ein. Wunderwerk dee
unft feyu. -E6 iR aber fonderbar, ‚zu bemene
n, daß die Ehre einer. öffentlichen Bildrdule; .
e ſonſt iu Dom: auch den Gtammatikern geſtat —/
Si... MN
) Procop Lib. r. de Bell, Geth. e. 24.
*) Hi. delart T. 2. p. 338.
{at -
4
— a au nn FT .7.
De —E
tet worden iſt, in dieſem Zeitalter ein fo wichtẽ⸗
ger Gegenſtand⸗war, daß fie die Eiferſucht eines
Kaiſers erregen konnte.” Dem Procopius er⸗
zaͤhlt, unter den Friedensartikeln, bie im Jahr
"535. Theodatus dem Kaifer Juſtinian vorſchlug,
ſey einer geweſen, wodurch feſtgeſetzt wurde,
daß nie dem Koͤnige Theodatus allein eine Bild⸗
Säule errichtet würde, ohne de: Kalſers ſeine
dabey zu feßen: »Huic Theodato) nanquam
-ftatua ex aere aliave niateria ponegpter , “a
atrique femper. 6 9
| VI. ater die Belege; bie. wiſchen den
Gothen und Griechen uuter des Theodatus Re
gierung entſtanden, und bis jur Vertilgung des
jothiſchen Reichs fortgefetzt worden find, ha⸗
en. der Bildhauerkunſt einen: unerſetzlichen
Schaden zugefuͤgt. Vermuchlich find damals
die Statuen, die man nach ber Zeit hier und. da
in Sitalien verflänmelt aus ber Erde gegraßen
Hat, und vieleicht noch wlel: mehrere, die noch
© Amter dem Schutt begraben liegen / ‚von varba⸗
eiſchen Händen mißhandelt worden. Da im
Jahr 537 Rom von den Bothen-belagert, und
das Kaſtel S. Angelo (damals Moles Hadriani, )
beſtuͤrmt wurde, zerſtuͤckten die: beſtuͤrmten Gries
chen und Römer die darin befindlichen Bildſaͤu⸗
‚DR, um fe don ben Mauern berab auf die Koͤpfe
. be
Pe „” .
0) DeBel. Goch e c. 24.
2 39%
r Gothen ju werfen· *) " ‚Unter dem Pabf
han VIII hat man. auch wirklich zwo derglei⸗
en verſtuͤmmelte Bild ſaͤulen in dem Waſſergra⸗
n des geſagten Kaſtells, bet damals gereinigk
urde, gefunden deren eine einen ſchlafenden
aun, bie andere aber ben Kaiſer Septimifß
everus vorſtellte. ) Gott weiß, wie vielß
dere Denkinaͤler ber Kunſt bey dieſer und ‚ae
rer Städte Belagerung im ganzen Verlauf die
r Kriege zu Gruade gegangen find FLV
vm. De F offenbar am Tage liegt, hag
e Bau⸗ und SBild hauerkunſt von den gothiſche
oͤnigen ſehr werth geſchoaͤtzt worden iſt, ſo hat
‚an Urfache,. in Anfehung, ber Malerkunſt eig
leiches zu hermuthen, Nichtsdeſtoweniger
ird in des Caſſiodorus Briefen, wo ſo oft
on Gebaͤuden und Bild ſaͤuien die Rede if, nie
on, Gemälden Meldung gethan; und mag noch -
ehr zu hewundern iſt, fo findet ſich unter den
jelzn zur Auszierung bed. ‚Königlichen Palaſis
eftimmten-Uemtern, als da find ber Tapezierer,
zildhauer und andertt, welche von Caſſiodorus
enannt werben, **) keine Spur von einem
ofmaler. Man ſollte faſt auf den Gedanken
erfallen,. bie Gothen ſeyn den Gemaͤlden feind
ne gexwe⸗
) Procap..d@ Bell. k Goch; Lib. 2. e. 22..—
*) Winkelmann loc. eit.
*+) Lb. 7. Var. Föru 5. J LET
506 He |
Ver alten Schriftſteller uns beichrt, Daß fie je
cinen Gebrauch von Gemälden mad, ode
fe merheerirätt haben.
| Weil aber aus ber oßmengefüßeten
* dei Caſſtodorne gewiß iſt, daß fie Liebba⸗
“Ser von moſaiſcher Arbeit waren, Die eine Art
son Malerey iſt, fo gehoͤrt ſeht vlel dazun, zu
beweiſen, daß ſte Feinde der. Malerey waren
befonder® weil bewieſen werben kann, daß in
dieſem Zeitalter auch die Malerkunſt in Italien
betrieben worden ſey. "Anaftaffus, der Biblio
rhekar, erzähle, *) der roͤmiſche Biſchoff Syn⸗
machus Babe eine Kirche des h. Paulus zu Rom
mit Malereyen gezkert; und Vincentius, Bifchoff
zu Neapel, Tieß feinen Speiſefaul Hagsum be
malen, wie Johannes Diatonus erzaͤhlt. *%)
Es hat alfo in dieſem Zeitalter weder an Ge
mälden noch an Malern gefehlt, ob man glei
die Namen der damals lebenden Maler nicht
Weiß, und von ıhren Werfen nichts auf unfere
Zeiten gefommen if: Bermurhlich- haben bie
beften Künftler biefer Zeit, weil man bey Hofe
mehr Geſchmack an mofalfcher Arbeit, ale an
der Dialeren fand, jene mehr als diefe betrie
ben und zu einer fo großen Vollkommenbeit
gebracht,
%) Vie. Pontif, vol 3. Siript. Ret. kal, p. 124.
: #%) Chronic. Epife, Neapol. Seript. Bet. I, vol, 1.
P. 2.9.25. .-
| Pe 7
bracht, daß man Urſache gehabt Bat, ſie den
emaͤlden vorzuziehen. Go verfichert und Jos -:
ınnes Diakonus, die mofaifche Abbildung ber
erklaͤrung Chriſti, welche ber neapolitand
ifchoff Johannes in einer Kirche zu Neape
ie ihren Namen von. feinen Vorgänger &te
hanus trug, verfertigen ließ, fey in Wunder
erk der Kunft geweſen.*) Vernmthlih war ..
n auch die Werke dieſer Art, mie weichen yet
abft Symmachns die Kirche des 6. Petrus je
om, **): und Maximianus, Biſchoff zu Ra⸗
enna, die daſige Stephanskirche ***) ande
hmuͤckte, und andere dergleichen Werke, Son
enen dir Biſchoff Elampini und ber Kardinal
urietti weichäuftiger Banden, veu nicht gerine
erer Sonfonmertpeit. F
) Los. cit.
*) Anand. Milo bee
=) Al id lin ei arm
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6
0o8
——⏑ö |
Das neunte Buch.
Geggte der freyen Kuͤnſte und Wiſſen⸗
ſchaften unter der Regicrung de der Lon⸗
gobarden.
Nr, Zeitranpt; , ben wir vor uns Baben,
gleicht einer weitausfehenden Flur, bie
durch, reißende Waſſerſtroͤme in eine traurige
Wuͤſte verwandelt worben if. , Sin, den ‚verfloffe
nen Jahrhunderten iſt Italien zwar oft mit
ſchweren Drangfalen: zum geöfiten Schaden ber
Litteratur heimgeſucht worden: biefe wurde aber
nie fo ganz und gar erſtickt, daß, fie nicht bier
und da noch Srächte hervorbrachte, an welchen
man fich ergoͤtzen konnte. Itzt aber iſt die Der
wuͤſtung und das Verderbniß allgemein. Die
Namen cines Rebners, eines Dichters, eines
Philoſophen, eines Aſtronomen oder Mathema⸗
tikers find gu barbarifchen- und unbekannten
Woͤrtern getvorden, und ein Mann, der mit ei»
niger Geſchicklichkeit lateimiſch fchreibt, oder et.
was griechifch verſteht, ft ein Wunderbing.
Die ift der unglücliche Zeitraum, deſſen ges
lehrte Sefchichte ich befchreiben will; ein: har⸗
tes rohes Feld, welches nach aller angewandten
Mühe nichtdE ale magere und gefchmacklofe
Fruͤchte bringen wird. Ich will jedoch mein
“. beſtes
a“
\
beeſtes thum; den Leſer durch Öhefe mangenehnie
[4
ET AR OD VE
Gegend fo ju- führen, daß er nur die nuͤtzliche
und unterhaltende Geite der unvollkommenen
und verdrießlichen Gegenſtaͤnde vor Augen habe,
¶ Das erſte Kapitel.
Verfsſſung und der Gelebrſamkeit diefes
Beitaltees, . 000000 —
4
T. De die Gothen nach einem Iamgfvierigenk .
Widet ſtande endlich ganz don den Grie⸗
chen überwältigt waten, fo ſchien es, als haͤt⸗
ten die Jtaliener guten Grund, ſich friedliche
Zeiten zu verſprechen, um fich von dem allge
meinen Verderben zu erholen. Sie wurden aber
- fogleich wieder don neuen Drangfalen überfallen,
die fie viel titfer Ind Verderben ftürzten, als fie
fe zuvor geweſen waren. Nach dem Tode des
tapfern und Hügen Feldherrn Narſes, da ihm
in der Statthalterſchaft Italiens der Patricius
Flavius Konginns unter dem Namen eines
Etarchen gefoigt war, und Juſtinus der zweyte
Kaiſer war, erhuben fih im Jahr 568 die Corte
gobarden aus Pannonien, und drängen: mit
zwanzig tänfend Sachſen, und vielen Panno⸗
Miern,. Gepiden, Bulgarn, Sarmaten und
Schwaben in Italien ein. Jbr König und Ari
Füßrer war Alboinus, ein Blutsverwandter des
)
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gothiſchen Loͤnigẽ Thenborkus, def Schwe-·
Ker Amalfreda die Mutter der Rodelinda wer,
„.die ihn zur Welt gebracht hatte. Weil Xode-
linda eine. Schweſter des gothiſchen Königs
Theodatus mar, fo konnte Alboinus einen ge
gründeten Unfpruch guf Italien machen. Hier⸗
gu reisten ihn die zuruͤckgekommenen Longobar⸗
den, welche unser Narſes wider bie Gotben foch-
gen, und die Schwäche der griechiſchen Beſatzun⸗
gen In den Städten Italiens. Vielleicht wärbe
ge viel früher zur Eroberung Haliens geſchrit⸗
ken ſeyn, wenn ihn bie fonberbare Freunbſchaft
Die zwiſchen ihm und. Narſes war, nicht davon
abgehalten Hätte, . Diefe ‚gab ben Italienern,
Die jederjeit Geinde fegmber Statthalter und Re
genten geweſen finb, Gelegenheit, das verlaͤum⸗
Berifche Geruͤcht wider Narſes aus zuſtreuen, er
babe bie Longobarden zur Erobernug Italiens
Lingeladen, um ſich am roͤmiſchen Senat, der
Abs beym Kaiſer verlaͤumdet hatte, und: an. ber
Kaiſerin Sophia wegen des bekannten umartigen
Kompliments, das ſie Ihm gemacht haben fol,
am raͤchen. Paulus Diakonus, der es erzählt,
Fat .ſich ohne Zweifel durch die falſche Sage bei
Pobels hintergehen laſſen. Des vortreffliche ſitt⸗
Uiche Charalter, den Narſes bey jeder Gelegen⸗
deit bewieſen hat, laͤgt nicht zu, ihn einer fo abe
ſcheulichen Berräthexen fähig zu achten. *) Dem
fop * ne ihm wolle, pr banifure gu Hoi.
ans
—E Aunaleı Kcl. ad an, sg. °
ge N 227 si
ine dei griten Theils der von einer Nation
fogenannten: ‚tombardie, der Provinzen Tofcane
sind Umbrien, des Nenzogthumd Beuevento und,
nach eimer drehfährigen Belagerung, der Stadt
Padia, die er and feine Thronfolger zu. ihrer
efidenzmählten. Er genoß aber. nicht lange
der Fruͤchte ſeiner Siege; benn im Jahr 573 Heß
ihn fine Gemahlin Nosmunde zu Verone Fi |
‚Une tragiſche Weiſe ums geben ‚bringen.
dlten Schtiftſteller ſchildern ihn als einen *
gen und groflinuͤthigen Fuͤrſten ab. Dieſes ine
derte aber nicht, daß Italien nicht allen deu
Drangralen ausgeſetzt würde, ‚bie bey falchen
Onteruchanngen unvermeidlich find.
Nach dem unglädlichen Ende des 8
8 ern, welches :mehe. Der. Gegenſtand
eines Trauerſpiels als der gegenwaͤrtigen Be.
ſchichte it, wählte die Verſammlung bes Ratieg
Mief zu Ihrem Könige. Dieſer behandelte Die
Italiener wie Sklaven, ließ ihrer viele theils
Köbten, theils ind Elend ziehen, um ihrer Ede
ber habhaft zu werben, und machte ſich fo allger
wein verhaßt, daß er im achtschnten Monat fer
ter Regierung vom einem feiner eigenen Bedienten
ermordet wurde. Das aͤrgerliche Betragen biefet
Mnigs mag wohl die vornehmſte Urfache geweſen
fin, warum damals die ganze Nation beſchloß,
die koͤnigliche Wuͤrbe abzuſchaffen, und bie Res
gleruug des Staats den ſechs und dreyßig Herr
togen, Vie bioher im Namen der Konige *
BeHm
*
fis gi
nehmſlen Stätte und die Provinzen eegiert hat ·
sen; Ju übergeben. Aber dieſe Heinen Tyran⸗
nen waren noch viel Ärger als ber. legte König.
Denn neben dem, baf fie bie Staliener ihrer
Bäter beraubten und von Haus. und Hof ver
‚geleben, vernachläßigsen fie auch aus Eigennutz
die Allgemeine Wohlfahrt der "ganzen Nation.
Dir verderbliche Art zu regieren hatte zehn
Jahr gedauert, als ein fuͤrchterliches Kriegs heer
der Franken, welches zur Vertheibigung der kai⸗
ſerlichen Rechte wider ſie in Bewegung war, fie
antrieb, ihre Kraͤfte unter einem Oberhaupte
wieder zu vereinigen. Daher waͤhlten ſie im
Fahr 584 Autarich, Klefd Sohn , zu ihrem Kos
nige, bewilligten ihm die Hälfte: ihrer Einkuͤnfte,
gb verpflichteten ſich, Kriegsvoͤlker zu unter
Halten, bie auf. feinen Befehl zur. Befchügung.
des Staats dienten. Hingegen behielten fie
für ſich und ihre Erben bie Herrſchaft der Städ
te und Länder, wõ fe anfaͤnglich nur kaͤnigliche
Gtatthalter gewefen waren, . Hierauf folgten
ſowohl fuͤr die Longobarden als fuͤr die ihnen
unterworfenen Italiener gluͤcklichere Zeiten.
Autarich war einen der kluͤgſten und tapferſteg
Konige der Longobarden. Er vertheidigte nicht
nur das Koͤnigreich wider die Anfoͤlle der Fran⸗
fen und Griechen, ſondern erweiterte auch die
Grenzen deffelben bi an das fübliche Ende Ita⸗
diene, wo den Bricchen nichtd mehr übrig blick,
as Veapel Garta, Amalfi, Sesam. Salerno
und
—
%
x
a 513
|
und: wenige andere Seeſtaͤdte, deren größtes |
Theil nie unser die Herrſchaft ber Longobarden
Zefallen iſt. Er ſtarb im Jahr 590, und weil
ar. teinen männlichen Erben hinterließ, ſo vers
trauten die. vornehmſten des Nähe. finer tn
gendhaften and weifen Witwe Theodolinda DE
Megierung en, und ließen ihr die Freyhelt, ſich
Sitten zweyten Gemahl, ber Ves Föniglichen
Threns wuͤtdig waͤre, unter ihnen u wählen:
Gere Wahı flel anf Agilulf, Hertog zu Turin,
dem es gelang, 'einen ſtandhaften Ftieden mit,
den Franken zu ſchlleßen; wodarch das logos
barriſche Reich arſt aufieng, fichern Grund zu
faflen.: Er ſtarb im Jahr 65. Dieſe find dit
Stifter des longobardiſchen Reich. Dieimerke
wuͤrdigſten under den übrigen Röntgen find Xo⸗
Wo, welchet den Longobarden, die biſher nut
Ka hergebrachten Gewohnheiten und Gebraͤu⸗
han Zelebe hatten, das erſte Gefetzbluich gab}.
Srimoald und Ausitpeand, welche dieſe Geſetze
vermehrt und verbeſſert haben. Rachis, dei
ebenfalls gute Geſetze gab, wurde ein Moͤnch/
und uͤbergab das Reich feinem Bruder MEIN
ber ſich des Exarchats bemeiſtette, und durch
die Furcht, die er dem Pabſt und dem Roͤmern
einjagte, dieſelben bewog, ſich unter den Schug
Ber Franken zu · begeben. Deſiderius der letzte
8 (ongobarbifchen Kenige warde don Kath
dem großen wicht" nur ſeiars Koͤnigreiche des
—** fonderw auch beytn VWename ſeiner
xt. Band. Reſt⸗
>
vu ν
Reſtoenſtadt; Pabia im Johr y74 gefangen ger
nommen un) uns Frankreich gefuͤhet.
Y :Uh. Ich. habe in dem Zeitraume vom 206
Jahren, ſo: lange bie Longobarden in Italien
yon eigenen, Kaͤntgen regiert worden find, nur
die Regenten genannt, welche zur Staatsver-⸗
faſſung etwas „weisntliched beygetragen haben.
Es findet ſich aber. feiner unter: ihnen, ber zut
Beförderung er HGelehrſamteit einige nuͤtzliche
Perordnung gemacht habe.” Sollte dieſes wohl
von einem harten and rohen Bemüthächarafter,
ber ihnen ettwan eigen war, hetzuleiten ſeyn?
Sie haben ſreylich im Anfang, da Ne noch theils
Heiden, theils Arianer waren; und unter Der
ariſtokratiſchen Regierung ber Herzoge, Diele
Grauſameiten veruͤht. Wo iſt aber wohl je
ein Volk zuf Eroberungen ausgegangen, eahne
Marnſchenblut zu vergießen, ohne zu ſtehlen aud
zu rauben? Dieß war bey dieſer Erpherung Ha
liens um fo viel weniger zu vermeiden, weil un⸗
Kr den. Longoharden ſich eine große Menge
Sachſen, Pannonier, Gepiden, Bulgarn, Sar⸗
maten, Schwaben und andere wilde heidmifche
Woöͤlker befanden, die feinen andern Endgweck
hatten, als ſich mit Rauben nd, Pluͤndern zu be⸗
reichern, und nach erlangter Abſteht allenfalls
in ihr Vaterland. zuruͤckzulcehren. Was aber.
de schniährige ‚Regierung ber. Herzoge betrifft,
fa Tonnse dleſelhe mahhnicht: andere als hart für
die Na lnm c uen 1G.:auen ihter in æi⸗
N. ö tn MR
En nn 515
nem engen Bezirke ſechs und dreyßig, von de
nen ein jeder ſich beſtreben mußte, feine noch
nicht gegruͤndete Herrſchaft wider den griechi⸗
ſchen Exarchen, wider das heimliche BVetreiben
der feindlichgeſinnten roͤmiſchen Kleriſey, wider
Die Untreu ihrer italieniſchen Unterthanen, bie
es entweder mit dieſer oder mit jenem hielten,
und allenfalls auch wider die Habſucht ber benach⸗
barten Herzoge Ihrer eigeuen Nation, da bie Gren⸗
Jen eines jeden noch nicht genau beſtimmt tvaren,
zu befeſtigen und zu erweitern. Solche nur zu
den Waffen erzogene Menfchen, die fich überall
son Senden umringt fahen, und ihre Rettung
nur von ihren Waffen hoffen konnten, verdies
nen noch immer vieles Lob der Mäßigung, wenn
fie, wie es unter andern Nationen in dergleichen
Umſtaͤnden gefchehen iſt, - fich nicht ſelbſt unter
einanber aufreiben.: Da ſie aber unter einem
Aberhaupte ihre Kräfte vereinbart, und ihre
Befigungen durch eine genaue Verbindung mit.
der ganzen Nation verfichere faben, -fo wurden
fie durch dad Bewußtſeyn einer überlegenen’
Stärfe mit Sanftmuth: und Mitleiden gegen:
Ihre Unterthanen beſeelt. Diefes bezeugen ihre:
Geſetze und Verordnungen, woburch Diebſtahl
und Raͤuberey, Todſchlag und Ehebruch verbo⸗
ten, und bie Unterthanen im Befitz ihrer Guͤter
und Freyheit gefchütt werden, bie vielen präch-
tigen Kirchen und bifchdfflichen Sitze, bie fie ges
ri, Dis auſchalichen Städte, bie fie erbauet
Ka oder
516 —B 2
oder verſchoͤnert haben, und ſogar die Bereiche
rung der Paͤbſte, die ihre aͤrgſten Feinde waren.
Die Schilderung, ˖die Paulus Diafouud, ein
Zeitgenoß, von dem gluͤcklichen Zuſtande ihrer
Regierung macht, kann für Ifren Gemuͤths⸗
charalter nicht rühmlicher feyn. Man wußte
unter ihnen nichts, ſogt er, von Gewaltthaͤtig⸗
keit, nicht vom heimlichen Machflelungen. Nie
mand wurde Pay, andern gedruͤckt noch Befehl
digt. Raub und Diebflahl waren unbekannte
Dinge, und jedermenn fonnte ohne einige Ge
fahr durchs Land ziehen, wohin es ihm belich-
SQ
fe.) Die Klagen des Pabſt Sregorius über
die Gewaltthaͤtigkeit der Longobarden find be»
Hamatorifch und uͤbertrieben, *”) und betreffen
mur bie Länder, wo ſie als Feinde erfchienen.
Wären fie ganz wahr, fo müßte in allem von
ihnen eroberten Ländern kein. Stein über dem
andern ‚geblieben, und Italien in eine Wüße
verwandelt worden ſeyn. Daß fie wirklich nicht
ſo grauſam, als ſte Sregorius in feinen Predig⸗
sen abſchildert, wenigſtens beſſer als die Grie
chen waren, geſtehet er ſelbſt in einem Briefe
an Sebaſtian, Biſchoff zu Sirmich, da er ſagt,
die Bosheit der Griechen ſey weit aͤrger als das
Schwerdt ber Longoharden. Dieſe ſcheinen ihm
viel mitleidiger u die srich hen Vorſteher
des
‘De, gefie Longob. Lib, 3. e. 16.
”*) Died. Lib. 3. c. 38. Hemil. 8. in Ebsch. He
gl. ult. in Ezech, Läb, 4. Ep; 32.
U KW Ne m
eb nd
u
m 84 ER m iM
u „0 22 517
des gemelnen Weſens, die daffelbe durch Abe
ruchloſes: Betragen, durch Betrug und Näube
reyen unterdrücken. ) Go lobt er auch bie -
Eanftmus der Iongobarbifehen Prieſter, bee
den Katholifen Fein Leid anthaten. *) Keinen
ſtaͤrkern Beweis hätte er uns wenigſtens vobr
der toleranten Denkart der Longobarden in Re⸗
LUgionsſachen hinterlaſſen können. ; Denn beſeel⸗
te die Prieſter kein Verfolgungsgeiſt, fo iR vie⸗
ſes noch vielweniger von dem Wolfe zu ver⸗
muthen.
IV. Zu beweiſen, daß Re auch durch dei
. Umgang mit den Stalienern und durch ihre
Belehrung zum Chriſtenthum ihre natürliche
Waldheit nicht: abgelegt haben, - führe der
Herr Abe Tirabofchk die von ‚ihnen In Ita⸗
Ten aufgebrathte:und fortgeſetzte Gewohnheit,
Buch den‘ Zweykampf bie Wahrheit und Um
ſchuld der Menſchen zu behaupten, an; und
drzaͤhlt verſchledene durch ihre Koͤnige veruͤbte
Srauſamkeiten, ba fie ſchon Chriſten waren.
Es iſt aber zu bewundern wie der gelehrte Herr
Abt ſich fü ſchwacher Gründe Habe bedienen koͤn⸗
nen, um ber longobardiſchen Nation einen haͤß
lichen Charalter aufzubuͤrden. Iſt nicht der
Zweykampf, um einen eingebildeten Schandfleck
auszuwetzen, «inte noch ganz gewoͤhnliche Sache
unter dem europäifchen Adel? Nichtsdeſtowe·
niger würde. man daher. fehr unrichtig fliegen,
bie
2) ib 5. Ep. 44. 46) Li. Dial, c 29.
518 —2
die Europaͤer Haben ben wilden Gemůthseharal⸗
ter ihrer. ältefen Borfahren noch nicht abgelegt.
Gleichwie des Zweykampf bey uns durch die Ge
fee verboten ik, alfo murde er auch von ben
Iongobarbifchen Koͤnigen mißbilliget, ob fie es
gleich nicht wagten, ein Gefeg bawider ergeben
zu laffen. Denn gleichwie bey ung noch Fein
Geſetz Kraft genug gehabt hat, benfelben ganz
absufchaffen, fo würde e8 auch bey den Longo⸗
Barben vergeblich geweſen ſeyn. Quia interti
fumus de judicio dei, fagt der König Luitprand
in einem feiner :Edifte, et .multos audivimus
per pugnam fine injufla caula ſuam caufam
perdere. Sed propter comluetudinem gentis
noltrae Longobardicae legem impiam vetare
> non poflumus. *) : Uebrigens wäre leicht zu be
weiten, daß diefe Gewohnheit: weit menfchlicher
war, als das Gefechte ber Gladiatoren bey ben
Griechen und. Roͤmern, und die Torturen bey
unſern Gerichten. Ueberhaupt waren auch bie
Geſetze der Longobarden viel fanfter und billiger
als die roͤmiſchen, wie ber vortreffliche Geſchicht⸗
ſchreiber Carlo Denina handgreiflich beweiſet. **)
So find. auch die grauſamen Haudlungen einiger
Könige Fein hinreichender Grund, ber ganzen
Nation eine -wilde und grauſame Gemuͤthsver⸗
faſſung zugumeffen. - Denn «8 Haben fotwohl bie
0 Le ae naͤm⸗
®) Lib. 6. Leg. 63 et Iib. 1..6.'10. Leg. 1.
**) Rivoluzioni d’ Tealia Lib, 7.07.
et
namlichen Mnige; hie entweder dutch Serrſch
ucht oder Im For Menfchendtut vergoſſen, alß
"Spieandern; fo viele ruͤhmliche Thaten der Sarfk
muth und Wohlthaͤtigkeit audgeuͤbt/ bag biefe
Alferdings das Uebergewicht erhalten.
, V
V. Eben ſo ungegruͤnder ii ber Schluß,
"Sen. der Herr Abt aus ber vorgegebinen wilbehn
Gemuͤthsartver eongobarben ziehet/ ſte Habe an
Bir allgemeinen‘ Untoiffenheit dieſer Jeiten großen
Antheil gehabt. Wie kann dieſes beſtehen, A
gewiß iſt, daß auch zu Nom: unb in deffelben
Sebiete zu Ravenna, und in Ben ganzen Era
Str zu Neapel_und in den Übrigen Staͤbten
des fuͤdlichen Italiens, bie ver Longebarden
Nicht unterworfen Waren, eine finftere Anwifſen⸗
heit herrſchte, wie wir in folgenden Kapiteln Te
Geit werben? Ihre fanfte: und weile Regis
rungsart, wobon ihre noch vorhanbenen Gefehe
umverwerfliche Zeugen ſind, giebt uns vielmehr
Belegenheit, BE Frage auffuwerfen, mie es
moͤglich daß von fo weiſen mid: wohlthaͤck
gen Fuͤrſten aichts zur Beforberung der Kuͤnſte
md Wiſſenſchaften; noch ga dee der Selche
ven verorbnet worden ſey?
VL Wenn man aber sie Sache gencn
AMerlegt, fo findet ſichs, daß: bie longo⸗
vardiſchen Könige alle die Kenntniſſe befördert
Gaben, weldie nach ber- damaligen Lage der
Sachen in Itallen, nach ber Sphäre ihrer eige
vn Kräften und ihrer Semprtafung gemäß,
mög»
520 —_
Moͤglich und nuͤtzich waren. Datum achtzehu⸗
jährigen Kriege der Griechen, und Gothen, dee '
Hielmehr in Belagerungen: und Plünderungen
Ser Städte, ‚als.in entſcheidenden Schlachten
beſtaud, uud. worin bie grjechifchen Heerfuͤhrer,
Varſes ausgenommen, vielmehr Sie Abficht hat⸗
sen, ſich zu bexsichern, als Itqlien unser deß
Kaifers Herrſchaft zu bringen, wurden bie Ita⸗
liener, welche das Schwerdt, der Hunger und
die oftmalige Ver nicht aufrichen, in bie elen⸗
deſten Umftänpe verxſetzt, ugh ba. Be unter ‚ber
Seifen Regierung bed Narſes aum wieder au
gefangen hatten, ſreyen Athem zu.ichöpfen „ aufs
neue von ‚ben. Longobarden Äberfallen, ; welche
eine jede haltbare Stadt belagerten, und nach
Maaß des geſchehenen Widerſtands entweder
nur plünperten,. ‚ober. wohl gar mit. Geuer und
Schwerdt vertaigten. Deranf fiefen bie Sram
ken mit zahleeichen Heeren in bie eroßerten- Län
der der Lougebarden, und wißbondelten bie
Einmohagt Hl ‚Ärger als jene: ponggarzen ge⸗
Khan hatten; denn fie. führten fagas Die ausse⸗
pluͤndexten Menſchen als Sklaven mit ſich nach
Frankreich. Ben fa oft wieberholten. Plün
herungen der Etaͤdte und fo. harten Drangfalen
läßt ſichs gar nicht vermuten, daß irgendwy
ja Stallen eine. dffentfiche Schule der. freyen
Kuͤnſte und Wiſſenſchaften unterhalten ober be
ſucht worden ſey. Es mußten ſogar die Huͤlfs,
mittel zur Salehrſamileit, UP: da find —*
theken
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u ” \ 1 f J J
a a a zu
shelen und Alterthuͤmer der Kunſt, faſt gaͤnzich
verloren gehen: Es lebte kein Caſſiodor, kein
Eymmachns, kein Boethius mehr, die durch
ähre. Geſchicklichkeit in alen Arten von Wiſſen⸗
ſchaften die Lufmerkſamkeit der Longobarden auf
dic zoͤgen, und derſelben Koͤnigen Hochachtung
und Liehe gegen die. Gelehrſamkeit einfläßten.
MWie war es in einer ſolchen Lage der. Sachen
moͤglich, daß ‚die longobardiſchen Regenten, die
sone. zu den Waffen erzogen waren, mit Dem
wohlthaͤtigſten Herzen, das. ihnen die MNatur
Jonnte gugetbeilt Haben, etwas anders jur Be⸗
förderung der menſchlichen Kenutnifſe in ihrem
eroberten Sande beytruͤgen, als was, ihrer 4.0
Fahrung und den damaligen: Umſtaͤnden gemäß,
Bebuͤiflich ſeyn konnte, die inneniche sad dußen
liche Ruhe und bie Wohlfahrt ihrer Unserthes -
nen su befoͤrdernd Dieß waren ihre weiſen
Geſetze, und ihr gutes Beyſpiel einer einfachen
und mäßigen Lebensart, wodurch fie ſowohl SR
Staliener alg ihre Landsltute zu gluͤcklchen Die
gern bildeten. Wie haͤtte es ihnen damals ein
fallen koͤnnen, daß sum Wicberauflommen oder
zur Bildung ihrer Unterthauen nuͤtzlich ober
noͤthig ‘wäre, Maͤnner zu .befolben, welche bie
Schriften bes Homers, bed Virgils, bes Pla
oder des Cicero erflärten, oder mie biefe Maͤn⸗
ner bichteten, philofophirten oder perorirten?
Hingegen fanden fie für billig und ndchig, daß |
neben: der. Alien und bürgerlichen Bildung,
| J— * 5.» die
er
ai ſie ihren Unterthanen durch die Geſetze bey⸗
vbrachten, es dem gemeinen Manne auch nicht
an Gelegenheit mangelte, in den Grundſaͤtzen
feiner Religion, und denen, die fi) dem Dienſte
Der Kirche weiheten,in der Gortesgelahrtheit
auuterwiefen- zu werden. Diefſe Pflicht hatten
die Kirchengeſetze den Biſchoͤffen und Pfarren,
und den Obern: der Kloͤſter auferlegt, welche
Kie Jugend zugleich im Leſen uk Schreiben
— wie‘ wir: gehörigen Drte‘ beweiſen
EL Si Ya es alſo an: nichne era
ein, was zu der nöthigen Belehrung ihrer
Anterthanen erforderlich war, uͤnd machten fie
Ausch.die Einſichten, die ihnen de geſunde Ver⸗
aunft,. die Erfahrung, und die Kenntniß bes
aenſchlichen Herzrus cingapen‘, Virl gluͤcklicher,
nis fie je verher durch dad leere Geſchwaͤtze
der Sophiſten · und Philoſophen geweſen waren.
Der Mangel:aun Dichtern und Rebnern war fehe
ertraͤglich, und kounte den Longobarden gar
aicht zur. Schalb gelegt werben. -: Damm was
die Dichter. augehet, fo: werben fie in Schulen
nicht gebildet, und Schulen der Mebefunf wa⸗
ren nach der: Longobardiſchen Staatsverfaſſung
wo es nicht erlnubt war, die Gerichtshaͤndel
durch — ju fuͤbren, unnuůt und
überfiuig. une .
N Lee Ruine; in Bi Cold er Linden
*bros. Lib. ı. 1258. Leg. I.
IN
m——- wen —— .— — — wur ww. — —
ER un. 2 > 0. 28 593
- VIL Herdurch wurde aber nimandb go
Hindert, die. Schriften der alten Philoſophen
Reduer und Dichter zu durchforſchen, und ſich
in der theoretiſchen Weltweisbeit, in der Berede
famteit und Dichtkunſt zu uͤben. Es iſt auch
gang wahrſcheinlich, daß in.beg- Echuimn nt
Kloͤſtern, wo die Grammatik und. Gottedge
lahrheit gelehret wurden beſonders aber - m
Rom, bie erſte Anweiſung bayıs gegeben wurde
Allein der Mangel an Büchern „die Nothwen⸗
bigfeit, fich durch einträglichere. Beſchaͤfftigun⸗
gen von bem-erlittenen Barluft ober Verderbniß
der Güter wiader zu erholen,. and neben dem
noch der fortdauernde Kummer in ben Ländern
des Exarchats und der römifchen Klerifey, mon
thgheils die Griechen, theilg auch die wiederhole |
sen Einfaͤlle der Longobarben nicht: aufhoͤrten,
Die Einmohger zu plünbern, ließen nicht su, daß
bier ‘ober da ein beträchtliche Foetgang im der
Gelehrſamkeit gemacht wuͤrde. Sogar unten
den Longohnrden empoͤrte ch oft Bald dieſer
bald jener. Herzog wider die, Koͤnige, beſonderß
In, der Mitte des ſſebenten Jahrhunderts, was
purch dieſe außer Stand geſetzt wurden, zur
Befoͤrderung ber menſchlichen Kenntniſſe ein
miehreres zu thun, als was zur Wohlfahrt und
zur buͤrgerlichen Bildung ihrer unterthauen ade -
Wig wor. ”
IX. Der Mangel an Bäche ſowohl in
ben kaͤndern der kongobarden, als in jenen der
Römer
524 na 2 2
RMomer oder Griechen, mächte das Auffonmen
ber: Künfe und Wiſſenſchaften faft unmoͤglich.
Du den wiederholten Belagerung und Pfünde
rungen der Staͤdte durch die Gothen, Griechen
umb Longobarden, find vermuthlich viele ber
Mntlichen Und MBrivatbibliodpefen tin. Raub der
Flammen, und viele unter den Ruinen ber
Städte oder einzelner Gebaͤude begraben wor⸗
va. Es iſt auch ganz unwahrfheinlich, daß
vle· ausgepluͤnderten Beſitzer den Verluſt derſel⸗
Gen durch neue Abſchtiften erſetzten. Sogar bie
Mönche, welche ſich ſonſt mit den: Kopiren der
Bücher beſchaͤfftigten, wurden in des Krieges
Sturm' verwickelt, und viele ihrer Moͤſter, die
mie Bib liotheken verſehen waben, verwuͤſtet.
Dieſes Ungluͤck yeaf unter andern auch das Klo⸗
ler und die Blbliochek zu Monte Taſino. Die
Bucher, welche der Krieg nicht vertilgte, gien⸗
gen eudlich auch dadurch verloren, daß fie in
ſremde Länder vertragen wurden. Mabillon
arjaͤhlt von einem gewiffen Benebile, Abe des
Kloſters Wirmueh im England, er habe im Jahe
685 ſterbenb · feine ſeht zahlreſiche Bibliothek, die
er von Rom mit ſich dahin gebracht hatte, mis
geoßer Waͤrme den Moͤnchen empfohlen.) Eis
Kige geben auch dem Pabſt Gregorius ſchuld,
er babe aus unbeſcheidenem heiligen Eifer eine
große Menge Bücher verbrennen laffen. Wir
ar ur wer⸗
. ”) Annal. Bened. T, 1. L. 17. n. 72.
q
-
NN 2 "90
werden : aber. dieſe Beſchuldigung im felgen \
Kapitel etwas genauer unterſuchen.
. X. Gemiß it ed, daf vor dem Einfall dag
Longobarden viels biſchoͤffliche Kirchen mit Bi
bliothefen verfehen waren.. Der Pabſt Ham
hatte in-den-Iegten Jahren des octidentaliſchan
Kaiſerthums zwo verſchiedene Bipliochefen: im
der Sateranifchen. Kirche errichtet. Allein ueben
dem, daß dergleichen Buͤcherſammlungen aup
ſolche Schriften: uad Urkunden entbielten, die
uur Religion und Kirchengeſchichte gehoͤren, ‚Folge
Uch zum Fortgang der Kuͤnſte mb Wiſſenſcheh⸗
ten nicht viel. beytrugen, ſo waren fit auch n
des Gregorius Zeiten ſehr mangelhaft. Die
wmmiſche Hauptlirche beſaß nicht einmal die War⸗
ke des Irenaͤus, noch die ganze Maͤrtyrerge⸗
ſchichte des Euſebius von Edfarea..: Eteriud,
vBiſchoff in Gallien, verlangte jene, und Euld⸗
gius von Algyanpıia dieſe; aber Gregerius ats
wortete beiden, daß er fie in dem Archiv det
roͤmi en Zische (fo nannte manı die Kirchen
bibliothefen ) nicht finden koͤnnte; ) und in Den _
treff des lebten Werks fept er. noch hinzu, ‚eh
finde fich auch nicht in. den abvigen Biblinsben _
Ben zu Rom, Hierdurch wirb zwar brwiefens
baß es zu des Gregorius Zeiten:neben jener bed
römifhen Hanptfteche noch andere Bibliotheken
- Rom gab. Man ſiehet ober. zugleich, daß
auch diefe an griechiſchen Werken ſehr erſchoͤpft
er wa
*) Lib. 8: Ep. sg. et Lig. Bis. >
ze
chet gebracht waͤrden. *) Aber bands feheint
Biete Bibliorhet nicht mehr bey der laleranifchen,
ideen bey der. vatikaniſchen Kitche geweſen zu
ſeyn. - Anaflafind, ; erzählt,
. ver Pabſt. Zacherias, welcher von Mi bie 752
auf · dem paͤbſtlichen Stuhle ſaß, habesı alle feine
Chortbuͤcher in die. datikaniſche Koche bringen
and ·daſelbſt aufſtillen Taffen. Fic ini Eceleſia
principis Apoltulorum omnes Codices do-
maus ſnae proprios, qui in‘circnld'guni legun-
tup ad matutinos, in annarii opere ‚ördine-
v9) Wenn die Bibliothek noch bey der
lateraniſchen Kirche war, fo wuͤrbe der geſagte
Pabſt feine Bücher vermuthlich dahln, nicht im
Die vatikaniſche, Habe bringen laſſen. Allein dieß
iſt eine Vermuthung; und ed kann leicht ſeyn,
daß dieſe Bücher nur zum täglichen Gotkesdienſte
besivatilanifchen Kirche beſtimmt warn. Wide
lricht ſind ˖fie der Shıfang der nachher fo ſehr ver⸗
mehrten und "berühmten. vutifanifchen Biblio⸗
theft geweſen. —
. XL. Wenn es in dem alten Site der Kuͤn⸗
ſte mb Wiſſenſchaften an Büchern fehlte, fo
mußten in andem-Skässten Italiens, Die von
fe langer Zeit. der: den feindlichen Anfaͤllen⸗ weit
mehr ausgeſetzt' waren, die gelehrten Schriften
ber. Alten ganz und gar unbekannt geworden
ſeyn. Es ift daher kein Wunder, es man
* in
*) Sexipe, zer. al. Pi UP 18
) Ibid.p. 163. Be Ee
nen 529
den Schriften diefer Zeiten Feine Spur mehr
on der alten Berebfamfeit antrifft; wenn es an
Rännern feblte, bie durch ihre Lehren und
Schriften die hereindringende Finfterniß auffldes _
en und, wie Eaſſtodor und VBoethius unter
dheodoricus gethan haben, bie longobardiſchen
Röntge von der Nutzbarkeit einer wahren Ge⸗
ehrſamkeit durch thaͤtige Beyſpiele überzeugten. .
XII Es .iſt aber eine ſchwer zu beantwor⸗
tende & 6 in der glücklichen Epoche, ba,
d
nach { tung ber weifen Gefeße ber Longobars
den, die umter ihnen lebenden Italiener fich zur
guten Bürgern zu bilden und durch Arbeicfläimkeie
ihre Wohlfahrt wieder aufjubauen anfimgen, ba
fie kaum and Bewunderern ber: gefchmwäßigem
Griechen fleißige Nacheifrer der longobardiſchen
Thaͤtigkeit, aus Liebhabern von Sichaufpielen;
Schwelgerey und Wolluſt fleißige Bearbeiter
des ihnen zugetheilten Erdreichs geworden wa⸗
ren, ed rathſam und vernuͤnftig gewefen waͤre,
Schulen ber Berebſamkeit und Philoſephie unter
ihnen zu eroͤffnen, beſonders ba ed ſowohl un⸗
ter den Italienern als Griechen an Lehrern fehl⸗
tegelche einen wahren Nutzen zu ſtiften, und
ihre Lehren nach wen thaͤtigen Sean der Fon: .
gebardiſchen Geſetzgeber einzurichten: fähig mar
vn Gewiß iſt es, daß, fo Tanye:die Longo⸗
barden noch. fürchferliche Feinde in der Nähe
zu bekaͤmpfen Hatten, es für Be. ſehr gefährlich‘.
war, von der militaͤriſchen Strenge: und: Thaͤ⸗
‚NH, Band. gl tigkeit
IN
. 530 as Se
tigfeit abzuweichen. Diefes war aber zu be
- fürchten, wenn fie Gelegenheit gehabt hätten,
die Sanfte Ruhe der Mufen einniel zu koſten.
Die tragifchen Beyfpiele des gothiſchen Philoſo⸗
phen Theodatus ‚waren ihnen noch in gar zu
feifchem Andenken, als daß fie zulaſſen follten,
baß ihre Kinder von ber unternehmenden Tapfer-
keit ihrer Bäter zum mäßigen. und feigen PHilo-
fophiren verleitet würden. ..
‚AI. Uebrtigens iſt nicht zu laug
"die unruhigen und betrügerifchene Re Iche
theils nicht aufhoͤrten, bie Zongobarbe den
‚Waffen zu reisen, theils auch an fich gefährliche
Nachbarn waren, fo viele Drangfale von ihnen
erlitten haben, baf fie, vom Elende gebrüdt,
an Künfte und: Biffenfchaften nicht denfen konn⸗
ten. Zeuge davon find zwey Briefe des Pab⸗
ſtes Agatho, ind. einer roͤmiſchen Kirchenver⸗
ſammlung, an die griechiſchen Kaiſer Konſtantin,
Heraklius und Tiberins bey Gelegenheit des
ſechſten allgenſeinen Kirchenraths, der im Jahr
680 gehalten worben iſt. Im erſten Briefe ent⸗
ſchuldigt der Pabft die Unwiſſenheit feiner Lega⸗
fen mit folgenden Worten: »Wie iſt es
„lich, ‚daß jemand eine vollfommene Ke
„ber 5. Schrift erlange, wenn er immer von
»Barbarn umringt und fein Brod ſauer zu ge
„winnen genoͤthigt iſt? Im zweyten Briefe
wird der elende Zuſtand der Roͤmecdnoch viel
labeſter beſchrieben. Was die weltliche Be⸗
p»redſam⸗
daß
2 | #31
> —
ed ſamkeit angehet, ee (ſagen bie Vaͤter dieſer
erſammlung,) »fo glauben wir, es koͤnne ſich
heut zu Tage niemand ruͤhmen, daß er ſich vor
andern ſonderbar darin hervorthue. Denn
die Wut der barbariſchen Nationen aͤngſtiget
und verwuͤſtet ohne Unterlaß dieſe Provinzen
bald durch feindliche Anfaͤlle, bald durch Strei⸗
‚fereyen, bald durch Pluͤnderungen. Wir find
„daher beſtaͤndig von Barbarn umringt, und
„müffen vol Angſt und Kummer mit mühfamer
„Handarbeit unfer Brod gewinnen, Denn bie
„Güter, von denen fich fonft die Kirche ernaͤhr⸗
ste, find bey fo vielen Drangfalen nach und
„nach zu Grunde gegangen.“ "Beide Briefe fin»
den fich in des Karbinald Baronins Kirchenge⸗
ſchichte.) Wir find aber oben ſchon duch -
eine Stelle des Pabſts Gregorius belehrt wor⸗
den, daß die Uebel, welche durch die Raͤube⸗
reyen und falſche Raͤnke der Griechen den Ni.
mern und dem faiferlichen Theil Italiens zuge⸗
fügt wurden, viel ärger waren. Bey folchen
Umftänden war es kaum möglich, daß noch
ein Chatten der Litteratur in Jtalien übrig "
bliebe.
2 *
*) Ad aunum 680.
332 E72
Das zweyte Kapitel.
Geinlie BelebrfamEfeie
J. Wi haben ſchon in der vorigen Epoche ge⸗
ſehen, daß es eine Pflicht der Biſchoͤffe
war, Schulen zu unterhalten, worin die zum
Kirchendienſt geweihete Jugend in allen den
Pflichten und Kenntniſſen, die zum geiſtlichen
Stande gehoͤren, unterwieſen wutden. Dieſe
Art von Schulen, ohne welche die Kleriſey
ſchlechterdings nicht beftchen Eonnite, waren in
allen Theilen Stalins noch gebräudhlih. Man
kann fich aber leicht einbilden, wie fie befchaffen
waren, wenn, wie wir vor furzem aus ben
Briefen des Pabfid Agatho und ber römifchen
Kirchenverfammlung angemerkt haben, es an
Maͤnnern fehlte, die eine vollfommene Kenntniß
der h. Schrift befaßen,, und an Büchern, Dies
felbe. zu erlangen. Da aus bem Mangel au
Büchern auch nothwendiger Weiſe eine gänzliche
Unmiffenheit der Grundfprachen, eines guten
Styis einer froftuollen Beredſamkeit, und eis
ner vernünftigen Kritik erfolgen mußten, fo
fonnte in dieſen Schulen nicht anders gelchre
werden, als verworrene Kenntuiſſe göttlicher
und menfchlicher Ueberlieferungen. Daber if
es fein Wunder, wenn dieſes Zeitalter keinen
Mann hervorgebracht hat, ber wie Euſebius
bon Caͤſarea, Ambrofius, und ber große Pabft
j — Leo,
er 00533
o, eine tiefe Einficht in bie h. Schrift mit einee
Ännlichen Beredſamkeit und einer aus ebreitee
n Flebrſmtn vereinbarte. r%
Jedoch kann ber Pabſt Gregorius l
Ti; ven Kirchenvätern der vergangenen Jahr
underte in der Gelehrſamkeit einigermaßen ver-
lichen werben. Denn ob es ihm gleich an ber..
ußgebreiteten Kenntniß und Stärke in der
Rritif, die jenen in hoͤherm Grade eigen war,
zebricht, fo hat er es dennoch darin fo weit ge
bracht, als «8 nach den Umfänden damaliger
Zeiten thunlich war, und var, tie jene, das
Orakel feiner Zeiten. Er war gegen das Jahr
540 aus einen fenatorifchen Gefchlechte zu Kom
geboren. in feiner noch zarten Jugend legte
er fo — Beweiſe von ſeinem guten Kopf
und Fleiße im Studiren ab, daß er mehr einem
Manne von reifer Vernunft, als einem Knaben
ähnlich war.*) Anfänglich betrat er den Weg
der weltlichen Ehrenftellen, und im Jahr 572
war er Praͤfekt des Praͤtoriums, oder wahrſchein⸗
licher, Praͤtor zu Rom. **) Nach dem Tode
ſeines Vaters Gordianus ſtiftete er in Sicilien
mit den reichen Guͤtern, die er daſelbſt beſaß,
ſechs Kloͤſter, und ein anderes zu Nom in
ſeinem vaͤterlichen Hauſe, wo er auch ſelbſt
im Jahr 575 nach der Regel des h. Benedik⸗
£1 3 tus
jbruner Diae. in Praef. ad vit. Gregor.
) Corfin de Praefe@iis urb. p. 374.
\
334 ee
16 *) Moͤnch wurbe. Allein feine Seſchicklich⸗
Seit war dem Pabſt Pelagins viel zu bekaunt, als
baßer icht derfelben sum Beften ber rfmifchen
Kirche bediente; er weihete ihn zum Diakonus
der Kirche ein, und fehickte ihn als Apocrifaring.
aber apoftolifchen Geſandten nach Konſtautinopel
an den Hof des Tiberius. Hier überzeugte er ben
Patriarchen Eutychius feines Irrthums in ber.
Lehre von der Auferfichung bes Fleiſches. Des
reichert mit einer genanern Kenntuiß des baiſer⸗
Uchen Hofs, die ihm in der Folge ſehr wohl zu
ſtatten gekommen iſt, kehrte er nach Rom in
ſeine kloͤſterliche Einſamkeit zurück; wurde aber
nach dem Tode des Pelagius im Jahr 590 her⸗
vorgezogen und auf ben roͤmiſchen Stuhl erho⸗
ben. Weil die Paͤbſte ſchon ſeit mehr alcbzwey
hundert Jahren von den Roͤmern nicht nur als
geiſtliche Hirten, ſondern auch als Vaͤter und
Beſchuͤtzer in weltlichen Dingen verehrt wurden,
fo fehlte es ihnen nie an Gelegenheit, zum Beſten
der römischen Kirche. und des roͤmiſchen Volks,
Bald als demuͤthigbittende Mittler, bald als
feine Unterhändler, oft auch als fuͤrchterlich⸗
drohende und unbiegfame Prieſter, ihre politifche
Geſchicklichkeit zu zeigen. Gregorius wußte fich
in alles dieſes vortrefflich gu ſchicken, und fcheing
das vollfommene Urbild Gregorius des fichenten
geweſen zu ſeyn. Er mar den Longobarden fo
feind,
H Mabillon ad vol. 1. Anal, hevedia.
ee 5
Ind, daß egfie nefandiflimos zu nennen pfleg
‚, welcher Titel ihnen auch Im Munde feiriee
achfolger geblieben ift, ba-fie ſchot katholiſch
ad Wohlthaͤter bed römifchen Stuhls geworden
aren. So ſehr er aber ihre Wertilgung durch
e Waffen der Griechen wuͤnſchte, und fo trems
ch er durch: feine Rathſchlaͤge und Wachſamkeit
erzu verhuͤlflich war, fo konnte er ſtich dennoch
cht entſchlitßen, ſich ungenannter Mruchelnides
r, bie ihm ihre Dienſte anboten, zu bedienen;
n den Koͤnig, die Herzoge und Grafen der
ngobarden auf einmal in die andere Welt zu
zicken. Dieſes edle Betragen, :beifen er ſich
; einem Briefe an den Diakonus Sabinian,
inen Geſandten zu Konftantinopel, ruͤhmt,
acht feinem :fittlihen Charakter viel Ehre.
3enn e8 zum Bortheil Ber Römer und Grischen:
ar, wußte er die Longobarden zum Srieden zu!
wegen. EB war ihm aber auch fchon zum:
waus bie Zeit. bekannt, wann man auf Ges:
n der Griechen den Frieden brechen wuͤrde
r bütete ſich aber wohl, die Friedenstraktate⸗
genhaͤndig zu unterfchreiben,, “damit er immer
eye Hände im Spiel hätte. Der Kaiſer Mau⸗
tius hatte daher fehr unrecht, da er ihn in!
nem Briefe dumm und einfältig nannte. Geis
: Briefe beweiſen vielmehr, baß bie Griechen:
inen gefchichtern Gehuͤlfen, und die Longobar⸗
n einen gefährlichern Seind haben fonnten,
ser mar, ein größtes Verdienfi, wedtoe
tg 8en
5306 —_ _—_ —
gen er in Wahrheit den Titel ünes Heiligen
verdient, iſt, daß er weder Geld noch Brühe
ſparte, den Armen und Bedraͤngten huͤlfreiche
Hand zu leiften.. Was er, den roͤmiſchen Stuhl
äber den Eonfiantinopolitanifchen zu erbeßen;
und das roͤmiſche Chriſtenthum in Eugland und
Teutſchland zu ertveitern, gethan bat, if aus
der Kirchengeſchichte ſattſam Gefaunt. Hier ge;
Gert nur noch ber, anzumerken, bag wir ihm
die Verbefferung des aͤlteſten Kirchengeſangs zu
verdanken babın. Er fiarb. im Jahr 604.
Seine Verdienſte gegen die roͤmiſche Kirche ha⸗
ben ihm den Namen eines Großen zuwege
gebracht. |
IL Sein erſtes Werk, welches ee: in ſei⸗
nem Aufenthalte zu - Ronkantinepel-gu fihreiber
anfieng, find die 35 moraliſchen Bücher über
ben. Hiob. Sie enthalten viel Ruͤtzliches zur
fittlichen Bildung eines Menſchen; ob es gleich
darin an philoſophiſcher Gruͤndlichkeit fehlt. Als
römifchen Biſchoff. ſchrieb er die vier Bücher von.
ben Pflichten eines geiſtlichen Hirtin, welches:
Werk fo werth gefchäßt wurde, daß der Kaiſer
Mauritius eine Abfchrift. dabon Berlangte, und
Anaſtaſius, ber Patriarch von Ansiochia, es ins
Griechifche uͤberſetzte; Homilien über verſchiede⸗
ne Stellen des Evangeliums und über ben Pro⸗
pyheten Ezechiels - und zwoͤlf Buͤcher Briefe, bie
er bey verſchiedenen Gelegenbeiteh ‚während fein
ner Regierung gefehrieben hat: Beben verſchie⸗
— denen
En 537
sen kleinen Werken, die ich. mit Stillſchweigen
ergeben will, haben wir endlich noch von ihm
r Bücher Gefpräche über das Leben und die
underthaten bed Benebiftug und anderer Hei⸗
en. Sie ſollen vom Pabſt Zacherias ind
riechifhe, *) und im nämlichen Jahrhunders
n einem andern fogar ins Arabiſche **) übern
st worden fenn. Philofophen Finnen an bie
n Werke keinen Geſchmack finden. Bär biefe
ed aber eben fo wenig gefchrieben, als die _
underdinge, bie Numa Pompilius den Nds
ern erzaͤhlte, für fie erdichtet waren. Die ge⸗
tinen Longobarben und die heibnifchen Bauern,
e fich Hier und da noch in Italien fanden, zur
mifchen Kirche zu führen, umd dem Gemifche
n rohen Voͤlkern fanfte Sefinnungen einzu⸗
Gen, war das Wunderbare viel wirffamer,
8 die grändlichfien Vernunftſchluͤſſe. Die
chugfchrift, welche der itzige Erzbiſchoff zur
‚ine, Johann Hieronymus Gradenigo, den‘
Gregorius wider die Befchuldigungen Kaftmirs
udin zu vertheidigen, gefchrieben. hat, *"*):
rdient gelefen zu werden. Was feine Werke
igehet, und die ihm Fälfchlich zugeeignet wer⸗
n, davon handeln die gelehrten Benediftiner,
der von ihnen veranftalteten Herausgabe der⸗
el 5 ſelben,
Phot. Biblloth. Cod. 252.
‘) Fleury Hifl. Eeel, Lib. 35.
'*) S. Gregorius vindicatus.
⸗ ⸗
538 a -
felben, und der P. Ceillier fehr grünblih. Der
sben gerühmte Erzbifchoff hat in einer eignen
Abhandlung den Plan einer neuen Herausgabe
Diefer Werke entworfen, welche, wenn fie zu
Gtande fonımen follte, jene der Benebiftiner an
zunerm Wertbe übertreffen wuͤrde.
IV. Viele der neuern Scheiftfieller , unter
denen Drucker der vornehmſte iſt, beſchuldigen
den Pabſt Gregorius, er habe bie Mathematiker
son feinem Hofe vertiefen, bie palatinifihe Bi
Kliothek verbrannt, bie ſchoͤnen Wiſſenſchaften
verachtet und verboten, und bie ſchoͤnſten Alter
thuͤmer der Kunfl, womit Nom audgeziert war,
zu Grunde gerichtet. Wenn dem fo wäre, fo
verdiente er, bie Geißel ber Litterasue und ber
vornebmfte Urheber der Unwiſſenheit, Die da⸗
mals Italien verfinfterte, genannt zu werden.
Es find aber wichtige Urfachen vorhanden, wo⸗
durch dieſe Befchuldigungen (die dritte ausgenom⸗
men) theils widerlegt, theils ganz entkraͤftet
werden. Den erſten und zweyten Punkt zu be⸗
weiſen, fuͤhren ſie das Zeugniß des beruͤhmten
Johannes von Sarisbery an, der in ber zwo⸗
ten Haͤlfte des zwoͤlften Jahrhunderts lebte.
Kein aͤlterer Schriftſteller iſt vorhanden, der
auch nur mit einem Worte von ſolchen Dingen
Erwaͤhnung thue. Alſo gruͤndet ſich die Beſchul⸗
digung auf das Zeugniß eines Schriftſtellers,
welcher beynahe 600 Jahr ſpaͤter als Gregorius
gelebt hat. Dieſer beziehet ſich nicht etwan auf
| ! einen
Serie 539.
en dltern Schriftſteller, der ein Zeitgenoß des
egorius geweſen ſey, oder nicht lang nach.
a gelebt Habe; fondern beruft fich auf die ge⸗
ine Sage feiner Zeit, die fich auf die mündliche:
jerlieferung gruͤndete, ut traditur a majoribus..
) brauche nichts weiter vorzubringen, bie er⸗
zwey Punkte zu widerlegen. Ich will jedoch:
Stelle des gelchrten Engländers felb an⸗
ren, um zu zeigen, wie wenig fie diene, bie
agten Beſchuldigungen zu befräftigen. Ad.
xc, ſchreibt er, Doctor Sanctiſſimus ille.
egorius, qui melleo praedicationis imbre
am rigavit et inebriavit Eccleſiam, non
‚do Maoatheæſfin juſſt ab aula recodere, ſed
traditur a majoribus incendio dedit pro.
ae lectionis
Scripta Palatiuus quascungue —*&
Apollo,
quibus erant praecipua, quae coeleflium
ntem et fuperiorum Oracula videbantur
minibus revelare. *) Srucker geftehet es
ſt, ») und es iſt eine bekannte Sache, daß
Zeiten des Gregorius unter dem Namen der
athematik nichts anders als die Sternden⸗
igskunſt verſtanden wurde. Dieſer verbot
Pabſt den Zutritt an ſeinem Hofe, nicht den
mathe⸗
Polyerat. Lib. 2. e, 20.
Hiſt. Crit, Phil. T. 3. p. 559»
s540 a = —
mathematiſchen Wiſſenſchaften. Auch kann bier
nur von der Kunſt zu weißagen die Rede ſeyn,
weil der Endzweck des Schriftſtellers iſt, zu be⸗
weiſen, daß ſie unerlaubt ſey. Er erklaͤrt ſich
auch ſelbſt in ben letzten Worten der angeführten
Stelle fo deutlich, daß es mich fehr wundert,
wie Brucker diefes nicht eingefehen habe. - Was
aber den Punft der verbrannten palatiwifchen
Bibliothek betrifft, ſo ſagt Johannes how Sa⸗
risbery ˖wirklich, fie ſey von Gregorius in Aſche
gelegt worden. Allein ein jeder ſiehet leicht ein,
daß der englifche Schriftfieller fich auf eine fal-
ſche Ueberlieferung gründen würde, wenn er
unter ber palatinifchen Bibliothek diejenige ver⸗
fünde, die Horaz meynt, wenn er ſagt: Scripta
Palatinus quaecunque-recepit Apollo.*%) Denn
in diefer handelte ber vornehmſta Theil nicht von
der Sterndeutung, fondern ihr vornehmſter
Ruhm war, daß fie alles enthielt, was die al.
ten und neuern Gelehrten Gutes gefchrieben
batten:.
Quaeque viri do&o veteres fecere novique
Pedore, lecturis infpicienda patent. **)
© war biefe auch fehon längft entweder in der
großen Feuersbrunft unter Nero, oder in jener
unter Zıtus ‚eingeäfchert worden. Folglich war
es diejenige, die wahrfcheinlicher Weiſe Domis
tianus mit. andern Bibliotheken wiederhergeſnent
*) Lib. 1. Ep. 3. J
**) Ovid. Lib. 3. Tri. Ele, 2
ML = 2, 541
t. Allein dieſe mußte enfweher vom geſagten
niſer ſehr unvoſſkommen erſetzt, oder in dem
recklichen Brande, der ſich unter dem Kaiſer
mmodus ereignete, fo ſehr zuſammenge⸗
molzen ſeyn, daß ſie nicht viel gutes mehr
thielt. Denn Vopiſcus, der ale bie Biblio⸗
efen zu Nom nenne, die zu feiner Gefchichte
auchbar waren, übergehet ſie. Diefe konnte
dem Zwiſchenraume von beynah 300 Jahren,
welchem Rom mehr als einmal geplündert,
ıd von den habſuͤchtigen Griechen ihrer beſten
terthümer beraubt worden iſt, nur noch eine
ine Anzahl von Büchern, und.zwar nur falche
thalten, bie des Raubens nicht werth waren.
'o war die palatinifche Bibliothek, die Gregor
us verbrennen konnte, befchäffen. Denn.nach
8 Englänpers Erzählung waren unter bem
üchern derfelben jene bie vornehmſten, welche
‚n der Kuuſt zu weißagen handelten. Sich ſehe
fo gar nicht ein, was die kitteratur gutes da⸗
y verloren habe, wenn wahr ift, daß ſie Gre⸗
ring verbraunt hat. Mich dAuche, er wuͤrde
'n Umftänden feiner Zeit gemäß eine rühmliche
hat begangen haben. Allein bie ganze Erzaͤh«
ng bed Johannes von Sarisbery gehoͤrz unten
€ Fabeln der dummen Jahrhunderte; umd:ick
ill nicht gut davor ſeyn, daß er fie nicht ſelbſt
im Theil geſchmiedet habe. Denn in einer an⸗
en Stile, ) too er ers, ‚ die von Grego⸗
rius
*) Polyerat. Lib.8. c. 9.
48 =
rius eingeaͤſcherte Bibliothek fey jene bes Kapitge
liums gewefen, toiderfpriche er fich felbft.
V. Der beitte Punkt ber Befchulbigung iſt
nicht ohne Grund. In einem Briefe an Lean⸗
. ‘dern, den er vor feine moralifchen Bücher über
von Hiod geſetzt hat, verräth er bie größte Ber.
achtung einer ſchoͤnen und regelmäßigen Schreib⸗
art, und fagts unde et ipfam artem loquen-
di, quam Magilleria difciplinae exterioris in-
finuant, fervare defpexi. Nam ficut hujus
quoque epiltolas tenor enüntiat, non meta-
cismi collilionem effugio, non barbarismi
confufionem devito; ſitus motusque praepo-
fitionum, calusque fervare conteinno; quia
indignum vehementer ‘exiflimo , ut verba
coeleflis‘ oraculi reftringam fub.regulis Do-
‚nati. Es munbert mich, baß ber Herr Abt
Tiraboſchi diefen grenzenlofen Stolz nicht nur
verbauen kann, fonbern auch bamit vertheidigen
will, Gregorius habe ich Hier nur vorgenom⸗
men, in Erfiärung der h. Schrift mehr auf die
Deinigfeit der Lehre ald auf die Zierlichfeit des
Styls bedacht zu ſeyn. Uber wer die chun
will, der iſt noch immer fo befcheiden, fich nicht
Über ale Regeln der Sprachiehre hinauszuſetzen,
wo) denfelben Hohn: zu fprechen, wie Gregorins
hut. Der gute Mann hält dafür, es gereiche
Gotted Wort zur Unehre, ſich durch grammati⸗
ſche Regeln einſchraͤnken zu laſſen. Allein es
war ihm hier nicht um Gottes Wort, welches
| 0. ©
—
— 2 543
tt in einer reinen und gufen Sprache geoffens
:t bat, fondern darum zu thun, die Zierlich⸗
: der beſten Schriften der Heiden verächtlich
machen, und bie Ehriften, befonders bie
iftlichen, von dem Lefen derfelben abzuhalten.
e sierliche. Eprache der Heiden klang in feinen
‚ren wie das Lob ihrer Goͤtzen. Daher hielt
fie für eine Art von Gostegsläfterung im Mun⸗
geiftlicher und weltlicher. Derfonen. Er bat
ſes ſehr deutlich an den Tag gelegt, als er
fiderius, dem Bifchoff zu Wim in Gallien,
(cher die Jugend die Grammatik lehrte, dieſer
fache toegen einen fo garten Verweis gab, als
ihm Immer geben fonnte, wenn er falfche
ſitter angebetet Hätte. ‚Denn, fagt er, in
o fe ore cum Jovis laudibus Chrifti laudea
n capiunt, et quam grave nefandumgque
epilcopis canere, quod nec Laico Religio«
conveniat, ipfe confidera: *) . Diefer blinde
fer, den Gregorius in feinen Schriften wider
ed Schöne und Zierliche der Heiden bezeigt,
t ohne Zweifel Gelegenheit bazu gegeben, daß
ın in ben folgenden Jahrhunderten geslaube
t, er babe die Bücher ber Heiden, befonders
er jene des Eicere nnd des Titus Lioius, **)
e Alterthuͤmer und Gelehrſamkeit mit allen
aͤften J vertilgen gefucht. Tiraboſchi ſchuͤtzt
vorn.
Lib. 0. Epitt. 54.
) Lyron Singularites Hiftoriques T. i. p. 167.
544 Rn = 2 22
‚ wor, er babe nichts, was zu den ſchoͤren Wiſſen⸗
schaften gehoͤrt, förmlich verboten; fein Styl
fey nicht fo befchaffen, wie er nach ben Briefe
an Leander feyn müßte, er habe dem Bifchoff
zu Poitiers, Venantius Fortunatus und andern
nie ihre Dichtkunſt verwieſen. Aber iſt denn,
am zu beweiſen, daß jemand einen boͤſen Willen
babe, erfoderlih, daß er benfelben durch ein
Geſetz an den Tag lege? Kanu er ed nicht durch
Brivatbriefe? Wenn er In feinen Schriften nicht
alte Regeln der Sprache überfchritten bat, fe
konnten benvoch bie Härte feined Styls und
feine vielen Barbarifmen,. weswegen jene ber
Heiden feinen Schriften weit vorzuziehen waren,
ihn bewegen, jene mit einer allgemeinen Verach⸗
sung zu brandmarken, damit feine Fehler nicht
nur bedeckt, ſondern auch unter dem Scheine
Der göttlichen Wahrheiten veredelt wuͤrden.
Was feine Nachfiht gegen bie Dichter biefer
Zeiten betrifft, fo hatte er keine Urfache, gegen
diefelben zu eifern. Der Styl ihrer Schriften
iR fo befchaffen, daß fie die Barbaren vielmehr
dadurch befördern ald vermindern fonnten. .-
VL Diejenigen, welche ven Pabſt Grego⸗
rius endlich noch Hefchulbigen, er habe die heid⸗
niſchen Tempel und Bildfaͤulen der Goͤtzen zu
Grunde gerichtet, gränden ſich auf ſeinen unbe
ſcheidenen Eifer wider alles, was von den Heiden
abſtammte, auf des Platina Lebensbeſchreibung
ber Paͤbſte, und auf das Zeugniß bed Leo von
Droleto,
Kama wu
ieto, eines Deminitanermönihs des vier
ten Jahrhunderts. Wenn man den unter»
menden Eifer diefes heiligen Mannes erregt,
ihn in ſeinen Schriften fo ganz wiber alles bes
tert, was auch nur von weiten fich auf das
denthum Bezieher, fo kann mar freplich vom:
nicht vernuthen, daß er zut Erhaltung dee
niſchen Alterthuͤmer, beſonders der Tenpel
Goͤtzenbilder, egwas beygetragen habe. €
t aber daher nicht, daß er fie wirklich umge⸗
st babe. Denn fo erwünfchlid) als dieſes
auch vorkommen mochte, fo wenig ſtand «8
feinem Bermdgen. ein Anſehn war zwar
B unter den Roͤmern; er hatte aber Feine
‚die über die Sffentlichen Gebaͤude und Bild⸗
len, und Die griechiſchen Kaiſer waren viel gu
rfüchtig: und geigig auf das, was Ihnen zu⸗
oͤrte, als daß ſie es ohne Widerſpruch hätten
ch andere verderben haſſen. Was Platina
Sabinianus, der dem Gregorius auf dem
ifchen Stuhle gefolget iſt, erzähle, er ſey
llens geweſen, die Werke deſſelben zu ver⸗
nnen, weil er bie alten Bildſaͤulen zu Rom
Grunde gerichtet babe, fcheint dem Platina -
nicht glaubwürdig. Er muß es alſo aus
hriftiefern genommen haben, die eben ſo we⸗
Glauben verdienen, als der obengenannte
Inch, ber in einer vom gelehrten Doftor Lami
außgegebenen Chronik der Paͤbſte diefen Pabſt
nmelhoch erhebt, weil er den heidniſchen Bild» |
Il, Band, Mm. fänkn.
516 =. ,2 =
fäuten Hälfe und Aerme zerbrechen Keg. - Denn
wäre dem alfo, fo wäßte ich nicht, wie der Kal
fer Kenſtans, da er nach ungefähr 6o Jahren
zu Nom. war, : eine fehr anfehnliche Menge oͤf⸗
fentlicher Bildfäulen habe mit ſich wegfuͤhren
Sinnen. Die. Dinge, die man ihm Übrigens‘
noch zur Schuld legt, gehoͤren hier :nicht ‚ber.
Der ältefie unter. denen, die fein Leben befchrie«
ben haben, ift Johannes, Diakonns der roͤmi⸗
. ſcchen Kirche, der in der zwoten Haͤlfte des neun⸗
ten Jahrhunderts lebte. | id
VN. Diefer befchreißt deu Hof des Pabſts
Gregorius als eine Verſammlung der gelehrteſten
Männer, und als einen ſichtbaren Tempel ber
himmliſchen Weisheit, Videbantur, ſagt er,
paflim cum eradkitfimis Clericis adhaerere
. pontifici religioſiſſimi monachi:...,..-,: Tunc
rerum fapientiaRomae ſibi temphum vihbiliter
quodammodo fabricarat, et ſeptemplicibus ar-
tibus veluti columnis nobiliffimorum totidem
lapidum Apoflolicae fedis. atrium. fulciebat.
Nullus Pontifici famulantium. a migimo us-
que ad maximum, barbarorum -quodlibet in
fermone vel habitu pras fe ferebat; fed togata
Quiritum more, feu trabeata Latinitas fuum
‚Latium, in iplo Latiali palatio fingulariter ob-
tinebat. Refloruerant ibi diverfarum artium
ſtudia etc. Wir wollen aber. ein paar ber
"großen Gelehrten, welche die Säulen dieſes Tem⸗
geld der Weisheit waren, näher. betrachten, um
ale a ‚ung
| 47
einen Begriff vom Ganzen zu biden. Der ..
: ift Elaudius, anfänglich ein Mönch des‘
Gregorius geflifteten ©. Andreaskloſters
Kom, weiches int den Namen feined Stif⸗
träge, hernach aber Abt des Kloſters Claſſis u
Ravenna. Johannes Diafonus erzählt von
1, *) „er habe aus ben lichen Reden
8 h. Gregorius Aber des o Spruͤchwoͤr⸗
und hohes Lied, uͤber die Bücher der Pro⸗
‚een und Könige, und über die fünf Buͤcher
oſes vielg Bücher gefchrieben, die aber nicht
it dem Sinne des heiligen Pabſts zuſammen⸗
mmten.“ In einem Briefe des Pabſtes am
ı Subbiafonus Fohannes finden wir dieſes
he nur Befräftigt,, fondern auch noch ben. Bes
ldes Pabſtes, im Klofter Elaffis die Schrife
des Abts zu fammeln und ihm fle zu uͤber⸗
cken. *) Bon denfelben ift nicht mehr auf
fere Zeiten gefommen, als ſechs Bücher über -
3 erfte Buch der Könige. Einige find der
pnung, Sregorius habe fie nach feinem Sins
verbeffert, und halten fie beshalben für ein
erk dieſes Pabſtes; andere Idugnen jene,
d eignen. das Werk ganz dem Claudius zu.
z fehlt auch nicht an Gelehrten, bie ed unter
Werke fpÄterer Zeiten zählen. Die zwote
eynung wird von den gelchrten Benediltinern
Mm 2 in
Vit. 8. Gregor. Lib, 2. e. 11.
Lib, 12. Epiß. a4
*
a er
in ihrer Herausgabe ber Werfe des Gregorisd
mit guten Betveisgründen behanptet. *) &
haben auch Mabillon, **) Eeillier *"*) und ber
Abt Ginanni }) von Elaudind und feinen Schrif
ten weitlaͤuftig und gründlich gehandelt.
VIIL Der andere Freund bes Gregorius
| beißt Paterius. Er war dieſes Pabſts Noto
zins und Secogterius. Aus deſſelben Voͤchen
hat er ein weitlaͤuftiges Werk über viele Steller
der. h. Schrift gesogen. 11) Es iſt in dry Ski
ie getheilt, son denen ber zweyte erſt im Jah
. ..2705 von ben gelehrtei Benediktinern in Grand
weich and Licht geficht worden iſt - Weil zu
nämlichen Zeit zu Brefcia ein Bifcheff des Ne⸗
mens Paterius lebte, ſo ſtehen die gelehrten
-
⸗
Benedittiner in Zweifel, ob dieſer von nuſerm
Paterius zu unterſcheiden fg. Weil aber dieſer
Gelehrte in keinem Manufkripte feiner Werb
und von keinem —— bie ppn ihm Del
dung thun, Biſchoff genannt wird, ſo if wahr: Ä
fcheinlicher, daß er vom Biſchoff zu Breſcia #
unterfcheiden fep- tt) Aus dem, 1908 nn |
%) In Praef. ad hos Comment. =
a) Annal. Ord. $. Bened. Vol. r.. p- 6c6. Ei
" Lucens,
**) Hift. des aut. Eccleſ. T. 17. p- 347-
+) Scrittori Ravenn. T. 1. p. 148. etc,
‘4#) Johan. Disc. in vita S. Gregor. Lib. 2 as.
tt}) Gredenigo Brixia Sacr. p., 89.
Pak
ku 2 — 0 GE 71.
zweyen Freuden des Gregorius gefagt wor
iſt, und aus der oben angefuͤhrten Stelle
Diakonus Johannes erhellet, daß die gelehr⸗
Hofſtatt dieſes Pabſts nur aus Theologen der
nd, die ihr ganzes Wiſſen aus den Orakelſpruß
n deſſelben ſchoͤpften, und fich ganz nach ſeinet
ne. und Schreibart bildeten. Vermuthlich fl
nals der 'erfle Grund zu dem Moͤnchen⸗ und
rchenlatein gelegt worbeh, welches bis zuj
iederherſtellung der Beteßrfamfeit allgenrettl
ich war, und im Gottesdienſte der roͤmiſchen
che, weicher unter dem Vabſt Gregorind feh
vollkommene Geſtalt bekam, noch gedräuchs
yift. Weil dieſer Pabſt, wird ſeinem Beyſpiet
naͤß bie Gelſetichteit, "die ihn als ein Orakel
tehrte, die klafftſchen Schriftſteller der lateint⸗
en Berebfamfrit verabſcheuten und, ſo viel fie
mochten and den Händen der Ehriffen zu ſpie⸗
und die Ihrigen unterzuſchieben fich beſtreb⸗
1, *) auch wirklich die Schriften ber Alten febe -. .
e geworden wären, ſo ift leicht eingnfehen, tie
: Styl des Gregorius und anderer Geiftlichen;
e ihm nachahmten, das hoͤchſte Anſehen unter
n Chriſten habe gewinnen Können.
IX. Es haben aber in dieſem Zeitalter
ch andere auf dem roͤmiſchen Stuhle geſeſſen
elche zwar nicht den Ruhm des Gregorius ers
icht haben, jedoch unter die erſten Gelehrten,
eſen zeiten gemäß, gerechnet worden find,
Mm; Dieſe
®) Biucker Hifl,’erit. T. 3. p. 56: :
sso 5 2
‚Diefe ſind PabR Leo IT, der im Jabr 682 Pabf
wurde, und nur wenige Donate die Kirche regier⸗
te. Anaftefius, der Biblipthefar, - nennt ihn
einen fehr berebten Mann, ber in ber h. Schrift
ziemlich bewandert, in der griechifchen und latei⸗
niſchen Eprache geübt, gefchickt im Kirchenge⸗
fange und ſeht belefen war; *) Ciregorius Il,
ein ‚geborner Roͤmer, ber 7ı5 zum Pabſtthum
gelangte und 73ı farb, und vor feiner Erbe
bung Bibliothekar der roͤmiſchen Kirche war. **)
(Bregorius III, in Syrien gebouen, ber Big 741
ber Kırdhe vorſtand; ***) Zacherias, ein gebor.
ner Grieche, ber bie Befpräche des Gregorins
ins Griechifche überfegt hat und im Jahr 75%
Rarb;t) und Steppanus III, ber 768 zum Pabſi⸗
thum gelangte. 7) Es iſt aber gu bemerken,
daß ein fehr gelehrter in dieſem Zeitalter nichts
anders, als ein in der h. Schrift, in der a
teiniſchen and griechifchen Sprache mittelmäßig
geübter Mann, fagen will. Weil jeboch diefe
* von Geſchicklichkeit wenigſtens eine ſchwache
Kenntniß verſchiedener Theile der weltlichen Ge⸗
lehrſamkeit vorausſetzt, ſo iſt fie in Betrachtung
der ſchlechten Zeiten noch immer ſehr ſchaͤtzbar,
weil wirs derſelben zu verbanfen haben, daß
nicht aller Saame der Litteratur unter der ale
meinen unwiſſenheit erſtickt ik.
X. Dei.
+) Script. rer. Dal. Vol, 3. P. 1. p. 45.
**) Ibid. p. 154. *+#) Ibld. p. 293.
H LBid. p. ibs. Hip 274.
km Ze — oe 2 sr
X. Deswegen dürfen wir auch Die Namen
‚übrigen Sifchdffe, bie zu ihter Zeit ein Wun⸗
der Gelehrſamkeit waren, nicht ganz uͤber⸗
ven. Zu Ravenna haben fich zwey Biſchoͤffe⸗
aurus und Selir, fondefbar hervorgetha
3 denen ber erfie von 648 bis 671, ber zwey⸗
aber von 705 bis 723 ber daſtgen Kirche vor-
nd. ®) Maurus mußte fich in der Gottes-)
abrtheit einen: großen Ruhm erroorben haben;
ın da er. verhindert warb, in der Kirchenver⸗
nmlung, welche unter dem Pabſt Martinus J
Jahr 649 zu Rom wider die Monotheliten
halten wurde, zu erfcheinen, und wider diefe
Ber einen Brief dahin geſaudt Hatte, fand Dies -. .
Brief fo vielen Beyfall, dag er den Alten
r Verſammlung, wo er noch itzt zu finden iſt,
werleibt wurde. *) Er weigerte ſich aber
ter dem Pabſt Vitalianus, ſich der roͤmiſchen
rche zu unterwerfen, weil ihn nicht nur der |
vifer Konſtans II, fondern auch, wie et vor»
b, Vitalianus felbf von aller Unterwerfung
gen diefelbe frey gefprochen hatte. Da ihn
Shalben der Pabſt mit dem Kirchenbann .bes
obete, antwortete er Ihm in dem naͤmlichen
one, und wurde vom Kalfer unterflüßt. : Selix
kannte zwar feine Abhängigkeit vom roͤmiſchen
tuhl, machte aber ſo viele Ausnahmen, daß
Mm 4 jene .
) Ginennl Scrittori Ravenn, T. 1. pP 294- etc,
T. 2. 2.47. ete |
) Vol, 2. Coneil, p. 98. Edit. Colt.
U -
n_
sso 2 2
Dieſe find PobR Zeo IT, der im Jahr 682 Pabſt
wurde, und nur wenige Monate die Kirche regier⸗
te. Anaſtaſius, bee Bibliptbefar, -nenne ihn
‚ einen fehr beredten Mann, der in ber h. Schrift
giemlich bewandert, in der-griechifchen und latel⸗
nifchen Sprache geübt, gefchickt im Kirchenge⸗
fange und ſehr belefen war; *) (iregorius II,
ein ‚geborner Roͤmer, ber 7ı5 zum Pabſtthum
gelaugte und 731 flarb, und vor feiner Erbe
bung Bibliothefar der rdmifchen Kirche war. **)
Gregorius III, in Syrien gebonen, der Big 741
der Kirche vorſtand; ***) Zacherias, ein gebore
ner Stieche, der bie Geſpraͤche des Gregorius
ins Griechifche überfegt hat und im Jahr 758
Rarb;}) und Stepbanus HI, ber 768 zum Pabſi⸗
thum gelangte. 1) Es iſt aber zu bemerken,
daß ein fehr gelehrter in biefem Zeitalter nichts
andere, als ein in der h. Schrift, in der la⸗
teiniſchen und griechiſchen Sprache mittelmaͤßig
geuͤbter Mann, ſagen will. Weil jedoch dieſe
Art von Geſchicklichkeit wenigſtens eine ſchwache
Kenntniß verſchiedener Theile der weltlichen Ges
lehrſamkeit vorausſetzt, ſo iſt ſie in Betrachtung
der ſchlechten Zeiten noch immer ſehr ſchaͤtzbar,
weil wird derſelben zu verdanken haben, daß
nicht aller Saame ber Litteratur unter ber alge⸗
meinen unwiſſenheit erſtickt if...
| x.Des
* Script, rer. Dal, Vol. 2 Bı p. 145-
©) Ibid. p. 154 . ***) Ibid. p. 198.
H ni. p. i6bb. De
DR N 0 u 7: 3
feg Zeitalters nennen koͤnnte j find Severus,
triarch. vdn Aquileſa, der im Jahr 6o5 ftarb, *)
nftantius, Ersbifchoff zu Meiland, **) Leo,
fchoff gu Catania, **) Damianus, Biſchoff
Pavia, P und viele andere, die nur durch
en ober wenige Briefe, die damals obwalten⸗
Streitigfeit ven den dreyen Kapiteln betref
id, befannt find, Wir . wollen aber beit
suchen Platz machen, die fich in ber Side
nfeit ausgezeichnet haben. un
XI. Unter dem: Iongobarbifchen Bnige
zilulf, wurde im Jahr Kia zu Bobbio ein
ofter geftifter, deſſen Moͤnche fich durch geiſt⸗
he Studien ver andern berühmt gemacht ha⸗
n. In folgenden. Buche werden wir von ib»
r Bibliothek Handeln, welche kein fchlechter
eweis Ihres: Fleißes if: : Aolumbanus, ein
rländer, welcher vorher einige Rider in Frauk⸗
ich errichtet hatte, wwar der Stifter dieſes Klo⸗
8. Einige Briefe uͤber die Oſterfeyer P
ad bie ſogenannten drey Kapitel, Hr) und eis
ige Gedichte die noch von ihm. votpanben find,
| as: Li
) Ginann T. 3. p. 372. '
') Argelati Bibl. Script. Mediol, T. 1. P.2. p. ig
**) Amieo Catenes illufr. Part. 1. p- 306. Ginan-
ni Seritt. Ravenn. T. 1. p. 444.
) Paul. Disc. de geſtis Longob. Lib. 5: c. 38.
) Mabillon Annal. Bened, Vol, nn Lib: 9. n..3 5
+4) Ibid. Lib. 11. n. 4
4
— — — — —
„ .
554 ann > >
zeugen von feiner bamals nicht mittelmäßigen
Gelehrſamkeit, ob fie gleich in dem herrſchenden
Geſchmacke biefer Zeit gefchrieben find. Neben
feiner Kloſterregel find noch verfchiedene andere
von Ihm gefchriebene Werke verloren gegangen.
Bänger darf ich mich nicht bey ihm aufhalten,
‚weil er ein Fremder war, und nur um drey Jahr
hie Stiftung des Klofterd zu Bobblo in Italien
überlebt. bat. *) Weitläuftigere Nachrichten
von ihm und feinen. Werken geben Mabillon ie
Seinen: benebiktinifchen Jahrbuͤchern, Ceillier *%)
und die DVerfaffer der Gefchichte des gelehrten
Frankteichs. *) Aber mit mehrerm Nechte
verbient Jonas, anfangs Mind bed Kloſters
gu Bobbio, hernach aber. ermählter Abt des Kies
fers Aenona bey Maeftricht, und Rathgeber der
Königin Bathildis, damald Regentin des fraͤn⸗
Üfchen Reichs anſtatt ihres minderjährigen
Sohns Klotarius des dritten, Hier geruͤhmt zu
werben. Er. war zu Sufa in Piemone geboren,
und wir haben ihm bie Lebensbeſchreibungen bes
Rolumbanup :und. anderer. berühmten Mönche,
"bie Mabillon +) und andere herausgegeben ha⸗
ben, zu verdanfen. Er flarb gegen das
Jahr 670. | Ä
6 . . KIT. aus
> Ibid. Lib, I. 17. J
*4 Hit. des Augeurs Eecleſ. T "7 P. A
*#) Tom. 3. pi 505.
}) Ada SS. Ord. S, Bened, Vol. 2.
ii |
XIE nt bens Klofier. zu Monte Eafino, ..
(ches Im Jahr sgo von ben Longobarden gaͤnz⸗
h verwuͤſiet worden iſt, hat ſich Fauſtus durch
Lebensbeſchreibung ſeines Mitbruders Mau⸗
8, des erſten Stifters der gelehrten Benedil⸗
ter » Kongregation in Frankreich, berühmt ges
acht. Beide wurden im Jahr 542 von Bene⸗
ktus nach Frankreich gefandt, um daſelbſt feis
n Orden weiter aus zubreiten. Maurus farb
Ida im Jahr 584 Im Ruf eines Heiligen;
auſtus aber kehrte kurz barauf nad Rom zu⸗
ice, von er fein Lehen geeribiget bat.) Mu—⸗
ıtori hat ein Werk eines andern Benebiftiner®
on Monte Caſino durch den Druck befannt ges |
acht, ‚welhe® Epitome Chronicorum Cafı-
enhum betitele iſt. ) Der Verfaffer wird
ı den Sanpfchriften diefe® Werks Anaſtaſius,
doͤnch zu Monte Caſino, hernach Karbinal und
ibliothekar der roͤmiſchen Kirche unter dent
abſt Stephanus II, gmannt. Wenn dem alſo
haͤre, fo muͤßte man ihm den Namen Anaſta⸗
us Bibliotbekarius des aͤltern geben, um
yn von dem juͤngern dieſes Namens, der ſich
urch die Lebensbeſchreibungen der Paͤbſte viel
eruͤhmter gemacht bat, zu unterſcheiden. Aber:
ie franzoͤßſchen Benediktiner, beſonders Ma⸗
illon, leugnen, daß in der Mitte. bes achten
jahrhunderts ein Schriftſteller biefes Namend
) Leo Marl. Chronic. Cafin. Lib. 1. c. 3.
#) Seript. Reg. Ital. Vql. 2. P. 1. ꝑ. 351.
—
59 hu 2 22
zu Monte Eafino gelebt habe, ımb halten bas
Wert für untergeſchoben. ) Hierdurch fehaffen
fie fich einen ſtarken Widerfacher, Der ihnen bie
Reliquien des heiligen Benediktus und feine
heiligen Schweſter Scholafica fireitig macht,
vom Halſe. Denn er erzählt, dieſelben fern
zwar nach Branfreich gebracht worden, man
Babe fie aber dem Klofter zu Monte Eafino zw
ruͤckgeſtellt. So ſehr es aber ihr Vortheil er⸗
fodert, dieſen Schriftſteller für erdichtet zu hal⸗
sen, fo ſtark gegruͤndet ſcheint auch ihr Vorge⸗
ben zu ſeyn. Denn es werden in dieſem Werke
Dinge Ma, die ſich erſt hundert Jahr nach
der Zeit, als der Verfaſſer gelebt haben ſoll,
ereignet haben; und Petrus Diakonus, der im
zwölften Jahrhundert ein Buch von den beruͤhm⸗
den Männern bed Kloſters zu Monte Eafino ge
ſchrieben hat, thut von keinem Schriftſteller die
fes Namens Meldung. Das Werk iſt ohne
Zweifel von einer viel ſpaͤtern Hand, die ihm
durch den beygelegten Namen des Bibliothekars
Anaſtafius ein größeres Anſehn hat verſchaffen
wollen, geſchrieben wordein In den folgenden
Jahrhunderten‘ wird das im Fahr 718 von eb
nem brefcianifchen Ebelmanne Petronax wieder⸗
hergeſtellte Kloſter zu Monte Caſino viel frucht⸗
barer an gelehrten Männern werden.
XI. Ini Kofler des heiligen Vincentins
am Fluß Volturno bey Benevento that fich im
u bie
*) Aas SS. Ord: S,; Bened. Saec. I.’
er 316
iefen Zeiten Mnbeofipe Autpertus durch ſeim⸗
zeleheſamkeit hervor. Er war. zwar in Frank⸗
eich geboren; lebte aber viele Jahre In gefagtene
Hofter, und ſchrieb daſelbſt die Werke, die ihn
eruͤhmt ‚gemacht haben. Sie find. folgendes
ie Geſchichte des Kloſters des h. Vincentiuds
in Kommentar - über verſchiehene Buͤcher 8
. Schrift; ) diele Homwilien über das Evan⸗
elium, und ein Buch von dem Streit zwiſchen
Cugend und Laſter. Don dieſen Schriften End
ie Gefchichte des genannten: Klofters, welchr
n Mabillons Alten der Höligen- de DBenekikb ° .
erordens zu finden iſt, ‚eine weitlaͤuftige Aue
—
egung der heimlichen Offenbarung Johannic
ie von dem Verfaſſer dem Pabſt Stephanus IH
jewidmet und der Bibliothek der Kirchenbaͤter
inverleibt iſt, und das Buch vom Streit zul)
chen Tugend und Laſter, welches von einigen
m Ambrofius, von andern dem Auguſtinu
ugeeignet.wirb, noch vorhanden. . Das letztera
indet man unter den untergeſchobenen Merken
es Auguſtinus In ber frangöftfchen Herausgabe
ieſes Rirchenvatere. ”*) Aber die gefagten
Herausgeber. hehaupten mit vielem Brunde,. daß
8 ein Werk de Imbroſins Autpertus ſey. ***)
das ve amd vrepßiof Bepiil biefes Buchs,
. awe
) Seript. Rer. Ital: Vol.i. P. 2. p. 360.
). Append: ad Vol, 6.
*) Hiſt. Liter. de France T. 4. p. 141.
458 22 > 2
wo der Verfafter don ber Stadt Meiland ald
dem Drte feines Aufenthalts zu ſprechen fcheint,
macht zwar einige Schwierigkeit. Allein man
kann fich leicht herausiwinden, wenn man von
der Zeile in propria hat Mediolanenfi eivitate
die Worte propria kac herausnimmt, . welche
auf Das vorhergehende, too er von benachbar⸗
ten Orten fericht, nicht wohl paſſen. Sie
ſcheinen von einem ungelehrten Kopiften, ber
Biefen Ambroſtus für den meiländifchen Erzbi
ſchoff gehalten Hat, eingefhoben zu feyn. Er
Rarb im Jahr 779 auͤf der: Reife nach Kom, wo
err die · ihm flreitig gemachte Wahl zum Abt fe
nes Kloſters vom Pabſt Hadrias wollte bekraͤfti⸗
gen laffen. *)
XIV. Gleichwie es fich nicht vermuthen
laͤßt, daß die Bisher genannten Kirchenſ kriben⸗
. ten gang ohne, alle Kenntniß weltlicher Gelehr⸗
fanıfeit_gewefen feyn, fo läßt ſich dieſes noch
viel weniger von beuen befürchten, deren Auf⸗
Acht die Bibliothek der roͤmiſchen Kirche in die
fen Zeiten anvertraut war. Die gelehrten Bra
laten, Stephan. Evodius und Joſeph Affemanni,
baden ein fehr genaues Verzeichniß davon ge
ſammelt. . Sie find feit den legen zwanzig ah
ron des ſechſten Jahrhunderts: Caurentius,
Kardinalprieſter im Jahr 5gı; Johannes Cevita
%) Mabillon Annal. Bened. Vol. 2. Lib. 24. n. 71
et 93. Ceillier Hin, des Aut. Eecle. Tom. 18.
p- u
ee 759
3; : Petyua Romans , Kardenalbiaconus,
nd der Biſchoff Amandus; Bregörius, der im
ahr 715 auf. den- päbftlichen Stuhl erhoben
urde, unter dem Pabſt Sergins; Jobannes
98; und Benediktus, Biſchoff zu Sylva Can⸗
ida, ‚im Jahr 742. Dieſe Bibliothekaren har
en ſich zwar nicht durch Schriften beruͤhmt gen
nacht; es iſt jedoch fehe wahrſcheinlich, daß
ran nur diejenigen zu ſolchem Amte erwaͤhlt ha⸗
e, bie ſich in der Gelehrſamkeit md en |
mntuiß vor andern aueheichnteten. |
3
Das dritte Kapitel, |
Geammasit, ‚ Dichetanft, Befäiäne: j !
. De Religiengpreie wider die Monothel⸗ |
tem und andere Keger trieb viele in bie
em Zeitalter an, ſich in ber Gottedgelahrtheit
u üben. Dieß war das einzige Fach ber Ge⸗
chrfamfeit, wodurch man noch zu Ruhm un
khrenſtellen gelangen konnte. Aber in Anſe⸗
ung der ſchoͤnen Wiſſenſchaften fehlte es an als
ent, was zu derſelben Befoͤrderung veranlaſſen
‚der reizen konnte. Den Longobarden, die den
zroͤßten Theil Italiens beherrſchten, war. viele
eicht kaum ber Name derſelben bekannt. De
Zriechen, die ben Ueberreſt beſaßen, und ſelbſt
nn der tiefſten Unwiſſenheit lebten, waren nuß
rn bedacht, wie fie ſich vu Erpreffungen
und
«
m RN
undb Seirögerifihe Känfe' bereicherren. Woher
"Sohnten alſo die erfchöpften Italiener Bruch fef
fen; fich den ſchoͤnen Stublen zu ergeben, beſon⸗
ders ba diejenigen, welche als Drafel der Wahr
beit unbd Weisheit verehrt wurden, dieſelben ald
eine unchriſtliche und gefährliche Sefchäfftigung
abfchlinerten ?:.. Oo war es auch bey dem allge-
ineinen Mangef an Büchern sind guten Lehrern
wicht moͤglich, ein geſchickter Dichter, Nebner
aber Befchichtfchreiber zu werden. Dieſes iſt in
Italien, deſſen Einwohner durch fo viele harte
Schickſale niedergeſchlagen waren, um ſo viel
weniger zu bewundern, da auch in Griechenland,
welches von ſo langwierigen und verderblichen
Drangſalen nichts wußte, bie ſchoͤnen Wiſſen⸗
ſchaften voͤllig darnieder lagen. Denn es fand
zu Gregotius des erſten Zeiten zu Konſtan⸗
wicht einer; der mit einiger Geſchicklich⸗
Rt etwas aus dem Sricchifehen ins Lateiniſche,
. ober aus dem dateiniſchen ins Srlkechiſche zu üben
aim wußte.)
II. Es fehlte jedoch nicht ganf an Ei
km der Grammatik. Anaſtaſtius der; Bibliothe⸗
ar erzaͤhlt, die romiſchen Schuͤler feyn Karl dem
großen entgegen gegangen, dd er im Jahr 774
nach Rom kam; *”) und Muratorl'beweifet aus
> einer urtunde, die in dem Archiv des Dohm⸗
| kapitels
Gregor. Lib. 7. xpin 30.
| Be Iu Hadriano I vol, 3. Script. Rer. al.
pP 183..
u | 565
pitels u Mobena aufbehalten wird, baß ſo⸗
r die Pfarrer auf dem Lande verpflichtet mas
n, bie Jugend in ben Anfangsgruͤnden der
rammatik zu unterweiſen.*) Von denen, die
m Kirchendienſte beſtimmt waren, iſt nicht gu:
eifeln, daß ſie in ben, Grundfägen der latei⸗
fchen Sprache unterwieſen wurden. Denn
»
ıter andern Dingen; bie ber Pabſt Gregorius
n einem ber. Kirche geweiheten erfobert, mil:
auch, daß er die Grammatik wiſſe. ) Ob
nun gleich aus den Urkunden dieſes Zeital⸗
s, bie meiſtens in einem barbarkkhen und:
zlerhaften Styl gefchrieben find, erhellet, daß
an auf die Regeln der Granmmatif wenig oder:
r nicht aufmerkfam tvar, und vermuthlich in
n gemeinen Schulen nicht mehr als fchreiben .
d Iefen lernte: fo.ift Doch nicht zu vermuthen,.
d laͤßt ſich aus den noch. vorhandenen Schrifs
ı der Kicchenffribenten beweiſen, daß diejeni⸗
1, welche nach der priefterlichen und bifchdffe
yen Würde, die mit dem Lehramte verfnünft
ir, firebten, in den Negeln der: Sprachlehre
hr als andere. gegründet waren. Es fcheint
ch, als haben des Donatus grammatiſche
hriften zum gewoͤhnlichen Lehrbuche gedient.
h folgert dieſes aus der anderwaͤcts augeführ.
‚ gen
Antichit. Ital. T. 2. pP. en
) Lib. ı. Epifl. 28. |
II. Band. - Rn.
160 > — — 2
und betrugeriſche Raͤnke bereichetren. Woher
konnten alſo die erſchoͤpſten Italienet Much faf⸗
en; ſich den ſchoͤnen Studien zu ergeben, beſon⸗
... ber8 ba diejenigen, welche als Orakel der Wahr⸗
heit und Weisheit verehrt wurden, diefſelben als
eine unchriſtliche und: gefährliche Befchäfftigung
abſchilderten?: So war es auch bey dem allge⸗
meinen Mangel. an Büchern und guten Lehrern
nicht möglich, ehr geſchickter Dichter, Rebner
aber Geſchichtſchreiber zu werben. Dieſes iſt in
Italien, deſſen Eiawohner durch ſo diele harte
Schickſale niedergeſchlagen waren, um ſo viel
weniger zu bewundern, da auch in Griechenland,
welches von ſo langwierigen und verderblichen
Drangſalen nichts wußte, bie ſchoͤnen Wiſſen⸗
ſchaften voͤllig darnieder lagen. Denn es fand
zu Gregorius: bes erſten Seiten zu Konſtau⸗
ppel nicht einer; der mit einiger Geſchicklich⸗
keit etwas aus dem Sriechiſchen ins kLateiniſche,
ober aus dem datelniſchen ins Srlechſtche zu üben
nem wußte”)
II. Es fehlte jedoch nicht gen; ar eiw
km ver Grammatik. Anaſtaſtus dei: Bibliothe⸗
far. erzähle; Die romiſchen Schüler ſehn Karl dem
großen entgegen gegangen, da er im Fahr 774
nach Rom kam; *”) und Muratork’beweifet aus
\ einer Urkunde, die in dem: Archtv des Dohm⸗
* lopitels
9 Gregor. Lib. 7. Epift. 30. °
“) In Hadriano . Vol, 3. Script. Rer. Kal.
ze Se 1 > Pe
A ee 75
"IV. ‘Die griecdhifche Sprache, die fonft fo .
(gemein In Italien war, wurde nach dem Eins
(te der barbariſchen Voͤlker faft ganz vergeffen.'
3 gab jedoch noch immer hier oder da geborne
aliener, welche derfelben Fundig waren. Hier⸗
trugen die Städte in dem untern Theil‘ Ita⸗
ne, und das Exarchat, welche auch zur Zeit
r Longobarden ben Griechen unterworfen tva«
I, ber nothivendige Umgang und Briefwech⸗
mit diefer Nation fehr vie bey. Wenigſtens
gewiß, daß wegen diefer Berbinbung die rd
fchen Päbfte nicht ohne Schreiber und Dol« _ -
tfcher ſeyn konnten, die in der griechifchen
rache geübt waren. Dieß war eine der vor⸗
‚mften Urfächen, warum Pabſt Paulus I-im
br 760 verordnete, daß bie Mönche, deren
ifter er den h. Stephan und Spivefter zu Eh
in feinem väterlichen Haufe zu Rom geſtif⸗
hatte, den Gottesdienſt in griechifcher Sprache
richteten. %) Auf diefe Weife hatten die Paͤb⸗
eine Pflansfchule von Männern, deren fie‘ -
entweder su Gefandfchaften oder zum Briefe
hfel an den Eaiferlichen Hof bebienten. Es
:en aber auch unter den Pähften feldft einige, -
da find Leo II, *% Gregorius III, ***)
herias, (ein geborner Grieche,) und fogar'
ongobardiſchen Reiche der meilaͤndiſche Erz⸗
Nn 2 biſchoff
Anaſtaſ. Biblioth, in ‚Seript. Rer. Ital. Vol. 3.
. 1-P 173.
Ibid, Pr 145. “er) Ibid, p. 15% .
e
\
568 0 nz
Gifchoff Natalis, der auch im Hebräifchen geübt
war, *) im Sriechifchen fehr wohl erfahren.
Der Ersbifhoff Gradenigo bat ein gelehrte® Ra
ionameto intorno alla Letteratura-Greco -Ita-
ans herausgegeben, **) worin er beweiſet, daß
es in den mittlern Zeiten in Italien nicht an
geübten Liebhabern ber griechifchen Litterafur
gefehlt habe. Er fchränkt aber. feine Unterfa-
chungen nur ins zı.bid ind 1q Jahrhundert ein,
und fügt hinzu, von den vorhergehenden Zeiten
fepn fo wenige Beweiſe vorhanden, baf man
fagen könne, die Liebe zur griechifchen Gelehr⸗
fanıfeit ſey damals in Stalin ganz erlo⸗
fen. ***) Man kann auch wirklich nicht leug⸗
nen, daß bie Anzahl derer, die in dieſen Zeiten,
beſonders im longobardiſchen Reiche, ſich in
der griechiſchen Litteratur ausgezeichnet haben,
ſehr gering ſey. Denn ob ed gleich wegen dee
politifchen Zufammenhangs unb Gewerbes mit
Griechenland in verfchiebenen Gegenden Italiens
noch Männer gegeben hat, die in griechifcher
Sprache ihre Gedanken ausdräden fonnten, fo
„ie daher noch nicht, daß diefe in ben gelehr⸗
-,- ten der Griechen bewandert waren. - Diefes if
um fo viel tweniger zu vermutben, weil fie die
Inteinifche Litteratur, die ihnen viel leichter war,
faf ganz verwahrloſeten. |
V. Nach
—* Bibl, Seript. Mediol, T.2. P. 1. p.85o.
**) Brefcia 1759. ind . MN) p. 18.
Fr
2 560
V.« Nach allem dem, was wir von dieſem
nftern Zeitalter geſagt haben, laͤßt ſich nicht
sohl vermuthen, daß es jemand In der Dicht⸗
unft weit gebraiht habe. Man Kann feboch
em Bifchoff zu Poitiers, Venantius Fortuna⸗
as, den Namen eines Dichters nicht ganz ab»
srechen. Sein Vaterland legt er felbft. deutlich
n den Sag, wenn er fingt: BR
Per Cenetam geadiens, et-amicos Duplavilenfes,
Qua natale folum eft mihl.*)
r war alfo zu Duplabilid, oder Duplabenig,
a8 iſt, zu Valdibigdene, oder mie ber. Her .
iruti will, ) zu ©. Salvbadore, welche Städt
ven beide nicht ‚weit von Geneda und Trivigi |
egen, geboren; daher er auch dieſe letzte Stadt
ı feinem Vaterland rechnet: Qua mea Tarvi-
is refidet. #*). Paulus Diaconus ſetzt hin,
1, er habe die Grammatif, Redekunſt und
ichtkunſt zu Radenna ſtudirt. )) Wie gering
ber darin fein Fortgang geweſen ſey, das ſagt
ſelbſt mit (öblicher: Deſcheldenheit in folgen-
en Verfen:- -
Aft ego fenfue Inops, Iealae quote portio im
buae
Faece gravis, (ermone levis, ratione pigrefeens,
, Na 3 Mente
) De vita S. Martini Lib. 4
) Notizie de’ Letterati del Friuli T. I. p. 134,
**) Loc. eit.
) De geftis Longob. Lib, 2. e. 13.
g70: 0 = 522
Mente hebes, arte carens, ufu rudis, ore ne
| expers,
Parvula grammaticae hambens refluamina gut-
| Rhctoricae exiguum pradibens 'gurgitis. hau.
f
i Cote ex juridica cui vix rubigo receffit;
Quae prius addidici dedifcens, et cui tantum
, Artibus ex illis odor eſt in narlbus iftis. *)
Ich fann in diefen und ander Verſen biefes
Dichters die Anmuth und Leichtigkeit, weswe⸗
gen Ihn die Verfaffer der gelehrten Gefchichte
von Sranfreich ruͤhmen, *%) nicht finden. Kin
Difcher Wis, harte Ausdrücke und Barbarisme
zeigen fich auf allen Seiten. : Es fehle ihm je
doch nicht ganz an poetifcher Erfindung, und ifl
wahrſcheinlich, er würde in einem beffern Jahr⸗
huddert, und durch eine fleißigere Nachahmung
der beften Sedichte, ein guter Dichter gewor⸗
den ren
Paulus Diaconus crzaͤbit von ihm,
er * aus Andacht gegen den h. Martin,
durch deſſen Fuͤrbitte er von einem heftigen
Augenwehe befreyet worden zu ſeyn glaubte,
ſich nach Tours in Frankreich begeben, um deſ⸗
ſelben Grab zu beſuchen, und von da ſey er
nach Poitiers gegangen, wo er nach einigen
Jahren Priefter und endlich gar Biſchoff wur⸗
be. **9) Er erwarb ſch bie Liebe und Hoc
\ achtung
| ®) De Vit, S, Mart. Lib.r. “) T.3. p: 464
“ *#%) Degefis Longob, Lib 2: 13.
-—— | tgzL
achtung ber Königin Radegunde und chres Ge⸗
mahls Sigebertus, Koͤnigs In Auftrafien ; und
der beruͤhmteſten Biſchoͤffe in Frankreich, beſon⸗
ders des Gregorius von Tours, und ſtarb ge⸗
zen den Aufang des ſiebenten Jahrhunderts.
Paulus Diaconus bechtte kin: Grab mie folgen
yer- Auffehrifts:
Ingenio daris; fenfu eeler,, ore —8*
Cujus. dulee melos pagina multa eanit,
:Fortunatus:epex votum, venckabilis aAu, . n
Aufonie natus hac turıulasur humo-
Cujus ab ore facro fandorum gefta priorum
Diſcimus: haee monſtrant earpere lueis iter.
Felix, quae tantis decorark Gallia — “
Lumine de .quarum nox tibi tetra fugit?
Hos modicos.feei plebejo rarmine verfun, ;;
Ne tuus in populis, fandie,, latgret honor. _
Redde ‚Werk‘ milero, ne jüdice fpernar a
| dequd;
Eximiis merici⸗ poſce, beate, precor. R
Dieſe Grabſchrift beweiſet, daß Venantius For⸗
unatus fuͤr den groͤßten Dichter ſeiner Zeit ge⸗
alten wurde. Allein feine Gedichte und pro⸗
aifchen Lebensbeſchreibungen einiger Heiligen,
vovon jene der Bibliothek der Klrchenvaͤter,
yiefe aber ben Legenden der Heiligen, der Bol⸗
andiften und des P. Mabillons einverleibt
ind, geben vielliehr Stoff an die Hand, feine
unbe zu loben, ale feine Schreibart zu
ewundery. Wer eine eliuguse Kenntniß
| Rn 4 \ ſei⸗
*) Ibidem.
m rt
ſeines Lebens und feiner Werfe verlangt, der
findet fie in ber Gefchichte von ben Kirchenfkri
benten des 9. Eeiller,*) in der gelehrten Ge
‚ fegichte von Fraukreich, 7) und am Beften it
des Herrn Johann Joſephs Liruti Notizie de’
Letterati del Friuli. **) Ob er unter die Hei⸗
ligen der römifchen Kirche ju zählen ſey, davon
iſt groifchen den zween gelehrten Bernarbino Zan⸗
netti und Michael Lazzari ein hitziger Beberfrieg
geweſen. 1): Mir komme es nicht su, biefen
Etreit zu entſcheiben.
VI Dieß iſt der einzige Dichter bed vor⸗
habenden Zeitraums von zweyhundert Jahten.
Denn das Kobgedicht Aber die Stadt Berga⸗
mo, welches Muratorletf) und andere ans Licht
geſtellt haben, und einige für ein Werk des ach⸗
ten Jahrhunderts halten, gehoͤrt ins zwälfte
Stahrhundert, wie wir gehörigen -Drtd darthun
werden. „Einige: zählen ‚auch den berühmten
Johannicius unter die Dichter dieſer Zeiten. Es
iſt uns aber kein Gedicht von ihm bekannt. Nach
der Lebensgeſchichte, die Agnellus von ihm hin⸗
tel het— me war er ein tugendhafter / und
nu | ſowohl
* Tom, 17 p. 4. *) T. 3. p. 464.
ese) T. 1. p. 132. etc, ,
» Confutazione’ d’ alcuni errori del Dottor Ber-
nardino Zannerti etc. Roveredo 1756.
+t) Script. Rer, Ital. Vol. 5.
Th Lib. Pontif. in Felice,
ze 78
wohl in ber gricchifchen als lateiniſchen
Sprache ſehr geuͤbter Mann. Dem Exarchen
heodorus fehlte es gegen das Jahr 679. an
mem geſchickten Sekretaͤr. Man empfahl ihm
ohannicius; und er verlangte ihn zu ſprechen.
zeym erſten Anblick hieit er ihn nicht für feinen
Nann; deun er war fehr Flein und ungeflab
et. Jedoch fiel es ihm ein, ſeins Fähigkeit u
erſuchen, und gab Ihm einen Brief, ben t
om Kaifer Konſtautinus Pogmatus erbalten
arte, zu leſen. Soll ich ihn griechiſch ober
ateiniſch vorleſen? fragte alsdenn Johannicius;
ind nachdem er denſelben geleſen hatte, uͤber⸗
etzte er ſogleich auch einen lateiniſchen Brief ins
riechiſche. Der Exarch wurde uͤber die damals |
d feltene Geſchicklichkeit ganz van Verwunds
ung entzuͤckt, und waͤhlte ihn zu feinem Gere
dr. Seine Briefe fanden bey’ Hof zu Konſtau—⸗
inopel fo vielen Beyfall, daß er nach einen
Berlauf von drey Jahren als kaiſerlicher Sekre
aͤr dahin berufen wurde. Hier ſtieg er bis m
ven erſten Ehrenſtellen. Endlich brurlaubte er
ich im Jahr 691 von Hof, und kehrte nach Ra⸗
senna zurück, um daſelbſt der Ruhe eines Prie
satlebeng zu genießen. Aber im Jahr 709, da
ver Kaiſer Juſtinian II durch ben Patricius
Theodorus die Stadt Ravenna pluͤndern, und
‚ie vornehmſten der Einwohner gu Konſtantino⸗
sel theils toͤdten, theils blenden ließ, tonrde er
nit # Biefen gefangen babin geführt, und hatte
Rus zwar
STR. 2 — > 77
war daB Gluͤck, wegen feiner fonberbaren Ver⸗
dienfte von der Strafe, bie über feine Mitge⸗
fangenen verhängt war, auggendrgmen zu mer
Den, wurde aber ald ein Gefangener daſelbſt
‚feftgefebt, bis er endlich als ein Mitſchuldiger
an ber Empoͤrung, die ſich im Jahr 711 unter
der Anführung feines Sohns Georglus zu Ra⸗
wenna ereignete, som Kaiſer Juſtinian II zum
Tode. verurtheilt wurde: Es mußte damals ein
Herold oͤffentlich durch bie Stadt ausrufen:
Jobannicius von Ravenna, Der beredte Mich»
ser, foll’'wie eine Maus eingemauert ſterbes,
‚weil er feindfslig wider den Anifer gehandelt
Hat. Die war das traurige Enbe des merk,
wuͤrdigen Wanne: Unter den Qualen · hat er
vbrgeſagt, der: Kariſer werde ber Tag nach fei⸗
mem Tode ſterben; welches auch wirklich geſche⸗
yhHen ſeyn ſoll. Wenigſtens iſt gewiß, daß er im
naͤmlichen Jahr ysı ſtarb. Alles dieſes erzählt
Agnellus, der von des Johannicius Tochter
Agnes im dritten Glied abſtammte. Es kann
alſo wohl ſeyn, daß dieſer hier und da etwas
zum Ruhm ſeines Anverwanttn hinzugedich
tet hat.
VIII. Wae die Geſwichn⸗ betrifft, ſo bat
ſich, einige wenige ausgenommen, die entweder
das Leben der: Heiligen oder Chroniken von Kid
ftern gefihrieben haben, und. im vorigen Kapitel
genannt worden find, Fein Italiener darin her⸗
vorgerhan; es ſey denn, def man einen triden⸗
Due" Tier Ä iniſcher
N N
Rn 2 m
iniſchen Gäriftfitiier zurden Italienern rechnen
uͤrfe. Dieſer war Secundus, Abt eines Klo⸗
ters zu Trient, der im Jahr 612 ſtarb, und
ine kurze Geſchlchte Ber Longobarden hinten⸗
ieß, *) weiche aber nicht mehr vorhanben if.
Die. lougobardiſche Koͤnigin Theodolinde gehaͤtte
ibn ſo hoch, daß fie ihn im Jahr 603 nach Mon⸗
va kommen ließ, sum ihsen Sohn zu tapfen.*®)
Einige feßen-auch ben amıgenannten Beograpben
von Xavenna in dieſes Zeitalter. Weit aber
mwahrfcheinlicher it, daß er in ber folgenden
Epoche gelebt habe, fü werde ich daſeldoſt von
ihm handeln. Ich eile nun von dem armen
Vorkathe der angenehmen Wiſſenſchaften zu bie
Philoſophie, Mathematik und Argnepfunbe; nicht
zwar in ber Hoffnung, bier reichern Stoff Air
Geſchichte anzutreffen, ſondern aus Begierde,
burch- die Veraͤnderung der Gegenſande nid
tufjumuniern
Das Biere Kapitel, -
Pbilofapbie, motbemait, Kesepuifnfof
I. SYsaleid die Veredſamteit, Dichtkunſt und
Geſchichte unter ber Regierung der
Eongobarten. ſaſt ga ganz vergeſſen waren, ſo fine
det
*) Paul. Diac. Hif. Longoh, in. 3 e. a
Lib. 4. 0.42.
**) Idem Lib. 4. © 28.
‘ 0
”.-ı.
[2 —
\ >» Ran.
ur.
„dt fich doch aoch einer ober der · audere, ber fich
‚einigermaßen darin übte, und wenigſtens fo viel
«wirkte, daß der Name berfelben nicht verloren
gieng. - Aber von ber Phitofdpbie ſcheint fogar
‚der Rame unbekannt geweſen zu ſeyn. Nicht
‚die geringfle Spur eines Philoſophen laͤßt ſich
in dieſem Zeitalter entdecken. Brucker iſt ber
WMeynung,: die Philoſophie habe ſich damals in
die Kloͤſter geflüchtet ;*) weiches in · ſo Fern wahr
iſt, weil die Bücher von des Philoſophie der Al
‚gen in dem Kloͤſtern erhalten, und. durch Ab⸗
ſchriften vervielfälsiges worden find. : Oeun ob
‚gleich Die Moͤnche fie nicht ſonderbar benutzten,
ſo wurden doch Hierdurch - die - philofopfffchen
Kenntniſſe der Alten von dem Unsergange ge⸗
rettet.
II. Einige thuu Meldung von einem ge⸗
wiſſen Fortunatus von Vercelli, und nennen
ihn den Philoſophen der Congobarden. **)
Aber von ihm haben wir nichts als das Leben
bes h. Margelud, Biſchoffs zu Paris, welches
ihm noch von vielen abgefprochen wird. So
Hatte er auch nichts mit den Longobarden gu
fchaften.. Denn fo viel.man aus alten Urkun⸗
den von.ihm weiß, fo lebte.er. in Italien, che
es unter die Hertſchaft ber Eongobarden- fiel,
und
*) Hin. Phil. Vol. 3. p. 56909.
**) Martyrolog. Ufuardi editum a Jo. Munersto
‚an. 1490. ad diem ı8 Jun. .
nd, enbhgfe fein Leben in entteich 8 Ich
abe mit wenigen Worten alles geſagt, mad zu:
er Phubſophie Im dieſem Zeitalter gehoͤt. Es
ird mich freuen⸗ wenn mich jemand mit einem
zerzeichniß anſehnlichet Philoſophen uͤberjengen
an, daß ich die Altertbuͤmer diefer Zeiten nicht·
inreichend unterſucht habe. 3
III. Bon matbematiſchen Renntniſſen die⸗
s Zeitalters iſt kein Dentmal ——
ls die Nachricht von einer mechaniſchen Befinsi
ung. Ja einem Briefe, ben Paulus I an Pie:
inus, Konig von Srankreich , fchreibt‘, geſchle⸗
et Meldung von einer Nachtubr, bie derge'
agte Pabſt dem Könige als ein Geſchenk über!
chickte. Direximus etiam Excellentiae veſtrae
t librog „. »..,nec non et horologium noffur-'
um. **). Wie aber dieſe Nachtuhr befchaffen:
var, iſt gänzlich. unbefannt. . Bisher wußte!
nan in Jtalien nur von Sonnen» und Waſſer⸗
!
‚ren. Von der erfien Art Fonnte -man des |
Rachtd gar feinen, von der andern aber: nur
nit Hülfe eines Lichts einigen Gebrauch ma⸗
hen. Eine Uhr, welche nur, die Stunden dev
Pacht zu zeigen, gemacht war, war eine. gang‘
eue - Erfindung,. von der wir ‚feinen Begriff
haben. Du Gange muthmaßt, ***) «8 (ep
eine
*) Ada ss. Antveip. ad diem 18; Jan. Hifl. Litter.
de ja France T. 3. p- 298.
*#') Cenni Codex Carolin, Vol. 1. p. 148.
**r) Gloffar. Med, et Inf.Latin. ad voc, horologium,
>
. 578 1
eine: Uhr mit einem Triebwerk von Rädern, und
mit einer Glocke getvefen, wie wir fie Ist Haben.
Warum follte fie aber der Pabft eine Nachtubr
nennen, ba fie chen ſowohl bey Tage dienen
konute? Aus der ndmlichen Urſache ſcheint es
- ach Feine folche Wufferubr geweſen zu fen, ale
im Jahr 807 Aaron, König von Perfien, Karkı
dem großen ſchenkte. In diefer befanden ſich
. 12 ileine Kugeln von Erz, von denen alle Stun⸗
den eine auf ein daruntergeſetztes lautendes In⸗
feument herabfiel, und durch ben erregten
Schall die Stunde anzeigte. Neben dem war
fie noch mit zwoͤlf kleinen Bildſaͤulen geruͤſteter
Ritter geziert, deren jeder zu ſeiner Stunde
burch ſein eigenes Fenſter hervorkam, und baſ⸗
ſelbe sufchlo. War es aber nur eine gemeine
mit einem Nachtlicht verfehene Waſſeruhr, mie
. ber Herr Cenni glaubt, fo war fie nichts rares,
und unwuͤrdig, dem König von Frankreich ges
ſchenkt zu werden. Man kann alfo wirklich nicht
errathen, wie biefe Nachtuhr befchoffen mar.
Im folgenden Buch werben mie ſehen, daß
ein gewiſſer Parificus, Archidiaconus zu Vero⸗
na, auch eine Nachtuhr erfand, deren San uns
edenfale unbekannt if.
x
.
⏑—
ze m
¶Das fünfte Kapitel,
Die Reihtsgelebrfamtein n
Woern die Geſchichte der Rechtsgelehtfam⸗
keit ſich nur mit Nachrichten von der
echtsgelehtten Leben und Schriften beſchaͤff⸗
zte, fo wuͤrde ich In diefem Kapitel nur wenige
zorte zü fagen haben. Denn es Ift in dieſem
italter fein Rechtsgelehrter bekannt, ber neh
irch Schriften vor andern ausgezeichnet "habe!
zeit es fich aber auch gebührt, die Veraͤnde⸗
ingen, welchen die ältern Gefege unterworfen’
mwefen, wann und vön wen die neuern gege⸗
m und eingeführt worden find, und nie weit
d ihre Kraft erftreckie, zu erzählen, fo giebt
18 Der vorhabende Zeitraum viel wichtiges zu
aterfuchen an die Hand. Aber Duratori * y
id Karl Denina **) haben hierin fo fleißig
id einſichtsvoll vorgearbeitet, daß ich „meiner
flicht genug thue, wenn Ic) dasjenige, was
: davon gefchrieben haben, kurz faffe, und mie
ner oder der ‚andern Nachricht und Anmerkung
rmehre.
II. Aus bem, was in der vorigen Epoche
ı Kapitel von der Rechtsgelehrſamkeit geſagt
orden if, folget, daß Italien den roͤmiſchen
Geſetzen
) braef. ad. Vol. nP. 3, Script. Rer. Ical,. et An.
tig. Italic. Vol. 2. Difl. 22. |
) Delle Rivaluz, d'Italia T. 1. Lib, 7: €. 7.
—
4 J
— ‘
sr N u
Geſetzen unterworfen war, als bie Longobarbden
den größten Theil deſſelben unter ihre Herrſchaft
- brachten. Man konnte damals bie Einwohner
Itaqliens in drey Klaffen eintheilen, in griechiſch-
faiferliche und longobardiſche Unterthanen, und
in geborne Longobarden. Was bie erſten be
wifft, fo iſt nicht zu zweifeln, daß fie den al.
ferlichen oder roͤmiſchen Gefegen, fo wie fie von
Juſtinian geordnet und publicirt worden me
ren, und den neuen Verordnungen, welche bie
folgenden Kaiſer durch ihre Exarchen publiciren
| ließen, gehorcht haben. Unter vielen Beyfpie
len, wodurch diefes bewieſen wird, will id
nur dag Geſetze anführen, in welchem der Kai.
fer Mauritius verböt, ein Mönch zu werden,
ehe man, die vorgefchriebenen Jahre dem Kaifer
als Soldat gedient hätte. Dieß Gefeß wurde
vom Kaifer dem Erarchen Longinus, und durd
diefen dem Pabfte Gregorius zugeſchickt, damit
es in Stalien befannt gemacht. würde, und
Kraft haͤtte 2.
"I. Die Italiener, welche den Longobar⸗
ven unterworfen waren, konnten, ehe dieſe ſelbſt
ein geſchriebenes Geſetzbuch hatten, keinen an⸗
dern als den roͤmiſchen Geſetzen gehorchen; und
da jene von Autharich und andern Koͤnigen Ge
fege erhielten, wurde ihnen: die Freyheit ge
Iaffen, nach ihren gewöhnlichen Gefegen zu le⸗
ben. - Einen unvberwerflichen Beweis Hiervon
| ne finden
4) Baron. Annal, Ecclef. ad’ an. 592. |
\ ®
N
⸗
v EL > — => Ge ;:7 &
finden wir in den Geſetzen des Könige Luit-
prandus,“wo er befiehlt, daß ein Notarius die:
Vertraͤge, den Geſetzen ber Kontrahenten gemäß:
aufrichten. fol. De feribis, fagt er, hoc;
profpeximus, ut qui chartam fcripferine, five,
ad Legem Longobardorum ... five ad.
legem Romanorum , non aliter. faciant,. ni‘ -
uompdo :.in....ällis legibus continetur. *).
Solglich hatten die Italiener ımfer den Lougo⸗
barden entweder ihre eigenen Nichterfiühle und
Richter, ober die Nichter, welche beiden Native.
nen Recht ertheilten,. mußten iq, beider Ge⸗
wohnheiten und Geſetzen wohl. erfahren. ſeyn.
Es fehlte alfo,in Italien nicht an Rechtsgelehr⸗
ten, ob fis ung gleich weder durch eigene noch
durch anderer Schriften befannt geworben
find. _-Hebrigens erhellet noch. aus dem oben«
angeführten Gefege, daß .die noch übrigen.
gothiſchen Familien, welche. unter ihren Koͤni⸗
gen nach. ihren ‚eigenen Gewohnheiten und
Sefegen lebten, fich entweder mit der longo-
sardifchen Nation vereinbart, oder, nachdem ſie
son den Griechen überwunden worden waren,
‚erfelben- Gefegt angenommen haben mußten.
Das erſte if ſehr wahrſcheinlich, weil die Go⸗
hen in Sitten und Sprache viel aͤhnliches mit
. 7 Bo
2
) Lib. 6. e. 37 u
II. Band. 8 8»
| 582: aa = u
den Longobatden haften, - und bie Wunden,
die ſie von dem - Griechen empfangen, hatten,
noch zu frifh waren, als daß fie, da es ihnen
frey fand, derſelben Gefege den -Iongobarbi-
ſchen vorgdem. a
‚ IV. Die. Eongobarden hatten in dltern
Zeiten, wie die alten Deutfchen,, Feine gefchries
benen Sefege: Rothar war unter ihren Koͤni⸗
gen der erfle, ber mit dem Beyfall dee Großen
des Reihd, der Richter des Volks und Des
Kriegsheers, wie er fich ſelbſt in der Vorrede
feines Geſetzhuchs erflätt, ihre bon alten Zei⸗
ten bergebrachten Sitten und Gewohnheiten in
gefähriebene Gefege verwandelte, und fie im
Jahr 643 unter dem Namen eines Edikts gu
Pavia bekannt machte. Dieſes Geſetzbuch
wurde im Jahr 665 von Grimoaldus, 714 und
in andern Fahren von uitprandug ; 746 von
Rachis, und 754 von Ariftolph mit neuen Se
‚feßen vermehrt, beren ganze Sammlung der
gelehrte Muratori am beften ang Licht geftellt
hat. *) . Nichts bat je deutlicher bewieſen, daß
die Weispeit und Kunſt zu regieren: Feiner Theo⸗
vie. vieler Wiffenfchaften benoͤthigt fey, ale
bie Geſetze der Eongobarden, und ihre Art, bie
Gerechtigkeit zu verwalten. Ihrr Gefetze da
. ben: jene der Roͤmer an Billigkeit weit uͤbertrof⸗
| | fen.
°) Script. Rer, Ital. Vol, I. 2. | P
| —2 383
en. Dieſes zu beweiſen, willi ich nur anmer ⸗
en, daß ſie nicht mie die Roͤmer die Verbre⸗
ben und Gerichtshaͤndel unter gewiſſe Kapitel:
ind Ditel einſchraͤnkten, außer welchen es nicht
ugelaffen war, jemanden gerichtlich zn belangen,
der zu beſtrafen. a €8 konnte ſich alle bey dem
Römern leicht guffagen, daß offenbares Uns
recht. ungerochen, und ber zugefuͤgte Schade
unerſetzt blieb; welcher Unbilligkeit durch das
ſpaͤt hinzugekommene Edikt de dolo-malo vicht
ganz. abgeholfen worden iſt. Die Longobarden
hingegen banden ſich nicht an Titel und Woͤr⸗
ter..; „Sie: gingen. der Ungerechtigkeit und Ben
Betrug In’ biisgerlichen Haͤndeln geradewegs zu
Leibe; und bey perſoͤnlichen Verbrechen be⸗
firaften fie mehr die Bosheit des. Herzens, als
die aͤußerliche Handlung. Man hatte dem
Geſetze nicht genug gethan, wenn man den
Schaden erſetzte; man mußte noch uͤberdas
ſchwoͤren, daß die Beſchaͤdigung nicht aus
Haß geſchehen ſey. Haß und Feindſchaft un⸗
ter den Privatleuten auszurotten, geſtatteten
bie Beſetze dem Keleibigten Theile bie Hälfter
und oft noch mehr van der Geldbuße, (andere
Strafen waren fehe felten,) wozu der Schule
dige verurtheile war, damit hierdurch ber. Be⸗
leidigte verſoͤhnet wuͤrde, und mmane mit Rechte
bie Verſöͤhnung von ihm fordern koͤnute. Da⸗
be findet man in den Derorönungen ver lon⸗
ee > 4 DE ·
.
u
gubarbifche Könige fehe oft dieſe wichtigen
Worte: Mir Gaben dieſes fo verordnen mol.
ken, damit alle Zeindſeligten gehoben werde,
ad tollendam faydam. Es ſtehet mir nicht
zu, den innern Werth ber. iongobarbifchen Ge⸗
fetze bier welter zu unterſu Ich will nur
noch zur: Ehre der longobardiſchen Geſetzgeber
hinzuſetzen, was ber vortreffliche Geſchichtſchrei⸗
ber Carlo Denina anmerfts bie Voͤlker in Sy
rien, Aegypten und Griechenland feyn unte
ben Thronfolgern Aleranders des Großen, da
5 Künfte und Wiffenfchäften bläheten, nie glüd.
5 Kriegefunf verglichen werden 9
licher gerdefen, als Italien unter der Regierung
Ber Longobarden, und faſt ein jeber ber longo⸗
bardiſchen Könige koͤnne mit einem Seleucus
oͤder Ptolemaͤus in der Staatsllugheit und
„*
Das fe Kapitel, |
Die Thönen Könfe
* us bem, * was von ben ſchonen Wiſſen⸗
ſchaften geſagt worden iſt, laͤßt ſach
nicht viel Gutes von den ſchoͤnen Kuͤnſten in
dieſem Zeitalter erwarten. Denn neben den
langwierigen Drangſalen, welche ſchon vor der
vongobaadun Einfau Ralten verwůnet und ben
Kuͤn⸗
x7 ie
9 Bivohız. N Ti Ps 1. Lib. 7. e. 7.
Dt u 85
Künften Muth und Nahrung benonmien hatten,
‘waren auch die vornehmften Alterthuͤmer ber
Kunſt theils durch Feuer und Schwerdt, am
:meiften aber. durch den unerfättlichen Gel; ber
Brichen, entweder zu Grunde: gerichtet, oder
davon getraͤgen worden. Hierdurch hat ſich der
Waiſer Konſtans ſonderbar ausgezeichnet, und
Bey der Nachwelt verhaßt gemacht. Da er im
YET 663 zu Rom war, ließ er in ſtinem zwoͤlſ⸗
Kägigen Aufenthalte daſelbſt alte Alterthuͤmen
Sie von Erg waren, mit größtem Fleiß ſammeln
und fogar das Pantheon feine erzenen Zieget
womit ed gebecft war, entbloͤßen, um alles mit
Fich nad) Konftantinopel fortzufchleppen. *) Das
Naͤmliche that er zu Syrakuſa, wo er aber- im
Jahr 668 ermordet wurde. Dicht lange hernach
fielen alle dieſe geraubten Alterthuůmer, die noch
nicht von Syrakuſa nach Konſtantinopel über-
Stacht worden waren, In die Haͤnde ber Sara⸗
cenen, die ie. nach Alexandria davon trugen. *)
Es war alſo kein Wunder) daß in Ermange⸗
Ving vollkommener Meiſterſtuͤcke der Kunſt der
gute Beſchmack endlich, ganz verlosen oegan
wen ſey.
“+ IL Man tann nicht ſagen, daß die Tongo:
3 barbifchen Könige ibrerſeits etwas weſentliches
—Oo 3 zur
| * Paul. piae. Hif. Longob, 'Lib, 5. e. ui. Anaſ.
Billl. in vie 8. Vitalian.
*®) Paul. Diac. ibid; c. 1 3.
Fr
{
5866. > „>02.
gar Befoͤrderung der ſchoͤnen Kuͤnſte, beſonders
aber der Baukunſt, unterlaſſen haben. Es iſt
faſt keiner unter ihnen, ber ſeinen Namen nicht
durch praͤchtige Gebaͤude auf unſere Zeiten ge⸗
hracht babe: Pavia enthält viele Kirchen und
Eloͤger, die. won ber Großmuth und Freygehig⸗
deit ihrer Koͤnige Zeugen ſind. Die Kirche bes
H. Salvadore daſelbſt iſt vom Koͤnig Ariber⸗
tus I, das Kloſter zu ©, Agatha in Monte
von Bertaribdus, **) jened S. Maria di
Teobdota von, Runibertug, °P): und das Ric
ger zu S. Peler in Ciel b’oro bon Euitpean
Bus, +) bar prächtige Tempel bi S. Michele
, Maggiore von einem dieſer Könige, 1) uud zu
Monza die. Kirche des h. Johannes des Täufer,
x
—
gie einen koͤniglichen Palaſt, Hi) von der Kb
nigin Tbeedolinda errichtet worden. Ich wuͤr⸗
de nicht' fertig werden, mem. ich alle, die praͤch⸗
tigen Gebaͤnde, die theils ven den Koͤnigen,
theils von den Herzogen der Longobarden er⸗
zichtet worden find, nennen. wollte. Dieſe
Denkmaͤler dienen zum Beweis, daß fie die
Vgracht in Gebaͤuden liebten, und anſehnliche
Schate darauf verwendeten. Es ſcheint aber,
ald
" Murat, Annal. I’Italia ad an. 660,
€2) jdem ad an. 67% . ***) ad an. 700,
+) adan. 722, Hd ad an. 650.
tft) Paul, Diac, Lib. 4. 20,
| —E 387
ale ſeyn die meiſten Mauermeiſter, deren man.
ſich damals im Bauen bediente, aus der Ge⸗⸗
‚gend der Stadt Komo geweſen. . Denn in bei
Seſetzen, wo vom Bauch Meldung gefchieht,.
wird der. oberſte Mauermeiſter Magiſter Coma⸗
cinus genannt.) Nebrigens war die Bauart,
die ſchon ·unter den letzten decidentaliſchen Kat⸗
fern und unter den Gothen von ber einfachen
Majeſtaͤt ber. Alten ziemlich. abgewichen war,
unter den Longobarden noch viel fehlerhafter
geworben.” Der Mangel eines regelmaͤßigen
Plans, und des Verhaͤlmiſſes unter den Theb
len, und die uͤbelangebrachten Verzierungen be⸗
weiſen, baß damals der gute Geſchmack in bee
Baukunſt ganz und gar verloren gegangen war.
II. Das Rämliche läßt fi) von ber Bild»
hauerkunſt behaupten. - Zu Monza fichet man
noch) ‚einen Theil der koſtbaren Bildhauerarbeit,
womit die Königin Theobolinda den Tempel
Johannes bed Täufers ausgeziert, und in der
Kirche des 5. Michaels zu Paola und in andern
Städten Italiens finden ſich noch viele derglei⸗
chen Verzierungen, worin die Zeichnung und die
Ausfuͤhrung derfelben fo viel Unnatärliches und.
Fehlerhaftes «haben, daß fle mehr zum Lachen
als zur Verwunderung reigen. Jedoch wurden.
diefe Werke damals ald Wunder der Kunft anı - .
| Do4 geſe⸗
7) Leg. Longob. Lex. 144 et 145. Vol. 1. P. 2.
GSerigt. Rer. Ital.
588 ee
geſehen. :Anaftaflud, der Bibliothekar, erzählt
in feinen Lebensbeſchreibungen der Paͤbſte, die
I biefen Zeiten gelebt haben, ſehr weitläuftig
. und genau bie heiligen Gefäfe und die. Werke
der Bildhauerfimfi, mit welchen fie die von ih-
nen gebauten Kirchen bereicherten „: und rebe
Bavon wie von wunderbaren Kanftwerfen. Die
Lobfprüche muß man aber mit eben fo vieler Ein
fchränfung verfichen,. als jene, die den Selehr
ten dieſes Zeitalterd Yon den Zeitgenoſſen beyge⸗
legt werben. Denn gleichwie es damals ale et
was großes bewundert wurbe, Wenn jemand
mit einigem Geſchicke etwas nirberfchreiben konn⸗
te; alfo war auch ein jedes glänzendes Bild
bauerwert ein Wunder der Geſchicuchleit.
IV. Eben fo verhielt ſichs mit der Ma⸗
lerkunf. Wenn wir einer faſt allgemeinen
‚Meynung ohne weitere Unterſuchung beypflich⸗
ten wollten, fo müßten wir befennen, daß bie
Malerkunſt nach. bem Einfall der fogenannten
barbariſchen Völker in Stalien ganz und gar
‚ verloren gegangen, und er im dreyzehnten
Jahrhundert durch ben berühmten Cimabue
wieder aufgeblühet fey. Zwey -vortrefflice
Schriftſteller, welche mit ihren gelehrten Schrife
. sen die Ehre der Italienifchen Nation auf vieler
ley Weife vermehrt haben, nämlich Maffei und
Muxateri, ſind die erſten geweſen, dieſes allge⸗
meine
Zunft in Palien mie fo ganz zu Grunde gegan.
‚gen ſey, dag man nicht auch In den dunletſten
Zeiten gemalt haͤbe. Aber derserfte hat fich im
anf fein Vaterland eingeſchraͤnkt, und bewieſen,
‚bofl.fich dafelbft Walerchen finde, die wiekätee _
find als jene des Eimabit.”) Der zweyte hat
nur einige Beyſpiele von Gemälden qus dem
-Harbarifihen Zeiten angefuͤhrt. 8) . Ich will
mic bemühen, mehrere Beyſpiele vorzubringen,
"Damit basfenige, was die zwey berühmten. Ge⸗
‚Ichrten von einen einen Theil Italiens betots«
„meind Voruspaikimdt anverwerflichen Gruͤnden
zu beftreiten „und;stı beweiſen, "Daß die Malet⸗
⸗
ſen hahen, Iu einer allgemeinen Wahr⸗
heit werde.
1
, V. Daß .es unter der Regierung der Se’
ben ‚in Italien weder an Gemaͤlden, noch ag
moſaiſchen Arbeiten, welche eine Art von Pig
lerey find, gefehlt habe, if in ber vorigen
Epoche bewieſen worden. Das Naͤmliche farn
man von den Zeiten der Longobarden behaup⸗
tm: Anaſtaſius, der_Bibliothefar, erzähle
von einer. großen Menge mofaifcher. Kunſtwer⸗
fe, mit welchen die Kirchen und andere zum.
Gottesdienſt gehörige Gebäude: zu Kom, als
9 | Des 0. be
*). Verona ällufr, P.3.c. 6. | ..
**) Antiquit. Ital. Vol. 2. Dil. 24, _-
:590 — —
vda ſind die KRirche ber h. Ugnes iu Bin Freuen
Sana von Syonveins I, *) bie natifanifck
Kirche von Scwerinus, ) jene des 5. Gefvatır
won Gergins, ***) ausgezert werben fin.
So haben auch nach dem Zengniß dieſes Se⸗
ſchichtſchreibers die übte, Johannes VII ses
Achiedene Kirchen zu Rom, beſonders Die fege-
-nannte.Antica della Madre di Dio,***9) eb
Gregorius III )die Kirchen ber HD. Chry
gſegonus, Kallikus, ber Inugfran Baria ik
Aquiro, Zacherias, 1) Paulus 1 11) und Dabrie
aus I tt) verſchiedene andere Gotteshäufr
mit mofaljcher Arbeit und Malereyen verfchd
at. Der Pabſt Zacherias IB fagar im late
zanifhen Palafl die ganze Welt- geographiſch
abfchildern, worunter er einige von ihm gedich⸗
tete Verſe ſetzte. 1) Wir find alſo den Paͤb.
Men für die Erpaktung der Malerlunſt dlelen
Dank ſchuldig.
VI. Eie find aber nicht die einjigen, di ,
Bit Lob verdienen. Auch in vielen andern
| Gegen⸗
4) Bari Rer, Ital. Vol. 3. P. 1. p- 136.
en. u
wen) id. p. 156. #*##) ibid. p. 152
wre) jbid. p. 159, 1) ibid. p. 163, 164.
tr) äbid. p. 173. " FID ibld. p. 189.
je 111 7'779 2 c.
sg
Gegenbin Italiens hat bie Malerkunfe biebha⸗
ber und Befoͤrderer gefunden. In Idhannes
des Diatonus Lebensbeſchrelbungen der Bi⸗
ſchffe gu Neapel wird son Malereyen Melduns
getban, womit ber Bifcheff Johannes im Aw
fange des ·ſtebenten Jahrhunderts das ſogenann⸗
te Configuntoriom, oder den-Saal, wo-bie
Neugetauften Die Sirmung ewpfiengen, @udgd
ſchmuͤckt hatte.) Im naͤmlichen Jahrhundert
ließ zu Ravenna der dafige Biſchoff Reparatus
fich und feine Vorfahren abmalen, und ſetzte
nnter jedes Bild zwey Verſe.) Und im fob⸗
genden Jahrhundert wurde von Poto, dem eilf⸗⸗
sen Abe zu Monte Caſino, eine Kirche, weiche
er daſelbſt dem Erzengel Michael gu Ehren er⸗
bauet hatte, mit vortrefflichen Malereyen und
darunter geſchriebenen Verſen verfhönert, wo
von einige, Leo Marſicanus, ber bleſes ech.
sähe, =). in feiner Chronif aufbehalten Hat
Endlich wird auch noch. in der alten Chronik bed
- Klofter$ Sublacum erzaͤhlt, ) der bafige Abt
Stepbanus habe zu des Pabſts Johannes VII
Seiten, gegen das Jahr 706, bie Kirche ſeines J
eig bemalen laſen.
vu.
9 Sertpe.R Rer. Ital. Vol. ı. P. 2. p. 301.
**) Agnellus in vit. Pontif, Revenn.
. *e®) Chronic..Monafl. Caſi. Lib. &. € 10,
D Script. Rer. Ical, Vol. 24: p- 930,
”
1 u =
"VIE Man darf fich aber nicht einbilden
als ſey bie Malerkunſt nur in den Ländern, di.
griechiſcher Herrichaft unterworfen waren, vi
leicht nur von geiechifchen Meiſtern betrieben
worden. Deun auch in dem Neiche. ber kon
gobarben bat man fich im diefer Runft geübt,
Die Königin Theodolinda lieg in ihrem Palafı
pen fe zu Monza errichtet hatte, die kriege⸗
riſchen Thaten ihrer Longobarden abmalen.
Paulus Diaconus erzählt, er habe ſelbſt aus
dleſen Malereyen gelernt, wie die Longobar⸗
Ben in den erſten Zeiten gekleidet waren.
Der ungenannte Geſchichtſchreiber von Sa—⸗
Jerno meldet von einem Bilde des Arigiſus,
Herzogs von Benevento, welches im Jahr 787
in einer Kirche zu Kapua Karl dem großen
gezeigt wurde. Es mag nun dieſem fabel
haften Schriftſteller vom zehnten Jahrhundert
zu trauen ſeyn, ober nicht, fa iſt es doch
nicht wahrſcheinlich, daß er dieſes erjaͤhlt
haben wuͤrde, wenn man zu ſeiner Zeit ge⸗
glaubt haͤtte, die Malerey ſey unter den
Longobarden unhekannt geweſen. Go war
"auch im Choͤr der Kirche des h. Ambroſius zu
Dieiland ein Gemälde, welches ‚die Weihbl⸗
fchöffe diefer erzbiſchoͤfflichen Kirche im der
Ordnung vorftellte, fie fie in den Provinzial
verfammlungen zu fißen pflegten. Der gelchrte
Graf Giorgio Sielini, | ber dieſis erzaͤhlt, be⸗
hauptet
7
- Am
—-—— Zen
.. Ic u mo m
7
— er | 393
Hauptet mit guten Grunden, es ſey ein Werk
om Ende des ſiebenten Jahrhunderts. Man
kunn alſo nicht zweifeln, daß die Malerkunſt
än dieſem Zeitalter, ſowohl unter den Longobar«
den als in den übrigen: Theilen Aauens,
ablich war.
VIII⸗ "Diejenigen, weiche behaupten, sie.
Sraferfunft fey von den Stalienern nad) : dent
Einfall: der barbariſchen Nationen ganz und gar .
vernachlaͤßigt worden, geben vor, die Male
reyen, welche in diefem-Zeitalter etion zu Stan« , .
de gefommen find, fern Werke griechifcher Mei⸗
fer. Der einzige Beweis, den fie‘ vorbrin⸗
gen koͤnnen, iſt eine Stelle des Leo Marficanus
oder Oſtienſis aus ſeiner Chronik von Monte
Caſino. Ich werde aber im eilften Jahrhun⸗
dert, wo der vornehmſte Standpunkt iſt den
angefochtenen Satz zu beweiſen, deutlich dar⸗
thun, daß dieſe Stelle garkeine Beziehung. auf
die Malerkunſt hat. Hier haben wir unſer Au⸗
genmerk nur auf die Malereyen, die wir wirk⸗
lich in dieſem Zeitalter finden, zu richten. Wel⸗
cher Zeitgenoß verſichert uns, daß ſie Werke
griechiſcher Haͤnde ſind? So lang es an einem
glaubwuͤrdigen Zeugniß fehlt, das Gegentheil
zu beweiſen, werden die Italiener immer das
Recht haben, die oben erwaͤhnten Gemaͤlde
Kuͤnſtlern ihrer Natjon zuzueignen. Es iſt
nit mobrfiheinli, deß in den betruͤbten Zei⸗
Pr ten,
| 1 ee 22
sen, die nach dem.Einfall der Gothen und Bon:
gebärben, beſonders aber feit der Xegierung
bdes gothiſchen Königs Theodatus, erfolgt find,
ſich griechifehe Maler in Italien aufgehalten ba-
- Ken; und wenns auch geſchehn wäre, fo würde
daher nicht folgen, daß «8 ganz und gar an
italienifchen Malern fehlte. Was das Mei
der Longobarden, welche faft beftäubig bie Waf⸗
fen wider bie Griechen In Händen hatten, ins
Befondere betrifft, fo war ihre Berbitterung
wider die Griechen zu groß, als daß men glaüs
Ben koͤnne, fie haben Künftler aus Griechenland
* berufen, ober biefe haben «8 gewagt, einigen
Ä Gewinn unter Ihnen zu fügen.
| Verzeichniß J
der beten Auflagen der gelehrten Bet,
De in dieſem Bande vortoumen. |
ESammiungen.
Arte Iatinae linguae cum notis Dionyt
Gothofredi. Genevae. 1603. in 4. on
— editi ab Elia Putfchio. Hanoviae. 1605.4: .
Antiqui rhetores latini editi a Franc. Pitboeo.
Parifiis. 1599. 4. N
Panegyrici- veteres. 1482. fol. |
— um: notis Chritoph, Cellaril: Halae....
- 1703.98
— additis nomismatibus, ac notis et inter⸗
pretatione Italoz Laurentii Patarol. Vene-
tiis. 1708. 8.— |
— cum interpretatione ac notis Jacobi de Po
Baune ad uſum Delphini.-Parif. 1676. 4.
Medicae artis principes- Parif. Henric. Stepha-
nu 15 67. fol. ur
Veteres de.re militari feripteres quotquot ex ⸗
tant, cum variorı notis. ‚Vefallae Cliviorum.
1670: 8. |
Auctores finium regundorum, cum Nicol. Rie
zaltii obfervationibus. Parifiis: 1614. 4.
Dionyfii Alexandriui et Pomponii Melae Situs
‚orbis defcriptio', Aethici Cosmographia, So-
lini polyhiftor. ete. cum variorum notis. Ge-
nevae. Henr. Stephanus 1517. .
Vetera Romanorum itinereria cum varior, no-
tis, editore.Petro Weilelingio, ‚Amitelodami,
1735. 4 Hier
596 ee
. Hiftoriae Ronmnae fcriptores. lafini et graeci
a Frid. Sylburgio editi Francofarti. 1588. fol.
vol. :
Hiftoriae Romanze fcriptores varii, notis illu-
ftrati aCarolo Henrico de Klettemberg. Hei-
“ delbergae. 1743: fol. 3 vol.
Hiftoriae Auguftae fcriptores fex, Spartianus,
Xapitolinus, Lampridius, Vulcatius, Tre-
ars, Ba Vopifeos. Mediolani. _ Lavagnia.
475- fol.
— Aldus: 1517. 8-
— cum notis Claudii Salmafi et Ifac..Cafau-
"Boni. Parif: 3620. fol.
— cum Salmafii, Cafauboni et Jani Gruteri
notis. Lugduni Batav. 1671. 8. vol. 2
Bibliotheca maxima veterum . patrum et alio-
rom ſcriptorum ecclehiafticorum. Lugduni.
. 1677. fol. ‘vol. 27.
Vetera analecta, five collectio veterum aliquot
operum edita jo. Mabillon. Parifiis. ı 723. fol.
Spieilegium veterum aliquot: fcriptorum. edit.
a Luca Dacherio etc. Parilis. . 1723. fol.
‚vol, 3.
Veterum (criptoram et monumentorum amplil-
ſima colleio, edita ab Edmundo Martene
. et Urfino Durand. Parifiis. 1724. fol. vol. g.
Stephani Baluzii Mifcellanea. Parifiis. 1678.
-8, vol.7 3
Eadern. ausiora, opera Jo Dominici Maxfi,
. Lucae. 1761. fol./4 vol. : .
Leyferi Polycarpi Hiforia poetatum et poema-
tum medii aevi. Halae. Magdeburg. 1721. $.
Rerum Italic. fcriptores ab anno aerae chr. 500
ad ı500 a L. A. Muratorio et fociis Palati-
‚nis editi. Mediolani. 1725. ‚fol. Vol. 28.
Hiftoria principum Longobatdorum a Camillo
Pere-
| were | IR
' Peregrino edite, cum: notig, ‚differtationi«
- bus etc. ‚Francifei. Mariae 'Prätilli. : Neapoli,
.. 12749. 4 vol. - 7
Eiinzelne Ausgaben. .... - -
Aeliani..de. natura animalium Libri XVII. cum
- ai dver-Conn Gesneri etc. Londini. 1744.
4. ‚vol, % Rx FL ut Er ”
em Hiftorine varine graece et. Istine cum-no-
tis varior. LugduniBatav. 17085. .
nn. Taedem cum notis variorıma edit. ab Abr.
. .Gronovio. Amftelodami. 3934. 4. voh2.- -
Ambrofii Epife. Mediol. oper& Mediolani.
.. 1488. . ·i 4J ae Fa EN
* —X Amerbachio.edita Baſilene. 1402.:
fol. vol. 0:2 el irn ne
— Eadem primum per Defiderium Eraumem,
deinde per Sigismundum Gelenium, aliosqug,
denique per Joannem: Coiterium emendata.
Bafilese. ; Officin, Froben.. 1555. fol. vol. 3.
m Tadem a,Felice Peretto de ‚Monte -alto
‚(goften Sixto V.) edita Romae. 1580.etc. fol,
Vol. 9. ER DE EN .. Ber et on
au Kader eura monachorem Üangreg, S-
Mauri. Parifiis. Coignard. 1686 fol.. VoL2.-
Ammiani Marcellini Hiforia a Libro.XIV. ad
Lib. XXVI. Bomae. 1474. fol. ..... :
Eadem additis Libr. XXVI-XXXI. edi-
ta a Mariangelo Accurfio. Auguftae. 1533.fol.
um. Eadem cum notis Henrici Valelli etc. Pe
riſiis. 168: fa 5 0.20 J—
u Eadem cum Frider. Iindenbrogi et Vale»
fiorum annotationibus, recoguita a Jac:Gro-
novio. Lugd. Batav. van der Aa. 1693. fol.
unim üderfegt inis Italieniſche von Remigio Fio-
rentino. Venezia, Gioſito. 1450. 8.
H.Band. Br Ara
1
. B . . .
* ‘
4— ..-
21
Aratoris Snhdiaroni Aus Aox. Petri et Pauli
„Libri duo. Mediolani. 1469. 8. .
— lidem cum Comment. ArrikBarkofae, Sal
manticae. 1516,
— lidem. Bafileäe. 1557...
Arnebii Afti difputationum® siverfus es
. Libri vH. ‚editi'a Faufto. Sabaeo 57
1542. fo
„1592. el recogniti. et aucti ex Bibliotheca
Theodori Canteri.cum.ejusdem notis. Ant-
. verpiae. Plantin. 1582. &
—r. Iidem cum notis Variorum. Luga. Batav.
„ Maire. i65..4, .
‘ Afconii Pediani expofi itio in orationes Ciceronis,
‚ :Venetib, Aldus. 1522. 8. \
Avieni Rufi Fefti opera quae extant j edita. a Pe-
„tra Melian. Matriti. 1634. 4.
Aviani Flavii Fabulae, cum. notis Neveleti et
. Barthii, et Cannegieteri differtatione de aeta-
te et ftilo Aviani. Amitelodami. 173. 8.
— Teberfegt von Giangriſoſtomo ‚Trömbelli,
. Can. Reg. del Salvatore. Venezia, 1735. $
nd von Ang. Mar. Ricei. Fitenze. 1736. 8.
— Mail finder, fie auch bey bed Phaͤdrus Ze
beln gedruckt.
AureliiMarci Imp. de rebus fois Libri XI, grae-
ce.et latine.cum Comment. Gatakeri. Acee-
- ‚dunt Andre Dacerii annotationes etc, "Los-
. . ‚dini. 3707:
— neberfet ins Jealieniſche vom Rarh. Fra»
cefco Barberini. Roma.' 1664. 8:
Boetii Anicii. Manlii Torquati. Severin; 0
omnia. Baſileae. Henricpetri. 15 370 fol
— Ejusdem. de confolatione hilofophise
: Libri V. cum expofitione B, Thamae-et ver-
fione germaniga. Nuremborgie. 1413. Lie
d
ee 590
— Tidem cum eiusdem espofiione, ibid,
1476. fol.
— lidem: cym notis var. Logduni Batav.
1671: 8. : |
— Udem cum interpret. et notis peiri Callyi
“ad ufum Delphini. Parifis. 1680. 4.
Lalpurnü Titi Sieuli; et Nemeliani M. Aurelif
Olympii earmina. v. Poetae minores et rel,
‚Yenatitae Scriptores. F
Capitolinus. v. Hiſt. Auguflae Seeiptores. nn
Cafliodori Magni Aurelii Senaforis opera omnis,
ex editione Jo. Garetii | ongr. 8. AMæuri. Ro-
tomagi 1679. fol. 2 vol.
eu CLomplexiones in Ela. Apok. in Ab et
Apocalypũn. Florentiae. 1721. 8.
Celfi A. Cornelii de re medica Lib. ‚VI, Fioen
tiae. 1478. fol.‘
— Jidem. Venetiis, Aldus, 1528. 8. "
— Jidem cum Comment. Guillelmi Pantinl,
Batileae. Oporinus. 1552.
— Iidem.ex editione. Joannis Antonidae van
der Linden. Lügdubi Batav. 1657. 12.
—— Jidem cum. notis Rob. Conftantini, Ifaacl
Cafauboni etc. cura et ſtudio Theod. Jenfonit:
ab eben. Amitelod.: Wolters. 1713. 8-
— Tidem cum Sereni, Samonici libro de medi-
cina, et Epiftolis Jo. Baptiftae Morgegni. Pa-
tavii. Cominus. 1750. 8. Vol. 2
— neberſetzt ind Italieniſche vom Herrn Abats
Cuhuiari. Venezia. 1747. 8. vol. 2.
Cenſorini de die natali Liber. ‚Venetiis. Aldus.
..1528. 8 -
— Idem cum Her. Lindenbrogüi notis, Lug-
duni Batav. 1642. 8.
— Idem cum ejusdem & aliorum. notis ex
* Bu 2 recen·
U
recenfione Sigeberti' Havercampi: Lugdut
Batav. 1743: 8.
Claudiahi Carmina. Vicentiae. ‘1482. fol..
— Eadem. Venetiis. Aldus. 1523. 8.
u Eadem cum Nic. Heinfii notis. Lugdmi
Batav. 1641. 12.
— 'Eadem cum notis variorum. Amftelode
’ mi. 1659: 8. -
— Eadem cum 1 Comment; Gaillelmi 1
nis ad ufum Delphini, Parifiis.. 1677. 7
— Le Poefie diClaudiano tradotte da Nicco
- lo Beregani. Venezia. 1716. 8. vol.2.-
Columella. v. Scriptores rei Ruflicae. .
— eberfeßt vort Pietro‘ Laurö Modoneß.
Venezia. 1554. 8.
Curtli Q. Rufi de rebus gefis Alexandri M.
Libri novem. Venetiis. Vendelinus de Spira.
Sine anno. fol. .
sonen" Florentige. Junte. 1517.8
Venetiis. Aldus: 1520.85.
— cum Matthaei' Raderi S:]. Comment. Co-
loniae. 1628. fol. 2
— cum Mich, Tellerii 8. J. Comment . i of
Delphini.” Parifiis. 1678. 8.
— cum Cotfitnent. —*2— Ai, Freins-
hemii Sdpplemento etc. Ultrajekti: 1685. $
— cim eruditorum viroruin notis, differt=
tionibus ete. editore Hent. Snakemburg,
Delphis. Luchtimans. 1724. 4
— leberfet ind Italieniſche don Pietro Car-
- dido Decembrio. Firenze. 1488: fol. und von
TommafoPorcacchi. Venezia.Giolito.1558.4
Damafi opera omnia cum notis, differtation
bus &c. Romae. 1754. fol.
Donati. v. Aufores lat. Li Linguae -
Enno-
| I 6
Eanodü nen Felicis opera, ex editione Andr,
Schotti Tornaci. 16120. 8.
— Baden“ auctiora .et emendatiora ex edit.
Jacobi Sirmondi S. J. Parifiis. 1011. 8.
Eutropii Brevissitim Romanae Hiftoriae. Romae.
14
nn Baßlene, Frobenius. 1532. fol.
— cum notis Tanaquillt Fabri Salmari
1667: 8. E
— cum notis Annae Tanaquilſi Fabri Allan,
° in uſum Delphini. Pärifiis. 16683. . —
— cum VA orum notis, editore Sigeberto
Havercampo. Lugdoni Batav. 1729. 8
— cum Variorum a editore Henfico Ver-
Br ibidem. 1762.
— —— Ueberfegt ins Sraiipge, ” weni
44. 8.
* Adlorrs lät. Lingnac.
Firmici Julii Materni Marheftos, fen Afrono-
micorum Libri. VL Venetils; Bevilscgun
1497: fol. —
— "Bafilese, Bervagins. 1558: fol. J
— Liber: de errore proplkanarum 2*
Argentorati. 1562. 8.
— Idem Bafıleae. Frobenfüus, 1603. 8.
Flori L. Annaei Epitome de eſtie
Pariſiis. (Circa 1470.) \
— Romae. Sweynheim et Pannarz.4472- fl
— Vernetiis. Aldus. 1521. 8.
— cum notis If. Pontani. Amſt. 1637. 16
— cunm Varior. notis. Franequerae. 1690, 4.
— enm notis Annae Tanaguilli Fabri Alien '
sd ufam Delphini. Parifiis. 1674. 4. .
— cam variorum Nnotis - editore Laurentio
Begero, ad: ufum Principis Brundenburgiel,
Coloniae Macchiae. 1704. fol, _
2 Pr 3 — cum
—
— cum variorum notis editore Andrea Da-
kero. Lugduni Batav. 1744. 8.
— Ueberſetzt ind Sttalienifche von Giovanıi
Domenico Tarfia. Venezia. 1547. 8. und vos
Santi Conti. Roma. 1634. 12.
Frontini Sex. Julii de aquaeduffibus urbis Rome.
Libri duo, Florentiae. 1513. 8. _
— COM annotationibus Joannis Noleni. Ba
tavii. 1722. 4.
— Strata Mnaticon Libri IV. com notis
Samuelis Tennullii. Lugduni, Batav. 1675. 12.
— lidem cum variorun: notis, editore Frar-
. eifco Öudendorpio, ibid. Luchtmans. 1735.8
— gliftratagemmi militari. Venezia. 1574.4
mu de limitibus agrarum. v. Scriptores ro
agrariae.
Gellit Auli noctes atticae. Romae, Sweynhein
et Pannarz. 1469: fol. - ,
— Venetis. Jenfon. 1472: fol.
— Florentiae. Junta. 1513. 8.
— Venetiis. Aldus. 1515, 8. .
— cum: notis variorum. laigduni Batar.
1666. 8.
— cum notis Jacobi Prouft ad ufum Delphini.
Parifiis. 1681. 4.
— eunm notis Joannis Frider. et Jacobi Gro-
novr et aliorum. Lugduni Batav. 1706.-4
Germanici Caefaris opera quae extant graeca et
latına ‘Cum variorum 'notis, editöre Joanne
Conrado Schwarz. Coburgi. 1715. 8.
$. Gregorii magni Rom. Pont. opera. Parifiis.
1518. fol.
— Kadem Bafileae. Frobenfos. 1561. fol.
— Baden a Fetro Tuflisnenä editae. Romae.
‚1588. voL6, fol.
| Eaden
‘
ee - 9
4 Padem es edit, Monach. ‚Congr. S. Maurf.
Parifiis. 1705. Nol.4. fol, -
u ] Moralifopra Giob, tradotti da Zanobi da.
' ‚Strata: Firenze: 1481. vold. fo ..
— Die nämliche Heberfegung au Rom gedruckt.
1714. 4völ’4..
Jofini ex Trogo Pompejo Hiftotiaei Venelis,
Jenfon. 1470. fol:
— Romae. Udalric. Gallus. (Circa ——
bpbpidem. Sweynheim et eannart, 147
um Venetiis: Aldus. 1522. 8
— cum notis- Jofephi Cantelii $.). ad afm
. »Delphint. Perifis. 1677. 4.
— cam;notis var. Londini. ‚Horton. 1068 8.
m Oxontij. Thestr: Sheldon. 17 Thon “
— cum variorum notis, editore homa Hear-
- be. Lugduni Batav. 1719. 8.
— u etzt ins tatienifche von, Tommiafo |
- Porcacchi. Venezia. Giolito. 1465: 4.
— ins Franßiſch⸗ vom Abt —* barit
1737. 12. vol.2.
Jovenalis.et Perfi Satyrae. Rosias: Udalr. —2
lus. ( Sine anno.) 4. *85
nie Venetiit. Aldus. 15018. DE u
u Florentiae. Junta. 1513.
— cum Th. Farnabii annotat. "Amfelodem,
⁊ Janfönias! 1642. 12. |
— Parifiis Typograph. Reg. 1634. fol.
cum interpret. et notis Lu& Prataei’ad
aſum Delphiti. Parifiis. 1684. 8.
no cum notis varioram. Amitelod. 1684. 8-
— cum notis variarum editöre, 1erico Ca-
(faubong. Lugduni Batav..
— gum.interptekat. et notis * iomerg PA
Rothomagi. 1697. 12.
— pariſus. 1247, 12- | |
— Birminghamine. 1701. 4. ,
| .9p4 ‚Le
A.’ GE „>
un Le Satire di Giovenale tradotte da Gor-
gio Sommariva, Trevigi. 1480. fol. -
— Le Satire di Giovenale e di Perßo tr»
doue * Conte Cammillo Silveſtri. Padova.
— MRcar ſegt ins Franzoͤſiſche vom p. Tarteron
Jefuite, Parif. ı
—— L. Coelii Infitutionem - divinarum li⸗
bri. in Monxſterio Sublacenfi. 1465. fol.
—— Romae, Sweynheim et Pannsez: 1468. fol
— Florentiae, Junta. 1513. 8.
— Venetüũs. Aldus. 1515.8.
— Opera quae extant cam notis variorum.
Lugduni Bat. 1660. 8.
— cum- Gomment. Tlomae Spark. Oxoni.
Theatr.Sheldon. 1684. 8,
— cum variorum notis, editore Joan. Lodul-
pho Bunemann. Lipfis. 1739.
>. cum notis etc. Jo. Bapt. le Braun C Nic.
Lengiet. deF remoy, Pariliig: De Bure, 1748
4: VOl. 3. u
— cum notis et differt, praevülg Eduardi a5.
Xaverio. Romae. 1754; 8 vol, 14.
Leonis magni Bent. Rom, Sermones, '
Sweynheim et Pannarz. :i470. fol.
— Opera, Pariliis, —— 1618 fol
a Canonicis Reg, S - Martini. Lovanienf,
emendats, Jovani. 1575. 8.
mus cum notis et difiert, Pofchaßi Quesnelli,
..Lugduni. Certe. 1700. fol, vol.2. '
— cum diflertationibus &c. edita a Hierony-
mo et Petro fratribus Ballerinis. Venetis.
Occhi. 1752. fol. vol.3.
— cum notis Thomäe Cacciari Carmelitse
- Romae: 1753. fol. vol. 2.
Leonis Marlicani Oftienfs — chroniccn
en || C0L
Cafinenfe, a Petro Discono sontimuaturne Ve- —
netiis. 1513. 4.
— Uem cum pin Matthsei Laureti, Ner-
poli. 1616. 4
— Idem Cum notis et diflert. Angeli de Nuss
Aabb. Caſinenſis. Pariſũs. 1668. fol.
Lucenani M. Annaei Pharſalia. Romae. Sweyn-
heim et Pannarz. 1469. fol, |
— Venetiis. Aldus. 1502. 8
— cum notis Hugonis Grotii ete. Ofieina
Plantin. 16134.%.
— cum notis Varior, edit. Corn, Schrevelio.
. Logduni Bat. 1669. 8. '
— cum variorum notis edit. Fi ranc. Ouden-
dorpio. Lugduni Bat. 1728. 4. |
— UM Comment. Petri Bartnanni. Key.
1730: 4
— cum notis Hug. Groti et Richardi Bent. '
leii. Strawberry. Hill. 1760. 4.
— weberſetzt ind —*X vom Rard. L..di
‘ Mottichiello. Milano. 1492. 4. und von Ga-
—* Nadia Meloncelli, i in ottava rima. Roma,
— 8 ins Beinsätte von.Mr. Marmen-
tel. A Paris, 1766. 8. vol.2.
.Macrobii Aurelii Theodofii de fomnio Scipionie,
et faturnalium libri. Venet. Jenfon. 1472. fol,
m» Florentiae. Junte. 151%.
— cunm notis Jo. Iaaci Pontani et Jof. Meur-
ſii. Lugduni Batav. Offic. Plantin. 1597. :
u tum Pontani, Meurtü et Jacobi ronovil
notis. Londini. 1694. °
Martiani Capellae opus de nuptüs Philologiae
et Minervae. Mutinae. Berthecus. ı soo. fol.
— cam notia Hug. Grotü. Lüge. Bet. Oiic,
‚ Plantin, 1599. 8.
y ‘
BE den
606 2 2
neberfetzt ins Italieniſche von Alfonfo Bu
nacciuoli. Mantova. —— 1578. 8.
Martialis M. Valerii Epigramta. : Venetii
Vendelinus de Spira. (Sine anno.) 4.
wo Roms. Sweynheim et Pannarz. 1473.8el. |
— Venetiis, Aldus. 1301. 8.
on. cum Comment. Laurentü Ramirez de Pra-
do. Parifiis. Morellus. 1607: fol.
— cum Comment. Matth. Raderi S.]. Ingol-
ſtadii. 1602. fol,
— cum Comment. doftorum virorum. Par
‚fiis. Sonnius. 1617. fol.
— cum notis-Farnabii et variorum. Logd
Bat. 1670. 8.
— cum paraphrafi et notis Vincentii Coleſ⸗
nis ad ufum Delphini, Parifiis. 1680. 4.
— CUM ejusdem notis, additis numismat-
bus ete. per Lad. Smids. Amſtelodami. Gallet.
1701. $.
go Eadem. Paridis. Barbon. 1754. 12. vols
Melæ Pomponii de fitu orbis Libri tres. Medio
lagi. 1471. 4
— Venetiis, Aldos. 1518-8
" ie cum Comment. Joach. Vadieni te. Bat
Ä leae. Cratand. 1529; fal.
be cm notis väriorum, editore Abr. Groso-
a vie. Lugd. Bat. 1722. $. Ä
— ueberſetzt ind. Scalienifche von Tonne
Poreaechi. Venezia. Giolito. 1557. 8.
Minuoii Felicis. Oftavius cam notis varioroß,
accedit Jul. Firmieus de errore Prophißneron
‚relig.:Lugd. Bat. 1673: 8.
—— CH HOLIS ‚Joannis. Davifi. Camtabrigik
Owen. 1708..
‚verein CAM noris verlor, editore. Jac. Gronovit.
„Lug. Bat. 1709. 8. o int . ,
en Ueber
a = >. Zu 607
— eberfetzt ns Italien. und mit Anmerkum
gen verſehen von M. Poleti. Venezia. 175618.
Nemelani. v. Calpurnüi.
Nonii Marcelli. v. Außlores lat, Linguae.
Obfequentis Julii de prodigiis Libri tres, cum
notis Joan. Schefferi, et fupplem, Conradi Li»
. costhenis, .editore Franc. Oudendörpio. Lugd,
“ Bat. Luchtmanns. 1720. $.
— licherfegt. ind Italieniſche von Domenica
Maraflı. Zu 2yon. Tournes. 1554. 8 _
Palladii. v.Scriptores rei rufticae.
—Leberſetzt ind talienifche von Franc. Sanfo-
vino. Venezia. 1505. 4.
Peterculi C. Velleji Hiſtoria Romans. Wnstii,
Manutins. ı511. 8.
— cum notisGerardi Voflii. Engd. Bat. Ofl>
cina Elzeviriana. 1639. 12.
—— cum interpret. et notis Roberti Riquez ad
uſum Delphini. Parifiis. 1675. 4.
— cum notis varior. editore Petro Burmanno,
„Lugd.Bat. 17344. 8.
Panllini Pontii, Meropii,.Nolani Eplliöpi e
lue et poemats. Parifiis. Afcenfius. 151
75
De iſto-
—4
— emendata et aucta, cum notis variorum,
Parifiis. 1685. 4.
— auftiora etc. Veronae, 1732. fol.
mm Tieberfegt ind Italieniſche vom P. Gianfie-
:. fano Remondiai aus dem Orden der Some
Een, im zwepten Bande feiner Finpengeipiäte
von Nola.
Perſii. v. —S S— |
Petronii T. Arbitri fatyricon. Venetiis, De Vite-
libus. 1499: 4.
— cum notis Variorum s editore Joan. Petro
£ . Lotichio. Fraseofurtl, 2629: * —
m
*
608 — 5
— enm variorum notis, editore Petro Bur-
.manno. Trajefti ad Rhenum, 1709. 4.
— cum Varierum Notis, cars fecundis ejus-
dem. Amftelodami. 1748.
— Ucherfegt ins Franzoͤſi —* nach dem zu Bel⸗
grad 1088 gefundenen Manuſkript, mit dem la⸗
teiniſchen Texte. 1713. 8. Vol.2.
Philaftrii Opera - in Cole. P. P. Brixienf. Eccl.
edit. Brixien.
Plinii C. Secundi Hiforise Natur. Libri 36. Ve-
netiis, Joan.de Spira, 1469. fol.
— Romnae. Sweynheim et Pannarz. 1470. fol,
— Parmae. Coräl. 1470, fol.
— Venetiis. Jenfon. m „fol.
— Am Hermolai Barba annotstionibus. Pa-
‚rifis. ‚De Pratis. 1514. fol.
in cum Sigismundi Gelenil annot. Bafileae.
Frobenius. 1535. fol,
— Venetiis. Aldus. 1536. 8.vol.3.
— Lugduni. Juntae. 1561. 16. vol 4
— Lugd. Bat, Elzevit. 1635. 12. vol.
— cum notis Varior. edit, — Frid. Tono-
vio. Ib. Hackins, 1669. 8. vol
mem cum interpret. et notis Jo. — S. J
ad uſum Delphini. Pariſis. 1685. 4; vol.5.
— Editio altera. ibid. 1723. fol. vol. 3.
oe Rezzonici a Turre Anton. Joſephi disqui-
ſitiones Plinianae. Parmae, 1769. fol. vol. a.
—la ſtoria naturale di Plinio tradotta da Cri-
ſeoforo Landino. Roms. Maflimi.. 1473. fol
— Auch überfeßt ind Italieniſche zu Beuedig
Jenfon. 1476. fol.
ditem don Anton. Bruccioli. Venezia. 1534.4
— und von Lodovico Domenichi.. Venezia,
Giolito. u 561.4.
— Ueberſetzt ins ——— — seit Anmertunge⸗
aAu Paris. 1770. 4. Vol. * ini
|
an
"Plinii C.Caeciſũ Secundi epiſton —
— cum panegyrieo Trajani. Venetiis. Alaus.
1508.
v
8.
m Cum variorum votis ‚edit. Je Veenufte,
Laugèô. Bat. 1669.
/
— - CUM Pänegyrico ‚cum: väriis le@ionibn |
et annot. et Piinii vita per Jo. Maflon.: Oxo-
nii Theatr. Sheld. 1703. 8
— cuM Yarior. hotis editae' a Gottlieb Cortio,
"et Paul Daniele Lopꝑolio. Amftelod. Jauffo-
nio- Vaesbergii. 1734. 4:
— panegyricus cum Vario. tot: ib; 1798: d.
un Lettere di Plinio-tradotte ‚dal Can Gio. An-
tonio, Tedefchi. Roma.-Salviohl. 1717: 4.
Lettres dt Pine träduites put 'Mi. de de Sacy.
A AParis. 1721: 12. vo
1.
— le panegyrique a — an ei Latin etc y
- Francois, avec: des —— par le Comte Ä
Sardi de Quart. A la Haye. 1729: fol:
Pom peji Fett ee Verrii Flacci’de verboram *
ficatione Libri XX. cum interpret. et notis An-
‚dreae DaceriiwFufum ‚Deiphind, Barifiis. Ronl- |
laud. 1681. A.
Prifeiani: xy. Außlores lat: Lingiene. 2
Piobi-M. Valerii:'v. Auffores tat. Ting e
Quintiliani M. Fabii Infitationes aratorlıe.
Romae itit vſa Papae. 1470:
— Romae. Sweynheim et Pannarz. 1470. fol
une Venetiis. Jenſon. 1471: fol.
Venetiis Aldus. 151.8 > *
— et declamationes, cum notis variorhin.
‘ "Lügduni Bat. 1665. 8. vol: ° -
— Declamationes, cum dialogo de cAnfis
corruptae eioquentiae Oxonii. Theatr. Sheld.
1692. 8.
— Inftitutiones oratorine, - cum variatt. e
&tionibus etc. ibid. ı 4
| 093. | Infitu-
60 . ee
— Inflitutjones et declamationes, cum notis
doftorum viror. edit. PetraBurmanno. Lugd.
Bat. 1720. 4. vol. 2.
wi Ioftttutiones oratoriae, cum notis ‚varior.
edit. Claudio Capperonerio.- 1725. fol.
— cu comment, Jo. Matthiae Gefneri. Göt-
tingae. 1738. 4
— LUeberſetzt ind Fealieniſche von Orazio Tofca-
‚nella. Venezia. Giolito. 1556. 4
— uUeberſegt ins —* vom m Herrn Abt
ann oileienfa Di 4, Ä
# 8. Praes yteri opera omnia
. edita a Renato Laurentio dela Barre. Parifiis.
. " Sonnies. 1580. fol.
— a Dominico Vallsrfio ; iin, _ Veronng.
41745. fol. vol.t, -
Railii Numatiani itinerariom, cum. Yarior. not.
Amftelodami. 1687. 12. , etiam Poetae.ia-
Miniminores,. >
Semmonici Q. Sereni de; medicine. v. Poetæ
datini minores.
Senecae M. Annaei Rhetoris opera, quae extant,
cum var. notis. Amitelod. Eizevir. 1672. 8.
Senecae L. Annaei opera: Neapoli.. 1475. fol,
un a Del. Etasmo emendata. Bafitese. Fro-
-‚benius. 1539 fol, -
— cum Gruteri , Jorsti etc. oh. Parifis,
...Orty. 1598 fol. .
—— a Jufto Lipfio emendata et feholiis illufire-
ta,cum LibertiFromondi fcholiie: Antverpise.
: Ofie. Plantin. 1652. fol.
= cum Jo. Frid. Gronovii et aliorum notis
. Amttelod. Eizevir. 1717. & vol _
— Volgarizzamento.delle Piftole di Senecs,
ed il Trattato della Proyvidenza diDio. Fi-
D “3*
—— ——
a ee nn Gar
‚ ie De’ Bänefte] tradotto: ‚Ua Bue detto Ver
chi. Firenze. 155% 4"
u Dell’ ira. libri tre, tradotti % ne. Serdo«
. mati.. Padoya. 1569. 4.
— Tragoedias cum conifnent: Dänielis Cajes
| tani, er Gelli Bernardini. Marstitae. Venettis,
1492. fol. - W
— Eaedem.. Venetüs. Aldus. 517.8.
— Eaedem cum Jo. Frid. Grdnoyii et aliorum
notis. Amſtelod. 1682. 8. ' wen
u aedem cum: varior. notie, edit. ‚Joan. ar⸗
Schroedero. Delphis. 1728. 4.
VDirſelben ůberfetzt ing Arakkenifehe vom-ten
., dawice Dolce. Venezia. Seſſa. 1560. 4.
Sl Italid, de-Beillo Punico fecumdo Libri XV
Romae. Sweynheim et Pannez: ıg7i. fl,
— Venetis. Aldus. 1523. & -
— cum varioram notis’edit.. Arnoldo Dres
- kenborch." Traje&ti ad. Rhenum. 1717. 4: -
— Heberfent-Ins Englifche von Spemad Dog.
- London. 1665. fol.
m Veherfent ind efeatlenifäpe vom P. Mieni- |
. liano Bozzi, Bernabiten. .
Solivi C..Julii de mirabilibus mundi. ‚Venetien
. Jenfon. 1473. fl.
— ememdatus ab Elia Vineto. Pißavi. ı 54.6
ein cam Ci. Salmafii exercitstiohibus Plinia-
. nis in eundem.:- Trajekti ad Rhen, 1689. fol
— 9 leberfegt ind Italieniſche voin Graf Gin
‚vincenzoBelprato. Venetiä. Giolito. 1557,8r
Spartiani, “ Hifloriae auguſtae feriptores.
Statii P. Papinii Opera. Romae. 1475. fol. !
— Venetiis. Aldus. 1502. ht j
— cum Cafp. Bartbil erfionibus
Cygnenk. 1004. 4: .
sum.
Fr ;
G8 ei
+ cum varforum netis, editsre Joan. a Veer
huſen. Lugduni Bat. 1671. 8.
we cum: garaphrafi et notis Claudii Beraldi ı
ufum Deikhini. Parifiis. 1685. 4.
— La Tebaide — in verfi Kiki da Sel |
‚Porpors, Roma, Salr | 4
Fe Tranquilli XIL Caefares, on.
„ee nbeim et Pannarz. 1470.. fol.
Venetiis, Jenfon, 1471. fol.
— —_ Florentiae Jantz 1510, 8
— Opera omnia. Pariſiis. Typogr. Regi
1644. fol. .
um Endem cum Interpret. et notis Auguftini
- Babelonli ad ufum Deiphiei. Parifiis. 1684. 4.
. ee cum Catoli Patini et aliorum notis Tr»
jecti ad Rhen, 1903. 4.
— cum Samtelis Pitifei Corhment. Leovar-
- die. 1714..4. vol. 2.
— Cum vatiorum notis editore. Petro Bur-
manno. Amſtelod. auſſonlo - Vaechergi.
1736. 4. vol. 2
— eum ——*e notis ex reoetifione Fran.
Oudendorpii. Lugd. Bat. 1751. 8. vol.a.
we Le vite de’ Cefari, tradotte da Paolo del
Raoſſo. Roma. 1544. 8.
. Symmachi Q. Aurelij Epiftolse cum, Jac. Lei
- 8 Franc. Jureti notis. apud Vignon. 15958
— cum notis Cafp. Sciopii. Moguntiae, Ar
binus. 1608. 4.
— Lugduni Bat. 1653. Te
— leberfigt ind Stalienifche vom Herrn Can.
Gio, Antonio Tedefchi. Roms; 1704. 4.
Taciti C. er Annalee, Venetiis, Jo, deSpi-
ra. 1468. fo
u Hiftoriee, Rome. 1495. fol.
— Opera omnia. Romae. 1515. fol,
J
i. ER—
etz 613
aus, fesdern. Venetiis. Aldus, 1 44 4.
— Bafildae, Frobenius. 1533. fol. J
m cum Juſti Lipſii comthent, Antverpine,
Offic. Plantin: 160% fol, -
cum notis Doftorum Virorum. Parifis,
Chevalier. 1608. fol.
— cuaum notis varior. edit. Jo. F riderieo Gro⸗ |
- . novio, Aitiftelod. 1672. 8. vol: 3.
en cuin interpret. ec notis Juliani Pichon in
ufam Delphini. Parifiis. 1682: 4. vol. 4.
u» cum Variafuif notis edit. Jac. Grpnavia,
Trajetti. 1725.4.v0L%.
— Giasguae. 1743: 8.-vol. 3.
u Eadem, recognovit, emendavit, füppie-
- mentis explevit, notis, differtationibus, et’
tabulis Geögraph. Hluftravit Gabriel Brotier,
. 31771 % vol: 4
Uueberſeht ind Italieniſche von Bernardo
Boftichi Dauauæati. $lorenz 1637. fol. Padua.
. 1755. 4. Vol. 2. Paris. 1760.12. vol: 2.
mn Tacite avec des notes politiques et hifto:
riques par Amelot de la Houſſaye. La Hayer-
1716: 12. vol. -
Valerii Flacei Argonkuticon Libri VII. Bone-- |
nine. 1478. fol: .
— CUM adilitionibns pii Bomonienlis, Bone
. niae: 1519. fü |
— Venetüs. — 1513. 8;
— cum väriorum notis edit, Petrö Barmen
no. Leidae: 1724: 4 .-
— eberſetzt 35 tatienifche vom P. Mafimi-
liano Buzzi Bernabita. Milano: 1746. 4, vol: 3
Valerii Maximi, ditörum et fattorum meniord-
—
billum Libri IX. Moguntiae. dehaeffer. 1471.
fol.
as Venetiis. Vendelirius de Spira 1471; fol.
— - Jeusciin. Aldus: 15 J—
and FR | Pati-
)
614 ur 6
— Parifiis. Rob. Stephanus: 1545. 8.
— cum notis Petri Jofephi Cautelii S. J. ad
ufam Delphini. Parifiis. 1679..4. :
—— cum varior. notis editore Abramo Torren-
tio. Leidae. Luchtmans. 17206. 4.
— tieberfeßt ind Katienifibe von GiorgioDe-
ti. Roma. 1530. 8. .
Vegetii Flavii Renati de re militari Libri IV.
Romae. 1478. 4. v. Veteres de re militari
feriptores.
Velleji C. Paterculi. v. Paterculi.
Venantii F ortunati carmina et opufcula, cum
notis Chriftophori Broweri S. J. Moguntiae.
160
j Yidons Jurelu, breviarium hiftoriae Rom. de
“ Caefaribus etc. cum_notis Eliae Veneti et
Andreae Schotti. Antverpiae. Offic.. Plant.
1579. 8
——— cum interptet. et notis Annae Tana
li Fabri filiae ad: uſum Delphini. Parifüs
168
— m notis varior.: editore Samnele Pitifco,
Trajecti ad Rhenum. 1696. 8-
— cum notis variorumy;. edlitore Johanne
Arntzenio. Amitelodami. Janfionio -Waer-
bergii. 1733.
Zenonis ifcopi Veronenfis fermonitt. Veronae.
Difeipulus. 1586.. 4. |
— .A A Petro et Hieronymo fratribus Balleri-
süis di. Veronae. 1739. fol. on
- en Yen
IE ” .. .
t -
..
” n .
. .
“ t J 4,
.. ' . * RX
U - „oe 7
| * in
Regiſter
der Oeleprten und Kuͤnſtler, die in [>
Bande enthalten find. Bu
.
Opfrapantit, Sectezıs
Ablabiug, 479 >
Accius Priſtus, * |
Ackerbau, 269, 40
croſtitbon, bad elf, 308
elianud, 183, 257°
Aelius Melifiut, 288
Africanus Vicioriaus) 364
Agilulf, sı3 -
Alarich, 438 Ä
Alboinus, $ 800 ; “ " 3 —
Albutius Silins, 31 J 9*
Alexander, 289
Alexander Aegaͤus, isz“
Alexander Severus 26 Ä
Alexander von Zealles, 4
Amalaſunta, ——* Sacheſuhtei 3
az A Hi N |
mbroſius Autpertu 554 | F u z
den olmertuß), 2 EEE
Ammianus Dartellinus, 35 ei "
Ammonius, Stifter der € fie PAUGHFUNE *
Amulius, 198
—— Moͤnch, ss run
Anarilaus, 183 N
Andromachus, 1435 66 ._
Annianus, 331, 353 BE 2*
Annius Marcus, 71.7
Antimius, ‚290 EEE BE ze
Antiochus, Kuͤnſtler, Por N
Anniſtus zaben, 17:7 Pu 1: DE Se
| Das Anto
——
Antonius, Redner, Seite 379°
—*38 — * —
oninu us, 203
pelles, Arie, 160
bollinaris Anreliuß), 237 Ä j
Ayolloniuß, 244, 324 ⸗
Apellonius von Chalcis, 266
Apollonius Thyandus, 104
Aquila (Julius), 410
Aquila Romanus, 378
Arator, 467 . Atchins (Rufus), 163
Ariſto, 153 wel iſtus 243 '
Armentariuß, 433 Arranus, 253
Arrius Antoninus, SQ, -
Arulentus Rufticus, 100
Aruntius Stella,59 |
Seznepriflenfäft, 135, 270, 404, 14
4 ..
Aſconius Pedianus, 189 :- . Moafluf, 240
Aferiud Apronianus, 459 " _ Ntalarich, 437
Artejus Sanctus, 237. Attejns Capito. 145
Athenaͤum, 156 Atilius, 320
| aufn, 268 . Moienud, 3523
pienu
— Feſtus), a5
Aulus Gellius 283
Aurelianuß (Gäliuß), 273 -
Aurelius (Marcus) 205 Safaint, 341
Autrich⸗ 9. der Songobarben, 512
| B.
Barakus, | Daft
Bauart, — Bifbe 408, 50 — 2 sa
Baukunſt, 426. unter, den Shen, 498. se
den Longobarden, 58
Benevento, fine Sau Bl, 360
Beredſamkeit, 66
Bergamo, daſige das 315.
Sel
wegen
zefoldung, wird. den. Lehrern des roͤmiſchen Ads
naͤums entzogen, eite 3
Ribliorbefaten ber. r miſchen en Ricche, 558
Bibliotheten, 168, 178, 291, 293, ok, us |
418, 419, 420, 526, 540, 558 .
Bildhauerkunſt, 423. unter: ben: 2 Con Di
untex den Longobarden, 587. J
Bildhäuerwerfe, 295 53
Bobbio, ein gelehrtes Aloſter, 553
Boethius,. 461,472, 482. |
Bücdermangel unter ben Inge, 527°
Min. =.
Caͤciliue Aſritanus 377 re u | ,
Caͤlius Aurelianuß, 273, - Ä
Caͤſius Baffu, 58; -
Cain; 277. 318. J
—— 5 281 ig, 330" |
Calpurnius Flaccus, 6 Caninius, 310 4
Canus Julius 125 Kapelle, 385
Capito (U lud) as 16
Capitoliniſche Spiele, 8° ..: 20.
Carinna Seeunduß, 10... .. Zu
Cariſi —5 on
a 143 —*— —* *
Caſſius Severus, 100 |
Caſtor —8 — 135
Caſtritius (Titus), 237 Te
Catullus (Cinna), 26C
Celer (Soninius), 244 *
Eelfuß, 140. 342, 397
Gelfnd Apulejus, 14%
Eenforinuß, 247 ;
Cervidius Scavola, 277 ...
baren 183
Dg 3, re Epri-. |
I)
riſten, ihre Gelehrſamkeit in den drey erffer
—— Seite 310 322,325. Berfolger
der heidniſchen Kunſtwerke, 424
Cinna Catullus N 260
Citarius, 3 382
Tiaudigum Claudius),3
Claudius, Kaiſer, als Gelehrter, 13, 108, 188
Elauding, Moͤnch, 547 ’
Elaubius Maximus, 260 °
Claudius Severus, 260
Cleomenes, 186 ⸗
Coccejus (Nerva), 147
Codex repetltae praelectionis. 499
Columbanus, 553 . Eolumella, 134
Comes Archiatrorum, 2
* Comes nitentium rerum
Sm, Baflae &iehefantii ı n Plinius Zeiten,
Eonfland, "Raifer 585
Conſtantin, der Kaifer, 328
Conſtantius, Kaifer, ald San, 331
Cornelius Fronto 235 |
Cornelius Pins, 198 nn
Cornificus, 164 us
Eremona, Daofide @Hichefankelt; Br 7 ach m
—ã Cordus, 98
urtius Rufus, 877.
D. \
Damafıs, ‚360 | Damianus 353
Datiuß, 4 Demeirind. 108
Deiderius Tester König der kLongobarden 513
Dichtlunſt, 30, 225, 350, 560
Digeſten oder Pandekten, 489° an
Dio Caſſius, 354 —
Die Epyfeflomus, 24 |
Diognerul, 295 Dionpflud, 407
- vi. | Dionp⸗
- Dionyfius, Arzt, Seite 485
Dionpfins, der Heine, 455 - Ä
Diſarius, 406 Domitianus, 21
Demitius Afer, 10, 80.:
Domitius Inſanus, 288
Domatas (Weis), 381
-Dgrotbeuß, 198, 489 _ -
Dramatiſche Dichtkunfl, 61, 363
RF
E.
Edicum perpetuum, 274
Elpidius, Arzt, 484 |
Elpidius (Ruſticus), 67° _
Eilpid, 79° Emporius, 378 |
Ennobiuß, 461 Epictetus, 126, 128
Epictetus, Ur, 407 |. Ä
Epigrammendichter, 56: Epiphanius, 471.
Erennius Senecio 100 Erus, 390.
Eugamius, 244 Eumemus, 377
Euphrates, 183 J Euſebius, 407. -
Eutropind, 388 \ Ä 1L
J x
Fabilius, O0 ° Als Proba, 360
Fauflus, 463, 555° . Bells, Biſchoff, 551
Felix (Laͤlius), 153 |
Felix, Grammatiker, 566 | nn
Be 466 . Feſtus (Rufus), 390°
laceus (Siculuß), 269 oo
Filaccus (Balerind), 40 |
« Slavianus, 566 Zlorentinnd, 281
Florus, 90,98...
Fortunatianus (Curius, 378
Fortunatus Venantius), 569
re von Vercelli, 576
| oſcus Arellius, 163
Freye Kuͤnſte, 184 293 ur
- } DI | Fren⸗
. — * *
Frontinus, Seite 132, 237, 260
Fronto Cornelius, 235
Zufibius, 153
6.
Galenus, 270, 272 Gallus, 372
Belehrfamkeit in den Provinzen Ftaliend, 302
310. unter ben erſten Ehriften, 301 » 325
Gellius, 283, 287
Genitor (Fuline), 166 J
33338 373 Senſerich. 428
Geometrie, 482 _ Bermanicus, 30, 35
Geſchichte, 82, 345, 385, 470
Geſetzbuch, das aregorianifche und bermogeniani:
ſche, 409. des Juſtinianus, 489. das erſte der
kongobarden, 513
Gildas, 36
Slpkon, 143
Sordianus 220
Gothiſche Bauart, 498, 502
Grammatifer, 154, 282, 381
Granianus, 240 ..
Oratianuß, des Kaifer, 341
3 . .. , f .
Slas, die Kunſt, das Glas biegſam zu machen, 185
Godel
bertus, 468
Gregorianiſches Geſetzbuch |
Gregorius I, 533, 538. 1 Gregorind IL 550
Gregorius, Rechtsgelehrter, 409
Griedifhe Sprache, vernachläßige zu Zeiten der
Songoberben, zu Rom durch griechifche Moönch
erhalten, 567, BE
| .
Hadrianus Kaifer, als Gelehrter, 25, 28, 155,
als Künflier, 196
Hadrianus von Turug, 343
—E 2 W
eloidius Priſcus 105,125.
. , j ”
“ -
,
- .
Ä %
ne m .
⸗ rw ‘
Heobefion, Seite 200
Herculaneum, 304 Hermes , 2. }
- Hermogenianifched Eachbuch/ —*
Hermogenianus, 49)
Herodes Atticud, "342, 295.
Herodianuß, 256. - ent *
Herren 13
bolenus Priſcus, 26
anuarius Nepotianus, 85 en
Anfitutiones Juftiniani, 489. . J
Johannes, Arzt, 407 —3 ten, sro
Jonas, Mönch, 554.
Jornandes —2z8 470°
Eu, Savins, 180, 7 Au in, ——
—— 7
tlianus, Kalter, e cher, , a
aan (Antonius), 238 z 336, 2 Fu
Julianus (Galvius), 108, 151 |
Julius Obſequens, 248
ulius Parid, g8 guliut Paulul, at
Funius —— 277 .. | |
unius Ruſticus, 2 | |
Juſtinianus —8 die Mechtswifſen ſchaft. —
juſtinus— 246 gJuvenalis, 52,55 -
gallergeföiche, 249°
Kirchenbibliotheken, 420, 422 Ä
Klef. König der kongebarden, SIE...
Krinaß, 138 - Kritiker, 458
Kunft, mit Marmorſtuͤcken von verſchiedener IR
ein Da au bilden, 298. dad Glas bieglam
„au macden, 1
Rünfte, ibr —* Zarater unter ben Borhen, 494
unter Den ——
q5z eae
nn 0
. j n 2,
Labeo (Antiſtius), Seite 145
Labienus (Titus), 99
Lactantius, 320 Latro (Portius), 16ꝛ
Laurentius Delliund, 457° .
eo, 380° Leo . 559
Leo, Bifchoff, 553 : kitteratores, 2%
gonginus (Cafſius), 148
Songobardifche Regierungsart, 515, 584
kucanus, 35,40 :: LSucianus, 261
Lucillus, Maler, 426. Lueius Celius, 320
orandus, Gfetzgeber br Eongobande, N
—X ur 164 33
Eutorind priſcuc, se © Artione, 187
M.
—— shi ya) 6 |
Macrinus LHpitius)' 27 Macrobius 38:
Magifter Comacinus, 987 Mag nus, 373
Malerfunft, 426. unter ben Fongobarben, 588
— Theodorus, 397 .
amertinus (Claudius), 377
Manlius (Flagrius), 370
arcellinus (Anmmuanus). 393
arcellus, ber Eimpiriker, 405
Märcellus (Pomponius), 156.
Marcianus, 281 — 468
Marcus Aureliud, 295
Marius Bictorinus, 338.
\ Marmor, bie Kunfk veranf ai on 189, 195
Martina, 98... . artial lis, 56
Marullus, 332:
Maſurius Sabinus, 147
Maternus, 62
Maternus Julius Firmicus) 400, 408
Mathematit, 131, 267, 433
| er ..
Navortius Bafllius), Seite 459
Maurug, Ahr, u Feuru⸗ Dildo 551
ang —— 46 4 69 is m
Marimus,
396
Maximus Klonbiuß), 266 u
Mariınusd hrius, 266 ER 275.
Meilaͤndiſche Schulen, J—
Meſſala, 240 Wiinervius art |
Minutius Felix, 319 |
Modeſtinus, 364, 281
prönche, kihreiben.die Werke ber altten * u
Minchlatein, Urfprung deffelben, 549
Monte Caſino, tin geelries Rufe 555
Mofaifche Arbeit, 427° . J
Woſamedes, 204 | ‚ uleiet 108 —
A... | |
achtmal bes main, 9 J on “
Nachtubt, 5 7. x Bart J
Natalis,
Natalis lub,» 1 "
Naturlehre, 115 Mut, 371.
Nemeſianus, 227, 230. I
—— Tannariuß), cn
Nero, als Gelehrter, 2 | 0 ’ \
Nerva Eoccejus⸗ 147 |
Niciad, 396 NRovatianus, 319
Novellae, 41 5, 490 | Bnaeliund, 232
Didi, von vom K. Sonfanint nad Kom üben |
vacht
outaund Saiiah), 28 :
donder, Buoͤrderer der —2 432 *
Olibrius/ 485° - ’ Dlymplus) 373
Hneficrituß, 290 0 HOppianus ‚315°,
Drihaſus, a5 5° DES: —ã
N.
3
B
delämon Benniut Fannius), Seite se
Palermo, dafige Selchrfamfeit, 307
Palladius, 371, 403
andekten, 489. vapiniauus 278
Papirius Fabianus, 126 _
paris —2 — * a Paſcaſtus, 457
aterius (Patera), 373, 5
Patricius, 483 2 vauluus 359
Panlus (Fulink), 280 -
Pauſanias, 353 Berlannt, 159
Pegaſus, 148. 152 pet hu, 59, 5%
Pertinax, als —— 288
Be |
eutingerfche Tafel, 3
— —
un
Vbiloſoph (der) der engsten, 576
Plinius Serumdus der finger, or 79.
Plotinus, 361, 263
pᷣluttchus 128 vollo, 289
pejus —ãâ ù9 — 59
* Marcellus, 156
omponius Mila, 133°
VPomponius Serundus, 61
omponius (SHAB), 277
Porphprius, 263, 264
Porpbyrius (Publ. Dprarienuß), 37
ortius Latro CR dbumus 7
tamo, Eifer der either Sehe, 2 »
iſcianus, 187; 390
Peikianuf hiacirus) 8 N.
or gi
I
22 2 \
Deifen® (Neeind), Seite 108
Probe (Zaltonia), 360 Ä
Drobus (Balerius), 156°
Procopius, 486
—— (Eching), 280
Proerefiuß, 335, 3 200,
Pudens (Balerius), 60
groctud, 148, nz
2 |
Quintianus 359 a Duineiicnus ”
a
¶Gis Geſehh/ ber der Bongobarden, 513
Rechrögelehriamfeit, 144, 274 47, Het. 29
Reſkrivte <fäiferlide), 274
Rogatianus, 262
Rom, dafige ' Schulen. und, ‚Sitten. der Schüler um
ter Valentinian J. 340
Babes, aan und Geſebgeber der ubenebee
—& CJulius), 318 on
Rufus Feſtus Avienudı 353... 9_
uns (Gertuß), 390 - .
Kufticud (Funiuß), 2609,
Aurilid Ciamndius) 356
Rutilius Lupus, 164
Gabinu⸗ (Maſurlus), m
Salvius Balend, 275
Salvius Julianus, 148, 151
Samonicus (Serenus), 236
Saturninus Pompeiud), gg U
Satyriſche Dichter, 46 | |
Staͤvola (Semi), 277
Scaurinus, 290 Eraurat, 290 Ä
Sdaubibaen in den Probiuzen —— ze 904
Günten der Rechtsgelehrſamkeit im roͤmiſchen
Bei, 48 ber Grammotit zu Nom a8: Gehen
—
—
er
der Bongobarden, Seite 560. erſte babe Schr‘
iu u Rom, 156. der Bernunftlehre, 260. zu Ti
nd, *
ribonius, 130
us gargus, ı —X Secuudus 575
Secundus Pomponiu 61
Sedulius (Caͤlius) 358 .
Echte Wie eflektifche), 261
‚Eeneta (M. Annaͤus), 63, 70
Senrka (X. Annaͤub), 107, 118
Serapio, 244 j
Serenus Samoniens, 326 Servins, 382
ah Iulius). 37
verus (Alerander), Mi Liebhaber von KRünfter
und Wiſſenſchaften, 397
Severus, Patriarch zu — 553
Sextus, 265
Sextus Somponinß, 27
Sicilien, dafige Beten 308
Sicilius Flaccus, 269
Sidonius Aipoũ ari 346
Silius Italicus, 44
Solinus —*5 2 260 =
Sophiſten, 241 Boranııd, 14
©oter, 318 W
GStatilius (Marinus), 49
Statius, 41, 44
Stella Aruntiug), 59
Sterndeutungskunft, #29 a08, 400
GSternfunde, 132. .
Sieppanne I, 550 .., ° '
ao, 2 EGmrado,
one Tranquillus, ‚94, 9: ' 70 138
Sulpina,855
— Abollinavis, nur ‚ein
uperbud, 433. _ iin
una 373 466 ie
I
n
Pe ee
Tacitus, Seite g1, 94 . Selepfus, 290
Terentius Clemens/ 277
Tertullianus, 281 —9 Tehalus, 137 .
Theodatus, König der Gothen, als Gelehrter, 438
— 432%
Tprafeak, 193
Thraſpllus, 129
Titianus, 240
Titus, Raifer, 20 ind, 231 °%
Zorila, 440 Sl up, 25 .
Tribonianus
Zeile CD (de8) —* 1,49
zii jonianus, 2; Dvpho x43.
Zurin, 4 Arepifnfbafe Baal, 205 irn
u. v. -
Balend (ertub) 137 B er
Valentinian 1, 346, 34 u .
Valerius Flaccus, Fa .
Baletius Reaximis u
\ Balerius Se 150° B
Baleriug Severus, 753 F
—
enantiu u j
Benatuß, 240 ' 5 ——
Zanugilchte 260 Verus (Vini
Vetius Valens, 137,
Victor, Zoff gi u Sapuia, 457
Victor (Sertus Aurind), 386, 388
Victor (Sulpitius) 378
Victorinus, 335, 410
Victorinus Africanug, 364 ,
Vindicianus, 406
Binidind Verus, 275. . Biest, 163
Virgi⸗
as -,
z
2
-
.
Kirainind Komanııd, Seite >
Ulpianus, 2
Hlpıus ——2 276
Bolufius Medauud, 278
Urſejus Sea, 183
Weleweiddeit 168, 259, 30% 478
Betrfpiele (gelehete) zu Rom, 18. zu Beapd, zo 303
iige®, 439
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Kensphen, ı |
Bipplinns (In 258
* rl .
noboruß, 199 .
Denefeten |
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| Benntnif fege: fo wenig konnte dieſes da⸗
mals
a 370 Seile ıg lied: Klitandete, weldier ı.
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