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Full text of "Die Geschichte der freyen Künste und Wissenschaften in Italien; Erster-[dritter] Band"

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Die Geſchichte 
| der freyen U 
Kuͤnſte und Wiſſenſchaften 
in Italien 
von | 


_ Ehrifian Iofepp Jagemann. 


WrITYrTT een 


Leipzig, 
bey Weidmanns Erben und Neich: 1778 





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Bon dem Wachsthum und Ver⸗ 
Be fall der chmiſchen Eitteratin. Br 


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FH erh det jöpferfüen unb tidaſien Mi 
ner wird:nig Deutlicher, erfannt, als, wenn 

ber Staat, doſſen Ditglieber fie find, in Gpa 
fahr. geräth. Aller Augen find alsbenn; auf fie 
gerichtet, und ‚jedermann erwartet von ihnen 
feine Rettung, nieht anders als in einem Schif⸗ 
fe, dem ein fhreeflicher Sturm den Untergang 
drohet. Der Steuermann ſelbſt, ber. feina 
Kräfte und Geſchicklichkeit erſchoͤpft fühle, träge 
alsdenn fein Bedenken, dem erfahrenften dag 
Ruder zu übergeben: So gieng es unter den 
Römern, fo lang bie Wahl derer, die am Rus 
der des Staats faßen, in ihren Händen lag, 
und ihre Wohlfahrt noch nicht der Willkuͤhr ei» 
nes unumfchränften Monarchen —— J 
war. Inn den erſten fünf hundert Jahren, da 
ihnen in Italien ſelbſt noch fürchterliche Feinde 
auf dem Nacken lagen, von benen fie oft big 
an den Rand des Berderbens getrieben wurden, 
war die Kriegskunſt und Tapferkeit die einzige 
Stuͤtze ihrer Wohlfahrt, und wer ſich dadurch 
dor andern hervorthat, den forderte der Staat 
auf, ihn zu retten. Ein ſolcher Held: fand fe 
viele Verehrer feiner. Verdienſte, „fo viele Ber 
a2 förderer 


farderer ſeines Ruhms, als Mitboͤrger waren. | 
| Da fie aber ihre Herrfchaft weit über die, Gren⸗ 


zn Sylaliens in alle Damals bekannee Welttheil⸗ 
erweitert haften, woher Die Staafgangelegen« 
heiten verwickelter, "und durch Herrſchſucht, 
Reichthuͤmer und Habſucht das Gleichgewicht 


after den Buͤrgetn geſtoͤrt wurde: fo gehoͤrte 


Be als durch. Erfahrung erlangte Klugheit, 
mehr als Tapferfeit dazu, das Ganze zu über- 


feßen, und des Schwächern Rechte zu fehigen. 


Die gerichtliche Beredſamkeit mußte mit bei 


dazu gehörigen Wiffenfchaften ins Mittel tre⸗ 


ten, das Staatsintereffe zu entfalten, die Abens 
fegene Mache und Raͤnke vieler Bürger zu vers 
eiteln, und den Schwäthern mit ihrem Schifös 
zu decken. Die Tapferfeit bändigre die äußert 
Feinde des Staats, die Berebfamfeie die in« 
nern Verderber der bürgerlühen Wohlfahrt. 
Jene erweiterte und behauptete die gemachten 
Eroberungen; dieſe fehügte einen jeden im 
Beſitz des Seinen. Beide boten fich alfo zur 

Erhaltung der allgemeinen und Privatwohlfahrr 
die Hände, Daher wurden diejenigen, denen 


fie eigen waren, wie Schußgöfter der Republik 


verehrt, und nichts war ficherer, als daß ein 
* gopfrer Soldat und vorträfflicher Redner zu den 
hoͤchſten Ehrenſtellen gelangte. 
Daher kam es, daß, gleich wie anfänglich 
bdie — Tapferkeit das vornehmſte Au⸗ 
genme 
die 


der Roͤmer war, nun eben ſo ſehr auf 


4 [ 


Die Beredſamkeit und die dazu gehörigen Kennt· 


niſſe geachtet wurbe. Alles ſtimmte damals 
zuſammen, ſie zu vollkommenen Rednern zi 
bilden. Durch den Umgang mit ben Gelehn 
teſten, ſowohl aus. Griechenland ald aus dem 
füblichen Theile Italiens, wurden ihnen bie 
Schriften ber griechiſchen Philoſaphen, Redner 
und Dichter, und ber Abſtand zwiſchen ihrer 
rohen Unwiſſenheit und der sinfichrevollen au 
muthigen Beredſamkeit der Griechen bekannt. 
Die Einficht Diefes Worzugs einer Ihnen unter 
gebenen. Nation mußte fie ſchamroth und 
äußerft Begierig machen, wo nicht ſis zu uͤber⸗ 
treffen, doch wenigfteng ihnen zurgleichen , um 
ihzren Hohn und Spott zu vermeiden. Durch 


ihre patriotiſche und römifchgefinuse Erziehung , 


waren fie ganz zur Ruhmbegierde, zur Arbeit 
ſamkeit, zur Liebe deflen, was einfach, nuͤtzlich, 
edel und groß:ift, und. m Verachtung alles 


unnatuͤrlichen, feglechten und unnüsen Weſens 


geſtimmt; und durch die Gewohnheit, die 
ſchwerſten Unternehmungen gluͤcklich durchzu⸗ 
ſetzen, belebte ſie das ſicherſte Vertrauen auf 


ihre Seelenkraͤfte. Solche Koͤpfe betrugen ſich 


nicht wie Schuͤler in der Erforſchung griechi⸗ 


ſcher Schriften, ſondern wie Richter, die nach 
einem untruͤglichen Gefuͤhle das Wahre, Edle 
und Nutzbare beurtheilten. Dieß beweiſet ihr 


ſchneller Fortgang in der Beredſamkeit. Kaum 
hatten fie angefangen, ſich in der griechiſchen 
a3 


Littera⸗ 


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| Litteratur ümzufehen , fo hanen! fie jo eihen 
- Tateinifchen Demofthenes an Cato, einen for 
frates an Servius Galba und an M.Aemi⸗ 
Hius Lopidus Porcina.: Nicht lange hernach 
konnten bie zween Gracchen, Lueius Craſſus und 
M. Antonius, mit den ſtaͤrkſten griechlſchen 
Rednern verglichen werben, und uͤbertrafen faſt 
alle. Griechen ihres Zeitalters. Wie ſcharffich⸗ 
tig ſie waren, nur das, was nutzbar und wahr 
iſt, zu: waͤhlen, bewies ber genannte Eraſſus, 
- da er als. Cenfor das thesretiſche und unnuͤtza 
Geſchwaͤtze der Iateinifchen Rhetorn zu Rom 
verbot, und erhellet auch daher, daß fie von 
den verſchiedenen Seften der griechiſchen Philos 
ſophen, womit Nom angefülle war, nur: das 
Nutzbarſte und Befte ausfuchten; ohne fich einen 
derfelben ganz zu ergeben. Eine gleiche Staͤrke 
bewieſen fie auch gleich zu Anfang in der Dicht 
Luft. Man. hielt es zu Kom: für eine ausge 
machte Sache, daß $ällus und Scipio, Die 
Buſenfreunde des Terentius, großen Antheif 
an feinen Schaufpielen harten, und er felßit 
leugnet es nicht. €. Lucilius erfand die Sar 
tyre in. hexametriſchen Verfen, die felbft bein 
riechen noch unbefannt war; und furz darauf 
fchrieb I :tucrefius Carus fein Philofophifches 
Gedichte, worin er unter ben Griechen wenige 
Vorgaͤnger gehabt, und. alle Dichter, Die vor 
und nach ihm dieſen Weg betreten ‚haben, , üben 
troffen hat. 

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er xii 


Endblich brachten es bie. Römer faſt in allen 
Süden der ſchoͤnen Wiffenfchaften fo. weit, alg 
es; immer, Die Griechen darin gebracht haben, 
- Denn es iſt noch nicht entſchieden, ob Cicero 

dem Demoſthenes in der Wohlredenheit, Vir⸗ 
gil dem Homer, Catull, Tibullus und Hora 
ailan übrigen Grjechen in ber Dichtfunft. ihres 
Art, und Titus Kpius dem, Herobotug zun 
Zuepöibes i in der Geſchichte N ken fepn? ? 
- Dieß. war eine Wr ad * der in⸗ 
nem und äußecn Berfaflung, der-SRämer ,.näche 
dem. fie ihre Herefchaft über die Grenzen Year 
Hiens-verbreitet hatten, und durch die Reichthür 
mer und Uebermacht vieler: Bürger ‚bie Thüre 
gur Ungerechtigkeit und Unterhräcfung ge et 
worden war, Ein Redner war: yon ihnen als 
ein Priefter der, Gerechtigkeit, als ein Mittler 
zwiſchen dem Schwaͤchern und Maͤchtigern ver⸗ 
ehrt, der durch die Staͤrke ſeiner Berebfamteit 
gem Schwaͤchern beylegte, was ihm am Gleich⸗ | 
—— fehlte. 

Es ließ ſich aber nicht chun f daß ein roͤmi 
fiher Bürger, der feine Söhne dem. Dienfte 
des Staates widmete, in der Erziehung berels 
Pen die Berebfamfeit und die übrigen Wiſſen⸗ 
fchaften, «ohne welche fie nicht befteben fann, 
vernachlaͤßigte, aus Hoffnung, von beredſa⸗ 
‚men Sadywaltern im Nochfall vertheidigt zu 
werden. Denn wenn jemand einer unehrſichen 
Handlung veranipigt wurde, .. H mußte 7 Pi 
Mi 2a 4 


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zalich vor ericht erſcheinen und fü * muͤnd· 
lich vertheibigen.- Einen Manne, der im 
Staate eine ſtumme Perſon vorſtellte war: bet 
*3 zu Ehrenftellen- verjbertt;: und’ zer feineni 
* en Kar und Schaben wurbe er von Allen 
chuggeroffen, bie ihm von feinen at 
angeerbt ſeyn konnten, verlafſen. Daher wa · 
| In n die Roͤmer gezwungen, die Berebfanitcht - 
den a ungsplän ihrer Kinder zu bringen. 
fanne, wie groß bie Sorge ber 
Ak war, daß ihren Söhnen gleichfäm’ mie 
det Muttermilch eine vernehmliche und ange 
nehme Ausſprache und "der Gebrauch reinet 
und ausgeſuchter Wörter beygebracht wuͤrde 
Dieſer Vorcheil iſt bey einigen allein hinreichend 
geweſen, fie mit Huͤlfe des natürlichen Verſtan⸗ 
des zu anſehnlichen Rednern zu bilben. Was 
wird er alſo in jenen richt bewirkt Haben, wel⸗ 
che die Philoſophie, Geſchichte und Nachah⸗ 
mung ber beſten griechiſchen und roͤmiſchen 
Redner damit vereinbarten? Mit der riäne 
lichen Sorgfalt wählten fie die Litteratorn ober 
Gammatiſten, welche die Kinder in den Grund⸗ 
ſaͤtzen der Sprachlehre unterwieſen; und damit 
al ihr Dichten und Trochten gleich vom An 
fang’ auf bie gerichtliche Beredſamkeit gelenkt 
wuͤrde, fo wurden ihnen bie: Ghefege der zwoͤff 
Zafeln-in der zärteften Jugend tief eingeprägt‘; 
und eins ihrer gemöhnfichften Rinderfpiele war, 
won die Knaben vor einem unter ihnen ge 
— waͤhlten 





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wählten: Richter einer den - andern anklagtem 
fid verteidigen, und den verurtheilten Schuß 
digen Ins Gefaͤngniß führten.: Hierdurch wur. 
ben fie in den Stand geſetzt, ſelbſt zu fühlen, 
was ihnen zur gerichtlichen Beredſamkeit fehlte, 
Die dazu gehdrigen Kenntniffe wurden ihnen 
hierdirch hoͤchſt wichtig gemacht, und man 
konnte een Eifer und: Fleiß, Diefelben M 
erlangen, fühere Rechnung machen. 
Endlich wurden die Juͤnglinge ber Anfuh⸗ 
rung und Lehre der beſten Redner und Welt- 
weiſen, die’ ben wohlhabenden Familien im 
Haufe wohnten, anvertraut. - hr Stubiren 
beftand- nicht ſowohl in Erlernung trockner Ne= . 
geln, als in der Ueberſezung und Nachahmung 
der beſten griechiſchen Werke, in Verfertigung 
ſolcher Reben, die 1 aufs Serum fchichten, 
im Deffamiren. : Ruiz alles zielte dahin, 
daß ihnen durch frühzeitig angefangene. und 
immer fortgefegte Uebung die Beredſamkeit fb 
eigen wuͤrde, als immer etwas ſeyn fann, was 
bie Natur dem Menſchen freyroillig mitsheite. 
Hierbey beobachteten fie dieſes ale eine Haupt⸗ 
fache, daß ſich ein’jeder einen der vornehmften 
alten Redner zum Mufter wählte, und. nicht 
ruhete, bis er ſich feine Stärke und feinen Styl 
eigen gemacht ‚hatte; -baß':er fe inniglich 
(te; und ſicher zu Werke gieng. 
Daß indeſſen keine andere der Wiſſenſcha | 
im un Kanſte, welche m wahren a | 
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Die Geſchihte 
der ſuthen 
Kuͤnſte und Wiſſenſchaften 
in Italien 


Chriſtian Joſeph Jagemann. 


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Leipzig, 
bey Weidmanns Erben und Reich. 2778: 


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Bon dem ie und ‚Be 


* Beh, der —* mb eiügfien m 
ner wird nie deutlicher erfannt, als wenn 
der Staat, deſſen Mitglieder fie find, in Gpa 
fahr. gerärh. Aller Augen find alsdenn auf fie 
gerichtet, und ‚jedermann erwartet yon ihnen 
feine Rettung, nicht anders als in einem Schif⸗ 
fe, dem ein fchrecflicher Sturm den Untergang 
drohet. Der Steuermann ſelbſt, Der. feing 
Kräfte und Geſchicklichkeit erfchäpft fühle, traͤgt 
eisbenn fein Bedenken, dem erfahrenften dag 
Ruder zu übergeben.: So gieng es unter ben 
Roͤmern, fo lang die Wahl derer, Die am Rus 
der des Staats faßen, in ihren - Händen lag, 
und ihre Wohlfahrt noch nicht ber Willführ ei» 
nes unumfchränften Monarchen rain u 
war. Syn den erften fünf hundert Sjohren, da 
ihnen in Italien ſelbſt noch fürchterliche Feinde 
auf dem Nacken lagen, von denen fie oft big 
an ben Rand des Berderbens getrieben wurden, 
war die Kriegskunſt und Tapferkeit bie einzige 
Stüße ihrer Wohlfahrt, und wer fich dadurch 
. Bor andern bervorthat, den forderte der Staat 
auf, ihn zu retten, . Ein ſolcher Held. fand fe 
viele Verehrer ſeiner Vervienfie, „fo viele Ber 
förderer 


ir —B— 
Aber: In Studiren ungleich: geweſen iſt. Die 
Zeiten bes Tiberius; Calignla und Nero wa⸗ 
zen fo laſterhaft, als ſie es immer ſeyn konn⸗ 
ren; jedoch war die Litteratur damals in beſſern 
Umſtaͤnden, als in folgenden Zeiten, die et⸗ 
was geſitteter waren. Und ſollte man wohl 
mit Wahrheit ſagen koͤnnen, das ſechzehnte 
Jahrhundert, da die Wiſſenſchaften in Italien 
vortrefflich bluͤheten, fen tugendreicher, als 
das ſiebenzehnte weniger gelehrte Jahrhundert, 
geweſen? Alfo find auch die. Sitten. nicht: fe 
weſentlich mit, der Gelehrſamkeit verbunden, 
daß aus dem Verderbniß der einen der Verfall 
ver andern nothwendig erfolge. - 
Der Einfall barbariſcher Rationen und der 
AUmgang mit denſelben mußte freylich zum 
Verfall der Gelehrſamkeit viel beytragen. Al⸗ 
lein die Erfahrung lehret uns, daß diejenigen, 
welche zu den Wiſſenſchaften geboren ſind, auch 
mitten unter den Unruhen des Krieges dieſel⸗ 
ben nicht vernachlaͤßigen, ſondern vielmehr ihre 
Ruhe und Troͤſtung darin ſuchen. Welche 
Kriege ſind je verderblicher fuͤr ganz Italien, 
und gefährlicher für einen jeden Einwohner ins⸗ 
befondere gewefen, als die bürgerlichen Kriege 
zwiſchen Städten. und Städten, Bürgern und 
Bürgern, zu Zeiten des Dante, Petrarca, Boc⸗ 
caccio und anderer Gelehrten von der erſten 
Klaſſe?˖ Michtsbeftoweniger übten dieſe vor 
treffliche Maͤnner nicht nur die Wiſſenſchaften, 


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finden erwockten fie auch aus der Bergeffenheitt 
werin- ſie diele Jahrhundert "begraben: warew 
Gleichwie dieſe durch das noch rohe Weſender 
kealieniſchen. Sprache nicht gehindert wurden, 
ihre Gedanken auf eine angenehme Art einzu 
Heiden, md fogar der Sprache felbft einen nd 
muthsvollen "Ton verfchafften, - fo mußte auch 
bie Vermifchung barbarifcher : Wörter feinen 
guten Kopf unter den Römern binbern,. fh 
zierlich auszubräden. Und ift nicht Stafien 
auch unter Auguſtus, und int ſechzehnten Jahr · 

hundert, da die Wiſſenſchaften daſelbſt bluͤhe⸗ 
ten , ein Saͤmmelplatz fremder Nationen gerom 
fen ? Gleichwie fid) eine edſe Seele von bet nie⸗ 
derträchtigen Denfart des Pöbels nicht anſtecken 
laͤßt, alſo kann es auch) geſchehen, daß ein 
wohldenkender Kopf mitten unter wilden Na⸗ 

tionen nichts Barbariſches mit ſeiner Dentart 
vermiſche. 
| Es kann alſo gar wohl fon, ‚mb iſt wirk 
lich geſchehen, daß die langwierigen Kriege und 
Vermiſchung mit wilden und rohen Nationen 
das Verderbniß der Sitten, die tyrannifchefe - 
gierungsart vieler Monarchen, der Mangdanr .' 
Beförderung und Belohnung, und andere dere 
gleichen. Hinderniſſe den Verfall der Gelehrſam⸗ 
keit in italien befördert haben, ohne daß fie bie 
erfte Quelle deſſelben geweſen find. Sie waren 
nur äußerfiche Uebel, die ein zum Verfall ſchoñn 
geneigtes Weſen zu "Grunde: richteten, einem 
wuͤten⸗ 


“ 4 


xxi —X | 
deſſen innere Beſtandtheile ‚nicht Halchar find, 
zu Boben wirft. re 
Wenn man bie erfte Triebfeder, weldye big 
noch rohen und nur zu Kriegskunſt und Tapfer- 
keit gebildeten Roͤmer bewog, fich-in den Wiſ⸗ 
ſenſchaften eben ſo eifrig als in den Waffen zu 
üben , und die Urſach, warum fie es berin-aufg 
hoͤchſte brachten, ‘gefunden hatt: fo Foftel eg 
nicht viel Mühe, die wefentliche Urfache anzu⸗ 
“ geben, woher dee Verfall der Gelehrſamkeit 
nothwendig erfolgen mußte. Denn man. darf 
nur berveifen, daß bie Quelle bes Wachschums 
und der Erhaltung verfieget fen. 
Ich habe gleich vom Anfang: angemerft; 
daß, da der Römer Herrſchaft ſich weit über 
die Grenzen Italiens verbreitet hatte, und viele 
unter den. rörifchen Bürgern den andern an. 
Reichthum und Mache überlegen waren, die 
gerichtliche Beredſamkeit zu- einem nothwendi⸗ 
gen Mitte wurde, die Schtwächern vor ber Uns 
lerdruͤckung ber Mächtigern zu ſchuͤtzen; daß fie 
es nun mit unterworfenen Völfern zu thun hate 
ten, bie fie an Kenntniſſen weit übertrafen; daß - 
daher die Beredſamkeit und alle damit verknuͤpf⸗ 
sen Wiffenfchaften zu einem nothwendigen Be⸗ 
duͤrfniß des Staats wurden; und daß endlich 
biefe Nothwendigkeit auch einen jeden anſehn⸗ 
fichen Buͤrger ingbefondere betraf, weil ein jes 
ber Verklagter fich.oper;feine Klienten mündlich 
W vor 


ih xvma 


dor Gericht vertheidigen, und wofern er dieſes 
niche vermochte, mit Schimpf und Schande 


gebrandmarft war. Woher ‚norbivendiger 


Weiſe ein allgemeines Beſtreben nach allen den 
Kenntniſſen, die zur gerichtlichen Bexebfamfeit 
fühten, entfiehen mußte. 

Diefe nothwendig würfenbe Triebfeder ver⸗ 
for unter dem zweymaligen Triumvirate ‚ben 

größten Theil ihrer Kraft. : Zu geſchweigen, 
daß damals ſchon die Macht des Senats jene 
des Volks uͤberwog, fo mußte ber Senat felbft 
fich nad) dem Willen der Drepmänner richten; 
unb wehe dem: Bürger, ber ‚von besjenigen 
Parthey nicht war, welcher. die Oberhand. ges 
wann! Folglich hoͤrte die gerichtliche Bered⸗ 
ſamkeit damals fehon auf, ein ficheres Erhal⸗ 
£ungsmittel des Gleichgewichts unfer den roͤmi⸗ 


ſchen Bürgern zu ſeyn. Die Waffen traten 


anſtatt ihrer ins Mittel, und ber Erfolg buͤr⸗ 
gerlicher Kriege entfehieb in den wichtigften Din- 
gen zwifchen Recht und. Unrecht. Daher fam 
es, baß ſchon in den ältern Tagen des Cicero 
die Berebfamfeit einen Iheil ihren Arugbarfei 
verlor, und in Verfall am. . 


eboch war fie noch immer den Großen ein 


J 
unentbehrliches Mittel, zu ihren herrſchſuͤchti⸗ 
gen Abfichten zu gelangen. Denn obgfeich nur 
bie Waffen entfchieben: fo biente fie Doch, Ihre 
Partien. zu. verftärfen. . Aber..unter ber mo⸗ 
in Bar ehen Mirglerungsant | hörte fie auf, hei 


— 


vu ee 


wendig zu ſeyn. Der Monarch gab algbenn 
allen Sachen das Uebergewicht, und bie ſtaͤrb 
fie Beredfamfeit hatte niche mehr Kraft_und 
Wirkung, . als es dem Mugen und Willen. 
beffelben und feiner Sieblinge gemäß war. — 
Weil Auguftus wohl einfah, daß zu feiner. 
Hupe und zur Sicherheit bee noch nicht genug 
befeftigeen Monarchie nichts dienlicher ſeyn 
fönnte, als die zu großen Unternehmungen ge 
wöhnten und frenyheitfiebenden Römer von den 
Waffen zu den fanften Befkhäfftigungen. ber 
Mufen zu lenken: fo .unterließ er nichts, ‚was 
‚fie dazu anreigen konnte.  Chrenbezeigungen, 
freundſchaftlicher Umgang und. Wohlchätigfeit 
waren die Lockſpeiſe, deren er fich zu feinem 
Endzweck bediente. Hierdurch brachte er es auch 
fo weit, daß die Gelehrſamkeit zur Mode wurde, 
und es einem eblen Römer zur Schande gerechnet 
war,  ungelehrt und geſchmacklos zu ſcheinen. 
Es beeiferte ſich daher ein jeder, dem daran ge⸗ 
legen war, bie Gunſt des Kaiſers zu erlangen, 
in Öffentlichen und geheimen Verſammlungen, 
denen Auguſtus ofe.perfönlich beywohnte, feine 
Auffäge hören zu laffen, und der Kaifer felbft 
trug fein Bedenken, feine Schriften andern" 
vorzulefen und ihrem Urtheile zu unterwerfen. ' 
Aber dieſer Wetteifer, diefe ‚allgemeine 
Gährung gründete fih nur auf einer eitell 
Ruhmſucht, gelehrt zu ſcheinen, und zur Gna⸗ 
de des Menarchen ſich den Weg Lu u 





Folglich fegte man fich nur folche Beyſpiele zur 
Nachahmung vor, und fehrieb ſolche Werke, 
die dem Geſchmacke oder vielmehr der Abfiche 
des Hofs gemäß waren: En 
Damals erfoderte ed bie Klugheit eines 
Hofmanns und aller derer, die durch ihre Ges. 
lehrſamkeit die Gunft des Auguſtus zu gewinnen 
trachteten, das Andenfen bes Cicero, an deffen 
Tode derfelbe mitfchuldig war, verhaßt zu ma» 
chen. Daher fuchte man den Schriften diefes- 
Redners allerhand Fehler und Mängel anzus 
dichten, damit fie ja niemand zum Mufter eis 
ner vollommenen Berebfamfeit wählte. . 
Unter denen, bie damals den Ruhm bes 
Cicero zu fhmälern fuchten, war Afinius Pollio 
der betraͤchtlichſte. Er war niche nur einer ber 
Gelehrteſten feiner Zeit, fondern auch ein maͤch⸗ 
tiger Stuatsminifter und großer Gönner ber 
Gelehrten. Es war ihm alfo fehr leicht, viele 
Bewunderer und Nachfolger feiner Schreibare 
fih) zu verſchaffen, wohin die Werachtung, 
welche er auf die beften Schriftfteller geworfen 
harte, abzielte, — 
Der Schade, ber hierdurch dem guten Styl 
und der Beredſamkeit verſetzt wurde, war un⸗ 
heilbar. Denn weil man die Staͤrke eines 
Redners nicht mehr nach der Wirkung, die ſie 
auf das ganze Volk und auf patriotiſchgeſinnte 
Richter machen konnte, ſondern nach dem Bey⸗ 
fall beſtochener oder gedungener Schmeichler 
nn ba 0 Daun 


— 


u 
beurtheilte, fo vermißte die Jugend den fichern 
Leitfaden, die falfche Beredſamkeit von ber wah⸗ 
ren zu unterfcheiden. u 0, 
Hierzu fam noch ein anderes Uebel, wo⸗ 
durch die römifche Jugend noch immer ‚mehr 
vom rechten Wege abgeleitet wurde. Augu⸗ 
ſtus vermehrte die Schulen zu Rom, und bes 
fräftigte den Lehrern einiger. Kunft oder Wiſſen⸗ 
(haft das.römifche Bürgerrecht, welches ihnen 
Julius Caͤſar ſchon ertheilt hatte. Hierdurch 
und durch die Wohlthaͤtigkeit des Kaiſers wurde 
eine fo große Menge von Gelehrten, die Pro⸗ 
- feflion vom $ehren machten und dadurch ihre 
Gluͤcksumſtaͤnde zu verbeſſern fuchten, nad) Rom 
gezogen, daß fie aus Mangel eines hinreichen« 
. den Gewinns gezwungen waren, ſich in bie - 
Provinzen Italiens zu vertheilen. Es ift ganz 
unwahrſcheinlich, daß diefe Fremdlinge,. die 
ihres Nutzens wegen nach) Rom famen, ben 
verhaßten Cicero, oder in der Dichtfunft' den 
Virgil oder Horaz, ihren Schülern zur Nachah⸗ 
mung vorlegten.. Es zeigen vielmehr die Werke 
derer, bie ſich in ihrer Jugend unter denfelben 
» gebildet. haben, daß fie die einfache und natuͤr⸗ 
liche Schönheit der Schreibart nerachteten, und 
‚Die beften ihrer Vorgänger durch ein verfünftel« 
tes und affektirtes Gewebe wigiger Gedanken zu 
“übertreffen fuchten. Denn die Sualoriae und 
- Controverfiae des Rhetors Senefa, und die 
Gedichte des Ovidius bezeugen es, daß man in. 
. den 


. 


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—— xxt 


Ben letzten Jahren des Auguſtus niche nur in der 
Beredſamkeit, fondern auch in der Dichrfunft 
vom natürlichen Wege abgewichen ift. 


Weil ein jeder der fremden Sehrer mehr bare 
auf bedacht war, durch feinen Witz und fähigen 
Kopf die Aufmerkſamkeit und Verwunderung 
ber Großen zu Rom auf ſich zu ziehen, als 
gründliche Gelehrten zu bilden, und diefe ſchein⸗ 
are Gelehrfamfeit zu ihrer Abfiche hinreichend 
war, fo vernachläßigten fie, ihre Lehren auf 
gründliche Wiffenfchaften zu bauen, oder wenn 
biefes noch einigermaßen geſchah, fo lehrten ſie 
das Gute durch einen glaͤnzenden unnatuͤrlichen 
Anſtrich verunſtalten. | 

Diefe Art von Schöngeifteren harte den kai⸗ 
ſerlichen Hof und die Roͤmer ſo bezaubert, daß 
ſie kein Bedenken trugen, derſelben wie einer 
neuen Gottheit ſich ganz zu ergeben, und die 
ernſthaften Wiſſenſchaften zu verabſcheuen. Vi⸗ 
truvius Pollio fuͤhrt bittere Klagen hieruͤber, 
und nennt die Verehrer dieſes leeren Geſpenſtes 
Ignoranten. | 

Auguftus, der auf diefe Weiſe die Köpfe 
der Römer mit füßen Träumen anfüllte, erhielt 
zwar hierdurch feinen Endzweck, daß er fie von 
den Waffen zur Gelehrfamfeit lenkte, und 
nichts mehr von der ciceronianifchen Berebſam⸗ 
feit zu befürchten hatte; gab aber Anlaß’ zum 
| Verderben des guten grand ſowoh A 


‘ - 


au ER 


Künften als Wiſeenſchaften, und legte den er⸗ 
ſten Grund zum Verfall derſelben. 

Dieſes iſt aber meiſtens in Anſehung der 
Jugend zu verſtehen, die ſich unter des Augu⸗ 
ſtus Regierung zur Gelehrſamkeit gebildet hat. 
Denn was diejenigen betrifft, die im Schooße 
der Republif geboreri waren, fo find ung von ihnen 
einige vortrefflihe Männer, als da find Vir⸗ 
gil, Horaz, Tibullus und Titus Livius, befannt, 


‚deren eble Einfale im Denken und Schreiben 


unverfälfche geblieben if. Sie find diejenigen, 
welche in Abficht auf Die Gelehrfamfeit dem 
Seitalter des Auguſtus den Ruhm einer golde⸗ 
nen Zeit verfchafft haben. 

Hingegen kennen wir keinen unter den te 
mifchen Schriftftellern, die unter det monarchi⸗ 
fchen Regierung geboren find, welcher nicht 
mehr oder weniger yon der obenbefchriebenen 
Seuche angefteckt.fey, 

Hieraus erfiehet man, was für einen Scha« 
den bie fchöne Litteratur durch folche Lehrer er⸗ 


leiden. fönine, welche bie gründlichen Wiflen | 


ſchaften nicht mit derfelben im Lehren und 


Schreiben vereinbaren, und ihr ganzes Lehr⸗ 


pften auf Wig und ein glänzendes Nichts . 
uen. 

Dieſes wird aber allemal geſchehen, wenn 
die Gelehrſamkeit aus einem andern Endzweck, 
als Tugend und Wahrheit zu lehren; getwie- 
ben wird, 

|) i \ Da 








2 = 22 2 xzıun 

Da ben ben Römern die Beredſamkeit nun 
bie Vertheidigung bet Gerechtigkeit und Wahre 
beit sur Abſicht harte, fo folgte. von fich felbft, 
daß man Philofophie und andere folide Wiſſen⸗ 
fchaften zum Grund legte, Kine jede frembe 
Schminke würde kindiſch und. verächtlich ge⸗ 
ſchienen haben. Da man aber ſowohl in der 
Beredſamkeit als in andern ſchoͤnen Kuͤnſte 

nur zu. gefallen ſuchte, und nach dem Ruhm; ° 
unter die ſchoͤnen und bey Hof beliebten Geiſter 
gezählt zu werden, ſtrebte, fo wurden bie ſchoͤnen 
Wiſſenſchaften zu einem Puppenſpiel und Taͤn⸗ 
delwerk, wo gruͤndliches Denken unnuͤtz war. 
| Sleichwie die Beredſamkeit deswegen In 
Verfall gerieth, weil man fie nicht mehr als 
ein nothwendiges Huͤlfsmittel zur innern Sicher⸗ 
heit der Buͤrger mit Ernſt betrieb, alſo wurde 
auch die Philoſophie zu einem tändelnden. Worte 
ſpiel, da fie aufhörte, ein nothwendiges Huͤlfs⸗ 

mittel der Beredſamkeit zu ſeyn. 

So lang bie Litteratur unter den Roͤmern 
gebluͤhet hat, haben ſie ſich nie der Philoſophie 
wegen ihrer ſelbſt, oder ſich dadurch einigen be⸗ 
ſondern Ruhm zu verſchaffen, befliſſen. Sie 
achteten ſie nur in ſo fern ihres Fleißes wuͤr⸗ 
Big, Aals fie ein Mittel war, rechtſchaffene 
Bouͤrger und gruͤndliche Redner zu bilden. Sie 
haben ſich deshalben nie, wie die Griechen, in 
verſchiedene Sekten getheilt, fonbern aus aflen 
Mepnungen und Lehren nür.Diejenigen. gewählt, 
b4 welche 


xxre | es > — ei" | 
welche ihrer näglichen Abficht gemäß waren. 
Da aber biefe aufbörte, und die Philofopgik 
nicht mehr wegen ihrer wahren. Nutzbarkeit, 
ſondern Stolz und eitle Ruhmſucht zu nähren; 
betrieben wurde, verwandelte fie fich in ein lee | 
res Geſchwaͤtze. 

Solche unnüge Philoſophen bildeten nach 
und nach auch in Italien eine befondere Kaffe 
von Menfchen, deren einzige Abfiche war, für 
gelehrt angefehen zu werden. Won unnüger 
Theorie aufgeblafen, warfen fie einen ſtolzen, 
und wenn fie noch etwas befcheiden waten, ei 
nen mitleibigen Blick auf andere Menfchenfin- 
der, und fahen fie wie Erdwuͤrmer an, bie Gott 
: gefchaffen hätte, die Erbe zu durchwuͤhlen, indeß 
daß ſie dazu beſtimmt waͤren, die erhabenen 
Wahrheiten zu durchforſchen, und mit ihren 
abſtrakten Grillen die Welt aufzuklaͤren. Mus 
iyllaba eſt: Mus autem caſeum rodit. Sylla- 

ba ergo caleum rodit - -- - Mus ſyllaba ell; 
fyllaba autem cafeum non rodit. Mus. ergo 
cafeum non rodi. So ungefähr war ihe 
Philoſophiren befchaffen. Dieß waren Vie 
großen Einfichlen, weswegen fie die Naſe fo 
hoch trugen. Seneka, der diefes unnüge We⸗ 
ſen den Römern fehr übel nimme, wirft ſelbſt 
in ganzem Ernft die Fragen auf, ob das Gute 
- ein Körper, und bie Tugenden Thiere ſeyn? 
und philofophirt darüber wie über Dinge von 
größter Wichtigkeit. 
Wenn 











Wenn Seneka nie mit deutlichen Wor⸗ 
ten erzählte, daß die Römer feiner Zeit fich 
mit fo nichtswuͤrdigen Wortſpielen beſchaͤfftig 
ten, und einer fo unnuͤtzen Philoſophie befliſſen 

waren, ſo wuͤrde man ſichs kaum traͤumen laſſen, 
daß ſie in ſo kurzer Zeit aus dem edelſten und 
thaͤtigſten Volke der Erde fo abgeſchmackte Grib 
lenfaͤnger werden konnten. 16 

Was Wunder, wenn bey ſo beſchaffener 
Philoſophie keine Spur einer wahren Bered⸗ 
ſamkeit mehr übrig blieb, und wenn die Schriß⸗ 
ten des Lucanus und Seneca jenen bes Eicero 
- und Birgils weit vorgezogen wurden ? Der fin 
bifhe Wis, den jene zween Schriftfteller auf 
allen Seiten ihrer Werke hervorſchimmern faf 
fen, fegte die aberwigigen Römer in Entzuͤckung, 


und ihre Schriften wurden als Mufter eines _ 


vollfommenen Styls der römifchen Jugend zum 
Nachahmung vorgelegt. Seneka felbft unter 
ftand fich, dem jungen Nero die Werke ver aͤl⸗ 
tern Redner verächtlich zu machen, und fi 
fetbft zur Nachahmung ihm aufzubringen. - 

: Ben fo verderbtem Geſchmack mußten bie 
gelehrten Werrfpiele, die Nero ftiftete, mehr 
zum Schaden als zum Nugen der Gelehrſam⸗ 
feit gereichen. Denn wenn folche Werke den 
Preis erhielten, worin der Wis am meiften 
hervorſtach, fo wurde bie fludirende Jugend 
noch immer mehr in den einmal -angenommies . 
‚nen Vorurtheilen beftärigt. 


bs In 


— 


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In den Schulen: ber Iateinifchen. ffetorn 
urd zwar die Jugend zum Deflamiren ange 
Halten; fie wählten aber folche Gegenftände, bie 
richt nur feine Beziehung auf das Forum hate 
gen, ſondern auch fehr felten fi) unter den Mens 
fchen ereigneten, z. B. von Tyrannen, bie den 
Soͤhnen befehlen, ihre Vaͤter hinzurichten; von 
Orakelſpruͤchen, bie zur Zeit der Peſt von ei⸗ 
nem Volke forbem, drey oder mehrere Jung⸗ 
feauen aufzuopfern, wenn es won ber Plage bes 
freyet ſeyn will. Weil dieß Deklamiren zwi⸗ 
ſchen den vier Wänden der Schulen und nur 
vor den Mitſchuͤlern geſchah, fo war es ein 
ſchlechtes Mittel, beherzte Mebner zu bilden, 
Wenn folche. Schufredner. vor Gericht auftre⸗ 
ten mußten, ſo erblaßten ſie vor Furcht, und 
üihr Vortrag war kalt und kraftlos. Sch glaube 
aber, daß dieſes groͤßtentheils von dem innern 
Bewußtſeyn ihrer. Schwäche in gründlichen 
Wiſſenſchaften, ‚Und von dem Mangel bes-in« 
nern Gefuͤhls der: Wahrheit herruͤhrte. Denn 
ein Sachwalter, dem es an Philoſophie fehlt, 
folglich mehr darauf bebache feyn. muß, durch 
, wigige, Einfälle, Gegenfüge, Machtfprüche, - 
Metaphern und Allegorlen feine. Unwiſſenheit 


zu bemänteln,; . als bie Wahrheit zu vertheidi« 


gen, Hat entweber Fein inneres Gefühl der 
Wahrheif, oder er muß zittern und beben, 


wenn ex vor Gericht eine Sache vertheidigt. 


3% Was 





! 


aa u 2 axvii 
Was halfs, daß Veſyaſian fo unnägen Ich 
rern der Redekunſt reiche Beſoldungen anwies, 
und daß Hadrian das Athenaͤum zu Rom er⸗ 
richtete? Wurde nicht das Uebel hierdurch viel⸗ 
mehr befeſtiget? Denn mas bie Lehrer angehet, 
fo fuhren fie fort, ven Styl des affeftirten Se⸗ 
nefa nachzuahmen, obgleich Auintilian davon 
ousgenommen ift, welcher ſich vergeblich bemuͤ⸗ 


hete, ſie davon abzuhalten. Die Fehler des 


Seneka waren den Roͤmern ein gar zu ſuͤßes 
und verfuͤhreriſches Gift, als daß fie es auf die 
Ermahnung eines einzigen verabfcheueten. Es 

ſchien ihnen viel rühmlicher. zu feyn, durch 


Scharfſinn und Wig der Rede das Anfehen der 


Kunſt zu geben, als die Wahrheit in einer nor 


tuͤrlichen und fließenden Schreibart vorzutragen, 
- Quintilian wurde als ein Feind bes Genefa ver« 


ſchrieen; und dieſes Vorurtheil vereitelte fein, 
Beſtreben, die Schriften Bes Cicero in Anfehn, 
zu bringen, Eben fo vergeblich war. die Stiftung, 
des Athenaͤums. Denn fo lange die verberblichen - 
Borurtheile in der Lehrart nicht abgelege wurden, 
konnten prächtige und gemädhliche Schulgebaͤu⸗ 
de zur innern Werbefferung ber Gelehrſamkeit 
nichts beytragen. Weil es auch zu einem oͤffent⸗ 
lichen Hoͤrſaal diente, wo Redner und Dichten 
fi) hören fießen, die ſchon, ehe fie auftroten, 
verfichert waren, daß ihre dazu eingeladenen 
Se oderidazu gedungenen Zuhoͤrer, ihnen 
epfall zuklatſchen würden, fo gab es Oi 

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Gelegenheit, Die Jugend i in ihren eeafen | 
Begriffen zu ftärfen. 

Den legten Reft befam bie roͤmiſche Ge⸗ 
lehrſamkeit durch den Schwarm der griechifcheir 
Philofophen und Sophiften unter der Regierung 
der Antoninen: Die erften harten ſich ſchon un« 
ter dem Kaiſer Veſpaſian durch ihren verwege⸗ 


sten Stofz fo verhaßt gemacht, dafs der gute Kai⸗ 


fer gezwungen wurbe, diefelben aus ganz Italien 
zu verweifen. ber durch die befondere Gewo⸗ 
genheit, bie Antonin und fein Sohn M. Aureliug 


nicht nur in großer Menge berbengelockt, ſon⸗ 
dern auch zu einer ſo großen Verwegenheit vera, 
leitet, daß fie fich in die Staatsgefchäffte miſch⸗ 
ten, und die öffentliche Ruhe ftörten. Solche 
Philoſophen, welche unter ihrem ehrwuͤrdigen 
Mantel und Bart ein abſcheuliches Herz ver« 
Bargen, mußten bie ſchon verderbte Denkart ber 


— fie und die Philoſophie bewieſen, wurden 


Roͤmer noch immer mehr vom rechten Weg ab⸗ 


⸗ 


führen , und unter gutgefinnten Menfchen . 
‚einen Abſchen vor bem Namen felbft ber Philo⸗ 


ſophie erregen. 

Die andere Art ſchaͤlicher Gelehrten, die fich 
danials zu Rom in großer Menge anzettelten, 
waren die Sophiften, verwegene und ftolge Men- 
fhen, die fich die Fertigkeit, von einem jeden 


Gegenſtande aus dem Stegreif öffentlic) zu res 


ben, anmaßten. Sie wußten die gemeinften 
Sadıen i in einem fo machtvollen und wichtigen 
Ton 


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3. 


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vorzutragen, mit fo neuen und überrofchenben 
Farben zu fhminfen, daß fie nicht nur ben un 
wiſſenden Pöbel, fondern aud) die Gelehrten in - 
Verwunberung feßten. Alles brannte von de 
gierde, je zu bören.. Wenn man mitten unter‘ 
einem · Schaufpiele die Nachricht erhielt, 4 
ein Sophift ſich im Achendum hören ließ: 
drang alles mit Gewalt zur Schaubühne hinaus, 
als wenn fie in Brand gerathen wäre; und wer 
nicht mit den Strome gieng,. ‚würde fich den 
Tadel eines geſchmackloſen Menfchen zugezogen 
haben. Uebrigens verachteten fie heimlich und 
öffentlich bie alten und neuen Schriftfteller des 
Roͤmer, und jede andere Kunft und Wiflenfchaft, 
Auf. diefe Weife widerfuhr der römifchen Littera⸗ 
tur, was vor noch nicht vielen jahren der deut 
fehen widerfahren if. Diefe wurde durch die 
frangöfifche, jene durch bie griechifche verdraͤngt, 
jeboch fo, daß, da weder bie griechifche unter . 
den Römern, noch die franzöfiiche unter ben 
Deutfchen feften Fuß faßte, Die Römer zur gänze 
lichen Unmiffenheit eilten, die Deutſchen aber vie 
fremde Sitteratur zur Verbefferung ihrer eigenen 
benugt, und wenigſtens an Gruͤndlichkeit weiß 
übertroffen haben. 

Dieß find, deucht mich, die wefentlichen 
Urfachen des Verfalls der roͤmiſchen Gelehrſam⸗ 
feit, in fo fern Die Römer immer weiter von dem 
guten Geſchmack abgewichen find, Es iſt nicht 
zu leugnen, daß auich Die äußerlichen Umfläne, Ä 
n " als 


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1Xxx ML * 1 


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dis ba find die Tyranney und Eiferfücht vers 
ſchiedener Kaiſer, das allgemeine Verderbniß 
der Sitten, die Vermiſchung mit fremden und 
rohen Nationen, die kurze Regierung verſchie⸗ 
dener für die Litteratur gutgeſinnter Mgnarchen, 
die vielen Empoͤrungen und buͤrgerlichen Krie⸗ 
ge, die Verſetzung der kaiſerlichen Reſidenz von 
Rom nach Konſtantinopel, der Einfall der He⸗ 
rulen, Gothen und Longobarden;, die allgemeine 
Erſchoͤpfung Italiens durch dieſe Voͤlker und 
burch die habſuͤchtigen Griechen, das Verderben 
der Litteratur beſchleunigt haben; allein wenn 
auch alle dieſe verderblichen Uebel nicht erfolgt 
waͤren, ſo wuͤrden dennoch die oben erklaͤrten 
Urſachen hinreichend geweſen ſeyn, dieſelbe in 
Verfall zu bringen. Die aͤußerlichen Uebel 


haben vielmehr die Anzahl der Gelehrten, als 


die Gelehrſamkeit ſelbſt, verrmindert. And es 
wuͤrde fuͤr die Litteratur nichts verloren, ſondern 
unendlich gewonnen feyn, wenn ein jedes Jahr⸗ 
Fe anſtatt der vielen Halbgelehrten und 

erberber ber Litteratur, nur einen Cicero, eis 


nen Virgil oder Horaz, nur einen Livius hew 
vorgebracht und genäbre haͤtte. 


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Die 





Die Geſchichte, 
der freyen ea” 


Küne und Wiſſenſchaften 


in Italien. 





Zweyter Band 
Vom Tode des Kaifers Auguſtus bis zum Uns 
tergang des occidentaliſchen Kaiſerthums 
durch die Gothen und Lengobarden. 


i. Bandd ü 








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Viertes Bitch, J 


Die Gelehrſamkeit der Roͤmer vom 
Er Auguftus bie zu Hadrians 
ode. 


He geischte des Auguſtus War in allen 

Betracht fü ‚glücklich, daß, Menn bie 
nachfolgenden Katfer ihm gleich getvefen toären, 
bie Römer Feine Urfach gehabt hätten, ben Ver⸗ 
luſt ihrer republifanifchen Freyheit zu bedauren. 


Aber die Thronfolger des Auguftus waren miele 


ſtens fo graufam und ausſchweifend, daß es zu 
bewundern ift, wie die ſtolzen Roͤmer ſolche Uns 
geheuer haben dulden. koͤnnen. Unter Veſpaſtan 


und Titus hatte es zwar das Anſehn, als wir: 


den bie goldenen Zeiten zuruͤckkehren; allein: 
Domitian erneuerte alle die traurigen Auftritte 
der Grauſamkeit bed Tiberius, Caligula und 
Nero. Was aber bag ſeltſamſte iſt, fo war ber. 
Smat, welcher kurz zuvor ben mächtigften Mo⸗ 
_ harchen Geſetze vorfchried, und Koͤnigteiche gab 
und nahm, mem er wollte, in eine folche Wien 
berträchtigfeit herabgeſunken, baß er fi von 
den abſcheulichſten Tyrannen gleichfam mit: - 
Fuͤſſen treten ließ, und durch feine eigene Rath⸗ 
ſchluͤſſe fich ſelbſt die Haͤnde band. Weil das. 
Betragen ſolcher Regenten einen ſtarken Einfub 
oo. . Ma | u _ 


& Kae 4e 

in den damaligen Zuftand der römifchen Gelehr⸗ 
famfeit hatte, fo gebührt es fich, eine kurze 
Gefchichte von einem jeden insbefondere zu ent⸗ 
werfen, und zu unterfuchen, was aus ihrer 
Regierung und ihrem fittlicyen Charakter entwe⸗ 
der zum Beften oder zum Verderben der Künfle 
und Wiſſenſchaften erfolget iſt. 


Das erſte Kapitel. 


Allgemeiner Begriff von der Kegierungster- 
fafflung , und dem Zuftande der Gelehrſam⸗ 
Beit unter Tiberius und den folgenden Kai⸗ 
fern bis zu Hadrians Tode. n 


1. iberius, Sohn des €. Claudius <ibe 

ring Nero, und der Livia Drnfillg, nache 
mals 8 Gemakiin des Auguſtus, folgte diefem in 
ber Negierung im vierzehnten Jahr der chrift- 
lichen Zeitrechnung, da er fhon 55 Jahr alt 
war. Nie hat ein Fuͤrſt im Anfang feiner Re⸗ 
gierung fo gufe Hoffnung. von fich felbft gegeben, 
als Tiberind. Sein Widerwille, dag Ihm auf- 
getragene Kaifertfum, und die Namen eines 
Heren, Vaters des Vaterlandes und Impera⸗ 
tors anzunehmen, die den Richtern und dem 
Senat überlaffene Freyheit, alle Gerichtshaͤn⸗ 
del zu entfcheiden: und die wichtigften Reichs⸗ 
gefchäffte zu handhaben, fein liebreiche® Betra⸗ 
gen gegen jedermann verfprachen in Ihm einen 
Gärten, ber den Auguſtus entweder übertreffen, 
| oder 





PIPPI 5 
bber wenigſtens ihm gleichen würde. Ss ſchien 
auch, als hätte die Gelehrfamfeit alled Gute 


von ihm zu hoffen. Von Jugend auf, hatte er 
fih fo wohl in der griechifchen als lateinifchen 


Literatur vortrefflich geübt. *) In der Beredt⸗ 


fantfeit hatte er fi) nach Valerius Corvinus 
Meffala, der zu des Auguſtus Zeiten fehr Ay 
ruͤhmt war, gebildet, und in verfchtedenen ges 
richtlichen Reden ruͤhmliche Beweiſe davon ab⸗ 


gelegt. **) Jebdoch war fein. Seil affektirt, weit 


bergefucht, und oft dunkel, — vielleicht um 
den Schalk zu verbergen. Die Goͤtterlehre 
ſchien fein Lieblingsſtudium zu ſeyn. Wo er ei⸗ 


nen Grammatiker antraf, ermuͤdete er ihn durch 


mythologiſche Fragen. +). Suetonius erzaͤhlt, 
er ‚babe ein lateiniſches Gedicht anf Lucius Caͤ⸗ 


fard Tod, und einige griechifche Gedichte ger 
ſchriebin. 4) In feinem Iangen Aufenthalte zu 


Rhodus, wo die Philoſophie bluͤhete, gieng er 
wit den vornehmſten Philofophen daſelbſt fleißig 
um, und bifpntirte oft mit ihnen. HH) Kurz 
man hatte gegründete Urfach, viel Gutes zur 
Befoͤrderung der Gelehrſamkeit von ihm au er⸗ 
warten. nn | 


we —VV We 
*) hueton. in Tiber, 6. 70. 
er) idema.:- | . +) idem c, 70. 


+) ibidem, . tt) ibidem. 
tt) ibidem. c.11. 2 


6 —B = 
HM. Aber in kurzer Zeit ſahen ſich die Roͤ⸗ 
mer in ihrer Erwartung betrogen. Tiberius 
war zwar von der Natur zu einem Regenten ge⸗ 
bildet, wurde aber durch feine Ausſchweifungen 
zu einem graufamen Tyrannen. Er war äußerft 
argwoͤhniſch, falfch, und fo graufen, daß er 
‚seiner nächften Anverwandten nicht fehonte, wenn 
er einmal einen Verdacht auf fie gemorfen hatte, 
Seiner Wolluſt fegte er weber Maaß noch Zieh 
An ſich derfelben ganz zw ergeben, brachte er Die 
Jesten zehn Jahr feines Lebens faft ganz auf bee 
einſamen Inſel Rapreä zu. Die Schanbthafen 
und Grauſamkeiten, die ag daſelbſt verübt hat, 
kann man ohn Abſcheu und Entſetzen nicht leſen. 
Und was noch aͤrger iſt, ſo ließen ſich die Roͤmer 
wie die niedertraͤchtigſten Ellaven zu Werkzeu⸗ 
gen feiner abſcheulichen Leidenſchaften gebrau⸗ 
hen. Es umringte ihn ein Schwarm von ver⸗ 
laͤumderiſchen Zungen, bie ihn aus eigennuͤtzlger 
Rachbegierde wider einen jeden, den ſie haßten, 
anhetzten, und unter dem Vorwande begange⸗ 
ner Staatsverbrechen um Ehre, um Haab und 
Gut, und ums Leben brachten. Man konnte 
ſich weder auf feine Unſchuld, noch auf Blutss. 
freundfchaft verlaffen. Ein Vater, Q. Viblus 
Serenus, fah ſich fo gar gezwungen, wider die 
Verlaͤumdungen feines Sohus fich vor Gericht 
zu vertheidigen. ) Daher entſtand ein allge« 
meins Mißtrauen eines gegen: vn ander 
Diee 
* Tacit. Annal. Lib, + Cr 28, | 





BE —E — 7 


\ 


. Diefes verurfirchte di ‚ Sicherheit des Tyrannen, 
und erfuͤllte die Roͤmer mit Furcht und Ver⸗ 


zweiflung. Weil ſich viele bey ſolchen Umſtaͤn- 


den durch die Lehren der ſtoiſchen Philofophig 


wider die Furcht des Todes zu bewaffnen ſuch⸗ 


ten, fo verbreitete ſich diefelbe immer mehr un« 
ter den Römern, und dad Beyſpiel bes Gate 


fe. viele Nachfolger. Es ſchien ihnen viel u 
sreräglicher, ihr Leben mit einem Streich zu - 
endigen, als das Schwerdt immer über Ihrem 


Nacken zu ſehen. 
IH. Unter einem fo argwoͤhniſchen und 
graufamen Zürften war es fehr gefährlich, die 


ven Schriftfiellee oder Nebner abzugeben. Ein 


einziges zweydeutiges Wort bat manchen ben 
Tod zugezogen. *) Man hat fogar Beyſpiele, 
daß er. die außerordentliche Gefchicklichkeit der 
Kuͤnſtler mit der Landesverweiſung und mit dem 
Tode beftraft hat.“) Dercgleichen Beyſpiele 
werden vorkommen, wenn wir von den Schrift⸗ 
ſtellern und Künftlern felbft handeln werden, 
Dieſes ift vieleicht eine. der Urfachen, warum 
man damals anfieng, in einem gar zu gebränge 


ten und ausgefuchten Stil feine Gedanken aus⸗ 


zudruͤcken. Tiberius flarb im 23 Jahr feiner 

Regierung , und ihm folgte im Jahr Chrifti 37 
IV. Cajus Caligula, Sohn des beruͤhm⸗ 

sen Germanikus, und ber Agrippina, bie eine 


"): Sueton, in T’iber. ce, 6T, 
#) Dio Lib, 57. 


— 


A 4 Toch⸗ 


8 ee ans | 

Tochter ber berüchtigten Yin ‚ folglich: des Au⸗ 
guſtus Tochterkind war. Das erſte Jahr ſei⸗ 
ner Regierung war ſo gluͤcklich, daß man ſich 
vielmehr alles andre vorgeſtellt haͤtte, als, er 
werde durch ſein Betragen Anlaß geben, ſich 
nach des Tiberius Zeiten zu ſehnen. Er ver⸗ 


‚ ebrte das Andenken derer, die unter Ms 


unfchuldiger Weiſe getoͤdtet worden waren 


. denen, die in Kerkern vermoderten, gab er die 
Freyheit wieder. Diejenigen, welche an dem 


ſchaͤndlichen Lebenswandel des Tiberius Antheil 
gehabt hatten, verwies er des Landes, und be⸗ 
wies fo viel Liebe zur Tugend, daß ihn jeder⸗ 
mann als den Wiederherſteller der allgemeinen 
Wohlfahrt verehrte. Er verzoͤgerte aber nicht 
lange, ſein blutgieriges Gemuͤth an den Tag 
zu legen. Man kann das erſte Tobesurtheil, 


. welches er an. dem jungen Tiberius Nero, des 


Druſus Sohne, beffen Großvater der Kaifer 


Tiberius war, vollſtrecken ließ, nicht ohne 


. Schauer leſen. Dem unglücdlichen Zünglinge 


— 


‚wurde auferlegt, ſich ſelbſt zu toͤͤten. Er bat: 


einen jeden der Umſtehenden flehentlich, ihm 
diefen Dienſt zu thun. Aber keiner konnte ſich 
dazu entſchließen. Darauf flehete er ſie an, ihn 


wenigſtens zu belehren, wie er ſich am leichte. 


ſten toͤdten koͤnnte; und nachdem jemand Ihm 


dieſes gezeigt hatte, entleibte ex fih. *) Von 
| biefer zeit an ließ Kaligula feiner Graufamteit 


den 
9 Philo de Legat, ad Cajumm, | 











= 2. 9 
den Ziegel fchießen. Schuldige und Unfchuldige, 
vhne Unterfchieb des Standes und ohne Proceß, 
wurden hingerichtet, und um fein barbarifches 
Vergnügen zu vergrößern, mit. ausgefuchten 
und langwierigen Quaalen gemartert. Dieſes 
Unthier, welches fich in allen abfcheulichen La⸗ 
ſtern herumwelzte, verlangte, daß man ihm als 
einer Gottheit in allen Tempeln, ſo gar in je⸗ 
nem der Juden zu Jeruſalem, Bildſaͤulen und 
Altaͤre errichtete. Der veraͤchtliche Senat 
trug auch kein Bedenken, dieſem Guldreichen 
Gott jaͤhrliche Opfer zu ſtiften, und ihm den 
Titel des Wahrbeitliebenden und Siebreich⸗ 
ſten zu geben. *) - | 
2 V, Er war ein fo wohlgeuͤbter Rebnen 
daß er die Reden, welche, andere arizuflagen 
vder zu vertheidigen, im Senat gehalten wur⸗ 
den, oft aus dem ˖Stegreif beantwortete. *) 
Die Natur fihlen Ihn zum Rebner gebildet. zu 
haben; denn fie hatte ihn mit einer flarfen und 
. Bellen Stimme, mit einem gluͤcklichen Gedaͤchtniß, 
und mit eines reichen Zufiuß von Worten und 
Sedanken begabt. *) Er haßte die verkün- 

ſtelte Beredtſamkeit des Seneka, die damals all⸗ 
"gemein bewundert wurde, und liebte den reißen⸗ 
"den vollen Strom im Neben. Deshalben er 
laubte er, bie von Tiberius verbotenen und zum 
Fener verdammten Bücher des Titus Labienus, 


| | Us bed 
*) Die Lib. sg. ' | 
**) Suet, in Calig. ©. 93.  ) ibid. 


I . \ v 





10 


des Cremut 
verus du, ius Chordus, und des Cafe Se⸗ 


ch neue. Abſchriften zu vervielfaͤltigen 
Be und zu leſen Nichts deſtoweniger war es ſehr 
gefaͤhrlich, ein Redner zu ſeyn, wie er es ver 
langte. Dem Domitius Afer wuͤrde feine uͤber. 
legene Stärke in der Beredtſamkeit das Leben 
gefoftet haben, wenn er nicht gu rechter Zeit ſei⸗ 
ae Zuflucht zur Schmeichelen genommen hätte. 

Ein anderer Rebner, des Namens, Carinna Se⸗ 
cundus, wurde bes Landes verwieſen, mweilee 
gu (gner eigenen Uebung wider die Tyrauney 
beflamirt hatte. Aber die ampsrn Gelehrten, 
deren Wiffenfchaften er wicht gelernt hatte, wa⸗ 
ren noch vielmehr feiner Grauſamkeit ausgefegt, 
Er war Willens, die :Bildfänten des Virgils 
und Livius aus ben Bibliotheken zu verweifen, 
wæeil er der närrifchen Meynung war, dem er⸗ 
ften Habe es an Kopf und geündlicher Gelehrſam⸗ 
keit gefehlt, und der andere: fen ein gefchwäßi-. 
ger. und nachlaͤßiger Schriftſteller. Er war auch - 
Vorhabens, Homers Gedichte zu vertilgen, weil 
Plato in feiner erbichteten Republik die Dicht⸗ 
kunſt verboten ‚hatte, ) Auch wollte er die 
ganze Rechtsgelehrſamkeit mit alten dahin gehaͤ⸗ 
rigen Buͤchern vernichten, damit ſein Wille das 
einzige Geſetz waͤre. ) Ein gewiſſer Apelles. 
deu beſte Eranerfiele die Zeiten *xx rin 
jaͤm⸗. 


ur 5 Sueton. o. 34. nt **) ibid. 
.*%) Dia Lib, 59; | 


* 








ne 11 


jaͤmmerlich mit Ruthen gepeitſcht, weil er ein 
Bedenfen trug, bie ihm von Tiberius vorgelegte 
Stage, ob er oder Jupiter ber Beſte wäre, zu 
beantworten. Indeß daß ber Unglückliche mit 
weinender Stimme um Mitleid und Vergebung 
ſchrie, fpottete der Barbar feiner, und lobte 
bie Aumuth feines Geheules.“) Noch ungluͤck, 
licher war ein gewiſſer Dichter atellaniſcher Zwi⸗ 
fchenfpiele. Wegen eines einzigen zuu Peutigen 
Verſes wurde er mitten im Amphitheater leben⸗ 
dig verbrannt.. *%) Hieraus erfichet man. wie 
wenig bie Dichtfunft bey ihm galt, und wie ge⸗ 
faͤhrlich es damals für die Gelehrten überhaupt 
war, entweder durch Schriften oder durch den 
Umgang dem Kaiſer bekannt zu werden. Die 
Rechtsgelehrſanleit war das einzige Fach der 
Wiſſenſchaften, welches er vielleicht befoͤrdert 
‚Haben wuͤrde, wenn er einiger Menſchenliebe 
faͤhig geweſen waͤre. Um in der Ferne wenig⸗ 
ſtens ein Befoͤrderer ber Gelehrſamkeit zu ſchei⸗ 
nen, ſtiftete er zu Lyon in Frankreich einen ge⸗ 
 Jehrten Wettſtreit in ber. Beredtſamkeit, jedoch 
nicht ohne Merkmale. ſeines grauſamen Gemuͤths: 
denn wer in bem Wettſtreit übertroffen wurbe- 
mußte feine : Schriften entweder mit einen 
. Schwamm oder mit der Zunge ausloͤſchen. 
Dieſes achert. aber ine. ri Geſchichte 
Grant 





9) Suet.c. 33. | mi jdem an 


| 12 a 2 
Frankreichẽ wo ausfuͤhrlichere Nachrichten ba. 
von ertheilt werden.) - 

: v1. Es fanden fih. endlich noch einige 
kapfere Roͤmer, die ſich verſchworen, die Erbe 
von dieſem Ungeheuer zu befreyen. Einige 
Officiere von der praͤtorianiſchen Leibwache, un⸗ 
ter: denen Chaͤrea den erſten Angriff that, toͤd⸗ 
seten ihn im Jahr Chriſti 41, da er aus der 
Schau gieng. Ihm folgte Claudius, ein 

Bruder des beliebten Germanikus, welchen mar 
bis dahin als einen Dummkopf in politiſchen 
Haͤndeln verachtet hatte. Indeß daß die Raths⸗ 
herren ſich unter einander berathſchlagten, ob «8. 






nicht beffer waͤre, die republifanifche Regierungs⸗ 


- art. wicher einzuführen, tonrbe Claudius von den 
Soldaten aus einem Winfel des geplünderten 
Eaiferlichen Palaſtes, wo er fich aus Furcht ver⸗ 


ſteckt hatte, hervorgezogen, und zum Kaiſer 


ausgerufen: wozu auch endlich.ber Kath feinen 
Beyfall geben mußte. - Weil: er. unfähig mar, 
ſelbſt zu-regieren, fo mußte er diefe Sorge an 
dern uͤberlaſſen. Aber. das. bife Schickſal der - 
Roͤmer wollte, daß die Regierung in ‚die Hände 
ber Kaiferin Meffalina , hernach aber: in jene der 
zwoten Gemahlin Ugrippina, und einer Menge 
geweſener ˖ Leibeigenen von der niedertraͤchtigſten 
Denkart fiel. Er mar von Natur grauſam und 
blutgierig, und hatte eine Freude, die Menfchen 
(altern und mit. bem Tode ringen‘ in ſehen. In 
dem 
na. Liuer. de la Prance T Tr 


er Bu 








. se 0 13 
dem Zeiteanm.feiner Regierung find, nebſt fela 
ner ungüchtigen Gemahlin Meffalina, füuf unb 
dreyßig Rathsherrn, und mehr als dreyhun⸗ 
dert roͤmiſche Ritter hingerichtet morden. *) Er 
‘war fo unbebachtfam und vergeſſen, daß er 
‚manchen heute zum Spiel einladen ließ, den er 


geſtern hatte toͤdten kaffen. 


VI Mittlerweile die Regierung von 
fchlecdhten Menfchen verwaltet wurdbe, ‚befchäffe 


tigte ſich Claudius. mit. der bramatifchen Dicht» 


funft und der Sefchichte, worin er fih mehr als 
in der Kunſt zu regieren geuͤbt hatte, Er ſchrieb 


ein Euftfpiel in griechifcher Sprache, ließ «8 zu 


Neapel in dem allda gewoͤhnlichen gelehrten Wett⸗ 


ſtreit auffuͤhren, und erlangte den Preis einer 


Krone. Die roͤmiſche Geſchichte ſeit Caͤſars 
Tode verfaßte er in drey und vierzig Buͤchern, 
und in acht andern feine eigene Lebensgeſchichte. 
Neben diefen lateinifchen Werken fchrieb er auch 


in zwanzig. Büchern die Befcbichte der Tyerbe 


‚nier, und jene ber Karthaginenſer in acht ans 


dern Büchern in griechifcher Sprache. Sch 
kann nicht begreifen, warum die Verfaſſer der 
gelehrten Sefchichte von Sranfreich anſtatt Tyrs 
rbenier Tyrus feßen, **) ba doch Suetonius 
ausdrücklich genug ſagt, Claudius habe XX 
Bücher rugemzoy gefchrieben. **) Dieſes 
ſcheint aus Verſehen gefchehen zu feym Was 

| | | Re 


*) Suet. in Claud. e. 16. 
”) Tom. J. p- 174 es ibid. ©. 42% 


14 MR „= —— — 
fie aber von einer Anrede fagen, die Tacitus 
dem 8. Tlaudius in den Mund legt, um vom 
Senat zu erhalten, daß auch Gallier unter bie 
Zahl der Senatoren aufgenommen würden, iſt 
nicht zu entſchuldigen. Sie behaupten, dieſe 
Anrede ſey, wirklich die naͤmliche, die der Kaiſer 
Im Senat gehalten bat; fie ſey das einzige Ue⸗ 

berbleibſel don feinen Werfen. Wenn. bein fo 
“wäre, fo weiß ich nicht, warum man dag naͤm⸗ 
liche nicht auch von allen den übrigen Neben, 
bie Tacitus verfchiebenen merkwürdigen Perfo- 
nen in den Mund legt, behaupten koͤnne. Was 
flie noch Hinzufehen, Legt ihre Nachläßigfeit, ich 





will nicht fagen Untreue, fonnenklar an den u 


Tag. Im ſechszehnten Jahrhundert (das ift 
im Jahr 1528) wurden auf dem Berge ©: Se⸗ 
baſtian bey Lyon zwo erzene Tafeln gefunden, 
die nun im Rathhauſe der Stadt aufbehalten- 
“werden, auf welchen, tie fie fagen, ein Theil: 
Der shengemeldten Anrede des Claudius einges 
graben ift, aber in einem Stil, der nicht fo 
ſchoͤn iſt, als jener der Anrede, die man beym- 
Tacitus finder. Wie fonnten fie dieſes fchreis 
ben, ohne die Wahrheit zu beleidigen? Die 
Tafeln find nicht nur dem Stil nach, ſondern 
ganz und gar von des Tacituß Anrede unter: 
fchieden, wie ein jeder leicht einfehen kann, ber 
fich die Mühe nehmen will, den Inhalt der Ta⸗ 

fein, welchen Juſtus Lipſius,) und der P. Deco⸗ 
lonia 
H Freurl ad Lib. 11. Annal 





a 17 
Ionia *) bekannt gemacht haben, mit ber Anrede 
bes Tacitus **) zu vergleichen. Es ift vielmehr 
wahrfheinlich, daß bie Tafeln die wahre Anrede . 
des Claudius enthalten, Tacitus aber ihm feine 
eigene Worte angedichtet habe, wie es der Hiſto⸗ 
riker Gebrauch iſt. 


VIII. Suetonius erjaͤhlt don dieſem Kate 
fer, er babe das lateigifche Alphabet mit brey 


Buchftaben vermehrt. ***) Er nennt aber die . ' 


felben nicht. Aber Duintilian +) und einige 
Anffchriften von diefem Zeitalter 1) belehren 
uns, einer-diefer Buchftaben ſey ein verfehrted 
F (7) gewefen, um ben Mitlanter V (fo wie 
er im Italleniſchen und Srangsfifchen klingt) 
aus zudruͤcken. Der andere beftand nach bes 
Priscianus Zeugniß +) aus zween rück 
wärtg gegen einander. gekehtten C (IC), und 
hatte die Kraft des griechiſchen . Welcher 
der dritte der neuen Buchſtaben mar, iſt ganz 
unbekannt. So lange Claudius lebte, bediente 
man fich ihrer, aber nach feinem Tode fielen fie 
ins Vergeſſen. Endlich hat er noch ein Buch. 
ton Glücksfpielen, wovon er ein großer Liebha⸗ 
ber ‚war, und eine Apologie für Eicero wider 
Afinius 


Hiſt. Litter. de Lyon ’Tom. I. p. 136 
**) Lib, 11, Annalc. 4 Yo, 
ser) in Claude. 41. plb.ren. 
H Pitifei Comm. in Suet, Claud, e. 41. 

tt) Lib, 1.p..558. Edit. Put» . 


10 =. Zn 

Aſtnius Gallus, der jenen feinem Vater Aſinius 
Pollio in der Beredtſamkeit nachſetzte, geſchrie⸗ 
ben.-. Div erzählt fo gar, *) er babe eine Son⸗ 
nenfinfterniß, die auf feinen Geburtstag ſich 
ereignen würde, Börgefehen, und damit dieſes 
kein Schresfen unter dem Volke erregte, ein 
Buch davon herausgegeben, worin er bie Stun⸗ 
de, : die Dauer und bie IJnſach davon beſtimmte. 


Ben feine Kenntniffe und Liebe zu Rünften und 


-Miffenfchaften mit Weisheit und. Klugheit bes 
leitet getvefen wären, fo würde er vermuthlich 
die Gelehrſamkeit mehr als wiele andere Kaifer 
befördert haben. Man kann jedoch mit Wahr» - 
‚beit fagen, daß er weder ber Gelehrfamfeit noch 
den Gelehrten einigen Schaden zugefügt babe: 
Und was. die ſchoͤnen Künfte betrifft, fo hat er 
einige derfelben wirklich befördert, mie wir ges 
hoͤrigen Orts fehen werden. Er ſtarb im vier⸗ 
zehnten jahre feiner Regierung, Bergiftet von 
. feiner Gemahlin Agrippina, die ihren Sohn Nies 
ro, welchen Claudius an Kindesſtatt angenom⸗ 
men hatte, je eher je lieber: auf dem Faiferlichen 
Thron fehen wollte: 
"IR. Nero beftieg auch, witklich denſelben 
gleich nach dem Tode des Claudius im 54 Jahre 
der chriſtlichen Zeitrechnung. Nie hat ein Uns 
geheuer das mienfchliche Geſchlecht fo mishan⸗ 
belt, ald er; und nie bat man deutlicher wahr⸗ 
genommen, daß Millonen Menſchen von einem 
einjle 
9 Lib. 6o. 


— 


BL „= — 17 

einzigen’ Phantaften mit Fuͤſſen getreten werben 
‚Können. Es ſchien, als wäre er nur deswegen 
zum Throne gelangt, um zu jeigen, was ein 
Menſch Boͤſes vornehmen könne, der fich ohne 
allen Zwang feinen Leidenfchaften uͤberlaͤßt. Se 
nefa, fein Lehrer, Britannifus und Antonia, 
des Claudius Kinder, feine eigenen Brüder, Do» 
mitia, feine Tante, Octavia und Poppda, feine 
Gemahlinnen, und felbft feine Mutter Agripping 
wurden eim Dpfer feiner Sraufamfeit. Keine 
‚ unter ben Übrigen Laftern war fo abſcheulich, 
welches er nicht ausuͤbte. Von einem ſolchen 
Fuͤrſten konnte ſich die Gelehrſamkeit nicht viel 
Gutes verſprechen. Er hatte zwar in feiner 
Jugend die YUnfangsgrände der meiften Wiffen- 
‚ fchaften gelernt; aber zum größten Schaben feis 
ner fi fittlichen Bildung hatte ihm Agripping, ſeine 
Mutter, von Jugend auf. einen Haß wider die 
Philoſophie, und Seneka, fein Lehrer, eine Vers 
‚ achtung der alten Redner beygebracht.) Auf 
biefe Weiſe erhielten. beyde ihren Endzweck 
Agrippina, daft Nero zu feinem ernſthaften Richter 
ihrer boͤſen Handlungen würde; Seneka aber, daß 
fein Lehrling ihn nur allein bewunderte, und in 

. wichtigen Vorfaͤllen ſeiner Huͤlfe no mer be⸗ 
noͤthiget waͤre. In der That aber Wwar dieſes 
‚eine von den Urſachen, warum Nero in der 


Golge | 


*) Sueton. in Neron. c. 52. 
I. Band. - 8 


1 
. 
. 
. 2 
1 . 
, 4 


Folge kein anderes Geſetz als die Befriedigung 
feiner Leidenſchaften erklannte. Denn es iſt 
wahrſcheinlich, daß ein Liebhaber der Philoſo⸗ 
phie und der Schriften der alten Redner ſolcher 
Grauſamkeiten und Laſter, bie Nero veruͤbt bat, 
nicht faͤhig ſey. I 
X. So ſehr er aber bie etnſthaften Kiffen 
' haften verabfcheuete, ſo groß war ſeine Nei-⸗ 
gung gu den Kuͤnſten, welche der Sinnlichkeit 
ſchmeicheln, als da find Dichten, Malen, Sin⸗ 
gen, Reiten, und fomifche Poſſen auf oͤffent⸗ 
licher Schaubuͤhne treiben. *) Dieß waren ſei⸗ 
ne Heldenthaten, bie er hoͤher ſchaͤtzte als einen 
J Triumph. Er befahl, daß ſeine Verſe als voll⸗ 
-fommene Muſter der Dichtkunſt in oͤffentlichen 
Schulen vorgeleſen würden, **) und ſchickte bes 
»foldete Leute durch alle Straßen der Stadt Rom, 
‚biefelben ‚öffentlich -hergufagen, oder zu. fingen. 
- Mer fie aber nicht lobte, warb ber beleidigten 
Majeſtaͤt ſchuldig erkannt. »**) Seinem Lobe 
ein fruchtbares Feld zu oͤffnen, ordnete er, daß 


alle fünf Jahr ein gelebrter Wettſtreit in der 


Beredſamkeit und Dichtkunft auf dem Kapito⸗ 
lium gehalten würde. _ Aber unter Nero diente 
dieſe Ergdung,, die an ſich ſelbſt nuͤtzlich ſeyn 
konnte, u nichts anders, als dieſem herrſchen⸗ 
Hi “ ben 


*, Sueton. in Neron, e. 52. Tacit. Lib. ı 3.023. 
**), Perfius Sat. 1. v. 29. etc. 
Krk) ‚Philoßr. i in vita poler. Lib, 4 D 13. 


7 





En IQ: 


- ben Thorn zur fchmeicheln, *) und viele Gelehrte 
‚unglücklich gu machen, mie wir in der Folge fe» 


ben werden. Dreyzehn Jahr duldeten die ſkin⸗ 


viſchen Roͤmer die. Ausſchweifungen dieſes muth⸗ 


willigen Tyrannen, bis endlich Galba ſich wi⸗ 
der ihn empoͤrte, und der Senat ihn als einen 
Feind der allgemeinen Wohlfahtt zum Tode ver⸗ 


urtheilte; alsdenn nahm der feige Held die 


Slucht, und endigte im 32 Fahre ſeines Alters 
durch den Selbmord fein teben, und bas Ge⸗ 


\ 


schlecht der Caͤſarn. 


XI. .. Die drey: folgenden Heiſer brachten 


der Gelehrſauikeit wegen der kurzen Dauer ihrer 
Regierung weder Nuten noch Schaden. Gals 


ba, Otto und Vitellius, die das Kaiferthum 
mit den Waffen in der Hand nach einander raub⸗ 


„sen, lounten gg nicht lange behaupten. Der 
‚erfie wurde von bed Otto Parthey zu Nom er⸗ 


mordet. Otto nahm fich ſelbſt bag Leben zu 
Breſcello, da ſein Kriegsbeer von Vitellius ge⸗ 


‚fehlagen war; und Vitellius wurde von des 


Veſpaſians Anhängern mit Kolben todt geſchla⸗ 
gen, nachdem ſie ihn nackend durch die Straßen 
zu Nom gefchleift hatten. Dieſe erſten buͤrger⸗ 


chen. Kriege um den kaiſerlichen Thron dauer⸗ 


ten zwey Jahr, und brachten Rom und Italien 


vollends ins aͤußerſte Verderben. Aber zum 


groͤßten Gluͤck fiel die Regierung in die Haͤnde 
des Selbherem Veſpaſianus der ſich aͤußerſt an⸗ 


B 2 gelegen 
9 Tach Lib, 14. e. 214 Lib. 16. 2° 


— 


—* 


80 - —— 

gelegen ſeyn ließ, die Wohlfahrt des Reicht 
wieder herzuſtellen. Um dieſes zu bewirken, be⸗ 
fliß er ſich, die den Laſtern feiner Vorgaͤnger 
entgegengeſetzten Tugenden zu uͤben, und durch 
ſeine ruͤhmlichen Beyſpiele die verderbten Sit 
“ten der Nomer zu verbeſſern. Und damit er 
nichts unterließe, was dein roͤmiſchen Staate 
ſeinen vorigen Glanz wieder zu geben nothwen . 
big war, fo füchke er mit größtem Nachdruͤck, 
die Gelehrſamkeit und die Liebhaber derſelben zu 


ſchuͤtzen und zu befoͤrdern. *) Mir werden auch 


in der Folge ſehen, daß er der erſte unter den 
Kaiſern war, der den Lehrern der Redekunſt 
eine jaͤhrliche Beſoldung aus dem gemeinen 
Schatz anwies. Eben ſo gluͤcklich für die Rd» 
mer war die Regierung feines Sohns Tirus, der 
ihm im Jahr Chriſti „9 im Wiſerthum folgte. 
Neben ſeinem vortrefflichen Gemuͤthscharakter, J 
der ihn zur Freude des menſchlichen Geſchlechts 
machte, hatte ihn auch die Natur mit vielem 
Witz und Verftande begabt. . ‚Er ſchrieb ſo wohl 
«in griechifcher als lateiniſcher Sprache fehr zier. 
lich, und hatte eine folche Leichtigkeit im Dich⸗ 

. tin, daß er oft aus dem Stegreif Verſe herſag⸗ 
te. *c) Auch hatte er ſich mehrmalen auf dem 
Forum hoͤren laſſen, aber nur in edlen und ſehr 
wichttgen Serihrspänden, “)  Kinfte und 

Ä „Pain 


.”) Suet. in Velpal. 18. | 
#9) Suet, in Tik, c. 3 te) ie 4 





. \ I 
' » \ 

° 
u > 2 2 Zu st 
.. 


Wiffenfihaften wuͤrden ohne Zweifel von biefens 
Sürflen, der nur, um andere glücklich zu; mas 
hen, geboren und auf den Thron erhoben zu 


ſeyn ſchien, auf das nachdruͤcklichſte befoͤrdert 
worden ſeyn, wenn er nicht zu fruͤh durch den 
Tod der Welt entriſſen worben wäre. Er herrſch⸗ 
te nur zwey Jahr, und viele waren der Mey⸗ 
nung, fein’ Bender Domitianus babe feinen 
Tod beſchleunigt. 


AN. .. Es ſcheint, als habe der Himmel nur 


deswegen dem guten Titus den verderbten Ne, 


mern auf eine furge Zeit vergännet, damit ihnen: 


Die darauf. folgende Regierung des. ärgften aller 
Menfchen .befto empfindlicher wiirde. Sie hate 
ten zwar fchon unter Tiberiuß, Caligula, Clau⸗ 
bius und Nero alle Arten von Grauſamkeit er⸗ 
fahren; biefedießen ſich jeboch oft durch flehent⸗ 
liches Bitten und durch. Vorſtellungen verföh«: 
nen. Aber Domitian mar unverföhnlicher als. 
feine Vorgänger, weil er fie, wie Montefgiew 


anmerft, ) an Surchtfamfeit übertraf. Daher 
"waren. bey ihnen die Verlaͤumder und Ohren: 
bläfer. die von des Tiberius Zeiten ber fchon fo 


viel Unglück zu Nom geftiftet hatten, Tehe wills 
fommen, und unter jebem erbichteten Vorwande 
wurden Schuldige und Unfchuldige entweber des 
Landes vertiefen, ober ihrer Guter beraubt, 
oder auf das grauſamſte hingerichtet. Unter 


feines Vaters ‚Regierung eiferte er zwar ſeinem 
B3 Bru⸗ 


*) Grandeur et Decadence des Rom. e. ı 5: 


22 —E— — / 
Beuder Titus im Studiren, beſonders aber 
in der Dichtfunft, nach, *) um ſich eine gleiche 
Hochachtung bey den Römern zu eriverben; da 
er aber zur Regierung gelangt mar, verachtetd 
er ein jedes Fach der Gelehrſamkeit, und in noͤ⸗ 
thigen Faͤllen ließ :er feine Briefe, Reden und 
. Befehle von andern anfſetzen. Die einzigen 
—* woran er ein Gefallen fand, waren 
das Leben und die Thaten des Tiberius, den er 
ps zum Muſter in feiner Regierung vorftelle - 
te. *) Gleichwie er aber um feiner Sicherheit 
willen dag Volk mit dffentlichen Beluftigungen 
zu zerſtreuen fuchte, fo erneuerte er aus dieſer 
Abſicht die Fünfjährigen Eapitolinifchen Spiele, 
die von Nero gefliftet worden waren, mo bie 
Theilnehmenden nicht nur in der Muſik und in 
den ritterlichen Uebungen, fondern auch in ges’ 
lehrten Aufſaͤtzen, um eine Krone - tockteifere 
ten: ***) Go ſtiftete er auch aus der naͤmlichen 
Abſicht eine andere Art von dergleichen Spielen 
zu Alba, die der Minerva zu Ehren jährlich ge⸗ 
feyert wurden, und Quinquatria hießen. Hi 








Allen diefes und die-Wieberherfielung def ver-: 


brannten Bibliothefen, wovon gehörigen Orts 
ein mehreres vortonmen wird, konnte unter ei⸗ 
nem 
29 Suet. In Domit. e. 2. . Taclı. 8 Bil, c.86.., 
**) Suet. c. 20.. 
ei) Suet. c. 4, 13. Quintil. Lib. 3.8. J 
H Suet. loc. cit, Dio Lib. 67. 





% 


Mn no 0 22 2 23 
nem fo graufamen Sürften, der einem jeben 
freydenkenden Kopfe Feſſeln anlegte, zur Befoͤr⸗ 


derung der Gelehrſamkeit wenig oder gar nichte 


fruchten. Diefer traurige Zuftand dauerte bis 
ins Jahr 96, da Domitian von einem Freyge⸗ 
laſſenen feinee Mutter Domitila ermordet 
wurde. | 

XI Es toaren alfo faſt hundert Jahr 


verfloſſen, daß Rom beynahe immer ein Schau⸗ 


platz alles Uebels war, was ausſchweifende Ty⸗ 
rannen erdenken koͤnnen. Dun folgt aber ein 
gluͤcklicher Zwiſchenraum, in welchem die Roͤmer 
aller der angenehmen Fruͤchte genoſſen, die man 


von gnaͤdigen und tugendhaften Monarchen er⸗ 


warten kann. Verva, der mit allen den Ei 
genfihaften begabt war, welche zur Wiederher⸗ 


ſtellung der allgemeinen Wohlfahrt bienlich ſeyn 


konnten, ſtarb im fechszehnten Monat feinen 
Regierung, bie gar zu furg war, um etwas 
großes ausführen zu koͤnnen. Ihm folgte 


Trajan, einer der vollkommenſten Fuͤrſten des 


Alterthums, beffen Berbienfte um die Wohlfahrt 


des Reichs fo allgemein bekannt ſind, daß es 


hier nicht naͤthig iſt, weitlaͤuftiger davon zu re⸗ 
den. Uns gebuͤhret es, ihn als einen großen 
Befoͤrderer der roͤmiſchen Litteratur zu ruͤhmen. 
Diejenigen, welche mit gutem Grunde behaup⸗ 


ten, Juvenal habe unter Trajan und Hadrian 


gelebt, deuten mit Recht nachfolgende Verſe 
deſlben auf Trajan aus: 


- | Ba Et 


24 BR no = 2 
Et fpes et ratio ſtudiorum in Caefare tantum:- 


- Solus enim triftes hac tempeftate Camoenas 
Refpexit etc. *) / 


Weil er fi von Jugend anf mehr in den Maf- 


fen als in ben Wiffenfchaften geübt hatte, fo 


mar er fein Gelehrter, verlangte auch nicht 


dafür angefehn zu werben; und bieenigen, 


welche vorgeben, Plutarch fen fein Lehrer gewe⸗ 


ſen, koͤnnen es nicht hinlänglich bemeifen, **) 


Nichtsdeſtoweniger hielt ers für eine weſentliche 
Pflicht eines guten Regenten, die Gelehrſamkeit 


auf alle Weife zu beguͤnſtigen und zu befördern. 


Plinius ruͤhmt feine fonderbare Güte und Freunde 
lichfeie gegen alle Gelehrte, befonders aber ge⸗ 
gen diejenigen, die fich durch Schriften vor an⸗ 
bern auszeichneten. ***) Da er wegen ber über 


wundenen Dacier zu Nom im Triumph einzog, 


fchäßte er fichs zur Ehre, den Sophiften Dio 
Chryſoſtomus neben fid) auf. dem Siegeswagen 
figen zu laſſen, +) und hoͤrte nicht auf, diefen wuͤrdi⸗ 
gen Gelehrten und andere ſeines gleichen aufrichtig 


gu verehren, und mit Wohlthaten zu überhäus 


fen. Die Kriege wider fremde Nationen, im 
welche er die meiſte Zeit feiner Regierung ver⸗ 


wickelt war, verhinderten in zwar, fo viel Bus 
J | m 


") Sat. 7. v. 1. ete. 

**) Siehe Tillemont Hiſt. d’Adrien Art. 21. 
*#%) Panacgyr. c, 47. 

}) Philofte. Vit. Sophift. Li I. e. 7. 


X 





ee. ⸗ 5 
tes zur Befdrberung ber Gelehrfamfeit gu unter⸗ 
nehmen, als er in frieblicher Ruhe gethan ha⸗ 
ben. würde; jedoch bewirften feine Verehrung, 
Wohlthaͤtigkeit und Liebe gegen die Gelehrten fo 
viel, daß Künfte und Wiffenfchaften zu einem 
neuen Leben wieder auferweckt wurden. *) - 
XIV. s»adrian, weicher im Jahr 117 dem 
Trajan im Kaiſerthum folgte, war felbft ein 
Gelehrter, und ließ-fich die Befoͤrderung der Ge⸗ 
Ichrfamfeit ſehr angelegen ſeyn. Er war mit 
einem fo wunderbaren Gcdächtniß begabt, daß 
er ganze Bücher, . bie er einmal gelefen hatte, 
(ohne Zweifel dem inhalt nach) auswendig 
berfagen konnte. Wie Eäfar war er vermdgend, 
zu gleicher Zeit zu fchreiben, zu diktiren, unb 
feinen Freunden Gehör zu geben. **) Er hatte 
ſich anfänglich der griechifchen Eitteratur fo gang 
ergeben, daß man ihm ben. Beynamen Graͤcu⸗ 
lus gab.***) Jedoch wurde er endlich durch 
das oͤffentliche Gelaͤchter, welches er ſich zuzog, 
dba er einſtens als Quaͤſtor unter Trajan eine 
ſchlecht gerathene lateiniſche Rede im Senat 
hielt; bewogen, ſich in der roͤmiſchen Bered⸗ 
ſamkeit mit allem Fleiß zu uͤben. ) Er war 
faft in ‚allen: Wiffenfchaften bewandert, und 


drückte ſich ſo wohl in DVerfen als in Prof 


leicht und zierlich aus. Dazu hatte er auch in 


Ä B5 . ber 
*) Plin. loc. cit. 


**) Spart. vite Hadrian, c. 20. 
t) ibid. c. 50. p» ibid. e 3. 


x 
! 


16° I 


der Arithmetik und Geometrie, und in den ſchoͤ⸗ 
nen Künften, befonders in der Maler- und 
Tanzkunſt, und ih der Muſik eine rühmliche 
Geſchicklichkeit erlangt. *) Hingegen war er fo 
ſtolz auf feine Kenumiffe, daß; mer fi} er⸗ 
Eühnte, ihm ben Vorzug in ber Gelchrfamfeit 
Rreitig gu machen, Gefahr Tief den Kopf gu 
verlieren. Dieſes haben der berühmte Baumei⸗ 
ſter Apollodorus, welcher an-einem vom Kaiſer 
enttorfenen Plan eined Tempels verfchiebened 
auszuſetzen mußte, Dionyfius der Sophift, und 
andere aus gleichen Urfachen mit ihrem größten 
Schaden erfahren. - Wer ihm aber nach dem 
Henfpiele des Phevorinus auszuweichen wußte, 
ben überhäufte er mit Ehrenbezengungen und 
Wohlthaten. Diefer Weltweife ließ fich von 
ihm ohne Widerrede eined Wortfehlers beſtra⸗ 
fen, und ſagte denen, die ihm dieſe Klugheit 
uͤbel auslegten: Ihr Thoren! ſoll ich den nicht 
fuͤr gelehrter halten, der dreyßig Legionen zu be⸗ 


fehlen hat? "Seine Eiferfucht, under vielmehr : _ 


fein gelehrter Neid," erſtreckte fich fo gar auf bie “ 
Todten. Homers Andenken hätte er gern vom 


Erbboden vertilget. *) Den Eicero und Bir 


gil fuchte ex Dadurch zu verfleinern, daß er dem 
erſten ben ditern Gate, dem andern aber den 
Ennius votzes * | 

” | xv. 


*) Spart. vita Hadrian. e 14. Die Lib. 69: 
*“) Die loc. cit.. “«*) Spart. c. 16. 


\ 








XV. Diefer außerordentliche Stolz und 
Neid des Kaiſers ſtuͤrzte zwar verſchiedene Ge⸗ 
lehrte, die nicht behutſam genug waren, feines 
ſchwachen Seite auszumeihen, ins dußerfle 
Unglück; man fann aber doch nicht laͤugnen, 
daß feine Regierung den Künften und Wiſſen⸗ 
ſchaften felbft mehr Nutzen ald Schaden gebracht 
habe. Denn e8 ift gewiß, daß er ſichs ſehr 


angelegen ſeyn ließ, bie Belchrten überhaupt zu . 


fhügen, und die Gelchrfamfeit zu befördern. 


— 


Seine Ehrenbezeugungen und Gewogenheit ge⸗ 


gen bie Weltweifen, beſonders gegen Epikte⸗ 

zus ®) und Heliodorus, und gegen viele unter 
den Srammatifern, Mhetorn, Geometern, Tone 
Binftlern, Malern und Sterndeutern**) find übers 
zeugende Beweiſe Davon. Es kann zwar ſeyn, 


daß manche unter dieſen Gelehrten durch nieder⸗ 


sraͤchtige Schmeicheley die Gunſt bes Kaiſers 
erlangt haben; aber alle insgeſamt dieſes La⸗ 
ſters zu beſchuldigen, laͤfft wenigſtens der Cha⸗ 


rakter des Epiktetus nicht zu. Es iſt vielmehr 


zu vermuthen, daß die von ihm beguͤuſtigten 
Gelehrten. die Kunſt verſtanden, ihm auf eine 
kluge Weiſe nachzugeben. Geſetzt auch , fie ha⸗ 


ben. ihm geſchmeichelt, ſo konnte dieſes gar wohl 


ohne Nachtheil der Gelehrſamkeit geſchehen, zu⸗ 


mal bey einem Fuͤrſten, dem es weder an Ein⸗ 
u ſcht noch an Willen ſchlte, dieſelbe zu befördern. 
> Hier⸗ 


*) Dio loc. ei - . ” Spar. Ior. eit. 


\ 


y% 


as ee 


Hiervon konnte er feine deutlichern Proben’ abs 
legen, als ba er dad roͤmiſche Athendum, wo⸗ 
von anderswo ein mehrered vorkommen wird, 
füftete, *) amd alle öffentliche Lehrer mit reiche 
lichen Einkünften verfab, und durch Ehrenbe⸗ 
jeugungen ermunterte; diejenigen aber unter den 
Lehrern, die Alterd wegen dem Lehramte nicht 
mehr vorfichen konnten, zur Ruhe feßte, nach» 
dem er fie mit Ehrenzeichen. und Gütern reichlich 
beſchenkt hatte. **) Ich weiß nicht, mas einZürft 
zum Beften der Gelehrſamkeit wefentlicheres thun 
koͤnnte, als dieſes. So wirb auch. im Kapitel , 
von den ſchoͤnen Künften betwiefen werden, daß 
er biefelben mit allen Kräften befördert babe. Ich 
kann daher nicht begreifen, warum der Herr Abt 
Tiraboſchi fo feft Darauf beftche, Hadrians Neu , 
gierung habe Künften und Wiffenfchaften zum 
größten Verberben gereicht, und ben Philofiras 
tus, der diefen Kaiſer unter die größten Befoͤr⸗ 
derer derfelben zählt, ***) der Unwahrheit beu 
ſchuldige. Er ftarb im Jahr 138, ‚nachdem er 
Antoninus Pius, einen der wuͤrdigſten Fuͤrſten, 
die je geherrſcht haben, an Kinbesftatt anges 
nommen hatte. | 
XVI. Dieß find bie Kaiſer, die im vorha⸗ 
benden Zeitraume regiert haben. Die meiſten 
haben ns wenig um bie Selchefamtet befünte 
mert, 
*) Aurel, Viftor de Caefar. c. 14 
**) Philoftr. in ejus vita. 
*x) Vit. Sophift: Lib. 1. e. 24. 


N. 


* rt 20 


mert, und durch ihre Ausſchweifungen ſehr viel 
dazu beygetragen, daß der Eifer im Studiren, 
der unter der Regierung des Auguſtus die Nda 
mer belebte, ſehr merklich vermindert wurde. 
Jedoch war der Schade nicht ſo groß, als er in 
ſpaͤtern Zeiten geweſen ſeyn wuͤrde. Denn die 
aͤltern Gelehrten dieſes Zeitalters hatten ſich un⸗ 
ter Auguſtus gebildet; und die juͤngern waren 
Schuͤler und Zoͤglinge dieſer großen Maͤnner. 
Den betraͤchtlichſten Schaden in Anſehung der 
Geſchichte hat die unter den Gelehrten allgemein 
gewordene Schmeicheley angerichtet. Man kann 
die luͤgenhaften Lobeserhebungen, bie von Va⸗ 
lerius Maximus *), und Vellejus Paterculus **) 
dem Kaiſer Tiberius, von Seueka dem Claw 
ding, ***) von Lucanus **®*) und Seneka }) 
dem Nero, und ‘von Statius, H). Martia⸗ 
list) und Quintilian tt) dem Domitiauus 
gegeben werden, nicht ohne Abſcheu leſen. . 


*), in Prooem. . *#) Lib.. 2. ſab An: 
##*) De Confol. ad Polyb. e. 21. 

*tt) Pharfal, Lib. 1. v, 44. etc. 

}) De Clem. Lib. 1, 2. . | 

tt) Sylv. Lib. 4. etc. Itf) Epige. Lib. 1. ete. 
MmDuibiocn. 2 


} 
. - 
4 


Das 


2... Da8 zwente Kapitel, 
‚Die Dichtkunſt. 


1. Sie Begierde, mehr durch einen glängen« 

den Anftrich ald durch Wahrheit zu ges 
fallen, wodurch die rdmifche Beredſamkeit ſchon 
zu Auguftus Zeiten verfaͤlſcht worden war, ver⸗ 


bdarb auch im folgenden Jahrhundert die Dicht⸗ 


Zunft. Weil die Sitten der Roͤmer von der ein⸗ 
fachen Wahrheit fich immer mehr entfernten, fo - 
“wurde auch ihre Denfart und Einbildungsfraft 
"unvermerfe zu falfchen Bildern gewöhnt. Der 
Leichte natürliche Pfad der Vollfommenheit, den 
Birgit, Horaz und andere Dichter in des Au⸗ 
guſtus Zeitalter gebahne hatten, fehlen den Nach⸗ 
kommen zu einfach, gu gemein und unzierlich. 
"Sie fehmeichelten fih, mit größerm Ruhme ben 
Parnaß zu erfteigen, wenn fie erhabenere und 
blumenreichere Wege wählten.  Diefer Fehler 
klebt allen Dichtern nach des Auguſtus Zeitalter 
an, und äußert ſich bey einigen mehr, bey an« 
bern weniger, je nachdem fie mehr oder weniger 
in die Umftände verſetzt waren, fich nach dem 
allgemeinen Geſchmack zu bilden. 


HM. Unter denen, die fich a am wenigſten 
von dem einfachen und natuͤrlichen Stil in der 
Dichtkunſt entfernt haben, verdient Germani⸗ 
kus, einer der edelſten und beſten Menſchen des 
Alterthums, die erſte Stelle. Gleichwie ſein 

Ps Gemuͤths⸗ 





= Dr 


Semüthscharafter und feine Sitten: unverfaͤlſcht 
waren, ſo klebt quch ſeinen Gedichten wenig oder 
nichts von dem ſchwuͤlſtigen verfünftelten Weſen 
au, wodurch andere ſeiner Nachfolger ſich ſo 
ſehr auszeichnen. Weil er in dem goldenen Al⸗ 
ter der Gelehrſamkeit geboren war, und in der aͤch⸗ 
ten Schreibart ſchon feſten Grund gefaßt hatte, 
da ve nach bes Auguſtus Tode oder in den 
legten. Jahren feines Lebens ſich nach falfchen 
Lehrbegriffen bildeten, fo fonnte.er nicht fo Teiche 
old andere von dem rechten Wege abweichen 
Wozu noch dieſes kommt, daß er den groͤßten 
Theil ſeines Lebens von dem geſchminkten Sof 
‚entfernt, und unter den Armeen erzogen, von 
‚der allgemeinen Seuche der Verſieliung nicht fo 
‚angefteckt war, daß biefe feine. Denkart vers 
faͤlſcht haͤtte. 
„ 1. Er. war ein Sohn- des Druſus, den 
Auguſtus an Kindesſtatt angenommen hatte, 
des Kaiſers Tiberius Bruders Sohn, Bruder 
des Kaiſers Claudius, Vater des Caligula, und 
des Nero Großvater. Wie vortheilhaft wuͤrde 
es nicht fuͤr das allgemeine Wohl und fuͤr big 
‚römifche Gelehrſamkeit Moefen ſeyn, wenn er, 
anſtatt diefer Unwuͤrdigen, - ben faiferlichen 
Thron, ber ſich ihm nach Auguſtus Tode gleich⸗ 
ſam ſelbſt darbot, beſtiegen hätte! Er haste 
alle die vortrefflichen Gaben des Leibes und der 
Seele, die fich je in einem Menſchen vereinbart 
haben. Er war ſchon größe, und von unge 
meiner 


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meiner Tapferkeit. In ber griechiſchen und la⸗ 
| » telnifchen Litteratur hatte er es fehr weit ‘ge 
bracht. Seine Beredſamkeit hat er mehrma⸗ 
malen burch Öffentliche Reden; und feine Staͤrke 
‚In. ber Dichtfunft durch verfchiebene Werfe bes - 
" meiefen. Bon feinem guten Herzen und feiner 
Hochachtung gegen verdienſtvolle Maͤnner hat 
er die deutlichſten Proben abgelegt. We er ei⸗ 
nes berühmten Roͤmers Grab antraf, da opfer⸗ 
‚ter; und die zerſtreuten Gebeine derer, bie in 
‚Zentfchland mit Varus umgefommen waren, 
begrub er mit eigenen Händen. Der-Charaf. 
. Yet, den. Suetonius *) und Tacitus *) von ihm 
ſchildern, iſt fo-befchaffen, daß man feiner Richt 
‚ ohne zärtliches Gefühl von Liebe und Hochach⸗ 
rung gedenken kann. Was Velejus Patercu⸗ 
lus ***) zu feiner Entehrung ſchreibt, muß ent⸗ 
weder eine verfälfchte Stelle feyn, +) oder der 
nieberträchtigften Schmeicheley des Schriftſtel⸗ 
lers gegen Tiberius, zu deſſen Zeiten derſelbe 
lebte, zugeſchrieben werden. Dieſer ſchaͤndliche 
Tyrann ſah bie Tugend des Germanikus als ei⸗ 
nen öffentlichen Verweis feiner Laſter an; und 
ob er ihm gleich die Tiſerliche Würde größten, 
theils zu verdanken bat 1). ſo betrug er ſich 
2) in Calig. c. 3. ete. —8 Lib, 2. Annal, e. 72 
‚#8 Lib. 2.0, 125. 

‚» Boeclerus in Notis ad hunc oc. ‚Edit. Lugd. 

Bat. 1719: “ | 
im Taeit. Anna. Lib. 1. © 33. 





ee 33 | 


boch fo feindſelig gegen ihn, voller wit Geun . 
de den Verdacht auf ihn warf, den Helden durch 
En. Piſo zu Antiochia, mo er im 20 Jahr der 
chriflichen Zeitrechnung und im 34 feines Alters 
ſtarb, vergiftet: zu haben. ) Die allgemeine 
Berrübniß der Roͤmer über den Tod ihres Lich, 
lings war fo qußerosbentlich groß, daß der eifer⸗ 
füchtige Moͤrder die dffentliche Trauer durch ein 
lächerliches Edikt, wiewobl vergeblich, zu un⸗ 
terdruͤcken ſuchte. 

IV. Daß er öffentliche Reben vor Gericht 
gehalten Habe, und unn ben Römern unter bie 
befien Redner gezählt worden fen, bezeugen 
Suetonius und Tacitud. Seine Stärke in der 
Dichtkunft wird von Ovid ſehr geprieſen. Die 
ſer ſagt von ihm, er wuͤrde der erſte unter den 
Dichtern geworden ſeyn, wenn Ihn nicht fein 
Beruf zu hoͤhern Dingen beſtimmt haͤtte. 

od nifi te nomen tantum ad majora vor 
eaflet, 
Gloria Pieridum fumma fururus eras, 
Sed dare materiam ‚nobis, quam carmina 
mavis; . 
Nec tamen ex toto deferere illa potes. 
Nam modo bella ‚geris R aumeris modo ver. 


coercer, 
Quod allis opus eh hoe tibi ludus ait, “r) 


Unter 
®) Suet. loc. cit. 
**) Lib. 4 de Ponto Eleg. J 
II. Band. | 6 


34 en | 
Unter andern Beinen hat er auch griechiſche 
Luſtſpiele geſchrieben. Aber von dieſen und ſei⸗ 
nen Reden iſt nichts uͤbergeblieben. In der be⸗ 
kannten Anthologia finden ſich einige griechiſche, 
und in den Kollektionen alter lateiniſcher Dich⸗ 
ter, befonders in jener des Pithoeus, einige 
Iateinifche Epigramme unter des Germanicug 
Namen, welche aber feiner lateiniſchen Ueber⸗ 
ſetzung des aſtronomiſchen Gedichtes des Ara⸗ 
tus, Phaͤnomena genannt, und jener der Dio⸗ 
ſemeia, die Germanitus in ſechsfuͤßigen Verſen 
verfertiget hat, an Werth nicht gleich kommen. 
"Die erſte Ueberſetzung iſt verſtuͤmmelt, und vor 
der andern, deren Original nicht: aus Aratus, 
fondern aus andern gricchifchen Dichten zuſam. 
mengetragen iſt, hat man nur noch ein Frag⸗ 
ment. Die Ueberfehung der Phaͤnomena iſt mit 
lateinifchen Erlaͤuterungen begleitet, die von eis 
nigeu dem Germanicus auch zugeſchrieben Were 
den. Dieſes kann zum Theil wahr ſeyn, naͤm⸗ 
lich in fo weit fie eine Weberfegung der Sternbil⸗ 
der des Eratoſthenes find. Das übrige find 
jüngere. Auszüge aus des Nigidius Figulus 
Sphaera graccanica,. und des Fulgentius Fa⸗ 
. bein. *) Einige halten den Kaifer Domitian 
für den Ueberſetzer der zwey oben genannten 
Sebichte, weil er den Namen Germanicus 
führte, und nad) Quintilians Zeugniß ein guter 
Dich. 
. Hambergers leiten von den voraehmfen 
Schriftfielern I, Seil ©. 595, “ 





— —— 35 


Dichter war.) Allein weit diefe Eigenſchaͤnen 
mit mehrerer Wahrheit den Germanicus zukom⸗ 
men, und noch bazu der Styl nicht von Domi⸗ 
tions Seitalter iſt, ſo kann man jenem. diefe 
Merfe nicht abfprechen. 
V. Germanicus wird don vielen Gelehr⸗ 
ten noch zum goldenen Zeitalter der roͤmiſchen 
Gelehrſamkeit gerechnet. Kucanus aber ift ohne 
Widerſpruch ber erfte, der vom rechten Wege zu 
- dichten abwich. Er war zwar zu Korduba in 
Spanien geboren, und fein Vater war M. Ans 
naͤus Mela, des Weltiveifen Seneka Bruder; 
allein er ſoll als ein Kind von acht Jahren nach 
Rom gekommen ſeyn, wo er ſein ganzes Leben 
hingebracht Hat. **) Unter des Nerb Regierung 
wurde er ald Dichter berühmt: Diefer Kaiſer, 
der fich ebenfalls mit der Dichtfumft abgab, war 
ihm anfänglich fehr gewogen, und machte ihn 
endlich zum Augur und Quaͤſtor. Weil ihn 
aber Lucanus in der Dichtfunft Weit überlegen. 
war, welches ihm mehr fehnterste als der Verluſt 
einer Provinz; fo entbrannte et bon Eiferfucht 
toider den Dichter; und verbot ihm, feine Ge 
- dichte teiter bekannt zu machen. ***) Hierdurch, 
und vielleicht auch wegen des Unrechts, das ihm 
in dem fuͤnfjaͤhrigen gelehrten Wettſtreite, da 
Nero durch Beſtechung der Schiedsrichter fiß, 
€ 3 den 
+ Lib. 10. € i. 
exc) praef: al Lucani Edit. bügdi ‚Bat. 1738: 
‚**) Tacit. Lib: ig. c. 49; 


36 art 


de Weeis der. Krone zuſpielte, *) angethan wor⸗ 
ben war, wurde er. aufgebracht, und gereist, 
fi) mit Pifo und vielen andern wider Nero zu 
verſchwoͤren. Die Sache wurde aber entdeckt, 
und die Verfchtwornen wurden zum Tode ver 
urtbeilt, Hier geigte Lucanus einen fchlechten 
Gemuͤthscharakter. Denn da man ihm mit der 
Hoffnung. fchmeichelte, Vergebung zu erhalten, 
wofern er die Mitfchuldigen entdeckte, ſo bekann⸗ 
te er fo gar auf ſeine eigene Mutter. *) Aber 
dieſe abſcheuliche Niedertraͤchtigkeit half ihm nur 
ſo viel, daß ihm die Wahl der Art des Todes uͤber⸗ 
laſſen wurde. Er waͤhlte alfa, nach ber damaligen 
Mode. der Philofophen, fich zu’ verbluten. Um 
feine Unerfchrockenheit zu zeigen, verfchieb er mit 
den Berfen eines Soldaten im Munde, ber in 
feinen. Gedichten eines ähnlichen Todes geſtot⸗ 
ben if. ut) Mach einiger Meynung follen es 
folgende Verſe ans dem eritten Buche der Phar⸗ 
falia ſeyn: 

Seinditur avulfus, nee fieut vulnere fanguls 

Emicuit lentus, ruptis cadit undique venjs, 

. Difeurfuque animae diverfa in ıncmbra meantis, 

Interceptus aquis, nullius vita perempil 

ER tanta dimiffa via. 
Andere meynen, er habe folgende Stelle aus dem 
neunten Buche der Pharſalia bergeſagt: 


Sanguis 


*) Suet. in Neron. e. ı2. Tacit. Lib. 14. c. 12. 
*) Tacit. Lib. 15. c. 56. x«) Ibid, c, 70. 


⸗ 





ro 


Sanguis erant.lacrymae: gieccungue foramine 


vovit 
u Humor , ab hie Jargus manat cruor: ora re- 
-  dundant | 
Et patulee nares: ſudor ruhet: ommia plenie 
Membra- Auunt venit; totum eft pro wulnere 
Ä . corpus. 
& farb kucanus im 65 Jahre der chriſtlichen 
Zeitrechnung, und im 27 ſeines Alters. Sein 
Leben haben zwey ungenannte alte Schriftſteller, 
von denen der aͤlteſte Suetonius, der andere aber 
fpätern Alters zu ſeyn ſcheint, und der beruͤhm⸗ 
e Die Antonio. in feiner Bibl, HifpsVet. Lib. 
. 10. beſchrieben. 
| vi Von din vielen Gedichten des Cuca⸗ 
nus, wovon in der gemelbten Bibliothek %) ums 
ſtaͤudliche Nachricht erteilt wird, find nur feine 
Pharſalia, ‚oder zehn Bücher vom Kriege zwi⸗ 
ſchen Cäfar und Pompejus, uͤbergeblieben. 


Wenn wir dem Urtheile, welches eucanus ſelbſt 
über dieſes Gedicht fällt, **) beypflichten wol, 


len, ſo mäffen wir es mit ber Iliade in eine 
Kaffe fegen. Mau muß es aber ben Dichtern 
zu Gute halten, wenn fie in der Eigenliebe die 


Grenzen der Befcheidenheit überfchreiten. Maͤßi⸗ 


gung genug für fie, wenn fle die Hohe Meynung, 
Die fie von ihnen ſelbſt Haben, andern nicht auf- 
bringen. m wohn. Es haben aber auch anbere, 

‚€ 3° ſo 


*) BibL Hifp; Vet. Lib, I. æ 10. J | , 
*+) Lib. 9. v. 983. . 





u no = 

fo wohl alte als neue Gelehrte, dieſes Gebicht 
unter die beſten des Alterthums gezaͤhlt. Jene 
find Statiusg ein Zeitgenoß des Lucanus, *) 
der viele Fehler mit demſelben gemein hat, und 
| —— **) der aber zugleich bekennt, daß 

es zu ſeinen Zeiten gelehrte Maͤnner gab, die 
ihn ſo gar nicht unter die Dichter zaͤhlten. *Von 
„ben neuern Liebhabern des Lucanus find Hugo 
Grotius, ber ihn jederzeit bey ſich führte, **”) 
Jacob Palmerius von Grentemesnil, der ihn in 
ſeiner 1704 und 1728 zu Leyden gedruckten Apo⸗ 
logie mit Virgil vergleicht, Pierre Korneille, der 
ihn fo gar dem Virgil vorziehet, +) beſonders zu 
bemerken. Ballet bat mehrerer Gelehrten Mey 
nungen über. den Werth biefes Dichters geſam⸗ 
melt, HM) und Burmaun, in der Vorrede bes von 
ihm 1740 zu Leyden herausgegebenen Eucanuß, 
fehr richtig davon geurtheilt. 

VI Es kann nicht geleugnet werben, daß 
Lucanus ein vortrefflicher Kopf war, und daß 
fein Gedicht viele große umd erhabene Gebanten 
enthalte, Dieſe ent aber. meiſtens in eine fa 

Ä Mani 


*) Lib, 2 Si. 7. 
**) Lib. 7. Ep. 90, 21, 22. ih 14 Ep. 168. 
“rk, 1, Bor dg.Guy.Patin Pag. 28. Ach Lipf; 
1710. p. 41T. 
}) Huet. Origines de Caen. p. 366 = 
Ju des Scauans Tom ag. 2 
N anderem ru a * * 








2 2 2 39. 
fhmülftige Schreibart eingehuͤllt; daß fie zu rie⸗ 
ſenmaͤßigen Bildern werden. Mau. faun fi 
dieſen Dichter als einen jungen hitzigen Bilde 
bauer vorſtellen, der fich vorgenommen baf, ei⸗ 
ne Bildfäule zu verfertigen, die beffer fey, ale 
sine bes beſten des Alterthums. Weil das Mo⸗ 
bei, welches er übertreffen will, in allen feinen 
Thbeilen das gehoͤrige Verhaͤltniß, einen Ichhafe 

ten Ausdruck, und die anmuthigſte Stellung 
bat, die. es feiner Natur gemäß haben kann, fo 
müffen die vorgenommenen Berbefferungen ins 
Gezwungene und ins Niefenmäßige fallen. Es 
muß cin Koloß entfiehen, deſſen ungeheuer⸗ 
großen Gliedern «8 an dem genauen Verhaͤltniſſe 
fehlt, deſſen Stellung und Ausdruck zwar aͤuferſt 
lebhaft und vielbedeutend find, aber die beſtimm⸗ 
ten Geier. der ‚Wahrheit Überfchreiten. Ein 
Kunftrichten, der nur. dasjegige für groß nnd 
vollkommen hält, was die Sphäre feiner Phan⸗ 
taſte von einem Ende bis zum andern auffällt, 
oder: ihm viel zu denfen giebt, wird durch ein 
ſolches übersriebene® Bud entzäckt, welches im, 
feinern Köpfen Efel erregt. Se if bie Pharſa⸗ 
lia des Lucanus, da er Virgils Aeneide über. 
treffen wollte, entſtanden, und ſo iſt ſie von 
vielem. bewundert worden. Das Werk ſeimmt 
mit dem Charafter, den Quintilian von ihm 
ſchildert, vollkommen überen. Er nennt ihn eis 
nen hißigen gewaltfamen Dichter, der vieimwche 


“ unter. bie Neduer (beſſer Dellamatoren) als 
ga unter 


we. ae Ze ne 

unter bie Dichter zu zählen fey.*) Seine Ge 
mahlinn Polls Argentaria fol an dem Gebichte 
der Pharfalia Antheil gehabt haben, und eine 
vortreffliche Dichterinn geweſen feyn: **) - Mars 
tial **?) und Statius. +) thun rühmliche Mes 


“ bung von ihr. Daß fie fich nach dem Tode Ihe 


res Gemahls mit Statius verehlichet Habe , iſt 
von Johann Chriſtian Wulf u widerlegt 
worden. 
VVlilll. Zur namlichen Zeit lebten drey an⸗ 
dere epiſche Dichter, Valerius Flaccus, Sta⸗ 
tius, und Silius Italicus. Von dem Geburts⸗ 
ort des Valerius Flaccus, ber entweder Sezze 
oder Padua iſt, findet man gruͤndliche Nachrich⸗ 
ten in der Vorrede der praͤchtigen Auflage dieſes 
Dichters, die Peter Burmann 1724 zu Leyden 
veranſtaltet hat. Von ſeinen Lebensumſtaͤnden 
weiß inan aber ſehr wenig. Weil ihn Martial 
in einem Epigramm t}t) ermahnt, bie unnuͤtz⸗ 
lihe Diehtkunf: zu verlaffen, und ſich der gen 
sichtlichen Bevedſamſeit, die mehr einbringe, zu 
ergeben, ſo ſcheint er arm geweſen zu ſeyn. Man 
kann Fin Sterbejahr nicht genau beſtimmen je⸗ 
doch 
9 Lib, IÖ; e. I. 


.%%) Sidon. Apollin. Lib. 2. Bit. ı 10. ik 


. rum. 

WER) Lib. 7. Ep. 21. 23. &Lib, 10. Br 4 
HD Lib. 2. Silv. 7. | —5. 

tt) Catalog. Foem. ilun. 

ttt) Lib. ı. EP77. * 





a See N 
Boch iſt gewiß, daß es unter bie Neglerung des 
Ratfers Domitianus faͤllt. ) Weil Duintilien 
fast ‚**) man habe durch feinen Tod viel. an ihm 
serloren, fo iſt wenigſtens gewiß, daß er ein 
— guter Kopf war. Es iſt aber wahrfcheinlich, 
daß er von Natur nicht zur Dichtkunſt aufgelegt 
- war. Denn da Martial ihn davon abzumah⸗ 
nen fische, drückt er ſich fo aus, daß man leicht 
verfichen kann, er Babe. ihn für feinen Dichter 
. gehalten. Quid-tibi cum Cyrrha, (fagt er) 
quid.cum Permeflidos unda? 
8" L. Valerius Flaccus hat ein Gebicht vom 
Argonautenzug geſchrieben, von welchem mur 
noch die erften acht Bücher vorhanden find, wo⸗ 
fern er. es nicht etwa ſelbſt nur fo weit gebracht 
bat. Johann Baptift Pio von Bononien hat 
dieſes Gedicht bis anf zehn Bucher fortgefebt. 
Es if theils eine Nachahmung, theils eine Ue⸗ 
berſetzung des griechiſchen Gedichtes, welches 
Apollonius von Rhödus von den Argonauten 
geſchrieben hat. Wer den Virgil gebefen. hat, 
und dann ben Valerius Flaccus in die Hanb 
nimmt, den deucht ed, aus einem zierlichen und 
angenehmen. Garten in eine unfruchtbare und 
ſeudige Wuͤſte zu kimmen. 
X. Weit gluͤcklicher in ser Dichtt ſt war 
Publius Papinius Statius, ein Neapolitauer, 
— deffen Vater, wenn wir ſeinem Trauergedichte 
rm Ä E35. über 


® Qeiatilien. Ub, i10. 1. 749er cit. 


N 


+ 
— 


42: a 0 2 
über den Tod beffelben Glauben beymeſſen wol« 


len, einer. der vortrefflichſten Dichter des Alter⸗ 


thums war, und ſo wohl in dem alle fünf Johr 
üblichen Wetrfireit zu Neapel ald in: Griechen« 
land oft den Preis in der Dichtfunft davon ge⸗ 
fragen hat. ) Statius hatte zwar eine fg 
große Festigkeit im Dichten, daß .er aus dem 
Stegreif in Berfen ſprechen konnte, wie fein 
Briefe beweiſen, bie in den fünf Büchern feigcg 
Waͤlder vornan ſtehen. Er bat auch. fuͤnfmal 
ben Preis in der Dichtkunſt zu Neapel, in den 
albartifchen Spielen, und, zu Rom erhalten. Es 
Heben ihm jedoch die Fehler feines Jahrhunderte 
eben .fo fehr als andern Zeitgenoffen an. Ob 
er fich gleich. als einen Anbeter der Aencide bes 
fennt, und ſich für unwuͤrdig haͤlt, dem Virgik 
. an der Seite. zu fichen, fo. fiehet man. doch au 
dem Eoloffifchen Wefen feiner Sjdeen, daß cr ihn 
bat übertreffen wollen. Sealiger fagt von. ihm, 
er würde ich wirklich dem Virgil genaͤhert has 
ben, wernn er nicht gefacht-Hätte, ihm zu nahe 
su kommen,“*) das iſt, ibn zu übertreffen, 
Der vortreffliche Kunſtrichter Rapin nennt ihn 
ausſchweifend fo wohl in. feinen. Ideen als Aus⸗ 
drücken, und ſetzt hinzu, er’ ſuche das Grofi 
mehr in den Morten als in den Sachen ſelbſt, 
und in ſeinen zweyen epiſchen Gedichten ſey alles 
ohne Voebaͤltniß um Rauttr .. Ae Poſſu 

befräf« 
n Lib. 5. Si. 3. **) Poetic, Lih. 6. 
r) Reflex. fo In oc PB. 2.$: 13. 








a a I 2 4) 
bekraͤftiget biefed Urtheil.) Weil feine Waͤl— 
der mit freyer Hand geſchrieben ſind, ſo haben 
fie bie gemeldeten Fehler nicht, und find feine 
beften Werke, 
XI. Seine epifchen Gedichte find bie The 
baide ig ı2 Büchern, und bie Achilleide, wo⸗ 
von er nur 3 Bücher zu Stande gebracht hat. 
Meben dieſen hat man noch feine ſogenannten 
Waͤlder, das ift, eine Sammlung kleiner Ge 
Dichte in 5 Büchern, die ex bey verfchiebenen Ge⸗ 
fegenheiten gefchrieben, und zum Theil auch aus 
: dem Stegreif hergefagt hal. Die Thebaide hat 
das Gluͤck gehabt, durch die. Ueberſetzung des 
Karb. Bentivoglio, unter dem Namen Sel⸗ 
vaggio Porpora, vieles von ihrem ſchwuͤlſtigen 
Weſen zu verlieren. Sie war zu Rom in einem 
ſo großen Ruhm, daß, wenn bekannt wurde, 
daß Statius ein Stuͤck davon Sffentlih vorlag; . 
die Roͤmer haufenweiſe hinzuliefen. 
-Curritur ad vacem jueundam es carmen 


‚ SUUIcae oe 
Thebaidos, laetam fecit cum Statius urbem, 
Promilitque diem: tanta dulcedine captos 
" Aflieit ille animos, tantaque libidine vulgi 

Auditur. 

Dieſes erzähle Auvenal,**) ber damals febte, 

und ſetzt Hinzu, indeſſen daß der Ort, wo er feine 

Verſe berſagte mit kobſprichen uͤber die Schoͤn⸗ 
| beit 


5) du Poeme.Epiquo Lib, 2. ©, ” 
.®*) in 7.1 82, 6, zu 


% 


4 Zum 


heit des Gebichtes ertönte, Habe. beu armen Dich- 
ter gehungert, und 1m fein Leben fortzubringen, 
habe er fi zezwungen gefeben, auf Schaufpiele 
zu finnen, die er dem berühmten Schauſpieler 
Paris verlaufte. 

Sed cum fregit fubfellia verfu, 
. Efurit, intactam Paridi niß vendat Agaven. 
Aus diefem erbellet, daß zu Domitians Zeiten 
ein fünfmal gefrönter Dichter verhungert wäre, 
wenn er von der Hülfe ber Großen hätte leben 
follen. Er farb im Jahr 96 nach Chriſti Se 
burt, ba er 35 Jahr alt war. *) 

XI. €. Silius Italicus ift ber letzte ber 
epiſchen Dichter dieſes Zeitalter. Der Zuna- 
me Italicus, woraus einige fchließen, daß er- 
entweder zu Italica in Spanien, oder in einem 
Orte gleichen Nameıis in italien geboren: ſey, 
ſcheint den Geburisort bes Dichters nicht anzu⸗ 
geigen. *) Weil Martial, ber ſehr oft von 
ibm foriche, mit keinem Worte gedenkt, baß er, 
wie einige wollen‘, fein Landsmann fey, und ges 
wiß if, daß Silius viele Kandgüter in Stalien - 
beſaß, und Konful zu Rom geweſen iſt, ſo iſt 
webefeinlihe, daß er ein geborner Italiener 
| MWas mic von ihm mwiften, das haben 

wir ar Din bem ſüngern zu verdanken. Dieſer 
giebt 


*) Dodwell in Annalibus Statiania. 


**) Cellarius Differt. de C, Silio Il. In sau Edit 
Trajed. 1717. 





| 1 EEE 7 ze 
siehe in eines Briefe an Kaninius‘ Nafke, ”) 


worin er diefem von des Dichters Tode ſchreibt, 


| folgende Nachrichten von ib. Im Sahr, de 
Mero farb, war er Konſul, und in Afen bat 
er die Würde eines Profonfule mit großem Ruhm 
begleitet. Er lichte ein jebes Fach der Gelehr⸗ 
famfeit, und Tonnte fich ganze Tage, von gelehr⸗ 
ten Sachen mit feinen Freunden unterhalten. 
- Seine vielen Landhäufer waren mit Büchern; 
Bildfäulen, und Gemälden: reichlich verfehen: 
Birgils Andenken verehrte ex fo fehr, daß et 
deſſelben Geburtstag feyerlicher als feinen eigen 
nen begieng , und feine Grabſtaͤte zu Neapel wie 
einen Tempel befuchte. In gleicher Verehrung. 
and bey ihm Cicero, von deſſen Laudgütern er - 
eins nur deswegen kaufte, weil es biefes großen 
Redners Eigenthum geweſen war. ”*) Da er 
im 75 Jahre feine® Alters an einer unheilbaren 
Krankheit darniederlag, hungerte er fich frey⸗ 
willig zu Tode. Diefed geſchah auf einen fei- 
ner Landgüter bey Neapel nicht vor ben 99 Jahı 
ve chriftlicher Zeitrechnung, in den erflen Jahren 
der Regierung, dig Trajanus. ***) 
XI Wenn feine gerichtlichen Neben H 
noch vorhanden. wären , fo würden wir mahrt 
ſcheinliche⸗ 


*y Lib. 3. Fpiſt. 7. 

**) Martialis Lib. 4. Ep. 14. Lib. 7. Ep. 66. 
ck) Maflon vita Plinli Jun. N, 11. 

d Martislis locis cit. 


e- 


/ u a | a 
ſcheinlicher Weiſe mehr feine Berebfainteit; als 
Dichtfunft zu ruͤhmen haben. Denn fein bins 
terlaſſenes Gedicht vom zweyten puniſthen 
Kriege in 17 Büchern giebt ung Feine Gelegen⸗ 
heit, feine Dichtfunft zu preifen Man findet 


gwar in ihm nicht den ſchwuͤlſtigen und uͤbertrie⸗ 
benen Stil des Lucanus und Statius; hingegen 


hat er alle die Schwaͤche des Valerins Flaccus, 


und war fo wenig als er zur Dichtkunſt geboren: 


Was er darinn mit vieler Mühe jur Welt ges - 
bracht, ift Eraftlog und ohne bichterifche Waͤr⸗ 


‚ me”) Dft erhebt er ſich zu einem kuͤhnen Flug 
. ‚empor, fällt abet fogleich wieder herab, der Art 


don Voͤgeln ähnlich, welche wegen Ihrer Schwer 
re zum Sliegen nicht taugen, Deswegen iſt al 
les an ihm mittelmäßig, und wo er ſich darüber 


erheben oil; aͤngſtliche Kunſt, und gezwungener | 


Bang, ein ‚gemeiner Sehler derer, bie mit Ge⸗ 


walt Dishter ſeyn wollen, -. 


XIV. Wir kommen nun auf bie ſatyri⸗ 


ſchen Dichter dieſes Zeitalters, welche ſind Pe⸗ 
tronius Arbiter, Aulus Perjius Flaccus, 


Decimus Junius Juvenalis, und Sulpitia. 


Petronius Arbiter fol zwar nach Ber gelchrten 


Benediktiner Meynumg, **) die fich auf eine: 

Stelle des Sidonius Apellinarig gründet, ***) 
, zu 

9 Pl. Lib, 3. Epift. 7; 

**) Hift, Liter, de la France T. 1. P. ı. p. 186, 

*5 Henr. Valefi Mifcell, Erud; p. 208. 








ee 

zu Marfilien geboren ſeyn; allein well die geſag⸗ 
te Stelle die Sache nicht deutlich entfcheiber, 
und fonft befannt Ift, daß zu Rom ein Geſchlecht 
der. Petronier war, fo- halten ihn viele für ei⸗ 
nen Roͤmer. Wäre auch dieſes nicht, fo wuͤrde 
er bennoch umter die italienifchen Gelehrten ge 
deren, weil er fich von Jugend auf zu Rom ge 
bilder, und bis an fein Ende aufgehalten hat. 
Nach der Schilderung, die Tacitus von ibm 
macht,*) ( venn ſonſt biefer Petronius der Dich» 
ser iſt, wovon wie handeln) mar er ein Wol⸗ 
lifling, nicht von der gemeinen Heerde bed 
Epifurs, ſondern von einem feinen Geſchmack. 
Hierdurch hatte er fi bey jedermann fo beliebt 
gemacht, daß er zur Würde eines Profonfuls-in 
Bithynien, mb hernach zum Konſulat zu Rom 
befoͤrdert wurde. - Sin biefen Ehrenſtellen bewies 
ur ſich als einen fleißigen und faͤhigen Mann. 
Darauf ergab er ſich der Wolluſt nach Urt des 
damaligen Hofes, und wurde von Nero unter 
feine menige Lieblinge aufgenonmen. . Dieſer 
machte ihn zu feinem Maitre.des plaiſirs, und 
wählte nur die Ergoͤtzungen, die dem Geſchmark 
des Vetronius gemäß waren. Hierdurch erreg⸗ 
te er die Eiferfücht ded Tigellinug, Der ihn, ale . 
. einen Mitverſchwornen wider den Kaiſer, ar 
klagte. Petronius, dem die Grauſamkett des 

Kaiſers bekannt war, oͤffnete ſich ſelbſt nach der 
damaligen Mode die Adern. Damit man aber 
von 

*) Lib, 16. Amnal. c. 18. etc, 


Ed 
. 


48 Hrzrt 


von ihm glaubte, er wäre in einer ſtandhuften 
und gefegten Gemuͤthsverfaſſung geftorben, fo 
verband er von Zeit gu Zeit-bie geöffneten Adern, 
und ließ fie wieder nach Belichen fließen, um zu 
zeigen, daß die Verlängerung und Verkürzung 
ſeines Lebens im feiner Willkür wire. In bie 
fen legten. Stunden, fagt Tacitus, befchrieb er 
Die Lafer des Kaiſers, nannte fee Schandbu⸗ 
ben und Weiber bey Namen, und entdeckte bie 
neueften Moden, ben Hofe. Schanbe zu treihm 
Diefe Schrift. verfiegelte er, und ließ pe dem 
Kaiſer uͤbergeben. 

XV. Auf dieſes Zeugriß des Tacitus grün. 
det, fich die Meynung derer, welche die Frag⸗ 
mente einer menippeiſchen Satyre, die unter Pe 
tronius Namen bekannt find, dieſem verunglüch 
ten Liebling des Nero sufchreiben... Wenn man 
aber alles, was in den Fragmenten enthalten 
iſt, mie dem Anhalt der gefassten Schrift des 
Petronius vergleicht, fo fimmen jene mit dieſem 
‚ wicht zufammen, und paffen nicht auf bag Alter 
und ben Eharakter bed Nero, wie Peter Bur⸗ 
mann in ber Vorrede der von ihm zu Utrecht 1709 
herausgegebenen Fragmente, und längft vor ihm 
der berühmte Octavius Serrart.*) beiiefen, ha⸗ 
ben. Daqu iſt es auch gang unwahrſcheinlich, 
daß ein Menſch, dem nach und nach das Leben 
mit dem Blute wegfloß, eine ſo lare Satyre, 

die 


*% Lib. 1. Ele&, c. 7. 





re 4 
die noch Vieh länger war, als wir he haben, der⸗ 
fertigt habe. 

J XVI. Deswegen wird das Alter des Ver⸗ 
faſſers der geſagten Fragmente von Burmann 
und Ferrari unter bie Regierung bed Kaiſers 
Klaudius, von Adrian Valeſius *) in Die Zeiten 
der Antoninen, von Bourdelot **) und Johan 
Le Elere **) zwiſchen die Kaifer Severus und 
Konftantin geſetzt. Man kann alfo für gewiß 
annehmen, daß Petronius, ber Berfaffer der oft 
gemeldeten Satyre, zwifchen den Kalfern Klau⸗ 
dius und Konſtantin gelebt habe. Ich habe ihm 
aber unter den fatprifchen Dichtern biefe Stelle 
einräumen wollen,. um mir biefen unflätigen 
Menſchen je eher je lieber vom Halfe gu ſchaffen. 
Es iſt Äbrigeng zu bewundern, daß eine fo ver⸗ 
ſtuͤmmelte, oft dunkele und unterbrochene Schil⸗ 
derey von niedertraͤchtigen und abſcheulichen 
Gegenſtaͤnden fo viele. wuͤrdige Männer, mehr 
als manche nuͤtzlichere Werke, habe beſchaͤfftigen 
koͤnnen. Das Stuͤck, worin des Nachtmal 
des Trimalcio beſchrieben wird, iſt vvn Marke _ 
us Statilius zu Trau in Dalmatien, feinem 
Baterlande, gefunden, und.ı664 zu Pabus 
und Paris zum drud beförbers worden. Nach 
0. vitlen 

Diſſert. de Coena Trimalcionis ete. 

| ) Praef. ‚ad Petron. Edit. Parif. 1677. . 
+) Bibl. chpifie T. 19: P. 351. - 
II. Band, ' 


go —E— 


Sielen · Streltſchriften, bie ſich in Burmanns 


Auflage finden, iſt dieſes Fragment endlich für 
aͤcht erkannt worden. Hingegen wird ein ande⸗ 
res Manuſcript, welches bey der Einnahme der 


Staͤdt Belgrad 1688 von einem gewiſſen Dupin 


gefunden worden ſeyn fol, und mit einer fran⸗ 
aöfifchen Ueberfegung von Franz Nodot 1694 zu 


. Köln, und von andern anderwaͤrts zum Druck 


befördert worden iſt, für untergefhoben gu | 


Halten. *) 


XV. Ron Aulus Peefins Slaccus ba 
den wir getwiffere Nachrichten. Volterra in 
Toskana iſt der Dre, wo er im Jahr 34 der 
chriſtlichen Zeitrechnung aus einem edlen Ge⸗ 
ſchlechte zur Welt kam. Er war ein ſchoͤn gebil⸗ 
deter Juͤngling, dem jedermann wegen ſeines 


fanften und zuͤchtigen Betragens liebte. Lucau 
"war unter andern Gelehrten feiner Zeit, die ſich 
um feine Freundfchaft betvarben, einer feiner beſten 


Greunde, und ein großer Verehrer feiner Schrife 


"sen. Er ſtarb im 30 Jahre feines Alters. Sch 
- ne Lebensbeſchreibung findet fich unter den Wer 


= gen dei Suetonins. Sie wird aber-von Johan 


ER 


Jacob Breitinger **) einen alten Scholiaften 
des Verfind,. der entmeber Kornutus ober Pas - 
bus heißt, und vom Praͤſidenten Bouhier ***) 


. einem 
Mem. de Mr. PAbbe d’Artigny T. 1. p. 346. 
wc} Shelhorns Amoenit. Litter. T. 10. p. 1103. 


***) In den Anmerkungen iu Breitingers eitirten 
Differtation. | 





ertzet 51 
einem gewiſſen Acron; welcher ber alte Sqheliaſt 


des Perſins ſeyn ſoll, zugeſchrieben. 


XVIII. Von feinen Schriften, worunker 


auch eine Reiſebeſchreibung war, ſind nur noch 
ſechs Satyren vorhanden. Die uͤbrigen folk ehr 
ne Mutter Fulvia Siſennia auf Anrathen ſeines 
alten Lehrers Kornutus, eines ſtoiſchen Welle 
weiſen, aus dem Wege geräumt haben, *) -- Une 
ter den Alten loben ihn Daihtilian **) und Mars 
Hal; ***) und unter ben Neuern vergleicht ihr 
Iſaac Caſaubonus mit Horaz und Juvenal.) 
Dir. le Noble ziehet ihn ſogar dieſen beiden weit 
vor. ) Dieſer hat wohl ſehr murecht. Denn 
obgleich des Perſius Satyren reich an vortreff⸗ 
lichen Gedanken ſind, und ſein Ausbruck vft 
kraftvoll und mit dichteriſcher Waͤrme belebt iſt, 
fo fällt er viel oͤſter als Horaz in ben Fehler ei⸗ 
ner unverſtaͤndlichen Dunkelheit. Gleichwie 
Horaz zu dunkel wurde, wenn er ſich kurz aus⸗ 
drücken wollte, (Brevis efle laboro; obſeurus 
fio +) alfo wurde Perfind durchaus ſchwer gu 
verfichen, teil er Horaz in ber Kürze des Aus⸗ 
drucks übertreffen wollte. HH... Zu dieſer ger 
D2 beimui. 
© Sueton. in vite Perf, ’ 
**) Lib. 10. e. 1. ***) Lib, 4. Ep. 
rk), Proleg. in Perfium. . . 
H Oeuvres de M. le Noble Tom, 14. 
tt) Art. Poet. on 
tt) "Caufabonus de Perfaua Horatl Initatione 
poſt Comment. in Perl. 


} 
% 


\ 


— 


ga I 3 m = 
heimnlßvollen Dunkelheit haben ihm ohne Zwei⸗ 


fel die gefährlichen Zeiten worin er lebte, 


Urfach gesehen. Die Franzoſen fcheinen dieſen 
Dichter fonderbar hochzufchäßen, denn fie haben 
. Im wenigen Jahren vier Ueberſetzungen deſſel⸗ 
ben ans Licht geſtellt, drey in Profa die Herren 
Tarteron, Carron de Bibet, Ke Monnier, und 
eine | in Verſen don Ze Noble. a 
"XIX. Gfeichteie nd Derfins durch eine zu 
ehe gebrängte Kürze im Styl aufseichnet, und 
badurch den leichten und heitern Gang des Ho⸗ 
rag verfehle: alſo unterfcheidet fich Decimus Ju⸗ 
nius Juvenalis von beiden durch einen zu fehr 
gefliffenen Wohlklang der Verſe und der Wort 
und durch ein zu bitteres und deklamatoͤriſches 
Beſchelten. ) Niemand bat die verſchlebenen 
"Epochen feines Lebens fleißiger unterſucht, all 


Seinrich Dodwell, **%)- welcher die alte Le⸗ 


bensbeſchreibung deffelben, die unter dem Nas 
men des Suetoniug bekannt ift, zum Grunde 
St. : Junius Juvenalis war eines reichen Frey⸗ 
gelafferien Sohn, oder Zoͤgling; denn dieſes iſt 
ungewiß. Bis gegen die Hälfte ſeines Lebens 
uͤbte er:fich im Deklamiren, mehr aus eigener 
Beluſtigung, als daß er fich zu dem Lehramte 
oder zur -gerichtlichen Beredſamkeit vorbereitete. 


Darauf fung t er an, ni in ber fatprifchen Dichte 
kunſt 


”) Rapin R Reflex. fur la Poet, P. 2. $. 26 
es) Annal, Öuintilien, n. 374 eis... Bi 


‘oe 








nn = $3 
kunſt zu uͤben, umd fehrieb ‚feine erfie. Satyre 
don wenigen. Verfen über den Pantomimenbich: 
ter, und bes Klaudius Nero Hofpoet, Paris. 
Er getraute fih aber nicht, diefed und anders 
Gedichte befanat zu machen. Nach einen Zeit“ 
raum von viersig Jahren, da Paris und Nero 
haͤngſt todt waren, entfchloß er ſich endlich, in 
einer sahlreichen Zufammenfunft diefelben vorzue - 
leſen. Es fügte fich aber, daß damals ein un⸗ 
genannter Gaukler bey Hofe: eben. fo fehr, als 
ehedem Patis, .‚beitebt war, und daß Jupenals 
Verſe ſehr wohl auf ihn und auf den Hof paß⸗ 
ten. Daher fiel der Verdacht auf: den Dichter, 
er babe den damaligen Hof durch die Hechel zie⸗ 
ben wollen... Dieß wat bie Urfache, warum er 
als ein achtzigjähriger Greis mit dem ſcheinba⸗ 
ren Titel eined Kriegsobriſten in das aͤußerſte 
Ende Egyptens gefchickt wurde, wo er in kur⸗ 
zer Zeit vor Betruͤbniß und Berdruß gehn. 
ben iſt. 
XX. Weii Juvenal von dem Tode det 
Kaiſers Domitianus, *) von den Erdbeben, die; 
unter Trajanus fich ereignet haben, **) und. in 
feiner XV Satyre, die er in. Egnpten gefchzien, 
ben bat, von dem neulich geendigten Konſulat 
des Duintus Junius Ruſtikus, der im dritten. 
Jahre des Kaiſers Hadrianus Konful war, ***) 

D 3 F Mel⸗ 

2) Sat, 4. v. 37. 155. | 
**) Sat. G. v. 410. 
**) nuper conſule Junio gefla, h 


Ü 


- 54 E79 


Meldung thut, ſo iſt nicht daran zu zweifeln 
"daß er in dem erſten Jahre der Regierung des 
geſagten Kaiſers, das iſt 117 ober 118 Jahr nach 
Chriſti Geburt, feine Satyren bekannt gemacht, 
und deſſelben Ungnade ſich zugezogen habe. Zaͤhlt 
mwmian nun bie 80 Jahre ſeines damaligen Alters 
zuruͤck, ſo faͤllt ſeine Geburt unter die Regierung 
des Kaiſers Tiberius in das 37 bis 38 Jahr 
ehriſtlicher Zeitrechnung. Weil ber Kaiſer Nero 
Au. Jahr 68 geſtorben iſt, ) und daher folget, 
daß Juvenal damals 30 ober 31 Jahr alt war, 
‚und daher feine erfie Satyre über den Pantomie 
men. Paris, der zu Neros Zeiten Ichte, verfere 
tiget haben konnte, ſo weis ich nicht, warum 
Dodwell und Zirabofchi, wider das ausdruͤck. 
liche Zeugniß ber in andern Dingen. von ihnen _ 
‚angenommenen alten Lebensbeſchreibung bes Ju⸗ 
‚venald, einen andern Paris, der zu den Zeiten 
bed Domitianus lebte, in Vorſchlag bringen. 
Wenn der Verfaſſer biefer Lebenshefchreibung 
von dem achtzigjaͤhrigen FJunenal ſagt, er habe 
fat die Hälfte feiner Jahre im Deflamiren ſich 
geübt, und darauf zu dichten angefangen, *) 
fo kaun dieſes ganz wohl von -feinem 31 Jahre 
.*%) ‚Petav. Rat. Temp. P. 2. Lib. 4. c. 5. 
%*) Ad mediam fere actatem declamavit — dein- 
"de — Satyra — compofita in. Paridem panto- 
mimum, poetamque C..Neronis — genus 
'  Seripturae induftriofe excoluit. Suet. in vie 
duvenalis. 


‚+ 


D 
— 








a = 2 
verſtanden werben. Und wenn noch dazu ber 
Eontert dieſes erfobert, fo muß man viel eher 
denfen, der Berfaffer babe fish eben nicht mit 
der größten Genauigkeit ausgedruͤckt, als daß 
er fi im folgenden offenbar widerſpreche. 

XXI. Hieraus kann man nun leicht ver⸗ 

- fießen, warum Duintilian, ber unter Domitias 
mus ſchrieb, Feine Meldung von Juvenal thue; 
benn erft unter dem Kaifer Habrian hat dieſer 
feine Satyren belannt gemacht. Weil er das 
mals alle feine übrigen Gedichte, ‚bie er felt oler- 
sig Fahren gefchrieben hatte, unverändert mit . 
den nenern vereinbarte, *) fo it kein Wunber, 
daß er von dem Pantomimen Paris,- von Staa 
tus, und dem allgemeinen Bepfall, ben feine 
Thebaide zu Rom fand, wie von gegenwärtigen 
- Dingen fpricht. Daß er fin Epanier von Ge⸗ 
Gurt, tie einige vorgeben, ſondern gu Aquin 
geboren war, erhellet aus feiner dritten Saty⸗ 
ve. **) Die Anzahl der ſatyriſchen Dichter Ita⸗ 
liens in dieſer Zeitperiebe endiget eine roͤmiſche 
Matrone Sulpisie, bie. Gemahlinn eines ges 
wiſſen Kalenus, von beren Gedichten nur eine 
Satyre wider den Kalfer Domitianus, ba er 
bie Philoſophen aus. Rom nerbannte, noch vor⸗ 
handen if. Martial fpriche fehr rähmlich. vom 
be und ihren Gedichten. ) . 
D 4 RX. 


®) Sueton, in vita Juven, | Vera 319. 
*#*) Lib, so. Epigr. 35. 


\ 


s6 a 
- XXX: Der einige Epigrammendichter, 


der uns von dieſem Zeitalter uͤbergeblieben, iſt 


M. Valerius Martialis. Er war zwar zu Bil⸗ 
bilis in Spanien geboren; weil er aber vom 
ein und zwanzigſten Jahre ſeines Alters bis ins 
ſechs und funfzigſte gu Nom gelebt, ſich daſelbſt 
gebildet, und den groͤßten Theil ſeiner Gedichte 
geſchrieben hat, ſo haben die Italiener nicht un⸗ 
recht, wann ſie ihn ihrer gelehrten Geſchichte 
einverleiben. So geehrt und werthgeſchaͤtzt er 
zu Kom war, ſo arm blieb. er an Gluͤcksguͤtern. 
In fünf und dreyßig Jahren hatte ihm feine 
Dichtkunſt gu Rom fo wenig gefruchtet, daß es 
ihm an Reifegelp fehlte, in fein Vaterland zus . 
ruͤckzukehren. Plinins der Jüngere, zu deſſen 
Lob er einige Verſe geſchrieben hatte, war der 
Wohlthaͤter, der ihm das Reiſegeld ſchenkte.*) 
Dieſes geſchah, nach Dodwells Meynung, *”) im 
dritten Jahr der Regierung des Trajanus. Er 
genoß aber nur ungefähr vier Jahr der Luft ſei⸗ 
ned Vaterlaudes. Plinius hielt ihn für einem. 
guten und feinen Kopf, der in ſeiner Schreibart 
nicht weniger Witz und Feuer, als ein gutes 
Herz äußerte. ”°) Man kann auch nicht leug⸗ 
nen, daß in ſeinen vierzehn Buͤchern ſich einige 
vortreffliche Epigramme finden; jedoch find bie 
uͤbrigen mit kindiſchen Spisfmbigfeiten, mit kal⸗ 
. sem 


®, Plin. Lib. 3. Epiſt ule. 
**). Annal. Quintil, N. 38. 
) Plin, loc. dit. 





eh 77 
Am MWorkfpiel, auch oft mit abfcheulichen Bi 
dern angefült. Daher ift e8 gefommen, bo 
ing verwichenen Jahrhunderte, da in Italien die 
Goncetti und leeren Episfindigfeiten für. da 
Merkmal eines dichterifchen Kopfs gehalten wur⸗ 
ben, Martiald Gedichte in hohem Werth warenz 
hingegen im ſechszehnten Jahrhundert, ba der 
gute Geſchmack in Stalien herrſchte, in ſchlech⸗ 
tem Anſehn ſtanden.“) Das Brandopfer eini⸗ 
ger Exemplaren des Martials, welches der be⸗ 
ruͤhmte Andreas Vavagerus jährlich an einem 
Beftimmten Tage dem Vulkan brachte, iſt ber 
kannt. *) Niemand hat Martials Gedichte 
richtiger beureägilt, als es felbft, wenn er ſagt: 
Sunt bona, ſunt quaedam mędiocria, lunt 
mala plura. ***) 

XXI. * Seneta, dem Trauerſpiel, 
dichter, und von Kolumella, der vom Garten⸗ 
bau gedichtet hat, wird gehoͤrigen Orts gehan⸗ 
Belt werden... Bon den übrigen Dichtern, die 
in diefem-Zritraume gelebt haben, iſt menig oder. 
gar nichts anf unfere Zeiten gefommen. Bon 
den uͤbrigen Dichtern dieſes Zeltraumes, deren 
Werke nicht mehr. vorhanden find. haben Gi⸗ 
raldi, Voſſtus, Quadrio und andere lange Ver⸗ 
zeichniſſe verfertiget. Nur einige verdienen be⸗ 

D merkt 


.) Giraldi de Poet, Hiftor. Dial, 10. . | 
**) Joving in ojus log. .#*%) Lib, 1. Ep. 17: 


— 


— 


ss nn | 
merkt zu werben, weil in klaſſtſchen Schriftſtel⸗ 


lern auf eine beſonders ruͤhmliche Weiſe ibrer 
gedacht wird. Dieſe find E.Autorius Priscus, 


Ber von Die ) und Tacitus **) geruͤhmt wird. 
Er wurbe wegen eines Gedichted, das er auf 
den Tob- des Germanieus, da Drufas Fran 


. war; gefchrieben hatte, vor dem Senat ange 


Hagt, er babe diefen, nicht jenen, damit ge 
meint, und ihm den Tod gewuͤnſcht. Er wur⸗ 
de Dediwegen in den Kerfer getworfen, und ges 
todtet. Caͤſtus Baſſus, der furz vor Quintilian, 
welcher ihn in lyriſchen Gedichten dem Horaz faſt 
gleich ſchaͤtzt,) gebluͤhet hat. Salejus Baſſus, 


den Quintilian als einen guten dichteriſchen 


Kopf, +) und ber, Verfaffer des Geſpraͤchs uͤber 


ben Verfall ber Beredfamkeit ++) als einen ber 
vollkommenſten Dichter ruͤhmen. Er lebte un 


ser des Veſpaſtanns Regierung, ber ibm einmal 
aus ſonderbarer und damals ganz ungewoͤhn⸗ 
Inher Freygebigkeit fünfmal hundert tauſend 
Seſterzien ( ungefähr 12500 Konventlonothaler) 


ſchenkte. Dieß konnte er als eine reichliche Er⸗ 


ſetzung der Unkoſten und Muͤhe auſehen, die er 


aufwand, als er, um ein Gedicht, woran er ein 


vanes Sad gearbeitet batte, vorzuleſen ſich ges 
zwungen 


Lib. 97. Annal, Lib. 3. 49, 50. 
*#6) Lib, 10.8.1. 1. ) ibid, 
rt) Dial. de Cauf. corr, Eloq. m. 5 ot 9. 








2 >> >. Zur Zr 


zwungen fah, mit vielee Muͤhe Zuhoͤrer aufm 

ſuchen, und Haus und Mobilien gu miethen, 
und dennoch. nur einen Falten Beyfall erbiele, 
Aruntius Stella, von dem bey Gelegenheit eb 
nes feiner Gedichte über ‚die Taube feinen Vio⸗ 
Iantila Martial fagt, *) feine Gedichte übers 
treffen jene des Katulls fo fehr, als die Taube 
einen Sperling. Plinius der jüngere ruͤhmt 
noch) folgende Dichter, Paſſien ‚einen 
Elegiendichter au® dem Befchlechte des Proper⸗ 
tiug, **%) Pompeius Saturninus, ben er dem 
Katull und Kalous an die Seite fegt, *°*) m. 
Aerius Antoninus, Großvater von der Mutter 
Seite des Kaiſers Antoninus, der fo wohl ik 
griechifcher ale in lateinifcher Sprache Dichte 
te,.+}) und verfchiebene andere, bie ich mie Still⸗ 
ſchweigen übergebe, um einem vortrefflichen 
Dichter von dreysehn Jahren Platz Ju machen, 
Son welchem Muratori, beſſer als Gruterus 
and andere, folgende Aufſchrift, bie iu Suaſto 
-& Amone (vor Alters Hiftonium) in Abbruzie 
noch vochanden iſt, geliefert bat). 


( | ® ” eo, AL, 

29 Lib. 1. Ep. 8. | 
®*e) Plin. Lib. 6, Epifl.: 15. . 
., idem Lib, 11. Epiſt. 16. 


9) Lib. 4.Ep: 3. 18, Ub. 5. Ep. I1. 
‚ td Nov. Tief Infet. vol. 2. p. 653 et 1109. 





— 


69 a > — 277 
‚AL. VALERIO L. F. PVDENTI. HIC CVM: 
ESSET ANNORVM XIII ROMAE 
CERTAMINE SACRO JOVIS 
CAPITOLINI LVSTRO SEXTO CLARITATE 
‘  ıEINGENII CORONATVS EST N 
.. . INTER PPETAS LATINOS OMNIBYS . . 
u . SENTENTUS IVDICVM 
. HVIC PLEBS VNIVERSA MVNICIPIVM 
"HSTONIENSIVM STATVAM AERE 
COLLA®O DECREVIT CVRAT. REI. 
." P. AESERMMOR: DATO AB IMP. OPTIMO 
u... ANTONINO AVG. PO. 






Die Aufſchriſt belehret uns, daß dieſer Huabe, 
Valerius Pudens, in einem der gelehrten Wett⸗ 
ſtreite, die Nero auf jedes fünfte Jahr geſtiftet, 
und hernach Domitian erneuert haben, vor als 
len: andern Dichtern ben Preis exhalten hat. 
Weil das erſte Luſtrum som Kaifer Domitian im 
Jahre 86 gehalten. wurde, . fo fallt nach Abzie⸗ 
bung des erfien das fechfte kuſtrum ind 106 Jahn 
der. chrißlichen Zeitrechnung unter die Regierung 
des Kaiſers Trajanus. Die ergene Bildfäule iſt 
aber dem jungen Dichter nicht eher, als bis en 
unter bem Kaiſer Antoninus Curator der Stade 
Iſernia war, errichtet worden. 

XXIV. Aus dem, was bisher geſagt wor⸗ 
den iſt, wird offenbar, daß der Zeitraum von 
Muguftus Tode bis and Ende der Regierung 
Hadrians fruchtbarer an Dichtern als des Aus 
guſtus Zeitalter geweſen ſey. Dieſes iſt aber 
von hr Menge, gr von Yollfommsaen Dice 

tern 


4 en " "I 


tern gü derſtehen. Denn unter allen benen, di 


ren Werke noch vorhanden find‘, findet ſich kei⸗ 
ner, der mit Birgil und Horaz in eine Klaffe ges 
feßt werben koͤnne. Die Beſtrebung nach einer 
mehr glänzenden als wahren Schoͤnheit, die in 


den damaligen Sitten ihren Grund hatte, und 


— 


die wirkſamſte Urſache des Verfalls der Dicht⸗ 
Zunft überhaupt war, hatteeinen um ſo sich 


größern Einfluß in die dramatiſche Dichtkunſt; 


als dieſe das Gepräge der verberbten Sitten 
leichter annimmt. Ein Schaufpieldichtee ſchil⸗ 
dert die Handlungen und ben Charafter der 
Menfchen mit Worten und Geberben ab. Wenn _ 
er in folchen Zeiten lebt, mo Laſter und tyrannie 
ſche Wut unter den Großen herrſchen, und feis 
ne Wohlfahrt lieb Hat, fo koͤnnen ſeine Schilde⸗ 
rungen nicht treffend, fondern matt, unbeſtimmt, 
und verkuͤnſtelt ſeyn. Zu dieſer Urſache, die 
hinreichend war, die theatraliſche Dichtkunſt in 
den Zeitraum, wovon wir handeln, volkommen 
zu verderben, wenn fit ach in den vorigen’ bife 
fern Zeiten zu Rom gebluͤhet hätte, kam noch je⸗ | 
ne, daß fie zu Rom noch nie zu ihrer wahren, 


Vollkommenheit vorher gelanget war. 


XXV. Weil aber die Römer dad Schau⸗ 
ſpiel ungemein liebten, fo gab es aud) in dieſem 
Zeitalter viele dramatiſche Dichter. Unter des 
nen, die Teauerfpiele gefchrieben haben, hat 
fich Pomponius Secundus, ein Veronefer, I-- 

ſondg⸗ 
*) Maffei Verona illufir. F.æ.. 


! 


ſpiele gefchrieben hat. Noch ein anderer Trau 


Tbyeſtes betitelt, fonberbar geruͤbmt. 4) Was 


% 
‘ 
. . 
’ 
x 
69 '% \ R Ir 


bederbar ausgezeichnet. Quimillian sichet ihn 


allen andern vor, und ſetzt hinzu, jedermann 


halte ihn zwar für den gelehrteſten und zierlich⸗ 
ſten in der Schreibart, die Aeltern aber ſeyn der 


Meynung, er ſey nicht tragiſch genug geweſen.*) 
Plinius der aͤltere, welcher ſein vertrauter 
Freuud war, harte fein Leben in zwey Buͤchern 
geſchrieben, **) und Tacitugsthut oft Meldung 
son. ihm. **%) Der :alte Berfafler des Ge⸗ 
ſpraͤchs über den Verfall der Beredſamkeit nenne 
ihn einen Mann, der an Ruhm feinem anbern 
nachgehet. *) Er ſoll die Gewohnheit gehabt 
Gaben, fich mehr nach dem Beyfalle des Volks, 
als nach dem Urtheile der Gelehrten zu richten, 
und wann dieſe an feinen Trauerſpielen etwag 
auszuſetzen hatten, fo fol er fih auf das Voll 


berufen haben.) Man muß ihn von einem.ane - | 
dern Pomponius unterfcheiben, ber: aus Bonos 


nien gebürtig war, und atellanifche Zwiſchen· 


gediendichter, Namens Maternus, wird vom 
Verfaſſer des obengenannten Geſpraͤchs, wo er 


bie Stelle einer redenden Perſon vertritt, als 


Verfaſſer dreyer Trauerſpiele, Cato, Medea und 


das 


959) Lib. 10. er. | 
*) Plin, jun. Lib, 3. ‚Epiß. 5. 


*##) Lib. 5. Kr N. 3. 





u >. =. zus 63. 
das Zuftfpiel betrifft, fo baden Giraldi, Bop _ 
fius und Duabtio *) die Namen und Titel der _ 
Werke verſchiedener Dichter, bie fich im dieſem 
Sache einigen Ruhm erworben: haben, geſam⸗ 
mei. Wenn Plinius dem jüngern, ber ſeine 
Freunde oft zu viel lobt, zu trauen iſt, fo iR 
Pirginius Romanus der beſte Lufifpieldichter. 
bieſes Zeitalter gerorfen. Er fagt vom ihm 
feine Luſtſpiele können andern zum Mufer die 
nen, «8 herrſche fo viel Stärke, Wis, Anmuth 
und Anftond darin, daß fie mis jenen bed Plans 
tus und Terenz verglichen werben Finnen, Ben 
alen diefen Trauer⸗ und Luſtſpieldichtern iſt kein 
Werk auf unfere Zeiten gekommen. 

XXVI. Seneka iſt der einzige, deſſen 
Srauerfpiele noch vorhanden ſind. Weicher aber 
dieſer Seneka ſey, der fogenammte Rhetor, oder 
der Philoſoph, ober ein dritter dieſes Namens? 
umbd ob die Tranerfpiele insgeſamt von Einam, 
oder zum Theil von einem andern dieſes Namens 
herruͤhren, iſt nicht leicht gu entſcheiden. Dens 


&: die alten Schriftſteller, bie dieſer Trauerſpiele 


- gedenfen, fügen dem: größten Theile berfeiben 
fehlechtbin den Namen bed. Senefa bey, chen 
als hätten ſie ſich insgeſamt vorgenommen, 
uns hierin in der Ungewißheit zu laſſen. Eben 
dieſer Umſtand ſcheint ein ſtarker Beweis gu ſeyn, 
daß Senefa, her Verfaſſer der Trauerſpiele, von 
dem Rhetor und dem Philofophen ganz verfchie- 
den 
*) Storia della Pocũa T. 5.. 


64 a = 2 
den ſey. Dean ba es nicht leicht ik, daß einet 
der alten Iateinifchen Schriftfieler, Vater und 
Sohn, durch die Bors oder Beynamen nicht un⸗ 
terſcheide, fo iſt dieſes noch viel weniger von mehr 
rern qugleich zu. vermuthen. Hierzu kommt noch; 
daß Sidonius Apolinaris, um diefen Seneka 
von dem Rbetor und dem Philofophen zu unter 
Acheiden, ihn den’ Tongifchen „genannt bat. *) 
Allein biefes find Muthmaßungen, und es kann 
auch ſeyn, daß Seneka, der Philofoph, wenige 
ſtens einen Thell der zehn Trauerfpiele, die uhr 
‚Yen aber: fein Water geſchrieben habe. Denn 
was den Dhilofophen betrifft, fo wiſſen wir, daß 
er fich mit der Dichtkunſt'abgegeben habe, - und 
die alten Manuffeipte tragen gemeiniglich neben 
dem Namen Seneka auch den Vornamen Tuttuß 
der diefem Seneka eigen iſt. Daß fie aber. nidrt 
aBe von biefem find, beweiſet die Werfchicdens 
beit des Styls. Aber auch ein’ beitter Senefa 
konnte dieſen Bornamen führen , und einen The 
davon gefchriebein haben. Dieſer fol nach eini⸗ 
ger Meynung unter Trajans Regierung gelebt : 
Haben. Das gersiffefte iſt, daß die Trauerfpiele 
Hercules furioſus, Thyeſtes, Hippolitus, 
Troades, Medea und Agamemnan von den al⸗ 
sen Schriftſtellern, beſonders Grammatifern; 
unter dem einfachen Namen des Seneka ange⸗ 
fuͤhrt werden, 9 und bb ße alle zehn wegen 
ao. 2. Ver⸗ 
| Kar. 9. 
**) Fabric. Bibl, Lat: Lib. 2... .r. . 


. 


|. 65 
Verſchiedenhei der Schreibart nit Don einem 
‚Verfaffer find. *) 

AXVIE. In der Benrthellung bed Innern 
Werths biefer Tranerfpiele hat Julius Edfar 
Staliger die Wahrheit weit überfhritten, da ee . 
fie den griechiſchen gleich Hält, und an Zierliche 
fee und Anmuth jenen des Euripides vorgies 
bet. **) Man vermißt in benfelben Natur und 
Wahrheit, Einfsrmigkeit des Charakters, Zaͤrt⸗ 
Hichfeit der Affekte, Kontraſt der Leidenſchaften, 
Verwicklung der. Zufäle. Nur durch Senten⸗ 
gen und Deklamationen geichnen fie fi aus. 
Niemand Hat fie richtiger gefchildert als Bru⸗ 
moy in ‘feinem griechifchen Theater ,**%) wo ee 
vie Trauerfpiele de8 Senefa, deren Stoff aus 
griechiſchen genommen iſt, genau mit denſelben 
vergleichet, und über ihren Werth ſehr vernünfe 
tige Gedanken vorbringte. Wir wollen nun zu 
ben andern Cheilen ber Gelehrſamfeit fort 
ſchreiten. 


*) Baillet Jugemens des apevanı T.2. Pe 254 Nie, 
Antonio Bibl. Hifp. Lib. ı | | 


. %*) Poet. Lib. 5. €. 6. 


“+, Theatre des grecs T. 1. p. 3 Edit. dA: 
- fterdam ‚139 Br 


— 


U. Band. € Das 


— 





I ee = > 
Das dritte Kapitel. 
Die Beredſamkeit. 


ENGE die Beredſamkeit, welche durch Cice⸗ 

ro und andere vorteeffliche Redner zu 

ihrer größten Vollkommenheit gefliegen war, une 

ter Auguſtus fich zum Verfall geneigt habe, iſt 

in dem vorigen Bande ©. 230 gefagt und bewie⸗ 

ſen worden. Zu den Urfachen, bie damals bie 

fen Verfall befoͤrderten, gefellten fich in den fol 
genden Zeiten noch andere, die nach und nach 


alles Gute, was noch bavon übrig war, vertilgt 


Haben. Da der Werth der Berebfamfeit niche 
mehr nach dem Beyfalle bed. Bold, und nad 
Her Wirkung, bie fie bey demfelben verurfachen 
Sonnte, beurtheilt wurde, und in ben Rednern 
sin allgemeiner Kiel entfianden war, bie voll 
Sommenen Mufler ihrer. Vorgänger durch ſpitz⸗ 
findige Gedanken, die ſehr oft abgefchmadt und 
falt waren, und burch einen gewiſſen Schein 
des Wunderbaren, den fie den gemeinften Ge⸗ 
danken gaben, zu Übertreffen, fam noch dag 
andere. Uebel Hinzu, daß die Gremden, die fih 
Aus allen eroberten Ländern zu Nom’ immer mehr 
anbäuften, die Reinigkeit der lateiniſchen Sprache 
verfaͤlſchten. Dieſe Urſach wirkte um ſo viel 
mehr auf die Beredſamkeit, da ſich viele unter 
den Fremden einfanden, die fuͤr gelehrte und 
witzige Kopfe angeſt hen zu werden, und durch 
| 8Selehrte 


PUPPE: 6 
gelehrte Schriften in Iateinifcher Epyrach⸗ ſich 


berogrsusbum ſuchten. Was dieſe für. einen 
Einfluß in die Denkart und Beredſamkeit der 


Romer haben konnten, kann fich jedermann leichte 


vorſtellen. Wir werben in gegenwaͤrtiger Epoche 
ſehen, wie die Beredſamkeit ſich zwar oft ihrem 
Fall widerſetzt, und ihr ſinkendes Haupt empor 
hebt, aber durch die unglücklichen Zeiten zu ih⸗ 
rem gänzlichen Berfall dahin geriſſen wird. 

U. Unter ben Schriften; welche dem guten 
Geſchmack und der Neinigkeit des goldenen Al⸗ 
ters ber roͤmiſchen Gelchrfamfeit am nächften 
fonhien, verdient das Befpräche de Cauffis 
corruptae Eloquentiae zuerft genannt zu wer⸗ 
den. Wegen des anmuthigen, natärlichen und 
Jeichten Ganges des Styls würde man baffelbe 
unter bie glücklichen Werke, die unter Caͤſar und: 
Auguflus ans Licht gekommen find, zaͤhlen, won 
fern fid) nicht einige Ausdrücke darin faͤnden, bie 
ein foäteres Alter verrathen.. Dieſes Geſpraͤch 
findet man bald unter den Werfen bed Quinti⸗ 
land, bald unter jenen des Tacitus gedruckt: 
Es ift aber fehr zweifelhaft, ob es einem von 
beiden, ober welchem don heiben es zugehoͤre. 
Was Tacitus betrifft, - fo finder ich in dieſem 
Gefpräche Feine Spur von der gedrängten, dun⸗ 
keln, mit Gegenſaͤtzen und witzigen Machtfpris - 
hen angefüllten Schreibart, durch welche er ſich 
in feinen Jahrbuͤchern von ben übrigen Schrift 
ſtellern ſo augenſcheinlich unterſcheidet. Quin⸗ 


E2 tilian 
⸗ 


\ 


9.6. 


RF 


Be ä 


dien aber iſt in ſeinem Styl von jenem "tes 
gedachten Geſpraͤchs nicht fo ſehr unterſchieden, 
Laß er der Verfaſſer deſſelben nicht. ſeyn koͤnne. 
Hierzu fommt noch, daß er in einer Stelle Tele 
18 achten Buchs?) ſich auf ein von ihm geſchrie⸗ 
benes Werk uͤber die Urſachen des Verfalls der 
Beredſamkeit beziehet. Weil er aber daſelbſt 


fügt, et habe in dieſem Werke von der rhetori⸗ 


ſchen Figur Hyperbole gehandelt, wovon in dem 
obengenannten Gefpräche kein Wort worfommt, 
ſo kann man ihm daffelbe nicht wohl zufchreiben. 
Noch viel weniger iſt bie Meynung ber franzoͤſ⸗ 
ſchen Benediktiner gegründet, Die einen gewiffen 
Aper aus Gallien, ber eine von ben redenden 
Perfonen im Gefpräche vorſtellt, für ben Ver⸗ 
faſſer deffelben halten. **) Ihre Urfachen wi 
herlegen fich aus dem Geſpraͤche ſelbſt. Eben fo 
Yungegrügbet iſt die Meynung des Herrn Mora⸗ 
bin in.ber Vortede feiner frangöfifchen Ueher« 
fegung dieſes Geſpraͤchs, die er 1772 and Licht 


geſtellt Hat. Er haͤlt Maternus, einen Mitre⸗ 


denden im Geſpraͤche, fuͤr den Autor deſſelben 


ESeine Urſachen aber find fo ſchwach, daß fie 


nicht verdienen augefuͤhrt zu werden. Man weiß 


alſo wirklich nicht, mem man das Geſpraͤche zu⸗ 


ſchreiben ſolle. Nur ſo viel iſt gewiß, daß es 
nicht vor Trajans Regierung geſchrieben ſey⸗ 
Denn Maternus und Julius Secundus, die als 

ver⸗ 


**) Hiſt. Liter. de France T. 1. p. 218. etc. 


er 69 
verſtorbene Perſonen redend angeführt werben, 
find, der erſte nach bed Dio Zeugniß unter Dos 
mitian, der andere laͤngſt vorher, geſtorben.“) 

IM. So umgewiß als der VBerfaffer des Ge⸗ 
Praͤchs if, fo zuverlaͤßig find doch die Nachrich« 
sen, bie uns darin vom Verfall der roͤmiſchen 
Beredſamkeit dieſer Zeiten mitgetheilt werben. 

NMicht nur: dieſe Nachrichten, ſondern auch bie 
Werke einiger Redner dieſes Zeitalters kͤnnen 


und zur Richtſchnur dienen, den damaligen 3 


Rand der Beredſamkeit zu beurtheilen. Die noch 
sorbandenen Werke bon dieſem Zeitalter find je⸗ 
we des Ältern Seneka, bed Quintilians und 
Calpurnius Slaccus, und bie berühmte Lobrebe 
des Plinius. Was wir von Seneka baben, 
Beſteht in eitem Buche Suaforiaruun, oder fol 
cher Neden, worin über ein Argument, welches 
aus der Gefchichte, oder den poetiſchen Fabeln 
genonmen ft, Leliberire wird, was zu thun 
oder zu .unterlaffen ſey, und in fünf Buͤchern 
Controverfiarum , (berem sehn waren, ) worin 
gerichtliche: Soachen, ſo wie es ſich im Forum, 
ader vor den Gerichtsſtuͤhlen gebuͤhrte, rednetiſch 
behandelt werden. Won biefen ſagt er ſelbſt, 
fie ſeyn eine Sammlung folcher- Neben und 
Schriften ‚- die er von andern Rednern von Ju⸗ 
gend auf gehört oder gelefen babe. Et erinne« - 
re ſich derſelben noch fo genau, als wenn er fie 
€E3 - wirb⸗ 


8 "Auintil, Ib. 10. c. i. 


vo. = 


wirklich hoͤrte. ) Er fuͤhrt auch wirklich bie 
Namen derer an, denen fie zugehoͤren ſollen, 
und ſagt noch vieles, was ben Leſer bereden 
koͤnnte, er habe die laͤngſt geleſenen und gehoͤr⸗ 
ten Reben anderer als ein alter Kann noch woͤrt⸗ 
Hch auswendig gewußt, und fo aufgeſchrieben 
Allein die Einfoͤrmigkeit des Styls aller biefe 
Reden uͤberweiſet hier den Sencka ’einer (ande 
ſchen Rodomontade. Er hat ohne Zweifel ent⸗ 
weder nur den Inhalt deſſen, was er von ar 
gend auf von andern gehoͤrt oder geleſen hatte, 
aufgezeichnet, oder auf Weiſe der Geſchicht⸗ 
ſchreiber feine eignen: Gedanken und Worte an⸗ 
dern in den Mund gelegt. Uebrigens ſind dieſe 
Werke ein wahres Beyſpiel der verderbten Be⸗ 
redſamkeit, die in dieſen Zeiten herrſchte. Es 
finden ſich zwar · in denſelben herrliche und kroͤß⸗ 
- tige Gedanken; fie werden aber unter einer 
Menge von Pitfindigen Einfällen und Kuͤnſte⸗ 
Ieyen gleichfam erſtickt. Haft kein Zug. einen. 
prächtigen: und: freyen Beredſamkeit, Feine natuͤr⸗ 
liche und ungezwungene Beſchreibung oder Er⸗ 
zaͤhlung, feine Stele, die einen Affekt erregen koͤnn⸗ 
te, ifl darin anzutreffen. Altes fcheint dahin aba 
zuzielen, daß der Verfaffer feinen Witz zeige. 
IV. ‚Diefee M. Annaͤus Seneka war zu 
Vorduba in een, ”*) und mar gegen das 
... Ende 
Prooem. Lib, 1. , Opntror. 
#%*, Martial, Lib. ı. Epigr. 62. Sidon. Apollia. 
Car. 9. — un oo . Ä 





| Bo 0 Zu 7. 
Ende Bea ficbenten Jahrhumderts nach der Er 
bauıng der Staht Rom: geboren... Denn er 


fagt felbiſt, er habe bie berähmseften Redner, 


‚bie zu bed @icero Zeiten lebten, gehört, und Eh 
cero ſelbſt hören fönnen, wofern er wegen ber 
damaligen bürgerlichen Kriege fich nicht ges 
zwungen gefehen hätte, in.ftineni Baterlande zu 
Serbleiben. : Weil er hinzuſetzt, er habe den Aſi⸗ 
uns Pollio ſo wohl in beffelben. beiten Jahren 


als im Alter gehört ,. diefer aber nach des. Euſe⸗ 


bins Chrdaik 9 Zahr früher als Auguſtus in 
feinem 7a Jahre geſtorben ift, fo ift wahrſchein⸗ 
Itch, dag Seneka ungefähr:zo Jahr vor Augu⸗ 
ſtus Tode nach Rom gekommen ſey. Seit bie 


fer Zeit has er. ſich His an fein Ende, welches 


nicht genau beſtimint werben faun, allda aufge 


Halten. . Man bat alfo Urfache, ihn unter die _ 


gelehrten. Italiener zu ſetzen, beſonders auch 
deswegen, weil er feine Werke in Italien ges 
ſchrieben hat. Er ſoll ein ſo gluͤckliches Ge⸗ 


daͤchtniß gehapt :haben, daß er zwey tauſend 


Damen, die er kaum gehoͤrt hatte, in ber Ord⸗ 
nung, als fie geſagt waren‘, wiederholen konn⸗ 
te, auch im Stande war, zweyhnndert Verſe, 


von dem letzten bis zum erſten, wenn er ſie nur 


einmal” gehöre hatte, wiether herzuſagen. *) 


Wenns wahr iſt, fo bat er Hierin nie feines u | 


gleichen gehabt. 2. Anndus Genefa war ſein 
Sohn; und ahmte ihm in der Sehreibart nach. 
| ur „E4 * V.Eben 


® Prooem, Lib. 1. Controv. ' EEG, 


\ 


vo. 


2 a 
. Eben fo beruͤhmt, aber zue Beſoͤrde 
rung der Rebelunfb viel nüßlicher, wer Quinti⸗ 
kan, deſſen vorachmfe Lebensumſtaͤnde Hein⸗ 
rich Dodwell in chronoiogifdyer- Ordnung bes 
ſchrieben hat.) Weil fein Großvater **) und 
Vater *»*) zu Nom gelebt haben, und er ſelbſt 
von Dingen fpricht, die er in feiner zarten 
Jugend zu Rom gefehen has, ****) ſo halten ihm 
einige für einen gebpenen Römer. Diefed wie 
ber diejenigen: zu befräftigen, bie- ihn gu einem 
* Spanier machen, führen fie das Stillſchweigen 
‚bed Martiald an, der zwar feine gelehrten Lands 

leute fleißig anmerft, und von Quintilian oft 
Meldung thut, *****) ihm aber nie einen Spa⸗ 
nier nennt. Da aber Eufebius in feiner Chro⸗ 
nik, +) Auſonius +4) und Caſſiodorus HH) aude 
druͤcklich fagen, ex fen zu Calahorra in Spanien 
geboren, fo. ift dieſe Meynung wabhrſchein⸗ 
licher. +11) Nach berfelben muß er als ein Kind 

. sad) Rom gefommen ſeyn, welches wohl moͤg⸗ 
Ka if. Er kam gegen das 42 geht der chrife 
Ä lichen ’ 


% Annales Quintilianl. | 

“) Praef. ad Lib. 5. COMO en, 
*c) Quintil, Lib. 9. e. 3. ek) Lib. 5. e. 7. 
‚ehehk) Lib. 1. Epige.-62. Lib. 2. Epigr. 2 
p) Ad Olymp, 217 et aıı. 

ft) An Profeffor. Burdigal,. - . 

th) Chronie. ad Conſul. Silvani et Prifel, 

Ittt) Nic. Antonio Bihl, Hifp, Vet. Lib. 1. e. 12. 





N 3 = 0 BE 7 3 


hm Zeitrechnung unter ber Reglerung des 


Klaudius zur Welt,*) und hatte Domitius 
Afer, einen der berühmteften Redner damaliger 
Zeiten, und. Servilius Novianus **) zu Leh⸗ 
zern. Er lehrte die Beredſamkeit u Kom, und 
war der erſte, dei als ein folcher dehrer and dem 
gemeinen Schatz beſoldet wurde. Diefed ges 
ſchah unter dem Kaiſer Vefpaftan. **°) Er fast 
\ auch felbſt, er Habe bey feinem Lehramte einige 
gerichtliche Reden gehalten, und einen Sachwal⸗ 
ter abgegeben. +) Rachdem er fich zwanzig Naht 
mit Lehren und Gerichtshaͤndeln beſchaͤfftigt 
datte, gab er beides auf, und fieng an, die 
Öffentlich gegebenen Lehren unter dem Titel In- 
ftitutio Oratoria in ı2 Büchern zu verfaffen. 


Indeſſen befchäfftigte er fich auch. mit der Un . - 


cerweiſung der Rinder der zwey berühmten Maͤr. 
ryrer, T. Flavius Clemens und Flavia Demi 
tila, naher Anberwandten des Domitians. +) 
Vielleicht war es dieſer Clemens, der ihm zur 
Wuͤrde des Conſulats verholfen hat. Hr). Das 
Sahr feines Todes ift gänzlich unbekannt. 
EvE5Vi. 
» Dodweit Aumal. Quinäil. “r 
*) Quintil, Lib. 10. e. 1. üb. . 7. N 
wer) gueton. in Velpaf. c. 18. — 
Hb. 7. e. 2. Lib. 4. e. 1. 


tt) V. Eduardi Vitry Differt, de Fleril Cleimentis 
tumulo. > 


- tft) Aufonius in gratlar. adlone. u 


\ 
t 


re „> | 
VE Meben dem ſchon gemelbten Werke 
de Inftitutione Oratoria haben ihm auch einige 
die Deklamationen gugefchrieben, die mit jenem 
ter feinem. Ramen gedruckt find. Weil abie 
der Styl, der Geſchmack und die Ordnung darin 
der Schreihart und ben Regein des Quintllians 
angenſcheinlich wiberſprechen, und jedoch gewiß 
iſt) daß zu des Trebellins Pollio Zeiten Dekla⸗ 
mationen. unter Quiutilians Namen bekannt me 
zen, *) ſo iſt wahrſcheinlich, daß dieſelben ent⸗ 
weder von Quintibians Vater, „oder Großvater, 
den Seneka, der Rhetor, unter die von ibm 
ehedem. gekannten Deklamatoren vechnet, ) 
wenigſtens zum Theil herruͤhren. Ich ſage we⸗ 
nigſtens zum Theil, weilmach des obenange⸗ 
führten Trebellius Polli Zeugniß die Deklqma⸗ 
tionen des jüngern Poſthumus, eines ber 99 
Transen, und wahrfcheinlicher Weiſe auch au⸗ 
derer Dekbawatoren Werle, darunder vermengt 
worden ſind. 
. VUII. Quintilians Buͤcher de Iuſtitutione 
Oratoria ind. unter bie (chägbarffen und nuͤtz⸗ 
dichften Werke des Ilterthums zu rechnen. Er 
fängt darin die Unterweifung eines Nebnerd von 
feiner zarten jugend an, und'bilbet nach umb 
nach fein Herz .amb feinen Verſtand zu allem, 
was zu einem soßfonamenen Redner gehoͤrt. 
u ck 


+ 


* Treb. PöMdin vita Poffhäml, " u . 
**) Pracf, ad Lip, 5- Contsor.. FJ 


| ee 75 
Eine natuͤeliche Billigkeit, bie gefiunde Vernunft, 
eine reife Ueberlegung, eine genaue Erforfchung _ 
der Heften Schriftftelfer find der Leitfaden, nach . 
welchem er feine Lehren berichtiget,, die über alle 
Theile der Beredſamkeit ein beiteres Licht ver» 
breiten. . Die verfchiedenen Urtheile der Gelehr⸗ 
een über. ben Werth berfelben: bat Mir. Gibert*) 
gefammelt, und mis feinen eigenen Betrachtuns 
gen burchwebt. Ob ed.gleich feinem Styl an 
‚der Reinigkeit des Ausdrucks, die bem goldenen 
Beitalter des Augufius eigen war, in manchen 
Stellen fehlt, fo.ift doch fein Geſchmack unver⸗ 
faͤlſcht, und ganz demjenigen zuwider, bee zu 
feiner Zeit herrſchte. Wuͤrde es in feiner Macht 
geweſen fen, «ine feinen Lehren gemäße Erzie⸗ 
“ Hung ber Jugend unter den verberbsen Römern 
einzuführen,. und. die allgemein belichten Werke 
des Philoſophen Senefa *”) aug den Haͤnden des 
Augend: zu reißen, fo hätte durch ihn die rditie 
fche Beredſamkeit ein neues Lehen erhalten koͤn⸗ 
nen. Uebrigens hat er durch die tugendhaften 
Büge, bie in feinem Werke überall hervorſchei⸗ 
nen, ben Zabel jener nieberträchtigen Echmeicht» 
ley, mit weicher er. den Kaiſer Domitian ald den 
erhabenſten, gelehrteſten, und vollfonmenften 
Dichter Chne zweiſel, , weil rs bie Cache ſelbſt 

2 wider⸗ 


*) Jogement des auteurs aul ont teaiee de la Rhe; 
torique p. 124. Edit. V’öruferdam 1725 
**) Quintil. Li, 10. c. . 


/ 


2 


76 nn 27 


>. 


wiberlegte) bis an bie. Sterne erhebt, , volllom- 


mien ausgeloͤſcht. 


VII. Die übrigen Werte der Beredſam⸗ 
keit, bie von dieſen Zeiten noch vorhanden ſind, 


beſtehen -in den Deklamationen des Calpurnius 


Flaccus, und in ber berühmten Lobrede Plinius 
des jüngern Über: den Kaiſer Trajam Jene fim 


den fich meiftens bey den Deklamationen, die 


Quintilians Namen tragen, gedrutkt, und fiub 

eben fo wie dieſe durch einen kalten und find 
ſchen Witz verkuͤnftelt. Vom Verfaſſer derſelben 
"weiß man nichts andere mit einiger Zuverlaͤßig⸗ 
Seit zu fagen, als: daß er unter dem Kaiſer Ha» 
drian gelebt hat, wie Gronovius in feinen No⸗ 
ten uͤber bie erſte dieſer Deklamationen anmerkt. 
ber von Plinius dem juͤngern und ſeiner Lob⸗ 
‚rede laͤßt fi) viel Zuverlaͤßiges und Gutes ſa⸗ 
gen. Sein Leben haben Johann Maſſon in ber 
praͤchtigen von ihm 1734 zu Amſterdam veran⸗ 
ſtalteten Auflage ber. Lobrede, und Mylord Orre⸗ 
ey in feiner engliſchen Ueberſetzung der Briefe 
beffelden, am beften beſchrieben. €. Plinius Eis 
cilius Secundus war im Jahr 62 der chrift 
lichen Zeitrechnung gu Como ”) geboren. Sein: 
Barır hieß Lucius Caͤcilius, feine Mutter aber 
war Plinius de Altern Schweſter. Am Comer⸗ 


Re liegt noch ein Landgut (Villa Pliniana) 


welches den Namen von ihm fuͤhrt, und itzt dem 
Mar⸗ 


65) Lib. » Ep 8 Ub. 4 Ep. 30. Lib. 6. 


‚ Ep. 25. ete 





ee | R m 


Barquis von Ganarift gehoͤrt. Hier ſſt noch 
‚bie Quelle, deren Ebbe und. Fluth Plinius ſelbſt 
beſchrieben bat. *) In ſeiner zarten Jugend 
kam er nach Rom, und war Quintilians Schuͤ⸗ 
ler. Hier wurde er bon feiner Mutter Bruder, 
der ibm feinen Namen beylegte, an Kindes ſtate 
- angenommen. Seit dem 21 Sjahre feines Al⸗ 
ters befchäfftigte er fich mit —* Reden 
vor den Gerichten, und unch damaliger Gewohn⸗ 
heit in milltaͤriſchen Uebungen. Er war noch 
ſehr jung, als er zur Wuͤrde eines Kriegsobri⸗ 
ſten in Syrien befoͤrdert wurde. Darauf ſtieg 
er von eier bürgerlichen. Ehrenſtelle zur andern, 
‚md wurde Quaͤſtor, Zunftmeifter, Prätor, Kons- 
ſul Oberaufſeher über den. gemeinen. Schatz; 
der im Tempel- des Satumug verwahrt: war; 
und über bie Kriegskaſſe, endlich Statthalter 
son Pontus und Bithpnien. Dieſe Befoͤrde⸗ 
zungen hatte er der Gunſt des Kaifers Trajanus 
‚m verbanfen, wellher ihm fo gewogen war, daß, 
da er einſtens ſich in einer oͤffentlichen Rede zu 
ſflark angriff, er ihm einigemal durch einen Frey⸗ 
gelaſſenen ermahnen ließ, ſeiner ſchwachen Bruſt 
zu fchonen. *) Aus. der Provinz, too er Statt⸗ 
- halter. war, ſchrieb er. an ben Kaiſer Trajan. dia 
bekannnte Schutzſchrift für die Ehriften, worin 
er das herrlichſte Zeugniß von berfelben unſchul⸗ 
digen Lebenswandel ablegt. Endlich entriß er 
— | ſich 


Li 


6) Lib. 4. Ep. 30. - Plin, Lib..2. Ep. m. 


78 a > = 09 


ich allen öffentlichen. Gefchäfften, bezog fein 
Landgut Laurentinum / und widmete ich daſelbſt 
ganz den Mufen. "Sein Sterbejahr ift unges 
wiß; jedych fcheint es in das zwölfte der Res 
sierung des Trajans zu fallen, ba er 52 Jahr 
alt war. Auf allen Seiten feiner Briefe findet 
man Beweiſe eines tugendhaften und freundfes 
ligen Mannes. Es iſt daher nicht zu begreifen, 
wie die Eucyklopediſten ihn unter. die Gottes⸗ 
laͤugner haben zählen koͤnnen. ) Vlelleicht har 
den fie ihn mit Plinins dem aͤltern verwechſelt, 
‚bei: einige gum Atheiſten gemacht. baben,. wie wir | 
unten bemerken werden. | 
| IX. Nie bat ficriein Wißbegieriger auf ei⸗ 

ne vernuͤnftigere und. angenehmere Weiſe dem 
Stubiren ergeben, als Plinius. Voll Begierde; 
nicht nur ſich ſelbſt zu belehren, fonbern. auch 
feine Kennsniffe andern mitzutheilen, und feine 
Schriften ihrem Urtheil zu unterwerfen, hielt er 
den Umgang mit guten Freunben fuͤr eine weſent⸗ 


UÜiche Pflicht eines Gelehrten. Gegen dieſe be⸗ 


zeugte er fich ungemein freundlich und gutthaͤtig. 
Wie fehr er auf: die Beförderung der Gelehrſam⸗ 
Seit bedacht mar, bemeifen die vielen ‚Briefe, 
worin er andere zum Studiren ahfpernt, ımd 
bie vortrefflichſten Regeln vorſchreibt, wie fit 
ſich dabey verhalten follen, und die; Freygebig⸗ 
seit, mit welcher er an ber Stiftung einer oͤffent⸗ 
. lichen 


9) T. 1. art. Atlhæ. 


. 7 


uchen Schule zu Como Antheil genommen, und 
eine oͤffentliche Bibliothek daſelbſt errichtet hat. 

X. Seine Gedichte In lateiniſcher unh 
griechiſcher Sprache, unter denen ein griechiſches 
Trauerſpiel war, ”) wid ſeine gerichtlichen Res 
den, **) find verloren gegangen. Zebn Buͤcher 
von Briefen, und.die Fobrede auf den Kaiſer 
Trajan find noch vorhanden; . Die Briefe find 
war zierlich, jedoch mit oel nger Eorgfalt ges 
fehrieben, daß man ihnen eine gewiſſe Beſtre⸗ 
bung, ſich fürger und fünftlicher ale feine Vor, 
gänger auszudruͤcken, anficht: Man vermißt 
daher in denfelben den natärlichen, leichten und 
freyen Saug des Eicero, und oft kann man kaum 
erratben, was er fagen will. Was feine Lob⸗ 
rede betrifft, ſo fehlt ed ihr nicht an Stärke und 
Erbabenheit ber Gedanken; aben weil er einer 
jeden Sache das Anſehen der Neubeit und des 
Wunderbaren zu geben ſucht, bey jedem Schritt 
feinen Witz zeigen, einen jeden Gegenſtand mis 
Gleichniſſen und Gegenſaͤtzen verſchͤnern will, 
ſo ſtehet er ſich immer ſelbſt im Wege, und die 
Rede wird dunkel und verbrießlich.: Er hat je⸗ 
doch dieſen Vorzug vor Seueka, daß ſich mehr 
Wahrheit in feinen Gedanken finder. 

XL Dieß find die Äbergebliebenen Werke 
der Beredſamkeit ber Zeiten, wovon wir han⸗ 
bein. Es wird aber noch ein Redner diefer Zeiten 

von ben Alten fo ſehr geprieſen, das es ſcheint, 
er 
) Lib. 7. Ep. 3. **+) Lib. 6, Ep. 29. 







| DE = =. 
er habe diejenigen, deren Werfe wir befchrieben 
haben, weit übertroffen. . Diefer it Domitius 

Afer, aus Nimes in Gallien gebürtig, ber un- 
ter dem Kaiſer Kaligula bluͤhete. Duintiliau 
fast von ihm, er.gebe allen ihm bekannten Red⸗ 
ueru in ber Wahl des Ausdruds, und in be 

Art feine Saͤtze zu beweiſen, vor, und ſey 
werth, in die der Alten geſetzt zu wer⸗ 
den. *) Eine Mebeunheit, die ſich zwiſchen 
ihm und dem Kaifer Kaligula zugetragen hat, 
betweifet, was Schmeicheleyen. bey einem Fl 
fien vermögen, der für gelehrt angefehen ſeyn 
will. Kaligula hatte aus gelehrtem Neid feine 
Ungnade auf-diefen Redner geworfen, und ſich 
vorgenommen, ihn wegen eines leichten Ver⸗ 
gehens vor dem Senat anzuklagen, um bey die⸗ 
fer Gelegenheit feine Berebſamkeit zu zeigen. 






Domitinẽe, ber. fing genug war, bea Grund 


feiner Ungnade bey dem Kaifer einzufehen, ſchien 
anfänglich vor Verwunderung über bie Stärke 
der Beredſamkeit feines Gegners zu erſtummen, 
und fieng nach gesudigter Rede: bed Kaiferd an, 
biefelbe himmelhoch zu erheben, - einige. Stellen 
davon mit Entzuͤckung gu toiederholen, bie außer: 
ordentliche Schönheit berfelben zu zeigen, uub 
endigte mit der Verſicherung, ex wäre unfähig, 
Ach wiber einen foldyen Strom ber Beredſam⸗ 
beit zu vertheibigen, und es bliche ihm nichte 
übrig, als fniefälig um Gnade und Vergebung 
| | zu 

9 Lib. 10. e. 1. 





a am >> 2 2 $ı 
zu fliehen. *) Hierauf erfolgte nicht mur bie vol⸗ 
lige Verföhnung, fondern auch feine Befoͤrde⸗ 

g zur Würde des Konſulats. Es ergieng 
ihm aber endlich faft wie dem Hortenſius. Denn 
er konnte fich in feinem Alter nicht mehr öffent 
lich Hören laffen, ohne Mitleiden oder Gelächter 
zu erregen. ”*) Es iſt wahrfcheinlich, daß feine 
“ sabelhaften Sitten großen Theild fchuld daran 
waren. **) Er Barb von übermäßigen Een, 
wie Eufebins in feiner Chronik anmerkt, im. 
fünften Jahr ber Regierung bed Nero. }) ch 
würde noch ein langes Vergeichniß von Rebnern, 
die fich in dieſen Zeiten einigermaßen. hervorge⸗ 
than haben, aus Quintilian und Tacitus ſam⸗ 
meln koͤnnen, wofern dieſes meinem Eundzwecke 
nicht zuwider wäre. Wenn man nun noch die⸗ 
jenigen müßte und anmerfte, die zu ber Zeit leb⸗ 
ven, da Duintilien ſchrieb, und bie er aus 
Riugheit übergehet, fo würde die Anzahl derfela 
ben überaus groß werden. Sim erfien Kapitel 
des zehnten Buchs lobt er zwar ſehr die Redner 
feiner Zeit; vergleicht man aber biefed allgemeis 
ne Lob mit bem, was er in vielen Stellen von 
der verderbten Veredſamlei ſeiner Zeiten ſagt, ſo 

Tann: 
*) Dio Lib. so. | . 


.*%) Quintil. Lib. 12. e. II. 
*#*) Tacitus Annal. Lib. 4. ce 3. 
t) Idem Lib. 14. c. 19. 

II. Band. 8 


82 —_ 7 
kann man leicht errathen, daß es nur ein ler⸗ 
res Kompliment war. 


Das vierte Kapitel. ui 


Die Geſchichte. 


I. GVNie Zeiten, von welchen wir handeln, wa⸗ 

ren für die Roͤmer fo ungluͤcklich und 
traurig, daß es ihnen faft zn wilnfchen war, man 
vertilgte alles Andenken davon. Denn es ge« 
reicht den kurz vorher fo tapfern Roͤmern zur 
ewigen Schande, das Joch phantaflifcher Ty⸗ 
rannen, vor welchen ihr eben feinen Tag ſicher 


- mar, gutwillig gebulbet zu haben Weile 


- aber für einen Unglüdlichen keine geringe Er⸗ 
Keichterung ift, andern fein trauriges Schickſal 
zu ersäßlen, fo haben verfchiedene unter denſel⸗ 
ben die Geſchichte ihrer und ber vorigen Zeiten 
für die Nachwelt aufgezeichnet. Die Anzahl die⸗ 
fer Geſchichtſchreiber ift nicht geringer als jene 
des vorigen Zeitalterd. Allein die Schler, welche 
den Dichtern und Nednern dieſes Zeitraums ans 
fleben, find ihnen auch gemein, befonderg bie 
überflüßigen Sentengen und. eine gar zu ge 
drängte und verfünftelte Kürze, woher die Er⸗ 
zaͤhlung oft unverftändlich dunfel wird. Diefes 
muß nicht meniger ald das Verderbniß der 
Dichtkunſt und der Beredſamkeit dem allgemeis» 
nen Kitzel, ſpitzfindiger und witziger, als die Vor⸗ 

gaͤnger, zu ſcheinen, zugeſchrieben m werden. 
U. Uns 








0 ee 85 


II. Unter denen, deren Schriften noch 

vorhanden find, iſt €. Velleius Paterculus der 
Attefte. Keiner der alten Schriftfielier (Priscia⸗ 
nus ausgenormmen,) thut Meldung von ihm, 
Aus dem, was er hier und da in feinen Echrife 
sen von ſich ſelbſt ſagt, laͤßt ſich ſchließce, daß 
er ungefätye achtzehn Jahr vor ber chriftfichen 
Beitrechnung geboren war, und von einem edlen 
Gefchlechte aus Reapel abflammte. Er foll den 
Serähriten Magius, der in bem Kriege wider 
‚Hannibal den Römern fo.treue Dienfte that, un« 
tes feine Ahnen gezählt haben: "Unter Auguſtus 
and Tiberius ift er bey mehrern Feldzuͤgen, be⸗ 
fonders in Zeutfchland, als Dfficier geweſen, 
und ale Bürger hat er die Ehrenftellen des Dude 
ſtors, Tribuns des Volks, und Praͤtors beglei⸗ 
tet. Wann und wie er geſtorben ſey, laͤßt ſich 
nicht genau beſtimmen. Weil er aͤber am Ende 
feiner Geſchichte dem Sejan auf eine kriechende 
Urt ſchmeichelt, fo fcheint er ein Freund dieſes 
unwuͤrbigen Minifigrs geweſen zu feyn. Es kann 
ſeyn, daß er in der Verſchwoͤrung deſſelben ver⸗ 
wickelt war, und mit dem Haupte ber Verſchwoͤ⸗ 
rung im Jahr 31 der chriſtlichen Zeitrechnung ein 
unglücliches Ende genommen babe. Alles dies 
ſes hat Dodwell in feinen vellejanifchen Anna⸗ 
len, die ſich in verſchiedenen Herausgaben des 
Vellejus Paterenind, beſonders aber in ber Bur⸗ 
mannifchen von 1719, befinden, weitlaͤuftiger 
ausgefuͤhrt. | | 


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* J 5. “ 7* 


III. Es And zwey Geſchichtboͤcher vomihm 
vorhanden, von. welchen aher das erſte fo man⸗ 
gelhaft iſt, daß man kaum verfichen-fann, "von 
was ed gehandelt babe. Die Muthmahung bei . 
Juſtus Liplius daß es ein kurzer Entwurf der 
allgemeinen Geſchichte Italiens:vor feinen Zeiten, 
getvefen fen, worauf er im zweyten Buch jene feine, 
Zeiten big, ing fechgehnte Fahr der Regierung: des 
Tiberius weitlaͤuftiger erzaͤblt, iſt vernuͤnftig, 
WolfgangLaſius hat ein anſehnliches Fragment 
unter dem Namen des Paterculus ans Licht 
geſtellt; hat aber niemand. bereden laͤnnen, daß, 
WE aͤcht ſey. 9. Sein. Styl iſt nach der Ger 
wohnheit dieſer Zeiten gar zu gedrängt, und. 
Leshalben oft dunkel. Es fehlt ihm, nicht an Leb⸗ 
haftigfeit und Stärke des Ausbrude. . Er mid, 
braucht aber diefelbe ‚oft, Kleinigkeiten zu erhe⸗ 
ben, und iſt fo übermäßig freygebig an Senten⸗ 
zen, als je ein auderer Schriftſteller dieſes Zeit⸗ | 
alters. Die niedertraͤchtige Schmeicheley ‚mie 
melcher er bie. ‚größten. Unwahrheiten zum Bobe. 
bes, Tiberius ſagt, iſt ihm dis Geſchichtſchrei⸗ 
ber, den zwar manual die Wahrheit ver⸗ 
ſchweigen, aber nie etwas falſches wiſſentlich 
erzählen darf, leineswegs gu verzeihen. | 

IV. Ein. ZeitgenoB. bes Patercufuß war. 
Valerius Maximus. Man weiß nicht® ans, 
ders von ihn, als daß er mit Fertus Pompejus 


‚iM, 
9 Comment. de' Rep, Rom. Lib. 1. e ® | 


*), ‚Fabric. Bibl, Lat..Ves, Lib, : 2.0.2. 











hl — = = = 2 '35 
im Aſten geweſen iſt, wie er ſelbſt erjaͤhlt. W 
Daß er ein: Berk von merkwuͤrdigen Spruͤchen 
und Thaten aus der römifchen und fremben Ge⸗ 
ſchichte gefammelt Gabe, bezeugen verſchiedene 
alte Schrfftſteller. ) Ob aber das Tat 
weiches unter feinem Namen bekannt iſt, das 
adurliche: ſey, weiches er gefehrieben bat, ober 
sin Auszug deffelben, ift von Boſſius und am 
dern in Zweifel gezogen worden. Woſſtus, bet 
(ich auf ein Manuſkript der kaiferlichen Biblio⸗ 
at zu Wien, **) und zwar auf das legte 
Dach deſſelben, erichet, haͤlt es für einen von 
Julius Paris verfertigten Auszug aus dem Werft 
bed Valerins Maximus; 1) allein die Worte 
worauf Voffus ich gründet, beweiſen nur, ba 


Julins Paris das verlorme zehnte und loetzte BR 


Buch des Valerius Maximus aus zugswelſe ers 

fetzt habe. Andere wollen, ff) Jaauavius Lies 

porianus habe ben Valerius Maximus ind Kuͤr· 

zere gebracht. Dieſe beziehen ſich auf einen Brief 

des Repotianus, den ber P. tabbe ans eitend 

Zu 83 . er 

*) Lib.: 2.6 6 m. - ' 

**) Plin. Senior Lib. ı. in Ind. Piatr.InMarel 
Gellius Lib. 1. 7. 

#*%) Lamb. Comment, de —* Kb. 2.p. 829. 
Edit. Vindob. 1769 

H Voll; de Hif. —8 t. e. 24. 

+) Cantel in der Morrede des voR Po 2679 iM vun 
- berausgegebenen Val. Mazimyp.. -. . . .: 





86 u u ed 
alten Mamıffeipt ans Licht. geftellt Kat. *) 
Weil aber Nepotiamus in dieſem Briefe nur ſei⸗ 
nen Willen anzeigt, dem Valerius Maximus 
das Ueberflüßige zu benehmen, und noch wirklich 
viele überflüßige Deklamationen, Ausſchweiſe 
und Sentenzen darin gefunden werben, fo ſcheint 
biefet Auszug des Nepotianus entweder nicht zu 
Stande gefommen,.. oder. das Werk nicht gm 
ſeyn, welches unter des Valerius Maximus 
MNamen vorhanden iſt. Daß diefes kein Auszug 
ſondern des Verfaſſers ächted Werk ſey, kaun 
Wohl nicht ſtaͤrker bewieſen werben, als dadurch 
daß die Stellen, die Gellius und andere alte 
¶ Schriftſteller aus demſelben aufuͤhren, von Wert 
gu Wort fo lauten, wie wir fie in dieſem Werke 
finden. Der Berfaffer hat «8 dem Kaifer Tibe⸗ 
rius gewidmet, und ihm ſolche Lobfprüche bey⸗ 
gelegt, als man kaum einem ber tugendhafteſten 
Gürften ercheilm kann. Aus dem neunten Buche 
laͤßt ſichs ſchließen, **) daß er Sejan uͤberlebt 
Habe. Deſiderius Erasmus iſt der Meynung, 
ſeinent Styl gemäß ſcheine er mehr ein Afrikaner 
als Italiener zu ſeyn, und dem Cicero ſey er ſo 
ähnlich, als das Maulthier einem DRenfchen. ***) 
Neben den Fehlern, die ben andern Schriftſtel⸗ 
lern feiner Zeit gemein find, bat er noch eine . 
Harte und rohe Art ſich auszudruͤcken, und we⸗ 
®) Nov. Biblioth, MSS, Tom. I. Po. ß 
")Lib.g.<cir.n4 BE 
%*) Dial, Corona — 


/ - , 
- v 








Allee 87 
nig Kritik in der Wahl deſſen, was er aus an⸗ 
dern Geſchichtſchreibern anfuͤhrt. 

V. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß Gain. 
mus Curtius Rufus, der Verfaſſer der Geſchich⸗ 
te Alexanders des Großen, in dieſen Zeitraum 
gehoͤre. Die beruͤhmte Stelle des 10 Buchs 
9 Kapitels, wo er von einem Kaiſer ſeiner Zeit 
ſpricht, Der in einer Nacht, die für das Kai- 
ſertbum beynabe Die lezte war, dem roͤmi⸗ 
ſchen Volke, welches obne Überhaupt war, 
sie ein neuer Stern aufgieng, fehicht fih auf 
Seinen Keifer beffer als auf Klaudius. Denn 
da den 24 Sjenner Kaligula ermordet. war, ent⸗ 
fand: ein fo großer Aufruhr unter dem Volke, 
Daß der Senat fich gezwungen fah, ale Quar⸗ 
‚tiere der Stadt mit Soldaten zu befeßen. Der 
‚Rath verfammelte ich, und war größtentheilg 
bed Vorhabens, die monardhifche Regierungs⸗ 
art abjuſchafft und bie republikaniſche wieder 
einzuführen. Megeſchah aber in der folgenden . 
Nacht, da alles im größten Aufruhr war, daß 
Klaudius von ben Soldaten aufgeſucht, und 
mit Beyfall des Volfs zum Kaiferthum erhoben 
wurde. Wenn man Suetonius, *) Dis, **) 


and Joſeph Flavius ***) wit einander vergleicht,. 


fo wird offenbar, daß Nom damals einem bürs . 
gerlichen Kriege und einer Anarchie, folglich ſei⸗ 

| 8 4 nem 
6) in Claud. ı 10. - 7 **) Lib, 60. . 
#4) Antiq. Jud. Lib. 19. 


- 


\ 
er ‚ ı 
x - % ' . 
88 | _ — 
. . 


nem Verberben fahre nahe war. Darauf unter 
drückte Klaudius gänzlich das noch glimmende 
Teuer der Verſchwoͤrung wider Kajus und ihn 
ſelbſt, und führte die allgemeine Nube wieder 
ein. Alles diefes ſtimmt mit der obengemeldten 
Stelle des Eurtius fo genau und buchftäblich zu 
fammen, daß ich nicht begreifen kann, "warum 
ſie von andern im metapborifchen und gezwunge⸗ 
nem Verſtande auf andere Kaifer gezogen wor⸗ 
den ſey. Weil fie kurz ift, fo will ich fie Hier 
woͤrtlich anführen. Proinde jure meritoque 
populus Romanus falutem fe principi fuo der 
bere profitetur,.cui noctis, quam pene ſupre- 
mam habuimus, novum fidus illuxit. Hujus 
certe, non ſolis ortus, lucem caliganti red- 
didit mundo, quum fine fuo capite difcordia 
membra trepidareat. Quot ille tum faces? 
—— gladios? quantam tempeſtatem 
ubita ferenitate .difouffit? "Yan. ergo revi- 
refcit folum, fed etiam floret Mperium. Abfıt 
modo invidia. Excipiet hujus faeculi iem- 
pora ejüsdem domus utinam perpetus, certe 
diuturna: pofleritas. Es iſt alfo ſehr wahre 
ſcheinlich, daß Q. Enrtius Rufus unter dem 
Kaifer Klandins feine Geſchichte gefchrichen habe; 
VI. ‚Von: diefer Gefchichte ſchweigen zwar 
alle alte Schriftſteller, und erſt im zwoͤlften und 
dreyzehnten Jahrhundert thun Johann von 
Sarisberg *), und der Kardinal Jakob von 
u ig 


,  *) Lib. 8. Polyerat, c. 18 J— 


‘ 
x 
. ‘ 
09 
s 


Bitry YRdbung davon. Kiieln hieraus Mßk 
Neh nicht ſchließen, daß fie «in umtergefchobenes 
(Bert neuerer Zeiten ſey. Denn erſtlich was 
das Stillſchweigen der Alten betrifft, fo iſt bie 
ſes an ſich ſelbſt fein binreichender Grund, es 
gu beweiſen. Die Geſchichte eines griechiſchen 
Helden war für die Roͤmer Sein fo intereſſtren⸗ 
der Gegenſtand, dab fie von alten Gelehrten ge 
ſucht und gelefen worden wäre. Unter bin älte 
Ken Schriftſtellern ind Tacitus, Suetonius und 
Duintilian die einzigen, welche von Curtius 
Meldung thun fonnten. Die pwey erfien haben 
es auch wirklich gethan. Denn Tacitus meldet 
Yon einem Curtius Rufus, **) der unter des 
Klaudius Regierung berühmt war ; und in einem 
- Fehr alten Verzeichniß von Rhetorn, ‚deren Leben 
Guetonius beſchrieben hat, welches Achilles 
Statius beſaß, Fand ſich der Name eines Curtius 
Rufnus. Curtius kaun alſo einer von diefen 
zweyen ſeyn. Was Dukitilian betrifft, ſo 
ſchweigt er ganz und gar von ihm. Wenn abrr 
diefes etivas bewieſe, fo muͤßten auch Rornelius 
Nepos, Vellejus Patercuius, und Valerius 
Moximus, von denen er nichts meldet, erdich⸗ 
rete Namen feyn. Wenn dieſes noch nicht hin⸗ 
reichend iſt, den gelehrten Ronrad Schurz⸗ 
fleiſch u widerlegen, welcher davor hielt, ded 
850 Eure . 
©) Hif. orient. Lib. 2 nn 
**) Lib. 11. Anna], © 20. Al. | 


"eo 2 
Curtius Geſchichte ſey ein untergeſchobeneẽ Wert 
eines Gelehrten, der vor drey oder vier hundert 
Jahren gelebt babe, *) fo will ich noch dieſes 
biuzufeßen, daß ſich in der folbertifchen Biblio, 
chek ein Manufkript des Curtius befindet, das 
nach Montfaucond Geftänduig **) wenigſteu 
800 Sabre alt if, imb daß Magliabechi «in ande 
ves chen ſo altes dem BCE Wagenfeil sh 
get hat.**) | 
- VIE Hierzu Könnt ned; das. Zenguifh 
welches die Schreibart diefer Geſchichte son der 
Wahrheit und dem Aterthume derſelben ablegt 
Diefe beweiſet augenſcheinlich daß der Verfaſſer 
in einem der Jahrhunderte, da man noch ziem⸗ 
lich aͤcht Lateiniſch ſprach und ſchtieb, gelebt ha⸗ 
be.) Sein Styl ik zierlich und anmuthig, 


| - jedoch nicht immer ſich ſelbſt gleich, und manche 


mal geigen ſich darin Merkmale deu verfalleyden 
Latinitaͤt. Ex liebt ungemein. bie redneriſchen 
Beſchreibungen, auch ba es gar nicht. noͤthig iſt, 
und iſt oft deklamatoriſch; hat aber den Fehler 
nicht, daß er, wie andere ſeiner Zeiten, zu 
witzig ſcheinen wolle. Johann le Clerc findet 
im a Lurtius ” all Sarelbofut; tt) Dinger 


AR eud, — p- dic. | 


*x) Praef. ad Palaeogr. graec. 


‚%%*#) Pera Libror. Juven. Tom. 4 P 178- 
}) Bayle Dict. Art. Quinte Garce. 
41) Ars Critle. Part; IL Seci. 3. 








- 
x 
2 
x * 
le 


gen verteleie Ihn Satob: Peen über ale 
maßen. *) | 
- vni. Bon €, Corneliua Taci ‚Baben 
wir mehrere und. fichrere Nachrichten: er zu 
Serni in Umbrien geboren —— eine alte 
Sage ber daſigen Bürger, und der Herr Angie 
Tint in feiner Sefchichte dieſer Stadt.) Er 
"war elnige-Jahre älter ale Plinius der jünge 
pe, *) ſobglich inige Jahre vor 62 der chriß- 
lichen Zeitrechnung zur Welt gefommen. Es 
iſt wahrſcheinlich, daß Tacitus, ber roͤmiſche 
Ritter und Statthalter in dem belgiſchen Gal⸗ 
lien, von dem Plinius der aͤltere Meldung 
thut, 999) fein Vater war. Im Jahr 78 ver⸗ 
maͤhlte er ſich mit der Tochter des berühmten 
Agritola, deffen Leben er befchrieben bat. 1 
ter den Raifern Vefpaflan, Titus, Domitian 
und Nerda iſt er zu verſchiedenen Ehrenſtellen }) 






Sefscdert worden. - Nerva erhub ihn fogar um 


Konſulate, da im Jahr 97 ber Konſul Virginius 
Rufus mit Tode abgegangen war. tt) Bey 
- Biefer Gelegenheit machte er feinem Vorgaͤnger 
eine ſchoͤnt keichenrede. Daß er vom Kaiſer 

| Domi. 


*) Q: Curt. Rufus pefitures in integrum et vin- 
tus. 


**) Storia-di Terni P- 42. etc. 

we) Lib. 7. Ep. 20.: ° Wer) ib. 7. e. e. 16. 
D Hifor. Lib. 1.c: 1: Annal. Lib. 11. € 11. | 
it) Plinius Lib. 2 Ep 2. 


„J 





re 
 Domitianiindi@ienb:sefhidt, mb: Jahr alt 


geworden fen, iſt ungegruͤndet. ) Bon ben 
Übrigge Lebensumftaͤnden dieſes Geſchichtſchrei⸗ 
bers haben Bayle **) und der! Riceron ) 
seitläuftiger gehaudelt.. 

* IX. Seine Werke find zwo verſchiedene Ge⸗ 
ſchichten von den roͤmiſchen Kaiſern, von denen 
er die eine, weil er die Jahre der Begebenheiten 
darin anmerkt, Anuales, die audere aber Hi- 


Naoriae neunt. Von den Jahrbuͤchern, wo er 
von Auguflus. anfaͤugt, und bey dem Tode des | 


Nero endiget fehlen das 7, 8,9. 10 Bud, der 
Anfaug des ır, ein Theil des 16 Buchs, und 
bie. übrigen Sicher von ben Kaiſern, Die anf 
Diero gefolgt find. Die Libri:Hifloriaruns fig 
gen von Galba an, und .endigten ich mit Dos 
mitian. EB iſt aber nichts mehr davon vor⸗ 
banden, ale die vier erſten Bücher. und ein Theil 
des fünften, weiches nur einen Theil der Regie⸗ 
tung des Veſpaſtaus beruͤhrt. Nebſt dieſen ha⸗ 
ben wir noch von ihm das ſchaͤtzbare Werk von 
den Sitten der alten Teutſchen, und die Lo 
bensbefchreibung feines. Schwiegervaters In⸗ 
lius Agricola. Man kann nicht Iäugnen, daß 
Tacitus in der Staͤrke der Gedanken und des 
Ausbrucks ſich vor allen andern lateiniſchen Ge 
ſchichtſchreibern auszelchne. In der Schilde⸗ 
um 

*) Boyle Dialon. art. Tacin, 8 
*%) ioe. ck, -» : Br ., : „N 

*t*) Memoir. des Hommes — 2 Tom, 6. 





I ao 23 93 


sung, eine jeben Charakters iſt er. vorkrefflich. 
Mit wenigen Zuͤgen weiß er ihn auf das lebhaf⸗ 
tee zu entwerfen, May glaubt die Sachen, 
Die er befchreibt und erzähle, mis Augen zu few 
ben; und mad ihn vor. allen andern ſchaͤtzbar 
macht, iſt⸗ daß er uͤberall als «ein Philoſoph 
sen zu erzählen, ſondern erforſcht auch uͤberall 
bie Duelle derfelben: . Aber faͤllt er nicht auch 
manchmal in ben Fehler feines Zeitalter, daß 
er zu viel Wis in Gedanken und Ausdruck zeigen, 
wolſle? Waren die politiſchen geheimen Abſich⸗ 
son, denen er. die Begehenheiten zuſchreibt, mirke 
lich die Triebfeder derfelbeg? oder pft von ihnp. 
erhacht, um ein ſcharfſichtiger Renner des menſch⸗ 
lichen Herzens. gu ſcheinen? Sind nicht feine, 
Seutenzen oft uͤberfluͤßig, und wicht vielmehr 
eine Geburt eines Pitindigen Witzes, als eine 
natürliche Folge der Begebenheiten? Sind nicht. 
feine. Sebanfen oft bis zus Dunkelheit gedrängt, . 
und ohne Aumuth und Wohlklang dahin gewor⸗ 
fin?, Niemand bat ihn beſſer ald Dir, de S. 
Eysenogt in einem zwifchen ihm und Salluſtius 
angefteliten Vergleiche beurtheilet. ) Inter den 
Weberfetsungen des Tacims geichnet ſich die ita- 
lienifche des Herrn Davanzasi fonderbar aus. 
Diefer hat bewiefen, daß man fich im Italieni⸗ 
ſchen eben fo kurz, als Tacitus im Lateiniſchen, 
aus⸗ 
*) Oeuvred meltes Tom. L pat. 76.. edit. de- 
Lyon 1692. oo u 


9 ee 


ausbräden koͤnne; jedoch iſt das Werk ne _ 


Aumnuth, und etwas ſchwer gu verſtehen. Die 
arueſte Herausgabe des Jeſuiten Gabriel Bro⸗ 
Ber iſt ohne Widerſpruch die ſchoͤnſte, ind hat 
noch dieſen Vortheil, daß ber Verfaſſer die ver 
fornen Bücher drs Tatitus mit einem lateini- 
ſchen Supplement erſetzt, und den Styl deſſelben 
vortrefflich nachgeahmt hat. 
X. Ein Zeitgenoß des Tacitus, und wie 


vieſer ein großer Freund des juͤngern Plinius, y 


war Cajus Suetonius Traͤnquillus. Plinius, 
den vielleicht keiner aus dem Alterthume am: 
-Dienfifertigfeit gegen feine Freunde übertroffen: 
hat, verfchaffte ihm von Trajan die Wuͤrde eb‘ 
ned Rriegsobriften, bie er aber zum Beſteu 
feines Verwandten Ceſennius Sylvanus verbat, 
und bie Privilegien, die deyen zukamen, bie drey 
Kinder hatten.” Er hielt ihn fo gar bey ſich⸗ 
‚im Haufe, ald einen Mann, an beffen tugend⸗ 
haftem Lebenswandel und gelehrten Beſchaͤffei⸗ 
gungen er ein ſonderbares Vergnuͤgen hatte.*) 
Auch der Kaiſer Hadrian hatte ihn ſo werth, 
daß er ihn zu ſeinem Sekretaͤr machte. Er wur⸗ 
de aber dieſer Wuͤrde entſetzt, weil er fich gegen 
bie Kaiſerin Sabina nicht fo ehrerbietig betragen 
hatte, ald es der Vobiſtand erfoderte. d Denn- 
ob⸗ 
*) plif. Lib. 1: Ep. 18. Lib. 3. Ep. $. Lib, 5. 
‘Ep. 11. Lib. 9. Ep. 34. 
“+, Id, Lib. 10. Ep, 95. 7 #8) id, ib. 
}) Spartianus in vita Hadrlani, Ä 


“zer | 095 
obgleich der Kaiſer feine Gemahlin haßte, ſo 
wollte er dennoch nicht leiden, daß ohne ſeinen 
Befehl ihr übel begegnet wuͤrde. Ans des 
Spartianus Worten, apud · Sabinam uxorem, 
injuſſu ejus, familiarius fe tung eperant, 
quam reverentie domus auliere poflnlabär,; 


ſchließen einige unrichtig, daß er und anbere 


ſich mit der Kalſerin in ein geheimes Liebesver⸗ 
ſtaͤndniß eingekaſſen haben. Sein Fall bey Hofe 
geſchah gegen das Jahr 1221. Was nad) dieſer 
Zeit ſich mit ihm zugetragen habe, und wie long 
de noch gelebt Gabe, iſt unbekannt. 

AT. Die Werke, welche ihn bey der Nach⸗ 
welt berühmt: gemacht haben, Aub Die Lem 


bensbefchveibungen der zwölf Raifer, som Jue 


nus Caͤſar an’ bie gu Domitian, und fewe der 
beruͤhmten Grammatjeer und zum Theil auch 
Ber Xhetotn. Es find auch noch bie Lebens— 
befebreibungen des Terentius, Horatius, In⸗ 
venalis, Perſius, Kucanus und Plinius des 
aͤltern unter ſeinem Namen bekannt. Wenn 
man aber jene des Terentigs, die Donatus ſich 
eigen gemacht hat, und des Hbratins, die Por⸗ 
phyrius ausdruͤcklich dem Suetonius zuſchreibt, 
ausnimmt, ſo find die übrigegerach der meiften 
Kritiker Meynung untergefcho oben, beſonders 
jene des Plinius, die mehrere Jahrhunderte 
ſpaͤter geſchrieben zu ſeyn fein. *) Sein 

vor 






L Fabrie Bibl, Lat. Lib, 2, c. 2% 


y 


t 
x. 


96 Gigliezzupie 


vornehmſtas Werk .And-bie Lebencbeſchreibungen 
der. zwoͤlf Kaiſer, wo feine Hauptabſicht iſt, 
das Privatleben derſelben abzuſchildern; denn 
ex hält ich durchaus mehr bey ihren Tugenden 
und Laſtern, als bey ihren oͤffentlichen Unter⸗ 
nebmungen auf. Was feine Schreibart bes 
trifft, ſo iſt er zwar von dem allgemeinen Feh⸗ 
ler feiner Zeiten, Witz und Sentenzen gu dem 
führenden, frey; ‚er iſt aber ein: umgierlichen 
mätter und kalter Erzaͤhler. Vopiscus ) und 
Hieronhmus **) ruͤhmen feine Wahrhaftigkeit, 
welche von Me. Linguet mit Unrecht in Verdacht 

gezogen wirb. ꝰ)¶ 
au. Der letzte Geſchichtſchreiber dieſes 
Zeitraums, deſſen Schriften nicht verloren ge⸗ 
sangen ind, ift K. Bmmius Florus. Die Spa⸗ 
mier und Franzoſen ſtreiten ich um feinen Ge⸗ 
burtsort, ſtimmen aber beide darin zuſammen, +) 
baf ihre Anforderungen nicht hinreichend gegrün« 
der find. Italien bleibt alfo im Beſitz feines. 
Morrechtd, welches ch auf. deſſelben langen 
Yufenthalt dafelpft ‚gründe. Der Herr Abt 
Longchamps, ber ſehr geſchickt if, einer jedem, 
| Sache das Anſehen des Munderbaren zu geben, 
. ww " anapu— 


*) in Firmo ce. 1. et in Probo c. 2. 
**) Apud Vofl. de Hif. Lat. Lib. 1. c. 31. 
“r) Hiftoire des Revolutions de l’Empire T. L. 


5 Hif. Liter. de France T. 1. p. 255. Nic. An- 
tonio Bibl, biſp- Vet. T. 1.0 16. 


— 





——— F 
erzaͤhlt, ) Flotus habe ſich unterſtanden, mis: 
bem Kaiſer Hadrian in der’ Dichtkunſt zu wettei⸗ 
fern, und gründet ſich auf die Verſe, die ein 
gewiffer Dichter Slorug auf Hadrian gemacht 


haben ſoll: 
“© Ego nolo Caefar elle, 
' Ambulare per Britannos, 


'Scythicas pati pruinas, 
Worauf ber Raifer antwortete? 
Ego nolo Florus effe, 
Anibulare per tabernad, 
“ Lecigpre per popinas, 
Culices pati rotundos, **) 
Es ficht aber jedermann leicht ein, daß hieraus 
nicht folget, der Dichter Florus ſey der Ge⸗ 
ſchichtſchreiber, odet habe mit dem Kaiſer in ber. 
Dichtkunſt gewetteifett. Man weiß nichts ges 
wiſſes von ihm, als daß et unter dem Kaiſer 
Trajan ſeinen kurzen Begriff der toͤmiſchen 
Geſchichte geſchrieben hat. Denn dieſes erhellet 
aus der Vorrrede des erſten Buche: Sein Zeit⸗ 
alter würde man auch beynahe aus feinem vers 
kuͤnſtelten und an Sentenzen verſchwendetiſchen 
Styl, und an den Merkmalen der verfallenden 
Sprache kennen. Daß er der Verfaſſer des Ge⸗ 
dichtes Perviligium Veneris, bes fonft dem Se⸗ 

Held“ 





© Tableau biforkaue etc. T. t. p. 133. 
**) Spartianus in Vita Hadrian. 


II. Band. . 6 u Burze 


98. a in — = 


neka zugeſchriebenen Trauerſpiels —E 
einiger andern kleinern Werke ſeh, wovon Ale 

dus *) und Voſſius **) handeln, kaun niche 
herwwiefen werben. . 

XII. Es find noch einige andere Gefchichts 
fchreiber von biefen zeiten befannt, deren 
Schriften zwar verloren gegangen; ihr Charak⸗ 
ter aber und dag Verdienſt um die Gefchichte fo 
fonderbar find, daß fie in ber gelehrten Gy 
ſchichte nicht Können übergangen werben. Der 
ſich am meiften „unter ihnen ausgezeichnet hat, 
iſt Cremutius Cordus. Er hagge die Jahr⸗ 
buͤcher des Auguſtus mit der Freymuͤthigkeit ei⸗ 
48 alten Roͤmers geſchrieben, und wo er vom: 
Kaffıng und Brutus handelte, beide die letzten 
Schten Römer gätannt: Anderswo hatte er 
auch die nieberträchtigen Römer feiner Zeiten mit 
einem bittern und beißenden Salze gerieben. ***) 
Zwey Anbeter des Sejans verflagten Ihn deshale- 
ben ben Tiberius. Er vertheibigte fich aber mit 
einer damals unerhörten Starkmuth; und da er 
vorfah, daß Ihn nichts dom ber Rache des Kai⸗ 
ſers retten würde, fo hungerte er fich freywillig 
zu Tode. 1) Martia, feine Tochter, verbarg 
feine Schriften , die durch Bei bes Senats 

Ders 
KL.) Bib. Lat. Lib. 2. c. 27. 
**) De Hiſt. Lat. Lib. 1. e. 30. de Poet. Lat. c. 4 
#4) Senecd de Confol. ad Marcian. c. 22. 


H) ibid. et Tacitus Lib, 4. Annal; c. 3 Sutton: 
in Tiber. 61: Dio Lib, 57. 


rn | 2.99 
‚serbcannt wetdan follten.. Senetü det lfetoe 
fährt ein Fragment daven an, ) wo er erzäplk 


ee wo DE u Be 


enatüs, Romanique nominis titulus, tum 
Sretiuin interfectoris ſui. ‚Praecipue tamgıy 
Folvit ectord ömnium if facrymas gemitus- 
ue vita ad caput ejus deligata manus dextera, 
ivinaequę eloquentiae ininiſira Caeterorums 
ie caedes ptivatos luclus exeitäverund, illg 
tina‘ comhiudem. Mit einen! eben ſo freyen 
eife und mie gleichem Schickſale hat Titus Lad 
bienus bie letzten buͤrgerlichen Kriege der Roͤmet 
nmer des Tiherius Regierung beſchrieben. Sd 
ed 6 2. Bar hoch 


& 
[4 


. . ru 
m. 5, . . 
*) Sualor. 7. , Br ENT um on“ \ 





wo. 

160 a 

hoch als ihn jebermann wegen feiner ungemeinen 

Seredſamkeit ſchaͤtzte „ſo ſehr mar er wegen ſei⸗ 

Ver Laͤſterzunge, welche ihm ben Afternamen 

Kabienus zuzog, bey allen verhaßt.*) Da mai 

feine Schriften, Sffentlich verbrannte, fol 

Kedner Raſſius Severus laut ausgerufen ha⸗ 

ben: man müßte nun auch ihn verbrennen, weil 

er diefe Schriften auswendig wüßte. Labienus 
wollte diefe Entehrung nicht überleben, und ließ 
fich unter die Vorfahren feines Geſchlechts les 
> Sendig begraben. So haben fih auch unter 
dem Kaifer Domitian Erennius Senecio und 

Zucius JIunius Arulentus Ruftikus durch ihre 

hiſtoriſche Schriften den Tod zugezogen: der er⸗ 

fie wegen einer freymuͤthigen Lebensbeſchreibung 
des Helvidius; *) der andere wegen einer Lob⸗ 
ſchrift über den nämlichen Weltweiſen, und über 

Paͤtus Trafeas.*) 

“XIV Wenn man ben. kobſpruchen, die 
zlinius der juͤngere oft verſchwendet, in Anſe⸗ 
ung des Titinnius Kapito trauen darf, ſoͤ mar 

dieſer nicht nur ein guter Geſchichtſchreiber, ſon⸗ 

dern auch einer der eifrigſten Befoͤrderer der Ge⸗ 
lehrſamkeit. Er nennt ihn literarum jam fe- 
nelcentinm reductor ac reformator, und bie 

Zierde 

9— 'Seheca Prooem. Lib. 5. Controv. 

* Tatit. Vie: Agrie. e. 45. Plin. Lib. 1. Ep. Si 
« Lib. 3. Ep. 11. Lib. Ep. 19. ete. 

en Suet. in Domit. ce. 10. 








aaa 23 = 2000 sof 
Zirde feine, ‚Jahrhunderts, *) - Er fol-eing 
Sefchichte von ber verfchiedenen Todesart bes 
- zühmter Männer feiner Zeiten gefchrieben haben. 
Dem Verdienfte diefed Mannes um bie Gelebr⸗ 
ſamkeit uͤberhaupt kann jenes des Muͤtianus um 
Die Geſchichte inheſondere an. die Seite geſetzt 
werden. Er fammelte aus allen Bibliothefen 
fchriftliche Urkunden ˖ unb Briefe vergangener Zei⸗ 
ten, und hatte ſchon eilf Buͤcher von a 
und drey von Briefen‘ herausgegeben, da da 
Gefpräche über den Verfall ber Beredfamkeit, 
wovon wir fchon gehandelt‘ haben, gefchrieben 
wurde. **) Er ift alfo der Beifaffer der erften 
Diplomatik, von der wir wiffen. Vielleicht war 
er. ber Mutianus, der an den bürgerlichen Krie⸗ 
gen im Anfang der Regierung des Veſpaſtanus 
ſo vielen Antheil hatte. Damit ich aber auch 
einen Fuͤrſten dieſer Zeiten nenne, ber ſich 
in. ber Gefchichte hervorgethan hat, ſo ſoll 
Der Kaiſer Klaudius eine Geſchichte von den 
Karthaginienſern, und eine andere von ben‘ 
Tyrrheniern in griechifcher Sprache geſchrieben 
haben. *”) Wie aber die letztere beſchaffen 
ſeyn konnte, das habe ich in meiner Abhand⸗ 
lung über die Abkunft und das Alterthum ber. 
Hetrurier beruͤhrt. ) Viele andere Namen von 
G 3 2. Ge⸗ 
2) Lib. 8. Ep. i2. 
. *%) De Cauſ. Corr. Eloq. c. 37. 
+4) Suet. in Vit. Claudii c. 43. | 
H Siehe des erſten Bandes Geite. XV. 


' 109 2 


Beſchichtſchreibern dieſer Zeiten uf ihren” ver⸗ 
Ionen Werfen finden ſich bey Voſſius *) eg 
wuͤrde eine unnüße ! Arbeit feyn, | Ri g.alle hler vor 
gubringen. te, 


Das fünfte Kopie: | 
_ Philefopbie und Masbematil. f 


.G De Rom noch‘ von feinen ögenffunigeg 

und fuͤrchterlichen Defpoten beherrſchi 
| Soürpe ‚ hracht⸗ die Philoſophie der Griechen eine 
biel beſſere Wirkum unter den Roͤmern hervor; 
als ſie ſelbſt in Griechenland gethan hatte. Uns 
fer ben unſtaͤten Griechen war das Philoſophi⸗ 
ren zu einem leeren und ſpitzfindigen Geſchwaͤtze 
muͤßiger Grillenfaͤnger geworden, welche daſſelbe 
als ein Handwverf trieben, nd fi ſich in verſchie⸗ 
deie Sekten ihellten, die zum Berluf Ihrer Frey⸗ 
heit nicht wenig beygetragen baben. Bey den 
ernſthaften und thätigen Romern aber; die ehe 
auf Handlungen ald auf gbftraftg. BshrgebAube 
fahen, war die Philofophig nur in fo weit ange⸗ 
nommen, als fie zum Gruͤndlichdenken, zur Be⸗ 
förderung der gerichtlichen Beredfgmfeit, und zur 
. Beruhigung des Gemuͤths behuͤlflich if. Solcht 
edle Fruͤchte brachte fie in Scipio, Laͤlius, Fu⸗ 
rius, Philippus und Galluß unter des Panaͤtiug 
nd Polybius Lehre hervor; und ſolche Wirkung 
kart fie hernach and) in Kraſſus, Antonius, 


Faͤſar, 
#) De Hi Lac. Lib. 1. 6. 23. etc. 





ill | , 103 
KVaͤſar, Cicero, Attieus und allen übrigen, die 
durch Hülfe derſelben Me ächten Bered⸗ 
ſamkeit, amd Hierdurch gu hohen Ehrenftellen 
ſich erſchwungen, oder den Werth: einer ſtillen 
und zugleich leutfeligen Lebensart den oͤffentlichen 
Geſchaͤfften vorgezogen haben. Bey fo gefehten 
Semüthern, die nur auf das Nügliche und 
Brauchbare fahen, würden bie neulich entdeckten 
Schriften des Ariſtoteles und ein neuer Zufluß 
von griechifchen Philoſophen zur Beförderung 
der Weisheit gedient haben. Allein da unter 
der monarchifchen Regierung bie Berebfamfeit 
fein ficherer Weg mehr war, zu den hoͤchſten 
Ehrenſtellen zu gelangen, und baher der End⸗ 
zweck, warum bie Römer fonft nach philoſophi⸗ 
{chen Kenntniffen ſtrebten, aufhoͤrte, wurde bie 
Philoſophie, fo mie in Griechenland, zu einem 
Wortſpiel. Diejenigen aber, in telchen dad 
Verderbniß ber Sitten noch nicht bie Oberhanb 
gewonnen hatte, ergaben fich der ftoifchen Sekke, 
welche durch die Strenge ihrer Lchrfäge das 
Herz gegen alle ſinnliche Nebel, die von ben da⸗ 
maligen Tyrannen zu befürchten waren, fühllo® 
machte. Die übrigen ſetzten bie Philoſophie 
außer Verbindung mit dem menfchlichen Leben, _ 
iind befchäfftigten fich mit abfiraften Ideen, und 
mit einem fpikfindigen und kindiſchen Wortge⸗ 
fechte. Sie philofophirten zum Beyfpiel auf 
folgende Meife: Maus iff eine Sylbe3 die 
Maus nager am Räfe: fo nager eine Sylbe 
— G am 


104 ——8 J — 


am Raͤſe. ter: Maus iſt eine Sylbeg 
eine Sylbe 


ag am Röfe: fo naget auch 

die Maus nicht am Kaͤſe. Sind das nicht 
Kinderpoſſen, ſagt Seneka, J— ber. durch dieſe 
Schlußreden die Philoſophen ſeiner Zeit ſchildern 
will, und ſetzt hinzu: ſind dieß die herrlichen 
Dinge, weswegen wir und bruͤſten? weswegen 
. wie mit einem langen Barte einhergehen, und 
ung faſt zu. Tode lehren? Seneka ſelbſt, der 
aubere tadelt, behandelt gewiffe Fragen, bie 
man ohne Lachen nicht Iefen kann; als da er 





fragt, ob das (Bute ein Koͤrper, **) und ob 


Die Tugenden Thiere ſeyn ”*") und in. ‚größe 
sem Ernſt, wie wenn es bie wichtigſten Fragen 
heträfe, darauf antwortet, _ 

. 1, Eine fo findifche Art von. Philoſophie 
verdient mehr verachtet als verfolget zu werden, 


Dieß war vermuthlich der Vorwand, unter wel⸗ 


chem Agrippinq den jungen Nero von ben philo⸗ 
ſophiſchen Studien abhielt. }) Hingegen ift nicht 
gu beweifen, daß nebft Domitianus, der keiner 
Klaſſe von Perfonen fchonte, ein anderer der er⸗ 
fen Tyrannen jemand ale Philoſophen verfolgt, 
oder aus Rom verbannt habe. Denn was Phi 
loſtratus von Apollonius Thyandus erzählt, ++) 
er ep mit allen Phlloſephen von Nero aus Nom 
ver⸗ 


) Epifl. 43. **) Epiſt. 106. 
ws) Ep. 113. y) Suet.in Neron. c. 52. 
t) Lib. 4.0 350 | 


mn 


— — — — gg 





ee 40 


verbannt morben, ift mis fo, vielen Fabeln ung 
Fehlern wider die Zeitrechnung angefüllt, daß 
es fi felbR widerlegt. ”) Veſpaſian vertrich 
zwar alle Philofophen, Muſonius ausgenom · 
men, aus Rom; allein dieß geſchah nicht der 
Philoſophie wegen, ſondern wegen ihres bos⸗ 
haften Betragens gegen ihn. Gewohnt, die 
Fehler der verſtorbenen Kaiſer durch die Hechel 
zu ziehen, und durch die Güte Veſpaſtans kuͤhn 


gemacht, unterſtanden fie ſich, Verlaͤumdungen 
wider ibn auszuſtreuen. Unter andern Ver⸗ 


laͤumdern zeichnete ſich Helvidius Priſcus be⸗ 
ſonders aus. Ob er gleich vom Kaiſer zur Eh⸗ 
renſtelle eines Praͤtors erhoben war, hoͤrte en 


doch nicht auf ihn zu tadeln. Der Kaiſer, der die⸗ 


ſen Frevel lange mit Gedult ertragen hatte, ſah 
ſich endlich gegwungen, ihn aus dem Wege zu 
räumen. Raum hatte er aber. das Todesurtheil 
über ihn gefaͤllt, als es ihn gereute, und er dem 


Befehl gab, es nicht zu vollſtrecken. Allein ung 


ben würdigen Kaifer von einem. fo frevelbaften 
Läfterer zu befreyen, mar man dem legten Be⸗ 
“ fehle zuvorgefommen. **) Weil dieſes abge 
jwungene Beyfpiel der Strenge noch nicht bin. 
reichend war, den tollfühnen Stolz der übrigen 
fogenannten Philofopben, unter welchen Demes 


trius und Boſtilius die aͤrgſten waren, in Zaum 


| 85 zu 
*) V. Brucker Hift. erit. Philof. T. 2. p. G8. etc. 
**) Suet. in Veſpaſ. c, 13. 15. Dio Lib. 66. 


\ 


\ 


7 ee = = 


n halten, fo verwies er Re ale aus Rom, und 
N zwey Ärgften verbannte er auf wuͤſte In⸗ 
ſeln.) Da Demetrius fich weigerte zu gehor⸗ 
ſamen, ließ ihm der Kaiſer ſagen, er gaͤbe ſich 
zwar alle Muͤhe, ihm das Todesurtheil abzu⸗ 
zwingen; ee wolle aber einen bellenden Hund 
nicht toͤdten. e) Es dauerte aber nicht lange, 
ſe war Rom wieder voll Philoſophen. 

"AH. Doemitianus aber, vor beffen unume 
föndnften Graufarnfeit niemand ficher war, iſt 
ber einzige, ber bie Philoſephen ohne die ge⸗ 
ringſte Schulb verfolgie und aus ganz Italien 
vertrieb.**t) Auch verurtheilte er einige zum 

Tobe; aus keiner andern Urſache, als weil ſie 
der Bhilofophie ergeben waren. }) Das unfin«, 
nige Dekret der Verweiſung wurde entweder von 


Nerva oder von Trajan wiederrufen. Dieſer 


Kaiſer hielt die Philoſophen in Ehren. sans 
drians Eiferſucht andere in der Philoſophie zu 
Übertreffen, und dei fonderbare Schuß, ben 
Antoninus Pius gegen diefelbe betwiefen hat, und 
bie vortpefflichen Männer, die fich in biefen Zei⸗ 
ten darin hervorgethan haben, find fein gerin⸗ 
ger Beweis, daß der Philofephen Betragen und 
Denkart unter dieſen Kaiſern weit vernuͤnftiger 
war, als unter den vorigen, die nach Auguſtus 
hefolget ſind. | 


| n Diolib 66... | 
**) Idem ibid, Syet. c. 17. W 
2%) Suet, in Domit. c. 10. iD Dio Lib. 67. 


IV. 





eh . 107 
Iv. "Rn fonmen wir auf die vornehm⸗ 
ſten der Philoſophen, die in dieſem Zeitraum 
gelebt; und ſich durch E chriften berühmt ges 
madıt haben. Der erſte iſt £. Annoaͤus Seneka. 
Er war jzu Korduba in Spanlen von Markus 

Seneta dem Rhetor und von Helvia geboren 
ad ale Kind nad) Kom gebracht. Daf Derek 
In den legten gehn Jahren des Kaiſers Auguſtus 
geſchehen fen, laͤßt ſich daber ſchließen, weil eb 
ſelbſt fagt» unter der Regierung ‘des Tiberius 
ſey er ein Juͤngling geweſen. *) Nachdem er die 
Beredſamkeit unter feinem Vater ſtudirt hatte; 
ergab er ſich der Philoſophie, obgleich jener ein 
Feind derſelben war, und Ihn davon abzuhalten 
ſuchte. **) Die Lehre ber Pythagoraͤer und 

Stoifer gefiel jhm am meiften. on jenen war 
Sotion, und don diefen Attalus fein Pehrer. ), 
Er erjäßle felöft, was für einer nüchtern und 
arten Lebensart er fich biefen Eeften gemäß 
ginige Zeit unfertoorfen babe. +) Indeſſen un. 
terlich er nicht, einen Sachwalter vor Gericht 
abzugeben, und erwarb fich einen fo großen 
Ruhm in der Beredfanteit, daß Caligula daruͤ⸗ 
ber eiferſuͤchtig wurde, und ſeinen Tod bheſchloß, 
Er wuͤrde demſelben auch nicht entgangen ſeyn, 
wofern nicht eine alte Wahrſagerin den Kaiſer 
derſichert haͤtie daß Site wicht lange ben 
wi 


*) Epiſt. iog8. **) ibid, 
***) ibid. 2 ibid. 


108 4 2ι 


wuͤrde, weil ee wirklich bie Schwindſucht hät 
te. ) Seine. Gefchicklichfeit öffnete ihm den 
Weg zu oͤffentlichen Ehrenſtellen, und er war 
Quaͤſtor, **) als er in erſten Jahr der Regie⸗ 
rung bed Klaudius das Ungluͤck batte, auf bie 
Inſel Korſika verwieſen zu werden. Die ruch⸗ 
loſe Meſſalina klagte ihn an, mit Julia, bed 
Kaifers Nichte, Unzucht getrieben zu haben. ***) 
Ob dieſe Anklage gegründet war oder nicht, ift 
ungewiß. Er brachte acht Jahr auf ber geweld⸗ 
ten Inſel zu, und ſchrieb daſelbſt unter einigen 
“andern Werfen feine berühmten Epigramme, 
worin er ein fehr gräßlicheg Bild von ber Infel 
KLorſika entwirft. ****) Endlich wurde er Durch 
Fuͤrbitte der Kaiferin Agrippina suräckgerufen, 
sur Prätorfielle erhoben, und ihrem Cody 
Nero zum Lehrer gegeben. H Mit Hülfe des 
Afcanius Burrus hatte er das Glück, den Nerg . 
einige Zeit von den Laftern abzuhalten, wozu 
er von Natur geneigt war, tt) und denen er fich 
bald ganz ergab. Ob Seneka zur Würde des 
Konſulats gelangt ſey, wie einige dafuͤr halten, 
IR ungemiß. +) Die Ebtfurcht, die ihm Nero 
ſchul⸗ 
9 Dio Lib. 59, *) Confol. ad Helv. c. 17. . 
*«*) Die Lib. 60. Tillemont T. 1. p. 205 et 610. 
xxxx) Vol]. ejus. operum ‚pag. 161. Edit. Elze, 
vir. 1672. 
D Tacit. Lib. 12. Annal. e. 8. 
tt) ibid. Lib. 13. e. 2. | 
tt) Juß. Lipſ. Vitg Senec. c, 4. 


a fog ° 
ſchuldig war, und das innerliche Bewußtſeyn, 
baß er ſeinen Lehren zuwider lebte, erfuͤllten des 
Tyrannen Herz mit Gift und Galle wider ibn. 
- Daher fischten die Schmeichler des Kaiſers alle 
Gelegenheit hervor, ihn aus dem Wege zu raͤu⸗ 
nen. Erſt flagten fie ihn wegen feines mit Un. 
becht erworbenen Reichthums an. ‘Aber Nero 
Hatte das Herz noch nicht, an feinem Lehrer ſich 
Öffentlich zu vergreifen, und ſchien ihn mehr als 
fonſt zu beguͤnſtigen. *) Senkka ergab fich zwar 
außer der Stabt einer einſamen Lebensart, und 
vermied, ſo viel es ſich thun ließ, den Hof, dem 
Neid alle Nahrung zu benehmen; allein dieß 
konnte nicht verhindern, daß er nicht unter die 
Mitverſchwornen des Piſo gezaͤhlet würde. Nero 
Befaht ihm, ſich felbft den Tod anzuthun, wel 
ches er auch that, indem er ſich bie Adern 
oͤffnete. ) 
V. ESein ſittlicher Charakter iſt fehr zwei⸗ 
felhaft. Wenn man dem Geſchichtſchreiber Dio 
Slauben beymeſſen darf, fo war er einer ber. 
äräften Gleisner, did je die Erde getragen ey 
hat. Wir wollen aber annehmen, daß Dio, 
etwa durch eine falſche Sage betrogen, oder wi⸗ 
der ihn eingensmmen, die Unwahrheit fage ‚und 
theils aus Tacitus, theild auch aus feinen eige⸗ 
sien Schriften bagjenige vorbringen/ was zur 
Ent: 
*5 Pacit. Lib. 14. Annel. e. 52. J 
H Ibid. Ub. 15. c. 6o. 
x) Lib, 6. 


“8 


110 1 22 


Enttoiktung feines Charakters dienlich ſeyn 
dann. Tacitus erzaͤblt, *) damals, äld.Nerö 
ängftlich fuchte, der Rache feiner beleibigten 
und wider ihn anfgebradjten Mutter Agrippin 
Horzufonmen , und nicht wußte, was fuͤr ein 
Mittel er ergreifen ſollte, Babe er Seneka und 
Burrus m ‚Rath gefragt. Seueka babe ſich 
nach einem langen Stillſchweigen endlich zu 
Burrus gewandt, mad ihn gefragt, ob man 
nicht den Soldaten bei Befehl ertheilen ſollteh 
ße ünizubtingen? Darauf habe ch Anicetus 
darzu erboten. Der Kaiſer habe «6 gebilliget, 
and bem Anicetus es anbeföhlen. Worauf der 
Muttermord erfolgte, öhne daß Seneka ein Wort 
fagte, ihn davon abzuhalten. Datauf fhrieß, 
er im Namen und ‚jur Rechtfertigung des Mut⸗ 
termoͤrders einen Brief an den Senat, *) worin 
er Agrippina der ſchaͤndlichſten Laſter und aller 
Vnordnungen, die unter dem Kaifer Klaudius 
geſchehn waren, anklagte und eudigie benfelben 
mit der Verſicherung, bie Ermordung ber Kai⸗ 
lerin gereiche jur allgemeinen Wohlfahrt. Wie 
lonnte aber ein tugendhafter anerſchrockner 
Grote, der fießen vortreffliche Bücher von der 


opithätigfeit und der ſchuldigen Dankbarkeit, 


geſchrieben hatte, zu einem Muttermorde/ jur 


graufamen Hinrichtung feiner größten Wohltha⸗ 


ein, der er feine Geepbeit, feine Ehrenftelien 
2. und⸗ 
#) Lib. 14. Annaſ. c, i 


“ey ibid. €, Fi. int 31 


— — — 


—— — — —— —— 

















° 
. 
D 
1 
. 
“6 7 zu a1 
. * 4 


und fein ganzes Gluͤck zu derdanken hatte, mit 
kaltem Blute ſchmeigen, amd fie ſogar nach dem 


Tode ſo ſchaͤndlich entehren? Eben fo tadelhaft 


war ſein Betragen gegen den KeKlaudius. Dies 
fer ‚vortreffliche Hofmann, dem Juſtus Lipfiug 
Die Tugend. im hoͤchſten Grad zueignet, *) lobte 
dieſen Kaiſer in einem Briefe, ber ans Korfite 
an den Sreygelaffenen Polybius gerichtet ift, als 
eine vom Himmel, herabgeftiegene Gottheit, alß 
einen ber weifeſten/ tapferſten, gerechteſten aut 
beſten Fuͤrſten, die je den Menfchen zur Wohl 


Fahrt geboren waren.**) Aber kaum war Klau⸗ 


dius mit Tode abgegangen, ſo ſchilderte er dieſ 
Gottheit in einer blutigen Schmaͤhſchrift als dere 
veraͤchtlichſten aller Menſchen ab. ***) ‚Die 
Sobfpräche, ‚womit er Nero erhebt, machen ihn 
nicht weniger der unwahrheit und Schmeicheley 
verdaͤchtig. Auch nachdem Nero ſeine eigene 
Mutter und die Haͤupter ſo mancher roͤmiſchen 
Familien getoͤdtet, und dieſe um Haab und Gap 
gebracht hatte, unterftchet er fich, bepfelßeir New 


sierung‘ die erfreulichſte zu wenden. +) Sollte 


Man biefes wohl von einem fo ſtrengen Tugend⸗ 
Ki vermuthen/ der von A ſelbſt ſagt, hi 


% Manudud. ad &toicain — * Dit. 18. ee 
Vit. Senec. c. 7. 


*) Confol. ad Polyb:;e. 21, 22, 23: 
**+) Ludus in morte Claudil. E 
mE Eib. 7. nal, Lich, c 20 


⸗ 


ix „= 

ſey gewohnt, Jeden Abend uͤber alle feine Worte 
und Handlungen des vergangenen Tages eine 
ſtrenge Unterſuchung anzuftellen, ) und er wolle 
Heber mit der -MWahrheit einen Fuͤrſten beleibis 
gen, als ihm durch Schmeicheley gefallen? **) : 
VI. Was man ihm wegen feiner Reichthuͤ⸗ 
mer zur Schuld legte, daß er fie theild mit Ges 
walt erpreßt, theils Durch unerlaubten Wucher 
erworben babe, ***) umd was ndch ärger iſt, 
daß feine Habfucht zur Empsrung in Britannien, 
wo achtzig kaufend Roͤmer ind Gras beiten 
mußten, fehr viel beygetragen babe, indem er 
eine ungemein große Summe Gelded, Die er 
Britanniern auf Wucher geliehen hatte, auf ein 
mal zurückfoderte, und Gemaltthätigfeiten aus⸗ 
Aben ließ, +) ſcheint wenigſtens zu” beiveifen, 
Baß er des Geizes halben in fchlechfem Ruf war! 
Warum ſollte er fich fonft in feinen Büchern de - 
Gleinentia und de vita beata fo viele Mühe 
arben, - diefen Verdacht von ſich abzulehnen? 
Bas er daſelbſt zu feiner Entfchuldigung vors 
Bringt, find leere Worte, bie nicht mit der That: 
Keftäftiget werden. Denn wo beweiſet er eins 
mal, daß er einen Afträchtlichen Theil feiner‘ 
Schaͤtze zur algemeinen Wohlfahrt, oder zum 
Beſten 


©) Lib. 3. de Ira e. 36. 

**) Lib. 7. nat: Quaefl. c. 21. 

**4) Tacit. Lib. 13. Annal. c. 42. 
f) Dio Lib. 63, | 


en an ni 113 


Seſten beduͤrftiger Perfonen, wie ber jüngere 
Plinius und andere reiche Römer getban haben, 
gebraucht habe, ob er gleich die Freygebigkeit in 
‚feinen Schriften bis an die Steine echeht? .. 
. VI, Sein fittlicher Charakter wird noch 
immer haͤßlicher wenn mon betrachtet, bafl.er 
ſich in allen ſeinen Schriften zu dem vollkom⸗ 
menſten Muffer der Gelebrſamkeit und Zugenp 
aufwirft, und als ein ſolches ſich andern zur 
| Mahapmung aufdringen will. Duintilian ta⸗ 
delt an ibhm, er verachte die alten Schriftfieler, 
am feiner Schreibart einen hoͤhern Werth beyzu⸗ 
legen; 2) und Suetonius erzähle, er habe ſei⸗ 
nen Schuͤler Nero, die beruͤhmteſten Redner zu 
keſen, abgehalten, damit er ihn allein bewun⸗ 
derte. **) In allen ſeinen Buͤchern, und ſo⸗ 
gar in ſeinen Briefen, duͤnkt mich, einen Men⸗ 
ſchen zu ſehen, ber als ein Verbeſſerer des 
menſchlichen Geſchlechts angeſehen ſeyn will, und, 
von eigener Vollfommenheit eingenommen und 
geblendet, ſich uͤber alle andere erhebt, ihnen 
‘in einem ſtolzen und gebieteriſchen Ton Geſetze 
und Lebensregeln vorſchreibt, ſie verlacht und 
tadelt, ob er gleich in ſeinem ganzen Lebenswan⸗ 
Del keine andern Tugenden aͤußert, als bie er 
Yon fich ſelbſt rühmer. In feinem Tode felbft 
zeigt er ſich als ein Muſter des Stolzes und der 
Eigen⸗ 


) Lib. 10. c. .. *6) in Neron. ci 52% 


114 N 


Eigenlicbe. Denn wie kann ein’ beſcheidener 
und weiſer Mann, der das Unvollfonimene der 
Menſchheit einfieht, den Freunden ‚ die um ſein 
Sterbebette ſtehen, feine Tugenden anruͤhmen 
und zum Vermaͤchtniß hinterlaſſen, mie ber ſter⸗ 
bende Schefa gethan hat? ) Alles dieſes macht 
den ſittlichen Charakter des Seneka fehr verdaͤch⸗ 
tig, und ich zweifle daran, ob er verdiene, daß 
man den Sefchichtfchreiber Dio, ber daffelbe und 
noch mehreres von ihm erzähle, **%) der Unwahr⸗ 
heit beſchuldige, um ihn zu rechtfertigen. 


VIM. Die allgemeine Wahrheit, daß mag 
man feines Menfchen Charakter aus der Lehre 
feiner Schriften beurtheilen muͤſſe, trifft bey 
Seneka mehr als bey je einem andern Schrifte 
fieler ein. Denn außer einigen fehlerhaften 
Lehrfaͤtzen, die der ftoifchen Sefte gemäß ſind, 
ift feine Sittenlehre in den Werfen, wo er das 
von handelt, fo rein und nuͤtzlich, als man eg 
Immer von einem chriftlichen Philofophen erwars 
ten koͤnnte. Es haben daher einige Fein Beben 
. fen getragen, einem von des Hieronymus ***) 
und Auguftinngt) Zeiten her vorgegebenen Briefa 
wechſel zwifchen Seneka und dem Apoſtel Paulus 
Slauben beymameſen. Aber der Styl dieſer 
Briefe, 


*) Tacit. Anal. Lib. 15. c. 60. 
*) Lib. GI. xx) Catal. Script, Ecel. 
2) Epift. 153. ad Maced, Edit. Bened, 


me 2 on Zu 115 


Stiefe, die von Fabricius *) und andern zum 
Druck befördert worden find, und bie Anmer- 
kungen des ist: genannten Gelehrten beweiſen 
Dentlih, daß fie untergefchöben fine Dieſes 
Koll Aeonello aus dem Hauſe Eſte, einer der 
ceuhnwuͤrdigſten. Befoͤrderer der Gelehrſomkeit 
des KV Jahrhunderts zuerſt entdeckt haben.) 
Es haben auch dinige ohne: weitern Grund dafuͤr 
‚gehalten; zwiſchen Paulus ˖ und Seneka ſey eine 
perſoͤnliche Bekanntschaft gewkſen. Seine mo⸗ 
raliſchen Werfe find von de Jdorn, von: der 
Kubhe des Gemuͤths, vonder Sürficht,aung - 
Der Starkmuth eines Weifen, bon ber Senf 
snutb, von der Kürze des, Ashens,; ‚von dem 
feligen Zeben, von der Wohlthoaͤtigkeit, Tgofis 
fchreiben zu. Polybins,; Aelais und Mantia 
und andere Briefe. 

IX. Von der Naturtkehre bat Senela auch 
vel Gutes geſchrieben, und auf verſchiedene 
Wahrheiten, die erſt in neuern Zeiten durch Ve⸗ 
Suche in ein helles Licht geſetzt worden ſind, eis 
nen Fingerzeig gegeben. Er ſpricht vom ber 
Schwere und der Schwellfraft der. Luft, 7”) 
und hält bag unterirdifche Feuer für bie Urfade 

rad. 2... des 


2 Codex Apoer. N. Teſtam. T. 1. p. 880. 
**) Tenzelius in Notis ad Catal. Seript. Ecci. An- 
gelus Decembrius de rollt Liter. Lih. ı. p. 57. 
Lib. 2. p. 121. 


**) Net. Quasi. Lib. 5.6. 5,6. .i 


IT 1 n 


des Orbbehene. *) Was aber ſanderbar fu be⸗ 
wundern if, ‚for hält.er die Kometen für Sterne, 
Die einen gemiffen und beſtimmten Lauf haben, 
die gu beſtiumten Zeiten erſcheinen, wieder vor 
aafferm-Augen verſchwinden, und nach unveraͤu— 
derlichen Geſetzen zuruͤckkommen. Er fuͤget bie 
zu, es werde eine Jeit kommen, da dieſe Dinge, 
die et nur auf eine dımdele Weiſe anmerkt, wer⸗ 
wen Hell aufgefldet. werden, uud die Nachkom- 
menſchaft / werde Aich alddenn ‚vertuundirn, daß 
Ihre Vorfahren fo dentliche Dinge nicht einge 
Yen haben. **) ‚Ucher die Kenumiffe, die Se 
neka Bon der Naturlehre gehabt Hat,’ verdient 
Has mehrmalen angeführte Wert des Herrn Du⸗ 
vens **) gelefen Ju werden. Was wir in bie 
gen Fache vom ihm haben, find feine Quaeſtio- 
nes naturales. land 
sc," Hieraus erfieht man, daß es dem Se 
Bela nicht an Verſtand und Scharffinnigkeit ge 
Jehlt habe. Was aberi ſeine Schreibart betrifft, 
ſo hat. ſie nicht nur: hie oft: geruͤgtenrFehler dep 
dDamaligen Zeitalters, fondern auch fehr ‚viel zum 
Merdetbeh dee roͤmiſchen Beredſamkeit beygetra⸗ 
‚gen. Immer gedraͤngt und: verkuͤnſtelt, ergieft 
'eröfich nie in einen Strom einer vollen und 
| oo freyen 
| .. mrora..c® 
%, Nat. Quaefi..Lib. 6. e. II. ., 
*®) ibid. Lib, 7. e. 13. et 25. er. ® 
***) Recherches fur Porigine des Decöuvertes ete. 
Tom. 1. p. 216. Tom. 2. p. 10532, 36. 


‚ 


1 — 2 Ze 17 


regen Veredſamleit. Gieinen Witz bey jedem 
Schritt zu zeigen, giebt er einer jeden gemeinen 


‚Sache durch. Sentenzen, ſpitzfindige Einfälle, 


Gegenfäge und MWortfpiefe ein neued und muy 
berbares Anſehen. Oft will en ſich lieber wigig 
als vernünftig ausdräden,, ‚Seine Werte. finh 
sielmehr eine Sammlung von abgebrochenen. 
®edaufen über eine gewiſſe Materie, als eine 
zuſammenhangende und wobl eingetheilte Ab⸗ 
Handlung. - Er koͤmmt mir vor, wie ein betrüger 
riſcher Juwelierer, der feine Wagren ausframt, 
Beym erften Unplick [cheinen ſie alle koſtbar, weil 
fie alle Hübfch und. glänzend, find. Ein Unery 
fahrner wird fogleich gereist, davon zu kaufen, 
und mennt, einen Schatz ‚erhandelt su haben, 


Wer :fich aber barauf. verſteht, laͤßt ſich vom 


Blanz nicht.täufchen, und waͤblt yyr. das. Woe⸗ 
nige, was den innern Werth: hat. Den de 
‚Harn gefiel die wigige und Fünftliche Schreibart 
des Senke, und ‚fie bieten das Glaͤnzende für 
has feinſte · Gold. indem fie ichs durch die 
Vachahmung eigen zu machen ſuchten, fehlte eß 
ihnen an dem Geiſch des Seneka, und kleideten 
ſich. nur mit, ſejnem falſchen Schmuck. Eben 
dleſes iſt das Urtheil, weiches uintilian über 
des Seneka Schriften faͤllt, und die Urfache, 
warum er fich alle Mühe gab, die Romer von 
der Nachahmung deſſelben abzupalten. *. Hille 
bere unter ben Alten Haben mit noch viel größt- 
3.. .9.3. crecr 
Lib. 10. © 1. . is, 2 m . As 


i18 aa 2 


fir Verachtung Yon feinem Styl gefprechen. ) 
Ealigula, dem es nicht an Scharffinnigfeit fehle 
te, pflegte zu ſagen, Sencka haͤufe nur Ge⸗ 
danken zuſammen, bie unter einauder fo ver⸗ 
bunden waͤren, wie Sand ohne Kalt.“*) Nichte 
befto weniger fand feine Schreibart-einen allge» 
meinen Beyfall, und war der ſtudirenden Fugenb 
zum Mufter vorgelegt. Seine Werke, bie noch 
vorhanden, ünd die Titel derer, die verloren 
Hegangen find, findet man bey Fabvicius **) 
und VNicolaus Antonio, +) ber alled, was Se⸗ 
nefa angehet, auf das fleißigfie umterfucht hat. 
So hat auch Bruder nichts ausgelaffen, was 
für Erklärung der Lebensumſtaͤnde Sitten md 
Schriften des Senefa gehört. Aber von- feinem 
Styl insbeſondere hat M. Jortin die beflen 
Anmerkungen gemacht, melde ſich im brittiſchen 
Seurnal finden. HH) -  . 
| "Don einem viel beffern Senuthee 
ie und Lebenswandel war Cafıs Plinius 
Secundus, ber aͤltere genannt, zum Unterfchieb 
bon feinem Schweſterſohn, ben er an Kindesſtatt 
angenommen, und ihm fen Namen mitge⸗ 
theilt at, Wegen ſeiner Naturgeſchichte muß 
bier | 
= Gellius Lib, men nn, 
Suet. in Cal.c. 553. 
.#et) Bibl, Lat. Lib. 9. e, 9. 
7) Bibl. Hiſp. vet. kib, ı. c. 8 
11). Tom. 17. p. gi. Be u 5 





| — — 119 
bier von ihm gehandelt werden. Was die Be⸗ 
gebenheiten ſeines Lebens betrifft, ſo hat Plinius 
der juͤngere hinreichende Nachrichten davon hin⸗ 
terlaſſen. Aber fein Geburtsort iſt ungewiß. 
Einige meynen, er ſey zu Verona, and 
ſey zu Como geboren. Die Urſachen, die der 
Herr Graf Anton Joſeph della Torre di Xezzo⸗ 
nico, die letztere Meynung zu behaupten, an⸗ 
fuͤhrt,ſcheinen derſelben das Uebergewicht zu 
geben.”) Der nämliche gelehrte Graf hat auch 
das Leben dee Plinius ſehr genau unterſucht und 
Befchsichen. **) Sich werde nur bie vornehm⸗ 
Bien Epochen davon berühren... Weil wir zuver⸗ 
laͤßig wiſſen, daß er bey der im Jahr 79 geſche⸗ 
henen Entzuͤndung des Veſuvs geſtorben iſt, da 
er nach des juͤngern Plinius Zeugniß 56 Jahr 
alt war: fo.folget, daß er im Jahr 23 der chriſt⸗ 
lichen Zeitrechnung‘ zur Welt gekommen ſey. 
Nach geendigten Studien that er einige Jahr 
Kriegsdienſte in Deutſchland, wo ein Geſchwa⸗ 
der der Reiterey unter ſeinem Befehl ſtand. Da 
er nach Rom zuruͤckgekehrt mar, betrieb er das 
felöft einige Gerichtshaͤndel. Darauf ſchickte ihn 
Nero mit der Wuͤrde eines Landverweſers nach 
Spanien, die er bis gegen das zweyte Jahr der 
Regierung des Veipaffans mit Ruhm begleitete, 
Diefer rufte ibn zuruͤck, und vertraute ihm die 
24. Befehls⸗ 
* Diane Plinlan. Lib. 1. p. 4 etc. Lib. 2. 
p. 35. etc.. Lib, 8 2 „247,.ten 
* ibid. Lib, 4, 5. 


MO 44 4 


Befehlshabung der Flotte an, die beym Vorge⸗ 
birge Miſenus vor Anker lag. Einige find ber 
Meynung, der Kaiſer Titus habe ihn zu dieſer 
Ehragfielle befördert. Dem mag aber ſeyn wie 
ihm wolle, fo gab biefelbe Gelegenheit zu feinent 
Tode. Er befand fich auf der Flotte, da ber 
nahe Veſuv anfieng, einen dicken Rauch auszu⸗ 
fioßen. Seine Schivefter, die mit Plinius dent 
jängern, ihrem Sohne, fich dafelbft «befand, 
Hab ihm Nachricht davon, und da er felbft bie 
Sache wahtgenommen, ſegelte er mit einigen 
Fahrzeugen ab, um denen beyzuſtehen, "bie in 


. Befahr ſeyn konnten. Alles floh aus den um⸗ 


liegenden Oertern. Plinius war nicht nur ums 
erſchrocken, fondern fegelte auch gerade auf den 


Veſuv los, beobachtete alles, was ſich daſelbſt 


zutrug, mit ungeſtörter Aufmerkfamkeit, und 
diklirte es einem: Schreiber. Er fam fo nah 
Fahrzeuge fielen, und wuͤrde ih‘ Sieleicht noch 
näher gewagt haben, wenn ſich nicht auf ein 
mal dag Meer vom Ufer zurückgezogen hätte. 
Daher gab er Befehl, gegen Stabiä,-igk Caftele 


lamare, zu fahren, wo ſich fein Freund Pompos 


* 


nianus befand. Er fand ihn anijſt ⸗ unb 
ſchreckenvoll; benn bie Gefahr wurde immer 
größer. Sie eilten, alles in fegelfertigen Stand 
zu feßen. Der Wind blies ihnen aber entgegen, 
und verhinderte die Flucht. Piimtiid ſuchte ſei⸗ 
nen Freund zu troſten, und vieng unbeluͤmmert 

En | 1: 








an Zu rar 


ind Bad, nahm'das Nachtmal, und Überlief- 
ſich einem ſanften Schlafe. Indeſſen fielen die 
Arche und fenrigen Steine immer näher, und 
batten fich ügpr feinem Echlafgemach fo fehr ans 
gehäuft, daß er darin würde begraben worden 
feyn, toofern er länger verweilt hätte. Er et 
wachte aber durch dag Krachen nnd Erfchüttern 
bes Gebäudeds und fand feine Freunde wachend, 
Darauf bedeckten fie ihre Haͤupter mit Kiffen, 
um fih vor den herabfallenden Steinm zu 
fügen, und giengen gegen das Meer. Der 
Mind tar ihnen aber noch immer zuwider. 
Darauf legte ſich Plinius, in Leinwand einge, 
huͤllt, aufs Ufer, und ließich zweymal zu trin⸗ 
fen darreichen. Es entftand aber anf einmal 
ein ımerträglicher Schmwefeldampf. Die Flam⸗ 
nien näßerten fich, und ein jeber fuchte fich durch 
die Flucht zu tetten. Auch er erhub fich mit 
Jpütfe zweyer Leibeignen; fiel aber fogleidh 
athemlos umd erfticke zu Boden. So flarb PH» 
nius im Jahr 79 der chriftlichen Zeitrechnung 
und im 56 feines Alters im Anfange der Regi⸗⸗ 
zung des Titus.) 

XII. In einem andern‘ Briefe beſchreibe 
ber jüngere Plinius den uͤberaus großen Fleiß 
feines Ohteims ins Studiren, und nennt zum 
Beweis deffelben feine Werke. Ein Buch von 
der Art, ven Wurfſpieß zu Pferde jun gebrauchen; 
Iwey Buͤcher vom Erben des Pomponius Secnn⸗ 

95 dus; 
*) Plinius Lib. 6. Ep. i3. 


77 = = 5 


Buß; kwanzig Bücher von den. Kriegen, der Roͤ⸗ 


* 


mer in Deutſchland; drey andere von der Meder 
kunſt; acht von der Grammatik; ein und dreyßig 
Bücher von der Geſchichte feiner. jeten; ‚und 
endlich ſechs und dreykig Zücher on der Ras 
turgefchichte. ) Es iſt zu bewundern, daß ein 
Mann, der,. wie Plinius der jüngere anmerft, 


‚fo. viel Zeit auf feine Amtsgeſchaͤffte, auf Ge⸗ 


richtshaͤndel und auf, die Pflichten der Freund⸗ 
ſchaft anwenden mußte, und nur 56 Jahr ichte, 


" Moiele Bücher habe zu Stande bringen. fönnen. 


Man, ſtehet aber auch zugleich, was ein Mann 
thun koͤnne, wenn er einen gufen Gebrauch) der 


Zeit zu machen weiß, Nadı Mitternacht pflegte 


gr. fich vom Schlaf zum Lefen und Schreiben zu 
erheben. Er mochte-zu Nacht eſſen, ſich baden, 


oder auf einen Reiſe begriffen. ſeyn, ſo ließ er 


ſich entweder vorleſen, ober las und ſchrieb 


elbſt, pder diltirte andern feine daruͤber gemach⸗ 


ten Anmerkungen. ‚Hieraus entftanden huudert 
uud achtzig vol. und eng geſchriebene Bände, 
die er feinen Vetter hinterließ. Wie begierig 
er war, einen jeden Augenblick zu benutzen, er⸗ 
Sieht mau daraus, daß er feinem Vorlefer, der 
zinfteng eine Zeile wiederholte, vorwarf, er brin⸗ 
94 ihn um eine Zeit, worin er ihn. andere Zei⸗ 


Ion hätte hören toͤnnen. 


XI. Von allen ſeinen Werten find wir 
us Bücher yon der x Namretzeſchichie auf un⸗ 
PER 4 ſere 
Plin. Lib. 3. Ep, 5 3. 











m Ze — u 193 
fere Zeitan;-gefemimen. Sie zeugen vom einem 
Manne von tiefer Einficht, und fehr qusgebrei⸗ 
teter Gelehrſanumeit. Es finden fi zwar darin 
viele Fehler und lindiſche Erzählungen die ſich 
auf die gemeine Sage ſeiner Zeiten gruͤnden, und 
denen er zu leichtglaͤubig beygepflichtet hat. Al⸗ 
lein in einem ſo weitſchichtigen Werke, wo von 
der Geſchichte der Thiere, der Pflanzen, Mine⸗ 
ralien, des Himmels und ber Erde, von dep 
Arzneywiſſenſchaft, von der Handelſchaft und 
Schifffahrt, von der Gefchichte der freyen Kuͤn⸗ 
fie und Handiverfe, vom Urfprunge ber Ges 
wohnheiten und Gebräuche, kurz von allen Wiſ⸗ 
fenfchaften und Künften, gehandelt wird, und 
wo er nicht alles mit eigenen Augen gefehen und 
unterſucht haben konnte, werfen dergleichen che ⸗ 
Ier feinen Schatten auf das Verdienſt des Ver⸗ 
faſſers. Das Werk iſt zwar eine Sammlung 
von allem dem, was man bis dahin von ber 
Natur und Kunſt wußte und gefchrieben hattẽ; 
diefe Sammlung gleicht aber einer Kopie, die 
‚an Bortrefflichkeit der Züge, bie. urſpruͤnglichen 
Werke arößtentheile übertrifft. *) Seine Schreibs 
‚art ift lernhaft und kraftvoll. Oft uͤberſchreitet 
fie aber hierin die Grenzen, und ift fo gedrängt: 
‚und dunkel, daß fie. den Leſer ermuͤdet. Dieſt 
Dunkelheit kann zum Tbeil von den verderbten 
‚und mangelhaften Handſchriften, welche in ben 
Druch abergegangen And, berrůhren Denn 

9 —— Nator, Ralfonn. L. 


dd 





124 te 


es iſt fat unmoͤzlich, daß ein ſo weleſchichtiges 
Merk, welches von ſo verſchiedenem Inhalt, und 
von fo vielen meiſt unwiſſenden Kopiſten abge 
fehrieben worden if, nicht verfälfche worden 
ſey. Ich glaube auch nicht, daß je ein Kritifer 
einen Werke von folcher Art feine urfprüngliche 
Geſtalt wiebergeben koͤnne. 


XIV. Johann Franz Buddeus und andere 
haben Plinius unter die Gotteslaͤugner gezaͤhlt.) 

dan kann auch nicht leugnen, daß er Gelegen⸗ 
heit giebt, fo von ihm zu denken. Denn er 
Herlacht die göttliche Zürficht, **) und beftreitet 
die Unfterblichfeit der Seele. *°*) "Unberewo 
fcheint er mit den Stoikern zu behaupten, die 
Welt ſey heilig, ewig, unermeſſen, ohne Anfang 
und ohne Ende, Gott ſelbſt. > Aug dem Ver 
gleich diefer mit andern widerfprechenden Sägen, 
die Fich hier und da in Plinius finden, ſchließt 
Brucker, 17) er ſey kein feſt enefchloffener Got⸗ 
keßglaͤugner geweſen. Ex habe zwiſchen den ver⸗ 
Ichiedenen Meynungen gewanket, und je nach⸗ 
dem er in feinen Schriften Gelegenheit dazu har⸗ 
se, bald dieſe bald jene problematiſch vercheidi⸗ 
get, ohne eine der andern ausdruͤcklich vorzu- 
ziehen. Er fcheint alfo in diefem Artikel dem 
Kicero zu gleichen. Dem mag aber fepn wie 
FT, Km 


2 Do Ahelmup Kdb. 1. 6.20: ° 
er) Lib. 2.0.7. | +) Lib. 7. e. 55, 
p Lb. 2. c.4.. "22. 49 Tomap. 613. 








PS U u 17 


ähm wolle, fo war fein. Lebenslauf ohne erheb⸗ 
Kin Tadel. 

XV. Von den andern Philoſophen vieſer 
Seiten will ich mich fürzer faffen. Denn entwe⸗ 
Dur es find keine Schriften von ihnen vorhau—⸗ 
Am, oder fie haben nur eine furge Zeit zu Rom 
gelebt. „Unter ben erſten find Banius Julus 
oder Kanus Julius, Traſeas Paͤtus, Helvidius 

Priskus, Muſonius Rufus, von:welchen Bru⸗ 
‚der weitläuftig handelt, die merkwuͤrdigſten, nicht 

fo ſehr wegen ihrer Gelebrſamkeit, ‚als weil die 
drey erſten dem gewaltshätigen Tode unter den 
‚ben Kaifern Kaligula, Nero und Veſpaſian mit 
‚philofophifcher Starkmuth entgegen gefehen bar 
‚ben, der letztere aber von der verdienten Stadt⸗ 
‚gerweifung,ber Philoſophen unter Veſpaſtan al⸗ 
Yin ausgenommen war.*) Traſeas Paͤtus muß 
ein beſonders tugendhafter Mann geweſen ſeyu⸗ 
weil Tacitus von ihm ſagt, Nero habe die Typ 
‚gend ſelbſt in ihm hinrichten Laffen. **) Helvi⸗ 
dins aber hat durch feine ſtoiſche Halsſtarrigkelt 
den Kaiſer Veſpaſian gezwungen, das Fodedur 
theil über ihn fällen. Er war def Taſeaß 
Tochtermann, uud hatte lich niche nur durch. bie . 
Philoſophie, fondern auch durch feine Beredfam«- 
‚Leit. einen, großen Ruhm erworben. **) Mu⸗ 
fonius Rufus fol ein ſo pedantiſcher und ver⸗ 
N Brießlichen 


n) Die Lib.66. , #9) Li. 16. Anal, 20r 
+++) Tacit. Lib. 4. Hiſtor. e. 4. ette . 


% 





186 a = = 12 
drieglicher Schwaͤtzer geweſen ſeyn, baß Mar 
nur mit Fußtritten und Faͤuſten ihn los werden 
konnee. *) Einige kleine Fragmente von ihm 
hat Herr Burigny aus verſchlebenen alten 
Schriftſtellern geſammelt. **) Hieher gehoͤrt 
noch Papirius Fabianus, der ein Bud, von der 
Staatsklugheit geſchrieben hat, und von Senela 
ſehr geruͤhmt wird. ***) 
XVI. Von den fremden pbiloſopben, She 
fh am längften oder oft zu Rom aufgehalten 
haben, will ich hier nur Epiktetus und Plutarch 
‘eine Stelle einräumen, weil fie Die beruͤhmteſten 
And. Wer iſt wohl dem aͤußerlichen Schein 
nach ungluͤcklicher geweſen, als Epiktetus? Gele 
ne Aeltern waren fo arm, daß ſie ihm einem 
Freygelaſſenen des Nero verkauften, damit er 
nicht vor Hunger ſtuͤrbe. Er ſelbſt war lahnl. 
"Ein ſchlechtes Bett, eine irdene Lampe, und eine 
leere Hütte, “ die einem jeden offen fand, 9 
‚waren fein Haab und Gut. Nichts deflo mer . 
ger war er fo züfrieden und fo reich an Lehren 
der Weltweisheit, daß Ihn Gellius nicht ohne 
Grub den größten aller ſteiſchen Philoſophen 
nenne. +) Aber feine Zugend und Armuth 
Fonnten ihm nicht vor ber Wut des Kaiſers 
Domi⸗ 


2) Tacit. Lib. 3. Hif. c. gr. 
*#) Hift. de ’Academ. des Infeript. T. 31. p. 131. 
**k) Senec. Epiſt. 100. 7) Suldas in Epidtet. 
tt) Noae Aue. Lib 1. . . * 





DPI Ya 
Doemitianis ſchuͤtzen denn er wurde mit. ch 
übrigen. biloſophen des Landes vertbiefen. 6 
Er verfuͤgte ſich nach Nikopolis ‚und ſetzte da⸗ 
felbſt feine vorige Lebensart fort. Hier kann es 
ſeyn, daß, ihn der Kaiſer Hadrian auf ſeinch 
Reiſen kennen lernte, und ihm, wie Epartianus 
erzählt," ‚(önderbare Merkmale der Hochach⸗ 
tung bwies. Es iſt wahrſcheinlich, daß 
unter ber Regierung diefes Kaiſers geffotbeh 
ſey. **e) Sein tugendhaftes Lehen war fo all. 
"gemein bekannt und bewundert, daß der beruͤhm⸗ 
‚te Celſus kein Bedenken trug, ihnm unſerin Ei 
Iofer entgegenzufegen, um zu beweiſen, daß es 
auch unter den Heiden Maͤnner von unſchuldi— 
gem Lebenswandel und heroiſcher ẽ Tugend gegeben 
babe. Er iſt aber von Origenes widerlegt wor⸗ 
den. +) Es iſt eigentlich Fein von Epiftetuß 
geſchriebenes Werk vorhaubeh. Arrianas ‚bon 
Nifomebia, der fein Schüler war, hat basjeni. 
ge, was er von ihm gehört hatte, in verſchie⸗ 
denen Büchern aufbehalten, von denen nur no 
vier vorhanden. find. Dieſem haben wir auch 
das Handbuch moralifcher, Gedanken, welches 
unter des f£pikterus Samen befannt ift, zu ver⸗ 
danken. Das unter ſeineni Namen befanng 
| Geſpyraͤch 
*) Gellius Lib. 15. c. Pe 
**,) in Hadrian, c. 16. te 


***) Dodwell Diſſert. de, a astnte Berlpli maris 
Eux. $. 9. ur 


D Contra Celfam Lib. 7. 


208 —E 


Geſpraͤch wiſchen ihm und beim Ralfer Hadrian 
wird ihm faͤlſchlich zugeſchrieben. *) 

XVII. Bon Plutarchus finden ſich wenige 
Rachrichten bey den Alten. Was man von ihm 
weiß, gruͤndet ſich meiſtens auf ſeine eigenen 
Schriften. Sein Leben haben Dryden, und Das 
cier in feiner franjöfifchen Ueberfeßung der Les 
bensbefchreibungen berühmter Männer, am be⸗ 
ſten beſchrieben. Cheronaͤa in Boorien war fein 
Vaterland. Er iſt oft zu Rom geweſen, und 
bat fi einigemal eine geraume Zeit dafelbft 
aufgehalten. Dir. Dacier beweifee mil guten 
‚Gründen, feine erſte Ankunft ſey nicht vor dem 
Ende der Regierung des Veſpaſianus geſchehn, 
und nach dem Tode des Domitianus ſey er nie 
wieder nach Rom zuruͤckgelehrt. Deswegen ge» 
flehet er felbft, er habe wenig Kenutniß von der 
roͤmiſchen Litteratur weil er ſich derſelben zu 
pät, ergeben hatte. *) Nichte beſto weniger 
war er in ber Gefchichte und Philofophie ungen 
mein bewandert, mie feine binterlaffene Werke 
bezeugen, von denen man bey Fabricius hin 
reichende Nachricht findet. **) Die beiten 
Kenner find der Mepnung, er fey in feinen 
Schriften ein vielmehr angenehmer. als tiefden⸗ 
kenber Philoſoͤph, und es finde ſich auch einige 
Härte iw feinem Styl. D 


u 4 . 


u XV. 
®) Brucker T. 2. p. 571. **) ir vita Demoſih. 
væxvy Bibl. graec. vol. 8. p. 329. 

9) Brucker vol. 3. p. 179. 








“ 


Ku 2. Zu 129 


N 


VI. Ehe wir zur Mathematit fort. 


:fehreiten, iſt noch zu unterſuchen, was für ei⸗ 
nen Fortgang die Sterndentung zu Rom: ges 
‚macht babe. Tiberius war Ihr ſeht ergeben. 
Er hatte fi von einem gewiſſen Thraſyllus 
‚Darin untermeifen laſſen. Es wirb vieles era 
zählt, was biefer: ihm geweiſſaget haben foll. 
Es würde aber faft eben fo Eindifch ſeyn, es hier 
Ssorzubringen, als es zu glauben. ) Der Kate 
fer hielt fo viel von feinem Lehrer, daß, ba die 
fremden Eterndeuter von ihm zum Tode verur⸗ 


theilt, die Roͤmer aber, welche biefe Kunſt trie⸗ 


ben, bed Landes verwiefen wurden, erihn ale 
lein ausnahm, und mit ibm fortfuhr, aus den 
Sternen zu meiffagen. Jedoch muß man ge» 
fliehen, daß die Betrügerey dei Thrafplius vie 
Ien geholfen hat. Denn ba der Kaifer in der 
Testen Zeit feined Lebens einer Menge Menfchen, 


auf welche er einen argen Verdacht geworfen, - 


den Tod zugedacht hatte, fo meiffagte er ihm, 
er würde noch sehn Sahr Ichen. Die gab Ges 
fegenheit, daß der Kaifer die Ausführung feines 
mörbderifchen Vorhabens von Tag zu Tage vera 
(hob, bie er fſelbi vom Tode Überrafiht 
wurde. *) 

| ax 


*) Tacit. Lib. 6. Annal. e. 21. Dio Lib. 55. Suet, 


in Tib. c. 14. 
**) Dio Lib. 5g. Suet, in Tib. c. 62. 


II. Band. et x 


— 


130 σα 


-XIR. Die Sterndeuter, die von Tiberius 
ans ganz Sjtalien verwiefen worden waren, weil 
Cibo Druſus Scribonius ſich ihrer zu einer 
Verſchwoͤrung wider ihn bedient haste, befamen 
endlich von nänılichen Kaifer die Freyheit, nach 
Rom zurächufehren, . nachdem fie verſprochen 
hatten, dieſe Kunſt nicht mehr zu treiben. ”) 
Sie hielten aber ihr Wort nicht, **) und fanden 
eine mächtige Goͤnnerin an Agrippina, die ſich 
ihrer bediente, um bag zufünftige Schickfal ih⸗ 
res Sohns zu wiffen. ***) Jedoch verwies fie 
Blaudius aufs neue aus ganz Stalin. Aber 
auch diefer Befehl war entweder ganz fruchtlos, 
oder bauerte nur eine geringe Zeit; denn Pop» 


paͤa, die Gemahlin bed Nero, hatte viele Sterns 


beuter unter ihren Wertrauten. +) Unter Vitel⸗ 
lius waren fie fo verwegen, daß, ba er den Tag 
beftimme hatte, an welchem fie alle die Stadt 
Mom und ganz kalten räumen foten, fie ihm 
in einer Sffentlichen Schrift den Tag feines Ton 


des vorfagtn. Ob fie num gleich den Tag vers 


fehle Hatten, fo erfolgte bach nicht lange her⸗ 
nad) der Tod des Kaiſers, und bie Aftrologen, 
yon denen er einige hatte töbsen Faffen, +) blie⸗ 


| ben 
*) Suet. in Tib. c. 37. 


#°) Taeit. Lib. 4. c. 58 
*®) Idem Uh. 14. c. g% or 
7) Idem Lib. ı. Hift. e. 22. 
) Idem Lib, 2. nis. c 78 


N 





N 272 131 
ben ungefisrt zu Rom. Veſpaſian hatte fie ſehr 
lieb 3! und der gute Titus fcheint ebenfalls von 
biefer Seuche angefteckt gemefen zu ſeyn.*) Aber 
Seiner unter ben Kaifern hielt fo viel von der 
Aftrologie, ald Domitian. Er bediente fich ih⸗ 
ver befonders, am die Nachfielungen und Bere 
ſchwoͤrungen wider ihn zu entdecken, damit er 
feine eingebilbeten Feinde bey Zeiten aus dem " 
Wege raͤumte. Die übeln Folgen hiervon, und 
pie allgemein bie Verblendung der Menfchen da⸗ 
mals war, erzählen Dio *) und Sueto⸗ 
ins. **%) Von Traian weiß man nicht, daß 
er den Sterndeutern fonderbar günftig geweſen 
fey. Hingegen war Hadrian biefer und andern 
Orten von Aberglauben fehr ergeben. Spartia⸗ 
nus erzähle von. ihm, den erfien Jenner habe er 
alles, mas ihm das ganze Jahr hindurch. wi⸗ 
berfahren würde, :vorgefehen und aufgefchries 
Ben. +) - Der einzige Vortheil, den die Aſtrolo⸗ 
gie brachte, ‚war, daß die Sternfunde nicht 
. ganz vernachläßige wurde. Mur Schade, baf 
man dad Wenige, was man bavon wußte, zung 
Betrug ber Eeichtgläubigen misbrauchte, und 
folchen Betrügern ben ebrwuͤrdigen Namen der 
Mathematiker gab. 
XX. Wenn man Plinius den aͤltern, der 
baejenige, was bie Griechen bis auf kin Zei⸗ 
8% 
D Suet, in Tito, | - ' 
| ”) Lib. 67. “) in Domit. « “14 3 5. 
2 in Hadrlan. 16. | . 


a 





i38 a 


. / \ , 
ten von ber Sternkunde aufgeseichnet hatten, 
in feine Bücher übergetragen hat, und Genefa 


den Philofophen ausnimmt, der von einigen 


aftronomifchen Wahrheiten glücklicher gefchries 
ben bat, als man «8 von feinem Zeitalter er⸗ 
arten follte, fo finden wir feinen Roͤmer, dee 


fid, in diefer Wiffenfchaft hervorgthan habe 


Steabo und Pomponius Wels, welche in der 
Mrdbefchreibung fehr wohl bewandert waren, 
haben fich nicht fo lang zu Rom aufgehalten, 
daß man fie unter die italienifchen Gelehrten 
zählen koͤnne. Der erfte war von Amafa, einer 


Stadt in Kappadocien, der andere ein Spanier. 


Die Schreibart des Strabo if zierlich, und 
nach der Griechen Art faft zu geſchwaͤtzig. Des 
ſto fürger und kernhafter fchreibt Pomponius 
Mela. Cicero würde von der Geographie we⸗ 
der reiner noch zierlicher gefchrieben haben. Bei⸗ 
de lebten unter des Klaudius Regierung. Pli⸗ 
nius ber ditere nenne Strabo unter ben 
Schriftſtellern, deren er fich in feiner Naturge⸗ 
ſchichte bedient hat. 

XXI. Es iſt jeboch einer unter ben Node 


mern dieſes Zeitalter, der eine etwas tiefere 


Kenntniß in der Mathematik gehabt zu haben 
fcheint. Diefer iſt Sertus Julius Srontinus, 
ein Mann, der fich nicht nur in Wiffenfchaften, 
fondern auch in Staatsgefchäfften und Kriegs⸗ 
bienften auggezeichnet hat. Sein eben hat der 
Marquis Johann Poleni fehr genau und mit 

vieler 








ee 133 


vieler Gelehrſamkeit befchrieben. *) Er IR Praͤ⸗ 
for,””) und. zweymal Konful in ben Jahren 74, 
und 97 getvefen. ***), Der gelehrte Marquig 
muthmaßt fogar, er habe im hr 100. zum brite 
tenmal die Ehre des Konfulats erlangt. Zwi⸗ 
fchen dem erften und zweyten Stonfulat gieng ex 
als Profonful nach Britannien, und unterjoch⸗ 
te glücklich die Siluren. ****) Seine Gefchicl 
lichfeit in der Hydraulik beweiſen das Amt eis 
ned Dberauffehers über die Slüffe, twelches ihm 
unter dam Kaifer Nerva anvertrauet wurde, 1) 
und feine zwey Bücher von den Waſſerleitun⸗ 
gen zu Rom, worin er alle die ie von 
der Waſſerkunſt. aͤußert, die man IM einer Zeit, 
da die Grundſaͤtze davon noch nicht deutlich ent⸗ 
wickelt waren, Haben fonnte. ) Daß bie 
zwey Bächer von den Briegsliften, die unter 


N 


des Frontinus Namen befannt find, ihm wirk⸗ 


lich zugehoͤren, bat der. Marquis Poleni gründ« 


lich bewieſen. Hingegen iſt ein Buch vom 


Ackerbau mit einigen Fragmenten, von denen 
ein anderer Somine fpätern Alters der Vers 
33 faffer 


*) Prolegom. — de Aquaeduci. 

20) Tacit. Lib. 4. Hi. e. 39. 

***) V. Poleni Proleg. ad Front. Mart. Lib. 10. 
‚ Epigr. 48. | 

++) Tacit. vita Agricolae.c. 17. 

) Frontin. de Aquaeduct. Art. 102. 

) Montucla Hi. de Mathem. T. 1. p. 41 


v 


— 


134 u = 

faffer iſt, ) ihm untergefchoben worden. Der 
jüngere Plinius thut rühmliche Meldung von 
ihn, und wuͤnſcht ihm Gluͤck zur Augurwuͤrde, 
worin er ihm gefolget war. **)- in einer am 
dern Stelle erzählt er von ihm, er habe verbo⸗ 
ten, ihm nach dem Tode ein Grabmal zu errich⸗ 
fen, weil dieſes uͤberfluͤßige Unkoſten verurſach⸗ 
te, und es Ehre genug fuͤr ihn waͤre, es ver⸗ 
bient zu haben. **) Muratori führe in feiner 
Sammlung von alten Auffchriften eine von ihm 
an, die ihm viel Ehre bringt, wo unter andern 
ruͤhmlichen Dingen geſagt wird: Anienem 
verg novat opere ſumptuoſo et flrudtura 
mirabili Julſũs Frontinus a divo Nerva Cura- 





tor aquarum factus reſtituit, ac in urbem 


perduxit. ) 
XXI. ' Zur Weltweisbeit und Naturge⸗ 


fhichte gehsren noch der Ackerbau. Es ges 
buͤhrt fich deshalben, daß von Aucius Junius 


Moderatus Kolumella, der hiervon Schriften 


binterlaſſen hat, Meldung geſchehe. Er war 
"gar zu Kadix in Spanien geboren, +B)- fiheint 


aber fich eine geraume Zeit zu Rem aufgehalten 
zu baben. 1H) Wir haben "Yon ihm zwoͤlf 
Bücher vom Aderbau, von benen das zehnte 
*) Goes Praef. ad Seript. rel agrariae, vom 
**) Lib. 4. Ep. 8. ®+e), Lib. 9. Ep. 20, 
}) Tom. 1. p. 447. | 

+) Columelila Lib. 8. e. 16. 

tt) Nem Lib. 3. e. 3. 





| 


a Sn 135 
vom Gartenbau in Verſen und in einem zierli⸗ 
hen Styl handelt. In einem befondern Buche 
fchreibt er noch von der Pflege der Bäume. 
Matthias Gesner hat in der Vorrede feiner 
Herausgabe aller lateiniſchen Schriftfiehler vom 
Ackerbau, die 1735 zu keipsig von ihm veran⸗ 
ſtaltet worden iſt, den Columella ſehr gründlich 
beurtheilt. Endlich iſt noch der beruͤhmte 
Kraͤuterkenner, Antonius Raſtor, ein Zeitge⸗ 
noß des aͤltern Plinius, zu bemerken. Dieſet 
thut ruͤhmliche Meldung von ihm und von dem 


kraͤuterreichen Garten, den er angelegt hatte. *> 


Er wuerde über hundert Jahre alt, ohne jemals: 
einer Krankheit unterworfen zu feyn, ober das 
deringfte.von ber Stärke fans Gebaͤchtniſſes 
verloren iu baden. 


Das fechite Kapitel 
Die Aesneywilenfhaft 


I. KHoene Wiſſenſchaft iſt burch einen Zeitraum 
von einigen Jahrhunderten unter den 
Roͤmern mehr mißhandelt worden, als die Arz⸗ 

neykunde. Anſtatt die Natur und ben Urſprung 
der Kranfheiten und die geboͤrigen Huͤlfsmittel 
zu unterfuchen, richteten bie erste ihre vor⸗ 
unehmſte Abfiche dahin, den Ruhm ihrer Kunſt⸗ 
genoffen zu verdunfeln, und auf ihren Umſturz 
| nu ihr 


®) Lib. 25. c 2 ü 


\ 
L.- un_. - 


136 | wen 


ihr GSluͤck zu bauen. In weniger als einem 
Jahrhundert erhuben ſich zu Rom durch. Askle⸗ 
piades, Themiſo und Antonius Muſa drey Lehr⸗ 
gebaͤude der Arzneywiſſenſchaft, deren eins das 
andere umſtuͤrzte, nicht weil es beſſer war, ſon⸗ 
bern weil die Stifter derſelben mit ihrem An⸗ 
hange einander herabſetzten. So beſchaffen war 
auch der Zuſtand der Arzneykunſt in dem Zeit⸗ 
raume, wovon wir handeln. Plinius der aͤlte⸗ 
ze ſchildert ſie folgendermaßen ab: »Die Nerze 
»te, ſagt er, »find begierig, durch Erfindung: 
„neuer Syſteme fich berühmt zu machen, und: 
sitösschern- mit unferm eben. Daher das moͤrde⸗ 
srifche Gezaͤnke derſelben bey dem Kraukenbette. 
„Hier find. alle nerfihiebener Meynung, damit 
„ja feiner von ihnen in den Verbarht.geratbe. 
„mie einem unter ben andern einzuflimmen. 
„Daher Fam ed, daß fich jemand. auf feinen 
„Grabſtein fchreiben ließ, die Menge. der Aerzte 
„habe ihn ums Leben gebracht. Mit jedem Tage 
Ä „ändert fich die Are zu Heilen; und wir kaſſen 
‚und durch ben Wankelmuth der Griechen bey 
„ber Naſe berumführen, ob wir gleich mit eiges 
„men Augen ſehen, ba, wer nur unter ihnen 
„dem andern an Beredſamkeit überlegen iſt, ſich 
»fogleich zum Herrn über eines jeden Tod und 
„Leben aufmwirft. « *) 
11. Jedoch Hat fich unter Ziberiuß und 
Kaligula feiner durch Stiftung einer nenen Sekte 
‚ausge: 
J 


®) Lib. 29. c L 





nn — — En EEE SEE 
+ 4 
| 


k — 6 Fe u J 137 J 


außgegeichnet.. Unter Klaudius geſchah diefes 
durch Vetius Valens, deſſen Vaterland unbe⸗ 
Sannt iſt. Seinen vorzuͤglichen Ruhm hatte 
er nicht nur feiner Beredſamkeit, ſondern auch 
der Meſſalina, Gemahlin des Klaudius, zu 
verdanken.*) Worin aber die unterſcheiden⸗ 
den Grundſaͤtze feiner Sekte beſtanden, iſt un⸗ 
bekannt. Seine Liebeshaͤndel mit der Kaiſerin 
waren Urſach, daß er vom Kaiſer zum Tode 
verurtheilt wurde. *) Nicht geringer war das 
Anſehen, in welchem Xenophon, ver Leibarzb 
des Kaiſers Klaudius, zu Rom geſtanden If. 
Er war aber ein Ungeheuer ber. Undankbarkeit. 
Denn obſchon der. Kaiſer die Inſel Coos, das 


Varerland dieſes Arztes, ihm zu Liebe tribnt⸗ 


frey erklaͤrt hatte, ſo trug er doch: fein Beden⸗ 
Terz; Ach mit Agrippina wider feinen Wohlthaͤ⸗ 
er zu verbinden, und ihm unter dem Egein 
einer Arzuey Gift beyzubringen. ”*”) 

AUI. 96 08 gleich nicht der. Mühe werth 
iſt, bey vergleichen Weltbetruͤgern ung länger: 
aufzuhalten, :fo duͤrfen tote doch die drey vor⸗ 
nehmſten derfelben nicht übergeben, weil das 
durch bekannt wird, was ber Betrug in ber 
Arzneykunſt vermag. Dieſe ſind Theſſalus vom 
Tralles, Krinas und Karmides aus Marfilien. 
Der erſte erfand ein neues Syſtem, das er, wie 

5 She 
*) Rlin. ibid, 0 
**) Tracit. Lib. 11. Annal, e. 35. | 
**) Id. Lib. 12. Annal,c. 6%. 


n 


138 ze 

Themiſo bad -feine, methodiſch nanute. Er 
verwarf und verſpottete alle Lehren der aͤltern 
und neuern Aerzte, und es deuchte ihn, einen 
ewigen Ruhm dadurch verdient zu haben, daß 
er alle feine Kunſtgenoſſen wie ein toller Hund 
zu Schanden gebiſſen hatte. Er ließ ſich des⸗ 
halben an der appiſchen Heerſtraße ein Grab⸗ 
“mal errichten, auf welchem er ſich ſelbſt ben 


Neberwinder der Aerzte nannte. So veraͤcht⸗ 


lich als dieſer Mann war, ſo groß war ſein An⸗ 
fehn unter ben Roͤmern. Denn Plinius erzähle 
von ihm, fein Sieger in den oͤffentlichen Spie⸗ 


len ſey von einer groͤßern Menge Volks auf-den 


Straßen begleitet worden, als er, wann er 
ansgieng. *) So ſchlecht mußten die Roͤmer 
dieſer Zeiten die Menſchen zu beurtheilen. Kri⸗ 
nas betrog fie weit kuͤnſtlicher. Er vermengte 
die Sterndeutung mit der Arzneykunſt. Ja 


nachdem. ſich die Sterne bewegten, ſchrieb ex 
andere Speiſen und Getraͤnke vor, und bie 


Kranken mußten nur in den Stunden, be dieſe 
ober: jene Planetenſich conjungirten, die Arzney 
einnehmen. Man kann ſich leicht einbilden, 
daß er bey einem Volke, welches ohnedem ſchon 
von der aſtrologiſchen Wahrſagerey eingenom⸗ 


men war, das Anſehn des Theſſalus ſogleich 
werde perdunkelt, das ſeine aber uͤber alle an⸗ 


dere erhoben haben. Dieſes bezeugt Plinius, 

der noch binzuſekt, er babe nach feinem Tode 
J zehn 

%) Plin. ibid. 


— 








a u — = 139 


schn Millionen Seſterzien, nachdem er ſchon bey 
Lebzeiten auf den Bau ber Mauern feiner Ge 
burtsftadt eben fo viel verwandt hatte, bintere 
laflen. *) . Sein Ruhm verſchwand aber wie 
ein angehäufter Dunft vor dem Winde, als 
Barmides enttveder am Enbe ber Regierung 
bed Nero, oder kurz nach dem Tode deffelben, zu 
Nom erſchien. Dieſer brachte den Gebrauch 
der falten Bäder, bie, feitbem der junge Mars 
celus unter Antonius Mufa den Tod davon ges 
Habt, verabfcheuet waren, wieder empor. Auch 
die anfehnlichften der Roͤmer trugen fein Beden« 
fen, fich in eidfaltem Waffer zu baden, unb 
verbiffen mit einem hartnäcigen Stolz die Kaͤl⸗ 
te, bis ihre Glieder erflareten. *) „ Sogar der 
ausgemergelte Philofoph Seneka folgte der herr⸗ 
fchenden Mode. Sin einem feiner Briefe ***) 
fagt er, er pflege fich auch den erften Jenner In 
kaltes Waffer zu werfen. Das glänzende An⸗ 
fehen, zu welchem ein jeder Arzt, der die Kunſt, 
bie Welt zu täufchen, verſtaͤnd, gelangen fonn« 
te, bewog eine Menge Menfchen allerley Stan⸗ 
des, ſich der Argneyfunde zu ergeben. Schu⸗ 
fir, Faͤrber, Tiſchler, Schloͤſſer verließen ihre 
Werkſtaͤtte, und wurden Aerzte. Unter dieſen 
aber bruͤſteten ſich diejenigen am meiſten, die 
vorher bey den Malern Farben, oder bey den 

Gewuͤr⸗ 


*) Plin. ibId, æ«) id. wid. 
) Eꝑiũ. 53, 83. i 


140 u Su 2 2 
Gewuͤrzkraͤmern Spezereyen gemifcht hatten. *) 
Die Aerzte pflegten damald mit einer großen 
Bolge von Schülern begleitet gu werden, wann 
fie die Kranken befuchten, und benfelben hier⸗ 
Busch hoͤchſt beſchwerlich zu fallen. Martial 
füichele auf diefen Gebrauch, wann er ſingt: 

- Languebam; fed tu comitatus protinus ed me 

Venifti centum, Symmache, difeipulis, _ 

Centum me tetigere manus Aquilone gelatae.: 

Non habui febrem , Symmache „ nune 

. habeo. **) 

IV. Bon den gemeldten Aerzten und an⸗ 
bern, deren Verzeichniß ***) unnuͤtz feyn würde, 
find feine Schriften. vorhanden. Was wir aber 
yon dieſen Zeiten her nügliched und gutes ha» 
ben, ift von Celfüs, .Scribonius Largus, An⸗ 
dromachus, und Soranus von Epheſus. Daß 
Eelfüs ein Staliener, und, wann er fein Römer 
war, wenigſtens eine fehr lange Zeit, und zwar 
feit den letzten Jahren des Auguflug, zu Rom ges 
lebt habe, beweiſet der reine Styl feiner Schtife 
gen, und zum Theil auch, meil er von Askle⸗ 
piades, Themifo und Kaffınd ale ihm befann« 
ten Aerzten fpricht, 1) und wann er ben lateini⸗ 
ſchen Namen getoiffer Dinge angeben wii, oft 
| | fagt, 
*) Galenus Method. medendi Lib. 1. 

**) Lib. 5. Epigr. 9. 

u, Daniel Je Clerc Hiſt. de la Medic, part. 3. 
v. 2. 

H Pracf, Lib. ı. 


J 








ee | 5 14 


fagt, fo.nenne man es in feinem Lande 9 
Der berühmte Morgagni hat betviefen, er fey 
ein Arzt von Profeffion getvefen. **) Das ges 
‚soiffefte ift, daß er nicht nur in der Arzneykunde, 
fondern auch in verfchiedenen andern Wiſſen⸗ 
ſchaften, wohl bewandert war. Denn Auintis 
lian ruͤhmt ihn ald einen Redner, ber von bem 
Megeln der Beredfankeit, **) und als einen 
Philoſophen, der einige Bücher als ein Skeptiker 
im einen zierlichen Styl gefchrieben babe. ****) 
Der naͤmliche und Columella +) begeugen- auch, 
er habe fehe nügliche Buͤcher von der Kriegs⸗ 
Funft und vom Ackerbau binterlaoffen. Wir bas 
ben von ihm acht Bücher von der Aezneytundegg, 
welche in einem reinen und gierlichen Styl ge⸗ 
£chrieben find, wie eg von einem Schriftfteller, der 
im goldenen Alter. der lateiniſchen Sprache ge⸗ 
boren war, zu vermuthen iſt. Was den Inhalt 
dieſer Schriften angehet, ſo werden ſie von ei⸗ 
nigen fuͤr uͤberſetzte Stuͤcke verſchiedener Werke 
griechiſcher Aerzte gehalten. Jakob Bodley 
insbeſondere haͤlt ihn fuͤr einen ſeichten und feh⸗ 
lerhaften Schriftſteller. tt) Andere ſchaͤtzen ihn 

v 
®) Lib. 4. e. 4. Lib. 8. c. I. ete. b 
- **) Epiſt. 4. in Celfum. 
***) Lib, 3. Inftit. Orat. e. 1. Lib. 9. c 1. 
) Lib. 10. c. 1. . 
}) Lib. 1.8. Lib. 2. e. 9. Lib. 3. c. 2. 
1) Eſſai de Crit. ‚für les Oouvrages des Medecins 

Lettre 2. 


14% « rt 


ſo hoch, daß fie ihn mit dem Namen des latei⸗ 
niſchen Bippokrates beehren. Niemand bat 
ſeinen Werth in ein helleres Licht geſetzt, als der 
vortreffliche Johann Baptiſt Morgagni in ſei⸗ 
nen Briefen.*) In einer Schrift des Herrn 
Bernards, Leibarztes des Könige von England, 
von weicher Mr. Dutens einen Auszug liefert, **) 
wird bewiefen, Celſus babe durch feine Schrif- 
ten zu vielen neuern Entdeckungen ben Weg ges 
öffnet. Die swey Briefe, bie ſich in des Mar⸗ 
cellus Empirikus Buche von Arzneymitteln uns 
ter des Celſus Namen finden, gehören wahr⸗ 
ſcheinlich dem Scribonius Aargus, *) von 
we mir bald reden werden. Es lebte damals 
noch ein anderer Celſus, Apulejus gugenannt, ein 
geborner Sicilianer, der Lehrer des Scribos 
niuß, +) dem einige das unter bed Apulejus 
Namen befannte Buch von ben Kräutern zus 
fhreiden, welches aber mach anderer Mey⸗ 
nung tt) dem Aucius Apulejus zugehoͤrt. 
V. Sceibonius Aargus war ein Zeitge⸗ 
noß des Eelſus, wie aus einigen Stellen ſeiner 
Buͤcher 


) Ante Celfi Libeos Edit, Patav. 1750. 
**) Recherches fur I!’Origine des Decouvertes 


T. 2. p. 59. 
***) Fabric. Bibl, Lat. Tom. I. p. 386. 


}) De Compof. Medicam..p. 171. _ 
tt) Fabric. Bibl. Lat. T. 2. p. 25. 








ee 0 143 
Bücher erhellet. *) Man weiß aber nichte von 
feinem Baterlande. Wir haben von 9 ein 
Buch De Eompoſitione medicamenum, 
von welchem einige glauben, es ſey von dem 
Verfaſſer in griechiſcher Sprache geſchrieben, 
und etwan hundert Jahr hernach in die lateinl⸗ 
ſche uͤberſetzt worden. Andere aber find anderer 
‚Mepnung. **) Daß viele folgende Aerzte, als 
da find Trypho, Glykon, Trafens, Ariſtus 
und andere aus feinen Schriften geſchoͤpft ha⸗ 
"Gen, obwe feiner zu gedenken, bat Herr Portal 
in feiner Gefchichte der Zergliederungs- und‘ 
Mundarznepfünft ***) deutlich beiviefen. Den 
Caſſius, welchen Celſus, fein Zeitgenoß, einen 
witzigen Arge feines Jahrhunderts nennt, +) will 
ich hier mit Stillſchweigen übergehen, weil es 
wegen ber vielen andern biefed Namens ganz 
ungewiß iſt, ob er der Verfaſſer des griechifchen 
Werks fen, welches feinen Namen führt. Ans 
dromachus war keibarzt des Kaiſers Ners. Ga⸗ 
lenus, oder wer der Verfaſſer des Buchs vom 
Theriak iſt, ruͤhmt ibn als einen vortrefflichen 
Arzt. 17) Er bat auch deſſelben kleines Gedicht, 
welches in griechiſchen Diſtichen vom Theriak 
handelt, feinen Werten einverleibt. HH) Zu 
| Trajans 

*) De Compof. Medicam. c. 97. p. 171. 2 
*&) Fabrie. Bibl, Lat. T. 2. p. 570. 
+) T. 1.p-71. ) Praef. ad Lib. I. 
tt) Lib. 1. de Theriac ad Pifonem c. 5. 
+t}) Galen, Lib, 1. de Autidotls e. 6. 


v . 


v 


144 geh 


Trajaus Zeiten machte fih enblich noch durch 
Schriften berühmt Soranus von Ephefus, mie 
Suifas erjaͤblt. Eine feiner Schaiften het der 
berühmte Herr Doktor Cocchi von Florenz zum 
erfienmal durch den Druck bekannt gemacht, unb 
mit Anmerkungen erläutert. Wer von dieſen 
and andern Aerzten dieſes Zeitalter® mehr zu 
wiffen verlangt, der leſe des Fabricius Verzeich⸗ 
niß der alten Aerzte,) Daniel le Clercs Se 
fhichte der Arzneykunde, und bes Herrn Pot 
rals Gefchichte der Zergliederungs⸗ und Wund⸗ 
arpueptunfl 
Das fiebente Kapitel. 
Die Rechtsgelebrſamkeit. 


L gYbgleich bie mebreften Kaifer nach Augus 
flus Tode in Sachen, die fie einiger. 
maßen betreffen Eonnten, kein anderes. Gefeß als 
ihre Willkuͤr und Leidenfchaften erfannten, fo 
erfoberte ed doch ihr Eigennutz und ihre ‚eigene 
Sicherheit, daß in bürgerlichen Sachen ein ge 
wiſſer Lauf der Gerechtigkeit, und die Gefeße 
von den Unterthanen beobachtet würden. Es 
gab deshalben noch immer Männer, die fich der 
Mechtögelehrfamfeit mit Ruhm beflifen. Pom⸗ 
ponius bat eine kurze Gefchichte davon hinter« 
laſſen, **) die ich hier zum Grunde legen werde. 
II. Vor 
) Bibl. graeca T. 13. p. 15. etc. 
**) Digeft. Lib. ı. Tie. 2. 





re, 145 
| Vor alggamuß von iwey Rechesge⸗ 
kr, von der Pein jeder eine Sekte in der 
Rechtsgelehrſamken geſtiftet Hat, gehandelt wer⸗ 
dei: Dieſe find Attejus Capito, und Anti⸗ 
flias Cabeo. Sie bluͤheten zwar ſchon unter 
Auguſtus, haben aber nach deffelben Tode durch 
bie Menge ihrer Anhänger ihren Ruhm größten, 
theils erlangt. Der erfte lehrte, man müffe 
inm der Erflärung ünd Vollſtreckung ber. Gefege. 

von dei buchſtaͤblichen Verſtande derſelben nicht 
"abweichen; bingegeit war Labeo bet Meynüng; 

es gegieme fih, den Geiſt und bie Abficht ber. 
Geſetze mehr als bie buchfäbliche Bebeutung zu 
besbachten, fo daß dieſe durch jene, wo es der. 
Fall mit fich bringt, entwedet geinildert, ober 
gefhärft werde. ) Dießes folge aus ben; 
was Pomponius von ihnen ſagt, Eapito hade 
ſich nur an bag gehalten, was er von andern 
gelernt hatte; Labes aber babe feinem Verſtande 
zu viel eingeräumt, und viele Neuigkeiten ein⸗ 
‚geführt. Die Parthey dei erſten wurde wegen 
det zwey vornehmſten Anhänger die ſabiniani⸗ 
ſche und kaſſianiſche, und ſene des zweyten die, 
prokulejaniſche und pegaſianiſche genannt. 
Dieſe zwey Rechtsgelehrte waren nicht nur in 
ihren Depnungen, ; föndern auch in ihrem fitle. 
lichen 


Terraſſon Hi. de la Jürlsprud; ‚Rom, 
part, 3. $. 2. | | te 


rn 


I. >77 7 7 ed 












46 u = 2 
lichen Charäfter ganz unteiigpieben. Eapits 
war ein Schmeichler des FMn, *) ob dieſes 
gleich feiner Lehre nicht gemaͤß war. Hingegen 
. war kabto rechtfchaffen, und von unerfchrockner 
Freymuͤthigkeit, **) obgleich feine Lehre ihm 
sicht fo fireng die Hände band, daf er fich nicht 
in die Zeiten und Umftände hätte ſchicken koͤnnen. 


Dem erfien fruchteten feine Schmeichelegen das 


Ronſulat; ber andere aber kam nicht weiter ale 
zur Prätorftelle. Es folgte aber hieraus, was 
jederzeit zu erfolgen pflege, wenn ſchlechte Ge 


ſchoͤpfe wuͤrdigen Männern vorgezögen werden, 


bdaß Capito als Konful auf der Wagfchaale des 
Publikums mendlich weniger wog, als der Präs 
. tor abeo, und ſich den allgemeinen Haß auf 
Ben Hals 509. ***) Das Sterbejahr des La⸗ 


beo iſt unbekannt. Von Capito aber ſagt Taci⸗ 


tus ausdruͤcklich, er ſey im neunten Jahre der 
Regierung des Tiberius geftorben. +) Bon den 
Bierzig Büchern, „die Eapito in feiner ſechsmo⸗ 


natlichen Einfamfeit, welche er jährlich von der 


Stadt entfernt bloß zum Stubiren anwandte, 
gefchrieben hat, und von den Schriften des 
Labeo, iſt nichts als einige Fragmente, die ſich 
in den Digeſten finden, auf unſere zeiten ge⸗ 
lommen. 

IM. 


°5 T'acit. Lib. 3. Annil. e. 75. « 
**) Tecit. loc. dit. ch) 14, * cit. 
+) loc. eit. nl: 





nn 2 17. 

: M. Nach den Tode bieſer Nechtegelehr⸗ 

tin nahm der Ruhm und die Anzahl der Anhäns 
ger der zwo Sekten, die fie geſtiftet hatten; un⸗ 
gemein zu. In die Stelle des Gapito. traf 
Maſurius Scbinus, und In jme bes dabes 
Nerva Cocceſus Maſurius Sabinus mad 
ein roͤmiſcher Ritter, und hatte von Tiberius 
das Recht erhalten, in Gerichtshaͤndeln oͤffent⸗ 
liche Antworten zu ertheilen. Denn obgleich 
dieſes bis auf Auguſtus Zeiten einem jeben 
Rechtsgelehrten erlaubt war, fo hatte dieſer 
Kaiſer befohlen‘, daß in Zukunft die Erlaubniß 
dazu von Kaſſer ſelbſt ertheilt würde, und baff 
bie Richter nach folchen Antworten urtheilten.) 
Weil er fich keine Reichthuͤmer erworben, und, 
wie Pomponius erzählt, nur von feinen Shih 
lern gelebt bat, fo muß er ſehr rechtſchaffen ges 
weſen ſeyn. Was aber Netva Cocceſus, den 


Großvater des Kaiſers Nerva, betrifft, ſo hat 


man Urſache, auf feine Ehrlichkeit einen Ver⸗ 
dacht zu werfen. Denn er war ein Bufenfreund 
bes Iafterhaften Tiberius, und einer von den wentä 
gen, die er ju feinen Mitgefährten wählte, "ale 
er, feine fchändlichften keidenſchaften zu befrie⸗ 
digen, fich auf die Inſel Kapred: begab. **) 
Tacitus erzäple zwar von ihm, er habe fich die 
. 82 rg . ‚allgea 
*) Heinece. Antiq. Rom. Iurieꝑrud. Allufrang 
Lib. ı. Tit. 2. $. 38. et Hiſt. Juris Rom. Lib. ı. 
RL. Cr On 
20 Tacit. Lib 4. "Ann. €. 58 


⸗ 


18 PER Br 
allgemeinen Uebrl bed Staats fo zu Herzen ge 


nommen, daß er vor Verdruß und Furcht keine 
Speiſe mehr nahm, und ſich zu Tode hunger⸗ 


96°) Es if aber wahrſcheinlich, daß dieſes 





mehr aus Verzweiflung und Furcht, eines 
ſchmaͤhlichen Todes zu ſterben, als aus patrio⸗ 
riſchem Eifer geſchehen ſey. Auf diefe Weiſe 
ſtarb er im 34 Jahre der chriſtlichen Zeitrech⸗ 
nung. Die Schriften dieſer zwey Rechtsgelehr⸗ 
sen find ganz verloren gegangen. Maſurius 
Sabinns hatte derfelben viele von ber Rechte. 
gelchefamfeit hinterlaſſen, deren Titel: die Her⸗ 
zen Terraffon **) und Heiuneccius “r) geſam⸗ 
meit haben. 

- IV. Die merkwuͤrdigſten unter den sbri 
gen Rechtsgelehrten dieſes Zeitalters, die Pom⸗ 
Yonius anmerkt, find &. Caſſius Konginus, 
Prokulus, Salvius Julianus und Pegaſus. 
C. Caſſius CLonginus war von ber Mutter 
Seite ein Urenkel des beruͤhmten Servius Sul 

tius, von dem wir im erſten Bande gehan⸗ 
delt haben: Nachdem er Prätor in Syeien) 
geweſen war, wurde er unfer ber Regierung 
deg Tiherius zum Konfulat befördert, und 
Ran in großem Anfehn. Weil er tudendhaft 
mar, 


*) Tac. 2. Li. 6. Alina e. 26. 

«*) Hift. de la Jurkprud. part. $. 3. 
***) Hift, jur. Lib. 1. e. 4. 6. 208, 200. 
Tacit. Lib. ı2. Annal. c. 12. 


“ 2 == — 2 1 0 To 
war, und unter andern Bildern feiner Ahnen 
auch jenes des Caſſius⸗ ber ben Caͤſar ermordet _ 
harte, in Ehren hielt, fo verwies ihn Nero 
nach Sardinien. *) Suetonius erzählt fogar, 
er habe ihn hinrichten laſſen. ») Dieſes ift 
aber nicht wahrſcheinlich, weil neben des Taci⸗ 
tus Zeugniß auch Pomponius fagt, er fen von 
Veſpaſian zuräcdgernfen worden. Er verthei⸗ 
digte die Lehre des: Capito mit ſolchem Eifer, 
daß dieſelbe den Namen von ihm erhielt. Pli⸗ 
nius der juͤngere nennt ihn ſogar das Ober⸗ 
haupt und den Stifter derſelben. *) Aber 
indeß daß dieſer die Sekte des Eapisa aufrecht 
erhielt, geſchah das naͤmliche auch von Proku- 
lus in Anfehung der Lehre des Ladeo, welche 
daher den Namen ber. prokulejaniſchen Schule 
erhielt, Es if nichts ander& von dieſem bes 
kannt, als daß er einige Bücher von Briefen; 
wovon in den Digefien Meldung gefchicht, ges 
fehrieben hat. Was Salvius Juliange angeht, 
iſt von dem berühmten Heineccius fehr genau 
unterſucht worden. Er war der Aeltervater des 
Kaiſers Didius Julianus. +) Die Meynung, daß 
er ein Meilaͤnder war, hat durch folgende Auf⸗ 
ſchrift, bie ber berühmte Muratori bekannt ge⸗ 
macht bat, tt) eine neue ne⸗ erhalten. 


*) Tar. Lib. 16. Aun, c. : ae i 

æ4s) in Neron. c. 37. a 3 Lib, 7. ep 24 
+) Spartienus in Didio Juliano. 
41) Nor. Thef. Infee. Tom. 1. p. 338 


150 — = — 7 
, M.SALVIO, .. 
IVLIANO M. F. SEVERO 
HVMANI DIVINIQ. IVRIS 
- PERITISSIMO 
EDICTI PERP. ORDINAT. 
IVDIC1 INTER SELECTOS II VIR. 
II VIR. A. P, XVI VIR. STLIT; IVDIC. 
FLAMINI PP. DIVI TRATANI 
PATRONO COLLEG: GALL. 
OMN. DIVI HADRIANI CONBEGAE . 
A. D. D. P, P, ANTONINO M. AVRELIO | 
ET L. AELIO VERO AD PRAET. VRB. 
-" ET COS. SEMEL ET ITER, 
>"  EVECTO | 
| MEDIOLANENSES - 
- CIYI OPTIMO ET PATRONO 
‚ + INCOMPARABILI. 
„OB MERITA L D..D. D. 


Er mag über cin Meiländer, ober wie andere 
wollen, *) ein Adrumetiner and Afrika geweſen 
ſeyn, ſo iſt doch gewiß, daß er einer der vor⸗ 
nehniſten Rechtsgelehrten zu Rom war, daß der 
Kaiſer Hadrian ſich ſeiner Rathſchlaͤge bedient 
hat, M und daß er zweymal mit der Wuͤrde des 
Konſulats beehrt worden iſt. Heineccius fuͤhrt 
bie Titel feiner Schriften an, unter welchen bie 
90 Bücher der Digefien, worüber viele alte 

I Rechts⸗ 


®) Cafaiib. ih Notis ad Spartian: Reincfius Led. 
var. Lib. 3. c. 2. 

*) Heinece. Hill, Edidorum et Edi@i Perpetul 
Lib. 2. c. 3. et Differt. de Salvio Juliano vol, 2, 
ejus oper. —* Genev. 3746. 


— — — — — — — nn nn — - 








Asse >. — U Zee {7 55 

Rechtsgelehrte kommentirt haben, die merk 
wuͤrdigſten find, | 
V. Was aber dem Salvius Julianus den 
groͤßten Ruhm gebracht hat, iſt das fogenannfe | 
Edilhun perpetuum, von welchem er der Vers 
faffer if. Weil es in der Gefchichte der roͤmi⸗ 
ſchen Rechtsgelehrſamkeit eine Epoche macht, ſo 
gebuͤhrt es ſich, hier einen kurzen Begriff davon 
zu geben... Die Gewalt eines Praͤtors brachte 


mit ſich, daß er beym Antritt ſeines jäprlichen 


Amtes ein Edikt bekaunt machte, worin er ih 
erklaͤrte, nach welcher Richtſchnur er die Ep 
chen, die ju feiner Gerichtsbark t gehörten, dag 
ganze Fahr Hindurch zu beurkheilen gefonnen 
waͤre. Weil ſolche Evdifte zur Abſicht hatte, 
die Geſetze der Buͤrger zu erlaͤntern, oder, wo Be 
mangelhaft waren, zu verbefiern, fo fonnte zur 
Derwaltung der Gerechtigkeit nichts nüglicher 
feyn, als eine wohlgeordnete Sammlung biefer 
Edikte. Diefe wor aber bis zu Hadrians Res 
gierung nicht zu Stande gekommen. Dieſer 
Kaifer gab deswegen dem Salvins Julianus 
den Befehl, die Verordnungen aller Prätorm zu 
unterſuchen, fie mit einander zu vergleichen, das 
Unnüge oder Geſetzwidrige augzulaffen, und maß 
er für gut erachtete, hinzuzuſetzen, damit man 
eine allgemeine und fichere Kegel hätte, die Ges 
rechtigkeit zu handhaben. Diefe Sammlung, 
welche auf die befihriebene Weife durch Salvius 
Julianus gu Staube Fam, wurde Edictum per- 

K4 petunm 


154 un Ze Fu 
| Das achte Kapitel. 
Grammatiker und Lehrer der Redekunſt. 


I. Yachten wir von der G·chichte ber roͤnmi⸗ 
— ſchen Litteratur nach allen ihren Zweigen 
gehandelt haben, ſo iſt noch uͤbrig zu unterſuchen, 
durch welche Mittel die Roͤmer dazu gelangten. 
Was die Schulen betrifft, To iſt ſchon ander⸗ 
waͤrts erklaͤrt worden, wie ſich die Schulen der 
Grammatiker und der behrer der Rebekunſt be⸗ 
ſchaͤfftigten.*) Die Lehrer hatten bisher vom 
dem Schulgelde gelebt, weiches die Schäfer für 
die Echre bezahlten. Folglich waren die Armen 
von den Wiffenfchaften ausgefehloffen: : Aber 
der Kaiſer Befpafian war der erſte, dieſes Uebel 
absufchaffen. Denn er verordnete, daß deu Leh⸗ 
rern der griechifchen und lateinischen. Rebekunſt 
die jährliche Befoldung von hundert taufend Se 
ſterzien, ungefähr 2500 Konventionsthaler, aus 
bem gemeinen Schage gegeben wärde. *) Wer 
den übermäßigen Pracht betrachtet, ber damals 
zu Nom herrſchte, der wird die damaligen Lehr 
ver nicht ſehr beneiden. Quintilian war der 
erſte, der ſo beſoldet die Beredſamkeit Sffentlich 
lehrte, ***) nachdem er ſchon unter bed Galba 
Regierung, wie ein jeder anderer, ohne Beſol⸗ 

dung 


9 Erſten Bandes Geite 294, 298, 
*) Suet. in Vefpaf. e. 18. 
***) Euſeb. Chronic. ad Olymp. 217. 








er a. 
bung dieß Lehramt vertreten Bat. Es iſt 
wahrſcheinlich, daß Veſpaſtan auch für die 
Grammatifer eine Beſoldung . beftimmt habe. 
Sollte es aber nicht gefcheben. feyn, fo ift ge 
wiß, daß her Kaiſer Hadrian nicht nur fie,.fon« 
bern auch alle andere Lehrer, mit reichlichen Ein⸗ 
kuͤnften verſehen hat. Spartianus, der dieſes 
erzähle, *) ſetzt hinzu, dieſer Kaiſer habe die 
Lehrer, welche nicht. mehr zum Lehren taugten, 
mit Ehrenzeichen und Belohnungen überhäuft 
und in Ruhe gefebt. | | 

U. ‚Der Kaifer Hadrian wollte: nicht nue 
für einen großmüthigen und wohlthaͤtigen Be 
förderer der Gelehrſamkeit, fondern auch für. 
einen Gelehrten von der erften Größe, angeſehen 
ſeyn. Daher Fam ed, daß er überaus gnädig 

gegen bie Gelehrten mar, bie feiner Figenliche 
Ghmeicheten, hingegen von Neid und Haß wi⸗ 
der diejenigen entbrannte, deren größere Stärfe 
in den Wiſſenſchaften er entweder ſelbſt muth⸗ 
| maßte, oder die ihm den Vorzug darin flreitig - 
machten. : Solche Gelehrte waren in gefaͤhr⸗ 
lichen Umfänden..**) Dagegen ‚bewies er fi 





ungemein forgfältig fuͤr die Befoͤrderung dee - 


Schulen. Denn neben dem, daß er die, Lehrer 
mit einem reichlichen Auskommen verſah, wie 
‚oben geſagt worden iſt, fo ließ er auch für die 
öffentlichen Echulen, bie bisher in den Privat 
wohnungen der Lehrer gehalten worden waren, 
ent 
‘*) in Hadrian. =) Die Lib. 69. _‘ 











Pi ee 

tin befondres Gebäude errichten, welches er 
Arhenäum nannte.*) Bon diefer erften hoben 
Schule zu Rom geſchieht in den Schriften fols 
gender Zeiten oft Meldung. Es wurden da⸗ 
felbſt nicht nur Känfte und Wiffenfchaften oͤffent⸗ 
lich) gelehrt, fondern es diente auch den Dichtern 
and Hebnern, ihre Schriften öffentlich vorzule⸗ 
fen. Schade, daß diefer Mufenfig gu eier Zeit 
errichtet wurde, da alle die übrigen Umſtaͤnde 
zum Verfall der Gelchrfamfeit zuſammen · 

immten. 

ME. Jedoch fehlte es in dieſem Zeitraum 
nicht an Örammatifern und Rhetorn. Sueto⸗ 
nius nennt der Grammatiker drey, naͤmlich 
Pomponius Marcellus, Remnfus, oder Rem⸗ 
mius Fannius Palaͤmon, und Markus Yale 
riug Probus. **) Der erfte war ein, fo hart⸗ 
naͤckiger und bigiger Verfechter ber Reinigkeit 
ber Iateinifchen Sprache, daß, da Attejus Ca⸗ 
pito ein unaͤchtes Wort, das dem Tiberius ent⸗ 
fallen war, damit entfchufdigen wollte, bucch dag 
£aiferliche Anfehn kann es Acht lateiniſch werben, 
er kein Bedenken trug, den Schmeichler einen 
kaͤgner zu ſchelten, und dem Kaiſer ins Geficht 
u fagen, er inne zwar ben Menfchen, nicht 
aber den Wörtern das Bürgerrecht ertheilen. 
Dit ver freylich nfehr einen Grammatifer, 

eg 


Mr Aurel, Vi&. de Caehhr. 6. 14 
*%) De illuſtr. grapım, c. 23, 23, 24. 


[2 


eh, ° 157 


| als einen Hofmann Er hielt auch oft ale 


Sachwalter gerichtliche Reden, wo aber. immer 
ber Grammatiker, oder beſſer zu reden, der Pe⸗ 
dant vorſtach. Denn da er einftend, einen 


Beſchuldigten zu. verteidigen, ver Gericht er⸗ 


Ichienen war, und in der Rede ſeines Miderr 


Hachers ein fehlerhaftes Wort bemierfte, fleng, 
‚er ein fü heftiges Gezaͤnke mit ihm an, daß er 


die Hauptfäche ganz und gar darüber vergaß. ”) 


+ 


Remmius ein Freygelaſſener, lernte bey Gele⸗ 
genheit, da er als Leibeigener den Sohn: ſeines 


Herrn in bie Schule begleiten mußte, fo viei, 


daß er für den vortrefflichiten Grammatiket ſei⸗ 


ner Zeit, das iſt, unter der Regierung des Ti 


berius and Claudius, gehalten wurde.*) Ob 


er gleich einen fo ruchloſen Lebenswandel fuͤhrte, 
Daß felbft Die zwey Kaifer, Tiberius und Clau⸗ 


dius, die es in ben Laſtern gewiß ſehr weit ges 


bracht hatten, von ihm das Zeugniß ablegten, 
man fonne ihm unter allen Lehrern am wenig⸗ 
ſten Knaben oder Juͤnglinge anvertrauen: ſo 
wußte er ſich doch durch feinen gefprächigen Um⸗ 
gang, und feine Leichtigkeit Verſe gu matheh, 


‚bey jedermann beliebt zn machen: Wir haben 


nuter feinem Namen ein kleines Gedicht vom 
Gewicht und Mash, welches aber von andern 
dem Priſcianus ingefäriehen wird, und cn 
klei⸗ 
) Suet. ĩbidem. 
**) Suet. ibid. e. 29. Plin. Lib. 14. e. 4. der 
Sat. 6. 451. 85.0219 - .. 


=> 
Flöinee Buch von der Grammatik, welches 
Idvianus Pontanus zuerſt zum Druck: befördert 


bat, und In den Kollektionen der Tateinifchen 


Grammatifer zu finden iſt. Der lebte der Sram. 


ö matifer, von denen Suetonius handelt, iſt Mar⸗ 


kus Valerius Probus, von Berytus in Phönte 


rien gebuͤrtig. Er hielt eigentlich Feine oͤffent⸗ 


Tiche Schule, ſondern unterhielt fih nur in Ge⸗ 


ſellſchaft einiger Freunde mit Lefung und Erklaͤ⸗ 


rung alter Schriftſteller, mehr zu ſeinem eigenen 


Vergnuͤgen, als zum Nutzen der Roͤmer, bie 


damals die Schriften der Alten verachteten. *) 
Servius nennt ein von Ihm gefchriebenes Buch 
von dem Zufammenbange der Zeiten, **) und 


Gellius ein anderes Aber die römifchen 3iffern, 


deſſen fi) der Kaifer gu bebienen pflegte, wenn 
er Briefe fchrieb. 7) Es iſt auch noch wirk⸗ 
lich ein-dergleichen Werk unter des Probus Na⸗ 
men vorhanden, nebft zwey Büchern von den 


Grundſaͤtzen der Grammatik, bie indgefammt 


in den Kollektionen der alten lateinifchen Gram⸗ 


 matifern zu finden find. Nach des Euſebius 
| Chronit lebte er unter der Regierung des Nero. 


"IV Es ſind noch zwey Grammatiker von 
bieſem Zeitraume übrig; von welchen Suetonius 
feine Meldung thut, ob fie ſich/ gleich durch ihre 


Schriften vieleicht berühmter ‘gemacht: haben, 


ale. 
5 Suet. ibid. €. 24. BE ui 
”*) ad Lib. 7. Aeneid. v. Zar. 
##*) Noct. Attic. Lib. 4.7. :-. 





0 = 19 
als viele der andern, von. denen er Nachricht 
giebt. Die find ©. Asconius Pedianus,: und 
Apio. Der erfie war ein Paduaner, wie aus 
- feinen dgenen Schriften ) und aus Silius 
Stalins **) erhellt. Er blühete unter ber Res 
gierung des Claudius; und Quintilian ſcheint 
ihn gekannt zu haben. **e) Er fol fein Alter 
bis auf 94 Fahr gebracht Haben, und die zwoͤlf 
letzten Sjabre feines Lebene blind geweſen feyn. 1) 
Ob er (don die Grammatik nicht oͤffentlich lehr⸗ 
te, ſo hat er fich dennoch durch feine Erklaͤrun⸗ 
gen der alten Schriftfteller um diefelbe ſehr ver⸗ 
Bient gemacht. Don dem ARommentar bed 
Die Reden des Cicero find noch Fragmente vor⸗ 
Banden, die der berühnite Poggio von Florenz 
herausgegeben hat. Sie geben uns nüßliche 
Nachrichten. zur Gefchichte damaliger Zeiten. 
Eeine übrigen Werke, befonders die Lebensde- 
ſchreibung des Geſchichtſchreibers Salluſtius 
Criſpus, find verloren gegangen. ) Man 
bat Laurentius Valla mit Unrecht befchuldigt, 
er habe fein Werk de Elegantiis Latini Ser- 
monis größtenteils aus einem nun verlornen 

Werte 


*%) Comment. in Orat. pro Cornel. 
**):Lib. 12. v. 212. etc. 

*#%) Voflius de Hift. Lat. Lib. 1. e. 27. 
}) Eufeb. Chron. ad ann. 7. Vefpaf,. 


41) Vofius da Hift, Lat. loc. eit. babrie. Bibl. J 
Let. Lib, 2.0.06. —W di \ . 


160 rt 


Werke des Asconius Pediauus abgefärkeben: *) 
Apio, ber zu Dafid in Aegypten geboren war; 
and nur deswegen ber Alexandriner genannt 
wird, weil er mit dem Bürgerrechte diefer Stade 
beehrt worden war, Fam als aleranbrinifcher 
Botſchafter im Jaht 40 nach Nom, um deni 
Raifer Caligula die Urfachen vorzuftellen , war⸗ 
um fich feine Mitbürger wider die Juden empoͤrt 
hatten, und bielt ſich daſelbſt eige-geraume Zeit " 
auf: Er fol in allen Theilen ber griechiſchen 
Litteratur ſehr wohl -bemandert geweſen ſeyn⸗ 
dieſen Ruhm aber durch ſeinen Stol; verdunkelt 
Haben. **) ‚Ei gab vor, er verewige diejeni⸗ 
gen, denen er-feine Werke widmete ***) unb 
in den Grädten Griechenlands, wohin ibn 
Die Reife brachte, ließ er fich dem giwenten Ho⸗ 

mer nennen: +) In feinen Schriften, worun⸗ 
ter eine Befchichte von den wunderbareh Din⸗ 
gen Aegyptens war, bat er die Juden fehr mis. 
Gandelt: Aber ber Gefchichtfchreiber Joſeph 
Flavius bat ihn in einem eigenen Werke wider⸗ 
legt. Die Befebichte von der Dankbarkeit eis 
nes Loͤwen gegen den Beibgigenen Androdus 
eder Androklus, der ihm einch Dort aͤus dem 
Fuß gezogen hatte, Haben wir bein Apio ale 
YAugenzeugen gu verbanfen, aus beffen verlor⸗ 

’ nm. 


e) ibid. 
**) Gellius No@. Akt. Lib. 5. e, 14 
*++) Plin. Praef. Lib. 1. H Senec. Epift. 88. 


re | 361 
nen Schriften fie Gellius mit beffelben eigenen 
Morten anführe. ”) Meil die bloßen Namen 
verſchiedener anderer Grammatiker, bie ich noch 
aus alten Schriftſtellern anführen koͤnnte, zu 
nichts nutzen wuͤrden, ſo will ich anſtatt derſel⸗ 
ben folgende allgemeine Bemerkung von. ihnen 
bier beyfuͤgen. Gellius führe ‚sft Stellen aus 
den Srammatifern diefer Zeiten an, 6) wo fig 
die beften. Schriftfieller des goldenen Alters der 
römifchen Gelehrſamkeit, als da find Virgil und 
Eicero, verächtlich behandeln, und vieler Fehler 
wegen tadeln. Er widerlegt auch oft diefelben, 
und beweifet, daß ſolche Beſchuldigungen die Un⸗ 
wiſſenheit der Kritiker zum Grunde haben. Aber 
das war der Geiſt damaliger Gelehrim Uns . 
ſtatt daß fie die einfache und natürliche Schoͤn⸗ 
beit der Werke ihrer Vorfahren ih zum Mufter 
vorſtellten und ſich eigen machten, fo belchte . 
fie ein blinder Stolz, dieſelben an Witz und 
Zierlichkeit zu übertreffen,. und fich über derfels 


ben Ruhm weit empor zu heben. Dieß war bie 


Yrfach, warum die roͤmiſche Gelehrſamkeit im⸗ 

mer mehr in Verfall gerieth, wie ſchon anders⸗ 

wo angemerkt worden iſt. 

V. Wenn das Fragment des Suetonius 

von den beruͤhmten Kehrern der Redekunſt 
big 

*%) Lib. S.c. 14. 

**) Nod. Auic, Ub. 2. & 6. Lib. 4.8. Lib. 6 

E. 6. exe. 


. 


162 —E — 
bis auf bie Beten, wovon wir handeln, reichte, 
16 wuͤrde nicht nöthig ſeyn, die Nachrichten da. 
don auns verſchiedenen Schriftſtellern muͤhſamer 
zu. ſammeln. ‚Hier findet man ihrer viele, die 
ch in dieſem Zeitalter mis der Lehre der Reber 
kunſt ruͤhmlich abgegeben haben. Bon Senekæ* 
dan aͤltern und von Quintilian, welche fich 
hierin unter allen am meiſten ausgezeichnet ha⸗ 
bar, if ſchon jur Bnuͤge gehandelt worden. 
Nach dieſen iſt Portius Latro der merkwuͤrdig⸗ 
Re Senefa, deſſen Landsmann und Bufen- 


freund er war, und mit dem er hach Rom ges 
. Yommen zu ſeyn ſcheint, legt ihm uͤberaus große 


Lobſpruͤche bey. ”) Quintiliau nennt ihn den 
Arſten Rhetor, ber ſich mit Ruhm hervorgethan 
habe. **) Er ſetzt aber hinzu, daß er, fo groß 
and) fein Veidienft in der Schule wär, bey Ge⸗ 
legenheit, eine Rede auf dem Foruin zu halten, 
ſichs zur Gnade ausgebeten habe, in einem ver⸗ 
ſchloſſenen Ort es thun zu duͤrfen. Alſo war 
das in den Schulen übliche Deklamiren nicht 
hinreichend, einen beherzten Nedner zu bilden. 
Plinius der ältere ruͤhmt ihn ebenfalls, ***) 
‚und fügt hinzu, einige Rebner haben bie thoͤ⸗ 


Ä ‚richte Gewohnheit gehabt, ihr Angeficht mit 


"einen gewiſſen Kraut‘ zu reiben, um fich die blaffe 


Farbe des Portius Latro zu geben. Aber zwey 


Dinge erzaͤhlt Seneta von ihm, die ſeinen Werth 


ſebr 
°) Prooem. Lib. 1. Controv. J 
*) Lib. 10. c. 5.  "#) Lib. 22. c. 








Mo > =. 163 
ſehr herabſetzen. Er hatte eine fo große Ders 
achtung auf bie griechiſchen Schriftfieher gewor⸗ 
fen, daß er fich nicht einmal die Mühe gab, fie 
ju leſen; ) und zweytens war er. von feiner 
eigenen Art zu Deklamiren ſo eingenommen, daß 
feine Schuͤler: ihn wie ein Orakel oder wie eins 
dimmliſche Stimme nur anbsren, nicht ſelbſt 
deflamiren durften; weswegen fie auch. nur Au« 
ditores, nicht Dieipuli ſpottweiſe von andern 
genannt wurden:\. Ex ſtarb in den erſten Jah⸗ 
ren der chriſtlichen Zeitrechnung; indem er aus 
Verdruß uͤber ein langwieriges Fieber ſich ſelbſt 
den Tod anthat. Euſebius, der ſeinen Tod 
einage Jahre vor bie chriſtliche Zeitrechnung 
ſetzt, ſcheiat ſich hier verrechnet ga Haben. Von 
den uͤbrigen, die: von Seneka in den Vorreden 
feiner Buͤcher Controverfiarusn. geruͤhmt wer 
den, und fahre Schriften bintertaffen haben, 
will ich nur noch den römifchen Ritter Blandus 
änführen, "weicher von feinen Stande der erfle 
War, den Namen und das Lehramt eines Rhe⸗ 
tors anzunehmen: Ordentlicher Weiſe mas 
dieſes nur eine Beſchaͤftigung ‘der Freygelaſſe⸗ 
nen. Die Roͤmer ſchaͤmten ſich, bafjenige zu 
lehren, was ihnen Ehre brachte, zu lernen. **) 
Foscus Arellius, der nad) dem Beyfptele des 
Blandus und feines Vaters eine große Menge 
Schuͤler die Redelunſt lehrte, wurde deshalben 

lt 2 aus 
) Controv. 33. ww. 
| “ Sense. Prooem. Lib, 2. Consror. 


‚104 ee . 
ans dem Nitterorben verſtoßen. ) "Man ficher 
hieraus, daß auch damals Adel und Vernunft 
zwey verſchiedene Dinge waren. 
VI. Es haben zwar vor Quintilians Zeit. 
alter neben Seneka noch einige andere Rhetorn, 
als da find, Cornificius, Stertinius, Gallio, 
Celſus, Kena, und zu feiner Zeit, Virginius, 
 Plinius ber ältere, Xutilins und andere von der 
Redekunſt gefchrieben, **) ihre Schriften find 
aber nicht auf unfere Zeiten gefemmemn. Denn 
Daß die Bücher ad Herennium, -die unter des 
EiceroRamen bekannt ind, von Eorrificius, ’.. 
oder wie andere wollen, von Virginius +) ber» 
ruͤhren, iſt gang ungegruͤndet. So gehört auch 
das Werkchen von ber Rebekunſt, welches 1569 
von Sixtus Pompa unter Aumelius Cornelius 
Eelfus Namen ans Licht geftelt, und wegen 
.. feiner Seltenheit von Sabriciud am Eude feiner 
Jateinifchen Bibliothek aufs neue zum Drud be⸗ 
fördert worden ift, nicht dieſem Arge zu; den 
dieſes iſt ganz verfchleden von dem, aus welchen 
als aus Eelfus Werke, Quintilian einige Stel 
Ien anführt: Es kann jedoch ein Auszug davon 
ſeyn. KTutilius Zupus, mwofern er derjenige 
if, von dem Quintilian redet, iſt ber einige, 
0) Plia. Lib. 33. e. 12. 

æ) Quineil, Lib. 3. c. 1. 
422) Fabric. Bibl. Lat. T. 1. p. 104- 

}) Bibliot. degli Scrittori Milanefl 1 dArgelarl Art. 
Virginlus. vor ! . 


, 
4 ft 7 


a gruen 7,6 


bon dem noch Fragmente in der Kollektion der 


Schriften alter Rhetorn, bie Franz Pithoͤus 
herausgegeben hat, vorhanden ſind. 


VII. Nah Quintilians Zeiten ſcheint die , 


Anzahl der Rhetorn vielmehr geftiegen ald ger - 
fallen zu ‚feyn, _befonderd unter Trajan, bee 


die Gelchrfamfeit, und die fich berfelben ergas 
ben, feiner Gunſt und Hochachtung würdigte. 


Hierzu trug auch des jüngern Plinius überaus 
große Sorgfalt. und wirkſames ‘Betreiben, bie 


Hiffenfchaften zu befördern, fehr viel bey. Dies - 


fer vortreffliche Mann nennt‘ in feinen Briefen 


fo viele Lehrer der Redekunſt, die zu feinen eier 


gen geräßmt wurden, daß, wenn ich fie alle 
„Hier anführte, ich den Leſern eben ſo verdrießlich 


4 


fallen würde, als mir felbft lange Namenver- 


zeichniffe unerträglich find.- Nur bey zween 


Rhetorn, die Plinius mehr als andere ruͤhmt, 
will ich mich bier aufhalten: Der erfie if 


. fäus, der zwar ein Ashenienfer zu ſeyn ſcheint⸗ 


_ju Nom aber vortreffliche Beweiſe von feiner 
Staͤrke i in der Redekunſt abgelegt hat. Plinius 
giebt ihm das Lob einer wunderbaren Beredſam⸗ 


feit, und weit ausgebreiteten Gelchrfamkeits 


er ſey mit einem fo ftarfen Gedaͤchtniß begabt 
geivefen, daß er lange Neben, bie er aus dem 
Stegreif hergefagt hatte, von Wort, zu Wort 


toiederholen Eonnte. Er ſchien ganz gu feinem 


Sach gefchaffen zu ſeyn. Tag und Nacht gieng 


er mit redneriſchen Gebanfen um, und cr war 


E 56qhon 


‚104 ie — 


aus dem Ritterorben verftoßen. *) "Mas ficher 
hieraus, daß auch damals. Adel und Bernunfs 
zwey verfchiedene Dinge waren. \ 

VI. Es haben zwar vor Quintiliaus Zeit 
alter neben Seneka noch einige andere Rhetorn, 
als ba find, Cornificius, Stertinins, Gallio, 
Eelfus, Lena, und zu feine Zeit, Virginius, 
Plinius ber ältere, Rutilins und andere von der 
Redekunſt gefchrieben, **) ihre Schriften find 
aber nicht auf unfere Zeiten gefommen. Denn 
daß die Bücher ad Herennium, die unter be$- 
Eicero Ramen befannt And, von Cornificius,) 
oder wie andere wollen, von Virginius }) herr 
ruͤhren, iſt gang ungegruͤndet. So gehört auch 
das Werkchen von ber Redekunſt, welches 1569 
von Sixtus Pompa unter Aurelius Corneliuq 
Celſus Namen ans Licht geſtellt, und wegen 
ſeiner Seltenheit von Fabricius am Ende feiner 
Iateinifchen Bibliothek aufs neue zum Druck be⸗ 
fördert worden ift, nicht dieſem Arge zu; denn 
dieſes iſt ganz verfchleden von den, aus welchen, 
als aus Celſus Werke, Auintilian einige Stel 
Ien anführt. Es kann jedoch ein Auszug davon 
ſeyn. Rutilius Lupus, wofern er derjenige 
iſt, von dem Quintilian redet, iſt ber einzige. 

von 
2*) Plin. Lib. 23.6 12. | 
æe) Quintil. Lib. 3 .i . — 
’&) Fabric. Bibl. Let. T. 1. p. 104. 
| » Bibliot degli $Scrittori Mileuel 1 dArgelatl Art. 
us. Wu 27 2 





a 2 22 001% 


„Beroldic mit der zügellofen Lebensart, bie itzt 
herrſcht/ vielleicht ein wenig gu rob uub fireng, 
„Wie ſtark er in der Beredſamkeit iR, davon 
pkoͤnnen ihnen viele zeugen; denn eine fließende 
„und volle Beredſamkeit ift ſehr kennbar. De - 
„menfchliche Lebenswandel hat zwar viele Heine 


u seliche Schliche, wo er ich oft. verbirgts ‚allein 


was Genitor angehet, fo kaun Ich Buͤrge för 
aihn ſtehen. Ihr Sohn wird nichts won ihm 
Fhoͤren, als was ihm nuͤtzen kann, und nichts 
„von Ihm lernen, was beſſer waͤre nicht zu 
„wiſſen. Er wird ihn, fo mie wir khun, oft 
pan ſeine Vorfahren und atz den Ruhm feines 
„Geſchlechts erinnern. So uͤbergeben Me ihn 
„in Gottes Namen einem ſolchen Lehrer, t 
welchem er zuerſt bie guten Sitten, 2* 
„aber bie Beredſamkeit, worin man ohne jene 
nicht gut fortfommen kann, fernen wird.“ *) 
Dieß Zeugniß macht nicht nur dem Genitor fons 
Bern auch dem fugendhaften Plinius biel Ehre. 
Er geist fich immer als den liebenswuͤrdigſten 
Wenſchenfreunb. 

IX. Aus dieſer Menge beruůͤhmter Rbetorn 
foflte man vermuthen, bie Berebfamfeit bes 
Eicero babe wieder aufleben und zu voller Bluͤ⸗ 
the fommen möffen. fein bie Lehrer ſelbſt 
waren Schuld an ihrem Verfall. Die. meiften 
befaßen feine andere Geſchicklichkeit, als jene, 
öbne Anfoß und unerſchroden im reden. ae 

4 PR 


* Lib, * kyn 3. 8 one. 


268 au 2 2 

ſuchten fie ihren Schülern beyzubringen, ohne 
fie in den Wiffenfchaften, welche einen wahren 
Redner Bilden, zu untermeifen. Uebertriebened 
Weſen, Sentenzen, Segenfäße, ſpitzfindige Aus⸗ 
bdrüũcke waren alles, mas man in einer Rede 
hochſchaͤtzte. Der einfache, natuͤrliche und 
leichte Styl der aͤltern Nebner erregte Ekel, 
and wurde faft allgemein veradhtet. Sp Fam 
‚ bie Berebfamfeit von einer Zeit zur andern ipremd - 
Verderben immer nähen, 


Das zunte Kapitel. 
u: don Bibliochetem. 


L. Weu bie Bibliotheken ſeit der Regierung 
| des Kaiſers Auguſtus zu Rom. fo ge. 
mein getupchen waren, daß fie als ein weſent⸗ 
ficher Theil mohlgebauter Palaͤſte angefehen 
wurden, fo if kein Wunder, daß auch Tiberius, 
per den Wiſſenſchaften nicht, getvogen war, in 
einem Bebdude, das von ihm den Namen führe 
e, eine Bibliocbef errichtet babe Gellius *) 
and Vopiſcus *) bezeugen es. Vermutblich 
war auch ber Tempel, ben er dem Auguſtus zu 
Ehren errichtete, ***) nicht ohne Bibliothek. 
Denn ‚obgleich die Lebensbeſchreiber dieſes Kai⸗ 
ſers nicht auedruclch davon Feen: fo brachte 

es 


eb. zer 0) In Probe 2. 
*#+) Tacit. Lib. 6. Annal. e.45, 





es damals bie Sache ſelbſt ſo mit nd, daß bie | 


anfehnlichfien Tempel mit Bibliotheken geziert 
wurden. Solches beweiſen bie Tempel des 
Upollo, der Freyheit, des Friedens, des lapito⸗ 
liniſchen Jupiters, und des Herkules zu Tivoll, 

11. * Aber die Regierung des Nero war in 


\ 


Anfehung ber Bücherfammlungen ſehr verderb⸗ 


ih. In dem erfchrecdklichen Brand, den, nach 
den Zengniffen des Suetonius *) und des 
Dio, **) Merg felbft angelegt baben fol, "weis 
ches aber von Tacitus ***) in Zweifel gesogen 
wird, murbe ein großer Theil der Bibliotheken 
In Aſche verndandelt. +) Die palatinifche 
Bibliothek hat mahrfeheinlicher Weiſe am mei« 


ſten dabey gelitten. Denn nach ber Erzählung‘ 


des Tacitus nahm dag Feuer an dem Theile des 
Circus, der dem palatinifchen und eglifchen Hüs 
geln am — war, feinen Anfang, und 


nachdem eſs die Gebäude in der Ebene er 


griffen hatte; verbreitete ed Mich auch in bie 
Höhe, und versehrte daſelbſt alles. Was file 
einen unerſetzlichen Schaden ein jeder Zweig der 


Gelchrfamfeit durch diefe Fenersbrunſt gelitten 


habe, ann ſich jedermann leicht vorſtellen. Die 


lateiniſche Litteratur war faſt ganz in Rom ein⸗ 


geſchloſſen, und es mußte ſich auch daſelbſt eine 


Menge ſeliner griechiſcher, un dielleicht auch 

a Erd 2 aude⸗ 
YinNeeose —8 J 
—R Änal. € 38, nam 


® 


| u l E73 


anderer uͤberwundenen Nationen, Schriften be 
“ finden. Diefe giengen größtentheilg ‚ und die | 


meiften ohne Hoffnung fie zu erfegen, zu Grun⸗ 
de. Daher kann der Verluſt fo vieler ſchaͤtzbaren 
Werke der vortrefflichſten Schriftſteller fommen, 
welche, neulich gefchrieben, noch nicht Durch Ab» 
fchriften vervielfältiget worden waren, Darauf 
entſtand zu Rom unter der Regierung des Titus 
eine andere für die Bibliotheken vieleicht eben 
fo verderbliche Feuersbrunſt, welche drey Tage 
nach einander graͤßlich wuͤtete.) Unser den 
damals verbrannten Gebaͤuden zählt Dio **) 
auch die Halle der Octavia mif den Büchern, 
das ift, mit der Bibliothek, bie Auguſtus das 
ſelbſt errichtet hatte, Gott weiß, wie viel Pri⸗ 
vatbuͤcherſammlungen neben dieſer oͤffentlichen 
in Rauch aufgegangen find. 


IT. In den alten Schriftflelern lieſt man 


zwar nicht, daß der Kaifer velpafi ian eine nene 
Bibliothek eroͤffnet habe; weil aber Selling *p2) 
und Galenus +) von einer Bibliothek im Terms 
pel des Sriedens, ber von Veſpaſtan erbauet 
worden iſt, Meldung thun, ſo ſcheint dieſe 
Buͤcherſammlung nicht weniger als der Tempel 
fein Werk zu ſeyn. Er hatte biefen Tempel zum 
Wwigen Andenlen feines bluͤcuch gefuͤhrten Krie⸗ 

J ges 


2) Buet. In Tio e. "u ”) Lib, 66. 
")Ubı60gLibs.can , 0... 
1) Tib. 5. de Epmpol. Meilic, Segund, Gen, 


| rer 27% 
ges wider bie Juden errichtet, Y und, adek 
Koſtbare und. Schöne, was er aus ber zerſtoͤrten 
Stadt Jeruſalem und dem daſigen Tempel er⸗ 
beutet, barin gefammelt. **) Mur dag Gefeh 
buch der Juden und die purpurfarbigen. Vom 
hänge des Heiligthums wollte er in feinem Das 
lafte aufbchalten. Es if deshalben auch zit 
vermuthen, daß er, die bey dem Tempel dei 
Friedens errichtete Bibliothek auch mit einer 
Menge hebraͤſſcher Echriften bereichert habe, 
Die Römer kannten damals den Werth fremder 
Schriften zu ſehr, als daß fie ben der Plünder 
rung des Hanpifitzes der jüdifchen Nation biefelr 
Ben außer Acht ſetzten oder verfchleuberten. 
IV. Odgleich der Kaifer Domisian fi fe 
wenig um die Gelehrſamkeit befümmerte, daß er 
weder bie Schriften ver Alten las, noch ſelbſt 
etwas in guter Schreibart auffetzen konnte, ***) 

nahm er ſich doch die Wiederherſtellung der 
perbegunten ; Bibliorbeken ſehr zu Herzen. Er 
ließ nicht nur überall. mit großen Unkoſten 
Bücher auffuchen, fondern ſchickte auch gelehrte 
Männer nach Alexandria in Aegypten, mo das 
mals Künfte und Wiffenfchaften blüheten, um 
daſelbſt Abfchriften von gelehrten Merken zu bes 
forgen. +) Hierdurch ift vermuthlich unter an⸗ 
bern Bibliotheken auch die pelntinifche, fo viel 


*) Suet. in Vefp. «, 
**) Jofeph de ‚Bell. Jnd. Lib. t. 
*+*) Suet, in Domit, c..30, . - $) Id. aa 


/ 
4 


I. 
wöglich war, twieberhergeftellt worben. Juſtus 
Lipſtus iſt der Meynung, Domitian habe auch 
im Kapitolium bie Öffentliche Bibliothek errich⸗ 
tet, ) welche unter, der Regierung des Commo⸗ 
bus im Feuer aufgieng; wir werden aber bald 
ſehen, daß Hadrian der Stifter derſelben gewe⸗ 
ſen iſt. 

V. Auch Trajan eröffnete eine neue Biblio⸗ 
chek, welche von feinem Namen Alpia genannt 
wurde. Es ſcheint, als ſeyn bey dieſer Gele 
genheit zwo Muͤnzen geſchlagen worden, welche 
ber Graf Mezzabarba anführe. **) In derſel⸗ 
Ben wurden die Edikte der alten Praͤtorn, ***) 
und getoiffe auf Leinwand gefchriebene Bl 
cher als eine Seltenheit aufbehalten. ****) Weil 
pon biefer Art Büchern auch Livius, 1) und Pb 
hing ber Ältere tt) Erwähnung thun, fo folgt, 
bag man laͤngſt vor dieſen Zeiten auf keintvand 
gefprichen babe. An diefer Bibllothek ſoll auch 
ein auf Kifenbein gefchriebenes Buch ver⸗ 
fahrt worden feyn. tti) Salmaflus iſt dee 
wahrſcheinlichen Meynung, dieſes Buch habe 
aus vielen henbennenen Bäteihen beftänden. 

J en ‚Werben 


e, Srntugu "de Bible; e. 7. J 

ws) Impp. Rom. Numism. p. ee 
ww), Gellius Lib. 11. c. 17. Bu 

*+*) Vopiſe. in Aurelian. 2 . 

H Dee, 1. Lib. 4: » * 13. — in 
ttt) Vote in Tacı, * 8. 


a u - — 








+ 
i 


er 179 


Hiervon Tann man. aus Montfaucons Palaeo- 
. graphia graeca, und. heB Guilandigo Werk, 
Papyrus Hetitelt, nachlefen.. 

VI. Es iſt oben angemerkt worden, bag 
Juſins Lipfus die Bibliothek des Kapitoliums 
dem Kaiſer Domitian zuſchreibt. Es iſt aber 
wahrſcheinlicher, daß fie adrian errichtet babe 
zoie ber gelehrte Jeſuit Alexander Donati in ſei⸗ 
nem vertrefflihen Werfe,. Roma vetus et re=. 
"cens betitelt und 1648 zu Rom gedruct,. bes 
weiſet. Sein vornehmſter Beweis iſt dieſer, 
daß der Kaiſer Hadrian die oͤffentlichen Schulen, 
die er auf dem Kapitolium fliftete, ſchwerlich 
ohne Bibliothek gelaſſen hat. Weil dieſe Bibligs 
thek nach alter Schriftſtelſer Zeugniß beym Fa⸗ 
rum war, und der Abhang des Kapitoliumq 
wo ber von Veſpoſian errichtete Tempel des Frie⸗ 


dens ſtand, wirklich ans Forum ſtieß, fo fol 


gert Eonringiug *) hieraus, die geſagte Biblio⸗ 
chel des Kapitoliums ſey von jener, die beynj 
Tempel des Friedens war, nicht unterſchieden. 
Aber aus einer von Muratori **) und audern 
bekannt gemachten roͤmiſchen Aufſchrift iſt deut · 
lich zu erſehen, daß Zer Tempel des Friedens 
zwar and Forum tranfitorium, nicht aber ang 
größere Forum, weldes am. Kapitolium. lag, 
gränzte, und daß der Tempel des Friedens in 
der vierten Region, das Sapielium aber mit 


" : Dem 
2) De Bibl. Augufla, | . 
=) Thol. Infer. T. 4 p. 2126. Br n 


ij ν 

moͤglich war, wiederhergeſtellt worden. Juſtus 
Lipſtus iſt der Meynung, Domitian habe auch 
im Kapitolium die Sffentliche Bibliothek errich⸗ 
set, *) welche unter der Regierung des Commo⸗ 
bus im Feuer aufgieng; wir werben aber bald 
fehen, daß Hadrian ber Stifter derſelben gewe⸗ 
ſen iſt. 

V. Auch Trajan eröffnete eine neue Biblio⸗ 
thek welche von feinem Namen Ulpia genannt 
wurde, Es fheint, als ſeyn bey diefer Gele 


genheit zwo Münzen gefchlagen worben, welche 


der Graf Mezzabarba anführe. **) In derſel⸗ 
Ben wurden die Edikte der alten Prätorn, ***) 
und gewiffe auf Leinwand gefchriebene Buͤ⸗ 
cher als eine Seltenheit aufbehalten. ****) Weil 
bon biefer Art Büchern auch Livius, 1) und Pib 
hing ber Ältere +) Erwähnung thun, fo folgt, 
daß man laͤngſi vor dieſen Zeiten auf Leinwand 
gzeſchrieben habe. In dieſer Bibllothek ſoll auch 
ein auf Eifenbein geſchriebenes Buch ver⸗ 


wahrt worden ſeyn. +1) Galmafius iſt der 


wahrſcheinlichen Meynung, dieſes Buch habe 


aus vielen indennenen Afelchen beſtanden. 


Hiervon 


unenm'e de Bibllsch, en 3 

sh) Impp. Rom. Numim.'p. 168 
wr, Gellius Lib. 11. c. 17. . 

*es*) Vopifc, in Aurelian, e. 2. J 
H Dee. 1. Lib. 4: tt) Lib, 2; — im 
tt) Vopksc, in Tach, e. 8. 


* 


1 


ee . 173 


Hiervon Tann man. aus Montfaucons Palaeo- 
. graphia graeca, und. bes Guilandino Werk, 
7apyrus betitelt, nachleſen. 

VI Es iR oben augemerkt worden, daß 
Juſius Lipſlus die Bibliothek des Kapitoliums 
dem Kaiſer Domitlan zuſchreibt. Es iſt aber 
wahrſcheinlicher, daß fie BSadrian errichtet babe, 
wvie der gelehrte Jeſuit Alexauder Donati in feie 
nem vertrefflichen Werfe, Roma vetus et ro⸗ 
"cens betitelt und 1648 zu Rom gedrudt,. bes 
weiſet. Sein vornehmfler Beweis iſt dieſer, 
daß der Kaiſer Hadrian big: öffentlichen Schulen, 
bie.er quf ‚dem Kapitolium fliftete, ſchwerlich 
ohne Bibliothef gelaffen hat. Weil diefe Bibligs 
thek nach alter Schriftfteler Zeugnig beym Fo⸗ 
sum war, und ber Abhang des ‚Kapitoliumg, | 
wo der von Befpofian errichtete Sempel des Frie⸗ 


dens fand, wirklich ans Forum ſtieß, fo fol . 


gert Conringius) hieraus, Die geſagte Biblio⸗ 
thek des Kapitoliums ſey von jener, die beym 
Tempel des Friedens war, wicht unterſchieden. 
Aber aus einer von Muratori **) und andern 
bekannt gemachten roͤmiſchen Auffchrift iſt deut⸗ 
lich zu erſehen, Daß Zer Tempel des Friedens 
zwar and Forum tranſitorium, nicht aber ang 
‚größere Forum, welches am Kapitolium lag 
graͤnzte, und daß der Tempel des Friedens in 
der vierten Region, das Keplelium aber mit 


dem 
) De Bibl. Augußa,. | 
=) Theſ. Infer. T. 4 p. a21s.“ 


1 ee „= 2 
dem größern Forum in der achten Begriffen war 
Huch in Tivoli, im Tempel des Herkules, war 
eine Bibliothek.) Man weis aber nicht, ob die- 
‚felße in der Stadt Tibur, oder in Hadriand 
Billa Siburtina war. Folglich iſt auch kein 
Brund vorhanden, derſelben Seifeuig bem ‚geb 
fagten Kaifer zugnfchreiben. - - 

VIE Es waͤte zu wuͤnſchen; daß bie &s 
ſchichtſchreiber, welche ung: von /den gemeldten 
Bibliotheken Nachricht gegeben haben, auch bie 
. Damen der Gelehrten, deren Aufſicht dieſelben 
unvertraut waren, hinzugeſetzt haͤtten. Dieſer 
WMangel kann aber Anigermaßen durch alte Aufs 


ſchriften erfeßt werde. : Hier finden mir einige 


Aaeus medicus a Bibliothecis; 


Bibltothekaren, deſonders von den Zeiten des 
Kaiſers Claudius,“ “bie dieſes Kalſers Freyge⸗ 
laſſene waren, un daher einen Namen trugen) 
als da find: 73. Claudius Augi oft? L. Hymes 
*% Ti. Cham 
‚Hins Alcibiadei Mag. a Bibliotheca: Lafind 
Apollinis, item Scriba ab epiftolis. Lat; **®). 
77. Tlaudius Lemnus Dibi Claudii Augulli 
Lib. a ſtudiis; }) Antiochus Ti. Claudii Öse: | 
faris a Bibliotheca Latisg Apollinis tt) De 
ketzte war fein Freygelaſſener. In einer andern 
uſſchrift lieſet man: 7T Flaviu a Biblioth. 
graec. 
©) Galli Lib. 9.6 14. Ib, 19.0. %.. Ä 
#%Murstori Novus Thef. Infer. T. 2. p. 893. 
. Wk) ibid. p. 933. _ t) ibid. p. 895. 
tr) ibid. 93. 700° 








en 1 
gruec. Pal.)Odbgleich der Name Flavius den 


dreyen Kaiſern, Veſpaſtan, Titus und Dont 
Uan gemein war, fo iſt doch juverläßig, daß 


diefer Flavius dem Domitian als Bibliothekar - 


diente; denn die unter Nero verbrannte palatis 
aifche Bibliothek, wovon hier Meldung gefchide 
bet „iſt erſt von Domitian wiederhetgeſtelit 
worden. Wir haben endlich noch eine Aufſchrift 
von einem Oberaufſeher der griechiſchen und la⸗ 
teinifchen Bibliotheken des K. Hadrians, Proé. 
Bibliothecar. graec. et latin., **), deſſen Nas 
men durd) das Alterthum ausgeldfcht iſt; der 
‚Aber zugleich) ein Verweſer vieler afiatifchen Pros 
Yinzen genannt wird. Hieraus läffen fich fol 
ende Anmerkungen mahen. Weil in den Auf 
fchriften zwiſchen denen, die über die griech 
ſchen und lateiniſchen Bibliotheken geſetzt waren, 
‚ein Unterſchied gemacht wird, und es gar nicht 
wahrſcheinlich iſt, daß die griechiſchen und latet. 
niſchen Buͤcher nicht in den naͤmlichen Bibliö. 
thelen enthalten waren, „fo folget, daß bey deh 
Roͤmern der Gebrauch war, in großen Biblis 
theken zwey oder mehrere Aufſeher zu halten, 
einige uͤber die griedjifchen, andere über die la⸗ 
teinifchen Bücher. Daß es auch Öberauffehek 
über alle Bibliorhefen insgeſamt bey ihnen ge⸗ 
geben habe, läßt ſich vielleicht aus der letzten 
| Aufſchrift ſchließen, wo der namenloſe procura- 
tor 
) ibid. p. 927. | 
Bor: ibid. Tom, i. p. 453 Ton2. P: 76. 


* 


Br 376 PPTRER | 
or Bibliothecarum ° graecarum et latinarum 


des K. Hadriand genannt wird. Diefed Amt 
‚Scheint aber nur von vornehmen und verbienfl- 


vollen Römern begleitet worden zu feyn. 


VIII. Gleichwie die Raifer durch Stiftun 


Sfentlicher Bibliotheken. ihren Namen groß 5 


‚machen und gm. verewigen ſuchten,  alfo trieb 
auch die Ruhmſucht die Buͤrger an, mit praͤch⸗ 
Kigen Privatbibliotheken ihre Wohnungen ik 
veredeln. ” Daß aber diefed mehr aus eitelm 
Stolz als aus Liebe zur Gelchrfamfeit geſchah, 
bezeugt Seneka, *) wenn er ſagt: Wojnu hel⸗ 


fen bie unzähligen Bücher und Bibliotbefed, 


„bon. welchen die Beſitzer ihr ganzes Leben hin⸗ 
„durch kaum die Vücherderzeichniffe lefen koͤn⸗ 
ꝓ„neu? — Die groͤßten Muͤßiggaͤnger fammeln 
alle Reden und Geſchichtbuͤcher, und die Buͤcher⸗ 


‚ nfächer erheben fich in ihren Häufern bis an die 


„Dächer. Die Sache ift fo weit gefommen, daß 
man fogar in den Bädern’Bibliothefen errich⸗ 


ntet, und fie ald eine unentbehrlicheZierde eines 


. 


Hauſes anſteht. Ich wuͤrde es noch dulden, 


„wenn ed aus Übermäßiger Wißbegierde herr 


zruͤhrte; aber man fucht- biefe. Menge Bücher 
und bie Bildniffe ihrer Verfaffer nur jur Pracht, 
pund zur Versierung der Wände. « 


IX. Es iſt nicht der Mühe werth, auch 
nur einige Namen derer, die aus dieſer Abſicht 
Buͤcher geſammelt baben, Anjuführen. Es wird 

‚% 














—R 177 


zu meiner ewfnchi hinreichend: kon, wen ich va 
den Buͤcherſammlungen einiger Gelehrten, die 
einen guten Gebrauch davon zu machen fih am 
gelegen feyn ließen, einige Nachsicht gebe: Dieb - 
‚Dichter Petfens befaß eine Bibliothek von fie 
benhundert Büchern, welche groß:genug mar, 
wenn ſie aus der beften Schriftflellern Werfen 
beftand, Er hinterließ ſie fterend dem Philo⸗ 
fophen Annaͤus Cornutus.“) Go hatten auch 
Julius Martiatis, **) Silius Jeallcus, Fr 
SErennius Severus }) ihre eigenen Bibliothefen: 
Aber biefe fonnten nicht mit jener deB Gramma⸗ 
tikers Epaphroditus verglichen werden. - Denn 
dieſer Leibeigene Hatte nach dem Beyſpiele des 
yrannio eine Bibliothek von 300090 Bänden; 
‚wenn wir dem Guidas frauen dürfen, ti) ges 
ſammelt. Weil Suidas hinzuſetzt, es feyit 
ausgeſuchte und ſeltene Wetke geweſen, fü zwe⸗ 
fele ich. an dee Wahrheit dieſer Erzaͤhlung, unbð 
glaube uͤberhaupt nur, daß ſie in Anſehung des 
Standes ihres Beſitzers eine ſonderbar Teiche 
Buͤcherſammlung geweſen ſey. Es waͤre hiet 
dcMrt, von der Bibliothek zu ſprechen, die 
Plinius der zůngere ſeinen Landsleuten zum Bea 


" ro. 





% Suet. in ejusvitd. . 
**) Martial; Lib. 7. Epigr, 6 u 

. ***) Plin. Lib. 3. Epik. 7, . | on 
H Jdem Lib. 4 Ep.39 ;... Hinten , 

: IL Band, 3 | 
‚ \ 


178 BER 
en m Homo: eröffnet hat. Aber wir wohn 
dieſes bis ins ſechſte Buch verfchieben, wo mir 


von der Gelehrſamkeit ver provinen Staliens 
baden © werben. 


u Das zehnte aaptel. J 
| vVon fremden Gelehrten zu Rom: 


1. Se wehr ſich bie Greuzen des römiſchen 
8 Reichs erweiterten, deſto groͤßer wurde 
zu Rom der Zufluß. von Fremden, beſonders von 
Gelehrten, die begierig waren, durch ihre Ge⸗ 
lehrſamkeit zu einem glaͤnzenden Glaͤck daſelbſt 


- , ga gelangen. Sonſt waren fle meiſtens Grie⸗ 


chen. Aber in den Zeiten, wovon wir handeln, 
bamen auch Spanier, Galler. und fogar Juden 
nach Nom, Beweiſe von ihren Wiſſenſchaften 
: anter: ben Römern abzulegen. - Die zwey Ses 
neka, Aucanıs, Martialis, Columelle, Poms 
ponius Miele, Portius Latro, und viele an⸗ 
dere waren geborne Epanier; Phavorinus, 
Crinas, Esrmides, Domitins Afer, Juſſhs 
Africanus Gallier; nud viele der Weltweiſen 


entweder Griechen, oder in aſiatiſchen Provin⸗ 


zen geboren. Endlich zog auch der juͤdiſche 
Krieg und Jeruſalems Verwuͤſtung viele Juden 
dahin. Kurz, Rom war das gemeine Vater⸗ 
land aller Nationen, und die Schaubuͤhne, wo 
ein jeder, der einige Beate beſaß, eine 

glän. 


„ 











= \ | 

a 179 
glanzende Rolle zu: ſpielen verlangte. Dieſer 
große Zulauf fremder Nationen gereichte zwar 
Ser lateiniſchen Sprache zum Schaden, und. bes 
förderte nicht wenig den übeln Geſchmack in der 
GSelehrſamkeit, hatte aber auch die gute Wir 
tung, daß der Eifer im Studiren dadurch bes 
kebt wurde, und nicht fo. bald erlofchen ift, als. 
es fonft gefchehen- wäre. Eine neue Urfache, 
warum viele der fremden Gelehrsen zur Gefchich« 
fe der roͤmiſchen Gelehrſamkeit wefentlich gehe. 
ren. Bon vielen iſt ſchon an gehörigen Stellen 
gehandelt worden. Hier will. ich nur noch 
einige bepfügen, vie fih fonderbar hervorge⸗ 

than haben. . | 
» 31. Die erften find die zwey Juden Phils 
und Joſeph. Philo war zu Alexandria gebos 
ren, und hatte fich bafelbft in der griechifchen 
Ritteratur fo fehr geuͤbt, daß er viele gelchrte 
Werte in biefee Sprache gefchrieben, und ſich 
fonderbar als einen flarfen Platönifer ausge 
geichnet hat. Er wurde von der jühifchen Par⸗ 
ſhey zu Merandria nach Rom zum. Kaifer Cali⸗ 
gula gefandt, um:fle wider die aleranbrinifchen 
Buͤrger zu vertheidigen, die gleichfalld eine Ge 
fändfchaft, bey melcher Apio die. Hauptperſon 
vorſtellte, dahin aoͤgeordnet hatten. Sein Ger 
ſchaͤfte lief aber nicht nach Wunfch feiner Nation 
ab, wie er in der. vorsrefflichen Geſchichte, die. er 
von dieſer Gefandfchaft binterlaffen bat, felbft 
erzählt. Inter Claudius that er wieber eine 
2 MM . Reife 


180 —— 


Reiſe nach Rom, ) und las im Senat Aue⸗ 
Schutzſchrift für feine Nation, die fo großen 
Benfaß fand, daß fie, kraft eines Darüber ab⸗ 
gefaßten Befchls, in einer oͤffentlichen Bibliothek 
" nicbergelegt wurbe. Zu des Eufebine **) und 
Hieronymus ) Zeiten gieng fogar ber Ruf, 
er habe bey diefer Gelegenheit den Apofiel Petrus 
gekannt und gefprochen. Photius fett noch hin⸗ 
zu, er fey ein Chriſt, hernach aber wieder ein 
Jude geworden. Aber diefe Schriftfieller geſte⸗ 
ben ſelbſt, alles dieſes gründe ſich mur “uf eine 
unſichere Sage. 

IL Jeſeph, im Jahr Ebriſß 37 zu * 
ruſalem geboren, kam ſchon im 26 Jahr ſeines 
Alters nach Rom, wie er im feiner eigenen Les 
bensbefchreibung erzählt. Hier erwarb er fich 
die Gunft der Poppda, Gemahlin des Kaiſers 
Mero / und. erhielt Lurch ihre Vermittelung die 
Fteyheit einiger feiner Anverwandten. Darauf 
kehrte er nach Judaͤa zurück, wo er fich in der 
allgemeinen Empsrung durch fein weiſes Betra⸗ 
gen fonderbar augzeichnete. Da fein Vaterland 
unter Veſpaſtans Befehlshabung mit Krieg übers. 
zogen war, fo wurde ihm die Vertheidigung von 
Galilda, umd befonders der Stadt Jotapa an⸗ 
vertrauet, die. er aber den Römern, die fie bes 
Sagerten, endlich übergeben mußte. Weil er 
den roͤmiſchen Feldherrn Veſpaſian und ſeinem 

Sohn 
%) Eufeb, Hiſt. Ecel. Lib. 2. e. 18. ” 
**) ibid. *4*) Catal. Script. Ecel. 


” 


. oe 18 
Sohn Titus Die. Falferliche Wuͤrde vorausſagte, 
. %5 verficherten fich diefe feiner Perfon, bis die 
- WBelffagung durch den Erfolg beftätigt wurde. 
Alstenn erhielt er nicht nur feine Freyheit, fone 
Dem: aud) das: volllommene Vertrauen des Kaie 
ſers und feined Sohns Titus, mit welchem er 
fih bey der vun ihm beſchriebenen Belagerung 
Wer Stadt Jerufalem befand. Endlich ließ ee 
ſich zu Kom wohnhaft nieder, wo ihn der Kai⸗ 
fer feiner Freundſchaft würbigte, mit dem roͤ 
miſchen Bürgerrecht und mit Landguͤtern be 
ſchenkte, und zum Zeichen feiner fonderbaren 
Liebe ihm feinen Namen Flavius mittheilte: 
Suidas erzähle fogar ;*) man babe ihm zu Rom 
eine Bildfäule errichtet. . Man kann fein Ster⸗ 
bejahr nicht genau beſtimmen; jedoch iſt ſehr 
wahrſcheinlich, daß er das dreyzehnte Jahr der 
Regierung des Domitians uͤberlebt habe. Von 
den Lebensumſtaͤnden und Schriften dieſer zwey 
gelehrten Juden haben Tillemont, **) Fabri⸗ 
dus, *%%) Bruder, ) und andere weltlaͤuftig 
und gründlich gehandelt. Joſephus, den Hie⸗ 
ronymus 1m wegen feines vortrefflichen Styls 

M 3 , ben 


e) in Lexie; 


*%*) Hift. des Emper. Tom. 2. Ruine des Juife 
', Art. 23, 79. etc. 


#64) Bibl. graec. T. 3. p. 105 et 293. 
1) Hi. Crit. Phil. T. 2, p. 708, 797- 
4f) ad Euftachium de Cuftodia Virgiale. 


iss > 0 DR 
din griechiſchen Livius nennt, bat ſteben Bude 


vom jhädifchen Kriege und der Einnahme Je⸗ 


ruſalems, zwanzig Bücher von. den juͤdiſchen 
Alterrbümern, zwey Bücher von pem Alters 
thum der juͤdiſchen Nation, und zwey anbere 
Bücher von der eigenmaͤchtigen Herrſchaft der 
Vernunft gefchrieben, welche noch alle vorham 
"den find. Pbilo, der berrdfamfte aller Inden, 
bat Schriften vom Leben des Moſes und, Jos 
ſephs, von feiner Geſandſchaft zum Kaiſes 
Cajus Caligula, von den ihdifchen Einſiedlern 
und eine Befcbichte von Adam bie zum RKoͤnig 
Saul,'und eine andere von Kains Nachkommen⸗ 
ſchaft in griechifcher Sprache binterlaffen. - Er 
iſt der Etifter des nachher in der Kirche einge 


riffenen Ucheld, die game heilige Schrift allego⸗ 


riſch zu erklären, fo wie ex auch das’ Haupt bee 
offer iſt.) 

IV. In der Geſchichte der Philoſophie Die 
fe Zeiten babe ich nur wenige, und zwar bie 
vornehmſten, Philofophen genannt. . Die übrie 
gen, die fich nicht ſonderbar durch Schriften 
ausgezeichnet haben, habe ich mit. Stilifchweie 
gen übergangen. Sie waren größtentheils 
Sremdlinge, befondere Griechen. Denn gleiche 
wie diefe die Philofophie zu Nom eingeführt 
batten, fo ließen fie fich auch durch nichts ab⸗ 
ſchrecken, dieſelbe daſelbſt fortzupflanzen. Ne⸗ 

ben 


*) Moshemil Comm. de RR. Chr. ante Conftant: 
M. p- 333. etc. 


— — 





‚sen dirfen.und audern fremden Philoſephen, die 
fid) zu Rom nienergelaften haben, koͤnnte ich 
noch viele andere nennen, bie fich. nur einige 3cht 
bafelbft- anfgebalten, ‚ ald ba: find. Anarilaus 
von Lariſſa, ) Alexander Aegaus, **) Eh 
zemon aus Aegypten, **) Euphrates von 
Alexandria, ) und noch: mehrere, von denen 
Seneka, Plutarch, der aͤltere und jüngere PIE 
nius, ‚und andere Zeitgenoſſen Meldung thüun, 
wenn dasjenige, was bisher davon geſagt wor⸗ 
den iſt, ‚nicht ſchon hinreichend wäre, einzuſe 
hen, wie groß die Menge ber frupben Gelehrter 
zu Tom wor. - 
Es iſt aber noch ein Fremder, Yelim 
nus, er Derfaffer des griechiſchen Werfd von . 
der Schlachtorönung, vorhanden, den wik 
nicht übergeben duͤrfen. Conrad Gedner, Ar⸗ 
cerius und viele andere haben ihn von. Gaudius 
Aelianus aus Pränefte, dem Verfaſſer der zwey 
Werke, von der Natur der Thiere, und der 
vermifchten Befcbichte, nicht unterfchieben. 
. Aber Jacob Perizonius Hat in-feiner Vorrede zu 
Aelians vermifchter Gefchichte gründlich bemie - 
fen, daß der erfte um die Zeit des Kaiferd Ha⸗ 
drians, der andere aber viel ſpaͤter gelebt babe. 
Daß der Aelianus, von dem wir it handeln, 
ein Grieche ſey, und ſich einige Zeit unter 
Ma4“ Ha⸗ 
*) Brucker T. a. p-86. - | 
*) ibid. 4747 oo in) ibid. P 543. . 
1) ibid. ꝑ. 565. | 


— 


— 1 


N 


dedriaus Regierung u Rom aufhehalten wabe, 
Jaͤßt fich aus ber Vorrede ſeines Werks von der 


\ 


EGchlachtordnung beweifen. Denn hier widmet 


er daß Werk dem gefagten Kaifer Hadrian, und 
Jagt ihm, er Habe feinen angenommenen Water 
Crajan zu Formiaͤ gefehen, und mit Frontinus, 
sinem geweſenen Konſul und in ber Kriegskunſt 
berühmten Manne, geſprochen. In gefagtem 
Werke ſagt er auch von ſich, er verſtehe bie 
Kriegskunſt der Roͤmer nicht ſo wie jene ber 
Griechen, und im Vergleiche, den er hierson 


wwiſchen beidagg Nationen trifft, fiehet er die 


Roͤmer als ein Fremder an, und bit fich zu 
den Sriechen Von biefem Aelian und andern 
ſeinen Schriften kann man des Herrn: Kanenis 
AIns Bandini Ensalogus Der griechiſchen Ma⸗ 
nuftcipte dee laurentianiſchen Bibliothek *) 
| nachſchen. 


Dos eifte —* 
JereyeAın A e. 


L Dee fantaftifche und grauſame Betragen 
der meiſten Kaiſer dieſes Zeitalters war 

nicht nur den Wiſſenſchaften, ſondern auch den 
freyen Kuͤnſten äußerft ſchaͤdlich. Denn wie war 
es moͤglich, daß man in denfelben gluͤcklich fort⸗ | 
ſchritte, wenn bie Surfen, anſtatt ef die Werke _ 
\ "der 

® Vol, 23. | Ä 





m on 2 184 
der Kanftler einen ˖ gnaͤtigen Blick herabſutver⸗ 
fen, den Ruhm derſelben auf die niedertraͤchtig⸗ 
fie Urt beneideten. Die erzählt von Tiberius,“) 
er habe einen Baumeiſter, der ˖ eine der größten 
Hallen, die auf der einen Seite gefunfen war / 
wieder ind Gleichgewicht gebracht hatte, zur 
Belohnung ber Stadt vertiefen, und’ verboten; 
In öffentlichen Schriften feines Namens zu ges 
Genfen. Er Gabe ihn endlich gar hinrichten 
laffen, da er nach feiner- Zuruͤckkunft in feinee 
Gegenwart ein’ gläferne® Gefäße zerbrach, und 
Bie Stücke durch. eme-neue Erfindung ſo voll⸗ 
fommen sufammenfügte, baß man feinen Bruch 
Daran bemerken konnte. Plinius der ältere er⸗ 
zähle, **) zu des Tiberius Zeiten fen die Runfl; 
Des Blas biegſam su machen, erfunden mors 
den, und dieſer Kaiſer habe die Werfftätte bed 
Erfinders gu Grunde richten laffen, damit durch. 
Biefe Erfindung ber Werth der Metalle nicht 
herabgefetzt würde. Auf Tiberius paßt auch 
am beten, mas Petronius Arbiter von einem 
ungenannten Caͤſar 3%) erwähnt, er habe einen 
andern Kuͤnſtler, ber deu Glaſe die Feſtigkelt 
und Gefchmeidigleit des Metalle zu geben wuß⸗ 
te, tödten laſſen, damit das Bold feinen Werth 
nicht verldre. Es kann zwar ſeyn, daß alle 
dieſe Erzählungen fich nur auf die gemeine Gage 
des Pobels gründen, gleichwie Plinius in Anfer 


| hun 
N Lib, 57. AM 3 J ‚na 
*) Lib. 36.0.26  - ey Batze. gi, 


186 —E 


bung deſſen⸗ was er erzaͤhlt, es ſelbſt gefehet, 
doch kann man überhaupt: daraus fchliefien, 


daß Tiberius ſo befchaffen geweſen ſey, daß er 
theils aus Neid, theils ans. Geiz feinen Künfle 
ler auffommen ließ. Hierin ſtimmen wenigſtens 
ale Schriftſteller zuſammen, daß der Ruhm 
vortrefflicher Kuͤnſtler ihm ein Dorn im Auge 
war, und daß er wegen ſeines unerſaͤttlichen 
Geizes alles, was sun kaiſerlichen Wohlſtand 
gehoͤrte, außer Acht ſetzte.“) Don einem fols 
hen Fuͤrſten hatten. die Künfle nicht uur kein⸗ 
‚ Weförberung, ſondern vielmeht alles Uebel 
erwarten. 


I. Es find: jeboch Denkmäler vorhanden, | 


welche beweifen, daß es unter bed Tiberius Re⸗ 
gierung vwortreffliche Bildhauer zu Rom gegeben 
babe. Winkelmann rühme **) eine Bildfäulg 
des Germanicug, die Eleomenes, "in Atheniens 
fer , in diefen Zeiten verfertigt hat, und fich num 
zu Berfailles befindet... So meldet er auch von 
einem gleichzeitigen Kopf des Germanicus im 
Kapitolium, welcher eins der ſchoͤnſten Werke: 
der Kunſt iſt. Obgleich. Tiberius den Ruhm 
lebender Kuͤuſtler mit neidiſchen Augen anſah, 
und nichts zur Beförderung der Kuͤnſte beytrug, 
ſo raͤumte er Doch die Werke älterer Kuͤnſtier, 
nach welchen ſich bie neuern bilden konnten, 


nicht aus dem Wege. Weil dieſe nicht mehr den 


Gegen⸗ 
H Suet. In Tiber. c. 47: 


. *9 Hill. de lart Tom. 2. p. 280. 











— (7 0 


ee 187 


Gegenſtand feiner Eiferſucht ſeyn Fonnten, fr : 
ſchaͤtzte er fie hoch, und ſuchte fie fich eigen zu 
machen. So wiffen mir von ihm, daß er eine 
ergene Bildfänle von ſonderbater Schönheit, ein; 
Werk des Kyſippus, die in des Agrippa Baͤdern 
ſtand, in fein Kabinet bringen ließ; aber durch 
das laute Gemurre des Volks auf der Schau⸗ 
buͤhne bewegt wurde, dieſelbe ihrem vorigen Orte 
wieder zu geben.“) Auch erzaͤhlt Plinins vom 
ihm, **) er habe ein vortreffliches Gemaͤlde des 

Antidotus, welches Auguſtus von Alexandria 
nach Rom hatte bringen laſſen, in dem dieſem 


gaiſer errichteten Tempel feyerlich aufgeſtellt. 


III. Cajus Caligula war zwar nicht fo 
grauſam gegen die Kuͤnſtler, kuͤndigte aber den 
MWerken der Bildhauerkunſt den Krieg an. Denn 
er. gab den Befehl, alle Bilbfäulen beruͤhmter 


Dränner, die Auguſtus anf dem Kampus Bar 


sine haste qufftellen laſſen, herabzuſtuͤrzen. >) 
Er ſchickte auch Leute nach Griechenland, bie 
ſchoͤnſten Bildfäulen der Goͤtter aufjufuchen and 
nad) Rom zu bringen‘, damit ihnen bafelbft der. 
Kopf abgebrochen, und anſtatt deffelben ber ſei⸗ 
ne darauf gefrgt würde. +) Einen fo ſchaͤnd⸗ 
* Kopf zu tragen. war ſogar auch bie Bild-⸗ 
fäule des olympifchen Jupiter, ein Werk des 
unfterblicgen Phidias, beſtimmt. tm) Beil aber 
"bie - 
9 Plin, Lib, 34. e. 8. ibid. e. 22. 
æve) Suet. in Cal. c, 34. 7) ibid. e. a2. 


| ihid. 
tt) , 


igss „=. 2 22 

Bie griechiſchen Baumeiſter dem Memmius Re 
gulus, dem die Ausfuͤhrung des kaiſerlichen Be⸗ 
fehls anvertraut war, die Unmoͤglichkeit, die⸗ 
felbe unverletzt ch Rom zu bringen, deutlich 
vor Augen legten, fü wurde ihrer geſchont, und 
flie blieb in Griechenland. Das einjige Werk‘ 
der Bildbauerkunft, welches durch feinen Befehl 
Ainternommen, unter Nero aber zur Vollkom⸗ 
menheit gebracht worden, war. ein Obelisk im 
‚Circus. ) Auch find unter ihm verſchledene 
wichtige Merle der Baufunft theils angefangen, 
hheils zu Ende gebracht werben, Dieſe find 4 
der Tempel des Auguſtus, und des Pompejus 

Schaublihne, deren Bau unter Tiberius ange⸗ 
fangen worden war. Jene aber ſind eine Waßſ⸗ 

ferleitung bey Tivoli, und ein Amphitheater. 

Er haete ſich auch vorgenommen, auf einer 

Spige der Alpen eine Stadt zu erbauen, und 

bie korinthiſche Erdenge durchgraben zufaffen.**) 
Hieraus erſtehet man, daß es unter feiner Re⸗ 
gierung nicht an geſchickten Baumeiſtern geman⸗ 
gelt habe, Er wuͤrde auch ohne Zweifel der 
Bildhauerkunſt guͤnſtiger gewefen feyn, wenn 
jede ältere Bildfäule feinen Kopf und Damen ge» 
fragen hätte, und jede neuere nur. ihm gu Ebren 
errichtet worden waͤre. 

" IV. Winkelmann zähle Claudius unter 
‚bis Kaiſer, welche die ſchoͤnen Kine nicht be⸗ 
| fördert 

*) Blin. Lib. 36. e. 10.. | 


77) duet. ibid, q. 21. 


—E— 19 
fürbert,abem.*) Seine Meynung gtuͤndet ſich 


darauf, daß er auf zweyen berühmten Gemaͤl⸗ 


den des Apelles, welche Alexander den großen 
vorſtellten, den Kopf ausloͤſchen, und an deſſen 
Statt jenen des Auguſtus dahin malen lieh. **) 
Man. fannı aber eigentlich hieraus nicht folgerm, 
daß er den ſchoͤnen Kuͤnſten nicht getvogen. gewe⸗ 
fen ſey. Es kann fenn, daß er hierdurch bewei⸗ 
fen wollte, Auguſtus verdiene mehr als Alexau— 
der, durch vortreffliche Gemaͤlde der Nachwelt 


"befannt zu werden. Vielleicht war ed auch ei 


ne Wirkung ſeiner äußeren Unbedachtfamfelt. 


Unter ihm .ift die Zunft’ auf Marmor zu ma⸗ 


den erfunden, folglich die Malerfunft mit ei⸗ 
nem neuen Zweig vermehrt worden. ***) Auch 
iſt fein. Betragen gegen bie Übrigen. Werfe der 


Kunſt fo befchaffen, daß man ihn vielmehr als 
‚einen Beföcberer derfelben rühmen muß. Deun 


er ließ viele ſchaͤtzbare Bildſaͤulen überall auf⸗ 
fuchen, Rom bamit zu verfehönern, als ba wa⸗ 
ron, einige von roͤthlichem Poryhyr, die er BR 
Betrafiug Pollio aus Aegynten erhielt, D und 

der Koloß des Jupiters, den er auf dem Kam⸗ 


pus Martins aufrichten ließ. +) So ung.@ 


auch nicht wenig zur Beförderung ber Baukunſt 
bey, indem er die wichtigften Werke, bie je ein 
Sürf undernehmen kounte, gluͤcklich zu Ende 


brachte, 
9 ma. de lPart T. 2. p. 281. 


**) Plin, Lib. 35. e. 18. ea .. 
H Idem Lib. 36, c. 7. n) Ub 34 67° 


\ 


390 ER 


vrachte als da ſtud der Hafen von Oſlla praͤch⸗ 
tige Waſſerleitungen, eine Ableitung des fucini⸗ 
ſchen Sees, Kandle und andere koſtbare Wer, 
te.*) Es hatten alſo damals die Baumeiſter, 
bvbeſonders auch diejenigen, Die ſich mit der 
Waſſerban abgaben, Gelegenheit genug, ihre 
Seſch cuchten zu zeigen. 
VW. Keinem unter allen Kaiſern hatte Rom 
% viele fremde Bildſaͤulen zu verdaufen, als 
bem Flero. Er ließ fie meiftend aus Griechen. 
land fommen, um feinen berühmten goldenen 
Palaſt damit zu zieren. - Es wurde aber.fo viel 
Gewaltthaͤtigkeit dabey verübt, daß er fich aller 
Menſchen Fluch auf den Hals zog. Aus dem 
einzigen Tempel des Apollo zu Delphi wurden 
fuͤnfhundert Bildfäulen nach Rom gebracht: *%) 
Winkelmaun haͤlt fir wabrfcheinlich, daß fich 
unter diefen der Apollo vom Belvedere, und der 


echter der Villa Borghefe befunden: haben. 


Dieſer ſonſt ſo verhaßte Kaiſer zierte nicht. mur 
. Rem mit fremben Bildfäulen, fondern verlangte 
aud) zu feinem ‚eigenen Ruhm ein ewiges Denk. 
‚mal der Kunſt zu hinterlaſſen. Es befand ſich 
damals ein vortreflicher Bildhauer, Namens 
denodorus, : in ©allien, two er zu Aubergne in 
‚ einer Zeit von zehn Jahren einen Merfur ver⸗ 
e fertiget hatte, der um 40 Millionen Sefterzien, 
ve: weiche 
\ 9* Suet. in Claud. c. 20: ‚Plin. LIb, 36: e 15. 
Ddio· Lib. 60. 

**) Pagfen. Lib. 0. .,.-.,. 








—— —— — — — — — — — — — — meer — — 
= D 
. 
- 


ee 101 


velche ungefähr eine Million Kondentionsthaler 


qusmachen, verkauft. wurbe. *) :Diefen. berzufe 
ge Nero nad) Rom, ihn: in ‚einem hundert und 
gehn, oder mie Suetonius ill, *”) hundert. 


„und zwanzig Fuß hohen erzenen Koloß abubl- 


den, welchen er vor ſeinen goldenen Palaſt fieb 
len ließ. Was Plinius von dieſer Bildfäufe 


und von dem Luͤnſtler hinzuſetzt, iſt ſehr merk⸗ 
‚würdig. Ea flatua, fagt er, indicavit, inte 


riiſſe fundendi aeris feientiam , cum et:Nero 
largiri aurum argentumque paratus eflet, et 
Zenodorus fcientia fingendi.caelandique. nulli 
veterum poftponeretur. ***) Diefe Stelle iſt 


ſthwer zu verſtehen, und wird von den Gelchre 


ten: auf gang verfchiedene Weiſe ausgelegt. . Eis 
wige mennen, Plinius habe fagen. wollen, bie 
Folsffalifche Bildfäule des Nero fey aus Marmor 


geweſen, weil bie Kunſt, dag Erz zu gießen, 
damals verloren getvefen fen. Allein dieſes wi⸗ 


derſpricht dem Kontert des Plinius, der bier 
aur von erzenen Bildſaͤulen fpricht.. Mintel 


mann, +)-der die Namen derer anführt, Die der 


vorigen Meynung find, glaubt, Plinius erzaͤb⸗ 


Je, dem Kuͤnſtler Zenodorus fey mit aller. feiner 
betuͤhniten Geſchicklichkeit das Werk nicht ‚ges 


Inögen, und er.führe dieſes als einen Beweis 


| an, daß damals die Kunſt, aus Erz zu gießen/ 


‚we Os 
1) Plin. Lib, 34. c. 7. . 
) In Ner on, ©, 3I. . 668) Plin, Lib, 34 “ 18. * 


» Hill. de Part Tom. 2. p. 291. 


ı92 Bu 1 2.2 222 


LS 


= 


verlören gegangen war. Konnte aber. Wohl 


Plinius diefes behaupten, nachdem er erzähle 


Satte, Zenodorus habe ben fo theuer verfauften 


‚Merkur in Auvergne, unb zwey vortreffliche 


CTrinkſchaalen aus Erz gegufien? Der beruͤhm⸗ 
ce Herr Karl Bianconi von Bononien bat dem 
Herrn Abt: Tirabofchi über dieſe Stelle des Pliy 

nius folgende Erklärung gegeben. Es habe fich 
in dem Koloß aled verbunden, was zur Aus⸗ 
führung eines folchen Werks gebdrt, und ſich 
fo felten beyfammen-findet, das tft, ein Kaifer, 
ber bereitwillig war, alles darauf zu verwenden, 
und ein Kuͤnſtler von der größten Geſchicklichkeit ; 


| daher ſey daB vylllvmmenſte Merk der Kun 


entftanden. Weil aber eine jede Cache, wenn 
fie zu der hoͤchſten Stufe ihrer Vollkommenheie 


‚gelangt ift, in Verfall geräth, fo babe Plinins 


fagen wollen, die Kunſt, Bildſaͤulen aud Erz zu 
gießen, muͤſſe nun ihrem Verfall nah ſeym 
Plinius habe ſich faſt fo wie Vaſari ausgedrückt, 
wenn dieſer ſagt, bie Vollkommenheit, wozu bie 


Ruͤnſte zu feinen Zeiten gelangt waren, ſey das 


Zeichen ihres nahen Verfalls. So wohl aus⸗ 
gedacht Als dieſe Erklaͤrung iſt, ſo wird fie. 
ſchwerlich einen jeden befriedigen, weil Plinius 
burch das Zeitwort interiifle nicht den heran⸗ 
nahenden Verfall der Kunft aus Erz zu gießen. 
fondern den ſchon gefchehenen Untergang, anzei· 
get. Wenn ich unter fo großen Gelehrten mei⸗ 
ne. unvorgreifie ren fagen dürfte, for 

® würde 


0 


ee 193 


würde ich unfer dem Worte Acris bag korinthi⸗ 
ſche Erz verfichen, und bavor halten, Plinius 
Habe fagen mollen, bie Kunſt, Gold, Silber 
und Erz, ‚ woraus das forinthifche Er - bes 
Rand, ”) in geböriger Preportion zu mifdhen, 
und die befondern Kunflgriffe und Vortheife, die - 
bey dem Guß einer korinthiſchen Bildfaͤule zu 
beobachten waren, ſeyn damals verloren gewe⸗ 
fen. Dieſes bezenge die Bildſaͤule (aus gemeis 
nem Erz), die zu einer Zeit gegoſſen war, da 
Nero bereitwillig war, Gold und Silber darar 
zu verſchwenden, und Zenoborus an Geſchick 
lchkeit in der Bilbhanerkunſt Ind’ im getrlebenen 
Arbeiten keinem unter den. Alten nachgeſetzt wer⸗ 
den konnte. Es ſcheint auch, es werde dieſe 
Erklaͤrung brtch das beſtatiget, was nach der 
angefuͤhrten Stelle des Plinins ſolget· Gueich 
daranf erzaͤhlt er, Zerodorus habe zwo Träne 
ſchaalen aus Erz gebildet, und zwar fo vortreff⸗ 
lich, daß man fie denen, die Calamides, die 
beruͤhmter alter Bildhauer, verfertigt hatte, 
wicht unterfcheiden konnte; und ziehet aus Die 
fer fonderbaren Geſchicklichkeit des Zenodoruß - 
die Folge, die. Kunft, das (korinthiſche) Erz zu 
wifchen und Bilder zu gießen, muͤſſe damals 
gaͤnzlich verloren gewefen ſeyn, weil fie einem fo 
großen Künftler unbefaunt war; „quantoque 
major in Zenodoro praeflantia fuit, tanto 
- magis 
9 Plin. Lib. 34 & 2. 
II. Band. N 


— 


194 —E — 


— 


ag deptehendi aeris obliterstio potell. “« 


Was fuͤr ein anderes Erz konnte wohl unbekannt 


geworden feyn, als das foriuthifche, da Zeue 
doxus fo vortreffliche Werke der-Kunf aus an. 


derem Erg wirklich ſchon gegoſſen haftet: Was 
Matthias Gesner in, feiner Chreflomathig Pli- 


niaga Seite 912 uͤher dieſe Stelle anmerti, 


lommt zum Theil mit dieſer Erklaͤrung uͤberein 


naͤmlich, daft das Erz an dieſem Bilde nicht ip 
cchoͤr geſehen babe, als an deu alten Etatueu. 
Bes. er uber hinzuſetzt, Zenodorus habe. wich 
licht das Gold und Silber, fo ihm zu dem Bilde 


“> georhen worden, müglicher anzuwenden geipußt, 


(das iſt, ſich eigen mad) iſt nicht wahre 
ſbembch. 


VI. Uns nm wieber auf Yap Zu fommen, 
* mor er.chem kein großer Kenner der Kunſt, 
groß auch feine Begierde war, die Werke der⸗ 
ſelben zu ſammein. Dieß hat cr bewieſen, da 
er eine Bildfäyle Alezgnders ‚des großen, ein 
Werk des Eyfippus, yergolden lieh. 9 —* 
ſah er bald ſeinen begangenen Fehler ein, und 
ch dad Gold wieder abſchaben. Er war eig 


. großer Liebhaber van Bemälden.. Weil er ig 


ollen feinen Leidgufchaften die Grenzen über 
fdhritt, fo war er audı hierin, ausfchweifend. 
Dieſes gab aber Gelegenheit zu einer neuen Er⸗ 
ſbindung in der. Malerkunſt, uud zur. Befoͤrde⸗ 
zung berfelben. Er verlangte, in einer Rieſen⸗ 

Ä in rer gedße 
2) Plin. Lib. 34: e. 8. Ben 








—RE u 194 


größe von 120 Schub, das iſt, in ber Höhe bes 
Obengedachten Koloſſes, gemalt zu werben. - Es 
‚gab aber feine fo großen Tafeln. Daher ver, 
fiel -man auf ben Einfall, fich des Keinwands 
zu bedienen, welches bisher noch nie geſchehen 
war. *) Die Xunſt, auf Marmor su malen, 
die unter Claubius erfunden werben mar, wurde 
Auch unter Nero fo weit vervollkommnet, - baf 
man bie natürlichen Flecken des Marmors nach⸗ 
machte.) Hietdurch war man im Stande, 
die ſchoͤnen Zuͤge, die verſchiebenen Arten von 
Marmor eigen find, durch die Kuuſt zu versuch. 
ten und gu verfchönern.. 
VII.Vefſpaſian und Citus haben: nicht 
nur die Wiſſenſchaften, ſondern auch die Kuͤnſte 
geſchuͤtzt und befoͤrdert. Veſpaſtan pftegte die 
Reibelgenen, die ſich durch einige Kumft auszeich⸗ 
neten, zu Eaufen, bamit et ihnen die Freyheit 
Achenken könnte. ***) Neben dieſem koſtbarſten 
Beſchenke, das er denkenden Menfchen machen 
donnte, bewies er fich gegen bie Künftler noch 
auf andere Art ſehr wohlthaͤtig. Der Künftleg, 
welcher dem Koloß des Nero ben Kopf dieſes 
sechafiten Kalferd abnahm, und au deſſen Statt 
das Bild ber Sonne auffete, wurde von Befpes 
fan reichlich beſchenkt. 2° Einen andern Kuͤnſt⸗ 
ler⸗ 


9 Plin. Lib. 35. e 7 or) ibid, e. s. 
“r*) Suet. in Velpaf. c, 18. 
) Plin. Lib. 34. e-7⸗ 


196 Lo —— zu 
‘fer, ber fich erbot, mit wenigen Unfoften große 
und fehr ſchwere Säulen Im Kapitolium, moram 
man damals arbeitete, anfjurichten, überhäufbe 
er für diefe neue Erfindung mit Wohlthaten. 
Jedoch drückte er ſich dabey aus, er wolle fich 
dieſes Vortheils nicht zum Schaden gemeiner 
Ruͤnſtler und Arbeiter bedienen. In Wahrheit 
eine fürftliche Gefmnung, die von einem Lau— 
desvater zeuget, der fich in feiner wohlthätigen 
Großmuth durch Feine niederträchtige Finanjen⸗ 
regel die Hände binden läßt, wann es auf bem 
"Unterhalt eined Theils feiner Unterthanen an⸗ 
koͤmmt! Ze 
VIIR. Aber die Kaiſer Trajan und Ya» 
drian übertrafen alle ihre Vorfahren an Woßk- 
thaͤtigkeit gegen bie Kuͤnſeler. Der letztere hatte - 
zwar die lächerliche Schwachhelt, daB er fük 
den erfien Meifter in jeder Kunſt und Wiſſen- 
ſchaft angeſehen ſeyn wollte, "und trug fein Be⸗ 
denken, einen jeden, der ihm blindlings den 
Vorzug ſtreitig machte, als einen Beleidiger feld» 
ner kaiſerlichen Majeſtaͤt mit dem Tode zu be⸗ 
ſtrafen; wie ed der beruͤhmte Baumeiſter Apolls⸗ 
dorus und verſchiedene andere zu ihrem Scha— 
den erfahren haben. Man kann Ihn jeboch 


pa Lob nicht abfprechen, ein großer Befoͤrde⸗ 


rer und Kenner der Kunft, ja ſelbſt ein Künftler 
geweſen zu feyn. Denn nach dem Zeugniß des _ 
Aurelius Bictors *) hat er ſelbſt Bildſaͤulen ver⸗ 

nn fertige. 
H Epitom. 14. 2. * 


a 97 
fertigt. -Diefer Geſchichtſchreiber fegt fogar hin⸗ 
zu, (vielleicht als ein Echmeichler,) man koͤnne 


ihn in der Bildhauerkunſt dem Polykletus und 


Euphranor an bie Seite ſtellen. Wer ihn aus 
den Werfen der Kunſt, bie fowehl in Griechen 
land ale in Stalien durch feinen Befehl zu Stan⸗ 


.. be. gekommen find, gu beurtheilen verlangt, ber 


leſe Winfelmanne Hiftoire de l’art Tom. ır. 
p. 303-310, mo bie Befchreibung ber badrins 
nifchen Pille zu Tivoli allein binreichenden 
Stoff an bie Hand giebt, biefen Kaifer als einen 
‚portrefflichen Kenner und Beförberer ber ſchoͤnen 
Kuͤnſte kennen zu lernen. Daſelbſt p. 298- 305. 
werben auch die Werke der Kunſt, (befonder® 
die trajaniſche Säule,) die unter Trajans Res 
gierung.. verfertige worden find, „befchrieben. 
Diefer Kaifer war nicht fo eiferfächtig, daß er 
die Ehre einer Bildfäule andern wohlverdienten - 
Männern misgdnnt hätte. Er ließ fogar hoffe 


nungsvollen Jünglingen, bie. in. ihrer größten 


Blühte gefiorben. waren, Bildfäulen ſetzen, um 
ihr noch nicht zur Reife gelangte Berbienft zu 
Belohnen. ) Man fan nicht Iäugnen, daß, 
unter dem Schug und durch die Wohlthaͤtigkeit 
Kiefer zween Kaifer der Eifer und Fleiß ber 
Künftler aufs .nene belebt und erinuntert wurde, 
und fehr prächtige Werke ber Kunſt zu Stande 
gekommen ſind, Es hat auch die Kunſt damals 
alle ihre Kräfte angewandt, ſich zu ihrer. vori⸗ 

N3 gen 

*) Pin, Paiegje, elib2.Eik a: 


18 | 0 — > 225 


gen Vollkommenheit wieder empor zu heben; 
allein es klebten ihr und der Übrigen Gelchrfams 
keit gewiſſe Sehler an, die ihren Verfall und 
endlichen Untergang unvermeidlich machten, wie 
wir bald fehen werben. 


"IK. Von 'den Künftlern diefer Zeiten hat. 


uns Plinius der ältere nur noch einige Maler 


befannt gemacht. Diefe find Dororbeus, uns 
ter des Nero Regierung, den aber Plinius nicht 
fo ruͤhmt, als deffelben Zeitgenoß Amulius , *) 


- don welchen er gun Beweis feiner fonderbaren 


N 


Geſchicklichkeit erjählt, er babe eine Minerva 
gemalt, von ber man jederzeit mit flarren Aus 
gm angeſehen wurde, man mochte fie betrachten 
Hon welcher Seite man wollte. Eine ſolche Ge⸗ 
ſchicklichkeit wird Heutige Tages nicht mehr ber 
wundert. Nero, der fünft alled, was den griechi⸗ 
ſchen Namen trug, hochſchaͤtzte, ließ jedoch ſeinen 
Palaft von dieſem Amulins, der ein Roͤmer war, 
nalen.) Er mar. furg zuvor, als Plinius 
bieſes ſchrieb, geſtorben. Anf ihn folgten im 
Ruhm vortrefflicher Maler Eornelius Pius, 
und Accius Priſcus, melche die Stärfe ihrer 
Kunſt beſonders im Tempel der Ehre und der 
Tugend, der von Veſpaſtan wiederhergeſtellt 
wurde, bewieſen haben. Accius Priſcus fol 
fi; dadurch von dem andern unterfihieden ha⸗ 
ben, daß feine Art wu malen ſich jener der 
F alten 


s bp ee 


% 


® ) 


— Be ©) 


Alten meht näherte. Endlich nennt Plinins 
noch Antiſtius Tabeo, ber vor Eurgem in ſeht 
hohem Alter geftorben war, nachdem er die Eh⸗ 
renſtellen eines Prätord und eines Profonful® 


in dem narbonefifchen Gallien begleitet hatte; 


Diefer gab fih nur mit kleinen Gemälden ab; 
And anftatt des Lobs, das er verdiente, tonrde 
feiner geſpottet. ) Es ſcheint, als babe mar 
es einem Manne von Stande uͤbel genommen, 
daß er ſich mit der Malerey beſchaͤfftigte; denn 
es iſt nicht wahrſcheinlich, daß ihn Plinius 
unter die berühmten Maler würde geſetzt haben, 
wenn feine Gemälde fo fehlecht waren, daß man 
darüber ſpotten konnte: Weil Plinins don’ Ans 
tiſtius Labeo als von einem neulich verſtorbenen 
ſpricht, fo ann er ſchwerlich der Rechtshelehrtä 
dieſes Namens ſeyn, welcher ſchon unter Ange 
ſtus das au ‚Konfalat: erforderliche ieh 
batte. ”).. 

X. Aus den eospirdäen, die Pte 
den genannten Malern beylegt, koͤnnte min 
ſchließen, die Malerkunſt habe damals zu Rom 
in ihrer Vollkommenheit gebluͤhet. Es iſt aber 
‚Sffenbar, daß er den von ihm geruͤhmten Mei⸗ 
fern nur im ‚Vergleich mit ander feiner Zeit) 
. genoffen vorzůgliche Lobſpruͤche giebt, die Kumſt 
dber an fich ſelbſt im Werfali twär.: Den 
nachdem er von bem Beyfan, den einige der 
| R 4 “ "befte 
*) jbidem. 2 
) Tach. EUR 5: Ansal, eg: ZA, 


860 —E | 
beſten Malereyen bey den Kaifern,fanben, ges 


Prochen hat, fo endiget er mit dieſen Worten: 


hadtenus dictum fit de dignitate artis morien- 
üs.*) Was koönnen aber diefe Morte anders 
bedeuten, ald daß die Malerfunft. ihrem Ver⸗ 
berben nah war? Ein anderer Beweis, daß 
die Kunft überhaupt zu Rom in ſchlechten Um⸗ 
faͤnden war, iſt dieſer, daß, da man unter 
Domitiau einige Säulen von pentelifehem Mars 
mor, bie zu Athen für den Tempel des olym⸗ 
piſchen Jupiters verfertige worden waren, nad) 
Kom gebracht hatte, und ihnen den gehörigen 


u Glanz geben wollte, . -derfelben ſchoͤne Bildung: 


.  verborben wurde. +) Wenn man nicht eine 
mial vollfommen gebilpeten Säulen den Glanj 


V:geben wußte, :ohme fie zu verunſtalten, fo, 


kann man von ber, bamaligen Roͤmer Geſchick⸗ 


Uchteit überhaupt ‚kein günftiges, Urtheil fälen.. 


Die beften Werke der Kunft diefer Zeiten find, 
wicht durchaus groß, nicht in allen ihren Thei⸗ 
len erhaben, ‚nicht. gang der Natur. ähnlich. 
Es findet fich.darin immer etwas, ‚welches dem: 
Ganzen widerſpricht, etwas Kleines verraͤth 
ober verkuͤnſtelt iſt. Kurz, bie Künfte waren 
damals. dem Styl der Gelehrten vollkommen 
Khulich..*) Vielleicht muß man ben Grund, 
hiervon in dem Haft bed auvor heran 


Yı Lib. 35.05. . -. 
=“) "Plutarchug in Poblie. P.IOO.. ur: non 
0), Winkelmann Hift.de are T, 2; °P. 309 : 


] 








so Aber⸗ 





—E» —RN 


Merslaubens und in der Verbreitung bes Chri 
fientbumg unter, dem Kaiſer Hadrian ſuchen, 
ſagt Winfelmanh. *) Allein bie chriſtliche Res 
ligion hatte damals das Reich des Aberglau⸗ 
bens weder umgeſtuͤrzt, noch fidy fo ſehr aus⸗ 
gebreitet, daß fie in der fittlichen Vtrfaſſung 
oder Denkart der Roͤmer eine merkliche Veraͤn⸗ 
derung verurſachen konnte. Man muß vielmeht 
den Grund. dieſes fortdaurenden Verfalls von 
den naͤmlichen Urſachen herleiten, die ſchon un 
ter des Auguſtus Regierung zu wirken angefan⸗ 
gen, und die den guten Geſchmack in der Dicht⸗ 
kunſt und Beredſamkeit in den folgenden Zeiten 
immer mehr und mehr verborgen haben. Die 


Haupturſachen find bie verfchlimmerte Erziehung 
der Jugend, das allgemeine Verderbniß der 


Sitten, und bie daher erfolgende. falfche Denk 
art, bie Begierde die vollkommen Werke ber: 
Kunft zu übertreffen, . und bie wonuiſche Die 


gerangcart © ber. ‚Hafer. 


"nid 


No 
u... 


R5 Dos 





Das fimfte Buch. 

Die Gelchrfamkeit der Römer von Pas 
7 priond Tode bis zu Konfntind Res 
‚ gerung. 


der: ‚Seife Angnſta⸗ and d Hadriene 

Tode war faum etwas mehr als ein Jahr⸗ 
bundert verfloffens und dennoch war biefer kurze 
Zeitraum hinlaͤnglich, die roͤmiſche Litteratur 
von ihrem hoͤchſten Gipfel tief ind Verderben 
herabzufetzen. Eine gang verſchiedene Are zu 
denken und die Sedanken auszudruͤcken, neue 
Bilder einer verderbten Phantafie, und neue 
Woͤrter Hatten alle Theile der Gelehrſamkeit 
Berunftaltet. Es war jeboch ber Eifer im Stu⸗ 
piren ‚noch nicht erlofchen. Das Uebel ruͤhrte 
‚mehr von dem verderbten Seſchmack, als von 
einem geringern Beſtreben nach Kuͤuſten und 
Miffenfchaften ber. Weil aber in ben folgen⸗ 
ben Zeiten bie polififche Verfaſſung bed Reichs 
ſich immer mehr verfchlimmerte, nnd bie inner» 
liche Zwietracht und das Wesberbniß ber Sitten 
immer zunahm, fo erfaltete nach und nach ber 
Eifer im Stubiren, und verwandelte ſich end» - 
lich in eine allgemeine Verachtung ber Kuͤnſte 
und Wiffenfchaften.: Was wir in gegenwärti« 
gem Zeitraum/ von reians Tode bis zu Kon⸗ 
LU... ſtantins 





De ei nat 803 


Rantind Negierung, erjaͤlen werden, —E ie 
Befrdrigung biefer Wahrheit dienen. 


Das erſte Kapitel. 


Allgemeiner Begriff von der bürgerlihen 


Verfaſſung und der Gelebefamteir dieſer 
‚, deiten. " 


I Gitus Antoninus Pius, der im Jahr 138 


den Hadrian im Kaiferthum folgte, 
war einer der weifeften Fuͤrſten, bie je den kai⸗ 
ferlichen Thron beftiegen haben. Es giebe feine 
Tugend, von der er nicht glängende Beweiſe in 
feinem Lebenswandel abgelegt babe. Nur ber 
Keufchheit wor er nicht fehr ergeben, das eine 
ilge, was M. Aurelius an ihm tadelt.*) Ue⸗ 


| Berzeugt, nur deswegen ein Fuͤrſt fo vieler Voͤl⸗ 


fer zu ſeyn, damit er ſich ganz der Befoͤrderung 


Ber aligemeinen Wohlfahrt widmete, fchaffte er . 


viele unbillige Gefeße ab, ſtrafte die Stoͤrer 
der allgemeinen Ruh, und fegte feiner Wohl⸗ 
thaͤtigkeit weder Maaß noch Ziel, mo «8 bie 
Noth erfoderte. Seine Sorgfalt für das allge 
meine Wohl erftreckte ſich auch ber bie Gelehr⸗ 
ſamkeit, die fo großen Einfluß in daffelbe hat. 
Veſpafian und Hadrian hatten den oͤffentlichen 
Lehrern zu Rom jaͤhrliche Befoldungen angewie⸗ 
fen. Diefe billige Wohlthat verbreitete Antonin 

ul 


*) De rebus fuls Lib, er = 


24 Ah. |, 

auch über bie Lehrer in ben Propiugen.”) Se 
doch geſchah dieſes nach Mack des Verdienſtes. 
Denn Julius Capitolinus erzählt, *) er habe 
einem getoifien Inrifdgen Dichter Moſamedes, 
von dem Salmafius einige griechifche Berfe ans 
Mört, feine underdiente große Befoldung ver⸗ 
mitdert. ***) Neben dem verlich er ben Ech 
zern viele Borrechte, und die Freyheit von 
dfentlichen Dienßen. Damit die Staͤdte nicht 
init Lehrern überhäuft würden, fo befaßt er, 
baß in den Fleinern Städten nicht mehr als fünf. 
Lehrer der Arzneywiſſenſchaft, drey ber Rede 
funft, die man damals Sopbiften nannte, und 
Deep andere ber. Grammatif, in ben größern 
Städten ficben Aerzte, vier Rhetorn und eben. 
fo viele Grammatiker, in den größten Städten 
aber zehn Aerzte, Fünf Rhetorn, und fünf. 
Grammatiker waͤren, welche der gemeldten Vor⸗ 
rechte und Freyheiten gendffen. Sn Anſehung 
der Lehrer der Philofophie und ber Rechtsgelehr⸗ 
famfeis zu Rom, welche von biefen Vorrechten 


nicht außgefchloffen waren, wurde feine gewiſſe 


Anzahl beſtimmt. Der alte Rechtsgelehrte 
Modeſtinus hat und alle dieſe Privilegien der 
Lehrer ſchriftlich hinterlaſſen, und der beruͤhmte 
Bnton + Mgofino bat Re geſenmeln und erlaͤu⸗ 
J , tet: 
) Jul. Capieolin. In Antonin, © 1. 

") Ib. cap. 7. 

) In Not. ad hees Jam. 





—— — — — — — — — ——— GE 


1 25 80} 


tert. ) Dir Raifer ſelbſt wär ein vortre fuche 
Kopf, ſehr beleſen, und von ſonderbarer Bereb⸗ 


Vamkeit. Dieß Lob giebt: ihm Julius Capitoti 
aus.) Was der Herr Abbe Longchamps*) 
zu dieſes Kaiferd Lob noch Hinzu ‘dichte, bas 
mag er verantworten. So weiß ich auch nicht, 
‚wie diefer mit den: Berfaffern der selehriin Be | 
ſchichte Frankreichs +) habe fagen können, - des 
Antoninus Aeltern feyn zu Nimes in Sranfreich 
geboren, da doch Julius Eapitslinus nur ſugt, 
ihr Geſchlecht ſtamme daher. 4) Dieſer ale 
Schriftſteller fetzt noch hinzu, es ſeyn einige ME 
den unter des Antoninus Namen bekannt, und 
Marius Marinus behaupte, ſie ſeyn wirklich 
von ihm, ob fie gleich jedermann für eines ans 
dern Werk halte. 

"1. Eben fo ofäcktich für die Selcht ſamlei 
war die Regierung des Marcus Aurelius, und 
Zucius Verus, die nach Hadrians Verlangen 


ton Antonin an Kindesſtatt aigenonimen wur 


den waren, und ihm im Juhr 100 im Kaiſetthum 


folgten.’ Ber ketzte war zwar wenig zu den 


Wiſſenſchaften aufgelegt, ob er gleich Die be⸗ 


ruͤhmteſten unter den Griechen und Lateinern zu 


kehrern der Grammatik, Redekunſt und Phils⸗ 
ſophit 


Ad —E Lib. Singileris, p. 241. etc, 
"#)-Lor. cit..c 2 
**5*) Tablcau des gens de Letue⸗ T. 1: p. 136, 


D Tom, 1.9.3277 wi) ap 


Sophie gebobt hatte, ‚mb faſt jeberzeit von Ge⸗ 
lehrten umzingelt war. Daher brachte er auch 
aichts merkwuͤrdiges zu Staude, wenn man ei» 
nige mistelmäßige Verſe und. Neben ausnimmt, 
die ex im feiner Jugend geſchrieben haben ſoll, 
woran aber einige gweifeln.) Als Kaiſer er 
gab er Mich den abſchenlichſten Laſtern, deren 
Üble Folgen aus Vorſorge des Marcus Aure⸗ 
lius das Reich nicht empfunden hat, Dieſer 
Kaiſer hat im ganzen Alterthum ſeines gleichen 
nicht gehabt. Deun alle Tugenden eines Pri⸗ 
Yarmannıs waren in ihm mit allen den Eigen⸗ 
ſcheften eined guten Fürften vereinbart. Er 
war. befcheiden in feiner -Hoßeit, mäßig und 
Senf im Schoos der Wolluſt, fo ſtreng geges 
fi ſelbſt, daß er auf bloßer Erde ſchlief. eig 
Sapberer Krieger ; ein gerechter Richter, und ein 
särtlicher Vater feiner Unserthauen. - Weil er 
der ſtoiſchen Sekte ergeben war, bie ihren Au⸗ 
Hängen Eigeuliche und Stolz eiufiägte, und ig 
Seinen Schriften var frch felbft rühmlich fpricht, 
at Hehe nie etwas gethau, deſſen es ihn gereug, 
es. habe nie unterlaffen, den Armen zu beifen, 
such nicht unter dem gewoͤhnlichen Vorwand 
des Gelbmangels, **) und verſchiedene anbere 
doͤbliche Handlungen von ſich ſelbſt erzähle: fo 
feben viele dieſes ald eine Wirkung bed ftoifchen 
Stolzes an. Allein da er bey bieſen Selbſtruhm 


J nicht 
*) Copuolin. in ejua Vita e. 2. | 


20) Lib, ı. de Rebus ſuis. 


\ 





i 


—E 207 
‚nicht In ſich ſelbſt beruhet, ſondern feine ruͤhm⸗ 
lichen Hanbinngen ben Goͤttern verdankt, ſo 
weiß ich nicht, wie man ihn des Stolzes be 
ſchuldigen kung... Vielleicht bat er. auch feine: 
Gedauken und Handlungen nur in der Abſicht 
aufgezeichnet, bamit fie von feinen Rachlommen | 
Sielmehr befolget als bewunhert wuͤrden, viel⸗ 
Jeisht auch. tur zu feiner eigenen Befriedigung, 
ohne auf die Nachkommenſchaft zu denken. | 
IM. Bon. Jugend auf war er der Gelehr⸗ 
Sanıkeit ergeben.: Den Spruch des Plato, die 
Bürger, deren Fuͤrſten MBeltweife. find, ſeyn 
gluͤcklich, fuͤhrte er oft im Munde. *) Er dien 
se ihm, ſich ſelbſi, und durch, fein Bepfpiel die 
Roͤmer, zur Beſtrebung nach Wiffenfchaften auf 
zumuntern. Die. berühmten Maͤnner, die ihn 
In feiner Jugend unserwiefen haben, bat Julius 
Capitolinus >), und er ſelbſt im ſeinen Schrife 
gan. :***) aufgegeichnet. Die vornehmſten unter ' 
ihnen ind Herodes Atticus, Cornelius Srontq 
Proculus, Junius Xuſticus, Sextus von Cho. 
rona, bei Plutarchus Vetter, und Apollonius 
pon Ebakig „ den er fo liebte, daß er ihn oft 
als Kaifer in ſeinem Haufe heſuchte. ) Wie 
dankbar war er nicht gegen fie! Dem Sronte 
errichtete er eine. Bildſaͤule im Senate; Procu⸗ 


lue wurde Prokonſolr den Junius Mufind a 


* Capitol. in dus vita © 27. | 
++ ibid. c. 2. Dr u 
—. Ub. 1. de Rebus 1 Gi, ., D ‚Capitol, e. 4. 


4 


208 a > 7 

thob er gwegmal zum Konfilat, "und gieng Tb 
vertraulich mit ihm um, daß er ihn ale ſeinen 
Buſenfreund oft im Beyſeyn ber Praͤfekte be 
Praͤtoriums Füßte. Nach feinem Tode ich er 
ihm mit Beyfall des Senats eine Bildſaͤule 
ſetzen. Er ſtellte ſogar die golbenen Bilder ſeß⸗ 
ner Lehrer unter feine Hausgoͤttet, und opferte 
wach ihrem Tode bey ihren Graͤbern. ) ©b 


weit bat ed wohl niemand in der Verehrung 


und Dantbarfeit gegen feine Lehrer gebracht. 
Er befirebte fich zwar anfänglich nach verfchide 
denen Zweigen der Gelchrfamfeit, entfchloß fi 
“aber zeitlich, die Rede⸗ und Dichtfunft zu ver⸗ 
laſſen, um fi) der Weltweigheit ganz zu erge⸗ 
ben. Es mögen ihm nun vie gefagten Kuͤnſte 
für feine gefegte Denkart zu leicht und tändelhcit 
geſchienen, oder ihn andere Urſachen dazu Bes 
wogen haben, fü ift gewiß, daß er den gefaßten 
Entfchluß, Fe aufgugeben, unter bie größten 
Wohlthaten ber Gdtter zählte. *%) Won feiner 
Philoſophie "bat er ein ſchaͤtzbares Denfmal im 
yodif griethifchen Büchern, mit dem Titel ran IP 
£aurov, das ift, von Dingen, die ihn ſelbſt 
angeben, binterlaffen. ie enthalten nichts 
als Gedanfen und Wahrheiten, die er ſich felbſt 
zu Lebensregeln geſetzt zu haben ſcheint. Wer, 
wie Is Boeller, u dieſes Werk deswegen tadeln 

mollke, 


Hilde: 23.4 4. — fü. 
Hy Bibliograpks eritic. 2: 


n 


Aufammenbange vorgetragen werben, ber wuͤr⸗ 
de unvernönftig handeln. Denu M. Aureius 
hatte um bie. Abficht, feine Gedanken, fo wie 
Be ihm einßelen, niederzuſchreiben, um fie ale 


Sruͤchte feiner eigenen Erfaßrung' und Betrach⸗ 
ung; wann es ihm beliedte, wieder durchzu⸗ 


hen: md zu verkoſten. Es haben ja dieſes 


wolte, daß die Gedanken darin wicht in einem 


\_ nach ihm mehrere Gelehrten ohne Tadel gethan, - 


he fogar: bie Abſicht hatte, andere zu unter⸗ 


eifen.. ::- &8 ‚braucht faft Feines Erinnernd, | 


aß des ®. NUurelius Lebensbeſchreibung die 
Anton Guevara unter dieſes Kaiſers Namen 
and Licht geſtellt bat, und den Titel Horola- 
gium Prinsipum führt, ein von biefem u 
amtergefehobenes Wert ey — 


uv. Ba folite wohl landen, baß Di eb⸗ = 


renbezengungen und Belohnungen, mit welchen 
die Kaifer Antoninus und M. Aurelius die Ge⸗ 
Aehrten uͤberhaͤuften, in Abſicht anf bie Befoͤrde⸗ 
rung ber Gelehrſamkeit faſt gang fruchtlos gewe⸗ 

fen ſeyn? Dennoch haben ſich außer: wenigen 


| Philoſophen, bie meiſtens fremd waren, noch 


viel wenigere in andern Theilen ber Gelehrſam⸗ 
keit ſonderbar hervorgethan. Eapitolinus zeige 


die Urſache davon an. Diele verhuͤllten ſich da⸗ 


mals dem Kaiſer zu gefallen in dem Mantel der 
Poilofopben, den Meran Lebenswandel 
I. Band. 


\\r 


bar 


. 


- 


am ie 
warumer pi.kerkirgen *) "Wach DR. Seräßänte 


Ben unter. ihren trutgen ihre. Pbilofophie im 
Wunde; I Herzen aber weten fie. geijig ıub 
ielz, **) ‚und.warer: nur bedwtgen mac, Aom 
Aurelius ſich berticherten und zu Ehren gelang⸗ 
ten. Manche. maren auch ſo verwegen, hei ſte 


die affentliche Nuhe fidrten. **”) Menmn bie 


Lehrer. ber guten Sitten ſelbſt fo laſterhaft, und 

Sie Philoſophie, welche vom dem Kaifer meig 
ala andere Wiſſenſchaften belohnt und. gerher 
:wurbe, ſo ſchlecht beſchaffen waren, 6 Four 
man Ach noch viel weniger einen: verthreilbaftut 


Begriff von den Brammatikern, Rhetorn und 


audern Gelehrden dieſer Zeiten, und bon. ihrer 
Gelehrſamkeit machen. Denn wo dd an bee 
thaͤtigen Philoſophie fehlt, die das Herz bildet, 


da es nicht wi, . daß einte der ſchoͤnen 
Ruͤnſte undnuͤtzlichen Wiſſenſchaften bluͤhe. 
Hierin mag wohl der: Grund verborgen liegen, 


warum alle die guten Verorbunngen.umd bie 

Wohlthaͤtigkeit dieſer Kaiſer fo wenig zur Befoͤr 

‚derung der Gelehrſamkeit bewirkten. Das Herz 

der Gelehrten zu beſſern, dazu gehoͤrte eine 

beſſere Erziehung. Dieſe ſetzt wohigeſittete Ael⸗ 

rern voraus, welche durd) ein lang fortgefegte® 
steh 

“) Capitol. c. 23. 

”**).. Galen, Lib, de Prognoft. 

+6) Capit. loc. ci. 








= en 
utes Beyſpiel eugendhafter Fürften umgebildet 


werden mußten. Konnte aber wohl dieſes un⸗ 
ter der kurzen Regierung zweyer guter Fuͤrſten 
zu Stande kommen? Was dieſe erbauet hat. 


sen, warfen theils ſchon bey Lebzeiten des 


MM. Aurelius ſein Mitregent, 8. Verus, theils 
nach dieſein Commodüs, durch ihren laſter haften 


Lebenswandel wieder zu Boden. 
V. Commodus, der feinem tugendhaften 
Vater M. Aurelius im Jahr 180 im Kaiſerthum 


ſlgte, machen e. Verus ſchon im Jahr 169 


an einem Schlagfluſſe geftorben war, erneuerte 


des Tiberins, Nero und Domitians unglädkliche 


Deiten. Denn er gleichte ihnen, und vielleicht 
übertraf er fie auch an Unzucht und: Graufam- 
Kit. Sein Vater hatte ihn zwar durch die ‚ge. 
ſchickteſten Lebrer unterweiſen laſſen; dieß balf 
aber nicht jus feiner Verbeſſerung; und er dachte 
son Jugend auf an nichts, als feine heftigen 
Leidenſchaften zu befriedigen.) Im Jahr 193 
wurde er durch feine treueſten Diener, bie ſich 


. wider ihn verfehworen, weil er ihnen den Tob 


gugebacht hatte, ermordet. Ihm folgte Helvi⸗ 
dius Pertinar in der Regierung, eines Holz⸗ 
händler Sohn, der anfänglich die Gramma⸗ 
zu Rom lehrte; **) hernach aber anftatt der 


Buͤcher die Waffen ergriff, and nach vielfaͤlti⸗ 


D2 v8em 


H Lamprid, in Commed. cr. uf. 
,‚ **) Capitolin. in Pertinace c. 1. u | 


218 nn 


3 , 
gem Stückswechfel Präfeft zu Rom, und enblch 
gar Kaifer wurde. Weil er aber ber prätorias 


uiſchen Leibgarde, bie ohne Geſetze zu Ichen ge⸗ 


wohnt war, zu fireng zu ſeyn fchien, fa ermer⸗ 
weten fe ihn Im dritten Monat feiner Regierung. 
Wenige Tage länger regierte Didius Julianug, 
ein Meilaͤnder, aus dem Gefchlechfe des Rechts⸗ 


‚gelehrten Salvius Julianus, d.ffen wir ſchon 


anderwaͤrts gedacht haben. Da er das Kaiſer⸗ 
thum von den Praͤtorianern kaufte, eröffnete et 
die Duelle vielfältiger und faft immer fortgefeße 


ter Empörungen der Kriegäheere in den Provin⸗ 


sen, beren jedes das Recht, ben Kaifer zu wähe 
Ien oder biefe Wuͤrde gu verkaufen, ſich anmaßte 


und oft mit wielem Blutvergießen behauptete. 


Vi. BGleichwie Pertinag und Didius Julia 


nus wegen ber furzen Zeit ihrer Regierung zur 


Beförderung ber Gelchrfamfeit nichts beytragen 
Sonnten, obgleich der erfie als ein ſtrenger Beob⸗ 
achter der. Gerechtigkeit zur allgemeinen Reini⸗ 
gung ber Sitten, und der andere als ein gewe⸗⸗ 
fener Lehrer der Grammatik zur Verbeſſerung 
der Schulen gegründete Hoffnung gaben: alfe 
waren auch die Liebe zu den Wiffenfchaften und 
viele andere gute Figenfchaften bed Seprimius 
GSeverus, der dem Julianus im Kaiſerthum 
folgte, von keinem Nugen für die Wiſſenſchaf⸗ 
sen. Er war zwar in ber lateinifchen und grie- 
chiſchen Litteratur von Jugend auf ſehr wohl 


unterwieſen worden, und hatte fehon in feinem 


| acht⸗ 











ek 215 


achtzehuten Fahr einen folchen Fortgang in ber 
Beredfamfeit gemacht, baß er ſich Öffentlich hoͤ⸗ 
ven ließ. *) Seine Wißbegierde trieb ihn aus 
Afrika, mo er zu Leptis in Libyen geboren war, 
nach Non, um bafelbft ſich dem Studiren ganz 
zu ergeben. **) . Nachdem er dafelbft fein Gluͤck 
. gemacht, und in verfchiedenen Provinzen anfehn- 
Jiche Ehrenſtellen begleitet hatte, beſuchte er 


Uthen, um daſelbſt durch die Betrachtung der - 


griechiſchen Alterthuͤmer feine Kenntniſſe zu er» 
weitern. ***) Da eraber zum Kalferfhum er- 
hoben war, unterdruͤckte fein boshaftes Gemuͤ⸗ 


the in ibm allen guten Willen, zur Befoͤrderung 
der Kuͤuſte und Wiſſenſchaften etwas rechtſchaffe⸗ 


nes zu unternehmen, obgleich ſeine achtzehnjaͤh⸗ 
rige Regierung dazu hinreichend war. Es kann 
auch ſeyn, daß er nicht Kopf genug dazu hatte. 


Denn Dio ſagt von ihm, er habe mehr Begierde 


als Gäbigfeit zu den MWiffenfchaften gehabt. +) 
Julia Donna, feine Gemahlin, eines drger- 


üchen Lebenswandels, fudyte ich wenigſtens das 


durch einigen Ruhm gu erwerben, daß fie ſtets 
einen oder den andern Gelehrten ihres Umgangs 
wuͤrdigte. +3) . Ihr haben wir die lügenhafte Ge⸗ 


ſchichte des Weltbetruͤgers Apollonius. Tya 


03 naͤus, 
#) Spartian, in Severo e. . | 
25) ibid. wr) ibld.c. 3. 
}) in Excerptla. u on 
41) Philoftratus in vita Apollon. Lib. 1. e. 3. 


0 


— 


214. . —— 


naͤus, bie Philoſtratus auf Ihren’ Befehl geſchrie⸗ 
ben hat, zu verdanken. 
VIE Obgleich Septimius Severus wegen 
ſeiner Grauſamkeit bey den Rsmern fehr verhaftt 
war, fo ſehnten fie ſich dennoch nach. ihm nach 
ſeinem Tode, da ſein Sohn Baſſianus Caracalla 
ihm in der Regierung gefolgt war. Denn die⸗ 
fer war nicht nur grauſamer als fein Vater, ſon⸗ 
‚ bern eg fehlte ihm auch an verfchiedenen guten 
Eigenfchaften, weswegen die Roͤmer feined ver⸗ 
ſtorbenen Vaters Grauſamkeit gleichfam ver⸗ 
gaßen. Unter ihm war bes Ermordens kein 
Ende, und fein Unterfchied ber Perfonen. - Seine 
Gemahlin Plautilla, fein Schwager Plautius, 
fein. Bruder und Mitregent Geta, waren bie er⸗ 
Ken Opfer feines Blutdurſtes. Auch Papinia« 
mus, ber berühmte Rechtsgelehrte, und, viele 


andere verdienfivole Männer, wurden durch 


feinen Befehl ermordet. : Daß ein fo wildes Ge⸗ 
mürhe weder eined zarten Gefühle gegen .bie 
ſchoͤnen Künfte fähig ; noch von ven Wahrheiten 


der Philofophie aufgeklärt und bucchbrungen 


ſeyn konnte, ‚braucht feines Beweifed. Die 
beſtaͤtiget ed, ba er erzählt, fein Vater Habe ihn 
zwar durch die hefien Lehrer zu Rom in: verfchiez 
denen Wiffenfchaften untermweifen laſſen, er ha⸗ 


be aber an feiner einen Geſchmack gefunden. *) . | 


Es hatten daher die Gelehrten nicht viel Gutes 
don ihm zu getvarten. Die Phlleſrphen indbes 


“)Lb u 0° °: 


\ 





fondere 





ee X 
brdere af das Unglück, von ihm verfolgt Ma 
werden. Unter dem falſchen Vorwand, Ariſlo⸗ 
Leles habe Alexanders Tod. befärdert, benahm 
er. den- Anhängern dieſes Weltweiſen ale Ver⸗ 
fammlungssrter zu Alerandria, und wuͤnſchte⸗ 
daß alle Schriften deffelben ˖vom Erdboden ver⸗ 
wigt würden, *) · Daß er dem’ Dichter Oppian, 
füe einen, jeden Vers feines Gedichtes von Den 
‚ Yapd und Fiſcherey eine goldene Münze, ‚und 
dem Vater dies Dichters, der nach Malta oder 
Meleda verwieſen werden war, -Die Freyheit/ 
in feine Geburtsſtadt Anazarbus In Cilicien zu⸗ 
mckzukehren, geſchenkt babe, Kehef feinem un⸗ 
Wiſchuchen Charakter nicht aͤbnlich. So. viel 
iſt gewißß, daß dieſes nur in einer namenlofen 
alten Lebensgeſchichte des geſagten Dichters, und 
en: Suidas, aus denen eß ondere ahseſchrieben 
Haben, erähls wird. Sollte es aber wahr ſeyn⸗ 
fa. mar. es eine von hen guten Handlungen tyran⸗ 
aifcher Regenten, non deuen man keinen andern 
Fuund augeben kann, als eine ſchuell voruͤbergee 
hende glüchiche Laune. Man wuͤrde uͤbel darzus 
ſcdließen, et fen der Dichtlkunſt ober ben Dichtern 
gewogen geweſen. Macrinus, ſain Henker und 
Spronfolger im Fahr 217 , wͤede noch mehr al 
er das Reich gequaͤlt Haben, wenn ihm nicht 
nach eines Jabres Friſt das Vergeltungsrecht 
widberfahren wäre. Jedoch trat ein anderer in 
feur Stelle, Antonius Heliogabalus, den we⸗ 
RTL Ban » 7 — 





© Dio Lib. 77 


216 nn = 

Der er noch ein ahberer Kaifer ui Wuftem muß 
Oranfamfeit uͤbertroffen hat. Aber zum gred» 
den Glück des Reichs wurde er im vierten Jahr 
feiner Regierung uub im achtze huten feines Ale 
rers ermorbet. 

VII. Nun war es einmal Zeit; daß Kom 
einen Zwiſchenraum von Sicherheit und Rube 
erhielt. Hierzu gelangte es unter der. Regie⸗ 
fung bed jungen Aleranders Severus, welcher 
ber berühmten Julia Mammea, bes Heliogaba⸗ 
lus Mutterſchweſter, Sohn war. Im drey⸗ 
zehnten Jahre feines Alters beſtieg er den kaiſer⸗ 
lichen Thron, und vermittelſt ber. Rathſchlaͤge 
feiner Mutter, die ihm die beſſe Erfichung ge 
geben hafte, der Mefa feiner Großmutter, un: 
brehyer xechtſchaffenen Raͤthe, war feine Regle⸗ 
zung fo gluͤcklich daß es ſchien⸗ ber: Himmel 
babe ihn den Roͤmern geſcheukt, bie allgemeine 
Wohlfahrt wiederherguſtellen. Die Tugenden’ 
des Titus, Trafanus, Anteniuss:und Martus 
Aurelius lebten im ibm wieder auf, ibw zu deſto 
srößerm Ruhm, je jünger er Bar. © Kuͤnſte und 
‚  Wiffenfchaften fanden in Ihm einen fleitligen Lieb⸗ 

- Saber, und einen großmätbigen Beſchuͤtzer. Ob 
de gleich ſowohl in. ber lateinifchen als griechi⸗ 
ſchen Litteratur von den beiten Lehrern unterwie⸗ 
fer worden war, fo hatte er jedoch in der grie⸗ 
chiſchen einen beſſern Fortgang ·gemacht. Unter 
allen griechiſchen Werken war ihm die Republik 
Wed Plato das llebſe Doch fand er auch an 

| den 


y 








| Er 
er | 8, 
au Schriften: der lateiniſchen Redner and Dich 
gr, befondere des Serenus Sammonicus, feb 
nes Freundes, und des Horaz) viel Vergnuͤ⸗ 
gen. Virgil und Cicero verehrte er fo ſehr, daß 
ae ihre Bilder unter jene ber beruͤhmteſten Hel⸗ 
den aufſtellte.) Sein Lieblingsgeſchaͤfft war 
Das Buͤcherleſen. ‚Sogar bey der Tafel lieh et 
fich entweder ein Buch dorleſen, oder unterhielt 
ch wir: gelehrten Sefprächen. *) Er übte 
ſich auch in der Dichtkunſt, und ſchrieb dei be⸗ 
ſten Kaiſer Leben in Verſen. ) In ber Geome⸗ 
trie, Malerkunſt, Muſik und in den ritterlichen 
nebungen befaß er eine rähmliche Geſchicklich⸗ 
keit. f) Wann Gedichte oben Reben, beſon⸗ 
ders zum Lobe eines ber tugendhaften Kaifer, 
vᷣder Alexauders des großen, im Athenaͤum dr. 
fentlich hergefagt, oder im Forum gerichtlicht 
Reden gehalten wurden, fo nuterließ er ſelten, 
unter den Zuhoͤrern ſich einzufinden. Wenn die 
Faͤrſten, die fich um die Befoͤrderung ber Ges 
lehrſamkeit in Ihren Staates Befümmern, bei 
großen Nutzen, den ſie durch den perfönlichen - 
Beſuch Ihrer Gymnaſien oder hohen Schulen 
fiften koͤnuten, deutlich einfähen, fo würden fie 
. Venfelben gewiß unter ihre voruchmflen Regie⸗ 
vungagerhäte Kühlen Die aufgehende Eonne 
D > Bene erquict 


. +) Lempridius in ‚Alex. 6 30. 


*, ibi.ezr oO. *) Lee 
+) ibid. 22... . 1m ibid, 


28: he 02 2 


erquicht wicht To ſehr die fühlbaren : Gefhäpfe, 
als der gulächeinde Beyfall eines Zürfien bie 
Schüler ımb Lehrer zum Fleiß aufmuntert. 
Alexander Severus bewies nicht nur’ hierdurch 
ſeine Hochachtung gegen die Gelehrten, ſondern 
nauch dadurch, daß er in wichtigen Angelegen⸗ 
heiten ſich bey ihnen Ratbs erbotte. Bep 
Kriegsangelegenheiten fragte er fie, wie p 
Sapfere und kluge Befehlshaber in: gleichen Um⸗ 
Kaͤnden mit gutem Erfolg betragen hätten. : Auf 
ſolche Weife bediente er fich ihrer auch in anderg 
wichtigen Gefchäfften. Wo es an Sffentlichen 
Säulen der Grammatik, Redekunſt, Arzuey⸗ 
wiſſenſchaft, Mechunik und Baukunſt, ober au 
hinreichender Beſoldung der Lehrer fehlte, de 
tzewies er ſeine. fuͤrſtliche Vorſorge und Freyge 
bigkeit. Und damit er nichts unterließe, was 
gar Beförderung ver Gelehrſamkeit behuͤlflich 
ſeyn konnte, ſo ſorgte er auch fuͤr den Unterhalt 
armer Zünglinge, die su ben Wiſſenſchaften ſom 
derbar aufgelegt waren. %) Schade, daß 1 
auch der Sterndeutung ergeben war, Allein 
dieß mar eine allgemeine gar gu ‘tief eingemsum 
gelte Neigung ber Roͤmer, vom welcher auch bie 
beſten und gelehrteſten Männer dieſes Zeitalters 
nicht frey waren. Genug, wann ſie nicht sung 
Schaden ſeiner Unterthanen gereichte. Wer 
ſollte aber denten, daß „jemand den Vorſatz 

faſſen 

*) Lamprid. ih Alen, e. 16 | 
**) idem € 44 . 





—— — —— — — 


ae 810 


faffen Zanute, einen (o lüebenswuͤrbigen Fuͤrſten 
in der ſchoͤuſten Bluͤhte feiner Jugend zu ermor⸗ 


ben? :Sjeboch geſchah es im Jahr 235 in einem 
Aufruhr der Goldeten, | ‚feiner ſtrengen 


Kriegszucht uͤberdruͤßig waren. Maynz war 
der ungluͤckliche Ort, wo der beſte der. Fuͤrſten, 


die einzige Stuͤtze der finkenden Gelehrfamfeit, 


‚aus dem Weg⸗ geraͤumt wurde, am dem nieder» 


traͤchtigen und dummen Wäterich Maximinus, 
dem Urheber des Aufruhrs, Platz zu machen. 
Die veraͤchtliche Denkart dieſes Tyrannen be⸗ 
wies, daß er mehr zu einem Schafhirten, den 
er zehn Jahr abgegeben hatte, als zu emem 
Fuͤrſten geboren war. 

IX. Sein Selz unb feine Grauſamkei 
machten ihn fo verhaßt, "daß ihm theils vom 


Senate, theils von den Kriegeodtfern verſchie⸗ 


dene Kaiſer entgegengeſetzt wurden, als da ſind 
Gordianus, und fein Sohn dieſes Namens 
Pupienus Maximus und. Eilins Balbinus, ed. 
wer der beften. Dichter feiner Zeit, *) welche mil 
Maximinus in dem nänslichen Jahr 238 ume Le 


‚ben kamen, und Gordianus, ein Enkel des erı 


ſten dieſes Namens, welcher den bey. Aquileja 
semordeten Maximinus und Die Äbrigen Afterkal. 
fer uͤberlebe, und ſechs Jahr den kaiſerlichen 
Thron behauptet hat. Er war ein liebenswuͤr 
diger Fuͤrſt, und ein Liebbaber bei Wiſſenſchaf 

ter 


Cpl. — et Balbino c. 7. - 


_ garumd ber Gelehrten. *) Es ſcheint, ale babt 


er dieſe ruͤhmliche Neigung feinem Großvater 
Gordianus dem erſten und dem andern dieſes 


Namens, feinem Water, oder wie andere wol⸗ 


len, ſeiner Mutter Bruder, davon oben Mel⸗ 
dung geſchehen iſt, zu verdanken. Gordianus 
der erſte war dem Studiren ungemein ergeben, 
und hatte unser andern guten Gedichten dreyßig 
ſthaͤtzbare Buͤcher, den Kaifern Mtoninus und 
M. Aurelius zum Lob, in Verſen gefchrieben. *%) 
Sso hatte ſich auch Bordianus dee zweyte in 
verſchiedenen Wiffenfchaften hervorgethan. ***) 


Ihm vermachte Serenus Sammonicus bet jüns 
gere in feinem Teſtament eine Bibliothek vor 


zwey und fechägig tanfend Bänden, bie er von 


Seinem Vater ‚geerbt‘ hatte. +) Er fehrich fox 


wohl in Berfen als in Proſa einige Werke, worin 
nach dem allgemeinen Fehler ſeines Zeitalter— 
mehr Witz als Sraͤndlichkeit, berefchte. +) 
EGordianus der jaͤngſte wurde im Jahr 244 von 

Philippus, dem. Obriſten ber praͤteriauiſchen 


= Beibwache, in der Heßen Bluͤhtte feiıtes Jugend 


und zum orößten Schaden ber Selehrſamleit 
| ermorbek, “ 

X. Pbitippus, ber ſich durch bie Ermer. 
" Yang biete für bie Gelebtſamlei viel verſprechen⸗ 
Bun deu 
| 9 Jul. Capit. in Gordianis e, 31. 
dk) ibid. c. 3 et T- e ) Rid. c 18. 
) iblid. Mike 


m — _ — — _.. 





| 2 
ee ar 
den Kaifers sen Weg zum Katferthum Harte, 
und alle die uͤbrigen Kaiſer bis auf Conſtantin 
ben großen, ‚haben wenig ober gar nichts zur 
Befoͤrderung der Wiſſenſchaften gethan. Sie 
waren faſt ale von Jugend auf unter den Waffen 
erzogen worden, und wenn auch einige an die 
Gelehrſamkeit Geſchmack fanden, fo liefen ihnen 
theils die immerwaͤhrenden Kritge, die fie wi⸗ 
WBer inmerliche und Außerliche Feinde zu fuͤhren 
hatten, theils auch die Kuͤrze ihrer Regiern 
Meine Zeit, ihre Gedanken datauf zu wenden, 
‚Liebhaber. der Gelehrſamkeit waren Ballienus, 
‚m. Claudaus Tacitus, Numerianus und Mia 
rimianus. · Der erfie war in der Beredſaulelt, 
in.. der: Dichtkunſt und den Übrigen ſchoͤnen 
iſſenſchaften berühmt, und feine Schriften 
wurden fehr hoch nefchänt: *) - Es fehlte ihm 
‚aber am den Eigenfchäften, die den Thron eines 
Fuͤrſten unterſtuͤtzen: muͤſſen. :Inbeß daß :Tele 
Water Valsrieuus in der ſchmaͤhlichſten Gefaͤn 
genſchaft darbte, und bag Reich heile von ban 
barifchen Volkern, die von allen Geiten her 
einbrachen, theils ven dreyßig Tyraniien inner⸗ 
lich zerriſſen und verwuͤſtet wurde, ſchlummerca 
er im Schoße der Wolluſt, und ließ das Deich 
fo tief, ind Verderben gerathen, daß es in der 
Folge nicht. mehr moͤglich war, ihm wieder auß 
zuhelfen. Eben fo unerſttzlich war der Cal, 
den die Wiſſenſchaften bey dieſen allgemeinen 
| .77 Zer⸗ 
Trebellius Pollio in-Gallien. e. I1I. 


Zertattungen erliklten. M. Elshdius' Wacitis 
Ange her Gelehrſamkeit ſo ſehr ersgeben, daß er. 
"Den größten Theil ber Nächte im Schreiben uud 
‚Bücherlefen binzubrigen pflegte. ;; Br fchäßle 
HE zur größten Ehre; von dem &efchichtfchreis 
Her Tacitus abzuſtammen, und befahk nicht une 
| ‚alle Bibliotheken mit deſſelben Seſchichte zu od 
: Sehen, ſondern auch jedes Jahr neunzehn Ab⸗ 
‚fibriften davon zu verfertigen. *) : Er würde 
ohne Zweifel.noch viel mehrere und michtigere 
Werfügungen zum Beſten der Gelehrſamkeit ge 
 ‚senffen haben. menn er nicht nach einet Regie⸗ 
cup. von ſechs Monaten umgekonnnen waͤre. 
Micht geringer waren die Vortheile, die man 
von bes Numerianas Regierung Hoffen ·konnte. 
Er war ſehr beredſam, und hatte von feiner Ge 
fſchicklichkeit im Dekkamiren oͤſſentliche Proben 
abge legt. Seine: Reden aber waren mehr im 
dellamatoriſchen ald:in einem rebmerifchen Styl 
aAbgefaßt. *%) In der Dichtlunft fol et Olym⸗ 
pigs. Vemeſtanus "und. Aurelias Apollinaris 
nͤhertroffen baden... Allein es ſcheint, als habe 
eas das Verhaͤngniß fo gewollt, daß die Kaiſer, 
von welchen bie Gelehrſamkeit is tiefem Zeital⸗ 
ser. ihre Wiederherſtellung hoffen konnte, ſehr 
fraͤhtettig ums Leben kamen. Deun nachdem er 
aus ein Jahr mit ſeinem Bruder Carinus regiert 
Sat, wurde er Son: feinem Ohenn — 
ermor⸗ 

H. Vopiſen⸗ in Taclio e. 4 10. IT. 


**) idem in Numstlapo t. 4. 





En ' 


rmordet. Den Kalfır Maximiauus Hecenleus 


ee 283 
rechne ich nur deswegen unter die Goͤnner der 
Gelchrfamfeits weil er die dreybeiten, welche u 
bie vorigen Kaiſer den freyen Kuͤnſten verlichen 
hatten, befidtigt hat. *) Dens: die übrigen u 
Lobſpruͤche, die ihm Eumenius in einer im Jahr 
296 zu Autun gehaltenen kobtede beylegt, ſind 


Schmeicheleyen. *) 
XL Warn wir ber Schilderung, die 


aetonnus von dem Zuſtande der Litteratur une 
Ar Maximianus Galervs entwirft, Glauben 
veymeſſen wollen, .. fo war dieſelbe damals faſt 


gänzfich unterdrückt. Die ohlechenheit,« 
fast er, 'mwar vertilgt. Man fchaffte die Sach⸗ 


WWwoalter ab, und bie Rechtsägelehrten wurden 


menttveber be. Landes vermwiefen, ober umge⸗ 
ubracht: Die Wiffenfchaften wurden wie ſchaͤd⸗ 
wliche Zauberkünfte angefehen, und diejenigen, 


“bie ſich darauf. legten, wurden tie Seinbe 


bir aßgemeinen: Wohlfahrt niebergeſchlagen 


"und unterdrückt.« Weil diefer Maximiauus ig 
allem feinem uͤbrigen Betragen mehr einem Kuh⸗ 


Hirten, deſſen Sohn er war, als einem edel, 
denkenden Kürften geglichen bat, fo hat nor 
Seine hinreichende Urfache zu vermuthen, da 
Lactantius diefed nur aus Haß gegen den Ber 
folger der.Chriften gefährieben habe. Den er⸗ 

baͤrm⸗ 
®) Cod. Juftinian. Lib. 10. Tit. 46. Lex 1. 


®*) Eumenli Oratio pro reftaur, Scholis, inter Pa- 
aeg. Vet. Edit. Pariſ. 1728. p. 149. 151. 





224 [> > 2 ZZ 

bärmlichen Zuſtand des roͤmiſchen Reichs im 
dritten Jahrhundert der eheiſtlichen Zeitrechnung 
zu ſchildern, Braucht man nur dieſes anzumer⸗ 
ken, daß die meiſten Kaiſer von aufruͤhreriſchen 
Soldaten erwaͤhlt und. wieder ermordet worden 
Mind; daß in dieſem Jahthundert unter zwan⸗ 
gig Kaiſern nur viere über io Jghr, ‚nur :eimer- - 
20 Jahr, unter den übrigen une einer 7, wey 
6} und der Uebetteſt nur einige Tage, Monate 
vder Jahre regiert Haben; daß das Reich von 
den Perſern, Gothen, Parthen, Germanierm 
Quaden und Sarmaten von. allen: Seiten: het 
angegriffen: wurde; daß zu Markıinud Zeiten 

fünf andere Mterkaifer, neben Gallicuus dreyßig 
Tyrannen, und zu ded Diocletianus Zeiten acht 
Raifer for zugleich regierten, von welchen, we⸗ 
nige außgenunmmn, immer einer den anders 
an Grauſamkrit zu übertreffen ſuchte. Hierans 
iſt Teiche zu ermeffen, wie unmoͤglich es way 
daß die Gelehrſamkeit, bie ohnedem -fchen ſehr 
weit in Verfaͤll gerathen war, in beſſere Um⸗ 
Raͤnde verfetzt wuͤrbe. Sie mußte vielmehr ik 
rem aͤußerſten Verderben ſehr nah kommen, wit 
aus den Nachrichten von den Gelehrten insbe 
londere erhellm wird. en 


EZ 
. E u 
—— 5— * 











nie 205 
Das weyte Kapitel. 
Die Dichtkiunſt. 


lB. Woaernn man einen jeden Verſeſchmidt einen 
Dichter nennen will, fo bat ed in die⸗ 
fem Zeitraum nicht an Dichtern gefeblt: - Unter 
Alexander Severus ließen fi noch Immer gries 
chiſche und lateinifche Dichter im Athenaͤum hs 
ren, und da Gallienus bey der Hochzeit feiner 
Better einen jeden Dichter herausfoberte, um - 
Die Bette mit ihm zu dichten, "erfchienen Ihrer 
: Bimdert. *) Unter Alexander Severus und im 
Jahr 238 feyerte man noch zu Nom die olympi⸗ 
ſchen Spiele, wo Redner und Dichter das neuu 
und dreyßigſte mal wider einander zu Felde zo⸗ 
gen. *) Es ſcheint aber, als ſeyn die pieiſten 
von der Art Dichter geweſen, welche nur bey 
feyerlichen und vortheilhaften Gelegenheiten ihre 
Muſe auf die Folter ſpannen, damit fie -finge, 
fie möge wollen ober nicht. Wenigſtens iſt ge⸗ 
wiß, daR nur von wengen damaligen Dichter 
der Name auf die Nachwelt gefommen if, und - 
daß ihrer nur dreh find, beren Schriften auf | 
unſere Zeiten gekommen fnb; Das Geſetz, wo⸗ 
dur der Kaifer Philippus den Dichten: bie - 
Ä grey⸗ 
*) Trebell. Polllo in Gallieno e. 11. 
*+) Cenforinus de Die natall. Pet. de boari⸗ 
temp. Lib. 11. e. 21. 


226 | es 


Freyheiten benahm, die fie mit andern Gelehr⸗ 
ten gemein Gatten, dient zum Beweis, daß fie 
damals, wahrſcheinlicher Weiſe wegen ihrer 
unnuͤtzen und wenig bedeutenden Werke, ie 
ſchlechtem Anſehn ſtanden. 

— 1. Der erſte von denen / die und durch 
Ihre Gedichte bekaunt find, iſt Ouintinus See 
renus Samonicus. Wir haben von ihm ein 
Eehrgebichte von der Arzneykunde, ein mageres 
Gerippe von Berfen ohne bichterifches Teuer: 
und ohne Leben. Sein Vaterland iR unbe 
fannt. Macrobius ruͤhmt ihn ale einen großen: 
Gelehrten. *)_ Er führes aber eine Stelle aus 
einen feiner Berfe an, bie weder der Gelehr⸗ 
ſamkeit des Dichterd, noch dem Urtheil des 
Macrobius Ebre macht. In derſelben ſagt Sa⸗ 
monicus von Plinius dem aͤltern, aus deſſen 
Schriften er einen Spruch anfuͤhrt, er habe zu 
des Trajanus Zeiten gelebt. Er vermengte al» 
fo Plinius den ditern mit dem jüngern, und 
war in der Gefchichte des vergangenen Jahr⸗ 
hunderts ſchlecht bewandert. Kleine Fragmen⸗ 
te von ihm finden ſich bey Macrobius, **) Ars 
nobius ***) und Servius, ) welche beweiſen, daß. 
es auch verſchiedene Werke in Proſa geſchrieben 

habe. 


*) Saturn. Lib, 2. ce. 12. 
”*)ibid..c 13. Lib. 3. c. 0. 
+4) Lib, 6. adv. Gentes, 
+) Lib. 1..Georg. Virg. 








| 


v ‘ 
2 P 
- 4 - & & f [3 297 


habe. Alexander Severns war ihm fehr gear 
gen, und fand ein fonberbares Vergnügen am. 
feinen Schriften. Sein Ende war traurig. 
Catacalla ermorbete ihn, man weiß nicht war⸗ 
um, bey einem Nachtmal. *) -Er hinterließ 
feinem Sohne Serenus Samonitus eine Biblio⸗ 
thek von 62000 Buͤchern, bie dieſer dem Kaiſer 
Gordianus dem zweyten, deſſen Lehrer er gewe⸗ 


fen war, vermachte. Von des Samonicus da 


ben und Schriften hat der berühmte Morgagme 
alles, was bahin gehdret, am feiBisfg ea 
melt und mist Anmerkungen erläutert. 
beweiſet mit gufen Gründen, daß Aulus Se 
nus ein lyriſcher Dichter, wovon einige der Alten 
Meldung thun, von dem diteen und jünger 
Sermus Samonicus unterfchieden fep- « 
.. IM. Die.übrigen zwey Dichter, von denen 
wir Schriften ‚Haben, lebten unter dem Kaiſer 
Garne, und feinen’ given Schönen Carinus und 


Numeriannd. Sie find 13. Aucelius Olyme 


pius Nemeſianus, und Tirus Calpurnlus. 
Der erſte hat drey Gedichte über die Fiſcherey. 
die Jagd und die Schifffahrt geſchrieben, *) 
. von welchen aber nur das zweyte noch vorhan⸗ 
den iſt, weiches er den zweyen Brüdern Carl 

| ?72 , naus 


9 Spartian. in Cırac. e. 4. | 

**) Epift. ad Jo. Ant. Vulplum, ante Sumndafä 
Edit. Comia.. 1732. 

*+*) Vopifc. in Caro c. 11. m 


238 BE — Sn > | 
nus und Numerianud gewibmet hat. Er war 
‚year ein Karthaginienfer von Geburt; es ſcheint 
aber, als habe er’ eine geraume Zeit zu Nom 
gewohnt: denu Vopiſcus erzählt, *) Numerias 
mus habe. mit ihm oft um Die Wette gedichtet. 
Es wird jedoch dieſes durch zwo Stellen de 
obengenaunten Gebichtes, wo er fein Verlangen 
bezeiget, bie zwey Kaifer, Kom und ben Senat 
sa fehen, zweifelhaft gemacht. ‚Die Seele ie 
folgende : ) | 

-Haec bis nofirae libabune carmina Mu, 

‘ Cum’ primum vultus facroo, bona Numina 


terrae, 
Contigerit vidife mihl, : , 


und tar baraufı 
— _ Videorque mihi ſam cernere fatrum : | 
‚ „Auguflos hablıus, Romem, “ clarumque se 
natum. 
Ziraboſcht hait dafuͤr, der Verſtand dieſer Bere 
jeigg vielmehr an, Nemeſtanus ſey nie zu Rom 
geweſen, und er wiſſe nicht, wie des Vopiſcus 
Erzaͤhlung mit diefen Werfen beſtehen koͤnne. 
Denn wann ſollte er wohl mit Numerianus pi 
Rom gewetteifert haben? ehe dieſer mit Ca⸗ 
rus, feinem Vaͤter, Kaiſer wurde? allein fen 
Gedicht, worin es feheint, er habe nie bie zwey 
Soͤhne des Carus und Kom gefehen, tar ge 
ſariehen, da jene ſchon Kaiſer waren. Folglich 
u ‚ müßte 


Le ”. Vak 7 | 


— 








A —⏑ 


alte diefes da Numerianus ſchon Kaiſer war, 
‚gefchehen ſeyn. Uber wen iſt unbekannt, daß 


Numerianus nur zwey Jahr mit ſeinem Vater 
und Bruber geherrſcht, und nachdem er faft dieſe 


"ganze Zät: hindurch mit feinem Vater in Aſten 
die Perfer bekriegt hatte, anf der Zuruͤckreiſe 


meuchelneörbegifher Weiſe durch Aper ſein Leben 


verloren hat ??; Dazu konnnt noch, daß Reme⸗ 
Nanus in feinem Gedicht vurch dad Beywort 


Divus, weiches er dem Kaiſer Carus beylegt: 


Divi forũſſima pignora Cari « angeigt, - daß 
dieſer kodt war; woraus folgen wuͤrde, daß 


Numerianus in dem kurzen Zeitraum zwiſchen 


ſeines Vaters Tod und feiner Ermordung mit 
nuſerm Dichter gewetteifert habe; welches Yang 


aAnmoͤglich iſt. Des Vopiſcus Zeugniß kann je⸗ 


doch ganz wohl gerettet werden, wenn man * 
giebt, daß Nemeſtanus zu Rom geweſen, als 

Numerianus noch nicht Kaiſer war. Weil es 
fich gebuͤhrt, hie Wahrbaftigkeit eines Schrift⸗ 


ſtellers, ſo Biel es ſich thun laͤßt, zu retten, 


und bie angeführten Verfe ohne einigen Zwang 


2% 


auf die letztere Art verfianden werben können, 


fo weiß ich miche, was Tiraboſcht fonderbare® 


in denfelben gefunden hat, welches nicht mit 
des Bopifeus Zeugniß übereinftimme, unb ihn 
bewege, die Sache im Zweifel zu (affen. Ich 
verſtehe nicht, wie darin ein Wiberſpruch ſey, 
jemand als roͤmiſchen Ritter perfönlich zu Rom 
en w heben, und da er zum — 


P3 gelangt 


az = on 22 
gelangt war, ihm zu ſchreiben, man verlange 
ihn num als einen Gott der Erde zu ſehen, biefe 
Sehnſucht fey fo groß, daß man fich oft einbil- 
"de, ihn wirklich in Eaiferlicher Pracht, die Stadt 
KRKom und ben herrlichen Senat weit Augen m 
sehen. Uebrigens iſt bed Nemeſtanus Gedichte 
:gierlicher, als man es von feinem Zeitalter er» 
‚warten follte. Jedoch fehlt es Ririn am gehoͤ⸗ 
‚eigen Verhaͤltniß der Theile, da die Einleitung 
"se ein Drittel des Ganzen ausmacht, und 
oft am aͤchten Ausbeuck in der lateiniſchen Spra⸗ 
he, bie damals ſchon giemlich von ihrer Reinig⸗ 
‚ beit abgewichen war. . 
IV. ' Dem Gedichte von ber Jagd bed Ro 
meſtanus werden gemeiniglich. vier Schaͤferge⸗ 
«füge unter defielben Namen bengefüge Aber 
Janus Ulitius, Burmann und andere ”) find 
der Meynung, Titus Calpurnius, ober. Calfur⸗ 
nius, fen der Verfaffer davon, fo wie er es von 
andern fieben Schäfergebichten If, die ebenfalls 
noch vorhanden find. - Sie beweiſen dieſes aus 
dev Uchnlichkeit des Styls, aus einigen Verfen, 
die faſt wörtlich in. beiden die naͤmlichen find, 
aus einigen Ausdrücken, bie anzuzeigen ſcheinen, 
Bag der Verfaffer ein Sichlianer war, und aus 
der erſten Herausgabe, wo fie insgeſamt dem 
Calpurnius zugeeignet werden. Diefe Gründe 
geben ber Sache eine.große Wahrfcheinlichfeit. 
Calpurnius war ein Sicilianer, und fehr arm, 
u pie 
©) In Praef. et in Not. ad Nemeſ. Eclogas. 


et DE 
„wie man aus einigen feiner Verſe ſchließen 
ann. *) Seine Schäfergedichte ſind dem Ne⸗ 
meſtanus gewidmet, und übertreffen alle übrige 
‚Schriften diefer Zeiten an Sierlichkeit und An⸗ 
muth. Sie find aber hierin mit des Virgils 
Etlogen nicht zu vergleichen, **) obgleich Zeiten 
geweſen find, wo man fie der Jugend zum Dur 
fer vorftellte. *) Eben fo beſchaffen find die 
wier Eklogen, die unter des Nemeſianus Na 
men befannt find. 
| V. Bey den alten Schriftſtellern wird noch 
wor zinigen andern Dichtern dieſer Zeiten Mel, 
dung gethan, von denen aber feine Schriften 
vorhanden find. Diefe find Annianus, ben . 
Gellius einen ſchoͤnen Geiſt, einen guten Kenner 
der Alterthuͤmer, und einen ſehr beredten Mann 
nennt; Julius Paulus, ben er für den ge 
lehrteſten feiner Zeit Hält str) Toſſotius, ein eönl, 
ſeher Rathsherr ans dem Geſchlechte ber Anto⸗ 
inen, welcher unter Mariminus. dem erſten 
Uehte, und einige Gedichte geſchrieben hat, die 
zu des Julius Capitolinus Zeiten noch vorhan⸗ 
Den waren; HH) Aurelius Apollinaris, ein 
i. P4 Jam⸗ 
8s) Lib. 4. v. 26. ete. | 
#*).Fontenelle Difeours fur ia nature de l’Eglo: 
gue, T.4. Oeuvres, Edit: de Paris 1742. pP: 148- 
*%*) ‚Giraldi de Poet. Hiftor, Dial. 4 
Hibr.er J. 
+41) Lib. 1. c. 22. Lib. 5. c. 4 Lib. 19. ©7- 
411) Capitol. in Maximin. c. 1. 


233 a Se — 2 


Jambendichter, *) ind der Derfaffer einer Le⸗ 
bensgefchichte des Kaiſers Carus, deſſen Zeit⸗ 
genoß er war; und einige Kaiſer, die ſich mit 
der Dichtkunſt abgegeben haben, als da ſind 
Aucius Verus, Alexander Severus, die Box 
Dianen, Ballienus und Numerianus. Die 
“And ungefähr die befaunten Dichter, bie in dem 
Zwifchenranme von Hadrians Tobe bis zu Con⸗ 
ſtantins Regierung gelebt haben. Die Namen 
ber übrigen find entweder mit ihrem Leben ex 
loſchen, ober wenn fie den Geſchichtſchreibern 
bekannt waren, von ihnen nicht wertb geachtet 
worden, auf die Nachwelt gebracht. zu werden. 
Was aber zu bewundern if, fo finden wir nur 
eines einzigen Schaufpieldichters Namen auf _ 
gezeichnet, obgleich gewiß iR, daß man in bie 
ſem Zeitalter Schaufpiele aufführte. Diefer iſt 
Marullus, ein Dichter mimifchee Schaufpiele, 
der unter ber Regierung des M. Aurelius umb 
Lucius Verus lebte. Julius Capitolinus ergaͤhlt 
von ihm, **) er habe oft mit ſeinem beißenden 
Scherz auf die gemeldten Kalfer geſtichelt, und 
diefe ſeyn ſo fanftmäthig. geweſen, daß fie es 
nicht ungnddig aufnahmen. Uebrigens fol er 
in feinen Schaufpielen mehr auf die Belufigund 
des Volks, ale auf eine gierliche Schreibart ge⸗ 
ſehen haben. ***) Beil man in den Geſchicht⸗ 


| ſchrei⸗ 
Vopiſe. in Caro c. 11. ſh 


**) In M. aurclio c. 8. 
***) gerviu⸗ ad Eclog. Yık Vi 


7 ' * 











A | 038. 


qhtelhern Biefer Zeiten nirht- findet, daß ante. 
der neue Theater errichtet, ober eines der alten 


⸗ 


jenes bed Marcellus ausgerommen, von wel⸗ I 


chem man aber wicht zuderlaͤßig weiß, ob es 


wirklich von Alexauder Severus ‚zu Stande ge' 


bracht wurbe,) *) wiederhergeſtellt worben fey, 
fo ſcheint ed, man habe in dieſem Zeitiaufe viel 
weriger als vorher von Schanfpielen und Thea» 
seen gehalten. Daher mag es gefommen ſeyn, 
daß fich wenige in der bramatifchen Dichtfuuft 
übten. Wenn es die Gelegenheit erforberte, 


‚bebienten fie fich vermuthlich der Schaufpiele, 


bie in den vorigen Jobrpunberten geſchtieben 
waren. 


Dos dritte Kapitel. 
Die woblredenbeite | 


I. 4 nachdem die Macht: der Kaiſer defpot 
J ſcher wurde, eilte die tͤmiſche Wohlre⸗ 


denheit immer mebr ihrem Untergange entgegen. 


Aber neben bieſer Urfache ihres Verfalls hatte 


ſich ſchon zu des Myuſtus Zeiten eine andere uns 
Ä glückliche Quelle eröffnet, die allein hinreichend 
War, mit der Zeit Ihren Untergang zu bewirken. 


Schon damals unterſtanden ſich einige Grams 


matifer und Schulredner, in dem Forum’ ges 


richtliche Reden zu halten; welches zwar in bie 
P | ; fer 


5 
*) Lampridius in Alezandg. c, 44. 


.- 


PET edge 


fen. Zelten als eine: Kltene und ungewöhnliche 
Sache angefehen war, endlich aber, da ber Red» 
‚ner Amt fein voriges Anfehn verloren hatte, ganz 
gewoͤhnlich wurde. Well ed alsdenn oft an Red» 
mern fehlte, fo vertraten jene ihre Stelle. Was 
dad Zeitalter, wovon wir handeln, Insbefon- 
dere betrifft, fo findet man feinen‘ Gelehrten 
‚aufgezeichnet, der ein Redner von Profeffion ge⸗ 
weſen ſey. Diejenigen, welche fich vor ben 
Gerichten hören ließen, twaren entweder Srhm- 
matiker, oder meiftend Schulredner. Diefe Art 
von Rednern bildeten ſich Durchs Deklamiren 
in den Schulen, wo uur. erbichtege Fragen bes 
Handelt wurden, bie mit Gerichtshändelr Keine 
Verbindung hatten; *) Weil fie nur zwiſchen 
vier Mauern. nnd. vor andern Schülern ihres 
gleichen zu deflamiren gewohnt waren, deren 
- einer des andern Neben rühmte, weil gr in 
‚gleichen Fällen fih das nämliche von Fk, an. 
dern verfprach, fo erblaßten fie vor. Furcht, und 
ihre Reden waren fraftlos und kalt, wann fie 
Im Forum auftraten. **) Diefe Bucht der 
mehrte fich durch dag inmerdäghe Bewußtſeyn des 
Mangels an ſolchen Keuntniffen, ohne welche 
‚man fich feinen gerichtlichen Redner denken 
kann, als da find die Philofophie, Rechtsge⸗ 
lehrſamkeit, Gefchichte und andere. Schon 
iu 






) Quintil. Lib..2. e. 11. 
) Seneca Prooem. Lib. 4. Contrev. 


“ Glen IT 
gu bed Rebuers Ereffud Zeiten fehlte es dem 
Schnulrednern am. folchen Kenatniſſen, *) und zu 
Ainintiliand’Ieiten Hagte man noch Inınser über 
derſelben unnäge® Lehren. *) Hierdurch er⸗ 
folgte nicht nur das Berberben ber Beredſamkeit 
fondern auch der Mangel an zuverlaͤßigen Nachs 
richten vom Zuſtande verfelben im vorhabendey 
Deltalter. Denn weil. das wenige, was wir 
davon wiſſen, aus Mejgnigen Schriften geſchaͤpft 
At, die keines vichtigen Begriff von der vol 
Sommenen Serebfamfeit hassen, und von dieſen 
Zeiten keine Reben mehr vorhanben find, nach web 
den man urtheilen koͤnnte, fo fan es ſeyn, daß 
‚mancher ven den: damaligen Rednern geruͤhmt 
wird, der nicht verdiente, bey der Nachwelt be 
kannt gs werden. Die Reden des Claudius 
Mamer tinus und bed Sumenius koͤunen zu une 
Nerm Endzweck nicht dienen, weil bie geſagten 
gwey Mebuer Gallier waren. 

II. Unter ben wenigen und belaunten Red 
mern dieſes Zeitalters war wohl Fronto Corner 
dius der beruͤbhmteſte. Dio nennt Ihn einen ſehr 
wichtigen Dann, ben geſchickteſten Sachwalter 
feiner Zelt. *ꝛ So legt ibm auch. CEuſebius 
das Lob eines vortrefflichen Redners bey. }) - 
Er ſcheint aber von Profeſſion ein Rhetor gewe⸗ 
ſen zu ſeyn. Dem er hat bie zwey nachma⸗ 

li en 
*) Cieero de Oret.Lib. 1. n. 24.. u 
**) Qpintil. Lib. 12. 11.  **#) Lib. 69. 
. 19 Ad.ann. Ch. 163, DE 


! 


. Id 
. 
.* s 
9 6 - 
. 3 * 


ugen Kaiſer; M. Aurelins hub: Sud Veru 


die Nedefunft gelehrt/ und da Julius Capitoli- 


nus hiervon Nachricht giebt, nounk er ihn bald 


einen: Redner, bald einen Rhetor.) M 


ſollte ihn faſt auch unter die Grammatiker zaͤh⸗ 
len; denn ſo viel laͤßt ſich aus der Rede, die 


ihm Gellius *) in den Mund legt, und aus 


den grammatiſchen Regeluze die wir von ihm in 
der Kollektlon der alen: Srammatiker finden, 


abnehmen. - Sehne Beredſamteit erivarb ihm 


nicht nur den allgemeinen Beyfall, ſondern auch 


das Konſulat unter M. Aurellus, ſeinem ehe⸗ 


maligen Schäker.: Auf des Kaiſers Antrag num 


de ſogar im Senate beſchloffen, ihm eine Bild⸗ 


ſaͤule zu errichten. *) Seine Reben muͤſſen 
viel Gutes enthalten haben; denn nach ſeinem 
Tode haben ſte nicht nur einige Jahrhunderte 
feinen bey Lebzetten erworbenen Ruhm aufrecht 


erhalten, fondern auch’ zu einer ſonderbaren 
Sekte im redneriſchen Siyl, die des Fronto 
Ramen trug, Gelegenheit gegeben. Macrobius 
nennt denſelben einen trockenen Styl; +) und 
diejenigen, denen er eigen war, nemnt Sidonius 
Apollinaris im fuͤnften Jahrhundert Seontonias 
ner. tt) Nach dieſes Schtiftſtelers Urtheil ſoll 


. Aurel, e. 2. . in Lue. van 
”) Lib. 19. c. 8, 

. 6) Jul, Tapitol. in M. Aurd. c.3. u 
f) Saturn. Lib. 5. e. i. POP PCR 





ee = = > Zu 
er in einer Rede wider Pelopg nicht nur alle 
Reduer, fondern auch Ach’ ſelbſt. übertroffen has 


ben, )  Eumenius, ein Redner des vierten 


Jahrhunderts träge Fein Bedenken, ihn in fer 
mer Lobrede über den Kaifer Untoninue bem 
Gicero gleich zu-achten. **) Dieſe Lobſpruͤche 
And ohne Zweifel übertrieben, und moͤgen wohl 
den ‚großen Abſtand, der zwifchen des Fronto 


Reden, und denen, die zu der angefuͤhrten 


Schriftſtelier Zeiten and Licht kamen, zum Grun⸗ 
de haben.  Uebrigens wäre zu wuͤnſchen, daß 
wenigſtens einige feiner Neben noch vorhanden 
wären, um diefes fonderbar berühmten Mannes 
Serebfamfeit beurtheilen zu kͤnnen. Die Vers 
faffer der gelebrten Geſchichte von Frankreich ***) 
baltın ihn für einen Gallier. Aber die Muth⸗ 
maßungen ,. die fie anführen, find nicht fo ſtark 
ols die Beweisgruͤnde ber Italiener, die ihn zu 
ihrem Landsmanne machen, weil man zu Peſaro 
eine Aufſchrift zu Ehren ſeines Urenfels Aufivius 
FSronto entbeift bat, +) und wenigſtens gewil 
ift, daß Fronto den größten Theil feines Lebende 
zu Rom jugebracht habe. - rn 
- I. Die übrigen befantıteis Redner dieſts 


| Zeitalters find Antonius Julianus, Titus Eau ° 


- flritins, Attejus Sancıns, Sylvinus, Julius 


*) Idem Lib. 8. Epill. 10. 
**) Panegyr. Couſtent. n. ta. ‚ 
**%) Tom. ı. P.-2. pag. 282. 


H Oliverli Mar, Pifaur, Bag. 3%... + 


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. 338 - 8 — A x 


Frontinus Bebius Macrinus, Julius Graͤ⸗ 
Hianus, Claudius Venatus, ein gewiffer 
Meſſala, Julins Titianus und Aſpaſtus. 
Der erſte war, wie die uͤbrigen, ein Rhetor, 
der fich nicht nur in ber Bercbfanifelt, ſondern 
auch in der Kenntniß der Schtiften der Alten 
Tonderbar hervorgethan hat. *). Gellius, der 
biefes von ihm rühme, nennt ihn ausdruͤcklich 
einen Spanier von Geburt, **) "und zeiget any 
bag er fein vertrauter Freund war. **) Er 
erzählt von ihm folgende Begebenheit: Bey 
einem Gaftmal, mo ſich nebft Gellius und An⸗ 
tonius Julianus verſchiedene junge Griechen 
einfanden, ſagten dieſe einige ber zierlichſten 
und anmuthigſten Stellen aus Anakreon ber 
Darauf fiengen ſie an, auf den Rhetor zu ſti⸗ 
cheln und ihm vorzuwerfen, als ein roher 
Spanier unterſtehe er ſich lateiniſch zu dekla⸗ 
miren, und er bruͤſte ſich mit einer ſteifen und 
zaͤnkiſchen Beredſamkeit, in einer harten und 
nnangenehmen Sprache; und foderten Ihn auf 
etwas aus den Iateinifchen Dichtern vorzubrine 
en, welches mit des Anakreons Verſen vers 
glichen werben fönnte. Der Rhetor, ben Dies 
fe nicht wenig verdroß, antwortete den jungen 
Stutzern: Es wäre fein Wunder, wann die La⸗ 
teiner, bie von euch Griechen in ber Weichlich⸗ 
keit 
) Gellius Lib. 1. c. 4. Lib. 15 e. 
) Lib. 19.0.9. ’ 
ww) Lb. 9. c. I5. Iib. 18. 53. lt 








’ 
f 


1 22 2 235 


keit übertroffen werben, euch auch in särtäidgen 
Liedern nachfichen mäßten. Damit ihr aber 
febet, daß es den alten lateiniſchen Dichter 
nicht an Zierfichleit und Anmuth fehle, fo er⸗ 
laubet mir, daß ich euch einige ihrer verliebten 
Gedichte herſage. Darauf verhůllte er : fein 
Haupt im Mantel, wie Sokrates gethan hat, 
da er einftend von unchrbaren Dingen ſprechen 
mußte, und brachte einige zaͤrtliche Spigram⸗ 
men in einem fo anmuthovollen Tone vor, daß 
fie des GegentHeild vollklommen uͤberzeugt wur⸗ 
den.: Er fol auch eine Geſchichte von bei 
Drangfalen ber Juden gefchrieben haben, *) 
wenn fonft der Verfaſſer derfelben von unferm 
Redner nicht unterfchieden werben muß. Titus 
Caſtritius ſoll ebenfalls ein ſehr beruͤhmter Des 
klamator geweſen ſeyn. Gallins, deſſen Lehrer 
er geweſen, erzaͤhlt von ihm, er habe alle 
Schulrebner ſeiner Zeiten im Unterweiſen und 
Deklamiren uͤbertroffen, und der Kaiſer Hadrian 
habe ihm fehr in Ehren gehalten. *) Bon dem 
fünf folgenden weid man faft nichts anders, als 
ihre Namen, bie in den Gefchichten ber Kaifer, 
Commodus ***) und Aleranderd Severns, ty 
vorkommen, weil fe diefelben in ihrer Jugend 
in der Wohlrebenheit unterwieſen haben. Nur 
| bey 


“ 


z i 
*) Minut. Felix in O&avio, 
**) Lib. 13. 20. 
*+*) Lamprid. in Comm. «. 1. 
rt) Bl. in Alezandr.c. 3. 


240 Rn 


‚ve Syloims und Granianus ſetzt Lampridius 


woch Hinzu, der erſte ſey von Heliogabalus auf 


eine grauſame Weiſe ermordet worden, und des 
andern Deklamationen ſeyn noch zu ſeinen Zeiten 
vorhanden geweſen. 

IV. Unter Alexander Severns waren auch 
Claudius Venatus *) und Meſſala berühmt. 
Diefem giebt: Julius: Capitoliuus **) das Lob 
eines der ftärffien und gelehrteſten Redner feiner 
Zeiten... Es ſcheint, als fey er einer ‚der. weni⸗ 
gen Redner, die. fich mit ber Lehre der Rede⸗ 
kunſt nicht abgegeben haben; denn ber Raifer 
Alex ander Severus war Willens, ſeine Schwe⸗ 
Ger Theoclia mit ihm zu vermaͤhlen. *v«v) Zur 


- wämlichen Zeit lehrten und beflemirten zu Nom 


Titianus und Afpafius. Diefer wor zu Nas 
venna geboren, und von feinen Vater Deme⸗ 
geianus in der Redekunſt unterwieſen worden, 
Stiexander Severus, den er anf. feinen Reifen 
durch verfchiedene Provinzen des Reichs heglei⸗ 
tet hatte, machte ihn zum oͤffentlichen Lehrer der 
Redekunſt in dem römischen Athenaͤum. Er ſoll 
ein fehr gelehrter Mann gewefen feyn. +). : Was 


Titianus (Tatianus) betrifft, fo waren Vater 


und Sohn dieſes Namens berühmt: ber erſte 
v⸗ Verfaſſer eines von Julius Capitolinus ſehr 
‚ gerühm 


®) jbld. e. 68. 
**) in Maximino jun. e. 3. +*) jbid, 
H Vik. Sophift. Lib. 2. 6.31. 


Rama u — oe 24 
getuͤhmten geogenpbifchen Werks von den Pros 
vinzen; ber Sohn aber ald Redner und Lehrer 
des jängern Mariminus,*) und ald Verfaffer eis 
"niger Fabeln. ) Iſidorus von Sevilla fagt, 
Titianus habe ſich ſonderbare Mühe gegeben, 
<q die wahre Beredſamkeit zu Rom wieder em⸗ 
"por zu Bringen. ”°°) Men weiß aber nicht, ob 

"er vom Bater oder Sohn rede. Eben fo unbe 
Fannt ift ed, welchem von beiden das Werk vom 
Ackerbau, wovon Iſidorus unter Titlanus Na⸗ 
"men Meldung thut, +) zugeſchrieben werden 
muͤſſe. Der Redner dieſes Ramens hatte bie 
Ehre, von Maximinus, feinem geweſenen dehr⸗ 
"fing, zum Konſulat erhoben gu werden. ) ME 
dieſer Würde muß es aber damals ſehr ſchlecht 
Beſtellt geweſen ſeyn; denn man weiß; daß T⸗ 
tianus nachher zn Beſanßon und Lyon In Frauk⸗ 
reich als Schulmeiſter veraltet ſey. HH) 

V. Dieß Mind die bekannten lateiniſchen 
Redner dieſes Zeitraums. Wir koͤunen jedoch 
dieſes Kapitel nicht ſchließen, ohne die griechi⸗ 
ſchen Sopbiſten anmerken, bie fich in dieſer 

Periode 


® Jul. Capit. in Merzimin. jun. © 2. 


‚*=*) Auſon. Epiſt. 16. ad Probum,, et Carın, ad 
eundem. 


*4*) Origin. Lib. 2. ce. 2. | +) loc, dit, 
+1) Aufon, gratiar, aQio ad Gratian, 
NO be ci, | i 


er Il. Sand. ‘ ‘ D 


848 iz 


würde, fo wenig kounte Dickes. auch zu Rom 
Periode bucch ihre Beredfamfeit zu Rom beruͤhmt 
gemacht haben, indem fie von einem jeden Ge 
genſtande aus dem Stegreif Reden hielten. Wir 
finden ihrer fo viele in dem gleichzeitigen Schrif⸗ 
ten ‚genannt, .baf: ‚man juwerläfig daraus 
ſchließen kann, fir haben bie römifchen Mebuer 
‚on Menge übertroffen. ° Der. berühmtefle unter 
‚ allen wer Tibezius Claudius Atticus Herodes, 
ein gehorser Ithenienſer, und-der Kaiſer AR. Au⸗ 
relius und Lucius Verus Lehrer der Beredſam⸗ 
keit, *) welche er auch oͤffentlich zu Rom gelehrt 
hat. Im Jahr 143 erhub ihn der Kaiſer Anto⸗ 
Nninus zur Konſulwuͤrde, und nachbem er endlich 
Wwieder nach Athen zuruͤckgekehrt war, hatte er 
‚bie Ehre, den Kaiſer Lucius Verus in feinem 
‚Haufe zu bewirthen. Er war fo ſtolz und ver 
wegen, ‚daß «r. wider ben Kalfer M. Aurelius 

öffentlich und in feiner Gegenwart deklamirte. 
tJedermann ‚glaubte, hiefe unverfchämte Drei« 
ſtigkeit würde ihm das Leben koſten. Allein der 
»fanftmüthige Kaiſer verbiß dieſen Verdruß, 
und gieng fo weit in ber Güte, daß er ibm auf 
einen Brief, worin er fich beflagte, warum er 

ihn nicht mehr wie fonft mit feinen Schreiben 

beehrte, eine fehr gnaͤdige Antwort ertheilte. Gel⸗ 

lius fpricht oft fehr rähmlich von ihm, und erzähle 

unter andern Dingen, er babe nahe bey Athen 

ein ſebr angenehmes Landgut, Cephiſia genannt, 

beſeſſen, 

2) Jul, Capit. in M. Aurel. c. 2. In Vero e. 2. 


/ 
f 


ee Se 0c Zu 7%: 


beſeſſen, wo er mit andern jungen Römern von 
Ibm oft auf das freundlichſte bewirthet wor⸗ 
den m *) 

. Bon ben übrigen griechifchen So⸗ 
alte, deren Namen Philoſtratus in den Le⸗ 
densbeſchreibungen ber Sophiſten, Julius Ca⸗ 
ditolinus und Lampridius in ihrer Kaiſerge⸗ 
ſchichte aufbehalten haben, will ich nur dieje⸗ 
‚nigen anführen, von denen man etwas mehr 
418 den bloßen. Namen weiß. Diefe find: erſt⸗ 
lich Hadrianus von Tyrus. Philoſtratus er⸗ 
säple von ihm, bie Roͤmer haben feine Dekla⸗ 
matlonen fo gern gehört, daß, Wann mitten 
aunger den feyerlichfien Spielen die Nachricht 
Som, Hadrianus laſſa ch im Athenaͤum hoͤren, 
ſogleich alle, die griechiſch verſtanden, und viele 
andere ſich baufenweiſe zum Theater binaus⸗ 
drangen, um ihn zu hoͤren.“). Weil auch die⸗ 
jenigen, denen die griechiſche Sprache nicht be⸗ 
dannt war, hinzueilten, fo. hatte, duͤnkt mid, 

Diefer große Zulauf nichts andere. als die Den 
Dierde, gelehrt zu fcheinen, zum Grunde. Dke 
griechiſche Sprache und Litteratur. war bamalg 
du Nom, was die franzoͤſiſche in Zeutſchland if. 
So wenig als man bier ohne bie frangöfifche 
‚Sprache bey.hen — Stutzern insbeſon⸗ 
dere für einen Be Litterator paſſiren 

würde, 
® Lib. 1. €. 2. —* c. 2. Lib. 18 | c. 10 
‚Lib. 19. « 12. 
*) Vitae Sophif, Lib, 2.10. 





244 a u >00 2) 
ohne Kenntniß der gricchifchen geſchehen. Diefe 
Umſtaͤnde machen nicht nur die Erzählung des 
Philoſtratus, der fonf für die griechifchen So⸗ 
phiften gu viel eingenommen zu feyn  fcheimt, 
hoͤchſt wahrſcheinlich, fondern geben auch gu⸗ 
ten Grund zn denfen, daß die Römer überhaupt 
- ihre eigene Litteratut gering achteten. Annius 
Marcus, Caninius Eeler, Apollonlus,*) Ses 
rapio und ugamius **) find deswegen merk⸗ 
"würdig, weil bie erſten drey die Kaiſer M. Au⸗ 
relius und Lucius Verus, ber vierte den Meran 
der Severus, und der letzte den ſuͤngern Maxi⸗ 
minus in der Wohlredenheit unterwieſen haben 
VII. Dieſe Sopbiften find groͤßtentheils 
Schuld an dem Verderben der lateiniſchen Litte⸗ 
ratur geweſen. Sie waren eine Art Menfchen, 
bie durch eine fonderbare Sertigfeit im Sprechen, 
umd durch einen folgen Duͤnkel eine jede Frage 
ohne alle Vorbereitung ausführlich beantworten 
zu können, fich unterſchieden. Dabey hatten 
fie noch die Babe, die gemeinfien Gebanfen mit 
einem fo machtvollen Ton auszudruͤcken, daß 
fie nicht nur den unwiſſenden Poͤbel, fondern 
auch die Halbgelehtten zu täufchen vermoͤgend 
waren. Hierdurch wurde die römifche Jugend 
verleitet, "fi einzubilden, man koͤnne ohne 
sr Wiſſenſchaften und ohne vieles 
>. icher⸗ 


) Jul. Capitol. in M. Aurel. ꝙ 2. in Vero c. 2. 
**) Lamprid, in Alexandre. c. 3. 


7 ser 245 


' Bücherlefemfür gelehrt angefehen werden. Hier⸗ 
zu fam. noch, daß fie von einer jeben andern 
Kunſt und Wiffenfchaft verächtlich braun 
ihrer falfchen Berebfamfeit einen hoͤhern Werth 
bepgulegen, *) und bie lateiniſche als eine rohe 
und harte Sprache ihren lüfternen Zuhoͤrern 
und Freunden abſchilderten. Hierdurch wurden 
die Römer noch Immer mehr in der Vernachlaͤßi⸗ 
gung grünblicher Gelchrfamfeit: und in der Bew 
achtung.ibser aͤltern Schriftfieller geſtaͤrket. Alle 
andere Umſtaͤnde diefer Zeiten dazu genommen, 
mußte dieſes den Untergang ber Gelehrſamleit 


| om | ; 
Das veerte Kapitel, 
Die Gefchichte. 


24 J a 
I. Nie Verwirrung/ in welcher das roͤmtſche 
Reich in dieſem Zeitalter war, ſcheint 
ſich auch uͤber die Geſchichte dieſer Zeiten ver⸗ 
bᷣreitet zu haben. Iulius Capitolinus bellagt 
ich) darüber, ‚und ſagt, viele Geſchichtſchreiber 
Haben die Begebenheiten, bie bey Menſchen An⸗ 

denken fich ereignet hätten, fa unorbentlich auf⸗ 
gezeichnet, daß nebſt vielen andern Fehlern die 
Kaiſer Maximus und Balbinus, die zugleich re⸗ 
gierten, unter ihrer Feder ſogar zu einer Perſon 
— Q 38 gewor⸗ 


*) alenu⸗ de puiſuum different. 


846 Zn = 2 
geworden wären. *%) Dergleichen Magen fäb- 
ret auch Trebellius Polio über die ſich wider 
Prechkuden Nachrichten in der Sefchichte von 
den dreyßig Tyraunen. **) ber aud) diefe, 
bie fich über andere beklagen, ſtuͤd von dem Feh⸗ 
fer ber Unordnung und Dunkelheit in ihren Ges 
ſchichtbuͤchern nicht frey. Es Hat jeboch bie 
Geſchichte dor ver Dichtkunſt und römifchen 
Möhleedmnheit‘ biefen Vorzug, daß fie in- biefens, 
Zeltraum von mehrern bearbeitet worden if, 
‚Ber wenigftind uiehrere Werke auf unfere Zel⸗ 
ten gebracht hat, ob es gleich ben hiſtoriſchen 
Schriften nicht weniger als den andern an ge⸗ 
hoͤriger Vollkommenheit fehlet. Wir wollen 
von denen anfangen, berem Schriften noch vor⸗ 
Banden find, und mit benen enbigen, ‚bie wie 
nur aus anderer Nachrichten fenntin.- 

ILs Juftinus, der in einigen Manuſkrip⸗ 
ken feiner Geſchichte Marcus Junianus Juri 
mus; In andern Juſtinus Frontinus H ges 
hanht wird, fol unter bes Antoninus Pius Me 
gierung gelebt haben, well in einigen Hand⸗ 
fchriften feiner Geſchichte diefe dern geſagten Rals 
fer gewidmet iſt. Diefes ift aber nicht ſo getolß, 
daß man nicht daran pweifeln kͤnne. Denn ik 
einigen Manuffripten, z. B. in beit zweyen der 
| herzog⸗ 

®) In Mazimo et Balbino e. ı 5. 
be) In Trig. Tyrann, e 1. 


®s#) Vofflus de Hifor. Lat. Lib. ı. e. 32. Fahre | 
Bibl, La. Lib. 3. e. 3. 


1 — 2 2 Ze RAT: 


Gersöglichet Bibliothek zu Modena, fehlen bie 
Worte ber Fufchrift, Daß er nicht der Mär: 
tyrer dieſes Namens fen, tie einige in ſpaͤtern⸗ 
Zeiten geglaubt haben, iſt außer Zweifel. Sei⸗ 
ne Gefehichte, welche von Ninus anfängt und 
fich unter Auguſtus endiget, if ein kurzer Bes 
- gef der weitlaͤuftigen Gefchichte des Trogus 
Pompähs, ‘dee fie in griechiſcher Sprache ge⸗ 
ſehrieben hatte. Er nennt fie philippiſche Ga: 
ſthichte, weil die macedoniſche &Gefchichte mit 
beſondetm Fleiß darin behandelt wird. Die: 
Schreibart iſt reiner und slerlicher, als man eb: 
von einem Schrifuteller dieſes Zeitalters erwar⸗ 
ten ſollte. Man darf ihm aber nicht aͤberull: 
trauen, beſonders in der Zelkerechnung. Man 
ſthe Hiervon die fehdne Vorrede des Heern Abber 
Havier in ſeiner franzoͤſiſchen Ueberſetang biefed: 
Geſchichtſchreibers, die er 7m Paris dem 
dußgegeben hat: - 

* IE: Nach "air, ‚gefegt er habe unter, 
Auntoninus Pind gelebt, bis zu des Diocletiaung: 
Regierung, ein Zeitraum von hundert Jahren, 
fehle es an. Seſchichtbuchern. Die einiige 
Schriftſteller dieſer · Zeit, den man einigermaßen 
AUnter die Geſchichtſchreibet zaͤhlen kann, und 
deſſen Werke noch vorhanden ſind, iſt Cenſori⸗ 
nus, welcher in ſeinem Werke de Die Natali 
viele Fragen, die zur Erlaͤuterung der Geſchichte 
und der Zeitrechnung dienen, abgehandelt hat. 


Petavius giebt ſeiner age und feinem 
vleiß 


— 


. J 
948 
h " [} 
1 
| 


Fleiß ein ungemeine® Lob. ) Er ſchrieb nach 
feinem eigenen Geſtaͤndniß im 991 Jahr nach ber. 
Erbauung ber Stabt Rom, das ift, im Jahr 
238 der chriflichen Zeitrechnung, unter der Re⸗ 
gierung Gordianus bes dritten.) Weil er 
dem DM Cerellius, dem er fein Werk gewidmet: 
bat, für feine Befdederung und. für feine guten 
Gluͤcksumſtaͤnde Dank fagt,. fo muß ® eine 
öffentliche Ehreuſtelle begleitet haben. Vielleicht 
war er vorher ein Grammatiker; denn Priſcia⸗ 


nus ruͤhmt feine Keuntniſſe in dieſem Fache, und 
dr von ihm uͤber Die. Accente geſchriebenes 


Berk, **) wovon auch Caſſtodorus Meldung 
thut. t) Bein Styl iſt weis entfernt von ber 
alten Zierlichkeit, und mit neuen ganz fremben- 
Wortern untermiſcht; eine Wirkung bes großen 
Zufluffes von Fremden zu Nom, die den Ar 
mern Ihre Sitten und Sprachfehler mittheilten. 
Zu diefem Zeitalter kann auch Julius Obſequens 
gerechnet werden, ob men gleich nicht eigentlich 
befimmen kann, ‚unter welchen Kaiſer ev gelebt: 
babe. Der Styl feines Bucht von Wunder 
3eichen, von welchem nur noch ein Theil vor⸗ 


handen iſt, laͤßt nicht wohl zu, daß man ihn in 


ſpaͤtere Zeiten ſetze. Er handelt darin von den. 
Mimderzeichen, bie nicht nur zu Rom, —— 


*) De Do@r. temp. Lib, 0 e. 45. 
*“) e.21. +++) Lib, r. 
DD :Lib. de Geometris, et Lib. de Mufca, . 





dpi | 40 


and anberwaͤrts gefchehen ſind, und Ahrribt dem: 
Livius oft woͤrtlich ab. 
1V, Nun kommen wir auf die Verfaſſer 
der Gefanaten Kaiſergeſchichte, welche zu des 
Diocletianus sun Conflantinus Chlorus Zeitzn, 
denen fte ihre Geſchichte gewihmet haben, lebten. 
Dieſe Geſchichte faͤngt von Hedrianus an, umb: 
enbigt ſich bey Carinus und Numerianus. Wenn 
man die hiſtoriſchen Nachrichten, die nicht im⸗ 
mer wahr. und oft vermorren ind, anduimm,. 
fo iſt nicht viel Schaͤtzbares darin. Was bie 
Verfaffer ſelbſt betrifft, fo IR: von ihnen faſt 
nichts anders als ihre Namen und Zeitalter be⸗ 
kannt. Sie beißen Aelius Spartianus, Ju⸗ 
lius Capitolinus, Aelius Lampridius, Vulca⸗ 
tius Callicanus, Trebellius Pollio, und Fla⸗ 
vius Vopiſcus, ein Syracuſaner, deffen Stpl 
im Vergleich mit ben vorigen der beſte if. 
Weil von Vulcatius Callicanus aichts als das 
Sehen bed Avpidius Gaſſius, ber unter des. M. 
Aurelius Regierung für einige Zeit Ach die, kabe, 
ſerliche Wuͤrde augemaßt bat, vorhanden if, 
und daffelbe in einigen ber aͤlteſten Manuffripte: 
dem Spartlenns zugeeignet wird, ſo hat man. 
Urſache gu zweifeln, ob jener unter die Verfaſſer 
der Kaiſergeſchichte gehöre. Eber fo ungewiß 
iſt es, ob Aelius Campridius und Spartianus 
nicht die Namen einer und der naͤmlichen Perſon 
ſeyn; denn in einigen alten Manuſkripten wer⸗ 
den die Lebensbeſchreibungen, die ſonſt dem 
BR .R5.. . Lange 


dw: a u 

Saripribtuß' füißteignet" werben, dan Spartia⸗ 
nus zugefehrieben. Go find auch bieGelehrten 
ih Abſicht auf Kie kingelnen vebenbbeſchreibun⸗ 
gen nicht einig, Andem fie bie mehreſten derſal⸗ 
bin: bald dieſem Bald jenem zuſchtaͤben. Alle 
die: ſtreitigen Iräigen- Aber bie ſogeunnte HAflo-: 


ria Augufla findet man bey Salmaftus, 9: 


Voſſius, 2). Fubricins, vu). ‚ber jugleich die 
verſchiedenen Untheile-ber Geleheten über biefe: 
ll 0 0175 geſanmetn bat, und: dp SI 
Rniont. Do 
Eu Die Wirke der cibtigen Beiden Ge 
ſchichtſchreiber; die Felt Habrianus Tode gelebt 
haben, find nicht mehe vorhanden. !Beil-Wofe 
fh ein genaues Bekzeichniß danon geſammelt 
Bat) 4) uns: -daflelbe hier mehr‘ Verdruß ale: 
Ruben: bringen: wiirde, ſo waͤre es unnuͤtz 
daſſelbe anzufuͤhren.“ Wenn man bie Bäder 
aͤusnimmt, die Julius Titianus von den Pro⸗ 
vinzen des Reichs geſchrieben haͤt, v ſcheint 
es, als habe die Geſchichte nicht vlel Wichtiges: 
on den‘ Merken dieſer Schrifeſteler verloren. 
Sie handelten vom Privatleben der Kaiſer, und’ 
verloren ſich meſtent in Rleinigfeinn.. Was 
nie fie 
ö Annot. In Seript. Hiftor. auguft, u 
*) De Hiß. Lat. Lb.s0.,67%:. 
*+€) ‚Bibliach. Lat. Lib. 3. 01 EEE 
V in Diotlet. Art, ‘26, 27. Br a a Be 
+0% De Hifl. Lat. Liu 2. c. 1, 2, 3, 4, 5. 





B 2 „02222 X 
fie von bei politiſchen Verdu derungen und Ki 
gen enthielten, war nur fürstich Geräßre, und 
nicht hinreichend; "einen vvlkommenen Begriff 
don der damaligen Staatsverfaſſung zu Bilden: 
Daß dieſe Schriften fo beſhaffin waren, bezeu⸗ 
gen Julius Capitolinus Ih Anſehting ber Werkt 
des Junius Chordus, ) und die Lebensbeſchrei⸗ 
bungen der Kalſer, die von den oͤbengenannten 
Schrtiftſtellern noch vorhatiden And. Gelbft 
jene des Julius Capitolinus, ber ſich deshalben 
Aber andere. beklagt, find davon nicht ausge⸗ 
nommen. 8 iſt augenſcheinlich, daß dieſe 
Schriftfeller die Abficht hatten, des Euetonins 
kebensbeſchreibungen fortzufegeh, und iſt dahet 
nicht zu bewundern, daß ſie nach deſſelben Befe 
ſpiel ſich niehr mit ben’ haͤuslichen Betragen bef 


Kalfer, als mic ihren oͤffentlichen Unternehmun-⸗ 


Yan, Gefchäfftiger haben. Ihre Echriften find, 
fole jene des Sueionius, vielmeht Sammlungen 
von Anekdoten, als Biographien, weil die Be⸗ 
rufsgeſchaͤffte, die dert vornehmſten Theil det 
Biographie audmachen, meiſtens zu leicht darin 
deruͤhrt, andere Dinge aber, die ben Gegen» 
Aland nicht weſentlich charafterifiren, genau bes 
Tchrieben werden. So können die Behler eines 
einzigen beruͤhmten Schriftſtellers allen denen 
gemein werden, die nad) Ihm da naͤmliche 504 

der Gelehrſamkeit bearbeiten. 
VI. Die 


®) In Gordiano 6,31. in Opilio'Miscrino Eh - 


> 


* — 
x 
u 7 
952 a 2 — = — 20 
. 3 " 
ı 


or VI. Die Griechen , die fich in dleſem Zeit 
kaum zu Rom. aufbielten, haben. fih um bie 
Befchichte weit mehr. verdient gemacht. Wir 
tollen und nur bey denen aufhalten, deren 
Schriften noch vorhanden find... Die aͤlteſten 
find Appianus von Alexandria, und Arrianus 
nm. Nikomedia. Der erſte ſchrieb feine Ge 
fhichtbiicher gegen. bie Hälfte des zwenten Jahre 
hunderts ber chriftlichen Zeitrechnung, ”), da 
Verwalter der Laiferlichen Güter war, wie aus 
der Vorrede feiner Werke erhellet. Vorher hat 
xe er ſich einige. Zeit mit gerichtlichen Haͤndeln 
abgegeben. Er ſchrieb die roͤmiſche Geſchicht⸗ 
auf eine ganz befonbere Urt, D 
shronologifche Ordnung zu mählen, wie andere 
por ‚ihm gethan hatten, handelte er von einer 
jeden übertoundenen Nation und von ihren Krie⸗ 
gen mit den Roͤmern in&hefondere. . Neben benz 
hat er auch Die bürgerlichen Kriege der Römer 
befchrieben. Aber. von biefen Werfen find, außer 
einigen. Fragmenten, nur fieben Buͤcher von 
| Den auswärtigen, und fünf. von den einbeimi⸗ 
ſchen Kriegen uͤbergeblieben. Daß derer viel 
mehrere geweſen ſeyn, beweiſet ber. Verfaſſer 
gel, da er fih auf einige. feiner Bücher bejio 
het, die nicht mehr vorhanden find; und Pho⸗ 
gius bezeuget es, da er ihrer dier und iwanzig 
zahlt. **) Sein Styl if anf: -und natic 
l 


— 


* In Syeise. . : 2 H Biblioth. c. Te: 





ee 6 
Ah; und ſeine Erzählungen ſind aufrichtig un 
Schrreich in Anfehung der Kriegskunſt.) Ach 
rianus von lomedia war ein Schüler dep 
Epiktetus, deſſen Leben und Echrfäge et geſchrie 
den bat. Er lebte unter den Kaiſern Hadria⸗ 
nus, Antoninus unbM. Aurclius,“) und bin 
verließ vier Bücher von den Reden des Epikte⸗ 
2 us, fieben Bücher von den Feldzůgen Alexan⸗ 
ders des großen, eine Beſchreibung der Kaͤſte 
des ſchwarzen Meers, ein Buch von der An- 
ordnung eines Kriegsbeers, welche noch vor⸗ 
Handen, und andere, bie verloren gegangen find. 
und von Fabricius aufgezeichnet werden. ***) 
Wegen der Anmuth und Sierlichkeit feine 
Schreibart ſoll er der. zweyte Kenopbon ge 
nannte worben feyn. Photius, der diefe ſagt, 
Jetzt noch hinzu, er fey zur Wuͤrde des Konfe 
lats gelangt )) 0 
VII. Wenn des Voſſins Meynung wahr 
HR, daß Pauſanias, von dem wir eine ſchaͤtzba⸗ 
re Beſchteibung von  Gtlecrenland in Jeby 
Büchern haben, ‚von dem Goppiften dieſes Na⸗ 
mens und Schüler des Herodes Atticus, der 
zuerſt in Athen, hernach aber zu Nom deklamirt 
Hat und daſelbſt geſtorben iſt, tr) nicht untes⸗ 
ſchieden ſey, fo gehoͤrt er hierher. Man bat 


| abe: 
>) nid. ry) Suldı in Lexien- .- 
=+#) Bib], graee. Lib, 4. €. 8. _ | u 


MD Eile. c5: 11) W. vopbit. Ip.a 


854 Yellkzezp ie 


aber Urſache daran zu zweifeln, - weil Philoſtra⸗ 
3n$ in dem Leben des Sophiften von dem, oben, 
gemeldten Werke feine Meldungsihut, und es 
gar nicht mabrfheiglich IR, daß er. etwas fe 
ruͤhmliches von ihm würde verſchwiegen haben. 
Es haben jedoch beide zu gleicher Zeit gelebt. 
Mit mehrertm Recht gehoͤrt der berühmte Ge⸗ 
ſchichtſchreiber Dio Caſſius, der auch Cocceja⸗ 
mas. beißt, bierher· Er fol zu Nicaͤa in Bitby⸗ 
nien geboren ſeyn. Weil aber ſein Vater Apro⸗ 
sinus roͤmiſcher Statthalter non Cilicien ) 
amd Pannonien *] geweſen iſt, und er ſelbſt, 
wo er von dem grauſamen Betragen des K. Come 
modus erjzaͤhlt, hinzuſetzt, er habe ſolche Dinge 
lt Augen gelehen, 7X?) auch damals ſchon Sg 
nator war, t) ſo iſt es gewiß, daß gr einen 
großen Theil ſeines Lebens zu Rom zugebracht 
babe. Er erzähle von ſich ſelbſt, er habe den 
übrigen Senatoren geratben, ein Lorbeerblatt 
in den Mund gu nehmen, um das Lachen ein⸗ 
gudalten, wann ſich Commodug im Senat 10% 
gen feiner Thaten ruͤhmte. +1). Der K. Perti⸗ 
‚war hatte ihn zum Praͤtor ernannt. Es ſcheint 
aber, als fen ar wegen des fruͤhzeitigen Todes 
Diefed Kaiſers nicht: bayn gelangt. Auch konnte 
ær dieſe Ehrenſtelle von dem nachfolgenden Kaifer 
Aulianus, welchen er einſtens als Sachwalter 
J au 
®) Dio Lib. 69. he 
*) ibid, Lib. 4 © Mm Liza ' 
Did 0%. th · id. 


re © 0 

auf“ beim. Fornm einen -ungerediten: Dann ge⸗ 
nannte hatte, nicht erwarten. Er iſt zweymal 
Konſul gewefen, das erfiemal unter Septimius 
Severus, ) und hernach unter Alexauder Se 
verus im Jahr 229, ob er gleich dießmal aus 
Furcht bee; Praͤtorianer, ‚Die see im: ſchacfer 
Kriegszucht hielt, ſich außer Nom aufbisie. 
⸗Zwiſchen ſeinem erſtin und zweyten Konſulat it 
‚ee auch unter vrrſchiedenen Kaiſern Statthalter 
von Pergammd. uad Smyrna, ”*) von :Bithp⸗ 
rnien, Aegypten und dem: abern Ponmonlen ge⸗ 
weſen. ») So lieb und werth ihn auch bder 
Kaiſer Mexander Severus hatte, To gab er ihm 
doch wegen ſchwaͤchlicher Umſtaͤnde bie Erlaub⸗ 
niß, in ſein Vaterland perhcpalcheen ‚ wo 
fein Leben. geendigee ba: ı . .. " 
> VUR: Er :het die —8* Geräte: ‚van 
N Aeneas Ankunft bis jun Loiſer Alernubtr 
Severus in. 80 Büchern 'gefhrieben,, von denen 
odie erfien 34 und bie 20 legten. verloren „genen. 
gen find. Wir haben aber einem Auszug davon, 
‚den. Jobannes Kipbilinus, ein Enkel des con 
ſtautinopolitaniſchen Patriarchen dieſes Namens, 
Ser im ır. Jahrhundert lebte, verfertiget bat, 


Hierin fehlen war auch die erſten vier ud 


dreyßig Bücher; ..bingegen ſind die letzten, das 
flebenzigſte —— welches er ganz fur 


. trifft, 
.) Lib, 16. 
*) Lib. 79. ” 0 Lib, go. 





a6 er 


tvifft, fo ift Dio einer der zierlichſten Schrift⸗ 
ſteller in griechifcher Sprache; hingegen ift er 
«nicht immer glaubwärbig Denn ob er- gleich 
ſelbſt ſagt, er habe gehn Jahr gebraucht, bie 
Machrichten zu fammeln, und zwoͤlf andere 
"Yahre, bie Gefchichte felbfk zu bearbeiten, *) fo 
enthält diefelbe dennoch viele Unwahrheiten, bes 
ſonders aber in Unſehung der Wunderzeichen 
‚und ber. Befchulbigungen, mit welchen er den 
NRNuahm des Eicero, Gaffind uud anderer beruͤhm⸗ 
ten Römer verkleinert. Weil er von einigen 
rechtſchaffenen Raifern, beſonders von Alexan⸗ 
der Severns, werchgeſchaͤtzt und ja ſehr wichti⸗ 
gen Ehrenſtellen befoͤrdert worden iſt, To laͤßt 
fi nicht wohl vermuthen, daß er die gemeldeten 
Verläumbungen ſelbſt erbichtet habe. Es koͤn⸗ 
am ſchlechtgegruͤndete Ueberlieferungen des 
Volks geweſen ſeyn, denen er gar zu leicht 
Glauben beygemeſſen hat. Einige andere Werfe 
bed Die, vow welchen Suidas meldet, *°) ſuid 
gaͤnzlich verloren gegangen. 
. ILX. Zur naͤmlichen Zeit lebte gerodia⸗ 
nus, der Verfaſſer einer roͤmiſchen Geſchichte 
.in acht. Buͤchern, von dem Tode des Kaiſees 
M. Autelius bis zur Regierung der drey Gor⸗ 
dianen. Er ſagt ſelbſt, er erzaͤhle Begebenhei⸗ 
‚ten, von denen er groͤßtentheils ein Angenzeuge 
‚oem und woran er an Amtswegen — 
gehabt 


La  @) Inlese . 








ae —— 


gebabt habe.“) Dis: ol, was wir non 
ihm wiſſen. Photius lobt die Zierlichfeit ſeines 
‚Style; *) ob er aber chen ſo wahrhaft und 
-aufrichtig als zietlich ſey, daran bat man Ur⸗ 
„Pache zu zweifeln, weil er von Mexauder Sen 
rus unruͤhmlich, hingegen aber von benz Wuͤte⸗ 
»rich Maximinus mit vielem Lohe ſchreibt.*) 
AUnter Ulegander Severus hat ſich noch ein Ges 
ſchichtſehreiber, des Namens Aelianus, durch 
eine voermifchte Befchidnex und durch eins au⸗ 
- dere von. deu Natur der.Thiere, in griechiſcher 
‚Sprache, hekaunt gemacht. -- Er iſt von zwem 
‚andern Gelehrten diefed Nameng wohl zu suter« 
cſcheidem : Dies cine Ichte unter dem Raifer Ha 
„uringug, war sin gehorner, Grieche und ber Ver⸗ 
faſſer inet. Werls von Deu Schlachtordnung. 
‚Bon dieſem hahen wir ſchan ‚in ber vprigen 
Epoche gehandelt. Der andere mar ein Sophiſt, 
"gu Praͤneſte geboren, und ig ber grechiſchen 
uSpracht; fo wohl geübt, daß ex ſich darin fo 
zierlich als ein geborner Achentenſer quédruͤck⸗ 
xe. P Von diefem beweiſet zwar Perizonius 
‚wit guten Gründen, - er habe unter dem Kalfer 
Alam Sees oelchn. tt) hat aber — 
89 


* Lib. ı.n. 4 **) Biblioth. gr." 
;**®) Voll: ae HIR. grace. Lib. 2. «. ı 15. nn 
) Vize Sophifl. Lib. . EZ 
tt) Praef. ad Aclisg. Var, Hiſtos. 

1.2 R 


258 —— 
BB er ihn fur · ben Verfaffer der obrugemeldeten 
vermiſchten Geſchichte, und des andern Werks 
von Der Natur der Thiere Hält. Denn der So⸗ 
phiſt · war von Praͤneſte, dieſer Werfaffer aber 
ein Roͤmer, wie der Titel eines ſehr alten Ma⸗ 
nufkripts ſtiner Werke, weiches in der lauren⸗ 
xianiſchen Bibliothek zu Floren; aufbehalten 
wirb, ausweiſet. Won dem Saphiſten er-· 
zaͤhlt Philoſtratus, er habe nach ſeinem eignen 
Beftaͤadniß nie. den Fuß außer Italien gefetzt 
noch jemals das Meer geſehen. Hingegen ſagt 
der Verfaſſer der vermiſchten Geſchichte in ben 
Werke von der Natur der Thiere, er fen ka 
Alexandria geweſen. =) FSolglich find: fie zwo 
verſchiedene Perſonen eines NRaimens, welche 
angefaͤhr zur naͤmlichen Zeit gelebt haben. 
=... "Wem man die griechtſchen Seſchicht⸗ 
ſchreiber dieſer Zeiten mit den roniſſchen vor 
gleicht, fo findet man, daß jene dieſen im hiſto⸗ 
riſchen Styl weit uͤberlegen waren.“ Unter den 
Lateinern iſt Juſtinns der einzige, ber die Ge⸗ 
ſchichte mit einiger Zierlichkeit bearbeitet hat. 
- "Hingegen verdienen ˖ faſt alle Griechen, die ſich 
im hiſtoriſchen Fache zu Row- hervorgethan ha⸗ 
ben, geruͤhmt zu werden. Dieſe waren aus kei⸗ 
ner andern Urſache nach Nom gekommen, als 
durch ihre Gelehrſamkeit ihr Gluͤck zu machen: 
Folglich waren ſie Männer, die ihrer Faͤhigkeit 


viel 
*) Catal. Bibl. Lauren. 2.p. 0 


**) Lib. 11. 8* 


| dan > > = U Zu 57. 
el atrauen. kannten, und ſich gan; der Wiſſen⸗ 
Schaft ergaben, worin fie fich vor andern auszu- 
zeichnen verlangten. Sie fehrichen auch in eis. 
ner Sprache, ‚die durch feine Vermiſchung mit 
fremden Wörtern verdorben war. Hingegen 
mar damals theils durch eine lange Folge un. 
gluͤcklicher Zeiten, theils durch das Verderbniß 
der Eitten,- ber Roͤmer Eifer im Studiren faſt 
. gänzlich erloſchen; umd diejenigen, welche fich 
noch einigermaßen darauf verlegten, druͤckten 
ich in einer Eprache qus, die. durch das Gemi⸗ 
ſche fremder Nationen von Tage zu Tage mehr 
non ber alten Reinigkeit ahwich. Von der 
Römer Nachlaͤßigkeit werden wir noch mehrere 
Be im folgenden Kapitel finden oo. 





3 .- 


Das fünfte Kapitel. 
2 e. —R 


1 Km die Sf ber duͤrſten alein Sure 
chend wäre, bes verfallenen Gelehre 
famfeit neues Leben zu geben, fo würde bie 
Meltwejshejt unser her Regierung des Antoni 
nus, M. Aurelius und anderer Kaiſer dieſeßg 
Zeitraums, ſich mehr als jemals empor geſchwun, 
gen haben. Nichtsdeſtoweniger finden. wig 
Saum, einen Römer, ber fich in einigem Theile 
„ber Weltweisheit fonberbar berborgeihan babe. 


Bau .‘ Ts 


., 


\ er 54 
“0° Bew 


"IM. Bon den Noͤmern deunen wi⸗ nuür eß. 


nen, der philoſophiſche Schriften hinkerlaſſen 


Kat. Dieſer iſt Julius Solinus, ‚dei einige 
für den roͤmiſchen Rathsherrn Solon halten,; 


welcher buch? des Kaiſers Septimius Severus 


Befehl umgebracht worden iſt. ) Seine hin⸗ 
teriaſſene Schriften handeln von der Käge und 
von den wiinderbaren Dingen der Welt, und 
find größtentheils ein uͤbel gerafhentr Austug 
der Werke des Altern Pinins. - Dieß iſt alleg, 
was wir von ihm wiffen. Die uͤbrigen roͤmi⸗ 
ſchen Philoſophen, welche uns faſt nur dem 
Namen nach bekannt find, und feine Schriften 
hinterlaſſen haben, find Junius Xuſticus, Clan⸗ 
dius Maximus, Cinna Catullus und Claudius 
Severus. Die drey erſten haben den nachmali⸗ 
gen Kaiſer M. Aurelius in der ſtoiſchen, und der 
Ichte in der peripatetifchen Philoſophie unter 
wieſen.) Odb ſie gleich und dicht Durch eigene 
‚Schriften befannt find, fo werben fie doch da» 
vurch verewigt, daß fie ben beften Faͤrſten dee 
Alterthums durch: Ihre kehre unb Beyſpiele ge⸗ 
bildet haben. * 

II. Weil Galenus beſengk, daß in diefen 
Zeiten eine oͤffentliche Schule der Vernunftlehre 


Sin Tempel des Friedens zu Rom war, wo die 


Schuͤler taglich ihre Lehrer boͤrten, und unter 
einan 


+) Dio Lib. 74. *3 
) Capitolin. in M. Aurelio e. 3. 
&s) M, Aurel, de Rebus füls Lib. 1. 











ee 0 268 
. oo. 

einander diſputirten, *) . auch hierdurch hoͤchſt 
mahrfcheinlich wird,’ daß verſchiedene andere 
helfe der Philoſophie gelehrt wurden, fo hat 
man Urfache, ſich über die geringe Anzahl roͤmi⸗ 
(cher Philoſophen zu verwundern, und zu ver⸗ 
muthen, daß dieſe Schulen von griechiſchen Leh⸗ 
rern und in griechiſcher Sprache gehalten, und 
mehr von. Frembden als von Roͤmern beſucht 
wurden. Woher denn vielleicht zu Rom erfol⸗ 
get iſt, daß feige philoſophiſche Schriften in la⸗ 
her Sprache abgefaßt worden find. 
IV. Die Griechen verlegten fih in diefem _ 


Zeitranit mie fo großem Eifer auf die Philofoe 


pbie, als je zu Pythagoras und Plato’s Zeiten 
geſchehen war. Potamo, Ammonius, Ploti⸗ 
ans, Porphyrius, Aucianus, Sextus von Cbaͤ⸗ 
xona, Maximus Tyrius, und andere beruͤhmte 
Philoſophen lebten in dieſen Zeiten. Es ent⸗ 
ſtand auch im Aufange des dritten Jahrhunderts 
eine: neue Sekte von Philofophie, welche ich 
an keines anbern Meynung band, fondern von 
allen altern Sekten dad Wabrſcheinlichſte wählte, 
und haber die eklekrifche Sekte genannt wur⸗ 

he. 7°) Potamo und Ammonius, beide Alexan⸗ 
- bringe, flifteten diefelbe gu Alegandria, und 
Plotinus, Amelius und andere brachten fie nach 
Dom. Bleichwie aber von jeher die Roͤmer kei⸗ 
Rz m 


e DeLibrliprop. : 
"*) Brücker Hiftor, Cie Rhllof. T, 2, p- 2189 


Ü1.7 er = = 2 
% 
ne Neigung zu ſubtilen Spekulationen gebabt 
> haben, To konnte auch dieſe Sekte unter ihnen 
keine tiefe Wurzel faſſen. Denn ſo bald die 
kehrer derſelben Rom verlaſſen hatten, fand r 
feine Anhänger mehr. 


V. Plotinas, einer Ber vornehmſten Ehii. 


fee des Ammonius, und nach Ihm ver flaͤrkſte 
Vertheidiger ber effektifchen Sefte, kam unter der 
Regierung des Kaiſers Phifippus von Alexan⸗ 
dria nach Rom, da er go Jahre alt war. Un⸗ 
ter ben: wenigen Römern, bie ihn hörten, fans 
den firh einige Rathsherren, unter welchen 
der Praͤtor Rogatianus der merkwuͤrdigſte if. 
Durchdrungen von ber Lehre des: Ploͤtinus, det 
Leib fey ein veraͤchtlicher Kerler der Seele, dep 
fen man fich ſchaͤmen muͤſſe, verachtete Rogatia⸗ 
nus alle leibliche Gemaͤchlichkeiten, und verttieb 
durch feine Harte Lebensart das Podagra, dem 
ee untertworfen war. ) Plotinus hielt ſich 
fechs und zwanzig Jahre zu Rom auf, und wur⸗ 
be dafelbft von alten , beſonders vom Kaifer Gab 
llenus und feiner Gemahlin Salonina, gellebt 
umd geehrt. Endlich ſtarb er in Terra die %as 
doro im Jahr 270 der chriſtlichen Zeitrechnung: 
Er ſcheint zwar ein ſehr guter, fanfter nud ans 
genehmer Mann geweſen zu ſeyn; aber feine gar 
gu lebhafte und enthuflaflifche Einbildungskraft 


verhinderte Ihn, die Wahrheit genau zu untere 


fachen, und machte ihn geſchickter, einen großen 
| uhang 
#) Porphyt. vita Plötini e. 7, 


ed 


| ne a söy 
aeheng an ſich zu sieben, als die Menſchen auf⸗ 
zuklaͤren. Seine Lehren waren aus den pytha⸗ 
goriſchen, platbniſchen, ſtolſthen und peripate: 
tiſchen Sekten zuſammengiſchinolzen, und ziel⸗ 
‚ten hauptſaͤchlich dahin, die Seels aus allen koͤr⸗ 
verlithen Verbintungen zu der reinſten Betrach⸗ 
tung empor zu! heben, und fle hler auf Erben: 
zur anfehäulichen Keumtniß ſolcher Dinge fähig’ 
zu machen, bie ſonſt aicht ein jeder werminftiger: 
ı Menfch einfchen kann. - Er fill mit den Wor⸗ 
ten, die ein Inbegriff feiner Janzen PEHsfepbie. 
- find, verſchieden fein: »Ich Bin im Begriff, 
Bad Goͤttliche, was in uns Iſt wirdber mit dem 
allenthalben ansgebreiteten goͤtelichen Weſen zu 
vereinigen. Seine Schriften, deren Stcyl 
mehr lebhaft als regelmäßig und ordentlich war, 
hat Porphyrius feinem Verlangen gemäß In? 
eine beffere Oednung und Richtigkeit gebracht, 
ohne ihnen jedoch alle Dunkelheit und Unord⸗ 
nung ’zu benehmen. Der ndmlie bat ande: 
ſem Leben beſchrieben, worans die gegenwaͤrti⸗ 
gen: Nachrichten geſchoͤpft ſind. Um rinen 
Wundermann aͤus Ihm zu machen, erzaͤhlt er 
vieles von ihm, was handgeeiflich falſch If. 
VI. Seine vornehinſten Schuͤler waren 
Genkcilianus Amelius over Amekrius, ein ge⸗ 
bohrner' Tuſeier, *) obgleich Suidas ſchreibt, 


Mamea ſey ſein Vatetland, *) und Porphy⸗ 
R 4‘ . — eis, 


0) Porphyr. via Plotinsc, We | . in Isle. 


rius, entweder zu Zprus ober u Riatanda: in: 
Syrien geboren. Amelius lehte vier und. 
zwanzig ehr: ig ungerteeunter Sreumbfchaft mit. 
feinem Lehrer zu Rom, und endigse fein Leben 
zu Mamea in Syrien. Seine Schriften, bie. 
nicht mehr vorhanden find, und alles, was 
man von ihm weiß, haben Brucker *). amd ber 
Graf Mazzuechelli in feinen italienischen Schrift« 
ſtellern, genau aufgereichnet. Porpbyzipe war 
der beruͤhmteſte "unser allen Eklektikern. Sms 
Jahre 253 kam er als ein zwanzigjaͤhriger Jüng- 
ling zum erſten mal, und nach zehn Jahren das 
zweyte mal, nach Rom, und hoͤrte ſechs Jabre 
die Lehren des Plotinus, welcher fo vertraut 
‚mit Ihm war, daß er: feine Schriften deſſelben 
Verbeſſerung usterwarf. Auf Anrathen diefes. 
Lehrers und Freundes begab er. ſich nach Sici⸗ 
lien, um feine Melancholie zu sertreiben Ex, 
kam: aber nach Rom zuruͤck, und -flarb. daſelbſt 
im Anfange des Bierten Jahrhunderte. ... Eufes. 
bius zaͤhlt Ihn. unter die vortrefflichſten Weltwei⸗ 
fen der Griechen. *) Sein Ruhm wuͤrde noch. 
viel groͤßer ſeyn, wenn er nicht in ſeinen Buͤ⸗ 
chern wider die chriſtliche Religion fo viele fal⸗ 
ſche Wunderwerke von Pythagoras und Plotinus 
erzaͤhlt hätte, um den Werth unſers Erloͤſers 
herabzuſetzen. Denn wenn er fie auch nicht 
ſelbſt erbichtet Hat, fo waren fie. hoch ſchlechte 
ofen 
*) Tom. 2. p. 233. 
”*) Praep. Evang, Lib. 3. e. 1. 


Waffen fir: einen Philoloyben Sie sbrißliche 
Religion ju Sefireisen. Er Hat noch verfchlen 
dene andere Werke geſchrieden, die von Fabri⸗ 
cjus*) und Brucker ) angemerkt werben. Es 
iſt aber keins davon übergeblieben, als bie mit 
vielen falfchen Erzählungen angefüllten Lebens⸗ 
heſchreilungen des Pythagoras und Plotinus, 
bie vernthlich Theile eines größeren Werkes 
ffind, welches er von ben aͤltern Philoſophen ger 
ſchrieben hat. Es ſcheint, ex habe unser den 
Italienern wenige oder. gar keine Anhänger ge⸗ 
habt. Denn dieſe Mation iſt von jeher, beſon⸗ 
ders aber in. biefem, Zeitalter, ‚abftraften und 
btilen Spefulationen feind geweſen; und man 
wird ſchwerlich in der aͤltern Kirchengeſchichte 
eine dunkele und verworrene Ketzerey aufweiſen, 
koͤnnen, die nicht in ber griechiſchen Kirche ober, 
von Etiechiſcha Köpfen ihren Urſpruug gehabt, 


| "m. Die übrigen Srichen, bie noch bier 
her gehoͤren, ſind: Sextus, be Plutarchus 
Schweſterſohn Der des M. Aurelius Lehrer 
war, #4) und dem einige bie Abhandlungen wis 
ber die Skeptiker, welche ben. Werfen des Geps 
ws Emwirieus einverleibt ſind, uföreisen, 
* . R5 Mari⸗ 
*) Biblioth. gracca T. 4. p. 180. etc, F 
=) Tom, 2. p. 236, - 


*+*) M. Aurellus de Rebus ſuis Li. 1. ‚Philoßres 
tus vit. Sophift, Li a 


v 


BD. 

Maximus Tyrius, Son welchem verſchicdene 
Abhandlungen tioch vorhanben ſind. Weil er 
als ein Platoniker bekannt iR; fo darf man Fi! 
nicht mit dem Claudius Maximus, bee ein 
Stoiker und des M. Aurelius Lehrer war, ver⸗ | 
mengen, ) ob fit gleich Zeitgenoſſen waren!’ 
Apollonius von Chalcis, oder wie andere wol⸗ 
In, von Chaltebon, ein Stoifer; des M. Uure⸗ 
lius Lehrer. Sein ſtoiſcher Stolz gieng fo weit⸗ | 
daß, da ihn der Raifer Antoninus, ſeinen 
oh zu unterweiſen, nach Rom Berufen batte, 
er ſich weigerte, der kehre wegen nach Hof zu 
gehen, und vorgab, der Schuͤler muͤſſe zum 
ihrer kommen. Der guke Waͤlſer beſchaͤmte 
ihn zwar mit der Frage: wie es ihm nun ſchwer 


= fühlen koͤnne, aus feiner Wohnung nach Hof zu 


gehen, da es ihm doch leicht geweſen, von Ehal⸗ 
ds nach Nom zu kommen?)yedoch wich er 
dem Stolze des Stoikers, wie man, aus Inlius 
Cðbpitolinus ſthlleſfen fan, *2*28) weicher hinzu⸗ 
"fest, M. Aurelius Habe fogar als Kaiſer kein 
Bedenken getragen, ſeinen kehrer vft heimufn⸗ 
chen. Ich koͤnnte Hier noch Stilio, der ‘den 

Kaifer Aleyander Sederus -Inı ber Philoſophie 
antertyleſen bat, 9 nennen, unb einiger and 

derer 


“ x 


0) Brucker Tom. 2, p. 177. Zu 
**) Jul. Capitol. in Antonin. e. 10. 
) latm in Marc. Aurel! a 5. ae 
9) Lamprid. —— nr 


. ek 
N 








derer Malen aus den alten Schetfeſrelern fan 
meln, wenn Die ſchon angefuͤhrten wicht hinrei⸗ 
chend Wären, zu beweiſen, daß in dieſem Zeit⸗ 
raum die: Griechen ben Roͤmern Id ver Weite 
beisheit überlegen waren. 

— VI Noch viel weniger haben ſtich Die 
" Homer diefed Zeitalters in der Matbematik her⸗ 
vorgethan. Denn es iſt nicht Einer befknnt, 
der ſich Barin bekanne gemacht: habe. Philo⸗ 
ſftratus ſchreibt zwar, Julka Donna, die Ges 
mahlin des Kalſers Septimſas Severus, "pp 
jederzeit von Geometern und Pbilofophen um’ 
zingelt geweſen; ) er nennt aber feinen vom 


fonft fehr unwahrbafte Phkoftratus hier usbe 
ſondere der Kaiſerin, beh der er ſebr in Gnaben 
ſtand, geſchmmeichelt Habe, Vielleicht verſtehes 
er umter ben Seometern bie Sterndeuter, die 
- bamald auch Marbematiker genannt. wurden, 
utib ſich noch Immer in Menge zu Mom befan⸗ 
den. Wenigſtens iſt gewiß, daß, wenn kam⸗ 
| thzaͤhlt, daß Mirander Sederus in bee 
Mathematik ſehr erfahren war, und dieſelbe 
Sirene zu Rom lehren ließ, ») vom dee 
Sterndeurungstänft, welcher dieſer ſonſt gute 
Kaiſer ſehr ergeben war, die Rede iſt. ***) TI. 
hemont ift der Meynung, Lampridius verdiene 

leinen 


) VimApill Lid c | 
**) in Alex. c. 27. — | 


56 a 2 — 

Marimms Tyrius, von welchem verſchiedene 
Möhandkungei noch vorhauden And. . Weil er 
als ein Platoniker befannt iR, fo darf man Fin‘ 
nicht mit dem Claudius Maximus, ber ein 
Stoiker und des M. Aurelius Lehrer wer, ver⸗ 
mengen, ) ob fie gleich Zeitgenoffen waren; 
Apollonins von CThalcis, oder wie andere wol⸗ 
len, von Ehalcedon, ein Stoiker, des N. Aure⸗ 
lius Lehrer. Sein ſtoiſcher Stoff gieng fo weit, 
daß, da ihn der Kaifer Antoninns, feinen 
Sohn gu unterweifen, nach Rom berufen Hatte, 
er ſich weigerte, der Eehre wegen nach Hof zu 
gehen, und vorgab, ber Schuͤter muͤſſe zum 
Lehrer kommen. Der gute Kaifer beſchaͤmte 
Ihn zwar mit · der Frage: tofe es ihm mm ſchwer 


ſuͤnen könne, aus feiner Wohnung wach Hof zu 


gehen, ba es ihm doch leicht geweſen, von Chal⸗ 
As nach Rom zu kommen?*9) jedoch wich⸗ er 
dem Stolze des Etoiferd, wie man aus Inlius 
Eopitolinus förlieffen kann, **0) welcher hinzu⸗ 
fetzt, M. Aurelius Habe fogar als Kaifer kein 
- Bedenken getragen, feinen Lehrer dft heiriiätifud 
hen. Ich könnte Hier noch Stilio, der den 
Kaifer Mepander Geverus In: der Philoſophie 
anterryleſen hat, ) nenne, und einiger amd 

derer 


. . 


) Brucker Tom: 2. p. 177. 

**) Jul. Capitol. in Antonin. 'e. 10, 

war), Idem ih Marc. Aurel. & 9. | Zu 
+) Lamprid. in Aland. g : 0: 1 


derer Nauen aus den alten Schrifielldin fun‘ 
meln, went die ſchon angefuͤrten wicht hinrei; 
hend Wärtn, zu bewettſen, daß in dieſem Zeit⸗ 
xraum die: Griechen den Roͤmern in der, Belt 
weicheie uͤberlegen warr 
WIM Noch viel weniger haben 6: die‘ 
Roͤmer diefes Zeitalters in ber Matbemarik her⸗ 
vorgechan. Denn es iſt nicht Einer bekannt, 
der ** barin bekannt gemacht habe. Philo⸗ 
ſteatus ſchreibt zwar, Julla Donna, die Ge⸗ 
weahlin des Kaffees Septitas Stveruß; : ey 
jevergeit von Beometern und Philofophen me’ 
zingelt geloefen; *) er nenne aber feinen von ih-⸗ 


- nr und es iſt ſehr wahrfcheinlich, daß ber. 


fonft ſehr Anwabrhafte Phaloſtratus Hite insbe 
fordere der Kaiſerin, beh der er Tepe in Guaben 
ſtand, geſchieichelt habe. Vielleicht verſcchet 
er umitte bea Seometern bie Sterndeuter, die 
bamals auch Macthemariter genannt wurden, 
sitrb fich üch Immer in Nenge zu Mor befan⸗ 
Bin Wenigſtens iſt: gewiß, daß, mern Ram⸗ 
ptibius etzaͤtie, daß Alexander Sederns in bet 
WMathemait ſehr erfahren war, unbd dieſelbe 
affentlich zu Rom lehren ließ, ») vom bee 
Sterndeutungskunſt; welcher dieſer ſonſt güte 
Kaiſer ſehr ergeben war, die Rede iſt. »e) Til⸗ 
kemont iſt dee Meynung, Lampridius verdiene 
feinen 


9) Vi apol. Lib i. er 
#*) in Alex. c. 27. — 


. ‘ — 
’ 


keinen Glauben, wann er ſchreibt der Reifen 
babe die Aſtrologie oͤſſentlich lehren laſſen,“) 
und führet ein Fragnent des Ulpiauus an, 
worin geſagt wird, es ſey den Aſtrologen nie 
durch bie Geſetze erlaubt geweſen, ihre Kunſt zu 
Vom zu treiben, ob ſie ſich gleich erfrecht Haben, 
es zu tbun.) , Wie kann aber ber Inhalt des 
geſagten Fragments ſich auf des Alexander Ges 
verus Regierung erſtrecken, wann wahr iſt, was 
der gelehrte Tillemont kurz darauf ſagt, daß daB. 
tirte Fragment vor der Regierung des geſag ⸗ 
Leen Kaifers gefchrichen.toprden fen 2) Mann 
Lampridins von bem nägfichen Raifer hinzufetzt, 
gegmetziam fecit, fo-feibet es deſſelben bekann⸗ 
ter ang jur Aſtrolegie nicht, daß man etwqs 
andexs unter des: Geometrie verſtehe, als die 
Unwendung einiger geametriſchen Grundſaͤtze zu 
aberglaͤubiſchen Beobachtungen bed Himmels. 
nr IX. Man findet in biefem Zeitalter überall 
Sterndeuter, bie mit ihren Weiffagumgen bie 
- SReufchen betrügen, . uͤberall Menfchen ho 
ayah viedern Standes, dir ch von ihnen Ar 
gen laſſen. Der-Raifer Septimius Severub. 
Kefragt fie um das Zußänftige, 1) Antoninus, 
dem Sohn des M. Aurelius, und feinem Bru⸗ 
der Conmodus wie ix ein gleichlange® 
" geben, 


* In Alezandr. Art. 13. 


**) Lib. 7. de oſfie. Proconfu]. - ***) Art. 27. 
4) Spartian; in Seen... 2, . 


ee 0 


Sehen, obfchen ber. erſte In kurzem flarb. ) 
Den drey Gorbianen fagen fie das Kaiferthum 
voraus; *) und man. glaubt durhau ben 
Eterndentern. Auch die Gefchichtfchreiber er 
"zählen die Zolgen der Gterndeutung - auf eine 
“Art, daß man daraus abnehmen kann, "fie ha⸗ 
ben diefelbe als eine wahre Wiſſenſchaft, das 
"Zufünftige vorauszuſagen, angeſehen. 
RK Ich will hier noch die Namen zweyer 
Schriftſteller vom Ackerbau anmerken, die ver⸗ 
nnthlich in dieſem Zeitalter gelebt haben. Sle 
. Sind Siculus Flaccus, und Aggenuͤs Urbicus, 
Mom erfim haben wir eirien Theil eines Wertes - 
‚de'Conditfonibus agrorum, And vom andern 
nen Theil feier Erläuterungen über das Buch 
‚de Limitibus agrorum, ?welches dem Fronti⸗ 
aus zugtſchrieben mird, und ein Stuͤck vom 
einem anvern Werfe dei-Controverflis agrd- 
zum. Man findet dieſe Schriften in den’ Kol⸗ 
‚feftionen ber alten Sarpee - som Yan. 
baue. — | 


*) Lamgrid. ia Commod. <. 1. 2* 
”*) Gepitol. in Gordian. e. 20. Br 
=), V. Fabele. Bibl; Lat. Lib. 4. e. 11. 


Das 


! 


| Das ef Kapktel, 
Die Zesneywilenfhafe. 


I. PD ee oft ein guͤnſtiger Stern, lowohl 

| Argaepwifenfchaft als für- die 
eilt in biefem Zeitraum fich feben lich, 
fo iſt doch die eine. ſawohl als die andere, mehr 
als man vermuthen fallte, won den Römern ver⸗ 
„nachläßigt worden, . Weil ihre Worgänger größe 
. sentheild durch ihr Beyſpiel bewieſen hasten, daß 
man fich ohne viel Kopfbrechen durch gewiſſe 
cbetruͤgeriſche Kunſtgriffe in der Arzneywiffenſchaft 
heruͤhme machen koͤnnte, ſo fuhren Die nachma⸗ 
Aigen Aerzte fort, mehe auf Betrug als anf 
gruͤndliche Einfichten zu ſtudiren. Dei Bey 
foiel ned Galenus war nicht einmal Ginreichenh, 
die Roͤmer aus ihrem traͤgen Schlunmer aufs 
‚mem. Denn wir finden feinen: uufer Ihnen, 
Ver Ihm einigermeßen nachgeeifert und einigen 
Ruhm in ber Arzneylunde erlangt habe: : 

Il. - Claudius —— Sohn des Nicon, 
ber in ber Geometrie; Baukunſt und in andern 
Sheilen der Mathematik ſehr erfahren war, 
tourde im. Jahr Eheifli.1zı gu Pergamus in Aften 
geboren. Nachdem er bie vornehmften Wiſſen⸗ 
fchaften, beſonders die Phileſophie, erlernt, und 
verfchiedene Länder durchreifet hatte, widmete 
er fich gang ber Arzneyfunde Die Schriften 
der beften Aerzte zu leſen und das Beſte daraus 
vo. im 





* ee | BF 
di Wähten , felba weles hinzunadacken sb 
duech Verſuche feine Kennmiffe gu beRdtigen, . 
ar. feine einzige Beſchaͤfftigung. Hierdutch 
wirde er gu bemu.großen Manne, den noch ale 
Matienen verehren. Er war doey und dreyßig 
Jahr alt, als er sum erſtenmal nach Rom far; 
:6lieh aber dießmal nur ungefähr vier Jahr Ar. 
Die Peſt, die damald Nom vorwiäftete, gab ihm 
Selegenheit, in fein Vaterland ziruͤckkehren. 
Ematte aber einen fo großen Ruhm von ſich gu 
Mom hiuterlaſſen, daß Marens Aurelius und 
kucius Verus ihn bald gurächenften: Der erſie 
hatte ein ſo großes Vertrauen auf ſeine Geſchick⸗ 
sfichkeit geſetzt, Daß er vor ſeinem Kriegtzug ei 
Der die Teutfihen : befahl, - man: feige des Gale⸗ 
us Rath ſchlaͤgru blindlings: falgen ; wofern fein 
Echu Gommeobns Trant waͤrbe. Es ſcheiut, 
mls habe er Deu Übrigen Theil feines Lebens in 
Mom zugebracht, und Hi allerbinge. eine Fabel, 
‚wird. Carterius in des Salenus Lebensbeſchreß⸗ 
«bung *) erzaͤhlt, ale ein altem Grais ſey ir auf 
aa Meere geſtorben, bai er nad) Indaͤe reifen 
wollte, um rin Cheiſt gu werben· Gah es da⸗ 
„mals nicht Chriſten gang: Rem, feine. % 
"st je erreichen! : ;: 
-. DE. Weil fi ‚Goleans in her Arzey· 


wolffenfihaft: an Feine Sekte hielt, und nur bes - - 


Welats: was ihm · bad Vernuͤnftigſte gu ſeyn (len, 
Mqog er ſich den Neid der roͤmiſchen Aerzte auf 
| ben 


⸗ 3 gt F ah . - 
B 32 “ . 
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den Hals le verſchrieen HN Als einen Veraͤch⸗ 
‘tee ber Alten, wab ald einem ſtolzen Menſchen. 
Man kann niche laͤugnen, -baß er wenigſtens 
durch feine Schriften einigezmngen. Gelegenbeit 
hierzu gegeben Habe. In deuſelben ſpricht er 
von den andern Aerzten mit Verachtung, und 
entdeckt ihre Unwiſſenheit. Von ſich aber ſpricht 
nar nicht mit der gehoͤrigen Veſcheidenheit, ib 
rhebt ſich uͤher alle andere. Wann er auch. im 
gemeinen Umgange fo veraͤchtlich von den bri⸗ 
gen Aerzten ſprach, fo iſt es kein Wunder, Haß 
“tee ih ihre Feindſchaft zugezogen Gabe; denn 
alles verzeihet man gern, audgenommen Ver⸗ 
achtung. Uebrigens iſt iü feiner. Schreibatt 
nichts zu tadeln, als die unnoͤchige Weitläuftig- 
keit. Aber dieſer Fehler roitb durch den Werch 
feiner Lehrſaͤtze und Beobachtungen reichlich erx⸗ 
iſetzt. Wer ausfuͤhrliche Nachrichten von re 
‚Bebensunmkänden und Schriften verlangt, der 


!leſe deſſelben Lebensbeſchreibung bed P. Labbæe, 


die Fabrickis ſeiner griechiſchen Bibllothek ein⸗ 
: verleibt bat, *) Daniel le Clexcs Geſchichte der 
Ur meywiſſenſchaft, *°) und James Vorrede su. 
‘feinen: mediriniſchen Wörterbuche,. . : .: 
IV. Der Neid der roͤmiſchen Aerzte. bae 
gehne Zwrifel wiel dazu beygetragen, daß Gale⸗ 
nus, fo viel ih weiß, feinen: berühmten Echa⸗ 
R Sinterlaffen bat. hen weiß auch überhaupt Ä 
lei. 10T insel Zu Ts BE , 


*) Tom. 3.p 50 B. 3..Lib, 2. 


3% 5 - 


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RS 25 273 


Bon keinem andern Arit, ber ſich In dieſen Zel⸗ 
ten zu Rom einigen Ruhm erworben habe. Je⸗ 
doch wenn es gewiß wäre, daß Caͤlius Aurelia⸗ 
nus, von bem einige Werke ſich in des Henricus 
Stephanus Kollektion ber alten Aerzte finden, 






in dieſen Zeitraum gehört, würden ſeine Wer⸗ 
‘fe die einzigen dieſer uch. 


> bie von dieſen 
Zeiten in lateinifcher Sprache uͤbergeblieben find. 
Er gehört aber nicht hierher, weil er zu Sicca 
In Numidien geboren war, und nicht bewieſen 
werden kann, daß er fi) zu Kom aufgehalten 


Habe: Die einzige Nachricht, die ton dem Zus 


de der Arzneywiſſenſchaft diefer Zeiten noch 
gift, und vielleicht anftatt vieler andern dies 
hen kann, einen allgemeinen Begriff davon zu 


Bilden, iſt diefe; daß Alexander Severus, den 


man ſonſt des Grizes nicht beſchuldigen kann, 
unter feinen fieben Hofaͤrzten nur einem eine Be⸗ 
foldung, den Übrigen aber nichts ald die Koſt 
Heftatten wölte,*) Sollte man nicht hierauf 
ſchließen koͤnnen, dag damals die Arzneywiſſen⸗ 


ſchaft zu Rom in ſchlechtem Anſehen war, unb 


daß ſich unter ihnen ſehr wenige fanden, die 
man einer Beſoldung werth achtete? 


5) Lamprid. in Alet: c. 43. 


n 


I. Send. 68... DE . 


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um » % “ . —F 23 
PP a — —* 


274 ne) 
Das ſiebente Kapitel. 
Die KRechtsgelebrſamkeit. 


1. Neddem ber Kaiſer Hadrian das Edictum 
perpetuum zu Stande gebracht hatte, 
war zwar die roͤ Rechtsgelehrſamkeit durch 
Abſchaffung der unzaͤhligen Edikte der Praͤtoren 
ſehr erleichtert worden; es entſtanden aber neue 
Schwierigkeiten durch den beſtaͤndigen Zuwachs 
der kaiſerlichen Geſetze. Denn ein jeder Kaiſer 
vermehrte bie alten Geſetze mit neuen. Sogar 
M. Aurelius, der, wie Julius Capitolinus er⸗ 
zaͤhlt, ſich hoͤchſt angelegen ſeyn ließ, die Men 
Geſetze in den Gang zu bringen, und keine neuen 
hinzuzuſetzen, *) hat bennoch einige neue gege⸗ 
ben.**) Es waren ſogar auch die kaiſerlichen 
Reſkripte den’ römifchen Gefeßen einverleibt 
worden. Diefem Uebel abzubelfen, war ber 
Kaifer Opilius Macrinus, ‘der in ber Rechts⸗ 
gelehrſamkeit ziemlich geübt war, "**) . willeng, 
dergleichen Reſkripte zu vernichten: +) aber bie 
Kürze feiner Regierung verhinderte bie Ausfuͤh⸗ 
rung feines rähmlichen Vorhabens. Man kann 
fich Teiche vorfichen, wie viel Widerfprechenden 
fih damals unter den römifchen Geſetzen finden 
mußte. Weil eingelne Gäße und die Beguͤnſti⸗ 
gungen 
*%) InM. Aurel. e. 11. *®) ibid. c. 10, IT. 
**++) Capitolin. in Macrin. c. 13. 
1) Helnec:. Hiſt. Jur. Rom. Lib. 5, 4. $. 324. 








» 


ads Zu = nn 275 
dJungen einzelner Perſonen Anlaß zu Reſkripten ges 
"beit, fo ſtimmen fie nicht Immier- mie dem End» 
zwecke der Geſetze, welcher das allgemeine Wohl 
HM, zuſammen, beſonders wenn ſte von Fuͤrſten 
gegeben werden, die mehr aus keldenſchaft und 
Eigenſinn ale aus kiebe zum allgemeintn Beſten 
.Yandeln. " 
- IE So biel Widerfprechendes hahet in den 
romiſchen Geſetzen ‘zu finden war, und fo ver⸗ 
drüßlich dieſes und die faſt unjäpliche Menge 
Der Gefetze falltn mußten, fo widmeten fich doch 
Noch viele gute Köpfe der Rechtsgelehrſamkeit, 
und erhielten ‚fie in dem Anfehen, worin fie in 
den vorigen Jahrhunderten gewefen iſt. Ju— 
tins Capitolinus nennt ihrer fünfe, deren fich 
Antoninus Pius in ‚der Sefebgebung bedlent 
Gar, naͤmlich Vinidius oder Vindkıs. Verus, . 
Salvius Valens, Voluſius Mecianus, Ulpius 
Marccellus und Jabolenus. Von bin zween 
erſten weiß man weiter nichts, als daß vom er⸗ 
fin die alten Rechtsgelehrten Hier und da Mel 
dung thun, *) und daß Ulpianus ein Reffeipe 
des K. Antoninus anfuͤhrt, welches an den 
zweyten gerichtet iſt. »*) Voluſius Mecianus 
War des M. Aurelius Lehrer der Rechtsgelehr 
Tamfeit, “) Darauf wurde er r Statthalter zu 
won 5 5: . AUlexan⸗ 


) V. Heinece. loc. eit. $. 308. 
”) L.7. de Off. Proc, er . 
“+, jül, Capirol.in M, Aur.c.g, * "=." 


ı.° 


ri NEE „> =. 25 
Alexandris.Meil er fich aber zu ber Parthey 
des Avidius Caſſtus, ber ſich wider M. Aure⸗ 
lius empoͤrte, geſchlagen hatte, ſo wurde er 
von roͤmiſchen Soldaten ermordet.) Jabole⸗ 
nus, oder Javolenus Priſcus, ein Anhaͤnger 
der caſſianiſchen Selte, Statthalter in Afrika 
und Syrien, war ſchon in der vorigen Epoche 
berühmt. Ulpius Marcellus zeichnete ſich nicht 
nur in der Nechtsgelehrſamkeit, ſondern auch in 
der. Kriegskunſt vor andern aus. Eine Auf⸗ 
fchrift,, die man bey Gruterus findet, **) be⸗ 
lehret und, daß er in dem untern Pannonien 
Legatus war. Dio erzaͤhlt von ihm; ber Kai 
fer Commodus habe ihn mit einem Heer wider 
die Britten abgefchicht, bie fich empört hatteny - 
und ruͤhmt neben andern militärhfchen Tugenden - 
befonder feine Nüchternbeit. ***) Daß er ſich 
fogar das Brod von Rom babe kommen laſſen, 
damit «8 dadurch trockner würde, und er deſto⸗ 
_ weniger davon dße, iſt nicht wahrſcheinlich. 
Seine fiegreiche Tapferkeit wurde aber fchlecht 
belohnt; denn er lief fogar Gefahr, vom um 
dankbaren Kaifer ermordet zu werden. Er hat 
viele Schriften- hinterlaſſen, beſonders ein und 
dreyßig Bücher Digeften, welche vom den alten 
Rechtsgelehrten citirt werden. Weil Antonie 
. uu8, deſſen Rath er war, im Jahr 138 zu regies 
ven 


®) Vuleat. Gall in Avldio. 7° 
) pag. 100, ‚.*®*) Lib. 72, . 


* 





Rn = 22 4 977 
den anfing, und bie britfifche Superung Im 
Jahr 183 gefchah, fo mußte unfer Rechtsgelehr⸗ 
ter mehr als fiebenzig Fahr alt fen’, da er wis 
ber die Grittegg Selbe zog, und, tie Die ſagt, 
in der kLebensaft von eitem gemeinen Soldaten 
fich nicht unterfchteb: ' Diefed giebt uns guten 
Grund zu zweifeln, ob nicht Ulpius Marcellus, 
Der Rechtsgelehrte, und ber Soldat, von einan ·⸗ 
ber unterſchieden werben muͤſſen 
"NR. Zur naͤmlichen Zeit, das iR, unter 
Antoninus und M. 'Murelius, bluͤheten auch 
Sexius Cacilius Africanus, Terentius Cle. 


mens, Junius Mauricianus, Eajus; DW Eero 


vidins Scaͤvola, von welchen Heineecius aus⸗ 
führfiche: Nachrichten "giebt, %) und Sertus 
Pompönius, von welchem er eine weitlaͤuftige 
und Tehr gelehrte Abhandlung "gefchrieben - 
Bat. *%): Diefer war nicht nur der vornehmſte 
Rechtsgelehrte feiner Zeiten, ſondern aüch in ber 
Geſchichte, Philoſpphie und andern Wiffenfchafe 
tin ſeht wohl geübt. Von feinen vielen Büchern, 
dfe er von der Rechtsgelehrſamkeit geſchrieben 
bat, find viele beträchtliche Fragmente uͤberge⸗ 
blieben, worunter jenes von dem Urſprunge 
des Nechts das ſchaͤtzbarſte if. Es giebt und 
vtele Nachrichten von den Seſttzen, obrigkeit⸗ 
lichen Perſonen und Fe Rechtogelehr⸗ 
| ten 


*) Loc. eit. 6. 3063 309. 317. 318. 
ꝑ "Oper. Tom. 3: p- 66. etc. In. 


— 


— — t 
j 2 
278 e ms un mie 


ten, bie mau. anderwaͤrts vergeblich ſuchen 
wuͤrde. 
‚IV. Der Zeitraum. Wwiſchen M. Aurelius 


‚und Alerander Severus mar. pielleicht. noch, 


fruchtbarer an. Rechtsgelehrten. MDer vortreff⸗ 
lichſte unter ihnen war Aemilius Papinianus,, 
Die meiſten halten dafür, er ſey zu Beneuente, 
geboren;, aber der gelehrse Herr Eanonisug Jo⸗ 
hann de Vita beweifet die Ungewißbeit biefer; 


Meynung. ) Zu ded Spartianug Zeiten gieng 


der. Ruf, **) , er waͤre ein Anverwandter bein 
Septimius Severus von-Seiten ber. zwoten Ge⸗ 
mahlin diefeg Kaiſers, Julia Donna, tonber, 
ſich wahrſcheinlich folgern laͤßt, daß er aus Sy⸗ 
rien gebuͤrtig war. Das gewiſſeſte iſt, daß er, 
in ber Rechtsgelehrſamkeit, Redlichkeit und 
Klugheit der beruͤhmteſte Mann. feiner Zeiten 
war. Er, batte mit dem nachmaligen. Kaifer 
Severus das buͤrgerliche Recht von Carcidius 
Scaͤvola gelernt, und war feinem Mitſchuͤlen 
in dem Amte eines Sachwalters des Fislus ge⸗ 
folget. »**) Severus empfahl ihm ſerbenb 
feine Söhne Caracalla und Geta. | Er gab fh. 


auch ale Mühe, eine. aufrichtige. Sreundfchaft 


unter ihnen zu fliften. . Da er aber bemerkte, - 


daß Caracalla. mit feinen Bruder nicht zu ver _ 


ſchoen warı fo man er biefen dem Tode zu 
Me 

N Antiquit. Beney. Difent,g, p. 214. 

**) Spart. in Carac, c, 8. “#9, ibidem, 








% 
/ 


nt 279° 


enfreißen: . Uber alles war vergeblich. Er zog 
fich vielmehr hierdurch und durch anbere Tugen⸗ 
den den Haß des Caracalla gu, der ihm erftlich 
bie Ehrenftelle eines Praͤfekts des Praͤtoriums 
nahm, ”*) bernach aber entweder befahl oder 
zuließ, daß er von Soldaten ermordet würde. 
Dieſer vortrefflihe Mann hat viele Werke von 
den rdmifchen Rechten gefchrieben, wovon noch 
‚verfhiedene Sragmente in den Digeften anges 
führt werden. Seine Schriften waren fo werth 
geſchaͤtzt, daß im theodofianifchen Eoder verord⸗ 
net wird, *) bey gleichgetheilten Stimmen ver⸗ 
fhiedener Richter ſollte derjenigen Parchey Mey⸗ 
nung bag Uebergewicht haben, die mit des Pa. 
pianus Urtheil Äbereinftimmte. 
V. Einen gleichen Ruhm erwarb fich Do» 
mitius Ulpianus In ber Rechtsgelehrſamkeit, un⸗ 
ste Heliogabalus und Alexander Severus. Weil 
er ein ſtrenger Beobachter der Geſetze war, ſo 
entfernte. ihm zwar der wolluͤſtige Heliogabalus 
vom Hof; *) ließ ihm aber leben. Uber Ale 
zander Severus erfannfe und belohnte feine - 
Verdienſte, indem er ihn zu feinem Rath und 
zum Präfekt des Prätoriumg machte. Dabey 
batte er auch die Dberaufficht über die Archive, 
und das ganze Vertrauen des Kaiferd. Dieſer 
folgte ibm, wie ein Kind feinem Water, in allem; 
64 und 
9 Dio Lib. 77. 
**) V. Heinec. loc. «it. $. 320 
***) Lamprid. in Hehog. e. 16. 


A 


0 4 I 


und feine kluge und weiſe Urt zu regieren hatte 
er ihm zu verdanken.) Seine unbiegſame 
Strenge machte ihn bey den Praͤtorianern, die 
damals anfiengen, keine Geſetze mehr zu erken⸗ 
nen, aͤußerſt verbaßt, Alexander hatte ihn oft 
mit feinem Purpur vor ihrer Wuth gedeckt. **) 
Endlich uͤberfielen fie ihn des Nachts; und ob 
er gleich zum Kaifer feine Zuflucht nahm, fo ere 
mordeten fie ihn unter beffelben Augen. ***) 
ie haben von feinem der alten Rechtsgelehr⸗ 
sen fo viele Sragmente, ald von Ulpianus. +) 
Sie befinden. fih in den alten Digefien, und 
bemweifen, daß er einer der größten Rechtsge⸗ 
fehrten und ein unverſoͤhnlicher Feind der Chri⸗ 
ſten war. Man haͤlt ihn insgemein fuͤr den 
Domitius, der nach des Lactantius Erzählung 
alle die Reſkripte, welche von den Kaiſern wider 
die Chriſten abgefaßt worden waren, geſam⸗ 
melt hat. M) | 

VI. Zu gleicher Zeit lebte ber portreffliche 

Rechtsgelehrte Julius Paulus, deſſen Vater 
land ungewiß if. Alexander Severus hielt ſehr 
viel vom ihm, und vertraute ihm die Wuͤrde eines 
Praͤfelts der prätortanifchen delbwache an. tth 
Aure⸗ 
®) Idem in Alex. c, 26. 31. ST. \ 
“) ibid. c. 51. 8) Die ‚Läb, 80. 
7) V. Heince. loc. cit. $. 339, 
$t) Lib. 5. Div. Infit, c. ır. 

{ff) Lamprid. in Alex. c, 26, 





ne Ä ul 


Yurelind Victor zaͤhlt von ihm;“ er ¶ von 
Heliogabalus des Landes verwieſen, und. von 
Alexander Severus zuruͤckberufen worden. * 
Diefer Geſchichtſchreiber nennt ihn und Ulpia⸗ 
nus Stifter des roͤmiſchen Rechts. *) 9 
den Digeften finden ſich verfchiedene Fragmente 
feiner vielen Werke, die er von der Rechtsgelehr⸗ 
famfeit gefchrieben hat. Andere Gelehrte dieſer 
Zeiten, bie fich um bie Rechtsgelehrſamkeit mer 
niger verdient gemacht haben, als da find Ter⸗ 
inilianus, det von dem chriſtlichen Schriftſteller 
bieſes Namens unterfchieden iſt, Claudius Tri⸗ 

pbonianus, Calliſtratus, Aelius Marcianus, 
—— „Aemilius Macer, und Erennius 
Modeſtinus, will ich mit Sriuſehweigen uͤber⸗ 
gehen, weil die oben angefuͤhrten hinreichend 
find, einen Begriff von dem bluͤhenden Zuffande 
Ber Nechtögelehrfamkeit in diefen Zeiten zu ges 
Ben. Heineccius, der Herr Abvofat Ter⸗ 
raſſon und Johan Nikolaus Funtcius, tt) 
Bande ausfähtficher davon. Bey dem letztern 
findet man auch eines jeden alten Rechtsgelehw 
ten Fragmente angezeigt, die in der ganzen 
Sammlung ber roͤmiſchen Geſetze bier und da 
zerſtreut find, 

| Ss VE 

%inladr. ea ey ibid. 
- we), Loc, eit. $. 332 
H Hif. de la Jurisprud, Rom, Part, 3, 
. 1) De vegeta Lat. Linguse Sensäiute c. G. 


l 


falten. Ich Habe ihn aber in dieſe Epoche Feten 
wollen, weil er erſt unter dem Kaiſer Autoninus, 
und vielleicht gar unter M. Aurelius ſich durch 
Schriften bekannt gemacht bat. Diefes iſt da⸗ 
her zu beweiſen, daß er in feinen attiſchen Naͤch⸗ 
gen von Erutius Clarus fagt, er fen zweymal 
Konſul gewefen Dieſer war es aber zum 
zweytenmal im Jahr’ Chriſti 146, das if, im 
nenngen Jahre der Regierung des K. Antoni⸗ 
nus. ®) Da er aber von Erutius Claruẽ 
ſpricht, fo drückt er fich fo von ihm auf, daß 
nien leicht verſtehen kann, er ſey damals, als 
Gellius ſchrieb, ſchon von-fo einer beträchtlichen! 
Zeit her todt gewefen, da diejenigen, die ihn 
laͤſen, leicht konnten vergeſſen, ober nicht ge⸗ 
wußt haben, daß er Praͤfektus der Stabt Rom 
uind zweymal Konſul geweſen ſey. Folglich iſt 
es ſehr wahrſcheinlich, daß Gellius unker M. 
Aurelius ſeine attiſchen Naͤchte geſchrieben habe; 
denn zwiſchen dem neunten Jahre der Regierung 

Bed Antonigug, big zur‘ Thronfolge bed M. Aus‘ 
relius, iſt nur ein Unterfchled von vierzehn 
Jahren. Nimmt man alſes diefes juſammen, 
fo: folget ganz zuverläßig, daß Gellins, da er 
von Erutius Clarus ſchrieb, ungefähr 50 Sapı 
alt war. Seine Heine Vorrede in-den attifchen 
Naͤchten bezenget, daß er damals ſich noch mit der 
Etrnrhins feiner Kinder und mit Bun Amts⸗ 
forgen 


©) La. 13. 6 " m = zu 


7 


% 
—W nn 
4 





er | 0 
und die · Geehrten aufgemuntert haben, „um: 


von den Rhetorn, die durch ebenen ben 


ruͤhmt waren, iſt ſchon im erſten und britten, 
Kapitel dieſes Buchs gehandelt worden. Es iſt 
alfo noch äbrig, von den vornebmfien Gramma⸗ 


\ \ 
N 


tifern biefes Zeitraums zu ſprechen. Der ben 


ruͤhmteſte unter ihnen IR Aulus Bellins, welcher, 
ob es gfeich nicht fcheint, er habe bie Gramma⸗ 


tie öfentlich gelehrt, dennoch mehr in dieſeg ale 
im ein anderes Fach ber Gelebrſamkeit gehoͤrt. 
Denn fine Schriften. ink mis grammatiſchen 


Fragen und kritiſchen Beobachtungen uͤber den 
wahren Verſtand und den Misbrauch her. Woͤr⸗ 
ser angefuͤllt. Man kann nicht beftimmen, wann 
er. gehoren und. geftorben ſey. Jeboch iſt gewiß, 
baß er zu Bed Phavorjnns Zeiten gelcht. habe⸗ 
Ans feinen eigenen Erzählungen erhellet, daß 
er ihn nicht nur perfänlich. gefanne habe, fon 
dern auch fein Freund geweſen, und als ein ge⸗ 
ſiandener Mann und geühter Gelehrter mit ihm 
umgegangen ſey, ) ja ſogar, daß gr zu ſeiner 
Zeit ſchon das Nichteramt in Privachändeln vers. 
treten. hahke. *H) Weil aber befamnt iſt, daß 
Phavorinus unter dem Kaiſer Hadrian bluͤhete, 
ſo iſt gewiß, daß Gellius damals ſchon mann⸗ 
bar ſeyn mußte. Folglich muß ſeine Geburt 


menjgfene in die letzten Jahre des Trajauns 


‚fallen: 
9 Neaæ Attic.Lib. 5. e.t1. Lib. 12.0.1. Lib, 14 
e. 3. Lib, 17. e. 19. Lib. 18. e. 1, 7. ete 


*+) Idea Lib. B4r 6. 2 . a Fi N 


284. es 2 on. 
faten. Ich Habe Ihn’ablr In diefe Epoche fetzen 
Wollen, weil er erſt unter dem Kaifer Antoninus, 
und vielleicht gar unter M. Aurelius ſich durch 
Schriften bekanut gemacht bat. Diefes iſt da⸗ 
‚der. zu beweiſen, daß er in feinen attiſchen Näch- 
ten von Erutius Clarus fagt, er fen zweymal 
Konful geweſen. 9 Dieſer war ed aber zum 
zweytenmal im Jahr’ Eheifti 146, das iſt, im 
neunten Jahre der Megierung ded K. Antoni⸗ 
nus. ®) Da er aber von Erutius Claruß 
ſpricht, fo druͤckt er fih fo von ihm aus, daß 
nian leicht verfichen kann, er fey damals, als 
Gellius ſchrieb, ſchon von-fo einer beträchtfichen' 
Zeit her todt geweſen, da diejenigen, bie ihn 
laſen, leicht konnten vefgeffen, oder nicht ges’ 
wußt haben, daß er Präfeftus der Stadt Rom 
und zweymal Konful geweſen ſey. Folglich iſt 
- 8 fehr wahrſcheinlich, daß Geltius unter M. 
Qurelius feine attiſchen Naͤchte gefchrieben habe; 
denn zwiſchen dem neunten Jahre der Regierung 
Bed Antonigug, big zur‘ Thronfolge des M. Uns‘ 
relius, iſt nur ein Unferfchleb Son „vierzehn | 
Jahren. Nimmt man alfes diefes ufanımen, 
fü folget gan) suverläßig, daß Gellius, da er 
von Erutius Glarus fhrich, ungefähr so Jahr 
alt war. Seine kleine Vorrede in den attiſchen 
Naͤchten bezenget, daß er damald fich noch mit der 
Erikbung feiner Kinder und mit na Amts⸗ 
forgen 


>) PR | NE 


® > 
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a —— as 


forgen heſchaͤgtigte und ſich kein laͤngeres L 
‚ben wuͤnſchte / als big er nicht mehr fähig. wire, 
fo gu denken und zu fehreiben- . Er- legt nuch 
‚feinen Willen an den Tag, das Werk mit mdg- 
lichem Fleiß fortzufegen. Alles dieſes zeigt el⸗ 
nen geſunden und friſchen Mann an, der ſich 
noch eine ‚lange Reihe von Jahren .verfprechgt 
‚konnte; Es iſt alſo wahrſcheinlich, daß er we⸗ 
nigſtens den groͤßten Theil. ber Regierung des 
M. Aurelius überlebt habe: Neben verſchiede ⸗ 
„nen andern, die von Fabricius genannt wet⸗ 
den,” bat der Graf Kamillus Silveſtri eine 
Sehe gelehrte Abhandlung von dem Zeitalter des 
Gellius geſchrieben, die ſich in der calogeriand⸗ 
ſchen Sammlung findet: *0) 

1. Ob men gleich nicht betgeifen fand, 
daß Gellius ein geborner Roͤmer ſey, ſo beleh⸗ 
ren ung doch feine Schriften, daß er von ‚Jarte£ 
‚Yugınd auf. baſelbſt ſtudirt, mit den gelehrteſten 
Männern ſeiner Zeit Freundſchaft gepflogen, und 
bas Nichteramt in Privathändeln begleitet H4 
be, ***) Er hielt ſich einige Zeit zu Athen auf, 
und erlangte daſelbſt die Freundſchaft der beſten 
Bhilofophen, bie damals Ichten. Weil er ba 
felöft anfieng, alles, was er merkwuͤrdiges von 
feinen gelehrten Freunden bey Tage gehoͤrt ed 
in Rügen seien hatte, des Nachts aufzuzeie 

nen, 


0) Bibl. Lat. Lib. 3. c 1. #%) Tom. 6 
WM DI... ee 


= 





ber. einzige zu ſeyn, ber des Salluſtius Geſchicht⸗ 
verſtaͤnde. Pertinax hat nicht nur in feiner Ju⸗ 
‚gend bie oͤffentliche Schufe dieſes Grammatikers 
befucht, fondern auch derfelben einige Zeit vor⸗ 
geſtanden, *). bie er, dieſes Handwerks müde, 
den Kriegsſtand erwählte, und aus einem Sob 
baten Kaifer murde: Donatus. bat in Virgils 
Leben einige Verſe biefed Grammatifers über 
den Befehl, den Wirgil gegeben hatte, ‚feine Ye 
neide zu verbreunen, aufbebalten. - Gelliuß 
nennt noch-einen andern berühmten Grammati⸗ 
ker feiner Zeiten, bed. Namens Yelius 115% 
Ups, **) und fagt von ihm, er babe verſchie⸗ 
dene Werte, beſonders eind don ber eigenthuͤm⸗ 
Achen Art zu reden, gefchrieben, er fen aber viel. 
Hyochmuͤthiger als gelehrt getvefen. So ruͤhmt 
er aud noch. wegen feiner Gelehrtheit einen ge 
teiffen Domitius, -welcher Inſanus jugerrannt 
wurde, weil er ein unfreunblicher und muͤrri⸗ 
ſcher Mann war.) Es kann ſeyn, daß 
man ihm etwa aus Haß oder Neid dieſen Bey⸗ 
namen gegeben Habe Denn aus dem, was 
Gellius von ihm erzählt, fcheint es, als ſey ee 
auf die damals herrfchende Pedanterey ber 
Grammatifer und Philofophen nicht wohl zu 
fprechen gewefen. Nulla prorfug bonae ſalutis 
ſpes reliqua elt, (fagte er einſtens dem Philofor 
phen Phavorinus, ‚ ger Ihn um bie Bedeutung 
ae d 
e), Jul. Capit. in Bertin el. e 


re. d. t. 7. 





Gil e . 
u a ne pr nn pi 
phanım ·illuſtciſſimi nihil jem: aliu 
verba authoritzteague verborum tardi haben 
ti. — IRgo enim grammeticns vitaa jan at 
que motum difciplinas quserg ; .:yos philoſo⸗ 
phi-mera :eflis (ut M. Cam.git): mortuatia 
gloflarin. *) .. Darauf fra Phavorinus bem 
Scius, den Kies: mit nagehört hatte, 17 
Eirammatiler fen zwar ein welancholiſcher rayıy 
jabech Babe ex eine. edle Gele und ad 
Wahrheit geredet⸗ 
v V Dee Beifrgekhichte Bier Seiten macht 
und noch einige: Grammetifer befannt, welch⸗ 
Ech vermuthlich darch Ihre Gelehrtheit fonderbgg 
anggezeichnet haben, weil fie bis. hehrer, kaiſer⸗ 
Ude Prism waren: „MM. Nurqliue lernte 
bin griechiſche Grannnatik von. einem gewiſſen 
Acerander, „dis lateiniſche van Troſius Aper 
Pollio amd van ſychius Pragelus.,. der. vom 
“ Bla and. Afrika war: Von biefen weiß man 
als wichtd ander#, ale daß Prommlas von M. 
Qurcind zur Ehrexftelle eines Profompuld erhor 
ben, und von den Unfoften,. die hierzu näthig 
en, befreyet worden ift. **) Es ift wahr 
einlich, daß er der nämliche ſey, welchen 
Trebellius pouio den geleprtefeg Grammatiker 
feiner 


! 


Sl = » 
**) Jul. Capitol. in M. Ausd, e. 2. I 
U. Band. 3 





0 


kiuer dde nennt, "und: von dem er —* ve 
Hate ein gewiffee Bert: vom: freben Laͤndein 
geſchrieben: *) Des Lucius Merus Lehrer in 
dr Stammtatil War Soaurus **) ober; wi 
Salmaſtus will, +"); Scaurinus, din: Sehr 
1:8 Grammatikers: Staurus, der zu Hadriaug 
Zeiten ebre, H uns ein gtammatiſches Wertchn 
aterbafſen Haty Welches ſtch ik der Kollektion 
Bir alten Uranimatiker finder.In ber griechi 
ſchen Sprache hatte L. Veruc den Telephus 
Bepbeſtion, den Verfaſſer eines kleinen Tri 
Kom Sylbenmaaß, welches noch vorhanden iſt, 
und Aelius Harpocration zu Lehrern. So Tim 
ben wir auch in den Lebensdeſcheeibungen bed’ 
Commodus unb Maxlminus bes Jünger Han 
ſchiedene anbere Speachlehrep, als us fieb a) 
ſicritus, an Grieche, Capetlla Ancimins?. at 
Lateiner, 1)Habilius, zugleich win griechtſchus 
Epigrammen dichter, und Philemon rin Edreib 
her: Hr). Weil Julius Capitoldaus dieſen allen 
den Namen Attoratores giebt, fo- ſcheint VE 
ver gemeine Name der Scaumane die Du 
Kid iu fen. ot 


u Bu W 
#) Capitol. in hediiane, **5) 1d. ia’ vero. X 
*#) "in Notis ad hunc locum. ' 
+) ibid. gt Gellius Lib. s 1. e. 15. tt 
p) Cap . inCommod. e. Sei, H “ s T ? · 


tft) idem in Maxigin, jun.c. . ‚ci 


| | 20 „0 = 2 + BR 

VI. FG Hamte noch die Ramen einiger 
andern Grammatiker anführen, beren Zeitalter 
zwar ungewiß iſt, vermuthlich aber hierher ges 
hoͤrt. Weil man aber von ihnen faſt nichti 
mehr als ihre Namen weiß, fo will ich das 
trockene Verzeichniß der oben angemerften nicht 
durch fie vermehren, befonderd da man fie bey 
Fabricius finder. *). Ich werde auch bier fein 
beſondres Kapitel von ben fremden Gelehrten, 
bie-fich zu Rom aufgehalten haben, beyfuͤgen; 
denn weil in dieſem Zeitalter faſt in allen Their 
len ber Bitteralıre die Anzahl der roͤmiſchen Ge⸗ 
kehrten gering. war, und die Gelchrfamfeit faſt 
ganz bey den Fremden, die fich zu Rom entwe⸗ 
der wohnhaft niedergelaſſz⸗ hatten, oder ſich 
daſelbſt eine geraume Zeit aufhielten, zu füchen 
war, fo habe ich die vornehmſten berfelben in 
jeden Kapiiel angezeigt, und iſt baber wicht: . 
mehr von ihnen übrig, das ſenderbar angenern 
zu werben verdiene. 


| Das neunte Kapitel. 
Bibtiorbete —8 


— 
I Hit Kapitel wird eins der fürgeflen wer⸗ 
den. Denn kaum findet ſich in dieſem 

Seitalter etwas merkwuͤrdiges von Bibliothefen. 
Stene, bie beym Tempel des Friedens war, 
| ‚2 2 wurde 


*) Bibl, Lat. Iib. 4.067. 


290 ——X 


wurde unter der Regierung did Mæoommodus 
im Aſche verwandelt. Eine ſchreckliche Feuers. 
brunſt, die zufaͤlliger Weiſe entſtanden Wars 
werzehrte den ganzen Tempel, der nad) bed. He⸗ 
rodianus Veugniß *) dee praͤchtigſte und reichte 


m Rom war. Dad euer ergriff auch die 
Bibliothek und legte ſte gänzlich in Aſche Sau . 


lenus beflagt ſich, daß bey diefee Gelegenheit 
viele feiner Bücher, bie bafelbft aufbehalten 


wurden, ungluͤcklicher Weife zu Grunde gegan⸗ 


gen ſeyn **) Und was noch Ärger if, fo gien⸗ 
gen auch faft alle Urkunden vom roͤmiſchen Reiche 
im Rauch auf. **8) Weil Herodiauus hinzu⸗ 
fetzt, daß ſich bie Flammen durch viele Gegen⸗ 
ben der Stadt ausbeeiteten und einige Tageı 
hindurch wüteten, ſo if ganz wahrſcheinlich, 


Daß biefed Ungluͤck mehrere Biblivtheken bes’ 


troffen habe. Warum follte fonft' Vopiſcus, 
Der füch alle Mühe. gab, . allenthalben Nachtich⸗ 


ten zu feiner Geſchichte zu ſammeln, nur vom, 


der ulpifchen oder trajanifchen, 1) bie fich da⸗ 
mals in Diatletiong "Bädern. befanb, H) und 
von jener des. Tiberius +1) Meldung thun ? 
„IL "Diegift: alles, was min von öffent. 
lichen Bibliotheken in biefem Zeitraume weiß. 
Der Privatbibliotheken gab es vermuthlich viel 
. meh⸗ 
*) HiR.Lib.n.c4 | u b 
) de Libris proprli, _ ***) 'Dio Lib. 72. 
}) in Aurelian. c, 1, in Taeit. c. 8: 
tt) in Brobo c.2. : 7f7f7f) ibid. 


\ 








on 


mehrere; aber in bes. Geſchichte wirb vom keiner 
andern als von jener des Arztes Serenus Sam⸗ 
monicus Meldung gethan. Sie beſtand aus 
62000 Bänden, und fein Sohn ſchenkte fie Gor⸗ 
dianus dem zweyten. Von Bibliothekaren die⸗ 
fer Zeiten „findet man weber in den alten Auf⸗ 
$rhriften nach in der Gefehichte einige Nachrich⸗ 
san. Ich glaube aber, daß bie Zerruͤttung deß 
RKelchs und das allgemeine Verderbniß der Sit⸗ 
Men eben ſo großen Einfluß in bie Bibliotheken, 
ale in die Gehehrfankcht, gehabt haben... Denu 
Aeben ben, baß Unordnung und berderbte Sit⸗ 
. San die reichſten Familien in Armuth und außer 
GStand fegten, ihre Bibliotheken entweder zu er⸗ 
Halten oder neue zu errichten, fo mar dieſes 
gauch gar nicht. son ben Roͤmern gu erwarten, im 
welchen der. Eifer zu der Gelehrſamkeit faſt gaͤnt⸗ 
Uch elofchen war, wenn ſouſt nicht bie reichfien 
anter Ihnen and 8 iu pract & dem Jon 
miden. 


J 


> Dat jet Saple 
— Zunde 


.® 
en u 


Rz 
. 


L@ Dr bie Wiſſenſchaften und freyen Kaͤnft⸗ | 
einander bie Hände bieten, und baf 

hiefe ohne jene ſich weder aufrecht erhalten, uch), 

wenn fie gefallen find, wieber empor heben ee 


u iſt eine Waprpeit, die immer mehr beſtaͤ— 
3 tiget 


204 dan >= — > _ 
tiget wird. Mir Haben gefehen, Ba bie Wiſſen⸗ 
ſchaften in biefem Zeitraume fehr Faltfinnig vom 
den Roͤmern betrieben wurden, und daß bie we⸗ 
nigen, bie denſelben eifriger ergeben waren, 
theild wegen bes durch fremde Voͤlker eingeriffes 
zen Verderbniſſes der lateiniſchen Sprache, theil® 
wegen bed verderbten Geſchmacks, ben die grie 
chiſchen Sophiſten eingeführt hatten, meiſten 
theil8 aber wegen der ungluͤcklichen Zeiten, Im 
welchen fie lebten, fchlechten Fortgang batik 
machten. Das nämliche geſchah in Aufkhung 
der fehönen Künfte. Derſelben Verfall wurbe 
noch durch eihe andere Urfache Gefördert, DR 
viel wirkſamer auf fie als auf die Wiffenſchaften 
ſeyn mußte. Dieſe war ber Imiher mehr ab⸗ 
nehmende Reichthum der Noͤmer. Dürch den 
Geiz der roͤmiſchen Statthalter wurden die Prob 
vinzen bed Reichs erſchoͤpft. Kolglich vermini 
derten fich nach und nach die Öffentlichen Ein 
fünfte der Römer. Was bie Statthalter entle⸗ 
gener Provinzen von den Unterthanen ergreßten, 
wurde unter ihre Soltiaten ausgeſtreuet, das 
Kaiſerthum von ihnen zu erfaufen; gu welchen 
Endzweck vermuthlich noch viele Andere Schaͤtze 
aus Rom in entfernte Provinzen, wo bie Kriegs. 
beere vertheilt waren, gezogen worden firtd. Zu⸗ 
dem wurde auch das Reich allenthalben von 
fremden Voͤlkern uͤberſchwemmt, welche nicht 
nur bie Quelle ihrer Reichthümer verſtopften, 
| 





ſonbern "ame: mit. großen Unfogen unb "ohım 
Heffnung riues neuen Gewintiſts befrieget, usb 
Pgar oft mit graßen Summen Gelbes abgewie 
ſen werdenmuſſten. Was zu Rom noch uͤhng 
Blieb, wen eudlich nicht nrehrhinneichenb, neben 
den herrſchenben Laſtern auch Kuͤnſte und Wiſſen 
ſchaften nenddren wad:gu befͤrdernn. 


(DEE BE Tun 


J n. unter Aütoninus uͤnd m. Angeln 


leben. Inter. ihrer Regierung - wurden zu Nom 
und anderwaͤrts viele prächtige. Gebaͤude aufge 
führt, Es fanden fi fi auch Bildhauer, berem 
Werle, die zum Theil noch vorhanden find, *} 
jene, bie in folgenden Zeiten gu Stande gefome 
zuen find,, an-Bolfommienheit meit übertreffen, 
Der berügute. Herodes Atticus, von melhen 
am gehoͤrigem Orte gebamdelg worden iſt, ein 
"überaus reicher und prachtlicbender Mann, ließ 
damals fowohl zu Rom als zu Athen viele ſchaͤtz. 
hare Denkmaͤler der Kunf errichten, bie, von 
Philoſtratus heſchrieben, und vielleicht über ih⸗ 


zen wahren Werth erhoben werden. ) Selbſt 


Marcus Yurclind hatte bie Malerkunſt von el⸗ 

zen, gewiſſen Diognetus ‚gelernt: Allein das 

J Zeltaltd du Pntoninen war. in Anfehung der. 
u ie. Kün« 


ö Winkelmann HR. de Part T. 2.p. 314. 
*) Vie Soph. Lba | 


298 dla 
Maſte bad, was in einer. tönlichtn Kuanlbeit 
be: ſcheinbare Beſſerung ift, die nicht Kang ver 
dem Tode bergehet, oder wie bie. augenblicklidge 
helle Flanme eins Lichts, ehe es ausgebech 
Die beſten Künftler: tiefer: Zeiten: Gesten ſich uns 
we. Zrajau imb Habrian ‚gebildet, ab ihre 
Kunſt, die ſchon ſehr von der Gefchicktichteit ih⸗ 
rer Lebrer abgeartet war, erloſch faſt gaͤrzlich 
muit hhnen. BEER 2 


ee | 


I. Daß bieſe⸗ Zeitalter für die Luͤnſte ei⸗ 
genefic bas Ießte war, beweiſet ber Kopf bes 
jungen Commodus, der noch vorhanden iſt 

Er ift fehr ſchoͤn gebildet. Vergleicht man ihn 
aber mit den Köpfen der folgenden Kaifer, 6 
iſt Ber Abſtand ganz augenſcheinlich *): Go‘ ” 
metft aud) Winkelmann einen auffüllenden Une 
kerſchied in anbern Werken folgender Zeiten, 
z Blim Telifnphbogen des Seßtimius Sede⸗ 
ius in: Bidſaͤulen und erhabenen Arbeiten, 
and föfiche daher auf das ploͤtuiche Verderben 
der Kuͤnſte. Viefes ſtimmt vollkvmmen mit 
bem unglkcklichen Zuſtande überein, in welchen 
Rom nach bem Tode des K. M. Aurelius un⸗ 
vermuthet gefetzt wurde. Die Grauſamkeit 
des Commodus, und noch mehr, bie moͤrderi⸗ 
(he Wut feines Guͤnſtlings Perennius, eine 
5 | ſchreck⸗ 


8 


. % Winkelmann T. 2. p. 322. 


ſchreckliche Feucrolrſt, wehrt bie Merk. 
vergrößert wurde, deey Kaiſer in einem Yahre 
wocheinander ermorbet, find Umpänbe, die fie 
bie Kuͤnſte fehr verberblich ſeyn können. . 
IV. Meil die Kuͤnſtier, die fich unter den 
Kaltern Zrajan und Hadriau gebildet hatten, 
mit Tod abgegangen waren ,: ohne einige Schuͤ⸗ 
hber von betraͤchtlicher Geſchicklichkeit zu Hinter 
laſſen, auch feiner ber folgenden Kaiſer bie auf 
Alepander Sederus fo. beſchaffen war, daß bie 
Künfte eine nachbeädliche und dauerhafte Unter 
ſtuͤtzung vol ihm erhalten hätten, fo lagen fie 
in einem ‚tönlichen Schlammer veruachläßiget 
and verachtet, . ıdeß daß zu Rem alles den 
griechiſchen Sophiſten und Philoſephen nach⸗ 
lief, melde jede andıre Kuuft un Wiſſenſchaft 
veraͤchtlich zu machen fuchten. Alerander Gm 
verus gab ſich alle Ruͤhe, bie ſchoͤnen Kuͤnſte 
wieder empor ju bringen. Er war nicht nur 
ſalbſt aim geſchickter Maler, ) ſondern lich auch 
bie beſten Meiſterſtuͤche der Bilbhauerkumnſt 
allenthalben aufſuchen und auf des Trajanus 
Forum ſehen, den Eifer der Bübhauer daburch 
aufzuwecken. Damit er. den Kuͤnſtlern 2 

genheit gäbe, ihte Geſchicklichkeit zu zeigen, 
Hıf eu virle nuten- den alten Kaiſern ar 
Sebande erankeen, * nen erbauen, beſon⸗ 
nda 5. vers 


0) Lævpriu. in Alesandr, «. 27. 











Fe 5 


Berd.ahen bie Bäber ; bie von ihm den Nanien 
erhielten, und viele Bilbſaͤulen· von Foloffifcher 
Größe errichten. . Zu diefem Endzweck berufte 
er fremde Meiſter, und ließ es an nichts erman⸗ 
geln, was zur Auflebung der Kuͤnſte nothwen⸗ 
dig und nuͤtzlich war. Er ſoll ſogar auf neue 


- Erfindungen gedacht haben. Denn Lamptidius 


erzaͤblt, ex habe die Kunſt erfunden, mit 
Marmorſtuücken von verſchiedener Art und 


Garbe ein Ganzes zu bilden. Wie eigentlich 


dieſe Kunſt beſchaffen geweſen ſey, kann man 
aus des Lampridius Worten nice: errathen 
Denn waͤre dieſes von der Etfindang moſai⸗ 
ſcher Aunft:gu verfichen, fo wuͤrde Lampridius 
Unrecht haben. Dieſe war weit Alten, wie ber 
Cardinal Alexander Furiettiin einem ſebr ge 
bchrten Werke deutlich beweiſet. 

v" V, Alexander Geverus that % viel ne 


| Beförderung ber fchönen Kuͤnſte, daß, wenn 


eiue dreyzehnjaͤhrige Regierung —— ge⸗ 
eſen waͤre, ales-ausgurotten, was derſelben 
Aufkommen instänftige hindern konnte, wenn 
ruhige und. gluͤckliche Zeiten und ‚einige audere 


Kaiſer gefolgt wären, die mit dem naͤmlichen 


Eifer deſſelben Vorhaben fortſeßten, ſie zu ce 
nem hohen Grab ber Volllommenheit würden 


. gelangt feyn. . Allein die inneslichen und aͤußer⸗ 


Kchen Unruhen, Kriege und Empdrungen, bie 
immer. mehr zunahmen, unterdruͤckten das 
Gute, 











Eure; was Diifer’ Natſer gipipten halue. TR 
ungluͤcklichſten Zelten in Auſchung der. Kine 
Waren jene des Gallenus, da das roͤmiſche 





Weich innerlich von dreyßig Tyrannen zerriſſen, 


und von außen allenthalben von fremden SER 
karn überfallen war. Die Batbarey fieng bas 
mals an, mit großen Schreien in Italien ein⸗ 
Deöritgeh, m. “u Dingen ihr Gepräge ih 
zutbeilen. ; 

VE ‚Sn Fame jedoch nicht leugnen, u. 
auch nach Bleramberd Seberus Regierung vers 
Mhiitene VBilvſaͤnlen md: andere. Werte. deu 
Kunft zu Scanche gefimmen’Pabı . Winfeliond 
ſpricht von einer Bilbpäcte- uud. Pupienn, "bes 
einige jahre wach Alexander regierte, weiche 
mit allen ihren Maͤngeln noch viel Gutes hat, 
und in den folgenden Zeiten ihres gleichen nicht 
mehr finde. Vermuthlich iſt fie ein Wert 


"eines der fremden Künftler, bie von Alexander 


Severus berufen wurden. 9) &o erzähle auch 
Trebellius Pollio, Vaß Elaubius dem zweyten 
zu Ehren eine goldene zehn Fuß Hohe Bildfaͤnle, 
und eine filberne won 1500 Pfund auf dem 
Forum errichtet worden ſey. Der Kaiſer 


Tacitus beebrte bad. Andenken feines Borfah- 


\ 
— 


9) Hiftoire de Part Tom. 2. p. 329. 
2*) Vopiſe. in Tacit. e. Q. 


ren Aurelianus mie drey filbernen Bilbfäns 
len; »*) und ihm ſelbſt mie feinem Bruder 
0 | re 


l 


sa. A 

glarianus) wilnefahr. chen. dieſe Ehne Es wun 
den auch nach der. Zeit neue ſehr prächtige Pa⸗ 
ifis aufgefuͤhrt und große: Gemaͤlde vperfeetigt, 
als do war dac in einer Helle, be: beiſerlichen 
Velaſes entworfene Gemaide das feyenlichen Spier 
ie; Die Cariaus den roͤmiſchen Molle gegeben 
hatte ) Allein obgleich dieſe· Werke wicht 
uhr :vorhanden ſind, ſo kaan man, doch aus 
ben Bildniſſen der Kaiſer auf ben uͤbergebliebe⸗ 
Ber Muͤngen, van: Galienus Mid: gu Conflantin 
bem großen, zuderlaͤßig ſchließkan, Haßı-fie Ach 
wicht meniger als dieſe, durch cha rabes und bar⸗ 
bartifſches Weſen und durch unfapdinde Bicıran 
en anhet aucgeſeichnet baden. re, 


e), Idemin Florlan, 6, 2. ran, s 
%%) 'Idem ‚in -Carid, ig». Ara Io Bu 15 — 
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x 2 . J * 9: 
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Das ſechte Bu 
Bei der Gelehrſamkeit der Provinzen 
Italiens und der Ehrifen in den dr 
erſten Jahrhunderten. 


at Kom die Hauptlloti dee Malt und vo 
Sitz der Kaifer war, fo verfommelten 
ſich daſelbſt aus allen Welttheilen diejenigen, die 
Ach in Verwaltung öffentlicher Geſchaͤffte, oder 
in Kuͤnſten und Wifenfchaften, berühmt zu ma⸗ 
chen verlangten. Es hat uns auch bisher die 
Veſchichte helehrt, daß nicht aur die Gelehrten 
oen hoherm Verdienſt, ſondern auch Die mittel 
mäßigen, ade Ehre und reichlichen Unterhalt 
Ganpen. Daher iR nicht zu bewundern, daß 
Dit berübentefteni, Dichter, Redner 1 Philoſonhen 
Base und Kuͤuſtler bier, als in zinem aflgemeb 
wen Schauplatze, ihre Geſchicklichkeit gezeigt ha⸗ 
Ben, und daß hiſher ber Gegenſand dieſer Ge⸗ 
ſchichte Rom. allein geweſen iſt. Uebrigent 
lounten ſich viele der uͤbrigen Staͤdte merkwuͤr⸗ 
diger Gelehrten, Schulen una Bibliotheken ruͤh⸗ 
men. Es wuͤrde daher, diefer Geſchichte etwas 
weſentliches abgeben, wenn fie beine Nachziche 
sen davon ertheilte. Diefe werben den Gegen 
Band des erſten Kapitels des gegenmärtigem 
Bude ausmachen... Das zweyte wird er 7 

elehr⸗ 


goB a a ni 


Gelehrfamkeit der Chrifien haubeln. Die 
Ordnung wird aber in den folgenden Buͤchern 

nicht mehr ſtait finden. Deun weil Nom ſeit 
Eonflartting Zeiten, nicht mehr der. beſtaͤndige 
Sitz des Kaiſerthums, und’ bie chriftliche Kekke 
ion die herrfchende war; fo bringt es die. Sache 
ſelbſt mit ſich, die Ordnung fu verändern, da⸗ 
mit die Literatur Italiens in ihrem wahren ou 

potepunite beſchtieben werde. | 


Das erfte Kapitel: — 
Die Gelebrſamteit der Provinzen, Inalienel 


T. Vor dem Zuſtande der Licteratut in * 
Provinzen Italiens, ba Rom noch ſth 
ner Freyheit genoß, nnd unter den erſten Kai⸗ 
ſern, wiſſen wir nichts anders, als mas und 
die roͤmiſchen und griechiſchen Geſchichtſchreiber 
zufaͤlliger Weiſe und die Alterthuͤmer davon. bei 
lehren. Denn an eigenen Schriftſtellern der 
Städte fehlt es In dieſen Zeiten. Daher vers 
Rebe che, daß hier nicht von allen Staͤdten 
Nachrichten. vorkommen koͤnnen. Italien hat 
zwar dieſes vor andern Ländern zum voramye, 
daß der meiſten Staͤdte und Prodinzen Alter: 
thuͤmer, beſonders in den neuern Zeiten, von 
eigenen Gelehrten auf das genaueſte unter⸗ 
ſacht und beſchrieben worden find. Es giebt 
Rod unter. den „Städten und a | 
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[3 
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y4 * 303 
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woch viele, wo dieſes nicht geſchehen iſt. Auch 
iſt es einem: Menſchen ſittlicher Weiſe unmoͤglich, 
vie große Menge der Bücher, die hiervon go 
Ichrieben worden find, gufanmenzubeingen;, da 
ſich fogar in · Italien nicht eine unter fo vielen 
jahlreichrn Bi findet, die mit * 
Saůchern ·dieſer RE vetſehen ſey. 

II.. Cicerolegt gam Italien das Lob ben 
daß anin In feiner Ingend. daſelbſt durchans 
beſonders in Latium, der griechiſchen Litteratut 
eifrigſt beſtiſen war.. Er ſetzt aber hinzu, daß 
da: der: Zeit, wo er dieſes ſchrieb, der Eifer 
gienlich nachgelaffen . babe. *) Er lobt aber 
nasb eſondere die Einwohner: der Städte Taranı 
bo, Aogsiod in- Kalabrien, und Neapel, welche 
Dem Mchiaſsruus keiner⸗ andern Urſache das 
Duͤrgerricht und andere Privilegien ertheilt hat· 
sen, als weil er ein vortrefflicher Dichter war.?"y, 
Ei radlefe Städie vor Alterd in! Groß⸗ 
griechenlaud: begriffen, wo Kuͤnſte und Wiſſen 
Aften blaͤheten, und iſt daher: nicht zu bewum 
dern/ daß ſte der griechiſchen Belchrfamfeht noch 
ſonderbat ergeben waren. Unter Auguſtus ſtif⸗ 
seien die Neapolitaner dleſem Kaiſer zu Ehren 
feyerlidse Wetuſpiele, . dis alle fünf Jahr ers 
meuert wurden. *"*) Diele beitanden nicht nun 
in xorchen · uchungen⸗ t) ſondern auch in 

Sins 







0) BroAcchie. ,  — 5 ibid 


Be 8 TR. 
’ ” - 


— Sueton. in Auguſt. e. 8 )ibid. —98 


oa N = 22 7 


Sing⸗ und Schauſpielen,“) umb du Vorleſun 
gen ber Gedichte verſchiedener Poeten, wo Rich» 
ter beſtellt waren, die dem wuͤrdigſten eine Krome 
guerfaunten.. **) Dieſe Ehre erhielten unter 
andeen der Kaiſer Claudius, da er daſelbſt ein 
ven ihm geſchriebenes ch 6 tußfpiel auf 
führen li, Statius, ter imd Soht, 
beyde Dichters wie ——* erzaͤhlt worden 
iſt, und vielleicht auch unwuͤrdiger Weiſe Aer«, 
da err auf der Schaubuͤhne zu Neapel mehr Ber 
weiſe von feiner Thorheit als Eingiuuf ableg⸗ 
te. **) Alles dieſes beweiſet, daß die Neapo⸗ 
Utaner überhaupt Liebhaber der Ach Ringe, 
und Sente von gutem Geſchmack waren. Phile 
ſtratus giebt ihnen das ruͤhmliche Zeugniß, dei 
noch zu feiner Zeit, dad. iß, unter Saptimius 
Sevderus, bie griechiſche Rise" Baal ibnen 
bluͤhete. 
IL, Die Scheububne, die unten tum bet» 
culaniſchen Ruinen entheckt worden if... ub Die 
wielen Alterthuͤmer der Kunſt, bie hdaſelbſt gg 
esslich ausgegraben. werden, find ein deutlichen 
Beweis, daß in der Stadt Hererlanaum micht 
nur die: dramatiſche Dichtkunſt, fondere auch 
die Übrigen ſchoͤnen Kuͤnſte in der. beſten Bluͤher 
waren. Hiervon kann man Jabase Menli 
Emanuel Walchs Abhandlung über dig heran 
Ianifchen 






9 Strabo Geogr. Lib. 5. 
20) Saet, in Claud. c. ır. 
0%) Super. in Neron,; 0.20 - - Hm \ 


rg . vr 
4 ..®. R 


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—E Zr |. Zus 


lanſchen Altertbuͤmer „die im Jahr 1751 zu 
Jena gedruckt iſt, mit Nutzen leſen. So war 
auch zu Possuolf eine Schaubuͤhne, wo nicht 
nur Schaufpiele aufgeführt, ſondern auch zu 
Gellius Zeiten die Jahrbücher des Ennius lauf 
vorgeleſen wurden; *) welches nicht geſchehen 
ſeyn wuͤrde, wenn die Einwohner keine Liebha⸗ 
ber der Gelehrſamkeit geweſen waͤren. Der⸗ 
gleichen Schaubuͤhnen fanden ſich vermuthlich 
in den meiſten andern Staͤdten dieſer Laͤnder. 
In Capua war nicht nur eine Schaubuͤhne, *) 
fondern auch ein Amphitheater, wovon ber bes 
rühmte Canonicus Maspochi eine gelehrte Abs 
handlung gefchrieben Hat. Allein von Amphi⸗ 
sheatern will ich bier nicht zeben; denn well 
darin nichts vorfam, male: Gelehrſamkeit 
gehoͤrt, ſo koͤnnen ſie zu keinem Beweis derſel⸗ 

ben dienen. 
1V. Neben den Schaubuͤhnen find noch 
einige andere Beweiſe von ber Gelehrſamkeit des 
untern Italiens vorhanden. Gellius erzähle, 
er habe bey ſeiner Zuruͤckreiſe aus Griechenland 
nach Italien, da er zu Beindifi den Fuß auf⸗ 
fefte Land feßte, eine Menge griechifcher Bücher 
jum Verkauf austeſettt geſehen; *) welches 
nur 


| .) Lib. 18. e. 5. 
**) Muratori Nov. Theſ. Tafript T. 1. p. 290. 
) 1jb,0.04 | 
I. Band, U 


3066 —— 
nur dazu geſchehe pflegt, wo es gelehrte Ein⸗ 
wohner giebt. Æine Aufſchrift vom Jahr 193 
der chriſtlichen Zeitrechnung in des Gruterus 
Sammlung *) beweiſet, daß damals zu Sueſſa 
(in Terra di Lavoro, ober. vieleicht im Volſci⸗ 
fchen) eine Sffentliche Bibliothek war. Der Here 
Eanonicus Johann di Dita in feinen Alterthuͤ⸗ 
| mern von Beneyento **) zeigt, daß vor Alters 
in biefer Stade oͤffentliche Echulen und viele ' 
Liebhaber der Gelchrfamfeit waren. Die ick 
fäitigen Luſtreiſen der Römer, und das Land⸗ 
leben, das ſie in dieſen Provinjen führten, fonn» 
ten. auch viel dazu beytragen, daß bie alte Kiche 
‚zur Gelehrſamkeit nicht erkaltete, bis endlich 
eß ſophiſtiſche Wſchwaͤtze und die allgemeinen 
Ne derungen deſNeichs vermuthlich auch hier 
alles Gute zu Grunde richteten. 


V. Auch die Sicilianer hatten nicht ‚ganz « 
aufgehört, die Gelehrſamkeit zu lieben, wegen 
‚ welcher fie in ditern Zeiten fo berühmt waren. 
. Sie hatten zwar damals Feine Gelehrten mehr, 
bie mit ihrem Steſichorus, Theocritus und 
Moſchus zu vergleichen wären; es mußten je 


. doch noch. immer Schaufpielbichter oder wenig⸗ 


ſtens Leute von gutem Gefchmac in der drama» 
tiſchen Dichtfunft unter ihnen leben, teil in 
ihrem Städten Schaufpiele aufgeführt wurden. 

Jeve⸗ 


*) Tom. 2. P- 475. _ 
*#) Diflert. 8. p. 219. 


[4 





j n  =— 2 307 


Jeveges ”) ſchließt aus einen, alten, Auffchrift, 
daß ‚unter dem erſten Kaiſern eine Schaubuͤhne 
zu Palermo war; und Cicero ſpricht von einer 
andern zu Syracuſa, welche ungemein groß 
‚war *) So fanden ſich noch andere in, ver⸗ 
ſchiedenen ficilianiſchen Städten, wie die neuern 
Schriften, die zur Erlaͤuterung der Alterthuͤmer 
dieſer Inſel daſelbſt in Drenge ans Licht gelom⸗ 
men And, beweiſen. Der lange Aufenthalt. 
des Porphyrius anf diefer Inſel giebt auch gu⸗ 
um Grund zu muthmaßen, daß zu feinen Zeiten 
die Philoſophie noch daſelbſt in Aufnahme war. 
Denn es iſt nicht wahrſcheinlich, daß er ſich un⸗ 
ter Menſchen, die fi) um feine Lehre und um 
fein Lieblingsſtudlum wenig bekuͤmmerten, lang 
wuͤrde aufgehalten haben. 
- VE Der Schluß von, den Schaubuhnen 
auf die Kenntniß der dramatiſchen Dichtkunſt, 
und auf den guten Geſchmack der Einwohner 
der Staͤdte und Provinzen, wo ſich: jene befan ⸗ 
den, wuͤrde unrichtig ſeyn, wenn nicht die 
Menge der Schaubuͤhnen in den Provinzen die 
Muthmaßung fo verſtaͤrkte, daß man vernuͤnfti⸗ 
ger Weiſe nicht daran zweifeln kann. So wer⸗ 
Sen einſtens unſere ſpaͤteſten Nachkommen, wann 
Be in den anſehnlichſten Städten Teutſchlands 
Merkmale da gemefener. Schaubühnen entdecken, 
U 2 oder 
*) Annal. Panorm. Aera 3. 5. 29: | 
**) Lib. 4. in Verr. u. 53. | rm. 


N - 


Ze 


oder in der Geſchichte davon leſen, nicht unrich⸗ 


tig ſchließen, daß eine Zeit war, da die Teutſchen 
gute Kenner der dramatiſchen Dichtlunſt waren. 
Denn es iſt ſehr ſchwer, daß in vielen Staͤdten 
eines Landes eine geraume Zeit Schauſpiele auf⸗ 
gefuͤhrt werben, ohne daß fich ber Geſchmack in 
dleſem Fache der Dichtkunſt verbeſſere, und ohne 
daß ſich Kemmer finden, die ſelbſt nene Schaus 
ſpiele ans Licht ſtellen. Ich will mich alſo die⸗ 
ſes Beweiſes noch weiter bedienen, beſonders in 
Anſehung der Provinzen und Staͤdte, wo es am 
gebricbenen Nachrichten fehlt. | 

VIE Es iſt faſt Fein anſchulicher Ort in 
Toſtana, wo unter der. Regierung Der Roͤmer 
Seine Schaubuͤhne war. Die beweiſet der ge 
lehrte Borghini durch die leberbleibfel, Die man 
allenthalben noch’ davon antrifft. ) Die Eins 
wohner diefer Provinz mußten vor allen andern 
dem Schaufpiel ergeben feyn, theils wegen der 
Machbarfchaft dee Roͤmer, deren Beyfpiel fie 
reizen konnte, - tbeild wegen angeerbter Liebe 
theatraliſcher Vorftelungen, die den alten He⸗ 
truriern gang eigen war. Go fanden fich auch 
Schanbühnen zu Volfinium, **) zu Anzio ig 
Latium,) gu Pefare, H. in Padua, t7) un 

in 

®) Difcorfi T. 2. p. 183. 
#*). Murat. Theſ. Inſeript. T. 1. p. 474 
sk) Volpi Ver. Latium T. 3. p. 143. 
- $) Olivieri Not. ad Marm. Pifaur. p. 13. 
‚t) Tacit. Annal, Lib. 16. &. 21. : 








w BL > ==. > 309 
in den merfien Staͤdten Italiens. Die Religion 
felbſt diente Damals zu einem ſtarken Bewegungs. 
grunde, die Schaubuͤhnen zu vermehren. Die 
alten Italiener hielten die Schaufpiele für eins 
der kraͤftigſten Mittel, die Goͤtter zu verſoͤhnen 

VIII. Bey den andern Staͤdten und Laͤn⸗ 
bern, die ir der Kombardie begriffen find, 
-Sönnte Ich mich des nämlichen Beweiſes bedie⸗ 
"nen; weil es aber bier nicht an Nachrichten 

fehle, welche die Bade getwiffer machen, fo . 
will ich viel lieber dieſe vorbringen, ale mit ei⸗ 
nem laͤngern Verzeichniß von’ Schanbuͤhnen mir 
und andern laͤnger beſchwerlich fallen. Die 
Stadt Como, das Vaterland bes großen Men⸗ 
ſchenfreundes Pius des juͤngern, ſold den Ans 
fang machen. Dieſer vortreffliche Patriot ver⸗⸗ 
"füchtete ſich den dritten Shell ber Summe, 
Die feine Mitbuͤrger zum Unterhalt Sffentlicher 
Lehrer sufammenfchiegen würden, bepzutragen.*) 
Es tft auch nicht zu zweifeln, Daß fee Vorfchlag 
gzur Wirklichkeit gelangt ſey, und daß das Land⸗ 
gut, welches er zum Unterhalt' armer Knaben 
und Mädchen der Stadt ſchenkte, zum Theil 
auch zum Unterhalt der Lehrer heſtimmt war. **) 

Denn ift wohl zu vermuthen, daß er nach der 

Zeit feiner Varerfladt eine. öffentliche Bibliothef 
geſchenkt babe, ꝛeh wenn fie feiner Ermahnung 
en! | u 3 und 


*) Lib. 7. Epiſt. 3. ANETTE RER. Ä 
"*) Lib. 1. Ep. 8S L. 2. Bp. 9:7, et ro 


— 


| 


3t0 
mb ſeinem eifrigen Verlangen, ine oͤffent⸗ 
lche Schule der Grammatik und Redekunſt zu 
errichten, nicht gefolgt baͤtte? Und wozu die 
Bibliothek unter Buͤrgern ohne Schule? Ver⸗ 
muthlich war der lateiniſche Grammatiker Ati⸗ 
lius, ber fein ganges Vermoͤgen der Stadt ver⸗ 
machte, einer der erſten Lehrer, die nach Como 
berufen wurden, und durch das Beyſpiel des 
Minius und eines andern damals mohlchätigen 
Patrioten, Coninius, gu diefee Wohlthaͤtigkeit *) 
betsogen worden. Aelter als Plinius konute 
diefer Grammatiker nicht ſeyn, weil es ver 
„deſſelben Zeiten gu Como an Schulen. der latai⸗ 
niſchen Grammatik fehlte. In ſpaͤtere Zeiten 
laͤßt er ſich auch nicht wohl fegen,. weil die Auf⸗ 
ſchrife, die Apiani von ihm,anführf, **). megen 
Ihrer ;glerlichen Kürze von einem Ehern * 

vage: Sk ku folgende: : * 

op, ATILUI 

0 PILIL-QVE SERPICIANI 
on "Grammätici:Latini . 

:Cai- Ordo Comens 
von Ornamenta . 

. Decue, decrevit 
— Qui univerfam Subftantiem 
— ſuam ad. Rempublicam 
pertinere voluit. 


[2 


| ILR. Sso- 
) FP. M 7.:Ep: 18. 
) Infcrip. Saer. vetuſt. p. 78. 


wu 


Ib 


[2 


m, nn | “ 
| ns er 4 ar 
X. Sowohl "fremde als meildnbifche 


. E chriftfieller behaupten, Plinius babe auch in 
der Stade Weiland eine Bibliothek zum allge - 
meinen Beften eröffnet. Sie gründen fih auf 
eine alte Anffchrift, welche Triſtano Calchi ge⸗ 
gen den Aufang des 16 Jahrhunderts von einem 
zerbrochenen Steine, fo wie fie war, zerſtuͤckt 


und unverfiändlich abgefchrieben, und feiner 


Geſchichte von Meiland einverleibt, Andreas 
‚Ulciati aber in feiner kurzen Geſchichte von Mei⸗ 


land verbefiert hat. *) Don. diefen haben fie 


Apiani *) und Muratori ***). abgefchrieben. 


Aber alles, was in diefer Auffchrift gefagt. wird, 


‚nämlich, daß Plinius zum Unterhalt der Biblio⸗ 


thek hundert faufend Seſterzien vermacht babe, : 


daß er in feinem. Teftamente verordnet habe, 


warme Bäder zu errichten, paßt eben ſowohl 
auf Como als auf Meiland. Daß aber diefer 
Stein mit ber Auffchrift, der fhon 1612 vom 
Eardinal Friedrich Borromeo vergeblich geſucht 
wurde, ) zu Meiland gefunden worden fey ‚.ift 


‚kein binteichender Beweis ſeiner Beſtimmung 
‚für dieſe Stabt, beſonders, da in Plinius Brie⸗ 
fen kein More von einer daſelbſt gefifteten 


au 4 u Biblio. 


—* Ghulini- Memorle delle eietä e Campe di Mi. 


#06) Theſ. Inferip. T. 2. p. 3. J 


lano T. 2. p. 233-. 
*+) loc. dit. p. 55. 


‚ PETER 


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3 12 44 
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Bibliothek vorfonmt. Yus feiner- Ciferfücht 
gegen die meiländifchen Schulen kann vielmehr 


das Gegentheil betwiefen werden. In bem ver- 


derblichen Kriege, der im Anfang des 12 Jahr⸗ 
hunderts zwiſchen Melland und Como mar, 
kann der gemeldte Stein mit andern erbeuteten 
Alterthuͤmern gar leicht nach Meiland uͤberbracht 
worden ſeyn. Vielleicht iſt er auf die naͤmliche 


Art nach Meiland, als die vielen fremden Auf⸗ 


ſchriften nach Venedig, und die arondelliſchen 
Marmortafeln nach England, gekommen. Was. 
der gelehrte Herr Doctor Saſſi zum Ruhm feis - 


nes Vaterlandes behaupten will, bag Plinius 


Drofonful und Vicarius des 8. Srafanus zu 
Meiland, und ſchon im zweyten Jahrhundert 


eine Sffentliche Bibliothek daſeibſt gewefen fey,”) 


kann weder durch dieſe Auffchrift noch durch 
Zeugniffe bewährter ESchriftſteller bewieſen 
werden. 

X. Gleichwie die gemeldte Aufſchrift ven: 


Meil andern nicht. zugehoͤrt, fo maßen fie ſich 


auch mit Unrecht eine andere an; woriu der 
Drt, wo fie gu Trajans Zeiten gefebt worden 
if, Neuathen genannt wird. **) Woraus 
die Meilaͤnder folgern, ihre Stadt fey wegen 


‚der Gelehrſamkeit zu Trajand Zeiten Neuathen 


genannt worden. Allein biefe Auffchrift haben 
Jacob Spon im Jahr 1724 dem srihten Theil 


. nach⸗ 
®) De Studii⸗ Mediol, c. 2. 


**) Aylani loc. dit. p. 29. 








ap nn 313. 


nach,” (denn einige Worte waren mit dem Stei⸗ 
"me abgebrochen) und 1752 Richard Pocode, **) 
felbſt zu Achen gefehen und abgefchrichen. Nies 
mand bat fie je in der Ambrofiusficche zu Mei⸗ 

Iand, wo fie nach des Apiani Zeugniß feyn ſoll. 
‚te, geſehen; und es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß 


fie dieſer Gelehrte etwa in einer Sammlung mei- 
laͤndiſcher Antiquitäten, mo fremde Auffchriften. 


untermiſcht waren, gefunden, und fie unter bie 
mieilaͤndiſchen gezählt Habe Es kann alfo we⸗ 


der dieſe noch die vorige Aufſchrift zum Beweis 


dienen, daß unter der Regierung des K. Traja⸗ 
mnus bie Gelehrſamkeit zu Meiland gebluͤ⸗ 
het habe. 

XI. Die Meiländer haben aber nicht nd. 


« 


thig, dieſes mit erbettelten Auffchriften zu bewei⸗ | 


"fen. Es ir ſchon gehoͤrigen Orts erzählt wor⸗ 
den, daß unter Edfar und Auguftus die Gram⸗ 
matifer fich fo ſehr zu Kom angehänft hatten, 
Daß fig gezwungen waren, fich in andere Pros 
Bingen, befonberd bed obern Stalins, ***) aus⸗ 
zuſtreuen, und bafelbft Schulen zu errichten. 
Es ift hoͤchſt wahrſcheinlich, daß damals auch 
zu Heiland eine Schule der Grammatik eroͤffnet 


wurde. Wenigſtens ift gewiß, daß Virgil in 


feinen jüngern Jahren bes Studirens halben 
| u⸗ ſich 
Voyuge d’Itelie, de Dalmatie etc. T. 3. p. 370 
**) Inferiptiones antiq. p. 55. j 

er) Siehe des I Bandes S. 298. 0 


EL ne 
fi einige Zeit daſelbſt aufgehalten Gabe. *) 
Unter. Trajand Regierung iſt nichts gewiſſers, 
als daß öffentliche Schulen da waren. Denn 
Plinius konnte g8 nicht verfchmergen, daß feine 
Landsleute aus Mangel eigener Echulen bie 
meilaͤndiſchen zu beſuchen gezwungen waren. **) 
Dan kann auch aus Suetonius beweiſen, daß 
unter den erſten Kaifern die Gerichtshändel zu 
. Meiland wie zu Rom rednerifch betrichen tour- - 
den. Er erzählt von dem Rhetor Albutius Sir 
lius, er habe allda vor dem ProfonfulPifo einen 
Gerichtshandel mit großer Hitze vertheidiget, 
und das Volk Habe mit folchem Geräufche fei- 
nen Befall geäußert ,. daß der Liktor demfelben 
zuwinken mußte, bamit es ſtill wäre. ***) Dies 
ſer Gebrauch oͤffentlich zu peroriren iſt ein ſiche⸗ 
zer Beweis, daß man zu Meiland der Bereb⸗ 
ſamkeit und der uͤbrigen Wiſſenſchaften, ohne 
welche ſie nicht beſtehen kann, befliſſen war. 
All. Wir wiſſen auch von verſchiedenen 
andern Staͤdten der Lombardie, daß ſte nicht 
ohne Schulen und nicht ohne Gelehrſamkeit wa⸗ 
ren. Der Rhetor Albutius Silius hatte ſich 
in Novara, feinem Vaterlande, zus Berebfant- 
‚Seit gebildet. +) Denn fo bald er nach Nom 
kam, bewies er feine wunderbare Stärke im 
Deklamiren. Folglich mußte es zu Novata 
nicht 
*) Ebend. Seite 178. **5) Lib. 7. Ep. 13% d 
***), De Clar. Rhetor. c. 6. 
1) Id, ib. . 


-—- — — 


20 _ 0 >> Zr id ze 


‚nicht an gefchichten Echrern der Berebſamkeit feh⸗ 
len. Bon Bergamo haben wir anderswo eine 


Uufſchrift angeführt, *) melche begeuget, daß - 
unter Auguſtus ein, Orammatifer, des Namens 
Pudens, allda dffentlich lehrte. So fand fi 
auch zu Cremona eine Öffentliche Schule, weil 
nad) dem Zeugniß der Chronik des Euſebius 
Virgil allda einige Zeit ſtudirt hat. Zu Turin 
bat man ſich beſonders auf die Arzneywiſſen⸗ 
fchaft gelegt. Denn ein gewiſſer C. Quintius 
Abaſcantius raͤumte daſelbſt ben Aerzten einem 
dem Trajan gewidmeten Tempel ein, um ſich 
hier zu verſammeln, vermuthlich in der Abſicht, 


damit einer dem andern zur Befoͤrderung der 
Urzneykunde feine Erfahrungen mittheilte. *%) 


Es ließe fih noch von vielen andern Städten 
Italiens beweiſen, daß fie.mit Schulen verfehen 
Maren, wenn dasjenige, was biöher geſagt 
worden if, nicht hinreichend waͤre / und gu über 


‚zeugen, daß man bie Selchrfamfeit in den Pros 


vinzen Itoliens unter den erſten Kaiſern nicht 
außer acht geſetzt habe. Es ſcheint aber, die 


Schulen der Staͤdte haben ſich bis auf des An⸗ 


toninus Pius Regierung meiſtens nur mit der 
Lehre der Grammatik, Dicht⸗ und Redekunſt, 
wie etwa unſere Gymnaſien, beſchaͤfftiget, und 
wer zu hoͤhern Wiſſenſchaften Luſt hatte und ſich 
einen groͤßern Ruhm iu erwerben verlangte, 

Ä abe, 
*) Siehe I Bandes ©. 208. ’ 
*%) Marmor. Taurin, T. 1. p. 117. 


4 


Mn.) ee — = 7 Zus 

Babe fih nach Rom, als in ben- Miltelpunfe 
‚aller Gelehrſamkeit, begeben. ber ber oben» 
gedachte Kaifer verfah alle Städte Italiens mit 
Lehrern in jeder Wiffenfchaft, beſtimmte ihre 
Anzahl und beſoldete fie. Ein Gleiches that 
nach ihm Alexander Severus, wie wir gehoͤri⸗ 
gen Orts geſehen haben. Folglich iſt gewiß, 
daß man ſeit der Mitte des zweyten Jahrhun⸗ 
verts der chriſtlichen Zeitrechnung alle Wiſſen⸗ 
ſchaften auch in den Provinzen Italiens lernen 
fonnte. Da aber endlich Rom unter Conſtan⸗ 
tin dem großen gewiſſermaßen aufhoͤrte, die 
Hauptſtadt der Welt zu ſeyn, und der Zulauf 
fremder Nationen ſich nach und nach vermin⸗ 
derte, verbreitete fich bie Gelehrſamkeit immer 
mehr durch die einzelnen Städte und Länder 
 Kealiene. Die Heften Köpfe, die nun in ihrem 
. Baterlande blieben, beförderten daſelbſt bie 
Kuͤnſte und Wilfenfchaften durch ihre Lehre und 
‚Schriften, ſo viel es bie Umſtaͤnde der Zeiten 
wwlleßen. 


Das zweyte Kapitel. 


Die Gelehrſamkeit der Chriſten in Italien in 
den drey erſten Jahrhunderten. 


L @ ft niche zu laͤugnen, daß fich unter den 
Chriften der drey erfien Jahrhunderte 
Sränner von a sroßer Gelehrſamkeit gefunden bar ⸗ 
AR Gen, 








ben, als da find: Juſtinus, Irenaͤus, Lies 


mens Alexandrinus, Dionyſius von Alexan⸗ 


dria, Tertullianus, Minutius Selig, Orige⸗ 
nes, actantius und wenige andere. Sie tage 
ren meiſtentheils Ausländer , beſonders von bee 
alexandriniſchen Kirche, Weil die Chriſten im 
Dralien der Verfolgung verſchiedener Raifer meho 
usgeſetzt waren, als die in entferntern Rändern 
lebten, ſo iſt es Fein Wunder, daß ſich dieſe 
mehr alg jene in ber Gelehrſamkeit ausgezeich⸗ 
net haben... Zu Alexandria insbefondere, ‚wo 


als in einem tolergnten Handelöplage von.jchen 


fehr viele Juden lebten, und wo man wegen der 
perſchiedenen philofophifchen Sekten des Diſpu⸗ 
tirens gewohnt war, machte eine neue Religlon 
die man für einen Zweig der juͤdiſchen hielt, el⸗ 
nien viel geringer Eindruck. Daher wurden 


die Chriſten daſelbſt weniger gehindert, dem 


Studiren obzuliegen, und ihre Gelehrſamkeit 
durch Schriften an ben Tag zu legen. Zu Rom 
aber uud in gons Italien mar eine Neligiom, die 
‚ ben Gotzendienſt verachtete, etwas neues und 
beleidigendes, und ihre Anbaͤnger mußten ein 
Gegenſtand der Verachtung und Verfolgung 
‚werben, je nachdem fie. dieſelbe mehr oder we⸗ 
iger durch Handlungen und Schriften aͤußerten. 


II. Dieß war eine ber vornehmſten Ur⸗ 


ſachen, warum das Chriſtenthum in dem vor⸗ 


— 


dern Aſten und in’ Afrika mehr Proſelyten ld 


in Italien gefunden, und warum hier wenigere 


gelehrte 


?: 





318 etz 
gelehrte Chriſten, als da, fich durch Schriften be⸗ 
kannt gemacht haben. Diele wenigen find ber 
roͤmiſche Biſchoff Soter, Eaiks,: ein Prieſter 
der roͤmiſchen Kirche, "Hermes, Novatianus, 
Minutius Felix, Aactantins. Der erfit war 
gu Bendi in Terra di Lavoro geboren, und im 
Jahr 168 auf den roͤmiſchen Stuhl erhoben wor« 
ben. Er bat ein Buch wider bie Ketzerey der 
Eataphrygen gefchrieben, wenn ſonſt das alte 
- Werk, welches der P. Sirmond *) unter dem 
Namen eines gewwiffen Praͤdeſtinatus Beraudges 
geben hat, Glauben verdient. Cajus, ein ges 


boruer Römer, ſebte im Anfarige des driften 


Jahrhunderts, und ſchrieb einige Bücher vom 
Chriſtenthum, beſonders wider die Montani⸗ 
ſten, mit welchen er auch eine Unterredung ge⸗ 
halten hat. Bon ſeinen Schriften finden Ach 
noch einige Fragmente bey Eufehins. *) Pho⸗ 
. is nennt ihn einen. Bifchoff der Heiden, ***) 
und ſcheint Dadurch anzuzeigen, er habe ſich ber 
Belehrung der Heiben In entfernten kaͤndern ge 
widmet. Bon Hermes haben Bontanint amd 
Liruti in ihrer gelehrten Geſchichte von Aquileja 
und Friuli weitlaͤuftig gehandelt. Er ſoll ein 

Beuder des 8 pabſte Pins I. geweſen fepn, wur 
ein 


9 In Noris. ad Enmadil Opufe, V. N. 26 | 


#*) Hi. Eecl, Lib. 2, €. 25. Lib, 24 Lib. 6 
c. 20. etc. | | 


er) Biblioch, Num, 48: 








BR > = — . 319 
ein Buch von der. Öfterfeyer gefchrieben ha⸗ 
ben. *) Novatianus, ein fo gelehrter ald un: 
ruhiger Kopf, mißbrauchte fein gutes: Talent, 
‚eine (hÄdliche Trennung unter den Ehriften zu 
Rom zu ftiften. Bon feinen Schriften ift eine 
von den jädifchen Speifen, und eine andere 
don dee Dreyeinigkeit auf umfere Zeiten gekom⸗ 

men. Minutius Felix, der mit den zween vor⸗ 
ergehenden um die Haͤlfte des dritten Jahrhun⸗ 
Derts lebte, wird ‘don. vielen für einen Afrika⸗ 
ner gehalten. Er hat fih aber viele Jahre: zu 
Kom aufgehalten und einen Sachwalter abge⸗ 
geben, auch nachdem er den chriſtlichen Glau⸗ 
Ben angenommen hatte. Dieſes beweiſet er 
ſelbſt in ſeinem Geſpraͤche von der chriſtlichen 
Relhglon, ») dem er den Namen Octavius 
beylegt. Weil ihn Hieronymus einen beruͤhm⸗ 
ten Sachwalter nennt, ***) fo muß er fich mehr 
in Gerichtshändeln als in der Gottesgelehrtheit 
geübt Haben; denn die Gründe, die er in dem 
gemeldsen Gefpräche anführt, die Wahrheit der 
chriftlichen- Religion gu vertheibigen, , find ſehr 
ſeicht. Indeſſen gelingt es ihm doch, den aber» 
gläubifchen Goͤtzendienſt lächerlich. zu machen; 
und in der reinen und nierlichen Schreibart 
uͤber⸗ 


Fontanimi KAM. Liter. —* p. 63. Lira 
. Serittori-del Friuli T. 1. P. i 3. 


— ap. 3 
ze) De Vie, Uluſtr. © 5, 





320 er 
übertrifft « er die meiſten Schriftſteller ſeines Seit 
alter®. 

. M. Lactantius iſt der berühmrefte unter 
den chriftlichen Schriftfielern des dritten Jahre 
hunderts. Sch fege ihn in dieſes Jahrhundert, 
weil der geößte Theil feines Lebens dahin faͤllt. 
. Obgleich von keinem der ältern Schriftfteller fein, 
Vaterland angezeigt wird, fo halten ‚ihn doch 
einige unter ben uenern für einen Afrikaner, an⸗ 
dere für einen Italiener. . Die’ erften gründen 
ſich auf des Eufeblus Chronik, wo er ein Schuͤ⸗ 
fer des Arnobius, welcher zu Sicca in Afrika 
die Beredſamkeit gelehrt hat, genannt wird. 
Die andern legen den Beynagnien Firmianus 
zum Grunde ihrer Meynung,. und behaupten, 
€ ſey zu Fermo geboren. Weil ex. in KH 
Manuffripten auf dem Titelblatt mar La 
tius Firmianus, am Ende aber eined jeden 
Buchs Lucius Celius genannt wird, fo if 
wahrfcheinlih, daß er von dem römifchen Ge⸗ 
fehlechte der Celier war, und. bafl feine Vorfah⸗ 
sen etwan mit einem Pflanzvolk von Nom nach 
Sernio gefonamen feyn. *) Das gewiffefte aber - 
ut, daß einige Stellen feiner Werke mehr auf 
einen Roͤmer ald auf einen Afrikaner paſſen, und 
aß fein gierlicher und anmuthiger Styl fich von 
der hatten und rohen Schreibart, ber bem afris 
laniſchen Ochrifttelern ehr oder Weniger eigen 

if, 
%) Edoardo da S. Saverio im Lad. . Open Decas 1. 







Differt. ı et 2. 


re 321 
IR, augenſcheinlich unterſcheidet. Mar finber 
in feinen Schriften Kein Wort, welches anzeige, 
daß er je ein Seide geweſen ſey. *) Und iſt aller⸗ 
bing® ungegruͤndet, was bie Verfaſſer der ges 
lehrten Gefchichte von Sranfreich fagen, daß er 
fi su Nikomebia, wohin er als Lehrer der Be⸗ 
sebfanteit: berufen wurde, zum Chriſtenthum 
bekehrt Gabe. **) Weil er daſelbſt (vielleicht 
wegen der lateiniſchen Sprache, die in einer 
griechiſchen Stadt wenig geſprochen ward,) we⸗ 
nige Schuͤler hatte, legte er ſich auf das Buͤcher⸗ 
ſechreiben, und machte ſich hierdurch beruͤhmter 
ale durch fein Lehramt. Darauf wurde er vom 
K. Conſtantin in Gallien berufen, ſeinen erſtge⸗ 
bornen Sohn Criſpus zu unterweiſen. Hier 


brachte er den Übrigen Theil: feined Lebens zu/ 


and ſtarb in einem fehr hohen Alter im Jahr 325. 
einen ganzen Lebenslauf erzählen in oben an⸗ 
geführten Stellen die Verfaſſer der gelehrten 
Geſchichte von Frankreich, der P. Eduard vor 
©. Saverio, ein barfüßer Earmeliter, und ber 
P. Beilhier. **%) 
IV. Seine Werke find Tnfitotiones divi- 
nae, de’Ira, de Opificio Dei, de Mortibus 
perfecutorum. Von dem erſten hat er ſelbſt 
einen 


> Le Nourry Apparat. ad Bibl. P. P. Tom. 2. 
Diſſert. 3.01. . 


) T.1.P.2.p 66. “7.3 238 | 


II. Band. ® 


-. 
Dr RB we * 


322 art 


ginen —* verfertigt, wovon das Wanufktipt 
in der koͤniglichen Bibliothek zu Turin ) aufe 
behalten wird. Die Chronik des, Euſebius 
venut ihn den Gelehrteſten feiner Zeit, und ſetzt 
Binzu, gr ſey fo arm geweſen, daß es ihm, oft 
on den nothwendigften Lebensbeduͤrfniſſen gefehlt 
habe. Seine -Schrifsen find vortrefflich, in fo 
fern. fie den heidniſchen Aberglauben beftreiten. 
Man muß aber die Lehre bei Chriſtenthums, 
wie fie fich durch die Erläuterungen und Zufäge 
ber. nachfolgenden Kirchewerſammlungen nach 
und nach gebildet Bas, «ben fo wenig darin 
ſuchen, ale in audern Kirchenſkribenten der drey 
erſten Jahrhunderte. Hieronymus ſagt von 
ihm; Lactantius quaſi quidam fluvius elo· 
quentiae Tulliange, utinam , tgın noflra 
affirınare potuiflet, quam facile. aliena de. 
firuxit. *) 
..V. Aus dem, was bisher pefagt worden 
iſt, laͤßt ſich zum Theil widerlegen, was die 
franjoͤſiſchen Enchclopediſten den Chriſten der 
drey erſten Jahrhunderte zur Schuld legen. 
der Apoſtelgeſchichte, 19. Kap. i9. Vers, wollen fie 
behaupten „ die erſten Chriſten haben es als eine 
Pflicht angeſehen, alle Wiffenfchaften der. Hei⸗ 
den zu verabſcheuen und ihre Dächer zu verbren⸗ 
_ | .. men. 
. ©) Canal. Cod. MSS, Bibl. Tau T. 2. P 268. 
.Cod. 840... 
8*) Epift, 49. ad Paullinum. 


“i. 


on = 2 323 
am. ) Daher Ten erfolgt, daß die Neubekehr⸗ 
ten ſogleich aller weltlichen Gelehtfamkeit abfag⸗ 
ten, und ſich nur der. Erleenung und Verörel⸗ 
sung ſolcher Kenntniſſe widmeien/ die dir gem 
lichen Religion gehören. Man darf abe® die 
gemeidte Stelle der Apoftelgefchichte nur leſen 
um überzeugt gu ſeyn, daß daſelbſt nur von’ 
vorwitzigen Kuͤnſten, ald da ſind die Sternden-‘, 
tung und Zauberey, und von Buͤchern, bie da⸗ 
vdn handelten, die Nede iſt. Geſetzt auch, es 


fen damals aus enthufiafifchem @ifer allerhand 


Bücher von weltlichen Wiffenfchaften verbrannt 
worden, fo geſchah doch diefe® nur zu Epheſus. 
Märe dieſes damals als eine Pflicht der Chriſten 
angefeben worden, fo märde ihren Paglus ein 


uͤbles Beyſpiel "gegeben Haben, ba er ih feinen 2 


Sundſchreiben und ju Uthen gehaltenen: Reden 
füch einiger Stellen griechtſcher Dichter bediente. 
So baben:ancdh: ſowohl die zrlechiſchen als latei⸗ 
niſchen Schriftſteller chriſtlicher Religion in ih⸗ 
ren Schriften bewieſen, daß fie in ben Büdern ‚ 
der Heiden Fehr wohl bewandert waren. Wille. 
Lehren der alten Philoſophen wuͤrden und unbe⸗ 
kannt geblieben ſeyn, wenn Clemens Alexandri⸗ 
nus, Tertullianus, Origenes, Lactantius und 
Euſebius in: ihren: Schriften und biefelben 
nicht aufbehalten Hätten. - Und wie würden fie 
bie: #3eripämer der wehen Jaben widerlegen koͤn⸗ 
nen, 


0) Art Bblobegee 


— 


lich dur 
Genatorß gelangt. "?) -- Unter. demKaiſer Com. 


LE — > 


nen, wofern ihnen nicht erlaubt war, die Schrife 
ten, worin ſie gelehrt wurden, zu Irfen 2 


VI. Eben fo ungegruͤndet iſt die Mepnung 
des Zu nccius *)-upd-anderer, die dafuͤr halten, 
baß diejenigen welche ſich An’ ben erſten 
Soprhunderten. ‚zum. Chriftenthum. befehrten, 
ber Dichtkunſt und Beredſamkeit gute Macht füge 

. Die Bepſpiele des Bactonting, welcher zu 
Yifomedia die Beredſamleit oͤffentlich Ichrse, 
und des Minutius Felix, der ſich als Sachwal. 
te oft. im roͤmiſchen Forum hoͤren Inf, bewei⸗ 
ſen das Gegentheil. Es iſt auch ſehr wahr⸗ 
ſcheinlich, daß noch audere Chriſten ſich mit der 
gerichtlichen Beretiſamkeit zu Rom beſchaͤfftiget 
haben. ‚Ein gewiſſer Apolloniug war. vermuth⸗ 

4 dieſen Weg sum Wuͤrde eines roͤmiſchen 


modus: entdeckte einge ſeiner Leibelgenen, daß er 
ein Chriſt ſey; und da; 48 ihm: erlaubt wurde, 
Hechenfchaft von feisser Religion zugeben, ſchrieb 
es ein Buch davon, und bas ee dem Genate 
vor. Aber fo gut. er darin feine Religon mochte 
vertheidigt haben, ſo wenig half es ihm, das 
Todesurtheil von ſich abzuwpenden. Euſebius 
ſetzt hinzu, er ſey in den weltlichen Wiſſenſchaf⸗ 
sen, beſonders in ber Philofophie, ſehr geübt 
geweſen.)So iſt auch die Aanetunde von 


* 


3 De Vegetalat. Ling Sene@ute «1. 6.21. 
**) Hieron. de Vir. illußr. e. 42. 
"*r) Hiſt. Eccleſ. Lib. 5. 21. wind I.’ 4 


I re as 
den Chriſten Ber erſten Jahrhunderte betrieben 


worden. Denn neben dem, daß der Evan⸗ 
geliſt Lukas cin Arg war, ſo fuͤhrt der ge⸗ 
lehrte Dominikaner Mamachi *) einige Auf⸗ 
ſehriften dieſer Zeiten an, worauf chriſtliche Aer zie 
genannt werden. Der naͤuciche Verfaſſet hat 
auch eine wortreffliche Abherralung von den Kuͤn⸗ 
ſten, womit ſich die erſten Chriſten ernaͤhrten, 
ans Licht geſtellt. 

VII. Ich wuͤrde die Anzahl der italieniſchen 
gelebrten Chriſten mit einigen roͤmiſchen Paͤbſten, 
* haben, wenn ein jeder asfährichener 
Brief ein binreichendes Verdienſt wäre, feinen 
Berfaffer unter die Klaſſe merfwärdiger Geleho⸗ 
von zu fees Auch habe ich einige anfehnliche 
Griechen chriiiche Religion, und einige frem⸗ 
Ge Ketzer, Re Fi: nıse eine kürze Felt gu Dork 
aufgehalten haben, mit Stillſthweigen übergani 
zen, um nicht dem Benfplele:birı geleheten Ge 
ſchichte von Fraukreich zu folgen, weiche ich einen 
jeben Gelehrten anmaßt, berinttr einmal ben Yuß 
Mn Frankreich geſetzt hat. Was ich ven ben chrifle 
lichen Gelehrten in Italien gefagt habe, ift nie _ 
ned Erachtend hinreichend, einen Begriff gu ge⸗ 
Gen, wie daſelbſt die Gelehrſamkeit der Epriften 
in den drey erſten Jahrhunderten befchaffen war. 


rn”) Origin et An Cheift. T. 3. e· 16. 


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Das fiebente Buch, Ä 


Ä Die Geſchichte der Gelehrſamkeit in Ita 
—Nlien von Conſtantin dem großen bie 
zum Untergange des ocridentaliſchen 
Kaiſerthume. 


Das erſte Rapid 


Migemeine daſtand der — in 
Iktalien. 


ng H Gonflantinnue nach bem Kühe pere, bie 
mit- ihm um den kalſerlichen Khren 

feitten, im Jahr 395: zum ruhigen Beſitz deſſel⸗ 
ben gelangte, oͤffneten fich ‚für die chriftliche Re⸗ 
ligion die gluͤcklichſten Ausſichten. ‚Sie beſtieg 
den Ealferlichen Thron, und alle die Waffen, mit 
welchen fie vorher: von dem Heihenthum verfolge 
‚wurde, landen nun gu ihrem Befehl, Gleiches 
mit Gleichens zu vergeltn. Conſtantin -flürzee 
bie. Goͤtzen und ihre Tempel zu Beben, und um 
terließ nicht®, mas ihm ſchien, has Ehriſten⸗ 
tbum zu vergrößern, und. bie. Ahgetteren - zu 
ſchwaͤchen. Ob er fich aber nicht mehr in Relis 
gionsſachen gemifcht habe, als es einem Flugen 
Gürften gebührt, und in feinen Anorbnungen 
ſich allemal nach den ' Grunbfägen des Chriſten⸗ 
thums 








& 
‘ 
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.s . »4 v 
. \. .“ PN v 
x 2 v 
f 


thums gerichtet Gabe, iſt eine Frage, die’ niet 
dierher gehoͤrt. Was uber feinen fittlichen Cha⸗ 
rakter betrifft, ſo iſt es ſehr ſchwer, denſelben 
zu entwerfen.Die chrifefi chen Schriftſteler 
Weiner Zeit erbeden ihn himmelhoch; hingegen 
ſchildern ihr die Heiden Julianus, Zoſimus 
und Eunapius mit ben ſchlechteſten Farben ab. 
Welchen von beiden ſoll nian nun Glauben’ bey. 
meffen ? dieſen, welche Urſache hatten, ihn zu 
haffen? oder jenen, die nach einer langwierigen 
Unterdruͤckung burch ihn auf einmal zur Freyheit 
Und gu boffnungavollen Ausſichten gelangt was 
ren? Photius Hält zwar bie stoeen letztern bet 
geſagten heidniſchen Gchriftfiefler“ für derlaͤumb 
deriſche Zungen; *) allein hietmit iſt noch nicht 
bewieſen, baß ſte wirklich Berläumber, jene aber, 
deren Erzaͤhlungen er nach einigen Jahrhunder: 
ten beypflichtet, keine Eathufiaſten, keine dank⸗ 
baren Schmeichler waren. Er wird zwar auch 
von einem heidniſchen Schriftſteller, Aureliud 
Victor, ſehr geruͤhme: kann uber dieſer, ber bes 


fondern Wohlthaten toegen, die er von dleſem 


Kaiſer hoffte oder ſchon empfangen hatte, ihm 
nicht eben ſo ſehr geſchmeichelt haben, als er 
es ſeinem Sohne Eonftantind gethan hat? 
II. Daher wollen wir ung mit ber Abſchil⸗ 
berung feines Charalters nicht abgeben, ſon⸗ 
dern ihn nur von der Seite her betrachten, too 
« der Sacheſamtet in elen entweder Scha⸗ 

Zu ven 

*) In Biblioth. u 


“nn 
’ 
y 


308 — 


den oder Nutzen gebracht hat. Die Stadt Kon⸗ 
ſtantinopel, die er, der Hauptſtadt der Weit 
den Vorzug ſtreitig zu machen, erbaute, und zu 
ſeinem beſtaͤndigen Wohnſitz wählte, ‚war ber 
Italienifchen. Litteratur hoͤchſt ſchaͤdlich. Deny 
weil num die wichtigſten Reichsgeſchaͤffte zu Kou⸗ 
ſtantinopel behaudelt wurden, fo, zogen bie bes 
ruͤhmteſten Maͤnner, und wer ich durch die Ges 
lehrſamkeit empor zu ſchwingen verlangte, dem 
Hofe nach. Der Stadt Rom blieb. faſt nicht 
übrig, als ein leerer Schatten von Pracht uub 
Majeſtaͤt. Die gelehrten Italiener, deren Um⸗ 
ſtaͤnde nicht zuließen, ihr Vaterland gu verlaffen, 
blieben, aun in. ihren Provinzen, und: befoͤrder⸗ 
ten daſelbſt nach ihrem geringen Vermoͤgen die 
Gelehrſamkeit. Daher wird ſich nun unſere 
Geſchichte nicht. mehr auf Rom einfchränfen, 
und .bie. Berfchiebenheit der Staͤdte, bie durch 
die Gelehrten beruͤhmt gemacht worden ſind, 
"wird derſelben mehr Anmuth keylegen. 
„„III. Euſebins beſchreibt ung Konſtantin 
als einen von Jugend auf geuͤbten Liebhaber 
ber Beredſamkeit und der ſchoͤnen Wiſſenſchaf⸗ 
ten.*) Er erzählt von ihm, er babe bie Gen 
toohnheit gehabt, feine Öffentlichen Borträge 
ſelbſt in lateinifcher Sprache aufzufegen ‚und in 
bie griechifche uͤberſetzen zu laſſen. **) Wie weit. 
ex es darin gebracht habe, jeiget ungefähr fol 
8endes 
H Vita Conftanini Lib. 1. e. 19. 
*#) ibid. Lib. 4. e. 33 et55. 5 


* 2 
ud! 





7 2 


gendes Stüd eines Brlefs day er an Porvba⸗ 
rius Optatianus geſchrieben, und Marcus Bee 
ferus mit den Gedſchten des geſagten Dichters 
ans Licht geſtellt hat. ) Er ſchreibt: Dehuit 
quorundam ingenis imperaornm favor,, qui 
non fecys. doctrinae deditas mentes irtigare 
atque.alere confuevit, ‚quali clivoſi tramiti⸗ 
Jupercilio rivus elicitus, ſcaturientibus venig 
erva arentia tempersvit. Saeculo. meo ferk - 
hentes digentesque non aliter-benignus audir 
tus, qm lenis aura profequitur; denique 
etiam fludiis meritum a ine teflimoniym non 
Degatur etc. Was kann .orientalifcher Hingen 
als diefe Schreibert? Aher fo ſchwuͤlſtig ald 
dieſer Brief ſeyn mag, fo bieneher doch zum 
Beweis, daß er Vorhabens war, die Gelehrten 
feines Schutzes zu würdigen. . Er hat auch 
wirklich einige Geſetze zu ihrem Beſten gegehen, 
In dem juftinianifchen Geſetzbuche finden wir 
eins, worin er befiehlt, daß die Aerzte, beſon⸗ 
ders aber feine Leibaͤrzte, die Grammatiker, alla 








Lehrer der ſchoͤen Fünfte und der Rechtsgelehrh ⸗ 


| guet mit ihren Weibern, Kindern, Haab und 
ut. yon allen oͤffentlichen Auflagen frey ſeyn 
fouen,, und daß fich niemand unterſtehen ſolle— 
ihnen hierin überläftig zu fallen. Man fol ih« 
nen auch ihre gehörigen Befoldungen richtig and. 
zahlen, damit fie nicht in der Lehre der Kuͤnſte 
I . 5aurbwd 


v 


*) Velferi Opera T. 2. ad galsem, 


‚938. a u  _S-——n „ 
mb Wiſſen ſchaften gehindert werden. 9 Dry 
undere dergleicheh &efege figden fich von ihm in 

ben theodoflaniſchen FL buche, wo er noch 
hinzufetzt, die Lehrer der Wiſſenſchaften ſollen 
Yin freyen willen haben, oͤffentliche Nemter au» 
| junchmen oben: »e) Ein anderer Beweit 
von feiner Liebe zu den Wiſſenſchaften find felde 
grädige Verordnungen, mit welchen er die Etadt 
Athen, wo damals die Gelehrſamkeit noch blu—— 
hete, zur Befoͤrderung derſelden deguͤnſtiget hat. 
Julianus felbft, ber fonft nie die Wadrheit ges 
fast haben folf, wann er übelg ‚von Ihm fpricht, 
Uunterlägt doch nicht, ihn deshalben zu ruͤh⸗ 
min. win)”. Was aber alles bieſes noch weit 
Abertrifft, ſo hat er die Buͤcher der heiligen 
Schrift, welche in den Zeiten der Verfolgung 
Emtpeder verſteckt oder zerſtreuet woͤrden waren, 
mie großen Unkoſten auffuchen, und durch aß 
ſcytiften vervielfaͤltigen lafſent)* 

IV. Nach Konſtantins Tode, welcher ind 
Jahr 337 faͤllf, wurde das roͤmiſche Reich unter 
feine drey Sehne Bonftantin, Ronftantius ımb 
Bonftans getheill. Uber der. ketztere, welchem 
Italien zu Theil geworden tar, 'entriß feinem 
Bruder Konſtantin ſeinen Authell am occidenta⸗ 

uſchen 
SL, 10 —X L 6. en 
*). Lib. 13. Tit. 3.:L..1, 2, 3. 
*#6), Oratio I. 
17) Eufeb. Virk Co, Lib, 3. 





v 


re | 


‚Arche Krifrrrhum mit Bemalt, und beſaß xx 
er 350, va Magnentins ſich wider ihn eiupder 
te, und ihn dar kaiſerlichen Krone und des fo 
Send beraubte. Aber dieſer genoß nicht jange 
Ser Fruͤchte feiger Ungerechtigkeit; denn ‚nach 
orey Jahren wurde er won RKonſtantius fo: ie 
vle Onge getrieben, daß er fl ſelbſt ermordete 
Quf dieſe Weiſe wurde das roͤmiſche Kaiſerthum 
wieder unser: cin Oberhaupt gebracht, nachdem 
eso 16 Jahr zertheilt, und Itallen durch die 
brůderliche Unelmigkeit nud durch blutige Kriege 
jerrüntet worben: war. In dieſem unruhigen 
Zeitraum und unter der Regieruug ded Konſtan⸗ 
tius iſt nichts zur Befoͤrderung der Gelehrſam⸗ 
keit vorgenemmen worden. Dieſer Kaiſer woll⸗ 
te zwar für. gelehet und Gerede gehalten ſeyn, 
and machte Verſe; war aber en Dummfcyf, 
und Häfte noch dazu dem Fehler, daß er die ver⸗ 
dienſtys len Belehrte eivete. *) Dazu kam 
noch/daß:er ·ſich aufn Religionsfireitigfeiten 
miſchte, ben Arianern anhieng, und die Recht⸗ 
gaͤubigen verfolgte. Hierdurch jog er fich bdie 






Berachtimg der Ehriften und Beiden zu. Er 
Narb in Kitielen:im Jahr 36r, da er im Begriff 


war, feinem Vetter Julianus mit einem Kriege 
bre zu Leibe zu gehen. 
V.Jaollanus beteg logleich den eiledig⸗ | 
ten Tbron ohne einigen Widerſtand. Er war 
zwar 
) Ammian. Marcellin. Hiſtor. Lib. 21. e. 16. Air 
sel, Vi&or, Episome c. 66: _ Fb 





338 u. 
war in ber chriftlichen Religion erzegen erklaͤrtr 


ſich aber zum Heidenthum, da es feine Umſtaͤnde 


erlaubten, und ſuchte durch gelindere Weg 


wid: ſeine Vorgaͤnger gethan hatten. dem Chri⸗ 
ſtenthum allen: meͤglichen Alrbruch zu than 
Hierdurch wurde er der Chrißen Scheuſal unh 
Deo Heiden diebling. Jene haben: ihm den vere 
haßten Naͤmen eines Abtrimnigen beygelegt, und 
als. einen Boͤſewicht der Nachwelt abgeſchildert; 


| biefe- aber ruͤhmen ihn in ihren Schriften als ei⸗ 
wen wohlthaͤtigen Menſchenfreuud und vortreff⸗ 


lichen Fuͤrſten. Weil aber ſowahl Chriſten als 
Heiben darin zuſammenſtimmen haß er ein ſtren⸗ 
ger Beobachter ber philoſophiſchen Sittenlehre 
war, und aus allen Umſtaͤnden gefchleffen wer⸗ 
ben kann, daß er ſich gegen die Chriſten viel 
leidlicher betragen habe, als Konſtantin gegen 
die Heiden, da es doch in feiner Macht war, 
firehger mit ihnen zu aggfahren: ſo mag wohl 
dieß fein größter Fehl fen ſeyn, daß en 
ein Feind des Chriſtenthums wear. Was mau 






Bon. feinem moraliſchen Charakter ruͤhmliches 
- fügen kann, und vielleicht noch mehr als wahr 
A; findet ſich; in des Herrn: von Voltaire 


Queſtions fur l Enoyelopedie *) mb in ben 
Encpelopedie. **) Hingegen haben Me⸗ 


mwont,*”) ‚ber un de is letierie in dieſes 


41 tg, Kaia 


%) Tom. 2. Art. Apoftate, 


*). Art. hᷣelęcciciſme. | .. . 
©**) Hiß, des Emper. in Juliane Art, 39 et 30. 


N 








kr 333 
Raifers Lebensbefkhreibung,, *) und bder unge⸗ 
warnte Werfaffer. ber Seſchichte bed Eclecticis- 
mug **) ſeine Verdienſte vielleicht zu viel..her. 
abſetzt. Weil ze zu Konſtantinopel arbören 
wer, ‚und in den Wiffenfchaften ſich zu Athen 
gebildet has, fo gehoͤrt er eigemtlich nicht unter 
die gelehrten- Sjtaliner. Seine Schriften hat 
Fabricius in feiner griechiſchen Sibliothel B. 7. 
8 nz ıc. ggg. Ä 

. Diefe zeugen, daß er nicht nur ein 

ehr ————— und witziger Kopf war, fon« 
dern fich auch in den ſchoͤnſten und nuͤtzlichſten 
Wiſſenſchaften vortrefflich geübt. Hatte. Wer 
enm aber liebte er die Weltweisheit. Dieſes 
hat er micht ns durch feine Schriften, ſondern 
auch durch. ſein aͤußerliches Betragen bewieſen 
Dean Eunapius erzaͤhlt von ihm, er habe ſich 
das ernfihafte und ſtrenge Anſehen eines Philo⸗ 
ſarhhen gegeben/ und ſey beſtaͤndig mit dergieie 
chhen Gelehrten umgegangen. *"") Daß er beſſer 
als feine Vorgaͤnger einfah ‚+ mie bie Gelehrſam⸗ 
feit von ihrem. Derfali gerettet werden fönnte, 
bemeifet dad von ihm zu biefem Ende gegebene 
Geſetz, weiches im juftintanifchen Gefegbuch px 
farben if. »Bor.allen andern Dingen, fagt.er, 
„sollen die.. öffentlichen Lehrer wegen ihres ſiti⸗ 
vlchen Wandels in onten Ruf Neben denn „u. 


9 Tom. 1. Art. 9. 
**) Tom. 3. Art. Eclectxisitsc. 
EEE) N Sophie 


Te PER 


iin ber Berebſamkeit berüßntt ſchn. Weil id} 
„aber nicht in allen. Städten gegenwaͤrtig ſeyn 
stanıt, fo befehle ich, daß, wer ich dem oͤffent⸗ 
alichen Lehramte widmen will, nicht fogleich 
anach eigenem Sefallen dazu ſchreite, ohne vom 
aden Rathsherren und ben Gerichthofen einmue 
athigen Beyfall und Erlaubniß dazu erhalten zu 
„haben.“ *).. Wenn bie vorigen Kaiſer fo auf⸗ 
merffam auf die Wahl der behrer geweſen waͤ⸗ 
zen, :fo würde das Verderbniß der. Sitten unter 
ben Gelehrten nicht fo ſtark eingewurgelt, und die 
Gelehrſamkeit nicht fo. weit in Verfall gerarben 
ſeyn. Vermmthlich würde Julianus noch eiele 
andere bergleichen Berfügungen zur Befoͤrderung 
der Künfte und Wiffenfchaften' getroffen babın, 
wenn er länger als zwey Jahr regiert haͤtte. 
VII. So Ebhr er aber auf die Beförderung: 
der Gelehrſamkeit uͤberhaupt bebadıt war, fe 
Wenig war. ihm daran gelegen; daß die Chriſtec 
einigen Unsheil daran hätten. “Denn er befahl 
den chriſtlichen Lehrern der Grammatik und Me⸗ 
dekunſt, entweder ihrem Lehramte zu entſagen 
ober. zum Heidentchum uͤberzugehen. **): Er ihnt 
ſelbſt Meldung von dieſem Befehl in einem. feiner) 
Briefe, und ſetzt hinzu, ſolche Lehrer, die ich 
ber Buͤcher ber Heiden in ihren Schulen bedleu⸗ 
ten/ ohne ihrer Religion bryzupflichten, ſollen 
ſich in der Kirche der Salilier brauchen laſſen, 
Wat. 

°) Lib. 10. Tit. 52. 1.7, oe 
©): Asa. Marcell, HiR, Lib. 2200. 10. Lib. 25. . 4. 








ent 225 


Matthäus aub ulas ausulegen. *) a, ſeb 
len auch damals die meiſten dergleichen Lehrer, 
unter andern aber auch die zwey beruͤhmten Ming 
ner, Peoerefius gu Athen, ”*), und Maxipg 
Victorinus zu Nom, ihr Lehramt verlaffen, ha⸗ 
ben. ”**) Dem erſten war ber. Stolz der heidni⸗ 
ſchen Eophifien ſo eigen, daf er die Ausnahme 
‚einer Perfon von dem algemeinen Geſetze trotzig 
gusſchlug. HD Daß er aber auch ben Chriſten 
perboten habe, der Dichtlunſt, Wohlredenheit 
und Philoſophie obzuliegen, damit ſie unwiſſeud 
nd veraͤchtlich blieben, mie Theodoretus H) - 

und andere chriffliche Schriftſteller von ihm ers 

: zählen, wird von vielen in Zweifel gezogen, ob 
«8 gleich Tilemont, der Abt de la Bletterie und 
Tobias Edard mit allen Kräften zu behaupten 
fachen. Mir deucht, man muͤſſe dem Inlianus 
eine groͤßere Vernunft zutrauen, als daß er et⸗ 
was verboten ‚babe, welches nicht in ‚feinen 
Macht and, zu verhindern. Sch gebe su. Daß 
er den Chriften. verbieten; fennte, oͤffentliche 
Schulen, wo bie geſagten Sheile der Gelehrſam⸗ 
keit gelehrt wurden, zu befuchn; waren denn 


aber die Sffentlichen Schulen dad einzige Mittel» 


untertolefen zu werden? ‚Oder r ‚befoßen, nyr ‚Die 


. oͤfſent⸗ 
PN Epift. 2 22. | wm j 
u) Paulus Oroßus Hif. Lib: J. ce. 30. 
Ei, Auguftin. Confefl. Lib. 8. c. 5, a * 


+) Orot. loc. ci. m Hi, Lib, 3.*. 8. 


3360 3A et 
affenklichen kehrer · die Geſchicllichkeit zu lehren? 
E8-funnte nicht an Privatlehrern fehlen, melche 
den Mangel der oͤffentlichen "Lehrer: erfegten. 
Dleſes konnte er aber in einem fo weit audges 
bteiteten Reiche eben ſo wenig verhindern, als 
daß ein Chriſt den andern beſuchte. 
VIII. Da Jullanus nach einer mepjäße 
eigen Regierung‘ an einer Wunde, die er 
In einem Treffen" wiber Saper, Koͤnig vom 
Perfien ‚ bekommen hatte, im 32ften Jahre feie 
nes Alters geflorben war, folgte ihm Jovianus 
Am Raifertäum. Dieſer hat nur acht Monate 
rregiert, und nichts unternommen, was ihn. in 
ber gelehrten Gefchichte merkwürdig machen 
konnte. Hingegen hat ſich Valentinian, ſein 
Rachfolger, um die Gelehrſamkeit fehr verdient 
gemachte. Er uͤberließ feinem Bruder Valens 
den orientaliſchen Theil des Kaiſerthums den 
soeibentalifchen‘ behielt er für ſich und feinen 
Sohn Gratianus, den er ale ein Kind Son acht 
Jahren fih als Mitregenten zugeſellte. Unter 
feitien vielen guten Eigenfchaften hatte er auch 
eine ſonder bare Ziebe zur Gelehrſamkeit, beſon⸗ 
ders jur Dichtkanſt. *) Ammianus Marcelli⸗ 
nus rühmt auch feine Geſchicklichkeit in der 
Malerkunſt und Berebſamkeit; **) giebt ihm 
aber Schuld, er habe wie Hadrian den Dinfel 
gehabt, alle andere an Gelehrtheit zu uͤbertref⸗ 


Auſon. Opek: p: 37 3. Edit. Paril. 17 3 
“Jh, 30.09 u 





ln u u 97 
fan, uͤnd Sicjenigen, welche oinbgen einigen Anſpruch 
am Borzuge haben konnten, bemeibet. *) ben 
dieſe Schwachbge Hielt ihn nicht ab, verdlenſt⸗ 
volle Gelehrten mie Belohnungen md Ehren⸗ 
bezeugzungen aufjumuntern, ”*) und durch gute 
Metordnungen bie Gelehrſamkeit ga befoͤrdern 
Unter andern finden wir eine Im theodoſtani⸗ 
ſchen Gefetzbuche, weiche bie Aufführung der yep 
Remis ſtudirenden Jugend betrifft, uns fe (ehe 
ind Kleine gehet, DAB man daraus ſchlieffen 
Pan, der Kaiſer habe ſich bie. romiſchen Schu⸗ 
Fan ſehr nahe’ gu Herzen genommen. Sie ver 
dient woͤrtlich augefuͤhrt zu werden· Gienun. 
que ad urbem diſcendi cupi Vmunt/ 
pᷣcimitus ad Mogiſirum cenim prowincialium 
judicuin, a quibus copia efl — veniundi, 
ejunnodi läreras ptoferant , ut a homi» 
gib Atinatalen’& merita e ah tenednturs 
Delade ut in primo flatiın- profiteannır in- 
treitu, quibus potiflinum fladiis operam 


Berıce proponant, Terxtio 'ut : hofpitie «o- 
rum follicite Cenfualiuen norit- ein, quo 
drei — euram, :quam ſe — 


—* tales fe in comventibus 
‚ quales efle debent, qui — 
bonsfumee — % sonfpeindionen (qus 
r 


—X 8: N Togeaifiue One... 
U. Band. | » 


358 I u = 22 

imas putammus’efle: crimjaibıt) zefliment 
—— .. news Ipedtaeula: frequentius ade 
eant, :ant. adpetant vulgo ingempelliva con+ 
vivia. Rein-etiaın tribiiimms peteflätem „ 8 
&:.quis de his non ita in. urbe fe geflerit; 
quemadırrodum:: liberalium : zerum, dignitag 
poleat, publier verberibus oflecus, ulatuun · 
se. marigio: ſuptrpoſuus ebjiciatur ab urbe, 
omumque redeat. His ſane qui fedulasg 
eperam profefionibus navamt, usque ad vin 
"celimum .aetatis . ſuae amaum.. Romae ‚liver 
eommorari, : -Pofl id. vero tempus, qui 
neglezit:fponte: rameare,,. ſollicitudinę Prager 
focluxas/ euam impurins ad: patrigm revertas, 
ur... Vexum ne hace perfunplotie fortafle 
gurentur; ‚praecella ſinderitas tua officium; 
cenfugle oommoneat, ut per. fingnlos, men- 
ſes, qui, vel-unde veniant quiye ſim, Zua; 
ratione temporis ad Africamvol ad catters 
provincias remittendi, hrevibus comprehendam 
Hig duntaxst exceptis, qui. Corporatorum 
Sant, oneribus adjundli. Similes .ausenz', hrnr 
ves etiam ad ferieia, manfgetudinis -noflrag, 
annis fingulis dirigantur; quo meritis fing. 
lorum infktutionibusque campertis, utrunz, 
quandoqne mohis ſint neceflarii.,: judicemus,; 
Ueber dieſes, ſcharfe: Geſch perbichen bie Aumata 
kungen des Gotofredus in feinen Erlaͤuterun⸗ 
gen des theobofianifhen Geſetzbuchs, Her⸗ 
mannoi Convingius Abhan lNng uͤbee Nefes 
J 4. .2M, 





rer 339 
9 *) und bed P. Joſephs Caraffa gelehrtes 
Wert de Gymnafio Romano, **) wo ſich alle 
Salferliche zur Beförderung der Schulen gegen 
bene Geſetze finden, gelefen zu werben. 

IX. Seine Sorgfalt erſtreckte ſich nicht 
wur auf bie gute Zucht der Schuͤler, ſondern 
auch auf die Wohlfahrt ber Lehren Daher be» 
Rätigte ex ihre Freyheit von allen Öffentlichen 
Auflagen, und beftepte fie noch von Kriegebien- 
fen und vor Einquarfierung der Soldaten. ***) 
Des Julianus Gefeg wider die chriftlichen Leh⸗ 
ver fchaffte er gänzlich ab, und gab einem jeden 
geſchickten Ehriften die Erlaubniß, oͤffentlich zu 

lehren; diejenigen aber, weiche kraft dieſes Ge⸗ 
ſetzes ihre Lehrſtuͤhle verloren hatten, ſetzte er 
wieder in ihre Aemter ein. +) Es ereignete 
fich aber, daß viele, um die Privilegien ber 
Behrer zu genieffen, aus den Provinzen nach 
Mom zogen, und fi für Philoſophen ausgaben. 
In Anfehung diefer befahl er, Ihre Faͤhigkeit zu 
prüfen, und die Unwuͤrdigen abzumelfen. +) 
Auch die Gallier empfanden feine Sorgfalt für 
bie Ausbreitung der Gelehrſamkeit. Denn fei« 
uem Statthalter Antonius _ befahl er, daß in 
92 ben 


} 9) Sallengre T. 3. Thef. Antiquit. 
“) Vol 1.c.2. 
*#*) Cod. Theod. Lib. 33. Tit. 3.27 
) vhᷣid. ..6. « 
m Cod. Jain. Lib 10 Ti 52. L.8, 


oo 


. 348 2 07 


gierung nach dem Tode feines Vaters fielen die 
Gothen in die europaͤiſchen Staaten des orien⸗ 
talifchen Kaiſerthums, fehlugen das Kriegsheer 
des K. Valens, der das Ungluͤck hatte, mit 
dem Hauſe, worin er ſich zu retten ſuchte, ver⸗ 
brannt zu werden, und wuͤrden Bid nach Kon⸗ 
ſtantinopel gebrungen ſeyn, wenn Gratianus 
ihnen nicht mit einem Kriegsheer entgegen ges 
dilt wäre.  Diefer Krieg fiel zwar fo glücklich 
für iha aus, daß er die Gothen bis über bie 
Donau zuruͤck fchlug, und feinen Feldherrn 
Zheoboflug, deſſen Tapferkeit und Kriegserfah⸗ 
rung er den guten Erfolg meiſtens zu verdanken 
hatte, zum orientaliſchen Kaiſerthum erhob; 
allein da er die aͤußerlichen Feinde uͤberwaͤltiget 
hatte, mußte er dee Untreue ſeines Feldherrn 
Maximus, ber ſich in Gallien wider ie em⸗ 
poͤrte, unterliegen, In einem Treffen giengen 
feine Truppen zum Feind über; und de er ſach 
Durch die Flucht zu retten fuchte, wurde er zu 
Lion eingeholt, und 383 im 24ſten Jahre ſeine⸗ 
Alters ermordet. 
XU. Man darf nutr ferfohren, einen 
flüchtigen Blick auf die Geſchichte diefer Zeiten 
zu tverfen, um uͤberzeugt zu werden, bag bie. 
damaligen Kaiſer fich wenig um bie Befoͤrderuug 
der Gelehrſamkeit bekuͤmmerten, und daß dieſelbe 
mit großen Schritten Ihrem Untergang eutgegen 
eilte. Maximus, Vatentinianus II und ir 
genins folzia in einem kurzen Zeitraum auf 
einan⸗ 








[= u 543 


über, "bad: Rarben "eine - getwalethärigin 
Tode. Den erfien befam Theodoſtus in einen 
Seen gefangen 5 und da et nut: den Sedanfek 
umgieng, ihn zu verſchonen, erinordeten ihn im 
Jahr 388 die Soldaten. Valentinianus wurde 
392 durch: ſeinen aufruͤhreriſchen Feldherrn Ar⸗ 
Baogaſtus in der ˖Bluͤhte feiner Jugend umge⸗ 
gibracht. Engenius, dem: Arbogaſtus zum⸗ 
Naiſerthum verhotfen hatte, nahm ſich ſeibſt 


Sa das Beben;.nachdem er in-einer Schlacht 


wider Theodeſtus den Kuͤrzern gefogen hatte. 
Theodoſas ſelbſt, der nun Herr von beiden’ 
Theilen des römifchen Kaiſertihums war, genoß 
nur ein Jahr diefer Ehre. Dieſer tügenbhafse: 
- ad tapfere Kaiſer, den ſowohl die Heiden ald: 
Ehriſten bieſet Zeit ruͤhmen, uiſtarb 395 zu Mei⸗ 
kind im funftigſten Jahre feines Alters, nachor 
Den er das Kalferchum unver Seine awey Soͤhne 
Houorius unb. Arcadius· getheilt hatte. Neben: 
Diefen ungluͤcklichen Unftänden tonfde Rom in 
Shefen Zeiten cinlgemal mit Hungerenoth geplagt," 
welches: vermuthlich die Urſache War, - warum 
min ben Lehrern deo roͤmiſcheu Mhenums ihre: 
Beſoldungen entjog, wie von Symmachts, der 
Damals zu Nom lebte, erzähle wird.) )¶ ! 
XIH. :uäter Sonorius -neigte ſich ae! 
zum Verderben. Die fremben · Natlonen dratte! 
gen von allen Seiten het ind Milch. Alarich, 
Reniz der Gothen, uͤberſchwennnte alien mit! 
24 einem 


*%) Lib.5. &p. 33. But . 131 


Pe 2 


ainem Rrieghheen, bemächtigte ſich im Jahr gra 
her Stadt Rom, pluͤnderte fie aus, und zog da⸗ 
pon, nachdem er einige Gebaͤude in. Grand ge 
fest batte..”) - Auter Yalentinian III, des Ho⸗ 
vorius Schweſterſehn, einen fucchtfamen unb 
laſterhaften Fuͤrßen, genoß Italien einer langen 
Ruhe, indeß daß ſich bie ſchwerſten Ungstwissen 
Yan: der Ferne zu feinen Vorderben zuſammen zo⸗ 
gen. Obgleich das Reich allenthalben mit FZein⸗ 
den umringt mar, fa ſchlummerte dieſer Kaiſer 
im Schooß des Wolluſt, und überließ. bie Sorge 
‚ ber Regierung ſchlechten Raͤthen. Italien war: 
ohne. Kriegeheer, eben als hätte «6 keinen Feind 
ya befürchten, ba Attila, König der Hunnen 
im Jahr 453 mitcchuem mächtigen Kriegehen 
einfiel , und. eigen großen Theil Davon ver wuͤſte⸗ 
te. Er wuͤrde auch. geradewegs vach Rom. fore⸗ 
geſchritten ſeyn, woran, ihn die Beredſamkeit des⸗ 
romiſchen Biſchoffa Leo, der ihm: zu Mautue 
entgegen fon. ‚nicht bewogen bästt, Italien zu 
vetlaffen. Der umsbätige Keifer-murbe. endlich: 
Im. Jahr 455: von Verſchwornen and. ber Wels: 
geſchafft, ine Biedervergeltuug der Meocbtbat, 
die er au Aetin, dem tapferſten Feldherrn die⸗ 
fer Zeiten, aus ungegruͤndetem Argwohn veruͤbt 
hatte. Unter foigem und Theodoſtus des zwey⸗ 
ten. Namen finden-fich im juſtiniauiſchen Geſetz⸗ 
buch merkwuͤrdige Verordnungen, mit dem She 
il s De Ludiis Tberalius ‚urbig Romae et | 
on 


9 Paul. Diacon, . Pompop-- Lab 








ee gar 


 Confisetisopolitanae ,*) weite hu Ehre ms 
chen würden, wern er wirklich Mutheil-daran 
gehabt Hätte. : Mein Georofoiiuud führe Aderiew 
gende Betseidgedühe an, af Diefe Berörkumms 
Se nur jum Defen der Schulen zu Ronflansie 
nopel gemacht, hernach aber. von Jaſtinian auch 
auf die roͤmiſchen ausgedchut worden ſeyn. ) 
XIV. Nach dem Tode des Aetius fauden 
nie barbariſchen Natiouen feinen beträchtlichen 
Miderſtand mehr; und drangen Immer weiter 
Ins romiſche Reich. Die od Ahtigen Kalſet, 
welche bis auf den gaͤnzlichen Untergang deil 
aceldentaliſchen Reichs: gefolget And, waren 
ahnmaͤchtige Fuͤrſten, die faß «bıh ſabalb ers 
mordet als auf den Thros erheben wurben; 
Maxinmus, der vornehmfie Eeſchuldige an Bad 
Umtiniend Tode, erlangte hlerdurch die kalſen 
Inte Würke. AMAlber dieſe Herrlichkeit dauerte 
Toms drey Tomate. Endoria, Valentinianuc 
Witwe, ne der er Mh vermaͤhlt hatte, rufts 
as Rachbegierde Genſerichh, bin König der 
Mandalen, and Afrika nach. Malin; und Da 
dieſer inı Anmarſch war, empoͤrten ich bie tin 
mifchen Soldaten wider Marius, und brach⸗ 
son Ihn mınd Leben. Darauf bemächktigteen ſich 
Die Barbarn der. Stadt Rem pluͤnberten fie 
wersehn Tage lang, und giengen, mit vieler. 
Beute beladen, und mit einer wo Dust 


95. 
Le Lib. ı1. Tie 18. 
*®) In Not. ad Cod. Theod. Lik 14 Ti. 9 


346 L 2 7 

Gefangenen hard: Afrika zuruͤck. Der große Bi⸗ 
ſchoff eo, bee mit feiner Beredſamkeit die Wach 
ea Mlihe beſanftigt Hatte, rhielt auch vom 
Garfirich, daß die armſeligen Rönier vor Brand 
ud: leiblichen Qualen verſchont · blieben... Kurz 
darauf wiirde Avitus, roͤmiſcher Feldherr im 
Goflien, vom Kriegsſheer zum Kaiſer audgerm 
en, und vom orientaliſchen Kaiſer Martian da⸗ 
vor erfaunt. Aber nach einem Jahre wurde td 
son Ricimerus, einem maͤchtigen roͤmiſchen 
FZehtherrn, die in Afrika uͤber die Wandalen ge⸗ 
ftegt hatte, gezwungen, aus einem Kaiſer Bl⸗ 
ſchoff gu Piacemja zu werben. Er verließ aber 
dieſe Mede, : are in fein Vaterland Amergne 
zuroͤckzukehren, und ſtarb auf ver Reife Ce 
hatte feinen Schwiegerſohn Sidonius Apollt 
anzis nit ſich nach Nom gefaͤhrt, welcher ihm 
eine oͤfſentliche kobrede In. Verſen gehalten hat, 
Ab. dafür mit einer erzenen Bilbſaͤule auf Du 
Borum des Trajaus beehrt werden MY. — 
XV. Die kaiſerliche Waͤrde mußte damals 
nicht viel Gebeuten· Denn Ricinerue gab und 


wahın fie wem et wollte, ohne fie jemals fuͤr ſich zx 


Schalten. In bed Abitus Stelle fa Maiorianus 
wömifcher Feldherr, der von allen Schriifielan 
ſein er Zeiten als ein Auger, tapfertt, freundlicher: 
und beſcheidener Fuͤrſt geruͤhmt wird. Sidoniuc 
Apollinaris, ber. ihm zu Lion. in feiner Gegen⸗ 
wart ehıe Lobrede in Berfen gehalten Hat, lobe 

.... ‘ : ihn" 


Re 
! 


In auch als einen ſonderbaren SirhBaber bez 
Gelehrſambeit. Die guten Eigenfchaften, mb 
die. Siege, welche Majorianns ald Schiene 
über bie Barbarn erfochten hatte, gaben gute 
Grund gu hoffen, er würbe dem :occibentalifchen 
Kaiſerthum ſein vorige Anſehhn wieder gebes 
Aber Ricimerus, welcher: fuͤrchtete, "er muschfe 

aihm über den Kopf wachſen, ließ ihn im Jabr 
461 jaͤmmerlich ermorden, nachdem er drey Jaht 
vegiert hatte. Darauf fete.diefer. mächtige Boͤ⸗ 
fewicht einem ſchlechten Menſchen, Deverus gb 
nannt, auf deu Thron, van: dem man wichts 
anders weiß ;.. als daß Die. fremden Natienen 
feine Schwachheit beuutzten, ab van allen Geb 
sun her weiter ind Reich deangen.- Auch er fell 
Im Jahr 465 von Rieimerudmikt Gift hingerich 
get worden. ey. Sein: Nachfolger, Auch 
mius, ben bie. Roͤmer vom orientalifchen Maifer 
Leo verlangt Hatten, ſuchte fich zwar bey Rice 
merns. dadurch in Gnaden zu ſetzen, daß eu ihm 
feine Tochter zur Gemablin gab; allein. auch 
er Hatte dab Ungluͤck, demfelhen zu mißfalien; 
und «in Opfer feiner Grauſamkeit gu werben. 
Sep welcher Gelegenheit Rom ſehr bart mitge⸗ 
women wurde, uch dieſem Reifer hielt Gi⸗ 
donius Apollinaris eine Lebrede in Verfen, uuk 
wurde mit der Ehrenſtelle eines Stadtwraͤfekts 
belohnt.“) . Er rüpme beſonders feine geoße 

zn der alten. ka —— 


C. ih. 1. Ep 


— 


vi Be = 7 2 
aid ver beſten Schriftſteller unter den Griechen 
md Roͤmern. Indeſſen hatte der orientaliſche 


Wuifer Eco einen gewiſſen Oybrius gefanbe, 
Sen bebrängten Authemins benzuflchen. Weil 


aber diefer bey feier: Ankunft fchon tobt war, 
A hielt er für'gat; dit Kaiſerkrene, die ihm 
 Richuerns darbot, ansunebmen. :. Aber bieſet 


afigemeine Henker bee Kalfer und er ſtarben beide 
in. den aämlichen Jahre. 
XV. Des: Orcddentalifcie Reich iR wur 


Ä . ine: Ente nah ‚Ein bürgerlichen Krieg wer» 
lehrte feine letzten Beäfte; Cynrius oder Gly⸗ 


‚eins, den bir. Roͤner "ohne den Beyfall des 
uoͤrientaliſchen Kaifers Leo erwaͤhlt hatten, umb 


DZulias Nepos, den der geſagte Kaiſer jenem 


ratgegenfetzte, ſtritten um den Schatten des 
Reitihums. Glycerius zog ben Tuͤrzern, und 
wurbe im Jahre 474 von feinem Nebenbuhler 
erfeungen ‚ fich zum Bifchoff su Salona in Dal⸗ 
matien eintveihen zu laſſen. Aber audy Tapes 
wurde im folgenden Jahee von Oreſtes, Felb⸗ 
terrn In Gallien, ber ſeinen Sohn Xomulus, 
Auguſtalus zugenanut, im. feine Stelle ſetzte, 
aus Rom und ganz Stalin vertrieben. Iu 
dieſemn Auguſtulus endigte fich daß occidentali⸗ 
Me Kalfershum. - Gdoncer, Kieig der Heru⸗ 


. fe, dem die fremden Völker, mit denen bie. 


Prodinyen Staliene und ſelbſt bie kaiſerlichen 
Truppen angefuͤlt warer, beufieles, forderte 
on Oreſtes die ed Rallens zum Eigenthum, 

tn md 





und da biefer fich nicht dazu verſtehen mollte, 
firchte er ihn mit gemaffneter Hand dazu zu 
zwingen, Er befam auch Vater und Sohn ge- 
fangen, und ließ jenen binrichten, dieſen aber 
In ein Schloh bey Neapel in Verbaft 1 

ESo endigte firb im Jabr 476 das ocddentalin 
fibe Raiſerchum; und fo fiel die Houptſtadt ben, 
Melt und gang Italien nuter Die Gewalt freute 
Bar Nationen. Ä on 
-. XV. Axus dieſer kurzan Erzählung den 
mornehauften Veränderungen, die fich nach Con⸗ 
Anntiud Tode im eccibentalifchen Reich zugetsa«, 
gen Baben, 1äßt ſtch leicht erachten, wie Ne 
wöglich es war, daß die Gelehrſamkeit in Ita⸗ 
Eben wieder auffäme. GSleichwie die Aufäle eb. 
VDerwuͤſtungen barbarifcher Nationen, die ein⸗ 
heimiſchen Enpoͤrungen und Kriege und bie: 
eraurigen Folgan derſelben das Reich uriſtuͤrzteue 
fw hihrten ſie: auch Kluſte und Wiſſenſchaften ax; 
nem Verderben. Nur wenige Menſchen hat⸗ 










zu widmen, und dieſt wenigen machten ſich dupch 
den Umgang mit fremden Nationen Die. zobe; 
Dentart und Sprachfehler derſelben fo eigen, 
daß nur wenige ihrer Schriften geleſen zu wer⸗ 
den verdienen. Die folgenden Kapitel wein, 


inf deuucq au bon Tas ba: 

2 
I a r 
ze De re Br re En  E 
Das 


ten Luft und Gelegenheit, ſich der Gelehrſamfene; 


PR © — 
Das zweyte Kapitel; 
Die Dihekunf. 


L Es⸗ i mertaurdig, daß bie Dichter diefes 
Zeitatters weniger fehlerhaft als bie Rebe 

mer und Profaiffen geſchrieben haben. Sogar 
Die naͤmlichen Schriftſteller, ald da find Sidv⸗ 
nius, Martianus Capella und. Fulgentius 
Planciades, deren proſaiſche Schriften unge⸗ 
mein roh und fehlerhaft ſind, wann ſe ſich zum 
Dichtkunſt empor ſchwingen, reden eine viel reis 
nere und zierlichere Sprache, und ſcheinen kanm 
bie naͤmlichen zu ſeyn. Die Urſach davon iM. 
kricht zu entwickeln. Gleichwie des Dichters: 
Gedanken von allem rohen Weſen geläutert, edel 
und erhaben find, ſo find auch Feine Ausbruͤcke 
von: allem, was niebrig, - gemein, hast aber: 
ftemd klingt, gereinigt, und zu einer aumushhr 
gen Harmonie geftimmt, damit fie ein feineres 
Gefuͤhl nicht beleidigen. Er würde ſouſt dem’ 
vornehmſten Endjtoe der Dichtfunft, welcher 
iR, Gefallen zu erregen, verfeblen. Indem ze 
nur das Schoͤnſie aus der Natur ſammelt/ bamie 
ein Ganzes zu bllden, entfernt er ſich supi: 
von den ‚gemeinen Ausdruͤcken der Sprache. ı 
Das längere Nachdenken auf. ben. Wehliingg: 
and bad Sylbenmagß laͤßt auch niche leicht zu, 
daß ein Wort einfließe, welches nicht forgfältig 
Wotſucht ſey. Da hingegen bie vornehmſte 
ler 








20 = 22 Sr 


Ferde einen proſaiſchen Schrift Darin! BERope 
daß fie vonjebermam leicht verſtanden werd _ 
fe finder ſich der Schriftſteller nicht ſo fchr ge 
gwnngen,. auf die Wahl’ der Ausdruͤcke ſondec 
bir aufmerkfam ju ſeyu, und faͤllt unvermereẽ 
De die Fehler der gemeinen Landesſprache. Weil 
Diefe dantals in Italien durch das Semſch⸗ 
fremder Worter ſehr verdorben ſeyn mußte, (6 
Wed kein Wunder, daß die Gelehrten‘ dir ige⸗ 
‚weinen Sprachfehler unvermerlt annahmen, 
nud in ihre :profeifche Schriften einmeßin 
kim. DM: menigm Dichter diene Zeltauero 
Lu ——* 

"Rufus Seflus Yoiends Sicitete —* 
8 Zaten. Einige halten ihn file: einen 
GSpanied, andere fuͤr einen Italitner. Die hetzu 
tern führen eine Aufſchrift aus Spon,) Fabreta 


u **) und. Fabricius, "unbe cadert jaus 


Gruierug Ny zum Beweig an, welche. zugleich 
anzeigen, daß er Profonful in Griechenlaud 
geweſen iſt. Folgende Werke ſind unter ſeinem 
Namen befannt: Eine Ueberſetzung im lateinin 
ſchen Verſen der Phaͤnomenen des Aratus, von 
welcher Hleronymus Meldung Bat, tt), eine, 
anbere 


’ - So 


*) Mifcell, Exud. Antiquit. p. 99. “ ln 
“er, Infeript. Aut p. .. 3 
aan 
V) Trek, Inleripe, p. 464. Pas 


tt) Comm. in ——— u ns y aar- 


3,» u 

audere Veberſeton da haxaneteiſchen Ver ſea 6 
(Brplefdreibung Des Dieuyfita von Nieram 
Aula, ‚mit einem Fregment sine Boſchreibuug 
: Bad Meere von Badir bis nach Marſilien ig 
jambifchen: Werfen, :zwen und -niersig Fabel⸗x 
in teren einigen Manuffripten er Avianus und 
Annianus genannt. wird Nach Ik Sersius 
Zeugruß ſoll er auch des Titus Lidius Gefchichee 
in jambiſche Verſe oͤberfetzt haben. ) Fabriecius 
zeigt noch einige kleine Gedichte an, °*) die ihm 
gan einigen zugefchrichen werden. Er aͤſt weit 
autfernt von der Zierlichfeit der alten Dichter; 
uud feinen Fabeln fehlt es am der gefälligen Eine 
halt des Pharruc Vergleicht man ihn aber 
weis den Proſaiſten dieſer Zeiten, ſo verdieut e 
nach immer, unter bie nierlicher aeifsßehen 
auähle zu werben. 

IN. Claudius Elandianus Stäßeie unter det 
Negierung des Honuorius. Es ME zu beibuudern 
wie einige ihn zu einem gebornen Spanier, andere 
zu ini Branzofen, ***) und viele gu eier Ita⸗ 
Bene,’ beſonders aber zu einem ‚Blorenfiner ) 

re. J baben 
X In Ub. 10, Aeneid. ad. 388, 
* Loe. cit. | 
0°) Nic. Antonio Bibl. Hifp, vet. Lib, 2. e. 
$) Mezzuchelli nelle Note alle vite d 1 Uominl. 
Uluſtri Fiorentini‘ di Filip. Villen p. 11. 


Menni dell’ Antichitk delle Lauire greche in: Fi 
genze p. 22. PP ! mul, R 








| N 1-0 Zr 77 
haben: machen Finnen, indem es bach augen, 
ſcheinlich gewiß if, DaB er ein geborner Aegypter 
war.. Nicht nur Snidas *) fagt diefes, fondern 
Sidonius Apnkinaris, fein Zeitgenof, bezenget 
es auch in folgenden Berfeny 


Non Pelufiäno fatus Canopo, 
: Qui ferrugtnei ıhoros mariti 
Et Mufa canit inferos fuperna. **) 


"Elaubian geſtehet auch ſelbſt im folgenden Stel⸗ 


len, daß Aegypten ſein Vaterland war. 


‚Audiat haee comniune folum , longeque carinis 
Nota Pharos, flentemque attollens gurgite 
evultum 

xNoſira gemat Nilus numeroſis funera ripis. “er, 
So fchreibt er an feinen Freund Adrianus, bir 
auch ein Aegypter war. In einem Briefe an 
den Profonful Sennadins redet er ihn alfo ans 
Grajorum populis, et zoflro cognite Nil. }) 
Er hielt fich aber meifien® zu Nom auf, mie 
ſeine Schriften berveifen. Der beruͤchtigte Sti⸗ 
lico war fein Mäcenate. Er hat nicht nur ie 
drey Büchern und in andern Gedichten fein Lob 
befungen, fondern auch ihm zu Gefallen fehr 
bittere Schmäbfchriften wider Die zwey Staats⸗ 
bedienten, Entropius und Rufinus, die dem 
übermäßigen Unfehen des Stilico im Wege ſtan⸗ 


den, 
*) in Lexic, E +, Carm. 9 | 
— Epiſt. 1. er ») Epiß, 5. 


ULB 0-8, 


— 


x - 
Au 
8 


314 nr — 

den, geſchrieben. Serena, die Gemahlin ſei⸗ 
nes Goͤnners, hatte ihm eine ſehr vortheilhafte 
Heurath verfhafft; umd es iſt wahrſcheinlich, 
Daß er dieſen mächtigen Staatsminiſter noch 
viele andere Wohlthaten zu verdanken hatte. 

IV. Neben den Schriften wider Rufinus 
und Eutropind, und zum Lob des Stilico, Has 
ben wir noch von Elapdian ein Gebicht in brey 
Büchern über den Raub der Proferpina; zwey 

kleine Gedichte, eins vom Kriege wider Bilde, 
-” das andere vom Zriege des Stilico wider Ala⸗ 
rich; verfchiedene Aobreden über Honorius, 
Dlybrius und Probinus, Manlius Theodorus 
und andere; einige Vriefe und Epigramme, mit 
verfchiebenen andern Schriften, die man bey 
Fabricius antrifft. ) . Er iſt einer der beften 
Dichter, bie nach bed Auguſtus Zeitalser gelebt 
haben. Un Lebhaftigfeig des Witzes weicht er 
feinem ber ältern; felten aber hält er.fich in dem 
Schranken der Vernunft. Wie Lucan und Sta 
tius uͤberlaͤßt er ſich zu fehr feiner zuͤgelloſen 
feurigen Einbildungsfraft, die fich in der erften 
Hitze bis über die Wolfen erfchwingt, hernach 
aber mit ermuͤdeten Fluͤgeln bis auf die Erbe 
herabſinkt und kraftlos fortkriecht. Hieruͤber 
kann die Abhandlung des Herrn Merian, die 
ſich in den Akten der koͤniglichen Akademie zu Ber⸗ 
lin findet, ”) mit Nugen geleſen werden. Er 
* hat 
*) Bibl. Lat. Lib. 3. e. I3. 
**) Tom. 20. p. 437. etc. 





ae u oe 355 


"Sat auch nach feinem eigenen Gefikudniß einige 
Gewichte in griechifcher Sprache verfertint, von 


weichen nur etwas weniges übergebliehen iſt. ) 


V. Weil in einigen Gedichten, die dem 
Eandian zugeeignet werden, Chriſtus angern⸗ 
fen, und von chriſtlichen Geheimniſſen mie Ehr⸗ 
furcht geſprochen wird, To haben einige daraus 
gefolgert, er fey ein Chriſt geweſen. Aber ent⸗ 
weder bat er dieſes den chriftlichen Kaiſern zu 
Achmeicheln gethan, oder dieſe Gedichte geh 
‚ron einem andern Elaudian, Mamers zuge⸗ 
nme, einem Priefter zu Vienne in Gallien. 
Denn verfchiedene, Seien feiner. übrigen Ges 
Dichte, und bie Zeugniſſe des Auguſtinus **) 
. ud Paulus Orvfius, ce) heweiſen, Daß er ein 
Hartnaͤckiger Heide war. Er wurbe von Kaifee 
Honorius auf Vorſtellung des Senats mit einer 
ærjenen Bildſadule beehrt, wie er ſelbſt erzählt. +) 
Aber die Aufſchrift, womit ſie begleitet geweſen 
Sen ſoll, und die ſich in der Sammlung de: 
Herrn Massochi, +) und nach Ibm au ander» 
waͤrts, findet, iſt vermuthlich von Pomponiuß 
Lett, tt) der fie zuerfi bekannt gemacht hat, er⸗ 
dichtet worden. 

92 VE 
2) Fabriclus loc. elt. | 
#*) De Civ. Dei Lib. 5. e. 26% 
“er, Hift. Lib. 7. c. 35. | 
U) Praef. ad Bell. Get. ff) Epigr. Antig. Urb. 
ttt) Ap. Zeno Diſſert. Volfien, T. 2. p- 250% 


N 


356 a u — 

VE: DEE Brampofen: haben recht, wann fie 
den Dichter Elaudius Rurilius zu ihrem Lande 
mann mahen. Denn er fedbfl-nennt Gallien 
fein Vaterland. *) Daß er aber, wie ber Herr 
Abt Longchanips will, gu Poitiers, **) ober wie 
Tillemont behauptet, zu Toulons ***) geboren 
war, ift ungewiß. Nichtsdeſtoweniger gehört 
«er hierher. Sein Vater und er find in Italien 
zu hohen Ehrenſtellen gelangt, und Haben da⸗ 
gelb einen großen Theil ihres Leben. zuge 
bracht. Jener war Staribalter in Hetrurien, 
und machte fich bey den Piſauern insbeſpudere 
ſo beliebt, daß fie ihm eine Bildſuͤule errichtes 
‚ten. ****) Diefen hat ˖ Honorius mit ber Wuͤr⸗ 
de eines Praͤfekts zu Rom,-+) und mit anfehw 
Aichen Hofdienſten beehrt. +) Niemand. Hat 
Eritifcher von Ihm gehandelt, als der P. Corſini, 
ehemaliger Profeffor zu Piſa. +). Wir: Haben 
von ihm ein Gebiche in Diftichen, worin eb 
feine Reife von Rom nach Gallien beſchreibt 
Es fehlt -aber ein. beträchtlicher Shell daran. 

Tillemont beweiſet, daß er. ed gegen "bad 


s 


‚%) Iter. Lib. 1. v. 19, 20, 

+) Tebleau Hiſt. T. 2. p. 35. 

®t+) Hift. des Emper. ia Honor. art. 67. 
“4%, Rutil. ibid. v. 573. etc. 

Dr 17, ete. it) v. 563. 
tif) De Pracf, urbis p. 292, 337. : 


- 


nn 357 


VJahr 420 geſchrieben habe.*) Sein⸗Styl bat 
nicht viel Zierlichedy hat aber ben Vorzug ‚vor 
jenem der Profaifterr dieſes Zejtalters. Er mau 
- ein Heide, wie, man mus dem harten Ausfall, 
Den er wider die chriſtlichen Einfiedler. der In⸗ 
fel Rapraja in feinem Sedichte thut, * ſchlieſ 
fen kann. 

VIL Es hat zwar in biefem Zeitr aum nicht 
an · chriſtlichen Di gefehlt; aber die wenig⸗ 
ſten waren Stalin; Prudentius und Juvens 
cus waren Spanier; Bilarius von: Poitiers, 
nd Aufonius, den einige. für einen Heiden hale 

sen,  Beofper und Sidonius Apollinnris wa⸗ 
ren Gallier. Sie gehören alfo nicht hierher. 
Publius Optatianus Porpbyrius,. von welchen 
ſchon im. erften Kapitel dieſes Buche Meldung 
geſchehen iſt, und Sedulins ind zwar eines un⸗ 
gewiſſen Vaterlands; die Italiener koͤnnen fig 
aber unter ihre Gelehrten rechnen, weil der erſte 
ba: dan Jahren 329 und 333 Praͤfelt zu Rom ge⸗ 
weſen iſt, **) bes andere aber fich. zu Rom sun 
SGelehrſamkeit gebildet hat. +) ;: Won Optatia⸗ 
mes Porpbyrius haben wir. ein mehr muͤhſames 
als zierliches Gedicht, wo bie-Buchliaben ben 
Verſe, ‚gegen andere Seiten hingeleſen, anberg 
wörter bilden. | ni iſt das arſte bekannte: 
Zur} 33: 7Acro⸗ 


> Not. 43. fur Honor. 260) v. . 439. ete.· 
ker) Tillemont in Conftantin. Art.’ 61.‘ u 
H iabbe Differt. de — Beciel, 






f 


‚358 2 


Aceoftichon in lateiniſcher Sprache, and ein 
Lobgedicht auf Konſtantin dem großen, welchen 
ber Dichter anflehzt, ihn nach Rom zuräcdzue 
sufen, woraus er, man weiß nicht warum, ver⸗ 
wieſen worden war. Er ſoll auch wirklich ſei⸗ 
ner Bitte. gewährt worden feyn.*) Tillemont 
beweiſet mit ſtarken Gründen, daß dieſes Ge» 
bicht im Jahr 326 geſchrieben ſey. Markus 
Velſerus hat es zuerſt bekange gemacht. Einige 
behaupten, dieſer Dichter ein Heide gewe⸗ 
fin, und habe ſich nur aus Eigennutz biuter dee 
Maske eines Ehriften verſteckt. Weil er aber in 
feinen Schriften alle Zeichen eines Chriiden an 
den Tag kegt, fo And Muthmaßungen nicht bin 
seichend, das BSeyentheil zu beweiſen. Ben 
dem Dichter Caͤlius Sedulius dat ber P. Labbe 
mis fritiſcher Genauigkeit gehandelt. Nach ei⸗ 
niger Meynung ſoll ee unter Theodoffus dem 
jüngern gebtühet haben. Sein Gedicht, Opus 
pafchale, in vier Büchern, worin er von den 
Wunderzeichen des Eridfers handelt, und wel 
ches. er ſelbſt auch in Proſa uͤberſetzt hat, und 
eine Elegie mit dem Zitely Veteris et novi te- 
Alamenti Collatio, hat er in Achaja geſchrie⸗ 
den, Unter feinem Namen ſind auch noch fuͤnf 
Bücher Ca minum und zwey Hyumnorum be⸗ 
fannt, welche 1704. C. Cellarius zu Halle ber« 
ausgegeben hat. Der goetifhe Styl dieſer 
iwey Dichter koͤmmt jenem des Claudianus nicht 

bey⸗ 
) Hieronym, in Chron. 





0 — = Zu 359 
Sen, übertrifft Aber an Zierlichkeit die meiſten 
Proſaiſten dieſer Zeiten. 

VUIII. Die uͤbrigen chriſtlichen Dichter find 
Procalus aus Ligurien, wie Sidonius bezen⸗ 
get, ) und Quintianus, des vorigeg Landes. 
‚ mann. **) Sidonius ruͤhmt fie beide über alle \ 
Maßen, und vergleicht ‘den erften mit Homer 
und Birgil. Man wird aber fehwerlich fehlen, 
wenn man fie mit Sidonius und andern Diche 
tern dieſes Zeitalterd in eine Klaffe fett. Beide 
find nach Gallien übergegangen, two damals 
Dichtfunft mehr als in Italien bluͤhete. D 
balden findet man‘ in der gelehrten Gefchichte 
von Frankreich ***) mehrere Nachrichten von 
ihnen. Paulinus, Bifchoff zu Nola vom Jahr 
410 bis 431, welcher zwar ein geborner Gallier 
war, jedoch aus Rom von einem fenatorifchen 
Geſchlecht abſtammte, und die längfte Zeit feines 
Lebens in yalien zugebracht Hat. Er hat viele‘ 
Gedichte und Briefe zu feinen Freunden gefchries 
ben, melche Werke von feinen Zeitgenoffen, ) 
befonder8 von Auſonius, ber fein Lehrer geives ‚ 
fen it, fo fehr gerühmt werden, daß, wenn 
nicht® mehr davon vorhanden wäre, um. fie 
ſelbſt beurtheilen zu koͤnnen, ihr Verluſt uns un⸗ 

34 erſetzlich 
*) Lib. 9. Ep, 135. **) Carm. 9. v. 287. etc. 
**) Tom. 2. p. 538-574- 


PD _Aufon. Fpiſt. 19. etc. V. Remondini Storia 
Ecclef. di Nola T. 2. p. 189, 469. ete. 


360 DE = 22 


exfeglich fcheinen würde. Wir finden aber in 
denfelben, außer einer großen Belefenheit in ber 
Heiligen Schrift und einer gewiffen Anmuch im 
Vortrage, nichts beſonders. Uebrigens iſt 
fein Stuf . ſowohl in feinen uͤbergebliebenen Ges 
dichten als in feinen Briefen, niedrig und un» 
zierlich, jedoch beffer als jener der meilten Ned» 
ner und Profaiften. Seinen Lebenslauf hat der 
pP. Zemondini in feiner SKirchengefchichte ber 
Stadt Nola *) am beften befchrichen. Eudlich 
ient noch Damaſus, römifcher Biſchoff, un⸗ 
9 Dichter gezaͤhlt zu werden. Einige Epi⸗ 
gramme zeugen von feinem dichteriſchen Geiſte, 
der ſich aber mehr durch gottſelige Gedanken 
als durch Zierlichkeit des Styls hervorthut. Er 
ſtand vom Jahr 366 bis 384 der roͤmiſchen Kir⸗ 
che ruͤhmlich vor, und kaun alſo unter die Ges 
lehrten Stalieng gerechnet werben, ob er gleich 
‚ein geborner Spanier war. . | 
IX. Wir duͤrfen bier der Dichtkrin Falto⸗ 
mnia Proba nicht vergeſſen, ‚welche ſich unter der. 
Regierung des K. Honorius durch ein ſonderba⸗ 
res Gedicht ausgezeichnet hat. Das Leben 
Chriſti zu befhreiben, hat fie aus Virgils Ge 
dichten alle die Verſe, die ſich ungefähr zu ihrem 
Vorhaben ſchickten, ausgeſucht, und damit ein 
Ganzes gebildet, welches noch vorhanden if. 
Sie folgte Hierin dem Beyſpiele des unter dem 
&. Clau⸗ 






*, Tom. 2. 





ee 56 


S Elaudind gerdefenen Konielt, Ufidius Bes 
0 ,*). welcher nach des Tertullians Zeugnig *%) 
der erſte geweſen ift, . ein Gedicht von diefer Art, 
nämlich ein Traͤuerſpiek Medea genannt, aus 
virgilianiſchen Verfen zu verfertigen. Scrive⸗ 
rius bat ein Fragment davon bekanni ges 
macht. **) Der gelehrte Wifchoff Fontanini 
führt verſchiedene Gruͤnde an, t) zu beweiſen, 
daß dieſe Dichterin gu Orta, eiyer Stadt ie 
Ganıpagna ‚di Roma, geboren war; fie find: 
aber nicht. fo überzeugend als jene, monit en 
beweifet, fe fey Bon ber berühmten Anicia Fal⸗ 
sonia Probe, Gemahlin bed Konſuls Anicius 
Probus, unterfchieden , welcher von einigen be⸗ 
fehuldigt wird, durch Verraͤtherey bie Gothen 
in die Stadt Rom eingefuͤhrt zu haben, ſie 7 
die Gemahlin des Prokonſuls Adelphius, 
der Vorname Anicia ſey ihr nicht eigen nn 
Gedachtes Gedicht von Leben Chriſti iſt dem 
8. Honorius gewidmet. Sie giebt daſelbſt u - 
verſtehen, daß Kr noch ein anderes über. bie 
- bürgerlichen Kriege der Roͤmer gefehrieben habe. 
Waͤre dieſes noch vorhanden, fo würde man im 
Stande ſeyn, ihre Stärke in der Dichtkunſt in 


beurtheilen. | 
35 X. Ich 


% Reinefil Infeript. antiq. p. 475. 

“*) Lib. de Pracfcript. e. 39. 

ek) Colledtan. ver. Trogic. | 

$) De Antiquit. Hortae Lib. 2. e. 1. etc, , 


J 


| 
X Ich glaube nicht, Baß noch ein merke 
würdiger Dichter im dieſem Zeitalter fich zu Noms 


hervorgethan habe, ben ich nicht genannt babe. 
‚Die übrigen-find fremd, nd größtentheils Gal- 


ker. Man muß gefichen, daß in diefem Zeit 


raum mehrere Gelehrten in Gallien al& in Ita⸗ 
Ken geblähet Haben. Der: Umgang mit den: 
Roͤmern ſeit Caͤſars Zeiten hatte ii den Galliern 
eine edle Begierde nach Kuͤnſten und Wiſſenſchaf⸗ 
ten angezuͤndet, ſo wie ehemals den Umgang mit 
den gelehrten Griechen in den Roͤmern das naͤm⸗ 
lcche bewirkt Hatte; und gleichwie eine Zeit ge⸗ 
‚weten iſt, da die Gelehrſamkeit viel ſchoͤner zu 
Rom als in Bricchenland bluͤhete; alſo bluͤhete 
fle Ist mehr in Gallien als in Italien. Indeß 
daß bier der fortbauernde Wechfel von- fchlechten 
und tyrannifihen Regenten, die Unterdruͤckung 
und Erſchoͤpfung der Unterthanen, die einhei⸗ 
miſchen Unruhen und Empoͤrungen, bie Pluͤnde⸗ 
rungen und Verwuͤſtungen freinder Nationen 
alles Gute verſcheuchten, empfand man dort ent⸗ 
weder nur ſolche Wirkungen davon, die nicht 
hinreichend waren, den ganzen: Staat zu er⸗ 
Kbüftern, - oder. man genoß eines gluͤckſeligen 
Sriedend. Daher erfolgte, daß nun die &e- 
lehrten nicht mehr wie. fonft aus Gallien nach 
Stalien,, fondern tielmehr yon Hier borthin zo⸗ 
gen, beſonders da die Kaiſer Konſtans, Julia⸗ 
nus und Gratianus ſich eine geraume Zeit dar 
ſelbſt auft lelten. | 
" XI. Von 





XI. - Son her dramatiſchen Dicheanft Dies’ 
ſes Zeitalters iR fein Denkmal, als ein Luſt⸗ 
fpiel, Aulularıa ober Querulus Piauti betitelt, " 
übergeblieben ,. welches man in dem Kollekti 
der alten Dichter finde. Es iſt eine ſchl 


gerathene:profaifche Nachahmung eined lekcen 
Luſtſpiels dee Plautus. Der Verfaſſer a | 


. HR unbekannt. Jedoch meynt Voſſtus,*) 


Habe zu Ihendoflus und Hondrius Zeiten gelebt. _ 
Ginige eignen es mit tMmenigerm Grunde dem: 
Beittifhen ‚Dichter Gildas zu. E86 if fehe 
wahrſcheinlich, daß die Schaufpiele biefer Zeiten: 
seitens in mimiſchen Poffen beflanden. . Denw 
zman findet zwar in gleichzeitigen Schriftſtellern 
einige Meldung von Bauflern,. bie man von⸗ 
Sichien naty Rom kommen lieh, aber von. feie: 
mem wohigtordneten Luſt⸗ ober Trauerſpiele. Es 
ſcheint auch, die ſcharfen Strafreden und bit⸗ 
tern Klagen der Kirchenvaͤter dieſer Zeiten wiber: 
Die Ehaufpiele, die fie als Schulen ber Unehr⸗ 
barfeit und bed Laſters abfchildern, paffen mehr 
auf mimiſche Handlungen, als auf lehrreiche 
Schauſfpiele. Daß der Aufivant und das zügels 
loſe Weſen auf ben roͤmiſchen Schaubühnen gang 
shne Grenzen mar, laͤßt fich auf dem ſchließen, 
was Ammianus Marcellinns erzählt, es haben 
zu feiner Bell zu Nom gegen drey tauſend Taͤn⸗ 
:  zerinnen und chen fo viel Tänzer gelebt; und in: 
einer Hungersuoth babe man ‚alle Fremde and 
| ber _ 
) De Poet. Lat. e. . * 


r 


ber Stabi getrichen, in aber ſreyen Aufent⸗ 
boale heſtattet. * 


— Das bett 1 Rap, 
Act, Beredſamkeit und Beammak, 


k We Haben in ber. Geſchichte der Dicht⸗ 
kunſt geſehen, daß verſchiebene Dichter: 
von gleichzeitigen Scheiftftelleen fo ſehr geruͤhmt 


werden, daß, wenn ihre binterlaffenen Werke 


sicht das Gegentheil bewieſen, wir fie. mit Hoe 
mer und Virgil in eine Klaſſe ſetzen wuͤrden. 
Das naͤmliche iſt in. Linſehung der. behrer der Be⸗ 
redſamkeit geſchehen. Eben die uͤbermaͤßigen 


Bveabeserhebungen find der ſaͤrkſte Beweis, daß 


Ber Geſchmack allgemein verdorben mar: denn: 
De Werke derjenigen, bie fo fehr geruͤhmt wer⸗ 
ben, ſind ſo befchaffen, daß man fie in heſſern 


‚Zeiten mit Ekel und Verachtung angehört, ge⸗ 


ſchweige deun mit Caͤſar und Cicero verglichen‘ 


haben würde. Einer von dieſen iſt ber beruͤhmte 


Marius Pictorinus Afeicanus, von dem ſchon 
erzählt worden: ift, er babe das Lehramt ber Be⸗ 
vedfamfeit zu Nom. niedergelegt, : da Julianus 
ben Ehröften das Kehren verbat.. Nach des Au⸗ 
guſtinus Ergählung *) war er damals noch nicht: 


‚ zum Chriſtenthum übergegangen. Es ſcheint 


Aber, er ſey demſelben fehen gewogen 
| Augu⸗ 
—XR Couſd. c. 2. . 








Ro 2 2.28 265 


Kugufians ße ihn als einen in. den freyen 
Kuͤnften fahr geuͤbten Alten, ber vieler Philoſo⸗ 
phen Buͤcher geleſen, durchforſcht und erlaͤutert, 
uud einige Werke des Plate in bie lateiniſche 
Eprache überfeßt habe, als einen Lehrer. vieler 
roͤmiſchen Rathshetrn, bem wegen feiner fon 
derbaren Gefchicklichkeit eine Bildfäule auf dem 
Forum des Trajanus errichtet worden fey. *) . 
‚Desgleichen verfichert. auch Hieronymus von 
‚ihm; **) welcher aber nirgends fagt, daß Victo⸗ 
xinus fein Lehrer geweſen ſey, wie der P. Caraffa 
„in feiner. Geſchichte des roͤmiſchen Athenaͤums be⸗ 
hauptet. ***) Der Himmel weiß, in was für 
einer Edition, oder in welchen Mannffripten, der 
Werke dee Hieronymus biefer Gelchrte anſtatt 
Vidorinus Rhetor et Donatus Granmaticus 
‚praseptor mens, wie man überall lieſet, Vi- 
‚&orinus Rhetor et Donatus Grammaticus 
‚magißri et prasseptores mei. Ronize inſigne⸗ 
- habebantur „ gefunden, habe. | 
II, Aber in feinen binterloffenen Schriften 
findet fich nichts, was ihn einer Bildfäule wuͤr⸗ 
Pig. mashte; denn fein Styl iR überhaupt, be⸗ 
ſonders In feinen dpgmatifchen Werfen, roh, 
‚Hart und dunkel. So nimmt ihm auch Hiers⸗ 
vymus ſchr übel, t) daß er ohne hiureichende 


—X 


Loec. eit. 
em Prael, Comm. in * ad Gala. 
» Loc. Pr 


- r 
w ’ 8 . .. 


36 ae er 


Renatwiß der heiligen Scrift fi uuterfangen 
Habe, von Religionsſachen zu handeln. Er hat 
‚einige Werke über: die Redekunſt und Gramma⸗ 
‚tit,. befonders aber einen Kommentar über de6 
Cicero zwey Bücher von der Erfindung, welche 
man in den Kolleftionen der «alten Rhetoͤrn und 
Grammatiker findet, und ein Eleine® Gedichte 
‚Über die fieben maccabaͤiſchen Märtyrer geſchrie⸗ 
ben. *) In andern Büchern handelt er von 
Dingen, bie zur. Gottesgelahrtheit gehoͤren, 
-welche in der Bibliocheca Patcum **) u finden 
find: Man’ fann fein Eterbejahr nicht beſtim⸗ 
‚men. Weil aber Auguſtinus im Jahr 386 vom 
ihm als einem nicht mehr lebenden Gelehrten 
ſpricht, fo ift gemiß, daß er vor dem gefagten 
Jahre geftorben fey. | 
- ME Die underdienten Lobſpruche, die dem 
Victorinus voh feinen Beitgenoffen gegeben wor⸗ 
den find, machen auch jene verdächtig, bie dem 
griechiſchen Sophiften Proereſius beygelegt were 
den. Er war ein Chriſt und oͤffentlicher Echrer 
der Nedekunft zu Rom. Im erfien Kapitel dies 
ſes Buchs ift ſchon Yon ihm erzählt worden, ber 
Kaiſer Julian habe ihn fo hoch gefchäßt, daß er 
ihn von dem allgemeinen Verbot zu lehren aus⸗ 
nahm. Es iſt auch noch ein Brief. vorhanden, 
worin ihm dieſer Kaifer ein großes Lob bey⸗ 
egt. 


*) V. Ceillier. Tom 6.p. ab. ete.. 
*) Vol. 4- Edit. Lugdun. F u‘ 








Amen = a E10 Zu 
legt. H⸗ Libanius fagt vom ihm .: er babe be 
durch feine ausgebreiteten Renntniffe und Ber 
famfeit jedermanns Mochachtung erwerben, und 
fügt noch Hinzu, es fep ihm nicht nur zu Nom, 
fondern auch zu Athen eine Bildfäule errichtet 
worden. **) Eunapius, der fein Leben befchrie 
ben hat, führt auch die Auffchrift der roͤmiſchen 
Brildſaͤule an, Regina Rerum Röma Regi Elo- 
.quentiae, die weder ſchwuͤlſtiger noch pebantie 
‚fcher feyn fann, uud ben damaligen Geſchmack 
.der Römer in einem Zuge entwirft. ***) Er 
‚Nett noch hinzu, die Roͤmer haben ihn, ehe er 
Rom verließ und nach Athen zuruͤckkehrte, et» 
‚fucht, ihnen einen mürbigen Nachfolger zu 
ſchicken, und er habe einen gewiſſen Euſebius 
‚von Alerandria dazu erwaͤhlt. Dieſer fchichte 
ſich ſehr wohl für Rom, fagt der Gefchichtfchreis 
‚her, well er gewohnt war, ben Großen zu 
ſchmeicheln. Ein trefflicher Charakter, ſowohl 
des Lehrers, ale der Roͤmer diefer Zeiten! Gre⸗ 
gorius Rasianzenud hat ein Epigramm über ben 
Tod bes Proereſtus Binterlaffen, $) worin er ihn 
als einem Mann von tounderbarer Bercbfamteit 
ruͤhmt. Dieß iſt ohne Zweifel von ber griecht⸗ 
fchen Beredſamkeit zu verfichen, und «8 kann 
gar wohl ſeyn, daß er Darin vortrefflich war. 

Es 





*) Julien. Fpiſt. 2. 

**) Ep. 278. p. 196: Edit. Amfiebod. 1738. 

°**) Vit. Sophift. c. 8. = 
t) Murator. Anecd. gta. p. Ie 


az . 5 

1 ajĩ )* 

AMEs ſcheint aber nicht,‘ als habe er einen feines 
Lehramts wardigen Römer unter feinen Echd- 
‚lern gehabt, meil die Römer einen fremden 
Nachfolger von ihm verlangten. . 

IV. Der P. Caraffa zaͤhlt auch Hierony⸗ 
mus unter die Lehrer des roͤmiſchen Athenaͤums, *) 
und beweiſet es mit folgender Stelle aus der 
Regel der Noͤnnen, die ſeinen Werken einver⸗ 
leibt iſt: Me, antequam viceſimum annum ae- 
tatis attingerem, urbs Roma in ſummum 
praeelegerat magiſtrum in omnibus pene Hi. 
beralibus difciplinis. **) Uber der P Earaffe 
hat nicht bemerkt, daß diefe Negel ein unterge- 
ſchobenes Werk ift, wie ed nicht nur bie neuern, 
‚fondern auch bie dltern Herausgeber davor 
erkannt baden. Jedoch hat er recht, wenn er 
erzählt, Hieronymus fey in feiner Jugend na 

Nom gefommen, dem Studiren obzuliegen. Demm 

er fagt felbft, ***3: er habe fich allda im Della⸗ 

miren geübt ,, und durch erdichtete Gerichtshaͤn⸗ 
del fich gefchicht gemacht, bie währen zu betreis 
‚ben. - Er babe oft die beredſamſten Sprecher 
vor Gericht mit folder Hitze difputiren gehört, 
daß fie die Sache außer acht feßten, und mi 

Schimpfworten wider einander loszogen. ' 

" V. Hingegen ik gewiß, daß Aurelius 
Auguſtinus die Redekunſt oͤffentlich zu Rom ges 

U Art 
*) Hifl. gymn. Rom. Tom. 1. r 
) cap. 11. Ä | 
#*) Comm, ia Epift, ad Gel. c. 2. 





Le Se 2 369 
Achtt Habe. : Er hatte ſchen zu Carthago diefem 
VLehramte vorgefianden. Weil im aber daſelbſt 
die ſchlechte Schnlordnung und das zuͤgelloſt 
Betragen der Echüler misfiel, fo .begab er ſich 
im Jahr 383 nach Rom, wo, wie er gehört 
batte, die Schüler mehr in. Zaum gehalten way 
ben. *) Er fand. aber auch bier, wie er ſelbſt 
erzaͤhlt, eine andere boͤſe Gewohnheit unter Ken 
Schuͤlern, fich gu vereinigen, und ohne bad Lehrgeld 
zu. begahlen davon zu gehen. *) Dieſes fcheint 
die Urſache geweſen zu feyn, warum er fich ug 
ein Lehramt der Redekunſt zu. Meiland. bes 
warb, ***) umb nachdem er. ed verhalten, im 
Yahr 384 ſich dahin begab. Er. hielt fich aber 
auch bier nicht lange auf. Dam kurz nach ſeie 
ner Beichrung zum Chriſtenthum verlieh er Ans 
ter dent Vorwand ſchwaͤchlicher Geſundheitenm⸗ 
ſtaͤnde fein Lehr und die Stadt Meiland, und 
kehrte Aber Mom zurück nach. Carthago. Ce 
Sat von feinen gelchrten Befchäfftigungen. zu 
Weiland und von dem Zuflande- ber dafigen 
Schulen nichts: anders aufgezeichnet, als dafk 
er in Gegenwart bed Konſuls und vor einen 
. großen Berfammlung feine Anträttörede gehaktem 
babe,t) und daß ein gewiſſer Mellaͤnder Ve⸗ 


*) Confefl, Lib. 5.c. 8 

**) ibid. ce. 12. " ibid, fc. 33. 

3) Contra Littexas Petillani.Lib. 3. .. " - 
II. Band. . er 


t 


270 ur 
yecandes, mit dem er fich: im eine genaut 
Freundſchaft aiagelaſſen hatte, die Grammasif 
vaſelbſt lchece. % - Diefer hat ſich auch kurz nor 
feinem Tode taufen laſſen, und als ein Chriſt 
geſtorben. 7%) Der gelehrte Ealchi neunt im 
reiner Geſchichte noch einen meilänbifchen Gelehr⸗ 
den, Namens: Hagrius Manlius, geweſenen 
Lehrer Valentinians II, und fagt von / ihm, er 
Habe einen: Kommentar. uͤber Virgils Gedicht 
vom Wrkerbau geſchrieben, ber ſich in einem 
Kiofter bey Tours befinde. ***) Weil aber bey 
Heinen: andern Schriftfieler von dieſem Mas 
nuſkript Meldung. gethan wird, auch Monte 
fauson in feinen Bibliothek es nicht: and Licht 
geſtellt bat, ſo kanns ſeyn, daß es ſich verloren 
babe. Dies iſt alles, was wir von der mei⸗ 
laͤndiſchen Gelehrfamkeit in dieſem Zeitalter 
wiſſen. Daß: die Befdrderfig derſeiben den 
Meilaͤndern am. Herzen lag, laͤßt "fich daher 
ſchließen, weil fie vom roͤmiſchen Präfelt Sym⸗ 
machus einen tüchtigen Mann, die Stelle eines 
Lehrers der Deredfamsfeit zu beſetzen, verlang⸗ 
ten, der ihnen den Nuguflinng. zuſchickte. Es 
iſt wahrfcheinlich, daB ber Aufenthalt verfchies 
dener Kaiſer zu Meiland, beſonders Valentin 
nians It, und des Erzbifchoffs Ambrofius Liebe 
zur Gelehrſamkeit einen guten Einfluß in die da 
figen Schulen gehabt. babe, 


) Lib. 8. Confelſ. c. 7. )tbid, 
#64) Hiß, Pate. Lib. 3. Ä 


VI. Ge⸗ 








VI. Gegen die Mitte ded dierten Jabthuuun 
bertö fani Minervius, ein herähiniter Gallier, 


wach Rom, die: Redefunft dafeihfl: gie Ichren: | 


Er war von Bourbdeaur, und hatte fchen fr 
Konftantinopel die Berebſamkeit gelehrt. Auſo⸗ 
nius vergleicht ihn mit Hen hetuͤhmteſten Diebe 
nern, *) und Hierouymus Mriche mit vielen 
Aqhtuug von Ihm, *) und bezeuget, er babe 
großen Beyfal zu Rom gefunden: Es iſt aben 
fein gutes Merkmal, daß in Diefen Zeiten faſt 
Beinen der. und bekqunten freinden: Behrer bie an 
ſein Fnde zu Rom geblieben if. Auch Miner⸗ 
vins kehrte im feine Vaterſtadt zuruͤck, und leht⸗ 
te daſelbſt die Redekunſt mit vielenn Ruhm. 9°) 

Um bie naͤmliche Zeit that Ach. Palladius, ein 
anderer frember Rhetor im roͤmiſchen Athenaͤum⸗ 
berdor, ****) den bie Verfaſſer her gelehrten 


Gehſchichte Frankreichs unten ihte Landsleuta 


zaͤhlen, +) obgleich ſein Vaterland ganz unge⸗ 
wiß, und der Beweis, den fie aus etnem Briefe: 
bes Synimachus an Auſonius +4) anführen; 
ganz ungegründer iſt. Symmachus tühmt feine: 
Geſchicklichkeit bie. Rede einzutheilen, feinen. 
Reſchthum an Verseisgräuden,. feine Gruͤudlich ⸗ 
Ma a0. keit. 
) Profeffor, Burdigal. Cara a 
*#, Chron. ad ai. 349: 
eosy Aufon,; loc; che. 
vr) Symmachus Lib; 1. kpin. 


P T.i. part. a4 1 loe. ei 


+ 


3. 
keit im Denken und die Zierlichkeit im Aus, 
druck.*) Alleine Rand feinem Lehramte nicht 
Jange vor, weil er zu einer vortheilhaftern Stelle 
Berufen wurde . Es ſcheintals fen er zu 
dem Rriegsftaude: Abergegangen; denn Sym⸗ 
machus bitter: ihn in ainem Briefe, einen Geo 
wiſſen Soldaten Benedictus, der feines Dienſtes 
entlaſſen war, wieder einzufeben.**%Y Seine Ro 
den mäffen ſich durch einen prächtigen Schmuch 
(vermuthlich durch‘ ein ſchwuͤlſtiges Weſen) ſon⸗ 
derbar ausgezeichnet haben,weil Sidonius 
Apollinaris, wann er unter andern vortrefflichen 
Rhetorn und Rednern feiner gedenfe, ihn durch 
Pompam Palladii ſonderbar charafterifirt. +) 
VilIIl Synmachus nennt noch drei) andere, 
die zu feiner Zeit die Redekunſt zu Rom gelehrt, 
oder fich in der Beredſaͤmkeit ausgezeichnet ha⸗ 
ben. Sie beißen Julianus, Ansonius und 
Ballus, des Symmachus Freunde und Heiden 
wie er. Den :enften lobt er fonderbar wegen 
. feinee Derebfamfeit:ohne Stolz, und zeiget an, 
daß dieſes zu-feiner Zeit eine feltene Sache war. HJ. 
Dem zweyten Baker verſchiedne Briefe zugefchries 
ben, worin er zu erkennen giebt, daß derfelbe 
Kom Amte eines Rhetors zu jenem eines gericht 
lichen Redners gefchriften fey. tt) Den britten 


empfiehlt 
*) ibid, - 
»*) Symm. Lib.3. Ep.5c. **#) Lib, 9. Ep. 1. 
f) Ub. 5. Ep. 16 Herme 


tHH)'Lib. 1. Ep. 89, go. ete 


N . 373 
empfiehlt er. Sen gewiſſen Nicomachus Slavia- 
nus zur Unterweifung feiner Kinder. *) Hiero⸗ 
uymus gedenkt auch mit vielem Ruhm eines ges 
wiflen Paterius ober Pater, ber erſt in Gallien, 
hernach aber zu Nom bie Beredſamkeit gelehrt 
hat. Endlich macht Libanius uns noch einen 
griechiſchen Sophiſten, Namens Glympius, 
Buch drey Briefe, die er an ihn geſchrieben hat, 
als einen Redner bekannt, ber wegen ſeiner Bes 
rebſamkeit zu Rom allgemein hewundert wur⸗ 
de.**) Alle dieſe waren Heiden. Hieronymus 
erwaͤhnt noch einen Chriſten, Magnus genannt/ 
den er in einem an ihn gerichteten Brief als el⸗ 
nen römifchen Redner rübmt, und. ermahnt, eis 
, wen Theil feines übermäßigen Sleißes, mit wel⸗ 
chem er den Cicero lad, auf die. Heilige Schrift 
zu wenden") Diefem Kirchenlehrer haben 
wir auch den Ramen bed Nebrierd Gennadius, 
ber zu des K. Konſtantius Zeiten zu Nom bes 
ruͤhmt war, ) zu verdanfen. 

VIII. Alle diefe Lehrer der Redekunſt und 
Medner find bey weitem nicht zu dem Ruhm ges 
kangt , den fih ©, Aurelius Symmachus burch 
die Beredſamkeit zu Rom erworben hat. Er 

"war ein Sohn bes 2. Aurelius Avianus Sym. 
Aaz machus, 

Lib. 6. Epiſt. 34. 

**) Epiſt. 848, 453, 481. 
***) Epift. 70. Edit. Veron, 
1) Chronic. ad an. 337. 


374 allem. un 2 | 
machus, ber ebenfalls nach dem Begriff dama⸗ 
Uger Zeiten .ein guter Redner und Liebhaber der 
Dichttunft ,*) and im Jahr 364 Praͤfekt zu Rom 
geweſen iR. . Er geſtehet ſelbſt, er: Babe. in der 
—— — einen Gallier, (viellticht Miner⸗ 
pius, der um dieſe Zeit die Redekunſt lehrte,) 
sum Lehrer gehabt. **) “Unter andern anſehn⸗ 
fihen Ebrenftellen bat er auch jene eines Statt⸗ 
halters in Afrika, eined Praͤfekts zu Rem im 
Jahr 384, (vielleicht auch in den zwey folgenden 
Hahren,) ***) und eines ordentlichen Konſuls 
im Jahr 395 )) begleitet. Er hatte bas Uns 
gluͤck, in die Ungnabe ded K. Theodoſius zu 


fallen, welches, nach des Caſſiodorus Zeugniß, 1) 


Wegen einer Lobrede Über ben Tprannen Maxi⸗ 
mus, umd nach der Erzählung‘ des Buche de 
promiflionibus Dei, welches ſich unter bem 
Werken Brofperd von Aquitanien finbet, wegen 
feiner. miedegbeliten Bitte um bie Wiederherſtel⸗ 
Jung des in Rom zu Grunde gerichteten Altars 
der Goͤttin Viktoria, geſchehen ſeyn fol. Der 
erſte ſetzt hinzu, er habe fih aus Furcht bed 
Todes in eine Kirche geflüchtet, und vom Kaifer 
Berzeifung erhal; ber andere aber erzählt, 
. | er 
®) Symmach. Lib. 1. Epift. 4. 
%#*) Lib, 9. Epift. 86. 
***) V. Corfini de Praefe@. urb: p. a 
1) Tillemont Hifl. des Emper. in T'heodof. Art.gr. 
tt) Hiſt. tripart. Lib. 9. 23. 











v 7 


er ſey fogleich . hundert Meilen weit beim RR 
'serwiefen worden. Es iſt mahrfcheinlich, dag 
er. bi zum Anfahg des ſuften cbrhunderts 
erlebt babe. 
IX. Nichts beweiſet wehe das Verders 
niß des Geſchmacks dieſer Zeiten als bie Lei 
ſpruͤche, bie dem Eymmachus bon. ſeinen Zeith 
genoffen beygelegt werden. Prudentius, der 
deſſelben Rede, um bie Wiederherſtellung dei 
Aitars ber Gottin Viltoria zu erhalten, mit 
einem Gedicht won. zwey Buͤchern beantwortel 
bat, ziehet ihn daſelbſt ſogar dem Cicero vor 
O Linguam miro verborum fonte fiuentein, ' 
. Romani desus eloquii, aui cedat er ipfe 
> Tullius; bes fundig dives- facundis gemmar., 
Os dignum, seterno tincium ‚quod fulgest 
auto, . 
- Simallet laudare Deum. 3; 


r 


Macrobius ſtellt ihn als ein Muſter eiter lu 


menreichen Beredſamkeit vor, und ſetzt hinzu, 
er werde hierin bon keinem ber Alten uͤbertrof⸗ 
fen. ) Gleiche, kobſprͤch geben ihm Am⸗ 
inlanus Marcellinus, **) Caſſiodorus +) unb 
Libanius. +) Vergleicht man aber mit diefen 
Lobeserhebungen bie uͤbergebliebenen zehn Tücher 


ſeiner Briefe orunter fich feine Anrede an 
a 4 Valen⸗ 





*) Ub. 1. ia Symmachum. 
%) Lib. 5. Saturn. er. #4) Lib.27. 63 
9) Lib. ı 1. Variar. Epiſt. 1. | 

11) Epi. 923. Edit. Auıfiel, 1758. 


“Ale ° 7F 


— 


376 nn _ 2 2 oo 
VSalentiniauns ab Theodoſtas um bie Wieder⸗ 
Herſtellung des oben gemeldten Altars befiudet, 
Die vermuthlich ein Meiſterſtuͤck feiner Beredſam⸗ 
keit ſeyn ſollte, ſo muß man ſich verwundern, 


Wie es verruͤnftigen Maͤnuera babe einfallen 
Können, ihn mit. Cicero zu vergleichen. Aber 


Mb dachte und ſchrieb man in ditſem Zeitalter. 


— 


Seit dreyhundert Jahren bewunderte man noch 
Immer-die glänzenden Einfälle und das verkuͤn⸗ 
ſteite ſchwuͤlſtige Weſen im Reden und Schrei 
ben: Hierzu gefellten fich noch. die rohen Aus⸗ 
brüde, welche man durch den Tangen Umgang 
mit fremden Nationen unvermerft angenommen 
hatte; wodurch ein neuer Styl entſtand, dem 
man faum verbauen kann. Folgendes Stuͤck 


‚ eines Briefs an feinen Bater famı um Beweis 


bienen, wie man ungefähr.im biefem Zeitalter 
ſchoͤne Briefe ſchrieb; „Onus aetate. noflra 
monetain Latiaris eloquii Tullisna incude 
finxiſti. Quidgdid in poetis lepidum, apud 
Oratores grave, an annalibus fidele, inter 
$raminaticos erddium fuit, ſolus Beufifii, 


. {uftus haeres veterum litterarum. Ne mihl 


verba dederis: navi ego, quid valeat adagio: 
füs Minervam. Adprimie calles epicam di- 
feiplinam, son minus pede lituum do- 
dus inflare. Atn tandem? Mandi aeque 
magnus et canendi, meat te opis indigum | 
mentiare? Haud aequum facis, meque mW 














Ä ae 377 
jnvat falla jacatio *) Ir dieſem Styl waren 
sermuthligh. auch ſeine Lobreden über Maximus 
und Theobdofius, und die andere Rede, vom 
welcher er in einem Briefe an Agbrius Praͤtezta⸗ 

ud Melpung thut, geſchrieben. 
‚> X Ben allen ben italieniſchen Rednern 
und Rhetorn, die in dieſem Zeitraum von unge 
$ähr zwey hundert jahren gelebt Haben, iſt fein 
voilkommenes Werk der Berebfamfeit vorhan⸗ 
den. Die. meiften haben ſich vermuthlich nur 
durch ihre Sehullchre und etwan durch einen 
großern Zulauf von Schülern, berühmt gemacht. 
Das einzige Dental, welches von der Wohl⸗ 
redenheit dieſer Zeiten uͤbergeblieben ift, ind die 
alten Lobreden über verfchiedene Kaifer, die mit 
jener des. juͤngern Plinius in einer Kollektion 
uebrmalen herausgegeben worden find. Aber 
Sm feinem ber befannten Verfaſſer derſelben 
dann man mit Gewißheit behaupten, daß er ein 
geborner Itakeırer war. - Denn Claudius Ma⸗ 
mertinus und Eumenius, bie. fchon Im vorigen 
Suche vorgefommen: find , Nazarius, Katinus 
Pacatus Drepanius waren ohne Zweifel Gadier, 
wie ihre Lobreden an den Tag legen. - Von dem 
andern Claudius Mamertinus, dem Verfaffee 
Der Dankrede au den K. Julian wegen bed erhal 
Henen Konfulats, weiß man nicht, woher er 
war, ob ‚Jon gleich die gelehrten Benediktiner 
Mas ver 


Ub.a. Fpiſt. 4 


378. 


on Granfreich unter. ihre Landsleute zaͤhlen. *) 


Die uͤbrigen der: gemeſdten Lobreden find ohne 


Mamen ihrer Verfaſſer, und ed iſt keine hiurei⸗ 


cchende Urſache vorhanben; warum man fie Ita⸗ 


[4 


lienern gueignen-folle. Es fann feyng daß ei⸗ 
ner oder der andere der Rhetorn Aquila Komas 
aus, Julius Roftnianus, Curius Sorsungsiae 


sus, Sulpitius Pictor, Emporius, Juli 


Severianus, deren Fragmente und kurze Ub» 
Yandlungen. über die Redekunſt Bram Pithoeus 


4m einer Kolleltion Herausgegeben hat, in die⸗ 
Sem Zeitraum gelebt, und Stalien zum Vater⸗ 


land gehabt Haben; allein was von ihnen über 
tzeblieben iſt, verdient nicht, daß man ſich viel 


um ihr Vaterland bekuͤmmere. Man kann Fa⸗ 
bricius **) und Gibert ***) daruͤber nachleſen. 

XL Weil ber geiſtlichen Reduer und Kir⸗ 
chenſkribenten Endzweck nicht iſt, nach den Re⸗ 


geln der Redekunſt bie Geheimniſſe der Religion 
entweder zu (ehren oder zu vertheibigen, ſondern 


ich damit zu begnuͤgen, daß ſte die Wahrheiten 


gruͤndlich und deutlich, der Faͤhlgkeit der Lee 
‘ober Zuhörer gemäß, in edler Einfalt vortre 


gen: fo gehoͤren dieſelben eigentlich nicht zur 


Gecſchichte der Berebſamkeit. Es giebt jedoch 


auch unter den Kirchenlehrern einige, die ſich in 
ibeea 


*) Nſt. Liter, de la France T, 1, patt. 2. p. 198. 


**) Bibl. Lat. Lib. 4. e. 8. 


#*%) Jugemene des Maitges EEloquenee, 





Ihren Schriften durch einen. reichen Torrath nem 
allerhand Kenatuiſſen, durch eine fonderbare 
Staͤrke, Aunmuth und Fierlichkeit vor andern 
ausgezeichnet haben, ale da ſind in dieſem Zeit⸗ 
raume Petrus Ehryfologus, Ambroſus und 
Keo. Dieſe will ih nur kuͤrzlich berühren, 
weil ihre Lebensgeſchichte aus der Kirchenhiftorie 
‚Kefannt genug if. 

Xll. Won Petrus Cheyfologus haben den 
P. Sebaſtiaus Paoli, der «ine vortreffliche 
Herausanbe feiner E chriften beforgt hat, und 
ber P. Binanni in feiner Geschichte von hen Ge⸗ 
Ichrren der Stadt Ravenna *) mit ſonderbatem 
Fleiß gehandelt. Im Jahr 433 wurde er. Win 
ſchoff von Raseunna, und flarb daſelbſt 449. 
Wegen feiner fenderbaren Aumuth im Vortrage 
bat er den Zunamen Chryſologus erhalten. Es 
fina 176 Homilien von ihm vorhanden. Sein 
Inteinifcher Schl mochte wohl. zu feinen Zeiten 





munter Die jierliehftn gejählt werben / i aber von — 


Der aͤchten datinitaͤt ziemlich weit entfernt. Det 
nmdmliche Bann man von den Schriften des Am⸗ 
fagen, worin jedoch mehr Lebbaftigteit 
Staͤrie gu ſeyn ſcheivt. Dieß batte er der 
Kenntaiß ber griechiſchen Sprache und bey 
Durchfor ſchnug der Werke der griechiſchen Kir⸗ | 
chenlehrer, beſonders bed Heigenet, zu berbana 
fen, von welchem er ober ben Fehler angenom⸗ 
wen hat, die heilige Schrift ei iR oft in alle 
* 





*) Tom. 2. ꝑ. 197. etc, 


120 lt 


goriſchem Verſtande auszulegen. Er wurbe ge⸗ 
zen dad Jahr 340 In Gallien geboren, ald fein 
Vater, ein adlicher Römer, Praͤfekt dafeibp 
war. in feiner zarten Jugend wurde er nach 
Kom geſchickt, dem Gtudiren obzuliegen; ) 
worin: ee einen fo gluͤcklichen Fortgang machte, 
daß er in Furser Zeit ald ein gerichtlicher Redner 
allgemein bewundert wurde. *) Diefed und 
Die Stelle eines Raths beym Präfekt des Praͤ⸗ 
Soriums bahnten ihm den Weg; mit bem Ehren⸗ 
geichen eines Konfuls den Provinzen Liguria und 
Aemilia vorgefeht zu werden. - Wie er: gu Mei⸗ 
land aus einem’ Heiden ein chriſtlicher Biſchoff. 
geworden, und wie ruͤhmlich er dieſe Wuͤrde be⸗ 
gieitet habe, iſt aus der Kirchengeſchichte be⸗ 
Yanne. Er ſtarb im Jahr 397 mit denr Ruhm 
eines Heiligen Manned. Was ben roͤmiſchen 
Biſchoff Leo betrifft, fo fuimmen zwar alle darin’ 
Sfanımen, daß ertir Ztalien geboren war; aber 
um feinen Geburtsors ſtreiten bie: Römer un 
Toskaner. Es gehoͤrt Hier nicht her, gu erzaͤh⸗ 
len/ was er als roͤmiſcher Biſchoff vom Jahr 
440 bis 461 rÄhmliches unfernomnien 
Ales dieſes haben Quesnel in der Herans 
der Schriften dieſes Kirchenlehrers, und die 
Herren Ballerini im ben ihrer neuern Auflage 
beygefuͤgten Anmerkungen, weitlduftig beſchrie⸗ 
ben. Ich IR nur hier emmersen r bag er nicht 
J “ RUE 
9 Baulliaus in ejus vi n. 4. 
*+) Ibid. u, 5. en. 


nn ar 


ae in bie Wahrheiten bes Chriſtenthums, ſon⸗ 
dern auch: in bie: weltlichen. Wiſſenſchaften «ine 
tiefe Einfiche Hatte; dieſes beweiſen feine Brivft 
and Homiklen, bie wir von ibm Baben. : Seit 
Styl if war nach der⸗ damaligen Art etwas 
Fart und roh; dieſer Fehler wird aber butch 
den kernhaften Ausdrack, durch die Gruͤndlich 

unb Staͤrke dee Gedanken ziemlich erſeht. 
BB it su bewundern, wie der franzoͤſiſche Ver⸗ 
faſſer des Dictionnaires ber Kirchenſtribenten, 
welches 1767 zu Lyon gedruckt worden iſt, ohne 
weiteres Nachſuchen habe fagen können, ) die 
neuefte und beſte Auflage der Werke des heftigen 
Leo ſey jene, die der P. Quesnel 1675 verauſtab⸗ 
ser hat; da doch jene des gelehrten P. Cac⸗ 
kiari 1753 zu Rom, uud die vmetianiſche bee 
Herren: Ballerini vom Juhr Precht neue und 
sokfommmer find. 

XIII. Die Grammatiker weſer Zeiten, de 
ren hinterlaſſene Schriften ſich meiſtens in Din 
bekannten Kollektionen finden, find Nelins Des 
ndtus, <Tonine Marcellgs von Ziselt, Bis 
sas Pompejus Seftus, Servius, Diomedes, 
Flavius Softpater Earifius, Simplicius vom 
Emona, Eitarius, Autelins Theodofius Wine 
‚obige, r md Wertianus Mineus Selir Eas 
pelle,” : Die merkwuͤrdigſten guter ihnen find 
Aelius Donatus, ben man von Tiberius Dos 
natus, beim ‚germepnten Verfaſſer einer alten 

| ae 
"Tom. 3. p. 120, °. 


388 —R 
Lebensbeſchreibung bed Virgils, unterſcheuren 
muß. Hieronymus hat zu Rom. unter Ihe 
Aubdirt. *) Neben den grammatifchen Schriften, 
wodon noch Fraquente vorhanden Rab, hat er 
auch eine Auslegung ‚der Gedichte des Terens: 
und Virgils verfaßt, obgleich diejenige, die usb 
ter feinem Namen noch vorhanden if, für juͤn⸗ 
ger gehalten wird: **) Sertins, ber entw 
* Theodoſius oder unter Donsrius Te 
Maerobius, fein Zeitgenoß, meint ihn den 
größten der Lehrer, *°°) und ruͤhmt beſonders 
- feine Auslegung des Viegila. Sehe, bie unter 
keinem Namen noch vorhanden if; wird vun ei⸗ 
wigen als eine Sammlung aus verſchiebenen 
Verfaſſern angefeben. Auch zweifeln einige 
darau, ob daR greimmatifche Wehf, welches 
ſeinen Namen trägt, don ihm ober von einem 
andern gleichen Namens berrühre +) Citarius 
ein Syrakuſaner, det zu Bourbeaux die Gramma⸗ 
it gelehrt hat, und wegen ſeines guten Koyfa 
won. Aufoniug ſonderbar geruͤhmt ‚wird. it) 
— FR welcher par bie Srammatit nicht 
Öffent« 






%, in Chronie. dan, 358. . 
*) V. Tillemont Hiſt. des Emper; in Conftentio. 


an. 65. Fabris Bib ie T Toms 1; pik. 33. 
Edie, enet. 


***) Lib. 7. Sturm. ec. 
H Febsic. Bibl. Lac. Tom. 2. p. 468. 
tt) Profefl, Burdigal, Ep. 19» 


Rn N 333 
fentlich"gelchre, jebuch mit ſolchen Dingen 


als da find, bie Unterfuchumg ber Alterthuͤmer 
and die Erflärung der alten Schriftſteller, weiche 


damals zu einem Grammatiker gehörten, inkt 


aber der Gegenſtand der Philologen find, ſich 
—— bat. Er war kein Italiener. ) 

Er hat aber under Theodoſius und Honorius in 
Italien gewohnt, wie aus ben Perſonen, bie en 
in feinen faturnaliſchen Geſpraͤchen redend an⸗ 
‚Fährt, bandgreiflich abzunehmen iſt. Vielleicht 
"ME er der Macrobins., + welcher des Honorius 
und Theobofiug Il oberfier Rammerherr war. **) 
Die Perfonen feiner Gefpräche, die eine heidni⸗ 
ſche Sprache führen , und feine genaue Freund⸗ 
haft mir Eymmachus, der viele Briefe an ihn 
ieben hat, mit Präteptatas und Flavia⸗ 
wud, ‚welche geichworne Feinde des Chriſten⸗ 
thums waren, beweifen, baß er kein Chriſt wat. 


XIV. Neben den Meinen‘ Schriften dber 
die Grammatik, roelche unter feinem Namen in 
den Kollektionen der alten Grammatiker zu fine . 
den find, haben wir yon Macerobius eine Aus⸗ 
legung des Teaums des Scipio, 100 er der pia⸗ 
sonifchen Lehre anhaͤngt, und einige aſtronomi⸗ 
fche Kenntniß an den Tag legt, und fieben Buͤcher 
der faruenalifchen Befpräche, welche bey Ges 
legenheit eines bem Saturn zu Ehren gefeyerten 

Feſtes 







©) Prooem. Lib, 1. Soturn. 


®*) Cod. Theodoſ. Lib. 6. Tit. & 


334 Zn 1 
Feſtes ſollen gehalten worden fe. Hier wer⸗ 
ben ſehr nuͤtzliche Sragen von verſchiedenen Al⸗ 
terthämern, von der Goͤtterlehre, von der Ge⸗ 
ſchichte und Dichtfunft aufgetdfet, viele Stellen 
der alten Schriftſteller erläutert, viele Geſetze 
and Gebräuche ber alten Römer und anderer 
Voͤlker bekannt gemacht, und ſolche Dinge vous 
getragen, wehche, die Werke der Alten gu ver⸗ 
ſtehen, hoͤchſt mäsfich. find. Aus diefer Abſicht 
muß man ihn auch nur leſen. Denn fein Styl 
hat viel tadelhaftes, wie er felbft geſteht, und 
fid) damit entſchuldigt, daß er in einer ihm 
fremden Spradje ſchrieb. Eben ſo wenig muß 
ihm zur Laſt gelegt werden, daß er ganze Stellen 
aus Seneka, Gellius und Valerins Maximus 
in / ſeinen Geſpraͤchen vorbringt, ohne die M 
len anzuzeigen. Denn in der Vorrede bed er⸗ 
ſten Buchs geſtehet er offenbar, daß er ſich 
ganzer Stellen aus anderer Schriften woͤrtlich 
bedienen wolle, und lehnt allen Vorwurf von 
ſich ab, wenn er ſagt: Nec mihi vitio vertas, 
fj, res, quas ex lectione varia mutuabor, ipſis 
ſaepe verbis, quibus ab ipfisfauctoribus enar- 
ratae ſunt, explicabo; quia praefens opus non’ 
eloquentiae oſſentationem, fed nofcendorum 
congeriem pollicetur, et boni confulas opor- 
tet, fi notitiam vetuflatis modo noftris non 
obſeuro, modo ipfis antiquorum fideliter vet« 
bis recognofcas, prout quaeque fe vel enar- 
randa vel transferenda fuggeflerint. Er hat 
de 0 fich 


® 





Anmerkungen herausgegeben. 
. u. on 


385; 


fi alfo nicht heimlich mit fremden Federn ges 
Haben. | 
XV. Martlanus Mineus Selir Eapella, 


| ſchmůckt, wie ihm einige zur Schuld gelegt 


ein Afrikaner von Madaura, von dem wir neun 
Buͤcher von’ einer Vermaͤhlung der Philologie 


mit Merkur haben, ſoll ſich eine geraume Zeit 
zu Nom: aufgehalten baben-*) Voſſtus iſt der 


Meynung, **) er habe viel fpäter gelebt. Ich 


will ihm jedoch licher ſeine Stelle hier anweiſen, 


‘als ihn ganz übergehen. - Sin der obengenann⸗ 
“ten allegorifchen Bermählung handelt Felix Ca⸗ 
"nella von der Grammatik, Aſtrologie, Arithme⸗ 


tie und verſchiedenen Wiſſenſchaften in einer 
“harten und rohen Schreibart; lehrt aber viel 
"gutes und nutzbares. Bugo Brotius hat dies 
fes Werk im viergehnten Jahre feines Alters mit 


Das vierte Kapitel. 
Bi e Be fc ich ge 


1 De⸗ Zeitalter, von welchem wir handelu/ 
— iſt ſo fruchtbar an großen und entſchei⸗ 


bvdenden Begebenheiten geweſen, daß eine mit 


Ordnung und Genauigkeit davon geſchriebene 
| . Gefehiähte 

*) Fabric. Bibl. Lat. Lib. 3. e. 15... u 

**) Vo, de Hiſt. Lat. Lib3. , 

J II. Band. En 55 ne . 8 


24 


6 


Geſchichte von ber größten Wichtigkeit ſeyn 
würde. Eine folche Gefchichte würde nicht nur 
‚genau beflimmen, was für frembe Voͤller da⸗ 
mals das römifche Reich uͤberſchwemmten, fo- 
dern auch woher fie famen, wo ihre urfprüng- 
lichen Gige waren, nad) welchen Befegen fie 
jebten, wie fie regiert wurden, und durch was 
für Gebraͤuche und Sitten fie fich unterfchieben. 
‚Sie würde den wahren Charakter der Kaifer und 
anderer merfwärbiger Perfonen abgefchildert, 
und weder ihre Tugenden aus Neid und Boss 
heit verfchtwärgt, noch ihre Fehler. aus Schmei⸗ 
‚chelen oder Zurcht verfchwiegen haben. Allein 
‚es fcheint, als fey die Verwirrung, worein des 
mals das Neid) verfeut war, auch in die Denk⸗ 
art und Schriften der Gefchichtfchreiber dieſer 
Zeiten übergegangen. : Denu was von ihnen 
in Betreff diefe® Zeitalter übergeblieben , iſt 
mehr oder weniger ohne Drdnung, ohne Fleiß 
und ohne Geiſt der Wahrheit gefchrieben, und 





iſt nicht Hinreichend, ung einen fichern und, voll⸗ 


kommenen Begriff von der innerlichen Berfaffung 
bes Reichs, von bem Charakter der Negenten, 
und von ber Befchaffenbeit der fremden Voͤlker, 
die fich endlich des occibentalifchen Kaiſerthums 
bemächtigt Haben, beyzubringen. 
| I. Serms Aurelius Picsor hat ung kurze 
Lebendbefchreibungen der roͤmiſchen Kaiſer von 
Auguftus bis ind 23 Jahr der Regierung des 
Eonfantius, dem er auf eine micberträchtige 
Art 


= nn 2 . 387 
Art fchmeichelt, binterlaffen. ‚Daß er um dieſe 
Zeit gelebt habe, beweiſet er ſelbſt durch ver⸗ 
ſchiedene Erzählungen. ) Weil er ſich einen 
Landsmann des K. Septimius Severus nennt, ) 
‘fo iſt nicht daran zu zweifein, daß er ein Afri⸗ 


:$aner war. Der Kaifer Julian verlich ihm die | 
"Statthalterfchaft von Pannonien, und berhrte 
“Ihn mit einer ergenen Bildfäule. **) Amine 


nnd Marcellinus, der dieſes erzähle, ſetzt norh 
hinzu, er ſey endlich auch Praͤfekt zu Nom gen 
worden. ine von Lindenbrog t)- bekaunt ge⸗ 
machte Aufſchrift beweiſet, daß er unter dem 


K. Theodoſtus dieſe Würde begleitete. Man 


kann bier und da aus feinen Schriften ſchließen, 
daß er ein Heide war. 

IH. Unter Sextus Aurelius Vietors Na⸗ 
men ſind neben den obengemeldten Lebensbe⸗ 


ſchreibungen der Kaiſer noch folgende Werke be⸗ | 
kannt: “ein fleined Buch mit dem Titel: Origo 


gentis Romanae, Kebensbefchreibungen bee 


- zühmter Römer; und ein Aussug der Lebens⸗ 
beſchreibungen der Kaiſer. Das erſte iſt ae 


genfcheinlich einied andern Werk; denn unter 
andern Schriftfiehern, die der: Verfaſſer als 
Quellen feiner Nachrichten anfuͤhrt, nennt er 
auch Victor, ben Afrifäner. Was das zweyte 
62 be 
*) Lib. 28. e. 16, “) ibid. €. 20. 
***) Ammian. Marcell, Lib. 21. c, 10. 
) In Not. ad Ammian. Marcell. loc. ih. 


388 7 
betrifft, fo iſt kein hinreichender Grund vorhan⸗ 
den, warum man es Victor dem Afrikaner ab⸗ 
ſprechen ſolle. Das dritte hat zwar den Namen 
‚eines Auszugs, und enthält viele Stellen, die 
in den Lebensbefchreibungen der Kaifer mortlich 
vorkommen; allein es ift niche nur diefen an 
der Größe far gleich, fondern auch in einiger 
Kaifer Lebensbeſchreibung weitläuftiger, und 
enthält verfchiedenes, was jenen widerfpricht, 
beſonders in Beflimmung der Lebensjahre bes 
‚ Kiberius, der Regierung des Titus, bed Ba» 
terlands des Trajans, des Orts, wo Lucius 
Verus geſtorben iR, und in andern dergleichen 
Dingen. Hieraus kann man mit gutem Grunde 
folgern, daß der Auszug nicht von Viktor dem 
Afrikaner, ob er gleich deſſelben Lebensbeſchrei⸗ 
bungen der Kaiſer pflegt beygefuͤgt zu werden, 
ſondern von Victor dem juͤngern, ber unter 
Honorius und Arkadius lebte, herrühre, welcher 
auch ohne Zweifel der Verfaffer des Buchs de 
Origine gentis Romanae, und der nämliche if, 
der in einigen dltern Herausgaben der Werke 
‚Paulus bed ‚Diafons victorinus genannt wird. 


IV. Ein: Zeitgenoß des Yurelius Victors 
‚war Slavius Kutropins, der Verfaſſer einer 
furgen römifchen Geſchichte von der Erbauung 
der Stade Rom bis zu ded K. Valens Zeiten, 
welchem fie gewidmet if. Weil ed in diefem 
Zeitalter verſchiedene anfehnliche Männer dieſes 
Namens 





— — — | —D 2 —— — 
- 


re 380 


Namens in Itallen gegeben bat, ) 'fo kaun 
man nichts gewiffes in Anfehung feiner beſtim- 
men. . Einer davon iſt Profonful in Aften, und 
im Jahr 380 Präfeft des Praͤtoriums getvefen.**): 
Suidas nenne den Verfaffer der Gefchichte einen 
Sophiſten; fehlt aber, daß er Eutropius, den 


Sopyhiſten, Für einen Staliener hält. Denn 
nach einem Briefe des Libanius ***). war er ein‘ 
Fremder, der zu Rom Gerichtshändel getrieben 


Hat, und endlich wieder in fein Vaterland zus 


ruͤckgekehrt iſt. Diefed war vermuthlich in 


Aſien, wofern diefer Eutropius ber nämliche iſt, 
an welchen Symmachus verſchiedene Briefe ge⸗ 
ſchrieben Hat. > Dieſen ruͤhmt Symmachus 


als einen fleißigen Liebhaber der Gelehrſamkeit, | 
der würdig fen, die merkwuͤrdigen Begebenheis - 


ten feiner Zeit’ zu befchreiben, 11) und zeigt atty 
daß er Güter in Afien beſaß. trt)  Iindeffen 
erzähle der Verfaſſer der roͤmiſchen Gefchichte 
von fich ſelbſt nichts andere, als daß er unter 
dem Kaifer Julianus wider die Perfer gefochten 
babe. Sein Styl ift zwar, teie jener der übris 


| gen Gefchichtfchreiber dieſes Zeitalters, weber 


rein u. Pe: er hat aber ben Vorzug vos 
| Bb 3 .- ., ‚andern, 


*) Fabric. Bibl. Lat. Lib. 3, c. 9. 


. ee) Valefiusin Notisad Amm. Marcel. Lib. 29: €.7: 
we) Fpiſt. 985. | 


H Lib, 3. Epll, 46-53. Ä 
tHhid. Ep 0 ffftf) Ibid, Ep. 53.: 


— 


jE) EEE „nz 
andern, baf.er zweymal in bie griechiſche Spra⸗ 
che uͤberſetzt worden iſt.) Tillemont haͤlt ihn 
für einen Heiden.“*) Wenögſtens giebt er ſich 
nirgends ale einen Ehriften zu erkennen. 

V. Noch ein anderes Werk der römifchen 
Befchichte baben mir. von Sextus Xufus, 
‚ober wie andere fchreiben, Rufus Feſtus, tele 


ches den Titel von den Siegen und Provinzen 


des roͤmiſchen Volks führe. Ihm wird auch 


eine Beſchreibung der vierzehn Regionen, in 


welche Rom abgerbeilt wer, zugeeignet, bie 
Graͤvius mit jener des Zeitgenpfien Publius 


WBictors, und mit einer dritten, die von dem 


| Zeiten bed Honoring und Valentinians III feyn 
ef, herausgegeben hat. ***)' Die dritte bat 
Muratori fehr verbeſſert, und ſeiner Sammlung 


von Aufſchriften einverleibt. ) Weil man dar 


fuͤr hält, das: bekannte ltinergrium Antonini 
and die pautingerſche Tafel rühren von des 
K. Theobofius Zeiten ber, fo. dürfen fie bie 
: wicht Übergangen werden. Es find zwar feine 
Werke, wozu viel Kopf gehörte; jedoch Ichren 
‚Re uns die ältern Namen der Stävte und Pros 
vinzen. Die. peutingerfche Tafel bat dieſen 
Damen von dem gelehrten augfpurgifchen Pa⸗ 
triciug 


u ® Voflius Lib.. 3. de Hik. Lai. & $. 


*) In Valente Art. 24. 
”#*) Theſ. Antiq. Rom. vol. 3, 
7) Nov. Thef, Inferipe. T. IV. p. 2128. 











4 
ασ- 391 
kricius, Conrad Pentinger. Diefer erbiele fie 
von Conrad Celtes, ber fie gefunden hatte. 
Dorauf wurde fie von Beatus Ahenanus ber 
Belt befannt gemacht, und von Marcus Vels 
ferus 1598 herausgegeben und erflärt. Aber 


die Herausgabe, welche Scany. Ehriffopb von 
Scheyb 1753 in 12 Tafeln vorgefielt hat, iſt 


Die befte, und mit einer gelehrten Abbanblung 
Begleitet. Das Original ift mit ber Bibliothek 


des Prinzen Eugenius, der es gefquft hatte, im 


Die Faiferliche Bibliothek nach Wien gekommen. 
Die Moͤnchſchrift und Figuren der Menfchn, 

die fi) auf dieſer Handſchrift finden, und eben 
fo ausſehen als die, fo man in den alten Fen⸗ 
ftergläfern und auf den Blechmuͤnzen und Cie 


geln antrifft, machen wabhrſcheinlich, daß fie 
- eben biefelbe fey, torlche ber Urheber ber Anna- 


Hum Colmatienfum 1265. verfertigt bat. *) 
Das Itinerarium Antonini iſt mit einigen an⸗ 
bern alten Reiſebuͤchern nach verfchiedenen Her⸗ 
ausgaben von-Peter Wefleling 1735 zu Amſter⸗ 
dam gebrudt, und mit den dazu nöthigen Nach. 
sichten erläutert worden. Dieſes Werk enthaͤlt 
alle Landfchaften und die vornehmſten Staͤdte, 
Seen, Fluͤſſe, Berge und Vorgebirge, Meere: _ 
und Inſeln des römifchen Reichs, bemcrft bie 
Entlegenheit eines Drts-von dem andern, und 
dient zum Wegwelſer ſowohl zu Waſſer als zu 

Bb4 Lande. 
D. int. get. Buͤſchings neue eindbeſcren. I hell, 

G. 4. ſechſte Aufſlane. 


392 ee . 


Sande. Die alten Manuffripte fragen faft alle 
deu Kamen Antonius Auguftus. Daher zwei⸗ 
feln einige daran, ob es dem Kaifer Antoninus 
Pins, ober einem andern zugehoͤre. Andere 
laͤugnen ed, und führen dieſes zum Beweis an, 
daß fi Namen gewiffer Städte darin finden, 
als da find: Conflantinopolis, Maximianopo- 
lis, Diocletianopolis, Conflantia etc. welche 
gu des Antoninus Zeiten noch nicht ibiich wa⸗ 
ren. Allein dieſes beweiſet nichts. Denn die⸗ 
fer Städte Namen koͤnnen in der Folge der Zeit 
hinzugeſetzt worden feyn. Das wahrfcheinlich« 
ſſte iſt, daß ſchon unter Julius Edfar-und Augus 
find eine folche Befchreibung des ganzen roͤmi⸗ 
ſchen Reichs gu Stande gebracht, in der Folge 
aber "durch Befehl verfchiedener Kaiſer, befon 
Ders des Antoninus, vermehrt, und zum 
Reiſen ber Kriegetruppen und anderer nutzba⸗ 
zer gemacht worden ſey. Aethicus in bee 
Vorrebe feiner Eodmograpbie ſagt, unter dem 
Kanfulat des Julius Caͤſars und des M. Anto⸗ 
nius fen das ganze roͤmiſche Reich von geſchick⸗ 
ten Männern ausgemeffen worden. Dieſes ift 
vermuthlich die erſte Grundlage unfers Itinera⸗ 
riums. Vielleicht trägt ed deswegen ben Mas 
men Antonius, weil e8 unter dem Konfulate 
des Antonius angefangen, und jenen bed Alte 
guſtus, weil es unter diefen Kaifer geendigt 
worden if. Denn es iſt offenbar, daß Unter 
nius Auguſtus wey deſchedent Namen ſeyn 
ſſen, 


nöffen ; wenn der. erſte ucht VUatoruuie heißen“ 


oll. Es fcheint ale, dag Berbindungee 
pörschen e2 ſey von den Kopiſten ausgelaffen, 
porden. Dieß kann Gelegenheit gegeben ha⸗ 
ven, daß man einen alten Erdbeſchreiber des 
Ramend Antonius Auguſtus erdichtet habe, 
Yofias Simlerus und Weffelinging haben in ide 
en Herausgaben des Itinerariums am beſten 
avon gehandelt. 

VI. Der beſte unter den Geſchichtſchrel⸗ 
ern dieſes Zeitalters iſt Ammianus Marceltt‘ 
ns. Er faun nur bediwegen unter ben italies 


iifchen Echriftftellern flatt finden, weiler Ah 


ine geraume Zeit in Italien aufgehalten bat. 
Denn er tar zu Antiochla geboren *) "und, 
zachdem er unter Conſtantius verfchledene Feld⸗ 
ige gethan hatte,“) unter dem Kaifer Valens 
sach Rom gekommen. ***) Hier ſchrieb er 
eine Gefchihte, die vom K. Nerva anfieng 
ınd bey des K. Valens Tode.fich endigte. Ub 


son den 31 Büchern, woraus fe beftand, find 


Ne erfien dreyzehn verloren gegangen; woher 

denn von der ganzen Gefchichte nur der Theil 

bom Jahr 353 big 378 noch übrig if. Er mar 

ein Heide, +) bat aber fehr befcheiden von dem 
 Bb5 . Ehrir 

6) Libanlus Fpiũ. 983. 

*#) Lib. 14. e. 9, II. Lib. 15. e. 9. Lib, 16. e. im 

Lib. 18. e. 6. Lib. 19. « 8. 
auck) Adrianus Voleſius in Praef. ad Amm. Marcel, 


) Idem de Anım. Marcell, vita et Libria, — — 


N 


9 


oben gefchrieben.. So wahrhaft er in feinen 
zaͤhlungen ift, fo. roh und hart if feine 
Schreibart, welches in dieſen Zeiten, beſonders 
von einem Fremden und Soldaten, nicht wohl 
anders gefhehen konnte. Er hat neben dem 
noch den Fehler, daß er mit unnuͤtzen Aus. 
(hieifungen von der Hauptſache abweicht, und 
mit unſchicklichen Deklamationen oft Ueberdruß 
erregt. Voſſius merkt noch einige andere latei⸗ 
niſche Geſchichtſchreiber dieſer Zeiten an, die wir 
mit Stillſchweigen uͤbergehen, theils weil die 
meiſten fremd waren, theils auch weil die weni⸗ 
gen uͤbergebliebenen Schriften derſelben Italie⸗ 
ner, die darunter find, der Litteratur Italiens 
mens Ehre machen. | 


Das fünfte Kapitel. 
_ Pbilofopbie und Mathematik. 


LG \r Philoſophie der Heiden war im Srund⸗ 
nichts anders als ein ſtolzer Dünfel, 

- den Weg zur menſchlichen Gluͤckſeligkeit beſſer 
als ein jeder anderer einzufehen: Daher warfen 
fid) die alten Philofophen zu Lehrern bes menſch⸗ 
lichen Gefchlechtd auf, und entfchieden, wie un. 
Erüglihe Drafel, was wahr und falfch, was 
Slücfeligkeit, Tugend und Laſter mären.. We 
nige waren unter ihnen, die fich die Erfahrung 
und bie Natur zur Richtſchnur im Denken feß- 
tem. 





ee 396 


n. Was die berũbmteſten ibrer Vorgänger 
lehrt, und mag fie von ihren Lehrern von Ju⸗ 
end auf eingeſogen hatten, das wurde als wahr 

ugenommen, und mit der größten Hitze ver⸗ 


yeidigt. Ein folchee Unding von Philoſophie 


ußte nothwendiger Weiſe in Verfall gerathen. 
s konnte nur fo lange befteben, als ber Eigen» 
ug und Ehrgeiz ihre Rechnung babey fanden, 
nd bis die chriftliche Religion die Oberhand ' 
wann. Weil diefe dem menfchlichen Denien 
averaͤnderliche Grenzen feste, fo 309 fie fich bie 
eindfchaft der ausſchweifenden Philofpphen Buy 

ab bewog bie beſten Köpfe unter ben Ehriften, | 
re Religion toider biefelben zu Sertheidigen, 
lsdenn verlor das Anſehn alter Lehren feing 
szaubernde Kraft. Denn, jene unterfischteg 
jeſelben mit möglicher Schärfe, und entdeckten 
r ſchwankendes Weſen. Hiervon findet man 
den Büchern der erfien Vertheibiger des Chri. 
enthums die beutlichſten Beweiſe. Nicht nur 
urchforſchen und widerlegen ſie daſelbſt ‚Diele 
Bepnungen ber alten Sekten, fondern ‚fie ent- 
ecken uns auch vieles davon, was uns ohne 
re Schriften unbekannt geblieben waͤre. Weil 
ieraus erfolgte, daß bie heidnifchen Philoſo⸗ 
hen unter ben chriftlichen Kaifern ihr Anſehn 
nd die Hoffnung zu einiger Beförderung ver⸗ 
sven, fo hoͤrten die Fremden, befonders bie 
Bricchen, endlich auf, zu Rom ihr Gluͤck zu 
uchen, und blieben zu Alexaudria und Athen, 


‚396 Geh 

to fie wege bes größern Zufluffed von Schuͤ⸗ 
lern fih mehr Nugen verfprechen fontiten. Die 

Roͤmer aber, die fich nie viel mit der Philoſo⸗ 

phie abgegeben haben, thaten es jet noch viel 

weniger, da fie fich in Woluft und Schwelgerey 

verloren. Dieß war meined Erachtens bie 


Haupturſache, warum wir in biefem Zeitalter 


ſo menige Philoſophen zu Rom finden.. 

.. I, Symmachus beklagt ſich fehe Über die 
geringe Anzahl guter Philofophen in feinem Zeit, 
alter. ) Die wenigen, bie er ung bekannt 

macht, find Prifcianus, den ee wegen feiner 
Wiſſenſchaft und ehrdaren Lebensart unter bie 
Vornehmſten zähle, und hinzufetzt, der Senat 
habe ihm eine hinreichende Befoldung angewie⸗ 
fen; *e) Baracus, ben er dem Auſonius em⸗ 
pfiehltz Maximus, deſſen Lebenswandel und 
Kenntniſſe in allen Wiſſenſchaften ex ſonderbar 
ruͤhmt; Erus und Nicias, denen er keine ge⸗ 
ringern Lobſpruͤche beylegt. »** Mir wiſſen 
aber nicht, ' ob dieſe Lehrer der Philoſophie 
Schriften hinterlaſſen haben. Es iſt nicht ein⸗ 
mal bekannt, ob fie Italiener waren. So vid 
iſt gewiß; daß man damals aus Mangel einhei⸗ 
mifcher Philofophen dieſelben aus Griechenland 
‘berufen mußte, um bie Lehrftühle zu Rom zu 
beſetzen. Dieß bezeugt ein Brief des Sym⸗ 
J machus 


Yin Ep. 3. Mm) wid. Ep. 70. 
®®*) Lib. 2. Ep. 29 et Ep. 39. 


+ 








. a £ j e) I 397 


machus an den 2 Theodoſtus, wo er dieſes hin⸗ 


zuſetzt, ein gewiſſer Celſus, den er zugleich ſehr 


ruͤhmt, habe ſich erboten, zu dieſem Endzweck 
nach Rom zu kommen, und ohne Beſoldung die 
Philoſophie zu lehren. Man merkt hieraus, 
daß damals den Kaiſern ein Dienſt geſchah, 
wenn jemand die Philoſophie umſonſt lehrte. 


Wenn fie den verdienten Lohn nicht gern gaben, 


fo hatten die Lehrer noch viel weniger andere 
Beförderungen von ihnen zu hoffen. 
1. Es fcheint aber, Mallius Cheodei 


rus, ein chrifflicher Philofoph, habe Die oben⸗ | 


genannten an Wiſſenſchaft und Ruhm übertrofs 
fein. Lirgelati.*) beweiſet aus einer Grabfchrift, 
die diefer Theodorus feiner Schweſter Manlia 
Dedalia zu Meiland geſetzt hat,. daß er ein ges 
borner Meiländer war. Gewiß ift es, daß ihn 


Auguſtinus als einen Gelehrten, ber zu Meiland 


wohnte, dafelbft gekannt bat, **). und dag Lu⸗ 
tanus von der Hauptſtadt in Ligurien, die das 
‚mals Meiland war, als feinem Aufenthalte 
foricht. ***) Er lebte unser Theodoſius und 
Honorius, und nachdem,er verfchiebene anſehn⸗ 
Jiche Ehrenſtellen begleitet hatte, wurde er auch 
u dm peaſeteuten von Gallien und Italien, 


und 


#) Riblioth. Seript. Mediol, Art, Flagrius et in 
a “Art. ” nlius. 


) Lib. 1. de Ordine e. 11. 
**+) Panaegyr. de Conſulatu Mallii Theod, 


4 





\ 


398 ze 


und endlich im Fahr 399 zum Konfulat befsr⸗ 


‘dert. *) Symmachus hat einige Briefe an ihn 
"gefchrieben , worin er feine Beredſamkeit ſehr 


hoch erhebt; **) und der Dichter Claudianus, 


der ihm bey feiner Befoͤrderung zum Konſulat 
ein Lobgedicht gefchrieben hat, rühmt daſelbſt 
feine gerichtliche Beredfamfeit, feine tiefe Eins 


ſicht in die philofophiichen Sekten, -und-feine 


"Schriften. Auguflinug macht ihn ' gu einem 
Wunder der Beredſamkeit und Großmuth, ***) 
“und widmet ihm fein Buch vom feligen Leben. +) 
Mit den Lobfprüchen, die ihm Lucanus in der 
gemeldten Eobrede giebt, ſtimmt nicht wohl zu« 
ſammen, was er in einem Briefe, worin er ihn 
"mit einens gewiſſen täuberifchen Aegypter, Nas 
" mens Syabrian, vergleicht, von ihm ſchreibt: 
Mallius indulget ſomno nodtesque, diesque: 
Infomnis Pharlus ſaera, profana rapit. 
Omnibus hoc Irelae gentes expofcite votis, 
: Mallius ut vigilet, dormiat ut Pharlus, tm) 
Es ſcheint aber, als habe Lucanus dieſes in ei⸗ 
ner Zeit geſchrieben, da Mallius entweder die 
Schlafſucht wirklich hatte, oder der Dichter 
"wider ihn Aufgebracht war. So ſcheint auch 
auguſtinus ſeine ihm gegebenen Lobſpruͤche zu 
wider⸗ 


"6) Tillemone in Honor. Art. 9. 

**) Lib, 5. Ep. 4, 15. 

*#) ‘Lib. 1. de Ordine e. 11. 
1) Pinef.’de vita beau. +4) Ep 29: 


| ji 2 — | 309 
piderrufen , tdann ‚er andermärtd fchreißt: 
Displicet tamen illic, quod Manlio Theodo- 
o, ad quem librum ipfum feripfi, quamvis 
lodo et Chrifliano viro, plus tribui, quamy., 
Jeberem. *) €8 fann jedoch feyn, daß es ihn 
me reute, geſchrieben zu haben, er waͤre dem 
eligen Leben nah, wenn er ſeine FZreundſchaft 3 
rlangte. J 

IV. Dieſe zwey Schriftſteller bezeugen, 
Nallius habe zu Meiland an einem Werke von 
‚er Sittenlehre gearbeitet, Claudian ſetzt in 
einem Lobgedichte noch hinzu, er habe auch vom 
Irfprunge der Welt und von der Seele geſchrie⸗ ® 
ven. Hieraus folgern einige, er ſey ber Verfaſſer 
»es Gedichts von der Sternkunde, welches 
anter des Manilius Namen bekannt iſt. Allein 
es iſt außer allem Zweifel, daß dieſes Gedichte 
u des Auguſtus Zeitalter und dem damals les 
henden Dichter Manlius gehöre. **) Salma-⸗· 
Aus fchreibt,***) es finde fich in einigen Biblio» .- 
thefen das Manuſkript eines Werks des Malind 
de rerum natura, cauſisque .naturalibus, de ..,. 
Aflris etc., und Fabricius ſetzt hinzu, Ja⸗ 
kob Mauſſakus ſey Willens, es herauszuge 
ben. +). Zirabofcht aber ſagt, er habe es in 
feinen ber gedruckten Eatalogen von Bibliothe⸗ 

ea 
) Lib. 1. Retractat. c. 2. w 
>) Siche des erſten Bandes Geite 200, 202. 
**®) In Pracf. ad Ampelllum. ' 
U) Bibl.. Let, Tom, 1. p. 353. 


400 Ri > 7 2 
‚Sen angezeigt gefunden; nur finden ich in ber 
koͤniglichen Bibliothek gu Paris *) unter des 
Mallius Namen ein kleines Werf über das ver⸗ 
ſchiedene Sylbenmaaß der Dichter. Wider 
mein Erwarten finde ich in der ſonſt gelehrten 
Abhandlung Alberts Rubenius von des Mals 
lius Theodorus Leben nichts, was zur Aufklaͤ⸗ 
rung dieſer Sache dienen koͤnne. 

V. Wäre uns bekannt, was Mallius 

von der Sternkunde geſchrieben hat, ſo wuͤrden 
wir vielleicht eine ausfuͤhrliche Kenntniß von 
dem damaligen Zuſtande dieſer Wiſſenſchaft und 
der Mathematik haben. Jedoch laſſen die Werke 

‚ber anderwaͤrts gedachten Grammatiker, Macro⸗ 
bius und Martianus Capella, die mit Fehlern 

wider die Grundſaͤtze der mathematiſchen Wiſſen⸗ 

ſchaften angefuͤllt find, nicht viel Gutes vermu⸗ 
then. Beide haben ſich auch mit der Sterndeu⸗ 
tungskunſt abgegeben, am allermeiften aber 
ulius Firmicus Wiagernus, kin gebornte 
icilianer, twelcher acht Bücher von der Mathe⸗ 
matif, das iſt, (mas man damals gemeiniglich 
unter dieſem Worte verſtand,) von der Stern⸗ 
deutungskunſt geſchrieben bat. Er führt darin 
alle die dahin gehörigen abergläußifchen Kunſt⸗ 
griffe an, vertheidigt dieſelben aus allen Kräf. 
„ten, und bedient fich oft des aftrononnifchen Ge⸗ 
"dichte des Manilius, ohne des Verfaſſers mit 
‚einem 
*) Catal. MSS. Lat. Bibl. Reg. Parif. Cod. 48q1, 
7530 


. ” . . s 
. “ u. PP 2 9,» 
Ri +, « . r} 














Ahle |; 408 
inem Morde zu gebenken. Weil aber auch mid 
re feinem Numen ein Wert de errore prophas ' 


arum Religionum, worin die Irrthuͤmer dee 
yeiden widerkogt werden, bekannt iſt, fo fallen 


zaronlus, *) Tillemont, *) Exiliier “u 
ndere auf den Gedanken, es mäffen unter des 


Konſtantinst Soͤhnen Konſtantin und Kon⸗ 
ans, zu welcher Zeit beide Werke geſthrieben 


nd, zweyh Schriftſteller dieſes Namens, einen 


n Chrift; der andere ein Heide; gelebt haben: 
Hein dieſes Urtheil Kin Ermanglung anberer 
eweiſe ſehr truͤglich. Denn hub ed nicht meh⸗ 
re chriftliche Schrifeſteller gegeben, die von 
‚en fo aberglaͤnbiſchen Dingen geſchrieben ha⸗ 
n? ober ſoll er eiwan⸗deswrgen beſſer ſehn,/ 
eil er älter war? Es iſt vielmehr zu veruima 
‚ent, daß ihm, wie desgleichen bey vielen News 
kehrten der eeſten Kirche geſchehen if, und 
sch zu: geſchehen pflegt, vieſer aberglaͤubiſche 
zahn odn der Sternbeutung noch angeklebt has 
.  Babrieiud,.ber davor haͤlt, Firmicus habe 
‚ch als Heibe bg’ der Sterndeutungskunſt ges 
rieben ) bat nicht bemerkt, daß Firmicus 


dieſem Werke von dem ordentlichen Konfe⸗ 


te bes rolanue feince Wieenatm „Melbuug 
. dbu6 

Annal, Eeel. ad an. 355. 

Y Hift. des Emp. id Conftantio det. 677. 

) Tom. 6. p. 1. Bib. Lat. Lib. 3, og, * 

Il Band, E Sn 


Hit.) Diefes Fällt aber ins Jahr 355, ) 
nachdem er (chen als Ehrift vor den “jahren 340 
und 350, in welchen Konſtantinus der jüngere 
und Konſtans geſtorben find, biefen Beiden dag 
andere Werk von dem Irrthume der beibnifchen 
Bieigion zugeſchrieben hatte. 
u Hieraus -erfichet man, daß es noch 
—* Berner und Anhaͤnger ber Sternden 
tungsfunft gab, ob dieſe gleich von Diokletian 
und Maximian ſcharf verboten. war. *") Je⸗ 
doch fürchtete man ſich, fen Aberglauben oͤf⸗ 
fentlich zu treiben. Dieſes beweiſet das Bey⸗ 
ſpiel des Firmicns Maternus, welcher Kr 
Mäcenaten, Lollianus, angelegentlich bittet, 
Sehriften nur wenigen vertrauten Zreunben zu 
geigen. +). Konſtantius ließ. zwey Geſetze in 
ven Jahren 359 und 358 wider die GSternbeuter 
gehen, und bedrohete diejenigen mit ber Tor 
desſſtrafe, welche biefe Kunſt treihen ober‘ die 
Behrer derſelben zu Rathe ziehen würden. ) 
Nichtsdeſtaweniger gab es noch immer Men⸗ 
ſchen, die ſich durch dieſes glaͤmende Nichts 
taͤuſchen ließen, oder wohl gar aus Bosheit 
andere damit betrogen. Die Schriften der 
Kirchenlehrer biefer und ber. folgenden Jahr⸗ 
hunderte bezeugen es. Wir merden aber hin⸗ 
fuͤhro 


) Lib. g8. 183. es) V. Faß, Conful. 
Cod. Juin. Lib, g. Tit. 18. L. 2. 
H Preef. Lib. 7. +) ibid. Lib. 5, 7. 


t . 





Ba > on 403 
ißro von din Aftrologen feine Meldung mehr 
hun. : Denn weil dieſes Handwerk durch die 
hriſtliche Religion ſtraͤflich und verächtlich ges 
nacht wurde, To gab fich nur die fchlechtefle Are 
on Menfchen damit ab, die nicht: werth find, 
aß man von ihnen fpreche. 

VII. Ein Schriftfieher vom Ackerbau fol 
iefes Kapitel ealicheng Diefer If Palladius 
er vierzehn Buͤcher, von denen das letztere —— 
zerſen geſchrieben iſt, davon hinterlaſſen hat. 
han kann weder fein Vaterland noch fein Zeit 
ter mit Gewißbeit beftimmen. Jedoch ift ger 


iß, daB er nach Apulefus, von dem er im fee | 


en Schriften Meldung thut, gelebt habe, und 
aß fein Styl, der zwar nicht ſehr rah und. uns 
ierlich iſt, den Zeiten, wovon wir handeln, 
ngemeffen fey. .Einige Gelehrte, beſonders 
ie Verfaſſer ber gelehrten Geſchichte Sant. 
eichs, balten ihn für einen Gallier, und zwar 
jr einen Sohn des Exuperantius, Praͤfekts in 
zaflien, der von Poitier@ gebürtig und ein 
Inverwandter des Rutilius war. *) Diefer 
rzaͤhlt von feinem Jungen Vetter Palladius, er _ 
9 ,, der Rechtsgelehrſamkeit obzuliegen, nad 
tom gekommen, und verfpreche fehr viel Su. 
ꝛs. »e) Daß nun diefer der Schriftfteller vom 
lckerbau ſey, beweiſen aus einigen alten 

c 2 Ranu⸗ 


) Rutilius Itiner. v. 221. etc. 
>) ibidem. 


R 


Manuffripten dieſes Werks, wo der Verfaſſer 
Palladius Xutilius Taurus Aemilianus ges 
nannt wird, und meynen, der zugeſetzte Name 
Rutilius ſey ein Beweis ſeiner Verwand⸗ 
ſchaft mit dem Reiſebeſchreiber. Andere muth⸗ 
maßen ſogar, Rutilius habe ihn an Kindesſtatt 
angenommen. . Ein jeder ſiehet leicht ein, baf 
biefer Beweis auf siemläp ſchwachen Süßen ſtehe. 


Das ſechſte Kapitel, 
Die Yesneywiffenfhnft 


1. ga chriftlichen Kaifern hat die Argneys 

wiſſenſchaft mehr als den heidniſchen 
ber vergangenen Jahrhunderte. zu verdauken. 
Bisher war Arzt, wer es ſeyn wollte; und man 
vertraute dag Leben der Bürger dem erſten Heften 
an, ohne vorher feine Geſchicklichkeit zu pruͤ⸗ 
fen. Wir erinnern und noch der Klagen, die 


Plinius der ältere darüber führt. Valentinia⸗ 


nus Imar der erfie, der im Jahr 368 den Aery 
ten gebot, ihre Kunſt nicht zu treiben, wofern 
fie nicht vorher geprüft und tauglich dazu befun⸗ 
den worden wären. Seine weifen Verordnun⸗ 
gen verdienen bier angeführt zu werden. *) Et 
befichlt, daß in einer jeden der ‚vierzehn Regio⸗ 
nen der Stadt Rom ein Arzt ſeyn folle, der auf 

.  Koften 
®) Cod. Theod. Lib. 13. L.8. Cod. Juin. Lib 

10. Tit, 52. L 9, 10, 


— 





u 


Bi 405 


doſten de Publikums den Armen Sepflche, baß, 
sofern unter ihnen eine Stelle erledigt worden, 
jenigfteng ihrer fieben den neuen Arzt prüfen 
den. Er verbietet ihnen, bie Reichen ang - 
zewinnſucht den Armen vorzuziehen, und bie 
zelobnung, . bie ihnen jemand in einer gefäht- 
chen Krankheit verfprochen, zu fordern; nur 
asjenige fol ihnen anzunehmen erlaubt fen, 
ag man ihnen bey gefunden Leibe verfprochen 
ibe. Die chriftlichen Kaifer beftätigten auch 
fe die Freyheiten und Vorzüge, bie von jeher 
n Nerzten verfattet morben waren. *) Aber 
'e diefe Geſetze und fehr beträchtlichen Privile⸗ 
en waren nicht hinreichend, zu Rom einen 
zt zu bilden, der durch Schriften die Arzuey⸗ u 
nde förderte, 

IL Mir finden aber auch keinen fremden 
zt, ber ſich zu Rom durch Schriften bekannt 
macht habe, Oribafins, von Pergamus in 
jen gebürtig, „ein Liebling des Kaiſers Julia⸗ 
s, war vielleicht der beruͤhmteſte Arzt diefer 
ten. Man fan aber nicht bemweifen, daß 
ſich je in Italien aufgshalten habe Das 
mliche gilt In’ Anfehung derer, die von ber 
zneykunde lateinifhe Schriften Binterlaffen 
ben. Marcellus der Empiriker von Bours - 
ur gebürtig, lebte zu Konſtantinopel bed 
fe als Leibarzt ber Kaiſer Abeodoſius des aͤl⸗ 

.. Ce 3 0. tem 

Ood. Thedd. Isc. eit. L. 10. 'Cod; Juflin. loc. 

it. L. 6, 9. Juliani opera p. 398... . 


EN 
— 
2 


400 © — 


ten, des Arcadius und’ Theoboſius bes ihn. 
gern. So war auch Pindicianus, deſſen Ges 
ſchicklichkeit Auguftinus fehr ruͤhmt, ein fremder 
aus Afrifa, und bielt fi) dafelpft auf, ob er 
gleich Balentinians I Leibarzt war.“) Deſſel⸗ 
ben Schuͤler, Theodorus Priſcianus, war ver⸗ 
muthlich auch ein Afrikaner. Von einem ge⸗ 
wiſſen Flavius der zu des Hieronymus Zeiten 
einige Bücher von ber Arzneywiſſenſchaft ger 
fchrieben bat, *) weiß man nicht, mo er ber 
war und wo er fih aufhielt. Don biefen und 
einigen andern fremden Aerzten und ihren Schrif⸗ 
en werden in Daniel le Elercs Beichichte der 
iesneyfunde ”) und bey Fabricius +) hin 
reichende Nachrichten gegeben. 
‚ 11 In des Symmachus Briefen findet 
man die Namen einiger Aerzte, die zu beffelben 
Zeit zu Kom lebten. Er lobt daſelbſt +) einen 
gewiſſen Diſarius als den geſchickteſten unter 
allen. Dieſer war in Guienne geboren, und 
kehrte mit der Roͤmer Mißvergnuͤgen in ſein 
Vaterland zuruͤck. tth) Macrobius fuͤhrt ihn 
in feinen Geſpraͤchen unter den redenden Perſo⸗ 
nen an, und Bu ihm das mnereräglide Lob, 
er 
Confeft, Lib 4.8 3. Lib, 7. co 2 
9%) Hieron. contra Jovinian,. ı .- '. _ 
vw“) P. 2. Lib. 4. Sekt. 1. c. 23. 
$) Bibl. Let.Lib. 4. e. 12. AL. E39 
ttt) Idem Lib. 9. Pe 43. 








\ ⸗ 


er wiſſe fo wohl, als die ſchoͤpferiſche Natur 
elbſt, was dem menſchlichen Leibe zutraͤglich 
m. *) Berſchiedene andere Aerzte werben. noch 
on Symmachus angemerkt, als ba find Enſo⸗ 
ius, den er nicht wenig ruͤhmt; ) Dionyfius, 
em er in einem Briefe einige Schüler der rg. 
eykunde empfiehlt; Ee) Epictetus, und. Jo⸗ 
annes.7) Aber weder dieſe noch andere Has 
en einiges Denlmal von ihrer Wiffenfihaft hin⸗e 
erlaſſen. Dieſer Mangel an Schriften in einer 
Viſſenſchaft, die ſich ganz auf die Erfahrung 
ruͤndet, macht alle bie Lobſpruͤche, die Sym⸗ 
nrachus und Macrobius ‚einigen Aerzten beple» 
en, verdaͤchtig. Wir haben auch ſchon oft in 
eſem Buche bemerkt, daß man ſich ſehr betruͤ⸗ 
jen wuͤrde, wenn man nach ben uͤbertriebenen 
obſpruͤchen, mit denen in dieſem Zeitalter Die 
Schriftſteler einander uͤberbaͤuften, hee E Se 
gickuchten beurteilen wolle. — 


Das ſi ebente Kapke. 


Die Kewtogelebefamteie. / 
l We Koufiantin und. bie; fofgendes Kalten 
viele neue Gefeße zur Beförderung des 
kbeiſtenchums gut Perbefferung der Eitten, 
u 13 4 u Ä und 
»Lb.7. Saturn, . Re | 

*) Lib. 2.Beuirg.: - ne 

t) Lib: 10. Ep. 40. war 


4% 0 3 
und zur Bertilgung: der abergläubifchen Ger 


Bräuche des Heidenthums abfaßten, und diele 


andere Geſetze, bie: diefem Endzweck zumiber 
waren, abfhafften, ?) fo war zu ihrer Abſicht 
fhlechterbings nothwendig, auf eine: einfoͤrmige 


+ Wilbung chriftlichgefinnter Rechtsgelehrten bes 


dacht gu ſeyn. Diefed kounte babuch ans 
fſteeherſten erlangt werben, wenn anfänglich in 
wenigen Pflanzſchulen vortreffliche Männer and 
allen Nationen und Ländern bes römäfchen 
Reichs gebildet wuͤrben, die hernach, in ihre 
Provinzen® vettheilt, die neuen Geſetze daſelbſt 
einfährten, und über bie Beobachtung: derſelben 
wachten: Daher wurbe von einem ber erſten 
ehrifklichen Kaifer das Gefch gegeben, daß bie 
Nechtsgelehrſamkeit nur zu Rem, zu Konſtauts 
nopel und zu Berytus in Phoͤnicien gelehrt wuͤr⸗ 
de. **) Rom war alſo im vierten Jahrbunbett 
der einzige Ort des oceibentaliſchen Saiſerthumg 
wo man die römifchen Rechte in oͤffentlichen 
Schulen lernen -Fewnte. . Welcher. unter ben 
Kaiſern der Urheber dieſes Geſetzes fey, iſt un⸗ 
bekannt. Juſtiniasus hat «8 nur erneuert. *) 
II. Die Gefeße, welche der Kaifer Kon 

” fait pr —— de⸗ Ebeſſteutheme und 

/ jun 


% Heine. EüR. ——— 78 1. X Po 
‘ gyr. Nazarii N. 38. ; 

2 ek id un | 

wet) Ibidem, | 





no 2 u 2 498 
um mechtheil der: Heiden vorſchrieb, und. die 
kntkraͤftung vieler Altern Seſetze floͤßten dag 
deiden den Verdacht ein, man habe bie gänp 
iche Abfihaffung der aͤltern Laiferlichen Geſetze 
ur Abficht. - Daher fanden fich zwey Rechts⸗ 
‚elehrten unter ihnen, toelche biefe Gefeße ſam⸗ 
nelten, um Re auf die Nachwelt zu bringen. 
Darand entfianhen zwey (Defesshächer, eine 
as gregorianifche, das andere das bermoge⸗ 
ianifebe, in welchem alle kaiſerliche Geſetze von 
dadrian bis zu Konſtantin begriffen waren. *) 
die Fragmente, die noch davon übrig find, 
‚at Anton Schulsingios gefammelt und erlaͤu⸗ 
ert. *) Die: erfte Sammlung wird (Bregos 
ins, einem Praͤfekt des Prätoriums. im Jade 
36, **) ‚bier andere aber .bem vortrefflichen 
Kechtsgelehrten Hermogenianus }) zugeſchrie⸗ 
en. Ran ſiehet hieraus, daß bie genannten 
wey Geſetzbuͤcher und das papirianifche,. wo⸗ 
on im vorigen Baude Erwaͤhnung . gefcher: 
en, Fr) durch eine aͤhnliche Veranlaſſung zu 
Stande gefomnuten find, mit dem Unterſchied, 
aß ang den Yuftrag bed Ratha und des Vol⸗ 

eg. les 


). "Gorhofredun Proleg. ad Cod. beqd. e. 6 


Heinecc. loc. cit. 


*) Jurlsprud, vetus ante- Juftintan. 2.4 
**) 'Tillemont in Conftantin, A “6 | 
) Heingee, lonı. its $. 35%. ne} 


1) S. 1, “u. BIP, Kane; Er yore er 


410 nn —= = 2 
kes, jene aber einen freyen pattioeiſchen Eifer 
jum Grund hatten. Nichts deko weniger er⸗ 
dvielten dieſe zwey Geſetzbuͤcher Eine eutſcheidende 
Kraft vor den Berichten, bis Ae mit bem theo⸗ 
doſiauiſchen von Juſtinlanus abgeſchafft wur 


dan.) 


III. Neben Gregorius unb dermogenia 
nus find zu Kaifer Konſtantins Zeiten feine au 
dere Rechtögelehrte mehr berüßent , als Aure 
lius Arcadius Cariſius und Julius Aquila. 
Sie werden aber von einigen noch iarbie Zeiten 
der 'heibnifchen Kaifer gefeßt; und ihr Vater⸗ 
land iſt unbekannt. Beide haben Schriften 
von der Rechtsgelehrſamkeit hinterlaſſen, weiche 
aber bis auf einige Fragmente, die man in ben 
| Digeſten findet, **) verloren gegangen find. 

IV. Außer biefen wenigen hat fi) bis auf 
ben Untergang des occibentalifchen Kaiſerthums 
Fein römifcher Rechtsgelehrter durch Schriften 
bekannt gemacht. Auſonius ruͤhmt zwar einen 

gewiſſen Sicilianer Vittorinus, welcher erſt zu 
Bourdeaur die Grammatik gelehrt; hernach aber 
iu Rom bi6 an fin Ende ſich mie der: Rechts; 
gelehrfamfeit befchäfftiget bat. Man weiß 

aber nicht, ob er hiefelbe öffentlich gelehrt, oder 
gerichtlich betrieben habe. "ER IR nicht leicht 
gu beſummen, warum in einer zei, da zu Nom 
bie 


e) Conftit. de Tafin. Cod! confem, 
*®) Aufon. Prof. Burdigal. 2. «+-- A 


A | ih. 
ie einzige Schule der Rechtsgelehrfamkeit im 
ccidentalifchen Kaiſerthum war, da der Zufluß . 
on Schuͤlern fehr groß, und ber Gewinn ber 
ehrer nicht gering feyn fonnte, biefe fich fo we⸗ 
ig durch Schriften ober durch ihre Lehre aus⸗ 
‚egeichnet Haben. ch will zugeben, was Am- 
nianus Marcellinus fagt, Nom fey damals im 
‚Den ſchaͤndlichen Laftern begraben geweſen: ſo 
aͤßt ſichs doch nicht wohl denken, baß der aus⸗ 
chmeifende Lebenswandel fo allgemein war, daß 
le Römer, deren Lieblingeflubium von jeher 
ie Rechtsgelehrſamkeit gemefen iſt, bis zur völ 
igen Unthaͤtigkelt in Laſtern verſenkt waren. 
Senn fo laſterhaft ein Volt feyn mag, fo finden 
ich immer wenige oder mehrere, beſonders vom 
jelehrten Stande darunter, bie Ordnung lieben, 
ind nicht Leicht von der Betreibung der Wiffen- 
chaft, welcher fie fich ſonderbar gewidmet ha⸗ 
en, abzubringen find. Das Uebel muß ohne 
weifel von der damaligen Beſchaffenheit der 
ömifchen Geſetze felbf und von dem Wiber⸗ 
pruch der Dentart, Sitten und Gebräuche, zwi⸗ 
chen den berrfchenden Ehriften und den unters 
rückten Heiden, hergeleitet werden. 

V. Mas bie damalige Befchaffenheit der 
Befege betrifft, fo kamen unter Konftantind Res 
jierung zu der unverdaulichen Menge der aͤlteren 
Sefege noch fo viele neue, als man ſich immer 
son einem Kaifer einbilden kann, der die Hel⸗ 
den in Chriſten unzubilden, die beibnifihen Ge⸗ 

braͤ uche 


aun = | 
Bräuche in ehrifliche. zu verwandeln. die ihnen 
ginftigen oder zweydeutigen Geſetze absufchaffen, 
und die herrſchenden Lafter auszurotten mil 
allem Ernſt verſuchte. Konſtantins Soͤhne und 
die folgenden Kaiſer bis auf Theodoſius den juͤn⸗ 
gern nahmen zwar keine Veraͤnderung in den 
aͤltern Geſetzen vor, vermehrten fie aber nach 
ben Beduͤrfniſſen ber Zeit und Umſtaͤnde ‚mit 
vielen neuern, fo daß fie Eunapius nicht ohne 
Grund eine Kaſt vieler Kameels nannte, *) 
Died hatte die üble Folge, daß die Rechts⸗ 
gelehrſamkeit bey den Heiden verhaßt und ver⸗ 
achtlich, und ſowohl dieſen als den Chriſten 
aͤußerſt ſchwer zu erlernen wurde. Daher muß⸗ 
ge natürlich erfolgen, daß, mer nicht durch Noch 
oder nieberträchtigen Eigennuß dazu gezwungen 
war, fich nicht einfallen ließ, dieſes Zach der 
Gelehrfamkeit zu wählen, wer es aber ‚hungrig 
ader eigennügig erwaͤhlt hatte, mehr auf Ränfe 
bie Sewinnfucht zu befriedigen , als auf die Des 
förderung. der Rechtögslehrfamfeit bebacht war. 
Es if daher ganz · wahrſcheinlich, was Mamer⸗ 
tinus in feiner Labrede auf den Kaiſer Julian 
ſagt, die Rechtsgelehrſamkeit ſey fa veraͤchtlich, 
daß man fie als eine nur den Freygelaſſenen 
anſtaͤndige Beſchaͤfftigung anfehe. **) - Man 
kn auf) willich vo ben vier obengenannten 
0:0 Kechtde 


In vita Acdeſi. | 
#*) Gratiaxum · aaio Jul Ns, © "70° 


a —_ — 413 
echtögefehiten ‚die fich vermuthlich dor ‚Roc 
antins Regierung gebildet haben, keinen edlen 
oͤmer mehr anfwaͤſen, her Ah Biefer wiſſen 
haft ergeben habe. :' : 

VI. Die epeifliche Reeliglon war b 
nmer als ein Zweig bed derhaßten Judenthums 
on den Roͤmern angeſehen worden. Sie weh 
bſcheuten die Chrifien fo ſehr als die Juben, 
nd hielten ihre Verſammlungen für Winkelſchu⸗ 
n ber Meuteren nnd BoBßeit. - Diefe ihnen. 
‚ verbächtige Religion, welche kurz vorher alß 
n Staatsderbrechen mit dem Tode beſtraft 
vurde, 'beſtieg ploͤtzlich den Faiferlichen Thron, 
nd ſchrieb ihnen Gefeße vor, die anf die Wer 
gung bes Heidenthums abzielten: Sie waren 
icht ſtufenweiſe hierzu vorbereitet worden. Ihre 
Yenkart war noch ju ſehr nach desßvorigen Zei⸗ 
m geſtimmt, als daß diefe jählinge Veraͤnde⸗ 
ung ſie nicht mit Furcht und Mißtrauen erfüls 
m ſollte. Daher entfland in ihnen der Arge 
hr, Konſtantin wärde ale Geſetze ber-heitne 
hen Kaiſer abſchaffen, und eine Beratung 
er neuen Geſetze. Welcher Heide Bird ſich 
ber wohl der hoͤchſt nrüßfamen Erlertung, 
h mil nicht ſagen, ſchriftlichen Erläuterung 
nd Echte, ſolcher Geſetzeẽ gewidmet haben; de⸗ 
en Vertilgung er jeden Tag befürchtete,” oder 
eren Endzweck war, feine Religion und Se 
raͤuche zu vernichten? Die naͤmlichen Umſtaͤnde 
eranlaßten, daß auch im orieutaliſchen m 

tyhume 


" 414 be en a , 


üme - Rh memand ber Rechtegelehrſamkeit 
widrete, als wer ſich durch Raͤnke und Betrug 
"9 bereichern Luſt haste, Ammianus Marcelli- 
nus bezengt dieſes in einer traurigen Ab ſchilde⸗ 
zung der orientaliſchen Rechtsgelehrten.) Es 
aſt alſo fein Wunder, daß es in dieſem Zeitraume 
an großen Rechtegelehrten fehlte, und daß. die 
Jerigen, die ſich dieſer Wiſſenſchaft ergaben, anf 
dem ˖ gemeinen Haufen ber Menſchen maren. 
Bon.diefer Act war wohl groͤßtentheils die Men 
ge der fremden Schüler zu Rom unter Valenti⸗ 
ia I, welche durch ihr luͤderliches Betragen 
Biefen Kaifer bewogen, das im erſten Kapitd 
dieſes Buchs angeführte ſtrenge Geſetz, welches 
nur ben ſchlechteſten Menſchen angemeſſen iſt 
wider ſinbzufaſſen. 

VII. Der einzige unter den chriſtlichen 
Kaifern, der nach Konſtantin dem großen einige 
nuͤtzliche Veränderung in den roͤmiſchen Gefehen 
seranftaltet hat, iſt Theodoſius ber jüngere. 
inter ihm kam ein neues GSeſetzbuch zu. Stande, 
meldyes-von ihm ‚den Namen Codex Tiheodo- 
fianus führt. Man fammelte in demſelben nur 
bie nothwendigſten und nuͤtzlichſten Gefege der 
vorigen Kaiſer, und. brachte fie in eine beſſere 
Drönung. Es. mar. aber ein Wert.  folcher 
Rechtsgelehrten, die zu Ronftantinopel lebten, 
und nicht hierher gehören... Jakob Gathefredus 
| Zu 5 bat 





\ 9) Lib. 30. e. 4. 7 


| nn 0 gif 


t in bee Vorrade feines Kommentars Über bier 
Geſetzbuch die Gefchichte davon ‚sehr gelehrt 
d autfuͤhrlich behandelt. Hier R nur noch 
‚sumerten, daß dieſes Geſetzbuch auch im occi⸗ 
ntaliſchen Kaiſerthum eingeführt wurde, und 
ſelbſt ſo lange Kraft hatte, bis Juſtinian ein 
ues herausgab. ı) Die Gcfepe, melche ben 
find der jüngere- nach ber. ‚Selonntmachung | 
ned Geſetzbuchs, und die uͤbrigen, fowohl 
lentaliſchen als occidentaliſchen, Kaiſer big 
f Juſtinian gegeben haben,’ find unter dem 
amen Novellae dem sheodofisuifchen Codex 
pgefügt. "Einige von Theodöflus und Valen⸗ 
nian III, adie hier nicht zu finden find, Hat der 
err Doctor Antonio Sicardini von Ravenna 
ı Jahr. 1766 mit gelehrten Anmerkungen 4 
nenza, und 1767 ber Herr Abt Jobann Ebris 
„ph Amaduzzi, Eehrer.der griechiſchen Sprache 
der Sapienz zu Rom, auch mit, Noten ans 
he geſtellt. Zwifchen dieſen zweyen Gelehrten 
um ben Vorzug. ihrer Menuffripse ein Streit 
tſtanden, der von beiden Seiten verſchiedenc | 
chriften veranlaft Hat. 

VII Mon findet aber- nicht, daß diefed 
ue Gefegbuch. des Theodofius ‚den Italienern 
uth eingeflößt babe, ſich in der Rechtsgelehr⸗ 
nkeit beruͤhmt zu machen; denn auch nach 
‚fer. Zeit bis von Antergung des erebentalk 

fm 


®) Gola. ad hd Theod t. z. 





J 7 


416 ee 


(hin Kaiſerthums hat ich feiner unket Ihren 
fonderbar hervorgethan. Ohne Zweifel haben 
die ungluͤcklichen Zeiten, befouders aber bie 
mehrmalige Hungersnoth, welche einen jeden; 
der nicht ein geborner Roemer war, aus Mom 
zu vertreiben, und den Lehrern ihre Beſoldun⸗ 
gen gu nehmen veranlaßte, bie toͤmiſche Schuie 
zde gentacht, und ben’üßergeblichenen Rechts 
gelchrten‘ allen Muth benonmen, ſich butch 
Sqriſten belannt ju machen. 


Das achte Kapitel. 
Yon Bibliochetem -: 


1. Se wenig man ans den Hichen Kirchen eu 
nes Orts auf einen gottfeligen Lebens⸗ 

wandel der Einwohner fchließen fahrt, fo wenig 
fäßt ſichs aus vielen Bibliotheken folgern, baß; 
wo fie fich befinden‘, bie Miffenfnaften bluͤhen. 
Dieß beweiſet Seneka von feinem Zeiten, und 
wirb auch In’bem Zeltraume, wovon wir hans 
dein, als wahr befunden. Mir Haben aus dem 
vorhergehenden geſehen, in was für fihlechtem Zu⸗ 
Rande bie Gelehrſamkeit in dieſen Zeiten zu Aum 
War. Jeboch fanden ſich daſelbſt untet Hono⸗ 
tius und Valentinian II tun und zwanzig 
Bffentliche Bibliotheken. Dieſes erzaͤhlt det ums 
bekunnte Verfaſſer einer von Panciroli und Mu⸗ 
sateri herausgegebenen Beſchreibung ber Fr 
.“ N te ** 


⸗ 





Ale 4117 


m, welche nufer einem ber genannten Kaifer 
chrieben worden if. *) Man würde Urfache 
hen zu zweifeln, ob nicht durch Nachläßigkeit 


r Kopiften die Zahl diefer Bibliothefen vers 


ſcht worden fen; da aber Publius Victor in 
nem etwas ditern Werfe gleichen Inhalts 
: Sadıe befräftiget, fo ift fie allerdings glaub» 
irdig. Es iR wahr, daß man nach Hadrian 
inen amdern Kaifer mehr findet, ber eine 
ibliothek zu Nom erdffnet habe; aber aus dem 
tillſchweigen der Schriftfieller laͤßt ſich nichts 
wiſſes fließen. Es Fann leicht ſeyn, daß 
ordianus die ihm geſchenkte Bibliothek des 
erenus Sammonicus zum oͤffentlichen Ge⸗ 
:auch beſtimmt, und daß von andern Kaiſern, 
je etwan wegen ber kurzen Zeit ihrer Megierung 
ine Panegprißten gefunden haben, ein gleiches 
eſchehen ſey. Go ift auch fehr mwahrfcheinlich, 
aß die Privatbibliothefen, die feit des Augu⸗ 
us Zeiten ein weſentliches Zugehoͤr eines roͤmi⸗ 
hen Palafied waren‘, **) und zur Pracht ges 
drten, ***) nach Maaß der verarmten oder 
tloſchenen adelichen Geſchlechter nach und nach 

von 


) Muratori Theſ. Infeript. T. 4. p. 2125. et 
p. 2132. 

*) Vitruv. Lib. 6. e. 8. Siehe des erſten Sant 
Seite 318. 

Hæaæ) Seneca de Trang. animi e. Q. 


Il. Band. ob 


t 


# — 


4igg — —- >” 


von den reichern durch Erbſchaft ober Kauf ge» 
fammelt, endlich aus Mangel der Erben oder auf 
andere Weife dem Publifum heimgefallen M. 
II. Unter biefen vielen oͤffentlichen 
thefen werden in der obengenannten Befchreie 
bung der Stadt Rom zwar nur die palatinifehe 
und ulpifcbe, oder traianifche, als hie vor⸗ 
nehmſten, genannt; wir haben aber feine Urfache 
zu zweifeln, daß nicht auch jene des Tiberius, 
wovon in der vorigen Epoche Meldımg geſchehen 
if, noch vorhanden getvefen fey. Daß bie pa» 
Iatinifche, welche vom KR. Auguſt gefliftee war, 
in einer fchredlichen Fenersbrunſt unter dem 
Kaiſer Nero fehr viel gelitten habe, if gehoͤrigen 
Orts angenterft worden. Daſelbſt wurbe auch 
gemuthmaßt, daß Domitianus, welcher fich alle 
Muͤhe gab, die beichädigten Bibliotheken zu er⸗ 
gänzen, *) ſich fonderbar babe angelegen ſeyn 


laſſen, die palatinifche wiederberzuſtellen. Hier 


findet ſich nun dieſes beſtaͤtigt, da fie als eine 
der vornehmften erfcheint. Eben fo wahrſchein⸗ 
lich ift ed, daB Domitianus auch jene, bie fein 
Vater im Tempel des Friedens errichtet hatte, 
and vielleicht noch andere wenigftene zum Theil 
wiederhergeftelt babe, die unter den neun und 
zwanzig begriffen ſeyn Finnen. 

1. Weil die Privarbibliorbeken ein noth⸗ 


‚ wendiges Zugehoͤr wohl eingerichteter Wohnun« 


gen anfehnlicher Roͤmer waren, fo Fonnte derfels 
. ' ben 


« 


*) Sueten, in Domitian. c. 20. 





Er | 
ne 419 


n noch mmer eine große Anzahl zu Rom fepn, 
gleich die Römer ſich nicht viel um das Stu⸗ 
en bekuͤmmerten. Was die wenigen Gelehr⸗ 
ı betrifft, welche ſich der Bücher nicht zur. 
eln Pracht, fondern zur Erweiterzg nuͤtz⸗ 
her Kenntniſſe bedienten, fo iſt nicht baran zu 
‚eifeln, daß dieſe ihre eigenen Buͤcherſammlun⸗ 
u beſaßen. Wenigſtens hatte Symmachus 
ve eigene; denn er thut ſelbſt Meldung davon 
ſeinen Briefen. *) Es gab auch in dieſen 
iten eine Menge Menfchen, die, um gelehrt 
ſcheinen, zahlreiche Bibliotheken fammelten. 
iefe gehoͤrten zu jenem Haufen gelehrter Affen, 
n welchen andarwärts angemerkt worden ift, 
6 fie, ‚um fich das Anfehn gelehrter Männer 
; geben, mitten: unter den Schaufpielen mit 
oßem Geräufche davon giengen, um efwan ei⸗ 
n Sophiſten beflamiren zu hoͤren. Viele ders 
Iben bildeten ſich auch wirklich ein, Maͤnner 
a der erſten Klaſſe in der Gelehrſamkeit zu 
ın, wenn fie mis einer zahlreichen Bibliothek ver. 
jen waren. Ein folder war. ein gewiſſer Gram⸗ 
atiter Pbilomufus, über welchen Aufoniug ig 
(genden zween Difichen fehr artig ſcherzt: 
Emptüls quod libris tibi bibliotheca referta efl, 
Dodum et grammaticum te, - Philomufe, - 


| putas. 
Hoc genere et chordas®#pleAtra et barbitd conde; 
Omnia mercatus, cras citharoedus eris. **) 


Da IV. 
9 Mb. 8 E22. ) Epign 44 


fr 


ga αα 


‚Bew bamals Hefiiftefen Moͤnchenorben, wo bach 
alle weltliche Wiffenfchafteh verboten waren, nicht 
"außer Acht gefegt.worden, wie Mabillon in dee 
ige des Patomind.anmerft.*) So befiehlt auch 
Benediktus in.ſeiner Regel, daß in feinen Rt 
Kern zum Gebrauch ‘der Mönche eine Bibliochsf 
‚ fegn fölle. Wie: viel weniger wird dieſes von 
den Birchöffen. Die für die Bildung guter 
Kircherdiener ſergen mußten, ‚sernachläßige 
worden ſeyn? 

V. Wäs sie römifche airch Indbefondene 
betrifft, fo finden wir fein Zeugniß eines der di 
tern Schriftfieller.,. welches beweife, daß fie ver 
Dark fünften Jahrhundert mit einer Bibliothek 
werſehen geweſen ſey. Die erfie, wovorni vor 
wiſſen, iR im Jahr 461 dom Pabſt Hllarus in 
der lateraniſchen Kirche errichtet worden. **) 
Hieraus folget'aber nicht, daß es vorher Daran 
semangelt habe. .. Die Paͤbſte Damaſus und Leo 
Haben folche Beweiſe von ihrer Liche zur geifl- 
lichen Gelehrſamkeit abgelegt, daß man vor if 
Ben nicht vermusgen kann, .fo etwas Weſent 
liches zur Befoͤrderung besfelben verwahrlofet zu 
haben. Aber diefe oͤffentlichen und Privatbiblie 
beten find groͤßtentheils durch: bie Verwuͤſtun⸗ 
gen der fremden Bälker, die im fünften Jahr⸗ 
Hundert Stalien überfielen, verloren gegangen. 


. Das 


©) De Studiis Monaſt. e. 2. ete. 
®*) Anaſtaſius Biblioch: in via Hlaci. 





| 


ee | 403 
Das neunte Kapitel, 
Die fbönen Büunfte 


4 J. Gleichwi⸗ in den vorigen Epochen die ſchoͤ⸗ 
nen Künfte mit den Wiffenfchaften im 
Verfoll waren, ſo fahren fie auch in der gegen⸗ 
wärtigen Epoche fort, mit denſelben immer un⸗ 
voutommner jue werden. Emlge Bildſaͤulen 
RKonſtantins des großen, welche noch vorhanden 
find, machen der damaligen Bildbauerkunft 
wenig Ehre. Nach Konſtantins Tode, meynt 
Wintelmann, *s) finde fich faſt fein Denkmal 
der Kunſt mehr. Diefed zu beweifen, führt ee 
tinige Ältere Werke an, welche in biefen Zeiten 
uingebildet worben find, um etwas anders vor⸗ 
zuſtellen, ju was fie nicht Befkimmt waren. Sch 
weiß aber nicht, wie dieſes mit den ungezweifel⸗ 
sen Nachrichten , die wir habe, daß dem Apol⸗ 
findriß Sidonius, Marius Victorinus, Proc 
reſtus, Elaudian und vielen andern berühmten 
Männern Bildfdulen errichtet worden find, des 
fiehen koͤnne. Schwerlich waren alle diefe Werfe 
alte Statuen voriger Zeiten, denen man die Köpfe 
abgebrochen und neue aufgefeßt Hat. Im fols 
genden Buche werde ich vielmehr bemeifen, daß 
Die Kunft in Stalien nie fo gang und. gar erlos 
fchen ift, baf ı man zu diefem verderblichen Mit- 
Dd4 . tel 


) witen⸗- Hict. de Yart T. 2. p. 330. 
) ibid, pag. 35. 


ES „2 

tel su fchreiten vonnoͤthen gehabt aͤbe. Dieſes 
twiderfpricht erftlich fich ſelbſt; denn ba es noch 
Künftler gab, die alten Bildlaͤulen neue Glied» 
maßen auf eine fchickliche. Weite zu, geben im. 
Stande waren , fo war die Kunft noch nicht ind 
äußerfte Verderben gerathen; und zweytens 
ſtimmt es nicht überein mit der Hochachtung, 
welche man in dieſen Zeiten gegen die Werke der 
Kunſt getragen hat Ammianus Marcellinus 
erzaͤhlt, zu ſeiner Zeit ſey ein eigener Dberaufs 
fehber, den man Centurio nitentium rerum 
nannte, über die Erbaltung alter Denfmäler u 
wachen, gefeßt worden. *) Diefer hieß in fol 
genden Zeiten Tribunus, hernach aber Eomes, 
wie wir in der Folge. fehen werben. . Sein Amt 
war, des Nachts ‚mit einigen Soldaten durch 
bie Stadt zu fireifen, um die Beſchaͤdigung ber 
Bildfäulen zu verhüten.. **) 

II. Diefes beweiſet aber auch zugleich, baß 
es damals Menſchen zu Rom gab, die mit bare 
bariſcher Freude die alten Bildſaͤulen zu verder⸗ 
ben ſuchten Das Geſetz, mit welchem Hons 
rius den Ehriften verbot, aus uͤbertriebenem 
Meligiongeifer die Bildfäulen, welche oͤffent⸗ 
lichen Gebäuden zur Zierde bienten, herabzu⸗ 
werfen, ***) giebt guten Grund zu vermuthen, 

daß 


— 


®) Lib. 16. e, 6. 
**) V.Valefli Not. ad Amian. Mareell. loc. cii. 
**#) Cod, Theod. Lib, 16. T. 10. L. 25, ..- 











\ 


A 1 


wWaß die Chriſten dieſer Zeiten großen Nüuthellan 
der Berfiffinalung vieler ‚beibnifchen Are 


mer der Kunſt gehabt haben. Diefed kann 


“aber auch zum Theil durdy bie Raͤuberey der 


"Großen bey Hofe veranlaßt worden ſeyn. 
Ummianus Marcellinus *) und Libanins *%) 


“erzählen von ihnen, ſie haben die reichſten und 


sthäßbarften Fierrathen aus den Tempeln ge⸗ 


raubt, um ihre Palaͤſte damit aussifchmäcen. 
Vermuthlich wurde der gemeine Poͤbel hier⸗ 


durch Qufgebtacht „die fentlichen Alterthu⸗ 
mer, woran ·E einen Antheil zu haben ſich 


aſchmeichelte, Viel lieber zu zerſchmettern, als 
Re der Habſücht der ſtolzen und mächtigen Höfe 
-linge zu üBerfaffen.: Herzu Farı. moch, duß 
damals: Nom mit: Membeiii angefült nah, 
die fich um die Erhaltung ber’ Zierrathen einer 


“Stadt, bie ihr Geburtsort‘ kt war, ivenig 


beluͤmmerten. | 
| In. Zu‘ des gon atius aueh war Kom | 


‚noch .ein fo wunderbarer. Begepfland, daß, be 


dieſer Kaiſer zum erfienmale .babin kam, er 
Über die Maßen daruͤber erſtaunte, und bes 


kannte, der. Ruf pflege zwar alle Dinge u 


bergrößeen, er finde aber, ‚daß er.im Betreff 
Ds 5” be 


BR . 
„A. 


®) Lib. 22. c. 4. 
” Aeud Valefum in Nas ud Ara, Marcel 





425 a _ 


der: Stadt. Mom zu wenig ſage.) - Davamı 
‚am. ihn eine. ‚heiße Begierde am, va der al 
sen: Kaiſer Beyſpiel dieſelbe noch mehr zu ver⸗ 
ſchoͤnern. Es ‚gefand. ſich damals zu Alexan⸗ 
drig ein Obelisk, den fein. Water, nach: Kon⸗ 
ſtantinopel beſſimmt batte., _;. Diefen ließ er 
nach Nom bringen und in. den Lirkus maxi⸗ 
‚mus ſetzen. ”).. Ci der naͤmliche, der unter 
Pabſt Sixtus ‚dem, fuͤnſtan wider aufgerichtet 
worden iſt. 

„IV. Was. ‚die Yankunffausehegg fo ge⸗ 
Reber. der Herr Ant Winkelmann, ***) fie Habe 
zu Konfkonting. Zeiten, noch ‚einigermaßen ges 
Alüpee. ‚Aber ‚sie Beyſpiele der -Pracht und 
des guten, Geſchmacks, die er, dieſes zu bewej⸗ 
(eh aufuͤhrt, find von aitarn Beiten,:. einen 
Teipel ausgenommen, den Konflantin wieder. 

hergeſtellt haben ſoll, So. war: auch die Ma⸗ 
erkunſt noch nicht ganz vernachlaͤßiget. De 
Bibliothefar Anaſtaſiuch erzähle, die Paͤbſte 
Sylveſter, Juliusj, Liberius, Leo und andere, 
haben berſchiebene Krchen mit Gemälden aus⸗ 
geziert. Aber die Namen der Maler ſind un 
·bekannt. Shymmachus ruͤhmt nur einen, des 
Mamens Cucilluꝶp Die Malereyen des 
Vvatltaniſchen Monaſttipts ber Werke des Dir 
gi 
r) Amm. Marcdil. Lib. 16. €. 10 
*) Idem Lib 1.4, , ©. 
#88) Loc. cit. p. 332. H Lib. 9. Ep. 4. 











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iR, Die Spies: Paxtoli abgtjnichnet. mab.ı745 
Der: Jeſut· Ambrogl feiner vertrefflichen Heraus⸗ 
‚gabe der-gepeungen Werke beygefuͤgt hat, wer⸗ 


Oen ſowohl als jene der, vatikaniſchen und einer 
andern von · Prireſeiua arwaͤuten Handſchrift 

der. Luſiſpiele des Terenz, yon denen bie erſte 
mit den genannten Ahbilduigen im abe ‚2735 


m Urbind prächtig im Druck arſchienen if, für 
Werke von Konſtantins Zeitalter gehalten. Auch 
Minfelmang iſt Biefer. Meynung, und bemerkt, 
die Abzeichnungen des Santes Parse ſaͤhen 
wiel ſchoͤner aus als das Driginal. | 
7 :V%, Man:fiudet auch; baß di⸗ ‚mefaifche 
Anheit in Diefam Zeitalter. noch fehe Ablich ‚war. 
ESymnrachus beudet es Ist einem Briefs, unp 
Sißiget. bie Bempbubeit, bie Voaͤder mehr mit 
Werten dieſer Kunſt als seit, Malerepen zu gie⸗ 
ren. *) Es wurde ſogar dawais von, einem 
gewiffen‘ Antiochus‘ eine Urt "mofaifcher Arbeit 
erfunden, bie bis dahin unbelannt geweſen 
war. *) Man weiß aber eigentlich nicht, 
worin biefelbe befand. Die obengenannten 
Paͤbſte zierten ihre Ricchen damit, tie ber oben« 


- genannte Anaftafiug erzählt. 


VI. Uber nijts Fonnte für bie fühdnen 
Künfte verberblicher ſeyn, ald der Einfall bar⸗ 


barifcher Voͤlker, welche ganz italien verwuͤſte· 


ten, und Rom mehr als einmal plünderten. 
) Dan 
*) Lib. 6. Ep. 49. 


:9%) Idem Lib. 8. Ep. 41. 


r 


436 ze _ 


ber: :Stabt Nom gu: wenig fage.”) Dam 
‚kam. ihn eine. heiße Begierde au, wach der al 
Ken: Kaiſer Beyſpiel dieſelbe noch mehr zu Yer- 
ſchoͤnern. Es hefand fi damals zu Alexau⸗ 
dria ein Obelisk, "hen fein. Water, nach Kon⸗ 
Rontinopel. beſtimmt hatte. Dieſen ließ er 
nach Kom bringen und in den Eirfug mag 
‚mus ſetzen. 8 Szif der naͤmliche, der unter 
Pabſt Sirtug ‚De. Rinften misder aufgerichtst 
worden iſt. 

‚IV. Was de. Yontonfp,nugsbeig ſo 9 
Re der Herr Apt Winkelmann, ***) fie hahe 
zu Kouſtantins Zeifen. noch ‚einigermaßen ges ' 
Kluͤhet. Aber; die Beyſpiele der Pracht und 
hes guten, Gſchmacks, die er, dieſes zu bewei⸗ 

fe qufuͤhrt, fan: Hm ältarn Beiten,.. einen 
ei ausgenommen, den Konſtantin wieder⸗ 
erxgeſtellt Haken fol, - So. war auch die Ma⸗ 
erkunſt noch nicht ganz vernachlaͤßiget. Dir 
Bibliothekar Anaftafiig erzähle, die Paͤbſte 
Sylveſter, Julius I, Liberius, Leo und andere, 
Yaben verſchiebene Sehen mit Gemälden 'aud 
geziert. Aber die Namen der Maler finb u 
bekannt. Symmachus ruͤhmt nur einen, des 
Mamens Cucillus "Die Malereyen des 
vatitaniſchen Monaſttipts der Werke des Vit⸗ 
in 

Amm. Marecſl. Lab. 16. ‚& 10 
*) Idem Lib, 17.54: . 5 BR 
®**) Loc. cit.p. 333. N Li. 9.EP.49- . . 











un "a 


Die Gelehrſamreit in Stalin unter von | 


ht \ 


Juuen war nun unter der Sewalt fremder 


‚Nationen, und mußte ſolchen Regenten 
* von denen man ſich nichts anders 
verſprechen konnte, alẽ was eine rohe und unter 
den Waffen verwilderte Gemuͤthsart zu unter⸗ 
nchmen faͤhig iſt. Ein aus verſchiedenen noͤrd⸗ 
Uchen Gegenden zuſammengefloſſenes kriegeriſches 
Volk uͤberſchwemmte Städte und: Land, und vers 
miſchte ſich mit den alten Einwohnern, berem 
@lädsumfände und Sitten ohnedem ſchon nicht 
verderbter ſeyn konnten. Schlechte Augfichten 
fuͤr die Wohlfahrt und fuͤr die Litteratur der 
Italiener! Richtsdeſtoweniger haben ſich nach 
der Eroberung des Landes dieſe Könige und ge 
Bölker, die von ben‘ Italienern Barbarn gm . 


nannt werden, viel gelinder und beſcheidner gen 


gen fie betragen, als fich die meiften ihrer gefltten 
sen und gelehrren Kaifer gegen fie, und fie ſelbſt 
ich gegen fremde Nationen, da fie ihnen das 
zömifcye Joch auflegten, bewieſen hatten. Denn 


‚welchem übermundenen Sande haben nicht die - 


Römer ihre Gefeße und Eprache aufgedrungen? - 


Ä u. übermundene. Veller Naben: fe a | 


EEE 


theils durch Auflagen, Theil durch die Haba 
ihrer Starthalter erſchoͤpft? Hingegen ließen die 
Herulen und Gothen den Itallenern ihre Geſetze, 
lernten ihre Sprache, und preßten ſie nie mit 
fſchweren Auflagen, Es wird vielmihr aus fol 
gendem Kapitel erhellen, daß ihre Foͤnige ein 
ſehr ſanftes Regiment gefuͤhrt, und den Italie⸗ 
nern weder in der politiſchen Regirruug, noch in 
Abſicht der Religion, einige Urſache gegeben ha⸗ 
ben, ſich nach ihren vorigen Monarchen zur ſeh⸗ 
um. Was aber am:meiflen zu. bewundern iſt, 
fo haben fogar die roheſten Regenten inter ih⸗ 
- sen, denen kaum dev Name ber Wiſſenſchaften 
belannt ſeyn konnte, bie Gelchrfamfeit in ſehe 
hohem Werth gehalten, und die Gelehrten ihres 
reblibigen Schutzes gewuͤrdiget, wie ſichs 

der Folge dieſes Buchs deucheher cup 
—* od, 


Das ef fe Rapite, 


Alfgemeiner Begriff von der pin der 
faſſung und Kitteratur. 


1. Memdem Oreſtes ums Leben gebracht und 
Auguftulus abgefegt tvar, ſah ſich Odoa- 

ee im Jahr 476 im friedlichen Beſitz von ganz 
Italien, und niemand hinderte ibn. ſich dem 
Baiferlichen Titel angumaßen. Nichtsbeſtowent⸗ 


ge war er ſo beſheinen, daß er. dieſe Wuͤrde 
2} dem 


— — — = nm. — — — — «u m a "1 nm z—- m 


| 
u 2 — = 431 
dem Htlentaliſhen Kater Zeno Dein Aber) 
ihm durch eine Gefandfchaft huldigte, und fich 
neben der untergeordneten Regierung nicht® am 
bers vorbehielt, als ben Namen eines romiſchen 
Patricius. Jedoch nahm er in der Folge den 
Titel eines Koͤrigs von Italien am, und Zeno 
befand ſich nicht in den Umftänden, ihm diefe 
Wuͤrde ftreitig zu machen. Er verdiente fie auch 
wegen ſeiner weiſen Reglerung, wodurch er dert 
erſchoͤpften Unterthanen eine langwierige Ruhe 
zu ihrer Erholung verfchaffte.: Er war eim ges 
rechter und gnädiger Zürft; und ob er ich gleich 
ur arianiſchen Religion befannte, fo bewies er 
fich dennoch gegen die Nechtgläubigen chen fü 
wohlthaͤtig als gegen die Arianer, und gab jes 


nen nie Urſache, fich über ihn zu beflagen. 
Beſonders aber haben die Einwohner der Stadt 


Pavia feine großmürhige Wohlthaͤtigkeit em⸗ 


Hfunden. Denn auf des dafigen Biſchoffs Epi⸗ 
phanias Anfucheinn wurde fie auf fünf Jahr von 
allen Auflagen befreyt, damit die baflge Kirche, 
Häufer und Mauern, die bey der Belagerung 
und Gefangennehmung des Oreſtes verbrannt _ 
oder befchäbigt mirden waren, wieder erbaut 


wuͤrden. ) Es ſcheint aber, als habe bed 


orientalifche Kaifer Zeno den Stalienern bie 
langwierige Ruhe mißgoͤnnt. Denn er hetzte 
Theodoricus, den König der Gothen, wider 
Dboacer: af, und eignete ihm Stalien gu, nach» 

1; | 


®) Eanod. in vita 8. Epiphan. 


4322 | erIert 


dem. biefex-fich verbunden hatte, bie Faiferliche 
Dberherrſchaft zu erkennen. Darauf zog er 
im Jahr 488 wider Odoacer zu Felde, und be⸗ 
fam ihn nach einem fuͤnfjaͤhrigen blutigen Kriege 
zu Ravenna gefangen. Der ungluͤckliche König 
wurde nicht lange hernach auf des Theodoricus 
Befehl Hingerichtet, weil man ibn einer Ver⸗ 
ſchwoͤrung wider ihn beſchuldigte. Die Ges 
lehrten, die uns in des Theodoricus Zeiten 
theils durch eigene Schriften, theils durch das 
Zeugniß ‚anderer gleichzeitigen Schriftſteller be⸗ 
kannt find, haben ſich groͤßtentheils unter ber 
ruhigen Regierung des Odoacer gebildet, und 
bienen zum Beweis, daf die Gelehrſamkeit un⸗ 
ter ihm Schutz und Befoͤrderung gefunden habe. 

IL Was aber Theodoricus zur Vefoͤrde⸗ 
rung der Kuͤnſte und Wiſſenſchaften gethan hat, 
iſt mehr bekannt. Weil der Verluſt ſeines Vor⸗ 
gaͤngers, eines gerechten und wohlthaͤtigen Fuͤr⸗ 
ſten, den er der Regierung und des Lebens be⸗ 
raubt hatte, den Italienern ſehr empfindlich 
ſeyn mußte, fo vernachlaͤßigte er kein Mittel, 
welches ihm die allgemeine Hochachtung und 
Liebe gu erwerben behülflich ſeyn konnte. Daher 
ſuchte er die gelchrteften und geſchickteſten Maͤn⸗ 
nee durch Ehrenzeichen und Beförderungen ſich 
verbindlich zu machen, und wenn er einen von 
ihnen gm einer Ehrenſtelle erhub, ſo legte er 
öffentlich an den Tag, daß dieſes feiner Gelehr⸗ 
ſamkeit wegen gefchähe. Auf eine fo verbind⸗ 


⸗ 
«” +. ’ 





re a4 


Bihe Art. Befäxtieree ex einen gewiſſen Venantluc, 
einen Armentarinus; einen Superbus *) and: ans 
dere, die in der Folge vorfümmen werden, zu 
fehr anfehnlichen Würden. Hieran hatte abet 
auch feine eigene Liebe zu den Wiffenfchaften; 
die ihm der berühmte Caſſſodorus auf eine ge⸗ 
ſchickte Urt einnfloͤßen wußte, großen Antheik; 
Oieſer vortorffliche Staatsminiſter, der alle febs 
ne Beitgenofien an Gelehrſamkeit äbertuaf ‚ht 
diente fich des großen Vertrauens, welches der 
König auf ihn geſetzt Hatte, nicht, wie Seneka 
bey Nero getban. hat, bie Bewunderung deerſel⸗ 
Beni auf ich allein zu ziehen, fondern ihm Hoch“ 
achtung gegen jeden andern verdienſtvollen Ges 
lehrten, und Begierde nach muͤtzlichen Keunsuiffen 
Benjußringen n Er unterhielt ihn deshalben off 
ig: gelehrten Geſpraͤchen, und ber. wißbeglerige 
Kürft. begeigter immer "ein: onkernred: Vergnůr 
gen, wenn. er ihm Kragen uͤher die Lehren der 
alten Weltweiſen, uͤber ven Lauf der Sterag 
über vie Natur der Waffergunflarumd. des Dieerd, 
"and über andere watärlicht Dinger äufldfete. *) 
Er ſah es ſehr gern, daß die reemiſchen Schulen 
von ſtudirenden Juͤnglingen aus entfernten Peb 
vinzen beſucht · wuͤrden. Dumm fie Wohl unter⸗ 
viert in ihr Vaterland zuruͤckbeheten, » hast 
vll er 
) Caſſiod. 2 2. Varlar Epid, 5 I 5, 
”) Idenı, Lib, ‚9 Var. Epiit 24. 


11. Band, ee: Fa 


ra 


LU BE „u > 2 


j @ Röhre weiotich verordnet, Daß fie die Stade 
NNeom und die Schulen ohne feine befondere Er» 


laubniß nicht verließen, bis fie die Studien mie 


Mugen vollendet Hätten. *) Procopius erzählt 
son: ihm, **) er, babe feinen Gothen verboten, 
die oͤffentlichen Schulen zu befuchen, damit ih 
nen nicht ihre angeborne Unerfchröcdenheit, vor 


dein Feinde zu ſtehen, durch bie Furcht der Ru⸗ 


then benvinmen würde. Dieſes Ik aber eben fo 
anwahrſcheinlich, als was der Ungenaunte von 


Walsid ***) von ihm ſchreibt, er habe feinen 
Namen nicht fohreiben koͤnnen, und ſich einer 


daͤnnen goldenen Platte, worin bie Buchaben 


PP 


THEOD. eingefchnitten waren, bedient, um 
dfentliche Urkunden zu unserfehreiben. Von 
vinem in alten. übrigen Dingen fo geſchickten 
und klugen Fuͤrſten, der Kuͤnſte und Wiffenfchafe 


sen in einem jeden belohnte, und feine: eigene 


Sochter Amalaſanta mit großen Sorgfalt darin 
uuterweifen lie, kaun man weder ein fo unklu⸗ 
ges Betragen woch ſo ‚geoße Ungeſchicklichkeit ver⸗ 
umthen. Daß er ſich des gefagten Inſtruments 
bedient babe, ſchoͤner zu (reiben r IR wahr» 
ſheinlicher. | 

HL. Dieker. große König erweiterte das 


| Neich von Atulien bis nach Spanien und Frank⸗ 
J *) Lib. i. Varlar. Pia. 39. Lib. 4. Ep. 6. 


reich, 


”) Lib. 1. de Bello Goth. e. 1. 


*s*) Ad calcem Hiftor. Anmian. Mare! p- 512, 
Edit. Lugd. Bat. 1693. 





ee 435 
reich —* machte ſich durch kin? Kriegskunft 


und Tapferkeit den griechifchen Kaiſern, den 
Sranten und nördlichen Voͤlkern eben fo fuͤrch⸗ 


‚terlich, als durch feine fanfte und meife Regie⸗ 


rungsart bey feinen Unterthanen beliebt. Bon: 
Religion ein Arianer, ließ er bie Katholifen 
micht weniger als jene feines fandeBuäterlichen: 
Schutzes genießen, und bedrohte fie nur als⸗ 
Denn mit ihrer gänzlichen Vertilgung, menn fie‘ 
fortfahren würden, durch Verfolgung der Aria⸗ 
ser den allgemeinen Srieden gu fldren. - Damit: . 
die unrubigen und eiferfüchtigen Griechen die: 

Ruhe Italiens nicht ſtoͤrten, fo errichtete er eine 


Flotte von tanfend Schiffen, weiche die Kuͤſte 


des Meers bemahrten, und ben Handel feiner: 
Untertbanen bedeckten. Dieſen fuchte er mit 


großer Sorgfalt zu befördern, indem er aus 


allen Gegenden fremde Kaunffeute in fein Land: 
309, und barin- die Straßen fo ficher machte, . 
daß man ohne alle Gefahr, von Näubern uͤber⸗ 
fallen zu werden, daffelbe burchreiſen konnte. 
Ich würde die mir vorgefchrießenen Grenzen 
üderfhreiten, wenn ich alle die Handlungen bes 
rühren mollte, wodurch er den vortrefflichfien: . 
Monarchen des Alterthums an die Seite geſetzt 
zu werden verdient. Won den gpraͤchtigen Men, 
Sen der Baukunſt, die durch feinen Befehl errich⸗ 
set worben find, und mehr ale feine politifchen 
Unternehmungen hierher gehören, * wird gehori· 
6 e Ze ET 





436. m = 2 
gen Orts fo viel vorfommen, - is ja übern 
Endzweck dienlidy if. 

IV.. Nach einer drey unb bregbigjäßrigen 
Regierung flarb Theodoricus im-Jahr 526, unb 
Binterlieg nur eine Tochter ded Namens Amala⸗ 
funta, die mit einem gothiſchen Prinzen Ente 
rich vermäßle war, und einen Sohn des Na 
mens Atalarich von ihm hatte. Weil diefer 
nur gehe Jahr alt war: da fein Großvater ſtarb, 
und ſchon laͤngſt feinen Vater verloren hatte, fo 
führte feine Mutter Amalafunta die Regierung 
in feinem Namen. Die Berveife, bie fie vom 
ihrer Klugheit, Güte und Starkmuth in ihrer 
Megentfchaft ablegte, machen fie twürdig, unter 
die beruͤhmteſten Königinnen gezählt zu werben. 
ihre rühmlichen Thaten findet man in einen 
Briefe des Atalaricus kurz abgefchildert.*) pre 
erſte Sorge war, den jungen König in allen den 
Künften und Wiffenfchaften, die einem: Fuͤrſten 
fo wohl anſtehen, unterweiſen zu laffen. Aber 
bie vornehmften unter den Gothen veranlaßten 
fie durch ihr Gemurre, daß er auf Art der Go 
then mehr in den Waffen und ritterlichen Ile» 
bungen, al® in der Eitteratur. untertviefeh wuͤr⸗ 
be. **) Indbeſſen fuhr fie fort, bie Selebeten 

in ſchaben und dan deförbern. 


v.o 
— 9. Var. 1)" Pe 
% erecer. de Bell. Goth. Lib, ner 





ee . 437 


en W WMoburch Me aber ber Gelehrſamkeit 


den groͤßten Dienſt that, war das Edikt, worin 
Pe im Namen’ des jungen Koͤnigs befahl, daß 


"Ben Lehrern der Grammatik,’ Berebfamfeit und 


Nechtögchörfäsnfeifthre alten Beſoldungen, bie 
fie, tie anderswo gemeldet worden If, in ben 
:unglädtichen Zeiten verloren: hatten, wiederge⸗ 
“geben würden. : Die Urfach, Die fe nach ihren 
Seſtaͤndniß hierzu bewog, macht ihrer Denkart 
ze Ehre. „Wenn wir,“ fagt fie in gemelb⸗ 


"tem Edikt, „nichts ermangeln laſſen, das Volk 


„mit theatraliſchen Schauſpielen gu ergoͤtzen, 
„und daher einen Theil-unferer Reichthuͤmer auf 


‚ „Leute verwenden, "die beffem weniger werth 


'»find: fo verdienen es vielmehr folche Männer, 
„bie der Stadt wohlgeſittete Bürger, und un⸗ 
“ferm Hofe berebſame und gelehrte Männer Bike 
„ben.“ *) · Des · naͤmlichen Schützes genoffen 
Die Gelehrten unter Atalarich, da er ſelbſt res 
gierte:. Er: beförberte Arator, *%) von beim 
hernach ein mehreres vorfommen wird, und 
Felix ***)  Imd werſchiedene andere zu anſehn⸗ 
lichen Ehrenfielim Caſſiodorus wurde zur 
Wräfeftur des Ptaͤtoriums welche eine der hoͤch⸗ 
fen Wuͤrden des Reichs war, erhoben. +) Die 
ſes sünfige Belragen gegen die Gelehrten hat 

ee es 2... man 


5 Lib. 9. Varlar. kpin 21. 
”) Lib. 8. Var. Epiſt. 12. 
***) Ibid. Ep. 18. 9 Lib: 9. Ver. Ep. 24. 


> 


438 ' — 


man aber mehr ben Rathſchlaͤgen feiner Mutter 
Amalaſunta und des vortrefflichen Eaffoborus, 
als feiner eigenen Gewogenheit. zuzuſchreiben 
Denn er war ein laſterhafter Juͤngling, der auf 
nichts anders als. auf. die Befriedigung feine 
Leidenſchaften bedacht war. ,- 
. VI. Er ſtarb 534 in dem achtzehuten Jahre 
feines Alters, und durch Vermittelung der Ama⸗ 
‚Iafunta folgte ihm in der fäniglichen Wuͤrde 
Theodatus, ber Umalfreda, des Theobdoricus 
Schweſter, Sohn. Dieſer haste fih nicht mur 
in ber Iateinifchen Eitteratur, fonpern: auch in 
ber Philofophie, befonders in der plasonifchen, 
ſebr wobl geübt, und war dem Geubirem ſehr 
ergeben.*). Allein unter dem Schein eines. Sp 
Ichrten verbarg. er ein falfches, und: laſterhaftes 
Herz, und war in der Kriegskuuſt gänzlich un, 
erfahren. Sein Beyſpiel mag wohl die Urfady 
geweſen feyn, warum bie Gothen wicht leiden 
wollten, daß Atalarich zu einem gelehrten Fuͤr⸗ 
ſten erzogen wuͤrde. Seint Safer waren zum 
Theil ſchon bekaunt geworden, da ct Statthal 
ter in Toſcana war, Aber im: erſten Jahr ſei⸗ 
ner Regierung legte er feine Bosheit ganz an 
ben Tag, Im er ſeine größte Wohlthaͤterin Ama⸗ 
Jofunta auf eine. Inſel des Sees bey Bolfena 
verroied, uud kur) darauf ermorden ließ. Die 
ſen Zod zu tachen, oder vielmehr das wieder⸗ 
aufbluͤ⸗ 


Procop. de Bell, Goih. Lib, 1. € 3 


| ee 439 
anfblühende Italien. ven Gothen pe entreißen 
Schichte: im Jahr 536 der orientalifche Kaiſer I 
Rinion ein in den Feldzuͤgen wider die Mrſer 

Kriegsheer unter der Ynführung 
bed berühmten Bellfarius nach Stalin, und 
gändete daſelbiſt cin Kriegsfener An, welches 
KRebenzehn Jaht dauerte, und das unglädiide 
Sand fp verwaͤſtete, daß es in einigen Fahrbum 

sten ſich nicht wieber erholen fonnte, Daß 
lgberträchtige Betragen des Theodatus, der 
Bay dem firgreichen Anmarſch des Beliſarius ſich 
erbot, dem Kaiſer ganz Italien indie Haͤnde zs 
ſpielen, machte ihn bey den Gothen fü verhaßt 
deß fie feinen: Benerak Witiges zum Koaͤnig ande 
ruften. Sobald dieſes der feige Theodatus, ber 
damals ſich zu: Rom befand, erfuhr, nahm er 
die Flacht gen Ravenna; wurbe aber von einem 
Nbgeordneten des Bitiges eirgehoit, vont Pfex⸗ 
de hinabgeworfen: und getoͤſtet. Witiges that 
deey Jahr tapfern Miderſtand; wurde aber enbr 
lich. von Beliſar gepwuͤngen, ſich mit ber Stadt 
Ravenna zu ergebe. Darauf wurde er zu 
Schiffe nad Ronftantinopel gebracht, wo € 
som Kaiſer guͤtig aufgenommen, und bis an fein 
Ende, welches fich gegen. das Jahr 543 ereignete. 
ſtandesmaͤßig gehalten wurde. Die Verwuͤſtun⸗ 
gen, welchen Sehlien in biefem langwierigen 
Kriege. unterworfen war, flaub umnbefchreiblich. 
Es war feine Stadt, die nicht entweder vom 
den > Gehen ‚ober von den: Sriechen eine Belage⸗ 
| e 4 rung 


430 a 
uig ausgeſtauben hatte, und in einigen, Gefeze» 
ders zu Neapel und Meiland, würde nit Ge 
baͤuben und Menſchen fo.gräßfich verfahren, DaB 
wman die Geſchichte davon ohne Schenker: 
Seren fan. 2 ni 
. VII. Ildobald unb æra itus, die auf 
Witiges folgten, wurden: faſt eben ſo bald von 
ihren eignen Soldaten ermordet als ſte zur Res 
gierung bes kleinen Ueberreſts des gothiſchen 
Neichs gelangt waren. Aber Totila erhielt ich 
UF Jahr auf dem Throne, ben er im Jahr sg 
beſtieg. Die Geſchichte hat wenige Fuͤrſten auf⸗ 
zuweiſen, bie ihm an Heldenmnih, Klugheit 
und Rechtſchuffenheit gleichen.nErgelangte zur 
Regierung, ba ganz Italien, wenige Stäbte ia 
Ber Lombarkie ausgenommen, . ;umter bie Nero 
ſchaft der Griechen gefallen war. Er brachte 
aber durch ‚feine. Wachſamkelt, wodurch er ben 
Unfchlägen Sir Beinde zuvorkun, durch ‚feine 
untlaubliche: Chärigkeit; womit er von einem 
Ende Italiens Ind andere, meiſtens perfönlich, 
wirkte, Durch ſeine Tapferkeit, die fein ungluͤck 
licher Streich entkraͤften konnte, und: durch ˖ſeine 
Klugheit, mit welcher er cin jedes Unternehmen, 
ohne die lichten der Meuſchheit zu uͤbertreten, 
ausfuͤhrte, faſt ganz Italien wieder ‚unter. die 
Herrſchaft der: Gothen. Ric hat es ein Feldherr 
mit fo betruͤgeriſchen Feinden zu thun gehabt, 
als er. Denn unter dem Vorwande der Reli 
von hielt es Pie latholiſche Belſilichleit heimlich 
mit 





Fo. — aa 


ante den Griechen; dieſe aber’ und jene hattien 
Fur den Eigennutz zur Richtſchnur ihres Betra. 
gend. Michtébeſtoweniger Hat er fich nie von 
den Seſetzen der Ehre entferht:: : Die belagerteh 
Städte ſuchte er mehr durch Werjeugende Merk 
ale Kine. Guͤte und Gnade, als durch die 
Mat: Waffen zur Urbergabe zu Bringen); 
und wenn er le mit Gewalt dazu zwingen muß» 
se, fo ſchonte er der Ehre ber Weiber, bem Le⸗ 
ben der Einwohner und den Kochen. - Er flarb 
din Jahr 952 an tiner Wunder die er in einem 
sehr blutigen Treffen empfangen hatte, Eeik, 
ider ihm in der Regierung folgte, behauptete 
noch ein Jahe die gothiſche Hereſchaft wiber 
"die Griechen, und ſtarb mit ben Waffen In der 
Hand in’einem entfcheidenden Treffen, worin er 
als einer der tapferften Helden gefochten Härte. 
mir ihm -endigte ſich das Neich der Gorhen: ik 
Italien, nachdem es, von Odoacers Tod anzu-· 
fangen, fechlig Jabr gedauert hatte. 4 
VIE Aber mit dem Ende der Herrſchaft 
Ber Gothen Hörten die Plagen des ungluͤcklichen 
Italiens noch nicht auf. Denn obgleich Narſes 
daſſelbe dem orientalifchen Kaifer Auftinian ums 
mittelbar unterworfen hatte, ſo gaben ihm den⸗ 
noch die Gothen, welche hier und da noch feſte 
Plaͤtze behaupteten, bie Alemannen und Fran⸗ 
ten, bie in zahlreichen Heeren in Italien ein⸗ 
drangen, noch“ ſehr viel zu ſchaffen. Er hick 
16 aber uͤnerall ſo tapfer, als er ſich zeitheüd 
Ee5 wider 


\ 


442 er 

wider bie Gothen hawieſen better. md gab ich 
ingleih alle Mühe, Italien von feinen erlitte 
nien Drangfalen wirderherzuſtellen. Nichtsdeſto⸗ 
weniger wurde er: bey dem Kaiſer Juſtinns II, 
der im Jahr 565 ſlinem Ohein Juſtinian in der 
Regierung folgte, als ein Unterbräcker der Voͤl⸗ 
Ur: abgeſchildert, und nach Kenſtantinopel sup 
ruͤckgerufen, wo er 567 vor. Beeräbnifl ſtarh. 
Der Mangel eines fo tapfern und erfahmen Ge 
neralß zog den faſt gänzlihen Verluſt Italiens 
nach ſich. Denn im folgenden Jahre wurde ed 


von. den Longoharden uͤberſchwenmt, bie ſich 


deſſelben faſt gänzlich. bemeifterten, wie mir is 
des folgenden Epoche.fehen werden. 

; IX. . Aus, diefer kurzen Erjdblung be 
Spidfele Italiens unter der Regierung der &os 
tben erfehen wir, daß feit hem traurigen Ende der 
Koͤnigin Amalafunta nichts mehr zum Beſten der 
Gelehrſamkeit verordnet worden if; Die Kriegs⸗ 
unruben und die baber erfolgten allgemeinen 
Drangfale verurfachten, Haß auch Caffloborug, 
der bisher als erſter Staatsminiſter die-Särften 
zur Beförderung der Gelehrten, bewogen hatte 
gang außer Stand geſetzt wurde, weiter baran 
zu denen. Da. endlich Disfer vortreffliche Mann 
unter. Witiged allen weltlichen Handeln entfagse, 
and den Ueberreſt feines Lebens der. kloͤſterlichen 
Einſamkeit weihete, verließen/die Muſen Ita 
en, um keine Augenzeugen der ſchrecklichen 
— ——— von der Ratut ſo einig 








| ars 2 = ce ZB TY: 

un kayhes we ſeyn. Caſfiadenn⸗ aber Takes 
ſo lange ex lebte, die geiſthchen Studien unter 
den München zu befoͤrdern, wie wir in der Balge 
ben werden, 

X. 8 AR. ſchon abderwaͤtce von einem 
Gelſebe Eruäbuung seihrhen, welches Theodo⸗ 
Hunt. der jüngere zum Defien.ber Schulen zu Kom 
ſtautinopel gegeben hat. Dieſes verbreitete im 
Jahr 539 det Kaiſer Juſtinign, da er ſein Ge⸗ 
ſetzbuch herausgab und Malarich in Italien 
herrſchte/ ouch über bie Schulen des Kapito⸗ 
fisme zu Mops . Es wurde darin verordnet, 
daß in geſagter Alkademie drey lateiniſche Lehrer 
der Redekunſt und fünf griechiſche Sophiſten, 

‚ zebn lateiniſche und. eben, fo viele griechifche 
Grammatifer, ein Lehrer ber Philofophie und 
awey den Rechtsgelehrſamfeit feyn foliten, Man 
findet aber. nicht, daß dieſes Geſetz unter Atala⸗ 
xich gu Rom: eingeführt worden (ep. Es wird 
vielmehr durch einen. der letzten Briefe, bie Caſ⸗ 
odorus gegen das. Jahr 533.17 Atalatichs Na⸗ 
men gefchrieben bat, offenbar, baß damals uur 
Dren dffentliche Echrer gu Nom waren, einer der 
Grammalik, ein anderer her Redekunſt, unb dp 
Dritter. ber. Rachtegelchrfamieit. welchen Annie 
Santa und Caſſtodorus im Namen des Könige 
ie. alten. Beſoldungen auwieſen. Man. kan 
auch nicht beweiſen, daß in; ber. Folge, da die 
griechiſchen Kaiſer einige Zeit unmittelhar uͤher 
Italien berrſchten, und das ſoſinaueſa⸗ Brit 
en er? 


. 


aJ.. on 2 
such daſieſt elnfatzreen, dieſes Geſetz vollſtreckt 
worden ſey. Der Befehl; der Juſtinianus da⸗ 
mals gab, den-Sfföhrlichen Lehrern das gewoͤhn⸗ 
liche Getreide nicht zu verweigern, 2). ſcheint 
Feine Beträftigung eines Teiner - Border ergange⸗ 
nen Geſetze, ſondern vielmehr einer. gleichen 
Verordnung, Bie unter Atalarich gefchehen iſt, 
äu ſehn. In der Folge geſchlehet keinet Erwaͤh⸗ 
ung mehr ˖ vom roͤmiſchen Athenaͤum und don 
vbenꝰ Schulen. des: Kapitollums.* Esl iſt wahr⸗ 
Fihreinlich, daß wegen der Fortbahiitiden Drang⸗ 
Falen· und Verwuͤſtungen Italiens die öffentlichen 
Sqhulen öde geworden ſeyn. oh 


1 wu oe . 


“ ir u Das zweyte Kapie,., 


wi 


„Beiftfibe BetepeTänfen: “ 


L gg Caſſodorus, von vom. ſchon oft 
Meldung geſchehen If, eigentlich ber 
Eifer der geifllichen Gelehrſamkeit in Italien 
iewefen iſt, und dieſelbe ſowohl zu der Zeit, be 
er der erſte Minſſter der gothiſchen Könige war, 
Re vuch nachdem er ſich dem Kloſterleben gewid⸗ 
mer hatte, zu Geföfbern geſucht hat, auch die 
Ddornehmſte: Teiebfeber war, warum ‘ıwter dem 
Lrſten gothiſchen Koͤnigen Dit Gelehrſamkeit übers 
haupt ein neues Leben erhielt, ſo gebührt es fich, 
uns‘ Beittäufiger von: ihm m Handeln unb 
ei 0 einige 
Ce 9 Pragmatice Sandio Maielani Imp. C. 22. 


, 


u 441 


i — 
einige kritiſche Streitigkeiten zu eroͤrtern, dia 
ſich unter den Gelehrten in Anſehung feiner Per⸗ 
fon; entſponnen haben. Denn man. hat gutem 
Grund zu zweifeln, ob des Caſſiadorus, welchen 
ſchon unter des Odoacers Regierung wichtige 

Ehrenſtellen begleitete, der naͤmliche ſey, . deu 
ſich bis zur Vegierung des Witiges durch ſeins 
politiſche Geſchicklichkeit und gelehrte Schriften 
bekannt gemacht, und ſich endlich, vom Hofleben 
in die kloͤſterliche Einſamkeit begeben hat. Dee 
P. Sirmond ift meines Wiſſens ber erſte gewe⸗ 
fen, zu behaupten, «8 muͤſſen zwey ded Namens 
Caſſiodorus, Vater und Sohn, gemefen ſeyn, 
welchen die verſchiedenen Handlungen gufommen; 
die gemeiniglich nur von einem erzähle werden.) 
Dieſe Meynung, ‚welche anfänglich nicht vielen 
Beyfall fand, iſt vor.nicht dängfl von dem Herrn 
‚von Buat in einer Schrift, die ſich im erſten 
Bande ber Abhandlungen der baieriſchen Akad 
demie ‚findet, mit mehrern Gruͤnden beſtaͤtigß 
worden, -und hot an dem Herrn Abt Tiraboſchi 
einen neuen Vertheidiger gefunden. 
II. Da in der Sammlung der Briefe, bie un« 
ter des Caſſſodorus Namen in 12 Büchern bekannt 
iſt, ſich einige finden, bie ſich auf den Caſſtodsa 
u, der unter Ddsaser lobte, beziehen, fo koͤn⸗ 
nen dieſe Briefe zum Grunde unſerer Unterſuchung 
gelegt ‚werben... Sie ſetzen erſtlich ganz ‚außen 
Zweifel, daß die verfchiedenen Perfonen des Na⸗ 
EP BEE a men! 
®) In Notis ad Kb. 3. i. 1. Emod. 


J 


245 I = ci 4 

end Caſſioboras, bie in der Veſchichte «is 
verbienſtvolle Staatsbedienten befannt find, vom 
dem nämlichen Gefchlechte walten; baß der Va⸗ 
ver besjenigen, Der unter Theodoricus Statt⸗ 
halter der Bruttier und-in Eufanien war, Einer 
ber Abgeordneten geweſen, bie den Attila bewo⸗ 
- gen, Stalin zu verlaffin, und baß beffeiben 
Geofonser Sicilien und Abbruge von dei 
GSereifereyen der Bandaten und Genſerichs ihres 
Königs befreyt habe.) Zweytens beweiſen fie 
beutlich, daß der Caſſiodor, der ſich unter Oboa⸗ 
det durch feine treuen Dienſte hervorgethan bat, 
und von bemfelben zur Shrenſtelle eines Grafen 
der Privateinkunfte des Königs, und hernach 
zu jener eines Grafen der koniglichen Schen⸗ 
kungen befoͤrbert worden war, von dem Caſſto⸗ 
vor, ber unter Theodoricus Im Anfänge feiner 
Degierung die Sicilianer im Zaum gehalten hut⸗ 
ve, damit fie fich nicht wider ihn empoͤrten, dar⸗ 
auf von ihm zur Statchallerſchaft über die Brut⸗ 
Bier und Lukanien befördert, hernach aber nach 
Hofe berufen und zur Würde eines Grafen erho⸗ 
ben würde, nicht anterfchleden ſey. ) Denn 
Theoboriens lobt Ihm wegen ſeiner Geſchicklech 
- Bit und Treue, die er ſchon unter der Regierung 
bed Odeacers bewieſen babe. Es bleibt alſo 
noch übrig zu unterſuchen, ob biefer Caſſtoͤdor 
dee nändiche ſep, der unter des Thebboricus, 
Ata- 

u) vorier. Li. 1. Epift 3. 
**) Nidas Lib, 4. Rpif : 7 





er 447. 
VUealarichs, Theodats und Witiges Regierung - 
ueben anbern. Ehrenfielien Kunzler war, und 
den: die Werke gehoren, die unter ſeinem Kann j 
Sorbanben find. 

‚ 1, Ron biefem fagt aicalarich in einem 
Briefe, worin er ihn zum Praͤfekt des Praͤto⸗ 
riums erflärt, fein Großvater Theodoricus habe: 
ihn zum Rentmeiſter des koͤniglichen Palaſtes 
und bernach zum oberſten Hofmeiſter gemacht. 
Foltzlich war er von dem Caſſiodorus, der un⸗ 
ger Theodoricus ganz andere Ehrenſtellen beglei⸗ 
tete, unterſchieden. Ein anderes Merkmal 
zweyer verſchiedenen Perſonen iſt die Verſchie⸗ 
denheit der Benennung, die ihnen in den Brie⸗ 
fen des Theodorieus und ſeiner Nachfolger ges 
geben wird. In denfelben wird der dltere Caſ⸗ 
Roderus ſchlechthin mit dieſem Namen benannt 
dem. jüngern aber beRändig der Name Senator: 
gögeben. Dieſe Anmerkung IR deko uͤberzeugen⸗ 
der, je gewiger «8 iſt, daß ſowohl die Briefe. 
des Ihesdoriche , ale jene ded Atalgricus und, 
Theadatus, von dem berübmten ftſteller 
Magnus Aycelius Caſſtodorus Senator unter 
ber gefagten Könige Namen, deren Kanzler er 
war, gefchrieben worden ind. Denn aus was 
für einer. andern Urfache folite er ſich wohl ſelbſt 
Bald Caffloborus, bald Senator nenum, ale. 
fich durch ben. Beynamen Senator. von feinem 
Bater pa unterfiheiden?! Go nennt er fich auch 
ſchlechthin Senator in den Borifen ber iwi⸗ * 





448 no == 22 
. den Bücher, bie eriin feinem eigenen Namen ges 
fihrieben hat, und giebt hierdurch zu erfennen, 
daß dieſes fein zewoͤhnlicher Name warn - - 
IV. Dieſer Caſſiodorus, der unter Dee 
Theodoricus Reglerung "erflich: Nentmeifter, 
hernach aber-oberfier Hofmeifter des koniglichen 
Palaſtes, einmal Konſul, und unter Atafaric, 
Theodatus und Witiges Präfekt des Prätortung, 
und zugleich aller diefer Könige geheimer Rath 
nubd Kanzler war, ſoll zu Squillaci gegen das 
Jahr 480 geboren fyn. Daß er fein Anfehn, 
in welchen! er bey den gothiſchen Koͤnigen flaud, 
zur Befoͤrderung ber Virteratur und der Gelchr- 
fen angewandt habe, iſt ſchon oben von ibm ges 
ruͤhmt worden. Machdem er vide Jahre ſich 
arid einen großen Theil feines fehr aufehnkichen 
Vermoͤgens zum Dienfte des Staates aufgeop 
fert hatte, und vorſab, daß Itallen nicht mehr 
Bon der Allgemeinen Berwuͤſtung zu retten waͤ⸗ 
ve, legte er endlich" umter Witigeg führe Ehren⸗ 
ämter niehgr, baute ſich felbf ein Klofker. bey 
Squillaci, und brachte daſelbſt deu Ueberreſt 
feines Lebens Bin..:- Weil er dleſen Uebergang 
zum Möfterlichen Leben ‚feine Bekebrung nennt, 
„Cafliodori Senatoris.jam domino :praeflamter 
converfi:« fo mennt Fabricius, er ſey bis da⸗ 
hin ein Heide gemefen. *) "Uber dieſert ſonſt ſehr! 
gelehrte Mann bat nicht daran gedacht/ daß das: 
mals die kloͤſterlicht Profeſſien Bekehrang ges 
Nr EEE .4 II RAR 
9 Bibl, Lat. Lib. 3. e. 16. 





4 


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D . . ’ 
Pa . - 
* 
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” ⸗ 
— 
' 


nunnt wurde.*) uUebrigens iſt ungewiß, ob J 


;er die Regel des Benediktus öder des Caſſia⸗ 


nus unter den Monchen feines Kloſters einge⸗ | 


führe Habe. 
. Damals war er ein Mann yon unge 


hr 70 Jahren. Nichtsdeſtoweniger gab er 
ſich fo große Mühe, die Gelehrſamkeit rheils 


durch eigene Schriften, tbeil® auch” durch muͤtz⸗ 
Uiche Unftalten unter den Moͤuchen zu befdrdern, 


48 man immer von einem der eifrigften Männe 


eines blühenden Alters erwarten koͤnnte. Geis 


nie Werke, die er im. Kloſter zum Beſten der 
Mönche fchrieb, find: ein Kommentar über die 


Pſalmen Davids, de Inſſitutione Divinarum 
Litterarum, ein. Kommentar über. die. Briefe 
Pauli, ein anderer. über des Donatus Buch 
von den acht Theilen einer Rebe, ein. Auszug 
der heiligen Schrift, den er Memoriale nennt, 


N 


und ein Werk über bie Apoſtelgeſchichte, über. dere ⸗ 


felben Briefe, und über die Öffenbarung Jo⸗ 
hannis, welches im Jahr 1721 durch ben bes 
ruͤhmten Maffei. gu. Florenz zuerſt ang Licht ges 
kommen iſt; em Bach von der Rechtſchreibung, 
und ein anderes von ber Ausrechnung ber 


Dfterfener. Man fchreibe ihm auch gemeihig⸗ 


lich den noch vorhandenen latein ſrhen Auszug 
der 


. MV. Mabilon Annal, Ord. 3. Bencd. vi. ı. ad 


an. 528. n.$. Da Cange Gioflr. ad vorn Bu 


‚Converfus, 


IL. Band. ss Zu \ 


” 


\ “ r 


ae er 
‚der Kirchengefichte des Sofratet, Sozomenus 
und Theodoretus zu, welcher aber mit wichrerus 
‚Grunde Epiphanius dem Scholaflifer zugeeignet 
werden kann. Denn in’ der Borrede des Aus⸗ 
use fast Eaffiodorus felbfl: »quos a viro di- 
fertiflimo Epiphanio in uno corpore duode- 
cim Lihris fecimus Deo auxiliante transferri. 
Es iſt auch nicht zu vermuchen, daß ein drey 
und nenmigjäbriger Mann, ald er war, da er 
dieſes ſchrieb, eine fo muͤhſame Arbeit unter 
nommen babe . - | 
| VL Er verlangte, daß feine Mönche nicht 
Aur in der geiſtlichen Gelchrfamteit, ſondern 
auch in weltlichen Wiſſenſchaften, bie sur Erklaͤ⸗ 
zung der heiligen: Schrift nothwendig wären, 
unterwiefen würden. Ihre Stifter, fagt er, ) 
baben ſolche Wiſſenſchaften nicht verboten, weil 
Be ſehr nuͤtzlich ſtud, die heilige Schrift zu ver⸗ 
Hehen. Er wollte.fogar, daß fie’fich der Ar 
neykunde Hefiffin, und fchaffte ihnen deswegen 
die dazu nothigen Bücher an. **) Damit nichts 
£ehlte, was zur Beförderung ber Gelchrfamteit 
nothwendig iſt, folieh er aus allen Gegenden, 
fosar aus Afrifa, Bücher fommen, *”*) um 
eine Bibliothek im Kloſter zu errichten. Hier⸗ 
Durch bekam er Gelegenheit, die Mönche noch auf 
wine andre fehr müßliche Art zu befchäfftigen. Er 


9 De Inftitutlone Div. Litter. e. 38. 
) Ibld. c. 31. . **) Ibid, 2. 


LEE 





u > Zn a 
eß fie ke Bücher abfchreiberr: -. Er heim 
er erſte geweſen zu-fenme, dieſe Beſchaͤfftigung⸗ 
ie den Moͤnchen der mittlern Zeiten faſt gang 
igen geworden iſt, und der wir bie Werke deu 
llteu gu verdanken haben, in den Kloͤſtern ein) 
führen. Es iſt zu bewundern, wie forgfäftig 
r die Kopiſten; ‚die. er Antiquarios nennt, bi 
ehrte, : wie fie im KRopiren zu Werke gehed 
auͤßten.“) Er betufte die geſchickteſten Buch⸗ 
Inder In fein Kloſter, und zeichnete mit eigener 
yand bie Bilder und Vergieduüigen, womit er 
ie Baͤnde ausgeſchmuͤckt wiſſen wollte. ) 
Seine Sorgfalt für die VBollkommenheit der 
dandſchriften gieng fo meit,::daf er zu diefam 
kndzweck das obengemelbte Buch von der Om 
hographie in ſeinem 93 Jahre für feine Mönche 
ſchrieb, 9%) die Altern Handſchriften (ER md 
Hnander verglich und verbeſſerte. ) Zur Ga 
mächlichfeit der Studitenden erfand er eine Ark 
Nachtlampen, in welchen dag: Del'nicht weniger 
wurde, ob es gleich manfhorlich einer hellen 
Flamme zur Nahrung diente; f)So druͤckt er 
ſich felbſt in angemerkter Stelle aus, ſcheint 
aber ſagen zu wollen, man habe bey dieſer Art 
Lampen febr- wenig Dei gebraucht. Auch hat 
Ä Sf 2 er. 


*) Ibid. c. 15. **) Ibldem, - ' 
++*) Praef. ad’Lib. de Orthogr, 

7). Praef. ad Inflit. Divin. Eiger, 

+) De Inftit. Div. Litter. e. 30 


Pit er © Sn 


ai) Ahren eier Sonnen: Anh. cute Waſſer⸗ 
uhr: verfertiata *). ‚diefe waren, aber. fchen feit 
einigen Jabhrhunderten zu Rom befannt, - wie 
wis anderswo *"F:gefchen haben. Hieraus ſie⸗ 
het man uͤberhaupt, daß Caſſtoborus ein ſehr 
geſtchickter ‚Mann: war, und daß er auch als 
Monch nichts:unnetiefim habe, mat par. Befoͤr⸗ 
derung der: Gelthrſamkeit behülßich ey keunte. 
Sein Sterhejahr iſt ungewiß. » Zebach iſt feßr 
mahrſchrinlich, daß er das 93 Jahr, da er Die 
vbengemeldte Methographie ſchrixb⸗ ‚überlebt 
habe, und beynahe 100 Jahr alt geworben ſey. 
Sein Leben hat der PL Garet in der Heraus⸗ 
gabe ſeiner Werle mai vieler Selohsfemteis de 
ſchrieben. 
| vn. Er 8 Biefen verbienfnße Bam 
werlaſſe, halte ich es für eine Pflicht den. Ders 
dacht, worein ihn Mr. de Seint-Marc.***) zu 
gegen fich bemuͤhet, von ihm abzulchnen. Weil 
Caſſtodor den: Hof verließ, da Jußigien, den 
Tod ber Amalaſunta ps richen, Stalich, mis 
Krieg überzogen hatte, und dag Reich der Go 
then feinem völligen Umſtur; abe war, Daher 
folgert der gedochte Geſchichtſchreiber, Caſſio⸗ 
derus babe. A “is ein, Voſchuldiger. aus 
Surcht 
Yo 
#6) Siehe des erfien-Sänndes Seite: 270, 272. 


=) Abrege ———— de Thioire generale 
 dlalie T. 3. RB: — 





er m 
Vurcht im bie Haude He Bilifariub in fallen 
in die kloſterliche Einſamkeit: begeben. : Diefaß 


Sucht er daburch zu beſtaͤrigen, daß Caffiodorus 


den Tod der Amalafunta durch ſeine Macht und 


Anehen nicht verhant ert andnſogar fortgeſuh 


‚ven habe; "Hei undantbarru lüften Thlodatus 
zu dienen.? Aber fe konnte ſache Mr de; Saint} 
Murc einfaßkmilnfkin, eimed:um:dir Geiifrtohm 
Pat fa veroteiter mad burchead tugendhafſten 
Mannes Namen mie Bormärfen anzufchwärgem_ 
Aie ſith auf" eine pure Moͤglichfait guͤnden, und 
Modenn un. wahzfcheinlit nähen’ kanuten 
was vonwirmruchloen.Manke-bieMebe aka 
Ne und alle brige Umſtaͤnde damit puſtuumen 
: Michmeen? Wede wohl Caſtohborus ha ESquib⸗ 

laci in Calasrien; das in Haͤnd ein sit Griechen 
War, vor der Unkerfuchung bed Makifariun fichn 
gGeweſen ſehn? Ehen fo unbanachtſuut nieder 
zeſchrieben iſt Bas übrige, was zuueBeſtaͤtiguug 
bdlenen RR: Qodunn gar leicht ſeyn, daß ship 
die ganz unvermuthete Sefangenorhunung hei 
Königin ibewußt wer, nud daß es nicht in feh 
wen Kräften ſtand ihren. Tod: ft: verhindern. 
Vebtigens werk irch nicht, „ welches: Wehe: ihn 
‚verband des laſterhaften Zbeodatus Dienfie 
ſogleich nach dem Tode der Koͤnigin zu derlaſſem 
Damals war noch nicht alle Hüffiung-werleren, . 
dus gothiſche Reich aufrecht zw.cipaitem. : Sein 
Eifer fuͤr das Beſte des Staats konnte noch im⸗ 
nat Ai Augen: Wafen. Da aber des Wifle: 
53 .36. ve⸗ 


416 Atze 

sei Dapferleit nicht hinreichend war, ben Grie⸗ 
‚ Yen zu widerſtehen,, und. dieſe von Tage zu Tas 
ge ihre Kriegsmacht und Eroberungen vergroͤßer⸗ 
oem, fo ſah er wahl ein, Daß es nun um das 
gorbifche Reich in Jaalien geſchehen mar. Bey 
dieſen Umſtaͤrden handelte ein ſiebenzigjaͤbhriger 
Mann / eben ſo: vernuͤnftig, Ach van den Staats⸗ 
geſchaͤſten u⸗ eutfernen. allen: Eteuermann. 
wenn:ce ſich:aus einem Säiffereittt, wo Maſt 
un. Mubir:serfchrgeitert ſind. 

. UHR .:.&8 beſchaͤfftigten 6 aber. auf übe 
oben Befchriäbene. iife nicht mur Die Moͤuche 
des Ceffiopotus, ſonbetn auch:anture. - Denn 
wir haben fi.ter vorigen Epeche geſchen, da 
auch andere Kioſter mit Bitdintiefen- verſehen 
Waren: Micht nur Die Moͤache, ſondern auch 
cinige der Mannen, beſonders a einen: Klaſter 
gu Arles,*) halfen die Werke ber Alten durch 
Werchriftei vermehren. Was abet: die ‚eigenen 
Werke ber Höftertichen Gelebrinmleit betzifft, :fa 
haben wir von ben bamaligen: gelehrt Dim 

chen nicht viel anderes, als Lrbendbefchreibue 
gen Ihrer Stiſter und ihrer heiligen Mickriühee, 
Bit: mir Undiſthen Erzählungen angefuͤllt finds 
Dan muß Pe aber nicht fo verächtlich. behan 
Sein, als es viele unveruünftige: Witzlinge ge 
bau haben. ‚Denn glelchwie bie Buͤcher der 
Beiden umter einen. Binde Gabeln vll Wahres 

enthal⸗ 
Mæbillon Praef. ad vol. 1..A&: 58: Ord. 6. Be; 

wed. n. 114. etc. Ihldem Lib. 1. n. 52. 












| en art 
enthalten, fo findet fich auch in den Schriften 
biefer Mönche fehr vieles, was beſonders sul 
Aufktärung der Gefchichte diefer Zeiten behuͤlflich 
feyn kann, und man anderwaͤrts vergeblich 
ſuchen würde. Ich kann hier nicht einen jeben 
ſoicher Schriftſteller ins beſondere nennen. Wer | 
Luft hat, fie gettauer zu kennin, der leſe des 
P. Siegelbauers gelehrte Gef&ichte der Der 
nedittiner. 
I. Ich darf jedoch Dionyſtus, ber wegen 
ſeiner Statur der Kleine zugenannt wird, nicht 
übergehen. Don Geburt war er zwat ein Sch⸗ 
ehe, - aber feinen Sitten nady ein Römer: ) 
Paulus Diakonus **) und Beda ***) nennen ihn 
einen Abt u Rom. Man weiß aber nicht, ob 
er wirklich diefe Würde in einem Klöfter zu Rom 
Begleitet habe, oder nur ein gemeiner Moͤnch 
dafelbſt gemein ſey, meil nach Mubillons Be⸗ 
merkung auch die gemeinen morgenlaͤndiſchen 
Mönche, die ſich in Tugenden und Wiffenfchafe 
ten ſonderbar hervorthaten, Aebte genannt wur⸗ 
den. Caſſlodorus giebt ihm ein vortreffliches 
Zengniß, da er ihn unter die gelehrteſten Maͤn⸗ 
ner zählt, die zu feiner Zeit ber katholiſchen 
Kirche Ehre machten. Er nennt ihn einen in 
der lateimſchen und griechiſchen Sprache erg 
df 4 9% 


.) Cafüod. de Inftit.. Div. Liter. c. 23. 
**) De geftie Langob. Lib. 1. c. 25. 
***) De Tempor. ration. c. 45. 


- . 
% — 
‘ 


J 
416 
geuͤbten Mann, worin ſich die Wiffenfcheften 
. mit einer großen Einfalt und Demuth verein⸗ 

. barten. *) Die Werke, welche ihm bey ber 
Nachwelt einen großen Ruhm zuwege gebracht 
haben, find : fein Togenannter Cyclus Pafchalis 
von 95 Jahren,. den er erfunden bat, um die 
Oſterfeyer eines.jeden Jahres zu beflimmen, und 
die noch. übliche chriftliche Zeitrechnung, die ee 
zuerſt eingeführt hat, wovon Petavius, der auch 
ein Sragment von zweyen Briefen des Diony⸗ 
ſius bekannt gemacht bat, nachzufeben iſt.*) 
Er feßte das erſte Jahr der chrifilichen Zeit 

‚ zechnung, von dem Monat Januar nach Chriſti 
Geburt anzufangen, ind 754 Jahr nad) der Ers 
bauung der Stadt Kom; worin er ſich aber um. 
einige Jahr verrechnet haben ſoll. Deun die bes 
ſten Ehronologen unter den Neuern And der 


Meynung, -bie Geburt Ehrifti babe fich vier 


Fahr früher ‚ereignet; die Lateinifdre Webers 
ferzung der Kirchengeſetze, bie es auf Zureden 
Stephans, Biſchoffs zu Salona, verfertigt 
bat; die Sammlung der Briefe, die man De 
!retalen nennt, vom Pabft Siricius bis auf 
Anaſtafius II, und. verſchiedene Eleinere Werke, 
bie in den Bibliothelen der Kirchenfkribenten, _' 
beſenders aber vom . Eelller, ). angemerfe | 
wer⸗ 
Loe. cit. = 
«*) De Doärina Temp. Lib. 12. e. a, 2. 
) Hißt. des auıheurs eeclef. T. 16. p. 220. 


- 








0 Zr ı ze 
werben. Von feinen Sammlungen der kanen ⸗ 
ſchen Geſetze und der Defretalnn verdienen bie 


gelehrten Ballerini *) fonderbar gelefen zu were 
den. Es iſt wahrſcheinlich, daß er gegen das 


Jahr 540, da ſich Caſſiodor dem Kloſterleden 
weihete, geſtorben ſey. 


X. Es haben ſich in diefem Zeitraum we⸗ 


nige andere Kirchenfkribenten durch ihre Gelehr⸗ 
ſawkeit ſonderbar beruͤhmt gemacht. Unter di⸗ſen 
verdienen Ennodius und Arator beſonders be 
merkt ju werden... Bir werden aber im folgen 
- ben Kapitel, wohin ihre hinterlaſſenen Wear 
gehören; von:ihmen handeln. Bon den übri⸗ 
gen, beren-Schriften noch vorhanden find, dd 

ba find Victor, Bifchoff zu. Capna, der In:-fels 
nem Traktate über den Cyclas poſchalis cine 
mehr ald gemeine Kenntniß an den Tag gelegt 
hat; Pafafius; Diakon der römifchen Kirche 
ber zwey Bicher wider die Irrthuͤmer des Mace⸗ 
vonius geſchrieben hat, und Zaurentius, Mel⸗ 
lifluus sugenannt, von dem wir homileriſche 
Schriften haben, haben ;Erißier **) und andere 
weitläuftig gehandelt. - Unfere Abſicht iR ei⸗ 
gentlih nur, von den vornehmſten Kicchenffris 
Benten gu handeln, die im ihren Schriften eine 
weit it augebreiice Keuntniß oder eine befondere 
—8f5 — Starto 


2) Differt,. de: Cole. Decretal.. Part, IL e. x 
Vol. 3. Oper. S. Leon. 


Tom. 14 p. 547. T. 15. p 35% 


_ n 


46 ee 


| belonders aber vom P. Eelllet, ).angemerft 


geuͤbten Mann, worin fich die Wiſſenſchaften 
. mit einer großen Einfalt und Demuth verein⸗ 
barten. 9 Die Werke, welche ipm bey der 


Nachwelt einen großen Ruhm zuwege gebracht 
haben, ſind: fein fogenannter Cyclus Pafchalis 
von 95 Jahren, den er erfunden bat, um bie. 
Dfterfeper eines.jeden Jahres zu. deflimmen, und 


die noch. Äbliche chriſtliche Zeitrechnung, die er 
zuerſt eingeführt hat, wonen Petavius, der auch. 


ein Fragment von zweyen Briefen bed Diony⸗ 
fius bekannt gemacht hat, nachzufehen if. **). 


. Er feßte das erfie Jahr der chriftlichen Zeit 
‚ zehnung, von bem Monat Januar nach Chriſti 


Geburt anzufangen, ind 754 Jahr. nach der Er⸗ 


bauung der Stadt Rom; worin er fich aber um. 


einige Jahr verrechnet haben foll. : - Denn die bes 
ſten Ehronologen unter den Neuern find ber. 


Meynung, die Geburt Chrifti babe fich vier 


Jahr früher -ereignet; die lateinifdse Weber. 
ſetzung der Kirchengeſetze, bie er auf Zureben 


5 Stephans, Biſchoffs zu Salona, verfertigt 
bat; die Sammlung der Briefe, die man De⸗ 


kretalen nennt, vom Pabſt Siricius bis auf 
Anaſtafius H, und, verſchiedene kleinere Werke, 
die in den Bibliotheken der Kirchenffribenten;. , 


9— Loe. it. | a 
**) De Dodtrina Temp. Lib. 12.0.2, 3. | 


* Hiſt. des auiheurs eecleſ. T. 46. Li 220., 


were 59 


men hahanFabricius ") und Lindenbrogius 
feinem Konuentar über Terentius geſammielt. 


ter Diefen iſt auch Vetius Agorius Baſilius J 


avortius· ber. im Jahr 526 Konſul war, und 
shalben merkwürdig iſt, weil in einigen bes 


eften Abſchtiften bes: Horaz fein Rame ſtehet \ 


ichwie auch Bentley angemertt-bat. *) - Sn 
t auch damals Turcius Kufins Apronianus 
Teris-ig-biefen. Zeiten big beruͤhmte Abſchrift 
8 Virgils, welche sin der Iaurentianifchen 
ibliothek zu Florenz aufhehalten wird und die 
teſte unter allen, dergleichen Ahaunffripsen zu 
‚n ſcheint, mit eigener Hand verbeſſert. Fol⸗ 
nude eigenhaͤndige Unterſchrift, die zugleich ſei· 
Edhrenſtetzen anzeigt, hemeiſet es: Turciuq 
ufius Aprpnianus ‚Alterius V. C. et Iakı- "ER 
omite Proged... Ex. Com priv, Largit.. Ex 
raef, Urbi Patrieius,et Conlul ordin. Legi 

- difigzi. Coditem. Fratris Macharii V, C, 
on mei fiducia, fed F ‚vi fi et. ad Tg Ä 
um devogug.arbitrio XI. Kal: Mai Rom⸗⸗ 

P. Virgilü Masonis „2: ' ; 
Difligai ‚smendens. rat mibi, mung 
amici . 
. Syfcipiens jS.operi. fedulns incnbul. 

uecolicon —5* — So lieſet men. —E 
igde der Bucolico. DIR. Hat zwar sa, 


) Bibljeth. Lat. vol. T- 36. Venet. 
8) Praef, ad Horat. Carm. .. . 4 


fd 


460 õσ-b 


im Jahr 494, ba er unter Theodoricus Leuſul 
war, gefchrieben; aber dad Menuffripr feibk 
älter. Lukas Holſtenius war:der Meyuang, 
es ſey von des Kaifer6 Balend oder des Thesto- 
us Zeiten. )Damit es ein Würbiges Ge 
ſchenke eine® geweſenen Konſuls an einen ˖ wirk 
lichen Konſal wuͤre, fo mußte «8 freilich damels 
ſchon von einem anfehnlichen Alterthuin ſeyn. 
Dem naͤmlichen Merins Haben wir die: Befannb 
machung des geiſtlichen Gedichte des Sedalius, 
Opus Paſohale betitelt, zu verbamfen ; wie der 
beruͤhmte Kardinal Noris wider den P: Cirmons 
srluduch behauptet. ) J— 

I. Weil ſich bie Gelehrten mit anen Fleit 
beſtebten, Ihren Gefchmärk. vach ven Werken 
Ber Alten zu bildet, 2 fo haben es einige im Der 
Zierlichkeit des / Styls fo weit gebraͤcht, daß bie 
Schtiftſteller ber zwey letzten Jahrhunderte bey 
weitem nicht mit Hnen verglichen werder koͤn⸗ 
kei. Daher inan faſt ſchließen ſollte; daß ein 
gar zu helles Licht in der Litteratur bie Augen 
der meiſten Menfchen Blendet, unde den Grund 
m Verfall derfelben in ſich enchaͤli; baff Sim, 
gegen der Zeipunkt, wo es ganz Nacht zu wer⸗ 
Den anfängt, gleichſum die erfte Erfüfe zur Bie 
Seranflebung berfelben iſt. Denn bie guter 
| Köpfe werben alddenn in die Sphäre ihrer eige⸗ 
. | nen 


*) Noris Cenoiäph, File, Dilkee, In. “2. 25 I. 
4%) Ibidem. 


I 





n Kräfte und der Natur zurücdiagwieken, und 
fie die. Echoͤnheit Hey ihrer derſten Duden 
hen, aupfnben-fie, was Fütterwerk if, und 

d alsdeunn erſt aufgelegt, ſich nach den beßen 
zerken ber. Alten zu bilden. Die Schriften, 
von einigen Gelehrten dieſes Zeitaltere nad) 
rhanden ſind, baben zwar mehr· aAder weniger 
was ſteifes und rohes an ſich, welches vng 
r Denkart uud Sprache ber rahen Volker/ mit 
nen fie umgiengen, herruͤhrt; jedoch herrſche 
—8* mehr Natur und Wahrheit, als ie 
n meiſten Werken einiger Jahrhunderte. Ei⸗ 
gewiſſe ernſthafte Schoͤnheit ſticht oft darln 
ater einem rohen Schleyer herpor, die mas 
ne barbariſche Schoͤnheit nennen könnte, und 
elleicht zur Vollkommenheit gelangt ſeyn wuͤr⸗ 
:, wenn mach. der gluͤcklichen Regierung des 
heodoricus und feines Thronfſolgers nicht fe 
ngluͤckliche Zeiten erfolgt waͤren. 

All, Ugten oflen iſt Boezhins der beruͤhm⸗ 
fe. Er hatzichäneg in Verſen geſchrieben, als 
Rein. Dichter des vierten und fuͤnften Jahr⸗ 
underts. Einige haben ihn ſogar mit den be⸗ 
ten lateiniſchen Dichtern verglichen, und hierin 
ie Schranken der Wahrheit uͤherſchritten. Sei⸗ 


ie groͤßte Stärfe beftand aber in der Weltweids 


jeit. Wir werden deswegen im folgenden Kas 
itel weitläuftiger von ihm handeln. Sein Zeile 
zenoß Magnus Felir Ennodius hat fich fo wohl 
uber Dichtlunſt & als in der Berebfamfeit vor 
vielen 


368 a 2. = 
Vtelen andern ausgezeichnet. "Die Verfaffer bes 
gelehrten Gefchichte von’ Sranfreich machen ihn 
zu ihrem Laubsmann, weil fehle Schwefter Eu 
ꝓrepla zu Arles wohnte, ) mb er ſelbſt geſte⸗ 
het, daß er aus Frankreich abſtamme; *) hin⸗ 
gegen führen bie Italiener verſchiederie Urſachen 
an, zu beweiſen, daß er ein Meilaͤnder war. ) 
Aber beider Bewrisgruͤnde find nicht uͤberzen⸗ 
gend. Beibe ſtimmen jedoch darin zuſammen, 
er habe faſt fein ganzes Leben in Italien zuge 
drache, welches uns berechtigt, ihn unter die 
gelehrten Itallener zu zählen: Man kann aus 
feinen eigenen Schriften betvelfen, Daß er ſech⸗ 
. gehn Jahr vor des Theodoricus Ankunft in Ita⸗ 
lien, daß iſt im Jahr 473, zur Welt gefommen 
fey. +) Dee Ort, wo er zum geiftlichen Stand 
üÜbergieng, war Pavia. Hier ergab er ſich gan— 
den geiftlicheie Studien, und hier gelängte er im 
Jahr sıo zur Hifchäfflichen Wuͤrde. Seine 
Grabſchrift, bie in der Michaelslirche zu Pavia 
noch zu fehen iſt, zeigt an, daß er unter bem 
Konſulat des Valerins, das iſt im Jahr saı, 
geſtorben ſey. 
IV. Die Neben bed Ennodins, welche 
Didtiones Schölalticas betitelt find, geben uns 

voortheil⸗ 

*) Tom, 3. p. 6. | | 
%%*) Lib. 1. Epift. 2. et Carın. 73. 
+++) Safli de Stud. Mediol. c. 5. 
}) Eucharif. de vita fun, 





vortheiſhafte Nachrichten von dem bamalfydk 
Zuſtande der meilaͤndiſchen Schulen. Ein 46 
wiſſer Deuterius war Rektor derſelben. Ein 
dius nennt ihn jwar ˖ beſtaͤndig einen Gramma⸗ 
tiker, unterlaͤßt aber and) nicht zu fagen-, . daß 
‚gr die Jugend zur gerichtlichen Beredſamkeit Gil 
dete. Die Gebräuche dieſer Schulen find merb 
würdig. Man führte die Knaben mit einem ger ' 
wiſſen Gepraͤnge zum erſtenmale in die Schulen, 
und wer ie dem Lehrer uͤbergab, hielt eine Rebe 
Von dieſer Art -find die Exchulveden des Enns⸗ 
dius. Auch pflegte man. in den Echulen offent 
fich zu deflamieen. Eine folche Rede iſt ˖ BE 
gehnte bes Ennobind. Die Schuͤler gelangten 
ihren Berbienften gemäß. zu gewiſſen Ehrenzeib 
hen oder Gradus, die Ennobiuß in feiner ii 
ten Schuloede anzeigt: Ennodius legt Ligurien 
(welches damals die Lombardie war) überhaupt 
das Lob bey, daß es fruchtbar an guten Köpfen; 
und mis wohl eingerichdeten Echulen der Berebo 
famfeit verfchen war.“) Wir werden auch uns 
sen einen rief des Könige Athalaricus an Aras 
sor vorbringen, worin bie melländifchen Schu» 
len indbefombere fehr gerühme werden, und unter 
andern rüßmtlichen Dingen gefagt wird, es ſey 
sum Spruͤchwort geworden, auch eigurien beine 
ge Eiceronen hervor. : 

: V. Neben den Schulreden gaben wir von 
Ennodius noch seitliche Siangebicre ‚ Briefe, 

xtens: 

2) LUb. 4. Fpiſt. 2. en 


268 ee 
Gelen andern ausgezeichnet. Die Verfaffer ber 
yelchrten Geſchichte von’ Frankreich machen ihn 
zu ihrem Laudsſmann, weil fehle Schweſter En— 
Sep zu Arles wohnte, *) und er ſelbſt geſte⸗ 
ge daß er and Frankreich abſtamme; **) Hin 
wegen führen die Italiener verſchiedene Urfachen 
an, zu beweiſen, daß er ein Meilaͤnber wir. **) 
ber beider Bewrisgruͤnde find micht uͤberzen⸗ 
gend. : Weide Mimmen jedoch darin zufammen, 
er habe faſt ſein ganzes Leben im Itallen zuge 
drache, welches un berechtigt, ihn unter die 
gelehrten Italiener zu zuͤhlen. Man kann and 
Helen eigenen Schriften betvelfen‘, daß er ſech⸗ 
ehn Jahr vor des Thesdoricus Ankunft in Ita⸗ 
lien, das iſt im Jahr 473, zur Welt gekommen 
fey. +) Dee Ort, wo er zum geiſtlichen Stand 
übergieng, war Pavia. Hier ergab er ich gan 
den geiſtlichen Studien, und hier gelängte er im 
Jahr sro zur -bifchäfflichen Würde. Gene 
Grabfhrift, bie in der Dichaelefirche zu Pavia 
noch zu ſchen iſt, zeigt an’, daß: er unter dem 
Konfulat des Valeriid, das iſt im Jahr sat, 
geſtorben fey. 
UV. :Die Neben dei KEnnodins, welche 
Dicliones Schölälticae bettelt find, geben und 
vorepeil 


j 


*) Tom, 3. p..96. 

) Lib, 1. Epifl. 2..et Cora. 75. 
«++, Sadlı de Stud, Mediol, e. 5. 
) Eucharift. de vita ſua. 





we 465 


gt: In einem Vricfe an Bauflud, worin er 
nr Gluͤck wuͤuſcht, daß diefer fein Sohn zum. 
onſulat gelangt ſey/ (welches im abe sor ger: 


pehen ift,) ſagt er von ihm, ex fen in der griechi⸗ | 
hen und lateinifchen Sprache.fo ‚Rack, ald man; - 


& immer. feyn Tann, und habe, durch eine uner⸗ 
nüdete Nachahmung und Erforfehung ber Werfe: 
ed Demoſthenes und. des Eicero beiber Stärke: 
a der Berebfamfeit in fich versinkant.-") : Man, 
darf ſich aber feinen ‚Strupsl.- Daraus machen, 
wenn man biefe Lobeserhebungen um einen an, 
ten Theil herabſetzt. 

VE So muß man auch wohl bie kot⸗ 


ſpruͤche, die Ennodius einem gewiſſen Olibrias 


wegen feiner Beredſamkeit giebt, um ein vieles: 
einfchränfen. - Aus feinen Lippen flaß der ſuͤßeſte 
Honig; **) kein Menfchenkind- war. ihm je aͤhn ⸗ 
Uch; man konnte ſich ‚nicht. ſatt an: ihn hö⸗ 


ven; #9) er war ‚mie ein hochaufgeſchwolle⸗⸗ 


ner braufender Strom,. dem Fein Ufer wider⸗ 
ſtehen fan. +) Diefem großen Manne ſchrieb er, 


auch eine Elegie zu Ehren. 119° Dfibrius muß, 


jeboch ein großer: Mebner geweſen ſeyn, weil ihn; 
u ers fie einen ſelchen ein tt 


” 
v « 


‚Matıp; u 
nun Ei c. u “ —8 
*") Lib. 1. Epiſt. 9. “wen Tbld, Ep. . 
}) ba. Ep. G.. th EB. 1, Car 8.7, 
HD Lib. 8- Variar. xpiũ. 19. 
in Vand IE 7 Va 


— 2 


eh VTapfereie nike hinreichend war, den Gries 


rn zu widerſtehen, und: biefe von Tage zu Tas 
ge ihre Kriegemacht ud Eroberumgen vergrößern 
em. ſo ſah er wohl ein, daß: es nun um dag 
gecdiſche Reich in Jaalien geſchehen mar. Bey 
derſen Uriſtaͤnden handelte ‚cin :fiehenzigjährigee 
Manti-chen fo: vernuͤnftig, Ach van den Staates 
geſchaͤſten zu<entfeinen, alc ein Stenermanu 
weunn er ſichaus xinem Geiffe reuet, wo Maſt 


| a Rubir:seefdniuektert ſind. 


"UHR. beſchaͤfftigten PN ee. auf Oi 


— oben: Befchriäbeme Me nicht mur die Moͤnche 


des Caffiopotug, ſonbern auch audere. Den 
wir haben in der vorigen Epache geſchen, daß 


‚ auch andere Kioͤſter mit Bibldothaken verſeben 


waren‘: Mick aur die. Moͤuche ſondern auch 


einige der Rauueu, befonkerd: de einem Kleſte⸗ 


gu Arles,*) Gukfen die Wert der Alten durch 
Ab chriften vermehren. Was abet · die eigen 


Werke der Nöfertichen Gelshrfumikeit hetrifft, :a 


haben wir von bei damaligen: gelehrte Rem 
chen nicht viel auderes, als Lebenobeſchrelbun 


An ihrer Stiſter und ihrer heiligen Mitlruͤder, 


dit. mit Undiſchen Erzaͤtlungen angefuͤlle finis 
Ban muß fe aber nicht fo veraͤchtlich habe 
Bein, als es viele unvernüdftige: Wiglinge ge 
Kan haben. .. Denn gleich —— br 
Seiten meer emer Menge Gabeln wel Wahres 
eenthalo⸗ 
ap) Mabillon Pracf ud vol, 2 A&'68: Ord, 5.36 
sed. n. 114. etc. Ihldem Lib. 1. n. 52. Ä 





rer art 

halten, To finder fich auch in den Schriften 
tfer Mönche fehr vieles, was beſonders zur 
afflärung der Geſchichte diefer Zeiten bebuͤifich 
yn kann, und man anderwaͤrts vergeblich. 
chen wuͤrde. Ich kann bier nicht einen jeben 
lcher Schriftſteller insbefondere nennen. Mer 
uſt bat, fie genauer zu kennin, der leſe des 
. Biegelbauers gelehrte Geſchichte der Str 
ediktiner. ; 
IX. Ich darf jedoch Dionyſtus, ber wegen‘ 
iner Statur ber Kleine zugenannt wird, nicht 
bergehen. Von Geburt war er zwar ein Sch⸗ 
je, aber feinen Sitten nach ein Roͤmer. ) 
aulus Diakonus **) und Beba ***) nennen ihn 
nen Abt zu Rom. Man weiß aber nicht, ob 
r wirklich diefe Würde In einem Klöfter zu Rom 
egleitet habe, oder nur ein genieiner Moͤnch 
afelbſt geweſen ſey, meil nach Mabillons Ber 
erkung auch bie gemeinen morgenlaͤndiſchen 
koͤnche, die ſich in Tugenden und Wiſfenſchaf⸗ 
in ſonderbar hervorthaten, Aebte genannt wur⸗ 
en. Caſſtodorus giebt ihm ein vortreffliches 
engniß, da er ihn unter bie gelehrteſten Maͤn⸗ 
er zähle, die zu feiner Zeit der katholiſchen 
irche Ehre machten. Er nennt ihn einen in 
er aarervcher und griechiſchen Sprache ſehr 
Sf4 gelbe 


) Cafiod. de Infit..Div. Litter. c. 23. 
*) De geſtie Langob. Lib. 1. c. 25. 
**) De’T'empor: ration. e. 45. 


416 rt 
. geuͤbten Man, worin fih bie Wiſſeuſchaften 
. mit einer großen Einfalt und Demuth verein 
. bartm. *) Die Werke, welche ihm bey der 
Nachwelt einen großen Ruhm zuwege gebracht 
haben, find : fein fogenannter Cyclus Palchalis 
von 95 jahren, den er erfunden bat, um bie 
Dfierfeyer eines.jeden Jahres zu beflimmen, unb 
die noch. übliche chriftliche Zeitrechnung, die «© 
zuerſt eingeführt hat, wouon Petavius, ber auch. 
tin Sragment von zweyen Briefen des Diony⸗ 


Mu bekannt gemacht hat, nachzuſehen iſt. ) 


Er ſetzte das erſte Jahr der chriſtlichen Zeit 
rechnung, von dem Monat Januar nach Chriſti 
Geburt anzufangen, ind 754 Jahr nach der Er⸗ 
Bauung der Stadt Rom; worin er ich aber um. 
einige Jabr verrechnet haben fol. - Denn die bes 
ſten Chronologen unter. den Neuern find ber 
Meynung, die Geburt Ehrifti babe ſich vier 
Jahr früher ereignet; die lateiniſche Webers 
ſetzung der Kirchengeſetze, bie er auf Zureden 
Stephanus, Biſchoffs zu Salona, verfertige 
bat; die Sammlung der Briefe, die man De 
kretalen nennt, vom Pabſt Siricius Bis auf 
Anaſtafius Il, und verfchiedene Hleinere Werke, 
die in den Bibliothefen der Kirchenftribenten, 
befonders aber vom P. Eeiliier, ***)  angemerft 
, 0 wer⸗ 
) Loe. ecit. .. Zu u 
**) De Do@rina Temp. Lib. 12. e. 2, 2. 
“*e) Hit. des auiheurs eeclef. T. 36. p. 220. 








IE 12 > Zee |, ES 


erden. Won feinen Sammlungen der Kane /⸗ . 


ven Giefeße und der Dekretalen verdienen ‚die 
Ichrten Ballerini *) fonderbar gelefen zu were 


n. Es iſt wahrſcheinlich, daß er gegen daB. . . 


ahr 540, da fich Caſſiodor dem Kloſterleben 
eihete, geſtorhen ſey. 

X. Es haben ſich in diefem Zeitraum we⸗ 
ige andere Kirchenfkribenten durch ihre Gelehr⸗ 
weit fonderbar berühmt gemacht. Unter dirfen 
rdienen Ennodius und Arator befonders be⸗ 
erkt ju werden... Wir werden. aber im folgen 
nm Kapitel, wohin ihre binterlaffenen Wert 
Hören, von ihnen handeln. Bon ben übrls 
m, beren Schriften noch vorhanden find, Ad 
ı find Victor, Bifchoff zu Capaa. der in:-fels 
em Traktate über den Oyclus paichalic cut - 
ehr als gemeine Kenntniß an den Tag gelenkt 
at; Paftafius;: Diefon ber. römifchen Kirche 
er zwey Bücher wider die Irrthuͤmer bed Miaces 
onius geſchrieben hat, und Laurentius, Mel⸗ 
fluus zugenannt, von. bem wir bomiletöfche 
Schriften Gaben, haben Erißier **) umd andere 
yeitläuftig . gehandelt. Untere Abſicht iſt ei⸗ 
entlich unr, von den vornehmſten Kirchenffris 
enten zu handeln, die im ihren Schriften cine 
eit it außgebreitete Keuntniß oder eine befondere 

fs - Starto | 


): Differt.. de Collect. Decretal,. Bart, IIL. «. £ 
Vol. 3. Oper. $. Leon. | 2 


*) Tom, 14 P: 547: T. 15. 9 352. - 


BuRE | | SEE „on 
| PR in ber geiſtlichen Verc ſauleit an den 
| Kag.geisge haben. re 


Das⸗ Dritte Kapitel. 
— Seredſantei und Geſchichte. 


i Ye ber frieblichen and gluͤdiichen Regie 
j sung Odoaeers ud. ber zween :ceften ges 
—E Koaorige Thebdoricus amd Achalaricud 
ſchien der faſt ganz erloſchene Eifer im Studiren 
Geh aufs neue zu entzuͤnden. Die⸗Werke der 
beſten lateiniſchen Schriftſteller hatten nun dem 
Werth das Alterthums und bder⸗Seltenbeit ges 
wonnen. Die Verehrung des: Altenthitms, und. 
die Sehnſucht nach dem, was ſelten und ſchwer 

zu erhalten iſt, die dem Menſchen angeboren 
"End, erweckten in wißbegierigen: Gemuͤthern ein 
- Weißes Verlangen, bie in.den ungluͤcklichen Zei⸗ 
ten zerſtrenten ud ‚rar gewordenen Werke der 
Alten zu beſthen, durch Abfchriften zu ver⸗ 
mehren umd gu verleſſeͤrn. Mir haben im vo⸗ 
‚gen Kapitel ſchon geſebhen, daß das Abſchreiben 
Uter Werke zum eigenen Geſchaͤffte der Moͤnche 
geworden war, und daß ſogar Nonnen ſich da⸗ 
mit beſchaͤfftigten. Dieß konnte nicht geſchehen 
ahne daß wegen Unwiſſenheit der Kopiſten viele 
Fehler einſchlichen. Daher gaben ſich die ge⸗ 
behrfern alle Mühe; ſolche Abſchriften zu ver. 
beſſern. Vieler ſold er verdlenſtvoller Maͤnner 
x. 2 Namen 





zen 49, 


men hakım :Gahricins ") und Lindenbrogius 
feinem: Kommentar über Terentius geſammelt. 
ter ‚biefen iſt auch Vetius Agorius Baſilius 
avortius, der im Jahr 526 Konſul war, und 
Bhalben markwuͤrdig if, weil in einigen der 
eſten Abſchtiften bes. Hora fein Name ſtehet, 
ꝛichwie auch Bentley angemerkt bat. *) - Sg 
t auch damgls Turcius Rufius Apronianus 
terins-ig-diefen Zeiten dig beruͤhmte Abſchrift 
8 Virgils, welche ‚in: der laurentianifchen 
bliotbek zu Blorenz aufhehaiten wird, und Dig 
teſte unter allen dergleichen Manuſkripten zu 
m ſcheint, mit eigener Hand verbeffert. ol 
nde eigenboͤpdige Unterſchrift, hie zugleich ſei⸗ 
Chrenfiehen anzeigt, hemeiſet es: Turcijus 
afius Aprpnigpw.Alterius V. CG. et Inb Ex 
omite Protect. Ex Com priv Largit. ‚Er 
aek, Urbj..Patrieins,st Condul:ordin. . Legi 
difigxi. Codſtem. Fratris Machatii V..C, 
zn mei fiducia, ſed ejug cui ſi et ad omniq 
m devorus, arbitrio X}. Kal: Maü Rompe...- n 

P. Virgilii Masonis ... ..- 
Dilligesi menden. gratum . ih. —* 


amici 

- Sufeipiens operi. fedules incubui. 
ıccolicon, liber explicit.'. So liefet men ‚om 
ude des Bucolice. Dieſes hat zwar —8 


Bibljeth. Lat. vol. 1. » — Venct. 7 
) Praef. ad Horat. Carm. let, 


im Jahr 49%, da es unter Theoddelcue Eenful 
war, gefchrieben ; aber dag Manuffripr felbf 
iſt älter: Lukas Holſtenius war:det Weyriung, 

es fen von des Kaiſers Valens oder des Theodo · 
Aus Zeiten. ) "Damit es cn wWürbiges Ges 
fehente eines gemefenen Konfuls an einen: wirk⸗ 
lichen Konfal wuͤre, ſo mußte «8 Frech düĩmals 
ſthon von “einem anfehnlichen "Alatiehuim: ſeyn. 
- Dem naͤmlichen Aſtertus Haben ’wir bie Betannt⸗ 

nachung ded:geifttiihen Gedichts des Sedülius, 
Opus Palchale Hetitelt, zu verbauen, tofe der 
Berühmte Kardinal Noris wider vun P'Sirmons 
ati behauptet. 20 ERGEEE EEE Zr 
Weil ſich Scheer it cem Fleit 
—* ihren GSeſchmack wach: beu "Merken 
Ber Alten zw bilden,? ſo haben es eimge im der 
Zierlichkeit des /Styls fo tweit gebracht daß die 
ESchriftſteller der zwey letzten Jahrhunderte bey 
weitem nicht mit ihnen verglichen weirden koͤn⸗ 
min. Daher inan faft ſchließen Tohlte} Sof ein 
gar zu helles Licht!in ber kitteratur bie Augen 

"der meiſten Menfchen blendet, Anden Grund 
zam Verfull derfelben in ſich enthaͤlt; Buß Gin, 
gegen der Zeitpunkt, wo es ganz Nacht zu wer⸗ 


— Ben anfängt, gleichfäm die erſte Skufe zur Wie⸗ 


berauftebung derſelben iſt. Denn dbie guten 
Bopfe werden aledenu in die Sbare ihrer eige⸗ 

| nen 
©) Noris Cenoiaph, File, Dilten, IV. © a6 I. 
**) Ibidem. u Win 








hf 
I x 


\ nun 463 


am Kräfte und der Natur uintEgemieſen und 

ba fie die Feasupet bey ihren zerſten Quelle vey 

Bad olsteun.srf.anfgelegt,- rn nach den 

Werken-der. Alten zu bilden. Die Schriften, 

die von einigen Gelehrten. diefes Zeitalterß, moch 
vorhanden find, haben zwar mehr ader weniger 
etwas ſteiſes und rohes an ſich, welches von 

der Denkart uud Sprache ber: rohen: Volker/ mit 
denen ſie umgiengen, herruͤhrt; jedoch herrſche 
in denfelben mehr Natur und Wahrheit, als ie 
den meiſten Werken einiger Jahrhunderte. Ei⸗ 
ne gewifſe, ernſthafte Schoͤnheit ſticht oft darin 
unter einem: rohen. Schleyer herpor, bie mau 
eine barbariſche Schoͤnheit nennen kaͤnnte, und 
vielleicht zur Vollkommenheit gelangt ſeyn wuͤr⸗ 
be, wenn mach. der gluͤcklichen Regierung des 
Theotoricus und ſeines whronfolgert nice fo 
ungluͤckliche Zeiten erfolgt wären. 

Mil, Nuten offen iſt Yonbiys der beruͤhm⸗ 
‚fie. Er hatzſchoͤnex in Verſen geſchrieben, als 
e ein. Dichter des vierten: und fünften Jahr⸗ 
underts. Einige haben ihn ſogar mit den ber . 
fen lateinifcheg Dichteen verglichen, und hierin 
ie Schranfen ber: Wahrheit übesfehritten.. Sei⸗ 


e größge Staͤrke befand aber in der Weltweis⸗ 


eit. Mir werden deswegen im folgenden Kar 
itel mweitläuftiger von ihm handen. Sein Zeit, 
enoß Magnus Helix Ennodius hat fich fo wohl 
ı ber Dichtlunſt & als in der, Derebfamfeit vor 

| vielen 


1 Be > 2 on 
Hieraus erſtehet man, daß es unter ber’ Mägie, 
rung der Gothen auch nicht an_Gefchichtfchrek 
bern gemangelt habe, vbglei bie twichtigften 
Werke berfelben verloren: gegangen find... 


| Das vierte Kapitel, » 
' . Philefopbie und Maltbematie. 


I. (Seit dem Tode des Seueka und bes Altern 
Zu Plinius hat fich fein Roͤmer durch philo⸗ 

ſophiſche Schriften ſonderbar hervorgethan. Die 
griechiſchen Philoſophen fanden war zu Kom bie 
le Bewunderer, aber wenige Anhänger, - Mach 
eintm Zeitverlauf von faſt vierbundert Jahren 
fand endlich die Philoſophie; unter dem Schutz 
der erſten gothiſchen Koͤnige einen Verehrer, ber 
bein vortrefflichften Philoſobben des hoͤhern AL 
erthums an die Seite geſetzt pn werden ver⸗ 
bdiente. Vielleicht wuͤrden ihm auch ſeine 


Schriften und Beyſpiel viele Nachfolger ver⸗ 
ſchafft haben, wenn die Drangfalen, die nach 


des Albalericus Tode ganz Jalien überfielen, 
allle Zweige der Gelehrſamkeit, bie damals wie 
der aufblüßeten,. nicht aufs: neue vertilget ‚hät 
sen. Ich rede von dem berühmten Boerbine, 
von welchen alle geifliche und weltliche Ges 
ſchichtſchreiber und Bibliothekenſammler weit 
laͤuftig grhandelt haben. Unter den neuern 
«ber. Haben ber Abt Bergaife in einem, eigenen 
’ . 41955 











ze | 473 
1755 su Päris gedruckten Werke, der Jeſuit Da⸗ 
niel Papebrochtus,) und der Graf Johann 
Maria Matzzucchelli **) fein Leben am beſten be⸗ 
ſchrieben, woraus ich nur das: wefentliche, was 
ſich auf die Zeugniſſe der aͤlteſten Schriftſteler 
gruͤndet, vorbringen werde. 
U. : Anicius Manlius Torquatus Seveti 
nus Bocthius ſtammte von einem ſehr alten und 
adlichen roͤmiſchen Gefchlecht ab, wie die Ras 
Jr Anitius und Mantius Torquatus auzei⸗ 
Sein Geburtsjahr kann nicht genau bes 
met werden. Weil aber aus einigen feiner | 
Werfe folget, Daß er im Jahr 524, da er Diele 
Berfe ſchrieb, nicht weit über die funfsie Jeyn 
kounte, ſo iſt wahrſcheinlich, daß er gegen das 
Jahr 470 ‚geboren war. Die obeugedachte 
Berfe find folgende: 
Vehit enim ‚properata malls inopina fene@tus, 
Et dolor aetatem juflit inefle (uam ; 
Intempeftivi funduntur vertice cani &c. ***) 
Am Jahre sıo erhub ihn Theodoricus zur Si 
renſtelle des Konfulats , liebte umd verehrte ihn 
vor allen andern wegen feiner Gelchrfamfeit, 
Zugend und Rechtſchaffenheit, die fich im ſehr 
hohem Grade in ihm vereinbarten. Da aber der 
Fenie! in keinen hohen Alter Kom mußte, Don 
vr 


“) Ada SS. ad diem 27 Mr u | 
**) Serlit, Tal T. 2. P. 3. 
ser) De'Confol, Lib, 1. Metz. 1. 


Re eig 


Katholiken, welche ee von feiner Wohlthaͤtigkeit 
nie ausgeſchloſſen und. bey ihrer Religion ges 
fehügt ‚hatte, durch des Kaiſers Juſtisus Der 
fehl, in Griechenland und Aſten, und fo gar auch 
in verfchiedenen Orten Italiens, bie Arianer 
ihrer Kirchen beraubten, und durch harte Ber. 
folgungen zu ihrer Religion zwangen; fo fuchte er 
heild-durch gütige Vorſtellungen, theiis durch 
Bedrohungen, den Kaiſer, und die es hierin mit 
hm hielten, zur Toleranz gegen feine Religions, 


verwandten zu bewegen. Da aber fein men 


fehenfreundliches Betreiben fruchtlos. ablief, fo 
nerwandelte fich feine Sauftmuth in Wuth, und 
feine angeborne Treuherzigfeit in Mißtrauen. 
Er fing an, auffeine katholiſchen Untertbanen, 
befonders aber auf den Pabſt und die Vornehm. 
fien den Argwohn zu werfen, ale machten fie 
unfer ber Hand gemeine. Sache nit dem orienta⸗ 
Jifchen Koifer, um die Religion und Negierung 
der Gothen zu untergraben. Er mußte, wie 
gefährlich der Verfolgungsgeift, wenn ihm die 
Meligion zu rechtfertigen ſcheint, in einem jeden 
GStaate überhaupt, befonders aber in Abficht der 
Gothen, fey. Die falfchen Griechen und-nie zu⸗ 
friednen Roͤmer konnten ſehr leicht unser dem Vor⸗ 
wand der Religion dir Italiener wider den Koͤnig 
aufwiegeln, und, wenn ers am wenigſten vermu 
thete, uͤberfallen. Theodoricus befand ſich alſe 
in der Verfaffung eines Menſchen, der von allen 
Seiten her feinen Untergang befürchtet, weil er 

2 ’ me nicht 


{ 


| ee | | 
micht weis, "woher eigentlich der fatale Streich 
Kommen fol: Es iſt daher kem Wunder, da 
er fähig war, auch auf die Unfchuldisften eine 

Verdacht zu werfen, wofern nur ein Schatten 
der Wahrheit, der in jeder andern Zeit auf ihn 
micht gewirkt haben wuͤrde, Gelegenheit dazu 
geb. Unter ſolchen Umftänven hatte Boethius 
das ungluͤck, den Verdacht des Königs auf ſich 
zu ziehen. Er war Patricius und oberſter Hof 
meiſtet, da Albinus, ein anderer Patricius, von 
Eyprianus, einem koͤniglichen Referendarins, be⸗ 
ſthuldiget wiirde, ſchimpfliche Brieft wider bin 
König an den Kaiſer Juſtinus geſchrieben zu 
Haben. Dieſen vertheidigte Boethius beym Koͤ⸗ 
nige, und ſetzte hinzu, baß, wenn die Befchulble - 
‚gung wahr wäre, nicht nur Albinus, fonderg 
auch er ſeibſt und der Senat, die ein Herz uub 
ein Sinn wären ‚-:in. der nämlichen Schuld ver⸗ 
wickelt ſeyn müßsen. *) Ein jeder fiehet, daß 
biefer Vortrag nicht nur an fich-felbft kraftlos 
qur Bertheidigung des Albinus war, indem bee 
. König ohnedem ſchon von dem Fatholifchen Se—⸗ 
nat nicht viel gutes vermuthete, fondern audh 
‚fo befchaffen war, daß dadurch ber König auf 
den Gedanken verfiel, ber ganze Senat habk 
fich mis Boethius und Albinus zu feinem Untere 
gange weſchworen und Voethlus habe ihm 


durch 


Ya Anonym. Vakfiauu “ aim Amsnian, Mat: 
sellini edit. Valęſ.. 


476 er 


Durch diefe unvorſichtige Rede nur Trutz bieten 
wollen. : Daher folgte auch, . daß ber König 
dem Senate zu Leibe wollte... Man beſchůldigte 
öhn uͤberdem noch, und man bewies es mit fal⸗ 
ſchen Zeugen, er habe einen Ausſpaͤher, der dem 
Könige gewiſſe Urkunden von ber Verſchwoͤrung 
des Senats wider ihn einhändigen wollte, da 
won abgehalten ; und man brachte untergefche 
bene Briefe vor, worin Boethius ſich Hoffnung 
machte, Rom werde naͤchſtens zu feiner alten 
Brepheit gelangen. ”) Ob ‚nun gleich dieſe 
Beugniffe von ſchlechten Menſchen erfauft waren, 
‘So wurden fie dennoch von fehr aufehnlichen Per⸗ 
foneri unterfiügt, und bewogen den König, der 
die obengedachte unvorfichtige Rede des Boethius 
für ein eigenes Geſtaͤndniß anfab, ihn zu Eal 
senjane im Mellaͤndiſchen In Verhaft zu. ſetzen, 

sb ihn gleich der Senat zum. Tode verurtheilt 


Hatte. . Reue Befchuldigungen feiner mächtigen 


Beinde brachten es endlich fa weit, daß Theodo⸗ 


dieus. den Befehl gab, ihn in feinem Gefäng 


niffe zu toͤdten. Der Ungenannte von Valois, 

| des Boethius Zeitgenoß, ‚der wider Theodoricus 

ringenommen zu ſeyn fcheint, ſetzt noch hinzu, 

"Maß Procopius, der ebenfalls kein Freund ber 

Seothen wor, verſchweiget,“) man habe ihm 

auit einem Strick um bie Schlaͤfe die Hirufchale 

. fo sufammengepreßt, daß die Augen jecberfieten, 

"8)-De Confel, Phil. Lib,, Ir Profa 4. ‚au 
:*®) De Bello Goth. Lib, 1.3. - 


| nn 


und ihn nach.Tängen Quaelen mit einem Prügel 
gu Tode gefchlagen. . Sollte dieſes wahr ſeyn 
fo muß es der Machbegierde feiner Geinde,.micht 
dem Befehle des Königs, deſſen berlin F 
weiderfpricht, zur Schuld gelegt werden. Mich 
deucht, es ſey unmoͤglich, daß einem Menfchen 
der Kopf mit einem Strick ſo zuſammengepreßt 
werde, daß die Augen zerberſten, ohnezu ſter · 
ben. Woju alsdenn das uͤbrige?, Es iſt alleıy 
binge wahrfcheinlicher, daß er, wie nach ihm 
fein Schwiegervater Symmachus, enthauptet 
worden fen, und daß ber vom Valvis einer ungen 
gründeten. Sage des Poͤbels Glauben beyge⸗ 
meſſen habe. Dieſes wird durch folgende Verſe, a 
die im Anfange des 14 Jahrhunderte auf feinem 
Grabe fanden, bekraͤftigt: 
"Hoc in Sarcophago jacet ecce Boethius areo, 
Magnus et omnimodo mirificandus homos 
- Qui Theodorico regi delagus iniquo_ 
Papiae fenium duzit ia exiium; 
In qua fe mocftum folans dedit urbe Hbellum, - 
Poft is gladio exit e medio. *) 7. 
II. Die Gelehrſamkeit des Boethius zu 
beweifen, haben wir nicht noͤthig, bie übertriee 
henen Lobſpruͤche des Ennodius, ») deſſen nas 
her Anverwandter er war, anzufuͤhren. Seime 
Werke find der ſicherſte Beweis davon. In 
un . a A \ " Bu . . einen 
®%), Murstorl. Urb, Tiein, Defcript. Script. Ber, 
Ial.vo.g. . 
'*#) Lib. 8. Ep I urn 


3 


- 
v 


7 Zu Metz 
| einem Vrieke den Cafſtoborus im Namen des 
Konigb Theodoricus geſchrieben bat, wird zw 
feinem Ruhm geſagt, er babe die Muſik des 
Pythagoras, bie Steintunde des Ptolemaͤus, 
bie —— des NRicomachus, bie Geome⸗ 
trie des Euclides, die Kogik des Ariſtoteles, 
bie Mechanit des Archimedes, und viele andere 
griechiſche Werke Kon Kuͤnſten und Wiffenfchafs 
fen in die roͤmiſche Sprache Überfegt. *) Wie 
Alien auch noch wieklich einen großen Theil dies 
fee Ueberfegingen unter feinen Werfen, wovon 
aber das meiſte logikaliſchen Inhalte, - aus und 
" Sber des Ariſtoteles, Potphyrius und Eicers 
Schriften iſt. Hierdurch führte er die ſchola⸗ 
ftiſche Philoſophie in die lateiniſche Gelehrſam⸗ 
keit ein; gleichwie er auch der erſte Lateiner ges 
weſen ift; im theologiſchen Schriften, Deralels 
chen feine wiver Neſtorius und Eutyches geſchrie⸗ 
bene Werkchen find, dieſelbe arzuwenden. Aber 
das betuͤhmteſte unter feinen Werkchen iſt dee 
Troſt der Philoſophie, welches ‚ee theils im 
Perſen, theild in, ungebundenet Rede im Ge⸗ 
kangniß geſchrieben bat, um fich fel A zu⸗ 
zuſprechen. Er dichtet daſelbſt ber Philoſophie 
‚sine Perſon an, und legt ihr alle die Troͤſtgruͤnde 
Anden Münd, bie fein Gemüch im Unglück auf⸗ 
sichten könnten. Einige ſind fo fehr für dieſes 
Bert! eingenommen, daß fie es fogar mit des 
Cicero und Virgils Werken vergleichen. Wer 
. es 


®) Lib. ı: Variat. Ep. 15. ** 








ee . 49 

6 aber mit Anfmerkſamkeit durchlieſet, der fin? 
det. einen hunmelweiten Abſtand. Jedoch kann 
man ihm das Lob. nicht: aßfprechen, daß er ſo⸗ 
wohl im proſaiſchen als im dichteriſchen Styl 
dieſes Werts ale Schriftſteller ſeiner Zeit, und 
des fuͤnften und vierten Jahrhunderts, aͤbertroffen 
‚habe. Es iſt nicht nur über, hundert mal zum 
Drud befdibert ‚ fondern auch faft in alle Spra⸗ 
chen, faser: auch in die hebraͤiſche, uͤberfetzt 
worden. *) Man hat ihm auch fonft noch ein 
Buch de Difciplina Scholarınn zugeſchrieben, 
ee my aber dem Thomas Eantipeatenfis m 
hört. *) | 
» Vi Ride netie Eqhtiſtfteleet, belbndere 
die Sieihaner ; geben dem Boethius eine Eiche 
Hmerin, bed Ramens Elpis, zur Gemahlid, 
der fie al@:einer geſchickten Dichterin neben · an⸗ 
dern Gedichten; die nicht mehr vorhanden find; 
einige geiſtliche Lobgeſaͤnge bes roͤmifchen Brevias 
rinms über" die Apoflel Peter und Pant zufchrek 
ben. **%) Über die Zeugniſſe, mie welchen ne 
es beweiſen woͤllen, ſind um kauſend Jahr juͤn⸗ 
ger als Boethſas. Eben fd ungegruͤndet iſt der 
Beweis, den ſie von einer Grabſchrift, die ſich 
nach einiger Meynung zuerſt in Rom ) gefu 
den bat, anxſe aber nach dem Zeugniß des 

en i * * 
gcrittori Ktalleni T. 2. ® ode 
**) Ibilem, Ä 
**k) Mongitor. Biblioth, Sic, T. pP tt. 
P Mongie. bed "> 


5 > 
s 


480 a u — u 

P. Romualdus von G. Maria in ber Mnguftiners 

‚ Birchye ju Pavia, ded Boethins Grabe gegenüber, 

Reben (60, *) hernebmen. Sie IR-folgende: 
 Elpis dia fui Siculse regionis alumna, 

Quam procul a patria conjugis egit amor, 

.. Quo fine moefta.dies, nox anzla, fiebilis hars; 
Cumque viro folum fpiritus unus. erat. 

"Lux mea non claufa eft tali remanente marito, 
Majari animao parte fuperftes ero. 
Portieibus fecrls jam nune peregrina quleſco, 
x Judieis aeterm teſtm̃eata thronum 

. : Neve manus buftum violet, ne. forte jugalis 

. Haec iterum cupiar jungere membra ſuis. 
Daß aber keine dergleichen Grab ſchrift in gemelb. 
ser. Kirche zu Pavia zu finden ſey, verſichert 
and der Herr Abt Tirabofchi; und. wenn Re auch 
daſelbſt befindlich waͤre, fo. wiirde bennoch der 
Inhalt derfelben weder bemweifen, daß fie des 
Boethius Gemahlin, noch daß ſie eine Dichterin 
war. Weil aber auch der beruͤhmte Kardinal 
Tommaſi, welcher dergleichen Dinge ‘fieißig uns 
‚gerfuche bat, einer Dichterin-bes Namens Elpis 
von diefem Zeitalter die obengedachten 2 
fänge zuſchreibt, **) fo iſt zu vermuthen, daß 
ee vernünftige Beweisgruͤnde dazu gehabt, und 
wenigfiend eine -Dichterin das Namens Elpis 
unter den gotbifchen Königen gelebt Habe. Aber 
ihre Lobgeſaͤnge fcheinen von einer fpätern Hand 
verbeſſert worden zu ſeyn. | 


V. Dies 
9 Papia ſacra p. 99. u ..) 1q!ramario 





En — — _ —. Zu M 
2.1, = Diejenigen, welche vE Dichterin Elpis 
für die Gemaͤhlin des unglücklichen Philoſophen 
Halten, muͤſſen zugeben, daß er zwo Ggmahlin⸗ 
an nach einander gehabt habe. Daun Kin :5M 
wiß, daß er. mit Ruſticiana, ber Tochter bei 
Eymmachus, der. nad) ihm⸗hingerichtet worden 
WE, dermaͤhlt wor. Nach des Koͤnigs Theodo⸗ 
rieut Tode wurden ihr und ihren Kindern die 
eonfiscireen Güter ihres Gemahls von der Kaͤni⸗ 
gin Amalafunta zurücgefielt. *) - Aber durch 
Sen verderblichen Krieg, der nach dem Tode pen 
Athaleriens zwiſchen den Gothen urd Griechen 
erfolgte, und durch ihre. Wohlthaͤtigkeit gegen 
die Armen wurde fie fo erſchoͤpft, daß. fie ſich 
endlich genoͤthigt (ah; vom Sbuͤre zu Thuͤre dag 
Srod zu. betteln. Ihr Unglüd gieng fo weit, 
daß man ihe ſogar nach dem Leben Frachtete 
Die Feinde ihres Gemahis beſchuldigten fic bay 
dem Könige Totila, die Roͤmer mit Gelde bar 
fochen. zu baten, damit fie des Theodoricyk 
MBitofänlen zu Boden wärfen. Allein ber weiß 
König gab den Verlaͤumdern fein Schde, und 
nahm die: ungtteitiche Maerone unter fein 
Schub. Dieſes erzaͤhn Procapiuk :**) er laͤſſt 

ans aber in ber Ungewißheit, mie lange fie „.. u 


ꝓuebt habe. el Br 

BE FE VL 
#) Procop. de Bello Goth. Lib. 1. c. 2, - 
“), Ibid Lib, 8.8. 20. W . 


WB, 96 * 
N 


Bu! 7 Wer „> — 2 > 
Be: Y O6 Gar nach bem-Knbe: des Boe⸗ 
fhlus hatte Zymmachus, fein Schwiegervaten 
das naͤpliche Echid ſal wegen falſcher Beſchul⸗ 
Migungen bdurch des Theodoritas Befehl ent. 
Bauptet zu werden. Ex war in der Philoſophie 
gie: weniger als ſein Schwiegerſahn bewan 
dert, N) ob er gleich keine. Schriften hinterlaſſen 
hat. Boethins macht viel Ruͤhmens von feinen 
Kenntniſſen/ da er ihm feine Bücher von der 
hypothetiſchen Schlußrede und von ber Dreyei 
nigkeit wibmet. Er ſtammte von Symmachus 
.dem Prafelt zu Rom ab, von welchem in der 
bdorigen Epoche gehandelt worden iſt. 
“VIE Was. die Mathematik betrifft, fe. 
Haben Caſſtodorus im ſeiner Ausrechnung ber 
Oſternfeyer und: durch feine Geſchicklich keit m 
Ber Mechanik, und Boethins is feinen. mathe 
watifchen Schriften. dargethaun, daß ie in ver 
ſchiedenen Theilen berfelben ziemlich geübt mw 
ren. Daß Boethius den Ruhm eianes gefchich 
ren Mechanikers hatte, wird auch daher bewib. 
ſen, daß ihm: vom Theodoricus aufgetragen 
Wurde, eine vom burgundiſchen Könige verlaugte 
Sonnen⸗ nid: Waſſeruhr zu "Geifirtigen. =) 
Über der: Raͤrkſtein · der Geometrie war tin go 
wiſſer Rhetor, des Namens Pal ‚Di 
es legt ihm Boetbius bey, da er ihm feine 
re I... geyme⸗/ 


©) Procop. de Bello Gothloo Lib. 3. r.  _ * 
**) Caßiod. Lib, 1 Varlar. Ep. 46: .. 


Ts 
geometien Bücher widmet. Dat iſt alle, 


was wir von ihm und bon den Mathematikern 
dieſes Zeitalters wiſſen. Wuͤrden die gluͤckli. 
chen Zeiten des Theodoricus und der Amalaſun⸗ 
a nur noch .ein halbes Jahrhundert gedauert - 
Haben, fo würden ‚die Ppilofophie und Mathe, 

matik, die burch des Boethlus lateiniſche Bor 


\ arbeitungen ein neues Licht erhalten hatten, zu 


einer ſehr beträchtlichen Vollkommenheit gelangt 
ſeyn. Cicero und Plinius der aͤltere hatten 
war ſchon vor ihm die Philoſophie der Griechen 
in latsinifcher Sprache bearbeitet. Es war aber 
bie dahin die Philoſophie faſt nur immer von 
Griechen gelehrt worden, und noch feiner hatte 

fish vor Boethius Die Mühe gegeben, die Schrif⸗ 
sen de Ptolemaͤus, Euklides, Ariſtoteles, Archi⸗ 
medes und anderer Griechen entweder ganz oder. 
zum Theil ins Lateiniſche zu uͤberſetzen und zu 
erläutern. *) Wie vortheilhaft dieſes zur Er⸗ 
leichterung und Verbreitung der Philoſophie und 
Mathematik war, iſt leicht gu erachten. Aber 
Durch die Darauf erfolgten Kriege und Verwuͤ⸗ 

flungen Italiens wurde nicht nur alles das gute, 
was einen fo glücklichen Anfang genommen hab 
te, vertilget, fondern Italien verfiel in eine noch 
piel tiefere Barbaren und Unwiſſenheit, als es 

je vorher gewefen war. 


2. Da 
| *) Caffiod. Lib. 1. Variar. Ep. 45. | 


a Ûx | 
| Das fünfte Kapitel. 
Die Ar sneywifenfch aft. 


1. yon dem Zuftande der Arzneywiſſenſchaft 
D in dieſem Zeitalter wiffen wir faft gar 
nichts merkwuͤrdiges, obgleich nicht zu zweifeln 
iſt, daß fie unter den gothifchen Koͤnigen in Eb⸗ 
ven gehalten worden fen. Unter den Formuln, 
deren fich der 8. Theodoricus bediente, wenn er 
jemand in eine Bedienung einfeßte, findet ich 
‚auch, eine, bie fich auf die Ehrenſtelle eines ſoge⸗ 
nannten Comes archiatrorum beziehet. *) Es 
wird dafelbft vieles zum Lobe der Arzneykunde 
gefagt, und befohlen, daß, wer Diefe Wuͤrde 
begleitet, für dad Oberhaupt aller Aerzte gehal⸗ 
ten werde, daß er alle Streitigkeiten unter den 
Aerzten entfcheide, und bey Hofe freyen Zutritt 
habe. ES wird aber daſelbſt Fein Arzt genannt, 
‚der gu dieſer Ehrenftelle gelangt ſey. 
II. "Ein anderer Beweis, daß damals bie 
Arzneywiſſenſchaft als eine edle Beſchaͤfftigung 
verehrt wurde, iſt, daß fie auch von Geiftlichen 
betrieben wurde. Es find ung zween folcher 
Aerzte bekannt, nämlich ein gemwiffer Elpidius 
und Dionyſius. Der erfte fcheint von lpidias 
Kuftins, dem Verfaffer einiger geiſtlichen Ge 
dichte, nicht unterfchieben zu ſeyn. Als Geiſt⸗ 
licher war er Diakonus, und als Gelehrter wird 
J J ee 
®) Callod, Lib, 6, Var. Form. 19. 


S u 





—XX 485 
er in berichiedenee Briefen des Eunodins ſehr 
geruͤhmt. *) -, Er-muß fein ungeſchickter Arge 
geweſen ſeyn, weil er bed K. Theodoricus Leib⸗ 
arzt war. *) Der P. Sirmond » und Ar⸗ 
gelati zaͤhlen ihn unter die meilaͤndiſchen Gelehr⸗ 
Xen, web gruͤnden ſich auf einen Brief des En- 
nodius. Hingegen machen ihn bie Verfaffer ber 
gelehrten Geſchichte von Frankreich zu ihrem 
kandsmann, weil er von einigen alten Echrifte 
ſtellern Diefonug der Kirche zu Lyon genannt 
wird. +) Dionyſius war ebenfalls Diakonus, 
‚uud lebte nach bes P. Sirmonds Mepmmg, tt) 
8 Rom von deu Gothen eingenommen wurde. 

Der geſagte Gelehrte hat lolgende Srabſcheiſt 
son ihm bekannt gemacht:: | 
-Hie Levita jscet Dionyfius artis honeflse 
Fun&us et oficio, quod Medicin- dedit. 
Wie weil er es aber in der Aemneywiſſenſchaft 
gebracht babe, If unbekannut. - 
IH. Der einzige berühmte Arzt dieſes Zeit 
alters ift Alexander von Tralles, der zu des 
Kaiſers Juſtinianus Zeiten lebte. f) Weil bie 
neuern Schriſftſteller faſt insgemein, obgleich 
ohne binreichenden Grund, erzählen, biefer Arzt - 
BEER.) 7 Bi habe 
* Lib, 7 Ep 7. Lib. 9. Ep. 14 et 21. 
“) Procap. de Bello Goth. Lib. 1. e. t. 
| *i In notis ad Ennod, Ep. 8.-Lib. 8. 
H Tom. 3.p. 1654 | 4) Loc. eit, 
- tt) Fabric. Bibl. graec. T. 12: p. 593. 


x 


6 
habe fich nach vielen gethanen Reifen: gu Mom 
wohnhaft niedergelaffen, und aus feinen Schrif⸗ 
ten wenigfiend gewiß I, daß er ſich in Toſcana 
einige'Zeit aufgehalten habe: *) fo haben wit 
Urfache, feines Namens hier gu gebenfen. Was 
aber fein Leben und feine Schriften angehet, fo 
Tann man in der anderwaͤrts ſchon geraͤhmten 
Seſchichte des Herrn Portale weitläuftigere 
Nachrichten davon leſen. Einige ſetzen auch 
den Geſchichtſchreiber Procopius unter die Zahl 
‚ber Aerzte diefer Zeiten ; aber ihre Beweisgruͤnde 
find nicht überzeugend; und wenn fie ed’ auch 
wären, fo war er zu Caͤſarea geboren; und fein 
Aufenthalt in Italien "bey Gelegenheit des Krie⸗ 
ges zwiſchen den Gothen und Griechen war zu 
kurz, als daß man ihn unter. die italieniſchen 
Gelehyten rechnen koͤnne. Dieß war auch bie 
Urſachhe, warum wir ihn im Kapitel von- der 
Benin Übergangen baben. 


| Dad fee Rapie.. 
| = Die Renregetebrfemtei 


2 


te Herrſchaft der Gothen Bat keine Ver⸗ 
aͤnderung in der roͤmiſchen Jurispru⸗ 

den verurſacht. Sie ſahen wohl ein, daß es 
Voͤlkern, die von Monarchen beherrſcht zu wer⸗ 
den gewohnt ſind, ſehr gleichgüti ſeyn koͤnne, 
ob 
| #) Therapeut, Lib, 1. 0 u 











\ 
! 


06 diefes sch Sinhetmiſchen über Gremben: ge 
Kchebe‘, wofern'fie'bey ihren · hergebrachten SW 
brauchen und Gefetzen gelaffen werden. Denn 
auf dieſe Weiſe vergeſſen ſie die Verwuͤſtungen 
des fremden Uebetwinbers/ und lieben ihn alsb 
einen Wohlchaͤtet/ ver ſie / unvermuthet im Teig 
vefſen laͤgepu was fie under die angenehniſten 
Winge zachlen, und er ihn benehmen Fonnte. 
Daher behielten ſte nicht nur die Außweliche Re 
gierungsform der roͤmlſchen Kaiſtr Dry. ſondern 
fießen: ihren neuen Unterthanen auch zu, von 
Mationaltichtern nach den romſchen Seſere⸗ 
gerichtet gu werden. So hatten auch die Go⸗ 
then ihre eigene Geſetze und Richter. Bank. 
Aber zwiſchen einem Gothen und Roͤmer ein Go 
Achts handei zu entſcheiden · wor, ſo geſchas wie 
Feb von zween Richtern aß beſden Nationen. 
Rt ſich aber Ih dieſen Faͤllen viele Schwierig 
keiten ereigneten, fo gab Theodoricus für beide 
Nationen ein Edikt von 154 Artiteln heraus, die 
weiſtent aus den koͤmiſchen Geſetzen gezegen war 
ven.Anvenbrog hät es bürth ven Druck be - 
Pain gemalt) a 
IL Rtglich hatte das Geſetzbuch des. juͤn⸗ 
"gern Theodoftug unter den Gothen feine vorige 
Faft; imd obagleich in des Eaffiöncrud Brieſen 
wicht ausdruͤcklich Meldung davon geſchieht, ſd 
Vitlärt doch“ duſelbſt Thesdorlkcus oft feh 
” TE "55 4 . 30u 


No 


®) ‘Codex Legum autiquarum,,. rl 


N 


Br 
sen Willen; dag man fich niuch.-deu roͤmiſcher 
Geſetzen richten. folle.. Delectainur, ſagt er im 
einem Briefe, *)  jüre Romago. yivere, quos 
armis copimus vindicae. Daher ift nicht 
daran ju zweifeln, daß man fih unter ber ie 
Zerung der Gothen der Rechtsgelehrſamkeit be⸗ 
Rſſen habe. Dieles erhellet noch mehr daraus, 
daß unter den oͤfentlichen Lehrern, welche dem 
Esniglichen Befehl gemäß baſoldet werden ſollten, 


eiinLehrer der Rechte anusdruͤcklich geuannt wird. 


Michtsdeſtoweniger· wifſen wir von feinem einzi⸗ 
gen Rechtsgelehrten, der ſich in dieſem Zeitalter 
zu Rom, wo vermuthlich noch immer Die Haupt⸗ 
ſchule der Rechtsgelehrſamkeit in Italien mar, 
ſonderbar hervorgethan habe. Ob dieſes dem 
Mangel ſolcher Maͤnner, oder. der Narbläßigkeit 
der damaligen Schriftſtelſer, oder dem Verluſt 
ſolcher Schriften, bie davon Meldung thasen, 
Amjufchreiben fey, if mir unbefannf. 
‚3° 3. Indeſſen kam gu Konflantinepel bie 
. weltbefannte Verbefferung: der roͤmiſchen Gefüge 
gu Stande, deren Geſchichte hier nicht gang darf 
Übergangen werben‘, ob fie gleich ein. Werk grie 
chiſcher Rechtsgelehrten war. Im Jabe 528, 
da Athalericus in alien herrſchte, erthejlte 
ver Kaiſer Yufiimian gehn, Rechtsgelehrten, wor⸗ 
anter ſich ben beruͤhmte Trebonianus befand, 
den Befehl, aus den gregexiqpiſchen, hermogi⸗ 
sanifchen und throboffanifchen  Gcpepbächern bie 
\ geſchic⸗ 
*) Lib. 3. Varlär. Ep. 3.. 


\ 


gerhidtichhen Befepe zu ſammeln, unb nachden 
fie dig nothwendigen Veränderungen und Zufägg 


beyagefuͤgt hätten, ,. ein neues. Gefezbuc daraus 
—zu bilden. Darauf wurde dem Trebonianus 


aud andern fiebenehn Gelehrten aufgetragen, 
eine gleiche Sammlung ber Ursheilsfpräche. beg 
beruͤhmteſten alten Rechtsgelehrten zu machen; 


woraus die Digeften ober Pandekten eutfianden, - 


die nach, Berfchiedenheit der Materien in funfjig 
Buͤcher, und ein jedes Buch im mehrere Titel 


eingetheilt find. Endlich ließ der Kaiſer noch 


durch Tribonianus, Theophilus und Dorotheus 
in, elementariſches Werk der Rechtsgelehrſam, 


Beit verfaſſen, welches unter dem Namen Inſti- 


tutiones ig vier Büchern beſtehet. Da auf dieſe 
Weiſe der gauje Inhalt der roͤmiſchen Geſetze 
vollbracht wer, machte er ihn im Jahe 533 be⸗ 
Sant, und befahl, daß er im ganzen römifchen 


Reiche ‚zur Nichtfehnur biente, unb von dem _ 


Öffentlichen Lehrern nicht nur zu Konſtantinopel 
‚und Berptus, foudern auch zu Nom erfläct 


"würde. Uber. das neue Geſetzbuch war von feis 


- net langen Dauer. Kunfjig faiferliche Entſchei, 

düungen über fireitige Fragen unter den Rechts⸗ 
gelehrten, und verfchiebene Geſetze, die Juſti⸗ 
nian vor und nach ber DBefammtmachung be 


Geſetzbuchs gegeben hatte, . waren, nicht darin 


begriffen. Daher mußte Tribonianus mit vier 
aubern Rechtsgelehrten aufs neue bie Hand ans 
Werk legen, und es mit den neuen Deciſtonen 

3 Kr 28 So. und 


ur 


ind Geſetzen vermehren. Hieraus enffiand Ber 
Codex repetitze praeledtionis, welcher im 
Lahr 534 vom Kaiſer publitirt wurde, und der⸗ 
fenigeift, der in der roͤmiſchen Rechtsgelehrſam⸗ 
fett noch Kraft bat. Es wurben Aber in ben 
Fotgenden Jahren der Regierung diefes Kaiſers 
neue Verordnungen bekannt gemacht, welche bie 
naͤmlichen zu ſeyn ſcheinen, die wir Im Corpus 
Bilde unter dem Namen Novellae haben. Die 
ufäge, “die m ‚folgenden Zeiten gefcheben ſind 
gehoͤren hier nicht her. 
1V. Dieſes ganze Orpw Juris, welches 
aus den Juſtitutionen, die dem ganzen Werke 
jur Vorrede dienen, auf den Digeſten oder Pan⸗ 
beften, aus dem Codex und aus den Novellen 
beſteht, wird von vielen Rechtsgelehrten ſehr 
geruͤhmt, von aribern aber getadelt. Wer eine 
gruͤndliche Keimtniß hiervon zu haben verlangt, 
‚ber Idfe die zivo vortrefflichen Abhandlungen bdes 
Heineccins: Pefenſio conpilationis juris Ro- 


E mani, ) und'bie andere: De Sedtd Tribonia- 


no- inslt 'gim, wo alle Beſchuldigungen und 

| Eimwärte fehr gruͤnblich widerlegt werben: 

| “es if Yarif wahrfcheinfich,  voß Me 

don’ —— veranſtaltete Sammlung ber 

Forhifchen Gefetze von. den BGothen in Italien 

nicht angenowmniei worden ſey, ſo lange fie da⸗ 

ſelbſt regierte, Denn oboleich umige Gefetze *) 
die 

MVoh' 3 Oper: Ein Gen. 1748°P. 526. . 

83) Cod. Lib. ı. TR. 17. Lib. 9. Ti, 18. 


U Ag 
biete: Sanimlung ſich auf Rom begichen, ſo be⸗ 
weiſet zwar bieſes den’ Willen des Kaiſers, "beit 
Romern Geſetze vorzuſchreiben, aber nicht bie 
wirlliche Aufnahme und Befolgung derſelben, 
bie hicht im ſeiner Macht-Rand.. - Daher ſind 
auch die vorläufigen Edikte im Codexr, worin er 
befichlt, daß hinfuͤhro ale ihm untergebene 
Volker diefen Geſetzen gehorchen follen, entweder 
im den Senat: zu Konftantinopel, oder an den 
Bräfeft des Prätoriums dieſer Stadt. gerichtet. 
Rachdem aber das Reich ber Gothen zerſtoͤrt, mb 
Juſtinian Herr von Italien geworden war, publi⸗ 
rirte en daſelbſt im Jahr 554 feine Geſetze ver⸗ 
mittelſt eines Ebikts, weiches er Sanctio prag- 
mmtica nannte. In demſelben bekraͤftiget er 
alle Privilegien; die son Theodoricus, Amala⸗ 
ſunta“ und Athalericus ben Roͤmern verliehen 
worden waren, und befichlt;- daß hinfuͤhro nur 
ſeine Geſetze in ganz Italien Kraft haben ſollen. 
Jura inſuper vel leges Codicibus noſtris infer- 
tas,' qüias jam ſub Edictali programmate in 


Italiam dudum miſimus, obtinere fancımus, 


fed et eas quas poflea promulgavimus confli- 
tutiones jubemus ſub edidtali propofitione 
wulgari ex eo tempore, quo fub edictali pro»: 
pofitione fuerint, \etiam per partes Italiae ' 
obtinere, ut una Deo volente facta republica, 
legum etiam noflrarum prolatetur audtori. 
tas. *) Es iſt feine Urfache vorhanden, gu 
5 GE 7* wwei⸗ 
*) Sanct. pragm. e. 11. J 


N 


2 ee 
eeifeln, daß ber-Faiferliche Statchalter Narſes 


dieſem Befehl gemäß die Geſetze des Kaiſers in 


ganz Italien eingefuͤhrt habe. Wir werden auch 
in der Folge ſehen, daß ed. unser ben longobardi⸗ 


ſchen Koͤnigen den Italienern erlaubt war, nach 


dieſen Gefegen zu leben. 
VI. Die angeführten Worte des Juſtinia⸗ 


| uns, mit welchen er anzeigt, er habe die von 


ihm vergnfaltete Sammlung der Gefege ſchon 
haͤngſt nach Italien uͤberſchickt Haben viele auf 
ben Gedanken gebracht, das berühmte Manu⸗ 
ſtript der Pandekten, welches zu Florenz auf⸗ 
behalten wird, ſey das naͤmliche, welches der 
Kaiſer nach Italien geſchickt hat, und es ſey 


von Tribonianus eigenhaͤndig geſchrieben wor⸗ 
den. Angelus Politianus, der unter allen zuerſt 


die florentiniſchen Pandekten mit andern Ab⸗ 


ſchriften verglichen hat, mar der erſte, diefe 


Meynung zu behaupten. Ihm folgten viele 
andere, beten Damen von Heinrich Bteub⸗ 
mann, *) von Friedrich Otto Menke, **) und vom 
dem Kanonikus Bandini *"*) angezeigt werben. 
Liber diefe drey Gelehrten und andere toiderlegen 
die Meynung bed Politianus, und beweiſen 
sränblih, j bay die geſagten Pondelten me 


*) Hift. 'Pande&. Florent. Lib, 1. c. 2.Lib. 4 el. 
**) Vita Angeli Politiani p. 304- ete. 


*k#) Ragionamento op le Collas. delle Pam 
dette p. 7. etc. . 


7 . 
+ 


— ⸗ 





BAG 493 
nicht von pi Juſtinlanus Regierung , jeboch 
vom Ende des ſechſten oder. vom Aufqnge des 
Rebenten Yahthunderts herruͤhrrn, md bey 


weitem die Borpäge nicht haben, hie ihnen von 
Augelus Politianus zugeelgnet werden. 


Vil. Ob dieſe neue Sammlung der int . 


vn Geſetze zu größerm Eifer in der Rechtsge 
lehrſamkeit Anlaß: gegeben habe, IR unbekannt. 
"Denn wir kennen feinen Gelehrten, der fich nad 
"Ber Bekanntmachung berfelben in Italien in die 
fen Zeitalter: vor andern andgezeichnet babe, 
Dieſes beweiſet aber keineswegs, daB entweder . 
die Rechtsgelehrſamkeit vernachläfige worden, 
oder ein gänzlicher Mangel an vortrefflichen 
Rechtsgelehrten gewefen fey. Vielleicht geb «6 
auch noch viele andere verbienfivolle Männer im 
andern Faͤchren der. Gelehrſamkeit, von denen 
Feine Nachricht mehr vorhanden iſt. Denn dieſe 
und die folgenden Zeiten waren m:t fo vielen 
Veränderungen und allgemeinen Drangfalen ans 
gefält, daß es Fein Wunder wäre, wenn alle 


- Schriften der damaligen Gelehrten mit ihrem 


Anbenken gänzlich verloren gegangen waͤren 
Was von den Schulen und-Biblioebeken dieſes 
Zeitalter Gefannt iſt, davon iſt in den vorigen 
“ Kapiteln hinlaͤnglich gehandelt worden. Mir 
wollen alfe zu der Gefchichte der freyen Künfs 
forfipreiten. 


Das 


— 


—— — — — —— ¶ — 


u ‘ 
.* 
* u \ 


Das fiehente Kapitel. 


.ſ rerye R añ an Re. 


T. Sn den Briefen, bie Caffioder Im Nama 

des K. Theodorieus geſchrieben bat, 
wi von nichts: ſo oft Meldung” gethan, coli 
sonder Erhaltung und Wiederherſtellung ale 
Gebäube und Denkmäler. Unter dem gewohn 
lichen Inveſtiturformuln ‚bed Koͤnigs, Die um 
Laſſiodor aufbehalten has findet fich eine, welch 


‚ Formula Comitivae Romanae genaunt wird, ® 
‚md. womit bie anderwaͤrts ſchon gemeldrg Sir. 


be eined Comitis nitentium-rerpim yo König 


\ derliehen wurde. In biefer Farmul toied dem 


jenigen, dem dleſes Amt anvertranet wird, an 
defohlen, die. Bildſaͤulen, mit weichen di 
Straßen und: Öffentlichen Pläße zu Rom geziert 
waren, des Nachts bewachen zu laſſen, damit 
Be nicht on barbariſchen oder raͤuberiſchen 
Haͤnden verletzt oder davon getragen wuͤrden. 


So findet ſich auch unter andern: eine Formul, 


die ſich auf das an eines Sffentlichen Bau. 
meilters besichet **)-” Seine Pflicht war, auf 
die Erhaltung altet Gebaͤude und Bildſaͤulen u 


beuten, bie beſchaͤdigten augzubeffern, und wo 


es ſich am beſten ſchickte oder notbig war, yeue 

au errichten. Man Behr hieraus, wie ſehr fiche 
N Ä Thev⸗ 

*) Lib. 7. Var. Form, 13. 

**) -Ibid: Form, 15. 


hi Therdoricus angelegen ſeyn lich, daß Romme 

ter feiner Regierung. nichts von feinem. alten A⸗ 
sifehn und Pracht verloͤre. Dieß war ind; der 
ſicherſten Mittel, ich bey dem Roͤmern, die muf 
die Erhaltung ihrer Alterthuͤmer ungeieit. bi 

% dacht waren, *).beliebt-zu machen... --. .:.. 

7: IE ‚Beine Sorgfalt für bie. Erhaltung: her | 
E ktertbhnier ‚ußerte fich nicht nur durch: allge⸗ 
v zeige Verordnungen, ‚fondern auch durch einen 
freygebigen Aufwand großer. Echäße, die Stadt⸗ 
gun und verſchiedene öffentliche Gebaͤude, **) 
die ungerirdiichen Kaudle ?**) und hie Schau⸗ 
Bühnen +) zu Rom zu verbeſſern amd zu erneuern. 
Es wuͤrde zu weitlaͤuftig außfallen, wenn ich 
aus ben Briefen des Caſſtodoxus alles ſammebn 

wollte, mas Theodoricus zur Verſchoͤnerung dee 
Stadt Rom aus ſeinem eigenen Schatze veran⸗ 
ſtaltet hat. Ennodius ſagt von ihm, er habe 
nicht nur ‚dee Stadt Rom, ſendern auch ver⸗ 
ſchiedenen andern Stäbten Italjens ihr altes 
AUnſehn wiedergegeben. ) Zu: Komo war eine 

erzene Bildſaͤule heimlich entwendet worden. 
Der König ſtellte nicht nur die allerſchaͤrfſten Un⸗ 
ſerſochnagen | an, den ende gu ‚entdecken, ſon⸗ 
u 5 din 


) Procop. de Bell. Goth. Lib, 4. e. 22. 

*) ‚Cafllod. Lib. I. Var. Ep: 25 28. uib: 2. Ep; 
24. Lib. 3. Ep. 29, 31... 

**) IdemLib. 3.'Ep. 30. . }) Lib4 Inst. 

+) Panegyr. Theodorih 





E : f 


496 ka 0 = 
vern verſprach auch Hundert Strike bdemjemi⸗ 
gen, der ihn anzeigen wuͤrde. Dies , fagt «e 
Au einem Briefe des Caſſiodorus, es iſt gar zu 
GBltter und verbrüßlich‘, daß, ba wir und hoͤcht 
angelegen ſeyn laſſen, die Städte von Tag zu 
Tag mehr zu verſchoͤnern, die alten: Denkmaͤler 
unter der Hand weniger iverben. *) Zu Abans, 
m Paduanifchen, waren damals fehr berühmte 
Baͤder. Aber die Gebäude, welche diefelben 
umgaben, waren vor Alterthum baufällig. Dick 
Sieh er durch einen gefchieften Baumeiſter af 
eigene Untofien zum Beſten ihrer Befiger in 
groͤßter Eile wiederherſtellen ) 
IH Es deuchte ihm aber wenlg zu ſeyn 
:Bie alten Gebäude vor dem: Umfall zu ſchuͤtzen, 
wen er nicht "auch die Staͤdte mit neuen ans 
zierte. Der alte Verfaſſer ber Vermifchten Ge 
ſchichte, die vom Muratori aufs neue ſum Druck 
befoͤrdert worden iſt, *) und ber ungenaunte 
son Valois +) etzaͤhlen, der Kenig Theodori⸗ 
cus habe in den volkreichſten Staͤdten Italiens 
prächtige Reſtdenzſchloͤſſer, ++) beſonders aber zu 
Ravenna, welches mit bedeckten Gängen um⸗ 
geben, zu Verona, welches mit einer Halle ver⸗ 
fehen war, die bis an eins der Stadtthore reich⸗ 
Li” 
*%) Lib. 2. Var. — 0) Ibid. Ep. 25. 
&6#), Scriptor. Rer. Ical. T. 10 
p Hi. mifeell. Lib. 15. 
tt) Ib. psp. 512. Edie. Valeſ. 





er 47° 
ter und In Papia. erbauen laſſen. Dieſe und 
mehrere Städte. zierte er auch mit neuen Ring 
manern, MWofferleitungen, Baͤdern und Am 
ꝓhitheatern. Alles dieſes beweiſet handgreiflich, 
daß Theodoricus einer der groͤßten Befoͤrderer 
ber Huͤnſte, beſonders aber der Baukunſt, ge⸗ 
weſen ſey. So laͤßt ſich auch aus den Briefen, 
die Caſſiodor im Namen des Athalericus und 
Theodatus geſchrieben hatte, ) heweifen, daß 
auch dieſe Könige. ſich ſehr angelsgen ſeyn ließen 
die Alterthuͤmer per Kunſt, beſonders aber bie 
Gebaͤnde, zu erhalten. Es iſt daher zu bewun- 
dern, wie ber gelehrte Here Abt Angelo dellg 
Noce vom K. Theodoricus habe fchreiben Finnen, 
omnes banas artes eliminavit ex Italia, **) 
und. daf viele. unter ben. neuern Echriftſtellerg 
die Gothen als Verwuͤſter der Alterthuͤmer und 
als Mordbrenner abgeſchildert Haben, - da: dach 
vielmehr das Gegentheil auf den Zeugniffen der 
Zeitgenoſſen beiviefen werden Faay. Diefe zu 
jählen zwar von ihnen, Daß fie Städte gepläne 
vert, die -feindlichgefinuten. Einwohner ‚nicheng 
emacht. und bie Selber verhoert haben; fie mel⸗ 
‚en aber nie,. haft fie ganze Staͤdte ober anſehm 
iche Gebände. eört, o oder im in Aſche alcct * 
) ib. 8 Var. Ep. 29, 30. Lib. 10. Ep. jr 9 
*) In Not, ad Leonie Offinl, Chrom, ub! ii 
e..29. 
’ EEE 4 
1.2, Ta —— 


408 nn = 
Gen. Daß verfchiebene Dbdisfen, Tiumph⸗ 
Gögen, und audere einzelne Alterkhumer hier und 
Ha von den Gothen in Kriegszeiten zu Boden 
geworfen worben find, beweiſet nicht® wider fie; 
denn ſolches kann zu Kriegszeiten Auch) umser 
Den feinſten Nationen nicht verhindert werden. 
Man leſe hiervon einen Brief des Herrn P. Aug. 
da Barga,“) und die 23, 24 Abhandkungen des 
Muratorl Äber die Alterthuͤmer Italiens, ) me 
Biefe Materie mit großer Einficht umd Befcheb 
denheit behandelt wird. - 
UIV. Co wird auch den Sechen zur Schuld 
gelegt, den Geſchmack in ber Baukunſt verdor⸗ 
Sen zu haben, und die Urheber einer fehlerbaf 
ken Bauart, die man indgemein die gosbifche 
nennt, geweſen zu fenn. Allein die zwey großen 
Gelehrten, Buratori und Maffel, vertheidigen 
fe wider Dice Beſchuldigung. Der erfie be 
Yauptet, die fogenahmte gothiſche Bauart fep 
fange nach "den ‘Zeiten der Gothen in alien 
ringefuͤhrt worden. a) Der andere aber aicht 
yiar tu, daB unter der Negierung der Gothen 
bie Baukunſt viel Sehlerhaftes angenommen ba 
ve; "er behauptet aber, daß dieſes den Ita 
em ash, nicht den Garden, zu zuſchreiben 
KH 


0) Epi de Andiorum Urbls Komae everlarh 
; bee vol. 4. Thefaur, Rem. Antig. Graev. 
de) Differtazioni fopra le Autich. Il, Tem, ı. 
DIE, 23, 24. 

Di | 











0 y ° 409 
», 9) denn biefe ſeyn Krieger, Seine Bauder⸗ 
indige geweſen, die aus Laͤndern kamen, wo 


an keipen Begriff von einer ordentlichen Bauart 


itte. Was der Herr Abt Tiraboſchi anfuͤhrt, 


eſe Meynung des Maffei zu widerlegen, dat 


ine. Kraft zu uͤberzengen. Denn- ans dem, 
ß Cheodoritus die gange. gothiſche Mation, 
ovon ein Theil Griechenland burchfireift hatte, 


ıch alien geführt, und Theodoricus ſelbſt 


ne Erziehung am fonflantinonolitauifchen Hofe 
halten Haste, folget nicht, daß fish unter dem 
othen Baumeiſter fanden, bie in Briechenland 
nen eigenen Geſchmack in der. Baukunß ange 


mimen heiten. Es if vielmehr zu permuthen, 


fi, wenn Theodoriens und die ig Griechenland 
:eifenden Gothen ſich um die Dafige Bauart be 
mmert hätten, er und feine Baumeifter in ih⸗ 
n Gebaͤuden fich nach berfelben gerichtet haben 
uͤrden; es ſey deun, daß fie die vollkommen⸗ 


n GSebaͤnde der Griechen und Römer zu uͤber⸗ 


effen geſucht, und baher ihre Werke mit unna⸗ 
irlichen Zierrathen verkuͤnſtelt Haben. Dieſes 
iderſpricht aber der guten Denkart des Koͤnigt, 
nd geſchiehet ‚nie bey einem Molke, weiches 
ſt anfängt, ſich ben Kuͤnſten zu ergeben. Der 
Rerr Abt fucht jedoch aus einem Briefe des Kap 
odorus zu beweiſen, der. Koͤnig hahe ſich ge 


uͤhmt, daß er bie Werke der Alten Dur die 


nen verbeffeen und re machen dung, 
Ji 2 ‚Apein 
*) Verona illußtras P, 1: Lib, Ge: 


«00 4 a W 


Allein man darf nur die Siele, worauf er ſtich 
gruͤndet, kfen, um zu verfichen, daß er fich 
feiner Freygebigkeit ruͤhmt, wodurch er vermit⸗ 
telſt der geſchickteſten Meifter bie ſchadhaften 
heile der alten Kunſtwerke zu ergänzen, und 
Benfelben das Anſehn des Alterthums wiederzu⸗ 
geben ſuchte. Die Stelle iſt, wie folget: Hoc 
enim fludio largitas noflra non’cedit, ut et 
fadta veterum, exclufis deſectibus, innove- 
‘ mus, et nova vetuflatis glofia .velliemus. *) 
Es iſt alfo ganz. unwahrſcheinlich, daß die So⸗ 
‘then die Urheber der ſogenannten gothiſchen 
Bauart fepn. Nichts if Hingegen natärkicher, 
als daß die italienifchen Baumeiſter ſelbſt ihrem 
ſchon längft verderbten Gefchmacke gemäß, feh⸗ 
lerhafte Gebäude auffuͤhrten. 

V. Weil aber die Bauart, bie man nach 

einigen Jahrhunderten gothiſch genannt hat, 
weit unvollkommener iſt, als jene des ſechſten 
Jahrhunderts war, ſo will Muratori nicht zu⸗ 
‚geben, daß fie unter den Gothen ihren Anfang - 
genommen habe. Er verficht unter der foger 


nannten gothiſchen Bauart ein rohes und unpro⸗ 


portionirliches Weſen, das den Gebaͤuden der 
Gothen nicht eigen war. Dieſe waren nach fei« 
nem Begriffe eben ſo praͤchtig und ſchoͤn, als 
vlele der beſten nach des Auguſtus Zeitalter, da 
Die Baulunſt im'WBerfall war, und hatten mie 
den gothiſchgenannten alten Domlirchen, * 
ier 
9 Vb. 3. Ver Form, 15. Ar 


ee. or 


ee und ba. noch aufrecht fichen, vielleicht nicht 


mein, als bie Groͤße und Feſtigkeit der Ma⸗ 
rialien, und bie genaupaflende: Zufanımenfile 


ng der Steine wie wenig Kalk, welche auch 
t Bauart der Griechen und Roͤmer eigen was 


n. Allein der berühmte P. Friſt ) giebt vor, 
e.fpitauflanfenben Begen, und bie: verfünftele 
u Versterungen ber Kapitaͤle und Säulen, die 


an an Deu: fogeneunten gothiſchen Gebäuden 


abrulmme, : haben unter der Negierung ber 
othen ihren Anfang ‚genommen. Und dieſes 
fräftiget ber Herr Abt Tiraboſchi durch folgen⸗ 
Stelle eines Briefs des Caſſiodorus, wo ea 
e zu feiner Zeit. gebraͤuchlichen Säulen: hohen 
täben von Rohr oder Spießen vergleicht, uk 
gt: quid dicamus columnarum juncemm 
‘oceritatem? moles illas ſublimiſſimas fabri. 


rum, quals quibusdam erpdis haflilibus con- 


neri, er; fabflantiee. qualitate concavis cana- 
yus'exeavatae,, ut magis ipfas aeflimes fuiſſa 
anskufae, alias feris judices factum, quod 
etallis.duriflimis videas expolitum.**). Die 
hen und dünnen Säulen, ſagt Tiraboſchi, 
nnten die grofſe Laſt der Gebäude nicht tragen, 
enn die verbindenden Bogen, nicht ſpitz auflie⸗ 
u. Folglich fand fich in den Gebäuden der 


— 


zothen das vornehmſte Unterſcheidungszeichen 


| Ji-3 der 
) Seggio fol Archite&iura Gotlũea. J 
*) Lib, 7. Var. Form. i. * 


[X er > = 72 
der Bauart, die wir itzt gothiſch nennen; nad 
daher hat. dieſe ihren Urfprung unter der Regie⸗ 
zung der Gothen gehabt. Kam es aber nicht 
fern, daß Caſſtodor von Gebaͤaben ſpticht, die 
vor der Gothen Regierung errichtet worden ſind? 
Bil er die Fehler der damals üblichen Bauart 
cerkannte, und alle Mictel in Haͤnden Hatte, zu 
verhindern, daß in ben koͤniglichen Gebaͤuben 
diefelben : begangen wuͤrben, fo wird, deucht 
mich, noch immer wahrfcheinlichetr, daß die 
von Ihm geruͤgken Fehler älter als ver Bothen 
Reglerung, und unter dieſer, ſo viel moͤglich 
War, vermieben worden find. Man ſtehet hier⸗ 
aus, daß des Muratori Meynung nicht gruͤnd⸗ 
lich widerlegt werben kann, und daß es unge 
wiß if, ob die itzt ſogenannte gothiſche Bauart 
wirklich vom ben Gothen herruͤhre. | 
VI. Gleichwie die Baukunſt anter ber Re 
sierung ber Sothen gewilfermaßen blühete, ob 
ihr gleich aus den vorigen Beiten viele Febler 
anklebten, ſo kann man auch beweiſen, baB ia 
diefem Zeitalter bie Bildbauerkunft och fleißig 
und nicht ganz ohne Ruhm betrieben wurde. 
Daß man bie Werke diefer Kunſt hoch ſchaͤgte, 
bewelſen nicht nur Die obengemeldten Verord⸗ 
nungen und Gergfalt bed Könige Sheodoricus, 
bie auf die Erhaltung berfelßen adsielten, fon 
dern auch bie viclen Bildſaͤulen, bie man ben 
Königen , befonders aber bem Theodoricus, 38 
Nom und Ravenna und in andern Staͤdten Sta. 





ns erricheet-hat. Mir haben ſchon anbereing 
gemerkt, daß des Boethius Gemahlin Ruſti⸗ 


ana beſchuldigt wurde. die Bildſaͤulen des ge 


sten Koͤnigs, die zu Rom waren, verletzt zu 


ben... Es fand fich unter audern quch eine zu 


eapel auf dam Markte, die non gan; neuer 
rfindung mar, Sie beſtand aus ſehr Kleine 
teinchen von terſchiehdner Farbe, bie fo. kuͤnſt⸗ 
4 nereinigs waren, daß ſte des Theadoricus 


ild vach dem Leben vorſtellte, Es hatte 


ver noch bey Lebzeiten des Koͤrigs der K 
won abgeldfet. *) In dem Landhauſe de 


eflichen Geſchiechts Inſtimani bey ap findet N 


$ eine von. Pnseın. geruͤbwee Wilnfäule die 

ach vieler Meynnug den Kaiſer Juſtiviau vor⸗ 
it, und mars dieſes wahr wäre, beweiſen 
uͤrde, daß im dieſem Zeitalter der Geſchmack 
der Bilbbauerkuuft noch siemlich „gut wars 
Bein Winkelmann laͤugnet 418, *) weil ſonſt, 
inem angenommen Syſtem zuwider, erfole 


m würde, daß im, fünften. und ſechſten Jahr⸗ 


ındert die Kanſt noch nicht gänzlich verlorem 
'gangen ſey. Dieſe Bilpfäule, fast er, wuͤrde 
ı fü barbariſchen Zeiten ein. Wunderwerk dee 


unft feyu. -E6 iR aber fonderbar, ‚zu bemene 

n, daß die Ehre einer. öffentlichen Bildrdule; . 

e ſonſt iu Dom: auch den Gtammatikern geſtat —/ 
Si... MN 


) Procop Lib. r. de Bell, Geth. e. 24. 
*) Hi. delart T. 2. p. 338. 


{at - 


4 
— a au nn FT .7. 


De —E 

tet worden iſt, in dieſem Zeitalter ein fo wichtẽ⸗ 
ger Gegenſtand⸗war, daß fie die Eiferſucht eines 
Kaiſers erregen konnte.” Dem Procopius er⸗ 
zaͤhlt, unter den Friedensartikeln, bie im Jahr 
"535. Theodatus dem Kaifer Juſtinian vorſchlug, 
ſey einer geweſen, wodurch feſtgeſetzt wurde, 
daß nie dem Koͤnige Theodatus allein eine Bild⸗ 

Säule errichtet würde, ohne de: Kalſers ſeine 
dabey zu feßen: »Huic Theodato) nanquam 
-ftatua ex aere aliave niateria ponegpter , “a 


atrique femper. 6 9 


| VI. ater die Belege; bie. wiſchen den 
Gothen und Griechen uuter des Theodatus Re 
gierung entſtanden, und bis jur Vertilgung des 
jothiſchen Reichs fortgefetzt worden find, ha⸗ 
en. der Bildhauerkunſt einen: unerſetzlichen 
Schaden zugefuͤgt. Vermuchlich find damals 
die Statuen, die man nach ber Zeit hier und. da 
in Sitalien verflänmelt aus ber Erde gegraßen 
Hat, und vieleicht noch wlel: mehrere, die noch 


© Amter dem Schutt begraben liegen / ‚von varba⸗ 


eiſchen Händen mißhandelt worden. Da im 
Jahr 537 Rom von den Bothen-belagert, und 
das Kaſtel S. Angelo (damals Moles Hadriani, ) 
beſtuͤrmt wurde, zerſtuͤckten die: beſtuͤrmten Gries 
chen und Römer die darin befindlichen Bildſaͤu⸗ 
‚DR, um fe don ben Mauern berab auf die Koͤpfe 

. be 


Pe „” . 


0) DeBel. Goch e c. 24. 











2 39% 
r Gothen ju werfen· *) " ‚Unter dem Pabf 
han VIII hat man. auch wirklich zwo derglei⸗ 
en verſtuͤmmelte Bild ſaͤulen in dem Waſſergra⸗ 
n des geſagten Kaſtells, bet damals gereinigk 
urde, gefunden deren eine einen ſchlafenden 
aun, bie andere aber ben Kaiſer Septimifß 
everus vorſtellte. ) Gott weiß, wie vielß 
dere Denkinaͤler ber Kunſt bey dieſer und ‚ae 
rer Städte Belagerung im ganzen Verlauf die 
r Kriege zu Gruade gegangen find FLV 


vm. De F offenbar am Tage liegt, hag 
e Bau⸗ und SBild hauerkunſt von den gothiſche 
oͤnigen ſehr werth geſchoaͤtzt worden iſt, ſo hat 
‚an Urfache,. in Anfehung, ber Malerkunſt eig 
leiches zu hermuthen, Nichtsdeſtoweniger 
ird in des Caſſiodorus Briefen, wo ſo oft 
on Gebaͤuden und Bild ſaͤuien die Rede if, nie 
on, Gemälden Meldung gethan; und mag noch - 
ehr zu hewundern iſt, fo findet ſich unter den 
jelzn zur Auszierung bed. ‚Königlichen Palaſis 
eftimmten-Uemtern, als da find ber Tapezierer, 
zildhauer und andertt, welche von Caſſiodorus 
enannt werben, **) keine Spur von einem 
ofmaler. Man ſollte faſt auf den Gedanken 
erfallen,. bie Gothen ſeyn den Gemaͤlden feind 





ne gexwe⸗ 
) Procap..d@ Bell. k Goch; Lib. 2. e. 22..— 
*) Winkelmann loc. eit. 


*+) Lb. 7. Var. Föru 5. J LET 





506 He | 


Ver alten Schriftſteller uns beichrt, Daß fie je 
cinen Gebrauch von Gemälden mad, ode 
fe merheerirätt haben. 
| Weil aber aus ber oßmengefüßeten 
* dei Caſſtodorne gewiß iſt, daß fie Liebba⸗ 
“Ser von moſaiſcher Arbeit waren, Die eine Art 
son Malerey iſt, fo gehoͤrt ſeht vlel dazun, zu 
beweiſen, daß ſte Feinde der. Malerey waren 
befonder® weil bewieſen werben kann, daß in 
dieſem Zeitalter auch die Malerkunſt in Italien 
betrieben worden ſey. "Anaftaffus, der Biblio 
rhekar, erzähle, *) der roͤmiſche Biſchoff Syn⸗ 
machus Babe eine Kirche des h. Paulus zu Rom 
mit Malereyen gezkert; und Vincentius, Bifchoff 
zu Neapel, Tieß feinen Speiſefaul Hagsum be 
malen, wie Johannes Diatonus erzaͤhlt. *%) 
Es hat alfo in dieſem Zeitalter weder an Ge 
mälden noch an Malern gefehlt, ob man glei 
die Namen der damals lebenden Maler nicht 
Weiß, und von ıhren Werfen nichts auf unfere 
Zeiten gefommen if: Bermurhlich- haben bie 
beften Künftler biefer Zeit, weil man bey Hofe 
mehr Geſchmack an mofalfcher Arbeit, ale an 
der Dialeren fand, jene mehr als diefe betrie 
ben und zu einer fo großen Vollkommenbeit 
gebracht, 


%) Vie. Pontif, vol 3. Siript. Ret. kal, p. 124. 
: #%) Chronic. Epife, Neapol. Seript. Bet. I, vol, 1. 
P. 2.9.25. .- 





| Pe 7 
bracht, daß man Urſache gehabt Bat, ſie den 


emaͤlden vorzuziehen. Go verfichert und Jos -: 


ınnes Diakonus, die mofaifche Abbildung ber 
erklaͤrung Chriſti, welche ber neapolitand 
ifchoff Johannes in einer Kirche zu Neape 
ie ihren Namen von. feinen Vorgänger &te 
hanus trug, verfertigen ließ, fey in Wunder 


erk der Kunft geweſen.*) Vernmthlih war .. 


n auch die Werke dieſer Art, mie weichen yet 
abft Symmachns die Kirche des 6. Petrus je 
om, **): und Maximianus, Biſchoff zu Ra⸗ 
enna, die daſige Stephanskirche ***) ande 


hmuͤckte, und andere dergleichen Werke, Son 
enen dir Biſchoff Elampini und ber Kardinal 


urietti weichäuftiger Banden, veu nicht gerine 
erer Sonfonmertpeit. F 


) Los. cit. 
*) Anand. Milo bee 
=) Al id lin ei arm 


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6 


0o8 
——⏑ö | 
Das neunte Buch. 


Geggte der freyen Kuͤnſte und Wiſſen⸗ 
ſchaften unter der Regicrung de der Lon⸗ 
gobarden. 


Nr, Zeitranpt; , ben wir vor uns Baben, 
gleicht einer weitausfehenden Flur, bie 
durch, reißende Waſſerſtroͤme in eine traurige 
Wuͤſte verwandelt worben if. , Sin, den ‚verfloffe 
nen Jahrhunderten iſt Italien zwar oft mit 
ſchweren Drangfalen: zum geöfiten Schaden ber 
Litteratur heimgeſucht worden: biefe wurde aber 
nie fo ganz und gar erſtickt, daß, fie nicht bier 
und da noch Srächte hervorbrachte, an welchen 
man fich ergoͤtzen konnte. Itzt aber iſt die Der 
wuͤſtung und das Verderbniß allgemein. Die 
Namen cines Rebners, eines Dichters, eines 
Philoſophen, eines Aſtronomen oder Mathema⸗ 
tikers find gu barbarifchen- und unbekannten 
Woͤrtern getvorden, und ein Mann, der mit ei» 
niger Geſchicklichkeit lateimiſch fchreibt, oder et. 
was griechifch verſteht, ft ein Wunderbing. 
Die ift der unglücliche Zeitraum, deſſen ges 
lehrte Sefchichte ich befchreiben will; ein: har⸗ 
tes rohes Feld, welches nach aller angewandten 
Mühe nichtdE ale magere und gefchmacklofe 
Fruͤchte bringen wird. Ich will jedoch mein 
“. beſtes 





a“ 
\ 


beeſtes thum; den Leſer durch Öhefe mangenehnie 


[4 


ET AR OD VE 


Gegend fo ju- führen, daß er nur die nuͤtzliche 


und unterhaltende Geite der unvollkommenen 
und verdrießlichen Gegenſtaͤnde vor Augen habe, 


¶ Das erſte Kapitel. 


Verfsſſung und der Gelebrſamkeit diefes 
Beitaltees, . 000000 — 


4 


T. De die Gothen nach einem Iamgfvierigenk . 


Widet ſtande endlich ganz don den Grie⸗ 
chen überwältigt waten, fo ſchien es, als haͤt⸗ 


ten die Jtaliener guten Grund, ſich friedliche 
Zeiten zu verſprechen, um fich von dem allge 


meinen Verderben zu erholen. Sie wurden aber 


- fogleich wieder don neuen Drangfalen überfallen, 


die fie viel titfer Ind Verderben ftürzten, als fie 
fe zuvor geweſen waren. Nach dem Tode des 


tapfern und Hügen Feldherrn Narſes, da ihm 


in der Statthalterſchaft Italiens der Patricius 
Flavius Konginns unter dem Namen eines 


Etarchen gefoigt war, und Juſtinus der zweyte 
Kaiſer war, erhuben fih im Jahr 568 die Corte 


gobarden aus Pannonien, und drängen: mit 
zwanzig tänfend Sachſen, und vielen Panno⸗ 
Miern,. Gepiden, Bulgarn, Sarmaten und 
Schwaben in Italien ein. Jbr König und Ari 
Füßrer war Alboinus, ein Blutsverwandter des 


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gothiſchen Loͤnigẽ Thenborkus, def Schwe-· 
Ker Amalfreda die Mutter der Rodelinda wer, 


„.die ihn zur Welt gebracht hatte. Weil Xode- 


linda eine. Schweſter des gothiſchen Königs 
Theodatus mar, fo konnte Alboinus einen ge 
gründeten Unfpruch guf Italien machen. Hier⸗ 
gu reisten ihn die zuruͤckgekommenen Longobar⸗ 
den, welche unser Narſes wider bie Gotben foch- 
gen, und die Schwäche der griechiſchen Beſatzun⸗ 
gen In den Städten Italiens. Vielleicht wärbe 
ge viel früher zur Eroberung Haliens geſchrit⸗ 


ken ſeyn, wenn ihn bie fonberbare Freunbſchaft 


Die zwiſchen ihm und. Narſes war, nicht davon 
abgehalten Hätte, . Diefe ‚gab ben Italienern, 
Die jederjeit Geinde fegmber Statthalter und Re 
genten geweſen finb, Gelegenheit, das verlaͤum⸗ 
Berifche Geruͤcht wider Narſes aus zuſtreuen, er 
babe bie Longobarden zur Erobernug Italiens 

Lingeladen, um ſich am roͤmiſchen Senat, der 
Abs beym Kaiſer verlaͤumdet hatte, und: an. ber 
Kaiſerin Sophia wegen des bekannten umartigen 
Kompliments, das ſie Ihm gemacht haben fol, 
am raͤchen. Paulus Diakonus, der es erzählt, 
Fat .ſich ohne Zweifel durch die falſche Sage bei 
Pobels hintergehen laſſen. Des vortreffliche ſitt⸗ 
Uiche Charalter, den Narſes bey jeder Gelegen⸗ 
deit bewieſen hat, laͤgt nicht zu, ihn einer fo abe 
ſcheulichen Berräthexen fähig zu achten. *) Dem 
fop * ne ihm wolle, pr banifure gu Hoi. 
ans 


—E Aunaleı Kcl. ad an, sg. ° 











ge N 227 si 
ine dei griten Theils der von einer Nation 
fogenannten: ‚tombardie, der Provinzen Tofcane 


sind Umbrien, des Nenzogthumd Beuevento und, 


nach eimer drehfährigen Belagerung, der Stadt 
Padia, die er and feine Thronfolger zu. ihrer 
efidenzmählten. Er genoß aber. nicht lange 
der Fruͤchte ſeiner Siege; benn im Jahr 573 Heß 
ihn fine Gemahlin Nosmunde zu Verone Fi | 
‚Une tragiſche Weiſe ums geben ‚bringen. 
dlten Schtiftſteller ſchildern ihn als einen * 
gen und groflinuͤthigen Fuͤrſten ab. Dieſes ine 
derte aber nicht, daß Italien nicht allen deu 
Drangralen ausgeſetzt würde, ‚bie bey falchen 
Onteruchanngen unvermeidlich find. 

Nach dem unglädlichen Ende des 8 
8 ern, welches :mehe. Der. Gegenſtand 
eines Trauerſpiels als der gegenwaͤrtigen Be. 


ſchichte it, wählte die Verſammlung bes Ratieg 


Mief zu Ihrem Könige. Dieſer behandelte Die 
Italiener wie Sklaven, ließ ihrer viele theils 
Köbten, theils ind Elend ziehen, um ihrer Ede 
ber habhaft zu werben, und machte ſich fo allger 
wein verhaßt, daß er im achtschnten Monat fer 
ter Regierung vom einem feiner eigenen Bedienten 
ermordet wurde. Das aͤrgerliche Betragen biefet 
Mnigs mag wohl die vornehmſte Urfache geweſen 
fin, warum damals die ganze Nation beſchloß, 
die koͤnigliche Wuͤrbe abzuſchaffen, und bie Res 
gleruug des Staats den ſechs und dreyßig Herr 
togen, Vie bioher im Namen der Konige * 
BeHm 


* 


fis gi 


nehmſlen Stätte und die Provinzen eegiert hat · 
sen; Ju übergeben. Aber dieſe Heinen Tyran⸗ 
nen waren noch viel Ärger als ber. legte König. 
Denn neben dem, baf fie bie Staliener ihrer 
Bäter beraubten und von Haus. und Hof ver 


‚geleben, vernachläßigsen fie auch aus Eigennutz 


die Allgemeine Wohlfahrt der "ganzen Nation. 
Dir verderbliche Art zu regieren hatte zehn 
Jahr gedauert, als ein fuͤrchterliches Kriegs heer 


der Franken, welches zur Vertheibigung der kai⸗ 


ſerlichen Rechte wider ſie in Bewegung war, fie 


antrieb, ihre Kraͤfte unter einem Oberhaupte 
wieder zu vereinigen. Daher waͤhlten ſie im 


Fahr 584 Autarich, Klefd Sohn , zu ihrem Kos 
nige, bewilligten ihm die Hälfte: ihrer Einkuͤnfte, 


gb verpflichteten ſich, Kriegsvoͤlker zu unter 


Halten, bie auf. feinen Befehl zur. Befchügung. 
des Staats dienten. Hingegen behielten fie 
für ſich und ihre Erben bie Herrſchaft der Städ 
te und Länder, wõ fe anfaͤnglich nur kaͤnigliche 
Gtatthalter gewefen waren, . Hierauf folgten 
ſowohl fuͤr die Longobarden als fuͤr die ihnen 
unterworfenen Italiener gluͤcklichere Zeiten. 


Autarich war einen der kluͤgſten und tapferſteg 


Konige der Longobarden. Er vertheidigte nicht 
nur das Koͤnigreich wider die Anfoͤlle der Fran⸗ 
fen und Griechen, ſondern erweiterte auch die 
Grenzen deffelben bi an das fübliche Ende Ita⸗ 
diene, wo den Bricchen nichtd mehr übrig blick, 


as Veapel Garta, Amalfi, Sesam. Salerno 
und 











— 


% 
x 
a 513 
| 


und: wenige andere Seeſtaͤdte, deren größtes | 


Theil nie unser die Herrſchaft ber Longobarden 


Zefallen iſt. Er ſtarb im Jahr 590, und weil 
ar. teinen männlichen Erben hinterließ, ſo vers 


trauten die. vornehmſten des Nähe. finer tn 


gendhaften and weifen Witwe Theodolinda DE 
Megierung en, und ließen ihr die Freyhelt, ſich 


Sitten zweyten Gemahl, ber Ves Föniglichen 


Threns wuͤtdig waͤre, unter ihnen u wählen: 
Gere Wahı flel anf Agilulf, Hertog zu Turin, 


dem es gelang, 'einen ſtandhaften Ftieden mit, 


den Franken zu ſchlleßen; wodarch das logos 
barriſche Reich arſt aufieng, fichern Grund zu 
faflen.: Er ſtarb im Jahr 65. Dieſe find dit 
Stifter des longobardiſchen Reich. Dieimerke 
wuͤrdigſten under den übrigen Röntgen find Xo⸗ 
Wo, welchet den Longobarden, die biſher nut 
Ka hergebrachten Gewohnheiten und Gebraͤu⸗ 


han Zelebe hatten, das erſte Gefetzbluich gab}. 
Srimoald und Ausitpeand, welche dieſe Geſetze 


vermehrt und verbeſſert haben. Rachis, dei 


ebenfalls gute Geſetze gab, wurde ein Moͤnch/ 


und uͤbergab das Reich feinem Bruder MEIN 


ber ſich des Exarchats bemeiſtette, und durch 
die Furcht, die er dem Pabſt und dem Roͤmern 
einjagte, dieſelben bewog, ſich unter den Schug 


Ber Franken zu · begeben. Deſiderius der letzte 


8 (ongobarbifchen Kenige warde don Kath 


dem großen wicht" nur ſeiars Koͤnigreiche des 


—** fonderw auch beytn VWename ſeiner 


xt. Band. Reſt⸗ 


> 


vu ν 


Reſtoenſtadt; Pabia im Johr y74 gefangen ger 
nommen un) uns Frankreich gefuͤhet. 

Y :Uh. Ich. habe in dem Zeitraume vom 206 
Jahren, ſo: lange bie Longobarden in Italien 
yon eigenen, Kaͤntgen regiert worden find, nur 


die Regenten genannt, welche zur Staatsver-⸗ 
faſſung etwas „weisntliched beygetragen haben. 
Es findet ſich aber. feiner unter: ihnen, ber zut 


Beförderung er HGelehrſamteit einige nuͤtzliche 
Perordnung gemacht habe.” Sollte dieſes wohl 
von einem harten and rohen Bemüthächarafter, 
ber ihnen ettwan eigen war, hetzuleiten ſeyn? 
Sie haben ſreylich im Anfang, da Ne noch theils 
Heiden, theils Arianer waren; und unter Der 
ariſtokratiſchen Regierung ber Herzoge, Diele 
Grauſameiten veruͤht. Wo iſt aber wohl je 
ein Volk zuf Eroberungen ausgegangen, eahne 
Marnſchenblut zu vergießen, ohne zu ſtehlen aud 
zu rauben? Dieß war bey dieſer Erpherung Ha 
liens um fo viel weniger zu vermeiden, weil un⸗ 
Kr den. Longoharden ſich eine große Menge 
Sachſen, Pannonier, Gepiden, Bulgarn, Sar⸗ 
maten, Schwaben und andere wilde heidmifche 
Woöͤlker befanden, die feinen andern Endgweck 
hatten, als ſich mit Rauben nd, Pluͤndern zu be⸗ 
reichern, und nach erlangter Abſteht allenfalls 
in ihr Vaterland. zuruͤckzulcehren. Was aber. 
de schniährige ‚Regierung ber. Herzoge betrifft, 
fa Tonnse dleſelhe mahhnicht: andere als hart für 
die Na lnm c uen 1G.:auen ihter in æi⸗ 
N. ö tn MR 


En nn 515 

nem engen Bezirke ſechs und dreyßig, von de 
nen ein jeder ſich beſtreben mußte, feine noch 
nicht gegruͤndete Herrſchaft wider den griechi⸗ 
ſchen Exarchen, wider das heimliche BVetreiben 
der feindlichgeſinnten roͤmiſchen Kleriſey, wider 

Die Untreu ihrer italieniſchen Unterthanen, bie 
es entweder mit dieſer oder mit jenem hielten, 
und allenfalls auch wider die Habſucht ber benach⸗ 
barten Herzoge Ihrer eigeuen Nation, da bie Gren⸗ 
Jen eines jeden noch nicht genau beſtimmt tvaren, 
zu befeſtigen und zu erweitern. Solche nur zu 
den Waffen erzogene Menfchen, die fich überall 
son Senden umringt fahen, und ihre Rettung 
nur von ihren Waffen hoffen konnten, verdies 
nen noch immer vieles Lob der Mäßigung, wenn 
fie, wie es unter andern Nationen in dergleichen 
Umſtaͤnden gefchehen iſt, - fich nicht ſelbſt unter 
einanber aufreiben.: Da ſie aber unter einem 


Aberhaupte ihre Kräfte vereinbart, und ihre 


Befigungen durch eine genaue Verbindung mit. 
der ganzen Nation verfichere faben, -fo wurden 
fie durch dad Bewußtſeyn einer überlegenen’ 
Stärfe mit Sanftmuth: und Mitleiden gegen: 
Ihre Unterthanen beſeelt. Diefes bezeugen ihre: 
Geſetze und Verordnungen, woburch Diebſtahl 
und Raͤuberey, Todſchlag und Ehebruch verbo⸗ 
ten, und bie Unterthanen im Befitz ihrer Guͤter 


und Freyheit gefchütt werden, bie vielen präch- 


tigen Kirchen und bifchdfflichen Sitze, bie fie ges 
ri, Dis auſchalichen Städte, bie fie erbauet 
Ka oder 


516 —B 2 


oder verſchoͤnert haben, und ſogar die Bereiche 
rung der Paͤbſte, die ihre aͤrgſten Feinde waren. 


Die Schilderung, ˖die Paulus Diafouud, ein 


Zeitgenoß, von dem gluͤcklichen Zuſtande ihrer 
Regierung macht, kann für Ifren Gemuͤths⸗ 


charalter nicht rühmlicher feyn. Man wußte 


unter ihnen nichts, ſogt er, von Gewaltthaͤtig⸗ 
keit, nicht vom heimlichen Machflelungen. Nie 
mand wurde Pay, andern gedruͤckt noch Befehl 
digt. Raub und Diebflahl waren unbekannte 
Dinge, und jedermenn fonnte ohne einige Ge 


fahr durchs Land ziehen, wohin es ihm belich- 


SQ 


fe.) Die Klagen des Pabſt Sregorius über 
die Gewaltthaͤtigkeit der Longobarden find be» 
Hamatorifch und uͤbertrieben, *”) und betreffen 
mur bie Länder, wo ſie als Feinde erfchienen. 
Wären fie ganz wahr, fo müßte in allem von 
ihnen eroberten Ländern kein. Stein über dem 
andern ‚geblieben, und Italien in eine Wüße 
verwandelt worden ſeyn. Daß fie wirklich nicht 
ſo grauſam, als ſte Sregorius in feinen Predig⸗ 
sen abſchildert, wenigſtens beſſer als die Grie 
chen waren, geſtehet er ſelbſt in einem Briefe 
an Sebaſtian, Biſchoff zu Sirmich, da er ſagt, 
die Bosheit der Griechen ſey weit aͤrger als das 
Schwerdt ber Longoharden. Dieſe ſcheinen ihm 
viel mitleidiger u die srich hen Vorſteher 
des 
‘De, gefie Longob. Lib, 3. e. 16. 
”*) Died. Lib. 3. c. 38. Hemil. 8. in Ebsch. He 
gl. ult. in Ezech, Läb, 4. Ep; 32. 


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des gemelnen Weſens, die daffelbe durch Abe 
ruchloſes: Betragen, durch Betrug und Näube 
reyen unterdrücken. ) Go lobt er auch bie - 


Eanftmus der Iongobarbifehen Prieſter, bee 
den Katholifen Fein Leid anthaten. *) Keinen 


ſtaͤrkern Beweis hätte er uns wenigſtens vobr 


der toleranten Denkart der Longobarden in Re⸗ 
LUgionsſachen hinterlaſſen können. ; Denn beſeel⸗ 
te die Prieſter kein Verfolgungsgeiſt, fo iR vie⸗ 
ſes noch vielweniger von dem Wolfe zu ver⸗ 
muthen. 

IV. Zu beweiſen, daß Re auch durch dei 


. Umgang mit den Stalienern und durch ihre 


Belehrung zum Chriſtenthum ihre natürliche 
Waldheit nicht: abgelegt haben, - führe der 
Herr Abe Tirabofchk die von ‚ihnen In Ita⸗ 
Ten aufgebrathte:und fortgeſetzte Gewohnheit, 
Buch den‘ Zweykampf bie Wahrheit und Um 
ſchuld der Menſchen zu behaupten, an; und 
drzaͤhlt verſchledene durch ihre Koͤnige veruͤbte 
Srauſamkeiten, ba fie ſchon Chriſten waren. 
Es iſt aber zu bewundern wie der gelehrte Herr 
Abt ſich fü ſchwacher Gründe Habe bedienen koͤn⸗ 


nen, um ber longobardiſchen Nation einen haͤß 


lichen Charalter aufzubuͤrden. Iſt nicht der 
Zweykampf, um einen eingebildeten Schandfleck 
auszuwetzen, «inte noch ganz gewoͤhnliche Sache 
unter dem europäifchen Adel? Nichtsdeſtowe· 
niger würde. man daher. fehr unrichtig fliegen, 
bie 


2) ib 5. Ep. 44. 46) Li. Dial, c 29. 


518 —2 

die Europaͤer Haben ben wilden Gemůthseharal⸗ 
ter ihrer. ältefen Borfahren noch nicht abgelegt. 
Gleichwie des Zweykampf bey uns durch die Ge 
fee verboten ik, alfo murde er auch von ben 
Iongobarbifchen Koͤnigen mißbilliget, ob fie es 
gleich nicht wagten, ein Gefeg bawider ergeben 
zu laffen. Denn gleichwie bey ung noch Fein 
Geſetz Kraft genug gehabt hat, benfelben ganz 
absufchaffen, fo würde e8 auch bey den Longo⸗ 
Barben vergeblich geweſen ſeyn. Quia interti 
fumus de judicio dei, fagt der König Luitprand 
in einem feiner :Edifte, et .multos audivimus 
per pugnam fine injufla caula ſuam caufam 
perdere. Sed propter comluetudinem gentis 
noltrae Longobardicae legem impiam vetare 
> non poflumus. *) : Uebrigens wäre leicht zu be 


weiten, daß diefe Gewohnheit: weit menfchlicher 


war, als das Gefechte ber Gladiatoren bey ben 
Griechen und. Roͤmern, und die Torturen bey 
unſern Gerichten. Ueberhaupt waren auch bie 
Geſetze der Longobarden viel fanfter und billiger 
als die roͤmiſchen, wie ber vortreffliche Geſchicht⸗ 
ſchreiber Carlo Denina handgreiflich beweiſet. **) 

So find. auch die grauſamen Haudlungen einiger 
Könige Fein hinreichender Grund, ber ganzen 
Nation eine -wilde und grauſame Gemuͤthsver⸗ 
faſſung zugumeffen. - Denn «8 Haben fotwohl bie 

0 Le ae naͤm⸗ 


®) Lib. 6. Leg. 63 et Iib. 1..6.'10. Leg. 1. 
**) Rivoluzioni d’ Tealia Lib, 7.07. 


et 


namlichen Mnige; hie entweder dutch Serrſch 
ucht oder Im For Menfchendtut vergoſſen, alß 
"Spieandern; fo viele ruͤhmliche Thaten der Sarfk 
muth und Wohlthaͤtigkeit audgeuͤbt/ bag biefe 


Alferdings das Uebergewicht erhalten. 
, V 


V. Eben ſo ungegruͤnder ii ber Schluß, 
"Sen. der Herr Abt aus ber vorgegebinen wilbehn 
Gemuͤthsartver eongobarben ziehet/ ſte Habe an 
Bir allgemeinen‘ Untoiffenheit dieſer Jeiten großen 
Antheil gehabt. Wie kann dieſes beſtehen, A 
gewiß iſt, daß auch zu Nom: unb in deffelben 
Sebiete zu Ravenna, und in Ben ganzen Era 


Str zu Neapel_und in den Übrigen Staͤbten 


des fuͤdlichen Italiens, bie ver Longebarden 
Nicht unterworfen Waren, eine finftere Anwifſen⸗ 
heit herrſchte, wie wir in folgenden Kapiteln Te 
Geit werben? Ihre fanfte: und weile Regis 


rungsart, wobon ihre noch vorhanbenen Gefehe 


umverwerfliche Zeugen ſind, giebt uns vielmehr 


Belegenheit, BE Frage auffuwerfen, mie es 
moͤglich daß von fo weiſen mid: wohlthaͤck 
gen Fuͤrſten aichts zur Beforberung der Kuͤnſte 
md Wiſſenſchaften; noch ga dee der Selche 
ven verorbnet worden ſey? 


VL Wenn man aber sie Sache gencn 


AMerlegt, fo findet ſichs, daß: bie longo⸗ 
vardiſchen Könige alle die Kenntniſſe befördert 
Gaben, weldie nach ber- damaligen Lage der 
Sachen in Itallen, nach ber Sphäre ihrer eige 
vn Kräften und ihrer Semprtafung gemäß, 

mög» 


520 —_ 


Moͤglich und nuͤtzich waren. Datum achtzehu⸗ 
jährigen Kriege der Griechen, und Gothen, dee ' 
Hielmehr in Belagerungen: und Plünderungen 
Ser Städte, ‚als.in entſcheidenden Schlachten 
beſtaud, uud. worin bie grjechifchen Heerfuͤhrer, 
Varſes ausgenommen, vielmehr Sie Abficht hat⸗ 
sen, ſich zu bexsichern, als Itqlien unser deß 
Kaifers Herrſchaft zu bringen, wurden bie Ita⸗ 
liener, welche das Schwerdt, der Hunger und 
die oftmalige Ver nicht aufrichen, in bie elen⸗ 
deſten Umftänpe verxſetzt, ugh ba. Be unter ‚ber 
Seifen Regierung bed Narſes aum wieder au 
gefangen hatten, ſreyen Athem zu.ichöpfen „ aufs 
neue von ‚ben. Longobarden Äberfallen, ; welche 
eine jede haltbare Stadt belagerten, und nach 
Maaß des geſchehenen Widerſtands entweder 
nur plünperten,. ‚ober. wohl gar mit. Geuer und 
Schwerdt vertaigten. Deranf fiefen bie Sram 
ken mit zahleeichen Heeren in bie eroßerten- Län 
der der Lougebarden, und wißbondelten bie 
Einmohagt Hl ‚Ärger als jene: ponggarzen ge⸗ 
Khan hatten; denn fie. führten fagas Die ausse⸗ 
pluͤndexten Menſchen als Sklaven mit ſich nach 
Frankreich. Ben fa oft wieberholten. Plün 
herungen der Etaͤdte und fo. harten Drangfalen 
läßt ſichs gar nicht vermuten, daß irgendwy 
ja Stallen eine. dffentfiche Schule der. freyen 
Kuͤnſte und Wiſſenſchaften unterhalten ober be 
ſucht worden ſey. Es mußten ſogar die Huͤlfs, 
mittel zur Salehrſamileit, UP: da find —* 

theken 


T 











u ” \ 1 f J J 
a a a zu 


shelen und Alterthuͤmer der Kunſt, faſt gaͤnzich 
verloren gehen: Es lebte kein Caſſiodor, kein 
Eymmachns, kein Boethius mehr, die durch 
ähre. Geſchicklichkeit in alen Arten von Wiſſen⸗ 
ſchaften die Lufmerkſamkeit der Longobarden auf 
dic zoͤgen, und derſelben Koͤnigen Hochachtung 
und Liehe gegen die. Gelehrſamkeit einfläßten. 
MWie war es in einer ſolchen Lage der. Sachen 
moͤglich, daß ‚die longobardiſchen Regenten, die 
sone. zu den Waffen erzogen waren, mit Dem 
wohlthaͤtigſten Herzen, das. ihnen die MNatur 
Jonnte gugetbeilt Haben, etwas anders jur Be⸗ 
förderung der menſchlichen Kenutnifſe in ihrem 
eroberten Sande beytruͤgen, als was, ihrer 4.0 
Fahrung und den damaligen: Umſtaͤnden gemäß, 
Bebuͤiflich ſeyn konnte, die inneniche sad dußen 
liche Ruhe und bie Wohlfahrt ihrer Unserthes - 
nen su befoͤrdernd Dieß waren ihre weiſen 
Geſetze, und ihr gutes Beyſpiel einer einfachen 
und mäßigen Lebensart, wodurch fie ſowohl SR 
Staliener alg ihre Landsltute zu gluͤcklchen Die 
gern bildeten. Wie haͤtte es ihnen damals ein 
fallen koͤnnen, daß sum Wicberauflommen oder 
zur Bildung ihrer Unterthauen nuͤtzlich ober 
noͤthig ‘wäre, Maͤnner zu .befolben, welche bie 

Schriften bes Homers, bed Virgils, bes Pla 
oder des Cicero erflärten, oder mie biefe Maͤn⸗ 
ner bichteten, philofophirten oder perorirten? 


Hingegen fanden fie für billig und ndchig, daß | 


neben: der. Alien und bürgerlichen Bildung, 
| J— * 5.» die 


er 


ai ſie ihren Unterthanen durch die Geſetze bey⸗ 
vbrachten, es dem gemeinen Manne auch nicht 
an Gelegenheit mangelte, in den Grundſaͤtzen 
feiner Religion, und denen, die fi) dem Dienſte 
Der Kirche weiheten,in der Gortesgelahrtheit 
auuterwiefen- zu werden. Diefſe Pflicht hatten 
die Kirchengeſetze den Biſchoͤffen und Pfarren, 
und den Obern: der Kloͤſter auferlegt, welche 
Kie Jugend zugleich im Leſen uk Schreiben 
— wie‘ wir: gehörigen Drte‘ beweiſen 


EL Si Ya es alſo an: nichne era 
ein, was zu der nöthigen Belehrung ihrer 
Anterthanen erforderlich war, uͤnd machten fie 
Ausch.die Einſichten, die ihnen de geſunde Ver⸗ 
aunft,. die Erfahrung, und die Kenntniß bes 
aenſchlichen Herzrus cingapen‘, Virl gluͤcklicher, 
nis fie je verher durch dad leere Geſchwaͤtze 
der Sophiſten · und Philoſophen geweſen waren. 
Der Mangel:aun Dichtern und Rebnern war fehe 
ertraͤglich, und kounte den Longobarden gar 
aicht zur. Schalb gelegt werben. -: Damm was 
die Dichter. augehet, fo: werben fie in Schulen 
nicht gebildet, und Schulen der Mebefunf wa⸗ 
ren nach der: Longobardiſchen Staatsverfaſſung 
wo es nicht erlnubt war, die Gerichtshaͤndel 
durch — ju fuͤbren, unnuůt und 
überfiuig. une . 


N Lee Ruine; in Bi Cold er Linden 
*bros. Lib. ı. 1258. Leg. I. 


IN 








m——- wen —— .— — — wur ww. — — 


ER un. 2 > 0. 28 593 


-  VIL Herdurch wurde aber nimandb go 
Hindert, die. Schriften der alten Philoſophen 
Reduer und Dichter zu durchforſchen, und ſich 
in der theoretiſchen Weltweisbeit, in der Berede 
famteit und Dichtkunſt zu uͤben. Es iſt auch 
gang wahrſcheinlich, daß in.beg- Echuimn nt 
Kloͤſtern, wo die Grammatik und. Gottedge 
lahrheit gelehret wurden beſonders aber - m 
Rom, bie erſte Anweiſung bayıs gegeben wurde 
Allein der Mangel an Büchern „die Nothwen⸗ 
bigfeit, fich durch einträglichere. Beſchaͤfftigun⸗ 
gen von bem-erlittenen Barluft ober Verderbniß 
der Güter wiader zu erholen,. and neben dem 
noch der fortdauernde Kummer in ben Ländern 
des Exarchats und der römifchen Klerifey, mon 


thgheils die Griechen, theilg auch die wiederhole | 


sen Einfaͤlle der Longobarben nicht: aufhoͤrten, 
Die Einmohger zu plünbern, ließen nicht su, daß 
bier ‘ober da ein beträchtliche Foetgang im der 
Gelehrſamkeit gemacht wuͤrde. Sogar unten 

den Longohnrden empoͤrte ch oft Bald dieſer 
bald jener. Herzog wider die, Koͤnige, beſonderß 
In, der Mitte des ſſebenten Jahrhunderts, was 
purch dieſe außer Stand geſetzt wurden, zur 
Befoͤrderung ber menſchlichen Kenntniſſe ein 


miehreres zu thun, als was zur Wohlfahrt und 


zur buͤrgerlichen Bildung ihrer unterthauen ade - 
Wig wor. ” 
IX. Der Mangel an Bäche ſowohl in 


ben kaͤndern der kongobarden, als in jenen der 


Römer 


524 na 2 2 
RMomer oder Griechen, mächte das Auffonmen 
ber: Künfe und Wiſſenſchaften faft unmoͤglich. 
Du den wiederholten Belagerung und Pfünde 
rungen der Staͤdte durch die Gothen, Griechen 
umb Longobarden, find vermuthlich viele ber 
Mntlichen Und MBrivatbibliodpefen tin. Raub der 
Flammen, und viele unter den Ruinen ber 
Städte oder einzelner Gebaͤude begraben wor⸗ 
va. Es iſt auch ganz unwahrfheinlich, daß 
vle· ausgepluͤnderten Beſitzer den Verluſt derſel⸗ 
Gen durch neue Abſchtiften erſetzten. Sogar bie 
Mönche, welche ſich ſonſt mit den: Kopiren der 
Bücher beſchaͤfftigten, wurden in des Krieges 
Sturm' verwickelt, und viele ihrer Moͤſter, die 
mie Bib liotheken verſehen waben, verwuͤſtet. 
Dieſes Ungluͤck yeaf unter andern auch das Klo⸗ 
ler und die Blbliochek zu Monte Taſino. Die 
Bucher, welche der Krieg nicht vertilgte, gien⸗ 
gen eudlich auch dadurch verloren, daß fie in 
ſremde Länder vertragen wurden. Mabillon 
arjaͤhlt von einem gewiffen Benebile, Abe des 
Kloſters Wirmueh im England, er habe im Jahe 
685 ſterbenb · feine ſeht zahlreſiche Bibliothek, die 
er von Rom mit ſich dahin gebracht hatte, mis 
geoßer Waͤrme den Moͤnchen empfohlen.) Eis 
Kige geben auch dem Pabſt Gregorius ſchuld, 
er babe aus unbeſcheidenem heiligen Eifer eine 
große Menge Bücher verbrennen laffen. Wir 
ar ur wer⸗ 
. ”) Annal. Bened. T, 1. L. 17. n. 72. 

q 


- 


NN 2 "90 


werden : aber. dieſe Beſchuldigung im felgen \ 
Kapitel etwas genauer unterſuchen. 

. X. Gemiß it ed, daf vor dem Einfall dag 
Longobarden viels biſchoͤffliche Kirchen mit Bi 
bliothefen verfehen waren.. Der Pabſt Ham 
hatte in-den-Iegten Jahren des octidentaliſchan 
Kaiſerthums zwo verſchiedene Bipliochefen: im 
der Sateranifchen. Kirche errichtet. Allein ueben 
dem, daß dergleichen Buͤcherſammlungen aup 
ſolche Schriften: uad Urkunden entbielten, die 
uur Religion und Kirchengeſchichte gehoͤren, ‚Folge 
Uch zum Fortgang der Kuͤnſte mb Wiſſenſcheh⸗ 
ten nicht viel. beytrugen, ſo waren fit auch n 
des Gregorius Zeiten ſehr mangelhaft. Die 
wmmiſche Hauptlirche beſaß nicht einmal die War⸗ 
ke des Irenaͤus, noch die ganze Maͤrtyrerge⸗ 
ſchichte des Euſebius von Edfarea..: Eteriud, 
vBiſchoff in Gallien, verlangte jene, und Euld⸗ 
gius von Algyanpıia dieſe; aber Gregerius ats 
wortete beiden, daß er fie in dem Archiv det 
roͤmi en Zische (fo nannte manı die Kirchen 
bibliothefen ) nicht finden koͤnnte; ) und in Den _ 
treff des lebten Werks fept er. noch hinzu, ‚eh 
finde fich auch nicht in. den abvigen Biblinsben _ 
Ben zu Rom, Hierdurch wirb zwar brwiefens 
baß es zu des Gregorius Zeiten:neben jener bed 
römifhen Hanptfteche noch andere Bibliotheken 
- Rom gab. Man ſiehet ober. zugleich, daß 
auch diefe an griechiſchen Werken ſehr erſchoͤpft 
er wa 

*) Lib. 8: Ep. sg. et Lig. Bis. > 






ze 
chet gebracht waͤrden. *) Aber bands feheint 
Biete Bibliorhet nicht mehr bey der laleranifchen, 
ideen bey der. vatikaniſchen Kitche geweſen zu 
ſeyn. - Anaflafind,  ; erzählt, 
. ver Pabſt. Zacherias, welcher von Mi bie 752 
auf · dem paͤbſtlichen Stuhle ſaß, habesı alle feine 
Chortbuͤcher in die. datikaniſche Koche bringen 
and ·daſelbſt aufſtillen Taffen. Fic ini Eceleſia 
principis Apoltulorum omnes Codices do- 
maus ſnae proprios, qui in‘circnld'guni legun- 
tup ad matutinos, in annarii opere ‚ördine- 
v9) Wenn die Bibliothek noch bey der 
lateraniſchen Kirche war, fo wuͤrbe der geſagte 
Pabſt feine Bücher vermuthlich dahln, nicht im 
Die vatikaniſche, Habe bringen laſſen. Allein dieß 
iſt eine Vermuthung; und ed kann leicht ſeyn, 
daß dieſe Bücher nur zum täglichen Gotkesdienſte 
besivatilanifchen Kirche beſtimmt warn. Wide 
lricht ſind ˖fie der Shıfang der nachher fo ſehr ver⸗ 
mehrten und "berühmten. vutifanifchen Biblio⸗ 
theft geweſen. — 
. XL. Wenn es in dem alten Site der Kuͤn⸗ 
ſte mb Wiſſenſchaften an Büchern fehlte, fo 
mußten in andem-Skässten Italiens, Die von 
fe langer Zeit. der: den feindlichen Anfaͤllen⸗ weit 
mehr ausgeſetzt' waren, die gelehrten Schriften 
ber. Alten ganz und gar unbekannt geworden 
ſeyn. Es ift daher kein Wunder, es man 


* in 
*) Sexipe, zer. al. Pi UP 18 
) Ibid.p. 163. Be Ee 


nen 529 


den Schriften diefer Zeiten Feine Spur mehr 
on der alten Berebfamfeit antrifft; wenn es an 
Rännern feblte, bie durch ihre Lehren und 
Schriften die hereindringende Finfterniß auffldes _ 
en und, wie Eaſſtodor und VBoethius unter 
dheodoricus gethan haben, bie longobardiſchen 
Röntge von der Nutzbarkeit einer wahren Ge⸗ 
ehrſamkeit durch thaͤtige Beyſpiele überzeugten. . 
XII Es .iſt aber eine ſchwer zu beantwor⸗ 
tende & 6 in der glücklichen Epoche, ba, 
d 






nach { tung ber weifen Gefeße ber Longobars 
den, die umter ihnen lebenden Italiener fich zur 
guten Bürgern zu bilden und durch Arbeicfläimkeie 
ihre Wohlfahrt wieder aufjubauen anfimgen, ba 
fie kaum and Bewunderern ber: gefchmwäßigem 
Griechen fleißige Nacheifrer der longobardiſchen 
Thaͤtigkeit, aus Liebhabern von Sichaufpielen; 
Schwelgerey und Wolluſt fleißige Bearbeiter 
des ihnen zugetheilten Erdreichs geworden wa⸗ 
ren, ed rathſam und vernuͤnftig gewefen waͤre, 
Schulen ber Berebſamkeit und Philoſephie unter 
ihnen zu eroͤffnen, beſonders ba ed ſowohl un⸗ 
ter den Italienern als Griechen an Lehrern fehl⸗ 
tegelche einen wahren Nutzen zu ſtiften, und 
ihre Lehren nach wen thaͤtigen Sean der Fon: . 
gebardiſchen Geſetzgeber einzurichten: fähig mar 
vn Gewiß iſt es, daß, fo Tanye:die Longo⸗ 
barden noch. fürchferliche Feinde in der Nähe 
zu bekaͤmpfen Hatten, es für Be. ſehr gefährlich‘. 
war, von der militaͤriſchen Strenge: und: Thaͤ⸗ 
‚NH, Band. gl tigkeit 


IN 


. 530 as Se 
tigfeit abzuweichen. Diefes war aber zu be 
- fürchten, wenn fie Gelegenheit gehabt hätten, 
die Sanfte Ruhe der Mufen einniel zu koſten. 
Die tragifchen Beyfpiele des gothiſchen Philoſo⸗ 
phen Theodatus ‚waren ihnen noch in gar zu 
feifchem Andenken, als daß fie zulaſſen follten, 
baß ihre Kinder von ber unternehmenden Tapfer- 
keit ihrer Bäter zum mäßigen. und feigen PHilo- 
fophiren verleitet würden.  .. 

‚AI. Uebrtigens iſt nicht zu laug 
"die unruhigen und betrügerifchene Re Iche 
theils nicht aufhoͤrten, bie Zongobarbe den 
‚Waffen zu reisen, theils auch an fich gefährliche 
Nachbarn waren, fo viele Drangfale von ihnen 
erlitten haben, baf fie, vom Elende gebrüdt, 
an Künfte und: Biffenfchaften nicht denfen konn⸗ 
ten. Zeuge davon find zwey Briefe des Pab⸗ 
ſtes Agatho, ind. einer roͤmiſchen Kirchenver⸗ 
ſammlung, an die griechiſchen Kaiſer Konſtantin, 
Heraklius und Tiberins bey Gelegenheit des 
ſechſten allgenſeinen Kirchenraths, der im Jahr 
680 gehalten worben iſt. Im erſten Briefe ent⸗ 
ſchuldigt der Pabft die Unwiſſenheit feiner Lega⸗ 

fen mit folgenden Worten: »Wie iſt es 

„lich, ‚daß jemand eine vollfommene Ke 
„ber 5. Schrift erlange, wenn er immer von 
»Barbarn umringt und fein Brod ſauer zu ge 
„winnen genoͤthigt iſt? Im zweyten Briefe 
wird der elende Zuſtand der Roͤmecdnoch viel 
labeſter beſchrieben. Was die weltliche Be⸗ 
p»redſam⸗ 


daß 









2 | #31 


> — 
ed ſamkeit angehet, ee (ſagen bie Vaͤter dieſer 


erſammlung,) »fo glauben wir, es koͤnne ſich 


heut zu Tage niemand ruͤhmen, daß er ſich vor 
andern ſonderbar darin hervorthue. Denn 
die Wut der barbariſchen Nationen aͤngſtiget 
und verwuͤſtet ohne Unterlaß dieſe Provinzen 
bald durch feindliche Anfaͤlle, bald durch Strei⸗ 
‚fereyen, bald durch Pluͤnderungen. Wir find 
„daher beſtaͤndig von Barbarn umringt, und 
„müffen vol Angſt und Kummer mit mühfamer 
„Handarbeit unfer Brod gewinnen, Denn bie 
„Güter, von denen fich fonft die Kirche ernaͤhr⸗ 
ste, find bey fo vielen Drangfalen nach und 
„nach zu Grunde gegangen.“ "Beide Briefe fin» 
den fich in des Karbinald Baronins Kirchenge⸗ 


ſchichte.) Wir find aber oben ſchon duch - 
eine Stelle des Pabſts Gregorius belehrt wor⸗ 


den, daß die Uebel, welche durch die Raͤube⸗ 
reyen und falſche Raͤnke der Griechen den Ni. 
mern und dem faiferlichen Theil Italiens zuge⸗ 
fügt wurden, viel ärger waren. Bey folchen 
Umftänden war es kaum möglich, daß noch 


ein Chatten der Litteratur in Jtalien übrig " 


bliebe. 


2 * 


*) Ad aunum 680. 


332 E72 
Das zweyte Kapitel. 
Geinlie BelebrfamEfeie 


J. Wi haben ſchon in der vorigen Epoche ge⸗ 
ſehen, daß es eine Pflicht der Biſchoͤffe 

war, Schulen zu unterhalten, worin die zum 
Kirchendienſt geweihete Jugend in allen den 
Pflichten und Kenntniſſen, die zum geiſtlichen 
Stande gehoͤren, unterwieſen wutden. Dieſe 
Art von Schulen, ohne welche die Kleriſey 
ſchlechterdings nicht beftchen Eonnite, waren in 
allen Theilen Stalins noch gebräudhlih. Man 
kann fich aber leicht einbilden, wie fie befchaffen 
waren, wenn, wie wir vor furzem aus ben 
Briefen des Pabfid Agatho und ber römifchen 
Kirchenverfammlung angemerkt haben, es an 
Maͤnnern fehlte, die eine vollfommene Kenntniß 
der h. Schrift befaßen,, und an Büchern, Dies 
felbe. zu erlangen. Da aus bem Mangel au 
Büchern auch nothwendiger Weiſe eine gänzliche 
Unmiffenheit der Grundfprachen, eines guten 
Styis einer froftuollen Beredſamkeit, und eis 
ner vernünftigen Kritik erfolgen mußten, fo 
fonnte in dieſen Schulen nicht anders gelchre 
werden, als verworrene Kenntuiſſe göttlicher 
und menfchlicher Ueberlieferungen. Daber if 
es fein Wunder, wenn dieſes Zeitalter keinen 
Mann hervorgebracht hat, ber wie Euſebius 
bon Caͤſarea, Ambrofius, und ber große Pabft 
j — Leo, 


er 00533 
o, eine tiefe Einficht in bie h. Schrift mit einee 
Ännlichen Beredſamkeit und einer aus ebreitee 
n Flebrſmtn vereinbarte. r% 
Jedoch kann ber Pabſt Gregorius l 
Ti; ven Kirchenvätern der vergangenen Jahr 
underte in der Gelehrſamkeit einigermaßen ver- 
lichen werben. Denn ob es ihm gleich an ber.. 
ußgebreiteten Kenntniß und Stärke in der 
Rritif, die jenen in hoͤherm Grade eigen war, 
zebricht, fo hat er es dennoch darin fo weit ge 
bracht, als «8 nach den Umfänden damaliger 
Zeiten thunlich war, und var, tie jene, das 
Orakel feiner Zeiten. Er war gegen das Jahr 
540 aus einen fenatorifchen Gefchlechte zu Kom 
geboren. in feiner noch zarten Jugend legte 
er fo — Beweiſe von ſeinem guten Kopf 
und Fleiße im Studiren ab, daß er mehr einem 
Manne von reifer Vernunft, als einem Knaben 
ähnlich war.*) Anfänglich betrat er den Weg 
der weltlichen Ehrenftellen, und im Jahr 572 
war er Praͤfekt des Praͤtoriums, oder wahrſchein⸗ 
licher, Praͤtor zu Rom. **) Nach dem Tode 
ſeines Vaters Gordianus ſtiftete er in Sicilien 
mit den reichen Guͤtern, die er daſelbſt beſaß, 
ſechs Kloͤſter, und ein anderes zu Nom in 
ſeinem vaͤterlichen Hauſe, wo er auch ſelbſt 
im Jahr 575 nach der Regel des h. Benedik⸗ 
£1 3 tus 


jbruner Diae. in Praef. ad vit. Gregor. 
) Corfin de Praefe@iis urb. p. 374. 


\ 


334 ee 


16 *) Moͤnch wurbe. Allein feine Seſchicklich⸗ 
Seit war dem Pabſt Pelagins viel zu bekaunt, als 
baßer icht derfelben sum Beften ber rfmifchen 
Kirche bediente; er weihete ihn zum Diakonus 
der Kirche ein, und fehickte ihn als Apocrifaring. 
aber apoftolifchen Geſandten nach Konſtautinopel 
an den Hof des Tiberius. Hier überzeugte er ben 
Patriarchen Eutychius feines Irrthums in ber. 
Lehre von der Auferfichung bes Fleiſches. Des 
reichert mit einer genanern Kenntuiß des baiſer⸗ 
Uchen Hofs, die ihm in der Folge ſehr wohl zu 
ſtatten gekommen iſt, kehrte er nach Rom in 
ſeine kloͤſterliche Einſamkeit zurück; wurde aber 
nach dem Tode des Pelagius im Jahr 590 her⸗ 
vorgezogen und auf ben roͤmiſchen Stuhl erho⸗ 
ben. Weil die Paͤbſte ſchon ſeit mehr alcbzwey 
hundert Jahren von den Roͤmern nicht nur als 
geiſtliche Hirten, ſondern auch als Vaͤter und 
Beſchuͤtzer in weltlichen Dingen verehrt wurden, 
fo fehlte es ihnen nie an Gelegenheit, zum Beſten 
der römischen Kirche. und des roͤmiſchen Volks, 
Bald als demuͤthigbittende Mittler, bald als 
feine Unterhändler, oft auch als fuͤrchterlich⸗ 
drohende und unbiegfame Prieſter, ihre politifche 
Geſchicklichkeit zu zeigen. Gregorius wußte fich 
in alles dieſes vortrefflich gu ſchicken, und fcheing 
das vollfommene Urbild Gregorius des fichenten 
geweſen zu ſeyn. Er mar den Longobarden fo 
feind, 


H Mabillon ad vol. 1. Anal, hevedia. 









ee 5 

Ind, daß egfie nefandiflimos zu nennen pfleg 
‚, welcher Titel ihnen auch Im Munde feiriee 
achfolger geblieben ift, ba-fie ſchot katholiſch 
ad Wohlthaͤter bed römifchen Stuhls geworden 
aren. So ſehr er aber ihre Wertilgung durch 
e Waffen der Griechen wuͤnſchte, und fo trems 
ch er durch: feine Rathſchlaͤge und Wachſamkeit 
erzu verhuͤlflich war, fo konnte er ſtich dennoch 
cht entſchlitßen, ſich ungenannter Mruchelnides 
r, bie ihm ihre Dienſte anboten, zu bedienen; 
n den Koͤnig, die Herzoge und Grafen der 
ngobarden auf einmal in die andere Welt zu 
zicken. Dieſes edle Betragen, :beifen er ſich 
; einem Briefe an den Diakonus Sabinian, 
inen Geſandten zu Konftantinopel, ruͤhmt, 
acht feinem :fittlihen Charakter viel Ehre. 
3enn e8 zum Bortheil Ber Römer und Grischen: 
ar, wußte er die Longobarden zum Srieden zu! 
wegen. EB war ihm aber auch fchon zum: 
waus bie Zeit. bekannt, wann man auf Ges: 
n der Griechen den Frieden brechen wuͤrde 
r bütete ſich aber wohl, die Friedenstraktate⸗ 
genhaͤndig zu unterfchreiben,, “damit er immer 
eye Hände im Spiel hätte. Der Kaiſer Mau⸗ 
tius hatte daher fehr unrecht, da er ihn in! 
nem Briefe dumm und einfältig nannte. Geis 
: Briefe beweiſen vielmehr, baß bie Griechen: 
inen gefchichtern Gehuͤlfen, und die Longobar⸗ 
n einen gefährlichern Seind haben fonnten, 
ser mar, ein größtes Verdienfi, wedtoe 
tg 8en 


5306 —_ _—_ — 


gen er in Wahrheit den Titel ünes Heiligen 
verdient, iſt, daß er weder Geld noch Brühe 
ſparte, den Armen und Bedraͤngten huͤlfreiche 
Hand zu leiften.. Was er, den roͤmiſchen Stuhl 
äber den Eonfiantinopolitanifchen zu erbeßen; 
und das roͤmiſche Chriſtenthum in Eugland und 
Teutſchland zu ertveitern, gethan bat, if aus 
der Kirchengeſchichte ſattſam Gefaunt. Hier ge; 
Gert nur noch ber, anzumerken, bag wir ihm 
die Verbefferung des aͤlteſten Kirchengeſangs zu 
verdanken babın. Er fiarb. im Jahr 604. 
Seine Verdienſte gegen die roͤmiſche Kirche ha⸗ 
ben ihm den Namen eines Großen zuwege 
gebracht. | 

IL Sein erſtes Werk, welches ee: in ſei⸗ 
nem Aufenthalte zu - Ronkantinepel-gu fihreiber 
anfieng, find die 35 moraliſchen Bücher über 
ben. Hiob. Sie enthalten viel Ruͤtzliches zur 
fittlichen Bildung eines Menſchen; ob es gleich 
darin an philoſophiſcher Gruͤndlichkeit fehlt. Als 
römifchen Biſchoff. ſchrieb er die vier Bücher von. 
ben Pflichten eines geiſtlichen Hirtin, welches: 
Werk fo werth gefchäßt wurde, daß der Kaiſer 
Mauritius eine Abfchrift. dabon Berlangte, und 
Anaſtaſius, ber Patriarch von Ansiochia, es ins 
Griechifche uͤberſetzte; Homilien über verſchiede⸗ 
ne Stellen des Evangeliums und über ben Pro⸗ 
pyheten Ezechiels - und zwoͤlf Buͤcher Briefe, bie 
er bey verſchiedenen Gelegenbeiteh ‚während fein 
ner Regierung gefehrieben hat: Beben verſchie⸗ 

— denen 





En 537 
sen kleinen Werken, die ich. mit Stillſchweigen 
ergeben will, haben wir endlich noch von ihm 
r Bücher Gefpräche über das Leben und die 
underthaten bed Benebiftug und anderer Hei⸗ 
en. Sie ſollen vom Pabſt Zacherias ind 
riechifhe, *) und im nämlichen Jahrhunders 
n einem andern fogar ins Arabiſche **) übern 
st worden fenn. Philofophen Finnen an bie 
n Werke keinen Geſchmack finden. Bär biefe 


ed aber eben fo wenig gefchrieben, als die _ 


underdinge, bie Numa Pompilius den Nds 
ern erzaͤhlte, für fie erdichtet waren. Die ge⸗ 
tinen Longobarben und die heibnifchen Bauern, 
e fich Hier und da noch in Italien fanden, zur 
mifchen Kirche zu führen, umd dem Gemifche 
n rohen Voͤlkern fanfte Sefinnungen einzu⸗ 
Gen, war das Wunderbare viel wirffamer, 
8 die grändlichfien Vernunftſchluͤſſe. Die 
chugfchrift, welche der itzige Erzbiſchoff zur 
‚ine, Johann Hieronymus Gradenigo, den‘ 
Gregorius wider die Befchuldigungen Kaftmirs 
udin zu vertheidigen, gefchrieben. hat, *"*): 
rdient gelefen zu werden. Was feine Werke 
igehet, und die ihm Fälfchlich zugeeignet wer⸗ 
n, davon handeln die gelehrten Benediftiner, 
der von ihnen veranftalteten Herausgabe der⸗ 
el 5 ſelben, 


Phot. Biblloth. Cod. 252. 
‘) Fleury Hifl. Eeel, Lib. 35. 
'*) S. Gregorius vindicatus. 


⸗ ⸗ 


538 a - 
felben, und der P. Ceillier fehr grünblih. Der 
sben gerühmte Erzbifchoff hat in einer eignen 
Abhandlung den Plan einer neuen Herausgabe 
Diefer Werke entworfen, welche, wenn fie zu 
Gtande fonımen follte, jene der Benebiftiner an 
zunerm Wertbe übertreffen wuͤrde. 
IV. Viele der neuern Scheiftfieller , unter 
denen Drucker der vornehmſte iſt, beſchuldigen 
den Pabſt Gregorius, er habe bie Mathematiker 
son feinem Hofe vertiefen, bie palatinifihe Bi 
Kliothek verbrannt, bie ſchoͤnen Wiſſenſchaften 
verachtet und verboten, und bie ſchoͤnſten Alter 
thuͤmer der Kunfl, womit Nom audgeziert war, 
zu Grunde gerichtet. Wenn dem fo wäre, fo 
verdiente er, bie Geißel ber Litterasue und ber 
vornebmfte Urheber der Unwiſſenheit, Die da⸗ 
mals Italien verfinfterte, genannt zu werden. 
Es find aber wichtige Urfachen vorhanden, wo⸗ 
durch dieſe Befchuldigungen (die dritte ausgenom⸗ 
men) theils widerlegt, theils ganz entkraͤftet 
werden. Den erſten und zweyten Punkt zu be⸗ 
weiſen, fuͤhren ſie das Zeugniß des beruͤhmten 
Johannes von Sarisbery an, der in ber zwo⸗ 
ten Haͤlfte des zwoͤlften Jahrhunderts lebte. 
Kein aͤlterer Schriftſteller iſt vorhanden, der 
auch nur mit einem Worte von ſolchen Dingen 
Erwaͤhnung thue. Alſo gruͤndet ſich die Beſchul⸗ 
digung auf das Zeugniß eines Schriftſtellers, 
welcher beynahe 600 Jahr ſpaͤter als Gregorius 
gelebt hat. Dieſer beziehet ſich nicht etwan auf 
| ! einen 





Serie 539. 


en dltern Schriftſteller, der ein Zeitgenoß des 
egorius geweſen ſey, oder nicht lang nach. 
a gelebt Habe; fondern beruft fich auf die ge⸗ 
ine Sage feiner Zeit, die fich auf die mündliche: 
jerlieferung gruͤndete, ut traditur a majoribus.. 
) brauche nichts weiter vorzubringen, bie er⸗ 
zwey Punkte zu widerlegen. Ich will jedoch: 
Stelle des gelchrten Engländers felb an⸗ 
ren, um zu zeigen, wie wenig fie diene, bie 
agten Beſchuldigungen zu befräftigen. Ad. 
xc, ſchreibt er, Doctor Sanctiſſimus ille. 
egorius, qui melleo praedicationis imbre 
am rigavit et inebriavit Eccleſiam, non 
‚do Maoatheæſfin juſſt ab aula recodere, ſed 
traditur a majoribus incendio dedit pro. 
ae lectionis 
Scripta Palatiuus quascungue —*& 
Apollo, 
quibus erant praecipua, quae coeleflium 
ntem et fuperiorum Oracula videbantur 
minibus revelare. *) Srucker geftehet es 
ſt, ») und es iſt eine bekannte Sache, daß 
Zeiten des Gregorius unter dem Namen der 
athematik nichts anders als die Sternden⸗ 
igskunſt verſtanden wurde. Dieſer verbot 
Pabſt den Zutritt an ſeinem Hofe, nicht den 
mathe⸗ 


Polyerat. Lib. 2. e, 20. 
Hiſt. Crit, Phil. T. 3. p. 559» 


s540 a = — 
mathematiſchen Wiſſenſchaften. Auch kann bier 
nur von der Kunſt zu weißagen die Rede ſeyn, 
weil der Endzweck des Schriftſtellers iſt, zu be⸗ 
weiſen, daß ſie unerlaubt ſey. Er erklaͤrt ſich 
auch ſelbſt in ben letzten Worten der angeführten 
Stelle fo deutlich, daß es mich fehr wundert, 
wie Brucker diefes nicht eingefehen habe. - Was 
aber den Punft der verbrannten palatiwifchen 
Bibliothek betrifft, ſo ſagt Johannes how Sa⸗ 
risbery ˖wirklich, fie ſey von Gregorius in Aſche 
gelegt worden. Allein ein jeder ſiehet leicht ein, 
daß der englifche Schriftfieller fich auf eine fal- 
ſche Ueberlieferung gründen würde, wenn er 
unter ber palatinifchen Bibliothek diejenige ver⸗ 
fünde, die Horaz meynt, wenn er ſagt: Scripta 
Palatinus quaecunque-recepit Apollo.*%) Denn 
in diefer handelte ber vornehmſta Theil nicht von 
der Sterndeutung, fondern ihr vornehmſter 
Ruhm war, daß fie alles enthielt, was die al. 
ten und neuern Gelehrten Gutes gefchrieben 
batten:. 
Quaeque viri do&o veteres fecere novique 
Pedore, lecturis infpicienda patent. **) 

© war biefe auch fehon längft entweder in der 
großen Feuersbrunft unter Nero, oder in jener 
unter Zıtus ‚eingeäfchert worden. Folglich war 
es diejenige, die wahrfcheinlicher Weiſe Domis 

tianus mit. andern Bibliotheken wiederhergeſnent 


*) Lib. 1. Ep. 3. J 
**) Ovid. Lib. 3. Tri. Ele, 2 








ML = 2, 541 


t. Allein dieſe mußte enfweher vom geſagten 
niſer ſehr unvoſſkommen erſetzt, oder in dem 
recklichen Brande, der ſich unter dem Kaiſer 
mmodus ereignete, fo ſehr zuſammenge⸗ 
molzen ſeyn, daß ſie nicht viel gutes mehr 
thielt. Denn Vopiſcus, der ale bie Biblio⸗ 
efen zu Nom nenne, die zu feiner Gefchichte 
auchbar waren, übergehet ſie. Diefe konnte 
dem Zwiſchenraume von beynah 300 Jahren, 
welchem Rom mehr als einmal geplündert, 
ıd von den habſuͤchtigen Griechen ihrer beſten 
terthümer beraubt worden iſt, nur noch eine 
ine Anzahl von Büchern, und.zwar nur falche 
thalten, bie des Raubens nicht werth waren. 
'o war die palatinifche Bibliothek, die Gregor 
us verbrennen konnte, befchäffen. Denn.nach 
8 Englänpers Erzählung waren unter bem 
üchern derfelben jene bie vornehmſten, welche 
‚n der Kuuſt zu weißagen handelten. Sich ſehe 
fo gar nicht ein, was die kitteratur gutes da⸗ 
y verloren habe, wenn wahr ift, daß ſie Gre⸗ 
ring verbraunt hat. Mich dAuche, er wuͤrde 
'n Umftänden feiner Zeit gemäß eine rühmliche 
hat begangen haben. Allein bie ganze Erzaͤh« 
ng bed Johannes von Sarisbery gehoͤrz unten 
€ Fabeln der dummen Jahrhunderte; umd:ick 
ill nicht gut davor ſeyn, daß er fie nicht ſelbſt 
im Theil geſchmiedet habe. Denn in einer an⸗ 
en Stile, ) too er ers, ‚ die von Grego⸗ 
rius 





*) Polyerat. Lib.8. c. 9. 


48 = 


rius eingeaͤſcherte Bibliothek fey jene bes Kapitge 





liums gewefen, toiderfpriche er fich felbft. 
V. Der beitte Punkt ber Befchulbigung iſt 
nicht ohne Grund. In einem Briefe an Lean⸗ 
. ‘dern, den er vor feine moralifchen Bücher über 
von Hiod geſetzt hat, verräth er bie größte Ber. 
achtung einer ſchoͤnen und regelmäßigen Schreib⸗ 
art, und fagts unde et ipfam artem loquen- 
di, quam Magilleria difciplinae exterioris in- 
finuant, fervare defpexi. Nam ficut hujus 
quoque epiltolas tenor enüntiat, non meta- 
cismi collilionem effugio, non barbarismi 
confufionem devito; ſitus motusque praepo- 
fitionum, calusque fervare conteinno; quia 
indignum vehementer ‘exiflimo , ut verba 
coeleflis‘ oraculi reftringam fub.regulis Do- 
‚nati. Es munbert mich, baß ber Herr Abt 
Tiraboſchi diefen grenzenlofen Stolz nicht nur 
verbauen kann, fonbern auch bamit vertheidigen 
will, Gregorius habe ich Hier nur vorgenom⸗ 
men, in Erfiärung der h. Schrift mehr auf die 
Deinigfeit der Lehre ald auf die Zierlichfeit des 
Styls bedacht zu ſeyn. Uber wer die chun 
will, der iſt noch immer fo befcheiden, fich nicht 
Über ale Regeln der Sprachiehre hinauszuſetzen, 
wo) denfelben Hohn: zu fprechen, wie Gregorins 
hut. Der gute Mann hält dafür, es gereiche 
Gotted Wort zur Unehre, ſich durch grammati⸗ 
ſche Regeln einſchraͤnken zu laſſen. Allein es 
war ihm hier nicht um Gottes Wort, welches 
| 0. © 


— 





— 2 543 
tt in einer reinen und gufen Sprache geoffens 
:t bat, fondern darum zu thun, die Zierlich⸗ 
: der beſten Schriften der Heiden verächtlich 
machen, und bie Ehriften, befonders bie 
iftlichen, von dem Lefen derfelben abzuhalten. 
e sierliche. Eprache der Heiden klang in feinen 
‚ren wie das Lob ihrer Goͤtzen. Daher hielt 
fie für eine Art von Gostegsläfterung im Mun⸗ 
geiftlicher und weltlicher. Derfonen. Er bat 
ſes ſehr deutlich an den Tag gelegt, als er 
fiderius, dem Bifchoff zu Wim in Gallien, 
(cher die Jugend die Grammatik lehrte, dieſer 
fache toegen einen fo garten Verweis gab, als 
ihm Immer geben fonnte, wenn er falfche 
ſitter angebetet Hätte. ‚Denn, fagt er, in 
o fe ore cum Jovis laudibus Chrifti laudea 
n capiunt, et quam grave nefandumgque 
epilcopis canere, quod nec Laico Religio« 
conveniat, ipfe confidera: *) . Diefer blinde 
fer, den Gregorius in feinen Schriften wider 
ed Schöne und Zierliche der Heiden bezeigt, 
t ohne Zweifel Gelegenheit bazu gegeben, daß 
ın in ben folgenden Jahrhunderten geslaube 
t, er babe die Bücher ber Heiden, befonders 
er jene des Eicere nnd des Titus Lioius, **) 
e Alterthuͤmer und Gelehrſamkeit mit allen 
aͤften J vertilgen gefucht. Tiraboſchi ſchuͤtzt 


vorn. 


Lib. 0. Epitt. 54. 
) Lyron Singularites Hiftoriques T. i. p. 167. 


544 Rn = 2 22 


‚ wor, er babe nichts, was zu den ſchoͤren Wiſſen⸗ 
schaften gehoͤrt, förmlich verboten; fein Styl 
fey nicht fo befchaffen, wie er nach ben Briefe 
an Leander feyn müßte, er habe dem Bifchoff 
zu Poitiers, Venantius Fortunatus und andern 
nie ihre Dichtkunſt verwieſen. Aber iſt denn, 
am zu beweiſen, daß jemand einen boͤſen Willen 
babe, erfoderlih, daß er benfelben durch ein 
Geſetz an den Tag lege? Kanu er ed nicht durch 
Brivatbriefe? Wenn er In feinen Schriften nicht 
alte Regeln der Sprache überfchritten bat, fe 
konnten benvoch bie Härte feined Styls und 
feine vielen Barbarifmen,. weswegen jene ber 
Heiden feinen Schriften weit vorzuziehen waren, 
ihn bewegen, jene mit einer allgemeinen Verach⸗ 
sung zu brandmarken, damit feine Fehler nicht 
nur bedeckt, ſondern auch unter dem Scheine 
Der göttlichen Wahrheiten veredelt wuͤrden. 
Was feine Nachfiht gegen bie Dichter biefer 
Zeiten betrifft, fo hatte er keine Urfache, gegen 
diefelben zu eifern. Der Styl ihrer Schriften 
iR fo befchaffen, daß fie die Barbaren vielmehr 

dadurch befördern ald vermindern fonnten. .- 
VL Diejenigen, welche ven Pabſt Grego⸗ 
rius endlich noch Hefchulbigen, er habe die heid⸗ 
niſchen Tempel und Bildfaͤulen der Goͤtzen zu 
Grunde gerichtet, gränden ſich auf ſeinen unbe 
ſcheidenen Eifer wider alles, was von den Heiden 
abſtammte, auf des Platina Lebensbeſchreibung 
ber Paͤbſte, und auf das Zeugniß bed Leo von 
Droleto, 


Kama wu 

ieto, eines Deminitanermönihs des vier 
ten Jahrhunderts. Wenn man den unter» 
menden Eifer diefes heiligen Mannes erregt, 
ihn in ſeinen Schriften fo ganz wiber alles bes 
tert, was auch nur von weiten fich auf das 
denthum Bezieher, fo kann mar freplich vom: 
nicht vernuthen, daß er zut Erhaltung dee 

niſchen Alterthuͤmer, beſonders der Tenpel 
Goͤtzenbilder, egwas beygetragen habe. € 
t aber daher nicht, daß er fie wirklich umge⸗ 
st babe. Denn fo erwünfchlid) als dieſes 
auch vorkommen mochte, fo wenig ſtand «8 

feinem Bermdgen. ein Anſehn war zwar 
B unter den Roͤmern; er hatte aber Feine 
‚die über die Sffentlichen Gebaͤude und Bild⸗ 
len, und Die griechiſchen Kaiſer waren viel gu 
rfüchtig: und geigig auf das, was Ihnen zu⸗ 
oͤrte, als daß ſie es ohne Widerſpruch hätten 
ch andere verderben haſſen. Was Platina 
Sabinianus, der dem Gregorius auf dem 
ifchen Stuhle gefolget iſt, erzähle, er ſey 
llens geweſen, die Werke deſſelben zu ver⸗ 
nnen, weil er bie alten Bildſaͤulen zu Rom 
Grunde gerichtet babe, fcheint dem Platina - 
nicht glaubwürdig. Er muß es alſo aus 
hriftiefern genommen haben, die eben ſo we⸗ 
Glauben verdienen, als der obengenannte 

Inch, ber in einer vom gelehrten Doftor Lami 
außgegebenen Chronik der Paͤbſte diefen Pabſt 
nmelhoch erhebt, weil er den heidniſchen Bild» | 
Il, Band, Mm. fänkn. 


516 =. ,2 = 


fäuten Hälfe und Aerme zerbrechen Keg.  - Denn 
wäre dem alfo, fo wäßte ich nicht, wie der Kal 
fer Kenſtans, da er nach ungefähr 6o Jahren 
zu Nom. war, : eine fehr anfehnliche Menge oͤf⸗ 
fentlicher Bildfäulen habe mit ſich wegfuͤhren 
Sinnen. Die. Dinge, die man ihm Übrigens‘ 
noch zur Schuld legt, gehoͤren hier :nicht ‚ber. 
Der ältefie unter. denen, die fein Leben befchrie« 
ben haben, ift Johannes, Diakonns der roͤmi⸗ 


. ſcchen Kirche, der in der zwoten Haͤlfte des neun⸗ 


ten Jahrhunderts lebte. | id 
VN. Diefer befchreißt deu Hof des Pabſts 
Gregorius als eine Verſammlung der gelehrteſten 
Männer, und als einen ſichtbaren Tempel ber 
himmliſchen Weisheit, Videbantur, ſagt er, 
paflim cum eradkitfimis Clericis adhaerere 
. pontifici religioſiſſimi monachi:...,..-,: Tunc 
rerum fapientiaRomae ſibi temphum vihbiliter 
quodammodo fabricarat, et ſeptemplicibus ar- 
tibus veluti columnis nobiliffimorum totidem 
lapidum Apoflolicae fedis. atrium. fulciebat. 
Nullus Pontifici famulantium. a migimo us- 
que ad maximum, barbarorum -quodlibet in 
fermone vel habitu pras fe ferebat; fed togata 
Quiritum more, feu trabeata Latinitas fuum 
‚Latium, in iplo Latiali palatio fingulariter ob- 
tinebat. Refloruerant ibi diverfarum artium 
ſtudia etc. Wir wollen aber. ein paar ber 
"großen Gelehrten, welche die Säulen dieſes Tem⸗ 
geld der Weisheit waren, näher. betrachten, um 
ale a ‚ung 


| 47 
einen Begriff vom Ganzen zu biden. Der .. 
: ift Elaudius, anfänglich ein Mönch des‘ 


Gregorius geflifteten ©. Andreaskloſters 
Kom, weiches int den Namen feined Stif⸗ 


träge, hernach aber Abt des Kloſters Claſſis u 


Ravenna. Johannes Diafonus erzählt von 
1, *) „er habe aus ben lichen Reden 
8 h. Gregorius Aber des o Spruͤchwoͤr⸗ 
und hohes Lied, uͤber die Bücher der Pro⸗ 
‚een und Könige, und über die fünf Buͤcher 
oſes vielg Bücher gefchrieben, die aber nicht 
it dem Sinne des heiligen Pabſts zuſammen⸗ 
mmten.“ In einem Briefe des Pabſtes am 
ı Subbiafonus Fohannes finden wir dieſes 
he nur Befräftigt,, fondern auch noch ben. Bes 
ldes Pabſtes, im Klofter Elaffis die Schrife 
des Abts zu fammeln und ihm fle zu uͤber⸗ 
cken. *) Bon denfelben ift nicht mehr auf 
fere Zeiten gefommen, als ſechs Bücher über - 
3 erfte Buch der Könige. Einige find der 
pnung, Sregorius habe fie nach feinem Sins 
verbeffert, und halten fie beshalben für ein 
erk dieſes Pabſtes; andere Idugnen jene, 
d eignen. das Werk ganz dem Claudius zu. 
z fehlt auch nicht an Gelehrten, bie ed unter 
Werke fpÄterer Zeiten zählen. Die zwote 
eynung wird von den gelchrten Benediltinern 
Mm 2 in 


Vit. 8. Gregor. Lib, 2. e. 11. 
Lib, 12. Epiß. a4 







* 


a er 
in ihrer Herausgabe ber Werfe des Gregorisd 
mit guten Betveisgründen behanptet. *) & 
haben auch Mabillon, **) Eeillier *"*) und ber 
Abt Ginanni }) von Elaudind und feinen Schrif 


ten weitlaͤuftig und gründlich gehandelt. 


VIIL Der andere Freund bes Gregorius 


| beißt Paterius. Er war dieſes Pabſts Noto 


zins und Secogterius. Aus deſſelben Voͤchen 
hat er ein weitlaͤuftiges Werk über viele Steller 
der. h. Schrift gesogen. 11) Es iſt in dry Ski 
ie getheilt, son denen ber zweyte erſt im Jah 


. ..2705 von ben gelehrtei Benediktinern in Grand 


weich and Licht geficht worden iſt - Weil zu 
nämlichen Zeit zu Brefcia ein Bifcheff des Ne⸗ 


mens Paterius lebte, ſo ſtehen die gelehrten 


- 


⸗ 


Benedittiner in Zweifel, ob dieſer von nuſerm 
Paterius zu unterſcheiden fg. Weil aber dieſer 
Gelehrte in keinem Manufkripte feiner Werb 
und von keinem —— bie ppn ihm Del 


dung thun, Biſchoff genannt wird, ſo if wahr: Ä 


fcheinlicher, daß er vom Biſchoff zu Breſcia # 


unterfcheiden fep- tt) Aus dem, 1908 nn | 


%) In Praef. ad hos Comment. = 


a) Annal. Ord. $. Bened. Vol. r.. p- 6c6. Ei 


" Lucens, 
**) Hift. des aut. Eccleſ. T. 17. p- 347- 

+) Scrittori Ravenn. T. 1. p. 148. etc, 
‘4#) Johan. Disc. in vita S. Gregor. Lib. 2 as. 
tt}) Gredenigo Brixia Sacr. p., 89. 


Pak 





ku 2 — 0 GE 71. 
zweyen Freuden des Gregorius gefagt wor 
iſt, und aus der oben angefuͤhrten Stelle 
Diakonus Johannes erhellet, daß die gelehr⸗ 
Hofſtatt dieſes Pabſts nur aus Theologen der 
nd, die ihr ganzes Wiſſen aus den Orakelſpruß 
n deſſelben ſchoͤpften, und fich ganz nach ſeinet 
ne. und Schreibart bildeten. Vermuthlich fl 
nals der 'erfle Grund zu dem Moͤnchen⸗ und 
rchenlatein gelegt worbeh, welches bis zuj 
iederherſtellung der Beteßrfamfeit allgenrettl 
ich war, und im Gottesdienſte der roͤmiſchen 
che, weicher unter dem Vabſt Gregorind feh 
vollkommene Geſtalt bekam, noch gedräuchs 
yift. Weil dieſer Pabſt, wird ſeinem Beyſpiet 
naͤß bie Gelſetichteit, "die ihn als ein Orakel 
tehrte, die klafftſchen Schriftſteller der lateint⸗ 
en Berebfamfrit verabſcheuten und, ſo viel fie 
mochten and den Händen der Ehriffen zu ſpie⸗ 
und die Ihrigen unterzuſchieben fich beſtreb⸗ 


1, *) auch wirklich die Schriften ber Alten febe -. . 


e geworden wären, ſo ift leicht eingnfehen, tie 
: Styl des Gregorius und anderer Geiftlichen; 
e ihm nachahmten, das hoͤchſte Anſehen unter 
n Chriſten habe gewinnen Können. 

IX. Es haben aber in dieſem Zeitalter 
ch andere auf dem roͤmiſchen Stuhle geſeſſen 
elche zwar nicht den Ruhm des Gregorius ers 
icht haben, jedoch unter die erſten Gelehrten, 
eſen zeiten gemäß, gerechnet worden find, 

Mm; Dieſe 
®) Biucker Hifl,’erit. T. 3. p. 56: : 


sso 5 2 


‚Diefe ſind PabR Leo IT, der im Jabr 682 Pabf 
wurde, und nur wenige Donate die Kirche regier⸗ 
te. Anaftefius, der Biblipthefar, - nennt ihn 
einen fehr berebten Mann, ber in ber h. Schrift 
ziemlich bewandert, in der griechifchen und latei⸗ 
niſchen Eprache geübt, gefchickt im Kirchenge⸗ 
fange und ſeht belefen war; *) Ciregorius Il, 
ein ‚geborner Roͤmer, ber 7ı5 zum Pabſtthum 
gelangte und 73ı farb, und vor feiner Erbe 
bung Bibliothekar der roͤmiſchen Kirche war. **) 
(Bregorius III, in Syrien gebouen, ber Big 741 
ber Kırdhe vorſtand; ***) Zacherias, ein gebor. 
ner Grieche, ber bie Befpräche des Gregorins 
ins Griechifche überfegt hat und im Jahr 75% 
Rarb;t) und Steppanus III, ber 768 zum Pabſi⸗ 
thum gelangte. 7) Es iſt aber gu bemerken, 
daß ein fehr gelehrter in dieſem Zeitalter nichts 
anders, als ein in der h. Schrift, in der a 
teiniſchen and griechifchen Sprache mittelmäßig 

geübter Mann, fagen will. Weil jeboch diefe 
* von Geſchicklichkeit wenigſtens eine ſchwache 
Kenntniß verſchiedener Theile der weltlichen Ge⸗ 
lehrſamkeit vorausſetzt, ſo iſt fie in Betrachtung 
der ſchlechten Zeiten noch immer ſehr ſchaͤtzbar, 
weil wirs derſelben zu verbanfen haben, daß 
nicht aller Saame der Litteratur unter der ale 
meinen unwiſſenheit erſtickt ik. 

X. Dei. 

+) Script. rer. Dal. Vol, 3. P. 1. p. 45. 
**) Ibid. p. 154. *+#) Ibld. p. 293. 
H LBid. p. ibs. Hip 274. 


km Ze — oe 2 sr 
X. Deswegen dürfen wir auch Die Namen 
‚übrigen Sifchdffe, bie zu ihter Zeit ein Wun⸗ 
der Gelehrſamkeit waren, nicht ganz uͤber⸗ 
ven. Zu Ravenna haben fich zwey Biſchoͤffe⸗ 
aurus und Selir, fondefbar hervorgetha 
3 denen ber erfie von 648 bis 671, ber zwey⸗ 
aber von 705 bis 723 ber daſtgen Kirche vor- 
nd. ®) Maurus mußte fich in der Gottes-) 
abrtheit einen: großen Ruhm erroorben haben; 
ın da er. verhindert warb, in der Kirchenver⸗ 
nmlung, welche unter dem Pabſt Martinus J 
Jahr 649 zu Rom wider die Monotheliten 
halten wurde, zu erfcheinen, und wider diefe 


Ber einen Brief dahin geſaudt Hatte, fand Dies -. . 


Brief fo vielen Beyfall, dag er den Alten 
r Verſammlung, wo er noch itzt zu finden iſt, 
werleibt wurde. *) Er weigerte ſich aber 
ter dem Pabſt Vitalianus, ſich der roͤmiſchen 

rche zu unterwerfen, weil ihn nicht nur der | 
vifer Konſtans II, fondern auch, wie et vor» 
b, Vitalianus felbf von aller Unterwerfung 
gen diefelbe frey gefprochen hatte. Da ihn 
Shalben der Pabſt mit dem Kirchenbann .bes 
obete, antwortete er Ihm in dem naͤmlichen 
one, und wurde vom Kalfer unterflüßt. : Selix 
kannte zwar feine Abhängigkeit vom roͤmiſchen 
tuhl, machte aber ſo viele Ausnahmen, daß 


Mm 4 jene . 


) Ginennl Scrittori Ravenn, T. 1. pP 294- etc, 
T. 2. 2.47. ete | 
) Vol, 2. Coneil, p. 98. Edit. Colt. 


U - 


n_ 


sso 2 2 


Dieſe find PobR Zeo IT, der im Jahr 682 Pabſt 
wurde, und nur wenige Monate die Kirche regier⸗ 
te. Anaſtaſius, bee Bibliptbefar, -nenne ihn 
‚ einen fehr beredten Mann, der in ber h. Schrift 
giemlich bewandert, in der-griechifchen und latel⸗ 
nifchen Sprache geübt, gefchickt im Kirchenge⸗ 
fange und ſehr belefen war; *) (iregorius II, 
ein ‚geborner Roͤmer, ber 7ı5 zum Pabſtthum 
gelaugte und 731 flarb, und vor feiner Erbe 
bung Bibliothefar der rdmifchen Kirche war. **) 
Gregorius III, in Syrien gebonen, der Big 741 
der Kirche vorſtand; ***) Zacherias, ein gebore 
ner Stieche, der bie Geſpraͤche des Gregorius 
ins Griechifche überfegt hat und im Jahr 758 
Rarb;}) und Stepbanus HI, ber 768 zum Pabſi⸗ 
thum gelangte. 1) Es iſt aber zu bemerken, 
daß ein fehr gelehrter in biefem Zeitalter nichts 
andere, als ein in der h. Schrift, in der la⸗ 
teiniſchen und griechiſchen Sprache mittelmaͤßig 
geuͤbter Mann, ſagen will. Weil jedoch dieſe 
Art von Geſchicklichkeit wenigſtens eine ſchwache 
Kenntniß verſchiedener Theile der weltlichen Ges 
lehrſamkeit vorausſetzt, ſo iſt ſie in Betrachtung 
der ſchlechten Zeiten noch immer ſehr ſchaͤtzbar, 
weil wird derſelben zu verdanken haben, daß 
nicht aller Saame ber Litteratur unter ber alge⸗ 

meinen unwiſſenheit erſtickt if... 





| x.Des 
* Script, rer. Dal, Vol. 2 Bı p. 145- 
©) Ibid. p. 154 . ***) Ibid. p. 198. 
H ni. p. i6bb. De 


DR N 0 u 7: 3 
feg Zeitalters nennen koͤnnte j find Severus, 
triarch. vdn Aquileſa, der im Jahr 6o5 ftarb, *) 
nftantius, Ersbifchoff zu Meiland, **) Leo, 


fchoff gu Catania, **) Damianus, Biſchoff 


Pavia, P und viele andere, die nur durch 
en ober wenige Briefe, die damals obwalten⸗ 
Streitigfeit ven den dreyen Kapiteln betref 
id, befannt find, Wir . wollen aber beit 


suchen Platz machen, die fich in ber Side 


nfeit ausgezeichnet haben. un 

XI. Unter dem: Iongobarbifchen Bnige 
zilulf, wurde im Jahr Kia zu Bobbio ein 
ofter geftifter, deſſen Moͤnche fich durch geiſt⸗ 
he Studien ver andern berühmt gemacht ha⸗ 
n. In folgenden. Buche werden wir von ib» 
r Bibliothek Handeln, welche kein fchlechter 
eweis Ihres: Fleißes if: : Aolumbanus, ein 
rländer, welcher vorher einige Rider in Frauk⸗ 
ich errichtet hatte, wwar der Stifter dieſes Klo⸗ 
8. Einige Briefe uͤber die Oſterfeyer P 


ad bie ſogenannten drey Kapitel, Hr) und eis 


ige Gedichte die noch von ihm. votpanben find, 
| as: Li 


) Ginann T. 3. p. 372. ' 


') Argelati Bibl. Script. Mediol, T. 1. P.2. p. ig 


**) Amieo Catenes illufr. Part. 1. p- 306. Ginan- 
ni Seritt. Ravenn. T. 1. p. 444. 

) Paul. Disc. de geſtis Longob. Lib. 5: c. 38. 

) Mabillon Annal. Bened, Vol, nn Lib: 9. n..3 5 

+4) Ibid. Lib. 11. n. 4 


4 
— — — — — 


„ . 


554 ann > > 

zeugen von feiner bamals nicht mittelmäßigen 
Gelehrſamkeit, ob fie gleich in dem herrſchenden 
Geſchmacke biefer Zeit gefchrieben find. Neben 
feiner Kloſterregel find noch verfchiedene andere 
von Ihm gefchriebene Werke verloren gegangen. 
Bänger darf ich mich nicht bey ihm aufhalten, 


‚weil er ein Fremder war, und nur um drey Jahr 
hie Stiftung des Klofterd zu Bobblo in Italien 


überlebt. bat. *) Weitläuftigere Nachrichten 
von ihm und feinen. Werken geben Mabillon ie 
Seinen: benebiktinifchen Jahrbuͤchern, Ceillier *%) 


und die DVerfaffer der Gefchichte des gelehrten 


Frankteichs. *) Aber mit mehrerm Nechte 
verbient Jonas, anfangs Mind bed Kloſters 
gu Bobbio, hernach aber. ermählter Abt des Kies 
fers Aenona bey Maeftricht, und Rathgeber der 
Königin Bathildis, damald Regentin des fraͤn⸗ 
Üfchen Reichs anſtatt ihres minderjährigen 
Sohns Klotarius des dritten, Hier geruͤhmt zu 
werben. Er. war zu Sufa in Piemone geboren, 
und wir haben ihm bie Lebensbeſchreibungen bes 
Rolumbanup :und. anderer. berühmten Mönche, 
"bie Mabillon +) und andere herausgegeben ha⸗ 
ben, zu verdanfen. Er flarb gegen das 


Jahr 670. | Ä 
6 . . KIT. aus 


> Ibid. Lib, I. 17. J 


*4 Hit. des Augeurs Eecleſ. T "7 P. A 
 *#) Tom. 3. pi 505. 


}) Ada SS. Ord. S, Bened, Vol. 2. 





ii | 

XIE nt bens Klofier. zu Monte Eafino, .. 
(ches Im Jahr sgo von ben Longobarden gaͤnz⸗ 
h verwuͤſiet worden iſt, hat ſich Fauſtus durch 
Lebensbeſchreibung ſeines Mitbruders Mau⸗ 
8, des erſten Stifters der gelehrten Benedil⸗ 
ter » Kongregation in Frankreich, berühmt ges 


acht. Beide wurden im Jahr 542 von Bene⸗ 
ktus nach Frankreich gefandt, um daſelbſt feis 


n Orden weiter aus zubreiten. Maurus farb 


Ida im Jahr 584 Im Ruf eines Heiligen; 
auſtus aber kehrte kurz barauf nad Rom zu⸗ 
ice, von er fein Lehen geeribiget bat.) Mu—⸗ 
ıtori hat ein Werk eines andern Benebiftiner® 
on Monte Caſino durch den Druck befannt ges | 
acht, ‚welhe® Epitome Chronicorum Cafı- 
enhum betitele iſt. ) Der Verfaffer wird 
ı den Sanpfchriften diefe® Werks Anaſtaſius, 
doͤnch zu Monte Caſino, hernach Karbinal und 
ibliothekar der roͤmiſchen Kirche unter dent 
abſt Stephanus II, gmannt. Wenn dem alſo 
haͤre, fo muͤßte man ihm den Namen Anaſta⸗ 
us Bibliotbekarius des aͤltern geben, um 
yn von dem juͤngern dieſes Namens, der ſich 
urch die Lebensbeſchreibungen der Paͤbſte viel 
eruͤhmter gemacht bat, zu unterſcheiden. Aber: 
ie franzoͤßſchen Benediktiner, beſonders Ma⸗ 


illon, leugnen, daß in der Mitte. bes achten 


jahrhunderts ein Schriftſteller biefes Namend 


) Leo Marl. Chronic. Cafin. Lib. 1. c. 3. 
#) Seript. Reg. Ital. Vql. 2. P. 1. ꝑ. 351. 


— 


59 hu 2 22 


zu Monte Eafino gelebt habe, ımb halten bas 
Wert für untergeſchoben. ) Hierdurch fehaffen 
fie fich einen ſtarken Widerfacher, Der ihnen bie 





Reliquien des heiligen Benediktus und feine 


heiligen Schweſter Scholafica fireitig macht, 
vom Halſe. Denn er erzählt, dieſelben fern 
zwar nach Branfreich gebracht worden, man 
Babe fie aber dem Klofter zu Monte Eafino zw 
ruͤckgeſtellt. So ſehr es aber ihr Vortheil er⸗ 
fodert, dieſen Schriftſteller für erdichtet zu hal⸗ 
sen, fo ſtark gegruͤndet ſcheint auch ihr Vorge⸗ 
ben zu ſeyn. Denn es werden in dieſem Werke 
Dinge Ma, die ſich erſt hundert Jahr nach 
der Zeit, als der Verfaſſer gelebt haben ſoll, 
ereignet haben; und Petrus Diakonus, der im 
zwölften Jahrhundert ein Buch von den beruͤhm⸗ 
den Männern bed Kloſters zu Monte Eafino ge 
ſchrieben hat, thut von keinem Schriftſteller die 
fes Namens Meldung. Das Werk iſt ohne 
Zweifel von einer viel ſpaͤtern Hand, die ihm 
durch den beygelegten Namen des Bibliothekars 
Anaſtafius ein größeres Anſehn hat verſchaffen 
wollen, geſchrieben wordein In den folgenden 
Jahrhunderten‘ wird das im Fahr 718 von eb 
nem brefcianifchen Ebelmanne Petronax wieder⸗ 
hergeſtellte Kloſter zu Monte Caſino viel frucht⸗ 
barer an gelehrten Männern werden. 
XI. Ini Kofler des heiligen Vincentins 
am Fluß Volturno bey Benevento that fich im 
u bie 


*) Aas SS. Ord: S,; Bened. Saec. I.’ 








er 316 


iefen Zeiten Mnbeofipe Autpertus durch ſeim⸗ 


zeleheſamkeit hervor. Er war. zwar in Frank⸗ 


eich geboren; lebte aber viele Jahre In gefagtene 


Hofter, und ſchrieb daſelbſt die Werke, die ihn 


eruͤhmt ‚gemacht haben. Sie find. folgendes 
ie Geſchichte des Kloſters des h. Vincentiuds 
in Kommentar - über verſchiehene Buͤcher 8 
. Schrift; ) diele Homwilien über das Evan⸗ 


elium, und ein Buch von dem Streit zwiſchen 


Cugend und Laſter. Don dieſen Schriften End 
ie Gefchichte des genannten: Klofters, welchr 


n Mabillons Alten der Höligen- de DBenekikb ° . 
erordens zu finden iſt, ‚eine weitlaͤuftige Aue 


— 


egung der heimlichen Offenbarung Johannic 


ie von dem Verfaſſer dem Pabſt Stephanus IH 
jewidmet und der Bibliothek der Kirchenbaͤter 
inverleibt iſt, und das Buch vom Streit zul) 
chen Tugend und Laſter, welches von einigen 
m Ambrofius, von andern dem Auguſtinu 
ugeeignet.wirb, noch vorhanden. . Das letztera 
indet man unter den untergeſchobenen Merken 
es Auguſtinus In ber frangöftfchen Herausgabe 
ieſes Rirchenvatere. ”*) Aber die gefagten 
Herausgeber. hehaupten mit vielem Brunde,. daß 
8 ein Werk de Imbroſins Autpertus ſey. ***) 
das ve amd vrepßiof Bepiil biefes Buchs, 

. awe 


) Seript. Rer. Ital: Vol.i. P. 2. p. 360. 
). Append: ad Vol, 6. 
*) Hiſt. Liter. de France T. 4. p. 141. 


458 22 > 2 
wo der Verfafter don ber Stadt Meiland ald 
dem Drte feines Aufenthalts zu ſprechen fcheint, 
macht zwar einige Schwierigkeit. Allein man 
kann fich leicht herausiwinden, wenn man von 
der Zeile in propria hat Mediolanenfi eivitate 
die Worte propria kac herausnimmt, . welche 
auf Das vorhergehende, too er von benachbar⸗ 
ten Orten fericht, nicht wohl paſſen. Sie 
ſcheinen von einem ungelehrten Kopiften, ber 
Biefen Ambroſtus für den meiländifchen Erzbi 
ſchoff gehalten Hat, eingefhoben zu feyn. Er 
Rarb im Jahr 779 auͤf der: Reife nach Kom, wo 
err die · ihm flreitig gemachte Wahl zum Abt fe 
nes Kloſters vom Pabſt Hadrias wollte bekraͤfti⸗ 
gen laffen. *) 

XIV. Gleichwie es fich nicht vermuthen 
laͤßt, daß die Bisher genannten Kirchenſ kriben⸗ 
. ten gang ohne, alle Kenntniß weltlicher Gelehr⸗ 
fanıfeit_gewefen feyn, fo läßt ſich dieſes noch 
viel weniger von beuen befürchten, deren Auf⸗ 
Acht die Bibliothek der roͤmiſchen Kirche in die 
fen Zeiten anvertraut war. Die gelehrten Bra 
laten, Stephan. Evodius und Joſeph Affemanni, 
baden ein fehr genaues Verzeichniß davon ge 
ſammelt. . Sie find feit den legen zwanzig ah 
ron des ſechſten Jahrhunderts: Caurentius, 
Kardinalprieſter im Jahr 5gı; Johannes Cevita 
%) Mabillon Annal. Bened. Vol. 2. Lib. 24. n. 71 

et 93. Ceillier Hin, des Aut. Eecle. Tom. 18. 
p- u 


ee 759 
3; : Petyua Romans , Kardenalbiaconus, 
nd der Biſchoff Amandus; Bregörius, der im 
ahr 715 auf. den- päbftlichen Stuhl erhoben 
urde, unter dem Pabſt Sergins; Jobannes 
98; und Benediktus, Biſchoff zu Sylva Can⸗ 
ida, ‚im Jahr 742. Dieſe Bibliothekaren har 
en ſich zwar nicht durch Schriften beruͤhmt gen 
nacht; es iſt jedoch fehe wahrſcheinlich, daß 
ran nur diejenigen zu ſolchem Amte erwaͤhlt ha⸗ 
e, bie ſich in der Gelehrſamkeit md en | 
mntuiß vor andern aueheichnteten. | 


3 


Das dritte Kapitel, | 
Geammasit, ‚ Dichetanft, Befäiäne: j ! 


. De Religiengpreie wider die Monothel⸗ | 
tem und andere Keger trieb viele in bie 
em Zeitalter an, ſich in ber Gottedgelahrtheit 
u üben. Dieß war das einzige Fach ber Ge⸗ 
chrfamfeit, wodurch man noch zu Ruhm un 
khrenſtellen gelangen konnte. Aber in Anſe⸗ 
ung der ſchoͤnen Wiſſenſchaften fehlte es an als 
ent, was zu derſelben Befoͤrderung veranlaſſen 
‚der reizen konnte. Den Longobarden, die den 
zroͤßten Theil Italiens beherrſchten, war. viele 
eicht kaum ber Name derſelben bekannt. De 
Zriechen, die ben Ueberreſt beſaßen, und ſelbſt 
nn der tiefſten Unwiſſenheit lebten, waren nuß 
rn bedacht, wie fie ſich vu Erpreffungen 
und 


« 


m RN 


undb Seirögerifihe Känfe' bereicherren. Woher 
"Sohnten alſo die erfchöpften Italiener Bruch fef 
fen; fich den ſchoͤnen Stublen zu ergeben, beſon⸗ 


ders ba diejenigen, welche als Drafel der Wahr 


beit unbd Weisheit verehrt wurden, dieſelben ald 
eine unchriſtliche und gefährliche Sefchäfftigung 
abfchlinerten ?:.. Oo war es auch bey dem allge- 
ineinen Mangef an Büchern sind guten Lehrern 
wicht moͤglich, ein geſchickter Dichter, Nebner 
aber Befchichtfchreiber zu werden. Dieſes iſt in 


Italien, deſſen Einwohner durch fo viele harte 


Schickſale niedergeſchlagen waren, um ſo viel 
weniger zu bewundern, da auch in Griechenland, 
welches von ſo langwierigen und verderblichen 


Drangſalen nichts wußte, bie ſchoͤnen Wiſſen⸗ 


ſchaften voͤllig darnieder lagen. Denn es fand 
zu Gregotius des erſten Zeiten zu Konſtan⸗ 
wicht einer; der mit einiger Geſchicklich⸗ 
Rt etwas aus dem Sricchifehen ins Lateiniſche, 


. ober aus dem dateiniſchen ins Srlkechiſche zu üben 


aim wußte.) 
II. Es fehlte jedoch nicht ganf an Ei 
km der Grammatik. Anaſtaſtius der; Bibliothe⸗ 


ar erzaͤhlt, die romiſchen Schuͤler feyn Karl dem 


großen entgegen gegangen, dd er im Jahr 774 
nach Rom kam; *”) und Muratorl'beweifet aus 
> einer urtunde, die in dem Archiv des Dohm⸗ 

| kapitels 


Gregor. Lib. 7. xpin 30. 


| Be Iu Hadriano I vol, 3. Script. Rer. al. 


pP 183.. 





u | 565 


pitels u Mobena aufbehalten wird, baß ſo⸗ 


r die Pfarrer auf dem Lande verpflichtet mas 


n, bie Jugend in ben Anfangsgruͤnden der 


rammatik zu unterweiſen.*) Von denen, die 


m Kirchendienſte beſtimmt waren, iſt nicht gu: 
eifeln, daß ſie in ben, Grundfägen der latei⸗ 


fchen Sprache unterwieſen wurden. Denn 


» 


ıter andern Dingen; bie ber Pabſt Gregorius 
n einem ber. Kirche geweiheten erfobert, mil: 


auch, daß er die Grammatik wiſſe. ) Ob 
nun gleich aus den Urkunden dieſes Zeital⸗ 


s, bie meiſtens in einem barbarkkhen und: 
zlerhaften Styl gefchrieben find, erhellet, daß 


an auf die Regeln der Granmmatif wenig oder: 


r nicht aufmerkfam tvar, und vermuthlich in 


n gemeinen Schulen nicht mehr als fchreiben . 


d Iefen lernte: fo.ift Doch nicht zu vermuthen,. 
d laͤßt ſich aus den noch. vorhandenen Schrifs 


ı der Kicchenffribenten beweiſen, daß diejeni⸗ 


1, welche nach der priefterlichen und bifchdffe 


yen Würde, die mit dem Lehramte verfnünft 
ir, firebten, in den Negeln der: Sprachlehre 
hr als andere. gegründet waren. Es fcheint 
ch, als haben des Donatus grammatiſche 
hriften zum gewoͤhnlichen Lehrbuche gedient. 
h folgert dieſes aus der anderwaͤcts augeführ. 

‚ gen 


Antichit. Ital. T. 2. pP. en 
) Lib. ı. Epifl. 28. | 
II. Band. - Rn. 


160 > — — 2 


und betrugeriſche Raͤnke bereichetren. Woher 


konnten alſo die erſchoͤpſten Italienet Much faf⸗ 
en; ſich den ſchoͤnen Studien zu ergeben, beſon⸗ 
... ber8 ba diejenigen, welche als Orakel der Wahr⸗ 
heit und Weisheit verehrt wurden, diefſelben als 
eine unchriſtliche und: gefährliche Befchäfftigung 
abſchilderten?: So war es auch bey dem allge⸗ 
meinen Mangel. an Büchern und guten Lehrern 
nicht möglich, ehr geſchickter Dichter, Rebner 
aber Geſchichtſchreiber zu werben. Dieſes iſt in 
Italien, deſſen Eiawohner durch ſo diele harte 

Schickſale niedergeſchlagen waren, um ſo viel 
weniger zu bewundern, da auch in Griechenland, 
welches von ſo langwierigen und verderblichen 


Drangſalen nichts wußte, bie ſchoͤnen Wiſſen⸗ 


ſchaften voͤllig darnieder lagen. Denn es fand 
zu Gregorius: bes erſten Seiten zu Konſtau⸗ 
ppel nicht einer; der mit einiger Geſchicklich⸗ 
keit etwas aus dem Sriechiſchen ins kLateiniſche, 


ober aus dem datelniſchen ins Srlechſtche zu üben 


nem wußte”) 

II. Es fehlte jedoch nicht gen; ar eiw 
km ver Grammatik. Anaſtaſtus dei: Bibliothe⸗ 
far. erzähle; Die romiſchen Schüler ſehn Karl dem 
großen entgegen gegangen, da er im Fahr 774 
nach Rom kam; *”) und Muratork’beweifet aus 
\ einer Urkunde, die in dem: Archtv des Dohm⸗ 
* lopitels 
9 Gregor. Lib. 7. Epift. 30. ° 
“) In Hadriano . Vol, 3. Script. Rer. Kal. 
ze Se 1 > Pe 








A ee 75 
"IV. ‘Die griecdhifche Sprache, die fonft fo . 


(gemein In Italien war, wurde nach dem Eins 
(te der barbariſchen Voͤlker faft ganz vergeffen.' 


3 gab jedoch noch immer hier oder da geborne 


aliener, welche derfelben Fundig waren. Hier⸗ 
trugen die Städte in dem untern Theil‘ Ita⸗ 
ne, und das Exarchat, welche auch zur Zeit 
r Longobarden ben Griechen unterworfen tva« 
I, ber nothivendige Umgang und Briefwech⸗ 
mit diefer Nation fehr vie bey. Wenigſtens 
gewiß, daß wegen diefer Berbinbung die rd 


fchen Päbfte nicht ohne Schreiber und Dol« _ - 


tfcher ſeyn konnten, die in der griechifchen 


rache geübt waren. Dieß war eine der vor⸗ 


‚mften Urfächen, warum Pabſt Paulus I-im 
br 760 verordnete, daß bie Mönche, deren 
ifter er den h. Stephan und Spivefter zu Eh 
in feinem väterlichen Haufe zu Rom geſtif⸗ 
hatte, den Gottesdienſt in griechifcher Sprache 


richteten. %) Auf diefe Weife hatten die Paͤb⸗ 
eine Pflansfchule von Männern, deren fie‘ - 


entweder su Gefandfchaften oder zum Briefe 
hfel an den Eaiferlichen Hof bebienten. Es 


:en aber auch unter den Pähften feldft einige, - 


da find Leo II, *% Gregorius III, ***) 

herias, (ein geborner Grieche,) und fogar' 

ongobardiſchen Reiche der meilaͤndiſche Erz⸗ 
Nn 2 biſchoff 

Anaſtaſ. Biblioth, in ‚Seript. Rer. Ital. Vol. 3. 

. 1-P 173. 

Ibid, Pr 145. “er) Ibid, p. 15% . 


e 
\ 


568 0 nz 


Gifchoff Natalis, der auch im Hebräifchen geübt 
war, *) im Sriechifchen fehr wohl erfahren. 
Der Ersbifhoff Gradenigo bat ein gelehrte® Ra 
ionameto intorno alla Letteratura-Greco -Ita- 
ans herausgegeben, **) worin er beweiſet, daß 
es in den mittlern Zeiten in Italien nicht an 
geübten Liebhabern ber griechifchen Litterafur 
gefehlt habe. Er fchränkt aber. feine Unterfa- 
chungen nur ins zı.bid ind 1q Jahrhundert ein, 
und fügt hinzu, von den vorhergehenden Zeiten 
fepn fo wenige Beweiſe vorhanden, baf man 
fagen könne, die Liebe zur griechifchen Gelehr⸗ 
fanıfeit ſey damals in Stalin ganz erlo⸗ 
fen. ***) Man kann auch wirklich nicht leug⸗ 
nen, daß bie Anzahl derer, die in dieſen Zeiten, 
beſonders im longobardiſchen Reiche, ſich in 
der griechiſchen Litteratur ausgezeichnet haben, 
ſehr gering ſey. Denn ob ed gleich wegen dee 
politifchen Zufammenhangs unb Gewerbes mit 
Griechenland in verfchiebenen Gegenden Italiens 
noch Männer gegeben hat, die in griechifcher 
Sprache ihre Gedanken ausdräden fonnten, fo 
„ie daher noch nicht, daß diefe in ben gelehr⸗ 
-,- ten der Griechen bewandert waren. - Diefes if 
um fo viel tweniger zu vermutben, weil fie die 
Inteinifche Litteratur, die ihnen viel leichter war, 
faf ganz verwahrloſeten. | 
V. Nach 


—* Bibl, Seript. Mediol, T.2. P. 1. p.85o. 
**) Brefcia 1759. ind . MN) p. 18. 
Fr 








2 560 
V.« Nach allem dem, was wir von dieſem 
nftern Zeitalter geſagt haben, laͤßt ſich nicht 
sohl vermuthen, daß es jemand In der Dicht⸗ 
unft weit gebraiht habe. Man Kann feboch 
em Bifchoff zu Poitiers, Venantius Fortuna⸗ 
as, den Namen eines Dichters nicht ganz ab» 
srechen. Sein Vaterland legt er felbft. deutlich 
n den Sag, wenn er fingt: BR 
Per Cenetam geadiens, et-amicos Duplavilenfes, 
Qua natale folum eft mihl.*) 
r war alfo zu Duplabilid, oder Duplabenig, 
a8 iſt, zu Valdibigdene, oder mie ber. Her . 
iruti will, ) zu ©. Salvbadore, welche Städt 
ven beide nicht ‚weit von Geneda und Trivigi | 
egen, geboren; daher er auch dieſe letzte Stadt 
ı feinem Vaterland rechnet: Qua mea Tarvi- 
is refidet. #*). Paulus Diaconus ſetzt hin, 
1, er habe die Grammatif, Redekunſt und 
ichtkunſt zu Radenna ſtudirt. )) Wie gering 
ber darin fein Fortgang geweſen ſey, das ſagt 
ſelbſt mit (öblicher: Deſcheldenheit in folgen- 
en Verfen:- - 
Aft ego fenfue Inops, Iealae quote portio im 


buae 
Faece gravis, (ermone levis, ratione pigrefeens, 
, Na 3 Mente 


) De vita S. Martini Lib. 4 

) Notizie de’ Letterati del Friuli T. I. p. 134, 
**) Loc. eit. 

) De geftis Longob. Lib, 2. e. 13. 


g70: 0 = 522 

Mente hebes, arte carens, ufu rudis, ore ne 
| expers, 
Parvula grammaticae hambens refluamina gut- 


| Rhctoricae exiguum pradibens 'gurgitis. hau. 
f 


i Cote ex juridica cui vix rubigo receffit; 
Quae prius addidici dedifcens, et cui tantum 
, Artibus ex illis odor eſt in narlbus iftis. *) 
Ich fann in diefen und ander Verſen biefes 
Dichters die Anmuth und Leichtigkeit, weswe⸗ 
gen Ihn die Verfaffer der gelehrten Gefchichte 
von Sranfreich ruͤhmen, *%) nicht finden. Kin 
Difcher Wis, harte Ausdrücke und Barbarisme 
zeigen fich auf allen Seiten. : Es fehle ihm je 
doch nicht ganz an poetifcher Erfindung, und ifl 
wahrſcheinlich, er würde in einem beffern Jahr⸗ 
huddert, und durch eine fleißigere Nachahmung 
der beften Sedichte, ein guter Dichter gewor⸗ 
den ren 
Paulus Diaconus crzaͤbit von ihm, 
er * aus Andacht gegen den h. Martin, 
durch deſſen Fuͤrbitte er von einem heftigen 
Augenwehe befreyet worden zu ſeyn glaubte, 
ſich nach Tours in Frankreich begeben, um deſ⸗ 
ſelben Grab zu beſuchen, und von da ſey er 
nach Poitiers gegangen, wo er nach einigen 
Jahren Priefter und endlich gar Biſchoff wur⸗ 
be. **9) Er erwarb ſch bie Liebe und Hoc 
\ achtung 

| ®) De Vit, S, Mart. Lib.r. “) T.3. p: 464 
“ *#%) Degefis Longob, Lib 2: 13. 


-—— | tgzL 


achtung ber Königin Radegunde und chres Ge⸗ 
mahls Sigebertus, Koͤnigs In Auftrafien ; und 
der beruͤhmteſten Biſchoͤffe in Frankreich, beſon⸗ 
ders des Gregorius von Tours, und ſtarb ge⸗ 
zen den Aufang des ſiebenten Jahrhunderts. 
Paulus Diaconus bechtte kin: Grab mie folgen 
yer- Auffehrifts: 
Ingenio daris; fenfu eeler,, ore —8* 

Cujus. dulee melos pagina multa eanit, 
:Fortunatus:epex votum, venckabilis aAu, . n 

Aufonie natus hac turıulasur humo- 

Cujus ab ore facro fandorum gefta priorum 

Diſcimus: haee monſtrant earpere lueis iter. 

Felix, quae tantis decorark Gallia — “ 

Lumine de .quarum nox tibi tetra fugit? 

Hos modicos.feei plebejo rarmine verfun, ;; 

Ne tuus in populis, fandie,, latgret honor. _ 
Redde ‚Werk‘ milero, ne jüdice fpernar a 
| dequd; 

Eximiis merici⸗ poſce, beate, precor. R 
Dieſe Grabſchrift beweiſet, daß Venantius For⸗ 
unatus fuͤr den groͤßten Dichter ſeiner Zeit ge⸗ 
alten wurde. Allein feine Gedichte und pro⸗ 
aifchen Lebensbeſchreibungen einiger Heiligen, 
vovon jene der Bibliothek der Klrchenvaͤter, 
yiefe aber ben Legenden der Heiligen, der Bol⸗ 
andiften und des P. Mabillons einverleibt 
ind, geben vielliehr Stoff an die Hand, feine 
unbe zu loben, ale feine Schreibart zu 
ewundery. Wer eine eliuguse Kenntniß 

| Rn 4 \ ſei⸗ 
*) Ibidem. 


m rt 

ſeines Lebens und feiner Werfe verlangt, der 

findet fie in ber Gefchichte von ben Kirchenfkri 
benten des 9. Eeiller,*) in der gelehrten Ge 

‚ fegichte von Fraukreich, 7) und am Beften it 

des Herrn Johann Joſephs Liruti Notizie de’ 
Letterati del Friuli. **) Ob er unter die Hei⸗ 
ligen der römifchen Kirche ju zählen ſey, davon 
iſt groifchen den zween gelehrten Bernarbino Zan⸗ 
netti und Michael Lazzari ein hitziger Beberfrieg 
geweſen. 1): Mir komme es nicht su, biefen 
Etreit zu entſcheiben. 

VI Dieß iſt der einzige Dichter bed vor⸗ 
habenden Zeitraums von zweyhundert Jahten. 
Denn das Kobgedicht Aber die Stadt Berga⸗ 
mo, welches Muratorletf) und andere ans Licht 
geſtellt haben, und einige für ein Werk des ach⸗ 
ten Jahrhunderts halten, gehoͤrt ins zwälfte 
Stahrhundert, wie wir gehörigen -Drtd darthun 
werden. „Einige: zählen ‚auch den berühmten 
Johannicius unter die Dichter dieſer Zeiten. Es 
iſt uns aber kein Gedicht von ihm bekannt. Nach 
der Lebensgeſchichte, die Agnellus von ihm hin⸗ 


tel het— me war er ein tugendhafter / und 


nu | ſowohl 


* Tom, 17 p. 4. *) T. 3. p. 464. 
ese) T. 1. p. 132. etc, , 

» Confutazione’ d’ alcuni errori del Dottor Ber- 
nardino Zannerti etc. Roveredo 1756. 


+t) Script. Rer, Ital. Vol. 5. 
Th Lib. Pontif. in Felice, 





ze 78 


wohl in ber gricchifchen als lateiniſchen 
Sprache ſehr geuͤbter Mann. Dem Exarchen 
heodorus fehlte es gegen das Jahr 679. an 
mem geſchickten Sekretaͤr. Man empfahl ihm 
ohannicius; und er verlangte ihn zu ſprechen. 
zeym erſten Anblick hieit er ihn nicht für feinen 
Nann; deun er war fehr Flein und ungeflab 
et. Jedoch fiel es ihm ein, ſeins Fähigkeit u 
erſuchen, und gab Ihm einen Brief, ben t 
om Kaifer Konſtautinus Pogmatus erbalten 
arte, zu leſen. Soll ich ihn griechiſch ober 
ateiniſch vorleſen? fragte alsdenn Johannicius; 
ind nachdem er denſelben geleſen hatte, uͤber⸗ 
etzte er ſogleich auch einen lateiniſchen Brief ins 


riechiſche. Der Exarch wurde uͤber die damals | 


d feltene Geſchicklichkeit ganz van Verwunds 
ung entzuͤckt, und waͤhlte ihn zu feinem Gere 
dr. Seine Briefe fanden bey’ Hof zu Konſtau—⸗ 


inopel fo vielen Beyfall, daß er nach einen 


Berlauf von drey Jahren als kaiſerlicher Sekre 
aͤr dahin berufen wurde. Hier ſtieg er bis m 
ven erſten Ehrenſtellen. Endlich brurlaubte er 
ich im Jahr 691 von Hof, und kehrte nach Ra⸗ 
senna zurück, um daſelbſt der Ruhe eines Prie 
satlebeng zu genießen. Aber im Jahr 709, da 
ver Kaiſer Juſtinian II durch ben Patricius 
Theodorus die Stadt Ravenna pluͤndern, und 
‚ie vornehmſten der Einwohner gu Konſtantino⸗ 
sel theils toͤdten, theils blenden ließ, tonrde er 
nit # Biefen gefangen babin geführt, und hatte 
Rus zwar 


STR. 2  — > 77 


war daB Gluͤck, wegen feiner fonberbaren Ver⸗ 
dienfte von der Strafe, bie über feine Mitge⸗ 
fangenen verhängt war, auggendrgmen zu mer 
Den, wurde aber ald ein Gefangener daſelbſt 
‚feftgefebt, bis er endlich als ein Mitſchuldiger 
an ber Empoͤrung, die ſich im Jahr 711 unter 
der Anführung feines Sohns Georglus zu Ra⸗ 
wenna ereignete, som Kaiſer Juſtinian II zum 
Tode. verurtheilt wurde: Es mußte damals ein 
Herold oͤffentlich durch bie Stadt ausrufen: 
Jobannicius von Ravenna, Der beredte Mich» 
ser, foll’'wie eine Maus eingemauert ſterbes, 
‚weil er feindfslig wider den Anifer gehandelt 
Hat. Die war das traurige Enbe des merk, 
wuͤrdigen Wanne: Unter den Qualen · hat er 
vbrgeſagt, der: Kariſer werde ber Tag nach fei⸗ 

mem Tode ſterben; welches auch wirklich geſche⸗ 
yhHen ſeyn ſoll. Wenigſtens iſt gewiß, daß er im 
naͤmlichen Jahr ysı ſtarb. Alles dieſes erzählt 
Agnellus, der von des Johannicius Tochter 
Agnes im dritten Glied abſtammte. Es kann 
alſo wohl ſeyn, daß dieſer hier und da etwas 
zum Ruhm ſeines Anverwanttn hinzugedich 


tet hat. 


VIII. Wae die Geſwichn⸗ betrifft, ſo bat 
ſich, einige wenige ausgenommen, die entweder 
das Leben der: Heiligen oder Chroniken von Kid 
ftern gefihrieben haben, und. im vorigen Kapitel 
genannt worden find, Fein Italiener darin her⸗ 


vorgerhan; es ſey denn, def man einen triden⸗ 
Due" Tier Ä iniſcher 


N N 


Rn 2 m 


iniſchen Gäriftfitiier zurden Italienern rechnen 
uͤrfe. Dieſer war Secundus, Abt eines Klo⸗ 
ters zu Trient, der im Jahr 612 ſtarb, und 


ine kurze Geſchlchte Ber Longobarden hinten⸗ 
ieß, *) weiche aber nicht mehr vorhanben if. 


Die. lougobardiſche Koͤnigin Theodolinde gehaͤtte 
ibn ſo hoch, daß fie ihn im Jahr 603 nach Mon⸗ 
va kommen ließ, sum ihsen Sohn zu tapfen.*®) 
Einige feßen-auch ben amıgenannten Beograpben 


von Xavenna in dieſes Zeitalter. Weit aber 


mwahrfcheinlicher it, daß er in ber folgenden 


Epoche gelebt habe, fü werde ich daſeldoſt von 


ihm handeln. Ich eile nun von dem armen 


Vorkathe der angenehmen Wiſſenſchaften zu bie 


Philoſophie, Mathematik und Argnepfunbe; nicht 
zwar in ber Hoffnung, bier reichern Stoff Air 
Geſchichte anzutreffen, ſondern aus Begierde, 
burch- die Veraͤnderung der Gegenſande nid 
tufjumuniern 


Das Biere Kapitel, - 
Pbilofapbie, motbemait, Kesepuifnfof 


I. SYsaleid die Veredſamteit, Dichtkunſt und 
Geſchichte unter ber Regierung der 


Eongobarten. ſaſt ga ganz vergeſſen waren, ſo fine 


det 


*) Paul. Diac. Hif. Longoh, in. 3 e. a 
Lib. 4. 0.42. 
**) Idem Lib. 4. © 28. 


‘ 0 
”.-ı. 
[2 — 
\ >» Ran. 
ur. 


„dt fich doch aoch einer ober der · audere, ber fich 
‚einigermaßen darin übte, und wenigſtens fo viel 
«wirkte, daß der Name berfelben nicht verloren 
gieng. - Aber von ber Phitofdpbie ſcheint fogar 
‚der Rame unbekannt geweſen zu ſeyn. Nicht 
‚die geringfle Spur eines Philoſophen laͤßt ſich 
in dieſem Zeitalter entdecken. Brucker iſt ber 
WMeynung,: die Philoſophie habe ſich damals in 
die Kloͤſter geflüchtet ;*) weiches in · ſo Fern wahr 
iſt, weil die Bücher von des Philoſophie der Al 
‚gen in dem Kloͤſtern erhalten, und. durch Ab⸗ 
ſchriften vervielfälsiges worden find. : Oeun ob 
‚gleich Die Moͤnche fie nicht ſonderbar benutzten, 
ſo wurden doch Hierdurch - die - philofopfffchen 
Kenntniſſe der Alten von dem Unsergange ge⸗ 
rettet. 

II. Einige thuu Meldung von einem ge⸗ 
wiſſen Fortunatus von Vercelli, und nennen 
ihn den Philoſophen der Congobarden. **) 
Aber von ihm haben wir nichts als das Leben 
bes h. Margelud, Biſchoffs zu Paris, welches 
ihm noch von vielen abgefprochen wird. So 
Hatte er auch nichts mit den Longobarden gu 
fchaften.. Denn fo viel.man aus alten Urkun⸗ 
den von.ihm weiß, fo lebte.er. in Italien, che 
es unter die Hertſchaft ber Eongobarden- fiel, 

und 


*) Hin. Phil. Vol. 3. p. 56909. 
**) Martyrolog. Ufuardi editum a Jo. Munersto 
‚an. 1490. ad diem ı8 Jun. . 





nd, enbhgfe fein Leben in entteich 8 Ich 
abe mit wenigen Worten alles geſagt, mad zu: 
er Phubſophie Im dieſem Zeitalter gehoͤt. Es 
ird mich freuen⸗ wenn mich jemand mit einem 
zerzeichniß anſehnlichet Philoſophen uͤberjengen 
an, daß ich die Altertbuͤmer diefer Zeiten nicht· 
inreichend unterſucht habe. 3 
III. Bon matbematiſchen Renntniſſen die⸗ 
s Zeitalters iſt kein Dentmal —— 
ls die Nachricht von einer mechaniſchen Befinsi 
ung. Ja einem Briefe, ben Paulus I an Pie: 
inus, Konig von Srankreich , fchreibt‘, geſchle⸗ 
et Meldung von einer Nachtubr, bie derge' 
agte Pabſt dem Könige als ein Geſchenk über! 
chickte. Direximus etiam Excellentiae veſtrae 
t librog „. »..,nec non et horologium noffur-' 
um. **). Wie aber dieſe Nachtuhr befchaffen: 
var, iſt gänzlich. unbefannt. . Bisher wußte! 
nan in Jtalien nur von Sonnen» und Waſſer⸗ 


! 


‚ren. Von der erfien Art Fonnte -man des | 


Rachtd gar feinen, von der andern aber: nur 
nit Hülfe eines Lichts einigen Gebrauch ma⸗ 
hen. Eine Uhr, welche nur, die Stunden dev 
Pacht zu zeigen, gemacht war, war eine. gang‘ 
eue - Erfindung,. von der wir ‚feinen Begriff 


haben. Du Gange muthmaßt, ***) «8 (ep 


eine 


*) Ada ss. Antveip. ad diem 18; Jan. Hifl. Litter. 
de ja France T. 3. p- 298. 


*#') Cenni Codex Carolin, Vol. 1. p. 148. 
**r) Gloffar. Med, et Inf.Latin. ad voc, horologium, 


> 


. 578 1 
eine: Uhr mit einem Triebwerk von Rädern, und 
mit einer Glocke getvefen, wie wir fie Ist Haben. 
Warum follte fie aber der Pabft eine Nachtubr 
nennen, ba fie chen ſowohl bey Tage dienen 
konute? Aus der ndmlichen Urſache ſcheint es 
- ach Feine folche Wufferubr geweſen zu fen, ale 
im Jahr 807 Aaron, König von Perfien, Karkı 
dem großen ſchenkte. In diefer befanden ſich 
. 12 ileine Kugeln von Erz, von denen alle Stun⸗ 
den eine auf ein daruntergeſetztes lautendes In⸗ 
feument herabfiel, und durch ben erregten 
Schall die Stunde anzeigte. Neben dem war 
fie noch mit zwoͤlf kleinen Bildſaͤulen geruͤſteter 
Ritter geziert, deren jeder zu ſeiner Stunde 
burch ſein eigenes Fenſter hervorkam, und baſ⸗ 
ſelbe sufchlo. War es aber nur eine gemeine 


mit einem Nachtlicht verfehene Waſſeruhr, mie 


. ber Herr Cenni glaubt, fo war fie nichts rares, 
und unwuͤrdig, dem König von Frankreich ges 
ſchenkt zu werden. Man kann alfo wirklich nicht 

errathen, wie biefe Nachtuhr befchoffen mar. 
Im folgenden Buch werben mie ſehen, daß 
ein gewiſſer Parificus, Archidiaconus zu Vero⸗ 
na, auch eine Nachtuhr erfand, deren San uns 
edenfale unbekannt if. 


x 


. 
⏑— 











ze m 
¶Das fünfte Kapitel, 
Die Reihtsgelebrfamtein n 


Woern die Geſchichte der Rechtsgelehtfam⸗ 
keit ſich nur mit Nachrichten von der 
echtsgelehtten Leben und Schriften beſchaͤff⸗ 
zte, fo wuͤrde ich In diefem Kapitel nur wenige 
zorte zü fagen haben. Denn es Ift in dieſem 
italter fein Rechtsgelehrter bekannt, ber neh 
irch Schriften vor andern ausgezeichnet "habe! 
zeit es fich aber auch gebührt, die Veraͤnde⸗ 
ingen, welchen die ältern Gefege unterworfen’ 
mwefen, wann und vön wen die neuern gege⸗ 
m und eingeführt worden find, und nie weit 
d ihre Kraft erftreckie, zu erzählen, fo giebt 
18 Der vorhabende Zeitraum viel wichtiges zu 
aterfuchen an die Hand. Aber Duratori * y 
id Karl Denina **) haben hierin fo fleißig 
id einſichtsvoll vorgearbeitet, daß ich „meiner 
flicht genug thue, wenn Ic) dasjenige, was 
: davon gefchrieben haben, kurz faffe, und mie 
ner oder der ‚andern Nachricht und Anmerkung 
rmehre. 
II. Aus bem, was in der vorigen Epoche 
ı Kapitel von der Rechtsgelehrſamkeit geſagt 
orden if, folget, daß Italien den roͤmiſchen 
Geſetzen 
) braef. ad. Vol. nP. 3, Script. Rer. Ical,. et An. 
tig. Italic. Vol. 2. Difl. 22. | 
) Delle Rivaluz, d'Italia T. 1. Lib, 7: €. 7. 


— 


4 J 


— ‘ 


sr N u 


Geſetzen unterworfen war, als bie Longobarbden 
den größten Theil deſſelben unter ihre Herrſchaft 


- brachten. Man konnte damals bie Einwohner 


Itaqliens in drey Klaffen eintheilen, in griechiſch- 
faiferliche und longobardiſche Unterthanen, und 
in geborne Longobarden. Was bie erſten be 


wifft, fo iſt nicht zu zweifeln, daß fie den al. 


ferlichen oder roͤmiſchen Gefegen, fo wie fie von 
Juſtinian geordnet und publicirt worden me 


ren, und den neuen Verordnungen, welche bie 


folgenden Kaiſer durch ihre Exarchen publiciren 


| ließen, gehorcht haben. Unter vielen Beyfpie 


len, wodurch diefes bewieſen wird, will id 
nur dag Geſetze anführen, in welchem der Kai. 
fer Mauritius verböt, ein Mönch zu werden, 
ehe man, die vorgefchriebenen Jahre dem Kaifer 
als Soldat gedient hätte. Dieß Gefeß wurde 
vom Kaifer dem Erarchen Longinus, und durd 
diefen dem Pabfte Gregorius zugeſchickt, damit 
es in Stalien befannt gemacht. würde, und 
Kraft haͤtte 2. 
"I. Die Italiener, welche den Longobar⸗ 
ven unterworfen waren, konnten, ehe dieſe ſelbſt 
ein geſchriebenes Geſetzbuch hatten, keinen an⸗ 
dern als den roͤmiſchen Geſetzen gehorchen; und 
da jene von Autharich und andern Koͤnigen Ge 
fege erhielten, wurde ihnen: die Freyheit ge 
Iaffen, nach ihren gewöhnlichen Gefegen zu le⸗ 


ben. - Einen unvberwerflichen Beweis Hiervon 


| ne finden 
4) Baron. Annal, Ecclef. ad’ an. 592. | 


\ ® 


N 
⸗ 


v EL > — => Ge ;:7 & 
finden wir in den Geſetzen des Könige Luit- 
prandus,“wo er befiehlt, daß ein Notarius die: 
Vertraͤge, den Geſetzen ber Kontrahenten gemäß: 
aufrichten. fol. De feribis, fagt er, hoc; 
profpeximus, ut qui chartam fcripferine, five, 
ad Legem Longobardorum ... five ad. 
legem Romanorum , non aliter. faciant,. ni‘ - 
uompdo :.in....ällis legibus continetur. *). 
Solglich hatten die Italiener ımfer den Lougo⸗ 
barden entweder ihre eigenen Nichterfiühle und 
Richter, ober die Nichter, welche beiden Native. 
nen Recht ertheilten,. mußten iq, beider Ge⸗ 
wohnheiten und Geſetzen wohl. erfahren. ſeyn. 
Es fehlte alfo,in Italien nicht an Rechtsgelehr⸗ 
ten, ob fis ung gleich weder durch eigene noch 
durch anderer Schriften befannt geworben 
find. _-Hebrigens erhellet noch. aus dem oben« 
angeführten  Gefege, daß .die noch übrigen. 
gothiſchen Familien, welche. unter ihren Koͤni⸗ 
gen nach. ihren ‚eigenen Gewohnheiten und 
Sefegen lebten, fich entweder mit der longo- 
sardifchen Nation vereinbart, oder, nachdem ſie 
son den Griechen überwunden worden waren, 
‚erfelben- Gefegt angenommen haben mußten. 
Das erſte if ſehr wahrſcheinlich, weil die Go⸗ 
hen in Sitten und Sprache viel aͤhnliches mit 


. 7 Bo 
2 


) Lib. 6. e. 37 u 
II. Band. 8 8» 


| 582: aa = u 
den Longobatden haften, - und bie Wunden, 
die ſie von dem - Griechen empfangen, hatten, 
noch zu frifh waren, als daß fie, da es ihnen 
frey fand, derſelben Gefege den -Iongobarbi- 
ſchen vorgdem. a 

‚ IV. Die. Eongobarden hatten in dltern 
Zeiten, wie die alten Deutfchen,, Feine gefchries 
benen Sefege: Rothar war unter ihren Koͤni⸗ 
gen der erfle, ber mit dem Beyfall dee Großen 
des Reihd, der Richter des Volks und Des 


Kriegsheers, wie er fich ſelbſt in der Vorrede 


feines Geſetzhuchs erflätt, ihre bon alten Zei⸗ 
ten bergebrachten Sitten und Gewohnheiten in 
gefähriebene Gefege verwandelte, und fie im 
Jahr 643 unter dem Namen eines Edikts gu 
Pavia bekannt machte. Dieſes Geſetzbuch 
wurde im Jahr 665 von Grimoaldus, 714 und 


in andern Fahren von uitprandug ; 746 von 


Rachis, und 754 von Ariftolph mit neuen Se 
‚feßen vermehrt, beren ganze Sammlung der 
gelehrte Muratori am beften ang Licht geftellt 


hat. *) . Nichts bat je deutlicher bewieſen, daß 


die Weispeit und Kunſt zu regieren: Feiner Theo⸗ 
vie. vieler Wiffenfchaften benoͤthigt fey, ale 
bie Geſetze der Eongobarden, und ihre Art, bie 
Gerechtigkeit zu verwalten. Ihrr Gefetze da 
. ben: jene der Roͤmer an Billigkeit weit uͤbertrof⸗ 

| | fen. 


°) Script. Rer, Ital. Vol, I. 2. | P 








| —2 383 
en. Dieſes zu beweiſen, willi ich nur anmer ⸗ 
en, daß ſie nicht mie die Roͤmer die Verbre⸗ 
ben und Gerichtshaͤndel unter gewiſſe Kapitel: 
ind Ditel einſchraͤnkten, außer welchen es nicht 
ugelaffen war, jemanden gerichtlich zn belangen, 
der zu beſtrafen. a €8 konnte ſich alle bey dem 
Römern leicht guffagen, daß offenbares Uns 
recht. ungerochen, und ber zugefuͤgte Schade 
unerſetzt blieb; welcher Unbilligkeit durch das 
ſpaͤt hinzugekommene Edikt de dolo-malo vicht 
ganz. abgeholfen worden iſt. Die Longobarden 
hingegen banden ſich nicht an Titel und Woͤr⸗ 
ter..; „Sie: gingen. der Ungerechtigkeit und Ben 
Betrug In’ biisgerlichen Haͤndeln geradewegs zu 
Leibe; und bey perſoͤnlichen Verbrechen be⸗ 
firaften fie mehr die Bosheit des. Herzens, als 
die aͤußerliche Handlung. Man hatte dem 
Geſetze nicht genug gethan, wenn man den 
Schaden erſetzte; man mußte noch uͤberdas 
ſchwoͤren, daß die Beſchaͤdigung nicht aus 
Haß geſchehen ſey. Haß und Feindſchaft un⸗ 
ter den Privatleuten auszurotten, geſtatteten 
bie Beſetze dem Keleibigten Theile bie Hälfter 
und oft noch mehr van der Geldbuße, (andere 
Strafen waren fehe felten,) wozu der Schule 
dige verurtheile war, damit hierdurch ber. Be⸗ 
leidigte verſoͤhnet wuͤrde, und mmane mit Rechte 
bie Verſöͤhnung von ihm fordern koͤnute. Da⸗ 
be findet man in den Derorönungen ver lon⸗ 
ee > 4 DE · 


. 


u 


gubarbifche Könige fehe oft dieſe wichtigen 
Worte: Mir Gaben dieſes fo verordnen mol. 
ken, damit alle Zeindſeligten gehoben werde, 
ad tollendam faydam. Es ſtehet mir nicht 
zu, den innern Werth ber. iongobarbifchen Ge⸗ 


fetze bier welter zu unterſu Ich will nur 


noch zur: Ehre der longobardiſchen Geſetzgeber 
hinzuſetzen, was ber vortreffliche Geſchichtſchrei⸗ 
ber Carlo Denina anmerfts bie Voͤlker in Sy 
rien, Aegypten und Griechenland feyn unte 
ben Thronfolgern Aleranders des Großen, da 


5 Künfte und Wiffenfchäften bläheten, nie glüd. 


5 Kriegefunf verglichen werden 9 


licher gerdefen, als Italien unter der Regierung 
Ber Longobarden, und faſt ein jeber ber longo⸗ 
bardiſchen Könige koͤnne mit einem Seleucus 
oͤder Ptolemaͤus in der Staatsllugheit und 


„* 


Das fe Kapitel, | 
Die Thönen Könfe 


* us bem, * was von ben ſchonen Wiſſen⸗ 
ſchaften geſagt worden iſt, laͤßt ſach 

nicht viel Gutes von den ſchoͤnen Kuͤnſten in 
dieſem Zeitalter erwarten. Denn neben den 
langwierigen Drangſalen, welche ſchon vor der 
vongobaadun Einfau Ralten verwůnet und ben 
Kuͤn⸗ 


x7 ie 


9 Bivohız. N Ti Ps 1. Lib. 7. e. 7. 


Dt u 85 


Künften Muth und Nahrung benonmien hatten, 


‘waren auch die vornehmften Alterthuͤmer ber 
Kunſt theils durch Feuer und Schwerdt, am 
:meiften aber. durch den unerfättlichen Gel; ber 


Brichen, entweder zu Grunde: gerichtet, oder 


davon getraͤgen worden. Hierdurch hat ſich der 
Waiſer Konſtans ſonderbar ausgezeichnet, und 


Bey der Nachwelt verhaßt gemacht. Da er im 


YET 663 zu Rom war, ließ er in ſtinem zwoͤlſ⸗ 
Kägigen Aufenthalte daſelbſt alte Alterthuͤmen 
Sie von Erg waren, mit größtem Fleiß ſammeln 
und fogar das Pantheon feine erzenen Zieget 
womit ed gebecft war, entbloͤßen, um alles mit 
Fich nad) Konftantinopel fortzufchleppen. *) Das 
Naͤmliche that er zu Syrakuſa, wo er aber- im 
Jahr 668 ermordet wurde. Dicht lange hernach 


fielen alle dieſe geraubten Alterthuůmer, die noch 


nicht von Syrakuſa nach Konſtantinopel über- 
Stacht worden waren, In die Haͤnde ber Sara⸗ 
cenen, die ie. nach Alexandria davon trugen. *) 
Es war alſo kein Wunder) daß in Ermange⸗ 
Ving vollkommener Meiſterſtuͤcke der Kunſt der 
gute Beſchmack endlich, ganz verlosen oegan 
wen ſey. 
“+ IL Man tann nicht ſagen, daß die Tongo: 
3 barbifchen Könige ibrerſeits etwas weſentliches 
—Oo 3 zur 
| * Paul. piae. Hif. Longob, 'Lib, 5. e. ui. Anaſ. 
Billl. in vie 8. Vitalian. 
*®) Paul. Diac. ibid; c. 1 3. 


Fr 


{ 

5866. > „>02. 
gar Befoͤrderung der ſchoͤnen Kuͤnſte, beſonders 
aber der Baukunſt, unterlaſſen haben. Es iſt 
faſt keiner unter ihnen, ber ſeinen Namen nicht 
durch praͤchtige Gebaͤude auf unſere Zeiten ge⸗ 
hracht babe: Pavia enthält viele Kirchen und 
Eloͤger, die. won ber Großmuth und Freygehig⸗ 
deit ihrer Koͤnige Zeugen ſind. Die Kirche bes 
H. Salvadore daſelbſt iſt vom Koͤnig Ariber⸗ 
tus I, das Kloſter zu ©, Agatha in Monte 
von Bertaribdus, **) jened S. Maria di 
Teobdota von, Runibertug, °P): und das Ric 
ger zu S. Peler in Ciel b’oro bon Euitpean 
Bus, +) bar prächtige Tempel bi S. Michele 
, Maggiore von einem dieſer Könige, 1) uud zu 
Monza die. Kirche des h. Johannes des Täufer, 


x 
— 


gie einen koͤniglichen Palaſt, Hi) von der Kb 


nigin Tbeedolinda errichtet worden. Ich wuͤr⸗ 
de nicht' fertig werden, mem. ich alle, die praͤch⸗ 
tigen Gebaͤnde, die theils ven den Koͤnigen, 
theils von den Herzogen der Longobarden er⸗ 
zichtet worden find, nennen. wollte. Dieſe 
Denkmaͤler dienen zum Beweis, daß fie die 
Vgracht in Gebaͤuden liebten, und anſehnliche 
Schate darauf verwendeten. Es ſcheint aber, 

ald 


" Murat, Annal. I’Italia ad an. 660, 

€2) jdem ad an. 67% . ***) ad an. 700, 
+) adan. 722, Hd ad an. 650. 
tft) Paul, Diac, Lib. 4. 20, 


| —E 387 
ale ſeyn die meiſten Mauermeiſter, deren man. 
ſich damals im Bauen bediente, aus der Ge⸗⸗ 
‚gend der Stadt Komo geweſen. . Denn in bei 
Seſetzen, wo vom Bauch Meldung gefchieht,. 
wird der. oberſte Mauermeiſter Magiſter Coma⸗ 
cinus genannt.) Nebrigens war die Bauart, 
die ſchon ·unter den letzten decidentaliſchen Kat⸗ 
fern und unter den Gothen von ber einfachen 
Majeſtaͤt ber. Alten ziemlich. abgewichen war, 
unter den Longobarden noch viel fehlerhafter 
geworben.” Der Mangel eines regelmaͤßigen 
Plans, und des Verhaͤlmiſſes unter den Theb 
len, und die uͤbelangebrachten Verzierungen be⸗ 
weiſen, baß damals der gute Geſchmack in bee 
Baukunſt ganz und gar verloren gegangen war. 

II. Das Rämliche läßt fi) von ber Bild» 
hauerkunſt behaupten. - Zu Monza fichet man 
noch) ‚einen Theil der koſtbaren Bildhauerarbeit, 
womit die Königin Theobolinda den Tempel 
Johannes bed Täufers ausgeziert, und in der 
Kirche des 5. Michaels zu Paola und in andern 
Städten Italiens finden ſich noch viele derglei⸗ 
chen Verzierungen, worin die Zeichnung und die 
Ausfuͤhrung derfelben fo viel Unnatärliches und. 
Fehlerhaftes «haben, daß fle mehr zum Lachen 
als zur Verwunderung reigen. Jedoch wurden. 

diefe Werke damals ald Wunder der Kunft anı - . 
| Do4 geſe⸗ 
7) Leg. Longob. Lex. 144 et 145. Vol. 1. P. 2. 
GSerigt. Rer. Ital. 


588 ee 


geſehen. :Anaftaflud, der Bibliothekar, erzählt 


in feinen Lebensbeſchreibungen der Paͤbſte, die 
I biefen Zeiten gelebt haben, ſehr weitläuftig 
. und genau bie heiligen Gefäfe und die. Werke 
der Bildhauerfimfi, mit welchen fie die von ih- 
nen gebauten Kirchen bereicherten „: und rebe 
Bavon wie von wunderbaren Kanftwerfen. Die 
Lobfprüche muß man aber mit eben fo vieler Ein 
fchränfung verfichen,. als jene, die den Selehr 
ten dieſes Zeitalterd Yon den Zeitgenoſſen beyge⸗ 
legt werben. Denn gleichwie es damals ale et 
was großes bewundert wurbe, Wenn jemand 
mit einigem Geſchicke etwas nirberfchreiben konn⸗ 
te; alfo war auch ein jedes glänzendes Bild 
bauerwert ein Wunder der Geſchicuchleit. 


IV. Eben fo verhielt ſichs mit der Ma⸗ 
lerkunf. Wenn wir einer faſt allgemeinen 
‚Meynung ohne weitere Unterſuchung beypflich⸗ 
ten wollten, fo müßten wir befennen, daß bie 
Malerkunſt nach. bem Einfall der fogenannten 
barbariſchen Völker in Stalien ganz und gar 
‚ verloren gegangen, und er im dreyzehnten 
Jahrhundert durch ben berühmten Cimabue 
wieder aufgeblühet fey. Zwey -vortrefflice 
Schriftſteller, welche mit ihren gelehrten Schrife 

. sen die Ehre der Italienifchen Nation auf vieler 
ley Weife vermehrt haben, nämlich Maffei und 
Muxateri, ſind die erſten geweſen, dieſes allge⸗ 
meine 


Zunft in Palien mie fo ganz zu Grunde gegan. 
‚gen ſey, dag man nicht auch In den dunletſten 
Zeiten gemalt haͤbe. Aber derserfte hat fich im 
anf fein Vaterland eingeſchraͤnkt, und bewieſen, 


‚bofl.fich dafelbft Walerchen finde, die wiekätee  _ 
find als jene des Eimabit.”) Der zweyte hat 


nur einige Beyſpiele von Gemälden qus dem 
-Harbarifihen Zeiten angefuͤhrt. 8) . Ich will 
mic bemühen, mehrere Beyſpiele vorzubringen, 
"Damit basfenige, was die zwey berühmten. Ge⸗ 
‚Ichrten von einen einen Theil Italiens betots« 


„meind Voruspaikimdt anverwerflichen Gruͤnden 
zu beftreiten „und;stı beweiſen, "Daß die Malet⸗ 


⸗ 


ſen hahen, Iu einer allgemeinen Wahr⸗ 


heit werde. 


1 


, V. Daß .es unter der Regierung der Se’ 
ben ‚in Italien weder an Gemaͤlden, noch ag 


moſaiſchen Arbeiten, welche eine Art von Pig 


lerey find, gefehlt habe, if in ber vorigen 
Epoche bewieſen worden. Das Naͤmliche farn 
man von den Zeiten der Longobarden behaup⸗ 


tm: Anaſtaſius, der_Bibliothefar, erzähle 
von einer. großen Menge mofaifcher. Kunſtwer⸗ 


fe, mit welchen die Kirchen und andere zum. 


Gottesdienſt gehörige Gebäude: zu Kom, als 


9 | Des 0. be 
*). Verona ällufr, P.3.c. 6. | .. 
**) Antiquit. Ital. Vol. 2. Dil. 24, _- 


:590 — — 
vda ſind die KRirche ber h. Ugnes iu Bin Freuen 
Sana von Syonveins I, *) bie natifanifck 
Kirche von Scwerinus, ) jene des 5. Gefvatır 
won Gergins, ***) ausgezert werben fin. 
So haben auch nach dem Zengniß dieſes Se⸗ 
ſchichtſchreibers die übte, Johannes VII ses 
Achiedene Kirchen zu Rom, beſonders Die fege- 
-nannte.Antica della Madre di Dio,***9) eb 
Gregorius III )die Kirchen ber HD. Chry 
gſegonus, Kallikus, ber Inugfran Baria ik 
Aquiro, Zacherias, 1) Paulus 1 11) und Dabrie 
aus I tt) verſchiedene andere Gotteshäufr 
mit mofaljcher Arbeit und Malereyen verfchd 
at. Der Pabſt Zacherias IB fagar im late 

zanifhen Palafl die ganze Welt- geographiſch 

abfchildern, worunter er einige von ihm gedich⸗ 

tete Verſe ſetzte. 1) Wir find alſo den Paͤb. 

Men für die Erpaktung der Malerlunſt dlelen 

Dank ſchuldig. 


VI. Eie find aber nicht die einjigen, di , 
Bit Lob verdienen. Auch in vielen andern 


| Gegen⸗ 
4) Bari Rer, Ital. Vol. 3. P. 1. p- 136. 
en. u 
wen) id. p. 156. #*##) ibid. p. 152 
wre) jbid. p. 159, 1) ibid. p. 163, 164. 


tr) äbid. p. 173. " FID ibld. p. 189. 
je 111 7'779 2 c. 


sg 
Gegenbin Italiens hat bie Malerkunfe biebha⸗ 
ber und Befoͤrderer gefunden. In Idhannes 
des Diatonus Lebensbeſchrelbungen der Bi⸗ 
ſchffe gu Neapel wird son Malereyen Melduns 
getban, womit ber Bifcheff Johannes im Aw 
fange des ·ſtebenten Jahrhunderts das ſogenann⸗ 
te Configuntoriom, oder den-Saal, wo-bie 
Neugetauften Die Sirmung ewpfiengen, @udgd 
ſchmuͤckt hatte.) Im naͤmlichen Jahrhundert 
ließ zu Ravenna der dafige Biſchoff Reparatus 
fich und feine Vorfahren abmalen, und ſetzte 
nnter jedes Bild zwey Verſe.) Und im fob⸗ 
genden Jahrhundert wurde von Poto, dem eilf⸗⸗ 
sen Abe zu Monte Caſino, eine Kirche, weiche 
er daſelbſt dem Erzengel Michael gu Ehren er⸗ 
bauet hatte, mit vortrefflichen Malereyen und 
darunter geſchriebenen Verſen verfhönert, wo 
von einige, Leo Marſicanus, ber bleſes ech. 
sähe, =). in feiner Chronif aufbehalten Hat 
Endlich wird auch noch. in der alten Chronik bed 
- Klofter$ Sublacum erzaͤhlt, ) der bafige Abt 
Stepbanus habe zu des Pabſts Johannes VII 
Seiten, gegen das Jahr 706, bie Kirche ſeines J 
eig bemalen laſen. 
vu. 

9 Sertpe.R Rer. Ital. Vol. ı. P. 2. p. 301. 
**) Agnellus in vit. Pontif, Revenn. 
. *e®) Chronic..Monafl. Caſi. Lib. &. € 10, 

D Script. Rer. Ical, Vol. 24: p- 930, 


” 


1 u = 


"VIE Man darf fich aber nicht einbilden 

als ſey bie Malerkunſt nur in den Ländern, di. 
griechiſcher Herrichaft unterworfen waren, vi 
leicht nur von geiechifchen Meiſtern betrieben 
worden. Deun auch in dem Neiche. ber kon 
gobarben bat man fich im diefer Runft geübt, 
Die Königin Theodolinda lieg in ihrem Palafı 
pen fe zu Monza errichtet hatte, die kriege⸗ 
riſchen Thaten ihrer Longobarden abmalen. 
Paulus Diaconus erzählt, er habe ſelbſt aus 
dleſen Malereyen gelernt, wie die Longobar⸗ 
Ben in den erſten Zeiten gekleidet waren. 
Der ungenannte Geſchichtſchreiber von Sa—⸗ 
Jerno meldet von einem Bilde des Arigiſus, 
Herzogs von Benevento, welches im Jahr 787 
in einer Kirche zu Kapua Karl dem großen 
gezeigt wurde. Es mag nun dieſem fabel 
haften Schriftſteller vom zehnten Jahrhundert 
zu trauen ſeyn, ober nicht, fa iſt es doch 
nicht wahrſcheinlich, daß er dieſes erjaͤhlt 
haben wuͤrde, wenn man zu ſeiner Zeit ge⸗ 
glaubt haͤtte, die Malerey ſey unter den 
Longobarden unhekannt geweſen. Go war 
"auch im Choͤr der Kirche des h. Ambroſius zu 
Dieiland ein Gemälde, welches ‚die Weihbl⸗ 
fchöffe diefer erzbiſchoͤfflichen Kirche im der 
Ordnung vorftellte, fie fie in den Provinzial 
verfammlungen zu fißen pflegten. Der gelchrte 
Graf Giorgio Sielini, | ber dieſis erzaͤhlt, be⸗ 
hauptet 







7 


- Am 


—-—— Zen 


.. Ic u mo m 


7 


— er | 393 
Hauptet mit guten Grunden, es ſey ein Werk 
om Ende des ſiebenten Jahrhunderts. Man 
kunn alſo nicht zweifeln, daß die Malerkunſt 


än dieſem Zeitalter, ſowohl unter den Longobar« 
den als in den übrigen: Theilen Aauens, 


ablich war. 


VIII⸗ "Diejenigen, weiche behaupten, sie. 
Sraferfunft fey von den Stalienern nad) : dent 


Einfall: der barbariſchen Nationen ganz und gar . 
vernachlaͤßigt worden, geben vor, die Male 
reyen, welche in diefem-Zeitalter etion zu Stan« , . 


de gefommen find, fern Werke griechifcher Mei⸗ 
fer. Der einzige Beweis, den fie‘ vorbrin⸗ 


gen koͤnnen, iſt eine Stelle des Leo Marficanus 


oder Oſtienſis aus ſeiner Chronik von Monte 
Caſino. Ich werde aber im eilften Jahrhun⸗ 
dert, wo der vornehmſte Standpunkt iſt den 
angefochtenen Satz zu beweiſen, deutlich dar⸗ 
thun, daß dieſe Stelle garkeine Beziehung. auf 
die Malerkunſt hat. Hier haben wir unſer Au⸗ 
genmerk nur auf die Malereyen, die wir wirk⸗ 
lich in dieſem Zeitalter finden, zu richten. Wel⸗ 
cher Zeitgenoß verſichert uns, daß ſie Werke 


griechiſcher Haͤnde ſind? So lang es an einem 


glaubwuͤrdigen Zeugniß fehlt, das Gegentheil 
zu beweiſen, werden die Italiener immer das 
Recht haben, die oben erwaͤhnten Gemaͤlde 
Kuͤnſtlern ihrer Natjon zuzueignen. Es iſt 
nit mobrfiheinli, deß in den betruͤbten Zei⸗ 

Pr ten, 


| 1 ee 22 

sen, die nach dem.Einfall der Gothen und Bon: 
gebärben, beſonders aber feit der Xegierung 
bdes gothiſchen Königs Theodatus, erfolgt find, 
ſich griechifehe Maler in Italien aufgehalten ba- 
- Ken; und wenns auch geſchehn wäre, fo würde 
daher nicht folgen, daß «8 ganz und gar an 
italienifchen Malern fehlte. Was das Mei 

der Longobarden, welche faft beftäubig bie Waf⸗ 
fen wider bie Griechen In Händen hatten, ins 
Befondere betrifft, fo war ihre Berbitterung 
wider die Griechen zu groß, als daß men glaüs 
Ben koͤnne, fie haben Künftler aus Griechenland 
* berufen, ober biefe haben «8 gewagt, einigen 
Ä Gewinn unter Ihnen zu fügen. 





| Verzeichniß J 


der beten Auflagen der gelehrten Bet, 
De in dieſem Bande vortoumen. | 


ESammiungen. 


Arte Iatinae linguae cum notis Dionyt 
Gothofredi. Genevae. 1603. in 4. on 
— editi ab Elia Putfchio. Hanoviae. 1605.4: . 
Antiqui rhetores latini editi a Franc. Pitboeo. 
Parifiis. 1599. 4. N 
Panegyrici- veteres. 1482. fol. | 
— um: notis Chritoph, Cellaril: Halae.... 
- 1703.98 
— additis nomismatibus, ac notis et inter⸗ 
pretatione Italoz Laurentii Patarol. Vene- 
tiis. 1708. 8.— | 
— cum interpretatione ac notis Jacobi de Po 
Baune ad uſum Delphini.-Parif. 1676. 4. 
Medicae artis principes- Parif. Henric. Stepha- 
nu 15 67. fol. ur 
Veteres de.re militari feripteres quotquot ex ⸗ 
tant, cum variorı notis. ‚Vefallae Cliviorum. 
1670: 8. | 
Auctores finium regundorum, cum Nicol. Rie 
zaltii obfervationibus. Parifiis: 1614. 4. 
Dionyfii Alexandriui et Pomponii Melae Situs 
‚orbis defcriptio', Aethici Cosmographia, So- 
lini polyhiftor. ete. cum variorum notis. Ge- 
nevae. Henr. Stephanus 1517. . 
Vetera Romanorum itinereria cum varior, no- 
tis, editore.Petro Weilelingio, ‚Amitelodami, 


1735. 4 Hier 


596 ee 
. Hiftoriae Ronmnae fcriptores. lafini et graeci 
a Frid. Sylburgio editi Francofarti. 1588. fol. 
vol. : 
Hiftoriae Romanze fcriptores varii, notis illu- 
ftrati aCarolo Henrico de Klettemberg. Hei- 
“ delbergae. 1743: fol. 3 vol. 
Hiftoriae Auguftae fcriptores fex, Spartianus, 
Xapitolinus, Lampridius, Vulcatius, Tre- 
ars, Ba Vopifeos. Mediolani. _ Lavagnia. 
475- fol. 
— Aldus: 1517. 8- 
— cum notis Claudii Salmafi et Ifac..Cafau- 
"Boni. Parif: 3620. fol. 
— cum Salmafii, Cafauboni et Jani Gruteri 
notis. Lugduni Batav. 1671. 8. vol. 2 
Bibliotheca maxima veterum . patrum et alio- 
rom ſcriptorum ecclehiafticorum. Lugduni. 
. 1677. fol. ‘vol. 27. 
Vetera analecta, five collectio veterum aliquot 
operum edita jo. Mabillon. Parifiis. ı 723. fol. 
Spieilegium veterum  aliquot: fcriptorum. edit. 
a Luca Dacherio etc. Parilis. . 1723. fol. 
‚vol, 3. 
Veterum (criptoram et monumentorum amplil- 
ſima colleio, edita ab Edmundo Martene 
. et Urfino Durand. Parifiis. 1724. fol. vol. g. 
Stephani Baluzii Mifcellanea. Parifiis. 1678. 
-8, vol.7 3 
Eadern. ausiora, opera Jo Dominici Maxfi, 
. Lucae. 1761. fol./4 vol. : . 
Leyferi Polycarpi Hiforia poetatum et poema- 
tum medii aevi. Halae. Magdeburg. 1721. $. 
Rerum Italic. fcriptores ab anno aerae chr. 500 
ad ı500 a L. A. Muratorio et fociis Palati- 
‚nis editi. Mediolani. 1725. ‚fol. Vol. 28. 


Hiftoria principum Longobatdorum a Camillo 
Pere- 








| were | IR 
' Peregrino edite, cum: notig, ‚differtationi« 
- bus etc. ‚Francifei. Mariae 'Prätilli. : Neapoli, 
.. 12749. 4 vol. - 7 


Eiinzelne Ausgaben. .... -  - 
Aeliani..de. natura animalium Libri XVII. cum 
- ai dver-Conn Gesneri etc. Londini. 1744. 

4. ‚vol, % Rx FL ut Er ” 
em Hiftorine varine graece et. Istine cum-no- 
tis varior. LugduniBatav. 17085. . 
nn. Taedem cum notis variorıma edit. ab Abr. 
. .Gronovio. Amftelodami. 3934. 4. voh2.- - 
Ambrofii Epife. Mediol. oper& Mediolani. 


.. 1488. . ·i 4J ae Fa EN 
* —X Amerbachio.edita Baſilene. 1402.: 
fol. vol. 0:2 el irn ne 
— Eadem primum per Defiderium Eraumem, 
deinde per Sigismundum Gelenium, aliosqug, 
denique per Joannem: Coiterium emendata. 
Bafilese. ; Officin, Froben.. 1555. fol. vol. 3. 
m Tadem a,Felice Peretto de ‚Monte -alto 
‚(goften Sixto V.) edita Romae. 1580.etc. fol, 
Vol. 9. ER DE EN .. Ber et on 
au Kader eura monachorem Üangreg, S- 
Mauri. Parifiis. Coignard. 1686 fol.. VoL2.- 
Ammiani Marcellini Hiforia a Libro.XIV. ad 
Lib. XXVI. Bomae. 1474. fol. ..... : 
Eadem additis Libr. XXVI-XXXI. edi- 
ta a Mariangelo Accurfio. Auguftae. 1533.fol. 
um. Eadem cum notis Henrici Valelli etc. Pe 
riſiis. 168: fa 5 0.20 J— 
u Eadem cum Frider. Iindenbrogi et Vale» 
fiorum annotationibus, recoguita a Jac:Gro- 
novio. Lugd. Batav. van der Aa. 1693. fol. 
unim üderfegt inis Italieniſche von Remigio Fio- 
rentino. Venezia, Gioſito. 1450. 8. 
H.Band. Br Ara 


1 
. B . . . 
* ‘ 
4— ..- 
21 


Aratoris Snhdiaroni Aus Aox. Petri et Pauli 
„Libri duo. Mediolani. 1469. 8. . 

— lidem cum Comment. ArrikBarkofae, Sal 
manticae. 1516, 

— lidem. Bafileäe. 1557... 

Arnebii Afti difputationum® siverfus es 
. Libri vH. ‚editi'a Faufto. Sabaeo 57 
1542. fo 

„1592. el recogniti. et aucti ex Bibliotheca 
Theodori Canteri.cum.ejusdem notis. Ant- 

. verpiae. Plantin. 1582. & 

—r. Iidem cum notis Variorum. Luga. Batav. 

„ Maire. i65..4, . 

‘ Afconii Pediani expofi itio in orationes Ciceronis, 
‚ :Venetib, Aldus. 1522. 8. \ 

Avieni Rufi Fefti opera quae extant j edita. a Pe- 

„tra Melian. Matriti. 1634. 4. 

Aviani Flavii Fabulae, cum. notis Neveleti et 
. Barthii, et Cannegieteri differtatione de aeta- 
te et ftilo Aviani. Amitelodami. 173. 8. 

— Teberfegt von Giangriſoſtomo ‚Trömbelli, 
. Can. Reg. del Salvatore. Venezia, 1735. $ 

nd von Ang. Mar. Ricei. Fitenze. 1736. 8. 

— Mail finder, fie auch bey bed Phaͤdrus Ze 

beln gedruckt. 

AureliiMarci Imp. de rebus fois Libri XI, grae- 
ce.et latine.cum Comment. Gatakeri. Acee- 
- ‚dunt Andre Dacerii annotationes etc, "Los- 

. . ‚dini. 3707: 

— neberfet ins Jealieniſche vom Rarh. Fra» 
cefco Barberini. Roma.' 1664. 8: 

Boetii Anicii. Manlii Torquati. Severin; 0 
omnia. Baſileae. Henricpetri. 15 370 fol 

— Ejusdem. de confolatione hilofophise 

: Libri V. cum expofitione B, Thamae-et ver- 


 fione germaniga. Nuremborgie. 1413. Lie 


d 


ee 590 
— Tidem cum eiusdem espofiione, ibid, 
1476. fol. 
— lidem: cym notis var. Logduni Batav. 
1671: 8. : | 
— Udem cum interpret. et notis peiri Callyi 
“ad ufum Delphini. Parifis. 1680. 4. 
Lalpurnü Titi Sieuli; et Nemeliani M. Aurelif 
Olympii earmina. v. Poetae minores et rel, 
‚Yenatitae Scriptores. F 
Capitolinus. v. Hiſt. Auguflae Seeiptores. nn 
Cafliodori Magni Aurelii Senaforis opera omnis, 
ex editione Jo. Garetii | ongr. 8. AMæuri. Ro- 
tomagi 1679. fol. 2 vol. 
eu CLomplexiones in Ela. Apok. in Ab et 
Apocalypũn. Florentiae. 1721. 8. 
Celfi A. Cornelii de re medica Lib. ‚VI, Fioen 
tiae. 1478. fol.‘ 
— Jidem. Venetiis, Aldus, 1528. 8. " 
— Jidem cum Comment. Guillelmi Pantinl, 
Batileae. Oporinus. 1552. 
— Iidem.ex editione. Joannis Antonidae van 
der Linden. Lügdubi Batav. 1657. 12. 
—— Jidem cum. notis Rob. Conftantini, Ifaacl 
Cafauboni etc. cura et ſtudio Theod. Jenfonit: 
ab eben. Amitelod.: Wolters. 1713. 8- 
— Tidem cum Sereni, Samonici libro de medi- 
cina, et Epiftolis Jo. Baptiftae Morgegni. Pa- 
tavii. Cominus. 1750. 8. Vol. 2 
— neberſetzt ind Italieniſche vom Herrn Abats 
Cuhuiari. Venezia. 1747. 8. vol. 2. 
Cenſorini de die natali Liber. ‚Venetiis. Aldus. 
..1528. 8 - 
— Idem cum Her. Lindenbrogüi notis, Lug- 
duni Batav. 1642. 8. 
— Idem cum ejusdem & aliorum. notis ex 
* Bu 2 recen· 






U 


recenfione Sigeberti' Havercampi: Lugdut 
Batav. 1743: 8. 
Claudiahi Carmina. Vicentiae. ‘1482. fol.. 
— Eadem. Venetiis. Aldus. 1523. 8. 
u Eadem cum Nic. Heinfii notis. Lugdmi 
Batav. 1641. 12. 
— 'Eadem cum notis variorum. Amftelode 
’ mi. 1659: 8. - 
— Eadem cum 1 Comment; Gaillelmi 1 
nis ad ufum Delphini, Parifiis.. 1677. 7 
— Le Poefie diClaudiano tradotte da Nicco 
- lo Beregani. Venezia. 1716. 8. vol.2.- 
Columella. v. Scriptores rei Ruflicae. . 
— eberfeßt vort Pietro‘ Laurö Modoneß. 


Venezia. 1554. 8. 


Curtli Q. Rufi de rebus gefis Alexandri M. 


Libri novem. Venetiis. Vendelinus de Spira. 
Sine anno. fol. . 

sonen" Florentige. Junte. 1517.8 

Venetiis. Aldus: 1520.85. 

— cum Matthaei' Raderi S:]. Comment. Co- 
loniae. 1628. fol. 2 

— cum Mich, Tellerii 8. J. Comment . i of 
Delphini.” Parifiis. 1678. 8. 





— cum Cotfitnent. —*2— Ai, Freins- 


hemii Sdpplemento etc. Ultrajekti: 1685. $ 
— cim eruditorum viroruin notis, differt= 
tionibus ete. editore Hent. Snakemburg, 
Delphis. Luchtimans. 1724. 4 
— leberfet ind Italieniſche don Pietro Car- 
- dido Decembrio. Firenze. 1488: fol. und von 
TommafoPorcacchi. Venezia.Giolito.1558.4 
Damafi opera omnia cum notis, differtation 
bus &c. Romae. 1754. fol. 


Donati. v. Aufores lat. Li Linguae - 
Enno- 





| I 6 
Eanodü nen Felicis opera, ex editione Andr, 
Schotti Tornaci. 16120. 8. 
— Baden“ auctiora .et emendatiora ex edit. 
Jacobi Sirmondi S. J. Parifiis. 1011. 8. 
Eutropii Brevissitim Romanae Hiftoriae. Romae. 
14 
nn Baßlene, Frobenius. 1532. fol. 
— cum notis Tanaquillt Fabri Salmari 
1667: 8. E 
— cum notis Annae Tanaquilſi Fabri Allan, 
° in uſum Delphini. Pärifiis. 16683. . — 
— cum VA orum notis, editore Sigeberto 
Havercampo. Lugdoni Batav. 1729. 8 
— cum Variorum a editore Henfico Ver- 
Br ibidem. 1762. 
— —— Ueberfegt ins Sraiipge, ” weni 


44. 8. 
* Adlorrs lät. Lingnac. 

Firmici Julii Materni Marheftos, fen Afrono- 
micorum Libri. VL Venetils; Bevilscgun 
1497: fol. — 

— "Bafilese, Bervagins. 1558: fol. J 

— Liber: de errore proplkanarum 2* 
Argentorati. 1562. 8. 

— Idem Bafıleae. Frobenfüus, 1603. 8. 

Flori L. Annaei Epitome de eſtie 

Pariſiis. (Circa 1470.) \ 

— Romae. Sweynheim et Pannarz.4472- fl 

— Vernetiis. Aldus. 1521. 8. 

— cum notis If. Pontani. Amſt. 1637. 16 

— cunm Varior. notis. Franequerae. 1690, 4. 

— enm notis Annae Tanaguilli Fabri Alien ' 
sd ufam Delphini. Parifiis. 1674. 4. . 

— cam variorum Nnotis - editore Laurentio 
Begero, ad: ufum Principis Brundenburgiel, 
Coloniae Macchiae. 1704. fol, _ 

2 Pr 3 — cum 


— 


— cum variorum notis editore Andrea Da- 
kero. Lugduni Batav. 1744. 8. 

— Ueberſetzt ind Sttalienifche von Giovanıi 
Domenico Tarfia. Venezia. 1547. 8. und vos 
Santi Conti. Roma. 1634. 12. 

Frontini Sex. Julii de aquaeduffibus urbis Rome. 
Libri duo, Florentiae. 1513. 8. _ 

— COM annotationibus Joannis Noleni. Ba 
tavii. 1722. 4. 

— Strata Mnaticon Libri IV. com notis 
Samuelis Tennullii. Lugduni, Batav. 1675. 12. 

— lidem cum variorun: notis, editore Frar- 

. eifco Öudendorpio, ibid. Luchtmans. 1735.8 

— gliftratagemmi militari. Venezia. 1574.4 

mu de limitibus agrarum. v. Scriptores ro 
agrariae. 

Gellit Auli noctes atticae. Romae, Sweynhein 

et Pannarz. 1469: fol. - , 

— Venetis. Jenfon. 1472: fol. 

— Florentiae. Junta. 1513. 8. 

— Venetiis. Aldus. 1515, 8. . 

— cum: notis variorum. laigduni Batar. 
1666. 8. 

— cum notis Jacobi Prouft ad ufum Delphini. 
Parifiis. 1681. 4. 

— eunm notis Joannis Frider. et Jacobi Gro- 

novr et aliorum. Lugduni Batav. 1706.-4 


Germanici Caefaris opera quae extant graeca et 


latına ‘Cum variorum 'notis, editöre Joanne 
Conrado Schwarz. Coburgi. 1715. 8. 

$. Gregorii magni Rom. Pont. opera. Parifiis. 
1518. fol. 

— Kadem Bafileae. Frobenfos. 1561. fol. 

— Baden a Fetro Tuflisnenä editae. Romae. 


‚1588. voL6, fol. 
| Eaden 








‘ 


ee - 9 


4 Padem es edit, Monach. ‚Congr. S. Maurf. 
Parifiis. 1705. Nol.4. fol, - 

u ] Moralifopra Giob, tradotti da Zanobi da. 
' ‚Strata: Firenze: 1481. vold. fo .. 

— Die nämliche Heberfegung au Rom gedruckt. 
1714. 4völ’4.. 

Jofini ex Trogo Pompejo Hiftotiaei Venelis, 
 Jenfon. 1470. fol: 

— Romae. Udalric. Gallus. (Circa —— 

bpbpidem. Sweynheim et eannart, 147 

um Venetiis: Aldus. 1522. 8 

— cum notis- Jofephi Cantelii $.). ad afm 
. »Delphint. Perifis. 1677. 4. 

— cam;notis var. Londini. ‚Horton. 1068 8. 

m Oxontij. Thestr: Sheldon. 17 Thon “ 

— cum variorum notis, editore homa Hear- 

- be. Lugduni Batav. 1719. 8. 

— u etzt ins tatienifche von, Tommiafo | 
- Porcacchi. Venezia. Giolito. 1465: 4. 

— ins Franßiſch⸗ vom Abt —* barit 
1737. 12. vol.2. 

Jovenalis.et Perfi Satyrae. Rosias: Udalr. —2 
lus. ( Sine anno.) 4. *85 

nie Venetiit. Aldus. 15018. DE u 

u Florentiae. Junta. 1513. 

— cum Th. Farnabii annotat. "Amfelodem, 

⁊ Janfönias! 1642. 12. | 

— Parifiis Typograph. Reg. 1634. fol. 

cum interpret. et notis Lu& Prataei’ad 

aſum Delphiti. Parifiis. 1684. 8. 

no cum notis varioram. Amitelod. 1684. 8- 

— cum notis variarum editöre, 1erico Ca- 
(faubong. Lugduni Batav.. 

— gum.interptekat. et notis * iomerg PA 
Rothomagi. 1697. 12. 
— pariſus. 1247, 12- | | 

— Birminghamine. 1701. 4. , 
| .9p4 ‚Le 


A.’ GE „> 


un Le Satire di Giovenale tradotte da Gor- 
gio Sommariva, Trevigi. 1480. fol. - 

— Le Satire di Giovenale e di Perßo tr» 
doue * Conte Cammillo Silveſtri. Padova. 


— MRcar ſegt ins Franzoͤſiſche vom p. Tarteron 
Jefuite, Parif. ı 

—— L. Coelii Infitutionem - divinarum li⸗ 

bri. in Monxſterio Sublacenfi. 1465. fol. 

—— Romae, Sweynheim et Pannsez: 1468. fol 

— Florentiae, Junta. 1513. 8. 

— Venetüũs. Aldus. 1515.8. 

— Opera quae extant cam notis variorum. 
Lugduni Bat. 1660. 8. 

— cum- Gomment. Tlomae Spark. Oxoni. 
Theatr.Sheldon. 1684. 8, 

— cum variorum notis, editore Joan. Lodul- 
pho Bunemann. Lipfis. 1739. 

>. cum notis etc. Jo. Bapt. le Braun C Nic. 
Lengiet. deF remoy, Pariliig: De Bure, 1748 
4: VOl. 3. u 

— cum notis et differt, praevülg Eduardi a5. 
Xaverio. Romae. 1754; 8 vol, 14. 

Leonis magni Bent. Rom, Sermones, ' 
Sweynheim et Pannarz. :i470. fol. 

— Opera, Pariliis, —— 1618 fol 

a Canonicis Reg, S - Martini. Lovanienf, 
emendats, Jovani. 1575. 8. 

mus cum notis et difiert, Pofchaßi Quesnelli, 
..Lugduni. Certe. 1700. fol, vol.2. ' 

— cum diflertationibus &c. edita a Hierony- 
mo et Petro fratribus Ballerinis. Venetis. 
Occhi. 1752. fol. vol.3. 

— cum notis Thomäe Cacciari Carmelitse 
- Romae: 1753. fol. vol. 2. 
Leonis Marlicani Oftienfs — chroniccn 


en || C0L 


Cafinenfe, a Petro Discono sontimuaturne Ve- — 


netiis. 1513. 4. 
— Uem cum pin Matthsei Laureti, Ner- 
poli. 1616. 4 
— Idem Cum notis et diflert. Angeli de Nuss 
Aabb. Caſinenſis. Pariſũs. 1668. fol. 
Lucenani M. Annaei Pharſalia. Romae. Sweyn- 
heim et Pannarz. 1469. fol, | 
— Venetiis. Aldus. 1502. 8 


— cum notis Hugonis Grotii ete. Ofieina 


Plantin. 16134.%. 

— cum notis Varior, edit. Corn, Schrevelio. 
. Logduni Bat. 1669. 8. ' 

— cum variorum notis edit. Fi ranc. Ouden- 
dorpio. Lugduni Bat. 1728. 4. | 

— UM Comment. Petri Bartnanni. Key. 
1730: 4 

— cum notis Hug. Groti et Richardi Bent. ' 
leii. Strawberry. Hill. 1760. 4. 

— weberſetzt ind —*X vom Rard. L..di 
‘ Mottichiello. Milano. 1492. 4. und von Ga- 
—* Nadia Meloncelli, i in ottava rima. Roma, 


— 8 ins Beinsätte von.Mr. Marmen- 
tel. A Paris, 1766. 8. vol.2. 
.Macrobii Aurelii Theodofii de fomnio Scipionie, 
et faturnalium libri. Venet. Jenfon. 1472. fol, 
m» Florentiae. Junte. 151%. 
— cunm notis Jo. Iaaci Pontani et Jof. Meur- 
ſii. Lugduni Batav. Offic. Plantin. 1597. : 
u tum Pontani, Meurtü et Jacobi ronovil 
notis. Londini. 1694. ° 
Martiani Capellae opus de nuptüs Philologiae 
et Minervae. Mutinae. Berthecus. ı soo. fol. 
— cam notia Hug. Grotü. Lüge. Bet. Oiic, 
‚ Plantin, 1599. 8. 


y ‘ 


BE den 


606 2 2 
neberfetzt ins Italieniſche von Alfonfo Bu 
nacciuoli. Mantova. —— 1578. 8. 
Martialis M. Valerii Epigramta. : Venetii 
Vendelinus de Spira. (Sine anno.) 4. 
wo Roms. Sweynheim et Pannarz. 1473.8el. | 
— Venetiis, Aldus. 1301. 8. 
on. cum Comment. Laurentü Ramirez de Pra- 
do. Parifiis. Morellus. 1607: fol. 
— cum Comment. Matth. Raderi S.]. Ingol- 
ſtadii. 1602. fol, 
— cum Comment. doftorum virorum. Par 
‚fiis. Sonnius. 1617. fol. 
— cum notis-Farnabii et variorum. Logd 
Bat. 1670. 8. 
— cum paraphrafi et notis Vincentii Coleſ⸗ 
nis ad ufum Delphini, Parifiis. 1680. 4. 
— CUM ejusdem notis, additis numismat- 
bus ete. per Lad. Smids. Amſtelodami. Gallet. 
1701. $. 
go Eadem. Paridis. Barbon. 1754. 12. vols 
Melæ Pomponii de fitu orbis Libri tres. Medio 
lagi. 1471. 4 
— Venetiis, Aldos. 1518-8 
" ie cum Comment. Joach. Vadieni te. Bat 
Ä leae. Cratand. 1529; fal. 
be cm notis väriorum, editore Abr. Groso- 
a vie. Lugd. Bat. 1722. $. Ä 
— ueberſetzt ind. Scalienifche von Tonne 
Poreaechi. Venezia. Giolito. 1557. 8. 
Minuoii Felicis. Oftavius cam notis varioroß, 
accedit Jul. Firmieus de errore Prophißneron 
‚relig.:Lugd. Bat. 1673: 8. 
—— CH HOLIS ‚Joannis. Davifi. Camtabrigik 
Owen. 1708.. 
‚verein CAM noris verlor, editore. Jac. Gronovit. 
„Lug. Bat. 1709. 8. o int . , 
en Ueber 





a = >. Zu 607 
— eberfetzt ns Italien. und mit Anmerkum 
gen verſehen von M. Poleti. Venezia. 175618. 
Nemelani. v. Calpurnüi. 
Nonii Marcelli. v. Außlores lat, Linguae. 
Obfequentis Julii de prodigiis Libri tres, cum 
notis Joan. Schefferi, et fupplem, Conradi Li» 
. costhenis, .editore Franc. Oudendörpio. Lugd, 
“ Bat. Luchtmanns. 1720. $. 
— licherfegt. ind Italieniſche von Domenica 
Maraflı. Zu 2yon. Tournes. 1554. 8 _ 
Palladii. v.Scriptores rei rufticae. 
—Leberſetzt ind talienifche von Franc. Sanfo- 
vino. Venezia. 1505. 4. 
Peterculi C. Velleji Hiſtoria Romans. Wnstii, 
Manutins. ı511. 8. 
— cum notisGerardi Voflii. Engd. Bat. Ofl> 
cina Elzeviriana. 1639. 12. 
—— cum interpret. et notis Roberti Riquez ad 
uſum Delphini. Parifiis. 1675. 4. 
— cum notis varior. editore Petro Burmanno, 
„Lugd.Bat. 17344. 8. 
Panllini Pontii, Meropii,.Nolani Eplliöpi e 
lue et poemats. Parifiis. Afcenfius. 151 


75 





De iſto- 


—4 


— emendata et aucta, cum notis variorum, 


Parifiis. 1685. 4. 

— auftiora etc. Veronae, 1732. fol. 

mm Tieberfegt ind Italieniſche vom P. Gianfie- 
:. fano Remondiai aus dem Orden der Some 
Een, im zwepten Bande feiner Finpengeipiäte 

von Nola. 

Perſii. v. —S S— | 

Petronii T. Arbitri fatyricon. Venetiis, De Vite- 
libus. 1499: 4. 

— cum notis Variorum s editore Joan. Petro 


£ . Lotichio. Fraseofurtl, 2629: * — 


m 


* 


608 — 5 
— enm variorum notis, editore Petro Bur- 
.manno. Trajefti ad Rhenum, 1709. 4. 


— cum Varierum Notis, cars fecundis ejus- 


dem. Amftelodami. 1748. 

— Ucherfegt ins Franzoͤſi —* nach dem zu Bel⸗ 
grad 1088 gefundenen Manuſkript, mit dem la⸗ 
teiniſchen Texte. 1713. 8. Vol.2. 

Philaftrii Opera - in Cole. P. P. Brixienf. Eccl. 
edit. Brixien. 

Plinii C. Secundi Hiforise Natur. Libri 36. Ve- 
netiis, Joan.de Spira, 1469. fol. 

— Romnae. Sweynheim et Pannarz. 1470. fol, 

— Parmae. Coräl. 1470, fol. 

— Venetiis. Jenfon. m „fol. 

— Am Hermolai Barba annotstionibus. Pa- 
‚rifis. ‚De Pratis. 1514. fol. 

in cum Sigismundi Gelenil annot. Bafileae. 

 Frobenius. 1535. fol, 

— Venetiis. Aldus. 1536. 8.vol.3. 

— Lugduni. Juntae. 1561. 16. vol 4 

— Lugd. Bat, Elzevit. 1635. 12. vol. 

— cum notis Varior. edit, — Frid. Tono- 
vio. Ib. Hackins, 1669. 8. vol 

mem cum interpret. et notis Jo. — S. J 
ad uſum Delphini. Pariſis. 1685. 4; vol.5. 


— Editio altera. ibid. 1723. fol. vol. 3. 


oe Rezzonici a Turre Anton. Joſephi disqui- 
ſitiones Plinianae. Parmae, 1769. fol. vol. a. 

—la ſtoria naturale di Plinio tradotta da Cri- 

ſeoforo Landino. Roms. Maflimi.. 1473. fol 

— Auch überfeßt ind Italieniſche zu Beuedig 
Jenfon. 1476. fol. 

ditem don Anton. Bruccioli. Venezia. 1534.4 

— und von Lodovico Domenichi.. Venezia, 

Giolito. u 561.4. 

— Ueberſetzt ins ——— — seit Anmertunge⸗ 
aAu Paris. 1770. 4. Vol. * ini 

| 


an 


"Plinii C.Caeciſũ Secundi epiſton — 
— cum panegyrieo Trajani. Venetiis. Alaus. 
1508. 


v 


8. 
m Cum variorum votis ‚edit. Je Veenufte, 


Laugèô. Bat. 1669. 


/ 


— - CUM Pänegyrico ‚cum: väriis le@ionibn | 


et annot. et Piinii vita per Jo. Maflon.: Oxo- 
nii Theatr. Sheld. 1703. 8 


— cuM Yarior. hotis editae' a Gottlieb Cortio, 


"et Paul Daniele Lopꝑolio. Amftelod. Jauffo- 
nio- Vaesbergii. 1734. 4: 


— panegyricus cum Vario. tot: ib; 1798: d. 


un Lettere di Plinio-tradotte ‚dal Can Gio. An- 


tonio, Tedefchi. Roma.-Salviohl. 1717: 4. 
Lettres dt Pine träduites put 'Mi. de de Sacy. 
A AParis. 1721: 12. vo 


1. 
— le panegyrique a — an ei Latin etc y 
- Francois, avec: des —— par le Comte Ä 


Sardi de Quart. A la Haye. 1729: fol: 
Pom peji Fett ee Verrii Flacci’de verboram * 


ficatione Libri XX. cum interpret. et notis An- 
‚dreae DaceriiwFufum ‚Deiphind, Barifiis. Ronl- | 


laud. 1681. A. 
Prifeiani: xy. Außlores lat: Lingiene. 2 
Piobi-M. Valerii:'v. Auffores tat. Ting e 
Quintiliani M. Fabii Infitationes aratorlıe. 
Romae itit vſa Papae. 1470: 
— Romae. Sweynheim et Pannarz. 1470. fol 
une Venetiis. Jenſon. 1471: fol. 
Venetiis Aldus. 151.8 > * 
— et declamationes, cum notis variorhin. 
‘ "Lügduni Bat. 1665. 8. vol: ° - 
— Declamationes, cum dialogo de cAnfis 
corruptae eioquentiae Oxonii. Theatr. Sheld. 
1692. 8. 


— Inftitutiones oratorine, - cum variatt. e 


 &tionibus etc. ibid. ı 4 
| 093. | Infitu- 


60 . ee 


— Inflitutjones et declamationes, cum notis 
doftorum viror. edit. PetraBurmanno. Lugd. 
Bat. 1720. 4. vol. 2. 

wi Ioftttutiones oratoriae, cum notis ‚varior. 
edit. Claudio Capperonerio.- 1725. fol. 

— cu comment, Jo. Matthiae Gefneri. Göt- 
tingae. 1738. 4 

— LUeberſetzt ind Fealieniſche von Orazio Tofca- 
‚nella. Venezia. Giolito. 1556. 4 

— uUeberſegt ins —* vom m Herrn Abt 
ann oileienfa Di 4, Ä 

# 8. Praes yteri opera omnia 
. edita a Renato Laurentio dela Barre. Parifiis. 

. " Sonnies. 1580. fol. 

— a Dominico Vallsrfio ; iin, _ Veronng. 

41745. fol. vol.t, - 

Railii Numatiani itinerariom, cum. Yarior. not. 
Amftelodami. 1687. 12. , etiam Poetae.ia- 

 Miniminores,. > 

Semmonici Q. Sereni de; medicine. v. Poetæ 

datini minores. 

Senecae M. Annaei Rhetoris opera, quae extant, 
cum var. notis. Amitelod. Eizevir. 1672. 8. 

Senecae L. Annaei opera: Neapoli.. 1475. fol, 

un a Del. Etasmo emendata. Bafitese. Fro- 
-‚benius. 1539 fol, - 

— cum Gruteri , Jorsti etc. oh. Parifis, 
...Orty. 1598 fol. . 

—— a Jufto Lipfio emendata et feholiis illufire- 
ta,cum LibertiFromondi fcholiie: Antverpise. 

: Ofie. Plantin. 1652. fol. 

= cum Jo. Frid. Gronovii et aliorum notis 

. Amttelod. Eizevir. 1717. & vol _ 

— Volgarizzamento.delle Piftole di Senecs, 
ed il Trattato della Proyvidenza diDio. Fi- 


D “3* 
—— —— 


a ee nn Gar 
‚ ie De’ Bänefte] tradotto: ‚Ua Bue detto Ver 


chi. Firenze. 155% 4" 
u Dell’ ira. libri tre, tradotti % ne. Serdo« 
.  mati.. Padoya. 1569. 4. 
— Tragoedias cum conifnent: Dänielis Cajes 
| tani, er Gelli Bernardini. Marstitae. Venettis, 
1492. fol. - W 





— Eaedem.. Venetüs. Aldus. 517.8. 

— Eaedem cum Jo. Frid. Grdnoyii et aliorum 
notis. Amſtelod. 1682. 8. ' wen 

u aedem cum: varior. notie, edit. ‚Joan. ar⸗ 
Schroedero. Delphis. 1728. 4. 

VDirſelben ůberfetzt ing Arakkenifehe vom-ten 

., dawice Dolce. Venezia. Seſſa. 1560. 4. 

Sl Italid, de-Beillo Punico fecumdo Libri XV 
Romae. Sweynheim et Pannez: ıg7i. fl, 

— Venetis. Aldus. 1523. & - 

— cum varioram notis’edit.. Arnoldo Dres 

- kenborch." Traje&ti ad. Rhenum. 1717. 4: - 

— Heberfent-Ins Englifche von Spemad Dog. 

- London. 1665. fol. 

m Veherfent ind efeatlenifäpe vom P. Mieni- | 

. liano Bozzi, Bernabiten. . 

Solivi C..Julii de mirabilibus mundi. ‚Venetien 
. Jenfon. 1473. fl. 

— ememdatus ab Elia Vineto. Pißavi. ı 54.6 

ein cam Ci. Salmafii exercitstiohibus Plinia- 

. nis in eundem.:- Trajekti ad Rhen, 1689. fol 


— 9 leberfegt ind Italieniſche voin Graf Gin 
‚vincenzoBelprato. Venetiä. Giolito. 1557,8r 
Spartiani, “ Hifloriae auguſtae feriptores. 
Statii P. Papinii Opera. Romae. 1475. fol.  ! 
— Venetiis. Aldus. 1502. ht j 
— cum Cafp. Bartbil erfionibus 
 Cygnenk. 1004. 4: . 
sum. 


Fr ; 


G8 ei 


+ cum varforum netis, editsre Joan. a Veer 
huſen. Lugduni Bat. 1671. 8. 

we cum: garaphrafi et notis Claudii Beraldi ı 
ufum Deikhini. Parifiis. 1685. 4. 

— La Tebaide — in verfi Kiki da Sel | 
‚Porpors, Roma, Salr | 4 
Fe Tranquilli XIL Caefares, on. 

„ee nbeim et Pannarz. 1470.. fol. 
Venetiis, Jenfon, 1471. fol. 

— —_ Florentiae Jantz 1510, 8 
— Opera omnia. Pariſiis. Typogr. Regi 
1644. fol. . 

um Endem cum Interpret. et notis Auguftini 
- Babelonli ad ufum Deiphiei. Parifiis. 1684. 4. 

. ee cum Catoli Patini et aliorum notis Tr» 
jecti ad Rhen, 1903. 4. 

— cum Samtelis Pitifei Corhment. Leovar- 

- die. 1714..4. vol. 2. 

— Cum vatiorum notis editore. Petro Bur- 
manno. Amſtelod. auſſonlo - Vaechergi. 
1736. 4. vol. 2 

— eum ——*e notis ex reoetifione Fran. 
Oudendorpii. Lugd. Bat. 1751. 8. vol.a. 

we Le vite de’ Cefari, tradotte da Paolo del 

Raoſſo. Roma. 1544. 8. 

. Symmachi Q. Aurelij Epiftolse cum, Jac. Lei 

- 8 Franc. Jureti notis. apud Vignon. 15958 

— cum notis Cafp. Sciopii. Moguntiae, Ar 

binus. 1608. 4. 

— Lugduni Bat. 1653. Te 

— leberfigt ind Stalienifche vom Herrn Can. 
Gio, Antonio Tedefchi. Roms; 1704. 4. 

Taciti C. er Annalee, Venetiis, Jo, deSpi- 

ra. 1468. fo 

u Hiftoriee, Rome. 1495. fol. 

— Opera omnia. Romae. 1515. fol, 





J 


i. ER— 


etz 613 


aus, fesdern. Venetiis. Aldus, 1 44 4. 


— Bafildae, Frobenius. 1533. fol. J 
m cum Juſti Lipſii comthent, Antverpine, 


Offic. Plantin: 160% fol, - 
cum notis Doftorum Virorum. Parifis, 
Chevalier. 1608. fol. 


— cuaum notis varior. edit. Jo. F riderieo Gro⸗ | 
- . novio, Aitiftelod. 1672. 8. vol: 3. 


en cuin interpret. ec notis Juliani Pichon in 
ufam Delphini. Parifiis. 1682: 4. vol. 4. 


u» cum Variafuif notis edit. Jac. Grpnavia, 


Trajetti. 1725.4.v0L%. 
— Giasguae. 1743: 8.-vol. 3. 
u Eadem, recognovit, emendavit, füppie- 
- mentis explevit, notis, differtationibus, et’ 
tabulis Geögraph. Hluftravit Gabriel Brotier, 
. 31771 % vol: 4 


Uueberſeht ind Italieniſche von Bernardo 


Boftichi Dauauæati. $lorenz 1637. fol. Padua. 
. 1755. 4. Vol. 2. Paris. 1760.12. vol: 2. 

mn Tacite avec des notes politiques et hifto: 
riques par Amelot de la Houſſaye. La Hayer- 
1716: 12. vol. - 


Valerii Flacei Argonkuticon Libri VII. Bone-- | 


nine. 1478. fol: . 
— CUM adilitionibns pii Bomonienlis, Bone 
. niae: 1519. fü | 
— Venetüs. — 1513. 8; 

— cum väriorum notis edit, Petrö Barmen 
no. Leidae: 1724: 4 .- 
— eberſetzt 35 tatienifche vom P. Mafimi- 
liano Buzzi Bernabita. Milano: 1746. 4, vol: 3 
Valerii Maximi, ditörum et fattorum meniord- 


— 


billum Libri IX. Moguntiae. dehaeffer. 1471. 


fol. 


as Venetiis. Vendelirius de Spira 1471; fol. 


— - Jeusciin. Aldus: 15 J— 


and FR | Pati- 


) 


614 ur 6 


— Parifiis. Rob. Stephanus: 1545. 8. 

— cum notis Petri Jofephi Cautelii S. J. ad 
ufam Delphini. Parifiis. 1679..4. : 

—— cum varior. notis editore Abramo Torren- 
tio. Leidae. Luchtmans. 17206. 4. 

— tieberfeßt ind Katienifibe von  GiorgioDe- 
ti. Roma. 1530. 8. . 

Vegetii Flavii Renati de re militari Libri IV. 
Romae. 1478. 4. v. Veteres de re militari 
feriptores. 

Velleji C. Paterculi. v. Paterculi. 

Venantii F ortunati carmina et opufcula, cum 
notis Chriftophori Broweri S. J. Moguntiae. 


160 

j Yidons Jurelu, breviarium hiftoriae Rom. de 

“ Caefaribus etc. cum_notis Eliae Veneti et 
Andreae Schotti. Antverpiae. Offic.. Plant. 
1579. 8 

——— cum interptet. et notis Annae Tana 
li Fabri filiae ad: uſum Delphini. Parifüs 
168 

— m notis varior.: editore Samnele Pitifco, 
Trajecti ad Rhenum. 1696. 8- 

— cum notis variorumy;. edlitore Johanne 
Arntzenio. Amitelodami. Janfionio -Waer- 
bergii. 1733. 

Zenonis ifcopi Veronenfis fermonitt. Veronae. 
Difeipulus. 1586.. 4. | 

— .A A Petro et Hieronymo fratribus Balleri- 
süis di. Veronae. 1739. fol. on 


- en Yen 
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U - „oe 7 


| * in 
Regiſter 


der Oeleprten und Kuͤnſtler, die in [> 
Bande enthalten find. Bu 


. 
Opfrapantit, Sectezıs 
Ablabiug, 479 > 


Accius Priſtus, * | 
Ackerbau, 269, 40 
croſtitbon, bad elf, 308 
elianud, 183, 257° 
Aelius Melifiut, 288 
Africanus Vicioriaus) 364 
Agilulf, sı3 - 
Alarich, 438 Ä 
Alboinus, $ 800 ; “ " 3 — 
Albutius Silins, 31 J 9* 
Alexander, 289 
Alexander Aegaͤus, isz“ 
Alexander Severus 26 Ä 
Alexander von Zealles, 4 
Amalaſunta, ——* Sacheſuhtei 3 
az A Hi N | 
mbroſius Autpertu 554 | F u z 
den olmertuß), 2 EEE 
Ammianus Dartellinus, 35 ei " 
Ammonius, Stifter der € fie PAUGHFUNE * 
Amulius, 198 





—— Moͤnch, ss run 
Anarilaus, 183 N 
Andromachus, 1435 66 ._ 
Annianus, 331, 353 BE 2* 
Annius Marcus, 71.7 
Antimius, ‚290 EEE BE ze 
Antiochus, Kuͤnſtler, Por N 
Anniſtus zaben, 17:7 Pu 1: DE Se 
| Das Anto 


—— 
Antonius, Redner, Seite 379° 
—*38 — * — 

oninu us, 203 

pelles, Arie, 160 
bollinaris Anreliuß), 237 Ä j 
Ayolloniuß, 244, 324 ⸗ 
Apellonius von Chalcis, 266 
Apollonius Thyandus, 104 
Aquila (Julius), 410 


Aquila Romanus, 378 

Arator, 467 . Atchins (Rufus), 163 
Ariſto, 153 wel iſtus 243 ' 
Armentariuß, 433  Arranus, 253 


Arrius Antoninus, SQ, - 

Arulentus Rufticus, 100 
Aruntius Stella,59 | 
Seznepriflenfäft, 135, 270, 404, 14 


4 .. 


Aſconius Pedianus, 189 :- . Moafluf, 240 
Aferiud Apronianus, 459 " _ Ntalarich, 437 
Artejus Sanctus, 237. Attejns Capito. 145 
Athenaͤum, 156 Atilius, 320 
| aufn, 268 . Moienud, 3523 


pienu 
— Feſtus), a5 
Aulus Gellius 283 

Aurelianuß (Gäliuß), 273 - 

Aurelius (Marcus) 205 Safaint, 341 
Autrich⸗ 9. der Songobarben, 512 


| B. 
Barakus, | Daft 
Bauart, — Bifbe 408, 50 — 2 sa 


Baukunſt, 426. unter, den Shen, 498. se 
den Longobarden, 58 


Benevento, fine Sau Bl, 360 
Beredſamkeit, 66 


Bergamo, daſige das 315. 
Sel 


wegen 
zefoldung, wird. den. Lehrern des roͤmiſchen Ads 
naͤums entzogen, eite 3 


Ribliorbefaten ber. r miſchen en Ricche, 558 


Bibliotheten, 168, 178, 291, 293, ok, us | 


418, 419, 420, 526, 540, 558 . 
Bildhauerkunſt, 423. unter: ben: 2 Con Di 
untex den Longobarden, 587. J 
Bildhäuerwerfe, 295 53 

Bobbio, ein gelehrtes Aloſter, 553 

Boethius,. 461,472, 482. | 

Bücdermangel unter ben Inge, 527° 
Min. =. 

Caͤciliue Aſritanus 377 re u | , 

Caͤlius Aurelianuß, 273, - Ä 

Caͤſius Baffu, 58; - 


Cain; 277. 318. J 
—— 5 281 ig, 330" | 


Calpurnius Flaccus, 6 Caninius, 310 4 
Canus Julius 125 Kapelle, 385 
Capito (U lud) as 16 
Capitoliniſche Spiele, 8° ..: 20. 
Carinna Seeunduß, 10... .. Zu 
Cariſi —5 on 


a 143 —*— —* * 
Caſſius Severus, 100 | 
Caſtor —8 — 135 
Caſtritius (Titus), 237 Te 
Catullus (Cinna), 26C 

Celer (Soninius), 244 * 
Eelfuß, 140. 342, 397 

Gelfnd Apulejus, 14% 

Eenforinuß, 247 ; 
Cervidius Scavola, 277 ... 
baren 183 


Dg 3, re Epri-. | 


I) 


riſten, ihre Gelehrſamkeit in den drey erffer 
—— Seite 310 322,325. Berfolger 
der heidniſchen Kunſtwerke, 424 
Cinna Catullus N 260 
Citarius, 3 382 
Tiaudigum Claudius),3 
Claudius, Kaiſer, als Gelehrter, 13, 108, 188 
Elauding, Moͤnch, 547 ’ 
Elaubius Maximus, 260 ° 
Claudius Severus, 260 
Cleomenes, 186 ⸗ 
Coccejus (Nerva), 147 
Codex repetltae praelectionis. 499 
Columbanus, 553 . Eolumella, 134 
Comes Archiatrorum, 2 
* Comes nitentium rerum 


Sm, Baflae &iehefantii ı n Plinius Zeiten, 


Eonfland, "Raifer 585 
Conſtantin, der Kaifer, 328 

Conſtantius, Kaifer, ald San, 331 
Cornelius Fronto 235 | 
Cornelius Pins, 198 nn 


Cornificus, 164 us 
Eremona, Daofide @Hichefankelt; Br 7 ach m 
—ã Cordus, 98 
urtius Rufus, 877. 
D. \ 
Damafıs, ‚360 | Damianus 353 
Datiuß, 4  Demeirind. 108 


Deiderius Tester König der kLongobarden 513 
Dichtlunſt, 30, 225, 350, 560 
Digeſten oder Pandekten, 489° an 
Dio Caſſius, 354 — 
Die Epyfeflomus, 24 | 
Diognerul, 295 Dionpflud, 407 
- vi. | Dionp⸗ 


- Dionyfius, Arzt, Seite 485 
Dionpfins, der Heine, 455 - Ä 
Diſarius, 406 Domitianus, 21 
Demitius Afer, 10, 80.: 
Domitius Inſanus, 288 

Domatas (Weis), 381 

-Dgrotbeuß, 198, 489 _ - 
Dramatiſche Dichtkunfl, 61, 363 


RF 
E. 
Edicum perpetuum, 274 
Elpidius, Arzt, 484 | 
Elpidius (Ruſticus), 67° _ 
Eilpid, 79° Emporius, 378 | 
Ennobiuß, 461 Epictetus, 126, 128 
Epictetus, Ur, 407 |. Ä 
Epigrammendichter, 56: Epiphanius, 471. 
Erennius Senecio 100 Erus, 390. 
Eugamius, 244 Eumemus, 377 
Euphrates, 183 J Euſebius, 407. - 
Eutropind, 388 \ Ä 1L 
J x 
Fabilius, O0 ° Als Proba, 360 
Fauflus, 463, 555° . Bells, Biſchoff, 551 
Felix (Laͤlius), 153 | 
Felix, Grammatiker, 566 | nn 
Be 466  . Feſtus (Rufus), 390° 
laceus (Siculuß), 269 oo 


Filaccus (Balerind), 40 | 
« Slavianus, 566  Zlorentinnd, 281 
Florus, 90,98... 
Fortunatianus (Curius, 378 
Fortunatus Venantius), 569 
re von Vercelli, 576 
| oſcus Arellius, 163 
Freye Kuͤnſte, 184 293 ur 
- } DI | Fren⸗ 





. — * * 


Frontinus, Seite 132, 237, 260 


Fronto Cornelius, 235 


Zufibius, 153 


6. 
Galenus, 270, 272 Gallus, 372 
Belehrfamkeit in den Provinzen Ftaliend, 302 

310. unter ben erſten Ehriften, 301 » 325 
Gellius, 283, 287 


Genitor (Fuline), 166 J 
33338 373 Senſerich. 428 
Geometrie, 482 _ Bermanicus, 30, 35 
Geſchichte, 82, 345, 385, 470 


Geſetzbuch, das aregorianifche und bermogeniani: 
ſche, 409. des Juſtinianus, 489. das erſte der 

kongobarden, 513 

Gildas, 36 

Slpkon, 143 

Sordianus 220 

Gothiſche Bauart, 498, 502 

Grammatifer, 154, 282, 381 

Granianus, 240 .. 

Oratianuß, des Kaifer, 341 


3 . .. , f . 
Slas, die Kunſt, das Glas biegſam zu machen, 185 
Godel 


bertus, 468 


Gregorianiſches Geſetzbuch | 
Gregorius I, 533, 538. 1 Gregorind IL 550 


Gregorius, Rechtsgelehrter, 409 

Griedifhe Sprache, vernachläßige zu Zeiten der 
Songoberben, zu Rom durch griechifche Moönch 
erhalten, 567, BE 

| . 

Hadrianus Kaifer, als Gelehrter, 25, 28, 155, 
als Künflier, 196 

Hadrianus von Turug, 343 

—E 2 W 
eloidius Priſcus 105,125. 


. , j ” 





“ - 
, 
- . 
Ä % 
ne m . 
⸗ rw ‘ 


Heobefion, Seite 200 

Herculaneum, 304 Hermes , 2. } 
- Hermogenianifched Eachbuch/ —* 
Hermogenianus, 49) 

Herodes Atticud, "342, 295. 
Herodianuß, 256. - ent * 
Herren 13 


bolenus Priſcus, 26 

anuarius Nepotianus, 85 en 
Anfitutiones Juftiniani, 489. . J 
Johannes, Arzt, 407 —3 ten, sro 
Jonas, Mönch, 554. 
Jornandes —2z8 470° 
Eu, Savins, 180, 7 Au in, —— 

—— 7 

tlianus, Kalter, e cher, , a 
aan (Antonius), 238 z 336, 2 Fu 
Julianus (Galvius), 108, 151 | 
Julius Obſequens, 248 

ulius Parid, g8 guliut Paulul, at 

Funius —— 277 .. | | 

unius Ruſticus, 2 | | 
Juſtinianus —8 die Mechtswifſen ſchaft. — 

juſtinus— 246 gJuvenalis, 52,55 - 


gallergeföiche, 249° 

Kirchenbibliotheken, 420, 422 Ä 

Klef. König der kongebarden, SIE... 

Krinaß, 138 - Kritiker, 458 

Kunft, mit Marmorſtuͤcken von verſchiedener IR 
ein Da au bilden, 298. dad Glas bieglam 
„au macden, 1 

Rünfte, ibr —* Zarater unter ben Borhen, 494 
unter Den —— 

q5z eae 


nn 0 

. j n 2, 
Labeo (Antiſtius), Seite 145 
Labienus (Titus), 99 
Lactantius, 320 Latro (Portius), 16ꝛ 
Laurentius Delliund, 457° . 
eo, 380° Leo . 559 
Leo, Bifchoff, 553 : kitteratores, 2% 
gonginus (Cafſius), 148 
Songobardifche Regierungsart, 515, 584 
kucanus, 35,40 :: LSucianus, 261 
Lucillus, Maler, 426. Lueius Celius, 320 


orandus, Gfetzgeber br Eongobande, N 
—X ur 164 33 


Eutorind priſcuc, se © Artione, 187 
M. 

—— shi ya) 6 | 

Macrinus LHpitius)' 27 Macrobius 38: 


Magifter Comacinus, 987 Mag nus, 373 
Malerfunft, 426. unter ben Fongobarben, 588 
— Theodorus, 397 . 
amertinus (Claudius), 377 
Manlius (Flagrius), 370 
arcellinus (Anmmuanus). 393 
arcellus, ber Eimpiriker, 405 
Märcellus (Pomponius), 156. 
Marcianus, 281 — 468 
Marcus Aureliud, 295 
Marius Bictorinus, 338. 


\ Marmor, bie Kunfk veranf ai on 189, 195 


Martina, 98... . artial lis, 56 

Marullus, 332: 

Maſurius Sabinus, 147 

Maternus, 62 

Maternus Julius Firmicus) 400, 408 
Mathematit, 131, 267, 433 








| er .. 
Navortius Bafllius), Seite 459 


Maurug, Ahr, u Feuru⸗ Dildo 551 
ang —— 46 4 69 is m 
Marimus, 


396 
Maximus Klonbiuß), 266 u 


Mariınusd hrius, 266 ER 275. 
Meilaͤndiſche Schulen, J— 

Meſſala, 240 Wiinervius art | 
Minutius Felix, 319 | 


Modeſtinus, 364, 281 

prönche, kihreiben.die Werke ber altten * u 
Minchlatein, Urfprung deffelben, 549 
Monte Caſino, tin geelries Rufe 555 


Mofaifche Arbeit, 427° . J 
Woſamedes, 204 | ‚ uleiet 108 — 
A... | | 
achtmal bes main, 9 J on “ 
Nachtubt, 5 7. x Bart J 
Natalis, 
Natalis lub,» 1 " 
Naturlehre, 115 Mut, 371. 
Nemeſianus, 227, 230. I 
—— Tannariuß), cn 
Nero, als Gelehrter, 2 | 0 ’ \ 
Nerva Eoccejus⸗ 147 | 
Niciad, 396 NRovatianus, 319 
Novellae, 41 5, 490 | Bnaeliund, 232 


Didi, von vom K. Sonfanint nad Kom üben | 
vacht 


outaund Saiiah), 28 : 
donder, Buoͤrderer der —2 432 * 
Olibrius/ 485° - ’ Dlymplus) 373 
Hneficrituß, 290 0 HOppianus ‚315°, 
Drihaſus, a5 5° DES: —ã 


N. 
3 


B 


delämon Benniut Fannius), Seite se 
Palermo, dafige Selchrfamfeit, 307 
Palladius, 371, 403 


andekten, 489. vapiniauus 278 

Papirius Fabianus, 126 _ 

paris —2 — * a Paſcaſtus, 457 
aterius (Patera), 373, 5 

Patricius, 483 2 vauluus 359 

Panlus (Fulink), 280 - 

Pauſanias, 353 Berlannt, 159 

Pegaſus, 148. 152 pet hu, 59, 5% 


Pertinax, als —— 288 


Be | 

eutingerfche Tafel, 3 

— — 
un 

Vbiloſoph (der) der engsten, 576 


Plinius Serumdus der finger, or 79. 

Plotinus, 361, 263 

pᷣluttchus 128 vollo, 289 
pejus —ãâ ù9 — 59 


* Marcellus, 156 
omponius Mila, 133° 


VPomponius Serundus, 61 
omponius (SHAB), 277 


Porphprius, 263, 264 


Porpbyrius (Publ. Dprarienuß), 37 


ortius Latro CR dbumus 7 
tamo, Eifer der either Sehe, 2 » 
iſcianus, 187; 390 
Peikianuf hiacirus) 8 N. 
or gi 


I 





22 2 \ 
Deifen® (Neeind), Seite 108 
Probe (Zaltonia), 360 Ä 
Drobus (Balerius), 156° 
Procopius, 486 
—— (Eching), 280 
Proerefiuß, 335, 3 200, 
Pudens (Balerius), 60 


groctud, 148, nz 


2 | 
Quintianus 359 a Duineiicnus ” 


a 


¶Gis Geſehh/ ber der Bongobarden, 513 
Rechrögelehriamfeit, 144, 274 47, Het. 29 
Reſkrivte <fäiferlide), 274 


Rogatianus, 262 


Rom, dafige ' Schulen. und, ‚Sitten. der Schüler um 
ter Valentinian J. 340 


Babes, aan und Geſebgeber der ubenebee 


—& CJulius), 318 on 
Rufus Feſtus Avienudı 353... 9_ 
uns (Gertuß), 390 - . 
Kufticud (Funiuß), 2609, 

Aurilid Ciamndius) 356 

Rutilius Lupus, 164 


Gabinu⸗ (Maſurlus), m 

Salvius Balend, 275 

Salvius Julianus, 148, 151 

Samonicus (Serenus), 236 

Saturninus Pompeiud), gg U 
Satyriſche Dichter, 46 | | 

Staͤvola (Semi), 277 

Scaurinus, 290 Eraurat, 290 Ä 

Sdaubibaen in den Probiuzen —— ze 904 

Günten der Rechtsgelehrſamkeit im roͤmiſchen 

Bei, 48 ber Grammotit zu Nom a8: Gehen 


— 


— 


er 


der Bongobarden, Seite 560. erſte babe Schr‘ 
iu u Rom, 156. der Bernunftlehre, 260. zu Ti 
nd, * 
ribonius, 130 
us gargus, ı —X Secuudus 575 
Secundus Pomponiu 61 
Sedulius (Caͤlius) 358 . 
Echte Wie eflektifche), 261 
‚Eeneta (M. Annaͤus), 63, 70 
Senrka (X. Annaͤub), 107, 118 
Serapio, 244 j 
Serenus Samoniens, 326 Servins, 382 
ah Iulius). 37 
verus (Alerander), Mi Liebhaber von KRünfter 
und Wiſſenſchaften, 397 
Severus, Patriarch zu — 553 
Sextus, 265 
Sextus Somponinß, 27 
Sicilien, dafige Beten 308 
Sicilius Flaccus, 269 
Sidonius Aipoũ ari 346 
Silius Italicus, 44 
Solinus —*5 2 260 = 
Sophiſten, 241  Boranııd, 14 
©oter, 318 W 
GStatilius (Marinus), 49 
Statius, 41, 44 
Stella Aruntiug), 59 
Sterndeutungskunft, #29 a08, 400 
GSternfunde, 132. . 
Sieppanne I, 550 .., ° ' 
ao, 2 EGmrado, 
one Tranquillus, ‚94, 9: ' 70 138 
Sulpina,855 
— Abollinavis, nur ‚ein 
uperbud, 433. _ iin 
una 373 466 ie 


I 


n 





Pe ee 


Tacitus, Seite g1, 94 . Selepfus, 290 
Terentius Clemens/ 277 

Tertullianus, 281 —9 Tehalus, 137 . 
Theodatus, König der Gothen, als Gelehrter, 438 
— 432% 


Tprafeak, 193 
Thraſpllus, 129 
Titianus, 240 


Titus, Raifer, 20 ind, 231 °% 
Zorila, 440 Sl up, 25 . 
Tribonianus 


Zeile CD (de8) —* 1,49 
zii jonianus, 2; Dvpho x43. 
Zurin, 4 Arepifnfbafe Baal, 205 irn 
u. v. - 
Balend (ertub) 137 B er 
Valentinian 1, 346, 34 u . 
Valerius Flaccus, Fa . 
Baletius Reaximis u 
\ Balerius Se 150° B 
Baleriug Severus, 753 F 
— 
enantiu u j 
Benatuß, 240 ' 5 —— 
Zanugilchte 260 Verus (Vini 
Vetius Valens, 137, 
Victor, Zoff gi u Sapuia, 457 
Victor (Sertus Aurind), 386, 388 
Victor (Sulpitius) 378 
Victorinus, 335, 410 
Victorinus Africanug, 364 , 
Vindicianus, 406 
Binidind Verus, 275. . Biest, 163 


Virgi⸗ 





as -, 


z 


2 
- 


. 


Kirainind Komanııd, Seite > 


Ulpianus, 2 

Hlpıus ——2 276 
Bolufius Medauud, 278 
Urſejus Sea, 183 


Weleweiddeit 168, 259, 30% 478 


Betrfpiele (gelehete) zu Rom, 18. zu Beapd, zo 303 
iige®, 439 


ER 
Kensphen, ı | 
Bipplinns (In 258 
* rl . 


noboruß, 199 . 





Denefeten | 


| GSeite 244. Zeile 1. zwiſchen wuͤrde und ohm 
| Benntnif fege: fo wenig konnte dieſes da⸗ 


mals 
a 370 Seile ıg lied: Klitandete, weldier ı. 
— 4006 er Ä 
u 47i 13 Heß: Epiphanius 
ns 543 Belle 13 1 bacien Verzsei 


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